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=.
Terenzend
Sufipiele
uͤberſetzt
und
commentirt
von
Johann Friedrich Roos
ordentlichem Profeſſor ber Philoſophie auf ber Ludwigs⸗
Univerſitaͤt.
——— — tib Ó anm —
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Erſter Theil, * ^18] 7
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Gießen 1794
bei Georg Sriebricb feptr.
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Vorrede.
y nachſichtsvolle Aufnahme meiner Meberfesung
don Horazens Oben gab ben erſten Gedanken ju
der Arbeit, womit id) gegenruärtig e$ wage, Dot bem
Dublieum aufzutreten. Wer fidy die Mühe nehmen
wit, beide Heberfeßungen mit einander gu vergleichen,
wird fie in manden Stuͤcken ábnlid) , in andern abe
weichend finden. Die größte Verſchiedenheit zeigt
fid nwohl in den Grundfäßen, die mid Dir unb
dort bei meiner Verdeutfchung leiteten 5. auf welche
aber der befondere Charakter von beiden Dichten
ganzmatürlich führte,
Die gewiſſenhafte, oft Angftliche Treue, bie
bei der Uebertragung des Lyrikers evfle$ , hoͤchſtes
Geſetz für mich rar, ſchien mir , auf bramatifde
Producte angewendet, nicht an ihrem Orte zu fepit«
Vielmehr habe ich mich beftrebt, den Terenz fo reden
zu [affe , voie er ſich ausgedrückt haben votirbe, menit
er deutſch gefchrieben hatte, — In wiefern diefes Be⸗
ftteben mir gelungen fep, mögen competente Richter
entfcheiden ; foviel fagt mir mein Bewußtſeyn, dag
ich ade Kräfte dazu aufgeboten babe, Iſt daher die
X a Me
\
3 et -— Sorrebe
Ueberfekung mißrathen, fo fíage man mein Unvers
mögen, nicht meine Nachläffigkeit am. Dieß harte
Urtheil forecbe ich mir felbft im voraus ; nur Die -
Gerechtigkeit bitte ich mir angedeihen zu laffen, daß
man nicht auf einzelne verunglücte Stellen —
wogegen auch die redlichfte Sorgfalt nicht ſchuͤtzet —
fondern auf’ den Gehalt des Ganzen bie richterliche
Sentenz gründe, | C
Vielleicht bedarf e8 einer Rechtfertigung, warum
meine Wahl gerade auf diefen Schriftſteller fiel; um
fo mehr, ba e$ an neuen Ueberſetzungen deſſelben
nicht mangelt. ^ Ein Hauptbewegungsgrund lag
freilich in mir felbft und meiner fage; das heißt,
Terenz war frühzeitig einer von meinen Lieblings
ſchriftſtellern, mit bem immer pertrauter. Zu werden,
feit vielen Jahren Berufspflibt mid auffordert.
Dennoch würde id) nie zu einer Ueberſetzung deffels
ben mid) entichioffen haben, wenn das deutſche Ges
wand, womit man in bem fe&ten Decennium ihn ete
lichemal auftreten ließ, mir feiner volfommen voir
big aefbienen hätte. Fern fen hier jeder Gebanfe,
anderer wuͤrdigen Männer Arbeiten zu verkleinern,
und mit felbfigefátligem Stolze über fie mich zu et:
heben. Mur mepne ib, für ben neuen Weberfeher
eines Autors fep die Bemuͤhung, feine Vorgänger
im Ganzen zu übertreffen, unerlaßbare Pflicht.
Und
Vorrede. v
Und fo geht einer meiner erſten Wuͤnſche in Erfuͤl⸗
fung, menn bie gegenwaͤrtige Verdeutſchung, nach
einiger Zeit, Veranlaſſung zu einer mfievtafte cn
werden folite,
Dasienige, worin mein jetziges Werk mit dem
angeführten vorhergehenden die größte Mehnlichieit
hat, find unftreitig die Noten „ ober — wenn man
will — ber Commentar, Und in der That, id) ge:
traue hier eher, biefen Ausdruck zu gebrauchen , voeif
Terenz noch nicht fo gelehrte und geſchmackvolle In—
terpreten gefunden hat, als Horaz , folglich 3u Ber
merfungen jeder Art reichhaltigeren Etoff barbot,
Die Zweibruͤcker Ausgabe — eine der fhönften Hands.
ausgaben irgend eines Klaffifers , von allen , bie ich
fenne — liegt dabei zum Grunde; mas alfo dort
fon erläutert iff, darf man in meinen Moten nicht
fuden , wohl aber die nöthigen Zufäße, mitunter
aud) Berichtigungen, beides in Rückfiht auf Inter⸗
pretation und Kritif. Kurz, meine Noten verbreis
ten fid) über ade und jede Stellen, bie mir entrveder
nod im Dunfeln zu liegen ſchienen, oder worüber
die Ausleger fid) theilen. Sym erfteren Salle wird
man nit felten auf neuer. Bahn mich finden; im.»
lebteren war e$. mein Beflreben „ nach forgfältig
angeſteltet Prüfung zu wählen. Und. fo, boffe
id, fol derienige,, welcher meine Ueberſetzung
X 3 nebft
vt fBortebe. f
siebft dem Commentar mit der erwähnten Hand⸗
ausgabe des Terenz verbindet, zur Erklärung deffels
ben nicht leicht etwas vermiſſen. Wenigſtens mat
das einer der Hauptzwecke, worauf id) hinarbeitete,
Was für Hilfsmittel dabei benust worden find, wird
der Gebrauch ſelbſt lehren,
Auch über andere Puncte, befonders über die
Wahl des deutſchen Ausdrucks, fude ich öfters
gegen meine Leſer in ben Moten mich zu rechtferti⸗
gen. Aus diefem Grunde möchte e$ zur Verhütung
mancher Mißverftändniffe dienen , wenn Fünfrige
Beurtheiler des Werks fid die Fleine Mühe nicht
verdrießen laffen , bei auffallenden , befonber8 ges
formten Stellen die Noten zu vergleihen, Dort
werden fie finden , warum ich einen fTumpffinnigen
Bramarbas von Officer mit Franzofifchen Brocken,
Provinzialifmen , Hier und da aud Sprachunrich⸗
tigfeiten um fid) werfen laſſe warum ein tófpifdber
Syünaling , wie Chremes im Kaftraten, die Sprache
feines Dorfes redet, u. f. we Daß ich aber, ohne
mein Original auf aͤhnlicher Spur zu finden, nidtd.
dergleichen gewagt habe, verftebt fi von ſelbſt.
Lange ſchon glaubte id; daß eine meteifche
Ueberſetzung des Terenz ihr Glück ſchwerlich maden
würde, ald mir eine Recenfion in der Allgemeinen
Deut
J
t
Vorrede. | vi
Deutichen Bibliothek *) in bie Hände fiel, die mid
in biefer Meynung immer mehr beflärfte, ine
‚Stelle daſelbſt iſt fo gut gefagt , unb farmonirt fo
vollkommen mit meinen Ideen von einer beifallswuͤr⸗
digen Ueberfegung des Terenz, daß id) mir das Vers
gnügen nicht verfagen kann, fie anzuführen.
„Iſt Terenzen? Sprache barum poetifcher, weil
fie in eine Art von Sylbenmaß eingerahmt' ıft ? oder
Scheint e$ nıcht vielmehr, als habe er fid) der le&terem
nur bedient, um bem Herkommen auf der Bühne
ein Genüge zu feiffen ? eren; bewegt fid) in feinem
Spibenmaße fo frei, daß feine Sprache oft nichts
weiter aí8 eine numerofe Profe fent ; und ung
dünft, ein Ueberfeger , welcher hier eine Ausnahme
von der allgemeinen Regel machte, feinen Dichter in
wohlklingende Profe aufloͤßte, den Dialog fleißig
bearbeitete und tünbete, unb mit Einem Worte, ihm
die ganze Eleganz des ‚lateinifhen Originals gäbe,
würde dem Geſchmack vernünftiger. 3efer weit mehr
Genüge thun, als der, welcher ihn in einfórmigen
Sjamben einherfhleichen oder ſtolpern ließe. ,,
Hoffentlich wird man e$ nicht ungern fefen,
daß id) etliche kleine Auffäge, die zur Erläuterung
X 4 unferg
*) Band rir. St. II. die Beurtheilung bed Kaſtraten
vom Zeren; nad) Schmieders Ueberſetzung.
YI Vorrede.
unſers Komikers wichtig find, in biefe? Buch aufges
nommen habe. Dahin gehoͤrt die Floͤgeliſche Ab⸗
handlung über die theatraliſchen Larven der Alten,
worauf ih C. 73 verwiefen hatte, am Ende der Ans
merfungen zur Andria; bie verfdbiebenen Bemerfun:
gen über den Charakter des Selbſtpeinigers, zum
Beſchluß diefes Luſtſpiels; enblid) die Notik vom
Urfprung und Fortgang der Roͤmiſchen Schaus
fpiele, fo wie vom Leben und den Schriften des
Terenz, welche auf diefe Vorrede folget , unb aus
Eſchenburgs dramatifcher Bibliothek entlebnt iſt.
Ich hätte wohl nod manches auf bem Herzen,
was ich meinen Lefen fagen fónnte; aber wozu?
Sachkundige Männer werben fhon felbft finden, wie
gros der Werth oder Unmerth bed Producted fep,
Das ihnen hier &orgefegt wird, unb worüber ihr bes
Ichrendes Urtheil der Verfaffer mit Sehnſucht er:
wartet. Faͤllt diefed nicht unguͤnſtig aus „ fo wird
der andere Theil, bem blos bie lebte eile nod) abgeht,
unverzüglich madfofgen.
Gießen den 26ten Aprif
1794.
—Mrfprung
LI
—-3o0(-— - IX
Urfpeung und Fortgang der Schaufpiele,
und beſonders des Luflfpiels , bei den
Römern.
Ghleich bei der erſten Gruͤndung Roms wurden
Schauſpiele und oͤffentliche Luſtbarkeiten von der Art,
wie fie damals ſchon in Italien, unb beſonders in He⸗
trurien, uͤblich waren, auch in dieſen neuen Staat
eingefuͤhrt. Man erinnere ſich nur des bekannten
Raubes der Sabinerinnen, der bei Gelegenheit eines
vom Romulus angeſtellten Schauſpiels geſchah. Meh—
rere Spuren dieſer Art finden ſich in der naͤchſten Folge
ber roͤmiſchen Geſchichte; wiewohl, nach einer bekann⸗
ten Stelle des Livius,“) ber eigentliche Anfang Ro:
miſcher Theaterfpiele, die von Detrurifen Gauklern
aufgeführt wurden , erft in das 391ſte Jahr nad) Gt»
bauung Roms zu feßen iſt. Aber auch biefe Schauer
foiele waren nod) weit von ber nachherigen , und faft
ganz griechifchen, Formund Einrichtung berfelben ente
fernt. Gemaren blos ſtummes Spiel, unb mit
Muſik begleiteter Tanz. Bald nachher verband man
diefe pantomimifchen Vorſtellungen mit ungebildeten
Ks Verſen
*) L. VLI. c. 2.
x -— 2o0( —
Werfen aus dem Ctegereif , voller Spott und Muth:
willen; und hieraus entítanb ein, dem. gri
aͤhnliches, fatpriiches Drama oder Miſchſiel. (Gr
im Syafre $14 nad) Roms Erbauung, als bie Komoͤ⸗
die der Griechen ſchon zur höchften Ausbildung gedies
hen war, gab Livius Andronicus zu Rom die erften
Shaufpiele, in mefden eine zufammenhängende Fa:
bel zum Grunde lag, unb die, fo viel fid. jebt
von ihnen urtbeilen läßt , wahrſcheinlich nad t
griechiſchen Form eingerichter waren; denn ifr Urhe⸗
ber war von griechiſcher Abkunft. — ſowobl,
als durch die allgemeine, in allen Gattungen der
Schreibart ben Römern gewöhnliche, Anhaͤnglichkeit
an griechiſche Muſter, wurde bie Beibehaltung diefer
Form auch in der Folge veranlaßt.
Ganz laͤßt ſich indeß dem roͤmiſchen Schauſpiel
ein gewiſſer Nationalcharakter nicht abſprechen; und
es giebt einige Arten von Schauſpielen, die, wo nicht
durchaus roͤmiſchen, doch wenigſtens italiſchen, Mrz
ſprungs, und bei den Griechen nicht eingeführt was
ren. Dabin gehören zunaͤchſt die Atellaniichen Schaus
fpiele, bie von der kampaniſchen Stadt Atella beu
Namen hatten „ und von den Dfciern entfebnt wur⸗
den. Sie hatten viel Aehnlichkeit mit den ſatyriſchen
Shaufpielen der Griechen, unb man fpielte fie, aud)
ſelbſt in den fpätern Zeiten nod), gemóbnlid) in bet
oſci⸗
*
—-)o9( — XL
ofeifhen Mundart, Pomponius, der erft in den
fpätern Zeiten ber Republik lebte, war nicht forvohl,
wie ihn Vellejus nennt, ihr Erfinder, fondern nur
ihr Verbefferer, der vieleicht den fonft darın herrfchen:
ben mutfwilligen Ton máfigte, und die römifche
Mundart brauchte. Auffer ibm werden aud Naͤvius,
Novius und Memmius als Verfaſſer von Atella—
nen genannt ;- fie wurden folglih nicht extempo:
rirt, fonbern,. menigften$ dem Hauptinhalte nad,
niedergefhrieben, Ihr ganzer Charafter feine fich
freilih mehr zum Poffeniviele, al8 zur ernſthaften
Schauſpielgattung hingeneigt u haben; es läßt fi id^
aber fhwerlich etwas Gewiſſes darüber. beftimmen,
da uns fein$ diefer Stuͤcke mehr übrig iſt ). Sie
‚ erhielten fid) übrigens lange, felbft nod) unter den et:
fien Kaiſern, auf der vómifden Bühne, — Gineanz
bre, den Römern, wie es fheint, allein eigne komi—
(be Gattung waren die mit ben Atellanen beftändig
verbundenen Erodien, eine Art von Fleinern Nach
fomóbien und Zwifhenfpielen, bie allmaͤhlig aus den
fatpeifhen Dramen entftanden, Wie e$ ſcheint, a:
ven fie eine Art von Parodie der in den vorferaeben:
den Schauſpielen, befonderd ben Atellanen, ernfi
hafter
ke 0 mn — —
#*) Ueber die verfhiednen Vorftellungsarten bec Gelehr⸗
ten von dem Charakter dieſer Cidjaufpitfgattung f.
Slógele Geſch. b, kom. tit, B. IV. C. 89.
xi — 306 —
hafter bearbeiteten Fabel, bie durch fie in ein laͤcher⸗
liches Licht gefe&t, und Farrifaturmäßig bargeftellt
wurde. Auch feinen fie fatprifche Ausfälle und per?
fónlide Anzüglichfeiten enthalten zu haben.
Die eigentlihe, nad) griechiſchem Mufter ges
formte Komödie der Römer hatte nod) ihre verſchie⸗
denen Arten und Benennungen. In Ruͤckſicht auf
die darin gebrauchte Kleidung der Schaufpieler, war
fie entweder palliata, mit griechiſcher Tracht und gries
ehifchen Perfonen, oder togata, worin Kleider und
Eharaftere römifch waren, und bie auch praetextatae
und trabeatae hieffen, wenn Perfonen höhern Ran⸗
ged, welche dergleichen Kleidung trugen, in ihnen
auftraten, Die tabernaria ſcheint nib von dem
fhlechten, bloß bretternen Schauplaß, auf bem fie ger.
ſpielt wurde, fondern mehr von der niebrigen Volfs,
Flaffe benannt zu ſeyn, aus welcher die darin fielen
den Perfonen genommen waren. Griechiſche Fabeln,
Perfonen und Sitten fheinen inbef meiftentheils und
vorzugsmeife von den fomifdyen Dichtern der Römer
gewählt und nadgebilbet zu ſeyn ; und überhaupt
gelangte ihre fomifhe Bühne niemals weder zu der
Driginalität nod) zu bem wirffamen , befonber$ pos
litiſchen, Einfluffe der Griedifhen. Dieß geftehen
ihre Kunfteichter felbft. In comoedia, jagt Quin—
tilian *), maxime claudicamus. — — Vix levem
confe-
*) L.X. c 1.
— )o( — XUI
——— umbram, adeo ut mihi fermo ipfe
Romanus non recipere videatur illam folis con-
ceffam Atticis venerem , quando eam ne Graeci
quidem in alio genere linguae obtinuerint. —
Und Gellius:*) Comoedias le&itamus noftrorum
poetarum fumtas ac verfas de Graecis — — At-
qui cum legimus eas, nihil fane displicent; quin
lepide quoque et venufte fcriptae videantur, pror-
fus ut melius poffe fieri nihil cenfeas. At enim
fi conferas et componas Graeca ipía, unde illa ve-
nerunt, ac fingula confiderate atque apte junctis
et alternis ledionibus committas; oppido quam
jacere atqué fordere incipiunt, quae Latina funt:
ita Graecarum , quas aemulari nequiverunt, face-
—* atque luminibus obíolescunt.
Als Eigenheiten der römischen Komödie find
aud) nod bie Umftände anzuführen, daß fie feinen
Ehor, aber dagegen einen Prolog Hatten, der die Zu:
ſchauet mit dem Hauptinhalte des Stuͤcks unb mit
ben vorläufigen Umftänden der Handlung befannt
machte , und daß auch ihre ganze Vorſtellungsart
und theatralifche Declamation ſich in manden Stuͤ—
den von ber griechiſchen unterſchied. — Nicht länger,
als bis ind zweite Jahrhundert nad €. G., ſcheint
fid) bie eigentliche Komödie der Römer auf der Bühne
erhalten
ne Eee TE
*) LU, c.33.
xıy — )ö(l —
erhalten zu haben, und attmáblig von den immer mebt
Beifall gewinnenden Mimen, Pantomimen, und
andern minder regelmäßigen Schaufpielarten, ver:
drängt zu ſeyn. di
Die Anzahl der römischen Komifer, deren An;
denfen fi , mo nicht in einigen Fragmenten, bod)
wenigftens durch Anführung ihrer Namen erhalten
hat, ift weit Eleiner, als bie Zahl der griechiſchen
Dichter diefer Art *), Jene Bruchfläcke, melde uns
noch von einigen berfelben übrig find „ beftehen blos
aus einzelnen Verfen und moralifhen Spruͤchen, bie
gelegentlich von andern römischen Schriftſtellern als
Beifpiele und Beläge angeführt werden *). Die
beiden einzigen Fomifhen Dichter „ von welchen: wir
nod) ganze £uftfpiefe befiken, und bie auch (bon im
Altertbum die berühmteften maren ‚ find Plautus
unb S ereng
*) ©. Fabricii Biblioth, Lat, ex ed, Erseffí , Vol. TIT, p.
238. unb Slögels Geſch. ber kom. Pitt. 8, IV, S. 105,
**) C. Corpus vett, poetar, latinor, Aurel, Allobr,
1640. 4.
fpublius
M
— )o( — MV
1
Publius Terenttus Afer.
Der eigentliche Geſchlechtsname dieſes in fo mane
cher Ruͤckſicht ungemein ſchaͤtzbaren rómifden Luft:
ſpieldichters iſt uns nicht bekannt; denn er erhielt den
Namen Terentius von ſeinem Herrn, bem koͤmi⸗
ſchen Senator Terentius Lucanus, der ihm die
Freiheit ſchenkte. Auch iſt der Beiname eines
Afrikaners zu unbeſtimmt, um ſeinen eigentlichen
Geburtsort angeben zu koͤnnen. Das s6ıfle Jahr
nad Erbauung bet Stadt *) mar vermuthlich das
Jahr feiner Geburt. Die Zeit, mann, unb bie
Art, foie er nad) Rom gefommen , läßt felbft Do:
nat, in feiner Lebensbefhreibung unfers Dichters,
zweifelhaft; vieleicht vourbe er. durch bie Stumibier
babut
*) Demnad tvàre Tereng neun Jahre vor bes Plautus
Sob und des Scipio 9lemilianus Geburt ; fo roit. eilf
Sjabre, ehe Scipio Wfricanus der Neltere (tarb, jur
Welt gefommen.
xvi — HM TS
dahin’verfauft, — Cin gedachter „Herr gewann ibit
lieb, tnb forgte für die frübe unb zweckmaͤßige Aus:
bildung feiner glücfliden Talente, Sn ber Folge
erwarb er fid bie zu feiner völigen Ausbildung ohne
Zweifel febr zuträgliche Freundſchaft der edelften und
aufgeflärteften Römer, befonders des Laͤlius und.
des aftifanifben Scipio. Ungeachtet dieſer Vor⸗
theile, und des großen, eintraͤglichen Beifaus ſel⸗
ner Schauſpiele, foll er bod aus Mifvergnägen, Rom
verlaffen haben , und nad Athen. gegangen fepn,
Gr flarb, entweder durch einen Schiffbruch, oder zu
Stymphalus in Arfadien, im Syobte Roms 594. *
Es ſcheint, daß Terenz niemals mehr als die
Luſtſpiele verfertigt habe, bie uns noch votflánbig
von ifm erhalten find; unb biefe wurden fhon von,
den Alten ald die beften und vollendeteften in ihrer x
Art gefchägt. Durchaus verrathen ſie mehr Ausbil⸗
dung und Verfeinerung des fomifden Charakters,
des Plans, der Sprache, der Gitten, als die Kos
móbien beà Plautus; und fon bie beffere Wahl,
welche Terenz in Anſehung des griechifchen Dichters
Menander traf, ben er, feinem eigenen Geftänds
niſſe
ER 4 X dm XVII
niſſe nati "vorzüglich nadabmte:, veranlaßte dieſen
Vorzug.Die Charaktere feiner handelnden Perſo⸗
nen find faff durchgehends der Wahrheit und Natur
gemäß angefeat. unb durchgeführt; unb uͤberall wer:
tatfen feine Scenen eine mehr als gewöhnliche vers
traute Kerintniß be3- Herzens und des Lebens. Auch
wußte er den Grad be$ Leidenfchaftlihen welchen
die fomifhe € chaufpielgattung verträgt , ſehr voetfe
unb glücklich zu treffen und zu benußen. Dadurch
find feine Stuͤcke nicht bloß von Seit und Dit ab
Bängig, ſondern immer noch höchft lehrreich und un⸗
terhaltend für jede Nation uud jedes Zeitalter gewor⸗
ben. Cyn der dramatiſchen Kunft war er Meifter,
foie das fdyom aus der Anlage unb Führung feiner
Entwuͤrfe ſichtbar iff. — Synt eigentlich komiſchen Aus⸗
drucke war er. zwar mäßiger ^ «bet auch wies ‚und
anziehender, al8 Plautus, | ) gium
Die Kritif wuͤrde freifidy-gat febr dabei gemin
nen, unb wahrfheinlich würde felbft der Werth ber
Terenzifchen Luſtſpiele nicht dabei verlieren , menn
wir jet nod) bie Originalftücke Menander's befäßen,
welche die Grundlagen berfelben ausmachen, Denn
6
n^ ber
xvrit -)o(-—
ber römifhe Dichter war nicht fElavifcher &oif,
nicht woͤrtlicher Dolmetfcher des griechiſchen. In ven
Prölogen rechtfertigt er fi) zur Genüge gegen die
ihm gemachten Vorwuͤrfe dieſer Art, und macht ung
mit der Manier feiner Nachahmung näher. bekannt.
Aus allem fiebt man’, daß fein, gewiß nicht gemei⸗
mes, eigned Talent an ber Bearbeitung feiner
Schauſpiele feinen unbeträchtlihen Antheil hatte,
Bald entlehnte er den Stoff feines Stuͤcks aus zwei
verfchiedenen Komödien des Griechen , und verband
fie, duch Huͤlfe eines untergeordneten Plans, in Ein
Ganzes. Bald vervielfältigte er die Charaktere eir
ned gat zu einfachen Subjects, ober änderte fie will
füfrli) a6, Und wie viel eigenthuͤmliches Verdienſt
erwarb er fid) nicht durch feinen meifferfaften Dia
fog, der fo viel Matur, .— Viam unb
Anmuth hat! | | "là
|
id Das
Maͤdchen von Andros
Aufgefuͤhtt bei den Megalenſiſchen Spielen, als M. Ful⸗
vius unb M. Glabrio curulifche Aedilen waren, durch
bie Gefelffd)aft bes ?. Ambivius Turpio und bes 8,
Atilius von 9Dránefte. Die Mufif beforgte Flaccus,
des Claudius Freigelaffener, wobei er fid) der gleichen
Zlöten , beides der rechten und linken, bediente. Das
Stüd ift gany in. griechifcher Manier. Die Vorftela
lung gefchah unter dem Eonfulate des M. Marcellus
und En, Sulpicius (b. i, im J. Roms 587).
D
Perſonen.
— — —
Der Prolog.
Simo, Vater des Pamphilus.
Pampbilus.
Sofia, Zreigelaffener des eu
Darus, SHave. :
Myſis, SHavin.
Cbarínus, ein Jüngling.
Byrrbis, Sflave.
Lesbia, Wehmutter.
Glycerium, Tochter des Chremes.
Cbremes.
rito, ein Fremder.
Dromo, Schließerknecht.
Stumme Perfonen.
Cbryfis , Freudenmaͤdchen.
Archillis, Sklavin.’
Die Scene ift eine Strafe zu Xtben , wo Simo und
Ölyseriam wohnen. »
— ARR
{
> — u) GIEP O een — (——
Prolog.
ne wie er zuerft ben Gedanken faßte, Schau:
ipiele zu verfertigen,, glaubte für weiter nichts forgen
zu dürfen , als für den Beifall des Publicums,
Doc in diefer Erwartung fieht er fid) mächtig ge:
täufht ; er muß auf Prologe — nicht. etwa, die
Zuhörer mit dem Inhalt feiner Stücke befannt zu
machen, nein, bie Afterreden eines alten mißglins
fligen Dichters zu beantworten — einen Theil feines
Fleifes verwenden, Hören Sie nur „ was diefe
Herrn an unferm gegenmäritgen Luſtſpiele auszuſe⸗
ken finden,
‚Wir haben vom Menander eine Andria und
eine Perinthia, Wer mit Einem diefer zwei Stuͤcke
vertraut iff, bet Fennt fie beide, Denn der inhalt
ift beinahe derfelbe , obngeadtet Manier und Stil
verfhieden find. Da gefteht nun unfer Dichter,
. daß et aus ber Perinthin, was ifm zu paffen fehien,
. in bie Andria Derübergenommen , und nad) Wis
A 2 kuͤhr
4 u 1-05 deua
für gebraucht hat. Eben dieſes Verfahren iſt "T 2
worüber Jene ein ſolches Gefchrei erheben, unb
mühfam darzuthun fuden, [e$ ep fehlerhaft, zwei
Stuͤcke in ein8 zu vermengen. Traun! ein Urtheil,
das bie Heren Beurtheiler in ihrer völligen Biöße
zeigt. Denn der Vorwurf, den fie Terenzen machen,
trift nicht ſowohl dieſen, als vielmehr einen Naͤvius,
Plautus und Ennius, die er hierin zu Vorgaͤngern
hat. Und folder Männer Nachläfigkeiten wider —
ftets feiner Nachahmung wiürdiger halten , als die
fhülerhafte Negelmäßigfeit jener Kunftrichter.
|
Rathen möcht’ ich ihnen uͤhrigens, fi in Zu
kunft ruhig zu halten, und ihr Schmähen einzu⸗
ftelen, wenn fte nicht ihre eigne Schande hören.
wollen. — Cie aber, meine Herrn! fdenfen Gie
uns "bre Gemogenfeit, und geneigtes Gehör,
Unterfucben Sie faltbiütig, ob man mam von-uns
ferm Dichter fib nod) etwas verfurechen dürfe; ob
bie Schauſpiele, melde er in ber Folge bearbeiten
wird, Ihrer Qtufmerffamfeit , ober der Verbannung
von ber Bühne werth find, |
— —— “
Erſter
9
J
*
— at — 5
—— —
Erſter Aufzug.
Erſter Auftritt.
Simo, Soſta. Einige Sklaven mit Victualien.
©ims. ( (ju ben EHaven) Ihr, tragt bas da hinein; fort!
Du + Sofia, bleibe ; auf ein Paar Worte.
Sofis. Schon gut. Nicht wahr, id) fol für die gehoͤ—
rige Zubereitung der Dinge da forgen ?
Simo, Nein; mas Anders.
Soſia. Nun, was fann id) Sbnen denn fonft nod)
durch meine Geſchiklichkeit dienen ?
Simo. Zu meinem jegigen Vorhaben braucht es nicht
Deiner Geſchiklichkeit; wohl aber der Treue und Verſchwie⸗
genheit, bie id) ftets bei bir gefunden habe.
Sofia, Sie madyen mich voller Erwartung. :
Simo. Du rift, Sofia, daß du von bem Augenblick
an, da ich bid) ale einen Heinen Jungen faufte, ftets einen
bitfigen unb nachſichtsvollen Herrn an mir gehabt haft. Ih -
machte bid), teil Du brav und ehrlich bienteft, aus einem
Sklaven zu meinem Freigelaffenen — die größte Belohnung,
die id) bir geben fonnte.
Sofia. Bei mir bleibt das unvergeffen.
&Simo. Und ich finde nicht Urfache, e$ zu bereuen.
Sofia, Mein Herr, es ift mir eine wahre Freude, menn
meine ehmaligen oder jetzigen Dienfte Ihren Beifall haben ;
und id) weiß es Ihnen Dank, daß Sie bafür ertenntlid) ae»
twefen find. Aber die eroige SDieberboblung davon tvirb
nachgerade mir läftig. Faſt follte man denken, Sie woll⸗
43 ten
6 - )o(—
'ten mir dadurch Linbanf vorrüden, Alſo fury und > gut,
was ift zu Ihrem Befehl?
Simo, Nun ja. Uber das muf ich dir por allen Din⸗
gen fagen, mit der Hochzeit da ift es nicht Crnfr, mie du
bir vielleicht einbildeft, ] ^
Sofia. Warum tbun Sie aber fo?
Simo. Um dir den wahren Auffhluß über meines
Sohnes Lebensweife, über meinen Plan und über ntein 9fne
liegen an bid) zu geben, mußl id) bir alles von 9Infang
erzahlen. Alfo, Sofia , wie, Pamphilus nunmehr die
Kinderſchuhe ausgetreten hatte, undfein eignet Herr wurde;
(denn vorher war es nid)t möglich , von feinem Charafter
etwas mit Gewißheit zu fagen , fo lange nod) Jugendz
Furcht unb der Pädagoge ibn einfdránften, |
Sofia, Natürlic) )
Simo. Da machte ers gar nicht, wie ber f Haufe | P ^
unfrer jungen Leute, von denen, tvie bu weißt ft jeder —
feine geſchworene Liebhaberei bat, Der Eine hält fi m
Pferde, der Andere Syagbbunbe, ein Dritter widmet fid)
der Philofophie. Keine von diefen Befchäftigungen batte
einen vorzüglichen Meiz für meinen Sohn; er trieb fie alle,
aber jede mit Maas und Ziel, Das freute mid,
Sofia. Und das mit Recht, Denn meinem Bedünfen
nach bleibt es eine goldne Lebensregels Hübſch bei der Mits
telftraße geblieben, |
Simo, Das war fo feine Lebensweiſe. Jeder von fele
nen ®efeufchaftern war ibm redjt , mit jedem fonnte er
eusfommen, Er (überlieg fid) ihnen ganz , ſchikte fid) in
ihre Launen, hielt feinem das Widerpart, begehrte vor nite
manden etwas voraus, Die leichtefte Manier , uneingee
ſchraͤnlten Beifall zu erhalten, und fid) Freunde ju ws
e.
4
.
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—)Jo(— . 7
-
. OCefia. Da bat er weißlic dran gethan. Denn ter
heutzutage Freunde haben will, muß brav hofiren; fagt
Einer bie Wahrheit, bem zeigt man die Thüre.
Simo. Unterdeffen zog vor obngefábr drei Jahren eine
Beibsperfon aus Andros hierher in unfre Nachbarſchaft ;
ein Entfchluß, wozu Dürftigkeit und bartherzige Verwand⸗
‚ten fie genöthigt hatten... Das Mädchen mar febr reizend
unb in der beften Jugendblüte,
Sofia. D meh! id) fürchte bie Undrierin bringt uns
nichts Gutes, |
Simo. Anfangs hielt fie fid) ganz eingezogen, lebte
fearfam, bradıte fi mit Woltfpinnen und Wirken durch,
unb ließ fichs fauer werden. Uber nicht fo bald batte ein
und der andre Liebhaber mit grofen Verfprechungen fid) bei.
ihr eingefunden, als aud) fie von bem atfqemeinen Hange
Der Menſchen, ein mühevolies Leben mit einem wolluͤſtigen
zu vertaufchen, bingeriffen wurde. Kurz, fie blieb gegen
dergleichen VBorfchläge nicht taub, unb es währte nidit lange,
fo trieb fie ein ordentliches Gewerbe. Ihre damaligen Lieb⸗
baber nahmen, toie das fo zu geben pfegt, meinen Sohn
ur Geſellſchaft mit fid) dahin. Da dacht’ 1d fogleich in
meinem Sinne: der ift fiber gefangen ; Der. hat fein
Theil! Ich pafte des Morgens auf der jungen Leute Bes
dienten, bie ab und zu giengen ; fragte, be Junge, fag
mir doch, wer blieb geftern bei der Chryſis ? denn fo hieß
das Maͤdchen.
Sofia. Ich verftebe.
Simo. Phadrus, war die Antwort, oder Elinia, ober
Niceratus (denn Ddiefe drei machten ihr damals zufammen
den Hof). Nun aber Pamphilus ? Pamphilus? der zahlte
‚eine Zeche, und fpeifte mit. Das freute mich. in ane
“4 dermal
S | - )o( — |
dermal that ich biefelbe Frage, und fiehe da! auf meinen
Sohy fam niemals was heraus. Ha! dacht' ich, der iſt
volfommen bewährt, bas nenn’ ich mir ein Tugendbild ·
Denn wer mit euten des Gelichters zu fbaffen bat, und
ſich demohngeachtet rein und unbefleckt erhält, der, Soſia /
braucht meiter feinen Dofmeilter mehr. Mir machte das
herzliche Freude jebermann ín der ganzen Stadt fprad)
von feiner tadellofen Aufführung , und roünfd)te mir Gluͤck
zu einem fo toobfgeratbenen Sohne. Um es fury ju ma,
chen, Herr Chremes, durch das einftinnmige Gerücht bere "
mocht, fam von freien Stürfen ju mic , und bot mir feine
einzige Tochter mit einer reichen Ausfteuer zur Gattin
für meinen Sohn an, - Ich ‚ohne mid) zu bedenken,
fage Ja, und heute ift der Tag, der jut Hochzeit angefept
war,
*
Sofia. Je nun , teas ift benn bi 3D«t baf Í fie nit.
vor fid) gebt? A
Gimo. Höre nur. Ein paar Tage, nachdem diefe Ab⸗ 2
rede gefchloffen war, ftítbt da die Chryfis, un(e Nachbarin.
Sofia, DO fdóón! Nun wird mirs wieder leicht ums
Herz; mir rear bange vor der Chryſis.
Simo. Jetzt gieng mein Sohn mit ben P'itbbabern der |
Chryfis im Haufe haufig auf und ab; baff.ibnen Anſtalt
zur Leiche machen; tar Die ganze Zeit über itdergefhlageng ;
vergoß mitunter aud) mande Thräne. Das gefiel mir,
Dem; dachte ich, geht der Tod diefer Perfon bei einer ente
fernten Bekanntſchaft fo nahe. Wie, wenn er felbft Lieb⸗
baber geweſen wäre? mie, wenn einntal bie Seibe anm s
. feinen Bater, fommen fotíte ? Mir alfo erfdjien das b
in dem Fichte einer theilnehmenden Seele , und eines ge ⸗·
fühlvollen Herzens. Um es fur; zu machen, ich fe
gehe —
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. ,
gehe ſeinetwegen mit jur Leiche, ohne mir für jebt nod)
etwa⸗ Boͤſes träumen zu laſſen.
Soſſa. Ha! was iſt denn das?
Simo. Höre nur. Man trägt fie fort. Wir hinter
drein. Indeſſen erb(icP id) unter den Frauenzimmern, die
fi d ba befanden ,- auf einmal ein Mädchen, jung, und..
Soſia. Bielleiht aud) fdón ? ?
Simo. Ja, Sofia, und (rine Miene — fo fittfam, fo reis
jenb, ad) zum Entzuͤcken! Weil mir nun die Perfon un-
troͤſtlicher zu fenn fdjien , als die andern alle, unb durch
. das Edle in Geftalt unb Anjtand fo vortheilhaft fid) unter:
"schied; geh’ ich zu ben SHavinnen bin; frage, wer fie fen.
Der Chryſis Schweſter, war bie Antwort. Das fit mir
fegfeid) aufs Herz. Ha, ha! da ſtekts! daher bie Thraͤ—
nen" daher das Mitleid! *
Sofia. Wie ift mir fo bange, wo dag hinaus will!
Sims. Der Leichenzug geht immer weiter; wir mit;
an gelangt zur Grabftáttes leat fie auf den Scheiterhaus
fen; meint um fie. Mittlerweile tritt eben die Schwefter,
‚von ber ich bir gefagt habe, ziemlich unvorfichtig und mit
augenſcheinlicher Gefahr ganz nahe zur Flamme. et auf
einmal zeigt Pamphilus — ganz auffer fi) — feine Liebe,
- bie er bis dahin fo qut zu verheimlichen wußte. Cr lauft
hinzu 5» fließt das Mädchen in feine Arme „Theuerſte
Gípcerium!, mas mad)ft bu ? warum willſt Du dic) bine
opfern ? ,» So fprad) er ; und fie — woraus [man ohne
Muͤhe auf eine längere Bekanntſchaft fließen fonnte —
fant liebetraulich auf ibn bin, und meinte.
' .- ofla. Was Cic fagen! Y
Simo. Erboßt unb voll Unwillens gebid) beim. Aber
ier hatt? ich nod) nicht hinlängliche Mrfadje , ibm den
2l 5 Gert
x
OTT: „= )oft —
Text zu lefen. Er hätte fagen Tonnen: „„ivas hab’ ich ge»
than, Water? mas verfchuldet ? was verfeben ? Einer Per«
fon , die fid) ins Feuer ſtuͤrzen wollte, that ich Einhalt, rettete
ibr.bas Leben. ,, Und dagegen Laßt fid) nichts einwenden.
Soſia. Allerdings. Denn wollte man dem einen Ders
recis geben, der in Lebensgefahr Sjemanben zu Hülfe fam 5
was wäre denn mit oem anzufangen , der Undern mas Ue⸗
bels oder einen Schaden zufügt ?
Simo. Am folgenden Tage kommt Herr Chremes *
mir, und laͤrmt gewaltig uͤber die unerhoͤrte Geſchichte.
„Pamphilus, hat man mir hinterbracht, und da das
Menſch aus der Fremde , leben wie Mann unb jrau.,,-
Sd gebe mir alle Mühe, ibm das ausjureben, Er aber
bejicht drauf, Am Ende trennen wir uns fo, baf er fein
Verſprechen in Anſehung der Tochter jurücfnimmt, ———
Soſia. Nun, oa werden Cie bod) Sjbren Sohn.. .?
Sims. ud) fofanb id) mid) immer nod) nicht —
tigt, ihm einen Wiſcher zu geben.
Soſia. Wie das, lieber Herr?
Simo. „VBVater, würd’ er geſagt haben, Sie haben
ja ſelbſt meinen Galanterien ein Ziel geſetzt. Die Zeit rüct
btran , roo id) nad) andern Leuten mid) bequemen muß,
Vergoͤnnen Cie alfo, baf id) in der Zwifchenzeit meiner
faune folgen darf. ,,
Sofia. Uber welche Veranlaffung bleibt Ionen denn,
ibn bergunebmen ?
Sımo. Sollte er aus Anhaͤngiichkeit an ſein Maͤdchen
ſich gegen das Heirathen ſtraͤuben, dann iſt es fuͤre Erſte
Zeit, den Verdruß, den er mir baburd) macht, zu
abnben. Und deswegen geb’ ich vor, er fen Bräutigam;
bamit, wenn er fid) auf die Hinterfüße ftellt , id) eine ges
gründete
[^
B — )o( — In
gründete Urſache befomme , ihn zu fifgen, Aufferdem bab'
ich nod) oie Abficht, Daß der verwünfhte Davus jest, da
fie mir nichts ſchaden fónnen , alle feine SRanfe auslaſſen
móae. Denn id) bin verfichert, der wird mit Händen und
Fuͤßen entgegenarbeiten; und das mehr, mir Verdruß zu
machen , als meinem Sohn einen Gefallen ju. tbun,
^ €ofia, Wie fo?
Simo. Fragſt bu? Das Dichten unb Trachten des Kerls
ift böfe, Aber merP id) nur bas Geringfte! Doch, wozu
au das Reden? — Nimmt hingegen der Handel bie für
mid) erwünfchte Wendung, daß Pamphilus feine Schwie—
tigkeit macht, fo bleibt mir nichts übrig, als Herrn Chre=
mes zu gewinnen, unb damit hoff’ ich fertig zu werden,
Deine Rolle dabei wird fepn , diefe Hochzeit recht mahr-
ſcheinlich zu machen, den Davus zu ſchrecken, meinen Sohn
ju beobachten, was er macht, was er für Plane entwirft
mit dem Kerl,
Sofia, But, qut; das fol gefchehen, Gehen wir jest
ins Haus.
Simo. Geh nur; id) komme nad.l
Zweiter Auftritt
Simo, Davus,
Sims, Ganz gewiß, mein Sohn haffeine Luſt zum
Heirathen. Das ſchließ' id) aus der Furcht , die Davus
eben blicken lief , als er hörte, bie Hochzeit werde vor fid)
geben, Aber ba fommt er felbft zum Haufe heraus,
Davus. (ohne den Alten ju (eben) Wohl hätte mich's
wundern follen, wenn das fo hinginge; unb immer war mir
. Pange, mas e$ mit ber ewigen Rachficht unfers Hertn für
ein
2 —- )of —
ein Ende nehmen würde. Als er vernommen hatte, mit
der Verheirathung feines Sohnes fen es nichts, derlor er
fein Wort gegen Einen von uns alfen , und e es gat
nicht übel. !
Sims. (leiſe) Aber nunmehr wird ers tbun 5 unb dir,
hoffe ih y fol es am ſchlimmſten bekommen. | ^
Davus. Was er damit wollte? — Wir follten ganz qt»
troſt der falfhen Freude uns überlaffen, folten lauter Gutes —
hoffen; menn wir dann eingefcyläfert wären, folite der
Schlag auf einmal ung treffen , ohne daß wir eit hätten
jur Ueberlegung , auf was Art die Hochzeit Fönne vereitelt
werden. Wie ſchlau!
Sims. Was der Galgendieb nicht alles ſpricht!
Davus. (wird den Sing aewaht; dot ſich) Sieh doch/
unfer Herr; den hatt? id nicht geſehen.
emo. Davus!
abus. (tbut -- als ſaͤh' er ipi nicht) Ter n was giebte ?
Simo. Hierher, zu mir,
Davus, Mas will ber?
Simo. Was fagit du ?
znaeus. Wovon?
Sims. Du fragt? Mein Sohn , heißt es in Der
Stadt, fen verliebt.
Davus, (le) Das mag mir ein Anliegen fürs
Publicum ftpn !
Simo. Wirft du tvobf merfen auf meine Rede, Kerl?
Davus. Recht gern, recht aern.
Sims. Indeffen müßt id) ein unbitliger Vater fton,
reenn id) gegenwärtig darnach forfchen wollte. Denn was
er bisher gethan bat, geht mich nichts an. - So langes. zu
*
dieſen Saͤchelchen nodj Zeit mar, hab’ id) ibm herzlich gern
ſeine
— )o( — . d
feine Freude geaonnt. Aber mit dem heutigen Tage muß
er eine andre Lebens weiſe einfchlagen, eine andre Auffüh-
rung fid) zulegen. . Sonad) , Davus, fordr' ich von bir,
oder, wenn du mepnft, bitt dd Pid, bof er nunmehr
wieder einfenfe,
Davus. Wie foll id) dag nehmen?
Simo. Ale Verliebte, fagt man, fehen fauer brdi
wenn man ihnen eine Srau giebt.
Davus. So beifte.
Simo. Nimmt denn ein folder nod) obendrein fid)
einen Schurken bon NRathgeber, dann Fann e$ nicht fehlen,
bas fieche Herz wird immer mehr mißleitet.
Davus. Das verfteh’ id) nicht, bei meiner Ehre!
Sims. Niht? bm!
- Davus, Nein; ich bin Davus, fein Dedipus.
Simo. Alfo verlangft du, ich foll, was nod) zurück
iff, bir unverblünat fagen ?
Davus. Ta, allerdings,
Simo. - Merf id) heute, bafi bu auf eine oder dieandre
Art deine Raͤnke in Bervegung ſetzeſt, diefe Hochzeit zu bine
tertreiben ; oder daß du bei der Gelegenheit zeigen willſt,
mie pfiffig du ſeyſt; ſieh, Davus, dann will ich bis aufs
Blut dich peitſchen laſſen, und lebenslaͤnglich in die Muͤhle
Micken; mit der Verſicherung, und mit dem Schwure,
bof, wenn id) dich mieder berau&nebme , ich ftatt deiner
mablen will, Nun? haft du jegt mid) verftanden ? ober
vielleicht immer nod) nicht ?
Davus. D ja, vollkommen. Diesmal baben Sie fid)
techt deutlich ausaebrüctt, unb ohne den geringften Umſchweif.
Simo. in jedem andern Falle fol man mid) lieber
anführen, als gegenwärtig,
D. Nicht
14 — )o( — » |
Davus. Nicht fo bigig, lieber Herr. RR
Simo. Treibft tu ned) bein &efpötte ? Gut, ich verſteh
bid). Aber foviel fag! ich dir, fieh bid) wohl vor; und
(prid) bernad) nicht, e$ babe bid) niemand gewarnt. Nimm
dich in acht.
J
Dritter Auftritt.
Davpus.
In Wahrheit, Davus, bier gilt weder Cüumen nod)
Zögern, ſoviel id) eben die Meynung des Alten über die
Hochzeit vernommen habe, Und fest man diefer feine lie
ftigen Vorkehrungen entgegen, fo geh’ ich oder Pamphilus
drüber zu Grunde Ich weiß wirklich nicht, wozu id) mid)
entfchliefe ; ob id) des Pampbilus mid annehme, oder
bem Alten folge. £afi^ id) jenen im Stich, fo jittr^ id) für
fein Leben; bel? id) ihm, fo ſchtecken mid) die Drohungen
des Alten , den man fo feit nicht hinters Licht führt.
Fürs Erfte ift ihm die Liebfihaft ba (don befannt 5 und
mich bat er voll Gtimms in den Augen , damit íd) bei
der Berheiratbung ihm feinen Poffen fpiete. Mertt er
was, bann wehe mir! Wenn es ibm nicht etwa gar eine
fänt, eine Utſache vom Zaune zu breden, unb mid —
fhuldig oder unfdjufeig — über Hals und Kopf in die
Mühle zu ſchicken. Aber nun nod) eine neue Zatalität?
Diefes Mädchen aus Undrog, fen fie des Pampbilus Gat⸗
tin oder Maitrejfe, ift ſchwanger von ihm, Und da böre
nur Einer, mas die Leutchen alles magen. Cit baben fi) —
vorgenommen — Gedanfen eines verrückten , nicht eines
verliebten Gehirns — in jedem Falle dag Kind aufzupies-
ben. Daber fhmieden fie jest unter einander fo etwas von
einem Mährcen , fie fey eines Athenienfifchen Bürger,
Tochter,
-—39t€ 7 15
Coder. „Es mar einmal ein alter Kaufmann; te: litt
Schiffbruch bei der Inſel Andros; nicht lange bernad) ftarb
er, mit Hinterlaffung eines Heinen Mädchens , das nebft
ihm roar gerettet worden. Da nahm nun diefe arme Waife
der Chryfis Vater zu fid. ., Fabeleien! Ich wenigſtens Taffe
mir das fobald nid)t weiß machen ; fie inbeffen haben fid) in
bie Mähre verliebt. Aber ba fommt ja Myſis von ihr her—
aus. Ich muß fort aufs Forum, um den Pamphilus zu
(predyen ; fonft möchte dem fein Vater über den Yals fom»
men , bevor er den Handel weiß,
Dierter Auftritt.
$^ y(is, (fommt aus den Haufe ber Glycerium,
und ruft die erfien Korte nod) binein)
Ich habs ja eben erſt gehoͤrt, Archillis; bie Lesbia
ſoll id) holen. — Wirklich ift bas ein verſoffenes, leichtfin«
niges Weibsbild, und gar nicht die Perſon, der man ein
Frauenzimmer bei der erſten Niederkunft anvertrauen ſoll.
Indeß ich hole fi. Seht mir bie garſtige Vettel! weils
ihre Zechſchweſter ift! Hört mein Gebet, ihr Götter ! [aft
unfre junge Frau glüclidy entbunden werden , und Gene
lieber bei Undern etwas verfehen. Aber wie fommt Pante
pbilus fo atbemíos daher? roebe, toas mag bas fepn! Ich
muß warten, um ju hören, ob diefe Unruhe was Bofes zu
bedeuten hat.
Sünfter Auftritt.
pampbilus, Myſis.
Pampbilus. (febr die Dinfis nicht) Iſt das unter Men.
fen erhört und erlaubt? ift bag ju verantworten für einen
Däter?
- Xny(is. Was pat der? 9, b
E 7 - = )o( —
Pampbilas. O all’ ihr Götter unbibr Menſchen! was
heißt Mißhandlung, wenn Pas feine ift? Erhatte beſchloſſen
mir heute eine Frau zu geben. Mußte man das nicht bote ⸗
ber mid) wiſſen laſſen ? mußte man nicht "je mit mir
fprechen darüber ?
Myſis. Ich Ungluͤckliche! was höre ich 3?
Pampbilus. Und, wasmennt man wohl? Herr Chres
mes, der mir feine Tochter-aufgefagt hatte, ijt andres Sinnes
worden, weil er fibt, daß id) auf meinem Sinne bleibe,
Hat fihs denn der Mann ſchlechterdings in den Kopf aefebt,
mich von meiner Gfpcerium loszureiſſen ? — Gelingt ihn
das, dann bin id) obne Rettung verloren. — Iſt es möglich,
fann ein Menſch in der Liebe, unb in allen, mas er ane
fängt, fo ungluͤcklich feyn, wie ich es bin ? — O all’ ihr Goͤt⸗
ter und ihr "Menfchen ! bin id) denn auf Feine $Deife int
Stande, von ber Verbindung mit dem Chremes fosju»
femmen ? wie manche Geringfhäsung , wie mande Des
müthigung hab’ ich darüber ſchon erduldet ? (rft war alles
richtig, alles abgetban. Auf einmal bekomm' idy einen
Korb, unb jekt.... verlangt man mid) wieder. Wiemag
das zugehn ? — ganz gewiß, meine Vermuthung trügt mid.
nicht; t$ muß fein Häfdyen baben. Niemand will das
Mädchen fid) aufhängen laſſen, deswegen kommt man
ju mir.
Myſis. Himmel, was höre ich ! faum NE ich atf»
mtn bor Schredfen.
Pampbilus. Und was (ott id eft von meiner Vater far
gen ? adj! eine Cade von der Wichtigfeit fo auf die leichte
Achſel zu nehmen! bicfen Augenblick, im Vorbeigehen auf dem
Forum, ruft er mir zu: Pamphilus, bu mußt heute Hoch
zeit machen; (jid bid) an ; ge) mad) Haus, Dir var boer
als
P
CF. S
ve )oe( — *, 17
‚als fagte er: geſchwind geb hin, und hang dih auf. Da
ftand ich, wie verſteinert. Daß id nur ein einziges Wort hätte
aufbringen fónnen! oder irgend einen Vorwand, möcht’ er
übrigens fo kahl, ſo erlogen, fo unftattbaft gemefen fepn , als er
wollte ! id) berftummte, Ha! das hätt’ ich vorber roi Ton füllen,
Aber roenn jemand mid) jest fragte, mas wuͤrdeſt du denn ges
macht haben ?— ich würde es fo gemacht haben , daß ichs ane
ders machte als vorhin. Doch was foll ichgegenmwärtig zuerſt
anfangen ? der Kopf ift mir ganz zerriffen über dievielen Bea
forgniffe, die mir darin herumgehen. Auf der einen Seite Liebe,
Mitleid mit dem armen Mäddyen, Furcht vor der Deiratb; auf
ber anbern, Scheu vor meinem Vater, ber bis auf den heutige en
Tag ſo nachſichtsvoll mic) jede meiner Neigungen befriedie
gen ließ; bem fol id) nunmehr vor den Kopf jtofen ? id)
Ungfücklicher ! mas fang’ich an ? ich bin vollig unentſchloſſen.
Myſis. Wie bin id) fo bange, was diefe Unentſchloſſen-
heit für ein Ende nehmen möge. Aber jest iſts hohe Jeit,
baf Er entroeber mit ihr felbit fpreche , ober Sich über fie
"mit Ihm. So lange unfer Herz unter Zweifeln noch
ſchwanket, fann das Heinfte Gewicht in der Wagfcyale es
bierbin oder dorthin fenfen.
». .Pampbilus. Wer (prit da ? (wird fie gewahr) He
guten Tag, Mofis.
- Miyfis. . Ihre Dienerin, Pamphilus.
Pampbilus. Was macht fie?
Myſis Sie fragen? fie liegt in Rinbesnotben ; unb der
heutige Tag macht ibr Sorgen, meil der vorhin zu Ihrer
Hochzeit angeſetzt war. Immer beunruhigt fie der Gedanke,
Sie möchten ihr untreu werden.
Pampbilus, Ha! mie fünnte fo was mir in den Sinn
loma 1 id) fotitejugeben, daß fie meinetmegen fid) getaͤuſcht
B (abe 1
19 (Uem Aet.
(55e? ein armes Mädrhen , das Ehre unb Leben mir an»
vertraute; bas ich zärtlib unb von ganzem Herzen , wie.
meine Gattin, liebte, ein Mädchen, zu allem Guten gebile
det und erzogen — das follte mun aus Mangel-und Noth
auf Abwege geratben; und ich fábe ju ? nein, nimmermebr.
mMyis. Wenns auf Sie allein anfommt, ift mirs aud)
nicht bange; aber ob Eie gegen Gewalt aushalten werden?
pampbilas. Hältft bu mid) denn für fo feige ? hältft du
mich für fo undanfbar, für einen ſolchen Unmenſchen, oder
Barbaren ? Glaubſt bu, bei unſter Bekanntſchaft, bei une
frer &webe , bei meinem Ehrgefühl bedürfe e$ nod) cines
weitern Antriebs, einer meitern Anspannung Wort ‚su
ba;ten ?
Myſis Soviel wei id, fie verdient es, dag Eie ihrer
nicht vergeffen.
Pamphilus. Vergeffen? o Myſis, Myſis, bis auf die
Etunde bleibt e$ mir ins Herz gefchrieben, was Cbrpfis mit
mirc jprad) von meiner Glycerium. Dem Tode ſchon ganz nabe,
rief fie mir; id) trat hinzu; ıbr auf Seite ; niemand.
um fie, als roit Zwei; da begann fie. „Beſter Pamphi-
lue, tu fibi, das Madden ift jung y "ift fhonz "und
Eins fo wenig als das Undre, mie du weißt, fann ibr
dienlich fen, Ehre und Habe zu fihern. Darum bitt’ ich
dich bei Dyefer deiner Rechten, unb bei deinem von Natur
fo guten Herzen 3. darum beſchwör idy bid bei Deiner Que
faue, und bei der Hülfloſigkeit des Madchens, ttenne dich
nit von Ihr, berlaf jte nicht. Hab’ id anders dich gto
lent, als leiblichen Bruder, unb bat fie von jeber an dir
allein mit ganzer Seele aebangen, bir allein fid) ganz ges
widmet. Du fort ıhr Gatte, Freund, Vormund, Vater
>
fen. Unfte Yabfelgkeit übergeb’ 1d) ir und Deiner Treue.
Drauf
mixer LC]
Drauf legte fie der Glycerium Hand in bie meine, unb
gab nad) einer ffeinen Weile den Geift auf. Ich nabm fie
aus ihren Handen 5 und toerbe fie behalten.
Myſis. Das tit ich hoffen,
pampbilüs. Aber warum du bier auffen ?
Myſis. Sd) gebe nad) der Wehemutter.
Pampbilus. Geſchwind! Und hörft tu? beileibe Fein
Wort bon der Hochzeit! damit das nicht ihre Umſtaͤnde , ,
Myſis. Schon ret,
S UNE ufus.
Er ſter Auftritt
Ebarinus. Was fagft du, S9rrbia ? heute halt Pam⸗
pbilus Hochzeit mit ihr?
Byrrhia. Nicht andere;
Cbarinus, Woher weißt du’g ?
Byrrbis. Eben hät mis Davus aüf dem Forum áefagf.
Charinus. Did) Ungluͤcklicher! bisher, da ich zwiſchen
Furcht und Hoffnung ſchwankte / behielt ich ſtets meine Geiſtes⸗
gegenwart. yet; ba bie Hoffnung mir geraubt ift, bin ich
müde ub imatf, gébeugt vom Summer, obne Befonnenheit-
. yrrbía: Ich bitte Sie, Charinus, weil Ihr jekiger
Wunfh unmóglid) iſt, richten Sie Ihre Wünfche auf mas
Mögliches; ttis
Charinus. Ich wuͤnſche (ong nichts als meine Phi⸗
Íuniena. :
Byerbia. Ach! roie viel beffer thäten Git, wenn Sie fidj
beftrebten , tiefe Liebe aus Ihrem Herzen zu verbannen, als
tnit ſolchen Dingen fid) unterhalten, die Ihre Leidenfchaft
hur immer entflammen , obne fie je zu befriedigen,
32 €baris
20 — )o(-
Charinus. Es ift feine Kunft, wenn mon gefundift,
einem Kranfen guten Rath zu geben. Wärft du Chatis
nus, bu mürbeft anders denfen.
Byrrbia. Nun, nun, wie's beliebt.
Cbarinus. Aber fieh ba! Pamphilus. Ich muß bod)
vorher alles probiren , eh’ ich zu Grund gebe.
Byrrbis. (vor ih) Was macht der?
Cbarinus. Ihn felbjt mill id bitten 5 mil ihn anfleben;
will meine Liebe ibm entdecken. Und id) hoffe, ibn wenigſtens
dahin zu vermoͤgen, daß er die Hochzeit noch ein Paar Tage
binausjest. Mittlerweile , denk’ id) , kann fid) Etwas fügen.
Byrrbia. Diefes Etwas ift ein Unding.
Cbarinus, Bytrhia, mas mepnft bu? red’ id) ibn an?
Xyrrbia. Warum nicht? Geſetzt aud daß es fruchtlos
ift, fo muf er Doch wenigftens Denken, er befonme einen gefähr«
Itdjen Nebenbubler an Sjbnen, wenn fie feine Frau wird.
Charinus. Hol dic) der Geyer, Schurke, mitdeinens
Derdadt da!
Pampbılus, Eich doch! Charinus. (ium Charin) Gu⸗
ten Tag.
Cbarinue, Guten Tag, lieber Pamphilus. Ich fomme
zu bir, und fudje Hoffnung, Rettung, Hülfe, Rath.
Pampbilus. Wahrlich! an Rath gebricht es mir , unb
Hoffnung - die fehlt mir nicht minder, Aber was haſt du denn?
Cbarinu&, Du nimmft beute eine Frau?
Pampbilus. Man ſpricht's.
Charinus. Pamphilus, wenn du das tbuft , fe
fiebft du mid) heute jum. Letztenmal.
rampbılus, Wie das? -
Cbarınas. Ach Simmel ich getrautj nidt e£ ju ie.
Cag dus ibm Bprrbia,
Jyrrbia, Das will id) thun. d
- Pampbilus, Nun? Bprr-
I»
— .)o( — Q1
Byrrbia. Der ift verfiebt in Ihre Braut.
Pampbilus. Traun! da bat er meinen Geſchmack
nicht. He fage mir, Charinus, geht Eure Bekanntſchaft
etwa nod) weiter ?
Cbarinus. Ah, Pamphilus, behuͤte!
pampbilus. Was gaͤb' ich drum!
Charinus. Ich beſchwoͤre dic) alfo bei unfrer Freunds
ſchuft und bei meiner Liebe, für's Erfte, beitatbe fie nicht.
Pamphilub. Ich U tbun, was in meinen Kräften ſteht.
Cbarimus. Kannıt bu aber das nicht, oder diefe Dele
rath entfpricht deinen U änfchen . .
"pampbilus, Meinen Wünfcen?
Ebarinus. So ſchiebe fie wenigſtens nod einige Tage
auf / bis ich mid) von bier entferne, mir den Anblick zu erfparen.
Pampbilus. Jetzt höre du auch einmal, Charinus. Nach
meinen Begriffen beift «8 nicht edel gedacht, wenn man
Feine Verdienfte um jemanden bat, und doch arofen Dank
verlangt. Mir ift mehr damit gedient, des Mädchens [o8
zu werden, als Dir, e$ zu befommen.
Cbarimus, ch bin mie neugeboren,
paámpoilus. Nun aber mußt du unb dein Byrrhia,
as in euern Kräften ftebt, aufbieten, erdichten, ausfin«
dig machen, bewerkſtelligen, daß fie bie Deine wird, Mein
Sefhäft fol (epn, daß fie bie Meine nicht werde.
Cbarinus. Schon qut.
pampbilus, Da fommt ja Davug juft redt ; auf
deffen Rath fann id) mid) verlaffen.
Ebarinus. (jum Borrbia) Aber bu, wahrlich! bienft
mir zu weiter nichts, als Dinge zu hören, die kein Menſch
wiſſen mag. Ob du gehſt?
Byrrhia. O ja, herzlich gern. . Cab)
B 3 Zwei⸗
22 — )o( —
Sweiter Auftritt. '
Davus, Cbarinus, Pampbilus. à
Davus. (ofue tic Beiden su ſehen) Ihr guten Götter, was
für qute Botſchaft bring” id) ! aber mo find‘ id den Pam
pbilus, um ibn aus der Angft zu reifen , bie ihn quälet,
und froh zu machen, mie einen König ?
Cbarinus. e ift vergnügt z id) möchte wohl wiſſen /
woruͤber.
Pampbilus. Es ift nichts; er hat noch feine Nach⸗
ridt von meinem Unftern.
Davus. Ganz gewiß wird der, menn er gehört hat;
daß Anjtalt gemacht werde zu feiner Hochzeit . . .
Cbarinus, Hört bu, was er ſpricht?
Davus. Mid auffer Athem in der ganzen Stadt
auffucen. Aber wo find’ ich ibn, mo verfüg’ id) mid)
jetzt zuerſt hin?
Charinus. Wirſt bu ihn nicht bald anreden ?
Davus. ‚Fort!
Pampbilus, Hola, Davus, bleibe.
Davus. Wer hat da mae mit mir... ? ad, Dampbifue,
eben Cie waren e$, den ich fuchte. Glück auf, Charinus!
Deidey toie gerufen; mit Ihnen muß ich ſprechen.
Pampbilus. Davus, id bin verloren,
iDavus. Ach, hören Sie nur.
Pampbilus. Es ift gefheben um mid.
Davus. ch weiß, wovor Ihnen bange ift.
Cbarinus. Mit mir tvenigftens ficht es hoͤchſt gefähre
fid) aus. *
Davus. Auch Ihre Beſorgniß weiß ich.
pampbilus. Ich ſoll eine Frau...
2»avus. Das weiß id) ebenfalls,
pampbilue, Heute noch ... Davus
—o( — 23
Davus. Mitleid mit meinen Ohren! ich weiß alles.
Sjbnen ift bange, Sie befümen tas Maddyen ; und S
Cbarinus, Cie befümen es nıdyls |
Charinus. Getroffen.
Ppamphbilus. Eben das.
Davus. Aber fuͤr eben oaa ift geſorgt; bier ift ihr Buͤrge.
pampbilus. Nun fo beſchwoͤr' ih bi, entteiſſe mid)
ber qualenden Angſt je eher je lieber.
Davus. Ja bod), recht gern. Chremes giebt Ihnen
einmal feine Tochter nicht.
€barinus. Woher weißt bu'$?
757 Darus. Jh weißes. Noch nicht fange, fo ftelIte mid)
Ihr Vater, erzählte mir, er gebe Sybnen heute eine Frau;
und. fonft nod) vieles, reas hierher nicht gehört. Ich uns
geſaͤumt und ſpornſtreichs aufs Forum, um Ihnen das
anzufagen. Als id) Sie nicht finde, beſteig' ich eine Anhoͤhe;
ſchaue mid) um; in feiner Ge. Auf einmal fallt mir die»
fes fein Byrrhia in Die Augen ; den frag’ ich. „Nein; er
habe Sie nicht gefeben. ^^ Ich ward ärgerlich 5 überleate,
was ju tbun LUnterdeffen fiopf' id) im Nachhauſegehen
burd) bie Umftande felbit Berdaht. Hm! die ice fo
ſchlecht beftetit 5 ber Alte niedergefchlagen ; und nun auf
einmal Hochzeit. Das reimt fid! \
pampbilus, Wo mil das hinaus?
3Davus. Jh auf der Stelle nah Herrn Chremes. Wie
ih dabin fomme , alles fti vor der Thür, Schon darüs
ber war id) frob.
pampbilas. Du haft ret; weiter.
Davus, ch bleibe ftehen. Mittlerweile feb? ich feine
Seele hinein, feine heraus geben ; nichts von Frauenzime
mer; im Haufe fein Au patzen, fein Laͤrmen. d) trat nàe
ber; gufte hinein. $4 Pam⸗
24 — ) o ( -—
Pampbilus Ich verſtehe. Ein gutes Kennzeichen.
Divus Was mennen Sie ? paßt das auf eine gocyeit?
Pampbilus. Ich denfe nicht, Davus.
(Davus. Ich benfe, fagen Sie? Nein, da nehmen
Sie's niit recht, Die Sache ift gewiß. Noch mehr, Als idy
jurüd taieng, begegnete mir des Chremes Junge, welcher
"Dem Alten für einen Groſchen a und Bad ffe jum
Abendeſſen geho!t batte.
Cbarinws, * Davas , die hab’ d heute meine e
tung ju verdanken.
Davus, Davon weiß ich fein Wort.
Charinus. Wie fo? es ift ja Dod) unficeitig ; *
er ſie dieſem nicht giebt
Davos. Poßierliches Männchen! als ob das —
folate, wenn er fie dieſem nicht giebt, daß Sie ihr Gatte
werden, Wenn Sie nicht aufpaffen, wenn Gie den Freun«
ben des Alten nicht gute Worte geben , ihnen ben. Hof
macben ,
Charinus. Du haft recht. Ich gehe; toierocbf, bit Wahre
heit zu fagen, dieſe Dofnung € öfters (bon getaͤuſcht
bat. Lebe wohl,
Dritter Auftritt.
Psmpbilus, Davus,
pampbílas, Was will denn aber mein Dur
wozu die Maste?
a»us. Das will ih Ihnen fagen, Wenn er jebt
-fdimáfen wollte, weil Chremes Ihnen feine Tochter nicht
giebt, (o müfte er fid) felbft ben Vorwurf der Unbilligkeit
maden, Denn mit meldem Recht fann er das, bevor
er weiß, wie Ihnen diefe Heirath anftebt ? CEP
-
"
—)o( — 25
ſich aber Dagegen, bann wird er die Schuld auf Sie (die
ben, und da wird der Tanz angehen.
Pampbilus. Sd) bin aefaft auf alles.
Davus. Es iſt Ihr Vater, Pamphilus. Das tbut
fid) fo eit nit. Zudem ift ihre Glycerium ohne Bei—
fand; mie man eine Hand ummwendet, wird er einen Dore
ae haben, unb fie zur Stadt hinaus jagen,
Pampbilus. Zur Stadt hinaus?
Davos. Sin der Geſchwindigkeit.
Pamphilus. Aber, lieber — was ſoll ich beni
machen ? |
Davus. . Sagen Sie, die Heirat fen Ihnen recht,
pompbilius.. Obi
Darus. Was ift?
pampbilus. Das fott id) fagen ?
Davus. Warum nidt?
Pamphilus. Ninimermehr.
Davus. Verreden Sies nicht.
pampbilus. Bleib mir vom Leibe mit dem Anſchlage!
Davus. Hören Sie, was für Folgen bas haben wird.
Pamphilus. Daß man dieſer mich "nth unb
Dort mic) einfpannt,
Davus. midt bod). Ihr Vater, fiel’ ich mir vor,
laͤßt folgendergeftalt fid) vernehmen : mein Wille ift, bu
fouft eine Frau heute nehmen. Sie erwiedern : id) bin's jue
frieden. Sagen Sie, wie fann er ba hadern mit Ihnen ?^
baburd) werden Sie, was bei ibm fo feft befchloffen iftr
auf einmal vereiteln, ohne das Oeringfte von Ihrer Seite
ju wagen. Denn foviel ift einmal fier , Chremes giebt,
Ihnen feine Tochter nicht. Laſſen Sie fid) alfo in der Rolle
die, he Ihnen angebe, ja nicht irre machen, burd) die Bes
Ds forgniß
Mi. *
26 —)o0) —
forgniß, der fónnte wieder andres Sinnes werden. Sagen
Sie Ihrem Vater, es fep Ihnen recht, Damit er feine
giltige Urſache finden kann, mit Ihnen gu keifen. Denn
morauf Sie fid gründen, bas will id) leicht übern aue
fen werfen. „Wer wird mir feine Tochter geben, bei mei⸗
ner jebigen 3luffübrung?,, Lieber ſucht er ein armes Maͤd⸗
chen auf, eb’ er Ihre Ausſchweifungen fürder duldet.
Sieht er hingegen , daß Sie nichts einzumenden haben,
bann wird er die Sache minder hitzig betreiben , und fid)
Zeit nehmen, eine Andre auszuwählen, Dittferweilefann
fid) etwas fügen, zu Ihrem Vortheil.
Qampbilus. Glaubft du das? - ke
Davus. Daran ift nicht zu jweifeln,
pampbilus. Sieh ju, wohin bu mich verleitefk,
‚Davus. O ſchweigen Sie bod)!
Pampbilus, Nun gut, id) wills fo machen. Nur
aber acht gegeben, daß er von dem Knaben , den fie von
mir bat, nichts ‚erfährt. Denn id) babe verfprocdyen , ibn —
aufjuziehen.
Davus, Welche Verwegenheit!
Pampbilus, Auf ihr inftändiges Bitten mut id) dieſe
Derfiherung von mir geben , als ein Unterpfand meiner
endlofen Treue.
Dapus. But! man wird Sorge tragen bafür, Aber
da fommt hr Vater. Beileibe laffen Sie nicht merken,
daß Cie niedergefchlagen find,
— 27
Vierter Auftritt.
Simo, Davus, Pamphilus.
Simo. Ich muß tod) ſehen, was fie machen, was
fie beſchließen mit einander.
Davus (jum Pamphilus) Der ift jet feft. überzeugt, Sie
foerben zu der Heirath Nein fagen. Er fommt in tiefen
Gedanken, wer weiß aus welchem geheimen Winfel, und
mepnt eine Rede einftudirt zu haben, bie Sjbnen das Con»
«tpt verrücken fot, Bleiben Sie alfo huͤbſch in der Faſſung.
Pampbilus.. Wenn iche nur fann, Davus.
Davus. Derlaffen Sie fidi drauf, Pampbilus,
Ihr Vater wird fein Wort gegen Sie verlieren, wenn
€it Ja fagen.
Sünfter Auftritt,
Dyrrbis, Simo, Davus, Pampbilus.
Byrrbia. (ohne die andern ju ſehen.) Mein Herr hat be—
fohlen, ich fol heute Altes fteben laffen, und aufden Dames
philus Acht geben , tie er fid) benebmen wird in Unfehung
feiner Heirath. Deswegen ſchleich' id) dem Alten hierher
nad. Uber fieh! da ftebt er felbjt mit feinem Davus. Jezt
milf ich aufpaffen.
Simo. (vor ih.) Da find’ id) fie ja alle Beide.
Davus. (leife zum Dampbilus.) Hey aufgemerft.
Simo. Pamphilus !
Davus. (mie vorhin.) Sehen Sie fid) um nad) ihm,
wie von obngefábr.
pampbilus, Ah, mein Vater!
Davus, (beimlih.) Brav!
Simo.
28 —)o( — -
Sims. Wie id) dir gefagt babe, mein Wille ift, bu
ſollſt heute eine Frau nehmen,
Byrrhia. Cleife und unbemerkt.) Jezt iftmirg in beret
unfrer bange, was der antworten wird, |
Pampbilus. Weder bier, mod) fonft , werden Sie:
mid) faumfelig finden gegen Jhre Befehle,
Jyrrbia, Ad!
Davus. (gum Pamphilus) Gr ift fiumm geworden.
Byrrbia. Was bor ich? |
Simo. Duthuft deine Schuldigfeit, daß bu meinem
Begehren gutwillig dich fügeft,
Davus. (ium Pampbilus.) Hab’ ich recht gehabt?
Byerbis, Mein Herr, fo viel id) höre, ift durchge⸗
fallen mit feiner Heirath, |
Sims. Geb nun hinein, damit bu feinen 9fufente
halt madjft , wenn man bid) braucht,
Pampbilus, Gut, (45)
Byrrbis. Daß man. borb feinem Menfchen auf der
Melt mehr trauen fann ! das Sprüchwort fast nicht ume
fonft : die Liebe des Naͤchſten fängt von fid) felbit an. 3d
babe die ungfet acftben , unbfann mid) noc wohl drauf
befinnen, bof fie bübfd) war. Um fo weniger bercben?
idis dem Pamphilus, wenn er lieber fid), als meinem
Herrn, ihre Umarmungen gönnt, Jezt will ich Bericht
adftutten, und für meine ſchlechte Neuigkeit mir cin ſchlech⸗
tes Trinkgeld holen. :
Sechster Auftritt —
Davus. Bimo.
Davus., (vor id. ) Ganz gewiß benft ber, ich führe
Schelmenſtreiche gegen ibn im Schilde, unb ftp dee wegen
bite jurüdgeblicben. Sine.
^
mat - 29
Simo. Nun, teas fpriót Meifter Davus ?
2Davus. Nichts, gar nichts bermalen.
Simo. Nichts? hm!
Dapvus. Gar nichts.
Sims. Ich hätte Denn doch was erivartet.
Davus. (wie) Cs fam ihm unverhofft; id) merks;
' das ärgert den Burfcen.
Simo. Kannft bu mir die Wahrheit (agen?
Davus. Nichts leichter.
. imo. “Steht ibm etroa diefe Heirath nichtan, wegen
feiner Befanntfchaft mit der Fremden da?
Davus. Denken Cie das janicht. Oder wenn allen—
fatis , fogebt es ibm zwei, hoͤchſtens Drei Tage im Kopf here _
um — Sie wiffen, mie das iff — dann wirds gut fepn. -
Glauben Sie mir, er felber bat das Ding reiftid) bei fid)
überlegt.
Sims. Das lob' id).
Davos, So lang er die Erlaubniß dazu hatte, und
fo lang es feiner Jahre megen hingehen fonnte, fuchteer Um-
gang mit Frauenzimmern; unb das inégebeim. Immer
fab er fid) vor, daß fein guter Name dadurdy nicht fitte,
- foie e8 einem roadern Manne zufteht. Gegenmwartig braucht
er eine Frau; und fo find feine Gedanken blos mit der be-
ſchaͤftigt.
Simo. Er kam mir aber doch etwas niedergeſchlagen
vor.
Davus. Das mar nicht deswegen, fondern teil er
über Sie ungebalten ift.
Simo. Ueber mich? weswegen?
Davus. Ab! Kindereien,
Sims. Bas ift’s denn?
Davus. Nichts. Simo.
3o = )o( —
Simo, Nun, fo fag bod), was bat er? .
Davus. Cr mepnt der Aufwand werde ju far (ne -
gerichtet:
Sims. Von iir?
Davos; Ta, Kaum für zehen Drachmen bat e Fine
faufen faffen. Sieht das darnadı aus; als ob er feinem
Cobne Hochzeit machte? Wen von meinen Belannten fann,
ich da einladen zum Schmaufe ?“ Sehen Cit; das fpricht er;
und — aufridtig ju reden —. Cie greifen’s aud) alljur
genau, Das gefällt mir nicht, |
Simo. Salts Maul!
Davus; (vor ſich.) Ich Hab’ ibn gepackt.
Sims. Von meiner Seite ſoll ſchon geſorgt werden,
daß Alles in der Ordnung gebt. — Ceiſe) Was ſoll das?
Bas will der Schalksknecht ? denn ſteckt mas dahinter,
traun! fo darf ich den Urheber nicht anderwaͤrts ſuchen.
Dritter Aufzug.
Erftet Auftritt -
fiyfis, € imo, Davus; Lefbia, Siyeer ium.
Myſis. Sa, ja, bu baft Recht, Lefbia; ein Mann,
der feinem Mädchen treu bleibt, gehört unter die Ausnahmen.
Simo. (leife, jum Davus, obite vou der Mofisund Lefbia ber
merkt zu werden.) Diefe Sklabin gebort dem Mädchen von An⸗
bro$? nicht wahr ? ,
Davus. Ya, Herr.
Myſis. Aber unfer Pamphilus
Sims. Was fpridt die?
Myſis. Hat Wort gehalten,
eimo, Ob! Dabus.
e^ 31
Davus. (vor fih.) Ach! waͤre bod) entroeber ber Alte
taub, ober bie dort ftumm geworden,
Myſis. Denn fein Befehl ift, das Kind fol aufges
sogen werden,
^ Sims D Jupiter! was hör’ ih ? wenn das wahr
ift, dann o weh!
Aefbia. Das mußeineehrliche Seele ſeyn, der Jüng»
ling, von dem du ntir faaft.
fny(is. Treu mie Gold. Aber fomm mit mir bine
ein, damit fie bid) nicht vermiffe, |
Lefbis. (Gut. (beibe ab )
Davus. (vor fi.) Wo find’ id) ein Mittel, ben fata»
len Streidy wieder gut zu maden ?
Sims, Was ift das? fo weit treibt er bie Sborbeit?.
bon einer Verloffenen? ; ;. ab! jegt weiß ichs, Ich Töle
pe! in einem Haar hätt’ is nicht gemerft.
3Dàvus. (vor fih.) Was will der gemerft haben ?
Cimo, Das ift der erfte Schelmenſtreich, melden
fitit der da fpielt. Siegeben vor; das Menfch fen in Kindes«
nöthen ; damit Herrn Chremes die Luft vergehen folt.
Glycerium, (hmter der Scene.) Ah; Juno uina,
hilf mir! rette mein Leben !
Sms; $o, bo, fofir? pofferlid)! kaum daß fie
‚hörte, id) ftehe vor der Thüre, als fie fid) tummelt. Dies⸗
mal, Davus ; bafi bu die Zeiten ſchlecht vertbeilt iri Deinem
Stuͤcke.
Davus. Ich?
Simo. Oder haben deine Schaufpieler ihre Rollen
nicht recht einftudirt ?
Davus. Ich weiß nicht, was Sie wollen,
Simo. Wär’ es mit der Hochjeit Ernft getvefen, und
der
32 Fl a: Fre:
der wäre mie — Unvorbereitet — über den Hals gekommen,
wie wurd' er mid) geäfft baten! est geht e$ auf feine -
Rechnung; mein Schiff ift im Hafen.
Zweiter Auftritt -—
Lefbis, Simo, Davus.
Fefbia. (kommt aus dem Haufe der Sncerium, A redet Ne
erfien Worte nod) binein.) Bis jezt, Archillis, find’ ich alles.
bei ihr in feiner Ordnung, und fo , bafi man den beften er.
folg fid) verfprechen darf. Gebt ihr nun fürs Erfie ein
Bad; dann laft fie das Xránfden nehmen , welches ic ihr
verfcyrieben babe, in der verordneten Quantität, Den Yus
genblik bin ich «wieder hier. — Ein allerliebfter Junge,
traun! den Pamphilus da befommen bat. Gebe der His
mel, daß er am Leben bleibe, tweil der Vater fo ebel denkt,
unb fid) ein Gewiffen draus machte, das brave Mädchen
fien zu laffen,
ESimd. (zum Davus.) Der müßte dich nicht fennen,
fott das nicht wieder für ein Stuͤckchen von * Erfin⸗
dung hielte.
Davus. Was meynen Cie denn? * u*
Simo. Im Zimmer befahl fie nicht, toas bie Kind⸗
betterin gu. thun babes erfi, nachdem fie vor ber. Thür. ijf,
ruft fie's ihnen von der Strafie binein, O Davus; haſt du
mich fo jum Beften ? oder ſiehſt bu. mid) dafür an, daß
bu mir einen fo bandgreifiihen Trug vormachen fönnteft ?
menn'é denn nur etwas verftedt hergienge / daß man menige
fiens Furcht vor mir zu haben (diene, auf den 3a, menn
id) babinter fáme. haod
Taeus. (lee ) Ditémalt, bei aisi vef wird der
durch fid) felbft betrogen, nicht burd) wich. €i»
I - 33
. Simo. Hatt! ich dirs nicht. deutlich genug atfaat ?
fat id) dich nicht ernftfid) gewarnt? nabmft bu deswegen
Anſtand? was halfs? ober meynſt bu vielleicht, id) glaube
dirs, daß die vom Pamphilus niedergekommen ſey?
Davus, (leije. ) Jezt weiß ih, mo fein Irrthum ſteckt,
und bin gefaßt auf meine Maasregeln
Simo. Nun, marum feine Antwort?
. — Bbavus. Von Glauben fpredien Sie? als wenn Jh
nen Die ganze Geſchichte nicht wäre gefteckt worden. —
.. Oimo, Was? mir hätte jemand... ?
Davus. Gehn Sie! den Betrug fetten Eie von felbft
getoittert haben ?
Simo. Der bat mid) jum Beften.
Davus, Cs ift Ihnen gefiett worden. Denn more
fenft dieſer br Verdacht?
Simo Moher? meil id) dich fenne.
Davus. Das lautet ja ohngefaͤhr fo, ale ob ich den
‚Handel gefartet hätte.
Sims. Wenn fb alles fo gewiß wüßte!
Davus. Nein, Simo, Sie kennen mid) nod) nicht
von der rechten Cite.
Simo. Sj ſollte dich nicht ..7
Davus. Sondern, wenn id) nur den Mund öffne,
mas ju reden, gleich Besen Sie, 1d) made Ihnen blauen
Dunft vor,
Bimo. Erhr undiaig !
Dapus. Desmegen , bei meiner Ehre, getraue id)
‚gar nicht mehr zu mucdhfen,
Sims. Soviel weiß id, tof Niemand: bier. nieder»
gekommen ift.
Davus. Richtig! Aber demohngeachtet werden ſie in
e weni ·
ET ee 5
wenigen Augenblicken ein Kind hierher vor die
gen, Sehn Sie, lieber Herr, das meld’ ich Ihnen t
damit Sie's willen, und bernad nicht fagen, es ijt eine Er⸗ |
findung, ein Schelmenftreih vom Davus. Diefen Credit,
' worin id) bei Ihnen fiehe, möcht’ id) gern vbuig von mir
abwaͤlzen.
Simo. Woher weißt du das?
Davus. Jh hab's gehört unb glaub's. Es trifft
bier vieles jufommen , mas mid) auf Diefe Vermuthung
bringt. Für's Crfte gab bie Dirne vor, fie fep ſchwanger
vom Pamphilus. Das wurde falſch befunden, Jezt, weil
fie fiebt, daß wir Anftalt zur Hochzeit machen, batfieffugs
die Sklavin abgeſchickt, ihr eine Hebamme zu holen, weldye
zugleich ein Kind mitbringen mußte. Nämlich, fie betrach«
ten es als das einzige Mittel, die Hochzeit zu bintertreiben,
menn man jbnen kin Kind vor die⸗Augen bringt,
Cimo. Was fagit bu? ... Aber dadumußtell, daß
fie den Plan fimicbeten, warum gabft du nicht unperjüge
lid dem Pamphilus Qtadridt?
Daraus. Wer anders denn, als id, bat ibn losge«
riffen von ihr ? denn das willen mir Dod) alle, wie rafend
er in fie verliebt war. Und nunmehr geben feine Gedan⸗
fen aufs Heiratben. Kurz, übertragen. Sie mir den Dane
del. Sie inbejfen betreiben bie Heiratb , - roit bisher, im⸗
mer fort; und id) hoffe, ber Himmel wird feinen tun
Dazu geben.
Simo. Nun, fo * bin; warte ba iub, und
beforge, was nbtbig iff . . . .; Der davf nicht benfen , daß
ich fo fchlecbterings ihm alles glaube. — Indeſſen mer weißr
ob es nichtgrradefoilt, moie er fagte se «Doc wie Noth dar⸗
um! Die Hauptſache für mid) ift, mein Sohn felber bat
mir
4
U^ irse à Slc 35 -
mir das Wort gegeben. Jezt alfo will ich zu Herrn Chres
mies geben; und um feine Tochter anhalten. Gelingt es
mir, dann lieber heut” als morgen zur Hochzeit gefhhritten !
- Denn das ift Feine Frage, damein Sohn mir die Zufage
getban hat, fo bin ich befugt, Gewalt zu brauchen, fatfe
"er fid) auf die Hinterfüße ſtellt. Aber fieb! da fommt ja
‚Herr Chremes wie gerufen,
Dritter Auftritt
Simo, Cbremes,
Simo. Guten Xaa, Chremes. 3
C€bremes, Ha! bic eben fucht’ ich,
Simo. Und id bid.
Ebremes. Erwünfchte Begegnung! Da famen welche
ju mir, bie von dir gehört haben wollten, meine Tochter
halte heute Hochzeit mit deinem Sohne. d) muß doch fe=
ben, ob ou. nidt geſcheid biſt, ober jene.
Sims. Bergönne mir ein Paar Worte; du foffft mein
Anliegen an bid) hören, unb mas auf deine Frage dient.
Ebremes. Recht gern; rede, was dir gefällt,
Simo. Chremes , bei allen Göttern bitt’ ich dich,
bei unfrer Freundſchaft, die in der Jugend geftiftet wurde,
und mit den Jahren ftets wuchs; bei deiner einzigen Sod)
ter, unb bei meinem Sohne, melden du nun die fchönfte
Gelegenbeit haft, zu retten ; verfage mir Diesmal deinen
Beiſtand nicht, und laß bie Hochzeit fo vor fid) geben, wie
wir's beſchloſſen hatten.
Chremes. Geh mir mit deinem Bitten und Flehen!
braucht e$ deſſen, um dir zu willfahren ? ober baltft bu mid
nicht mehr für den, der ich jünafthin war, als id) fie bir
- Mufagte ? Sft die Verheirathung für beide Theile win.
| € 2 ſchens⸗
36 —29K =
-—?- ‚ aut, fo fa fie gleich rufen, — Hat fie,
beide mehr ſchliwme al8 qute Folgen, fo bitt id) bid
bu unfer gemeinfhaftlidyes Wohl zu Herzen nebmeft,
einmal, als ob fie deine Tochter. wäre, unb id) des Pe
pbilue Vater. Te
Sims. Ja, ja, fo will id'é Chremes; "ie d oie
Bedingung verlang’ ich's von. bir. Und id) würde dich ba»
mit verfchonen, wenn nicht bie jesige Zage " Sache -
‚dazu aufforderte,
. Qbremes, Wie fo?
Sims. Glycerium und mein Sohn haben frd) ver-
uneiniat., | a
Chremes. Das gefteh’ ich! ' TAL!
Simo. Und zwar fo ara, daß id) hoffe, ihn von ide
losteiſſen zu fönnen. f 1 i
Cbremes. Qon! — —
Oimo. Verficyert , es ift fo. io ovd
Chremes. Ohne Zweifel fo, roit bas Sprüchwort
ſagt: Liebe will gezankt haben.
eimo. 5, ich bitte bid, fcf uns tifen E fo "fang!
es Zeit it, unb fo lange nod) die Beleidigung über feine
Leidenfchaft ficat. Bevor jene niederträchtigen Geſchͤyfe
durch ihre Crocodilsthraͤnen fein krankes Herz jum Mileid
umſtimmen, lab uns ibm eine Frau geben. yd) hoffe,
Chremes , menn er einmal durch den Umgang und.Bie rre
bithdung mit einer braven Perfon gefeſſelt il, wird er dem
Abgrunde, worin er jept ſteckt, fib Leicht entreiffen.
Ibhremea Tir fommt das fo per, meines Dafürs
baltens aber wird er nicht im Stande fcn. fie auf immer
ju behalten, was id) ohnehin nicht würde jugeben fónnen,
/— Gimo
E
we Jeb:o 37
“Sims. . Woher winit Pu das wiſſen, wenn du die
Probe nicht gemacht haſt ?-
Ebremes. Uber dieſe Probe an feiner Tochter machen
d faffen , ift was Hartes.
Sims. Nicht wahr, jede Unannehmlichkeit, die bier
fid denfen lafit, lauft am Ende darauf hinaus, daß etwa,
- was der Himmel verhüten wolle, eine Trennung erfolgt ?
Dient e8 hingegen zu feiner Beilerung, fo überlea" einmal,
was für herrliche Ausfichten! Für’s.Erfte giebit bu vele
nem Freund’ einen Sohn wieder ; du befommft einen brae
ven Fidam , (o wie Deine Tochter einen Mann.
“Ebremes. Je nun, wenn du überzeugt Bijt, bof es
srratien fann , fo till id) auf meiner Seite an Deinen
€iude. bir auf Feine Art binderlich ſeyn.
Sims, Mit Recht hab’ id) immer aroße Stüce auf
bid) aebalten , Chremes
C bremes. Aber bor" einmal!
Sim. Nun?
Cbremes, Woher weißt du, bafi fie iat entzweit fi f nb
mit einander ?
Simo, Sd babe das von Davus ſeibſt, dem Ver⸗
trauten aller ihrer Geheimniſſe; und eben der raͤth mir, mit
ber Hochzeit, fo viel möglich, zu een, ®laubit Du, der
thätedas, menn er nicht wüßte, daf mein Sohn e8 jus
frieden fen? Dody, bu ſollſt's aus feinem Munde hören.
He da! fdidt mir einmal ben Davus heraus. Aber fieb !
. da kommt er ja eben,
'
Dierter Auftritt.
Davus, Oimo, Übremes.
3Davus. Ich mar auf dem Wege zu Jhnen ?
Gimo. Sun, mas giebts ?
€ 3 Davus.
38 | -)0) —
Davus, Wo bleibt bie Braut? es will Abend werden.
Simo. (jum Chremes) Hörft bu ibn ? "Yd muß ge
fiehen, Davus, vorhin hatt’ ich einen Heinen Verdacht, bu
moöoͤchteſt es nicht beifer machen, mie der große Haufe bon
Eflaven, und mir eine Nafe drehen, Deim id) wußte um
, die Liebſchaft meines Sohnes. "e
Davus. ch follte fo was tbun ?-
Sımo. Das waren meine Gedanken; und eben, totif.
ich fo was beforgte, macht’ id) vor eud) ein Geheimnis aus
demjenigen, was idy nunmehr bir (agen will.
avus, Und das wäre? —
Sımo. Du follft es hören. Denn bald bekomm’ ich
Zutrauen zu bir.
. Daraus, Endlich einmal haben Sie von der rechten
Erite mid) fennen gelernt.
Simo. Mit der Hochzeit war e$ nicht Ernft,
Davus. Wie? nicht Ernft? Ka
Sims, Blos um euch auszuforfden, that ich fo,
Davus. Was Sie fagen!
Simo. Nicht anders.
Davus. Sieh tod! dahinter wär” ^id mein *
nicht getommmen. Por taufend, mie ſchlau!
€imo, Hörenur. Kaum hatt’ id) vorhin bid) Hin»
ein beifien gehn , fo kommt der ehrlicye Dann da juft zur
gelegnen Zeit mir in den Wurf.
Davus, (leife.) Ha! ift unfer Unglück ba?
Simo. Id) erzähle dem, mas du fo eben mir gefagt
batteft .
Divus. Was hör’ i?
Simo. Bir’ ibn um feine Tochter, unb mit genauer
Noth bekomm’ id) das Sjatvort,
Davus.
v N 39
Davus. Tod und Verderben !
Sims. Wie? mas fagteft du?
+ Davus, D unvergleichlich, (prad) id.
Simo. Seinetwegen fónnen wir nun gleich zur Voll⸗
jiebung Mori.
(s €bremes, Sd toil nur heimgehen, unb Anftalt mae
eben laffen ; dann tomm’ ich wieder, und fag’s (ud). :ab,)
Simo. Jezt bit ich bid, Davus, meil du ‚doch
‚allein biefe Heirath mir zu Stande gebragyt bajt —
Davus. fa mwohl id) allein!
Sims. Gieb dir ferner Mühe, mir ibn auf gufe
Wege zu bringen.
.. Bbavus. Ich werde mein. Moͤgliſhſtes thun.
Simo. Sezt fannft du's, fo lang’ er aufgebracht ift.
Davus. Seyn Sie ruhig.
Simo. Aber fage roo iff er gegenwärtig?
Davus. Ich denke wohl, zu Haufe.
Sims, Ich muß hinein ju ihm, ‚um ihm bas nene
lide zu fagen , was du gehört haft. (ab.)
Davus. Mit mir ifs aus. Was hält mid) ab, *
ich nicht gerades Wegs in bie Mühle wandere? Keim Site
ten findet bier flatt; ich hab’ alles verdorben. Meinen
Herrn hab’ id) betrogen ; feinem Sohn’ eine Heirath an ten
Hals geworfen, aus der nichts geworden toáre, wenn ich
nicht getban hätte. Denn der Alte lief fid) (o was nicht eine
fallen; und dem Sohne mar es von Herzen zuwider. Das
find mír Pfiffe! Haͤtt' ich ſtille geſeſſen, fo mar alles gut.
Uber fieb! ba fommt er felbit ; toebe mir! Ach bafi doch bier
ein Abgrund wäre, mo id) Hals unb Beine bredyen fónnte!
C 4 Sunfter
Fünfter Auftritt. -.-
Pampbilus, Davus. Br
. pampbilus, Wo ifi ber Sube, tt. mid) ing venit
geſtürzt bat?
Davus. (vor ih.) "(d bin —
Pampbilus. Uber das muß ich geſtehen, es if mir
recht gefchehen , teil id) fo einfältig ‚ fo ſtockdumm mar.
Einen Wiht von Gflaven mein danzes Glück indie Hände
iu geben! Da hab’ id alfo den Lohn für meine iae,
aber aud) Er fet mir bezahlt werden dafür,
Darus, (wie vorhin.) Komm’ id) diesmal mit heile
Haut davon, fo weiß id) gewiß, fein vae in meinem Le⸗ :
ben ſchadet mir meiter. :
Pampbilus. Denn toas fol id nunmeor ju meinem
Dater fagen ? fet id) das Verfpredyen, welches id) bor ti»
ner Heinen Weite ibm gab, „wieder auffagen ? mo nàbnr
id) die Stirn dazu ber? Syd weiß nicht, was id) anfange,
Davus. (uic verbit ) a aud) nit, fo febr T
ntir im Xopfe berumgebt. Ich muß nur verfprechen,
Diatb zu ſchaffen, um das tingriisteh ein wenig zu jögern.
| Pampbılas. (wird den Davus dewabe.) Ha!
Davus, Er bat mid) gefeben.
Pampbilus. He, tbeurer Mann, mas fprichft du nun?
fiehft bu, in welches Labyrinth deine fdjónen Anſchlaͤge mid)
gebradyt haben ? )
Davus. Ich mill Cie ſchon wieder beraugbringen,
Pampbilus. Srausbringen? du?
Davus. Ganz gewiß, Dampbifus. — *
Pampbilus. Nicht wahr, wie vorhin?
Davus, Nein, id) bofte, beffer.
4
— )o( — urs a!
| pampbilus. Ha, Galgenſchwengel, dir fof id) nad; Y
‚ein Wort glauben ? du willſt einen perworrenen, verdorbe-
nen Handel wieder gut machen ? Götter! auf wen hatt’ ich
mein Vertrauen gefegt ? 7? auf den Kerl da, der ftatt der volls
fommenften Ruhe, worin id) heute nod lebte, mir Die Hei-
rath an den Hals’geworfen hat. Sagt’ ich's nicht, daß es
fo gehen würde ?
Davus. Allerdings.
Ppampbhilus. Was verdienft bu?
Dapus. Den Gafgen. Aber faffen Sie mid) nurein
'
‚wenig ju mir felbft fommen; id) will (don was ausfindig
made, — |
pampbilas. Ah daß id) nicht Zeit babe , dich zu
gidtigen, rie id'8 toünfd)te ! Denn in der Lage , mo id)
jest bin, muß ich für meine Sicherheit forgen , und die
Gedanken an deine Beftrafung mie vergehen faffen.
Vierter Aufzug.
Erfter. Auftritt.
Cbarinus, Pampbilus, Davus.
Charinus. Wer in aller Welt follte wohl glauben,
vah t$ fo tuͤckiſche Seelen giebt , bie fid) des Unglücks ihrer
Sitarenfden freuen, und in Andrer Schaden ihren Sore
theil ſuchen ? ba! ift es möglich ? ja, ja, Das ift Die ges
fährlichfte Claffe von Menfchen , die blos bann einige
€ aam blicken laffen , wenn fie was abſchlagen follen.
Kommt bernad) die Zeit, ihr SDerfpreden zu erfüllen, bann
einen fie — nothgedrungen — fid) in ihrer wahren Ge;
flalt. Anfangs zwar geben fie fauer dran, allein ihr In—
"nj €5. tereffe
*
ar jur, ei A -
tereffe zwingt fie, Nein zu fagen. Jetzt auf einmal legen fie -
alle Schaam bei Seite, und fpredyen „wer bit bu t mas E
gehſt bu mid) an ?- bir font” ich mein Mädchen... Tu
was Ende? be, guter Zreund, id) bin mir felber der |
Nächte. 4 Fragt man, mo bleibt aber das Verfprehen? ,
ja, da werden fie nicht einmal roth. Hier, too fies Urs
facbe hätten, find fie nidyt in der geringften Verlegenheit ʒ
dort, mo ſie's nicht Urſache haben, find bie Herrn verle⸗
gen. Aber was thu' id) ? geh' id bin zu ihm, unb fag'
ibm bie Meynung über ben ſchlechten Streit ba? foll id
ibm ^ie Haut vol ſchimpfen ? ja, möchte jemand ſprechen, ba«.
durch gewinnſt du nichts. Dallerdings. Wenigftens werd’
id) ibn damit ärgern, unb meinen Muth fühlen,» +
Pampbilns. (fommt) Ach, Charinlis, ohne es zw
toiffen, bab' ich dich und mid), recon fid) die —
unſter erbarmen, ungluͤcklich gemacht.
Cbarimas. So, fo; ohne es sa miffen? endlich haft
bu eine Ausrede gefunden; du baft ſchoͤn Wort gehalten:
Pampbilas. Wie fo, endlich ?
Cbarinus, Verlangft du mid) immer nod) durch dein
Geſchwaͤtz an der Nafe berum zu führen ?
Pampbilus. Was foll das?
Charinus. Kaum bof ich bir geſagt hatte, ich ſey
verliebt in fie, fo befamft du ein Yug’ auf das Mädchen.
D unalüd , baf id) dein Herz nad) meinem Mai: ub ^
Pampbilus. Du irrft bid.
Cbarinus, Dünfte bir denn deine Freude nicht volle
femmen , wenn du mich armen Verliebten nicht fórnteft,
unb mit leerer Hofnung binbiclteft ? Nun, fe nimm fie. b:
Pampbilus. Ich fie nehmen ? Ach! bu. meifit micht,
wie tief id) im Unglüd fiede, in mas für Summer und
(Omm
- -)»(- i 43
bos mid) mein Henlerolnecht da durch ſeine Anſchlage
n bat.
Cbarínus. Was Wunder , wenn er nad) dir fid)
bilder?
! Déntpbilo». Gitoif , bu roürbeft anders reden, wenn
M mid) und meine Liebe fennteft. -
* Ebarinus. Ja, ja; du haft vorhin Worte gewechfelt
. mit deinem Vater, und der ift. nun aufgebracht über dich,
- weil er heute nicht im Stande war , dich zu der Heirath
ju zwingen.
Pampbilus. Ah, Freund, wie bift bu fo übel von
meiner Noth unterrichtet ! die Hochzeit war ein blofes
Diendwerf, unb fein Menſch verlangte mir eine Frau zu
geben.
€barinus. Ich weiß es; du haft bid) gutwillig zwin⸗
gen loffem. (millgeben)
Pampbilus. Warte, bu weißt's nod) nicht.
| Charinus. Genug, id) reif , daß fie deine Frau
wird.
pampbilus, Wie magft bu mid) fo martern? laß
bir doch ſagen. Er drang unabläfjig in mid) , meinem
Vater das Wort zu geben; errietb, er bat, bis er mid)
endlich dazu bradıte.
Cbarinus. Wer denn das?
Pampbilus, Davus.
Cbarinus. Davus ?
Pampbilus. Der ift Schuld an all dem Getwirre, «
Cbarinus. Und marum?
Pampbilus, Ich weiß nicht; aber bas weiß id), die
Götter müffen recht ergrímmt über mid) geweſen feyn , weil
id ibm Gehör gab.
Chas
44: jet —
Charinus. ft Das wahr, past is in: wi
Davus Ta. An:
| Cbarinus. Ha! was fagft du, Shut? Sn ?
iip der Himmel alles Ungluͤck über tid y tie Du
verdſenſt. Gage mir, «Ser, menn ütle feine Feinde ibn
in diefe Heirath hatten verftrichen wollen, "tonnten mw
Anders ibm ratben? =
Dantıs:. Ich finde: mid) ** LI in do
wa
ift nod) oben. ! : i g4^n ian
Cbarinus. Ja,ja. | ond
Davus.. Ouf bem Wege ifts mißlungen, alfo. (fas
gen tir einen andern ein. , Doer mennen Sie vielleicht,
teil e$ das Erſtemal nicht alte wman koͤnne dieſet Far,
talität nicht nod) eine gute Wendung geben ?
Pampbilus. Ganz gewiß; denn davon bin id über
zeugt, wenn du’s recht darauf anleafi, fo brinaft bu mir,
ftatt Einer aud) nod) bie zweite Deiratb zu Stande.
Darus. Hören Sie, Pampbilus; ich, als ibr SHave,
bin verbunden, mit Händen und Füßen zu arbeiten, Tag
und Nacht, Leib und Lehm dran zu, reagen , wo id) Jhnen
mas nüsen fann, bre Pflicht dagegen ift , wenn etwas
mifrátb, mid’ nid)t entgelten zu laffen. Was íd) anfange,
gelingt nicht immer, aber an meinem Beftreben feblt's at.
mif nicht. Oder meinetiwegen, bringen Sie was Beſſers
auf, und geben Sie mir den Laufzettel. Up
Pamplilus. Recht gern; fese mid) nur‘ erft wieder in
bit Page, woraus bu mich geriffen haft.
avus. Das ill id) tbun. |
Pampbilus. Uber gleid) muf-t$ fepn.
Davus. He, fi! die Thür der — will ſich
Öffuen. i»
eem 45
* pampbilus. » Was bid) nichts angeht,
Davus. Ich finne ja nad.
Pamphilus Was ?. jest erft ?
3Davys, Gedult! ich bin gti bamit fertig,
» e Dm Zweiter Auftritt.
Myfis, pampbilus, Cbarinus, Davus,
Myſis. Lins Haus hinein) Den Augenblick , too er
auch ſey, will ich Ihren Pamphilus Ihnen auftreiben, unb
"mit mir berbringen. Duälen Sie fid) nur nicht fo, licbeg
apt vr
| . Pampbilus. Myſis, was iſt da?
di! Myfis, 3d, Pamphilus , Sie kommen mir recht
erwuͤnſcht.
Pampbilus. Mas haft bu?
i Mpfis. Meine Gebieterin läßt bitten, menn Sie fe
lieben , zur Stunde zu ihr zu fommen 5. fie babe ivit
Verlangen nad) Ihnen.
Pampbilus. $a, id) Verlorner! jest ift mein Gfenb
bonfommen. (ihm Davus) Alfo müffen wir beide, id)
und fie, Durch deine ſchoͤnen Anſchlaͤge fo erbärmlich geängftigt
werden ? Denn aus feiner andern Urfache laßt fie mich
rufen , als meil fie von den 9Injtaíten zu meiner Hochzeit
gehört bat.
"v7 €barinus. Wie gute Ruhe fonntet ihr haben, menn
der da geruht hätte.
Davus. Nun, nun, hetzen Cie ihn nod), menn er
nicht für fid ſelber genug rafet.
Myſis. Ja wahrlich! das ift e$ eben; barüber haͤrmt
ſich bas arme Mädchen jetzt zum Erbarmen.
Pam⸗
46 — )yo( —
pampbilus. Sore, bei allen Göttern fiie id
dirs, fo lang’ id) lebe, werd' id) ihr nicht untreus und
ſollt' íd) mir darüber die ganze Welt zu Feinden machen.
Sie war der Gegenftand meiner Wünfche ; ich ward er⸗
hoͤrt; unſte Gemuͤthsart harmonirt; empfehlen kann ſich
alſo jeder, wer unfer Band zerreiſſen will ; nichts als der
Tod ſoll mir fie rauben.
Myſis. Ich komme wieder zu mir. pi
pampbilus. Apollos Orakelſpruͤche Können nicht jue —
verläffiger ſeyn, als was ich hier fage. Iſt e$ möglich, daß
mein Dater glaubt, an mir babe e$ nicht gelegen, daß Die
Hochzeit rückgängig wird, fo bin ids zufrieden. Sollte das
aber nicht moͤglich ſeyn, dann werd' ich — "und dies bleibt
mir immer übrig — mid) fo benebmen, daß er glaubt, e$
babe an mir gelegen. Wofuͤr verfeht ihr mid) ?
Cbarinus. Fuͤr fo unglüclic, als id) felbft bin.
Davus. Ich finne auf etwas. —..
Charinus. Recht fo!
Pampbilus. Ich kenne deine Anſchlaͤge coe
Davus. Verlaffen Sie fid) draufs das bring’ ich
Ahnen zu Stande,
Pampbilus. Aber gleich muß es feyn.
Davus, Nun ja, gleich.
Charinus. Was ift’s denn ?
Davus. Irren Sie fid) nicht ; es ift feine si
für Sie.
Ebarinus, Auch qut.
Pampbilus. He, mas willſt bu ND mafem? ..
Davus. Der Tag, fürdt" ib, wird mir zur YUus-
führung faum binreichen ; daß Cie etwa nicht benfen , id)
habe _
EL JUN ce 47
babe Muße zur Erzählung. - Alſo fort von bier, Beide;
. denn Sie find mir im Wege.
jJ pampbilus. Sch gebe hinein zu ibr.
Davus. (ium Giarinns. ) Und Sie? toobinaus geht
es bin Sjbnen ?
Cbarinus; Sol id) bir bie Wahrheit fagen?
. Davus. Zum Henker der beginnt mir mit einem
Eingange ju einer Hiftorie.
Cbarínus. Was wird's mit mir geben?
ibavus. Ha, Cie Unverſchaͤmter! find Sie nicht zu—
frieden, daß id) bie Paar Stunden, um welche ich des
Pamphilus Heirath binausfdjiebe, Ihnen zugebe ?
Cbarínue. Uber, aber, Davus.
Davus. Was denn?
Cbarinus. Daß fie die meine wird !
Davus. Poſſierlich!
Charinus. Komm doch zu mir, wenn dir was ein⸗
ftit.
Davus, SDojufommen? id) weiß nichts. '
Qbarinus. Aber, aber, falls bu etwas...
Davus. But, id) will Fommen.
Ebarinus, Wenn bu was haft, id) bin zu Haufe. (ab.)
. Dapus. (indener auf der Ölycerium Wohnung zugeht.) Du,
Myſis, warte bier ein wenig, bis id) wiederfomme,
Myſis. Zu mas Ende?
Davus. Weil es nöthig iff.
Myſis. Mad) fort.
. Daons, Den Augenblid , fag’ ich bir , bin ich wieder
da, (ab.)
Drit
4$ - )e( S
Dritter Auftritt, ipaa:
^ fy fie. zarte uw
Serechter Hinmel! daß man bod) auf nichts in der
Welt rechnen fann! Da glaubt”ich, diefer Pamphilus fen
das höchfte Gut meiner Gebieterin; Freund, Geliebter,
Mann, auf ben injedem Falle fie fid) verlaffen fónne. Und
nun — was für Jammer und Herzeleid bringt et ihr nicht‘?
was fie hier leidet, mag wohl ihre vorigen Freuden insge⸗
famt aufiviegen. Aber da fommt Davus. Freund, id)
bitte bid), reas haft bu Pa? mo willſt du bin mies Kna⸗
ben?
*
Dierter Auftritt. ;
Davus, Miyfis.
Davus. Myſis, jest brauch’ ich zu meinem Geſchaͤfte,
was Dir allzeit ju. Gebot ſteht, deine Seen und
Schlauheit.
Myſis. Was haſt du denn vor?
Davus. Da nimm den eilends mir ab, unb e ihn
vor unfre Thür,
Myſis. Was Henker, auf die Erde ? ar,
' Davus. Hol’ bir etwas Gebuͤſch da vom Altar, und
leg’s ihm unter.
Myfis. Warum tbuft bu das nicht felber ? _
Davus. Damit, menn etwa mein Herr einen Eid
‚von mir verlangt, baf id) ben Jungennicht hingelegt babe,
ichs mit autem Gewiſſen fann. ud
Myſis. So, fo. Aber wie wandelt bid) auf einmal
die Sewifienhaftigfeit an ?
Davus. -
*
— )o( — cu
Davus.' Mach nur geſchwind, damit ih dich. toeiter
bedeuten fann. O Zupiter !
Myſis. Was gicbte?
Davus. Da kommt der Vater unfrer Braut, est
muß id) einen andern Plan einfchlagen.
Myſis. Sc) verftebe dich nicht. ’
Davus. Auch ich will tbun, als ob ich rechter Hand
hierher táme. Gieb du nur Acht, daß bu mir dienft auf
meine Rede, toie id)'8 immer brauche,
Myſis. Ich begreife nicht, was bu vor baff ; A Xs n
fann id) eud) nuͤtzen ín etroas , roo du weiter fiebeit , fo will
id) bleiben, damit, ihr cud) über mid) nicht beſchweren könnt,
(Davus entiernt (id) ein wenig. )
Sünfter Auftritt,
Cbremes , Myfis,:Darus.
Cbremes. Da bin id) nun wieder, nachdem id) die
nöthigen Anftalten zu meiner Xodter Hochzeit gemacht habe.
Jezt fann man ſie abholen. . Uber was ift Das?‘ der Hen⸗
ter! ein Kind. Maͤdchen, haft du es vor bie Thuͤre gefegt
Myſis. (leiſe, indem fie nad) dem Daus fid umſieht.) Wo
iſt der hingekommen?
Chremes. Giebſt bu mir feine Antwort?
Myſis. (oor fib.) ch ſeh' ihn in feiner Ecke. O id
Ungluͤckliche! da vi er mid) ſtehen gelaſſen, der Kerl; und
ift fort.
Davus. (afi went er chen ron Serm fünte ) Gerechter
Himmel! was bas für ein Gewuͤhl ift beim Xorüm!mas für
eine Bolfsmenge dort zuſammen babert! unb mirtbeuer alles
ift! (eif) was ſoll ich rociter fagen? es fat mir nichts ein-
D My⸗
,
ino — ) 0 —
Myſis. Ums Himmelswillen I warum haft bu mid)
bier allein. .-. .? - ta
Davus. Por Etern! mof für eine Geſchichte find’
ib 82? He, Mofis, roo femmt der Junge ber? mer bat
ibn da bingeleat?
Myſis. Biſt du geſcheid, daß bu mich das fraaft?
Davpus. Ben ſoll id) denn fragen? ich ſehe ja weiter
keinen Menſchen hier.
Chremes. (vorfih) Wo in aller Welt mag das
Kind ber fenn !
Davns. Wirft bu antworten, was ich frage?
Myſis. 9b:
Davus. (leí) Geh auf die rechte Seite.
Mpyfis. Du bift verrüdt, Warſt du’s nicht felber . .?
Darus. Epridfi bu mir ein einziges Wort, aufftr
was ich Dich frage, fo nimm bid) in adt,
Myſis. Was? du drohft mir?
Tarus. Wo kommt er ber? (leiſe) ſags fout,
try^s. Don uns,
Davus. Da, ba, ba. Doch wen nimimt Die Frech⸗
heit einer Dirne wunder, bie Gewerbe treibt?
Cbremes. (urfig) Die Sklavin gehört dem Maͤd⸗
djen von Andros, foviel id) merke. |
Daros. Mennt ihr venn, daß ihr fomeit euer Spiel
mit une treiben fönnet ? -
Cbremes, (mie vorbin) Da fam ich juft recht,
Davus. Mach fort, faq’ id) bir , und fdaff ben
- Knaben da vot der Thür mea. (lee) Bleib flehen; daf
bu ja feinen Tritt von der Stelle gebft.
Mpyfis. (dee) Möärft du verdammt, Kerl, für bie
Angſt, bie bu mir in den Leib jagft!
Davus
D VPE e 51
Davus. Hörft du bald, was id) dir fage?
Myſis. Was willſt du ?
. Davus. Fragft bu nod)? ſprich, wem gehört der
unge, den du hierher gelegt haft? ſag mir's.
Yny(is. Weißt du’s denn nidt ?
Davus. faf das, mas id) weiß; beantworte , mas
id) frage. :
Yny(s. Cuem...
Davus. Unferm? Wem denn ?
Myſis. Dem Pamphilus.
Davus. Wie? was? bem Pamphilus?
Myſis. He , fannft bu's läugnen ?
Chremes. (leife) Wohl hatt’ id) recht , daß ich mit |
der Heirath nichts zu thun haben wollte.
Davus. Entſetzlich! abſcheulich!
Myſis. Was ſchreiſt du?
Dauvus. Der Junge, den id) geſtern Abende in
. euer Haus tragen fab?
Myſis. Seht mir ben fredyen Kerl !
Davus. Nicht anders; id) fab bie Cantbara mit eiz
nem Bündel unterm Node,
Myſis. Den Gottern ſeys gebanft, daß bei ber Ent«
bindung etliche freie Perfonen zugegen maren.
Davus. Bei meiner Treu! die kennt ibn fchlecht, ben
Mann, auf meldyen dag gemünzt ift. ,, Herr Chremes,
wenn er den Knaben vor der Thuͤre liegen ſieht, giebt ihm
gewiß feine Tochter nicht,, Defto eher, ſag' ich bir, giebt
er fie.
Cbremes, (Ieife) Ja, das wird er bleiben laſſen.
D 2 Davus‘
5. 8 —")o( =. - D
Davus. Kurz und qut, ſchaffſt bu nicht augenblick-
fid) den Jungen weg, fo ref? ich ibn mitten auf bie Strafe
und málje dich in der Pfüse herum. A
Myſis. Kerl, ih glaube , du bift befoffen.
Davus. Cine Spitbüberei auf die andre! ſchon ber
id) munfeln, fig fen eine Bürgerstochter von Athen.
Chremes. Der Henker! P.
zavus. Da müſſe er von Rechtswegen fie heirethen.
Myſis. e, ſage mir, iff fie denn feine Buͤrgers⸗
tochter?
Chremes. In einem Haare wär’ id) da, ohne es zu
wiſſen, unglüdlid) geworden , und jum —M"
obendrein.
Darus. Wer fpricht da? Ach, Here — Sie
kommen juſt recht; laſſen Sie ſich ſagen.
Chremes. Ich hab’ alles mitangehoͤrt.
Davus. Wie? Cie hätten alles... .?' |
Cbremés. Jar, fag’ ich bir; von Anfang bie zu Ende,
Davus. Himmel! Cie haben’s gehört! ba! die Ra⸗
benäfer! Dieſe bier muß man den Augenblick fortichleppen,
und auf die Folter mit ihr. Da fiebt der Herr: bilde dir
nidyt ein, Daous fen e& , mit dem Du Kurzweile treibeft.
fni. OD ic armes Modchen! wahrlich, geftrenger
Serr , 1d) babe nichts Unwahres geredet,
Chremta. Ich weiß den ganzen. Handel, ber ijf
Eimo drinnen ? |
Davus, Ja, Herr. (Ehremes gebt ins Haus des Gimp;
Dabur well ore Quote Lope)
Yrs. Ruͤhre mid) nicht an, Böfrwicht, Warte,
wenn id) bas nidjt haarllein der Glycerium +. »
Davus.
*
un AAA ra 53
Davus, He, bu Doble, weißt du denn nidjt, was
das ſollte?
Yn. Wie fann ide roiffen ?
Davus. Das ift der Schwiegervater. Anders mar
es nicht möglich, ibm beizubringen, was er wiſſen fetite,
Myyſis. Das hätteft du mir vorher fagen fetten ?
E Divus Glaubſt du denn nicht, daß es ein groſer
Unterfhied fen, ob man im\Ernft und von Herjensarunde
etivas thut, oder ob es blos auswendig gelernte Rode ift.
Sechster Auftritt,
(rito, Myfis, Darus
Crito. Sn diefer Strafe ift mir aefagt worden , habe
€ brofi$ gewohnt; fie, die lieber hier auf Kofterribrer Ehre fid)
Schaͤtze fammeln , als ju Haufe arm undehrfich feben mochte.
Durch ihren Tod iff nun , was fie auf-die Art erworben
bat, von Rechtswegen mir zugefallen. ^ - Dod) ba feb! ıch
Leute, bit ich fragen fann. Guten Tag.
Myſis. Götter! wen feb? id) ? iff das Herr Crito,
ber Cbrpfis Vetter ? ja, ia, er iftg.
€rito. Ah auten Tag, Myſis.
^o Mpfis. Ihre Dienerin, Herr Crito,
Erito. Alfo unfre Cbrofie . . .? ach Himmel!
Myſis. Sie ift ung entrijfen, auf immer entriffen !
Crito. Nun aber ihre ? mie treibt ihre denn? doch
wohl unb vergnügt ?
Myſis. Wir? fo, fo, Wie wirs fünnen , fagt das
Sprüdmwort ; meil e$ uns nicht vergönnt iff, wie wirs
mödhten.
Crito. Und Glycerium ? bat die ihre Aeltern bier
ausfindig gemadt ?
*
D 3 Myſis.
54 ir) A MBA] m
Myſis. Wir münfdtens !
Qrito. Wie ? nod) nicht? da hab’ id) aud) nicht e
auten Stunde mid) auf bie Reife gemad)t. Denn wahre
lid! menn id) das gewußt hätte, feinen Fuß würd' id)
aufgehoben haben bierber zu euch. Syd) weiß ja, daß fein
Menſch fie für was anders hielt, als für bie Schweiter ber
Chryſis. Und was diefe batte, ijt in ihren Händen. Soll
id nun, fremd wie id) bier bin, einen Proceß anfangen?
was dabei heraus fommt , weiß id) (bon von Andern ber.
Zudem, ben" ich, wird e$ an einem Freund und Cade
walter ihr nicht fehlen; denn als fie uns verließ , näherte
fie fi eben ihrer Reife. Betrüger, Erbfcpleicher, Bettler
— das würden bie Ehrentitel feyn , bie id) da ernbtete,
Dbnebin fann id) mid) nicht entſchließen, das Mädchen
auszuzieben.
Myſis. Guter, edler Dann! traun, Crito, Cit find
bod) immer noch der Alte,
Erico. Führe mid zu ihr. Da id) einmal bierbiny
muß id) fie bod) feben.
Myſis. Don Herzen gern. (beide ab.)
Davus. Ich mill mitgeben 5 denn tie die Sachen
jest ſtehen, möcht? id) nicht gern von meinem Alten gefeben
fon. (folge den andern.)
Fünfter Aufzug.
Erfier Auftritt.
Cbremes, Simo,
Chremes. Genug, Cimo , genug bab id) bir Pro⸗
ben von meiner Freundfchaft gegeben; genug hatt’ id) dabei
* aufs
— )o( — 55
aufs Spiel geſetzt; verfhone mich alfo endlich einmal mit
deiner Bitte. Aus Eifer , bir gefällig zu ſeyn, hätt id)
beinahe meine Tochter aufgeopfert.
Sims. Ad, lieber Chremes, ich bitte dichinftändig
unb ums Himmels willen, zeige mir die grofe Gefaͤlligkeit /
die bein Mund vorhin mir zufagte, nun durch bie That.
Chremes. Sieh nur, mie bie Begierde, deinen Zweck
zu erreichen, bij fo unbillig madt. Du überlegt nit,
daß Gefütliafeit ihre Grenzen babe, und mas du eigentíid)
verlangt an mib. Denn üderlegteit ^u Das, wahrlich! du
wuͤrdeſt aufhören , mir fo unbitlige Dinge zugumuthen.
Sımo. Was für?
Ebremes, Wie ? bu fragft ? du hatteft mich beredet,
baf ich einem jungen Burfhen, der icon anderwärts ger
feffelt und dem Heiratben ganz abgeneigt var , meine Toch—
ter geben wollte; woraus Dod) nichts erfolgen fennte, alg
Zant und Streit, und eine Verbindung von fehr ungewiſ—
fer Dauer. AUlfo id) follte meine Tochter , ihre Ruhe
und Zufriedenheit dran fegen, Deinem Sohne aufjubeifen,
Du drangft durch, id) ließ mid) drauf ein, fo lang’ e& ge-
ben konnte. Für jet fann es nicht geben ; aieb dich alfo
bren. Das Mädchen foll eines hieſigen Bürgers Tochter
ſeyn; fie bat ein Kind von ihm; daher laß uns geben.
Simo. Ich bitte bid) bei allem , was dir heilig ift;
laß e$ bir bod) nicht einfallen, bem Wolfe zu alauhen, das
feine größte Rechnung dabei findet, wenn fein gutes Haat
an ibm it. Seiner Verbeirathbung meeen bat man das
alles erdichtet und angefponnen. — &ó! f nur einmal die Ure
fahe, marum fie das tbun, weg, dann werden fie's ein?
fteuen
" 04 Cbres
$6 e eda 7
Chremea. Du irrft bid. Ich mar dabei, d ihre
1agh mit dem Davus zanfte,
| &imo Das fenn’ ich. A2
Chremes. Nein, man ſahs ihnen genug an, daß es
Ernſt mars und weder er nod) fie wußte was von meiner
Gegenwart,
Simo. Syd glaube. Vorhin (thon br id vom Ta»
Pus, baf bie Dirnen fo mas vorbätten. Und ich weiß
nicht, moie ichs vergeffen babe, bir zu fagen , was id) bod)
willens war.
*
Zmeiter Auftritt. ,
Davus, Cbremes, Simo, Dromo.
Davus. (ommt aus ber Glocerium Haus, ohne bie beiden
in feben) Send rubig nunmehr, id) befeblg.
Cbremes Sieh! da ift Davus,
Simo. Wo fommt der ber!
,"Daeus, Ihr ſeyd gedeckt burd) michund den Fremden.
Simo. Was nun wieder für Wirrfamen ?
Davus. Mann, Ankunft, Zeitpunct -- in meinem
Leben fand id) das nicht fo erwünfcht benfammen.
Simo. Men lobt’denn der Schurke fo?
Davus. est haben wir unfer Schäfdyen im Trock⸗
nen.
Sims. Warum red’ id ibn nicht an 7
Divus, (erblickt deu Simo, leiſe) Ad) ! mein Herr;
mas fang’ id) num an?
Simo. Ib guten Tag, bu braves Männdyen !
Davus. Sieh bod) Herr Simo, und da aud) unfer
Herr Coremes, Alle Anftalten find drinnen gemacht.
Sims. Dur haft wacker geforgt.
Davus, Sie fünnen die Braut fommen laffen,
wann es Ihnen gefällig ift. Cimo.
3
e ot A
Simo. ja, ja; denn das ift Das Einzige, mas nod
fehlt. "Aber wirft du mir wohl antworten auf meine Frage,
mas haft bu in dem Haufe da zu (djaffen ?-
Davus Cd? f
Simo. Ja.
Davus Gh?
Sims. Ta, du.
Davus, Diefen Augenblif war ich hineingegangen.
Simo. Als wenn íd) fragte, moie lang es wäre.
Davus. Tin ber Gefellfhaft Ihres Herrn Sohnes.
Simo. Alfo ift Pamphilus drinnen? wehe mir! ich
vergehe. Ha, Gaudieb, fagteft bu denn nicht, fie fenen
entzmweit ?
Davrus. Das find fie.
Sims. Warum iſt er denn drinnen ?
Chremes. (ipöttelnd.) Was mepnft du wohl? er has
dert mit ihr. |
Savus. Ja, lieber Herr Chremes, da muß ich Ih—
nen was Abfcheuliches ergablen. Noch nicht lange, fo
fommt Ihnen eim Alter, weiß der Himmel, wer er ift;
der Mann — wenn Sie ibn fehen folten — ift feiner
Gad gewiß, und bat den Kopf am rechten Flecke; feinem
Geſicht nad) follte man ihn wunder für was halten; feier-
licher Ernſt herrſcht in allen Zügen , und jedes feiner Worte
bat Gewicht.
Simo. Was bringft du ung da ?
Davus, Weiter nidjt&, als mas id) von jenem m
hört habe.
Simo. Was fagt denn der ?
Davus. Er mi(fe, daß Glycerium eine Athenienfis
fe Bürgerin fen.
D5 Sims.
sg —-)o(-
, Simo, (ruft.) Hola T:omo, Dromo!
Davus. Was ift da? "
€imo. Dromo!
Davus. Hören Sie. C
Simo. Sprichſt du nod) ein Wort! Dromo!
Davus. So hören Sie tod)! |
Dromo. Was befeblen Sie? Y
Sims. Schlepp den da ſchwebend hinein, fo gt»
ſchwind bu fannft.
Promo. Wen?
€imo. Den Davus.
Darus. Weswegen?
Sims. Weil mirs gefällt. (sum Dromo.) Schlepp ihn
fort, ſag' idy.
Davas. Was hab’ id) gethan ?
Simo. Fort mit ibm.
Darus. Finden Sie mid) auf der geringften Lüge, fo
ſollen Sie mid) umbringen,
Sims. Du rufft tauben Ohren. Ich will bid) fon
in Athen ſetzen.
Davus. Auch, wenn das die Wahrheit ift?
Simo. Auch. (um Dramo) af ibn binden und bewachen;
und bórft bu ?. fnöbel’ ibm Hand’ und Füße jufammen. (zum
Davus) Sieh, id) will — fo wahr id) lebe — bir denn bod)
einmal zeigen , was es auf fid) babe, feinen Herrn ju bes
trügen; fo wie ber da (auf der Glycerium Da i$ deutend ) miré
fühlen fef, ob man mit feinem Vater fpielen fónnt.
Cbremes. O müte bod) nicht fo arg.
Sims. Ad) Cbremes , ein wohlgerathenes Früchtchen!
haft du nicht Mitleid mit mir ? über foíd) einen Sohn fovief
Herzeleid auszuftehen ! (ruft) hola Pamphilus! fomm bere
aus, Pamphilus! ſchaͤmſt bu bid) etwa ? Drit-
— Me yet. — 59
Dritter Auftritt.
" Pampbilus, Simo, Cbremes.
pampbilus. Wer ruft mir? wehe! mein Vater.
Simo. Was fagft du, du Erz... ?
Ebremes. Ah! fomm bod) lieber zur Sache felbit,
unb [af das Scelten. s
Simo. Als ob man gegen den was fagen fonnte, das
zu hart wäre. (jum Namphilus.) Du bebaupteft alfo , Gly⸗
cerium fen eine Bürgerstochter ?
Pampbilus. So beifte.
Simo. Sobeißts? weldye Frechheit! überlegt er, was
et fpricht ? reut ihn feine That”? zeigt feine Farbe nur die ge»
ringfte Spur von Scheam? Go ein Sklave feiner Leiden«
ſchaft zu feyn, Daß er gegen alles, was Sitte ift im Lande,
gegen die Gefe&e und gegen feines Vaters Einwilligung
ſchlechterdings fie befisen, das heißt, in Schimpf und
Schande fid) bringen mitt !
pampbilus. Sd Ungluͤcklicher!
Simo. Jezt erſt fühlftdudas, Pamphilus ? damals,
damals, rie du dirs in den Kopf febteft , deine Yeiden«
ſchaft, es fofte was e$ wolle, zu befriedigen, da, bapafte
diefer Ausdruck recht eigentlicy auf bid). Doch was mad)’
id)? mie mag id) mid) auälen? mid) martern? warum
meine alten Tage feiner Tollheit wegen mir verfümmern?
oder foll ich vielleicht für feine Schlechtigfeiten büßen ? nein,
er behalte fie, er gebe zum Henker, und hauße mit ihr!
Pampbilus. Lieber Vater !
Simo. Was, lieber Vater ? als ob er dir nöthig
wäre, diefer Vater, Haus, Frau, Kinder — alles rouf-
teft bu ju befommen, gegen deines Vaters Willen; bu haft
Leute
x
60 — y»e(.—
^
cute gefunden ‚Die, r ie für eines bir " Ss Tochter
ausgeben; alfo gemonnen Spiel für dich.
pampbilus. Vater, iſt es mit wergönnt, ein Paar
Sorte... ? |
Sims, Was wiuſt du mir fagen! TEM
Chremes. Nün fe bore ibn bod, Gimp. ^5 -
Simo. Ich ihn hören? was werd’ ic) —
—
Chtemes. ye fo laß ibn doch reden.”
"exo. Stn denn, er rede. en
pampbilas. Ich gefteh’ es, ich liebe die oftia at )
das ein Vergeben, fo geſteh' ich auch Diejes. "Ihren, Das
ter; ünbergeb’ ich mich aanz. Leuen Sie mir jede Laſt auf,
die Sir wollen; befeblen Sie. Verlangen Sie, ich ſoll eine
Frau nehmen? verlangen Sie, id fou von Diefer mich trene
nen?" id) roitta tragen, ſo qut id) fann. Nur Eins butt" id '
Sie/ daß Sie ja nicht glauben; ich hätte den Alten ba ane
geftetft, Erlauben Sie, daß id) mid) rechtfertige , und den
Mann felbft Ihnen vorführe.
imo. Du mir ibn vorführen? t
pampbilus. Erlauben Sie's, Vater,
Ebremes. (jum Pio ) Was er verlangt , ift billig; -
gewaͤht' es ihm. "t
Pampbilus. Laſſen Sie fid) bod) erbitten!
Sims. Nun aut, cVamobilus ab)? Ich bin alles
zufrieden, Chremes,; wenn ſichs nur nicht findet, daß der
mid) zum Beften haben milt.
Cbremes, Sen das Verfehen aud) noch fo gros, ber
Dater muß e$ bennod) fo genau nicht nehmen, _
Vierter
MET. 'Yo( » 61
7o 001 5 "aierter Auftritt.
L Erito, Cbremes , Simo, Pamphilus.
4:3 ' M"
>. Erito, (im Herausfommen jum 3Yampbifus.). Laß doch das
Bitten. Jede diefer Urfahen allein genommen ift hinrei>
. €benbe Grmunterung für mich; meil dus bift, weil es bie
Wahrheit ift , und weil ichs ohnehin gut mepne mit der
Glycerium.
Chremes. Iſt das Crito von Andros, den ich ſehe?
ja, ja, er iſts Willkommen, Crito! Wie ſieht man did)
denn einmal zu Athen?
Crito. Es fügte fid fo. Aber iſt das Herr Simo?
Chremes. Ja.
Simo. Suchen Cie mich? Hören Cie, ift es wahr,
daß Sie die Glycerium fuͤr eines hieſigen Buͤrgers Tochter
ausgeben?
Crito. Behaupten Cie etwa das Gegentheil?
€. Simo. Alſo, um fid) dazu brauchen zu laſſen, fae
men Sie hierher?
Qrito. Wozu?
Simo. Cie fragen? Meynen Cie, das ſoll Ihnen
fo hingehen? wie? Cie wollen bier junge Burſche von auter
Erziehung , bie bie Welt noch nicht kennen, in bie Falle [oz
den? wollen durch Vorfpiegelungen und Berfpregungen
fie fib anfcymeicheln ?
Crito. Sind Sie ffua?
Simo. Und Liebſchaften mit Buhldirnen burd) das
Band der be feften ?
Pampbilus. (lei) O Unglüd ! id) fürdjte, der
Fremde halt nicht Stand. |
Chremes,
ó2 — —)o( —
Cbremes. Eimo, wenn bu den recht Fennteft, bu
wuͤrdeſt anders denken. Er ift ein braver Mann.
Sims. Was? der ein braverMann ? marum fommt
er denn gerade heute auf den Tag der Hochzeit, er, ber fid)
fonft niemals blicken ließ? ja, Chremes, das iftder Mann
tarnad, bem man glauben darf.
pampibilus. (leiſe.) Wäre mir$ nicht bange vor mei-
nem Vater, id) roüft ibm wohl ju fagen, was er auf den
SDunct antnoorten fole.
Simo. Betrüger !
Qrito. Alle Henker! ^
Chrenses. Der ift fo, Crito; bleib ruhig.
Crito. ey er, wie er wolle; wenn er nicht aufhört,
mir zu fagen, mas ibm anftebt, fo foll er Dinge hören, die
ibm nicht anftehen. Was rühren und fümmern mid) die
Handel? (sum Simo ſollten Sie nicht gelaſſen bleiben beiden
Verdruſſe, der Sie getroffen hat? denn was ich ba fage, das
wird fid) ben 9fugenblif als Wahrheit oder Lüge auswei⸗
fen. — Es war einmal ein Athenienfer, ber litte Schiffbruch,
und wurde mebft bem Maͤdchen da, meldyes nod) ganz ges
ring war, bei Andros ans Ufer geworfen. — &ntblóft von
Allen traf er zuerft auf den Vater der Chryſis, unbnabm
bei bem (eine Zufludt.
Simo. Der will uns ein Maͤhrchen auftifchen.
Chremes. Laß bod.
Crito. Was? er fat mir in die Rede?
Chremes. Weiter.
Crito. Nun war der Mann, welcher ibn aufnahm
ein Vetter von mir. Ber dem hört’ ichs aus des reme
den Munde, taf er von Athen ſey. Und in beffen Haufe
ftarb er aud.
Chremes.
Z0 pb 63
Qbremes. Wie bief er?
Qrito, Wie er hieß? — eine Heine Gebult!— Pha...
Phania.
Cbremes. ims Himmels mitten! |
— Crito. Ich menne wenigſtens, hieß Phania. Das
weiß id) geroiß, er war, feiner 2luffage nad), von Rhamnus.
- Ebremes. D Jupiter!
Erito. Das nemliche, Ehremes, haben damals. eine
Menge Menſchen zu Androg gehört.
Cbremes, Ad mod) es fid) Doch finden , wie id)
hoffe! He fage mir, Erito, wofür gab er bae Maͤdchen
aus? für fein Kind?
Crito. Nein.
Ehremes. Für me(fen denn?
Eriro. Für feines Bruders Tochter. -
Ebremes. Wahrlich! es ıft mein Kind.
Crito. Mas fagit bu?
Eimo. Was fprid)ft bu?
^ Pampbilus. (vor fi.) Spike die Ohren, Pamphilus,
Simo. Wie fommft du auf den Gedanken?
Chremes. Jener Phania war mein Bruder.
Simo. Das weiß ib, id) kannt' ibn.
Cbrémes, Der verließ Athen der Kriegsunruben tote
gen, und zoq mir rad in Afien mit dem Kinde, welches
bier zu laffen er Anftand nahm. est in der Folge hör’ ich
erjt, mas aus ibm geworden ift.
Pampbilus (vor ſich.) Kaum bin ich bei mir felbft,
un die Empfindungen, bie meine Seele burd)freuien
urcht, Hoffnuna, Freude, Erfiaunen über ein fogror
Bes, fo unermartetes Gud.
Eimo. (jum Chremes.) Wahrhaftig, es ift mir lieb in
mebr
' x >
64 = RK =
mehr als Einer Ruͤckſicht, taf du in ihr deine Tan“
der findeft.
" pampbilus. Ich glaubs Jhnen, Vater,
Cbremes. Aber Cin Eerupel bleibt mir dabei, dee
‘mir gewaltig im Kopf berumgebt.:
Pampbilus. Gehn Sie mit hrer vertraten Bedenk⸗
lidjfeit! Sie find ein Diffieultätenfrämer, ,
Crito. Und das wäre?
Ebremes. Der Nome trifft nicht ju.
Qrito. Ja in der That, als Kind führte fie einen
Andern.
Cbremes. Was für einen, Erito ? befinnft bu bid)
brauf? .
Qrito, Ich bin eben bran.
Pampbilus. (vor fib.) Soll id ſtill dabei bleiben, daß
der mit feinem ſchwachen Gedaͤchtniß meine Glückfeligkeit
jögert, ba id) mir ſelbſt bier helfen fann? Da wär’ ich ein
Gbor. Claut.) Hören Sie, Cbremes, ber Rame, mornad)
Eie fragen , ift Pafibula,
Qrito. Das ift er.
Ebremes. Cr ifte,
Pampbilas. Cie felbit bat mirs taufenbmal gefagt.
&imo. Ich hoffe, Chremes , du bift von bem freu»
denvollen Untheil überzeugt, den wir alle daran nehmen.
Ebremes. Das bin ich, fo wahr id) lebe:
Pamphilus. Wasnun meter, mein -3Dater?
emo. Die veränderte Yage ber Dinge bat mid ſchon
fángft twieder ausgeföhnt.
Pampbilus. O des allerliebften Vaters! Und Herr
Chremes läßt mir bod) meine Grau , wie id) fie (don bate?
Ehre»
p^ e | 65
- Gbremes. Es hat feinen Anftand, wenn anbere bein
Dater nichts einzumenden hat.
. Pompbilus. Ich daͤchte gar!
J— imo. Freilich tcd!
Sbremee, , Die Mitgabe, Pamphilus, iſt 10 Talente.
— Ich bin zufrieden.
Chremes. ch eile ju meiner Tochter. Geb doch mit,
Gritos denn id) denke, fie kennt mid) nicht.
Simo. Warum läßt du fie nicht berüberbringen zu
ung?
4 pampbifus, Eie haben recht. Den Augenblick wi
id) dem Davus Befehl dazu geben.
Simo. Der kann nicht.
Pampbilus. Wie fo?
Sims. Er bat etwas, das ihn näher angeht, und
wichtiger ift.
Pampbilus. Was denn?
Simo. Cr iff gebunden,
Pampbilus, O "e ber ift nit ted gebunden
worden. —
€imo. Dann gefchhah’s gegen meinen Befehl.
Pampbilus. Laſſen Sie die Feffeln ibm abnehmen,
ich bitte gar febr! |
emo. Nun meinetwegen.
Pampbilus. Uber bald,
Simo. Sd gebe ja fon,
Pampbilus, Seeliger, berrficher Tag!
€
53
Sünftet
66 —-)o9( —
Sünfter Auftritt.
Cbarinus, Pampbilus.
Cbarinus. (im Kommen) Ich muß bod) fehen, mag
Pamphilus madjt; aber ba ift er fa. ,
Pampbilus. Mancher denft vielleicht , mas id) bier
fage , halte ich felbft nicht für wahr ; aber nein, es fol
. wahr ſeyn , mir gefällt es jetzt ſo. Meiner Vorſtellung
nad, ift das Leben der Goͤtter deswegen bon. ewiger Dauer,
weil ihre Behaglichkeit durch nichts unterbrochen wird.
Und fo, ich fühl’ es, wird Unſterblichkeit aud) mein Loos
ſeyn, wenn bei meiner gegenwärtigen Freude fein Verdruß
fid) eindrängen fann. Aber wen mödht' id) jest am liebften
haben , um ibm das Alles jn. erzählen ? v
Cbarinus. (leiſe) Was bat denn ber , das ibn fo
freut?
Pampbilus. Da femmt Totus; ber ifi mir der
Liebfte von allen. Denn von dem bin ichs mehr, als von
jedem Andern, überzeugt , daß er den berjlicyfien e
an meiner r Freude nebmen wird,
Sechſter Auftritt.
Davus, Pampbilus, Cbarinus. »
Davus. Wo find id) den Pamphilus bier ?
Pampbilus., Davus!
Davus. Wer ruft da?
Pampbilus. Ic bins, | Dar
EI DET 6
Davos. Ah Pamphilus!
pampbilns. Du, weißt nidt, mas mir toiberfabs
ren ift?
Davus. Nein; aber was mir widerfahren ift
toti id).
Pampbilns. Sd) aud).
Davus. Es gieng alfo nad) der Welt Lauf, dag
Sie mein Mißgeſchick eher erfubrem, als id) Ihr Gluͤck.
pampbilas. Deine Glycerium bat ihre eltern
gefunden.
Davus. O ſchoͤn!
Charinus. «vor ſich, freudenvoll) Ah!
Pampbilus. Ihr Vater ift einer von unfern beften
Sreunden,
Davus. Wer?
pampbilus, Herr Chremes,
Davus. Vortreflich!
Pamphilus. Und nun haͤlt mich nichts auf, zur
Stunde ſie zu heirathen.
Charinus. (leiſe) Traͤumt ber vieleicht, was er
wachend wuͤnſchte?
Pampbilus. Aber mein Kleiner, Davus ?
Davus. Seyn Sie ruhig. Der ift der Liebling ale
ler Götter.
Charinus. (mie vorhin) Wohl mir, roenn das wahr
ift! 3d will ihn anreden.
€ 2 Danı-
68 —)e( -
Pampbilas. (nimmt ib wahr) Wer ift hier? €
tinus , bu kommſt mie gerade recht. v
Charinus. Ich freue mid) deines Glücks. m
Pampbilus, Haft bu'& gehört? . R
Charinus, Alles. Cyebt aber, da dirs wohlgeht, bete
giß aud) meiner nicht. Herr Chremes iff nun ganj ber
Deine; toad du toill(t, weiß id), wird er alles thun.
Pampbilus. Eben badjte id) dran. . Uber was ſtehen
wir da lange und warten, bis er, berausfommt ? geb bu
mit mir hinein zur Gípcerium, Und du, Davus, geb
nad) Haus, geſchwind, ſchaff Leute herbey, die fie von hier
twegbringen. Was flehft du ? wie langfam ?
- : ( Gbarimué und Pamphilus ab. )
Davus. ch gebe — (on die Zufbauer) Marten Cie
nicht, meine Herrn, big fie wieder herausfommen. Drins
nen wird die Heirath vollzogen ; drinnen wird abgetban,
mas etwa fonft nod übrig ift. - Und nun — Ihren
Beifall!
Anmer⸗
.
Anmerkungen
jut
2uportrt't.
; SR he DE 7
er o mr tae arp ——
Di furze Nachricht, welche jedesmal auf bie Benennung
der Zerenzifchen Puftfpiele fofget , hieß bei den Römern
Titulus, oie Auffchrift , bei ben Griechen Ardarzarız , die
Belehrung, die Nachricht. Man erfahrt dadurch , zu
‚welcher Zeit, bei welcher SSeranlaffung, und unter welchen
Magiftratsperfonen das Stück fey gegeben worden. Ders
gleichen Auffchriften fete man blos vor ſolche Scyaufpiele,
bie zur Feier eines grofen Feſtes beftimmt waren. Denn
nur biefe wurden auf Befehl und unter der Auctorität
obrigkeitlicher Perfonen vorgeitelt.
— Megalenſiſchen Spielen — So hießen biefe Spiele,
toti bie magna mater Deüm , 'n &:y«^» una 3:, Das
durch verehrt wurde. Der Tag ber Feier war der fünfte
April. Die Spiele, melde zur Zeit diefes Feſtes auf bert
Palatinifhen Berge gegeben wurden, waren fcenifebe, b. b.
theatralifche Vorftelungen. Das ganze Zeit fol ſechs Tage
gedauert haben.
— Der gleichen Slóten , oer rechten und linken —
€. den Inder der Zweibr. unter Tibiae,
Prolog.
— Diefe Serm — Der alte Dichter und fein Anhang.
— An anferm gegenwärtigen Luftfpiele — Ich
eonftruire: Animadvertite, quam rem »wnc vitio dent.
Diefe Verbindung (djfágt (don Donat vor; An? mwx vitie
dent, _
& a4 — Fine
72 | —)oC —
— fEine Andris — So heifit bie Perfon, welche die⸗
fem Stüde den Namen giebt ‚ von ihrem Vaterland, Ans
Oros, einer nfel das Aegäifchen Meeres, ober des heutigen
Arcivelagus. Von allen Inſeln, die daſelbſt liegen, iſt
dieſe eine der fruchtdat ſten und angenehmſten.
— Eine prints — Der Name —
in jenem Ztüde ıft gemacht von Perinthus y einer, Stadt
in Xpracien , ihrem Geburteerte. *
— Der Inbalt iff beinabe derſelbe — Ich nehme
dag „Non ita diflimili argumento '* wie man j. €. fagtz ——
exercitus mom sta magnus, Wozu alfo die gamingene 4
€i firuction Andrer „, Ita funt non diffimili arg. ,, 2
Uebrigene bemerft ein bewährter Kunftrichter (fEfcbene
"Eura in feiner dramatischen Bibliorbef ©. 53.), Daß für
wohl von Seiten des Plans, als der Ausführung, der Char
rafterifirung und des Dialogs diefes Gtüd unter den Luſt⸗
fpielen des Terenz einen vorzüglichen Rang behaupte, —
Erfter Aufzug. |
Erfier Auftritte oo 2i
Der Rreigelafiene , mit welchem Simo dieſe ganze
Seene durch fid unterbält , kommt blos. bier , unb fenft
in dem ganzen €tüde nit wieder, ^ . ine Gewohn⸗
beit, bie man aud) andermwärts bei unferm Dichter findet;
, à €, in®er erjten und, jweiten Scene Des Pbormio, wo
ein geviifer Davus völlig fo auftritt. Donat macht bei der
gesenwärtigen Stelle die richtige Bemerkung, Terenz babe
den Sofia auf die Bühne gebracht, um uns mit den Dins
den, die da fommen ſollen, vorläufig auf eine unterbaf«
tende Urt bekannt zu madyen , und uns nicht burd) einen
biofen
-
^.
IN. x 73
bloſen Monoloa des geſchwaͤtzigen Alten zu erimüden-
»; Haec fcena pro argumenti narratione proponitur, in
‘qua fundamenta fabulae jaciuntur ; ut virtute poetae fine
officio prologi, vel Isar ar» aryar, & periocham comce-
diae populus tineat, et res api magis, quam narrari videatur.
— Initium zeezazixe Teecwmo», |], €. alventitiam perfo-
nam, recepit Sofia, propter evolvendafn argumenti ob-
fcuritatem, Perfona autem protatica ea intelligitur,
ae femel inducta in principio fabulae in nullis dein-
ceps fabnlaé partibus adhibetur. — In hac feena haec
virtus efl, ut argumenti narratione actio fcenica videa.
tur, «t fine faflidio longus fermo fit ac. ſenilis oratio, ** Vergl.
aud) bie Zweibr. zu der erſten Scene des Phormio.
— br tragt. das da hinein — Der Alte ſchickt mit
diefen Worten zween Sklaven , die in feiner, vermuthlich
-aud) des Sofia, Geſellſchaft vom Speifemarft zuruͤckkom⸗
men, ins Haus , um mit feinem Freigelaffenen , dem er
etwas Wichtiges zu offenbaren bat, allein zu fern. — Dies
ficbt man unter andern aus den Abbildungen der Perfonen
zu jeder Scene, melde Berger in einem alten Manuftripte
gefunden , und feiner Commentatio de Perfonis vulgo
Larvis feu Malcheris, Francof. et Lipf. 1723. 4. ange-
hängt hat. Die jmeen Sklaven , weldhe Simo abfertigt,
tragen Victualien ( iflbaec)5 der Eine Fiſche, nebft etwas,
Das einem Befen ähnlich fiebt; ber Andre einen grofen os
gel, etwa ein Huhn, unb eine Flaſche. Sofia Dt einen
Kochlöffel in der Hand, als das Hauptinftrument eines
Südenmeifier$, in welcher Qualität er fid) uns gleich in
den erften Verſen darſtellt. — Vergl. die Slógelifcbe Ab⸗
handlung von den theatraliſchen Larven der Alten, am
TU der Anmerkungen zu dieſem Lufifpiele,
: € 5 —: Schon
y
74 — —69 er
— Schon gut. Nicht wahr — Dictum pute, Nem-
pecet. Diefe Cdattirung in bem Charakter des ©. ift
der Dacier nicht entgangen. Terence, fagt fie febr. richtige
exprime admirablement par la le caractere de ces mai-
tres — valets, qui veulent. toujours entendre a demi - mot & de-
viner ce qu'on va leur dire,
— Einen billigen und nachfichtevollen Xen —
Donar erflärt die Tertesworte recht gut „Zufa, in qua
nihil iniquum jubetur; Clemens, in qua etiam de jufto
multuin remittitur, t
— Ih machte dich aus einem Sklaven zu meinem
Sreigelaffenen — Zur Rechtfertigung Diefer Ueberfegung,
die mandyem unbeholfen und unnatürfíd) duͤnken fönnter
mag bie treffende Note Donats dienen: Dulcem liber-
tatem fecit operatione et tractatione verborum , dicendo
ex fervo libertum, Non enim tantam haberet gratiam,
fi dixifTet, feci, libertus ut effes , quam fi dicat , feci e /ervo ut
effes bertus, Ac fi quis dicat , feci we effes fans, non
tantam haberet gratiam, «quam fi dicat, feci me ex aegro
fanuz eff. — Mire addit « fervo, ut vim beneficii expri-
meret, — Wefterbov führt aus ben Fragmenten des Me⸗
nander, unb jar aus der Andria De(jelben , bie Stelle an,
melde Terenz bier faft woͤrtlich übergetragen bat:
Eye «i jer o» iDa« —
t Un 44. :
— Zu meinem Sreigelaffenen — Ependerfelbe: Bene
mibi, non fie; id eft, ne pertimefceret filium , cui nec
liberti munus debeat.
Cimo alfo führt ibm redit ftarf, unb, nad) Urt der
Alten, mit grofer Geſchwaͤtzigleit ju. &emütbe, wie viel er
ibn
E
-
= )o( — 75
ihm zu verdanken habe. Allein unferm Gbrenmanne till
das garnicht bebagen, was er anfangs auf eine verſteck—
tere Weife zu erfennen giebt, endlich aber, als e8 der Alte
gar nicht merfen will, ohne alle Zurückhaltung unb mit
einem hoben Grade von Unmillen.
— Bei mir bleibt das unvergeffen — Plus dixit is
memoria habeo, quam fi dixiffet co, Nam quae fcimus,
poffumus oblivifci ; quae vero memoriae mandamus,
nunquam amittimus. De», Alſo hier laßt Sofia feinen Un-
willen zuerft auf eine berítecftere Art merfen. Deswegen
foricht er fo kurz und abgebrochen. Die Dacier überfegt:
,, Cela eft vrai Monfieur, je ne l'ai pas oublié, je vous
affure.* Ganz richtig; aber wie ſchleppend unb gedehnt!
— Daß fie dafür erfenntlich gewefen find — Id
gratum fuiffe advorfum te. Gratus hat befanntlid) nicht
blos bie Bedeutung, angenehm oder dankbar, fondern aud)
DanEverfebaffend , Dankverdienend. Sin biefem Lebteren
Sinne bin id) geneigt, bas Wort hier zunehmen, weil fonft
. bie Stelle mit dem Vorhergehenden: Si tibi quid feci, aut
facio, quod placeat, febr tautofogifd) wäre. — Auch anane
dern Orten bei unferm Autor roirb gratus fo gebraucht, z.
€. Eun. III, I, 5.
— — — — Eftiftuc datum
Profecto, ut grata mihi fint, quae facio, omnia.
Unb Heaut, II, III, 20.
Tum, quum gratw» mihi effe potuit, nolui,
Mehrere hierher gehörige Stellen, aud) aus andern Klaffi»
tern, ©. bei Befner und Scheller. Advorfum se pro apud
fe. De»,
— Die
16 e Jo( —
— Die Rinderfebube ausgetreten batte — Excelfit
ex ephebis. Der Lateiniſche Ausdruck, melcher im Plaus
- tus und fonft gerade fo vorfommt, ijt aus der Sprache des
gemeinen Lebens , wie der von mir gewählte Deutfche. Eis
gentlid) ift er den Griechen abgeborgt, sso «f «unn,
— Ihn einfchränften — Prohibebant — Die Zweibr.
fupplitt, aus dem Vorhergehenden, ingenium. Ich dächte,
eum. So aud) Bentley , welcher es fogar für nótbig bált,
der Deutlichkeit und bes Metrums wegen, diefes Eum in
ben Sept nad) dum einzuſchieben.
*
— Der Eine haͤlt ſich Pferde, dee Andere jag»
bünoe, ein Dritter widmet fid der pbilofopbie — Gebr
ähnlich damit ift eine Stelle in der vierten Mede des foo
Erates , Dem fogenannten 2í(reopaguicus : Ts; 2; Bier ixue
vor xix nung; mies 18 immınm „ ur la yuwrarım y xui Ta nun te
vim, xdi Inn QiAecoQiuy nuaynarar dalsıSır, Und wen faͤllt
nicht Dabei bie bekannte Stelle Zorazens in dem Brief an
die Piſonen ein?
Imberbis juvenis tandem cuftode remoto
Gaudet equis canibusque, T
Der große Reichthum unfers Zreigelaffenen an Sprüdhr
wörtern wird feinen Menfchenfenner befremden. Sehr
gut fagt bie Sweibr. ju pbormio I, II, 28.: Servorum,
uti hodie hominum, qui parum urbani funt, fereomnis
fapientia e proverbiis eft; hinc eorum ufus illis follen-
nis, Die illuftern Beifpiele eines Sancho Panfa unb pes
orillo (im Don Sylvio) cile " Sunerfung ned)
mter.
— Babſch bei der Mittelſtraße geblieben — Ne quid
mimis, Das v a; « Eines der fieben griechiſchen Weis
à ftn.
w
AZ o 78 ! 7
fen. Auch führt Zindenbrog aus Dem Mienander eine
ähnliche Stelle an: z wseolzs e» marır ur@adssigor,
— Der ift fiber gefanaen; der bat fein Theil! —
Certe captus e(t: habet! Nach dem Donst ift die erfie Re—
densart von der Jagd, bie andre von den Roͤmiſchen Gla—
biatoren bergenommen. — Wenn diefe nàmfid) ihrem Gege
ner eine gefährliche Wunde beigebracht hatten, pflegten fie
zu rufen: habet hoc, oder hoc habet! 9lud) ſchrien das
‚öfters bie Zufchauer , weil Diefe es bisweilen am Erſten ar-
wahr wurden, .
— ^jeoermann in der ganzen Stadt fpracb von ſei⸗
ner tadellofen Aufführung und wünfchre mir Glüäd zu
einem fo woblgeratbenen Sobne — Tum uno ore
omnes omnia bona dicere, et laudare fortunas meascet,
— Die Zweibr. erflärt, nad) Wererboven, omnia
bona dicere, burd) eózue» , felicem praedicare, Aber wie
wäre denn das von laudare f, m. unterfchieden ? Donat
bat e$ in dem von mir angeführten Sinnegenommen; bas
erhellt aus (einer Note zu Omnes „Ne pater amore falli
videretur, * Eben fo Kugrapbius: Probat filii vitam
non judicio fuo tantum, ne videatur hoc feciíTe amore ;
fed et teftimonio civium caeterorum, Endlich aud) die
Datier : Si j'etois fort fatisfait de fa conduite, tout
le monde aufli la louoit tout d'une voix &c,
— Dielleibt aud) fdjón — Bona fortaffe, Der
vorkluge Sofia will fid) bier abermals aufs halbe Wort bere.
fteben. — Bentley, der darauf nicht abt batte, nimmt zu
einer Veränderung der Perfonen feine 3uftuibt, bie man
ihm gern erfaffen wird. ,,Bona ad Simonis orationem re-
ferendum cenfeo, quod ratio non conflat , cur Sofia,
rei
78 — )o( —
rei ignarus, de bora forma potius, quam de mediocri ha-
rioletur. ltaque forsafe abfolute pofitum eft confentien.
tis quidem , fed dubitanter et tepide ((trepide)** Sie
albern !
— Zur Girabflátte — Ad fepulerum. Andre übers
fegen, zum Sche iterbaufen; jum Ort des Derbrennens,
Mir dünft das unnöthig, weil häufig die Gebeine und die
Afche dis Todten an derfeiben Stätte beigefeht wurden, moe
die Verbrennung geſchah. :
— Meinen Galanterien — His rebus, Ich folge
bier ber Dacierifcben Erflärung: Quand les Latins ont
dit au pluriel, bae res, bis rebus, ils ont toujours parlé
de l'amour, P/awe dans le Prologue de /4mphiryon;
Quam liber barum rerum multarum fiet,
Les Grecs difoient de meme Tara s«»2«, Nur etras in
Eifer ſcheint das toujours gefchrieben zu fenn. Daber be»
weißt Wefterbov , taf hae res aud) in anderer Bedeutung
torfomme. Wer wird das bejweifeln ? Die Dacier hatte
vergeffen , hinzuzufügen : in einem folcben. Zuſammen⸗
bange. \
— Nimmt bingegen der Sandel die für mid er»
wänfchte Wendung — Sin eveniat, quod volo, ejt
erft kommt das zweite &lied von dem meitläuftigen Cabe
des Alten. Das Grfte gebt (bon an ® (29. S1 propter
amorem uxorem nolit ducere, Die Ausleger feinen
mir diefes überfeben zu haben,
Zweiter Auftritt,
Die Lnterredung des Simo mit bem Darum, auf
welche fid) beide hier beziehen , mar ſchon vorher, aber aufe
fer
— Jot — 79
fet ber Scene gehalten worden. Daraus erklären fid) ber
fonders bie Worte des Leitern 5, 3Bobl hätte michs wun⸗
dern ſollen 1c. ** Anfangs namlich, als Chremes fein Ver—
ſprechen zuruͤckgenommen hatte, ſchien Simo ganz ruhig
und gelaſſen. Auf einmal aber, als Pamphilus und ſein
getreuer Davus fid) ganz ſicher mwähnten, überrafcht fie bie
Nachricht des Alten, Daß die Hochzeit bennod) vor fid)
geben müffe.
— Was der Balgendieb nicht alles fpricbt! —
Ich nehme dies als Exclamation, nidjt als Frage des Als
'ten an den Davus. Die Anrede wäre gar zu feltfam, und
zu fehr mit der folgenden ,, Dave*t contraftirend.
— Sonach, 2Davus, foror! ich von dir, oder, wenn
ou meynff, bite” ich dich — Das altväterifcye „, fonad) **
fteht mit !gutem Vorbedacht, als dem fat. dehinc völlig
entfprechend, bier — Die Ironie in biefer Stelle wird ſchwer⸗
lid) jemand überfeben.
— Ich bin Davus , Fein Vedipus — Cine 2Infpies
lung auf das SRátb(el ber Sphinx, meldyes Dedipus allein
aufzuföfen vermochte. Donat — wenn anders ber Unfinn
wirklich von ibm ift — übt feinen Wis an biefer Stelle, in»
bem er einen vielfadhen Sinn berauepreft. „Multiplex
contumelia, Poteft enim fenem quafi fphingem dixifle,
id eft deformem monflrique fimilem. Poteft etiam inhu- |
manum et ferum, ut fphinx, Poteft ctiam per Oedi-
pum fe ultorem promittere futurum, atque oppre/To-
rem fapientiae fenis — Facete fe negavit Oedipum, ut
fenem fphinga effe confirmet, non Oedipum — Bas
mid) bei biefen froftigen , weit bergebolten Witzeleien am meie
jten
82 Re DE vie
fien wundert, iſt, daß die Dacier fowohl als die dweibr.
ſene Bemerkung für ſcharfſinnig erfennen! -Affigni
— In die Muͤble ſchicken — Cet toit la punition
ordinaire des Efclaves; cn les envoyoit au moulin,
Comme c'etoient des moulins à bras, ces miferables
Efclaves étoient employez à les tourner, & à faire ce
qu'on faifoit faire ordinairement par des chevaux, Ce
travail etoit fort penible & ils travailloient jour & nuit;
Tài vu dans une oraifon de Ljfas, que l'on y envoyoit
aufli La femmes, Dacier.
Die Stelle des Ayfias (in Apolog. rl: Ts A
$ox) führt Lindenbrog an: Masıywsucar ugs wurd ip
wirt, ,
Dritter Auftritt.
— So zittr' ich für fein Leben — Ejus vitaetimeo,
In demfelben Sinne fagt ein verliebter Jüngling. im Phor⸗
mio II, II, 41. Vobis commendo Phanium et vitam -
meam,
— Schuldig oder unſchuldig — Quo jure, qua-
que injuria, ch verfiebe Das, wie Donat: Proverbiale
hoc efl: qualia funt, fas et nefas , nolis velis, weſterbov
fuͤhrt Dabei aus Ariſtoph. Plut, 233. an; K« Jixa uos y Pen
diews, meldes der Scholiaſt ganz richtig erflärt : «v Tu, _
manı reomw ( quovis modo ), $re; Arrixei,
— Gedanken eines verrüd'ten, nicht eines verlieb» —
ten Gebirns — Inceptio efl amentinm, haud amantium, .
Die Paronomafie in amentium und amantium habe id) .
nachzuahmen geſucht.
— ^in jedem Salle das Rind aufzuzieben — Quid-
quid peperiflet , decreverunt tollere, Zum völligen Ber» ·
‚ ftànbnif
— Jo( — 81
ftánbnif diefer Stelle dient Donats Note: Majorem re-
prehenfionem fonat , quicquid peperifet, Paritur enim
aut mafculus aut femina; et folet juftior effe caufla tol-
lendi, fi marem uxor peperit. Sed nimii amoris eft,
non exípectare quid tollas, Die Dacier hat Deswegen ju»
gefet: fille ou garcon. |
Vierter Auftritt.
Myſis wird von einer getoi(fen Archillis, welche bie
erfte Stelle nad) der Glycerium zu haben fcheint , abgee
ſchickt, daß fie die Wehemutter hole. Sie fommt jur Thür
heraus, und ruft — voll Unwillens — die erften Worte
nod) hinein.
— Ich babs ja eben erf? aebórt — Audivi jamdu-
dum, Donar (djàágt hier eine, Erflärung vor, der id)
folge: Sunt, qui jamdudum, jamprimum intelligant; ut,
lamdudum fumite poenas, ( Aen, 11, 103.) Dudum fommt bei
unferm Dichter gewoͤhnlich in der Bedeutung „ſo eben‘*
vor. |
— Die Leſbia foll ich holen — Lesbiam adduci ju-
bes. Man darf fid) nur bie Gemütheftimmung der Skla-
bin vergegentvärtigen, um zu finden, daß die Kesbig mit
Stadjerud vorangefebt werde,
Fünfter Auftritt.
— Weil er fiebt, oaf ich auf meinem Sinne bleibe
— Quor me immutatum videt. Immutatus eíl pour
immusabilis, «t les adjectifs compofez , derivez des parti-
cipes paflifs, 1e marquent pas toujours une chofe faite,
mais une chofe poflible, En voici quelques exemples,
imwotus pour immobilis, infectus pour ce qui ne peut etre
à fait,
— WU 0—
82 — )o( —
fait, dmvidfus pour imvincibilis , "isdohirur pour indemalilis,
ainfi donc i. immutatus eſt pour immutabilis, zac. Rang .
— Ich würde es gemacht baben ... Anders wie bore
bin — Aliquid facerem , ut ne hoc facerem. Der beftürjte
Syüngfing beantwortet fid) bie vorgelegte Frage mit leeren
Morten, weil er nod) immer feine gründtiche: Antwort
drauf weiß. Wenigfiens, fdeint mir das ber wahre Sinn
bicfer von Alten und Steuern fo verſchieden gedeuteten Stelle
zu fepn — Bor ber fennfollenden Beantwortung denfe man
fid allenfalls eine Paufe. "m
— So lang unſer gerz unter Sweifeln nod» ſchwankt,
Fann das kleinſte Gewicht in der Wagſchale es bierbin
oder dortbin lenfen — Dum in dubio eft arıımus, paulo
momento buc illuc impellitur. Schon Donat bemerft,
daß die Ausdruͤcke bier von Schwere und Gewicht beraee
nommen ſeyen. Und febr richtig ſagt bie Dacier: I» dubio. —
ft, c'eft quand les deux baſſins balancent de coté & d'au-
tre, & qu'on ne fait lequel l'emportera, Momenrum, €' eíl
le moindre petit poids, un grain, de meveo, mevimen,
momen, momentum: impellere, faire pancher, — f
— Aber ob Sie gegen Gewalt ausbalten werden —
Sed vim ut queas ferre. Man füpplire aus bem Vorher⸗
gehenden, vereor, wie (don Donar erinnert barz Hac
vereor fubauditur , # pro ne se» pofuit, ut fit, fedve- _
reor ne non queas vim patris ferre. Et, nenonpoflis,
non damnatio eíl, verum adoletcentis —— con-
temtum pairis, o
Zweiter Aufsug.
Erfter Auftritt. „_
— Ich beſchwoͤre oido alfo bei unfrer ʒreundſchaft 4
und bei meiner Liebe — Nuncte per amicitiam etamo-
rem
| Re 83
rem obfecro, Daß er frine Lieke bier verfteht, Tieat, Ninft
mic, fon in der Natur ber Cade Und von bes Dame.
pbilus Liebe weiß er jest nod) nichts; die erfährt ererft nace
ber. So fdon Zonar: Per amicitiam , fuam et Pamphili,
Er per amorem, Suum tantum circa virginem,
ctii Zweiter Auftritte
.— Cbremes giebt Ihnen einmal feine Tochter nicht
— Uxorem tibi jam non dat Chremes, Die Partifel jam
ſteht nicht bedeutungslos hier. [Bene ja». Quod fi non di- KC IP
xiffet, intelligeret Pamphilus , vel poftea Chremetem
filiam effe daturum. Sed addito ja», plena fecuritas eft,
lam enim renunciatio eft perpetuitatis.
— Du bafi redit; weiter — Recte dicis; perge,
Die meifien Editoren laſſen das Gríte den pampbilus, das
Andre den Tbarinus fagen. Andre umgekehrt. ch folge
(mie Welierb. und die Zweibr. ) 2onaten; R«de aris;
perge. Vultu enunciandum, Hoc ( námiid) Beides) di-
cit Painphilus.
— Nichts von Srauen;immer — Matronam nul.
lam, m Griechiſchen heißen die Frauenzimmer, die beint
Berlöbmf zugegen maren , unb die Beforgung aller jur
SBerbeiratbung gehörigen Angelegenheiten hatten, oepernseus,
werfimreia, m Coprmieiu und vgeurmeuusa, im fateinifdyen
Pronubae, ©, Potters Xircbóol. Th. 11, S. 528.
— $ür einen Groſchen Robl und Backſiſche — Olera
et pifciculos minutos ferre obolo cet, Der Obolus bes
trug nad) ber Berechnung Rambachs, in dem. eben atirten
Siberfe, Tb. Il, ©. 162., zehn unb 1/4Pf. — Backfiche
— Go nennt man bier ju. fanbe bie jungen, fleinen. 3i»
* ‚Man vergleiche bei,diefer ganzen Stelle, mae ich aus
$2 Pottern
$4 -)o( —
potrerm am angeführten Orte jum Anfang der vierten Eten
des dritten Akts bemerft habe. EL
Dritter Auftritt. id
— Das tbut (i do fo leicht nicht — Difheile eft, Der
feurige Liebhaber ift entſchloſſen, feines Mädchens wegen
alles ju dulden, Uber Zerus, der fid) cuf (iine Gntbte
dung viel weiß, macht ibm Eegenvorſtellungen.
— Das fell ich fagen? — Egone dicam? Auf dem
ib rubt bier ein Nachdruck. Te Ego, swdarır habet ; hoc
eft, vel quem non oporteat dicere, vel quem non con-
veniat fallere atque mentiri, Don. — &ben fo die Da⸗
citer : Toute la force, toute l'emphafe tombe fur ce mot
ege, moi. Comme f'il difoit, moi qui n'aime point Pai-
lumene, moi qui fuis amoureux de Glycerion, moi ABER
dois ni mentir ni tromper,
Die Paronomafie in dem Excludar unb Concludar
bab' id) nad) Vermögen auszudrücden gefucht. |
— Laffen € ie fich alfo in der Rolle , die ich Ihnen
aracbe , ja nicht irre machen , Durch oie Beforgnf , der
koͤnnte wıeder andıes Sinner werden — Nectuea cauffa
‚minueris haec, quae facis; ne is fuam mutet fententiam.
Die alten unb recen Srterpreten Magen bier über Dunkel⸗
heit. Wie ich die Stelle nehme, jeigt meine Ueberfegung
binfänalib. Ich babe darin die Dacier jur Dorgängerin,
deren Note ich der meitern Erflärung wegen bierber ftse.
» Voici la cor flrection ; nec tu minweris baec quae facis , «a
caua ne is mutet. uam [ententiam, Er ne chamex vien à. ce:
| ehojes que ous faites ; C'eft à dire, ace que je v ws eonfeille de
faıre; ea cau/a, für ce pretexte, me is mutet [uam Jententiam,
que vous apprehendez que Chremer ne change de fenti-
ment,
pete 85
ment, Minuere, diminuer, pour dire changer, comme dans
P Heryre , jed non minuam meum conſilium. Mais je me change-
rai pas de refolution, Die unmittelbar vorhergehenden Worte
„Nam hocce haud dubium eft, quin Chremes tibr non
det. gratam **, fcheinen biefer Erflärung das Uebergewicht
vor derjenigen zu geben, welche Eugrapbius, die Zweibr,
und Schulze vortragen.
^0 Denn worauf Sie (ido gründen, Das will íd)
leicht über'm gaufen werfen — Nam'quod ru fperas,
propulfabo facile." Davus till fagenz womit Sie fid ju
helfen gebenfen , das ift nichts, das mill id) Ihnen leicht
in feiner Blöße zeigen.
win 7 '* Ovdffter Auftritt.
' — fun, was fpricht Meiſter Davus? — Der Alte
ift gutgelaunt, teil er wider Erwarten ſeinen & obn fo at»
boríam fand, Videtur illi blandius locutus cfle , faat
Donat febr treffend. Deſto elender Bentley: Eri omnes
codd, repugnant, legendum tamen puto , Qud, Dave,
narrat , fc. Pamphilus , qui fuperiori fcena cum Davo
domum ibat.
— Das árgert oen Burſchen — Hoc ma!'e habet
virum, Bei bem lesten Worte (aat Donar vollfommen
richtig: Advituperationem cum ironia; ad laudem vero
fine ironia. Diefem folgt aud) bie Dacier ! Cela fait en-
rager ce fin matois,
^ b! Rindereien — Puerileeít, Die Sweibr. bat
bier folgende Note, die in ber Hauptfache beim Donat fon
votfommt: Videtur Davus nunc quaerere, quid refpon-
deat; et ad quam caufam derivet avería fufpicione tritli-
tiam Pamphili, quam animadvertit fenex, ^ Sed forfan
8 3 fic
86 — )o('--
fic tergiverfatur, ut id qvod quafi irridens feni dicere
g«flit, Simo, quem curiofum fecerat, juſſu fuo fe.ex-
preſſiſſe credat, Die zweite Vermuthung ſcheint miraflere
binas bie richtigere zu fenn ; denn Davası ijt viel zu ſchlau,
als bafi er vorfärlich. eine Frage veranlajlen folte, obne zu
willen, mas er darauf antworten fónne, : wir
— Kr meynt, der Aufwand werde zu Fara einge,
ridtet — Ait, nimium parce facere fumtum, Ich
bin bier abermals mit ber Dacier einverftanden, „Na
evité de dire, se facere, vous faites, il a dit fimplement |
farere , quon. fait ,„ comme f'il craignoit de VM le
vieillard,
— Kaum für seben Drachmen bat er —
laſſen — Vix, inquit, drachmis obſonatus eſt decem.
Nach der grinblien Berechnung Rambachs in Der Pots.
tericben Archäol. Th. I. ©. 156f ijt ($ ju wenig, menn
man, nad) ber gewöhnlichen Angabe, eine Tadime nur auf
drei gute Groſchen (bát. Vielmehr ift. der Werth derfels
zu 5 Gar. 1 1/2 Pf. anzufezen Zu einem Hochzeitſchmauße,
indeſſen war, aud) nad) dieſer erhöheten Angabe gerechnet,
Der Aufwand — von 4 leichten Gulden jum hoͤchſten —
immer. unbegreiflich karg.
, 77 Von meiner Seite foll ſchon aeforat werden, dag
alles in der dronung gebe — Ego, i(lhaec recte ut
fiant, videro, Donat b merft irgendwo in benliStoten ju.
zu unferm Lujifpiele , daß auf dem Ego , menn es eine
Rede anfüngt, “mal eın befenbrer Stadbrud liegt. |
— i tr Schalksknecht — Veterator, ,, Servus. vetera-
tor (fag! Schulze b, b. €t.) unb novirius fiebn.— fonft.
einander entgegen, — Hier aber iſt veierator fobiel als
. callidus,
"
LJ
ide.
—)o( — M 87
callidus, aftutus fervus ; ein after Gaubitb, waveveyincs.
€» fonimt 73 "mebrmalé beim Plautus bor, aud) beim
H ict
Cit. Wr 54. ». :
Dritter Aufzug.
Ecſter Auftritt.
— Das iR der erfie Schurkenftreich, welchen mir
der da fpielt — Haec: primum adfertur jam mihi ab hoc
fallacia. Die Dacier uͤberſetzt: Premierement c'eft de ce
coquin, que vient la friponnerie, Unrichtig, wie mir
deucht. Ich folge Donsten: Bene primum: quali ex mul-
tis, quas paraverat Davus contra reger
— Diesmal , Davus, baft on Die Seiten. (colecbt
vertbeilt in. deinem Stuͤcke — Non fat commode divifa
funt temporibus tibi, Dave, haec. Die -Dacier madt .
biergu Die’ (dóne Anmerkung ; C'eft une figure prife du
theatre, Dans une piece il faut que les tems foient me-
nagez, de maniere que tout fe fuive, et que ce, qui
doit etre au cinquieme Acte, ne paroifle ni dans le fe-
cond, ni dans le troifieme, Simon reproche doncA
Davus, d'avoir mal obfervé cette regle, en faifant ac-
coucber Glycerien fi promptement ; c'eít ce que nous di-
fons prendre le Roman par (a queue,
— Oder baben deine Schanfpieler ibre Rollen nicht
recht einffudirt? — Num immemores difcipuli ? Der
Alte fährt in*feinen Ausdrücken, vom Theater hergenome
men, fort, Difeipuli , fagt bie Dacier, font les Acteurs,
le Poete f'appelloit Magier & Doctor. Zum Beweiße,
bof (don die Griechen darzın und A2zexa^s fo gebraucht
baben, führe ich eine Stelle aus Aucians Cimon an, to
54 der
$8 rit mm 6 Com
der Schmeichler Bnarbonides faat, er babe für ibn (dem
Timon) eins von den allerneueften Bachusliedern mitge-
bracht, um es bei der Mahlzeit vorzufingen. — A922 wu
suumericr y a; xarorıTı Fe) Cue. Tor viohdenrur UF ven Bay
Ku selon. Dabei macht Saber die Anmerkung: «exer
ad exufu; theatricas pertinet ; inde illa frequenter legas,
Kuuulidarnurg , Tearyulidxc kac , 39v. au edi xe xuAes, quin
etiam aliquando 2?«ex&s; fimpliciter pro * qui drama
| aliquod edit, '
Zweiter Auftritt, 0000 +.
— Gebt ibr nun fürs Erſte ein Bad — Nunc pri-
mum fac, ifhaec ut lavet. Die Dacier bat bier fol-
gende Note : C’etoit la coutume en Grece, dés qu'une
femme etoit accouchée, on la mettoit au bain, ]lya
fur cela un paffage remarquable dans Callimague, & un
autre dans Lucien. lflbaec eft un nominatif fingulier pour
ifa, On f'y e(t trompé. Worin man fid) betrogen bat,
mochte bie gelebrte Frau aus meibliher Gdjamboftigfeit
nicht fagen. Nähere Ausfunft darüber giebt Donats
Note , die fie ohne Zweifel damit meynte. Es heißt bier:
"Terentius propius ad fignificationem acceffit , #faee di-
cendo, ne pudenda nominaret — Macc quae ex puerpe-
rio fordebant. Quidam ifaer ipfam puerperam dicunt.
fic enim et Menander Asvrarı «i, fed imperitiae accu-
fantur, quod non continuo folent poft puerperiuim la.
vare , fed diebus omiflis, m
Id fann nidt láuantn , daß ih Donats Meynung
POI Man verbinde einmal das Vorhergehende da»
mit . . , Signa ad falutem omnia hwie effe video, Nunc |
primum fac, ifhare ut lavet, Wozu bie augenblidlidye
Wieder
— )o( — 89
Miederhofung des iflhaec, ju bem huie, wenn in beiden
Fällen bie ganze Perfon verftanden würde ? Auch dünft
mir das ifthaec , wenn man'é auf die Glycerium zieht, eis
nen verächtlichen, bier ganz unerwarteten, Ton zu bezeichnen.
Die Stelle des Aallimacbus, von der die franzoͤſiſche Ue—
berfegung ſpricht , ift" ohne Zweifel Hymn. in Iovem
V. 15. fqq.
Erde c'emu parue py «uy uaibuxmTe XeATMY,
Avr'xx Glare ger ares , oa peces
Avuuarz zoTAwCAiTO , Tto» Pr yeeTE Deicci
LT , -€— .
p Als du deiner Mutter grofen Shoos verlaffen batteft,
fiebe! da fuchte fie ftrafs einen SBafferbad) , um die Unreie
nigfeiten ber Geburt abzumafchen, und deinen Körper zu
reinigen, 4
Uber eben diefe Stelle fcheint mir mehr wider ale für
die Meynung der Darier zu fprechen.
— Der bat mich zum beffen — Irrideor, Der
Alte wird böfe, weil Davus feinen Scyarfblid in Zweifel
zieht.
Die Stelle von 20. 31. Multa concurrunt fimul big
$3. 35. Puerum ut adferret fimul wird in vielen Ausga—
ben auf des Alten Rechnung aefegt. Uber offenbar gehört
fie , fo mie das Vorhergehende „jAudivi et credo,,
und das Folgende „Hoc nifi ft — muptioe,, bem
Sklaven. Bentley , bie Dacier und Andre baben das
umftünbííd) bewieſen. Und fon Donat fdbeint fo
abzutheilen ,, Bene fubjunxit, crede; non enim audiffe,
ftatim credere eft, — Multa concurrunt fimul, Reftat enim,
ut multis concurrentibus fignis, una conjectura confle-
tur, Noch deutlicher f&ugrapbius : Audivi inquit , con-
8 5 fcius
go =. )oEt—
fcius non fum ,:qnia.auditu ifla cognovi,. Sed incipit. -
quaeftio per locum communem, an a me creden
fit; adjungit. argumenta ex pluribus rebus, Er, credo,
Avent inquit , concurtunt, 1 not
— Welche zualeic ein Kind —— mußte —
Die Ausleger bemerken, daß Schelmenſtreiche dieſer Art
febr haͤufig in Griechenland vorkamen. Nemlich an Nite-
teln und Gelegenheit dazu fonnte e$. in einem Lande wicht
fehlen, mo täglich fo. viele Kinder ausgefet wurden,
— Was haft Du?... Aber da du wußteſt —
3tad) Quid ais benfe man fid eine. Paufes in welcher bem
nad)finnenben. Alten ein neuer Zweifel aufftößt.
— Lind nunmehr gebn feine Gedanken aufs geiras —
tben — Nunc fibi uxorem expetit, Er fagt nid)ty mec -
bie Perfon fen, die Pampbilus fid) zur Gattin roünfdes -
ein gefiffentlicyer Vorbehalt, (denn. er konnte eben fo. qut.
die Olrcerium als die Dbilumena meynen) wie Schule,
nad) Wefterboven, anmerft.
. Dritter Auftritt ]
— Was ich obnebin nicht würde zugeben Sópigii c
Neque me perpeti, Die Dacier ſcheint mir bas voll⸗
fommen richtig zu erflären. ,, [1 veut dire, que lui- meme.
il nc pourroit pas fouffrir, que fa fille demeurat avec un,
homme. „qui la traiteroit fi mal & qui auroit une mai-
trelle, ^
Bei den unusitielber vorhergehenden Worten „non
poffe arbitror , ique illum | banc perpetuo habere**
mad Donat die Rote: Ax$do de indu(lria pofuit,
aut utrumque fignificat, Cr will (agen, die Worte ftoen.
gefliſſentlich fo gefteut, daß man mi lam ober hanc bie
Con
—)o( — 9U
Conſtruction anfanaen koͤnne; ober Der Alte wolle überhaupt.
fagen, Die jungen Leute würden, fich. nicht zufammen- eere
tragen. ‚Meine Ueberſetzung iſt dieſem — inne wenig—
ſtens nicht tidal
n» rer ^
^io — ———— Auftritt.
— wo Bleibt die Braut? es will Abend werden
— Cur non arcefitur ? jam advefperafcit. In vielen
Ausgaben beift e8: cur «xor non árceffitur? Daß uxor
ober nupta fuppfirt werden müſſe / ijt Feine Frage. Denn
die Braut wurde gegen Adend aus dem Haufe ihres Vaters
in das Haus des Brautinams auf einem Wagen geführt:
Dieſe Zeit, und in nod) áltern Zeiten die Naht, wurde
hiezu gewählt, meil fie am ſchicklichſten war, die jungfräu-
lide Schaam zu verbergen. Porter, dem ich diefe Bemer—
Jung verdante , führt dabei bie Stelle aus dem Catull
(Carm. 61.) an:
i. Vefper adeft; j juvenes confurgite, vefper Olympo
Exfpcétata diu vix tandem lumina tollit.
Surgere jam tempus, jam pingues linquere menfas.:
lam Veniet virgo, jam dicetur hymenaeus,
Der Tag, an welchem bie Braut ihre bisherige Woh⸗
nung verließ, wurde als ein feſtlicher Tag gefelert, und
Teerxzizurngıa genannt. Wie es (d:eint, begieng man ihn in
ihrem väterlichen Haufe, ehe fie-Daffelbe verließ; denn er
mar von der Hochzeitfeier unterfdbieben, Die im Haufe des
Brautigams angeftellt wurde, und gegen Abend ,. wann
die Braut anfam, ihren Anfang nahm. S. potere Ars
chaol / Th. H, ©. 527. f.
- DO
I
92 mueve re
— Ich muß gefteben, avus, vorbin hatt' ich ei⸗
nen Fleinen Deroacbr gegen did — Ego dudum nonni-
hil veritus fum, Dave, abs te. ies iff bie Stelle, die
ich ſchon oben einmal unbeftimmt anfübrte ,^ eo Donat
bemerft , taf Ego ju Anfang der Rede allemal auf einen
befondern Nachdruck hinmeife ,, Semper gravis inceptio ora.
tionis , quae exordium furnit a pronomine, ego- v Hier
baben mir jugfeid) einen neuen Berveiß , daß dudum beim
Zerenz faft immer in. der Bedeutung „vorhin , fo eben,
porfommt, Noch deutlicher erbetit e$ aus dem zwölften
35. unfrer Scene: narro huic , quae tu dudum narrafli
mihi,
— D. Tod und Derderben ! C, Wie? was ſaateſt
du? m. O unveraleicblido. ſprach ich D. occidi. S. Hem,
quid dixti? D. Optime, inquam factum, Auf biebeiben
Wörter, occidi unb optime, muf man befonders hier mer⸗
ten. Das erfte namlich faat Davus etwas [eife , daß der
Alte nur den obngefähren faut davon hoͤrt. Wie baber
Diefer ben Sclaven fragt, mas er gefproden babe , fo fagt
ibni derfelbe das mit occidi giemlidy gleichlautende optime,
Diefe Unmerfung rührt vom Donar ber: Bent ufus eft
uses, occidi et optime, ut limilitudine falleret andien-
tem, Ich babe mid) bemüht, jene Aehnlichkeit des Laute
in meiner Ueberſetzung nicht verloren gehn ju laffen.
— ber fage, wo ifi er gegenwärtig? — Age igi-
tur ; ubi nunc eft ipfus? Donar, und ibn: haben es die -
folgenden Interpreten fomt und fonders nachgefchrieben,
bält diefe Frage für ſchlau (caute fervus calliam interro-
gationem fenis paratus excepit), Er meynt nàmfid), der
Alte traue bem Sklaven immer nod) nidjt , unb fude ibn
des we ·
J
= Jot 93
des wegen auf einem Widerfpruche gu ertappen. Uber Die
unmittelbar vorhergehenden Worte ,, Corrigere mibi gna-
tum porro enitere — Potes nunc, dum animus irrita-
tus eit““ (einen zu verrathen, daß Diesmal Sims nichts
Arges fid) träumen laſſe, alfo-ganz unbefangen frage.
— In die Mühle — ©. die Anmerkung zur zweiten
Scene des 1. Acts.
— Meinen gerrn hab' ib betrogen; feinem Sobn’
eine Zeirath an oen Zals aeworfen — Herum fefelli;
‚in nuptias conjeci herilem filium. Unter dem gerrn ift,
mie man leicht fiebt , der Alte hier gemeynt. Die zarte ez
roiffenbaftigfeit, bie einen Davus fo auf einmal, felbit ges
gen den Eimo,anmandelt , fonnte manden befremden.
Allein er redet bier vollig Die Sprache der Leute, die aus
Unzufriedenheit und Aerger über ihr eignes Benehmen alle
erfinnliche Vorwürfe gegen fidb haufen. Ich babe in diefer
Bemerfung ben Donat jum Vorgänger: Haec enuinera-
tio caufarum eft, qua magnifice ( mirifice al.) exaggera-
' vit errores fuos,
— Das find mir Pfiffe! — Hem aftutias! Andre
lefen: h. aflutia, - Aber Donat entfcheidet für das Erftere:
Pluraliter dixit afarias, quafi is, qui abundet aftutiis, ut
ei una non fufficeret,
Fünfter Auftritt.
Ubi illic eft fcelus cet, Scelus ftebt hier für fcele.
flus, unb bat deswegen das Pronomen männlichen Ge;
ſchlechts ( illic i. ille hic ) bei fid. Ein aͤhnlicher Fall fin»
det fid Eun, I], 3. 10, Ut idum dii deaeque fepiup, per«
aant
94 — )o( —
%
dant, qwi me hodie repertus eft, Hier ift —
fenex (das DIE firactum für's Concretam ) aefebt, —
— Servon' fortunas meas commiſiſſe futili! — Das
Mort futilis erflärt Do nat in folgender Sete : Fatili)
Levi. Nam a vafe, quod fursle dicitur, quod non depo-
nunt miniftri facrorum, quod.eft acuto fundo, et pa-
tulo ore, eoque inftabile eft, — Noch umftändlicer —-
davon ber Säholiaft des Statius zu Theb. Vill, 297.:
Futile vas ctt quoddam lato ore, quo utebantur in facris
Veflae, quia aqua in facris Veftae in terra non ponitur,
quod fi fiat, piaculum eft, — Ideo excogitatum eft vas,
quod flare non poffet, fed fi pofirum, flatım félidéfe-
tur, Unde et homo commifla non retinens futs *
tur, contra no» funis, bonus ih confiliis, ^
— Komm’ icb diesmal mit. beiler xsaut. Davon, fo
weiß ich gewiß, Fein Unfall in meinem Leben ſchadet
mir weiter. Pofthac incolumem fat f«io fore me, fi de-
vito hoc malum. Gebr richtig fagt babel Domar: Sic di-
cere folemus in magno periculo pofit!; nunquam nos
periclitaturos , fi illud periculum poruerimus evadere,
— Siehſt da — in welches Labyrinch deine ſchö—
nen Anfebläge micb gebracht baben? ib, Ich will Sie
fdbon wieder berausbringen — \iden’ me tuis confiliis
mife rum impedirum elTe ? D. At jam expedram, Die pae
— ronomafie in impeditum und expediam bab' ich nadgu»
abmen gefudjt, Bene ad impeduum, expediam retulit, ſagt
Donat, à /
T
— Was verdienft du? iD. Den Galgen. Quid me-
ritus? Crucem, Donat madt hierzu eine ganz wahre,
aber
*
putem. 95
aber in der Lesart nicht unverdorben auf sung gekommene
Note. Ich citire alſo lieber, was Kugrapbius bemerkt:
Seinper pietas commovetur iratis ; fi illi, qui in crimine
- conftituti funt, fe poenam meritos efle fateantur, Id-
circo adjecit fervus, crucem, Et ab Athenienfibus haec
“lex fuerat conftituta, uti damnatis poenae proponeren-
"tur; ut eligerent quam vellent: et fi leviorem eligerent,
.graviore afficiebantur, Cs nimmt mich wunder , af
' niemanb bier bas Beifpiel des Sofrstes angeführt hat.
SBefanntlid) fragten nad) gefchehener Anklage aud) ibn feine
Richter, roelde Strafe er verdient zu haben glaube, Seine
Antwort war: daß man Zeitlebens im Prytaneum (Dem
Stadthaufe zu Athen) auf öffentliche Koften mich 'unter-
halte, Dadurdy aber wurden jene Böferwichter nur noch
mehr erbittert.
HIIINZE *
DBierter Aufzug
9 Erſter Auftritt,
——— — Anfangs zwar geben fie ſauer dran, allein ibr
Intereſſe zwingt fie, Nein zu ſagen — Et timent, et
tamen res cogit denegare, In den gewoͤhnlichen Ausga-
ben werden dieſe beiden Glieder von einander getrennt. Aber
ſchon Donat verband fie zuſammen. Bis numeró fubau-
ditur denegare, Aehnlich mit mir bat bie Dacier überfekt:
ils eraignerit d'abord de le faire, niais enfin leur interet
N y éblige,
^ — Bier, wo fie's Urſache bitten. + fino fie vidit i in
der deringften Verlegenbeit ; dort, wo fie's nicht Ur
ſache haben, fino die gerrn verlegen. Hic ubi opus eft,
non verentur: illic, ubi nihil opus eft, ibi verehtur,
7,5 Bei
96 sn
Bei ubi opus eft, fo wie bei ubi nihil opus eft ‚-fuppfire
id), was mir das 9tatürlid)ftetünft, vereri, Die Smeibr.
und andre verftehen das Erſtemal, ubi promiffis flare dc-
buerunt, unb das Undremal, ubi promittere aut dene-
gare poterant, Es müßte denn fepn , daß biefe Worte
blos zur Erflärung der Sache daflünden. Als Parallel»
ſtelle führen bie Ausleger bier an Plaut Epidic. H, 1, I.
Plerique bomines, quos, cum nihil refert, pudet:
ubi pudendum eft ,
Ibi eos deferit pudor , quum ufus e(t ut pudeat;
Bentley lieft übrigens diefen Vers folgendermaßen:
Si roges , nil pndent hic, ubi opuft; illic ubi,
Die Urfache biefer Veränderung ift ibm, weil das non ve-
rentur in einer febr alten Handfchrift, bie er felbft hatte,
in ben Cod, Regio des Kindenbrog , und beim. Eugra⸗
pbius fehlt.
— Dadurch dewinnft du nichts. D. allerdings.
Wenigftens werd’ ich ibn damit ärgern. — Nihil pro-
moveris, Multum. Moleflus certe ei fuero, Die 3weibr.
giebt das multum zu bem Folgenden. Aber Donat fagt :
Multum, Subauditur, premevee, So aud) bit Dacier:
cela ne vous fervira de rien: de beaucoup; je lui ferai
de la peine.
— Ta, ja, ou baft vorbin Worte — mit
deinem Vater — Seio, cum patre altercafli dudum cet,
Ades Ironie. Er will fagen: bein Vater muß recht gutzu
ſprechen ſeyn auf dich, teil es ibn fo wenig koſtete, bid)
ju der Heirath zu bewegen. Er urtbeilt nad) demjenigen,
was fein Byrrhia ihm gefagt batte. LE
— init =
—Jo(.— 97
— Mit Zaͤnden und Süfen "zn arbeiten, Tag und
Nacht, Leib und Leben orah zu wagenzc. — Conari
manibus , pedibus , noctesque et dies, capitis pericu-
lum adire cet, Die Stveibr. ziehen noctesque et dies zu
capitis periculum adire, — Ich folge lieber ber gewoͤhnli—
chen Sjnterpunction, melde aud) Donats Note zu beftätie
gen (eint, |, Ad id intulit, quod ait fupra, Quem ego
«redo manibus , pedibusque obnixe omnia facturum, ' Et accufa-
tivo cafu fine intermiffione fignificat , Nodes et dies, Ma-
vibus , pedibus , vmsgßerınwg I
— ber an meinem Beftreben feblr's gewiß nidor—
At facio fedulo. Donat: ideft, ex animo, et fine dolo,
So aud) Schulze b b. St. Mir bünft bie andre Bedeus
tung von fedulo (emfig, betriebfam ) diefem Zufammene
bange anpaffenber.
„2 — Recht gern — Cupio fe, te miffum facere. Ich
- Btgreife nicht, wie bie Dacier das uͤberſetzen konnte: je ne
demande pas mieux,
— Was ? jest eri? — bem, nunccine demum? fc,
quaeris, Aus Ungebult wuͤnſchte er, Davus möchte (don
fertig ſeyn. :
Zweiter Auftritt,
Der dritte D. biefer Scene wird auf verfchiedene Art
gelefen und abgetbeilt. Ich folge, teil ich feine Gründe
zum Gegentbeil fehe, der gewöhnlichen Lesart:
Pam, Myfis, quid eft? My, hem, Pamphile, optu-
me te mihi offers, Pam, Quid e(t?
Dagegen die Zweibr.
Pam, Myfis, Ay/. quid eft ? hem, Pamphile, op»
tume mihi te offers, Pam, quid eft?
e Wenn
98 -3é€-. 78
Wenn biefe Yenderung gelten follte, fo wuͤrd' ich flatt beg
Erjtern, Quid e(l, lieber, Quis eft, fefen, wie 2Senrloy,
der e$ in einer Handſchrift gefunden bat, vorſchlaͤgt. Co
auch die Dacier: Qui eft ce? — Aber,’ mie arfagt, ich
finde es unnöthig , bie vulgäre fesart zu verlaffen.
Vierter Auftritt,
20 7 Was dir allzeit zu Gebot ſtebt — Diefe Bedeur
fung von expromta fdeint mir bier pajfenber zu ſeyn—
oe, wiees Donat erflärt, und Schulze wiederholt, in
medium prolata, oie Anwendung der Gefcbid lichkeit.
— „ol dir etwas Gebäfb da vom Altar —
Ex ara binc fume verbenas tibi,
Zur Erklärung diefer Stelle dient folgende Note ber Dar
cier „Scalger le pere. a ecrit , que cet autel,i dont parle
Terence, eff Pautel, que Pon mettoit ordinairement
fur les Theatres, | Quand on joveit nne Tragedie»
l'autel etoit cchfacré à dacchus; & quand on jonoit une
Comedie, il etoit confacré 4 Apollon, Mais fi j'ofe dire
mon fentiment apres un fi grand homme, il'me fem-
ble, que ces autels de Theatre ne font rien-ici; on ne
regarde pas cette avanture comme une Comedie , mais
comme une chofe, qui fc pae dans la rüe; c'efl pour-
quoi il faut que la vroifemblarce y foit ; & elle ne peut
y etre, fi Von employe ici un de ces autels de Theatre,
A Aıhenes chaque mailon avoit fon autel prés de la porte
de la rüe; on le coivroit d'herbes nouyelles tous les
jours, & Terence parle ici d'un de ces autels — Die
Sweibr. lefen najb der Bodl. Danbfdrift: ex ara bine wurd —
benas tib. und madben dazu die Neite „Int. fume , fetii-
nantius fe, loquitur, Indeſſen Donat ſowohl als "Fue
grapbius haben das fume, — Xber
= Jol — 99
— Xber wie wandelt dich auf einmal oie Gewiſſen⸗
haftigkeit an? — Nova nunc religio in te ifthaec incefüt,
cedo ? Ich nehme cedo bier für, fage, fag’ an, nicht für,
gib ber (den Knaben), wie Donat und die Dacier
«8 verftehen.
7.0 Yet maf ich einen andern Plan einfchlagen —
Repudio confilium , quod- primum intenderam. Sein
voriger Pian gieng-ohne Zweifel dahin, ben Vater des
Pamphilus zu benachrichtigen, bafi man einen Knaben vor
feine Thür hingelegt habe. Dieſe Bemerlung verdank” id)
der Dacier.
Fünfter Auftritt.
— Sprichſt du mir ein einziges Wort, auffer was
ich dich frage, fo nimm dich in 2(cbt — Donat zieht .
Cave faxis zufammen ; man müßte alfo nad) Unum fupe
pliren, refponderis, wie die Zweibr. wirfli thun. ch
verbinde lieber: Verbum fi mihi unum — faxis, und
nehme das drohende Cave als den Nachſatz.
:
— Was”? du drohſt mir? — Maledicis? Ich halte
es am ſchicklichſten, eine Frage bier anzunehmen Co
qud) Welterbov und bie Dacier: Tu me menaces?
— D. wo Fommt er ber? fag’s lant. M. von
uns — D. Unde etl? dic clare, M. A nobis, Weller»
bo» ließt dafür: s vobis, welches ſich aud) in einigen
Handfhriften und alten Editionen findet. Ob aber» mie
Schutze verfichert, Donat diefer Kesart folgt, ftebt.nod)
febr dahin. Denn die Note, worauf dag gegelindet wird,
gehoͤrt nicht einmal hierher.“ &. die Lindenbrog- Zeuni⸗
ani Edition.) Eugraphius bingegen bat offenbar , a
(5 2 nobis
"
-—
Ico us 53 o
nobis, und, tie mir bünft , vollkommen richtig. -
a nobis, aus dem Haufe , worin. Glycerium und Myſis
wohnten, fam der Knabe eigentlib; aud) ijt das bie paſ⸗
fende Untwort auf die Frage, unde eft? — Aber, erine,
nert dagegen Schulze, „ſagte fie a nobis, mas bewog
dann den Davus jum Laten? worin lag alsdann Die im-
pudentia meretricis?,, Darauf antivorte íd) für's Erſte:
der Sall , Jemanden ein Kind vors Haus zu legen, ift
auch unter uns heutzutage nidjt fo unerbórt; unb bie Urs
fate, warum das geſchieht, felten ſchwet zu begreifen.
Bei ben Alten war e$ eben fo; morüber id), ber Kürze
wegen, nur auf die zweite Scene im dritten Act vermeife,
mo Davus hinterliftiger Weife feinem Herrn fagt, daß man
von Seiten der Glycerium etwas dergleichen im Schild
führe. Alſo das Lachen des Davus erfolgt ganz natürlich,
und für den Chremes war ee nad) demjenigen, was er bon
des Pamphilus Aufführung wufte , nicht fer , auf die
Glycerium zu rathen. Auſſerdem poft = vobis beffer zu
dem ganzen Benehmen der Myſis. Cie getraut immer
nod) nidjt recht, mit der Epradye heraus zu rüden ( &.
$5. 22.), weil fie nicht weiß, woran fie eigentlich ifft — Das
Folgende: mirum — meretrix führt den Chremes der
Spur immer näber.
Eine ähnliche SDarietát der Lesart findet fid) $3. 26.
Die S »eibr. baben : |
M, Veitri. D. Cujus veftri?
Und machen ju dem erſten veflri bie Roter Al. nofrij ae-
que ma e, ut antea vobis. Diefe Bemerfung , vermuth’
ich, gebört ju dem zweiten Veftri, denn das Erftere lefen
alle Ausgaben, bie id) kenne. Aber fiatr des Andern ift
die gewöhnliche Yesart; Cujus noflri ? Und diefe haben
Ion
" N (o (^ 301
(ben Donat und fugrapbius. Ueberhaupt fann id)
weder innere nod) áufere Gruͤnde finden, davon abzugeben.
— Schafft ou nicht augenhlidlich den Jungen
weg — Ih verbinde zufammen : Nifi puernm tollis
jam. So aud die Dacier: fi tu n'otes tout à l'heure
cet enfant.
— ba die Rabenäfer — hem fcelera! Ich ziehe das
auf die Glycerium und ihre Weibsleute, alſo in derſelben
Bedeutung, wie fcelus »ben, IM, 5, J., und ſonſt öfters,
worfemmt. Hancftcb daher als Gegenfag gegen die Uee
brigen; dieſe bier, nä. alid) Die Myſis, mag man ac.
Sechſter Auftritt.
— Sie ift uns ntriffen, cuf immer entriffen! —
Nos quidem pol m /eras perdidit, ‚Wörtlid : fie bat
uns Unglädlidye verlajjen.
Sn diefer Scene fommen einige Aeuſſerungen vor, die
den Charakter der Chryſis in einem ſchoͤnen Lichte zeigen.
Dem fremden Mädchen, der Ölycerium zu gefallen, bere
lieg fie Freunde und_ Vaterland, um ju Athen jener Wels
tern aufgufud)en. Selbſt, mas ihr am theuerjien fion
mußte, ihre Ehre opferte fie der Liebe zu dieſer endlich auf.
Aehnliche Züge von ihrem Edelmuth enthalt die fünfte
Scene des erften Acts, wo Vamphilus ihre lebten Worte
(tbr affectvoll wiederholt. ,
— Soll ib nun, fremd wie ich bier bin, einen
Procef anfangen ? was dabei berausFommt, weiß ich
ſchon von Andern ber — Nunc me hofpitem lites fequi,
quam hic mihi fit facile atque utile, aliorum exempla
6 3 commo-
Im Kw ^
. 102 : — )o( —
commonent; Die Dacier bat aus dem Tractate des Zeno⸗ t.
pbon s Adnyaor zie ble Schwierigkeiten ausgejeiche
net, womit ein Fremder, der ju Athen proceffiren wollte,
zu fämpfen hatte. „Die Proceffe nabmen bier faft fein
Ende, theils, weil die Athener in fo viele andre Geſchaͤfte
verwickelt waren , theils, weil alle Augenblicke ein Feſttag
einfiel. Da auſſerdem alles aufs Volk anfam, fo mußte
man die Gunft deſſelben durch allerhand Mittel, vorzjüg«
lich mit ſchwerem Gelbe, zu gewinnen fuden, Endlich bee
o. Fam ein Fremder gegen den Einheimiſchen, ober aud) nur
Einwohner , felten Recht. ^ |
a. Detrüger , Erbſchleicher , Bettler — Nach Sy-
cophantam nehm’ ich ein Comma an. Go fon Donat,
bem Bentley und Wefierbov folgen: Sycophantam fubdi-
ftingue; et fic infer fequentia, Bei diefer Stelle citirt
Weſterhov eine ariedifde aus bem Stobäus, und zwar,
wie er fagt, Tit.96. e Menandri yımıya, In meinem
Stob. (von Conrad Gefner, Züridy 1543.) ift e$ Tit. 94. ,
und als Quelle ift. nicht Mienander , fondern Euripides
angegeben. Die Stelle ift folgende:
Evxa3 4Qporyrey igi, l'ogyut y wm,
Kar mx Myr Lost TyTS y«p Mti»
Erima, ner veges2u9 wros, TW. Außen,
Kui rvxedzvTr, syDvg 6. vo vqiDarion
Exwr xarurai, zur ad x pt veg run
„Der Arme, o Gorgias, wird gewoͤhnlich verachtet, wenn
gleich ſeine Forderung bie gerechteſte ift z denn man glaubt,
er thue dieſe blos, um was zu bekommen. Hat Jemand
einen zerlumpten Rock an, gleich iſt man mit dem Namen
Betrüger da, geſetzt audy, daß ihm das größte Unrecht wi⸗
derfahren wäre, 4 ,
Nolo
» J
m Am YE tro 103
Nolo me in tempore hoc videat fenex, Warum er
"son feinem Alien nicht gern gefeben feyn möchte, (aat Do=
" mat: Simo enim cum Chremere ett. Propter hoc vi-
deri non vult, ne ejus uratur apud focerum teftimoni»,
rem effe Pamphilo adve: fus olycerium; ei rurfus nuptiae -
conürinentur, | 3
-
Sünfter Aufzua-
——— Gifter Auftritt.
— Sieh nur, wie die Regierde, Deinen wed zu
erreichen, dich fo unbillis macht — Vide, quam iniquus
fis prae ftudio, dum 1d efficias quod cupis. Diefe In⸗
terpunctien und Ueberſetzung zeigt von (cloft , voie id) die
Worte verficbe. Ich nebme dum für dummodo , wie es
öfters vorfommt. Bentley, unb nad) ibm die Zweibr.,
jegen nad) ftudio ein Colon oder Punctum. Absr fon
Welterbop, wie id) eben fehe, bat bie von mir gegebene
Abtheilung.
— Ib ließ mib darauf ein, fo Tang? es aeben
Fonnte. Sür jest Fann es nicht geben ; gieb dich alio
Orein — incepi, dum res tetulit, nunc non fert, fe-
ras, Die Spielerei in Dem verſchiedenen Gebrauche des
Worts ferre hab’ id) bod) einigermaßen nadyjuahmen ger
ſucht.
Zweiter Auftritt.
— Mann, Ankunft, Zeitpunct — in meinem Le,
ben fand’ ich das nicht fo erwuͤnſcht beiſammen — Ego
commodiorem hominem , adventum , tempus non vidi.
Zindenbrog fand in einer Handſchrift adventum ad tem-
6 4 pus
104 —)o( —
pus, welches bie Smeibr. vorziehet. Mir důntt die ältere
Lesart, aufferdem, daf fie ungleich größere m !
viel ſchoͤner und natürlicher.
— Seierliber Ernft berrfcht in allen * — Tri-
flis feveritas ineft in vultu, Die Sweibr. bemerfet, bafi
Teveritas bier nicht Tadel, fondern Lob ift. Zu ber Stelle
Des Cacitus ( Hifl. I, 14.), womit fie, nad) wWefterbor
wen, das bemeifeh, gehört aud) Xzepos Epamin. IL, wo
Der Lehrer Diefes Feldherrn triflis ac feverus fenex genannt
‚wird. Die Dacıer citirt dazu eine Stelle aus beni Seneca
„Severa res eft verum gaudium, und, eine andre aus dem
Cicero ,,Iudex triftis et integer, *
— Ich will dich fdbon in Atbem fenen — Ego jam
te commotum reddam; Weil Davus zu Anfang dieſer
Scene gefagt batte „, Animo nunc jam otiofo efTe impero,
fo fagt .er Alte bier „Ego jem te commotum reddam,
sh will dir fdbon Motion machen. So Welterbo» und
Die Zweibr. Wem indeifen bie Entfernung der beiden
Derfe von einander zu gros büpft , der fann es Überhaupt
als Drohung , befonders in Ruͤckſicht auf die Mühle (pi-
Kırinum ), nehmen.
Dritter Auftritt.
Zu Ende diefer Scene giebt Simo feinem Sohne die
Grlaubniß, ibm den Fremden von Andros vorzuführen.'
Kaum daß bie beiden Alten noch zwo Zeilen mit einander
gefprocdyen haben , fommt (den Pamphilus mit jenem, in
voller linterredung begriffen, auf die Bühne. Die Dacier
findet hierin große Schwierigfeit, mweil es unmöglich fep,
baf Pampbilus in dem Augenbli den Erito von feinem
Anliegen gehörig babe unterrichten fonnen, Sie nimmt bet»
regen
é*
————— u
—)o( — |. los
wegen an, Sims unb Chremes hätten eine Zeitlang nidts
gefprochen, hätten nur gefticulirt gegen einander, als ob
fie redeten. — Mir fommt diefe Ausfunft febr gezwungen
vor, Auch dünft mir die Schwierigfeit bei weiten fo groß
nicht, wie fie dort gemacht wird. Pamphilus hatte offen-
bar mit bem Crite (djon vorher über Die Angelegenheit geſpri⸗⸗
«ben, und deswegen feinen 3Bater fo dringend gebeten, ihım
jenen vorführen zu Dürfen. Daher fragt Crito, Der von
Allem unterrichtet ift, ſogleich: fed hiccineeft Simo? Sjegt
allſo wiederholt Pamphilus nur fürzlih unb eilends feine
Bitte. Uebrigens ift es befannt genug, daß die Alten (oe
mohl alsdie Steuern mit den Zwifchenräumen Der Acte w.ıd
Ekenen es nidjt immer fo ganz genau genommen haben.
! - Bierter Auftritt,
\ — Ch. IR das (rito von Andros, oen ich feb e?
ja, ja, er iis. WillEommeny Crito — Andrium ego
Critonem video? et certe 1s e(1; falvus fis, Crito. Die
festen Worte werden in andern Ausgaben bem Erito in !ven
Mund gelegt, und heißen dann: falvus fis Chreme, Y.ber
fion Donat fcheint bie Perfonen nad) der obigen Weife abs
zutheilen.
— Ich fürchte, der Sremde bált nicht Stand — Me-
tuo ut fubflet hofpes. Eugraphius ſcheint mir ba8 ganz
richtig zu interpretiren: Vereor, ne patris (ermone ho-
fpes Crito territus non poffit refiftere fortiter. Co aud)
Weſterhov, unb die Zweibr. im Inder. Andre erflärerı es:
ich fürchte, oer Fremde trägt das nicht, haͤlt's nicht aus,
Alſo barnad) twäre der Sohn bange, der Fremde möchte
burd) die Edymähungen feines Vaters in Zorn und Hitze
gerathen. In Geſners Theſaurus wird angemerkt, daß
Andre fubfiftat leſen.
6 5 — Ja
^
106 ; — )oí( —
^
— Ja, Chremes, das ifi der Mann darnach, bem
má n alauben darf — Elit vero huiccredendum,Chreme,
An bre feben das als eine Frage an. Wichtiger, meiner
M oeynung nah , Bentley: Ultima effer fine interroga-
tio ne, per ironiam, v
— Wäre mir's nicht bange vor meinem Vater; ich
"wi ifc ibm wohl zu fagen, was er auf den punct ante
ivc»rten folle — Ni metuam patrem, habeo pro illa re,
ilh am quod moneam probe. Was das fep, wird weiter
nic br bemerft, unb die Ausleger layfen fid) nicht drauf ein.
Me cmutb[id) fol Crito fagen, aus was Urſachhe er aerabe
jest nad) Athen aefemmen fep 5 namlich der Erbfihaft von
der kürzlich verftorbenen Cbrpfià wegen.
— Wis rühren und Fämmern mich die Gändel? —
Eg« » i(lhaec moveo, aut curo? Die Zweibr. haben dabei
bie! Rote: h.e. iftas nuptias perturbo. cf, fupra I1. 2,
56. unc fenfum dicti parum alii adfecuti fent. Dona-
tus tamen bene; Ego haec turbo, aut cogito, quemad-
mod um tu dicis, Simo? — Sd) tori. allerdings, daß
mov co in der citirten Stelle ( nil moventur nuptiae ) fov
viel «118 bintertreiben beißt. Aber eine feltne Bedeutung
bleidt «8 immer; und nah dem Sinn, melden meine
Ueber ſetzung ausbrüdt , fommt bie ganze Stelle mir nas
türlic ber vor. Eben fo die Dacier: [e mefoucie vraiment
bien. de tous vos demclez & j'y prens grand interet!
— Er war, feiner Nuffage nach, von Rbamnus —
Rhan inufium fe ajebat effe, Donat fagt : Piracus et
Rhan inus , et caetera hujuscemodi, maritima Atticae Op-
pida . intelligenda funt, Rhammus pagus Atticae ell.
- — Raum bin ib bei mir ſelbſt über all die Em⸗
pfind ungen, oie meine Seele durchkreutzen — Surdhr,
eff
UM Yr vh ri
Hoffnung, Sreude, Erſtaunen über ein fo großes, fo
unerwartetes Gluͤck — Vix fum apud me; ita animus
commotus eft, metu, fpe, gaudio, mirando hoc tanto,
tam repentino bono, Ich nehme mirando als das Ges
rundiam im Ablativ, und laffe es mit den vorigen Abla=
tiven in Einem fertlaufen ; es braucht alfo wohl nicht durch,
dum miror, aufgelößt zu werden , tvie Donat und Andre
wollen, :
Lo
— „Hören Sie, Chremes, der Name, wornach
Sie fragen, iff pafibula — Heus Chreme: quod quae-
ris, Pafibula eft, Die Dacier madt fid) bier Schwie—
rigleiten, bie id) nicht finde. „Ce n'eft pas Chremes, qui
cherche le nom de fa fille , qu'il favoit fort bien, c'eít
Criton,.qui le cherche , comme il vient de le dire , i4
quatro, C'eft pourquoi: mon pere corrigcoit avec beau-
coup de fondement - heus Crito, hola Criton (c, Pour
foytenir la legon regue, beus Chreme , on pourroit dire,
Pamphile f'addreffe A Chremes pour le rendre attentif, &
qu’enfuite, fe tournant du coté de Criton, il lui dit; 2424
quaeris, Pafıbula ei, Wenn man, tvie. id) gethan habe,
überfeßt: der YTame, wornadb Sie fragen (den Sie wif»
fen wollen) s. fo paft es als Anrede an den Cbremes
vollfommen.
— Was nun weiter, mein Dater? — Quid reftat
pater? Die Sweibr. fagt in der Note: int. ni(i ut ne am-
plius irafcaris. So fdon Donat. effer bünft mir'é
Eugraphius getroffen zu haben; Illud fignificat, ut eam
ducat uxorem , et fibi hoc permittat pater,
— Und gerr Cbremes läßt mir doch meine Stau,
wie ich fie ſchon babe? — De uxore ita, ut pofledi, ni-
hil
108 > —-)o( —
hil mutat Chremes ? Die Zweibr. liegt dag obne Frage,
unb bemerft dabei: Verba funt certi de voluntate Chr.
neque bene alii rogantem faciunt , nihil mutas Chremes?
Ohne mutat in mutas zu verwandeln , halte id) eine Frage
bod) für natürlicyer. *
— p. Ich oádite gar! 5. Sreilich Doch! — P, nempe, .
S. id fcilicet. Der ganze Zufammenbang zeigt, daß dieſe
Worte weiter nichts als Ironie ſind. Donat, bie Das
eier, bit Zweibr. 1c find bier auf ſeltſame Erklaͤrungen
verfallen,
— Die Mitgabe, Pampbilus, ifl To Talente —
Dos, Pamphile, eft decem talenta, Ein Talente betrug,
nad) Rambachs ( €. potters Archaͤol. III, 165 ) Bes
rechnung, 1281 Rihlr. , 6 Gr. Chremes erfdeint alfo bier
tvie ein fehrreicher Mann, cum dore fumma , mie e& in ber
alfererfien Scene ®. 73 beißt. Wenn dergleichen Mitga-
ben in Athen öfters vorfamen , fo ließe fid daraus ein
Schluß auf bie Opulenz der Bewohner dieſer Stadt machen.
$etster Auftritt.
— Du weißt nicht, was mir widerfahren iR? —
Nefeis, quid mihi obtigerit ? Ich nehme mit Sugra—
pbius unb ber Dacier eine Frage bier an,
Zu Ende diefer Scene (Donat fest fie nad) dem 14.
$5. Sequere hac — domum; Eugraphius nad) bem IL.
Bene factum - refpice ) fommen nod) 17 Verfe vor, die in
den gewöhnlichen Editionen fehlen, unb bie man beim ere
ften Anblick für bas Machwerk eines fopflofen Pedanten er«
fennen muß. Aber ziemlich alt muß bie Mifgeburt fepn,
weil fon Donat und Sugrapbius, bit indeflen beide
das
a
‚-)o( — 109
das Verdammungsurtheil über fie fprechen ‘, ihrer erwaͤh—
nen. Es it eine Unterredung zwiſchen Pampbilus , Cbres
mes und Tbarinus über bie Verbindung diefes Leisten mit
der jüngern Tochter des Chremes, Philumena. Der Be—
" luftigung und des Contrafts wegen mag fie hier ſtehen:
E Pam, Te exfpcétabam , eft de tua re, qvod egoagere
tecum volo,
Dedi operam, ne me effe oblitum dicas tuae gnatae
- alterae,
Tibi me opinor inveniffe dignum te atque illa virum,
Cha, Dave, ah perii, de meo amore ac vita nunc
fors tollitur.
Chr. BY nova iftaec mihi conditio eft, fi voluis-
fem , Pamphile.
Cha, Occidi, Dave, perii! Chr. Sed id quamobrem
; non volui, eloquar,
Nos idcirco & quod eum affinem mihi nollem. P,
hem, tace,
Chr, Sed amicitia noflra, quae eft a — noftris
tradita,
Non aliquam partem fludii adductam tradi liberis,
Nunc cum copia atque fortuna utrique ut obfeque-
retur, dedit, detur, P, Bene
Factum; abi, atque age gratias homini, Cha, Sal-
ves, Chremes, amicorum
Meoram omnium mihi agiflime, quod mihi com-
- modum e(t, gaudio,
Quam id, quod a te expeto , me reperiffe, ut ha-
bitus antehac fui :
Tibi animum , quo ad eumque applicaris ſtudium
exinde ut erit,
- Tute exiflimaveris id ita effe facere ex me.conjectu-
ram ex me licet,
; Alie-
TII RR QR
IIO —36( —
Alienus abs te tamen qvis tu eífes , noveras, ita
res efl, Chr, Gnatam tibi meam
Philumenam uxorem , et dotis fex talenta fpondeo,
Diefe Verfe überfeg' id) nicht; unter andern aus bem ſehr
natürlichen Grunde, meil — id) fie bier und da felbft nicht
verfiehe. Mit Recht fagt VOefitrboo davon : Verba in-
tricata et ablurda, ne dicam barbara, et quibus intelli- -
gendis Oedipo opus fit conjettore , qui Sphingk: inter-
pres fuit,
— Drinnen wird PEN was etwa fonft noch
übrig iff — Intus tranfigetur, fi quid eft, quod reftet-
Die Dacier madıt bier, nad) dem Donat, folgende trefs
fende Bemerfung „On a toujours fort mal traduit ce
paffage; & je m'en etonne, car Dozat feul pouvoit em-
pecher, quon n'y fut trompé. — Voici la faute; c'eft
qu'on a feparé ces mots , fi quid ef, quod reflet de intus
tranfigetur , pour les joindre avec plaudite , S'il a encore
quelque chofe à faire, c'e(t, Mefücurs, que vons bat-
tiez des mains,, Mais ce n'eft abfolument point ce
qu'a voulu dire Terence, qui dit, Sí quid efl, quod reflet,
illud 3ntus tranſigetur: S'il y a quelque autre chofe à faire»
on le vuidera dans la maifon,, En effet, pour finir la
Piece, il y avoit encore d'autres choſes faire, apres
le mariage de Carisw , & ä vuider les pretentions
de Crito», Mais ces chofes-la ne ponvoienf pas fe pas-
fer fur la Scene, parceque le Spectateur n'y auroit pas
pris affez d'interet, & que, comme Denar l'a fort bien
remarqué, ces deux mariages auroient rendu l'action
languiffante, ,,
Bor bern. Schlußwort, Plaudite , fteht in mande
Editionen der fette Buchftabe des griechiſchen Alphabets,
en
*
ein ©. Haec nota, fadt Zinoenbrog, in omnibus ve tr,
- codd, ut et in regio exemplari habetur. Ueber bie 9 ez
beutung davon findet man verfciedene, zum Theil (ei tz
fame , S3ermutbungen. . Aber fonnte wohl eine natürlichen 'e
ſeyn, als daß der Abfchreiber Damit das Ende des Stuͤck s
bezeichnen ollte, wie die Dacier febr richtig erinnert ?
vind, unten am Rande findet manin verſchiedenen
Ausgaben ;
CALLIOPIUS RECENSUI,
Wer dieſer Calliopius war, mag uns Lindenbrog fagen.
„De Calliopio quaedam Eugraphius. $ed ne ainplius;
. nugemur , criticum eum fuifT- , mea quidem fert opinio,
‚qui hafce fabulas ad pri(ca exemplaria correxit, Sic
Vettius Agerius Baíilius Horatium recenfuit, ut tefta; i. -
tur vetuíli codd. in quibus ita fcriptum ; Vertius Ageriıs
Bafihus Mavertius V. C. et INL, ex commen, Dom, F;x-
conf, ord. lezi et ut potui emendavi — Sic Apuleji Mi-
» lefiarum libros et Apologeticum Crifpus Saliuflius qui⸗
dam legit, emendavit et recognovit: ita enim ip ar ti.
quiffimis codicibus legitur, qui Florentiae in biblioth. ca
Magni Ducis Hetruriae aflervantur, Ad horum ergo
" exemplum Calliopius nomen quoque fuum , five verum
fictumve noc fit, fabulis ac fe recenfitis adícripfit,
Cafpar Barth in feinen Advertarüis VI, 20. (wie
YOeflerboo bemerkt) hielt dieſen Calliopius für den bes
rubmten Alcuin, den Xertrauten Karls des Grofen,
Den Namen Calicpius babe er wegen feines Geſchmacks
in ber Porfie und Philologie befommen , modurd ec fid)
gleichfam als einen Sohn der Muſe Calliope bewährt habe,
Sonſt ift es befannt genug, bap in ber Dofafabemie Karlg
des Örofen Alcuin den Namen Flaccus führte,
LE
gon
y12 b. — )o( EX 2
(Cm mm m om t t n ate m e e Tot
Bon den tbeatralifden Larven der
Alten. RN
| (Aus Floͤgels Gefchichte oes Grsteftekemifken, Gg.
$ — IL.) '
ms rum /
Nas Lächerliche zu verftärfen unb zu übertreiben, bedien⸗
ten fid) aud) die Griechen und Römer der farben ober Mas-
fen, welche die Cd aufpicler trugen. Cie bildeten eine Art
von Helm oder Kapye, die Den ganzen Kopf bebedte, und
auffer den &efidbtegügen ned) Bart, Augen, Haare, uno
fogar den Kopfpug der Frauenzimmer mit vorfielte. An⸗
fánglid) zwar waren die Larven nicht fo votifommen, fon»
bern fie wurden erft zur Zeit des Aeſchylus in der Toten
Dlympiade befannt, und auf dem Theater eingeführt. An⸗
fánglid) befhmierten fid) bie Schaufpieler unter dem Thes
fpis bie Sefichter blos mit Hefen. In der Folge machten
fie fid) Larven von Blättern , oder beftrichen das Geſicht
mit Froſchfarbe. a) Die älteften fomifd)en Larven find die _
Yarben des Bedienten und des Kochs, melde der Schau»
. feiefer Mäfon aus Megara erfand. b) Anfangs waren
diefe Larven von Baumrinde z in der Folge machte man fie
von Leder, mit Leinwand oder Stoff gefüttert z allein da
diefe Yarven fich leicht verunftalteten , fo hieß man fie nad) .
dem Heſychius zulezt von Holz, unb zwar von gefdjidten
Bilde
ZENONE LE WAREN 1 0 o0 7n
a) Scholiaftes Ariftophanis in Equitibus p.197. verf.
519. edit, Lud, Kulleri,
b) Athenaei Deignofophi Lib. XIV, Cap, 22,
= )je( — iij
Bildhauern áusbóblen , Denen die Dichter ihre Jdeale ans
gaben. - Julius Pollux, der fein Wörterbuch) für den Kai—
- fer Commodus verfertigte, unterfcheidet Drei Gattungen det
Larven, die tragiſchen, komiſchen und farprifchen. c)
Es hatten aber ale in ihrer Urt übertriebene, Züge) ein
graͤßliches ober lädyerliches Anſehen und einen großen aufs
gefperrten Mund, als wenn fie die Zuſchauer berſchlingen
wollten. Daher fpottet Lucian dieſer groteslen Geſtalt der
Larben, wenn er ſagt: in der Tragoͤdie gehen die Schau—
fpieler in hohen und (deren Schuhen einher, und tragen
Yatoen ; bie einen übermäßig weit aufgefperrten Mund bae
ben, aus denen fie ein großes Geſchrei machen. rider Kos
moͤdie tragen die Schaufpieler zwar feine ungewöhnlicyen
Kleider und Schuhe, aud) ſchreien fie. tveniger, aber ihre
Larven find nod) viel läcyerlicer. d) Die lädyerlichen Fare
ven wurden gebraucht bei den Perfonen der Bedienten, der
SHavenhandler , ber Schmaroser ; ungefchliffener Leute/
einer Buhldirne und einer Sclavin, und. jede hatte ihren
eigentbümlid)en Charakter. Die Larve eines ehrlihen Mana
nes fab niemals der Larve eines Schelmen ábnlid. Im
alten Luſtſpiel, roo es nod) erlaubt war, lebende Perfos
fiet zu kopiren, gab es feine fo ungeitalte Masken , fondern
die Schaufpieler richteten fie nad) der Aehnlichkeit ber Pers
fonen ein, bie fie nahahmen wollten. Grit, als Diefer
Gebrauch abgeſchafft wurde, verfielen fie auf jene Unges
heuer, damit man fie defto weniger einer Nabahmung bes
. féjuloigen konnte, Im Trauerfpiel fam zu Diefer übertrit4
benen Größe der Larven nod) die aufferordentliche Höhe ih⸗
rec
—
€) Pollux in Onomafl. Lib. iV. Cap. 18;
d) Lucianus de Saltatione,
5
,
114 — )o( —
rer Cothurne und bie entſetzliche Dice ihrer falſchen ausge⸗
fiopften Baͤuche hinzu, welches alles zufammen ein febrfone
derbares Ganzes ausmachte, bas ober die Griechen um
desmwillen annabmen , weil fie fid) atfe Helden ber Vorzeit,
ben einzigen Tydeus ausgenommen, von uͤbernatürlicher
Groͤße einbildeten. Alle Larven hatten daher ein wuͤthendes
Anſehen, drohenden Blick, geftraubtes Haar, unb eine
Sirt von Geſchwulſt auf der Stirn , die fie nod) fürdhter«
liber madte. Qu gemijfen -SRetten. bielt man ‚eine bee
ſtimmte 9Dbpfiegnemie fur fo mefentfi, e) daß vorher
Zeichnungen ju Den Larven , deren fie fid) dazu bedienen
wollten ,, berfertigt ; und dem Etüd unter dem Titel
Dramatis Perfonae vorgefegt wurden. Wenn eine Per-
fon im Schaufpiel bald zufrieden , bald mißvergnügt
fron. mußte, fo war eine von den Yugenbraunen auf der
Larve gerungelt, die andre glatt, und fie zeigte die farbe
allemal von der Eeite, die zu der jedesmaligen 33or»
ſtellung paßte. Man findet aud). verfhiedene ge(djnittne
Steine mt foldin doppelten Gefibtern. Bei aller Kunſt,
bie man auf die Verfertigung der Larven wendete, hatten
fie Dow ihre großen Unbequemlichkeiten. Sie berbedften den
Zufbauerndas Geſicht, im meldjem, fo zu fagen, Die ganze
Seele wohnt, wenn fie im Affeet if, unb es war alfo
unmdalid , das Cntfleben des Affeets wahrzunehmen,
bie Karbe, tie Geficbtsyuge, und die Augen zu beobachten.
Auffrdem fennte bei der Größe der Larven der Ton der
Etimme nidt natürlid) feon „ unb fonderli mußte das
Lachen der Schaufpieler etwas -unangenebmes und mibri»
ars haben, Doch Die erfte Diefer Unbequemlid)fciten fiel in
Anfehung des größten Thrils der Zuſchauer weg, Die in
den
— —
€) Quintilian, L. XL c, 3.
bd "
— Jol — 115
den ungeheuer großen Theatern von dem Acteur roo big
200 Fuß entfernt waren , fo daß fie die Gefichtszüge deſ—
felben nid)t genau, bemerken fonnten. Doc hatten die
farben einen fo miannigfaltigen Nuten, daß ihr Gebraud)
baburd) gerechtfertigt wurde. Denn erfilid war damit der
Vortheil verbunden , daß man feinen. Scaufpieler eine
Rolle fpielen fab, zu ber fid) fein Geficht gar nicht fchickte.
Niobe erfhien mit traurigem Geſicht, und Medeg fünbigte
gleid) burd) ihre wilde Sefichtsbildung ihren Gbarafter an.
Smweitens fonnte Dadurd) bie Taufhung befórbert werden,
bie fonberfid) in den Schaufpielen ftatt fand, wo die Ders
techfelung zweier Perfonen, deren eine man von der ane
dern nicht unterfcheiden fann , ten Knoten und die Verwi—
celung des Stücks ausmachte, wie in bem Ampbitruo und
in den Menaͤchmen. Drittens dienten die Larven dazu, daß
Die Frauenzimmerrollen, die eine Durchdringendere Litimme
erfordern , als das Frauenzimmer zu haben pflegt, von
Mannsperfonen gefpielt werden fonnten. Denn e8 wurden
bei den Alten alle Frauenzimmerroffen burd) Marinspers
fonen gefpielt. Viertens konnten durch Hülfe der Larven
alle fremde Nationen mit der ihnen eignen Geficbtebilbung
auf bem Theater vorgeftelft werden.
Die Varbe desrothföpfigen Batavers, worüber du lachft,
jagt ben, Kindern Furcht ein, fagt Martial. £f) — Sánfe
tens hatten bie Larven für bie alte Komödie der Griechen,
welche die Geftalt und Geſichtszuͤge noch lebender Bürger
auf das Theater brachte, den Vortheil, daß die Aehnlich⸗
keit fichtbar gemacht werden konnte. Sechſtens halfen die
Larven die Stimme der Schaufpieler verftärten , daß fie
$52 attente
f) — — rufi perfona Batavi ,
Quem tu derides, haec timet ora puer,
116 4 56;
otenthofken acb Aet und verftanden werden konnten. Die⸗
for Umfan^ madıte den Gebraud der Farven fait imente
bebrlih, Wie hätte font die Stimme cines Menſchen ftarf
arnug feo: fónren , das ganze Theater auszufüllen, das
nicht nur febr aroß,, fondern aud) mebrentheils unter freien
Hmmel, und mit einer erjtaunlichen Menge Menſchen an»
grfüut war. Der met aufgefperrte und gähnende Mund“
der Carpe trugzur Der fràsfunq ber Stinme vieles bei. Denn
€$ mar inmendig an dem Munde der Yarve eine Einfaſſung
oder eine Urt von Sprachrohr angebracht , Das entweder
von Erz oder bon einem Steine gemacht mar, den Plinius
€ bal'epboncé nennt ,g) weilereinen metatlabnlicben Klang
von fib aab, Es gab befondere Xünfiler , Die bie Schau⸗
fpıeler unterricbteten , wie fir fid dieſes Sprachrohrs bedie⸗
nen follten. Auſſer den bifber erwähnten Larven gab e$
nod) eine vierte Art, nämlich orcbefirifcbe oder ſtumme
Larven, toeldbe bie Tanzer gebrauchten. ie hatten regel»
máftae Züge, ordentliche Bildung, und feinen offnen Mund.
Diefe Yarven waren die einzigen, welche feine Veranderung
erlitten , und einerlei Gebrauch beibebielten , ftatt baf die
andern ımmier vermifcht und vermechfelt wurden, Xeßing
bat in der Dramaturgie fogar bie Wiedereinführung der
Larven gewünfdt. h)
g) Plinii Hiftor. natur. Lib, XXXVII. C. (o.
b) Die Dacier mar oie erfte, welche unter den Zeichnun⸗
gen eines alten berühmten Manuftripts des Terenz bte
merfte, daß bie tocatralifdjen Karven der Alten von
ben unfrigen aanj verfchieden, und eigentlich ganze
ausarhöblte Köpfe warın. Don dent Gebrauche der Yars
ven bei den Alten fann man fic) aud) aus ber prächtigen
unb mit Abbildungen der Yarven verfebenen Ausgabe
des Terenz unterrichten, Die Hieronymus Mapnard
1736. ju. Urbino in Folio herausgegeben bat, unb aus
Chriftopb Heinrich von Bergers Commentatione de
Pertonis 1723. Frft. und Yeipyia, a. Ficoroni fo-
pra le Wafihere fceniche. Dü Bos Betrachtungen
uber Poeſie und Mablerei, Theil III, ©. 167, ff.
Rambachs Verſuch einer pragmatifhen Fitterarbiftos
né, S. 136. Gothaiſches Xafdenbud für die Schaus
bubne, 1750. &.9 — 15.
Der
Der
Eg vag
Em ne
Yufgefübrt bei den Megalenfifhen Cpicfen, unter den Gus
ralifhen 9febilen ,-£. Poſtumius Albinus und Y. Gcre
nelius Merula, durch die Gefellfchaft des €, Ambie
vius Zurpío unb des f. Atılius von Präneite Die
Muſik beforgte lacus, des Claudius Freigelafeners
wozu er fid) beider Flöten, der rechten und linfen, bee
diente. Das Ctüd ift genommen eus tem Griechi⸗
fchen des Menander, und wurde in bem Konfulate deg
M. Dalerius und Cajus Fannius zweimal gegeben.
Perfonen
Der Prolog.
pbáoria, Jüngling.
Parmeno, deflen Slave.
Thais, Freudenmäddhen.
Gnatbo, Schmaroger.
Cbárea, Bruder des Phädria.
Cbrofo, Offtcier,
Ebremes, Jüngling vom Lande.
Antipbo, Züngling. —
an + Sklavbinnen der Thais,
Dorus, Kaffrat.
Copbrona, Amme.
Caches, Vater des Phadria und Chärea.
Sanga , Shave des Thrafo.
Stumme Perfonen.
Simalio
Donax
Syriſcus
Sannio
pampbila, Schweſter des Chremes.
Die Scene ift eine Straße zu Athen, wo Thais unb bà»
bria wohnen.
Sklaven des Thrafo,
——— — E — —
Prolog.
— —— R ——
$ at jemals Gitter fif) beſtrebt, ben ‚Beifall ater
9 Edeldenkenden zu erndten, und, ſoviel moͤg⸗
lich, Niemand zu beleidigen, fo darf gewiß unfer
Dichter von ſich das behaupten. Wenn indeſſen em
gewiſſer Mann — ein raſcher Ueberſetzer, der durch
verkehrte Anordnung des Plans vortreflichen Origi⸗
nalen ber Griechen ein ſchlechtes Roͤmiſches Gewand
gab — fid) über facte Ausfaͤlle beſchwert, fo muß er
bedenken, daß bie& Vertheidigungen , Feine Angriffe
waren, weil bie erften Meckereien von feiner Cete
geſchahen. Derfelbe hat ganz fürslió das Gefpenit
des Menander bearbeitet; hier läßt er bei Gelegen—
heit des gefundenen Schages denjenigen, der im Ber
fie des Goldes ift, eher feine Anfprüce darauf bes
weifen, ald noch der Andre, fein Berfläger, darge:
than hat, woher jener Schag fein gehöre , und auf
was Art er in feines Vaters Grab gefommen fey,
Aber baf mein Gegner fid) nur nicht täufcht, unb
etwa denft ,, bas wäre e$ denn alfo, weiter weiß er
mir nichts vorzuruͤcken.“ O nein! er irre fid). nicht,
menn ich ibm mee darf, unb ende fein Schmähen.
| $4 Noch
m , -—)e(.-
Noch gar Manches, was ibm jest gefbenft fepn fol,
hab’ i zurück; wovon id in der Folge Gebrauch mas
(Den werde, wenn er feinen bis jetzt fortgeſezten Ber
leibigungen fein Ende madt." Hören Sienur! Nach:
bem die Aedilen dag Schaufpiel, welches wir jegt ger
ben wollen, den Kaftraten des Menander, gekauft
hatten, erwirkte er fid) bie Gríaubnif „ bei der Prir
vatvorſtellung gegenwärtig zu ſeyn. Die Magiftrats:
perfonen erfchienen, das Spiel begann „ a[$ jenet ein
Geſchrei erhebt‘, von einem Diebe, nicht von einem
Dichter, ruͤhre das Stüct fer; indeſſen babe er dar
mit feinen Menſchen getaͤuſcht. (8 fep dad alte
Shaufviel von Mävius und Plautus , Kolar ges
annt; daraus habe er Die Role des Schmarotzers
and des Officier$ entwendet, ^ Wenn das ein Feb:
Vet iff, fo bat unfer Dichter, weit entfernt, einen
Diebſtahl begehen zu wollen, fid davon befchleichen
Jaffe, ohne e8 zu wiffen, Urtheilen Sie felbff,
meine Herrn!
Wir haben ein Schaufpiel dom Menander,
Kofar uͤberſchrieben ; bierin fommt ein» Schmas
rotzer, Namens Kolar , und ein Bramarbas von
Dfficer vor. , Beide Perfonen geftebt, Terenz aus
dem griech. fchen Driginale herüber genommen zu bar
ben; alein bafi er von einer vorbergegangenen Tateis,
niſchen Bearbeitung diefes Stuͤcks was gewußt habe,
laͤug⸗
—*
—)o( — I2I
lͤugnet er ftandhaft. — Indeſſen, wenn es verboten
ſeyn fottte, Gbataftere, bie bei Andern (bon vorkom⸗
men, von Neuem auf die Bühne zu bringen, fo
muͤßte es auch verboten ſeyn, Sklaven darauf herum:
laufen zu laſſen, edelmüthige Damen, nichtswuͤrdige
Buhlſchweſtern, einen heißhungrigen Schmaroer,
‚einen Bramarbas von Officier auftreten zu laffen
— es dürfte da nichts mehr von untergeſchobenen
Kindern, von Sklaven, die ihre Herrn anführen,
von diebe, Haß, Argrvehn vorfommen — und Furz,
es lágt fid) nichts aufbringen, was nicht ſchon einmal
ba geweſen wäre. Hoffentlich werden Sie, meine
Herren‘, bief beherzigen, und den jegigen Dichtern
e$ nicht verübeln, wenn fie mit den ehemaligen hier
und ba zufammentreffen. Nun nod die Bitte,
ibenfen Sie uns Stile und Aufmerffamfeit , um
über unfern Kaftcaten richtig urtheilen zu können.
/
iflet
e
Im
=
x
122 Pa E
— — — —
Erſter Aufzug.
Erſter Auftritt.
phadria, Parmeno.
P bàbria. (Kommt nachdenkend und voll Verwirrung auf bie
Hüsme) Ja, was thu' id) Denn? — geh’ id) nicht bin ?—
auch jet nicht, da man von freien Stücken mid ruft? —
oder feb! id) mid) lieber auf den Fuß, mid) von den Dir»
nen nicht hudeln zu faffen? — Geſtern fand id ibre Ebüré
verſchloſſen s beute ladet fie mid) ein. — Soll id) hingehen ?
— nein, und wenn fie mir bie beften Worte giebt.
Qarmeno. Da, bei meinem Leben! menn Sie das
fünnten, fo wüßt’ ich feinen bejfern , feinen eblern Ente
(luf. Uber wenn Sie’s anfangen, und nicht fiandhaft
burdfrben; menn Sie's richt vermögen auszudauern, unb
àu einer Zeit, mo fein Menſch Sie begehrt, mo nod) fein
Friede geſchloſſen ift, von felbit zu ihr hinfommen, unb mit
dem Drang’ Ihrer Liebe fid) blos geben 5. dann ifts geſche⸗
ben, dann ift$ vorbey, dann qute Nacht! Epotten wird
fie des armen Befiegten zu ihren Fuͤßen. ifo, lieber Herr,
fo lang es Zeit ift. laffen Sie fid) das ja gefagt feyn: über
ein Ding, wobei fid) fdylechterdings weder Verftand, noch
Maas und Ziel denken läßt, wird nun unb nimmermebr
Ihr Verftand die Oberhand gewinnen. Liebe läßt fid) nicht
benfen , obne die Gefett(d)aft einer Menge von Uebeln. Da
giebts SDerbrufi, Argwohn, Feindfhaft, Waffenſtillſtand,
Krieg, unb dann wieder Frieden. Verlangen Sie diefe
Ebbe unb Fluth mit Ihrer Vernunft zum Citlefteben zu
‚bringen;
%
—-)ot( — 123
bringen , (o heißt das ebenfoviel, als ob Sie fid) beftrebten,
bei gefunder Vernunft zu raſen. Mögen jet immerhin in
Sybrem erhisten Kopfe bie Gedanken fid) Durchfreugen „Ich
forte zu oer . ..? die den Kerl...? die mir ihre
Gbüre .. .? vor der Nafe . ..? ſchon gut! lieber den
Tod! fie ſolls empfinden, wen fie vor fid) bat!,, Au das
Eifern — fo wahr ich lebe — wird ein einziges Krokodils—
thraͤnchen löfchen, bas fie nad) langem, jümmerlichen Rei—
ben faum den Augen erpreßte. Sie geben fid) dann aller
Sünden fhuldig, unb überlaffen fid) ihr auf Gnad' und
Ungnade. EL
Dhäadria. Ha der Schande ! Jetzt fuͤhl ichs, Daß
fie eine Nichtswuͤrdige iſt, und ich ein Tropf. Mich àte
gerts, und id) brenne vor Liebe ; mit Wiffen und Willen,
bei lebendigen Leibe, mit fehenden Augen geh’ id) zu
Grunbe; unb bod) weiß id) nicht, mas id) anfange.
PDarmeno Was Sie anfangen ? weiter nichts,
als, fo twohlfeil wie möglich , fid) aus der Gefangenfchaft
ranzioniren — fann es nicht umeine Kleinigkeit feyn, nun
denn, fo gut Sie einig werden — und fernern Verdruß
fid) erfparen.
Phäadria. Räthſt bu mir das ?
Parmens Wenn Sie Hug find , werden Sie die
Unannebmfid)feiten , die fid) bei der Liebe ohnehin finden,
nicht Durch neue haufen; unb in jene , die davon unzer-
trennfid)finb, fid) ficken lernen. Aber fieh! da fommt fie
felbft, bas Ungewitter unfrer Saaten. Denn was wir ernd»
ten ſollten, nimmt fie vor bem Munde ung reg.
S weiter
124 = Jo(.-
Zweiter Auftritt.
Thais, Dbáoria, parmeno.
Th ais. Ich armes Mädchen! Phaͤdria fuͤrcht i,
ift böfe darüber, Daß er geftern bie. Thür verſchloſſen fand,
unb nimmt es ganz anders, als es gemepnt mar. 2
Phädria. (jtm Parmero) 915, Parmeno, faum
hab’ ich fi ie erblidt, fo fahrt mir Zittern und Sroft "uri
alle Gl:eber.
Parmeno. Getroft, lieber Herr! nur bingesuniäh
zu dem Fruer dort, id) wette, es (ou Ihnen warm wer»
den Über und über. !
Gbais. Wer (pridbt da? 9d , beiter Dbátria,. D.
ren Sie's? Uber warum da draujfen? marum giengen e
nicht gerade ju ins Haus ?
Parmeno, Alfo fein Wort davon, baf —
verſchloſſen war.
Thais. Sie antworten nicht?
Phadria. Ja freilid, weil biefe Thüre mir jeder»
zeit offen ſteht, oder weil id) den erften Play bei Ihnen
habe.
Thais. Ah ſchweigen Cie bod) davon.
Phadria. Was? ſaweigen? o Thais, Thais,
moͤchte doch die kiebe gleich unter uns vertheilt ſeyn, und
unfre Empfindungen dieſelben, fo daß entweder Ihre fuf»
führung gegen mich Ihnen eben fo wehe thaͤte, ie mir,
oder ich fo gleichgültig Dabei bleiben fónnte, wie Cie.
Thais. Quälen Gie. fid) bod) nicht fo, liebes Kind,
Herzens Phaͤdria. Syd) verfibere Sie, es gefchah nicht bes»
wegen, weil td) gegen irgend jemand mehr fiebe , ober
mehr Achtung fühle; fondern es war einmal nicht anders,
ich mußte. Sar»
“
sme) b cs . 125
Parmeno Sa, ja, bas geht fo. Uebermoaf der
‚Siebe vermochte Das arme Rn ibm bie 3büre zu vere
ticgeln.
Thais. Po maaft du fpreden , Parmeno? torte
nur! (um woätria) Aber hören Sie bod), marum id) Sie
habe rufen laffen. /
Phädria. Gut. —
Thaie, Sagen Sie mir für'$ Erfte , fann der
ſchweigen?
Parmeno. Gh? Trotz Einem. Aber, wohlge—
merkt! mit oem Beding geb’ idy Ihnen mein Wort: ſagt
jemand die Wahrheit, Dann ſchweig' ich, Dann iſt's ſicher
verwahrt bei mir. ft es hingegen gelogen , aufgefchnite
ten, erdichtet, da fommts den Augenblic zum Vorſchein.
pa bin id) mie ein Topf vetier Riten, und laf es uͤberall
durchrinnen. Wollen Sıe daher, daß ich fiptocige, fo ree
den Sie die Wahrheit.
Thais. Meine Mutter war von Samos gebürtig,
und batte fid) zu Rhodus niedergelafien.
Parmeno Das läft fid) verſchweigen.
Thais Dort fdenfte ihr ein getoiffer Kaufmann
ein Meines Mädchen, das von hier, aus Attica, war ent:
twendet worden,
$pbábria, Ein Bürgersfind?
Gbais. Wie id) vermutbe; für gewiß fónnen mire
nicht agen. Vater und Mutter wußte das Mädchen zu
nennen, aber feine Heimatb, und was uns weiter auf die
Gpur bringen fonnte, war ibm unbekanut. Auch mar es
befür nod) ju jung. Alles, was uns der Kaufmann von
ibr zu fagen wußte, beiland darin; er habe von den Cte»
räubern , bie ibm das inb verlauften, gehört, re ſeh in
Sunium
126 -— jetz
Cunium geftohlen worden. Meine Mutter , tole fie das
Mädchen befommen hatte, tvibmete fid) bem. Unterricht
unb ber Erziehung deffelben mit eben dem Eifer , 8 ob es
° ihre Kind wäre. Auch hielt e$ der größere Theil bes ue
blieums roirflid) für meine Schwefter. Sd) jog drauf hier
ber mit bem Fremden, der dazumal mein einziger Umgang
mar, und von dem id) alles habe, was ihr bei mir febet.
Parmeno. Zwei Lügen auf einmal! das wird
durchrinnen.
Thais. Wie bas?
Parmeno. Fürs Erſte iſts nicht wahr, daß Sie
mit Einen fid) begnügten; fürs Undre mar jener es nicht
allein, ber die Gefhyenfe gab. Denn bier fteht aud) ein
Mann, der feinen Beitrag redlich Dazu lieferte.
Thais. Wohl wahr; aber laß mich reden ] um auf
den Hauptpunct ju fommen. Der Officer, mein nunmeh⸗
riger Liebhaber , that hierauf eine Reife nad) Carien ; in ber
' Qwifdengtit macht’ id) Ihre Bekanntſchaft. Und bon bem
Augenblit an hab’ id) Ihnen miein Herz und mein ganjes
Vertrauen geſchenkt; das willen Cie felber. |
per meno. Auch hier wird Parmeno nicht Maps m
qpábria, Das verjieht fid) am Rande,
Thais. Co bört bod), Freunde! | Durdy ben Tod
meiner Mutter, der vor kurzem zu Rhodus erfolgte, fief
das Mädchen bem Bruder der Verftorbenen ju , unter dem
Cie fid) einen Diann denfen müjjen , der bem Gelbe nicht
feind ift. Diefer alſo hoffte, bas Mädchen, meil es gut
ausfah unb mufifafifd) war, bod) anzubringen, und bot e$
öffentlich feil, Zu gutem Glück befand fid) mein Freund,
der Dfficier , an Ort und Stelle; welcher das Mädchen
laufte und zu einem. Geſchenk für mich, beftimmte , ohne
I von
e
|
|
|
:
= 30('— j \ +
son dem Allen, mas id) Sbnen erzählt babe, das Geringfte
zu mijfen. Allein wie er bei feiner Ankunft gewahr wurde,
Taf id aud) von Ihnen Beſuche annebme, ta frubierte ec
prbentlid) auf Präterte, mir das Mädchen vorzuenthalten.
Sa, fagt er, menn er verficyert ſeyn fónue , daß er bei
mir den Vorzug vor Ihnen haben werde; wenn er nicht
befürchten müjfe , fobald einmal das Mädchen in meinen
Händen wäre , feinen Abſchied zu befommen, dann fiebe
e$ mir zu Dienften. Aber gerade davor fep ibm kange.
Sjnbeffen , foviel ich vermuthe , bat er ein Yug’ auf das
Mädchen geworfen.
Phädria. Vielleicht aud) was weiter ?
Thais, Nein; id) babe fie gefragtdarauf. Undnun,
lieber Phädria, wuͤnſcht' i) aus mehrern Gründen, fieibm
abzunehmen. Erſtlich, weil fie für meine Schwefter gegols
ten bat; dann aud , um fie den origen wieder zuftellen
zu fónnen. Ich bin ein verlaffenes Mädchen; habe bier in
der Stadt feinen einzigen Freund oder Derwandten. Des»
wegen, Phadria, möcht’ ich mir gern Durch eine fo 6ebeus
tenbe Gefättigkeit etlid)e Freunde verjchaften. — Und dazu,
Lieber, feyn Sie mir bod) mit behilflich. Vergoͤnnen Sie,
daß jener bie nächften paar Tage den erfien Play bei mir
habe. — Antworten Sie nicht? |
Phadria. Niederträchtige ! bei fo einem Betragen
ſoll id) Ihnen nod) antworten?
Parmeno. Schön, lieber Here ! bravo! endlich
einmal wurmt’s Ihnen. Sjegt find Cie Mann.
Phadria. Sieh nur, ich mußte nit, wo Sie bins
aus wollten — Ein Meines Maͤdchen ijt von hier geftohlen
morben meine Mutter eryog eo al&ibr eignes Kind; man
hielt e$ für meine Schweſter; id) moͤcht' es ibm gern abr
nehmen,
r 5 EFT
; 128 — jo ( — *
nehmen , um e$ den Seinigen wieder zuzuftelen — Dieſer
ganze Vortrag, nicht wahr? lauftam Ende darauf hinaus: |
mir weißt man die Thür, unb jenen [àft man ein, Wars
um das? blos, weil Sie ibn lieber haben, als mich, und |
teil Ihnen bange ift , durch das Mädchen da aus der |
Fremde möcht’ er Ihnen abgefpannt werden, Der theure |
Mann! v
Thais. Dir davor bange?
Phadria. Wovor denn fonft ? fagen Cic. 5f es
allein, ber Prafente macht? haben Sie bei irgend einer Gele—
genheit wahrgenommen, tof meine Freigebigkeit gegen Sie
ſtockte? hab’ id) nicht, als Sie mir fagten, Sie wuͤnſchten
eine junge Sklavin aus Aethiopien zu haben, alles ſtehen
und liegen laſſen, und Eine ausfünbig gemacht. Drauf
äufferten Sie Verlangen nad) einem Kaſtraten, weil das
blos eine Sache für große Damen ift, — 9lud) den trieb idy
auf, unb habe nur nod) geftern zwanzig Minen bezahlt für
Beide. Bei alter Geringfhäzung von Ihrer Seite ammır _ :
das benncd) nicht aus bem Sinne. Und nun der Danf
für biefe Gefäuigkeiten? — Verachtung.
Thais. Was will id) madjen, Phädria ? Zwar hätt’
ich ihm von Herzen gern das Mädchen abgenommen, und
bin überzeugt, baf es auf dem Wege am Erjten gelungen
waͤre. Indeffen, eh’ id) Sie mir zum Feinde made, mitf
id) lieber Alles tbun , was Sie befeblen.
Phädria. Ad möchten Sie bod) das Wort: eb’ ich
Sie mir zum Seinde mache, von Herzen und im Ernfteges
fpeodyen haben ! Wenn ib überzeugt wäre; daß id Darauf
mid) verlaffen fénnte, Altes, Alles fennt i mir gefallen
laſſen.
—
date
"C ^
— )o( — 129
Parmeno. (sorfid.) Der ſchwankt, und laßt durch
ein einziges Wort fid) eintreiben; das geht fir!
Thais. Alſo ich rede nicht »on gerzen ? id) armes
Mädchen! Wann haben Sie jemals im Scherje was von
mir derlangt, ohne e& zu befommen ? Und ich bin nicht im
Stande, Sie zu bewegen , daß Sie mir nur blos die Paar
Tage zugeitehen. -
Phädria. Ein Paar Tage allenfalls. Aber daß nur
feine zwanzig drays werden.
Thais. Wahrlid! ein Paar Tage nur, hoͤchſtens ...
Phadria. Boͤchſtens? genug, genug.
Thais, Nein bod, Ich verlange ja nichts weiter.
Phadria. So muß id) denn thun, was Sie bes
gehren. ^
Thais. SDürbiger Gegenftand meiner Liebe, laffen
Sie fid) umarmen!
Phaͤdria. Ich will aufs Land geben; dort will id)
die paür Tage mid) fafteien. Ta, ia, das fol geſchehen;
id muß tbun, was meine Thais will, Du, Parmenoy
mache, daß bie Sklaven hierher kommen,
farmeno. Wie Sie befebfen. (ab.)
Phadria. Auf bie Paar Tage, Thais, leben Sie
wohl.
Zbais. Beſter Phädria, aud) Sie. Haben Sie fonft
nod) ein Anliegen ?
Qbábria. Ob ich eins babe ? Nur das Einzige,
Thais: fepn Cie, wann der Officer um Sie ift, fietsferne
von ibm; mid) machen Sie Tag und Nacht jum Begenftand
Ihrer Liebe, Ihrer Sehnfucht, Ihrer Träume, Ihrer Gre
c nn Ihrer Gedanken, Ihrer Hoffnung, Ihres ere
. 3 'gnügens
ww?
139 = )0) —
gnuͤgens; Furz, (eon Eie aan; bie Meine, unb (denfen mit.
She Herz, fo mie diefes hier nur Ihnen gewidmet bleibt.
tab.)
Thais, Armes Mädchen ! vielleicht find’ ich wenig
Glauben bei ihm; vielleicht macht er von den Sefinnungen
Undrer einen Schluß auf-bie meinigen. Uber beim Him⸗
mel! id) weiß wohl, was ich tbue, unb kann mir ſelbſt bas
Zeuaniß geben, daß id) in feinem Ctüde die Unmabrbeit
geredet habe, daß niemand meinem Herzen fo tbeuerift, als
Diefer Phadria. Alles, was id) je&o getban babe, that ic)
des Mädchens wegen ; denn ihrem Bruder — wenn meine
Hoffnung mid) nidt trügt — bin id) ziemlich nahe auf der
€pur. Es iftdas ein junger Menſch von Familie, ber mir
auf heute feinen Beſuch zugefagt bat. Ich will hinein gt»
ben, und ibn erwarten.
Zweiter Aufzug.
Erfter Auftritt.
pbáoría, parmeno..
Phädria. Thu, mie id) bir befoblen babe, bring’
ihr bie Beiden.
Parmeno Schon recht.
Phaͤdria. Aber vergif e$ nicht.
Parmeno. But.
Pbadria, Aber ſogleich.
Parmeno, ut, |
qbábria. Kann ich mid) verlaſſen drauf?
Parmeno. D über die Frage! als ob es große
Schwierigleit hätte. Möcpten Sie, Phädria, mit ſo leich⸗
ter
rA.
"
e-— Jot -— 131
ter Mühe was verdienen konnen, als dieß zu Grunde qe»
ben teird,
Phäadria. Ich gebe ja mit zu Grunde, woran mir
bod) mehr gelegen ift. Alfo, dachte id), fannft bu über
jenen SBerluft bid) tröften. _
Parmeno. Sorgen Sie nicht ; id) will ja Alles
richtig machen. Aber haben Sie font nod) Befehle?
— Sbübria. Streiche unfer Geſchenk heraus, fo aut
du Fannft; und gieb bir ale Mühe, Da den Kerl, meinen
Nebenbuhler, ihr zu verleiden.
Parmeno Das räre tod) gefftben, menn Sie
auch fein Wort gefagt hätten.
Phaͤdria. Sd mid aufs Land geben , und dort
bleiben, -
PDarmeno Das gefteh’ ich!
Phadria. Aber hör’ einmal,
Parmeno. Nun?
Phadria. Glaubitdu, daß ichs aushalten und mich
überwinden könne, in der Zwifchenzeit nicht hereinzukom⸗
men?
- Barmeno. Gie? nichts weniger. Entweder Sie
ehren auf der Stelle twieder um; oder laufen in der Nacht,
wenn Sie nidt ſchlafen konnen, zuruͤck.
Dhadria. O! ich mitt Feldarbeit tbun., bis ich vor ’
Müdigkeit nicht mehr fann 5 dann wird fihs fchon geben -
mit dem Schlafe.
$armeno. Dabei gewinnen Sie nichts , als daß
Sie bod) nicht ſchlafen, unb ned) müde find obendrein,
Phädria. Geh mit den Poſſen, Parmeno, Nein,
id) muß fie verbannen, Diefe Verzaͤrtelungz ich gebe mir zu
T J2 viel
ANTI
122 —j)o( —
viel nad. Sollt' id fie denn nicht, wenn's Noth tite,
drei ganzer Tage miflen fónnen ? *
Parmeno. $c bo! drei ganzer Tage? Sehn &
was Sie madıen. hr
Phadria. Es bleibt dabei. Cab).
Qarmeno. Gerechter Himmel, mas FAM dU d
brit bas ift 11 Kann die Liebe fo die Menfchen umfdajfen,
bof man fie gar nicht mehr fennt ? Der war fonft ein abe
gefagter Feind von allen Zafeleien , gefegt, und Herr feiner
Leidenſchaften, mie id) nie einen fab. Aber wer ijt das,
der da berfommt ? Sapperment, es ift Gnatbo, ber Schma⸗
roßer des Officiers er bat das Mäddyen an der Hand, wel»
ches Thais gefdenft befommt. Pos taufenb! die iſt ſchön.
Sid) Fi dU, id fürchte, Da werd’ id) beute in Schanden bee
fteben mit meinem runzlichten Kaſtraten. Gegen die ver»
liert Thais felbft. —
Zweiter Auftritt
Gnatbo, Parmeno. _
Gnatho. Lohne den Parmeno ju feben ) Götter dee Dime
mele! wie tod) Fin Menfc vor bem Undern ifi! ein geſchei⸗
der Kerl unb ein Pinſel — welcher Ubfiand,! luf die Ge-⸗
danken brachte mich folgende Veranlaſſung. Wie ich da
heute in die Stadt femme, treffe id) auf Jemand, bieraus
geblirtig, von meinem Stand' unb meiner Herkunft. Der
Menſch war weiland fein Knifer, unb batte. fein Patrimo-
nium Purd) bie Gurgel gejaat. Syd) find’ ibn raub wie eine
Heel, fdbmuria, ſchwindſüchtig, verlumpt unb veraltert,
Freund, fag! ich, meld ein Aufzug ? „U, fprichter, id)
bin um atl das Meinige gefommen. Bor! melee Page!
' verlajien von jedem Sreunb unb Bekannten!" ier füblt
ids
—3e(-— 133
ichs recht, toie tief der unter: mir fiehe. He, (prad idy,
Feigfte aller Memmen, fo ift es dahin mit dir gefommen,
daf du dir felber nicht mehr zu rathen und zu helfen weißt?
fo haft bif mit deiner Habe zugleich ben Kopf perforen ? fief)
einmal mid), deines Gleichen! meine Farbe, mein alatte$
Fell, meinen abit und m:ín ftattlihes Bauchelchen! ich
hab’ alles, uhb habe nichts; id) bin arm, und mir fehlt
nichts. „Ja id) armer Schelm fann weder den Pitelhä-
ring machen, nod) Schläge vertragen. Wie? das, meynſt
bu, thäte es ibm ? ba irrft bu bid) gewaltig. Vor Dlims.
Zeiten, rie unfre Grosväter jung waren, ließ fid) auf dern
Wege was verdienen. Jezt werden andre Nest aus gewor—
fen, und der Erfinder dieſer neuen Methode — der bin ich.
Es giebt eine Art Leute, die, ſo wenig ſies Urſache haben,
in allen Stuͤcken die Erſten zu ſeyn fid) duͤnken. Die ſuch'
id) auf, aber nicht ín der Meynung, ihnen jum Geládter
zu dienen, o nein! id) fomm' ihnen zuerfi mit lachendem
Mund’ entgegen, unb madje taburd) zugleich den Bemune
derer ihrer Talente. Wenn fie was behaupten, ftimm' id)
ein; menn fies wieder gurücf nehmen, ſtimm' id) ebenfa'te
ein; fagt einer Nein, ih aud) ; fagt einer Ja, id) aud;
lur, id) babe mirs zum Geſetz aemadt, alles mit Beirad
zu begleiten. Dabei ſteht man fid) heutzutag am beften.
Parmeno, (teife.) Traun! ein ſchnackiſcher Kerl; Der
macht bie Leute aus Thoren vollends zu Verruͤckten.
€natbo. Lieber bem Geſpräch fommen mir allmähe
lig jum Speifemarft. Wieder Blitz drängt fid) alles, was
Naſchwerk feif batte, um mid) ber. Was das für frobe
Gefichter gab, bei ben Seefiſchhaͤndlern, den Fleiſchern,
den Koͤchen, den Hührnerträgern, ben Zifchern ! Denn alle
bie Herrn hatten in guten und in böfen Tagen eineneinträg«
| ty 5 we lidyen
134 — )ol — 1
liben Kunden an mir gehabt, unb habens ned) immer, (ie
ner nad bem Andern macht feinen SBüdlings fabet mid) zu -
Gaſte; freut fid) der Ehre, mid) miebergufeben, Wie der
erme Hungerleider (ab, welch ein angefebener Mann ic)
fen, und mie leicyt id) mein Brod finde, da gab er mir bie
ſchoͤnſten Wörtchen, ibm zu erlauben, bafi er bie Kunft bei
mir lerne. Gut, fprad) ich, bu fouft mein Jünger fepn.
Können bie Philofophen, dacht’ ich, ihre Schulen nad) fid)
benennen; warum nicht auch eine Secte von Cdymarobern,
unter dem Namen Gnathonifer? ——
Parmeno. (mievorbin) Was bod) der Müfiggang
und das fremde Futter nicht tbut,
Gnatbo. Uber es ift Zeit, das Mädchen der Thais
zu bringen, und fie jum Eifen zu bitten. Cieb nur ! da
fiebt ja Parmeno, der Sklave unfers Nebenbuhlers , bor
ihrer Zbüre, und hängt bas Maul. Gewonnen Spiel für
uns! ba ſtehn bie Wichte, unb blafen Truͤbſal. Den
Schuft muß ich einmal-üffen.
Parmeno. (leí) Die mepnen (don , des St»
chenks halber gehöre Thais ihnen zu.
Gnatho. Gnathoentbeut feinem theuerften Freunde
Parmeno den herzlichiten Gruß. Was macht der Herr?
Phädria. Er ftebt bier.
Gnatho. Das feh’ id. Haft bu was vor Augen,
das bir nicht behagt?
Parmeno Did. !
Gnatho. Syd) glaube. Aber nicht was weiter ?
Parmeno Wie das?
Gnatho. Weit bu fo fauer drein fiehft,
Parweno. Sd? nichts weniger
Onatbo.
— Sol — A o
Gnatho. Thu's doch nicht. Aber wie gefaͤllt dir die
Sklavin da?
Parmeno. Nicht uͤbel, mein Seel!
Gnatho. Das beißt den Kerl.
Parmeno. (leiſe) Wie er (o irrig bran it!
Gnatho. Was meynſt bu wohl? ſollte dieß Gies
ſchenk ber Thais Freude maden?
Parmeno. Damit willſt bu ſagen, daß mit ausge—⸗
than find. Aber — merk dirs — ates ift dem Wechſel
unterworfen.
Gnatho. Dieß ganze halbe Jahr, Parmeno, will
ich dir ruhige Tage machen; da ſollſt du mir nicht auf und
ab laufen, unb nicht bis an den hellen Tag wachen. Nicht
wahr, ich made bid) alücflidy ?
Parmeno, Mid? vos taufend!
Qnatbo. So bin id) gegen meine Sreunde.
Parmeno Schon!
Gnatbo. Dod, id) halte bid) auf; dein Meg gieng
wohl anders mobin ?
fDarmeno. Nirgends,
‚®natbo, Nun denn, fo nimm dich meiner ein biß⸗
den on 5 mad), daß id) vorfomme bei ihr.
Parmeno Schon qut! jest fteht dir biefe Thüre
offen, weil du mit der ba fommft.
Gnatho. Soll id) dir etwa jemand bier herausſchi—
den ? (acht binein mit der Pamphila.)
PDarmeno. Laß nur die zween Tage aud fepn.
Wie bu mir jest, ina Sonnenfhein des Gluͤcks, mit. einem
Sinaerden die Thüre offneft, fieh, bei meinem Leben! fo
font bu oft genug ohne Erfolg barmiber treten,
34 €na:bo.
136 * yet * |
Gnatboz (femmtmwicer heraus.) Stehſt bu AT
mer da, Parmeno? be, bat man dich vielleicht als Schild.·
wache bier gelaflen, damit nicht etwa heimlich ein Unter⸗
händler vom Dfficier zu ihr binfaufe? (ab)
Parmeno. Feiner Wis! fo was muß ja wohl bem
Herrn Officier gefallen. Uber ſieh! da kommt der jüngere
Sohn meines Herrn auf mid) zu. Sd) begreifs nicht, wie
der den Piräus verlaffen durfte; denn dort muß er jeko
tie Wache thun. Das bat feine Urſache; unb er fommtin
poler aft. Was fieht er fid) nur fo um?
Deitter Auftritt,
Cbäres,. Parmeno,
Chärea. Ich bin des Todes! Das Mädchen iff nire
gends, und ich felber weiß nicht, wo id) bin , feitden ich
fie aus den Augen verloren habe. Wo fell ich fie auffue
chen ? wo nad) ihr forfden ? wen fragen ?_ welchen Weg
einſchlagen? ich weiß es nicht. Mein einziger Troft ift bert
fen fie wo fie wolle , lange kann fie nicht verfteckt bleiben. -
Himmel! welch ein alerliebftes Kind ! fortbin find. alle
Madden aus meinem Herzen verbannt 5 mid) edelt. ber
Ylletagsgefichter,
Parmeno. Sieh mir den Kleinen! (prit der aud)
von Liebe! Unglüclicher Vater ! Den Burfdyen kenn’ id.
Wenn der einmal anfängt, bann wirds mit dem Undern
nur Kinderfpiel geroefen fepn, gegen den Sturm und Drang
bon dieſem da.
Cbàrea, Möchten bod, alle Gitter * Oittinnem
den Craufopf von ber Erde vertilgen , ber mid) ba auf»
bist; und mid) nicht minder, daß id) ſtehen blieb; daß
id
e?
=
di.
^-
E
—— U^ ode
— id) mid) nur den Gudguf um ipi fnmmere Aber f eb ba !
Parmeno. Guten Tag.
Parmeno. Was fehlt Ihnen? marum fo nieder-
geſchlagen? marum fo haftig ? wo fommen Sie her?
Chaͤrea. Gh? bei meiner Cbr , ich weiß nicht, wo
ich heifomme, nod) wo id) bin will. Ich bin ganz auffer
mir.
Darmena. A denn, Befter ?
Cbárea. Sd) bin verliebt.
Sarmeno. Ha!
Cbaàrea. Syebt, Parmeno, wirſt bu zeigen, ob bu
Mann von Wort bift. Weißt du nod), menn id) meineg
Vaters ganze Speifefammer dir heimlich in dein &ámmere
chen zufchleppte, mie oft bu mir da bie Zuficdyerung gabft :
Chärea, ſchaffen Sie fit nur was Liebes an, dann follen
Sie feben, meld) ein brauchbarer Kerl id) bin.
Parmeno, Gehn Sie, Ge,
Chärea. Was? iftesnicht diereine Wahrheit? Alſo
bethätige jebt bein Verfprechen, Und — das verficyer’ ich
bid) — der Gegenſtand ifts merth, daß du ziehen hilffft
aus allen Kräften. Das Mädcyen fieht nicht au&, mie
unfre Dinger, denen ihre Mi ter die Schultern niederdrü-
den, und die SBrüfte ſchnuͤren, daß fie ſchlank werden fol«
len, Sft eine von etwas ftarfem Körper, aleid) heißt fie
ein Uthlete, gleich bricht man ihr an der Koftab. Sey die
Anlage des Mädchens nod, fo gut, es muf eine Spitgerte
Drau werden, burd) die alberne Behandlung der Mutter.
Daher gefallen fie denn aud) fo.
Parmeno Run aber die Fhrige?
Ehärea. Co mas ift nie gefehen worden,
Parmeno, or Stern!
35 Char
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T DIRE EMI.
” +
^.
»
138 - jo( —*
Chaͤrea. Die wahre Farbe der Natur, ein Körper jg
|
vol Saft und Kraft.
PDarmeno. Wie alt?
Chärea. Sechzehn Jahre.
Pa rmeno. Die fhönfte Jugendblüte. -
Chärea. Die Mädchen, Parmeno, mußt bu mir
verſchaffen, fey's durch Gewalt, durch Lift, oder durch Bits
ten ; alles ift mir einerlei, wenn id) fie nur bekomme.
Parmeno Nun, tvem gehört fie denn ?
Chärea Das weiß id) nidt.
Parmeno Wo ift fie her? \
Chärca. Eben fo wenig:
Parmeno Wo mobnt fie?
Chärea. Auch das nicht,
Parmeno Wo baben Sie fie gefebn ?
Cbárea. Auf der Straße.
Parmeno, Wie gieng e$ ju , daß fie Ihnen ente
wiſchte?
Chaͤr ea. Das mar es eben, worüber id) vorhin, wie
id) kam, mit mir felber zuͤrnte. Ja, ja, auf ber ganzen
Welt, glaub’ td, ift Niemand, deſſen Wünfchen fo febr
fid) alles entgegenftemmt. Ha! welcher verdammte Streidy!
ich bin verloren. s
PDarmeno, Was haben Sie denn?
Chärea. Kennft bu den 9Irdjibemibes, meines Da»
ters Vetter unb Cameraben ?
Parmeno. Wie fottt" id) nicht?
Chärea. Der fam mir, inbef id) jener nachfchleiche,
in den Wurf.
Parmeno Wahrhaftig, zur Unzeit.
Ehü-
"in. 2085. 4 48 —
— )o( — | 139
Chärea. Sprich vielmehr : zum Unftern. Denn
. zur Linscit, Parmeno, fagt bier viel zu wenig. Schwoͤ—⸗
ren kann íd) hoch und tbeuer, baf id) in dem lebten Dal»
ben Fahr” und drüber ibn mit feinem Auge gefehen habe,
auffer jet, two ichs am roenigften wuͤnſchte, am menigften
braudjte. Ha! fann das mit rechten Dingen zugehn ? ſag'
an. 7 Y
Parmeno Nimmermehr.
Chaärea. 9fugenblicffid) lauft er auf mid) zu, aus
einer weiten, weiten Entfernung. Denfe dir ibn mit feis
nem Sa&enbudel, zitternd an allen Gliebern, das Maul
Ellenlang herabhängend , buftenb und feuchend. „He da,
be da, Chärea, du bifte, demich rufe. ^ — Sid) bleibe fte»
ben. „Weißt du , was mein Anliegen iſt?“ Nun?
mn Morgen bab ich einen Termin. Was damit? ,, Richte
mirs ja bübfd) aus bei Deinem Water, er fotle nicht vergefe
fen, als rechtlicher Beiftand von mir fid) frühe einzufinden.“
Ueber dem Geſchwaͤtz gieng eine Stunde bin. Ich frage,
mas nod) weiter? „nichts, nichts. 4. Ich fort. Wie id)
mid) wieder umfebe nad) dem Mädchen , da lenfte fie qt»
rabe um bier in unfre Straße.
Parmeno. (bei@eite) Was gite, er mepnt die,
welche eben der Thais zum Geſchenk ifi. gebracht worden ?
Chärea. Als id) hierher fomme , war fie verſchwun⸗
den.
Parmeno. Nicht wahr, es giengen Leute mit dem
Mäddyen ? :
Chärea. Ta, ein Cdymarober unb eine Cabin.
Parmeno, (leiſe) Sie iſts. (laut) Nun gut; fep
Cit rubig ; es ift alles richtig.
Chaärea. Beh! du hafı fremde Gedanken.
Yarr
140 : —)o( —
Parmeno. Nicht bod, meine Sedanfen gehn auf
Ihre Rede.
Chaärea. Kennſt bu fie denn? ſprich. Haſt Mf
' gefehen ? '
Parmeno. Ich babe fie gefehen , fenne fit, unb —
weiß, wo fie hingefommen ijt.
Chärea. Ha! lieber Parmeno, du fennft fi fie?
Parmeno. Ta.
Chärea. Und meift, ro fie ift?
Qarmeno. Sie ift hierher gebracht worden in das
Haus der Thais, des Zreudenmädcens ; Die hat fie ger
fäyenft befommen.
Chärea. Wer ift denn der große Herr, der fo fatt
lide Präfente madıt ?
Qarmeno. Der Hauptmann Zbrafo, bee Phãdria
Rival.
Chärea, Da bat mein Bruder einen harten Ständ,
qarmeno. Ja, wenn Sie erft wüften, mas für
ein Geſchenk er diefem entgegenftetit y. dann würden Sie
doppelt fo fpredyen.
Chärea. Und mas für Eins denn?
Parmeno. (inen Kaftraten,
Chärea. Etwa gar ben garftigen Kerl, ben er ges
ftern gefauft bat; bas alte, effominirte Thier?
Sarmeno. (ben den.
Chärea. Ganz gewiß, der Burfc mirb mit feinem
Geſchenk zur Thür’ hinaus geworfen werden. Über das
mußt’ id nicht, daß die Thais unfre Nachbarin (tp.
Parmeno, Gic ifts aud) fcit furgem erft.
— )o( — 141
Chaͤrea. Verflucht! daß ich fie nod) niegefehen habe!
He, fage mir, ihre Reize — find fie denn, tie man fagt,
fo oe UP-,
Parmeno. Allerdings. |
. Chärea. Aber tod) nichts gegen Lnfre ba?
Parmeno. Das ijt mas Unders.
€bàrea. Mad bod, lieber Parmeno, daß id) fie
befomme. |
Parmeno. „Recht gern 5, ich oif mir atte Mühe ges
ben. Haben Sie fonft nod) was? ^
Chärea. Wo willſt du jebt bin ?
Parmeno Nah Haus Ich fol für Ihren Brus
der jene Stlaven der Thais bringen.
Chärea. Ach! mie ift der Kaftrat fo glücklich, daß
er in das Haus fommt.
Parmeno Wie fo?
Chärea Du fragft * Der wird ftete ———
Mitſklavin vor Augen haben, mit ihr ſprechen, unter ei—
nem Dache mit ihr ſeyn, dann und wann zuſammen eſſen
mit ihr, bisweilen auch in der Naͤhe ſchlafen.
Parmeno. Was meynen Cie? wenn Sie der Gluͤck⸗
liche wuͤrden.
Chaͤrea. Auf was Urt, Parmeno ? ſag' an.
Parmeno Wenn Sie feinen Habit anzögen.
€bàrea, Was denn meiter ?
Parmeno. Wenn id) flatt feiner Sie binbrächte,
Chärea. a.
Parmeno, Wenn id) Sie für ibn ausgäbe.
Chärea, Ganz recht.
. Sarmeno. Und Sie alsdann in ben Genuß allet
der Herrlichleiten kaͤmen, die Sie eben dem Safiraten ber
neideten:
142 "ant — )o( 8
neideten: mit ihr zuſammen effen, um fie ſeyn, fie beruͤh⸗
ren, mit ihr ſcherzen, und in ber Naͤhe ſchlafen koͤnnten?
Denn von den Leuten der Thais kennt Sie kein Menſch. Aufe
ferdem find Ihre Jahre unb Ihr äuſſeres Anſehen völlig
darnach, taf Sie für einen Kaſtraten gelten fónnen.
Chärea, Vortreflich, Parmeno 5. ber berrlichfte
Math, der jemafe ift gegeben worden! Gehen wir alfe bins
^ ein; ftaffire mid) augenblidlid) heraus, bring mid) fort,
bring mid) bin, gefhwind, geſchwind.
Parmeno. Was machen Sie? Es war ia nur
Scherz.
Chärea. Schwaͤtzer! (will ihn fortsiehen. )
Parmeno. Ale Henker! was bab id) gethan? was
draͤngen Sie denn ſo? — Sie werden mich uͤbern Haufen
werfen — hören Sie denn nicht? — wollen Sie ruben.
Chärea. (wie vorhin) Komm!
Parmeno. Noch immer?
Chärea. (Gs bleibt dabei,
Parmeno. Geben Sie adt, wir verbrennen uns
die Finger.
Chärea. Ah! nicht body. Fort!
. Sarmeno. Ja, ja; oie Euppe werd’ ich hernach
auseffen müjfen.
Chärea. ab!
Parmeno. Das wäre ja Schurken.
Chärea Was? Schurferei? menn ich in das Haus
einer luͤderlichen Dirne mid) führen laffe; wenn id) an den
C djanbmenfdern, bie mit ung armen jungen Burſchen nur
ihre Kurzweile treiben , und beftändige Geiſeln für une find,
das Vergeltungsrecht übe? mit ihrer eignen Münze fie bes
zahle ? Oder, mar Das vieleicht edler gehandelt, wenn id)
gegen
EIUS o 143
gegen meinen Vater Schelmenftreidhe fpielte ? Jeder, tver
das hört, roirb mire zum Vorwurf rechnen ; fo wie dort
alle Welt (agen wird, es ftp ihnen recht gefchehen.
Parmeno. Je nun! menn Sie denn gar nicht das
von abzubringen find, meinetroegen. Uber daß Sie bere
nad) nur nicht die Schuld auf mich ſchieben.
Chärea. Sorge nidt.
Parmeno. Auf Ihren Befehl alfo?
€bárea. Auf meinen Befehl, mein Geheiß, unb
Gebot. Bei feiner Gelegenheit werd’ id) das verläugnen.
Komm! |
Parmeno. Geb’ der Himmel feinen Segen dazu!
Dritter Aufzug.
Erfter Auftritt,
Cbrafo, Gnatbo, Parmeno.
Thraſo. Alfo Thais laßt fid; jum Schoͤnſten bei
mir bedanfen ?
Qnatbo. Zum Allerſchoͤnſten.
Thrafo. Und ift veranügt ? nicht wahr ?
Gnatbo. Nicht ſowohl über das Geídenf an fid,
. als weil es von Ihnen berrübrt. Das ift es, morüber fie
einen wahren Triumph bat.
Parmeno. (vorfid) Ich muß einmal feben, rant
es Zeit ſeyn wird, meine Sklaven ju überbringen. Aber
fieb da! der Dfficier.
Thrafo. Ta, ja, es ift bae mas Befondereg bei mir,
mit Allem, mas ich tbue, verdien’ id) Danf.
€ natbo. Das bab' id) lange gemerft.
Thraſo. Selbſt der König bejeigte ftets Tiber jede
meiner
-— T€ NER
)]a L^
, Ld >
144 yet
meiner Verrichtungen die hoͤchſte Zufriedenheit; os ne
fid) nicht rühmen konnten.
Gnatho. So gehts. Mancher läßt ſichs ſauer wer⸗
den ‚ Ehre und Ruhm zu erndten; und am Ende tignet.
Alles ein Andrer fid) zu, der Grübe bats fo mie Cie.
- Thrafo. Richtig, | ,
€natbo. Sie waren alfo des Königs...
Thrafo. Freilich.
€&natbo. Augapfel. '
. Sbrafo. Nicht genug. Die ganze Armee gab er in
meine Hände, und hatte ſchlechterdings fein Gebrimnif vor
mir, 1
Gnatbo, Taufend!
Thrafo. Und menn er denn einmal des Ueberlaufs
fatt, unb ber Sabinetearbeiten müde mgr; wenn er fid)
eine Erholung geben wollte, um, fo ju fagen. . . dere
ficbít du ?
Gnatho. Djaz um, fo zu fagen , wieder einmal
ju verfchnaufen von bem fàftigen feines Berufs.
Thrafo. Getroffen. Dann mußt’ id) ganzallein mit
ibm fpeißen,
®natbr, Der Henker! das nenn’ id) mir einen Prin»
gen, der Geſchmack hatte,
Thrafo. Ja, ja, fo ifisein —* nur wenige
NVenſchen mag er.
Gnatho. Dh! gar keine, denf ina menn er Sie —
um fid) bat.
Thrafe. Was da der ganze Hof mid beneidete; mir
zwiſchen den Zähnen fluchte ! Uber wer fi den Gudgut
drum kümmerte, mar ich. Prob bätten fie berfien mögen
vor Neid ; hauptſächlich Einer darunter , den er über bie .
Elepban»
= "
€
Bu Galla. no .cCu ms Ad ODE
aC > „145
Elephanten aus Indien geſetzt hatte. Einſt, ‚wie mirs der
* ‚zu bunt, wachte, da ſagt ih: be, Strato, find Sie
Deswegen fo grimmig, weil Sie wilde Thiere zu comman ·
diren ‚haben? RUE
| - Gnatbo.. Wipig, r nein Cel , wifig, Pop Stern!
den | hatten Sie taput gemadt, Uber er? *
^s v Sbrafo. Lieb feinen faut mehr hören, !
Snatho, Wie fonnP er anders ?
Darmeno: (wrfd) Gerechter Himmel,welch
‚ein fählechter , elender Tropf! unb ba der Gaudieb!
Thraſo. Sage, Gnatho wie ich jenen Rhodier
bem Eſſen brimibidte, hab’ íd. bir das niemals erjábit?
— € mnatbe, Nein 3 aber). gnaͤdiger Herr! Lafferi Sie
mid wiſſen. (vor fi) Ich babe über tauſendmal gebórt,. ;
Thraſo. Der Surfó da aus Nhodus, ben ic)
mennenfpeißte in unfrer Geſellſchaft. Nun hatt' id) ge»
rade damals ein Freudenmaͤdchen bei mir; mit dem ließ ee
fid) einfallen zu charmiren, unb fid) über mid) ju moqul⸗
ren. Was willſt bu , fpracb ib, Selbfhnabel? Du biſt
tin Hafe, und fiebft bid) nad jartem Fleiſch um !
v.. ®natbo. Ha, ba, ba!
Thrafo, Was haft bu?
Bnatho. Vortreflich, herrlich , excellent; undere -
gleihlih! Sagen Sie, mar der Cinfatl von Ihnen? Ich
mepnte, das wäre mas Altes,
Thraſo. Haft tu ihn mehr gehört?
Gnatbo. Unzähligemal; es ift das Eins der jt»
ne Bonmots,
Thraſo. Es iſt bon mir.
8 Énatbo,
E 0, 0— ye
Gnafbs. Mich dauert der Burſch, taf Sie
obfuͤhrten. War er doch von gutem Haufe, ho!
UR ef: nicht semepüt! ^ er P fern
Parmeno, (vor ih) Hiengſt bu am Beton
Gnathoð. Aber was mc ‚Jagen &
Tbrafe. & ‚war patſch. de * unie Moon P
ſich todt lachen. Und von der Stunde a — fie fid
alle vor mir, ,
Guatpe, Sie battens Urfadhk. , 9 715 i d
Ina
YcalA Uber bir eii mal! Toll Ih mich iih
u
bei der Elatk wegen des Madkhensyinvar fie mich diái Vers
but einer Zuneigung gegen daſſelbe gehabt Gat S osos
"5 Gnatbo:^ Sirise nit! ins Gegentheil fudjen Sie
den Verdacht fühnähren. co) 60 Conse cierta
"&Srpreéo Warm ?,. oT
(5nürbs, Ce fragen? Cibi Cie, EEE
€ haie einmal bet TN gol oder ibn lobt umn Ih⸗
hen mehr zu thun . nein €
Thrafe. eani redii? EIAS ME UU m
Gnatbo So haben Sie weiter fein Mittel, fid
Danesen zu wahren , als folgendes. €cbalb Thale den
g'átria nennt, Sie den Augenblid bie Banıphila; Spricht
jene einmal: mir meQen. den Phädtia lommen tafftny, daf
er ftmanbe mit une; Sie ouf der Sue; ivit. wollen der
Jamphita ru en. fte ſoll uns, fingen, ., Grbrbt. Thae die
Swon ben des Jongglings; gleich Mes Sie von ten Site
ben de — sau. Kurz, machen Gies minc weit;
das wird fte heißen. '
Ihrafo Ja, Onatbo, wenn: fie mid), lichte, dann
mochte ber Kath) gut ſeyn. —
=
€natbo,
—)9o(— 147
Gnatho. Ein Maͤdchen, denke ich woelches auf
Ihre Geſchenke wartet, unb tiefe liebt, bas iſt fhen Urne
aud) in Sie verliebt; Das haben Sie (on lanae in Ihrer
Geivalt j e$ zu neden. — Immer wirds ibt bange fepn , Sie
möchten einmal in ber Hite des Zorns, mas fie gez nmüre
tig zu Brem bat, einer Anderni zuwenden.
Thra fe. "Du haſt recht. ‚Sp 09d)! mir war das
wicht eingefallen.
Gnatho— Sonderbar! das mat; € Sie hatten! át.
bran gebadbt. Denn fonft — ja da würden Sie mot eher
drauf gefommen ſeyn.
Zweiter Auftritt.
pais, CErafo/ parmeno ' vinto? Pibiss
"Sois. "Mid dünft, ich habe Me Offen er fürechen
hören. Ja, ja, daifter. Sbre Dienerin, fieber foro.
Gbrafe. Ah, liebe Thais mein ‚Shopfind, , mie.
fbte? haben Sie mid) denn ein bischen lieb , von wigen
. ber Sarfenfpiclerin ? T
f armeno, (trie) Fein die. ! ein fines Kane
pliment zum Eintritt. "
«&bais. Syd) liebe * MA als einen Mann von
Verdienſt.
Gnatfo. Gehn mir alfo zu Tiſche; mas zögern
Sie? fia
»* Darmene. (leife), Sirh mir den Undern | Man fottte
denken, bit fepen aus Einer Scale gektochen
Thais. Wenns Ihnen gefälig ifty id) bin bereit.
82 Parmeno.
148 - )o(—
Parmero. (leiſe zu Anfang) Ich will näher treten
unb tbun , als füm’ id) eben aus PO. —J
Sie ausgehen, Thais? si dE
Thais. Ha; Parmeno, das war setzen, ja, LI
will ausgeben.
farmeno. Wohin?
Thais, (ltiít) $m! fiebft Du nicht den ba ?
Parmeno. (leife das Erſte) D ja, ju meinem grofen,,
Aerger — Wenns hnen gefällig ift, bier * M, id) bie
Geſchenke von meinem Herrn. A
Thrafe Was (tebn we da, warum geben mit.
nicht fort ?
Parmeno. Erlauben Sies bod) grosgunftigft, tof
toir bem Frauenzimmer Präferte madjen, daß wir zu là
fommen und mit ibr.(preden bürfen. ^ 5
Thrafo. Das mögen mir mwunderfcöne. peine
fepn ! bie werden abftechen gegen die Unſrigen!
Parmeno. Es wird ſich zeigen. (ing Haus binein).
He da! laft bie Berwußten den Augenblic berausfommen, ,
(jur Mobrin Tritt bu einmal näher, Die ift aus dem tiefe
(ten Yetbiopien.
Thrafo. Da geb’ id drei Minen für,
&natbo. Hoͤchſtens.
Parmeno Wo bif da, Dorus? fomm bet.
(iut Zbais) Sehn Sie, Sjbr Kaflrat. Heißt das nicht ein '
feines Geſicht, ein SBur(d) in der beiten Jugendblüte? - .
Thais. Wahrlich, er ift bübfdy.
Qarmeno. Was faaft ou dazu, Onatbo? Han
was ausjufesem? — Und Gir, Herr Capitain ? — Sie
ſchweigen ; das gröfte Lob! — iur pais) Er ſteht jut
Probe
LEST
E
= )o(= 149
Probe, in den fdónen Wiffenfchaften, in körperlichen ues
"bungen, in ber Mufif; fur; , in Allem, was man an eis
7 ner jungen Menfcyen von Erziehung fordert , ſtellt er ſei—
nen Mann, —
Thrafo Den Kaftraten fónnte man für ein Mäd«
den nehmen, ohne einen Raufch zu haben,
Parmeno. (int Thais) Bei Dem Allen verlangt
"bec Mann, von dem das berfommt, nicht, Sie follen blos
"für ihn in der Welt feyn, und feinetwegen Andern die
Thür verfhließen; man hört ihn nicht von feinen Batail—
Ten fpredyen, er framt feine Narben nicht aus , und fallt
Sybnen auf feine Art beſchwerlich, wie ein fiherer Ehren»
mann tbut. Nein, er fann warten , bis es Ihnen nicht
laͤſtig ift, bis es Ihnen beliebt, bis es fid) ſchicken will;
^ unb ift bann herzlich frob, Ihnen aufmarten ju dürfen.
Thrafo. Man merft wohl, der Herr diefes Bur«
fden muß ein armer Schluder feyn.
Gnatbo. Den wollt’ id) aber aud) fehen, ber einen
Andern bezahlen könnte, unb fo einen Kerl um fid) leiden
‚möchte!
Parmeno Halts Maul du! denn du gehörft in
meinen Augen "zum Auswurf des Menſchengeſchlechts.
Sannft dus verdauen, von fo Einem den Speichellecker zu
machen, fo halt’ ich bid) fähig , aus der Slamme dein
Zutter zu bolen.
Thrafo. Gebn wir bald?
Thais. ch will nur biefe da Dinein bringen, und
. meinen Zeuten die nótbigen Befehle geben ; dann bin ich
gleich roieber hier. (gebt hinein.)
Thrafo, Ich gebe fort; Cam Gnatho) warte ow
auf fie.
Y » K 3 Par⸗
Iso : = )o( = Fr :
Narmens. Die — ſich das auch ſchiclen: ‚ein
Herr General, Der mit. feiner Maitreſſe über bie. Sur
gi⸗ nar !
ibra fo, Das fo ich mid) viel mit oir enafen ?
bu tft en Kerl, roit Dein Herr.
Snatho. Ha, ba. ba!
TIhrafo. Was lachſt bu? "eC
. Qnatbo. Uebrrdas, was Sie eben * Dabei
fi! mic zugleich ein, mie Sie ben Rhodier ——
Uber ^a kommt X^ai& J
Thrafo Marſch! lauf voran, mach zu Haus Anſtalt.
&natbe, Sehr wohl.
ibat& (rz) Richte mirs ja qut eut, y»
thias: menn etwa Chremes fommen follte, fo bit" ibn fürs
Erſte, er m^ae warten. y t i^m dasnicht aeleaen, fo ſoll
er wiederfommen, Kann er das nicht, fo bring’ ibn zu
mir,
Pythias. Wie Cie befeblen,
Thais. Hm! mas wolll' id) denn weiter —
recht! gebt mır hubſch adc auf das Maͤdchen, unb bleibt
ja ju Daufe |
Gb. ofo. Gehn wir denn. ^
Thais. (iuibrer Mügden) he da, folgt mir.
Dritter Auftritt
Cbremes, Prtbias. |
Chremes. Mein Seel; Yemebr ich das Ding über»
lect, qo bleib' idy Dabei , ich werde bei der Thais übel megs
temmen. €o pfrfia legt fies an, mid) aufs Eis ju fübs
ren, Schen bamoié, moie fie mid zum Erftenmal rufen
heb — wenn mid; jemand fragte: voie femmft bu zu dem?
Ny.
|
3» T«f 4
. - —.) o( — 7 ISI
jt Aich kannte ſie gan nicht; aber mie Fe mich fas, fon^ fie
- aleih einen Vorwand , mic zu holten. a, gie bise en
Opfer gebracbt, und wolle eine Affaire von Wichtigken mit
' mir überfegen;, — alfo, fen damals fam mir: der Ver⸗
tact, das frpen faute Fifhes Cie aber — mir nite, Dir
nidis — leiftete mic Geſellſchaft bei Eifde , mar aai ^ie
Meine, unb fudte bas G:fprád im Gang, zu erhaiten.
Wie es nicht mehr recht fort. wollte damit, fam ſie endlich
auf die Materie ‚„„feitwann mein, Vater und mine Mutter
todt wären ?,, Eden fange, fa5 ih. ,, Obi dd nicht ein;
Landgut zu Sumum hätte?’ wie weit Dawson nod) fen hi6
zum Meere?;, Syd) afaube , das ſteht ihr anis fir denkt
wohl gar, mid dacum ju predea. Um Fude),rob dort
nicht eine Feine Sihiveiter von mir verloren gegangen fe) ?
ob jemand bei ihr geweſen wäre ? mas fie an aebabt hättıy
als ſie vermißt wurde? ob jrmand im Stande ſeyn moͤchte,
fie zu erfennen?,, Wozu das Gefrage ? Sie will fid wehl
gar — ihrer Frechheit trau” ichs zu — für meine verloren
gegangene Schwefter ausgeben ! Dod) die, falls fie noch
lebt, kann über ſechzehn Jahre nicht haben; und Thais ift-
ja älter, als id. Sekt bat fie mich zum zweitenmal an=
gelegentlidy bitten laffen , id) möchte zu ibr fommen. Ein
für allemal: fie fol mir fagen, was fie mili, oder mic
ungebubelt faffen. Denn wahtlich! das Drittemal fonım’
id ihr nit. He da, be da!
. Sotbics. (im Dare) ft jemand drauffen ?
Ehremes. Sd) bins, Coremes.
Q»tbias. (öffnen die Thlr ) Ah allerlichites Maͤnn⸗
‚en!
Ehremes. (ver (ib) Sagt’ ichs. ch + daß mir
Nee geftelt werven ?
84 Pythi⸗
a = )o(— STE, N
Dotbias. Theis Ift Sie zum ſchönſten bitten, |
morgen wieder zu fommen. m |
Chremes Syd muß aufs land. IE
Potdias. Thun Sie's bed, liches Kind! — 007
Chremes. Ich fann nicht, borft bu ja.
Q»tbias, Nun, fo verziehen Cie hier bei —* bis d
S bais beim fommt.
Chremes. Das feblt nod! "is
Qptbiat. Warum; liebes Shremerhen? CÓ wit
ibm Carefien machen. a
€bremes, Zum Henker! bleib mir vom Leibe.
qpotbias Nun, nun, menn Sie denn gar nicht
qu bervegen find, fo tbun Cie mir ben einzigen Gefallen, —
und gehen da hinuͤber wo Thais jetzo fid) befindet. |
Cbremes. But.
Pypthias. (ruft in Haus) Geſchwind ' —*
t cier,
fübr den Herrn zum Dffic J | |
Dierter Auftritt,
Antipbo.
Ar Bud
| -
Da traten geftern Einige von ung jungen Burfhenim ——
Piräus zufammen , jauf heute einen Pikenik ju veranftalten, — —
Die Beforgung davon übertrugen wir dem Chärea; haͤn⸗
bigten unfre Ringe ibm ein; unb verabredeten Ort und
Etunde. Die Zeit ift verftrihen, mo mir jufammen feme
men wollten, ift nicht die gerinafte Unftalt; der Burſch
Selber laͤßt fid) nicht blicfen; id) weiß nicht , reas id) denken
Ku. Ib muf einmal feben ob er zu Haus ift; denn die
Geſellſchaft bat mirs aufgetragen, ihn zu fuben ». ..
gerbiistt den Chotea im Safiratenpabit) Wer fommt da aus den —
Haufe
<
—)o(-— . 153 .
Haufe bet Thai ? ift ers ?. ober ift etd nicht? ja, ja, er
iſts. Was für eine Geftaít ift das? mas für ein Aufzug ?
welch ein Popanz? alle Henfer! id) begreif’s nidjt. Aber,
was es auch fen, ich will bier von ferne jufcben, was draus
wird,
Sünfter Auftritt
€bárea , Antipbo.
m Chärea. Iſt jemanb hier? — nein — Kommt je
mand hinter mir drein? — fein Menfh. Darf ich endlich
einmal meiner Freude Luft machen ? o Jupiter! in dieſem
Augenblicke hätt’ ich nichts Dagegen, wenn mich einer unte
braͤchte, um bie Wonne, bie id) jest empfinde, rein und
ungetrübt bon Kummer mit mir aus Det Welt zu nebmen,
— Aber will mir denn fein Neugierigerin den Wurf fom
men, der mir auf dem Fuße nachfolgt, ber mid) martert
und nmothzüchtigt mit Fragen: warum id) fo quid bin ?
' warum íd) fo fröhlich thue ? wo id) bin will? mo ich bets
Tomme? mo ich den Dabit gefriegt babe ? morauf jd) aus«
gebe? ob id) geſcheid oder verrückt bin?
Antipho. Ich rid zu ibm bin, unb ibm ben Ge.
fallen thun, ben er roünfdjt. — Chaͤrea, wie ſo quick ? was
fol der Dabit? warum fo froblid) ? morauf gehft du aus?
ift es nod) richtig bei Dir im Kopfe ? — was guckſt du mid)
an? — marum feine Antwort?
Chärea. Ha, du Fefttagsfind! willkommen, Bes
fer! auf der ganzen Welt iff niemand, den ic) jetzt lieber
möchte, als dich.
9intipbo, Nun fo erzähle, was du haft.
Chärea. Je das ift es eben, was id) Did) inftánbig
bitte anzuhören, Kennft bu die Geliebte meines Bruders ?
$5. Untie
.
- LA
DEC — jo( —
Antipho. Diaz nidi Sae - — *
Chärea. (ben Die. :39- 57
$(gtipbo. Das ruft i. qol ibm
Chärea, Die bat beure ein Mädchen‘ atfibenft- bes
fommen; ein Mädchen, fhön, allerliebſt . . . bob, bu
fennft- mid), Antipho, mie qut ich mich auf hübſche Geſich⸗
ter berftebe, Die mate Eindruck auf mich.
Antipho. In Ernſt?
Chaͤrea. Wenn du fie fabeft , ich buͤrge bafür , da
gäbſt ihr den Preis vor allen, Kurz und gut y. id) t berliebte
mich in fie. Zum Gluͤck befand fie zu Haufe bei uns ein
Kaftrat, den mein Bruder für bie Xbaie arfauft batte, und
der ihr nodo nicht war überliefert worden. Da gab mir
Parmeno, unfer Sklave, einen Winf, ben id) bibig. vtta
folgte. i
$9(ntipbo. Worin beftand ber ?
Chärea Cdrmeia , fo börft bu'e ebtr.. 3d T .
meinen Habit mit. jenem vertauſchen, und jiatt feiner mid)
binfübren laſſen.
Antipbo. Statt be& Kaftraten?
Chärea. Nidt anders.
Antipbo. Je nun, was für einen Vortheil fonnte
dir denn das gewähren? ER Re
€ härea. Welche Frage? fie zu feben , gu hören, um
fie zu fenn, für die mein Herz ſchlägt, Antipho. War
das eine Kleinigkeit? lobnte das nicht. ber Mühe? Genug,
man brachte mich der Thais, bie mit Freuden mid) ems
rfiena, foaleid) mit nat) Haus nahm , und das Mädchen
mir auf die Seele band.
Untipho, Wem? dir?
Chären Min |
Anti⸗
[
— 104: 155
Antipho. Da war fie gut aufgehoben.
Chärea. Sie befahl , feine Mannsperfon zu ihrein«
zulaffen, und mir gebot fie, nidyt von ihr twegzugeben ; id)
fouterim Sinterbaufe mutterfelig allein bei ihr bleiben. Ich
nide Dazu mit dem Kopfe, und (djage befcheiden die Aus
gen nieder.
9(ntipbo. Armer Cem!
Chaͤrea. Sb, fpricht fie, gehe aus zu einem
€dmaufe. Sie nimmt ihre Sflavinnen mit, unb laßt
nür etliche von ben jünaften, die erft feit Kurzem bei ihr
waren, zur Bedienung der Jungfer zuruͤck. Sogleich ma»
chen diefe Anfialt , fie zu baden, Syd) fage, fie follen fort
machen, * Das Madden , indem man das Bad zuredt
machte, fag in einem Cabinet , und betrachtete ein Gee
mäblde,; worauf Jupiter vorgejtellt war, wie er — nad)
dem alten Mythus — einen goldnen Regen in den Schoos
ber Danae fallen fie. Auch ich warf meine Augen bore
‘auf. Und weil es ein ähnlicher Kniff rear, den jener hier
gefpielt hatte, fo freute fid) mir das Herz im Leibe, daß ein
Gott fid) in einen Menfhyen verwandelt babe, und heims
lid) burd) bie Dachziegel in ein fremdes Haus gefommen
ft», um das Maͤdchen ju berüdtn, Und welder Gott?
der, vor deſſen Donner die höchften Sinnen des Himmels
erbeben. Sollte denn idy armes Menfchenfind das nicht
tbun ? o ja, von Herzen gern. Dermeile id) Diefe Betrach⸗
tungen anfiele, ruft man bem Mädchen, ins Bad zu ge«
ben, Sie geht, babet, fommt wieder; drauf bringen jene
fie zu Bette.» d ftehe ba unb warte, ob fie mir mas bes
fehlen würden. ine von ihnen fommt und fpricht, be,
Dorus, ba nimm den Faͤcher, und fiebft bu, fádele mir
fo (dies wird nachgemacht durch eine Bewegung mit der Haud ) Dem
Kinde
156 j —7301. 4
Kinde ein bischen, indeß mir uns baden. Wann wwirfgeba-
det haben, fannft du's aud) tbun , fatí& bu Luft - M
nehm’ ibn mit finfirer Miene.
$(nripbo. SBas gáb' id brum, wenn id in e n
fiugenblid bir in dein ſchamloſes Antlitz hätte ſehen fónnen,
was für eine Pofitur du großer Efel madyteft / mit bem
Fächer in der Hand!
Chärea. Kaum hatte fie das Wort geſprochen, als
alle in belem Haufen zur Thür hinaus ſtürzen, dem Bade
gu , 100 fie einen gewaltigen Lärm madyen , wie gewoͤhnlich,
‘ wenn die Herrfchaft nicht zu Haufe iſt. Mittlerweile ente
fdlummert das Madden. Ich, ftebft du, Cer brüdtesburd)
Gebehrden aus) ſchiele durch den Faͤcher verfiohlen nad) ibr
bin, unb que mich zugleich weiter um, ob alles fider fey
— Alles nad) SBunfd) ! Ich fhiebe ben Riegel vor. -
Untipbo. Was weiter? '
Cbáàrea. Wie? mas weiter? Pinfel!
Antipbo. Du haſt recht.
Cbárea. Sollt' id) eine fo (dóne, fo kurze, fo ere
wünfchte, fo unerwartete Gelegenheit mir ent(dlüpfen laf
fen? wahrlich, dann hätt’ id) im | €rnfte ‚der feyn müffen,
wofuͤr id) mid) ausgab.
Antipho. Wohl wahr. Aber mas ift aus unferm
Mkenik gerworden ?
Chäarea. Der ijt beſtellt.
Antipho. D, bu bift brav; mo? bei Euch?
Chärea. Nein, beim Freigelaflenen Difeus.
Síntipbo. Gebr entlegen!
Chärca. lm fo mebr denn faf ung eifen,
9fntipbo. Kleide bid) um.
Chärea. Umkleiden? der Henker! vo ? denn ven
Haufe
«"
2 Wt. 157
Haufe bin id) jest verbannt. ydo muf fürdten, mein Bru⸗
der ift drinnen; auch wär’ es möglih, daß mein Vater
eom Lande wieder berein gefemmen wäre.
» Mntipbo. eb mit mir; näher fanft du's nicht has
1 ben ju Deiner Umkleidung.
€ bárea.: Richtig, Komm, — dort will ich
mit dir zu Rathe gehen, wie ich das Maͤdchen fer⸗
ner haben koͤnne.
An tipho. But. E
|... 88iertet Aufzug.
xod Erfier Auftritt.
Dorins,
Beim Himmel! fo wie id) ihn gefehen habe, muß id)
balb und halb fürdbten ,. ber. SBraufefopf wird Handel an—
fangen, und meine Gebieterin miß handeln. Sobald der
junge Ehremes, des Maͤdchens Bruder,.ins Haus gekom⸗
‚men war, bat fie ben Dfficier, ibm den Zutritt zur Geſell⸗
ſchaft ju vergoͤnnen. Das wurmte bem Herrn auf bet
Stelle, aber abſchlagen mocht ers bod) aud) nicht. Thais
drang darauf weiter in ihn, er ſollte den Burſchen zu Gaſt
laden. Ihre Abſicht dabei war, ibn aufzuhalten, teil es
ſich jetzt nicht ſchicken wollte, ibm von feiner Schweſter
Nachricht zu geben. Der Officier, ſo ein ſaures Geſicht er
dazu machte — lud ibn endlich ein, unb jener nahm e$ an.
Sogleich ließ fid) Thais ın ein Geſpräch mit ibm ein. Da
dachte nun Herr Sbrafo, man babe ibm einen Nebenbuh⸗
let vor bit Nafe bingeprianjt, unb fuchte das Maddyen wie»
der dafür zu fränten. He, Junge, rief er, bol’ une die
Dans
158 | -— 329€.
Spampbifa ; fie fetf ung bierzur Unterhaftung dienen, |
ſchrie Thais, fie zu einem Gaftmahl? nimmermehr'"
Officier beſteht darauf, und nun gienge an ein Zanfen, u
ſerweile legt meine Gebieterin gary in der Stille ihr Ge—
fbmeide ab, und giebt es mir beimütragén. Dasiftfo
ihr Signal, wenn fie je eher je — aus dem Staube
machen will. — u vn delen
5g
Zweiter Aufteitt, LT.
Pbädris.
Wie ich da nach unferm fanbgute zu gehe, durchkreuz⸗
ten fid) meine Gedanfen — mie gewöhnlich , menn. man
Grillen im Kopf bat — gar fonderbar, und alles erfcyien
mir imfinftern Lichte. Kurz, ich vertiefte mich fo gar daß
ich, ohne es inne zu werden, bei dem Fandhaufe 7
gehe. Schon hatt’ ich‘ €& terit hinter iol; als ichs Ns
Pa feb ich wieder um, mißmürhig und iscueünig, "afl
ich vor ben Eingang forme, bleib’ ich freben, und fpreche
bei mir ſelber: bimmel! zwei Tage foll ih bier Bleiben,
allein , von ihr getrennt? — je, mas iff denn damit?
nichts, garnichts. — Was? nichts? wenn ihr Uhtdang.
mir nicht vergoͤnnt ift, fol mirs Denn auch vermehrt femy.
fie zu feben ?. iff mir gleich jenes untetfaat, bas Andre⸗
weiß ich, ſoll mir niemand mehren. Und ber getingſte
Vorſchmack der Liebe iff bod) immer etwas, — Syebt gleng
ich wiffentlic) vor dem Haufe vorliber — Uber war hat p».
thias, daß fie fo verftört und fo eilfertig baber femmt? -
pug
sn -»
= )o( — 159
Us — c o Syritter Auftritt.
Pytbias, Pbädris, Dorias.
Pyt hias. $a; 1d Ungluͤckliche! mo find’ ich. den
Sczurken, den: Böfewicdht ? two: fud) id) ibn ? ntur
welche Verwegenheit, welche Frechheit!
Qbàábrid. D weh! mas mag das ſeyn?
p»tbia 8. Noch dazu hat der SRader, moie er das
arme Mädthen miißhandelte, ihr das Kleid von oben big
unten zerriffen 5 ja ſelbſt bie uan bat er ihr zerrauft,
Phadria, ‚Ha!
Pythias. Wenn ich ihn jetzt bitte, mé C danh.
buben , bie Uugen wollt” id) ihm aus dem Kopfe Fragen.
Phäadria. Das fiyeinen böfe Auftritte zu (con, bie.
es da drinnen wahrend meiner Abweſenheit gegebrn bat.
S4 muß ſie anreden. Wus haſt du, Pythias, warum fo
baftig? men fubft bu? - |
Pothias. Ha, Phaͤdrio wen ih fude? gehn Sier
109 Cie bin gehören, mut ihren faubern Prafenten !
|$Spbábria. Was niuft bu denn nur ?
Phthias. Das fragen Cie mid? der Safirat, den.
Eie uns geſchenkt haben, bat (one Handel angefangen!
wiſſen Sie, der hat-dem Mädchen, das meine Gebieterin
von dem Dfficier,befam, bie Ehre geraubt,
Phädria Was du fagfi !
Dorbias. Wie wird mirg geben !
PDhadria. Du bift beraufiht, glaub’ ich.
Pythias. Ah, vof es alle meine Feinde fe fen"
moͤchten.
Dorias, Ums Himmels willen, liebe opti, wa⸗
iſt das für ein Spettafel ?
Phadria,
- 160 e ; — )e( uà J
Dhadria Du biſt nicht klug; ein Kaſtrat — tele
mar der dazu vermoͤgend? —
Q»tbias. Kaftrat, ebez nicht Kafıraf , das *
id) nicht; genug, was er angefangen bat, liegt am Tage,
Das arme Kind weint, unb getraut nicht zu antworten,
wenn man fragt , was ihm fehle. Und er — Der faubere
Bogel , ift in feiner Ge ſichtbar. Was site, ober
nicht aud) zum Abfcbied was bat mitgeben beiffen?. .,
Qbábria. Sd bin ganz auffer mir vor Erfaunen,
Wohin felt bie alte Hure fid) verloffen haben, menn er nicht,
etwa wieder beimgegangen ift zu ung? _
Dutbias „Sehn fie bod) einmal i ob er nicht
dor FAR
Dhadria, Das ſollſt du gleich bore Cast in ſein
Haus, )
Dorias, Ach mas ift das, liches Kind So was:
Abſcheuliches ift mir niemals zu Dbren gefommen, —
Pythias. Ja, ich batte wohl fagen böramydaß bie
Kerls gewaltig aufs Frauenzimmer wären; aber die Kräfte
fehlten ihnen. Indeſſen, ich batte das nicht überlegt; ſonſt
hätt’ ich ibn irgendwo eingefperrt, unb ^q das —
nicht anvertraut,
Bierter Auftritt |
Ppädrig, Dorus, Pytbias, Doriäh - — ^'^
(bábria. (ier den Dorus heraus) Heraus, Cujon!
was? du gehſt nicht, Ausreiffer ? fort, Kerl! du lommſt
mich theuer zu ſtehen.
Dorus. Gnade!
Phadria. Sieb einmal Any tie er bie Ftatze bere —-
zerrt, der Gaudieb! mas bewegt dich, heimzulaufen? mas,
u
—À n mmm. df CN
Yo 7v ir
„dich umzuFleiden ?..fag’ an, Kerl! ‚eine Heine Weile, Py—
. Mias , fo bátt" ich ihn zu Hauſe nicht gefunden, er ſand
ſchon auf dem Sprunge.
^ Sp»tbias Haben Sie den Burſchen, lieber, Herr?
: $bábria, Freilich. uf :
hos Sp tbias. ^: O schon !
Dorias, Das ift herrlich!
.. Spotbias. Woifter?. i
"es Phadria. Wo er it ? fiebft bu ibn. nicht?
A, Syotóias. Ich ibn feben ? toen denn?
vba Phadeias "Den da (er deutet aui i»),
Pythias. Mer ift denn ber Menſch? |
| Phaͤdria. Derfelbe , ben man heute in euet Hauß
‚gebracht bat. |
Pythias. Ach, Phädriay ben bat feine Seele von
uns mit einem Auge geſehen. 9 , 1 |
Phäadria, Was? nicht gefehen?
Pythias. Glauben Sie denn wirflich, lieber Herr,
der da fen uns heute gebradyt worden ?
$bábria, Ih, weiter hatt’ ich ja feinen,
Pyothias. Db, der reicht jenem das Waſſer nicht,
Das war ein hübfcher , jarter Burfch.
Phäadria. Sa, ja, fo fam er dir damals vor; heil
er ein buntes Kleid anbotte. Sept dünft er bir haͤßlich,
weil er das ausgezogen bat. |
— Pyothias. O ſſchweigen Sie dabon; es ift ein him⸗
melweiter Unterſchied. Das Buͤrſchchen, welches man
heute in unfer aus brachte — ja, wenn Cie das geſehen
hätten, Phädria! Was wollen Sie mit dem alten, tunje
lichten, ſchachmatten, lebensfatten , grüngelben Kerl ^
B d 1 has
162 —-eve( — ,
Phädria. Ale Henker! aus dem Gewaͤſch werd (d
nicht fíug. Du bringft mid) wohl nod) dahin, daß id r
ber nicht weiß, vas ich aefouft habe — (aim Ded) $
"mal, bu, hab’ id) bid) TT
Dorus. Sja
Pythias. Befehlen Sie u hi e rum aud)
air antworte.
$bàbria, Frag ibn nur. 5 oidetu dg
Pythias. Biſt bu heute in unfer Haus‘ —*
— Sehn Cie, ec ſchüttelt den Kapf. Aber der Andre, dır
Juͤngling von ſechzehn open r den Parmeno witbrachte/⸗
der kam.
Qbábria. Se! "fag mir vor allen Dingen y io
haft bu bas Kleid her, das du anhaft? — du ſchweigſt?
— du miüft mirs nicht fagen, — **— 7
Dorus. Da kam Chären .
Phaͤdria. Mein Bruder?
Dorus. Ja.
Phaͤdria. Wann? | |
Dorus. Heute,
$bábria, Wie lange?
Dorus. Alleweile.
Qbàbriía. Mit mem?
Dorus Mit bem Parmeno.
Phäadria. Kannteft du ihn (don?
Dorus. Nein; id) hatt ibn niemals nennen hören,
Phäadria. Woher mufteft du denn, daß er mein
Bruder fen? | f
Dorus, Parmend fagte mirs — Don bem bat’ id
den Rod, R
Phädria. O Unglüd! ns.
nm—ÁsPÓ—Á—Á— Prem t m > ———Á— =
mm — n—-—7 -—————— —— WB Wu.
- —)oí( — 163
v orus. Er ſelbſt zog meinen an; wer ‚giengen fie
beide fort.
Pythias. Sind Sie nunmehr überjeuat, daß ich
nüchtern bin, und Sjbnen die Wahrheit gefagt babe ? glaus
ben Sie nun bald, daß dem armen. Mädchen Gevait ger
(eben ift?
Phaͤd ria. Zum Henker, Menſch! ! glaubft du dem
Pieter des Kerls? 2
Pythias. Was brauch’ id) ibm zu glauben? bie
Cade liegt am Tage. |
Dhädria. (leife zum Dorus) Tritt etwas nàberbiete
ber; bórft bu? nod) ein wenig; fo. Klaut). Ich frage bid)
jum Andernmal, bat bir Chärea deinen Kof abgenommen?
Dorus. Ta.
Phadria. Und ibn felber angezogen ?
Dorus. Ja
Phadria. Und ift ftatt deiner in diefes Haug ger
bradjt roorben ?
Dorus. (Go ifte.
Phadria. Gerehter Himmel, welch bofhafter, free
der Kerl !
Pythias. Ich lUnalücfide ! zweifeln Sie immer
noch an der unerhörten Schmad) , die man uns zugefügt
bat ?
Qbábria. Freilich, von bir follte mid runbern,
wenn du ibm nicht aufs Wort glaubteft. Cleiie) Ich weiß
in ber Welt feinen Rath — du, miderrufe, was bu ae»
fagt haft. (laut) Kann id) denn heute bid) ſchlechterdings
nicht jum Geftandniß der Wahrheit bringen ? haft du meie
nen Bruder Chaͤrea gefehen ?
Dorus, Rein,
$2 9 bàs
164 - — jo( —
jbábria. 46 fehe wohl, der ann pul Mx
wenn man ibm nicht auf ben Leib fommt.
mir hinein. - Bald fagt er Ja, bald nein. (leiſe ze tn
Gitb aute Worte. :
dorus, Ab, Phadria, Gnabe, Gnade!
Phaͤdria, Witt bu fort hinein? (ihlägt in)
'- Dorus Abi, abi!
Phädria. Anders weiß ich mid) nicht mit Ehren
aus der Affaire zu ziehen. (laut) ^ Dann iſts verbenfert
weit gefommen , wenn du elender SBid)t mid) aud) zum
Beften haben wiltft! — (beibe ab.)
$otbias. Das ift ein Kniff vom Parmeno, fo qt»
wiß als id) lebe, | ]
Dorias. Unfehlbar.
Pythias. Warte nur! das fol ihm fon Wieder
eingetränft werden. Uber, NE mie meynſt bu, daß
ich mich je5t benebme ?
Dorias. In Hinfidt des Mädchens, nidt wahr?
Pythias. Freilich. Go id) ipiam, f oder (otf
ichs offenbaren ?
. Dorias. Traun! menn bu flug 6ift, fo weißt du
von allem, was bir befannt ifi, fein Wort, Dadurch wirft
bu dich außer aller S3erleaenbeit (eem , unb ibr einen Gew
fauen tbun. Gag’ ibr blos, Dorus fey fort. +. m
Pothias. Ja, du haft recht. . | zs
dorus. Aber fommt dort nicht Ehremes⸗ da wird
Thais auch nicht ferne ſeyn.
Pythias. Wie das?
dorus. Weil, tie id) aus des —— Haufe
gieng, es (don Verdrießlichkeiten unter ihnen abjehte,
| Pothie
= 9C 165
. 8otbias. rag bu nur das Gefchmeide hinein ;
der fol mir erzählen, twas e$ gegeben hat. _
| ( Dorias ab.)
Günfter Auftritte
C) C bremes, Pythias.
ar Ehremes. Der Henker! da war jd) ermifcht ; der
Dein, den ich zu mir nahm, bat obgefiegt. Sich Doch!
fo lange wir über Tiſch waren, dacht’ ich wunder, wie nüche
tern id) fen; aber kaum war id) aufaeftanbem, da wollte
weder uf nod) Kopf feinen Dienft mehr thun.
|. ptbios. Chremes! |
Chremes. Wer ruft? ba, Pythias. Pos taufend,
wie ifi Das? bu bünfft mir igt meit reigender als vorhin.
Dytbias. Und Sie, das dürfen. Sie mir glauben,
weit munterer, |
Chremes. Mein Seel! das Spruͤchwort muß wahr
bleiben : ohne Cere$ und Bacchus blaͤßt Venus Trübſal
Aber ift Thais ſchon fange zuruͤck?
$»tbias. Hat fie den Dfficier verlaffen ?=
"Gbremes, D'mie fange! ^ fon eine ewige Zeit.
Es bat einen harten Strauß gefeßt unter ibnen.
Vythiab. Sagte fie denn nidt , Sie ſollten ihr
folgen ? '
Chremes. Nein; aber als fie fortgieng, tvinfte fie
mir zu. ^
Sotbias. Zenun, war das nicht binfanglid) ?
Ehremes. Ta, fiebft bu, id) mußte nicht, daß es
bie Bedeutung habe, bis mir der Officier aus dem Traume
E d half
166 » —— ) 0) —
balf , unb pr jur Thlr hinaus warf. Aber Wien:
fie ja; id) begreifs nicht , tie id vorbei fommenj
vor ihr. |
Sechſter Auftritt. R
Cbais, Cbremes, pytbias.
Thais. Vermuthlich wird er ben Augenblick bier
feyn , mir das Mädchen ju nehmen; aber faf ibn. nut
Icmmen ! -Eo tie er f it nur mit Einem Finger‘ anr
Trap’ ich ihm die Augen jum Kopf heraus. Seine Siberne
beiten und Nodomontaden. [af ib mit fo fange gefallen,
als e8 bei Worten bleibt. Aber läßt er fi uw Einfach, ent
ju maden, dann mebe ibm!
|^ €brenies. Thais , ic kin ſchon fange bier.
" Thale): 9p, brfter Chrenies , eben auf Sie wartete
ib. Wiſſen Cie, bof der Lärm ihretwegen entflanben
if ? und daß Sie felglid) bei der ganzen Affaire 5
lid intereſſict fino ?.——
Cbremes. Sd? ums Himmels toillen, wiedes?. -
.. Sbais, Mein Beftreben ;, Ihre Schweſter Ihnen
wieder zuzuſtellen hat mir Dies, fo mie bk mauche ähne
lite 3Bebantíung , $uatjegen.. — 3 15d 9
Chrem, e6. Meine Samefier? u wo ift. die? Y
Thais. Drinnen bei mir,
CEhremes. Bewahre! « uis d
tbais. Sorgen Sie nicht. Cie bat eine edu
Eemmin ‚deren weder Cit nates Moͤdchen "
men darf.
Chremes. Das verfihern, Sie mie da?
Thais, Die reine Wahrheit. Dies 3*8
— n odiuuaMik* wm D AU"h(DEAGAknLILAAI m. ul eni! ue, Bei rei ee
SUE cr 167
id gbnen gum Präfent, ohne das Geringfte dafür zu ber»
langen, _
Chr dir . SBerfaffen Sie fi id, Thais , auf meine
Erkenntlichkeit und reeuen Dant.
Thais. Nur aber acht gegeben, daß Sie nicht eber
drum kommen, als Sie es von mir empfangen haben‘
Denn eben die ijt es, welche der Dfficier mir gemaltíam
enteeiffen will, und, deswegen ſchon im Anzug iſt. Ge b,
jotbios , bof uns das Kaͤſtchen mit den Documenten
Chremes. enden er den Thraſo erblift) Sehn Sie
ihn, Thais?, .. ap
D»otbias. Wo finb' id) das?
..&bais. Im Coffre. Wirde bald, Traͤumerin?
Chremes. Mit welcher Heeresmacht er gegen Sie,
anrüdt? alle enfer !
ibais. Sind Sie denn fo verzagt, lieber Junge?
€ hremes. Daß Sie wären! id) verzagt?. verfichert,
unter der aya Aen Sie Niemand, deſſen Fehler das
weniger iſt.
Thais. 6». if aud recht.
Chremes. Zum Henker! wofür feben Siemid an ?
Thais. Genug davon. Bedenfen Sie nur das
Einzige, Ihr Gegner ifi nicht, einheimifch „hat weniger
Stadjerud , ale Sie, unb weniger Bekannte, voeniger
Freunde in der Stadt.
Chremes. Gan; recht; aber wer fid) einer Gefahr
ausfeht, bie er vermeiden kann, derift ein Thor. Meines
Dafürhaltens wahren mir uns lieber‘, als baf wir Mache
ſuchen an den Menſchen, bei dem wir (don einmal über
tun find, Gehn Sie hinein, und verriegeln die
$9 H4 4 Thür
168. ; —-)o(-— |
Thuͤr von innen $ derweile auf id aufs erum unb
. bol' uns ein paar Leute, al$ Sachwalter in dem Tumiülte:
GSbais.' Bleiben Sie. —
Chremes. Es iſt ſo beſſer. RENT
Thais. Bleiben Sie, a2
Chremes, —* Sie mid) 5 Lr
id) wieder da.
Thais, Das brauchts nicht, TVA Doce
blos: das Mädchen iff mieine Schweſter, fie ift mir ale
Kind abhanden gefommen , und eben hab’ id) fie toieder .
erkannt. Zeigen Sie die Documente vor.
Qo»otbias. (Bringt die Decumente) Da find fie..
Thais. (Giebt fie dem Gbreme£) Hier , Freund!
Braucht er Gewalt der Keri, fo führen Cie ‚Ihm vor [ wn.
Richter z haben Gies gehört ? ! LR
€bremes. Dia, Te AD S RDUERD
€bais. unb bei alem (| was - * agen, wigen e
Geiſtesgegenwart.
Chremes. Gut.
Thais. Den Mantel auf die Schulter! — ovr
der Mann den id) mir jum Beſchinzer * ‚habt '
Aet felbft eines —
Siebenter Auftritte n^
Cbrafo, B natbo, Ganga, Simalio,. Dor
nar, Sytifcus, Ebremes, Ebais.
Sbrafe. Hat Onatbo, eint fo fomäbliche Beleie
digung fott" id) auf ‚mir fien laſſen ?Lieber den Tod! Sie
malio, Donar, Coria * Mot — |
erobern, lege
eno.
77 Omatbo. Recht (o!
^| *prafo. Will mir das Mädchen Holen.
€ natbo. Bran!
Thrafo. Lind ihr den Buckel von (lagen.
" €natbo. Schön!
7 WSbrafe. "Hierher, Sonar, mit deinem Hebebaume
in das Mitteltreffen; du Simalio, auf. ben linfen Flügel 5
bu Syriſeus, auf. ben rechten! He ba, ibr Audern! mo ift
Ber Hauptmann Gange u. unb bie ‚Brigade des leichten
Volls?
Sanga. Da iſt er.
Thraſo. Was milli bu mit deinem Kuͤchen ſchwam⸗
me, Schuft ? ſoll ber bit etwa ſtatt des Gewehres dienen?
Sang a. ‚Was id) will damit? id) fannte den Hel—
enmutb bes Generals, und die Stärfe von unfrer Heeres⸗
macht; ohne Blut kann's hier nicht abgehn; drum nahm
ich ibn mit, bie Wunden zu trodnen,
Thraſo. "Mo find die Anden?
Sanga. Was Henfer! für Andre ? der einzige Sam
nio ift zurück geblieben, unb hutet das Haus,
Thrafo. Stelle du fie in Schlahtordnung ; ich
mill bier bleiben bei ber Urriere Garbe ; von da aus will ich
das Signal geben.
®natbo. Das nenn’ ich mir einen Mugen Einfall;
laum war er mit ber Schlachtordnung fertig, fo pofirt er
für feine Perfon fid) an einen fihern Ort.
Thrtaſo. So pflegte (don Pyrrhus es ju machen,
Cbremes, Sehn Cie, Thais, was der anfünat?
wohl hatt’ ich ndis als k- ihnen "Wis das — * zu Vete
non. 5i
* $ Thai,
170 . — )95£;-
Thais. Glauben Sie mir, der. Burfb, Cit
Mt für einen, Helden anſehen, iſt ein gewaltiger
fürdten Sie nichts, TIR.
Cbremes, ‚Was tbun wir E RT
Thais. Wie viel gab’ ich drum; wenn Sie jest eine
Schleuder zur Hand: bátten , um ungefeben bier. aus der
Berne einen Wurf zu thun; die ſollten ausreiſſen!
(€ brafo. Aber ſieh! da ftébt ja Thais felbfti un ©.
"Onatbo. Wie bald befehlen Sie, daß wir Sturm *
laufen ? VM
Sbrafe, Halt! ein weifer Mann muf vorher alles
perfuden, eh’ er ju den Waffen ſchreitet. Weißt dudenny
ob fie nicht gutmittig tbut, was id) befeble?
Gnatho. Götterdes Himmels, wie viel kommt auf
einen verfchlageneh Kopfan ! fo oft id) bei Ihnen sin,
lerne id) ftets was Neues,
Xbrafo. Thais, beantworten Sie mir fürs Erfie
die Frage: verfpraden Sie mir nit, als id) diefes Mäde
chen Ihnen fdyenfte, vie nächiten paar Tage sani die Mei
nige zu fen?
TIhais, Was wollen Sie damit?
Thraſo. SDasid willdamit? Haben Cie mir nicht
in meinem eignen Haufe Sjbren ** vor die Rafe Pr
gepflanzt?
Thais. Das mafm Sie mit dem (afta rna
zeigend) auf. À
Thrafo, Unb fid) heimlich mit ibm ——
Thais, So gefiel mirs.
Thrafo. Geben Sie alſo die Pamphila heraus, wenn
Cit nicht wollen, daß man fie mit Gewalt hole.
Ehre
— )o( — . 171
Chremes. "Mas? dir fie herausgeben ? du fie nehs
men? bu Erz.»
Gnatbo. Ha! was machen Sie? ftit
Gbrafo. Waswollen Sie ? id) (otl mein ‚Mädchen
nicht nehmen ?
Chremes. Dein Mädchen, fagft bu, Gaudieb?
Gnatbo. D, fo geben Sie bod) adt! Sie Fennen
den Mann nidt, den Sie (djimpfen. |
Chremes. Wirft du bald geben? fol id) dir fagen,
mas du zu getoarten haft? menn Du hier dich im Geringiten
. vergeht, fieb! fo fouft du an diefe Stätte, dieſen Tagr
und an mich Zeitlebens denken.
Gnatbo. Sie dauern mid, daß Sie einen fo gros
Sen Mann fid zum Feinde machen.
Chremes. Den Kopf fdjmeif id) bir entzwei, wenn
du nicht gleid) gehſt.
Snatho. (teile, taf es Thrafo hört) Hör’ Einer ben
Rader! (laut ) iff das Ihre Mennung?
Thrafo. Herr, wer find Sie? was tollen Gic?
was geht Sie das Mädchen an? —
Chremes. Das fouft bu hören, - Fürs Erfte fag’ id)
bir, fie ift eine freie Perfon,
Thraſo. Oh!
Chremes. Eines Uthenienfifchen t Tochter.
. Thrafo Ha!
Chremes Meine Schwefter.
Thrafe. Eine harte tuf!
Cbremes, Alfo, Herr Officier, laf er ſichs gefagt
— feyn ,. daß er ja feine Hand an fie legt. Thais, ich gebe,
und hole die Säugamme Sophrona, um ihr bie Docur
mente zu zeigen.
mte Thrafo.
a
172 er ARE c
zu holen?
Chremes. 9a, id) wehre dire, |
Gnatbo. Hören Sie? er sieht fid bes Diebſtahle
mnis Mehr brauchen Sie nicht.
Thraſo. Sind Cie damit einverftanden, Thais?
Thais. Sehen Sie, wer Ihnen Antwort geben meg«.
R Thrafo. Was made wir nun?
Gnatbo. faffen Sie uns abziehen. Ehe Sie fid
verfebén, wird die von freien Stüden M * um
ſchoͤn Wetter bitten.
Thraſo. Meynſt du?
.. Gnatbo. Ganz gewiß; ; id) fenne bie Frauenzimmier.
Cit mögen nicht, ‚wenn wir wollen 5; und wenn wir nicht
mögen, find fie ungebeten bei der Hand. |
.. Thrafo. Du haft recht. | : | |
Gnath o... Sol id) bie Armee entlafen? .
Thrafo. Wie du wiluſſt.
6 natbo. Sanga, denke nun aud), nad =>
Krieger Pfiiht, an Haus und Herd.
Sanga, Ic fehne mid längft nad) bet eaim.
€natbo, Du bift ein ganzer Mann !. gov.
Xbrafo. Ihr da, folgt mir.
6
JE (ora Fünfter
Thrafo. ‚Sie wollen mirs wehren ,. mein, Mädchen |
—)je(—. 173
.. gunfter Aufzug.
Erſter Auftritt,
C bais, Pytbias.
Thais, Hoͤrſt du noch nidtauf, bu garftiges Menſch,
mir fo kauderwelſches Zeug vorzuſprechen? „Das weiß id;
das weiß id) nicht; er ijt fort; id) habs gehört z ich mar
nicht zugegen Willſt du mir nicht gerade heraus ſagen,
was e$ gegeben hat? Das Mädchen fibt da in zerriffenenz
Kleide, weint, und giebt feine Antwort. Der Xoftrat ift
fort. Warum bas? mas ift vorgefallen ? antwortet Du
nicht ?
Potbias. Ich Arme, was fol ich Jhnen fagen?. ..
Man will wiffen, es fen fein Kaftrat gemefen. {
Thais. Nun, mer denn fonft?
Pythias. . Da der Cbarea.
Gbais. Welcher Chaͤrea? d xg
$»tbiat. Da der junge Menfdy, der Bruder des
Phaͤdria.
Thais. Was ſagſt bu, Schandmenſch?
Pythias. So hat’ ich für gewiß gehört.
Thais. Was in aller Welt fucht der bei uns? mes.
wegen fam der-ins Haus?
Pyothias,. Ich weiß es nit, auffer daß id) vermue
tbe, er war verliebt in bie Pamphila.
Thais, Himmel, id) Ungluͤckliche! id) bin verloren,
wenn das bie Wahrheit iſt. Darüber al(o weint bas Diäds
chen ? |
Ppthias. So vermuth’ id... noy $^
€bais,
$5.51
174 e eM C
Thais. Wasfagftdu, Rabenaas? Waren das meine
Befehle, als ich aus dem Haus gieng, köln. nadjbrüct-
lid) bir einfdjárfte ? Jeih
'" Sptbias. Was fonnt' id) tbun? Er rear ber eins
zige, bem id) fie anvertraute, wie Sie befoblen hatten,
Thais. Elende, ta haft bu den Bod zum Gärtner
gefeßt — — — Ich möchte vergehen vor Schaam, bafi
man mid) fo angeführt bat . . . (Juden fie in ter Jerneden
Chaͤrea in feinem Kaſtratenhabit erblickt‘) Was fommt da für
eine Figur ?
Q»otbias. Still, gnädiges Fraͤulein ı fill, Tri—
umph! da haben wir den Burſchen! Minos.
Thais. Wo denn?
qQ»tbias. Sb, da zur finfen ; ſehn Sie ibn? -
Thais. Sa.
Pythias. Auf ber Stelle laffen Cie ibn feft ——
Thais. Närrin! Was denn mit ibm anfangen?
Pythias. Wasmiribmanfangen, fragen Sie?..
Sehn Sie nur, ob ibm Die Wolluſt nicht zw den Augen
heraus blidt. -
G bait. Bewahre.
Phythias. Und über — des Kerls!
Zweiter Auftritt.
Chaͤrea, Thais, pytbías.
Chärea. Bei bem Antipho waren beide, Water unb
Mutter, als hätten fie fid) abgeredet, zu Haufe; alſo konnt
id) unmöglich bineinfommen , obne von ihnen grfeben zu
werden. Dermeile id) iba vor der Thür fiebe , fommt ei».
ner von meinen Befannten mir in ben Wurf, Kaum mac
| ber
— Joel — 175
der fi ditbar , ich auf und davon in ein enges, menfchenlees
res Gaͤßchen; von da in ein ahdres, Und dann wieder in
eins. Co fief id) midy ab zum Erbarmen, um von Niee
manben erfannt ju werden. Aber ift das nicht Thais, bie
dort flieht? Sja, ja, fie its. Der Henker! was fang id)
- an? bod), wie Noth darum? was will fie mir thun ?
Thais Reden mir ibn an. Guten Tag , Dorus;
du brabes Männchen! fage mir, warft du fortgeloffen ?
| Chaͤrea. Sa, gnaͤdige Ftau. — ^ ,
"€bais. Meynſt bu, das feb ret? "
Chaͤre a. Rein. er
Sbais. Glaubft bu, das werde bir fo hingehn ?
Ehremes. Verzeiben Cie mir den einzigen Fehls
tritt; begeb! ich roieber einen in meinem Leben, dann fotlen
Sie mid umbringen.
Thais. War e$ bir bange vor einer ftrengen Bes
handlung von Seiten meiner?
^ Chremes. Rein.
Thais. Wovor denn?
Chremes. Die ba, (deutet auf bie Pothiac) fuͤrch⸗
tete ich, möchte mich verklagen bei Ihnen?
Thais. Was batteff du denn gethan ?
Chremes. Soviel wie nichts, eine Kleinigkeit.
Pothias. Was, Unverfhamter, eine Kleinigfeit?
Dünft dir das was Kleines ein Mädchen zu fanden, das
eines Bürgers Tochter ijt?
Chremes. Ich bielt fie für meine Mitfflavin,
Pythias. Für deine Mitfflavuin?,. , . Raumfann
id) mid) halten, bag id) nicht auf ibn aufprinae und ibm
die Paare jerjaufe, Will er nod) daju fein ®efpött mit
uns rwn, der Racer!
Thais.
B = )ol =
.,, Sbaif. „Wirt du wohl J Unſinnige? a
Pythias. Und warum das! ber ie
ich bat nod Geld beraus ju fordern, menn id) das tbu
| befonbere , ba er für Ihren Sklaven fi. angiebt, , " rr
Thais. Still davon! — Ihr SBetragen y China;
macht Sbnen feine Ehre. Denn gefeht auch, daß ich eine
Be Behandlung, nec fo jehr verdiene, .fo ſteht es doch
hnen nicht an, fi it ju petüben. Auch weiß id) nun w abre
lid) nicht, toe ich anfangen fol mit dem Mädchen; fo id
haben Sie mein ganzes Concept mir verrüct, Mein Plan
war, fie den ihrigen ganz tadellos sujuftellen, fo daß fit an
der Gefaͤlligkeit, bie id) ihnen tbáte, . nichts vermißten, Wie
kann id bas jetzt? 2 y
;, 5 Chärea, Beſte Thais, id) hoffe, mir follen von nun
an in ununterbrocdyener Harmonie mit einander leben. . Iſt
es bod) nicht das Erftemal, daß ein folder Auftritt, der
anfangs nicht zum beiten ausfab, in bie herzlichſte twn
ſchaft ſich endigte. Wie, roenn ein Gott «s fo gefüg —
Thais. Die Wahrheit zu ſagen, das iſt gerade die
Vendung , die meine Gedanken der Sache geben, " die
ich ibr wuͤnſche · —
Cbárea, Und eben das iff es, worum i dd bitte, v
viel glauben Cie mir, was id gethan babe, geſchah nicht,
um Muthwillen an Ihnen ja verüben, fenbern aus Liebe.
Thais. Ich glaube, unb um fo het bin ich bereit,
Ihnen ju verzeihen. Mein Herzijt nicht fo gefühltos, Chäs
rta, unb meine Crfabrung nicht fo befdyrünft, buf » bit
uugewalt der Liebe nicht fennte, ——
Cbàrta. Ach, Thais, fo - ich [cbe ) à. liche
&ud) Cit von Herien,
» tbi T
*- 29€ — 177
jptbias Dann ralhe ich Ihnen, gnaͤdiges Fräne
lein, fid) vor bem im acht su nehmen,
Chärea. So was werd’ id) mich nicht unterftehen:.
9 ptbías, . Ihnen trau’ id) fein. Haar.
Thais. Sey fri!
Chaͤrea. Und nun bittei Cie, Thai, um Ihren
Beiftand in biefer Angelegenheit 5. Ihren Händen überaeb!
id) yh ganz , und vertraue nid) Ihnen, Sie find es, die
ic) — verfagen Sie mirs nit — jur Befchyiikerin mi
wähle. jd) bin des Todes, menn id) das Maͤdchen nicht
heirathe.
qais. Auch wenn ihr Vater. |
Chärea. Ah was? der ife u, das weiß
ich / enn ſie nur eines Buͤrgers Tochter iſt.
Thais. Wenn Cie verziehen woͤllen einen Au⸗en⸗
blick, fo koͤnnen Sie bes Maͤdchens Bruder ſelber ſpre—
den — er iſt nad) der Saugamme hegangen, die dad
Mädchen in feiner Kindheit auferzog — fur; Chärea, Sie
ſollen gegenwärtig ſeyn bei der Wiedererfennung.
Chärea Gut, id) bleibe ba;
Thais. Was meynen Sie? warten wir fci Anis
tunft nicht-lieber zu Haufe ab, als hier vor der Thir?
€bàrea. O ja, tet gern.
Dotbias, Ums Himmels hinten! was fänt Ihnen
y^
v Thais. Was ift dir?
Pythias. Sie fragen ? den tvotlen Sie wieder in
Ihr Haus aufnehmen ?
Thais. Warum nicht?
st f. »tbiat. Glauben Sie mir auf mein Wort, hà
feirbs einen neuen Strauß abfegen, :
vdió.s gn Thais:
4
Thais. So ſchweig bod) enblid) einmal! —
Pythias. Es ſcheint, €ie kennen ihn noch —X
recht, den lockeren Zeiſig.
Chärea. Fürchte nichts, Pythias.
Pythias. Ich traue ſchlechterdings nicht, Chaͤrea /
bis ich die Probe geſehen habe.
Chaͤrea. Nun, fo büte bu mid), Pythias.
Potbias.‘ Ho, bo! Ihnen módt id) weder was
zu hüten geben , nod) Ihre Hüterin fern ; gehn Sie, gehn
Sie!
Thais. Vortreflich! da kommt des Didchens
Bruder.
Chären. Ale Henker! ,„. . gehn mir bíntin, befte
Thais; ; ich mödjte nicht gern , tef er auf ber Straße in
bem Habit mic) fühe.
Thais. Warum denn nur? ſchaͤmen Sie fid) etwa?
Chärea. Nicht anders.
$ptbias. Cipórtikb, indem fie den Ton feiner time
madmodt) Nicht anders! die liebe Unfchuld!
Thais. Nur zugegangen , id) femme nad). Pothis
«$, bleibe bu bier, um den Chremes ins Haus zu führen,
( Ehären und Thais ab.)
Dritter Auftritt.
Pyebias, Cbremes, Sopbröna,
q5tbias. Ja, mas fällt mir denn jetzt geſchwind
ein? was in aller Welt ? mie fo(l ich den Gaudieb bezah⸗
len, der diefe Vertvechfelung aefartet bat?
Chremes. So mad) bod, Frau, daß bu von der
Stelle tommt.
Eophrona.
- )o( — i29
Sophrona. Sd made ja:
Chremes. Richtig, aber du bleibft immer auf ei
nem Flede.
potbías. (um Chremes) Haben Sie der ehrlichen
Frau die Documente (bon geeigt?
Ehremes. Alle miteinander.
)ptbías. Ja? und was fagt fie dazu ? fennt fie -
diefelben? — —
Chremies. Sie weiß fie as berti Kopfe zu ſagen
Qptbias. Nun nun ; das freut mich; ich bin hm
Hut, dem Mädchen — Nur ju ins Dàus; meine Gebie—
terin foattet Ihrer (bon laͤngſtens. Aber fib; da *-nimit
ja Darmeno, der Ehrenmann; tie fo unbefangen er Daher
ſchlendert, der fauberé Vogel! ; . ; Ha; nun weiß ich rodsy
ihn auf meine Maänier ju quáter. Aber Fürs Erſte will
ich ins Haus geben ; umi tvegen bet Erkennung gewiß ju
ſeyn. Dann komm' ich wieder 4. ind da foll et mir ges
aͤngſtigt werden ; der Lotterbube.
Vierter Auftritt—
Parmeno ; Pythias.
Parmeno. Ich muß bed) einmal fehen, was unſet
Ehaͤrea hier treibt. Wenn der feine Sache ſchlau angefan⸗
gen bat, gerechter Himmel! was für aröfe Lobſpruͤche wird
ba nicht Parmeno erndten. Und das don Rechts wegen.
Denn mir allein berbanft ers, daß er feine Leidenſchaft ju
beni Mädchen ; das ibn aefeffelt hatte, ohne die geritigfte
Befchtverde , ohne Aufwand, ohne Koften befriedigen
fonnte; was ihn, falls er mit der habfüchtigen Buhlſchwe⸗
fitr den Handel geſchloſſen hätte, in taufend Schwietigkei⸗
Ma ten,
180 : - )o( —
ten, in enbofe Roften würde verwickelt haben, — Doch taf
bring’ ich gar nicht in Anſchlag gegen das Andre, unb die=
fes ift t$, was id) für mein Meifterftück anfebe — id) babe.
dadurch bem Burſchen Gelegenheit verſchafft, jene Crtatur
nad) der Natur, nad ihrem aanzen Wefen fennen ju [ets
nen. Und geſchieht tas frühzeitig ; Dann di t zeit⸗
lebens ibm ein Greuel feyn. Sieht man bie ' Dirnen aujfer
ibrem Haufe, da find fie bie Reinlichkeit, Wohlgezogenheit
unb Nettigfeit felbft. Speifen fie mit ihren Satans, toit tbun
fie ba fo fnaufig ! Uber heil dem Jüngling, der bei Zei en
ihren Heißbunger, ibre Schmußigfeit, ihre Bettelei kennen
lernt; mie garſtig es zu Haus bei ihnen ausfieht; wie gie⸗
rig fie ba tbun , unb ſchwarzes Brod ju einer aufgewaͤrm·
ten Suppe freſſen!
Pythias. Warte nur, Schandkerl, es ſoll bir alles
eingetránft werden , was du bier geſprochen unb gethan
bajt; fie fou bir bezahlt werden ; die, Kurzweile „ die du
mit uns treiben wollteſt.
Sünfter Auftritt,
Pyrbias, Parmeno.
Qptbias, Götter des Himmels, welch abſcheuliches
Rai) o unglüctfeliger Jüngling! berruchter Parmeno,
der ibn in das Daus brachte !
Parmeno Was ijt das?
— Qptbias. Ab, er jcmmert mid! ich tvar nicht ins
Canoe, es. anzuſehen, und lief zur Thür hinaus. Fürdhe
terliches Exempel, das fie an ihm ftatuiren wollen!
Parmeno D Jupiter ! was giebts da für Yufs
tritte ? ft mein Verderben erſchienen? ich muß fie fragen —
. Was
L]
a Nic 181
Bas ide, Pothjas? was fprift bu ? an wem wollen
fi ein Exempel flatuiren ? 2
Qotbi bs. Unverfehämter ‚das fraaft du ? Uns wolle
teft du eine Naſe drehen, und bajt darüber den armen Juͤng⸗
fing , welchen du fiátt tes Kaftraten unterfchobeft, ins Vers
Be net.
"'igüritüo "Wie bas ? mas hats denn gegeben ?
fag! an. -
«et qutbia. Nun ja Das Mad ^en , welches heute
divos geſchenkt bekonmen bat — weift du, daß dieß
"eines hieſtgen Bürgers Tochter it ? daß ihr Bruder unter
bit angefehenften Männer Athens gehört ? |
Ya rmeno, Ken; davon weiß ich nichts.
Phtbias. Je mun, fo bat fiche ausgemwiefen. Dieß
Mädchen bat der Ungfücktiche aefchändet. Nicht fobald er»
fuhr das ihr Bruder, ber Hitzkopf, als er.
Parmeno. (mitjtt imer Stimme Ha, was denn ?
$ptbias, Fürs erfte ihn jaͤmmerlich knoͤbeln lief.
Sharmeno. Knöbeln?
Pothias. Thais mochte bitrem unb nius umfonft. -
Parmeno. Ha, was fagft bu?
Pythias. Und nun droht er damit, tie mans den
Ehebrechern macht; eine Behandlung, die id) niemals ger
ſehen babe, nie fehen mag.
Parmeno. Wie darf ec fid) fo was ecfreden?
' Wotbías. Warum? marum?
- . Üarmeno,. Wie? läßt fid) mas Wergers benfen?
Der bat jemals erlebt, daß einer in bem Haufe eines Freu«
denmaͤdchens als Ehebrecher behandelt wurde?
Mathias, Das weiß (d nicht,
gr mnm Par⸗
182 256
Parmeno. Alſo, damit ibré wiſſet , Pythias, fage
id euch unb tbue cud) Fund, der Burſch da ift unfer jun»
ger Herr.
Pythias. Sn Ernft, Freund, iff es der?
Parmeno. Sonach mag Thais adt geben, bafi ibm
Fein Leid geſchieht — Dod marum geh’ id) nicht felber
binein ? |
Vythias. Eich zu, Parmeno , was du tbuff.
MWahrfheinlich wirft bu ihm nichts belfen, unb felbft bar»
über ju. Grunde geben; denn dich haben fie im Verdacht,
du jenft ber Urheber von bem Allen,
Parmeno. Was mad” id) denn alfo, id) Unglüd«
liber? mas fang? id an? — Xber fieh , da kommt unfer
Alter zurüd vom Lande. Sag’ ichs ibm, oder nibt? —
ja, ja, ich fags ihm. . Qtvar wird mir das übel befommen;
aber es ift nicht anders, er muß feinen Sohn retten.
Porbias. Der Einfalt war gut. Sd gebe fort ins
Haus ; erzähle Du indeffen dem Alten ausführlic) , was
vorgefallen iff.
Sechster Auftritt.
Zachbes, Parmeno.
facbes, Mein Gütden toirb mir dadurch doppelt
angenehm, daß es Athen fo nahe liegt. Denn auf biefe
Weiſe fann ich weder des Landes nod) der Stadt überbrüfe
fig werden. Bin id) des einen Aufenthalts müde, flugs
ptrtaufd idy ibn mit bem andern. — Über ftebt dort nicht
unfer Parmeno? ja, ja, er iſts — Auf wen tvarteft bu,
fDarmeno , bier vor der Thüre ?
forme
-— AR DAD
— Jo( — 183
9armeno. Wer fprit ba? ... . Ah, lieber Herr,
ich bin erfreut, Sie gefund tmieder bei uns zu fehen.
facbes. Auf men wartejt du ?
QÜarmeno. Sd bin des Todes! vor Schreden ftodt
mir bie Zunge.
taches. Was ift denn da? marum thuftdu fo ängfte
lid) ? ift ned) alles wohl? fpric!
Qarmeno. Fürs Erſte, lieber Herr, (con Sievere
fidyert, wie es bie reine Wahrheitift, daß ich an allem, was
bier vorgefallen ift, nid)t bie minbefte Schuld babe.
facbes. Vorgefallen? was denn ?
Parmeno Wohl haben Sie Urfahe, fo zu frae
gen; id) hätte vorher den Handel erzählen follen — hr
fDbábria bat einen Kaftraten gefauft, um der da innen ein
Prafent zu machen.
facbes. Was für einer ba innen?
Darmeno Der Thais.
Laches, Gekauft, fayft bu ? o id) armer Mann!
wie theuer?
Parmeno Für zwanzig Minen.
facbes. Ich bin verloren!
Parmeno. Fürs andre bat Ihr Chärea fid) in eine
Harfenfpielerin aus eben dem Haufe verliebt.
facbes. Wie? mas? verliebt? weiß der fhon, daß
e8 zweierlei Gefchlechter giebt? und mie fommt der in bit
Stadt? Unglüc über Unglück!
Parmeno Gehen Sie mido darum nicht an, lie—
ber Herr! von mir hat er das nicht gelernt.
Laches. Halts Maul von dir , infamer Kerl ! ich
will bid) fchon , fo wahr id) lebe . . . Aber vorerft laß
mid) roiffen, was e$ weiter gegeben hat.
on a gare
184 -— 9 ( =
Varmeno. Statt jenes Kaftraten hat er ins Haus
der Thais fi bringen laffen.
Laches. Statt des Kaffraten? 1
Parmeno Stibt anders, Drauf fielen die brine
nen über ibn ber, als über einen Ehebrecher, und banden
ibm Hand’ und Füße.
Yaches. Sc bin des Todes! Z
Parmeno Da feben Sie die Frechheit der Dirnen !
Faches. ft vielleicht noch ein Unglüc, nod) ein Dare
fer Schlag zurück, den bu mir nicht erzählt haft?
Parmeno Nein, weiter nichts.
Faches. Da muf ich gleich hineinftürmen.
Parmeno Es ift feine Frage, der Handel tvirb
mir febr übel befommen ; aber ich fonnte nicht anders,
Dich freut Dabei nur das , daß durch mich bie Menfcher
garftig ing Gedränge fommen werden, Denn der Alte
ſuchte ſchon länaft Gelegenheit, an fie zu fommen , unb ih»
nen den Kopf rechtfchaffen zu wafchen, Nun bat er fie, .
Siebenter Auftritt,
Pytbiss, parmeno,
Qptbias. (trit mit lautem Gelächter, had fie befländig
ermebert, au) Bei Gott! im ewiger Zeit bab' ich nichts
erlebt, das mir fo viel Freude gemacht hätte, als wie der
Alte vorbin mit feiner abentheuerlihen Einbildung ju uns
berein aeftürmt klam. Ich adein konnte drüber laden, weil
4d) wußte, was ibn ängitigte.
Darmeno. Nun was iff denn das ?
Qotbias. eye wünſcht' id ben Parmeno ju (prés
d — Doc mo in aller Welt mag der fen?
^ far
!
4
— )joC€ — 185
farmene. Die ſucht mid.
Vythias. Aber ſieh, ba ift er; nur ju.
Parmeno. Was if da, Naͤrrin? — mas willſt
bu? — mas lochſt bu? — hoͤrſt bu nod) nicht auf?
Pythias. D weh! hab’ id) mid) nicht zu Schanden
‚gelacht liber dich !
- - Marmeno Warum?
- Saptbias. . Graaft bu? in meinem ganzen Leben hab’
r id fo feinen Pinſel gefeben , unb feb" ibn nicht wieder. Ah!
es ift unbefchreiblich , was für Kurzmweile bu uns drinnen
gemacht baft. Meynt’ id bed) immer, du fenft ein ges
ſcheider Kerl, mit bem teas ausjuridten wäre. Zum
Senter! wer hieß bid) denn auf der Stelle glauben , mas
ib Dich weiß machte? oder warſt du vielleicht nicht zufries
ten mit ber Schandthat , wozu du den jungen Menfchen
verleitet batteft ? mußteft du ibn nod) dazu an feinen Va—
ter verrathen ? denn wie mennft bu wohl, daß dem armen
Burſchen zu Muthe war, als ihn fein Bater in dem Auf—
zug erblidte? — Nun? merl(t du bald, daß du geliefert
bifi ?
Parmeno. Ha, was fprichft bu da, Boshafte? —
oder find es vielleicht, lauter Lügen ? — lachſt bu nod)
immer? macht hir das fo grofen Spaß, mich zum Beften
i! haben, Schanddirne? * ,
Pyt hias. Auſſerordentlich!
Parmeno. Ja, wenn du mir das umſonſt gethan
baft ...
Qotbias. Verfteht fid.
Sarmeno. Ich trànfe dirs ein, fo wahr: id) febe !
Pythias. Kannfeyn. Uber, guter Parmeno, mer
nep, t t tvann das geſchieht? bu bingegen wirft zur Stunde
| " N 5 herhal⸗
186 —)oe( —
herhalten müffen, daß bu ben armen Juͤngling burd) un«
erbócte Streiche berübmt madyft , und zugleich ber Verraͤ⸗
ther bijt bei feinem Vater. Beide werden ein Exempel an
dir ftatuiren.
Parmeno Ich bin verloren !
Pythias. ieh da deinen Lohn für das höne Prä-
ftnt, das du ung bradjteít. Adieu,
Parmeno. Unglüclicher! mußt’ ich denn * mich
ſelber verrathen zu meinem Vetderben!
Achter Auftritt.
Gnatbo, Tbrafo,
Gnatho. Was nun ? haben wir denn aud) toobl
eine Ausſicht, einen Plan dabei, bafi toir uns bier wieder
fehen laſſen ? was wollen Cie denn eigentlid) , Thrafo ?
Thrafo, Was id) will? ber Thais mid) auf Difere»
tion ergeben, unb tbun, toit ihre Drdres lauten, Konnte
Hercules einer Ompbale unterthänig feyn, warum nicht
' eben fo qut ich-einer Thais?
Gnatbo. Kein übles fBeifpief, Was gäb’ id brum,
diefen Kopf von dem Pantoffel mürbe geſchlagen zu fehen!
Aber bie Thüre drinnen will aufgeben.
Thrafo. (fibt den Cbürea im Kaſtratenhabit beranslaufen )
Aue Henker ! was ift das für eine Erfheinung? den hab’
id ja mein Tage nicht gefeben, Was bat ber, daß er fo ba»
ftia taber gefprungen fommt ? ac
—-)o(-— 187
Neunter Auftritt.
Cbárea, Parmeno, Bnarbo, Thraſo.
Chärea. D meine Zreunde ! giebt es wohl jemand
in der weiten Welt , der fid) glücklicher fühlet , als id?
nein, nein , fo wahr ich lebe. Denn an mir haben die
Götter im eigentlichen Verftande al? ihre Kräfte erfchöpfts
jo viel Freude had’ id) auf einmal erlebt.
— fSparmeno, Worüber ift ber fo entzuͤckt?
Chärea. (Wird den Parmeno gewahr) Ah liebfter Dare
meno, du Stifter, Anfänger und Vollender meines gane
zen Wohlbehagens; meißt Du, mie herrlich meine Lage ift?
weißt bu , daß meine Pamphila für eine Bürgerin ift ere
fannt worden ?
Qaàrmeno. Ich habs gehört,
Chärea. Weißt du, daß fie verlobt ift an mid?
Darmeno. Wie erwünfdt !
€natbo. (jum Zbrafo) Hören Sie, was der fpricht?
Chärea. Aufferdem freut es mich innigft, daß mein
Bruder Phädria roegen feiner Herzensangelegenheit nun ge»
borgensift. Wille, unfer Haus unb der Thais ihres mas
den in Zukunft nur eines. Sie bat fid) unferm Vater in
bít Arme geworfen; unb toir allein find es, von denen fie
Schutz und Protection erroartet, 3
Parmeno. Hinfort widmet fid) alfo Thais blog
Ihrem Bruder ?
Chaͤrea. Zeeilid.
Parmeno. Ein neuer Stoff jur Freude für ung;
da muß der Dfficier fid) paden.
Chärea. Mach' alfo ‚ daß mein Bruder je eher je
lieber alles erfährt; fuch’ ihn auf.
Darmeno, Ich wii einmal nachfehen zu Haufe,
X hene
188 — )ot —
Zehenter Auftritt:
Thraſo, Onatbo, Chaͤrea.
Thraſo. Zweifelſt bu nun noch einen tugenblidy
BGunuatho, daf es mit mir voͤllig aus ift? ^ | vu
Gnatbo. Daran ift wohl fein Zweifel | di y:
Chärea. Mas fol id) zuerft-anführen ? wem ſoll
ich bie größten Lobſpruͤche machen? ibm, ber mir ben ln»
ſchlag gab? oder mir, ber id) Muth genug batte; ihn aus⸗
zuführen? — Soll ich das Schickſal preifen , deſſen dem»
fung id) alles verdanfe ; tas fo viele erfreuliche Seenen
auf Einen Tag fo erwünfcht jufammenfettete ? — Und was
fon ih davon fagen, daß id) Einen fo gütigen , fo allere
fiebfien Vater habe? o Jupiter! erhalte, was du uns gte
fentit halt,
; Letzter Auftritt,
pbidria, Chären, Parmeno, Ginatbo ,
Cbrafo.
Phädria, Götter des Himmels! was für unglaubs
fide Dinge bat mir da eben Parmeno erzähle! — Aber
roo ift mein Bruder ?
Charea, Hier ift er,
Dhädria. Mic) freut von Dern , ..
Chärea. Syd) glaubs, lieber Bruder — Und das
muß ich geftehen, deine Thais da ift das liebensmwürdigfte
Geſchoͤpf von der Welt; unfre ganze Familie hat die márme
fie Sreundin an ihr,
Phadria. Ho, bo, machft du bei mir ihren Lohr
redner ? |
| . Sbrofe.
e?
>
- )o = 189
Thr a fo. Cem Buatbo) Ich Unglücfiidyer! in dem⸗
felben Grade, mit meine Hoffnung fid mindert , nimmt
meine Liebe zu. — Gnátfo', meine ganze hefnung
ſetz' id auf tid.
€ natbo. "dus verlangen Sie denn von miir?
Thrafo. Bring’ es Dod) dahin — durch Bitten,
durch Geld, wie du kannſt — daß mir Ya ein Pin
den bei der 3 fois vergoͤnnt bleibt.
Gnatho. Cin ſchweres Geſchaͤft! y:
Thrafo. Wenn du nur milf , , . ic) fenne dich
— Bringſt du mir das zu Stande, dann bitte dir, was
du magſt, zum Geſchenk, jur Belohnung aus; du ſouſt
feine. Fehlbitte thun.
Gnatho. Gewiß?
Thrafo. Verlaß bid) drauf,
Gnatho. Nun gut, menn id) e$ durchſetze, fo halt?
ich mir aus, daß Sjbr Haus — Sie mögen daheim odeı
nicht daheim ſeyn — mir jederzeit offen ſtehe, daß id
uneingeladen ftets meinen Pat an Ihrer Tafel finde,
Thrafo. Da boft du mein Cbrentvort drauf.
Gnatho. So mil ich mid) denn rüften.
Phädria. Wen bor' ib ta? — Ha, Thrafo!
Thrafo. Ihr Diener, meine Herrn.
| Phädria. Sie miffen vieleicht nicht , was bier bor⸗
gefallen ift?
Thraſo. Die p:
.go —)99( —
$bábria. Wie kommt e$ afe, bof id) Siei in dies
ftm Revier finde ?
Thrafs, Im Vertrauen auf Ihre Güte.
Phadria. Willen Sie aud), tvit ſtatk Sie berech—
tigt find zu dieſem Vertrauen? — Kurz unb gut, Her
Dffieier ; treff” id) ibn jemals twieder in det Gaſſe bier,
bann mag er mir taufenbtmal fagen „ich fuchte jemand ans
ders, mein Weg gieng da hinaus — id) bring’ ibn uni.
Gnatbo. Ei, ei, wer möchte fo ſchlimm (epn ?
Phadria. Nicht anders,
Gnatbo. Daran erkenn' íd) Ihre gepriefene Hoch:
verzigkeit nicht. !
Phaädria. Gs bleibt babel.
€ nátbo. 'SDergónnen Sie mir ein Paar Worte;
fteht Ihnen bann mein Vorſchlag an, fo gewähren Sie ihn.
$bábria. Laß hören.
Snatho. Sie, Thrafo, geben ein wenig auf Seite
— Vor allen Dingen glauben Sie mir ja, meine Heren,
daß, was ich bier thue, baupt(adjlid) mein felbft wegen ges
ſchieht. Sjnbeffen , wenn Sie gleichfalls Ihr Conto dabei fins
ben, fo wär’ e$ Thotheit, nicht einzuwilligen.
Phaͤdria. Was mennft bu damit?
Gnatho. Ich dachte, Sie (dafften fid beri Officier
als Cicisbto für Sybre Thais an?
$bábria, Mir? als Cicisbeo? |
On‘
— yo(— 19r
Gnatbo. Eine Heine Aufmerffamfeit! nicht wahr,
Phadria, der Umgang mit Ihrer Thais hat vielen Reis für
Sie; und Sie leben gern herrlich und in Freuden. mit ihr?
Indeſſen was Sie ihr geben fonnen, ift wenig, und Thais
muß viel haben , wenn fie Sybrer Liebe fid) widmen foll,
ohne daß Sie fid)'8 brav Foften laſſen. Zu dem allen wüßt’
id) Ihnen auf der Welt fein fchicklicyeres, fein brauchbarer
res Subject.‘ Fürs Erjte bat er viel wegzuſchenken, und
niemand findet mehr Vergnügen daran. Dabei ifisein ab»
gefhmadter ; alberner , unbebolfener Menfch, der Tag und
Nacht fdjnard)t ; bei bem Sie nicht forgen dürfen, Ihr
Mädchen werde fid) in ihn verlieben ; den Sie jeden Au⸗
genblict fid) vom Halfe ſchaffen können,
Phadrias Wozu entſchließen wir ung?
€natbo. Noch ein$ , und zwar in meinen Augen
der Hauptpunct. Kein Menſch fchüffelt koftbarer und reich⸗
licher auf ; wann er Gäfte bat.
Chaͤrea. Saft foute mari denken, der Burfch fep uns
auf jeden Fall unentbehrlich.
Phäadria. Das mienn’ id) audj.
G natbo, Recht fo, meine Herrn! — Eine einzige
Bitte bleibt mir nod) übrig, die Bitte, daß Giemaid) in yb»
zen Cirkel aufnehmen ; id) (leppe mid) lange genug mit
biefem lone.
qbàbria. Das wollen wir tburt,
Chaͤrea. Bon Herjen gern.
ena.
192 —5)o( —
G itatbo, "Dafür, befter Phädrid ,- fter Gbáredy
geb? ich Ihnen den Ehrenmann in die Rappuſe j: zehren Sie
ibn auf, treiben Sie Ihren Spaß mit — fo viel Sie
wollen. ———
Chaͤrea. Topp! ,
Phadria, »Er verdient té,
€&natbo, Kommen Sie näher, Thrafs, Wins aco
fáttig ijt. |
Gbrafo. Liebſter, Befter, wie (eben unfre Cadm?
Gnatbo. Wie fie fteben ? Die Herrn da fannten Cle
tod) nicht. Aber fobald id) Ihren Charakter ihnen fáil.
berte , Ihre Thaten und Ver dienſte in das rechte fit fette,
da waren tvir eins.
Thrafo. Bravo!Sey verfichert, ich werde dirs Dank
tviffen — Bin id) bod) nirgende in meinem Leben gewe⸗
ſen, wo mich nicht jedermann lieb und werth gehabt hätte.
Gnatbo. Sagt’ ids Ihnen nicht, daß der f
€apitain ein Athenienſer vom feinften Tone fep?
Phadria. Du baft nicht zuviel geſagt.
Onatbo. Kommen Sie, fommen Sie! — (an bie
Zufchauer) Ihnen meine Herrn, wuͤnſch' id) wohl zu leben;
und uns — Ihren Beifall.
Anmer⸗
Anmerkungen
ium
BESgtratttnu
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Gifs Fufifpiel gilt bei den Alten und 9teuern für das
Meifterftück des Serenj, Saeton in feiner Vita Terentii
fagt davon : Eunuchus quidem bis die acta ett, meruit-
que pretium, quantum nulla antea cujusquam comoedia,
id eff, octo millia numum, Alſo 200 Sfr. bezahlten die
-Stebifen für biefe Gomóbie, toeldjes, nad) ber Dacier Bee
mierfung, zu jener. Zeit eine fehr betrácbtlibe Summe tvat,
Daſſelbe erzählt uns Donat, der fid) ausführlich über die
Vorzüge diefes Stücks verbreitet. Hier nur Einiges das
von: ,, Haec et TeéTaci , CE erıracw et Karasgıoay 1tà
aequales habet, ut nusquam dicas longitudine operis
Terentium delaffatum dormitaffe — Et acta eft tanto
fuccefIu ac plaufu atque fuffragio, ut turſus elTet ven-
dita, et ageretur iterum pro nova — [n hac Terentius
delectat facetiis , prodeft exemplis, et vitia hominum
paulo mordacius, quam in caeteris , carpit — Haee
edita tertium eft, er pronuntiata, TERENTII EUNU-
CHUS: quippe jam adulta commendatione poetae, ae
meritis ingenii notioribus populo, *
Um die letztern Morte zu berfteben , Muß man die
ſchoͤne Note der Dacier zu Hilfe nehmen : Le paflage de
Donat, que je viens de rapporter, nous apprend une
. €hofe aíTez finguliere, c'eff que quand on publioit, ou
qu'on annoncoit les pieces d'un Poetenouveau , qui n'e«
toit pas connu, & dont la reputation n'etoit pas faite, ori
mettoit le nom de la Comedie le premier, aprés cela
le nom du Poete , Andria Terentii, comıne la piece devant
faire connoitre le Pocte; mais quand la teputation du
na Poete
196 — J'to( GE
Poete etoit formée, & qu'il etoit generalement eftimé,
en annongant ou publiant fes pieces on mettoit fon nom
avant celui de fa Comedie , comme ici: Terenrii Eunuchus,
— Zweimal gegeben — Weil Sueton in der vorhin
angeführten Stelle fagt , das Stüc (tp dreimal gegeben
worden, fo vermuthet bie Dacier'nicht ohne Grund, e$
fen in diefer Lleberfdyrift etwas weggefallen, unb man müfje
ftatt „Adtall.“* leſen: Acta Hf. die i, e. Acta bis die,
— Unter dem Confultate sc. — — Alſo im Sy. Roms
$92. , vor Chrifti Geb. 159. folglich s Jahre nad) ber erften
Vorſtellung der 2ínoria, Terenz rar damals 32 Jahre alt.
Prolog (
— fEin rafcber Ueberſetzer — Qui bene vertendo
cet. Gerenj toit feinen Gegner bier nicht loben; bas giebt
die Natur ber Cade und der ganze 3ufammenbang. Alfo
bie Zmweideutigkeit liegt in dem Bene. Aber was für eine ?
Bentley verfteht es von ſtlaviſchem, ängftlich treuem Uebere
fegen : Bene vertere e(t fideliter vertere, verbum verbo
reddere e Graeco; id ipfum vero, ob utriusque fermo-
nis diverfitatem, eft male fcribere. Latine. Das ebtere beo
giebt fid) auf bie gewöhnliche Lesart: Et easdem fcribendo
male, wofür Eugrapbias , Welterbop unb die Zweibr.
Eas defcribendo male [efen. Donat erflärt dieſes Bene
durch valde; verſteht es alfo bon einem ráftigen, allseit
fertigen Ueberfeger, Und diefe Interpretation bünft mir
paffenber,
Die Worte: Qui bene vertendo — non bonas haben
tine (o befondere Stellung , daß id) bermutbe, fie waren
der barte 2fasfall , morliber Terenzens Gegner fido ber
ſchwerte.
— Das
«e )o'- 197
- — ibas Gefpenft des Menander — Phafma nomen
. eft fabulae Menandri: in qua noverca, fuperducta ado-
lefcenti, virginem. quam ex vicino quodam concepe-
rat, furtim eductam, cum haberet in latebris apnd vi-
cinum proximum , hoc modo fecum habebat affidue nullo
conício: parietem, qui medius inter domum mariti ac
vicini fuerat, ita perfodit, ut in ipfo tranfitu facrumlo-
cum effe fimularet. Cumque tranfitum intenderet (al.
obtenderet) (ertis ac fronde felici, rem divinam faepe fa-
ciens, evocabat ad fe virginem, Quod cum animadver-
tiffet adolefcens , primum afpectu pulcbrae virginis, ve-
lut numinis vifu, perculfus , exhorruit: unde Pha/fma elt
nomen fabulae, Deinde paulatim re cognita exarfit in
amorem puellae ; ita ut remedium tantae cupiditatis, nifi
ex nuptiis, non reperiretur, Ita ex commodo matris
ac virginis, et ex voto amatoris , confenfuque patris,
nuptiarum celebratione finem accipit fabula. Do»,
— ique in The[auro fcripfit — Arguit Terentius, quod
Lufcius contra confuetudinem litigantium defenfionem
ante accufationem induxerit; hujusmodi enim eft Lufcii
argumentum : Adolefcens, qui rem familiarem ad ne.
quitiam prodegerat, fervum mittit ad patris monumen-
tum, quod fenex fibi vivus magnis opibus apparaverat,
ut id aperiret, illaturus epulas, quas pater poft annum
decimum fibi caverat inferri, Sed eum agrum, in quo
monumentum erat, fenex quidam avarus ab adolefcente
emerat, Servus ad aperiendum monumentum auxilio
ufus fenis, thefaurum cum epiflola ibidem reperit, Se-
nex thefaurum tanquam a fe per tumultum hoftilem illic
defoflum retinet et fibi vindicat, ^ Adolefcens judicem
capit; apud quem prior fenex, qui aurum retinet, cau-
Q3 fam
198 — )o( —
fam fuam agit — lle ordo potior erat, ut adolefcens
prior proponeret caufam, qui petitor inducitur, Idem, -
Erfter Aufzug—. y
Erfter Auftritt,
— Auch jetzt nicht, da man von freien Städten mich
ruft? — Ne nunc quidem, cum arceflor ultro ? Ohne
es zu wiſſen, macht er den Advocaten feines Gegenparts,
Die Leidenſchaft ift herrlich gezeichnet,
Die lange Periode vom QD, 6 bis ro, hat, toie mir
"bünft, bie Sweibr. fad) conftruirt, unb darüber, nad)
Wefterboven, dem Atque eine Bedeutung ( (latim, con-
tinuo), die es febr felten bat, angedichtet, Der Vorder⸗
(a5 ſchließt fid) zuerft mit Ferre non poffe,
— Schon aut! — Sine modo, Die Sweibr. ſup⸗
plirt Dabei; veniat. Ich dachte: me facere, Sp die Das»
€ier; Laiffe moi faire, Aehnlich fagen mir; laß michnur
geben! ober, laf mich nur! Uebrigens hab’ id) bit ſchö⸗
nen, affetootten Euipfen fo gut, als id) fonnte, auszu⸗
drücken gefucht,
Die Stelfe B. 22. f. ift, fo wie bie ganze Erene, ein
wahres Meifterftüf. Jedes Wort, tie getreu der Natur,
wir mablerifhy! Schon Donat mußte das fühlen „ Non
vera , fed fal/a; et non larryma, fed laerymula; et nonulere
fiem , fed oculos terendo, et non facile, fed vi: et non ex-
filaverit , fed expreférit. Und Gellere in bem Pecten feiner
Briefe drückt feine Ompfindungen darüber fo aus „Fragen
Sie nur Ihr Herz, ob etwas Wahrers und Richtigers feon
kann, als dieſe Stelle. Ja doch, rief ich überlaut, da ich
—
=
»
= )6ó( e | 199
fit las, ja doch, eine Eleine , falfche Thraͤne! ich ſehe das
Mädchen, ibt reibt fie fid) bie Augen, und jtvar erbárme
lich. Vortreflich! die Heine Thrane will nicht fommen;
aber fie muß. Und ist loͤſcht dieſe Thräne alle bie bie
sigen Reden des Phädria aus5-atleauf einmal. So bacte
unb fprad) ich mit mir , unb ſchmaͤhlte auf mich, daß "
qe aud) fo Hug, wie Terenz, waͤre.“
"^ Meprigenie muß man fofalt, wie Bentley, fepn, wenn
man ftatt des Schönen mifere , faft ohne ale Auctorität,
mifera fefen fann. Parmeno will bod) die Thais wohl
nicht bedauern!
DB. 32 und 33. foll nad Einigen in gleibem Tone mit
dem Dbigen ne te afflictes verbunden werden. Mir bünft
ungejwungner, e$ als den Nachſatz von fi fapis ju nehmen.
o Donat: Si /apis ld et, fifapias, ad inferiora jungen-
dum eft ; dam, aliter non intelligitur, | Vermuthlich bat
Mißverſtand dieſer Note zu jener Erklaͤrung veranlaßt.
Zweiter Auftritt.
— Weil ich gegen irgend jemand mebr Liebe, oder
mebr Achtung füble — Quo quemquam plus amem, aut
plus diligam, Die Datier macht zu diefer Stelle folgende
Note. Ce paffage me paroit remarquable par la pro-
prieté des termes, car il femble, qu' ici Thais encherit
fur le mot amare par celui de diligere, Cependant nous
voyons que Ciceron met toujours amare au deflus de Aili-
gere, — Clodius "valde me diligit, vel, ut sudarızwrisor, valde
me «mat, Dans une autre Lettre, aur amabis me, aut,
quo contentus. [um , diliges, — Cela eft encore plus marqué
dans une Lettre, qu'il ecrit à Dolabella, Quis erat , qui
$4 putaret,
" €
208 -)eC — ,
putaret ,— ad eum amorem, quem erga te babebum , po[fe aliquid
accedere! tantum acceffit ut mibi nune. denique Amare videar,
antea dilexife, Qui doit on croire de ces deux grands
Auteurs de la Langue Latine ? Pour les accorder tous
deux dira-t-on, que Thais a mis le terme le plus foi--
ble aprés le plus fort? Cela n'eft pas vraifemblable,
Amare ift aflerdings ein höherer Grab von Liebe als
diligere, Das Erſte bejeichnet Die leibenfdjaftfidbe Liebe, _
bae Undre die Liebe aus Achtung, aus Hochſchaͤtzung. Aber
warum ftebt das Stärfere bier voran ? Syd) denke, meif ba$
ibrer Empfindung am Näcyften lag , unb der gefeffelte
Syüngling es am liebften zuerft hörte. Dann fügt fie ned)
das Diligere hinzu, fagt ibm alfo mit ein paar Worten,
Daf ihre vorzügliche Anhaͤnglichkeit an ihn beides auf Wohl⸗
gefallen feiner Perfon, und auf Achtung feiner reellen Bor»
zuͤge fid) gründe. Und wer weiß nicht » daß bei bem ſchoͤ⸗
nen Geſchlecht nad) dem Erftern gemóbnlid) eher gefragt
wird, als nad) bem 9Inbern ?
— So magft du fprecben, Parmeno? ‚warte nur!
— Siccine ais, Parmeno? age. Donat fagt dazu: Cor-
xipientis eft modo age, non hortantis adverbium, Zus
gleid) ein Beweis, Daß die andre fesart, age fis huc ftatt
age fed huc cet , welche Kindenbrog vorzieht, feine Auf⸗
merkſamkeit verdiene.
— Dann ifie fiber veriabrt beimir — Continco op-
time, Der Yusdrud, wie Donar bemerft, ifl von Ges
füffen hergenommen, bie nichts durchlaſſen. Daber gleíd)
Darauf als Gegenfas: Plenus rimarum fum cet, Beim
»5oras Serm. Il, 6, 45. fommt, ohne Zweifel mit Rüde
fit auf unfre Stelle, rimofa auris vor,
E relire P
— )o( 2 20I
— "ich sog drauf bierber mit dem Sremden:c. ft
Das der Officier, oder ein verfiorbener Liebhaber ? 3e»
ten; bat fid) darüber fo bunfel und unbefriedigend ausge—
drückt, daß für beide Behauptungen Gründe da zu feyn
fbeinen, unb bie Interpreten wirklich fid) tbeilen. Sine
deffen b'inft mir, nad) genauer Vergleichung aller Ausdrücde
und Umftände, bie Rede bier von dem allererften, bereits
verfiorbenen Liebhaber der Thais zu feyn. Man vergleiche
nur die Yeufferung:
Ego cum illo, quicum tum uno rem habebam, hofpite
Abii huc: qui mihi reliquit haec, quae habeo, omnia.
Mit ber Folgenden:
.]nterea miles, qui me amare occeperat ,
: In Cariam eft profectus,
Das find bed) wohl zween ganz verfchiedene, auf einander
folgende Liebhaber. Donat, in allen hierher gehörigen Noe
ten, ftimmt für diefe Erklärung ; am deutlichften in fol«
gender zu Neque fous dedit, ^ Quippe quia non omnia
tua illius fuere er:w (mo Jeune, der bie Cade
nur obenhin angefehben zu haben fdeint, ohne atlen
Grund feat: Leg. haud dubie, »56:) Eben der
Mennung maren Muretus und Lindenbrog, wie ihre
vorangeſchickten Inhaltsanzeigen (argumenta) bemweifen.
Dei dem Erjtern heißt e$: Thais — cum hofpitequodam .
Athenas venit, qui eam poflea moriens heredem reli-
quit, Interea miles, Thrafo nomine, ad eam adjecit
animum, Und bei bem Andern: Thais — cum amatore
quodam Athenas fe contulit : ab eoque heres inftituta
mortuo mox a milite Thrafone diligebatur nimis,
N5 — Yi:
— Dielleicht auch was weiter? — Etiamne am.
plius? Als Parallelſtelle gehört bierber Andr, II, I, 27.
Num quidnam simpltue tibi cum illa fuit?
— Ur fuis relituem ac reddam. — Donat macht dabei ^ |
bie Notes Refituimur ii$, quibus nos volumus; Reddimur !
iis, qui nos volunt, Ergo reffiruimy:s volentem , redái-
mu; volentibus, Im Deutſchen möchte fid) das. one
unge zwungen ausdruͤcken laſſen.
— ch babe bier in der Stade keinen einzigen
Sreund — Donat bemerkt, daß Phädria mobl Amator,
aber nicht Amicus ber Thais mar, „Amatoer, quiadtem-
pus, Amieus, qui perpetuo amat, Noch ausführlicher
verbreitet fid) darüber bie Dacier: Comment peut - elle par-
ler ainfi, puisqu'elle avoit Phedria 2 C'eft parceque les
jeunes gens n'ofoient pas tonjours appuyer ces fortes
de femmes, & paroitre ouvertement pourelles, de peur,
de fe deshonorer par cette conduite, & d'obliger leurs
peres à les dcsheriter,
Bor ben Worten V, 72, nil refpondes muf man, den?
(d, eine Paufe annehmen,
— Moͤcht' er Ihnen abgeſpannt werden, dDertbeure
Mann! — Ne illum talem praeripiat tibi, Die Sweibr,
erflärt das: Tam excellentem donis fuis. Syd) denke,
die Ironie geht bier baupt(adplid) auf. das Elende des Cube
jeté,
— Zwanzig Minen — Nach unferm Geld ohngefähr
640 Bulden, H
— Große Damen — Rezinae. In ábnlider Bes
deutung fommt Rex vor Phorm, I, 2, 20. Regem me eſſe
oportuit,
— Bei
m exc m 203
UC — Bei aller Seringſchaͤtzung von Ihrer Seite Fam
mir das Dennoch nicht aus dem Sinne — Tamen, con-
temtus abs te, haec habui in memoria. Er mill (agen:
efelbft geftern, an dem Tage, tvo Sie die Thure mir bcr»
fchloffen hatten , nahm id) Ihrer Aufträge wahr.
— Auch oen trieb ich auf — Repperi. Donat: Rep-
peri. Plus eft quam emi, Et vide quam propriis etaın-
plifimis verbis ufus eft , quia et ancillam ex Aethiopia,
et Eunuchum, quo folae utuntur reginae , illam guarfrvi,
et hunc reperi, /— Neutrum enim horum facile (poſi-
tum) erat,
— Daß Sie mir nur bles die paar Tage zugeffeben
— Biduum faltim ut concedas folum, Donat: Argute
additum-/altem et folum, Et bene, concedas, ut volunta-
tis fit,
Zweiter Aufzug,
Erfter Auftritt.
— infer GefchenE — H34=0; non dixit meum, quafi
et Parmenonis fit, Don,
— Da den Kerl, meinen £Tebenbubler , ihr zu ver-
leiden — Iftum aemulum — ab ea pellitos Iflum , fagt
Donat, Id eft, moleítum et odiofum: nam hoc fignifi-
cat iium, — 4b en , ab ejus animo,
— Das gefteb' ih! — Cenfeo, Bentley: Cenfeo eit
ironice negantis fe cenfere, ut audio, et fimilia,
Zweiter Auftritt.
Der Infana diefer Scene ift in den gewöhnlichen Aus⸗
gaben fo abgedrudt:
- Di
204 Dal
Di immmortales! homini homo quid praeftat! flulte
intelligens
Quid intereft!
Dagegen bie Zweibr. '
— homini homo quid praeftat? ftulto intellegens?
Quid intereft ?
Schon bie Alten theilten fid) über die Conftruction biefer
Verſe, wie folgende Note von Donat lehrt: Alii diflin-
guunt , Quid praeflat fhulo inzelligens ? Alii, Seulto intelligens
quid interefl ? quia fic veteres loquebantur. — 9(derbingé
ſcheint bie fegtere Abtheilung ben Vorzug ju bebaupten;
denn intereíTe , mit bem Datio conftruirt, ift aud) bei ane
bern , ſelbſt fpätern, Schriftftellern feine Seltenheit. Zu
dem: Quid intereß? bemerkt nod) ;:Donat, unb, wie mir
bünft, rídjtig: Hoc admirantis eft, ideo fic pronuncian-
dum.
— Yon meinem Stand’ und meiner Zerkunft —
Mei loci atque ordinis, Die Stweibr. citirt dabei die Note
des Eugraphius (Joc intelligit pauperem, ordinis parafi-
tum), welche bod) offenbar falfch ift. Der Quidam mar
jest nod) fein Parafit ; erft in Gnathos Schule ſollte er dazu
gebildet werden. Und arm mar er von Haus aus ebenfalls
nicht. Mit Recht fagt Schulze „Ich halte es mehr für
ſynonym, unb überftbe e$: von meiner Herkunft unb mtis °
nem Stande‘ Locus ift. bier ju nebmen, mie in der beo
fannten Redensart : loco nobili f, ignobili natus,
— Ich find’ ibn raub wie eine Zechel — Video fen-
tum, Loca fenta find raube, bolprid)te Oegenden. Da⸗
ber beift homo fentus, ein Menſch, beffen Haut überalf
raub ift, was man bti armen Leuten theils wegen des Man»
gels
— )e( — 205
gels an geböriger SBebedfung, theils wegen ihrer elenden
Rahrungsmittel, oft auch aus andern Urfachen, findet.
— Derlumpt und veraltert — Pannis annisque ob-
fitum, Donat fagt b. D. 9B. : Vel parafitica vernilitate
xa9' émeiriAtvros dictum , (er milf (agen, oer Reim von
Pannis unb Annis fey Wit in bem Beifte eines Paraſi man
velquia Homerus (Od. I, 360.) dixit,
Ars y*£ ir x«xoruTi (SgeTO) xurayagacnscı,
Nah vof:
Denn im Ungläd altern die armen Sterblichen fräbe,
— Meine Sarbe, mein glattes Sell — Qui color,
nitor, Nitor ift Gegenfat von fentus; und bejeichnet eine
Haut, bie einen fan; wirft, worin man fid) faft fpiegeln
ann, tie fie bei ſorgenloſen, roobfaebaftenen ( apud quos
habitudo e(t corporis) Leuten gewöhnlich ift. Go fagt beim
pbáorus III, 7, 4. der Wolf zu dem Hofhunde:
Unde fic quaefo nites ? aut quo cibo feciftitantum cor- *
poris?
— Yor Glims Zeiten, wie unfre Brosväter jung
wären — Olim — quondam — apud feclum prius,
Die Datier bemerft: Gzarbon ne fe contente pas de dire
slim , jadis, il ajoute quondam, autrefois & il charge en-
core en ajoutant apud feclum prius, dans les vieux tetnps.
— Denen komm’ ich zuerft mit lacbendem Mund’
entgegen — His ultro adrideo, Das heißt: id) lache fie
aus, im Gegenfaß von; Hifce ego non paro me, ut ri-
deant. Indeſſen (dint mir Gnatbo mit Fleiß in bent
adrideo fid) etwas dunfel au&jubrüden, welches id) in der
» Ueberft&ung nachgeahmt babe. Arrideo, fagt Donat, non
ficut in parafitis fieri folet, ut his arrideatur a regibus,
quum
v
/
. 206 — jo( —
Quum potivs ipfi dictis factisque rideant alienis , hic effe
intelligendum, etiam res ipfa indicat ex contrario, UL
tro, prior.
—— - ^jn guten und in böfen Tagen — Et re falvaet
perdita, Eugraphius: Re/alva, Cum integrum patri.
monium haberem , cum de meo emerem: et perdira, cum
confumto patrimonio de aliena re mercarer.| (d
— Ad comam vocant — Donat wirft bit Frage auf:
Utrum ad emendam coenam? an ad convivium ? Offene
bar das Letztere.
— Warum nicbt auch eine Secte von Schmarotzern,
unter dem Namen Gnatbonifer? — Parafıti item ut
Gnathonici vocentur. Gewoͤhnlich berftebt man dieſe
Stelle fo, als ob in Zufunft alle Parafiten den Namen
GinatboniEer führen fouten. Allein für die-von mir aute
gedrücdte Erklärung fdxint das ganze Raifonnement zu
(preden.
riv — Blafen Träbfal — Frigent, toefterboo, dem
Schulze folgt , erflärt Das: gratia Thaidis exciderunt,
Ich badte dabei an das xeulem. und Sibneflappen
(Kruvdus xui Brvypes Tun erar), das fo oft im 91, T,
von denjenigen gebraucht wird, bie an einer Ergoͤtzlichkeit,
einem Gaſtmahl u. b. gl. nicht Antheil nehmen dürfen.
— Aber — merk dire — alles iff dem Wechſelun⸗
terworfen — Omnium rerum heus viciffitudo efl, pare
meno giebt feinem Gegner einen verftedten Wink von ban
was fein Troft war, nämlich, bafi bald das Blatt fib mene
den fónne, Vide locum, in quo erumpere dolor Parme-
nonis potuit, nifi commilfa fervaret, et celaret confilium
Thaidis,
— bod
—)o( — 207,
— Doc ich balte dich auf; dein Weg gieng wohl
anderswobin? — 3d folge der gewoͤhnlichen Interpun—⸗
ction, die (on Donat bat: Detineo te; fortaffe tu pro-
fectus alio fueras. Dagegen die Zweibr. Detineo tc for-
tafle; tu pr. cet. «
.V.59. Miror, quid ex Piraeo abierit: nam ibi cu-
ítos publice eft nunc,
Potter (Archaol. H, ©. 15. D. Ueberſ.): „Bei den Athe⸗
nienſern blieben die jungen Leute zwiſchen dem 18ten unb
zoten Jahre in den Grenzen des Attiſchen Gebietes zur Be—
fa&ung der Stadt und der Citabetle, und hießen wierern.
Ausführlicher handelt davon aur in den Qbilof. Unters
ſuchungen über bie Griechen ©. E f. der D. Ueberf., oes
beißt: . —
Damit ja nichts die laͤndliche Ruhe der Athenienſer
ftören möchte, fuchte man einen ungefiörten Frieden und die
genauefte Ordnung in der Attifchen Landfchaft zu erhalten.
Dazu dienten die Truppen von Sünglingen; melde nod)
nicht im Stande waren, den Staat im Kriege zu vertbeis
biaen , bie aber (don Kraft und Muth genug hatten, Die
Thäler und Berge von Räubern rein zu erhalten, bie fid)
in Diefer Gegend fammeln mochten, ro Höhlen und Schlupfe
winkel die befte Bequemlichkeit zu einem Hinterhalte bere
ſchafften. Ueberdies waren aud) an ben füften eine Menge
Heiner Buchten, to bie Serräuber bei Nacht ausfteigen
konnten. Der Redner Aeſchines erzählt, daß er felbft zwei
Sabre unter diefer Landmilit gedient habe, morunter alle
Arbenienfer ihre erften Waffenübungen anjuftetten pflegten.
Don diefer Kriegsfchule zog der Staat einen ungemeinen
Nusen. Sie wurde als eine Beifel der Seerauber angefee
ben, und das mit Recht; denn feitbem fie aufgehört bat,
haben
208 — )o( —
haben, die Korfaren bie Küften von Attifa febr aepfagt, alle
Ortfchaften an der Eee von Eleufis bis Sunium, und von
Eunium bis Rhamnus, zerftört, fo daß man jest auf der
ganzen Küfte , eine Strede Landes von mehr als zo Meilen
hindurch, meiter nichts als eine Reihe von zerftreuten
Schutthaufen antrifft 5 inbef Daß im innern Rande ein
Schwarm von Caloyeren, oder griedyifchen Moͤnchen, alle
an Weinbergen und —— reiche Gegenden bedeckt
hat. 4
Dritter Auftritt,
— Und ich felber weiß nicht, wo ich bin — Dos
nat; Amatorie, dum illam non invenit, et fe perdidit, -
"t ey (ie, wo fie wolle, lange Fann fie nicht vere
fied't bleiben — Ubi ubi eft, diu celari non potett,
Ebenderſelbe: Ob nimiam fcilicet formae gratiam,
— Dann wirds mit dem Andern Kinderfpiel aewee
fen feyn, gegen den Sturm und Drang von diefem da
— Ludum jocumque fuiffe dices illum alterum,
praeut hujus rabies qnae dabit, Das beißt, toit Eugra⸗
pbius fagt : Fratrem ejus Phaedriam dices ludum et jocum fuiffe,
hoc eft, non amafle; ita enim hic infanivit (forte, im
fanier, aut agieixos, injanibit) in amore,
— Daß id míd nur den Gakguk um ibn Füms
merte — Qui illum flocci fecerim, Die Sweibr.: Quis
illum flocci fecerim, Und in der Note: Sic legendum
putamus pro vulg. qui, ne cum Donato poftulemus, floc-
cif. effe h. I. non floccifacere, f, unius flocci pretio di-
gnum habere, (Etliche Handſchriften und Ausgaben [te
fen: Qui illum non flocci fecerim), Donar, mepn' id),
bat bod) fo Unrecht nicht, Der junge Menſch ift bóft, dat
sr
r2 > -) Sir. 2°9
er den Alten nicht ganz. überfehen das it fih nur das e
ringfte um ibn. gekümmert" bat. Deit ve (faat Donat)
ut fit, vel Aocci denim — Den gemeinen Ausdruck, (5ufs
guf, muß man mir verzeihen: ber Zateinifche iff es nicht
minder.
— Meines Datera ganze Speifefammei — Patris
penum omnei, Donat: Ipfum penum ; non ex Fils
quid; sz«z82xvs,
— Sehn Sie, Get — Áge inepte — Dönär: Qai
exprobres; te multa effe largitum; Dem Sflapen ; wel⸗
eher des Syünglings Feuergeift fennet; wirds, banar über fern
Verſprechen. aber fährt jener fort: Hoc hercle £actumi
eft, '£s iff ja doch Die reine Wabrbeıt , námlidj. baf id}
bir fo viel Gutes getban habe, und daß tü dafür erfennts
lid) ju fepn verſprachſt. Aehnlich Wefierbov.
— (leid) beißt fie ein Atbiete = - Pugilem effa
ajunt. Bekanntlich rourben diefe Menſchen in Speiſe und
Granf febr wohl gehalten, um dadurch ibre törperliche
Kraft ju erhöhen; . Don Natur waren fie ohriebin (def
bierfdrótig — Wir würden in der Verbindung (agen: ein
Dragoner , oder Grenadier. |
— Es muß eine Spitzgerte draus werden, dürch die
Alberne Behandlung der Mutter — Reddunt curarürd
jenceas. : Wörtlid) : fie machen. Binſen draus, namlidy
weil diefe fo fhmal und fang auffcieffen.. _Wefierbov tié
titt dabei Aufon. Epift. IV, 44.
d Pectore fic tenero; m fic jdnceus alvo;
| — — Mil mir felber zärnte — Mecum. ftomächabäf,
Donst: Bene mecum: "quia acriorem doiörem iuftmet;
qui ipfe | E itaíci cogitur. ( Yid, v, fo, ef i)
LX: Pus
210 re )9( - |
— Deffen Wänfchen fo febr fich alles entgegen»
fiemmt — Cui magis bonae felicitates omnes adverfae
fient; Die Sweibr. verfteben unter bonae felicitates die
parsen. „Parcae Deae funt, a quibus bona aeque ut
mala. Und in dem Inder, mo obngefábr baffelbe miebere
bolt wird, heißt es: Nemo interpp. et vett. etrecc, haec
vidit. Mir fommt diefe Grfláruna dennoch ein wenig gefucht
und gezwungen vor , unb ausfübrlid) ift fie beftritten roore
den von Befenbec ( in einer Heinen Schrift: Aefchyli lo-
corum quorundam interpretatio, Erlang, 1784.), deres -
mit Donaten ganz fimpel verfteht : das Gläd iff mir zu⸗
wider,
— a! welcher verdammte Streib! — Quid hoc
eft fceleris! — Die Zweibr. fagt mit Redt: Alii contra
ethos dictum i(lud a Parmenone volunt, quem tamen
lente haec audire videmus, Deutlicher wird diefe Note
Manchem werden, wenn er — ober. fie genommen ift —
25Sentley's Bemerfung damit verbindet: Verba, Quid b, e.
fe. , ipfi Chaereae funt tribuenda, Nam Parmeno, qui
totam hanc fervidi adolefcentis orationem tepidus et len-
tus audiit , non debet repente ab illo more deflectere,
Deinde Donatus, quamquam felus, quod hic eft infor-
tunium, male interpretatur: tamen recte tribuit haec
verba , uti nos , Chaereae, Ss Scelus occurrit Plaut,
Capt. HI, 5, 104.
Bei $9. 45. bat zLonat febr qut ben Contraft bemerkt,
melden: der importune Alte mit bem reigenden Mädchen
maden mußte ,, Recte etiam deformitatem defcribit fe-
nis , qui praeter aetatem , poft pulchram virginem , foe-
dior videbatur. Et quam importune omnia? pro puella,
fenex
a
Tay —)o( — 211
ſenex oceurrit: pro virgine, incurvus, tremulus; pro
pulchra, labiis demiílis, gemens ; et cum amıtor fit,
— inaniter adolcfcenti ipfe judicium loquitur ; dum teiti-
nandum fit, remoratur,
— Zuſtend und Feacbeno — Gemens, Donar! Ge-
mens autem, ob continuam tuffim,
Zu 33.74 — 16 führt voefterbo» ein niedliches Gedichte
chen aus der griechiſchen Anthologie ( VIL, 135.) an;
Evdaıumr ó Bremer €i Tewerßis drıs ars
Hg sot de QiAww* u>araros 0’ eve, :
„Gluͤcklich, rtr bid) fiebet ; dreimal felig, wer dich hört;
tin Halbgott, mer bid) liebet 5 ein Bewohner des Olympus,
mer bid) umarmet. //
V.77. Quid? fi nunc tute fortunatus fias ? Cana»
quil Saber liegt dafür nicht übel:
Quid? fi nunc tute ;»; fortunatus fias?
V.82. Quandoquidem illarum neque quisguam tc no-
vit. Donat madt hierbei die grammatifche Obfervation:
Quia quarquam dicere , abíurdum elt — Quisguam, mul-
tis exemplis probatur etiam feminino genere veteres pro-
tuliffe: ita ut in numeris et generibus haec pronomina
inünita fint,
V.85. Abduc, duc quantum potee, Schen bier, muß
man fid) benfen , padft ber ungedultige Jüngling ben Stlar
den an, um fortzufommen mit ibm, Davon gleich weiter,
— Was drängen Sie dennfo? — Pie werden mid)
übern Yaufen werfen — bören Sie denn nicht? — -
wollen Sie rufen — Qno trudis? perculeris jam tu
me, (fein Sragzeichen, mie die Jweibr.) tibi equidem
52 dico;
*
212 — 5)o(-
»,
dico; mane, Auſſer Donaten und Weſterhoven find’ id -
Niemand, der die Stelle nicht mißiverftanden hätte. Chär
tta zerrt immer ftärfer an dem Sklaven, um ibn fortzu⸗
bringens dieſer firüubt fid), wird Darlıber beinahe‘ übern
Haufen geworfen , fährt aber während deffen immer fort
mit feinen Gegenvorftelungen. Die Wörter Trudis und
Perculeris werden hier in ihrer altererfien Bedeutung ger
nommen , tie jedes nicht ‚ganz ſchlechte Woͤrterhuch febrem
fann. Belfannt ijt es, bafi die alten ES d'aufpiefeid ter Das
Gebehrdenfpiel unb bie Bewegungen der Perfonen nicht, mie
bie Neuern, bei der Mede bemerften , fo Caf der Yefer das
Altes fid) felbft; nad) dem Zufammenhang unb nad) den
Morten, bingubenfen mufte. Comici, fagtDonar, fem.
per ea oftendunt fieri ab altero verbis alterius perfonae,
quae oftendi per fe ipfa non poterant; ut nunc mann agere
Charream Parmenone ipfo dicente cogriofcimus — Qwe
trudis? Pracbet fe vi cogendum domino, qucm com-
pulit dictis, — Perewleris jam su me, — Perverteris. unde
pro verbium , Bene plaufirum perculit, Tibi equidem. dite,
mane Sigillatim ifla pronuneianda funt; ex quibus in»
telligatur,, non ceflare GRABEN > quin adhuc impellat
et trudat.
Das ah! zu Ende des &oten V. wird in der Smeibr.
bem Parmeno gearben, Undrelaffen es, unb meiner Feier
nung nad) befjer, den Chaͤrea fagen.
— Oder war das vielleicht edler mehandelt, wenn
ib genen meinen „ater Schelmenfireiche fpielte ? Je⸗
der, wer das bört, wird mira zum Dorwurf reden; _
fo wte oorr alle Welt jagen wiro, es fey ihnen redit gee
fdocben.
An
IPA 213
„An potius haec;patri aequum eft fieri, ut ame luda-
tur dolis?
Quid qui refcicrint culpent : illud merito factum
omnes patent,
Cine ſchwere Stette , wo unfer den alten und neuen Syatere -
preten nicht ein Einziger mid) befriedigt bat, Die Meijten
nehmen ju andern fesacten , Emendationen u. f. ro. ihre
Zufluchtz aber bie Smeibr. fagt mit Recht: Feratur vul-
gata. Doch aud) bie Erklaͤrung, welche Dort, nad) bem
Saernus, vorgetragen wird „An potius aequum eft, me
intendere fallacias pecuniae a patre auferendae, quam
in amores et voluptates infüumam?** tbut mir nicht Gee
nüge.. Denn davon, daß bir junge Menſh feinem Vater
Geld ablifien folle , um feine Keidenfnaft zu befriedigen,
war ja ín der ganzen ‚langen Scenejmit reinem Wort die
SRebe. - Eine neue interpretation biefer Stelle hab’ id) in
einer Gelegenheitsfchrift r „De Terentii Quibusdam Lo-
cis, Giflae 1785. bie man in meinen. Derfucben über
Blafjiter findet , vorgetragen, und finde, bis jegt feine
Gründe , davon abzugeben. Ich glaube nämlich , jene
Worte erhalten ihr wahres fidit aus 23. 18. diefer Scene,
too Chärea den Sklaven daran erinnert, wie mandyen que
ten Biffen er aus feines Vaters Speiſekammer ( patris
penum omnem ad te congerebam clanculum ) ibm beim»
lich zugefhleppt babe. Test alfo, da der Clave den Ge»
wiſſenhaften fpielen tit, führt ibm Gbárea Jenes , das
doch auch Betrug war, und nod) dazu gegen den Vater,
zu Genüthe. Kurz, id) erfläre: An potius baec (int. in cel-
' Julam ad te patris penum omnem congerere clanculum)
patri aequum eft fieri, ur a me Indatur dolis? Quod qui rejciermt,
eulpent, illud ( illis crucibus referre gratiam atque eas iti-
dem fallere ) merito faclum omnes putent,
D3 Das
214. : a yo s
ı Das Sequere im festen V. geben andre Ausgaben dem
Parmene. Es fdeint aber mehr in dem aes des *
ſchen Juͤnglings zu ſeyn.
Dritter Aufzug. m.
Erſter Auftritt.
— Selbſt der Koͤnig — Die Interpreten find uns
eins, was fr ein König bier gemeynt ſey. Am beften er⸗
Härt fib Schalze darüber „Gleichviel, welcher: obs Das
rius, der Perſer, ber zu Menanders Zeiten lebte; oder
E*rleucus fer. Genug, er mepnt den König, in deifen
Dieniten er ftand, und den er deshalb ſchlechtweg ben R6»
nig nennn konnte In der Note (die, famt ber falfchen
Sjntergunction, aus Wefterboven herübergenommen ijt)
zu Diefer Stelle bat die Sieibr. einen Prudfebler, derauf
Mifverftand führen fönnte „int, Darium, tertium Perfa-
rum regem cet, Man (ege das Comma erft nad) tertium,
fo jt alles in Ordnung. Dariuse III. nàmfid) ift der [este
König der Perſer, von dem: Menander ein Zeitgenoſſe war.
— Wer Sroͤtze bat — Weil der Lat. Ausdruck „qui
habet faleın * figürud) ijt, fo futt ich mas Aehnliches ans
jubringen.
— 3u vt: fdniufen — Exſpreret. Die Dacier faat
ba;u: Ce n'etl pa» un vilain mot, comme D na: l'a cru,
Sj mepne, das von mir gewählte Wort drückt die Sache
fo jit mi aus.
^
— (b! aar Peine, dent’ ih — Imonallornm, ar-
bitro;, Die Zweibr. Homo nallorum bominum cfl ineptus;
et fic imilis miri gaudeat. — jd) finde bas bier nicht paſ⸗
fend, und folge Schulzens Erklarung 7, X5rafo verftand es
fo:
u
-—3)e€ — 215
fo:. der König möchte gar feinen leiden, wenn er ihn nur
hätte. Und der Zuſchauer follte wieder Dabeidenfen: menn
er den Thrafo bei fid) bat, (o ift es fo qut, als hätteer gar
niemanden bei fid; denn unter bie Vernuͤnftigen gehört er
nidjt.^ Eugrapbius, dem Weiterbov beiftimmt, läßt
das Imo — vivit den Parmeno (agen, wozu id) feinen
Grunb finde,
— Is ubi moleflus magis eft — Stattmoleftior. So
3Donat: More fuo Magis addidit, ne diceret moleflior,
(C Den et über oie £lepbanten aus: Indien gefest
batte — Der Er, wie man leicht fiebt , find Seine Mar
jeftät. Uber Thraſo ſpricht aud) bier ganz nadjláffig, wie
von feines Gleiden. Eben (o oben: fic homo eft,
— Den batten Sie caput gemacht — Iugulares Yt
minem, Donat: Pulchre tangit militem, Iugularas di-
cendo, non, ecederas ; quafi. gladio, non Vibe ufus fit,
— Zu charmiren — Adludere. Abſichtlich Hab’ ich
ben Officer etlichemal mit franzöfifchen 33rocen um fid)
werfen laffen, weil — wenn er jet unter uns auftráte—
ganz gewiß fein Ausdruck fo geformt ſeyn wuͤrde.
Ueber das Lepus tute es, et pulpamentum quaeris,
bat die Xweibr. eine gründliche Note. Ich fe&e nur nod)
Folgendes aus Donaten hinzu ; Quod a phyficis dicatur
incerti fexus, ac effe modo mas, modo femina — Quod
in te habes, hoc quaeris in altero. Zu dem Ganzen macht
Zindenbrog die Anmerkung: Livii Andronici hocdictum,
ut Fl. Vopifcus auctor eft in Numeriano :- Jpfi 4enique Co-
mici plerumque [ic milites inducunt , ut eos faciant. "vetera dicla
wjurpare, Nam et, Lepus tute es, et pulpamentum quaeris , Li-
D4 vii
216 ; €e6- *
wi Andronici — efi; multaque alia, re * Cui
que pojuerunt, ch, 'A-(
— D Jet dictum imprudenti adolefcenti et libero
ee ORT: ; Deeft pbi, ut fit, Dolet mibi, Et dictum | pat-
ficipium eft, id eft, quod dixiſti.
Bei Scin' ? V. 47. fagt derſelbe voco E
eft dicere Jan , vel [^
-—'At mihi iſtue non in mentem venerat — Ionat:
Sic pronunciandum eft, quafi militi monftri fimile vi-
ficatur , fapiens dictum alit prius in mentem —
guam fibi.'
Bei der lebten Antwort des Schmarotzers bemerfe ich
mur nod) Folgendes. Kin birnlofer Menfch, wie Thrafo _
bier , perlangt blos, daß man ihm etwas vorfhwäges — —
gleimpiel, ob e& Sinn babe, oder nicht. Denn dich zu bte
auntheilen, ift er ohnebin nicht fähig.
ne, Zweiter Auftritt, Au.
— fien Schatzkind — Meum fuavium, Die fae
feinifche Careſſe bünft mir fo gemein, als ber Deftreichifche
Provinzialiimus, moburd) ich fie ausgedrückt habe. Beim
Plautus ( Poen, I, 2, 153.) fommt Suayium eben fo vor;
Meus ocellus, meum labellum , mea falus , meum
fuavium,
Meum mel, meum cor, mea coloflra, meus er
. culus cafens,
Ach führe diefe Stelle deswegen an, meil ich glaube, fie
dient zum Berveife, bafi Suavium, als Lieblofungstwort, ein
gemeinen Uusdruc fen, Und beides die alten und neuen
Interpreten haben erinnert, daß Verftand, Sitten, Kk"
"mu
——3)0( —- . 917
4
tbe Fury Altes bei unferm Dfficier ins Plumpe falle. Das
Hin rechne id) aud) das Quid agitur; undinderfelben Rücke
fibt hab’ ich bie Sprache roher Menfchen in dem von wes
gen ( De fidicina iflac) nadjjuabmen gefucht.
Man ſollte denken , oie feyen aus einer Schale
gefrochen — Ex homine hunc natum dicas, Wefters
bo»: Dicas bunc alterum matum ex ifloc bomine y ita fcilicet
pares funt invicem. ©. aud) bie Siweibr. - jd) bleibe bei
dieſer Lesart ; nur glaubt? id) ihr eine Wendung im Tone
des gemeinen Lebens geben zu müffen.
— Wenns Ihnen gefällig iff, bier bring’ ich die
Seſchenke von meinem Sgerrn — Ubi vis, dona adfunt
tibi a Phaedria, Die Sieibr.: Aegre militi facturus iis-
dem utitur verbis, quibus ille v. 7., Sp aud) Schulze.
Uber jenes Erftere fprad) ja Xbais. ch finde in diefer
Uebereinfunft blofen Zufatt. |
Den ıöten und folgenden Vers theilt bie weibr. | nad)
Andern , ab;
|— — — — Heus jubete iftos foras
Exire, quos jufli. ocius procede tu huc.
"Andre:
Exire, quos juffi, ocius. procede cet,
Diefe Interpunction nimmt Donat ausdruͤcklich in Schuß:
Et ordo, ocius exire,
— Da geb’ ich drei Minen für — Hic funt tres mi-
nae, Recht im wegwerfenden Tone gefproden. Non di-
‚Kit, tribus minis valet, fed, bic f. ir, m. — Eine Mine bes
trägt, nad) Rambachs Berechnung, 213Xtbl. 7 Gr. 9 2/5 f.
Den 21ten D. : Ita me di ament, honeftus eft, fegt
Vit Selon, dem Thraſo in ben Mund, Wenn das rund
25 hätte,
P a 3
eid —)e6( —.
hätte, fo müßte e8 Thrafo leife gefprochen haben. Aberich
finde e$ überall der Thais zugefhrieben, unb Donat fagt
ganz beftimmt; luravit ideo, ut non amore Phaedriae, fed
veritate cogi ad laudandum videstur coram milite, Diele
leicht ift Dort burd) einen blofen Dructfebler Thr, für Tha.
geſetzt. |
— Ich balte oido fäbig, aus der Slamme dein Sute
ter zu bolen — E flamma petere te cibum pofle arbi-
tror. Die Dacier, Welterbov, Lie Soeibr. und Schulze
beziehen das auf folche arme Teufel, bie von den Speifen,
welche man auf den Sceiterhaufen zu legen pflegte, von
deh inferiis mortuorum , ihren Heißhunger zu ftitlen fud»
ten. Mir fien diefe Erklärung ftets ein wenig gefucht, und
dabei unnöthig „ weil der fhon Hungerleiders genug iff,
wer fid) bie Finger verbrehnt , etwas. Speife gu friegen.
Donat war derfelben Meynung, E flamma unde fine
damno aut malo nihil poteft auferri — Hoc intelligit,
non ex foco, fed ex medio igni, vel incendio flammae,
Namantiquum verbum eft, Perere cibum e flamma ; mordet-
que utrumque fimul, ut nefcias, quem pejus vituperaverit,
— Dabei fiel mir sugleid ein, wie Sie den Xboe
dier beimfcbid'ten — Et illud de Rhodio dictumin men-
tem venit, Go lieft, nad) Welterboven, die Zweibr.
Andre; Et illud de Rhodio dictum cum in mentem venit, _
Bentley; welcher dieſes cum nad) mentem geſetzt wuͤnſcht,
bemerft zugleich , daß e$ in feinen Handſchriften fehle. Vers
mutblic bat bie Sweibr, es deswegen ganz ausgelaffen,
unb, meiner Meynung nad, mit Recht. Soviel über die
Worte. Aber nun zur Cade. Es fragt fi), mit bängt
das mit bem 3Dorigen; iftuc, quod dixti modo, jufams
men, und wie paft es als Antwort zu Quid rides ? Die,
intere
— Jo — 219
Sinterpreten ſchweigen darüber gaͤnzlich. Gnatho, glaub’
i, will hiermit obngefähr fo viel ſagen: Das war ein Ges
genſtuͤck zu jenemí beiffenden Einfall gegen den Rhodier;
tvie denn überhaupt mein Gönner an fatirifdjer Laune une
erſchoͤpflich ift. y» 3
Dritter Auftritt,
— lam tum, cum primum juffit me adfe arceffier —
jam tum erat fufpicio cet, — Sd) bin ber Meynung, daß
alles, was vor biefem ztoeiten jam tum ftebt , blofes ine
fäiebfel fep unb bafi der treuherzige, feiner Sprache roe»
nig mächtige Jüngling vom Lande eben durch die Wieder-
bolung des jam tum den abgeriffenen Faden wieder anfnüe
pfen wolle. Ueberbaupt bab^ id) bie Bemerkung, daß ein
Menſch von dem angegebenen Schlage , bei bem die Jdeen
fid) beflánbig durchkreutzen, bier (prede, worauf fon Dos
nat u. U, aufmerfíam machen, in dieſer ganzen Scene vor
Augen gehabt.
-— J jemand drauffen? ich bins; Cbremes, Ec-
quis wird nicht für quis, fondern, moie in allen genauen
Sprachlehren vorfommt, für num quis? gebraucht. Alfo
barnad muß man hier überfegen, und folgenderweife in«
„terpungiren ;
P. Ecquis hic? C. Ego fum; Chremes,
— Lind geben da binäber — ut. illuc tranfcas, a
find nur ein paar Schritte, will fie dem moröfen Dörfer
fogen, Ut brevem viam demonílraret , non eas, fed
tranfeas, dixit, Don,
| Vierter Auftritt.
(000 — gändigten unſre Ringe ibm ein — Diefeg Untere
Pfand ftellte man aus, jur Verfiherung, bafi man gewiß
erfcheis
229 * -)0( =
erfcheinen werde: — Lindenbrog jeiat aus einigen Stellen
der Alten, daß aud) bei andern Gegenjtänden der Ring ir
Griedyenland haufig zum Unterpfand diente, , ©.
í— Weld ein popan; ? — Quidillud mali eft? Die
Medensart, glaub’ ich, bedeutet eben foviel, als; quid
illud monftri eft? Gerade fo fagt Xbrafo ( V, 8. 5.),
quidhoc autem eft mali? als er denfeiden Chären, in bem
nemliden Caftratenbabit , ploslid) unb. unerwartet aug
dem Haufe der Ihais herausfpringen ſieht.
Fünfter Auftritt.
— Lim die Wonne , oie ich jest empfinde, rein
und ungerräbt von Rummer mit mir aus oer Welt zu
nebmen — Yehnlichkeit bamit bat, was Pamphilus ſpricht,
Andr. V, 5, 4.
— — — Mihi immortalitas
Parta eft, fi nulla aegritudo huic gaudio intercefferit,
— xia, ou Feſttagskind! — O feftus dies bominis!
Ich halte es mit folgender Erflärung vom Donar: an, quia
ipfe tantus fit, quantus feftus dies? — Pro, homo fefti
dici, ben fo bie Dacier: Un homme qu'on voit avec
le meme plaifir qu'on voit un jour de fete, Paralielftels
(en aus dem Plautus citirt bie Zweibr.
— © ja; nicht wahr, die Thais? — Novi; nem-
pe, opinor, Thaidem, Die Zweibr. interpungirt:
Novi nempe, opinor T haidem,
Allein die borbergebenbe Ubtheilung , melde Donat ſchon
bat, bünft mir natürlicher, und dem Genius der lateinie
ſchen Soraqhe angemeffener. -
— )o( — 221
V. 22. Summonuit me Parmeno ibi fercus, quod
ego arripui, Bey Summon|d( mit die Zweibr. fup»
pliten: quid f-&to opus effet. dy confiruire lieber fo;
fummonuit me (aliquid), quod cet,
— Mutterfelig allein — Ich weiß nicht, ob Pas rein
deutſch, oder bles provinciell ift. Uber aud) in bem feti»
tern Falle ließe fid vieleicht das Kurzmweilige , Solus cum
fola, bequem damit ausdrücdfen.
— Stliche von den jünaffen , die erff feit kurzem
bevibr waren — Paucae - novitiae, puellae. Eugrapbius
faat dabei ganz richtig : Novitiae, puellae, ita ut et mo-
tem propter novitatem nefciant, et propter aetatem
nihil valeant fufpicari.
— Dar ein Bott fib in einen Menſchen verwan⸗
delt babe, uno heimlich durch Die Dachziegel in ein frem⸗
des Haus gekommen fey — Deum (cfe in hominem con.
vertiffe, atque in alienas tegulas veniffe clanculum per
impluvium, Andre — wie fdon Donate — lefen beſſer
per alienas tegulas, Vielleicht ift dieſes in verfebt wor—
ben, und gehört vor impluvium, Bentley lieft jtatt deſſen;
per bluviam fucum £, m. Denn, fagt er, cum Impluvium
fit locus intra aedes cavus, a (oio ad zee/w» ufque pata-
lus, ut lucem admittat, et aqua de tecto collecta illuc
impluat; lupiter , fi per illud decidiffet , non propior
Danaae cubiculo fuiffet, quam fi foris in via efTet, Sed
ex noflra emendatione imber aureus pertegulas in virgis
nis cubiculum pertiuxit — Der Einwurf, welcher bier ges
‘gen die gemöhnliche Lerart gemacht roirb , ift allerdings
" fheinbar. Uber id tente , es laßt fid) drauf antworteny
poenn nian die Urt, mie Danae. eingeferfert war, in Gre
wägung
222 - je( —
waͤqung zieht. Nach dem álteften Mythen befand fie fid)
in einem unterirrbifd;ien ebernen Behälter, nad Andirn,in
einem ebernen Thurm. In beiden Fallen war der Ort, mo
fid Danae felbft befand, impluvium ; das heißt, Die
Etätte , ' obin der Regen durch das Dach fallen mute.
— Mebrigené mepnte ſchon Donate: lovem fe paratim, fe-
paratim aurum fuifTe pictum, Und fo bie Dacier:; ce
tableau etoit fait de maniere , que l'on y voyoit d'un
coté la pluye d'or tomber dans la chambre de Dinag, et _
de l'autre, Iupiter, qui fous une forme humaine pas-
foit parle chemin, que cette pluye lui avoit ouvert,
Iupiter n'etoit donc pas changé en pluye, comme on le
peint aujourd'hui. Ich glaube, biefer Künfteleien bedarf
es nit. Man muf bei dergleichen Mythen aus ber Urjeit
nicht jeden 9lusbrud fo aͤngſtlich analpfiren ; bie ältejien
Shriftftelter felbft tbun das nicht. Vielleicht Tommt aud)
hier in Betracht, daß ein mwollufitrunfner Süngling fpricht,
. der e$ nod) meniger genau mit den Worten mag genem⸗
men haben. Seine Hauptidee war, ein Gott babe den»
felben Betrug gefpielt, zu dem er ftd) anſchickte. /
— Sollte denn ich armes Menſchenkind das nicht
tbun? o ja, von Zerzen gern — Ego homuncio boc .
non facérem? ego vero illud fecerim ac lubens, So
fef^ ich, nad) Bentley , die letztere Hälfte biefer Worte.
Die Zweibr. ego vero illud faxim lubens. Die gewoͤhn⸗
lide £esart: ego illud vero ita feci , ac lubens. Ueber
das Ungereimte von bem ita feci ©, bie Fweibr. u, a.
Allein dag ac lubens ift gar ju. febr im Eprabgebraude
des Terenz, als daß ich e$ möchte fahren laffen. Co fagt
Andr, H, r, extr. ein Sflave , als ibn fein Herr fragt,
ob er * gehn werde; ego vero , ac lubens, inb,
Heaut,
— )o( — 223
Heaut. IV, 1, 14 (nad) der Zweibr.): Faciam boni tibi
aliquid pro ifla re, ac lubens,
Bierter Aufzug.
Erfter Auftritt,
— Sie foll ung bier zur Unterbalenng dienen —
Ut delectet hic nos. Er will (agen: tveil Thais fo wenig
für unfre Unterhaltung fergt, unb fid blos um den Frema
ben fümmert. So Donar: Quafı dicat, quod haec non
facit, Et bene bie, quafi infuaviter nunc tractemur.
Ererinnerte fid) alfo bes SRatbes , melchen fein Gnatbo
oben Ill, 1, 5o ff. gegeben batte.
— Der Öffitier beftebt drauf, und nun giengs an
ein Sanfen — Miles tendere: inde ad jurgium. ^ Die
Zweibr. ließt das alles zufammen: Miles tendere inde ad
jurgium, Aber jene Abtheilung ſcheint natürlicher zu fepn.
Man findet fie ſchon bei Donaten vorgetragen und vertheie
bigt. ,,Proprie dixit rendere , quod fignificat pertina-
cem contentionem, ^ Virgilius , Vaffo certamine. tendunt
( Aen, XII, 553). Inde ad jurgium, Subauditur , ventum
ef,
Zweiter Auftritt,
— gimmel! zwei Cage foll ich bier bleiben —
Hem! biduum hie manendum e(t, Donat; He , inter-
jectio laborantis animi,
— Te, was iff denn damit? nichts, gar nichts —
Quid tum poflea? nihil et. Hinter diefem Nihil eft ftebt
in der Sweibr, , vermutblid) durch einen «:Drudfebler, dag
Bragezeichen. Es muß ein Punctum ſeyn. Donat fagt
babet
A24 - jé( =
dabei febt qut: Amantium difputationes ‚ intermifcent
quaedam confilia fanae mentis, quae tamen ftatim refur-
gentis amoris faevitia devincuntur, 4
— Der serinaffe Vorſchmack der Liebe iff doch ime
inet etwas — Certe extrema linea amare, haud nihil
eft. Der Sinn ift vollkommen deutlich; nicht fo, mors
Auf der metaphoriſche Ausdtuck, extrema linca amare, fid)
gründe. (€ darüber Die Zweibr, ini Index unter Amo,
Mir gefaͤllt nod) immer am Beften, was Canaquil Saber
fur Grläuterung dejfelben fagt , wenn ſchon feine eiane
Tochter, bie Dacier, bei ihrer fonftigen Vorliebe zu hres
Vaters Erklaͤrungen, diesmal ſeiner Meynung nicht ijt.
Mon pere diſoit (ſagt ſie in der Note z. d. St.), que
c’etoit une metaphore tirée de la peinture, ou les pré-
miers eflais font de peindre les corps par les dernieres
lignes , que S. Auguflin appelle extrema —— les ders
niers lineaments. |
Srikker Auftritt.
Veneficus im 6ten V. babe id) durch Schandbube
überfegt, denn es ift bier, mie in vielen andern Ctetlen;
blofies Schimpfwort. Aberwitzig ift bie Erklärung, welche
Donat hineinträgt, ohngeachtet Viele, felbft Die Dacier, fie
treffend und fdyarffinnig fanden: Venefieo, fagt er, Mutanti
bomines, et ex virginibus mulieres facienti — An venefíco
amatori? quia amor venenum occultumeft. Schon Böcler
ttfannte dieſes acumen Grammaticale für baaren Unſinn.
Abfente nolis 30. 7. ift. foriel als, me abfente;
wie Denn aud) graejenze nobis ftatt praefente Me bore
kommt. Dowat: “exeirus figura efl, a^jente nobis, pros
hobis abfentibus, Pomponius, Sine ergo «fne y praejenta
amis
2 te
Dale. - 225
A "
amicis inrer coenam. | Varro in Marcellum, 44 praeſente le. '
gatis omnilus , exercitu . pronunciat — Dan braudbt alfo '
wicht, mit Andern, das Nobis auf torbatum eil domi
zu beziehen.
— Was du ſagſt! — Quid ais! (vw, 12.) Diele
nehmen hier eine Zrage an. Ich bin Donats Meynung:
Hoc admirantis efl magis, quam interrogantis.
eom Indeffen ich batte das nicht üoerlegt — Verum.
miferae non in mentem wenerat, Nämlich : Amatores
mulierum ele eos maxumos, Der, tie Donat fast,
Non, nibil potejje eos, (ed amatores cet, Ad partem -nim
fententiae pertinet quod dicit, Non in mentem venerat:
non ad totum , quod audiviffet dudum. Falſch ift alfe
hier Die Ueberfegung der Dacier: Mais ce qu'il a fait, ne
me feroit jamais venu dans Pefprit.
Vierter Auftritt.
— Du Fommft mid) tbeuer za (leben. — Malecon-
ciliate, Donat: Mal, magno fighificat, ut Plautus in
Amphitryone [, 1, 132. — Haec nex jeita efl exercenda. jcorto
conduce male, Ergo Male conciliate, magng emte fignifi-
cat. -
— Wie er die Frage verzerrt, der Baudieb! —
Os ut fibi diflorfit carnufex. Donats Erflärung — Et
bie memor adolefcens infinuandi muneris , dicit illum
fibi os diftorfiffe, qui natura fit pulcher — dünft mic
weit hergehohlt. Ich verftebe bie Stelle von ben Grimaſ⸗
ſen, meldye der arme Kajtrat vor Angſt machte,
— Der reicht jenem das Waller nicht — Nec
comparandus hic quidem ad illum eft, Die Dagier
P 4 macht
226 ,, — of —
macht bier bie treffende Semerfung: Il y a bien de la dif-
ference entre nee comparandus ad illum, €t ner comparamıns
ili, oucumillo: le premier marque une difference infinie;
et le dernier marque feulement, qu'il n'y a pas de com-
paraifon 3 faire, quoique cela ne foit pas inegal en tout.
Il n'ya que .Ciceren et Terence, ou l'on puiffe trouver cette
jufteffe & cette proprieté de termes — (ine Beitätigung
Liefer Erflärung giebt Terenz felbit 33. 18. biefer tene:
| Quafi vero paulum interfiet, Und als Parallelſtelle gte
bört,bierher, 11, 3, 69. At nihil ad noftram hauc, ^ "'-
— Ta, wenn Sie das gefeben bätten, Pbsorig! —
Quem tu videre vero velles, Fhaedria, Die Dacier ers
flárt biefté : Vons meme, vous qui vous connoiffez fi
forten beauté, So (don Donat: quafi fpectator elegans
formarum, et qui amator fis Thaidis. Mir fommt das
gejrmungen vor. Pythias, mebn' ich, will fagen: ich gäbe
was drum , wenn cie den Burſchen gefeben bätten.
Und fo Prüdt man fid öfters im gemeinen Leben aus, wenn
man die Vorzüge eines Gegenſtandes recht heraus frons
till.
— fr (cbáttelt den Kopf — Negat, Die Zweibr.
fagt dabei : Cur ipfum Dorum non audimus negantem ?
Sed nil aufimus, quamvis nec metr fatis in fq. pro-
cedat, Puravimus fic refcribi poffe ; fed nobis non fa-
tisfacimus: Do. Non, Py. Negat &c. Die bier aufge⸗
worfne Schwierigkeit verſchwindet, wenn man bie Worte
fo nımmt, mie ih qetban babe. Schon bei der Dacier fine
det man diefen Sinn ausgedrüct; Vous voyez bien Lam
fait figne que non,
— Der Tänaline von. ſeinehn Tahren — Annos
natus iedecim, San fénnte fragen, da fieihn nicht fannte,
woher
\
-
- )0( = 227
woher wußte fie fein Alter fo beſtimmt ? Und bie Dacier boe
merit, ba erim Piraeus die Wache babe thun müffen, fo fünne
er nicht unter 19 Jahren getwefen feyn — Pythias urtbeift
offenbar nad) beni aujjern Anſehen; und ift bier ftarf tae
bei intereffirt , den Chärea recht fdón und jugmMid) zu
ſchildern. Man vergleiche Damit II. 3, 26. ,, wo Chaͤrta
ebenfalls das Alter eines Maͤdchens, welches er zum Gre
ſtenmal in feinem Leben, und nut im Blide, gripe hatter
auf -4 Jahre anſetzt.
m Alleweile — Modo. Ich fofae bier der Erklaͤ—
rung in der Zweibr.: Modo ad praet: ritum refpicit ; fcd
num quod vult Don, fignificet h. I. jamdwum, an potius
uon equidem multo ante (quod affectui hominis metuentis
magis conveniat) definire nolumus. ch glaube, Das
fentere hätte minder zweifelhaft vorgetragen werden fónnen.
— Sum enfer, Menſch! glaubfi ou dem Ge»
ſchwaͤtze des Kerls? — Age nunc, bellua, credis huic
quod dicat? Diefe Stelle bat ihre Schivierigfeit. Es faͤllt
auf, daß Pythias von dem Phadria, der ihr fonft ftets mit
einer Art von Achtung begegnet, bellua genannt wird,
Dies fühlte bie Dacıer und überfe&te : Allons courage,
bete, Tu crois donc ce qu'il dit. Vermuthlich bat fie
folgende Interpunction angenommen:
— — — Age nunc bellua —
Credis huic quod dicat?
Daß alfo bellua auf den Kaftraten gienge, und Phadria,
in dem ®ewirre feiner SDerfeaenbeit, obne bie angefanges
nen Schmähungen zu vollenden , fich ‚wieder an die -Pp-
tbías wendete — Aber mer ficbt nit, daß dadurd eine
batte; gezwungene Strustur ber Rede entſteht? Vielleicht
9a fünnte
228 - )o( —
fónnte man burd) Hinzufekung eines einzigen Buchſtaben
‚der Schwierigkeit abhelfen, wenn man laſe:
— — — Age nunc belluee ^ *
Credis huic quod dicat ?
So femmt 3ufammenbang in die Rede, unb der Sinn ift
ähnlich mit $3.44. diefer Scene : Mirum ni tu credis,
quod ifle dicat, — S. weiter meine Verfuche über Klaſſi-
ker ©. 140. f. = 07 *
— Ic ſehe mobl, der kann nicht gefleben, wenn
man ibm nicht auf den Leib kommt — Non poteft fine
malo fateri. _Phädria , immer nod) in der peinvotijten
Verlegenheit, ift. froh ,. daß Durus nur Einmal nein ges
fagt bat; und weil er fürchten muß, derfelbe werde beitwei»
tem Fragen wieder auf die verice Auflage jurüd fommen, -
fo fudbt er jetzt, ba er einigen Schein für fid) hat tas Se
ju räumen.
— Marſch! mit mir binein — Sequere me fic:
monat (aat dabei: Quafi ad tormenta, Eben fo die
Zweibr. in der Rote ju D.45.: Dein ambiguo Eünucho
tormenta mioatur, ut ipfe fic hone(le abeundi cavfam
habeat,
— Dann ifs verbenFert weir aefommen, wenn ou 1
elender Wicht mich auch zum Beſten baben will —
Actum eft, fi quidem tu me hic etiam nebulo ludifca-
bere. Diefen ®. interpungirt die Sotibr,: — ban J
Adtum e(l, liquidem, tu me bie etiam nebulo ludi-
ficabere ?
Und füat in der Note hinzu: Nil fapiunt, qui aliter in-
terpungent — mefeio. — Aum «fl, fi quidem tn me. Nos
putamus dicere voluiffe ; amm «fl , fs quidem , , „int, -
bic
*
aet « | "$29
hie vera dixit. ef. Andr. III, 1, 7.“ Sed abrupto fer-
mone: inclamat miferum Eun. Ohngeachtet jede andre
nterpunction , auffer der vertheidigten, bier in ^en "ritis
\hien Bann gefhan wird, fofann ich doch nicht laͤugnen,
daf die von mir angenommene und in der Ueberſetzung ber
Slate, nach meinem Gefuͤhl/ natürfier ünb zufammenhäne
"gender ift. Selbft bie Stelle aus der Andria, worauf die
Sweibr. fid) beruft,
Actum ett, fi quidem haec vera praedicat,
ust mir eher wider als für jene Diftinction. ju fprecheng
weil dort auf dag fi quidem feine Apofiopefis folgt. Vers -
muthlich bat die Auctorität Der Dacier, welche überfebt,
pbas. Je fuis perdu, fi ce qu'il dit eft vrai. haut, Ma.
raud, tu me Jjoueras dela forte ?,, auf ber deutfihen Edi⸗
lot ju ſtark gewirkt. Die andre Abtheilung feat ſchon Do⸗
nat ju Grunde, denn er bemerft bei den Worten: 474 eft
figquiaem , Hoc rurfus clare. Et fic dicit, tanquam ad-
huc iratus Ennucho fuo, Und febr beutlid) trägt bie Gre
lMárung davon vor Eugraphius: Actum eft, fi etiam me
tu illudis, Ne&w/e, hoc eft, fraudator et pelimus — ©,
weiter meine Derfuche über Alaffiter S. 143 f.
Fünfter Auftritt.
0 — Da war ich erwifcht — Data hercle verba mihi
funt, Wodurch? fónnte man fragen. Donar giebt mebe
rere Antworten darauf, von n eldyen folgende bie natüre
lichfte ift; a. vino, quafi captiofo eliquo, data verba (unt
— Adeo his, quae fequuntur, quafi fubtilem fraudein
ebrietatis inducit. Go aud) Schulze: „Dadurch naͤm⸗
Tid, daß er ein Raͤuſchchen befam, ehe er fide berſah. y
9 3 — Bis
i]
230 — )o( —
— Bis mir der Officier aus dem Traume balf, und
mich zur Thür binaus warf —! Nifi quia correxit mi-
les, quod intellexi minus; nam me extrufit foras, Do= -
nat macht bei diefer Stelle dem Dichter ben. Vorwurf, fie
fe» zu witzig für den bólgernen und nod) Dazu berauſchten
Jungling vom- Lande „Hoc videtur facetius et Pr
tius , quam dici ab ebrio, ruftico, et adolefcente deb
fet. Hoc vitium tunc fit, quum Poetae ingenium. fuum A
in perfonas conferunt. Beſſer gefüllt mir , was die
Zweihr. fagt: Sapientiorem facit ex vino poeta, Inge-
fium enim facit vinum. — Ueberbaupt aber ift wohl Rus
fticitàt ein Hauptzug in dem Cbarafter des Cbremes, aber
nit Stumpffinn, welches betont yet ganz —
bene Dinae find. " ] :
— Wie id» vorbei Fommen PES vor ihr — Ubi
buic ego antevorterim, Ich erfläre, mit Donaten,
durch in qua parte viae, : |
Gechster Auftritt — T
Ueber den Unterſchied von Reddere und Reflituere
35.8. €. meine Note ju l,.2, 67.
— Zat mir dies, fo wit fcbon manche ähnliche Bes
handlung, zugesogen — Haec atque hujas modi fum
molta pafla. Wirklich botte fie biefem Beftreben fdjon mans
ches Opfer gebracht, wie ihre erfte Unterredung mit bem
Phadria ; unb íbre Wiufährigkeit gegen den arnifeligen Off
cier lehrt.
In rifco (8. 16. ) hab’ ich nad) heutiger Sitte gege⸗
ben, im Coffre. Wenigſtens fommt das mit ber Beſchrei⸗
bung, die Sugraphius daven macht, jlemfid überein:
Riem cifcllae genus de viming factum, et tettuni co-
110,
e?
r — )o( — 231
rio, intelligimus, . Undresalte Erflärungen, als! Aue},
arca, i Feriis führt Zinoenbrog an.
—Ihr Geaner iſt nicht einbeimiſch — €. die Note
ju Andr, IV, 5, 15.
— Weniger Nachdruck — Minus potens. Die
Zweibr. und Schulze fuppliren bas durch divitiis. An
Geld fehlte es nun wohl dem Dfficier nicht, nach Allem zu
urtheiles, mas in biefer C ombbie von ibm vortommit. Ich
verſte heral ſo lieber diefes potens von jedem Nachdrud libere
haupt, wovon felbfi Hier einige Gattungen angegeben werden,
-— 91s vag wir Rache fuchen an den Menſchen,
bei dem wir fcbon einmal übel wegstefommen find —
Quam bunc uleifei, accepta injuria. Die febtern Worte
entbaftén ein toeiteres Motiv. So Donat: Hic (Ace. inj.)
caufa ‚oitenditur, cur illud málit.
C iebentet Auftritt,
— Die Brigade des leichten DolEs — Manipulus
furum, Cin Manipel enthielt in den altern Zeiten famt
den Dfficiers 63 Mann; moju«nod) 20 Leichtbewaffnete ge⸗
hoͤrten. Zur Zeit der Puniſchen Kriege verdoppelte man die
Manipeln der Haſtaten und Principen, ſo daß man ſie nun⸗
mehr auf 120 Mann ſetzte; beiden Triariern blieb die Zahl
unberaͤndert. Jeder Manipel bekam nun go Mann Leichte
bewaffneter. (Manipulus heißt eigentlich eine Handvoll,
hernach beſonders ein Bund oder Buͤſchel, z. E. von Gras,
Heuꝛc. In den älteften Zeiten waren ſolche Heine Heu—
bündel, welche man auf eine Stange ſteckte, die Fahnen
der Römer. Daher kams, daß man diejenigen, Die zu eis
ner Fahne gehörten, Manipularen, und die Saufen mani-
pulos nannte, &. Roͤmiſche Rriegsalterrbümer S.49 ff.)
D4 Der
232 er 0 5t -
Der derächtliche Ausdruck Fures bezeichnet.ohne mei |
fel die vorhin gedachten Leichtbewaff neten z fo tie man öfters
nod beutiutage von leichten Truppen, Freicorps u. d. gl.
ähnliche Ausdruͤcke zu gebrauchen pflegt. Beim Plautus
heißen dergleichen Latrones, 4, & Mil, I, r, infin, —
— Rex Seleucus me opere rogavit maxumo ,
Ut fibi /atrenes cogerem et confcriberem,
TUTO
— Iſt zurädgeblieben , uno bütet das »jaus —
Servatdomi, Die gewöhnliche fceart ift: f. dommm. "Uber
Bentley , dem Wefterbov, Zeune und die Swribr. folgen,
. bat jenes Erfiere. Zeune führt aus bem Klone Moft,
M, 2, 21, die Stelle An: jer bá
Natus nemo in aedibus —
zum Beweiſe, daß fervare ſchlechthin in der, Bedeutung,
das Haus büten, vorkommt. So aud) Schulze, deraus
Demfelben Komiker die Stelle Aul ul. I, 2,3. Atque intus
ferva, binzufügt;
— Bei der Nrriere« Barde— Poft principia, Die _
2bacier erläutert das febr gut in folgender Note „Les pre-
miers Latins appelloient prineipes & principia avant garde,
les premiers Batailions que l'on oppofoit aux enne-
mis. Mais cet ordre de milice ayant changé , on
fit paffer ces Bataillons aux fecondes lignes, & on les
mit aprés ccux que l'on appelloit affar» , entre les ba-
flati & triarii s & on ne laifTa pas de leor laiffer leur pre-
mier nom, & de lés appeller toujours Principes, ^ Ce Ca-
pitatne fe met donc ici aprés le corps de bataille, pour
etrc plus en foreté, & pour ne pouvoir etre pris par der-
tiere, Proprement il fait la tete de l'arciere - garde,
& c'etoit le lieu le moins expofé, car il fatoit que l's-
vant- garde & le corps de bataille fuffent battus avant
qu'on
P m
J
— 283
cu on vint à Tui; ainfi d'un coté il etoit à couvert des -
coups, & de l'autre 1l étoit en lieu propre yox gagner
au pied facilement 'en.cas de befoin. |
2 8. 16. u. 17 Quid videtur — fegam. wird bon Ci»
rigen dem htafo und Gnatho, von Andern ban Chre⸗
mes unb der Thaisgegeben. Schon ju Donats Zeiten war
man darüber uneinig, wie bie Note dieſes Grammatikers,
der ſich Pit bie erſtere Parthei erklärt, zeiget. Ihm folgen
da in febr bielej z. Ei bie Dacier, die Zweibr. etc. Sc aber
zweifle feinen Augenblick, daß Quid videtur, bem Cbre*
mes, unb Die Antwort drauf der Thais gebote, Ein ente
fheidender Grund dafür ift B. 18 , woraus erbettet , bafi
Thrafo, bie Thais vorher mit feinem Auge gefehen babe.
Diefe Stene machte, daß felbft Donge , nachdem er feine
Meynung mühfam aufgeitugt batte, plóslid) wieder an«
fängt ju ſchwanken: nifi quia movet me, quod ex occulto
dicit: quafi conitet ei jamdudum videri militem , etipfum
non vidiffe, cum qua pugnaturus fit, Offenbar fagt das
Thais , unb die ſehr natürliches Gedankenfolge ift bicfr.
Der furdjtfame Chremes fragt die Thais: quid videtur ?
was meynen Sie? nàmíid), daß mir tbun follen. Alfo
eine fhüchterne Wiederhohlung feines confilii de oceluden-
dis aedibus v, 14. Thais, nicht aus Spott, fondern um
den auten , foldyer Auftritte ned) ungewohnten Burfchen
von dem Hafenherze des Dfficier$ immer beffer zu überzeus
gen, erwiedert, mas folgt,
— Wie bald befeblen Sie, daß wir Sturm laufen?
— Quam mox irruimus? 3bonat: Irruere proprie dicun-
fnr, qui cum furore praelium ineunt,
V.19. Omnia prius experiri, quam armis, fapientem
decet,
L Ds An
^
ie '
342. — )o( — *
An dieſem V. iſt biel gekuͤnſtelt und geſchnitzelt worden, ©.
die Pa Mir gefáüt nod) immer. ani beiten / was Doe
nat bat; Quam armir; wisxs^u5o; pro 4 quem arma, „Aut
rum n fi fubaudiamus agere, Man fann auch, mie
die Sweibr., nad Wefterboven, vorſchlaͤgt ju armis fee
pliren. oder repetiren l experiri, ^
(— ^jn meinem eignen. xiaufe Ihren Rivbioibér den
die Naſe hingepflanzt — Ante oculos coram amatorem
adduxti taum. Donat bemerft, daß Corem nod mehr
fane, als ante oculos. Poteſt anre oculos; et longe ta-
" men intelligi: ceram proximitatem figni&cati -
Non tu binc abis ( v. 29. ) fett, nad) monate unb ber
Sweibr. Meynung, bem Parafiten gelten; fo mie dus Sof»
gende dem Xbrofo, Allein da Chremes in der ganzen Scene
den Parcfiten überfieht und niemals einer Antwort wür«
biaet , find” íd) das unnótbig , und ziehe alles Vüfasotdeh auf
den Dffider. |
günfter Q9 ufu g.
Erfter Aufteitt.
— Biebt Feine Antwort — Obticet. Den Untere
ſchied zwiſchen Tacere, Reticere und Obticere lebrt fol⸗
gende Note vom Donat: Tacemus confilia; ut ( Aen, II,
94.) Nec tacui demens, | Rericemus dolores; ut, Ne verere,
ne retice, Obticemus quorumnos pudet z. ut in Phormione,
Heu quidnam obtices ? (Oder vielmehr: ehem, quid nunc obti.
cuifi? Phorm, Y, 8, 2.
— Da bafl ou den Bod zum Gärtner geſetzt —
Ovem lupo commifti, Weil bas Lateinische fprüdmérte
fid) (efl proverbium, Ovem I, e, Don.) ift y fo mußt’ es
wr
= $e > 235
die Uekerfesung nicht minder fepn. Als Parallelſtelle führt
Weſterhov an Plaut, Pfeud, 1,2,8.. ü
Ut mavelis lupos apud oves relinquere , quam hos
. domi cuftodes.
Cic. Phil. i". 1r, O praeclarum cuftodem ovium , ut
ajunt, lupum! Im Griechiſchen hieß Dag; xaraAumur eii
s Ayracı,
— Still, — gFroͤulein eim — Hera mea
tace, obfecro. Die SHavin ift voller Freude über ben
Sunb. Blande ac puellariter arridet — Non filentium
indicentis eft, fed (ecuram facientis. Do». . Gnädiges
Stäufein! fo, denke ich, würde die Pythias in unfrer Spra⸗
che ihre Gebieterin genannt haben, Die Dacier het e$
durch, Madame , uͤberſetzt.
— Quid il faciemus ftulta? Nicht blos Terenz und
Mautus verbinden facere mit bem 3íblatip, jondern felbft
Cicero; 3. 35. Or. pro lege Man. 20. , mo bie beften Aus—⸗
gaben fefen: fi quid eo factum effet, Mehrere Belege dazu
führen bie Interpreten bei biefer Stelle an.
Zweiter Auftritt.
V.13. fq. — — — — Unam hanc noxiam
Amitte; fi aliam admifero unquam , occidito.
Aehnlich mit biefer Stelle ift eine andre unfers Komikers,
Phorum I, 2, 9r. fqq.
— — — Nunc amitte quaefo hunc; ceterum
Poflhac fi quidquam , nihil precor; tantummodo .
Non addat; ubi ego hinc abiero, vel occidito,
— Und marum das ? Der Baudieb, denk’ ich,
bat nod) Geld beraus zu fordern, wenn ich das thue —
* — Quid
— in ya m
ET 9 ? Quid ita vera? "Debéati; ki
, Credo, ifti qnidquám furcifero, fi id Beni Emm.
ie Zweibr. folgt. bier dem Saernus und Bentley. mit eie
ner Heinen Veränderung. (Die beiden angeführten Kriti⸗
ker theilen námfid fo. ab: Quid i ita 1 vero debeam: cet)
In Hinficht auf meine Üeberfehuna. Frihtlere ich Folgendes.
Man pflegt in vielen Gegenden Deutſchlande — ob allge:
mein? das weiß idy nicht ⸗ von einem, der wegen eines
Dergebens gelind beitraft worden ift, fi aber Dabei unge
berdig benimmt, als ob ihm: arcfits Uarecht gefneben wäre, ;
zu fagen: der will noch Geldiberaus baben, : Und in dem»
(elben Verftand nebm' id bie Worte: PPP: iti
quidquam furcifero , (i id fecerim, ;
V.41 fq. Non adeo inhumano: ingenio. fusi, Chaltén,
. Neque ita imperita, ut quid amor valeat, neiciam,
Donate citirt bier, ale ábnlid), Die Stelle aus dem ug
(Aen. I, 567.)
Non obtufa adeo gefamus pectora Poeni,
- Wed) paflender dazu ijt ebenbofelbit , 630. t m
. Non ignara mali miferis fuccurtere difo, —.
Vierter Xufttitt
— Wie tban fie da fe ſchnaukig! — Ligurig
Sander würde, als nid;t fo unebel, vorzirben:; wie "3
fie oa fo leckerbaft ( oder oelicar), Allein das Lateinifche
ligurire bünft mir eben gemein ju ſeyn ;: unb fo babe id
t$ vorbedaͤchtlich burd) einen Propinciafifmus ^ sgedrüdt,
Fünfter Auftritt,
Der 4te V. Quae futura. — indigna ! wird insge-
mein als eine Ftage angeſehen. Beſſer, glaub’ ich, pafit bier
tin Ausruf.
J
-—-)o9( — 237
— ^jft mein Verderben erfcbienen ? — Numram
ego perii? Dem Skladen wird es unheimlich bei dem, was
er vernommen batte. Auffallende Aehnlichkeit hat damit
die Sielle Andr, uf, 4, 12. Numnamı periimus ?
— Wie mans den Ehebrechern macht — Quod moe-
chis folet, Unter die gemähnlichiten Strafen eines ertappe
ten Ehebrechers bei den Alten gehörte der Derluft oder die
Verftlummelung des delinquirenden ‚Sliedes. Daher faat
die, fi diis placet, jüngferliche Pothias unmittelbardrauf,
fo mas babe fie in ihrem Leben nicht gefehen, und molle eg
nie feben. Lindenbrog führt zur Erläuterung davon die
letzten Scenen bim aus Miles Gloriofus des plaurus an,
fo wie m xjorajena Satiren, I, 2, 45
— Dt cuidam telles caudamque falacem
Demeterent feıro,
^" Gechfter Auftritt,
— Wer fpricbt Da? 7 — Quis homo eft ? BU
roitft die Frage auf: Quare, Quis bomo quum provide-
rit venientem ? Er giebt barüber verſchiedene Antworten,
wovon aleid) bie eríte mir-die richtigfte duͤnkt „Utrumnon
vult videri providiffe ,' ne quid faHaciae paraíTe videa.
tur? ,,
— Wie Fommt der in die Sr — Anin aflu ve-
nit? Nämlich aus dem Piräus, wo er die Wache hatte,
©. II, 2, 59 — ben murbe pon feinen Bürgern.
vorzugsweiſe die Stadt, “sv, aflu, genannt. Lindens
broa eitirt dabei folgende Stelle aus dem Stephanus de:
Urbibus : £Abytro di xar é£exm» ha (Alexandria) Ki TTG
Aıraı " aT dc aru du AS nal, XUL K$06) X4I Mine & Abe,
as ku Uri Popni P ptios sy.
* Sieben⸗
238 . — jo( —
Siebenter Auftritt m
— Mir feiner abentbeuerlichen Einbildung zu uns
hereingeſtuͤrmt kam — latro ad nos venit errans —
Non greíTu erra»; , nec via ; fed anidio et opinion,
Don. "
— Meynt' ich doch immer , du ſeyſt ein gefcbeider
Kerl, mit dem was auszurichten wäre — At etiam
primo callidum et difertum credidi hominem, Donat
macht hierzu die treffende Bemerkung: Majoris infulta-
tionis eft, fi is qui fatigat alterum, dicat fe ante de
illo multo aliter fenfiiTe,
— Wer weiß, wenn das geſchiebt In diem iftuc eft
fortaffe, quod minare — In diem erflärt der eben ange»
führte Scholiaft durch: In longam dilationem. — Unde,
dilatio; cft dicta, diei prolatio, 3
— Sór das ſchoͤne práfent — Pro illo munere,
Nänılic für ben Pfeudo » &unudjen.
— Winßl!' ich denn beute mich felber verrschen: ;u
meinem Derderben! — Egomet meo indicio mifer, quaf
forex, bodie perii, + Eigentlich: id babe, gleich einer.
Spitzmaus, mid) felber verratben ju m. 3D. Mais cela
n'eft pas agreable en notre Langue, fagt bie Dacier, Sym.
Deutſchen wohl eben fo wenig! Proverbium ef, erinnert
Donat, in eos, qui ipfi fe produnt quia forex non fa-
cile caperetur, nifi emitteret vocem noctu, — Proprium
foricum eft, vcl firidere clarius quam mures, vel ftre-
pere magis , quum obrodunt frivola; ad quam vocem
multi fe intendentes , quamvis per tenebras nolis, .
transfigunt eos, Die Stelle des Auguftinus Epifc, de.
ordine I, 3., auf welche die Jweibruͤcker vermeifet, ift fol⸗
gende
- )e( — 239
gende ., Fgomet meo. indieio quafi forex non dictum eit com-
' mollius apud Terentium , quam nunc dici a me de me
potefl. Sed fane illud ultimuim fortaffe in contrarium
vertetur, Quod.énim ait, HODIE PERII, ego hodie
forte inveniam, — .-
: boer : Achter Auftritt,
— Konnte wercules einer Ompbale unterthänig
fern , marüm nicht eben fo dut ich einer Thais ? —
Quid eft, qui minus hoic ,' quam Hercules fervivit Om-
phalae? Die Eutipfe ; kei qui minus huic, fupplirt die
Sweibr.: id faciam : Nlatürlicher und dem Genius der
Sprache gemäßer wäre wohl ; ferviam, hergenommen von
dem folgenden Servivit, So (don Donat: Subauditur,
Er «fo [erviam Thardi?
Utinam tibi commitigari videam fandalio caput!
f&£ngrapbius ‚bemerkt bei biefen Worten: Hocquidem pau-
lulum fummifiori voce parafıtus dixit, — Aehnlich die
Zweibr. Ich babe darauf in meiner Ueberfegung Rücfidht
—
— wa⸗ ift das für eine Erſcheinuna? — Quid hoc
autem eft mali? &. meine Unmerf. ju Act, III, 4.
Zehnter Auftritt. :
— © Tupiter! erbalte, was ou ans geſchenkt bofz
0 luppiter, ferva, obfecro, haec nobis bona. . Die
Dacier madt bierzu bie (bone Note: Les Larins fe fervoient
de cette facon de parler, pour dire, o lupiter, nous
fommes contens de vos bienfaits, nous ne vous en de-
mandons plus davantage. So lief, nad) ber Zerftörung
von Karthago, Scipio Yemilianus, als Cenfor , nicht mehr
4 für
240 = doll -—
—
fuͤr die Vergroͤßerung bes demifiim RER fondern für
Rine Erhaltung bitten. s safe.
Lehter Y uftrits $' iru
: — Was für unglaubliche Dinge TR oa eben
Parineno erzäble! -— Incredibilia Parmeno modo quae
narsavit ! SDena man tief: Etelle in ihrem natürlichen
Sinne, als Exclamation, nimmt, fo braudt man nicht,
wie die Zweibr.; eine Gülipfe , bie burd) gaudeo. fuppti t
werden fol, anzunehmen. Ein Scyolion des Donar, mil»
ches Seune mit Recht für verdorven hielt, ſcheint dieſe
gejwungene Grflárung veranlaßt zu haben.
— Mid freuts von gerzen . . . Gaudeo, — Phäs
tria will feinem Bruder Glück münfden , wird aber von
diefem, wie öfters geſchieht, unterbrodyen. Donat: Rede
igitur buic dicitur, cui &unt nuptiae, gawdeo ; et ille fic
refpondet, ut amicis gratulantibus decet, Saris crédo,
Credo autem ideo, quia multi fe fingunt grat quum
invideant: gaudere, quum doleant.
— af mir wenigftens ein Pläschen bei der baia
vergönne bleibr — Ut baeream in parte aliqua tandem
spud Thaidem. Donat bat abermals die Kraft dieſer
Worte febr gut entwickelt. To baerezm ultimum genus
bencficii eíl, in parte ahqua, Non enim Parre dixit, ut
aequa ( fed aligus, ut non aequa, ſchiebt Zeune hier ein )
intelligatur, Tandem t defperantis eft , et difficuiter cre-
dentis." Non eft adverbium tesipécit , fed nunc ⸗⸗
fignificat. )
— Daran erfenn’ ich Ihre “— vochbetʒig ·
feit nidbt — Non cognofco voflrum tam fuperbum, —
Ich folge der Sweibr, in der Crflárung diefer Stelle.
Daß
—)o( — 241
"bof indt diefelbe Sybeen bier hatte’; Tehrt feine Note:
"Locutio Viol mire laudavit, ut A sone po-
tuiffet, ^ "
m 4 dachte Sie ſchafften ſich den Officier als
C'iciábeo für Ibre Thais an — Militem ego rivalem re-
eipiendum cenfeo, Deine Ueberfegung diefer Stelle grüns
det fid) auf folgende (ione Note vom Donat. Confidera,
Quo vultu hoc dicendum fit; et intelliges, et militem , et
vivalem , et recipiendum , et ege cenfeo, quanta fignificent,
Non enim dixit Thrafonem, fed militem : quod nomen ad
ftultitiam valet, Non forium, fed rivalem: quo oflendit,
quandoquidem rivalis in tneretrice capiendus eft, hunc
potius eligendum, Nec Exeludendum , fed Retipiendum
dixit; ut oftenderet, adeo prodefTe , ut etiam de indu-
flria retinendus fit, Non, volo aut rogo, fed cex/eo? ut
confiliarius, non parafitus, videatur loqui,
— Und Sie leben gern herrlich und in Sreuden mit
Ihr — Et enim bene libenter victitas. Auf das Bene
muß bier ein Nachdruck gelegt werden ; €8 ift ſoviel alg
laute, ber in libenter liegt diefer Begriff nicht, wie bie
Dacier und Schulze mennten. Die dazu angeführten Stels
den, Cic. ad Diverf, 1X , 19, nusquam fe umquam liberi-
tius coenafle; ünb Cato de ré rutt, c. 156, fi voles in
€onvivio multum bibere coenareque libenter , find mir
nicht im Wege, meil dort coenare bei libenter ſteht.
| à | &
242 —-—)06€ —
So wie nämlid) libenter vivere heißt: viele Sreube am
Leben finden, fo libenter coenare , viele Freude an ki«
nem Gafimable finden, ſich berrlich befinden Dabei. —
— Wenn fie Ihrer Liebe fig widmen foll , obne
taf Sie fidbs bra» Foften laffen. Ut tuo amori fuppe- -
ditare poffit fine fumtu tuo, 5ier endige id) bie Periode,
Suppeditare erfláren Wefterbov unb Schulze richtig burd)
fufficere, fatis efTe, unb bemerfen , bof fo fuppeditare
ſchlechtweg ohne Cafus vorfomme beim Cic. ad Att, I, 14,
(Si unquam mihi migiaDe , m naumaı, m OUJUMRMATA , m Ne
vacxiwas fuppeditaverunt illo tempore.) Ich füge hinzu
die Stelle, Tac. Ann. XV, 63. (vom fierbenden Se»
neca) novifimo quoque momento fuppeditante elo-
quentia, :
V. a9. Habet quod 4et, utdives, Er das memo largius,
ut Jiberalis, Do».
— Saft follte man denken oer Barſch fey uns auf
jeden Sall unentbebrlid) — Mirum, ni illoc homine
quoquo pacto opus efl, Es ift unberfennbar , tit ich
menigftens mepne, daß e$ delicater ift, bitfe Worte bem
Chärea, als feinem Bruder, in ben Mund zu legen. So
Bentley: Muta perfonarum vicem, et priusda Chaereae,
poflerius Phaedriae , qui, ut Thaidis amator, tardior
ad confenfum eíTe debet, Noch wird bemerft, baf (don
Donat fid) dahin neigte. Dies beweißt feine Rote ju Idem
ego
RR 243
ego arbitror, tto er fagt: Sane opus fuit confenfione, -
praecipue Phaedriae, cujus res agitur: nam ita et fer-
vata perfona eft tarde confentientis amatoris,
— Ich fhleppe mich lange genug mir »iefem Klone
— Satis diu hoc jam faxum volvo, Die Bemerfung des
Monat , dies fep eine 9In(pielung auf ben Stein des Siſy—
pbus, ift zwar richtia und gut; aber damit ift ber eigentliche
Zufammenhang der Stelle noch lange nicht erflärt. Schulze
macht dabei eine Erinnerung, Die gehört zu werden vere
dient: „Es ifi zwar erwiefen genug, daß faxum allein alg
ein Schimpfwort de homine infipido gefagt wird. Allein
überdrüffig fann tod) Onatbo des Officiers nicht fepn, twie
er alsdann zu fagen ſchiene: denn nad) feinem Syſtem mar
biefer einer der brauchbarften Leute für einen Parafiten. Er
, wil nur fagen; Ich gebe (jon lange mit bem nicht gar leich« |
ten Plane um , der mir bisher noch nicht bat gelingen
wollen; fatis diu jam id conor, id operam do, ut in ve-
ftrum quoque gregem recipiar. Ich glaube jener ine
wurf läßt fid) heben. Wenn Gnatho auf ben Officier
ſchimpft, unb verfichert, er febne fid) aud) einmaf nad) ges
ſcheiden Leuten 5. fo ift er deflelben nicht gerade überdrüffig,
aber ben andern, welchen er bisher verbaft fenn mußte,
will er damit ein Compliment maden. Alſo der Parafit
gudt aud) bier heraus. Wundern follte e$ midy, wenn
ibonat nicht bafftlbe im Sinn batte, alser die Worte fchrieb:
Qa Vide
244 dis -—-5o( —
Vide quemadmodum ferpat paulatim etiam in eorum af-
fentationem ex vituperatione militis. — "Al
— Ihre Cbaten und Deroienfte in das recbte Licht
fielite — Et collaudavi fecundum facta et virtutes tuas.
Monat: Proprie faa militibus ad(cribuntur. :
— Kommen Sie, fommen Sie — Ite hac, Ich
habe diefe Worte dem Schmaroger gegeben, worin ich aber.
mals den Donat zum Vorgänger babe, der bier bie Fra-
gen auftoirft: Quo vocat parafitus? an ad meretricem ?
an ad cocnam militis, ut promifit? Ohne Zweifel, jun
Dfficier.” Aber, fragt Donat aufs Neue mit hinzugefügter
Antwort: Si coenae (fc, militis) interfuit meretrix:
quomodo poft acta funt omnia cum mentio noctis non
Kacta fit? Omnia poft coenam gefta funt : et non com-
pleta per -rixam coena, fuperfuit plurimum temporis
ad agendum, 1 |
Selbfipeiniger.
Vorgeſtellt bei den Megalenfifhen Spielen, als 2. Cornelius
fentufus und 2. Dalerius Saccus curulifche Aedilen
waren, burd) die Geſellſchaft des Ambivius Turpio,
Die ufi if beforgte Zlaccus, des Claudius Freigelafe
fener. Das Stüd ift aus bem Griechiſchen des Me-
nander genommen 5 unb wurde zuerft mit den unglei»
chen Flöten, alsdenn mit den beiden rechten, gegeben,
Unter dem Confulate des Titus Sempronius und des
M. Juventius (b. i. im J. Roms 590. vor Chrifti
Geburt 160,) wurde e$ zum drittenmal aufgeführt.
Perfonem
Der Prolog. .*
Chremes, Vater bes Clitipbo. T
Menedemus, Vater des Clinid:
Clitipbo.
Elinia.
Syrus, Slave.
Dromo, Sklave.
Sofirata, Frau des Chremes.
Phrygia, Sklavin.
Bacchis, Freudenmäddhen,
Antipbila, Tochter des Chremes,
Eine Säugamme,
Die Scene ift auf dem Lande, bor den Häufern des Chres
mies und Menedemus. Die Handlung füngt des
Abends an. Zwiſchen bem zweiten und dritten Auf⸗
zuge ift es Nacht; während der drei legten. Sfufgüge,
Morgen.
Prolog.
Weil es manden von Ihnen befremden fónnte,
wieder Dichter dazu fomme , einem alten Manne
die Rolle zuzutheilen , melde fonft jungen feuten
eigen ift, fo laffen €ie mich erft davon reden. Als:
denn von meinem Anliegen an Sie.
Das Stüd, welches ih zu geben im Begriff
bin, beißt Jeautontimorumenoé. Der Stoff ift
aus einem einzigen griechiſchen Luſtſpiele entlehnt,
unb mod) von feinem Römer bearbeitet. — (X6
fommt darin eine doppelte Syntrigue* vot. Go:
viel von der Meuheit des Stüces und von feiner
Einrihtung. Den Verfaffer be(jelben , fo wie ben
Griech ſchen Driginal:Dichter , wiffen die Meiften uns
ter Ihnen; alfo Fein Wort davon.
Nun aber Fürzlih bie Urfahe, warum ich
in biefer Rolle auftrete. Terenz hat mid) zu feinem
Vertheidiger, nicht zum Worredner beftimmt. Gie
follen die Richter , ich der Sachwalter fepn. Und
bie SBerebfamfeit diefes Sahmalterd wird nur fo weit
reichen, als die Gedamfenfiärfe des Mannes , bet
mit bie Schubrede in den Mund gelegt hat,
f A Suerft
248 NUR SO adi 71. RT:
Zuerft alfo über bie Nachrede, bie von unferm
Dichter etliche feiner Widerſacher zu verbreiten für
chen : er babe eine Menge griechifcher ruſtſpiele in
ein Paar Lateiniſche zuſammengeſchmelzt. Dieſes
Verfahren abzulaͤugnen, wird ihm niemals einfal⸗
(en, und — weitgefehlt, daß es ihn reuen ſolte —
et ıft entſchloſſen, darin fortzufahren. Männer
von Gewicht find hier feine Vorgänger, —
Beiſpiel er fid) völlig gedeckt glaubt. «3
Die andre Beſchuldigung, bie jenen hamiſden 7
alten Dichter zum Urheber hat: Terenz fep tiber
Hals und Kopf auf den Einfall gefommen , fib der
Schaubuͤhne zu widmen ,„ mehr im Vertrauen auf
feiner Freunde Talent , af auf fein eigned — diefe
Befhuldigung fon Ihrem Urtheil „ Ihrer Entſchei⸗
dung anheim geſtelt ſeyn. Zu dem Ende bitt' id)
Cie alle, nicht ſowohl ben Afterrednern , als unbe⸗
fangenen Maͤnnern, Gehör ju geben. _ Zeigen Sie
fid als biffige Richter ;_ ermuntern Cie die Dichter,
welche neue fehlerleſe Stüde vor Ihnen aufführen; |
fonft möchte der Ehrenmann ſich Ihres Beifalls
ſchmeicheln, ter neulich einem über. bie. Straße laur
fenden Sklaven das Volk zurufen lief : Warum ez
im Dienft eines Derrückten fep ? Mur biefe einzige!
feiner Albernheiten wollen voir jest rügen; mehr das
von — wofern er (atem Schmähen fein Ende macht —
wenn wir wieder andre buſtſpiele vor Ihnen aufzus
führen bie Ehre haben. | Schen⸗
= )o(— —— 249
Schenfen Sie und geneigtes Gehör; vergoͤn⸗
nen Sie, ein Stüd von ruhigem Charafter unge:
flórt vorſtellen zu dürfen ; bamut id nicht immer
mich anftrengen unb meine Bruſt in Bewegung fe:
Ken muß, rennenbe Sklaven, erboßte Alten , heiß:
bungrige Schmaroger ,„ fhamlofe Chicaneurd und
babfüdbtige Kuppler zu fpielen. Mir zu Liebe laffen
ie e$. gelten, daß mein Gefchäft mir. etwas erleich«
tert werde. Die heutigen Komoͤdienſchreiber benfen
ohnehin nicht daran, meines Alters zu fchonen. — Syft
ein Stüc mit vieler Anftrengung verbunden, gleich
fommt man zu mir; bat es einen fanfteren Gang,
dann bringt man e8 einer andern Geſellſchaft.
Der Ausdruck in dem gegenwärtigen Luſtſpiele
if der gewöhnliche Geſellſchaftston; machen Cie alſo
/ die "Probe, wie gros meine Stärfe in beiderlei Ma;
nier fep. Wenn id) mir felber da8 Zeugniß geben
darf, daß ib niedern Eigennutz niemals zum Zief
meiner Kunft gemacht habe ; wenn nad meinen
Grundfäßen ihr hoöchſter Gewinn baburd erreicht
wird, baf fie bie angenehmfte Unterhaltung bei den
Zufbauern befördert: fo geben Sie an mir ein
Beifpiel, das für junge Männer ermunternd fepn
fann , mehr dahin zu arbeiten, wie fie Ihnen,
alö wie fie fid) feiber, gefallen.
Q. s Erſter
Erfter Aufzug — |
Erfter Auftritt,
Cbremes, Menedemus,
Ghremes. Zwar ift unfere Bekanntſchaft noch nicht
lange her; erft ftit ber Zeit, als Sie das Landgut hier in
der Nähe ankauften ; denn fonftbaben toir nod, fein Geſchaͤft
mit einander gehabt. Aber genug! Gie find ein wackerer 329.
Mann, unb — was junádft. an Freundfdaft grenzt —3%o.
mein Nachbar. Verzeihen Sie alfo, wenn id) offenberzig _
und in dem Ton eines Freundes Ihnen fage: mir bünft,
Cie ftrengen fid) über Ihre Jahre an, und mehr, als Sie's
nöthig haben. Denn was in aller Welt wollen Siedamit?
mas beabfichten Sie ? Sie find, bem Unfehen nad), ein
Mann von fedjig Jahren, oder nod) drüber, Niemand
in der ganzen Gegend bat ein fo fdjónes, fo einträglicyes
Yandaut; Sie haben das Haus voll Sklaven ; aber dem
raftlofen Eifer nad, womit Sie ftatt jener arbeiten, follte
man denten, fein Menſch fep Ihnen zur Hilfe. Ich mag #3
nod) fo früh ausgehen, nod) fo (pát heimlemmen, fleté
ſeh' id) Sie auf Sybren 9ledern graben, pflügen , oder E.
wenn e$ weiter nichts ift — etwas fdjleppen. Gie góne 557,
nen fib feinen Augenblif Erholung , unb fdonen fid) ins
geringfien nicht. Liebhaberei Fann das nicht ſeyn, davon
bin id)übergtugt. „Ja, fagen Cie, mas hier gearbeitet
toird, ift mir zu wenig. Aber id) bin Ihnen Bürge, t$
geſchieht noch einmal fo viel, wenn Sie, ftatt felbft geſchaͤf⸗
tig zu feon, Ihre Leute in Athens fesen.
Menede ⸗
- )o( — 251
Menedemus. Chremes , faffen Ihnen Ihre Ges
ſchaͤfte fe viel Stufe, daß Sie fid) um andere Leute kuͤm⸗
mern mögen, um Dinge, die nicht Die geringfte Beziehung
auf Siehaben?
Chremes. Ich bin ein Menſch, unb alles was Mens-
(den betrifft, bat für mid) Sjntereffe. Sie müffen denken,
daß id) dabei nur folgenden Gefid)tepunct nehme. Ihr Bes
tragen verdient vielleicht Beifall, vielleicht aud) nicht. Im
trftern Falle will íd) e$ mir zum Mufter wählen; im ans
dern, Sie davon abjubringen fuchen.
Menedemus, Bei mir ift das fo Sitte; Cie tne
"nen tbun , was ihnen beliebt.
Cbremes. annes bei irgendeinem Menſchen Sitte
feon , fid) zu quälen ?
Menedemus. a, bei mir.
Chremes. Wenn eíngebeimer Kummer Giebrüdte,
gern toürb' ich ſchweigen. Aber, fagen Sie, mas für ein
“ Unfall fann das feyn? tooburd) haben Sie fo grofe Schuld
auf fid) geladen?
Menedemus. (weint) Abi, abi!
Cbremes. Beinen Cie nicht, undlaffen Sie michs
wiflen, was e$ aud) fep. — Cntbeden Cie mir alles ohne
SRüdbalt; vertrauen Sie fid) mir , Freund. — Sd hoffe,
Ihnen vielleicht burd) Troft , vielleicht durch Rath ober
That nüblid) zu werden.
Menedemus. Alfo Cie wollens wiffen ?
Cbremes. Aus keiner andern Urſache, als die id)
angegeben babe.
Menedemus. Go hören Cie denn,
Ehremes. Uber die Daffen legen Sie nur einftivei«
« auf die Seite, und raften ein wenig.
Menede⸗
252 2 ptt
Menedemus. Nicht ^ ^ — 7 Ti E.
Chremes, wie ſtellen Sie fidj? 45 Hir, —
Menedemus. Lafen Sie mid; ich darf feinen Sue
genblick feiern. /
Epremes, „Rein, nein , das gefchieht nicht (nimmt
^ ihm bie Hafen). - is
^— Menedemus Ab, Sie tbun übel daran. vr
(0 € bremes QNM in * Ale — wie
— fdter!
Menedemus.: So bat" idi verdient, —
Chremes. Nun denn, erzaͤhlen Sie.
Menedemus. Ich habe einen einzigen, noch jun⸗
gen Sohn. Ic babe einen Sohn, fagte ich? nein Chres
mes, ich batte einen, Ob id) ihn jest nod) babe, wer weiß
Ww
- or €bremes. Wie fo, wie fo ? 2
Menedemus. Hören Sie nur. Da ift eine alte
arme Frau von Corinth hierher gezogen , in deren Tochter .
verliebte mein Elinia fid) fterblich , fo daß fie faft wie Mann
und Frau jufammen lebten. Ich wußte von bem atten fein
Wort, Endlich erfuhr ichs. — Iber ftatt liebreicyer Vorſtel⸗
kungen; ftatt folcher, mie fie auf bas liebefranfe Herz des
Juͤnglings wirken fonnten, machte id)$ gerade fo, tie der
große Haufender Väter. Togtäglich mußt’ er die Vorwürfe
bóren : „wie Clinia ? mennft bu, dein Vater werde länger
dazu fehrweigen, daf die Perfon , fo zu fagen, bie Stelle ei»
ner Frau bei Dir vertritt? nein, da ireft du Dich, unbfenneft
mich nicht. Ich laſſe bid) nur fo fange für meinen Sohn
gelten, als du bid) auffübreft, wie e$ bir zufommt; Thuft
bu das nicht, bann werde ich fon willen , mas mir gegen
dich zukemmt. Au der ganzen Aufführung ift weiter nidté.
fufby . 4
= 206 — 23
ſchuld, als bie allguguten Tage. In den Sjabren dachtꝰ ich
nod, nicht an Liebe. Ich war einarmer Menſch, undgieng
deswegen unter die grofe Armee nach Afien, wo id) mir ein
ſchoͤnes €tüd Gelb erwarb, und Ehre obendrein. Kurz;
der Burſch, ber die harten Vorwürfe fo oft anhören mußte,
[ab weiter feinen Ausweg; unv gieng — weil er glaubter
id , als ein alter Mann, der es gut mit ibm mepne, muͤſſe
beſſer wiſſen , was ibm fromme, als er ſelber — nad) Aſien
unter die königliche Urmer.
Ehremes. Bas (agen Sie? |
Menedemus, Gr verließ mid, ohne mir ein Wort
zu fagen , und iſt bereits drei Monate fort.
Chremes. Gie haben beide gefehlt. Immer aber
bleibt ber. Entfchluß ein Beweif, daß es Ihrem Sohne we⸗
der an Ehrgefuͤhl, nod; an Herzhaftigkeit fehle.
Menedemus. Wie ichs erfubr durch feine Ver—
frauten , gieng id) niedergeſchlagen nah Haus; vor
SBetrübnif war mir der Kopf ganz eingenommen und ber»
wirrt. Kaum batte ich mich niedergelaffen, da eilten meine
Sklaven herbei; ber eine jog. mir bie Schuhr aus, der an-
bere war fonft gefchäftig, bedte bie Speifepolfter, machte
Anftalt zur Mahlzeit; furg, jeder that fein Moglichfteg,
mir mein Unglüc erträglicer zu machen. Wie ich bem fo
zuſahe, da drängte fid mir der Gedanke auf: ba! fo viele
Menschen follen blos mir, blos meinem Beduͤrfniß gewid⸗
met ſeyn? fo viele Sflavinnen foll mein Anzug beſchäfti—
gen? íd) allein vor mid) fou den grofen Aufwand machen?
und meinen einzigen Sohn , ber das genießen follte fo qut
als ich, ober nod) beffer, weil man in feinen Jahren mehr
€mpfángliófet dafür hat, ben bat meine Haͤrte von Haus
vertrieben. Wenn ich das thate, bann mird’ ich glauben,
] fein
254 = )o( =
fein Unglüc wäre fo gros, bas ich nicht verdiente. ı 9fbet
nein! fo lange er in dem Elend ſchmachten, fo fange er
burd) meine graufame Behandlung fein Vaterland mitbem
Ruͤcken anſehen muß, till id nicht aufhören, bie Schuld
gegen ibn an meinem eigenen Leibe gu buͤßen; will arbeiten,
erwerben , (paren , und das alles blos für ibn. Geſagt,
gethan; ich laſſe nichts im Haufe gurüif ; Meubles, Weiße
zeug — alles wird zu Geld gemacht ; Gflabinnen und
Stlaven, blos diejenigen ausgenommen, die burd) Feldar«
beit ihr Brod verdienen konnten , ließ ich alle zu Markt
. bringen und verkaufen; das Haus felbft wurde zur Stunde
vermielbet. So bradjt" id) gegen funfzehn Talente zuſam⸗
men; dafür hab’ id) mir dieſes Landgut gekauft, mo id)
feitdem mid) abarbeite. Denn, Chremes, id) badbte, fo
lang’ id) felber zu einem elenden Leben mid) verdamme,
wird bie Verfehuldung an meinem Sobne minder aros fepn :
unb kurz, id) halte es für unerlaubt , mir das geringfte
Vergnügen zu gönnen, bis er, mein Mitgenoffe , gefund
unb gluͤcklich wieder da ift. Hn
Cbremes. Menedemus ,— id) balte Sie für einen
gütigen Vater, unb Ihren Sohn für folgfam, falls er auf
bit gehörige Art und mit Olimpf behandelt wird, Allein
weder Sie fannten ibn von der wahren Seite, nod) er
Sie; und fo gebt e$ allemal, wenn man nidt auf dem
rechten Fuß mit einander lebt. Sie baben ibn nie merfen
laffen, twie tbeuer er Ihnen fen, unb er batte nidt das
Herz, Ihnen Dinge ju vertrauen, woraus man gegen einen
Dater fein. Geheimniß maden muf. Wäre bas geſche⸗
ben, id) wette, Sie hätten fo was nie erlebt.
Menedemus. Ja, fa, Giebabenredt, mein Feh⸗
ler ift unverzeihlicy,
€bre
Yale | 255
— Gbremes, Nun, nun, Menedemus, ich hoffe, in
Zukunft fetis befler geben. Shr Sohn, das bin id) verfis‘
dirt, mird ebefter Tage gefund und glüͤcklich wieder Lei
Ihnen fen. — .
Stenebemuf. Das gebe der Himmel!
‚Ehre mes. Ganz gewiß. Für heute, wenns gefäl-
m dft, ſeyn Sie mein Gaft ; 5 man feiert bei mir das
SBacdyuefeft.
Menedemus. Ich fann nicht.
Ehremes. Warum denn? fo aonnen Sie fid) doch
ein bischen Erholung. hr Sohn in der Fremde wird dag -
mit mir wünfdıen.
Menedemus. Wie? mein Sohn muß durch meine
Schuld ſiche fauer werden laffen , und id) wollte es beffer
haben ? nimmermebr,
Chremes. ft das Ihr fefter Entſchluß?
Menedemus. Ya.
€bremes. GSoleben Sie wohl,
Menedemus. — Cie ebenfalls (ab),
Ehremes. Armer Mann! er bat mir Thraͤnen aude
gepreft. Uber, fobiel ich fehe, ift es hohe Zeit, da mei»
nen Nachbar Phania zu erinnern, ſich zur Mahlzeit einzur
finden. d) muß einmal fehen , ober zu Haufe ift (geht
an die Zr und kommt ale mieber) . .. Die Erinnerung
hätt” ich fparen fónnen, er ift fon eine Weile bei mir, wie
id) höre. Die Säfte müffen auf mich warten; ge⸗
ſchwind alfo! Aber eben, hör’ id), will meine Thür fid)
öffnen. Wer fommt da heraus? id) will auf|Seite geben. / /
Ameiter
*
dif —)o(-— *
oWvifüs Auftritte ^ ^ —
b. €litipbo, Cbremes. | 6
Glitipbo. (ins Haus binein zum Elinia) Du baft iti.
mer nod) nicht Urſache, bit bange feyn ju fa(feny bie Burs
fe geben mader drauf los , unb id bin gut dafür, fie
wird in-furgem mit bem Jungen , ber fie holen foll, bei
ung fepn. Weg alfo mit der leeren Beforgniß, bie dich
. quálet. m:
Chremes. Mit wen ſpricht mein Sohn?
Clitipho. Sieh da mein Vater, ben id wuͤnſchte.
^id) will ihn anreden — Mein Vater, Cie kommen wie
gerufen.
Chremes. Was baft bu?
Elit ipbo, Kennen Sie da ben Menedemus, unfern
Nachbar ? o.
Chremes. Recht qut.
Clitipbo. Der bat einen Sohn, willen Sie 4?
Chremes. Er ift ín Afien, foviel id) bore.
Clitipho. Nicht mehr, mein Vater; drinnen bei
uns ijt er. M
Chremes. Was faaft bu?
Gfitipbo. Vorhin, als er aus bem Schiffe ftiege
nabm id) ihn foalei mit mir , unb bat ibn zu Gaſt bei
uns, Denn wir find von früher Jugend an ſtets innige
Freunde gerefen,
Chremes. Da bringft bu mir eine febr angenehme
Neuigkeit, "Was gab’ ich brum, menn id) den Menedes
mus eingeladen hätte, daß der bie Geſeuſchaft vermebrte,
unb ich ber Erfte wäre, ber ihn mit bem froben Anblick
in
,
me mc 257.
in meinen Haus -überrafäte — Dod dazu iſts immer
noch. Zeit. (1
€ —— ni Leibe mein Patet das gebt nicht
an, e
| premit. Dit 6?
' o Elitipbo, Weil ber junge Menfh noch uneins mit
fid ift, wozu er fid entſchließen fol. Er ifr. eben erſt jue
rüdgefommen, unb in gewaltiger Fürcht; theils vor ſeinem
Vater, theils megen feiner Geliebten , ob bie ibm treu
geblieben ſey. Das Mädchen bat ibn: aan; gefeileir fie
«tein war Urfache, Daß Vater und Sohn fid) entzweitenz
und dieſer enblid) Davon lief. 1
Chremes. jd weiß es.
Clitipho. Jetzt hat er einen Knaben nach (br i in bie
Stadt gefaidt, unb unfer Sprus iſt mit,
€bremes. Was fpricht denn. der junge Menſch?
Giitipbo. Was er (prit? er fen übel. bran.
Ehremes. Uebel dran? run, hun, wenn der das
fagen will... Alles, mas zum Glück bes menſchlichen ?ee
bens gehört, Urltern , blühendes Vaterland, Freunde, Fa⸗
file, Verwandten, Vermögen, bae bat er ja Freilich
find bas lauter Dinge, die mit dem Cbarafter des Befi-
&er$ im genaueften Verhaͤltniß ftehen; wahre Güter für
ben, ber fie zu gebrauchen weiß , fo wie für den, der fie
mißbraucht , das größte Ungluͤck.
Clitipbo. Uber der Alte griesgramte vob aud in
Einem fort, und aeaenmártiq ift mir vor nichte mehr banae,
als daß er in ber Hitze des Zorns fid) gegen feinen Sohn
vergehen möge,
8 ; Chre⸗
NOE" "v -TÉvP
| |
,
258 Do-)e(-—.
— Cbremes.. Wer? Menedemus? — (eie) body id)
till an mid) halten, denn bem Vater iſts wichtig / tef i ber
junge Menſch in Furcht und Sorgen ftebe. T
Clitipbo. Was (praden Sie ba vor fid) ? f
Chremes. Das mill id) bir fagen, Wie den aud)
tar, der SBurfd) hätte nicht fortlaufen ſollen. Vielleicht
nahms der Vater etwas gar ju genau, mehr als bem jun«
gen Herrn anftand. Das hätt‘ er fid) follen gefallen laſſen.
Denn mit wen follte er ausfommen, wenn er es mit (eis
nem Vater nicht konnte ? Zuden, an wen war wohl die
Reihe, fid nad) dem Andern zu bequemen? am Vater,
oder am Sohne? Und daß fie ihn für einen harten Mann
ausſchreien, das ift nicht. Denn mas. Xeltern ihren. Sin»
bern zu Leide tbun ] fauft gewoͤhnlich auf Eins hinaus.
Sie wollen nicht — ich rede von Vaͤtern, die Einſehen
haben — daß ihre Söhne fid) viel mit liederlichen Dirnen
abgeben; tollen nicht, daß fie alle 9fugenblicfe Gafterei
halten ; geben ihnen nicht viel in bie Taſche. Indeſſen, das
ift ja alles gut gemeynt, um fie ju braven Männern zu
bilden, Uber wenn fo ein junges Blut einmal durch lafter«
bafte Sefinnunaen verdorben ift, dann Clitipbo — und
wie kann das anders fenn? — wird Dichten und Trachten
davon angeſteckt. Cine goldene Regel bleibt e& immer;
burd) anderer Leute Schaden muß man flug werden.
Clitipbo. Sie mögen Recht haben,
€bremes, Ich mitt hineingeben , daß ich (tbe, was
mir ju effen haben; und du, verirre Dich nicht ‚weit, tir
find fdjon bod) in der Zeit. (ab)
Dritter
NR atm 459
Dritter Auftritt.
„Elitipbo. |
Daß doch die Väter allemal ung junge Burfhe fo un⸗
bitlig richten! Wenns ihnen nachgienge , fo müften mir ald
Geeife auf die Welt-fommen, und uns den. Genuß alles
deffen verfagen , wos die Tugend mit fid) brin t; Yhre
Steigtingen follen unfere Richtſchnur fepn , das heißt, ihre
jesigen , nicht ihre ehemaligen. Wenn ich einmal einen
Sohn befonime ; wahrlich! der (otf einen gütigen Vater art
mie haben. Stellt er audy etwas an, fo fol er bas etj
babet, e$ mir ju vertrauen; weil er weiß j daß ich vrrje(e
hen fann. Nicht mie meiner da , der. mie an einem An⸗
dern feines Herzens Meynung offenbart. — Ale Henfer!
tva für Streihe erfáblt er mir ‚von fid, renti er ein
Gas | Wein ju biel getrunfen hat. Gegenwärtig heißt eg:
werde durch anderer Leute Schaden Flag, mein Sobn,
Der Schlaukopf! Ja, jd, du weißt nidit, aufer Alter,
bafi bu tauben Dbreri predigeft. Mir geht jet mebr im Kopf
berum, was meine Beliebte (prit: deben Sie mir ; brin⸗
gen Zie mir. Schade nur, daß id) darauf nichts zu ante
orten weiß . « «ang geroiß , fein. Menſch ift bier
bran, als id. Denn mein Zteund Clinia bat zwar dudy
feine libe Roth ( aber. fein Mädchen if bod) zu allem Gu⸗
ten erzogen und weiß nicht, toas Eoquettetie heiffe. Meine
bingegen ift auf "tineh boben. Ton "aetimrit ; 3 iff unbere
fdämt, fplenbib y zum · Aufwand geneigt, fury, eine grofe
Dame. Uber wenn fie was begehrt von mir, da Drift es,
gebörfamer Diener! denn daß id) nichta babe, darf ich beis
lebe nicht fagen. In dieß Yabprintb bin ich erft feit kur⸗
itm gtratben, unb men Vater weıß nod) fein Wort davon,
Ra Sweitet
260 — )o( —
Zweiter Aufzug
Erfter Auftritt.
Elinia, €litipbo. ir gilid
Elinia. Wenn es gut fünde mit meiner Fü
angelegenbeit, o gewiß! dann tmären fie längft wieder da⸗
Aber id) fürchte, das Mäddıen bat. in meiner Abweſenheit
fi verführen laſſen. Mehr als Ein Grund ift e$, der mich
auf biefen beunruhigenden Gedanken bringt 3 die Gelege.
beit, ber Ort, ihre Jugend, die niederträdhtige Mutterz
von weldyer fie abbángt, und die für nidis Sinn bad als
für das leidige Gelb. 1 N
Clitipbo. Efinia! dei. s
€linia. Ich Ungluͤcklicher! M o.
Clitipbo. Giebſt bu denn auch adt, daß menem
aus deines Vaters Haufe bid) erblicke? Sala
„u
a2 ^D
TT ^
Clinía. Sjabod. ttr id ei idt guuumd / we
für böfe Ahndungen mein Herz mir vorhält. und
Clitipbo. Sprichſt bu nod) ínimer über die Sache
ab, obne von ihrer wahren Lage untetrichtet ju fon?
Elinia. Wenn fid) altes mad Bunt gefundenfätte,
e mo'rbe fie ángft bd ſehn
ray
Clitipbo. Das mwird fie, in einetn Yugenbiic, 2
Elinia. Sa, mann wird der ommin? 79)
Elitipbo. Haft Du denn vergeſſen, daß fie ziemlich
weit haben? Zudem meifit du ja, tie e$ das Frauenzim⸗
mer macht. Bis die fid) in Bewegung fegen y bis bie mit
ibrem Kopfpuße fertig find, berrorile geht ein Jahr bin.
Elinia.
1
c
— )o€(-— 261
ec o€ inia. 9d, Glitippo, mir ift bange . . .
Clitipbo. Getroſt! ich fehe Den Dromo nebft bem
—* da dm fie alle beide.
meister Auftritt.
e ^ kh Syrus, Promo, Clinia, Clitipho.
ee GO prus. Sn rnt?
ovs Dromo. ‚Ganz gewiß.
Sprus. ‚Aber über dem Geplauder find die Mäd«
. dem purüdgeblieben. —
. .Clitipho. Deine Geliebte, ift da; hoͤrſt bu's,
‚Einia? ^.
inia. Ach/ Clitipho, jetzt erſt hoͤre, ſehe und
debe id.
Dromo. Cum Sort) Rein Wunder, troie die bea»
fet find; ein ganzes Heer von Sklavinnen folgt ihnen.
oo €linia. Himmel! wie kommt bie zu den Sla»
vinnen?
Clitipho. Kann ich das willen? .
— Shyrus. Wir hätten fie nicht im Stich laffen follen;
was haben fie nicht alles bei fid)!
€iinia. D wehe!
€pru$. An Gold, an Kleidungsftüden ! nod dazu
twirds bunfef, unb fie wiffen ben Weg nit. Das haben
mir dumm gemadt. Alſo, Dromo, geh’ ihnen entgegen.
Hurtig! was zögerft bu ?
Elinia. Dich Ungluͤcklicher! was für herrliche Aus⸗
fihten ſchwinden bei mir auf einmal!
. €Glitipbo. Wie fo 2 was geht bir fdjon wieder im
Kopfe berum?
, 8 3 etis
_
262 )ye( - p
Cfinia. Das fragft du? börft bu nicht von ben
Eftavinnen, dem Gold und ben Kleidungsſtücken ? —
Als ich fortgieng, bebalf fie fid) mit einem einzigen: Lauf⸗
mädchen. Was mennft bu wohl, mo das alles berfomme?
€ titipbe. Ab, nun erft verfteh’ ib bi. —
Corus. Himmel, meld) ein Schwarm ift das! ganj
geroif unfer Haus wird nicht Raum für fie haben. Was
werden bie nicht alles effen ? was trinfen ? armer Alter, wie
poirb dir’s geben ! (wird den Elinia und Elitipho gemabr) Aber
fitb! da find fie ja gerade , bie ich fuchte. )
Clinia, D Jupiter! beißt das Treue? Dermeile id)
Thor deinetroegen unftat und flüchtig bin, haft bu , 9Intie
pbila, bid) bereichert, und mid) in diefer traurigen Page _
perlaffen; du, ber id) alles, guten Namen und Rindes-
pfiht aufopferte, Wohl batte mir mein Vater — ba,
tie fbám' ich mich, menn ich daran gedenfe, unb wie jam⸗
mert er mich! — oft genug vorgepredigt, was für Ereatus
ren das fenen. Ped) das mar alles in den Wind geredet,
alles umfonft, mid) aus ibren Stricken zu reißen, Jetzt
aber fol mid) nichts daran hindern, Vorhin, mie id) Danf
Pamit verdienen fonnte, medte ib nicht +; sd tin *
ungluͤcklichſte Menſch unter der Sonne.
Sprus. (leiie) Eanz gewiß bat den meine Unterrte
dung mit dem Dromo auf irrige Gedanfken gebracht, Cli.
nia, Sie haben Ihre Beliebte in einem falſchen Verdachte.
Denn foviel wir aus affer Ummftänden ſchließen fonnten, ift
fie in ihrer Aufführung noch die Vorige / NT unverändert
in ihrer Reigung ju Ihnen.
Clinia. Nun fo erzähle mirs, Freund; denn ges
genmärtig bab" 1d) feinen höbern Wunſch, ale daß meine
Dermutbung mid) trügen moͤge.
3. Ey
x
—-)o( — 265
o Syrus. Fürs Erfte, um Sie von ber ganzen Page
bes Mädchens zu unterrichten , die Alte, welche fonft für
ihre Mutter galt, ‚war e$ nicht, unb ift nun todt. Das
bert id) zufalligerweife bie Untiphila der Andern unterwegs
erzählen. |
Clitipho. Wer ift denn die Andre?
" Qprus, Gedult, Clitipho! laſſen Sie mich das Vo—
tige erft endigen. Dann kommt die Reihe audyan jenes.
€litipbo. Geſchwind, gefhmwind!
s Sprus, Fürs Erfte alfo, wie wir vorm Haufe tvas
ten , klopft Dromo an die Thürez worauf ein altes Weib
berousfam. Nicht fobald hatte biefe aufgemacht, als er,
tie der Blitz, hineinfhoß, und ich binterbrein, Die Alte
verriegelte bann die Thür , und gieng wieder an ihre Ars
beit. Dies, Clinia, ober fonft feine in der Welt, war die
Gelegenheit, fid) zu überzeugen, tvie das Mädchen wäh
rend Ihrer Ubrvefenheit fid) möge befdjüftigt haben. Denn
weil mir fie ganz unbermutbet überrafd)ten, fo waren wir
im Stande, zu bturtbeilen , mas bei ihr täglich Sitte fen ;
und eben daraus läßt fid) ber fiderfte Schluß auf den Cha⸗
rafter einer Perſon machen. Wir fanden fie febr emſig mit
einer Stickerei befchaftigt, gari ſimpel gekleidet, in Trauer,
bermutbíid) roegen der Alten, bie ibrgeftorben war. Keine
Spur von Bold; überhaupt , fo gepust, als obes blos für
fie wäre, und nichts von jenen elenden Künfteleien mancher
Zrauenzimmer, ihre Reitze zu erhöhen, Ihr langes Huar
flog ungebunden unb nadläffig um ben Kopf herum. Bafta!
Clinía. 91b, lieber Syrus, mache mir nur Feine
vergebliche Freude.
R4 ey
264 —-)o( —
Sprus. Die Alte (pann: aufferdem war nod) eine
Meine SMavin da, in zerlumpter, ſchlecter, ſchmutziger
"Kleidung, melde mit an der Stickereiarbeitete.
Elitipbo. Clinia, wenn bas wahr ift, wie id
überzeugt bin, mer ift glücklicher als du? Merkſt du wohl
auf Das Mädchen , welches fo elend unb. ſchmutziq foll qt»
kleidet geweſen fenn ? Auch das i(t ein ſtarker Beweis für
die Unſchuld der Gebieterin, wenn ihre, Vertrauten fo
ſchlecht gehalten find. Denn bei ben Jungen Herrn, welche
einem fdónen Xip.e den Hof machen molten, ift es Sitte,
fin durch Geſchenke an bie Sflavinnen den Weg zu bahnen.
Elınıa. Fort, lieber Corus; aber beifeibe nichts an.
genehmes für mid) auf Koiten der Wahrheit. Was fprad)
fie, ale mein Name genannt wurde ?
Q»rus, Wir fie börte, baf Sie wieder da fenen,
unb einen Beſuch von ihr wünfchten , da entfiel ihr augen
blicklich bir Stiderei, und Zbránen überdedten ihr ganzes -
Antlıy; furg, es war unmöglid), bie. ſchmachtende Sehne
fud! nad) Ihnen ju verfennen.
Clinia, Bei allen Göttern! eor Freude weiß ich
nicht, mo id) bin. - o gros war meine Beforgniß.
Clitipbe d fürmetin Theil, Clima, wußle wohl,
bafi e$ leere Einbildung fep. ı Nun aber, Syrus, wer ift
denn Die Undere!
Eyrus, Wir bringen bre Bacis quit,
Clitipbo. Wie?! ras? bie Bachis ? tvo fübrfi bu
oit bin? 20
Sprus. Wo id fie binfübre? ju ung, den” ich.
Clıtipbo. Zu meinem Vater?
Eyrus, Ganz recht. |
ere
— )o( — 255
mn Clítipbo. D über ben unverſchaͤmten, frechen Kerl!
"^ €prus. Junger Herr, ohne ein Wagftüf wird nie
etwas Grofes und Ungewoͤhnliches ausgeführt.
Ctitipbo.. Sieh nur, mid) feßeft bu auf die Spike,
verruchter Böfewicht , um dir einen Namen ju machen ;
100, wenn du nur das Geringfte verfiebft ,— id) zu Grund
gehe. Was denn tociter ?
- Syrus. (bent die Worte) Nunja...
Elitipho. (zormia) Was nun ja?
Shrus. Wenn Sie mich reden laffen, will ichs fagen.
Elinia. faf ihn.
Clitipbo. Nun gut, er rede.
Sprus. (mie vorvan) Unſere jegige Angelegenheit
dft fo geartet, moie jum Erempel....
Elitipho. Was Henker! für ein Gafimatbias win
der Kerl mir vorſchwoͤtzen?
Clinia. Er bat reht, Syrus. af dag; zur
Cade!
Shyrxus. Nein, nein, dazu fannid) nicht ſchweigen;
Gir madens gar ju bunt, Glitipbo, der Henker fte? es
aus mit Ihnen ...
€linia. Freilich, man muß die Peute anhören; ſtill
alfo. i
Syoyrus. Cie wollen den Verliebten fpielen; wol:
len den Befin Ihres Mädchens haben ; wollen Geld für fie
aufgetrieben wiſſen. Dabei aber fol. für Sie nicht die ges
ringfte Gefahr ſeyn. Traun! Sie find nicht ungefdrib;
wenn anders das gefcheid heiffen kann ‚, Unmöglichfeiten
jum ®egenftand feiner SDünfde zu madyen. Entweder
man muß das Eine mit bem Undern nehmen , ober auf
beides Verzicht tbun, Ueberlegen Sie alfo, weldyer von
A s Diefen
266 —5)o( —
dieſen zween Fällen nad) Ihrem Geſchmack ift — Der Plan
übrigens, ben ich angelegt babe, ift ficher unb aut, Pasbin
id) überzeugt. Es iff geforgt, daß Ihr Mädchen ohne bie
geringfte Gefahr bei Ihnen in Ihres) Vaters Haufe ſeyn
fann; das Geld, mas Sie ihr verfproden haben, und
worum Gie mir unaufbórlid) in den Obren lagen, bente
ich auf demfelben Wege zu finden, Was mollen Cie weiter?
Clitipbo. Vorausgeſetzt, daß dem fo ift...
Sprus. Yorausgefesc! Die Probe wirds lehren.
Elitipho. Nun, nun, worin befteht denn diefer
dein Plan? 4
Spyrus. Wir wollen vorgeben , Ihre Gpliebte fep
des Clinia feine,
Clitipbo, Lironifh) Allerliebſt! was fot denn der
mit der Seinigen anfangen? ſoll die aud) für fein Mädchen
gelten? oder bat ibn die Eine nicht fon genug in ber feute
Mäufer gebracht?
Syrus. Nicht doch, die wird man ju Ihrer Mut«
ter bringen, |
Clitipbo. Wozu dahin?
Syrus. Es wäre ju weitläuftig, Clitipbo, Ihnen
ben Orunb davon anzugeben; genug er ift ádt.
Clitipbo. Gewäͤſch! nein, nein, bier find’ ich nicht
binlängliche Sicherheit, mid) einer fo beforglichen Lage auss
jufegen.
Syrus. Bedult! menn Ihnen die Wagftüt zu
gros ift, fo weiß id) was anders , wobei — Das werden
Eie mir beide zugeben mü(fen — nicht die mindeſte Ge»
fahr ift,
Clitipbo, Ah, lieber Corus, fo was bring’ auf.
: Sm
&
— )o( — 267
" G»rus, Recht gern. Den Augenbli geh’ ich ihr
"entgegen , und fage , fie möge wieder umfebren,
€litipbo. "Ha! was fagft bu?
Syrus. Jh mill jede Beforgniß von Ihnen weg⸗
ſcheuchen, daß Sie ſchlafen und ſchnarchen follen nad) Here
zensluſt. (acht fort. )
Elitipho. Was fang’ id) nun an?
Elinia. Das Vergnügen . ..
€litipbo. Syrus, made bod) feinen Spaf. — :
Syrus. Laflen Sie’s nur jest dabei; auf ein ane
betmal , wenn e8 zu fpät iff, ‚werden Cie bie Gelegenheit
zuruͤckwuͤnſchen.
Clinia. Das Vergnügen, will id) ſagen, toas fid)
batbietet; made bir ju Nutz ; denn tu kannſt nicht
wiſſen ...
Clitipho. Syrus, hoͤre doch!
&yprus, Nur immer fortgeſchrien; ich laſſe mid)
nicht irce machen, ;
Clinia, Du fannft nicht wiſſen, meyne ih, ob du
in deinem Leben wieder die Gelegenheit fo finbeft.
^. Gfitipbo. Ja, ja, du haft ret. Syrus, Sy»
ru$ , je fo bore, fo bore bod), Syrus !
Syrus. (lee) Erift bibig geworden. (kommt ein
menia zurück.) Was wollen Sie?
Glitipbo, Zurüd, zurüd!
Qyrus. (trit näber) Da bin ich; nun denn? fiebt
Ihnen aud) diefer Vorſchlag nicht an?
Clitipbo. Ab, lieber Corus, id) gebe mid), meine
Herzensangelegenbeit, und meinen guten Namen in deine
Hände ; du_folft falten und walten drüber; aber gieb
auch acht, daß bir nichts zu Schulden komme. "
- pe
68 — )o(—
Sprus. Sártifi, das. Sie mich) darauf erft auf-
merkſam machen wollen! Bin id denn Dabei, miner iuter t*
effirt, als Sie felber ? Geſetzt, Daß uns bie geringfie Sae
talität dazwiſchen fame, fo kriegen Sie einen. Auspuger,
unb unfer einer den Buckel vol. Glauben Sie alo, tie
neswegs, id) nehme die Cad auf Die leichte Achfeh, Aber
da den Elinia bitten Sie , baf er tbuty al8 ob es he Mid
dn wäre.
Clinia,, Wie felit" i anders ? Dic Sue fibt ja
fo, daß id) muß,
Clitipho. fiebfter, befter €linia ! tm
Clinia. Aber daß nur die Bachis feinen Dubef madff.
Sytus. Die ift vollkommen abgerihteh
Clitipbe. "Darüber muß id) mid nür wundern,
toie bu im Stande marit, en Mädchen, das tit Naſe fo
bod) trägt, mit folder Leichtigkeit ju bereden,
Sprus. Ich iraf gerade den reten 3ltpünd y *
uͤberaul Die Hauptſache iſt. Als id) binfam, tear cin Offi»
der to, der bie ſchoͤnſten Worte gab , ihr bit Rat aufe
warten ju dürfen. Sie indeſſen verftenb aud) diesmal ihr
Handwerk; fie machte bie Linerbittliche ‚ um den armen
Tropf immer mehr ins Feuer zu fe&en ,— und zugleich, Sie
durch bitfe Gefältigkeit aufs neue an fid) zu feſſeln. — Uber
bören Sie, Clitipbo; daß Git ja nicht unbefonnener Weife
berausplagen! Sie kennen Ihren Vater, mas der für ein
ſcharfes Auge in Dergleicyen Angelegenheiten bat ; unb ich
Tenne Sie, mit wenig Sie an fid) zu halten wollen. Ihr
boppelfinnigeg Gerede , hr Süden und Winfen, Ihre
Seufjer, Ihr Raͤuſpern, Huften, Gelächter — 08 pd
bier wegbleiben.
Clitipbo, Du fouft sufrieden $9. nil de A üj.
— —
— ——
—) eX * 269
ài —* Wohl gemerkt! TIN T
- Cfitipbo: Du ſouſt bid) wundern,
US pru. (ieht die granen;immer fid) nähern.) ber f eh
nm bie Mädchen; die find nicht lange geblieben.
a fih ne litipbo.: ^ 880 find fie? (mill ihuen entgegen ; Sorus
halt ln) was hält du mid? «^^ h
WISH" Se, ie geht Sie dermalen nichts an.
— 3 Ja doch / sa a ater; abt eis
n. LX M à
& tul: Eben ſo wenig.
۟itipbo. "Raf bod! a
" | ptus." Es wird nichts draus,
"lit pho. Nur ein Bißchen!
, €prue- 8. Unterftehen Sie fida!"
2€ titipbo. Nur jum freundlichen Willkomm!
Shrub.“ Sort, kenn Sie ftuj find.
"€ litipb 0. Nundenn (mache fid) auf die Beine), Aber
der da C auf den 6 iia deutnd ) ?
Sprus. Bleibt bier.
Elitipho. Der Reidenswerthe)
PR, Acad Marſch!
—X
c ASweitet Auftritt
Bacebis, Antipbila, Clinia, Syrus,
Bacchis. Wahrlich! befie 9Intipbifa , id) lobe Ge
unb fhäke Sir glücklich, wegen Ihres Beftrebens, fo ſchoͤn
von Cbarafter, als von Geſtalt, gu ſeyn; Und — das koͤn⸗
nen Cie fidyer alauben — mir ifts nichts weniger, als une
erwartet, / wenn jeder Cie zum Begenftand feiner Wuͤnſche
p-$ Denn mie edel bre Gefinnungen fepen, das lehrte
mich
270 — jo (6 —
mich die Unterredung mit Ihnen. Ueberhaupt ; wenn ich
über Ihre Aufführung nad)benfe , fo wie über die Sfuffübe
rung ader der Mädchen, die, gleich Ihnen, nicht von jt»
dermann fid) aufwarten fa(fen , fo befrembet michs nichts
daf man gerade das Betragen bei Ihnen findet, roaé mati —
an uns permift. Ihr Intereife ift e$, tugenbbaft zufennz)
wir — wenn wir's auch módten — dürfen nicht y; bermóge
unferer Liebhaber, Das Einzige, was die Herrn an und
feffelt, find unfre Reitze ; und nicht ſobald ſind dieſe verbli⸗
chen, als jene ihre Neigung einer andern widmen. Haben
mir dann ung nicht vorgeſehen, (o müffen mir darben. —
Mie ganz anders ift bad bei Ihnen! Hatnur erft ein Mäd»
tben Ihres Gelichters fid) entfchloffen , an der Seite eines
einzigen Mannes, mit beffen Charakter fie am volilommen⸗
ſten harmonitt, ihre Tage zu verleben, fo ift dieſer von
Stund’ an ganz der Ihrige; j jedes bemübt fid) ,. durch Be⸗
weiſe wahrer Zuneigung das Herz des andern zu gewinnen;
und fo ift ihre Liebe gegen jeden Sturm geſichert. —
Antiphila. Was andere thuny weiß id nicht; aber
mein hoͤchſter Grundfag mar ee immer, daß id) feine Freude
kannte, die mein Clinía nidt mitfüblte, — "
Clinia, (obne vor ibr geſehen ju werden) Ya, befte Uns
tipbila, Du allein bift ed aud), bie bem Schooße meines
Valterlandes mid) wieder zuführt. Denn fo fang’ id) von
bir getrennt rar, bünfte jede Muͤhſeligkeit, die ich bul»
bete, mir eit , bid auf die einzige, daß bu mir geraubt
roarft. ,
€yrué. Ich glaube neri.
Clinia. Sdyxus / id ertrage bad nicht länger, Mit
fo einem Herzen verbunden zu ſeyn mill man mir perfae
gen? ich Unglüdlicher!
Eye
Pen oe
PNIS M MIDI 271
Syrus. Freilich, nad dem zu ſchließen, mie ich.
Ihren Vater gefunden Mh y Wird bad nod) manchen (aue
ern Tritt koſten.
$$acdjié, (fieht den Glinia) Wer ift ber junge Menfch
, ba, ber nad) ung blidt?
.., SIntipbita. (wird ibu ebenfalls gewahr) Ach, halten
Git mid), Freundin!
Bacchis. Beſte, read ift Sbnen ? .
Antiphila. (will ohnmaͤchtig c rng Wehe, wehe
mir Urmen!, A
Ba «dig. Woher biefe Veranderung Antiphila?
Antiphila. Seh’ id) ibn wirklich, meinen Clinia?
Bacchis. Wer iff es, den Cie (tben ?
€ Linia. (mähere fid ihr) Willkommen, mein Engel!
Antiphila. Liebſter beſter €linia , tillfommen ;
endlich, endlich!
Clinia. Wie leben Sie?
Antiphila. Wohl mir, daß Sie gefund wieder da
find! -—
" Clinia, (umarmt fie) Umſchließt Sie nun mein Arm,
Antiphila , hoͤchſter Wunſch meines Herzens ?
Gpru$, Nur hinein; der Alte wartet Ihrer ſchon
Dritter Aufzug.
Erfier Auftritt,
Cbremes, MWenedemus,
Chremes. (fibt nach dem Himmel) Schon will es ta⸗
gen, Ich muß eilen, meinen 3tadbar herauszupochen;
m bon mir fo er jutrft die Nachricht hören, daß fein
€obn
272
»-
—)o( —
Sohn tvicber ba ift. "Dem jungen Menfchen zwar, foviel
ich merfe, gefcyieht Damit fein Gefallen. — Indeſſen, da der.
arme Menedemus fid) fo abbármt über feines Sohnes Cnt»
fernung ,, fann id) unmäglicy die unverboftte Zreude ihm
vorenthalten; beſonders da dieſe Entdeckung ſchlechterdings
feine uͤble Folgen für jenen haben kann. Und turj no
id im Stande bin
, dem Alten zu dienen, geſchieht es mit
Freuden. Macht ſich's bod) mein Sohn zur fidt; fti»
nem Freund' unb Cameraden mit Rath und That an Hand
zu gehen — und wir Alten ſollten das minder? Dus. Td
Menedemus. (von einer andern ite; ohne deu Cere
mes zu febén) Entweder hat mich bie Natur vor andern qu
Sjammer unb Elend auserfehen , oder e$ iff falfch, wenn
man gewöhnlich fagt, Sram und Sorgen ‚verlieren, fi 'd mit
der Zeit. Denn bei mir nimmt ber Kummer über meinen
Sohn mit jedem Tage ju ; und je länger id {on mie. deito
größer wird mein Verlangen, meine Sehn ſucht nach ihm.
Chremes.
Aber da kommt er ja felber aus feinem
Haufe; ich muß ibn anreden — Guten. Morgen, Menes
bemus ; ich bringe Ihnen eine 3teuigfeit , die angenebmftt,
die Sie fid benfen fónnen.
Senebemu
gehört, Cbremes ?
€ bremes.
6. Haben Sie was von meinem Schne
Der ift gefund und wohl,
Snenebemus Wolter, Freund?
Chremes.
Drinnen bei mir,
Menedemus. Mein Sobn » P n
Chremes.
Nicht anders,
Menedemus. ft wieder da?
Cbremes.
Menedemus Mein Elinia wieder ba?
Allerdings.
bee
-)59( — 273
Chremes. Ja doch!
Menedemus. Kommen Sie, Beſter, bringen Sie
mich zu ibm.
Chremes. Seine Ruͤckkehr, wuͤnſcht Ihr Sohn,
ſoll Ihnen nod) ein Gebeimnif bleiben. Er getraut nicht,
fi fehen zu laffen vor Ihnen, torgen feines Vergeben 5
und fürchtet, Ihre vormalige Härte möchte nun nod) um
vieles ärger geworden fepn.
Menedemus. Haben Cie ihm denn nicht geſagt,
wie id) jetzt geſinnt bin?
| Gbremes, tein,
SRenbemus. Warum?
Gbremes, Weil es für Cie unb für ibn das arößte
Verderben wäre, tvenn er erführe, daß Sie fo mweichherzig
unb nachgiebin ſehen.
Menedemus. Nein, das fan id nicht. Genug /
lange genug hab’ id ihm Den harten Vater gezeigt.
"€bremes, Geba Sie, Menedemus, bei Ihnen ift
alles übertrieben; das Finemal tbun Sie zuviel, bae Ans
‚dremal zu roenig, Beides muß aleich verberblide Folgen
für Sie haben. So ium Erempel, als br Sohn den
Umgang mit diefem Maͤdchen anfieng, deſſen Bedürfniffe
damals gering waren, und das mit allem vorlieb nahmy
fenten Sie fid) fo lange dagegen , bis er auf und davor
lief. Auf diefe Urtfab fib das Mäddyen, ganz gegen feine
Neigung , genöthiget, öffentlidyes Gewerbe zu freiberi,
Gent, ba niemand zugelaſſen roird bei ihr, obne ſichs fuͤrch⸗
terkich viel often zu faffen, find Sie bereit , alles herzuge⸗
ben. Denn damit Sie roiffen, tie bat Mädchen nun⸗
! mehr fo qan; die Derfon ijt , ihre Liebhaber fertig ju mas
s mehr als: geben Stlavinnen waren e&, die fie beglei⸗
€ feteny
274 — jet. -—
teten, mit Kleinodien und mit Pu belaſtet. Sey tin
Eatrape ibr Unbeter, nie wird er im Stande ſeyn, den
Aufwand ju beftreiten. Wie viel weniger Cit, 1.
Menedemus. Iſt fie drinnen bei Ihnen? -
Cbremes. Ob fic drinnen it? id) ab'$ etispfuiie
den. Nur ein einzigesinal batt? ich bie Ehre, fie nebſt ihrer
Cite ju bewirthen; aber e$ darf nicht zum zweitenmal
tamen, ſonſt muß id) bon Haus unb Def faufen, Um
Toriter nichts anjufüfren , wenn ic an den Wein denke,
Der mir bios und-allein durch ihr verdammtes Koften btauf
gegangen iſt! „Dieſer, bieß es immer, Diefer, lieber
Papa, fällt herb’ auf die Zunge Sehen Gite bod), Her»
gensvaterchen, obnicht ein milderer da fep.,, Was war
zu tbun ? alle Faffer , alle Tonnen wurden angeftedt;
mein ganzes Hausgefinde fam nicht zu 9ftbem ; und das
war Cine Naht. Wie meynen Sie, bof e$ Ihnen gehen
twird, den fie in einem fort aufjehren werben? Bei Gott !
lieber Menedemus, ich hatte wahres Mitleid mit Ihnen,
Menedemus Mog er tbun , was ibm gefällt;
Geld bolen, vertbun, verpraffen; id) bin alles zufrieden,
genug, taf ich ibn bei mir habe,
Chremes. Wenn das Ihr Crnft iff, fotatl id)
Ihnen vor allen Dingen , ibn ja nicht merfen zu lafftn,
dab Sie mit Wiffen und Willen Jhr Geld dazu hergeben.
Menedemug. Te, mas mad’ id) aber?
Ghremes. Lieber alles in der Welt, als was Sie
tiens find. Laſſen Cie ibm das Geld fiet# durch bit
dritte Hand zufließen 5; laflen Sie's geſchehen, daß
fein Junge bald dieß bald jenes Kniffchen anlege, &ie ju
betrügen; — unb in der That ich mittere (don j^ daß fie
auf
-)o9( — 275
„auf der- Fährte find, und einen Plan on der Art ſchmie⸗
den, Syrus unb da Euer Promo raunen fidi befiändig
was jus bie jungen Leute pflegen Rath mit einander —
beifer, indeffen, Sie verlieren auf dem Weg' ein Talent,
als auf jenem eine Mine. Ser ift nicht die Mede vom
Seide, fondern tie wire auf die unſchaͤdlichſte Art bem June.
gm enden in die Hände fpielen. Denn nterft er einmal,
wie es mit Ihnen fieht, tof € Sie But und Blut eber tran
fegen , als ibn nod einmal weggehen foffen, ba! mie vere
' Den Sie da ber Liederlichfeit Thür unb Thor öfnen ! fe, daß
ich flirchte, am Ende wird Ihnen das Leben jur fall. Sie
wiſſen ja, wenn man tbun darf, mas man mil , dann
gerath jeder auf Sjrrmege..— Was ibm eintólit , wird er has
ben wollen; gleichvieli, ob e8 gut oder böfe fep. Ahnen
mirb e& unerträglid, fallen, Daß Ihr Sohn und Ihr iiere
mögen mit einander zu Örunde geben fotien; alfo — Eie
geben ibm nichts meiter; und er — wahlt auf der Stelle
das Mittel, wodurdy er weiß, Daß er am meiſten ba be
nen ausrichten fann; dag heißt, er droht, den Augenblick
wieder fortzulaufen.
Menedemue. ı Mir bünft, Sie haben Recht und
ftben der Sadıe auf den Grund.
Chremee. Traun! id) babe diefe Nacht Fein Auge
zugethan; fo febr. befcbóftigte mid) der Gedanke, wie td
Ihnen wieder zu brem Sohne verhelfen möchte.
ı Menedemus. Ihre Hand , Chremes; Fine
Cit mir diefe Sefinnung aud) für die Zukunft!
Chremes. Don Herzen gern.
Menedemug. Cine Bitte hatt’ id) noch.
Cbremeg. Nun?
©2 . Senes
216 -.)9( —
Menedemug. Weil Cie denn, bod) auf ber Spur
find , daß ein Betrug gegen mid) angefponnen iſt, ſo
mwünfcht id), [oie Burfche machten e& kurz. Syd) bin bereit,
ibm zu geben , maß er verlangt 5. und möchte gern den
Yugenbli ibn feben.
Chremes. Qut; id) will forgen daftır.” Nur ein
Heines Gefhäft ſteht mir dabei im Wege. Unfre beiden
Nachbarn, Sinus und Crito, haben eine Orenjfireitigfeit,
‚ worin id) Schiedsrichter (enn fol — bod id) will hingeben
fi unb fagen, daf id) für heute Ihnen nicht zu Dienft feyn
koͤnne, tvie ich verfprochen hatte. Den 9lugenblic komm’
ich wieder, E e
Menedemus. Thun Sie bad, (Chremes gebt ein
menia bei Seite) — Götter des Himmels! gehört ed denn
. $um Wefen aller Menfcyen , daß fie in anderer Leute Ans
gelegenheiten (djárfer feben und urtheilen, als in ihren ei»
genen? Kommt es vielleicht daher, meil bei dem , mas
uns felbft betrifft, bald Freude, bald Kummer in Uebermaaf,
uns die Kaltblütigfeit raubt ? Wie viel beffer weiß mir
jet der ehrliche Mann da ju rathen , als id) mir felber!
Ehremes. (kommt micher) Ich babe mido fos ge»
fant, um qan; ungeftört Ihnen mid) widmen ju fönnen.
Sje&t muß ich feben , mo ich ben Syrus auftreibe, und mit
ibm Ubrede nebmen — Uber da fommt eben jenianb von
mir heraus. Geſchwind nach Haus, fonft merken fie obl,
bafi wir uns verfichen zuſammen.
f -! = / = » v
/ ? 7 7 7
Zweiter
' NY v 277
QUIS Zweiter Auftritt.
en . €bremes, Syrus.
Ben RE einer andern Seite, ohne den Chres
meszu fehen.) Lauf, lauf, tie du willſt, ich Friege dic)
body Gelb. Dem Alten muß eine Naje gedreht werden.
Chremes. (vor ſich) Hatt' ich nicht recht, daß fie
fo was im Schilde führen? wie es (eint, verftcbt fid) des
Clinía Junge nod) nicht recht auf die Schliche, deswegen
muß Unfrer da vor den Riß treten,
Syrus. Wer ſpricht ba? (üebt den Chremes) o wehe!
pb der dag gehört hat?’
«Chremes. Syrus!
Sprus. Het
Chremes Was madjft du bier?
.. Syrus. Nicht viel. Uber wie Sie, lieber Herr,
(don fo früh bei der Hand find, ift mir unbegreiflid) , da
Sie fid) den Bein geftern fo ſchmecken ließen,
Cbremes. Das wollte nidt viel fagen.
Syrns. Nicht viel, ſprechen Sie ? hier traf bag
Spruͤchwort ein; wieder jung, mie ein Adler,
„ Chremes. (freundlich) Sey ſtill!
Syrus. Die Dirne da ift ein artiges, unterhaltendes
Ding.
Chremes. O ja,
| &pru$. Meynten Sie das aud)? Und — bei meie
ner Ehre — fie ift bübfch.
Chremes. Es geht wohl an,
—Syprus. Freilich nicht, wie fie fonft waren; aber
für unfre Zeit darf fie fid) feben laffen. Kurz, id) begreife
das leicht, wie Elinia ein Anbeter von ihr werden konnte.
63 Nur
278 ——)o( —
Nur fhade! bafi ber Alte, fein Water, fo ein Stimmerfatt,
fo ein Qungerleider und Knaufer ift. Er wohnt bier aller⸗
nachſt bei uns, kennen Sie ibn? Stellen Sie fid) vor, der .
fibt «m Geld bis an die Dyren, und hielt feinen "Sohn fo
fnopp, baf er auf und davon gehen enge nam Sie
die Geſchichte?
Chremes, Wie ſollt' ich nicht 2 den Kerl aes man
in die Muͤhle ſchicken.
Corus. Ben? | T
Cbremes, Da den Jungen des Clinia +. —
Syrus. (lut) Syrus, mir träumte nichts eu.
tes von dir!
Chremes. Der das geichehen Tief,
Syrus. Ja, más follte er tbun? |
Chremes. Was er tbun folte? Etwas ausfindig
traden, einen Scyelmenjt ı erdenfen, uni bem jungen
Menſchen Geld für fein Maͤdchen zu ſchaffen, unb den
gramliden Alten wider femen Wien vom lintergange ju
retten.
Syrus. Sie ſcherzen.
Chremes. Sieh! das hätt’ er thun fetten, C»rus.
Sprus. os Element! Sie loben e& , wenn quan
feine Herrſchaft anfübrt ?
Chremes;, Riera es jur itn Zeit srfhieht, ale
lerdings, N denn
Spruß. HER 09 1: J
Chremes Denn fiebít bu! | baburd fann eft aros .
(em Herzeleid vorgebeugt werden. Go jum C rempel , benr
n áre fein einziger &obn nidt fortgeloffen, tibisl aad
€»
p
—-)o( —- 279
Syrus. (vor ſich) Soll das Scherz ober Ernit
ſeyn? — Aber genug, ich beksmme dadurch neuen Muth
unb Eifer zu meinem Vorhaben.
^ €bremes. «Und fage Syrus; reatum Íegt der Kerl
jebt bie Haͤnde in ben Schooß ? Vermuthlich will er «& ab»
warten, ‚bis fein Herr von Neuem fid) aus dem Ctaube
madt, menn er nicht im Stande iff [ den Aufwand friner
Dame zu erſchwingen ?. (djmiebet er denn nicht an einem
Betrug gegen den Alten ?
Syrus. Ja wenns kein Toͤlpel waͤre.
Chremes. Nun, ſo nimm du der Sache dich an,
dem guten Clinia zu gefallen.
» Sprus. Das (oll mir eine Kleinigkeit feyn, wenn
Sie's befehlen 5 bern ich verftebe mid) Darauf, wie man fo
was angreift.
Chremes. tlm fo lieber bift du mir.
Syrus. Lügen ift meine Cade nicht.
Chremes. Nun fo mad!
Sprus, Aber, lieber Herr , vergeffen Sie daß beie
leibe nicht, wenn etwa einmal — Sie fennen ja der Welt
Lauf — — Ihr Sohn ſo was anfangen ſollte.
Chremes. Dazu wirds nicht fommen, hoffe idy.
Syrus. Nunja, das hoffe id) aud) ; und ic) fag!
t$ nidjt deswegen, als ob id) was an ihm gemerkt hätte,
Aber wenn allenfalls . . . baf Sie hernach nit . . .
Cie fehen , die Jugend ift nody groß bei ihm . . . und,
Das verficyere id) Sie, Chremes, fatis id) Sie einmal in
die Kluppe friegte, Cie fotiten mir juredjt gemacht werden,
bof es eine Luft ware,
nnd c G 4 Chres
ao —-)o0( —
Chremes. Darüber rollen twir, wenn der Fall
eintritt, unfere Magsregeln nehmen ; jest vergiß nicht, was
ich dir geſagt habe. (ab)
Sorus, Go geſcheid bab ich in meinem ganzen Les
ben meinen Herrn nicht ſprechen hoͤren; und niemals war
ich fo in dem Falle, roo id) glaubte, etwas angeftelit gu
haben, unb nicht allein Sicherheit, ſondern ſelbſt Voll⸗
macht dazu bekam. Aber wer kommt da aus unſerm
Hauſer *
Dritter Auftritt:
Cbremes , Clitipbo, Syrus.
Chremes. (fomut berans mit feinem Sohue) Was
Henker! giebts da ? mas ift bas für eine Aufführung, Cli⸗
tipho? iſt das Manier?
Clitipho. Was hab’ id gethan?
Cbremes, Gab id nicht eben, daß bu deine Hand
in dem Bufen der Dirne hatteſt? '
Sprus, Der Handel iff verdorben! o meh!
Elinia S6?
Chremes. Ya, du. Mit meinen Augen hab’ ichs
gefeben; nur nicht geläugnet ! Und da beleidigft Du ben
Burſchen auf eine niebertrádbtige Urt, daß du bie Hand
richt halten fannft, Denn dadurd wird dein Freund dop ·
pelt gefranft, wenn du ibn erſt aufnimmſt, und bid) bere
nach vergreifſt an ſeinem Maͤdchen. Schon geſtern uͤber
Gif — mie ungebübrlid) benahmſt bu bid) nicht ba?
Sprus. Ja mobl!
Chremes. Wie jubrinalid) ? Mir war, das ſchwoͤt⸗
(d) bed und tbeuer, immer bange, mas am Ende draus
werden
— )o( = 281
werden möchte. febre mid) Einer bie Verliebten kennen!
Die ärgert oft etwas, roo fein Menſch ſichs einbildet.
Gíitipbo. O, lieber Vater, der ift überzeugt , daß
er fo was nicht zu beforgen bat von mir.
Chremes. Wenn fon; fo hätteft du ihnen bod _
nicht ſtets übern Halfe liegen follen. Iſt es einmal dahin
grfemmen mit zwei jungen feuten , dann treiben fie gern
taufenderlei, woran die Gegenwart eines Dritten hinderlich
ift. Ich nehme das an mir ab, Clitipbo. Unter meinen
Freunden insgefamt ift fein Einziger , dem id das Herz
hätten. ‚alte meine Gebeimniffe zu vertrauen. Der Eine ift
mir zu | oornebm; bei dem Andern ſchaͤme ich mic) meiner -
Aufführung, um nicht für einen Gecken, oder für leicht«
finnig ju gelten. Und gerade fo — mußt du denken —
ifts auch dert. Ueberhaupt forder” id) e$ von einem Freunde,
‚Daß er viffe, wie oder warın er dem andern gefällig feyn
Fönne.
Syrus. Was ſpricht der junge Herr dazu ?
Cfitipbo. (leife zum Syrus) Alle Henker!
Eprus. €litipbo, find das die Lehren, bie id) Sybnen
gebe? Ubermals ein Stückchen von einem braven-, mohl-
gezogenen Burfchen !
Clitipbo. (inm Sorus heimlich) Sey bod) ftitf.
Sprus, Feine Aufführung!
U. Ehremen. Sprus, id) muß mid) ſchaͤmen . , .
S prd f. . fd) glaub’s; Sie babens Urſache. Ser»
gert e$ Dod) mid) felber.
Cfitipbo. (jum Syrus) Noch immer?
Syrus. Ja, ja, ich rede die Wahrheif , roie mirs
ums Herz ift.
, Cfitipbo. Darf ich denn nicht in die Nähe lom⸗
men zu ihnen? a rero
Chremes. Was Sale ! ! ift das der — Weg,
den es dazu giebt? a
] Sprus, Cleiſe) Verloren, alles Ki ! bertoirb
fíd) verrathen, noch eh' id) das Geld fchaffe. (Laut) Hören
Cie, Chremes, darf id), als ein einfältiger Kerl) bai:
tatben?
Chremes Was mepnft bu denn?
Sprus. Befehlen Sie ibm p fid) zu entfernen.
Clitipbo. Ich mid) entfernen? wohin?
Sprus. Wohin? mo’s gefällig ift. Machen Sie
den feutdjen Platz; gehn Sie fpabiren.
Clitipbo. Spasiren? mobin ?
u Syrus. Der Henker! fehlt e$ an Kaum dazu ?
gehn Sie dahin, dorthin — in Gottes Namen — mo'$ bes
licht.
Chremes, Er bat Recht; id) bin feiner Meynung.
Elitipbo. (leiſe zum Syrus im Weggehen) Hol’ bid)
der Beier, Syrus, daß du mid) fortjagſt!
Syrus. (leiſe ihm nach) Aber Sie, junger Hert, bal»
ten in Zufunft büb(d) bie Hände!
Vierter Auftritt.
Syrus, Cbremes.
Corus. Wiegefäut Ihnen bas, lieber Herr? toas
denfen Sie nod) in Zukunft an ipm zu erleben, wenn Sie
nicht alle Kräfte, die ihnen der Himmel verleiht, aufbieten,
ibn zu büterr, ibn kurz zu halten, und zu jedem Guten an«
zuführen ?
bci:
— 3o( — 283
Chremes. Dafuͤr werd’ id) forgen.
Syrus. Sa, lieber. Herr, von Stund’ an wuſſen
€it ibn ins Auge faffen.
Chremes. Schon redıt.
Spyrus. Wenn Sie flug find 5 denn mich hört er
nad) gerade immer weniger.
^ €bremes. Aber hör’ einmal, Crit, haft bu denn
— was ich vorhin bir auftrug ? Biſt bu. zu Stande
gekommen mit einem Einfall, der fid) hören laͤßt? fag’an:
Spyrus. Die Schelmerei mepnen ie? ? fti! da
bin id) vorhin auf eine gefommen.
Cbremes. Bravo! unb worin beffebt bie!
‚Syrus. a: ; wie Eins aus dem Andern fid)
fo í
uf TU Mas Eo Cprus ?
Syru s. Die Dirne da iſt des Henkers.
Chremes. So ſcheints.
Syrus. ^o, wenn Cie wuͤßten . . . der Hagel!
was bie im Schilde führt ! es befand fidbl bier ein altes
Weib von Corintb; dieſem hatte fie taufend Dramen
vorgeftrect. !
sU€bremes, Nun?
Corus, Jene Alte ift tobt, unb hat eine junge Tode
ter binterlaffen, weldye Bacchis als Unterpfand ihrer For»
derung beſitzt.
Chremes. Ganz reót.
Sprus. Die Mädchen bat fie mitgebracht ; brin»
ntm bei Ihrer Frau fónnen Sies finden.
Uo bremees, Was weiter?
€»rus. Sie bittet den Clinia , jene Summe ihr
aus zuzahlen 5 dafür folle er das Mädchen gum Unterpfand
behalten. . Chre⸗
ae. — )e( —
Chremes. Wie? zum Unterpfanb behalten? "
Spyrus. Glauben Sie's vieleicht nicht ? id) mente
fo. | (ANS
Chremes. Was bift bu denn gegenwärtig ent«
ſchloſſen?
Syrus. Was id entſchloſſen bin? ? ib. toil. jum
Dienedemus gehen; will ibm fagen, das Mädchen fep aus
Carien entwendet worden, und babe reiche, vornehme Ael⸗
tern. Wenn er fie einlöfete, fo ließe fid) ein huͤbſcher Pros
fitan ihr machen.
Chremes. Du gehft fehl:
Spyrus. Wie fo?
Chremes. Ich will die einmal int Samen des Die
nedemus antworten „Ich kaufe fie nicht. j, . , Agu]
Cyprus. Was fagen Sie? Stellen Sie fid) Me
ein,
Chremes. Es ift ja nicht nöthig.
€»orus, Nicht nótbig?
Cbremes. Nein, fag’ id) bir.
Corus. Und marum denn? id) begreifs nicht.
Cbremes. Das ſollſt du glei) bören (mill ins
Haus gehen) Warte, warte ; moher der entſetzliche Lärm
an unfrer Thür?
Sünfter Auftritt.
Cbremes, Syrus, Soſtrata / eine Amme.
Softrata. Cohne ihren Mann und den Corus ju. (eben )
Ich müßte mich febr irren , oder bas ift der Ring, worauf
mine Gedanken gleich fielen z derfelbe, den ich meiner
Tochter mitgab , als fie ausgefegt wurde,
Ehre ·
= DU " 285
"o Chremes. (jum Syrus) Was foll die Rede, Sprus?
Softrata. Was meynft du ? hältft du ihn nicht
auch dafür ?
Amme. Sid) fagte ja augenblicf[id , wie Sie mir ihn
jeigten, er fen es.
Softrata. Uber daß du ibn aud) recht betrachtet
haft, liebes Weib!
Amme. Vollommen.
' Softrata. Nun, fo geb hinein, unb (age mirg, ob
bos Mädchen aus dem Bade ift. Dermeile will ich hier
marten auf meinen Mann.
Shrus. Sie will zu Ihnen; geben Sie acht, was
ihr Anliegen ſeyn wird. Sd) weiß nicht, fie fommt mir fo
niedergefchlagen vor; ohne Urfacye ift e$ nicht; - Götter!
mas mag das ſeyn!
Chremes. Was es fen mag? viel fürmen um
nichts; Darauf rollt’ id) ſchwoͤren. |
Coftrata, (mird den — gewahr) Ah, lieber
Mann!
Chremes. (mit ſpoͤttelnder Nachahmuug) Ah ,. liche
rau!
Soſt rata. Eben wollt’ id) zu bir,
Cbremes. Nun fo (age, mas haft du?
Sofirata. Fürs Erfte muß ich bid) bitten, daß
du ja nicht glaubeft, ich hätte mid) unterftanden , im Ge—
eingften gegen deinen Befehl ju. bandeln.
Chremes. So mas Unglaublideg , verlangft bu;
fon id) bir glauben? Nun gut!
Syrus. Mir ift, ale cb diefe Rechtfertigung einen
tollen Streich anfündigte.
Spftra
286 ol
Qoftrata. Grinnerft du bid) noch, daß ich einmal
ſchwanger war, unb du mir febr angelegentlich faateft, wenn
id ein Maͤdchen jur Welt brádte, fo folite e& ‚nicht aufer»
zogen tocrben.
| — Cbremes. Set eif id fion , mag v oelchehen its
du haft ed auferzogen,
Qoftrata. Nicht anders.
Chremes. In unferm Haufe?
Spyrus. (vor ſih) Neuer Profit für meinen Herrn !
Goftrata. Rein. Jh fand hier ein altes Weib
auß Corintb — eine brabe Perfon — der mr * das
Maͤdchen/ es auszuſetzen.
C ARS D Jupiter, welcher Unverfland? ift a
möglich ?
^ GCoftrata. Himmel! was hab ich gethan?
Chremes. Das fraaff du?
Soſtrata. Hab’ id) gefehlt, beſter Chremes, fo
geſchah es unwiſſend.
Chremes. Davon endlich bin id überzeugt, ohne
; dein Eeſtaͤndniß, daß du niemals weißt und überlegft, mag
du thuſt oder ſprichſt. Sieh mir den Haufen von Thor⸗
heiten! Fürs Erjie, menn bu meinem Befedl bátteft nach
leben tooten., fo mußte bas Kind getödter werden. Was
: heißt das, fo tbun, als wollfe man es umbringen, und in
der That feine Erhaltung ficb angelegen ſeyn laffen? Doch
darlıber fag! i fan Wort; das Mitladen, das Mutter
herz; — aut! ber (don geforgt für. ‚die ‚Tochter! Was
Bachteft du bir twohl dabei? überieg’ e$ nur... Mußt du micht
| felbft gefteben, Dem alten Werbe wurde das Madden in die
Rappuſe gegeben, und Du fbatejt das Deinige/ fie entwe⸗
der
et]1 +
— )o( — 287
der zur öffentlichen Dirne zu machen, oder zu einer Leibeis
genen für.ben Meifibietenden. Vermuthlich dachteft du:
wie Notb darum, menn fie nur am Leben bleibt —
Sa, ja, fang’ Einer mit eud) an! Was redit , mas
gut, mas vernünftig iff, davon verſteht ihr alle nichts.
Gut oder xr bos, nuͤtzlich oder ſchaͤdlich, das rührteud) nicht;
blos, was va$ euch beliebt.
Soſtrata. Beſter Chremes, id) geſtehe meinen
Fehler, und bereue ihn; aber , lieber Mann! — ſchon iz
ner Jahre wegen mußt du Nachſicht mit mir haben —
laß meine Thorheit Gnade finden vor deiner Weißheit.
Chremes. Was will id) machen? e$ (en bir verzie⸗
ben 5 ohngeachtet id) weiß, daß meine Güte an vielen deiner
- Sniftritte fbulb ift. Aber vor allen Dingen erzähledie Ge-
ſchichte aus, wozu das bisher Gejagte nur als Cinfeitung |
dienen fette.
€oftrata. Wie unfer Geflecht nun einmal die
Schwachheit bat , taf es von feinem Aberglauben fid) nicht
abbringen läßt, (o zog ich, als bie Alte im Begriff war, die
Ausfegung zu vollziehen , mir einen Sing vom Finger, unb
befahl ihr, dem Kinde biefen mitzugeben. Stirbt es, dacht'
id, fo geht e$ boc) nicht ganz leer aus bei feiner Aeltern
Habe.
Chremes. Das war klug. Dadurch haſt du dein
Gewiſſen ſicher geſtellt, und deiner Tochter Leben.
Soſtrata. Dieß ift der Ring (eiat ibm denfelben),
Chremes. Wie fommft bu zu dem?
Spitrata, Das Zungferchen/ welches Bacchis mit»
gebracht bat ...
Syrus. Oh!
Chremes. Was bringt die für Nachticht?
Soſtra⸗
288 (pt
Softrata, Gab mir ibn aufzuheben, inbef fieins
Bad gieng. Anfangs hatt’ ic) feine Aufmerffamfeit drauf;
aber nicht fobald rear er mir ins Auge gefallen, als id Ai
genblicklich ibn erfannte und geſchwind nad) Dir lief.
Chremes. Was für Vermuthungen haft bu denn
tvegen des Mädchens? ober was hajt bu weiter entdeckt?
Softrata. Gar nidjts, Aber bu fannft fie ſelbſt
fragen, roo fie ihn ber habe; cb wir vieleicht unjrer And
ter auf die Spur fommen.
Syrus. (leie) D meh! ba feb' id) mehr Hoffnungy
als mir lieb iſt. Sie gebort uns ju, wenn bem fo iſt.
Cbremes, Yebt die Alte nod) , weldyer bu fie gege»
ben batteft ? ue
Softrata. Das weiß id)nidt. — . :
Chremes. Was verficyerte fie denn, mit bem Kinde
angefangen zu haben?
Softrata. Was id) Ihr befobten bátte.
Chremes. Und mie hieß das Weib, damit man
Erfundigung einziehen fann ?
Softrata. Philtere.
€prus (lee) Ganz redt. Es müßte fonderbar ju»
gehen, wenn das Mädchen nidt geborgen wäre, und ich
auf dem Sande,
Chremes. Goftrata, fomm binein mit mir.
Softrata. Das gelang über meine Erwartung,
Befter Cbremes, tie rvar mir fo bange, bu möchteft bid)
mieder fo hartherzig zeigen, moie ehedem, als von dem fünf»
tigen Schidfal des Kindes bie Rede mar!
Chremes. Der Menſch kann öfters nicht ſeyn, was
er möchte, weil es bie LImftände verbieten, In meiner jt
tzigen / Lage Wt eine Xodbter etwas Wünfcpenswerthes für
fid; vormals gerade das Gegentheil.
e.
vite
\ — b o
y
^ 289
Vierter Aufzug.
Erfter Auftritt,
Syrus.
—. Sd) müßte mich febr irren, oder mir fteht eine Schlappe
bevor, weil meine Truppen fo gewaltig in bie Enge getriea
ben werden. Es müßte denn feyn, Daß ich etwas ausfin«
dig machte, ben Alten über die Geliebt e feines Sohnes int
Irrthum zu laffen. Denn die Hoffnung auf das Geld over
fonft einen Betrug ift vorbei; Ruhm genug, menn ich mit
beiler Haut davon fomme — — — Der Henfer! daß ein
fo fetter Biffen mir auf einmal aus dem Rachen geriffen
wurde! — — — Was fol ih machen? mas ergrübeln ?
/ — — — Ich muß wieder von born anfangen. Sey ete
mas nod) fo ſchwer, es laßt fid) fertig werden damit, wenn
man fid) anftrengt. (funt nad) ) Wie, menn id) es nun fo
anfienge? — Das geht nit. — Nun aber (o? — Eben
fo wenig. — Uber (o, dent’ ih? — Unwmoͤglich. — Oja,
vortreflih. Bravo! ein herrlicher Gedanke! Was gilt, den
Deferteur, bas Geld, krieg' id) tod) wieder.
Zweiter Auftritt,
Clinía, Syrus,
€finía. (kommt von einer andern Eeite, ohne dem Corus
zu ſehen) Mag mir in Zufunft begegnen , was da will
mich ſolls nicht fümmern ; fo gros ift die Freude, die id)
eben erlebt babe. Bon nun an will id» meinem Vater gan
mid) widmen, und nod) eingesccener leben, als ere verlangt‘;
Sprus. (vor (i5) | Saut’ ichs nicht? Chremes bat
fie erfannt für feine Tochter, wie ich ba vernehme, (zung
N. Er Elima)
—
290 = )o( — ’
Elinin) Die glückliche Erfüllung Ihrer Wunſche freut mid)
von Herzen.
Clinia. Liebſter, befter Sytus, Haft bu'd gehört ?
Syrus. Wie ſollt' ichnicht? von Anfang bid ju Ende.
Clinia. Haft du je gehört, daß ein Menfc fo glüd-
lid) geworden ift?
Syrus. Niemals.
Clinia, Und dad verfichere ich bei allem, toad mir
heilig ifl, micht fo febr meinetwegen bin id) entzuͤckt, als
wegen des edlen Mädcheng ; weil fein Glüc auf der Welt
für bie zu groß iff. ;
Sprus. Ich glaube. — Nun aber, Clinia, iftan
Shnen die Reihe, mir gleichfalls behilflich ju fepn , baf un»
fer Alter nichts merft von der Fiebfchaft feines Sohnes,
Denn ein ehrlicher Mann ſucht aud) feines — Ans
gelegenheit fier zu ftellen,
Elinia. D Jupiter!
Syrus. Fallen Sie dag jest.
€linia. Ich befomme meine Antiphila zur Frau!
Syrus. Soll id) denn nidt zum Wort fommen?
Clinia, Beſter €prué, mie fann id) anders ? id)
bin wonnetrunfen; babe Gedult mit mir,
Eprus. (vertrüßiih) Ich muß ja wohl,
€linia, Don nun an leben wir wie im Himmelreich.
Syrus. (iomis) Ich fehe wohl, da hilft mid) alles
nichts
Clinia. Gprid nur, id) höre.
Syrus. Eir merfen ja bed) nicht auf meine Rede,
€linia. Ganz gewiß.
Enrur Ein ebrlicer Mann, wollt’ ich fagen, ſucht
auch feines Freundes Angelegenheit ſicher ju ſtellen. er
ux )p( w 291
fehn Sie, Clinia, wenn Sie jest aus unferm Haufe achen,
und die Bacchis zurücklaffen , dann erfährts der Alte augen.
blicklich, daß Clitipbo der wahre Liebhaber von ihrift. Darf
fie aber mitgepen / fo bleibt das Geheimniß unentbütt, wie
bisher.
Clinia. Uber, Cpru$, da müft' id) auf der Welt
nichts, das meiner Verbindung mit der Untiphila mehr
im Weg ftünde. Denn wo nahm’ ich bie Stirn ber, meis
nem 3Dater unter die Yugen zu treten? was fonnt" id) ibm
fagen ? weißt du's?
Epyrus, Warum nicht?
Elinia. Mas fol id) (agen ? melden Vorwand
nehmen ?
Spyrus. dc) verlange ja nicht, daß Sie lügen fols
fen; nein erzählen, Sie ibm den Handel treulid) und ohne
Rüdhalt, '
Elinia. Hör’ id) recht?
Syrus. Sa, ja; Sie fenen der Untiphila Liebha—
ber, und verlangen Das Maͤdchen zur Gattin; die Andre
gehöre dem Clitipho.
Clinia. Nun gut, bas laßt fid) hören , und bat
feine Schwierigkeit. Alſo id) fol meinen Vater bitten, daß
euer Alter nichts von ibm erfahre?
Cyrus. Nicht Dod; ber fon ihm alles haarklein er»
zählen.
Clinia, Der Henker! bift du bei Verftand, oder
nüchtern? bu fübrft ibn ja den geraden Weg zum Verders
ben. Denn fage, mie fann das heißen, für feine Sichere
heit Sorge tragen ? -,
Syrus. "ye, das ift eben der Einfall, worüber ic
triumpbire; bier fühl” ich mich in meiner. ganzen Größe,
Om Einer nur, mas für gewaltige, für unerhörte Pfiffe
$1 das
-
=
u
,
$9 C -)o( —
das find ! Beide follen bie Wahrheit hören von mir, unb
*
pod) angeführt werden. Euer Alter fol Unſerm erzählen,
Bacchis fey die ics des Glitipbo, und * wirds nicht
glauben.
Clinia. — nur, daß du dadurch mir ' wieder
auf einmal jede Ausficht zu meiner Heirarh entziebeft. Denn
fo fange der Alte die Bacchis für meine Geliebte hält, giebt -
er mir natürlich feine Tochter nidt. — Dod) bir liegt viele
leicht blos am Herzen, dem Clitipbo zu helfen; mag t
mir mirb, ift bir einerlei.
Syrus. Zum Henker! megnen Sie denn, der Bes
trug ſolle ewig dauern? einen einzigen Tag, bid ich das
Geld herauspreflez nicht mehr und nicht weniger,
Glinia. Soviel brauchſt bu nur? — Wie nun aber,
wenn fein Vater dahinter fommt?
' Syrus. Spreden Sie lieber , wie jene nem
Leute: wenn aber der Himmel einfiele?
Clinia. Mir iff nicht wohl bei ber Cad. 1
Syrus. idt wohl ? als ob es Ihnen nicht frei
fiünbe, fi) jeden Augenblick ber Verlegenheit zu entreiffen,
unb das Geheimniß zu entdeden.
Ctinia. ®ut, aut; fie mag fommm , bit Bacchis.
Syrus. Da kommt ſie wie gerufen.
Dritter Auftritt.
Bacchis, Clinia, Syrus, bromo
pbrygia _
Bacchis. (iu ihrer Sklavin, ohne die Undern zu (ben)
Der grobe Kerl, ber Cyprus, bat burd) bie jeben Minen, |
bie er mir verſprach, mid) hierher qefbmoàgt. — ber führt -
er mid) diesmal an, bam fol er — alles Bittens unb Fle⸗
hens
— — — 293
bens ungeachtet — oft genug fehl gehen. Oder wenn ichs
ibm jugefagt, auf Ort und Stunde zugeſagt babes wenn er
zu Haus die Sache ganz gewiß gemacht bat, unb Elitipho
zwifchen Futcht und Hoffnung ſchwebet — ja, dann follen
fie mir lange warten, «mich (eben fie gewiß nicht, und Herr
Sprus bezahlt bíe Zeche mit feinem Buckel. :
: C Linia, (jum Syrus) Das find ja fhöne Sachen,
die man dir hier verfpricht.
Sytus. Und glauben Cie vielleicht, die fherje?
nein , fie hält Wort, fads id) mid) nicht wahre.
fBacdjís. Das Volk fhläft, aber traun ! id) roit.
- fie aufrütteln, (jut &fla»in) Sage, Phrygia, haft du acht
gegeben ‚ vie uns der Menfch vorhin bie Billa des Charinus
befchrieb ?
Dhryaia. Dia.
Bacchis. Sie liegt rechter Hand hart neben biefem
Landgute.
Phrygia. Ganz ret.
Bacchis. Nun fo lauf, was du kannſt; dort feiert
der Dfficier das Bachusfeit.
Spyrus. Was beginnt die ? 1
Bachis. Sag’ ibm, id) befánbe mich bier, zu mei«
nem grofen 9ferger , urb könnte nicht weg. Doch id) würde
Thon fehen, voie ichs machte, daß id) ihnen eine Rafe drehte,
und hinüber fáme.
*
Sprus. ((breitlaut auf) Syd) Unglüdfider! warten
Gie, warten Sie, Bachis. Wo in aller Welt (dien Sie
die hin? rufen Sie ihr zurüd.
Bacchis. (sur Sflavin) Fort!
Sprus. Das Gelb ift ja bei der Hand,
Bacchis. Nun, id) bleibe ja.
13 Syrus.
204 — )o( —
Syrus. Den Augenblick follen Sie's haben.
Bacchis Nach Belieben ; bin id) denn fo dringend ?
Syrus. Aber wilfen Sie was, meine Quen
$Sacdis. Nun? .
Sprus. Sie müffen nunmehr jum NE
ben, mit ihrer ganzen Cuite. :
Bachis. Ha, was machſt du, Cdutfe?
Cyrus. Ich münjt an dem Geld für Sie, 3
Bachis. Meynft du, mit mir lónneft bu dein
Gefpött treiben ?
Syrus. (8 bat feine gute Urfache. 1
Bacchis. Sol id) aud) dort mit oir mid) unter»
halten ?
Sprus, Nicht doch; ich ſchaff' Ihnen den rechten
Mann.
Bacchis. Sey's denn,
Sprus. Folgen Sie mir, (ruftins Haus des Meuede⸗
mus) He da, Dremo!
Dromo, Wer ruft ?
Syrus. Syrus?
Dromo Was ift da?
Qnprus. Geſchwind, bring’ ale bie Gfieoinnen. der
Bacchis in euer Haus,
Drompo. Und marum?
Cyrus. Gen undefümmert desiwegen, ie folfen
mitnebmen , was fie hierher gebracht haben — Der Alte
miro wunder mepnen, was er erfpare, weil feine Gaͤſte fid)
empfeblen. Uber bei Gott! er weiß nid)t , mie theuer der
Meine Profit ibm wird zu fteben fommen, Du, Dromo,
menn
RAR 295
wenn du gefcheidbift, weißt von altem, was dir befannt iff,
|. nicht ein Wort,
Dromo. So gewiß, als ob id) feine Zunge hätte,
Vierter Auftritt,
Cbremes, Cyrus.
Chremes. (ohne ben Corus zu febeh) Bei Gott! er
dauert mich, der gute Menedemus ; ; ich fenne das Unger
witter, das ihm drohet. So eine Dirne-mit ihrem aane |
zen grob zu füttern! Die nächften Paar Tage zwar — dar
für bin id) Bürge — wird er’s nicht empfinden ; fo qros war
das Derlangen nad) feinem Sohne. Aber fieht er nur erft,
baf tagtäglich fobief drauf geht in feinem Haufe, unb daß
es kein Ende nimmt , dann toird er roün(den, fein Sohn
möge vor neuem davon laufen, (erblickt den Syrus) Aber
ſieh! ba ift ja Syrus recht erwuͤnſcht.
Sprus. (lee) Es ift hohe Zeit, daß id) mid an
ibn made.
Chremes. Syrus!
Sprus. He! !
Chremes. Wie ftebte?
Syrus. ch hätte Sie längft gern gefprochen.!
Cbremes, Esfceint, bu bift (don bran geweſen
mit bem Alten,
GCyru$. Sie mepnen bie Angelegenheit, wovon wir
vorhin . . . ? Geſagt, gethan.
Cbremes. In Crnft?
Cyprus. Ganz gewiß.
€bremes, O du bift brav, Syrus; tritt näher,
id) muß bid) umarmen. — Cep verfichert, das ſollſt bu mir
nicht umfonft getban haben.
-*
i4 Corus.
296 , -)e( — Y
Crus. Ya, temn Sie moüften, auf et (ficis
herrlichen €infat id) gefommen bin. I"
Chremes. Alfo var e$ Windbeutelei, * dir alles
nad Wunfc gelungen (e ,
Sprus, Behüte der Himmel! ts id fag; E ds
wahr fenn.
Chremes. Go erzähle denn. es
Syrus. Clinia bat feinen Vater weiß —— — Bars
his fen Die Beliebte Ihtes Clitipbo 5 bestvegen habe er fie
mitgebradht, damit Sie nicht Dahinter Famen,
Ehre mte$.. Schoͤn.
Syrus, An Grnft, lieber Herr?
Chremes. a ted); vortreflidy.
Corus. Nun, nun, es gebt an. — Doch bören
Sie weiter; das Xniffdjen iff noch nit am Ende. „Er⸗
ſelbſt habe Ihre Tochter geſehen, unb fep beim erſten An⸗
blick von ihren Reitzen geſeſſelt worden, kurz, fiemüfft feine
Frau werden,
Chremes, Die, welche id) eben wieder gefunden
babe?
Syrus. Eben die. Es wird nicht lange. dauern,
daß er um fie anbalten läft. nf
Cbremes.. Warum aber, Cyprus ? denn von dem
allen verjich’ id) Fein Wort.
Syrus. Der Hmter! Cie begreifen aud) ſchwer.
Chremes, . Kann fepn.
/ Syrus. Zur Hodyeit muß er. ja Geld haben, um
Brfchmeide unb qus . „ . verftehn Eie?
Chremes, Für die Braut anzufgaffen?
Cyrus. Wigtig.
Ehre
Ar es yo( x *
Chremes. Das muß id) dir aber fait ich erbe |
fie ibis meder geben, nod zufagen.
Syxrus Nicht ? marum denn?
Chremes. Warum , fragſt bu? fo einem .
Sprüs. Nün, nun, nad) Belieben. Meine Sepe
nung war nicht, daß Sie im Ernſte Ihre Tocpter ibm ges
ben ſollten, ſondern, Sie ſollten nur ſo thun.
i Chremes. Nein, nein , dergleichen ift bei mir
nit Sitte. Karte bu bein Spiel, wiedu willſt, nurmich
wiſche nicht hinein, Wie? einem Menſchen, dem id) meine
Sodter zu geben nie willens bin, dem felit 5) fie zufagen ?
Sprus. Ich mepnte fo.
Chremes. Mit nidten. ,
Corus. Es hätte fid) füafid) machen faffen ; unb ber
Qiebanfe fant mir destwegen , meil- Sie vorbin fo aufferors
dent lich dringend waren. |
Chremes. Sd gfaub's.
Syrus. Das fann id) übrigens verfichern , lieber
Herr, e$ war herzlich qut gemepnt von mir.
Chremes. nb ich intereffire mid) mehr wie je⸗
mals‘ dafuͤr, daß bu bie Cad zu Stand bringeft; nur auf
einem andern Wege.
Sprus. Nun gut; etwas Undersalfo, — Aber was
id) Ihnen da fagte von dem Gelbe, welches Antiphila der
Bacchis ſchuldig iff, bas muß diefe nun haben. Mancher
würde freilid) niit Ausflüchten fommen „was fümmert das
mid? hab’ id) ed empfangen? mar'$ mein Befehl ? konnte
- fit meine Tochter verpfanden ohne meinen Confené ? ,, Aber:
— Ihnen, Cbrenies, braucht man nicht erft zu fagen , wie
, wahr das Cprüd)mort fep: wer's ju genau nimmt mit
feinem Recht, ift oft ber größte Rechtsberkehrer.
$4.4. Chremes,
x
298 » Ja Mx
Chremes. Das wäre mir ohnehin nicht eingefallen.
Sprus. Ja, ſehen Cie, toenn'$ aud) einem Andern
bingienge, Ihnen geht's nicht bm. Alte Welt weiß, daß
Sie ein wohlftehender Mann find, der etwas vor ſich ge⸗
bracht hat.
Chremes. Du hoͤrſt ja, ben — will ichs
ihr bringen.
Syrus. Laſſen Sie's doch lieber Idren —
Chremes. Warum denn?
Syhrus. Weil der nun einmal die Rolle Ded Lieb⸗
baberé übernommen bat.
Chremes. War damit?
Sprus Die Cade bat mehr Wahrfcheinlichkeit,
wenn er'é ihr giebt; undich fomme dadurch leichter zu meis
nem Vorhaben. Dod) ba kommt er felbft; geſchwind, bos
len fie das Geld,
Cbremes. ut (aebt binein).
Sünfter Auftritt x
Clitipbo, Cyrus.
Clitipho. Nichte auf ber Welt ift fo leicht, ed wird
einem fauer, menn man'é ungern thut. Nur der Spas»
piergang ba, der bod) gar nichts (agen will, moie ſchachmatt
bat er mid) gemacht ! Und weiß der Himmel, obman nicht
abermal® mid) fortjagen wird, daß ich meine Bacchis nicht
feben darf. (erblit den Sprus) Ha, Syrus! módten alle
Götter im Himmel und auf Erden bid) famt deinem ſchoͤ—
nen Einfall, famt deiner Erfindung vertilgen. Lauter ſolche
Dinge bringft bu auf, als wär’ e$ deine Abficyt , mid) zu
auälen, i
Syrus.
—)o( — 299
Sprus. Gehn Cie, wohin Sie gehören. Bei ei-
nem Haare wär” id) ins größte Unglüd gefommen durch
Ihre Leichtfertigfeit.
- Gfitipbo, Was gäb’ id) drum, wenn's geſchehen
wäre? bu verdienft nichts Beflere.
jud Syrus, Sid) verdiene nichts Seffers ? und warum?
Bei Gott! e$ freut mich, fo mas von Ihnen gehört zu bae
ben, inbef das Geld nod) im meinen Händen ift, das Sie
eben befommen ſollten.
Clitipbo. Was verlangft du denn, daß id) bir fae
gen fol ? Du gienaft bin , mir nıeine Geliebte zu holen ;
unb als fie er(djeint, darf id) ihr nicht nahe fommen.
Syrus. Nun, nun, mein Zorn bat fid) gelegt.
Aber wiffen Sie, wo Sjbre Bacchis jest iſt?
Clitipho. Bei und,
Syrus. D nein.
Clitipbo. Wo denn?
Syrus. Beim Clinia.
Clítbo. Himmel!
Syrus. Getrofiz jur Stunde follen Sie dag Gelb
überbringen, was Cie Ihr verfprocen haben.
Clitipbo, Schwäaͤtzer! woher?
Corus. Don Ihrem Vater,
Elitipbo. Du treibft wohl Kurzweile mit mir,
Syrus. Der Erfolg mirb8 lehren.
Clitipbo, Traun! Eyrus, bu bift ein herrlicher
fSurfj. Mer ift glücklicher als ih? Uber da kommt mein
. Vater,
Syru®. Daß Cit mir ja feine Verwunderung gti»
gem , warum er fo handle. Geben Cie adt auf jeden meis
ner Winfe; was er Sie heißt , das thun ‚Sie ; unb bei»
leibe nicht viel gefprochen !
Sehhfter
"30 . — er
Sechfter Auftritt. — ^
Cbremes, Elitipbo, Syrus. — — i
^ (€bremts. Cobue ben Glitippo ju fehen) Wo ift denn
Elitipho? | hw 114: $9
^ Syrus. (;umGlitippo) Sprechen Sie , bier m |
. à ! *
Clibipbo. Hier bin id) mein Vater. }
Chremes. (jum Sorus) Haft bu ibm gefagt, d
im Werk ift?
Spyrus. Bis auf eine Kleinigkeit.
Chremes. (jun Elitipho) Da nimm das Gerd, und:
überbring’s.
^ — €pyruf. (jum Glitippo) Was Reben Sie — Sie
Klotz? ſo nehmen Sie doch.
Clitipbo. Guu ſeinem Water) Geben. Sie ber Cen
plangt das Geld.)
Spyrus. Jetzt geſchwind hineingegangen mit mir,
Cie, Herr Chremes, warten bier, bis mir zurück fommen.
Denn unfer Gefyäft drinnen ift bald abgethan,
Siebenter Auftritt.
Cbremes,
Alf zehen Minen hab’ id) bereits ausgegeben für meine
Tochter; indeffen bie muß id) ale Koftgeld anfehen. Eben:
foviel ift erforderlich, fie heraue zuputzen ; unb unter zwei
Talenten werd’ id) nicht fertig mit ihrer Ausſteuer. Was
bod) bie Mode nicht fo manche Ungrredtiafeit, fo mande
S borbeit eingeführt bat! Da that's nun Noth , id) ließe
alles fieben unb liegen, und fuchte mir einen, um, mas
id) fo fauer erworben babe, mit ihm zu tbeilen, d
- )o(— 401 -
Achter Auftritt.
Menedemus, Ebremes,
Menedemus.. (fonmt aus feinem Haufe, ohne ben
Ehremes jm ichen) Test, lieber Sohn, halte id) mich für
ben glücklichften Mann unter der Sonne, weil id) (tbe, daß
du miebtr auf dem rechten Wege bift.
Chremes. (ilie) Wie er fid) táufdt !
-Menedemus. (ſieht den Chremes) Ah, Chremes,
eben wollt’ ich zu Shnen. Setten Sie meinen Sohn, mid)
und mein ganzes Haus; Sie fünnen cs.
Chremes. Was ſoll id) denn ?
Menedemus. Gie haben heute eine Tochter wieder
gefunden.
Chremes. Was damit?
Menedemugs. Die möchte Clinia zur Frau haben.
Chremes. Gerehter Himmel! mas für ein Mann
find Sie? |
Menedemug, Wie fo?
Cbremes. Biffen Sie denn nicht mehr , was zwi⸗
(den uns war verabredet worden, puncto der Schelmerei,
die man Ihnen fpielen unb dadurch Gelb abliſten ſollte?
Menedemus. O' ja.
Chremes. Eben die iſt jetzt im Werk.
Menedemus. Was ſagen Cie, Chremes?
Chremes. Nicht wahr, das Maͤdchen in Ihrem
Hauſe iſt des Clitipho Geliebte?
Menedemus. So heißt's.
Chremes. Und Sie alauben'$ ?
-Menedemus. Werdings.
Shres
=
302 -5o( --
Ehremes. Und Elinia, beift es weiter, wolle meine
Tochter beirathen, damit, wenn er das Jawort bat, Git
ibm Geld für Geſchmeide, qus, und mas fonft erforders
Yid) ift, geben.
Menedemus, Wahrlich! Sie * recht ; für
feine Geliebte fucht er das.
Chremes. Zmeifelsohne.
Menedemus Ich armer Mann ! fo war denn
meine Freude vergebens. Doch lieber alles in der Welt,
als ibn verloren. — Sagen Sie, Chremes, was für eine
Antwort ſoll id) ipm von Ihnen bringen, Damit er nicht
werke, id) fey auf der Spur, unb verdrießlidy werde?
Chremes. Verdrießlich? nein, BNeneDemie ! das
heißt die Nachſicht zu weit getrieben,
Menedemus, Simmerbin , Chremed; der fon teat
einmal darauf angelegt, alſo belfen Sie mir ibn durch⸗
führen.
Chremes. Sagen Sie, tir hätten ung geſprochen;
Sie hätten bie Heirath aufs Xapet gebracht.
Menedemug. Gut. Was meiter?
Chremes, Ich (ep alles zufrieden, ber Eidamı fiebe
mir an; meinetiwegen fagen Sie auch,/ ic) hätte bas Jawort
gegeben...»
Menedemus. (füllt ihm ins Wort) Ha, das war
ed, was id) wuͤnſchte.
Chremes. Damit er defto eher feine Forderung
thue, unb Eie lieber heut als morgen Diefelbe befriedigen.
Denn fo wollen Sie's ja.
Menedemus. Allerdings.
Chremes. Traun! mie ich die Sache anfehe, torre
den Sie feiner bald fatt haben, ber, roie bem aud) ſey⸗
menn
- )o(-— 303
wenn Sie Hug find, befommt er’s mit Vorſicht und nicht ;
auf einmal.
Menedemus. Gut.
Chremes. Gehn Sie hinein, und feben, wie viel
er verlangt. Ich werde zu Haus fepn , falle Cie mid)
- brauchen.
Menedemus: Ganz gewiß; denn Sie follen alles
erfahren, was vorgefallen ift.
Sunfter Aufzug.
Erfter Auftritt.
Menedemus, Cbremes.
Menedemusg. ch bin eben Feiner von ben ſchlaue—
(ten und hellſichtigſten; das braucht mir niemand zu (a.
gen. Uber da mein Helfershelfer , mein Hofmeilter und
Präceptor Chremes ift nod) über mid. Die Ehrentitel,
die man einem ſchwachen Kopfe beilegt — Stock, Tölpel,
Efel, Bleiklotz — paffen insgefamt auf mid. Auf ihn
fein einziger; denn feine Einfalt geht über das alleshinaus.
Chremes. (ins Haus binein ; ohne ben Menedemus
zu bemerfen) So höre bod) einmal auf, Frau, mit deinen
Danfgebeten für bie wiedergefundene Tochter bie Ohren der
Bötter ju ermüben, Oder meynft du vieleicht, fie wären
toit du, und hörten nichts, was man ihnen nicht bunberte
mal mwiederholte ? — Aber roo bleibt Syrus fo lange mit
meinem Sohne?
Menedemus, Wer iftes, Chremes, der fo lange
bleibt ?
Chremes. Ha, Menedemus! find Sie ba? Sagen
Sie mir, weiß Elinia, was id) Ihnen fagte?
Menede⸗
304 % - )o(—
Menedemus Von Wort zu Wort. 7 Dar
: €bremes. Und mas fprab er?
Menedemus. Stellen Sie fid vor, der dis, d
erfreut, als cb ibm mit der Hochzeit angeholfen fe.
Chremes. Ha, ba, ba! un
Menedemus. Was laden Gi? 16d
€bremes. Ich dachte an Die Eigen ws
e» rus,
Menedemus, Wirklich?
Chremes. Selbſt die Geſichter der fcute weiß er
abzurichten, der Erzſchelm!
Menedemus. Sie meynen, weil men Sohn fo
froͤhlich ausſieht?
Chremes. Jtatürfidy,
Menedemus. Sa, ja, da dachte id) auch an,
Chremes. Schalksknecht!
Menedemus. Ich bin qut dafür, Sie heißen nd
doppelt fo, wenn Cie mehr von ber Cade willen.
Gbremés, Wahrbaftig ?
DMenedemus, Hören Sie nur,
Chremes. Still! vor allen Dingen muß id) wiſſen,
wie viel man Ihnen abgenommen hat. Denn das kann
ich mir vorſtellen, wie Sie ſagten, Clinia habe die Zuſage
von mir, wird Dromo flugs ſich haben vernehmen laſſen,
was die Braut nicht alles brauche, an Pur , an Kleino«
dien, an Sklavinnen — damit Sie herausrücten möchten.
Menedemus. Nein. d
Chremes. Wie? Nein?
Medenemus. Nein, fage id.
Ehremes. Uber Ihr Sobn bod?
Menedemus. Kein Wort, Chremes. Daseinzigr,
was ibm anlag, war, die Hochzeit möchte heute noch vor
fid) geben. Ehre»
; — Jo — 305
Chremes. Sonderbar ! unb mein Syrus ? hat
aud) der nichts. . .?
Menedemus Nichte.
Chremes. Warum-denn ?
“Menedemus. Das muß man mido nicht fragen,
fondern Sie, Gbremes ; . fie wiffen ja ſonſt ſobiel — Aber
wahr ift es; eben da hr Syrus bat Ihren Sohn fo meis
fterbaft zugeftugt, daß e& Feiner Seele einfallen — Bac⸗
chis fen bie Geliebte des Glinia.
Chremes. (betreten) Was ſagen Sie? )
Menedenus. Daß fie fi füften, fid umarmten,
‚wie 3totb barum? dag find Sleinigfeiten.
Chremes. Aber fagen Sie, mie kann bie Verftels
[ung nod weiter geben?
SRenebemus. Pah!
Chremes. Darf ijs nicht wiſſen?
Menedemus. Nur Gedult! Ganz am Ende meis
nes Hinterhaufer befindet fiir ein Cabinetchen; in dieſes
trug man eine Bettftelle nebft Zugebör,
Chremes. Nun, und mas weiter?
Menedemus. Wie der Blitz ſchoß Clitipho dar
hinein.
Cbremes, Allein ?
Menedemus. Verſteht ſich.
Chremes. Mir wird warm.
Menedemus. Hinter ibm drein unfre Bacchis.
. €bremes. Allein?
Menedemus. Berfteht fid),
ÜChremes. Ich bin des Todes, +
Menedemus,’ Wie fie drinnen waren, twurde bie
&bür abgeſchloſſen,
| ; M Ehre
306 = yol-
Cbremes, Ha! unb bas fabe Gfinia?
Menedemus Warum nit? fo qut ale ich.
Chremes. Bachig iff die Geliebte meines Sohnes!
adj, Menedemus, ich gefd)faaener Mann! -
Menedemug. Wie fo?
, €bremes, Kaum für jehen Tage reicht. mein
Dorrath.
Menedemug Nun? macht Sie der Umfand
. bange, taf er feinem Freunde bedient ift?
Chremes. Sagen Sie lieber, feiner Freundin.
Menedemus. Sollt' er das?
Chremes. Zweifeln Sie dran? Wo iftber Menfch,
der die Gefaͤlligkeit ſoweit treibt, mit eignen Yugen zuzuſe⸗
ben, wenn ein Andrer fein Madden .. .?.
Menedemus. Ha, ha, ba! marum nicht ? um mid)
befto deichter hinter’s Licht zu führen,
Chremes. Sie fpotten ? wohl hab’ ich Urfache, über
mich felbit erboßt zu ſeyn. Was trieben fie nicht alles,
woran ich's hätte merken können, wär’ id) nicht frodibumm
^ geroefen! mie viel hatt’ ich geſehen! o ich Unglüdlicher ! —
Aber bei Bott und bei meinem Leben ! das follen fie mir
nidt umfonft gethan haben; nein, von Stund’ an...
Menedemus. Wollen Cie fid) nicht mäffigen ?
nicht ſchonen ? bin ich Ihnen nicht Beifpiels genug ?
Ehremes. Menedemus, id) bin ganz auſſer mir
vor Zorn, —
Menedemus. Und das fpreden Sie? pfui ber
Schande! andern wollen Sie ratben , auffer Ihrem Haufe
find Sie Hug, und fönnen fid) felbft nicht helfen!
Chremes. Was foll ij anfangen?
4T
Mene
—— om 307
—. Menedemus. Das nàmlide, was Cie bei mir
vermißten. Er muf es fühlen, daß Sie Vater find; muß
bas Herz haben, Ihnen alles zu vertrauen , Sie um alles
" enjufpreden. Sonft möchte er zu einem andern Mittel
feine Zuflucht nehmen, und Ihnen fortlaufen.
Chremes. Geh’ er lieber, foweit feine Füße ihn
tragen, der Lotterbube , als baf er hier feinen Vater an
den Betteljtab bringen fol. — Menedemus, wenn id) den
Aufwand ferner beftreiten foil , dann fann id) im Ernft die
Sade jur Hand. nehmen.
Menedemus, Sochte, facte! fonft ift Ihres Vera
druffes fein Ende. Sie werden gewaltig aufbraufen, und
^
bernad) doc) verzeihen — aber fo dankt's Ihnen fein
Menſch.
... Chremes. Ah, wenn Sie müßten, tie toll mie
der Kopf ift?
Menedemug Meinetwegen denn. — Uber wie
fichts mit meinem Anliegen, daß Elinia Ihre Tochter zur
Zrau befomme? — ober mi(fen Sie ihr vieleicht etwas
Beſſeres.
Chremes. Bewahre! der Eidam und die Verwand⸗
ſchaft ſind mir anſtaͤndig.
Mene Demus, Wie ftarf wird die Mitgabe fenn ?
damit i6 meinem Sohne fagen fann. — Darum feine
Antwort?
Cbremes. Die Mitgabe?
Menedemus. a bod.
Chremes. Ah!
Menedemus. Chremes, fepn Sie unbeforat, wenns
etroa nicht viel ift 5 auf Die Ditgabe fommt es uns nicht
an,
N
l2 ! Chre⸗
308 76€ cs ;
Chremes. Sch dachte, für meinen Zufand fenen
zwei Talente genug. Aber,‘ um mid), mein Vermögen
unb meinen Sohn zu retten , tbun Cie mir den Gefallen
und fagen, Hab und But fe» zur Mitgabe beftimmt von
mir,
Menedemus. Was madhen Sie? ,
Cbremes. Stellen Sie fid) betroffen darüber; nod)
mtbr , fragen Cie ibn, mie id) dazu fomme.
Menedemus. Ja ich weiß aber felbft nicht, was
Cie damit wollen. ] !
Cbremes. Was id will damit? ber Burſch, ber
jest in alten Lüften erfoffen ift, foll mir fo zahm und
mürbe werden, daß er nicht weiß, roo aus nod) ein.
Menedemus. Was fangen Sie an?
"Cbremes, Still! laſſen Sie mid) diesmal meinem
Kopf folgen.
Menedemus. Warum nit? — Alfo bleibt’s bas
bei?
Cremes. Lnfehlbar.
Menedemus So mag’s denn.
Chremes. Sagen Sie Ihrem Sohne, daß er fo»
gleid) 9Inftalt made, bie Braut zu holen. — Den Bure
fen — es ift ja mein Kind — will id) durch Dream
gen firre machen; aber ben Corus...
Menedemus. Nun? und?
Ehremes. Bei meiner Ehre! den will ich 5
machen, ihm ſolchergeſtalt ben Kopf mwafchen » daß er Zeit»
lebens an*mid) benfen fot, Der Kerl will feinen Epaf,
feine Kurzweile mit mir treiben ! Bei Gott! feiner Witte
frau hätt et das Herz haben dürfen, fo — wie
er mir getban bat.
—*
i195 C | 309
Zweiter Auftritt,
Clitipbo, Wenedemus, Cbremes, Cyrus.
.Gfitipbo. Iſts möglih, Menedemus? bat mein
Vater in fo kurzer Zeit alle natürliche Empfindung gegen
mid) erftidt ? und warum ? was habe id) denn fo Abſcheu⸗
liches verbrochen ? etwas Alltägliches,
Menedemus. Ihnen freilich muß die Behandlung —-
doppelt empfindlich unb araufam fallen, da Sie ber Gegen»
ftand davon find, Aber der Eindruck, den fie bei mir er»
regt, ift nicht minder ſchmerzhaft. Was er damit mil,
geht über meinen Begriff ; foviel inbeffen feyn Sie verfie
dert, meine Wuͤnſche für Ihr Wohl find bie lauterften von
der Welt. —
Clitipho. Sagten Sie nicht, mein Vater wäre
bier ?
Menedemus. Da ftehter. (ab)
»
Dritter Auftritt.
Cbremes , Elitipbo, Syrus.
Chremes. Was führft du Klage über mich, Cli»
tipbo? mit allem, was bier gefcheben ift , wollte ich bir
und deiner Thorheit zu Hilfe fommen, Ich habe gefun«
den, bu bift ein feichtfinniger Menfch , ben meiter nichts
rührt, als road für ben Augenblik ibm Vergnügen madft,
ben der &ebanfe an bie Zufunft niemals anfiht. Daher
ift bie Einrichtung fo getroffen , daß bu meder barben , nod)
‚mein Ermorbenes durchbringen Fannft. Du felbft haft es
unmöglich gemacht , bid) in den Beſitz desjenigen , was
bir von Rechtswegen gebührte, zu fe&en ; al(o wendeteich
M3 mich
310 | — ,0o(—
mid) an deine nächften Verwandten , deren Händen nun
alles übergeben und anvertraut ift. Auf biefe Art, Elitie
pbo, bleibt dir bei deinen Verirrungen ſtets eine Sufudt;
»Brod, Kleider unb Obdach.
Clitipbo. Geredter Himmel!
Chremes Beſſer fo, als daß bu e$ erbeft , und
der Bachis anhaͤngeſt.
Syrus. O mehe! was für Herzeleid hab’ id) tviber
SDerboffen , angerichtet, id) Elender!
Clitipbo. Ach baf ich todt wäre!
Chremes, Lerne zuerft Buͤrſchchen, mas es beifit,
leben. Wenn bu Das weißt, und es fieht bir nicht an in
der Welt, dann maaft bu fo ſprechen.
Corus. Here, ift es eergónnt, ..?
Chremes. Mede.
Sprus, Aber ohne Gefahr.
Cbremes. eb. "
Syrus. it bas nicht eine Ungerechtigkeit , eine
Tollheit, was id) verbrodyen babe, ibn buͤßen zu faffen ?
Chremes, Stil! laß bid) unverworren damit, Kein
Menfh, Sprus, führt über dich Klage; Du braudbft rote
der nad) einem Altar, nod) einem Vorfprecher bid) umzu⸗
febın.
Corus, Was made Sie?
Chremes, Ich bin im geringften nicht böfe, meder
auf dich, mod) auf ibn ; aber eben fo wenig habt ibr'é
Urfache, über mid) unb mein Benehwen. (u)
Dier:
E 3o( — 311
Vierter Auftritt.
Syrus, Clitipbo.
Syrus. (im nachſehend) Fort iſt er. Ach! hatt’
ich ibn bod) gefragt ... .
- €titipbo. © Was denn, Cyrus?
Cprus. Wer mir zu effen geben wird ; denn von
ibm find wir verftoßen. Sie freifíd) finden das bei Ihrer,
Schweſter.
Clitipho. Ha, Syrus! fo weit wäre es gekom⸗
men, daß mir Mangel drohet?
Cyprus. Falls wir nur das Leben behalten, bann
hab’ ib Hoffnung . ..
Clitipbo. Und toefdje ?
— Chorus. Daß wir brav Hunger leiden werden.
Clitipbo. Du magft nod ſpaſſen, bei einer fo wich⸗
tigen Beranlaffung, unb fomnift mir gar nicht zu Hilfe mit:
Deinem Rath!
Syrus. Ja bod; da bin idyeben dran. Die aanze
Zeit, als Ihr Vater fprad), gieng mir bad im Kopf here
um, und fo weit meine Gínfid)t reiht . . »
Cíitipbo. Nun?
Sprus. Wird es nicht weit zu fuchen feyn.
Clitipbo. Wie fo?
"Sprus. Ja, ja; ich glaube , Sie gehören ihnen
nidt an, den Leuten da
Cfitipbo. Wie fommt dir ber Gebanfe, Syrus?
bift bu flug ?
Corus. Ich will Ihnen fagen , wie mir's bor»
Temmt; Sie mögen drüber urtbeilen. So lange die Leute
weiter niemand hatten, feinen Gegenftano zum Vergnügen,
M 4 ber
312 =. —
beri ihnen naher war, ba waren Sie der liebe Sohn , da
gewährte man Sbnen alles. est, nadjbem Die ächte Toch⸗
ter fid) wieder gefunden bat, fand fid) zugleich ein Dor-
wand, Sie auszuftoßen.
élitipbo Es läßt fid) hören.
Syrus. Meynen Sie, der faf(dje Tritt , den Sie
jest tbaten, babe ibn fo aufgebracht ?
Cíitipbo. Schwerlich. |
Syrus. Nodeins. Gonft , wenn ber Sohn tt»
was verfieht, halt die Mutter ibm die Stange, madıt
feinen Beiltand, wenn der Vater hinter ibn. mil. Davon
ſeh ih nichts.
Clitipbo. Wohl wahr. Mas fon id) alfo thun,
Cyprus?
Sprus Bringen Cie diefen Verdacht bei ihnen
ftlbít an; fagen Sie's gerade beraus. ft es grundiosr
bann wird unverzüglich in beiden das Mitleid fid) regen?
ám andern Fall erfahren Sie ore wahren eltern, N
€litipbo. ubaft ret; id mis tbun. (ab)
Sünfter Auftritt.
Pyros.
Der Gedanke fam mic sedit erwuͤnſcht, denn je Mein»
mütbiger der junge Menſch fib. zeiget , Defio leichten wird
er den Frieden mit feinem Vater auf qute. Bedingungen ju
Etand bringen. Wer weiß, nimmt er nidjt aud). eine
Frau? Dem Corus indeifen fann das nichts frommen. Uber
was giebts Dort? unfer Alter fommt. Da mad) ich mid
aus bem Staube. Nad) dem, was vorgefallen ift, wun⸗
bett mich's, bof er nicht ben Augenblick mid, bat feft ma»
den laffen, Ich muß, benfe ich, zum Menedemus geben;
der
—)e(— 313
ber foll mein SDorfpreder fern. Denn unferm Alten trau’
ich nicht im. geringften. (ab)
Sechſter Aufteitt.
Softrata, Cbremes.
Softrata. Cim Geipräch mit ihrem Gatten beariffem) |
Das fag" id) dir, Mann, überlege es wohl, oder bu machſt
deinen Sohn unglücklich. Wahrhaftig! id) begreif's nicht,
wie Du auf einen fo albernen Einfall gerathen fonnteft.
Cbremes. Gprichft bu nod) immer tvie ein Weib?‘
Wenn bod) nur einmal in meinem ganzen feben der Fall
gefommen wäre, wo du mir nicht das Widerpart gehalten
hätteft, Softrata! und was gilts ?" fatis id) fragte, worin
eigentlich mein Verſehen liege, oder warum id) fo handle?
dann würde die Närrin felbft nicht roiffen, weswegen fie fo
trotzig fid) widerſetzt |
Softrata.. Sd) wüßte nit... .?
Chremes. Meinetwegen denn aud; lieber, ale daf |
ich dein Geſchwaͤtz noch einmal höre.
Coftrata. Geh, bu bift ein unbitfiger Mann; in
einer fo wichtigen Angelegenheit ſoll ich ſchweigen.
Chremes. Ber verlangt denn das? rede nur. Es
bleibt ja doch Dabei?
Softrata. Es bleibt dabei?
Cbremes, Unfehlbar.
Sofirata. Ah, fieb nur, mas für Unheil bu bae
burd) anrichteit. Der Burſch bat ſich's in ben Kopf geſetzt,
er gebe uns nichts an.
Chremes. Er gebe uns nidts an? wirklich?
Softrata. Ja, ja, lieber Mann; ohne Scerj. -
Us Chre⸗
314 — ades E
Chremes. Laß ibn brauf.
‚Softrata. Bebüte der Sin —* die
meine Feinde thun. Ich fol meinen Sohn, meinen leibli«
dn Sohn, drauf faffen, er gehöre mir nicht an?
Chremes. Gi, ei! du fürchteit wohl gar, der Be-
/weiß , daß er dein fen, möchte dir ſchwer fallen. 3
‚Softrata. Meynſt bu, meil meine TRAM
Np gefunden bat ?
Gbremes.- Nicht bod, id Aio pou teiftineren
Grund, gegen den Fein. Menſch etwas einwenden wird; die
Aehnlichkeit des Charaktere. Denn darin gleicht ihr qud
mie ein Gi bem anbern 5 er bat feinen einzigen Sebler,
den die Frau Mutter, nicht, auch hätte. , Und mo ift. ‚das
Weib, auffer dir, pon dem fo. ein Srüdten fi ertpgrten
ließe? Dod; ba fommt er felbft; taufend, tie gravitaͤtiſch!
wer ihn fo fieht, ſollte glauben, e$ wäre fein Ernft,
Sicbenter Auftritt.
Clitipbo, Softrara, Eoreme,
Gfitipbo. War je eine Zeit, Mutter,‘ tvo ich Ih⸗
nen Freude madjte, mo Cie mit Veranügen Ihren Sohn
mich nennen hörten, fo befchmwöre ich Cie, wedenfen Sie
daran, und (djenfen Ihr Mitleid einen armen Verlaffenen.
Die einzige Bitte, den einzigen Wunfc gewähren Sie mir
nod, meine Yeltern mid) roiffen zu laſſen. —
Softrata. Ums Himmels, willen, lieber Sohn,
verbanne Doch den Gedanken , du fenft andrer Leute Kind!
Clitipbo. Das bin ich. |
Softrata. Wehe mir! das alfo war dein Unlies
gen ? o möchteft du fo gewiß mich und ihn überleben, als
"tu
|
Moe c 315
bu von ung beiden erzeugt biſt! und wenn du mich lieb
haft, fo laf mich nie twieder dies Wort von dir hören, ;
Gbremee. Und. mid) — wenn bu Furcht bor mir |
haft — laß nie wieder diefe Aufführung an dir gewahr
werden,
Clitipbo. Was für eine? : -
Cbremes. Du willſt eg wiffen? gut. Du bift ein
Haſenfuß, ein Taugenichts, ein Raͤnkeſchmied, ein Schlems -
mer, ein Hurenjäger, ein Praffer. Das kannt du mic-
glauben , unb jugleid), daß du unfer Sohn bilt.
- Clitipbo. So kann fein Vater fprechen.
Cbremes, Und wenn bu aus meinem. Haupte ges
boren wäreft, Clitipho, auf die namliche Art , mie Dis
nerva vom Jupiter, bennod) würd’ id) mid) dafür bedan—
fen, daß dein liederliches Leben mid) in. Schimpf unb
Stande bringen ſollte.
Soft rata, Da fen der Himmel vor!
Cbremeé. Der Himmel — was ber tbut, weißicd) -
nicht 5 "aber was in meinen Kräften fiebt, daran ſoll nichte
geſpart werden. Du ſucheſt, was du haſt, deine Aeltern;
aber road. bir fehlt, ſucheſt bu nicht: deinem Vater gu Wil⸗
ten ju leben , und, was ibm ſauer geworden iſt, zu erhal⸗
ten. Welche Frechheit! mich zuſehen zu laſſen, wie du mit
einer „.. Pfui! ich mag in Gegenwart deiner Mutter <
das gar(tige Wort nicht nennen; aber du triebeft die ſchoͤnen
Dinge, und dachteſt nicht daran, bid) zu ſchaͤmen.
É Clitipbo. Ach rie fühle id jet meine Nichtswuͤr⸗
digkeit fo tief! ba der Schande! mo fol ich's anfangen, ihn
twieder gut zu machen ?
Letzter
316 — ye(-
Lester Aufteitt.
Menedemus, Cbremes, Elitipbo, So
firata.
Menedemug. Nein, nein, das geht ju weit, toit
Shremes den armen Burfchen peinigt; es ift nicht anzufee ⸗
ben länger. Ich muß nur geben, unb rieden ftiften.
‚Schön! da find fie beide,
Chremes. (erblickt ihn) He, Menedemus, warum
laſſen Sie meine Tochter nicht abholen, und machen die
zugeſagte Mitgabe rechtskräftig?
€oftrata. Ah, lieber Mann, tbu' e$ bod) nicht!
Glitípbo. Beſter Vater, verzeihen Cie!
Snenebemus, Schenken Cie ibm bicémal , Cre
mes; mir ju Liebe !
Chremes. Bie? Hab und Gut ſoll ich mit Willen
unb Billen der 3Bacdjis anhängen ? nimmermehr.
Menedemus. Davor wollen wir fdyon fenn.
€litipbo. Water, wenn Sie meinen Tod nicht wol»
len, fo verzeihen Sie.
Qoftrata, Thu’ es lieber Chremes!
Menedemus, Freund Coreug i nicht fo flarr-
topfig! -
Chremes. Je nun? ich fehe wohl, e$ ift mir nicht
vergöonnt, meinen Plan durchzuſetzen.
Menedemus. So ein Betragen macht Ionen Ehre.
Cbremed. Uber mohlgemerft ! nur unter der Br
bingung geb’ ich mein Wort, wenn er tbut, mas id) für
feine Schuldigfeit halte.
Clitipbo. Befehlen Sie Vater; ich bin bereit zu -
allem. -
Cbremes, Du fotl tben,
u ſollſt beuratben ei
—5o( — à; 311
Cfitipbo. Water!
Chremes. Leine Einwendung! —— :
Menedemus. Ich nebm'8 auf mid); er thut es. .
€bremed, Und er felbft ift tumm?
Elitipho. Himmel!
So ftrata. Kannft bu bid) nicht entfchließen , Clie
o?
Chremed. Nun, nun, er bat bie Wahl.
Menedemus. Er wird fid) alles gefallen faffen.
Softrata. Der Schritt, lieber Sohn, den du jest
tun fetft, ſcheint bedenklidy, fo lange einem die Cade
nod) neu unb fremd ijt 5 aber ift man nur erft befannt da=
mit, dann wird alles blutleicht,
Clitipbo. ch bin'e zufrieden, Vater.
Goftrata. Traun! guter Sohn, du fotlít ein allere
fiebftes Kind haben; das bir ficher gefallen wird; da des
Nahbars Phanofrates Tochter.
Clitipbo. Wie? ben Rothkopf, das Glotzauge,
das Welſchenei⸗Geſicht, die Habichtönafe ? unmöglich,
Dater.
Chremes. Sieh mir den Leer! man fotíte ſchwoͤ— —
ten, da fen er in feinem Sade.
Goftrata. ine andre alfo.
Clitipho. Je nun, toenn e$ bod) einmal gefreit
(ton muß, fo weiß id) obnaefábr eine, die mir anftebt.
Softrata. Ab brav, lieber Sohn!
Elitipbo, Des Nahbars Archonides Tochter.
Softrata. Vortreflih! —
Elitipbo, n. nod) eins!
€bremes, Und?
Clitipbo, Berjeihben Sie bem Syrus, was er mi
gu Liebe gethan bat. | :
€bremes, Gut. — (an hie Zuſchauer) Ihnen, meine
"HP mün fd)" id) mobl ju leben, unb uns -— Ihren
all.
— —
Lieber
313 * — )o(— | "^" |
[o]
Ber. Ueber NEE
X den Chbarafter _ iv
des
Gelbfüpeiniger£.
— ND,
^ ;
Ge Cbarafter des Menedemus, ber Hauptperfon in bite |
fem Lufifpiele , ift allerdings feiner bon den atltäglichen 5
aber nichts weniger als unnatürlid) unb für bie Schaubühne
unbraudjber. Zwar haben Maͤnner von anerfanntem
Carffinne diefen Vorwurf gegen ihn aufgeſtellt; eine
Veranlaſſung für bie Freunde und Bervunderer ber Teren«
zifchen Stufe, jenen Charakter genauer zu entwickeln unb
tiefer im ihn einzudeingen. Da e£ dergleichen Unterſuchun⸗
gen hauptſaͤchlich find, twodurd Das böbere Studium des.
Dichters befördert, unb der Gefdimad an dem verfiedteren
Schönheiten deſſelben genährt wird , fo halte id) e& für
Pflicht , meine Lefer mit demjenigen, mas wider und für
den Charafter des Zeautontimorumenos gefagt worden
ift, befannt pr machen.
Die Gegner deſſelben find zween in | Vien dad be»
teutenbe Männer — Dideror unb Marmontel. Jener
erffärt fid darüber ( Les Oeuvres de Theatre de M. Di-
derot T. I, p. 174. ) folgendermaßen. -
n Tit komiſche Gattung bat Arten, und die tragifche
hat Individua. Ich reiff mid erflären. Der Held einer
. Tragödie ift der und der Menſch: es ift Regulus, oder
Brutus
Ap Me 319
SBrutud , oder Cato, unb fonft fein anderer. Die bore
nebmfte Perfon-einer Komödie hingegen muß eine grofe An«
zahl vor Menfchen vorftellen. Gaͤbe man ihr von ungefähr
eine fo eigene Phyſiognomie, daß ihr nur ein einziges In—
dibiduum ábnlid) ware, fo würde die Komödie wieder in
ihre Kindheit zurücktreten. — Seren; ſcheint mir einmal in
diefen Fehler gefallen zu fenn.. Sein Hrautontimorumes
nos ift ein Vater, ber fid) über den gewaltfamen Entfchluß
graͤmet, zu weldhem er feinen Sohn durdy übermäßige
Strenge gebracht bat, und der fid) deswegen nun felbft bee
ftraft, indem er fid) in Kleidung und Speife kuͤmmerlich
hält, atten Umgang fliehet , fein Gefinde abfdjafft, und
das Feld mit eigenen Händen bauet. Man fann gar wohl
fagen, daß es fo einen Vater nicht giebt. Diegroßte Stadt
wuͤrde faum in einem ganzen Jahrhunderte Gin Beifpiel eis
ner fo feltfamen Betrübniß aufzumeifen haben. j,
Diele Aehnlichkeit bat damit, was t1Tarmontel ( Poe-
tique Frangoife, T. II, p.380.) einwendet.
Man bemerfe, in Ruͤckſicht auf den Terenz, daß zur
Waohrſcheinlichkeſt eines tragifhen Charakters oder Stoffe
die Möglichkeit hinreichend ift5 nicht fo zur Wahrheit fomi«
fder Charaktere. Hier darf fein Vater, wie e8 ihrer geben
fann, fondern ein Vater, roie es ihrer giebt; bier darf fein
Individuum, fondern eine gan andere Art jum Modell ges
nommen werden. Gegen biefe Regel verftößt der allzu
eigentbümfid)e Charakter des Selbſtpeinigers.“
Dagegen fagt einer der tiefeindringendften und fehärfe
ften Kunftrichter, Zome in den Grundfägen der Kritik,
Tb. 1, ©.283.: Terenz bat die Gewiſſensangſt und bag
"Derfangen der Selbfibeftrafung, das fie einſchließt, mit pite
[er
320 — EE EE LE
qq ^"
ler Feinheit aefchildert — Eine Semerfung , die ebender»
felbe in den Verſuchen über die erffen Brände der itt»
lichkeit and der narürlichen Religion, X5. I, ©, 10, IL,
macht, verdient ebenfalls hier angeführt zu werden,
„Jeder muß bemerkt haben, daß e$ der Peibenfdjaft
des Kummers, wenn fieeinen boben Grab erreicht bat, eie
gentbümlid) iff, altes ju vermeiden unb zu fliehen, was
nur irgend dahin zielt, Erleichterung oder Troft zu geben. -
Der Traurige ftürzet fid) alsdenn freiwillig ins Unglück /
burd) eine Art von Sympatbie mitder Perfon , bie er bte
trauert. Warum follte id) g(ücflid) feym, ba mein Freund
nidt mehr ift ? bas ift bie Sprache biefer Leidenfchaft. In
tiefen Umftánben wird ber Menfc wirklich ein Selbfiguäe
ler. Und bier treffen rir auf eine befondere Erfdyeinung — —
in der menfchlichen Natur: eine Begierde nad) Schmerz;
eine Neigung fid) felbft elend zu machen. Dieß gebt nod)
totiter , als der Selbftmord, 4
Niemand aber bat den oben angeführten Vorwurf bed
Diderot treffender beantwortet, als Leſſing ( Dramaturs
gie Th. Il, S. 276. ff.), der vor allen hier gehört zu wer⸗
den verdient.
ji Wenn der Charakter des Heaufontimorumenos twirks
lid) zu tadeln ift: fo trifft ber Tadel nit. ſowohl ben Tes
renj, als den Menander. Menander war der Schöpfer ^ _
beffelben s unb diefes allein fchon hätte, mid) wenigſtens,
abgefchredt, ben Terenz Desfals ju. verdammen, Das »
Miracles u Su, 222777 "T 177797 weriger dpimmrans, +)
ift zwar frofliger , als witzig gefagt : bod) würde man
té
a————— . —————
9) Wienander und Leben = wer von euch beiden war Fachat
mer dee antem?
B
— ) o( = 321
Charaktere ju (dildern im Stande mre; toobon ; d in
der größten Stadt faum in einem ganzen Jahrhunderte
ein einziges Beifpiel zeiget ? Zwar in hundert und mehr
Stüden könnte ihm aud) wohl Eın folder Charakter ente
fatten fepn. Der frudjtbarfte Kopf ſchreibt fid) feet; unb
wenn bie Einbildungsktaft fid) keiner witklichen Gegenſtaͤnde
der NRachahmung mehr erinnern fann ſo komponirt fie
deren feloft , welches denn Freilich meiſtens Karrifaturen
werden. Dazu will Diderot bemerkt haben ; daß ſchon
Höragı der einen fo befonders zaͤrtlichen Geſchmack hatte;
den Fehler j toobon die Mede ijt; eingefehen, und im Vor⸗
beigehen; aber faft unmerllich, getadelt habe;
Die Stee foff die in der iieiten Satire des erſten
Fuchs ftn, wo Horaz jeigen toil; „daß bie Narren aug
einer Uebertreibung in die andere entgegengefebte zu Fallen
pflegen. Fufidius, fagt er, fürdjtet für einen 3Serfdymene
ber^gebalten zu werden, Wißt ihr, mas er thut? Gr leihet
imonatlid) für fünf Procent, unb macht fid) int voraus bra
zahlt. Je nótbiger der andere das Geld braucht; defto
miehr fordert et. Er weiß die Namen aller. jungen Leute;
bie von gutem Haufe find ; und ibt ih: bie Welt treten;
dabei aber über harte Väter zu flagen haben. Vielleicht
aber glaubt ihr, ba diefer Menſch wieder einen Aufwand
mache, der feinen Einfünften entfpricht 1. Weit gefebitz
Er ift fein graufamfier Feind ; unb der Vater in der Kos
moͤdie/ der ſich wegen der Entweichung ſeines Sohnes be⸗
aft , fann fid) nicht ſchlechter quálen : non fe pejus cru-
Eaverit,,, — Diefes ſchlechter, dieſes pejus, wi Dite»
tot, ^ bier einen doppelten Me haben 5 einmal (etl e&
| Auf
322 db a ia Ac
auf ben Fufidius, unb einmal auf ben Serenj geberis ber»
gleichen beiläufige Hiebe, mennet er, waͤren bem Charakter
des Horaz vollkommen gemäß.
Das ?ete fann ſeyn, ohne fid) auf bie vorhabende
Stelle anwenden zu laffen. Denn bier, bünft mich, würde
bie beilaufige Anfpielung den Hauptverftande nachtheilig
werden. Fufidius ift fein fo grofer Narr , wenn e8 mehr
(olde Narren giebt. Wenn fid) der Vater des Terenz eben
fo abgeſchmackt peinigte , wenn er eben fo wenig Urſache
hätte, fid zu peinigen, al8 Fufidius , fo tbeilt er das
Lächerliche mit ihm, und Zufidius ift weniger feltfam und
abgeídmadt, Nur alsdenn, wenn Zufidius ohne alle
Urfache eben fo hart unb graufam gegen fid) felbft ift, als
der Vater des Terenz mit Urfadye ift; menn jener aus
fdmubigem eise tbut , mas diefer aus Reue unb Bes
trübnif that: nur alsdenn wird ung jener unendlich lächers
licher und verächtlicher , als mitleibéroürbig mir biefen fine -
den.
Und allerdings ift jede grofe SBetrübnif bon der Art,
toit bie Betrübnif biefes Vaters: bie fid nicht felbft vers
gift, bie peiniget fid) felbft. Es ift miber alle Erfahrung,
baf faum alle hundert Syabre fid ein Beifpiel einer ſolchen
fBetrübnif finde: vielmehr bandelt jede ungefähr eben fo;
nur mehr oder weniger, mit biefer oder jener Veränderung.
Cicero
Ec.
^
i
—)9( -— 323
Cicero batte auf bie Staturber Betrübniß genauer gemerkt;
‚er fahe daher in dem Betragen des Deautontimorumenos
nichts mehr, als was. atle Betrübte ,.. nicht blog von bens
Affecte bingeriffen, tbun, fonbern auch bei. fälterem Ges
"Blüte fortfegen ju müffen glauben *). Haec omnia redta,
‚vera, debita putantes;; faciunt in dolore ;: maximeque
declaratur, hoc quafi officii judicio fieri , quod fi qui
forte, cum fe in luctu. effe vellent, aliquid fecerunt
"humanius , aut ſi hilarius locuti effent ; reyocant fe rur-
fus ad moeftitiam , peccatique fe infimulant , ‚quod do-
lere intermiferint ; pueros vero matres et magiílri ca-
fligare etiam folent, nec verbis folum, fed' etiam ver-
beribus, fi quid in domeftico luctu hilarius ab iis factum
eft, aut dictum: plorare cogunt, (Quid ile Terentia.
musí dauror perm: id eft, ipfe fe mae
Menedemug aber, fo heißt der Gelbftpeiniger bei dem
Seren, hält fid) nicht allein fo hart au Betruͤbniß; fon»
bern , warum er fid) aud) jeden geringen Aufwand vertveis
gert, ift bie Urfache und Abſicht vornámlid) biefes : um
defto mehr für den abwefenden Sohn ju fparen, und dem
einmal ein defto gemächlicyeres Leben zu verfidjern , ben er
n gegroungen , ein fo ungemádjlidjed zu ergreifen. Was
Xa ift
... *) Tufc. Quaeft, L. III, c. 27.
$a. ^ er jol—
ift hierin, tva nicht hundert Väter thun würden? Mepnt
aber Diderot, Daß das Eigene und Seltfäme darin beftehe,
daß Menedemus felbft hackt, felbft gräbt y felbft adert ſo
bat er wohl iri Der Eile mehr an unfere neueren , als an
bie alten Sitten gedaht. in reicher Vater itziger Zeit
wuͤrde das freilich nicht fo leicht thum: denn die wenigſten
wuͤrden e$ ju tbun verſtehen. Uber bie wohlhabendſten,
vornehmſten Roͤmer und Griechen waren mit allen laͤndli⸗
chen Arbeiten bekannter, und ſchaͤmten fid) ne ſelbſt
Hand —— u I n 5e
Qulest hat * Profeſſor Briegleb dem Charakter
des Xjeautontimorumenos, in einer ju Coburg. 1779 et»
ſchienenen Einladungsfchrift , eine lefenstoertbe Unterſu⸗
dung gewidmet, bie aber zu ausführlich ift , um bier ei»
nen Play zu finden. Doc babe id) einige — aus
berfelben berüber genommen.
Anmerkungen
zum
Selbſtpeiniger.
»f
—
= ——— 327
Prolog.
Mie der Dichter dazu gekommen fey, einem alten Manne
ote Rolle susutbeilen , welche (onft jungen Leuten eigen iff
— Cur parteis feni poeta dederit, quae funt adolefcen-
tium, Diefe Stelle, fo mie viele andere lebret , daß ge«
roóbnlid) junge &djaufpieler den Prolog recitirten. Man
finder biefe Note bei Alten und Neuern. Dffenbare Vers
mechfelung ijt es alfo, wenn die Dacier bor den Perfonen
ber Andria von dem Prolog fagt ; c'etoit ordinairement
le maitre de la troupe. Dies war, wie bier, bie Auge
nahme.
— Laffen Sie mido erfi davon reden — Id pri-
mum dicam, Dies gefdiebt, nad) vorausgeſchickter furzer
Notiz des Luftfpiels, 3D. 1o. ff.
— Alsdenn von meinem Anliegen an Sie — De-
inde, quod veni, eloquar. Von V. 16. an.
— geautontimorumenos — Go beift das Stuͤck
bon £«vzes , er felbft, und rızegsuei, ich ſtrafe, ich vácbe.
Ipfe fe puniens, überfe&tes Cicero Tufc. HI, 27. Der
Alte will námlid) bie harte Behandlung feines Sohnes an
fid felbft rächen, Wie er das anfange, ſagt uns tene
bemu$ — denn bief ift ber Name von der Hauptperfon in
diefem Stüde — ausfübrlid) in der allererften Scene,
— Der Stoff iff aus einem einzigen ariechifchen
Luſt ſpiele entlebnt, und noch von feinem Römer bear:
beitet — Ex integra Graeca integram comoediam ho-
die fum acturus — ch folge in der Erflärung diefer
Worte dem (Eugrapbius , fo wie einer Randgloffe, die
' Xa Sacr»
*
I
328 | cw yet m
Saernus in bear Bembiniſchen Codex dieſer €tetle beige
fhrieben fand, und welche er nebft andern für eine Note
des Donat hielt. S. aud) die Zweibr. b. b. St. v3
— fEg Eommt darin eine Doppelte Intrigue yof u
Duplex quae ex argumentö fscto eft duplici, Go, meyne
ich, mürben wit nad) unferer heutigen Kunftfpradye reden. |
Man vergleiche zu diefer Aufferft ſchweren und febr verſchie·
den gedeuteten Stelle die fine Note der Sweibräder
Der ic) in Sinn und Lesart gefolgt zu ſeyn glaube,
| — Sonft möchte der Ebreumann ſich Ihres Bein
falls ſchmeicheln. — Ne ille pro fe dictum exi(tumet,
Sid) fupplire a Vobis bei dictum, Damit oer nidbt denke,
Sie ffimmten fär ibn. Die Dacier fagt , man müffe bier
auf den vorhergehenden Zuſatz, Sine vitiis , merken; (bees
. wegen überfebt fie! je dis fans defauts) und mun gebe e$
fort: Ne ille pro fe cet, - D. b. e& fode ſich unter den
Hörern des Prologs niemand einfallen laffen daß Seren,
in feine Bitte um Aufmunterung för die Dichter welche
neue Städt aibeny aud) den alten gatt(idtigen Verfemann j
eingefchloffen babe... Aber welder Einfall! Das fine vitiis
indeffen ift alerdings tin Seitnhik, auf den Gegner des
Terenz.
V.29. Novarum qui f. — faciunt copiam, Die
-Dacier bemerkt, daß in diefer Urk zu reden ( fpectandi
novgrum), das Berundium fpedtamli. für fpectatio, wis
fio, gefegt fen, elfo: qui vobis faciunt copiam vifionis
novarum, Dder: fpectandi [pttarulum novarum, peris
zonius ad Sancti Minervam p. 443. jeigt , daf mit bi
Gerundlum in di dieſe Anomalie nicht fo ganz felten fto
( di endi p terarum , collocandi* Gderum, videndi Phi-
lumenae, ; !
>
— )ol — 329
— Das DolE zurufen lieg — Fecit 4ixif? populum,
Ich fefe, miter Sieibr., dixiffe, ftatt des gemöhnlidyen
deceíle ober decefiffe ; nad) einer gluͤcklichen Gonjectur
von Perizonius und Bentley. Die ganze Stelie würde |
verftändlicyer für uns feyn, wenn dag angejapfte Stuͤck
des alten Dichterlinge nod) vorhanden wäre.
'v. 44. Si 44ae laboriofa eft, So muß man, tie
Bentley zeigt, ftatt bes gemobnlidben fi qua , wegen des
Metrums lefen; und fo fteht in Der — und an⸗
um Sanb(driften.
A, — Der Nusdrud in dem gegenwärtigen Zaft-
fpiel ft ber gewöhnliche Geſellſchaftston — In haceft
pura oratio, Der (dónfte Commentar dazu ift folgende
pon Wefterboveh angeführte Stelle ex Auctore ad He-
rennium IV, 8.: Gravis ( oratio) eft, quae conflat ex
verborum gravium laevi ac ornata conftrudtione : me-
diocris eft, quae conftat ex humiliore , neque tamen
ex infima et pervnlgatiffima verborum dignitate : atte-
muata eft, quae demiffa eft ufque ad ufitatiffimam puri
Jermonis confuetudinem, inr"
Erftier Aufzug.
Erſter Auftritt,
— Aber genug! Sie find ein waderer Mann —
Tamen vel virtus tua me cet, Die Zweibr. fagt dabei:
Sic (virtu) blande dicitur laboriofum vitae genus, So
fhon bie Dacier. Aber wie? SBefirebt fid) nicht Chremes
die ganze Scene binburd) , dem Menedemus feine raftlofe
Thätigkeit zu verleiden , fie als Unſinn bargufteien ? —
Reiner Meynung nad) find biefe Worte nichts mebr und
X5 nichts
339 — pec -
nichts tweniger , af8 was gewoͤhnlich captatio benevolentiae
heißt. Chremes fucht erft das Zutrauen bes grämlichen
Alten ju gewinnen, und fid) dadurd den Weg zu feinem
Herzen zu bahnen. Hoffentlich wird man daber nicht fra»
gen, mie er denfelben wacker nennen könne, obne —
ſchaft mit ihm zu haben.
— Was zunaͤchſt an Freund ſchaft grenzt — Quod
ego in propinqua parte amicitiae puto. Sid) finde esuns
nótbig unb unnatürlid), amicitiae, mit ber Dacier und
mit Wefterboven, für den Dativ zu nehmen. Unter beg-
Stellen, roeld)e an beiden Orten bier citirt werden, dient
folgende ftatt des beiten Commentars. Cic de Fin. V, 23,
In omni autem honefto, de quo loquimur, nihil eft
tam illuftre, nec quod latius pateat, quam conjunctio
inter homines bominum, et quafi quaedam focietas et
communicatio utilitatum, et ipfa caritasgeneris humani;
quae nata a primo (atu, quo a procreatoribus nati dili-
guntur, et tota domus conjugio et flirpe conjungitur,
ferpit fenfim foras, cognationibus primum, tum aflinita-
tibus, deinde amicitüs ; poft viemisasibus; tum civibns,
et iis, qui publice focii atque amici funt; deinde totius
complexu gentis humanae,
V. 13. — — — Proinde quafi nemo fiet, Einige
Handfhriften fefen perinde qu., welches mir felbft eine
Zeitlang beffer bünfte. Uber jenes bat gröffere kritiſche
Yuctorität unb brüdt vollkommen denfelben Sinn aut, toit
in Schellers Lexicon gruͤndlich bemiefen ift.
— der, wenn ee weiter nichts iff, etwas fdhlep«
pen — Aut aliquid ferre denique, Andere, j. €. Wer
fierbov , unb die Sweibr., jicben diefes Denique ju bem
Fol⸗
-—X9€x 331
Folgenden: Nullum r,, alfo, Denique nullum remittis
tempus, Beides laßt fid) nad) den Gefesen der Sprache
bertbeibigen 5 aber bie Auctorität eines @icero und. Donat
giebt jener Abtheilung offenbar das Uebergewicht. Die
Stelle des Erftern fieht de Finib, I, r. Etenim, fi de-
lectamur, cum fcribimus; quis eft tam invidus , qui ab
eo nos abducat? fin laboramus , quis eft, qui alienae
modum ftatuat induftriae? Nam, ut Terentianus Chre-
mes non inhumanus, qui novurm vicinum non vult
ov o Federe , aut arare , ant aliquid ferre. denique:
non enim illum ab induftria, fed ab illiberali labore de-
terret: fic illi curiofi, quos offendit nofter minime no-
bis injacundus labor. Und Donat, deffen Noten ju bem
gegenwärtigen Luftfpiel befanntlid) verloren gegangen find,
citirt unfre Stelle zum pbormio I, 2, 71. auf folgende
Art:
Fodere, aut arare, aut aliquid facere denique,
mit ber Bemerfung „ut fit denigue , vel deinde, vel ad po-
flremum, (Die Lesart facere für ferre , zieht Bentley,
der fie noch aufferdem ín (inem Coder und etlichen alten
Editionen gefunden hat, vor. Dann biefe es: überbaupt,
was fchaffen. Der Sinn ift nicht übel 5 doch finde 1d)
feinen rund, vom Cicero abzugeben. )
Zu V. 22. bemerkt die Zweibr., daß Menedemug;
inbef fein Nachbar (prid)t , immer fortarbeite, Diefer
Meynung bin id) (tete geroefen , fo angelegentlich bie Da«
cier behauptet, das könne nicht feun. +, Menedemus habe
fein Tagewerk vollendet , und Cbremes finde ibn , mit
Hafen und Spaten belaftet, auf bem Wege nad) Haus.
Denn ihre Gründe find nichtig. „Die Scene wird ja nidt
veraͤn⸗
332° : -—Jjo( — ^
verändert, fagt fie; alfo wäre Menedemüs fete Sekten
gegenmärtig gervefen. „Uber wer wird denn annebmeny
daß Menedemus felbft zum fen und Schlafen fi nidyt
Zeit genommen babe ? Kurz, nadbem der erſte Dialog
mit bent Chremes vorliber ift, geht jener nah Haus, Der
andere Grund der gelehrten Frau „auf der Zeichnung (fie
gentlich Carricatur) dor einigen Handfchriften , erfiheine
Menedemus mit feinem Arbeitsgerätbe auf der Schulter #
verdient wohl eben fo wenig Aufmerkfamteit Uber für
die oben angeführte 3Boraus(ebung vira der ganjt Zus
fammenbang, :
=. Wenn ein gebeimer Kummer fie orád'te, gern
würd’ ich febweigen — >i quid laboris eft, nollem, ch
verftebe dieſe Stelle, wie fie Wefterbow erflärt : Si quid
in animo moleftiae eft, quod te male habet — Scilicet
lamentabiliter et cum fufpirio Menedemus dixeret,
MIHI. Unde Chremes fufpicabatur, efle ei nefcio quid
laboris objectum — Aber ju nollem möchte id, mit der
Dacier, deterrere te, fuppliren.
V, 42. Fac me ut fciam, *jm Stil des Cicero (ad
Fam. VII, 10.) beißt das: Fac ut fciam,
— Und raffen ein wenig — Ne labora, Weſterbov
fagt fehrrichtig 6 b. &€t.: Vel hincapparet, in ipfofundo
atque adco in ipfo opere Chremem deprehendiffe Me-
nedemum; neque ergo ab agro redeuntem et inftrumen-
tum rufticum domum portantem circa aedes offendiffe
— Huc faciunt, quae continuo fequuntur, Síae wp lo e
qfvom tempus me quod duxm mibi taberis,
Qu
33
192
Qu V. ar flbt in der Zweibt. die Note: Videtur
amans filii, magis eft fui, quod oftendit Cic. de Fin. I, 10,
ex ipfius labore, et ex bac narratione magis colligimus,
vid, v. 58. fq. et 63. fq.
Diefe kunſtdolle, philoſophiſch fennfollende Diftinction
bat.mic niemals einleuchten rootien. Ich ſchlug den Cicero
nad), unb fand daß bie angeführte Stelle jar einiges
‚ enthalte , was hierher gejogen werden fann ; doc) bleibt eg
- Febr wahrſcheinlich daß eg de Fin. V. 10. heiffen muͤſſe.
Aber, was Tullius bier fagt, iff eiroas ganz anders, und
‚Feinem Zweifel, unterworfen. Man bóre jihn felber. Er
beweißt, daß fein Geſchoͤpf ohne Gelbfiliebe exiftirenfónne,
und fahrt dann fert : Ncque enim , fi nennulli repe
fiuntur, qui aut laqueos , aut alia exitia quaerant, aut,
ut ille apud Terentium , qui decrevit. tantiſper fe minus in-
dnrine juo gnato fatere, ( ut ait ipíe) dum fat mifer, inimi-
“eus ipfe fibi putandus eft, Sed alii dolore moventur,
alii cupiditate 5 iracundia etiam multi efferuntur; et
cum in mala feientes irrunt, tamen fe optime fibi con^
fulere arbitrantur ; itaque dicunt, nec dubitant,
Mibi fic uſus efl; tibi ur opus efl fado, face:
velut, qui ipfi fibi bellum indixiffenr , cruciari dies,
noctes torqueri vellent ; nec vero ipfi fefe accufarent
eam ob caufam, quod fefe male rebus (uis confuluifle
dicerent, Eorum enim haec efl querela , qui fibi cari
funt, fefeque diligunt. Quare, quotiescunque dicetur
male de fe quis mereri, fibique effe inimicus atque ho-
flis ; vitam denique fugere; intelligatur, aliquam ſubeſſe
ejusmodi caufam , ut ex,co ipío poflit intelligi , fibä
quemque efle carum,
a V, 65.
334 _ —-)9( =
V.65. In Afiam ad regem cet. € bit Zweibr gu Eun,
III, r. 7. und meine Note daſelbſt. Hier eint um fo
mebr der König ber Perfer verftanden zu fepn ,. weil dieſer
gewoͤhnlich nur &aeiive , Burırivs 'nsyas und Barisve Bavi-
22 hieß, roit Voefierbov anmerft. Alſo wahrfcheinlidy
Darius Codomannus. Stande ſtellen Dagegen Den Cin»
wurf auf, der (ep fein Zeitgenoffe vom Menander geweſen,
und rathen deswegen lieber auf den Seleurus ZTiFator.
Aber Weſterhob anttwortet, Menander habe den Ctóff zu
feinen Luftfpielen immer aus ber Geſchichte der Vorgeitent- «
fehnt. inb wer bürgt ung dafür, daß Terenz in ſolchen
Rebenumjtanden dem Griechen ſuaec un mem
gefolgt fen ? | J
1151" i542 nn
(^o — Ein Beweiß, daß es Ihrem: Sohne dandus
fEprgefübl, nodo an Gerzbaftigfeit feble — Animi eft pu-
dentis fignum et non ınftrenui. Ich weiß nicht, marum -
die Interpreten das [este ber angeführten, Worte auf Her⸗
gensgüte ziehen wollen. Vermuthlich bat fie dazu der alte
Calpburnias (aus bem XV. Jahrhundert „' ein Zeitgenoſſe
des Faurentius Valla) verleitet, bei dem e& beiftz et non
minus obfequentis, Hoc eft enim quod dixit, me» in,
firenui, — Natürliher und bem Zufammenbang entſpre⸗
chender verftebt man bod) wohl = "en mit e iei
than habe,
— Meubles, Weifzeag — Nec vas, necveftimen-
tum, Bei bem [e5tern Wort fagt VOeflerboo : Non in-
telligendae folae veftes proprie ita dictae, fed et veftes
ftragulae, tapetes et fimilia, Ganz getreu fonnte id) bier |
nicht bleiben, wenn id) ein — — —
thig mar, wählte,
— Und
- )00 — 335
— Und das alles blos für ibn — Illi ferviens.
Calpburnius erflärt das richtig. Deferviendo , conqui-
tendo et conduplicando undique illi divitias more boni
fervi,
— Alles wird su. Geld aemadot — Conrafi omnia,
f&benoerfelbe ; Cum autem dicere volumus, aliquem ni-
hil omnino tam parvum reliquiffe ex rebus fuis, quod
non alienaverit , recte dicemus , omnia corraft, quafi
etiam raferit parietem «c. fi ex illis radendis aliquid
commodi potuerit confequi,
— Das Haus felbft wurde zur Stunde vermierbet
— Infcripfi illico aedes mercede, Die beften Ausleger
find bier getbeilt; Einige glauben bas Haus fen verfauft,
Andere, es fe vermietbet worden. Sch folge den lestern ;
denn Merces bezeichnet nicht den Kaufſchilling, fondern
blos bie Einkünfte, die wir aus irgend einer Cade bezie ⸗
ben ‚alfo, von Häufern gebraucht, den Zauszins, Die Zaus⸗
mietbe. Hierher gehört VOeflerbov's Note: Ett vero.in-
feribere fimpliciter venales aut locandas ponere aedes.
inferibere mercede , locandas dare; infcribere pretio , venden-
das ponere — Erat autem Infcriptio aedium, AEDES
VENDUNDAE, vel AEDES LOCANDAE, Dage-
gen ftreiten Andere, befonders Die Dacier , aus dem Grunbe,
weil fonft bie Summe von funfjebn Talenten (Ein al.
1281 Rthl. 665r.) viel zu gros ausfalle. Aber man muß
bedenten, daß es ein febr reicher Mann ift , der bier redet,
und meldyer alles, was er fonft batte, verfaufte. Das
. Haus dazu oder nicht dazu gerechnet, wird wohl f'tinen bt»
trächtlichen Unterſchied machen.
— Wenn
— Wenn ran nicht auf oen rechten Sui. init einan .
der lebt — Ubi non vere vivitur, Was das heiße, Vere
vivere , naͤmlich im Verhältniß von Vater und Sohn, lehrt
unten, V, 1, 51. ff. Menedemus binmwiederum febr ſchoͤnt
^ Id, quod me feciſſe ajebas parum;
Te patrem efle fentiat: fac, ut audeat
Tibi credere omnis, abs te petere, etpofcere; ^^'^
Diefe Stelle ift recht digiti —— zu der gegen?
toártigen. —
— Yun, nun , Menedemus, icb hoffe; in SuEunft
folla beffer geben — Menedeme, at porro recte (pero;
Ic beytebe Dieß auf bad vorige: ubi non vere vivitur, und
fupplire alfo, vos victurus f, vitam indien é :*
Zweiter Yuftrith,
— Und oaf fie ibn für einen barten Mann auos
febreien — Et quod illum infimulanı durum — Die ges
woͤhnliche £esart hat: infimulat, Im Coder des Bem⸗
bus aber ftebt: infimulant , meldes Bentley und bie
Zweibr. vorziehen. In der That tbut der Pluralis bier
gute Wirkung; denn Chremes wid damit, fo moie mitallem;
mas er in diefer eene fpricht, vorzüglich feinem Sohne eine
verftechte Weifung geben. Dan vergleiche damit das Ur⸗
theil des Leitern über den Menedennus v.23; P
— Ich rede von Vätern, die Zinfeben baben —
Paulo qui eft homo tolerabilis, Fine áufferft verwickelte/
ſchwere Stelle. Bentley fagt darüber „In libro Bemb;
baec interpretatio ddfcripta eft, Aus ei fubaudirur 4. aus
tum: fi ei, fie intelligimus, uniusmodi junt ei, qui ef homo to
Iprabilis, aus cum jcoriari ctebro nolunt , wt fir, fiium, qui.fit
toler a⸗
.
'
Y
4
le 337
. wolerabilis, Aut ſingularem numerum pro plurali poſuit, id eft , qui
Junt tolerabiles, Er felbft , Bentley, fügt hinzu: Poflerio-
rem rationem praeferendam puto. Diefe, mir am mei»
ften einleuchtende , Erklärung legt aud) die Dacier zum
Grunde; /’ily a un pere, un pen raifonnable „ ils me veulent
pa, il met l'un au fingulier, & l'autre au pluricl, et
. «'eft parceque Je premier nombre marque la qualité de
‚chaque pere en particulier , & tous enfembie font un °
pluriel, Anders, aber, wie mir dünft, minder natürlich,
„interpretiet Wefterbov bie Stelle. Videtur (fagt er) ma-
nifefto diftinguere Chremes inter filium paulo zolerabilem,
‚et eum, eujus animus femel fe cmpiditate devinxit mala , atque
adeo, qni jam plane intolerabilis parentibus eft factus,
Illum /corzari crebro nolunt nolunt crebro cönvivarier , cum id
. fieri clam, et modefle, et rarius, non inique ferant;
huuc quotidie accu/ant w/que , donec eadem faepe et. graviser au-
. dendo viclus prefugiar,
Dritter Auftritt.
— 850 fell er das Ser baben, es mir zu vertrauen,
weil er weiß, daß ich verzeiben kann — Nam et cogno-
* fcendi et ignofcendi dabitur peccati locus, — In cogno-
' fcendi unb ignofcendi ift y rie id) glaube, eine Parono⸗
maſie angebrad)t , bie id) nachzuahmen gefucht habe.
— Iſt auf einen boben Ton geſtimmt — Eft po-
tens, Die Zweibr. erflären das anders, aber gezwungen,
wie mir deucht : Peres: int. arte meretricia, ine gat
- feltfame SDerbefferung wollte der durch feinen übertricbenen
- unb unzeitigen Gebrauch des Fritifhen Meſſers befannte
Guyer bier anbringen, Der ehrliche Mann fdlágt vot :
^ Mea eft patei! ! )
JB V Das
,
338 1 ol m9
Das recte eft v, 16. babe ih burd), aeborfame imi,
überfebt, roeif ich glaube, biefes , wie jened , diene öfters
dazu, auf eine hoͤſliche Het niches ju fügen mn
Ameiter Aufzug.
Eifter Aufteitt.
— Mebhr als Kin Grumd ıff es, Der mid) auf dies
fen beunrubiaenden Gedanken bringt — Concurrunt
multae opinioues , quae mihi animum exaugeant Gtatt -
exaugeant lefen andere Scn^(driften unb Cbitienen exan- -
geant, Das Erftere , toeiches (con dadurch ein Vorurtheil
für fidy erweckt, weil es bie ſchwerere Lesart ift i vertbeis —
bigt die Zweibr. mit vieler Gelebrfamfeit, Uber vergeflen
íft, daß aud) Calphurnius fo geíefen hat, wie folgende
Note beffelben lehrt: Augeri dicitur aumss, quando multa -
concurrunt, quibus flectitur in eam partem , in quam
inclinatur,
— Ib Unglücklicher! — Hei mifero mihi! Bei
feinem. Ausleger find’ idj angemerft ,„ was der Jüngling
mit biefent Anaftausruf wolle, Indeſſen trägt er die Farbe
von dem Gemütbsjuftande deffelben febr deutlich und uns
verfennbar. Sein zuruͤckkehrender Freund ruft ibn an; for
gleich erwartet er , mie ftetd, eine Hobspoſt.
— Bis die ſich in Bewegung feen , bis die mit
dbrem Aopfpune ferria find — Dum moliuntur, dum -
comuntur, Die gewoͤhnliche Yesart dieſer Stelle
bat bie Zweibr. febr aut. wertbeidigt , auf deren Note.
id) verweife. Calpbarnius ließt ftatt dejlen; molliun-
tur, unb erflärt diefe mollitiem durch eine Bemerkung,
die
eje 339
die fo fein ift, Bag ich mich nicht entbtechen Tann, zu Nutz
und Frommen des ſachkundigen Lefers fie hier mitzutheilen:-
- Molles' carnes amantut. Quare confultum etat mulie:
tibüs; fé ad tactum üngüentis praepárare ! !
d uad m os Zweiter Auftritt.
"v. it. eti2: Videm tu ancillas, aürum; veften ?
- qudm eco cum und aticittula
Hic reliqui, üüde eſſe cenfes?
- Die Verwirrung des beftürzten Liebhabers ift bier febr gut
ausgedrückt, Ich habe das in meiner Ueberfekung nadje
. jubilberi derfucht,
— Uni Sie von der ganzen Lade des Moͤdchens
ju. unterrichten — Ut tie quid hujüs rerum ignores, Bei
bujus; glaube ich, ift ausgelaffen ; Antiphilae f, amicae
tuae, Eben feh’ id , baf (don Weſterbov fo fupplitte.
— Als er wie der Blitz hineinſchoß, und ido biris
terdrein — Continuo hic fe conjecit intro ; ego confe:
quor. Der hic ift offenbar Dromo. Uber warum ſchie⸗
fien die beider Sklaven blitzſchnell binein ? Aufferdem, daß
£8 cii Beweis fepn (ot j. wie ptomt ihre Ausrichtung war,
wird diefer Umſtand hauptſaͤchlich wegen des Folgenden tire
Hirt, Wir überrafcbten fie fo plöslich, will er fügen, daß
fie unmöglich) Zeit hatte, fid) in eine andere Pofitur zu (te
Ben, Dieß lettere bat Wefterbov ebenfalls angemerft.
— Lino nid:ts von jenen elenden Zün(ieleien mans
eber Srauenzimmer , ibre Reize zu erböben — Nulla
inala re expolitam (oder, toit Die Zweibr. mit Bentley'n
left, interpolatam) muliebri. Den unfeeligen Verſchoͤ⸗
pue des gtiechiſchen Srauenzimmers hat niemand
v2 gluͤck⸗
glücklicher und ausführlicher gefhildert, als Lucian it un
E;»*, ‚Von Paumw, in feinen pbilofopbifcben Unterſu⸗
chungen über die Griechen fagt von diefer merkwürdigen «
Etelle: ,, Cs mag nun (eon, daß Lucian feine eigenen Ideen
unter bem Namen eines Andern aufgeftelit, ober daß er eine !
wirkliche Perfonnage hat reden laſſen, bie gegen das ſchoͤne
Geſchlecht von Griechenland febr eingenommen war; fo.
fieht man bod) Daraus , daß diefer Abfcheu , mwenigftens jum
Theil, in dem übermäßigen Gebraud) ber Medicamentey
"Farben und Schminken feine Quelle hatte; inberg man fid)
damit fo auffiugte, daß die Oberfläche des Geſichts baldin —
eine Art von Mafke ausartete. (Erfter Theil, €. 108. der
deutſchen Ueberfegung. )^^ Und von den Athenienſerinnen
j
0
insbefondere heißt e$ S.95 „Sie ſchwärzten fid) bie Aus
genbraunen und YAugenlieder, bemablten fid) die Backen und
tippen mit dem ausgeprefiten Caft einer Pflanze, von den
Botanifern Orcanetta genannt, die ein milderes Roth, al
der Carmin, giebt. Und endlich trugen fie alle ohne Uns
terſchied , die Zeit ausgenommen, wo fie trauerten , eine _
Lage von Bleimeiß über dem Bufen und bem Geficht: 44
Vergl. aud) Meiners Pbilofopbifhe Schriften, Th. I,
©. 68. f.
— Da entfiel ibr angentidilid die Stickerei —
Mulier telam dıfini: continuo. Die gewöhnliche Lesart bat
deferit. Uber jenes befindet fid) in bem Cod. Bemb., und
wird von Saernus und Bentley, als poetifch ſchoͤner, mit
Recht vorgezogen.
— Atenim — Nun ja — Ita res eft haec nunc,
quafi cum , . . Unſere jenige 2inaelegenbeit ıft fo acare
tei, mie süm "Erempel . Der Sklave dehnt bie Worte
mit Zleis, um den jungen Denfgen ungen, unddefte
will»
inim as secum D
-)9( — 341
woinfähriger für den entworfenen Plan zu machen. In ders
ſelben Abſicht thut er hernach, als ob er zurücgehen und
* die Bachis wieder heimſchicken wolle, too*urd), mie wir fer
ben, fin Endzweck vollkommen erreicht wird.
— | Sreilido , man muß oie Leute anbören; ftill alfo
— Audiendum hercle e(t; tace, Clinia batte vorher Dem
Sprus eine Weifung gegeben ; jet befommt fie Clitipho.
Dies ft fein SBiberfprud), wie Wefterbov mepnt. Glinia
trägt auf beiden Achfeln, wills mit feinem verderben, und
macht baber den Mittelsmann. Aehnlich erfiárte bie Stelle
- fion Boͤcler: Ita medium fe geritClinia, ut ficut modo
Syrum commonuerat, ut ambages vitaret, ita nunc Cli-
tiphonem aliquid Syri orationi , cujus principiam aegre
ferebat, iracunde reponere parantem coercere videatur,
V, 93. Quid eo? — Wozu dabin ? Die Swribr.
Calph, recte exponit: quid tum ? uti nos fupra guid il
f. Ich ſehe nicht ein, warum das eo bier nicht in feiner
geroobaliden Bedeutung fónne genommen werden.
V.99. Ibo obviam hinc: dicam, ut revortatur
* domum.
Die Sweibr. ſagt dabei: Sic Bentl. edidit Cod. Mead.
firmatum, Hier bat fid) ein Meines SDerfeben eingeſchlichen.
Die Bentleyifche Note ift folgende : Pro Hi», quod eft
— ineptum, refcribe, Huie, h.e. Bacchidi. Sic quoque
extat in cod, Meadino, Tum lege Revertatur, Nam An-
tiphila non poteft una intelligi- alioqui Clinia non .ta-
cuiffet. Die gewöhnliche Lesart nämlich bat revortantur;
unb revortatur iff blofe Conjectur von Bentley. Unum⸗
gänglich nötbig finde ich dieſe nicht ; man verſtehe, bei re-
- vortantut , Bacchis et ancillae,
4 9 3 — Syrus
34? = 206—
— Byrus, mache bod) Feinen Spaß — Spe dic
modo verum. Auf diefe Art verfteb" id) bie Stelle. Dem
feurigen Süngling wirds bange; aber er zweifelt noch; ob
vielleicht Syrus nicht blofe Rurzweile treibe, — Die Dasier,
welcher Wefterbo» folget, nimmt bier eine Verwerfung
der Worte an, welche Durch des Clitiphn Verlegenheit ere
geugt roorben fen. Es folle eigentlich beißen: verum, Syre
dic modo. Aber mit bem letztern fange er an, um den
Sklaven zurüczurufen, und dann fage er zum Clinia, vt- 4
fen, Du Daft tede: — Mir DÜH taf grmungen.
— Laſſen Sie's nur jest dabei — Agemodo bodie,
Dbngrfábt, tvie wir ſagen wenn wir einem propbegeibeny —
fein jesiges Benehmen werde ibn gereuen: (bon gat! .—
V.105 unb 6. Bereits Eugrapbias bat biefe Verfein
umgekehrter Ordnung, gegen die gervöhnliche, zu ſtellen bt»
fohlen. Ihm folgt Bentley und bie Sweibr., deren Note
ich bier zu vergleichen bitte. Dffenbar bat. biefe veränderte
Stellung vieles für fid.
— Steht Ihnen auch diefer Dorfchlag nicht an? -—
Iam hpc qucque negabis tibi placere ? Am beften erläue
tert Wefterbon diefe Stelle: Exprefli cum interrogatione,
fed ironica, qualis h, I. minime'aliena eft a perfona Sy.
ri, qui iteratis precibus revocatus ludit Clitiphonem,
quod non folum negaverat fibi placere con(itium fervi de
Bacchide, fed et monendi mulieres de reditu, —Confir-
mant interrogationem refponfum Clitiphonis, Ime, Syre
€ct., q. d, nihil negabo earum rerum, quas tu fuadebis,
— Aber fieb da! die Maͤdchen; Die find nidbr lange
geblieben — Sed quam cito funt confecutae mulieres !
3d nebnre bier mit Wefterboven: einen Ausruf, ko
ragt
—
-
— )o( — 343
Brage, toit bie Zweibr., cn. Syrus fiebt bie Maͤdchen
bon ferne, und wundert fid), daß fie (on da find,
— Eben fo wenig — Nihilo magis, Calphurnius
erflärt dieß febr richtig: Vult Syrus eam perpetvo mede-
ftum, ne, fi inceperit, non poflit fe abflinere, etiaut
patre vidente,
Dritter Aufzug.
u «2 Erfter Auftritt,
— Giebn Cie, Menedemus, bei Ihnen iſt alles
übertrieben; Das Einemal tbun Sie zuviel, das Andre-
mal zu wenig — Vehemens in utramque partem, Ne-
nedeme, es nimis, aut /argisare nimia, auf par/monis, Daß
bier von’ eigentlidyer SreigebigFeit und Sparfamkeir vie.
Rede nicht fen, wie wohl Einige mepnten , lehrt der aanse
- Zufammenbang. — Gebr gut fagt bie Dacier ; I! appelle
prodigalis, la trop grande douceur , la trop grande com-
plaifance, & menage & economie trop grande, is trop
grande rigueur,
— Mit Rleinodien und mit Dub belaſtet One-
ratas vefte atque auro. Dieß foll nicht heißen, die Ella»
vinnen ſelbſt ſeyen fo praͤchtig gekleidet geweſen, fondern fie
trugen die Koſtbarkeiten für ihre Gebieterin in das Haus
bes Chremes. Was e$ damit für eine Bewandniß hatte,
fiebt man aus Eun, IV, 1, 13 unb 14., wo Schulze die
fbéne Unmerfung macht: ,, Man hatte ju Athen zumrilen
ein Policeigefeg gemacht, daß Weibsperfonen von leichtfers
tigem Rufe fein golden Geſchmeide tragen ſollten p damit
bonette rauenzimmer bierin etwas voraus hatten. Giehe
Meurf, in Them. Att. 1, 6. Dergleichen Geſetze werden
oft nur fo lange gehalten , als fie neu find, und um lie su
. 13 9 4 eludir
344 | -—-)o6( —
elubiren , mochte e$ aufgefommen fen, daß Buhlerinnen,
wenn fie ausgiengen, ihr Gefhmeide auf der Straße nicht
anlegten, fondern e$ nad) dem Haufe binbringen ließen, mo
fie Befuch gaben, unb fid) dann auspugten, Wenn fiealfo .
weggiengen, ſchickten fie es wieder voraus, ^^ — en
— (elo bolen, vertbun, verpraffen — Sumat, con-
fumat, perdat, Mas fumat bier beife, erflärt, nad) mei»
ner Einfiht, niemand richtiger, ald Weſterhov, in folgen»
Je Note: Sum de meo , quafi fuum ; eft enim meus par-
ticeps. Dixitque notabili incremento x wugarrur, $u-
wat, Confunat ; Perdat,
— Ibn ja nicht merken zu laffen, daß Sie mit Wif-
fen und Willen Ihr Geld daztı bergeben — Ut ne fcien-
tem fentiat te id fibi dare, ch folge, in der Abtheilung
und Erflärung diefer Worte, abermals Weſterboven. Er
ſagt 6.d. Ct.: Ira edidi, fequutus auctoritatem Guyeti,
Sed er ita eft in M(, Traject. In uno Mff, Leidenfium
legitur, wt mefcienre fentiat te id fibi dam, Vulgo, wt nefci-
entam [entíat te id (ibi dare. Senfus autem efl, ut me fet
te ſcientem id ibi dare,
— Laſſen Gic's gefcheben , daß ſein ons En
dieß bald jenes Aniffchen anlege, Sie zu beträgen. Falli
te finas technis per fervolum, Der fervolus ift offenbar
Dromo. Un andern Orten, j. G. in der folgenden Scene
$5. 26. , beißt er ebenfalls fervolus , weil " Burſch nod)
jung mar. ©. aud) 1,2, 17.
— Die jungen Zeate pflegen Xatb mit einander —
Conferunt coriliz adolefcentes, Bentley ließt nad) bem
Bembiniſchen Coder : Conferunt confilia ad adolefcen-
ies; verficht alfo bas conferunt von den Stlaven. Mie
mil —
s yel = Uc
will dieſe Aenderung der gemeinen Lesart nicht einleuchten.
Chremes hatte wohl bemerkt, daß die beiden Juͤnglinge
- Diane zuſammen machten; ſchwerlich aber, daß bie Skla—⸗
ven mit ihnen zu Rath giengen. Auſſerdem beweißt We⸗
ſterbov burd) mehrere Stellen aus den bewaͤhrteſten Autos
ren, daß Conferre allein, und Conferre confilia, in bem
von mir ausgedrücten Sinne , häufig vorfommme. Hier
nur Eine davon. Cic. Philipp. II, 15. Cum illo aut fer-
mones, aut confilia contulit faepius, — jm Griechiſchen
heißt dieß: z voran Ta Bsisvuare,
Nah Operam dabo „v. 88. folgen in allen Ausgaben
Die drei-WVerfe: Syrus eft prehendendus — fentiant.
Bentley hingegen verfest fie an Das Ende diefer Scene, bin»
ter.den D. Diffolvi me , otiofus operam ut tibi darem,
mit Grünben, die bri mir feinen Zweifel übrig laffen. Hier
find fie... Primum non apparet ratio, cur Menedemus in
Scena refliterit, juffus domum abire ( Verba enim, ope-
rim ut tibi darem , ad Menedemum dicuntur). — Deinde
nec intelligitur caufa, cur Syrus, qui, fecundum ordi.
nem vulgarem, exiit priusquam Chremes abiret , tam-
diu in Scena otiofus et mutus fuerit, Denique plane
contra morem Terentii eft, Menedemum ftatim poft
verba, eperam uut tibi darem, injuflum a Chremete, a fe
nihil caufae dicentem , abire domum, — Diefe Bent»
leyiſche Verſetzung ift freifid) bloft Conjertur, Uber zu ges
ſchweigen, daß ntan baburd) grofe Härten, bie troß aller
Künfteleien der Interpreten zurückbleiben , vermeidet —
„Telbft bie gewöhnliche Ordnung biefer Verfe fann , ohne
Coniecturen, fid) nicht —* So leſen, nach Faernus,
‚ die Datier und die Iweibr.: Operam ut huic darem, ftatt: :
Operam ut ribi darem, Die letztere zieht aufferdem ned)
95 diefen
346 £m 2e6F
diefen Ders zur folgenden Scene ; und tva Mine
Willkuͤhrlichleiten mehr find. !
— Thun Sie das — Ita quaefo, Die — *
bindet dieß mit dem Folgenden, unb theilt ab ; 33
— — — — [taqusefo, dii voflram fidem, '
Jta comparatam effe hominum naturam omnium cet, -
Aber theils wird dadurch bit Stelle etwas überladen, tbeils
ſteht bad ita quaefo öfters fo allein. 8. €. Adelph. V,
6, 4. lia quaefo parer. Qu diefer ganz natürlichen Ertlaͤ⸗
rung paßt die Bentleyiſche Verſezung voüfommen.
Zweite Scene
— Was madbfi da bier? Quid tu iflic ? Die ganze
Antwort des Sprus zeigt, bafi bie der Sinn fep, nicht,
tie Undre überfeken: mas fagteft bu da; |
Was mulier commoda V. 10 heiße, erflärt Weitere
bov burd) wohlgewaͤhlte Stellen aus andern Schriftſtellern.
Go führt er vom Cicero Verr. (I, 78. an: At mores
commodi, Quis contumacior ? unb zieht baraus bie Folge:
Eft igitur commodus, qui novit accommodare fc alteri,
Cuius contrarium efl mbumanas.
Derfelbe Ausleger fagt ju $0, 15. Mifer et, qui cum
habeat, uti non audet, Horat. de Arte 170.
Quaerit, et inventis mifer abflinet, et timet uti,
Denique Aridus eft tenax , nec ulli quidquam largiens,
Plaut. Aulul, Il, 4, 18.
Pumex non eft aeque aridus, atque hic eft fenex,
Und zu bem ganzen QD. citirt er die Stelle , Plant, Perf.
Il, 3, 14. , "eo
Nam
= Jet — 347
Nam id — lepidum eſt tripareos "homines,
er dh ^. yetulós , avidos, aridos,
— Den iniit Alten — Difficilem fenem,
Wefterbow"betveißt abermals durch Stellen aus andern
Autoren, daß difficilis fopielals morofus bedeute. Bei ben
Cornelius Att, 5. wird dieß Durch difficillima natura (ho-
mo) egeben. Dorzuglid geboren folgende Verfe hierher,
die Cicero de Nat, Deor, III, 29. aus einem alten Did:
ter anfübrt í
Parentem habere ayarum , illepidum, in liberos
Diffcilem , qui te nec amat, nec fludeat tui.
— Wenn er nicht im Stande if? , oen Aufwand fei«
ner Dame zu erfcbwingen — Cum tolerare illius fumtus
nen queat. Zu den Stellen, womit bie Zweibr. das To-
lerare bier erflärt, fe&e man. nod) Salluft. Cat. 24: Mu-
lieres aliquot, quae primo ingentes fumtus Buprg : cor.
poris toleraverant,
Bei $0. 46. Nae ego — poflim hat bie Zweibr. fols
gende Note; Ridens - ad Chremetem , an ab ipfo hero
averfus ad fpectatores fibi dicit ?. Offenbar bas Eritere,
tie ber ganze Zufgmmenhang febrt, Aber wie durfte der
Sklave t8 wagen , feinem Herren fo etwas ins Angeſicht zu
fagen? Diefe Frage fann, mit Wefterboven, nur derjee
nige aufmoerfen , ber die ganze Unterredung nicht begriffen
[.
y. Dritter Auftritt.
— Dergreifft an feinem Mädchen — Ejus amicam
fubagitare. Unter dem [esten Worte ( fubagitare ) verfteht
der Vite natürlicyermeife (onft nidjt& , ale was er gefeben
batte, ©: 2. 2, und 3, (manuın in finum — ingerere).
Alſo
9X 02 9X
Alſo von ber perfectione ipfa libidinis , wie der ehrliche
Eugraphius mepnt, fanm die Rede nicht fepn. Die ere
folgt erſt nachher, unb öffnet bem Chremes, als er von ftir
nem Freunde fie erfährt, auf einmal die 9fugen. 2]
— Was fpridbt. der junge gerr dazu? — Quid iſtic
narrat? Weil Clitipho auf ſeines Vaters Rede ſchweigt, fo
beruft ibn Syrus des wegen. Cr hat dabei — wie in un»
ſerer ganzen Scene bie Abficht , ben 3ilten recht treubergig
gu machen , was ibm aud) gelingt. So glaub’ ib, laffen
fid) biefe gar verſchieden erflärten Worte am Beften mit
den Vorbergehenden und folgenden in Verbindung fegen.
Daß ber junge Menfch ba tüber verdrüfßlich roirb'— mas er
ohnehin fcyon war — find’ id) febr natiwlic.
V. 20. Syre, pudet me, nehm’ ud als unvotlenbet,
daß der Alte unterbrochen wird,
— Was Genfer ! if? das der einzige Weg, den es
Dazu giebt ? — Ebo quaefo, unaaccedendi via efl? Be
giebt fid) auf v, 2. ( manum ingerere in finum meretrici)
unb v. 7. (quam immodeftus fuifti ?)
— sjalten in SuFunft bábfdb die xdánbe — Tibiiftas
pofthac comprimito manus, S£ugrapbias : Quoniam
pater dixerat, «vidi ego te manus modo miretrici buic in finum
inferere: ideo fervus ait, Mas ergo manus comprimito tibi,
Vierter Auftritt.
— Die Schelmerei meynen Sie? ill! da bin id) -
vorbin auf eine gefommen — De fallacia dicis? ft, in-
veni quandam nuper, Co lieft Saernus , und zwar, tie
Bentley wenigſtens verfihert , ex conjectura, Einige
Handſchriften haben blos: Dicis? inveni quandam.nuper,
Andere:
*
— 349
Andere: Dicis? hem inveni nuper quándam. Gegen je
nes (t! des Saernus roenbet Bentley ein, es (en unfinníg
Stillſchweigen ju gebieten, wenn , wie bier, nur zwo Pete
fonen beifammen wären. Darauf läßt fid) antworten, Sys
rus will feinen Einfall recht wichtig, unb ben Alten voller
Ermartung machen, und in diefem Sinn gebraucht er diefe
Partikel, fo mie bei uns, in ábnliden Faͤllen, der ges
meine Mann füill ! zu. fagen pflegt. |. Wenn es übrigens
blofe Eonjectur i(t, fo wäre id) geneigt, bie andere Lesart:
Dicis? inveni quandam nuper ; vorzuziehen.
— ber , wie eins aus dem andern fido füge —
Verum, ut aliud ex alio incidit. Der Sklave thut, als
ob er die erfonnene Schelmerei erft nachher erzählen, und
etroa£ , was unter der Hand fich ergeben babe, voraus»
ſchicken wolle, Andre verfteben es fo: wie einem Eins
bei oem Andern einfällt, oder, mir fälle Dabei was An»
ders ein. Dann aber müfite wohl in memoriam , in men-
tem bei incidit ftehen. In bem Gefnerifchen Thefaurus
finde ich die von mir befolgte Erklärung : Aliud ex alio
dependet et evenit.
Eine Drabme (D. 11), und zwar eine attiſche,
galt nad) unferm Eonventionegelde 5 gr. 1/2 Pf. ©.
Porters Archaͤol. Th. III. ©, 156.
V. 14. Eaque eff nunc ad uxorem tuam. Mit qu»
tem Vorbedacht läßt Terenz bie Antiphila , als ein unbte
ſcholtenes Mädchen, an bem allgemeinen Schmauße nidyt
Theil nehmen. In Griechenland fennte ein Ftauenzim⸗
mer, dem Ruf und Ehre nicht afeidgiltig waren, fid) dazu
nicht serfteben , wovon wir (fon Eun, IV, I, 12. M.
Beweiß finden. in
aso - j6( - a
.. , Numus ( v. 16.) ift nit mehr und nicht weniger,
als vorhin Drachma. . Jenes ſteht biet: für Denarius, wel»
der ber. griechiſchen Drachme entfpricht „ „deren Gewicht er
Qud) ausbrüdt. llebetbaupt wird numus; foie bei ben
Griechen derzun , bon bet gangbarſten Gelbferte nach wel⸗
cher man groͤſſere Summen zu berechnen pflegte, gebraucht;
— Dafür ſolle er das Maͤdchen zum Linterpfand
behalten. Ch. wie? zum Unterpfand bebalten ? Illam
illi tamen poſt daturam mille numüm pofcit, Ch, Et
pofcit quidem; ' &o wird geröhnlich diefe Stelle, eine der
dunkelſten im ganzen Tereig,gelefen: Mit Recht fagt Bentleyt
Lo:üs Quid tum? — facere cogitas , interpreres valde tor-
quet, et torquent ipfum iideri. Wenn bie vulgare Lesart
gelten fell, dann würd’ id) Weſterbovs Erklaͤrung bot»
ziehen : Cliniam orat (Baccbis), fibi ut id ( argentum)
nunc det: illam (Antipkilam adolefcentulam ) illi (Cli
niae ) tamen (i, €. tandem) poft daturam (id argentum).
Mille nurum pofcit (Baschis). Et fane haec narrando
Syrus explicat id; quod fupra dixerat, Prima baec eff
meretrix, Et ; van! quod inceptat facinus, — Cjnbefjen dee
ganze Zufammenhang lehrt , daß Antiphila jum Unterpfand
für bie taufend Drachmen dienen fotlte, Daher erflärt
gaernus ; der fid um die kritiſche Berichtigung diefer Stelle
fehr verdient gemacht bat , Pofcit burd) Pollicetür ober
offert, Nur Cidjabe , bafi (o wenig Slucteritát für biefe
Bedeutung vorhanden iſt. Aus dieſem Grunde nimmt —
mas bei einer ſolchen Stelle fehr verzeihlich ift — Bentley
zum kritiſchen Meſſer feine Zuflucht s unb ließt: 1a iita. —
men pofi datum iri mille numum praes fit, Chs Et graes. fit qui-
demr Zur Crflárung und Rechtfertigung bemerft er: dla,
i, e, Antiphila; Prae fir, b, €, arraboni; ‚li fc, Clinige,
CT TET Ex
— Jo( — 351
Ex poft, i. e. praes fit , culpa librariorum factum eft
poit, Diefe Conjectur bünft mir nicht fo verwerflich, als
bie Zweibr. mepnt. Zum menigften ſcheint fie mir unge⸗
jrungener, als die neue , tvelbe dort aufgeftellt , und
mornad) pofeit eben jo roiüfübrlid) , aber gewiß minder
natürlich, in fpondet verwandelt wird, Hiernach ínter»
pretirt bie Zweibr. feque iam ( Antiph.) :% (Cliniae )
daturam f, addicturam efle mille numum (int. pretio f.
caufa) /9ondet, —
Soviel bleibt gewiß, bas Mädchen: ſoll zum Untere
pfand verfprochen merden, Denn tie fonnte fonft Syrus
toeiter unten ſagen? es laffe ſich ein bübfd;er Profit an
ihr machen? Wahrfcheinlich ertwacht Dadurch beim Chremes
der Gebanfe, biefen Gewinn felbft zu ziehen. SDaber fagt
er B.21.: Es ifi nicht nörbig ( námlid) daß Menedemus
fie kaufe). Und V. 22 : das follft du gleich bören (er
toil hineingehen , bas Geld holen und die Antiphila fur
fid) behalten.
Fünfter Auftritt,
Diefe Scene hängt mit der vorhergehenden unmittelkar
jufammen. Sinnlofer Lnverftand ift es alfo , wern man,
mie in den ältern 9ludgaben beinahe allgemein, einen neuer
Yet bier anfängt,
Die unftreitig richtige feéart , domin"? (93. 15.) welche
bie Sweibr. aus ber Umfterdamer Ausgabe b. Sj. 1618 voh
Beinſius aufgenommen bat, findet fid) aud) in bem Am
biniſchen Cover.
iD. 29, unb 30, Quid cum illis agas — quod lubet,
* offenbar auf die Weiber, nicht, wie Andere geglaubt
haben,
352 —,)o( —
haben, auf die Liebhaber ber Mäddyen, ober auf die ver⸗
ſonen, welche mit denſelben Gewerbe trieben. Denn auf
die beiden letztern Menſchenclaſſen paßt es doch ſchwerlich,
Daß Nutzen oder Schaden ( Profit, obſit) ihnen gltid»
‚gültig feb!
Mie die Zweibr. ju. 30. 32. fagen fonnte — — Inepte
fane ab annorum gravitate, in qua laus non eíl, uxor
veniáe fpem haberet — ift mir unbegreifid). Was ijt
gewöhnlicher und atítágíiber, als daß man jemand durch
die SDorfteung , daß er älter und erfahrener fep; zur Nade
giebigfeit ermuntert? Dieß fab (don Ealpburnius.
— ber vor allen Dingen erzäble die Geſchichte aus,
wozu das bisher Geſagte nur als Einleitung dienen follte
— Sed iftuc, quidquid eft, qua hoc oeceptum’eft caufs,
eloquere. Ich glaube, es ijt ben Worten unb dem Zuſam ·
menbange gemäßer, diefen Sien anzunehmen, als wie
Andre: erzäble inir, warum du das getban baff. Dr
nigftens erflärt Bentley dad Eloquere (welches er ex cod,
Reg. genommen hat, unb wofim man gewöhnlich Loquere
lieft) durch: Perge quod reitat loqui.
Zu 33. 39. findet man bei ber Dacier die unterridy»
tende Bemerkung: Les anciens auroient cru avoir fait un
fort grand peché, fi leurs enfants etoient morts fans
svoir eu Ja part qu'ils devoient avoir de leurs biens ;
ce pourquoi quand les femmes, toujours trop fuper-
ftitieufes, donnoient un enfant à expofer, elles lui met--
toient dans fes langes ou,ailleurs quelque bijou, croyant
que cela tiendroit lieu de legitime, & mettroit leurcon-
feience à couvert, Voila en quoi confiftela fuperflition
dont parle scjra/a, & elle trouve bien à propos cet.ex-
pedient,
: A nuage — (083
» pedient , pour ne pas donner lieu & fon mati de croire
. qu'elle n'avoit donné cette bague , qu'afin de pouvoir
un jour reconnoitre fa fille, fi elle etoit fauvce,
v8 C Quid renuntiavit olim feciffe ? So. id
quod jufferam, Andre theilen fo ab : C. Quid renuntia-
vit olim? So. Fecifft id quod jufferam , welches Wefters
. bo» votjiebt. — !
$3.49. Pbiltere ift im Griechiſchen dors», Alſo die
mittlere Sylbe wird kurz ausgefprochen,
— Dormals gerade das Gegentbeil = Olim nil
minus. Man fiebt, der Mann. war von Haus aus arm,
batte aber durch Gluͤck und Betriebfamfeit etwas erworben. °
(Labore inventa bona nennt er ín einer der folgenden
Scenen fein SDermógen felb(t). Alſo ehedem hatte er nichte,
eine Zodjter auszuftatten & was ibit jest ein Leichtes mar.
Mebrigens bin ich, mie bie Dacier, überzeugt, daß mit
ber folgenden Scene der vierte Aufzug anfange. Offenbar
ſchließt mit unferer Scene der 9Ict fid) ganz vortreflig; Die
Bühne bleibt leer 5 mittlerweile gefchieht die Erfennung der
Sintipbila. — Gbremes batte zwar nur feine Frau mitfoms
men heißen; aber bit indolente Stupidität, beieiner fo äufe
ſerſt wichtigen Angelegenheit nicht nachzugehen , eher. mes
nigftens nachzuſchleichen — mer traut bie einem Syrus
ju? Dbnebin ift der Stlave gleich in der folgenden Scene
feiner Sadye völlig geroif ; unb in der Darauf kommenden
$0.6. — Qui ufque una adfuerim — Prüdt er fid) mit
einer Deutlichkeit aus, die fait feinen Zweifel uͤbrig laͤßt.
Auch ift es eine alte Bemerfung / baff gegen das Ende die
Aete bei unſerm Dichter fid ſtets verlängern. Warum
fotite denn hier der vierte fo überaus kurz ſeyn, wie die
2 í Sweilbr,
354 — )o( —
Zweibr. éepaugtet, bie ibn erfi mit der Scene: Ita me dii
amabont, ut nunc Menedemi vicem miferet me, welche
bei mir bie vierte des vierten Acts ift,-anfängt? —
Bierter Aufzug.
Erſter Auftritt.
— Mir ftebt eine Schlappe bevor — Haud multum
a me aberit infortunium, Syrus fpricht dieſe ganze Sce»
ne hindurch bie Sprache eines Feldherrn; daher nehme, ic)
infortunium für clades. Co aud) die Dacier: Notre de-
faite n'eft pas loin,
^ — Den Deferteur, das Geld — Illud fugitivum ar-
gentum Die Interpreten denken bier an verloffene Skla⸗
ven, fervos fugitivos, Mir bünft e8 natürlicher, wenn
Sprus dem angefangenen militáriffen Tone getreu bleibt,
befonders da fugitivi bein Càfar de Bello Gall, I, 23 für
Deferteurs vorfommen.
Zweiter ——
— Baar’ ichs nicht? Chremes bat fie erkannt faͤr
feine Tochter, wie ich da vernebme — Nil me fefellit:
cognita eft, quantum audio hujus verba, Die Dacier
madt fid) dier felbft den Einwurf: menn Sprus bei ber
Erfennung zugegen war, wie fann er ‚fagen y daß er jest
erít Aufſchluß be'omme? Sie antwortet darauf, Corus
fen mit bem Ehremes und der Coftrata in$ Haus gegane
gen, unb ale er gefehn , daß an der ledtbeit der Anti»
pbila fein Zweifel bleibe, babe er bas Ende nicht abgemwar«
tet. Dan fónnte vielleicht aud) annebmen, Syrus fennur
nadaefdliden und babe vor ber Thür grlaufdt , e er
denn bald fo viel hörte, daß er genug hatte,
— weil
— Weil Eein Gläd anf oer Welt für die zu aros
ifl — Quam fcio effe honore quovis dignam, Sch glaube,
. honor íjt bier überhaupt für Slücf oder Giüdsgüter ges
braucht, mie beim Soraz Ill, 29. 52. roo don ber OR
tuna gefagt wird:
Transmutat incertos honores,
D. 19, ift in der Zweibr. folgendermaßen abgetheilt :
Senex refcifcet, illico effe amicam hanc Clitiphonis,
Vermuthlich Durch einen Drudfehler, ftatt;
Senex refcifcet illico, cet.
— was Eónnt' ido ibm fagen, weißt ou's? Tenes,
quid dicam ? Mir fcheint diefer Sinn lebbafter und in den
Zufammenhang paflender , als, wie es. Andre nehmen;
Verſtebſt du , was ich fage ?
— Nun gut, das lir (id) bören , und bat Eeine
Schwierigkeit — Bonam atque juftam rem oppido im- -
peras, et factu facilem, Calphurnius toittert Sronie in
diefer Stelle; ohne Urſache, mie ic nad) dem Zuſammen⸗
bang meyne.
— Denn fage, wie Fann Das beißen, für feine Ci»
cherbeit Sorge tragen? Nam qui ille poterit efTe in tu-
to, dic mihi ? Die Sicherheit , wovon, hier gefprodyen
wird, alluditt hoͤchſt wahrſcheinlich auf 3D. 1x und 17. bite
fer Scene,
— Sprechen Sie lieber, wie jene hochweiſen Leute:
wenn aber der zimmel einfiele? Quid fi redeo ad illos,
qui ajunt, quid fi nunc coelum ruat ? Eine ſpruͤchwoͤrt⸗
liche Kedensart von Menfcyen , die ihre Bedenklichkeiten gern
ins Unendliche treiben. Einen andern Sinn hatte fie im
32 Munde
356 -)o( —
Munde ber Coltiſchen Giefansten , welche auf die Frage
Aleranders des Groſen, wovor ihnen auf der Welt haupts
fachlich bange fen,’ ertwiederten: vor weiter nichts, als, er
Himmel möchte über ibnen einftürgen. Alexander begriff
bie Antwort, und nannte fie Gros(predjer.
— 2a Fomme fie wie gerufen — Optume ipfa
exit foras, Ich finde Überall abgetheilt < Optume; ipfa
exit foras, Uber, trügt mid) anders mein Gefühl nicht,
jene Verbindung ift mehr in Terenzens Manier, ur.
BE] Qe ctt v. "TEN et ey n €f um Maec dq
Dritter Auftritt.
V. 2. Decem minas, quas mihi dare pollicitus eft.
Dief ift bie gewoͤhnliche Pesort, fot welcher die Sootibr.
emendirt:
"Decem minas , quas ınihi daret, pollicitu' ft.
Der Grund jur Veränderung will mir inbeffen nicht ein«
leudten. Man beruft fid) , die bergebradbte Yesart zu pere
tbeidigen, auf Andr. Prol. 3. und Heaut. III, 5, 4r.
( nad meiner Sf&tbeilung ). Dagegen erinnert die Sweibr.,
in diefem Fall müffe das Nomen dem Pronomen nachſtehen.
Auein wie paft biefe leiste Behauptung ju der befannten
Virgilianiſchen Stelle Aen, II, 573.
Urbem quam flatuo vefira efl?
— Soll ido auch dort mit oir mich anterbalren ?
€. Nicht Dodo; ich ſchaff' Ihnen den rechten Mann.
Etiamne tecum hic res mihi eft? S, Minime; tuum tibi
reddo, Bacch ift aufgebracht, Daß fie ihren Clitipbo fo
lanae enthebren muß. Daber fraat fie, burd) ben untere
warteten Vorfchlag aufgebradbt , den Cprus ; Cell id)
etwa aud) dort ( hic, int. apud Menedemum) mit oir mid)
untere
.
, Se al cm 357
unterhalten? (Sowie bisher in bes Chremes Haus?) Mit
nichten, antwortet der Sklave , id ſchaff' Ihnen den rech—
ten Mann (Minime, tuum int. Clitiph: ;nem, tibi reddo.)
Auf die angegebene Art verfteh” id) oiefe ern j die febr
verſchieden, und, nad) meinem Gefühl, größtentheils felte
'fam und gegoungen eiklaͤrt wird,
v», Aber warum tvirb Bacchis mit einemmale (o. bereite
»tpiffig, bie Qropofition einzugehen ? Cito dectitur, quia
mulier et meretrix , quae trahitur minimo lucei!o. So
Calpburnias, . Allein bie Doffaung zum (Gelbe war ihr
vorber fdjon gemacht. Vermuthlich ſtellte die Verſicherung
"fie zufrieden ; daß in dem Haufe bes Menedemus Cliti⸗
pho anzutreffen fep, ^ Dort alfo hoffte fie, deſto ungt»
ſtoͤrter feine Unterhaltung zu gerfießen.
— Folgen Sie mir — Sequere me hac, Er zeigt
ihr den Weg, gebt aber nicht mit hinein, Unnöthig alfo
ift 8, hac in bunc (Cliniam ) zu verändern , wie die
‚Sweibr, conjecturirt,
— Du, ibromo, wenn ou gefcheid bif? , weifitvon
allem, was dir befannt ifi, Fein Wort — Tu nefcis
id, quod (cis, Dromo , fifapies, Eine ábnlide Stelle
ift Eun. IV, 4, 54. Pol, fi fapis, quod fcis, nefcis,
Guyer, bet. befannte Ufterfrititer, glaubt fogar ^ der gee
genmwärtige V. fey aus der citirten Stelle untergefhoben.
Denn, fagt er, Dromo wußte ja felbft nichts , tie fein
Quamobrem zeigt. Darauf antwortet tOefterbo» febr
richtig, wenn ihm aud) der ganze 3ufammenbang der Sache
unbefannt war} jo batte er bod) gewiß manches gefehen und
gehört, mas dem Alten ſollte verborgen bleiben.
33 Vier⸗
3845 -)o(—
Vierter Auftritt
— du füttern — Alere, Chremes ſpricht febr. bete
aͤchtlich von ber Bacchis (illazccine mulierem — cum illa /
familia); unb dazu paßt das Alere, welches Andr, I ‚1,
30. bon Pferden und Hunden gebraucht wird, vollkommen.
— Dann wird er mün(den, fein Sohn möge von‘
neuem davon laufen — Ich biftinguire: Optabit,,rur-
fum ut abeat ab fe filius, Andre: Optabit rurfom , ut
abeat ab fe filius. Das hieße: er wird von neuem wüne
fien x. Aber tvann hatte der Alte das geroünfaht ?
— Ss ift bobe Seit, daß ich, mich an ibn made —
Ceffo hunc adoriri? Alſo Syrus hat Den Cbremes von
Anfang an gefehen und gehört. ‚Mir wenigſtens feinen
biefe Worte mit ,, Syrus modo a Mened, egreditur 4
wæelche die Zweibr. in der Note bat, unvereinbar zu ſeyn.
Dieleicht toàre dieſe Erffärung nicht aufgenommen worden,
wenn man den Sflanen.in der vorigen Scene hätte zuruͤck⸗
bleiben laffen. Allein in diefer Ausgabe wird mit unferem
Auftritte erft der vierte Act angefangen, worüber id) oben
mich erflärt babe,
— Wie fiebts? — Quid en? — will wiſſen,
was Syrus ausgerichtet habe. Mir duͤnkt es alſo keine
gluͤckliche Aenderung, wenn die Dacier unb Weſterhov ben
Sytus dieſes ſprechen laſſen.
— Alſo war es windbeutelei ' daß dir alles nach |
Wunfd gelungen fey? — "Vah! gloriare evenifie ex
fententia? An diefer nicht Teichten Stelle haben Kritiker und
Interpreten fid) wacer geübt. Ich benfe mir folgenden
Qufammenbang. Der Alte mepnte (djon, und mußte, we⸗
gen i
Mc ce 359
, ‚gen bes , Dictum ac factum reddidi, fo mennen, Syrus
- ftp vöuig im SReinen; habe alfo bas nóotbige Gelb bem
Menedemus abgeliftet. Wie aber der Sklave fant, er (e
auf einen berrliben Einfall gefommen, merft jener feinen
Cjrrtbum und wird unmillig. Hintennad finde id), daß
fhon Weſterhov biefe Grflárung bat.
—— — jm fErnft, lieber gerr? Dic fodes, Auch bier
ireff' id) mit Wefterboven zufammen , welcher bemerft:
- Formula, qua poftulatur , ut alter magis diferte, et
- bona fide fententiam fuam dicat. Sic Adelph, IV, r, r.
Eodem fenfu Hec, V , 4, 24. Dic verum,
— Yun, nun, es aebt an — Imo fic fatis, Alle
Ausgaben, die id) bor mir babe, lefen mit einer Apofiope»
fit: Imo fi feias . . . Ja, wenn Sie wäßren .. . Auf
welche Sfuctoritát biefe Lesart fid) gründe, finde id) nirgenbe
angemerft. Uber die andere, tvelche das Zeugniß des Cale
pburnius, fo mie mehrerer wichtigen Handfchriften und alten
. Editionen für fid) bat, gefällt mir an fid) ungleich beffer,
Co (don Bentley: Omnes noftri. mo fie fatis. Recte,
Cum enim laudaret fallaciam Chremes, Probe, Nimium,
Syrus ficta modeftia refpondet, Sic faris ; mediocriter.
V. 4o erflärt Wefterbov das cum maxume febr rich⸗
tig „ EX», plene, Ira nunc, ur, cum maxime, Adelph.
IV. r, 2. Phorm. I, 4, 27. Flor, IV, t, 3. Gr, ©%
marıge, Prifcian, Inftit. Grammat, L. XVIII.
| — Wers zu genau nimmt mit feinem Recht, ift
eft der größte Xecbteverfebrer — lus fummum faepe
fumma eft malitia, Was wir mit einem franjofifdyen Aus⸗
brud Cbicane nennen, ift bier Malitia, Ein eigentlicher
34 Conte
360 w )e( -
Commentar zu dieſer Stelle ift Cicero de Off. T, 10. Exi-
ftunt etiam faepe injuriae calumnia quadam et nimis cal-
lida, fed malitiofa juris interpretatione. Ex quo illud,
Jummum ins , [umma iniuria , factum eíl jam tritum fer-
mone proverbium. Auf ábnlie Art fagt Columella :
$ummum jus antiqui fummam putabant crucem, , Und
Welterbov citirt bie Stelle aus dem fogenannten Prediger
Sal. VIL, 16.: n33n prx nn- tw Oy nicht allzuges
recht. Ebenderfelbe führt —— Fragment des Me⸗
pónorer an:
Krror
Os vous cele cin, à dogar rus 1286
Aix» unsıßwg, quxeQurtus Pair,
„Es ift etwas herrliches um die Gefehe 5 — aber
einer zu genau damit, dann ift er ein Chicaneur. — Und
fehr richtig fagt Die Dacier ju unferer Stelle: Cette maxi-
me eft fi fure, que je ne fais pas difficulté de dire, qu'il
e(t impoffible , qu'un homme foit homme de bien, f'il ne
relache jamais de cette rigueur du droit, et f'il n'expli-
que fouvent contre luila loi, qui fera pour lui.
Fünfter Auftritt.
— Nun, nun, mein Zorn bat fib gelegt — Tam
non fum iratus. Calpburnius macht dabei die richtige
Bemerkung: Non poteft prae nimia laetitia diutius re-
ticere quod fecerit,
— gimmel — Perii ! Ebenderfelbe + Haec vox eft
amantis, aliquid mali fufpicantis,
— Geben Sie acht auf jeven meiner Winfe — Ob. -
fecundato in loco. Calpburnius ;- Objerundare c(t omnia
ad alterius nutum facere, -
eu. ·
i
5
f
*
*
W
'
Li
— )ot — 361
Sechſter Auftritt.
— Denn unſer Seſchaͤft drinnen iſt bald abgethan
— Nam nihil eft, illic quod moremur diutius, Die
Zweibr. unb Andre fe&en das Komma nad) illic, Aber mir
ftint, mit Wefterboven , die vorige Diftincetion natüre
lider, So aud) Calpburnius; Non diu illic moratu-
rus eft,
ig GSiebenter Auftritt.
|» Was doch oic Mode nicht fo manche Ungerech⸗
tigkeit, (o mandoe Thorheit eingeführte bat! — (uam
multa injufta ac prava fiunt woribus! Es ift nicht nöthig,
mit bem Zugrapbius , Georg Sabricius , Guyet und
Bentley dafür zu fefen : Quam multa jufta injufta fiunt
moribus, Dder mit ber erſtern Edition des Aldus: Quam
multa jufta injufta ac prava fiunt moribus. Mas nad)
der gewöhnlichen , Durch alle Danbfdriften beftätigten Les—
art hier gefagt wird, ftebt, nur mit etwas veränderten Wor⸗
ten, beim Plautus Stich. V, r, 1.
More hoc fit, atque ftulte, mea fententia.
Die durch bie Mode gebeiligte Lingerechtigfeit „ worüber
€bremes bier Klage führt, ift Die Ausftattung der Töchter.
Merkwürdig ijt, was ein Frauenzimmer, bie Dacier, vol
gerechten Eifers, davon fagt. Iln’yarien, qui puiffe
paroitre plus ridicule, que de voir, qu'en donnant fa
fille à un homme, il faille encore lui donner fon bien,
Et une marque bien certaine , que c'eft n'eft que la cou-
tume, qui autorife une facon de faire fi mal entendue,
€'eff que les premiers hommes en ufoient autrement; on
donnoit de l'argent, ou l'on faifoit d'autres prefens aux
eo petes, quand on vouloit avoir leurs filles,
35 Achter
362 -—)e( —
Achter Auftritt,
$5. 10. u. f. tbeile id) ab, toie bie Dacier:
M. Quid narras, Chreme?
Chr. Imo haec quidem, quae apud te eft, Clitiphonis
Amica? M. Ita ajunt. , eft
Co obnaefábr aud) Welterhov. — Andke anders; aber,
nad) meinem Gefühl, nicht fo natürlid. Statt, quae
apud ze eft, lefen Einige: quae apud me eft, Jenes bat
bie Auctorität des f£ugrapbius und den 3ufammenbang
für fidy. |
V. 13. lieft oie Sweibr. , dem Bembinifchen Cober
jufofae , defpanderis. Uber Die meilten Handſchriften,
mit ben vorzüglichſten Editionen , baben defponderim,
welches mir beſſer gefaͤlt. Nicht allein wird defpondere
größtentheils vom Vater der Braut gebraucht, fonbern aud)
in diefer ganzen Scene, tie in der vierten Diefes Aufzugs
(nad) meiner Abtbeilung ), fommt es beftünbig fo vor.
Im 26ten und 27ten 3D. diftinguirt man gewoͤhnlich:
Et tu id, quod cupis, -
Quam ociffime ut des,
Wegen des folgenden Cupio möcht’ ich lieber:
Et tu, id quod cupis,
Quam ociffime ut des.
Darnad) babe id) auch überfekt.
— Werden Sie feiner bald fatt baben — Prope-
diem — iflius obfaturabere, Seiner, nàmf. des Sohnes,
Calpburnias: Nimiam de fie capies fatietatem, So aud)
torfterbov.
— ber , wie dem auch (ey 1c, — Sed, haec ut ut
funt cet. Dieß ift die gewöhnliche Zesart, mie fie in dem
| Dati«
wre 363 .
Daticanifdóen Cover unb febr vielen wichtigen Handfchrif-
ten unb Ausgaben vorfommt. Die Smeibr. erflärt fid) für
tint andere, Sed ; baec.uti funt, meil in der vorigen eine
Zmweideutigfeit liege, roelde den Chremes nicht kleide. Uber
das tbut fie allerdings , tvenn fte mit bem fury Vorherge⸗
henden, Propediem iftius — in Verbindung
geſetzt wird.
Noch eine Bemerkung zu dieſer Scene überhaupt. In
dem vorhergehenden vierten Auftritt meift der Alte die Zus
mutbung des Sklaven, feine Tochter dem Glinia zu vere
fereden, mit vieler Indignation von fi. Und bier erbie-
tet er fid) von freien Stücten dazu, — 9Bober diefe plögliche
Sinnesänderung ? Sd) löfe mir bas Kathfel fo. Zum
wirklichen Betrug des Corus mag Cbremes fid) nicht mifi»
brauchen laffen ; aber mit dem Menedemus läßt er fid) une
gebeten auf den Vorfchlag ein. Denn nun ifi bieftr untere
richtet von bem &aufelfpiel; toürbe daher, wenn es fo qt»
fommen wäre, nur in der Einbildung des Syrusund Cfi»
tipho betrogen worden fepn.
Sünfter Aufzug
Erfter Auftritt.
— Die Öbren der Götter za ermäden — Deos ob-
tundere, Calpburnius : Eft translatio a fabris, qui
faepe repetunt tundendo aliquid malleo , et idem obrun-
dunt et hebetant,
— Ta, ja, oa Dachte ich auch an — Idem iftuc mihi
venit in mentem, Ebenderſelbe: Sic dicit, quia fcit ab
illo deceptum Chremetem,
— oie
364 geom
— Wie? nein? — Quid ? non? Anderes Quid
non? Aber bie &mpbaft, wie Boͤcler erinnert, wird ſtaͤr⸗
fer, wenn man eine doppelte Frage Anaimmt, —* —*
Calphurnius und Wefierbov. |
Der 24te 2. wird verſchieden abgetbeilt, 3e ie
ibn for — | sd
C. Quam ob rem? M, Nefcio equidem; fed te mi-
ror, qui alia ram plane fcias,
(Te miror. fc, nefcire) Dadurch entílebt, nod meinem Ge
fühl, ein fdjóner, natürlicher Gegeniag. Uber, wirft die
Zweibr. ein ,, roie may Ehremes den Menedemus fragen,
warum Sprus fid) nicht geregt babe? — Als ob man in
grofer Verlegenheit nidjt öfters dergleichen tbue ! obne eben
Antwort ju verlangen, Daß aber fed in zwei Verfen bin»
tereinander ftebt , möchte nod) weniger ein Gegengrund
feyn, weil Terenz befanntiid) es damit fo genau nicht nimmt,
— Eben da Ihr Syrus bar Ihren Sobn fo mei»
fierbaft zugeſtutzt — Ille tuus quoque Syrus idem mire
finxit filium, Andere: Tuuım illequoque cet, Ich ziehe
bie erfiere Lesart mit Saernus, Georg. Sabricias , Wer
fierboo und der Dacier vor, meil fie eine ſchoͤne Beziehung
auf das Vorhergehende, Quid Syrus meus ? hat,
V. 57. Si illi pergo fuppeditare fumtibus, bleibe id)
bei der gewöhnlichen &esarf, und nehme fumtibus, mit der
Sweibr. , für: ad fumtus faciendos, alfo im Dativ,
— Dann Fann ib im Ernſt die Zacke sur Sand neh ⸗
men — Mihi illaec vere ad raftros res redit, Eine Un»
fpielung auf die bisherige Lebensart des Menedemus, der
aber non vere, b. b. nicht nothgedrungen , die Hacke que
cirt batte.
— Warum
m
w
— Warum nicht ? alfo bleibt’s Dabei? — Sino;
itane vis? Die Dacier lieft nicht fino, fondern fine, und
läßt e$, ftatt bes Menedemus, ben Gbremes (preden, weil
es lächerlich fep daß jener fage, fino, ebeer noch gefragt habe:
. itane vis? Ein leicht zu hebender Einwurf! Menedemus,
nachdem er feine Bereitwilligkeit, zu dem entworfenen
Plane mitguroirfen , gezeigt batte , macht nod) den legten
Verſuch, feinem Freunde Vorftellung zu tbun.
V.75. Ac jam, uxorem ut arceflat, paret, ©,
meine 9ínmerfung zu Andr. III, 4, t.
— will id) durch Drobungen kirre machen — Di.
etis confutabitur. Die Dacier bemerft ju Phorm, III,4,
13. das Wort, Confutare, fep eigentlich ein Kuͤchenaus—
druc, unb beife foviel, ale fw aquam ferventem com-
pefcere; Furum nämlidy ober Taa war ein Heiner Topf,
woraus man unter andern faftes Waſſer auf kochendes zu
gießen, und diefes dadurch zu Dämpfen pflegte. Folgendes
Fragment aus dem alten Komiker Titinnius dient als Bee
meisftelle: Coquus ahenum, quando fervit, paula confu-
sat trua,
— Keiner Wittfraa hätt’ er Das Gerz baben därs
fen, fo mitzufpielen — Aehnliche Stetten führt vocffere
bov aus bem Apulejusund Quinctilian an. Jener fagt Me-
. tam, V. Et ipfam matrem tuam , me , inquam, ipfam
parricida denudas quotidie; et percuffifti faepius , ct
quaft viduam utique contemnis, Diefer Declam, 338, init,
Etiamfi lis buic mulieri, cui ad(um, judices, effet con-
tra pauperem i(lum , infirmo loco pars noflra et dignior
auxilio videretur: quia et per fe imbecilla res eft femina,
et adfert infirmitati naturali non leve pondus, quod vi.
dua eit, weis
366 . —-)o( — j 92
Zweiter Auftritt. —
Qu Anfang dieſer Scene kommt Menedemus, vom
Clitipho begleitet, zurüdz; unb tod) bat Chremes bis ans
Ende bez vorigen blos mit ibm geſprochen. Slujferbem
fitbt man, daß er ben jungen Menfchen von feines Vaters -
Vorhaben unterrichtet bat. Wie iff das möglih? Die
Zweibr. nimmt an, nad) v. 78. (ut, dum vivat, memi-
nerit femper mei) fep Menedemus ins Haug gegangen“
Aber was würde burd) bie Paar Worte, bie drauf folgen
und allerdings an den Menedemus gerichtet zu ſeyn ſchei⸗
nen, gewonnen? Kurz, bier iff wohl eine von den weni⸗
gen Stellen, too der Zuruͤckbleibende blos auf unb abgeht
und gefticulirt.
An ®. s. f. find allerhand unnótbige Künfteleien von
Kritikern unb nterpreten verfucht worden. — Syd. folgt der
Interpunction in der Soeibr., teil id) glaube, daß dieſe
einen natürlichen, polig zufammenhängenden Sinn giebt,
den meine Ueberfegung ausdrückt.
Dritter Auftritt.
— Du brauchft weder nach einem Altar, modb ei»
nem Vorfprecher oid) umzufeben — Nec tu aram tibi,
neque precatorem pararis, Der Altar war allen Völkern
des Alterthums eine ber gemöhnlichften und heiligften Frei»
ftätten. LZindenbrog führt jur Erläuterung zwei treffende
griechifche Stellen. Die eine aus der 2fnoromadbe des fus
ripides: Exu yug nuraduym, Ing zn wurger, durcı Qu. Bumuy
Sw», Sár das Wild if? eine Zuflucht der Sels; für oen
Sklaven die Altäre der Götter. Die andre ausdes Achil»
les Tatius adjtem B.: Ka re pu» werngen |a wur dig
araitias dları xaraQuynt vyo Di ndn alneas, warns Du mne
Agri
: | - )o( — 367
Aertuador yırousvag, TUTTO) wur zuro T Deko, Uebelthaͤ⸗
ter finden fonft in den YGeiligtbämern Schutz und Gi.
cberbeit. Ich bingegen, der ich, obne eines Verbrechens
ſchaldig zu feyn, in den Schus der Artemis mid) bege⸗
ben babe, bekomme vor oem Altar felbft Schläge.
Bierter Auftritt.
— Wird es nicbt weitzu fuchen feyn — Non aberit
longius, Man denke fid) dabei wie, bie Xmeibrüd'er febr
richtig faat, quod ego arbitror 1, fufpicor.
— Test , nachdem oie ächte Tochter fib wieder
gefunden bat — Nunc, filia poftquam eft inventa vera,
Die àcbte Tochrer heißt bier Antiphila, im Gegenſatz vom
Elitipho, roeldem der Sklave die dee beizubringen fucht,
er fen untergefhoben. Was foll man aber denken, wenn
ein Bentley fähig ift, zu fchreiben: Cur autem Filia vera,
cum falfam nunquam fuftulerint? Repone, Poflguam efi
inventa, inventa vero efl caua, qua cet, !!]
Fünfter Auftritt.
— Je Eleinmätbiger der junge Menſch (ido zeiger —
Adolefcens quam minıma in fpe fitus erit, Die Sweibr,
liegt dafür, ohne Auctorität; Quo adolefcens maxume in
fpe follicitus erit, Diefer Emendation, glaube ich, ber
darf es nicht, wenn man die Erflärung des ehrlichen Cal»
pburnius beberjiget: Nam fi non fe eſſe filium credide-
rit, €o miferabilior videbitur patri; et citius ad miferi-
cordiam commovebit eum, Hic inflectitur frws, a, um,
i, e.conflitutus. Damit verbinde man, was die Dacier
faat: Il veut dire, que ce jeune homme craignant tout
de bon, de n'etre pas fils de Chremes, fera les chofes
beau.
368 X - )o( —
beaucoup plus naturellement, & parlera d'une maniere
plus touchante, que f’il etoit averti, que ce n’eft là
qu'ün jeu, pour tacher d'attendrir fon pere, i
— "uf gate Bedingungen — In leges fuas, Cal.
pburnias: H. e. fecundum eas leges et conditiones, |
quas dare patri voluerit in ea pace ineunda,
Sechſter Auftritt.
V. 6. lieft die Zzweibr. , nad) Bentley'n, Quamobrem
id facias ft, faciam, — Syd) finde zu tiefer Aenderung feinen
Grunb. Neque fane, fagt bie Sweibr., recte quaefiffet
uxorem, quamobrem ipfe id voluerit, Eben darum lieft
er ihr ben Text, meil fie ibm das SBiberpart halt, ohne
der Cadje auf den rund zu fehen — Darin aber, glaube
ih, bat Bentley recht, Daß man nad) Nefcias fein Dunes
tum fegen, unb den folgenden 33. nidjt als Frage nehmen
dürfe,
— Ich wäßte niht...T— Ego nefcio ? Mar
perffebe das , wie fonft; Tu me id nefcire arbitraris ? Wo
die Jronie liegen fol , bie Einige bier mwittern,, fann id)
freiich nicht finden. Aber nod) weniger bünft es mir nó»
thig, mit ber Zweibr, abjutbrilen; Egone 7 fcio,
— Ajebet, áls daß (dy dein Giefdnola uod einmal
böre — Ulfo das zärtliche Ehepaar hatte fhon ju Haus
die Streitfrage bebattirt,
V.12. Statt Sufpicatur emendirt Tanaquil Saber
mit feiner gehorfamen Tochter Sufpicetur, Diefe, inmeis
nen Augen unnöthige , Uenderung gründet fid) auf bit Bes
Dauptung derfelben, Softrata habe während Der Zeit ihren
Sohn nod) nicht gefprodhen, fie komme von freien Stüden
ibm
9
ihm zu Hilfe, unb vermutbe, diefer werde auf ſolche Ge⸗
: banfen verfallen „ mie ihm Syrus wirklich in den Kopf
gefeht hatte» Wenn das Grund hätte, fo müßte die qute
Frau nod) um etwas fiarker im Vermutben geweſen feyn,
als Tanaquil Faber, und alle, die je auf Conjecturen Jagd
madten, Über , wirft die Sweibrüd'er, welche gleiche
Gedanken äuffert, ein: roit war es möglich, daß, während
Sorus ſechs Zeilen ſprach, Clitipho feine Mutter , bie et
im abgelegeneren Theile des Haufes, im Gynaͤceum, zu fue
hen batte, fprechen fonnte? Als wenn dergleichen Fälle in
unferm Komiker eine Seltenheit wären! Gin weit auffal-
Ienderes Beifpiel hatten roit vorhin an der zweiten Scene
dieſes Acts, wo meine Note nachzuſehen it. Schon Bent⸗
ley widerlegt jene Behauptung mit der ibm eigenen Energie,
Hoffentlich wird man ibn gern hören: T. Faber vult legi
Jufpicetur , quia Softrata nondum potuit refcifcere, Cliti-
phorem fufpicari fe effe fubditum, cum neque Syrum,
qui id confilii dederit, neque filium convenerit, Merae
funt nugae et naeniae, Nam Clitipho, ubi fupra dixit,
Recte jundes, faciam , ſtatim domum abiit, et matri in
Gynaeceo narravit, patre in alia parte aedium agente,
dum Syrus folus fecum fex fequentes verfus loquitur,
Igitur Clitipho primura dómi matri rem aperuit, quati
in feq. Scena repetit, Quare nec Soflrata ut in re nova
efl conflernata, fed lente refpondet , Ob/zcro, mi gnaté,
Deinde fi legas, /ufpicetur5 fi nemo indicaverit , efficitur,
ut Softrata vel ipfa dubitaverit, fitne verus filius, quod
plane eft ridiculum; vel omnium fagarum et divinarum
anuum fit princeps et magiftra,
— Wirklib? — Ain’tu. Ich nehme das fr Itonie,
Dem Alten fommt es zuerft lächerlich vor, Daher fàüt
Wa ftint
«370 90cm
feine Gattin ein Certe, inquam , mi vir; Araber.
Mann; obne Scerz, Diejenigen; welche foviel auf die à
Vermuthungsgeſchicklichkeit der Softrata bauen , fefen :
- Certe fc erit, mi vir. Uber dag Andere finder fiy nad)
Woerfterbovens Auflage, in ben vorzüglichften Handſchriften.
— Meynſt du, weil meine Tochter (idb wieder ges
fanden bat? Quod filia efl inventa? Eine ſchwere Stelle,
bie, nad) meinem Urtheil, bie Dacier am beften. ertlárt,
in folgender Note: Je crois, que Softrata veut dire, que
Chremes pretend, qu'il lui fera aifé de faire voir, que Ch-
tiphon eft fon fils, puifque fa fille eft retrouvée , parce
que le frere reffemble à la foeur, La fuite fait voir, que
cela eft fondé fur cette reffemblance; car Chremes lui
repond, won, mais cefl parce qu'il vous reffemble, En effet,
. la premiere marque n'etoit pasfort fure; Antiphile avoit
eté expofée, on ne venoit que de la retrouver , par
confequent on pouvoit toujours douter, que ce fut la
veritable fille de Soflrata; et ainfi cette raifon , que
Clitiphon reffembloit à Antiphile, au lieu d'etre un
prejugé favorable pour lui, en devenoit un trés - defa-
vantageux pour elle,
Siebenter Auftritt.
— o Sie mit Deranägen Ihren Sohn mich nene
nen börten — Dictus filius tuus zwa voluntate, Die
Zweibr. ließt veflra ftatt tus, Allein ber Sobn wendet
fich bier blos an bie Mutter; die fotite ibm auxilio effe in
paterna injuria (fc, IV, 15.).
— Das alfo war dein Anliegen? — Hoccine won
fili, obfecro? Ich beziehe es auf die Bitte, melde liti»
pho ju Anfang diefer Scene fo angelegentfid) vortrágt. "
— vod.
4€—)6( — 37i.
N welche Stedbbeit ! "mido süfeben sa. laſſen —
Non mihi per fallacias adducere ante oculos ! 25entley :
Pro Non mibi, quod turbat fenfum, repone Ten mi, Eine
glückliche Conjectur!
Thumb «nr 4090. 1541
(oO 7 febtet Auftritt,
— Und machen die zugelagte Mitgabe rechtskraͤf⸗
tig? — Et quod dotis dixi, firmas? Dazu geborte, mie
bie Dacier bemerft , daß des Brüurigams Vater Die auégte
fegte Mitgabe formlid) annahm. |
.— Davor wollen wir ſchon feym — At nos non
finemus Nämlich; oaf es ein Raub der Bacchis were
den foll, wie Chremes unmittelbar vorher fürd)tet. Diefe
nalurlıdye, Erklärung haben mande verfehlt, ſelbſt die
Sweibr. , meldye Dabei anmerft : te non ignofcere, |
71 Ich ſebe wobl, es ift mir nicht vergönnt, mei⸗
nen pan durcbzufegen - — Video nen licere , ut coe-
peram, hoc pertendere. Sn derfeiben Bedeutung fommt
Pertendere por Eun. I, 1, 6.
— Beine Einwendung! — Nihil audio, Offenbar
ift bieB der Sinn, nicht: int, ipfum polliceri, mie die
Zweibr. meynt. Vergl. Andr, V, 2, 22.
— Hun, nun, er bat die Wabl — Imo utrum
vult? 3támlid): ob er beuratben oder enterbt feyn wid.
— Der Schritt, lieber Sobn, den du jest tbun
follt, ſcheint bedenklich, fo lange einem die Sache nod
nea und fremd iff — Haec dum incipias, grawia (unt,
dumque ignores, Gie verfteht den Cbeftanb, der freilich
^ud Yea einem
45 — -€)9( -
aod flatterhaften Syüngling im Anfang fáftig fatfen mute,
Men vergleiche Andr. II, 6, 9, 10. unb HH. , 3, 28— 30.
— Das Slotzauge — Caefiis oculis, Ih nehme,
sah Schellern , caefius in ber Bedeutung, ſchrecklich,
färchterlib. Eben fo verfteben viele das Epitheton der
Minerva, yAavxamis,
— Das Welfchenei « Geſicht. — Sparío ore, Andre
würden überfegen: das Weitmaul. Uber die Meiften bere
fieben es von einem fletigen Gefichte , Lentiginofo vultu, -
quafi maculis quibusdam infecto. Ein foldes Geſicht
sennt man hier ju Lande fpottweife ein. Welfchenei « ee
ficbt.
—. Man follte ſchwoͤren ‚da fey er in feinem Sache ——
Credas animum ibi effe, / o interpretire ich bieft Worten.
abngefähr , wie f&ugrapbius : Jb, id eft, in bac ele-
dtione totus et. Und Guyet, be(jen ungebrudte Noten
Wefterbov anführt ; Il paroit bien , quil me penfe à
tien , qu'à cela,
Oruckfehler.
€. 3 3. 11 gegenwaͤritgen I. gegenwärtigen.
€. 4 3- 3 fe «9L. es fev. |
©. 7 leste Zeche I, feine Zeche.
— 16-3. 8-ondees Sinne l. andres Sinnes,
BN o nter tl tt [, id) getvaue
©. ^c cab unten) Gbremes- giebt, Ihnen I, Chres
mes giebt Ihnen.
&:24 3.2 ( von unten ) fagte— ? ft. fagte —-
-&. 153 3. 10 bieftn T. biefem.
5.1613. 4 und reellen Dant I. und meinen reellen Dank.
4133-94 0 fen falls-feaur,
-&.181 2. 10-die Ehaist- Theis:
©. 188 3. 5 (von unten), deine Thais ba iſt [. deine
Thais ift,
©. 196 3. 9 Confultate f, Confulate.
€. 203 3. 4 die Thürek bie Thür,
©. 204 3. 14 Quid intereft? f, Quid intereft!
€. 209 3. 2 Deft I. Deeft,
Ebend, 3. 3 vecerim I, fecerim,
€. 210
"
. 210 3. 7 von unten Sif. Sie.
é. 212 3. 11 bon unten | Perverterie unde, 1. een
unde,
C. 2123. 12 von unten pro verbium f. proverbium, -
©. 215. 3. 14 Iugulares |, Jugularas,
€. 216 fee man vor 3. 8 V. 6r. N
€ 218 3. 16 E flamma unde I. E flamma, unde,
©. 221 3. 2 Summonjut . Summonuit.: — 2
©. 2213. 9 von unten patn- [. patu- x
S 229 3. 15 Edilor I. Editor. p.
= 241 3. r diefelbe 1. diefelben,
€ 263 3. 1x Thüre I. Thür,
©. 226 3. 10 Sybnen ft ihnen. 2*
€. 280 3. 9 Haufe. fi. Haufe? beer BEE
©. 289 3 4. don unten gan I. 5. Mato —
©. 294 3. 20 Sytus? ft. Sprus,
€. 299 3. 5 wäre? ft. wäre!
€. 305 3. 6 fie wiffen ft. Sie toiffen.
2 307 3. 20 Beiferes. ft. Beſſeres?
©. 314 3. 14 Früchten I. Fruchtchen.
©. 319 3. 7 von unten, eine ganz andere Art I, eine ganze
Art.
©. 334 3. 8 Seleurus I. Seleukus.
€. 341 3. 16. ill [. ilio,
€. 351 3. 1 poffit 1. Allen
©. 357 3. 3 tuum int, |, tuum, int,
€. 366 3. 6 (dom unten ) Steden I, Stellen an.
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Rar[eiclt
überfebt
RT
von
Johann Friedrich Roos
ordentlichem Profeſſor ber Philoſophie auf ber Ludwigs—
Univerſitaͤt.
Zweiter Theil.
Gießen 1796
bei Georg Friedrich Never
Borrede,
4 (iefete hier die andre Hälfte von Terenzens
guftipielen , vollig nad) demfeiben Plane bearbeitet,
wie Die erſte. Was alío Dort über oie Defonomie
des Ganzen ausführlich gefagt ift, will ich bier
nicht wiederholen; um fo weniger, weilvon allen
Kunftrichtern , die mir bekannt geworden find, Fein
einziger den Gefichtspunet, woraus ich beurtheilt
zu werden wünfchte , verfehlt oder verrückt bat.
Unter diefen Umftänden bleibt mir zu einer Vor
rede meiter Fein. Stoff ubrig, als — eine Joergenge
erleichterung gegen meine Kecenfenten,
Daß eshier,auf Feinen Prologus galea
tus, wozu der edle Terenz fo oft fid) aenotbigct
fand, abgefeben fen, erwartet man, nach dem vor-
D Gefagten, von fefbft. Blos cin Wort deg
anfes iff cs, wozu ich mich gegen vie acbtungsz
- "vettben Männer, welche mid) als lleberfe&er und
Erklärer des Terenz gemürdiget haben, aufgefore
dert fühle. Gerade die firenaften unter ihnen maz
ten mir die lehrreichtten und ermünfchteften ; haupt:
fachlich, weil ich fie in Lob uno Tadel fo übercinz
flimmend fand, daß id) mir fchmeicheln darf, beides
fep nicht unverdient gemefen. Daher war e8 bei
der Sortfe&ung Diefet Arbeit mien. vorzüglichfieg
Beſtreben, die gerechten Forderungen , die man
an mich gethan Pat , nicht aus den Augen zu vere
lieren, um des belohnenven Beifalls competenter
Nichter míd) immer würdiger zu machen.
Aber in noch höherem Grade hoffe ich diefen
Beifall zu verdienen, es ich fo glücklich ida
| } ollte
— Vorrede. |
follte, eine zweite Auflage meiner Lleberfesung zu"
erleben; unter andern auch Deswegen , weil ich
alsdenn im Stande fepn werde, eine Ausgabe,
unſets Stomifere zu benu&en, oie über unzählige
Stellen Ficht verbreiten wird, wo alle bisherige
Interpreten im Finftern tappten. — Cyeoer, ver in
Diefer Art von Piteratur Fein Sremdling ift, erräth
leicht, daß bier die Ausgabe gemennt fep, wovon .
im vorigen Sabre der berühmte Jr. Oberconſiſto⸗
tialrath Böttiger in Weimar eine zu den größe
ten Erwartungen berechtigende Probe geliefert bat.
Beſonders werden hier diejenigen Stellenneue Auf:
tlärungerhalten , welche obne die vertrautefie Bes
kanntſchaft mit der Einrichtung des Theaters ver
Alten unverftändfich find; denn darin bat fid)
Herr Böttiger Kenntniffe-eriworben, bie allen
feinen QVorgangern abgiengen., Wer fib. (bere
zeugen will, daß da Gegenftände zur Sprache
Éommen werden, wovon die bisherigen Herausges
ber des Gereny aud) nicht Die lafefte Ahndung
hatten , ven verweife id) auf das. Börtigerifche
Programm, De perlonis (cenicis, vulgo larvis,
over aud) nur auf das Wenige, mas id) in dieſem
zweiten Theile ©, 248 ff. daraus entlehnt habe.
Die Lefingifhen Bemerkungen über
die Brüder des Terenz, Im der Hambik
gifhen Dramaturgie, babe ich fieté fo um:
- terhaltend und belehrend gefunden, daß ich glaubte,
e$ würde vielen meiner Xefer nicht unangenehm.
fon, fie an der Spitze dieſes Cuftfpielé zu erblichen,
Gießen den 26ten Junius 1796.
——— PN.
Leſſings
- feffingà Bemerkungen über bie Brüder
des Terenz, in oer Hamburg. Dramatur:
gie Band II. ©. 142 ff.
Das Ctüf be Herrn Romanus, die Brüder
genannt, fann für ein deurfches Original gelten, ob
es ſchon, größtentheild, aus den Brüdern des Ter
ren genommen ift. Dan Dat gefagt , daß aud)
Moliere aus diefer Quelle gefchöpft habe; unb zwar
feine Männerfhule.. Der Hr. von Voltaire macht
feine Anmerfungen über diefed Vorgeben : und id
führe Anmerfungen von dem Hrn. von Voltaire fo
gern an! Aus feinen geringften iff noch immer etwas
ju fernen : wenn fdon nicht alegeit bas , was er
darin fagt: wenigſtens ba8 , was er fütte fagen ſollen.
» Die Brüder bes Zerens, fagt bet Hr p. Vol:
„taire, fónnen hoͤchſtens die Idee zu ber Männere
„ſchule gegeben haben. Syn ben Brüdern find zwei
»» Mite von verfdiebener Gemuͤthsart, dieihre Söhne
„ganz verſchieden erziehen ; eben fo find in bec Mänz
| „nerfhule zwei Vormuͤnder, ein febr. firenger und
» tin febr nadfebenber : das iff bte ganze Aehnlich—
„tet. In ben Brüdern ift faff ganz unb gar feine
N h a iz
2 E NER ne
„Intrigue: die Intrigue in der "DD CH
„gegen iff fein und unterhaltend unb fomifd, Eine
„don ben Frauenzimmern des Terenz, melche eigeht-
Rt (ich bie intereffantefte Node ſpielen müßte, erfcheinet
„blos auf dem Theater, um nieder zu fommen,
„Die Syfabete des Moliere iff faft immer auf der
, Scene, und zeigt fi immer witzig und reibenb,
„und verbindet fogar bie Streiche, die fie ihren:
» SBormunbe foieft, nod mit Anftand. Die Ent: '
» Yoicfefung in den Brüdern iff gang unwahrſcheinlich;
5 c3 ift wider die Natur, daß ein Alter, der fechzig
„Sabre aͤrgerlich, fireng unb geiBig gewefen, auf
„einmal luſtig unb. höflich und freigebig werden ſollte.
»Die Entwicelung in der Maͤnnerſchule aber ift
„die "efle von allen Entwickelungen des Moliere;
„wahrſcheinlich, natuͤrlich, aus ber Intrigue ſelbſt
„hergenommen, und was ohnſtreitig nicht das ſchlech⸗
„teſte daran ift, aͤuſſerſt komiſch.“
Es ſcheint nicht, daß ber or. t. Voltaire, feit
bem er aus der Klaſſe bei den Jeſutten gefommen,
. den Terenz viel wieder gelefen habe. Er fpricht ganz
fo davon, ald von einem alten Traume; es ſchwebt
ibm nur nod fo was davon im Gebádtnijje; unbba$
ſchreibt er auf gut Gluͤck fo dahin , unbefümmert,
ob es gehauen oder geſtochen ift. yd mid ihm mit
aufmufen, was er von der Pamphila des Stüͤcks
il fagt,
"d p oe 3
—feat, „daß fie blos auf bem Theater erfcheine, um
»hiebergufommen. ** — Cie erſcheint gar nicht auf
bem Theater; fie kommt nit auf bem Theater nie:
bet ; man pernimmt blos ihre Stimme aus dem Haufe;
und warum ſie eigentlich bie intereffantefte Rolle
foielen müßte, daB läßt fib auch gar nicht abfehen.
Den Griehen und Römern war nicht alles interefz
: fant, was e$ den Franzoſen if. Ein gutes Sab:
chen, das mit ihrem Liebhaber zu tief in dag Waſſer
‚gegangen, und Gefahr (&uft, von ibm verlaffen zu
werben, war zu einer Hauptrolle ebebem febr une
geſchickt. —
Der eigentliche und grobe Fehler, den der Hr.
bon Voltaire macht, betrift die Entwickelung und den
Charafter des Denen. | Demen ift. der muͤrriſche,
ſtrenge Vater, und diefer fol feinen Charakter auf
einmal völlig verändern. Das ift, mit Erlaubniß
des Herrn von Voltaire, nicht wahr. Demea ber
hauptet feinen Charakter bis ans Ende, Donatus
.fagt: Servatur autem per totam fabulam mitis Mi-
cio, faevus Demea, Leno avarus u. f. w, 3a8
geht mid) Donatus an? dürfte der Hr. von Bol:
tame jagen, Mach Belieben ; wenn mir Deutfche
, aus glauben dürfen, daß Domatus den Seren; fleifie
ger gelefen und beffer verftanben , ald Voltaire. Doch
e$ ift ja von Feinem verlohrnen Stüce die Rede; es
— df ned $a; man leſe ſelbſt.
» 4 “x " Mach:
4 | — )o( — |
Nachdem Micio den Demca burd die triftigften
Vorſtellungen zu befanftigen geſucht, bittet er ihn,
wenigſtens auf heute fich feines Aergerniffes zu ent;
ſchlagen, menigftens heute luftig zu fepn. Endlich
bringt er ihn auch fo weit; heute will Demea alles
gut fepn fa(fen ; aber morgen, bei früher Tageszeit,
. miuf der Sohn wieder mit ibm aufs fanb , ba will
er ihm nicht getinber halten, ba will er ed wieder mit
ibm anfangen, roo er es heute gelaffen fat; die
Sängerin, die biefem der Vetter gefauft , will er
zwar mitnehmen, denn e8 ift doch immer eine Sklavin
mehr, und eine, die ihm nichts Foftet; aber zu fine
gen wird fie nicht viel befommen, fie fol fochen und
backen. In der darauf folgenden vierten Scene ded
fünften Akts, wo Demea allein ift, ſcheint e zwar,
wenn man feine Worte nur fo obenhin nimmt, als
ob er völlig von feiner alten Denfungsart abgeben,
und mad den Grundjägen des Micıo zu handeln
anfaugen wolle. *) ‘Doc bie Folge zeigt «8, daß
man alles dad nur von dem heutigen 3mange, ben
er fib antbun fol , verfiehen muß. Denn aud bie
fen Zwang reif er hernach fo ju rufen, daß er 3u der
fórmlidften haͤmiſchſten Verfpottung feines gefälligen
Bruders ausſchlaͤgt. Er ftent (id) luſtig, um bie am:
) dere
*) — Nam ego vitam duram , quam vixi usque adimc,
Prope jam excuifo fpetio mitto —
-
—)o9( — 5 -
bete wahre Auäfchmeifungen und Tolheiten "begehen
zu Saffen; er macht in dem verbindlichſten Tone die
bitterften Vorwuͤrfe; er wird nieht freigebig , fondern
et. fpielt den Verſchwender; und mohl zu merfen,
weder von dem Seinigen, nod) in einer andern Ab:
fibt, als um aled , was er Verſchwenden nennt,
lächerlich zu machen, Dieſes erfellet unwiderſprech⸗
li) aus dem, was er dem Micio antwortet, ber fib.
durch ben Anſchein berriigen läßt , und ibn wirklich
verändert glaubt. *) Hic oftendit Terentius, fagt
Donatus, magis Demeam fimulaffe mutatos mores,
quam mutavilTe,
Ich will aber nicht hoffen , daß ber Herr von
Voltaire meinet, ſelbſt die Verſtellung laufe wider
A 3 den
*) Mi, Quid iſtuc? quae res tam repente mores
mucavit tuos ?
Quod prolubium , quae iftaec fubita e(t largitas ?
De. Dicam tibi :
Ut id oftenderem, quod te ifti facilem et feílivum
putant,
Id non fieri ex vera vita, neque adeo ex aequo
et bono,
Sed ex affentando , indulgendo, et largiendo, Micio.
Nunc adeo, fi ob eam rem vobis mea vita invia
eft, Aefchine,
Quia non jafla injufla prorfus omnia, omnino
obfequor ,
Mi(fa facio; effundite, emite, facite auod vobis
lubet)
I
6 — )06 —
den Charakter des Demea, der vorher nichts als
geſchmaͤlt und gepoltert habe; denn eine ſolche Ver⸗
ſtellung erfordere mehr Gelaſſenheit und Kaͤlte, als
man bem Demea zutrauen duͤrfe. Auch hierin iſt
Terenz ohne Tadel, und er hat alles ſo vortreflich
motiviret, bei jedem Schritte Natur und Wahrheit
fo genau beobachtet, bei dem geringften Uebergange
fo feine Schattirungen in Acht genommen , daß man.
„nicht aufhören ach , Ihn zu TS
Mur ift öfters, um hinter alle Feinheiten
des Terenz zu kommen, die Gabe ſehr noͤthig, ſich
das Spiel des Akteurs dabei gu denken 5; denn dieſes
ſchrieben die alten Dichter nicht bei. Die Deflamas -
tion hatte ıhren eigenen Künftler „ und in bem Ue—
brigen fonnten fie fid ohne Zweifel auf bie Einſicht
der Spieler verlaffen, die aus. ihrem Geſchaͤfte ein
febr. ernftlihes Studium machten. Nicht feften ber '
fanden fid unter diefen bie Dichter ſelbſt; fie fagten,
wie fie e$ haben wolten ; und-da fie ire Stuͤcke
überhaupt nicht eher befannt werden liefen, als biß
fie gefpielt waren „ als. bis man fie gefehen und gehört |
hatte; fo fonnten fie e$ um fo mehr überboben ſeyn,
den gefchriebenen Dialog dur Einfchiebfel zu uns —
terbreden , in welchen fid) der befchreibende Dichter
gewiffermaßen mit unter bie handelnden Perfonen zu
mifchen fcheint. Wenn man fid) aber NEUE Pa
bie
ICA
— 5 — J 7.
die alten Dichter, unt fid) bie Einſchiebſel zu erfpar
|- ren, im ben Reden felbft „ jede Bewegung, jede
Gebehrde, jede Mine, jede befondere Abänderung
* ber Stimme, bie ‚dabei zu beobachten, mit anzudeu⸗
ten gefucht; fo irrt man ſich. In dem Terenz altein
kommen unzätige Ctellen „ in welchen von einer
ſolchen Andeutung fid nicht die geringſte Spur zei⸗
get, und wo gleichwohl der wahre Verſtand nur durch
bie Errathung der wahren Aktion kann getroffen wer⸗
den; ja in vielen ſcheinen die Worte gerade dar Ge⸗
gentheil von dem zu ſagen, was der Schauſpieler
durch jene ausdruͤcken muß.
Selbſt in der Scene, in welcher bie vermeinte
Cinntéánberung des Demna vorgeht, finden fid
dergleichen Etellen , die ih anführen mitt, weil auf
ihnen gewiffermaßen bie Mißdeutung berufet, die
. ich beftreite. — Demea weiß nunmehr alles, er hat
es mit feinen eigenen Augen gefeben , daß es fein
ebrbarer frommer Sohn ift, für den die Sängerin
entführt worden, unb flürgt mit dem unbändigften
Geſchrei heraus. Er Flagt e8 dem Himmel und der
Erde unb dem Meere ; und eben bekommt er den
^ Micdo zu Geſicht. |
Demea. $a! ba ift ers der mir fie beide ver-
" gh — meine Söhne, mir fie beide qu ba tid)
pe - 36 4 Mies
5 i et
ju bir!
Demea. Out, id) mäffige mid, id bin bei mir,
es fot mir fein-hartes Wort entíabren, Laß uns bei der
Sache bleiben. Sind wir nicht eins geworden , wareſt
bu e$ nicht felbft , der es juerjt auf bie Bahn bradıte,
baf fid) em jeder nur um den feinen bekümmern follte ?
Antworte *) u.(. m, — —
Wer fid) hier nur an bie Worte hält, unb fein fo
richtiger Beobachter ift, als e8 der Dichter war, kann
[eiót glauben , daß Demen viel zu gefihmind aus:
tobe, viel zu geſchwind diefen gefaffenern Ton ans
ſtimme. Mach einiger Ueberlegung wird ihm zwar
beifallen, bag jeder Affeft , wenn er aufs Aufferfte
gefommen, notbmwendig wieder finfen müije; daß
Denten, auf ben Verweis feines Bruders, fid) be
ungeſtuͤmen Jaͤhzorns nicht anders als ſchaͤnen koͤnne:
das alles iſt auch ganz gut, aber es iſt doch noch
nicht das rechte. Dieſes [affe er fid) alfo vom Donar
tus (eren, ber bier zwei vortreflihe Anmerkungen
hat.
Im: rn De. Eccum ade(t
Communis corruptela noftrum liberum,
Mi, Tandem reprime iracundiam , atque ad te redi.
De. Reprefüi, redii, mitto maledicta omnia:
Rem ipíam putemus, Dictum boc inter nos fuit,
Et ex te adeo efl ortum, ne te curares meum, .-
Neve ego tuum? refponde, —
LI
Micio. O fo mäffige bi, und fomm wieder A
—)Jo( — 9
bat. Videtur, fagt er, paulo citiüs deftomacha.
tus, quam res etiam incertae poícebant. Sed
et hoc morale: nam jufte irati, omiffa faevitia ad
ratiocinationes faepe feftinant. Wenn ber Sor:
nige gang offenbar Recht zu haben glaubt, wenn
et fi einbildet „ daß fi fib gegen feine Beſchwerden
durchaus nichts einmenden fa(fe 3. fo wird er fid) bei
bem Scelten gerade am mwenigfien aufhalten ,„ fons
bern ju ben Beweiſen eifen , um feinen Gegner
durch eine fo fonnenfíare Mebergeugung zu demüthir
gen. Doc ba er über bie Walungen feines Fochen:
den Gebläts nicht fo unmittelbar gebieten Fann, da
ber Zorn, der überführen roi, bod) noch immer Zorn
bleibt ; fo macht Donatus die jmeite Anmerfung:
non quod dicatur, fed quo geftu dicatur, fpe&ta;
et videbis neque adhuc, repreffiffe iracundiam,
neque ad fe rediiffe Demeam. Demea fagt amar,
ib máffige mid), id) bin wieder bei mir ; aber Ge:
fibt und Gebehrde und Stimme verratfen genug:
fam, daß er fi noch nicht gemaffigt Dat , daß er
nod) nidt voieber bei fid) ıf. Er beftürmt den Mi:
cio mit einer Frage über bie andere, unb Micio hat
ale feine Kälte und gute faune nöthig, um nur jum
Wort zu fommen.
Als er endlich dazu fommt, wird Demen zwar
eingetrieben ,„ aber im geringften nicht überzeugt,
Urs" Al⸗
1o Lo —)Je(
Tee
Aller Borwand, über die Sebendart feiner Kinder | un:
willig gu ſeyn, ift ibm benommen, unb doch fängt ı e
wieder von vorne an ju mergeín. Micio mug auch /
nur abbrehen, unb fid begnügen , daß ibm bie
muͤrriſche faune, dig er nicht ändern fan, wenige
flens auf heute Frieden faffen wit, ^ Die Wenduns
gen bie ihn Terenz dabei — laͤßt ‚find, mei
ſterhaft. *)
Dem ca
*5) — — — — — De Ne nimium modo .
Bonae tnae iftae nos rationes, Micio,.
Et tuus ifle animus aequus fubvertat, Mi. Tace 5. T
Non fiet, Mitte jam iftaec; da te hodie mihi :
Exporge frontem, De. Scilicet ita tempus fert,
Fatiendum eíl; ceterum rus cras cum filio
. Cum primo lucu ibo hinc. Mi. De nocte cenfeo, '
Hodie modo hilarum fac te, De, Et iftam pialtriam
' Una illuc mecum hinc abftraham, Mi. Pugnaveris,
Eo pacto prorfum illie alligaris filium,
Miódo facito, ut (illam fezves. De. Egoiftuc videro,
Atque ibi favillae plena, fumi, ac pollinis, i
Coquendo fit faxo et molendo; praeter haec
Meridie ipfo faciam ut ftipulam colligat;
Tam excoctam reddam atque atram, quam fcarbo
eit, Mi, Placet,
Nunc mihi videre fapere. Atque equidem filium,
Tum etiam fi nolit, cogam, ut cum illa una cubet,
De. Derides? fortunatus, qui ifloe animo fies: *
Ego fentio, Mi, Ab, pergiſne? De, [am lam defino,
ni
"n
DeC mU II
Demea. Nan gieb nur Acht, Micio , twie wir mit‘
diefen fchönen Brundfägen, mit diefer deiner lieben Nach»
fit , om Ende fahren werden.
Mieio. Schweig doch! Beffer als du alaubeft. —
Und nun genug davon ! Heute (dente bid mir. Komm,
Hläre bid) auf.
‚A Demea. Mags bod) nur brute feyn! Was id)
muß, das muß ich. — Uber morgen , fo bald es. Tag
mírb, geh’ ich wieder aufs Dorf, unb der Burfche geht
mit, *
Micio. Fieber, noch ehe e$ Tad wird; n id).
Gt» nur heute luftig !
Demea. Auch das Menſch von einer Sängerin muß
mit binau$.
Micio. Vottreflich! So wird fid) der Sopn gewiß
nicht weg roünfden. Nur halte fie aud) gut.
©, Demea. Da faf mich vor forgen! Sie foll , in der
Mühle, und vor dem Dfenlohe, Mehlſtaubs, und Kohl»
fraubs und Raus genug friegen. Dazu-foll fie'mir an
beißen Mittage ftoppeln gehn, bis fie fo trocken, fo
ſchwarz geroorden , als ein. Löfcybrand,
qhicio. Das gefällt mir! Nun bit du auf bent
rechten Wege ! — Und alsdenn, wenn id) rie du wäre,
müßte mie der Sohn bei ihr ſchlafen, er möchte wollen
oder nidt, ° :
Demea,
A ur: 1^3 Com
Demea. Pacht bu mid aus? — Bei fo einer
Semütbsart, freilich, fannft du wohl gluͤcklich Rn. se.
' fühle es, leider —
»
Micio, Du fängft bod) wieder an?
Demea, Nu, nu ; id) bore ja aud) (djon wies
der auf. | | "a j. 5 !
Bei dem „Lachſt du mich aus?“ des Demen,
merft Donatus an: Hoc verbum vultu Demeae fic
profertur , ut fubrififfe videatur invitus. Sed
rurfus ego fentio, amare fevereque dicit. Unvets
gleihlih! Demen, deffen voller &rnff e8 ar, daß
et die Sängerin, nicht ald Sängerin, fonbern als eire
gemeine Sklavin halten und nüßen moüte, muß
fiber den Einfall des Micio (aen. Micio fetf
braucht nicht zu lachen ; je ernflfafter er fid) fleü,
defto beffer. Demea fann barum bod fagen; Sacit
du mid aus ? und muß fid zwingen wollen, fein
eigenes Sachen zu verbeiffen. Er verbeißt ed auch
bald, denn das „ch fühl’ es leider“ fagt er wieder
in einem ärgerlihen und bittern Tone. Aber ſo une
gern, fo furg das Lachen aud) ift: fo große Wirkung
hat e$ gleihmohl. Denn einen Mann, mie Demen,
bat man wirklich vors erfle gewonnen, wenn man ihn
nur zu lahen machen kann. Se feltener ihm diefe wohl⸗
thaͤtige Erfbütterung ift, defto länger hält fie inners
fid) an; nachdem er längft ade Spur derfelben auf
feinem
nr]
9301 —_ I
feinem Geſichte vertifgt , bauert fie noch fort, chne
. af er es ſelbſt weiß, und Dat auf fein nächftfolgendes
Setragen einen gewiſſen Einfluß. —
Aber wer hätte wohl bei einem Grammatifer fo
feine Kenntniffe gefuht ? Die alten Grammatifer
waren nicht das, was wir igt bei dem Samen ben:
fen. Es waren Leute von vieler Einfiht, das ganze
weite Feld der Kritif war ihr Gebiete. Was von —
ihren 2fusfegungen Flaffiiher Schriften auf ung ger
fommen , verdient daher nicht blos wegen ber Sprache
ffubirt zu werden. Mur muß man die neuern In⸗
terpolationen zu unterfdeiben wiſſen. Daß aber
diefer Donatus (Aelius) fo vorgüglid) reich an Be:
merfungen iff, die unfern Geſchmack bilden fónnen,
daß er die verfteckteften Schönheiten feines Autors
mehr als irgend ein anderer zu enthuͤllen weiß: das
kommt vielleicht weniger von ſeinen groͤßern Gaben,
als von der Beſchaffenheit ſeines Autors ſelbſt. Das
römische Theater war, jur Zeit des Donatus, nod
nicht gänzlich verfallen, bie Stuͤcke des Terenz mur:
den nod gefpielt und ohne Zweifel nod mit vielen
von den Ueberlieferungen gefpielt, bie fid) aus ben
befleen Seiten des römischen Geſchmacks berfchrieben:
er durfte alfo nur anmerfen , roa? er fahe und hörte;
er braudite alfo nur Aufmerffamfeit und Treue, um
fi das fBerbienft zu machen, dag ibm die 9iadme t
, Bein:
14-5 €— PC cT MES
»
Seineiten ju verdanfen hat, bie er fefBft ſchwerlich
dürfte ausgegräbelt haben, — Syd) wüßte daher auch
kein Werk, aus welchem ein angehender Schauſpie⸗
(er mehr lernen koͤnnte, als dieſen Commentar des
Donatus Über den Terenz: unb bis das Latein unter
unfern Schauſpielern üblicher. wird, wuͤnſchte ich
^ febr, daß man ihnen eine gute Ueberſetzung davon
in bie Hände geben wollte, — C8 verfteht fido , daß ber
Dichter dabei fepn, und aus bem Kommentar alles
wegbleiben müßte, was die bloße Worterklaͤrung
betrift. Die Dacier fat in diefer Abficht ben Donas
tus nur fehlecht benugt, umb ihre Ueberfegung bed
, Tertes ift waͤſſerig unb ſteif. Eine neuere beutíde, ")
die wir haben, hat das. Berdienft ber Nichtigkeit fofo, .
aber das-Verdienft der Fomifhen Sprache feplt ihr
gänzlich, und Donatus ift audy nit meiter gebraucht,
als ihn die Dacier. zu brauchen für gut befunden.
(£8 wäre alfo feine getbane Arbeit, mas id) vot:
ſchlage: aber mer foll fie tpun 1 ? Die nibt$ befferes
iun fönnten, können aud dieſes nit : unb bie
etras beffere8 tbun fónnten , werden fid) bedanken.
Doch endlich vom Terenz auf unſern Nachahmer
zu kommen. — Es iſt doch ſonderbar, daß auch Hr.
Romanus den falſchen Gedanken des Boltaıre gehabt
zu haben ſcheinet. Auch er Dat geglaubt ,„ daß am
Ende mit dem. Beute des Demea eine gan —*
von paste, de 1733.
-^
po t — )o(l — -1j
- Veränderung vorgehe; wenigftens läßt er fie mit
‚dem Charakter feines Epfimons vorgehen. „Je Sin:
„der, läßt er ihn rufen , ſchweigt bod !- Sy6r über:
»häuft mic) ja mit &iebfofungen. Sohn, Bruber,
„Vetter, Diener, alles fhmeichelt mir, blos weil
„ich einmal ein bißchen freundlich ausſehe. Bin
» 18 denn, oder bin ichs nicht? Sb werde wieder
recht jung, Bruder! Es iff bod) huͤbſch, wenn
> „man geliebt wird. Ich will aud). gewiß fo bleiben.
» Sd wüßte nicht, enn ich ſo eine vergnügte Stunde
gehabt hätte.“ „Und Frontin fagt: „Nun unfec
55 Alter flirbt gewiß bald *). Die Veränderung ift
gar zu plópiid, ** Ja wohl; aber das Spruͤchwort
und ber gemeine Glaube, von den unpermutfetea
Veränderungen, die einen nahen Tod vorbedeuts en,
ſoll doch wohl nicht im Ernſte hier etwas rechtfertigen.
Jezt zu den Veränderungen, die Hr. Romanus
in ber Fabel des Terenz machen zu muͤſſen geglaubt,
um fie unfern Gitten näher zu bringen, Er hatte
Net, eine Fabel, in welche fo befondere griechifcye
und römifhe Gitten fo innig verwebt find, umzu—
ſchaffen. Das Beiſpiel erhält feine Kraft nur von
feiner inhern Wahrfheinlichfeit , die jeder Menfch
nad
” €» font e$ ohne Zweifel beifen , unb nift: ſtiebt
obnmöglich bald. Für viele von unfern Schaufpie-
lern ift es nótbig, aud) folche Drusffehler anjumerten.
16 — )o(.—
nad bem beurtheilt, mas ihm felbft am gewoͤhnlich⸗
ftenift. Alte Anwendung fált meg , wo mir ung
erft mit Mühe in fremde Umitände verfe&en müffen.
Aber e8 ift auch feine Teihte Cade mit einer ſolchen
Umſchaffung. Je vollfommener die Fabel iff, befto
weniger läßt fid) der geringfte Theil verändern, ohne
das Ganze zu zerrütten. Und ſchlimm! wenn man
fid fobann nur mit Flicken begnügt, obne im eigentz
liben Verſtande umzuſchaffen.
Das Stuͤck heißt die Bruͤder, und dies bei
dem Terenz aus einem doppelten Grunde. Denn
. nicht allein die beiden Alten, Micio und Demea,
fonbern aud) die beiden jungen Leute, Aeſchinus und
Etefipho , find Brüder, Demea 1f dieſer beiden
Vater, Micio fat ben einen, den Aeſchinus, nur
an Sohnes Statt angenommen. Dun begreif ich
nicht, marum unferm Verfaffer biefe Adoption miß⸗
faten. Ich weiß nit anders, ald baf bie Adoption
aud) unter und, aud) nod) ist. gebráudolid) unb voll
fommen auf bem nemlichen Fuß gebräuchlich ifl, wie
fie es bei ben Römern mar, Demohngeachtet ift er
davon abgegangen; bei ihm find nur die zwei Alten
Brüder, und jeder bat einen leiblihen Sohn, ben
er nad) feiner Art erziehet. Aber beflo beffer! wird
man vieleicht fagen, So find denn aud) die zei
Alten wirflihe Wäter ; und das Erüc ifl wirklich
ene
i
=
— )o( — 17
— eite Schule ber Väter, b. i. folcher, denen die Na—
tuc bie vaͤterliche Pflicht auflegt, nicht folder, die fie
freimidig zwar übernommen ,. bie fi) ihrer aber
schwerlich weiter unterziehen , als es mit ihrer eige:
nen Gemaͤchlichkeit befichen Fann.
Pater effe diíce ab illis, qui vere (ciunt!
Sehr wohl! Nur €dabe, daß durch Auflöfung die
ſes einzigen Knoten , welcher bei dem Terenz den
Aeſchinus unb Cteſipho unter fib, unb beide mit dem
Demea, ihrem Vater, verbindet, die ganze Ma—
ſchine auseinander faͤllt, und aus einem allgemeinen
Intereſſe zwei ganz verſchiedene entſtehen, die blos
die Convenienz des Dichters, und keineswegs ihre
eigene Natur zufammen Hält!
+ Denn ift Aeſchinus nicht bío$ der angenommes
ne, fonbern bet leibliche Sohn des Micio, was hat
Demea ſich viel um ihn zu befümmern ? Der Sohn
des Bruders geht mich fo nahe niht an, als mein
(igeher. Wenn id) finde, daß Jemand meinen eigez
nen Sohn verziehet ,gefbähe ed auch in der beſten
Abſicht von der Welt, fo habe ich recht, diefem gut
berzigen 9Berfüfrer mit aller der Heftigkeit zu bearas
nen ,- mit welcher, beim Terenz , Demea dem Micio
begegnet, „Aber menn es nicht mein Sohn ifl, wenn.
es der eigene Sohn des Verziehers ift, was faun i
DE a rt
,
Mis. was darf id) mehr, als paf ich biefen. Vetzie⸗
B fer
4 , 1 Y, T 1
» , C331 8
18 — — 20— Jr
^
ber warne, Und Yoenn er mein Bruder iff, ibn. if: |
ters unb ernftlih warne 2 Alnfer Verfaffer ſezt den
»SDemea aus bem Verhaͤltniſſe, in meliyem er.bei dem
Terenz flebery aber er läßt ibm die nemliche Unger
ſtuͤmheit, zu welchet ihn bob nur jenes Verhaͤltniß
berechtigen fonnte. a bei ibm fibimpfet und tobet
Demea nod) weit drger-, al8 bei dem Tereng St i
will aus der Haut fahren „daß er an feines Bruders
» Kinde Schimpf und Schande erleben muß, “ Wenn
ihm nun aber dieſer antwortete: „Du biſt nicht flug,
» mein lieber Bruder, wenn du glaubft, bufóhnteft
„an meinem Kinde Schimpf und Schande erleben.
„Wenn mein Sohn ein Bube ift und bleibt , fo wird, .
„wie das Ungluͤck, alfo aud) der Schimpf nur mein
»fepn. - Du magft e$ mit deinem Eifer wohl gut
„meinen; aber er gebt zu weit, er. beleidigt mid,
„Falls bu mid nur immer focfo ärgern willſt, ſo
„komm mic lieber nit über bie Schwelle! u ſ w.“
Wenn Micio,, fage ib, dieſes antwortete + nicht
wahr, fo wäre die Komödie auf einmal aus ? Ober.
fónnte Micio etwa mát fo ea 3 *
er eigentlich nicht ſo antwotten?
Wie weit ſchicklicher aifert idi seim Terenzs |
Diefer Aeſchinus, ben er ein fo tiederliches Leben zw l
führen glaubt, iſt nod) immer fein Sohn „. ob ipn] -
gleih der Bruder an Kindes ee angenommen.
: i Un
m. o0(.— Ri"
Und dennoch beſteht ber römifhe Micio weit mehr
auf feinem Necht?, als der deutſche. Du haft mir,
fagt et, deinen Sohn einmal überlaffen ; befünimere
dich um Der, ber dir noch uͤbrig iſt; ju
ndam ambos curare; propemodum: TET
ReBifcere illum eft, quem deli — ^
Diele verſteckte Drohung, ihm feinen Sohn gurüct:
gugeben , ift Bauch, die ihn zum Schweigen bringt;
- qb Ped kann Micio nicht verlangen, daß fie aite
Witerlihe Empfindungen bei ihm unterdrücken foit,
Es muß ben Micto zwar derdrießen, daß Demeaaud
in der Sofge nicht aufhoͤrt, ipm immer die nemfichen
Sformürfe zu maiben : aber er kann e$ dem Vater
doch auch nicht verdenfen , wenn erfeinen Sohn nicht
‚gänzlich wit verderben laffen. Kurz, der Demea
des Terenz iff ein Mann , der fir das Wohl deffen
beſorgt ift, für ben ibm bie Natur zu forgen aufgaó;
e thut es zwar auf die unrechte Weiſe, aber die
Meife macht den Grunb nicht fbfimmer, Der Der .
mea unferé Verfaſſers hingegen iff ein befchwerficher
Zäanfer, der fid) aus Verwandſchaft zu allen Grob:
heiten berechtigt glaubt, hie Micio auf Feine Weife
| an bem bloßen Bruder dulden müßte,
Eben fo fchielend tmb falſch wird, durch Aufhe—
bung der doppelten Bruͤderſchaft, aud das Verhält:
— mif der beiden jungen Leute. yd verdenfe «8 dem
deutſchen Aeſchinus, daß er „vielmals anten Thor:
[ 3N( m" S i heiten
20 -- 539€ s ;
„heiten des Etefioho Antheil nehmen zu müffen ge⸗
„glaubt, um ihn, als feinen Vetter, ber Gefahr und
» offentliden Schande zu entreiffen.* Was Vetter?
Und ſchickt es fi wohl für den leiblihen Water, ıhım
darauf zu antworten: „ich bilige deine hierbei. bes —
„zeigte Sorgfalt und Vorſicht, id) verwehre bir es
„auch insfünftige nicht?“ Was verwehrt ber Vater
bem Sohne nit? An den Thorheiten eines ungezo⸗
genen Vetters Antheil zu nehmen? Wahrlich, das
„follte er ihm vermehren, „Suche deinen Vetter,
„müßte er ibm höcliens ſagen, fo viel möglich von
„Thorheiten abzuhalten: wenn bu aber findeſt, daß
„er durchaus, darauf beſteht, fo entziehe di d ipm;
„denn bein guter Name muf bit werther ſeyn, als
„feiner. “ Ay. "ar $
Nur dem leiblichen Bruder verzeihen wit,
hierin weiter zu geben. Mur an feiblihen Brüdern
fann es uns freuen f menn MP a von bem andern
ruͤhmt: |
— — Illius opera nunc zen Fellivum caput y
Qui omnia fibi poft putarit. efle prae meo .
commodo; d "n
Maledidta, famam , meum amorem et peccatum in
x ſe tranflulit; (55:
Denn ber *— fiebe wollen wir von bex Klug⸗
heit feine Grenzen seit wiſſen. rauf es wahr,
das
— )o( — ^ 2I
baf-u fer Werfaffee feinem Aeſchinus bie Thorheit
. überhaupt zu erſparen gewußt Bat, die ber Aeſchi⸗
nus des Terenz für feinen Bruder begehet. Eine
gewaltſame Entfühtung Bar er in eine feine Schlaͤ⸗
getei verwandelt , a» welcher fein mohlgezogener
Yüngling weiter feinen Theil’ hat, als baf er fie
gern verhindern wollen. Uber gleichwohl läßt et
diefen wohlgezogenen Juͤngling, für einen ungezoges
nen Better noch viel zu: viel thun. Denn müßtees.
jener wohl auf irgend eine Weife geftatten, daf bie
fer ein Creatuͤrchen, wie Citaliſe ift, zu ihm in dag
Haus brádyté? in das Haus feines Waters? unter .
bie Augen feiner tugenbpaften Geliebten ? Es ift
nicht ber verführeriiche Damis, diefe Peſt für junge
$eute, deſſenwegen der junge Aeſchinus feinem (über:
lien Vetter die Niederlage bei fi erlaubt: es ifl
bie blofe Eonvenienz des Dichters.
Wie vortreflih hängt alles das beim Terenz
sufammen! Wierihtig und nothwendig iff da auch
die geringfle Kleinigkeit motiviert ! Aefhinus nimmt
einem Sklavenhaͤndler ein Maͤdchen mit Gewalt aus
dem Haufe, in das fid) fein Bruder verliebt hat.
Aber er thut das, weniger, um der Meigung feines
Bruders zu widfafren, aj$ um einem gröffern Uebel .
| vorzubauen. Der Sflavenhändier. wig mit biefem.
Maͤdchen unverzügli auf einen auswärtigen Markt:
3 und
7 J
Il | ! — ye — ET
unb der Bruder mil bem Mädchen nach: will lieber.
fein Daterland verlaffen „ als den Gegenftand feiner.
Liebe verlieren, *) Noch erfährt Aeſchinus zu rechter —
Zeit diefen Entſchluß. Was fon er thun ? > Gr. bes
maͤchtigt fi in der Geſchwindigkeit des Mädchens,
und bringt ed ın ba$ Haus feines Ob imd, um dies
fem gütigen Dianne denganzen Handel gu entdecken.
Denn das Mädchenuft zwar entführt, aber fie muß
bod ihrem Eigenthümer bezahlt werden. Micio bez
zahlt fie aud. ohne Anftand , und freuet fi nicht
fo wohl über bie That der jungen írute , als über
die bruͤderliche Liebe, melde er zum orunbe fiehetz
und über das. Vertrauen, welches f auf ibn dabei
feßen wollen. Das größte ift arídepen ; | acum.
fotite er nicht nod) eine Kleinigkeit hinzufügen, ihnen
einen volfommen vergnügten Tag zu machrn?
— — — Argentumadnumeravitällico: ^
Dedit praeterea in fumptum dimidium minae,
*
" Act Il. Sc. 4,
„Ace, Hoc mihi dolet, nos * ih fede ; **
ya paene in eum locum |
Rediiffe , Ut fi omnes cuperent , nihil tibi poffent .
auxiliarier,
Ct. Püdebat, Ae. Ah ! flultiria eft iflatc , non
pudor, tam eb pstvulam ^ —
Rem psene e patria ; türpe diu, Deos. —
ut iltage prohibeant,
—)o( — cs
Hat er bem Gteftpbo das Madden sefauft, warum
foll er 1pm nit verflatten, fi in feinem Hauſe mit
dr zu vergnuͤgen? Da ifl mac ben alten Sitten
nichts, mas im geringften der Tugend "unb Ehrbars
feit widerfpräche.
- Über nicht fo in unfern Brüdern! Das Haus
bed gütigen Waters wird auf das ungejiemendfle ge
mifbraudt. Anfangs ohne fein Wiffen und endlich
gat mit feiner Genehminung. Citaliſe ift. eine weit
unanft nbigere Perſon, als ſelbſt jene Pſaltria; und
unfer Ctefippo mill fie gar heiraten. Wenn das
der Terenziſche Cteſipho mi: feiner Pſaltria vorgehabt
hätte, fo wuͤrde ſich der Terenziſche Micio fibeclid)
ganz anders dabei genommen haben. Er würde Ci⸗
taliſen die Thuͤre gewieſen und mit bem Vater die
i
H
!
-
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B
La
"^w
fräftigften Mittel verabredet haben , «einen fid fo
ftcáflid) emancipitenben Burſchen im Zaume zu halten,
Ueberhaupt ift der deutſche Ctefipho von Anfange
viel zu verderbt geſchildert und aud) bierin ift unfer
Verfaſſet von feinem Muſter abgegangen. -Die
Stelle erweckt mir immer Graufen, wo er fid mit
"feinem Wetter über femen Bater unterhält.
franber, ber wie imt fi bad mit der Ehre
furibt, mit der Yitbe, die du Deinem Vater fhuldig bift ?
Tocaſt. Cbtfurdt? Fiebe? vn. die wird er nicht
ven mir verlangen.
Ba Stan
24 . — ) o ( —
Leander Cr ſollte fie nicht verlangen.
Lycaſt. Nein, gewiß nicht. Ich hab: meinen Vater
gar nicht fieb. Ich müßte es lügen, wenn id) es fagen
wollte. hoy
Leander. Unmen(dlider Sohn Du biben ft nicht,
was Pu fagít. Denjenigen nicht lieben, ber dir bas Leben
gegeben bat! So (prid)ft bu if, ba du ibn ned leben fiebft.
Über verliere ibn einmal ; bernad) wi id) dich fragen,
Lycaſt. Hm! Sd weiß nun eben nit, was da
geihehen würde, Auf allen Fall würde id) wehl aud fo
gar unrecht nicht thun. Denn ich glaube, er würde e$
auch nicht beffer machen. Er fpricht ja faft tagfich zu mir z
» Wen id) bid) nur los wäre! menn bu nar neq máreji**
Heißt bas Liebe? Sannft du — daß id). ibn mite.
der lieben fot ?
Auch die ffrengfle Zucht müßte em. Kind zu fo
unnatürlihen Gefinnungen nidt verleiten. Dad
Herz, das ihrer, aus irgend einer Urſache fähig iff
verdient nicht anders a($ fflavifch gehalten zu were
den. Wenn mir und ded ausſchweifenden Sohnes:
gegen ben firengen 2Bater annchmen follen ; fo. müfr
ton jenes Ausſchweifungen fein grundböfes Herz vers
rathen ; e6 muͤſſen nichts als Ausſchweifungen des
TIemperamentd , jugendlihe LUnbedachtfamfeiten ,
Thorheiten des Kißels und Muthwillens feyn. Mach
dyeſem Grundfaße haben SDienanbet und Terenz ihren
Cteſipho gefdbilbert, So ftreng ihn fein Vater flit, .
s. dh di. 2$
fo entfáfrt ihm doch nie das geringfte boͤſe Wort ges
gen denſelben. Das einzige, was man fo nennen
. fénnte, madt er auf bie vortreflichfte Weiſe wieder
gut. Er möchte feiner Liebe gern wenigſtens ein
Paar Tage ruhig genießen ; er freuet fib, daß der
Vater wieder hinaus auf das Sand an feine Arbeit
ift; und münfdt, daß er fid damit fo abmatten, —
fo abmatten möge, daß er ganze drei Tage nicht aus
bem Bette fónne. Ein rafher Wunſch! Aber man.
fehe mit welchem Zufaße:
— — — utinam quidem
Quod cum falute ejus fiat, ita fe defatigarit
velim,
Ut triduo hoc perpetuo prorfum e le&o nequeat
furgere.
Quod cum falute ejus fiat ! -Mur müßte ed ihm
weiter nid)t handen! — So recht! ſo recht! liebenss
foürbiget Syüngling! Symmer geb, wohin dich Freude
umd Liebe rufen! Für bid) drüden mit gern ein Auge
ja! Das Böfe, das bu begehft, wird nicht febr böfe
fenn! Du haft einen flcengetn Aufſeher in dir, als
felbft dein CBater ift! — Und fo find. mehrere Züge
in der Scene, aus ber biefe Stede genommen | iff.
Der deutfche Etefipho ift ein abgefeumter Bube, bem
füge und Betrug febr geläufig find : der römifche .
hingegen ift in des Aufferfton Verwirrung um einen
Ew $55 kleinen
26 * o ( —
Kleinen Morwand, burá) ben et feine. endet
bei feinem Vater recht fertigen koͤnnte.—
2t Rogabit Te: ubi fuerim? quem ego hodie toto
non vidi die.
Quid dicam? Sy. Nil ne in mentem venit? -
Ct. Nunquam quicquam. Sy. Tanto Need X.
Cliens, amicus, hofpes , nemo elt vobis? Ct.
Sunt, quid poítea?
Sy. Hiíce opera ut data fit. Ct. Qui non dar,
. fit? non poteft fieri. ri
Dieſes naife, aufridptigez quae non. * fit! ber.
gute Juͤngling fud emen Vorwand; unb der ſchal⸗
fife Knecht fehlägt ihm eine Säge vor. Eine Lüge!
Mein, das geht niht: non poteft fieri!
E
Sonach hatte Terenz aud) nicht nöthia, ung,
feinen Cteſipho am Ende des Stuͤcks beſchaͤmt, unb.
durch bie Beſchaͤmung auf dem Wege der Bellerung
zu zeigen. Wohl aber mußte dieſes unfer Verfaſſer
t$un. Mur fürchte ich, daß der Zufchauer die Fries
chende Reue unb die furdtfame Unterwerfung eines
fo leidbtfinnigen Buben nidyt für febr aufrichtig hal⸗
ten fann. Eben fo wenig al$ bie Gemütfsánberung
feines Vaters. Beider Umkehrung ifl fo wenig in
ihrem Charafter gegründet , daß mau das Beduͤrf⸗
nif des Dichters, fein Stuͤck fließen zu müffen,
die Verlegenheit , es auf eine. beffere Art Ju
TW
* i. ed 27
ſchlieſſen, ein wenig zu febr. darin empfindet. —
Ich weiß überhaupt nicht ,- ofer fo viele Fomifche
Dichter die. Regel genommen haben, daS der Böfe
nothwendig am Ende des Stücs entweder beftraft
werben, oder fid. beſſern müffe. In der Tragödie
‚möchte biefe Regel noch eher, gelten 5 fie kann uns.
da mit bem Schickſale verföhnen , und Murren in :
Mitleid fefren. Aber in ber. Komödie, denke ich,
pilft fie nicht alein nichts. fonbern fie verdirbt viele
meht vieles. Wenigſtens macht fie immer den Aus⸗
gang ſchielend, uud. kalt, unb einfoͤrmig. Wenn
die verfchiednen ‚Charaftere , welche⸗ id in eine
Handlung: verbinde, nur diefe Handlung zu Ende
bringen , warum folen fie nicht: bleiben ‚- nie fie
waren ? Aber freilihb muß bie Handlung ſodann
in etwas mehr als in einer bloſen Codifion der Cha:
raktere beſtehen. Dieſe kann allerdings nicht anders,
als durch Nachgebung und Veränderung des einen
Theils dieſer Charaktere geendet werden ; und ein
Stuͤck, das wenig ober michts mehr hat als
fie, nähert fib. nicht ſowohl feinem Ziele, ſondern
ſchlaͤft vielmehr. nach und nach ein. Wenn hingegen
jene Colliſſon, die Handlung mag fi. ihrem Ende
naͤhern, ſo viel als fie will, dennoch gleich ſtark fott⸗
dauert; fo begreift man leicht / daß das Ende eben
fo lebhaft unb. unterhaltend ſeyn Fanny als bie Mitte
. mur immer war. Und das iſt grade derskinterfchied,
IE 4c der⸗
\
E yo
ver fi) zwiſchen bem legten Afte des Teren und dem
letzten unfers Verf.befindet. Sobald ivit in biefem.
hören „daß der ftrenge Vater hinter bie Wahrheit ger
fommen; fofónnen mir uns das Uebrige alled an den
Fingern abzehlen ; denn es ift der fuͤnfte Akt. Er wird
anfangs poltern und'toben; bald darauf wird er fid)
befänftigen faffen, wird fein Unrecht erfennen und
fo werden wollen, af et ie wieder zu einer ſolchen
Komödie den Stoff geben fann ; desgleichen wird der
ungerathene Sohn fommen, wird abbitten , wird
fi) zu beffern verſprechen; furg, alles wird ein :oery
unb eine Geele werden. — Den hingegen will ich fer
hen, der in bem. fünften Aft des Terenz die Wen:
dungemdes Dichters errathen fann!^ Die Syateigue
ift fánc? zu Ende, aber das fortwährende Spiel der
Charaftere läßt e$ uns faum bemerken, daß fie zu
Ende ift. ^ Keiner verändert fii, ſondern jeder
ſchleift nurbem andern eben fo viel ab, als nörhig iff, -
ipn gegen den Nachteil des Exceſſes zu verwahren.
Der freigebige Micio wird dur bas Mandupre des
geigigen Demea dahin gebracht, daß er felbft das Ue⸗
bermaaf in feinem Bezeigen erkennt und fragt:
Quod prolavium? quae iílaec. fubita eft largitas?
So wie umgefefrt bet (irenge Demea burd pas Mas
nöuvre des nachſichtvollen Micio endlich erfennet,
dag e$ nicht genug ift, nur immer zu tabeín und zu
befttafen,, fondern ed qud) dut fep, obfeeundarein :
loco No
— ) o ( — 26
Noch eine einzige Kleinigfeit: will (d erinnern , in
melde unfer. Werfaffer fid) , gleichfalls zu feinem ei:
genen Nachtheile, von ſeinem Mufter entfernt pat.
OSami fagt fetéft , ba er in die. Brüder. Dei
Haren eine ‚Epifode aus einem Stücke des Diph⸗
lus dibetgettagen , und fo feine Brüder zufammen
aret habe. Diefe Epifode ift die gewaltiame Ent:
führung der Pſaltria durch ben Aeſchinus: und
dad Stuͤck des Diphilus Dif, bie mit einander
Sterbenden, i
Synapothne[contes Diphili comoedia Hye
In Graeca adolefcens eft, qui, lenoni eripit
Meretricem in, prima fabula — —
— — eum hic locum fumpít. bi _
In Adelphos | n = 7 S
+ Nach diefen beiden Umftänden | zu —
File Diphilus ein Paar Verliebte aufgeführt fas
ben, bie feft entfchloffen waren, fieber mit einander
zu flerben ,. als fih trennen zu laffen: unb wer weiß,
was geſchehen wäre, wenn fid) gleichfals nicht ein
Freund ind Mittel geſchlagen und dad Mädchen für
- ben Sıebpaber mit Gewalt entführt hätte? Den Ent:
ſchluß, mit einander zu ſterben, hat Terenz in den
bloßen Entſchluß des Liebhabers , dem Maͤdchen nad:
zufliehen unb Bater und Vaterland um fie atr: ver:
laſſen, gemildert, Donatus ſagt dieſes ausdrücklich:
"Ménan-
36 aor RON. E k
Menander mori illum voluiffe fingit; "Teréntíus -
- fugere. Aber fofite es in diefer More bed "Donatus
nicht Diphilus flatt Menander: heißen? Ganj' qe
wiß, wie Peter Nannius bicfeó don angemerkt —
| hat. *) Denn der Dieter, wie wir E na. |
"Y ja fefeft , bafi et dieſe ganze Gpifcbe b von de u
führung nicht aus dem Menander, jondern. aus dem
Diphilus entlehnt habe; unb dad Stüd t des Dip 1
[u$ hatte von bem Sterben fogar feinen, Titel. n2
Indeß muß freilich , anflatt biefet . di beni $i
philus entlepnten Entführung, in bem Sicht des
Menander eine andere Intrigue geweſen fepn, an
der Aeſchinus gleicher XBeife für dem tefte irpo Antheil _
nahm, und wodurch et fi fi) bei feiner Geliebten in eben
den Verdacht. mb , der am Ende ihre Verbins
* LE ( "dung:
*) Sylloge V. Mifcell. Cap. 16, Videat quaefo om
ratus lector, num pro Menandro legendum fit: Di-
pbilus. Certe vel tota Comoedia, vel pars ifius
argumenti, quod hic tractatur, ad verbum e Di.
philo translata ell. — Ita cum, Dipbili comoedia. a
""comtboriendo tiomen abeat, et ibi dicatür adole-
fcen$ mori voluiffe; quod Perentius in fügere mutä-
vit: omnino adducor, eam imitatioriem a Diphilo,
nona Menandró mutuatam effe, et ex'eo comme:
riendi cum puella Audio eur eSoieserig nomen-fa-
+ bulae inditum efle, —
,
— — e — ——
"da — 9€ -— 31
S —* ſo beſchleunigte · Worin dieſe eigent⸗
lid) beſtanden, duͤtfte fehrver zu exrathen ſeyn. Sie
mag aber beſtanden haben, ‚worin fie will; fo wird
ſie doch gewiß eben fo; wohl gleich vor. dem Stuͤcke
vorhergegangen ſeyn, als bie; bom. Terenz dafür ges
btauchte Entführung, Denn aud) fie muß es gewe⸗
ſen ſeyn wovon man nod) uͤberall ſprach, als Demea
in die Stadt fam; aud ſie muß die Gelegenheit und
der Stoff geweſen ſeyn, worüber Demea gleid an:
fangs mit feinem, Bruder den. Stteit beginnet in
welchem fid) beiber Wein foi mns ent;
wicfeln. mn.
22: Nam illa, quae —— funt, M
Omitto: modo quid defignavit?: e
. Fores efiregit, atque in aedes irruit
‚Alles — — — — — — m
|
r
— — clamant omnes, indigtiiffime
Factum effe. Hoc advenienti quot mihi, Micio,
Dixere? in. ore eit omni populo — —
* oun abi ib. fdbot gefagt ,^ baf unfer. Bar
dieſe gewaltſame Entführung in eine kleine Schläge
tei verwandelt hat. Er mag aud) feine guten Urſa⸗
dazu gehabt haben; wenn er nur biefe Schläger
rei elbft nicht fo (cát hätte geſchehen laſſen. Auch
fie foute und müßte das ſeyn, was den ftrengen Da:
ie Atri, So aber iſt ev ſchon aufgebracht, ehe
fie
⸗
32 ol = *
ſie geſchieht, und man weiß gar nicht woruͤber? &
tritt auf unb zankt ohne ben geringften Anlaß.
Er fagt zwar: „Ute feute reden von der ſchlechten
„Aufführung deines Sohns ; ib darf nur einmal
„ben Fuß in die Stadt feben, fo höre ich mein blaues
Wunder, * - Uber was denn die Leute ijt teben,
worin dad blaue Wunder beftanden , das er eben ügt
gehört, unb worüber er ausbrüdíid mit feinem
Bruder zu zanfen fommt, das hören voir nicht, und
Eönnen eà auch aus dem Stuͤcke nicht errathen. Kurz,
unfer Verf. hätte ben Umſtand, der ben Demea in
Harnifh bringt, zwar verändern fónnen , üben er
hätte ibn nicht verfeßen mülfen! Wenigftens , wenn
er ihn verfeßen wollen „ hätte ex den Demea in bem
erften Aftefeine Unzufriedenheit mit der Erziehungsr
art feined Bruders nur nad unb nad müffen auſſern,
nicht aber auf einmal damit herausplaßen laſſen. —
^ Möchten wemgſtens nur biejenigen Erüde der
Menanders auf und gefommen fepn, welche Terenz
genutzt hat! Ich fann mir nichts Unterrichtenders
benfen , als eine Vergleichung diefer gtiechiſchen Oti⸗
ginale mit den lateinischen Kopien ſeyn wuͤrde.
"Denn gewiß ıfl es, daß Zeremy fein bloßet ſtla⸗
viſcher Ueberſetzet gedeſen. Auch da, wo er den Fa⸗
bem des Menandriſchen Stuͤds vönig beibehalten/
fat. er ſich sich manchen kleinen Zufag , "Ew
"
— — 33
Verſtaͤrkung oder Schwoͤhung eines und des andert
Zuges erlaubt; wie uns deren verſchiedene Donatus
in feinen Scholien anzeigt. Mur € babe, daß ſich
Donatus immer fo kurz, und öfters fo dunkel bari
bet ausdruͤckt, (meil zu feiner Seit die Citücfe des
Menander noch feltft in jedermanns Händen waren)
daß e$ ſchwer wird, über den Werth oder Unwerth
folder Terenziſchen Künfteleien etwas zuverläffigeg zu
fagen, In den Brüdern findet fid) hiervon ein frr
merfrwürdiges Erempel.
fDemea , vie fhonangemerft, mit indem fünf:
ten Afte bem Micio eine fection nach feiner Art ge:
ben. Er ſtellt ſich luſtig, umbie andern wahre Yus-
ſchweifunden und Tonheiten begehen zu laffen ; er
fpielt den Freigebigen, aber nit aus feinem, fon:
dern aus ded Bruders Beutel; er möchte lieber die:
fen auf einmal ruiniren, um nur das boshafte Ber:
gnügen zu haben, ihm am Ende fagen zu fónnen:
„Nun fief, was bu von deiner Gutbersigteit haft!“
So lange der ehrlihe Micio nut von feinem Vermoͤ—
gen dabei zufezt , laffen wir und den fám (ben
Spaß ziemlich gefallen. Aber nun fommt e$ dem
DVerräther gat ein, den guten Hageſtolz mit einem
alten verlebten Muͤtterchen zu verfuppeln. Der
I bloße Einfall madt uns anfangs zu laden; wenn
mir aber endlich fepen, daß e$ Ernſt damit roirb,
e € daß
34 — FL hoo
daß fid) Micio wirklich bie Schlinge über ben Kopf _
werfen läßt, ber er mit einer einzigen ernſthaften
Wendung hätte ausmeichen fónnen; wahrlich, fo 3
wiffen wir faum mehr, auf wen wir ungehaltener
feyn follen, o5 auf ben Demea, oder auf ben Micio. *)
Demen
* Alt. V. Sc, VIII.
De. Ego vero jubeo, et in hac re, etin aliis omnibus,
' Quam maxime unam facere nos hanc familiam; -
Colere , adjuväre, adjungere. 4e/, Ita quae(o pater.
Mi, Haud aliter cenfeo. De, Imo hercleita nobis decet,
Primum hujus uxoris eft mater, Mi, Quid poflea?
De. Proba, et mode(la. M;. Ita ajunt. De, Natu grandior.
Mi, Scio. De, Parere jam diu haec per annos non poteft:
Nec qui eam refpiciat, quisquam eft; fola eft, Mi, |
Quam hic rem agit ?
De, Hanc te aequam eft ducere ; et te operam, ut
fiat, dare,
Mi, Me ducere avtem ?. De, Te, Mi, Me? De. Te in-
quam, Mi. Ineptis, De, Si tuíis homo,
Hic faciat, 4ef. Mi pater, Mi. Quid? Tu autem huic,
aGne , aufcultas? De, Nibil agis,
Fieri aliter non poteft, Mi. Deliras, 4), Sine te
exorem, mi pater,
Mi, Toni, , aufer, De, Age, da veniam filio, Mi,
Satin’ fanus. es?
Ego novus maritus anno demum quinto et fexagefimo
Fiam; atque snum decrepitom ducam ? Id ne eflis
audtores mihi?
A^, Fac; promi(i ego illis, Mj, Promifli autem? de
. te largitor puer,
D. Age, Quid , fi quid te majus oret ? Mi, Quafi nón
hoc fit maximum,
= )o(— NS
Demea, Ja mobl ifr bos mein Witte! Wir mürfen
ven nun an mit diefen guten Leuten nur eine Familie ma»
tben ; wir müjfen ihnen auf ale Weile aufhelfen uns auf
alle Art mit ihnen verbinden. —
Aeſchinus. Das bitte ich, mein Vater,
Smicio, Ich bin gar nicht Dagegen,
Demesa, Es ſchickt fid aud) nicht anders für uns, ,
Denn erſt iſt fie feiner Frauen Mutter,
— Snicio, Nun dann?
Dewea. Auf bie nichts ju ſagen; bra», ehrba
Micio. Go bore id. v
Demea, Bei Jahren ift fie aud,
Micio, Ya wohl,
Demea. Kinder fann fie fon lange nicht mehr bae
ben. Dazu iff niemand, der fid) um fie bekuͤmmerte, fie
ift ganz verlaffen.
Micio,. Bas it der damit?
Demea Die muft du billig heurathen, Beuder,
Und du (qum Aeihinus) mußt ja madyen , bof er es thut,
Micio, Gh? fie Deuratben ? |
Demea Du!
Micio. Sd?
Demea Du! mwiegefagt, bu!
9micio, Du bift nicht Flug.
Demea. (jum Aeſchinuus) Nun zeige, was du kannſt
et muß! € a Mir
Bat
Dr, Da veniam, 4f. Ne gravere, De, Fac, promitte,
Mi, Non omittis 7
x Non; nifi té exorem. Mi, Vis eft haec quidem,
Ds, Age prolixe Micio,
Mi, Etfi. boc mibi pravum, ineptum , ebfurdum, at-
que alienum a vita mes
Videtur ; fi vos tantopere iftuc vultié, fiat,
Stef djinud. Mein Vater —
Micio. Wie? — Und tu, Erd, Kart he
folgen? |
Demea Du firäubfi d) umfonfl: es J nun
einmal nicht anders feyn.
Mirtio, Du fhwärmft.
Aeſchin. Laß bid) erbitten 1 mein Dater.
Micio. Mafeft du? Seh!
Demea. D, fo mad) dem Sohne bed) bit greube!
Micios Bift bu mohl ber Verftande ? d, in mti-
nem fünf und ſechzigſten Jahre nod) heurathen 1 -Und ein al.
tes verlebtes Weib heurathen ? Das Fönnet ihr mir jumutpen?
$tefd, Thu es immer! Ich habe esihnen verſprochen.
Micio. Verſprochen gar? — BVerſprich für bid, —
Buͤrſchchen, was du verfprechen wiliſt!
Demea. Friſch! Wenn e$ nun etwas —
wäre, warum er did) baͤte?
das ? m
Demeo. Co mwillfahre ibm bod) nur!
Aeſch. Sey uns nidt zumider !
Demea, Sort, verfprid!
Micio. Wie lange (oti das währen?
9tefd) Bis du bid erbitten laffen,
. Micio, ber das beißt Gewalt brauchen,
Demea. Thu ein liebriges, guter Micio,
Micio. Nun bann; — ob id) e$ jvar febr unredjt,
(cbr abgeſchmacht finbe; cb es fid) (on weder mit der Ber»
nunft, nod mit meiner lebensart teimet: — wif ibr doc
fo fehr darauf beftebts e$ fep! —
2
y Stn
Micie As ob etwas roidtigers fepn fóunte , wie
,
a nenn DE N E EAR em
IE
,
ve -
„Mein, fagt bie Kritik. das ift ju viel! Der
Dichter iff hier mit Recht zu tadeln ! Das einzige,
was man nod) zu feiner Rechtfertigang fagen fónnte,
wäre dieſes, daß er bie naóifeiligen Folgen einer
übermäßigen Gutherzigfeit habe zeigen wollen. Dod)
Meio fat fi bis dahin fo liebenswuͤrdig bewieſen,
er hat fo viel Verſtand, fo viele Kenntniß der Welt
gejeigt, daß biefe feine Leste Ausſchweifung voiber ate
Wahrſcheinlichkeit (i, und den feinern 3ufdauer
nothwendig beleidigen muß. Wie gefagt alfo, der
Dichter iff hier zu tabeín , auf atte Weife gu tabeln !**
Aber welcher Dichter ? Terenz ? oder Menans '
bet? oder beide? — Der neue englifhe Ueberſetzer
des Terenz, &olmann, will den größern The:l desiTas
deld auf ben Menander zurückihieben und glaubt aus
einer Anmerfung des Donatus bemweifen zu fönnen,
daß Terenz die Ungereimtheit feines Originals im dies
fer Stelle wenigften febr gemildert babe, Donatus
fagt nemlid : Apud Menandrum fenex de nuptiis
non gravatur, Ergo Terentius sverlixac,
„Es ift febr fonderbar , erklärt ſich Golmann,
„daß dıefe Anmerfung des Donatus fo gänzlich von
» allen. Kunfteihtern uͤberſehen worden, da fie, bes
„unferm Derlufte des Menander , doch um fo viel
» viel mehr Aufmerkfamfeit verdienet. Unſtreitig ift
ned, daß Terenz in dem legten Afte dem Plane des
Menander gefolgt ift: ob er nun aber fon bie,
L " € 3 » Uns
38 —-)o( —
„Ungereimtheit, ben Micio mit der alten Mutter
„zu verheurathen, angenommen, fo lernen wir doch
„dom Donatus , daß diefer Umftand ifm felber ans
„flößig gewefen, und er fein Original dabin verbefs
» fert, daß et den Micio alle ben Widermillen gegen
seine ſolche Verbindung äuffern la(jen, ben er indem
s Stücde des Menander , wie ed fcheint , nicht ger
„aͤuſſert hätte.“
Es ifl nicht unmbafid, daß ein vómifder Dichter
nicht einmal etwas beffer könne gemacht haben, ald
ein griechſſcher. Aber der blofen Möglichkeit wegen
möchte ich «8 gern in feinem Salle glauben.
' Eolmann meinet alfo, bie Worte ded Donatus :
Apud Menandrum fenex de nuptiis non gravatur,
eigen fo viel, a($: beim Menander fträuber fíd bet
(te gegen die Heurath nit, Aber wie, "menn fie
dad nidit Biegen? Wenn fie vielmehr zu uͤberſetzen
waͤren: beim Menander fänt man bem Alten mit bet
Heurath nicht beſchwerlich? Nuptias gravari würde
zwar allerdings jenes heißen : aber aud) de nuptiis
adn - — / * nid
n. YR e
gravari? Sym jener Redensart wird gravari gleifam -
als en Devonens gebraucht; in biefer ift e$ aber ia
wohl dad eigentlihe Paffivum, und fann alfo. meine
Auslegung nicht allein leiden ,. fondern vieleicht wohl
gar Feine andere leiden, als fie, x
Wäre aber dieſes: Wie ſtuͤnde ed bann um ben
Terenz? Er hätte fein Original fo wenig verbeffert,
Daß er es vielmehr verfhlimmert hätte; er hätte die
Mngereimtheit mit der Verheutathung des Micio,
durch bie Weigerung deffelben , nicht gemilbert ‚fons
dern fie felber erfunden, Terentius ivovlixoc? Aber
nur, daß e$ mit den Erfindungen ber. Nachahmer
nicht weit her ift!
Die °
Priser.
nn
flufgefübrt während der Spiele, melde Q. Fabius
„Marimus unb P. Cornelius Africanus bei der Leiche des
£. Yemilius Paulus veranftalteten, burd) die Geſellſchaft
des f. Atilius von Pränefte unb des Stinuciu& Hrothymus.
Die Mufic verfertigte Flaccus, des Claudius Freigelaffener,
wozu er bít Tprifchen Flöten nahm. Das Stüd ift aus
"bem Oriedjifden des Menander genommen , unb wurde
unter dem Eonfulate des 8, Anicius unb M. Eornelius
qum erftenmal gegeben.
Perfonen 7
Der Prolog. Gofirata, Matrone. '
trio, ein Alter. Ccntbara, Umme.
Demes, deffen Bruder. Pampbils, Todter der Sr
Sannio, Xupple. — ſtrata.
Aeſchinus, Syüngling. Begio, ein Vite,
Syrus, Sklave. Geta, Sklave.
Cteſipho, Jüngling. Dromo, Cflabt.
Stumme Perfonen.
Parmeno, SMave.
Eine Harfenfpielerin.
. Die Scene ift ju Athen,
—.yol — T
Prolog.
Afer Dichter weiß nur allzugut , baf es haͤmiſche
Menſchen giebt, bie feinen Arbeiten auflauern ; bes
fonders fennt er die gehäßigen CBormürfe, womit
feine Gegner das tif, welches heute gegeben wird,
herabzuwuͤrdigen ſuchen. Er will daher ſein eigner
Anklaͤget ſeyn, und Ihnen die Entſcheidung anheim
ſtellen, ob, was man ihm aufbürbet , fob ober
Tadel verdiene.
—
Wir haben ein Luſtſpiel vom Diphilus, Zure-
wodrnenonses Überfhrieben, welches Plautus, unter
dem Titel Commorientes , auf unfte Bühne vers
pflanzt hat. Im Original, gleich zu Anfang, fommt
ein Füngling bor , der einem Kuppler ein Freudens
mébden abnimmt. Diefe Ctele , bie man beim
Plautus nicht findet, Hat Terenz mit der puͤnctlich⸗
flet Treue uͤberſetzt, und in bie Adelphen (Brüs
be), eir voͤlig neues Stüd , das heute vorgeſtellt
wird , aufgenommen. War das ein Diebflahl, |
oder bie nadgebolte Bearbeitung einee Stelle, die
fein
«
42 ee 196 0 LS
-fein Vorgänger überfehen —* ? 3 Urtheil
entſcheide!
Was dieſe gallſuͤchtigen Tadler weiter i
gen — eren; bediene fid der Hilfe gemiffet groffer
Männer, deren Feder ftets für ihn gefchäftig fep —
ift zwar , in jener Augen, beſchimpfender Wormurf,
aber, nach unfers Dichterd Ueberzeugung, das ehten⸗
vollſte Lob. Denn was heißt ed anders, als, er
genieſſe den Beifall ber Männer, bie Ihren unb des
ganzen Volkes Beifal Haben? von deren Talenten
im Krieg, im Frieden, im Geſchaͤftsleben, kurz,
in jeder Sage Gebrauch zu machen, ſich wohl „er
niemand verdacht fat.
Warten Cie Übrigens nicht auf ben Inhalt des
Luſtſpiels. Einen Theil davon werden Ihnen die
Alten fagen , die zuerft auftreten 5; das Andre werben
Sie im Fortgange der Handlung erfahren. Schen⸗
ken Sie aud) diefem Stuͤck eine gütige Aufnahme;
bie fráftigfte Ermunterung Für den Dichter v. m
neren —
[Be me —
PE
——— morte c CL Cum neas
Erfter d
139 f^ 4
Erfter Aufzug.
Erfter Auftritt
Micio, |
Storar! u. 4 Aeſchinus muß nicht heim gefommen feyn
ton bem gefttigen Schmaufe , fo wie Feiner vonden Skla⸗
ven, die nad ibm geganaın maten. — — Es ift und
bleibt bod) wahr, was man öfters bort : toenn einer ein»
. mal ausbleibt, oder zu fpát fommt, fo fol lieber einttefe
fen, was feine Frau im Unwillen von ihm (prit und fid)
einbildet, als road Aeltern vor lauter Zärtlichkeit fürdjten.
Die Frau, wenn der Mann zu fange bleibt, macht fid)
gleich bie Bedanfen „den halt wohl eine Herzensangelegen«
heit gu rüd , oder eine Zechgeſellſchaft, roo es luftig zugeht.
Er läßt fidj$ wohl ſeyn, während id) in meinen vier Bán»
den fie und Ralender mache, ,, Uber was ridi das heißen’
gegen die peinvollen Gedanken, bie id) mir made, teil
mein Sohn nicht heimgefommen ift! „Der bat fid) viel»
leicht erfältet , hat vieleicht einen gefährlichen Fall ge»
than, oder Arm und Bein gebrochen. „ ie mag e$ nur
keute geben, bie ihre Herz an einen Gegenſtand hängen,
bit fíd) etwas auserfehen , das fie mehr lieben, als fid
ſelbſt! Noch dazu ift der Burfch nicht mein, fondern mei»
nes Bruders Kind ; aber nie waren wohl Brüder, von
früher Jugend an, in ihren Befinnungen fid) fo unähnlidyy
mit mir beide, Ich habe das ruhige, gemädhliche Leben
bier in der Stadt gemählt; habe, was bei Leuten von Dies. ⸗
ftm Schlag für ein &Müd gehalten wird, niemals geheu⸗
ratbet, Don bem allen ift mein Bruder bas gerade Gegen⸗
heil, Der gat von jeher den Wufenthalt auf dem Lande
perte
44 -—-—)e( —
vorgejogen, mo er tin Farges, kuͤmmerliches eben Führt.
Er hat eine Frau genommen, dieihm jwei Söhne qebabr.
Bon diefen babe ich den ältern aboptirt, ihn von fin»
Deskeinen an bei mir erjogen , und mit aller Sorgfalt,
atier Liebe eines leiblichen Waters behandelt. Der Burſch
ift mein höchfte« Beranügen ; das Einzige, mas mir tbeurr
ift auf der Welt. Und mein ganzes Beitreden gebt P dadıny
gleiq⸗ e innungen bei ibm gegen mich gu ermoeden, Ich
geb’ ibm Geld, feh’ ibm durch die Finger, find’ ed nicht
für nötbig, mit eller Strenge auf mein Recht zu halten,
und hab’ ibn dran gewöhnt, aus den Jugendftreichen, tie
fonft hinter den Vätern ber gefdeben, fein Olebeimnif at»
gen mid zu machen. Denn legt fid) einer erft aufs Lügen,
und ift fred) genug , feinen Vater zu betrügen , was läßt
fid nicht gegen Andere von dem erwarten! effer , man
zieht feine Kinder burd) Ehrgefühl und liebreiche Behand⸗
fung ‚, ald turd) Furcht, mar ftets mein Grundſatz. quet
fo min Bruder, ber Darüber mächtig ungehalten iff. Alle
Augenblide fommt er berein geloffen , und ftimmt feine
Klaglieder an: „Ums Himmelsmwiden ! Micio , mas ıjt
das ? du jiebft ung mas Schönes aus bem Burfchen. Die
lauft ben Mädchen nad , der zecht, unb bu — aiebft ibm
das Geld ju der hübfchen 2luffübrung. Wozu der thörichte
Aufwand in Kleidern ; wozu Die andern Gledereien, die du
mit ibm treibt *,, Er feinerfsits mepnt, man fónne nicht
firenge genug fepn, unb fennt darin weder Maas nod) Ziel,
Uber wenn er glaubt, Anſehen, burd) Gewalt erzwungen,
habe mehr Nahdruf und Beftand , als dasjenige, was
eine Folge von Zuneigung ift, fo irrt er gar fehr. Meine
Gedanken, meine Grundfäge Darüber find folgende. “Wer
feine pfit thut, aus jo gd vor der Strafe , nimmt fo.
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lange fid) in adt, al er glaubt, feine Aufführung werde
an den Tag femmen; aber mit bem erften Anſcheine, daß
fie geheim bleiben werde, überlóft er fid) feinem natürli«
chen Hange, Bei demjenigen hingegen, ben wir durd)
SOobltbaten gewinnen, geht aticd von Herzen. Ein (cle |
cher beftrebt fico, unfre Liebe qu ecroiebern, und bleibt immer
. derfelbe, wir mögen zugegen eber abweſend ſeyn. BDa-
ber fotite jeder Water feinen Sohn anführen, au$ eias
nem Antrieb brav zu handeln, nicht aus Furcht ver einem
Dritten. Eben darin biegt der Unterfdjieb zwiſchen Vater
und Herr; und fann einer dad nicht , fo gefteb’ er nur,
Daß Kindererzieben feine Sache nicht ift. — Ich glaube
gar, ba fommt er (elbft; unfer Ehrenmann! Sa, ja, er
iſts. Ich weiß nicht, er fommt mir fo niedergefchlagen
vet. Das gilte , ob der nicht wieder ein Geſetzchen zan⸗
fen wird?
Zweiter Auftritt.
Micio. Demea.
Miecio. Demea, id) bin erfreut, dich wohl zu ſehen.
' Dente. Ha getroffen! bid) eben ſuche ich.
Sitio. Was fehlt dir?
Demea Was mir fehlt? Du haft meinen Wefchi-
nu$ bei, bir, und fannft fo fragen?
Micio. (lee) Sagt’ ichs nicht? (laut) Was thut
denn der?
Demea. Was er thut? er bat alle Schaan verte»
ren, ſcheut fid) vor niemand mehr, bünft fid) über alle
Geſetze binaus. Ich fage nichts von feinen vorigen Strei-
Gen; aber was hat er nun wieder angefangen?
Shicio. Angefangen? mas denn?
Demea.
— - J)o( -
Demea. Thüren eingeſchlagen / ein fein Haus
erftürnat , den Herrn davon unb fein Geſinde bis auf den
Tod geprügelt, ein Maͤdchen, das ibm gefiel , gewaltſa ·
mer Weiſe geholt — Wo man binfommt, laͤrmen die Leute
über die entſetzliche Behandlung; ſchaarenweiß, Mielo,
erzaͤhlten fie mirs, als id) hierher fam ; die ganze Stadt
ſpricht Davon. Hat denn ber Burſch nicht feines Bruders
Beifpiel in der Nähe? fieht er nicht , wie der feinem Beruf
abmartet , ein eingezogenes, ebrbores Leben führt, und.
nicht herein begehrt oom Lande? fo was ift nie von ihm er» E
hört worden, — Und merfe dir's Micio! mas id) da über
den Aeſchinus fage, das fag" id) über bid; du if fdulb -
an feinem Derderben.
— Sido, Kein unbilligeres Geſchoͤpf unter der Sonne,
- efd ein Menfc ohne Weltkenntniß! Bei bem ift alles nicht
rtdjf , auffer was er fhut.
Demen, Was mitt du damit?
Micio, Weil bu, Demen, gang verfehrt bon der
Cad urtbeilft, Glaube mir , es ift Feine Todfünde,
wenn ein junger Burſch nad) tem Mädden lauft , oder
gets fider nicht ; fo wenig , als wenn er Thüren eine
ſchlägt. Haben wir beide dergle ichen nicht angefangen, fo
^ (dyob uns bie Armuth einen Riegel vor. Gleichwohl willſt
du als Verdienft dir anrechnen, tvoju Die Noth bid) wang.
Wie ungerecht! Denn wenn wirs gtbabt hätten dazu, es
wäre nicht beffer gegangen; und bu — wenn bu men(dje
fides Gefuͤhl bátteft — würdeft von deinem da lieber jebt,
too er bie Jahre dazu bat, fo was leiden, als daß er ein»
mal in Zukunft, tvenn er mad) langem Darren bid) jum
Haus hinaus arftbafft bat, unb e$ - nicht * Meiden
will, auf dergleichen verfaͤllt.
Dim.
n
jeder forgt für feinen Theil; bu für ben Einen, ich fü
| S re. -
Demea, Götter des Himmels! id) werde nod) ra—
| fend über dem Geſchwaͤtz des Menfhen. Go mas wäre
feine Todſuͤnde für einen jungen Burfchen ?
Micio. Stil! laß mid) reden; frei mir den Kopf -
nicht toll mit dem ewigen Einerlei. Du warſt e$ zufrie>
den, daß ich deinen Sohn aboptirte ; folglich gehört er
mir ju. Stellt er etwas an, Demea, fo fitt er mir’s
an; id muß bas Befte dabei thun. Er (djmauft, zecht,
parfumirt ſich — alles auf meinen Beutel. Er geht nach
den Mädchen ? gut; (d) geb ibm Geld dazu, ſo lange mir's
gelegen iſt; wonicht, ſo wird er vielleicht niemand zu Haus
finden. Er bat Thüren eingeſchlagen? dafür ſollen neue
gemacht werden. Kleider zerriffen ? die wird man ausbeſ⸗
fern laffen. — Dem Himmel fep San! , id) weiß woher —
ic bas nehmen fofi ; und bis jet befind’ id) mid) ganz
wohl dabei. Alfo , laß das entweder , oder Totum! mir
wollen jum Richter in der Sache nehmen, men du magſt.
Ich will bir zeigen, daß bu groſes Unrecht haft.
Demea. O Gott! lerne, wenn du Vater feyn willſt,
es bei denen, bie fid) Darauf verfichen.
Micio. Did bat die Natur zu feinem Vater ge»
madt, mid die Erj..bung.
Demea. Du fein Erzieher ?
Shicio, Wenn das nicht bald ein Ende hat, fo geh’ -
id. .
-. fbemea, Du tvirft ja nicht!
Micio, Son’ id immer unb etoig das Geſchwaͤtz
bören ?
Dimea. Er liegt mir am Herzen,
Micio, Mir nicht minder; aber , Demea, ich denke,
tO
48 = Wes JM 1
den Andern. Denn für beide forgen wollen, heißt bei⸗
abe foviel, als den, teddm bu mir anvertraut baftı us
rüdfforbern.
Demea. Ah! Micio!
Micio. Anders kann ichs nidjt nehmen.
Demea. Run denn ! wenn dir das Freude macht,
fo mager vertbun, verpraffen, unb drüber zu Grund gebert;
id) frage nidjts barnadj. Und wenn id) nod) ein Wort |
darüber . . ES
Micio, Zanfft bu fdjon wieder , Demea ? |
Demea. Glaubft du meinen Worten nit ? forbre
ich ibn zurück von deiner Hand ? bof es mir leid tbut, . ,
er geht mid) ja nahe genug an. Und menn id drein rede...
ober fil! du willſt, ich fol blos um den Einen mid kuͤm⸗
mern; nun qut! unb bem Himmel fep Danf , ber ent» —
foricht vödig meinen Soün(den. Deiner da mwird e$ ſelber
ned) einmal empfinden . . . « weiter will id) nidte fa»
gen. ( ab ).
Dritter Auftritt. |
micio.
Was er da faat, ift nicht ohne, aber ju rorit getrieben.
Etwas verlegen bin ich allerdings darüber ; bod bas modt
id) ihm nicht merfen laffen , denn id) kenne meinen Mann. —
Bit id) ihn wieder gut madjen , bann muß id ibm bie 4
Spige bieten, fo viel id) kann, unb ihn ángftigén 3. bem
ohngeachtet hat's Noth, baf er fid) findet. Wollt id) ihm
aber nod) drauf beifen, oder gar Del ins Feuer gießen,
* menn er grimmig ift, fo müßt” id ein Starr fenn, roh —
ibm. Wahr ift es, Wefchinus beträgt fid) hier nicht völlig
fe, twie ich's ermarten dónnte om ibm. Mit mie" piel
Freuden —
f
eX ee . 9
Freudenmaͤdchen bat et nicht ſchon zu ſchaffen gehabt? Wo
iſt eine, die nicht etwas von ibra gezogen hätte ? Vor ein
* Paar Tagen endlich — vwermutbiid) mar er ihrer atr nun-
‚mehr fatt — fagteer mir, er wolle heurathen! Wer mar fro-
ber als id)? fo hat fie denn einmal ausgebraufet , die Ju—
gend, badj' id) ſchon; aber nun — ifts wieder beim Alten.
Inzwifcen, wie bem aud) fen, id) muß es moiffen , und
einmal fehen , ob id) den Burſchen auf dem Forum treffe.
Zweiter Aufjug. ^
Erfier Auftritt. 2
Cannio, Aeſchinus. (Als ſtumme Perfonenen:
.. mit Sarfenfpielerin und parmeno.)
Gannío. Zu Hilfe, zu, Hilfe, Mitbürger, einem
armen Bedrängten! fiebt einem Verlaffenen bei!
Aeſchinus. (jur Hariempielerin) ^ Bleib nur ruhig
fiehen auf deinem Plate; mas qudft du dich fo um? ge—
troft! fo fange id) bier bin, rührt er dich ficher nicht an.
Sannio. Troß alter Welt will id) fie .
S e(dinu$. So fred er ift, wird er fid wohl Bü.
tm, heute nod) einmal Prügel zu kriegen.
--
' Gannio. Hören Sie, Aefhinus, damit Cie fi
nicht mit ber Unteijfenbrit entfdulbigen ; ich bin Kuppler.
9t efd)inu s. Das weiß id.
Sannlio, nd jmar der ebrlidbfte , den es ymols
gab. Dintenbreín fommen Sie wohl mit der Ausrede, e&
ft» Ihnen leid, bafi mir die Kranfung roiderfabren wäre;
aber darauf geb’ íd) nicht foviel cichlägt ein Schnippchen)
x Betlaffen Sie fid) drauf, im Weg Rechtens mill idjs aus.
y» ntad):n ,
50 E - Jet -
machen ; mit Worten laß ich mir Ihre Mißdandlungen
nimmermehr abfaufen. Ich kenne die Sprache der Herrn:
es thut mir leid; id) bin bereit, burd) einen Eid es ju
‚verfiegeln, daß Dem ebrliden Manne zu viel gefdjeben ift y,
aber Dabei nimmt dem ehrlichen Danne niemand ab, was
er empfangen bat. —
Aeſchinus. (ium Parmeno) Geſchwind yide vor
die Thür aufgemacht!
Sannio. Da wird nidjt$ draus,
Aeſchinus tur Darfeufpielerin) Fort hinein du!
Sannio. Davor wi id) ihr wohl thun.
Aeſchinus. Näher, Parmeno ! du entfernft bid)
ju totit von dem Kerl; bierber ftetle bid), neben ibn. So
recht! jest, fag’ id) bir , verwende fein Auge von ben
meinigen, und wenn id) dir winfe, fo ſchlag un. under -
recilt ins Geſicht.
Sannio. Das módt' id) * doch ſehen.
"S)fefdjinug, Achtung, Parmeno! (qum Stusyler )
laf fie geben. (winkt dem Parmeno worauf diefer (diat. ) ]
Sannio. Erſcrecklich, abfdeulib! — h
V efdjinus, Du friegft Diezweite, falls —“
(Parmeno giebt ihm nod) eiue. )
Ganníio. (d entfeblid)!
Oefdinus. Diesmal batt" id) nicht —— aber
beſſer, bu verſiehſt auf ber Seite etwas. Jetzt hinein mit
euch)! "(Barmen und die Sarfentpielerin ab.)
"
!
1
Zweiter Auftritt. *
A
Sannio. Aeſchinus.
€anníe, Was iſt das Aeſchinus? ſind fe Dee
bier zu Lande?
v efdi
^ | -—)o( — $1
|
to Mefhinus Wenn id das wäre, bu ſollteſt mir be-
lohnt werden nady Berdien ft.
Can nic. Was haben Sie an uii ju fordern ?
Aeſchinus. Nidis.
Sannio. Villen Sie, wer ich bin?
Sfejdinu$. Das verlang’ id) nicht. '
Gannío. Hab id) etwas angerührt von ben
Siren?
.. Slefdjinus. Das fotfte bir übel befommen feyn.
Sannio. Wer giebt aber Ihnen ein Recht auf
. mein Mädcyen, das, mid mein gutes Geld gefoftet hat! ?
Wr
— Sfefdjinus. Du wirft wohl thun, den fárm vorm
Haufe bier einzuftellen ; denn wenn du nicht aufbórft, mir
den Kopf toll zu machen, fo laß ich oid) hinein ſchleppen
unb bis auf den Tod peitfdyen.
Sannio. Peitfhen? einen freien Mann?
9fe(djinu&, Nicht anders,
Sannio. Abſceulicher Senf! beift das Freiheit
É unb Gleichheit, bie hier zu Haufe fepn fol ?
Aeſchinus. Wenn du ausgetobt haſt, Meiſter Rupp.
ler, fo vergoͤnne mir nun aud) ein Woͤrtchen.
Sannio, Getobt? ih? oder Cit gegen mich?
Aeſchinus. Laß das; zur Sache!
Sannio. Zur Cade? zu welcher denn?
Aeſchinus. Verlangſt du, daß ich auf deine Ange⸗
legenheit lommen (cii ?
Sannio. Recht gern; nut aber fo, wie es ju ver⸗
antworten ift.
Aeſchinus. Tauſend! ein Kuppler mill. von Bir
antworten ſprechen.
i
$a
&
^
52 (V fu ye m o
| D h
&anaio, Kuppler — ja bas bin id; ein Verder-
ben für alle junge Burſche, ein Menſch ohne Treu und
Glauben, eine Peft des Staats; aber Ihnen * ida bod
kein Leids getban.
Aefhinus, Traun! das fehlte ———
Sannio, Kommen €it uos wieder Kar vorige
Materie, Aeſchinud!
Yefhinus Tu haft — möge dir Diefer und jener
den Handel gefegnen — das Maͤdchen mit jmanjig ' Dinen
bezahlt; bie ſollſt du wieder haben. 7
Sannto. Wenn íd ober nicht tof dabe / fi su \
verkaufen, wollen Sie mid) zwingen? —
Aeſchinus. Behüte! — 994
Sannio. Nur davor mar mir bange.
Aeſchinuc. "Ale fceies Moͤdchen/ ben ich, darffie
nicht verkauft werden; und id) will weiter nichte, als ihr
ju dem ibrigen verbelfen „das beißt, ‚zur Freiheit. Du haft
alfo bie Wahl zwiſchen zwei Dingen, bem Kaufſchilling für
das Mädchen, ober einem Proceſſe. Befinne Kor
ber, bis id) wirder fomme, Meifter Supple! -
.Deitter Auftritt Y
Sannie.
Ach aflgeweltiger Jupiter! jest sadi ids, wie es
Leute geben fann, Die über Mißhandlungen den Verfland-
verlieren. rft jertte er mid) gun Haufe berauß, ' prügelte
mid, nabm mir, tros alles Protefliteng, mein Madchen,
tocbei e$ Fauſtſchlaͤge auf mid) hagelte. Und nun— zum
Tank für die (dene Bebanbiung — verlangt er, id fet
ibm bas Mädchen um den Preis überlaffen , moie. ate
lauft babe. — Doch meinetwegen aud), weil —5*
,
— * —— J
er +
S^
4 — )o( — 53
ter Runde von mir demefen ift; er hat volkkommen Mecht,
1 (o was zu begehren — Kurz, id bin bereit jeden Augen»
blick, ſobald er Zahlung leiſtet. Uber, aber — foviel kann
. id miran ben Fingern abzählen : wenn id das Mädchen
ihm nur erf? werde sugefagt haben um den Preie, fo wird
er zur Stunde fi Zeugen nebimen , daß ich es verfauft
4 ‚hätten und dann — gute Nacht; (Gelb! „Naͤchſtens;
m morgen!’ beißt es alsdenn, Auch das will ich mir
fallen laſſen, wenn íd nur ju bem meinigen komme;
obhmseadhtet es nicht recht ift. — Indeſſen ich nehme die Sache, |
wie ſie Hi: wer einmel auf mein Gewerbe fid) eingelaſſen
t, muß von ben jungen Herrn aac manches einſtecken unb
perbeifen. — Uber gewiß | id) werde feer ausgeben; das
war die Rechnung ohne den Wirth gemacht.
sos Dierter Auftritt.
BR Syrus, Sannio,
Sprus. ins Haus binein zum Aeſchinug) Nur ruhig!
id wit mich an ihn mahen. Der fol mit beiden Händen
bariad) greifen, und fid nod) bedanten obendrein. — (jum
€uro) Was hör’ ih, Sannio? bu und mein Herr fepd
an einander gewefen ?
Gannio. lvo ungleidere Partheien fab" ich in
meinem Leben nicht gegen einander auftreten, als ung beide
vorhin. Am Ende fonnten wir nicht mehr vor Müdigkeit;
ich von den empfangenen Schlaͤgen, ſo wie er von den
ausgetheilten.
Sorus. Das ift deine Schuld.
Sannio. Was fonnt' ich machen?
Syrus. Du hättet bem Burſchen feinen Willen
"und fedem —
n3 Sannio.
$4 —9o(.—
Sannio. Wie konnt ich’s beffer? —
unberrüdt ben Backen hingehalten.
Syrus. je nun, weißt bu wohl, was ich fagen
will? Das Geld zur rechten Zeit nicht anfehen, i oft der.
größte Profit. /
Gannio, 50, $o!
Syrüs. War bir bange, du Pinſel aller infe
‚ menn du bon deinem Recht ein wenig nadjliefeft, unbbem -
Burfchen feinen Willen thäteft; es möchte dir nicht —
ſen wieder einkommen?
Sanni o. Bei mir bezahlt man nicht Hoffnung nit
baorem ®elde,
Syrus. Geh, Sannio! du toieft es nie zu was brin» -
gen; du verftehft bid) fchlecht darauf , wie man bie ftute
koͤrnet.
Sannio. Ich geb’ e$ zu, daß mehr dabei heraus
fommt; aber fo meit find meine Pfiffe nie gegangen. Mir
mar fitt$ der Vogel in der Hand lieber , als jwanzig auf
dem Dache.
Sprus. Nun, nun! Deinen Charakter fern" id.
nicht erſt heute fennen; jmwanzig Minen — mas find bir
Die, menn du meinem Herrn einen Gefallen tbun fannft?
Zudem höre id, bu mitfft nad Cypern . . »
Canniío. Dh!
Sprus. Haft bier brav aufgefauft, um e dort auf
den Markt zu bringen, und das Schiff bereits beſtellt.
Dos, mer!’ id, geht dir im Kopfe herum. Aber ich denke,
bei deiner 3urüdfunft — fo Bott will — — mir
Nichtigkeit.
Qannio. Ich nad) Enpern? nidjt von der Gidie
O id) Unglüdlidtr! das machte fie fo dreift, den Schritt
^ pu tbun. . ^ Éprus.
* ———
A uin: 2 ums a aros Seit.
m lu Pii nd EP RR
n —— 55
CO ruf. (lee) Dem Surfdjen. ift nicht wohl bei
ber Gad; ich bab' ibn aufs Gis geführt.
Sannio. (beiſeite in einiger Entfernung) Spitzbuben⸗
Pell! toit er nicht Zeit und Stunde abzupaffen wußte!
Allerdings hab’ id) Mädchen bie Menge und fonft nod) alfere
band eingefauft, was nad) Cypern fol, Ohne beträchtli-
chen Verluſt fann ich bie Meffe nicht verſaumen. Laß' ich
bagecen meine jekige Angelegenheit im Cid), und per»
Siebe fie bie zu meiner Ruͤckehr, dann ifts vorbei, dann
ift Gras drüber geroadbfen. ,‚Kommf du jebt erſt ange»
zogen ? warum roebrteft du bid) nicht ? warft bu denn nicht
bei ber Hand?! das ohngeführ wird man mir antworten,
Kur, beffer brum gekommen , als daß ich hier fo lange ver-
weile, ober erfi nachher mid) drauf einlaffe.
Syrus. Nun? haft du deinen Profit bald ausge»
rechnet? ur Js
Sanniov. Schidt fid) das für einen Burfchen, wie
Aefbinus? kann ber fid) fo vas beigehen laffen , daß er at»
mwaltfomer Weife mein Mädchen mir zu rauben gedenft?
Syxus. (leife das Erle) Er ſchwankt fon — Noch)
Ein Vorſchlag, Sannio ! vielleicht fteht der dir an? Ehe
du es drauf anfommen läffeft, ob bu dein Gelb bekommeſt,
oder €$ ganz einbüfeft , fo halbire e$ lieber, Diezehen mi»
nen wird er (djon irgendivo auftreiben.
Sannio, 3d armer, gefhlagener Mann ! mein
Capital fogar will man mir fhreitig machen ? bat denn der
Menſch alle &djam verloren ? alle Zähne wacteln mir, mein
ganzer Kopf ift Eine Beule, von feinen Zauftfhlägen, Und
run will er mid) aud) um das Meinige bringen ? nein, nein,
dd gebe nicht von der Cette.
6 7 (v €yrur.
6 - )e(—
€potut.: Stade Belieben, Saft du- n» mu de i
wir ung trennen ?
Sannio. Liebfter , befter Sorust; ———
chen. ? procefficen iſt meine Sache nicht. Alſo re? ihm zu,
daß ich wenigſtens mein aus gelegtes Geld wieder bekomme.
Bisher, Syruskonnt' id) dir ned) feine Probe von mei-
ner Freundſchaft geben; aber. — verlaf bid) drauf — du
baft es mit einem erfenntlid)en Manne iu thun/ der nichts
umſonſt verlangt.
Syr us. Ich will mir alle Muͤhe — Aber
fied da! Etefipho in voller Freude über fein Mädchen.
Sannio. Und morum id) bid) gebeten babe » . . ?
Sprus. Einen 2tugenblid Gedult! i
Süunfter Auftritt, 2
tefipbo, Sprus, Sannio.
€tefipbo. —' bie die andern qu (eben) Eine Gefaͤllig⸗
eit , zur Zeit der Roth, fomnit von jedermann angenehm;
aber Doppelt gros iff das Entzuͤcken, wenn unfer lid —
durch Diejenigen befördert wird , von Denen toit e$ Qu.
erwarten berechtigt find. — D Bruder, Bruder, masfoll —
id) Pid) erft loben ? wahrlich? bein Verdienft um mid) ift-
{9 aros, baf feite Beredfamkeit auf der Welt es tolırdig
zu ſchildern vermag. Und in dem einzigen Stud glaube ich
vor andern etwas voraus ju haben: Fein Menſch Darf fid)
fo eines Bruders rübmen , der in jeder Gattungvon Recht⸗
ſchaffenheit hoͤchſtes Mufter ift.
Sprus. 95b, Erefipho! i
Ctefipbe. Ah, Syrus! moift mein Bruder? 7
€»rus, Da innen (er deutet anis Joué) 5 er wartet
Ihrer. c
c tefibb o. Ha!
3^ JU
^ ya
€rru f.
ol... 57.
Syrus. Bar haben Sie?
€tefipbo. Was id babe? ihm banP id) mein?eben,
Spyrus. Herrlicher Junge!
€tefipbo. Alles mar ibm einerlei, wenn er nur
mich glücklich machen konnte. Auspuger, üble Nachrede,
verliebte Ratte, Vergehen — alles nahm er mir ab.
"n ^ Syrus. Mehr fonnt^ er nicht tbun.
Etefipho. Uber mer kommt da heraus? (will forti
laufen ) "
Sprus. Bleiben Sie; er ift es ſelbſt.
Gechfier Auftritt.
Aeſchinus, Sannio, Ctefipbo, Syrus.
9tefdjinus. Wo ift der Cujon?
Eannio. (leje) Er fudt mid; — Bringt er 1008
mit? o wehe! ich fehe nichts,
9fefd)inué. «erblickt ſeinen Brudery Ah, getroffen!
bid) eben fuche id ; mie ſtehts, Ctefipbo? alles iſt richtig und
fitr ; alfo fort mit ben Gritlen !
€tefipbo. Das muß id) wohl, da ich bíd) jum Bru»
der habe. Dbefter Aeſchhinus! Herzensbruder !. doch id)
mag bid) nicht weiter ins Ungeficht foben; du fónnteft das
mehr für Schmeichelei, als für Erkenntlichkeit halten.
S efdinus. Gb, Heiner Gert! lernen voir ung
denn heute zum erftenmal fennen ? Mid) ärgert weiter .
nidt$ , als tof tvir beinahe zu fpät babinter fanten; denn
wahrlich! e$ war nahe bran, bof jeder Wunſch/ jeder Der-
fud) , dich zu retten, fruchtlos geblieben wäre.
Erefipho. 9d ſchaͤmte mid .
Veſchinus. Was Scham? Unfinn nenm’ ich das.
947 |. . intr
sg DT SE
Einer fo tiehbtn Pagätelle wegen beinahe auf unb davon! |
pfui! — btroabr' uns ber Himmel bor Dergleien! — — $^
€tefipbo. Id babe gefehlt. an
Aefhinus. (jum Corus) Was ſpricht denn E
Meifter &annio ?
Sprus. Derift ganz firre geivorden,
Aefhinus. Ich mil aufs Forum) um mich abjus .
finden mit ihm; geb du hinein, €tefipbo, zu bem fhönen
Kinde,
Sannio. (beimlic sum Crus) Cyrus , treib bof
Eyrus. (jum Aeſchiuus) Kommen Cie; der ehrliche
Mann da will jt eher je lieber nad) Cypern.
&annío. So fehr bat das nit Eile, dá kann
warten, in guter Nube, fo lange Sie befeblen.
Sprus. Du friegft dein Geld; laf dir nicht bange
ehn.
Ganniío.. Aber ohne Abzug!
Sprus. Ohne Abzug ; fen nur rubig, und fomm mit,
Sannio. Recht gern. (Aeſchinus, Sannio und Sprus ab)
Etefipbo. Ctuft dem Sorus nach) Pe ba, be bay.
E;yrus! | E
Spyrus. Nun, was giebte ? ;
Gtefipbo. I bitte dich inftändig , findet euch je
eber je lieber ab mit dem ſchlechten Menſchen; wenn den
feine But mieder anmwandelte, fo fönnte mein Vater
Wind davon bekommen, unb dann wehe mir!
Sprus. Nicht bod; forgen] Sie nit, Geben Sie
lieber hinein, unb laffen fits wohl fenn mit bem fdjónen
Kınde. Aber nicht vergeffen , daß die Tiſche für ung ge
bedt werden, und fonft alles im Bereitſchaft ift, Sobald‘
id) fertig bin, tret' ich den Rüdzug nad) Haufe an , mit
dem nöthigen Vorrath für bie Küche, Erf
v
'
]
|
J
*
erhalte ihn uns ferner,
|
"—Lom — 59
. Gtefipbe. Recht fos weil ung alles fo treflich gee
fungen ift, ſoll diefer Tag der Freude gewidmet feyn.
Dritter Aufzug.
' V €rfter Auftritt.
* Softrats, Canthara.
Soſtrata. Ach, liebes Weib, wie wird es nun
^
chen? | |
Cantbara. Die e$ geben wird ? recht gut , hoffe
" Softrata. ‚Eben, Freundin, zeigen fi fid) die erften
Wehen ein bißchen. ;
Cantbara. Und Ihnen ift (don bange? man fottte
been, Sie wären nie dabei gemwefen, hätten nie felbft
Kinder gezeugt.
Softrate. Ungluͤckliche! fein Menſch iff mir qur
nd; da figen wir, von aller Welt verlaſſen. Nicht ein.
mal Geta ift ba, nod) fonft jemand, der uns nad) der Heb-
amme gehen , ober den Aeſchinus rufen konnte,
Cantbara, Der ’endlidy wird nicht lange ausblei—
ben 5 denn nod) ift fein Tag verftrichen, mo er nicht allemal
fid) eingefunden hätte.
Spftrata, Mein einziger Troſt in meinem Unglück!
€antbara, Wahrhaftig, da diefes Loos einmal
über Ihre Tochter verhängt mar, fo könnte ſichs nicht befe
fer fügen. Sollte fie ju Fall kommen , von mem lieber,
als von einem fo ſchoͤnen, fo gut und edel denfenden Jünge
ling, aus einem der eriten Häufer unferer Stadt ?
Sofirata, Ja, ja, du haft Recht. Der Himmel
Zweiler
|
60 — )Jo( — Rope
Zweiter Auftritte MEDI.
mn
Gta? Softrata, Canıbara. Ji.
eta. Ctomut bjfiia gelaufen, ohne die andern u feben) .
&ötter, welche Lage ! welches Unglück für mid), meine
Gebieterin und ihre. Tochter ! Möchte die ganze Welt jur
fammen treten, ein Rettungsmaittel auszufinnen; umfenft! -
- D id) Urmer! Taufend Uebel auf einmal lagern fi fi unruns
ber, wo fein Ausweg übrig bleibt: Gewalt, Mangel, -
Unrecht, Hilflofigkeit, Schande. Ha, welche Menfene
art! ba, der Böferwichter , der vertworfenen Brut! ha, des
Treulofen....! ^
Sofrata. D wehe! was hat Sta, wt tt fo auſ⸗
fer aller Faſſung ift?
Beta. Den weder Zufage, nod) Schwur, a
leid rübrten ! der. nichts tarnod) fragte , daß das arme /
von ihm ſo gewiſſenlos zu Fall gebrachte Madchen feiner ,
Entbindung nahe war! '
Sojtrata Sd verftehe nicht echt, maf tr fpricht.
"Cantbara. Laſſen Sie ung näher femme, eo.
frata,
- Beta. Sd Unglüdlidrr! kaum Bin && belmie (eb
ejes eifert unb glübt an mir. Möchte Bed) — bóber fern’
ich keinen 3Buníd) — die ganze Familie mir in Wurf feme
men; bay tie wollt” id) im erſten Sjnarimm Gift ‚und
Sale bis auf den legten Tropfen gegen fie ausfpeien! Das
wäre mir ftatt aller Oenugtbuung, menn id) Rache neb»
men dürfte an ihnen. Mit dem Alten würd” id) anfane
— em , aus deffen fenben ber Boͤſewicht fommt, und ibm das
Lebenslicht ausblafen. Dann wait’ dd) den Verführer, ben
Crus — ba wie wollt? id) den zerfleiſchen und jerreiffen!
daſſen toot" id) ipn an der Bruſt, ſchwebend tragen, "ré
*
E ideal, 61
mit dem’ Kopf jut Erde niederftoßen, daß fein ®chirn ume
- |
wie gerufen. ipa
4
4 ber fprüßen ſollte auf die Straße. Dem Burſchen ſelbſt
wolt ic bie Augen ausreiffen , unb dann etliche Klafter
tief ihn binunter frürgen. Die andern wollt’ id) umrens
nen, máljen ( faleifen, fien, mit Züßen treten. Aber
e$ ift bobe Zeit, meiner Bebieterin die Hiobspoft mitzuthei«
‚len... (will forrlaufen: )
Sooſtrata. Rufen wir ihn zurück, Geta!
Beta (obue (ic) umzuſehen) Rufe, wer ba will; id)
muß fort. -
Spitrata. Ich bins; Soflvata.
Gtta, Wo Denn? verbit $e) Gerade Cie. fuche
id, und warte mit Schmerjen auf Cie; das war gekommen,
Soſtrata. Was ift ba? mie fo ängſtlich?
Geta. O Unglüuͤck!
Soſtrata. Warum (o verſtoͤrt, lieber Beta? komm
| qu Athem. i;
; ®eta, Unfer völliges . . ,
.Goftrata. Liner vélliges? was denn ?
Beta. SBerberben ift da; alles verloren,
. Softrata. Ha, fo erzähle, was du weißt, bei al»
len Böttern ! OMS A
Beta. Don heute an...
Softrata. Nun denn, Geta, von bente an?
Beta. Sft Urfhinus,. .
Soſtrata. Aeſchinus? mas denn?
Seta, Bon unferm Haufe getrennt,
Softrata. D ihr Bötter! id) bin bes Todes; unb
warum ? "s
Beta. €t bat fid) in eine andre verlicht,
Soſtrata. Ich armes, geſchlagenes Weik!
Geta.
-
*"
Sie lieber auf Maasregeln wegen der Zufunft. Golfen
—
binfort glauben? ober wem trauen ? ha! unſer Aeſchinus,
“an bem unfer aller Leben hieng, der unfre einzige Hoffnung
62 — )o( —
Geta, Auch macht er fein. Geheimniß draus, fon»
dern bat fie mit eigner Hand dem A abgenommen,
unb das am heilen Tage. Wr
Softrata. Iſt das gewiß? , uu
Geta, Ganz gewiß, Softrata; mit meinen Hagen
hab’ id) es geſehen.
Qofirata, Wehe, totbe mir Urmen! was (ot man
und Stüße war! der es mir zuſchwur, obne Das Mädchen
fen er nicht im Stande , Einen Tag feines Lebens binzus
bringen; der e$ betbeuerte ; er wolle das Kind „feinem Ba
ter auf den Schoos legen , unb in diefem feierlichen Au⸗
genblick ihn beſchwoͤren, daß er feine — zu der
Heurath gäbe!
Geta. Weinen Sie nicht, beſte Scbleterin! denken
wir ſchweigen, ober uns jemand entdecken?
Canthara. Geh, Burſch, biſt bu klug *- ift d
dein Crnft, daß wir bie Geſchichte befannt machen follen ?
Geta, Dazu wuͤrd' id) eben nicht rathen. Für’s
Erfte ift Aeſchinus unfer Freund nicht mehr, bas liegt aur
Tage. Bringen wir alfo das Geheimniß aus, fo wird er
fid) auf’s Läugnen legen, dafür bin id) Bürge; unb dann -—
ſieht es miflid) aud um Ihren guten Namen und Ihrer
Tochter zeitlidyes Gluͤck. Aber lan. Cie ibn aud) alles
eingefiehen , wer möchte jet , da ibn eine andre gefeffelt
bat, das Maͤdchen ihm geben? Alſo auf jeden dad das
Beſte, wir ſchweigen.
Soſtrat a. Behüte ber Himmel! das thu id nime
mermehr.
Betas Was wollen Sie denn? ; e»
*
et 63
Soft rate. Alles befannt machen.
Geta, Ueberlegen Sie wohl, was Cie thun, befte ,
Gebieterin!
Soſtrata. Schlimmer kann einmal die Cade
nicht werden, als (ie iſt. Fuͤr's Erſte ift das Maͤdchen
ohne Heuratbsgut; unb ihr zweites Heurathsgut — Das
ift verfbergt. Als Jungfer Fann fie folglid) nit unterge»
bradjt werden. Zudem, menn er läugnen ſollte, fo bab'
id) an dem Ringe, den er verloren batte, einen Beweiß
in Händen. Am Ende, ba mein Gewiſſen mid) freifpricht
in der Cadje, da feine Bezahlung, mod) fonft etwas vor»
gefatten it, beffen meine Tochler und ich uns zu ſchaͤmen
hätten, fo will ichs drauf anfommen faffen, Geta.
Beta, Ya, ja 5 brffer, Sie madyens befannt.
Softrata. Lauf alfo , was bu fannit, und erzähle
bem Hegio, ihrem Heren Vetter, bie Cade ausführlich).
Du weißt, der war der befte Freund von unferm Simu-
lus, und hat fiets bei ung gehalten.
Greta. Ya wohl; wenn der nid wäre; -dann häte
‚ten wir feinen Menſchen, der fid) unfrer annaͤhme.
Softrata. (jum Gera) Geſchwind! — Du, liebe
Cantbara, lauf nad) ber Hebamme, damit fie bei der Hand
ſey / wenn es Noth thut,
Dritter Auftritt.
Demea.
- Sid) bin des Todes! mein Ctefipbo , moie ich höre, war
mit von der Partie, als Aeſchinus das Mädchen entführte.
Wil er etwa den Burfchen, der nod) road taugt , tvilf er
aud) ben zu feinen Lafterleben verführen ? das fehlt mir
ned) zu weinem Ungiüd, Wo fud)' ich ibn ? wer meif,
in
—
64 —.)o( — & Ma
in —— Hurenwinkel fie ihn ft Haben? Bang
gewiß, ber Potterbube, fein Bruder, bat ibn bei on
Aber da fommt Cyprus von dem will id é-erfabren ,-
er ift. Wiewohl der gehört felbft zu der faubern Bande; —
u 2 merft er meine Berlegenheit um den Burſchen, bann
erfade ich *rig Wort von dem Schurken. Ich muf —
als ob das meine Abſicht gar nicht ſey.
Vierter Auftritte
Syrus. Demea. ne
.Spris. (ohne den Denen zu jeben) So eben eryäbtten
wir unferm Alten den ganzen Handel ausführlid. Was
das eine Freude war! in meinen Leben bab ich dergleichen
nicht gefeben.
Demea O as iff er Verrückt der Menſch?
^ Qprus. Er fonnte gar nicht fertig werden, den
Aeſchinus zu lobenz fo wie mir für ben fchönen Rath, den
id) feinem ap rum bátte, zu danlen.
Demea. Berfen módr ib! — 5c '
Syrus. Augenblicli zäbl’t er das Geld uns hin, -
und gab nod) eine halbe Mine drüber, toofür wir uns ete
was zu gute tbun folten. Und id) meine, bie ift angelegt |
worden , wir ſichs gehört.
Demea. Traun! der wahre Mann, an den man
fid wenden muß, wenn etwas gut ausgerichtet werden
fol, |
G rus (erblidt den Demea) Ha, Demea, id) batte
Sie nicht bemerft, Wie gehts? f^
Demea. Die e$ gebt? Sd) kann mid) nicht genug
wundern über euer Weſen Pa.
Sprus. Dos ijt nun freilich nicht weit. ber, und,
offenderüig ju reden , t$ grenjt an Unfinn, Ciné Ld n
| ax | 65
Dromo, —* die andern Fiſche den großen Meeral
dort laß nod) eine Beile im Waſſer plätfyern, wann id)
zurüchtomme, foll er geputzt werden; eher nicht.
Demea. D hr. Abſcheulichkeit!
Sdorus. Ich, m meines Theils, babe kein Wohlges
fallen dran, unb lärme oft genug. (ins Dic). Stepha—
fiio! daß die Serfifhe büb(d) eingereicht werden
Demea. Gerechter Himmel! macht fis der Mann
‚denn zum Geſchäfte, ober bifbet er fib ein, «e bringe ibm
Ebre wenn er ben Burfchen dem Verderben jufübrt? o
ich Unglüuclicher! ſchon feb" id) im Geifte den Taa, mo
Mangel u unb Noth ihn zwingen. werden, unter die RR
ten zu laufen,
Cyrus. 5a , Bruni! hes nenn' id) Berftand,
wenn man nicht blos fiebt, mad einem vor den Füßen Liegt,
fondern ſelbſt i in die Zufunft bínausblicfen fann.
Demea. Gage, Sprus, ift das Mädden , die
Syarfenfpielerin , jebt in euern Händen‘
Syrus. Da drinnen (deutet auf ha? Haus des Micio)
Demea. Die? was? will er fie denn für immer
‚behalten?
Eprud, Zweifelsohne; feiner Thorheit trau id) $ gu.
Demea. 6s moalid) ?
€»rus. Der Vater ift ein Geh mit feiner Nache
fibt , unb macht ibn ungluͤcklich Durch feine Affenliebe.
Demea. Sa wohl, ja wohl! nichts als Schande
und Derdruß erleb^ id) an meinem Bruder.
Gprus. Fürwahr, Demea,.es ift ein gewaltiger
Unterſchied zwifchen Ihnen beiden — id) fage bas nicht,
weil Sie gegenwärtig find? — ein bimmelrociter Unter»
ſchied! Sie, von Kopf bis ju 8v, find die Weisheit fel-
ber;
66 ^o -— yet |
erz er — die Ulbernheit in Perfonk EEE
Sjbriae ſich einmal unterfteben ; Sie würden‘ ihn! 9“ du
Demea. Sic untsrficben! unb id) fette? den Brad
ten nicht ein ganzes halbes Jahr gerochen haben se er
noch einen Schritt gethan Panes E J
eru Mir das ? als ob. id Sbre p
nidjt .
MES Wenn er nur fo bieißt, toie er jetzt Me.
Sprus. Wie man die Kinder ‚sieht, fo (n aif fe
Demea. Sag’ einmal, baft du ‚ihn heute ‚gefeben v.
€ptus. Sbren Herrn Sohn? d Leite) warte, bid)
muß id) heimjagen. (laut) Mas wird der nicht tlen fdjon -
banbtbiert haben auf Ihrem Gute! run Mg net
Demea. Iſt er drauffen? weißtdu’s gewiß?)
Eyrus. Se, id) bab" ibn ja eine erede bedfeiteh!”
Demea. D ſchoͤn! mir ivar bange t e SD
gen bleiben bier, 3 *
Sprus. Ja und er war getvaltig böfe- *
Demea. Boͤſe? morüber? rl T"
Syrus. idt für die lange Weile feng e mit fie
nem Bruder auf bem Forum an ju ptem, über bit Birne
I. o. A
Demea. Mas bu (aft! bas di. n '
Cyprus, Mepn’ id denn, er fas ihm ie Tot
toit fib gebührt, Stellen Cie fid) vot , alt eben bag —
Geld aefdjoffen wurde, ba fam ber brave Burſch, wie
von) Himmel herunter, und nun gieng’s an: ba, Ae⸗
ſchinus, fo ehrvergeſſen fübrft du bid) auf? Berhimpffe
Qamilir und Verwandfhaft?, — — >
Demea. Ob, id weine vor greube! 7.
— )e( — 67
Syr ue Qoa bu, das Geb fep e&, was bu
» JPN tie Shane fplägft ? nein, dein ganzes zeitliches
Gluͤck! ATE
— Der Himmel erhalte ihm! id) hoffe, er (otl
nicht aus ber. Art ſchlagen.
sin Cyrus. Taufend! ^
© Demea. Un dergleichen Cittenforüdjen , €pruf,
—
Sprus Ge, ter auch fo die Gelegenheit im vàs
en’ Haufe hätte! |
* boss ga gewiß, ich thue mein Moͤglichſtes;
- fafft ibm nichts bingepen ; gewoͤhne ihn ju atem Guͤten;
I im or allen Dingen halte ich ihn an, in Das Leben eines
jeden, wie in einen Spiegel, binein zu fdhauen, u^' von
andern fíd ein Beifpiel zu nehmen. „So mußt du’s mas
n. fag’ ih ihm. |
* Shrue. O (den!
Demea! „Davor mußt bu dich ctio »
| rus. Gut gegeben !
^L Denen „So was bringt Ehre. »
verus. Der wahre Punct!
Demea. „So was tadelt alle Welt. ,,
Sytus. | Gan herrlich! jT" ,
27 Demea, Ueberhaupt aber... 1
Syrxus. (Cft iw ins Wort) Bei einer äh ] mit
(tbit «& jetzt an Zeit, Ihnen zuzuhbren. Die Fiſche, Die
id) belemmen babe, find nad) Oergenéluft ; für die wuß
id) forgen , daß fie mit nit verdorben werden. Denn fe»
ben Git, Demea, für unfer Einen máre tas grade fo
eine abſcheuliche Aufführung, als wenn qeman? von. Jhren
Leuten bit guten Lehren, die Sie angeführt babe, nicht
Binder € 2 befol ·
68 0 [772 0 A
befolgen wollte. Daher geb’ id) mir alle Mühe, meine.
Sameraden nad) derfelben Methode abjurichten: „dieß
da ift zu hart gefalgen ; dieß iff angebrannt 5. dieß nicht
fauber genug gervafchen; fo war's recht; auf ein andermal
mach's wieder (05,, Es wird da feine SDermabnung gt»
fpart, fo weit meine Cínfit unb mein Geſchmack nur
reihen; fury, Demea , id) halte fie an, in bie Schüffeln,
wie in einen Spiegel, hinein ju ſchauen, und zeige ihnen,
role fie's machen müffen. Ich weiß wohl, was wir ba
treiben , ift nicht weit herz; aber was will man machen 2 2
wer unter den Wölfen ift, muß mit — — Haben
Sie noch ein Anliegen?
Demea. Daß euch der Himmel Berfland gm
möge.
" &pruf. Sie gehen wieder hinaus ?
Demea. Sd denke wohl.
Syrus. Was follten Sie aud) bier, mo auf Ihre
totifen Lehren niemand merlt? (Sorusab)
Demea. Ta, ja, id) gebe; denn mein &obn ift
bereits zu Haufe, unb blo@ deswegen tvar id) herein ge»
Tommen. Der allein liegt mir am Hergen ; mur. er füme
mert mich; Denn fo will «8 ja mein Bruder. Mit dem
anderfi mag er felber jufeben, — Uber wen fe ſch da in
ber Ferne? ift Das Hegio, mein Cantonsgenoffe? ja, ja; ec
if 6, wenn mid) mein Geſicht nicht trügt, — 9p, mein ale
tet Freund von Kindesbeinen an ! Du lieber Himmel, wie
iff die Zahl der Bürger von bem Schlage fo dünne ger
worden! Das nenn’ id) mir einen Mann von altem Schrot
und Korne. Leber den wird ſchwerlich der Staat fid) jt»
mals ju beſchweren haben. D fdön ! menn id fehe, daß
big Art nod) nicht ausgeftorben ift, Dann behält bas Leben
Immer
-—9)e( -— 9
immer mod Reise für mich. Ich moi biet warten auf
den lieben Mann, um ibm einen freundliiyen SDitifomm ju
fagen , und eins mit ibm zu plaudern.
Sünfter Auftritt.
Segio, Beta, Demes, Pampbila.
Hegio, (ohne fürs Erſte beu Denen zu jehen) Gerechter
Himmel, Geta, was für eine ſchlechte Aufführung, die
du mir erjáblft! |
: Beta. Ga, ia, fo ifts.
$egio, Eine Niederträchtigleit von ber Urt aus
einer ſolchen Familie! ba, Aeſchinus! das haft bu nit
von deinem 3Dater.
Demen. (vorfid) Alſo der weiß aud) (djon den
Auftritt mit der Harfenfpielerin, und darüber ift der fremde
Mann aufgebracht; den Water — den kuͤmmert das nitht.
Gott! mas gäb’ id brum, wenn er jest in einer Ede
flünbe, und das anbörte! |
Hegio, Thun fie nicht, mas Pflicht und Ehre ger
biete, fo follen fie (eben , was e$ giebt.
Beta. Unfere ganze Hoffnung beruht auf Ihnen,
Hegio, Auſſer Ihnen haben mir niemand; Sie find unftr
Matron , unfer Vater; Sie waren e$ , dem unfer Herr in
feinen legten Yugenbliden uns empfahl. Wenn Sie uns
vctlaſſen, dann find mir verloren.
Hegie. Go mas laf tid) mie wieder hören, Creta!
nein, das tbu' ich nicht, das fann id) nicht , Gewiſſens⸗
halber.
| Demea. Ich will ihn anreden. Herzlich wilkom⸗
men, Hegio!
* € 3 Hegio.
— KJ,
7o - e p. o Ü TES " 7
Hegio. 9b ivltitódemes ; — Sie ded
‚ib: A 731
Denen. Und warum? - ^- nior m
$tgio. Ihr älterer Sohn Aeſchinus, den Sie‘
| rem Herrn Bruder an Kindesfiatt überlaffen haben, bat
fid) nicht fo betragen, wie «8 einem w ri ( Gef M Donne
zuſteht.
Demega. Wie bas?
Hegio. Erinnern Sie fid) unſers alten Santa :
und Camtracen &imulus ?
— Demea Wie ſolll' ih nit?
Hegio. Deſſen Tochter hat er zu Fall gerad.
Demea D Himmel!
$tgio, Ruhig, Demra! das Scjimmfte " "á
gurüd.
Demea. Wie? was? etwas rrgers nod?
$tgio. - Ja mohl mas 9Lergere ; denn jenes laßt ſich
offenfolié entſchuldigen. Wie vieles femmt, ba nicht auf
Rechnung der Nacht, Der Yube, Des Meius , ber Jugend!
Ufo, ein menſchliches Derfehen. Uber nun weiter ! ber
junge Menfh war nicht fobald von der lage t Sadıen
untercidtet, als er von freien Stüden ju ber Mutter des
Mädchens (cm; mo tc, unter taufend Thränen, die ſchoͤn⸗
fien Worte gab, wo «t es gelobte, unb einen Schwur
drauf ſetzte, daß er tas Mädchen heurathen mote. Man
verzieh ihm, man ſchwieg, man traute ibmt Das Mid» u
chen fand fid) von jenem unglücklichen Abend an ſchwan⸗
etr , unb fteht bereits iar neunten Monate. — Aber fva
m:pnen Sie wohl? da hat der faubere Geſell eine Hab —
fenfpielerin — mit Ehrem ju melden — fid) gugelegts mi
der wid er mirfbffjaften, und das arme Mädchen Tien
laſſen. 2 $m.
65. M6 -— | 1
cw Demen. Iſt es aber aud) gewiß, mas Cit da
ſagen. |
: Hegio. Die Mutter des Mädchens , das Mädchen
felbit , iff ja vorhanden, und (bon der Augenſchein fpricht
für die Sache. Auch darf id) nur auf den Geta bier vere
weifen, Der — was man von einem Sllaven fordern kann
— ein waderer, ganz gefiheider Burſch ift, der Mutter-
und Tochter erhält , unb bie einjige Stütze dar ganzen
Samilit ausmacht. Den nehmen Sie, Tegen ibm Feſſeln
an, und bringen ibm zum Geftántnif.
^ tta. Ja, mein Herr! fo wahr id) lebe , auf bie
Faolter will id) mid) fpannen laſſen, fatí$ Sie nod) Su» -
trauen haben, Inzwiſchen der junge Menſch — bringen
€it ihn nur zur Stelle — mwird’es felbft nicht láugnen.
Demea, — (iet Mas ic mid) (dme! ich weiß
nicht, wozu ich mid) entfd)fiefen, oder was id) ihm ant»
toorten fol, mu &
Pamp hila. (die man imvenbia febreien hört) Ich Une
glückliche! er wird mid) gerreiffen, der Schmerj. Hilf,
Juno fucina? rette mein Leben!
^ regio. Himmel! ift fie in finbténótben?
| Beta. Allerdings, Hegio. ;
Hegio. Hören Sie, Demea, wie e$ fchreit, das
ecme Mädchen, um Ihr Mitleid, Ihre Treue. Gemähren
Eie ihr gutwillig wozu die Geſetze Sie verbinden ! Ein fol»
des Betragen ift Ihrer würdig; unb darum iff es meine
erfte Bitte zum Himmel, daß Sie fid hierzu ent(dliefen
Mögen, Gott’ id) indeffen in diefer Erwartung mid) täu»
fhen, bann Demea , werd’ id) des Mädchens, und in
ihm meines Be Freundes, aus allen Kräften mid)
€ 4 anneh·
72 Qu — )e( —
annehmen Er tear mein Better ; wir find —
Kind, an zuſammen erzogen worden ; waren ſtets, zu
Haus unb m Felde, unjertrennlid) ; haben Roth und oc
Mungci ant einander getbeilt. Deswegen‘ werd’ id) alles
anwenden, aufbieten, verfuchen ; fury, lieber mein Leben
Aaſſen, als die Hand von ihnen abziehen, — Nun, ies É
fagen Sie dazu?
"Demea Jh will mit meinem Bruder fprechen,
Heaio. pu
. D»Degio. Über, Demea, vergeſſen Sie dabei nicht,
je mehr Ihre Familie in blühenden Güdsumftànben ift,
je m br Sie beide Männer von Einfluß; Vermögen, Wohl«
ftano uno Geburt find, um fo mehr. ift es Ihre Pflicht,
folteiütig und unbefangen fid) den Eindrücden von bent,
mas recht und billig iſt, gu überlaffen, wenn Sybnen daran
gelegen iſt, für rechtſchaffene Männer zu gelten.
Demea. Kommen Sie wieder; €$ (otf alles geſche⸗
ben, mas Pflicht und Ehre gebieten.
$enio. So ein Betragen ift. Ihrer würdig. Beta,
führe mid) binein zu Deiner Gebieterin. (beide ab )
Demea. Wohl batte ichs propbeyribt, bag es fo
fommen roürte, unb wollte ®ott, dieß wäre der Beichluß:
Tiber id) bleibe dabei, bas zügelofe Lafterleben wird nod)
ein trauriges Ende nehmen est mid id) geben unb mitie
nen Bruder aufſuchen, um meiner Galle Luft zu madjen,
Gecbfter ——
Segio.
. Cfebt in ber Thuͤre ber Sofirata, und (prit hinein) Seyn t
€it tubig, Soflrata, unb tröften bas arme finb, fo-gut
Sie loͤnnen. Ih will einwal ſehen, ob ich den
—- )o(— 73
dem forum treffe, unb ibm den Handel ausführlich er»
zahlen. Sinb'íd), taf er als Mann von Ehre handeln
will, defto befferz; folte er hingegen mas anders fid) in den
Kopf fenen, bann mag er fid erflären gegen mid, damit
ich je eben je lieber meine Maasregeln nehmen fana.
Bierter Aufzug.
Erſter Auftritt.
Ctefipbo. Oyrus.
€tefipbo. Alfo wirklih, mein Vater iſt wieder
. btimgtgangen.
€»rus, Schon längft.
€tefipbo. Sag regt!
Qprus, Er ift ju Haufe; und ich bin gut dafür,
der wird ſchon wieder Über feiner Zeldarbeit her feyn.
€tefipbo. Das gebe der Himmel! id) wollte, ec
mattete fid) fo ab, daß er — verfteht ficb, feiner Befund»
' bet unbeſchadet — Die drei Tage hinter einander das Bett
. wit feinem Fuß verlaffen könnte.
Syrus. Das münfd)' id) ebenfalls; (lee) imb
- mod) mos Beflers, roenns moͤglich ift,
Ctefipbo. Ach ja! denn id) fühle ein getwaltiges
Derlangen, Ddiefen Tag , mie id ibn angefangen babe,
luftig und froͤlich zu befd)fieen ; unb unfer Landgut da ift
mir aus feiner andern Urfache fo unausfteblid) , als rotgem
feiner Nähe bei der Stadt Wäre e$ weiter entfernt , fe
tolırde ibn die Nacht dort überfallen, ehe er wieder herein«
kommen könnte. Denn das weiß id) (don, fo mie er mid)
—ñi nicht findet, rotrb er den Augenblick ſich wieder
2 € 5 bitte
74 = )ö(- :
hierher auf die Beine mad. Und wenn er dann fragf,
tvo ich geweſen fen — ich hab’ ihn heute mit feinem nr
nod) gefeben — was foll id) fagen ? J
^ &prus, Faͤllt Ihnen nichts bei?
C tefipbo. Auf ber Welt nichts. Ba = =". p
Syrus. Armer Tropf! baben Sie feinen Menſchen
jum Clienten, Freund’ ober Gaſtfreunde?
Gtefipbo. D ja; aber mas damit?
Syrus. Einem folden müffen Sie bedient ——
ftn (eon.
€tefipbo. Wenns (don nicht wahr ift? nein, das -
geht nicht. ME ach |
Syrus. Tod. "
"Ctefipbo. Bei Tage — nun ja. Aber falle id)
bie Nacht hier-bleibe , was bann " einen Vorwand,
€prus ? t
Shrus. Der Henker! wennsdod nur einmal Mode
toürbe, aud) des Nachts feine Freunde zu bedienen. — Uber
laffen Sie fid) darüber Peine grauen Haare wachfen , id)
kenne meinen Mann von auffen unb innen." Wenn er’
nod) fo fehr aufbrauft , mad’ id) ibn fo jabm mie ein -
Schaͤfchen.
Cteſi pho. Auf was Art?
Syrus. Er hoͤrts für fein Leben gern, wenn man
Sie herausftreicht ; alfo vergöttere id) Sie bei ibm , unb
erjábl ibm ein langes unb breites, was. für ein Tugend»
bild Sie fenen. k
€tefipbo. Ein Tugendbild? ig
Sprus: Ja doch. Mor Freude fängt er dann an
ju meinen mit ein Kind, der alte — (i
bít! aufgefhaut!
ete ,
-).o(-— 15
€tefíipbo. Was iff da? |
Sprus. zu adim man vem Wolf vd: ift er nicht
fern. MM
"Gtefipbo. Mein Vater?
Spyrus. Ja, ja:
€tefipho. Was fangen wir an, Cprus?
Syrus. Nur geſchwind hinein! id) mitt (jon fehen.
‚ 6tefipbo. Zragter er etwa, fo haft du wich mit
keinem Auge ... hoͤrſt bu?
Syrus. Einb Sie bald fertig ?
Zweiter Auftritt
Pene, €te(ipbo , (ber in der Thhre fichen geblieben ity
Cyrus.
Demea. — (one vie Andern zu fehen) Bei Gott! id)
bin ein unglüdlider Dann, Da bin id) nun atfentbalben
berumgeloffen nad) meinem: Bruder, und find’ ihn in feiz
net Ede. Uber nicht genug !. Dermeile ich nad) ibm nid)
‚umfehe , stößt mir ein Taglöhner von unferm Hofe auf;
von dent erfahre id, baf mein Sohn nicht drauffen fep.
Mas mad) id) nun ? idj weiß mir nicht zu rathen nod)
zu helfen.
€tefipbo. Syrus!
.&yrus. Bas ijt?
Étefipbo. Gudt « mid?
"€prus. Ta.
Cteſi pho. Himmel!
Syxus. Seyn Sie bed) rubig?
Demea. Ha, welches Misgeſchick! id) Begreifé
nidi nur foviel fe)" id immer mehr id) bin zu Syamner
unb
»6 | —-J)e(— .
un? Elend geboren, Yeden köfen Streich in: unferm Haufe
werd' id) guerft gewahr; alles erfahr’ id) juerft; jede Hiobs⸗
poft bring’ id) zuerſt; mid allein trifft Kummer und Bene |
bruf, menn einer was anflellt,
Sorus. (leíe) Der macht mid lade; alles mid
tt jutrft willen, unb er allein — weiß gar nichts, —
Demea. Set bim ich wieder bier, um zu tem
etwa mein Bruder nad) Haus atfommen ift.
Ctefipbo. m$ Himmels willen , Syrus! gib
edt, baf er nicht geradezu bereinftürme,
Syrus. Ob Sie fhweigen? id milf (bon forgen.
€tefipbo. Heuter feh’ id wohl, barf id) auf bid)
nicht bauen. Ich will nur gleih mid) in ein Rámmerden
mit ihr einfchließen; fo wird's am ficherften feyn. —
Syrus. Meinetwegen ; id) (aff ibn bod) fort. »
Demea. (erblidt beu Sprus) Uber fie) da Syrus,
der Eujon! !
Dritter Auftritt,
Syrus, Demen. |
Sprus. Das mag der Henker ausfteben im dem
Haufe, wenn e$ fo hergebt! Syd) möchte wohl miffen, mie
piel Herrn ich habe. 91d , weldy armfeliges Leben! ,
Demea. Was fnurrt der? was bat er ? (sum Cyrus)
be, theurer Mann! was (pridjft bu ? ift mein Bruder zu
*
Haus ?
€»ruf. Bas Henker! wollen Cie bei mir mit Sb»
rem tbeuern Wanne? mit mir ifté auf. '
Demea. Was fehlt bir? -
Spyrus. Das mir fehlt? Ctefipbo bat * armen
Kerl und da die Harfenfpielerin bis auf den Tod eiut
- )e( + i 77
Demea. Ge, mas fayft bu? -
&€prus. Da fehen Sie einmal, toit. er mir das
Maul zerfest hate 5
Demea Barum aber?
Sprus. Kein Menſch, fagt er, fep fhuld an dem
Kauf der Dirne, als ich.
Demea, Gagteft du denn nicht vorhin, du páttef
ibn eine Strecke nad) Haus btgleitet ?
Sorue. Ganz recht; aber nicht fange, fo kommt er
zurück, in voller Wut, unb fällt blindlings über uns ber.
Schämt er fid nicht, einen alten Mann zu prügeln? ift
' mir's bod), eld ob es geftern geweſen wäre , bof id ibn,
als einen fingerslangen Knaben, auf ben Armen trug.
"Demea. Schön, Etefipho ! bu vaterft dich; geh’
und gieb bi auf mein Wort für einen 3tann aus,
Sprus.. Bir? Sie loben ihn ? bei meiner Cbre,
wenn er flug ift, wird er in Zukunft huͤbſch bie Haude
balten.
Demea, Brap!
Syrus. D gewaltig! weil er mit einen armen
SBeibsbilb unb einem Tropf von Sklaven, der das Herz
. midt batte, fid) zu wehren , fertig getvorden iſt. D des
überbraben !
fDemta, Der gefcheidefte Einfall, ben er haben
fonnte. Er fam binter die Schliche, fo gut , mie id:
- baf bu ben Handel arfartet babeft, — Mber ifi mein Bru⸗
der drinnen,
Soeus. Rein.
Deihea. Wo werd’ ich den nur finden? ,
| Syrus, Syd) wüßte wohl, wo er it; aber bon mir
erfahren Sie e heute einmal nidjt.
n
*
Denitäs
m: us - uf —— — NU
demea. Was fogft bu, felt m ——-
* Ehrusi "Nicht anders. IR sd
Demea. Den Kopf ſchmeiß id) bit. ——— auf
der Stelle.
Syrus. Jar ſehen Sie, wo er ift, weiß i nal
aber nicht, wie ber Mann heißt. . |
Dem ea. Nun denn, ben Ort alfo, MA dd
; Sprus. Wiffen Sie den bebedten ang. di der 2!
Bleifhtanf, da hinunterwärts 7 >
Demea, Je warum nicht?
Sprusi Ta geben Sie durch, nur —
aufwaͤrtsz wenn Sie oben find, ſehen Git einen Abhang
vor fid); geſchwind da hinunter! bamn kommt auf biete. '
Seite (er macht ein unberſuͤndliches Zeichen ) tint Capelle z und
gleich dabei ein enges Gaͤßchen. qeg
Demea. Auf welcher Seite?
Soprus. Da, o ber groft à! igenbaüm tet.
Demea. Gut!
Shrus. Nur immer fortgegangen, —
Demea. Uber dasenge eo bat} ja feinen und
gang.
Spyrus. Es ift aud) — ih dummer Taufe! !
too datt” id) enm bin? — Kommen Cir wieder jurüd
in die Halle; auf mein Wort ; Cie folen viel näher ge⸗
ben, und ohne fo vieles Drehen unb Wenden, Sie ‚wife
fen. bod), wo der Capitali Cratinus Pret
Demea. Ja. 5
Syrus. Wenn Cit da vorbei fin dann finter‘
Hand die Strafe hinab ; drauf, wenn Cic b Tempel
der Diana erreicht haben, ſchlagen Sie fid) reta; ſo wer ·
den Sie nod) vor der Pforte, bert. bei der Tränler ein
Sat;
4%
Med
,
4 Tan moy 2n
]
ov |y ett 79
Badhaus finden n unb gegen über eine Werlkſtaͤtte. Da
dft e, a 4
Demea. Wa⸗ er da? à
Syrus. Er bat mas beſtellt für unfern Gl; ein
Dasr Sophas mit Füßen von Eichenholz.
Demea. Wo ihr euere Gelage drauf halten wollt?
siib — Dod es ift Zeit, daß idi. ibn auffuche: Cab.)
u Sprus. Geh nur, alter Schimmel! bid will id)
heute i in Athen feren , toie bu'& verdienſt. — ‚Aber, Aeſchi⸗
nus bleibt unausſtehlich langes bermeile verdirbt. das Mite
tagseffen. Und fein Here Bruder — vor lauter. fiche bert
ünb fieht ber nit. Ein Thor y; ber fid Dabei geraeffen
y - Vónnte ! nein, ſtehendes Fußes will ich mid) aufmgdene
will bie belicateften Bißchen mir zu Gemuͤthe fuͤhren, ein
Slaͤschen nad) dem andern hinunterſchlurfen, und fo allge⸗
—* den Tag verſtreichen laſſen. Cab.)
. QBierter Auftritt.
«dent y Micio , Begio.
gnicio. 3d fann nidt finden, Hegio, daß ich hier .
fo grofes fob verdiene. Mas ich tbue, ift meine Schule
- digkeit , námlid) den Fehler wieder gut zu machen, dervon -
uns fid) berfchreibt. Oder dachten Sie vieleicht, ich fry
einer von den Dern , bit fid für. gro$ beleidigt halten,
menn man über einen böfen Streich, den fie angefangen
baben, fie zur Rede ftetit , unb. not) Befchwerde führen __.
- obendrein,‘ Deswegen alfo danken Sie, weil ich nicht von
dem Schlage bin ?
Hegio. Rein, gewiß nidt; nie hab’ id) Cie ander®
* mir gedacht, als Sie find. — Aber den einzigem Gefallen
5 tbun Sie mir / Dido, begleiten ‚Sie mid) ju der Mutter
dee
io et yet VD
des Maͤdchens, und fagen ihr , was ich eben bon Ihnen
gehört habe: der Bruder des Aeſchinus habe den ganzen ^
Verdacht veranlaft, bem gehöre bie Harfenfpielerin,
Snicio. Wenn Sie fo meynen, unb es Dienfid) ift,
recht gern. i d "ted i
Hegio. Ah fion! dadurd waͤlzen Cie bem armen
Snábden, das Schmerz unb Jammer verzehren, einen
Mi dom Herjen, und handeln nad Pflicht und Gif
| Synbeffen, wenn Jhnen das Mühe madt, fo *
ux ja alles ausrichten.
Mitio. Rein, id) mill ſelbſt hingeben.
ftgio. Defto brffer. Denn das wird man ——*
finden, Leute, deren Lage nicht die beſte iſt, fnb. — ich
weiß ſelbſt nicht, wie? — viel mißtrauſchet, als andre z
alles nehmen fie von der ſchlimmen Seite; unb eben ife
hilfloſer Zuſtand bringt ſie ſtets auf die Gedanken einer Ge⸗
ringſchaͤtzung von unferer Seite. Alſo wırd es freilid) mehr |
ju der Beruhigung der guten Srauenymmir. britrageny
menn Sie in eigner Perfon bie Rechtfertigung des Ueſchi ·
nus übernehmen.
Micio. Gut gegeben unb votifemmen: daht!
Hegio. So kommen Sie denn mit hinein. *
Micio, Recht gern. .ıbeide ab.)
Sünfter Auftritt.
Aeſchinus.
Mein Herz ift wie zerriſſen. Mußte mir denn, wider
ale Etwartung, der fatale Streich in die Quere 'ommen?t
- ft weiß wahrt daftig nicht, was aus mir werden wird, nod)
mwozü íd) mid) entfchließe. Vor Schreden bin íd) lahm am
aum Sieden; Furcht hat meine Seele verfinftert s L
nte
N ' u
Em. - yo( — 81
| Ennttſchließung kann bei mir Wurzel faſſen. Ha! wie mich
leswinden aus bem fuͤrchterlichen Gewirre? Schrecklicher
Verdacht, der auf mid) gefallen ift 5 unb ziemlich ſcheinbar!
Sojtrata bildet fid) ein , id) hätte die Harfentpielerin für
mid) gefauft, wie id) eben arı der Alten da demetft habe,
Noch nicht lange, (o gieng tiefe nad) der Hebamme; id
- mit id) fit erbiice, laufe ſpornſtreichs hinzu, unb erkundige
! mid) nad) ber Pamphila Befinden : ob fie (on in Kindes=
— nótfen fep; ob ihretiwegen die Wehemutter geholt werde.
Gehn Sie, fdreit bie Alte mir entgegen, gebn Sie, Aeſchi—
nus! lange genug haben Sie uns getäufiht 5 [ange genug
haben Sjbre Betheurungen uns irre geführt, Ums Him—
mels willen! fprad ich, was haft du ? „Viel Gluͤck und
Segen zu dem Beſitz Sjbrer Schönen. ,, — Den Augenblick
errieth ich, in welchem Verdacht fle mich hätten; dennoch
hielt id) an mid, um nicht der Plaudertafihe was zu fae
gen von meinem Bruder; Denn da máre e$ weit genug, —
- Aber wad nun? ſoll ichs entdeten , bof die Dirne meis
, nem Bruder angehört ? — nein, das braucot fein Menſch
ju mijfen. — Ah, Gritlenfángerei ! Dabei fann bas Ger
heimniß immer verſchwiegen bleiken. Und mir ift vor nidjté
mebr bange, als, fie werden mir’s nicht alauben; Der Un
ſchein foricht gar zu faut gegen mich. Ich war es, der das
Mädchen entführte; id) war es, Der das Geld bezahlte;
ju mit, in mein Haus, ift fie gebracht worden. lInb an
dem allen, ic) befenn’ es, ift niemand ſchuld, als id) fef»
ber, Meine Page mochte ſeyn, melde fie wollte, wozu
— meinem Dater fie eerbelen ? ber batte mir meine Bitte, bag
— Mädchen beuratben zu dürfen, nicht verfagt. Kurz, Ae⸗
| finus, bisher haft bu den Träumer gemacht; aber jest
cde Zeit, ju etwachen. Vor allen Dingen wi id) mid)
ö bine
82 0% —— v
; bineinbegeben ju. den Sraueniimmern s unb mid) redhtfer- .
tigen. (tritt vor die Thlr) e Himmelt Schauder —
allemal durch die Glieder, menn id) anklopfen till. 5t,
be da ! id bine, Aeſchinus; mad) bod) einer auf, qt»
ſchwind! — Uber da fommt , id) weiß nicht wer, jum
Haufe heraus; id) mill bei Seite treten.
Sechſter Aufteitt.
Micio, Aeſchinus.
Micio. Cim der Thlire, zum Haus binein) Machen
Sie's, Softrata , wie id) gefagt babe; ich will ben Aeſchi⸗
nué auffuhden, damit er wiſſe, mas bier ift ausgemacht
worden, Uber wer Mopft da vor der Thüre ?
Aefhinus, (vof) Himmel, mein Vater!
Micio, Aeſchinus!
S$lefdjinus. (leiſe) Was bat oer bier ju ſchaffen?
Micio. Warſt du's, der bier anpochte ? (leie) ob
id) ibn ein wenig verire ? ja, ja, er verdient’s nicht beſ⸗
fer, weil er gegen mid) die ganze Zeit über fo gebeimnißs
voll war. (laut) nun ? befomm" ich feine Antwort”
9(ef(dinus, Angepocht? id) nicht, foviel id) weiß.
SRicio. Nunja; ich fonnte mir aud) nicht benfen,
was ou bier fotiteft ju ſchaffen haben, (uei) Er wirdroth;
das ift herrlich,
. Mefhinus. Uber fagen Sie, befler Vater, was
haben Sie da drinnen ju tbun? |
Micio. Ich, für mein Theil, gar nichts; blos ti»
nem meiner Freunde ju ®efallen, den id) vorbin auf dem
Eorum traf, mar id) mitgegangen, als Beiftand, _
Sie(dinus, Worin? 1
Micio.
T ^ j : | E |
pet es £5
Sn icio: Das will id) bir fagen. Hier in bem Haufe
3 menn ein paar blutarme Weibsleute ; bu kennſt fie vers
. mutbfidy nicht, nein gewiß nicht, denn fie find erft oor lura
Siefiinus. Nun, was meiter?
E. — — Erin ein junges Mädchen mit feiner Mutter.
1 Aeſchinus. Crzahlen Sie fort.
Micio, Dieſes Mädchen bat feinen. Water mehr,
A und mein Freund ‚, don dem id) dir faate, ift ber närhiie
Anverwandte; folglih muß fie, bem Geſetz nad), deſſen
. Frau werden.
Aeſchinus. Himmel!
Micio. Was it da? m
Aeſchinus. Nichts, gar nite, fahren Cie fort.
Micio. Der Mann ift hier, fie mitzunehmen; denn -
fein Aufenthalt ift Milet.
o Mefhinus Ha! fie mitzunehmen?
Micio. „Nicht anders.
L^ Aeſchinus. Wie, mein Vater, bis * Milet?
D .9ncio. Ja.
—.— Mefhinus. (lei) 3 vergehe! (laut) Uber bie
- Zrauenzimmer? was fagen Die dazu ?
Micio. Was fotfen fie fagen? foniel wie nichts. Die
- Mutter kommt mit der Ausflucht, ihre Tochter babe von
einem andern Manne — weiß der Himmel, von mem, fie
2^ menntibn nicht — ein Kind; folglich gebe der vor, und
—— ber Fremde fönne fie nit befommen,
- Mefhinus. Uber (agen Sie , bat denn bie Frau
—* nicht ftbr Recht am Ende?
Mieio. Nein.
un 5 2 3L ef iie
4
ae bierher gezogen. s
84 E LAN
Aefhinus. Wie, licher Vater, nein? Und ber
rende — wird der bag Mädcen mitnehmen? Pr "n
Micio. SDerftebt. fid. *
Aeſchinus. Ab, mein Vater, was Sie
Freund gethan baben , find” ich hart, find’ id) unbarmher«
jig, und — wenn id) obne Nüdhalt ſprechen darf — ſo
handelt kein Mann von Ehre.
Micio. Wie ſo?
Aeſchinus. Sie fragen ? Wie meynen Cie Be
taf bem armen Schelm zu Muthe feyn mag , der bisher
mit bem Mädchen Umgang batte, unb obne Zweifel nod). -
ist mit ganzer Seele an ihr hängt , wenn er mit eignen
Augen fehen muß, der Beklagenswerthe, daß man fie iba
entreift, auf ewig von ihm trennt? nein, Water, Das war
nicht edel, |
Micio. Warum denn aber? wer hatte fie ibm jue
Sefagt ? wer gegeben ?. wen batte. fie gebeuratbet , und
wann ? mer gab feinen Confens dazu ? warum nabm er
eine Perfon , auf die ein andrer Unfpruch hatte ?
Aeſchinus. Wer fonnte denn aber einem Mäddyen
von ben Jahren jumutben, Daheim zu figen und ju. mars
ten, bisetwa einmal — Bott weiß was für ein Herr Vetter
angezogen füme? Sehen Sie, lieber Vater, Die Sprade
hätten Sie führen , fo hätten Sie für bie gute Cade Rreis -
ten follen.
Micio, fáderlid) ! ich ſollte alfo gegen ben Partbei
maden, ber míd) jum Beiftand erbeten batte? — Uber wag
Himmert das uns , 9lefdinus ? ober was geben uns die
Yeute an? fomm? — Was ift da? warum weinft du?
Aeſchinus. w- Baterllaflen &ie fid fagen.
T
4
Oe *
-——— LL LU NEN 4
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-"-—J90t 85
Micio. Syd hab’ alles gehört, Aeſchinus, ich weiß
es ſchon; denn ich liebe bid) , und um fo mehr intereffirt
' míd) jeder Schritt, den du thuft.
Aeſchinus. Möchten Sie, tbeuerfler Vater, Ihr
ganzes eben durch fo gewiß Ihrer Liebe mid) würdig fin»
ben , als diefes Vergeben mid) in der Seele ſchmerzt, und
id) mid) fhäme vor Ihnen.
Micio. Sjd alaub’s licer Sohn, denn id) fenne
bein gutes Herz; aber der Gedanke eines allzugrofen geidte
finns von deiner Seite mad mir Sorge. Bift du denn
fo ganz und gar Fremdling in dem Staate, worin du febft?
du haft ein Mädcdyen zu Fall gebracht , deſſen Perfon dir
bätte heilig ſeyn ſollen. Schon das war ein grofer Feblerz '
ein grofer, aber immer verzeihlicyer Fehler. So was bat
mancher radere Mann vor dir getban. Aber, fage, nad»
bem e$ gefchehen war, bijt bu da zu Mathe gegangen mit
dir? haft bu Vorkehrungen getroffen über das, was ate
ſchehen fotíte, und über bie Ausführung Davon ? haft bu
geforgt, wie ichs erfahren möchte, wenn du felber dich
ſchaͤmteſt, es mir zu fagen ? Siehe, über das alles konn⸗
teft bu zu feinem Entſchluß kommen, unb fo verficiden
bie neun Monate, Kurz, foviel an dir fag , lieſſeſt du es
an nichts fehlen, bid), das arıne Mädden und dein Kind
bem Verderben blos zu ftellen. Dachteft bu denn , bie
Goͤtter würden dir im Schlaf deine Angelegenheit ins Reine
bringen? man würde fie, obne dein Zuthun, dir ins Bett
führen? — Es fotte mir leid tbun , wenn du altes fo auf
Die leichte Achſel nahmeft. Do, (e) unbelümmert, bu
ſollſt fie haben.
Aeſchinus. 9b!
Micio. tp unbcfümmert, fag’ id. -—
$3 Ueſchi⸗
86 — )e(— . *l
Aeſchinus. Lieber ater, baben Sie o: ]
jum Beſten? R^
Micio. Qum Bellen? marum ? Per 5
Aeſchinus. Ich weiß felbit nicht; aber weil mir fo
eufferorbentlid) pie Daran gelegen ijt, daß e$ Mind ‚fon :
möge , iſt mir doppelt bange. *
Micio. Gb nad Haus, und — dein adn,
um fe beimjubelens geſchwind! :
Aeſchinus. Wie ? ? (don heimbolen?
Micio. Ja, mein Sohn.
Aeſchinus. Test gleich?
gSnicio. Blei; fo bald als möglich,
Aeſchinus. Water, mic treffe der Zorn aller Goͤt⸗
ter, wenn ich von dieſem Augenblicke Sie nicht mebr *
als mein Leben.
Micio. Ja? aud) mehr als deine danpdien
Aeſchinus. Eben fo,
»- Micio. Sehr gütig!
Aeſchinus. Uber, fagen Cie, wo ijt ber Mann
aus Milet?
Micio. Der ift fort — ber ift ectrunfen — im motis
. fe Meere. Über was joaerft du ?
V e(dinus. Gehn Sie, lieber ater, und verrich⸗
ten das Gebet; Ihnen, einem fo ungleich rechtſchaffeneren
Manne, werden die Bötter eber Gebör ſchenken, ale mir.
Micio. Sd mid nad Haus geben , und für bie nó»
tbiaen Anftalten forgen ; bu , wenn du flug bift, — |
ich dir faate, (ab.)
Aeſchinus. Was fol ió ou ſagen? beift bat vl
terides , beißt bas finblides Verbältniß ? wär’ er
Bruder, oder mein Bufenfreund, mit fónnt er mir mehr
à EL
^ —-)o( — -87
zu Witten feben ? und fo einen Vater ſollt' ich nicht lieben?
fot ich nicht auf den Händen tragen? wahrhaftig! mir
df bei biefer gütigen SBebanbiung nur davor bange, id)
möchte einmal unmiffender Weiſe feinen Wuͤnſchen nidt
entipredhen 5 vorfaßlich geſchieht es fier nicht. Doch id)
darf nicht länger faumen , hinein zu gehen; fonft bin ich
ſelber ſchuld, wenn meine Hochzeit fid) verfpätet.
Giebentet Auftritt.
Deinen.
Hab! id) mid) nicht zu Schanden gefeffen ! id) wollte,
Syrus, daß Zeus, ber Ohotterfóniu , bid), famt deiner
Wegweiferei, vom Erdboden vertilgte. Die ganze Stadt
bab" id) durchkrochen, ins Kreug unb ín bie Quere; an
Thor, an der Sránfe, unb mo nicht all? aber da war keine
Werkſtaͤtte ju. hören und zu feben, unb feine Seele wollte
was roiffen bon meinem Bruder. Dod) nun fol mid) nite
mand davon abbringen, bier fo lange auf ber Zauer ju figen,
bis er beimfommt.
Achter Auftritt.
Micio, Demena.
Sirio. Test will íd) zu ben Srauenjimmern geben
unb ihnen fagen, daß von unferer Seite alles fir unb fere
tig ift.
Demea. $a, ba ift er ja! fdjon lange hab’ id) bid)
gefudjt , 3micio ?
Micio. Was haft bu?
Demea. Ein neues Regifter von ſchrecklichen Bu»
^ benftücten bt$ unvergleichlichen jungen Herrn!
84 Micio,
88 — = c HEUS
Micie. Dasgefteb’ ich. Ä X |
Demea. Die nicht erhört, die eriminell ſind. «mc
Snicio. Mein Gott! id) wei... LM
Demea. Nein, bu weißt vidbt ‚ wie er fid) fone
lifirt bat.
Micio. "ya bod!
Demea. Armer Tropf! du bilder — RE
die Harfenfpielerin. Nein, gegen feines gleichen „ gegen
eine Bürgerstochter, bat er fid) bergangen,
Micio. Sid) weiß es.
Demea. Was Henker! bu weißteg, un ef gu?
Micio, Warum denn nicht ? |
Demea. Wie? bu làrmft nit? bu tel nicht _
Micio. Nein, Lieber wäre mir's freilih .. .
Demea. €ie bat einen Jungen von ibm.
Micio. Gebe bec Himmel feinen Stegen dazu!
Demea. Das Mädcyen hat nichts.
Snicio. Go hör’ id.
Demea. Und die mußer nehmen, ohne Heurathe ·
Micio, Verſteht fid.
Demea. Was fol denn aber ba draus werden?
Micio. Was fid) von felbft verfteht , benlid) ; man
wird das Mädchen berüberbringen ju uns,
| Demea. O Jupiter! ijf das erbört ?
- Micio. Was fann id) weiter thun ?
‚Demea. Was du tbun fannft ? menn bunidt wirk⸗
fid drüber aufgebradyt bift , fotiteft bu bid) wenigjiens fo -
fteüen. Dann batteft bu das Deinige getban.
Micio. ber id) babe ja bereits eingewilliat 5 es ift
afles in der Ordnung; die Unftalten zur Hochzeit find ae»
macht;
qut.
—)o( — 89
Eo
—— madt; alle Beforgniß bab’ id) ihnen benommen; fo glaubt’
— SEE S
id) eher das Meinige zu tbun.
. S Demea. Aber fage, Micio , haft du Wohlgefallen
an dem Auftritt ?
*Snicio. Gewiß nidt, wenn id) ibn ánbern fönnte;
fo wie id) jest, ta id) bas nicht fann, mid) in bie Gedult
gebe. Das menfhliche Leben kam mir immer vor, wie ein
Bretfpiel; fallt ber Wurf nicht, Den man gerade braudt,
fo muß bem, der nun einmal gefaden iſt, unfee Geſchick⸗
lichkeit nachhelfen.
Demea. Schöner Nahhelfer! nicht wahr, durch
. deine Geſchicklichkeit find zwanzig Minen für bie Harfen,
fpielerin zum Henker gegangen ? denn die muf bod) je eher
je lieber wieder fortgefdjafft werden; und das umjonjty '
wenn fie niemand.faufen toill.
Micio. Das fol fie nicht, fo wenig, als id) Luft -
babe, fie zu verkaufen.
-Demea. Was denn aber?
+ Sticio. Sie bleibt bei mir,
Demea. Gerechter Himmel! eine Buhldirne mit
einer Ehefrau unter Einen Dade?
Micio. Warum nicht ?
Demea. Sagmir, ijt es nod) richtig bei dir in
Ropfe?
Micio. Syd) mepne eg wenigftene,
Demea. Bei Gott! nad) deinem albernen Bench»
meh zu fliehen, bift du willens, jejuweilen ein Stückchen
mit ibr zu fingen.
Micio. Warum nicht ?
Demea. Und die junge Frau fell die (höne Kunſt
aud) lernen ?
$5 gnici
"
P d
go — E
Sm icio. Verſteht ſich.
Demea. Und bu machſt ihren Being iet
Kettentange ?
Micio. SRedt. itis ?« T
Demea. 9tedt gern? F ". .
Micio. Und bid nehmen wir dazu, wenn's Tp
tbut.
Demea. Gerechter Himmel! und-du ſchaͤmſt dich
nicht?
Micio. Nun, nun, Deme, tof e& einmal qut
ſeyn mit deinem eroigen Poltern ; fen froͤhlich unb mwohl«
gemuth, denn bein Sohn hält heute Hochzeit. Ich will
mit denen da drinnen reden; dann fomm' id) wieder. (ab)
‚Demea. Ihr Bötter! was für ein Leben ! was für
“eine Aufführung! mas für ein Unfinn ? Cine Frau ohne
Heurathsgut ift im Anzug 5. drinnen eine Harfenfpielerin ;
Verſchwendung in jeder Ecke 5 ein junger Menſch, verfoffen
in Lüften; ein Alter, der wieder l'inbifd) wird. — SiPabrlid) !
eine Familie, ber felbit die Böttin Salus ine nidt
im Stande (ton möchte,
Neunter Auftritt
Byrus,' Demen.
€»pruf, (betrunten) Bei meiner Ehre, Syruscen,
bu bafi dir gütlich qetban, und deinem Poften vorgeflane -
den, wie fid $ gebührt! recht fo! Für jegt, da ich all des
Guten da drinnen meidlich genoffen babe, mar mit's gt«
muͤthlich, ein bifchen berauszufchlendern.
Tugend! —
€oruf.
&
Demea, Da fub mir das Mufler für bie tiebe
—
—-)e(- 9r
Sprus, Aber da ift ja unfer Alter. (zum Demea)
Wie ſtehts ? wie fo niedergeſchlagen?
Demea. Nichtswuͤrdige Seele!
Syrus. Still, ftit, Weisheitemann! hier ift alles
in den Wind geredet , was Sie fprechen.
Demea. Kerl, wenn du mein wäreſt ...
Syrus. Gewiß, Demea, Sie würden ein reicher
Mann feyn, und ihre Sache auf eirfen feften Fuß gebradyt
haben.
Demea. Un dir wollt' ich ein Exempel ftotuiren,
Andern jur Warnung.
Sörus Warum? was bab id) gethan ?
Demea. Fragit du? Während das ganze Haug in
Aufruhr ift, bei der abfcheulichen Geſchichte, bie nur erſt
halb und halb wieder ing Gleiche gebracht ift, fibt er und
fäuft, der Eujon! als ob er von der glorreichſten Expedi—
tion zurück fáme.
Cyrus. Wär’ ich bod) drinnen geblieben.
Zehnter Auftritt.
Dromo, Cyrus, Demea.
'Dromo. He da, Syrus, du ſollſt wieder binein
femen. jum Cteſipho.
Spyprus, Witt du gehn!
Demea Was fpricht der vom Ctefipho ?
Sytus. Nichts.
Demea. Ha, Galgenſchwengel, ift Cteſtpho drinnen?
Syrus. Nein doch!
Demea. Warum nennt ibn denn dieſer?
Eyrus, Er mennt einen Andern — da den Duos
belt von Barafiten — Sie kennen ihn ja ?
Demea.
92 - ol >
Demea. Den Augenblic will id’s wiſſen. C(vill
hinein)
Sprus, Chit ipn) Was nd Sie? wo wollen
Sie bin? : AR
Demea. Laß mid) din! ^"
Syrus. Bleiben Sie!
Demea. Wirft du mich gehn laffen , Schlingel?
oder foll id) bir den Kopf von einander (díagen? (Debt den
Etod auf, und fo läßt Syrus ibu hinein.) r
Cyrus. (ihmmnachſehend) Fort iff er. Bei meiner
Treu! ein ungebetener, febr. ungelegener Gaſtz bouptíádje
lid für den Ctefipbo, Aber was mad’ ich nun? id benfe,
bis der Lärm fid) gelegt bat, ſchleich' id) in eine Mt unb
ſchlafe bas Raͤuſchchen aus. Sa, ja.
Sunfter Aufzug.
Erfter Auftritte
Micio, Demen.
Micio. Linder Thüre der Sofirata) Mie gefagt, Sor
firata, unfrer Seite ifl alles fertig, Sie dürfen nur befebe
len. — Wer flopft denn da fo ungeftüm an meine Thlır ?
Deniea, (filme aus dem Haufe des Micio) Ihr Goͤt⸗
ter, mas mad’ ih? mas fang’ id) an ? fol id) ſchreien?
fol ich Magen ? o Himmel, o Erde, o Meere Neptune!
Micio. Da baben wir’s ! ber. bot alles erfabren 5
| deswegen lärmt er fo; das wird GStrafpredigten ſetzen —
da muf id) den Secundanten miadıen. «
Demea. Ha! da iff er, das SBerberben, bie Peſt
meiner beiden Söhne!
Nicio. Maäſſige 00d einmal deine Kine, und fenum
zu faltem Stute!
$:mta.
—
jim ye. 93
Demea. Mäffigen ? zu faltem Blute kommen?
das tbu' id) , das binicy 5 Fein hartes Wort foll mir über
die Zunge fommen; blos bei der Cade wollen mir fteben
bleiben, Hatten wir nicht ausgemacht — nod) dazu warft
du Der Urheber des Vorſchlags — jeder fotite des andern
Sohn gehen faffen , bu ben meinen, ich den deinen? He?
Micio. Ga, ja, da haft du recht. *
Demea. Wie reimt es fid) aber damit, daß er heute
get in deinem Haufe? Daß du ihn berbergeft ? daß du
Gelb an ein Freudenmädchen für ihn bàngeft ? bin id) nicht
berechtigt , diefelben Forderungen an bid) zu machen, mie
du an mich? ich laſſe ja deinen gehen, alfo bleibe du mir
aud) von meinem,
| Snicio. Geh, du bift unbilig — febr unbittiqg —
du mweißt ja bod) das alfe Spruͤchwort: unter Sreunden |
muß alles gemeinfchaftlich feyn.
^ Sbemta, Hör Einer, wie finnreid) ! alfo jest erft
fällt der weife Sprud) dir ein?
Micio. Eine Heine Gedult, Demea! nur auf ein ||
Paar Worte. Für's Erfte, mern das Dich quälet , daß
unfre Söhne fo viel drauf geben faffen , fo bedenfe Dod)
nur Folgendes: du marft ehedem entfchloffen , bie Erziee
bung beider aus eignen Mitteln ju beitreiten, meil Du
glaubteft, fo weit würde dein Vermögen wohl reichen, und
weil du bamalé fidjer drauf zählteft, ich würde eine Frau
nehmen. Alſo laß e$ immer bei der alten Rechnung;
balte jeden, Heller zu Rath, ermwirb, geibe und fpare fo
viel móglid) zufanımen für deine Söhne. Den Ruhm faf
bir ia nicht rauben; aber was ihnen von mir fo ganz uns
ertoartet zugefallen ift, dag mögen fie Denn auch fid) zu
Nutz machen. Auf die Art wird der Hauptfumme nichts
abge⸗
94 — )o( —
abgeben, und was von meiner Seite dazu fommt , das
‚mußt du als reinen Gewinft anfehen. Sieh, Demea,
wenn du das zu Herzen nehmen willſt, dann wirſt du mir,
| dann wirft bu bir und ihnen manden Verdruß erfparen.
Demea. Nun denn , es mag fenn mit dem Hufe _
wand ; aber die Aufführung der Burſche, die ori
zung»...
Micio. Gedult! ich verfiebe; du nimmft mir das
SPort aus dem Munde. Es fommt ,. miein Bruder, bier
alles darauf an, aus was für einzelnen Zügen den Char
rafter eines Menfchen jufammen geſetzt iff; denn je nad»
dem diefe verfchieden find, fann man, wenn von jmweien
Derfonen die námfidje Handlung vorfommt , mit ziemlicher
Gewißheit fagen, bei dem Einen bat fie nichts ju bedeus
ten, bei dem Andern febr. viel. Wohlgemerkt, nicht in
der Handlung felbft liegt der Unterſchſed, blos in der Per⸗
fon des Handelnden, Nun aber find id) in dem Charakter
unferer Söbne lauter folde Züge, bie mir bie ſchoͤnſte
Ausficht indie Zukunft eröffnen. Die Burſche zeigen Vers
ftand und Einſicht, fümen fid, mo fie's Lrfache baben,
Jieben fid unter einander aufs järtlichfte 5; zum ſichern
Berveife, daß ihr Herz nod) unverborben ift, mit Einem
Worte, taf fie jeden Tag fid) beffern laſſen. Ja, fagit
bu, wenn fie nur ihr Geld beifer zu Matbe bielten, —
Gedult, lieber Demea ! in allen andern Stüden nimmt
der Verftand mit den Jahren ju 5. nur den einzigen Feb»
ler bat das Ufer zum &efährten, wit (eben bann genauer
auf bas Unfrige, als mir follten; und fo werden aud) bei
ihnen die Jahre bas ibrige tun, ^ :
Demea. Schon ret, Micio; id fürdtenur, über
Deine fhönen Maximen da, und deinebodarpriefene tad
fidt, geben wir am Ende ned) alle zu Grund. - Micio,
ben Tag verleben, wie fid $ gebührt. (ab)
DH -" 95
Micio. Nicht doch, Bruder, nicht doch. Aber jest
genug Davon! heute fdenle bid) mir! Mläre dich einmal
auf. -
Demea. "enun, für heute muß id) wohl ; aber
morgen mit Zagesanbrud) mad) ich mich auf den Weg
mit meinem Sohne.
Micio. Meinetwegen um Mitternacht; fey nut —
beute guter Dinge!
Demea. Und das Menſch, die Harfenfpielerin,
muß mit hinaus,
Micio. Bravo! beffer fannft du's nicht machen, taf
bein Sohn nid)t von der Stelle geht. Nur gieb adjt, daß
fie dir nicht fortlaufe.
- Demea. Dafür faf mich forgen! hab’ id) fie nur
erft drauffen, bann fol fie mir vom Feuerberde und der
Mühle gar nicht wegtommen, bis man vor Aſche, vor
Rauch unb Mehlſtaub fie nicht mehr kennt. Dazu ſoll fie
mic in ber Mittagehike ftoppeín geben , daß fie fo ausge»
bórrt, fo ſchwarz wird, wie ein Loͤſchbrand.
Micio. Herrlih, Demea! jest fommit du mir als
tin ae(d)eiber Mann vor. Und menn id móre wie bu , fo
(müßte mir dann mein Cobn bei ihr fdlafen, er módyte
wollen oder nicht,
Demea. GSpotteft bu nod? wer doch audy die faune
hätte! das fühl’ id) leider —
Micio. Zängft du fdjon wieder an ? —
Demea. Run, nun, ich höre ja ſchon foieder auf.
Micio. Sp fomm denn mit hinein, und faf uns
^.
Zweiter
96 : Tv "m )o( —
Zweiter Auftritte ^.
Demen. | "
Mag Einer feine Lebensweife ned) fo qut berechnet ha⸗
ben, er muß immer julernen ; Umijtände , Sabre und c
Erfahrung — mas lehren die nicht alles, woran wir ni
gedacht hatten! Kein Wunder alfo, daß man vieles nicht
weiß, was man nod) fo qut zu wiſſen afaubte 5. daß Mar
pimen, bie nad) unfern Begriffen der Grund ades. irrbi»
fhen Wohlfenns waren , im wirflichen feben bie VProbe nicht
halten. Gerade dieß ift jetzt mein. Fall. Denn ic bin
willens, bem auſteren Leben, das ichbisher geführt babe,
zu entſagen, ſo nahe ich auch am Ziele meiner Laufbahn
bin. — Wie id) dazu fomme? mid) bat die Erfahrung ge»
lehrt, taf im menſchlichen Leben nichts über Gefälligkeit
unb Sanftmuth gebe. Der deutliche Beweiß davon iff
mein und meines Bruders Beifpiel. Mein Bruder führte
von jeber ein gemaͤchliches, durch gefelifchaftliche Freuden
erheitertes Yeben, mar fanft und artig in feinem Betragen,
beleidigte niemand ins Geſicht, fam jedem mit Freundliche
keit zuvor, lebte blos für fid, machte jeden Aufwand nur
für fid. Und der Erfolg davon ? jedermann bat ibn lieb
und wertb. Ich, befannt bei aller Welt für einen roben,
bartbhergigen , finfiern, fargen, fauertepfifben, eigenfin»
nigen Geſellen, ließ es mır einfallen, eine Frau zu neh»
men. Bas für Herzjeleid id) da erlebte! Nicht lange, fo
lamen Kinder zum Vorſchein, und mit ihnen neue Gore
gen. Und, o Bott! über meinen Beftreben , ibnen brav ju
binterlajfen , opferte id) ben beften Theil meines Lebens auf.
Test, ba es mit mir jur Neige geht, bab' ich, für fo mans.
chen fauern Tritt, meter feinen Dan! von ihnen, als —
Haß und Sbntigung. Mein Bruder , ohne taf es Ihn
Sube
E
—— 97
PR foftete, fieht fich im Vollgenuß ber Waterfreuden ;
ibn lieben, mich flieben fie; vor ihm haben fie fein Ge—
heimniß ; ihm find fie 3ugetban; um ihn find fie beide;
mich laffen fte fißen ; ibm wünjchen fie langes Leben ; mir
jeeber je lieber — ein fanftes Abſcheiden. Auf die Art
bat es ibn blutmenig gefofter , die Burfche, bie mir fo
herzlich fauer geworden find, bis fie in die Höhe Famen,
an fid) zu ziehen, Alles Herzeleid trifft mich, die Freuden
find blos für ibn. — Sollt’ ich denn nicht auch glatte
Worte geben, nicht aud) den Gütigen fpielen Eönnen ? ja,
- ja, die Probe muß gemacht werden, denn dahin geht feine
Yusforderung. uch mir liegt e8 am Herzen, bafi bie
Meimigen Liebe und Hochachtung für mid) haben follen. -
. Erhält man dieß burd) Schenken und Gefaͤlligſeyn, gewiß,
dann will id) nicht zurück bleiben. Aber wenn num nichts
mehr da ift? das ift mein geringfter Kummer, id) bin
LA
ja ber áltefte.
: Dritter Auftritt.
Syrus, Demea.
Syrus. Hören Cie , Demea, Ihr Herr Bruder
laßt bitten, fid) nicht weit zu entfernen.
Demea. Wer ruft? — ab, lieber Syrus, guten
Tag! mie gehts? wie ftebt'é ?
Syrus. Gut.
Demea. (lee) Das geht ja treflich! Alſo bie
drei Worte fchon hätt’ ich uͤber's Herz geſprochen: lieber
Gyrus! wie gebts? wie ſtehts? (aut) Cyrus, du bift
ein braber Kerl, mnb es foll mich freuen, wenn i$ bit
eimeu Gefallen tbun Fann,
Syrus. Schönen Dant!
G Demen,
98 . | — )o( —
Demea. Mein, Syrus, ich rede Magier com
follft bu naͤchſtens uͤberzeugt werden. — vw:
— OBierter Yufteitk
Beta, Demea, Syrus. — iti P "
Geta. (imber bre der Gofirata) Ich will einmal
zufehen, befte Gebieterin, bei ben Herrn, wie bald fie
unfre Zungfer holen wollen." Aber fich da! eme.
(zum Demea) Gehorſamer Diener !
Qemea. Ab... wie beifeft du doch abit
Gera. Geta.
Demea. Geta, dich hab’ id) heute, alß ei Mufter
son einem braven Burfchen Fennen gelernt. |. A ein
Sklave, der ſich fuͤr ſeine Herrſchaft interejfit, fo wie id)
es an dir gefunden babe — der bedarf feiner weiten. Enz
yfeblung bei mir. Und eben daher foll c$ ij. freuen,
wenn ich Gelegenheit finden faun, dir zu dienen. ' leiſe)
Sc) übe mich im Freundlichthun , und e$ geht mir gut ab.
Geta. Sie urtbeilen fehr,gütig von Ihrem Diener.
De me a. Das wäre fo nadgerade ein Meines
Prdoͤbchen, das gemeine Volk an mich zu ziehen,
Fünfter Auftritt, _
Aefcbinus, Demea, Syrus, Geta. — —
Aeſchinus. Lange balt" id) das nicht mehr auf,
Da foll nun die Hochzeit mit allen möglichen Solennitaͤ⸗
ten vollzogen werden, und fo geht der ganze Tag über "
Sinftalten verloren,
Demea. (írennbli ) Wie ſteht's —
Sefdinus, Ah, mein Vater, find Sie ba?
Demen,
— n.
secet 99
Demea. Ja wohl bein Vater, und das aus herz-
licher Zuneigung, nicht blos, weil er dich zeugte. Aber
warum holſt du deine junge Frau nicht heim?
Aeſchinus. An mir liegt's gewiß nicht; die Floͤ—
—— die Leute, die das Brautlied fingen ird
find fd)ulb, daß e$ fo langſam geht.
— Demea. Aeſchinus, möchteft bu wohl von unfer
einem, von einem alten Manne, dir rathen laffen ?
9fejd)imus. Was denn? itt
Demen. Wozu die Umftände, das Brautlied, die
à Legion von Menfchen, die Fackeln, die Flötenfpielerinnen ?
e»
n
i,
lieber laf bie Gartenplanfe hier fo geſchwind als möglich
niederreiffen; ba kannſt bu deine Frau durchtragen laſſen.
. Und weil dann beide Häufer im Grunde nur eines find, fo
dächte id), bu ließeft aud) die Schwiegermutter herüber:
Iommen, mit ihrer ganzen Haushaltung.
Aeſchinus. O ſchoͤn, allerliebfter Water!
Demea. (ler) Sieh, ſieh, wie lieb man auf
einmal mich bekommt! Meines Bruders Haus wird num
auch von hintenzu offen ; an Cinquartirimg kann's nicht
fehlen; bie Koften,, die das macht, verftehn fich von jelbft.
— Mas frag’ id) darnach? id) werde ja Dadurch ein lies
ber Vater, und verdiene Dank; mag immer der Groshans
aufs neue mit zwanzig Minen herausrüden, — Nun,
€vrué, wird's bald? |
Cyprus. Was denn?
Demea. Die Plante foltft du, einwerfeit. Du,
Geta, geh dann hin, und bringe das Srauenzimmer
bier durch.
Gera. Gottes Cegen über Ihnen, Demea! weil
Bee fe herzlich wohl mennen mit unfrer Familie,
(2 Demena.
100 ^ — )Je( —
Demea Nah PVerdienft. (zum Aeſchinus) Was
agit ou dazu ? dove
Aeſchinus. Ich meyn' es eben ſo. ur
Demea. So iſt's ja meit sernünftiger, ald wenn -
man die arme Wöchnerin , der obnebin nicht *— ff '
über bie Straße wollte tragen Taffeit.
Aeſchinus. Unvergleichlich, lieber Vater!
Demea. Co bin id. Uber fieh !: da kommt ja
eben mein Bruder.
Secchfter Auftritt
Micio, Demen , Aeſchinus.
Micio. Mein Bruder will es haben? wo ug
in Ernft, Demea, das verlangft du?
Demea. Ja wohl! überhaupt , dächte ich, Mir
und die guten Leute da machten für die Zukunft, in allen
Stuͤcken, nur Eine Familie; wir fuchten burd) Gefällig-
feit, Beihilfe und Verbindung in bie genauefte Vereinis
gung mit ıhmen zu treten,
Aeſchinus. Ach ja, lieber Vater !
Micio. Gut, damider bab" ich nichts.
Demea. Wie könnten wir aud) anders ? für's
Erfte ift fie deines Sohnes ed megas.
Micio. Nun denn?
Demea, Ein braves Weib, vom unbefcholtenfien
Rufe.
gnicio. beigt'é,
Demea, ung ift fie aud) nicht mehr,
Micio. Freilich.
Demea. Kinder fann fie ſchon lange nicht mehr
kriegen; darüber ift fie hinaus, Dazu hat fte niemand un
fiy
E
-)o( — IOI
ds, zu ihrem Zroſt * Beiſtand; fie lebt verlaſſen und x
einfam,
9Xicio. |. Was fat der oor?
Qemea. Die mußt bu billig. heurathen, Bruder;
unb bu (zum Aeichinus) mußt bein Möglichftes thun, ibm
zuzureden.
Micio. Ich ſie heurathen?
Demea. Nicht anders,
Micio. Ich?
— S:Semea. Ja bu!
Micio. Du ſchwaͤrmſt.
Demea. (jum Aeſchinus) Wenn mit dir was anzu⸗
fangen ift, fo thut er'é ficher.
Aeſchinus. Lieber, Vater !
Micio. Sd) glaube gar, ber Pinfel läßt fih_-
dazu gebrauchen !
Deuea Es hilft dich nichts ; du mußt.
Micio. Alter Narr!
Aeſchinus. Thun Sie's doch, lieber Vater!
Micio, Bift bu verrüdt ? geb !
Demea. O ſo mad bod) bem Sohn die Freude !
Micio. Bift bit geſcheid? ich, ein Knabe von fünf
und. ſechzig abren , foll jest erft auf ben Gedanken kom—
men, mich zu beweiben ? unb dag mit einem alten Mütt v- ^
chen ? (o was fbnnt' ihr mir 3umutben ?
Aeſchinus. Thun Sie’s immerhin! id) bab'é ib-
nen veriprochen.
Demea. Derfprochen gar ? verfprich von
Buͤrſchchen! was du verſprechen willſt.
Demeae Wie, menu er nun ciu * größere
liegen hätte?
65 °
102 Kir oca clie
Micio, Als ob ein größeres fi fid deufel tiefe
Demea. So tbi! ihm doch den Gefallen! —
Aefhinus. Wer moͤchte fid) angerufen!
Demea. $rif, fag Sa!
Miciv. Habt ihr nod) nit Rufe? —
Aeſchinus. Nicht eher, als bis ich das Wort von
Ihnen babe.
Micio. Das heißt ja ordentlich Gewalt brauchen.
Demea. Thu’ ein Uebriges, guter Micio!
Micio. Der Vorſchlag, id) fühl’ e$ wohl, ift tho—
richt, ungereimt, ift beides der gefunden Vernunft unb
seiner Lebensweife ſchnurſtracks zuwider. Aber, wenn
ich. euch einen fo grofen wi damit thun kann —
meinetwegen denn!
Aeſchinus. O ſchoͤn!
Demea: Was biſt du für ein lieber Bruder! bod)
— was wollt’ ich weiter (agen? mit meiner vorigen Bitte
wäre es in fo weit richtig; aber wie ſteht's mis dem, was
ich noch auf dem Herzen babe ? Der gute Hegio ift ber
nächite Anverwandte von dem Frauenzimmer, folglich
aud) unfer Vetter, und dabei blutarın. Blliig follten
wir dem unter die Arme greifen,
Micio. Unter die Arme greifen ? wie das?
Demea, Du haft vorder Ctabt ein Meines Laͤpp⸗
chen von einem (der , das bu an ben. erften den beften zu
verpachten pflegft; geben wir ihm das, zur Nußniefung.
Micio. Gin Heines Laͤppchen, fagft du ?
Demea. Nun denn, laß es auch ares. (eon, ime.
mer bleibt es unfere Cdyulbigleit. Er vertritt Vaterſtelle
‚beider jungen Fran , ift ein waderer Mann, ein Mitzyd
von unferer Zamilie, alfo — ed gebührt ibm, Cublic
dor!
» 9
— )o( — 103
darf ich mir ja ben ſchoͤnen, vortreflichen Anspruch nicht
X zuſchreiben — du warft e$, der ihn vorhin aufbrachte —
E
— faf alle alte Zeute baben oen Sebler, daß fie gar su aes
nau auf das ibrige feben. Von diefem Sleden, dachte
ich, erhielten wir uns rein; ber Ausfpruch ift richtig, alfo
müjfen wir ihm auch nachleben, Micio.
Micio. Ze nun! er full es haben, falls diefer
Caufden Aeſchinus deutend) es zufrieden ift.
Aeſchinus. Beſter Vater! .. .
Demea. Sest, 9Xicio, bift du im allereigentlich-
ſten Verftande mein Bruder, fo gut durch die Harmonie
in unſern Gefinnungen, al8 durch die Geburt.
Micro, Das freut mich. »
Demea. (lee) Deu fchlage id) mit feinen eigenen
Maffen.
Sester Auftritt
Syrus, Demea, Micio, Aeſchinus.
Syrus. Ihr Befehl ift vollzogen, Demen.
Demea. Du biſt ein braver Burſch. Meines
Dafuͤrhaltens muß Syrus von heute am frei, werden ; bei
meiner Ehre! nichts ift billiger.
Micio. Syrus frei? was für Anfprüche hätte ber
darauf?
Demea. D gar viele,
Syrus. Traun! Demea, Cic find ein lieber Herr.
Cie wiffen, was für ein wachfames Auge id) auf die beiz
ben jungen Herrn von Kindesbeinen an gehabt babe; ich
war ihr Lehrer, ihr Nathgeber , ic) führte fie zu allem
Guten an, wo und wie id) nur fonute.
Demea. Das liegt am Tage. Aber vergif auch
deine übrigen Verdienſte nicht: du haft nic einen Heller
(9 4 verun⸗
—
-
104 — Jeí =; Bar
seruntreut, wenn du für die Küche einfaufteft , fübrteft
ihnen bübfde Dirnen zu, forgteft für eine wohlbeſetzte
Tafel, wenn andre kaum an's Fruͤhſtuͤck dachten. Lauter
Dienſte, die von keinem Alletagemenſcher zu eate
fiib. | uA
Syrus. Allerliebſt geſprochen
Demea. Aber nicht genug ! er leiſtete ——
Hand, als heute bie Sängerin gefauft wurde; er war es,
der den ganzen- Handel bejorgte. Das bd ihm nicht
unoergoltem bleiben , waͤr's aud) nur wegen ber guten
Folgen, die für das andre Gefinde fid) davon verfprechen
loffen, und kurz — Aeſchinus wünfcht es. |
^o Micio, (ium Aeſchiuus) Wirklich? das wünfcheft
bu ?
Aeſchinus. Dja, recht febr!
Micio. Nu, uu, wenn das ijt, * näber,
Syrus! da baft bu die Rreiheit!
Syrus. Gie find febr guͤtig. Herzlichen Dant
Sbnen allen, aber Ihnen ganz vorzüglich, Demea !
Demea. Mir ift e$ angenehm, dich alüdlich zu
fehen.
Aeſchinus. | Mir nicht minder,
Syrus. Das bin ich überzeugt. Uber möchteihb -
tod) diefe Freude in ihrer ganzen Fülle ſchmecken, möchte — -
ich bod) das Vergnügen haben, meine gute Frau, die „
Phrygia, ebenfalls frei zu feben. |
Demea, Ein herrliches Weib bei meiner Ehre!
Sprus Und was fagen Sie dazu? fie war die T
erfte, die heute brem Enkel, feinem (auf den Aeſchinus í
écacib) Cobne, die Bruſt reichte,
Demea.
TM n EM
r — ')Jo(l — 105
2o Demea. Nun, bei meinem Leben ! wenn fie die
— erfte war, vom der er das empfieng , dann ift e8 feine
Frage, fie muß freigelaffen werden.
-Micio. Deswegen, meynjt du?
Demean. Deswegen. Und fury — was fie Éoftet,
kannſt bit bei mir empfangen, jede Stunde,
Syrus. Möchten die Götter nie ben geringften S62
ver Wünfche unerfuͤllt laffen, Semea!
Mieio. Syrus, bu fannft von Glüd (agen, heute,
| Demea. Sa, ja, das fann er, Micio, wenn du
fernerhin thuft, mas deine Schuldigkeit ift, das heißt,
wenn bu ihm ein paar Kreußer in die Hand giebft, zur
"Éeibeénafrung und Nothdurft. Er wird e$ nicht lange
ſchuldig bleiben.
Mieio. (cſclaͤgt ein Schnipochen) Nicht ſoviell —
Aeſchinus. O, er iſt brav!
Syrus, Verlaſſen Sie fid) drauf, id) gebe e$ votez
(— ber, nur bie milde Hand aufgethan !
Aeihinys. Lieber Vater !
Micio. Sd) will mid) befchlafen darüber.
Demea. (zum Aeſchinus und Sprus) Ruhig! er tfut e&,
Eyrus, Guter, edler Mann !
Aeſchinus. Herzensvater.
Micio. Aber fage, Brudes, woher die plößliche
Beränderung in deinem Charakter ? was fällt dir ein?
* wie fommft du auf einmal zu der Freigebigfeit ?
Demea. Das will id) dir fagen. Ich wollte dir
Zeigen, 1 urd) du bei ben Leutchen hier in ben Ruf ber
- Güte und Gefülliafeit gefommen bift; nicht, weil du auf
- benrechten Sufi mit ihnen lebteft, nicht, weil du fie bebanz
- belteft, wie es billig und recht ift; nein, Micio, weil bu
1 9 5 iu
Hs
106 — )o( —
zu allem ja fagteft, alles hingehen liefeft , und ihnen
bras fdenfteft, — Kurz und gut alfo, Aefchinus, wenn
mein Betragen euch deswegen übel anftebt , weiblich
nicht ſchlechterdings alles — ſey es fo qut, ober- fehlecht,
als es wolle — Dbingeben laffe ; jo verthut, fo fauft und
treibt, was euch einfällt, ich fage fein Wort dazu. Denkt
ihr aber, baf ihr euerer wenigen Sabre wegen nod) nicht
die erforderliche Einficht habt, daf euere Leidenſchaften
upd) zu heftig , euere Weberlegung ned) zu unreif fev,
daß aljo eine Ermahnung und Jurechtweifung bon meiner
Seite — mitunter auch, wo es Zeit ift, eine Heine
Nachficht — nichts fchaden fomne ; nun denn, da bin
id) , bereit zu dem allen. dei
Aeſchinus. Beſter Vater! wir geben und ganz
in Ihre Hände; Cie wiffen am beften, was gut ift, —
Aber wie wird’8 meinem Bruder geben?
Demea. Nu, nu, er behalte fie ; aber das muf
der Beſchluß (eom.
Micio. So lobe id) mir's. — (att die Zuſchauer)
"Sie, meine Herrn, fehenken uns Ihren Beifall!
Anmet ·
& v T et, es
«e
9[nner£unaemnm —
ju ben
BIgDbtUITI.
—)o( — 107
^ Sirotbymus — Andre fhreiben: protbimus. Aber
es ift bod) wobl das griechifche 7e«3vacc.
— Die Tyrifcben Slóten — Tibiis Sarranis. 5v:
hieß eigentlid) Sor, woraus bie Karthager Gar, Andre
endlich Sarra machten. ^. ©, übrigens von biejen zen”
v Inder der Sweibr, unter Tibiae.
Prolog. |
— Berabzuwärdigen fuchen — Rapere in pejorem
partem, Ich verfiehe bieB, wie Buyer: Violenter tra-
here in pejorem partem , id efl, reprehendere, accufare,
calumniari, |
— welches beute gegeben wird — Quam acturi
fumus, Donat verbindet damit das Vorhergehende fcrip-
turam, Utrique fententiae apte jungimus Seripruram
fuam, Vielleicht liege fíd) aud) fuppliren: Fabulam,
Zuramedens Ferris, die zufammen Sterbenden. Com-
morientes, mie eö Plautus überfegt hat.
— Die fein Vorgänger üáberfeben batte — Qui
praeteritus negligentia eft, — Negligentia ift bier ſoviel als
voluntaria práetermiílio , wie es Wefferbov richtig er=
frt. Terenz mill ben Plautus nicht tadeln, will nur
fagen, diefer habe e& nicht bieulid) gefunden, die erwähnte
€ telle zu bearbeiten,
— Was jene gallfácbtigen Tadler weiter vorbrins
gen — Nam quod ifti dicunt malevoli. Das Nam dient
dfterö blos, den Anfang oder Uebergang zu machen, So
bier, und Heaut. Prol, 16, Andr, I, 1, 24.
Yus
/#
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2 ZA
Yr |
108 —99( +
Aus der Art, wie Terenz fid) bier gegen den Vor⸗
wurf, daß einige der angejebenften Männer, namentlich
Scipio, Aälius und Surius, Antheil an feinen Schau⸗
ſpielen hätten, verantwortet, wollen einigefchließen, die
Befchuldigung muͤſſe nicht grundlos gewefen ſeyn. Die
Dacier fett hinzu , es fen ohnediefe Beihülfeunbegreiflich,
wie ein Karthagerin fo kurzer Zeit fid) bie ganze Grazie ei⸗
ner fo fchweren Sprache, alé die Lateinifche, babe zu eigen
machen fonnen. Allein aus allen Umftänden erbellet, daß
Terenz in feinen. früheften Jahren nach Rom gefommen
ift ; folglid)fonnte ibm feine africanifche Geburt bei Erler-
nung der Nömifchen Eprache fchwerlich Eintrag thun. Ue⸗
berhaupt bin ich der Meynung, daß der ganze Vorwurf
blofe Erdichtung haͤmiſcher, durch Terenzens gröferes Ta⸗
lent aufgebrachter Nebenbuhler war, Dieſe Sprache fuͤhr⸗
ten ſolche Herrn zu allen Zeiten. Schon in dem Prologe
zum Heautontimorumenos rechtfertigt fid) unfer Dichter
dagegen; und zwar, was nicht zu uͤberſehen iſt, ganzans
ders, als hier. Allemal aber vertbeibigt er fid) in dem
Zone eines MWeltmaunes, der feine Gelegenheit vorbeiließ,
die Achtung gegen feine erhabenen Freunde zu bewähren,
und fich überdieß bewußt feyn mochte, daß er der kritifchen
Seile diefer Edlen vieles eerbaufe, — 98er auf ben legten
Umſtand die Zriftigfeit der erwähnten Befchuldigung arti:
ben wollte, wiirde eben fo unb nod) leichter bemeifen Tbn-
nen , bafi um viele Producte ber Leffingifhen Mufe Nam:
ler größeres Verdienft habe, als ihr Verfaſſer — Echon
Guyet bat fid) hierüber febr gründlich geäuffert :' Haec ab
semulis invidiofe dicta in Terentinm videntur : credis
bile eft enim, eum illorum fapientilimorum hominum
judicio potius in Comoediis fuis receníendis y » | quim
opeta
k
— )e( — (( *9
opera in componendis, bfum, quam rem tamen hic eo-
rum gloriáe favens ambiguam auditorirelinquere malvit.
— Die Ihren und des ganzen Volkes Beifall ba»
ben — | Qui. vobis univerfis et populo placent. Donat:
Univerfis , qui in cavea funt, dicit, Poja/o, qui etiam
Paste theatrum id eft, univerfam urbem,
— m Krieg, im Sricoen, im Gefhäftsleben — —
In bello, in otio, in negotio, Die Dacier macht bier,
nàd) einem ine von Donaten, folgende Note: On veut
queen paix, in otio , regarde Furius Publius, qui etoit grand
Politique; e» guerre „ in bello, regarde Scipion , qui etoit
grand Capitaine ; ; et enfin que dans toutes jortes d'affaires , im
negotio , regarde Laelius, qui etoit un des plus fages hom-
mes dela Republique, et du meilleur confeil,
| v. 22. und 23, find faft ganz ähnlich mit Plaut,
Trin, Prol, 16.
Sed de argumento ne exfpefletis fabulae,
Senes , gui buc "venient, bi rem volis aperiens.
Das Andere werden Sie im Sortaange der Hand«
lang erfäbren — In ageridó partem oftendent, Donat:
Zxsua w-eewr*es, Hic enim jam non fenes accipiendi
eflent: imo potius caeterae perfonae. Sed ipfi fenes in
flatario charactere partem aperient; in motorio, par-
tem oftendent,
Erfter Aufzug. ey
Pris 1 Erſter Auftritt,
- wenn einer einmal ausbleibt — Si abfis ufpiam,
usbrtlid): irgendwo (w/piam 1. e, ufquam) ausbleibt.
— Wis
110 —)o( — ea YN
— Was feine Frau im Unwillen von ibm fpriche
unb fich einbildet Quae in te uxor dicit, et quae in
animo cogitat irata, Donat ; Utrumque pro oratione
eft, Sed illa e3»zsuarixes quae in cogitatione efl; haec
mgeßegxes %eyss dicitur, quae in verbis eft conflituta.
V. 10 — 12. ift, wie Buyer unb Weſterbov bemer:
fen, Gopie von folgender Plautinifchen €telle Mil, 1H,
I, 124.
Pol, fi habuiffem', fatis cepiffem miféciatuni
ex liberis.
Cenferem emori: cecidiffetne ebrius , aut de
equo ufpiam ;
Metuerem, ne ibi defregiffet crura aut cervices
co Meque
— todo dazu ift der Burſch nicht mein, fondern
meines Bruders Kind — Atque ex me bic natus non
eft, (ed ex fratre, Monat erklärt das febr richtig: Quafi
der, Ex me non efl, et fic aficior ; quid paterer, fi
genuiffem ?
Statt Arque lefen Andre Argwi, Beides fcheint Let
Sinn mir zu vertragen , aber jenes größere Uuctorität zu
haben. Dein fo fand Saernas in feinen alten Hand:
(diriften , und Bentley ebenfalls iu den meiften, bie er
verglich, Auf biefelbe Art citirt auch der alte Grammaz
tifer, Chariſtus Sofipater , den Vers,
— was bei Leuten von Ddiefem Schlag für ein
Glack gebalten wird — Quod fortunatum ifi putant, -
G6 ift wicht zu laͤugnen, bafi Terenz fid) bier etwas unbez
ſtimmt auégebrüdt, unb dadurch zu ben gang verſchiede⸗
nen Deutungen tiefer Stelle Veranlaſſung gegeben habe.
D
-)9( -— . XI
Ich halte e$ mif denjenigen , welche unter den iflis bie
Haaeftolze in der Stadt verſtehen. Man fehe darüber die
Note der Sweibrücer , wo befonders folgender Grund febr
einieucbtenb ift, daß 9Xicio an feine Antipeden bier une
möglich gedacht haben koͤnne, weil er feine Art zw leben —
clementem vitam urbanam atque otium — offenbar für die
vorzůglichere hält: Auf diefelbe Art verftand, nach Linz
denbrogs Bemerkung, gieronymus diefe Stelle, bei beni
es lib. 1. adverf, Iovinian. heißt, Nofler Comicus fern:
matum futat, qui wxorem nunquam dukerit,
— Den ólterem da — Hunc majorem. Donat:
Bene Hus: dixit, quia de ipfo loquebatur,
— Mit aller Sorgfalt, aller Kiebe ein. - feiblichen
Vaters bebandelt — Habui, amavi pro meo, Gbens
derfelbe: Quaeritur, quid fit Haba Et quum multa di:
cantur, hoc folum verum e(t, Habwi, credidi, duxi,
exi(limavi : ut alibi , Semper eins dila efl baec, atque babita
foror , et; Sit itaque. babeantur , itaque dicantur, Ergo Pro
meo fubaudiendum eíl bis, et Habui pro meo, et Amavi
pro men, ^W
— Dur Ébraéfütl — Pudore. Gerade fo kommt
Animus pudens vor Heaut, J, t, 6% |
— Beat (ido einer erſt aufs Zügen, und iff frech
denag, feinen Datet zu betrögen — Qui mentiri aut
falleré ihfueverit patrem, ant audebit, Dönat : Seps-
ratim fubandiendum elt , in/uerii wen te mentiri, dolglich
andebit zu fallere patrem,
— Du jiebf? una mas febánen Aus dem Barfchen —
‚cur perdis adolefsentem nobis? Yorfierbop t Eudarınoe
n 9 nel is
a2 — )o( —
bis s quod vterque, et Demea et) Micio,* pafer. effet
Acíchini; ille natura, hic adoptione et confiliis, — —
V. 37. Veflits nimio indulges, nehmen die Syuterjweten
veflitu, nach der alten Form , für den Dativ. Wem
das nicht gefällt, der könnte ipfi fuppliren,. 00°
Nimium ineptut es (v. 38. ) erflärt Schulze: gar zu
gutwillig. Mir bünft, das erichöpfe den Einn nicht.
Es foll beiffen : du treibft allerhand poffen, Rindereien xc.
mit ihm, wie überzärtliche Neltern mit ihren Sint an
pflegen,
Zweiter Auftritt.
— nNicht berein begebrt vom Lande — Ruri elfe,
Schon Donate verband dieß nicht mir’ dem Folgenden,
parcum ac fobrium , jondern nahm es allein. Ruri effe;
non in urbe, So aud) die Dacier; Se tenir à la cam-
pagne. | dl | LES Mes
— Ks iſt Feine Toofände — Non ell flagitium,
Donat: Non peccatum negat effe, fed flagitium non
efle contendit — Et veniae locus non tsm in facto,
quam in perfona eft conttitutus, Mau vergleiche libere
baupt bie fchöne Bemerkung: ber Zweibr. zu 9S3. 19.,
up über diefe mit Unrecht verrufene €telle gehörig, uis
theilen zu können, — Wiewohl ber befte Apologer für
fte ift. Micid felbft in der folgenden eene, *
— So wird er vielleicht niemano zu Baus finden 3
Fortaffe excludetur foras, Die telle ſcheint einen
doppelten Sinn zu leiden. Man kann fie fürs er "
von bem Micio verfieben, daß der nicht zu Haus jeyn
werde (0. h. fid) nicht willfährig finden laſſe) wenn
Aeſchinus Geld verlangt, Eine andere Erklärung i:
: bani
OL -— u3
dann wird Mich der Spaß vielleicht von ſelbſt legen,
nämlich wenn er fein. Geld mehr bekommt) dann werz
den die Mädchen nicht zu Haus ſeyn, excludetur'fc. ab
smicabus, In dem forraffe liegt alsdenn , mie Donat
bemerkt, eine Feinheit; der zarrliche Water fiebt es als
möglich an, bag dergleichen Gejchöpfe feinen Sohn auch
olme Eigennutz, aus blofer Zuneigung, lieben koͤnnten.
Die leBtere Erflärung ift allerdings den Morten mehr
angemeflen (vergl: Eun. I, 1, 4, und 2,8); bod) find
in meiner lleberje&ung die Morte jo aefiellt /- daß bie
Sweibeutigfeit nichr verloren geht.
— Kerne , wenn du Vater feyn willſt, es bei des
nen , die fich orauf verficben — Nach der gewöhnlichen
feáart : Pater eſſe difce ab illis » qui vere feiunt,
Etatt beffen cónjecturiren Einige: qui vere fient. Cine
böchft glückliche Conjectur, die In den Eririfchen Noten
ber Zweibr. nur ſchwach beftrittem wird. Der Eprache
und dem Charakter des Demen ift es vollkommen gemaͤß,
daß er niemand für einen’ tauglichen Kinderersicher halt,”
als bem leiblichen Water, mobei er fi) ſelbſtgefaͤllig
. feinem Bruder gegenüber ftellt, Auch paßt dazu die
Antwort des Micio febr fchön: Natura tu illi pater es,
confiliis eg, — | MEL
Fui Du wirft ja nídt — Siceine agis ?. Micio fiellt
fid) an, aló gebe er, unb macht baburd) dem zaghaften
Griesgram bauge. Eo monat: Recte, quia iem abi-
bat; quafi revocantis correptio eft, !
— Anders Fann ichs nicbt nebmen — Mihi fic vi-
detur. Nämlich: als wie ich $otbin fagte , daß du
imir ben einen Sohn entweder ganz fberfaffem, oder ihn
gurüduebmenmugr, Dadurch ſchreckt ^er ibit vetta.
nei 523 — Weiter
rM C —- Jod —-
— Weiter will‘ ido nichts. ſagen — Nelo in illum -
gravius quidquam dicere. — > hoc , ‚wie
Donar richtig bemerit. ) i ad
Dritter Auftritt. A
— Etwas verlegen bin ich allerdings ——
Tamen nonni! molefla haec font mihi. Er mepnt bie
Aufführung feines Pflegeſohnes, von der er, aber ver-
fielíter Weife, in der vorigen Erene 33. 43 gefagt hatte:
adhuc non moleíla funt,
Zweiter Aufzus.
E.rſter Auftritt.
— Auf deinem plane — Ilie o, donat; | módo lo-
eum, non tempus fignificat.
lusiurandum dabitur te effe indignum cet, Der
SSeleibiger verficherte bei der Genugtbuung zuweilen
eidlich, daß er ſein Unrecht etlenne. So heißt es beim
Plautus Amphitt. 110,2, 7... Mà
— Quin ego illum aut deferam , .. rt; PAN
Aut fatisfaciat mihi: atque. adioretia(upet _
Nolle eíle dicta, quae in me infentem amni.
3u Indignum te efTe iniuria hac, indignis quum
ego fim acceptus modis, macht ber eben angeführte
Girautmatifer die Note: Comice Indig mun et Indiznis. Er
will fagen, die Wiederholung deffelben Wortes ne |
ebne Fomifd)en Nachbrud. Ich babe darauf i m oer
berſetzung Rüdficht genommen, —
Zweiter Aufteitt. |
— willen Sie, wer íd bin? — Quid? Rn
qui fim ? Die Dacier macht bier, nad) Donaren, folgende
: S,Stete :
MU
EL - wm
Note: Ces termes; nofi me ? nofli qui fim? font tirez des .
eoutumes et. sies; formalitez dm bacreau ; | pour dire,
qu' on ne devoit rien à quelqu'un, on lui difoit, we
connoifez, eus ?. ‚Far il n'y arien, qu'un creancier con-
noiſſe fi bien ‚que fon debiteur; & ce que repond E/cki- :
hui, quil n'a nulle envie de le connoitre, eft presque
la meme chofé, q que f'il difoit, je mai nulle envie de te
rien demander, | Ainfi toute la plaifanterie de ct paflage
confifle dans l'equivoque des termes ;. mais cette equi-
voque ne fabfitte ‚plus dans la traduction, quoiqu'elle
foit à la lettre,
— Beißt das Sreibeic und Sleichheit oie bier zu
xjaufe feyn foll? — ‚Hiccine libertatem aiunt efe aequam
. omnibus ? Dieſe Stelle bat Wefterbov am beften erlàuz
tett, vorzüglich durch Varalleljtellen, Trarezını (heißt e$
bei ihm) vocant Graeci. Phaedr. I, 2, 1.
© Athenae quum florerent aequis legibus,
Juvenal, Sat, VIII, 177.
/' Aequa ibi libertas,
Auf eime ähnliche Art fchreit ein Schmarotzer, der
Schlaͤge befommen bat, im Timon des Zucian: & Inue-
nentin xai voller, wandte Ume Tk xXT&üparw f» jargon Tw
van, O republicanifche Derfaflung und Geſetze! der
abfdoealicbe Menſch (dolágt mich in einer freien Stadt.
— Wge dir diefer uno jener oen Yandel gefeg-
«en — Quae res tibi vortat male, Donat fagt: Adii*
cit contumeliam, quafi et hoc multum fit et inimicum,
Es war das überhaupt eine Verwuͤnſchungsformel, die
Phorm, IV, 3, 73, mit denfelben Worten vorkommt.
So nid beim. Plautus Curc, II, 2, 23. und Pirgil
E IX, 6.
- 5353 Hos
.-
116 —-)e(-— —
Hos illi, quod nec bene vertat, mittimus hoedos. -
Ro. ‚Zerpius bie Erklärung — Quit res -
peroiciem weeteccc. AM "m aaa. tie ja
4103 79
— Yur davor toat n mir bánge — E oos id. me:
. Donat: iere contumax et. ridicula ila ir "à q od
iam aura id, de quo dixit fe cogi. non
' Dritter Auftritt.
Bei diefer Scene überhaupt” darf man € j^
befremden laffen , wenn Cannio ofler⸗ verwirrt durch
einander ſpricht, wenn er, was er mit der einen Hand
gegeben hatte, fealeid) mit ber andern wieder zuruͤck⸗
nimmt. Vielmehr iſt das eim treues Gemaͤhlde eines
geminnfüchtigen , um bes Geld jest ängfeich verlegenen
Menfchen,
ar i!
(ng 1s
— Soviel Bine: ih mir an den Singern absäblen —
Hoc hariolor, Andre verfiehen das ;. ido taͤuſche mich
mit leerer Zoffnung, baue Schlöffer in die Luft, weil
hariolari auch die Bedeutung vou. delirare bat, Sede
von beiden Erklärungen paßt im ben. Zufammenhang,
mur fiheint mir die erftere ber Bau des scm mehr
zu begünftigen, _ n
— Naͤchſtens — komm Wee — Mox — cras
redi, Andre verſtehen das je : Mox, fc. dicet, Allein
‚jenes macht die Rede viel lebbafter, und vergegenwaͤr⸗
tigt alles mehr, wie nad; posait, d bit beften ando
ten ſchon gef&blt haben. —
o Qbnaeacorer es nicht ret. ifi; — i
Quanquam iniuriom efl, Nämlich : wenn man
fein Geld fo lange nuffen muß, es im Handel und
Mandel nicht brauchen kann, ; Yiere
e. wb.
dd **
| - )ol — n?
so oc co 88iertee Aufteitt.
Mi: 8-10. "Meteifti — foeneraret. Mir duͤnkt
es — dieſe Worte fragweife ju nehmen, Se
ion ‚andere vor mir.
it — t * ioc * im 1 Kopfe berum —
Hoc ſeio animus tibi; pendet. Ich ziehe, Das hoc, ver
bem. id): propter oder, ex fupplire , ‚zu. pendet. Der
Sinn wáre-barnad) : bu weißt nicht, wozu bu dich entz
fehließen jollft ; ob du das Geld jetzt, vber nach deinen
Ruͤckkehr, beitreiben follft.
—Bei deiner SurädFunft, fo Bor will — Ubi
illinc ; fpero, redieris, ^n dem fpero liegt ein verdeck⸗
ter. Spott , wie wir die Formeln, fo Bott will, oder
mit Bottes gilfe, auf Ahnliche Art gebrauchen, Ani-
mus tibi pendery.ift. eine Redensart, ecu der Mage
bergenomumen, - Weſterhov: Animus pendere dicitur , dum:
in dubio eft, et paullo niomeuto huc. illuc impellitur.
Andr. I, 5,31: lidem et pendere animi dicuntur,
"^ — $Dbas machte fie fo dreiff, oen Schritt zu thun —
MHac'illi fpe hoc incepcrunt, Auf dem inceperunt ruht
bier ein’ Stad)brud', fo wie V. 29. Hoccine iseipere Ae-
fchinmm? wo Donat anmerft : Quafi de magno faci- *
nore dixit, Ut in Heautontimoruieno , Pide qnod in
eeptet facinus, o con ann
m. 24. lefe ich nicht, mit Donaten Ren andern, actum.
agam (i, nihil agam), fondern, mit Bentley, der Zweibr.
mar, ac tumagam, Das Crftere, wie Bentley erin⸗
nert, pat wicht ur diefen Contert , denn norher heißt
es ja, fe omifurum effc, b. e, prorfus nihil acturum, -
«c .fÉ $4 au
118 w Je€
Zu fh, 25. refrixerit res; nune demum venis cet,
fiehs in ber Suoeibr, bie Note: Elliptica locutio ,
fe.ad fqq. habet , ut antecedens, Si femel f, ‚abi. re.
frixerit res, refpondebitur mihi: une demurn venis c .
Mir fam biefe Ctelfung der 9Borte immer gezwungen
Bor ‚und bie gewöhnliche Erklaͤrung viel natärlicher. ‚Der
Befcheid, den er feinem Gegentheil in den Mund'Tegt,
wird eben fo für fid) allein angeführt‘, wie im der vori⸗
gen Ccene, V. Q. mex; «ras vedi, : Der Ausdruck, re-
frixert res, ift übrigens, wie Wefterbon * mie:
taphorifch,, unb vom Eifen, das man warm fdymieben
muß, bergenommen. Ich babe dafür eine deutfche figärs
liche Art zu veben , die jenem zu jt CRAPAFRRER Pea ges
wählt. 1
Eine richtige —— der Worte, None —
— eras, hat UDeflerboo: Nunc demum venis que(tum
iniurias, et res reperitum ? cur paſſus tibi erit d -
eras, flolide, cum eriperetar?
— Yun? baft du deinen Profit bald TREE
lamne enumeraíli id,.quod ad te reditarum putes ? ch
folge, in der Erklaͤrung tiefer fo verfchieden gedeuteten
Stelle , Böchern ;. lamne rationem fatis fubduxifli, quan^
tum lucri fis. facturus, Cyprium veate negotio Ae·
fchini, aut hoc illi praeferenda? HENCE
— Daß er gewaltfamer Weife mein Maͤdchen mir
zu ‚rauben gedenk — Per oppreffionem ut hanc mi
eripere poflulet. |. Donat macht dazu bie tveffenbe Note;
"nore s3u dixit, aipere pofiniee, mon , ‚eripwerse » tanquam
adhge non fecerit, Ex fic loquuntur , qui nolunt cea.
fe perfeverare injuriam, . a "UR
8. 35.
- )e(l — 119
00098. 35, Etiam — mifer und das folgende, Puder
nihil , nobwe ich⸗ wie Bentley und die Dacier, —*
de Fünfter Aufteitt, gm:
wa⸗ fellic dich erſt loben? — Quid. ego nnnc te
laudem ? Donat: Quia laus genus caufae eft, quod non
adhibetur r, nifidubiae rei, Alfo er will fügen: : es ift unz
noͤthig, deine "Sheitienfte um mich zu preiſen denn ſie
find ‚bekannt genug.
DT
£s Sertlider. junge. — .O feflivum ie Die
Interpreten find uneins, ob Aeſchinus aber Etefipho ge:
mebnt fen. Höchft wahrſchein lich, der Erftere ‚doch babe
ich bie Ambiguität des Driginals beizubehalten gefucht.
a — Au⸗putzer — Maledidta. Hierunter wird ein
ſcharfer Verweße von Seiten des Vaters verſtanden, ſo
wle unter fama die Nachrede des Publicums, Diefe Dir
finction findet man ſchon bei Donaten. —
— Verliebte Rolle — Meum amorem, . Die
Sweibr. ließt dafür : meum laborem, iwelches in dei
Srobenifdyen Ausgaben, ald Variante, dem Rande bei:
6 ift. Aeſchinus, ſagt ſie, habe zwar den Ver—
von der Liebe des Ctefipbo, aber nicht diefe Liebe
felbft auf fich genommen, Mir kommt das als Aber:
friebene Shbrilirät vor. |
Sechſter Auftritt,
— fer ſucht mich — Me quaerit, Die gewähn:
liche Lesart ift: Men’ quaerit, Aber eine Frage, wie
Bentley anmerkt , will. hierher nicht paffen; beun febalb
Sannio das Schimpfwort facrilegus gebbrt hat, bleibt
25 ihm
120 e el
*
ihm fein Zweifel, daß er gemennt fen) Me quaerit bat
der Bembiniſche Cover ; welchent 25entley j- Tanagail
Saber und Zeinſius in „pet, Annfterdamer Ausgabe von
1618, folgen. Gerade fs ftebt Eun., V, 7,5; Me
— — ns el | —*
V. 7 und 8 Tieße att , paene. in eum "locum P
diffe , entley et in eum rem locum. ‚zedı iffe, nad) 3
Handf riften und den alten Ausgaben, . » pm Ren
fand Buyer, der rem iffe licit, ebenfalls i in 3 Sanofrif
sen; ſo wie werterbov in 3 alten Editionen.
M er db fbámte mid. RA nämlich : mein Leser
feändnif euch zu entbeden, EHE
V. 10 Paene e patrio, dosis bemerkt , in iral
Priginalfrüd des Menander ( ober vielmehr Dipbilus,
©. bref. 6.) babe der junge Menſch ans Verzweiflung
fib einen Tod anthun wollen. Diep änderte Terenz,
weil e$ ihm zu tragisch bünfte. Die Dacier folgert
daraus mit Recht, daß unfer fente * — — nicht
ſtlaviſch copirt habe, 6 n
A. JM. ‚13, Ego ad forum ibo , nt hunc abfol
| wird durch ‚Donars, Note erläutert: Tunc enim in foro
de menfae fcriptura magis , quam ex arca. dom
vel cifla , pecunia numerabatur, ®ergl. Soul zum
pbormio V, 9, Cete 271.
— Syrus treib doch! — Syre’ infla — nämlich:
bap id) mein Gelb kriege. Die Zweibr, fnpplirt iter
(fe. ad forum), welches mir nicht gefallen will, 437
u.
Quamvis etiam (v, 15.) nehine id oni Borat
für: In quantum vis, -
1 ' quj '
E TE La
v. 19,
- )o( — tit
(0703 V, ^19, "Persane, Proprie fecretum latens latici
comparatur , intra vas clanfum exiftenti ; quod, quum
effunditur, manar. .Sic et alibi de committendis fecretis
loquens ,. - uie inquit, rimarum jum y. bac atque. illac
| germ, Don, „, hf taellevimu vi. jeila
(UM Cur d ie den T nach Yaufe an — "Con.
vortam me domum. Die Schönheit diefer Stelle, naͤm
did). den hochſtolzirenden Ton des freudetrunknen Skla⸗
Pen, hat 2!onat-(cbr-aut entwickelt. Cozvertam, mogni⸗
fice dictum, "Verbum eft enim magni moliminis et agmi-
nis ingentis, Nam Co»veere fe dicitur, quem pompa
praecedit; et [:nperator proprie converziz exercitum, « «s
‚mubr lagen, . i : nen!
Driter Aufzug.
nee ie reift 2tuftutt.. —
Mm Werden bie Worte, Modo — primulum, in
einigen Handſchriften der Amme gegeben, welches Ta—
naquil Saber und feine Tochter, die. Dacier, befolgt
haben. Aber nicht zu gedenken, daß ber Dialog an
feiner Lebhaftigkeit dadurch verliert, jo bemerken die Sus
terpreten mir Mecht, daß die formel, Mea tu, zu: fehr
im Zone der Vertraulichkeit feo, um von einer Dienerin
gegen ihre Gebieterin , die im stem 8. den ehrfurchts—
' pollen Namen, hera, erhält, gebraucht zu werden,
V. 8. madt Donat zu den Worten, E re nata, Die
richtige Bemerkung: Sie proprie dicimus de iis , quae
contra voluntatem noftram acciderunt, ut nunc vitium
virginis, -
$ ! ] , Talem
p 0 -)e( —
- Talem (v. 9.) erklärt ebenber(elbe: | Scilicet a cor-
pore., er , pulchritudine, or sm os oe
pers: "i Zweiter Auftritt. ^ ^^ ifte,
^ m2 £adern fido um üns ber, wo —————
bleibi — Circumvallant unde emergi non poteft, Die
Ausdruͤcke ſind militàrijco und von Belagerten hergenomz .
"m wie ſchon Donasesinnert, nn
5a, welche Menſchenart!“ -— Hoceine feclum!
Penn Quefturus de homine feclum accufat prius , ut,
o. tempora ^ o mores ! Et e contrario : fecula in omnibus
rebus laudantur , ut; pw 1, 605.) gon: te fam laeta
tulerunt nos . 1 " 107613 j ] ^ LP 251g
V. 8. "Qum neque fides , neque| iusiurandum,
"neque illum mifericordia
Repreffit,
Start deffen liegt bie Sweibr.: ite ca illius mifericordia
repreffit; fo eiel id) febe , nach einerblofen Vermuthung.
Diefer zu folgen , finde ich fo wenig ubthig, baf ich
vielmehr glaube, jenes abgcánberte illom mache die Rede
effectooller und eben dadurch natürlicher, 3Donat batte
es offenbar in feinen Handſchriften, benn er jagt babeit
Secundum vagerxer ; nam abundat Zum, ut (Aen. V, 467.)
Nunc dextra ingeminans iclus , mune. ille finiftra, —
Andere citiren nod) den 17tet V. unferer Scene; 5
Tum autem $yrum impulforem;, vab , quibus. -—
lacerarem modis,
Und Sc. III, 3,4, MA ord
1 ,
Qui alicui rei eft, etiam ew» ad nequitiem adducere,
Und wenn gleich , wie die Jweibr. entgegenſetzt, dieſe
Stellen nicht völlig hierher paffen, fo läßt fid) jener
Sprach⸗
—)oe(— - 123
€ rad; gebraud) durch andere fchieklichere, aus Griechen
und Römern, ot po Dahin gehören Iliad 11
do, i1! fug ws s (Gu a
Eicoxt en — ——————— c | vs Dex», '
Odyſſ. 11, 326. |
AH meas sx IloAy afr: amvrrogag tuos eret,
4d a" ya xai Imagınder.
Horat. Cárm. I, 9. 15 fq.
Nec dulces amores
Sperne puet, neqüe zu choreas,
Sete Herc, Fur, 1247.
Sive me altorem vocas, -
Seu :4 parentem,
Dot Cui miferae (v. 10.) endlich , fupplíre min, wie
Donat ſchon thut, ei, welches von partus inſtabat prope
regiert wird. Gezwungener zieht die Zweibr. dieſes Cut
auf das von ihr conjecturirte Illius,
— "us deſſen Aenden der Boͤſewicht kommt —
Qui illud produxit fcelus. Obgleich Producere vom
fEcsitben jowohl als Zeugen gebraucht wird, fo setftebe
id) e$ bod) lieber vom Letzteren. So die Dacier: Ceſt
Demes; car quoiqu'il fut tres eloigné d'approuver cg
que faifoit fon fils, Gera eft fi, transporté de colere,
qu'il trouve, que ce bon homme en donnant le jour à
Ejchinus , a fait un affez grand mal, pour meriter , qu'on
Iui ote la vie. |
— Und ibm das Lebens licht atrebfäfen — Animam
exfioguerem. Der lateiniſche Ausdruck bat baffelbe
tertium comperatronis zum Girimbe, wie ber dentfche.
Bene Exfingmerem ((agt Donst), quia ignis eft, Virg.
| ( Aem,
124 -)o( —
(Aen, VI, 730.) Igneus eft illis. vigor ‚et, coelefis -
9uige ‚Seminibus. Und-Wefterbow jet. biugu ;. Vitam
ums» dixerunt et — Sic Plaut. - URN
Lumen linque.
5 — Dem Barfchen ſelbſt wollt’ id. die Augen i
reifen, uno dann erliche Rlarfter tier ibn bínunter fiür»
zen — Donar bemerft, die Rache werde durch das vor:
bergebende Blenden (dyauberbafter, weil der Unglüͤck
liche dann nicht fi et, ede e faut,
.a8ng 9nT9oqud^
V.23. Hem, quisquis es, fine me, Die acit -
erinnert, daß lofe Leute in. Griechenland ein Vergnügen
darin füchten, einen Sflaven auf ber. Strafe aufzuhal⸗
ten, nnb ihm. dadurch, wegen des langen Ausbleibens;
i einen ‚Dudel vol Schläge zuzugichen. u und mn
^ — Sch bins; Cofltata — Ego tib. Gewöhnlich
) left man das in Eins: Ego fum Soflrata. Jene Die
ſtinction indefjen bünft mir Mk . Tee meine
Note zu Eun. Mt, 3.34.
er i
— jn diefem feierlichen Xogenblid ibn mn
ren — ltaobfíecraturum, Diele nehmen ita hier für de-
inde, poflea, unb glanben,: ed. few das Griedifde via,
3d) erkläre ed, wie edul;t, lieber burd) eo pacto, aM.
— Za, ja; beffer, Sie madoens beFannt — Quid
iftie? acccdo , ut melius dicas, Die lebteren Worte
werden febr verfchieden erflärt. Meiner Mennung mach
interpretirt fie Schulze am narüclid)ften : Fateor, me-
lius efTe, te proferre hanc rem , quam celari eam. Dieje
Erklärung batte. ſchon weſterbov/ nebſt einer
vorgeſchlagen. ci wg SU fes rmn ad
Ev — eim.
— )0( 7 125
Co o-— Simulds — Donate , bem mebrere hierin gefolgt
find, behauptet, wies fen der Griechische Name Gino,
mit der Endung des gateinıfhen Deminutivs, Allein
die Dacier zeigt, daß Simos und Simylos rein griechiſch
ſeyen und im Lucien vorkommen. y^
- 148. 55..1ft bie Dacitr, Propera, ju dem Sklaven
fügen, worin id) ihr folge.
I - Sitter Auftritt,
decr ;
on Einige Interpreten wittern blos Berftellung und
Betrug, wenn Eyrus. hier im Anfang den Alten nicht
gefehen haben will, Aber dazu ift. kein Grund vorhan—
den, Demea war, feines Anliegens wegen (vergl. bi
legten Worte der vorigen Sc.), bermutblIid) etwas A
bie Eeite getreten; und fo ift es doppelt natürlich, daß
ber unbefangendaber jchlendernde Syrus ihn nicht gleich,
gewahr wird, | T
...V. 2, Quo pacto haberet, Audre lefen: Quo pacto
ft haberet, Wefterbon brinerkt , daß die Eprache beides
leide; aber diejes je gegen das 9Netrum, Eben fo ja:
gen die Griechen: Tas oz. .
— Wie fidba gebörte — Ex fententia. Man braucht
weder Micionis nod) fonft etwas zu fuppliren, fondern
nehme e$ gerade jo, wie. v, 57. pilces ex jensentia nactug
fum, nach Zerzensluſt! Co obugefábr fchon monat:
Ex jentensia difiributumz 1d cft, ut indicat Demea, dila-
pidatum, |
— Das ifl nun freilich nidet weit ber, ano, offene
bersig 3a reden, e» grenzt an Linfinn — Ef hercle in-
epta, ne dicam d9lo , atque abfurda, Donat: lurpsum
, e(t
ine
126 = )o( —
eft ftultum tántur : Abfürdum , quod et ſtultum eft ,et in
ipfa ftültitia diverfum, et quafi repugnans fibi, - bos
Zu 993.15. ff. eitiren bie Ausleger bie Stelle m
Plautus, Aul. fI, 9, t *
Dromo, defquema pifces: tu, Máchattid; !
Congrum , muraenam exdorfus , quantum. potes ;
Atque omnia, dum abfam hinc, exóffsta fac ient; _
Diefe Stelle ift mit der unfrigen fo übereinftimmend, daß
Terenz fie ohne Zweifel copırt hat. Der Meeraal⸗
Conget , gehörte bei den Alten unter die größten Cede;
seien, und fam hauptfächlich aus Sichon. Dies be
merft Weſterhov, und citirt vag "T ber e"
pbilemos :
H'erze Xaxvome; ng Quse e» Tom S rk
Qe Dectido» yogyer ug T9 WeRvCY, 2T
der wenn etwa tTeptun einen tTieeraal aus dem theu⸗
ern ur den Gittern binauf in den Zimmel bringt,
Pſalm 104, 26 fanıt mit tent Ludere bier verglichen
werben (93 Dni mv 7mm À
V. 30. biftimguiré man :
Non, quia ades , praefens, dico hoé , > pernimium
intereft,
er
Anders die Zweibr. |
Non, quit ades praefens, dico 7 bac. pernimium,
15 interell, L4
— Yoatte, Sid) muß id Beimjagen — Abigam hanc
rus, Donar: Ut m— "à Abi: nom ut ho«
minem , Mistam, j eb fj
V. 39. Oh! qx» egomet int. Die A
te und durch größere Auctoritat bei tigte Nesanrifle" —
qui
| )o( - 127
- "gui égornet prodoxi, Die 3weibr. hat das Erftere, unb
behauptet fälfchlich, Donaten der offenbar qui Ins, darin
gefolgt zu ſeyn. Bentley feheint ihr vorgeleuchtet zu
haben, bei bem es heißt: Vetuftiores libri habent Qui;
mediocres Qui»; recentiores Quem, Pofterius prae-
_ fero, quia fequitur, mox ram. — Diejeg Argument
kann nichts entfcheideir, weil im Vorhergehenden immer,
aud) m Qui, mein man fo liegt, Eum zu (uppliren ift.
— Er moͤchte bängen bleiben biet — Metui, ne
haereret bic, Der deutfche Ausdruck ift dem Lateini—
(den völlig gleichlautend. Hatret (fagt Donat) avis,
non animo, nee voluntate ; fed vifco decipientis aucupis,
— Safe ibm nichts bindeben — — Nihil praeter-
mitto. In derjelben Bedeutung fommt ba$ Verbum
in der allererftien €ceue, 93, 26., vor.
V. 53. lubeo — ex eliis furere exemplum fibi,
€» ohngefähr fpricht eim anderer Water, Heaut, I, 2,
36.
Scitum eft, periculum ex aliis facere , tibi quod
ex ufu fiet,
— Po weit meine Einſicht und mein Geſchmack
nur reichen — Quae pofTum pro mea fapientia. Donat
bemerkt, daß Sapientia hier in einem Doppelfinn gez
braucht iſt. Syrus verftebt die fapientiam coqui, von
fapere, ſchmecken, Eoften. Ich babe geglaubt, in bet
Ueberfegung darauf Rüdficht nehmen zu muͤſſen.
— — Wer unter den Wölfen iſt, mag mit beulen —
Ut homo ef, ita morem geras. Das Lateiniſche ijt
ſpruͤchwdrilich, und darnach habe ich in der Meberfetuna
5 mid)
128 — ) [o] ( — : ; |
mid) gerichtet. — Haec fententia, feat Donat, modo
velut querela demiſſa voce proferenda eft, —
V. 13, 74. diftinguire id) , wie Kor weſterbor
und Andre: — 77
Illum curo unum ; ille ad me attinez
Quando ita volt frater, De iftoc ipfe viderit,
Die Zweibr.
Ille ad me attinet:
Quando ita volt frater, de ifloc ipfe viderit,
Welche Abtheilung mir minder natürlich vorfommt,
Fünfter Auftritt,
V. 16. Quid autem (ob qu. a.)? Man fübgtire
aus bem vorhergehenden: Me quaeris.
vi
— Bar fidb nicbt fo betragen , wie es einem recht»
fchaffenen, edelvenkenden tranne zuſtebt —
Neque boni,
Neque liberalis functus officium eft viri,
Donart: Quaerendum , inter bonum et liberalem quid
interfit? An bonus eft, qui non nocet ? Liberalis ,. qui
etiam prodeft ? An bonus, qui non peccat in. facto? libe--
ralis , qui nec verbo quidem ? |
Ubi fcit factum.
Naͤmlich: mer das Mädchen fen, eeu welcher Sanıilie,
— Den nebmen Sie y legen ibm Seffeln an, und
bringen ibm zum Geftändnifi — Hünc abduce , vinci,
quaere rem, Dohat: Non multum permittit , utpote
de alieno fervo, — [deo Geta plus de fe largietur,
Quaere rem 5, Latenter praeter. vincula etiam tormenta
fignificavit: nam hoc, Quams ro» , pete rei veritatem,
fignificat, —â—n
— Kr
— )o(.— 129
— Br wiro mich zerreiſſen j der Schmerz — Dif-
feror doloribus, ‚Die, Morte finb- bier recht eigentlich
gebraucht. Donat: Proptie hoc genus querelae conve-
nit parturiehti 'et'coi vifcera diflenduntur: et ei quae in-
expertum dolorem nuric primum fentiat, v
Y va 4. fonmt, | bei der naͤmlichen Gelegenheit, mit
benfeiben Morten, Andr. HI. 1515. vor, FRE;
TY Nitar y. faciam , experiat, . weſterbor fühit
8 ahnlich, ‚au, Andr. I1, 1, 36: , Facite, fios
E $ invenite zm ; edicite,
"Y. 3. Aequá nofcere 5 (bemerkt die acier) c'eü
* pne maniere de parler Grecque smıuen vpn, etre jufte,
etre railonnabie * avoit Jes fentimens d' un homme droif;
. Zu ben. Stellen; womit man bemeift ;: baf-indi-
- genie (v. 61.) ganz ribtia für non dicente gebraucht
feo, Tonnen ned) folgende hinzugefügt werdent Horat,
- Ml, 25, 8: Indicum ore alio, — Virg. Aen. VII, 433;
| Nee tu carminibus no(lris izd;zu; abibis. Liv. V, 14.
Esfehnec, ut i»4iZa fint, revocare poffe, — Wenn
übrigens Donat bier jagt: Nimis düra compofitio eft,
fed. apta irafcenti, (o glaube id), daß bie Meuern dieß
- Mmißverftanden haben. Meiner Meynung nach acht e$
es nicht auf die feltnere Bedeutung des Indicens, fotiberti
auf die 3ufamntenftellung der beiden Wdtter , non in;
soc Um meiner Galle Luft dd Hidden — Ut in
ewm haec evomam. ponat: Noh Ejfundam , fcd Eve-
mam: utpote qnae me aegtum faciünt, quibus ine rele-
vabo , cum languor ille egéfids fit, Nam Bvomam hoc
translatione fignificat, ^ e
32 bie
1e e — Dh Me |
a Wierter Aufzug: Do
pm —* ui " CGfe Auftritt, 5 "eod
n - Ih fahle ein gewaltiges Verlangen — Mifere
nimis cupio, Gerade fo gebraucht xjoras dieß mifere
zweimal hinter einander. Sat. 1,9. v. 8. et 14. Mifere
eupis, inquit , abire, Vergl. m unferm kuſſpile
EU TE. 77 3
— fEinem folben má(fen fie bedient gewefen feyn - —
Hifce opera ut data fit, Donat: A fuperiore fübaudi-
tur , Veniat in mentem; id eft, Bi dari. di di et
datum dicito, :
— Wenn man vom Wolf reder, 1f er nicht f
Lupus in fabula. Man fünnte aud) überfeben : da
Eommt der Wolf and fdließe oír den Miund. "Die Er:
Hárung diefer fprächwörtlichen Redensart e im v pun
der Siveibr,
tá 1
Zweiter Auftritt, inn
— X) , weldoes misgeſchick! |! — Quid hoe, malum,
infelicitatis! 5d) nehme bier, mit ber Dacier, lieber ei:
nen 9fuéruf , als, wie gewöhnlich geſchieht, eine
Frage an,
— ^jeoe —— bring’ ich zuerſt — Primus
porro obnunció, Vergl, den vorhin angeführten Inder
der Sieibr. , wozu aber folgende Note von Wefterböv
gehört. Rem explicat Donatus, fed errat in etymo,
Neque enim obauncıo quafi emen nuncio , fed eadcm ratione
dicitur, qua obloguor , obrege, ebrudo, et fimilia, in quie
bus verbis to Ob ingratum fenfum. efficit, Scilicet ma-
giflratus magiflratui dicebatur ebnunciare \ denuncians
rem,
= yo( — 131
rem‘, de qua is acturus érat cum populo, differendam
eíTe in aliud tempus, praetextu religionis vel aufpicio-
zum , quibus collega ille fimulabat fe operam dare rei-
publicae cauía, . Quum igitur de coelo fervaturus dixis-
fet collegae, alio die, nulla erant comitia ,. fed maxima
quis in urbe, ne aves, unde aufpicia. erant captanda,
abigerentur. Cicero Pbilipp. I, 33. Augur auguri,
conful confuli obaunciafi. ‚Et pro Sext, 15. Lafa lex eft,
en aufpicia valerent, nequis obmuneiarer , ne quis legi in-
tercederet. Et cap. 36. Si obnuneiaffer Fabricio is prae-
tor, qui fe fervaffe de’ coelo dixerat: accepiffet refp.
plagam , fed eam, quam acceptam gemere poffet, Adde
Cie, Att. IV, 4, ad Q. Fr. IIl, 3, Suet. Caef. 20. Hinc
igitur ‚obmunciare generatim notat, rem malam aut adver-
fam mslerea ; uti h.l,
pi Dritter Auftritt.
— _ Ab welch armfeliges Leben! — Quae haec eft
miferia ! Gewöhnlich nimmt nimmt man diefe Worte
als jf aber fchon monat verftand fie ald Crclama-
tion, tie folgende Note zeigt: Quafi comploratio quac-
dam eft flebilis pofl querelas,
— as Fnurrt der — Quid ille gannit? Das la-
teinifche Zeitwort wird von fehreienden Fühfen und oun:
den gebraucht. Non ben le&tern ift das Wort Fnurren,
wenigftens hier zu Land, üblih , wenn fie Töne des
Unmillene und Aergers ausftofen,
— auf den Tod geprügelt — Ufque occidit,
Donat: ‚rope occidit, Alſo diefe Bedeutung des ufque
muft bod) in alten Zeiten nicht fo unerbért geweſen feon,
wie Herr Scheller (im gröferen Wörterbuch) ment.
33
M V
-
133 — o -
.. Bu v, 12. erinnert. Donat: — M
lis, et parcior, velut fervi. ,anocyvt Iste u — —
| V. ps. Te effe huic rei capot, ^ Gerate fe ss
MN 6, 27. Wiliceft huic rei caput, . —
V. 20. lefen einige Handfehriften und "iilows
unter andern, auch Bentley und die Sweibr. , | Hac d deor-
fum. Die gemöhnliche Lesart it: Hanc deorfum, welche |
Donat febr nachdruͤcklich anführt : : Bene Ham tnim
quia : non eft una,
— qQbne fo vieles Dreben und qvin —
eft erratio, Sd) verftehe dieſe Stelle, wie bie Dacier,
welche uͤberſetzt? un chemin, qui n'eft pas fi embara(lé,
— Bart bei! der Traͤnke — E. = ipfnm lacum,
Donat: Credibilite: addidit Lat | 'Nam Varro (de
R.R, t: 13) docet, femper lacum portis additum:
fcilicet. ob ufom iumentorum exeuntium et introeuntium;
et praeterea ut adverfum boftilem ignem portis def proxi
mo fubveniretur,
V,32. Ego te exercebo, Aehnůch ift bie telle:
Andr. V, 2, 23. Ego iam te commotum reddam, Und
febr (den jagt plautus Trin. IV , 3 8.
Huic, quisquis ef,
Gurculio Mb exereiter ; is hunc bominem itn
docet Pai dtm
Zu 9. 42, macht die Parier bic Unmerfung,ıman
durfe fich nicht wundern, daß bier, ‚gegen b die Gewohn⸗
heit der Griechen vnb 9iomer , einee. mia
ſes gedacht werde, weil von ausfchiweifenten. 1
£cuten bie Rebe fev,
—)je( — ' 133
Das Carpsm ( v. 36.) femmt eben fo in einer von
Wrfterbon eitirten Ctelle des Martial oor , TIL, r3.
. Dum non vis leporem, dum non vis rarpere mullum cet.
Zu Sorbillans in eben bem V. führt der erwähnte
Herausgeber des T. folgende Worte des Apulejus (Me-
tam, 1.) an: Priufquam totum exforberem, clementer
invadit; relictum paularim labellis minuens, neque re-
fpieiens , Jorbillar dulciter. Und im demielben Autor
(Metam, 111.) fommen forbillantia favia vor.
‘ %
” Vierter Auftritt.
* V. a. hat ben alten und neuen Sulerpreten. viel zu
thun gemacht. Senfus eft manifeftus, (fagt Donat)
fed ohfeura funt verba, et eorum collocatio et di(linctio,
€t felbft tbut folgenden Vorſchlag: Hic diflingue, et
feparatim infer, Jpfi expofiulant, Das heißt mau foll fo
abtbeilen :
Sibi fieri iniuriam ultro, fi quam fecere ; ipfi
expoftulant,
Et ultro accufant.
Allerdings giebt das einen vernünftigen Sinn 5^ mur
fehlt der unferm Komiker jo charafreriftifche Slug ber
Nede,
Noch unnatürlicher conftruirt die Dacier: Qui
putant , fibi fieri iniuriam, fi aligui expoflulant eam
inioriam ,quam ipfi ultro fecere, et ultro accufant, —
S(ubrer Vorfchläge zu geichweigen, Um ungezwungen—
ftn und verftändlichfien bleibt immer die Lesart des
Bembiniſchen Eoder ( Expoflules für Expotuiant),
welcher Saerne , Bentlei, die Zweibr, u. U. folgen, Und
1 fo habe aud) ich nad) diejer uͤberſetzt.
Bo 34 — nd
134 = (el -
— Lind es dienlich iff — Aut ita opus eft, ier
ift opus recht in feiner eigentlichen Bedeutung ge:
braucht, wie in dem Bekannten: Emas, non quod *
eſt, ſed quod neceſſe eſt.
— Dadurch waͤlzen Sie dem armen Maͤdchen, das
Schmerz uno Sammer verzebren, einen Stein vom —
Berzen — Nam et, illi animum iam rellevabis, quae -
dolore ac miferia tabefcit, Man könnte wohl aud) die
Mutter bier verftehen, wenn nicht dolore offenbar auf
die Tochter hinwiefe, Dolore, parturientis, fagt Donat;
und furg zuvor : J/; maluit dicere, quàm mwrui, adhuc
divitem reveritus, +
V. 16. folge id) der gewöhnlichen, fchon beim Do»
nat befindlichen „ Lesart, Negligi, bie fo vollfonumen
bierber paßt, daß man der Künfteleien und Wißeleien
Andrer leicht entrathen fann, - Die Interpreten führen
die Ahnliche Stelle des Menander an: |
Ilges dmarra Bude & mimm, te mtr yHATS,
Ka wuras dvrW xaTxQport» Umo^apuni,
Der Arme ift bei jeder Veranlaffung furdotfam; jeder»
mann , glaubt er, verachte ibn.
Am r7ten m, liegt die Zweibr. nach dem Bemb.
Coder Ipfı. Aber faft in allen andern Handſchriften
und alten Editionen fieht dafür 1pfis; welches ſchon Do⸗
nat gehabt zu haben (dint, Coram (fagter), id ef),
praefentem, et coram praofentibus, Auch ift es natuͤrli⸗
cher, Mutter und Tochter hier zu verbinden, wie jeder.
leicht fieht, So (aat Aefchinus in der folgenden TN
B. 22,: Ad illas ibo, ut purgem me,
Placa-
—)et —t 115
. Placabilius ( in eben dem 99. ) erklaͤrt Weſterbov rid):
| tig durch : ad placandum aptius, iAzeızorigen Sic Phorm,
14,2, 49. Caufam vincibilem, quae facile vincat, Plaut,
Moftell, V, 2, 40. Oraior impetrabilis , qui, quod vult,
facile impetrat,
— ‚But gegeben und vollPommen wahr LE re-
. &te'et verum dicis. Syd) unter(d)eibe diefe Worte, wie
iDonat: Rede, ad verba retulit ; Verum, ad rem ätque
fententiam, Poteft enim recte et falfum dici , dum-
modo nullo vitio verborum nominumque dicatur,
Fünfter Auftritt.
V.16. ließt die Sweibr. nach einer blofen Vermu—
(bung: Jam mitto. Die gewöhnliche Lesart: Age mitto
kann ich inbeffen nicht fo verwerflich finden, mie dort ger
fchieht 5 vielmehr fcheint fie, mir wenigftens, dem Etyl
anfers Didjter8 febr gemäß.
— Meine Lage mochte feyn , welche fie wollte,
wozu meinem Vater fie verbelen ? — Die Zweibr. liefr,
nad) mehreren Handfchriften und Ausgaben: Non me
hanc rem patri, ut erat gefla, indicalTe, Mir büult, die
andere Lesart, Utut erat gefla, die gleichfalls viele Aus
etorität bat, natürlicher. Schon Donar folgte diefer,
und erklärte fie: Id eft, five male, fivebene gefta erat.
n: enim certam qualitatem fignificat : su» incertam ; quafi
dicat, Quoquo modo, male, bene, Darnach uͤberſetzt
qud) bie Dacier: De quelque maniere que la chofe fe fut
pafiée , ne devois je pas la declarer à mon pere?
| — Schauder fährt mir allemal ourdo die Glieder .
— Horrefco femper, Aehnlich ift die Stelle, Eun. I,
; 2, 4.
"5 2:9 Totus
A
136 ii gu )ol — |
' Totus, Parmeno; 00
- Tremo horreoque, poftquam afpexi bane, -
^ à po
Sehfter Auftritte 0 00000
— Ih nicht, foriel ich weiß — Nonequidem iftas,
. quod (ciam. Sehr richtig bemerkt hier Schule „, In ber
Verwirrung f&ugnet er, unb bod) febr V. ah i
einfältig, weil er hinzuſetzt, quod fciam. **
Yan ja; ich Fonnte mir auch nicht benPen sc, —
| Ita; nam mirobar cet, ^ Das Ira nehmen vielefragweife;
wornach es überfegt werden müßte, wabrbaftig? Eine
Frage aber will zu dem Folgenden nicht fonderlich paj=
fen, Diefer Meynung war (dou Donar: Accepitnega-
tionem Micio, ut ludere Aefchinum poffet. Eben fo
Bentley und die Dacier,
“ Vo. lieft die Sweibr. , nach Andern, Opinorftatt
nt opinor. Die vorgezogene Lesart ift allerdings leichter,
aber die gewöhnliche bat wenigſtens Donats Auctoritaͤt
für ſich. Denn dieſer folgt allerhand. Wege por, fie be-
.greiffi zu machen, als da find; Vel adeo obfcurae (unt
et nullius pretii wt opinor ,. has non no[fe ee. (Vermuth⸗
lid) will D. bier opiner gelejen baben , worin ibm Bent-
ley folgt ) — Potuit recte dicere et hoc, a epiner , bar
non nofi ; fed illud vetuftius (al, venuflius). — Aut
abundat ur; aut dee(l Jerlicer,
— ^j vergebe! — Animo male eſt. Es war eine
Zeit, wo id) mid) genengt füblte, biefe Worte als vom.
Micio leife geiprochen anzufeben , fo wie Andr. Il, 6,5.
Hoc mále habet virum; unb in dem gegenwärtigen Stoͤcke
|, 4, 19. Timet, injeci ferupulum homini, Uber fel:
gende
= )o( —^ 137
gende von tOefterboven citirte Stelle des Dfautas übers
führte mid) vom Gegentheil , Amph. V, 1,6. Animo
male Yt, aquam velim! Die legten Worte zu veritehen, dient
Donsts Note: Anime male fieri dicitur , quum icta ali-
cujus moeroris perculíus animus non fuflinet corpus;
fequiturque ruina membrorum, — Sehr ot überfett
die Dacier das animo male eft durch : 7e»'ez puis plus,
Vi22,. Quid illas cenfes? Man muß, wie Donat
bemerft, fappliren: Poffe dicere, Das folgende nihil
erläutert ebenberjelbe jebr gut: Sic intelligendum nihil,
non quod faceant ; fed quod nihil confirmationis habeat
id, quod dicunt,
. Das fo verfchieden gedeutete Poftea ( V. 26.) nehme.
ich, wie das deutfche : nach diefem allen , alles wohl
überlege. Wenigſtens fcheint mir das einerlei mit dem
ju fepn, was Schulze bier febr richtig anmerkt: Poflea
ftebt eben (o , wie màu im Deutjchen bei einer Trage
binzufeßt : mepnft du nicht, ba fie am Ende Recht
hatte. Ganz barmenifch bamit ift die Dacierifche debere
feßung: Eft-ce que cela ne vous paroit pas Jufe enfn?
Zu 8.56, Quis defpondit? fagt Donat: Latenter
objurgat Aefchinum , rem fine patre gefüffe, Das Wort
defpondere wird nämlich eom Vater gebraucht ; gewoͤhn⸗
lid) vom Vater der Braut, aber aud) vom Mater des
Braͤutigams, wiehier, unb Andr, I, t, 75. Vergl. meine
Note zu Heaut. IV, 8, 13. (Th. I, €.362.)
V.37. Cui, quando nupfit, Das Cui ift. Bäyeren
und der Dacier ein Anftoß gemefen, — euer ließt und‘
theilt dafür ab : | | /
ne Quis dedit
Huic? quando nupfit ?
Die
138 pns
Die Dacier verwandelt das Cui in Qul , i, e. qua ratione;
wie, und bezieht e$ auf den Mangel ber bei einer Heu⸗
rath erforderlichen Gereiionien, ch haltebeides für uns:
nöthig. Schon vorhin V. 18. hieß es auf diefelbe Are
Huic leges cogunt nubere hanc, Und Phorm, I, 2,75,*
76. wird das Gefet , welches bier * m Grund:
liegt, wörtlich fo allcairt : ^id
„Lex eft, ut orbae, qui fint genere proximi *
J lis nubant ; et illos ducere eadem haec lex jubet. ..;
Alfo eben diejes Gefees wegen, und feines wörtlichen,
Inhalts, glaube i), bat Terenz fid). fo ausgedrüdt.,
Schon Donat, ohngeachtet er etwas dunkel fpricht, obs
fervirt, daß ber Echriftfteller mit Vorbedacht nubere,
nicht ducere gebraucht habe,‘ Nupfir moleſte additum,
quafi aliena fit, quae non legibus ducta fit, rots
V. 39, 40. fteht zwar im Text ber Sweibr. Ausgaben:
Dum cognatus bw illıne veniret; aber in den kritiſchen
Noten wird die andere Lesart, Dum cogn. bine iline ve-
niret, die ſchon Donat bat, unb ſpruͤchwoͤrtlich (pro-!
verbialiter) nimmt , mit Recht vorgezogen, Es ift
verächtlid) und im Unwilfen geſprochen, wo wir im ges
meinen Leben, über das Querfelo, fagen mürben, So
uͤberſetzt auch bie Dacier : Qu'un parent de je me fair om
vint la demander en mariage. |
V.sr. In qua civitate tandem te arbitrare vivere?
Dieß bezieht fid) darauf, daß man in Arhen fireng fiber
bie Geſetze bielt, befonders bei —— wie
bier erwähute, 13
V. 53. Poſlquam ia exenit, Ionor bemerft. (djom,.
id Micio im ber ganzen Nede fietd die ‚gelindefien
Aus:
—
phat. 139
Ausdruͤcke wählt ; fo aud) bier evenit, fiatt com-
mifum eft. |
V. 57. Qua refcifcerem? Man muß aus dem mor:
— herunter nehmen: numquid profpexti?
£z stilo
— a ift fort — der ifi ertrunfen — im weiten
Meere — Auf eine wißige Art fagt bier Micio feinem
Sohne, daß ber Milefier blofe Fiction gemefen ſey. moo
nat bemerkt, daß fo bie Ammen. ifte Mährchen von
Wölfen und andern Schreckbildern zu. endigen pflegten,
wenn eö ihren Kleinen im Ernft bange werden wollte,
e? N;T2. Ut, quae opus funt, parentur. Worindiefe
nütbigen 9füftalten beftanden, lehrt ausführlich voeftera
bov's Note: Intelligit facrificium , vaforum fuppelledi-
lium lavationem , veftes candidas, obfonia, vocationem
genere proximorum et vicinorum , coquorum conductio-
nem, tibicinas, lampadas, et fimilia,
| . Siebenter Auftritt.
— "jns Kreuz und in die (uere — Co überjek?
ich das ufque (v.3.), welches nicht ohne Emphaafe
bier ftebt.
— Auf der Lauer fisen — Obfidere, Bei bem Plan
tus ( Pfeud. I1], 2, 18.), wie Weſterbov anmerft, heißt
ein Koch, ber den ganzen Tag auf einen Miethherrn vers
gebens barret, obfeflor fori,
Achter Auftritt,
— Das defteb’ ich — Ecce autem, Die Sjnterpre:
ten insgefamt behaupten bier , Ecce oder Ecce autem
fey eine Formel, feinen Unwillen auszudräden, wenn
man
140 | — )o( —
man bon einer unermoarteten merbri citet Mberkafet
werde. Allein cap Ecce auch von unvermuthefen:
vorfaͤllen üblich fep, Lehren unzählige Beiſpiele. Hier
nur ein einziges; Ovid, Met. 111, 101,, wo Pallas dem
Kadmus erfcheint, nachdem er den fuͤrchterlichen Dra⸗
chen erlegt hatte: + wir € x
Ecce viri fautrix , fuperas vici per autas; i
Pallas adeft. - 178.206 jd»
Die Gommentateren find, wie es fobeimt , durch den do⸗
' mát irre gefuͤhrt worden, ber indeſſen jene Behau 2]
am. Ende nod) einfehränft, ^ 5, Ecce dicitur, quum tepente
tri(le aliquid rebus intervenit laetis „auf certe, quum
alind. agitur, aliud emergit nov wm — ‚Kurz , Aie ge
woͤhnliche Erklaͤrung paßt, meiner Meynung nad), idt
in den Zuſammenhang, unb der: ganze, Charakter des
Micio, fo wie fein ganzer Ton in dieſer Scene, bewegt
mich, das Ecce autem ironisch ‚zu ‚nehmen , ; mie unfer
deutfches: Sieb Doch! das gefteb’ ih! Alles, womit
ibm Demea den Kopf toll machen will, weiß er lange;
und fo ift er von Anfang bis zu warn gleiche
| mütbig. ,
— Mein Bott ! ich — — Ohe jam En
Gewoͤhnlich fupplirt man. Define, und beruft fi) auf
Meaut, V, 1, 6, welche Stelle aber in keiner Rüdficht hier⸗
ber paßt. Micio, glaube ich, wollte fcio hinzuſetzen, wels
ches er auch, fobald er wieder zum Wort kommen fan,
nachhohlt.
— Lieber woaͤre mir's freilich 2. — Malim qui.
dcm. . , fc, mutare, fi queam, V. t9. kommt faft bafz
wibe: —
Non ( placet ), fi queam 1
. Müutare
wv ef 141
... Mutare; nunc, cum non queo, aequo animo fero,
Alfo: Lieber wäre mir's freilido . .. nämlich, wenn
es nicht aefcbeben wäre, wenn ichs ändern Finnte, —
Aus dem. ‚allen erhellt zugleich, taf biefe Worte viel naz
türlicher i im Munde des 9Xicin,-al$ des Demea, klin—
gen, wofür aud) bie meiften Handſchriften und bie beten
Ausgaben ftinuuen.
— W.ro. Dii bene vortant. monat bemerft, Micio
antworte, wie Giner, bem man bie Geburt eines Knaben
verkuͤndige, nachdem ibm lauge oer einem Mädchen bange
geweſen warı x,
— Und die muß er nebmen, obne geurathsgur —
. Et ducenda indotata eft, Es ift (con anderwärts erinz
nert worden, daß, wer eim freigebornes Mädchen ges
fchändet hatte, mad) Athenienfischen Gefeßen entweder
fie zur Frau nehmen, ober fierben mußte. Und cben,
weil Demea das nothwendig wußte, iſt eine Frage, die
viele hier annehmen, nicht natuͤrlich. Das ſahe Do—
nat ſchon; unb nach ihm Bentley.
Defpondi ( v, 17.) ift in der ſimpeln Bedeutung,
verſprechen, sufagen, genommen, welche, nad) Schels
lern , die erfte von allen ift.
Zum befferu Verftändniß der fchönen Stelle v, 21
— 23. gehoͤrt folgende Note der Dacier : On vout
par tous ces paffages des Anciens, ou il efl parlé du jeu
tefférarum , qu'il faloit qne ce fut un jeu femblable à peu
prés d notre trictrac, puisque fur le point, que les dez-
amenoient, ón jouoit en fuife, et que par fon habileté
. on pouvoit corriger on mavvais coup. — Aehnliche
Etellen, wo das menichliche Leben mit dem Brerfpiel
im
142 É-)€( —
*
in Parallele geſetzt wird, finden fid ſchon bei Altern -
Griechen, Kein Wunder, tvie die Zweibr, 2 richtig
bemerft, weil das Tertium comparationis at nabe lag.
Lindenbrog führt noch zwei lateiniſche Ste en an, n
von bie erfte wahrſcheinlich, die andre offenbar, "eoi
der umfrigen iſt. Caefar de Bell. Civ. Il, 73. Si nion
omnia caderent fecunda , fortunam elTe induftria fuble-
vandam, — Gancherus Liqurin. de Rebus vn Imp: Caef,
Friderici I, L. 1, 237. sn RER
Nunc igitur, veluti cum luditut alea, posdéal ^ "
Si qua male acciderint, ea lufor corrigit. arte, É
Sic nos humanae quos lufit alea fortis,
. Coníilio fati cafum properemus iniqui /— . .— ..
Corrigere, et tanto folatia fvrre dolori, — .
Die Göttin Salus (v. 43.) kommt aud) bei an⸗
dern Schriftftellern gerade fo, wie bier, vor, baf man
ſieht, die. Redensart muß fprüchwörtlich gemejen jeyn.
Folgende Stellen ftimmen mit der unjrigen am genaues
fien überein, Plaut, Capt. III, 3, 14 cs
Neque iam Salus fervare, fi volt, me poteft,
Moftell. II, 1, 4.
Nec Salus nobis faluti iam efTe, fi cupiat, poteff, -
Ciflell. IV, 2, 76. At vos Salus fervaflıt, Cicero Vert,
II, 57. Ecquod iudicium Romae tam diffolutum, tam
perditum, tam numarium fore putafli, quo ex iudicio
te ulla Salus fetvare poflet ? Et pro M. Fonteio, 6.
Salus ipfa virorum fortium innocentium tueri non
poteft, - ;
Neun ⸗
——
s )o( — 143
Neunter Auftritt.
— Sytifce, — Auf diejelbe Art wird Lampadio in
Zàmpaoiscus, Ölympio in Ölympiscas u. f. v. beim
Plautus umgeſchaffen.
— iier ift alles in den Wind geredet, was Sie
fprechen - — Tu verba fundis hc. Donat giebt zwifchen
zwei Erklärungen des Fundis die Wahl: Utrum fine ulla
ceffatione profers? An Perdis? fecundum illud, Nam
quid tu bic agas, nbi fi quid bene praecipias , memo obtewzerar 1
De: lebte Sinn bünfr mir bei weiten der matürlichite,
Dann aber füllt aud) die Frage weg, bie man gewöhns
lich bier annimmt,
V. 8. 9. Dis guidem ejfes, Demea, ar tuam rem confla-
bilhfes. In der Sweibr. wird angemerkt, weil dis fo wohl
reich heiße, al& ein Name des plato, des Borres der
Unterwelt , fe», fe gebe das eiten artigen Doppelfinn, ,
zur Erſchuͤtterung des Iwerchfells. Mir bünft das fre:
füg und weit bergehohlt ; aber darin find wir einig,
daß, wenn man bei dem folgenden Confabiliffes fid) den _
Sklaven taumelnd vorftellt, der Eomifche Eindruck febr
verftärkt wird,
— Als ob er von der alorreidoften Expedition zu⸗
rüd' Fáme — Qoafi re beng geſta. Der Ausdruck wird,
wie Wefterbon bemerkt, eigentlich bon einem fiegreich zu:
tüdlebrenben Feldheren gebraucht;
Zehnter Auftritt,
Comiffatorem, Eine vollftändige Erklärung diefer
Mottes giebt die Note der Dacıer, Comifator eſt pro.
prement un homme, qui apres avoir deja bu, vaen
| k maíque
144 — )o( —
| mafque faire encore la debauche chez quelqu'un, on il
arrive tout d'un. coup en faifant beaucoup de bruit.
Ceft pourquoi cela convient trós- bien à Demea, qui
entre chez Micion, ou l'un c(t en debauche , ou l'on
ne l'attend point, & ou il va faire un vacarme horrible,
Sünfter Aufzug - —
Erſter Aufteitt. :
— Wer Flopfe denn oa fo ungeíflüm an meine
Thür — Dieß ift ift eine von den Etellen , wo man
die Einrichtung der Thären bei den Alten gegenwärtig
haben muf. Statt baf wir, bei dem Hinausgehen, bie
Thür in dad Haus hinein öffnen, brüdte man in Grie—
chenland fie nach auffen zu. Daher wurde inwendig zus
erft gepocht , damit nicht jemand, ber vor dem Hauſe
ftand , geftoßen würde,
— ( imme, o fEroe, o ticere —— —
In haec enim tria (jagt Donat) rerum natura dividi.
tur. Et per hoc totam mundum accüfavit, -
u , b
— Deswegen lirmt er fo — Idnume clamat Jalicer,
Andre Handſchriften und Ausgaben (aber nicht Donat,
wie Wefterbov angiebt ) babem deer für felice, An
fritifcher Auctorität möchten wohl beide esarten fich
gleich (eon ; aber fcilicet mit ver bier befolgten Abthei—
lung (denn auch darin berrjd)t 9Daríetàr) femmt mir
natürlicher vor, Beifpiele, wo diefe Partikel auf Ähnliche
MWeife am Ende ftebt , finden fid) in Menge, Bentley
führt Andr, 1, 2, 14. — Id populus curat Jeilitet — au;
noch paífenber bünft mir im der zweiten Scene be& ge—
genwärtigen Aufzugs, 9D. 20. : Meam wem mortem iex-
Jpedtanı jeiseet, Da
eye( er - 145
— Pa muß ich den Cecunbanten machen — Suc-
eurrendum eft , fc, Ctefiphoni, verſteh' ich mit :Dónaten.
V. 14, 15. Num qui minus mihi idam ius aequom eft
effe , quod mecum efl tibi? Der Ciun ift deutlich, nur das
Num qui fieht etwas gezwungen Dd. Aut zum aut qui
abundat, ſagt Donat. Andre Handfchriften unb Edi:
tionen haben dafür Numquid , und nod) andre Nam qui,
welches lettere freilich weniger Schwierigkeit hätte —
Aehnlich ift übrigens folgende von Bentley citirte Stelle
des plautas Amph. Prol, 76. Qi minus eadem. hiſtrioni
fi lex , qune [ummo "viro?
— Geb du biſt anbillig — febr anbilliq. Non aa
quom dicis — non. Andre Handfchriften und Ausgaben
nehmen das zweite Non als Frage, womit ber unges
ftinme Demea fernen Bruder unterbricht. Aber Bentley,
wie bie Sweibr "bebauptet, erklärt fid) wicht dafür,
fondern beftimmt fid) weder für das Cine noch das Andre.
Ich bin, nad Donaten unb Andern, der Meynnng,
daß dem guten Micio diesmal die Apologie ber Cühne
etwas fauer werde, und daf cé ebendaher mit bem Fluß
der Rede nicht recht fort molle.
V, 18... Communia ejfe. amicorum inter fe omnia, Hier⸗
ber gehbrt Cicero de Legib. I, t2. — Uxde eft illa Pytbago*
Fea vor; T« rw» Quer xoa, And beim Zindenbrog tvirb
eirirt Malchus de Pythagora : zw J: Dass Umienyana,
a. Mi» TU Tw»? QiAUY Vui wgwrog Wmeiwua Mitte,
V. 21, 22. Si id te merder, fumtum filii quem faciunt,
Cine unregelmáfige Gonfiruction , ähnlich folgender,
wn Donat (don angeführten, Eun, 1V 4.3, 11. Ere
Ka nuckum
146 — jo0( —
nuchum quem dei nobis, guas turbas dedir! Der Verlegen⸗
beit des Micio ift dieſes ſehr angemeſſen.
V. af. Eadem sllam ratione; antiquam | obtine, € tatt
obtine liefit die Zweibr., ohne die geringfte Auctorität,
ini. Sybr Hauptgrund gegen das Erftere (Bentley ge:
braucht ihn auf die naͤmliche Art wider das obtine v. 2$.)
ift die, bei einem Echriftfteller von Terenzens Charakter
unerwartete, fchnelle Wiederhoblung des nämlichen 98orz
tes v.28. Uber blos darauf eine Gonjectur zu wagen,
fcheint mir 3n weit getrieben.
Die eben erwähnte Ausaabe macht, mie id) glaube,
bei dem folgenden 93. unnbtbige Echwierigkeiten, Denen
D-onat& kurze Erflärung abhelfen Fan: Conferva Parta,
Quaere. Nova, Parce Omnibus,
V. 34. Confuetudinem ipforum... Donmat: Leque,
aut quid tale, fubaudiendum, i :
— Schaͤmen fi, wo fies Urſache baben — In
loco vereri, So Aeſchinus IV, 6, 8, 49. und ufa
11,6, IO.
V.44, 45. Ne ab re fint tamen omiffores paule, Das
Gegentheil iſt, aettertiores ad rem (V. 46. ). Achnliche
Normürfe macht ein Water feinenr Cobne Hödut. V V, 2,
9. Ubi te vidi animo effe emiffo, ;
V. 49. Quod illos far aetas Aut, Wefierbov erllärt
biefeó Acer ganz richtig durch Hortabitur , urgebit,
ftimulabit,
Beſſer Fannft du's nicht machen, oa dein Sohn
nicht von der Stelle gebt — Eo pado prorfum illi. alligaris
^ fium, Statt sli lefen Einige illic und nod) Andre illae,
In
«xe Mer oem 147
In jedem Sall ift es ein 9fboerbium des Ders, das heißt,
wenn mau aud) illi lieet. Deun auf, die ‚Pialtria faun
diejes nicht geben, wie aus dem Folgenden — Modo fa-
fite , "t illam ferves — erhellet. - Den angeführten 93.
unfehreibt. weſterbov vollkommen richtig : Caveto, ne
illa aufugiat. et tuus fortaffe filius una. Diele, felbft
M verftehen es fälichlich davon, daß er fie gut
ten jolle, |
V. 64, 65. tque equidem. filbum tum etiam , ſi molit,
(cogam , ut cum illa una euber, Die gewöhnliche Lesart ift
vegas aber cogam Dat bie Auctorität der vorzuͤglicheren
Handfihrifren und das Sylbenmaas für fid). Wenn
aber Bentley ſowohl als die Sweibr. glauben, Equidem
und Cogas fönnten nicht zufammen fteben, fo irren fie
(id) gar febr, wie ſchon jedes nur einigermaffen gute
Woͤrterbuch lehren kann,
Ueber diefe Ecene , und über das Benehmen des
Demea darin, kann man nicht leicht etwas Scharffinnis
geres lefen , als die Leßingifchen Bemerfungen, ©.
€ cite 7. ff. r
Zweiter Auftritt.
— Bene [ubduéla ratione, Wationem |, rationes fub-
ducere , it der eigentliche Ausdruck, wenn einer Eins
nahme und Ausgabe gegen einander feßt, und ant
Schluß der Rechnung die Bilanz zieht. Welterbov zeigt
bieB aus mehreren Etellen. Hier nur folgende aus dem
Plautus, Cap. I, 2, 89.
Subducam ratiunculam,
Quantillum argenti mihi apud trapezitam fiet.
. Cure Ill, t,
$3 Bea-
148 «2 je we
Beatus videor: fubduxi ratiunculam, ——
Quantum aeris mihi fit, quantumque alieni fit.
Ad vitam fuit, Dieß ift die Lesart aller Hand⸗
ſchriften unb Editionen, Bentley indeſſen verändert fie
in Fuat, weil ja fonft Apportaret Moneret folgen müßte,
flatt, daß es Apportet, Moneat heißt. "Syn ber Sweibr
Ausg. wird dieß wiederholt, aber beide haben mich we⸗
nigſtens unüberzeugt” gelaſſen. Hat doch ſchon jede
brauchbare Grammatik die Obſervation, daß auf ein
Präteritum auch ein Präfens folgen könne, wenn von
einer gegenwärtigen und fortdauernden Cade die Nede
ift. So fagt Cicero : Generi animantium omni e(l a
natura tributum, ut fe vitamque tueatur. Meines Da:
fürhaltens alfo wäre das recipirte Fuit in feinem Befiß-
ftande zu laffen,
llle [uam jemper egit uitam in otio, in eowviuiis,
Auf diefelbe Art ſchildert Micio feine €ebenéwmeife I, —
1, 17,
Ego hanc clementem vitam urbanam atque otium
Secutus ſum.
— Beleidigte niemand ins Geſicht — Nulli laedere
os. Die Nedensart gründet fid) darauf, weil empfinds
[ide Worte anf denjenigen, welchen fie treffen, öfters
die Wirkung haben, bafi fein Gefibt fid verzieht, Bei
bem Auguftin de Civitate Dei l, 9. ftebr dafür: Os
offendere,
V. 14. Eja autem, dum fludeo cet, Die gewöhnliche
Lesart ift; Porro autern 4, fl. , welche , al$ bem Metrum
entgegen, Faernus mir ber zuerſt angeführten be& Bem⸗
binifchen nud Dictorianifdoen Cober vertaujcht bat.
V. 20,
4
V, 20. - Illum, ut vivat, eptant.: Donat: Sic ve-
teres loquebantur. Nos vero dicimus 4 cpzam', non
ilum.
re Dr dur:
— * wenn nun — * ba iſt ? — Deerit?
Auch dieſe Stelle dient, wie Donat anmerkt, zum
Beweiße, daß Demea nur Beſſerung affectire, daß die
alte Mißgunſt unb. Schadenfreude ibn feineswegs vers
laffen habe, —Webrigené bat viele Aehnlichkeit mit dieſem
ganzen 33. Cicero pro M, Coel, 16. Si egebis, tibi
dolebit; mihi fat eft , quij, actatis quod reliquum ett, p
lectem meae. :
kd gröfere noch:
Plast. Trin, II, 2, 38.
Mihi quidem aetas acta’ft ferme: tua ifluc refert
maxume,
- Dritter Auftritt.
"£z Schönen Dant! — Gratiam babeo, Der lateinis
ſche Ausdruck iff Poppelfinnig ; und fo fell e$ aud) ber
deutſche ſeyn. Syrus, mit dem neuen Syſtem des al:
ten Murrfopfs med) unbefannt , hält alles für Spbt—
terei. Daher veill er fich für die Guttbaten deffelben bes
danft haben, b. b., ihrer germ. entbebren , und deswe—
gem betbeuert Demea, baf es ernfilich damit gemeynt
fey. Die Interpreten, den einzigen Weſterhov aus—
genommen, haben das überfchen.
Vierter Auftritt.
V.1. Fgo buc ad bos. provifo, quam mex virginem ar-
coffant, Aehnlicy kommt revi/o vor Andr, Il, 4, 1. Revip,
quid agam, Die gewöhnliche Lesart ift: Arme ad hos cet.
Ka wofür
150 |^ -)e( —
wofür aber der Codex Bembinus und die zwei liefen
Handfchriften Benrley's beffer bue Aejempoosc on
— 23b... wie beiſſen du Doch geſchwind ? — "ob,
qui votare? Gá ift offenbar falfd), weum manche Erklaͤ—
ser behaupten, Demea babe ben Sklaven gar nicht gez jez
kannt, unb dieß darauf gründen, weil er den Namen
eeffelben nicht wiffe. Demea lobt ibn gerade auf der
Seite, wie er ihm IM, 4 von dem Hegio mar empfobe
len worden. Auf feinen Namen konnte er fogleich fid)
nicht befinnen. So ohngefähr ſchon Donat., — Der
felbe Ausleger bemerkt mit Necht , daß es SSermabrlos —
fung der Erziehung, Armutb des Ausdrucks unb Mans
gel au wirklichen Mohlwollen andeute, wenn der Alte
diefelben 9Yerbeigunaen bem Geta tbut, wie in der vo⸗
rigen Ccene den Syrus.
— Sie urtheilen febr gätig von Ihrem Diener —
Bonus es, cum bacc exiflimal, Die dormel ift eine Art von
Dankſagung auf erwas Angenchmes, ein Lob u, b, gl.
C. Caspar Dartb, den Wefierbov citirt, Adveríar, Vll
14. ti
Fünfter Auftritt, -
— Quid agitur , Aefehine? Demea redet ihn, ganz
wider feine Gewohnheit, mir freundlichen Geficht und
Zone an. Dennoch it Aeſchinus etwas betroffen, weil
ihm der Alte fo unerwartet aufſtieß. hr du
V.6. Hor mibi morae efl, Die gewöhnliche Lesart:
Hoc mibi mora eff, Dafuͤr Bentley, nad) bem Coder Dis
(totíanag, Merae A, ber noch aufferbem zeigt, wie im
den alten Hanpdfchriften, wo die Buchſtaben, felbft vers
fhiedener Worte, nech durch feinen: Zwifchenraum ges
trennt
^ i
—)e( — 15T
trennt waren , qué Morae ’ft febr leicht Mora eft entſte—
ben fonnte, Wirklich ift aud) der Dativ dem Sprach—
hr = Terenz und — angemeſſener. €, IV,
6; 78.
pen T. — et hymenatum qui cantent, nbl
erinnert, bafi die Leidner Handfchriften tibicinae lefen,
weldyes zu einem umſtaͤndlichen Hochzeitapparat, wie
rr AM am Anfang der Ecene felbft febildert, mehr
Auch ſpricht der Alte gleich darauf von —
— |
— tniscbtefi du wobl von einem alten Mann Dir
ratben la(fen ? — Vin’ tu buic fen: aufcaltare ? Diefe € pras
cé führen fonft geringe Leute, die erft um Erlaubniß
bitten, ihre Meyuung zu fagem. | &o Heaut. IIl, 3,
23. (Vin. tu borum fiulto mibi SD ein Sklave zu
feinem Herrn.
V.9. Hymenaeum , turbas, lampadas, tibieinas, ‚Die
Dacier bemerkt, daß mit dem allen die Braut in das
Hans des Bräutigam geführt wurde, unb daß folgende
ganz ähnliche Stelle des Aucian, «x «voro, ai Je:
(uBey , xoi uueam adeslug vias, ermutblid) aus dem Me⸗
nander entichnt ift,
— Sieb, fieb , wie lieb man auf einmal mich be:
Fommt — Euge, iam lepidus vocor, Auch -diefe Ctelle
dient zum Beweiß, daß die Einnesänderung des Demea
blos Maske auf eine kurze Zeit feyn fell, Dieß bat
(don Donat erinnert.
Der Babylo (v.17.), welcher ben Auslegern von
jeber ſoviel zu fchaffen gemacht bat, ift am wahrfcheins
lichften Micio. Die Babylonier, Meder und Perfer
$ 5 waren
o
V
152 — jo( —
waren burd) Lurus und Verſchwendung bei aller
Welt fo berüchtigt, daß ſchon ihr Name für einen gros*
thuenden Praffer galt. So erklärte der Scholiaft des
Juvenal zu Sat, Ili, 221. — Meliora et plura reponit Pere — —
ficus arborum lautifimus — unfere Stelle: y, Perficum quat
divitem pofuit, eo quod Perfae divites, Sic Horatius ;
Perficos odi, puer, apparatus; Terentius : Dinumeret
nunc ille Babylo viginti minas, — Uebrigens haben
überhaupt die Worte V. 16. u. 17. ihre großen Schwie⸗
rigkeiten; ferm Wunder alfo, baf die Erflärer fo febr von
einander abweichen. Mir jcheint Bentley , bem aber [don
í&ugrapbius vorgegangen ift, ben Knoten am glücklich
ften entwirrer zu haben. Seine Crflárung ift folgende:
wenn gleich mein Bruder, der Praffer, 20 Minen für die
Saͤngerin Dergegeben bat, und wenn er auch, bie Gunft
ber Burſche zu gewinnen, nod) einmal foeiel aufiwenden
follte ; was tbut'é? ich verdiene jegt nicht minder Dank,
als er, ober, (wie Eugraphius umjchreibt ) ich bin nun
ploͤtzlich ein charmanter Vater, ( Ego lepidus ineo gra-
tiam ) und das fofter mid) feine 20 Minen, das foftet
mich — garnichts. Bei dieſer Erklaͤrung wird A (nicht
ili) Babylo, nach den meiſten Haudſchriften, gelejen. —
Die Sotibr. ließt: ubi nunc item dinumeret, ftatt,
iube nunc iam dinumeret ; aber, wie fie jeldjt jagt, aus
blofer Eonjectur, obne alle Auctoritaͤt.
Co Leber die Straffie — Per viam, Das war, wie
Bentler bemerkt, die Scene, Weber dieſe, bhinft mir,
follte Pamphila nicht getragen werdem‘, weil e$ feinen
guten Eindrud würde gemacht haben, als Wöchnerin fie
vor der Zufchauer Yugen zu bringen, a
.*
— )o( — 153
lees D nom Ouf Auftritt
V.2. Et ba re, et alis omnibus cct, Nach ber ge:
woͤhnlichen Lesart: Eti» hae re e.a. o. Aber Bentley
bat. bie Präpofition berausgeworfen, weil fie in feinen
und des Saernus Handſchriften faft insgefamt fehlte,
x^" V. 5. Nec qui eam re/piciat, quisquam eft: fola eft,
Gerade fo fihildert Coftrata felbft ihre Lage II, r, 4
o 0 Miferam me , neminem babeo y jolae [umus,
Und Geta Ill, 2,55. Nam hercle alius memo rejpicit nos.
Zu dem afınus (v. 12.) fagt Donat: Aptum con-
vicium grandiet fatoo, — T
— Alter Narr! — Delre, — Senat bemerft an
mehreren Stellen, daß delirare von Alten, bie wieder
Findifch werden, uͤblich fep. Vergl. oben IV, 8, 43. und
Cicero de Senect. c. 11.
Zu 9, 15, macht Donat die von Leſſing (C. C,
37. f.) benußte, aber wohletwas gezwungen erflárte Note:
Apud Menandrum fenex de nuptiis non gravatur. Ergo
"Terentius £verzixos, Das beift, beym Menander fträube
ber Alte fid) im Geringften nicht gegen die Heurath;
hier alfe habe Terenz ald Erfinder und Verbeſſerer fid)
gezeigt Mit andern Morten heißt dag, nad) meiner Eins
fibt, Terenz babe eine unnatüirliche Stelle beim Menan—
der menigftené gemildert und erträglicher gemacht. So
nahm es fchon ber von Zeffing (Siehe €. 57. f.) anges
führte englifche Ueberíe&er des T., Colman.
V. 20. Vis efl baec quidem, Aehnlich fagt Gáfar beim
Suetonius c, 82. zu demjenigen feiner Mörder, welcher
ben erften Angriff wagte: Ifta quidem vis ef,
— Nu
^
"
154 set.
— Mit meiner, vorigen Bitte mite e es in P» anri
richtig; aber wie febre mit oem , was ich noch auf
oem verzen babe? — Hoc confit , qued volo : quid nunc
quod reftat ? 3o folge der gewöhnlichen, ſchon vom De
nat angenommenen, Lesart, wel ich fie ganz natürlich
und bequem finde, (Min vergl, damit Audr, I, 1. fin,
- wo cowfore eben jo gebraucht ift ). Die Zweibr, erinnert
zwar dagegem, es feo unſchicklich, daß Demea mitten iin
ber angelegentlichitem Unrerredung. dieje Worte für fich
ſollte geſprochen haben, ‚Aber wozu wäre das auch nö-
thig? — Bon ben verfchiedenen Künfteleien b, b. €t. ©.
bie Sweibr. in den kritiſchen Noten am Ende.
— Das du an den erſten oen. beſten
pflegſt — Quod locitas ſoras. Schon Donat ift mir in
dem angenommenen Sinne des Wortes foras vorgeganz
gen, indem er e$ erklärt; Nefcio cui alieno, — _
Letzter Auftritt.
Zu 8, 5. macht Donat die richtige Bemerkung,
baf dem ;Demea auf die Srage nach des Syrus Verdien-
ften nichts beifallen wollte, und daß eben deswegen die:
fer ſelbſt ihm aushilft. Denn bei jeder Manumiſſion
wurde allemal die bewegende Urfache angegeben,
— Sorgteſt für eine woblbefeste Tafel, wenn an»
ore Faum an's Sräbftäd dachten — Apparare de die con-
vivium, ©, oben bie Note zu Prandum — che Ad.
IV, 3, 33.
Den von mir ausgedruͤckten Sinn be Gaudeo (v,15.)
beftátigen viele ähnliche Stellen unfers Dichters; €.
Eun. V, 11, 2, 3. (Pb. Gaudeo, C, Satis credo.)
— Wenn
nd
APO. 155
— Denn da ibm ein Paar Kreutzer in die Band
giebſt — & buie. aliquid paululum prae mann dederis,
Eben fo fommt die Formel prae manu vor beim Plautus
Bacchid, IV, 3, 9.
^. ^ Patri reddidi
Omne autüum amans, quod fuit prae mans,
e
— Zur Leibesnahbrung und Nothdurft — Unde
statut, Auf die namliche Art gebraud)t das Wort uti,
wie Wefterbov bemerft, Cicero ad Att, XI 11. atque
hoc ipfum iam prope confumtum cfl, Quaere id quoque
velim cum illa videas ut fit, qui uramur,
— Hiche foviel — oe viiw, Donat erklärt
tlef vollkommen richtig: Negatio eft floceum oflenden-
tis, aut quidjtale, Es ift einerlei mit: Huius mon faciam,
oben 1], 1.9. Dei der lettern Ctelle citirt Zindenbrog
das (erdichtete) Epitaphium des Carbanaypalus :
i e fon
se3 , zu mn, xui walı,
(| 44 a. Ta «Dunn
un TR TkTE afım,
Io » rerw apu gerade fo erflärt wird vom ArrianAlex-
andr. araßer, lib. II, ver «4o amirceris, ermig di XEM
mi 7" „ers meiwci,
* Uebri⸗
156 Tc»e Rn
Uebrigensbewundert Donat zu V. 27. die Feinheit
des Terenz, der zum Beſchluß des Stüdes alle verguägt
unb gluͤcklich abtreten laffe, und das durch bie Vermittes
lung des Demea, welcher die ganze Koinddie hindurch der
ewige Freudenflörer gewefen war, Mir inbeffen duͤnkt
diefe Metamorphofe — ſey fie wirklich, oder bloß Larve —
etwas unnatürlic und zu weit getrieben, Es ift wider
die Natur (ſagt Voltaire, ganz richtig, wie mir dankt,)
daß ein Alter, der 60 Jahre aͤrgerlich und ſtreng und gei⸗
tzig geweſen, auf einmal luſtig und hoͤflich und freigebig
werden ſollte. (S. Leſſings Bemerkungen ped ena
der gleich zu Anfang. ) ur ne
V.29. erklärt die Zweibr. das if/j burd) urbani ho-
mines. cf. Alt. f, 1,18. Allein diefer Ciunpafit ſchlech⸗
terbingé nicht hierher. Demea ment die beiden jungen
Leute und die Sklaven, welche er burd) das veraͤchtliche
iſti bezeichnet, T
Phormio.
Dieſes Stuͤck wurde bei ben Rhmifchen Spielen, als
8. Poſtumius Albinus und €. Comelius Merula curnlie
fche Aedilen waren, von ber Gefellfchaft des Y. Ambi—
vius Zurpio und des £, Atilins von Pränefte aufgeführt.
Die Mufif, wozu er bie ungleichen Flöten nahm , be-
forgte Flaccus, des Claudius Freigelaffener. Das Luft:
(piel ift ganz aus dem Griechiichen des Apollodorus ges
nommen, und heißt im Driginal Epidifazomenos. Un:
ter bem Gonfulate des G. Fannius und M. Valerius ( b.
b. im Jahr Roms 592, vor Chrifti Geb. 159. ) wurde e$
viermal ( nad) 3Inbern : zum viertenmal) gegeben.
=
Perfonen.
* Pbaͤdria. J
Der Prolog.
pbormio, € dimarefer.
Demipho, Vater des Uns
tipbo. .
Antipbo.
Gera, Shave des Demipho.
Jorio, Suppler.
Chremes, Vater des Phaͤ⸗
tria.
Stumme Perfonen. | uj
-
Gopbrona / Amme.
Nauſiſtrata , Frau des
Chremed, *
see — Freunde
Cratinus b de.
Erito . Demipho⸗
avus, Sklave.
Phaniam, Gattin des Antipho.
Dorcium, Sklavin.
Die Scene ift zu Acben 1
—
x Prolog.
Tener a alte Dichter, der bisher vergebens daran gear⸗
beitet hat, unſerm Terenz ſeine lieblingsbeſchaͤftigung
zu verleiden, und ibn aufer &patigfeit ju feßen,
fudt nun but) Schmaͤhungen ihn von der Autorſchaft
abzuſchtecken. Hören Sie, mas er ibm vorwirft!
a Seine bisherigen Luſtſpiele ſehen zu ſimpel, und
der Ausdruck zu niedrig, 4 Vieleicht, weil es ibm
ie eingefallen iſt, einen raſenden Juͤngling auf die
uͤhne zu bringen, der ein Reh voruͤber laufen und
n Hunden fo hitzig verfolgt werden fibt, daß es
mit thränenden 2fugen ihn bittet , fein Beiſtand zu
fepn. MWüßte der Mann, das der Beifad, meiden
diefed Stüc bei feiner erften. Vocſtellung erhielt, nicht
| ſowohl auf ſeine, als der Schauſpieler Rechnung
komme; fuͤrwahr! fein jetziger Angriff auf ung wuͤrde
minder verwegen ſeyn. Wenn indeß jemand unter
Ihnen, meine Herrn, den Handel aus folgendem
Geſichtspuncte anſieht „waͤre der alte Dichter nicht
zuerft mit feinen Mecfereien gefommen , fo hätte eà
dem Neuen an Stoff zum Schmaͤhen, folglich an
Stoff zu einem Prologe gefebit^ bem mag dieſes
zur Antwort dienen. “Hier fommt e$ darauf dii,
wer den Preis erringet ; mornad) jeder fib beftreben
darf, der für bie Bühne arbeitet. Unſers Gegners
Abſicht war, den Terenz von feiner Beſchaͤftigung
1 abiur
79:
160 mz
abzubringen , und ihm dadurch fein Brod zu rauen;
da dachte denn freilich dieſer, wie er jenem an
ten, nicht, wie ec ibi eins verſehen möchte, Hätte
bet alte Dictsk gt von uns geforochen, nit wiliden
ihm nichts ſchuldig geblieben fepn 5. urb fo muß er
aud jezt benfen, daß man in mit gfeihee Münze
bezahlt habe. Doch ic wid. num aufhören, von dem
anne zu fprechen , ohngeachtet er an feinem Theile
nie aufhört, uns zu reiten, — Hören Cie jeht,
was ich für ein Anliegen an Sie fat. 36 tiefe
Ihnen ein neues Ctüt, das int Grlede han ep
dikazomenos heißt. Terenz — in feiner fateinifthen
Umbildung — nennt e$ Phormio, weil phormnio,
ber Schmatotzer, bie Dauptrolle darin fpielen , umb
gleichfam der Mittelpunct der Handlung fern wird;
darf anders unfer Dichter ihre Gewogenheit fid
verfprehen. Schenken Cie uns alſo Stile und
gütige Aufmerffamfeit , NR defe, vele
damals, als unfte Geſellſchaft vot und lint
nicht auf bem Theater bleiben konnte, Nur der be
ſchicklichkeit unfter Echaufpieler , vorzüglich aber
Ihrer Nachſicht und Billigkeit, hatten wird ju ban
fen, daß mir dahin zuruͤckkehren duͤrften.
t anasid rome Ms
ern vn
7, : «16d
o NY
Krfier
— )o( — 161
Erfter Aufzug.
Erfter Auftritt.
Davus.
Da machte mir geftern mein alter Freund tmb Lands—
mann, Gera, einen Befuch, Er hatte ſchon lánaft von
einem Capitaͤlchen noch eim kleines Neftchen bey mir ftes
ben. Dieß ſollt' ich ihm aufbringen 5^ id) thats; bien,
hab? idbé. Denn wie ib höre, bat fein junger Herr
eine Frau genommen; für die, vermuth' ich, wird dieß
als Geſchenk zufammengefrast. Das neun? id) mir eis
nen verkehrten Branch ! Wer felbft nicht viel bat, muß
fiers dem Reichen mod) dazu geben. Was ber arme
|. €delm von feinem. Deputate fih am Munde abbrach, -
und Hellerweiß mit Mühe zufammenfparte , das reift —
jene num auf einmal aw fib , ohne fid) was davon
träumen zu laffen, init wie fauerm Schweiße e& erwor—
ben ward. Dazu wird der aute (eta ſchon wieder mit
einem Gefchenfe behgefucht werden, wann die Dame
in die Wochen kommt ; und dann wieder mit einem,
wann des Knaben Geburtstag einfällt; iam fie ihn
in bie Bürgerlifte einfchreiben laffen-. . . Alles dad
‚wird die Mutter ſich zu Gemütbe führen ; der Knabe
giebt den Namen zu den Präfenten ber. Aber fieb ba!
Geta.
Zweiter Auftritt.
Geta. Davus.,
Gera, (ins Haus hinein) "Wenn ein gewiſſer Roth—
Fopf nad) mir fragen follte . . .
Tr $3 Davus.
162° dej jo
Davus. Di ift er, laß es qut fet, — 0
Geta. (word) Der Henker! (laut) Sieh bod)!
eben wollt’ id) zu bir, Davus, — Y
Dapus. Hier, Freund! lauter guted Geld, und
richtig gezahlt, fo viel e$ nod) betrug. F
Geta. O du biſt brav! Dauke, danke, daß bu
dir's ſo angelegen ſeyn ließeſt. DP
Davus. Freilich, wie fies heutzutage machen,
So weit ift e$ gefommen ; menn. jemand eine Echuld
abträgt, muß man es ihm grofen Dank wiſſen. Uber
warum fo niedergejchlagen ? "om
Geta. Sd ? Du meift alfo nicht , im welcher
Surdt, im welcher Gefahr wir Leben. |
Davud, Was habt ihr denn? 4
Geta, Du ſollſt e$ hörem, Nur mußt ba ſchwei⸗
gen können, AR
Davud Geb mir, Gef! Du haft mich bey dei:
nem Geld als ehrlichen Mann gefunden, und nimmft Ant -
fand, mir ciu Paar Worte zu vei 1? Was für einen
Profit hätte ich denn dabei, bid) jn hintergehen ?
Geta. Qo» böre denn,
- QDavué. 3d ftebe zu Dienft.
(Seta, Davus, kennſt du den Älteren Bruder utis
ſers Serm, den Chremes, |
Davus, He! warum nidt ? |
Geta, "Xa? auch feinen C obit Phaͤdria?
Davus. So gut, wie dich. ]
Geta, Da field’ den beiden Alten au gleiches Zeit
ein, zu verreifen ; jenem, nad Lemnus, unſerm, nach
Eilie -
3
— 329€. 163
Cilicien, zu einem alten Gaftfreunde, Der hatte ibn
durch Briefe, worin er ibnt, fo zu jagen, goldne Berge
Seir dahin gelodt,
Davus. Sbu, der fd)ow fo über und Ale viel
batte ?
Geta. Ctill davon! ber ift mut einmal fo.
Davus. 5a! id) folte ein grofer Herr feyn!
. (Geta, Die beiden Alten, wie fie abreißten, ließen
en Söhnen fo gleichjam zum Hpfmeifter ba,
Davus. Ab, Geta, ba haft du ein ſchweres
Ehrenamt angetreten,
Geta. Wohl wahr; id) weiß davon zu reden,
^a, ja, mein guter Dimon muß an jenem Gage im
Zorne een mir gewichen ſeyn. Anfangs bielt ich ihnen
das MWiderpart ; alleit . . , Kurz, ich wollte die Treue
gegen den Alten wahren, und büfte darüber beimahe
meine geraden Glieder ein. Da dacht’ ich denn auf ein:
mal: welcher Unfinn, gegen den Stachel zu [ed'en?
Und fo fieng id) an, mich nad) ihnen zu bequemen, ibz
nen in allem zu Willen zu leben,
Davbus. Co muß man's anfangen, um guten
Markt zu machen. ^ |
Geta. Ueber Unfern hatten wir anfangs nicht die
geringſte Klage, Aber da ber Phaͤdria traf fogleich auf
eine junge Harferjpielerin, in die er fib. fierblich wer:
liebte. Das Mädchen war in Dienften bei dein áraften
Filz von Ruppler, unb er konnte ihr nicht das Geringfte
geben; dafür hatten die Väter geforgt. Es blieb ibm
alfo weiter nichts übrig, als feine Augen zu meiden,
' $3 ihr
164 -:)o0( —
ihr nachzugehen , fie in die Mufikjchule , imb wieder
heim, zu führen. Wir, weil wir nichts Beſſers zu thun
hatten , leifteren ihm dabei Gefellfchaft. Dem Haufe
ihres Mufı Imerfteré gegenüber war eine Varbierftube ;
hier warteten wie gewöhnlich, bis fie wieder heim gıeng.
- Einft indem wir da fo fißen, tritt ein junaer Menich
mit nafgeweinten Augen herein, Wir, darüber betrof⸗
fen, fragten ihn, was ihm fehle. „Ach! ſprach er,
niemals duͤnkte mir die Armuth eine (p ſchwere, Par
ende Bürde, als vor wenigen Augenblicken. Eben
femme ich von einem armen Mädchen hier in der Nach—
barjchaft , das über ben Tod feiner Mutter untröftlich
ift. Die Leiche lag ihr gegenüber ; und fein Freund,
fein Bekannter, kein Verwandter, der ihr geholfen hätte,
Anſtalt zum Begräbniß zu machen, bis auf ein einzi⸗
ges altes Mürterchen, Mich jammerte ihrer, Und das
Mädchen it wunderfchön. ^ Kurz, wir waren alle ges
rührt, — Sen QAugenbli nimmt Antipho das Wort:
meynt ibr nidbt, wir geben bin und feben fie? Der
Andres Allerdings, Fommt! Kieber, bring uns su ibr.
Mir gehen, kommen , feben, in fchönes Mädchen;
was man um (o mehr fagen feunte, weil ihre Schönheit
durch nichts erhöht wurde, Ihre Haare zerfireut , der
Ruf unbededt ; fie felbit abgehaͤrut, betbrànt, ſchlecht
getleidet, Sauter Umftände, die, wäre fie nicht fo vers
züglich reitzend gewejen , ihre Reitze hätten berbunfela
mien, Der Andre, von jener Harfenfpielerin fd)on
acfeffelt , fagte weiter nichts, un ı ein gam artiges
Maͤdchen! Untipbo aber . x»
Davus. Ich fam mir'é esten d ber verlisbte
fid) in fie,
eta,
— )o( — 165
Geta. Aber weißt tu aud), bis zu welchem Grade?
Höre nur, wie weit, er's treibt. Des andern Tages geht
er ſchuurſtracks zu der Alten bin, ‚und bittet fie inftàn-
dig, ibm das Maͤdchen zu verſchaffen. Sie aber ſagt:
mit nidten. ‚Da verlange er etwas febr Unrechtes,
Das, aͤdchen fen eines Atbenienfifchen Vuͤrgers Toch—
ter, 9 brav, und von braven Neltern. Wolle er fie
zur Gattin ‚ fo fbnne er nad) ben Gejeben fie haben;
"oid aber ſchlechterdings nicht. Da wußte num der
(d nicht, was er machen follte. Er hätte fie herz—
lich; gern geheuräther, aber ba war ihm bange vor feinem
abwefenden Vater,
Davus. Sollte ihm benu fein Mater , ^ menm er
zurücgefommen wäre, das nicht willfabrt babe ?
Gera. »Den ſollte ihm ein armes , unbefanntes
Mädchen ‚geben?, In feinem Leben nicht...
— Davus Sun; waó fommt denn da am Cube
Write?
o0 eta. Was heraus; Fommt ? Es ift. bier ein aec
wilfer Schmarotzer, Namens Phormiv, ein frecher Kerl,
bet... ..0 hiengit du bod) am Galgen !
; Davus. Was ‚bat denn der getban?
- Geta. Er hat iim folgenden Anfchlag gegeben,
^is. haben ein Gejeß , daß verwaifte Mädchen ihre
| n Anverwandten beuratben, follen;, fo wie diefen
daſſelbe Geſetz es suc Pflicht macht, mit einer folchen
Derfon fib zu, verbinden, Ich alfo will behaupten, du ,
ſeyſt mit ihr verwandt, will mich für einen Freund ihres
Vaters ausgeben, und dich belangen, Wir erfcheinen
vor Gericht; hier will ich, wer ihr Vater geweſen ſey,
i315 0) x 4 " wer
166 — )o( —
wer ihre Mutter, in welchem Grade ber Verwandfthaft
fie mit bir ftebe — das alles will ich baberlügem. Du
wift natuͤrlicherweiſe nichts von meinen Gründen wider⸗
legen, und fo werde ich leicht gewonnen Spiel haben. -
Freilich, kommt dein Vater, dann iſt ein Proceß mir
erſchienen. Aber wie Noth darum? Gemg * wir
das Maͤdchen haben.“
Davus, Ein komiſch frecher Streich H ge
Geta. Dem Burfchen leuchtete ‚das ein; ber
Handel geht vor fid) ; fie erfcheinen; wir — er
nimmt fie,
Davus Mas bu faaft!
Geta. Nichts anders,
Taeus, Armer Geta, was wirds mit bir —
Geta. Das weiß ich nicht, bei meiner Ehre!
Aber das weiß ich ich, es komme, mas wolle, © »ito
€8 mich nicht niederfchlagen. ^
daeus, 9rae! Das heißt ald Mann —
Geta. Meine ganze Hoffnung fet? id) auf mich,
Davus, , Echön !
Geta, Was? follte ich etwa zu einem ——
meine Zuflucht nehmen ? Nun ja, der möchte ohngefähr
fo eine Vorbitte einlegen : Sür diesmal / Zieber , lag
ibn geben; aber kommt wieder nur das Geringfie,
dann fag! ich Fein Wort. Am Ende fett wohl noch gar
hinzu : Warn ich draus bin , fo ſchlag ibn ——
gen tobt !
Doteué, Mun aber der Herr Pädagoge mit re
Harfenipielerin? wie treibt'é denn ber?
Geta,
-)e( -— 161
Geta, Co, fo; piano.
Davus. Er bat wohl wicht viel, was er ihr
geben fann? ? |
Geta, D! gar nichts, aleblofe Vertröftungen,
Davus. Iſt denn fein Vater wieder angelangt?
^ (Geta. Noch nicht.
Davus. Nun, auf wann erwartet ihr denn eu—
ern Alten?
Geta, Für gewiß kann ich's nicht fagen. Aber
wie ich chen höre, ift ein Brief von ihm eingetroffen und
den Zollfchreibern zugeftellt worden. Den will id) holen,
Geta, Haft du mir ned) aufferbem was zu far
gen, Geta ?
Geta, Weiter nichts, alé meine guten MWünfche,
(i$ Haus hinein) He da, Zunge! hört denn niemand ?
Da, nimm das, und gicb'$ ber Dorciu,
Zweiter Aufzug.
Erfter Auftritt,
Antipbo. pbáoria.
Antipho, So weit alfo ift e$ gelommen, Phaͤ⸗
dria, bafi id) nicht ohne Zittern an die Ankunft meines
Vaters denken kann, der es doch fo herzlich gut mit mir
nennt? Ach! wäre ich nicht unbefonnen gewefen , ich
würbe ibm erwarten , wie fich’& gebübret.
Phaͤdria. Wie foll ich das verfichen? -
X5 Anti—⸗
|. X68 — 0 er
Antipho. Du frag? bu, ber Vertrante meiner
verwegenen Handlung ?,D möchte e& doch niemals bem
Phormio in den Sinn gekommen fepn , mir fe was zu
ratben; ach! daß er mich im Gener der Leidenfchaft nicht:
j bem Schritte verleiter hätte , ber die Quelle meines
ganzen Mißgeſchicks iſt! Ich hätte fie fo nicht bekom⸗
men; das würde mich auf ein paar Tage geſchmerzt has
ben; aber dafuͤr würde diefer unabläffige Kummer mich
nicht Ängfligen ... —— ra
Phadria. Hör Einer mur! |. -
Antipho. Während id) voller Erwartung bin, wie
bald der kommen möge, der biejem Umgang mir ent:
reiſſen wird,
Phaͤdria. Andre befinden fid) übel, weil ber 7
Gegenftand ihrer Liebe ihnen fehlt; bn bármft dich, weil
du ihn im Uebermaafe haft» Bei dir, Antipho, herrſcht
die Sättigung der Liebe, Denn wahrlich! fo eim Leben,
wie das Deinige, ift, was man mur Wuͤnſchenswerthes
nennen fang, 3a i bei allen Goͤttern ſchwoͤre ich dir’s,
Tönnte ich den Genuß meiner Liebe fo lange haben, mein
Leben würde ich dern dafür bingeben, Denke bir nun
das Uebrige hinzu, wie ich bei meinem Mängel mid)
befinden muß, und du imr Gegentheile dich bei deinem
Ueberfluffe! Davon nichts zu gedenken , daß. du ohne
ben geringften Anrfwund ein freigebohrnes, mohlerzor
genes: Mädchen betommen baft , daß bn Qbeman- ges.
worden bift, ohne deinen Ruf im minbeften yu. verlegen,
was bu bir immer winfchteft. Kurz, ou baft alles, was
zum vollfommenen Gluͤcke gehört, mur Ciné. gu Bu
die Sunft, e$ mit Zufriedenheit, zu tragen. Du follteft
einmal
= )o( — 169
einmal mit fo einem Kuppler zu thun haben, wie ich,
bann wuͤrdeſt du es empfinden. Doch, fo machen wir's
alle gewöhnlich: Keiner ift mit feinem Loos zufrieden.
Antipbe, Aber gerade du, Phaͤdria ; icheinft
mir jest in einer glüdlichen Lage zu ſeyn. Noch immer
ſteht es in deiner Gewalt, dich zu Einem oder dem An—
dern zu entſchließen; deine Liebe fortzuſetzen, oder ihr
zu entſagen. Mit mir iſt es leider! ſo weit gekommen,
daß ich weder im Stande bin, mich von ihr los zu reißen,
noch ſie fortzuſetzen. Aber was iſt das? Iſt es nicht
Geta, der in vollem Laufe auf uns zukommt? Ja, ja,
er id, — D id) Unglüdlicher, was für Neuigkeiten
wird der mir bringen !
I
Zweiter Auftritt.
Beta, Antipbo, Pbädria.
. Geta. (ohne tie Beiden zu (eben) Du bift verloren,
Geta, wenn du nicht fchleunig eine Auskunft für dich
zu erfinnen weißt; fo viele widrige Zufälle, auf bie du
nicht gefaßt wareſt, ſchweben auf einmal ber deinem
Haupte. Mie id) ihnen ausweichen, wie id) mich Ios»
winden foll son ihnen, das weiß ich Eins fo wenig, als
das Andre. Denn e& ift nicht möglich, daß unfre Ver:
mwegenbeit länger geheim bleibe.
9(ntipbo. Was bat denn der, das ibn fo be:
unrubigt ? i
Geta. Und dann ift es mur eim. Augenblick, ber
mir hierzu vergonnt ift; mein Herr ift angelangt.
Antipbe, Was für ein Unglüd mag das jenn ?
cta.
179 - )o(l —
Geta, Hört er’s, welches Mittel Bleibt mir qe:
gen feinen Zorn übrig ? Red’ id) ? Das wird ibn immer
mehr entflanmen, Schweig' ıch? Das wird ibn vollends
wild machen, — Cell ich mich rein wachen ? das fief,
einen Mohren wachen. Wehe mir Armen? ich bin für
mich in Sorgen, aber noch peinoeller ift die Unruhe, die
mir Antipho macht, Der jammert mid); für den ift
es mir bange; der halt mich bier, Denn wárebiejer nicht
im Spiel, ba wollt’ id) mid) ſchon vorgeſehen, und dem
Alten fein grämliches Mefen vergolten haben, Ich haͤtte
dann etwas éimgepadt , und mich ungefäumt auf die
Süße gemacht,
Antipho. Don was für einer Slud)t und Ent:
wendung fpricht denn der?
Geta. Aber wo find’ ich ben Yntiphe? oder mo
ſuch' id) ibn am befteu auf? ,
Phadria, Er nennt oid?
9 mtipDe. Mir ift, als wenn mir ber febr unanz
genehme Botſchaft zu bringen hätte, "
Phaͤdria. Geh, bift bu Hug? |
Greta. Ich will fort nad) Haufe gehen; ba ift er
mehrentbeils. '
Phädria. Stufen mir ben Menfchen zurück.
Antipbo, Steh, Burſch! d
Geta, Eich doch! ziemlich gebieterifd) , wer ber
Herr auch fen. mag,
Antipho. Gera!
Beta. 9l! er iſt es felber, ben id) fuchte. *
Anti
— )o( — 171
Antipho: Um's Himmels willen , was bringft
du? und fages mit einem Worte, menn du "Mns
Geta. Das will id) tbun.
Autipho. Sprich⸗
Geta. Eben hab’ id) am Hafen ...
Antipho. Meinen , . . ?
Geta. Getroffen.
Antipho. Sch bin verloren,
Phaͤdria. Wie?
Antipho. Was fang’ id) an?
Phaͤdria. (ium Geta) Was fagft du ?
Geta. Daß id) feinen Vater gejehen habe, Shren
Oheim.
Antipho. Denn was fuͤr ein Mittel finde ich Ars
mer, diefen unerwarteten Unfallabzumenden? Ach! bae
nium, kommt e& dahin mit mir, daß man mich von dir
Iosreißet, dann hatdas Leben keinen Reitz mehr für mich,
Geta. Bei fo bewandten Umſtaͤnden, Antipho,
müffen Sie doppelt wachen und forgen. Wer brav wagt,
gewinnt brav.
Antipho. Sd bin niche bei mit,
Geta. Das muͤſſen Cie aber jetzt meht als jemals
ſeyn, denn merft 55r Vater, baf Sie fid) fürchten, fo
muß er Eie ftrafbar glauben.
^ Phädria, Allerdings,
9mtipbo. Ich fann mich wicht anders machen,
als id) bin.
Geta. Was würden Cie denn tbun, wenn Cie
etwas mod) Schwereres ausführen follten 7
Unte
172 — )o( — '
9intipho, Da id das Gegenwärtige nicht ver—
mag, ſo wuͤrde ich zu jenem noch weniger taugen, U
(Geta. Dabei kommt nichts heraus, Phaͤdria;
alfo fort! Was follen wir Zeit und Mühe —
hier verſchwenden? Nein, da geh' ich. er .
$bàbria. Sd aud. ^ — Poe
Antipho. O meine Freunde ! [ iid lin id
eine andre Miene annebme ? Iſt das hinlaͤnglich?
Geta. Poſſen!
Autipho. Seht mir nur recht iw& cid. Nun,
* fo recht?
Gute vet 065 rmt dr gam orem |
Antipho. Nun, aber fo? gie
Geta, Beinahe. 3, sduri
Antipho. Mie aber jet? — pec L
Geta, So recht. Dabei laffex — geben
Sie ibm Wort um Wort ‚bleiben Sie ihm nichts ſchul⸗
dig, damit er nicht purd) feinen Seen von uen
worten Cie eintreibe. 110 jun
9(ntipbo. Schon redit. d n"
Geta. „Sie jenen mir davit, ‚gegen &ihren
Willen, durch das Geſetz, durch die Sentenz des Nichz
ter& dazu gezwungen worden“ verjiehen Sie? Aber ier
dft ver Alte, den ich da unten die Straße herauflommen
(ebe ? :
Antipho. Er iſt es. Da bleibe id) nicht.
"reta. Ha! was machen Sie? wo wollen Sie hin,
Antipho? Bleiben Cie, bleiben Cie, fag’ id. -
^o 9Imtipbe. 3d Fenne mich unb mein HAS
Euch empfehl id) bie banum, u mein Leben. (ab.
ei 995 1
= )of — 173
q5àbria: Was wird es num geben, Geta?
"Sea Ren" "wird's einen Mifcher fesen ;
mich — "eber ich müßte mich febr irren — wird man aufs
hängen unb peitfchen. Aber was wir da eben dem Anti—
Yhoreingepredigt haben, das wird uns nun jelbft obliez
gen, Phadria.
"Ue "9 bübria. Geh mit deinem obliegen. Befiehl
du mir.bod) geradelin, mas id) thun foll.
Geta.* Erinnern Eiefic), wieder Handel angieng,
was ba die Herrn zur künftigen Beichönigung ihres Ver—
gehens anfübrten? „Es ftp eine gerechte Sache, die
wichts auf fid) habe, die leicht zu gewinnen, Die vom
allen Seiten ficher fep, ^ Gehen Cie ,_gerade fo muͤſſen
Sie es nun einleiten, oder, wo moͤglich, noch beſſer und
ſchlauer.
Phaͤdria— Das ſoll plincttidy gefepehen.
Geta. est machen Eie fo zuerjt an ihn. Ich
* bier im Hinterhalte ſtehen, Ihnen zum Succurs,
wenn Sie ermatten follten.
Dritter Auftritt.
— Gera, Pbädria,
Demipboe. ffo bat doch wirklich Antipho eine
Frau genommen, ohne meine Einwilligung zu haben?
bat fid) nicht das Geringfte um mein väterliches 9Rort
— bed) was väterliches Wort? — hat fid) nicht einmal
um meinen Unwillen gefümmert ? fich nicht geſchaͤmt
vor mir? Welche Verwegenheit! Ha! Geta, du (gone
| Nufjeber ! ]
Geta.
174 -(o( — |
Geta, (im Hinterhalt) Endlich einmält ı u
Demipbo Was werden ſie mir nur (agen ? was
für einen Vorwand werden ſie enitringe P: E begreift
es nicht. a
Geta, Ol der iſt ſchon auſaebrucht; Barum by
eui er Sorgen, Ru
Demipho. Wird er mir vielleicht das fagen ? ic
that’s nicht gerit; das Gefe zwang mich. wes ""-
ja, das laf id) gelten. | ) 5.53215
Geta. Recht fo! 1v emt
Demipho. Aber wider Beffer Wiſſen, unb ohne
fid zu regen, dem Gegenpart gewonnen Spiel ern
ben, zwang auch dazu das Geſetz? 2704
Geta. Da liegt ber Knoten, B
Phaͤdria— Ich will ihn loſen; ſey ruhig;
Demipbo. Sd weiß gar nicht, was ich anfanz
gen fell ; denn eher hätte ich nir des Himmels iufall
benmütfet, als mir fo etwas träumen laffen, Wohl
ſollte jeder, wann es ihm am allerbeſten geht, gerade
dann feinen Cinn darauf richten, wie er bei einem wi:
drigen Geſchicke fid) benehmen wolle. - Wer von einer
Reiſe zuruͤck kommt, der benfe nur an weiter nichts, als
on Gefahr und Verinfi; bald einmal ,, fein Sohn werde
einen böjen Streich gefpielt haben bald ,, ef werde
feine Frau nicht mehr am Leben, ober feine Tochter Frau |
finden. Audern gehe es nicht beſſer.“ Wer fo benft,
dem wird fein Unfall unerwartet kommen , und wasser ©
anders findet, als er vermutbet , das kaun er für baa⸗
‚ven Gewinnft rechnen. E o.
Jun er
^ )o( — | 175
c Geta Es ift doch zum Erftaunen, Vhädria, wie
weit ich meinen Herrn überjehe. Alles, was mich Wir
driges treffen Bann , hab’ id) zum voraus berechnet.
Wenn mein Herr gurüdfommt , weiß ich ſchon, wie
miré gebt, Da muß ich 3eitlebené in der Mühle mah—
len, befomme täglich Schläge, geh’ in den Eifen, uif
Feldarbeit thun. Michts von dem Allen wird mir uner—
wartet fommen; und was ich anders finde, als ich ver:
mutbete, das kann id) für baaren Gewiunſt rechnen.
Aber was zögern Sie, fid) an den Chremmann zu mas
chen, und ihm huͤbſch freundlich zu empfangen.
Dem iphor (iubent er ber Phädria blickt) Sieh! ba
lommt ja meines Bruders Sohn auf mich zu,
$bábria. Willkommen, theuerfier Oheim.
Demipbe. Guten Tag. Aber wo ift Autipho?
Phaͤdria. Sbre glüdliche SInfunft .. .
Demipbo, Schon recht, beantworte mir erft
meine Frage.
Phaͤdria. Er iſt wohl; er ift bier; aber fanden
Eie alles, wie es Ihnen recht waı ?
Demipbo. Sd wünjdte e$ wohl,
Phaͤdria. Wie fo?
Demipho. Fragſt du, Phaͤdria? Ihr habt, waͤh⸗
rend ich nicht da war, eine ſchoͤne Heirath geſtiftet.
Phaͤdria. Sel ift es das, woruͤber Sie ungehal⸗
ten anf ihn ſind?
Geta. Sieh mir den treflichen Acteur!
Demipbo. Was? id) ſollte nicht ungehalten auf
ibn feon ? Kaͤm' er mir nur ſelbſt bor Augen, cr ſollte
mir's fühlen, daß (ein fonft (o guter Vater num auf euis
| 9» mmi
116 | -)e( —& A
mal der firengite von allen tra ho: und —n
durch feine € cbulb. "mou oT
Phaͤdria. Uber, befter Plus je il ja
nichts gethan, worüber Cie ungehalten fepn Fönnten.
Demipbe, Sieh bod, wie gut fid) bie zuſam⸗
men verſtehen, wie ſie alle in Ein qe blaſen! denar
man Einen, fennt man Alle, ee
qbábria. Nicht doch, lieber Oheim.
Qemipba. but der Cine was Boͤſes, fo ift ber
Andre fein Vorſprecher; mad diefer Händel, fo vertritt
ihn jener; Einerrlößt den Andern ab. de
(Geta. Der Alte hat, ohne e$ su miffem, das ganze
Benehmen der Burfche nach der Natur gezeichnet
Demipho. Wäre das nicht , rrr us
würdeft du nicht fo bei ihm halten, -
$pbábria. Lieber Oheim, wenn ed ‚am dem |
ift, baf Antipho fid) was zu Echulden bat kommen
laffen, etwa dadurch, daß er anf Vermögen oder guten
Ruf nicht achtere, fo (pred ich Kein Wort, die verdiente
Strafe von ihm abzuwenden. Hat aber vielleicht ein
geübter Chicancur uns armen jungen Leuten Schlingen
gelegt, worin wir hängen blieben; wer hat da kigent⸗
lid) die Schuld, wir? oder die Richter? Man weiß ja,
vete diefe Herrn eó oͤfters machen. Aus Meid nehmen
fie es dem Reichen, und — ue — bem
Armen. "94 3
Geta. Wöft’ ich den Hauhel "iat. id) würde
glauben, der (agte die Wahrheit. = ;, TEE
] um ds? vi
Demis
"- 5.
-)o( — 171
Demipbao. Aber wo in aller Welt ift ber Rich⸗
ter, ber deine Gerecbfanten wiſſen kann, wenn du kein
Wort dich vernehmen aaͤſſeſt, ſo wie Er es gemacht hat?
$bábria. Cr that, mas von einem wohlerzoge—
uen Fünglinge ſich erwarten lief. As er vor Gericht
erjchien, war er nicht im Etamde, jeine Gedanken voit
fi ich EL geben, 3 Angſt unb Blödigkeit machten ibi. ber⸗
ſtu
mmen.
BR 73 M I
Geta. Der fiielt feine Rolle gut. "Aber was zb:
gere ich , mich auf der Etelle an den Alten zu machen?
Willkommen lieber Herr! Ich bin erfreut, daß Sie
gefund mwieder bey uns find.
Demiphbo, Ab! willkemmen du ſchoͤner Pofmeie
fier, du Stuͤtze meiner Familie „ in deffen Hände ich
meinen Sohn gab, ‚als id) abreipte !
Gera. Schon die ganze Zeit über muf id) hören,
baf Cie und insgefamt 9Rermürfe machen, Aber da
thun Sie uns großes Unrecht , und Mir am allermeiften.
Denn, jagen Cie, was hätte ich bey der Sache cigent:
lid) thun follen?. So ein armer Sklave darf ja nach une
fern Geſetzen feinen Proceß führen 5. nicht einmal fein
Zeugniß wird angenommen.
Dewmipho. Das laß' ich alles gelten dud) das
raͤum ich ein: aus Mangel au Erfahrung ließ ber junge
Menich ft) (direden ; nun Ja; und Du but Sklave.
Über wenn fie tauſendmal verwandt mit uns ift, fo war
es feine Nothwendigkeit, fie zu heurathen. Ihr durfter
euch nur an beu flaren Buchftaben des Geſetzes halten,
und ihr die Ausſtattung geben, Dann mochte fie fid)
Ma and
178 — )o(-
einen andern Man ſuchen. Welcher Verfiand, Me
ein armes Maͤdchen zu bewatben! — — 58
Geta. Nicht der Verſtand war e$, * fit
fondern das Geld.
: Demipho. Er hätte e$ irgend ER Be
ſollen. T Lq197 : 7 | m
10712*N I » j^ 2 '
Geta. Itgend woher ? nichts iſt leichter geſagt.
Demipho. Lieber denn auf Zinſen, wenn es an⸗
ders nicht moͤglich war,
Geta. Dh! allerliebft gefprochen, Nur ſchade
daß, ſo lange Sie leben, ſich ſchwerlich jemand dazu
wuͤrde verſtehen wollen.
Demipbo, Hei, nein, ba wird nichts draus; 3
es kann nicht fen. Um keinen Preis in der Welt werde -
ich's zugeben, baf fie nur einen Tag feine Fran bleibe,
Bringt mir doch den Kerl ber, oder zeigt mir, wo er
wohnt. uS ud
Geta. Nicht wahr, Phormio? DE,
Qeripbo, Da ber Anwald des Weiböbildeh,
Geta. Der fell den Augenblic hier fen.
Deripbo. Und wo befindet fid) Antipho rt
Phaͤdria. Drauffen.
Demioho. Geb, Phädria, fud ihm * und
bring ihn hierher. |
Phaͤdria. 2 gehe; (omas Run dem
Haufe.
Geta Cleiſe zum Whädria) Der — nämlich).
Demipho. Ich aber will mid) jeht nach
verfügen, um den "Penaten meine Cbrerbietung zu
—
np IT GE 179
zeigen. Dann will. ich auf’s Forum. gehen, und einen
und ben andern Freund bitten, mir bei der Angelegens
heit als rechtlicher Beiftand zu dienen: damit, wenu
Phormio fommt , er wich in der gehörigen Verfaſſung
finde,
Dritter Marine
Erfier Auftritt.
pbormio, Geta.
Phormio. Alfo er getraute nicht, vor feinem Va—
ter zu erfcheinen, nud lief fort?
Geta. Freilich.
$bormio. Ließ die Phanium im Stidy?
Geta, So ift’s,
Spbormio. Und der Alte ift aufgebrasht?
| Geta. Gewaltig.
— Phormio. Du allein, Phormio, baft bier die
Hauptrolle zu fpielen; bu haft es eingebrodt, du mußt
es auch auseſſen. Cete dich iu Pofitur !
Geta. Sd) bitte bid) . !
ai rmi o. ae hut iiu. iu i 2 — Sollt“ er mich
fragen .
Get: a, Mir verlaffen und auf dich.
Phormio. Eich da! Aber falld er ermiebert...
Geta. Du baft uns verleitet,
Phormio. Qo, denk ich ...
Geta. Een unſer Beyſtand.
Phormio, Her mit dem Alten! mein ganzer plan
ſteht fertig in meinem Kopfe.
Geta. Was willſt du machen?
M3 Phor—
£i
188 = 30 =
Vhormio. Mas hätteft bu gern? — mal
die Phanium bleibe, daß ich den Antiphe aus Ber Affaire
' Mee, und den Zorn des Alten blos auf mich binfente?
Geta, Nun, das heiß’ ich mir einen eutícbfoi
nen Mann und wahren Freund! Nur, lieber Phormio,
beunrubi ER Geranfe z Iv en jener,
Entjchloffenhei en dir am AM b tin t gebun:
den werden, t (x
Phormio, Ah! nicht 9; id bin ein alter
Praktikus, für die Hände ift bereite geforgt. Wie mans
chen ehrlichen Mann glaubft du wohl, baf ich. ſchon bis
aufs Blut geängftigt babe? wie viele Srembe ? und wie
viele Einbeimifche erft ? 5e beifer id) tiefe tannte, defto -
leichter gieng e& "Cage mir, haft du jemals gehört, —
daß man einer Beeinträchtigung wegen mich Ru bat? -
Beta, Wie fommt bad ? van“
Phormio. Wie das femmt ? bem Habic und
pem Geyer, bie bod) Raubvögel fünb , ^ legt man. feine
dinge; wohl aber.anbern,- bie und nichts gu Leide -
tbun, Warum ? diefe da kann mam genieſen, bei je:
nen ift die Miihe, verlpbren, ieh, fo mäffen andre fid)
fürchten, bei denen e$ etwas auszurupfen giebt; von
mir wiſſen fie, daß ich nichts habe, Ja, fagft du, fie
ſtecken dich wohl aar unter ihr Hausgeſiude. Oho! die
bedanken fid) vor fe einem Freſſer ; wb. darin find ſie
meines Daplirbaltené febr. geſcheid, daß fte einen feblech:
ten Crreid) nicht mit ben größten 98obltbaten belohnen
yUbget, coo nisat 190€ ond om m 51 aq
Geta, Er ift nicht. — et Paris di 1
thuft, vir gehörig) zmbergeltem "= Mer.
em Phor:
—)J)o( — 161
—Phoruio 9er, unfer Einer ift nicht un Stande,
ſeinem gnädigen ‚Herrn, ‘was er an ibm thut, geborig
zu vergelten. Bedenke nur „man geht immer frei aus,
man parfumirt fich, man babet fich, unb ift dabei ruhig und
wohlgemuth; inbeffe Ihn Sorgen und Aufwand drü-
den, bat man, was das Herz wünfcht; während Cr eiu
faueres Geficht ſchneidet, fiebt man Uns fcherzen und las
chen; wir trinken zuerft, wir nehmen zuerftunfern Platz
ein; und fehen zu, wie man einen Wahlſchmauß auf:
trägt, " |
Geta. Mas ift das für ein Ding?
Phormio. Ein Schmauß, wobei einem; bie
Wahl mebetbut, Sieh, Geta, wenn man fo recht über:
legt, was für herrliche, was für Eoftbare Dinge das
fm», muß 1 man ba nicht, ben Geber derfelben für einen
leibhaftigen Gott halten?
st Geta. Da kommt ber Alte ; ſieh zu, was du
madıft. Der erfte Angriff ift der hitzigſte, wenn du den
aushaͤltſt, fo kannſt du hernach ſpielen nad) Herzeusluſt.
—* Zweiter Auftritt.
Demipho, Geta, pbormio, xegio,
Cratinus, Crito.
‚Demipde, (su feinen Freunden). Habt ihr wohl in
euerem ganzen Leben gehört, daß jemanden eine gröffere
Schmach, ein gröfferes Unrecht widerfahren ift, al$ mir
gegenwärtig? Euern Beiftand, Freunde!
Gera. (jum Phormio) Er ift böfe,
S bormio. Gum Geta) Gieb auf mid adt; ft! bem
‚will ich ſchon warm machen. (als wenn er bic fibrigen nicht fübe)
A» 9 4 o
182 - )eo( —
- ihr ewigen Götter! umfre Phanium fep nicht feine Baſe,
behauptet Demipbo? Demipho — Mi fen nicht
feine Baſe? tes rell
Gera Nein
Demipho. Daifter, benP ich,” fiber, den i
mepnte ; folgtinir.
Phormio, Er wi(fe nicht — wer ibr Mots
gewefen fen?
Geta, Mein, -
Phormio, Und den Ctilpfo FM babe er nies
mals aefanut?
Geta, Mein.
Phormio, Nun ja, weil ble gute Phannium
nicht geerbt bat von ihren Aeltern, fo kennt man ihren
Vater nicht, fo kuͤmmert man fid) nicht um fie, Was |
bod) ber liebe Geiß nicht tbut!
Geta. Du, ſprich mir nicht ſchlecht von weinem
Herrn, oder dir geht's nicht qut!
Demipho. Melche Frechheit ! ve kommt alfo
ungerufen, mich zu belangen ?
Phormio. Denn über ben jungen Menfchen kann
id) eben nicht ungehalten ſeyn, wenn ber ihn wenig
tannte, Der Mann war (don bejafrt, und weil er we⸗
gen ſeiner Duͤrftigkeit vom Taglohn ſich naͤhren mußte,
lebte er groͤßteutheils anf dem Lande, wo er ein Gt
für meinen Vater zu beftellen batte, Uber das bat mir 4
ber Alte mehrmahls erzählt , daß fein Wetter bier gar
nicht nad) ihm frage, Und weld) ein Mann mar er!
der branfie, ben ich im meinem Leben gejehen habe:
Beta
— )o( — 195
Geta. (life) Alfoein wahres Ghenbilb von dir?
VPhormio. Clefe) Geh zum Henker! (laut) Denn
hätt’ ich ihm dafür nicht gehalten, gewiß, ich würde
wegen des Mädchens, das jener auf eine recht unedle
Weiſe nicht anerkennen will, iu-feine jo arge Fehde
mit eurer Familie mich eingelaffen haben.
Geta. Miederträchtiger! Horft du nod) nicht auf,
meinen abwefenden Herrn zu läftern ?
Phormio. Er verdient es nicht beſſer.
Geta. Wirſt du bald enden, Schurke?
Demipho. Vera!
Geta. Fremden Gnts Erwerber, Rechts mero
derber!
Phormio. (beimlich zum Geta) Gieb ibm Antwort.
Geta. Wer ruft denn da? an!
Demipho. Still!
Geta. Der bat die ganze Zeit über, ba Cie nicht
da waren, laͤſtetlich von Ihnen geſprochen „wie mam es
wohl von ihm kann, aber wahrlich von Ihnen nicht.
Demipbo. Dh! ſchweig bod. —(jum Phormion
Junger Menſch, die erſte Bitte, die ich, mit deiner Ver
guͤnſtlgung, an bid) babe, ift die, daß du mir auf meine
Fragen gefälligft antworteft, Alfo wer war der ehrliche
Dann, den du für deinen Freund ausgiebft ?_Erörtere
mir das, und zugleich , auf was für eine Verwandſchaft
mit mir er Unfpruch machte.
Phormio. Du foricheft gerade fo, als ob du
ihm nie gekanut härteft.
Demipho. Ich ihn gekannt? :
Phormio. Allerdings,
9 s Penis
!
184 | e—ye( e |
^Semipbo. Das laͤugne ich, Du «oa du
es Debaupteft , bringe mir ibi ins Gedaͤchtuiß.
Phormio. Zum Henker ! Tu FoRteR keinen det
ter nicht aefannt haben ? F
Demipho. du quálft a" zu NE eyria,
wie hieß er? '
Phormio. Bie ét fief? NN J
Demipho. Nun fert, was ſchweigſt du?
Phormio. «bti Seite) D weh! der Name iff mir
entfallen, iaviad
Demipho, Wie? was faaft bu?
—. Spbermie. (heimlich zum Geta) Geta , wenn, birá
einfällt, wie wir ibn vorhin nannten, fo flüftre mir’s
à" (er huſtet) Cum Demipho) Nein! das fage id) bir -
nicht. Du willft mich in Verſuchung führen ‚ gerade
als wäre es dir unbekannt. 4
Demipho. Ich dich ju Verſuchung fübren?
Geta. Cleiſe zum Nhormig ) Srilpo. |
Phormio, Ay Ende, was liegt mir dran? Stil:
pho hieß er.
* De mip ho. wie hieß er?
^ bermic. Stilpho, fag! i; kannteſt du ben?
^ Bemipbo. In meinem eben wicht , und nie hatte
* einen Verwandten des Namend, " ©
re Wirklich? Schämft du dic) nicht; fo
was yu fagen ? Ja, weün er eim — von 10 Ta⸗
* hinterlaſſen haͤtte . -
Demipho. Böfewichtt |
Phormio. Dann — Erſte geweſen, der
euere Genealogie von Grossater und Ur ^ ütgtodnater
an auswendig bergejagt pite JE 6
Demi:
-—E
% 185
Demiphor Ganz recht. Wenn id) vorden Rich:
ter gegangen wäre, würde ich mich dariiber erklärt haben,
in was für einen Grade der Rerwandfchaft das Mädchen
mit mir finde, Das thue du mum ebenfalls, Alfo, wie _
ift fie verwandt mit mir ?
Geta. Schoͤn lieber Her! recht fo! cum Torno)
He bu, wahre dich!
Phormio. Sd habe das, mo der Ort dazu war,
eor der Obrigkeit, Har auseinander geſetzt. Und war
es grundlos, warum lief fic) dein TUM * feine Wi⸗
derlegung- ein?
Demipho. Meinen Sohn führft du mir an, def:
fen einfältiges Benehmen unter aller Beſchreibung ift.
b erm ie Du alfa, der du fo weife biſt, verfüge
dich bin jur Dbrigteit , und laß bir nod) einmal über
ben nämlichen Rechtshandel Seſſion halten. Denn du
bift e$ ja doch alleim, der hier den Defpoten macht,
und ‚über einerlei €treitfrage fid) zweimal richterlichen
Beſcheid ausbitten darf, — *
Demipho. Mir ift, das liegtsam Tage, Gewalt
geſchehen. Indeſſen, um mich in feinen Proceß zu tier:
wickeln, und um dein Gejhwäg nicht länger anhören
gu dürfen, will ich mid) lieber , al& wäre. fie wirklich
Baſe von mir, dazu verſtehen, was bie Geſetze beifcbem,
mill fie ausftatten. Alſo jchaff fie mir aus dem Haufe,
bier find 5. Minen, ;
Phormio. Ha, ha, ba! Cin fdnacifder Menſch!
Demipho. Nun was iſt denn? merlaug" ich et:
was unbiliges? Oder wird man mir ſelbſt das bermeis
gern, worauf jeder Bürger Anfpruch. hat?
Bhor:
= )o(—
186 | "bel >.
Phormio, Du meonft alfo , des Geſetzes Wille
fen, baf , wenn jemand. eine ehrliche Bürgerätochter
mißbraucht bat, er gleich einer Buhljchwefter fie dafür
bezahle, und wieder heimſchicke ? oder fell fie nicht viel⸗
mehr deswegen ihrem nächiten Anverwandten gegeben
werden, damit fie nicht aus Armuth in Schimpf und
Schande verfalle ? damit fie in einer ordentlichen. Ehe
lebe? aber freilid) , das willft bu umftoßen? :
Demipheo. Ganz recht, ibrem naͤchſten Anvers
wandten; aber woher find voir das? ‚oder marum? 7
$bormio. Geh doch! weißt du wicht den Ges
meinplaß „wo der Richter einmal geiprochen hat, fell
man nicht Einſpruch thun.“
Demipho. Sd? nicht Einſpruch thun? verlaß
dich drauf, ich ruhe nicht, bis ich’8 durchgefegt habe,
Yhormio, Wie albern!
Qemipbo. af mich nur geben. l
Phormio. Am Ende, Demipbo, bif dw ber
Mann nicht, mit bem wir's zu than haben , fondern
dein Sohn ; oen babeu die Nichter condemmirt, nicht
bid); denn für dich war's wohl zum Heuratheu zu ſpaͤt.
Demipbo. Du muft benfen, daß alles, was ich
bier (pred)e, mein Sohn fpricht, widrigenfalls jag' ich
ihm mit der Frau zum Haufe binaus,
Gera, (lee ;mm Phormio) Er ift aufgebracht.
Phormio, So ſchlimm wirft bu ja nicht ſeyn!
Demipbo, Boſewicht, haft bu c6 denn drauf ans
gelegt, alles zu tbun, was mid) verdrießt ?
Phormio. (bemlió jum Geta) Der fürdhtet "
por ung, fo wenig er ſich's will merfen tajfen.
f "Geta.
"
^ ,
-— )e€C€ — 187
Get. Cni ibonmiío } Mit deinem Anfange vtm
unvergleichlich.
P Dormir. Sch dächte, du ſchickteſt dich in Dinge,
die nicht zu Ändert ſtehen, und lieffeit ung Srennbe fern.
So ein Betragen würde deinem Charakter Ehre machen,
Demipho. Was? um deine Freundſchaft fol’
ich mich bemühen? Wahrlich ! weder jehen ‚noch PE
mag id) bi. —C
- $bormio. Wenn du farmonirft mit ihr, fo kann
fie deine alten Tage bir erheitern; ME. nur eine
Sjabre.
Demipho. Ds fie dich erbeitern ; ihn du fie
für dich.
Sbormio.. Ce» * nicht ſo boͤſe!
Demipho. Hab’ acht, es ift nun genug darüber
geſprochen; fchaffft du nicht bald das Weibsbild mir aus
dem Haufe, fo ſchmeiß' id) fie vor bie Zbüre. Hoͤrſt
bu'$, Phormio?
$bermio. Ruͤhrſt du fie an, umb behandelft fie
anders, als es gegen eine freigeborne Perſon erlaubt
ift, fo werf’ ich bir einen tüchtigen Proceß anden Hals.
Hoͤrſt du's, Demipbo? (jum Gera beütite) Du, wenn ich
nöthig bin, in meinem Quartier . ...
Geta. Schon recht.
Dritter Auftritt.
Demipbo, Gera, Begio, Cratinus, (rito,
Demipbo. Was für Kummer, was für Herze—
leid macht mir nicht mein Sohn durch die farale Heu:
ratb,
T" -)9(-
tatb, in eie er mid) und fid) bineingegogen hatt ‚Wenn |
er denn nur fich fehen ließe vor mir, daß ich doch wuͤßte,.
was er davon ſpricht, und was er willens iſt. Du,
Cum @sta) geb einmal hin, und fieh, ob er heimgefomz
men ift. lt n2 3 ar Erin 4*)
Geta. Ich gebe, N
Demipbo, Ihr feht, Fremde, wie der anbel
ftebt. Alſo, was fell ich machen ? Sprich, Hegio. T
$egio. 34? am Cratinus, daͤchte i, i bie.
Steibe. Hi3594 | $$ Mh: sls à t 7 1
Demipbe. Nun fo (prid), Cratinus. :
,Gratinus. 30? TX ——
Demipbo. Sa. — . aet, as à
Cratinus Cd an meinem Theil wänfhte, du
möchteft bie Maasregeln nehmen, die dir am zutraͤglich⸗
ſten find. Der Geſichtspunct alfo , aus bem ich bie
Sache anfehe, ift folgender, Was bein Cobw ba in
deiner Abweſenheit angefangen hat, muß alles wie—
der caſſirt werden, nach Gruͤnden des Rechts und der
Billigkeit. Und das wird man dir weillfabrem; Go
meyne id. | man sS Id RR
. Qemiphbo. Sprich bu mun, Hegid, — — N
Hegio. 3d meines Orts bin uͤberzeugt, Crati⸗
nus bat ehrlich ſeines Herzens Meynung geſagt. Aber
das Spruͤchwort heißt nicht umſonſt? Wieviel Koͤpfe, fo
piel Sinne; jeder nach feiner beſondern Weiſe. Meines
Dafuͤrhaltens kann eine geſetzmaͤßig vollzogene Hand:
lung nicht wieder ruͤckſtellig gemacht werben ; nichts
fommt dabei heraus, als Schimpf unb Schande.
Demipbo. Nun ift ed an dir, Grite, >:
Crito—
"f >
! -
—)o( — | 189
Grito; Nach meinem Beduͤnken muß bie Cade
vorerſt nod) ad deliberandum genommen werben, Der
Sall ift von Wichtigkeit, -
$egto. Saft bu nod) weiter Befehle an uns?
Demipbo. Ihr habt's gut gemacht, id) bin viel
ungewiſſer, als ichs war.
Geta. (kommt zutuͤck) Er (oll noch nicht heimge—
fommen ſeyn. /
S emipbo. Sd) muß, benfe ih, auf meinen
Bruder warten; was der mir in der Sache ratben wird,
will id) thun. Das 95efte wird alfo feyn, ich gehe einz
mal nach-dem 3.;^n , und befrage mid) nad) feiner
Wiederfunft.
Geta. Ich aber will den Antipho auffuchen,, um
ihm zu melden , was e$ bier gegeben bat. Aber fief!
da fommt er ja eben wie gerufen.
WVierter Auftritt.
os oso, 1, Amtipbo, Gera.
Die Wahrheit zu fagen, Antipho , dein Benehmen
verdient in mehr ald Einer NRüdfiht Tadel. Ev
fortzulaufen , und die Erhaltung deines Lebens andern
zu Aberlaffen? Glaubteft du wohl, andre würden dein
Sintereffe beffer wahren, als du felber ? Snbeffen, menn
mam aud) über ‚alles Uebrige wegſehen wollte, dafür
mwenigftens mufteft du Eorge tragen , daß nicht das
Mädchen , welches du zu dir genommen haft , ftatt der
Verſicherungen, die du ihm gabſt, wohl gar am Ende
med) ungluͤelich würde. Biſt du es doch allein, von
bem die Arme Troſt und Hilfe im ihrer jetzigen Lage vere
ſprechen darf!
Get d.
390 -—-)e€( —.
Geta." Das war e$ eben, lieber Herr, mas wir
die ganze Zeit über, al$ €ie nicht da waren, Ihnen
zur Laſt legten, daß Sie fo fortliefen. "END T.
Antipho, Eben dich fuchte ich.
Geta. Doch ließen wir und darum mit nichten
eintreiben. a a
Untipho. (Cri, Lieber, wie ſteht's um mich
und mein Schickſal? Wittert mein Vater etmaé?
Geta, Für jebt nod) nichts.
Antipho. Darf id) fernerhin hoffen ?
(eta. Das weiß id) nicht. l
Antipho. 9b! A
(Geta, Aber Phadria bat alles Mögliche für €ie
Berban.
Antipbo. Das bin id) gemebnt an ihm,
Geta. Auch Phormio bat bier, wie überall , den
maderen Mann gemacht.
Untipbo, Und was that der ?
Gera. Er wußte fo zu fprechen , daß der Alte,
der anfangs mächtig fid) ereiferte, ganz kirre Pe
mußte.
Autipho. Brav, Phormio!
Geta. Und fo ich dann weiter ) was in. Sine
Kräften franc.
9 ntipbo. D Geta, ihr ſeyd mir insgefan gr
Liebe. €eute.
Geta, So ſteht's mit bem Anfang , wie ich Ih⸗
wen fage; ned iſt alles ruhig, und Ihr Vater will erſt
feines Bruders Ankunft abwarten,
Antipbo. Warum die ?
m
SM u^
e eta.
— yo( m 19I
Geta. Auf beffen Rath, fact! er, folle es ans
kommen, was er für Maasregeln in der Eache zu neba
men babe.
Antipho. Mit welcher Unruhe, Geta, muß id)
alfo ber Ankunft meines Oheims entgegen feben ! denn,
wie du mir da ſagſt, kommt es einzig und allein auf
* Entſcheidung an, ob ich leben oder ſterben foll,
Geta. Da kommt Phaͤdria.
Antipho. Mo denn?
Geta. Eieh nur! er verläßt eben feinen Tum⸗
melplatz.
Fuͤnfter Auftritt,
— pbáeria , Dorio, Antipho, Geta.
Phaͤdria. Co höre doch, Dorio!
Dorio. Ich mag nicht.
Phaͤdria. Nur einen 9tugeublid,
Dorio. Ach! laffen Sie mich,
Phaͤdria. Höre, was ich dir fagen will,
Dorio, Sd bin’s müde, immer und ewig einer:
le zu hören.
Phadria. Aber jet will ich dir etwas fagen, dad
bir gewiß gefallen foll.
Dorio, So reden Cie bei,
$b&bria. Kann ich dich nicht bewegen , baf du
die drei Tage nod) warteft? Nun, two willſt du hin?
Dorio. Wohl hätte mich's wundern follen, wenn
Sie mir etwas Neues gefagt hätten,
Antipbo, Sch fürchte, ber Kuppler macht fo
lange, bis e& etwas für ihn abſetzt.
N +) 0i Beim
192 — Jo( —
Geta, Das beforg’ ih auch.
Phaͤdria. eam bu denn ein voici
Worte ? Sr tft
Dorio. Wie — ON
Phädria. Wenn id) bir'$ aber auf ee m L
fpreche? — Ad
Dorio, offen! EI 3
Phaͤdria. Du felbit follft (agen, diefe Gefülligs
feit fev dir reichlich und mit Wucher bezahlt worden.
Doriv. Gmäfht "
Phaͤdria. Glaube mir, e$ foll dich nicht reuen ;
id) verfichre bir'$ bod) und theuer, T
Doris Gemähr!
Phaͤdriſga. Probire es bod); es find nur ein vaar
Tage. Tr
Dorio, Immer die alte Leier! y
Phadria. - $6 vin tid) als meinen Vater,
Verwandten, Freund, al$ .
- forie. Plaudern Cie tur fort! *
Phädrin. Wie fannft du fo hartherzig , fo ame
exbittlid) (eom, ba weder Mitleid noch bie beſten Worte
etwas über dich vermögen ? 23
Qorie. Mie fónnen Sie jo unverftändig, fo un:
verfchämt (een, Phaͤdria, daß Sie mit Ihren gleifnez
rifchen Worten mid) binhalten, und mein Mädchen ums
fonjt haben wollen ?
Antipho. "Er dauert nich.
Phädria. (leife) Echlimm genug, daßer recht bat. ı
Geta. Wie fid doch Beide in ihrem Mr wh]
yalter zeigen! - NA.
psi
- 9€ 193
Phaͤdria. Mußte mich denn ber Unfall gerade zu
der Zeit troffen „ ba Antipho mit ähnlichen Sorgen zu
fümpfen bat? — +
Sintipho. Was fehlt dir ben eigentlich, Phaͤ—
bria ? T
-Spbábria. Ach! wie bift du fo gluͤcklich, Anti—
Antipho. 30?
Pphaͤdria. | Du Daft ben Gegenftand deiner Liebe
bei bir zu Haufe, und brauchft bid) niemals mit fo eis
nem böfen Menfchen herumzuarbeiten,
Antipho. Sd zu Haufe? Sage vielmehr, Phaͤ—
dria, mir geht's nad) dem Sprichwort : ich balte den
Wolf bei den ©bren ; geben laffen Fann ich ibn nicht,
nno länger fortbalten — das wird's auch nicht tbun.
^ Dorio. Eben fo geht mirs mit dem.
Antipho, Dir ift gewiß Pange, man möchte den
Kuppler in bir verkennen. (gum Phädria) Hat der was
angeftelit ?
Phaͤdria. Der da? Was mur von bem größten
Unmenfchen fid) erwarten ließ; er bat meine Pamphila
verkauft.
Geta. Mas? verkauft?
S(ntipbo. Mahrhaftig ? verfauft ?
$bábria. 5a, verkauft.
d: oris, Abfcheulich! eine Sllavin, die ihn ſein
gutes Geld gekoſtet hatte. ,
Phädria.,,Umd ba mag ich bitten, wie ich will,
er folle gegen jenen fein Wort gurüd nebmen , unb mir
bie drei Tage noch Gebult thun, bis ich das Geld, mas
9 2 meine
1494 — pet —
, meine Sretubé mir verfprochen haben, bekomme; alles
umfonft, Sieh! menn ich dir's alsdenn nicht gebe; dann
felit du nicht Eine Etumde länger warten. 7. wu!
Dorio. Cie ſchwaͤtzen mir den Kopf ned) tell.
Antipho. Dorio, es ift doch nur eine urge rit,
worum er dich bittet; gewähre fie ihn, uud er wd ^d
diefe Gefälligfeit doppelt vergelten.
Dorio. Das find Leere Worfe,
Antipho. Willſt ou denn die Pamphila aus un⸗
“rer Stadt gehen Iaflen ? unb kannſt du es anſehen,
daß ein ſo zaͤrtliches Paar getreunt werden ſoll?
Dot io. Dafuͤr kann ich fo wenig wie Sie.
Geta, Möchte bod) ber Himmel alles über bid) bae
ber ſchicken, ma$ deine Thaten werth fi find ! “
Dorio, Cie wiffen, Phädria, es find num ſchon
etliche Monate, daß Sie mir immer verſprochen, nichts
gegeben, und zur Abwechſelung biswellen was vorge⸗
weint haben. Ich babe das ausgehalten, was fonft bei
mir nicht Citte if. Seat im Gegentbeil hat fid) jemand
gefunden, ber geben will, und mit feinen Thränen mic)
verjchont. Meberlaffen Sie aljo denen den Platz, die
bn beifer auszufüllen wiſſen.
Antipho. Zuden, menn ich mid) recht erinnere,
war dir vorhin ein Tag beſtimmt, auf „welchen du ihn
bezahlen follteit.
Yhädria. Allerdings.
Dorio. Bin ich das in Abrde? N
Antipho. Iſt denn der fon verftricben ? d
Dorid. Nein; aberdiefer da iftihm vorgekommen.
Antipho, Echämft dudichnicht, fo ſchlecht Wort
zu halten ? Dorio.
|
|
t
perve
— )o( — 195
Dorio, Bewahre! wenn e$ was einbringt.
Geta. Du Kothſeele!
Phaͤdria. Sft denn das aud) recht, Dorio?
Dorio. So bin ih; ſteh' ich Ihnen an, ſo laſſen
Sie ſich mit mir ein.
Auntipho. Wie magſt du ihn ſo taͤuſchen?
Dorio. Sagen Sie vielmehr, Antipho, er taͤuſcht
mich. Er wußte, daß dieß meine Grundſaͤtze ſeyen; ich
batte eon ifm ganz andre Begriffe, Kr hat mid) betro—
gen; ich bin nod) immer ber Alte gegen ibn. Aber wie dent
aud) fev , id) will ein Webriges tum. Auf Morgen frübe
hat der Dffieier das Geld verfprochen, bringen Cie mir's
eher, Phädria, fo bleib’ id) meiner Negel getreu: wer
zuerſt kommt, mahlt zuerft, Leben Cie wohl, (ab)
Sechfter Auftritt,
pbáoria, Antipbo, Geta.
Phaͤdria. Mas fang’ ich an? woher nehm' id)
nun auf einmal das Geld, ich Armer, ber weniger als
nichts bat ? hätt” er mir mur die drei Tage zugeftandeı ;
e$ mat mir jà verſprochen.
Antipho. Sollen wir denn ſo zuſehen, Geta, daß
dieſer ungluͤcklich werde, er, der vorhin, wie du ſagteſt, ſo
freundſchaftlich ſich meiner annahm? Sollen wir nicht
vielmehr, jetzt, da es Noth thut, uns beſtreben, ihm
wieder einen Dienſt zu leiſten?
Geta. Ja, ja, das iſt billig.
Antipho. Nun fo mache, du allein d ihn
retten,
Geta, Was foll ich denn ?
Antipho. Geld fchaffen,
9! 3 Geta,
196 — )06 —
Geta. Herzlich gern; aber (agen Cie mir, woher?
Antipho. Mein Vater ift ba.
Geta, Das weiß id); aber was damit?
9(ntipbo. Ah! ein gefcheider Mann verfteht fid)
aufs halbe Wort. :
Geta. Alfo in Ernft ?
Antipho. In Crnft. "
Geta. Bei meiner Ehre, ein ſchoͤner Rath! nein,
damit bleiben Cie mir vom Leibe, Iſt es nicht Ehre ges
nug, wenn ich wegen Ihrer 9Yerbeuratbung mit blauem
Auge davon Fomme ; müffen Sie noch verlangen, daß id)
diefem zu gefallen mich in Gefahr begeben ir aufge⸗
knuͤpft zu erden ?
9fmtipbo. (jun gira.) Mohl wahr,
Phaͤdria. Wie, Geta, ihr betrachtet mich als
einen Fremden?
Geta, Keineswegs.! Aber bünft es Ihnen ein Ge:
ringes, daß der Alte ohnehin ſchon über uns Alle zuͤrnt;
muͤſſen wir ihn noch vollends — daß gar kein
Bitten mehr ftatt finder?
Phäadria: .Co wird fie denn ein Andrer meinen
Augen entrüden, und wer weiß wohin? führen! Wehe
mir! Alſo, Antipho, fo lange e$ ned) möglich ift, fo
lange td) bei euch bin, fprecht mit mir ; febt mid) au,
zu guter ett.
9(ntipb o. Warum? was haft bu ver? rede,
Phäadria Und menn man fie an ber Welt Ende —
binbringen follte, ich folg' ihr, oder fterbe,
Geta, Der Himmel gebe feinen Ceegen taja! !
un: mur gemach! iat
atis
^.
Autipho. Sieh zu, ob du ihm nicht einigerma-
ßen helfen Fannft.
Geta. - Einigermaßen! —— 2
Antipho. Beſter Geta, erſinne etwas, damit er
nit einen Schritt thue , der uns hernach gereuen möchte.
"Geta. Sd fine drauf... Ihm iſt geholfen,
oder id) müßte mich febr irren. Nur fürcht’ ich, c6 geht
zu böfen Haͤuſern.
‚ Antipho. Färchte nichts; wir wollen Gluͤck und
Ungluͤck mit dir theilen.
Ge tà. Wie viel Geld müfjen Cie haben? Sagen
Sie.
Yhadria. Nur einzige dreiſſig Minen.
Geta. Dreiſſig! ber Henker, Phaͤdria, die ijt
theuer.
Phadria. Geh! fie ift woblfeil.
Geta. "Gut, qut, id) will fte fchaffen.
co Phädria, Du liebe Seele! (er ſtreichelt ihm den Storf )
Geta. Weg damit! |
Phaͤdria. -Aber gleich muß ich's haben.
Geta. Nunja. Aber den Phormio brauch! id) zum
Helfershelfer in der Sache,
Pbädria. Geh nur, unb fag! ihm, daß er fic)
zu Haus halte.
Geta, Erift zu Haus. Dem dürfen Cic getroft
jede Lajt auflegen, er wird fietragen. Denn als Freund
dft er der Einzige in feiner Art.
Phaͤdria. Kap und alfo eilends zu ihm gehen.
Antipho. Mönnt ihr mich dabei zu etwas
brauchen?
Geta, Nein, Aber gehn Cie heim, und tröften
7 N 4 | Die
198 - ) rl —
bie arme Phanium. Denn ich wette, "bie MA cH
faft zu Tode, Nun?
Antipho. Nichtsauf der Welt thu' id lieber. (ab)
Phädria. Wie willſt bu'8 aber angreifen?
Geta, Das follen Sie unterwegs hoͤren. Kommen
Sie nur,
Vierter Aufzug,
Erfter Auftritt,
Demipbo, Chremes.
Demipbo. Nun, Ehremes, baft bu benn deine
Tochter mitgebracht „ weswegen du nad) Lemnus gereißt
warft ?
Chremes, Mein.
Demipho, Und marum nicht?
Gbremes. Ihre Murter, als fie fab, baf ib.
bier zu lange verweilte, und daß ihre Tochter nunmehr
die Sabre habe, wo fie meine Saumfeligkeit nicht länger
abwarten könnte, 309, wie man mir fagte, mit ihrer _
ganzen Haushaltung mir bierber nad).
Demipbo, Aber warum bliebft du denn fo lange
dort, als du das achdrt hatreft?
Ehremes, Hm! eine Krankheit hielt mid) surf,
Demipbe, Eine Krankheit? was für eine?
Ehremes, Du fragft?. das Alter an und für fid)
ift Rranfbeit$ genug, Der Cdoiffer aber, ber fie biers
ber brachte, hat mir. verfidbert ,— fie eye gluͤcklich an
gelangt,
Demis
— )o( — 109
-Semipbo. Haftdu gehört, Ghreme£ , veas meis
- gem Sohne, während ich nicht zu Haufe war, begegnet ift?
Ehremes. Diejer Vorfall verriet mir meinen
ganzen Man. Denn gefeßt, ich wollte jemanden, ver
mich nichts angeht, fie antragen, fo muß ich ibm volt:
fiändige Auskunft darüber geben, auf was Art, und
durch men Cie die Meinige ift. Don dir wufte ich,
daß bu'é fo freu mit mir mennteft, alé ich felber. Ein
Fremder, ber zu diefer Heurath Kuft bat, wird reinen
à Mund halten, fo lange wir gute Freunde find. Fänge
er aber einmal an, fich nichts aus mir zu machen, fo
weiß ermehr, als er. willen foll ; und bain , fürcbt" ich,
erfährt e& wohl gar meine Fran. Gejchieht bie , fo
bleibt mir nichts übrig, als bis aufs Hemd mich aus:
zuziehen, und das Haus zu räumen. Denn von meiner
. ganzen Habfeligfeit ijt weiter nichts mein, als ich
feibft. de
tU Demipheo, Ich weiß es wohl, unb eben dad geht
mir im Kopfe herum. Aber genug , id) probire es auf
jede nur möglide Art, und werde weder ruhen noch
raften,, bis ich dir mein Verfprechen erfüllt habe,
Zweiter Auftritt,
Beta.
^in meinem Leben bab? ich femen. fchlauern Kerl
gefehen,, alé den Phormio. Sd) fomme bim , um
ibm zu fagen, daß wir Geld brauchen, unb auf a£ Aıt
fid das befommen liege. Kaum daß icb'$ ihm halb ges
fast batte, fo begriff er’s (bon, Wie ihn das freute!
wie er mid) herausſtrich! wie er fogleich den Alten has
N5 ben
200 — )oe( —
ben wollte! bem Himmel ſey's qebanft , fuhr er dann
fort , daß id) Gelegenheit habe, dem Phädria zu zeigen,
wie id) nicht minder Freund von ibm, al$ oen dem Anz
tippo, bin. Ich babe ihm acjagt , er. wóge auf
bem Marftplage warten; dort wolle ich ben: Alten bins
‚bringen, | Aber fieb ! ba ift. er ja jelber. 98er ift noch
bei ibm? Pos Heufer! der Vater des Phaͤdria ift anges
fonunen. Aber was erjchrecd’ ich denn, id) Ochs? Etwa,
weil ich ftatt des Einen mun Zwei habe,. bie ich hinters
Licht führen fann? Co iſt's ja beffer , denke td), wenn
man doppelte Ausficht hat. d) will’ an dem fuchen, -
womit ich's zuerjt zu thun hatte, Giebt e$ der, nun -
gut ; ift e$ nichts bey dem , dann will ich mid) an ben
Neuangelommenen da machen.
Dritter Auftritt.
x
Antipbo, Geta, Cbremes, Demipbo.
Antivbo, Sch will e& abwarten , wie- bald Geta
zuruͤckkommen wird. | ‚Aber da feb" id) meinen Oheim bei
meinem Vater ſtehen. Ach Himmel ! wie ift mir fo
. bange, wozu der meinen Vater verleiten möge.
Gera. ch will mid) zu ihnen verfügen. Wille
fommen, willfommen Ehremes!
Chremes. Guten Tag, Geta.
Gera. Ich freuermich Ihrer — Ankunft.
Chremes. Das hoff ich. |
Gera. Was Neues?
Chremes, Necht piel, wie et. nad) einer folchen
CAP zu geben. pitat ; bejonders bier bey Gud.
Geta,
—)o0( — 2ct
Geta. Ja wohl. Haben Cie gehört, was dem
Antipho paffirt ift ?
Gbremes. Alles. '
Getü. (zum Semipbo) Haben Sie's ihm gefagt?
Iſt das nicht abjchenlich , Chremes,. fi) (o angeführt
zu fehen?
- Ehremes.. Darüber .gieng ich eben mit meinem
Druder zu Rathe.
- Geta. Bei meiner Treu’ ! auch ich Bin- mit mir
felber darüber zu Rathe gegangen, und fo fam ich, wie
mir deucht, auf ein Mittel, dem Ding abzuhbelfen.
Chremes. Auf was, Geta?
Demiphe. Auf was für ein Mittel?
Geta. (jum Demiphho) Mie ich mid) von Ihnen
trennte, fam mir von ohngefähr Phormio in den Wurf.
Chremes. Mas für ein Phormio ?
Geta. Eben der, welcher das Mädchen. . .
Chremes. Ah! ber.
Beta. Da dacht' ich, den mußt du einmal aus
holen. Flugs nehm’ ich den Burfchen bei Seite, „Phor—
mie, ſprach ich, warum fuchft bu nicht lieber die Sache
fo einzuleiten, daß fie guͤtlich unter Euch beigelegt
werde, al$ daß hr in Unfrieden aus einander fommer ?
Mein Herr benft grosmuͤthig, unb baft das Proceifis
‚ren, Denn wahrlich ! die andern insaefammt , feine
Freunde, riethen ihm einmäthig,, er folle fie vor die
Thür werfen. ^
Antipho. (wrtfüd in der Ede) Was fängt der
an? oder wo will das hinaus ?
! Gert.
202 —-)o( —
Geta. ,, Vielleicht ſagſt du, wenner fie vertreibt,
fo wird die geſetzmaͤſige Strafe nicht ausbleiben? Daflır
ift [don geforgt. Bei meiner Ehre! wenn du mit dem
Manne dich einfàffeft, der wird bir warm machen; der
ift bie Beredſamkeit felbft. Aber gefeht , er (oll verlies
ren ; nun, nun, fo gebt’s ihm immer noch nicht an beu
Kopf, nur an den Beutel, Als ich (ab, taf der Burfch
gefchmeidig zu werden begann, da ſprach ich: wir ſind
jetzt hier allein; ſage, was muß man dir in die Hand
druͤcken, daß mein Herr dieſer Werdrüßlichkeiten loß
werde, daß Phanium unſer Haus raͤume, und du weiter
keine Händel uns macheſt?“
Antipho. Iſt der Kerl verruͤckt?
Geta, „Denn dafuͤr ſteh' ich, laͤſſeſt bu mur eis
nigermaßen dich billig finden, dann wird es — fo ein
berzensauter Mann iff ee — mit ein Paar Morten
unter Euch abgethan ſeyn.“
Demipbo. Wer bat dir dazu den Auftrag ges
geben. ;
Chremes,. af doch! befier fonuten wir ja nicht
zu unjerm Ziele Fonimen,
Antipho. Sch bin verloren!
Chremes. Eprid fort.
Geta. Anfangs war der Kerl nicht geicheid,
Demipbo., Nun, was oerlaugt" er?
Geta, Was er verlangte? Erſchrecklich viel,
Gbremes. Wie viel denn ? fag! am.
Geta. „Wenn man ibm ein attiſches ——
gäbe,”
Chremes, Ale Henter ! : ‚hänie fich der Kerl
nicht ? Geta.
— )9 — 203
Geta. Eben barum gab ich ihm zur Antwort:
„was mepnft bu? wenn er feine einzige Tochter vers
beuratbete ? ^
Demipbo, Auf die Art hilft mir's wenig, daß
ich feine habe. Hier bat fich eine gefunden, bie ausge—
geftenert ſeyn will.
Geta. Um e$ furg zu machen, und Euch mit
feinem Gewäjche nicht lange zu bebelligen , fo waren
endlich das feine legten Worte: „Ich , fprach er, war
gleich anfangs , mie es recht und billig ift, entſchloſſen,
meines Freundes Tochter zur Fran zu nehmen, Denn
ich gedachte dran, baj ein armes Mädchen , wenn e$ an
einen reichen Mann kommt, in cine üble Vage, in die wahre
Eflaverei gerathe, Allein ic) mußte , um jett offenher—
zig mit dir zu reden , eine haben, die mir ein bifichen zu=
Brächte, unt meine Schulden zu tilgen. Mill alſo Des
mipbo mir foviel geben, als id) von der befomme, moz
mit ich serlobt bim, fo zieh” id) jene noch immer jeder
andern vor.
—Antipho. Zbut der Kerl das aus Einfalt, ober
aus Bosheit? miffentlidy oder unüberlegt? ich begreif’s
nicht.
Demipbo. Wenn der nin bis auf die Haut vers
fehulder wäre ?
Geta, „Ich babe, fuhr wv. mein Gütchen
um 10 Minen verpfánbet, *
Demiphoe Gut, gut, er mag fie nehmen ; die
fell er haben.
Gera. „Mein Haͤußchen desgleichen um 10 anc
dere, ^
4$ Tene
204 — )o( —
$emiphbo. Ho, Do! bas iſt zuviel. n.
Gbrémes. Schrei doch nicht (o ; biefe 10 will id)
bergeben. Bi hes is
Geta. „Meiner rau muß ich bed) fo ein Ding
son einer Sklavin kaufen; überdem brauch’ id) bief und
jenes von Hansrath; nicht weniger ein Stuͤck Geld, die
Hochzeit auszurichten. Das zufammen wirft bu yeah
bod) zu 10 Minen anfchlagen. ^ |
Demipho. Nun denn! fo mag er mir lieber tau⸗
ſend Proceſſe an den Hals werfen; oon mir kriegt er
nichts. Will der Clenbe mod) fein Geſpoͤtt mit‘ mir
treiben?
Chremes. Sey ruhig, ich will's bezahlen. dcs
nur, daß dein Cebu, die ibm zugedachte heurathe,
Antipbo,. Wehe mir! Geta, deine Stànfe inm
mid) ums Leben.
Chremes. Meinetwegen muß fie fort; alfo ws
bilia, daß td) den Verluſt trage.
Geta, „Sobald es mbglid) ijt, (nae: na,
gieb mir Nachricht, ob fie die Phaninm mir. geben
wollen ; damit ich weiß, woran ich bin, unb vom ber ans
dern mich losmachen kann. Denn jene find ſtuͤndlich be⸗
reit, mir bie Ausſteger zu zahlen,
Chremes. Zu bs fell. er^$ * er RR !
alfo mur jenem oem Handel —— nnb —
uchmen,
* Demipbo, Möge ihm das f übel befommen, als
möglich ! ss
Ehre
morc m net
J
—-)96 — 205
Chremes. (ium Demirho) Da fommt mir jaeben
das Geld recht „das ich von dem Ertrag ber Güter meis
ner Frau in.Lemnös mitgebracht babe, Davon will ichs
nehmen ; und meiner Frau jagen, du habeſt es zu
brauchen. (Beide ab.)
Vierter Auftritt.
eis Antipho, Geta.
Antipho. (fanmtous feiner Ekke) Geta!
- Geta. Nun!
Autipho. Was haft du gemacht ?
Geta. Den Alten das Geld. aus der Seele ges
neun |
Antipho. Sit das genug ?
Geta. Ich weiß richt, die Wahrheit zu fies
aber foviel hatte inan von mir verlangt.
Antihpo. He, Schlingel heißt das geantwortet
auf meine Srage ? 1
Geta, Nun, was wollen Cie denn?
- Antipho, Was ich will? dir hab’ ich's zu banz
fen, daß ich gerade hingehen und mich aufhängen kann.
O daß bed) alle Götter und Goͤttinnen, alle Mächte
des Olympus unb Drcus, zum warnenden Beifpiel für
&
"e.
- andre bid) von der Erde vertilgten! Sa, ja, wer was
auszurichten hat, ber darf’d nur dem auftragen, went
er aus der Meeresſtille auf eine Sandbanf will gewor—
fen ſeyn. Was fonnte minder frommen, als dieſen kuͤtz⸗
liben SDunct zu berühren, und meiner Frau zu erwäh-
nen? Dadurch hat mein Vater Hoffnung gefriegt, ihrer
7 108 ju werden. Nicht wahr, wenn Phormio mum
„wirklich
206 — (ZA e
wirklich bie Ausftener befommt , (o muß er meine grau
beuratbeu ? Wie wird e$ alébenn geben ? —
Geta. Nein doch, er heurathet ſie nicht. E
Antipho. Schon recht. Aber wenn fie ihr Gela
zuruͤckverlangen, wird er vermurhlich uns zu gefaller
fich lieber einfted'en Iaffen ?
Geta, Es ift nichts. auf ber Welt, Antipho, was
nicht, von emer. falfchen Seite vorgeftellt, ftd) böfe mas
chen ließe: Was qut ift, faffen Sie mea, und erwaͤh—
nen deffen, was ſchlimm ift. Hören Cie nun auch eins
mal, wie ich e$ anſehe. ‚Wenn er das Geld befommt,
muß er fie bearatben, jagen Cie. Ganz recht, Indeffen
wird man ifm doch etwas Zeit laffen, um Anftalt zur
Hochzeit zu machen. Er muß ja crft feine Freunde
einladen; erft ein Opfer bringen. Mittlerweile be: )
Yomunt Phädris von feinen Freunden, was fie ihm vers
ſprochen haben, und. davon wird jener e$ evflatten.
Antipho. Uber was fann ihm zum Vorwande
dienen ?
Gera. Welche Frage? taufenderlei! „Mir find
feit ber Zeit allerhand Abentheuer aufgeftoßen ; ein frem⸗
der, ſchwarzer Hund fam mir ins Hand geloffen; eine
Schlange ift vom Dach in den Hof herunter gefallen ;
eine Henne hat aefrábet ; der Wahrfager bat mir$ vers
boten; der Opfetpriefter wills nicht ‚haben ; ; am Ende,
wie foll" id) dazu kommen, nod) vor Winter eine Vers
Anderung in meinem Haufe zu treffen?” Sehen Cie!
lauter ſchoͤne Präterte, So wird's geben. í
Sg mntipbo. Der Himmel verleih’ e$, —
indito )o( — 207
«Geta. Verlaſſen €ie fich drauf; "bier ift Ihr
E. Mann, Aber da femmt 36r Vater zuruͤck; gehn Cie
e wnb.fagen dem Phaͤdria, PN Gela fev —
not, $iffüh6 wm :
ceo s Sünfter Auftritt
n F Demipho/ vd Ehremes
phipbe giu nir ruhig, ig chen bafür
foraen , vu m f une MH anfüfte. * werde das Geld
t fo gera? ei pr fv Handen g geben, ohne mir Zeus
FUN M, wann ichs ihm zuſtelle und ohne zu
erwaͤhnen, warum ers befenmt, 5
Beta. m ih), "Nie ift er bod) (o vorfidtia, mo
e re gar nicht: Urfache bat !.
Chremes. Sa, ja, fe muß mans‘ bes: ; uno
eile, fo lang er des Sinnes nod) ift; > Denn betreibt
jene andre e6 hitziger, ‚jo möchte ex. uns wohl wieber
aufluͤndi en,
Beta, (vor fij) treffen aufs Haar
Demip F (mm Geta) Bring mid) alſo zu ihm
Vis. L4 T
Geta. an stuaenbrid..
Chremes. Wenn bu damit fertig bift, fo verfüge
bid) zu meiner Sram... Cie foll. bie Dhaniunt , ehe fie
dein Haus verlaͤßt, vorher noch iprecben (oll ihr fagen,
TE berbeuratbeten fü ie an ben Photmio. Und daruͤber
mbge fie ja nicht böfe fen; hem, ber ſchicke fid) weit
beer für fie, meil er fie déenaüer fee. Mir unftee
Seits hätten uns nichts ju fchuld Fommen laſſen; bátten
eine fo ftarfe Ausfteuer gegeben, als er fib ausbedun—
u habe,
J O Demi
208 — )o( —
Demipho. Was, rae liegt am
daran? - ut f
Chremes. Gebr viel, eiii. Es if. vidt
genug, daß man alé ehrlicher Mann handle, man
muß aud) darauf fehen, daß das Publicum e$ glaube.
Geht ed meinen Wünfchen nach , jo muß fie ihre freie
Einwilligung dazu geben, damit fie nicht fagen kann,
man habe fie fortgejagt. A
Demipho. Das alles aber kann id) qud. EXT
Chremes. Ein Frauenzimmer lomint mit einem
andern beffer zurecht.
Demipho. Gut, ich wills ihr ſagen.
Chremes. Jetzt geht mirs im Kopfe perum, wo
ich bie Meinigen finden könne.
Sechfter Auftritt.
Sopbrona, Cbremes.
€opbrond, Mas fang’ ich an? wo find’ ich
Arme einen Freund? oder mit wem foll ich die Cade
überlegen ? bei wem Hilfe fuchen? benn ich fürd)te, ber
Nath, den id) meiner Gebieterin gegeben habe, zieht
ihr eine Mifbandlung zu ; menigftens nad) bem 3orne
zu urtheilen, worin, mie id) höre, ber Vater bes jungen
Mannes über diefe Auftritte geratben ift.
Chremes. Der ift denn die Alte, die fo athem=
[o$ aus meines Bruders Haufe fommt ?
Sophrona. Blos die Armuth verleitete mid) zu
dem Echritte. Eine ſolche Heurath fonnte nicht Beftand
baben, das wußt' ich; aber mir galt e6 barum „<baf
wir einfimeilen unfer Leben durchbrächten, efi
Ehre
— )o( — 209
Chremes, Wahrlich! memi das Fein Selbft:
betrug ift, oder. meine Augen nicht verkehrt febeu, jo
erblic" id) meiner Tochter Saugamme,.
Sophrona. Und ihr Vater...
Chremes. Mas mad’ ich?
» peres a. Iſt nirgends anfzutreiben.
Chremes. Red’ ich fie an? oder tart? ich, bis
ich —** vernehme, was fie ſpricht?
Sophrona. Könnt’ id) oen jetzt finden, fo. wär’
ich EN aller Sorge.
Chremes. Ja, ja, ſie iſt's; ich will fie ans
‘ reden.
€opbrona. Wer fprid)t hier ?
Gbremes&, ESophrona! —
Sophrona. Und nennt meinen Namen?
Chremes. Sieh ber nad) mir.
Copbrona. Gerechter Himmel ! ift das Stil:
pho?
Chremes. Nein.
Sophrona. Nein, ſagen Sie?
Chremes. Sophrona, geh doch von der Thuͤr
dort ein wenig hier heruͤber. So mußt du mich nicht
mehr nennen.
Qopbrona. Warum? find Sie denn nicht der,
wofür Sie fid) allezeit ausgaben ?
Chremes. St!
Sophrona. Warum iſt Ihnen denn vor der
Thuͤr ſo angſt? |
Gbremeé, Ich babe ein bbfes Thier von einem
Weibe da drinnen figen. Jenen faljchen 9tamen gab. ich
D 2 mir
—
216 Beto
mit Petwitgen : damt nicht etra ihr unbedachtfamer
Weiſe ihn adéplaubertet, tb fo denn weiter —
auf eine oder die — Art dahinter kͤme. — 0323
Sophrona. Go 0 freilich konuten i Arne eie. |
niemals hier ausfindig, machen.
--— Chremes. He, fage mir bed), ; dno haft F in
dem Haufe zu ſchaffen, woraus bu kommſt ? wo (iub die
Meinigen?
Sophrona. Ich Ungtädliche! ^6
Gbremes, Nun, was it? leben fie v *i
Sophrona Die Tochter, ja; abet bie Mutter
ift leider! vor dum: geftorben. amu
C bremes. ' Bas thut mir fein! $97
Sophrona. Ich aber — ein MEL ar:
nes, unbekanntes Weib — babe, fo gut ic) Tenute, baé
Mädchen au ben Süugling verbeuratiet , bem diefes
Haus gehdret,
Chremes, Anden Antipho 2.
Copbrona, Sa, an eben den. ”
‚Chremes. „Wie? hat denn der zwei Weiber ? ?
Eophrona,, 5 gebn Sie! , er bat, ‚nur die Eins
i
^5 fn
zige.
Ehreme s. Und wer ijt denn die Andre, bie man
für feine Baſe ausgiebr? jJ? oma .
Qopbrona. Das if fie ebeni s 5 o os ow
Chremes. Was fagftbu? ^^ arms.)
Copbrona. So hatten wirs ivit. einander vers
abrebet, Er hatte fid) einmal in fie verliebt , ne
tonnte ihm nichts gubrinden. ^ 9o war es mur Auf.diefe
Art möglich, daß fie feine Frau wurde coo oos
: er Ehre
1
,
-)9(-— ^ 211
Chremes. Gerechter Soimmel!- wie oft bewirkt
ein; blindes Ohngefuͤhr, mas man fib kaum zu wün-
fen getraute! Da finb? id) bei meiner Ruͤckkehr meine
Tochter in ben Armen eines Liebhabers, unb zwar gerade
deſſen, bem id) fie zugedacht batte, , Woran mir Beide
mit der größten Sorgfalt, arbeiteten, das bat diefe ba
anj allein zu. Stande gebracht, ‚ohne daß wir das Ge—
ringfte dazu beitrugen.
Sophrona. Seht überlegen. Sie, was zu than
ſey. Der Vater des jungen Mannes ift heimgekommen,
unb der foll gewaltig darüber aufgebracht feyn.
e Ehremes, Es fat nichts zu fagen. Aber bei
allem," was bir heilig ift! laf ja niemand erfahren, taf
fie meine Tochter iſt. *
Qopfrona. Von mir fell e$ niemand erfahren.
Ya € bremes; Geh mit mir; drinnen er du das
Weitere hören. In. m
Fünfter ——
MER EU Auftritt.
* ' Demipbo, Gta.
— "wir felber find ſchuld daran, daß
ſchlechte Menſchen eb gut ftehen; weil es uns gar zu
hh orum E dei Namen von guten, bilfigdenfenden
'euten A" hab en. "Bas Spruͤchwort ſagt: wenn Einer
binter dir ber | ift ! "fo. laufe ia nicht vot deiner Baus⸗
tbár vorbei. gear es nicht aeg, af und der einen
böfen Streich fpielte? mußte man ihm med) Geld oben:
brein geben, "damit er zu leben habe, ‚die er eine neue
| BER: :
"mt D3 a | Geta.
212 — yo(l —
Geta. Sehr richtig!
Demipho. Heutzutage Befindet fid niemanb e:
(er, al& bie ans ſchwarz meis machen.
Geta. Wohl wahr!
Semipbe. Wie haben wir und ini: fo einfaltig
gegen den Menſchen benommen !
Geta, Wenn wir nur auf die Art feiner los mers
ben fónnen, daß er fie heurathet. |
Demipbo, Sft das nod) einem Zweifel unters
mworfen ? |
Beta. Bei Gott! wie das ein Kerl ift, fteb" ich
für nichts. Der kann leicht andres Siunes werden.
Demipho. Mas? andres Einnes werden ?
Geta. Ich weiß von nichts; ich meyne nur fo.
. SDemipbo. Mein Bruder bat Recht; ich will
feine Frau holen , bie mag dem Meibsbilde zureden.
Geh du hinein, Geta, und melde fie,
Smeiter Auftritt,
Geta.
Das Geld für ben Phaͤdria ift —— von
San? und Schelten iſts ganz ſtille; es ift geſorgt dafür,
daß ſie vor der Hand nicht aus unſerm Hauſe geht.
Was nun weiter ? was kommt heraus? du ſteckſt nod)
in der alten Patſche, Geta; bu bezahlſt mit geborgtem
Gelbe, Das Ungemitten, das über bir ſchwebte, bat
fid) nur einftweilen verzogen; aber wahre dich ja, ſonſt
wird bie Prügelfuppe nur befto fráftiger, Jezt will ich
nad) Haus geben, und die Phanium bedeuten, damit fie
fi nicht bange feyn [àft vor bem Phormio, ober. dem
erede der T
G Frau —
-—-)o( — 213
Dritter Auftritt.
Demipbo , Nauſiſtrata.
QDemipbo. Nunalfo, Nanfiftrata, verfagen Cie
uns auch bieBmal Sjbre Vermittelung nicht. Suchen
Sie das Mädchen zu ftimmen , daß es aus freier Cnt-
fhliefung thue, was wir wünfchen, und in n Freundſchaft
ſich von uns trenne.
Nauſiſtrata. Das will ich thun.
Demipho. Verwenden Cie fid) jeßt eben (o freund:
fchaftlih für mid), wie Sie ben Augenblick auf eine
reelle Art mich unterftäßt haben.
Nau ſiſtrat a. Das gefchah recht gern; 3.8 -
bie Wahrheit zu fagen — ich finde mid) zu weit meh—
rerem verpflichtet, aber mein Mann bindet mir die Hände,
Demipho. Wie jo?
Staufiftrata. Weiler das, was meinem Vater
fo fauer geworden ift, fhlecht in Obadht nimmt. Der
309 in einem Ctüd von biefen Gütern jährlich zwei Tas
lente. Ach, wie ift bod) ein Mann vor dem andern!
Demipho. Sd) bitte Eie, zwei Talente?
Naufiftrata. Ga, zwei; umb nod) dazu waren
damals die Früchte weit geringer im 9Bertbe.
Demipbo. Zaufenb!
" Staufifirata, Was halten Cie davon ?
Demipho. Wahrhaftig!
Naufiftrata. 9d) daß ich fein Mann bin ; ich
wollte zeigen , .
Demipbo. Dafür bin id) gut.
9taufiftrata, Auf maé Art
D4A4 Demi
214 ; -)Jo( —
Semipoo. Schonen Stefich — efte, damit Sie
jener gewachjen bleiben; fenft möchte das junge >.
müde machen.
nytmef? emu d
Nauſiſtrata. Wie Sie etes tn a ‚da
Fomamt j ja mein. Mann aus Ihrem Haufe, — s ge
Cerere Auftritt. rat
Demipbo, Yíaufifivata, Chremes.
Ehremes ‚Nut, Demipho, ift das Geld fchon
in feinen Hauden? 7 oTt ‚chim 2 er
Demipho. 3d habs auf der ‚Stelle beſorgt.
Chremes, Das thut, mir * Wi aene
Frau! Beinahe haͤtte ich quoil. 9 nn
Demi ph e... „Warum leid, op iid Trew
Gbremes. Laf e$ au don. i
Demi pb e. Aber du, haͤſt du mit der Seren ge:
(precben, wegen welcher beine Frau Bier ift? e
Chrened, Es ift m 9tiditigkeit P» 19
genitis. Nun, unb war jagt fie? ^ 05
Gbrediies, Cielhft: ——
Demipho. Warum denn nicht? "
Chremes, Weil Eins das Andre lieb bat.
Demipbo,. Mas Künunert,dag ung ?
Chremes, ehr viel. udem bab" id) in Erfah⸗
rung gebracht, paf fie eine B penu ung qo.
QDemipbo, Eine Baſe! bi t dur verrät ?
Chremes Nicht 'andert ; ich weiß. wohl,
ich (prece y; befinfie dich elits nic: mir,’
Demipho. Bill du geicheid? ,
9Qtauftftrate eim prime mur tive "wi
site ju leid gerhanı 0 9 o 0
bo Xu.
|
14 "
- )o( — 215
Demipho. Cie ift eó-nid. o mius
.— Ehremes. Still davon Der wahre Name ihres
Vaters ifeinidih anptgebenımpiteng das eiu dich irre
geführt, i rar, Karma
NR centi agam d
Chweme 5... Djga. v.
E bp bo. Warum nannte. fe ih * faiſche
Chremes. Cheimlich zum Demipho) - Wirft du denn
heute bic) gar nicht finden , gar nichts merken,?, ^.
U Demipbe. Menu du nichts Weiter‘ ſagſt ER
Chremes. Horft du nicht auf? | 3
Nan ſiſt ratae Sd begreife nicht, was das ſeyn
* Demipho Ich fuͤr wien the weiß & nicht. |
Ehremes, Willſt du's wiſſen Beim Fupit iter
und bei meinen ehe! t fein Men jA bi Set, als
dub 7o s i163
Demipho, „D ibr eigen Götter! 1 "idi
wir wollen alle miteinander, zu ihr gehen, 3d wil das
recht wiſſen, oder, " nicht. d m 2109
Chremes. -
- QDemipbo, ‚Res ift da? 83
Chremes, Sind! id) denn” fo foenig Glauben
bei dir ? ine
Demipho. Werlangſt du „daß rich dir fo glauben,
verlangft tu, taf (id) weiter gar nicht vachforſchen fol?
Nun gut, "Aber fage , ntit der Tochter tmferá Freums
ee O8 10M
des — was fell e8 mit ber gtbeu I u oo nun onn
Ehremes. ya, ja. ^ m Cen Anal mon
"Demiphe, - Die laf wir aljo gehen?
Cbremeó, Barum nicht Br 055 !
aa‘ D5 Demis
216 — 364 _
Deuipho. Und jene bleibt ?. 20.
EChremes. Allerdings.
Demipbo. Sie brauchen fich ‚alfo weiter nich
zu bemühen, Naufiftrata.
9tauftftrata. Die Wahrheit zu fagen, ich lenbe,
für euch alle ifts beffer, daß fie bleibe, al8 wie ihr e$
vorhin anfiengt. Das Mädchen — id) habs gefehen —
dünfte mir fehr brav. (ab)
Demipho. Nun, wie iſt's denn damit ?
Chremes. Hat fie bie Thhre fhon zugemacht?
Demipho. Sa. |
Chremes. O Syupiter! bie Götter find uns hold.
Meine Tochter, wie ich eben entbedt babe , ift deines
Sohnes Gattin?
Demipbo: He! wie ift das möglich ?
Chremes. Du follft e& hören. Aber hier ijt
ed mir ein wenig uuficher.
Demipbo. Nun fo geh mit hinein.
Chremes. Mber hörft du! ſelbſt unfre €55nr,
wuͤnſcht' ich, follen nichts davon erfahren.
Bünfter Auftritt.
Antipbo.
Maglesd mit meiner Sache fteben, wie e$ will, fo
freut michs doch, baf mein Vetter hat, mas et begehrt.
Wie gut ift ed doch, nur. folche Wünfche zu nähren, die,
wenn aud) etwas in ben Meg tritt, fid) leicht befriebi,
gen laffen. &obald ber nur dad Geld aufgebracht‘
hatte, mar er feiner Sorgen los, Uber wie. iftd mbgs
m daß ich aus meinem Kabyrinthe mid) herausfinde?
Bleibt
—)e( - 2
Bleibt ba& Geheimniß verfchwiegen, fe bin ich in Aeng—
fien; Tommts an den Tag , fo trifft mich Hohn und |
Spott, Celbft nad) Haus zu gehen, würde ich jeßt
Anftand nehmen, hatte man mir nicht Hofnung gemacht,
daf ich? meine Phanium behalten Ebunte. Aber wo find’
id) den Geta, daß id) ihn frage , welchen Zeitpunct
id im Acht nehmen (oll, vor meinem Vater zu erfcheis
nen?
Sechfier Auftritt.
: Pbormio, Antipbo.
Phormio. Sd babe das Geld empfangen, habe
bem Kuppler zugeftellt , nud das Mädchen mitgenotme
men. Phädria kann fie nunmehr — dafür hab’ ich ges
forgt — als fein Eigentum behandeln; denn fie ift
freigelaffen, Sekt ift nur ein Punet fibrig , den ich
mod) zu berichtigen habe — daß mir die Alten Ruhe
laffen , zur geben, Denn ich möchte die Paar Tage gern
für mich haben.
Antipbo. Sich ba, Phormiv. Was fagft bu?
Phormio, Wie?
Antipho, Was wird jest Phadria machen? Wie
fagt erdenn, baf er mit der Sättigung der Liebe zus
recht kommen molle ?
Phormio. Der wird mun anfangen, deine Rolle
zu ſpielen.
Antipho. Mas für eine? L
$bormco. einem Water fortzulaufen. Du
aber — läßt er bitten — möchteft nun auch die Seinige
übernehmen, und feinen Borfprecher machen. /— Denn er
ift willens, ſichs bei mir wohl fepn zu laffen, Und id)
werde
218 | —-)o9( —
werde ben: Alten weiß machen , id). gebe. auf den Markt
nad) Sunium, die Sklavin zu laufen ‚> monon ihnen
Geta vorhin geſagt hat. Die möchten. fonft „> wena. fie
mich bier. nidit. fehen „ fid) einbilden , id) werthue ihr
Gelb. Aber eben will deine Thuͤre fid) difuen .
5. 9Iutipfo. -Cijef su, wer herausfommt | ©
"Spirae" Cap ena cono otn
- re
Giebenter Auftritt,
Gay Antipbo Pbormio.
Getam &didjal! o günftiges Geſchich! wie haſt
bu bod) auf. einmal, dieſen Zag mit fo vielen thenern Ges
fdeuten für meinen Herrn ‚den Antipho, belaſtet!
$i Ani hin Was will der? 5 os Alm — ton
6 "6betas Und ung , feine Freunde, ber Furcht entlar
fiet Aber was fütm' ich ? Warum werf ich nicht meis
nen Mantel auf die Schulrer, damit idy recht‘ gefchwind
den Burfchen auffuchen und ibm M region. id
frge(Aeh dim „iur. usc da.
Antipho. Verftehft bu, was ber. foricht 2 7 T
| 9er on Verſtehſt bue? o ul
"6 Pt "elit Wort. ti —
ng Ad Bene
Geta. will zum Kuppler laufen ; Boch finh
— £54) 10] 8039^ dad ive
35 9 wt poor: ola, Getalbas IT Y A
ec Geta. Was folle? Qobelbimtan — —
einem jemand Das ifc man. fdyow gewont. o J
6 CSln tipo) u ion tor id o0) , "zZ fi
94» ^ eta,
— )o( = 219
Get a. Der ſchreit immer fort; d) mette , es ift
ein Policeiknecht, Ber iir ruft. Aber — beim Him⸗
inel! — plage er fid) nod) fo länge, er gewinnt bod)
RBB run. n; dum Ya
"€ wtipbo. Wirſt bü wohl ftepen? ^^ 70 o
era HoP bid der Gen Mm nn mil.
Autipho. Ja wder wird dich holen, Erde wenn
du ni —
2B
i
5 ees od bod) idi ein guter Yu
jt ls E lägen, * Aber rs ‚wohl gr de
bunt den d füche ? 3a, ja, er iſts. J *
Mod" Gefibivine. zu ihm bin, ^ T: 3n
Antipho. Mas Neues? 2 515
Seta. D. Eie raliter von allen Neufchen,
die, der Erdball trägt, denn ohne Widerrede, Antipho,
wie Cie der Götter Biebling find, fenw ich feinen mehr,
Antipho.“ Das foll mir Tieb feyn ;. aber ich möchte
tod) aud) gern wiſſen marum? 200.50
Geta, Eind Cie sufrieben , . Be Strdine von
Freuden über Cie ansgieße?
Antiphor Du marterft mich gu dite
Phormio. Geh zum Henker mit deinen Verſpre⸗
chungen, unb WM was haft du? >43
Geta. Ab! du auch hier, Phormio?
1159 botmic. Wie du ſiehſt; aber wirſt du bald?
Geta. Co hören Cie denn 5$ bm! (um Phormio)
Als wir, vorhin ouf den Marfte div das, Geld gegeben
‚hatten, giengen wir geradeswegs nad) Haus, Mittler
weile ſchickt unfer Here, mich zu Ihrer Gattin,
EN Und warum ? |
Gera,
220 -)o9( —
Geta. Sd ütibergebe bae, Antipho ; denn e& gebbrt
nicht zur Hauptſache. Wie ich im Begriff bin, ins
Gynaͤceum zu geben, lauft der Fleine Mida von hinten
anf mich zu, zupft mich beim Mantel; zieht mid) zur
rüd. Ich ſehe mid) um, frage, warum er mid) anbalte,
„Niemand, antwortet er, darf jest zur jungen Frau.
Den Augenblid bat Sophrona den Bruder unferé Als
ten, den Chremes, Dineingefübrt ; unb ber ift nod)
drinnen bei ihnen.“ ALS ich das hörte, fchlich id) ganz
leife auf den Zehen mich zur Thür bin; tet dicht ba.
vor; blieb (teen; hielt den Athem ; redite das Ohr "5
Jetzt merft" ich auf, unb hafchte jo nad) jedem Worte.
Cer druͤckt dich alles durch ein lebhaftes Gebebrbenipiel aus.)
Autipho. rao, Geta!
Geta. Hier hört’ id) etwas zum Entzuͤcken;
kaum konnt’ id) mich halten, daß ich nicht einen lauten
Sreudenfchrei that.
Antipho. Was mar denn das ?
Geta. Mas meynen Sie wohl?
Untipbo. Ich weiß nit. — .
Geta. Oh! etwas ganz aufferordentliches, Ihr
Oheim, bat fid) gefunden, ift Vater von Ihrer Frau,
ber Phanium.
Antipho. Was fagft bu?
Geta, Er batte vor Jahren zu Lemnos einen
heimlichen Umgang mit ihrer Mutter.
.. Phormid. Poſſen! die follte ihren Mater nicht
gefannt haben ?
Geta, Glaubemir, Phormio, dahinter muß fonft
was ſtecken. Aber mennft du denn, baff ich auffen vor
ber Zbüre alles habe verftehen können, mas fie drinhen
mit einander vorbatten ?
al nti:
— )o( — 221
"S9 mtipbo. Sa, ja , bei meiner Gbre! id) babe
aud) jo etwas gehört. — TI^
Geta. Undich Fann noch mebrere$ anfüfren, Eie
zu beſtaͤrken. "Eine Meile bernad) kommt Ihr Oheim
jum Haufe heraus; gleich drauf geht er mit Ihrem Va—
ter wieder hinein ; beide fprechen, Eie hätten bie Grlaubz
nis, fie zu behalten; endlich haben fie mid) nod) abge-
(didt, Sie aufzufuchen und bingubringen.
Antiphbo. Ha! fo fchleppe mid) denn fort; was
abgerft bu? ——— T
s Geta, Recht gern. |
Antipho. Befter Phormio, lebe wohl,
Phormio. Lebe wohl, Antipho.
Achter Auftritt.
pbormio.
Das geht ja treflid), bei meinem Leben! Nu,
mum , es freut mid), daß das Schikſal der Leute fo un-
erwartet eine herrliche Wendurfg genommen hat. Aber
jest find’ id) bie jchönfte Gelegenheit, die Alten zu prel-
len, und dem Phädria die Eorge um das Geld zu er:
(paren. Nein, nein, der (oll mir nun feinem feiner Ga-
meraden gute Worte brum geben. Denn — das weiß
id) — die mürben gerade fo fauere Gefichter dazu ge:
macht haben, mie vorhin bie Alten, als fie berauérüd'en
‚mußten mit bem Gelde, Jezt brauch’ ich mir auch ben
Kopf nicht zu zerbrechen, wie ich's wieder abzahlen foll;
damit hat ſichs von felbft gegeben. Aber eine andre Por
fitur und andre Mienen muß ich vor allen Dingen mir
zulegen. Ich benfe, id) ftelle mich einfimeilen in das
euge Gaͤßchen bier, und präfentire mid) ihnen von ba,
wenn
222 3 Jo( —
wenn fée das bem Hauferfommen. Deun mit bec Reife
auf ben Markt e — nichts mehr Ani. d: pu
— ^14 8)
5 m ^ tpemipbb pbormio, Cbtemesi 5 mus
Nn⸗ —* ^a, Ja meii Bruder tauſendmal
muß ichs den Gbttern danken) daß dieſer Handel, fid)
fo gluͤcklich für uns geendigt bat. Aber je zt ini
je Eher je. lieber ben Phormio auffurbem, uir e becor
er fie durchbringt — unfre 3o Minen ibm abzunchmen.
Phormio. Wi will einmal Mem, eb! Denipho
zu Haufe E, iti bos gu ſagen ^oeim
Dem iphor Und wir esiti be zu dir, Mhor⸗
mio,
Liv im Zus
Demiipn qa alérbimdélon sig v2
Us Sppetimie. Dacht' idié Pedo, Omer was wollten
Cit bei- iie ? fonderbar ! war Ihnen bonge; ich mibchte,
was ich einmal verfprochen batte, mcht haften? nem,
meine Hertn‘, bintarm,) wie id bin — das wenig:
fiens wird mir niemand nachfagen Ebmten 98a id) mein
Wort gegen jemand gebrochen hattera U viug maunmm
Ehremes. Nicht wahr, ein feines mann?
Dem ipho. Ganz gewiß. 1a siot mn vba
u
,
$bormio. Und eben besmegen bin id) jest x
Demipbo,cum Ihnen jit ſagen, bap ich mich fertig baltes
geben Sie mir alje die Fran, wenn's Ihnen gefällig ift.
Denst weil ich fab, bag Ihnen ſoviel dran gelegen war, -
babe ich, wie ba& meine Echuldigkeit if, alle anbre
ſchaͤfte befeitiget, — m
(Penis
—
— Neunter Auftritt nohà2si. "c
Phormi Ü. d retilurptd ru Forjelben Ungeler \
"
-)e( - 223
+ SBemipho, Sd muß bir nur fagen, daß biefer hier
mich wieder auf andre Gedanken gebracht hat. „Bedenke
bod), fprad) ers mas wird das Publicum dazu fagen?
vorhin, mie du mir Ehren fie ihm geben fonnteft, ba
geſchah e& nicht z unb. nun fell fie als eine, Abgeſchiedene
verftoffen werden ?: davon wirft du wenig Ehre haben,“
Kurz ,,.€8 waren ohmgefähr biefelben Gründe, bie bu
mir vorhin fo ftandhaft zu Gemuͤthe fübrteft. n
Phormio, Meine Herrn, Cie treiben Ihre Kurze
weile mit mir jehr weit,
Demipho. Wie das? I
$hormio. Cte mögen nod) fragen? weil ich nun
auch jene Andre nicht mehr bekommen fann. Denn
wie fellt" ich e& wagen , einer Perfon unter die ES
gu freten, bie id) verſchmaͤht babe?
Chremes. (zum Demipbo) Sag’ ,, áberbief ia)
ich, daß Antipho fich mugern von ihr treniten wird, ”
— Demipho, Ueberdieß (eb? id, mein Cohn wird
böchft ungern von der Perfon fid) trennen, Komm alfo
mit, lieber Phormio, aufs Forum, ünb lag mir dad
bewufte Geld wieder zufchreiben,
yb ermio. Sa, went id) ineine Gläubiger nicht
ſchon ſtuͤckweiſe darauf angemwiejen hätte!
Demipbo. - Was foll aber daraus werden ?
Phormio. Beben Sie mir bie Statt, bie Cie an
mid) verfprochen haben, fo nehm' id) fle; wollen Sie
aber, Demipbo, baf fie In Ihrem Haufe bleibe, fo muß
die 9luéfteuer mir bleiben. Denn das ift. mir nicht us
àumutben , daß id) Ihretwegen zu kurz kommen fell.
Hab’ id) doch — blos Ihnen zu bs tu. jener Uns
3303 . P " bern
224 —-5e( —
bern, bie mir eben fobiel zubrachte , iie veurath nl
gejagt.
Demipbo. Geh an Galgen mit deiner Groé-
fprecherei, du Landläufer! glaubt du, daß man bid)
nicht fenne, und deine (dbbuen Srreiche dazu ?
$bormio. Cie beleidigen mid).
Demipho. Du mürbeft fie nehmen, wenn man
fie dir geben wollte ?
Phormio. Probiren Sie's. J
Semipbo, Nicht wahr, daß mein Sohn bei oir
feine Niederlage mit ihr hätte? das war euer Plan.
Phormio. Was fagen Cie mir da?
QDemipbo, Made bu nur, daß id) mein Geld
friege.
| $bormio, Sa, machen Cie, daß id) die Frau
kriege.
QDemipbo. Komm mit vor ben Richter!
Phormio. Horen Cie, meine Herrn, wenn Sie
nicht bald aufhoͤren, mir den Kopf warm zu maden.,.
Demipho, Was willit du denn?
Phormio. Was jch will? mepnen Cie etwa, ich
mache ben Advocaten blos für Frauenzimmer obne Auss
fteuer ? nein, aud) für Ausgejteuerte tbu* ichs.
Chremes. Was kümmert das und ?
Yhormio, Gar nichts. Sd) Fenne bier eine
Grau, deren Mann ned) eine Undre . » »
Chremes. Ach!
Demipho. Was denn?
Phormio. Sn Lenmos geheurathet bat,
Chremes. Ich bin verloren!
Phormio. Mit ber bat er eine Tochter Pe
die er heimlich erziehen läßt. Ehre
J
— | 225
Chremes. Gute Naht, Melrt
Phormio. Das ift ed, was hi bet Frau den
Augenblic erzählen will.
Chremesd. Ad, Lieber, ehr es michr !
Phormio. He! waren Cie ber Mann ?
Demipho, Wie er uns àjet!
Chremes. Wir erlaffen dir alles,
- Phormid. Geſchwaͤtz!
Chremes. Was willſt du denn? wir ſchenken dir
das Geld, was du in Haͤnden haſt.
$bormio. Nun gut, Aber was, Heuker! führt
ihr Geden mich denn fo.am Narrenfeile herum, ihr Kinds,
köpfe? Sch wil Tot. id) will ; nein, id) will wieder
wicht ; ba nimm? gieb ber! jest ja, jet. mein; jett jus
gejagt, jet wieberrufen.
Ehremes (um Demippo) | Auf maé Un unb durch
wen bat der das erfahren ?
Demipho. Sd weiß nicht, aber foviat weiß w
gewiß, von mir fat ed niemand gehört,
Chremes. Bei meinem wee das geht nicht
mit rechten Dingen zu.
Phormio. tfür ich) Sd) bab ihnen eine harte Nuß
aufzuknacken gegeben.
Demiphbo. Ha! ſollte ber Kerl, der ung fo aus
genfcheinlich zum Befttn bat, nod) is viel Geld uns abs
jagen? Wahrlich! lieber bem Tod. Bruder, ruͤſte dich
mit Mannesmurh und Geiftesgegemnart. Du fiebft,
beim Fehltritt ift einmal (dom fo weit ausgeplaudert,
bafi du bor deiner Fran ummbglid) ihn geheim falten
Fannft Ich denke alío , wenn wir es ihr ſelbſt jagen,
$92 fo
216 - joe —
(o legt fie fic) eher zum Zieh, aló wenn fioes erſt durch
andre, Lente urfoͤbn· Dann bleibt uns auch noch die
Freude, daß wir 'an dem ſchlechten Kerl da — Her⸗
zensluſt uns raͤchen unen. c U 3e
Qbormie — Salt?! went ich mich bier nicht
wahre, fo bleib’ ich hängen, Die dringen be
und eben in mid ein,
Chremes. Aber ich tivi fie laßt "t nidt
beſaͤnftigen.
Demipho. Sey ——— ich will's vermitteln.
Jetzt, Ehremes, ba bie Mutter pe mehr int Dee’ ift,
yi id) mir'$.
Phormio. Alſo auf den Fuß behandelt iht mich?
m fangt eheété Sache febr pfiffig an.! Aber — das fchwör"
ich dir, Demipho — bem da foll’s nicht gut befonunen, daß
da mich. in Harniſch gebracht haſt. (qum Chremes) He!
was meynſt bu ? wenn du in ber Fremde getrieben halt,
was bir. beliebfe , und. dich den Henker brum kuͤmmerteſt,
ob du einer der erften Frauen unſrer Etadt eine iners
' hörte Schmach⸗ zufügteft ; da willit bu nun kommen, unb
durch Bitten dein Vergehen tilgen.? Nein, oer till ich
Dinge vorjagen , mill ein Feuer bei ihr aufachen, das
du micht lbfen fellft, und wenn bu etfi in.
Aprängn,
"Demipbo. D baf doch. alles Unglüd —
und anf Erden dich treffen moͤchte! Wie mur in aller, —
elt ein Menſch bie Frechheit haben kann? Sollte man
nicht ein folcbeé Ungeheuer von Obrigkeitswegen auf
ene wärte Juſel abd Laffen La —
un?
Ehre
e
ho irc wd iile C
E
| — jo( Ey
Gbremes: Er hat mid) fo weit gebracht, daß ich
| ſchlechterdings nicht t weiß, wie ich mid) gegen ibn be:
dme fe. —
Demipbo. Sch weiß e$; font ot Bericht!
Dhermin., „Bor Gericht? da hinein: dde ges
fällig ift. ' Cer gebt 154 Haus iu) à oii" do. ala Ds MEME
, Oemipbo, , ‚Lauf, ihm. nach half. in, ^ bis ich
meine Sklaven berauérufe.
un & br emes, „Ichrkanns nicht allen. 5. — mir
zu Huͤlfe. ps i di
oí Sbermic., gun Demishe) „Eine Klage ſtell' id
gegen bid) an. jn SHÉÉ
Semipbo. Nun —— EA dou 5 a
(o 99 os mio, Die andre gegew dich, Gbrentes.
JD Demipho Shclepp' íbu fort... ^ 5 nM
Phormio. So meynt ihrs? f didis. iſt's Aul
die Ctimme zu erheben. Rauſiſtrata lommen Sie
— rn MEN |
Chremes. Halt! ihm das Maul zu. aq
| Demiph 0.” Cieb mir den Schandteit, Món
er if!
pbormie Naufiſtrata, hören eie ejr
" Ehreme®, "$Rillft bu- ſchweigen I»
Ex Se (neigen? d na n»
5 dyenippor "Her er nicht fort wil, de fief. ihm
die Mt in bie Rippen.
Mad 1711 [t9 Re nit lieber dud S ragen auf i
bier giebt’& Genugehunng, vollauf für mid. ^ ;43 e
"v0; T ?3 Sebnter
228 — )e( —
Zehnter Auftritte — 75^
fTaufifirata, Chremes, Pbormio, Demipbo. :
‚Naufikrate,, Wer ruft, mir?
Chremes. ad!
* 9taufiftrata." Ums Himmeldwillen , A nu
was ift denn das für ein Lärm?
jbormio. $e, warum verftummft du je&t auf
— ?
| Naufiftrata, Wer it der Menich ba? — word
i$ feine Antwort ?
Phormio. "Antwort? or oem? wahrlich! der
weiß nicht, wo er iſt.
Chremes, Glaub' ihm ja Fein Wort.
Phormie. Kommen Sie einmal er, unb greifen
thn an; wenn er nicht eisfalt ift über den ganze Leib,
fo laffen Sie, mid) aufknuͤpfen.
- Chremes, Luͤgner! | cante
Otaufiftrata, Mas per bem “aber t u.
fpricht denn der :
ne Ren Das follen Sie gleich vier bbs
ren Cie nur, E
Chremes. Glaubft bu ihm inner nod? _
Naufiftrate, Was, zum denter foll ich ibm
denn glauben? er bat ja nod) fein, Wort gefprochen.
„„Phormig, , Cr.if wahnfinnig vor Gurdt, ber
arme Tropf, : du agMP Ut ui AAA
Naufiftrata, Das muf bod) wohl feine Urſache
haben , baf bir fo bange ift. | »
€bremes, Mir bange?
rw Yhor
+
—)o( — 229
$5 ormic., 9tun gut! wenn bir beun nicht bange
ift, unb meine. Nede nicht auf fid) hat, fo erzähle
du’s felbfi. —
Demipho.. Soſewicht: deine Ohren zu kitzeln?
Phormio, Eieh, Demipho, du haft dich deines
Bruders wader angenommen !
^ Naufifirate, 9r, Mann, fagft bu mir's
nicht ?
Gbremes. Ah...
Nau ſiſtrata. Was a5?
» "G€bremeé, Es ift nicht nöthig.
- Spbormio. Sia wohl für dich ; aber nicht fo für
fie. Sn £emno$...-
Chremes. Ha! mas fagit bu?
Demipho. Wirſt du fehweigen ?
Pharmeno. Hat er hinter buen her...
Gbremes, Weh mir!
$ybormio. Eine Frau genommen, ,,
Staufffirata. 9d)! mein Freund , da fe» ber
Himmel für!
pbormio. Nicht anders,
Nauſiſtrat a. Sch bin verloren, ich Ungluͤckliche!
Phormio, Und mit biejer bat er bis je&t Eine
Tochter erzeugt. Sie fchliefen indeß ganz ruhig,
Chremes. Was fangen wir an?
Naufiftrata. D ihr anfterblichen Götter, welch
abfcheulicdes ergeben!
Phormio. Aber wahr ifte.
Naufiftrata. Hat man fein £ebenlang was Ent:
feblid)eré gehört? Schöne Herren! Bei ihren Weibern
nur druͤckt fie das Alter, - Demipho, mit Ihnen rede d ;
»353 denn
230 - )o( —
Denn mit dei’ ba mag ich Teim 'Mort nieht fevétben,
Daher fam alfo das bftere Werreifen , "daher das lange
Ausbleiben zu Lemnos ? daher der Unwerth des Getrei⸗
bes, wodurch unſet Einkommen‘ fo gewaltig uv
Demipbe, qo, Maufiftrata , bin. ar
Abrede, bag mein Bruder fi d preti je Es
ob er Rieti auf Feine Verzeibung Anſoruch
machen dürfe . 9
Decals, Du predigft inem. ‚Steine, » 7 K.
Demipho. Denn es war weder Geringſchaͤtzung,
noch Abuneigung gegen Sie, ‚was, ibn Dazu verleitete,
Funfzehn Sabre ohngefähr mögen es (eon , als er; — im
Rauſche — an das, Meibsbild gerieth von der bie Toch⸗
ter da ift ; und ſeudem bat er fie nie ‚wieder, berührt,
Die Mutter [ebt wicht mebr 5 damit, ichwindet auf einmal
alle Bedenklichkeit, Ach birte Sie alfo, uͤberſehen Sie
e$, wie Cie ja. fonft. zu thum pflegen, mit Grodmuth,
Otanfiffrato. Was? mit Grosmuth Brief Arme
wuͤnſchte wohl, daß diefes ber Befchluß feon Imbchie,
Aber was hab’ ich ihr Doffnung ?^ fell ich denken, feine
fjabre werben ibn kuͤnftig vor Ähnlichen Vergehüngen
bewahren? D! menn das Alter fíttfam. machte, war er
nicht fchon Damals alt ?: Oder hat vielleicht meine Geftalf,
babeu meine Sabre jest mehreren Reit gewonnen? Was
Innen Sie mir bier anführen, Demipbo, um nd) zu
überreden, daß fo was nicht wieder geſchehen fol?" |"
Phormio, Wems gefaͤllig ift, mit dem verblichenen -
Ehremes zur Leiche zu gehen, ber ſchicke fid. ^ Da haft
bu'é nun. Jetzt nede mir fÄrder einer ben Phormio , wer
$uf hat, Dem foll gerade fo ber Kopf — J—
e
en )o( = "ot
^ wie dieſem da. Mag er fidy meinetwegen wieder mit
ihr ausſoͤhnen; ich Bin gemig^gerodben. Sie hat num
was, womit in ibm —— die en voubrummic
kann. 5 D« ! )
3 au ſi E a. Und das mit Sua unb Necht,meym’
ib. Colt id), Demipho , alles haarklein erzählen, *
ich an ihm gerhan habe, ü
Demi iphe. p. "ad weiß es ja fo gut, wie Cie felbft.
| OQraufiftrat a. Nun fo fagtm Cie, bab' íd) o?
^ TNT
Dem ipho. Behiite der Simmel! Sudeffen;, was
prise geſchehen iſt, laͤßt ſich durch Vorwuͤrfe nieht aͤn⸗
dern. Verzeihen Sie's ihm alfo." Cr bittet, er befennt,
er giebt gute Montes Was wollen Eie weiter dr, 19
Vhormio, Ich benfe, ehe fidy diefe zur Verges
bung ae muß ich mich und den Phaͤdria ficher
ſtellen. Nauſiſtrata, ehe Sie ihm auf — ant⸗
Worten: erfauben Cie nir ein Wort,
— — — are, Nun? ^ 7^ ittrThvg
Phormio. Cd babe ibm 30 Minen abgeliſtet;
die hab' ich Ihrem Sohne zugeſtellt; der hat dafuͤr
ſein Mädchen dem Kuppler abgehanvdelt,
Chremes. Ha! was fagft bu?
- Naufiftrata,. Alſo das bàlti du — mit, zwei
Meibern — für fo was Entfeßliches, wenn dein Sohn T
ein junger Burſch — Ein Mädchen hat? Ob du dich
denn nicht fchämft ? und bütteft du wohl die Stirn, ihm
das zu verweilen? Sag’ an,
Demipbo, Erfollthun, wie Cie befeblen.
$5 N au fis
232 ef =
Naufiftrara. Kurz, um bir meines Herzens Mep-
nung zu fagen, ich laffe mich auf feine Verzeihung, auf
Fein Verfprechen, auf keine Antwort ein, beoor mein
Sohn da ift. Deffen Ausfpruch ftell’ ich alles —
was der haben will, fell geſchehen. $21
Demipbo. Cie. find eine cinft ditévolle Frau,
Naufiftrata,
Naufiftrata,, Biſt bu zufrieden, Chremes?
Chremes. Did) komme ja recht gut, recht herrlich
weg, ganz anders, als ich’& erwartete.
Naufiftrata, (um Phormio) Sieaber , wie heiffen Cie?
Phormio. ZH? Phormio; einwahner Freund von
Ihrem Haufe, und ganz vorzüglich von Ihrem Spbábria.
^Stanfiftrata, Phormio , wo id) in Zukunft im
Etande bin, Ihnen einen Gefallen zu tut, da können
Cie ficher auf meine Bereitwilligfeit rechnen. ,
vo S bermie. Sie finb febr gütia.
9taufiftrata. Nein, das ift €dulbigleit.
Yhormio. Nauſiſtrata, wollen Cie heute zum
erftenmal mir eine feine Freude machen, wobei id) ıhrem
Manne ein Dorn im Auge fenn verbe?
e Staufiftrata. Recht gern.
Phormio. Laden Cie mid) zu Gafte,
Naufifirata, Mit Vergnügen,
Demipbo. Nun fo kommt!
' Ehremes. Vleih. Aber wo ift Phädria, unfer
Richter?
Phormio. Der fet den Augenblid da ſeyn.
(Xa die Zuſchauer) Leben Sie wohl, meine Herrn, '
und fdenfen Sie uns Ihren Beifall, E
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vor x
Anmerkungen
zum
$borm io».
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— )o( — 24t
— Bei den Roͤmiſchen Spielen — Diefe Spiele wur:
ben ben Schußgdttern Rome, b. p. den pberen groſen
Göttern, zu Ehren angeftellt. Sie heißen aud) Circen⸗
fes. Gewöhnlicher Weife würden fi fie nur Einmal alle
Jahre gehalten; bed) fonnte mam auch aufferdem, bei
gewiffen Veranlaffungen, fie angeloben ; und bei ber Erz
ſcheinung von Wunderzeichen wurden fie, als ein Suͤh⸗
anngemittel; von den Prieftern oerotbnet. |
— Des Apollodorus — Bir haben von dieſem
fomifer- nur fehr wenige (bei Brunden find es vier)
Fragmente, unb amd) von diefen wiffen wir nicht, ob fie
dem Apollodor aus Gela in Cicifiew, einem Dichter aus
der neuen Komddie und Zeitgenoffen be& Menander von
Athen, oder dein Apollodor von Athen, ober bent Apolz
lobor aus Karyſtos, gleichfalls zween Luftfpieldichtern,
angehören, Man findet jene Fragmente in Hertelii bi«
blioth, vet. Com., Grotii excerpt. vet. Com, unb ats
letzt in Brands Gnomicis Poetis Graecis.
J mi^ Prolog.
— Seyen zu fimpel, und der Nusdrud zu nite
orig — Tenui effe oratione, et fcriptura levi. Mir’
duͤnkt am natürlidften, Oratie und Scriptura hier gerade
fo zu nehmen , wie im Prolog der Andria Oratio und
Stilus, Was bie Zweibr, — fagt, fdeint zu
getünfielt.
^o fin Reb — Cervam. — eine gindin,
oder eime girfchFub. Aber -diefes mat mir zu umedel,
und jenes ja gleichtönend mit E | die gleich "reor
vorfonmen,
— pie
!
242 — (o —
— Bpidifasomenos — b. h. der Kläger. bon
Inder ber Sweibr. Ausg,
Nach Maxume (v. 28.) bat bie Kinpenbrogifäe
fo wie die Sweibrád'er, Edition ein Colon ;. unb nad).
Accefferit (v. 29.) ein Punctum. Andere fangen mit.
Voluntas (v.'29.) einen neuen Caf an, unb feten nad)
Accefferit ein bloſes Comma. — Die críte Abtheilung
ſcheint mehr in Terenzens Manier zu fepn ;. mam vers
gleiche feine ſaͤmtlichen Prologen, mo bie Bitte um ges
neigtes Gehoͤr faſt immer mit Date operam, oder einer
ähnlichen Formel, beginnet,
Aus dem 32. und 34tem 93. fchliefen "A unb
Bugrapbius, daß die vxjecyra. eher gegeben, worden fen,
als unfer pbormio, Sehr wahrjcpeinlich , was aud)
bie Dacier eiuwendet. Man vergleiche dem zweiten
Prolog zur Hecyra.
€rfer Aufsug un.
Erfter Auftritt. 7
Der Name Davus ifta patria hergenommen, wie.
Donat fagt. Das heißt, biefer Sclave war entweder
unter den Dabern ( Daae vel Dahae heifien fie bei ben
Römern), einem Scythiſchen Volke, geboren, ober im
Lande derfelben gelauft worden, Diele beweifenaus den‘
beiden 9tational tamen, Davus und Gera, daß Popula- -
ris bier nicht Landsmann heißen koͤnne. Aber, wie
ſchon angeführt morben ift , und fid aus Stellen der -
Alten beweißen läßt, die Sklaven wurden nicht allemal
nad) ihrem eigentlichen Waterlande, fonbern aud) — *
nach dem Lande, nach der Stadt, wo der jetzige
*
^
her
«6t 243
Ber fie gekauft hatte, nad) ihrem Verkäufer, u. b. gl,
benannt, &. Uoeflerboo ad Andr. I, 1, 132. Gries
chiſch heißt ber Name A«e«; f. Aucian de Saltatione
c. 29. » " . c *
^ —— Wann fie ibn in oie Buͤrgerliſte einfchreiben
laffem — Ubi initiabunt, ©, aud) potters Griech.
Archäol. Th. I, ©. 106. f.
Zgweiter Auftritt.
— Lauter gutes Geld — — Lectum eft. Donat:
Ordinem fervavit. Prius enim gualicas , deinde sur;
pecuniae fpectari folet,
Zu bem 5ten unb 6ten 9. führt Lindenbrog eine
ähnliche aus ber 13ten Catire des 7juvenal an:
Nunc fi depofitum non infitietur amicus, '
Si reddat veterem cum tota aerugine follem,
Prodigiofa fides.
V. 7. Nefcis que in metu. — fimus, Donat: Pronun-
ciative magis quam percontative efferendum eíl Sic
enim folemus de magnis rebus dicere,
V. 12. Hanc opıram tibi diee. VOeflerbov citirt da=
bei aus bem Plautus Bacchid, IV, 9, 72. Ubi lubet,
recita; aurium operam tibi dico,
V. 2t, Abeunses ambo binc tum fenes cet, Schon zu
Donars Zeiten wurde für hinc auch hie gelefen ; welche
Diverfirät in den Handfchriften fid) gleichfalls finder,
Hic bezdge fid) auf Relinquunt ; Hine auf Abeuntes,
Und meil diefes weniger entfernt. ift, fo giebt Bentley
hine vor,
— Weldier Linfinn , gegen den Stacel zu ler
din! — Nam quae infcitia eil, advorfum flimulum
calces,
da —-)o( —
calces. Wem faͤllt Bier aus dem Neuen Teſtamente nicht
bei, Act, IX, 5. exango cn, meo xtrQn Anzrılur,,
bin Zutbern. in feiner Meberfeßung gefolgt, uc
falls proterbicll bei uns geworden ju feyn fein, >»
Diefe fprichwörtliche Redensart ift febr aft ; fte fonunf
fon in zwei Ctellen des‘ Aefhylas vor, Prom. Vin,
v. 322. fq. dept
Ovxur, &óryt xowmiras TB
Tlecs xivTp& XxmAc» 6XTÉPÉS,
Und Agamemn. v. 1635.
Neos trig m Auuridi, Aehnlich ſagt esiti
Bacch, 784. ed, Brunck, 794. Barnef.
UU Hes xeitga Auxrıdeoms Duwres av I; N á us
Vergl. Schär zu bet erfien Strelle des Aeſchylus wo
die Erflärung beigefügt ift: Dicitur de iis, qui répug-
nando fuperioribus plus obfunt fibi, quam profunf, —
Schulze jagt zu unierer Stelle: ,, Calces fai manente
weder ald Nomen annehmen , mit dev Ellipfis iactare,
wie Wefterbov (nad) Donaten) will, und wie Eprich«
wörter gewöhnlich elliptift) angeführt: werden; oder als
Verbum für caleitres, mit der Ellipfis ut oder fi, * Eine
ähnliche Nedensart führt Kindenbrog aus bem Ammia-
nus Marcellinus án: Contra acumina calcitrare. Ue⸗
brigens war das Sprichwort bei Griechen und Römern
vom Pfluge hergenommen, Denn die Alten ‚pflügten mit.
Ochſen, die man mit einem langen Rohre, ober it eis
nem Stecken, der vorn eine Stachel hatte, anjut eiben,
pflegte,
— “indem wir da fo "gu — Dum jr ii, 3$:
nehme il, mit Donaren , für sie, und conſtruire fedemus
zuſammen. Audere lefen. bier illic abet illi pat
wicht
— )e( — 245
nicht allein Donatens, fondern auch des Bembinifchen Eos
der und vieler vorzäglichen Ausgaben Auctorität für ſich.
— Niemals dünfte mir oie Armuth eine fo fdowete,
fo orüd'enoe Bürde, als vor wenigen Xagenblid'en —
Nunquam aeque ac modo paupertas mihi onus vifum
e(t et miferum et grave. Zu Paupersas ftebt in der Zwei
br. int. virginis amabilis, Mir. bünft e$ dem ganzen
Sufammenbange entfprechender , den Züngling felbft,
ber durchaus in einem vortheilhaften Lichte erjcheint,
fid) dabei zu denfen.
— "jbre Reise hätten verdunfeln máiTen — Hasc
formam exflinguerent, Sehr treffend ift die Note der Dacier
bei diefer Stelle: J'ai voulu conferver ce mot exflingnere,
eteindre, qui eft te terme propre pour la beeuté, qui
n'eft qu'une cfpece de lumiere & de feu, Mais la
beauté du mot e(l bien plus fenfible en-Latin, ou le
mot forma ne fignifie proprement que chaleur , du mot
formus, calidus, chaud, Das €ette bat ſchon Donat bemerkt.
— Armer Gets, was wirds mit dir geben! —
O Geta, quid te futurum ef! Sch nehme hier eine Excla—
mation Feine Srage, an. So fchon Donar, mit beige:
fügter Note: Sic pronuncia, quafi periturum contem-
pleris Getam, et iam eum in certo interitu defleas,
Auch Welterboo nimmt einen Ausruf Gier. an.
Der xXrr Pädagoge — Paedagogus ile — Damit
wird auf eine mitige Urt der andre Juͤngling, Phaͤdria,
angedeutet, weil er fid)'$ fo angelegen fenn ließ, die
Harfenfpielerin nad) der Schule und wieder heim zu
begleiten, Das thaten font gewiſſe Sklaven, welche
Paedagogi hießen, und von ocu eigentlichen Lehrern,
Q Prae-
246 —— 9st -
Praeceptoribus, verfchieden waren. Eine ähnliche Ans
fpielung ift e$, wenn xjannibal den Fabius Cunctator,
der ibm nie von der Seite wich, beim Plutarch feinen
Pädagogen nennt, (So foll Sriedrich der. Kinzige den
grofen Aaudon dfters feinen Viſitircorporal ve
baben. )
—
— Er hat wohl nicht viel was er ihr APR
fann? — Non multum babet , quod det „ fortafe? — Mir
fommt e$ vor, als ob Sinn unb Motte hier offenbar
auf eine Frage hinzeigten, Die Interpreten indeffen,
die ich fenne , jchließen mit emem Punctum. Vielleicht
hat ſie dazu die, meinem Gefuͤhl nach, falſche Note des
Donat verleitet? Cum commiferatione amatoris ado-
leſcentis pronunciandum eſt.
— Den dollſchreibern — Ad portitores. Dieſe Stelle
erläutert Schulze: ,, bie Portitores ſcheinen demnach zu⸗
gleich dieſe Art von Poſt-Departement gehabt zu haben,
daß die Briefe bei ihnen abgelegt und abgeholt wurden.
So auch beim Plauras im Trinamm. Ilı, 3, 64, fol
vorgegeben werden, daß fie Briefe erbrochen hätten. **
Zweiter Aufzug
Erfter Auftritt, |
V,1, Adeo rem vedife, ut , qui mibi eenfultum optume '
vwelu efe,
Pbasdria , patrem. ut extimecam , nbi im mentem
eius adventi went?
Aehnlich ſagt Kelio im Leſſenga Schatz (14. Suítz, )-
„Nie babe ich meine Nichtswürdigkeit fo lebhaft em:
pfunten , als eben jet, da fie mich verhindert, meinem
Vater
-)o6( — 247
Pater freudig imter die Augen zu treten, der mich jo
zärtlich geliebt hat.“ Bei der Stebenéart, in mentem
venit, ftebet feltenier der Genitiv; doch führt Donat ant
Cic. Verr. 1, 1% Fac tibi paternae legis Aciliae ve-
niat in mentem, und tOefierbov: Cic. de Oratore 1],
61. Qaotiescumque gradum facies, toties tibj tuarum
Virtutum veniat in mentem,
— Bir Biner nur — Audio, Die Suweibr. bemerkt
dabei: Indignantis f. irridentis. Dffenbar das Letzte.
Audio (heißt es beim Donat) per ge dicitur modo
8 contemnente dictum Antiphonis;
— Ein freigebornes, woblersodenes Mädchen —
ingenuam , liberalem, Donat: Hot (ingen.) natalium, illüd
Cüberal,) morum eft,
Zweiter Kuftritt.
Vo Imparatum tanla tb impendent mala, S dei
Zweibr. ift bier eine Note, bie fi) enbiaet : Itaque ze
cafum fextum habeas, Aber wie fann 6$ alsdenn jii
imparatum paffen ? Unftreitig ift es der 9fecufatio, ber
fouft mir ber "Prüpofition in (impendere in aliquem )
ftebt , bier aber allein gefett ift, weil das in (ion (i
bem Verbum enthalten ift. Donat : Accufativo cafu
Impendent: aut aszeeoby, pros In te perdent mala, Diefe
Worte dienten zugleich zum Beweiße, daß Donat nicht
In me las, wie Bentley mennt;
— Das wird ibn vollends wild machen — fnfli-
gem. Domat: Infigari ptoprie fera dicitur, — Warum
id) das folgende „‚laterem lavem* nicht fobrtlid) treu
Äberfeist babe, fiebt jeder leicht eim,
025 | = Md
^
248 —)9Ci-
— Bei fo bewandten Umſtaͤnden — Aſtaee cum
ita fint. Diefen Ausorud des gemeinen Lebens nnb ber
gemeinen Echreibart habe ich mit Vorbedacht gewählt,
weil er mir dem Xateinifchen »dllig parallel duͤnkte.
— Wer brav wagt, gewinnt brav — Fortes for-
tuns adiuvat, Ich glaubte bafür forgen zu müffew, daß
die Paronomafie,die in bem lateinijchen EINER liegt,
nicht ganz verloren gienge.
Mir ber überaus ſchoͤnen, lebendigen Stelle v, 32 —
35. vergleiche man eine ähnliche in Leßings Miß Sara
Sampfon, Yufz. I, Scene Il.
Marwood, Welche Miene foll ich annehmen ? ift
diefe ruhig genug? Sieh doch !
xjannsb. Nichts weniger als rubig.
Marwood. Aber diefe ?
Zannab. Geben Cie ihr nod) mebr Anmuth.
Marwood. Etwa jo ?
Sannab. Zu traurig !
Marwood. Sollte mir diefes Lacheln laſſen?
xjannab. Vollkommen! aber nur freier.
Diefe Etelle bat übrigens in anbrer Ruͤckſicht grofe
Bedenklichkeiten , Toorüber alle Juterpreten eim tiefes
Schweigen beobachten, und die erft neuerdings ton eis
nem unferer gefebmadvollften Philologen, Hrn. Obers
conſiſtorialrath 25áttiger in Weimar, zur Sprache ger
bracht und auf das glülichite gehoben worden find. ©)
Gs fragt fid) nämlich, da die Schaufpieler bei ben Als
ten, niemals anders al$ verlaror, bie Bühne betraten,
wie
*) Syn einer Einladungsfhrift: De berloris fcenicis, vulgo lar-
vis, ad locum Terentüi Phorm. I, 4, 32. Vimariac 1794-
- )o( — 249
wie war e$ ımdglich, baf in ber vorliegenden Stelle son
bem Acteur bie Miene und der Ausdruck im Geftcht fo
oft und fo furz hintereinander verändert werden Fonnte ?
Fuͤr's Erfte kann die arce des Schauſpielers, wel:
ber diefe Rolle hatte, fo Fünftlid) zufammengefügt und,
gebaut geweſen (enn, daß fid) diefelbe burd) eine leichte
Bewegung bec Lippen oder Wangen *) bald zufammenz
ziehen, bald erweitern lie , welches ohne Zweifel bie
Wirfung batte, Freude ober Traurigkeit mwechfelöweife.
über das Geficht zu verbreiten, Gewöhnlich nimmt man
an, jene Larven feoen von ausgehöhltem Kork gewejen,
aber mehrere derfelben , bie in den Kunſtkammern Ita—
liens und Sranfreicbé aufbewahrt werden, zeigen viel:
mehr, daß fie aus Thon (creta) beftanden. Ueber die:
fen thönernen Larven, vermuthet Hr. B., waren Ueber:
züge aus feineren Haͤuten angebracht , welche fid) weg-
nehmen und über die Maske ziehen ließen. (Nach der
Meynung des Stecenfenten in den Görtingifcben gelebr»
ten Anſeigen wäre e$ leichter gewefen, wenn die Mas-
Ten felbft aus feinen Häuten beftanden , die leicht mit
Gyps überzogen und auf diefem bemahlt waren. )
Zum Andern darf man nicht unbemerkt laffen, baf
die Xarbeu der Alten b(teré eine doppelte Seite hatten,
23 auf
| *) Dafı ber Mund am den Larven verändert werden fomite, Lüßt
fid) aus deutlichen Angaben der Alten beweiſen; woraus folgt,
daf in der Geaeud des Mundes und der Wangen die arse
leicht in eine andre Richtung gebracht werden konnte. Daher
erflärt Hr. 95. Eun. IV, 4, 3. Illud vide, os ut fibi di-
florüit carnufex. Noch niebr ſcheint mir. bierber ju gehören
Adelph. IV, 3, 6. Hem, vide , ut difcidit labrum.
Denn was die serbe. zur Erkloͤrung diefer Ctelle beibrinat;
muoͤchte ſchwerlich Verfall huden.
250 , — sol —
auf deren einer ſich Sreube , auf ber andern Traurigs
feir abbilbete. AB
Endlich nehme man zu Hälfe, daß auf den Theaz
tern der Alten, wegen ihres ungeheuer grofen Uinfangs
(das Theater des Scaurus hatte für go,000 Zuſchauer
Raum), auſſer dent Spiel der Augen und ihrem Suns
feln, (denn für die Augen und den Mund waren weite
Oeffnungen gelaffen) der Ausdruck der Leidenichaften
in dem übrigen Geficht für die Zufchauer aröftentheils
verloren gehen mußte, welche daher ihre Aufmerkſam⸗
feit mehr auf das Gebehrdenfpiel und den Gefang ridje
teten, unb was fie auf den Mienen ber Schanfpieler
nicht lefeufomten, durch ihre Einbildungsfraft erfegten,
V.49. Iuftam, optumam, erfläre ich ohngefuͤhr ſo
wie bie Dacier, „Geta remet en gros devant les yeu
à Phedria une partie des raifons „ dont ils avoient re-
folu de fe fervir pour excufer Antiphon, Caufam vin-
eibilem aber erflärt, n.xiner Meynung nad), Donat aim
beften; Caw/am pro defenfione pofuit, et vinclis quae
facile vincat, Vergl. meine Nöte zu Adelph, LLL
"A
; Dritter Auftritt,
— Enpli einmal — Vix tandem. Nämlich ;
thuf ev mir die Ehre an, mich zu mennen, — Fgerum,
quafi dicat, Paene mei oblitus el, An, quia tarde ad
ipfum pervenit fenex, quem ille ob confcientiam a fe
coepturum effe credebat ? De», Sd) glaube, beides läßt
fid) bier verbinden,
V. 8, wird iud durum in den gewöhnlichen Slutga«
dem pbáoria, und Ege expelium bem Berg in den Mund
‚gelegt,
—)o9( — 251
gelegt. Bentley unb die Dacier febren es um. Die
Letztere ſagt: en effet-e’eft Phedria feul , qui repond
admirablement à cette objection du bon - homme dans
le vers 2t (51.). Bentley führt folgende Gründe an:
Primum ob Donati auctoritatem : tum ob Cod. C. C.,
qui ita perfonas di(lribuit ; denique ob rei naturam.
Sd) muß gefteben, daß id) berfelben Meynung biu.
.— — Deine Gerecbtfamen — Tua jufta, — Den Aus:
bru Serechtſame babe ich hier nicht ohne Vorbedacht
gewählt. Donat (agt: Diferte magis et abfolute, Tua
iufla, quam fi aliter diceret.
— Wenn fie taufendmal verwandt mit uns ift —
Si cognata eft maxume, Sch bin bier abermals mit
Dönaten einverftanden : v» seres addit ro Maxume,
Nam five eft cognata, five non eft, ‚non recipit re
pue xao irre, — VOeflerboo fcheint Donaten , den
er widerlegen will, nicht gefaßt zu haben,
Bei Eo (33. 79.) fagt die Note der Zweibr, Ita
clarius refpondet, cetera fubmiflius dicit, ita ut Geta
famen audiat. Das fette finde id) nbtoig. Der Alte
benft, Phädria meyne den Ort, wo Antipbo fid) auf:
hält, ftatt bag jener fcherzend bie Wohnung feiner Harz:
fenfpielerin im Sinne fat. Deswegen jagt ihm Geta,
aber leife, bàf es der Alte nicht hört , er verftebe ihn
ganz wohl.
Dritter Aufzug.
Erfter Auftritt.
— fEben wegen jener £&ntfeblo(fenbeit möchten oic
am Ende die Zaͤnde gebunden werden — Ne iflacc for-
24 titudy
252 - )o( —
titudo in nervum erumpat denique, Nach bem Driginal waͤ⸗
ren e$ cigentlid) nicht bie xj3npe , fonberm bie Süfie.
9&eil aber ber aanze Ausdruck, fo wie die Antwort bars
auf,, fprichmwörelich iſt, mie (ben. Donat bemerft har,
mußte ich mich mach bem Genins unferer Sprache richs
ten. Den Cinn ber Stelle bat. Miemaud deutlicher entz
wicelt, als bie Dacier. „Geta vient de dire à Phor-
mion , quil apprehende, que fon audace n'aboutiffe 2
lui faire mettre les fers aux pieds. Phormion, pour
le raffurer, repond, qu'il ne fait pas ce metier — la
d'aujourd'hui , & qu'il fait fort bien, ou il mettra le
pied; pour dire, qu'il faura bien fe tirer d'affüire, &
qu'il ne fera nullement mis aux fers, *
— Dieſe da Fann man genießen , bei jenen iſt bis
Mäbe verloren — Quia enim in illis fructus eff, in
illis opera luditur, Mir bünft biefe Etelle, wobei
Manche fid) viele Schwierigkeiten machen, plan umb
deutlich ; 3. E. die Taube, bie; Lerche c, find uns
ſchaͤdliche Vögel, und bed) fiellt man ihnen mad.
Warum? quia in illis fructus et, weil man fie eſſen
Fann. Den Geier und Habicht läßt man fliegen; beim
wozu Fönnte màn diefe brauchen ? Die Application au
bem Phormio, an bem fid) nichts zu erholen war, Kann
id) jedem felbft überlaffen, So ohngefaͤhr (don IDonat:
In ilis fruclus efl , quia (leg. gw) nihil faciunt nobis mali,
Frucus, cibus, In illis opera luditur, qui male faciunt" no-
bis. — Uber freilich heißt e# auch hier : Omne fimile
claudicat !
V. 25 — 38. find, mie Donat bemer't , aus. bem
fedbften Buche der Catiren des Ennius genommen, oder
viels
-)o(-— 253
vielmehr barnad) copirt. Die Stelle des Cnnius ift
folgende, wie fie Donat uns aufbebalten bat : ^
Quippe fine cura, laetus lautus quom Pr
Infertis malis, expedito brachio,
- Alacer, celfus , lupino exfpectans impetu,
Mox dam alterius abligurias bona, quid
Cenfes domino effe animi ? pro divum fidem!
' — Jie triftis cibum. dum fervat, tu ridens voras,
U ‚Denn du Tommi forgenlos, freudig und ſchmuck, haft
beide Baden aufgeblafen und den Arm aufgejchlagen,
bift Täter Gier, redft ben Kopf in die Höhe, und wars
teft mit bem Heißhunger eines Wolfes. Drauf, wenn
bu fremdes Gut hinunterſchluckeſt, wie meynſt du wohl,
daß dem gnaͤdigen Herrn dabei zu Muthe ſey? Bei Gott!
trübfelig ſchaut er nad) feinen Gerichten, inbeg du —
lachendes Mundes — ſie friſſeſt.“
soo Wie man einen Wablſchmauß anfträgt — Che.
dubia apponitur, Den Ausdruck, Coena dubia, habe idy
duch Wablſchmauß überfegt, um bei ber Grölärung
— Ubi tu dubites, quid fumas potiffimum — gleichen
Schritt halten zu fbunen, Ein folcher Schmauß kommt!
auch vor beim Boraz Serm, U, 2, 77.
Vides, ut pallidus omnis
Coena defurgat dubia,
Nach Wielands Ueberſetzung:
„Du ſieheſt ja, wie blaß von einem ſolchen Verfus:
cbungsreichen Gaftmabl alles aufftebt. ^ Eines andern,
Effects vou dergleichen Mahlzeiten erwähnt gieronymus
ad Euftoch, de Virginit,: Caflae vocantur et Nonnae,
poft coenam dubiam Apoitolos fomniant,
25 Zweiter
254 — — 1706 —
Zweiter Auftritte Yan 91009
v. 9. * Nec Stilphonem ipfum fcire qui —
G. negat
Diefer 8. febtt in dem Cod. reg. ap. Bentl. ——
hat ihn deswegen als undcht auégelaffen , undihm folge.
darin die Sweibr., welche zugleich die Groͤnde⸗ dieſes
Verfahrens angiebt. Der, Erfte ift: weil 9pormio etwas
weiter unten, im 38ten 93. , ſich ſchlechterdings auf ben
' Namen wicht befinnen Fan, Der Andere: die wieder
holte Verneinung on einer und ebenderjelben Sache ſey
unerträglich. Aber einmal bat Donaz, - ie erliche No;
ten von ibm unwiderlegbar beweifen, die felle fdyon | ge⸗
leſen. Und auf jenen erſten Einwurf, anfwortet 3
fehr richtig, daf man, gerade dann ‚eines Ue:
Öfrers nicht erinnern. fönne, wann er : angelegentlich s von
und Herlangt wird. Den zweiten bat, Don wegzuräus
men gefucht , unb, wie mir bünit, m if Cdbarffüm
» Quam mnlta calumniatores calumniandi cif dicunt,
et vociferandi, ut ipfo flrepitu terreant! *. Moch eris
nert Donat, bag Phormio den 9tamen Stilpho nicht
erdichter, fondern von der jungen ge des — Los
hört habe,
— Alfo ein wahres Ebenbild von dir — Viae) e
atque illum ut narras, Eine Äufferft ſchwere Ctelle ! Der
Sinn inbeffen , welchen ich ausgedriidt habe, ſcheint
mir der natuͤrlichſte nach den Morten unb bem Zuſam⸗
menhange. Piden bezieht fich offenbar auf das vorbers
gehende Viderim, Alſo? Videas te, ou muft Dich feben,
atque. ilum int. viditi , wenn du ibm; d. b. * wieder einen
von dem Schlage, feben willft, ut marras , Deiner Be⸗
fchreibung nad. Eine Epbrterei, mit leifer Etimme ges
ſprochen.
—)o( —- 253
forochen. Donat macht eine meitläuftige Note, unb
bringt, feiner Gewohnheit nach, mehrere Erklärungen
in Vorfchlag. Folgende fommt foft auf Eius mit mix
hinaus, „An fic accipiendum, ut fervus hoc ſubmiſſa
voce per iocum dixerit, Tantum in vita te videas opti- .
imum, quam fuit ille quem narras? — Pideas ve, arque
illu , Deeft, Pidifi. Scit enim illum non vera dicere.
— Das Andere, lin malam crucem , (agt. Phormio gleichz
falls mit leifer Stimme. Gben finde ich ähnliche Get?
fe über dieſe telle bei Wefterboven und Schulzen.
— $remden Giuts Erwerber ı Redhtsperderber ! —
Bonorum, extortor , legam rontertor! Die Paronomafie, J—
che. im den Worten „des Originals (eitorror, contorlor)
liegt, glaubte ich nachbilden zu muͤſſen. Daß Leute von
niedrigem. Stande fid) einanderoähnlich kliugende Auss
drücke zu Echimpfwörtern lieben, Iehrt die — Er⸗
fahrung.
— Schön, lieber Herr! redot fo, Be on , wabre
oi! — Eu, noíler! recte; heus tu, cave, Der
SHave bat feinen Herrn zum Beſten, indem er ibm über
feine gute Urt, den Phormio einzutreiben, Lobſpruͤche
macht,
— (eb ood) ! weifit ou nidbt den Gemeinplas y
wo der Richter einmal aefprodben bat, foll man nicbt
Einſpruch tbun — Ohr! Adum, ajunt, neagas, Donat:
4just dicimus cum proverbiuni fignificamus. Ada res
efl, de qua fententia prolata fit, — Ich babe bier aber?
mals bie Nehnlichkeit des Lauts nachzuahmen gefucht. :
— Sey doch nicht (o böfe — Tute idem melius fe-
ceris, Daß in bigfen Worten ein bitterer Spott liege,
fcheint
fcheint mir auffer Zweifel. — vOrfferboo y wie ich eben febe,,
ift derfelben Meinung, und vergleicht damit febr richtig
RM b 2, 23. Bona verba, quaefo !
— Du, wenn ich noͤthig bin , in meinem Onpre
eer u... Si quid. opus fuerit, beus , demo me ,,. Die,
Zweibr. fupplirt Teneo, und allegirt dazu Cic. poft red,
in Sen. c,22. Dies muf ein Druc = oder Schreibfehler.
V. weil bie ganze Rede nur 15 Gayitel bat; auch weiß
nicht, wie domo unb teneo zuſammen verbunden
werben fönnen, Sid) verftehe dabei nd arceffe , oder
— licet,
Dritter Auftritt.
— mMauß alles wieder caſſirt werden, nach Bräns
den des Rechts und der Billigkeit — Reſtitui in inte-
grum, aequum eft et bonum, Warum ich bier und in
ber- ganzem Scene mich fo juriftifd) als möglich ausge
dräct babe, brauche ich Kennern nicht erft zu fagen.;
Vierter Auftritt,
— Er mußte fo zu fprecben, daß mein Alter, der
anfangs mächtig fidb ereiferte, ganz Firre werden mufte _
— Confutayit "verbis admodum iratum fenem, Weber die eic
'eeutlid)e Bedeutung be$ Wortes Ganfetere €. meine
Stete zu Heaut, V, t, 76. -
Fünfter Auftritt.
— Ich fürdote, der Auppler macht fo lange, bis
es etwas für ibn abfezt — Hei, mero lenonem , ne quid
juo funt capiti, Ich verftehe diefe Stelle, wie die Dacier
y» l'apprebende bien , que ce Marchand na fattire quelque mal-
exo», Antiphon epprchendé, que ce Marchand, par
fa brotalite ; ne porte Phedria à lui faire quelque vio-
lence,
—)o( — 257
lence. Alſo er befürchtete einen 9luftritt, den man
Adelph. 11, r. in ber Mirklichkeit findet, Donars Erz
Härung, welche Wefterbov und bie Zweibr. muͤhſam zu
unterftüten ſuchen, jcheint mir hier eben fo gezwungen,
als Bentley's und Guyer’s kritiſches Meffer unnöthig.
— Wie albern ! — Hariolare. Die folgenden Steplie
fen des Kupplers foheinen mir diefer interpretation oor
derjenigen , bie id) überall finde ,„. (ou bafi's aeratben )
das Uebergewicht zu geben. Hariolari für delirare ift ja
bekannt genug. - Eben febe ich, vag Weſterhov dieje Erz
Härung-fchon hat.
— ich balte den Wolf beiden Ohren; geben lof
fen kann ich ibn nicht , und länger fefl balten — das
wird's auch nicht thun — Auribus teneo. lupum: nam ‚ne-
que quo amittam a me, invenio, neque ,. uti retineam, fcio,
Ein urfprümglid) griechifches Sprichwort , welches Donat
anfübrt : TWVY Wrwv iu Tor Aunor, sr Xr. sr adsras TT
AZinoenbrog führt ned) folgende Etellen an : Sueron, in
Tib. c, 25 : Cunctandi caufa erat metus undique immi-
nentium difcriminum , ut faepe /upum senere fe auribus di-
xerit, Arıflaenet, lib, Il, €p.3. ; tv ye vc 2vxe» rar
wrar ix, Cb. WTÉ wart (Xi m62U Övrazer, ur; un axıluror
«quw, Hieronym, ep. ad Pammach,: Nunc vero auri-
bus lupum apprehenderis, nec tenere potes, nec audes
dimittere.
— Test im Gegentbeil — Nunc contra. ommia baec,
Ih folge bier der Seunifdoen Erklärung : illud contra
omnih haec. eft e contrario ut Adel. 1, 1,19, Arrı rurer wur
zur, überfeigt es Weſterbov griechiich.
Sechſter
258 = )o( =
M Sechſter Auftritt.
o MAU er mir nar die Drei Tage sugeflanden ; t8
war mir ia verfprodben — Ich lefe: Quod fi hie p, ect,
So in der Kindenbrog- Seunifdoen Ausgabe
00 — Hein, damit bleiben Sie mir vom Leibe —
Eam tu hine abis? Sch folge bier cer Zeuniſchen Erflä:
tung : Retinenda lectio reccpta et explicanda, Jam bine
abi, apage. Nain Etiam eleganter in iubendo adhibetur,
ut Heaut, If, 2, 6. Eriam caves? b. e, cave — *
So auch die Dacier: allez, allez, Monfieur,
V. 15. nach Lecum halte ich einen Ausruf für pafe
fender „als ein Fragzeichen, welches id) iu allen Aus—
gaben finde. , |
— ^d finne drauf eC Qiamé v. . Hier muß
man eine Pauſe aunehmen, bie Geta , wachden er ben
Yfiff "ausgedacht bat, cuf eimmal mit £ebbaftigfeit
unterbricht.
Geh nur, amb fag' ibm , "daß er ſich zu Sans
halte — Abi vero; die praeflo ut fie dom, Diefen V. bat
Bentley herausgeworfen,, worin ihm die Zweibr. folgt.
Aber weder feine dutfferen noch inneren Gründe tbun mir
Genäge, und der. 3. ſcheint mir volllommen an ſeinem
Orte zu ſeyn.
* V. 28, 29. Praeflo ef — amicus, Sd) lege das alles
tem Gerz, (nicht dem Antipbo, wie gembbnlid) gez
(debt) in den Mund, Geta wußte, daß Phormio zu
Hans fen. weil diefer ihm zu Ende des zweiten Auftritte
gefagtrhatte: fj quid epus , bes! me domo. Co fchen unt
. Theil die Swoeibr, Daraus folgt denm auch, baf ,, Eamus
ergo ad cum edui** orte des pbáoria ſind.
ul tr:
-6(- $9
Bierter Aufzug
Dritter Auftritt.
— Bin ättifches Talent — Talentum magnum, ,, Das
attifdbe Talent galt 6000 Drachmen. Priscian bat fid)
eingebildet, baf bie Athenienfer ein grofes Tal, zu Soco
Drachmen, und ein Kleines zu 6000 gehabt haben; und
fein Anfehen hat manche verleitet, das für wahr zu hal—
tem, Die Sache ift aber ganz fal(d) , und gründet fid)
blos darauf , weil die lateinifchen Schriftjteler öfters
ein Talentum magnum nennen , $on dem die Griechen
gar nichts wiſſen. Die Römer hatten Urfache, manche
Talente gros zu nennen, Denm wenn fie die Fleinenund
leichten Tal., die fie bei den Einwohnern Grosgriechen-
lands zuerſt Fennen lernten, unb die zum Theil wirkliche
Münzen (von geringem Werthe, zu ı Rthlr, oder auch
auch nur der Hälfte) waren, mit denen Talenten ver=
glid)en , bie fie nachher im eigentlichen Griechenland
unb in Afien kennen lernten ; fo mußten fie die letztern
große Talente nennen,“ Rambach Th. Ill, ber pote
serfchen Archäol. ©. 128. |
V.41, 42. Parvi rettulit
Non [ujcepiffe , inventa eft , quae. dotem petat,
Donar macht bier bie Note: In Graeca fabula fenex
hoc dicit, Quid interefl, me non f[uicepife fiam , fi modo dos
dabitur alienae 1. Auch ich gebe dieſe Worte bem Demipho,
unb finde es völlig feinem Charakter ent(precbenb , bag
er dem Sklaben baftig ins Wort fällt.
Sänfter
&óo - jeC-
Sünftec Aufzug.
‚Exfter Auftritt,
—— Wenn einer binter oir ber iff , fo laufe ja nicht
vor deiner xjaustbüx vorbei — Ira fupias, me praster can
fam. Die Dacier fügt, in den ſechs Luſtſpielen des Te⸗
renz komme keine einzige Stelle vor, bie den Interpreten .
fo viele Mühe verurfacht habe, als diefes Sprichwort.
Schade, daß diefe Mühe groͤßtentheils fruchtlos mar.
Das Befte, was jemals darüber ift gejagt worden, enthält
* nach meinem Urtheil — folgende Note von Schulze,
„J. Sr. Gronov in. feinen ſchaͤtzbaren Obfervationen
(Obfervatt. ın Ter, Oxonii 1750.) 3, 9. jchlug feinen
eigenen Weg ein. Er meynt, e$ ſey entlehnt von fluͤch⸗
tigen Sklaven, bie, menn fie in einer gewiſſen Entfer⸗
nung eom ihrem Haufe auf Arbeit angefielle find, da
am erften die Flucht ergreifen, and fid) dann wohl hüten,
vor diefem Haufe vorbeizulaufen, praerer cafam fugere,
^ wo fie am leichteften aufgehalten werden Fönnten ; ſon⸗
dern ganz nach der entgegengefeßten Seite abwärts fluͤch⸗
ten. Das liefe fid) hören, wenn, nur die Anwendung
auf den Demipbo , und jeine vorhergehenden Worte,
eben fo leicht wäre. Ich erfläre mir es lieber. jo: &o
wie der Hund vor feiner Thür, unb der Hahn auf feinem
Mifte, am wehrbafteiten ift, jo bat ber Menfchden meis ——
ften Muth in feiner eignen Hütte, welche ihm turiliunn
receptacnlum ift, wie Donat fagt. Laßt er fib davon
erft abſchneiden, flieht er da verüber, fo ift er leichter
zu fangen, fo hat er den Rüden nicht frei, jo bat er fi. |
aleichfam das Schmwerd aus den Hinden nehmen laffen.
Nun fagt Demipho vorher : es it fatal, daß man oft
| ? Schur⸗
= )o( — 26t
Schurken, aus fibeteilter Gite , bie mittel in die Hände
giebt, um ferner bosbaft zu ſeyn. Wir find thöricht gez
wefen, ibın das Geld zu geben : denn damit haben wir
tbeilá unfer Unrecht fd)eu eingeſtanden; theils, wenn
wir ibn verklagen, fann er mit unferm eignen Gelbe ben
Proceß abhalten und ausführen, Man follte billig nach
dem Sprihworte — nicht vor feinem Haufe vorbeilaus
fen, — oder, um e$ mit einem andern zu vertanfchen —
das Echwerd,, womit man fid) wehren kann, nicht aus
den Händen geben. Denn wenn er num klagt, fo find
wir ſchutzloſer: wir haben ihm, durch die Auszahlung
des Geldes, felbft an die Hand gegeben , feur Mecht qu
beweiſen und zu behaupten, Nun wirder immer dreiſter.“
' Zweiter Auftritt.
— Damit ſie ſich nicht bange ſeyn läft vor dem
Dbormío, oder dem Serede der rau — Ne quid verea-
tur. Pbormionem , aut eius orationem, Bentley hält es fuͤr ab⸗
folut unmöglib, daß Phanium von dem Phormio, bent
Freunde ihres Mannes, etwas härte befürchten können
Er ſchlaͤgt deswegen folgende willkuͤhrliche Aenderung vors
Ne quid vereatur Naufiratam , megne eius orarıbhelm,
Allein ich denke, man muß bier die Aengftlichkeit einer
jungen Frau, welche die ganze Zeit über fid) In yeinie
gender Verlegenheit befand, mit in. Anſchlag bringen.
Aufferdem fonnte man bei einem Menſchen don Phor—
mio's Gewerbe leicht befürchten, er moͤchte durch einen
größeren Geminft auf andte Gebanfen gebraibt werden,
— Eius endlich zieht inan, wie mir bünft, am narüre
lichften auf bie Naufiftrata. , .
: T: » Vierter
262 —)o€( —
Vierter Auftritt. TNT.
— . 3588 ou nicht auf? — Pergis? (v, 12.) siii
lefen Perdis ftatt Pergis. Allein dieſes Cettere giebt
nicht allein einen ungezwungeneren Sinn , ſondern e$ fat
auch größere Eritifche Auetorität. Das lehrt Wentley's
tote: Omnes Faerni libri, practer Bemb, et es
ubi eft Perdis, atque noflri recte Pergis,
Fünfter Auftritt.
— Vetter — Frari. Er verficht den Phaͤdria, der
eigentlich fein Patruelis war. Aber beide Ausdrücke
werden bisweilen vermwechfelt, und nod) öfter verbunden.
So in folgenden, von Weſterhov angeführten, Stellen,
Plaut, Poen, V, 2, 109.. Pater tous is erat frazer parruelis
meus, Suet, Caef, z9, C. Marcello, qui frasri patrueli
fuccefTerat;
— Die, wenn auch etwas in oen Weg tritt, fido
leicht befriedigen lalfen — Quas, cum res advorfar fient,
paulo mederi goffis, Dem Phädria trat der Eigennutz be&
Kupplers in oen Weg; dasjenige, wodurch‘ bier leicht
gebolfen werden konnte, waren bie dreiffig Minen, —
Uebrigens fcheint dieß bie einzige Stelle zu feyn, wo
Medeor mit 2t Accuſativ conftruirt wird ; unb felbit
bier lefen, nad) Wefterboven, Mfs. Witt, et Boend, fo
wie edit, 1369.. Quibus ftatt Quar, Plinius fet zwar
auch bem Accuſativ babet, aber mit vorausgefchicter
Prapofition. £o IX, 31, 3, Mederi contra ferpen-
tium ictus, Und XXII, 25, Adverfus hos omnia eadem.
medentur, Av VL». yu. o et x.) 4 P AN »
N.
ums o Yu leland = y Wohfhus "^.
ker wur prom — D M t orae —
"Ne -— 263
; Sechſter Auftritt.
Wie fagt er denn, daß er mir der Sättigung der
Liebe zurecht Fommen wolle? — Quo fao fatierarem
amoris ait: fe "uelle abfumere? Cine Anfyielung aufdasjenige,
was. Phaͤdria oben Hy; 1, 10 ff. bem Antipho-fagte:
Amore abundas, Amntipboz Bei Dir , intipiw, berrfcht die
Saͤttigung der Liebe u. f. fo
Sunium (9. 9.) mar ein Vorgebuͤrge von Attica,
oder ungev A? xvaio» , wie es Homer Odyſſ. 111, 278. nennt,
welches ber Scholiaſt durch axeezzpior rn; Arrınns CrÉlàrt,
Hier befand fid) ein Flecken, welcher einen beträchtlichen
Markt hielt, beſonders mit Sklaven.“ So Schulze
b. b. Cr.
Siebenter Auftritt.
— Bin Dc'ceifnecbt — Cariælis vernula im Drigie
nal, Das waren Stadtknechte, die einen Eurie (Hexig:=),
dem dritten Theil einer Tribus „in Athen bedient waren.
Sie wurden von den Privatiflasen mit Verachtung ans
geíeben ; obngefabr wie die policei£nedore bei uns.
Gynäceum;, (98. 23.) vormixeio, war der innere Theil
des Haufes (interior pars, Eun. Hl, 5, 31 2, wo das
Frauenzimmer von den Mannsperſonen abgefondert
wohnte; ber Zarem ber Griechen, Beim trepos in der
Morrede heißt es davon: interior pars aedium, quae gy.
naeconitis appellatur, quo nemo accedit, nifi propinqua
cognatione coniunctus,
— Ich febe mich um, frage, warum er mich an»
balte — Rejpicio , rogo, quamobrem retineat me, Cr ſpricht
leiſe, faſt wie außer Athem. So machen es die, welche
tv Unerwartetes und dabei. Erfreuliches in petto
Ra baben,
264. — )o( —
haben. Ebendaher babe ich, bem Driginal zufolge, das
Berbindungwörtchen ganz weggelaſſen. —
— Ich babe auch fo etwas gehöre — Ego ouoque.
illam inaudivi fabulam, Vielleicht bezieht fi) das auf
V,5, 7, wo die Zweibr. fagt: Ex quo Chremes cum:
Phanio egit, per intervallum inter Act. IV. et V, , ac-
cipere potuit obfcure, rem compöni poffe; Auch heißt
es ebendafelbft zu bem gegenwärtigen ®, in bem hinten
angehängten Noten : Inaudiverat certe a nutrice uxoe
ris, patrem effe civem Ath, , qui Lemoi confuevetit.
cum Phanii matre,
— 4! fo ſchleppe mich denn fort — Qnin ergo rape
me, Die Dacier macht hierzu bie Anmerkung: Anti»
phon a tant de joye, qu'il fe met fur les epaules de
fon valet, & fe fait porter ainfi. Voila comment il
faut entendre ce paflage, Cela faifoit un jeu de Thea-
tre, qui plaifoit au peuple. Die 3weibr. bat das wort:
lich berüberaetragen. Aber voefferboo, Beune, und
neuerdings Schuhe haben fid) nachdrädlich gegen dieſes
Poſſenſpiel erklärt. Der Leiste fagt: ,, mo die Leute das
berbaben mögen!“ Sd) muß gefteben , daß es bloß die:
fer Umftand ift, der mich gegen jene Erklärung mifitraus
id macht. Denn fonft bin id) wirklich ‚der Meynung,
daß dieſe Poſſe nicht uͤbel angebracht ſeyn, und auf dem
Theater die intendirte Wirkung nicht verfehlen wuͤrde.
Aber daß Donat uns keinen Wink davon giebt, wird
immer eine Hauptbedenklichkeit bleiben. Allenfalls
fünnte eine Stelle in der Andria (V, 2, 20.) bierber
gezogen werben , wo «6 heißt, /ublimem oue intro L3
ſchleppe oen oa ſchwebend bíncin!
Abt
— )o( —. 265
niet? v4 917 Achter Auftritt. i
— Denn die würden gerade. fe fauere Geſichter
doazu gemacht baben, wie vorbin! die Alten, als fie bere
auérüd'en mußten mit dem Belde — Nam idem hoc argene
tum , ita ut datum ejf , ingratis eis datum erit, Cine C telle,
die ben Snterpreten, wo ich aber keinem dießmal folgen
kann, viel zu ſchaffen gemacht bat. Eis ober Bis ift un—
ſtreitig die wahre Lesart. Aber dieſes ziehe ich nicht auf
Senes, ſondern auf Aequalium (V, 5.).. .Das Nam idem
b. a. cet, ijt die weitere Crbrterung oon: Ne euiguam —
fupplex ſiet. Und Darum erit ift foviel als dabitur, ober
vielmehr datum foiffet, Sd) glaube, das Zuſammenhaͤn⸗
gende dijer Erflärnng ift. febr fühlbar , und eine nicht
geringe Empfehlang für fie,
(oc e Vote ichs wieder abbezablen foll — — Hoe qui co-
gam, Eigentlich: wie ich’ auftreiben, aufbringen (oll.
- MeunterXuftritt,
" — wicht wahr ein feines Mädchen? — Eine, ira
sti dixi, liberalis * Diefen Vers — in allen andern Edi—
tionen ift es der zwölfte — ſetzt die Zweibr. an die Ciz
be der ganzen Ecene, weil, wie ba vorgegeben wird,
er hierher jchlechterdings nicht paſſe. Uber fchon fols
gende Zeunifche Mote hätte von dem Gegentheil;über:
zeunen fónnen : Mihi ob ipfum Phormionem illa verba
dicta eſſe videntur, nt homini probabile efficeretur,
quod mox Dem, dicturus eft, Ar bic dehorsasus efi me cet,
Igitur fenfus et, Nonne tu puellam liberalem, uti
tibi expertur ſe dixi, reperifli, adeoque dignam filio
eI Damit verbinde man, was Schulze angemerkt
9t 3 bat.
266 —)jo( —
Bat, „Man Bebenfe nur, daß die Alten dem Phormio
zu belauren glauben. Um min der Sache einen Anftrich
zu’ geben, fängt Chremes bier an, ‚die Artigkeit des
Frauenzimmers zu rübmen , gleich als wenn dieſe vibes
ralitaͤt, und fonft nichts, fte auf andre Gedanken zebracht
hätte, Phormio geht nur auf dieſe Materie wicht weiter
hinein, und thut, als wenn ihn dieß nicht tümmere, ^
— Tidit wahr, daR mein Sohn bei dir feine ties,
derlage mit ibr bärte? — Ur filius cum ila habiter apud
se. Der Alte bilder fid) wirklich das eim, Antiphe,
denkt er, wife bie Abkunft ber Phanium noch nicht,
und habe drefes 9lnefunftémittel mit dem Phormio vers
abrebet, der eben dafür mit den dreiffig Minen bezahlt
worden fe», Sch glaube alfo nicht , daß die Smeibr. _
(Indignum Phanio ,;:quam tamen filio. fervare cupit,
inepte fimulans dicit) den wahren Sinn angegeben
habe, T |
— Was millf? du denn? — Quia facies ? (v. 45.)
Die Sweibr.: Territus fenex, bis. pner , rogat. Ich
finde diefe Bemerkung nicht in bem Charakter des De⸗
mipho. Meiner Meynung nach liegt Epott à Verach⸗
tung in der Frage.
V. 77 — 92. folge ih der geistlichen *ínte:
punction; b, f. ich fette nach Cenrumelias. ein Eolon und
mad) Peccatum. Tuum tin Fragzeichen. Diefe Abtheilung
bünft mir tatürfider, alà wenn man, mit der Sweibr.,
auf Có» ein Bancrum', umb auf Pec, Tw, ein Colon
felgen laͤßt. DU
ates |
ee 267
— Nun fo belange mich — Lege agito ergo, — Saft
in allen Goitiowen ſpricht bie& Cbremes. Allein die
Dacier bat mit Stecbt bemerkt, daß c$ einzig und allein
auf den Demipbo paffe. VOefferboo, welcher ihr Bei:
fell giebt, fand wirklich fo in einigen Handſchriften
heeheint Xe
— Stoß ibm oie ^ Sauf in oie Rippen — Pugnos
in wentrem ingre, Wozu das? Quia (antwortet
3bonat febr richtig ) qui refiflit, ne fequatur trahentem
collo obtorto, repandum fe facit, et ventrem pro-
icit; cum autem in ventrem feritur, curvatur et fe-
quitur, Uber die Augen auszukratzen, Fonnte dazu
nichts helfen ; daher möchte id) ba — Vel oculum exfeulpe
— nicht, wie die Sweibr., bem Alten in ben Mund
legen, Phormio, menne id), fagt es ſpoͤttiſch, weil
er bie Naufiftrata Fommen hört, wodurch er auf einmal
wieder in den Vortheil gefeßt wird. Und eben auf die:
fe$ Letztere bezieht fid) ber Nachiat : eft, ubi vos ul-
cifcar probe.
Zehnter Auftritt.
— Warum verfiummf? du jest auf einmal? —
Quid nunc obtiemifii ? Andre Handfchriften und Ausgaben
lefen obfıpuifii ober ebfiupusfó ; warum fiebfi ou jerst
wie verffeinert da ?
— Du baft dich deines Bruders wad'er angenom⸗
men — Factum efl abs te fedulo pro fratre, Gr triumphirt
über die Verlegenheit, worin Demipho’s Anfchläge
feinen Bruder geftürzt haben.
"
8 4 — vat
263 - (2(- |
— Bat er bis jent Eine Tochter erzeugt — Filiam
fufcepit iam unam, Bis jest; alfe, will er fagen, wer weiß,
was nadjfemmt? So erflärte es (bou Wefterbov , wie
ich eben finde. |
— Du prediaff einem Steine — Verba fiunt mor-
tuo. Donat bemerkt jehr treffend. : Non eft paffus pa»
rafitus, ut totam fententiam fenex explicaret, Eben
fo richtig Bentley: Mortuo non de Chremete eft accipi=
piendum, fed de Naufiflrata , quae aeque fruftra efl
orata, ac mortuo verba fiunt. Wefterbon vergleicht
damit das Giriechifche : Nu«ze udn us se Aryın, Auf
eine Ähnliche Art heißt es Heaut, I, 3, 10. Nae ille haud
fcit, quam mihi nunc /urda marreı fabulam, |
— Und das mit Sud und Xedt — At meo me-
rito, credo, ch beziehe dieß auf bie legten Worte
des Phormio, |
Schwiegermutter.
Dieſes Luſtſpiel wurde zum erſtenmal bei den Roͤmi⸗
ſchen Spielen, als Sert. Julius Eaͤſar und Cn. Corne—
Ins Dolabella euruliſche Aedilen waren, aufgeführt, wo
aber die Vorftellung nicht ans Ende Fam, Flaccus, des
Claudius Freigelaſſener, verfertigte die Muſik, wozu er
die gleichen Flöten nahm, Unter bem Conſulate des En,
Detavius und T. Manlius wurde es zum zweitenmal acz
geben, bei der Feier eines Keichenbegängniffes, Die
Dritte Vorftellung gefchab, al$ D. Fulvius und L. Mars:
eins curnlifche 9lebilen waren. Das Ctüd ift bem Gries
ehifchen des Apollodorus nachgebilder,
Setcfonen.
Der Prolog. EN pbioippus, Alter.
pbiloris, Freudenmaͤdchen. Myrrbing, beffen Frau.
ss OT Pampbilus, beider Sohn.
Caches, Alter. Sofia , Sklave. -
Soſtrata, beffen Frau, Bacchis, Freudenmädchen.
Stumme Perfonen.
Pbilumens , Gattin des Pamphilus,
Scirtus , ein junger Sklave,
Die Scene ift eine Straße zu Achen, worin Laches und ' |
Phidippus wohnen,
— 206 — 2"
Prolog
für die zweite Vorftellung.
Ns gegenwärtige Stück Heißt Hechra. Die erfe
Aufführung deffelsen wurde durch einen mibrigen Zur
fal von ungewöhnlicher Art unterbroben, fo daß es
nicht vorgeſtellt, folglich nit nad) feinem wahren
- Gehalte bekannt werden Fonnte. Die Veranfaf-
fung dazu war ein Seiftänger, welcher bie Aufmerk—
famfeit und Bewundrung des Volks gefeffelt hatte,
Das Luſtſpiel kann alfo jet für ein volig neues gel⸗
ten, und bie Urfache, warum fein Verfaſſer, nad
dem Ende jener Unterbrechung, mit der Vorſtellung
nicht fortfahren ließ, war keine andre, als um ſein
Stuͤck noch einmal verkaufen zu koͤnnen. Sie ha:
ben den vorhergehenden Comoͤdien deſſelben aufmerk⸗
fam zugefehen ; laſſen Sie aud) bie jetzige ein geneige
tes Gehoͤr finden.
Prolog
272 —)o( —
Prolog
vor ber Dritten Aufführung.
Rn dem Gewande des Prologus erſcheine ich vor
Ihnen als Vorbitter, den Sie — das iſt mein ſehn⸗
lichſter Wunſch — feine Fehlbitte werden thun lafe
fen, damit id) derſelben Auszeichnung mich im Alter
erfreuen koͤnne, die mehr als einmal in der Jugend
mir zu Theil wurde. Damals brachte ich es nicht
ſelten dahin, daß ein Schauſpiel, welches man bei
der erſten Vorſtellung von der Buͤhne verbannt hatte,
in ver Folge ein Leblingsſtuͤck wurde, wodurch id
Arbeit und Verfaſſer zugleich vom Untergange rettete.
So gieng es mir unter andern mit den Comoͤdien,
bie ich zuerſt als neue Stuͤcke vom Caͤcilius auffuͤhrte;
bei einigen derſelben mußte ich die Buͤhne verlaſſen,
bei ben andern erhielt ih mich nur mit Mühe dar⸗
auf. Alein ba ib wußte, daß das Scheckſal einer
theatraliſchen Vorſtellung gar febr vom Zufal ab⸗
Hänge, fo ließ ich, trotz ber ungewiſſen Hoffnung,
mich die gewiſſe Arbeit nicht verdrießen, und fuͤhrte
dieſelben Schauſpiele, nach meinen beſten Kraͤften,
nod Einmal auf, um von dem Dichter wieder heue
Stuͤcke zu bekommen, unb ihm feine Beſchaͤftigung
nicht zu verleiden. Die Folge meiner Bemuͤhung
war, man ließ die Stuͤcke ruhig auffuͤhren, und gab
ihnen,
—)o(-— 273
ihnen, nachdem man fie Fennen gelernt hatte, Bei⸗
fat. Auf dieſe Art verhütete ich ben Verluſt eines
Dichters, welchen die Boßheit feiner. Widerſacher
beinahe ſchon von ſeiner tiebfaberei , feiner. Beſchaͤf—
tigung und feinen Verfuchen in der dramatıfchen Poes
fie abwendig gemacht hatten. Haͤtte ich damals ger
ring von feinen Producten geurtheilt, hätte ich batz
auf hingearbeitet, ibm fein Schriftſtellerleben zu ver⸗
iden, damit er in. Zukunft lieber feiner Muße fuͤr
d "genießen, als bem Urtheil des Publicums fido
blos ſtellen möchte, fürwahr, é$ ſollte mir nicht ſchwer
geworden fepn, von affer ferneten Autorfchaft ihn ab:
zuſchrecken. Was ich dießmal für ein Anliegen habe,
laffen Sie fib, mir zu Liebe, vortragen , unb hören
mid) unbefangen,
Ich bin im Begriff, bie Hechra auf3 neue vor
Ihnen aufzuführen , ein Stuͤck, das mir nie vers
gönnt geweſen iſt, ruhig vorzuſtellen; ſo ſehr hatte
es bald mit diefem, bald mit jenem Hinderniß gu kaͤmp⸗
fen, Alte dieſe Hinderniße werden verſchwinden,
wenn Ihr einſichtsvolles Urtheil unſern Fleiß und Cir
fer unterſtuͤtzen wird.
Als ich die erſte Vorſtellung dieſes Luſtſpiels be—
gann, da zeigten ſich auf einmal Athleten, die gro—
ſes Aufheben von ihrer Kunft machten, und Geil:
tánjer,
274 = .)o(l —
tánger, melde die Erwartung des Voltes ſpannten.
Was mar zu machen ? ber Haufen von ihren Begteis‘
tern, bie Menge derer, die fich für fi ie intereffi itten,
und das Geſchrei der Srauengimmer war fo [n
daß ich vor der Zeit von der Bühne weichen mußte.
Da machte ich's nun mit dem neuen Stücke, wie chen
mals mit manchem alten, das heißt, wagte einen
neuen Berfuh. Alfo das Luſtſpiel wird zum jns. |
tenmal gegeben, unb der erſte Aufzug findet Beifat;, |
als auf einmal bie Nachricht fid) verbreitete, irs
den Gabiatoren auftreten. Sekt drängte man’ don
aen Seiten herzu, unb über dem ffrm unb Ges
wuͤhl, über bem Zanfen um bie Plaͤtze, konnte id
ganz natürlih meinen Días nicht behaupten,
Gegenwärtig ruht jeder Lärm, uͤberal hertſcht
Stile und Schweigen; ich habe Zeit, mein Stüd
aufzuführen, unb Cie, meine Herrn, haben Gele⸗
genheit, den Schaufpielen ihr Anfehen zu erhalten.
Verhuͤten Sie, foviel an Ahnen ift, baf bie T
matifóe Dichtkunſt nicht auf wenige Perfonen einz
gefchränkt verbe; geben Sie lieber dutch Ihten Seir
fall bem meinigen Gewicht und Stärke. Habe id
niemals
—€-—29€-— 275
niemals Eigennuß zum Ziel meiner Kunft gemacht,
habe id flet& das Vergnügen, das fie Ihnen vers
ſchafft, für den edelften Gewinn derfelben gehalten;
fo gewähren Sie mir die Bitte, und la(fen den
Mann, der die Producte feiner Mufe meinem Tas.
lent, fo wie ihrer Protection fid) ganz bingegeben
fat, nicht das Opfer boshafter Raͤnke, nicht das
Gefpött feiner Feinde werden. Mir zu Liebe nef,
men Sie feine Bertheidigung an, und fchenfen und
Stile; damit andere Dichter zu ferneren Berfuchen
ermuntert werden, unb ich meine Rechnung dabei:
finde, neue Stüde, die mid) mein gutes Geld ge
foftet haben, einzuftudiren.
Erfler
216 PETER |
a Erſter Aufzug
Vobis Erfter Auftritte
* pbilotis , &yta. Aii
pit otié. Wahrlich, Syra, ein witdchen à eon un:
ferem Stande findet wunderfeltem einen Liebhaber, der
ihr tren bleibt. Eben ber Pamphilus bier — wie manchen,
Schwur that er nicht feiner Bacchis, wie mande Betheu⸗
rung, ſo heilig, daß alle Welt ihm glauben mußte, er
werde, ſo lange ſie lebe, niemals eine Frau nehmen,
And ftebe da! er bat "ine.
‚Eyra. Das iſt es ja eben, warum id) Ihnen ſo
oft dorpredige haben Cie mit feinem, ſoviel ihrer find,
Mitleid; nein, pluͤndern Sie, ſaugen Cie aus, und,
zehren bis auf den leiten Heller auf, jeden, der Ihnen
in die Hände fällt. Y
q$bifotié. Und da wäre keiner, der eine vore
verdiente?
Syra. Keiner; denn — das glauben Cie mir —
fein einziger der Herrn, bie Ihnen aufwarten, mennt
es damit anders, als Cie zun 98er cag zu gebrauchen,
wo er durch glatte Worte, fo wohlfeil wie möglich, feine
&uft (attigen fónne, Und foldhen Leuten, liebes Kind,
follten Sie nicht wieder auf den Dienft lauern ?
Philotis. Dennoch finde id) es nicht recht, alle
auf diejelbe Urt zu behandeln,
Spra Alſo das wäre nicht recht, menn man au -
feinen Feinden Rache nimmt? oder wenn die Derrn-in
die t Babe geraten, die fie uns gelegt batten? — Ich
Unglüds
-— yat m, 271
uUngluͤckliche! warum bin ich nicht ſo jung und ſchoͤn,
wie Cie, ober warum haben Cie nicht meine Geſinnung?
Zweiter Auftritt.
Pparmeno, pbilotis, Syra.
Parmeno. (ruft in der Thuͤr zum Haus hinein) Wenn
der Alte nad) mir fragt, fo fag! ibm, ich feo eben an
| „Hafen gegangen, zu hören, ob Pamphilus da ift.
Ee bu, Scirtus? wenn er fragt, bann fag! ihm das;
fragt er nicht, (o frhweigft du, damit mir diefe Ausrede
für ein andermal offen bleibe, — Aber wen (eb ich da?
bie Philotis? wo kommt die ber ? willlommen, Philos
tis, willfommen ! ' t
—— PSpbilotié. Ah guten Tag, PBarmeno !
» Gra Dei Gott! id) bin erfreut, dich wohl zu
fehen, Parmeno.
| Parmeno. Undich, weiß e$ der Himmel! nicht
“minder, daß dumoc wohl bift. — ber fagen Sie, Phie
lotis, wo haben Cie jo lange fi) luſtig gemacht?
. Bhilotis. Luſtig gemacht ? das mußt’ ich mir
bergeben laffen, bei dem Unhold von Dfficier, den id)
ben bier mad) Korinth; begleitete, _Iwei Sabre an einem
eda bab" id) mid) leider dort mit ibm geſchleppt.
Varmena. Ya, ja, Philotis, das faun ich mir
vorftellen, wie oft Cie fid) nach Athen werden zuruͤckge⸗
jeont, und Ihren Schritt verwänfebt haben.
Philotis. O! es gebt fiber allem Ausdruck, wie
gros mein Verlangen war, wieder heim zu Commen, und
von bem Dfficier mich ju trennen; in ber Xhar, ich
ſchmachtete recht darnach, end) wieder einmal sm eben,
am fo wad) unſerer alten Citte einer frölichen Tiſchge—
nme € felljshaft
' 978 — Je( — — ———
ſellſchaft beizuwohnen. Denn dort durfte id) nichts
ſprechen, außer was dem geſtrengen Serm ——
und nicht länger, als er'$ eerabpnte,, — «
Parmeno. Die Art, wie der Offieier Ihre Ge
fprächigteit. einfchränfte, mag. freilich nicht die feinſte
gewejen je».
Philoris. Aber was find das für Di nge, die ich
. ba eben bei der Bacchis gehört babe? Co Lange die lebte,
dachte ich mir immer den Pamphilus und eine rau als
etwas Unmögliches.
$armene, Pamphilus und eine Frau — ii
€ie ? —
Philotis. Je nun, bat er denn Feine? °
Parmeno. Wohl bat er. eine, aber ich fürchte,
es hat bie längfte Zeit gedauert. E
Philotis. O daß bie guten Götter es fo ſchick⸗
ten, menn anders Bacchis dabei gewinnen kann. Aber _
wie foll ich denn das zuſammen veimen, Parıneno?
fprich ! |
Parmeno Nein, nein, das Braucht nicht ui
die Leute zu kommen ; verfchonen Cie mich mit der Frage.
Philotis. Alſo deswegen, damit e$ die Leute
nicht erfahren ! bei allen Göttern! Sparmene , ich frage
nicht in der Abficht, e$ in die Ctabt zu bringen, fons -
dern mid) im Stillen darüber zu freuen. — - u
Parmena Eprechen Sie noch ſo ſuͤß, id) be:
danfe mich dafür, das Schickſal meines Budels * |
Ihre Diécretion anfommen zu Inffen.
Wbiloti& Nun, fo bebalte dein Geheimmiß fir
bib, Parıneno ! — Als ob dir nicht ungleich mehr bara
gelegen wäre , es zu erzaͤhlen, als mir, es zu willen hi -
Mars
^
2 boul dd
-— pe -—-—.. 279-
Parmend. (lec) Cie bat recht; das eben ift
meine ſchwache Seite. — (laut). Sd) till! Ihnen ſa⸗
gen, ber Eie muͤſſen mir auf Ehre Bee ju
fdóweigem. — — ,
Philotis. Jetzt bit du wieder ber. ilte Da
haſt du mein Ehrenwort; rede!
T sea 6. So hören Cie denn.
— Sbilotis. Hecht gern.
Parmeno. Die Liebe unſers Vamyhilus gegen
die Bacchis hatte gerade damals den hoͤchſten Grab er⸗
reiche, als fein Water ihm zumuthete, eine Grau zu
nehmen. Der Alte führte die gemöhnliche Sprache aller
Baͤter: er fe» betagt, babe nur ben einzigen Cohn, um
fo mehr febe er fid) nad) einer Stuͤtze im Alter nmt.
Panphilus ftr&nbte (id) zuerft ; wie aber ſein Vater ime
met dringender wurde, fieng cr auf einmal an su fcbteans
J Teu , ob er der Kindespflicht , oder ter Liebe iur Baechis
mehr einräumen follte, Dabei lag thin ber 9rtfe beſtaͤn—
big in den Ohren, tnb machte ihm den Kopf arm f
fein Wunder , daß er e$ eutlid) curebfelite, und (einen
Sohn mit ber Tochter hier unjeré naͤchſten Machbars Gere
lebte. Pamphilus fand fica darein (6 ziemlich, Bis auf
bei Seitpunet, wo alle Unftalten fettid, und bie Hochzeit
- vor ber. Thür mar. Jetzt ouf einmal ertwachre fein
Schmerz fo heftig; daß ich gut pafür bitt, Bacchis ſelbſt,
wenn fie es angejehen ‚hätte, wuͤrde Mitleid mit ihm
gehabt haben. So oft er einen Augenblick mit mit al:
lén fegn , unb feiner Empfindung freien Lauf Tagen
Tonnte, da brad) er in.bie Worte aus: Parmeno! was
1 bab' id) gethau, ich Ungtüdliher? in welches Elend
TE € a fab!
280 >, Pal =
hab’ ich mich geſtuͤrzt? nein, Parmeno! das halt’ id)
nicht aus, id) bin verloren, olme Rettung verloren! — —
Philotis. Verwuͤnſchter Alter! waͤrſt du bei
allen Henkern mitideiner Zudringlichleit! :
Parmeno. Um mich fury zu falten, Pamphilus
führt feine Braut beim. — Sn der erften Nacht berührt er
fie nicht, unb in der folgenden — eben fo wenig. —
Phil otis. Was fprichit bu? ein junger Menfch,
und noch dazu ein wohlbezechter, foll bei einem Mädchen -
geſchlafen, und-fich nichts mit ihr zu fehaffen gemacht
haben ? das lautet verdächtig ,„ das glaub’ ich nimmer:
mehr.
Parmeno Kein Wunder, daß Sie fo urtheilen,
denn jeder, der Ihren aufwartet, fühlt Neigung gegen
Qie; aber Pamphilus war zu der Verbindung ge zwun⸗
^o gen worden.
Philotis. Nun, mas weiter? \
Parmeno. Ein Paar Tage drauf nimmt Pam⸗
philus mid) ganz allein bei Ceite, umb erzähle mir, e5
(eo. zwifchen ibm und bem Mädchen noch beim Alten.
Vor der Hochzeit babe er fid) eingebilder, im feiner künf-
tigen’ Verbindung ed aushalten zu können. Uber,
Parmeno! fubr er fort, eine Derfon , tow ber mid)
wieder zu trennen ich feft entjchloffen bin, eine folie
ſollt' ich mißbrauchen ? follte fie nicht vbllig fo im bie
Hände ihrer Aeltern zuruͤcklieferu, wie ich fie empfans
gen babe? das würde mir wenig Ehre, unb dem guten
Maͤdchen ſchlechten Vortheil bringen.
Philotis. Traun! ein gewiſſenhafter Sinn
und Herr über fid) felbft }
bar |
—)o( — 281
Varmeno. Indeſſen, ſprach er weiter, möchte
es fuͤr mich ſeine Bedenklichkeiten haben, wenn die Sa—
che bekannt wuͤrde; und ſie wieder heim zu ſchicken, ein
Maͤdchen, worauf nicht das Geringſte zu ſagen ift —
dazu gehoͤrt eine eiſerne Stirn. Die einzige Hoffnung
bleibt mir alſo, wenn fie am Ende fieht , daß fie es
nicht aushalten fönne bei mir, dann wird fie von felbit
| geben.
"Sbiletié. Aber, jage, während das vorfiel, er=
hielt ba Bacchis noch Befuche von ihm ?
Parmeno. Jeden Tag, Indeſſen, mie das fo
zu geben pflegt, alö fie fab , er feo für fie (o gut wie
verioven, bà ward fie von Ctunb' an troBiger und
raubjüchtiger.
Philoetis. Ganz natürlich !
$armeno. Und gerade ber Umftand war e$, wels
cher ben Pamphilus von ihr abienbig machte; denn nun
fieng er an, den Charakter der Bacchis unb feiner junz
gen Frau nad) ihrem Betragen zu würdigen , wodurch
ihm uͤber fich felbft und über die beiden Frauenzimmer die
Augen gedffuert wurden. eine Frau hatte alle Tugen-
den einer Perfon von guter Erziehung, war die Kitts
ſamkeit und Befcheidenheit felbft, blieb bei allem üblen
Betragen ihres Mannes nicht mur gelaffem , (onberit
bedte die Schmach, die ihr wiberfubr , nod) zu. Co
wirkten Mitleid mit feiner Frau, und Empfindlichkeit
über den Zrofj ber Baccbis zufammen auf das Herz des
Pamphilus; was Wunder, bafi er nachgerade von der
Dirne fid) loswand, und feine ganze Zuneigung auf die
andre übertrug, im deren Charakter er den ſeinigen wie:
berfaub, Jetzt auf einmal ftirbt ein alter Mann auf
?1 e 3 Ambros,
281 — jet —
Imbros, ein ſo naher Verwandter von one San,
bafi nach allen Rechten inen die Erbfchaft zufiel,
Pamphilus, fo fchwer fein liebevolles Herz ibm Diet
fernung machte, mußte, auf ftrengen Befehl feines Bas
ters, bie Reife antreten, — Cr ließ alfo die junge er
in den Händen feiner Mutter ; denn der Alte hat
euf'á Vanb vergtaden und kommt wunderſelten in b
Stadt. LK i
y bilotis, Aber mit bem "allen. — iie táunft iu
fügen, daß bie Ehe nicht Beſtand haben werte? —
Barmeno, Da komm' ich eben bran, Die bei: —
den Frauenzimmer vertrugen fid) die erfien paar Qaae
gatız gutz auf einmal aber warf Philumena einen uite
Besföhnlichen Haß auf ihre Schwiegermutter, obit daß
irgend ein Streit, oder eine Klage unter ihnen vorands —
gegangen war, alt EIrTT d
Philotis. Was denn aber? |
$armene, Kam, einmal die viciis |
fib mit ihr gu unterhalten, gleich, Tief ſie davon, i
wolfte fie mit keinem Ange jeben, "Qule&t , mie La “
Gefellichaft vbllig wnerträglich wiirde , gab fie vor, ihre
Mutter begehre fie zu einen! Dpfer , und gieng beim,
Machdem fie mehrere Tage hier geblieben war, und ume
Frau fie wieder verlangte, da nahmen fie, Gott weiß!
welche Ausrede, Man ſchickt zum anderumal ‚und ers
baͤlt fie eben fo wenig. Endlich und endbich , wie fie
noch verſchiedenemal zuruͤckgefordert wurde, ſchutzen M
eine Krankheit vor, Sogleich geht unfre Frau, fie zu -
befuchen 4 aber niemand ließ fie vor: Kaum hatte
alter Herr das erfahren, al& er geftern vom Lande be
cintam, und anf ver Crelle zum Vater der «9
2
^
—)e( — ata
fi eerfüate. Was da ausgemacht worden bt, hab’ ich
noch wicht erfahren koͤnnen; aber wo es am Ende hius
aus "will, das geht mir gewaltig ini. Kopfe herum. —
Jetzt wiſſen Cie alles; und es ift. 2cit., "daß id weiter
gehe.
5; Pbilotis. Bei Gott! id) auch; denn ich babe
einem Fremden mein Wort gegeben, ihm aufzuwarten.
‚Parmeno, Biel Glüd zu ihrem Vorhaben!
m Lebe wohl, Varmeno! .-
armenn. Cie ebenfalls, ſchoͤnes Kind!
n^ "Wu
á Zweiter Aufzug.
Erfter Auftritt
DII ds v Baches , Soſtrata.
Laches. Dal’ ihr Götter unb ihre Menfchen !
was ift das für e eine Race? was ift das für cin Gomplott ?
wie tod) bie Weiber fid) durchaus fo ahnlich ſind! jede
Neigung, jede Abneigung der Einen hat aud) die Anz
dere; ba ift feine Einzige, bic nur im Geringften eine
Ausnahme machte. So zum Erempel, jede Schwieger-
mutter , fo viel ibrer find, Daft ihre Schwiegerrochter ;
jedes Weib macht (D ein Gefchäft daraus, ihrem
Manne zuwider zu leben ; und der Eigenfnm ift. ihnen
allen wie angeerbt.: Man follte fchwören , fie fenen
insgefamt in Cine Schule gegangen, wo fie all das.
, r
f:11/^5150
Boſe lernten ; ſoviel weiß ich fiber, wenn es cime
Schule voit der Art giebt, dann ift. meine da die Frau
Präceptorin,
Soſtrata. Sd Unglüdliche! da muß id) mun
wieder Vorwürfe hören, ohne zu wiſſen, warum.
E o. e 4 5 Faches.
284 — )ol — 2 ey
fades. Wie? bu weißt nibt...? —— 2 uw TR
Sofirata. Mein, lieber Man, fo wahr ber —
Himmel mir gnädig fepn foll, und fo wahr id) * *
meine Tage mit Dir zu verleben!
Laches. Behuͤte der Himmel! *
Softtata, Du ſelbſt, das weiß ib, —
einſehen, das id) unſchuldig bin, — “N
Laches. Du unfchuldig ? täßt fich auch wohl ein
SRormurf benfen , der für deine Auffthrung ‚zu bart
wäre? mich und dich, unfer ganzes‘ Haus, bringſt du
in Schimpf unb Schande ; ſtifteſt Herzeleid für deinen
Sohn; und die gutem Leute bd , bie ihr Sinb-in Feine
befferen Hände zu geben wußten, als in unferes Sohnes
Hände, mad du aus freuen Freunden zu. Todfeins
ten. Es war alles gut, auf einmal — du Nichts⸗
wuͤrdige, und ſtreuſt Wirrfamen,
Soſtrata. Wer? ih? ^et
Laches. Du, ſage ich, umb feine andere, ss
bed), al8 ob das Weib mich nicht für einen Menfchen,
für einen blojen Klotz hielte. Meynt ihr etwa, weil id)
ge felten in die Eradt fomme, ich wüßte nicht die Auf⸗
führung eines jeden bier oon eud) ? glaube mir, draußen,
wo id) beſtaͤndig bin, erfahr” ich bei weitem nicht alles
fo genau, was verfällt, als was hier aefdbiebt ; warum?
weil euer Betragen daheim das Urtheil des’ Publicums
über mich beftimmt. Co viel wußte ich wohllängftens,
baf Philumena deiner fiberorüfig geworden feb , "und
munderte mich darüber keinen Augenblid , das Gegens
theil vielmehr hätte mich wundern follen. Allein fo arg
bachte ich mir'á bod) nie, baf fie dedwegen unfer
ganzen Haus würde gram werden ; denn hätte id) das
gewußt:
— )o( — 285
gewußt, fo hätte fie mir bleiben , und bu das Feld
räumen follen, Aber nun bebenfe einmal, Gofirata,
wie wenig id) es um dich verdiene, daß du mir ben Vers
bru madjeft. Ich habe mich auf' Land zuruͤckgezo⸗
gen, um euch Plaß zu machen, und brav zu jparen 5
ich arbeite mich ab, mehr als ein Mann von meinem
Etande und Alter foll, weil id) weiß , daß wir ſonſt bei
euerem Aufwande und müjfigen Leben nicht beftehen Eöuns
ten, Sollteſt du nad) dem allen nicht aud) bedacht feyn,
mir jeden Verdruß ju. erfparen ? EAT
-Coftrata. Aber bei Gott! was bier geſchehen ift,
daran habe id) nicht den geringften Antheil, weder oor
(alid, noch durch ein Verſehen.
Laches. Wer denn ſonſt? vu. allein warſt um fie,
auf dir allein, Soſtrata, bleibt alle Schuld ſitzen. Dir
lag es ob, fuͤr alles hier zu ſorgen; denn jede andre
Sorge hab' id) euch ja abgenommen. Sollteſt dich fchä=
men, du Alte, dich mit einem jungen Maͤdchen zu uͤber—
werfen! N: eur zufolge, wird jene ‚die Schuld
haben.
Soſtrat a. Das (eo ferne son mir, lieber Mann,
ſo was zu behaupten!
Laches. Nun, bei Gott! das freut mich, mei—
ned Sohnes wegen ; denn in Anfehung deiner hab’ ich
den Zroft, daß bu durch feinen. böfen Etreich weiter
was verlieren fannft.
Qoftrata. Uber weißt du denn , Lieber Mann,
ob jene Abneigung gegen mich nicht vielleicht blofe Ers
dichtung war, um länger bei ihrer Mutter zu bleiben ?
65 $ade $,
286 se got — A di An
. Lj
fades. Mas forichft vu? ift e& denn nicht
aller Beweiße, daß gefterm, wie dufie wieso me,
fein Menſch dich zu ihr Tte ? (ta A qui rst dert
"Qeftrata.. Man (aate iir, fie beine fé ems
febr übel; deswegen kam ich nicht zu ihr,
nig de: &, Die ſchlimmſte $rantbeit ;- benf* idj; Bie
fie har, ift deine Aufführung; unb wen befrembet daß?
macht ibr'é doch alle micht beifer ; erft wolle ihr ,: eure
Söhne follen heurathen, und udthigt ihnen eine Parthie
auf, wie fie euch anftebt; haben fie dann auf euer Ans
ſtiften Weiber genommen, fo rubt ihr Pi bis ſie die⸗
felben wieder fortſchaffen. j jai dH —
Zweiter ——— "DET
d Pbidippiss , Bades, Cefirata.- 2
Phidippus, «ih feiner amato ) renis ij
lumena, már' id berechtigt, dich zu zwingen/ baf du
meinem Befehle dich fügteít ; aber auch dießmal foll. die
Batergäte ſiegen, aud) dießmal will id) Dir ——
und deinen Einfaͤllen mich nicht widerſetzen.
Lacher. (vor ſich) Aber fief ba! Phidippus, wie
gerufen; Bon dem hoffe ich den wahren Aufſchluß zu
erhalten. (laur) VPbidippus ; ich thue den Meinigen
gern alles moͤgliche zu Gefallen ; nur darf dieſe Gite nie
fo weir geben, daß fie dadurd) verborben werben, Wollte
Gott! Sie machten’s eben (o; dann wäre und und Abs
nen geholfen. Aber freilich, wie ich“da höre, fichen
Sie unter dem Befehl Ihrer Brennan
Phidippus, Ei, ei!
Xaches. 3d mar geſtern bei Ahnen, Ihrer Ze
ter wegen ; aber beim Weggehen wußte ich ſoviel, als
zuvor
-
D
T4
- a 5 *
-—9e(— 46?
cereos Stein ; phidippus ‚das T nicht "Matter,
was Cie verdrießt, ſo heimlich zu halten, ſoll anders
die Verbindung zwiſchen uns son Dauer ſeyn. Ha⸗—
ben wir es irgendwo verſehen 5. heraus bamit!^ wit
wollen es auf eine ober "die andre Art wieder gut ma:
dieu, entweder, "indem wir uns rechtfertigen , oder
im Nachficht bitten; unb Cie, Phidippus , folfen ben
Richter machen. Soll aber das bie Urfache ihres Zus
haujebleibens feon , meil fie frank ift, jo Fommt es mir
als eine Beleidigung vor, wenn. Cic fürchten, e$ möchte
" p uns an ihrer Pflege etwas abgeben. Bei Gott}
Phidippus, ob Cie gleich ihr Water. ſind, fo-geb’ id) [n
Ihnen nimmermebr zu, daß ihre Genefung Sbuen mehr,
als mir, am Herzen liege; denn, faa! Einer, wie kann
id anberé , ba ich weiß, bap fie meinem Eohne fo theuer
ift, als fein Leben ? Auch darf mir niemand (aget, wie
febr es ibn verdrießen wird, wenn er diefen Auftritt er
fahren follte, Und darum ift e$ ein jo grofes Anliegen
für mich, fie eher wieder bei ung zu (eben, als ihm. 3
^ Wbibippus. Laches, ich kenne die Sorgfalt, ich
. Tenne die Zuneigung, die man für meine Tochter in
Ihrem Hauſe getragen hat, und bin uͤberzeugt, daß
ſich altes (o verhält, wie Cie ſagen; aber. eben fo ſeht
wünfchte id), daß auch Cie glaubten, mir fey es dag
größte Anliegen, meine Tochter wieder in ihrer Schwie—
gereltern Haus zu bringen, wenn ich e$ auf "s eine
Art im Ctanb wäre,
Laches. Und was hindert Cie daran? — Eagen
Eie, beſchwert fie fid) etwa über ihren Mann?
Phidippus, Nichts weniger; vielmehr, als ich
bie Sache ernfilid)er zu Herzen uds, und Gewalt braus
-
e88 . - 5o0( —
chen wollte, ba betheuerte fie mit bem heiligſten Gibe
(dowure, fie fbnne unmöglich c8 dort aushalten, fo
lange Pamphilus abwefend wäre. — Andre Leute haben
wohl anderswo ihren Sebler; meine Gemüthsart ift mum ^
einmal fo, daß ich zu qut bin gegen die Meinigen, und
ihnen nicht Durch den Ciun fahren kann .
$ades. Hörft du, Seftrata?
Softrata. 95d Unglüdliche!
Laches. Alſo dabei bleibt's?
Phidippus. Für jetzt, ſoviel ich fehe, — Aber
kann ich fonft noch dienen? denn eben hab’ ich febr nbz
thig zu tbun auf bem Serum.
Laches. Da geh’ id) mit.
Dritter Auftritt.
Softrata. :
Bei Gott! es geſchieht uns Unrecht, menn wir alle,
ohne Ausnahme, von unfern Männern gehaßt werben,
Nur.einige wenige find fd)ulo daran, Daß man von uns
allen fo fchlechte Begriffe bat. Denn — das —28
heilig verſichern — eon ber. gegenwärtigen Beſchuldi⸗
gung meines Mannes bin ich rein und frei; unb bene
nod) hält e& mir ſchwer, meine Unfchuld bargutbum , fo
feft fett bei ihnen der Gedanke, von feiner Schmwieger:
mutter laffe fib was Gutes erwarten. Mein fehler ift
das einmal ficher nicht ; denn ich babe die junge Frau
nie anders gehalten, als ob fie meine leiblidie Tochter
wäre, fo baf id) in der That nicht weiß, wie ich zu der
MVerdrießlichkeit komme. Um fo mehr febe id) der Rüde
lebr meines Sohnes fnit Sehnfucht entgegen.
Drit
—)o( — | 289
Dritter Aufzug.
Erfter Auftritt,
pampbilus, Parmeno, Myrebina. —
$ampbilué. Kein Menfch auf der 98elt, glaub”
ich, bat je fo vielfund fo ſchrecklich durch die Kiebe gelitten,
als ih. Did Unglüdlicher ! die Leben alfo war es,
das ich fo forgfältig in acht nahm? darum empfand ich
ein fo fehnliches Verlangen, wieder beim zu Fommen ?
ach ! wie viel beffer wär’ es für mich geweſen, anjedent
Drte der Welt meine Tage zu verleben, als wieder bierz
ber zu fommen , und die traurige Geſchichte da zu vers
nebmen ! denn jedermann, den irgenomober ein Unfall
trifft, fam die aanze Zwifchenzeit, che er was davon
erfährt, als baaren Gewinft anfehen,
à Parmeno. Aber, lieber Herr, baburd) befont-
men Cie ja Gelegenheit, diefer Verdrieplichkeiten befto
eher 108 zu werden, ftatt daß, wenn Ihre Ruͤckkehr fid)
verfpäter hätte, die Erbitterung gewaltig würde zuge:
nommen haben. Jet hingegen, verlaffen Cie fid) drauf,
werden beide Theile bte Gegenwart zu Herzen nehmen;
Sie werben fid) die Sache vortragen laffen , werden das
Mißverſtaͤndniß heben, und eine Ausfdhnung zu Stande
bringen. Alſo was Ihnen im einem fo fürdhterlichen
Lichte erfcheint , bat im Grunde fehr wenig zu bedeuten,
Pamphilus. Was mwillft du mich tröften ? ift
wohl in der weiten Welt jemand fo unglücklich, als id?
ehe ich mit meiner "»pbilumena mid) verband, da war
mein Herz oen einer andern Liebe gefefelt ; und diefes
Verhaͤltniß allein — ohne taf ich ein Wort weiter ſage —
Fanız
290 —)o( —
kann jedem die traurige Tage begreiflich machen, worin
ich mid) damals befand, Dennoch wagte ich e$ nie,
mid) gegen das Mädchen zu ſtraͤuben, das mein Vater
mir aüferang ; aber Baum hatte id) dort mich losgerife
fen, und die Feſſeln, bie ich bisher trug, abgemorfen,
kaum hatte ich meiner neuen Geliebten mein Herz juges
wendet, fiebe? ba tritt was Neues in den Meg , unb
droht, auch von diejer mid) ju trennen, — Dazu femme '
noch, baf bei dem gegenwärtigen Auftritte entweder
meine Mutter ober meine Gartin die Schuld bat; und
. jeder von diefen beiden Fällen — welche traurige Aus—
—
fibt für mid) in die Zukunft! Denn von meiner Mutter
mir etwas gefallen zu Taffen, Ichrt, mid) bie Kindes—
pflicht; nnb meine Gattin — was für Verbindlichkeit :
bab" ich nicht diefer ! Wie edel war nicht bie Nachfichr,
die fie im Anfang unſrer Verbindung, mit mir batte!
wie grosmäthig duldete fie nicht, jo manche Mishande
lung von mir, obne gegen einen, Menjchen fi ich etwas
merken: zu lafjen. Uber gewiß, Parmeno, es map was
jehr Wichtiges vorgefallen ſeyn; woher fonft vieje fo an
bolteuoe Erbitterung zwiſchen ibneu ? |
o Parmeno. Oder vielmehr was febr Uimoidptiged,
wenn Cie das Kind beim rechten 21amen. nennen wollen
Mir wiffen ja, die größte Erbitterung Haft nicht allemal
auf eine große Beleidigung ſchließen ; und wer bate$ nicht
erlebt, ba über etwas, was einem Undrem nicht in
geringfien verdroß , cin Sábgerniger unſer Zobfeinb
wurde. Was für heftige Fehden entfichen nicht täglich
durch die unbedentendfien Veranlaffungen unter Kindern;
und warum? barum , weil der Geift , der fie regier
noch ſchwach ift. Und glauben Cie nicht, daß i».
—)o( — 29f
mit viel befjer ſey bei den Frauenzimmern; ; vielleicht bat
zu der gegenwärtigen Eutzweiung eim einziges Wort
Gelegenheit gegeben. ——
pampbilus. Geh, Parmeno, und melde ihnen
feine Ankunft.
^ Parmeno. Himmel! mas ift das?
Sjampbilus. Sen fill!
Parmeno. Sch höre allerhand ängfiliche Bewe—
gungen; man lauft ruͤckwaͤrts, vorwärts ; kommen Sie
" wáfer; zur Thür! nun? hören Sie's?
* Pamena. Schweig, Plauderer! — DO Jupiter!
ich hoͤre ſchreien.
Parmend. Cie ſelber reden, und mir verbieten
Sie's. i
— Syerrbina. (mirb vor innen gehört) Sey tod) ftill,
liebe Tochter!
Pamphilus. Das war ber. Mutter D ADI
bünft mid). Wehe mir!
Sarmeno. Wie das?
$ampbilus. Ich bin verloren !
Sarmenoe, Warum?
Qampbilué, Ach, Parmeno, verlaß bid) drauf,
e$ ift weiß der Himmel was für ein Ungluͤck, das fie vor
mir geheim halten,
Parmeno. Ihre Gattin, die Philumena, fagen
fie, befinde fib unpaß; ob e$ etwa das ift?
Pamphilus. O webe! marum baft du mir das
von nichts aefagt ?
à : ar:
292 —jo( — *
Parmeno. Weil e$ nicht möglich € aues auf
einmal zu erzählen. i1 Ms
$Sampbil u % Mas bat fie ei eine Krankheit? ]
Q0 9armen v. | Sd weiß nicht.
Pamphilus. Und hat denn niemand nd dent
Arzt geſchickt? *
Parmeno Ich weiß nicht.
$àmpbilué. Wie mag id) bod) ſaͤumen, din
zugeben, um, was e$ aud) ſeyn mag, je eber je lieber
mit Gewißheit zu erfahren ? — Ah, tbeuerfte Philu—
mena, in welchem Zuftand werd’ id) bid) jett finden 2 '
denn bie geriugfte Gefahr, bie dich bedrohen fellte, wird
meinen Zob zur unausbleiblichen Folge haben.
Seht hinein)
Smeiter Auftritt,
^ %
-
Darmeno.
^id finde es nicht für nörhig, mit Ginele T geben:
denn ich weiß, daß die ba drinnen uns alle nicht leiden
mögen. Geftern verfagten fie ber Softrata den Cintritt ;
wie vielmehr muß ich wegbleiben? Es wire ja möglich,
bafi ed mit der Krankheit Ärger würde — was mir leid
tbun follte, baupt(acblid) meines Deren wegen — dann
würden fie gleich mit dem Gerede da ſeyn, ber Eflave
der Cofttata wäre ins Haus gefommen, und von,der
Etunde an habe die Krankheit fid) verfehliunmert 5 * alfo
der máffe etwas Bbſes angeftellt haben. (Ya wenn bed)
alle das Boſe den Váftermáulern auf ihrem Kopf vergol⸗
fen würde!) Giemug, das würde meuem Stoff zu 3Bore
wuͤr fen gegen meine Gebieterim geben; und mir — pas
verjieht ftd) — würde có am alicrübelften. befommen. —
e prit:
—-)o( — 293
Dritter Auftritt.
" aL gd Softrata , Parmeno, :
Softrata. Götter! mas mag das Getdfe bebeu:
ten, das ich die ganze Zeit über ans bem Heuſe da bore!
wie iff mir fo bange, baf e$ mit der Krankheit meiner
Schwiegertschter fid) verfchlimmert babe ! gebe tu, Aes—⸗
eulap, gebe du, Göttin Salus, bafi e& was anders
fen! Aber jest muß ich hinein zu ihr,
Parmeno. He, meine Gebicterin !
"Qofirata. Nun?
Parmeno, — Cie werden da zum zweitenmal abs
gewieſen werden.
Coftrata. Ah, Parmeno, du bif'6? — was
fef ich aber tbun , ich armes Weib ? foll ich meines
Sohnes Gattin nicht fehen, die bier allernächft franf
liegt?
Parmeno Gehen Cie nicht nad) ihr; fdiden
Cie aud) niemand ab, mad) ihr zu fehen, Denn wer
eine Perſon lieb bat, die ihn nicht leiden kann, der üt
in meinen Augen ein zwiefacher Thor; fich felbft macht
er vergebliche Mühe, und bem Andern fällt er läftig -
Noch dazu ift Ihr Sohn gleich nach feiner Ankunft bina
ein gegangen, zu feben, voie fie fid) befinde.
Soſtrata. Was faaft bu ? ift Pamphilus wieder
da?
Parmeno Ga
Spftrata. Den Gbttern ſey's gedankt! ha! durch
dieß Wort wird mein Geift wieder lebendig, mein Herz
fühlt füch entlaftet von Kummer und Sorge,
Parmeno, Gehen Cie, das ift die Haupturfache
marum id) wünfche, Sie giengen nicht hinein; denn ges
(eat
294 —)o(—
fest, daß bit Schmerzen ber Philumena etwas nad
laſſen Sollten, (o bin.ich Buͤrge dafür, fie erzählt ibm
unter vier Augen alles, was vorgefallen ift zwifchen Ih⸗
peu beiden, und was die erfie Veranlaffung zu der Dis⸗
harmonie gab. Aber f eh! de kommt er ſelbſt aus *
Hauſe. Ha! wie niedergeſchlagen!
Dritter Auftritt.
Softrata, Pampbilus, parmeno,
Softrata. Ub, lieber Sohn!
$ampbilus. Seyn Siemir taujendmal gegrtpt,
liebe Mutter ! - à
Softrara. Wie frob bin ib, daß dur sm
wieder da bift ! — Befinder fid Philumena befer?
Pamphilus. Sa, etwas.
Soſtrata. Das gebe der Himmel! * was
weinſt du denn ? tarum fo niedergeſchlagen?
Pamphilus. Sd) weiß felbjt nicht, liebe Mutter!
Coftrata. ber, jage, was dab es auf einmal
für eim. Getbje? famen ihr die Schmerzen RN
Pamphilus. Nicht anders, -
Softrata. Mas bat fie denn für eine santi?
pampbilué, Das Rieber, :
Soſtrata. Das tägliche? — '
Pampbilus. So fagte man. — Cen Be fo.
gütig, und gehen bineim ; ich folge ben — liebe
Mutter!
Soſtrata. Gut. (ab)
Pamphilus. Du Parmeno, lauf, was ——
nach meinen Leuten, und hilf ihnen tragen, was fie
bei fido haben. iud M
par:
dr"
—-)9( — 295
.Sjarmeneo, Wie? haben bie - neni pen Weg
nad) unferm Haus vergeſſen?
Pamphilus. Wird's bald?
Füuͤnfter Auftritt,
Pamphilus.
Wo fang' ich an? wo nehm' ich den Faden auf,
um all das Unerwartete zu erzählen, was ich theils mit
meinen Augen ſah, theils mit meinen Ohren hoͤrte?
wahrlich! mir vergiengen bie Sinne, und ich eilte, was
ich konnte, zur Thür hinaus. Denn mie id) ba vor—
hin in Angſt und Schrecken hinein eilte, und eine ganz
andre Kraukheit bei meiner Grau befürchtete, als ich
wirklich fand, Himmel! wie ward mir da! Ihre Skla—
vinnen, ſobald fie mid) erblickten, erhoben ein allgemei—
nes Freudengeſchrei, oa iff er! weil meine Ankunft fie
fo plotlid) überrafcht batte. Auf einmal aber zeigte fid)
mir auf den Gefichtern aller eine vdllige Veränderung,
und man fonnte e$ beutlid) wahrnehmen, daß meine une
erwartete Ruͤckkehr ihnen febr ungelegen kam, Mittlers
weile lief eine von ihnen eilends voraus ; mid) anzumel⸗
‚benz; unb ich, ungeduldig, meine Phllumena zu ſehen,
folg' ihr auf dem Fuße. So wie ich in's Zimmer trat,
erkannte id) leiber ! den Augenblick, was ihr fehle;
denn fie batte nicht Zeit, e$ zu verbergen, und ibt
Qtbbnen war genan baffe[be, wie ed unter ſolchen Um—
fiänden gemöhnlich ift. — Sei bent erſten Anblick that ich
einen Schrei: ximmel! bab ich dan verdiene! Thraͤ—
men bedten mein Untlig, mir ſchwand fiber dem uner⸗
börtem , ſchrecklichen Auftritte alle Befonnenheir , Frey,
ich machte, daß id) fo gefdneiup als möglich hinaus fent,
, 42 Ihre
296 rd A
Ihre Mutter hir nach 5 umb als ic) eben in ber Thuͤr
war, da warf bie arme Frau, die Augen voll von Ihre -—
nen, fich auf die Anie vor mir nieder. Mich jammerte —
ihrer. Und wahrlich! id) irre mich nicht ; berfelbe
Menſch, jenachdem feine Lage verfchieden ift, erfcheint
bald gros, bald Hein. Drauf begann fie folgende Anz
rede an mich: , fiebfter, befier Pamphilus, bu fiehft
nun, warum das arme Mädchen euer Hausverlaffen bat ;
ein Niederträchriger, uns völlig llnbefannter, bat ihr
vor einiger Zeit die Ehre geraubt; deswegen nabm fie
ibre Zuflucht zu ung , um ihre 9tieberfunft vor dir, fo-
wie bor jedem andern , zu verbergen,“ 9[ber wenn id)
nun weiter gedente, worum die qute Frau mich bat, ad)!
da bin ich nicht im Stande, mich der Thränen zu erweh⸗
ren, „Bei dem günftigen Geſchick — fo fprach fie —
das heute bid) uns mieberbracbte , bei biefer fegnenden
Gottheit befchwören wir bid) beide, ift anberé bie Bitte
nicht zu kuͤhn, paf du das Deinige tbun mögeft, ben
Anfall meiner Tochter vor aller 28elt geheim zu halten, —
Haft du je gefunden, befter Pampbilus, daß fie e$ red -
lid mit dir mepnte, fo wagt fte jegt die Bitte am dich,
ihr, zur Vergeltung, dieſe Gefälligkeit nicht zu verfas
gen, Was übrigens zuträglicher fürbid) fen, fie wieder:
zunehmen, oder bid) von ihr zu trennen. — das mußt du
jelbft an beften wiſſen. Du bift die einzige Perfon auf
fer und, der es befannt ift, daß fie in Sinbeénbtben :
liegt , unb bafi du nicht Vater Dazu feon fannft,. ( Denn
wie man mir gejagt bat, vergiengen bie erften zween
Monate euerer Verbindung ohne nähere Vertraulichkeit, -
und fieben Monate find e$ überhaupt, daß ihr Eheleute -
ſeyd.) Auch zeigt. dein ganzes Benehmen, daß du dar:
über
"d
d
— )jo( — 297
‚über feinen. Zweifel haſt. Und nun, Pamphilus, ift es
mein höchiter Wunſch, mein ‚einziges, Beftreben , ihre
Niederfunft, wo möglich, vor ihrem Vater und über:
haupt vor jedermann geheim zu halten. — Gefest aber,
daß bieB nid)t moglich jewn folite, fo geb’.ich vor, es
fen ein Abortus; und ich bin Bürge, fein Menfch denkt
fic) was anders, als — wofür auch aller Anfchein ſpricht
— ba er von bir berrübre, Das Kind, fobalb es zur
Welt kommt, werd’ ich ausjegen laffen; bir alfo fanu
die Sache ſchlechterdings feinen Nachtbeil bringen, aber
bie Schmach, mozu meine arme Tochter fo unfchuldiger
Weile gefommen ift, wirft du dadurch zudecken. Sch gab
ihr mein Wort darauf, und werd’ e$ halten, fo weit ich
es verfprochen babe, Denn fie wiedernehmen — das
tann id) nicht wohl, als Mann von Ehre, ohngeach-
tet ich fie zärtlich liebe, und an ihren Umgang aufferor-
dentlich gefeflelt bin. Die Thränen fommen mir, wenn
id bedenke, zu was für einem traurigen, einfamen fe:
ben ich in Zukunft verdammt bin. O Schikſal! wie find
bod) deine Gunftbezeigungen fo veränderlich ! Snbeffen
ift mir eim folder Auftritt nicht fremd ; das babe id)
meiner vorigen Liebe zu baufen ; und eben diefer — von
ber id) damals aus Gründen mich losriß — werd’ id)
von neuem mich wibinen muͤſſen. — Uber da kommt
armeno mit meinen Leuten. Der braucht am allerwe:
- nigften jet in ber Nähe zu fenn; denn ihm allein hatte
íd) es vertraut, daß ich im Anfang unferer Verbindung
die nähere Bekanntfchaft mit meiner grau vermieden
babe. Folglich wein der ihr wiederholtes Schreien hoͤ—
ren follte, fo merkt er, fürchte ich, bafi fie niederfom:
& 3 meu
298 — )o ( —
men will, Ich muß nur ſehen, mo ich ihn hinbringe,
während — entbunden wird,
Sech fier Auftritt, -
Parmeno , Sofia , Pampbilas,
Parmeup. Sn Crn(t ? haft du fo viel age
den auf der Keife?
So ſia. Wahrlich, Parmeno was das auf fd
bat, geht über allen Anserud; „man muß es iu: ver⸗
ſucht haben. 4
Parmen p. Wirklich?
Sofia, Gluͤcklicher let tu tosfst id
liche Uebel nicht, ‚das dich verſchont hat, weil du nie eauf
die See gekommen bift. Denn alles andre, was ein
da widerwaͤrtiges zuſtͤßt, bei Seite geſetzt, ſo —
pur das Einzige ; dreiſſig Tage — wo nicht länger —
befand ih mid) zu C bif, und in der ganzen Zeit fa id)
fiündlich bem Zode entgegen , weil der Himmel de
hörlich ftürmte,
Parmeno, Erſchrecklich!
Sofia, Davon weiß id) ein Wort zu er,
Kurz, wenn id) wüßte, daf mir die Reife ned) einmal
bevorſtuͤnde, auf und davon lief id) lieber.
Parmeno, Dazu, inein guter Soſia, bich zuent⸗
ſchließen, brauchte e$ [onft fo viel nicht. — Aber eb!
da ftebt ja Pamphilus felbft vor der Thür, Geſchwind
hinein! ihr andern ; id) muß einmal ſehen, ob er mich
zu was brauchen will, — Stehen Cie nod) immer hier,
lieber Herr? en
Qampbilu& Ich wartete auf bid), 2:
fearmeno, Und marum ?
"OS
. re
y ^^
i
— )ol - 29
— Pamphilus. Es muß gejchwind einer auf die
*— laufen.
(Sarmene. Mer denn?
| Ne Du.
Parmeno. Auf die Gitabelle? was ba?
Pamphilus. Da folft zu meinem Gaftfreund
Eallivemides von Mycouns gehen, der die ** mit: mir
bierber gemacht bat.
^ Sarmeno. (leife) Alle enfer! ifts bod), als ob
ber ein Gelübbe gethan hätte, wenn er gefund wieder
heim Fame, mich fo lange berumgujagen, bis id) den
Geift aufgabe.
Damphilus. Geht's bald?
Parmeno. Was fell ich aber fagen? foll id) blos
bingeben 3u ihm?
Pamphilus. Sag' ihm, aus der verabredeten
Zuſammenkunft zwiſchen uns koͤnnen für heute nichts
werden; daß er nicht vergeblich auf mich warte. Hur⸗
tig, hurtig!
Parmeno. Aber ich weiß ja nicht, wie der
Menſch ausſieht.
Pamphilus. Warte, ben ſollſt du den Augen—
blick kennen: eine große Sigur, mit rothem Geſicht,
fraufem Haaren, dickem Wanſt unb Glotzaugen; ein
eigentlicher Popanz.
Parmeno. (leiſe) Wire ber, wo der Pfeffer
waͤchſt! — (laut). Gefelst aber, er wäre nicht da? foll ich
auf ihn warten, bis es finftet wird ?
Dampbhilus.. Allerdings; lauf!
Parmeno Ja wenn ich erft könnte vor Mir
bigleit. (ab)
| Za gan:
_
30 - )o( -—
Pampbilus Fort it er! was mach” id num,
id) Ungluͤcklicher? wie foll id) e$ anfangen , bafi die
Niederkunft ber Philumena nicht am ben Zag fonmnt,
wie ihre Mutter mich gebeten bat ? ich fee in aller
Melt; nicht, wwe bas möglich ift, . und Dod) bab ich -
Mitleid mit dem armen Weibe. Syd) will thun , was
in meinen Kräften ftebt, ohne der Sunbeépflid)t zu nahe
zu treten; denn meiner Mutter biu ich auf jeden Kal
mehr ſchuldig, al8 der Liebe zu meiner Gattin. — Aber
fieh ! dort geht ja Phidippus mit meinem Vater; fie lkom⸗
men hierherzu ; was werd’ id) denen nur (agen? *
weiß der Himmel!
Siebenter Auftritt.
Laches, pbioippus, Pampbilus.
fades. zum Bhidippus) Sagten Cie nicht vorhin,
Ihre Tochter warte nur auf die Ankunft meines Sohnes?
Phidi ppus, Allerdings,
fades, Er ift ba, wie ich böre ; alfo fann fie
nur foinmen, *
Pamphilus. Chalbleiie) Mas werd’ ich mur vor⸗
wenden bei meinem Mater, warum ich fte nichr zuruͤck
nehmen koͤnne , , . mir fällt nichts bei.
Laches. Weſſen Ctimme ift.e&, die ich ba höre?
Pamphilus. (mieserbin) Gin für allemal! e$
bleibt bei dem, was ich befd)loffen habe.
Faches. Da ift er ja felber, der Gegenftanb uns
(rer Unterredung,
Dampbilus, Senn Cie mir gegruͤßt , lieber
mater! d 2
fades, Willkommen, lieber Sohn! |
Phidip⸗
%
— )e( - 30t
Phidippus. Ich freue mich’, daß Sie wieder
da ſind, Pamphilus, und, was die Hauptfache iſt, ges
fund unb mobl, ^:
Pamphilus. Ich alaub'$ Ihnen.
Laches. Biſt bu eben angekommen?
Pamphilus. Den Augenblick.
Laches. Sage, was hat denn unfer Vetter Dias
via hinterlaſſen?
Pamphilus. Se nun, ber lieh ſich's wohl ſeyn,
bis an ſein Ende; und wer ſo denkt, macht ſeinen Erben
nicht reich; was er hinterlaͤßt, beſteht hauptſaͤchlich in
dem Nachruhm: der bat fein Leben genoſſen, fo lana
e3 mábrte.
Laches. Alſo weiter bringft bu nichts mit, ‚als die
fable Sentenz ? |
$fampbilus. Ce» e$ wenig oder viel, was er
Vinterlaffen hat, wird uns immer zu gut fommen.
Laches. Ach nein, mem Sohn! gerade das Ger
gentheil; was gäb’ ich drum, wenn er uod) lebte und
gefund wäre !
. Sbibippus. Der Wunſch laͤßt fib thun, ohne
alles Bedenken. Ahr Vetter wird nun einmal nicht wies
der lebendig, und was Ihnen lieber M weiß ich deins
ohngeachtet, -
Laches. Philumena iſt geſtern in ihrer Aeltern
Haus geholt worden, auf Befehl deines Schwie—
gervatters. (leiſe jum Phidippus) Sagen Cie doch, Cie
haͤtten e$ befohlen. «er (ibjt ibn in bie Cite)
Phidippus, (life zum abes?) Schonen Cie nur
meiner Seite, (lau) 5a, id) batte fte holen Iaffen.
Z5 $a d cé.
302 I —_ yo(-
fades. Aber m num wird er - jur Grunde wieder
heimſchicken. LE quse ve 1*4
pbibippus. Das verfteht fud. dom o Tl
‚ Pamphilws, Ich weiß den ganzen Verlauf der —
Sache ; Faum war ich angelangt , als ich alles erfuhr,
fades. Der Henker hole die Neidhaͤmmel, die
ein Vergnuͤgen daran finden, fo was anzubringen!
Pamphilus, (um VPhidippus) Sch für mein Theil
„habe alles gethan, was iu meinen Kräften ftanb, Ih—
"nen feine gegründete Veranlaſſung 3u einet Beleidigung
zu geben 5 unb wenn ich jest meine Treue anb mein guͤ⸗
tiges , liebevolles Betragen gegen Ihre: Tochter ruͤhmen
wollte, fo fünnte id) e$ mit Grund der Wahrheit; aber
beffer, Cie erfahren das vom ihr ſelbſt. Denn eben
dadurch wird mein Charafter Ihnen im unverdächtigften
Kichte .erfcheinen , wenn Philumena, die jet übel auf
mich zu fprechen it, nichts al$ Gutes yon mir 3u fae
gen weiß. Auch kann ich e$ bei allem, was mir, beilig — |
ift, betbeuern , daß an der jebigeu Trennung ich ‚feine
Schuld habe. Indeſſen da fie e$ unter ihrer Wuͤrde fin⸗
det, meiner Mutter nachzugeben, und ſich in die Laune
derſelben mit Gedult zu ſchicken — das einzige Mittel, das
gute Vernehmen unter ihnen wieder herzuftellen — fo bleibt
mir, nichts übrig, als entweder von meiner Mutter oder
meiner Gattim mich zu trennen, Als rechtfchaffenter
Eohn aber fühle id) mich verbunden, die Mutter vor:
zuziehen.
Laches. Pamphilus, was du da ſprichſt, *
mir nicht übel gefallen, weil id) ſehe, daß deine Mtter
dir über alles gebt. Nur aber acht gegeben, mein Sohu,
daß Zorn und Erbitterung dich nicht zu weit führen!
-
= )o(— 403
Paniphilus, Zorn unb Erbitterung — wie koͤnn—
ten mich bie zu "einer Unbilligfeit verleiten gegen eiie
Sperfou, die fich nie gegen mid) was hat zu jchuld Fee
men laffen, das mir unangenehm war ?. die vielmehr
bei fo manchen Gelegenheit allen meinen Münfchen zu;
sorfam. Mein Herz fühlt nichts als Liebe unb Hoch⸗
achtung gegen ſie, und ſchmachtet nach einer Wiederver⸗
einigung mit ihr, weil das Bild ihres edlen Charakters
mir gar zu tief eingeprägt ift. Indeſſen da das Ver—
bángnif fie mir eutreift, fo winfche ih, daß fie ihre
Gage an der Geite eines glüdlicheren Mannes, als ich
jd. verleben möge, vi3p
Phidippus. Das Rent aber ja in Ihrer Gewalt
ji verhindern, |
» "fadje8, Wenn du flag bift, fo nimm Cie wieder,
—* Pamphilus. Nein Vater, das gefchieht nicht,
s" Mutter geht oor bei mir, ^ ^ (ab)
"^ ades, Nun wohin? bleibe, Pamphilus, bleibe,
fag" ich, wo willft du bin ?
Phidippus. ieh mir den Etarrfopf!
Laches. Sagt’ ich's nicht, Phidippus, er wuͤrde
das übel nehmen? daher lag ich Ihnen fo an, Cie med):
ten Ihre Tochter wieder heim ſchicken.
Phidippus. Bei Gott! den Eigenſinn hätte ich
ihm wie zugetraut. Bilder er fid) vielleicht cim, der
Burſch, ich foll bitten und flehen bei ihm? mit nichtem}
ill er feine Frau zuruͤcknehmen, qut! wo nicht, fo mag
er die Mitgabe wieber herausgeben , und feiner Mege
gehen! ya?
Laches. Eich, fich! füngft bu auch an, ben Kopf
sonen, weil bu auf einmal fo kurzen Beſcheid giebft.
9i:
34 ^o yo( m
Phidippus. Du bift mit einem genaltigensib:
Topf wieder heim gekommen, Pamphilus ..,
ades. Er wird fid) ſchon legen, e —* aber
freilich hat er Urſache dazu,
Phidippus. Dias bischen Sei, das ed | juge: j
fallen ift, macht euch übermärdig. |
Laches. Fängit du auch mit mir an zu sanfen?
Phidippus. Er mag es überlegen , und mir
beute noch melden , ob er fie behalten will, ober nicht ;
damit, wenn c$ mit ihm nichts ift, wir fie einem andern
geben. (ab.) .
'ro$ades. Marten Cie, Diibippué , nur ein paa
Worte ned) .. . Er iſt fort! mum immerhin! mögen fie
ſelbſt ſehen, wie ſie am Ende mit einander fertig mers
den, weil doch keiner von ihnen, weder er noch mein
Sohn, mich hoͤren will, und alles, was ich ſage, in den
Wind geredet iſt. Aber wo iſt meine Frau, damit ich
ihr ben Zert leſe, wie ſichs gebührt; weil. doch am End
das alles ihr Werk ift... Dafür will di deun | avi weinen
ganzen Aerger über fie au$aiefen. -,
Achter —
fnyrrbina , Pbidippus,
SWorrbina. Ich Unglädliche ! was fang’ ich an?
wo foll ich bin ? was werd’ id) meinem Manne zur Unts
wort geben ? denn vermuthlich bat er das Kind jchreien
gehört, weil er fo leife und fo ploͤtzlich hinein zu unfrer
Tochter eilte, — Collt' ex dahinter gefommen ſeyn, bafi
fie niedergefommen ıft, (o weiß ich im aller Welt nichtz
womit ib e$ bejchönige, warum ich bie Sache [o geheim
gebal:
7
I?
"- 9v 305
aehalten habe . . .. Die Thür geht auf; ohne Zweifel .
fucht er mid); o webe!
Pbibippus. So wie meine Frau merfte, daß
ich zu unfrer Tochter molle, fie den Augenblick zum
Haufe hinaus. Aber da ftebt fie in. Was macht ou,
Myrrhbina? be, Myrrhina! dich mepne ich,
Myrrhina. Mich, lieber Mann ! e C
$bibippus. Sd bein Mann? haͤltſt bu mich
qud) für einen Mann , oder nur für einen 9Renfoen?
wahrhaftig, Weib, wenn ich je für eins oder das andre
bei dir gegolten hätte, fo wuͤrdeſt du nicht durch deine
Aufführung mich deine Verachtung fo tief haben fühlen
laffen.
Myrrhina. Durch was für eine Aufführung? _
Phidippus Du fragft noch ? Unſere Tochter
liegt in ben Wochen. He! fagft du nicbté dazu? von
‚went hat fie das Kind ?
Myrrhina. Sit das eine Frage für ibren Vater 2
erſchrecklich! von wein denn anders, als von ibrem Ches
gatten ?
Phidippus. Nun ja, das glaub’ ich; bem wie
faun ich anders, aló Vater? Aber unbegreiflich bleibt eg
mir, marum du aus ihrer Niederkunft ein fo grofes Ge:
beimnif gegen uns alle machteft, bejonberé, da fie zur
gehdrigen Zeit und von einem wohlgeftalteten find ent:
bunden worden ift. Sft es möglich, den Cigenfinn jo
weit gutreiben , und lieber das Kind aufzuopfern , durch
welches, mie du mufiteft, dad Band unfrer Freundfchafe
fefter geknüpft werden fonnte, als daß fie länger in eis
ner Verbindung bleiben ſollte, die nicht nach deinem Ges
ſchmack mar? Meynt' id) bed) die ganze Zeit, unfre
Q dier
60 ^7. —)o( —
Schwiegerältern feyen an allem fdulb ; aber mum "
id), daß bu es bift,
|o Myırhina Was wird mir nicht alles aufge
bürdet !
Phidippus Wollte der Himmel , du fagteft
wahr! Aber eben fällt mir ein, wie du damals, ba wir
unfre Tochter ihm zufagten, dich über bie Sache aͤuſſer⸗
teſt. Nein, ſagteſt du, nimmermehr kann id meine.
Tochter in den Händen eines Mannes wiffen, der an eis
ner Buhldirne hängt, und die Nächte auffer bem Haufe
zubringt. nee
SNvrrbina. Cleife) DBeller , mein Mann bent
fich jede andre Urfache, als die wahre,
Phidippus. Daß er eine Geliebte babe, wußt
id) viel eher, als du, Myrrhina. Allein fo was konnt'
id) einem jungen Menſchen nie bod) anrechnen, weil wir
den Hang dazu affe nrit auf die Welt bringen, ‘Und fie
fommt ohnehin bie Zeit, wo er mit Misvergnägen an
folche Jugendftreiche surüddenten wird, Du indeffen bift
son deinen ehemaligen Grundfägen bis auf bie Stunde
nicht abgegangen; dein ganzes Beftreben vielmehr war
dahin gerichtet, feine Gattin von ihm abmenbig 3u mae
chen, und was id) durchgefeßt hatte, wieder zu hinter:
freiben, Denn eben die Geſchichte da zeigt, LU was
Art du diefen Plan haft ausführen wollen,
Morrhina. Was fürnachtheilige Begriffe buon
mir als Mutter haft! trauft du mir denn diefe Geſin—
nung 3n, wenn die Verbindung unfrer Tochter mit bem
Pamphllus ein Glüd für uns wäre ?
DBhidippus Ein Glüd für ung wäre! rei
auch deine Einficht (o weit, bap du darüber entfcheiden -
kannſt?
> Ja 307
Fanuft? vielleicht baf bir jemand gejagt hatte, er habe
ibit bei feiner Geliebten ein oder ausgehen fehen. Aber
wie Noth darum, wenn es mit Maas und Ziel gefchah !
unb wird e$ unferem Herzen nicht mehr" Ehre machen,
wenn wir thun, als wüßten wir davon nichts, als wenn
wir e$ recht darauf anlegen, ihn gegen uns aufgubrinz
gen ? Aufferdem muß ich bir fagen, wenn er im Ctanbe
wäre, fid) fo auf einmal von einer Perfon loszureigen,
mit welcher er viele Jahre lang Umgang hatte, dann
würde ich glauben , er feo von allem menfchlichen Gefühl
verlaffen, und mir von feiner Treue gegen meine Tochter
nicht viel verfprechen.
— Morrhina. Genug, lieber Mann, von unferem
Erhwiegerfohne, unb von bem, was ich bei ber Sache
fell verfchuldet haben ! am beften, dur gehſt bin zu ihm,
und legft ihm unter vier Augen die Frage vor, ob er
feine Frau behalten will, ober nicht. Cagt er ja, jo
gieb fie ihm; will er nicht, jo war e$ ja wohl gerham,
daß id) meine Tochter in Echuß nahm.
Phidippus. Geſetzt, ermil fie nicht, Myrrhina,
unb du ſaheſt, daß an ihm bie Echuld lag; fo war ich
der Mann, ben eó zukam, die Sache wieder ins Gleis
zu bringen. Um fo mehr bin ich erbittert, daß du es
wagteft , obue mein Gebeifi fo was vorzunehmen. Aber
unterfiehe dich nicht, das Sind über unfere Schwelle
bringen zu laffen! Doch ib bin ein noch größerer Thor,
als fie, daß id) verlange, fie fell thun, was ich fage;
ich muß nur bineingehen, und meinen Sklaven befehs
len, fie follen nicht leipen, vag das Kind vor unfre Thür
komme. (ab.).
OE VIS, 9" vr c
303 = (0o( - Ur
Myrrhina. Wahrlich! e& giebt Fein ungluͤckſeli⸗
geres Weib, als ich bin. Denn was mein Mann dazu
ſagen wird, wenn er den wahren Zuſammenhang der
Sache erfährt, das kann id) mir leicht vorſtellen, ba
ihn die Kleinigkeit, von der gegenwaͤrtig bie Rede war .
- fo febr in Harnifch gebracht har. Auch weiß id) ſchlech⸗
terdings nicht, wie er auf andre Gedanken koͤnne ge
bracht werden. Das fehlte mir noch bei meinem uͤbri⸗
gen Ungluͤck, daß er mich noͤthigt, ein Kind zu erziehen,
deſſen Vater wir nicht wiſſen. Deun als meine Tochter
jenes Ungluͤck betraf, da war es unmoͤglich, den Thaͤter
zu erkennen, ſo finſter war die Nacht; auch hatte ſie nicht
das Geringſte ihm abgenommen, wodurch man feine Ent—
deckung machen könnte; er hingegen, als er fid) von dem
Mädchen trennte, ri ihr gemaltfamermeife ben Ning
eom Finger. Ueberdieß muß ich befürchten, wenn Pam⸗
philus erfährt, daß eines Andern Kind auf feinen Nas
men erzogen wird, fo wird ers ummóalid) finden, unſere
Bitte zu erfüllen und länger zu ſchweigen.
Bierter Aufzug.
Erfter Aufteitt.
Softrata , Pampbilus.
Softrata. Merftelle bid), wie bu willft, lieber
Eohn, id) weiß bod, bu nábrít den Verdacht, mein
mürrisches Mefen fev fchuld, das deine Frau unfer Haus
verlaffen hat. Aber fo wahr die Goͤtter mir hold ſeyn
felle, fo wahr ich wuͤnſche, recht viel Freude an bir n
erleben, mit Wiffen bab" id) nie meranlaffung zu ein
Abneigung gegen mid) gegeben. Daß bu mid) lieb
— t 309
babe ich $on jeher gewußt; aber was mir eben dein Na:
ter drinnen im Haufe erzählt har, wie fogar deine Herz
zensangelegenheit der Mutter nachftehen foll, war mir
ein neuer, rüftenbet Beweiß davon Und fen verficherr,
ich werde dafür erfenntlich ſeyn, und dir zeigen, daß ich
Eindliche Zärtlichkeit zu belohnen weiß. Kurz, lieber
Sohn! id) babe ben Entſchluß gefaßt, mit deinem Mas '
ter aufs anb zu geben, damit meine Gegenwart nicht
im Wege fep, und überhaupt jeder Vorwand weofalle,
die Rückkehr deiner Philumena zu zögern. Ohnehin
weiß ich Fein befferes Mittel, euere Zufriedenheit und
meinen guten Namen zu fichern,
Pamphilus. Götter! mie kann Ihnen fo was
einfallen? weil jene die Unbeſonnene macht, wollen Sie
die Stadt mit dem Lande vertauſchen? nimmermehr! das
wenigitens foll mein Feind mir nicht nachſagen, mein Ei⸗
genſinn, nicht Ihre Nachgiebigkeit, habe Sie zu dem
Schritte verleitet. Und wie koͤnnte ich es zugeben, daß
Sie, mir zu gefallen, Ihren Freundinnen, Verwandten
unb allen Luſtpartien entfageu. 7
Soſtrata. O lieder Sohn! dergleihen Dinge
haben längft feinen Reig mehr für mich; fo lanae ich die
Jahre dazu hatte, hab? ich fie hinlänglich genoffen; aber
mun bin ich ihrer uͤberdruͤſſig. Mein Hauptanliegen ift
jet, daß niemand auf meinen Tod ivarte , weil mein
Alter ihm binberlid) iſt. ier, wie ich ſehe, haft man
mich, obne mein Verſchulden; folglich ift es Zeit, Platz
zu machen, Auf diefe Urt höffe ich jedem den Vorwand,
binter ben er fid verſteckte, abzuſchneiden⸗, mich felbft
aus bem biéberigen Verdachte zu ſetzen, und jenen ans
dern ihren Willen zu thun. ag mich, lieber Sohn!
Ka u M dein
310 TER jet —
bem Vorwurf ans dem Wege geben, den man und Weir
bern insgemein macht.
Pamphilus. Wie glücklich bim id) in allen an—
dern Stuͤcken, wenn nur das Einzige nicht wäre, als
Sohn einer folchen Mutter, und al$ Mann einer —5
wie Philumena!
Soſtrat a. Liebſter, beſter Ml Kann
du dich nicht übermimben , eine einzige Ungemächliche
keit — was ed am Ende aud) (ey — zu überfeben ?
Mennalles übrige deinen Wünfchen entipricht — unb
das glaube id) wirklich von deiner Gattin — fo gemábre
mir die Bitte, lieber Sohn! und nimm fie wieder.
Pamphilus. Ha welches Unglüd!
Softrata. Ja wohl! denn was du hier Teideft,
lieber Sohn, das empfinde ich nicht minder. |
Zweiter Auftritt.
Ladies, Softrata, Pampbilus. |
Kaches. Was bu [p eben mit unferm Cobne ger
fprochen haft, babe ich bier von ferne vernommen, Das
nenn’ ich Verftand, menn mam bei jeder Gelegenheit
feiner Leidenſchaften Herr ſeyn, und auf der Stelle fid)
entjchließen kann, etwas zu tbun, wozu man vielleicht
in der Folge gezwungen» würde,
Softrata. Gebe der Himmel feinen Segen dezu!
Laches. fonum alfo mit mir hinaus aufs Land,
dort wollen wir ſehen, wie wir mit einander auskommen.
Softrata, Bei Gott ! das hoff’ ich.
Laches. Nun fo geh hinein, unb mad) zurecht,
was bu mitnebnien willft, 34
Qoflrata, Wie du befieblfi. _ (ab) Jam
gam:
— jo( — 311
Pamphilus. Mein Vater!
Laches. Was willſt du, Pamphilus?
Pamphilus. Meine Mutter das Haus raͤumen?
nimmermehr!
Laches. Aber ſage, warum denn?
Pamphilus. Weil ich bis auf die Stunde wegen
meiner Frau noch keinen Entſchluß gefaßt habe.
—Laches. Wie fo? wozu willſt du dic) anders ente
ſchließen, als ſie wiederzunehmen?
Sampbilus. Den Augenblick, wenn ich bie
Stimme meiner Leidenſchaft hören dürfte, Allein ich
darf von meinem Plane nicht gbgehen, nur das zu mähe
len, was uns nuͤtzlich ift. d) boffe nemlid), die beiz
den Frauenzimmer vertragen fid) eher mit einander, wenn
— id) meine Frau nicht wieder hole.
fades. Das ftebet babtit 4. aber das Eine
fann bir fo gleichgiltig jeyn al$ das Andre, denn deine
Mutter wird Platt machen. Leute eon unferit Sabre
find jungen Leuten allemal ein Dorn im Auge; dm vers
nünftigiten alſo, man ráumt das Feld, Ohnehin dienen
voir ja zu nichts weiter, als die Zahl ber Mährchen iit
einem neuen zu vermehren: Es war einmal ein alter
Mann, ano eine alte Srau . .. Aber da tritt Phi—
dippus, wie gerufen, aus feinem Haufe, Komm näher
mit mir!
Dritter Auftritt.
pbibippus, Laches, Pampbilus,
- Phidippus. (ín der Thfir feines Hate) Die Wahr:
heit zu fagen, Philumena, auch über dich bin ich bbſe,
und das recht ernfilid) ; benm wahrlich} dein Betrageu
Ua macht
31e — FORT: -
macht dir wenig Ehre. Zwar kommt bir imtnet die Ent:
ſchuldigung zw ftattem, baf deine Muter dich anftiftete;
fie (elbft aber bat gar feine Ausrede.
Laches. Da kommen Sie mir ja recht ermünfht,
Phidippus, wie gerufen.
Phidippus. Wie fo?
Pamphilus. (fefe) "Was werd’ id) ihnen mut
antworten ? wie e$ anfangen, daß ihnen das Geheims
nig verborgen bleibe ? i
tadjes. Sagen Cie unfrer Tochter, Softrata
wolle aufs Land- ziehen, damit fie weiter Fein ——
findet, wieder in unſer Haus zu fommen.
Phidippus. Ah, fade$! Ihre Fran bat an
der ganzen Sache feine Schuld ; von meiner, ton ber
Myrrhina, ſchreibt fid) alles ber...
Pamphilus. (vor ſich) Eine Bertudenng in
den Rollen!
Phidippus, Son dieſer kommt al das Gewirre
ber, Laches.
Pamphilus. (wie vorhin) Vorausgeſetzt, daß
ich fie nicht wiedernehmen darf, mögen fie ferner des
Wirrwarrs foviel machen , al$ ihnen beliebt,
Phidippus. Ich an meinem Theil, Pamphi—
Ins, wünfcbe, baf biefe Verbindung zwifchen und von
ununterbrochener Dauer ſeyn möge; follten Sie indeſſen
andrer Meynung fenn, fo nehmen Cie das Kind,
Pamphilus. (leje) O wehe! er ift babinter ges
kommen, daß fte in den Wochen liegt.
Vades, Das Kind? was für ein Kind? , ..
$bibippné Wir haben einen Enkel befomm
meine Tochter, als fie Ihr Haus verließ, war a
ger, wovon ich bi$ auf diefen Tag nichts ia
£adje$.
— ex^ 313
^^ £ades. D ber fröhlichen Botfchaft! wohl mir,
daß eir Kind vorhanden ift, und die Mütter fich wohl
befindet. Aber, jagen Cie, was für ein Gefchöpf von
Frau haben Cie? was mag das für eine Gemürhsart
fen ? Uns fo lange daraus ein Gebeimnif zu machen?
wahrhaftig ! id) babe feinen Ausdrud dafür , in welchen
nachtheiligen Licht mir diefes Benehmen erjiheint.
PH Schwerlich ‚"Laches',; koͤnnen Cie
unzufriedener damit ſeyn, als ich.
5 Pamphilus. ( vor ſich) Bis auf biefen Angen=
blick ſchwankte id) noch immer, was ich thun ſollte;
aber von nun an, da ich obendrein eines Andern Kind
nehmen ſoll, ift mein Entſchluß feft und unwandelbar.
' £a des. Pamphilus! hier giebt e$ weiter nichts
zu bedenken für bid).
$ ampbilué, (liie) O webe !
g£ad es. Mit welcher Sehnſucht fahen mir dfters
dem Tage entgegen, wo ein Geſchoͤpf vorhanden waͤre,
das dich Bater nennte! Er iſt erfuͤllt, dieſer Wunſch;
Preis ſey den Goͤttern!
Pamphilus. Cleiſe) Syd) bin des Todes!
Laches. Nimm fie zuruͤck, deine Gattin; mache
nicht länger den Starrfüpfigen gegen mid)!
Vamphilus. Lieber Vater, wenn es ben Wuͤn—
ſchen der Perſon entipräche, Kinder von mir zu haben,
oder mit mir verbunden zu bleiben, fo bin ich überzeugt,
fie würde aus dem, was fie, mie ich febe, mir eerbeblt
hat, fein Gebeimnig gemacht haben. Da id) alfo finde,
daß fie Abneigung gegen mich fühle, da Feine Aussicht
zu einem guten Vernehmen unter uns in der Folge ftatt
uU3 findet,
314 U -
findet, wie kͤnnen Sie mir zumuthen , doß ich ſie "ie
dernehmen fol? © i fte
Laches, "Daß arme Kind tbat, was bie Mutter -
es hieß. Iſt bas ein Wunder ? Mennft du, auf der
. weiten 98elt. gebe e$ eine Frau ohne Fehler ? ? pber ma⸗
den die Männer vielleicht eine Ausnahme? Zul
Phrdippus, Möchr ihr beide es überlegen ‚ob
man fie euch zuruͤck ſchicken foll, ober ob. ibr fie felbft
- bolen wollt, Für meine Frau kann ich nichts verfpres
hen; ich am meinem. Theile werde mid zu Einem fo
geru, wie zu bem Andern, verſtehen. Aber was ſoll es
mit dem Kinde geben?
Laches, Laͤcherliche Frage! die Geſchichte mag fid
enbigen , wie fie will ‚ fo mufit du das Kind feinem Do:
ter, dem Pamphilus, geben, und mir muͤſſen e$ « tuit:
ben, beun es gehört uns, 3 vs
Pamphilng, Chalbleiſe) Wie? ein Kind, , das
fein eigner Vater nit mochte, foll ich erziehen? —
Laches. Was fagft du, Panphilns ? wie? nicht
erziehen jollen wir e$? follen es vielleicht lieber. Hilftog
laffen ?. welcher Unfinn ! nein, nein, da fannid) unmögs
lid) laͤnger ſchweigen, und du fefbft bift ſchuld daran,
daß ich in Gegenwart des ehrlichen Mannes ba dir Dinge
faaeu muß, die ich Tieber für mich behielte. Meynſt dur)
ich wiffe nicht, warum da bie ganze Zeit über naffe Aus
gen bajt, oder woher bie fchredliche Verlegenbeit komme,
worim man bid) fieht. * Zuerſt nabmft du den Vorwand,
deine Mutrer (ev ſchuld, baf bie Frau nicht bei bir bleis
ben foune, Wie darauf jene fich erbot, das Haus zu
räumen, und folglich diefer Vorwandwegfällt, da nimmt
du zu dem andern deine Zuflucht, weil fie hinter bir ber
nieder⸗
—-—)o€( — | 315
niedergefommen few. Irre dich nicht, ich weiß (bou,
was du mr Echild fübreft, — Aber fage felbit, wıe lange
hatteſt du nicht die Crlaubnif von mir, dir ein Mädchen
zu halten? wie nachfichtsvoll war ich nicht. bei all. dem
"Aufwand, welchen diefer Umgang erforderte? und das
blos deswegen, damit du endlich einmal zu einer Heu—
rath ftimmen möchreft. Sch that bir Vorftellung,, gab
bir qute Worte, eine Frau zu nehmen, weil e$ Zeit dazu
(ev. Es gelang mir, du thateft deine Pflicht, und ger
horchtefi. Set auf einmal geräthft du wieder an-jene
Buhldirne, die fon foeief Gewalt über dich hat, daß
fogar deine Frau e$ entgelten muß. Kurz, ich jehe, du
bift wieder in dein altes Leben verfunfen,
Pampbilus, Sd, mein Vater?
fades. ‚Wer fonft ? Sft das zu verantworten, du
brichit eine Urfache vom Zaune, dich mit deiner Frau
ju veruneinigen, weil du fie nicht gern zum Zeugen bei
deinen fchönen Auftritten mit der Bacchis haben maaft.
Die Frau merkte das wohl; denn was hätte fie fonft für
eine Urfache gehabt, fid) von bir zu trennen ?
Phidippus. Iſts bod, als ob ber Mann einen
WMWahrfagergeift hätte! ja, ja, da fiefté!
Pamphilus. ch will fhwören den Augenblick,
daß an dem allen Feine Sylbe wahr ift.
Laches. Was fchwören? nimm du deine Frau wie:
der, oder fage, marum es nicht feyn kann.
Pampbilué, Dazu ift$ jet wicht Zeit,
Laches. Nun, fo laß dir das Rind geben, bem
diefes weniaftené bat nichts verbrochen ; wegen der Mitt:
ter will ich denn weiter feben.
M 4 9a us
316 — )o( -
Pamphilus. (vor ſich) Ungluͤck über Ungluͤck!
ich weiß mir nicht zu rathen, nod) zu helfen, auf (o
mancherlei Art treibt mich mein Vater in die Enge. Ich
muß nur machen, daß ich fortkomme, denn hier ift meis
nes Dleibens nicht, Zudem denke id), ohne meine Cine
willigung zu haben, wird er fich. zur Erziehung des
Kindes nicht entjchliegen, vorzüglich da id) mid) in dies
fem Falle auf den Beiſtand meiner Schwiegermutter
verlaflen fani, (ab)
fades. Wie? bu laufft baeen, und giebft mir
keine beftimmte Antwort? — Mas meynen (Cie, Phis
Bippus? ob er wohl bei DVerftand iſt wart nur! —
Das Kind inbeffen anf Cie mir zu, ich will es
aufzichen,
Phidippud. Herzlih gern. — Kein Munber,
wenn meiner Frau über diefe Aufführung die Gebult
vergieng, Die Weiber fangen leicht Feuer, und das ift
gerade der empfindlichite Punct, wo man fie angreifen
lanm, Darin alfo lag der Grund ihrer Entzweiung,
nach der eigenen Erzählung meiner Frau, was id) in
Gegenwart des Pamphilus dir nicht fagen mochte, Und,
bie Wahrheit zu acfteben, anfangs hatte ich felbft feinen
Glauben daran , aber jet liegt ed am Tage ; denn
Pamphilus, wie ich febe, bat fchlechterdings einen gu
derwillen gegen das Seuratben,
Laches. Was fell ich alfo thun, - itlppue?
was ratben Cie mir?
pbibippué& Mas Cie dus fellen ? fürs Erfie,
denke ich, muͤſſen wir fehen, daf wir bie Dirne, bie
Baccbie , zu fprechen befommen; bei diefer máffen wer —
es mit guten nnd mit böfen Worten verfuchen , phos
- )o(l — 317
Ende muß ihr gedroht werben, wenn fie fid) das Ge:
ringfte wieder mit dem Pamphilus zu febaffen machte,
Laches. Sie haben Recht, He, Zunge, lauf ba
hinüber zu unfrer Nachbarin, der Bachis, und fag’ ihr,
ich wünfchte, fie zu fprechen — ie, Phidippus, hoffe
ich‘, werden auch ferner in diefer Angelegenheit mir
beiftehen,
Phidippus. Lieber Freund! ich babe es Ihnen
ſchon mehrmals gejagt, unb fage es noch einmal, mein
Wunfch ift, daß bie Verbindung zwifchen uns beftehe,
wenn e$ nur irgend möglich ift, woran ich nicht zweifle,
— Uber was meynen Cie? foll ich zugegen feyn , bei
Shrer Unterredung mit ber Bacchis?
Laches. Sd benfe, Sie gehen beffer, und fuchen
eine Cáugamme für das Kind,
( Phidippus ab) -
Dierter Auftritt.
Bacchis, Kaches.
$3acdjis, Laches will mid) fprechen... bin! das
muß feine Urfache haben, Was gilté, id) bin ibm auf
der Spur, was er will mit mir ?
Laches. Ach muß mid) wahren, bafi mein Zorn
mir nicht die Freude verdirbt, zu erhalten, was ich
winfche, Sa, ja, ich will mich mäßigen, um nicht eis
nen Schritt zu thun, der mich bernad) gereuen Fönnte,
Mede ich fie an. Bacchis! Sbr Diener.
Baecchis. Ihre Dienerim, Laches !
Laches. Micht wahr, Bacchis, e$ befrembet Sie
ein wenig, wie ich dazu komme, Cie durch einen meiner
Leute rufen zu laffen ?
| 5 S ace
318 — 3o( —
Bacchis. Ja wobl. Auſſerdem beunruhiget mid)
ber Gedanke, Cie möchten meine& Standes unb meiner
Lebensart wegen fich nachtheilige Begriffe von mir ma—
chen; jo wenig ich auch Urfache babe , meiner vam
sung wegen in Verlegenheit zu jeyn.
ades. Menn das wahr ift, Tiebes aa
fo dürfen Cie fid) vor mir nicht fürchten, Denn ich babe
mur eiumal die Jahre, wo man bei einer Webereilung
auf Feine Verzeihung AUnfpruch bat. Um fo mehr mache
Wb es mir zum Gefe& , in allen Crüden mir Vorſicht
und Bedacht zu handeln. Auch würde es ja unartig,
oder vielmehr ungerecht fenn , wenn ich Cie als eine
Perfon von edler Denkungsart fände, und Ihnen bens -
nod) was zu Leide thun wollte,
Bacchis. Für dieſe Geſinnung babe ich Urſache,
Ihnenen ſehr verbunden zu ſeyn. Denn was hilft e,
wenn einer mich erft mißhandelt , and bermad) noch fo
grofe Entjehuldigung macht, Aber was wollen Sie denn
mit mir?
€£adces. Cie nehmen Befuhe an von meinem
Sohne, dem Pamphilus ....
Bacchis. (unterbricht ihm mit Heftigfeit) d... .?
Laches. Gedult ! laffen Sie mich reden. Co
lange er unverheurathet war, ließ id) mir den IImgang
mit Ihnen gefallen, (Bacchis mill einfallen) Marten Cie!
ich bin noch nicht zu Sante mit meinem Vortrage.
Fuͤr jest ift. er Ehemann, alfo dächte ich, Sie faben
fih nach einem Viebbaber um , auf den ficherer zu zählen
wäre, fo lang es noch Zeit it. Denn feine Neigung zu
Ihnen wird nicht fteté fo fortdauern, und Ihre Ju—
gend — das glauben Sie mir — wird aud) einmal vere
blühen. : Bac
pue. eo cem cns 319
Baechis Mer giebt mir aber das ſchuld?
fades. Cine Schwiegermutter.
Lid; UM $n Ernft? mir?
fades. Sa, Sbnen. Noch dazu hat’ fie ihre
Tochter wieder heimgeholt, und war willens , das Kind
der beiden jungen Leute heimlich aus dem Wege zu
ſchaffen.
Bacchis. Laches, wuͤßte ich eine heiligere Be—
theuerung, als den Eid, mit Freuden wuͤrde ich mich
dazu erbieten, Sie zu uͤberzeugen, daß von der Zeit, da
Pamphilus Ehemann wurde, jede Verbindung —
uns aufhörte,
L achess + Gutes, braves Maͤdchen! Ich *
was, wodurch Sie mir einen p größeren Gefallen
thun fonntém, ^
S: $acdié, Wodurch denn? ? r
Dd MM aches. Wenn Sie da hinein giengen zu ben " alle
enzimmern, und fi ich zu demfelben Eide erbören. Thum
Sie ihnen den Willen, und wälzen Cie jene Beſchuldi—
gung von fib ab!
Bacchis. Auch das; ohngeachtet ich überzeugt
bin , kein Mädchen von meinem Ctanbe würde fid) ent-
ſchließen, vor einem verheuratheten Fraueuzimmer in
einer ſolchen Angelegenheit zu ericheinen. Uber es follte
‚mir leid thun, wenn Ihr Sohn in einem falfchen Vers
dacht ftünde, ober wenn feine Yeltern, bie das am wer
nigften müfen , von feiner Tugend geringere Begriffe
hätten, alé er verdient. Denn fein Berragen gegen mich
mar jo edel, daß ich es für Pflicht halte, auf jede *
mich dankbar zu zeigen.
La⸗
329 — )0( —
Laches. Mas id) eben von) Ihnen gehört habe,
erweckt auf einmal in mir die beſten und freundſchaftlich⸗
fien. Geſinnungen gegen Sie. Denn unfre Frauenzim—
mer waren es nicht allein, die jenen Verdacht naͤhrten;
icch ſelbſt ließ es mir nicht ausreden. Allein da ich mune — —
mehr finbe, bafi wir Sbnen febr unrecht thaten, fo bitte 4
id) Cie, zeigen Cie fib ferner von einer fo ſchoͤnen
. €cite, und rechnen bann ficher auf unjer "ou Wohle —
wollen, — ^m 'entgegeaefe&ten Fall, 2. bod) mein!
Cie ſollen fein verdrießliches Wort von mir Deren. Nur
das Einzige möchte id) Ihnen rathen, fuchen €ie lieber
Als Freund, benm als Feind, mid) fennen zu temen,
Süunfter Auftritt.
pbioippus, Laches, Bacch is.
Phidippus. (ur bcr Saͤugamme die er mitgebracht fat)
Es ſoll Ihr uid)t$ abgehen bei mir, fonbern, was Cie
braucht, ſoll Ihr im Weberfluß gereicht werben. ber
wenn Cie Hunger und Durft geftilft hat, dann mache
Eie mir auch den Knaben huͤbſch fatr, ^ —— *
Laches. Sieh, ſieh, unſer Schwiegervater mit
einer Amme fuͤr den Knaben — Phidippus das
Mädchen ſchwoͤrt höch und theuer . ..
Phidippus,. St das die Baechis?
Laches. Das ift fie.
Phidippus. Glauben Sie mit , " C Verfonen von
bem Schlag haben Feine Furcht vor den Göttern, fo
wenig, als ich denke, Daf die Gbtter mach ihnen fragen. ;
Bacchis. Hier find meine Sflavinnen; ich gebe
Ihnen die Erlaubniß, fie durd jede Marter zum Ger
ſtaͤndniß
9g".
— Jo — | 32t
ſtuͤndniß zu Bringen. — Aber unfere Gebánfen waren
ganz auf was anders gerichtet ; meine Rolle ijt, bafür
zu forgen, daß die Frau des Pamphilus wieder zu ihm
Tommt, Und wenn ich damit: fertig werde, dann miro
aam mir das Zeugniß geben , jo etwas hätte man von
einem Mädchen meines Etandes fid) nie träumen laffen;
ein Urtheil, benfe id) , womit ich zufrieden fenn fan.
ss ades. Phidippus, ald wir vorhin die Sache
vrber unterfuchten , da fand fichs , daß ber Werdacht, den
wir gegen nnjere Weiber hatten, grundlos war. Jetzt
laſſen Sie uns einen neuen Schritt tbun, und von dem
Anerbieten diefes Mädchens Gebrauch machen, — Denn
Shre Frau, hoffe id), wenn fie erfährt, daß es Verlaͤum—
dungen waren, die man ihr gegen den Pamphilus im
‚den Kopf geſetzt batte, tvirb ſchon wieder gut werben;
und wenn e$ wahr ift, bag mein Eohn darüber zürnt,
weil feine Frau heimlich in die Wochen Fam, fo ift das
eine Kleinigkeit, die er bald vergeffen wird. Kurz, in
der ganzen Sache febe ich nid)té, das für eine Trennung
wichtig genug mare,
Phidippus. Möchte fid) alles fo finden !
Laches. Fragen Cie felbft, da ftebt die Bacchis;
fie wird Ihnen volle Genüge thun.
| Phivippus. Wozu das mir? hab’ id) Ihnen
denn nicht ſchon mehrmals gejagt, was meine Gefinnuns
‚gen hierüber find? Machen Eie nur, bap unfre Sranens
zimmer fid) berubigen,
-. &adeé, Sch bitte, ich beſchwoͤre Sie, Bacchis,
laffen Sie mich nicht vergeblich. auf die Erfüllung Ihres
Verſprechens hoffen !
: Das
323 e C
Sacdji$. Alfo deswegen, münchen ei^ fot id
hineingehen ? "7
ades. Allerdings ; tbun Cie Se Sees, die
Srattenzimmer zu überzeugen.
Bachis. Meinerwegen denn; fo gewiß. ib aud)
verfichert bin, daß man mich drinnen febr ungern feben
wird. Denn einen verheuratheten Frauenzimmer ift ein
Märchen von meinem Stande ein Dorn im Auge, ore
slialid)., wenn e$ eine Entzweiung mit bent Manne de
geben bat.
Laches. Glauben Cie mir, — werden bie
Freundinnen feyn, wenn fie hören, was hr nliegen iſt.
Phidippus. Das fann nicht fehlen, ſobald fie
von ber Lage ber Sachen unterrichtet find; denn unfer
Weibern helfen Cie dadurch aus ihren Itrthum, unb
fich felbft fetsem Cie aujfer Verdacht. :
; Bacchis. Hal mie ſchaͤme id) mich, eor * jun⸗
gen Frau zu erſcheinen. (ju ihren Moeden⸗ Kommt mit mir
hinein, ihr beide! (ab) 1
fades, Wenn id) mir eine Lage wuͤnſchen dürfte,
fo wäre es diejenige, die dieſem Mädchen jest besorftebt.
Sie wird Dank verdienen, ohne das geringite Opfer von
ihrer Seite, und mir wirdfie einen groſen Dienft erzeigen,
Denn wenn e8 am tem ijt, baf fie im allen Ernfte ben
Umgang mit meinem Sohne aufgehoben bat, fo Fann fie
darauf zählen, daß man ihrem edlen Betragen mit Vor⸗
tbeil und Ehre lohnen wird. — Gegen meinen Sohn bee
weißt fie fib erfenntlid) , und uns fordert fie eben das
durch zur waͤrmſten Freundſchaft auf. —
$ iv
| /— $ünf.
*
-—J)e«- | 323
Sünfter Aufzug.
Erſter Auftritt,
armen.
Mahrhaftig! mein Herr muß meine Dienfte febr
gering anfchlagen , weil er mich um nichts und wieder
nichts auf die Gitabelle ſchickt, wo ib den ganzen Tag
vergeblich fie, und auf den Gaftfreund von Myconus,
den Kallidemides, warte. Da faf ich, wie ein Narr,
und fo wie einer Fam, gieng id) zu ihm hin und fragte:
,, Um Vergebung, befter Herr, find Sie nicht von My—
conus? Nein, Heifen Cie nicht Kallidemides? Nein.
Haben Eie nicht einen Gafifveund hier, Namens Pam—
pbilué ?^ Keiner wollte fic dazu bekennen , und id)
glaube gar nicht, daß c$ fo jemand giebt. — 90m Ende
fieng id) am, mic) zu ſchaͤmen, und gieng meiner Wege,
Aber fomimt ba nicht Bacchis aus + des Phidippus
Haufe? Was bat bie da zu Schaffen ?
Jj
Zweiter Auftritt.
Bacchis, Parmeno,.
Bacchis. Parmeno , du fommft , wie gerufen;
lauf gefchwind zum Pamphilus.
Parmeno, Was ba?
Bacchis. ag’ ibm , ich liefe ihn bitten, ju
fenmen.
Parmeno, Zu Sbnen?
Bacchis. Mein, zur Spbilumtena,
Parmeno, Mas ift denn vor?
Bacchis. Was bid nichts angeht ; laf das
Gefrage.
P ar
>
324 —-)o9( —
P iriaeo Weiter foll ich nichts fagen ? Pas
Bacchis. Dod. Myrrhina habe den Ring, den
ser mir einft fibenite ‚ für den Jing. ihrer — er⸗
kannt.
Parmeno Ich verſtehe. Iſt das alles?
Bacchis. Za. Er wird ben Augenblick da ſeyn,
wenn du ihm das ſagſt. — Nun? willſt du einſchlafen?
Parmeno. Nichts weniger, das muß ich für heute
mir vergehen laffen ; hab’ id) bed) den ganzen Tag mit
Laufen und Rennen binbringen muͤſſen. |
Dritter Auftritt.
Bacchis.
Gewiß, Pamphilus hat Urſache ſich zu freuen, daß
ich heute in dieſes Haus gekommen bim. Ihm eröffnet
fid) fich baburd) eine Neihe von Wonne und Vergnügen,
imb ei ganzes Heer von Sorgen ſchwindet. Ich gebe
ibm feinen Sohn wieder, den die Frauenzimmer hier im
Haufe und er felber im Begriff waren, aus der Welt zu
ſchaffen; id) bringe ihm feine Frau zuruͤck, von der er
feft entfchloffen war, fid) auf ewig zu trennen; id) bes
berreie ihn von bem Merdachte , den jein Vater und
Edywiegervarer gegen ihn gefaßt hatten, Und den Weg
zu allen den glüdlichen Entdeckungen bat diefer Sting
gebahnt. Dein ich weiß es nod) , als ob e$ heute wäre,
daß Pamphilus vor ohngefähr 10 Monaten des Abends
in mein Haus geloffen fam, auper ?itbem , ohne Bes
gleitung und beraufcht, mit diefem Sting in der Hands
Sch erfchrad fogleich bei dem 9Inblid , deswegen fragte
ich! liebfter, bejier Pampbilus, warum fo atbemlos?
oder wo haſt du den Ring ber? fag’ am, — Pamphilus
N ) that,
= )o( — 325
that, als wenn er andre Gebanten hätte, abet gerade
a^ brachte mich anf allerlei Vermuthungen, fo daß id)
inmmer dringender wurde, das Geheimniß zu erfahren,
Da geſtand der Burſch mir endlich, er habe auf der
Straße mit einem unbekannten Maͤdchen zu ſchaffen ge⸗
habt; dieſer habe er, als fie ſich wehrte, den Sting vom
Finger geriffen. Und fo gejchah e$, daß Myrrhina ihn
augenblicklich an meinem Finger erkannte, und mich
fragte, wie id) zu dem Ning Fomme Sd) erzähle ihr
bie ganze Geſchichte; da faud ſich's denn,“ dag Ppilus
mena baé Maͤdchen war, mit dem er jenes Abentheuer
auf der Straße hatte, und daß ihr Kind die Frucht da—
von fen. So wenig das einem Mädchen Kon meinen
Gewerbe ähnlich ſieht, fo faun ich heilig verſichern, mich
‚freut es, bag Pamphilus durch mich ſoviel Freude ers
lebt bat. Freilich ift e$ Sperfonen on nicineht Ctanbé
« eben nicht vortheilhaft, wenn einer unferer eheinaligen —
Liebhaber im der Ehe gluͤcklich if. Uber bei Gott!
eig fern fen der Gebanfe von mir, des leidigen Gewin—
de wegen mid) zu einer Niederträchtigkeit herabzulaſ⸗
fen, Nein! jo Lange e$ erlaubt wat , fand id) an der
Sreigebiafeif, und am ber frohen, heiferen Laune des
Pamphilus mein innigeé Vergnügen 5 und'ſo — ich ge:
ftebe es — geſchah mir weh durch feine Heurath, Aber
ich denke, Fein Menfch fimt mir vorruͤcken,, daß id)
durch mein Betragen jo etwas verdient hatte. Doc c8
iſt billig , baf ich von ihm, bem id fo manches Ver⸗
guügen danke, nir auch einiges Misvelgnuügen gefals
len faffe.
"ru x Senter
326 — )o( — *
Letzter Auftritt. J
pampbilus, parmeno , Bacchis. i:
Yarmeno. Cief nur zu, lieber S armeno, daß
die Nachricht ficher und gewiß ift ; unb verleite mich I
mich nicht zu einer eingebildeten Sreübe , die nicht lange
beftehen kann.
$armene. Dafür ift geforgt,
. $Sampbilus, Gewiß?
— Sarmene, Ganz gewiß.
Pamphilus. Sd bin im Himmel, wenn da wahr
ſagſt.
Parmeno. Davon werden Cie balduͤberzeugt ſeyn.
Pamphilus. (baͤlt ihn im Fortgehen auf) Warte,
warte noch ein wenig; ich fuͤrchte, du haſt mir etwas
anders geſagt, als ich mir einbilde.
Parmeno. Nun denn!
Pamphilus. Du haſt mir geſagt, glaube ich,
Myrrhina habe den Ring der Bacchis für den ihrigen
erfannt.
Parmeno,. Allerdings.
Pamphilus. Und zwar fep e$ derfelbe, welchen
ich einft der Bacchis [denlte. Mit diefer Nachricht babe
fie dich zu mir geſchickt; nicht wahr ?
Parmeno, Vollkommen richtig.
$ampbilué. Ha! wo ift ein Menfch auf ber
Melt fo glüd'lid), und von der Liebe jo begünftigt, als
ich es bin? Parmeno, womit foll ich dich belohnen für
die herrliche Neuigkeit ? was geb’ ich, was (dent id)
dir? ich, weiß e$ nicht,
Parmeno. Syd wüßte es wohl. UP.
Pampbilus Und? r
gar:
3
*
— )o(.— 327
Barmeno. Gar nid)té, Denn ich weif eben fo
wenig, was meine Neuigkeit, als was id) MM ihnen
belfen kaun.
Pamphilus. Sch follte dich, ber mich aus dem
‚Drend wieder herauf ins Leben gebracht hat, unbelohnt
von mir laſſen? nein, da mußt du von meiner Dank⸗
barkeit ſchlechte Begriffe haben. Aber ba ſteht ja Bac—
chis vor der Thuͤr; die wartet vermuthlich auf mi : ich
eile bin zu ihr. (Parmeno bleibt zuriick).
Bacchis. (bieibuerblidt) Shre Dienerin, Pam—
philus !
Pamphilus O Bacchis, fchönfte Bacchis , ber
ich Leben und alles verdanke!
Bachis. Das bat fid) herrlich gefügt, zu meíz
ner innigften Freude,
Pamphilus. Ihre Art zu handeln, ift mir der
beite Beweiß davon. Ueberhaupt, Cie find nod) inter
das liebenswuͤrdige Mäpchen , das Cie vorınala waren;
nod) immer verbreitet Ihre Gegenwart, fo wie jedes Jh:
rer Worte, allenthalben wo Sie hinkommen , öreude
und Entzüden.
$ac di Und Cie, Pamphilus — bei allem,
was mir heilig ift — find, was Cie allzeit waren, der
artigfte, ber verbindlichfte Mann unter der Sonne.
Pamphilus. Ha, ba, fa! fo was hör’ id) von
Shnen ?
Bacchis. Ihre Gattin, Pamphilus, | ift Sybrer
Liebe volllommen würdig ; heute, fooiel ich weiß, war
es gum erftenmal, daf ich fie fab ; aber beim erfien Anz
bli@ erfannte ich fie für ein allerkiebftes Geſchoͤpf.
Pamphbilus, Sf das Ihr Ernſt?
K 2 Sac
328 — )o( —
Bacchis. Bei allen Göttern, PBamphilus T^
Pamphilus. Sagen Cie, bat mein Vater burd)
Sie fon etwas von bem erfahren, was jet. vorgefalz
len i£? — — y
Bacchis. Nicht das Geringfte.
Pamphilus. Es it auch niche nöthig, ifm mur
ein Mörtchen davon zu fagen. Meinem Wunſche nad,
foll e& bier nicht zugehen , wie in einer Gombbie, wo je-
dermann alles erfährt. Was unter uns vorgefallen ift,
wiſſen alle, die e$ nöthig haben; die e$ nicht zu wiffen
brauchen , follen e$ weder jet noch in Zukunft erfahren.
Bacchis. Hören Cie nur, warum das doppelt
leicht feyn wird, Myrrhina bat ihren Gatten verfichert,
mein Eid babe fie völlig überzeugt, und Pamphilus feb
nunmehr gerechtfertiget in ihren Augen.
Pamphilus. Das ift herrlich 5 ich hoffe, es foll
alles nach Wunfch gehen. à
Parmeno. (tritt aus feiner Eutfernung iiber) D
ich wiffen, mein Herr, wodurch ich heute mich fo verdient
machte, oder, was Cie beide da unter einander haben?
Pamphilus. Nein, das darfft du nicht,
$armeno. Sd fann mir’seinbilden — (redet für
fich in abgebrochenen Worten) Ich babe ibn aus dem Orcus
wieder bergauf... „hm! hm!
Yamphilus, Du weißt nicht, Parmeno, wie
viel ich dir heute verdanfe, und aus welcher fürdtetlie
chen Lage du mich gerettet haft. 0
— Parmeno. D mein, ich weiß es; es geſchah
alles mit gutem Vorbedacht.
Pamphilus. Ja, ja, bu haft recht.
Bachis, Wie follte auch Parmeno efwas über:
feben, das Nuben bringen fann ?
Pamphilus. Komm mit mir hinein, Barmen.
Parmeno. Wie Cie befeblen, — Kür heute babe
ich, obne e& zu miffen, beffere Dienfte getban, als, mit
Miffen, im meinem ganzen Xebem, — «an die Zuſchauer)
Schenken Cie uns Ihren Beifall}
—M —ñ— | AN
Anmerkungen —
Schwiegermutter,
JA S »T
TW. S (MS "ua
vs PEST
1 ,- ‚» e E ' "Y MA w^ ‘48
ye T | 33t
Erfter Prolog.
— Daurch einen widrigen Zufall von ungewoͤhnlicher
Art unterbrochen — Novum intervenit vitium et ca-
lamitas. Das Wort vitium, wie ſchon Donat bemerkt,
kam, in der Bedeutung von Hinderniß, Stoͤrung, Un—
terbrechung, bei den Augurien und Auſpicien vor. Co
ſagt Cicero Div. II, 18. in fin, Comitiorum ſolum vi-
tium eft fulmen, Fuhr man gegen dieſe Anzeigen vom
Himmel dennoch in der angefangenen Verrichtung fort,
fo geſchah das vitio, b. 5. wider die Aufpicien. In dies
fer Bedeutung kommen öfters vitio creati cenfores oder
* confules vor,
— Lim fein Städ noch einmal verkaufen zu Ein»
nen — Ut iterum poffet vendere, Guyer vermißt in
biefer Aeußerung die Befcheidenheit und Delicateffe des
Jeremy. Allein 255cler erwiedert mit Necht , daß diefer
Vorwurf alddenn treffen wirde, wenn der Dichter (elbft
foräche. Dieß tbut aber der Prologus. Daher zeigt
fi) auch bier nicht fowohl, wie manche geglaubt ba:
ben, des Dichters Gewinnjucht, als die Bereitwilligkeit
des Schaufpieldireerors , Terenzens Ctüde zu bezah—
len,
— V, 7. Ut iterum pofee vendere, Die wenigften
Handfchrifter haben poffet, die meiften poſſit. Aber
jenes hält Bentley , nad) den Gefe&en der Sprache, für
nothwendig.
A Zweiter Prolog.
Orator (v, 1,) fann bier im derjelben Bedeutung
. genommen werden, wie im Prolog zum Beautontimo⸗
X4 rumee
332 - ye —
rumenos v. If, Wenigſtens fügt Donat: Orator cft, i
cui caufa defendenda mandatur, Ein folcher Vertbeidiz
. ger oder Sachwalter (actor heißt er im xjeaut. ebenda⸗
felbít) ſtellt bie Angelegenheit feines Glienten in ihr
wahres Licht, leat fid) auch mitunter aufs Bitten de⸗
her fährt er fert, Sinite exosator ut fim,
Novas qui' exactas feci ut inveterafcerent — Diefe
Stelle ift geformt wie Andr, Prol, 3. Populo ut place-
rent quas fecilTet fabulas, Dover wie Eun. IV, 3, 11.
Eunuchom quem dedifti nobis quas turbas- dedit, Es
ift das eine griechiſche Conftenction.
— Wodurch ich Arbeit und Verfaſſer zugleich vom.
Lintersang rettete — Ne cum poeta fcriptura evanef-
ceret. Unter fcriptura. ſcheint mir bier das Luſtſpiel,
wovon die Rede ift, uicht.die ganze dramatifche Kunft,
wie andre e$ erflären, gemennt zu feon, Eine mißvers
ftandene Note des Donat gdb vermuthlich ——
zu dem Jrrehum, S. aud) v. 16.
6. Quas primum Caecilii didici novas. Dieſes
primum Brsieht 'Wefterbov auf das Alter des Cau:
ſpielers, welcher davon fpreche, wie e$ ihm als Süng-
ling mir der Vorftellung — Stühle gegan⸗
gen fe», ;
V. 7. Vix fleti, Das Mort Stare wird vis einem
Schauſpiel gebraucht, welches Beifall finder und daher
bis aus Ende gegeben wird, Auch von den Echaufpies
lern felbft wırd Cadere und Excidere gebraucht , wenn
fie von der Bühne herunter muͤſſen. Daher bedient fid)
Cicero dieſes Ausdrucks bei Ähnlichen Veranlaffungent
Fam, I, 4, Com in fenatu pulcherrime flaremus,
Und
t-
wo) S3. er 333
Und Att. I, 16. Patroni omnes coheidécunt, Dieſe
^
Bewertung hat Welterbov.
Y 2. Spe. incerta certum mihi laborem fu(tuli,
Das beift nicht „ wie weſterbov meynt, Er habe die
Arbeit aufgegeben, weil die Hoffnung des Erfolgs un—
ſicher geweſen ſey, ſondern gerade das Gegentheil. Denn
ſchon Donat bemerkt mit Recht, daß es ein ſchlechtes
Verdienſt ſey, ſich Mühe zu geben , wo man des Er⸗
folgs gewiß iſt. Den entgegengeſetzten Fall, bie Bes
barrlichkeit bei ungewiſſer Hoffnung, rühmt ber Schaufpier
ler bier von fid), |
v. Io. umb (hon vorher v. 6. wird difcere von den
— Sfcteur$ , die ein Ctüd einftubiren ‚ gebraucht. Im
Gegenfat davon wurde von dem Verfafler des Stuͤcks
docere fabulas, Marx» im Griechifchen, gefagt. Und
in bem nämlichen Verhaͤltniß ftehen die Ausdruͤcke Do-
&tor oder Magifter: und Difcipuli zufammen, | Vergl,
meine Note zu Andr, III, 1; 19. ‚Einen ausführlichen,
febr gründlichen Unterricht über alle bieje Ausdruͤcke, fo
mie über den ganzen Umfang des Gegenftauczs, worauf
fic Beziehung haben , enthält folgendes Programm von
dem berühmten Hrn, Oberconſiſtorial-Rath Börtiger in
Weimar: Quid fit ,.docere fabulam, — Vinar. 1795.
Hier find, die Hauptideen deffelben,
Die aͤlteſten griechiſchen Schaufpieldichter waren zus
gleich Schaufpieler, und da fie doch nicht alle Stellen in
ihren Stuͤcken befetsen konnten, zogen fie fib eme Anz
zahl Tänzer und Sprecher oder Sänger zu, welche
fie dann am die Choragen verdungen , die auf eigene
Koften die En a aufführten, Das Geſchaͤft des
€ 5 Diche
334 — o( —
Dichters (docere fabulam) war ein boppeltes, | 1) Mußte
er bie Tänzer in neuen. Tänzen und im bent Gebehrden
und Mienenfpiel unterrichten , das den Gejängen des
Vorfüngers ( Coryphaeus) angemeffen war. 2) Mufte
er die Spieler, welcher die Worte des Dichters ald Ne:
eitativ beclamirten , unterrichten , welches in Älteren
Zeiten, da die Schreibfunft ned). nicht febr üblich war,
und auch nod) fpá^eróin fo gefchah , daß der Dichter den
am ibn verfammelten Schülern ihre Rollen vorfagte,
und ihnen dabei die nbtbige Anweifung in der Declamas
tion und Gefticulation gab. So wurden bie Stellen un⸗
ter Anleitung des Dichters, der zugleich Schaufpieldiz
rector war, einftudirt.
Nach Novas v. r1. fe&e man ein Gomma TT eere
binde: Easdem gere coepi fladiofe,
Placitae font V. I3. Cen Servius zu Aen, X,
106. bemerft, daß, wie man Licoit und Licitum eft
fage, eben fo Placuit nnd Placitum eft vorfomme, und
führt wamentlich unfre Stelle an. Ich febe baber nicht
ein, warm Miele das Placıtae funt. hier als Partici-
piunt nehmen wollen,
V. r5. Pogilum gloria ftebt, wie Donar bemerkt,
für pugiles glorioi — Es fragt fih, auf was für ein
Verbum bezieht fib dieſes gloria ? Die Dacier verſteht
bier ebenfallá acceſſit; Wefterbow laͤßt e$ auf Fecere
geben, und bie Worte, Funambuli — exfpedtatio, in
einer Parenthefe ftehen ; Bentley , um alleö in einem
fort laufen zu laffen, ändert Acceffit in Accedens. —
Non diejen Crflarungen duͤnkt mir die Erfte am natuͤre
1 :
ıchften * 2:
*.
—)o0( — 335 .
V. 23. Clamor mulierum. Donat erinnert, es
werde bier be&megen mit fo weniger Schonung von dem
andern Gefchlecbte geiprochen, weil das Frauenzimmer
bei theatralifchen Vorftellungen weder feinen Beifall noch
fein Misfallen zu erfennen geben durfte, folglich bem
Dichter und feinem. Ctüde weder (d)aben noch nubem
Fonnte, Ueberhaupt durften Perfonen diefes Gefchlecdhts,
‚ohne ausdrückliche Erlaubnif ihrer Ehegatten oder fons
ſtigen Gebieter, das Echaufpielhaus nicht befucben.
V. 29. unb 30 erhalten ihre Erklärung aus v. 8. ff.
Mir war., will er fagen , ein folches Mißgeſchick nichts
neues, weil id) e$ ehedem, bei Ctücen vom Eäcilius,
ſchon bfter8 erfahren hatte. Sch wußte mich alfo barz
ein zu finden und machte e$ wie dort, o. b. ich ließ e$
auf eine neue Vorftellung ankommen,
: — Ueber dem Zanken um die Pläge — Bei ber-
gleihen Echaufpielen, wo Gladiatoren fid) jehen liefen,
faßen alle Zuſchauer durcheinander , fo wie fie ihren
Platz fanden; aber bei dramatifchen Vorſtellungen fand
damals (don (feit 558 n. Erb, 3i. ) ein Unterfchied der
Plaͤtze nad) den Ständen ftatt.
V. 36. Agendi tempus mihi datum e(t, Domat,
und uad) ibm viele Andere, fuppliren : ab Aedilibus,
Aber das iff gezwungen, wie UOeflerboo bemerft, ber
es mit Boͤcleren richtiger davon erklärt, man babe jeßt
nichts von Lärm und Unterbrechung zu fürchten,
— Geben Sie lieber durch Ihren Beifall oem mei:
nigen Gewicht und Stärke — Facite, ut voflra aucto-
. ritas meae auctoritati fautrix adiutrixque fit, Er will
(agen, id) erkenne das Stuͤck des Terenz für ein vortrefs
liches
336 — )o( —
liches Schauſpiel, und bitte, “daß Sie, Durch Ihren
Deifall, diefem Urtheil das Siegel aufdräden, So ohne
gefähr Donat: Meae auHorirati , qua Terentium probo, _
. Wult autem fe efle eins auctoritatis, ut et populo pla⸗
cere iam debeat, qui ipfi placet, — Statt auctoritati
ſchlaͤgt Guyet actoritati vor. — Cin wahres monftrum
lcctionis ! ^ui a
— Der die Produete feiner Muſe meinem Cae
fent — bingegeben bat — Qui in tutelam meam ftus ——
dium fuum — commifit. Eugrapbius erflàrt dieß febr
richtig: Poeta enim quodammodo actore commendatus
ett, (Eigentlich ftebt auctore ba; aber ſchon Wefterbov
fühlte, daß es actore heißen müfje) Es fommt nämlich,
bei der Aufnahme eines Stüds, fehr viel auf bie Dar⸗
fielungsgabe ber Schaufpieler an. T,
Erfter Aufzug.
Erfter Auftritt. 4
V.7.. Ne cuiusquam miferas. So lefen nach dem
Saernus, die Smeibr. Editoren, und vertheidigen biefen
Archaifmus in den hinten angehängten Noten, - Uber die
gewöhnliche Lesart, mifereat, bat fchon Donat, welcher
ausdruͤcklich bemerkt, man muͤſſe bier te fuppfiren.
Das Quin v,8, erklärt Donar durd) quo minas, d)
nehme es lieber , als fortgehende Crmunterung ,- für
pielmebr. — Eine ähnliche gute Lehre für ein junges
Mädchen von einer Kupplerin führt Wefterbov an aus
Propert, H, 16, 7.
Quare , fi fapis, oblatas ne defere meíTes ; x
Et (tolidum pleno vellere carpe pecus, j
-—)Jo( — | 337
Deinde , nbi confumto reftabit munere pauper,
Dic , alias iterum naviget Illyrias.
' V.9. erümert monat, eximius werde fo wie egre-
„gius, lectus, eigentlich und zuerft von ben Thieren ges
braucht, die mah zu Opfern anéfonberte, wozu bekannt—
lid) die ſchoͤnſten Thiere gemáblt wurden. — Gerabé fo
kommt bei ben biblifchen Seribenten Mp uub dyes
eer, — Warum dieſe Grflárung fo aberwißig fev. wie
bie Zweibr. Herausgeber meynen „will mir nicht cinz
- leuchten, — Nach Habeam muf man, wie 2onat nat,
‚Cenfes, Vis oder Mones ſuppliren.
V. 12. Quam minimo pretio. Hier ift bie Nedenss
art vollfiändig. — Eun, I, 1, 29. ftebt blos quam minimo,
V.17. Cur non aut iflaec mibi aetas et forma eft,
aut tibi haec fententia? Achnlichfeit damit hat folgende
Soraʒiſche Stelle, IV, 10. extrem.
. Quae mens eft bodie, cur eadem non puero fuit?
Vel cur bis animis incolumes non redeunt genae ?
Der gute Domar macht bei biejen Worte des Terenz
fogar eine phyfiognomifche Bemerkung : Simul oftendit
fecundum Qvrieyrapixws , difficile deformem reperiri bo-
nam, Sey cé um bie Sticbtigfeit diefer Behauptung, wie
ibm wolle, fo hätte Donat nicht vergejfen follen , daß
eine alte Frau bier fpricht,, bie (u tbrer Jugend fchön ges
weſen ſeyn Tann,
um
Zweiter Auftritt.
— V.3. Scirte Buyer will dafür Scyrthe leſen,
"DON exeeDec, Di, rec, us, somos, Aber (hon Donat
bemerft, bag Scirtus, von cei, büpfen, fpringen,
eine ſchickhcehe Benennung für einen Laufinngen fev.
Y. 6,
35 — —
V.6. Sed videon' ego Philotium? Weil er ſie lange
nicht gefehen bat, ijt er faft ungewig, ob feine Augen
ihn nicht trügen. — pbilotíum ift das Verkleinerungss
wort von Pbilotis ( $2»r« , Quo), Es fcheint, daß
man überall und zu jeder Zeit junge Mädchen gern [o
anredete.
— Die Art, wie der Officier ibre BEER
einfchränfte, mag freilidy nicht oie feinfte gewefen feym
— Haud opinor commode finem flatuiffe orationi mili-
tem, Mir bünft e$ viel zu weit gegangen , wenn die
Sweibr. Editoren das. fo verfichen , ber Dfficier habe dem
' Mädchen eins aufs Maul gegeben, wenn fie ihm zu ge—
ſchwaͤtzig duͤnkte. Commode, jagt Donat, pro blonde et
bene: ut, Numquam tam dices, commode, (V.33.) »
V. 22. Modo quod narravit mihi hic intus Bacchis ? ;
Statt Quod lafen viele ſchon frühzeitig, Quae, Quae,
legendum eft, ut fir, qualia et quanta: et hoc en csexci-
cu. So Donate. Dann müfte man ebngefábr folgen:
dermaßen überfe&em : Aber was find das für Dinge?
was bab ich da eben bei der Bacchis geböre ? |
V.34. Ahnoli, Parmeno, Gewöhnlich fupplirt
man : tergum tuum committere in meam fidem, Ple
daͤchte ich: facere, narrare, dicere.
' V. 39. Aufculta, Ph. Mic fum, So Phormio I, 2,
12. Ergo aufculta, D. Hanc operam tibi dico, :
V, $5; Ut cum maxume, S. meine Noten gum
Heaut, ©. 359. unten,
— Gebe er (ib nado einer Stäge im Alter um —
Praefidium velle fe fenectuti fuae, Darunter, verfieht
er
We mtu 339
er Kinder und Erben von feinem Sohne, Yoefferbovci-
tirt dabei das Griechiſche? |
Ilazgí ynganzersı vie» cO&eg dus Kiew,
‚Sür einen bejabrten Mann (ino. Rinder eine neue Stuͤtze.
V.45. llle primo fe negare fe. ducturum,
V.47. Pudorin', anne amori, Nehnlich ift die C telle
"Andr, 1, 5, 27. Amor — tum patris pudor cet,
| V. 50. Ufque illud — dari. ‘ch glaube, man
kommt bei diefer Periode am Leicbteften durch, wenn nad)
Dari ein Spunctum geſetzt wird. |]
V. 53. Ut ipfam Bacchidem,
Si adeffet, credo ibi eius , commiferefceret,
Diele Etelle bat große Aehnlic;keit mit folgender des
Pacuvius, im Duloreftes, vie Wefterbov citirt :
Si Priamus adeflet, et ipfe eius commiferefceret,
Beim Terenz ift übrigens das Commiferefceret ganz im-
perfonaliter gebraucht,
V, o. Ut virgo ab fe integra etiam tum fiet, Eine
ähnliche Ctelle citirt Wefterbov aus des plautus Cure,
1, 1,51. Tam a me pudica eíl, quafi foror mea fit,
V.74. Eam ludibrio haberi. ponat erklärt bief
fehr richtig : Honefto verbo et pudoris plenoj ufus eft:
et nove, pro vitiari, Weſterbov vergleicht damit die
griechifchen Ausdruͤcke, erewdar, Bp, nmm —
senador auch * hebraͤiſche Sovineln, z. €. Genef,
39 14. 322 pnxb , welches bie LXX, gore Zw übetz
fegen, und Ludic. 19,25, nacYobynn; das ebendiefelben
durch eemaico w an, jo wie bie Bulgata , Qua cum
abufi effent, gegeben haben,
V. 7f.
330 (Tow Ye( 2.5, SR REN
.N. 27. Pium ac pudicum ingenium narras Pam.
pili. Saft gerade fo heißt es Andr, lit, 1,7. Bonum
ingenium narras adolefcentis,
V. $8. Ad exemplum ambarum mores earum aii
mans, Vergl. Heaut, M, 2, 41, 42. Nam ea res dedit.
tum exiftumandi copiam Quotidianae vitae confuetudi- &
nem, Nehnlıch it auch ber Ausdrud beim Nepos Fen
I, imago confuetudinis atque vitae, 4
— Dedte die Schmach, die ibr widerfuhr, nod,
su — Et tegere contumelias, 7 Diefe Schmach beſtand
darin, daß ihr Man feine Gunſt an eine de unmürbige
Stebenbuflerin eerjdwelibete, — monat, ber dieß erinnert,
(et noch hinzu, Tegere (age mehr als Celare, Das
ette thut, wer ſelbſt nichts erwähnt; das Erfte, wer
(i Mübe giebt, Anh eine Sache überhaupt richt an ben. |
- Tag komme,
, Ww
V.92, 93. Hic animus ede) uxoris miferieordia N
Devinctus, partim victus huius iniuriis cet.
Die Zweibr. Herausgeber glauben, weil Donat ein ««-
gewann bier finde, fo müffe ftatt Devinétus gelefen werden
Deviétus , wie eflihe Hamdfchriften und alte Cbirionen
wirklich haben. Allein Deviétüus und Victus wären ja
vollig einerlei, und in Devinétus und Victus ift wohl da⸗
mags nicht zu verkennen.
| [
V.94. Huic transtulit amorem, &tatt Huic ließt
Bentley. init bem 25emb, Coder Huc, Eo heißt có weis
ter umten Il, r, 17. Vix me illinc abflraxi, atque iu.
peditum in ea expedivi animam meum j. vixque buc con-
tuliram, ' Und Heaut, Ji, 3, 10. lili faum animum As
conferunt,
Vno
e jeí = 340 °
V.97. Ea ad hos redibat lege hereditas, €» Andr,
IV, 6, 4. Eius morte ea ad me lege redierunt bona,
V.99.. Nam fenex rus abdidit fe. Sch febe nicht ein,
warum nam, tie die Smeibr. behaupten, bier. für fed
genommten werden fol, Der Sklave mill den Grund an—
geben , warum Philumena gerade im den Händen ber
Echwiegermütter geblieben fen; alfo bat nam feine überall
"gewöhnliche Bedeutung. — Das Abdidit trüct, wie
Donat ſchon bemerft , eine völlige Zuruͤckziehung aufs
anb aus; daher habe ich es bttrd) vergraben uͤberſetzt.
V. t4. Noſtra illico it vifere ad eam. Sn eben
biefer Bedeutung kommt Vifere vor Horat, 4 Sat, 9;
17.
. A Quendam volo vifere non tibi notum ; Trans Tibe:
rim. xe cubat is,
V, r18. Nifi fane curae eft, quorfum eventurum
hoc fit,
Domät bezieht das auf die Neugier umd Geſchwaͤtzigkeit
des Menſchen. Eigentlich aber will er zetgen;, wie febr
ihn das Wohl und die Ruhe feiner Herrfchaft interefire,
= V. 119. Habes omnem rem : pergam quo coepi
hoc iter. Ganz parallel damit ſpricht die Taube beim
inofreon am Ende des Hten Kiedes: — .
Exis dmm» ax15i,
V, 120. Nam conflitui cnm quodam hofpite
Me effe illum conventuram;
Xorflerbov vergleicht damit Heaut, IV, 4, (nad) mir 4)
4. Quum venturam dixero et conflituero und luvenal,
ti, 12,
Hic ubi siodturnae Numa conflitucbat ámicae,
e Sweiter
342 = Jeo(—
Zweiter Aufzug
Erfter Aufteitt.
Bei B. 4. bemerkt Donat, es ſcheine, daß von die⸗
ſem Endurtheil gegen bie Schwiegermuͤtter, oder viel—
mehr von der ganzen Scene, bie Sombbie ihren Namen
befommen habe. Das nämliche widerholt er zu Ende
diefes Auftrittd, Ueber benfelben vierten $8, vergleiche
man die lehrreiche 9tote am Ende ber Sweibr, Ausgabe,
Megen der von Vielen bier gefuchten Zweideutigkeit erin—
uere id) noch, daß nad) der ganzen Gefinnung, und
mad) allen Neufferungen des Laches, omnes focrus ber
Nominativ und nurus ber Accuſativ ift, wie (don we:
fierbov fab.
Den 8ten und gten 993. ließt Bentley auf folgende
Art: :
Me miferam, quae nunc quamobrem accufer,
nefcio! L. hem tu nefcias ?
S. Ita me Di bene ament, mi Laches.
Mas ibn zu ber Weränderung hauptfächlich bewogen
bat, war das non der gewöhnlichen Ausgaben im pe
B,, wogegen Bentley erinnert, non mit nefcire v
Punt, heiße foviel afó fcio. Das Eebtere ift feine
Frage, daher will man bei dem non gewöhnlich fcio,
dem Verftande nach, fupplirem. Allerdings etwas ges
zwungen ; und die angeführte Emendation hat nod) ben
Umftand für fid), daß jenes Non von 2Sentley'n in fie
ben, fo wie von Wefterboven in allen, ———
nicht anzutreffen war.
Der eben angefuͤhrte Kritiker verbindet das fcio zu
Ende des ııten V., welches gewöhnlich bem Laches ge:
geben
a I 343
geben wird, mit ben Worten der Softrata, Worin id) ihm
' Beifall gebe, Denn mad) der andern Art abzutheilen,
befommt man allemal eine gezwungene Erflärung, mes:
wegen ich blos die Note in der Zweibr. Ausg, zu verz
gleichen bitte, Alfo das fcio ftebt bier abfolute, wie
Adelph, IV, r, 10, unb am mehreren Orten, — Auch
Guyet und Wefterbov folgen diefer Erklärung:
V. 13, Familiam omnem dedecoras, Die meiften
Handfchriften, faft blos die Bembinifche ausgenommen,
haben nur Familiam ohne omnem. Bentley beſtreitet es
noch aus folgenden zween Gruͤnden: es ſey erſtlich ge⸗
gen das Metrum, und dann werde omnis familia von
den Sklaven nnd Maͤgden gebraucht, wie Adelph. V,
7, 12., bier aber fep von ber Familie, bent Gefchlecht,
bie Rebe.
V. 15. ſtehen liberi für Eine Tochter, wie in meh:
teren Stellen, bie in der Zweibr. Ausg, gefammelt find,
Donat bemerft dabei, es gefchehe das nicht ohne Ars
fadye; der Alte wolle damit emphatifcher fprechen, und
feiner Anklage größeres Gewicht geben,
Das Mulier V. 17. ift, wie Donar und Eugtaphius
behaupten, hier fo geſetzt, daß es Unwillen und Aerger
ausdrückt, fo wie bic Wort oft blos gebraucht wird,
um einer Perfon vom andern Gefchlecht eine Durität zu
fagen, Lindenbrog citirt dazu folgende Stellen, Plaut,
Cafin, II, 2, 36. Iforas, mulier es, Und aus dem
Euripides:
fl mweyxuxiu xor "yir; Ti yag Hoywur
Mudar cà rule; (fumes Tu ar
pz $ ou
—
ſer Stelle traͤgt ſchon Donat vor, Bei gnati caufa ſagt
344 v
© du Nichtswuͤrdigſte, o ou Weib! denn wo iff ein
ärgerer Schimpfname, den man dir gebeu Fönnte, als
diefer ? Endlid) aus einem Carcinus Tip apud
Athen. Deipnof. lib. XIII.
Q Ziv-Ti xgn wurtixas seumir Kanon,
Agxwr ur tin, xav yuraın' Kimng over,
(€^ Zevs, wozu bedarf es der Schmäbworte gegen ein
Weib? ^fi es ood) genug Daran, blos Weib zu fagen.
V. 19. Quo quifque pacto hic vitam voflrarum exi-
gat, & ließt ber Bemb. Cod. nebft ned) einigen an-
dern Handfchriften, unb ibm felgt, wie gewöhnlich, die —
Sweibr, Ausgabe, Aber die gewöhnliche Lesart ift Pe-
firerum, welche Bentley vorzieht, damit e$ auf beide Ge: —
fchlechter bezogen werden fünne, Donat menigftené las
fo; Vefirorum (jagt er) pro Vefirum, frc veteres.
V. 27. Concedens vobis erflärt Wefterbov tid:
tig: Vobis locum dans; oder ut vos in urbe elletis,
wie Donat (agt.
— In Anfebung deiner bab’ ich den Troft , daR
ou Durch Feinen böfen Streich weiter was verlieren
Fannft — Nam de te quidem , fatis fcio , peccando de-
trimenti nihil fieri poteft, Die richtige Erklärung dies
er: quia talem uxorem habens, foa caufa quid gaudeat,
non habet, Und zu bem folgenden, Nam de te quidem
cet. heißt ed: nihil detrimenti fit, fi tn pecces; id eft,
nunquam peccando peior fieri potes; fed es eadem quae -
femper
— 0
— )e( — 345
femper es, Die Smeibr. Editoren haben eine andere,
aber, wie mir duͤnkt, nicht fo natürliche, Erklärung.
Zweiter Auftritt.
V. 4. Hinc iam fcibo, Go lieft der Bembinifche
Gober, und fo verlangt es, nad) Bentley’n, das Metrum.
Andre Handfchriften und alte Ausgaben haben dafür:
Ex be jam fc,
JW, &, Etü ego meis — fed cet. Vorſatz und
Stad)fa& hängen bier nicht recht aufammen , daher Anz
bert Bentley diefes Etfi in Et, in der Bedeutung von
auch. Aber (don Donate muß nad) der gewöhnlichen
Urt gelefen haben. Denn er fagt: Deeft zamen, et eft
aranorador, Und Wefterbov führt fogar aus dem Cicero
folgende Stelle an, wo Sed auf Etfi in der Bedeutung
von Tamen folgt, ad Fam. IX, 16. Nam etfi non fa-
cile dijudicatur amor verus et fictus, nifi aliquod inci-
dat ejusmodi tempus, ut, quafi aurum igni, fic bene-
volentia fidelis periculo aliquo perfpici poffit ; cetera
furt figna communia : /ed ego uno utor argumento,
quamobrem me ex animo, vereque arbitrer diligi,
V, 9, Ut veni, itidem incertum amifli. Nehnlich
beißt e$, Phorm, III, 3, 19. (nad) der Zweibr. Abs
tbeilung ): Incertior fum multo, quam dudum,
V, I2, — Entweder, indem wir uns rochtferti2
gen, oder um Nachſicht bitten — Aut ca refellendo,
aut purgando, Die Erklärung des Donat: refellit, qui
negat, purgat, qui fatetur et fic defendit ,„ paßt auf
das vortreflichfte zu den Morten und in ben 3ufammenz
: 93 bang.
36 — -—)9( -
hang. Die Sweibr., bie eine weit gezwungenere inter:
pretation vortragen, hätten alfo nicht mbtbig gehabt,
fiber jene (die fie quifquilias nennen) ein fo hartes Ver⸗
dammungsurtheil zu ſprechen.
V.25, Eho, numquidnam accufat virum ? Donat
fagt dabei: Gefliculatio quaedam fecretiora quaerentis,
Saepe enim de maritis puellae parentibus queri felent
aliquid ejusmodi , quod folis ipfis committendum eft ;
und weiter unten: illa quaerit, quae folent de maritis
puellae matribus queri.
V.27. Non poffe — perdurare. Donat glaubt,
dieß fenen bte Worte ber pbilumena , ' worauf bie erften
Merfe ber gegenwärtigen Scene bie Antwort enthielten,
Dritter Aufzug:
Etſter Aufteitt.
Das Urtheil des Donat — Nimis cothurnati et
tragici in hac Scena dolores effent, non comici, nifi
sdderet, Ex amore — ift zwar häufig machgefchrieben
worden, mir aber bat c8 nie einleuchten wollen. Ich
zweifle nämlich, ob fich (o ganz und gar alle pathetifche
Scenen aus dem Luftfpiel verbannen laſſen, wogegen
auch die Auctorität der ‚bewährteftien Dichter fireitet,
Man erinnere fich blos aus unſerm Komiler fo mancher
Seufzer und Klagen im Selbfipeiniger, am bie rührende
Erzählung vom Tode ber Chryſis in der Andria ı en
fonft,
In Anfehung ber fonderbaren Wortverbindung von
(B, 6. unb 7, bin ich mit den Zweibr. Editoren völlig
einverz
m 491. 3.
einverſtanden. — Cinige Aehnlichfeit mit ber bier vorgetra⸗
genen Marime bat Phorm, II, 3, 13. fqq. (nad) Anz
teren Il, 1, 13. ) — Laos heißt bier ſoviel als dolor,
aerumna, griechifch oes, wie Wefterbop anmerkt.
Mit V. 18. fann man I, 2, 94 vergleichen.
Das Quae V. 22. nimmt Donse für's Neutrum,
weil es nicht blos auf Injurias, fondern auf alles Vor—
hergehende fid) beziehe, Aber welche Verbindung : Me
pertulit, Tot mea: ininrias pertulit , qae cet.! Beffer
alfo conftruiren andre; Quae nunquam tot meas in, pat,
in ullo -loco,
Den Unterfchied eon iratus unb iracundus giebt Dös
mat vid)tig an: Zrasus quidem eft, qui ex aliqua re la.
céfütus irafcitur. Iracundus , qui ex parva nullave caufa
praecédente irafcitur,
Zu ®, 32. citiren die Sweibr,, nad) Wefterboven,
Propert, It, 7, 73.
Quam cito feminea non conftat foedus in ira,
Sive ea caufa gravis, five ea cauía levis,
Aber dazu gehören noch vorher folgende zwei Verfe:
Non fic incerto mutantur flamine Syrtes ,
Nec folia hiberno tam tremefacta Noto:
Quam cito cet.
- $8. 34 — 36 werden aud) auf andere Art abaetbeilt,
In einigen Handfchriften folgendermaßen: Par, Trepi.
dari fentio; et caufari rurfum prorfum, Pam, Agedum,
ad feces accede propius, Par. Hem, fenfifti' ? Nody
andre: Pam, Tace! trepidari fentio, et curfari rurfum
prorfum, Par, Agedum, ad fores — fenfiftin' ?
9) 4 - jn
348 —)oe( —
MED Ma weldiem Zuſtande werd’ id dich jent fine
den? — Quonam. todo nunc te offendam affectam ?
Zu affectam fupptiren bie Zweibr. morbo, Aehnlich
Donat unb Weſterbop. Ich glaube aber, daß Pam⸗
philus ſich mel un Allgemeinen —
Zweiter Auftritt,
V. r.. Non ufus facto e(t mihi nunc , hunc intro
fequi, Weſterbor citirt dazu telgenie adi
Plaut, Menaechm,. V, 2, 1. |
Ut aetas ipea eft, atque ut hoc J —* ej,
.. Gradum proferain, progredi properabo,.
— Ta menn doch all das Boͤſe den Läftermäulern
auf ibren Ropf wergolten würde! — Capiti atque aetati
illorum! Sd) nehme die Worte alé Spareutbefe und Ver⸗
münfdung,.fermel, uno laffe mich nicht, wie Weller»
boo, bürd) bie Gegenbehauptung eines Perizonius darin
irre machen. Richtig fagt bie Dacier: En cet endroit
aetas fionifie la vie. Plaure dans le Pjendolus, In f& nunc
funt omnes /pes aetati zac, Et dans le Rudens Gripus dit à
Lalrax , Venus eradicer caput aique aetatem — vVergt.
aud) meine Note zu Phorm, nt, 5 6
Dritter Auftritt,
V. 2. Male metuo , Mir iff gewaltig bange. &
Heaut 113, 2, 21. Syre, tibi timui male; und ibid,
$, 51, Quam timui male cet,
LOS
V. 1o. Introiit videre, Griechiſche Conftruction,
für ut videret, Go obeu 1, 2, 114. It vifere ad eam.
Vierter
yw 3m
Vierter Auftritt.
V. 3. Meliufcula eft. Sie befinder fich etwas.
beffer. | Wefterbov führt dabei an Cic, Fam, XVI, 5,
Yolebam ad te Marionem remittere: quem, cum melius.
eue tibi effet, ad me mitteres. Und ebeudajelbft IX, 18.
Ipfe melior f primum valetudine,
Fuͤnfter Auftritt. ee:
vu EN citirt dazu folgende vomeriſche Stelle
(Od, IX, 14.):
Ti zgurer, D T ETÉTE. Tu Y jeu xaruAries
Und Wefterbov aus des Plauıns Pfeud, l, 45.
Neque nunc, quid faciam, fcio,
Neque .exordiri. primum , uk occipias , habes,
&*
in. a 9... oltum earum fenfi immutzri omnium,
Weſter hov f het zur Erläuterung davon an Cicero de
Oratore HI, 57. Qmnis enim motus animi fuum quen-
dam a natura habet vw/rsm , et fonum , et geflum: to-
tumque corpus hominis, et eius' omnis vali«s, omnes-
que voces, ut nervi in fidibus, itaj fonant, ut a motu
animi quoque funt pulfae,
V. 20, Die Stelle aus Gomers Gdyffee, (Z, 135.)
die ſchon Donat bier anfüibrt, ift diefe:
Teig yap vo iei CVrix dom avD gama,
Over ex^ mung ayırı rare — Tí Sie» Tf,
Nah Voſſens Ueberſetzung:
Denn fo ‚Andert ber Cinn ber fierblichen Erdebe
wohner,
Go wie andere Tag’ berführt der waltende Water,
Vy) 5 Uebris
350 — )o(l-—
Uebrigens erinnert Weſterhov febr richtig, Pamphilus
mache diefe Bemerfuhg in Hinficht auf bie Morrhina,
die, ohngeachter fie Frau von Stande und feine Schwies
germutter war , fid) wegen ihrer gegenwärtigen kritiſchen
$agé in fo hohem Grade vor jf — , baf fie
ipm felbit zu Füßen fiel,
V.26. Quaeque fors fortuna eft, Sabricius und
Wefterbov lefen dafuͤr nicht übel : Quaeque f. f. Der
letztere zeigt durch aͤhnliche Stellen aus andern Autos
ren, bafi dieß der gewöhnliche Ausdrud war, wenn eis
ner ein Glüd erlebte, ohne zu wiflen, welcher Gottheit
er es verdanfe — Nod) benierft Donat, daß Fortu
allein genommen, fowohl Gluͤck als Ungiäd E egit
überhaupt , ausbrüde, aber mit Fors verbunden, ftetö
ewa⸗ Erfreuliches bedeute, S. auch Phorm. V, 7; 1.
Y. 27. Si jus, fifas eft, Donat: Vtrum hoc in-
vidiofe, an quafi femina, quae leges nefciat ? Dffenbar
das Letztere. Co aud) die Dacier: Si nous ofons pren-
dre cette liberté,
V. 30. Sinelabore, b. i., wiees toeflerbop erPlärt,
nullo negotio , facili opera, quod commodo tuo facete
poſſis.
V. 33. 34. Die Berechnung, welche Morrhina hier
von der Schwangerſchaft ihrer Tochter macht, hat ihre
Schwierigkeiten. Die Iweibr. Editoren tragen eine ganz
neue Erllärung vor, die aber aud) nicht die natürlidbfte
(docint, Mir bünft Donate Erklärung, (ohne baf, wie
manche verfucht haben, man durch Kuͤnſteleien ihr aufz
gubelfen braucht) größere Aufmerkſamkeit zu verdienen,
«1$ ihr dort zugeftanden wird, Zwei Monate, fagt er,
vor
— )o( — "358
vor ihrer Merheurathung mit dem Pamphilus,, hatte
Philumena das traurige 2Ibentbeuer ; ier Monate batte
Pamphilus mit ihr gelebt , wovon die beiden erfteren
obne nähere Bekanntfchaft verfloffen ; drei Monate war
Pamphilus auf der Reife geweſen; jebt alfo, da er wies
der ba ift, ftebt fie im zehnten Monat, welcher — uad
Monden Monaten gerechnet — die gewöhnliche Zeit ber
Entbindung war, — Die einzige Schwierigkeit bleibr,
bag auf diefe Art Philumena fdyon vier Monate (Mon:
denmonate) ſchwanger gemefen (eon müßte, als ihr Gatte
zum erſtenmal fid) in nähere VertraulichFeit mit ipr ein:
lieg, Sollte da Pamphilus nichts gemerkt haben?
Sechſter Auftritt.
V.7. Si eo mi redeundum fciam, Die gembbnli:
(be Lesart ift ; red. fer... jenes aber kommt nicht allein
imetlichen Handfchriften,, fondern aud) faft in allen be:
währten alten Ausgaben vor. Daher (d)eint e$ Bent»
ley mit Necht vorgezogen zu haben, — Wegen ber Ge:
baufenébulidjfeit führt Lindenbrog folgende zwei Ctel:
leu an, wovon bie leßtere als Ueberfeßung der erfteren
gelten kann. Stobaͤus Serm. 250.
Er eis ar arugnen Ti &POQuye; TeTO,
Heisa ruros mineral zero,
Phaedrus [, 18. Nemo libenter recolit , qui laefit,
locum,
— Genauer noch kommt mit unfrem ®, folgender, ben Wee
fterbov aus dem pbilemon citirt, hat, überein:
TiSaviaz, wx Cr TUTDUXEP , «^u br mt A xty,
» Nichte darüber bewundere id) einen, daß er auf bie
Gee gegangen ift, fondern wenn er e$ zum zweitenmal
gerhan hat,**
V. 15,
53 0 — )o( —-
V. 15. Ite intro, Er rebet ben Sofia unddieandern
Laftenträger, weld)e xodu veeruzz, fiamme perfonen, (inb,
am, So heißt ed zu Ende ber vorigen Sc. Adelt Par-
meno eum pueris; und: in ber nächftvorbergehenden v.g.
Tu fweris curre, Parmeno, obviam, atque eis onera adjutas
Unndthig war alſo die — A , 4 "i
intto oder [to intro,
V. r6, "Etiam tu his (tas? Gewöhnlich ließt man:
Etiam tu nunc hic ftas? Weil aber dieſes Nunc ben ©,
um eine €olbe zu lang macht, unb nicht in allen Hands
ſchriften an einerlei Srt ſteht, bat e8 Bentley wegger \
lafjeu, HA
V. 18. Hofpés, fagt voefferbop , kann bier zweis
erlei heiffen, entweder ein Gaſtfreund, oder überhaupt
ein Fremder. Das Leßtere zieht er vor, meil im jenem
Falle Pamphilus ihn fogleich mit zu Tiſch würde genom⸗
men haben. Allein diefe Bedeutung fcheint fid) nicht zu
vertragen mit V, r, 6. Hofpitem ecquem Pamphilum.
hic habes?. Und dann ift nicht zu vergeſſen, baf bie
Sache bloße Fiction ift. — Myeönos ober Myconus ift
eine der Cycladifchen Infeln im Aegaͤiſchen Meere,
Ueber die Bedeutung von Caefius C, meine Uumer:
fung zu Heaut V, 8, 18. Dazu gehört nod) folgende
Stelle aus Plin, Hift, Nat, Vill, 2r, wo oculi glauci
iidem (unt qui et caefii , quales funt felis, leonis et
noctuae,
(o fin eigentlicher popans — Cadaverofa facie
(wofür andere, aber minder ſchicklich, facies lefen, und.
té dein Parıneno in den Mund legen) wird verſchieden
erflärts
-—)9(-— 353
erflärt. Sch nehme: bie Stelle (o, wie fd)on die Dacier
gethan hat: Cadaverofa facies eft affurement une mine fu-
nefte, qui fait peur, & que l'on evite comme la ren-
‚contre d'un mort; & Terence n'ajoute ce cadaverofa fa-
«i^, que comme l'effet de tout ce qu'il vient de dire, qwil
eft grand C» gros , qu'il a le viſage rouge. les cheveux crepez, cc,
car tout cela fait un aflemblage terrible & une mine
funefte, Paſſend dazu ift folgende von Zinoenbrog ci:
tirte Stelle aus dem Sidonius Apollinaris lib. XII,
Epilt, 3. Sordidior eft atque deformior cadavere rogali-
Siebenter Auftritt.
V. 4. Creditur. Donar: Minus blande refpondet,
de repudio locuturus, Die Bemerkung ift richtig ; aber
vielleicht liegt ein Doppelfinn in den Morten , fo daß
SPampbilué etwas anders in Petto behielte, als fein
Echwiegervater meynt. Ohngefaͤhr folgendes : creditur
fc, me falvum atque validum adveniffe, fed falfo,
V. II. Sibi vero hanc laudem relinquunt, Der
Alte fragt 93. S. was ber ‚Vetter binterlaffen babe.
(quid reliquit confobrinus nofter?) Hier fommt die
Antwort darauf, wo ſcherzhaft der Ausdruck pinterlafe
fen (relinquere) wiederholt if, (£o Donatl: Bene et
facete, nibil heredi relioqnunt, fibi vero relinquunt, —
Zu 9B. 11, Vixit , dum vixit, bene , cititt Linden»
brog folgende ſchoͤne Infeription, die zu Tordg in Sie
benbürgen gefunden worden ift :
VIXI DUM VIXI, BENE, IAM. MEA.
PERACTA. MOX. VESTRA, AGETUR,
FABULA. VALETE, ET PLAUDITE,
Das
354 -a 2) om | *
Das at am Anfang des roten 93, druͤckt den höch-
ften Grad des Unmwillens aus. Gerade fo ftebt e$ oben —
3,2, 29. Atte Di Deaeque perduint cum iíloc odio,
Laches ! Und, welche Stelle Wefterbov anführt, —*
Aen, Il, 535.
At tibi pro fcelere, exclamat, pro talibus aufis
Di, fi qua eft coelo pietas, quae talia curet,
Perfolvant grates dignas, et praemia reddant
Debita.
V.22. Quam fideli animo, et benigno in illam,
et clementi fui,
Dafür fand Lindenbrog in vielen alten Handfchriften —
(io wie Wefterbov in einer Ausgabe von 1469) blos:
Quam fideli animo in jllam et clementi fui, welches er
ber gewöhnlichen Lesart vorzieht.
Die Erflärung der Zweibr. von V, 22, bünft mir
doch etwas gezwungen, Sch glaube, man kommt am
leichteften weg, wenn man annimmt, Zereng brüde fid)
ziemlich ſeltſam, ganz gegen die gewöhnliche Art, bier
aus. Es hätte eigentlich heiffen follen : Quando fefe
elle indignum deputat, matri meae concedere,
r Achter Auftritt»
— Was madbft du, Myrrbina? — Quid agis, .
Myrrhina ? Gemöhnlidy liegt man: Quid ais, M.?
Aber jenes, das freilich paffenber ift, bat Buyer in febr
vielen alten Handfchriften und Ausgaben gefunden,
Mit $9, 1o, unb r1. hat 9febnlidbfeit, was Laches
oben II, 1, 17. Zu feiner Frau fagt : Tu, inquam,
mulier, quae me omnino lapidem , non hominem,
utas,
, — Unfre
ic df d Fre 355
— Uinfre Tochter liegt in den Wochen — Peperit
fili, Sehr viele Editoren nehmen das fragmweife, aber
ziemlich unnarürlich, wie e& mir vorkommt. Auch (eint
?Donat ber Meynung nicht gewefen zu ſeyn, wenn er
bei biefen Worten, vollfommen richtig, fagt : Propofitio
criminis,
— Zur gebörigen Seit — Tempore fuo, Donat
nimmt bier abermalé an, daß diejenigen, welche com
. bem nächtlichen 9(bentbeuer der Phrlumena vor ihrer
Berheurathung nichts wußten, ihr Kind für eine fiebens
monatliche Frucht gehalten hätten ( Quia et feptimo
menfe nafei folent) Vergl. auch meine Note zu Ende
des sten Auftritts.
V. 19. Effet cum illa nupta, Dabei macht Donat
bie grammaticalifche Bemerkung: Antiqui non Ihnupra,
fed, Cum ilb nupta, Ergo ambo fibi invicem nubunt,
Anch beim Plautus und Cicero kommt nuptam effe cum
aliquo öfters vor.
V. 28. Se quoque etiam «um oderit, Hier ftehen
quoque und etiam zufammen, was mam auch fonft wohl
findet, 3. C. unten fcena IV, 8. (mo Donat das Des
Tannte aus dem Virgil anführt, Multa quoque et bello
paflus ) und 35. Auffallende Aehnlichkeit bat übrigens
unfere Stelle mit folgender Plautinifchen,, die Wefter:
boo anführt, Bacchid. ıll., 3, 12.
Paullifper, Lyde, eftlibido homini fuo animo
x obfequi.
lam aderit tempus, cum fefe etiarn ipfe odirit : morem
geras, —
Dum caveatur, praeter aequom ne quid delinquat,
fine,
V. 29,
EP *; eye
— V. 29. Sed ut olim te oflendifli , eandem effe, ni«
hil ceffavifti ufque adhuc.
& hat, nach einigen Vorgängern , die ka Aus⸗
gabe. Andre: v
-. Sed ut olim te oftendifli, eadem effe , nibil ceffa-
villi ufque adhuc,
.SBorin. id) einen ungeziwungeneren Cinn finde, den ich
dn meiner Ueberfeßung auszudrüden gefucht Habe.
V.37. Si modeíle ac raro hoc fecit. Gerabe fo
fügt einer von fid) beim plautus Bacchid, IV, 10, 4...
Ego fui illa aetate, et feci illa omnia, fed more
— ie din ien
Neque placitant mores, quibus video volgo gnatis
effe parentes. "
Duxi , habui fcortum ; potavi, edi, donavi et |
enim id raro,
V. sg. Neque detractum , ei tum quidquam eft cet,
Bei dergleichen Gelegenheiten war e$ Gitte , wie Wer
fierboo anmerft, daß der Liebhaber dem Mädchen ein
" Anterpfand gab, ( Genef. XXXVIIL, . 18. ) ober fie mit
Gewalt ihm eins abnahm.
Vierter Aufzug
Erfter Auftritte
V. 16. Tum tuas amicas te et cognatas deferero
et feftos dies cet, Diele Aehnlichkeit bat damit folgende
pon Weſterhoven citirte Stelle des Cicero ad Quir. poft
Red, r. Amicitiae, confuetudines , vicinitdtes , clien-
telae, ludi denique et dies fefli , quid haberent .volop.
fatis, carendo magis intellexi, quam fruendo,
V, 20,
-— oC m 347
.. V, 20. Mottemve exfpectet meam. Man muß
aus dem vorhergehenden Cui fuppliren Quis,
V. 2r. Tempus eft concedere. So fagt Laches
oben I I, 1, 27. Rus habitatum abii , concedens vo-
bis, €. dort meine Note:
E ex Jedem den Vorwand, binter den er fich bere
fiefte, abzuſchneiden — Omnes caufas. praecidam
omnibus. ie meynt ihre Echwiegertochter , aber aus
Möfigung und aus Schonung für den Pamphilus,
drückt fie fid), fo wie immer, ganz allgemein aus, Phi⸗
amenr, wie wir miffen, batte den Praͤtert genommen,
fie önne mit der Softrata fid) nicht vertragen,
— Den Vorwurf, den man uns Weibern insge⸗
mein macht — Volgus quod male audit mulierum.
Die Zweibr. Editoren (deinen die Ctelle mifiverftänden
$n haben, wenn fie zu volgus die Note machen : fcil,
indoctum et expers honefti, Michtiger die Däcier :
"Les reproches, qu'on fait d'otdinaite aux femmes,
V. 25. Absque una hac foret, Andre lefeu haec
ftatt hac, Diefe Varietaͤt kommt in der Note des Dos
"mat (d)on bor: .Abszue, extra: nt fit adverbium magis,
. quam praepofitio, Et Una, Res fuboudienda — Alii
Hac de uxote dici putant, ut Absgue fit praepofitio,
( Hier irrt Donat ; ; auch bei Hac muß Re fupplitt wer—
ben )|]— Die Lesart Hac verdient allerdings den Vorzug,
Derjelbe Gebrauch von Absque komnit, wie Wefterbov
anmerft, unter andern aud) vor Phorm, 11,2, 1r, Nam
absque eo eflet, recle egomet mibi vidiffem, Ferner
beim plautus Copt, 111, 5, 96.
3 Quod
34$ —)jo(-—- ur
Quod absque hoc effet , qui mibi hoc fecit palam 9
Ufque effrenatum fuis me ductarent dolis,
Bacch. 111, 3, 8. :
Nam absque te eífet, ego illum haberem rectum ad
ingenium bonum,
©. auch Schütz Doctrina particularum lat. linguae p. 5. |
et 6.
Zweiter Auftritt.
— Babe id) bier von ferne vernommen — Procul
hinc flans accepi uxor, Diefes procul. erklaͤrt monat,
beim viele Neuere folgen, durch prope. Co verficht e&
auch Servius in verfchiedenen Etellen des Virgilius.
Aber Perisonius ad Sanctii Minerv, I, 16, 7. bat gezeigt,
baf diefe Bedeutung erdichtet fen. Der Srrtbum Tag
darin, daf ferne nicht immer jo fiveng, b, b. nicht ge⸗
rade von einem groſen Zwiſchenraume, genommen wird,
So hier. Laches ſtand in einiger Entfernung, aber bod)
wieder fo nabe, bafi er die Unterredung feiner Frau mit
feinem Sohne, die fti unbehorcht glaubten, vernehmen
tonnte. Vergl. aud) Befners Thef, h v,
— Gebe der Simmel feinen Segen dazu! — Fors
fuat pol! Andre erklären das: Beboͤte der Simmel, dB
fey der zimmel vor, und beziehen e$ auf die Aeuſſe⸗
rung des Laches, daß Softrata vielleicht nod) mit Ges
malt würde genbtbigt worden feyn , baé Haus zu raͤu⸗
men. ©, die Note in der Sweibr. Ausgabe, Donat,
dem dort gefolgt wird, trägt aud) eine andere Erklärung
vor, bie mir einleuchtender ift: Fortuna faveat! — Nam
For; foctuna bona eft, €o nabm es auch der italiänis
ſche Ueberſetzer Sabrini: Voglia Polluce, che la cofa fia
con buona fortuna ? Und Weſterbov, ber eben bicfer
Meys
—29( -— 349
Meynung ift; citirt aus dem Auſonius Epift, XVI. Fors
fuat, ut fi mihr vita fuppetet, aliquid rerum tuarum,
quamvis incultus, expoliam,
.. V,9. Equidem cupio et vix contineor. Eben fo
bieß es oben III, 7, 38. Ninoque et laudo et vehemen-
ter defidero,
V.12. Utrum illae fecerint. Pbilsrayrias ín fei
nem Commentar zu den Georgicis des Virgilius (Wl,
105. lieft illaec ftatt illae, mie die Alten das Foͤmini—
num im Plural bieweilen auch formirten. Und fo lefen
in der vorigen Scene v. 17. ftatt iftae res ebenfalls viele
iflaec res, Vergl. Eun. Ill, 5, 34.
V. 13. Odiofa haec aetas adolefcentulis. Nicht
allein adolefcentulus, fondern auch adolefcentula fommt
"vor. Co Andr,1,1,9r, Heaut, Ill, 4, 12, Plaut, Epid,
l, 1, ar.
Dritter Auftritt.
— Mögen fie ferner des Wirrwarrs foviel machen,
‚als ibnen beliebt — Turbent porro, quam velint. Bez
zieht fid) auf das Vorhergehende : Ea nos perturbat,
Uebrigens bebeutet, meiner Einficht nach, Turbent bier
weder Errent uod) Tumultuentur , nod) Turbentur, wie
Donat vorfchlägt, fondern Intricent, Impediant, rebus
difficultatem addant , wie Weſterbov e$ erklärt,
V. 16. Accipias pucram, Donar bemerkt dabei:
Jure, quia liberi patrem fequuntur, Dieß aber ift, mie
ALinoenbrog aus mehreren Römifchen Geſetzen erweißt,
mur von Kindern aus einer rechtmäßigen Ehe zu verites
ben; die auffer ber Ehe erzeugten fielen der Mutter anz
beum.
3a V. $0.
$70 — )o( — "2!
V.50. Prodemus quaefa potius? Das Prodemus er-
Härt Donat richtig durch Deferemus,. Projieiemus,
— YHeyn( ou, ich wiſſe nicht ‚, warum du die
ganze Seit über naffe Augen bat — Ignarum cenfes
tuarum lacrumarpm efTe me? Sch erfláre mir das eon
períteblenen Thränen, welche dem Sampbilué , ohne
bap er es mufte, entfielen, finde c8 alfo unnbtbig, mit
Donaten anzunehmen, Laches babe das von feiner Frau
gehört.
V.61. Animum ut adjungss tuum, In den tritis
fchen Noten ber Zweibräder Ausgabe wird gefagt, bafi
für adjungas andre abducas leſen. Ob diefes nicht ein
Verſehen ift? Wielleicht foll e$ adducas heißen, wiewirf-
lich mehrere alte Editionen haben,
V.64. Egi atque oravi tecum. Weſterbov bemerkt,
man müffe bei Oravi tecum entweder eiue. Verſetzung
annehmen, uad) welcher egi tecum eigentlich 3njammen
gehöre, wie Adelph. V, 5, 19, Tu illas ( wofür aber Uns
bre illac lefen ) abi et traduce, ober einen Archaiſmus
gelten laffen. Der lette kommt in mehreren €tellen des
Plautus vor, unter andern Rud, Ill, 3, 68.
Sein quid? tecum oro, fenex,
Ut illas ferves, vim defendas,
— Treibt mich mein Vater in die Ende - — Me
concludit pater. Donar bemerkt, diefes concludere (c
eine tropifche Redensart, von einem aufgefpürten Wilde,
de fera indagata, bergenommen,
— Ware nur! — Sine, Die Fweibr, etioià
pliren : ime in hec re gerere mihi morem. Aber bas
ſcheint hierher nicht zu paſſen. Beſſer umſchreibt es bie
Dacier:
w-)e( - 371
Dacier: Laiffez le faire, jele faurai bien punir, Vergl.
meine Note zu Eun, I, r, 20. wo Sine modo, das id)
dort fdbon gut! überfetst babe, ganz ahnlich vorkoumt.
0 — Rein Wunder , wenn meiner Srau über oicfe
Aufführung oie Gedult veraieng — Non mirum fecit
uxor, fi hoc aegre tulit, Die gewöhnliche Lesart ift:
Non mirum fecit uxor mea, aber diefes mea fell gegen das
Metrum fepn, unb wird daher in vielen guten Editionen
ausgelaffen. Auch ift e$ nicht nöthig. Cine wichtigere
Frage entftebt, wer wird unter uxor hier verfianden ?
Softrata oder Philumena ? 9tad) Bentley, deflen Er—
Härung in der Zweibr. Ausgabe febr eifrig. bertheidigt
und mit neuen Gründen aufgeftußt wird, muß man es
von ber le&teren nehmen. ch indeffen bin vollig vom
Gegentheile überzeugt. Denn meynte Phidippus hier die
Spbilumena, fo würde er filia, nicht uxor, gefagt haben.
Aber wie paßt fi hoc aegre tulit auf die Mutter ? Recht
gut, bünft mir. Hat man bod) Beifpiele in Menge, daß
durch eine Beleidigung diefer Art die Schwiegermütter
oft weit ärger aufgebracht werden, als die Weiber felbft.
Bentley beruft fid) zwar darauf, daß aud) v. 73. Philus
mena uxor genannt werde , aber wohlgemerkt ! dort
foricht nicht Phidippus, fondern Laches zu feinen :
Eohne, bem Pamphilus, Und wenn Phidippus hinzus
fest : nam ipfa narravit mihi, wer fann das anders
feun, als Eoftrata ,; deren oben angeführte Worte III,
6, 21. offenbar hier gemeynt find? So verftand fie wer
nigftens Donat, deffen Erklärung aber die Sweibr. Her:
ausgeber geradezu für den elenden Flicklappen eines na:
menlofen Grammatikers ausgeben. Indeſſen ſcheint mir
eine (eld)e ohne allen Beweiß gewagte Behauptung im:
33 mer
372 — )o(—
mer nur ein Angſt- unb Nothſchuß zu ſeyn. — Man ers
innere fich ferner, bag Phidippus oben. in der achten
Ecene des dritten Acts, fo wie aud) in dem Anfange der
vorliegenden, ftet8 behauptet hatte, feire Frau fe» an
allem ſchuld. Folglich fagt er hier febr ae? ;,non
mirum efl cet. - "
Zu Amarae mulieres funt ( v, osi eitirt wefterbov
Ovid, art, am. IL, 373, welche Stelle ich ihrer Schoͤnheit
wegen bierher fete:
Sed neque fulvus aper media tam faevus in ira,
Fulmineo rabidos cum rotat ore canes;
Nec lea, cum catulis lactentibus ubera praebet:
Nec brevis ignaro vipera laefa pede;
Femina quam focit deprenfa pellice lecti
Ardet, et in vultu pigrora mentis habet,
— Bei diefer mällen wir es mit guten und mit bös
fen Worten verfuchen — Oremus, accufenius gravius,
ch finde ed unnbtbig , orare mit Donaren, bem bie
Siwribrüd'er folgen, für omni genere eloquii commos
- nere bier gu nehmen. Richtig überfeßt bie Dacier: Qué -
nous la prenions de douceur, que nous nous —
d'elle,
V. 99. (etc ich MA dro ein Comma , Et te ord,
porro cet, T
V. 104. Sed vifne adefTe me una, dum iſtam conve-
nis? Cebr gut jagt b. v. Ct, Donat : Melius pronun.
ciaveris, fi renitente et 3mprobante boc vultu dicere
acceperis Pbidippum , quafi non oporteat interefle fo-
ceram, [deo mutat fententiam Laches, et relegát eunt
in procurationem alterius rei,
, Vier:
e-)ef 373
Vierter Auftritt.
V.3. Ne minus propter iram hanc impetrem, quam
pofüem, Bentley bebauptet, und ihm ftimmen bie
Zweibr. bei, man muͤſſe ftatt hanc lejen hinc i.e, ab
hac fc. Bacchide. Es iſt nicht zu läugnen, daß dieſes
letere ganz paflend je»; allein jenes, deſſen Unſinn id)
eben fo wenig beareife , ohne alle Auctoritat zu verwerz
fen, dünft mir zu weit gegangen,
«o — Um nicht einen Schrirt zu tbun, der mich berz
nach gereuen Könnte — Ne quid. faciam plus, quod
oft, me minus feciffe, fatius fit. Soll, bünft mich,
berbaupt bie Idee ausdrüden : damit ich in keinem
Stäck, auf Feiner Seite zu weit gebe. Als Parallels
ftelle eitiren die Ausleger Phorm, III, 6, 21. u, Plaut,
Capt. V, 3, 18.
Cur ego plus minusque feci, quam aequom fuit!
V.9. Ne nomen quaefti mihi obfiet. Die gewoͤhn—
liche Lesart ift: Ne nomen mihi quaettus obílet apud
te. ©, barüber die kritiſchen Noten am Endeder Soibr,
Edition, Sd) bemerfe babel noc, daß Bentlev die Worte
spud te , auffer dem Bembiniſchen ned) in ffinf andern
Handfchriften, jo wie Lindenbrog in dem Manufcripto
Regio ( einem ober in der ehemaligen ‚Löniglichen Bi—
bliothek zu Paris) nicht gefunden bat,
— Auch würde e8 ja unartig, oder vielmehr une
gerecht feyn , wenn ich Sie als eine Perfon von edler
Denfungsart-fände, und Jbnen Dennoch was zn Leide
tbun wollte — Nam fi facis, facturave es, bonas quod
par eft facere: infcitum inferre injuriam tibi ımmerenti,
iniquum eft, i.e. infcitum juxta atque. iniquum, Sch
glaube, nach biefer Abtheilung und Crflárung kommt
man leichter und ungezwungener davon, alswenn Andre
interpungiren: Infcitum, offerre injuriam tibt ; immee
renti, iniquum eit. Noch liegt man gewöhnlich : of-
ferre injuriam tibi me, Uber tiefe me fehlt ın dem
Demb. Gober unb in Einer ber Handjchriften des Bent⸗
ley, weswegen e$ diefer, fo wie Saernue, weggelafien
bat.
3 4 2 V. 29.
374 — )o( —
V, 20. Dum tempns confulendi eft, b. b, wie es
Donat (don erklärt, Dum aetas in flore pofita eft, fa-
cies vendibilis etiam nunc eft. ael otl e E
V.2ı. Neque pol tu eadem ifta aetate, So hörten
wir oben ( J, r, 17. ) bie Klagen einer Alten:
Eheu me miferam ! cur non aut iftaec mihi
Aetas et forma eft? -
V.28. Eas ad mulieres huc intro, Donat bemertt,
daß Laches mit Fleiß bie allgemeine Benennung, Sraus
enzimmer, ftatt der für eine Perſon vom Ctanbe der
Bacchis zurifchredenden Benennungen der Schwier
germutter oder feiner Srau, wähle, Non dixit ad /o-
eram et ad uxorem , terribilia nomina et inimica mere-
trici, fed, quod facile eft, ad mulieres, 1
— Thun Sie ibnen den Willen — Exple animum
jis (v.29.) Diele 98orte werden serfchieden erklärt.
cd) halte es mit Wehterboven ; Exple mulieribus ani-
mum , fcire cupientibus, receptesne etiam nunc Pam-
philum, an minus,
V.3t. De tali caufa, Donat: Id eft, amore mariti
ejus et pellicatu, "EN
V,36. Ego quoque etiam credidi, Alle Handſchrif⸗
ten des Bentley lefen, Ego quoque etiam ec credidit,
Aehnlich ſchon Donar: Ego quoque hoc ctiam credidi,
Fünfter Auftritt,
— Wenn Sie »junacr und Durft aeftille bat —
Cum tu fatura atque ebria eris. Ich nehme bier ebria
nicht von eigentlicher Trunkenbeir , fondern von Satt⸗
grinken , worauf der Gegenfa von Satura, jo wwe die .
Sache felbft, führt. Werterbov citirt dazu folgende
Plautinifche Stelle Capt. I, I, 35.
Unde Jarurirate faepe ego exii ebrius,
— ier find meine GElavinnen — Cie deutet a
bie beiden Migde, die fie bei fib bat, €, v.27. Vergl.
auch Adeiph, LLL, 5, 36, 37.
— Daß
-yée( - 375
— Daß der Deroadbt, den wir gegen unfere Wei»
ber batten, grundlos mar — Noftras mulieres fuspe-
ctas fuiffe falfo, Die Zweibr. Herausgeber nehmen dies
fes fuspectas im der activen Bedentung für fuspicatas,
fufpicientes, — Indeſſen finde ich Feinen Grund dieſe
Aufferft feltene Bedeutung anzunehmen, da die gewoͤhn—
liche jo vollkommen paflend ift. Als bie beiden Alten
eine genauere Unterſuchung anftellten, da fand fich’s
daß fie ibren Weibern, mit dem Verdachte gegen fie, Un—
rtt gethen hatten, ©, die dritte Scene dieſes Auf:
9$, vorzüglich die lebte Hälfte derfelben. Noch grö-
man. SSeftatigung erhält diefe Erklärung, wenn man den
gewöhnlichen Text beibehält :
— — Noftras mulieres fufpectas fuiffe falfo
Nobis, in re ipfa invenimus,
Zwar laffen die Zweibr. diefes Nobis, das ihnen eine
mala gloffa ift; weg; allein Donat la$ e$ doch bereits
in feinem Terenz.
V. 17. Velim quidem hercle, Die Sweibr. fupplis
ren: Falfum fuiffe crimen, Beſſer, dünft mir, Donat:
Ut nihil fit dignum di fdifcidio ), hoc eft, non pecca-
verit Pamphilus,
— Machen Sie nur, vag unfre Srauensimmer fib
berubigen — llis modo explete animum, Ueber ven
Einn ber Redensart vergl, meine Note zu v. 29. der
vorigen Scene, Die gewöhnliche Lesart ift Exple. Aber
nad) 25entley's und Weſterbov's Nerficherung haben vie
befferu — und Ausgaben Explete, Die vor—
bergebenben Worte, An quia non tute ipfe dudum audiſti,
De hac re animus meus ut (it, beziehen fid) auf Act.
IV, 3, 13, 14, Ico— 102,
V,29- Ur gratiam ineat int, apud mulieres noftras,
Sünfter Aufzug.
Dritter Auftritt.
V. 7. Abhinc menfes decem fere, C, meine Note
zu Adt, Ill, 33, 34.
V. 1f,
316 —-)o( —
v. 1r, Poflquam video, Andre lefen: Poflquam.
id video , welches unnoͤthig, unb nur in einigen menia
.. gen Handſchriften befinblid) ift.
V. 12. Nefcio quam, Andre leſen:? Nefcio quam
virginem , ein Zufaß, ber nad) JSentley n, in den beften
Handfchriften fehlt. Auch bemerkt Wefterbov nicht übel:
Quia. Nejcio quam dixit, Virginem fuifTe , dicere couimode
non poteret, :
| V, rg, Eum haec cognovit Myrrhina. in digito
modo me habenrem. Nach biefer Diftinerion kommt
Fein vernünftiger Stun heraus. Daher tbeilen bie Zwei—
brüder Editoren beffer jo ab:
Eum haec cognovit Myrrhina in digito : modo
d me habentem
Rogat, unde fit! —
9[ebnlid) , ud, wie mir duͤnkt, nod) natürlicher , Wie⸗
ling beim Wefterbov: : 5.
Enim haec cognovit Myrrhina: in digito modo
me babentem
Letzter Auftritt. |
V. r, Ut mihi haec certa et clara attuleris, Dazu
eitirt Welterbov folgende Varallelfiellen, — Plautus
Perf. Il, 2, I.
Satin’ haec tibi funt plana et certa?
Seneca, Ludo de morte Claudii, init, Ab hoc ego
quaecumque audivi, certa et clara affero. :
V. 23. ©. über die feltfame Gonftruction dieſes m
bie Jweibr. Ausgabe am Ende, Für eine Nachahmung
diefer Stelle halt Weiterbov folgende aus dem Cicero
ad Fam. Vi, 12. Nec fum tam flultus, ut te ufura
falfı gaudii frui velim,
V.3. Vifom e(t, Bezieht fid) offenbar auf das
Vide des Pamphilus im erften B. Gezwungen alfo ift
es, wenn in der Zweibr. Edition ald Erklärung das
bei fteht: Vifus fum , certo audire,
Ibid. Deus fum, fi hoc itaeft, Achuliche Stellen
aus unferm Komiker find Andr. V, 5, 4 Mi
i
Rogat cet,
"
— )e( — 371
4 Mihi immortalitág
Parta eft, fi nulla aegritudo huic gaudio inter-
: cefferit,
Heaut IV, 2, 15. (nad) meiner Abtheilung ) Deorum
vitam apti fumus, Und gerade fo heißt e$ beim Plaus
tus Cure, I, 3, 1r. Sum Deus, Und in einer iandern
Ctelle beffelben: Rex fum; regem autem quid loquor?
imo Deus, *
V. 8. Quis me eft fortunatior , venuftatisque
| adeo plenior ?
Das Gegentheil davon ftebt Andr. [, 5, Io,
Adeon' hominem effe invenu(lum, aut infelicem
quemquam ut ego fum!
Eonderbar ftebt ®. 10. Egon’ ze pro hoc nuntia
wid donem? ba man fonft donare aliquem aliqua re jagt.
Meder bie Altern , mod) die neueren Commentatoren
‚merken etwas barüber an. Es fcheint aber, nad) mebrez
ren Stellen zuurtheilen, daß man e8 mit bem quid bfz
terd nicht (o genau genommen babe. -
V. 12. Qui ab Orco mortuum me reducem in
vitam feceris.
Nehnlich beift e& beim Cicero poft red in Sen, 9. Qut
me a morte ad vitam , a defperatione ad fpem, ab exitio
ad falutem revocavit. Und im Apulejus Metam, Xf,
Ad meum fetlinant illico divinum , reducemque ab inte-
ris confpectum. Ferner vio Tri(t. V, 9, 19.
Seminecem Styg!a revocafli folus ab unda.
Diefe Stelle führt voeflerboo an, ber nod) zuleßt bes
merkt , daß die Griechen von Einem, der ganz uneerz
hofft gerettet wird, gerade fo fagen, er Fomme aus oem
Bades zuräd, e es araßsfnnirmı, CDCT ff ads «vade aeter,
V, 17. Fatis ut credam facis, Die Dacier Edi:
toten erklären das etwas undentlich : Quod alias vix
eredi pofüt, facis, Defto treffender 2onat : Difficile
erat credere , his rebus gaudere meretricem,
V.ar, Steht in der gemöhnlichen Ausgabe fo:
Ut unus hominum homo te vivat nunquam quis-
uam blandior D
1 ' Dafür
418 — ya
Dafür aber bat ber Bembinifche Gober nebft andern bez
waͤhrten Haudſchriften, nad) DBentlev’s Verfiherung,
Ut unus omnium homo, fo daß Unus und C)mnium ein:
‚ander entgegenfteben , welches allerdings beffer ift... Auch
haben viele Handjchriften und alte Gditionen Nufquam
ftatt Nonquam , welches Bentley cbenfall& vorzieht,
weil bei Nunquam eigentlich Vixerit ſtehen müffe.
V.23. Quod noffem. Unter mehreren Erflärun:
en, welche Donat vorträgt, ſcheint folgende die befte :
Quod meminiffem, quod feirem ac per hoc, nunquam
videram, Ut alibi ( Adelph. IV, 5, 7.) Non equidem
ifluc, quod ſciam.
V. 25. 26. — Es iſt auch nicht nótbig, ibm nur ein
Wörtchen davon zu fagen — Neque opus eft adeo mu-
Tito. Das adeo mutito érflàrt Donar ganz ricbtig :
Vel tenuidicto. — Was Andere für einen Einn bers
aus bringen , die nad) opus eft ein Colon ober fo etwas
feisen, ijt mir ein Raͤthſel.
V. 28. Sollen es weder jest noch ín Zukunft er:
fabrerr — Neque refcifcent, neque fcient. Der Inter:
Achied , den Donat von fcire und re(cifcere auafelich bier
eufjud)t, feheint erdichter. Mir bünit es blos nach⸗
erüclid) geſagt, für: fie follen nicht das Geringfte ba:
von erfahren, 2
. V.30. lurijurando meo fe fidem habuiffe, Die
meiften Handfchriften baben Turejurando, was wegen
Faernus einen Nominativ Iurejorandom annimmt, wel:
ches auch einige beim Cicero pro Flacco gelejem haben
follen. Allein es jcheint in unfrer Stelle eim Verfehen -
ber Abjchreiber untergeleffeu zu ſeyn. Man führt auch
in den Wörterbüchern ein Verbum jurejuro auf, welches
im Lipias XL, 15. ( Praetores ambo in eadem verba
jurejoraerunt) vorfommen felf. Allein Gesner int Thef,
nimmt mit Recht Anftand, auf bie Auctoritaͤt einer eins
zigen jaͤmmerlich verdorbenen umb in einem eingigen Go:
"er befindlichen Stelle diefes Wort für giltig zu erfennen,
V. 33. Licetne fcire ex te, Andre lejen, aber ge:
gen das erum, Licetne me fcir?, -
—— — J
DD
Terence
S Roos.
tspiele; tr. & ed. by
Lu
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