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Full text of "Lustspiele;"

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=. 
Terenzend 


Sufipiele 


uͤberſetzt 
und 
commentirt 


von 


Johann Friedrich Roos 


ordentlichem Profeſſor ber Philoſophie auf ber Ludwigs⸗ 
Univerſitaͤt. 


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Erſter Theil, * ^18] 7 
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Gießen 1794 
bei Georg Sriebricb feptr. 


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Vorrede. 





y nachſichtsvolle Aufnahme meiner Meberfesung 
don Horazens Oben gab ben erſten Gedanken ju 
der Arbeit, womit id) gegenruärtig e$ wage, Dot bem 
Dublieum aufzutreten. Wer fidy die Mühe nehmen 
wit, beide Heberfeßungen mit einander gu vergleichen, 
wird fie in manden Stuͤcken ábnlid) , in andern abe 
weichend finden. Die größte Verſchiedenheit zeigt 
fid nwohl in den Grundfäßen, die mid Dir unb 
dort bei meiner Verdeutfchung leiteten 5. auf welche 
aber der befondere Charakter von beiden Dichten 
ganzmatürlich führte, 


Die gewiſſenhafte, oft Angftliche Treue, bie 
bei der Uebertragung des Lyrikers evfle$ , hoͤchſtes 
Geſetz für mich rar, ſchien mir , auf bramatifde 
Producte angewendet, nicht an ihrem Orte zu fepit« 
Vielmehr habe ich mich beftrebt, den Terenz fo reden 
zu [affe , voie er ſich ausgedrückt haben votirbe, menit 
er deutſch gefchrieben hatte, — In wiefern diefes Be⸗ 
ftteben mir gelungen fep, mögen competente Richter 
entfcheiden ; foviel fagt mir mein Bewußtſeyn, dag 
ich ade Kräfte dazu aufgeboten babe, Iſt daher die 

X a Me 


\ 
3 et -— Sorrebe 


Ueberfekung mißrathen, fo fíage man mein Unvers 
mögen, nicht meine Nachläffigkeit am. Dieß harte 
Urtheil forecbe ich mir felbft im voraus ; nur Die - 
Gerechtigkeit bitte ich mir angedeihen zu laffen, daß 
man nicht auf einzelne verunglücte Stellen — 
wogegen auch die redlichfte Sorgfalt nicht ſchuͤtzet — 
fondern auf’ den Gehalt des Ganzen bie richterliche 
Sentenz gründe, | C 


Vielleicht bedarf e8 einer Rechtfertigung, warum 
meine Wahl gerade auf diefen Schriftſteller fiel; um 
fo mehr, ba e$ an neuen Ueberſetzungen deſſelben 
nicht mangelt. ^ Ein Hauptbewegungsgrund lag 
freilich in mir felbft und meiner fage; das heißt, 
Terenz war frühzeitig einer von meinen Lieblings 
ſchriftſtellern, mit bem immer pertrauter. Zu werden, 
feit vielen Jahren Berufspflibt mid auffordert. 
Dennoch würde id) nie zu einer Ueberſetzung deffels 
ben mid) entichioffen haben, wenn das deutſche Ges 
wand, womit man in bem fe&ten Decennium ihn ete 
lichemal auftreten ließ, mir feiner volfommen voir 
big aefbienen hätte. Fern fen hier jeder Gebanfe, 
anderer wuͤrdigen Männer Arbeiten zu verkleinern, 
und mit felbfigefátligem Stolze über fie mich zu et: 
heben. Mur mepne ib, für ben neuen Weberfeher 
eines Autors fep die Bemuͤhung, feine Vorgänger 
im Ganzen zu übertreffen, unerlaßbare Pflicht. 

Und 





Vorrede. v 


Und fo geht einer meiner erſten Wuͤnſche in Erfuͤl⸗ 
fung, menn bie gegenwaͤrtige Verdeutſchung, nach 
einiger Zeit, Veranlaſſung zu einer mfievtafte cn 
werden folite, 


Dasienige, worin mein jetziges Werk mit dem 
angeführten vorhergehenden die größte Mehnlichieit 
hat, find unftreitig die Noten „ ober — wenn man 
will — ber Commentar, Und in der That, id) ge: 
traue hier eher, biefen Ausdruck zu gebrauchen , voeif 
Terenz noch nicht fo gelehrte und geſchmackvolle In— 
terpreten gefunden hat, als Horaz , folglich 3u Ber 
merfungen jeder Art reichhaltigeren Etoff barbot, 
Die Zweibruͤcker Ausgabe — eine der fhönften Hands. 
ausgaben irgend eines Klaffifers , von allen , bie ich 
fenne — liegt dabei zum Grunde; mas alfo dort 
fon erläutert iff, darf man in meinen Moten nicht 
fuden , wohl aber die nöthigen Zufäße, mitunter 
aud) Berichtigungen, beides in Rückfiht auf Inter⸗ 
pretation und Kritif. Kurz, meine Noten verbreis 
ten fid) über ade und jede Stellen, bie mir entrveder 
nod im Dunfeln zu liegen ſchienen, oder worüber 
die Ausleger fid) theilen. Sym erfteren Salle wird 
man nit felten auf neuer. Bahn mich finden; im.» 
lebteren war e$. mein Beflreben „ nach forgfältig 
angeſteltet Prüfung zu wählen. Und. fo, boffe 
id, fol derienige,, welcher meine Ueberſetzung 

X 3 nebft 


vt fBortebe. f 


siebft dem Commentar mit der erwähnten Hand⸗ 
ausgabe des Terenz verbindet, zur Erklärung deffels 
ben nicht leicht etwas vermiſſen. Wenigſtens mat 
das einer der Hauptzwecke, worauf id) hinarbeitete, 
Was für Hilfsmittel dabei benust worden find, wird 
der Gebrauch ſelbſt lehren, 


Auch über andere Puncte, befonders über die 


Wahl des deutſchen Ausdrucks, fude ich öfters 
gegen meine Leſer in ben Moten mich zu rechtferti⸗ 
gen. Aus diefem Grunde möchte e$ zur Verhütung 
mancher Mißverftändniffe dienen , wenn Fünfrige 
Beurtheiler des Werks fid die Fleine Mühe nicht 


verdrießen laffen , bei auffallenden , befonber8 ges 
formten Stellen die Noten zu vergleihen, Dort 


werden fie finden , warum ich einen fTumpffinnigen 
Bramarbas von Officer mit Franzofifchen Brocken, 
Provinzialifmen , Hier und da aud Sprachunrich⸗ 
tigfeiten um fid) werfen laſſe warum ein tófpifdber 
Syünaling , wie Chremes im Kaftraten, die Sprache 
feines Dorfes redet, u. f. we Daß ich aber, ohne 


mein Original auf aͤhnlicher Spur zu finden, nidtd. 


dergleichen gewagt habe, verftebt fi von ſelbſt. 


Lange ſchon glaubte id; daß eine meteifche 
Ueberſetzung des Terenz ihr Glück ſchwerlich maden 
würde, ald mir eine Recenfion in der Allgemeinen 

Deut 


J 
t 


Vorrede. | vi 


Deutichen Bibliothek *) in bie Hände fiel, die mid 
in biefer Meynung immer mehr beflärfte, ine 
‚Stelle daſelbſt iſt fo gut gefagt , unb farmonirt fo 
vollkommen mit meinen Ideen von einer beifallswuͤr⸗ 
digen Ueberfegung des Terenz, daß id) mir das Vers 
gnügen nicht verfagen kann, fie anzuführen. 


„Iſt Terenzen? Sprache barum poetifcher, weil 
fie in eine Art von Sylbenmaß eingerahmt' ıft ? oder 
Scheint e$ nıcht vielmehr, als habe er fid) der le&terem 
nur bedient, um bem Herkommen auf der Bühne 
ein Genüge zu feiffen ? eren; bewegt fid) in feinem 
Spibenmaße fo frei, daß feine Sprache oft nichts 
weiter aí8 eine numerofe Profe fent ; und ung 
dünft, ein Ueberfeger , welcher hier eine Ausnahme 
von der allgemeinen Regel machte, feinen Dichter in 
wohlklingende Profe aufloͤßte, den Dialog fleißig 
bearbeitete und tünbete, unb mit Einem Worte, ihm 
die ganze Eleganz des ‚lateinifhen Originals gäbe, 
würde dem Geſchmack vernünftiger. 3efer weit mehr 
Genüge thun, als der, welcher ihn in einfórmigen 
Sjamben einherfhleichen oder ſtolpern ließe. ,, 


Hoffentlich wird man e$ nicht ungern fefen, 
daß id) etliche kleine Auffäge, die zur Erläuterung 
X 4 unferg 





*) Band rir. St. II. die Beurtheilung bed Kaſtraten 
vom Zeren; nad) Schmieders Ueberſetzung. 


YI Vorrede. 


unſers Komikers wichtig find, in biefe? Buch aufges 
nommen habe. Dahin gehoͤrt die Floͤgeliſche Ab⸗ 
handlung über die theatraliſchen Larven der Alten, 
worauf ih C. 73 verwiefen hatte, am Ende der Ans 
merfungen zur Andria; bie verfdbiebenen Bemerfun: 
gen über den Charakter des Selbſtpeinigers, zum 
Beſchluß diefes Luſtſpiels; enblid) die Notik vom 
Urfprung und Fortgang der Roͤmiſchen Schaus 
fpiele, fo wie vom Leben und den Schriften des 
Terenz, welche auf diefe Vorrede folget , unb aus 
Eſchenburgs dramatifcher Bibliothek entlebnt iſt. 


Ich hätte wohl nod manches auf bem Herzen, 
was ich meinen Lefen fagen fónnte; aber wozu? 
Sachkundige Männer werben fhon felbft finden, wie 
gros der Werth oder Unmerth bed Producted fep, 
Das ihnen hier &orgefegt wird, unb worüber ihr bes 
Ichrendes Urtheil der Verfaffer mit Sehnſucht er: 
wartet. Faͤllt diefed nicht unguͤnſtig aus „ fo wird 
der andere Theil, bem blos bie lebte eile nod) abgeht, 
unverzüglich madfofgen. 


Gießen den 26ten Aprif 
1794. 


—Mrfprung 


LI 


—-3o0(-— - IX 





Urfpeung und Fortgang der Schaufpiele, 
und beſonders des Luflfpiels , bei den 
Römern. 


Ghleich bei der erſten Gruͤndung Roms wurden 
Schauſpiele und oͤffentliche Luſtbarkeiten von der Art, 


wie fie damals ſchon in Italien, unb beſonders in He⸗ 


trurien, uͤblich waren, auch in dieſen neuen Staat 
eingefuͤhrt. Man erinnere ſich nur des bekannten 
Raubes der Sabinerinnen, der bei Gelegenheit eines 
vom Romulus angeſtellten Schauſpiels geſchah. Meh— 
rere Spuren dieſer Art finden ſich in der naͤchſten Folge 
ber roͤmiſchen Geſchichte; wiewohl, nach einer bekann⸗ 
ten Stelle des Livius,“) ber eigentliche Anfang Ro: 
miſcher Theaterfpiele, die von Detrurifen Gauklern 
aufgeführt wurden , erft in das 391ſte Jahr nad) Gt» 
bauung Roms zu feßen iſt. Aber auch biefe Schauer 
foiele waren nod) weit von ber nachherigen , und faft 
ganz griechifchen, Formund Einrichtung berfelben ente 
fernt. Gemaren blos ſtummes Spiel, unb mit 
Muſik begleiteter Tanz. Bald nachher verband man 
diefe pantomimifchen Vorſtellungen mit ungebildeten 

Ks Verſen 





*) L. VLI. c. 2. 


x -— 2o0( — 


Werfen aus dem Ctegereif , voller Spott und Muth: 
willen; und hieraus entítanb ein, dem. gri 
aͤhnliches, fatpriiches Drama oder Miſchſiel. (Gr 
im Syafre $14 nad) Roms Erbauung, als bie Komoͤ⸗ 
die der Griechen ſchon zur höchften Ausbildung gedies 
hen war, gab Livius Andronicus zu Rom die erften 
Shaufpiele, in mefden eine zufammenhängende Fa: 
bel zum Grunde lag, unb die, fo viel fid. jebt 

von ihnen urtbeilen läßt , wahrſcheinlich nad t 
griechiſchen Form eingerichter waren; denn ifr Urhe⸗ 
ber war von griechiſcher Abkunft. — ſowobl, 
als durch die allgemeine, in allen Gattungen der 
Schreibart ben Römern gewöhnliche, Anhaͤnglichkeit 
an griechiſche Muſter, wurde bie Beibehaltung diefer 
Form auch in der Folge veranlaßt. 


Ganz laͤßt ſich indeß dem roͤmiſchen Schauſpiel 
ein gewiſſer Nationalcharakter nicht abſprechen; und 
es giebt einige Arten von Schauſpielen, die, wo nicht 
durchaus roͤmiſchen, doch wenigſtens italiſchen, Mrz 
ſprungs, und bei den Griechen nicht eingeführt was 
ren. Dabin gehören zunaͤchſt die Atellaniichen Schaus 
fpiele, bie von der kampaniſchen Stadt Atella beu 
Namen hatten „ und von den Dfciern entfebnt wur⸗ 
den. Sie hatten viel Aehnlichkeit mit den ſatyriſchen 
Shaufpielen der Griechen, unb man fpielte fie, aud) 
ſelbſt in den fpätern Zeiten nod), gemóbnlid) in bet 

oſci⸗ 


* 


—-)o9( — XL 


ofeifhen Mundart, Pomponius, der erft in den 
fpätern Zeiten ber Republik lebte, war nicht forvohl, 
wie ihn Vellejus nennt, ihr Erfinder, fondern nur 
ihr Verbefferer, der vieleicht den fonft darın herrfchen: 
ben mutfwilligen Ton máfigte, und die römifche 
Mundart brauchte. Auffer ibm werden aud Naͤvius, 
Novius und Memmius als Verfaſſer von Atella— 
nen genannt ;- fie wurden folglih nicht extempo: 
rirt, fonbern,. menigften$ dem Hauptinhalte nad, 
niedergefhrieben, Ihr ganzer Charafter feine fich 
freilih mehr zum Poffeniviele, al8 zur ernſthaften 
Schauſpielgattung hingeneigt u haben; es läßt fi id^ 
aber fhwerlich etwas Gewiſſes darüber. beftimmen, 
da uns fein$ diefer Stuͤcke mehr übrig iſt ). Sie 
‚ erhielten fid) übrigens lange, felbft nod) unter den et: 
fien Kaiſern, auf der vómifden Bühne, — Gineanz 
bre, den Römern, wie es fheint, allein eigne komi— 
(be Gattung waren die mit ben Atellanen beftändig 
verbundenen Erodien, eine Art von Fleinern Nach 
fomóbien und Zwifhenfpielen, bie allmaͤhlig aus den 
fatpeifhen Dramen entftanden, Wie e$ ſcheint, a: 
ven fie eine Art von Parodie der in den vorferaeben: 
den Schauſpielen, befonderd ben Atellanen, ernfi 
hafter 

ke 0 mn — — 
#*) Ueber die verfhiednen Vorftellungsarten bec Gelehr⸗ 
ten von dem Charakter dieſer Cidjaufpitfgattung f. 

Slógele Geſch. b, kom. tit, B. IV. C. 89. 


xi — 306 — 


hafter bearbeiteten Fabel, bie durch fie in ein laͤcher⸗ 
liches Licht gefe&t, und Farrifaturmäßig bargeftellt 
wurde. Auch feinen fie fatprifche Ausfälle und per? 
fónlide Anzüglichfeiten enthalten zu haben. 

Die eigentlihe, nad) griechiſchem Mufter ges 
formte Komödie der Römer hatte nod) ihre verſchie⸗ 
denen Arten und Benennungen. In Ruͤckſicht auf 
die darin gebrauchte Kleidung der Schaufpieler, war 
fie entweder palliata, mit griechiſcher Tracht und gries 
ehifchen Perfonen, oder togata, worin Kleider und 
Eharaftere römifch waren, und bie auch praetextatae 
und trabeatae hieffen, wenn Perfonen höhern Ran⸗ 
ged, welche dergleichen Kleidung trugen, in ihnen 
auftraten, Die tabernaria ſcheint nib von dem 
fhlechten, bloß bretternen Schauplaß, auf bem fie ger. 
ſpielt wurde, fondern mehr von der niebrigen Volfs, 
Flaffe benannt zu ſeyn, aus welcher die darin fielen 
den Perfonen genommen waren. Griechiſche Fabeln, 
Perfonen und Sitten fheinen inbef meiftentheils und 
vorzugsmeife von den fomifdyen Dichtern der Römer 
gewählt und nadgebilbet zu ſeyn ; und überhaupt 
gelangte ihre fomifhe Bühne niemals weder zu der 
Driginalität nod) zu bem wirffamen , befonber$ pos 
litiſchen, Einfluffe der Griedifhen. Dieß geftehen 
ihre Kunfteichter felbft. In comoedia, jagt Quin— 
tilian *), maxime claudicamus. — — Vix levem 
confe- 


*) L.X. c 1. 


— )o( — XUI 


——— umbram, adeo ut mihi fermo ipfe 
Romanus non recipere videatur illam folis con- 
ceffam Atticis venerem , quando eam ne Graeci 
quidem in alio genere linguae obtinuerint. — 
Und Gellius:*) Comoedias le&itamus noftrorum 
poetarum fumtas ac verfas de Graecis — — At- 
qui cum legimus eas, nihil fane displicent; quin 
lepide quoque et venufte fcriptae videantur, pror- 
fus ut melius poffe fieri nihil cenfeas. At enim 
fi conferas et componas Graeca ipía, unde illa ve- 
nerunt, ac fingula confiderate atque apte junctis 
et alternis ledionibus committas; oppido quam 
jacere atqué fordere incipiunt, quae Latina funt: 
ita Graecarum , quas aemulari nequiverunt, face- 
—* atque luminibus obíolescunt. 


Als Eigenheiten der römischen Komödie find 
aud) nod bie Umftände anzuführen, daß fie feinen 
Ehor, aber dagegen einen Prolog Hatten, der die Zu: 
ſchauet mit dem Hauptinhalte des Stuͤcks unb mit 
ben vorläufigen Umftänden der Handlung befannt 
machte , und daß auch ihre ganze Vorſtellungsart 
und theatralifche Declamation ſich in manden Stuͤ— 
den von ber griechiſchen unterſchied. — Nicht länger, 
als bis ind zweite Jahrhundert nad €. G., ſcheint 
fid) bie eigentliche Komödie der Römer auf der Bühne 

erhalten 


ne Eee TE 
*) LU, c.33. 


xıy — )ö(l — 

erhalten zu haben, und attmáblig von den immer mebt 
Beifall gewinnenden Mimen, Pantomimen, und 
andern minder regelmäßigen Schaufpielarten, ver: 
drängt zu ſeyn. di 


Die Anzahl der römischen Komifer, deren An; 
denfen fi , mo nicht in einigen Fragmenten, bod) 
wenigftens durch Anführung ihrer Namen erhalten 
hat, ift weit Eleiner, als bie Zahl der griechiſchen 
Dichter diefer Art *), Jene Bruchfläcke, melde uns 
noch von einigen berfelben übrig find „ beftehen blos 
aus einzelnen Verfen und moralifhen Spruͤchen, bie 
gelegentlich von andern römischen Schriftſtellern als 
Beifpiele und Beläge angeführt werden *). Die 
beiden einzigen Fomifhen Dichter „ von welchen: wir 
nod) ganze £uftfpiefe befiken, und bie auch (bon im 
Altertbum die berühmteften maren ‚ find Plautus 
unb S ereng 





*) ©. Fabricii Biblioth, Lat, ex ed, Erseffí , Vol. TIT, p. 
238. unb Slögels Geſch. ber kom. Pitt. 8, IV, S. 105, 


**) C. Corpus vett, poetar, latinor, Aurel, Allobr, 
1640. 4. 


fpublius 


M 


— )o( — MV 


1 


Publius Terenttus Afer. 


Der eigentliche Geſchlechtsname dieſes in fo mane 
cher Ruͤckſicht ungemein ſchaͤtzbaren rómifden Luft: 
ſpieldichters iſt uns nicht bekannt; denn er erhielt den 
Namen Terentius von ſeinem Herrn, bem koͤmi⸗ 
ſchen Senator Terentius Lucanus, der ihm die 
Freiheit ſchenkte. Auch iſt der Beiname eines 
Afrikaners zu unbeſtimmt, um ſeinen eigentlichen 
Geburtsort angeben zu koͤnnen. Das s6ıfle Jahr 
nad Erbauung bet Stadt *) mar vermuthlich das 
Jahr feiner Geburt. Die Zeit, mann, unb bie 
Art, foie er nad) Rom gefommen , läßt felbft Do: 
nat, in feiner Lebensbefhreibung unfers Dichters, 
zweifelhaft; vieleicht vourbe er. durch bie Stumibier 

babut 





*) Demnad tvàre Tereng neun Jahre vor bes Plautus 
Sob und des Scipio 9lemilianus Geburt ; fo roit. eilf 
Sjabre, ehe Scipio Wfricanus der Neltere (tarb, jur 
Welt gefommen. 


xvi — HM TS 
dahin’verfauft, — Cin gedachter „Herr gewann ibit 
lieb, tnb forgte für die frübe unb zweckmaͤßige Aus: 
bildung feiner glücfliden Talente, Sn ber Folge 
erwarb er fid bie zu feiner völigen Ausbildung ohne 
Zweifel febr zuträgliche Freundſchaft der edelften und 
aufgeflärteften Römer, befonders des Laͤlius und. 
des aftifanifben Scipio. Ungeachtet dieſer Vor⸗ 
theile, und des großen, eintraͤglichen Beifaus ſel⸗ 
ner Schauſpiele, foll er bod aus Mifvergnägen, Rom 
verlaffen haben , und nad Athen. gegangen fepn, 
Gr flarb, entweder durch einen Schiffbruch, oder zu 
Stymphalus in Arfadien, im Syobte Roms 594. * 
Es ſcheint, daß Terenz niemals mehr als die 
Luſtſpiele verfertigt habe, bie uns noch votflánbig 
von ifm erhalten find; unb biefe wurden fhon von, 
den Alten ald die beften und vollendeteften in ihrer x 
Art gefchägt. Durchaus verrathen ſie mehr Ausbil⸗ 
dung und Verfeinerung des fomifden Charakters, 
des Plans, der Sprache, der Gitten, als die Kos 
móbien beà Plautus; und fon bie beffere Wahl, 
welche Terenz in Anſehung des griechifchen Dichters 
Menander traf, ben er, feinem eigenen Geftänds 
niſſe 


ER 4 X dm XVII 


niſſe nati "vorzüglich nadabmte:, veranlaßte dieſen 
Vorzug.Die Charaktere feiner handelnden Perſo⸗ 
nen find faff durchgehends der Wahrheit und Natur 
gemäß angefeat. unb durchgeführt; unb uͤberall wer: 
tatfen feine Scenen eine mehr als gewöhnliche vers 
traute Kerintniß be3- Herzens und des Lebens. Auch 

wußte er den Grad be$ Leidenfchaftlihen welchen 
die fomifhe € chaufpielgattung verträgt , ſehr voetfe 
unb glücklich zu treffen und zu benußen. Dadurch 
find feine Stuͤcke nicht bloß von Seit und Dit ab 
Bängig, ſondern immer noch höchft lehrreich und un⸗ 
terhaltend für jede Nation uud jedes Zeitalter gewor⸗ 
ben. Cyn der dramatiſchen Kunft war er Meifter, 
foie das fdyom aus der Anlage unb Führung feiner 
Entwuͤrfe ſichtbar iff. — Synt eigentlich komiſchen Aus⸗ 
drucke war er. zwar mäßiger ^ «bet auch wies ‚und 
anziehender, al8 Plautus, | ) gium 


Die Kritif wuͤrde freifidy-gat febr dabei gemin 
nen, unb wahrfheinlich würde felbft der Werth ber 
Terenzifchen Luſtſpiele nicht dabei verlieren , menn 
wir jet nod) bie Originalftücke Menander's befäßen, 
welche die Grundlagen berfelben ausmachen, Denn 


6 


n^ ber 


xvrit -)o(-— 

ber römifhe Dichter war nicht fElavifcher &oif, 
nicht woͤrtlicher Dolmetfcher des griechiſchen. In ven 
Prölogen rechtfertigt er fi) zur Genüge gegen die 
ihm gemachten Vorwuͤrfe dieſer Art, und macht ung 
mit der Manier feiner Nachahmung näher. bekannt. 
Aus allem fiebt man’, daß fein, gewiß nicht gemei⸗ 
mes, eigned Talent an ber Bearbeitung feiner 
Schauſpiele feinen unbeträchtlihen Antheil hatte, 
Bald entlehnte er den Stoff feines Stuͤcks aus zwei 
verfchiedenen Komödien des Griechen , und verband 
fie, duch Huͤlfe eines untergeordneten Plans, in Ein 
Ganzes. Bald vervielfältigte er die Charaktere eir 
ned gat zu einfachen Subjects, ober änderte fie will 
füfrli) a6, Und wie viel eigenthuͤmliches Verdienſt 
erwarb er fid) nicht durch feinen meifferfaften Dia 
fog, der fo viel Matur, .— Viam unb 
Anmuth hat! | | "là 





| 


id Das 
Maͤdchen von Andros 


Aufgefuͤhtt bei den Megalenſiſchen Spielen, als M. Ful⸗ 
vius unb M. Glabrio curulifche Aedilen waren, durch 
bie Gefelffd)aft bes ?. Ambivius Turpio und bes 8, 
Atilius von 9Dránefte. Die Mufif beforgte Flaccus, 
des Claudius Freigelaffener, wobei er fid) der gleichen 
Zlöten , beides der rechten und linken, bediente. Das 
Stüd ift gany in. griechifcher Manier. Die Vorftela 
lung gefchah unter dem Eonfulate des M. Marcellus 
und En, Sulpicius (b. i, im J. Roms 587). 


D 


Perſonen. 
— — — 
Der Prolog. 
Simo, Vater des Pamphilus. 
Pampbilus. 

Sofia, Zreigelaffener des eu 
Darus, SHave. : 
Myſis, SHavin. 

Cbarínus, ein Jüngling. 
Byrrbis, Sflave. 

Lesbia, Wehmutter. 
Glycerium, Tochter des Chremes. 
Cbremes. 

rito, ein Fremder. 

Dromo, Schließerknecht. 


Stumme Perfonen. 


Cbryfis , Freudenmaͤdchen. 
Archillis, Sklavin.’ 


Die Scene ift eine Strafe zu Xtben , wo Simo und 
Ölyseriam wohnen. » 


— ARR 





{ 
> — u) GIEP O een — (—— 


Prolog. 

ne wie er zuerft ben Gedanken faßte, Schau: 
ipiele zu verfertigen,, glaubte für weiter nichts forgen 
zu dürfen , als für den Beifall des Publicums, 
Doc in diefer Erwartung fieht er fid) mächtig ge: 
täufht ; er muß auf Prologe — nicht. etwa, die 
Zuhörer mit dem Inhalt feiner Stücke befannt zu 
machen, nein, bie Afterreden eines alten mißglins 
fligen Dichters zu beantworten — einen Theil feines 
Fleifes verwenden, Hören Sie nur „ was diefe 
Herrn an unferm gegenmäritgen Luſtſpiele auszuſe⸗ 
ken finden, 


‚Wir haben vom Menander eine Andria und 
eine Perinthia, Wer mit Einem diefer zwei Stuͤcke 
vertraut iff, bet Fennt fie beide, Denn der inhalt 
ift beinahe derfelbe , obngeadtet Manier und Stil 
verfhieden find. Da gefteht nun unfer Dichter, 

. daß et aus ber Perinthin, was ifm zu paffen fehien, 
. in bie Andria Derübergenommen , und nad) Wis 
A 2 kuͤhr 


4 u 1-05 deua 
für gebraucht hat. Eben dieſes Verfahren iſt "T 2 
worüber Jene ein ſolches Gefchrei erheben, unb 
mühfam darzuthun fuden, [e$ ep fehlerhaft, zwei 
Stuͤcke in ein8 zu vermengen. Traun! ein Urtheil, 
das bie Heren Beurtheiler in ihrer völligen Biöße 
zeigt. Denn der Vorwurf, den fie Terenzen machen, 
trift nicht ſowohl dieſen, als vielmehr einen Naͤvius, 
Plautus und Ennius, die er hierin zu Vorgaͤngern 
hat. Und folder Männer Nachläfigkeiten wider — 
ftets feiner Nachahmung wiürdiger halten , als die 
fhülerhafte Negelmäßigfeit jener Kunftrichter. 


| 


Rathen möcht’ ich ihnen uͤhrigens, fi in Zu 


kunft ruhig zu halten, und ihr Schmähen einzu⸗ 
ftelen, wenn fte nicht ihre eigne Schande hören. 
wollen. — Cie aber, meine Herrn! fdenfen Gie 
uns "bre Gemogenfeit, und geneigtes Gehör, 
Unterfucben Sie faltbiütig, ob man mam von-uns 
ferm Dichter fib nod) etwas verfurechen dürfe; ob 
bie Schauſpiele, melde er in ber Folge bearbeiten 
wird, Ihrer Qtufmerffamfeit , ober der Verbannung 
von ber Bühne werth find, | 


— —— “ 
Erſter 


9 


J 
* 


— at — 5 
—— — 
Erſter Aufzug. 


Erſter Auftritt. 
Simo, Soſta. Einige Sklaven mit Victualien. 


©ims. ( (ju ben EHaven) Ihr, tragt bas da hinein; fort! 
Du + Sofia, bleibe ; auf ein Paar Worte. 
Sofis. Schon gut. Nicht wahr, id) fol für die gehoͤ— 





rige Zubereitung der Dinge da forgen ? 


Simo, Nein; mas Anders. 

Soſia. Nun, was fann id) Sbnen denn fonft nod) 
durch meine Geſchiklichkeit dienen ? 
Simo. Zu meinem jegigen Vorhaben braucht es nicht 
Deiner Geſchiklichkeit; wohl aber der Treue und Verſchwie⸗ 
genheit, bie id) ftets bei bir gefunden habe. 

Sofia, Sie madyen mich voller Erwartung. : 

Simo. Du rift, Sofia, daß du von bem Augenblick 

an, da ich bid) ale einen Heinen Jungen faufte, ftets einen 
bitfigen unb nachſichtsvollen Herrn an mir gehabt haft. Ih - 
machte bid), teil Du brav und ehrlich bienteft, aus einem 
Sklaven zu meinem Freigelaffenen — die größte Belohnung, 


die id) bir geben fonnte. 


Sofia. Bei mir bleibt das unvergeffen. 
&Simo. Und ich finde nicht Urfache, e$ zu bereuen. 
Sofia, Mein Herr, es ift mir eine wahre Freude, menn 
meine ehmaligen oder jetzigen Dienfte Ihren Beifall haben ; 


und id) weiß es Ihnen Dank, daß Sie bafür ertenntlid) ae» 


twefen find. Aber die eroige SDieberboblung davon tvirb 


nachgerade mir läftig. Faſt follte man denken, Sie woll⸗ 


43 ten 


6 - )o(— 


'ten mir dadurch Linbanf vorrüden, Alſo fury und > gut, 
was ift zu Ihrem Befehl? 

Simo, Nun ja. Uber das muf ich dir por allen Din⸗ 
gen fagen, mit der Hochzeit da ift es nicht Crnfr, mie du 
bir vielleicht einbildeft, ] ^ 

Sofia. Warum tbun Sie aber fo? 

Simo. Um dir den wahren Auffhluß über meines 
Sohnes Lebensweife, über meinen Plan und über ntein 9fne 
liegen an bid) zu geben, mußl id) bir alles von 9Infang 
erzahlen. Alfo, Sofia , wie, Pamphilus nunmehr die 
Kinderſchuhe ausgetreten hatte, undfein eignet Herr wurde; 
(denn vorher war es nid)t möglich , von feinem Charafter 
etwas mit Gewißheit zu fagen , fo lange nod) Jugendz 
Furcht unb der Pädagoge ibn einfdránften, | 

Sofia, Natürlic) ) 


Simo. Da machte ers gar nicht, wie ber f Haufe | P ^ 
unfrer jungen Leute, von denen, tvie bu weißt ft jeder — 
feine geſchworene Liebhaberei bat, Der Eine hält fi m 


Pferde, der Andere Syagbbunbe, ein Dritter widmet fid) 
der Philofophie. Keine von diefen Befchäftigungen batte 
einen vorzüglichen Meiz für meinen Sohn; er trieb fie alle, 
aber jede mit Maas und Ziel, Das freute mid, 

Sofia. Und das mit Recht, Denn meinem Bedünfen 
nach bleibt es eine goldne Lebensregels Hübſch bei der Mits 
telftraße geblieben, | 

Simo, Das war fo feine Lebensweiſe. Jeder von fele 
nen ®efeufchaftern war ibm redjt , mit jedem fonnte er 
eusfommen, Er (überlieg fid) ihnen ganz , ſchikte fid) in 
ihre Launen, hielt feinem das Widerpart, begehrte vor nite 
manden etwas voraus, Die leichtefte Manier , uneingee 
ſchraͤnlten Beifall zu erhalten, und fid) Freunde ju ws 

e. 


4 


. 


= 


Y 


\ 


—)Jo(— . 7 


- 


.  OCefia. Da bat er weißlic dran gethan. Denn ter 
heutzutage Freunde haben will, muß brav hofiren; fagt 
Einer bie Wahrheit, bem zeigt man die Thüre. 

Simo. Unterdeffen zog vor obngefábr drei Jahren eine 
Beibsperfon aus Andros hierher in unfre Nachbarſchaft ; 
ein Entfchluß, wozu Dürftigkeit und bartherzige Verwand⸗ 
‚ten fie genöthigt hatten... Das Mädchen mar febr reizend 
unb in der beften Jugendblüte, 

Sofia. D meh! id) fürchte bie Undrierin bringt uns 
nichts Gutes, | 

Simo. Anfangs hielt fie fid) ganz eingezogen, lebte 
fearfam, bradıte fi mit Woltfpinnen und Wirken durch, 
unb ließ fichs fauer werden. Uber nicht fo bald batte ein 
und der andre Liebhaber mit grofen Verfprechungen fid) bei. 
ihr eingefunden, als aud) fie von bem atfqemeinen Hange 
Der Menſchen, ein mühevolies Leben mit einem wolluͤſtigen 

zu vertaufchen, bingeriffen wurde. Kurz, fie blieb gegen 

dergleichen VBorfchläge nicht taub, unb es währte nidit lange, 
fo trieb fie ein ordentliches Gewerbe. Ihre damaligen Lieb⸗ 
baber nahmen, toie das fo zu geben pfegt, meinen Sohn 
ur Geſellſchaft mit fid) dahin. Da dacht’ 1d fogleich in 
meinem Sinne: der ift fiber gefangen ; Der. hat fein 
Theil! Ich pafte des Morgens auf der jungen Leute Bes 
dienten, bie ab und zu giengen ; fragte, be Junge, fag 
mir doch, wer blieb geftern bei der Chryſis ? denn fo hieß 
das Maͤdchen. 

Sofia. Ich verftebe. 

Simo. Phadrus, war die Antwort, oder Elinia, ober 
Niceratus (denn Ddiefe drei machten ihr damals zufammen 
den Hof). Nun aber Pamphilus ? Pamphilus? der zahlte 
‚eine Zeche, und fpeifte mit. Das freute mich. in ane 

“4 dermal 


S | - )o( — | 
dermal that ich biefelbe Frage, und fiehe da! auf meinen 
Sohy fam niemals was heraus. Ha! dacht' ich, der iſt 
volfommen bewährt, bas nenn’ ich mir ein Tugendbild · 
Denn wer mit euten des Gelichters zu fbaffen bat, und 

ſich demohngeachtet rein und unbefleckt erhält, der, Soſia / 
braucht meiter feinen Dofmeilter mehr. Mir machte das 
herzliche Freude jebermann ín der ganzen Stadt fprad) 

von feiner tadellofen Aufführung , und roünfd)te mir Gluͤck 

zu einem fo toobfgeratbenen Sohne. Um es fury ju ma, 

chen, Herr Chremes, durch das einftinnmige Gerücht bere " 
mocht, fam von freien Stürfen ju mic , und bot mir feine 
einzige Tochter mit einer reichen Ausfteuer zur Gattin 
für meinen Sohn an, - Ich ‚ohne mid) zu bedenken, 
fage Ja, und heute ift der Tag, der jut Hochzeit angefept 

war, 


* 


Sofia. Je nun , teas ift benn bi 3D«t baf Í fie nit. 
vor fid) gebt? A 
Gimo. Höre nur. Ein paar Tage, nachdem diefe Ab⸗ 2 


rede gefchloffen war, ftítbt da die Chryfis, un(e Nachbarin. 


Sofia, DO fdóón! Nun wird mirs wieder leicht ums 
Herz; mir rear bange vor der Chryſis. 


Simo. Jetzt gieng mein Sohn mit ben P'itbbabern der | 
Chryfis im Haufe haufig auf und ab; baff.ibnen Anſtalt 
zur Leiche machen; tar Die ganze Zeit über itdergefhlageng ; 
vergoß mitunter aud) mande Thräne. Das gefiel mir, 
Dem; dachte ich, geht der Tod diefer Perfon bei einer ente 
fernten Bekanntſchaft fo nahe. Wie, wenn er felbft Lieb⸗ 
baber geweſen wäre? mie, wenn einntal bie Seibe anm s 
. feinen Bater, fommen fotíte ? Mir alfo erfdjien das b 
in dem Fichte einer theilnehmenden Seele , und eines ge ⸗· 
fühlvollen Herzens. Um es fur; zu machen, ich fe 

gehe — 


c 
» u RJ 
‘dr 


e )et( = | $ 
. , 

gehe ſeinetwegen mit jur Leiche, ohne mir für jebt nod) 
etwa⸗ Boͤſes träumen zu laſſen. 

Soſſa. Ha! was iſt denn das? 

Simo. Höre nur. Man trägt fie fort. Wir hinter 
drein. Indeſſen erb(icP id) unter den Frauenzimmern, die 
fi d ba befanden ,- auf einmal ein Mädchen, jung, und.. 

Soſia. Bielleiht aud) fdón ? ? 

Simo. Ja, Sofia, und (rine Miene — fo fittfam, fo reis 
jenb, ad) zum Entzuͤcken! Weil mir nun die Perfon un- 
troͤſtlicher zu fenn fdjien , als die andern alle, unb durch 
. das Edle in Geftalt unb Anjtand fo vortheilhaft fid) unter: 
"schied; geh’ ich zu ben SHavinnen bin; frage, wer fie fen. 
Der Chryſis Schweſter, war bie Antwort. Das fit mir 
fegfeid) aufs Herz. Ha, ha! da ſtekts! daher bie Thraͤ— 
nen" daher das Mitleid! * 

Sofia. Wie ift mir fo bange, wo dag hinaus will! 


Sims. Der Leichenzug geht immer weiter; wir mit; 


an gelangt zur Grabftáttes leat fie auf den Scheiterhaus 


fen; meint um fie. Mittlerweile tritt eben die Schwefter, 
‚von ber ich bir gefagt habe, ziemlich unvorfichtig und mit 
augenſcheinlicher Gefahr ganz nahe zur Flamme. et auf 
einmal zeigt Pamphilus — ganz auffer fi) — feine Liebe, 
- bie er bis dahin fo qut zu verheimlichen wußte. Cr lauft 
hinzu 5» fließt das Mädchen in feine Arme „Theuerſte 
Gípcerium!, mas mad)ft bu ? warum willſt Du dic) bine 
opfern ? ,» So fprad) er ; und fie — woraus [man ohne 
Muͤhe auf eine längere Bekanntſchaft fließen fonnte — 
fant liebetraulich auf ibn bin, und meinte. 
' .- ofla. Was Cic fagen! Y 

Simo. Erboßt unb voll Unwillens gebid) beim. Aber 
ier hatt? ich nod) nicht hinlängliche Mrfadje , ibm den 

2l 5 Gert 

x 


OTT: „= )oft — 


Text zu lefen. Er hätte fagen Tonnen: „„ivas hab’ ich ge» 
than, Water? mas verfchuldet ? was verfeben ? Einer Per« 
fon , die fid) ins Feuer ſtuͤrzen wollte, that ich Einhalt, rettete 
ibr.bas Leben. ,, Und dagegen Laßt fid) nichts einwenden. 

Soſia. Allerdings. Denn wollte man dem einen Ders 
recis geben, der in Lebensgefahr Sjemanben zu Hülfe fam 5 
was wäre denn mit oem anzufangen , der Undern mas Ue⸗ 
bels oder einen Schaden zufügt ? 


Simo. Am folgenden Tage kommt Herr Chremes * 
mir, und laͤrmt gewaltig uͤber die unerhoͤrte Geſchichte. 
„Pamphilus, hat man mir hinterbracht, und da das 
Menſch aus der Fremde , leben wie Mann unb jrau.,,- 
Sd gebe mir alle Mühe, ibm das ausjureben, Er aber 
bejicht drauf, Am Ende trennen wir uns fo, baf er fein 
Verſprechen in Anſehung der Tochter jurücfnimmt, ——— 

Soſia. Nun, oa werden Cie bod) Sjbren Sohn.. .? 

Sims. ud) fofanb id) mid) immer nod) nicht — 
tigt, ihm einen Wiſcher zu geben. 

Soſia. Wie das, lieber Herr? 

Simo. „VBVater, würd’ er geſagt haben, Sie haben 
ja ſelbſt meinen Galanterien ein Ziel geſetzt. Die Zeit rüct 
btran , roo id) nad) andern Leuten mid) bequemen muß, 
Vergoͤnnen Cie alfo, baf id) in der Zwifchenzeit meiner 
faune folgen darf. ,, 

Sofia. Uber welche Veranlaffung bleibt Ionen denn, 
ibn bergunebmen ? 

Sımo. Sollte er aus Anhaͤngiichkeit an ſein Maͤdchen 
ſich gegen das Heirathen ſtraͤuben, dann iſt es fuͤre Erſte 
Zeit, den Verdruß, den er mir baburd) macht, zu 
abnben. Und deswegen geb’ ich vor, er fen Bräutigam; 
bamit, wenn er fid) auf die Hinterfüße ftellt , id) eine ges 

gründete 


[^ 


B — )o( — In 


gründete Urſache befomme , ihn zu fifgen, Aufferdem bab' 
ich nod) oie Abficht, Daß der verwünfhte Davus jest, da 
fie mir nichts ſchaden fónnen , alle feine SRanfe auslaſſen 
móae. Denn id) bin verfichert, der wird mit Händen und 


Fuͤßen entgegenarbeiten; und das mehr, mir Verdruß zu 


machen , als meinem Sohn einen Gefallen ju. tbun, 
^  €ofia, Wie fo? 

Simo. Fragſt bu? Das Dichten unb Trachten des Kerls 
ift böfe, Aber merP id) nur bas Geringfte! Doch, wozu 
au das Reden? — Nimmt hingegen der Handel bie für 
mid) erwünfchte Wendung, daß Pamphilus feine Schwie— 
tigkeit macht, fo bleibt mir nichts übrig, als Herrn Chre= 
mes zu gewinnen, unb damit hoff’ ich fertig zu werden, 
Deine Rolle dabei wird fepn , diefe Hochzeit recht mahr- 
ſcheinlich zu machen, den Davus zu ſchrecken, meinen Sohn 
ju beobachten, was er macht, was er für Plane entwirft 
mit dem Kerl, 

Sofia, But, qut; das fol gefchehen, Gehen wir jest 
ins Haus. 

Simo. Geh nur; id) komme nad.l 


Zweiter Auftritt 
Simo, Davus, 

Sims, Ganz gewiß, mein Sohn haffeine Luſt zum 
Heirathen. Das ſchließ' id) aus der Furcht , die Davus 
eben blicken lief , als er hörte, bie Hochzeit werde vor fid) 
geben, Aber ba fommt er felbft zum Haufe heraus, 


Davus. (ohne den Alten ju (eben) Wohl hätte mich's 
wundern follen, wenn das fo hinginge; unb immer war mir 


. Pange, mas e$ mit ber ewigen Rachficht unfers Hertn für 


ein 


2 —- )of — 
ein Ende nehmen würde. Als er vernommen hatte, mit 
der Verheirathung feines Sohnes fen es nichts, derlor er 
fein Wort gegen Einen von uns alfen , und e es gat 
nicht übel. ! 
Sims. (leiſe) Aber nunmehr wird ers tbun 5 unb dir, 
hoffe ih y fol es am ſchlimmſten bekommen. | ^ 
Davus. Was er damit wollte? — Wir follten ganz qt» 


troſt der falfhen Freude uns überlaffen, folten lauter Gutes — 


hoffen; menn wir dann eingefcyläfert wären, folite der 
Schlag auf einmal ung treffen , ohne daß wir eit hätten 
jur Ueberlegung , auf was Art die Hochzeit Fönne vereitelt 
werden. Wie ſchlau! 

Sims. Was der Galgendieb nicht alles ſpricht! 

Davus. (wird den Sing aewaht; dot ſich) Sieh doch/ 
unfer Herr; den hatt? id nicht geſehen. 

emo. Davus! 

abus. (tbut -- als ſaͤh' er ipi nicht) Ter n was giebte ? 

Simo. Hierher, zu mir, 

Davus, Mas will ber? 

Simo. Was fagit du ? 

znaeus. Wovon? 

Sims. Du fragt? Mein Sohn , heißt es in Der 
Stadt, fen verliebt. 

Davus, (le) Das mag mir ein Anliegen fürs 
Publicum ftpn ! 

Simo. Wirft du tvobf merfen auf meine Rede, Kerl? 

Davus. Recht gern, recht aern. 

Sims. Indeffen müßt id) ein unbitliger Vater fton, 
reenn id) gegenwärtig darnach forfchen wollte. Denn was 
er bisher gethan bat, geht mich nichts an. - So langes. zu 


* 


dieſen Saͤchelchen nodj Zeit mar, hab’ id) ibm herzlich gern 
ſeine 


— )o( — . d 


feine Freude geaonnt. Aber mit dem heutigen Tage muß 
er eine andre Lebens weiſe einfchlagen, eine andre Auffüh- 
rung fid) zulegen. . Sonad) , Davus, fordr' ich von bir, 
oder, wenn du mepnft, bitt dd Pid, bof er nunmehr 
wieder einfenfe, 

Davus. Wie foll id) dag nehmen? 

Simo. Ale Verliebte, fagt man, fehen fauer brdi 
wenn man ihnen eine Srau giebt. 

Davus. So beifte. 

Simo. Nimmt denn ein folder nod) obendrein fid) 
einen Schurken bon NRathgeber, dann Fann e$ nicht fehlen, 
bas fieche Herz wird immer mehr mißleitet. 

Davus. Das verfteh’ id) nicht, bei meiner Ehre! 

Sims. Niht? bm! 

- Davus, Nein; ich bin Davus, fein Dedipus. 

Simo. Alfo verlangft du, ich foll, was nod) zurück 
iff, bir unverblünat fagen ? 

Davus. Ta, allerdings, 

Simo. - Merf id) heute, bafi bu auf eine oder dieandre 
Art deine Raͤnke in Bervegung ſetzeſt, diefe Hochzeit zu bine 
tertreiben ; oder daß du bei der Gelegenheit zeigen willſt, 
mie pfiffig du ſeyſt; ſieh, Davus, dann will ich bis aufs 
Blut dich peitſchen laſſen, und lebenslaͤnglich in die Muͤhle 
Micken; mit der Verſicherung, und mit dem Schwure, 
bof, wenn id) dich mieder berau&nebme , ich ftatt deiner 
mablen will, Nun? haft du jegt mid) verftanden ? ober 
vielleicht immer nod) nicht ? 

Davus. D ja, vollkommen. Diesmal baben Sie fid) 
techt deutlich ausaebrüctt, unb ohne den geringften Umſchweif. 

Simo. in jedem andern Falle fol man mid) lieber 


anführen, als gegenwärtig, 
D. Nicht 


14 — )o( — » | 
Davus. Nicht fo bigig, lieber Herr. RR 
Simo. Treibft tu ned) bein &efpötte ? Gut, ich verſteh 

bid). Aber foviel fag! ich dir, fieh bid) wohl vor; und 

(prid) bernad) nicht, e$ babe bid) niemand gewarnt. Nimm 

dich in acht. 


J 


Dritter Auftritt. 


Davpus. 

In Wahrheit, Davus, bier gilt weder Cüumen nod) 
Zögern, ſoviel id) eben die Meynung des Alten über die 
Hochzeit vernommen habe, Und fest man diefer feine lie 
ftigen Vorkehrungen entgegen, fo geh’ ich oder Pamphilus 
drüber zu Grunde Ich weiß wirklich nicht, wozu id) mid) 
entfchliefe ; ob id) des Pampbilus mid annehme, oder 
bem Alten folge. £afi^ id) jenen im Stich, fo jittr^ id) für 
fein Leben; bel? id) ihm, fo ſchtecken mid) die Drohungen 
des Alten , den man fo feit nicht hinters Licht führt. 
Fürs Erfte ift ihm die Liebfihaft ba (don befannt 5 und 
mich bat er voll Gtimms in den Augen , damit íd) bei 
der Berheiratbung ihm feinen Poffen fpiete. Mertt er 
was, bann wehe mir! Wenn es ibm nicht etwa gar eine 
fänt, eine Utſache vom Zaune zu breden, unb mid — 
fhuldig oder unfdjufeig — über Hals und Kopf in die 
Mühle zu ſchicken. Aber nun nod) eine neue Zatalität? 
Diefes Mädchen aus Undrog, fen fie des Pampbilus Gat⸗ 
tin oder Maitrejfe, ift ſchwanger von ihm, Und da böre 
nur Einer, mas die Leutchen alles magen. Cit baben fi) — 
vorgenommen — Gedanfen eines verrückten , nicht eines 
verliebten Gehirns — in jedem Falle dag Kind aufzupies- 
ben. Daber fhmieden fie jest unter einander fo etwas von 
einem Mährcen , fie fey eines Athenienfifchen Bürger, 

Tochter, 


-—39t€ 7 15 
Coder. „Es mar einmal ein alter Kaufmann; te: litt 
Schiffbruch bei der Inſel Andros; nicht lange bernad) ftarb 
er, mit Hinterlaffung eines Heinen Mädchens , das nebft 
ihm roar gerettet worden. Da nahm nun diefe arme Waife 
der Chryfis Vater zu fid. ., Fabeleien! Ich wenigſtens Taffe 
mir das fobald nid)t weiß machen ; fie inbeffen haben fid) in 
bie Mähre verliebt. Aber ba fommt ja Myſis von ihr her— 
aus. Ich muß fort aufs Forum, um den Pamphilus zu 
(predyen ; fonft möchte dem fein Vater über den Yals fom» 
men , bevor er den Handel weiß, 


Dierter Auftritt. 


$^ y(is, (fommt aus den Haufe ber Glycerium, 
und ruft die erfien Korte nod) binein) 


Ich habs ja eben erſt gehoͤrt, Archillis; bie Lesbia 
ſoll id) holen. — Wirklich ift bas ein verſoffenes, leichtfin« 
niges Weibsbild, und gar nicht die Perſon, der man ein 
Frauenzimmer bei der erſten Niederkunft anvertrauen ſoll. 
Indeß ich hole fi. Seht mir bie garſtige Vettel! weils 
ihre Zechſchweſter ift! Hört mein Gebet, ihr Götter ! [aft 
unfre junge Frau glüclidy entbunden werden , und Gene 
lieber bei Undern etwas verfehen. Aber wie fommt Pante 
pbilus fo atbemíos daher? roebe, toas mag bas fepn! Ich 
muß warten, um ju hören, ob diefe Unruhe was Bofes zu 
bedeuten hat. 


Sünfter Auftritt. 
pampbilus, Myſis. 


Pampbilus. (febr die Dinfis nicht) Iſt das unter Men. 


fen erhört und erlaubt? ift bag ju verantworten für einen 
Däter? 


- Xny(is. Was pat der? 9, b 


E 7 - = )o( — 


Pampbilas. O all’ ihr Götter unbibr Menſchen! was 


heißt Mißhandlung, wenn Pas feine ift? Erhatte beſchloſſen 


mir heute eine Frau zu geben. Mußte man das nicht bote ⸗ 


ber mid) wiſſen laſſen ? mußte man nicht "je mit mir 
fprechen darüber ? 

Myſis. Ich Ungluͤckliche! was höre ich 3? 

Pampbilus. Und, wasmennt man wohl? Herr Chres 
mes, der mir feine Tochter-aufgefagt hatte, ijt andres Sinnes 
worden, weil er fibt, daß id) auf meinem Sinne bleibe, 
Hat fihs denn der Mann ſchlechterdings in den Kopf aefebt, 
mich von meiner Gfpcerium loszureiſſen ? — Gelingt ihn 
das, dann bin id) obne Rettung verloren. — Iſt es möglich, 
fann ein Menſch in der Liebe, unb in allen, mas er ane 
fängt, fo ungluͤcklich feyn, wie ich es bin ? — O all’ ihr Goͤt⸗ 
ter und ihr "Menfchen ! bin id) denn auf Feine $Deife int 
Stande, von ber Verbindung mit dem Chremes fosju» 
femmen ? wie manche Geringfhäsung , wie mande Des 
müthigung hab’ ich darüber ſchon erduldet ? (rft war alles 
richtig, alles abgetban. Auf einmal bekomm' idy einen 
Korb, unb jekt.... verlangt man mid) wieder. Wiemag 
das zugehn ? — ganz gewiß, meine Vermuthung trügt mid. 
nicht; t$ muß fein Häfdyen baben. Niemand will das 
Mädchen fid) aufhängen laſſen, deswegen kommt man 
ju mir. 

Myſis. Himmel, was höre ich ! faum NE ich atf» 
mtn bor Schredfen. 

Pampbilus. Und was (ott id eft von meiner Vater far 
gen ? adj! eine Cade von der Wichtigfeit fo auf die leichte 
Achſel zu nehmen! bicfen Augenblick, im Vorbeigehen auf dem 
Forum, ruft er mir zu: Pamphilus, bu mußt heute Hoch 
zeit machen; (jid bid) an ; ge) mad) Haus, Dir var boer 

als 


P 


CF. S 


ve )oe( — *, 17 


‚als fagte er: geſchwind geb hin, und hang dih auf. Da 
ftand ich, wie verſteinert. Daß id nur ein einziges Wort hätte 
aufbringen fónnen! oder irgend einen Vorwand, möcht’ er 
übrigens fo kahl, ſo erlogen, fo unftattbaft gemefen fepn , als er 
wollte ! id) berftummte, Ha! das hätt’ ich vorber roi Ton füllen, 
Aber roenn jemand mid) jest fragte, mas wuͤrdeſt du denn ges 
macht haben ?— ich würde es fo gemacht haben , daß ichs ane 
ders machte als vorhin. Doch was foll ichgegenmwärtig zuerſt 
anfangen ? der Kopf ift mir ganz zerriffen über dievielen Bea 
forgniffe, die mir darin herumgehen. Auf der einen Seite Liebe, 
Mitleid mit dem armen Mäddyen, Furcht vor der Deiratb; auf 
ber anbern, Scheu vor meinem Vater, ber bis auf den heutige en 
Tag ſo nachſichtsvoll mic) jede meiner Neigungen befriedie 
gen ließ; bem fol id) nunmehr vor den Kopf jtofen ? id) 
Ungfücklicher ! mas fang’ich an ? ich bin vollig unentſchloſſen. 


Myſis. Wie bin id) fo bange, was diefe Unentſchloſſen- 
heit für ein Ende nehmen möge. Aber jest iſts hohe Jeit, 
baf Er entroeber mit ihr felbit fpreche , ober Sich über fie 
"mit Ihm. So lange unfer Herz unter Zweifeln noch 
ſchwanket, fann das Heinfte Gewicht in der Wagfcyale es 
bierbin oder dorthin fenfen. 

». .Pampbilus. Wer (prit da ? (wird fie gewahr) He 
guten Tag, Mofis. 

- Miyfis. . Ihre Dienerin, Pamphilus. 

Pampbilus. Was macht fie? 
Myſis Sie fragen? fie liegt in Rinbesnotben ; unb der 
heutige Tag macht ibr Sorgen, meil der vorhin zu Ihrer 
Hochzeit angeſetzt war. Immer beunruhigt fie der Gedanke, 
Sie möchten ihr untreu werden. 


Pampbilus, Ha! mie fünnte fo was mir in den Sinn 
loma 1 id) fotitejugeben, daß fie meinetmegen fid) getaͤuſcht 
B (abe 1 


19 (Uem Aet. 


(55e? ein armes Mädrhen , das Ehre unb Leben mir an» 
vertraute; bas ich zärtlib unb von ganzem Herzen , wie. 


meine Gattin, liebte, ein Mädchen, zu allem Guten gebile 
det und erzogen — das follte mun aus Mangel-und Noth 
auf Abwege geratben; und ich fábe ju ? nein, nimmermebr. 

mMyis. Wenns auf Sie allein anfommt, ift mirs aud) 
nicht bange; aber ob Eie gegen Gewalt aushalten werden? 

pampbilas. Hältft bu mid) denn für fo feige ? hältft du 
mich für fo undanfbar, für einen ſolchen Unmenſchen, oder 
Barbaren ? Glaubſt bu, bei unſter Bekanntſchaft, bei une 
frer &webe , bei meinem Ehrgefühl bedürfe e$ nod) cines 
weitern Antriebs, einer meitern Anspannung Wort ‚su 
ba;ten ? 


Myſis Soviel wei id, fie verdient es, dag Eie ihrer 


nicht vergeffen. 

Pamphilus. Vergeffen? o Myſis, Myſis, bis auf die 
Etunde bleibt e$ mir ins Herz gefchrieben, was Cbrpfis mit 
mirc jprad) von meiner Glycerium. Dem Tode ſchon ganz nabe, 


rief fie mir; id) trat hinzu; ıbr auf Seite ; niemand. 


um fie, als roit Zwei; da begann fie. „Beſter Pamphi- 
lue, tu fibi, das Madden ift jung y "ift fhonz "und 
Eins fo wenig als das Undre, mie du weißt, fann ibr 
dienlich fen, Ehre und Habe zu fihern. Darum bitt’ ich 
dich bei Dyefer deiner Rechten, unb bei deinem von Natur 
fo guten Herzen 3. darum beſchwör idy bid bei Deiner Que 


faue, und bei der Hülfloſigkeit des Madchens, ttenne dich 


nit von Ihr, berlaf jte nicht. Hab’ id anders dich gto 
lent, als leiblichen Bruder, unb bat fie von jeber an dir 
allein mit ganzer Seele aebangen, bir allein fid) ganz ges 
widmet. Du fort ıhr Gatte, Freund, Vormund, Vater 


> 


fen. Unfte Yabfelgkeit übergeb’ 1d) ir und Deiner Treue. 


Drauf 


mixer LC] 


Drauf legte fie der Glycerium Hand in bie meine, unb 
gab nad) einer ffeinen Weile den Geift auf. Ich nabm fie 
aus ihren Handen 5 und toerbe fie behalten. 

Myſis. Das tit ich hoffen, 

pampbilüs. Aber warum du bier auffen ? 

Myſis. Sd) gebe nad) der Wehemutter. 

Pampbilus. Geſchwind! Und hörft tu? beileibe Fein 
Wort bon der Hochzeit! damit das nicht ihre Umſtaͤnde , , 
Myſis. Schon ret, 


S UNE ufus. 


Er ſter Auftritt 

Ebarinus. Was fagft du, S9rrbia ? heute halt Pam⸗ 

pbilus Hochzeit mit ihr? 

Byrrhia. Nicht andere; 

Cbarinus, Woher weißt du’g ? 

Byrrbis. Eben hät mis Davus aüf dem Forum áefagf. 

Charinus. Did) Ungluͤcklicher! bisher, da ich zwiſchen 
Furcht und Hoffnung ſchwankte / behielt ich ſtets meine Geiſtes⸗ 
gegenwart. yet; ba bie Hoffnung mir geraubt ift, bin ich 
müde ub imatf, gébeugt vom Summer, obne Befonnenheit- 
. yrrbía: Ich bitte Sie, Charinus, weil Ihr jekiger 
Wunfh unmóglid) iſt, richten Sie Ihre Wünfche auf mas 
Mögliches; ttis 

Charinus. Ich wuͤnſche (ong nichts als meine Phi⸗ 
Íuniena. : 

Byerbia. Ach! roie viel beffer thäten Git, wenn Sie fidj 
beftrebten , tiefe Liebe aus Ihrem Herzen zu verbannen, als 
tnit ſolchen Dingen fid) unterhalten, die Ihre Leidenfchaft 
hur immer entflammen , obne fie je zu befriedigen, 

32 €baris 


20 — )o(- 

Charinus. Es ift feine Kunft, wenn mon gefundift, 
einem Kranfen guten Rath zu geben. Wärft du Chatis 
nus, bu mürbeft anders denfen. 

Byrrbia. Nun, nun, wie's beliebt. 

Cbarinus. Aber fieh ba! Pamphilus. Ich muß bod) 
vorher alles probiren , eh’ ich zu Grund gebe. 

Byrrbis. (vor ih) Was macht der? 

Cbarinus. Ihn felbjt mill id bitten 5 mil ihn anfleben; 
will meine Liebe ibm entdecken. Und id) hoffe, ibn wenigſtens 
dahin zu vermoͤgen, daß er die Hochzeit noch ein Paar Tage 
binausjest. Mittlerweile , denk’ id) , kann fid) Etwas fügen. 

Byrrbia. Diefes Etwas ift ein Unding. 

Cbarinus, Bytrhia, mas mepnft bu? red’ id) ibn an? 

Xyrrbia. Warum nicht? Geſetzt aud daß es fruchtlos 
ift, fo muf er Doch wenigftens Denken, er befonme einen gefähr« 
Itdjen Nebenbubler an Sjbnen, wenn fie feine Frau wird. 


Charinus. Hol dic) der Geyer, Schurke, mitdeinens 
Derdadt da! 


Pampbılus, Eich doch! Charinus. (ium Charin) Gu⸗ 
ten Tag. 

Cbarinue, Guten Tag, lieber Pamphilus. Ich fomme 
zu bir, und fudje Hoffnung, Rettung, Hülfe, Rath. 

Pampbilus. Wahrlich! an Rath gebricht es mir , unb 
Hoffnung - die fehlt mir nicht minder, Aber was haſt du denn? 

Cbarinu&, Du nimmft beute eine Frau? 

Pampbilus. Man ſpricht's. 

Charinus. Pamphilus, wenn du das tbuft , fe 
fiebft du mid) heute jum. Letztenmal. 

rampbılus, Wie das? - 


Cbarınas. Ach Simmel ich getrautj nidt e£ ju ie. 
Cag dus ibm Bprrbia, 


Jyrrbia, Das will id) thun. d 
- Pampbilus, Nun? Bprr- 


I» 





— .)o( — Q1 


Byrrbia. Der ift verfiebt in Ihre Braut. 

Pampbilus. Traun! da bat er meinen Geſchmack 
nicht. He fage mir, Charinus, geht Eure Bekanntſchaft 
etwa nod) weiter ? 

Cbarinus. Ah, Pamphilus, behuͤte! 

pampbilus. Was gaͤb' ich drum! 

Charinus. Ich beſchwoͤre dic) alfo bei unfrer Freunds 
ſchuft und bei meiner Liebe, für's Erfte, beitatbe fie nicht. 

Pamphilub. Ich U tbun, was in meinen Kräften ſteht. 

Cbarimus. Kannıt bu aber das nicht, oder diefe Dele 

rath entfpricht deinen U änfchen . . 
"pampbilus, Meinen Wünfcen? 

Ebarinus. So ſchiebe fie wenigſtens nod einige Tage 
auf / bis ich mid) von bier entferne, mir den Anblick zu erfparen. 

Pampbilus. Jetzt höre du auch einmal, Charinus. Nach 
meinen Begriffen beift «8 nicht edel gedacht, wenn man 
Feine Verdienfte um jemanden bat, und doch arofen Dank 
verlangt. Mir ift mehr damit gedient, des Mädchens [o8 
zu werden, als Dir, e$ zu befommen. 

Cbarimus, ch bin mie neugeboren, 

paámpoilus. Nun aber mußt du unb dein Byrrhia, 
as in euern Kräften ftebt, aufbieten, erdichten, ausfin« 
dig machen, bewerkſtelligen, daß fie bie Deine wird, Mein 
Sefhäft fol (epn, daß fie bie Meine nicht werde. 

Cbarinus. Schon qut. 

pampbilus, Da fommt ja Davug juft redt ; auf 
deffen Rath fann id) mid) verlaffen. 

Ebarinus. (jum Borrbia) Aber bu, wahrlich! bienft 
mir zu weiter nichts, als Dinge zu hören, die kein Menſch 
wiſſen mag. Ob du gehſt? 

Byrrhia. O ja, herzlich gern. . Cab) 


B 3 Zwei⸗ 


22 — )o( — 


Sweiter Auftritt. ' 


Davus, Cbarinus, Pampbilus. à 

Davus. (ofue tic Beiden su ſehen) Ihr guten Götter, was 

für qute Botſchaft bring” id) ! aber mo find‘ id den Pam 

pbilus, um ibn aus der Angft zu reifen , bie ihn quälet, 
und froh zu machen, mie einen König ? 

Cbarinus. e ift vergnügt z id) möchte wohl wiſſen / 
woruͤber. 

Pampbilus. Es ift nichts; er hat noch feine Nach⸗ 
ridt von meinem Unftern. 

Davus. Ganz gewiß wird der, menn er gehört hat; 
daß Anjtalt gemacht werde zu feiner Hochzeit . . . 

Cbarinus, Hört bu, was er ſpricht? 

Davus. Mid auffer Athem in der ganzen Stadt 
auffucen. Aber wo find’ ich ibn, mo verfüg’ id) mid) 
jetzt zuerſt hin? 

Charinus. Wirſt bu ihn nicht bald anreden ? 

Davus. ‚Fort! 

Pampbilus, Hola, Davus, bleibe. 

Davus. Wer hat da mae mit mir... ? ad, Dampbifue, 
eben Cie waren e$, den ich fuchte. Glück auf, Charinus! 
Deidey toie gerufen; mit Ihnen muß ich ſprechen. 

Pampbilus. Davus, id bin verloren, 

iDavus. Ach, hören Sie nur. 

Pampbilus. Es ift gefheben um mid. 

Davus. ch weiß, wovor Ihnen bange ift. 


Cbarinus. Mit mir tvenigftens ficht es hoͤchſt gefähre 
fid) aus. * 


Davus. Auch Ihre Beſorgniß weiß ich. 

pampbilus. Ich ſoll eine Frau... 

2»avus. Das weiß id) ebenfalls, 

pampbilue, Heute noch ... Davus 


—o( — 23 


Davus. Mitleid mit meinen Ohren! ich weiß alles. 
Sjbnen ift bange, Sie befümen tas Maddyen ; und S 
Cbarinus, Cie befümen es nıdyls | 

Charinus. Getroffen. 

Ppamphbilus. Eben das. 

Davus. Aber fuͤr eben oaa ift geſorgt; bier ift ihr Buͤrge. 

pampbilus. Nun fo beſchwoͤr' ih bi, entteiſſe mid) 
ber qualenden Angſt je eher je lieber. 
Davus. Ja bod), recht gern. Chremes giebt Ihnen 
einmal feine Tochter nicht. 
€barinus. Woher weißt bu'$? 
757 Darus. Jh weißes. Noch nicht fange, fo ftelIte mid) 
Ihr Vater, erzählte mir, er gebe Sybnen heute eine Frau; 
und. fonft nod) vieles, reas hierher nicht gehört. Ich uns 
geſaͤumt und ſpornſtreichs aufs Forum, um Ihnen das 
anzufagen. Als id) Sie nicht finde, beſteig' ich eine Anhoͤhe; 
ſchaue mid) um; in feiner Ge. Auf einmal fallt mir die» 
fes fein Byrrhia in Die Augen ; den frag’ ich. „Nein; er 
habe Sie nicht gefeben. ^^ Ich ward ärgerlich 5 überleate, 
was ju tbun LUnterdeffen fiopf' id) im Nachhauſegehen 
burd) bie Umftande felbit Berdaht. Hm! die ice fo 
ſchlecht beftetit 5 ber Alte niedergefchlagen ; und nun auf 
einmal Hochzeit. Das reimt fid! \ 
pampbilus, Wo mil das hinaus? 

3Davus. Jh auf der Stelle nah Herrn Chremes. Wie 
ih dabin fomme , alles fti vor der Thür, Schon darüs 
ber war id) frob. 

pampbilas. Du haft ret; weiter. 

Davus, ch bleibe ftehen. Mittlerweile feb? ich feine 
Seele hinein, feine heraus geben ; nichts von Frauenzime 
mer; im Haufe fein Au patzen, fein Laͤrmen. d) trat nàe 
ber; gufte hinein. $4 Pam⸗ 


24 — ) o ( -— 
Pampbilus Ich verſtehe. Ein gutes Kennzeichen. 


Divus Was mennen Sie ? paßt das auf eine gocyeit? 
Pampbilus. Ich denfe nicht, Davus. 


(Davus. Ich benfe, fagen Sie? Nein, da nehmen 


Sie's niit recht, Die Sache ift gewiß. Noch mehr, Als idy 
jurüd taieng, begegnete mir des Chremes Junge, welcher 


"Dem Alten für einen Groſchen a und Bad ffe jum 


Abendeſſen geho!t batte. 
Cbarinws, * Davas , die hab’ d heute meine e 
tung ju verdanken. 
Davus, Davon weiß ich fein Wort. 
Charinus. Wie fo? es ift ja Dod) unficeitig ; * 
er ſie dieſem nicht giebt 
Davos. Poßierliches Männchen! als ob das — 
folate, wenn er fie dieſem nicht giebt, daß Sie ihr Gatte 
werden, Wenn Sie nicht aufpaffen, wenn Gie den Freun« 
ben des Alten nicht gute Worte geben , ihnen ben. Hof 
macben , 
Charinus. Du haft recht. Ich gehe; toierocbf, bit Wahre 
heit zu fagen, dieſe Dofnung € öfters (bon getaͤuſcht 
bat. Lebe wohl, 


Dritter Auftritt. 
Psmpbilus, Davus, 


 pampbílas, Was will denn aber mein Dur 


wozu die Maste? 

a»us. Das will ih Ihnen fagen, Wenn er jebt 
-fdimáfen wollte, weil Chremes Ihnen feine Tochter nicht 
giebt, (o müfte er fid) felbft ben Vorwurf der Unbilligkeit 
maden, Denn mit meldem Recht fann er das, bevor 
er weiß, wie Ihnen diefe Heirath anftebt ? CEP 


- 
" 


—)o( — 25 
ſich aber Dagegen, bann wird er die Schuld auf Sie (die 
ben, und da wird der Tanz angehen. 
Pampbilus. Sd) bin aefaft auf alles. 
Davus. Es iſt Ihr Vater, Pamphilus. Das tbut 
fid) fo eit nit. Zudem ift ihre Glycerium ohne Bei— 
fand; mie man eine Hand ummwendet, wird er einen Dore 
ae haben, unb fie zur Stadt hinaus jagen, 
 Pampbilus. Zur Stadt hinaus? 
Davos. Sin der Geſchwindigkeit. 
Pamphilus. Aber, lieber — was ſoll ich beni 
machen ? | 
Davus. . Sagen Sie, die Heirat fen Ihnen recht, 
pompbilius.. Obi 
Darus. Was ift? 
pampbilus. Das fott id) fagen ? 
Davus. Warum nidt? 
Pamphilus. Ninimermehr. 
Davus. Verreden Sies nicht. 
pampbilus. Bleib mir vom Leibe mit dem Anſchlage! 
Davus. Hören Sie, was für Folgen bas haben wird. 
Pamphilus. Daß man dieſer mich "nth unb 
Dort mic) einfpannt, 


Davus. midt bod). Ihr Vater, fiel’ ich mir vor, 
laͤßt folgendergeftalt fid) vernehmen : mein Wille ift, bu 
fouft eine Frau heute nehmen. Sie erwiedern : id) bin's jue 
frieden. Sagen Sie, wie fann er ba hadern mit Ihnen ?^ 
baburd) werden Sie, was bei ibm fo feft befchloffen iftr 
auf einmal vereiteln, ohne das Oeringfte von Ihrer Seite 
ju wagen. Denn foviel ift einmal fier , Chremes giebt, 
Ihnen feine Tochter nicht. Laſſen Sie fid) alfo in der Rolle 
die, he Ihnen angebe, ja nicht irre machen, burd) die Bes 

Ds forgniß 


Mi. * 
26 —)o0) — 
forgniß, der fónnte wieder andres Sinnes werden. Sagen 
Sie Ihrem Vater, es fep Ihnen recht, Damit er feine 
giltige Urſache finden kann, mit Ihnen gu keifen. Denn 
morauf Sie fid gründen, bas will id) leicht übern aue 
fen werfen. „Wer wird mir feine Tochter geben, bei mei⸗ 


ner jebigen 3luffübrung?,, Lieber ſucht er ein armes Maͤd⸗ 


chen auf, eb’ er Ihre Ausſchweifungen fürder duldet. 
Sieht er hingegen , daß Sie nichts einzumenden haben, 
bann wird er die Sache minder hitzig betreiben , und fid) 
Zeit nehmen, eine Andre auszuwählen, Dittferweilefann 
fid) etwas fügen, zu Ihrem Vortheil. 

Qampbilus. Glaubft du das? - ke 

Davus. Daran ift nicht zu jweifeln, 

pampbilus. Sieh ju, wohin bu mich verleitefk, 

‚Davus. O ſchweigen Sie bod)! 

Pampbilus, Nun gut, id) wills fo machen. Nur 
aber acht gegeben, daß er von dem Knaben , den fie von 


mir bat, nichts ‚erfährt. Denn id) babe verfprocdyen , ibn — 


aufjuziehen. 
Davus, Welche Verwegenheit! 


Pampbilus, Auf ihr inftändiges Bitten mut id) dieſe 


Derfiherung von mir geben , als ein Unterpfand meiner 
endlofen Treue. 


Dapus. But! man wird Sorge tragen bafür, Aber 
da fommt hr Vater. Beileibe laffen Sie nicht merken, 
daß Cie niedergefchlagen find, 


— 27 


Vierter Auftritt. 
Simo, Davus, Pamphilus. 


Simo. Ich muß tod) ſehen, was fie machen, was 
fie beſchließen mit einander. 

Davus (jum Pamphilus) Der ift jet feft. überzeugt, Sie 
foerben zu der Heirath Nein fagen. Er fommt in tiefen 
Gedanken, wer weiß aus welchem geheimen Winfel, und 
mepnt eine Rede einftudirt zu haben, bie Sjbnen das Con» 
«tpt verrücken fot, Bleiben Sie alfo huͤbſch in der Faſſung. 

Pampbilus.. Wenn iche nur fann, Davus. 

Davus. Derlaffen Sie fidi drauf, Pampbilus, 
Ihr Vater wird fein Wort gegen Sie verlieren, wenn 


€it Ja fagen. 


Sünfter Auftritt, 
Dyrrbis, Simo, Davus, Pampbilus. 


Byrrbia. (ohne die andern ju ſehen.) Mein Herr hat be— 
fohlen, ich fol heute Altes fteben laffen, und aufden Dames 
philus Acht geben , tie er fid) benebmen wird in Unfehung 
feiner Heirath. Deswegen ſchleich' id) dem Alten hierher 
nad. Uber fieh! da ftebt er felbjt mit feinem Davus. Jezt 
milf ich aufpaffen. 

Simo. (vor ih.) Da find’ id) fie ja alle Beide. 

Davus. (leife zum Dampbilus.) Hey aufgemerft. 
Simo. Pamphilus ! 

Davus. (mie vorhin.) Sehen Sie fid) um nad) ihm, 
wie von obngefábr. 
pampbilus, Ah, mein Vater! 
Davus, (beimlih.) Brav! 
Simo. 


28 —)o( — - 


Sims. Wie id) dir gefagt babe, mein Wille ift, bu 
ſollſt heute eine Frau nehmen, 

Byrrhia. Cleife und unbemerkt.) Jezt iftmirg in beret 
unfrer bange, was der antworten wird, | 

Pampbilus. Weder bier, mod) fonft , werden Sie: 
mid) faumfelig finden gegen Jhre Befehle, 

Jyrrbia, Ad! 

Davus. (gum Pamphilus) Gr ift fiumm geworden. 

Byrrbia. Was bor ich? | 

Simo. Duthuft deine Schuldigfeit, daß bu meinem 
Begehren gutwillig dich fügeft, 

Davus. (ium Pampbilus.) Hab’ ich recht gehabt? 

Byerbis, Mein Herr, fo viel id) höre, ift durchge⸗ 
fallen mit feiner Heirath, | 

Sims. Geb nun hinein, damit bu feinen 9fufente 
halt madjft , wenn man bid) braucht, 

Pampbilus, Gut, (45) 

Byrrbis. Daß man. borb feinem Menfchen auf der 
Melt mehr trauen fann ! das Sprüchwort fast nicht ume 
fonft : die Liebe des Naͤchſten fängt von fid) felbit an. 3d 
babe die ungfet acftben , unbfann mid) noc wohl drauf 
befinnen, bof fie bübfd) war. Um fo weniger bercben? 
idis dem Pamphilus, wenn er lieber fid), als meinem 
Herrn, ihre Umarmungen gönnt, Jezt will ich Bericht 
adftutten, und für meine ſchlechte Neuigkeit mir cin ſchlech⸗ 
tes Trinkgeld holen. : 


Sechster Auftritt — 

Davus. Bimo. 
Davus., (vor id. ) Ganz gewiß benft ber, ich führe 
Schelmenſtreiche gegen ibn im Schilde, unb ftp dee wegen 
bite jurüdgeblicben. Sine. 


^ 


mat - 29 


Simo. Nun, teas fpriót Meifter Davus ? 

2Davus. Nichts, gar nichts bermalen. 

Simo. Nichts? hm! 
Dapvus. Gar nichts. 

Sims. Ich hätte Denn doch was erivartet. 

Davus. (wie) Cs fam ihm unverhofft; id) merks; 
' das ärgert den Burfcen. 

Simo. Kannft bu mir die Wahrheit (agen? 

Davus. Nichts leichter. 

. imo. “Steht ibm etroa diefe Heirath nichtan, wegen 
feiner Befanntfchaft mit der Fremden da? 

Davus. Denken Cie das janicht. Oder wenn allen— 
fatis , fogebt es ibm zwei, hoͤchſtens Drei Tage im Kopf here _ 
um — Sie wiffen, mie das iff — dann wirds gut fepn. - 
Glauben Sie mir, er felber bat das Ding reiftid) bei fid) 
überlegt. 

Sims. Das lob' id). 

Davos, So lang er die Erlaubniß dazu hatte, und 
fo lang es feiner Jahre megen hingehen fonnte, fuchteer Um- 
gang mit Frauenzimmern; unb das inégebeim. Immer 
fab er fid) vor, daß fein guter Name dadurdy nicht fitte, 
- foie e8 einem roadern Manne zufteht. Gegenmwartig braucht 
er eine Frau; und fo find feine Gedanken blos mit der be- 
ſchaͤftigt. 

Simo. Er kam mir aber doch etwas niedergeſchlagen 
vor. 

Davus. Das mar nicht deswegen, fondern teil er 
über Sie ungebalten ift. 

Simo. Ueber mich? weswegen? 

Davus. Ab! Kindereien, 

Sims. Bas ift’s denn? 

Davus. Nichts. Simo. 


3o = )o( — 


Simo, Nun, fo fag bod), was bat er? . 

Davus. Cr mepnt der Aufwand werde ju far (ne - 
gerichtet: 

Sims. Von iir? 

Davos; Ta, Kaum für zehen Drachmen bat e Fine 
faufen faffen. Sieht das darnadı aus; als ob er feinem 
Cobne Hochzeit machte? Wen von meinen Belannten fann, 
ich da einladen zum Schmaufe ?“ Sehen Cit; das fpricht er; 
und — aufridtig ju reden —. Cie greifen’s aud) alljur 
genau, Das gefällt mir nicht, | 

Simo. Salts Maul! 

Davus; (vor ſich.) Ich Hab’ ibn gepackt. 

Sims. Von meiner Seite ſoll ſchon geſorgt werden, 
daß Alles in der Ordnung gebt. — Ceiſe) Was ſoll das? 
Bas will der Schalksknecht ? denn ſteckt mas dahinter, 
traun! fo darf ich den Urheber nicht anderwaͤrts ſuchen. 


Dritter Aufzug. 
Erftet Auftritt - 


fiyfis, € imo, Davus; Lefbia, Siyeer ium. 


Myſis. Sa, ja, bu baft Recht, Lefbia; ein Mann, 
der feinem Mädchen treu bleibt, gehört unter die Ausnahmen. 

Simo. (leife, jum Davus, obite vou der Mofisund Lefbia ber 
merkt zu werden.) Diefe Sklabin gebort dem Mädchen von An⸗ 
bro$? nicht wahr ? , 

Davus. Ya, Herr. 

Myſis. Aber unfer Pamphilus 

Sims. Was fpridt die? 

Myſis. Hat Wort gehalten, 

eimo, Ob! Dabus. 


e^ 31 

Davus. (vor fih.) Ach! waͤre bod) entroeber ber Alte 
taub, ober bie dort ftumm geworden, 

Myſis. Denn fein Befehl ift, das Kind fol aufges 
sogen werden, 

^ Sims D Jupiter! was hör’ ih ? wenn das wahr 
ift, dann o weh! 

Aefbia. Das mußeineehrliche Seele ſeyn, der Jüng» 
ling, von dem du ntir faaft. 

fny(is. Treu mie Gold. Aber fomm mit mir bine 
ein, damit fie bid) nicht vermiffe, | 

Lefbis. (Gut. (beibe ab ) 

Davus. (vor fi.) Wo find’ id) ein Mittel, ben fata» 
len Streidy wieder gut zu maden ? 

Sims, Was ift das? fo weit treibt er bie Sborbeit?. 
bon einer Verloffenen? ; ;. ab! jegt weiß ichs, Ich Töle 
pe! in einem Haar hätt’ is nicht gemerft. 

3Dàvus. (vor fih.) Was will der gemerft haben ? 

Cimo, Das ift der erfte Schelmenſtreich, melden 
fitit der da fpielt. Siegeben vor; das Menfch fen in Kindes« 
nöthen ; damit Herrn Chremes die Luft vergehen folt. 

Glycerium, (hmter der Scene.) Ah; Juno uina, 
hilf mir! rette mein Leben ! 

Sms; $o, bo, fofir? pofferlid)! kaum daß fie 
‚hörte, id) ftehe vor der Thüre, als fie fid) tummelt. Dies⸗ 
mal, Davus ; bafi bu die Zeiten ſchlecht vertbeilt iri Deinem 
Stuͤcke. 

Davus. Ich? 

Simo. Oder haben deine Schaufpieler ihre Rollen 
nicht recht einftudirt ? 

Davus. Ich weiß nicht, was Sie wollen, 

Simo. Wär’ es mit der Hochjeit Ernft getvefen, und 

der 


32 Fl a: Fre: 
der wäre mie — Unvorbereitet — über den Hals gekommen, 


wie wurd' er mid) geäfft baten! est geht e$ auf feine - 


Rechnung; mein Schiff ift im Hafen. 


Zweiter Auftritt -— 
Lefbis, Simo, Davus. 


Fefbia. (kommt aus dem Haufe der Sncerium, A redet Ne 
erfien Worte nod) binein.) Bis jezt, Archillis, find’ ich alles. 
bei ihr in feiner Ordnung, und fo , bafi man den beften er. 
folg fid) verfprechen darf. Gebt ihr nun fürs Erfie ein 
Bad; dann laft fie das Xránfden nehmen , welches ic ihr 
verfcyrieben babe, in der verordneten Quantität, Den Yus 
genblik bin ich «wieder hier. — Ein allerliebfter Junge, 
traun! den Pamphilus da befommen bat. Gebe der His 
mel, daß er am Leben bleibe, tweil der Vater fo ebel denkt, 
unb fid) ein Gewiffen draus machte, das brave Mädchen 
fien zu laffen, 


ESimd. (zum Davus.) Der müßte dich nicht fennen, 
fott das nicht wieder für ein Stuͤckchen von * Erfin⸗ 
dung hielte. 

Davus. Was meynen Cie denn? * u* 

Simo. Im Zimmer befahl fie nicht, toas bie Kind⸗ 
betterin gu. thun babes erfi, nachdem fie vor ber. Thür. ijf, 
ruft fie's ihnen von der Strafie binein, O Davus; haſt du 
mich fo jum Beften ? oder ſiehſt bu. mid) dafür an, daß 
bu mir einen fo bandgreifiihen Trug vormachen fönnteft ? 
menn'é denn nur etwas verftedt hergienge / daß man menige 
fiens Furcht vor mir zu haben (diene, auf den 3a, menn 
id) babinter fáme. haod 


Taeus. (lee ) Ditémalt, bei aisi vef wird der 
durch fid) felbft betrogen, nicht burd) wich. €i» 


I - 33 

. Simo. Hatt! ich dirs nicht. deutlich genug atfaat ? 
fat id) dich nicht ernftfid) gewarnt? nabmft bu deswegen 
Anſtand? was halfs? ober meynſt bu vielleicht, id) glaube 
dirs, daß die vom Pamphilus niedergekommen ſey? 
Davus, (leije. ) Jezt weiß ih, mo fein Irrthum ſteckt, 
und bin gefaßt auf meine Maasregeln 

Simo. Nun, marum feine Antwort? 
. — Bbavus. Von Glauben fpredien Sie? als wenn Jh 
nen Die ganze Geſchichte nicht wäre gefteckt worden. — 

.. Oimo, Was? mir hätte jemand... ? 

Davus. Gehn Sie! den Betrug fetten Eie von felbft 
getoittert haben ? 

Simo. Der bat mid) jum Beften. 

Davus, Cs ift Ihnen gefiett worden. Denn more 
fenft dieſer br Verdacht? 

Simo Moher? meil id) dich fenne. 

Davus. Das lautet ja ohngefaͤhr fo, ale ob ich den 
‚Handel gefartet hätte. 

Sims. Wenn fb alles fo gewiß wüßte! 

Davus. Nein, Simo, Sie kennen mid) nod) nicht 
von der rechten Cite. 
Simo. Sj ſollte dich nicht ..7 

Davus. Sondern, wenn id) nur den Mund öffne, 
mas ju reden, gleich Besen Sie, 1d) made Ihnen blauen 
Dunft vor, 

Bimo. Erhr undiaig ! 

Dapus. Desmegen , bei meiner Ehre, getraue id) 
‚gar nicht mehr zu mucdhfen, 

Sims. Soviel weiß id, tof Niemand: bier. nieder» 
gekommen ift. 

Davus. Richtig! Aber demohngeachtet werden ſie in 

e weni · 


ET ee 5 


wenigen Augenblicken ein Kind hierher vor die 
gen, Sehn Sie, lieber Herr, das meld’ ich Ihnen t 
damit Sie's willen, und bernad nicht fagen, es ijt eine Er⸗ | 
findung, ein Schelmenftreih vom Davus. Diefen Credit, 
' worin id) bei Ihnen fiehe, möcht’ id) gern vbuig von mir 
abwaͤlzen. 

Simo. Woher weißt du das? 

Davus. Jh hab's gehört unb glaub's. Es trifft 






bier vieles jufommen , mas mid) auf Diefe Vermuthung 


bringt. Für's Crfte gab bie Dirne vor, fie fep ſchwanger 
vom Pamphilus. Das wurde falſch befunden, Jezt, weil 
fie fiebt, daß wir Anftalt zur Hochzeit machen, batfieffugs 
die Sklavin abgeſchickt, ihr eine Hebamme zu holen, weldye 
zugleich ein Kind mitbringen mußte. Nämlich, fie betrach« 
ten es als das einzige Mittel, die Hochzeit zu bintertreiben, 
menn man jbnen kin Kind vor die⸗Augen bringt, 

Cimo. Was fagit bu? ... Aber dadumußtell, daß 
fie den Plan fimicbeten, warum gabft du nicht unperjüge 
lid dem Pamphilus Qtadridt? 

Daraus. Wer anders denn, als id, bat ibn losge« 
riffen von ihr ? denn das willen mir Dod) alle, wie rafend 
er in fie verliebt war. Und nunmehr geben feine Gedan⸗ 
fen aufs Heiratben. Kurz, übertragen. Sie mir den Dane 
del. Sie inbejfen betreiben bie Heiratb , - roit bisher, im⸗ 
mer fort; und id) hoffe, ber Himmel wird feinen tun 
Dazu geben. 

Simo. Nun, fo * bin; warte ba iub, und 
beforge, was nbtbig iff . . . .; Der davf nicht benfen , daß 
ich fo fchlecbterings ihm alles glaube. — Indeſſen mer weißr 
ob es nichtgrradefoilt, moie er fagte se «Doc wie Noth dar⸗ 
um! Die Hauptſache für mid) ift, mein Sohn felber bat 

mir 
4 


U^ irse à Slc 35 - 
mir das Wort gegeben. Jezt alfo will ich zu Herrn Chres 
mies geben; und um feine Tochter anhalten. Gelingt es 
mir, dann lieber heut” als morgen zur Hochzeit gefhhritten ! 
- Denn das ift Feine Frage, damein Sohn mir die Zufage 
getban hat, fo bin ich befugt, Gewalt zu brauchen, fatfe 
"er fid) auf die Hinterfüße ſtellt. Aber fieb! da fommt ja 
‚Herr Chremes wie gerufen, 


Dritter Auftritt 
Simo, Cbremes, 


Simo. Guten Xaa, Chremes. 3 
C€bremes, Ha! bic eben fucht’ ich, 
Simo. Und id bid. 
Ebremes. Erwünfchte Begegnung! Da famen welche 
ju mir, bie von dir gehört haben wollten, meine Tochter 
halte heute Hochzeit mit deinem Sohne. d) muß doch fe= 
ben, ob ou. nidt geſcheid biſt, ober jene. 
Sims. Bergönne mir ein Paar Worte; du foffft mein 
Anliegen an bid) hören, unb mas auf deine Frage dient. 
Ebremes. Recht gern; rede, was dir gefällt, 
Simo. Chremes , bei allen Göttern bitt’ ich dich, 
bei unfrer Freundſchaft, die in der Jugend geftiftet wurde, 
und mit den Jahren ftets wuchs; bei deiner einzigen Sod) 
ter, unb bei meinem Sohne, melden du nun die fchönfte 
Gelegenbeit haft, zu retten ; verfage mir Diesmal deinen 
Beiſtand nicht, und laß bie Hochzeit fo vor fid) geben, wie 
wir's beſchloſſen hatten. 
Chremes. Geh mir mit deinem Bitten und Flehen! 
braucht e$ deſſen, um dir zu willfahren ? ober baltft bu mid 
nicht mehr für den, der ich jünafthin war, als id) fie bir 
- Mufagte ? Sft die Verheirathung für beide Theile win. 
| € 2 ſchens⸗ 


36 —29K = 


-—?- ‚ aut, fo fa fie gleich rufen, — Hat fie, 

beide mehr ſchliwme al8 qute Folgen, fo bitt id) bid 

bu unfer gemeinfhaftlidyes Wohl zu Herzen nebmeft, 
einmal, als ob fie deine Tochter. wäre, unb id) des Pe 
pbilue Vater. Te 


Sims. Ja, ja, fo will id'é Chremes; "ie d oie 


Bedingung verlang’ ich's von. bir. Und id) würde dich ba» 


mit verfchonen, wenn nicht bie jesige Zage " Sache - 
‚dazu aufforderte, 
. Qbremes, Wie fo? 
Sims. Glycerium und mein Sohn haben frd) ver- 
uneiniat., | a 
Chremes. Das gefteh’ ich! ' TAL! 


Simo. Und zwar fo ara, daß id) hoffe, ihn von ide 
losteiſſen zu fönnen. f 1 i 
Cbremes. Qon! — — 
Oimo. Verficyert , es ift fo. io ovd 
Chremes. Ohne Zweifel fo, roit bas Sprüchwort 
ſagt: Liebe will gezankt haben. 


eimo. 5, ich bitte bid, fcf uns tifen E fo "fang! 
es Zeit it, unb fo lange nod) die Beleidigung über feine 
Leidenfchaft ficat. Bevor jene niederträchtigen Geſchͤyfe 


durch ihre Crocodilsthraͤnen fein krankes Herz jum Mileid 
umſtimmen, lab uns ibm eine Frau geben. yd) hoffe, 


Chremes , menn er einmal durch den Umgang und.Bie rre 
bithdung mit einer braven Perfon gefeſſelt il, wird er dem 
Abgrunde, worin er jept ſteckt, fib Leicht entreiffen. 


Ibhremea Tir fommt das fo per, meines Dafürs 


baltens aber wird er nicht im Stande fcn. fie auf immer 


ju behalten, was id) ohnehin nicht würde jugeben fónnen, 
/— Gimo 


E 


we Jeb:o 37 
“Sims. . Woher winit Pu das wiſſen, wenn du die 


Probe nicht gemacht haſt ?- 


Ebremes. Uber dieſe Probe an feiner Tochter machen 


d faffen , ift was Hartes. 
Sims. Nicht wahr, jede Unannehmlichkeit, die bier 


fid denfen lafit, lauft am Ende darauf hinaus, daß etwa, 


- was der Himmel verhüten wolle, eine Trennung erfolgt ? 


Dient e8 hingegen zu feiner Beilerung, fo überlea" einmal, 
was für herrliche Ausfichten! Für’s.Erfte giebit bu vele 
nem Freund’ einen Sohn wieder ; du befommft einen brae 
ven Fidam , (o wie Deine Tochter einen Mann. 

“Ebremes. Je nun, wenn du überzeugt Bijt, bof es 
srratien fann , fo till id) auf meiner Seite an Deinen 
€iude. bir auf Feine Art binderlich ſeyn. 

Sims, Mit Recht hab’ id) immer aroße Stüce auf 
bid) aebalten , Chremes 

C bremes. Aber bor" einmal! 

Sim. Nun? 

Cbremes, Woher weißt du, bafi fie iat entzweit fi f nb 
mit einander ? 

Simo, Sd babe das von Davus ſeibſt, dem Ver⸗ 
trauten aller ihrer Geheimniſſe; und eben der raͤth mir, mit 
ber Hochzeit, fo viel möglich, zu een, ®laubit Du, der 
thätedas, menn er nicht wüßte, daf mein Sohn e8 jus 
frieden fen? Dody, bu ſollſt's aus feinem Munde hören. 
He da! fdidt mir einmal ben Davus heraus. Aber fieb ! 


. da kommt er ja eben, 


' 
Dierter Auftritt. 
Davus, Oimo, Übremes. 
3Davus. Ich mar auf dem Wege zu Jhnen ? 
Gimo. Sun, mas giebts ? 
€ 3 Davus. 


38 | -)0) — 


Davus, Wo bleibt bie Braut? es will Abend werden. 
Simo. (jum Chremes) Hörft bu ibn ? "Yd muß ge 
fiehen, Davus, vorhin hatt’ ich einen Heinen Verdacht, bu 
moöoͤchteſt es nicht beifer machen, mie der große Haufe bon 
Eflaven, und mir eine Nafe drehen, Deim id) wußte um 
, die Liebſchaft meines Sohnes. "e 

Davus. ch follte fo was tbun ?- 


Sımo. Das waren meine Gedanken; und eben, totif. 
ich fo was beforgte, macht’ id) vor eud) ein Geheimnis aus 
demjenigen, was idy nunmehr bir (agen will. 

avus, Und das wäre? — 

Sımo. Du follft es hören. Denn bald bekomm’ ich 
Zutrauen zu bir. 

. Daraus, Endlich einmal haben Sie von der rechten 
Erite mid) fennen gelernt. 

Simo. Mit der Hochzeit war e$ nicht Ernft, 

Davus. Wie? nicht Ernft? Ka 

Sims, Blos um euch auszuforfden, that ich fo, 

Davus. Was Sie fagen! 

Simo. Nicht anders. 

Davus. Sieh tod! dahinter wär” ^id mein * 
nicht getommmen. Por taufend, mie ſchlau! 

€imo, Hörenur. Kaum hatt’ id) vorhin bid) Hin» 
ein beifien gehn , fo kommt der ehrlicye Dann da juft zur 
gelegnen Zeit mir in den Wurf. 

Davus, (leife.) Ha! ift unfer Unglück ba? 

Simo. Id) erzähle dem, mas du fo eben mir gefagt 
batteft . 

Divus. Was hör’ i? 

Simo. Bir’ ibn um feine Tochter, unb mit genauer 
Noth bekomm’ id) das Sjatvort, 


Davus. 





v N 39 

Davus. Tod und Verderben ! 

Sims. Wie? mas fagteft du? 

+ Davus, D unvergleichlich, (prad) id. 
Simo.  Seinetwegen fónnen wir nun gleich zur Voll⸗ 
jiebung Mori. 
(s €bremes, Sd toil nur heimgehen, unb Anftalt mae 
eben laffen ; dann tomm’ ich wieder, und fag’s (ud). :ab,) 

Simo. Jezt bit ich bid, Davus, meil du ‚doch 
‚allein biefe Heirath mir zu Stande gebragyt bajt — 

Davus. fa mwohl id) allein! 

Sims. Gieb dir ferner Mühe, mir ibn auf gufe 

Wege zu bringen. 
.. Bbavus. Ich werde mein. Moͤgliſhſtes thun. 

Simo. Sezt fannft du's, fo lang’ er aufgebracht ift. 

Davus. Seyn Sie ruhig. 

Simo. Aber fage roo iff er gegenwärtig? 

Davus. Ich denke wohl, zu Haufe. 

Sims, Ich muß hinein ju ihm, ‚um ihm bas nene 
lide zu fagen , was du gehört haft. (ab.) 

Davus. Mit mir ifs aus. Was hält mid) ab, * 
ich nicht gerades Wegs in bie Mühle wandere? Keim Site 
ten findet bier flatt; ich hab’ alles verdorben. Meinen 
Herrn hab’ id) betrogen ; feinem Sohn’ eine Heirath an ten 
Hals geworfen, aus der nichts geworden toáre, wenn ich 
nicht getban hätte. Denn der Alte lief fid) (o was nicht eine 
fallen; und dem Sohne mar es von Herzen zuwider. Das 
find mír Pfiffe! Haͤtt' ich ſtille geſeſſen, fo mar alles gut. 
Uber fieb! ba fommt er felbit ; toebe mir! Ach bafi doch bier 
ein Abgrund wäre, mo id) Hals unb Beine bredyen fónnte! 

C 4 Sunfter 


Fünfter Auftritt. -.- 
Pampbilus, Davus. Br 
. pampbilus, Wo ifi ber Sube, tt. mid) ing venit 
geſtürzt bat? 

Davus. (vor ih.) "(d bin — 

Pampbilus. Uber das muß ich geſtehen, es if mir 
recht gefchehen , teil id) fo einfältig ‚ fo ſtockdumm mar. 
Einen Wiht von Gflaven mein danzes Glück indie Hände 
iu geben! Da hab’ id alfo den Lohn für meine iae, 
aber aud) Er fet mir bezahlt werden dafür, 

Darus, (wie vorhin.) Komm’ id) diesmal mit heile 


Haut davon, fo weiß id) gewiß, fein vae in meinem Le⸗ : 
ben ſchadet mir meiter. : 


Pampbilus. Denn toas fol id nunmeor ju meinem 
Dater fagen ? fet id) das Verfpredyen, welches id) bor ti» 
ner Heinen Weite ibm gab, „wieder auffagen ? mo nàbnr 
id) die Stirn dazu ber? Syd weiß nicht, was id) anfange, 


Davus. (uic verbit ) a aud) nit, fo febr T 
ntir im Xopfe berumgebt. Ich muß nur verfprechen, 
Diatb zu ſchaffen, um das tingriisteh ein wenig zu jögern. 

| Pampbılas. (wird den Davus dewabe.) Ha! 

Davus, Er bat mid) gefeben. 

Pampbilus. He, tbeurer Mann, mas fprichft du nun? 
fiehft bu, in welches Labyrinth deine fdjónen Anſchlaͤge mid) 
gebradyt haben ? ) 

Davus. Ich mill Cie ſchon wieder beraugbringen, 

Pampbilus. Srausbringen? du? 

Davus. Ganz gewiß, Dampbifus. — * 

Pampbilus. Nicht wahr, wie vorhin? 

Davus, Nein, id) bofte, beffer. 


4 


— )o( — urs a! 


| pampbilus. Ha, Galgenſchwengel, dir fof id) nad; Y 
‚ein Wort glauben ? du willſt einen perworrenen, verdorbe- 
nen Handel wieder gut machen ? Götter! auf wen hatt’ ich 
mein Vertrauen gefegt ? 7? auf den Kerl da, der ftatt der volls 
fommenften Ruhe, worin id) heute nod lebte, mir Die Hei- 


rath an den Hals’geworfen hat. Sagt’ ich's nicht, daß es 


fo gehen würde ? 
Davus. Allerdings. 
Ppampbhilus. Was verdienft bu? 
Dapus. Den Gafgen. Aber faffen Sie mid) nurein 


' 


‚wenig ju mir felbft fommen; id) will (don was ausfindig 


made, — | 

pampbilas. Ah daß id) nicht Zeit babe , dich zu 
gidtigen, rie id'8 toünfd)te ! Denn in der Lage , mo id) 
jest bin, muß ich für meine Sicherheit forgen , und die 
Gedanken an deine Beftrafung mie vergehen faffen. 


Vierter Aufzug. 
Erfter. Auftritt. 
Cbarinus, Pampbilus, Davus. 
Charinus. Wer in aller Welt follte wohl glauben, 


vah t$ fo tuͤckiſche Seelen giebt , bie fid) des Unglücks ihrer 


Sitarenfden freuen, und in Andrer Schaden ihren Sore 
theil ſuchen ? ba! ift es möglich ? ja, ja, Das ift Die ges 
fährlichfte Claffe von Menfchen , die blos bann einige 
€ aam blicken laffen , wenn fie was abſchlagen follen. 
Kommt bernad) die Zeit, ihr SDerfpreden zu erfüllen, bann 
einen fie — nothgedrungen — fid) in ihrer wahren Ge; 
flalt. Anfangs zwar geben fie fauer dran, allein ihr In— 
"nj €5. tereffe 


* 


ar jur, ei A - 


tereffe zwingt fie, Nein zu fagen. Jetzt auf einmal legen fie - 
alle Schaam bei Seite, und fpredyen „wer bit bu t mas E 
gehſt bu mid) an ?- bir font” ich mein Mädchen... Tu 
was Ende? be, guter Zreund, id) bin mir felber der | 
Nächte. 4 Fragt man, mo bleibt aber das Verfprehen? , 
ja, da werden fie nicht einmal roth. Hier, too fies Urs 

facbe hätten, find fie nidyt in der geringften Verlegenheit ʒ 
dort, mo ſie's nicht Urſache haben, find bie Herrn verle⸗ 
gen. Aber was thu' id) ? geh' id bin zu ihm, unb fag' 
ibm bie Meynung über ben ſchlechten Streit ba? foll id 
ibm ^ie Haut vol ſchimpfen ? ja, möchte jemand ſprechen, ba«. 
durch gewinnſt du nichts. Dallerdings. Wenigftens werd’ 
id) ibn damit ärgern, unb meinen Muth fühlen,» + 

Pampbilns. (fommt) Ach, Charinlis, ohne es zw 
toiffen, bab' ich dich und mid), recon fid) die — 
unſter erbarmen, ungluͤcklich gemacht. 

Cbarimas. So, fo; ohne es sa miffen? endlich haft 
bu eine Ausrede gefunden; du baft ſchoͤn Wort gehalten: 

Pampbilas. Wie fo, endlich ? 

Cbarinus, Verlangft du mid) immer nod) durch dein 
Geſchwaͤtz an der Nafe berum zu führen ? 

Pampbilus. Was foll das? 

Charinus. Kaum bof ich bir geſagt hatte, ich ſey 
verliebt in fie, fo befamft du ein Yug’ auf das Mädchen. 
D unalüd , baf id) dein Herz nad) meinem Mai: ub ^ 

Pampbilus. Du irrft bid. 

Cbarinus, Dünfte bir denn deine Freude nicht volle 
femmen , wenn du mich armen Verliebten nicht fórnteft, 
unb mit leerer Hofnung binbiclteft ? Nun, fe nimm fie. b: 

Pampbilus. Ich fie nehmen ? Ach! bu. meifit micht, 
wie tief id) im Unglüd fiede, in mas für Summer und 

(Omm 





- -)»(- i 43 


bos mid) mein Henlerolnecht da durch ſeine Anſchlage 
n bat. 
Cbarínus. Was Wunder , wenn er nad) dir fid) 
bilder? 
! Déntpbilo». Gitoif , bu roürbeft anders reden, wenn 
M mid) und meine Liebe fennteft. - 
* Ebarinus. Ja, ja; du haft vorhin Worte gewechfelt 
. mit deinem Vater, und der ift. nun aufgebracht über dich, 
- weil er heute nicht im Stande war , dich zu der Heirath 
ju zwingen. 
 Pampbilus. Ah, Freund, wie bift bu fo übel von 
meiner Noth unterrichtet ! die Hochzeit war ein blofes 
Diendwerf, unb fein Menſch verlangte mir eine Frau zu 
geben. 
€barinus. Ich weiß es; du haft bid) gutwillig zwin⸗ 
gen loffem. (millgeben) 
Pampbilus. Warte, bu weißt's nod) nicht. 
| Charinus. Genug, id) reif , daß fie deine Frau 
wird. 
pampbilus, Wie magft bu mid) fo martern? laß 
bir doch ſagen. Er drang unabläfjig in mid) , meinem 
Vater das Wort zu geben; errietb, er bat, bis er mid) 
endlich dazu bradıte. 
Cbarinus. Wer denn das? 
Pampbilus, Davus. 
Cbarinus. Davus ? 
Pampbilus. Der ift Schuld an all dem Getwirre, « 
Cbarinus. Und marum? 
Pampbilus, Ich weiß nicht; aber bas weiß id), die 
Götter müffen recht ergrímmt über mid) geweſen feyn , weil 
id ibm Gehör gab. 
Chas 


44: jet — 


Charinus. ft Das wahr, past is in: wi 

Davus Ta. An: 

| Cbarinus. Ha! was fagft du, Shut? Sn ? 
iip der Himmel alles Ungluͤck über tid y tie Du 
verdſenſt. Gage mir, «Ser, menn ütle feine Feinde ibn 
in diefe Heirath hatten verftrichen wollen, "tonnten mw 
Anders ibm ratben? = 

Dantıs:. Ich finde: mid) ** LI in do 


wa 


ift nod) oben. ! : i g4^n ian 


Cbarinus. Ja,ja. | ond 
Davus.. Ouf bem Wege ifts mißlungen, alfo. (fas 


gen tir einen andern ein. , Doer mennen Sie vielleicht, 


teil e$ das Erſtemal nicht alte wman koͤnne dieſet Far, 
talität nicht nod) eine gute Wendung geben ? 

Pampbilus. Ganz gewiß; denn davon bin id über 
zeugt, wenn du’s recht darauf anleafi, fo brinaft bu mir, 
ftatt Einer aud) nod) bie zweite Deiratb zu Stande. 

Darus. Hören Sie, Pampbilus; ich, als ibr SHave, 


bin verbunden, mit Händen und Füßen zu arbeiten, Tag 


und Nacht, Leib und Lehm dran zu, reagen , wo id) Jhnen 
mas nüsen fann, bre Pflicht dagegen ift , wenn etwas 
mifrátb, mid’ nid)t entgelten zu laffen. Was íd) anfange, 
gelingt nicht immer, aber an meinem Beftreben feblt's at. 


mif nicht. Oder meinetiwegen, bringen Sie was Beſſers 


auf, und geben Sie mir den Laufzettel. Up 
Pamplilus. Recht gern; fese mid) nur‘ erft wieder in 
bit Page, woraus bu mich geriffen haft. 
avus. Das ill id) tbun. | 
Pampbilus. Uber gleid) muf-t$ fepn. 
Davus. He, fi! die Thür der — will ſich 


Öffuen. i» 


eem 45 


* pampbilus. » Was bid) nichts angeht, 
Davus. Ich finne ja nad. 
Pamphilus Was ?. jest erft ? 

3Davys, Gedult! ich bin gti bamit fertig, 


» e Dm Zweiter Auftritt. 
Myfis, pampbilus, Cbarinus, Davus, 


Myſis. Lins Haus hinein) Den Augenblick , too er 
auch ſey, will ich Ihren Pamphilus Ihnen auftreiben, unb 
"mit mir berbringen. Duälen Sie fid) nur nicht fo, licbeg 
apt vr 
| . Pampbilus. Myſis, was iſt da? 

di! Myfis, 3d, Pamphilus , Sie kommen mir recht 
erwuͤnſcht. 

Pampbilus. Mas haft bu? 

i Mpfis. Meine Gebieterin läßt bitten, menn Sie fe 
lieben , zur Stunde zu ihr zu fommen 5. fie babe ivit 
Verlangen nad) Ihnen. 


Pampbilus. $a, id) Verlorner! jest ift mein Gfenb 
bonfommen. (ihm Davus) Alfo müffen wir beide, id) 
und fie, Durch deine ſchoͤnen Anſchlaͤge fo erbärmlich geängftigt 
werden ? Denn aus feiner andern Urfache laßt fie mich 

rufen , als meil fie von den 9Injtaíten zu meiner Hochzeit 
gehört bat. 

"v7 €barinus. Wie gute Ruhe fonntet ihr haben, menn 
der da geruht hätte. 

Davus. Nun, nun, hetzen Cie ihn nod), menn er 

nicht für fid ſelber genug rafet. 

Myſis. Ja wahrlich! das ift e$ eben; barüber haͤrmt 
ſich bas arme Mädchen jetzt zum Erbarmen. 

Pam⸗ 


46 — )yo( — 


pampbilus. Sore, bei allen Göttern fiie id 


dirs, fo lang’ id) lebe, werd' id) ihr nicht untreus und 
ſollt' íd) mir darüber die ganze Welt zu Feinden machen. 


Sie war der Gegenftand meiner Wünfche ; ich ward er⸗ 


hoͤrt; unſte Gemuͤthsart harmonirt; empfehlen kann ſich 
alſo jeder, wer unfer Band zerreiſſen will ; nichts als der 
Tod ſoll mir fie rauben. 


Myſis. Ich komme wieder zu mir. pi 


pampbilus. Apollos Orakelſpruͤche Können nicht jue — 


verläffiger ſeyn, als was ich hier fage. Iſt e$ möglich, daß 
mein Dater glaubt, an mir babe e$ nicht gelegen, daß Die 
Hochzeit rückgängig wird, fo bin ids zufrieden. Sollte das 
aber nicht moͤglich ſeyn, dann werd' ich — "und dies bleibt 
mir immer übrig — mid) fo benebmen, daß er glaubt, e$ 
babe an mir gelegen. Wofuͤr verfeht ihr mid) ? 
Cbarinus. Fuͤr fo unglüclic, als id) felbft bin. 

Davus. Ich finne auf etwas. —.. 

Charinus. Recht fo! 

Pampbilus. Ich kenne deine Anſchlaͤge coe 

Davus. Verlaffen Sie fid) draufs das bring’ ich 
Ahnen zu Stande, 

Pampbilus. Aber gleich muß es feyn. 

Davus, Nun ja, gleich. 

Charinus. Was ift’s denn ? 

Davus. Irren Sie fid) nicht ; es ift feine si 
für Sie. 

Ebarinus, Auch qut. 

Pampbilus. He, mas willſt bu ND mafem? .. 

Davus. Der Tag, fürdt" ib, wird mir zur YUus- 
führung faum binreichen ; daß Cie etwa nicht benfen , id) 


habe _ 


EL JUN ce 47 
babe Muße zur Erzählung. - Alſo fort von bier, Beide; 
. denn Sie find mir im Wege. 
jJ pampbilus. Sch gebe hinein zu ibr. 

Davus. (ium Giarinns. ) Und Sie? toobinaus geht 
es bin Sjbnen ? 
Cbarinus; Sol id) bir bie Wahrheit fagen? 
. Davus. Zum Henker der beginnt mir mit einem 
Eingange ju einer Hiftorie. 
Cbarínus. Was wird's mit mir geben? 
ibavus. Ha, Cie Unverſchaͤmter! find Sie nicht zu— 
frieden, daß id) bie Paar Stunden, um welche ich des 
Pamphilus Heirath binausfdjiebe, Ihnen zugebe ? 
Cbarínue. Uber, aber, Davus. 
Davus. Was denn? 
Cbarinus. Daß fie die meine wird ! 
Davus. Poſſierlich! 
Charinus. Komm doch zu mir, wenn dir was ein⸗ 
ftit. 
Davus, SDojufommen? id) weiß nichts. ' 
Qbarinus. Aber, aber, falls bu etwas... 
Davus. But, id) will Fommen. 
Ebarinus, Wenn bu was haft, id) bin zu Haufe. (ab.) 
. Dapus. (indener auf der Ölycerium Wohnung zugeht.) Du, 
Myſis, warte bier ein wenig, bis id) wiederfomme, 
Myſis. Zu mas Ende? 
Davus. Weil es nöthig iff. 
Myſis. Mad) fort. 
. Daons, Den Augenblid , fag’ ich bir , bin ich wieder 
da, (ab.) 


Drit 


4$ - )e( S 
Dritter Auftritt, ipaa: 


^ fy fie. zarte uw 


Serechter Hinmel! daß man bod) auf nichts in der 
Welt rechnen fann! Da glaubt”ich, diefer Pamphilus fen 
das höchfte Gut meiner Gebieterin; Freund, Geliebter, 
Mann, auf ben injedem Falle fie fid) verlaffen fónne. Und 
nun — was für Jammer und Herzeleid bringt et ihr nicht‘? 
was fie hier leidet, mag wohl ihre vorigen Freuden insge⸗ 
famt aufiviegen. Aber da fommt Davus. Freund, id) 


bitte bid), reas haft bu Pa? mo willſt du bin mies Kna⸗ 
ben? 


* 


Dierter Auftritt. ; 
Davus, Miyfis. 


Davus. Myſis, jest brauch’ ich zu meinem Geſchaͤfte, 
was Dir allzeit ju. Gebot ſteht, deine Seen und 
Schlauheit. 

Myſis. Was haſt du denn vor? 

Davus. Da nimm den eilends mir ab, unb e ihn 
vor unfre Thür, 

Myſis. Was Henker, auf die Erde ? ar, 


' Davus. Hol’ bir etwas Gebuͤſch da vom Altar, und 
leg’s ihm unter. 


Myfis. Warum tbuft bu das nicht felber ? _ 

Davus. Damit, menn etwa mein Herr einen Eid 
‚von mir verlangt, baf id) ben Jungennicht hingelegt babe, 
ichs mit autem Gewiſſen fann. ud 


Myſis. So, fo. Aber wie wandelt bid) auf einmal 
die Sewifienhaftigfeit an ? 


Davus. - 





* 


— )o( — cu 


Davus.' Mach nur geſchwind, damit ih dich. toeiter 
bedeuten fann. O Zupiter ! 
Myſis. Was gicbte? 
Davus. Da kommt der Vater unfrer Braut, est 
muß id) einen andern Plan einfchlagen. 
Myſis. Sc) verftebe dich nicht. ’ 
Davus. Auch ich will tbun, als ob ich rechter Hand 
hierher táme. Gieb du nur Acht, daß bu mir dienft auf 
meine Rede, toie id)'8 immer brauche, 


Myſis. Ich begreife nicht, was bu vor baff ; A Xs n 
fann id) eud) nuͤtzen ín etroas , roo du weiter fiebeit , fo will 


id) bleiben, damit, ihr cud) über mid) nicht beſchweren könnt, 
(Davus entiernt (id) ein wenig. ) 


Sünfter Auftritt, 
Cbremes , Myfis,:Darus. 

Cbremes. Da bin id) nun wieder, nachdem id) die 
nöthigen Anftalten zu meiner Xodter Hochzeit gemacht habe. 
Jezt fann man ſie abholen. . Uber was ift Das?‘ der Hen⸗ 
ter! ein Kind. Maͤdchen, haft du es vor bie Thuͤre gefegt 

Myſis. (leiſe, indem fie nad) dem Daus fid umſieht.) Wo 
iſt der hingekommen? 

Chremes. Giebſt bu mir feine Antwort? 

Myſis. (oor fib.) ch ſeh' ihn in feiner Ecke. O id 
Ungluͤckliche! da vi er mid) ſtehen gelaſſen, der Kerl; und 
ift fort. 

Davus. (afi went er chen ron Serm fünte ) Gerechter 
Himmel! was bas für ein Gewuͤhl ift beim Xorüm!mas für 
eine Bolfsmenge dort zuſammen babert! unb mirtbeuer alles 
ift! (eif) was ſoll ich rociter fagen? es fat mir nichts ein- 

D My⸗ 


, 


ino — ) 0 — 


Myſis. Ums Himmelswillen I warum haft bu mid) 
bier allein. .-. .? - ta 

Davus. Por Etern! mof für eine Geſchichte find’ 
ib 82? He, Mofis, roo femmt der Junge ber? mer bat 
ibn da bingeleat? 

Myſis. Biſt du geſcheid, daß bu mich das fraaft? 

Davpus. Ben ſoll id) denn fragen? ich ſehe ja weiter 
keinen Menſchen hier. 

Chremes. (vorfih) Wo in aller Welt mag das 
Kind ber fenn ! 

Davns. Wirft bu antworten, was ich frage? 

Myſis. 9b: 

Davus. (leí) Geh auf die rechte Seite. 

Mpyfis. Du bift verrüdt, Warſt du’s nicht felber . .? 

Darus. Epridfi bu mir ein einziges Wort, aufftr 
was ich Dich frage, fo nimm bid) in adt, 

Myſis. Was? du drohft mir? 

Tarus. Wo kommt er ber? (leiſe) ſags fout, 

try^s. Don uns, 

Davus. Da, ba, ba. Doch wen nimimt Die Frech⸗ 
heit einer Dirne wunder, bie Gewerbe treibt? 

Cbremes. (urfig) Die Sklavin gehört dem Maͤd⸗ 
djen von Andros, foviel id) merke. | 

Daros. Mennt ihr venn, daß ihr fomeit euer Spiel 
mit une treiben fönnet ? - 

Cbremes, (mie vorbin) Da fam ich juft recht, 

Davus. Mach fort, faq’ id) bir , und fdaff ben 
- Knaben da vot der Thür mea. (lee) Bleib flehen; daf 
bu ja feinen Tritt von der Stelle gebft. 

Mpyfis. (dee) Möärft du verdammt, Kerl, für bie 
Angſt, bie bu mir in den Leib jagft! 


Davus 





D VPE e 51 


Davus. Hörft du bald, was id) dir fage? 
Myſis. Was willſt du ? 
. Davus. Fragft bu nod)? ſprich, wem gehört der 

unge, den du hierher gelegt haft? ſag mir's. 

Yny(is. Weißt du’s denn nidt ? 

Davus. faf das, mas id) weiß; beantworte , mas 
id) frage. : 

Yny(s. Cuem... 

Davus. Unferm? Wem denn ? 


Myſis. Dem Pamphilus. 

Davus. Wie? was? bem Pamphilus? 

Myſis. He , fannft bu's läugnen ? 

Chremes. (leife) Wohl hatt’ id) recht , daß ich mit | 
der Heirath nichts zu thun haben wollte. 

Davus. Entſetzlich! abſcheulich! 

Myſis. Was ſchreiſt du? 
Dauvus. Der Junge, den id) geſtern Abende in 
. euer Haus tragen fab? 


Myſis. Seht mir ben fredyen Kerl ! 

Davus. Nicht anders; id) fab bie Cantbara mit eiz 
nem Bündel unterm Node, 

Myſis. Den Gottern ſeys gebanft, daß bei ber Ent« 
bindung etliche freie Perfonen zugegen maren. 

Davus. Bei meiner Treu! die kennt ibn fchlecht, ben 
Mann, auf meldyen dag gemünzt ift. ,, Herr Chremes, 
wenn er den Knaben vor der Thuͤre liegen ſieht, giebt ihm 
gewiß feine Tochter nicht,, Defto eher, ſag' ich bir, giebt 
er fie. 

Cbremes, (Ieife) Ja, das wird er bleiben laſſen. 

D 2 Davus‘ 


5. 8 —")o( =. - D 


Davus. Kurz und qut, ſchaffſt bu nicht augenblick- 
fid) den Jungen weg, fo ref? ich ibn mitten auf bie Strafe 
und málje dich in der Pfüse herum. A 

Myſis. Kerl, ih glaube , du bift befoffen. 

Davus. Cine Spitbüberei auf die andre! ſchon ber 
id) munfeln, fig fen eine Bürgerstochter von Athen. 

Chremes. Der Henker! P. 

zavus. Da müſſe er von Rechtswegen fie heirethen. 

Myſis. e, ſage mir, iff fie denn feine Buͤrgers⸗ 
tochter? 

Chremes. In einem Haare wär’ id) da, ohne es zu 
wiſſen, unglüdlid) geworden , und jum —M" 
obendrein. 

Darus. Wer fpricht da? Ach, Here — Sie 
kommen juſt recht; laſſen Sie ſich ſagen. 

Chremes. Ich hab’ alles mitangehoͤrt. 

Davus. Wie? Cie hätten alles... .?' | 

Cbremés. Jar, fag’ ich bir; von Anfang bie zu Ende, 

Davus. Himmel! Cie haben’s gehört! ba! die Ra⸗ 
benäfer! Dieſe bier muß man den Augenblick fortichleppen, 
und auf die Folter mit ihr. Da fiebt der Herr: bilde dir 
nidyt ein, Daous fen e& , mit dem Du Kurzweile treibeft. 

fni. OD ic armes Modchen! wahrlich, geftrenger 
Serr , 1d) babe nichts Unwahres geredet, 

Chremta. Ich weiß den ganzen. Handel, ber ijf 
Eimo drinnen ? | 

Davus, Ja, Herr. (Ehremes gebt ins Haus des Gimp; 
Dabur well ore Quote Lope) 

Yrs. Ruͤhre mid) nicht an, Böfrwicht, Warte, 
wenn id) bas nidjt haarllein der Glycerium +. » 
Davus. 


* 


un AAA ra 53 
Davus, He, bu Doble, weißt du denn nidjt, was 
das ſollte? 
Yn. Wie fann ide roiffen ? 
Davus. Das ift der Schwiegervater. Anders mar 
es nicht möglich, ibm beizubringen, was er wiſſen fetite, 
Myyſis. Das hätteft du mir vorher fagen fetten ? 
E Divus Glaubſt du denn nicht, daß es ein groſer 
Unterfhied fen, ob man im\Ernft und von Herjensarunde 
etivas thut, oder ob es blos auswendig gelernte Rode ift. 


Sechster Auftritt, 
(rito, Myfis, Darus 


Crito. Sn diefer Strafe ift mir aefagt worden , habe 
€ brofi$ gewohnt; fie, die lieber hier auf Kofterribrer Ehre fid) 
Schaͤtze fammeln , als ju Haufe arm undehrfich feben mochte. 
Durch ihren Tod iff nun , was fie auf-die Art erworben 
bat, von Rechtswegen mir zugefallen. ^ - Dod) ba feb! ıch 
Leute, bit ich fragen fann. Guten Tag. 

Myſis. Götter! wen feb? id) ? iff das Herr Crito, 
ber Cbrpfis Vetter ? ja, ia, er iftg. 

€rito. Ah auten Tag, Myſis. 
^o Mpfis. Ihre Dienerin, Herr Crito, 

Erito. Alfo unfre Cbrofie . . .? ach Himmel! 

Myſis. Sie ift ung entrijfen, auf immer entriffen ! 

Crito. Nun aber ihre ? mie treibt ihre denn? doch 
wohl unb vergnügt ? 

Myſis. Wir? fo, fo, Wie wirs fünnen , fagt das 
Sprüdmwort ; meil e$ uns nicht vergönnt iff, wie wirs 
mödhten. 

Crito. Und Glycerium ? bat die ihre Aeltern bier 
ausfindig gemadt ? 

* 


D 3 Myſis. 


54 ir) A MBA] m 


Myſis. Wir münfdtens ! 

Qrito. Wie ? nod) nicht? da hab’ id) aud) nicht e 
auten Stunde mid) auf bie Reife gemad)t. Denn wahre 
lid! menn id) das gewußt hätte, feinen Fuß würd' id) 
aufgehoben haben bierber zu euch. Syd) weiß ja, daß fein 
Menſch fie für was anders hielt, als für bie Schweiter ber 
Chryſis. Und was diefe batte, ijt in ihren Händen. Soll 
id nun, fremd wie id) bier bin, einen Proceß anfangen? 
was dabei heraus fommt , weiß id) (bon von Andern ber. 
Zudem, ben" ich, wird e$ an einem Freund und Cade 
walter ihr nicht fehlen; denn als fie uns verließ , näherte 
fie fi eben ihrer Reife. Betrüger, Erbfcpleicher, Bettler 
— das würden bie Ehrentitel feyn , bie id) da ernbtete, 
Dbnebin fann id) mid) nicht entſchließen, das Mädchen 
auszuzieben. 

Myſis. Guter, edler Dann! traun, Crito, Cit find 
bod) immer noch der Alte, 

Erico. Führe mid zu ihr. Da id) einmal bierbiny 
muß id) fie bod) feben. 

Myſis. Don Herzen gern. (beide ab.) 

Davus. Ich mill mitgeben 5 denn tie die Sachen 
jest ſtehen, möcht? id) nicht gern von meinem Alten gefeben 
fon. (folge den andern.) 


Fünfter Aufzug. 


Erfier Auftritt. 
Cbremes, Simo, 


Chremes. Genug, Cimo , genug bab id) bir Pro⸗ 
ben von meiner Freundfchaft gegeben; genug hatt’ id) dabei 
* aufs 


— )o( — 55 


aufs Spiel geſetzt; verfhone mich alfo endlich einmal mit 
deiner Bitte. Aus Eifer , bir gefällig zu ſeyn, hätt id) 
beinahe meine Tochter aufgeopfert. 

Sims. Ad, lieber Chremes, ich bitte dichinftändig 
unb ums Himmels willen, zeige mir die grofe Gefaͤlligkeit / 
die bein Mund vorhin mir zufagte, nun durch bie That. 

Chremes. Sieh nur, mie bie Begierde, deinen Zweck 
zu erreichen, bij fo unbillig madt. Du überlegt nit, 
daß Gefütliafeit ihre Grenzen babe, und mas du eigentíid) 
verlangt an mib. Denn üderlegteit ^u Das, wahrlich! du 
wuͤrdeſt aufhören , mir fo unbitlige Dinge zugumuthen. 

Sımo. Was für? 

Ebremes, Wie ? bu fragft ? du hatteft mich beredet, 
baf ich einem jungen Burfhen, der icon anderwärts ger 
feffelt und dem Heiratben ganz abgeneigt var , meine Toch— 
ter geben wollte; woraus Dod) nichts erfolgen fennte, alg 
Zant und Streit, und eine Verbindung von fehr ungewiſ— 
fer Dauer. AUlfo id) follte meine Tochter , ihre Ruhe 
und Zufriedenheit dran fegen, Deinem Sohne aufjubeifen, 
Du drangft durch, id) ließ mid) drauf ein, fo lang’ e& ge- 
ben konnte. Für jet fann es nicht geben ; aieb dich alfo 
bren. Das Mädchen foll eines hieſigen Bürgers Tochter 
ſeyn; fie bat ein Kind von ihm; daher laß uns geben. 

Simo. Ich bitte bid) bei allem , was dir heilig ift; 
laß e$ bir bod) nicht einfallen, bem Wolfe zu alauhen, das 
feine größte Rechnung dabei findet, wenn fein gutes Haat 
an ibm it. Seiner Verbeirathbung meeen bat man das 
alles erdichtet und angefponnen. — &ó! f nur einmal die Ure 
fahe, marum fie das tbun, weg, dann werden fie's ein? 


fteuen 
" 04 Cbres 


$6 e eda 7 


Chremea. Du irrft bid. Ich mar dabei, d ihre 
1agh mit dem Davus zanfte, 
| &imo Das fenn’ ich. A2 
Chremes. Nein, man ſahs ihnen genug an, daß es 
Ernſt mars und weder er nod) fie wußte was von meiner 
Gegenwart, 
Simo. Syd glaube. Vorhin (thon br id vom Ta» 
Pus, baf bie Dirnen fo mas vorbätten. Und ich weiß 


nicht, moie ichs vergeffen babe, bir zu fagen , was id) bod) 
willens war. 


* 


Zmeiter Auftritt. , 


Davus, Cbremes, Simo, Dromo. 
Davus. (ommt aus ber Glocerium Haus, ohne bie beiden 
in feben) Send rubig nunmehr, id) befeblg. 
Cbremes Sieh! da ift Davus, 
Simo. Wo fommt der ber! 
,"Daeus, Ihr ſeyd gedeckt burd) michund den Fremden. 
Simo. Was nun wieder für Wirrfamen ? 
Davus. Mann, Ankunft, Zeitpunct -- in meinem 
Leben fand id) das nicht fo erwünfcht benfammen. 
Simo. Men lobt’denn der Schurke fo? 


Davus. est haben wir unfer Schäfdyen im Trock⸗ 
nen. 


Sims. Warum red’ id ibn nicht an 7 

Divus, (erblickt deu Simo, leiſe) Ad) ! mein Herr; 
mas fang’ id) num an? 

Simo. Ib guten Tag, bu braves Männdyen ! 

Davus. Sieh bod) Herr Simo, und da aud) unfer 
Herr Coremes, Alle Anftalten find drinnen gemacht. 

Sims. Dur haft wacker geforgt. 

Davus, Sie fünnen die Braut fommen laffen, 
wann es Ihnen gefällig ift. Cimo. 

3 


e ot A 

Simo. ja, ja; denn das ift Das Einzige, mas nod 
fehlt. "Aber wirft du mir wohl antworten auf meine Frage, 
mas haft bu in dem Haufe da zu (djaffen ?- 

Davus Cd? f 

Simo. Ja. 

Davus Gh? 

Sims. Ta, du. 

Davus, Diefen Augenblif war ich hineingegangen. 

Simo. Als wenn íd) fragte, moie lang es wäre. 

Davus. Tin ber Gefellfhaft Ihres Herrn Sohnes. 

Simo. Alfo ift Pamphilus drinnen? wehe mir! ich 
vergehe. Ha, Gaudieb, fagteft bu denn nicht, fie fenen 
entzmweit ? 

Davrus. Das find fie. 

Sims. Warum iſt er denn drinnen ? 

Chremes. (ipöttelnd.) Was mepnft du wohl? er has 
dert mit ihr. | 


Savus. Ja, lieber Herr Chremes, da muß ich Ih— 
nen was Abfcheuliches ergablen. Noch nicht lange, fo 
fommt Ihnen eim Alter, weiß der Himmel, wer er ift; 
der Mann — wenn Sie ibn fehen folten — ift feiner 
Gad gewiß, und bat den Kopf am rechten Flecke; feinem 
Geſicht nad) follte man ihn wunder für was halten; feier- 
licher Ernſt herrſcht in allen Zügen , und jedes feiner Worte 
bat Gewicht. 

Simo. Was bringft du ung da ? 

Davus, Weiter nidjt&, als mas id) von jenem m 
hört habe. 

Simo. Was fagt denn der ? 

Davus. Er mi(fe, daß Glycerium eine Athenienfis 
fe Bürgerin fen. 

D5 Sims. 


sg —-)o(- 


, Simo, (ruft.) Hola T:omo, Dromo! 

Davus. Was ift da? " 

€imo. Dromo! 

Davus. Hören Sie. C 

Simo. Sprichſt du nod) ein Wort! Dromo! 

Davus. So hören Sie tod)! | 

Dromo. Was befeblen Sie? Y 

Sims. Schlepp den da ſchwebend hinein, fo gt» 
ſchwind bu fannft. 

Promo. Wen? 

€imo. Den Davus. 

Darus. Weswegen? 

Sims. Weil mirs gefällt. (sum Dromo.) Schlepp ihn 
fort, ſag' idy. 

Davas. Was hab’ id) gethan ? 

Simo. Fort mit ibm. 

Darus. Finden Sie mid) auf der geringften Lüge, fo 
ſollen Sie mid) umbringen, 

Sims. Du rufft tauben Ohren. Ich will bid) fon 
in Athen ſetzen. 

Davus. Auch, wenn das die Wahrheit ift? 

Simo. Auch. (um Dramo) af ibn binden und bewachen; 
und bórft bu ?. fnöbel’ ibm Hand’ und Füße jufammen. (zum 
Davus) Sieh, id) will — fo wahr id) lebe — bir denn bod) 
einmal zeigen , was es auf fid) babe, feinen Herrn ju bes 
trügen; fo wie ber da (auf der Glycerium Da i$ deutend ) miré 
fühlen fef, ob man mit feinem Vater fpielen fónnt. 

Cbremes. O müte bod) nicht fo arg. 

Sims. Ad) Cbremes , ein wohlgerathenes Früchtchen! 
haft du nicht Mitleid mit mir ? über foíd) einen Sohn fovief 
Herzeleid auszuftehen ! (ruft) hola Pamphilus! fomm bere 
aus, Pamphilus! ſchaͤmſt bu bid) etwa ? Drit- 


— Me yet. — 59 
Dritter Auftritt. 
" Pampbilus, Simo, Cbremes. 


pampbilus. Wer ruft mir? wehe! mein Vater. 
Simo. Was fagft du, du Erz... ? 

Ebremes. Ah! fomm bod) lieber zur Sache felbit, 
unb [af das Scelten. s 

Simo. Als ob man gegen den was fagen fonnte, das 
zu hart wäre. (jum Namphilus.) Du bebaupteft alfo , Gly⸗ 
cerium fen eine Bürgerstochter ? 

Pampbilus. So beifte. 

Simo. Sobeißts? weldye Frechheit! überlegt er, was 
et fpricht ? reut ihn feine That”? zeigt feine Farbe nur die ge» 
ringfte Spur von Scheam? Go ein Sklave feiner Leiden« 
ſchaft zu feyn, Daß er gegen alles, was Sitte ift im Lande, 
gegen die Gefe&e und gegen feines Vaters Einwilligung 
ſchlechterdings fie befisen, das heißt, in Schimpf und 
Schande fid) bringen mitt ! 

pampbilus. Sd Ungluͤcklicher! 

Simo. Jezt erſt fühlftdudas, Pamphilus ? damals, 
damals, rie du dirs in den Kopf febteft , deine Yeiden« 
ſchaft, es fofte was e$ wolle, zu befriedigen, da, bapafte 
diefer Ausdruck recht eigentlicy auf bid). Doch was mad)’ 
id)? mie mag id) mid) auälen? mid) martern? warum 
meine alten Tage feiner Tollheit wegen mir verfümmern? 
oder foll ich vielleicht für feine Schlechtigfeiten büßen ? nein, 
er behalte fie, er gebe zum Henker, und hauße mit ihr! 

Pampbilus. Lieber Vater ! 

Simo. Was, lieber Vater ? als ob er dir nöthig 
wäre, diefer Vater, Haus, Frau, Kinder — alles rouf- 
teft bu ju befommen, gegen deines Vaters Willen; bu haft 
Leute 


x 


60 — y»e(.— 


^ 


cute gefunden ‚Die, r ie für eines bir " Ss Tochter 
ausgeben; alfo gemonnen Spiel für dich. 

pampbilus. Vater, iſt es mit wergönnt, ein Paar 
Sorte... ? | 

Sims, Was wiuſt du mir fagen! TEM 

Chremes. Nün fe bore ibn bod, Gimp. ^5 - 

Simo. Ich ihn hören? was werd’ ic) — 
— 

Chtemes. ye fo laß ibn doch reden.” 

"exo. Stn denn, er rede. en 

pampbilas. Ich gefteh’ es, ich liebe die oftia at ) 

das ein Vergeben, fo geſteh' ich auch Diejes. "Ihren, Das 
ter; ünbergeb’ ich mich aanz. Leuen Sie mir jede Laſt auf, 
die Sir wollen; befeblen Sie. Verlangen Sie, ich ſoll eine 
Frau nehmen? verlangen Sie, id fou von Diefer mich trene 
nen?" id) roitta tragen, ſo qut id) fann. Nur Eins butt" id ' 
Sie/ daß Sie ja nicht glauben; ich hätte den Alten ba ane 
geftetft, Erlauben Sie, daß id) mid) rechtfertige , und den 
Mann felbft Ihnen vorführe. 

imo. Du mir ibn vorführen? t 

pampbilus. Erlauben Sie's, Vater, 

Ebremes. (jum Pio ) Was er verlangt , ift billig; - 
gewaͤht' es ihm. "t 

Pampbilus. Laſſen Sie fid) bod) erbitten! 

Sims. Nun aut, cVamobilus ab)? Ich bin alles 
zufrieden, Chremes,; wenn ſichs nur nicht findet, daß der 
mid) zum Beften haben milt. 

Cbremes, Sen das Verfehen aud) noch fo gros, ber 
Dater muß e$ bennod) fo genau nicht nehmen, _ 


Vierter 


MET. 'Yo( » 61 
7o 001 5 "aierter Auftritt. 


L Erito, Cbremes , Simo, Pamphilus. 


4:3 ' M" 

>. Erito, (im Herausfommen jum 3Yampbifus.). Laß doch das 
Bitten. Jede diefer Urfahen allein genommen ift hinrei> 
. €benbe Grmunterung für mich; meil dus bift, weil es bie 
Wahrheit ift , und weil ichs ohnehin gut mepne mit der 
Glycerium. 

Chremes. Iſt das Crito von Andros, den ich ſehe? 
ja, ja, er iſts Willkommen, Crito! Wie ſieht man did) 
denn einmal zu Athen? 

Crito. Es fügte fid fo. Aber iſt das Herr Simo? 

Chremes. Ja. 

Simo. Suchen Cie mich? Hören Cie, ift es wahr, 
daß Sie die Glycerium fuͤr eines hieſigen Buͤrgers Tochter 
ausgeben? 

Crito. Behaupten Cie etwa das Gegentheil? 

€. Simo. Alſo, um fid) dazu brauchen zu laſſen, fae 
men Sie hierher? 

Qrito. Wozu? 

Simo. Cie fragen? Meynen Cie, das ſoll Ihnen 
fo hingehen? wie? Cie wollen bier junge Burſche von auter 
Erziehung , bie bie Welt noch nicht kennen, in bie Falle [oz 
den? wollen durch Vorfpiegelungen und Berfpregungen 
fie fib anfcymeicheln ? 

Crito. Sind Sie ffua? 

Simo. Und Liebſchaften mit Buhldirnen burd) das 
Band der be feften ? 

Pampbilus. (lei) O Unglüd ! id) fürdjte, der 
Fremde halt nicht Stand. | 
Chremes, 


ó2 — —)o( — 


Cbremes. Eimo, wenn bu den recht Fennteft, bu 
wuͤrdeſt anders denken. Er ift ein braver Mann. 

Sims. Was? der ein braverMann ? marum fommt 
er denn gerade heute auf den Tag der Hochzeit, er, ber fid) 
fonft niemals blicken ließ? ja, Chremes, das iftder Mann 
tarnad, bem man glauben darf. 

pampibilus. (leiſe.) Wäre mir$ nicht bange vor mei- 
nem Vater, id) roüft ibm wohl ju fagen, was er auf den 
SDunct antnoorten fole. 

Simo. Betrüger ! 

Qrito. Alle Henker! ^ 

Chrenses. Der ift fo, Crito; bleib ruhig. 

Crito. ey er, wie er wolle; wenn er nicht aufhört, 
mir zu fagen, mas ibm anftebt, fo foll er Dinge hören, die 
ibm nicht anftehen. Was rühren und fümmern mid) die 
Handel? (sum Simo ſollten Sie nicht gelaſſen bleiben beiden 
Verdruſſe, der Sie getroffen hat? denn was ich ba fage, das 
wird fid) ben 9fugenblif als Wahrheit oder Lüge auswei⸗ 
fen. — Es war einmal ein Athenienfer, ber litte Schiffbruch, 
und wurde mebft bem Maͤdchen da, meldyes nod) ganz ges 
ring war, bei Andros ans Ufer geworfen. — &ntblóft von 
Allen traf er zuerft auf den Vater der Chryſis, unbnabm 
bei bem (eine Zufludt. 

Simo. Der will uns ein Maͤhrchen auftifchen. 

Chremes. Laß bod. 

Crito. Was? er fat mir in die Rede? 

Chremes. Weiter. 

Crito. Nun war der Mann, welcher ibn aufnahm 
ein Vetter von mir. Ber dem hört’ ichs aus des reme 
den Munde, taf er von Athen ſey. Und in beffen Haufe 


ftarb er aud. 
Chremes. 


Z0 pb 63 


Qbremes. Wie bief er? 

Qrito, Wie er hieß? — eine Heine Gebult!— Pha... 
Phania. 

Cbremes. ims Himmels mitten! | 

— Crito. Ich menne wenigſtens, hieß Phania. Das 
weiß id) geroiß, er war, feiner 2luffage nad), von Rhamnus. 
- Ebremes. D Jupiter! 

Erito. Das nemliche, Ehremes, haben damals. eine 
Menge Menſchen zu Androg gehört. 

Cbremes, Ad mod) es fid) Doch finden , wie id) 
hoffe! He fage mir, Erito, wofür gab er bae Maͤdchen 
aus? für fein Kind? 

Crito. Nein. 

Ehremes. Für me(fen denn? 

Eriro. Für feines Bruders Tochter. - 

Ebremes. Wahrlich! es ıft mein Kind. 

Crito. Mas fagit bu? 

Eimo. Was fprid)ft bu? 

^ Pampbilus. (vor fi.) Spike die Ohren, Pamphilus, 

Simo. Wie fommft du auf den Gedanken? 

Chremes. Jener Phania war mein Bruder. 

Simo. Das weiß ib, id) kannt' ibn. 

Cbrémes, Der verließ Athen der Kriegsunruben tote 
gen, und zoq mir rad in Afien mit dem Kinde, welches 
bier zu laffen er Anftand nahm. est in der Folge hör’ ich 
erjt, mas aus ibm geworden ift. 

Pampbilus (vor ſich.) Kaum bin ich bei mir felbft, 

un die Empfindungen, bie meine Seele burd)freuien 
urcht, Hoffnuna, Freude, Erfiaunen über ein fogror 
Bes, fo unermartetes Gud. 

Eimo. (jum Chremes.) Wahrhaftig, es ift mir lieb in 

mebr 


' x > 

64 = RK = 

mehr als Einer Ruͤckſicht, taf du in ihr deine Tan“ 
der findeft. 

" pampbilus. Ich glaubs Jhnen, Vater, 

Cbremes. Aber Cin Eerupel bleibt mir dabei, dee 
‘mir gewaltig im Kopf berumgebt.: 

Pampbilus. Gehn Sie mit hrer vertraten Bedenk⸗ 
lidjfeit! Sie find ein Diffieultätenfrämer, , 
Crito. Und das wäre? 

Ebremes. Der Nome trifft nicht ju. 

Qrito. Ja in der That, als Kind führte fie einen 
Andern. 

Cbremes. Was für einen, Erito ? befinnft bu bid) 
brauf? . 

Qrito, Ich bin eben bran. 

Pampbilus. (vor fib.) Soll id ſtill dabei bleiben, daß 
der mit feinem ſchwachen Gedaͤchtniß meine Glückfeligkeit 
jögert, ba id) mir ſelbſt bier helfen fann? Da wär’ ich ein 
Gbor. Claut.) Hören Sie, Cbremes, ber Rame, mornad) 
Eie fragen , ift Pafibula, 

Qrito. Das ift er. 

Ebremes. Cr ifte, 

Pampbilas. Cie felbit bat mirs taufenbmal gefagt. 

&imo. Ich hoffe, Chremes , du bift von bem freu» 
denvollen Untheil überzeugt, den wir alle daran nehmen. 

Ebremes. Das bin ich, fo wahr id) lebe: 

Pamphilus. Wasnun meter, mein -3Dater? 

emo. Die veränderte Yage ber Dinge bat mid ſchon 
fángft twieder ausgeföhnt. 

Pampbilus. O des allerliebften Vaters! Und Herr 
Chremes läßt mir bod) meine Grau , wie id) fie (don bate? 

Ehre» 





p^ e | 65 
- Gbremes. Es hat feinen Anftand, wenn anbere bein 
Dater nichts einzumenden hat. 
. Pompbilus. Ich daͤchte gar! 
J— imo. Freilich tcd! 
Sbremee, , Die Mitgabe, Pamphilus, iſt 10 Talente. 
— Ich bin zufrieden. 

Chremes. ch eile ju meiner Tochter. Geb doch mit, 
Gritos denn id) denke, fie kennt mid) nicht. 
Simo. Warum läßt du fie nicht berüberbringen zu 
ung? 

4 pampbifus, Eie haben recht. Den Augenblick wi 
id) dem Davus Befehl dazu geben. 

Simo. Der kann nicht. 

Pampbilus. Wie fo? 

Sims. Er bat etwas, das ihn näher angeht, und 
wichtiger ift. 

Pampbilus. Was denn? 

Simo. Cr iff gebunden, 

Pampbilus, O "e ber ift nit ted gebunden 
worden. — 

€imo. Dann gefchhah’s gegen meinen Befehl. 

Pampbilus. Laſſen Sie die Feffeln ibm abnehmen, 
ich bitte gar febr! | 

emo. Nun meinetwegen. 

Pampbilus. Uber bald, 


Simo. Sd gebe ja fon, 
Pampbilus, Seeliger, berrficher Tag! 
€ 


53 


Sünftet 


66 —-)o9( — 
Sünfter Auftritt. 
Cbarinus, Pampbilus. 

Cbarinus. (im Kommen) Ich muß bod) fehen, mag 
Pamphilus madjt; aber ba ift er fa. , 

Pampbilus. Mancher denft vielleicht , mas id) bier 
fage , halte ich felbft nicht für wahr ; aber nein, es fol 
. wahr ſeyn , mir gefällt es jetzt ſo. Meiner Vorſtellung 
nad, ift das Leben der Goͤtter deswegen bon. ewiger Dauer, 
weil ihre Behaglichkeit durch nichts unterbrochen wird. 
Und fo, ich fühl’ es, wird Unſterblichkeit aud) mein Loos 
ſeyn, wenn bei meiner gegenwärtigen Freude fein Verdruß 
fid) eindrängen fann. Aber wen mödht' id) jest am liebften 
haben , um ibm das Alles jn. erzählen ? v 

Cbarinus. (leiſe) Was bat denn ber , das ibn fo 
freut? 

Pampbilus. Da femmt Totus; ber ifi mir der 
Liebfte von allen. Denn von dem bin ichs mehr, als von 
jedem Andern, überzeugt , daß er den berjlicyfien e 
an meiner r Freude nebmen wird, 


Sechſter Auftritt. 

Davus, Pampbilus, Cbarinus. » 
Davus. Wo find id) den Pamphilus bier ? 
Pampbilus., Davus! 

Davus. Wer ruft da? 
Pampbilus. Ic bins, | Dar 





EI DET 6 


Davos. Ah Pamphilus! 

pampbilns. Du, weißt nidt, mas mir toiberfabs 
ren ift? 
Davus. Nein; aber was mir widerfahren ift 
toti id). 

Pampbilns. Sd) aud). 

Davus. Es gieng alfo nad) der Welt Lauf, dag 
Sie mein Mißgeſchick eher erfubrem, als id) Ihr Gluͤck. 

pampbilas. Deine Glycerium bat ihre eltern 

gefunden. 

Davus. O ſchoͤn! 

Charinus. «vor ſich, freudenvoll) Ah! 

Pampbilus. Ihr Vater ift einer von unfern beften 
Sreunden, 

Davus. Wer? 

pampbilus, Herr Chremes, 

Davus. Vortreflich! 

Pamphilus. Und nun haͤlt mich nichts auf, zur 
Stunde ſie zu heirathen. 

Charinus. (leiſe) Traͤumt ber vieleicht, was er 
wachend wuͤnſchte? 

Pampbilus. Aber mein Kleiner, Davus ? 

Davus. Seyn Sie ruhig. Der ift der Liebling ale 
ler Götter. 

Charinus. (mie vorhin) Wohl mir, roenn das wahr 


ift! 3d will ihn anreden. 
€ 2 Danı- 


68 —)e( - 


Pampbilas. (nimmt ib wahr) Wer ift hier? € 


tinus , bu kommſt mie gerade recht. v 
Charinus. Ich freue mid) deines Glücks. m 
Pampbilus, Haft bu'& gehört? . R 
Charinus, Alles. Cyebt aber, da dirs wohlgeht, bete 

giß aud) meiner nicht. Herr Chremes iff nun ganj ber 

Deine; toad du toill(t, weiß id), wird er alles thun. 
Pampbilus. Eben badjte id) dran. . Uber was ſtehen 

wir da lange und warten, bis er, berausfommt ? geb bu 


mit mir hinein zur Gípcerium, Und du, Davus, geb 


nad) Haus, geſchwind, ſchaff Leute herbey, die fie von hier 
twegbringen. Was flehft du ? wie langfam ? 
- : ( Gbarimué und Pamphilus ab. ) 

Davus. ch gebe — (on die Zufbauer) Marten Cie 
nicht, meine Herrn, big fie wieder herausfommen. Drins 
nen wird die Heirath vollzogen ; drinnen wird abgetban, 
mas etwa fonft nod übrig ift. - Und nun — Ihren 
Beifall! 


Anmer⸗ 


. 


Anmerkungen 


jut 


2uportrt't. 





; SR he DE 7 
er o mr tae arp —— 


Di furze Nachricht, welche jedesmal auf bie Benennung 
der Zerenzifchen Puftfpiele fofget , hieß bei den Römern 
Titulus, oie Auffchrift , bei ben Griechen Ardarzarız , die 
Belehrung, die Nachricht. Man erfahrt dadurch , zu 
‚welcher Zeit, bei welcher SSeranlaffung, und unter welchen 
Magiftratsperfonen das Stück fey gegeben worden. Ders 
gleichen Auffchriften fete man blos vor ſolche Scyaufpiele, 
bie zur Feier eines grofen Feſtes beftimmt waren. Denn 
nur biefe wurden auf Befehl und unter der Auctorität 
obrigkeitlicher Perfonen vorgeitelt. 





— Megalenſiſchen Spielen — So hießen biefe Spiele, 
toti bie magna mater Deüm , 'n &:y«^» una 3:, Das 
durch verehrt wurde. Der Tag ber Feier war der fünfte 
April. Die Spiele, melde zur Zeit diefes Feſtes auf bert 
Palatinifhen Berge gegeben wurden, waren fcenifebe, b. b. 
theatralifche Vorftelungen. Das ganze Zeit fol ſechs Tage 
gedauert haben. 


— Der gleichen Slóten , oer rechten und linken — 
€. den Inder der Zweibr. unter Tibiae, 


Prolog. 
— Diefe Serm — Der alte Dichter und fein Anhang. 


— An anferm gegenwärtigen Luftfpiele — Ich 
eonftruire: Animadvertite, quam rem »wnc vitio dent. 
Diefe Verbindung (djfágt (don Donat vor; An? mwx vitie 
dent, _ 


& a4 — Fine 


72 | —)oC — 


— fEine Andris — So heifit bie Perfon, welche die⸗ 
fem Stüde den Namen giebt ‚ von ihrem Vaterland, Ans 
Oros, einer nfel das Aegäifchen Meeres, ober des heutigen 
Arcivelagus. Von allen Inſeln, die daſelbſt liegen, iſt 
dieſe eine der fruchtdat ſten und angenehmſten. 


— Eine prints — Der Name — 
in jenem Ztüde ıft gemacht von Perinthus y einer, Stadt 
in Xpracien , ihrem Geburteerte. * 


— Der Inbalt iff beinabe derſelbe — Ich nehme 
dag „Non ita diflimili argumento '* wie man j. €. fagtz —— 
exercitus mom sta magnus, Wozu alfo die gamingene 4 
€i firuction Andrer „, Ita funt non diffimili arg. ,, 2 


Uebrigene bemerft ein bewährter Kunftrichter (fEfcbene 
"Eura in feiner dramatischen Bibliorbef ©. 53.), Daß für 
wohl von Seiten des Plans, als der Ausführung, der Char 
rafterifirung und des Dialogs diefes Gtüd unter den Luſt⸗ 
fpielen des Terenz einen vorzüglichen Rang behaupte, — 


Erfter Aufzug. | 
Erfier Auftritte oo 2i 


Der Rreigelafiene , mit welchem Simo dieſe ganze 
Seene durch fid unterbält , kommt blos. bier , unb fenft 
in dem ganzen €tüde nit wieder, ^ . ine Gewohn⸗ 
beit, bie man aud) andermwärts bei unferm Dichter findet; 
, à €, in®er erjten und, jweiten Scene Des Pbormio, wo 
ein geviifer Davus völlig fo auftritt. Donat macht bei der 
gesenwärtigen Stelle die richtige Bemerkung, Terenz babe 
den Sofia auf die Bühne gebracht, um uns mit den Dins 
den, die da fommen ſollen, vorläufig auf eine unterbaf« 
tende Urt bekannt zu madyen , und uns nicht burd) einen 

biofen 


- 
^. 





IN. x 73 
bloſen Monoloa des geſchwaͤtzigen Alten zu erimüden- 


»; Haec fcena pro argumenti narratione proponitur, in 
‘qua fundamenta fabulae jaciuntur ; ut virtute poetae fine 
officio prologi, vel Isar ar» aryar, & periocham comce- 
diae populus tineat, et res api magis, quam narrari videatur. 
— Initium zeezazixe Teecwmo», |], €. alventitiam perfo- 
nam, recepit Sofia, propter evolvendafn argumenti ob- 
fcuritatem, Perfona autem protatica ea intelligitur, 
ae femel inducta in principio fabulae in nullis dein- 
ceps fabnlaé partibus adhibetur. — In hac feena haec 
virtus efl, ut argumenti narratione actio fcenica videa. 
tur, «t fine faflidio longus fermo fit ac. ſenilis oratio, ** Vergl. 
aud) bie Zweibr. zu der erſten Scene des Phormio. 


— br tragt. das da hinein — Der Alte ſchickt mit 
diefen Worten zween Sklaven , die in feiner, vermuthlich 
-aud) des Sofia, Geſellſchaft vom Speifemarft zuruͤckkom⸗ 
men, ins Haus , um mit feinem Freigelaffenen , dem er 
etwas Wichtiges zu offenbaren bat, allein zu fern. — Dies 
ficbt man unter andern aus den Abbildungen der Perfonen 
zu jeder Scene, melde Berger in einem alten Manuftripte 
gefunden , und feiner Commentatio de Perfonis vulgo 
Larvis feu Malcheris, Francof. et Lipf. 1723. 4. ange- 
hängt hat. Die jmeen Sklaven , weldhe Simo abfertigt, 
tragen Victualien ( iflbaec)5 der Eine Fiſche, nebft etwas, 
Das einem Befen ähnlich fiebt; ber Andre einen grofen os 
gel, etwa ein Huhn, unb eine Flaſche. Sofia Dt einen 
Kochlöffel in der Hand, als das Hauptinftrument eines 
Südenmeifier$, in welcher Qualität er fid) uns gleich in 
den erften Verſen darſtellt. — Vergl. die Slógelifcbe Ab⸗ 
handlung von den theatraliſchen Larven der Alten, am 

TU der Anmerkungen zu dieſem Lufifpiele, 
: € 5 —: Schon 


y 


74 — —69 er 


— Schon gut. Nicht wahr — Dictum pute, Nem- 
pecet. Diefe Cdattirung in bem Charakter des ©. ift 
der Dacier nicht entgangen. Terence, fagt fie febr. richtige 
exprime admirablement par la le caractere de ces mai- 
tres — valets, qui veulent. toujours entendre a demi - mot & de- 
viner ce qu'on va leur dire, 


— Einen billigen und nachfichtevollen Xen — 
Donar erflärt die Tertesworte recht gut „Zufa, in qua 
nihil iniquum jubetur; Clemens, in qua etiam de jufto 
multuin remittitur, t 


— Ih machte dich aus einem Sklaven zu meinem 
Sreigelaffenen — Zur Rechtfertigung Diefer Ueberfegung, 
die mandyem unbeholfen und unnatürfíd) duͤnken fönnter 
mag bie treffende Note Donats dienen: Dulcem liber- 
tatem fecit operatione et tractatione verborum , dicendo 
ex fervo libertum, Non enim tantam haberet gratiam, 
fi dixifTet, feci, libertus ut effes , quam fi dicat , feci e /ervo ut 
effes bertus, Ac fi quis dicat , feci we effes fans, non 
tantam haberet gratiam, «quam fi dicat, feci me ex aegro 
fanuz eff. — Mire addit « fervo, ut vim beneficii expri- 
meret, — Wefterbov führt aus ben Fragmenten des Me⸗ 
nander, unb jar aus der Andria De(jelben , bie Stelle an, 
melde Terenz bier faft woͤrtlich übergetragen bat: 

Eye «i jer o» iDa« — 
t Un 44. : 

— Zu meinem Sreigelaffenen — Ependerfelbe: Bene 
mibi, non fie; id eft, ne pertimefceret filium , cui nec 
liberti munus debeat. 


Cimo alfo führt ibm redit ftarf, unb, nad) Urt der 
Alten, mit grofer Geſchwaͤtzigleit ju. &emütbe, wie viel er 
ibn 


E 


- 


= )o( — 75 


ihm zu verdanken habe. Allein unferm Gbrenmanne till 
das garnicht bebagen, was er anfangs auf eine verſteck— 
tere Weife zu erfennen giebt, endlich aber, als e8 der Alte 
gar nicht merfen will, ohne alle Zurückhaltung unb mit 
einem hoben Grade von Unmillen. 


— Bei mir bleibt das unvergeffen — Plus dixit is 
memoria habeo, quam fi dixiffet co, Nam quae fcimus, 
poffumus oblivifci ; quae vero memoriae mandamus, 
nunquam amittimus. De», Alſo hier laßt Sofia feinen Un- 
willen zuerft auf eine berítecftere Art merfen. Deswegen 
foricht er fo kurz und abgebrochen. Die Dacier überfegt: 
,, Cela eft vrai Monfieur, je ne l'ai pas oublié, je vous 
affure.* Ganz richtig; aber wie ſchleppend unb gedehnt! 


— Daß fie dafür erfenntlich gewefen find — Id 
gratum fuiffe advorfum te. Gratus hat befanntlid) nicht 
blos bie Bedeutung, angenehm oder dankbar, fondern aud) 
DanEverfebaffend , Dankverdienend. Sin biefem Lebteren 
Sinne bin id) geneigt, bas Wort hier zunehmen, weil fonft 

. bie Stelle mit dem Vorhergehenden: Si tibi quid feci, aut 
facio, quod placeat, febr tautofogifd) wäre. — Auch anane 
dern Orten bei unferm Autor roirb gratus fo gebraucht, z. 
€. Eun. III, I, 5. 

— — — —  Eftiftuc datum 
Profecto, ut grata mihi fint, quae facio, omnia. 

Unb Heaut, II, III, 20. 

Tum, quum gratw» mihi effe potuit, nolui, 
Mehrere hierher gehörige Stellen, aud) aus andern Klaffi» 
tern, ©. bei Befner und Scheller. Advorfum se pro apud 
fe. De», 

— Die 


16 e Jo( — 


— Die Rinderfebube ausgetreten batte — Excelfit 
ex ephebis. Der Lateiniſche Ausdruck, melcher im Plaus 
- tus und fonft gerade fo vorfommt, ijt aus der Sprache des 
gemeinen Lebens , wie der von mir gewählte Deutfche. Eis 
gentlid) ift er den Griechen abgeborgt, sso «f «unn, 


— Ihn einfchränften — Prohibebant — Die Zweibr. 
fupplitt, aus dem Vorhergehenden, ingenium. Ich dächte, 
eum. So aud) Bentley , welcher es fogar für nótbig bált, 
der Deutlichkeit und bes Metrums wegen, diefes Eum in 
ben Sept nad) dum einzuſchieben. 


* 


— Der Eine haͤlt ſich Pferde, dee Andere jag» 
bünoe, ein Dritter widmet fid der pbilofopbie — Gebr 
ähnlich damit ift eine Stelle in der vierten Mede des foo 
Erates , Dem fogenannten 2í(reopaguicus : Ts; 2; Bier ixue 
vor xix nung; mies 18 immınm „ ur la yuwrarım y xui Ta nun te 
vim, xdi Inn QiAecoQiuy nuaynarar dalsıSır, Und wen faͤllt 
nicht Dabei bie bekannte Stelle Zorazens in dem Brief an 
die Piſonen ein? 

Imberbis juvenis tandem cuftode remoto 

Gaudet equis canibusque, T 
Der große Reichthum unfers Zreigelaffenen an Sprüdhr 
wörtern wird feinen Menfchenfenner befremden. Sehr 
gut fagt bie Sweibr. ju pbormio I, II, 28.: Servorum, 
uti hodie hominum, qui parum urbani funt, fereomnis 
fapientia e proverbiis eft; hinc eorum ufus illis follen- 
nis, Die illuftern Beifpiele eines Sancho Panfa unb pes 


orillo (im Don Sylvio) cile " Sunerfung ned) 
mter. 


— Babſch bei der Mittelſtraße geblieben — Ne quid 
mimis, Das v a; « Eines der fieben griechiſchen Weis 
à ftn. 


w 





AZ o 78 ! 7 


fen. Auch führt Zindenbrog aus Dem Mienander eine 
ähnliche Stelle an: z wseolzs e» marır ur@adssigor, 


— Der ift fiber gefanaen; der bat fein Theil! — 
Certe captus e(t: habet! Nach dem Donst ift die erfie Re— 
densart von der Jagd, bie andre von den Roͤmiſchen Gla— 
biatoren bergenommen. — Wenn diefe nàmfid) ihrem Gege 
ner eine gefährliche Wunde beigebracht hatten, pflegten fie 
zu rufen: habet hoc, oder hoc habet! 9lud) ſchrien das 
‚öfters bie Zufchauer , weil Diefe es bisweilen am Erſten ar- 
wahr wurden, . 


— ^jeoermann in der ganzen Stadt fpracb von ſei⸗ 
ner tadellofen Aufführung und wünfchre mir Glüäd zu 
einem fo woblgeratbenen Sobne — Tum uno ore 
omnes omnia bona dicere, et laudare fortunas meascet, 
— Die Zweibr. erflärt, nad) Wererboven, omnia 
bona dicere, burd) eózue» , felicem praedicare, Aber wie 
wäre denn das von laudare f, m. unterfchieden ? Donat 
bat e$ in dem von mir angeführten Sinnegenommen; bas 
erhellt aus (einer Note zu Omnes „Ne pater amore falli 
videretur, * Eben fo Kugrapbius: Probat filii vitam 
non judicio fuo tantum, ne videatur hoc feciíTe amore ; 
fed et teftimonio civium caeterorum, Endlich aud) die 
Datier : Si j'etois fort fatisfait de fa conduite, tout 
le monde aufli la louoit tout d'une voix &c, 


— Dielleibt aud) fdjón — Bona fortaffe, Der 
vorkluge Sofia will fid) bier abermals aufs halbe Wort bere. 
fteben. — Bentley, der darauf nicht abt batte, nimmt zu 
einer Veränderung der Perfonen feine 3uftuibt, bie man 
ihm gern erfaffen wird. ,,Bona ad Simonis orationem re- 
ferendum cenfeo, quod ratio non conflat , cur Sofia, 

rei 


78 — )o( — 


rei ignarus, de bora forma potius, quam de mediocri ha- 
rioletur. ltaque forsafe abfolute pofitum eft confentien. 
tis quidem , fed dubitanter et tepide ((trepide)** Sie 
albern ! 


— Zur Girabflátte — Ad fepulerum. Andre übers 
fegen, zum Sche iterbaufen; jum Ort des Derbrennens, 
Mir dünft das unnöthig, weil häufig die Gebeine und die 
Afche dis Todten an derfeiben Stätte beigefeht wurden, moe 
die Verbrennung geſchah. : 


— Meinen Galanterien — His rebus, Ich folge 
bier ber Dacierifcben Erflärung: Quand les Latins ont 
dit au pluriel, bae res, bis rebus, ils ont toujours parlé 
de l'amour, P/awe dans le Prologue de /4mphiryon; 


Quam liber barum rerum multarum fiet, 


Les Grecs difoient de meme Tara s«»2«, Nur etras in 
Eifer ſcheint das toujours gefchrieben zu fenn. Daber be» 
weißt Wefterbov , taf hae res aud) in anderer Bedeutung 
torfomme. Wer wird das bejweifeln ? Die Dacier hatte 
vergeffen , hinzuzufügen : in einem folcben. Zuſammen⸗ 
bange. \ 

— Nimmt bingegen der Sandel die für mid er» 
wänfchte Wendung — Sin eveniat, quod volo, ejt 
erft kommt das zweite &lied von dem meitläuftigen Cabe 
des Alten. Das Grfte gebt (bon an ® (29. S1 propter 
amorem uxorem nolit ducere, Die Ausleger feinen 
mir diefes überfeben zu haben, 


Zweiter Auftritt, 


Die Lnterredung des Simo mit bem Darum, auf 
welche fid) beide hier beziehen , mar ſchon vorher, aber aufe 
fer 


— Jot — 79 


fet ber Scene gehalten worden. Daraus erklären fid) ber 
fonders bie Worte des Leitern 5, 3Bobl hätte michs wun⸗ 
dern ſollen 1c. ** Anfangs namlich, als Chremes fein Ver— 
ſprechen zuruͤckgenommen hatte, ſchien Simo ganz ruhig 
und gelaſſen. Auf einmal aber, als Pamphilus und ſein 
getreuer Davus fid) ganz ſicher mwähnten, überrafcht fie bie 
Nachricht des Alten, Daß die Hochzeit bennod) vor fid) 
geben müffe. 


— Was der Balgendieb nicht alles fpricbt! — 
Ich nehme dies als Exclamation, nidjt als Frage des Als 
'ten an den Davus. Die Anrede wäre gar zu feltfam, und 
zu fehr mit der folgenden ,, Dave*t contraftirend. 


— Sonach, 2Davus, foror! ich von dir, oder, wenn 
ou meynff, bite” ich dich — Das altväterifcye „, fonad) ** 
fteht mit !gutem Vorbedacht, als dem fat. dehinc völlig 
entfprechend, bier — Die Ironie in biefer Stelle wird ſchwer⸗ 
lid) jemand überfeben. 


— Ich bin Davus , Fein Vedipus — Cine 2Infpies 
lung auf das SRátb(el ber Sphinx, meldyes Dedipus allein 
aufzuföfen vermochte. Donat — wenn anders ber Unfinn 
wirklich von ibm ift — übt feinen Wis an biefer Stelle, in» 
bem er einen vielfadhen Sinn berauepreft. „Multiplex 
contumelia, Poteft enim fenem quafi fphingem dixifle, 
id eft deformem monflrique fimilem. Poteft etiam inhu- | 
manum et ferum, ut fphinx, Poteft ctiam per Oedi- 
pum fe ultorem promittere futurum, atque oppre/To- 
rem fapientiae fenis — Facete fe negavit Oedipum, ut 
fenem fphinga effe confirmet, non Oedipum — Bas 
mid) bei biefen froftigen , weit bergebolten Witzeleien am meie 

jten 


82 Re DE vie 


fien wundert, iſt, daß die Dacier fowohl als die dweibr. 
ſene Bemerkung für ſcharfſinnig erfennen! -Affigni 


— In die Muͤble ſchicken — Cet toit la punition 
ordinaire des Efclaves; cn les envoyoit au moulin, 
Comme c'etoient des moulins à bras, ces miferables 
Efclaves étoient employez à les tourner, & à faire ce 
qu'on faifoit faire ordinairement par des chevaux, Ce 
travail etoit fort penible & ils travailloient jour & nuit; 
Tài vu dans une oraifon de Ljfas, que l'on y envoyoit 
aufli La femmes, Dacier. 


Die Stelle des Ayfias (in Apolog. rl: Ts A 
$ox) führt Lindenbrog an: Masıywsucar ugs wurd ip 
wirt, , 
Dritter Auftritt. 

— So zittr' ich für fein Leben — Ejus vitaetimeo, 
In demfelben Sinne fagt ein verliebter Jüngling. im Phor⸗ 
mio II, II, 41. Vobis commendo Phanium et vitam - 
meam, 

— Schuldig oder unſchuldig — Quo jure, qua- 
que injuria, ch verfiebe Das, wie Donat: Proverbiale 
hoc efl: qualia funt, fas et nefas , nolis velis, weſterbov 
fuͤhrt Dabei aus Ariſtoph. Plut, 233. an; K« Jixa uos y Pen 
diews, meldes der Scholiaſt ganz richtig erflärt : «v Tu, _ 
manı reomw ( quovis modo ), $re; Arrixei, 

— Gedanken eines verrüd'ten, nicht eines verlieb» — 
ten Gebirns — Inceptio efl amentinm, haud amantium, . 
Die Paronomafie in amentium und amantium habe id) . 
nachzuahmen geſucht. 

— ^in jedem Salle das Rind aufzuzieben — Quid- 
quid peperiflet , decreverunt tollere, Zum völligen Ber» · 
‚ ftànbnif 


— Jo( — 81 


ftánbnif diefer Stelle dient Donats Note: Majorem re- 
prehenfionem fonat , quicquid peperifet, Paritur enim 
aut mafculus aut femina; et folet juftior effe caufla tol- 
lendi, fi marem uxor peperit. Sed nimii amoris eft, 
non exípectare quid tollas, Die Dacier hat Deswegen ju» 
gefet: fille ou garcon. | 


Vierter Auftritt. 


Myſis wird von einer getoi(fen Archillis, welche bie 
erfte Stelle nad) der Glycerium zu haben fcheint , abgee 
ſchickt, daß fie die Wehemutter hole. Sie fommt jur Thür 
heraus, und ruft — voll Unwillens — die erften Worte 
nod) hinein. 

— Ich babs ja eben erf? aebórt — Audivi jamdu- 
dum, Donar (djàágt hier eine, Erflärung vor, der id) 
folge: Sunt, qui jamdudum, jamprimum intelligant; ut, 
lamdudum fumite poenas, ( Aen, 11, 103.) Dudum fommt bei 
unferm Dichter gewoͤhnlich in der Bedeutung „ſo eben‘* 
vor. | 

— Die Leſbia foll ich holen — Lesbiam adduci ju- 
bes. Man darf fid) nur bie Gemütheftimmung der Skla- 
bin vergegentvärtigen, um zu finden, daß die Kesbig mit 
Stadjerud vorangefebt werde, 


Fünfter Auftritt. 


— Weil er fiebt, oaf ich auf meinem Sinne bleibe 

— Quor me immutatum videt. Immutatus eíl pour 
immusabilis, «t les adjectifs compofez , derivez des parti- 
cipes paflifs, 1e marquent pas toujours une chofe faite, 
mais une chofe poflible, En voici quelques exemples, 
imwotus pour immobilis, infectus pour ce qui ne peut etre 
à fait, 


— WU 0— 


82 — )o( — 


fait, dmvidfus pour imvincibilis , "isdohirur pour indemalilis, 
ainfi donc i. immutatus eſt pour immutabilis, zac. Rang . 

— Ich würde es gemacht baben ... Anders wie bore 
bin — Aliquid facerem , ut ne hoc facerem. Der beftürjte 
Syüngfing beantwortet fid) bie vorgelegte Frage mit leeren 
Morten, weil er nod) immer feine gründtiche: Antwort 
drauf weiß. Wenigfiens, fdeint mir das ber wahre Sinn 
bicfer von Alten und Steuern fo verſchieden gedeuteten Stelle 
zu fepn — Bor ber fennfollenden Beantwortung denfe man 
fid allenfalls eine Paufe. "m 

— So lang unſer gerz unter Sweifeln nod» ſchwankt, 
Fann das kleinſte Gewicht in der Wagſchale es bierbin 
oder dortbin lenfen — Dum in dubio eft arıımus, paulo 
momento buc illuc impellitur. Schon Donat bemerft, 
daß die Ausdruͤcke bier von Schwere und Gewicht beraee 
nommen ſeyen. Und febr richtig ſagt bie Dacier: I» dubio. — 
ft, c'eft quand les deux baſſins balancent de coté & d'au- 
tre, & qu'on ne fait lequel l'emportera, Momenrum, €' eíl 
le moindre petit poids, un grain, de meveo, mevimen, 
momen, momentum: impellere, faire pancher, — f 

— Aber ob Sie gegen Gewalt ausbalten werden — 
Sed vim ut queas ferre. Man füpplire aus bem Vorher⸗ 
gehenden, vereor, wie (don Donar erinnert barz Hac 
vereor fubauditur , # pro ne se» pofuit, ut fit, fedve- _ 
reor ne non queas vim patris ferre. Et, nenonpoflis, 
non damnatio eíl, verum adoletcentis —— con- 
temtum pairis, o 


Zweiter Aufsug. 
Erfter Auftritt. „_ 
— Ich beſchwoͤre oido alfo bei unfrer ʒreundſchaft 4 


und bei meiner Liebe — Nuncte per amicitiam etamo- 
rem 


| Re 83 
rem obfecro, Daß er frine Lieke bier verfteht, Tieat, Ninft 
mic, fon in der Natur ber Cade Und von bes Dame. 
pbilus Liebe weiß er jest nod) nichts; die erfährt ererft nace 
ber. So fdon Zonar: Per amicitiam , fuam et Pamphili, 
Er per amorem, Suum tantum circa virginem, 

ctii Zweiter Auftritte 

.— Cbremes giebt Ihnen einmal feine Tochter nicht 

— Uxorem tibi jam non dat Chremes, Die Partifel jam 

ſteht nicht bedeutungslos hier. [Bene ja». Quod fi non di- KC IP 
xiffet, intelligeret Pamphilus , vel poftea Chremetem 

filiam effe daturum. Sed addito ja», plena fecuritas eft, 

lam enim renunciatio eft perpetuitatis. 


— Du bafi redit; weiter — Recte dicis; perge, 
Die meifien Editoren laſſen das Gríte den pampbilus, das 
Andre den Tbarinus fagen. Andre umgekehrt. ch folge 
(mie Welierb. und die Zweibr. ) 2onaten; R«de aris; 
perge. Vultu enunciandum, Hoc ( námiid) Beides) di- 
cit Painphilus. 


— Nichts von Srauen;immer — Matronam nul. 
lam, m Griechiſchen heißen die Frauenzimmer, die beint 
Berlöbmf zugegen maren , unb die Beforgung aller jur 
SBerbeiratbung gehörigen Angelegenheiten hatten, oepernseus, 
werfimreia, m Coprmieiu und vgeurmeuusa, im fateinifdyen 
Pronubae, ©, Potters Xircbóol. Th. 11, S. 528. 

— $ür einen Groſchen Robl und Backſiſche — Olera 
et pifciculos minutos ferre obolo cet, Der Obolus bes 
trug nad) ber Berechnung Rambachs, in dem. eben atirten 
Siberfe, Tb. Il, ©. 162., zehn unb 1/4Pf. — Backfiche 
— Go nennt man bier ju. fanbe bie jungen, fleinen. 3i» 
* ‚Man vergleiche bei,diefer ganzen Stelle, mae ich aus 

$2 Pottern 


$4 -)o( — 


potrerm am angeführten Orte jum Anfang der vierten Eten 
des dritten Akts bemerft habe. EL 


Dritter Auftritt. id 


— Das tbut (i do fo leicht nicht — Difheile eft, Der 
feurige Liebhaber ift entſchloſſen, feines Mädchens wegen 
alles ju dulden, Uber Zerus, der fid) cuf (iine Gntbte 
dung viel weiß, macht ibm Eegenvorſtellungen. 

— Das fell ich fagen? — Egone dicam? Auf dem 
ib rubt bier ein Nachdruck. Te Ego, swdarır habet ; hoc 
eft, vel quem non oporteat dicere, vel quem non con- 
veniat fallere atque mentiri, Don. — &ben fo die Da⸗ 
citer : Toute la force, toute l'emphafe tombe fur ce mot 
ege, moi. Comme f'il difoit, moi qui n'aime point Pai- 
lumene, moi qui fuis amoureux de Glycerion, moi ABER 
dois ni mentir ni tromper, 


Die Paronomafie in dem Excludar unb Concludar 

bab' id) nad) Vermögen auszudrücden gefucht. | 
— Laffen € ie fich alfo in der Rolle , die ich Ihnen 
aracbe , ja nicht irre machen , Durch oie Beforgnf , der 
koͤnnte wıeder andıes Sinner werden — Nectuea cauffa 
‚minueris haec, quae facis; ne is fuam mutet fententiam. 
Die alten unb recen Srterpreten Magen bier über Dunkel⸗ 
heit. Wie ich die Stelle nehme, jeigt meine Ueberfegung 
binfänalib. Ich babe darin die Dacier jur Dorgängerin, 
deren Note ich der meitern Erflärung wegen bierber ftse. 
» Voici la cor flrection ; nec tu minweris baec quae facis , «a 
caua ne is mutet. uam [ententiam, Er ne chamex vien à. ce: 
| ehojes que ous faites ; C'eft à dire, ace que je v ws eonfeille de 
faıre; ea cau/a, für ce pretexte, me is mutet [uam Jententiam, 
que vous apprehendez que Chremer ne change de fenti- 
ment, 


pete 85 


ment, Minuere, diminuer, pour dire changer, comme dans 
P Heryre , jed non minuam meum conſilium. Mais je me change- 
rai pas de refolution, Die unmittelbar vorhergehenden Worte 
„Nam hocce haud dubium eft, quin Chremes tibr non 
det. gratam **, fcheinen biefer Erflärung das Uebergewicht 
vor derjenigen zu geben, welche Eugrapbius, die Zweibr, 
und Schulze vortragen. 

^0 Denn worauf Sie (ido gründen, Das will íd) 
leicht über'm gaufen werfen — Nam'quod ru fperas, 
propulfabo facile." Davus till fagenz womit Sie fid ju 
helfen gebenfen , das ift nichts, das mill id) Ihnen leicht 
in feiner Blöße zeigen. 


win 7 '* Ovdffter Auftritt. 

' — fun, was fpricht Meiſter Davus? — Der Alte 
ift gutgelaunt, teil er wider Erwarten ſeinen & obn fo at» 
boríam fand, Videtur illi blandius locutus cfle , faat 
Donat febr treffend. Deſto elender Bentley: Eri omnes 
codd, repugnant, legendum tamen puto , Qud, Dave, 
narrat , fc. Pamphilus , qui fuperiori fcena cum Davo 
domum ibat. 


— Das árgert oen Burſchen — Hoc ma!'e habet 
virum, Bei bem lesten Worte (aat Donar vollfommen 
richtig: Advituperationem cum ironia; ad laudem vero 
fine ironia. Diefem folgt aud) bie Dacier ! Cela fait en- 
rager ce fin matois, 

^ b! Rindereien — Puerileeít, Die Sweibr. bat 
bier folgende Note, die in ber Hauptfache beim Donat fon 
votfommt: Videtur Davus nunc quaerere, quid refpon- 
deat; et ad quam caufam derivet avería fufpicione tritli- 
tiam Pamphili, quam animadvertit fenex, ^ Sed forfan 


8 3 fic 


86 — )o('-- 


fic tergiverfatur, ut id qvod quafi irridens feni dicere 
g«flit, Simo, quem curiofum fecerat, juſſu fuo fe.ex- 
preſſiſſe credat, Die zweite Vermuthung ſcheint miraflere 
binas bie richtigere zu fenn ; denn Davası ijt viel zu ſchlau, 
als bafi er vorfärlich. eine Frage veranlajlen folte, obne zu 
willen, mas er darauf antworten fónne, : wir 


— Kr meynt, der Aufwand werde zu Fara einge, 
ridtet — Ait, nimium parce facere fumtum, Ich 


bin bier abermals mit ber Dacier einverftanden, „Na 


evité de dire, se facere, vous faites, il a dit fimplement | 
farere , quon. fait ,„ comme f'il craignoit de VM le 
vieillard, 


— Kaum für seben Drachmen bat er — 
laſſen — Vix, inquit, drachmis obſonatus eſt decem. 
Nach der grinblien Berechnung Rambachs in Der Pots. 
tericben Archäol. Th. I. ©. 156f ijt ($ ju wenig, menn 
man, nad) ber gewöhnlichen Angabe, eine Tadime nur auf 
drei gute Groſchen (bát. Vielmehr ift. der Werth derfels 
zu 5 Gar. 1 1/2 Pf. anzufezen Zu einem Hochzeitſchmauße, 
indeſſen war, aud) nad) dieſer erhöheten Angabe gerechnet, 
Der Aufwand — von 4 leichten Gulden jum hoͤchſten — 
immer. unbegreiflich karg. 


, 77 Von meiner Seite foll ſchon aeforat werden, dag 
alles in der dronung gebe — Ego, i(lhaec recte ut 
fiant, videro, Donat b merft irgendwo in benliStoten ju. 
zu unferm Lujifpiele , daß auf dem Ego , menn es eine 
Rede anfüngt, “mal eın befenbrer Stadbrud liegt. | 

— i tr Schalksknecht — Veterator, ,, Servus. vetera- 
tor (fag! Schulze b, b. €t.) unb novirius fiebn.— fonft. 
einander entgegen, — Hier aber iſt veierator fobiel als 

. callidus, 


" 
LJ 


ide. 


—)o( — M 87 


callidus, aftutus fervus ; ein after Gaubitb, waveveyincs. 
€» fonimt 73 "mebrmalé beim Plautus bor, aud) beim 


H ict 


Cit. Wr 54. ». : 


Dritter Aufzug. 
Ecſter Auftritt. 


— Das iR der erfie Schurkenftreich, welchen mir 
der da fpielt — Haec: primum adfertur jam mihi ab hoc 
fallacia. Die Dacier uͤberſetzt: Premierement c'eft de ce 
coquin, que vient la friponnerie, Unrichtig, wie mir 
deucht. Ich folge Donsten: Bene primum: quali ex mul- 
tis, quas paraverat Davus contra reger 


— Diesmal , Davus, baft on Die Seiten. (colecbt 
vertbeilt in. deinem Stuͤcke — Non fat commode divifa 
funt temporibus tibi, Dave, haec. Die -Dacier madt . 
biergu Die’ (dóne Anmerkung ; C'eft une figure prife du 
theatre, Dans une piece il faut que les tems foient me- 
nagez, de maniere que tout fe fuive, et que ce, qui 
doit etre au cinquieme Acte, ne paroifle ni dans le fe- 
cond, ni dans le troifieme, Simon reproche doncA 
Davus, d'avoir mal obfervé cette regle, en faifant ac- 
coucber Glycerien fi promptement ; c'eít ce que nous di- 
fons prendre le Roman par (a queue, 


— Oder baben deine Schanfpieler ibre Rollen nicht 
recht einffudirt? — Num immemores difcipuli ? Der 
Alte fährt in*feinen Ausdrücken, vom Theater hergenome 
men, fort, Difeipuli , fagt bie Dacier, font les Acteurs, 
le Poete f'appelloit Magier & Doctor. Zum Beweiße, 
bof (don die Griechen darzın und A2zexa^s fo gebraucht 
baben, führe ich eine Stelle aus Aucians Cimon an, to 

54 der 


$8 rit mm 6 Com 


der Schmeichler Bnarbonides faat, er babe für ibn (dem 

Timon) eins von den allerneueften Bachusliedern mitge- 

bracht, um es bei der Mahlzeit vorzufingen. — A922 wu 

suumericr y a; xarorıTı Fe) Cue. Tor viohdenrur UF ven Bay 
Ku selon. Dabei macht Saber die Anmerkung: «exer 
ad exufu; theatricas pertinet ; inde illa frequenter legas, 
Kuuulidarnurg , Tearyulidxc kac , 39v. au edi xe xuAes, quin 

etiam aliquando 2?«ex&s; fimpliciter pro * qui drama 
| aliquod edit, ' 


Zweiter Auftritt, 0000 +. 
— Gebt ibr nun fürs Erſte ein Bad — Nunc pri- 
mum fac, ifhaec ut lavet. Die Dacier bat bier fol- 
gende Note : C’etoit la coutume en Grece, dés qu'une 
femme etoit accouchée, on la mettoit au bain, ]lya 
fur cela un paffage remarquable dans Callimague, & un 
autre dans Lucien. lflbaec eft un nominatif fingulier pour 
ifa, On f'y e(t trompé. Worin man fid) betrogen bat, 
mochte bie gelebrte Frau aus meibliher Gdjamboftigfeit 
nicht fagen. Nähere Ausfunft darüber giebt Donats 
Note , die fie ohne Zweifel damit meynte. Es heißt bier: 
"Terentius propius ad fignificationem acceffit , #faee di- 
cendo, ne pudenda nominaret — Macc quae ex puerpe- 
rio fordebant. Quidam ifaer ipfam puerperam dicunt. 
fic enim et Menander Asvrarı «i, fed imperitiae accu- 
fantur, quod non continuo folent poft puerperiuim la. 
vare , fed diebus omiflis, m 


Id fann nidt láuantn , daß ih Donats Meynung 
POI Man verbinde einmal das Vorhergehende da» 
mit . . , Signa ad falutem omnia hwie effe video, Nunc | 
primum fac, ifhare ut lavet, Wozu bie augenblidlidye 


Wieder 


— )o( — 89 


Miederhofung des iflhaec, ju bem huie, wenn in beiden 
Fällen bie ganze Perfon verftanden würde ? Auch dünft 
mir das ifthaec , wenn man'é auf die Glycerium zieht, eis 
nen verächtlichen, bier ganz unerwarteten, Ton zu bezeichnen. 
Die Stelle des Aallimacbus, von der die franzoͤſiſche Ue— 
berfegung ſpricht , ift" ohne Zweifel Hymn. in Iovem 
V. 15. fqq. 

Erde c'emu parue py «uy uaibuxmTe XeATMY, 

Avr'xx Glare ger ares , oa peces 


Avuuarz zoTAwCAiTO , Tto» Pr yeeTE Deicci 
LT , -€— . 


p Als du deiner Mutter grofen Shoos verlaffen batteft, 
fiebe! da fuchte fie ftrafs einen SBafferbad) , um die Unreie 
nigfeiten ber Geburt abzumafchen, und deinen Körper zu 
reinigen, 4 

Uber eben diefe Stelle fcheint mir mehr wider ale für 
die Meynung der Darier zu fprechen. 


— Der bat mich zum beffen — Irrideor, Der 
Alte wird böfe, weil Davus feinen Scyarfblid in Zweifel 
zieht. 

Die Stelle von 20. 31. Multa concurrunt fimul big 
$3. 35. Puerum ut adferret fimul wird in vielen Ausga— 
ben auf des Alten Rechnung aefegt. Uber offenbar gehört 
fie , fo mie das Vorhergehende „jAudivi et credo,, 
und das Folgende „Hoc nifi ft — muptioe,, bem 
Sklaven. Bentley , bie Dacier und Andre baben das 
umftünbííd) bewieſen. Und fon Donat fdbeint fo 
abzutheilen ,, Bene fubjunxit, crede; non enim audiffe, 
ftatim credere eft, — Multa concurrunt fimul, Reftat enim, 
ut multis concurrentibus fignis, una conjectura confle- 
tur, Noch deutlicher f&ugrapbius : Audivi inquit , con- 

8 5 fcius 


go =. )oEt— 

fcius non fum ,:qnia.auditu ifla cognovi,. Sed incipit. - 

quaeftio per locum communem, an a me creden 

fit; adjungit. argumenta ex pluribus rebus, Er, credo, 

Avent inquit , concurtunt, 1 not 
— Welche zualeic ein Kind —— mußte — 

Die Ausleger bemerken, daß Schelmenſtreiche dieſer Art 

febr haͤufig in Griechenland vorkamen. Nemlich an Nite- 

teln und Gelegenheit dazu fonnte e$. in einem Lande wicht 

fehlen, mo täglich fo. viele Kinder ausgefet wurden, 

— Was haft Du?... Aber da du wußteſt — 
3tad) Quid ais benfe man fid eine. Paufes in welcher bem 
nad)finnenben. Alten ein neuer Zweifel aufftößt. 

— Lind nunmehr gebn feine Gedanken aufs geiras — 
tben — Nunc fibi uxorem expetit, Er fagt nid)ty mec - 
bie Perfon fen, die Pampbilus fid) zur Gattin roünfdes - 
ein gefiffentlicyer Vorbehalt, (denn. er konnte eben fo. qut. 
die Olrcerium als die Dbilumena meynen) wie Schule, 
nad) Wefterboven, anmerft. 


. Dritter Auftritt ] 

— Was ich obnebin nicht würde zugeben Sópigii c 
Neque me perpeti, Die Dacier ſcheint mir bas voll⸗ 
fommen richtig zu erflären. ,, [1 veut dire, que lui- meme. 
il nc pourroit pas fouffrir, que fa fille demeurat avec un, 
homme. „qui la traiteroit fi mal & qui auroit une mai- 
trelle, ^ 
Bei den unusitielber vorhergehenden Worten „non 
poffe arbitror , ique illum | banc perpetuo habere** 
mad Donat die Rote: Ax$do de indu(lria pofuit, 
aut utrumque fignificat, Cr will (agen, die Worte ftoen. 
gefliſſentlich fo gefteut, daß man mi lam ober hanc bie 
Con 


—)o( — 9U 


Conſtruction anfanaen koͤnne; ober Der Alte wolle überhaupt. 
fagen, Die jungen Leute würden, fich. nicht zufammen- eere 
tragen. ‚Meine Ueberſetzung iſt dieſem — inne wenig— 
ſtens nicht tidal 


n» rer ^ 


^io — ———— Auftritt. 


— wo Bleibt die Braut? es will Abend werden 
— Cur non arcefitur ? jam advefperafcit. In vielen 
Ausgaben beift e8: cur «xor non árceffitur? Daß uxor 
ober nupta fuppfirt werden müſſe / ijt Feine Frage. Denn 
die Braut wurde gegen Adend aus dem Haufe ihres Vaters 
in das Haus des Brautinams auf einem Wagen geführt: 
Dieſe Zeit, und in nod) áltern Zeiten die Naht, wurde 
hiezu gewählt, meil fie am ſchicklichſten war, die jungfräu- 
lide Schaam zu verbergen. Porter, dem ich diefe Bemer— 
Jung verdante , führt dabei bie Stelle aus dem Catull 
(Carm. 61.) an: 


i. Vefper adeft; j juvenes confurgite, vefper Olympo 
Exfpcétata diu vix tandem lumina tollit. 
Surgere jam tempus, jam pingues linquere menfas.: 
lam Veniet virgo, jam dicetur hymenaeus, 


Der Tag, an welchem bie Braut ihre bisherige Woh⸗ 
nung verließ, wurde als ein feſtlicher Tag gefelert, und 
Teerxzizurngıa genannt. Wie es (d:eint, begieng man ihn in 
ihrem väterlichen Haufe, ehe fie-Daffelbe verließ; denn er 
mar von der Hochzeitfeier unterfdbieben, Die im Haufe des 
Brautigams angeftellt wurde, und gegen Abend ,. wann 
die Braut anfam, ihren Anfang nahm. S. potere Ars 
chaol / Th. H, ©. 527. f. 


- DO 


I 


92 mueve re 


— Ich muß gefteben, avus, vorbin hatt' ich ei⸗ 
nen Fleinen Deroacbr gegen did — Ego dudum nonni- 
hil veritus fum, Dave, abs te. ies iff bie Stelle, die 

ich ſchon oben einmal unbeftimmt anfübrte ,^ eo Donat 
bemerft , taf Ego ju Anfang der Rede allemal auf einen 
befondern Nachdruck hinmeife ,, Semper gravis inceptio ora. 
tionis , quae exordium furnit a pronomine, ego- v Hier 
baben mir jugfeid) einen neuen Berveiß , daß dudum beim 
Zerenz faft immer in. der Bedeutung „vorhin , fo eben, 
porfommt, Noch deutlicher erbetit e$ aus dem zwölften 
35. unfrer Scene: narro huic , quae tu dudum narrafli 
mihi, 


— D. Tod und Derderben ! C, Wie? was ſaateſt 
du? m. O unveraleicblido. ſprach ich D. occidi. S. Hem, 
quid dixti? D. Optime, inquam factum, Auf biebeiben 
Wörter, occidi unb optime, muf man befonders hier mer⸗ 
ten. Das erfte namlich faat Davus etwas [eife , daß der 
Alte nur den obngefähren faut davon hoͤrt. Wie baber 
Diefer ben Sclaven fragt, mas er gefproden babe , fo fagt 
ibni derfelbe das mit occidi giemlidy gleichlautende optime, 
Diefe Unmerfung rührt vom Donar ber: Bent ufus eft 
uses, occidi et optime, ut limilitudine falleret andien- 
tem, Ich babe mid) bemüht, jene Aehnlichkeit des Laute 
in meiner Ueberſetzung nicht verloren gehn ju laffen. 


— ber fage, wo ifi er gegenwärtig? — Age igi- 


tur ; ubi nunc eft ipfus? Donar, und ibn: haben es die - 


folgenden Interpreten fomt und fonders nachgefchrieben, 
bält diefe Frage für ſchlau (caute fervus calliam interro- 
gationem fenis paratus excepit), Er meynt nàmfid), der 
Alte traue bem Sklaven immer nod) nidjt , unb fude ibn 

des we · 


J 


= Jot 93 


des wegen auf einem Widerfpruche gu ertappen. Uber Die 
unmittelbar vorhergehenden Worte ,, Corrigere mibi gna- 
tum porro enitere — Potes nunc, dum animus irrita- 
tus eit““ (einen zu verrathen, daß Diesmal Sims nichts 
Arges fid) träumen laſſe, alfo-ganz unbefangen frage. 


— In die Mühle — ©. die Anmerkung zur zweiten 
Scene des 1. Acts. 


— Meinen gerrn hab' ib betrogen; feinem Sobn’ 
eine Zeirath an oen Zals aeworfen — Herum fefelli; 
‚in nuptias conjeci herilem filium. Unter dem gerrn ift, 
mie man leicht fiebt , der Alte hier gemeynt. Die zarte ez 
roiffenbaftigfeit, bie einen Davus fo auf einmal, felbit ges 
gen den Eimo,anmandelt , fonnte manden befremden. 
Allein er redet bier vollig Die Sprache der Leute, die aus 
Unzufriedenheit und Aerger über ihr eignes Benehmen alle 
erfinnliche Vorwürfe gegen fidb haufen. Ich babe in diefer 
Bemerfung ben Donat jum Vorgänger: Haec enuinera- 
tio caufarum eft, qua magnifice ( mirifice al.) exaggera- 
' vit errores fuos, 


— Das find mir Pfiffe! — Hem aftutias! Andre 
lefen: h. aflutia, - Aber Donat entfcheidet für das Erftere: 
Pluraliter dixit afarias, quafi is, qui abundet aftutiis, ut 
ei una non fufficeret, 


Fünfter Auftritt. 


Ubi illic eft fcelus cet, Scelus ftebt hier für fcele. 
flus, unb bat deswegen das Pronomen männlichen Ge; 
ſchlechts ( illic i. ille hic ) bei fid. Ein aͤhnlicher Fall fin» 
det fid Eun, I], 3. 10, Ut idum dii deaeque fepiup, per« 

aant 


94 — )o( — 

% 
dant, qwi me hodie repertus eft, Hier ift — 
fenex (das DIE firactum für's Concretam ) aefebt, — 


— Servon' fortunas meas commiſiſſe futili! — Das 
Mort futilis erflärt Do nat in folgender Sete : Fatili) 
Levi. Nam a vafe, quod fursle dicitur, quod non depo- 
nunt miniftri facrorum, quod.eft acuto fundo, et pa- 
tulo ore, eoque inftabile eft, — Noch umftändlicer —- 
davon ber Säholiaft des Statius zu Theb. Vill, 297.: 
Futile vas ctt quoddam lato ore, quo utebantur in facris 
Veflae, quia aqua in facris Veftae in terra non ponitur, 
quod fi fiat, piaculum eft, — Ideo excogitatum eft vas, 
quod flare non poffet, fed fi pofirum, flatım félidéfe- 
tur, Unde et homo commifla non retinens futs * 
tur, contra no» funis, bonus ih confiliis, ^ 


— Komm’ icb diesmal mit. beiler xsaut. Davon, fo 
weiß ich gewiß, Fein Unfall in meinem Leben ſchadet 
mir weiter. Pofthac incolumem fat f«io fore me, fi de- 
vito hoc malum. Gebr richtig fagt babel Domar: Sic di- 
cere folemus in magno periculo pofit!; nunquam nos 
periclitaturos , fi illud periculum poruerimus evadere, 


— Siehſt da — in welches Labyrinch deine ſchö— 
nen Anfebläge micb gebracht baben? ib, Ich will Sie 
fdbon wieder berausbringen — \iden’ me tuis confiliis 
mife rum impedirum elTe ? D. At jam expedram, Die pae 
— ronomafie in impeditum und expediam bab' ich nadgu» 
abmen gefudjt, Bene ad impeduum, expediam retulit, ſagt 
Donat, à / 


T 
— Was verdienft du? iD. Den Galgen. Quid me- 
ritus? Crucem, Donat madt hierzu eine ganz wahre, 
aber 


* 


putem. 95 
aber in der Lesart nicht unverdorben auf sung gekommene 
Note. Ich citire alſo lieber, was Kugrapbius bemerkt: 
Seinper pietas commovetur iratis ; fi illi, qui in crimine 
- conftituti funt, fe poenam meritos efle fateantur, Id- 
circo adjecit fervus, crucem, Et ab Athenienfibus haec 
“lex fuerat conftituta, uti damnatis poenae proponeren- 
"tur; ut eligerent quam vellent: et fi leviorem eligerent, 
.graviore afficiebantur, Cs nimmt mich wunder , af 
' niemanb bier bas Beifpiel des Sofrstes angeführt hat. 
SBefanntlid) fragten nad) gefchehener Anklage aud) ibn feine 
Richter, roelde Strafe er verdient zu haben glaube, Seine 
Antwort war: daß man Zeitlebens im Prytaneum (Dem 
Stadthaufe zu Athen) auf öffentliche Koften mich 'unter- 
halte, Dadurdy aber wurden jene Böferwichter nur noch 
mehr erbittert. 
HIIINZE * 


DBierter Aufzug 


9 Erſter Auftritt, 


——— — Anfangs zwar geben fie ſauer dran, allein ibr 
Intereſſe zwingt fie, Nein zu ſagen — Et timent, et 
tamen res cogit denegare, In den gewoͤhnlichen Ausga- 
ben werden dieſe beiden Glieder von einander getrennt. Aber 
ſchon Donat verband fie zuſammen. Bis numeró fubau- 
ditur denegare, Aehnlich mit mir bat bie Dacier überfekt: 
ils eraignerit d'abord de le faire, niais enfin leur interet 
N y éblige, 


^ — Bier, wo fie's Urſache bitten. + fino fie vidit i in 
der deringften Verlegenbeit ; dort, wo fie's nicht Ur 
ſache haben, fino die gerrn verlegen. Hic ubi opus eft, 
non verentur: illic, ubi nihil opus eft, ibi verehtur, 
7,5 Bei 


96 sn 
Bei ubi opus eft, fo wie bei ubi nihil opus eft ‚-fuppfire 
id), was mir das 9tatürlid)ftetünft, vereri, Die Smeibr. 
und andre verftehen das Erſtemal, ubi promiffis flare dc- 
buerunt, unb das Undremal, ubi promittere aut dene- 
gare poterant, Es müßte denn fepn , daß biefe Worte 
blos zur Erflärung der Sache daflünden. Als Parallel» 
ſtelle führen bie Ausleger bier an Plaut Epidic. H, 1, I. 
Plerique bomines, quos, cum nihil refert, pudet: 
ubi pudendum eft , 

Ibi eos deferit pudor , quum ufus e(t ut pudeat; 
Bentley lieft übrigens diefen Vers folgendermaßen: 

Si roges , nil pndent hic, ubi opuft; illic ubi, 

Die Urfache biefer Veränderung ift ibm, weil das non ve- 
rentur in einer febr alten Handfchrift, bie er felbft hatte, 
in ben Cod, Regio des Kindenbrog , und beim. Eugra⸗ 
pbius fehlt. 

— Dadurch dewinnft du nichts. D. allerdings. 
Wenigftens werd’ ich ibn damit ärgern. — Nihil pro- 
moveris, Multum. Moleflus certe ei fuero, Die 3weibr. 
giebt das multum zu bem Folgenden. Aber Donat fagt : 
Multum, Subauditur, premevee, So aud) bit Dacier: 
cela ne vous fervira de rien: de beaucoup; je lui ferai 
de la peine. 

— Ta, ja, ou baft vorbin Worte — mit 
deinem Vater — Seio, cum patre altercafli dudum cet, 
Ades Ironie. Er will fagen: bein Vater muß recht gutzu 
ſprechen ſeyn auf dich, teil es ibn fo wenig koſtete, bid) 
ju der Heirath zu bewegen. Er urtbeilt nad) demjenigen, 
was fein Byrrhia ihm gefagt batte. LE 

— init = 


—Jo(.— 97 


— Mit Zaͤnden und Süfen "zn arbeiten, Tag und 
Nacht, Leib und Leben orah zu wagenzc. — Conari 
manibus , pedibus , noctesque et dies, capitis pericu- 
lum adire cet, Die Stveibr. ziehen noctesque et dies zu 
capitis periculum adire, — Ich folge lieber ber gewoͤhnli— 
chen Sjnterpunction, melde aud) Donats Note zu beftätie 
gen (eint, |, Ad id intulit, quod ait fupra, Quem ego 
«redo manibus , pedibusque obnixe omnia facturum, ' Et accufa- 
tivo cafu fine intermiffione fignificat , Nodes et dies, Ma- 
vibus , pedibus , vmsgßerınwg I 


— ber an meinem Beftreben feblr's gewiß nidor— 
At facio fedulo. Donat: ideft, ex animo, et fine dolo, 
So aud) Schulze b b. St. Mir bünft bie andre Bedeus 
tung von fedulo (emfig, betriebfam ) diefem Zufammene 
bange anpaffenber. 

„2 — Recht gern — Cupio fe, te miffum facere. Ich 
- Btgreife nicht, wie bie Dacier das uͤberſetzen konnte: je ne 
demande pas mieux, 

— Was ? jest eri? — bem, nunccine demum? fc, 
quaeris, Aus Ungebult wuͤnſchte er, Davus möchte (don 
fertig ſeyn. : 

Zweiter Auftritt, 


Der dritte D. biefer Scene wird auf verfchiedene Art 
gelefen und abgetbeilt. Ich folge, teil ich feine Gründe 
zum Gegentbeil fehe, der gewöhnlichen Lesart: 

Pam, Myfis, quid eft? My, hem, Pamphile, optu- 

me te mihi offers, Pam, Quid e(t? 
Dagegen die Zweibr. 
Pam, Myfis, Ay/. quid eft ? hem, Pamphile, op» 
tume mihi te offers, Pam, quid eft? 
e Wenn 


98 -3é€-. 78 

Wenn biefe Yenderung gelten follte, fo wuͤrd' ich flatt beg 
Erjtern, Quid e(l, lieber, Quis eft, fefen, wie 2Senrloy, 
der e$ in einer Handſchrift gefunden bat, vorſchlaͤgt. Co 


auch die Dacier: Qui eft ce? — Aber,’ mie arfagt, ich 
finde es unnöthig , bie vulgäre fesart zu verlaffen. 


Vierter Auftritt, 
20 7 Was dir allzeit zu Gebot ſtebt — Diefe Bedeur 
fung von expromta fdeint mir bier pajfenber zu ſeyn— 
oe, wiees Donat erflärt, und Schulze wiederholt, in 
medium prolata, oie Anwendung der Gefcbid lichkeit. 


— „ol dir etwas Gebäfb da vom Altar — 
Ex ara binc fume verbenas tibi, 


Zur Erklärung diefer Stelle dient folgende Note ber Dar 
cier „Scalger le pere. a ecrit , que cet autel,i dont parle 
Terence, eff Pautel, que Pon mettoit ordinairement 
fur les Theatres, | Quand on joveit nne Tragedie» 
l'autel etoit cchfacré à dacchus; & quand on jonoit une 
Comedie, il etoit confacré 4 Apollon, Mais fi j'ofe dire 
mon fentiment apres un fi grand homme, il'me fem- 
ble, que ces autels de Theatre ne font rien-ici; on ne 
regarde pas cette avanture comme une Comedie , mais 
comme une chofe, qui fc pae dans la rüe; c'efl pour- 
quoi il faut que la vroifemblarce y foit ; & elle ne peut 
y etre, fi Von employe ici un de ces autels de Theatre, 
A Aıhenes chaque mailon avoit fon autel prés de la porte 
de la rüe; on le coivroit d'herbes nouyelles tous les 
jours, & Terence parle ici d'un de ces autels — Die 


Sweibr. lefen najb der Bodl. Danbfdrift: ex ara bine wurd — 


benas tib. und madben dazu die Neite „Int. fume , fetii- 
nantius fe, loquitur, Indeſſen Donat ſowohl als "Fue 
grapbius haben das fume, — Xber 





= Jol — 99 
— Xber wie wandelt dich auf einmal oie Gewiſſen⸗ 
haftigkeit an? — Nova nunc religio in te ifthaec incefüt, 
cedo ? Ich nehme cedo bier für, fage, fag’ an, nicht für, 
gib ber (den Knaben), wie Donat und die Dacier 
«8 verftehen. 


7.0 Yet maf ich einen andern Plan einfchlagen — 
Repudio confilium , quod- primum intenderam. Sein 
voriger Pian gieng-ohne Zweifel dahin, ben Vater des 
Pamphilus zu benachrichtigen, bafi man einen Knaben vor 
feine Thür hingelegt habe. Dieſe Bemerlung verdank” id) 
der Dacier. 


Fünfter Auftritt. 


— Sprichſt du mir ein einziges Wort, auffer was 
ich dich frage, fo nimm dich in 2(cbt — Donat zieht . 
Cave faxis zufammen ; man müßte alfo nad) Unum fupe 
pliren, refponderis, wie die Zweibr. wirfli thun. ch 
verbinde lieber: Verbum fi mihi unum — faxis, und 
nehme das drohende Cave als den Nachſatz. 


: 

— Was”? du drohſt mir? — Maledicis? Ich halte 

es am ſchicklichſten, eine Frage bier anzunehmen Co 
qud) Welterbov und bie Dacier: Tu me menaces? 


— D. wo Fommt er ber? fag’s lant. M. von 
uns — D. Unde etl? dic clare, M. A nobis, Weller» 
bo» ließt dafür: s vobis, welches ſich aud) in einigen 
Handfhriften und alten Editionen findet. Ob aber» mie 
Schutze verfichert, Donat diefer Kesart folgt, ftebt.nod) 
febr dahin. Denn die Note, worauf dag gegelindet wird, 
gehoͤrt nicht einmal hierher.“ &. die Lindenbrog- Zeuni⸗ 
ani Edition.) Eugraphius bingegen bat offenbar , a 

(5 2 nobis 


" 


-— 


Ico us 53 o 


nobis, und, tie mir bünft , vollkommen richtig. - 

a nobis, aus dem Haufe , worin. Glycerium und Myſis 
wohnten, fam der Knabe eigentlib; aud) ijt das bie paſ⸗ 
fende Untwort auf die Frage, unde eft? — Aber, erine, 
nert dagegen Schulze, „ſagte fie a nobis, mas bewog 
dann den Davus jum Laten? worin lag alsdann Die im- 
pudentia meretricis?,, Darauf antivorte íd) für's Erſte: 
der Sall , Jemanden ein Kind vors Haus zu legen, ift 
auch unter uns heutzutage nidjt fo unerbórt; unb bie Urs 
fate, warum das geſchieht, felten ſchwet zu begreifen. 
Bei ben Alten war e$ eben fo; morüber id), ber Kürze 
wegen, nur auf die zweite Scene im dritten Act vermeife, 
mo Davus hinterliftiger Weife feinem Herrn fagt, daß man 
von Seiten der Glycerium etwas dergleichen im Schild 
führe. Alſo das Lachen des Davus erfolgt ganz natürlich, 
und für den Chremes war ee nad) demjenigen, was er bon 
des Pamphilus Aufführung wufte , nicht fer , auf die 
Glycerium zu rathen. Auſſerdem poft = vobis beffer zu 
dem ganzen Benehmen der Myſis. Cie getraut immer 
nod) nidjt recht, mit der Epradye heraus zu rüden ( &. 
$5. 22.), weil fie nicht weiß, woran fie eigentlich ifft — Das 
Folgende: mirum — meretrix führt den Chremes der 
Spur immer näber. 


Eine ähnliche SDarietát der Lesart findet fid) $3. 26. 
Die S »eibr. baben : | 
M, Veitri. D. Cujus veftri? 
Und machen ju dem erſten veflri bie Roter Al. nofrij ae- 
que ma e, ut antea vobis. Diefe Bemerfung , vermuth’ 
ich, gebört ju dem zweiten Veftri, denn das Erftere lefen 
alle Ausgaben, bie id) kenne. Aber fiatr des Andern ift 
die gewöhnliche Yesart; Cujus noflri ? Und diefe haben 
Ion 


" N (o (^ 301 


(ben Donat und fugrapbius. Ueberhaupt fann id) 
weder innere nod) áufere Gruͤnde finden, davon abzugeben. 


— Schafft ou nicht augenhlidlich den Jungen 
weg — Ih verbinde zufammen : Nifi puernm tollis 
jam. So aud die Dacier: fi tu n'otes tout à l'heure 
cet enfant. 


— ba die Rabenäfer — hem fcelera! Ich ziehe das 
auf die Glycerium und ihre Weibsleute, alſo in derſelben 
Bedeutung, wie fcelus »ben, IM, 5, J., und ſonſt öfters, 
worfemmt. Hancftcb daher als Gegenfag gegen die Uee 
brigen; dieſe bier, nä. alid) Die Myſis, mag man ac. 


Sechſter Auftritt. 
— Sie ift uns ntriffen, cuf immer entriffen! — 
Nos quidem pol m /eras perdidit, ‚Wörtlid : fie bat 
uns Unglädlidye verlajjen. 


Sn diefer Scene fommen einige Aeuſſerungen vor, die 
den Charakter der Chryſis in einem ſchoͤnen Lichte zeigen. 
Dem fremden Mädchen, der Ölycerium zu gefallen, bere 
lieg fie Freunde und_ Vaterland, um ju Athen jener Wels 
tern aufgufud)en. Selbſt, mas ihr am theuerjien fion 
mußte, ihre Ehre opferte fie der Liebe zu dieſer endlich auf. 
Aehnliche Züge von ihrem Edelmuth enthalt die fünfte 
Scene des erften Acts, wo Vamphilus ihre lebten Worte 
(tbr affectvoll wiederholt. , 


— Soll ib nun, fremd wie ich bier bin, einen 
Procef anfangen ? was dabei berausFommt, weiß ich 
ſchon von Andern ber — Nunc me hofpitem lites fequi, 
quam hic mihi fit facile atque utile, aliorum exempla 
6 3 commo- 


Im Kw ^ 


. 102 : — )o( — 


commonent; Die Dacier bat aus dem Tractate des Zeno⸗ t. 


pbon s Adnyaor zie ble Schwierigkeiten ausgejeiche 
net, womit ein Fremder, der ju Athen proceffiren wollte, 
zu fämpfen hatte. „Die Proceffe nabmen bier faft fein 


Ende, theils, weil die Athener in fo viele andre Geſchaͤfte 


verwickelt waren , theils, weil alle Augenblicke ein Feſttag 
einfiel. Da auſſerdem alles aufs Volk anfam, fo mußte 
man die Gunft deſſelben durch allerhand Mittel, vorzjüg« 
lich mit ſchwerem Gelbe, zu gewinnen fuden, Endlich bee 
o. Fam ein Fremder gegen den Einheimiſchen, ober aud) nur 
Einwohner , felten Recht. ^ | 


a. Detrüger , Erbſchleicher , Bettler — Nach Sy- 
cophantam nehm’ ich ein Comma an. Go fon Donat, 
bem Bentley und Wefierbov folgen: Sycophantam fubdi- 
ftingue; et fic infer fequentia, Bei diefer Stelle citirt 
Weſterhov eine ariedifde aus bem Stobäus, und zwar, 
wie er fagt, Tit.96. e Menandri yımıya, In meinem 
Stob. (von Conrad Gefner, Züridy 1543.) ift e$ Tit. 94. , 


und als Quelle ift. nicht Mienander , fondern Euripides 


angegeben. Die Stelle ift folgende: 
Evxa3 4Qporyrey igi, l'ogyut y wm, 
Kar mx Myr Lost TyTS y«p Mti» 
Erima, ner veges2u9 wros, TW. Außen, 
Kui rvxedzvTr, syDvg 6. vo vqiDarion 


Exwr xarurai, zur ad x pt veg run 


„Der Arme, o Gorgias, wird gewoͤhnlich verachtet, wenn 
gleich ſeine Forderung bie gerechteſte ift z denn man glaubt, 


er thue dieſe blos, um was zu bekommen. Hat Jemand 


einen zerlumpten Rock an, gleich iſt man mit dem Namen 
Betrüger da, geſetzt audy, daß ihm das größte Unrecht wi⸗ 
derfahren wäre, 4 , 

Nolo 


» J 


m Am YE tro 103 


Nolo me in tempore hoc videat fenex, Warum er 
"son feinem Alien nicht gern gefeben feyn möchte, (aat Do= 
" mat: Simo enim cum Chremere ett. Propter hoc vi- 
deri non vult, ne ejus uratur apud focerum teftimoni», 
rem effe Pamphilo adve: fus olycerium; ei rurfus nuptiae - 
conürinentur, | 3 


- 


Sünfter Aufzua- 
——— Gifter Auftritt. 


— Sieh nur, wie die Regierde, Deinen wed zu 
erreichen, dich fo unbillis macht — Vide, quam iniquus 
fis prae ftudio, dum 1d efficias quod cupis. Diefe In⸗ 
terpunctien und Ueberſetzung zeigt von (cloft , voie id) die 
Worte verficbe. Ich nebme dum für dummodo , wie es 
öfters vorfommt. Bentley, unb nad) ibm die Zweibr., 
jegen nad) ftudio ein Colon oder Punctum. Absr fon 
Welterbop, wie id) eben fehe, bat bie von mir gegebene 
Abtheilung. 


— Ib ließ mib darauf ein, fo Tang? es aeben 
Fonnte. Sür jest Fann es nicht geben ; gieb dich alio 
Orein — incepi, dum res tetulit, nunc non fert, fe- 
ras, Die Spielerei in Dem verſchiedenen Gebrauche des 
Worts ferre hab’ id) bod) einigermaßen nadyjuahmen ger 
ſucht. 

Zweiter Auftritt. 


— Mann, Ankunft, Zeitpunct — in meinem Le, 
ben fand’ ich das nicht fo erwuͤnſcht beiſammen — Ego 
commodiorem hominem , adventum , tempus non vidi. 
Zindenbrog fand in einer Handſchrift adventum ad tem- 

6 4 pus 


104 —)o( — 
pus, welches bie Smeibr. vorziehet. Mir důntt die ältere 


Lesart, aufferdem, daf fie ungleich größere m ! 


viel ſchoͤner und natürlicher. 


— Seierliber Ernft berrfcht in allen * — Tri- 


flis feveritas ineft in vultu, Die Sweibr. bemerfet, bafi 
Teveritas bier nicht Tadel, fondern Lob ift. Zu ber Stelle 
Des Cacitus ( Hifl. I, 14.), womit fie, nad) wWefterbor 
wen, das bemeifeh, gehört aud) Xzepos Epamin. IL, wo 
Der Lehrer Diefes Feldherrn triflis ac feverus fenex genannt 


‚wird. Die Dacıer citirt dazu eine Stelle aus beni Seneca 


„Severa res eft verum gaudium, und, eine andre aus dem 
Cicero ,,Iudex triftis et integer, * 


— Ich will dich fdbon in Atbem fenen — Ego jam 
te commotum reddam; Weil Davus zu Anfang dieſer 


Scene gefagt batte „, Animo nunc jam otiofo efTe impero, 


fo fagt .er Alte bier „Ego jem te commotum reddam, 
sh will dir fdbon Motion machen. So Welterbo» und 
Die Zweibr. Wem indeifen bie Entfernung der beiden 
Derfe von einander zu gros büpft , der fann es Überhaupt 
als Drohung , befonders in Ruͤckſicht auf die Mühle (pi- 
Kırinum ), nehmen. 


Dritter Auftritt. 


Zu Ende diefer Scene giebt Simo feinem Sohne die 
Grlaubniß, ibm den Fremden von Andros vorzuführen.' 
Kaum daß bie beiden Alten noch zwo Zeilen mit einander 
gefprocdyen haben , fommt (den Pamphilus mit jenem, in 
voller linterredung begriffen, auf die Bühne. Die Dacier 
findet hierin große Schwierigfeit, mweil es unmöglich fep, 
baf Pampbilus in dem Augenbli den Erito von feinem 
Anliegen gehörig babe unterrichten fonnen, Sie nimmt bet» 

regen 


é* 


————— u 


—)o( — |. los 


wegen an, Sims unb Chremes hätten eine Zeitlang nidts 
gefprochen, hätten nur gefticulirt gegen einander, als ob 
fie redeten. — Mir fommt diefe Ausfunft febr gezwungen 
vor, Auch dünft mir die Schwierigfeit bei weiten fo groß 
nicht, wie fie dort gemacht wird. Pamphilus hatte offen- 
bar mit bem Crite (djon vorher über Die Angelegenheit geſpri⸗⸗ 
«ben, und deswegen feinen 3Bater fo dringend gebeten, ihım 
jenen vorführen zu Dürfen. Daher fragt Crito, Der von 
Allem unterrichtet ift, ſogleich: fed hiccineeft Simo? Sjegt 
allſo wiederholt Pamphilus nur fürzlih unb eilends feine 
Bitte. Uebrigens ift es befannt genug, daß die Alten (oe 
mohl alsdie Steuern mit den Zwifchenräumen Der Acte w.ıd 
Ekenen es nidjt immer fo ganz genau genommen haben. 


! - Bierter Auftritt, 

\ — Ch. IR das (rito von Andros, oen ich feb e? 
ja, ja, er iis. WillEommeny Crito — Andrium ego 
Critonem video? et certe 1s e(1; falvus fis, Crito. Die 
festen Worte werden in andern Ausgaben bem Erito in !ven 
Mund gelegt, und heißen dann: falvus fis Chreme, Y.ber 
fion Donat fcheint bie Perfonen nad) der obigen Weife abs 
zutheilen. 


— Ich fürchte, der Sremde bált nicht Stand — Me- 
tuo ut fubflet hofpes. Eugraphius ſcheint mir ba8 ganz 
richtig zu interpretiren: Vereor, ne patris (ermone ho- 
fpes Crito territus non poffit refiftere fortiter. Co aud) 
Weſterhov, unb die Zweibr. im Inder. Andre erflärerı es: 
ich fürchte, oer Fremde trägt das nicht, haͤlt's nicht aus, 
Alſo barnad) twäre der Sohn bange, der Fremde möchte 
burd) die Edymähungen feines Vaters in Zorn und Hitze 
gerathen. In Geſners Theſaurus wird angemerkt, daß 
Andre fubfiftat leſen. 

6 5 — Ja 


^ 


106 ; — )oí( — 


^ 
— Ja, Chremes, das ifi der Mann darnach, bem 
má n alauben darf — Elit vero huiccredendum,Chreme, 
An bre feben das als eine Frage an. Wichtiger, meiner 
M oeynung nah , Bentley: Ultima effer fine interroga- 
tio ne, per ironiam, v 


— Wäre mir's nicht bange vor meinem Vater; ich 
"wi ifc ibm wohl zu fagen, was er auf den punct ante 
ivc»rten folle — Ni metuam patrem, habeo pro illa re, 
ilh am quod moneam probe. Was das fep, wird weiter 
nic br bemerft, unb die Ausleger layfen fid) nicht drauf ein. 
Me cmutb[id) fol Crito fagen, aus was Urſachhe er aerabe 
jest nad) Athen aefemmen fep 5 namlich der Erbfihaft von 
der kürzlich verftorbenen Cbrpfià wegen. 

— Wis rühren und Fämmern mich die Gändel? — 
Eg« » i(lhaec moveo, aut curo? Die Zweibr. haben dabei 
bie! Rote: h.e. iftas nuptias perturbo. cf, fupra I1. 2, 
56. unc fenfum dicti parum alii adfecuti fent. Dona- 
tus tamen bene; Ego haec turbo, aut cogito, quemad- 
mod um tu dicis, Simo? — Sd) tori. allerdings, daß 
mov co in der citirten Stelle ( nil moventur nuptiae ) fov 
viel «118 bintertreiben beißt. Aber eine feltne Bedeutung 
bleidt «8 immer; und nah dem Sinn, melden meine 
Ueber ſetzung ausbrüdt , fommt bie ganze Stelle mir nas 
türlic ber vor. Eben fo die Dacier: [e mefoucie vraiment 
bien. de tous vos demclez & j'y prens grand interet! 


— Er war, feiner Nuffage nach, von Rbamnus — 
Rhan inufium fe ajebat effe, Donat fagt : Piracus et 
Rhan inus , et caetera hujuscemodi, maritima Atticae Op- 
pida . intelligenda funt, Rhammus pagus Atticae ell. 

- — Raum bin ib bei mir ſelbſt über all die Em⸗ 
pfind ungen, oie meine Seele durchkreutzen — Surdhr, 
eff 


UM Yr vh ri 


Hoffnung, Sreude, Erſtaunen über ein fo großes, fo 
unerwartetes Gluͤck — Vix fum apud me; ita animus 
commotus eft, metu, fpe, gaudio, mirando hoc tanto, 
tam repentino bono, Ich nehme mirando als das Ges 
rundiam im Ablativ, und laffe es mit den vorigen Abla= 
tiven in Einem fertlaufen ; es braucht alfo wohl nicht durch, 
dum miror, aufgelößt zu werden , tvie Donat und Andre 
wollen, : 


Lo 

— „Hören Sie, Chremes, der Name, wornach 
Sie fragen, iff pafibula — Heus Chreme: quod quae- 
ris, Pafibula eft, Die Dacier madt fid) bier Schwie— 
rigleiten, bie id) nicht finde. „Ce n'eft pas Chremes, qui 
cherche le nom de fa fille , qu'il favoit fort bien, c'eít 
Criton,.qui le cherche , comme il vient de le dire , i4 
quatro, C'eft pourquoi: mon pere corrigcoit avec beau- 
coup de fondement - heus Crito, hola Criton (c, Pour 
foytenir la legon regue, beus Chreme , on pourroit dire, 
Pamphile f'addreffe A Chremes pour le rendre attentif, & 
qu’enfuite, fe tournant du coté de Criton, il lui dit; 2424 
quaeris, Pafıbula ei, Wenn man, tvie. id) gethan habe, 
überfeßt: der YTame, wornadb Sie fragen (den Sie wif» 
fen wollen) s. fo paft es als Anrede an den Cbremes 
vollfommen. 


— Was nun weiter, mein Dater? — Quid reftat 
pater? Die Sweibr. fagt in der Note: int. ni(i ut ne am- 
plius irafcaris. So fdon Donat. effer bünft mir'é 
Eugraphius getroffen zu haben; Illud fignificat, ut eam 
ducat uxorem , et fibi hoc permittat pater, 


— Und gerr Cbremes läßt mir doch meine Stau, 
wie ich fie ſchon babe? — De uxore ita, ut pofledi, ni- 
hil 


108 > —-)o( — 


hil mutat Chremes ? Die Zweibr. liegt dag obne Frage, 
unb bemerft dabei: Verba funt certi de voluntate Chr. 
neque bene alii rogantem faciunt , nihil mutas Chremes? 

Ohne mutat in mutas zu verwandeln , halte id) eine Frage 
bod) für natürlicyer. * 


— p. Ich oádite gar! 5. Sreilich Doch! — P, nempe, . 
S. id fcilicet. Der ganze Zufammenbang zeigt, daß dieſe 
Worte weiter nichts als Ironie ſind. Donat, bie Das 
eier, bit Zweibr. 1c find bier auf ſeltſame Erklaͤrungen 
verfallen, 


— Die Mitgabe, Pampbilus, ifl To Talente — 
Dos, Pamphile, eft decem talenta, Ein Talente betrug, 
nad) Rambachs ( €. potters Archaͤol. III, 165 ) Bes 
rechnung, 1281 Rihlr. , 6 Gr. Chremes erfdeint alfo bier 
tvie ein fehrreicher Mann, cum dore fumma , mie e& in ber 
alfererfien Scene ®. 73 beißt. Wenn dergleichen Mitga- 
ben in Athen öfters vorfamen , fo ließe fid daraus ein 
Schluß auf bie Opulenz der Bewohner dieſer Stadt machen. 


$etster Auftritt. 


— Du weißt nicht, was mir widerfahren iR? — 
Nefeis, quid mihi obtigerit ? Ich nehme mit Sugra— 
pbius unb ber Dacier eine Frage bier an, 


Zu Ende diefer Scene (Donat fest fie nad) dem 14. 
$5. Sequere hac — domum; Eugraphius nad) bem IL. 
Bene factum - refpice ) fommen nod) 17 Verfe vor, die in 
den gewöhnlichen Editionen fehlen, unb bie man beim ere 
ften Anblick für bas Machwerk eines fopflofen Pedanten er« 


fennen muß. Aber ziemlich alt muß bie Mifgeburt fepn, 


weil fon Donat und Sugrapbius, bit indeflen beide 
das 


a 


‚-)o( — 109 


das Verdammungsurtheil über fie fprechen ‘, ihrer erwaͤh— 

nen. Es it eine Unterredung zwiſchen Pampbilus , Cbres 

mes und Tbarinus über bie Verbindung diefes Leisten mit 

der jüngern Tochter des Chremes, Philumena. Der Be— 

" luftigung und des Contrafts wegen mag fie hier ſtehen: 

E Pam, Te exfpcétabam , eft de tua re, qvod egoagere 
tecum volo, 


Dedi operam, ne me effe oblitum dicas tuae gnatae 
- alterae, 


Tibi me opinor inveniffe dignum te atque illa virum, 


Cha, Dave, ah perii, de meo amore ac vita nunc 
fors tollitur. 


Chr. BY nova iftaec mihi conditio eft, fi voluis- 
fem , Pamphile. 


Cha, Occidi, Dave, perii! Chr. Sed id quamobrem 
; non volui, eloquar, 


Nos idcirco & quod eum affinem mihi nollem. P, 
hem, tace, 


Chr, Sed amicitia noflra, quae eft a — noftris 
tradita, 


Non aliquam partem fludii adductam tradi liberis, 
Nunc cum copia atque fortuna utrique ut obfeque- 
retur, dedit, detur, P, Bene 
Factum; abi, atque age gratias homini, Cha, Sal- 
ves, Chremes, amicorum 
Meoram omnium mihi agiflime, quod mihi com- 
- modum e(t, gaudio, 
Quam id, quod a te expeto , me reperiffe, ut ha- 
bitus antehac fui : 
Tibi animum , quo ad eumque applicaris ſtudium 
exinde ut erit, 
- Tute exiflimaveris id ita effe facere ex me.conjectu- 


ram ex me licet, 
; Alie- 


TII RR QR 


IIO —36( — 


Alienus abs te tamen qvis tu eífes , noveras, ita 
res efl, Chr, Gnatam tibi meam 
Philumenam uxorem , et dotis fex talenta fpondeo, 


Diefe Verfe überfeg' id) nicht; unter andern aus bem ſehr 
natürlichen Grunde, meil — id) fie bier und da felbft nicht 
verfiehe. Mit Recht fagt VOefitrboo davon : Verba in- 
tricata et ablurda, ne dicam barbara, et quibus intelli- - 
 gendis Oedipo opus fit conjettore , qui Sphingk: inter- 
pres fuit, 


— Drinnen wird PEN was etwa fonft noch 
übrig iff — Intus tranfigetur, fi quid eft, quod reftet- 
Die Dacier madıt bier, nad) dem Donat, folgende trefs 
fende Bemerfung „On a toujours fort mal traduit ce 
paffage; & je m'en etonne, car Dozat feul pouvoit em- 
pecher, quon n'y fut trompé. — Voici la faute; c'eft 
qu'on a feparé ces mots , fi quid ef, quod reflet de intus 
tranfigetur , pour les joindre avec plaudite , S'il a encore 
quelque chofe à faire, c'e(t, Mefücurs, que vons bat- 
tiez des mains,, Mais ce n'eft abfolument point ce 
qu'a voulu dire Terence, qui dit, Sí quid efl, quod reflet, 
illud 3ntus tranſigetur: S'il y a quelque autre chofe à faire» 
on le vuidera dans la maifon,, En effet, pour finir la 
Piece, il y avoit encore d'autres choſes faire, apres 
le mariage de Carisw , & ä vuider les pretentions 
de Crito», Mais ces chofes-la ne ponvoienf pas fe pas- 
fer fur la Scene, parceque le Spectateur n'y auroit pas 
pris affez d'interet, & que, comme Denar l'a fort bien 
remarqué, ces deux mariages auroient rendu l'action 
languiffante, ,, 

Bor bern. Schlußwort, Plaudite , fteht in mande 
Editionen der fette Buchftabe des griechiſchen Alphabets, 

en 


* 





ein ©. Haec nota, fadt Zinoenbrog, in omnibus ve tr, 
- codd, ut et in regio exemplari habetur. Ueber bie 9 ez 
beutung davon findet man verfciedene, zum Theil (ei tz 
fame , S3ermutbungen. . Aber fonnte wohl eine natürlichen 'e 
ſeyn, als daß der Abfchreiber Damit das Ende des Stuͤck s 
bezeichnen ollte, wie die Dacier febr richtig erinnert ? 
vind, unten am Rande findet manin verſchiedenen 


Ausgaben ; 
CALLIOPIUS RECENSUI, 


Wer dieſer Calliopius war, mag uns Lindenbrog fagen. 
„De Calliopio quaedam Eugraphius. $ed ne ainplius; 
. nugemur , criticum eum fuifT- , mea quidem fert opinio, 
‚qui hafce fabulas ad pri(ca exemplaria correxit, Sic 
Vettius Agerius Baíilius Horatium recenfuit, ut tefta; i. - 
tur vetuíli codd. in quibus ita fcriptum ; Vertius Ageriıs 
Bafihus Mavertius V. C. et INL, ex commen, Dom, F;x- 
conf, ord. lezi et ut potui emendavi — Sic Apuleji Mi- 
» lefiarum libros et Apologeticum Crifpus Saliuflius qui⸗ 
dam legit, emendavit et recognovit: ita enim ip ar ti. 
quiffimis codicibus legitur, qui Florentiae in biblioth. ca 
Magni Ducis Hetruriae aflervantur, Ad horum ergo 
" exemplum Calliopius nomen quoque fuum , five verum 
fictumve noc fit, fabulis ac fe recenfitis adícripfit, 
Cafpar Barth in feinen Advertarüis VI, 20. (wie 
YOeflerboo bemerkt) hielt dieſen Calliopius für den bes 
rubmten Alcuin, den Xertrauten Karls des Grofen, 
Den Namen Calicpius babe er wegen feines Geſchmacks 
in ber Porfie und Philologie befommen , modurd ec fid) 
gleichfam als einen Sohn der Muſe Calliope bewährt habe, 
Sonſt ift es befannt genug, bap in ber Dofafabemie Karlg 


des Örofen Alcuin den Namen Flaccus führte, 
LE 


gon 


y12 b. — )o( EX 2 
(Cm mm m om t t n ate m e e Tot 
Bon den tbeatralifden Larven der 


Alten. RN 
| (Aus Floͤgels Gefchichte oes Grsteftekemifken, Gg. 
$ — IL.) ' 
ms rum / 


Nas Lächerliche zu verftärfen unb zu übertreiben, bedien⸗ 
ten fid) aud) die Griechen und Römer der farben ober Mas- 
fen, welche die Cd aufpicler trugen. Cie bildeten eine Art 
von Helm oder Kapye, die Den ganzen Kopf bebedte, und 
auffer den &efidbtegügen ned) Bart, Augen, Haare, uno 
fogar den Kopfpug der Frauenzimmer mit vorfielte. An⸗ 
fánglid) zwar waren die Larven nicht fo votifommen, fon» 


bern fie wurden erft zur Zeit des Aeſchylus in der Toten 


Dlympiade befannt, und auf dem Theater eingeführt. An⸗ 
fánglid) befhmierten fid) bie Schaufpieler unter dem Thes 
fpis bie Sefichter blos mit Hefen. In der Folge machten 
fie fid) Larven von Blättern , oder beftrichen das Geſicht 


mit Froſchfarbe. a) Die älteften fomifd)en Larven find die _ 


Yarben des Bedienten und des Kochs, melde der Schau» 
. feiefer Mäfon aus Megara erfand. b) Anfangs waren 
diefe Larven von Baumrinde z in der Folge machte man fie 
von Leder, mit Leinwand oder Stoff gefüttert z allein da 

diefe Yarven fich leicht verunftalteten , fo hieß man fie nad) . 
dem Heſychius zulezt von Holz, unb zwar von gefdjidten 
Bilde 

ZENONE LE WAREN 1 0 o0 7n 
a) Scholiaftes Ariftophanis in Equitibus p.197. verf. 

519. edit, Lud, Kulleri, 


b) Athenaei Deignofophi Lib. XIV, Cap, 22, 


= )je( — iij 
Bildhauern áusbóblen , Denen die Dichter ihre Jdeale ans 
gaben. - Julius Pollux, der fein Wörterbuch) für den Kai— 
- fer Commodus verfertigte, unterfcheidet Drei Gattungen det 
Larven, die tragiſchen, komiſchen und farprifchen. c) 
Es hatten aber ale in ihrer Urt übertriebene, Züge) ein 
graͤßliches ober lädyerliches Anſehen und einen großen aufs 
gefperrten Mund, als wenn fie die Zuſchauer berſchlingen 
wollten. Daher fpottet Lucian dieſer groteslen Geſtalt der 
Larben, wenn er ſagt: in der Tragoͤdie gehen die Schau— 
fpieler in hohen und (deren Schuhen einher, und tragen 
Yatoen ; bie einen übermäßig weit aufgefperrten Mund bae 
ben, aus denen fie ein großes Geſchrei machen. rider Kos 
moͤdie tragen die Schaufpieler zwar feine ungewöhnlicyen 
Kleider und Schuhe, aud) ſchreien fie. tveniger, aber ihre 
Larven find nod) viel läcyerlicer. d) Die lädyerlichen Fare 
ven wurden gebraucht bei den Perfonen der Bedienten, der 
SHavenhandler , ber Schmaroser ; ungefchliffener Leute/ 
einer Buhldirne und einer Sclavin, und. jede hatte ihren 
eigentbümlid)en Charakter. Die Larve eines ehrlihen Mana 
nes fab niemals der Larve eines Schelmen ábnlid. Im 
alten Luſtſpiel, roo es nod) erlaubt war, lebende Perfos 
fiet zu kopiren, gab es feine fo ungeitalte Masken , fondern 
die Schaufpieler richteten fie nad) der Aehnlichkeit ber Pers 
fonen ein, bie fie nahahmen wollten. Grit, als Diefer 
Gebrauch abgeſchafft wurde, verfielen fie auf jene Unges 
heuer, damit man fie defto weniger einer Nabahmung bes 

. féjuloigen konnte, Im Trauerfpiel fam zu Diefer übertrit4 
benen Größe der Larven nod) die aufferordentliche Höhe ih⸗ 
rec 


— 





€) Pollux in Onomafl. Lib. iV. Cap. 18; 


d) Lucianus de Saltatione, 
5 


, 
114 — )o( — 
rer Cothurne und bie entſetzliche Dice ihrer falſchen ausge⸗ 
fiopften Baͤuche hinzu, welches alles zufammen ein febrfone 
derbares Ganzes ausmachte, bas ober die Griechen um 
desmwillen annabmen , weil fie fid) atfe Helden ber Vorzeit, 
ben einzigen Tydeus ausgenommen, von uͤbernatürlicher 
Groͤße einbildeten. Alle Larven hatten daher ein wuͤthendes 
Anſehen, drohenden Blick, geftraubtes Haar, unb eine 
Sirt von Geſchwulſt auf der Stirn , die fie nod) fürdhter« 
liber madte. Qu gemijfen -SRetten. bielt man ‚eine bee 
ſtimmte 9Dbpfiegnemie fur fo mefentfi, e) daß vorher 
Zeichnungen ju Den Larven , deren fie fid) dazu bedienen 
wollten ,, berfertigt ; und dem Etüd unter dem Titel 
Dramatis Perfonae vorgefegt wurden. Wenn eine Per- 
fon im Schaufpiel bald zufrieden , bald mißvergnügt 
fron. mußte, fo war eine von den Yugenbraunen auf der 
Larve gerungelt, die andre glatt, und fie zeigte die farbe 
allemal von der Eeite, die zu der jedesmaligen 33or» 
ſtellung paßte. Man findet aud). verfhiedene ge(djnittne 
Steine mt foldin doppelten Gefibtern. Bei aller Kunſt, 
bie man auf die Verfertigung der Larven wendete, hatten 
fie Dow ihre großen Unbequemlichkeiten. Sie berbedften den 
Zufbauerndas Geſicht, im meldjem, fo zu fagen, Die ganze 
Seele wohnt, wenn fie im Affeet if, unb es war alfo 
unmdalid , das Cntfleben des Affeets wahrzunehmen, 
bie Karbe, tie Geficbtsyuge, und die Augen zu beobachten. 
Auffrdem fennte bei der Größe der Larven der Ton der 
Etimme nidt natürlid) feon „ unb fonderli mußte das 
Lachen der Schaufpieler etwas -unangenebmes und mibri» 
ars haben, Doch Die erfte Diefer Unbequemlid)fciten fiel in 
Anfehung des größten Thrils der Zuſchauer weg, Die in 
den 


— — 


€) Quintilian, L. XL c, 3. 





bd " 


— Jol — 115 


den ungeheuer großen Theatern von dem Acteur roo big 
200 Fuß entfernt waren , fo daß fie die Gefichtszüge deſ— 
felben nid)t genau, bemerken fonnten. Doc hatten die 
farben einen fo miannigfaltigen Nuten, daß ihr Gebraud) 
baburd) gerechtfertigt wurde. Denn erfilid war damit der 
Vortheil verbunden , daß man feinen. Scaufpieler eine 
Rolle fpielen fab, zu ber fid) fein Geficht gar nicht fchickte. 
Niobe erfhien mit traurigem Geſicht, und Medeg fünbigte 
gleid) burd) ihre wilde Sefichtsbildung ihren Gbarafter an. 
Smweitens fonnte Dadurd) bie Taufhung befórbert werden, 
bie fonberfid) in den Schaufpielen ftatt fand, wo die Ders 
techfelung zweier Perfonen, deren eine man von der ane 
dern nicht unterfcheiden fann , ten Knoten und die Verwi— 
celung des Stücks ausmachte, wie in bem Ampbitruo und 
in den Menaͤchmen. Drittens dienten die Larven dazu, daß 
Die Frauenzimmerrollen, die eine Durchdringendere Litimme 
erfordern , als das Frauenzimmer zu haben pflegt, von 
Mannsperfonen gefpielt werden fonnten. Denn e8 wurden 
bei den Alten alle Frauenzimmerroffen burd) Marinspers 
fonen gefpielt. Viertens konnten durch Hülfe der Larven 
alle fremde Nationen mit der ihnen eignen Geficbtebilbung 
auf bem Theater vorgeftelft werden. 

Die Varbe desrothföpfigen Batavers, worüber du lachft, 
jagt ben, Kindern Furcht ein, fagt Martial. £f) — Sánfe 
tens hatten bie Larven für bie alte Komödie der Griechen, 
welche die Geftalt und Geſichtszuͤge noch lebender Bürger 
auf das Theater brachte, den Vortheil, daß die Aehnlich⸗ 
keit fichtbar gemacht werden konnte. Sechſtens halfen die 
Larven die Stimme der Schaufpieler verftärten , daß fie 

$52 attente 





f) — — rufi perfona Batavi , 
Quem tu derides, haec timet ora puer, 


116 4 56; 


otenthofken acb Aet und verftanden werden konnten. Die⸗ 


for Umfan^ madıte den Gebraud der Farven fait imente 
bebrlih, Wie hätte font die Stimme cines Menſchen ftarf 
arnug feo: fónren , das ganze Theater auszufüllen, das 
nicht nur febr aroß,, fondern aud) mebrentheils unter freien 
Hmmel, und mit einer erjtaunlichen Menge Menſchen an» 
grfüut war. Der met aufgefperrte und gähnende Mund“ 


der Carpe trugzur Der fràsfunq ber Stinme vieles bei. Denn 


€$ mar inmendig an dem Munde der Yarve eine Einfaſſung 
oder eine Urt von Sprachrohr angebracht , Das entweder 
von Erz oder bon einem Steine gemacht mar, den Plinius 
€ bal'epboncé nennt ,g) weilereinen metatlabnlicben Klang 
von fib aab, Es gab befondere Xünfiler , Die bie Schau⸗ 
fpıeler unterricbteten , wie fir fid dieſes Sprachrohrs bedie⸗ 
nen follten. Auſſer den bifber erwähnten Larven gab e$ 
nod) eine vierte Art, nämlich orcbefirifcbe oder ſtumme 
Larven, toeldbe bie Tanzer gebrauchten. ie hatten regel» 
máftae Züge, ordentliche Bildung, und feinen offnen Mund. 
Diefe Yarven waren die einzigen, welche feine Veranderung 
erlitten , und einerlei Gebrauch beibebielten , ftatt baf die 
andern ımmier vermifcht und vermechfelt wurden, Xeßing 
bat in der Dramaturgie fogar bie Wiedereinführung der 
Larven gewünfdt. h) 

g) Plinii Hiftor. natur. Lib, XXXVII. C. (o. 

b) Die Dacier mar oie erfte, welche unter den Zeichnun⸗ 
gen eines alten berühmten Manuftripts des Terenz bte 
merfte, daß bie tocatralifdjen Karven der Alten von 
ben unfrigen aanj verfchieden, und eigentlich ganze 
ausarhöblte Köpfe warın. Don dent Gebrauche der Yars 
ven bei den Alten fann man fic) aud) aus ber prächtigen 
unb mit Abbildungen der Yarven verfebenen Ausgabe 
des Terenz unterrichten, Die Hieronymus Mapnard 
1736. ju. Urbino in Folio herausgegeben bat, unb aus 
Chriftopb Heinrich von Bergers Commentatione de 
Pertonis 1723. Frft. und Yeipyia, a. Ficoroni fo- 
pra le Wafihere fceniche. Dü Bos Betrachtungen 
uber Poeſie und Mablerei, Theil III, ©. 167, ff. 
Rambachs Verſuch einer pragmatifhen Fitterarbiftos 
né, S. 136. Gothaiſches Xafdenbud für die Schaus 
bubne, 1750. &.9 — 15. 


Der 


Der 


Eg vag 


Em ne 


Yufgefübrt bei den Megalenfifhen Cpicfen, unter den Gus 
ralifhen 9febilen ,-£. Poſtumius Albinus und Y. Gcre 
nelius Merula, durch die Gefellfchaft des €, Ambie 
vius Zurpío unb des f. Atılius von Präneite Die 
Muſik beforgte lacus, des Claudius Freigelafeners 
wozu er fid) beider Flöten, der rechten und linfen, bee 
diente. Das Ctüd ift genommen eus tem Griechi⸗ 
fchen des Menander, und wurde in bem Konfulate deg 
M. Dalerius und Cajus Fannius zweimal gegeben. 


Perfonen 
Der Prolog. 
pbáoria, Jüngling. 
Parmeno, deflen Slave. 
Thais, Freudenmäddhen. 
Gnatbo, Schmaroger. 
Cbárea, Bruder des Phädria. 
Cbrofo, Offtcier, 
Ebremes, Jüngling vom Lande. 
Antipbo, Züngling. — 
an + Sklavbinnen der Thais, 
Dorus, Kaffrat. 
Copbrona, Amme. 
Caches, Vater des Phadria und Chärea. 
Sanga , Shave des Thrafo. 


Stumme Perfonen. 
Simalio 
Donax 
Syriſcus 
Sannio 
pampbila, Schweſter des Chremes. 


Die Scene ift eine Straße zu Athen, wo Thais unb bà» 
bria wohnen. 


Sklaven des Thrafo, 


——— — E — — 


Prolog. 


— —— R —— 


$ at jemals Gitter fif) beſtrebt, ben ‚Beifall ater 
9 Edeldenkenden zu erndten, und, ſoviel moͤg⸗ 
lich, Niemand zu beleidigen, fo darf gewiß unfer 
Dichter von ſich das behaupten. Wenn indeſſen em 
gewiſſer Mann — ein raſcher Ueberſetzer, der durch 
verkehrte Anordnung des Plans vortreflichen Origi⸗ 

nalen ber Griechen ein ſchlechtes Roͤmiſches Gewand 
gab — fid) über facte Ausfaͤlle beſchwert, fo muß er 
bedenken, daß bie& Vertheidigungen , Feine Angriffe 
waren, weil bie erften Meckereien von feiner Cete 
geſchahen. Derfelbe hat ganz fürslió das Gefpenit 
des Menander bearbeitet; hier läßt er bei Gelegen— 
heit des gefundenen Schages denjenigen, der im Ber 
fie des Goldes ift, eher feine Anfprüce darauf bes 
weifen, ald noch der Andre, fein Berfläger, darge: 
than hat, woher jener Schag fein gehöre , und auf 
was Art er in feines Vaters Grab gefommen fey, 


Aber baf mein Gegner fid) nur nicht täufcht, unb 
etwa denft ,, bas wäre e$ denn alfo, weiter weiß er 
mir nichts vorzuruͤcken.“ O nein! er irre fid). nicht, 
menn ich ibm mee darf, unb ende fein Schmähen. 
| $4 Noch 


m , -—)e(.- 
Noch gar Manches, was ibm jest gefbenft fepn fol, 
hab’ i zurück; wovon id in der Folge Gebrauch mas 
(Den werde, wenn er feinen bis jetzt fortgeſezten Ber 
leibigungen fein Ende madt." Hören Sienur! Nach: 
bem die Aedilen dag Schaufpiel, welches wir jegt ger 


ben wollen, den Kaftraten des Menander, gekauft 


hatten, erwirkte er fid) bie Gríaubnif „ bei der Prir 
vatvorſtellung gegenwärtig zu ſeyn. Die Magiftrats: 
perfonen erfchienen, das Spiel begann „ a[$ jenet ein 
Geſchrei erhebt‘, von einem Diebe, nicht von einem 
Dichter, ruͤhre das Stüct fer; indeſſen babe er dar 
mit feinen Menſchen getaͤuſcht. (8 fep dad alte 
Shaufviel von Mävius und Plautus , Kolar ges 
annt; daraus habe er Die Role des Schmarotzers 
and des Officier$ entwendet, ^ Wenn das ein Feb: 
Vet iff, fo bat unfer Dichter, weit entfernt, einen 
Diebſtahl begehen zu wollen, fid davon befchleichen 
Jaffe, ohne e8 zu wiffen, Urtheilen Sie felbff, 
meine Herrn! 


Wir haben ein Schaufpiel dom Menander, 
Kofar uͤberſchrieben ; bierin fommt ein» Schmas 
rotzer, Namens Kolar , und ein Bramarbas von 
Dfficer vor. , Beide Perfonen geftebt, Terenz aus 
dem griech. fchen Driginale herüber genommen zu bar 
ben; alein bafi er von einer vorbergegangenen Tateis, 
niſchen Bearbeitung diefes Stuͤcks was gewußt habe, 

laͤug⸗ 


—* 





—)o( — I2I 


lͤugnet er ftandhaft. — Indeſſen, wenn es verboten 
ſeyn fottte, Gbataftere, bie bei Andern (bon vorkom⸗ 
men, von Neuem auf die Bühne zu bringen, fo 
muͤßte es auch verboten ſeyn, Sklaven darauf herum: 
laufen zu laſſen, edelmüthige Damen, nichtswuͤrdige 
Buhlſchweſtern, einen heißhungrigen Schmaroer, 
‚einen Bramarbas von Officier auftreten zu laffen 
— es dürfte da nichts mehr von untergeſchobenen 
Kindern, von Sklaven, die ihre Herrn anführen, 
von diebe, Haß, Argrvehn vorfommen — und Furz, 
es lágt fid) nichts aufbringen, was nicht ſchon einmal 
ba geweſen wäre. Hoffentlich werden Sie, meine 
Herren‘, bief beherzigen, und den jegigen Dichtern 
e$ nicht verübeln, wenn fie mit den ehemaligen hier 
und ba zufammentreffen. Nun nod die Bitte, 
ibenfen Sie uns Stile und Aufmerffamfeit , um 
über unfern Kaftcaten richtig urtheilen zu können. 


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122 Pa E 


— — — — 


Erſter Aufzug. 
Erſter Auftritt. 


phadria, Parmeno. 


P bàbria. (Kommt nachdenkend und voll Verwirrung auf bie 
Hüsme) Ja, was thu' id) Denn? — geh’ id) nicht bin ?— 
auch jet nicht, da man von freien Stücken mid ruft? — 
oder feb! id) mid) lieber auf den Fuß, mid) von den Dir» 
nen nicht hudeln zu faffen? — Geſtern fand id ibre Ebüré 
verſchloſſen s beute ladet fie mid) ein. — Soll id) hingehen ? 

— nein, und wenn fie mir bie beften Worte giebt. 
Qarmeno. Da, bei meinem Leben! menn Sie das 
fünnten, fo wüßt’ ich feinen bejfern , feinen eblern Ente 
(luf. Uber wenn Sie’s anfangen, und nicht fiandhaft 
burdfrben; menn Sie's richt vermögen auszudauern, unb 
àu einer Zeit, mo fein Menſch Sie begehrt, mo nod) fein 
Friede geſchloſſen ift, von felbit zu ihr hinfommen, unb mit 
dem Drang’ Ihrer Liebe fid) blos geben 5. dann ifts geſche⸗ 
ben, dann ift$ vorbey, dann qute Nacht! Epotten wird 
fie des armen Befiegten zu ihren Fuͤßen. ifo, lieber Herr, 
fo lang es Zeit ift. laffen Sie fid) das ja gefagt feyn: über 
ein Ding, wobei fid) fdylechterdings weder Verftand, noch 
Maas und Ziel denken läßt, wird nun unb nimmermebr 
Ihr Verftand die Oberhand gewinnen. Liebe läßt fid) nicht 
benfen , obne die Gefett(d)aft einer Menge von Uebeln. Da 
giebts SDerbrufi, Argwohn, Feindfhaft, Waffenſtillſtand, 
Krieg, unb dann wieder Frieden. Verlangen Sie diefe 
Ebbe unb Fluth mit Ihrer Vernunft zum Citlefteben zu 
‚bringen; 


% 


—-)ot( — 123 


bringen , (o heißt das ebenfoviel, als ob Sie fid) beftrebten, 
bei gefunder Vernunft zu raſen. Mögen jet immerhin in 
Sybrem erhisten Kopfe bie Gedanken fid) Durchfreugen „Ich 
forte zu oer . ..? die den Kerl...? die mir ihre 
Gbüre .. .? vor der Nafe . ..? ſchon gut! lieber den 
Tod! fie ſolls empfinden, wen fie vor fid) bat!,, Au das 
Eifern — fo wahr ich lebe — wird ein einziges Krokodils— 
thraͤnchen löfchen, bas fie nad) langem, jümmerlichen Rei— 
ben faum den Augen erpreßte. Sie geben fid) dann aller 
Sünden fhuldig, unb überlaffen fid) ihr auf Gnad' und 
Ungnade. EL 

Dhäadria. Ha der Schande ! Jetzt fuͤhl ichs, Daß 
fie eine Nichtswuͤrdige iſt, und ich ein Tropf. Mich àte 
gerts, und id) brenne vor Liebe ; mit Wiffen und Willen, 
bei lebendigen Leibe, mit fehenden Augen geh’ id) zu 
Grunbe; unb bod) weiß id) nicht, mas id) anfange. 

PDarmeno Was Sie anfangen ? weiter nichts, 
als, fo twohlfeil wie möglich , fid) aus der Gefangenfchaft 
ranzioniren — fann es nicht umeine Kleinigkeit feyn, nun 
denn, fo gut Sie einig werden — und fernern Verdruß 
fid) erfparen. 

Phäadria. Räthſt bu mir das ? 

Parmens Wenn Sie Hug find , werden Sie die 
Unannebmfid)feiten , die fid) bei der Liebe ohnehin finden, 
nicht Durch neue haufen; unb in jene , die davon unzer- 
trennfid)finb, fid) ficken lernen. Aber fieh! da fommt fie 
felbft, bas Ungewitter unfrer Saaten. Denn was wir ernd» 
ten ſollten, nimmt fie vor bem Munde ung reg. 


S weiter 


124 = Jo(.- 
Zweiter Auftritt. 
Thais, Dbáoria, parmeno. 


Th ais. Ich armes Mädchen! Phaͤdria fuͤrcht i, 
ift böfe darüber, Daß er geftern bie. Thür verſchloſſen fand, 
unb nimmt es ganz anders, als es gemepnt mar. 2 


Phädria. (jtm Parmero) 915, Parmeno, faum 
hab’ ich fi ie erblidt, fo fahrt mir Zittern und Sroft "uri 
alle Gl:eber. 

Parmeno. Getroft, lieber Herr! nur bingesuniäh 
zu dem Fruer dort, id) wette, es (ou Ihnen warm wer» 
den Über und über. ! 

Gbais. Wer (pridbt da? 9d , beiter Dbátria,. D. 
ren Sie's? Uber warum da draujfen? marum giengen e 
nicht gerade ju ins Haus ? 

Parmeno, Alfo fein Wort davon, baf — 
verſchloſſen war. 

Thais. Sie antworten nicht? 

Phadria. Ja freilid, weil biefe Thüre mir jeder» 
zeit offen ſteht, oder weil id) den erften Play bei Ihnen 
habe. 

Thais. Ah ſchweigen Cie bod) davon. 

Phadria. Was? ſaweigen? o Thais, Thais, 
moͤchte doch die kiebe gleich unter uns vertheilt ſeyn, und 
unfre Empfindungen dieſelben, fo daß entweder Ihre fuf» 
führung gegen mich Ihnen eben fo wehe thaͤte, ie mir, 
oder ich fo gleichgültig Dabei bleiben fónnte, wie Cie. 

Thais. Quälen Gie. fid) bod) nicht fo, liebes Kind, 
Herzens Phaͤdria. Syd) verfibere Sie, es gefchah nicht bes» 
wegen, weil td) gegen irgend jemand mehr fiebe , ober 
mehr Achtung fühle; fondern es war einmal nicht anders, 
ich mußte. Sar» 


“ 


sme) b cs . 125 


Parmeno Sa, ja, bas geht fo. Uebermoaf der 
‚Siebe vermochte Das arme Rn ibm bie 3büre zu vere 
ticgeln. 


Thais. Po maaft du fpreden , Parmeno? torte 
nur! (um woätria) Aber hören Sie bod), marum id) Sie 
habe rufen laffen. / 
Phädria. Gut. — 
Thaie, Sagen Sie mir für'$ Erfte , fann der 
ſchweigen? 

Parmeno. Gh? Trotz Einem. Aber, wohlge— 
merkt! mit oem Beding geb’ idy Ihnen mein Wort: ſagt 
jemand die Wahrheit, Dann ſchweig' ich, Dann iſt's ſicher 
verwahrt bei mir. ft es hingegen gelogen , aufgefchnite 
ten, erdichtet, da fommts den Augenblic zum Vorſchein. 
pa bin id) mie ein Topf vetier Riten, und laf es uͤberall 
durchrinnen. Wollen Sıe daher, daß ich fiptocige, fo ree 
den Sie die Wahrheit. 


Thais. Meine Mutter war von Samos gebürtig, 
und batte fid) zu Rhodus niedergelafien. 

Parmeno Das läft fid) verſchweigen. 

Thais Dort fdenfte ihr ein getoiffer Kaufmann 
ein Meines Mädchen, das von hier, aus Attica, war ent: 
twendet worden, 

$pbábria, Ein Bürgersfind? 

Gbais. Wie id) vermutbe; für gewiß fónnen mire 
nicht agen. Vater und Mutter wußte das Mädchen zu 
nennen, aber feine Heimatb, und was uns weiter auf die 
Gpur bringen fonnte, war ibm unbekanut. Auch mar es 
befür nod) ju jung. Alles, was uns der Kaufmann von 
ibr zu fagen wußte, beiland darin; er habe von den Cte» 
räubern , bie ibm das inb verlauften, gehört, re ſeh in 

Sunium 


126 -— jetz 


Cunium geftohlen worden. Meine Mutter , tole fie das 
Mädchen befommen hatte, tvibmete fid) bem. Unterricht 
unb ber Erziehung deffelben mit eben dem Eifer , 8 ob es 
° ihre Kind wäre. Auch hielt e$ der größere Theil bes ue 
blieums roirflid) für meine Schwefter. Sd) jog drauf hier 
ber mit bem Fremden, der dazumal mein einziger Umgang 
mar, und von dem id) alles habe, was ihr bei mir febet. 

Parmeno. Zwei Lügen auf einmal! das wird 
durchrinnen. 

Thais. Wie bas? 

Parmeno. Fürs Erſte iſts nicht wahr, daß Sie 
mit Einen fid) begnügten; fürs Undre mar jener es nicht 


allein, ber die Gefhyenfe gab. Denn bier fteht aud) ein 


Mann, der feinen Beitrag redlich Dazu lieferte. 

Thais. Wohl wahr; aber laß mich reden ] um auf 
den Hauptpunct ju fommen. Der Officer, mein nunmeh⸗ 
riger Liebhaber , that hierauf eine Reife nad) Carien ; in ber 
' Qwifdengtit macht’ id) Ihre Bekanntſchaft. Und bon bem 
Augenblit an hab’ id) Ihnen miein Herz und mein ganjes 
Vertrauen geſchenkt; das willen Cie felber. | 

per meno. Auch hier wird Parmeno nicht Maps m 

qpábria, Das verjieht fid) am Rande, 

Thais. Co bört bod), Freunde! | Durdy ben Tod 
meiner Mutter, der vor kurzem zu Rhodus erfolgte, fief 
das Mädchen bem Bruder der Verftorbenen ju , unter dem 
Cie fid) einen Diann denfen müjjen , der bem Gelbe nicht 
feind ift. Diefer alſo hoffte, bas Mädchen, meil es gut 
ausfah unb mufifafifd) war, bod) anzubringen, und bot e$ 
öffentlich feil, Zu gutem Glück befand fid) mein Freund, 
der Dfficier , an Ort und Stelle; welcher das Mädchen 
laufte und zu einem. Geſchenk für mich, beftimmte , ohne 

I von 
e 


| 
| 
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: 


= 30('— j \ + 


son dem Allen, mas id) Sbnen erzählt babe, das Geringfte 
zu mijfen. Allein wie er bei feiner Ankunft gewahr wurde, 
Taf id aud) von Ihnen Beſuche annebme, ta frubierte ec 
prbentlid) auf Präterte, mir das Mädchen vorzuenthalten. 
Sa, fagt er, menn er verficyert ſeyn fónue , daß er bei 
mir den Vorzug vor Ihnen haben werde; wenn er nicht 
befürchten müjfe , fobald einmal das Mädchen in meinen 
Händen wäre , feinen Abſchied zu befommen, dann fiebe 
e$ mir zu Dienften. Aber gerade davor fep ibm kange. 
Sjnbeffen , foviel ich vermuthe , bat er ein Yug’ auf das 
Mädchen geworfen. 

Phädria. Vielleicht aud) was weiter ? 

Thais, Nein; id) babe fie gefragtdarauf. Undnun, 
lieber Phädria, wuͤnſcht' i) aus mehrern Gründen, fieibm 
abzunehmen. Erſtlich, weil fie für meine Schwefter gegols 
ten bat; dann aud , um fie den origen wieder zuftellen 
zu fónnen. Ich bin ein verlaffenes Mädchen; habe bier in 
der Stadt feinen einzigen Freund oder Derwandten. Des» 
wegen, Phadria, möcht’ ich mir gern Durch eine fo 6ebeus 
tenbe Gefättigkeit etlid)e Freunde verjchaften. — Und dazu, 
Lieber, feyn Sie mir bod) mit behilflich. Vergoͤnnen Sie, 
daß jener bie nächften paar Tage den erfien Play bei mir 
habe. — Antworten Sie nicht? | 

Phadria. Niederträchtige ! bei fo einem Betragen 
ſoll id) Ihnen nod) antworten? 

Parmeno. Schön, lieber Here ! bravo! endlich 
einmal wurmt’s Ihnen. Sjegt find Cie Mann. 

Phadria. Sieh nur, ich mußte nit, wo Sie bins 
aus wollten — Ein Meines Maͤdchen ijt von hier geftohlen 
morben meine Mutter eryog eo al&ibr eignes Kind; man 
hielt e$ für meine Schweſter; id) moͤcht' es ibm gern abr 

nehmen, 


r 5 EFT 


; 128 — jo ( — * 
nehmen , um e$ den Seinigen wieder zuzuftelen — Dieſer 
ganze Vortrag, nicht wahr? lauftam Ende darauf hinaus: | 
mir weißt man die Thür, unb jenen [àft man ein, Wars 
um das? blos, weil Sie ibn lieber haben, als mich, und | 
teil Ihnen bange ift , durch das Mädchen da aus der | 
Fremde möcht’ er Ihnen abgefpannt werden, Der theure | 
Mann! v 

Thais. Dir davor bange? 


Phadria. Wovor denn fonft ? fagen Cic. 5f es 
allein, ber Prafente macht? haben Sie bei irgend einer Gele— 
genheit wahrgenommen, tof meine Freigebigkeit gegen Sie 
ſtockte? hab’ id) nicht, als Sie mir fagten, Sie wuͤnſchten 
eine junge Sklavin aus Aethiopien zu haben, alles ſtehen 

und liegen laſſen, und Eine ausfünbig gemacht. Drauf 
äufferten Sie Verlangen nad) einem Kaſtraten, weil das 
blos eine Sache für große Damen ift, — 9lud) den trieb idy 
auf, unb habe nur nod) geftern zwanzig Minen bezahlt für 
Beide. Bei alter Geringfhäzung von Ihrer Seite ammır _ : 
das benncd) nicht aus bem Sinne. Und nun der Danf 
für biefe Gefäuigkeiten? — Verachtung. 


Thais. Was will id) madjen, Phädria ? Zwar hätt’ 
ich ihm von Herzen gern das Mädchen abgenommen, und 
bin überzeugt, baf es auf dem Wege am Erjten gelungen 
waͤre. Indeffen, eh’ id) Sie mir zum Feinde made, mitf 
id) lieber Alles tbun , was Sie befeblen. 


Phädria. Ad möchten Sie bod) das Wort: eb’ ich 
Sie mir zum Seinde mache, von Herzen und im Ernfteges 
fpeodyen haben ! Wenn ib überzeugt wäre; daß id Darauf 
mid) verlaffen fénnte, Altes, Alles fennt i mir gefallen 
laſſen. 


— 


date 


"C ^ 





— )o( — 129 


Parmeno. (sorfid.) Der ſchwankt, und laßt durch 
ein einziges Wort fid) eintreiben; das geht fir! 

Thais. Alſo ich rede nicht »on gerzen ? id) armes 
Mädchen! Wann haben Sie jemals im Scherje was von 
mir derlangt, ohne e& zu befommen ? Und ich bin nicht im 
Stande, Sie zu bewegen , daß Sie mir nur blos die Paar 
Tage zugeitehen. - 

Phädria. Ein Paar Tage allenfalls. Aber daß nur 
feine zwanzig drays werden. 


Thais. Wahrlid! ein Paar Tage nur, hoͤchſtens ... 

Phadria. Boͤchſtens? genug, genug. 

Thais, Nein bod, Ich verlange ja nichts weiter. 

Phadria. So muß id) denn thun, was Sie bes 
gehren. ^ 

Thais. SDürbiger Gegenftand meiner Liebe, laffen 
Sie fid) umarmen! 


Phaͤdria. Ich will aufs Land geben; dort will id) 
die paür Tage mid) fafteien. Ta, ia, das fol geſchehen; 
id muß tbun, was meine Thais will, Du, Parmenoy 
mache, daß bie Sklaven hierher kommen, 

farmeno. Wie Sie befebfen. (ab.) 

Phadria. Auf bie Paar Tage, Thais, leben Sie 
wohl. 

Zbais. Beſter Phädria, aud) Sie. Haben Sie fonft 
nod) ein Anliegen ? 

Qbábria. Ob ich eins babe ? Nur das Einzige, 
Thais: fepn Cie, wann der Officer um Sie ift, fietsferne 
von ibm; mid) machen Sie Tag und Nacht jum Begenftand 
Ihrer Liebe, Ihrer Sehnfucht, Ihrer Träume, Ihrer Gre 
c nn Ihrer Gedanken, Ihrer Hoffnung, Ihres ere 

. 3 'gnügens 


ww? 


139 = )0) — 


gnuͤgens; Furz, (eon Eie aan; bie Meine, unb (denfen mit. 
She Herz, fo mie diefes hier nur Ihnen gewidmet bleibt. 
tab.) 


Thais, Armes Mädchen ! vielleicht find’ ich wenig 


Glauben bei ihm; vielleicht macht er von den Sefinnungen 
Undrer einen Schluß auf-bie meinigen. Uber beim Him⸗ 
mel! id) weiß wohl, was ich tbue, unb kann mir ſelbſt bas 
Zeuaniß geben, daß id) in feinem Ctüde die Unmabrbeit 
geredet habe, daß niemand meinem Herzen fo tbeuerift, als 
Diefer Phadria. Alles, was id) je&o getban babe, that ic) 
des Mädchens wegen ; denn ihrem Bruder — wenn meine 
Hoffnung mid) nidt trügt — bin id) ziemlich nahe auf der 
€pur. Es iftdas ein junger Menſch von Familie, ber mir 
auf heute feinen Beſuch zugefagt bat. Ich will hinein gt» 
ben, und ibn erwarten. 


Zweiter Aufzug. 
Erfter Auftritt. 


pbáoría, parmeno.. 


Phädria. Thu, mie id) bir befoblen babe, bring’ 
ihr bie Beiden. 

Parmeno Schon recht. 

Phaͤdria. Aber vergif e$ nicht. 

Parmeno. But. 

Pbadria, Aber ſogleich. 

Parmeno, ut, | 

qbábria. Kann ich mid) verlaſſen drauf? 

Parmeno. D über die Frage! als ob es große 


Schwierigleit hätte. Möcpten Sie, Phädria, mit ſo leich⸗ 
ter 


rA. 


" 


e-— Jot -— 131 
ter Mühe was verdienen konnen, als dieß zu Grunde qe» 
ben teird, 

Phäadria. Ich gebe ja mit zu Grunde, woran mir 
bod) mehr gelegen ift. Alfo, dachte id), fannft bu über 
jenen SBerluft bid) tröften. _ 

 Parmeno. Sorgen Sie nicht ; id) will ja Alles 


richtig machen. Aber haben Sie font nod) Befehle? 


— Sbübria. Streiche unfer Geſchenk heraus, fo aut 
du Fannft; und gieb bir ale Mühe, Da den Kerl, meinen 
Nebenbuhler, ihr zu verleiden. 

Parmeno Das räre tod) gefftben, menn Sie 
auch fein Wort gefagt hätten. 

Phaͤdria. Sd mid aufs Land geben , und dort 
bleiben, - 

PDarmeno Das gefteh’ ich! 

Phadria. Aber hör’ einmal, 

Parmeno. Nun? 

Phadria. Glaubitdu, daß ichs aushalten und mich 
überwinden könne, in der Zwifchenzeit nicht hereinzukom⸗ 
men? 

- Barmeno. Gie? nichts weniger. Entweder Sie 
ehren auf der Stelle twieder um; oder laufen in der Nacht, 
wenn Sie nidt ſchlafen konnen, zuruͤck. 

Dhadria. O! ich mitt Feldarbeit tbun., bis ich vor ’ 
Müdigkeit nicht mehr fann 5 dann wird fihs fchon geben - 
mit dem Schlafe. 

$armeno. Dabei gewinnen Sie nichts , als daß 
Sie bod) nicht ſchlafen, unb ned) müde find obendrein, 


Phädria. Geh mit den Poſſen, Parmeno, Nein, 
id) muß fie verbannen, Diefe Verzaͤrtelungz ich gebe mir zu 


T J2 viel 


ANTI 


122 —j)o( — 


viel nad. Sollt' id fie denn nicht, wenn's Noth tite, 
drei ganzer Tage miflen fónnen ? * 

Parmeno. $c bo! drei ganzer Tage? Sehn & 
was Sie madıen. hr 

Phadria. Es bleibt dabei. Cab). 

Qarmeno. Gerechter Himmel, mas FAM dU d 
brit bas ift 11 Kann die Liebe fo die Menfchen umfdajfen, 
bof man fie gar nicht mehr fennt ? Der war fonft ein abe 
gefagter Feind von allen Zafeleien , gefegt, und Herr feiner 
Leidenſchaften, mie id) nie einen fab. Aber wer ijt das, 
der da berfommt ? Sapperment, es ift Gnatbo, ber Schma⸗ 
roßer des Officiers er bat das Mäddyen an der Hand, wel» 
ches Thais gefdenft befommt. Pos taufenb! die iſt ſchön. 
Sid) Fi dU, id fürchte, Da werd’ id) beute in Schanden bee 
fteben mit meinem runzlichten Kaſtraten. Gegen die ver» 
liert Thais felbft. — 


Zweiter Auftritt 
Gnatbo, Parmeno. _ 


Gnatho. Lohne den Parmeno ju feben ) Götter dee Dime 
mele! wie tod) Fin Menfc vor bem Undern ifi! ein geſchei⸗ 
der Kerl unb ein Pinſel — welcher Ubfiand,! luf die Ge-⸗ 
danken brachte mich folgende Veranlaſſung. Wie ich da 
heute in die Stadt femme, treffe id) auf Jemand, bieraus 
geblirtig, von meinem Stand' unb meiner Herkunft. Der 
Menſch war weiland fein Knifer, unb batte. fein Patrimo- 
nium Purd) bie Gurgel gejaat. Syd) find’ ibn raub wie eine 
Heel, fdbmuria, ſchwindſüchtig, verlumpt unb veraltert, 
Freund, fag! ich, meld ein Aufzug ? „U, fprichter, id) 
bin um atl das Meinige gefommen. Bor! melee Page! 

' verlajien von jedem Sreunb unb Bekannten!" ier füblt 


ids 


—3e(-— 133 


ichs recht, toie tief der unter: mir fiehe. He, (prad idy, 
Feigfte aller Memmen, fo ift es dahin mit dir gefommen, 
daf du dir felber nicht mehr zu rathen und zu helfen weißt? 
fo haft bif mit deiner Habe zugleich ben Kopf perforen ? fief) 
einmal mid), deines Gleichen! meine Farbe, mein alatte$ 
Fell, meinen abit und m:ín ftattlihes Bauchelchen! ich 
hab’ alles, uhb habe nichts; id) bin arm, und mir fehlt 
nichts. „Ja id) armer Schelm fann weder den Pitelhä- 
ring machen, nod) Schläge vertragen. Wie? das, meynſt 
bu, thäte es ibm ? ba irrft bu bid) gewaltig. Vor Dlims. 
Zeiten, rie unfre Grosväter jung waren, ließ fid) auf dern 
Wege was verdienen. Jezt werden andre Nest aus gewor— 
fen, und der Erfinder dieſer neuen Methode — der bin ich. 
Es giebt eine Art Leute, die, ſo wenig ſies Urſache haben, 
in allen Stuͤcken die Erſten zu ſeyn fid) duͤnken. Die ſuch' 
id) auf, aber nicht ín der Meynung, ihnen jum Geládter 
zu dienen, o nein! id) fomm' ihnen zuerfi mit lachendem 
Mund’ entgegen, unb madje taburd) zugleich den Bemune 
derer ihrer Talente. Wenn fie was behaupten, ftimm' id) 
ein; menn fies wieder gurücf nehmen, ſtimm' id) ebenfa'te 
ein; fagt einer Nein, ih aud) ; fagt einer Ja, id) aud; 
lur, id) babe mirs zum Geſetz aemadt, alles mit Beirad 
zu begleiten. Dabei ſteht man fid) heutzutag am beften. 
Parmeno, (teife.) Traun! ein ſchnackiſcher Kerl; Der 
macht bie Leute aus Thoren vollends zu Verruͤckten. 
€natbo. Lieber bem Geſpräch fommen mir allmähe 
lig jum Speifemarft. Wieder Blitz drängt fid) alles, was 
Naſchwerk feif batte, um mid) ber. Was das für frobe 
Gefichter gab, bei ben Seefiſchhaͤndlern, den Fleiſchern, 
den Koͤchen, den Hührnerträgern, ben Zifchern ! Denn alle 
bie Herrn hatten in guten und in böfen Tagen eineneinträg« 
| ty 5 we lidyen 


134 — )ol — 1 


liben Kunden an mir gehabt, unb habens ned) immer, (ie 
ner nad bem Andern macht feinen SBüdlings fabet mid) zu - 
Gaſte; freut fid) der Ehre, mid) miebergufeben, Wie der 
erme Hungerleider (ab, welch ein angefebener Mann ic) 
fen, und mie leicyt id) mein Brod finde, da gab er mir bie 
ſchoͤnſten Wörtchen, ibm zu erlauben, bafi er bie Kunft bei 
mir lerne. Gut, fprad) ich, bu fouft mein Jünger fepn. 
Können bie Philofophen, dacht’ ich, ihre Schulen nad) fid) 
benennen; warum nicht auch eine Secte von Cdymarobern, 
unter dem Namen Gnathonifer? —— 


Parmeno. (mievorbin) Was bod) der Müfiggang 
und das fremde Futter nicht tbut, 

Gnatbo. Uber es ift Zeit, das Mädchen der Thais 
zu bringen, und fie jum Eifen zu bitten. Cieb nur ! da 
fiebt ja Parmeno, der Sklave unfers Nebenbuhlers , bor 
ihrer Zbüre, und hängt bas Maul. Gewonnen Spiel für 
uns! ba ſtehn bie Wichte, unb blafen Truͤbſal. Den 
Schuft muß ich einmal-üffen. 

Parmeno. (leí) Die mepnen (don , des St» 
chenks halber gehöre Thais ihnen zu. 

Gnatho. Gnathoentbeut feinem theuerften Freunde 
Parmeno den herzlichiten Gruß. Was macht der Herr? 

Phädria. Er ftebt bier. 

Gnatho. Das feh’ id. Haft bu was vor Augen, 
das bir nicht behagt? 

Parmeno Did. ! 

Gnatho. Syd) glaube. Aber nicht was weiter ? 

Parmeno Wie das? 

Gnatho. Weit bu fo fauer drein fiehft, 

Parweno. Sd? nichts weniger 


Onatbo. 





— Sol — A o 

Gnatho. Thu's doch nicht. Aber wie gefaͤllt dir die 
Sklavin da? 

Parmeno. Nicht uͤbel, mein Seel! 

Gnatho. Das beißt den Kerl. 

Parmeno. (leiſe) Wie er (o irrig bran it! 

Gnatho. Was meynſt bu wohl? ſollte dieß Gies 
ſchenk ber Thais Freude maden? 

Parmeno. Damit willſt bu ſagen, daß mit ausge—⸗ 
than find. Aber — merk dirs — ates ift dem Wechſel 
unterworfen. 

Gnatho. Dieß ganze halbe Jahr, Parmeno, will 
ich dir ruhige Tage machen; da ſollſt du mir nicht auf und 
ab laufen, unb nicht bis an den hellen Tag wachen. Nicht 
wahr, ich made bid) alücflidy ? 

Parmeno, Mid? vos taufend! 

Qnatbo. So bin id) gegen meine Sreunde. 

Parmeno Schon! 

Gnatbo. Dod, id) halte bid) auf; dein Meg gieng 
wohl anders mobin ? 

fDarmeno. Nirgends, 

‚®natbo, Nun denn, fo nimm dich meiner ein biß⸗ 
den on 5 mad), daß id) vorfomme bei ihr. 

Parmeno Schon qut! jest fteht dir biefe Thüre 
offen, weil du mit der ba fommft. 

Gnatho. Soll id) dir etwa jemand bier herausſchi— 
den ? (acht binein mit der Pamphila.) 

PDarmeno. Laß nur die zween Tage aud fepn. 
Wie bu mir jest, ina Sonnenfhein des Gluͤcks, mit. einem 
Sinaerden die Thüre offneft, fieh, bei meinem Leben! fo 
font bu oft genug ohne Erfolg barmiber treten, 


34 €na:bo. 


136 * yet * | 
Gnatboz (femmtmwicer heraus.) Stehſt bu AT 


mer da, Parmeno? be, bat man dich vielleicht als Schild.· 
wache bier gelaflen, damit nicht etwa heimlich ein Unter⸗ 


händler vom Dfficier zu ihr binfaufe? (ab) 
Parmeno. Feiner Wis! fo was muß ja wohl bem 

Herrn Officier gefallen. Uber ſieh! da kommt der jüngere 

Sohn meines Herrn auf mid) zu. Sd) begreifs nicht, wie 


der den Piräus verlaffen durfte; denn dort muß er jeko 


tie Wache thun. Das bat feine Urſache; unb er fommtin 
poler aft. Was fieht er fid) nur fo um? 


Deitter Auftritt, 
Cbäres,. Parmeno, 


Chärea. Ich bin des Todes! Das Mädchen iff nire 
gends, und ich felber weiß nicht, wo id) bin , feitden ich 
fie aus den Augen verloren habe. Wo fell ich fie auffue 
chen ? wo nad) ihr forfden ? wen fragen ?_ welchen Weg 
einſchlagen? ich weiß es nicht. Mein einziger Troft ift bert 


fen fie wo fie wolle , lange kann fie nicht verfteckt bleiben. - 


Himmel! welch ein alerliebftes Kind ! fortbin find. alle 


Madden aus meinem Herzen verbannt 5 mid) edelt. ber 
Ylletagsgefichter, 


Parmeno. Sieh mir den Kleinen! (prit der aud) 
von Liebe! Unglüclicher Vater ! Den Burfdyen kenn’ id. 
Wenn der einmal anfängt, bann wirds mit dem Undern 
nur Kinderfpiel geroefen fepn, gegen den Sturm und Drang 
bon dieſem da. 


Cbàrea, Möchten bod, alle Gitter * Oittinnem 
den Craufopf von ber Erde vertilgen , ber mid) ba auf» 


bist; und mid) nicht minder, daß id) ſtehen blieb; daß 


id 


e? 
= 


di. 





^- 
E 


—— U^ ode 


— id) mid) nur den Gudguf um ipi fnmmere Aber f eb ba ! 
Parmeno. Guten Tag. 

Parmeno. Was fehlt Ihnen? marum fo nieder- 

geſchlagen? marum fo haftig ? wo fommen Sie her? 
Chaͤrea. Gh? bei meiner Cbr , ich weiß nicht, wo 
ich heifomme, nod) wo id) bin will. Ich bin ganz auffer 
mir. 
Darmena. A denn, Befter ? 

Cbárea. Sd) bin verliebt. 

Sarmeno. Ha! 

Cbaàrea. Syebt, Parmeno, wirſt bu zeigen, ob bu 
Mann von Wort bift. Weißt du nod), menn id) meineg 
Vaters ganze Speifefammer dir heimlich in dein &ámmere 
chen zufchleppte, mie oft bu mir da bie Zuficdyerung gabft : 
Chärea, ſchaffen Sie fit nur was Liebes an, dann follen 
Sie feben, meld) ein brauchbarer Kerl id) bin. 

Parmeno, Gehn Sie, Ge, 

 Chärea. Was? iftesnicht diereine Wahrheit? Alſo 
bethätige jebt bein Verfprechen, Und — das verficyer’ ich 
bid) — der Gegenſtand ifts merth, daß du ziehen hilffft 
aus allen Kräften. Das Mädcyen fieht nicht au&, mie 
unfre Dinger, denen ihre Mi ter die Schultern niederdrü- 
den, und die SBrüfte ſchnuͤren, daß fie ſchlank werden fol« 
len, Sft eine von etwas ftarfem Körper, aleid) heißt fie 
ein Uthlete, gleich bricht man ihr an der Koftab. Sey die 
Anlage des Mädchens nod, fo gut, es muf eine Spitgerte 
Drau werden, burd) die alberne Behandlung der Mutter. 
Daher gefallen fie denn aud) fo. 

Parmeno Run aber die Fhrige? 

Ehärea. Co mas ift nie gefehen worden, 

Parmeno, or Stern! 


35 Char 


s 


T DIRE EMI. 
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^. 


» 


138 - jo( —* 


Chaͤrea. Die wahre Farbe der Natur, ein Körper jg 


| 


vol Saft und Kraft. 

PDarmeno. Wie alt? 

Chärea. Sechzehn Jahre. 

Pa rmeno. Die fhönfte Jugendblüte. - 

Chärea. Die Mädchen, Parmeno, mußt bu mir 
verſchaffen, fey's durch Gewalt, durch Lift, oder durch Bits 
ten ; alles ift mir einerlei, wenn id) fie nur bekomme. 

Parmeno Nun, tvem gehört fie denn ? 

Chärea Das weiß id) nidt. 

Parmeno Wo ift fie her? \ 

Chärca. Eben fo wenig: 

Parmeno Wo mobnt fie? 

Chärea. Auch das nicht, 

Parmeno Wo baben Sie fie gefebn ? 

Cbárea. Auf der Straße. 

Parmeno, Wie gieng e$ ju , daß fie Ihnen ente 
wiſchte? 


Chaͤr ea. Das mar es eben, worüber id) vorhin, wie 


id) kam, mit mir felber zuͤrnte. Ja, ja, auf ber ganzen 
Welt, glaub’ td, ift Niemand, deſſen Wünfchen fo febr 
fid) alles entgegenftemmt. Ha! welcher verdammte Streidy! 
ich bin verloren. s 

PDarmeno, Was haben Sie denn? 

Chärea. Kennft bu den 9Irdjibemibes, meines Da» 
ters Vetter unb Cameraben ? 

Parmeno. Wie fottt" id) nicht? 

Chärea. Der fam mir, inbef id) jener nachfchleiche, 
in den Wurf. 

Parmeno Wahrhaftig, zur Unzeit. 


Ehü- 





"in. 2085. 4 48 — 


— )o( — | 139 


Chärea. Sprich vielmehr : zum Unftern. Denn 
. zur Linscit, Parmeno, fagt bier viel zu wenig. Schwoͤ—⸗ 
ren kann íd) hoch und tbeuer, baf id) in dem lebten Dal» 
ben Fahr” und drüber ibn mit feinem Auge gefehen habe, 
auffer jet, two ichs am roenigften wuͤnſchte, am menigften 
braudjte. Ha! fann das mit rechten Dingen zugehn ? ſag' 
an. 7 Y 

Parmeno Nimmermehr. 

Chaärea. 9fugenblicffid) lauft er auf mid) zu, aus 
einer weiten, weiten Entfernung. Denfe dir ibn mit feis 
nem Sa&enbudel, zitternd an allen Gliebern, das Maul 
Ellenlang herabhängend , buftenb und feuchend. „He da, 
be da, Chärea, du bifte, demich rufe. ^ — Sid) bleibe fte» 
ben. „Weißt du , was mein Anliegen iſt?“ Nun? 
mn Morgen bab ich einen Termin. Was damit? ,, Richte 
mirs ja bübfd) aus bei Deinem Water, er fotle nicht vergefe 
fen, als rechtlicher Beiftand von mir fid) frühe einzufinden.“ 
Ueber dem Geſchwaͤtz gieng eine Stunde bin. Ich frage, 
mas nod) weiter? „nichts, nichts. 4. Ich fort. Wie id) 
mid) wieder umfebe nad) dem Mädchen , da lenfte fie qt» 
rabe um bier in unfre Straße. 

Parmeno. (bei@eite) Was gite, er mepnt die, 
welche eben der Thais zum Geſchenk ifi. gebracht worden ? 

Chärea. Als id) hierher fomme , war fie verſchwun⸗ 
den. 

Parmeno. Nicht wahr, es giengen Leute mit dem 
Mäddyen ? : 

Chärea. Ta, ein Cdymarober unb eine Cabin. 

Parmeno, (leiſe) Sie iſts. (laut) Nun gut; fep 
Cit rubig ; es ift alles richtig. 

Chaärea. Beh! du hafı fremde Gedanken. 
Yarr 


140 : —)o( — 


Parmeno. Nicht bod, meine Sedanfen gehn auf 

Ihre Rede. 
Chaärea. Kennſt bu fie denn? ſprich. Haſt Mf 
' gefehen ? ' 
Parmeno. Ich babe fie gefehen , fenne fit, unb — 
weiß, wo fie hingefommen ijt. 

Chärea. Ha! lieber Parmeno, du fennft fi fie? 

Parmeno. Ta. 

Chärea. Und meift, ro fie ift? 

Qarmeno. Sie ift hierher gebracht worden in das 
Haus der Thais, des Zreudenmädcens ; Die hat fie ger 
fäyenft befommen. 

Chärea. Wer ift denn der große Herr, der fo fatt 
lide Präfente madıt ? 

Qarmeno. Der Hauptmann Zbrafo, bee Phãdria 
Rival. 

Chärea, Da bat mein Bruder einen harten Ständ, 

qarmeno. Ja, wenn Sie erft wüften, mas für 
ein Geſchenk er diefem entgegenftetit y. dann würden Sie 
doppelt fo fpredyen. 

Chärea. Und mas für Eins denn? 

Parmeno. (inen Kaftraten, 

Chärea. Etwa gar ben garftigen Kerl, ben er ges 
ftern gefauft bat; bas alte, effominirte Thier? 

Sarmeno. (ben den. 

Chärea. Ganz gewiß, der Burfc mirb mit feinem 
Geſchenk zur Thür’ hinaus geworfen werden. Über das 
mußt’ id nicht, daß die Thais unfre Nachbarin (tp. 

Parmeno, Gic ifts aud) fcit furgem erft. 





— )o( — 141 


Chaͤrea. Verflucht! daß ich fie nod) niegefehen habe! 
He, fage mir, ihre Reize — find fie denn, tie man fagt, 
fo oe UP-, 

Parmeno. Allerdings. | 

. Chärea. Aber tod) nichts gegen Lnfre ba? 

Parmeno. Das ijt mas Unders. 
€bàrea. Mad bod, lieber Parmeno, daß id) fie 
befomme. | 

Parmeno. „Recht gern 5, ich oif mir atte Mühe ges 
ben. Haben Sie fonft nod) was? ^ 

Chärea. Wo willſt du jebt bin ? 

Parmeno Nah Haus Ich fol für Ihren Brus 
der jene Stlaven der Thais bringen. 

Chärea. Ach! mie ift der Kaftrat fo glücklich, daß 
er in das Haus fommt. 

Parmeno Wie fo? 

Chärea Du fragft * Der wird ftete ——— 
Mitſklavin vor Augen haben, mit ihr ſprechen, unter ei— 
nem Dache mit ihr ſeyn, dann und wann zuſammen eſſen 
mit ihr, bisweilen auch in der Naͤhe ſchlafen. 

Parmeno. Was meynen Cie? wenn Sie der Gluͤck⸗ 
liche wuͤrden. 

Chaͤrea. Auf was Urt, Parmeno ? ſag' an. 

Parmeno Wenn Sie feinen Habit anzögen. 

€bàrea, Was denn meiter ? 

Parmeno. Wenn id) flatt feiner Sie binbrächte, 

Chärea. a. 

Parmeno, Wenn id) Sie für ibn ausgäbe. 

Chärea, Ganz recht. 

. Sarmeno. Und Sie alsdann in ben Genuß allet 
der Herrlichleiten kaͤmen, die Sie eben dem Safiraten ber 
neideten: 


142 "ant — )o( 8 


neideten: mit ihr zuſammen effen, um fie ſeyn, fie beruͤh⸗ 
ren, mit ihr ſcherzen, und in ber Naͤhe ſchlafen koͤnnten? 
Denn von den Leuten der Thais kennt Sie kein Menſch. Aufe 
ferdem find Ihre Jahre unb Ihr äuſſeres Anſehen völlig 
darnach, taf Sie für einen Kaſtraten gelten fónnen. 

Chärea, Vortreflich, Parmeno 5. ber berrlichfte 
Math, der jemafe ift gegeben worden! Gehen wir alfe bins 
^ ein; ftaffire mid) augenblidlid) heraus, bring mid) fort, 
bring mid) bin, gefhwind, geſchwind. 

Parmeno. Was machen Sie? Es war ia nur 
Scherz. 

Chärea. Schwaͤtzer! (will ihn fortsiehen. ) 

Parmeno. Ale Henker! was bab id) gethan? was 
draͤngen Sie denn ſo? — Sie werden mich uͤbern Haufen 
werfen — hören Sie denn nicht? — wollen Sie ruben. 

Chärea. (wie vorhin) Komm! 

Parmeno. Noch immer? 

Chärea. (Gs bleibt dabei, 

Parmeno. Geben Sie adt, wir verbrennen uns 
die Finger. 

Chärea. Ah! nicht body. Fort! 

. Sarmeno. Ja, ja; oie Euppe werd’ ich hernach 
auseffen müjfen. 

Chärea. ab! 

Parmeno. Das wäre ja Schurken. 

Chärea Was? Schurferei? menn ich in das Haus 
einer luͤderlichen Dirne mid) führen laffe; wenn id) an den 
C djanbmenfdern, bie mit ung armen jungen Burſchen nur 
ihre Kurzweile treiben , und beftändige Geiſeln für une find, 
das Vergeltungsrecht übe? mit ihrer eignen Münze fie bes 
zahle ? Oder, mar Das vieleicht edler gehandelt, wenn id) 

gegen 





EIUS o 143 


gegen meinen Vater Schelmenftreidhe fpielte ? Jeder, tver 
das hört, roirb mire zum Vorwurf rechnen ; fo wie dort 
alle Welt (agen wird, es ftp ihnen recht gefchehen. 

Parmeno. Je nun! menn Sie denn gar nicht das 
von abzubringen find, meinetroegen. Uber daß Sie bere 
nad) nur nicht die Schuld auf mich ſchieben. 

Chärea. Sorge nidt. 

Parmeno. Auf Ihren Befehl alfo? 

€bárea. Auf meinen Befehl, mein Geheiß, unb 
Gebot. Bei feiner Gelegenheit werd’ id) das verläugnen. 
Komm! | 

Parmeno. Geb’ der Himmel feinen Segen dazu! 


Dritter Aufzug. 
Erfter Auftritt, 


Cbrafo, Gnatbo, Parmeno. 

Thraſo. Alfo Thais laßt fid; jum Schoͤnſten bei 
mir bedanfen ? 

Qnatbo. Zum Allerſchoͤnſten. 

Thrafo. Und ift veranügt ? nicht wahr ? 

Gnatbo. Nicht ſowohl über das Geídenf an fid, 
. als weil es von Ihnen berrübrt. Das ift es, morüber fie 
einen wahren Triumph bat. 

Parmeno. (vorfid) Ich muß einmal feben, rant 
es Zeit ſeyn wird, meine Sklaven ju überbringen. Aber 
fieb da! der Dfficier. 

Thrafo. Ta, ja, es ift bae mas Befondereg bei mir, 
mit Allem, mas ich tbue, verdien’ id) Danf. 

€ natbo. Das bab' id) lange gemerft. 

Thraſo. Selbſt der König bejeigte ftets Tiber jede 

meiner 


-— T€ NER 
)]a L^ 
, Ld > 


144 yet 


meiner Verrichtungen die hoͤchſte Zufriedenheit; os ne 
fid) nicht rühmen konnten. 

Gnatho. So gehts. Mancher läßt ſichs ſauer wer⸗ 
den ‚ Ehre und Ruhm zu erndten; und am Ende tignet. 
Alles ein Andrer fid) zu, der Grübe bats fo mie Cie. 

- Thrafo. Richtig, | , 
€natbo. Sie waren alfo des Königs... 
Thrafo. Freilich. 
€&natbo. Augapfel. ' 

. Sbrafo. Nicht genug. Die ganze Armee gab er in 
meine Hände, und hatte ſchlechterdings fein Gebrimnif vor 
mir, 1 

Gnatbo, Taufend! 

Thrafo. Und menn er denn einmal des Ueberlaufs 
fatt, unb ber Sabinetearbeiten müde mgr; wenn er fid) 
eine Erholung geben wollte, um, fo ju fagen. . . dere 
ficbít du ? 

Gnatho. Djaz um, fo zu fagen , wieder einmal 
ju verfchnaufen von bem fàftigen feines Berufs. 

Thrafo. Getroffen. Dann mußt’ id) ganzallein mit 
ibm fpeißen, 

®natbr, Der Henker! das nenn’ id) mir einen Prin» 
gen, der Geſchmack hatte, 


Thrafo. Ja, ja, fo ifisein —* nur wenige 
NVenſchen mag er. 


Gnatho. Dh! gar keine, denf ina menn er Sie — 


um fid) bat. 

Thrafe. Was da der ganze Hof mid beneidete; mir 
zwiſchen den Zähnen fluchte ! Uber wer fi den Gudgut 
drum kümmerte, mar ich. Prob bätten fie berfien mögen 


vor Neid ; hauptſächlich Einer darunter , den er über bie . 


Elepban» 


= " 
€ 


Bu Galla. no .cCu ms Ad ODE 


aC > „145 


Elephanten aus Indien geſetzt hatte. Einſt, ‚wie mirs der 
* ‚zu bunt, wachte, da ſagt ih: be, Strato, find Sie 
Deswegen fo grimmig, weil Sie wilde Thiere zu comman · 
diren ‚haben? RUE 
| - Gnatbo.. Wipig, r nein Cel , wifig, Pop Stern! 
den | hatten Sie taput gemadt, Uber er? * 
^s v Sbrafo. Lieb feinen faut mehr hören, ! 

Snatho, Wie fonnP er anders ? 

Darmeno: (wrfd) Gerechter Himmel,welch 
‚ein fählechter , elender Tropf! unb ba der Gaudieb! 

Thraſo. Sage, Gnatho wie ich jenen Rhodier 
bem Eſſen brimibidte, hab’ íd. bir das niemals erjábit? 
— € mnatbe, Nein 3 aber). gnaͤdiger Herr! Lafferi Sie 
mid wiſſen. (vor fi) Ich babe über tauſendmal gebórt,. ; 

Thraſo. Der Surfó da aus Nhodus, ben ic) 
mennenfpeißte in unfrer Geſellſchaft. Nun hatt' id) ge» 
rade damals ein Freudenmaͤdchen bei mir; mit dem ließ ee 
fid) einfallen zu charmiren, unb fid) über mid) ju moqul⸗ 
ren. Was willſt bu , fpracb ib, Selbfhnabel? Du biſt 
tin Hafe, und fiebft bid) nad jartem Fleiſch um ! 

v.. ®natbo. Ha, ba, ba! 

Thrafo, Was haft bu? 

Bnatho. Vortreflich, herrlich , excellent; undere - 
gleihlih! Sagen Sie, mar der Cinfatl von Ihnen? Ich 
mepnte, das wäre mas Altes, 

Thraſo. Haft tu ihn mehr gehört? 

 Gnatbo. Unzähligemal; es ift das Eins der jt» 

ne Bonmots, 
Thraſo. Es iſt bon mir. 
8 Énatbo, 


E 0, 0— ye 
Gnafbs. Mich dauert der Burſch, taf Sie 
obfuͤhrten. War er doch von gutem Haufe, ho! 
UR ef: nicht semepüt! ^ er P fern 
Parmeno, (vor ih) Hiengſt bu am Beton 
Gnathoð. Aber was mc ‚Jagen & 






Tbrafe. & ‚war patſch. de * unie Moon P 


ſich todt lachen. Und von der Stunde a — fie fid 
alle vor mir, , 
Guatpe, Sie battens Urfadhk. , 9 715 i d 


Ina 


YcalA Uber bir eii mal! Toll Ih mich iih 


u 


bei der Elatk wegen des Madkhensyinvar fie mich diái Vers 


but einer Zuneigung gegen daſſelbe gehabt Gat S osos 

"5 Gnatbo:^ Sirise nit! ins Gegentheil fudjen Sie 

den Verdacht fühnähren. co) 60 Conse cierta 
"&Srpreéo Warm ?,. oT 
(5nürbs, Ce fragen? Cibi Cie, EEE 


€ haie einmal bet TN gol oder ibn lobt umn Ih⸗ 


hen mehr zu thun . nein € 


Thrafe. eani redii? EIAS ME UU m 


Gnatbo So haben Sie weiter fein Mittel, fid 
Danesen zu wahren , als folgendes. €cbalb Thale den 
g'átria nennt, Sie den Augenblid bie Banıphila; Spricht 
jene einmal: mir meQen. den Phädtia lommen tafftny, daf 
er ftmanbe mit une; Sie ouf der Sue; ivit. wollen der 
Jamphita ru en. fte ſoll uns, fingen, ., Grbrbt. Thae die 
Swon ben des Jongglings; gleich Mes Sie von ten Site 
ben de — sau. Kurz, machen Gies minc weit; 
das wird fte heißen. ' 

Ihrafo Ja, Onatbo, wenn: fie mid), lichte, dann 
mochte ber Kath) gut ſeyn. — 


= 


€natbo, 


—)9o(— 147 

Gnatho. Ein Maͤdchen, denke ich woelches auf 
Ihre Geſchenke wartet, unb tiefe liebt, bas iſt fhen Urne 
aud) in Sie verliebt; Das haben Sie (on lanae in Ihrer 
Geivalt j e$ zu neden. — Immer wirds ibt bange fepn , Sie 
möchten einmal in ber Hite des Zorns, mas fie gez nmüre 
tig zu Brem bat, einer Anderni zuwenden. 

Thra fe. "Du haſt recht. ‚Sp 09d)! mir war das 
wicht eingefallen. 

Gnatho— Sonderbar! das mat; € Sie hatten! át. 
bran gebadbt. Denn fonft — ja da würden Sie mot eher 
drauf gefommen ſeyn. 


Zweiter Auftritt. 
pais, CErafo/ parmeno ' vinto? Pibiss 


"Sois. "Mid dünft, ich habe Me Offen er fürechen 
hören. Ja, ja, daifter. Sbre Dienerin, fieber foro. 
Gbrafe. Ah, liebe Thais mein ‚Shopfind, , mie. 
fbte? haben Sie mid) denn ein bischen lieb , von wigen 
. ber Sarfenfpiclerin ? T 
f armeno, (trie) Fein die. ! ein fines Kane 
pliment zum Eintritt. " 
«&bais. Syd) liebe * MA als einen Mann von 
Verdienſt. 
Gnatfo. Gehn mir alfo zu Tiſche; mas zögern 
Sie? fia 
»* Darmene. (leife), Sirh mir den Undern | Man fottte 
denken, bit fepen aus Einer Scale gektochen 
Thais. Wenns Ihnen gefälig ifty id) bin bereit. 
82 Parmeno. 


148 - )o(— 


Parmero. (leiſe zu Anfang) Ich will näher treten 
unb tbun , als füm’ id) eben aus PO. —J 
Sie ausgehen, Thais? si dE 

Thais. Ha; Parmeno, das war setzen, ja, LI 
will ausgeben. 

farmeno. Wohin? 

Thais, (ltiít) $m! fiebft Du nicht den ba ? 

Parmeno. (leife das Erſte) D ja, ju meinem grofen,, 
Aerger — Wenns hnen gefällig ift, bier * M, id) bie 
Geſchenke von meinem Herrn. A 

Thrafe Was (tebn we da, warum geben mit. 
nicht fort ? 

Parmeno. Erlauben Sies bod) grosgunftigft, tof 
toir bem Frauenzimmer Präferte madjen, daß wir zu là 
fommen und mit ibr.(preden bürfen. ^ 5 

Thrafo. Das mögen mir mwunderfcöne. peine 
fepn ! bie werden abftechen gegen die Unſrigen! 

Parmeno. Es wird ſich zeigen. (ing Haus binein). 
He da! laft bie Berwußten den Augenblic berausfommen, , 
(jur Mobrin Tritt bu einmal näher, Die ift aus dem tiefe 
(ten Yetbiopien. 

Thrafo. Da geb’ id drei Minen für, 

&natbo. Hoͤchſtens. 

Parmeno Wo bif da, Dorus? fomm bet. 
(iut Zbais) Sehn Sie, Sjbr Kaflrat. Heißt das nicht ein ' 
feines Geſicht, ein SBur(d) in der beiten Jugendblüte? - . 

Thais. Wahrlich, er ift bübfdy. 

Qarmeno. Was faaft ou dazu, Onatbo? Han 
was ausjufesem? — Und Gir, Herr Capitain ? — Sie 
ſchweigen ; das gröfte Lob! — iur pais) Er ſteht jut 

Probe 


LEST 


E 


= )o(= 149 

Probe, in den fdónen Wiffenfchaften, in körperlichen ues 

"bungen, in ber Mufif; fur; , in Allem, was man an eis 

7 ner jungen Menfcyen von Erziehung fordert , ſtellt er ſei— 
nen Mann, — 

Thrafo Den Kaftraten fónnte man für ein Mäd« 
den nehmen, ohne einen Raufch zu haben, 

Parmeno. (int Thais) Bei Dem Allen verlangt 

"bec Mann, von dem das berfommt, nicht, Sie follen blos 
"für ihn in der Welt feyn, und feinetwegen Andern die 
Thür verfhließen; man hört ihn nicht von feinen Batail— 
Ten fpredyen, er framt feine Narben nicht aus , und fallt 
Sybnen auf feine Art beſchwerlich, wie ein fiherer Ehren» 
mann tbut. Nein, er fann warten , bis es Ihnen nicht 
laͤſtig ift, bis es Ihnen beliebt, bis es fid) ſchicken will; 
^ unb ift bann herzlich frob, Ihnen aufmarten ju dürfen. 

Thrafo. Man merft wohl, der Herr diefes Bur« 
fden muß ein armer Schluder feyn. 

Gnatbo. Den wollt’ id) aber aud) fehen, ber einen 
Andern bezahlen könnte, unb fo einen Kerl um fid) leiden 
‚möchte! 

Parmeno Halts Maul du! denn du gehörft in 
meinen Augen "zum Auswurf des Menſchengeſchlechts. 
Sannft dus verdauen, von fo Einem den Speichellecker zu 
machen, fo halt’ ich bid) fähig , aus der Slamme dein 
Zutter zu bolen. 

Thrafo. Gebn wir bald? 

Thais. ch will nur biefe da Dinein bringen, und 

. meinen Zeuten die nótbigen Befehle geben ; dann bin ich 
gleich roieber hier. (gebt hinein.) 

Thrafo, Ich gebe fort; Cam Gnatho) warte ow 
auf fie. 

Y » K 3 Par⸗ 


Iso : = )o( = Fr : 


Narmens. Die — ſich das auch ſchiclen: ‚ein 
Herr General, Der mit. feiner Maitreſſe über bie. Sur 
gi⸗ nar ! 

ibra fo, Das fo ich mid) viel mit oir enafen ? 
bu tft en Kerl, roit Dein Herr. 

Snatho. Ha, ba. ba! 

TIhrafo. Was lachſt bu? "eC 
.  Qnatbo. Uebrrdas, was Sie eben * Dabei 
fi! mic zugleich ein, mie Sie ben Rhodier —— 
Uber ^a kommt X^ai& J 

Thrafo Marſch! lauf voran, mach zu Haus Anſtalt. 

&natbe, Sehr wohl. 

ibat& (rz) Richte mirs ja qut eut, y» 
thias: menn etwa Chremes fommen follte, fo bit" ibn fürs 
Erſte, er m^ae warten. y t i^m dasnicht aeleaen, fo ſoll 
er wiederfommen, Kann er das nicht, fo bring’ ibn zu 


mir, 

Pythias. Wie Cie befeblen, 

Thais. Hm! mas wolll' id) denn weiter — 
recht! gebt mır hubſch adc auf das Maͤdchen, unb bleibt 
ja ju Daufe | 

Gb. ofo. Gehn wir denn. ^ 

Thais. (iuibrer Mügden) he da, folgt mir. 


Dritter Auftritt 
Cbremes, Prtbias. | 


Chremes. Mein Seel; Yemebr ich das Ding über» 
lect, qo bleib' idy Dabei , ich werde bei der Thais übel megs 
temmen. €o pfrfia legt fies an, mid) aufs Eis ju fübs 
ren, Schen bamoié, moie fie mid zum Erftenmal rufen 
heb — wenn mid; jemand fragte: voie femmft bu zu dem? 

Ny. 


| 


3» T«f 4 


. - —.) o( — 7 ISI 


jt Aich kannte ſie gan nicht; aber mie Fe mich fas, fon^ fie 


- aleih einen Vorwand , mic zu holten. a, gie bise en 


Opfer gebracbt, und wolle eine Affaire von Wichtigken mit 
' mir überfegen;, — alfo, fen damals fam mir: der Ver⸗ 
tact, das frpen faute Fifhes Cie aber — mir nite, Dir 
nidis — leiftete mic Geſellſchaft bei Eifde , mar aai ^ie 
Meine, unb fudte bas G:fprád im Gang, zu erhaiten. 
Wie es nicht mehr recht fort. wollte damit, fam ſie endlich 
auf die Materie ‚„„feitwann mein, Vater und mine Mutter 
todt wären ?,, Eden fange, fa5 ih. ,, Obi dd nicht ein; 
Landgut zu Sumum hätte?’ wie weit Dawson nod) fen hi6 
zum Meere?;, Syd) afaube , das ſteht ihr anis fir denkt 
wohl gar, mid dacum ju predea. Um Fude),rob dort 
nicht eine Feine Sihiveiter von mir verloren gegangen fe) ? 
ob jemand bei ihr geweſen wäre ? mas fie an aebabt hättıy 
als ſie vermißt wurde? ob jrmand im Stande ſeyn moͤchte, 
fie zu erfennen?,, Wozu das Gefrage ? Sie will fid wehl 
gar — ihrer Frechheit trau” ichs zu — für meine verloren 
gegangene Schwefter ausgeben ! Dod) die, falls fie noch 
lebt, kann über ſechzehn Jahre nicht haben; und Thais ift- 
ja älter, als id. Sekt bat fie mich zum zweitenmal an= 
gelegentlidy bitten laffen , id) möchte zu ibr fommen. Ein 
für allemal: fie fol mir fagen, was fie mili, oder mic 
ungebubelt faffen. Denn wahtlich! das Drittemal fonım’ 

id ihr nit. He da, be da! 

. Sotbics. (im Dare) ft jemand drauffen ? 
 Ehremes. Sd) bins, Coremes. 
Q»tbias. (öffnen die Thlr ) Ah allerlichites Maͤnn⸗ 

‚en! 
Ehremes. (ver (ib) Sagt’ ichs. ch + daß mir 
Nee geftelt werven ? 
84 Pythi⸗ 


a = )o(— STE, N 


Dotbias. Theis Ift Sie zum ſchönſten bitten, | 
morgen wieder zu fommen. m | 
Chremes Syd muß aufs land. IE 


Potdias. Thun Sie's bed, liches Kind! — 007 
Chremes. Ich fann nicht, borft bu ja. 
Q»tbias, Nun, fo verziehen Cie hier bei —* bis d 
S bais beim fommt. 
Chremes. Das feblt nod! "is 
Qptbiat. Warum; liebes Shremerhen? CÓ wit 
ibm Carefien machen. a 
€bremes, Zum Henker! bleib mir vom Leibe. 
qpotbias Nun, nun, menn Sie denn gar nicht 
qu bervegen find, fo tbun Cie mir ben einzigen Gefallen, — 
und gehen da hinuͤber wo Thais jetzo fid) befindet. | 
Cbremes. But. 
Pypthias. (ruft in Haus) Geſchwind ' —* 
t cier, 
fübr den Herrn zum Dffic J | | 


Dierter Auftritt, 
Antipbo. 


Ar Bud 


| - 

Da traten geftern Einige von ung jungen Burfhenim —— 
Piräus zufammen , jauf heute einen Pikenik ju veranftalten, — — 
Die Beforgung davon übertrugen wir dem Chärea; haͤn⸗ 
bigten unfre Ringe ibm ein; unb verabredeten Ort und 
Etunde. Die Zeit ift verftrihen, mo mir jufammen feme 
men wollten, ift nicht die gerinafte Unftalt; der Burſch 
Selber laͤßt fid) nicht blicfen; id) weiß nicht , reas id) denken 
Ku. Ib muf einmal feben ob er zu Haus ift; denn die 
Geſellſchaft bat mirs aufgetragen, ihn zu fuben ». .. 
gerbiistt den Chotea im Safiratenpabit) Wer fommt da aus den — 
Haufe 


< 


—)o(-— . 153 . 


Haufe bet Thai ? ift ers ?. ober ift etd nicht? ja, ja, er 
iſts. Was für eine Geftaít ift das? mas für ein Aufzug ? 
welch ein Popanz? alle Henfer! id) begreif’s nidjt. Aber, 
was es auch fen, ich will bier von ferne jufcben, was draus 
wird, 


Sünfter Auftritt 
€bárea , Antipbo. 


m Chärea. Iſt jemanb hier? — nein — Kommt je 
mand hinter mir drein? — fein Menfh. Darf ich endlich 
einmal meiner Freude Luft machen ? o Jupiter! in dieſem 
Augenblicke hätt’ ich nichts Dagegen, wenn mich einer unte 
braͤchte, um bie Wonne, bie id) jest empfinde, rein und 
ungetrübt bon Kummer mit mir aus Det Welt zu nebmen, 
— Aber will mir denn fein Neugierigerin den Wurf fom 
men, der mir auf dem Fuße nachfolgt, ber mid) martert 
und nmothzüchtigt mit Fragen: warum id) fo quid bin ? 
' warum íd) fo fröhlich thue ? wo id) bin will? mo ich bets 
Tomme? mo ich den Dabit gefriegt babe ? morauf jd) aus« 
gebe? ob id) geſcheid oder verrückt bin? 

Antipho. Ich rid zu ibm bin, unb ibm ben Ge. 
fallen thun, ben er roünfdjt. — Chaͤrea, wie ſo quick ? was 
fol der Dabit? warum fo froblid) ? morauf gehft du aus? 
ift es nod) richtig bei Dir im Kopfe ? — was guckſt du mid) 
an? — marum feine Antwort? 

Chärea. Ha, du Fefttagsfind! willkommen, Bes 
fer! auf der ganzen Welt iff niemand, den ic) jetzt lieber 
möchte, als dich. 

9intipbo, Nun fo erzähle, was du haft. 

Chärea. Je das ift es eben, was id) Did) inftánbig 
bitte anzuhören, Kennft bu die Geliebte meines Bruders ? 

$5. Untie 


. 
- LA 


DEC — jo( — 
Antipho. Diaz nidi Sae - — * 
Chärea. (ben Die. :39- 57 
$(gtipbo. Das ruft i. qol ibm 
Chärea, Die bat beure ein Mädchen‘ atfibenft- bes 
fommen; ein Mädchen, fhön, allerliebſt . . . bob, bu 
fennft- mid), Antipho, mie qut ich mich auf hübſche Geſich⸗ 
ter berftebe, Die mate Eindruck auf mich. 
Antipho. In Ernſt? 


Chaͤrea. Wenn du fie fabeft , ich buͤrge bafür , da 


gäbſt ihr den Preis vor allen, Kurz und gut y. id) t berliebte 
mich in fie. Zum Gluͤck befand fie zu Haufe bei uns ein 
Kaftrat, den mein Bruder für bie Xbaie arfauft batte, und 
der ihr nodo nicht war überliefert worden. Da gab mir 
Parmeno, unfer Sklave, einen Winf, ben id) bibig. vtta 
folgte. i 

$9(ntipbo. Worin beftand ber ? 


Chärea  Cdrmeia , fo börft bu'e ebtr.. 3d T . 


meinen Habit mit. jenem vertauſchen, und jiatt feiner mid) 
binfübren laſſen. 

Antipbo. Statt be& Kaftraten? 

Chärea. Nidt anders. 

Antipbo. Je nun, was für einen Vortheil fonnte 
dir denn das gewähren? ER Re 


€ härea. Welche Frage? fie zu feben , gu hören, um 


fie zu fenn, für die mein Herz ſchlägt, Antipho. War 
das eine Kleinigkeit? lobnte das nicht. ber Mühe? Genug, 
man brachte mich der Thais, bie mit Freuden mid) ems 
rfiena, foaleid) mit nat) Haus nahm , und das Mädchen 
mir auf die Seele band. 

Untipho, Wem? dir? 

Chären Min | 


Anti⸗ 


[ 


— 104: 155 
Antipho. Da war fie gut aufgehoben. 

Chärea. Sie befahl , feine Mannsperfon zu ihrein« 
zulaffen, und mir gebot fie, nidyt von ihr twegzugeben ; id) 
fouterim Sinterbaufe mutterfelig allein bei ihr bleiben. Ich 
nide Dazu mit dem Kopfe, und (djage befcheiden die Aus 
gen nieder. 

9(ntipbo. Armer Cem! 


Chaͤrea. Sb, fpricht fie, gehe aus zu einem 
€dmaufe. Sie nimmt ihre Sflavinnen mit, unb laßt 
nür etliche von ben jünaften, die erft feit Kurzem bei ihr 
waren, zur Bedienung der Jungfer zuruͤck. Sogleich ma» 
chen diefe Anfialt , fie zu baden, Syd) fage, fie follen fort 
machen, * Das Madden , indem man das Bad zuredt 
machte, fag in einem Cabinet , und betrachtete ein Gee 
mäblde,; worauf Jupiter vorgejtellt war, wie er — nad) 
dem alten Mythus — einen goldnen Regen in den Schoos 
ber Danae fallen fie. Auch ich warf meine Augen bore 
‘auf. Und weil es ein ähnlicher Kniff rear, den jener hier 
gefpielt hatte, fo freute fid) mir das Herz im Leibe, daß ein 
Gott fid) in einen Menfhyen verwandelt babe, und heims 
lid) burd) bie Dachziegel in ein fremdes Haus gefommen 
ft», um das Maͤdchen ju berüdtn, Und welder Gott? 
der, vor deſſen Donner die höchften Sinnen des Himmels 
erbeben. Sollte denn idy armes Menfchenfind das nicht 
tbun ? o ja, von Herzen gern. Dermeile id) Diefe Betrach⸗ 
tungen anfiele, ruft man bem Mädchen, ins Bad zu ge« 
ben, Sie geht, babet, fommt wieder; drauf bringen jene 
fie zu Bette.» d ftehe ba unb warte, ob fie mir mas bes 
fehlen würden. ine von ihnen fommt und fpricht, be, 
Dorus, ba nimm den Faͤcher, und fiebft bu, fádele mir 
fo (dies wird nachgemacht durch eine Bewegung mit der Haud ) Dem 
Kinde 


156 j —7301. 4 


Kinde ein bischen, indeß mir uns baden. Wann wwirfgeba- 
det haben, fannft du's aud) tbun , fatí& bu Luft - M 
nehm’ ibn mit finfirer Miene. 


$(nripbo. SBas gáb' id brum, wenn id in e n 


fiugenblid bir in dein ſchamloſes Antlitz hätte ſehen fónnen, 
was für eine Pofitur du großer Efel madyteft / mit bem 
Fächer in der Hand! 


Chärea. Kaum hatte fie das Wort geſprochen, als 
alle in belem Haufen zur Thür hinaus ſtürzen, dem Bade 
gu , 100 fie einen gewaltigen Lärm madyen , wie gewoͤhnlich, 
‘ wenn die Herrfchaft nicht zu Haufe iſt. Mittlerweile ente 
fdlummert das Madden. Ich, ftebft du, Cer brüdtesburd) 
Gebehrden aus) ſchiele durch den Faͤcher verfiohlen nad) ibr 
bin, unb que mich zugleich weiter um, ob alles fider fey 
— Alles nad) SBunfd) ! Ich fhiebe ben Riegel vor. - 

Untipbo. Was weiter? ' 

Cbáàrea. Wie? mas weiter? Pinfel! 

Antipbo. Du haſt recht. 

Cbárea. Sollt' id) eine fo (dóne, fo kurze, fo ere 
wünfchte, fo unerwartete Gelegenheit mir ent(dlüpfen laf 
fen? wahrlich, dann hätt’ id) im | €rnfte ‚der feyn müffen, 
wofuͤr id) mid) ausgab. 


Antipho. Wohl wahr. Aber mas ift aus unferm 
Mkenik gerworden ? 
Chäarea. Der ijt beſtellt. 
Antipho. D, bu bift brav; mo? bei Euch? 
Chärea. Nein, beim Freigelaflenen Difeus. 
Síntipbo. Gebr entlegen! 
Chärca. lm fo mebr denn faf ung eifen, 
9fntipbo. Kleide bid) um. 
Chärea. Umkleiden? der Henker! vo ? denn ven 
Haufe 


«" 


2 Wt. 157 


Haufe bin id) jest verbannt. ydo muf fürdten, mein Bru⸗ 
der ift drinnen; auch wär’ es möglih, daß mein Vater 
eom Lande wieder berein gefemmen wäre. 
» Mntipbo. eb mit mir; näher fanft du's nicht has 
1 ben ju Deiner Umkleidung. 

€ bárea.: Richtig, Komm, — dort will ich 
mit dir zu Rathe gehen, wie ich das Maͤdchen fer⸗ 
ner haben koͤnne. 

An tipho. But. E 


|... 88iertet Aufzug. 
xod Erfier Auftritt. 


Dorins, 


Beim Himmel! fo wie id) ihn gefehen habe, muß id) 
balb und halb fürdbten ,. ber. SBraufefopf wird Handel an— 
fangen, und meine Gebieterin miß handeln. Sobald der 
junge Ehremes, des Maͤdchens Bruder,.ins Haus gekom⸗ 

‚men war, bat fie ben Dfficier, ibm den Zutritt zur Geſell⸗ 
ſchaft ju vergoͤnnen. Das wurmte bem Herrn auf bet 

Stelle, aber abſchlagen mocht ers bod) aud) nicht. Thais 

drang darauf weiter in ihn, er ſollte den Burſchen zu Gaſt 

laden. Ihre Abſicht dabei war, ibn aufzuhalten, teil es 

ſich jetzt nicht ſchicken wollte, ibm von feiner Schweſter 

Nachricht zu geben. Der Officier, ſo ein ſaures Geſicht er 

dazu machte — lud ibn endlich ein, unb jener nahm e$ an. 

Sogleich ließ fid) Thais ın ein Geſpräch mit ibm ein. Da 
dachte nun Herr Sbrafo, man babe ibm einen Nebenbuh⸗ 

let vor bit Nafe bingeprianjt, unb fuchte das Maddyen wie» 

der dafür zu fränten. He, Junge, rief er, bol’ une die 

Dans 


158 | -— 329€. 


Spampbifa ; fie fetf ung bierzur Unterhaftung dienen, | 
ſchrie Thais, fie zu einem Gaftmahl? nimmermehr'" 
Officier beſteht darauf, und nun gienge an ein Zanfen, u 
ſerweile legt meine Gebieterin gary in der Stille ihr Ge— 
fbmeide ab, und giebt es mir beimütragén. Dasiftfo 
ihr Signal, wenn fie je eher je — aus dem Staube 
machen will. — u vn delen 


5g 


Zweiter Aufteitt, LT. 
Pbädris. 


Wie ich da nach unferm fanbgute zu gehe, durchkreuz⸗ 
ten fid) meine Gedanfen — mie gewöhnlich , menn. man 
Grillen im Kopf bat — gar fonderbar, und alles erfcyien 
mir imfinftern Lichte. Kurz, ich vertiefte mich fo gar daß 
ich, ohne es inne zu werden, bei dem Fandhaufe 7 
gehe. Schon hatt’ ich‘ €& terit hinter iol; als ichs Ns 
Pa feb ich wieder um, mißmürhig und iscueünig, "afl 
ich vor ben Eingang forme, bleib’ ich freben, und fpreche 
bei mir ſelber: bimmel! zwei Tage foll ih bier Bleiben, 
allein , von ihr getrennt? — je, mas iff denn damit? 
nichts, garnichts. — Was? nichts? wenn ihr Uhtdang. 
mir nicht vergoͤnnt ift, fol mirs Denn auch vermehrt femy. 
fie zu feben ?. iff mir gleich jenes untetfaat, bas Andre⸗ 
weiß ich, ſoll mir niemand mehren. Und ber getingſte 
Vorſchmack der Liebe iff bod) immer etwas, — Syebt gleng 
ich wiffentlic) vor dem Haufe vorliber — Uber war hat p». 
thias, daß fie fo verftört und fo eilfertig baber femmt? - 


pug 


sn -» 








= )o( — 159 
Us — c o Syritter Auftritt. 
Pytbias, Pbädris, Dorias. 

Pyt hias. $a; 1d Ungluͤckliche! mo find’ ich. den 
Sczurken, den: Böfewicdht ? two: fud) id) ibn ? ntur 
welche Verwegenheit, welche Frechheit! 

Qbàábrid. D weh! mas mag das ſeyn? 
p»tbia 8. Noch dazu hat der SRader, moie er das 
arme Mädthen miißhandelte, ihr das Kleid von oben big 
unten zerriffen 5 ja ſelbſt bie uan bat er ihr zerrauft, 


Phadria, ‚Ha! 

Pythias. Wenn ich ihn jetzt bitte, mé C danh. 
buben , bie Uugen wollt” id) ihm aus dem Kopfe Fragen. 

Phäadria. Das fiyeinen böfe Auftritte zu (con, bie. 
es da drinnen wahrend meiner Abweſenheit gegebrn bat. 
S4 muß ſie anreden. Wus haſt du, Pythias, warum fo 
baftig? men fubft bu? - | 

Pothias. Ha, Phaͤdrio wen ih fude? gehn Sier 
109 Cie bin gehören, mut ihren faubern Prafenten ! 
|$Spbábria. Was niuft bu denn nur ? 

Phthias. Das fragen Cie mid? der Safirat, den. 
Eie uns geſchenkt haben, bat (one Handel angefangen! 
wiſſen Sie, der hat-dem Mädchen, das meine Gebieterin 
von dem Dfficier,befam, bie Ehre geraubt, 

Phädria Was du fagfi ! 

Dorbias. Wie wird mirg geben ! 

PDhadria. Du bift beraufiht, glaub’ ich. 

Pythias. Ah, vof es alle meine Feinde fe fen" 
moͤchten. 

Dorias, Ums Himmels willen, liebe opti, wa⸗ 
iſt das für ein Spettafel ? 

Phadria, 


- 160 e ; — )e( uà J 


Dhadria Du biſt nicht klug; ein Kaſtrat — tele 
mar der dazu vermoͤgend? — 

Q»tbias. Kaftrat, ebez nicht Kafıraf , das * 
id) nicht; genug, was er angefangen bat, liegt am Tage, 
Das arme Kind weint, unb getraut nicht zu antworten, 
wenn man fragt , was ihm fehle. Und er — Der faubere 
Bogel , ift in feiner Ge ſichtbar. Was site, ober 
nicht aud) zum Abfcbied was bat mitgeben beiffen?. ., 

Qbábria. Sd bin ganz auffer mir vor Erfaunen, 
Wohin felt bie alte Hure fid) verloffen haben, menn er nicht, 
etwa wieder beimgegangen ift zu ung? _ 

Dutbias „Sehn fie bod) einmal i ob er nicht 
dor FAR 

Dhadria, Das ſollſt du gleich bore Cast in ſein 
Haus, ) 


Dorias, Ach mas ift das, liches Kind So was: 


Abſcheuliches ift mir niemals zu Dbren gefommen, — 
Pythias. Ja, ich batte wohl fagen böramydaß bie 
Kerls gewaltig aufs Frauenzimmer wären; aber die Kräfte 


fehlten ihnen. Indeſſen, ich batte das nicht überlegt; ſonſt 


hätt’ ich ibn irgendwo eingefperrt, unb ^q das — 
nicht anvertraut, 


Bierter Auftritt | 


Ppädrig, Dorus, Pytbias, Doriäh - — ^'^ 


(bábria. (ier den Dorus heraus) Heraus, Cujon! 
was? du gehſt nicht, Ausreiffer ? fort, Kerl! du lommſt 
mich theuer zu ſtehen. 

Dorus. Gnade! 


Phadria. Sieb einmal Any tie er bie Ftatze bere —- 


zerrt, der Gaudieb! mas bewegt dich, heimzulaufen? mas, 


u 
—À n mmm. df CN 


Yo 7v ir 


„dich umzuFleiden ?..fag’ an, Kerl! ‚eine Heine Weile, Py— 
. Mias , fo bátt" ich ihn zu Hauſe nicht gefunden, er ſand 
ſchon auf dem Sprunge. 

^ Sp»tbias Haben Sie den Burſchen, lieber, Herr? 
: $bábria, Freilich. uf : 
hos Sp tbias. ^: O schon ! 
Dorias, Das ift herrlich! 
.. Spotbias. Woifter?. i 
"es Phadria. Wo er it ? fiebft bu ibn. nicht? 
A, Syotóias. Ich ibn feben ? toen denn? 
vba Phadeias "Den da (er deutet aui i»), 

Pythias. Mer ift denn ber Menſch? | 
| Phaͤdria. Derfelbe , ben man heute in euet Hauß 
‚gebracht bat. | 

Pythias. Ach, Phädriay ben bat feine Seele von 
uns mit einem Auge geſehen. 9 , 1 | 

Phäadria, Was? nicht gefehen? 

Pythias. Glauben Sie denn wirflich, lieber Herr, 
der da fen uns heute gebradyt worden ? 

$bábria, Ih, weiter hatt’ ich ja feinen, 

Pyothias. Db, der reicht jenem das Waſſer nicht, 
Das war ein hübfcher , jarter Burfch. 

Phäadria. Sa, ja, fo fam er dir damals vor; heil 
er ein buntes Kleid anbotte. Sept dünft er bir haͤßlich, 
weil er das ausgezogen bat. | 
— Pyothias. O ſſchweigen Sie dabon; es ift ein him⸗ 
melweiter Unterſchied. Das Buͤrſchchen, welches man 
heute in unfer aus brachte — ja, wenn Cie das geſehen 
hätten, Phädria! Was wollen Sie mit dem alten, tunje 

lichten, ſchachmatten, lebensfatten , grüngelben Kerl ^ 

B d 1 has 


162 —-eve( — , 

Phädria. Ale Henker! aus dem Gewaͤſch werd (d 
nicht fíug. Du bringft mid) wohl nod) dahin, daß id r 
ber nicht weiß, vas ich aefouft habe — (aim Ded) $ 
"mal, bu, hab’ id) bid) TT 

Dorus. Sja 

Pythias. Befehlen Sie u hi e rum aud) 
air antworte. 

$bàbria, Frag ibn nur. 5 oidetu dg 

Pythias. Biſt bu heute in unfer Haus‘ —* 
— Sehn Cie, ec ſchüttelt den Kapf. Aber der Andre, dır 
Juͤngling von ſechzehn open r den Parmeno witbrachte/⸗ 
der kam. 

Qbábria. Se! "fag mir vor allen Dingen y io 


haft bu bas Kleid her, das du anhaft? — du ſchweigſt? 


— du miüft mirs nicht fagen, — **— 7 
Dorus. Da kam Chären . 
Phaͤdria. Mein Bruder? 

Dorus. Ja. 
Phaͤdria. Wann? | | 
Dorus. Heute, 

$bábria, Wie lange? 

Dorus. Alleweile. 

Qbàbriía. Mit mem? 

Dorus Mit bem Parmeno. 
Phäadria. Kannteft du ihn (don? 
Dorus. Nein; id) hatt ibn niemals nennen hören, 
Phäadria. Woher mufteft du denn, daß er mein 

Bruder fen? | f 
Dorus, Parmend fagte mirs — Don bem bat’ id 

den Rod, R 
Phädria. O Unglüd! ns. 


nm—ÁsPÓ—Á—Á— Prem t m > ———Á— = 


mm — n—-—7 -—————— —— WB Wu. 


- —)oí( — 163 


v orus. Er ſelbſt zog meinen an; wer ‚giengen fie 
beide fort. 

Pythias. Sind Sie nunmehr überjeuat, daß ich 
nüchtern bin, und Sjbnen die Wahrheit gefagt babe ? glaus 
ben Sie nun bald, daß dem armen. Mädchen Gevait ger 
(eben ift? 

Phaͤd ria. Zum Henker, Menſch! ! glaubft du dem 
Pieter des Kerls? 2 

Pythias. Was brauch’ id) ibm zu glauben? bie 
Cade liegt am Tage. | 

Dhädria. (leife zum Dorus) Tritt etwas nàberbiete 
ber; bórft bu? nod) ein wenig; fo. Klaut). Ich frage bid) 
jum Andernmal, bat bir Chärea deinen Kof abgenommen? 

Dorus. Ta. 

Phadria. Und ibn felber angezogen ? 

Dorus. Ja 

Phadria. Und ift ftatt deiner in diefes Haug ger 
bradjt roorben ? 

Dorus. (Go ifte. 

Phadria. Gerehter Himmel, welch bofhafter, free 
der Kerl ! 

Pythias. Ich lUnalücfide ! zweifeln Sie immer 
noch an der unerhörten Schmad) , die man uns zugefügt 
bat ? 

Qbábria. Freilich, von bir follte mid runbern, 
wenn du ibm nicht aufs Wort glaubteft. Cleiie) Ich weiß 
in ber Welt feinen Rath — du, miderrufe, was bu ae» 
fagt haft. (laut) Kann id) denn heute bid) ſchlechterdings 
nicht jum Geftandniß der Wahrheit bringen ? haft du meie 
nen Bruder Chaͤrea gefehen ? 


Dorus, Rein, 
$2 9 bàs 


164 - — jo( — 

jbábria. 46 fehe wohl, der ann pul Mx 
wenn man ibm nicht auf ben Leib fommt. 
mir hinein. - Bald fagt er Ja, bald nein. (leiſe ze tn 
Gitb aute Worte. : 

dorus, Ab, Phadria, Gnabe, Gnade! 

Phaͤdria, Witt bu fort hinein? (ihlägt in) 

'- Dorus Abi, abi! 

Phädria. Anders weiß ich mid) nicht mit Ehren 
aus der Affaire zu ziehen. (laut) ^ Dann iſts verbenfert 
weit gefommen , wenn du elender SBid)t mid) aud) zum 
Beften haben wiltft! — (beibe ab.) 

$otbias. Das ift ein Kniff vom Parmeno, fo qt» 
wiß als id) lebe, | ] 

Dorias. Unfehlbar. 

Pythias. Warte nur! das fol ihm fon Wieder 
eingetränft werden. Uber, NE mie meynſt bu, daß 
ich mich je5t benebme ? 

Dorias. In Hinfidt des Mädchens, nidt wahr? 


Pythias. Freilich. Go id) ipiam, f oder (otf 
ichs offenbaren ? 
. Dorias. Traun! menn bu flug 6ift, fo weißt du 
von allem, was bir befannt ifi, fein Wort, Dadurch wirft 
bu dich außer aller S3erleaenbeit (eem , unb ibr einen Gew 
fauen tbun. Gag’ ibr blos, Dorus fey fort. +. m 

Pothias. Ja, du haft recht. . | zs 

dorus. Aber fommt dort nicht Ehremes⸗ da wird 
Thais auch nicht ferne ſeyn. 

Pythias. Wie das? 

dorus. Weil, tie id) aus des —— Haufe 
gieng, es (don Verdrießlichkeiten unter ihnen abjehte, 

| Pothie 





= 9C 165 


. 8otbias. rag bu nur das Gefchmeide hinein ; 


der fol mir erzählen, twas e$ gegeben hat. _ 
| ( Dorias ab.) 


Günfter Auftritte 


C) C bremes, Pythias. 


ar Ehremes. Der Henker! da war jd) ermifcht ; der 
Dein, den ich zu mir nahm, bat obgefiegt. Sich Doch! 
fo lange wir über Tiſch waren, dacht’ ich wunder, wie nüche 
tern id) fen; aber kaum war id) aufaeftanbem, da wollte 
weder uf nod) Kopf feinen Dienft mehr thun. 
|. ptbios. Chremes! | 
Chremes. Wer ruft? ba, Pythias. Pos taufend, 
wie ifi Das? bu bünfft mir igt meit reigender als vorhin. 
Dytbias. Und Sie, das dürfen. Sie mir glauben, 
weit munterer, | 
Chremes. Mein Seel! das Spruͤchwort muß wahr 
bleiben : ohne Cere$ und Bacchus blaͤßt Venus Trübſal 
Aber ift Thais ſchon fange zuruͤck? 
$»tbias. Hat fie den Dfficier verlaffen ?= 
 "Gbremes, D'mie fange! ^ fon eine ewige Zeit. 
Es bat einen harten Strauß gefeßt unter ibnen. 
Vythiab. Sagte fie denn nidt , Sie ſollten ihr 
folgen ? ' 
Chremes. Nein; aber als fie fortgieng, tvinfte fie 
mir zu. ^ 
Sotbias. Zenun, war das nicht binfanglid) ? 
Ehremes. Ta, fiebft bu, id) mußte nicht, daß es 
bie Bedeutung habe, bis mir der Officier aus dem Traume 
E d half 


166 » —— ) 0) — 

balf , unb pr jur Thlr hinaus warf. Aber Wien: 
fie ja; id) begreifs nicht , tie id vorbei fommenj 

vor ihr. | 


Sechſter Auftritt. R 
Cbais, Cbremes, pytbias. 


Thais. Vermuthlich wird er ben Augenblick bier 
feyn , mir das Mädchen ju nehmen; aber faf ibn. nut 
Icmmen ! -Eo tie er f it nur mit Einem Finger‘ anr 
Trap’ ich ihm die Augen jum Kopf heraus. Seine Siberne 
beiten und Nodomontaden. [af ib mit fo fange gefallen, 
als e8 bei Worten bleibt. Aber läßt er fi uw Einfach, ent 
ju maden, dann mebe ibm! 
|^ €brenies. Thais , ic kin ſchon fange bier. 

" Thale): 9p, brfter Chrenies , eben auf Sie wartete 
ib. Wiſſen Cie, bof der Lärm ihretwegen entflanben 
if ? und daß Sie felglid) bei der ganzen Affaire 5 
lid intereſſict fino ?.—— 

Cbremes. Sd? ums Himmels toillen, wiedes?. - 

.. Sbais, Mein Beftreben ;, Ihre Schweſter Ihnen 

wieder zuzuſtellen hat mir Dies, fo mie bk mauche ähne 

lite 3Bebantíung , $uatjegen.. — 3 15d 9 
Chrem, e6. Meine Samefier? u wo ift. die? Y 

Thais. Drinnen bei mir, 

CEhremes. Bewahre! « uis d 

tbais. Sorgen Sie nicht. Cie bat eine edu 
Eemmin ‚deren weder Cit nates Moͤdchen " 
men darf. 

Chremes. Das verfihern, Sie mie da? 

Thais, Die reine Wahrheit. Dies 3*8 


— n odiuuaMik* wm D AU"h(DEAGAknLILAAI m. ul eni! ue, Bei rei ee 


SUE cr 167 


id gbnen gum Präfent, ohne das Geringfte dafür zu ber» 
langen, _ 

Chr dir . SBerfaffen Sie fi id, Thais , auf meine 
Erkenntlichkeit und reeuen Dant. 

Thais. Nur aber acht gegeben, daß Sie nicht eber 
drum kommen, als Sie es von mir empfangen haben‘ 
Denn eben die ijt es, welche der Dfficier mir gemaltíam 
enteeiffen will, und, deswegen ſchon im Anzug iſt. Ge b, 
jotbios , bof uns das Kaͤſtchen mit den Documenten 


Chremes. enden er den Thraſo erblift) Sehn Sie 
ihn, Thais?, .. ap 
D»otbias. Wo finb' id) das? 
..&bais. Im Coffre. Wirde bald, Traͤumerin? 
Chremes. Mit welcher Heeresmacht er gegen Sie, 
anrüdt? alle enfer ! 
ibais. Sind Sie denn fo verzagt, lieber Junge? 


€ hremes. Daß Sie wären! id) verzagt?. verfichert, 
unter der aya Aen Sie Niemand, deſſen Fehler das 
weniger iſt. 

Thais. 6». if aud recht. 

Chremes. Zum Henker! wofür feben Siemid an ? 

Thais. Genug davon. Bedenfen Sie nur das 
Einzige, Ihr Gegner ifi nicht, einheimifch „hat weniger 
Stadjerud , ale Sie, unb weniger Bekannte, voeniger 
Freunde in der Stadt. 

Chremes. Gan; recht; aber wer fid) einer Gefahr 
ausfeht, bie er vermeiden kann, derift ein Thor. Meines 
Dafürhaltens wahren mir uns lieber‘, als baf wir Mache 
ſuchen an den Menſchen, bei dem wir (don einmal über 
tun find, Gehn Sie hinein, und verriegeln die 
$9 H4 4 Thür 


168. ; —-)o(-— | 


Thuͤr von innen $ derweile auf id aufs erum unb 
. bol' uns ein paar Leute, al$ Sachwalter in dem Tumiülte: 
GSbais.' Bleiben Sie. — 
Chremes. Es iſt ſo beſſer. RENT 
Thais. Bleiben Sie, a2 
Chremes, —* Sie mid) 5 Lr 
id) wieder da. 


Thais, Das brauchts nicht, TVA Doce 
blos: das Mädchen iff mieine Schweſter, fie ift mir ale 


Kind abhanden gefommen , und eben hab’ id) fie toieder . 


erkannt. Zeigen Sie die Documente vor. 

Qo»otbias. (Bringt die Decumente) Da find fie.. 

Thais. (Giebt fie dem Gbreme£) Hier , Freund! 
Braucht er Gewalt der Keri, fo führen Cie ‚Ihm vor [ wn. 
Richter z haben Gies gehört ? ! LR 

€bremes. Dia, Te AD S RDUERD 

€bais. unb bei alem (| was - * agen, wigen e 
Geiſtesgegenwart. 

Chremes. Gut. 

Thais. Den Mantel auf die Schulter! — ovr 
der Mann den id) mir jum Beſchinzer * ‚habt ' 
Aet felbft eines — 


Siebenter Auftritte n^ 


Cbrafo, B natbo, Ganga, Simalio,. Dor 
nar, Sytifcus, Ebremes, Ebais. 


Sbrafe. Hat Onatbo, eint fo fomäbliche Beleie 
digung fott" id) auf ‚mir fien laſſen ?Lieber den Tod! Sie 


malio, Donar, Coria * Mot — | 


erobern, lege 


eno. 


77 Omatbo. Recht (o! 
^| *prafo. Will mir das Mädchen Holen. 
€ natbo. Bran! 
Thrafo. Lind ihr den Buckel von (lagen. 
" €natbo. Schön! 
7 WSbrafe. "Hierher, Sonar, mit deinem Hebebaume 
in das Mitteltreffen; du Simalio, auf. ben linfen Flügel 5 
bu Syriſeus, auf. ben rechten! He ba, ibr Audern! mo ift 
Ber Hauptmann Gange u. unb bie ‚Brigade des leichten 
Volls? 
Sanga. Da iſt er. 
Thraſo. Was milli bu mit deinem Kuͤchen ſchwam⸗ 
me, Schuft ? ſoll ber bit etwa ſtatt des Gewehres dienen? 


Sang a. ‚Was id) will damit? id) fannte den Hel— 
enmutb bes Generals, und die Stärfe von unfrer Heeres⸗ 

macht; ohne Blut kann's hier nicht abgehn; drum nahm 
ich ibn mit, bie Wunden zu trodnen, 

Thraſo. "Mo find die Anden? 

Sanga. Was Henfer! für Andre ? der einzige Sam 
nio ift zurück geblieben, unb hutet das Haus, 

Thrafo. Stelle du fie in Schlahtordnung ; ich 
mill bier bleiben bei ber Urriere  Garbe ; von da aus will ich 
das Signal geben. 

®natbo. Das nenn’ ich mir einen Mugen Einfall; 
laum war er mit ber Schlachtordnung fertig, fo pofirt er 
für feine Perfon fid) an einen fihern Ort. 

Thrtaſo. So pflegte (don Pyrrhus es ju machen, 

Cbremes, Sehn Cie, Thais, was der anfünat? 
wohl hatt’ ich ndis als k- ihnen "Wis das — * zu Vete 
non. 5i 

* $ Thai, 


170 . — )95£;- 


Thais. Glauben Sie mir, der. Burfb, Cit 


Mt für einen, Helden anſehen, iſt ein gewaltiger 
fürdten Sie nichts, TIR. 
Cbremes, ‚Was tbun wir E RT 


Thais. Wie viel gab’ ich drum; wenn Sie jest eine 
Schleuder zur Hand: bátten , um ungefeben bier. aus der 


Berne einen Wurf zu thun; die ſollten ausreiſſen! 
(€ brafo. Aber ſieh! da ftébt ja Thais felbfti un ©. 


"Onatbo. Wie bald befehlen Sie, daß wir Sturm * 
laufen ? VM 


Sbrafe, Halt! ein weifer Mann muf vorher alles 
perfuden, eh’ er ju den Waffen ſchreitet. Weißt dudenny 
ob fie nicht gutmittig tbut, was id) befeble? 

Gnatho. Götterdes Himmels, wie viel kommt auf 
einen verfchlageneh Kopfan ! fo oft id) bei Ihnen sin, 
lerne id) ftets was Neues, 

Xbrafo. Thais, beantworten Sie mir fürs Erfie 
die Frage: verfpraden Sie mir nit, als id) diefes Mäde 
chen Ihnen fdyenfte, vie nächiten paar Tage sani die Mei 
nige zu fen? 

TIhais, Was wollen Sie damit? 

Thraſo. SDasid willdamit? Haben Cie mir nicht 
in meinem eignen Haufe Sjbren ** vor die Rafe Pr 
gepflanzt? 

Thais. Das mafm Sie mit dem (afta rna 
zeigend) auf. À 

Thrafo, Unb fid) heimlich mit ibm —— 

Thais, So gefiel mirs. 

Thrafo. Geben Sie alſo die Pamphila heraus, wenn 
Cit nicht wollen, daß man fie mit Gewalt hole. 

Ehre 


— )o( — . 171 


Chremes. "Mas? dir fie herausgeben ? du fie nehs 
men? bu Erz.» 

Gnatbo. Ha! was machen Sie? ftit 

Gbrafo. Waswollen Sie ? id) (otl mein ‚Mädchen 
nicht nehmen ? 

Chremes. Dein Mädchen, fagft bu, Gaudieb? 

Gnatbo. D, fo geben Sie bod) adt! Sie Fennen 
den Mann nidt, den Sie (djimpfen. | 

Chremes. Wirft du bald geben? fol id) dir fagen, 
mas du zu getoarten haft? menn Du hier dich im Geringiten 
. vergeht, fieb! fo fouft du an diefe Stätte, dieſen Tagr 
und an mich Zeitlebens denken. 

Gnatbo. Sie dauern mid, daß Sie einen fo gros 
Sen Mann fid zum Feinde machen. 


Chremes. Den Kopf fdjmeif id) bir entzwei, wenn 
du nicht gleid) gehſt. 
Snatho. (teile, taf es Thrafo hört) Hör’ Einer ben 
Rader! (laut ) iff das Ihre Mennung? 
Thrafo. Herr, wer find Sie? was tollen Gic? 
was geht Sie das Mädchen an? — 
Chremes. Das fouft bu hören, - Fürs Erfte fag’ id) 
bir, fie ift eine freie Perfon, 
Thraſo. Oh! 
Chremes. Eines Uthenienfifchen t Tochter. 
. Thrafo Ha! 
Chremes Meine Schwefter. 
Thrafe. Eine harte tuf! 
Cbremes, Alfo, Herr Officier, laf er ſichs gefagt 
— feyn ,. daß er ja feine Hand an fie legt. Thais, ich gebe, 
und hole die Säugamme Sophrona, um ihr bie Docur 
mente zu zeigen. 
mte Thrafo. 


a 


172 er ARE c 


zu holen? 

Chremes. 9a, id) wehre dire, | 

Gnatbo. Hören Sie? er sieht fid bes Diebſtahle 
mnis Mehr brauchen Sie nicht. 

Thraſo. Sind Cie damit einverftanden, Thais? 

Thais. Sehen Sie, wer Ihnen Antwort geben meg«. 

R Thrafo. Was made wir nun? 

Gnatbo. faffen Sie uns abziehen. Ehe Sie fid 
verfebén, wird die von freien Stüden M * um 
ſchoͤn Wetter bitten. 

Thraſo. Meynſt du? 
.. Gnatbo. Ganz gewiß; ; id) fenne bie Frauenzimmier. 
Cit mögen nicht, ‚wenn wir wollen 5; und wenn wir nicht 
mögen, find fie ungebeten bei der Hand. | 
.. Thrafo. Du haft recht. | : | | 

Gnath o... Sol id) bie Armee entlafen? . 

Thrafo. Wie du wiluſſt. 

6 natbo. Sanga, denke nun aud), nad => 
Krieger Pfiiht, an Haus und Herd. 

Sanga, Ic fehne mid längft nad) bet eaim. 
€natbo, Du bift ein ganzer Mann !. gov. 
Xbrafo. Ihr da, folgt mir. 


6 


JE (ora Fünfter 


Thrafo. ‚Sie wollen mirs wehren ,. mein, Mädchen | 


—)je(—. 173 


.. gunfter Aufzug. 
Erſter Auftritt, 
C bais, Pytbias. 

Thais, Hoͤrſt du noch nidtauf, bu garftiges Menſch, 
mir fo kauderwelſches Zeug vorzuſprechen? „Das weiß id; 
das weiß id) nicht; er ijt fort; id) habs gehört z ich mar 
nicht zugegen Willſt du mir nicht gerade heraus ſagen, 
was e$ gegeben hat? Das Mädchen fibt da in zerriffenenz 
Kleide, weint, und giebt feine Antwort. Der Xoftrat ift 
fort. Warum bas? mas ift vorgefallen ? antwortet Du 
nicht ? 

Potbias. Ich Arme, was fol ich Jhnen fagen?. .. 
Man will wiffen, es fen fein Kaftrat gemefen. { 

Thais. Nun, mer denn fonft? 

Pythias. . Da der Cbarea. 

Gbais. Welcher Chaͤrea? d xg 

$»tbiat. Da der junge Menfdy, der Bruder des 
Phaͤdria. 

Thais. Was ſagſt bu, Schandmenſch? 

Pythias. So hat’ ich für gewiß gehört. 

Thais. Was in aller Welt fucht der bei uns? mes. 
wegen fam der-ins Haus? 

Pyothias,. Ich weiß es nit, auffer daß id) vermue 
tbe, er war verliebt in bie Pamphila. 

Thais, Himmel, id) Ungluͤckliche! id) bin verloren, 
wenn das bie Wahrheit iſt. Darüber al(o weint bas Diäds 
chen ? | 

Ppthias. So vermuth’ id... noy $^ 

€bais, 


$5.51 


174 e eM C 
Thais. Wasfagftdu, Rabenaas? Waren das meine 
Befehle, als ich aus dem Haus gieng, köln. nadjbrüct- 
lid) bir einfdjárfte ? Jeih 
'" Sptbias. Was fonnt' id) tbun? Er rear ber eins 
zige, bem id) fie anvertraute, wie Sie befoblen hatten, 
Thais. Elende, ta haft bu den Bod zum Gärtner 
gefeßt — — — Ich möchte vergehen vor Schaam, bafi 
man mid) fo angeführt bat . . . (Juden fie in ter Jerneden 
Chaͤrea in feinem Kaſtratenhabit erblickt‘) Was fommt da für 
eine Figur ? 
Q»otbias. Still, gnädiges Fraͤulein ı fill, Tri— 
umph! da haben wir den Burſchen! Minos. 
Thais. Wo denn? 
qQ»tbias. Sb, da zur finfen ; ſehn Sie ibn? - 
Thais. Sa. 
Pythias. Auf ber Stelle laffen Cie ibn feft —— 
Thais. Närrin! Was denn mit ibm anfangen? 
Pythias. Wasmiribmanfangen, fragen Sie?.. 
Sehn Sie nur, ob ibm Die Wolluſt nicht zw den Augen 
heraus blidt. - 
G bait. Bewahre. 
Phythias. Und über — des Kerls! 


Zweiter Auftritt. 
Chaͤrea, Thais, pytbías. 


Chärea. Bei bem Antipho waren beide, Water unb 
Mutter, als hätten fie fid) abgeredet, zu Haufe; alſo konnt 
id) unmöglich bineinfommen , obne von ihnen grfeben zu 
werden. Dermeile id) iba vor der Thür fiebe , fommt ei». 
ner von meinen Befannten mir in ben Wurf, Kaum mac 
| ber 


— Joel — 175 
der fi ditbar , ich auf und davon in ein enges, menfchenlees 
res Gaͤßchen; von da in ein ahdres, Und dann wieder in 
eins. Co fief id) midy ab zum Erbarmen, um von Niee 
manben erfannt ju werden. Aber ift das nicht Thais, bie 
dort flieht? Sja, ja, fie its. Der Henker! was fang id) 
- an? bod), wie Noth darum? was will fie mir thun ? 
Thais Reden mir ibn an. Guten Tag , Dorus; 

du brabes Männchen! fage mir, warft du fortgeloffen ? 

| Chaͤrea. Sa, gnaͤdige Ftau. — ^ , 

"€bais. Meynſt bu, das feb ret? " 
Chaͤre a. Rein. er 
 Sbais. Glaubft bu, das werde bir fo hingehn ? 
Ehremes. Verzeiben Cie mir den einzigen Fehls 
tritt; begeb! ich roieber einen in meinem Leben, dann fotlen 

Sie mid umbringen. 


Thais. War e$ bir bange vor einer ftrengen Bes 
handlung von Seiten meiner? 
^ Chremes. Rein. 
Thais. Wovor denn? 
Chremes. Die ba, (deutet auf bie Pothiac) fuͤrch⸗ 
tete ich, möchte mich verklagen bei Ihnen? 
Thais. Was batteff du denn gethan ? 
Chremes. Soviel wie nichts, eine Kleinigkeit. 
Pothias. Was, Unverfhamter, eine Kleinigfeit? 
Dünft dir das was Kleines ein Mädchen zu fanden, das 
eines Bürgers Tochter ijt? 
Chremes. Ich bielt fie für meine Mitfflavin, 
Pythias. Für deine Mitfflavuin?,. , . Raumfann 
id) mid) halten, bag id) nicht auf ibn aufprinae und ibm 
die Paare jerjaufe, Will er nod) daju fein ®efpött mit 
uns rwn, der Racer! 
Thais. 


B = )ol = 

.,, Sbaif. „Wirt du wohl J Unſinnige? a 

Pythias. Und warum das! ber ie 
ich bat nod Geld beraus ju fordern, menn id) das tbu 
| befonbere , ba er für Ihren Sklaven fi. angiebt, , " rr 
Thais. Still davon! — Ihr SBetragen y China; 
macht Sbnen feine Ehre. Denn gefeht auch, daß ich eine 
Be Behandlung, nec fo jehr verdiene, .fo ſteht es doch 

hnen nicht an, fi it ju petüben. Auch weiß id) nun w abre 
lid) nicht, toe ich anfangen fol mit dem Mädchen; fo id 
haben Sie mein ganzes Concept mir verrüct, Mein Plan 
war, fie den ihrigen ganz tadellos sujuftellen, fo daß fit an 
der Gefaͤlligkeit, bie id) ihnen tbáte, . nichts vermißten, Wie 
kann id bas jetzt? 2 y 
;, 5 Chärea, Beſte Thais, id) hoffe, mir follen von nun 
an in ununterbrocdyener Harmonie mit einander leben. . Iſt 
es bod) nicht das Erftemal, daß ein folder Auftritt, der 
anfangs nicht zum beiten ausfab, in bie herzlichſte twn 
ſchaft ſich endigte. Wie, roenn ein Gott «s fo gefüg — 

Thais. Die Wahrheit zu ſagen, das iſt gerade die 
Vendung , die meine Gedanken der Sache geben, " die 
ich ibr wuͤnſche · — 

Cbárea, Und eben das iff es, worum i dd bitte, v 
viel glauben Cie mir, was id gethan babe, geſchah nicht, 
um Muthwillen an Ihnen ja verüben, fenbern aus Liebe. 

Thais. Ich glaube, unb um fo het bin ich bereit, 
Ihnen ju verzeihen. Mein Herzijt nicht fo gefühltos, Chäs 
rta, unb meine Crfabrung nicht fo befdyrünft, buf » bit 
uugewalt der Liebe nicht fennte, —— 

Cbàrta. Ach, Thais, fo - ich [cbe ) à. liche 
&ud) Cit von Herien, 

» tbi T 





*- 29€ — 177 


jptbias Dann ralhe ich Ihnen, gnaͤdiges Fräne 
lein, fid) vor bem im acht su nehmen, 

Chärea. So was werd’ id) mich nicht unterftehen:. 

9 ptbías, . Ihnen trau’ id) fein. Haar. 

Thais. Sey fri! 

Chaͤrea. Und nun bittei Cie, Thai, um Ihren 
Beiftand in biefer Angelegenheit 5. Ihren Händen überaeb! 
id) yh ganz , und vertraue nid) Ihnen, Sie find es, die 


ic) — verfagen Sie mirs nit — jur Befchyiikerin mi 
wähle. jd) bin des Todes, menn id) das Maͤdchen nicht 
heirathe. 


qais. Auch wenn ihr Vater. | 
Chärea. Ah was? der ife u, das weiß 
ich / enn ſie nur eines Buͤrgers Tochter iſt. 
Thais. Wenn Cie verziehen woͤllen einen Au⸗en⸗ 
blick, fo koͤnnen Sie bes Maͤdchens Bruder ſelber ſpre— 
den — er iſt nad) der Saugamme hegangen, die dad 
Mädchen in feiner Kindheit auferzog — fur; Chärea, Sie 
ſollen gegenwärtig ſeyn bei der Wiedererfennung. 
Chärea Gut, id) bleibe ba; 
Thais. Was meynen Sie? warten wir fci Anis 
tunft nicht-lieber zu Haufe ab, als hier vor der Thir? 
€bàrea. O ja, tet gern. 
Dotbias, Ums Himmels hinten! was fänt Ihnen 
y^ 
v Thais. Was ift dir? 
Pythias. Sie fragen ? den tvotlen Sie wieder in 
Ihr Haus aufnehmen ? 
Thais. Warum nicht? 
st f. »tbiat. Glauben Sie mir auf mein Wort, hà 
feirbs einen neuen Strauß abfegen, : 
vdió.s gn Thais: 


4 


Thais. So ſchweig bod) enblid) einmal! — 

Pythias. Es ſcheint, €ie kennen ihn noch —X 
recht, den lockeren Zeiſig. 

Chärea. Fürchte nichts, Pythias. 

Pythias. Ich traue ſchlechterdings nicht, Chaͤrea / 
bis ich die Probe geſehen habe. 

Chaͤrea. Nun, fo büte bu mid), Pythias. 

Potbias.‘ Ho, bo! Ihnen módt id) weder was 
zu hüten geben , nod) Ihre Hüterin fern ; gehn Sie, gehn 
Sie! 

Thais. Vortreflich! da kommt des Didchens 
Bruder. 

Chären. Ale Henker! ,„. . gehn mir bíntin, befte 


Thais; ; ich mödjte nicht gern , tef er auf ber Straße in 


bem Habit mic) fühe. 

Thais. Warum denn nur? ſchaͤmen Sie fid) etwa? 

Chärea. Nicht anders. 

$ptbias. Cipórtikb, indem fie den Ton feiner time 
madmodt) Nicht anders! die liebe Unfchuld! 

Thais. Nur zugegangen , id) femme nad). Pothis 
«$, bleibe bu bier, um den Chremes ins Haus zu führen, 

( Ehären und Thais ab.) 


Dritter Auftritt. 


Pyebias, Cbremes, Sopbröna, 


q5tbias. Ja, mas fällt mir denn jetzt geſchwind 
ein? was in aller Welt ? mie fo(l ich den Gaudieb bezah⸗ 
len, der diefe Vertvechfelung aefartet bat? 
Chremes. So mad) bod, Frau, daß bu von der 
Stelle tommt. 
Eophrona. 





- )o( — i29 
Sophrona. Sd made ja: 
Chremes. Richtig, aber du bleibft immer auf ei 
nem Flede. 
potbías. (um Chremes) Haben Sie der ehrlichen 
Frau die Documente (bon geeigt? 
Ehremes. Alle miteinander. 
)ptbías. Ja? und was fagt fie dazu ? fennt fie - 
diefelben? — — 
Chremies. Sie weiß fie as berti Kopfe zu ſagen 
Qptbias. Nun nun ; das freut mich; ich bin hm 
Hut, dem Mädchen — Nur ju ins Dàus; meine Gebie— 
terin foattet Ihrer (bon laͤngſtens. Aber fib; da *-nimit 
ja Darmeno, der Ehrenmann; tie fo unbefangen er Daher 
ſchlendert, der fauberé Vogel! ; . ; Ha; nun weiß ich rodsy 
ihn auf meine Maänier ju quáter. Aber Fürs Erſte will 
ich ins Haus geben ; umi tvegen bet Erkennung gewiß ju 
ſeyn. Dann komm' ich wieder 4. ind da foll et mir ges 
aͤngſtigt werden ; der Lotterbube. 


Vierter Auftritt— 
Parmeno ; Pythias. 

Parmeno. Ich muß bed) einmal fehen, was unſet 
Ehaͤrea hier treibt. Wenn der feine Sache ſchlau angefan⸗ 
gen bat, gerechter Himmel! was für aröfe Lobſpruͤche wird 
ba nicht Parmeno erndten. Und das don Rechts wegen. 
Denn mir allein berbanft ers, daß er feine Leidenſchaft ju 
beni Mädchen ; das ibn aefeffelt hatte, ohne die geritigfte 
Befchtverde , ohne Aufwand, ohne Koften befriedigen 
fonnte; was ihn, falls er mit der habfüchtigen Buhlſchwe⸗ 
fitr den Handel geſchloſſen hätte, in taufend Schwietigkei⸗ 

Ma ten, 


180 : - )o( — 


ten, in enbofe Roften würde verwickelt haben, — Doch taf 
bring’ ich gar nicht in Anſchlag gegen das Andre, unb die= 
fes ift t$, was id) für mein Meifterftück anfebe — id) babe. 
dadurch bem Burſchen Gelegenheit verſchafft, jene Crtatur 

nad) der Natur, nad ihrem aanzen Wefen fennen ju [ets 

nen. Und geſchieht tas frühzeitig ; Dann di t zeit⸗ 
lebens ibm ein Greuel feyn. Sieht man bie ' Dirnen aujfer 


ibrem Haufe, da find fie bie Reinlichkeit, Wohlgezogenheit 


unb Nettigfeit felbft. Speifen fie mit ihren Satans, toit tbun 
fie ba fo fnaufig ! Uber heil dem Jüngling, der bei Zei en 
ihren Heißbunger, ibre Schmußigfeit, ihre Bettelei kennen 
lernt; mie garſtig es zu Haus bei ihnen ausfieht; wie gie⸗ 
rig fie ba tbun , unb ſchwarzes Brod ju einer aufgewaͤrm· 
ten Suppe freſſen! 


Pythias. Warte nur, Schandkerl, es ſoll bir alles 
eingetránft werden , was du bier geſprochen unb gethan 
bajt; fie fou bir bezahlt werden ; die, Kurzweile „ die du 
mit uns treiben wollteſt. 


Sünfter Auftritt, 
Pyrbias, Parmeno. 


Qptbias, Götter des Himmels, welch abſcheuliches 
Rai) o unglüctfeliger Jüngling! berruchter Parmeno, 
der ibn in das Daus brachte ! 

Parmeno Was ijt das? 

— Qptbias. Ab, er jcmmert mid! ich tvar nicht ins 
Canoe, es. anzuſehen, und lief zur Thür hinaus. Fürdhe 
terliches Exempel, das fie an ihm ftatuiren wollen! 

Parmeno D Jupiter ! was giebts da für Yufs 


tritte ? ft mein Verderben erſchienen? ich muß fie fragen — 
. Was 


L] 





a Nic 181 


Bas ide, Pothjas? was fprift bu ? an wem wollen 
fi ein Exempel flatuiren ? 2 

Qotbi bs. Unverfehämter ‚das fraaft du ? Uns wolle 
teft du eine Naſe drehen, und bajt darüber den armen Juͤng⸗ 
fing , welchen du fiátt tes Kaftraten unterfchobeft, ins Vers 
Be net. 

"'igüritüo "Wie bas ? mas hats denn gegeben ? 
fag! an. - 
«et qutbia. Nun ja Das Mad ^en , welches heute 
divos geſchenkt bekonmen bat — weift du, daß dieß 
"eines hieſtgen Bürgers Tochter it ? daß ihr Bruder unter 
bit angefehenften Männer Athens gehört ? | 

Ya rmeno, Ken; davon weiß ich nichts. 

Phtbias. Je mun, fo bat fiche ausgemwiefen. Dieß 
Mädchen bat der Ungfücktiche aefchändet. Nicht fobald er» 
fuhr das ihr Bruder, ber Hitzkopf, als er. 

Parmeno. (mitjtt imer Stimme Ha, was denn ? 
$ptbias, Fürs erfte ihn jaͤmmerlich knoͤbeln lief. 
 Sharmeno. Knöbeln? 

Pothias. Thais mochte bitrem unb nius umfonft. - 

Parmeno. Ha, was fagft bu? 

Pythias. Und nun droht er damit, tie mans den 
Ehebrechern macht; eine Behandlung, die id) niemals ger 
ſehen babe, nie fehen mag. 

Parmeno. Wie darf ec fid) fo was ecfreden? 

' Wotbías. Warum? marum? 
- . Üarmeno,. Wie? läßt fid) mas Wergers benfen? 
Der bat jemals erlebt, daß einer in bem Haufe eines Freu« 
denmaͤdchens als Ehebrecher behandelt wurde? 
Mathias, Das weiß (d nicht, 
gr mnm Par⸗ 


182 256 


Parmeno. Alſo, damit ibré wiſſet , Pythias, fage 
id euch unb tbue cud) Fund, der Burſch da ift unfer jun» 
ger Herr. 

Pythias. Sn Ernft, Freund, iff es der? 

Parmeno. Sonach mag Thais adt geben, bafi ibm 
Fein Leid geſchieht — Dod marum geh’ id) nicht felber 
binein ? | 

Vythias. Eich zu, Parmeno , was du tbuff. 
MWahrfheinlich wirft bu ihm nichts belfen, unb felbft bar» 
über ju. Grunde geben; denn dich haben fie im Verdacht, 
du jenft ber Urheber von bem Allen, 

Parmeno. Was mad” id) denn alfo, id) Unglüd« 
liber? mas fang? id an? — Xber fieh , da kommt unfer 
Alter zurüd vom Lande. Sag’ ichs ibm, oder nibt? — 
ja, ja, ich fags ihm. . Qtvar wird mir das übel befommen; 
aber es ift nicht anders, er muß feinen Sohn retten. 

Porbias. Der Einfalt war gut. Sd gebe fort ins 
Haus ; erzähle Du indeffen dem Alten ausführlic) , was 
vorgefallen iff. 


Sechster Auftritt. 
Zachbes, Parmeno. 


facbes, Mein Gütden toirb mir dadurch doppelt 
angenehm, daß es Athen fo nahe liegt. Denn auf biefe 
Weiſe fann ich weder des Landes nod) der Stadt überbrüfe 
fig werden. Bin id) des einen Aufenthalts müde, flugs 
ptrtaufd idy ibn mit bem andern. — Über ftebt dort nicht 
unfer Parmeno? ja, ja, er iſts — Auf wen tvarteft bu, 
fDarmeno , bier vor der Thüre ? 


forme 


 -— AR DAD 





— Jo( — 183 


9armeno. Wer fprit ba? ... . Ah, lieber Herr, 
ich bin erfreut, Sie gefund tmieder bei uns zu fehen. 

facbes. Auf men wartejt du ? 

QÜarmeno. Sd bin des Todes! vor Schreden ftodt 
mir bie Zunge. 

taches. Was ift denn da? marum thuftdu fo ängfte 
lid) ? ift ned) alles wohl? fpric! 

Qarmeno. Fürs Erſte, lieber Herr, (con Sievere 
fidyert, wie es bie reine Wahrheitift, daß ich an allem, was 
bier vorgefallen ift, nid)t bie minbefte Schuld babe. 

facbes. Vorgefallen? was denn ? 

Parmeno Wohl haben Sie Urfahe, fo zu frae 
gen; id) hätte vorher den Handel erzählen follen — hr 
fDbábria bat einen Kaftraten gefauft, um der da innen ein 
Prafent zu machen. 

facbes. Was für einer ba innen? 

Darmeno Der Thais. 

Laches, Gekauft, fayft bu ? o id) armer Mann! 
wie theuer? 

Parmeno Für zwanzig Minen. 

facbes. Ich bin verloren! 

Parmeno. Fürs andre bat Ihr Chärea fid) in eine 
Harfenfpielerin aus eben dem Haufe verliebt. 

facbes. Wie? mas? verliebt? weiß der fhon, daß 
e8 zweierlei Gefchlechter giebt? und mie fommt der in bit 
Stadt? Unglüc über Unglück! 

Parmeno Gehen Sie mido darum nicht an, lie— 
ber Herr! von mir hat er das nicht gelernt. 

Laches. Halts Maul von dir , infamer Kerl ! ich 
will bid) fchon , fo wahr id) lebe . . . Aber vorerft laß 


mid) roiffen, was e$ weiter gegeben hat. 
on a gare 


184 -— 9 ( = 
Varmeno. Statt jenes Kaftraten hat er ins Haus 
der Thais fi bringen laffen. 
Laches. Statt des Kaffraten? 1 
Parmeno  Stibt anders, Drauf fielen die brine 
nen über ibn ber, als über einen Ehebrecher, und banden 
ibm Hand’ und Füße. 
Yaches. Sc bin des Todes! Z 
Parmeno Da feben Sie die Frechheit der Dirnen ! 
Faches. ft vielleicht noch ein Unglüc, nod) ein Dare 
fer Schlag zurück, den bu mir nicht erzählt haft? 
Parmeno Nein, weiter nichts. 
Faches. Da muf ich gleich hineinftürmen. 
Parmeno Es ift feine Frage, der Handel tvirb 
mir febr übel befommen ; aber ich fonnte nicht anders, 
Dich freut Dabei nur das , daß durch mich bie Menfcher 
garftig ing Gedränge fommen werden, Denn der Alte 
ſuchte ſchon länaft Gelegenheit, an fie zu fommen , unb ih» 
nen den Kopf rechtfchaffen zu wafchen, Nun bat er fie, . 


Siebenter Auftritt, 
Pytbiss, parmeno, 


Qptbias. (trit mit lautem Gelächter, had fie befländig 
ermebert, au) Bei Gott! im ewiger Zeit bab' ich nichts 
erlebt, das mir fo viel Freude gemacht hätte, als wie der 
Alte vorbin mit feiner abentheuerlihen Einbildung ju uns 
berein aeftürmt klam. Ich adein konnte drüber laden, weil 
4d) wußte, was ibn ängitigte. 

Darmeno. Nun was iff denn das ? 

Qotbias. eye wünſcht' id ben Parmeno ju (prés 
d — Doc mo in aller Welt mag der fen? 

^ far 


! 





4 


— )joC€ — 185 


farmene. Die ſucht mid. 

Vythias. Aber ſieh, ba ift er; nur ju. 

Parmeno. Was if da, Naͤrrin? — mas willſt 
bu? — mas lochſt bu? — hoͤrſt bu nod) nicht auf? 

Pythias. D weh! hab’ id) mid) nicht zu Schanden 
‚gelacht liber dich ! 
- - Marmeno Warum? 
-  Saptbias. . Graaft bu? in meinem ganzen Leben hab’ 
r id fo feinen Pinſel gefeben , unb feb" ibn nicht wieder. Ah! 
es ift unbefchreiblich , was für Kurzmweile bu uns drinnen 
gemacht baft. Meynt’ id bed) immer, du fenft ein ges 
ſcheider Kerl, mit bem teas ausjuridten wäre. Zum 
Senter! wer hieß bid) denn auf der Stelle glauben , mas 
ib Dich weiß machte? oder warſt du vielleicht nicht zufries 
ten mit ber Schandthat , wozu du den jungen Menfchen 
verleitet batteft ? mußteft du ibn nod) dazu an feinen Va— 
ter verrathen ? denn wie mennft bu wohl, daß dem armen 
Burſchen zu Muthe war, als ihn fein Bater in dem Auf— 
zug erblidte? — Nun? merl(t du bald, daß du geliefert 
bifi ? 
Parmeno. Ha, was fprichft bu da, Boshafte? — 
oder find es vielleicht, lauter Lügen ? — lachſt bu nod) 
immer? macht hir das fo grofen Spaß, mich zum Beften 
i! haben, Schanddirne? * , 

Pyt hias. Auſſerordentlich! 

Parmeno. Ja, wenn du mir das umſonſt gethan 
baft ... 
Qotbias. Verfteht fid. 

Sarmeno. Ich trànfe dirs ein, fo wahr: id) febe ! 

Pythias. Kannfeyn. Uber, guter Parmeno, mer 
nep, t t tvann das geſchieht? bu bingegen wirft zur Stunde 
| " N 5 herhal⸗ 


186 —)oe( — 


herhalten müffen, daß bu ben armen Juͤngling burd) un« 
erbócte Streiche berübmt madyft , und zugleich ber Verraͤ⸗ 
ther bijt bei feinem Vater. Beide werden ein Exempel an 
dir ftatuiren. 

Parmeno Ich bin verloren ! 


Pythias. ieh da deinen Lohn für das höne Prä- 
ftnt, das du ung bradjteít. Adieu, 

Parmeno. Unglüclicher! mußt’ ich denn * mich 
ſelber verrathen zu meinem Vetderben! 


Achter Auftritt. 
Gnatbo, Tbrafo, 


Gnatho. Was nun ? haben wir denn aud) toobl 
eine Ausſicht, einen Plan dabei, bafi toir uns bier wieder 
fehen laſſen ? was wollen Cie denn eigentlid) , Thrafo ? 

Thrafo, Was id) will? ber Thais mid) auf Difere» 
tion ergeben, unb tbun, toit ihre Drdres lauten, Konnte 
Hercules einer Ompbale unterthänig feyn, warum nicht 
' eben fo qut ich-einer Thais? 

Gnatbo. Kein übles fBeifpief, Was gäb’ id brum, 
diefen Kopf von dem Pantoffel mürbe geſchlagen zu fehen! 
Aber bie Thüre drinnen will aufgeben. 

Thrafo. (fibt den Cbürea im Kaſtratenhabit beranslaufen ) 
Aue Henker ! was ift das für eine Erfheinung? den hab’ 
id ja mein Tage nicht gefeben, Was bat ber, daß er fo ba» 
ftia taber gefprungen fommt ? ac 








—-)o(-— 187 


Neunter Auftritt. 
Cbárea, Parmeno, Bnarbo, Thraſo. 


Chärea. D meine Zreunde ! giebt es wohl jemand 
in der weiten Welt , der fid) glücklicher fühlet , als id? 
nein, nein , fo wahr ich lebe. Denn an mir haben die 
Götter im eigentlichen Verftande al? ihre Kräfte erfchöpfts 
jo viel Freude had’ id) auf einmal erlebt. 
— fSparmeno, Worüber ift ber fo entzuͤckt? 
Chärea. (Wird den Parmeno gewahr) Ah liebfter Dare 
meno, du Stifter, Anfänger und Vollender meines gane 
zen Wohlbehagens; meißt Du, mie herrlich meine Lage ift? 
weißt bu , daß meine Pamphila für eine Bürgerin ift ere 
fannt worden ? 
Qaàrmeno. Ich habs gehört, 
Chärea. Weißt du, daß fie verlobt ift an mid? 
Darmeno. Wie erwünfdt ! 
€natbo. (jum Zbrafo) Hören Sie, was der fpricht? 
Chärea. Aufferdem freut es mich innigft, daß mein 
Bruder Phädria roegen feiner Herzensangelegenheit nun ge» 
borgensift. Wille, unfer Haus unb der Thais ihres mas 
den in Zukunft nur eines. Sie bat fid) unferm Vater in 
bít Arme geworfen; unb toir allein find es, von denen fie 
Schutz und Protection erroartet, 3 
Parmeno. Hinfort widmet fid) alfo Thais blog 
Ihrem Bruder ? 
Chaͤrea. Zeeilid. 
Parmeno. Ein neuer Stoff jur Freude für ung; 
da muß der Dfficier fid) paden. 
Chärea. Mach' alfo ‚ daß mein Bruder je eher je 
lieber alles erfährt; fuch’ ihn auf. 
Darmeno, Ich wii einmal nachfehen zu Haufe, 
X hene 


188 — )ot — 
Zehenter Auftritt: 
Thraſo, Onatbo, Chaͤrea. 


Thraſo. Zweifelſt bu nun noch einen tugenblidy 
BGunuatho, daf es mit mir voͤllig aus ift? ^ | vu 

Gnatbo. Daran ift wohl fein Zweifel | di y: 

Chärea. Mas fol id) zuerft-anführen ? wem ſoll 
ich bie größten Lobſpruͤche machen? ibm, ber mir ben ln» 
ſchlag gab? oder mir, ber id) Muth genug batte; ihn aus⸗ 
zuführen? — Soll ich das Schickſal preifen , deſſen dem» 
fung id) alles verdanfe ; tas fo viele erfreuliche Seenen 
auf Einen Tag fo erwünfcht jufammenfettete ? — Und was 
fon ih davon fagen, daß id) Einen fo gütigen , fo allere 
fiebfien Vater habe? o Jupiter! erhalte, was du uns gte 
fentit halt, 


; Letzter Auftritt, 


pbidria, Chären, Parmeno, Ginatbo , 
Cbrafo. 


Phädria, Götter des Himmels! was für unglaubs 
fide Dinge bat mir da eben Parmeno erzähle! — Aber 
roo ift mein Bruder ? 

Charea, Hier ift er, 

Dhädria. Mic) freut von Dern , .. 

Chärea. Syd) glaubs, lieber Bruder — Und das 
muß ich geftehen, deine Thais da ift das liebensmwürdigfte 
Geſchoͤpf von der Welt; unfre ganze Familie hat die márme 
fie Sreundin an ihr, 

Phadria. Ho, bo, machft du bei mir ihren Lohr 


redner ? | 
| . Sbrofe. 


e? 





> 


- )o = 189 
Thr a fo. Cem Buatbo) Ich Unglücfiidyer! in dem⸗ 
felben Grade, mit meine Hoffnung fid mindert , nimmt 
meine Liebe zu. — Gnátfo', meine ganze hefnung 
ſetz' id auf tid. 
€ natbo. "dus verlangen Sie denn von miir? 
Thrafo. Bring’ es Dod) dahin — durch Bitten, 


durch Geld, wie du kannſt — daß mir Ya ein Pin 


den bei der 3 fois vergoͤnnt bleibt. 

Gnatho. Cin ſchweres Geſchaͤft! y: 

Thrafo. Wenn du nur milf , , . ic) fenne dich 
— Bringſt du mir das zu Stande, dann bitte dir, was 
du magſt, zum Geſchenk, jur Belohnung aus; du ſouſt 
feine. Fehlbitte thun. 

Gnatho. Gewiß? 

Thrafo. Verlaß bid) drauf, 

Gnatho. Nun gut, menn id) e$ durchſetze, fo halt? 
ich mir aus, daß Sjbr Haus — Sie mögen daheim odeı 
nicht daheim ſeyn — mir jederzeit offen ſtehe, daß id 
uneingeladen ftets meinen Pat an Ihrer Tafel finde, 

Thrafo. Da boft du mein Cbrentvort drauf. 

Gnatho. So mil ich mid) denn rüften. 

Phädria. Wen bor' ib ta? — Ha, Thrafo! 

Thrafo. Ihr Diener, meine Herrn. 

| Phädria. Sie miffen vieleicht nicht , was bier bor⸗ 


gefallen ift? 


Thraſo. Die p: 


.go —)99( — 

$bábria. Wie kommt e$ afe, bof id) Siei in dies 
ftm Revier finde ? 

Thrafs, Im Vertrauen auf Ihre Güte. 

Phadria. Willen Sie aud), tvit ſtatk Sie berech— 
tigt find zu dieſem Vertrauen? — Kurz unb gut, Her 
Dffieier ; treff” id) ibn jemals twieder in det Gaſſe bier, 
bann mag er mir taufenbtmal fagen „ich fuchte jemand ans 
ders, mein Weg gieng da hinaus — id) bring’ ibn uni. 

Gnatbo. Ei, ei, wer möchte fo ſchlimm (epn ? 

Phadria. Nicht anders, 

Gnatbo. Daran erkenn' íd) Ihre gepriefene Hoch: 
verzigkeit nicht. ! 

Phaädria. Gs bleibt babel. 

€ nátbo. 'SDergónnen Sie mir ein Paar Worte; 
fteht Ihnen bann mein Vorſchlag an, fo gewähren Sie ihn. 

$bábria. Laß hören. 

Snatho. Sie, Thrafo, geben ein wenig auf Seite 
— Vor allen Dingen glauben Sie mir ja, meine Heren, 
daß, was ich bier thue, baupt(adjlid) mein felbft wegen ges 
ſchieht. Sjnbeffen , wenn Sie gleichfalls Ihr Conto dabei fins 
ben, fo wär’ e$ Thotheit, nicht einzuwilligen. 

Phaͤdria. Was mennft bu damit? 

Gnatho. Ich dachte, Sie (dafften fid beri Officier 
als Cicisbto für Sybre Thais an? 

$bábria, Mir? als Cicisbeo? | 
On‘ 





— yo(— 19r 

Gnatbo. Eine Heine Aufmerffamfeit! nicht wahr, 
Phadria, der Umgang mit Ihrer Thais hat vielen Reis für 
Sie; und Sie leben gern herrlich und in Freuden. mit ihr? 
Indeſſen was Sie ihr geben fonnen, ift wenig, und Thais 
muß viel haben , wenn fie Sybrer Liebe fid) widmen foll, 
ohne daß Sie fid)'8 brav Foften laſſen. Zu dem allen wüßt’ 
id) Ihnen auf der Welt fein fchicklicyeres, fein brauchbarer 
res Subject.‘ Fürs Erjte bat er viel wegzuſchenken, und 
niemand findet mehr Vergnügen daran. Dabei ifisein ab» 
gefhmadter ; alberner , unbebolfener Menfch, der Tag und 
Nacht fdjnard)t ; bei bem Sie nicht forgen dürfen, Ihr 
Mädchen werde fid) in ihn verlieben ; den Sie jeden Au⸗ 
genblict fid) vom Halfe ſchaffen können, 

Phadrias Wozu entſchließen wir ung? 

€natbo. Noch ein$ , und zwar in meinen Augen 
der Hauptpunct. Kein Menſch fchüffelt koftbarer und reich⸗ 
licher auf ; wann er Gäfte bat. 

Chaͤrea. Saft foute mari denken, der Burfch fep uns 
auf jeden Fall unentbehrlich. 

Phäadria. Das mienn’ id) audj. 

G natbo, Recht fo, meine Herrn! — Eine einzige 
Bitte bleibt mir nod) übrig, die Bitte, daß Giemaid) in yb» 
zen Cirkel aufnehmen ; id) (leppe mid) lange genug mit 
biefem lone. 


qbàbria. Das wollen wir tburt, 


Chaͤrea. Bon Herjen gern. 
ena. 


192 —5)o( — 
G itatbo, "Dafür, befter Phädrid ,- fter Gbáredy 
geb? ich Ihnen den Ehrenmann in die Rappuſe j: zehren Sie 
ibn auf, treiben Sie Ihren Spaß mit — fo viel Sie 
wollen. ——— 
Chaͤrea. Topp! , 
Phadria, »Er verdient té, 


€&natbo, Kommen Sie näher, Thrafs, Wins aco 
fáttig ijt. | 


Gbrafo. Liebſter, Befter, wie (eben unfre Cadm? 

Gnatbo. Wie fie fteben ? Die Herrn da fannten Cle 
tod) nicht. Aber fobald id) Ihren Charakter ihnen fáil. 
berte , Ihre Thaten und Ver dienſte in das rechte fit fette, 
da waren tvir eins. 

Thrafo. Bravo!Sey verfichert, ich werde dirs Dank 
tviffen — Bin id) bod) nirgende in meinem Leben gewe⸗ 
ſen, wo mich nicht jedermann lieb und werth gehabt hätte. 

Gnatbo. Sagt’ ids Ihnen nicht, daß der f 

€apitain ein Athenienſer vom feinften Tone fep? 

Phadria. Du baft nicht zuviel geſagt. 

Onatbo. Kommen Sie, fommen Sie! — (an bie 
Zufchauer) Ihnen meine Herrn, wuͤnſch' id) wohl zu leben; 
und uns — Ihren Beifall. 


Anmer⸗ 





Anmerkungen 


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BESgtratttnu 


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Gifs Fufifpiel gilt bei den Alten und 9teuern für das 
Meifterftück des Serenj, Saeton in feiner Vita Terentii 
fagt davon : Eunuchus quidem bis die acta ett, meruit- 
que pretium, quantum nulla antea cujusquam comoedia, 
id eff, octo millia numum, Alſo 200 Sfr. bezahlten die 
-Stebifen für biefe Gomóbie, toeldjes, nad) ber Dacier Bee 
mierfung, zu jener. Zeit eine fehr betrácbtlibe Summe tvat, 
Daſſelbe erzählt uns Donat, der fid) ausführlich über die 
Vorzüge diefes Stücks verbreitet. Hier nur Einiges das 
von: ,, Haec et TeéTaci , CE erıracw et Karasgıoay 1tà 
aequales habet, ut nusquam dicas longitudine operis 
Terentium delaffatum dormitaffe — Et acta eft tanto 
fuccefIu ac plaufu atque fuffragio, ut turſus elTet ven- 
dita, et ageretur iterum pro nova — [n hac Terentius 
delectat facetiis , prodeft exemplis, et vitia hominum 
paulo mordacius, quam in caeteris , carpit — Haee 
edita tertium eft, er pronuntiata, TERENTII EUNU- 
CHUS: quippe jam adulta commendatione poetae, ae 
meritis ingenii notioribus populo, * 


Um die letztern Morte zu berfteben , Muß man die 
ſchoͤne Note der Dacier zu Hilfe nehmen : Le paflage de 
Donat, que je viens de rapporter, nous apprend une 

. €hofe aíTez finguliere, c'eff que quand on publioit, ou 
qu'on annoncoit les pieces d'un Poetenouveau , qui n'e« 
toit pas connu, & dont la reputation n'etoit pas faite, ori 
mettoit le nom de la Comedie le premier, aprés cela 
le nom du Poete , Andria Terentii, comıne la piece devant 
faire connoitre le Pocte; mais quand la teputation du 

na Poete 


196 — J'to( GE 


Poete etoit formée, & qu'il etoit generalement eftimé, 
en annongant ou publiant fes pieces on mettoit fon nom 
avant celui de fa Comedie , comme ici: Terenrii Eunuchus, 


— Zweimal gegeben — Weil Sueton in der vorhin 
angeführten Stelle fagt , das Stüc (tp dreimal gegeben 
worden, fo vermuthet bie Dacier'nicht ohne Grund, e$ 
fen in diefer Lleberfdyrift etwas weggefallen, unb man müfje 
ftatt „Adtall.“* leſen: Acta Hf. die i, e. Acta bis die, 


— Unter dem Confultate sc. — — Alſo im Sy. Roms 
$92. , vor Chrifti Geb. 159. folglich s Jahre nad) ber erften 
Vorſtellung der 2ínoria, Terenz rar damals 32 Jahre alt. 


Prolog ( 

— fEin rafcber Ueberſetzer — Qui bene vertendo 
cet. Gerenj toit feinen Gegner bier nicht loben; bas giebt 
die Natur ber Cade und der ganze 3ufammenbang. Alfo 
bie Zmweideutigkeit liegt in dem Bene. Aber was für eine ? 
Bentley verfteht es von ſtlaviſchem, ängftlich treuem Uebere 
fegen : Bene vertere e(t fideliter vertere, verbum verbo 
reddere e Graeco; id ipfum vero, ob utriusque fermo- 
nis diverfitatem, eft male fcribere. Latine. Das ebtere beo 
giebt fid) auf bie gewöhnliche Lesart: Et easdem fcribendo 
male, wofür Eugrapbias , Welterbop unb die Zweibr. 
Eas defcribendo male [efen. Donat erflärt dieſes Bene 
durch valde; verſteht es alfo bon einem ráftigen, allseit 
fertigen Ueberfeger, Und diefe Interpretation bünft mir 
paffenber, 

Die Worte: Qui bene vertendo — non bonas haben 
tine (o befondere Stellung , daß id) bermutbe, fie waren 
der barte 2fasfall , morliber Terenzens Gegner fido ber 
ſchwerte. 

— Das 





«e )o'- 197 


- — ibas Gefpenft des Menander — Phafma nomen 
. eft fabulae Menandri: in qua noverca, fuperducta ado- 
lefcenti, virginem. quam ex vicino quodam concepe- 
rat, furtim eductam, cum haberet in latebris apnd vi- 
cinum proximum , hoc modo fecum habebat affidue nullo 
conício: parietem, qui medius inter domum mariti ac 
vicini fuerat, ita perfodit, ut in ipfo tranfitu facrumlo- 
cum effe fimularet. Cumque tranfitum intenderet (al. 
obtenderet) (ertis ac fronde felici, rem divinam faepe fa- 
ciens, evocabat ad fe virginem, Quod cum animadver- 
tiffet adolefcens , primum afpectu pulcbrae virginis, ve- 
lut numinis vifu, perculfus , exhorruit: unde Pha/fma elt 
nomen fabulae, Deinde paulatim re cognita exarfit in 
amorem puellae ; ita ut remedium tantae cupiditatis, nifi 
ex nuptiis, non reperiretur, Ita ex commodo matris 
ac virginis, et ex voto amatoris , confenfuque patris, 
nuptiarum celebratione finem accipit fabula. Do», 


— ique in The[auro fcripfit — Arguit Terentius, quod 
Lufcius contra confuetudinem litigantium defenfionem 
ante accufationem induxerit; hujusmodi enim eft Lufcii 
argumentum : Adolefcens, qui rem familiarem ad ne. 
quitiam prodegerat, fervum mittit ad patris monumen- 
tum, quod fenex fibi vivus magnis opibus apparaverat, 
ut id aperiret, illaturus epulas, quas pater poft annum 
decimum fibi caverat inferri, Sed eum agrum, in quo 
monumentum erat, fenex quidam avarus ab adolefcente 
emerat, Servus ad aperiendum monumentum auxilio 
ufus fenis, thefaurum cum epiflola ibidem reperit, Se- 
nex thefaurum tanquam a fe per tumultum hoftilem illic 
defoflum retinet et fibi vindicat, ^ Adolefcens judicem 
capit; apud quem prior fenex, qui aurum retinet, cau- 

Q3 fam 


198 — )o( — 


fam fuam agit — lle ordo potior erat, ut adolefcens 
prior proponeret caufam, qui petitor inducitur, Idem, - 


Erfter Aufzug—. y 
Erfter Auftritt, 


— Auch jetzt nicht, da man von freien Städten mich 
ruft? — Ne nunc quidem, cum arceflor ultro ? Ohne 
es zu wiſſen, macht er den Advocaten feines Gegenparts, 
Die Leidenſchaft ift herrlich gezeichnet, 


Die lange Periode vom QD, 6 bis ro, hat, toie mir 
"bünft, bie Sweibr. fad) conftruirt, unb darüber, nad) 
Wefterboven, dem Atque eine Bedeutung ( (latim, con- 
tinuo), die es febr felten bat, angedichtet, Der Vorder⸗ 
(a5 ſchließt fid) zuerft mit Ferre non poffe, 


— Schon aut! — Sine modo, Die Sweibr. ſup⸗ 
plirt Dabei; veniat. Ich dachte: me facere, Sp die Das» 
€ier; Laiffe moi faire, Aehnlich fagen mir; laß michnur 
geben! ober, laf mich nur! Uebrigens hab’ id) bit ſchö⸗ 
nen, affetootten Euipfen fo gut, als id) fonnte, auszu⸗ 
drücken gefucht, 


Die Stelfe B. 22. f. ift, fo wie bie ganze Erene, ein 
wahres Meifterftüf. Jedes Wort, tie getreu der Natur, 
wir mablerifhy! Schon Donat mußte das fühlen „ Non 
vera , fed fal/a; et non larryma, fed laerymula; et nonulere 
fiem , fed oculos terendo, et non facile, fed vi: et non ex- 
filaverit , fed expreférit. Und Gellere in bem Pecten feiner 
Briefe drückt feine Ompfindungen darüber fo aus „Fragen 
Sie nur Ihr Herz, ob etwas Wahrers und Richtigers feon 
kann, als dieſe Stelle. Ja doch, rief ich überlaut, da ich 

— 


= 


» 





= )6ó( e | 199 


fit las, ja doch, eine Eleine , falfche Thraͤne! ich ſehe das 

Mädchen, ibt reibt fie fid) bie Augen, und jtvar erbárme 

lich. Vortreflich! die Heine Thrane will nicht fommen; 

aber fie muß. Und ist loͤſcht dieſe Thräne alle bie bie 

sigen Reden des Phädria aus5-atleauf einmal. So bacte 

unb fprad) ich mit mir , unb ſchmaͤhlte auf mich, daß " 
qe aud) fo Hug, wie Terenz, waͤre.“ 


"^ Meprigenie muß man fofalt, wie Bentley, fepn, wenn 
man ftatt des Schönen mifere , faft ohne ale Auctorität, 
mifera fefen fann. Parmeno will bod) die Thais wohl 
nicht bedauern! 


DB. 32 und 33. foll nad Einigen in gleibem Tone mit 
dem Dbigen ne te afflictes verbunden werden. Mir bünft 
ungejwungner, e$ als den Nachſatz von fi fapis ju nehmen. 
o Donat: Si /apis ld et, fifapias, ad inferiora jungen- 
dum eft ; dam, aliter non intelligitur, | Vermuthlich bat 

Mißverſtand dieſer Note zu jener Erklaͤrung veranlaßt. 


Zweiter Auftritt. 

— Weil ich gegen irgend jemand mebr Liebe, oder 
mebr Achtung füble — Quo quemquam plus amem, aut 
plus diligam, Die Datier macht zu diefer Stelle folgende 
Note. Ce paffage me paroit remarquable par la pro- 
prieté des termes, car il femble, qu' ici Thais encherit 
fur le mot amare par celui de diligere, Cependant nous 
voyons que Ciceron met toujours amare au deflus de Aili- 
gere, — Clodius "valde me diligit, vel, ut sudarızwrisor, valde 
me «mat, Dans une autre Lettre, aur amabis me, aut, 
quo contentus. [um , diliges, — Cela eft encore plus marqué 
dans une Lettre, qu'il ecrit à Dolabella, Quis erat , qui 

$4 putaret, 


" € 


208 -)eC — , 


putaret ,— ad eum amorem, quem erga te babebum , po[fe aliquid 
accedere! tantum acceffit ut mibi nune. denique Amare videar, 
antea dilexife, Qui doit on croire de ces deux grands 
Auteurs de la Langue Latine ? Pour les accorder tous 


deux dira-t-on, que Thais a mis le terme le plus foi-- 


ble aprés le plus fort? Cela n'eft pas vraifemblable, 


Amare ift aflerdings ein höherer Grab von Liebe als 


diligere, Das Erſte bejeichnet Die leibenfdjaftfidbe Liebe, _ 


bae Undre die Liebe aus Achtung, aus Hochſchaͤtzung. Aber 
warum ftebt das Stärfere bier voran ? Syd) denke, meif ba$ 
ibrer Empfindung am Näcyften lag , unb der gefeffelte 
Syüngling es am liebften zuerft hörte. Dann fügt fie ned) 
das Diligere hinzu, fagt ibm alfo mit ein paar Worten, 
Daf ihre vorzügliche Anhaͤnglichkeit an ihn beides auf Wohl⸗ 
gefallen feiner Perfon, und auf Achtung feiner reellen Bor» 
zuͤge fid) gründe. Und wer weiß nicht » daß bei bem ſchoͤ⸗ 
nen Geſchlecht nad) dem Erftern gemóbnlid) eher gefragt 
wird, als nad) bem 9Inbern ? 


— So magft du fprecben, Parmeno? ‚warte nur! 
— Siccine ais, Parmeno? age. Donat fagt dazu: Cor- 
xipientis eft modo age, non hortantis adverbium, Zus 
gleid) ein Beweis, Daß die andre fesart, age fis huc ftatt 


age fed huc cet , welche Kindenbrog vorzieht, feine Auf⸗ 
merkſamkeit verdiene. 


— Dann ifie fiber veriabrt beimir — Continco op- 
time, Der Yusdrud, wie Donar bemerft, ifl von Ges 
füffen hergenommen, bie nichts durchlaſſen. Daber gleíd) 
Darauf als Gegenfas: Plenus rimarum fum cet, Beim 
»5oras Serm. Il, 6, 45. fommt, ohne Zweifel mit Rüde 
fit auf unfre Stelle, rimofa auris vor, 


E relire P 


— )o( 2 20I 


— "ich sog drauf bierber mit dem Sremden:c. ft 
Das der Officier, oder ein verfiorbener Liebhaber ? 3e» 
ten; bat fid) darüber fo bunfel und unbefriedigend ausge— 
drückt, daß für beide Behauptungen Gründe da zu feyn 
fbeinen, unb bie Interpreten wirklich fid) tbeilen. Sine 
deffen b'inft mir, nad) genauer Vergleichung aller Ausdrücde 
und Umftände, bie Rede bier von dem allererften, bereits 
verfiorbenen Liebhaber der Thais zu feyn. Man vergleiche 
nur die Yeufferung: 


Ego cum illo, quicum tum uno rem habebam, hofpite 
Abii huc: qui mihi reliquit haec, quae habeo, omnia. 
Mit ber Folgenden: 
.]nterea miles, qui me amare occeperat , 


: In Cariam eft profectus, 


Das find bed) wohl zween ganz verfchiedene, auf einander 
folgende Liebhaber. Donat, in allen hierher gehörigen Noe 
ten, ftimmt für diefe Erklärung ; am deutlichften in fol« 
gender zu Neque fous dedit, ^ Quippe quia non omnia 
tua illius fuere er:w (mo Jeune, der bie Cade 
nur obenhin angefehben zu haben fdeint, ohne atlen 
Grund feat: Leg. haud dubie, »56:) Eben der 
Mennung maren Muretus und Lindenbrog, wie ihre 
vorangeſchickten Inhaltsanzeigen (argumenta) bemweifen. 
Dei dem Erjtern heißt e$: Thais — cum hofpitequodam . 
Athenas venit, qui eam poflea moriens heredem reli- 
quit, Interea miles, Thrafo nomine, ad eam adjecit 
animum, Und bei bem Andern: Thais — cum amatore 
quodam Athenas fe contulit : ab eoque heres inftituta 
mortuo mox a milite Thrafone diligebatur nimis, 


N5 — Yi: 


— Dielleicht auch was weiter? — Etiamne am. 
plius? Als Parallelſtelle gehört bierber Andr, II, I, 27. 
Num quidnam simpltue tibi cum illa fuit? 


— Ur fuis relituem ac reddam. — Donat macht dabei ^ | 
bie Notes Refituimur ii$, quibus nos volumus; Reddimur ! 
iis, qui nos volunt, Ergo reffiruimy:s volentem , redái- 
mu; volentibus, Im Deutſchen möchte fid) das. one 
unge zwungen ausdruͤcken laſſen. 


— ch babe bier in der Stade keinen einzigen 
Sreund — Donat bemerkt, daß Phädria mobl Amator, 
aber nicht Amicus ber Thais mar, „Amatoer, quiadtem- 
pus, Amieus, qui perpetuo amat, Noch ausführlicher 
verbreitet fid) darüber bie Dacier: Comment peut - elle par- 
ler ainfi, puisqu'elle avoit Phedria 2 C'eft parceque les 
jeunes gens n'ofoient pas tonjours appuyer ces fortes 
de femmes, & paroitre ouvertement pourelles, de peur, 
de fe deshonorer par cette conduite, & d'obliger leurs 
peres à les dcsheriter, 

Bor ben Worten V, 72, nil refpondes muf man, den? 
(d, eine Paufe annehmen, 

— Moͤcht' er Ihnen abgeſpannt werden, dDertbeure 
Mann! — Ne illum talem praeripiat tibi, Die Sweibr, 
erflärt das: Tam excellentem donis fuis. Syd) denke, 
die Ironie geht bier baupt(adplid) auf. das Elende des Cube 
jeté, 

— Zwanzig Minen — Nach unferm Geld ohngefähr 
640 Bulden, H 

— Große Damen — Rezinae. In ábnlider Bes 
deutung fommt Rex vor Phorm, I, 2, 20. Regem me eſſe 


oportuit, 
— Bei 


m exc m 203 


UC — Bei aller Seringſchaͤtzung von Ihrer Seite Fam 
mir das Dennoch nicht aus dem Sinne — Tamen, con- 
temtus abs te, haec habui in memoria. Er mill (agen: 
efelbft geftern, an dem Tage, tvo Sie die Thure mir bcr» 
fchloffen hatten , nahm id) Ihrer Aufträge wahr. 


— Auch oen trieb ich auf — Repperi. Donat: Rep- 
peri. Plus eft quam emi, Et vide quam propriis etaın- 
plifimis verbis ufus eft , quia et ancillam ex Aethiopia, 
et Eunuchum, quo folae utuntur reginae , illam guarfrvi, 
et hunc reperi, /— Neutrum enim horum facile (poſi- 
tum) erat, 

— Daß Sie mir nur bles die paar Tage zugeffeben 
— Biduum faltim ut concedas folum, Donat: Argute 
additum-/altem et folum, Et bene, concedas, ut volunta- 
tis fit, 

Zweiter Aufzug, 
Erfter Auftritt. 

— infer GefchenE — H34=0; non dixit meum, quafi 

et Parmenonis fit, Don, 


— Da den Kerl, meinen £Tebenbubler , ihr zu ver- 
leiden — Iftum aemulum — ab ea pellitos Iflum , fagt 
Donat, Id eft, moleítum et odiofum: nam hoc fignifi- 
cat iium, — 4b en , ab ejus animo, 

— Das gefteb' ih! — Cenfeo, Bentley: Cenfeo eit 
ironice negantis fe cenfere, ut audio, et fimilia, 


Zweiter Auftritt. 


Der Infana diefer Scene ift in den gewöhnlichen Aus⸗ 
gaben fo abgedrudt: 
- Di 


204 Dal 


Di immmortales! homini homo quid praeftat! flulte 
intelligens 
Quid intereft! 
Dagegen bie Zweibr. ' 
— homini homo quid praeftat? ftulto intellegens? 
Quid intereft ? 


Schon bie Alten theilten fid) über die Conftruction biefer 
Verſe, wie folgende Note von Donat lehrt: Alii diflin- 
guunt , Quid praeflat fhulo inzelligens ? Alii, Seulto intelligens 
quid interefl ? quia fic veteres loquebantur. — 9(derbingé 
ſcheint bie fegtere Abtheilung ben Vorzug ju bebaupten; 
denn intereíTe , mit bem Datio conftruirt, ift aud) bei ane 
bern , ſelbſt fpätern, Schriftftellern feine Seltenheit. Zu 
dem: Quid intereß? bemerkt nod) ;:Donat, unb, wie mir 
bünft, rídjtig: Hoc admirantis eft, ideo fic pronuncian- 
dum. 


— Yon meinem Stand’ und meiner Zerkunft — 
Mei loci atque ordinis, Die Stweibr. citirt dabei die Note 
des Eugraphius (Joc intelligit pauperem, ordinis parafi- 
tum), welche bod) offenbar falfch ift. Der Quidam mar 
jest nod) fein Parafit ; erft in Gnathos Schule ſollte er dazu 
gebildet werden. Und arm mar er von Haus aus ebenfalls 
nicht. Mit Recht fagt Schulze „Ich halte es mehr für 


ſynonym, unb überftbe e$: von meiner Herkunft unb mtis ° 


nem Stande‘ Locus ift. bier ju nebmen, mie in der beo 
fannten Redensart : loco nobili f, ignobili natus, 


— Ich find’ ibn raub wie eine Zechel — Video fen- 
tum, Loca fenta find raube, bolprid)te Oegenden. Da⸗ 
ber beift homo fentus, ein Menſch, beffen Haut überalf 
raub ift, was man bti armen Leuten theils wegen des Man» 


gels 


— )e( — 205 


gels an geböriger SBebedfung, theils wegen ihrer elenden 
Rahrungsmittel, oft auch aus andern Urfachen, findet. 


— Derlumpt und veraltert — Pannis annisque ob- 
fitum, Donat fagt b. D. 9B. : Vel parafitica vernilitate 
xa9' émeiriAtvros dictum , (er milf (agen, oer Reim von 
Pannis unb Annis fey Wit in bem Beifte eines Paraſi man 
velquia Homerus (Od. I, 360.) dixit, 

Ars y*£ ir x«xoruTi (SgeTO) xurayagacnscı, 
Nah vof: 
Denn im Ungläd altern die armen Sterblichen fräbe, 


— Meine Sarbe, mein glattes Sell — Qui color, 
nitor, Nitor ift Gegenfat von fentus; und bejeichnet eine 
Haut, bie einen fan; wirft, worin man fid) faft fpiegeln 
ann, tie fie bei ſorgenloſen, roobfaebaftenen ( apud quos 
habitudo e(t corporis) Leuten gewöhnlich ift. Go fagt beim 
pbáorus III, 7, 4. der Wolf zu dem Hofhunde: 

Unde fic quaefo nites ? aut quo cibo feciftitantum cor- * 
poris? 


— Yor Glims Zeiten, wie unfre Brosväter jung 
wären — Olim — quondam — apud feclum prius, 
Die Datier bemerft: Gzarbon ne fe contente pas de dire 
slim , jadis, il ajoute quondam, autrefois & il charge en- 
core en ajoutant apud feclum prius, dans les vieux tetnps. 


— Denen komm’ ich zuerft mit lacbendem Mund’ 
entgegen — His ultro adrideo, Das heißt: id) lache fie 
aus, im Gegenfaß von; Hifce ego non paro me, ut ri- 
deant. Indeſſen (dint mir Gnatbo mit Fleiß in bent 
adrideo fid) etwas dunfel au&jubrüden, welches id) in der 

» Ueberft&ung nachgeahmt babe. Arrideo, fagt Donat, non 
ficut in parafitis fieri folet, ut his arrideatur a regibus, 


quum 


v 


/ 


. 206 — jo( — 


Quum potivs ipfi dictis factisque rideant alienis , hic effe 
intelligendum, etiam res ipfa indicat ex contrario, UL 
tro, prior. 


—— - ^jn guten und in böfen Tagen — Et re falvaet 
perdita, Eugraphius: Re/alva, Cum integrum patri. 
monium haberem , cum de meo emerem: et perdira, cum 
confumto patrimonio de aliena re mercarer.| (d 


— Ad comam vocant — Donat wirft bit Frage auf: 
Utrum ad emendam coenam? an ad convivium ? Offene 
bar das Letztere. 

— Warum nicbt auch eine Secte von Schmarotzern, 
unter dem Namen Gnatbonifer? — Parafıti item ut 
Gnathonici vocentur. Gewoͤhnlich berftebt man dieſe 
Stelle fo, als ob in Zufunft alle Parafiten den Namen 
GinatboniEer führen fouten. Allein für die-von mir aute 
gedrücdte Erklärung fdxint das ganze Raifonnement zu 


(preden. 
riv — Blafen Träbfal — Frigent, toefterboo, dem 
Schulze folgt , erflärt Das: gratia Thaidis exciderunt, 
Ich badte dabei an das xeulem. und Sibneflappen 
(Kruvdus xui Brvypes Tun erar), das fo oft im 91, T, 
von denjenigen gebraucht wird, bie an einer Ergoͤtzlichkeit, 
einem Gaſtmahl u. b. gl. nicht Antheil nehmen dürfen. 
— Aber — merk dire — alles iff dem Wechſelun⸗ 
terworfen — Omnium rerum heus viciffitudo efl, pare 
meno giebt feinem Gegner einen verftedten Wink von ban 
was fein Troft war, nämlich, bafi bald das Blatt fib mene 
den fónne, Vide locum, in quo erumpere dolor Parme- 
nonis potuit, nifi commilfa fervaret, et celaret confilium 
Thaidis, 
— bod 





—)o( — 207, 


— Doc ich balte dich auf; dein Weg gieng wohl 
anderswobin? — 3d folge der gewoͤhnlichen Interpun—⸗ 
ction, die (on Donat bat: Detineo te; fortaffe tu pro- 
fectus alio fueras. Dagegen die Zweibr. Detineo tc for- 
tafle; tu pr. cet. « 

.V.59. Miror, quid ex Piraeo abierit: nam ibi cu- 

ítos publice eft nunc, 


Potter (Archaol. H, ©. 15. D. Ueberſ.): „Bei den Athe⸗ 
nienſern blieben die jungen Leute zwiſchen dem 18ten unb 
zoten Jahre in den Grenzen des Attiſchen Gebietes zur Be— 
fa&ung der Stadt und der Citabetle, und hießen wierern. 
Ausführlicher handelt davon aur in den Qbilof. Unters 
ſuchungen über bie Griechen ©. E f. der D. Ueberf., oes 
beißt: . — 
Damit ja nichts die laͤndliche Ruhe der Athenienſer 
ftören möchte, fuchte man einen ungefiörten Frieden und die 
genauefte Ordnung in der Attifchen Landfchaft zu erhalten. 
Dazu dienten die Truppen von Sünglingen; melde nod) 
nicht im Stande waren, den Staat im Kriege zu vertbeis 
biaen , bie aber (don Kraft und Muth genug hatten, Die 
Thäler und Berge von Räubern rein zu erhalten, bie fid) 
in Diefer Gegend fammeln mochten, ro Höhlen und Schlupfe 
winkel die befte Bequemlichkeit zu einem Hinterhalte bere 
ſchafften. Ueberdies waren aud) an ben füften eine Menge 
Heiner Buchten, to bie Serräuber bei Nacht ausfteigen 
konnten. Der Redner Aeſchines erzählt, daß er felbft zwei 
Sabre unter diefer Landmilit gedient habe, morunter alle 
Arbenienfer ihre erften Waffenübungen anjuftetten pflegten. 
Don diefer Kriegsfchule zog der Staat einen ungemeinen 
Nusen. Sie wurde als eine Beifel der Seerauber angefee 
ben, und das mit Recht; denn feitbem fie aufgehört bat, 
haben 


208 — )o( — 


haben, die Korfaren bie Küften von Attifa febr aepfagt, alle 
Ortfchaften an der Eee von Eleufis bis Sunium, und von 
Eunium bis Rhamnus, zerftört, fo daß man jest auf der 
ganzen Küfte , eine Strede Landes von mehr als zo Meilen 
hindurch, meiter nichts als eine Reihe von zerftreuten 
Schutthaufen antrifft 5 inbef Daß im innern Rande ein 
Schwarm von Caloyeren, oder griedyifchen Moͤnchen, alle 
an Weinbergen und —— reiche Gegenden bedeckt 
hat. 4 
Dritter Auftritt, 


— Und ich felber weiß nicht, wo ich bin — Dos 
nat; Amatorie, dum illam non invenit, et fe perdidit, - 


"t ey (ie, wo fie wolle, lange Fann fie nicht vere 
fied't bleiben — Ubi ubi eft, diu celari non potett, 
Ebenderſelbe: Ob nimiam fcilicet formae gratiam, 


— Dann wirds mit dem Andern Kinderfpiel aewee 
fen feyn, gegen den Sturm und Drang von diefem da 
— Ludum jocumque fuiffe dices illum alterum, 
praeut hujus rabies qnae dabit, Das beißt, toit Eugra⸗ 
pbius fagt : Fratrem ejus Phaedriam dices ludum et jocum fuiffe, 
hoc eft, non amafle; ita enim hic infanivit (forte, im 
fanier, aut agieixos, injanibit) in amore, 


— Daß id míd nur den Gakguk um ibn Füms 
merte — Qui illum flocci fecerim, Die Sweibr.: Quis 
illum flocci fecerim, Und in der Note: Sic legendum 
putamus pro vulg. qui, ne cum Donato poftulemus, floc- 
cif. effe h. I. non floccifacere, f, unius flocci pretio di- 
gnum habere, (Etliche Handſchriften und Ausgaben [te 
fen: Qui illum non flocci fecerim), Donar, mepn' id), 
bat bod) fo Unrecht nicht, Der junge Menſch ift bóft, dat 

sr 





r2 > -) Sir. 2°9 
er den Alten nicht ganz. überfehen das it fih nur das e 
ringfte um ibn. gekümmert" bat. Deit ve (faat Donat) 
ut fit, vel Aocci denim — Den gemeinen Ausdruck, (5ufs 
guf, muß man mir verzeihen: ber Zateinifche iff es nicht 
minder. 

— Meines Datera ganze Speifefammei — Patris 
penum omnei, Donat: Ipfum penum ; non ex Fils 
quid; sz«z82xvs, 

— Sehn Sie, Get — Áge inepte — Dönär: Qai 
exprobres; te multa effe largitum; Dem Sflapen ; wel⸗ 
eher des Syünglings Feuergeift fennet; wirds, banar über fern 

Verſprechen. aber fährt jener fort: Hoc hercle £actumi 
eft, '£s iff ja doch Die reine Wabrbeıt , námlidj. baf id} 
bir fo viel Gutes getban habe, und daß tü dafür erfennts 
lid) ju fepn verſprachſt. Aehnlich Wefierbov. 

— (leid) beißt fie ein Atbiete = - Pugilem effa 
ajunt. Bekanntlich rourben diefe Menſchen in Speiſe und 
Granf febr wohl gehalten, um dadurch ibre törperliche 
Kraft ju erhöhen; . Don Natur waren fie ohriebin (def 
bierfdrótig — Wir würden in der Verbindung (agen: ein 
Dragoner , oder Grenadier. | 

— Es muß eine Spitzgerte draus werden, dürch die 
Alberne Behandlung der Mutter — Reddunt curarürd 
jenceas. : Wörtlid) : fie machen. Binſen draus, namlidy 
weil diefe fo fhmal und fang auffcieffen.. _Wefierbov tié 
titt dabei Aufon. Epift. IV, 44. 

d Pectore fic tenero; m fic jdnceus alvo; 
| — — Mil mir felber zärnte — Mecum. ftomächabäf, 

Donst: Bene mecum: "quia acriorem doiörem iuftmet; 

qui ipfe | E itaíci cogitur. ( Yid, v, fo, ef i) 
LX: Pus 


210 re )9( - | 
— Deffen Wänfchen fo febr fich alles entgegen» 


fiemmt — Cui magis bonae felicitates omnes adverfae 
fient; Die Sweibr. verfteben unter bonae felicitates die 


parsen. „Parcae Deae funt, a quibus bona aeque ut 


mala. Und in dem Inder, mo obngefábr baffelbe miebere 
bolt wird, heißt es: Nemo interpp. et vett. etrecc, haec 
vidit. Mir fommt diefe Grfláruna dennoch ein wenig gefucht 
und gezwungen vor , unb ausfübrlid) ift fie beftritten roore 
den von Befenbec ( in einer Heinen Schrift: Aefchyli lo- 


corum quorundam interpretatio, Erlang, 1784.), deres - 


mit Donaten ganz fimpel verfteht : das Gläd iff mir zu⸗ 
wider, 


— a! welcher verdammte Streib! — Quid hoc 
eft fceleris! — Die Zweibr. fagt mit Redt: Alii contra 
ethos dictum i(lud a Parmenone volunt, quem tamen 
lente haec audire videmus, Deutlicher wird diefe Note 
Manchem werden, wenn er — ober. fie genommen ift — 
25Sentley's Bemerfung damit verbindet: Verba, Quid b, e. 
fe. , ipfi Chaereae funt tribuenda, Nam Parmeno, qui 
totam hanc fervidi adolefcentis orationem tepidus et len- 
tus audiit , non debet repente ab illo more deflectere, 
Deinde Donatus, quamquam felus, quod hic eft infor- 
tunium, male interpretatur: tamen recte tribuit haec 
verba , uti nos , Chaereae, Ss Scelus occurrit Plaut, 
Capt. HI, 5, 104. 


Bei $9. 45. bat zLonat febr qut ben Contraft bemerkt, 
melden: der importune Alte mit bem reigenden Mädchen 
maden mußte ,, Recte etiam deformitatem defcribit fe- 
nis , qui praeter aetatem , poft pulchram virginem , foe- 
dior videbatur. Et quam importune omnia? pro puella, 

fenex 


a 





Tay —)o( — 211 


ſenex oceurrit: pro virgine, incurvus, tremulus; pro 

pulchra, labiis demiílis, gemens ; et cum amıtor fit, 
— inaniter adolcfcenti ipfe judicium loquitur ; dum teiti- 
nandum fit, remoratur, 

— Zuſtend und Feacbeno — Gemens, Donar! Ge- 
mens autem, ob continuam tuffim, 

Zu 33.74 — 16 führt voefterbo» ein niedliches Gedichte 
chen aus der griechiſchen Anthologie ( VIL, 135.) an; 

Evdaıumr ó Bremer €i Tewerßis drıs ars 

Hg sot de QiAww* u>araros 0’ eve, : 
„Gluͤcklich, rtr bid) fiebet ; dreimal felig, wer dich hört; 
tin Halbgott, mer bid) liebet 5 ein Bewohner des Olympus, 
mer bid) umarmet. // 

V.77. Quid? fi nunc tute fortunatus fias ? Cana» 
quil Saber liegt dafür nicht übel: 

Quid? fi nunc tute ;»; fortunatus fias? 

V.82. Quandoquidem illarum neque quisguam tc no- 
vit. Donat madt hierbei die grammatifche Obfervation: 
Quia quarquam dicere , abíurdum elt — Quisguam, mul- 
tis exemplis probatur etiam feminino genere veteres pro- 
tuliffe: ita ut in numeris et generibus haec pronomina 
inünita fint, 

V.85. Abduc, duc quantum potee, Schen bier, muß 
man fid) benfen , padft ber ungedultige Jüngling ben Stlar 
den an, um fortzufommen mit ibm, Davon gleich weiter, 

— Was drängen Sie dennfo? — Pie werden mid) 
übern Yaufen werfen — bören Sie denn nicht? — - 
wollen Sie rufen — Qno trudis? perculeris jam tu 


me, (fein Sragzeichen, mie die Jweibr.) tibi equidem 
52 dico; 


* 


212 — 5)o(- 


», 


dico; mane, Auſſer Donaten und Weſterhoven find’ id - 
Niemand, der die Stelle nicht mißiverftanden hätte. Chär 
tta zerrt immer ftärfer an dem Sklaven, um ibn fortzu⸗ 
bringens dieſer firüubt fid), wird Darlıber beinahe‘ übern 

Haufen geworfen , fährt aber während deffen immer fort 
mit feinen Gegenvorftelungen. Die Wörter Trudis und 
Perculeris werden hier in ihrer altererfien Bedeutung ger 
nommen , tie jedes nicht ‚ganz ſchlechte Woͤrterhuch febrem 
fann. Belfannt ijt es, bafi die alten ES d'aufpiefeid ter Das 
Gebehrdenfpiel unb bie Bewegungen der Perfonen nicht, mie 
bie Neuern, bei der Mede bemerften , fo Caf der Yefer das 
Altes fid) felbft; nad) dem Zufammenhang unb nad) den 
Morten, bingubenfen mufte. Comici, fagtDonar, fem. 
per ea oftendunt fieri ab altero verbis alterius perfonae, 
quae oftendi per fe ipfa non poterant; ut nunc mann agere 
Charream Parmenone ipfo dicente cogriofcimus — Qwe 
trudis? Pracbet fe vi cogendum domino, qucm com- 
pulit dictis, — Perewleris jam su me, — Perverteris. unde 
pro verbium , Bene plaufirum perculit, Tibi equidem. dite, 
mane  Sigillatim ifla pronuneianda funt; ex quibus in» 


telligatur,, non ceflare GRABEN > quin adhuc impellat 
et trudat. 


Das ah! zu Ende des &oten V. wird in der Smeibr. 
bem Parmeno gearben, Undrelaffen es, unb meiner Feier 
nung nad) befjer, den Chaͤrea fagen. 


— Oder war das vielleicht edler mehandelt, wenn 
ib genen meinen „ater Schelmenfireiche fpielte ? Je⸗ 
der, wer das bört, wird mira zum Dorwurf reden; _ 
fo wte oorr alle Welt jagen wiro, es fey ihnen redit gee 
fdocben. 


An 





IPA 213 
„An potius haec;patri aequum eft fieri, ut ame luda- 
tur dolis? 


Quid qui refcicrint culpent : illud merito factum 
omnes patent, 


Cine ſchwere Stette , wo unfer den alten und neuen Syatere - 
preten nicht ein Einziger mid) befriedigt bat, Die Meijten 
nehmen ju andern fesacten , Emendationen u. f. ro. ihre 
Zufluchtz aber bie Smeibr. fagt mit Recht: Feratur vul- 
gata. Doch aud) bie Erklaͤrung, welche Dort, nad) bem 
Saernus, vorgetragen wird „An potius aequum eft, me 
intendere fallacias pecuniae a patre auferendae, quam 
in amores et voluptates infüumam?** tbut mir nicht Gee 
nüge.. Denn davon, daß bir junge Menſh feinem Vater 
Geld ablifien folle , um feine Keidenfnaft zu befriedigen, 
war ja ín der ganzen ‚langen Scenejmit reinem Wort die 
SRebe. - Eine neue interpretation biefer Stelle hab’ id) in 
einer Gelegenheitsfchrift r „De Terentii Quibusdam Lo- 
cis, Giflae 1785. bie man in meinen. Derfucben über 
Blafjiter findet , vorgetragen, und finde, bis jegt feine 
Gründe , davon abzugeben. Ich glaube nämlich , jene 
Worte erhalten ihr wahres fidit aus 23. 18. diefer Scene, 
too Chärea den Sklaven daran erinnert, wie mandyen que 
ten Biffen er aus feines Vaters Speiſekammer ( patris 
penum omnem ad te congerebam clanculum ) ibm beim» 
lich zugefhleppt babe. Test alfo, da der Clave den Ge» 
wiſſenhaften fpielen tit, führt ibm Gbárea Jenes , das 
doch auch Betrug war, und nod) dazu gegen den Vater, 
zu Genüthe. Kurz, id) erfläre: An potius baec (int. in cel- 


'  Julam ad te patris penum omnem congerere clanculum) 


patri aequum eft fieri, ur a me Indatur dolis? Quod qui rejciermt, 
eulpent, illud ( illis crucibus referre gratiam atque eas iti- 
dem fallere ) merito faclum omnes putent, 

D3 Das 


214. : a yo s 


ı Das Sequere im festen V. geben andre Ausgaben dem 
Parmene. Es fdeint aber mehr in dem aes des * 
ſchen Juͤnglings zu ſeyn. 


Dritter Aufzug. m. 


Erſter Auftritt. 


— Selbſt der Koͤnig — Die Interpreten find uns 
eins, was fr ein König bier gemeynt ſey. Am beften er⸗ 


Härt fib Schalze darüber „Gleichviel, welcher: obs Das 
rius, der Perſer, ber zu Menanders Zeiten lebte; oder 
E*rleucus fer. Genug, er mepnt den König, in deifen 
Dieniten er ftand, und den er deshalb ſchlechtweg ben R6» 
nig nennn konnte In der Note (die, famt ber falfchen 
Sjntergunction, aus Wefterboven herübergenommen ijt) 
zu Diefer Stelle bat die Sieibr. einen Prudfebler, derauf 
Mifverftand führen fönnte „int, Darium, tertium Perfa- 
rum regem cet, Man (ege das Comma erft nad) tertium, 
fo jt alles in Ordnung. Dariuse III. nàmfid) ift der [este 
König der Perſer, von dem: Menander ein Zeitgenoſſe war. 


— Wer Sroͤtze bat — Weil der Lat. Ausdruck „qui 


habet faleın * figürud) ijt, fo futt ich mas Aehnliches ans 


jubringen. 


— 3u vt: fdniufen — Exſpreret. Die Dacier faat 
ba;u: Ce n'etl pa» un vilain mot, comme D na: l'a cru, 
Sj mepne, das von mir gewählte Wort drückt die Sache 
fo jit mi aus. 


^ 


— (b! aar Peine, dent’ ih — Imonallornm, ar- 
bitro;, Die Zweibr. Homo nallorum bominum cfl ineptus; 


et fic imilis miri gaudeat. — jd) finde bas bier nicht paſ⸗ 


fend, und folge Schulzens Erklarung 7, X5rafo verftand es 
fo: 


u 





-—3)e€ — 215 


fo:. der König möchte gar feinen leiden, wenn er ihn nur 
hätte. Und der Zuſchauer follte wieder Dabeidenfen: menn 
er den Thrafo bei fid) bat, (o ift es fo qut, als hätteer gar 
niemanden bei fid; denn unter bie Vernuͤnftigen gehört er 
nidjt.^ Eugrapbius, dem Weiterbov beiftimmt, läßt 
das Imo — vivit den Parmeno (agen, wozu id) feinen 
Grunb finde, 


— Is ubi moleflus magis eft — Stattmoleftior. So 
3Donat: More fuo Magis addidit, ne diceret moleflior, 


(C Den et über oie £lepbanten aus: Indien gefest 
batte — Der Er, wie man leicht fiebt , find Seine Mar 
jeftät. Uber Thraſo ſpricht aud) bier ganz nadjláffig, wie 
von feines Gleiden. Eben (o oben: fic homo eft, 


— Den batten Sie caput gemacht — Iugulares Yt 
minem, Donat: Pulchre tangit militem, Iugularas di- 
cendo, non, ecederas ; quafi. gladio, non Vibe ufus fit, 


— Zu charmiren — Adludere. Abſichtlich Hab’ ich 
ben Officer etlichemal mit franzöfifchen 33rocen um fid) 
werfen laffen, weil — wenn er jet unter uns auftráte— 

ganz gewiß fein Ausdruck fo geformt ſeyn wuͤrde. 


Ueber das Lepus tute es, et pulpamentum quaeris, 
bat die Xweibr. eine gründliche Note. Ich fe&e nur nod) 
Folgendes aus Donaten hinzu ; Quod a phyficis dicatur 
incerti fexus, ac effe modo mas, modo femina — Quod 
in te habes, hoc quaeris in altero. Zu dem Ganzen macht 
Zindenbrog die Anmerkung: Livii Andronici hocdictum, 
ut Fl. Vopifcus auctor eft in Numeriano :- Jpfi 4enique Co- 
mici plerumque [ic milites inducunt , ut eos faciant. "vetera dicla 
wjurpare, Nam et, Lepus tute es, et pulpamentum quaeris , Li- 

D4 vii 


216 ; €e6- * 
wi Andronici — efi; multaque alia, re * Cui 
que pojuerunt, ch, 'A-( 

— D Jet dictum imprudenti adolefcenti et libero 


ee ORT: ; Deeft pbi, ut fit, Dolet mibi, Et dictum | pat- 
ficipium eft, id eft, quod dixiſti. 


Bei Scin' ? V. 47. fagt derſelbe voco E 
eft dicere Jan , vel [^ 

-—'At mihi iſtue non in mentem venerat — Ionat: 
Sic pronunciandum eft, quafi militi monftri fimile vi- 
ficatur , fapiens dictum alit prius in mentem — 
guam fibi.' 


Bei der lebten Antwort des Schmarotzers bemerfe ich 
mur nod) Folgendes. Kin birnlofer Menfch, wie Thrafo _ 
bier , perlangt blos, daß man ihm etwas vorfhwäges — — 
gleimpiel, ob e& Sinn babe, oder nicht. Denn dich zu bte 
auntheilen, ift er ohnebin nicht fähig. 

ne, Zweiter Auftritt, Au. 

— fien Schatzkind — Meum fuavium, Die fae 
feinifche Careſſe bünft mir fo gemein, als ber Deftreichifche 
Provinzialiimus, moburd) ich fie ausgedrückt habe. Beim 
Plautus ( Poen, I, 2, 153.) fommt Suayium eben fo vor; 

Meus ocellus, meum labellum , mea falus , meum 
fuavium, 
Meum mel, meum cor, mea coloflra, meus er 
. culus cafens, 
Ach führe diefe Stelle deswegen an, meil ich glaube, fie 
dient zum Berveife, bafi Suavium, als Lieblofungstwort, ein 
gemeinen Uusdruc fen, Und beides die alten und neuen 
Interpreten haben erinnert, daß Verftand, Sitten, Kk" 
"mu 





——3)0( —- . 917 


4 


tbe Fury Altes bei unferm Dfficier ins Plumpe falle. Das 
Hin rechne id) aud) das Quid agitur; undinderfelben Rücke 
fibt hab’ ich bie Sprache roher Menfchen in dem von wes 
gen ( De fidicina iflac) nadjjuabmen gefucht. 
Man ſollte denken , oie feyen aus einer Schale 
gefrochen — Ex homine hunc natum dicas, Wefters 
bo»: Dicas bunc alterum matum ex ifloc bomine y ita fcilicet 
pares funt invicem. ©. aud) bie Siweibr. - jd) bleibe bei 
dieſer Lesart ; nur glaubt? id) ihr eine Wendung im Tone 
des gemeinen Lebens geben zu müffen. 
— Wenns Ihnen gefällig iff, bier bring’ ich die 
Seſchenke von meinem Sgerrn — Ubi vis, dona adfunt 
tibi a Phaedria, Die Sieibr.: Aegre militi facturus iis- 
dem utitur verbis, quibus ille v. 7., Sp aud) Schulze. 
Uber jenes Erftere fprad) ja Xbais. ch finde in diefer 
Uebereinfunft blofen Zufatt. | 
Den ıöten und folgenden Vers theilt bie weibr. | nad) 
Andern , ab; 

|— — — — Heus jubete iftos foras 

Exire, quos jufli. ocius procede tu huc. 
"Andre: 
Exire, quos juffi, ocius. procede cet, 

Diefe Interpunction nimmt Donat ausdruͤcklich in Schuß: 
Et ordo, ocius exire, 


— Da geb’ ich drei Minen für — Hic funt tres mi- 

nae, Recht im wegwerfenden Tone gefproden. Non di- 
‚Kit, tribus minis valet, fed, bic f. ir, m. — Eine Mine bes 
trägt, nad) Rambachs Berechnung, 213Xtbl. 7 Gr. 9 2/5 f. 
Den 21ten D. : Ita me di ament, honeftus eft, fegt 

Vit Selon, dem Thraſo in ben Mund, Wenn das rund 
25 hätte, 


P a 3 


eid —)e6( —. 


hätte, fo müßte e8 Thrafo leife gefprochen haben. Aberich 
finde e$ überall der Thais zugefhrieben, unb Donat fagt 
ganz beftimmt; luravit ideo, ut non amore Phaedriae, fed 
veritate cogi ad laudandum videstur coram milite, Diele 
leicht ift Dort burd) einen blofen Dructfebler Thr, für Tha. 
geſetzt. | 

— Ich balte oido fäbig, aus der Slamme dein Sute 
ter zu bolen — E flamma petere te cibum pofle arbi- 
tror. Die Dacier, Welterbov, Lie Soeibr. und Schulze 
beziehen das auf folche arme Teufel, bie von den Speifen, 
welche man auf den Sceiterhaufen zu legen pflegte, von 
deh inferiis mortuorum , ihren Heißhunger zu ftitlen fud» 
ten. Mir fien diefe Erklärung ftets ein wenig gefucht, und 
dabei unnöthig „ weil der fhon Hungerleiders genug iff, 
wer fid) bie Finger verbrehnt , etwas. Speife gu friegen. 
Donat war derfelben Meynung, E flamma unde fine 
damno aut malo nihil poteft auferri — Hoc intelligit, 
non ex foco, fed ex medio igni, vel incendio flammae, 
Namantiquum verbum eft, Perere cibum e flamma ; mordet- 
que utrumque fimul, ut nefcias, quem pejus vituperaverit, 


— Dabei fiel mir sugleid ein, wie Sie den Xboe 
dier beimfcbid'ten — Et illud de Rhodio dictumin men- 
tem venit, Go lieft, nad) Welterboven, die Zweibr. 
Andre; Et illud de Rhodio dictum cum in mentem venit, _ 
Bentley; welcher dieſes cum nad) mentem geſetzt wuͤnſcht, 
bemerft zugleich , daß e$ in feinen Handſchriften fehle. Vers 
mutblic bat bie Sweibr, es deswegen ganz ausgelaffen, 
unb, meiner Meynung nad, mit Recht. Soviel über die 
Worte. Aber nun zur Cade. Es fragt fi), mit bängt 
das mit bem 3Dorigen; iftuc, quod dixti modo, jufams 
men, und wie paft es als Antwort zu Quid rides ? Die, 

intere 





— Jo — 219 


 Sinterpreten ſchweigen darüber gaͤnzlich. Gnatho, glaub’ 
i, will hiermit obngefähr fo viel ſagen: Das war ein Ges 
genſtuͤck zu jenemí beiffenden Einfall gegen den Rhodier; 
tvie denn überhaupt mein Gönner an fatirifdjer Laune une 
erſchoͤpflich ift. y» 3 

Dritter Auftritt, 


— lam tum, cum primum juffit me adfe arceffier — 
jam tum erat fufpicio cet, — Sd) bin ber Meynung, daß 
alles, was vor biefem ztoeiten jam tum ftebt , blofes ine 
fäiebfel fep unb bafi der treuherzige, feiner Sprache roe» 
nig mächtige Jüngling vom Lande eben durch die Wieder- 
bolung des jam tum den abgeriffenen Faden wieder anfnüe 
pfen wolle. Ueberbaupt bab^ id) bie Bemerkung, daß ein 
Menſch von dem angegebenen Schlage , bei bem die Jdeen 
fid) beflánbig durchkreutzen, bier (prede, worauf fon Dos 
nat u. U, aufmerfíam machen, in dieſer ganzen Scene vor 
Augen gehabt. 

-— J jemand drauffen? ich bins; Cbremes, Ec- 
quis wird nicht für quis, fondern, moie in allen genauen 
Sprachlehren vorfommt, für num quis? gebraucht. Alfo 
barnad muß man hier überfegen, und folgenderweife in« 

„terpungiren ; 
P. Ecquis hic? C. Ego fum; Chremes, 


— Lind geben da binäber — ut. illuc tranfcas, a 
find nur ein paar Schritte, will fie dem moröfen Dörfer 
fogen, Ut brevem viam demonílraret , non eas, fed 
tranfeas, dixit, Don, 


| Vierter Auftritt. 
(000 — gändigten unſre Ringe ibm ein — Diefeg Untere 
Pfand ftellte man aus, jur Verfiherung, bafi man gewiß 
erfcheis 


229 * -)0( = 
erfcheinen werde: — Lindenbrog jeiat aus einigen Stellen 


der Alten, daß aud) bei andern Gegenjtänden der Ring ir 
Griedyenland haufig zum Unterpfand diente, , ©. 


í— Weld ein popan; ? — Quidillud mali eft? Die 
Medensart, glaub’ ich, bedeutet eben foviel, als; quid 
illud monftri eft? Gerade fo fagt Xbrafo ( V, 8. 5.), 
quidhoc autem eft mali? als er denfeiden Chären, in bem 
nemliden Caftratenbabit ,  ploslid) unb. unerwartet aug 
dem Haufe der Ihais herausfpringen ſieht. 


Fünfter Auftritt. 


— Lim die Wonne , oie ich jest empfinde, rein 
und ungerräbt von Rummer mit mir aus oer Welt zu 
nebmen — Yehnlichkeit bamit bat, was Pamphilus ſpricht, 
Andr. V, 5, 4. 

— — — Mihi immortalitas 

Parta eft, fi nulla aegritudo huic gaudio intercefferit, 


— xia, ou Feſttagskind! — O feftus dies bominis! 
Ich halte es mit folgender Erflärung vom Donar: an, quia 
ipfe tantus fit, quantus feftus dies? — Pro, homo fefti 
dici, ben fo bie Dacier: Un homme qu'on voit avec 
le meme plaifir qu'on voit un jour de fete, Paralielftels 
(en aus dem Plautus citirt bie Zweibr. 

— © ja; nicht wahr, die Thais? — Novi; nem- 
pe, opinor, Thaidem, Die Zweibr. interpungirt: 

Novi nempe, opinor T haidem, 
Allein die borbergebenbe Ubtheilung , melde Donat ſchon 


bat, bünft mir natürlicher, und dem Genius der lateinie 
ſchen Soraqhe angemeffener. - 





— )o( — 221 


V. 22. Summonuit me Parmeno ibi fercus, quod 
ego arripui, Bey Summon|d( mit die Zweibr. fup» 
pliten: quid f-&to opus effet. dy confiruire lieber fo; 
fummonuit me (aliquid), quod cet, 


— Mutterfelig allein — Ich weiß nicht, ob Pas rein 
deutſch, oder bles provinciell ift. Uber aud) in bem feti» 
tern Falle ließe fid vieleicht das Kurzmweilige , Solus cum 
fola, bequem damit ausdrücdfen. 


— Stliche von den jünaffen , die erff feit kurzem 
bevibr waren — Paucae - novitiae, puellae. Eugrapbius 
faat dabei ganz richtig : Novitiae, puellae, ita ut et mo- 
tem propter novitatem nefciant, et propter aetatem 
nihil valeant fufpicari. 


— Dar ein Bott fib in einen Menſchen verwan⸗ 
delt babe, uno heimlich durch Die Dachziegel in ein frem⸗ 
des Haus gekommen fey — Deum (cfe in hominem con. 
vertiffe, atque in alienas tegulas veniffe clanculum per 
impluvium, Andre — wie fdon Donate — lefen beſſer 
per alienas tegulas, Vielleicht ift dieſes in verfebt wor— 
ben, und gehört vor impluvium, Bentley lieft jtatt deſſen; 
per bluviam fucum £, m. Denn, fagt er, cum Impluvium 
fit locus intra aedes cavus, a (oio ad zee/w» ufque pata- 
lus, ut lucem admittat, et aqua de tecto collecta illuc 
impluat; lupiter , fi per illud decidiffet , non propior 
Danaae cubiculo fuiffet, quam fi foris in via efTet, Sed 
ex noflra emendatione imber aureus pertegulas in virgis 
nis cubiculum pertiuxit — Der Einwurf, welcher bier ges 
‘gen die gemöhnliche Lerart gemacht roirb , ift allerdings 

" fheinbar. Uber id tente , es laßt fid) drauf antworteny 
poenn nian die Urt, mie Danae. eingeferfert war, in Gre 
wägung 


222 - je( — 


waͤqung zieht. Nach dem álteften Mythen befand fie fid) 
in einem unterirrbifd;ien ebernen Behälter, nad Andirn,in 
einem ebernen Thurm. In beiden Fallen war der Ort, mo 
fid Danae felbft befand, impluvium ; das heißt, Die 
Etätte , ' obin der Regen durch das Dach fallen mute. 
— Mebrigené mepnte ſchon Donate: lovem fe paratim, fe- 
paratim aurum fuifTe pictum, Und fo bie Dacier:; ce 
tableau etoit fait de maniere , que l'on y voyoit d'un 
coté la pluye d'or tomber dans la chambre de Dinag, et _ 
de l'autre, Iupiter, qui fous une forme humaine pas- 
foit parle chemin, que cette pluye lui avoit ouvert, 
Iupiter n'etoit donc pas changé en pluye, comme on le 
peint aujourd'hui. Ich glaube, biefer Künfteleien bedarf 
es nit. Man muf bei dergleichen Mythen aus ber Urjeit 
nicht jeden 9lusbrud fo aͤngſtlich analpfiren ; bie ältejien 
Shriftftelter felbft tbun das nicht. Vielleicht Tommt aud) 
hier in Betracht, daß ein mwollufitrunfner Süngling fpricht, 
. der e$ nod) meniger genau mit den Worten mag genem⸗ 
men haben. Seine Hauptidee war, ein Gott babe den» 
felben Betrug gefpielt, zu dem er ftd) anſchickte. / 


— Sollte denn ich armes Menſchenkind das nicht 
tbun? o ja, von Zerzen gern — Ego homuncio boc . 
non facérem? ego vero illud fecerim ac lubens, So 
fef^ ich, nad) Bentley , die letztere Hälfte biefer Worte. 
Die Zweibr. ego vero illud faxim lubens. Die gewoͤhn⸗ 
lide £esart: ego illud vero ita feci , ac lubens. Ueber 
das Ungereimte von bem ita feci ©, bie Fweibr. u, a. 
Allein dag ac lubens ift gar ju. febr im Eprabgebraude 
des Terenz, als daß ich e$ möchte fahren laffen. Co fagt 
Andr, H, r, extr. ein Sflave , als ibn fein Herr fragt, 


ob er * gehn werde; ego vero , ac lubens, inb, 
Heaut, 





— )o( — 223 


Heaut. IV, 1, 14 (nad) der Zweibr.): Faciam boni tibi 
aliquid pro ifla re, ac lubens, 


Bierter Aufzug. 
Erfter Auftritt, 


— Sie foll ung bier zur Unterbalenng dienen — 
Ut delectet hic nos. Er will (agen: tveil Thais fo wenig 
für unfre Unterhaltung fergt, unb fid blos um den Frema 
ben fümmert. So Donar: Quafı dicat, quod haec non 
facit, Et bene bie, quafi infuaviter nunc tractemur. 
Ererinnerte fid) alfo bes SRatbes , melchen fein Gnatbo 
oben Ill, 1, 5o ff. gegeben batte. 


— Der Öffitier beftebt drauf, und nun giengs an 
ein Sanfen — Miles tendere: inde ad jurgium. ^ Die 
Zweibr. ließt das alles zufammen: Miles tendere inde ad 
jurgium, Aber jene Abtheilung ſcheint natürlicher zu fepn. 
Man findet fie ſchon bei Donaten vorgetragen und vertheie 
bigt. ,,Proprie dixit rendere , quod fignificat pertina- 
cem contentionem, ^ Virgilius , Vaffo certamine. tendunt 
( Aen, XII, 553). Inde ad jurgium, Subauditur , ventum 


ef, 
Zweiter Auftritt, 
— gimmel! zwei Cage foll ich bier bleiben — 


Hem! biduum hie manendum e(t, Donat; He , inter- 
jectio laborantis animi, 


— Te, was iff denn damit? nichts, gar nichts — 
Quid tum poflea? nihil et. Hinter diefem Nihil eft ftebt 
in der Sweibr, , vermutblid) durch einen «:Drudfebler, dag 
Bragezeichen. Es muß ein Punctum ſeyn. Donat fagt 

babet 


A24 - jé( = 


dabei febt qut: Amantium difputationes ‚ intermifcent 
quaedam confilia fanae mentis, quae tamen ftatim refur- 


gentis amoris faevitia devincuntur, 4 


— Der serinaffe Vorſchmack der Liebe iff doch ime 
inet etwas — Certe extrema linea amare, haud nihil 
eft. Der Sinn ift vollkommen deutlich; nicht fo, mors 
Auf der metaphoriſche Ausdtuck, extrema linca amare, fid) 
gründe. (€ darüber Die Zweibr, ini Index unter Amo, 
Mir gefaͤllt nod) immer am Beften, was Canaquil Saber 
fur Grläuterung dejfelben fagt , wenn ſchon feine eiane 
Tochter, bie Dacier, bei ihrer fonftigen Vorliebe zu hres 
Vaters Erklaͤrungen, diesmal ſeiner Meynung nicht ijt. 
Mon pere diſoit (ſagt ſie in der Note z. d. St.), que 
c’etoit une metaphore tirée de la peinture, ou les pré- 
miers eflais font de peindre les corps par les dernieres 
lignes , que S. Auguflin appelle extrema —— les ders 
niers lineaments. | 


Srikker Auftritt. 

Veneficus im 6ten V. babe id) durch Schandbube 
überfegt, denn es ift bier, mie in vielen andern Ctetlen; 
blofies Schimpfwort. Aberwitzig ift bie Erklärung, welche 
Donat hineinträgt, ohngeachtet Viele, felbft Die Dacier, fie 
treffend und fdyarffinnig fanden: Venefieo, fagt er, Mutanti 
bomines, et ex virginibus mulieres facienti — An venefíco 
amatori? quia amor venenum occultumeft. Schon Böcler 
ttfannte dieſes acumen Grammaticale für baaren Unſinn. 


Abfente nolis 30. 7. ift. foriel als, me abfente; 
wie Denn aud) graejenze nobis ftatt praefente Me bore 
kommt. Dowat: “exeirus figura efl, a^jente nobis, pros 
hobis abfentibus, Pomponius, Sine ergo «fne y praejenta 

amis 





2 te 


Dale. - 225 
A " 
amicis inrer coenam. | Varro in Marcellum, 44 praeſente le. ' 
gatis omnilus , exercitu . pronunciat — Dan braudbt alfo ' 
wicht, mit Andern, das Nobis auf torbatum eil domi 
zu beziehen. 


— Was du ſagſt! — Quid ais! (vw, 12.) Diele 
nehmen hier eine Zrage an. Ich bin Donats Meynung: 
Hoc admirantis efl magis, quam interrogantis. 


eom Indeffen ich batte das nicht üoerlegt — Verum. 

miferae non in mentem wenerat, Nämlich : Amatores 
mulierum ele eos maxumos, Der, tie Donat fast, 
Non, nibil potejje eos, (ed amatores cet, Ad partem -nim 
fententiae pertinet quod dicit, Non in mentem venerat: 
non ad totum , quod audiviffet dudum. Falſch ift alfe 
hier Die Ueberfegung der Dacier: Mais ce qu'il a fait, ne 
me feroit jamais venu dans Pefprit. 


Vierter Auftritt. 


— Du Fommft mid) tbeuer za (leben. — Malecon- 
ciliate, Donat: Mal, magno fighificat, ut Plautus in 
Amphitryone [, 1, 132. — Haec nex jeita efl exercenda. jcorto 
conduce male, Ergo Male conciliate, magng emte fignifi- 
cat. - 


— Wie er die Frage verzerrt, der Baudieb! — 
Os ut fibi diflorfit carnufex. Donats Erflärung — Et 
bie memor adolefcens infinuandi muneris , dicit illum 
fibi os diftorfiffe, qui natura fit pulcher — dünft mic 
weit hergehohlt. Ich verftebe bie Stelle von ben Grimaſ⸗ 
ſen, meldye der arme Kajtrat vor Angſt machte, 


— Der reicht jenem das Waller nicht — Nec 
comparandus hic quidem ad illum eft, Die Dagier 


P 4 macht 


226 ,, — of — 


macht bier bie treffende Semerfung: Il y a bien de la dif- 
ference entre nee comparandus ad illum, €t ner comparamıns 
ili, oucumillo: le premier marque une difference infinie; 
et le dernier marque feulement, qu'il n'y a pas de com- 
paraifon 3 faire, quoique cela ne foit pas inegal en tout. 

Il n'ya que .Ciceren et Terence, ou l'on puiffe trouver cette 
jufteffe & cette proprieté de termes — (ine Beitätigung 
Liefer Erflärung giebt Terenz felbit 33. 18. biefer tene: 
| Quafi vero paulum interfiet, Und als Parallelſtelle gte 

bört,bierher, 11, 3, 69. At nihil ad noftram hauc, ^ "'- 


— Ta, wenn Sie das gefeben bätten, Pbsorig! — 
Quem tu videre vero velles, Fhaedria, Die Dacier ers 
flárt biefté : Vons meme, vous qui vous connoiffez fi 
forten beauté, So (don Donat: quafi fpectator elegans 
formarum, et qui amator fis Thaidis. Mir fommt das 
gejrmungen vor. Pythias, mebn' ich, will fagen: ich gäbe 
was drum , wenn cie den Burſchen gefeben bätten. 
Und fo Prüdt man fid öfters im gemeinen Leben aus, wenn 
man die Vorzüge eines Gegenſtandes recht heraus frons 
till. 

— fr (cbáttelt den Kopf — Negat, Die Zweibr. 
fagt dabei : Cur ipfum Dorum non audimus negantem ? 
Sed nil aufimus, quamvis nec metr fatis in fq. pro- 
cedat, Puravimus fic refcribi poffe ; fed nobis non fa- 
tisfacimus: Do. Non, Py. Negat &c. Die bier aufge⸗ 
worfne Schwierigkeit verſchwindet, wenn man bie Worte 
fo nımmt, mie ih qetban babe. Schon bei der Dacier fine 
det man diefen Sinn ausgedrüct; Vous voyez bien Lam 
fait figne que non, 

— Der Tänaline von. ſeinehn Tahren — Annos 
natus iedecim, San fénnte fragen, da fieihn nicht fannte, 

woher 
\ 


- 





- )0( = 227 


woher wußte fie fein Alter fo beſtimmt ? Und bie Dacier boe 
merit, ba erim Piraeus die Wache babe thun müffen, fo fünne 
er nicht unter 19 Jahren getwefen feyn — Pythias urtbeift 
offenbar nad) beni aujjern Anſehen; und ift bier ftarf tae 
bei intereffirt , den Chärea recht fdón und jugmMid) zu 
ſchildern. Man vergleiche Damit II. 3, 26. ,, wo Chaͤrta 
ebenfalls das Alter eines Maͤdchens, welches er zum Gre 
ſtenmal in feinem Leben, und nut im Blide, gripe hatter 
auf -4 Jahre anſetzt. 

m Alleweile — Modo. Ich fofae bier der Erklaͤ— 
rung in der Zweibr.: Modo ad praet: ritum refpicit ; fcd 
num quod vult Don, fignificet h. I. jamdwum, an potius 
uon equidem multo ante (quod affectui hominis metuentis 
magis conveniat) definire nolumus. ch glaube, Das 
fentere hätte minder zweifelhaft vorgetragen werden fónnen. 


— Sum enfer, Menſch! glaubfi ou dem Ge» 
ſchwaͤtze des Kerls? — Age nunc, bellua, credis huic 
quod dicat? Diefe Stelle bat ihre Schivierigfeit. Es faͤllt 
auf, daß Pythias von dem Phadria, der ihr fonft ftets mit 
einer Art von Achtung begegnet, bellua genannt wird, 
Dies fühlte bie Dacıer und überfe&te : Allons courage, 
bete, Tu crois donc ce qu'il dit. Vermuthlich bat fie 
folgende Interpunction angenommen: 


— — — Age nunc bellua — 

Credis huic quod dicat? 
Daß alfo bellua auf den Kaftraten gienge, und Phadria, 
in dem ®ewirre feiner SDerfeaenbeit, obne bie angefanges 
nen Schmähungen zu vollenden , fich ‚wieder an die -Pp- 
tbías wendete — Aber mer ficbt nit, daß dadurd eine 


batte; gezwungene Strustur ber Rede entſteht? Vielleicht 
9a fünnte 


228 - )o( — 

fónnte man burd) Hinzufekung eines einzigen Buchſtaben 

‚der Schwierigkeit abhelfen, wenn man laſe: 
— — — Age nunc belluee ^ * 

Credis huic quod dicat ? 


So femmt 3ufammenbang in die Rede, unb der Sinn ift 
ähnlich mit $3.44. diefer Scene : Mirum ni tu credis, 
quod ifle dicat, — S. weiter meine Verfuche über Klaſſi- 
ker ©. 140. f. = 07 * 

— Ic ſehe mobl, der kann nicht gefleben, wenn 
man ibm nicht auf den Leib kommt — Non poteft fine 
malo fateri. _Phädria , immer nod) in der peinvotijten 
Verlegenheit, ift. froh ,. daß Durus nur Einmal nein ges 
fagt bat; und weil er fürchten muß, derfelbe werde beitwei» 
tem Fragen wieder auf die verice Auflage jurüd fommen, - 
fo fudbt er jetzt, ba er einigen Schein für fid) hat tas Se 
ju räumen. 

— Marſch! mit mir binein — Sequere me fic: 
monat (aat dabei: Quafi ad tormenta, Eben fo die 
Zweibr. in der Rote ju D.45.: Dein ambiguo Eünucho 
tormenta mioatur, ut ipfe fic hone(le abeundi cavfam 
habeat, 

— Dann ifs verbenFert weir aefommen, wenn ou 1 
elender Wicht mich auch zum Beſten baben will — 
Actum eft, fi quidem tu me hic etiam nebulo ludifca- 


bere. Diefen ®. interpungirt die Sotibr,: — ban J 
Adtum e(l, liquidem, tu me bie etiam nebulo ludi- 
ficabere ? 


Und füat in der Note hinzu: Nil fapiunt, qui aliter in- 
terpungent — mefeio. — Aum «fl, fi quidem tn me. Nos 
putamus dicere voluiffe ; amm «fl , fs quidem , , „int, - 

bic 





* 


aet « | "$29 
hie vera dixit. ef. Andr. III, 1, 7.“ Sed abrupto fer- 
mone: inclamat miferum Eun. Ohngeachtet jede andre 
nterpunction , auffer der vertheidigten, bier in ^en "ritis 
\hien Bann gefhan wird, fofann ich doch nicht laͤugnen, 
daf die von mir angenommene und in der Ueberſetzung ber 
Slate, nach meinem Gefuͤhl/ natürfier ünb zufammenhäne 
"gender ift. Selbft bie Stelle aus der Andria, worauf die 
Sweibr. fid) beruft, 


Actum ett, fi quidem haec vera praedicat, 


ust mir eher wider als für jene Diftinction. ju fprecheng 
weil dort auf dag fi quidem feine Apofiopefis folgt. Vers - 
muthlich bat die Auctorität Der Dacier, welche überfebt, 
pbas. Je fuis perdu, fi ce qu'il dit eft vrai. haut, Ma. 
raud, tu me Jjoueras dela forte ?,, auf ber deutfihen Edi⸗ 
lot ju ſtark gewirkt. Die andre Abtheilung feat ſchon Do⸗ 
nat ju Grunde, denn er bemerft bei den Worten: 474 eft 
figquiaem , Hoc rurfus clare. Et fic dicit, tanquam ad- 
huc iratus Ennucho fuo, Und febr beutlid) trägt bie Gre 
lMárung davon vor Eugraphius: Actum eft, fi etiam me 
tu illudis, Ne&w/e, hoc eft, fraudator et pelimus — ©, 
weiter meine Derfuche über Alaffiter S. 143 f. 


Fünfter Auftritt. 

0 — Da war ich erwifcht — Data hercle verba mihi 
funt, Wodurch? fónnte man fragen. Donar giebt mebe 
rere Antworten darauf, von n eldyen folgende bie natüre 
lichfte ift; a. vino, quafi captiofo eliquo, data verba (unt 
— Adeo his, quae fequuntur, quafi fubtilem fraudein 
ebrietatis inducit. Go aud) Schulze: „Dadurch naͤm⸗ 
Tid, daß er ein Raͤuſchchen befam, ehe er fide berſah. y 


9 3 — Bis 


i] 


230 — )o( — 


— Bis mir der Officier aus dem Traume balf, und 
mich zur Thür binaus warf —! Nifi quia correxit mi- 
les, quod intellexi minus; nam me extrufit foras, Do= - 
nat macht bei diefer Stelle dem Dichter ben. Vorwurf, fie 
fe» zu witzig für den bólgernen und nod) Dazu berauſchten 
Jungling vom- Lande „Hoc videtur facetius et Pr 
tius , quam dici ab ebrio, ruftico, et adolefcente deb 


fet. Hoc vitium tunc fit, quum Poetae ingenium. fuum A 


in perfonas conferunt. Beſſer gefüllt mir , was die 
Zweihr. fagt: Sapientiorem facit ex vino poeta, Inge- 
fium enim facit vinum. — Ueberbaupt aber ift wohl Rus 
fticitàt ein Hauptzug in dem Cbarafter des Cbremes, aber 
nit Stumpffinn, welches betont yet ganz — 
bene Dinae find. " ] : 

— Wie id» vorbei Fommen PES vor ihr — Ubi 
buic ego antevorterim, Ich erfläre, mit Donaten, 
durch in qua parte viae, : | 

Gechster Auftritt — T 

Ueber den Unterſchied von Reddere und Reflituere 
35.8. €. meine Note ju l,.2, 67. 

— Zat mir dies, fo wit fcbon manche ähnliche Bes 
handlung, zugesogen — Haec atque hujas modi fum 
molta pafla. Wirklich botte fie biefem Beftreben fdjon mans 
ches Opfer gebracht, wie ihre erfte Unterredung mit bem 
Phadria ; unb íbre Wiufährigkeit gegen den arnifeligen Off 
cier lehrt. 

In rifco (8. 16. ) hab’ ich nad) heutiger Sitte gege⸗ 
ben, im Coffre. Wenigſtens fommt das mit ber Beſchrei⸗ 
bung, die Sugraphius daven macht, jlemfid überein: 
Riem cifcllae genus de viming factum, et tettuni co- 

110, 


e? 





r — )o( — 231 


rio, intelligimus, . Undresalte Erflärungen, als! Aue}, 
arca, i Feriis führt Zinoenbrog an. 

—Ihr Geaner iſt nicht einbeimiſch — €. die Note 
ju Andr, IV, 5, 15. 

— Weniger Nachdruck — Minus potens. Die 
Zweibr. und Schulze fuppliren bas durch divitiis. An 
Geld fehlte es nun wohl dem Dfficier nicht, nach Allem zu 
urtheiles, mas in biefer C ombbie von ibm vortommit. Ich 
verſte heral ſo lieber diefes potens von jedem Nachdrud libere 
haupt, wovon felbfi Hier einige Gattungen angegeben werden, 

-— 91s vag wir Rache fuchen an den Menſchen, 
bei dem wir fcbon einmal übel wegstefommen find — 
Quam bunc uleifei, accepta injuria. Die febtern Worte 
entbaftén ein toeiteres Motiv. So Donat: Hic (Ace. inj.) 
caufa ‚oitenditur, cur illud málit. 


C iebentet Auftritt, 


— Die Brigade des leichten DolEs — Manipulus 
furum, Cin Manipel enthielt in den altern Zeiten famt 
den Dfficiers 63 Mann; moju«nod) 20 Leichtbewaffnete ge⸗ 
hoͤrten. Zur Zeit der Puniſchen Kriege verdoppelte man die 
Manipeln der Haſtaten und Principen, ſo daß man ſie nun⸗ 
mehr auf 120 Mann ſetzte; beiden Triariern blieb die Zahl 
unberaͤndert. Jeder Manipel bekam nun go Mann Leichte 
bewaffneter. (Manipulus heißt eigentlich eine Handvoll, 
hernach beſonders ein Bund oder Buͤſchel, z. E. von Gras, 
Heuꝛc. In den älteften Zeiten waren ſolche Heine Heu— 
bündel, welche man auf eine Stange ſteckte, die Fahnen 
der Römer. Daher kams, daß man diejenigen, Die zu eis 
ner Fahne gehörten, Manipularen, und die Saufen mani- 


pulos nannte, &. Roͤmiſche Rriegsalterrbümer S.49 ff.) 
D4 Der 


232 er 0 5t - 
Der derächtliche Ausdruck Fures bezeichnet.ohne mei | 
fel die vorhin gedachten Leichtbewaff neten z fo tie man öfters 
nod beutiutage von leichten Truppen, Freicorps u. d. gl. 
ähnliche Ausdruͤcke zu gebrauchen pflegt. Beim Plautus 
heißen dergleichen Latrones, 4, & Mil, I, r, infin, — 
— Rex Seleucus me opere rogavit maxumo , 
Ut fibi /atrenes cogerem et confcriberem, 


TUTO 
— Iſt zurädgeblieben , uno bütet das »jaus — 
Servatdomi, Die gewöhnliche fceart ift: f. dommm. "Uber 
Bentley , dem Wefterbov, Zeune und die Swribr. folgen, 
. bat jenes Erfiere. Zeune führt aus bem Klone Moft, 
M, 2, 21, die Stelle An: jer bá 
Natus nemo in aedibus — 


zum Beweiſe, daß fervare ſchlechthin in der, Bedeutung, 
das Haus büten, vorkommt. So aud) Schulze, deraus 
Demfelben Komiker die Stelle Aul ul. I, 2,3. Atque intus 
ferva, binzufügt; 


— Bei der Nrriere« Barde— Poft principia, Die _ 
2bacier erläutert das febr gut in folgender Note „Les pre- 
miers Latins appelloient prineipes & principia avant garde, 
les premiers Batailions que l'on oppofoit aux enne- 
mis. Mais cet ordre de milice ayant changé , on 
fit paffer ces Bataillons aux fecondes lignes, & on les 
mit aprés ccux que l'on appelloit affar» , entre les ba- 
flati & triarii s & on ne laifTa pas de leor laiffer leur pre- 
mier nom, & de lés appeller toujours Principes, ^ Ce Ca- 
pitatne fe met donc ici aprés le corps de bataille, pour 
etrc plus en foreté, & pour ne pouvoir etre pris par der- 
tiere, Proprement il fait la tete de l'arciere - garde, 
& c'etoit le lieu le moins expofé, car il fatoit que l's- 
vant- garde & le corps de bataille fuffent battus avant 


qu'on 
P m 








J 


— 283 


cu on vint à Tui; ainfi d'un coté il etoit à couvert des - 


coups, & de l'autre 1l étoit en lieu propre yox gagner 
au pied facilement 'en.cas de befoin. | 


2 8. 16. u. 17 Quid videtur — fegam. wird bon Ci» 
rigen dem htafo und Gnatho, von Andern ban Chre⸗ 
mes unb der Thaisgegeben. Schon ju Donats Zeiten war 
man darüber uneinig, wie bie Note dieſes Grammatikers, 
der ſich Pit bie erſtere Parthei erklärt, zeiget. Ihm folgen 
da in febr bielej z. Ei bie Dacier, die Zweibr. etc. Sc aber 
zweifle feinen Augenblick, daß Quid videtur, bem Cbre* 
mes, unb Die Antwort drauf der Thais gebote, Ein ente 
fheidender Grund dafür ift B. 18 , woraus erbettet , bafi 
Thrafo, bie Thais vorher mit feinem Auge gefehen babe. 
Diefe Stene machte, daß felbft Donge , nachdem er feine 
Meynung mühfam aufgeitugt batte, plóslid) wieder an« 
fängt ju ſchwanken: nifi quia movet me, quod ex occulto 
dicit: quafi conitet ei jamdudum videri militem , etipfum 
non vidiffe, cum qua pugnaturus fit, Offenbar fagt das 


Thais , unb die ſehr natürliches Gedankenfolge ift bicfr. 


Der furdjtfame Chremes fragt die Thais: quid videtur ? 
was meynen Sie? nàmíid), daß mir tbun follen. Alfo 
eine fhüchterne Wiederhohlung feines confilii de oceluden- 
dis aedibus v, 14. Thais, nicht aus Spott, fondern um 
den auten , foldyer Auftritte ned) ungewohnten Burfchen 
von dem Hafenherze des Dfficier$ immer beffer zu überzeus 
gen, erwiedert, mas folgt, 


— Wie bald befeblen Sie, daß wir Sturm laufen? 

— Quam mox irruimus? 3bonat: Irruere proprie dicun- 
fnr, qui cum furore praelium ineunt, 

V.19. Omnia prius experiri, quam armis, fapientem 


decet, 
L Ds An 


^ 


ie ' 


342. — )o( — * 


An dieſem V. iſt biel gekuͤnſtelt und geſchnitzelt worden, ©. 
die Pa Mir gefáüt nod) immer. ani beiten / was Doe 
nat bat; Quam armir; wisxs^u5o; pro 4 quem arma, „Aut 
rum n fi fubaudiamus agere, Man fann auch, mie 
die Sweibr., nad Wefterboven, vorſchlaͤgt ju armis fee 
pliren. oder repetiren l experiri, ^ 


(— ^jn meinem eignen. xiaufe Ihren Rivbioibér den 
die Naſe hingepflanzt — Ante oculos coram amatorem 
adduxti taum. Donat bemerft, daß Corem nod mehr 
fane, als ante oculos. Poteſt anre oculos; et longe ta- 
" men intelligi: ceram proximitatem figni&cati - 


Non tu binc abis ( v. 29. ) fett, nad) monate unb ber 
Sweibr. Meynung, bem Parafiten gelten; fo mie dus Sof» 
gende dem Xbrofo, Allein da Chremes in der ganzen Scene 
den Parcfiten überfieht und niemals einer Antwort wür« 
biaet , find” íd) das unnótbig , und ziehe alles Vüfasotdeh auf 
den Dffider. | 


günfter Q9 ufu g. 
Erfter Aufteitt. 


— Biebt Feine Antwort — Obticet. Den Untere 
ſchied zwiſchen Tacere, Reticere und Obticere lebrt fol⸗ 
gende Note vom Donat: Tacemus confilia; ut ( Aen, II, 
94.) Nec tacui demens, | Rericemus dolores; ut, Ne verere, 
ne retice,  Obticemus quorumnos pudet z. ut in Phormione, 
Heu quidnam obtices ? (Oder vielmehr: ehem, quid nunc obti. 
cuifi? Phorm, Y, 8, 2. 

— Da bafl ou den Bod zum Gärtner geſetzt — 
Ovem lupo commifti, Weil bas Lateinische fprüdmérte 


fid) (efl proverbium, Ovem I, e, Don.) ift y fo mußt’ es 
wr 





= $e > 235 


die Uekerfesung nicht minder fepn. Als Parallelſtelle führt 
Weſterhov an Plaut, Pfeud, 1,2,8.. ü 
Ut mavelis lupos apud oves relinquere , quam hos 
. domi cuftodes. 
Cic. Phil. i". 1r, O praeclarum cuftodem ovium , ut 
ajunt, lupum! Im Griechiſchen hieß Dag; xaraAumur eii 
s Ayracı, 


— Still, — gFroͤulein eim — Hera mea 
tace, obfecro. Die SHavin ift voller Freude über ben 
Sunb. Blande ac puellariter arridet — Non filentium 
indicentis eft, fed (ecuram facientis. Do». . Gnädiges 
Stäufein! fo, denke ich, würde die Pythias in unfrer Spra⸗ 
che ihre Gebieterin genannt haben, Die Dacier het e$ 
durch, Madame , uͤberſetzt. 


— Quid il faciemus ftulta? Nicht blos Terenz und 
Mautus verbinden facere mit bem 3íblatip, jondern felbft 
Cicero; 3. 35. Or. pro lege Man. 20. , mo bie beften Aus—⸗ 
gaben fefen: fi quid eo factum effet, Mehrere Belege dazu 
führen bie Interpreten bei biefer Stelle an. 


Zweiter Auftritt. 


V.13. fq. — — — — Unam hanc noxiam 
Amitte; fi aliam admifero unquam , occidito. 


Aehnlich mit biefer Stelle ift eine andre unfers Komikers, 
Phorum I, 2, 9r. fqq. 
— — — Nunc amitte quaefo hunc; ceterum 
Poflhac fi quidquam , nihil precor; tantummodo . 
Non addat; ubi ego hinc abiero, vel occidito, 


— Und marum das ? Der Baudieb, denk’ ich, 
bat nod) Geld beraus zu fordern, wenn ich das thue — 
* — Quid 


— in ya m 
ET 9 ? Quid ita vera? "Debéati; ki 
, Credo, ifti qnidquám furcifero, fi id Beni Emm. 
ie Zweibr. folgt. bier dem Saernus und Bentley. mit eie 
ner Heinen Veränderung. (Die beiden angeführten Kriti⸗ 
ker theilen námfid fo. ab: Quid i ita 1 vero debeam: cet) 
In Hinficht auf meine Üeberfehuna. Frihtlere ich Folgendes. 
Man pflegt in vielen Gegenden Deutſchlande — ob allge: 
mein? das weiß idy nicht ⸗ von einem, der wegen eines 
Dergebens gelind beitraft worden ift, fi aber Dabei unge 
berdig benimmt, als ob ihm: arcfits Uarecht gefneben wäre, ; 
zu fagen: der will noch Geldiberaus baben, : Und in dem» 
(elben Verftand nebm' id bie Worte: PPP: iti 
quidquam furcifero , (i id fecerim, ; 
V.41 fq. Non adeo inhumano: ingenio. fusi, Chaltén, 
. Neque ita imperita, ut quid amor valeat, neiciam, 
Donate citirt bier, ale ábnlid), Die Stelle aus dem ug 
(Aen. I, 567.) 
Non obtufa adeo gefamus pectora Poeni, 
- Wed) paflender dazu ijt ebenbofelbit , 630. t m 
. Non ignara mali miferis fuccurtere difo, —. 


Vierter Xufttitt 


— Wie tban fie da fe ſchnaukig! — Ligurig 
Sander würde, als nid;t fo unebel, vorzirben:; wie "3 
fie oa fo leckerbaft ( oder oelicar), Allein das Lateinifche 
ligurire bünft mir eben gemein ju ſeyn ;: unb fo babe id 
t$ vorbedaͤchtlich burd) einen Propinciafifmus ^ sgedrüdt, 

Fünfter Auftritt, 

Der 4te V. Quae futura. — indigna ! wird insge- 

mein als eine Ftage angeſehen. Beſſer, glaub’ ich, pafit bier 
tin Ausruf. 

J 





-—-)o9( — 237 


— ^jft mein Verderben erfcbienen ? — Numram 
ego perii? Dem Skladen wird es unheimlich bei dem, was 
er vernommen batte. Auffallende Aehnlichkeit hat damit 
die Sielle Andr, uf, 4, 12. Numnamı periimus ? 


— Wie mans den Ehebrechern macht — Quod moe- 
chis folet, Unter die gemähnlichiten Strafen eines ertappe 
ten Ehebrechers bei den Alten gehörte der Derluft oder die 
Verftlummelung des delinquirenden ‚Sliedes. Daher faat 
die, fi diis placet, jüngferliche Pothias unmittelbardrauf, 
fo mas babe fie in ihrem Leben nicht gefehen, und molle eg 
nie feben. Lindenbrog führt zur Erläuterung davon die 
letzten Scenen bim aus Miles Gloriofus des plaurus an, 
fo wie m xjorajena Satiren, I, 2, 45 

— Dt cuidam telles caudamque falacem 
Demeterent feıro, 


^" Gechfter Auftritt, 


— Wer fpricbt Da? 7 — Quis homo eft ? BU 
roitft die Frage auf: Quare, Quis bomo quum provide- 
rit venientem ? Er giebt barüber verſchiedene Antworten, 
wovon aleid) bie eríte mir-die richtigfte duͤnkt „Utrumnon 
vult videri providiffe ,' ne quid faHaciae paraíTe videa. 
tur? ,, 


— Wie Fommt der in die Sr — Anin aflu ve- 
nit? Nämlich aus dem Piräus, wo er die Wache hatte, 
©. II, 2, 59 — ben murbe pon feinen Bürgern. 
vorzugsweiſe die Stadt, “sv, aflu, genannt. Lindens 
broa eitirt dabei folgende Stelle aus dem Stephanus de: 
Urbibus : £Abytro di xar é£exm» ha (Alexandria) Ki TTG 
Aıraı " aT dc aru du AS nal, XUL K$06) X4I Mine & Abe, 


as ku Uri Popni P ptios sy. 


* Sieben⸗ 


238 . — jo( — 
Siebenter Auftritt m 


— Mir feiner abentbeuerlichen Einbildung zu uns 
hereingeſtuͤrmt kam — latro ad nos venit errans — 
Non greíTu erra»; , nec via ; fed anidio et opinion, 
Don. " 

— Meynt' ich doch immer , du ſeyſt ein gefcbeider 
Kerl, mit dem was auszurichten wäre — At etiam 
primo callidum et difertum credidi hominem, Donat 
macht hierzu die treffende Bemerkung: Majoris infulta- 
tionis eft, fi is qui fatigat alterum, dicat fe ante de 
illo multo aliter fenfiiTe, 

— Wer weiß, wenn das geſchiebt In diem iftuc eft 
fortaffe, quod minare — In diem erflärt der eben ange» 
führte Scholiaft durch: In longam dilationem. — Unde, 
dilatio; cft dicta, diei prolatio, 3 

— Sór das ſchoͤne práfent — Pro illo munere, 
Nänılic für ben Pfeudo » &unudjen. 

— Winßl!' ich denn beute mich felber verrschen: ;u 
meinem Derderben! — Egomet meo indicio mifer, quaf 
forex, bodie perii, + Eigentlich: id babe, gleich einer. 
Spitzmaus, mid) felber verratben ju m. 3D. Mais cela 
n'eft pas agreable en notre Langue, fagt bie Dacier, Sym. 
Deutſchen wohl eben fo wenig! Proverbium ef, erinnert 
Donat, in eos, qui ipfi fe produnt quia forex non fa- 
cile caperetur, nifi emitteret vocem noctu, — Proprium 
foricum eft, vcl firidere clarius quam mures, vel ftre- 
pere magis , quum obrodunt frivola; ad quam vocem 
multi fe intendentes , quamvis per tenebras nolis, . 
transfigunt eos, Die Stelle des Auguftinus Epifc, de. 
ordine I, 3., auf welche die Jweibruͤcker vermeifet, ift fol⸗ 

gende 





- )e( — 239 


gende ., Fgomet meo. indieio quafi forex non dictum eit com- 
' mollius apud Terentium , quam nunc dici a me de me 
potefl. Sed fane illud ultimuim fortaffe in contrarium 
vertetur, Quod.énim ait, HODIE PERII, ego hodie 
forte inveniam, — .- 
: boer : Achter Auftritt, 


— Konnte wercules einer Ompbale unterthänig 
fern , marüm nicht eben fo dut ich einer Thais ? — 
Quid eft, qui minus hoic ,' quam Hercules fervivit Om- 
phalae? Die Eutipfe ; kei qui minus huic, fupplirt die 
Sweibr.: id faciam : Nlatürlicher und dem Genius der 
Sprache gemäßer wäre wohl ; ferviam, hergenommen von 
dem folgenden Servivit, So (don Donat: Subauditur, 
Er «fo [erviam Thardi? 


Utinam tibi commitigari videam fandalio caput! 
f&£ngrapbius ‚bemerkt bei biefen Worten: Hocquidem pau- 
lulum fummifiori voce parafıtus dixit, — Aehnlich die 
Zweibr. Ich babe darauf in meiner Ueberfegung Rücfidht 
— 


— wa⸗ ift das für eine Erſcheinuna? — Quid hoc 
autem eft mali? &. meine Unmerf. ju Act, III, 4. 


Zehnter Auftritt. : 
— © Tupiter! erbalte, was ou ans geſchenkt bofz 
0 luppiter, ferva, obfecro, haec nobis bona. . Die 
Dacier madt bierzu bie (bone Note: Les Larins fe fervoient 
de cette facon de parler, pour dire, o lupiter, nous 
fommes contens de vos bienfaits, nous ne vous en de- 
mandons plus davantage. So lief, nad) ber Zerftörung 
von Karthago, Scipio Yemilianus, als Cenfor , nicht mehr 
4 für 


240 = doll -— 


— 


fuͤr die Vergroͤßerung bes demifiim RER fondern für 
Rine Erhaltung bitten. s safe. 


Lehter Y uftrits $' iru 
: — Was für unglaubliche Dinge TR oa eben 
Parineno erzäble! -— Incredibilia Parmeno modo quae 
narsavit ! SDena man tief: Etelle in ihrem natürlichen 
Sinne, als Exclamation, nimmt, fo braudt man nicht, 
wie die Zweibr.; eine Gülipfe , bie burd) gaudeo. fuppti t 
werden fol, anzunehmen. Ein Scyolion des Donar, mil» 
ches Seune mit Recht für verdorven hielt, ſcheint dieſe 
gejwungene Grflárung veranlaßt zu haben. 


— Mid freuts von gerzen . . . Gaudeo, — Phäs 
tria will feinem Bruder Glück münfden , wird aber von 
diefem, wie öfters geſchieht, unterbrodyen. Donat: Rede 
igitur buic dicitur, cui &unt nuptiae, gawdeo ; et ille fic 
refpondet, ut amicis gratulantibus decet, Saris crédo, 
Credo autem ideo, quia multi fe fingunt grat quum 
invideant: gaudere, quum doleant. 


— af mir wenigftens ein Pläschen bei der baia 
vergönne bleibr — Ut baeream in parte aliqua tandem 
spud Thaidem. Donat bat abermals die Kraft dieſer 
Worte febr gut entwickelt. To baerezm ultimum genus 
bencficii eíl, in parte ahqua, Non enim Parre dixit, ut 
aequa ( fed aligus, ut non aequa, ſchiebt Zeune hier ein ) 
intelligatur, Tandem t defperantis eft , et difficuiter cre- 
dentis." Non eft adverbium tesipécit , fed nunc ⸗⸗ 
fignificat. ) 

— Daran erfenn’ ich Ihre “— vochbetʒig · 
feit nidbt — Non cognofco voflrum tam fuperbum, — 
Ich folge der Sweibr, in der Crflárung diefer Stelle. 
Daß 








—)o( — 241 
"bof indt diefelbe Sybeen bier hatte’; Tehrt feine Note: 


"Locutio Viol mire laudavit, ut A sone po- 
tuiffet, ^ " 


m 4 dachte Sie ſchafften ſich den Officier als 
C'iciábeo für Ibre Thais an — Militem ego rivalem re- 
eipiendum cenfeo, Deine Ueberfegung diefer Stelle grüns 
det fid) auf folgende (ione Note vom Donat. Confidera, 
Quo vultu hoc dicendum fit; et intelliges, et militem , et 
vivalem , et recipiendum , et ege cenfeo, quanta fignificent, 
Non enim dixit Thrafonem, fed militem : quod nomen ad 
ftultitiam valet, Non forium, fed rivalem: quo oflendit, 
quandoquidem rivalis in tneretrice capiendus eft, hunc 
potius eligendum, Nec Exeludendum , fed Retipiendum 
dixit; ut oftenderet, adeo prodefTe , ut etiam de indu- 
flria retinendus fit, Non, volo aut rogo, fed cex/eo? ut 
confiliarius, non parafitus, videatur loqui, 


— Und Sie leben gern herrlich und in Sreuden mit 

Ihr — Et enim bene libenter victitas. Auf das Bene 
muß bier ein Nachdruck gelegt werden ; €8 ift ſoviel alg 
laute, ber in libenter liegt diefer Begriff nicht, wie bie 
Dacier und Schulze mennten. Die dazu angeführten Stels 
den, Cic. ad Diverf, 1X , 19, nusquam fe umquam liberi- 
tius coenafle; ünb Cato de ré rutt, c. 156, fi voles in 
€onvivio multum bibere coenareque libenter , find mir 
nicht im Wege, meil dort coenare bei libenter ſteht. 

| à | & 


242 —-—)06€ — 

So wie nämlid) libenter vivere heißt: viele Sreube am 
Leben finden, fo libenter coenare , viele Freude an ki« 
nem Gafimable finden, ſich berrlich befinden Dabei. — 


— Wenn fie Ihrer Liebe fig widmen foll , obne 
taf Sie fidbs bra» Foften laffen. Ut tuo amori fuppe- - 
ditare poffit fine fumtu tuo,  5ier endige id) bie Periode, 
Suppeditare erfláren Wefterbov unb Schulze richtig burd) 
fufficere, fatis efTe, unb bemerfen , bof fo fuppeditare 
ſchlechtweg ohne Cafus vorfomme beim Cic. ad Att, I, 14, 
(Si unquam mihi migiaDe , m naumaı, m OUJUMRMATA , m Ne 
vacxiwas fuppeditaverunt illo tempore.) Ich füge hinzu 
die Stelle, Tac. Ann. XV, 63. (vom fierbenden Se» 
neca) novifimo quoque momento fuppeditante elo- 
quentia, : 

V. a9. Habet quod 4et, utdives, Er das memo largius, 
ut Jiberalis, Do». 

— Saft follte man denken oer Barſch fey uns auf 
jeden Sall unentbebrlid) — Mirum, ni illoc homine 
quoquo pacto opus efl, Es ift unberfennbar , tit ich 
menigftens mepne, daß e$ delicater ift, bitfe Worte bem 
Chärea, als feinem Bruder, in ben Mund zu legen. So 
Bentley: Muta perfonarum vicem, et priusda Chaereae, 
poflerius Phaedriae , qui, ut Thaidis amator, tardior 
ad confenfum eíTe debet, Noch wird bemerft, baf (don 
Donat fid) dahin neigte. Dies beweißt feine Rote ju Idem 

ego 





RR 243 
ego arbitror, tto er fagt: Sane opus fuit confenfione, - 
praecipue Phaedriae, cujus res agitur: nam ita et fer- 
vata perfona eft tarde confentientis amatoris, 


— Ich fhleppe mich lange genug mir »iefem Klone 
— Satis diu hoc jam faxum volvo, Die Bemerfung des 
Monat , dies fep eine 9In(pielung auf ben Stein des Siſy— 
pbus, ift zwar richtia und gut; aber damit ift ber eigentliche 
Zufammenhang der Stelle noch lange nicht erflärt. Schulze 
macht dabei eine Erinnerung, Die gehört zu werden vere 
dient: „Es ifi zwar erwiefen genug, daß faxum allein alg 
ein Schimpfwort de homine infipido gefagt wird. Allein 
überdrüffig fann tod) Onatbo des Officiers nicht fepn, twie 
er alsdann zu fagen ſchiene: denn nad) feinem Syſtem mar 
biefer einer der brauchbarften Leute für einen Parafiten. Er 
, wil nur fagen; Ich gebe (jon lange mit bem nicht gar leich« | 
ten Plane um , der mir bisher noch nicht bat gelingen 
wollen; fatis diu jam id conor, id operam do, ut in ve- 
ftrum quoque gregem recipiar. Ich glaube jener ine 
wurf läßt fid) heben. Wenn Gnatho auf ben Officier 
ſchimpft, unb verfichert, er febne fid) aud) einmaf nad) ges 
ſcheiden Leuten 5. fo ift er deflelben nicht gerade überdrüffig, 
aber ben andern, welchen er bisher verbaft fenn mußte, 
will er damit ein Compliment maden. Alſo der Parafit 
gudt aud) bier heraus. Wundern follte e$ midy, wenn 
ibonat nicht bafftlbe im Sinn batte, alser die Worte fchrieb: 
Qa Vide 


244 dis -—-5o( — 
Vide quemadmodum ferpat paulatim etiam in eorum af- 
fentationem ex vituperatione militis. — "Al 


— Ihre Cbaten und Deroienfte in das recbte Licht 
fielite — Et collaudavi fecundum facta et virtutes tuas. 
Monat: Proprie faa militibus ad(cribuntur. : 


— Kommen Sie, fommen Sie — Ite hac, Ich 
habe diefe Worte dem Schmaroger gegeben, worin ich aber. 
mals den Donat zum Vorgänger babe, der bier bie Fra- 
gen auftoirft: Quo vocat parafitus? an ad meretricem ? 
an ad cocnam militis, ut promifit? Ohne Zweifel, jun 
Dfficier.” Aber, fragt Donat aufs Neue mit hinzugefügter 
Antwort: Si coenae (fc, militis) interfuit meretrix: 
quomodo poft acta funt omnia cum mentio noctis non 
Kacta fit? Omnia poft coenam gefta funt : et non com- 
pleta per -rixam coena, fuperfuit plurimum temporis 
ad agendum, 1 | 





Selbfipeiniger. 





Vorgeſtellt bei den Megalenfifhen Spielen, als 2. Cornelius 
fentufus und 2. Dalerius Saccus curulifche Aedilen 
waren, burd) die Geſellſchaft des Ambivius Turpio, 
Die ufi if beforgte Zlaccus, des Claudius Freigelafe 
fener. Das Stüd ift aus bem Griechiſchen des Me- 
nander genommen 5 unb wurde zuerft mit den unglei» 
chen Flöten, alsdenn mit den beiden rechten, gegeben, 
Unter dem Confulate des Titus Sempronius und des 
M. Juventius (b. i. im J. Roms 590. vor Chrifti 
Geburt 160,) wurde e$ zum drittenmal aufgeführt. 


Perfonem 





Der Prolog. .* 
Chremes, Vater bes Clitipbo. T 
Menedemus, Vater des Clinid: 

Clitipbo. 

Elinia. 

Syrus, Slave. 

Dromo, Sklave. 

Sofirata, Frau des Chremes. 

Phrygia, Sklavin. 

Bacchis, Freudenmäddhen, 
Antipbila, Tochter des Chremes, 
Eine Säugamme, 





Die Scene ift auf dem Lande, bor den Häufern des Chres 
mies und Menedemus. Die Handlung füngt des 
Abends an. Zwiſchen bem zweiten und dritten Auf⸗ 
zuge ift es Nacht; während der drei legten. Sfufgüge, 
Morgen. 





Prolog. 


Weil es manden von Ihnen befremden fónnte, 
wieder Dichter dazu fomme , einem alten Manne 
die Rolle zuzutheilen , melde fonft jungen feuten 
eigen ift, fo laffen €ie mich erft davon reden. Als: 
denn von meinem Anliegen an Sie. 


Das Stüd, welches ih zu geben im Begriff 
bin, beißt Jeautontimorumenoé. Der Stoff ift 
aus einem einzigen griechiſchen Luſtſpiele entlehnt, 
unb mod) von feinem Römer bearbeitet. — (X6 
fommt darin eine doppelte Syntrigue* vot. Go: 
viel von der Meuheit des Stüces und von feiner 
Einrihtung. Den Verfaffer be(jelben , fo wie ben 
Griech ſchen Driginal:Dichter , wiffen die Meiften uns 
ter Ihnen; alfo Fein Wort davon. 


Nun aber Fürzlih bie Urfahe, warum ich 
in biefer Rolle auftrete. Terenz hat mid) zu feinem 
Vertheidiger, nicht zum Worredner beftimmt. Gie 
follen die Richter , ich der Sachwalter fepn. Und 
bie SBerebfamfeit diefes Sahmalterd wird nur fo weit 
reichen, als die Gedamfenfiärfe des Mannes , bet 
mit bie Schubrede in den Mund gelegt hat, 

f A Suerft 


248 NUR SO adi 71. RT: 


Zuerft alfo über bie Nachrede, bie von unferm 
Dichter etliche feiner Widerſacher zu verbreiten für 
chen : er babe eine Menge griechifcher ruſtſpiele in 
ein Paar Lateiniſche zuſammengeſchmelzt. Dieſes 
Verfahren abzulaͤugnen, wird ihm niemals einfal⸗ 
(en, und — weitgefehlt, daß es ihn reuen ſolte — 
et ıft entſchloſſen, darin fortzufahren. Männer 
von Gewicht find hier feine Vorgänger, — 
Beiſpiel er fid) völlig gedeckt glaubt. «3 

Die andre Beſchuldigung, bie jenen hamiſden 7 
alten Dichter zum Urheber hat: Terenz fep tiber 
Hals und Kopf auf den Einfall gefommen , fib der 
Schaubuͤhne zu widmen ,„ mehr im Vertrauen auf 
feiner Freunde Talent , af auf fein eigned — diefe 
Befhuldigung fon Ihrem Urtheil „ Ihrer Entſchei⸗ 
dung anheim geſtelt ſeyn. Zu dem Ende bitt' id) 
Cie alle, nicht ſowohl ben Afterrednern , als unbe⸗ 
fangenen Maͤnnern, Gehör ju geben. _ Zeigen Sie 
fid als biffige Richter ;_ ermuntern Cie die Dichter, 
welche neue fehlerleſe Stüde vor Ihnen aufführen; | 
fonft möchte der Ehrenmann ſich Ihres Beifalls 
ſchmeicheln, ter neulich einem über. bie. Straße laur 
fenden Sklaven das Volk zurufen lief : Warum ez 
im Dienft eines Derrückten fep ? Mur biefe einzige! 
feiner Albernheiten wollen voir jest rügen; mehr das 
von — wofern er (atem Schmähen fein Ende macht — 
wenn wir wieder andre buſtſpiele vor Ihnen aufzus 
führen bie Ehre haben. | Schen⸗ 





= )o(— —— 249 
Schenfen Sie und geneigtes Gehör; vergoͤn⸗ 
nen Sie, ein Stüd von ruhigem Charafter unge: 
flórt vorſtellen zu dürfen ; bamut id nicht immer 
mich anftrengen unb meine Bruſt in Bewegung fe: 
Ken muß, rennenbe Sklaven, erboßte Alten , heiß: 
bungrige Schmaroger ,„ fhamlofe Chicaneurd und 
babfüdbtige Kuppler zu fpielen. Mir zu Liebe laffen 
ie e$. gelten, daß mein Gefchäft mir. etwas erleich« 
tert werde. Die heutigen Komoͤdienſchreiber benfen 
ohnehin nicht daran, meines Alters zu fchonen. — Syft 
ein Stüc mit vieler Anftrengung verbunden, gleich 
fommt man zu mir; bat es einen fanfteren Gang, 
dann bringt man e8 einer andern Geſellſchaft. 


Der Ausdruck in dem gegenwärtigen Luſtſpiele 
if der gewöhnliche Geſellſchaftston; machen Cie alſo 
/ die "Probe, wie gros meine Stärfe in beiderlei Ma; 
nier fep. Wenn id) mir felber da8 Zeugniß geben 
darf, daß ib niedern Eigennutz niemals zum Zief 
meiner Kunft gemacht habe ; wenn nad meinen 
Grundfäßen ihr hoöchſter Gewinn baburd erreicht 
wird, baf fie bie angenehmfte Unterhaltung bei den 
Zufbauern befördert: fo geben Sie an mir ein 
Beifpiel, das für junge Männer ermunternd fepn 
fann , mehr dahin zu arbeiten, wie fie Ihnen, 
alö wie fie fid) feiber, gefallen. 





Q. s Erſter 


Erfter Aufzug — | 
Erfter Auftritt, 
Cbremes, Menedemus, 


Ghremes. Zwar ift unfere Bekanntſchaft noch nicht 
lange her; erft ftit ber Zeit, als Sie das Landgut hier in 
der Nähe ankauften ; denn fonftbaben toir nod, fein Geſchaͤft 
mit einander gehabt. Aber genug! Gie find ein wackerer 329. 
Mann, unb — was junádft. an Freundfdaft grenzt —3%o. 
mein Nachbar. Verzeihen Sie alfo, wenn id) offenberzig _ 
und in dem Ton eines Freundes Ihnen fage: mir bünft, 
Cie ftrengen fid) über Ihre Jahre an, und mehr, als Sie's 
nöthig haben. Denn was in aller Welt wollen Siedamit? 
mas beabfichten Sie ? Sie find, bem Unfehen nad), ein 
Mann von fedjig Jahren, oder nod) drüber, Niemand 
in der ganzen Gegend bat ein fo fdjónes, fo einträglicyes 
Yandaut; Sie haben das Haus voll Sklaven ; aber dem 
raftlofen Eifer nad, womit Sie ftatt jener arbeiten, follte 
man denten, fein Menſch fep Ihnen zur Hilfe. Ich mag #3 
nod) fo früh ausgehen, nod) fo (pát heimlemmen, fleté 
ſeh' id) Sie auf Sybren 9ledern graben, pflügen , oder E. 
wenn e$ weiter nichts ift — etwas fdjleppen. Gie góne 557, 
nen fib feinen Augenblif Erholung , unb fdonen fid) ins 
geringfien nicht. Liebhaberei Fann das nicht ſeyn, davon 
bin id)übergtugt. „Ja, fagen Cie, mas hier gearbeitet 
toird, ift mir zu wenig. Aber id) bin Ihnen Bürge, t$ 
geſchieht noch einmal fo viel, wenn Sie, ftatt felbft geſchaͤf⸗ 
tig zu feon, Ihre Leute in Athens fesen. 







Menede ⸗ 


- )o( — 251 


Menedemus. Chremes , faffen Ihnen Ihre Ges 
ſchaͤfte fe viel Stufe, daß Sie fid) um andere Leute kuͤm⸗ 
mern mögen, um Dinge, die nicht Die geringfte Beziehung 
auf Siehaben? 

Chremes. Ich bin ein Menſch, unb alles was Mens- 
(den betrifft, bat für mid) Sjntereffe. Sie müffen denken, 
daß id) dabei nur folgenden Gefid)tepunct nehme. Ihr Bes 
tragen verdient vielleicht Beifall, vielleicht aud) nicht. Im 
trftern Falle will íd) e$ mir zum Mufter wählen; im ans 
dern, Sie davon abjubringen fuchen. 

Menedemus, Bei mir ift das fo Sitte; Cie tne 
"nen tbun , was ihnen beliebt. 

Cbremes. annes bei irgendeinem Menſchen Sitte 
feon , fid) zu quälen ? 

Menedemus. a, bei mir. 

Chremes. Wenn eíngebeimer Kummer Giebrüdte, 
gern toürb' ich ſchweigen. Aber, fagen Sie, mas für ein 
“ Unfall fann das feyn? tooburd) haben Sie fo grofe Schuld 
auf fid) geladen? 

Menedemus. (weint) Abi, abi! 

Cbremes. Beinen Cie nicht, undlaffen Sie michs 
wiflen, was e$ aud) fep. — Cntbeden Cie mir alles ohne 
SRüdbalt; vertrauen Sie fid) mir , Freund. — Sd hoffe, 
Ihnen vielleicht burd) Troft , vielleicht durch Rath ober 
That nüblid) zu werden. 

Menedemus. Alfo Cie wollens wiffen ? 

Cbremes. Aus keiner andern Urſache, als die id) 
angegeben babe. 

Menedemus. Go hören Cie denn, 

Ehremes. Uber die Daffen legen Sie nur einftivei« 
« auf die Seite, und raften ein wenig. 

Menede⸗ 


252 2 ptt 
Menedemus. Nicht ^ ^ — 7 Ti E. 
Chremes, wie ſtellen Sie fidj? 45 Hir, — 
Menedemus. Lafen Sie mid; ich darf feinen Sue 
genblick feiern. / 
Epremes, „Rein, nein , das gefchieht nicht (nimmt 
^ ihm bie Hafen). - is 
^— Menedemus Ab, Sie tbun übel daran. vr 
(0 € bremes QNM in * Ale — wie 
— fdter! 
Menedemus.: So bat" idi verdient, — 
Chremes. Nun denn, erzaͤhlen Sie. 


Menedemus. Ich habe einen einzigen, noch jun⸗ 
gen Sohn. Ic babe einen Sohn, fagte ich? nein Chres 
mes, ich batte einen, Ob id) ihn jest nod) babe, wer weiß 
Ww 
- or €bremes. Wie fo, wie fo ? 2 
Menedemus. Hören Sie nur. Da ift eine alte 
arme Frau von Corinth hierher gezogen , in deren Tochter . 
verliebte mein Elinia fid) fterblich , fo daß fie faft wie Mann 
und Frau jufammen lebten. Ich wußte von bem atten fein 
Wort, Endlich erfuhr ichs. — Iber ftatt liebreicyer Vorſtel⸗ 
kungen; ftatt folcher, mie fie auf bas liebefranfe Herz des 
Juͤnglings wirken fonnten, machte id)$ gerade fo, tie der 
große Haufender Väter. Togtäglich mußt’ er die Vorwürfe 
bóren : „wie Clinia ? mennft bu, dein Vater werde länger 
dazu fehrweigen, daf die Perfon , fo zu fagen, bie Stelle ei» 
ner Frau bei Dir vertritt? nein, da ireft du Dich, unbfenneft 
mich nicht. Ich laſſe bid) nur fo fange für meinen Sohn 
gelten, als du bid) auffübreft, wie e$ bir zufommt; Thuft 
bu das nicht, bann werde ich fon willen , mas mir gegen 
dich zukemmt. Au der ganzen Aufführung ift weiter nidté. 
fufby . 4 





= 206 — 23 


ſchuld, als bie allguguten Tage. In den Sjabren dachtꝰ ich 
nod, nicht an Liebe. Ich war einarmer Menſch, undgieng 
deswegen unter die grofe Armee nach Afien, wo id) mir ein 
ſchoͤnes €tüd Gelb erwarb, und Ehre obendrein. Kurz; 
der Burſch, ber die harten Vorwürfe fo oft anhören mußte, 
[ab weiter feinen Ausweg; unv gieng — weil er glaubter 
id , als ein alter Mann, der es gut mit ibm mepne, muͤſſe 
beſſer wiſſen , was ibm fromme, als er ſelber — nad) Aſien 
unter die königliche Urmer. 

Ehremes. Bas (agen Sie? | 

Menedemus, Gr verließ mid, ohne mir ein Wort 
zu fagen , und iſt bereits drei Monate fort. 


Chremes. Gie haben beide gefehlt. Immer aber 
bleibt ber. Entfchluß ein Beweif, daß es Ihrem Sohne we⸗ 
der an Ehrgefuͤhl, nod; an Herzhaftigkeit fehle. 

Menedemus. Wie ichs erfubr durch feine Ver— 
frauten , gieng id) niedergeſchlagen nah Haus; vor 
SBetrübnif war mir der Kopf ganz eingenommen und ber» 
wirrt. Kaum batte ich mich niedergelaffen, da eilten meine 
Sklaven herbei; ber eine jog. mir bie Schuhr aus, der an- 
bere war fonft gefchäftig, bedte bie Speifepolfter, machte 
Anftalt zur Mahlzeit; furg, jeder that fein Moglichfteg, 
mir mein Unglüc erträglicer zu machen. Wie ich bem fo 
zuſahe, da drängte fid mir der Gedanke auf: ba! fo viele 
Menschen follen blos mir, blos meinem Beduͤrfniß gewid⸗ 
met ſeyn? fo viele Sflavinnen foll mein Anzug beſchäfti— 
gen? íd) allein vor mid) fou den grofen Aufwand machen? 
und meinen einzigen Sohn , ber das genießen follte fo qut 
als ich, ober nod) beffer, weil man in feinen Jahren mehr 
€mpfángliófet dafür hat, ben bat meine Haͤrte von Haus 
vertrieben. Wenn ich das thate, bann mird’ ich glauben, 

] fein 


254 = )o( = 


fein Unglüc wäre fo gros, bas ich nicht verdiente. ı 9fbet 
nein! fo lange er in dem Elend ſchmachten, fo fange er 
burd) meine graufame Behandlung fein Vaterland mitbem 
Ruͤcken anſehen muß, till id nicht aufhören, bie Schuld 
gegen ibn an meinem eigenen Leibe gu buͤßen; will arbeiten, 
erwerben , (paren , und das alles blos für ibn. Geſagt, 
gethan; ich laſſe nichts im Haufe gurüif ; Meubles, Weiße 
zeug — alles wird zu Geld gemacht ; Gflabinnen und 
Stlaven, blos diejenigen ausgenommen, die burd) Feldar« 
beit ihr Brod verdienen konnten , ließ ich alle zu Markt 
. bringen und verkaufen; das Haus felbft wurde zur Stunde 
vermielbet. So bradjt" id) gegen funfzehn Talente zuſam⸗ 
men; dafür hab’ id) mir dieſes Landgut gekauft, mo id) 
feitdem mid) abarbeite. Denn, Chremes, id) badbte, fo 
lang’ id) felber zu einem elenden Leben mid) verdamme, 
wird bie Verfehuldung an meinem Sobne minder aros fepn : 
unb kurz, id) halte es für unerlaubt , mir das geringfte 
Vergnügen zu gönnen, bis er, mein Mitgenoffe , gefund 
unb gluͤcklich wieder da ift. Hn 

Cbremes. Menedemus ,— id) balte Sie für einen 
gütigen Vater, unb Ihren Sohn für folgfam, falls er auf 
bit gehörige Art und mit Olimpf behandelt wird, Allein 
weder Sie fannten ibn von der wahren Seite, nod) er 
Sie; und fo gebt e$ allemal, wenn man nidt auf dem 
rechten Fuß mit einander lebt. Sie baben ibn nie merfen 
laffen, twie tbeuer er Ihnen fen, unb er batte nidt das 
Herz, Ihnen Dinge ju vertrauen, woraus man gegen einen 
Dater fein. Geheimniß maden muf. Wäre bas geſche⸗ 
ben, id) wette, Sie hätten fo was nie erlebt. 


Menedemus. Ja, fa, Giebabenredt, mein Feh⸗ 
ler ift unverzeihlicy, 
€bre 





Yale | 255 


— Gbremes, Nun, nun, Menedemus, ich hoffe, in 
Zukunft fetis befler geben. Shr Sohn, das bin id) verfis‘ 
dirt, mird ebefter Tage gefund und glüͤcklich wieder Lei 
Ihnen fen. — . 

Stenebemuf. Das gebe der Himmel! 

‚Ehre mes. Ganz gewiß. Für heute, wenns gefäl- 
m dft, ſeyn Sie mein Gaft ; 5 man feiert bei mir das 
SBacdyuefeft. 

Menedemus. Ich fann nicht. 

Ehremes. Warum denn? fo aonnen Sie fid) doch 
ein bischen Erholung. hr Sohn in der Fremde wird dag - 
mit mir wünfdıen. 

Menedemus. Wie? mein Sohn muß durch meine 
Schuld ſiche fauer werden laffen , und id) wollte es beffer 
haben ? nimmermebr, 


Chremes. ft das Ihr fefter Entſchluß? 
Menedemus. Ya. 

€bremes. GSoleben Sie wohl, 
Menedemus. — Cie ebenfalls (ab), 


Ehremes. Armer Mann! er bat mir Thraͤnen aude 
gepreft. Uber, fobiel ich fehe, ift es hohe Zeit, da mei» 
nen Nachbar Phania zu erinnern, ſich zur Mahlzeit einzur 
finden. d) muß einmal fehen , ober zu Haufe ift (geht 
an die Zr und kommt ale mieber) . .. Die Erinnerung 
hätt” ich fparen fónnen, er ift fon eine Weile bei mir, wie 
id) höre. Die Säfte müffen auf mich warten; ge⸗ 
ſchwind alfo! Aber eben, hör’ id), will meine Thür fid) 
öffnen. Wer fommt da heraus? id) will auf|Seite geben. / / 


Ameiter 


* 





dif —)o(-— * 
oWvifüs Auftritte ^ ^ — 
b. €litipbo, Cbremes. | 6 


Glitipbo. (ins Haus binein zum Elinia) Du baft iti. 
mer nod) nicht Urſache, bit bange feyn ju fa(feny bie Burs 
fe geben mader drauf los , unb id bin gut dafür, fie 
wird in-furgem mit bem Jungen , ber fie holen foll, bei 
ung fepn. Weg alfo mit der leeren Beforgniß, bie dich 
. quálet. m: 

Chremes. Mit wen ſpricht mein Sohn? 

Clitipho. Sieh da mein Vater, ben id wuͤnſchte. 
^id) will ihn anreden — Mein Vater, Cie kommen wie 
gerufen. 

Chremes. Was baft bu? 

Elit ipbo, Kennen Sie da ben Menedemus, unfern 
Nachbar ? o. 

Chremes. Recht qut. 

Clitipbo. Der bat einen Sohn, willen Sie 4? 

Chremes. Er ift ín Afien, foviel id) bore. 

Clitipho. Nicht mehr, mein Vater; drinnen bei 
uns ijt er. M 

Chremes. Was faaft bu? 

Gfitipbo. Vorhin, als er aus bem Schiffe ftiege 
nabm id) ihn foalei mit mir , unb bat ibn zu Gaſt bei 
uns, Denn wir find von früher Jugend an ſtets innige 
Freunde gerefen, 

Chremes. Da bringft bu mir eine febr angenehme 
Neuigkeit, "Was gab’ ich brum, menn id) den Menedes 
mus eingeladen hätte, daß der bie Geſeuſchaft vermebrte, 


unb ich ber Erfte wäre, ber ihn mit bem froben Anblick 
in 


, 


me mc 257. 
in meinen Haus -überrafäte — Dod dazu iſts immer 
noch. Zeit. (1 

€ —— ni Leibe mein Patet das gebt nicht 
an, e 

| premit. Dit 6? 

' o Elitipbo, Weil ber junge Menfh noch uneins mit 
fid ift, wozu er fid entſchließen fol. Er ifr. eben erſt jue 
rüdgefommen, unb in gewaltiger Fürcht; theils vor ſeinem 
Vater, theils megen feiner Geliebten , ob bie ibm treu 
geblieben ſey. Das Mädchen bat ibn: aan; gefeileir fie 
«tein war Urfache, Daß Vater und Sohn fid) entzweitenz 
und dieſer enblid) Davon lief. 1 

Chremes. jd weiß es. 


Clitipho. Jetzt hat er einen Knaben nach (br i in bie 
Stadt gefaidt, unb unfer Sprus iſt mit, 


 €bremes. Was fpricht denn. der junge Menſch? 
Giitipbo. Was er (prit? er fen übel. bran. 


Ehremes. Uebel dran? run, hun, wenn der das 
fagen will... Alles, mas zum Glück bes menſchlichen ?ee 
bens gehört, Urltern , blühendes Vaterland, Freunde, Fa⸗ 
file, Verwandten, Vermögen, bae bat er ja Freilich 
find bas lauter Dinge, die mit dem Cbarafter des Befi- 
&er$ im genaueften Verhaͤltniß ftehen; wahre Güter für 
ben, ber fie zu gebrauchen weiß , fo wie für den, der fie 
mißbraucht , das größte Ungluͤck. 


Clitipbo. Uber der Alte griesgramte vob aud in 
Einem fort, und aeaenmártiq ift mir vor nichte mehr banae, 
als daß er in ber Hitze des Zorns fid) gegen feinen Sohn 
vergehen möge, 


8 ; Chre⸗ 


NOE" "v -TÉvP 
| | 
, 


258 Do-)e(-—. 

— Cbremes.. Wer? Menedemus? — (eie) body id) 
till an mid) halten, denn bem Vater iſts wichtig / tef i ber 
junge Menſch in Furcht und Sorgen ftebe. T 

Clitipbo. Was (praden Sie ba vor fid) ? f 

Chremes. Das mill id) bir fagen, Wie den aud) 
tar, der SBurfd) hätte nicht fortlaufen ſollen. Vielleicht 
nahms der Vater etwas gar ju genau, mehr als bem jun« 
gen Herrn anftand. Das hätt‘ er fid) follen gefallen laſſen. 
Denn mit wen follte er ausfommen, wenn er es mit (eis 
nem Vater nicht konnte ? Zuden, an wen war wohl die 
Reihe, fid nad) dem Andern zu bequemen? am Vater, 
oder am Sohne? Und daß fie ihn für einen harten Mann 
ausſchreien, das ift nicht. Denn mas. Xeltern ihren. Sin» 
bern zu Leide tbun ] fauft gewoͤhnlich auf Eins hinaus. 
Sie wollen nicht — ich rede von Vaͤtern, die Einſehen 
haben — daß ihre Söhne fid) viel mit liederlichen Dirnen 
abgeben; tollen nicht, daß fie alle 9fugenblicfe Gafterei 
halten ; geben ihnen nicht viel in bie Taſche. Indeſſen, das 
ift ja alles gut gemeynt, um fie ju braven Männern zu 
bilden, Uber wenn fo ein junges Blut einmal durch lafter« 
bafte Sefinnunaen verdorben ift, dann Clitipbo — und 
wie kann das anders fenn? — wird Dichten und Trachten 
davon angeſteckt. Cine goldene Regel bleibt e& immer; 
burd) anderer Leute Schaden muß man flug werden. 


Clitipbo. Sie mögen Recht haben, 

€bremes, Ich mitt hineingeben , daß ich (tbe, was 
mir ju effen haben; und du, verirre Dich nicht ‚weit, tir 
find fdjon bod) in der Zeit. (ab) 


Dritter 





NR atm 459 
Dritter Auftritt. 
„Elitipbo. | 


Daß doch die Väter allemal ung junge Burfhe fo un⸗ 
bitlig richten! Wenns ihnen nachgienge , fo müften mir ald 
Geeife auf die Welt-fommen, und uns den. Genuß alles 
deffen verfagen , wos die Tugend mit fid) brin t; Yhre 
Steigtingen follen unfere Richtſchnur fepn , das heißt, ihre 
jesigen , nicht ihre ehemaligen. Wenn ich einmal einen 
Sohn befonime ; wahrlich! der (otf einen gütigen Vater art 
mie haben. Stellt er audy etwas an, fo fol er bas etj 
babet, e$ mir ju vertrauen; weil er weiß j daß ich vrrje(e 
hen fann. Nicht mie meiner da , der. mie an einem An⸗ 
dern feines Herzens Meynung offenbart. — Ale Henfer! 
tva für Streihe erfáblt er mir ‚von fid, renti er ein 
Gas | Wein ju biel getrunfen hat. Gegenwärtig heißt eg: 
werde durch anderer Leute Schaden Flag, mein Sobn, 
Der Schlaukopf! Ja, jd, du weißt nidit, aufer Alter, 
bafi bu tauben Dbreri predigeft. Mir geht jet mebr im Kopf 
berum, was meine Beliebte (prit: deben Sie mir ; brin⸗ 
gen Zie mir. Schade nur, daß id) darauf nichts zu ante 
orten weiß . « «ang geroiß , fein. Menſch ift bier 
bran, als id. Denn mein Zteund Clinia bat zwar dudy 
feine libe Roth ( aber. fein Mädchen if bod) zu allem Gu⸗ 
ten erzogen und weiß nicht, toas Eoquettetie heiffe. Meine 
bingegen ift auf "tineh boben. Ton "aetimrit ; 3 iff unbere 
fdämt, fplenbib y zum · Aufwand geneigt, fury, eine grofe 
Dame. Uber wenn fie was begehrt von mir, da Drift es, 
gebörfamer Diener! denn daß id) nichta babe, darf ich beis 
lebe nicht fagen. In dieß Yabprintb bin ich erft feit kur⸗ 
itm gtratben, unb men Vater weıß nod) fein Wort davon, 


Ra Sweitet 





260 — )o( — 


Zweiter Aufzug 


Erfter Auftritt. 
Elinia, €litipbo. ir gilid 


Elinia. Wenn es gut fünde mit meiner Fü 
angelegenbeit, o gewiß! dann tmären fie längft wieder da⸗ 
Aber id) fürchte, das Mäddıen bat. in meiner Abweſenheit 
fi verführen laſſen. Mehr als Ein Grund ift e$, der mich 
auf biefen beunruhigenden Gedanken bringt 3 die Gelege. 
beit, ber Ort, ihre Jugend, die niederträdhtige Mutterz 
von weldyer fie abbángt, und die für nidis Sinn bad als 
für das leidige Gelb. 1 N 

Clitipbo. Efinia! dei. s 


€linia. Ich Ungluͤcklicher! M o. 


Clitipbo. Giebſt bu denn auch adt, daß menem 
aus deines Vaters Haufe bid) erblicke? Sala 


„u 
a2 ^D 
TT ^ 


Clinía. Sjabod. ttr id ei idt guuumd / we 


für böfe Ahndungen mein Herz mir vorhält. und 
Clitipbo. Sprichſt bu nod) ínimer über die Sache 
ab, obne von ihrer wahren Lage untetrichtet ju fon? 


Elinia. Wenn fid) altes mad Bunt gefundenfätte, 
e mo'rbe fie ángft bd ſehn 


ray 


Clitipbo. Das mwird fie, in einetn Yugenbiic, 2 


Elinia. Sa, mann wird der ommin? 79) 

Elitipbo. Haft Du denn vergeſſen, daß fie ziemlich 
weit haben? Zudem meifit du ja, tie e$ das Frauenzim⸗ 
mer macht. Bis die fid) in Bewegung fegen y bis bie mit 
ibrem Kopfpuße fertig find, berrorile geht ein Jahr bin. 


Elinia. 


1 


c 


— )o€(-— 261 


ec o€ inia. 9d, Glitippo, mir ift bange . . . 
Clitipbo. Getroſt! ich fehe Den Dromo nebft bem 
—* da dm fie alle beide. 


meister Auftritt. 
e ^ kh Syrus, Promo, Clinia, Clitipho. 
ee GO prus. Sn rnt? 
ovs Dromo. ‚Ganz gewiß. 
Sprus. ‚Aber über dem Geplauder find die Mäd« 
. dem purüdgeblieben. — 
. .Clitipho. Deine Geliebte, ift da; hoͤrſt bu's, 
‚Einia? ^. 
inia. Ach/ Clitipho, jetzt erſt hoͤre, ſehe und 
debe id. 
Dromo. Cum Sort) Rein Wunder, troie die bea» 
fet find; ein ganzes Heer von Sklavinnen folgt ihnen. 
oo €linia. Himmel! wie kommt bie zu den Sla» 
vinnen? 
Clitipho. Kann ich das willen? . 
— Shyrus. Wir hätten fie nicht im Stich laffen follen; 
was haben fie nicht alles bei fid)! 
€iinia. D wehe! 
€pru$. An Gold, an Kleidungsftüden ! nod dazu 
twirds bunfef, unb fie wiffen ben Weg nit. Das haben 
mir dumm gemadt. Alſo, Dromo, geh’ ihnen entgegen. 
Hurtig! was zögerft bu ? 
Elinia. Dich Ungluͤcklicher! was für herrliche Aus⸗ 
fihten ſchwinden bei mir auf einmal! 
. €Glitipbo. Wie fo 2 was geht bir fdjon wieder im 
Kopfe berum? 
, 8 3 etis 


_ 


262  )ye( - p 


Cfinia. Das fragft du? börft bu nicht von ben 
Eftavinnen, dem Gold und ben Kleidungsſtücken ? — 
Als ich fortgieng, bebalf fie fid) mit einem einzigen: Lauf⸗ 
mädchen. Was mennft bu wohl, mo das alles berfomme? 

€ titipbe. Ab, nun erft verfteh’ ib bi. — 

Corus. Himmel, meld) ein Schwarm ift das! ganj 
geroif unfer Haus wird nicht Raum für fie haben. Was 
werden bie nicht alles effen ? was trinfen ? armer Alter, wie 
poirb dir’s geben ! (wird den Elinia und Elitipho gemabr) Aber 
fitb! da find fie ja gerade , bie ich fuchte. ) 


Clinia, D Jupiter! beißt das Treue? Dermeile id) 
Thor deinetroegen unftat und flüchtig bin, haft bu , 9Intie 
pbila, bid) bereichert, und mid) in diefer traurigen Page _ 
perlaffen; du, ber id) alles, guten Namen und Rindes- 
pfiht aufopferte, Wohl batte mir mein Vater — ba, 
tie fbám' ich mich, menn ich daran gedenfe, unb wie jam⸗ 
mert er mich! — oft genug vorgepredigt, was für Ereatus 
ren das fenen. Ped) das mar alles in den Wind geredet, 
alles umfonft, mid) aus ibren Stricken zu reißen, Jetzt 
aber fol mid) nichts daran hindern, Vorhin, mie id) Danf 
Pamit verdienen fonnte, medte ib nicht +; sd tin * 
ungluͤcklichſte Menſch unter der Sonne. 


Sprus. (leiie) Eanz gewiß bat den meine Unterrte 
dung mit dem Dromo auf irrige Gedanfken gebracht, Cli. 
nia, Sie haben Ihre Beliebte in einem falſchen Verdachte. 
Denn foviel wir aus affer Ummftänden ſchließen fonnten, ift 
fie in ihrer Aufführung noch die Vorige / NT unverändert 
in ihrer Reigung ju Ihnen. 

Clinia. Nun fo erzähle mirs, Freund; denn ges 
genmärtig bab" 1d) feinen höbern Wunſch, ale daß meine 
Dermutbung mid) trügen moͤge. 

3. Ey 


x 


—-)o( — 265 


o Syrus. Fürs Erfte, um Sie von ber ganzen Page 
bes Mädchens zu unterrichten , die Alte, welche fonft für 
ihre Mutter galt, ‚war e$ nicht, unb ift nun todt. Das 
bert id) zufalligerweife bie Untiphila der Andern unterwegs 
erzählen. | 
Clitipho. Wer ift denn die Andre? 

" Qprus, Gedult, Clitipho! laſſen Sie mich das Vo— 
tige erft endigen. Dann kommt die Reihe audyan jenes. 


€litipbo. Geſchwind, gefhmwind! 


s Sprus, Fürs Erfte alfo, wie wir vorm Haufe tvas 
ten , klopft Dromo an die Thürez worauf ein altes Weib 
berousfam. Nicht fobald hatte biefe aufgemacht, als er, 
tie der Blitz, hineinfhoß, und ich binterbrein, Die Alte 
verriegelte bann die Thür , und gieng wieder an ihre Ars 
beit. Dies, Clinia, ober fonft feine in der Welt, war die 
Gelegenheit, fid) zu überzeugen, tvie das Mädchen wäh 
rend Ihrer Ubrvefenheit fid) möge befdjüftigt haben. Denn 
weil mir fie ganz unbermutbet überrafd)ten, fo waren wir 
im Stande, zu bturtbeilen , mas bei ihr täglich Sitte fen ; 
und eben daraus läßt fid) ber fiderfte Schluß auf den Cha⸗ 
rafter einer Perſon machen. Wir fanden fie febr emſig mit 
einer Stickerei befchaftigt, gari ſimpel gekleidet, in Trauer, 
bermutbíid) roegen der Alten, bie ibrgeftorben war. Keine 
Spur von Bold; überhaupt , fo gepust, als obes blos für 
fie wäre, und nichts von jenen elenden Künfteleien mancher 
Zrauenzimmer, ihre Reitze zu erhöhen, Ihr langes Huar 
flog ungebunden unb nadläffig um ben Kopf herum. Bafta! 


Clinía. 91b, lieber Syrus, mache mir nur Feine 
vergebliche Freude. 


R4 ey 





264 —-)o( — 


Sprus. Die Alte (pann: aufferdem war nod) eine 
Meine SMavin da, in zerlumpter, ſchlecter, ſchmutziger 
"Kleidung, melde mit an der Stickereiarbeitete. 

Elitipbo. Clinia, wenn bas wahr ift, wie id 
überzeugt bin, mer ift glücklicher als du? Merkſt du wohl 
auf Das Mädchen , welches fo elend unb. ſchmutziq foll qt» 
kleidet geweſen fenn ? Auch das i(t ein ſtarker Beweis für 
die Unſchuld der Gebieterin, wenn ihre, Vertrauten fo 
ſchlecht gehalten find. Denn bei ben Jungen Herrn, welche 
einem fdónen Xip.e den Hof machen molten, ift es Sitte, 


fin durch Geſchenke an bie Sflavinnen den Weg zu bahnen. 


Elınıa. Fort, lieber Corus; aber beifeibe nichts an. 
genehmes für mid) auf Koiten der Wahrheit. Was fprad) 
fie, ale mein Name genannt wurde ? 


Q»rus, Wir fie börte, baf Sie wieder da fenen, 
unb einen Beſuch von ihr wünfchten , da entfiel ihr augen 


blicklich bir Stiderei, und Zbránen überdedten ihr ganzes - 


Antlıy; furg, es war unmöglid), bie. ſchmachtende Sehne 
fud! nad) Ihnen ju verfennen. 
Clinia, Bei allen Göttern! eor Freude weiß ich 
nicht, mo id) bin. - o gros war meine Beforgniß. 
Clitipbe d fürmetin Theil, Clima, wußle wohl, 
bafi e$ leere Einbildung fep. ı Nun aber, Syrus, wer ift 
denn Die Undere! 
Eyrus, Wir bringen bre Bacis quit, 
Clitipbo. Wie?! ras? bie Bachis ? tvo fübrfi bu 
oit bin? 20 
Sprus. Wo id fie binfübre? ju ung, den” ich. 
Clıtipbo. Zu meinem Vater? 
Eyrus, Ganz recht. | 
ere 


— )o( — 255 


mn Clítipbo. D über ben unverſchaͤmten, frechen Kerl! 


"^ €prus. Junger Herr, ohne ein Wagftüf wird nie 
etwas Grofes und Ungewoͤhnliches ausgeführt. 
Ctitipbo.. Sieh nur, mid) feßeft bu auf die Spike, 
verruchter Böfewicht , um dir einen Namen ju machen ; 
100, wenn du nur das Geringfte verfiebft ,— id) zu Grund 
gehe. Was denn tociter ? 
- Syrus. (bent die Worte) Nunja... 
Elitipho. (zormia) Was nun ja? 
Shrus. Wenn Sie mich reden laffen, will ichs fagen. 
Elinia. faf ihn. 
Clitipbo. Nun gut, er rede. 
Sprus. (mie vorvan) Unſere jegige Angelegenheit 
dft fo geartet, moie jum Erempel.... 
Elitipho. Was Henker! für ein Gafimatbias win 
der Kerl mir vorſchwoͤtzen? 
Clinia. Er bat reht, Syrus. af dag; zur 
Cade! 
Shyrxus. Nein, nein, dazu fannid) nicht ſchweigen; 
Gir madens gar ju bunt, Glitipbo, der Henker fte? es 
aus mit Ihnen ... 
€linia. Freilich, man muß die Peute anhören; ſtill 
alfo. i 
Syoyrus. Cie wollen den Verliebten fpielen; wol: 
len den Befin Ihres Mädchens haben ; wollen Geld für fie 
aufgetrieben wiſſen. Dabei aber fol. für Sie nicht die ges 
ringfte Gefahr ſeyn. Traun! Sie find nicht ungefdrib; 
wenn anders das gefcheid heiffen kann ‚, Unmöglichfeiten 
jum ®egenftand feiner SDünfde zu madyen. Entweder 
man muß das Eine mit bem Undern nehmen , ober auf 
beides Verzicht tbun,  Ueberlegen Sie alfo, weldyer von 
A s Diefen 


266 —5)o( — 


dieſen zween Fällen nad) Ihrem Geſchmack ift — Der Plan 
übrigens, ben ich angelegt babe, ift ficher unb aut, Pasbin 
id) überzeugt. Es iff geforgt, daß Ihr Mädchen ohne bie 
geringfte Gefahr bei Ihnen in Ihres) Vaters Haufe ſeyn 
fann; das Geld, mas Sie ihr verfproden haben, und 
worum Gie mir unaufbórlid) in den Obren lagen, bente 
ich auf demfelben Wege zu finden, Was mollen Cie weiter? 

Clitipbo. Vorausgeſetzt, daß dem fo ift... 

Sprus. Yorausgefesc! Die Probe wirds lehren. 

Elitipho. Nun, nun, worin befteht denn diefer 
dein Plan? 4 

Spyrus. Wir wollen vorgeben , Ihre Gpliebte fep 
des Clinia feine, 

Clitipbo, Lironifh) Allerliebſt! was fot denn der 
mit der Seinigen anfangen? ſoll die aud) für fein Mädchen 
gelten? oder bat ibn die Eine nicht fon genug in ber feute 
Mäufer gebracht? 

Syrus. Nicht doch, die wird man ju Ihrer Mut« 
ter bringen, | 

Clitipbo. Wozu dahin? 

Syrus. Es wäre ju weitläuftig, Clitipbo, Ihnen 
ben Orunb davon anzugeben; genug er ift ádt. 

Clitipbo. Gewäͤſch! nein, nein, bier find’ ich nicht 
binlängliche Sicherheit, mid) einer fo beforglichen Lage auss 
jufegen. 

Syrus. Bedult! menn Ihnen die Wagftüt zu 
gros ift, fo weiß id) was anders , wobei — Das werden 
Eie mir beide zugeben mü(fen — nicht die mindeſte Ge» 
fahr ift, 

Clitipbo, Ah, lieber Corus, fo was bring’ auf. 

: Sm 


& 





— )o( — 267 


" G»rus, Recht gern. Den Augenbli geh’ ich ihr 
"entgegen , und fage , fie möge wieder umfebren, 

€litipbo. "Ha! was fagft bu? 

Syrus. Jh mill jede Beforgniß von Ihnen weg⸗ 
ſcheuchen, daß Sie ſchlafen und ſchnarchen follen nad) Here 
zensluſt. (acht fort. ) 

Elitipho. Was fang’ id) nun an? 

Elinia. Das Vergnügen . .. 

€litipbo. Syrus, made bod) feinen Spaf. — : 

Syrus. Laflen Sie’s nur jest dabei; auf ein ane 
betmal , wenn e8 zu fpät iff, ‚werden Cie bie Gelegenheit 
zuruͤckwuͤnſchen. 

Clinia. Das Vergnügen, will id) ſagen, toas fid) 
batbietet; made bir ju Nutz ; denn tu kannſt nicht 
wiſſen ... 

Clitipho. Syrus, hoͤre doch! 

&yprus, Nur immer fortgeſchrien; ich laſſe mid) 
nicht irce machen, ; 

Clinia, Du fannft nicht wiſſen, meyne ih, ob du 
in deinem Leben wieder die Gelegenheit fo finbeft. 
^. Gfitipbo. Ja, ja, du haft ret. Syrus, Sy» 
ru$ , je fo bore, fo bore bod), Syrus ! 

Syrus. (lee) Erift bibig geworden. (kommt ein 
menia zurück.) Was wollen Sie? 

Glitipbo, Zurüd, zurüd! 

Qyrus. (trit näber) Da bin ich; nun denn? fiebt 
Ihnen aud) diefer Vorſchlag nicht an? 

Clitipbo. Ab, lieber Corus, id) gebe mid), meine 
Herzensangelegenbeit, und meinen guten Namen in deine 
Hände ; du_folft falten und walten drüber; aber gieb 
auch acht, daß bir nichts zu Schulden komme. " 

- pe 


68 — )o(— 


Sprus. Sártifi, das. Sie mich) darauf erft auf- 


merkſam machen wollen! Bin id denn Dabei, miner iuter t* 
effirt, als Sie felber ? Geſetzt, Daß uns bie geringfie Sae 
talität dazwiſchen fame, fo kriegen Sie einen. Auspuger, 


unb unfer einer den Buckel vol. Glauben Sie alo, tie 


neswegs, id) nehme die Cad auf Die leichte Achfeh, Aber 
da den Elinia bitten Sie , baf er tbuty al8 ob es he Mid 
dn wäre. 


Clinia,, Wie felit" i anders ? Dic Sue fibt ja 


fo, daß id) muß, 

Clitipho. fiebfter, befter €linia ! tm 

Clinia. Aber daß nur die Bachis feinen Dubef madff. 

Sytus. Die ift vollkommen abgerihteh 

Clitipbe. "Darüber muß id) mid nür wundern, 
toie bu im Stande marit, en Mädchen, das tit Naſe fo 
bod) trägt, mit folder Leichtigkeit ju bereden, 

Sprus. Ich iraf gerade den reten 3ltpünd y * 
uͤberaul Die Hauptſache iſt. Als id) binfam, tear cin Offi» 
der to, der bie ſchoͤnſten Worte gab , ihr bit Rat aufe 
warten ju dürfen. Sie indeſſen verftenb aud) diesmal ihr 
Handwerk; fie machte bie Linerbittliche ‚ um den armen 
Tropf immer mehr ins Feuer zu fe&en ,— und zugleich, Sie 
durch bitfe Gefältigkeit aufs neue an fid) zu feſſeln. — Uber 
bören Sie, Clitipbo; daß Git ja nicht unbefonnener Weife 
berausplagen! Sie kennen Ihren Vater, mas der für ein 
ſcharfes Auge in Dergleicyen Angelegenheiten bat ; unb ich 
Tenne Sie, mit wenig Sie an fid) zu halten wollen. Ihr 
boppelfinnigeg Gerede , hr Süden und Winfen, Ihre 
Seufjer, Ihr Raͤuſpern, Huften, Gelächter — 08 pd 
bier wegbleiben. 

Clitipbo, Du fouft sufrieden $9. nil de A üj. 





— — 


— —— 


—) eX * 269 
ài —* Wohl gemerkt! TIN T 
- Cfitipbo: Du ſouſt bid) wundern, 
US pru. (ieht die granen;immer fid) nähern.) ber f eh 
nm bie Mädchen; die find nicht lange geblieben. 

a fih ne litipbo.: ^ 880 find fie? (mill ihuen entgegen ; Sorus 
halt ln) was hält du mid? «^^ h 
WISH" Se, ie geht Sie dermalen nichts an. 
— 3 Ja doch / sa a ater; abt eis 

n. LX M à 

& tul: Eben ſo wenig. 

 ۟itipbo. "Raf bod! a 
" | ptus." Es wird nichts draus, 

"lit pho. Nur ein Bißchen! 

, €prue- 8. Unterftehen Sie fida!" 

2€ titipbo. Nur jum freundlichen Willkomm! 

Shrub.“ Sort, kenn Sie ftuj find. 

"€ litipb 0. Nundenn (mache fid) auf die Beine), Aber 
der da C auf den 6 iia deutnd ) ? 

Sprus. Bleibt bier. 
Elitipho. Der Reidenswerthe) 

PR, Acad Marſch! 


—X 


c ASweitet Auftritt 
Bacebis, Antipbila, Clinia, Syrus, 


Bacchis. Wahrlich! befie 9Intipbifa , id) lobe Ge 
unb fhäke Sir glücklich, wegen Ihres Beftrebens, fo ſchoͤn 
von Cbarafter, als von Geſtalt, gu ſeyn; Und — das koͤn⸗ 
nen Cie fidyer alauben — mir ifts nichts weniger, als une 
erwartet, / wenn jeder Cie zum Begenftand feiner Wuͤnſche 
p-$ Denn mie edel bre Gefinnungen fepen, das lehrte 

mich 


270 — jo (6 — 


mich die Unterredung mit Ihnen.  Ueberhaupt ; wenn ich 
über Ihre Aufführung nad)benfe , fo wie über die Sfuffübe 
rung ader der Mädchen, die, gleich Ihnen, nicht von jt» 
dermann fid) aufwarten fa(fen , fo befrembet michs nichts 
daf man gerade das Betragen bei Ihnen findet, roaé mati — 
an uns permift. Ihr Intereife ift e$, tugenbbaft zufennz) 
wir — wenn wir's auch módten — dürfen nicht y; bermóge 
unferer Liebhaber, Das Einzige, was die Herrn an und 
feffelt, find unfre Reitze ; und nicht ſobald ſind dieſe verbli⸗ 
chen, als jene ihre Neigung einer andern widmen. Haben 
mir dann ung nicht vorgeſehen, (o müffen mir darben. — 
Mie ganz anders ift bad bei Ihnen! Hatnur erft ein Mäd» 
tben Ihres Gelichters fid) entfchloffen , an der Seite eines 
einzigen Mannes, mit beffen Charakter fie am volilommen⸗ 
ſten harmonitt, ihre Tage zu verleben, fo ift dieſer von 
Stund’ an ganz der Ihrige; j jedes bemübt fid) ,. durch Be⸗ 
weiſe wahrer Zuneigung das Herz des andern zu gewinnen; 
und fo ift ihre Liebe gegen jeden Sturm geſichert. — 

Antiphila. Was andere thuny weiß id nicht; aber 
mein hoͤchſter Grundfag mar ee immer, daß id) feine Freude 
kannte, die mein Clinía nidt mitfüblte, — " 

Clinia, (obne vor ibr geſehen ju werden) Ya, befte Uns 
tipbila, Du allein bift ed aud), bie bem Schooße meines 
Valterlandes mid) wieder zuführt. Denn fo fang’ id) von 
bir getrennt rar, bünfte jede Muͤhſeligkeit, die ich bul» 
bete, mir eit , bid auf die einzige, daß bu mir geraubt 
roarft. , 
€yrué. Ich glaube neri. 

Clinia. Sdyxus / id ertrage bad nicht länger, Mit 
fo einem Herzen verbunden zu ſeyn mill man mir perfae 
gen? ich Unglüdlicher! 

Eye 








Pen oe 


PNIS M MIDI 271 


Syrus. Freilich, nad dem zu ſchließen, mie ich. 
Ihren Vater gefunden Mh y Wird bad nod) manchen (aue 
ern Tritt koſten. 

$$acdjié, (fieht den Glinia) Wer ift ber junge Menfch 
, ba, ber nad) ung blidt? 
.., SIntipbita. (wird ibu ebenfalls gewahr) Ach, halten 
Git mid), Freundin! 
Bacchis. Beſte, read ift Sbnen ? . 
Antiphila. (will ohnmaͤchtig c rng Wehe, wehe 
mir Urmen!, A 
Ba «dig. Woher biefe Veranderung Antiphila? 
Antiphila. Seh’ id) ibn wirklich, meinen Clinia? 
Bacchis. Wer iff es, den Cie (tben ? 
€ Linia. (mähere fid ihr) Willkommen, mein Engel! 
Antiphila. Liebſter beſter €linia , tillfommen ; 
endlich, endlich! 
Clinia. Wie leben Sie? 
Antiphila. Wohl mir, daß Sie gefund wieder da 
find! -— 
" Clinia, (umarmt fie) Umſchließt Sie nun mein Arm, 
Antiphila , hoͤchſter Wunſch meines Herzens ? 
Gpru$, Nur hinein; der Alte wartet Ihrer ſchon 


Dritter Aufzug. 
Erfier Auftritt, 
Cbremes, MWenedemus, 

Chremes. (fibt nach dem Himmel) Schon will es ta⸗ 
gen, Ich muß eilen, meinen 3tadbar herauszupochen; 
m bon mir fo er jutrft die Nachricht hören, daß fein 

€obn 





272 


»- 


—)o( — 


Sohn tvicber ba ift. "Dem jungen Menfchen zwar, foviel 
ich merfe, gefcyieht Damit fein Gefallen. — Indeſſen, da der. 
arme Menedemus fid) fo abbármt über feines Sohnes Cnt» 
fernung ,, fann id) unmäglicy die unverboftte Zreude ihm 
vorenthalten; beſonders da dieſe Entdeckung ſchlechterdings 
feine uͤble Folgen für jenen haben kann. Und turj no 


id im Stande bin 


, dem Alten zu dienen, geſchieht es mit 


Freuden. Macht ſich's bod) mein Sohn zur fidt; fti» 
nem Freund' unb Cameraden mit Rath und That an Hand 
zu gehen — und wir Alten ſollten das minder? Dus. Td 


Menedemus. (von einer andern ite; ohne deu Cere 
mes zu febén) Entweder hat mich bie Natur vor andern qu 
Sjammer unb Elend auserfehen , oder e$ iff falfch, wenn 
man gewöhnlich fagt, Sram und Sorgen ‚verlieren, fi 'd mit 
der Zeit. Denn bei mir nimmt ber Kummer über meinen 
Sohn mit jedem Tage ju ; und je länger id {on mie. deito 
größer wird mein Verlangen, meine Sehn ſucht nach ihm. 


Chremes. 


Aber da kommt er ja felber aus feinem 


Haufe; ich muß ibn anreden — Guten. Morgen, Menes 
bemus ; ich bringe Ihnen eine 3teuigfeit , die angenebmftt, 
die Sie fid benfen fónnen. 


Senebemu 
gehört, Cbremes ? 
€ bremes. 


6. Haben Sie was von meinem Schne 


Der ift gefund und wohl, 


Snenebemus Wolter, Freund? 


Chremes. 


Drinnen bei mir, 


Menedemus. Mein Sobn  » P n 


Chremes. 


Nicht anders, 


Menedemus. ft wieder da? 


Cbremes. 


Menedemus Mein Elinia wieder ba? 


Allerdings. 


bee 





-)59( — 273 


Chremes. Ja doch! 

Menedemus. Kommen Sie, Beſter, bringen Sie 
mich zu ibm. 

Chremes. Seine Ruͤckkehr, wuͤnſcht Ihr Sohn, 
ſoll Ihnen nod) ein Gebeimnif bleiben. Er getraut nicht, 
fi fehen zu laffen vor Ihnen, torgen feines Vergeben 5 
und fürchtet, Ihre vormalige Härte möchte nun nod) um 
vieles ärger geworden fepn. 


Menedemus. Haben Cie ihm denn nicht geſagt, 
wie id) jetzt geſinnt bin? 
| Gbremes, tein, 

SRenbemus. Warum? 

Gbremes, Weil es für Cie unb für ibn das arößte 
Verderben wäre, tvenn er erführe, daß Sie fo mweichherzig 
unb nachgiebin ſehen. 

Menedemus. Nein, das fan id nicht. Genug / 
lange genug hab’ id ihm Den harten Vater gezeigt. 

"€bremes,  Geba Sie, Menedemus, bei Ihnen ift 
alles übertrieben; das Finemal tbun Sie zuviel, bae Ans 
‚dremal zu roenig, Beides muß aleich verberblide Folgen 
für Sie haben. So ium Erempel, als br Sohn den 
Umgang mit diefem Maͤdchen anfieng, deſſen Bedürfniffe 
damals gering waren, und das mit allem vorlieb nahmy 
fenten Sie fid) fo lange dagegen , bis er auf und davor 
lief. Auf diefe Urtfab fib das Mäddyen, ganz gegen feine 
Neigung , genöthiget, öffentlidyes Gewerbe zu freiberi, 
Gent, ba niemand zugelaſſen roird bei ihr, obne ſichs fuͤrch⸗ 
terkich viel often zu faffen, find Sie bereit , alles herzuge⸗ 
ben. Denn damit Sie roiffen, tie bat Mädchen nun⸗ 
! mehr fo qan; die Derfon ijt , ihre Liebhaber fertig ju mas 
s mehr als: geben Stlavinnen waren e&, die fie beglei⸗ 
€ feteny 


274 — jet. -— 
teten, mit Kleinodien und mit Pu belaſtet. Sey tin 
Eatrape ibr Unbeter, nie wird er im Stande ſeyn, den 
Aufwand ju beftreiten. Wie viel weniger Cit, 1. 
Menedemus. Iſt fie drinnen bei Ihnen? - 
Cbremes. Ob fic drinnen it? id) ab'$ etispfuiie 
den. Nur ein einzigesinal batt? ich bie Ehre, fie nebſt ihrer 
Cite ju bewirthen; aber e$ darf nicht zum zweitenmal 
tamen, ſonſt muß id) bon Haus unb Def faufen, Um 
Toriter nichts anjufüfren , wenn ic an den Wein denke, 
Der mir bios und-allein durch ihr verdammtes Koften btauf 


gegangen iſt! „Dieſer, bieß es immer, Diefer, lieber 


Papa, fällt herb’ auf die Zunge Sehen Gite bod), Her» 
gensvaterchen, obnicht ein milderer da fep.,, Was war 
zu tbun ? alle Faffer , alle Tonnen wurden angeftedt; 
mein ganzes Hausgefinde fam nicht zu 9ftbem ; und das 
war Cine Naht. Wie meynen Sie, bof e$ Ihnen gehen 
twird, den fie in einem fort aufjehren werben? Bei Gott ! 
lieber Menedemus, ich hatte wahres Mitleid mit Ihnen, 

Menedemus Mog er tbun , was ibm gefällt; 
Geld bolen, vertbun, verpraffen; id) bin alles zufrieden, 
genug, taf ich ibn bei mir habe, 

Chremes. Wenn das Ihr Crnft iff, fotatl id) 
Ihnen vor allen Dingen , ibn ja nicht merfen zu lafftn, 
dab Sie mit Wiffen und Willen Jhr Geld dazu hergeben. 

Menedemug. Te, mas mad’ id) aber? 

Ghremes. Lieber alles in der Welt, als was Sie 
tiens find. Laſſen Cie ibm das Geld fiet# durch bit 
dritte Hand zufließen 5; laflen Sie's geſchehen, daß 
fein Junge bald dieß bald jenes Kniffchen anlege, &ie ju 
betrügen; — unb in der That ich mittere (don j^ daß fie 

auf 


-)o9( — 275 


„auf der- Fährte find, und einen Plan on der Art ſchmie⸗ 
den, Syrus unb da Euer Promo raunen fidi befiändig 
was jus bie jungen Leute pflegen Rath mit einander — 
beifer, indeffen, Sie verlieren auf dem Weg' ein Talent, 
als auf jenem eine Mine. Ser ift nicht die Mede vom 
Seide, fondern tie wire auf die unſchaͤdlichſte Art bem June. 
gm enden in die Hände fpielen. Denn nterft er einmal, 
wie es mit Ihnen fieht, tof € Sie But und Blut eber tran 
fegen , als ibn nod einmal weggehen foffen, ba! mie vere 

' Den Sie da ber Liederlichfeit Thür unb Thor öfnen ! fe, daß 
ich flirchte, am Ende wird Ihnen das Leben jur fall. Sie 
wiſſen ja, wenn man tbun darf, mas man mil , dann 
gerath jeder auf Sjrrmege..— Was ibm eintólit , wird er has 
ben wollen; gleichvieli, ob e8 gut oder böfe fep. Ahnen 
mirb e& unerträglid, fallen, Daß Ihr Sohn und Ihr iiere 
mögen mit einander zu Örunde geben fotien; alfo — Eie 
geben ibm nichts meiter; und er — wahlt auf der Stelle 
das Mittel, wodurdy er weiß, Daß er am meiſten ba be 
nen ausrichten fann; dag heißt, er droht, den Augenblick 
wieder fortzulaufen. 

Menedemue. ı Mir bünft, Sie haben Recht und 
ftben der Sadıe auf den Grund. 

Chremee. Traun! id) babe diefe Nacht Fein Auge 
zugethan; fo febr. befcbóftigte mid) der Gedanke, wie td 
Ihnen wieder zu brem Sohne verhelfen möchte. 

ı Menedemus. Ihre Hand , Chremes; Fine 
Cit mir diefe Sefinnung aud) für die Zukunft! 


Chremes. Don Herzen gern. 
Menedemug. Cine Bitte hatt’ id) noch. 
Cbremeg. Nun? 


©2 . Senes 


216 -.)9( — 


Menedemug. Weil Cie denn, bod) auf ber Spur 
find , daß ein Betrug gegen mid) angefponnen iſt, ſo 
mwünfcht id), [oie Burfche machten e& kurz. Syd) bin bereit, 
ibm zu geben , maß er verlangt 5. und möchte gern den 
Yugenbli ibn feben. 


Chremes. Qut; id) will forgen daftır.” Nur ein 

Heines Gefhäft ſteht mir dabei im Wege. Unfre beiden 
Nachbarn, Sinus und Crito, haben eine Orenjfireitigfeit, 

‚ worin id) Schiedsrichter (enn fol — bod id) will hingeben 

fi unb fagen, daf id) für heute Ihnen nicht zu Dienft feyn 
koͤnne, tvie ich verfprochen hatte. Den 9lugenblic komm’ 

ich wieder, E e 


Menedemus. Thun Sie bad, (Chremes gebt ein 

menia bei Seite) — Götter des Himmels! gehört ed denn 

. $um Wefen aller Menfcyen , daß fie in anderer Leute Ans 

gelegenheiten (djárfer feben und urtheilen, als in ihren ei» 

genen? Kommt es vielleicht daher, meil bei dem , mas 

uns felbft betrifft, bald Freude, bald Kummer in Uebermaaf, 

uns die Kaltblütigfeit raubt ? Wie viel beffer weiß mir 
jet der ehrliche Mann da ju rathen , als id) mir felber! 


Ehremes. (kommt micher) Ich babe mido fos ge» 
fant, um qan; ungeftört Ihnen mid) widmen ju fönnen. 
Sje&t muß ich feben , mo ich ben Syrus auftreibe, und mit 
ibm Ubrede nebmen — Uber da fommt eben jenianb von 
mir heraus. Geſchwind nach Haus, fonft merken fie obl, 
bafi wir uns verfichen zuſammen. 


f -! = / = » v 
/ ? 7 7 7 


Zweiter 


' NY v 277 
QUIS Zweiter Auftritt. 
en . €bremes, Syrus. 


Ben RE einer andern Seite, ohne den Chres 
meszu fehen.) Lauf, lauf, tie du willſt, ich Friege dic) 
body Gelb. Dem Alten muß eine Naje gedreht werden. 


Chremes. (vor ſich) Hatt' ich nicht recht, daß fie 
fo was im Schilde führen? wie es (eint, verftcbt fid) des 
Clinía Junge nod) nicht recht auf die Schliche, deswegen 
muß Unfrer da vor den Riß treten, 

Syrus. Wer ſpricht ba? (üebt den Chremes) o wehe! 
pb der dag gehört hat?’ 

«Chremes. Syrus! 

Sprus. Het 
Chremes Was madjft du bier? 
.. Syrus. Nicht viel. Uber wie Sie, lieber Herr, 
(don fo früh bei der Hand find, ift mir unbegreiflid) , da 
Sie fid) den Bein geftern fo ſchmecken ließen, 
Cbremes. Das wollte nidt viel fagen. 


Syrns. Nicht viel, ſprechen Sie ? hier traf bag 
Spruͤchwort ein; wieder jung, mie ein Adler, 


„ Chremes. (freundlich) Sey ſtill! 
Syrus. Die Dirne da ift ein artiges, unterhaltendes 
Ding. 
Chremes. O ja, 
| &pru$. Meynten Sie das aud)? Und — bei meie 
ner Ehre — fie ift bübfch. 
Chremes. Es geht wohl an, 
—Syprus. Freilich nicht, wie fie fonft waren; aber 
für unfre Zeit darf fie fid) feben laffen. Kurz, id) begreife 
das leicht, wie Elinia ein Anbeter von ihr werden konnte. 
63 Nur 


278 ——)o( — 


Nur fhade! bafi ber Alte, fein Water, fo ein Stimmerfatt, 
fo ein Qungerleider und Knaufer ift. Er wohnt bier aller⸗ 
nachſt bei uns, kennen Sie ibn? Stellen Sie fid) vor, der . 
fibt «m Geld bis an die Dyren, und hielt feinen "Sohn fo 


fnopp, baf er auf und davon gehen enge nam Sie 
die Geſchichte? 


Chremes, Wie ſollt' ich nicht 2 den Kerl aes man 
in die Muͤhle ſchicken. 
Corus. Ben? | T 


Cbremes, Da den Jungen des Clinia +. — 


Syrus. (lut) Syrus, mir träumte nichts eu. 
tes von dir! 
Chremes. Der das geichehen Tief, 
Syrus. Ja, más follte er tbun? | 
Chremes. Was er tbun folte? Etwas ausfindig 
traden, einen Scyelmenjt ı erdenfen, uni bem jungen 
Menſchen Geld für fein Maͤdchen zu ſchaffen, unb den 


gramliden Alten wider femen Wien vom lintergange ju 
retten. 


Syrus. Sie ſcherzen. 

Chremes. Sieh! das hätt’ er thun fetten, C»rus. 

Sprus. os Element! Sie loben e& , wenn quan 
feine Herrſchaft anfübrt ? 


Chremes;, Riera es jur itn Zeit srfhieht, ale 
lerdings, N denn 


Spruß. HER 09 1: J 


Chremes Denn fiebít bu! | baburd fann eft aros . 
(em Herzeleid vorgebeugt werden. Go jum C rempel , benr 
n áre fein einziger &obn nidt fortgeloffen, tibisl aad 


€» 


p 


—-)o( —- 279 


Syrus. (vor ſich) Soll das Scherz ober Ernit 
ſeyn? — Aber genug, ich beksmme dadurch neuen Muth 
unb Eifer zu meinem Vorhaben. 

^ €bremes. «Und fage Syrus; reatum Íegt der Kerl 
jebt bie Haͤnde in ben Schooß ? Vermuthlich will er «& ab» 
warten, ‚bis fein Herr von Neuem fid) aus dem Ctaube 
madt, menn er nicht im Stande iff [ den Aufwand friner 
Dame zu erſchwingen ?. (djmiebet er denn nicht an einem 
Betrug gegen den Alten ? 

Syrus. Ja wenns kein Toͤlpel waͤre. 

Chremes. Nun, ſo nimm du der Sache dich an, 
dem guten Clinia zu gefallen. 

» Sprus. Das (oll mir eine Kleinigkeit feyn, wenn 
Sie's befehlen 5 bern ich verftebe mid) Darauf, wie man fo 
was angreift. 

Chremes. tlm fo lieber bift du mir. 

Syrus. Lügen ift meine Cade nicht. 

Chremes. Nun fo mad! 

Sprus, Aber, lieber Herr , vergeffen Sie daß beie 
leibe nicht, wenn etwa einmal — Sie fennen ja der Welt 
Lauf — — Ihr Sohn ſo was anfangen ſollte. 

Chremes. Dazu wirds nicht fommen, hoffe idy. 

Syrus. Nunja, das hoffe id) aud) ; und ic) fag! 
t$ nidjt deswegen, als ob id) was an ihm gemerkt hätte, 
Aber wenn allenfalls . . . baf Sie hernach nit . . . 
Cie fehen , die Jugend ift nody groß bei ihm . . . und, 
Das verficyere id) Sie, Chremes, fatis id) Sie einmal in 
die Kluppe friegte, Cie fotiten mir juredjt gemacht werden, 
bof es eine Luft ware, 
nnd c G 4 Chres 


ao —-)o0( — 


Chremes. Darüber rollen twir, wenn der Fall 
eintritt, unfere Magsregeln nehmen ; jest vergiß nicht, was 
ich dir geſagt habe. (ab) 

Sorus, Go geſcheid bab ich in meinem ganzen Les 
ben meinen Herrn nicht ſprechen hoͤren; und niemals war 
ich fo in dem Falle, roo id) glaubte, etwas angeftelit gu 
haben, unb nicht allein Sicherheit, ſondern ſelbſt Voll⸗ 


macht dazu bekam. Aber wer kommt da aus unſerm 
Hauſer * 


Dritter Auftritt: 
Cbremes , Clitipbo, Syrus. 


Chremes. (fomut berans mit feinem Sohue) Was 
Henker! giebts da ? mas ift bas für eine Aufführung, Cli⸗ 
tipho? iſt das Manier? 

Clitipho. Was hab’ id gethan? 

Cbremes, Gab id nicht eben, daß bu deine Hand 
in dem Bufen der Dirne hatteſt? ' 

Sprus, Der Handel iff verdorben! o meh! 

Elinia S6? 

Chremes. Ya, du. Mit meinen Augen hab’ ichs 
gefeben; nur nicht geläugnet ! Und da beleidigft Du ben 
Burſchen auf eine niebertrádbtige Urt, daß du bie Hand 
richt halten fannft, Denn dadurd wird dein Freund dop · 
pelt gefranft, wenn du ibn erſt aufnimmſt, und bid) bere 
nach vergreifſt an ſeinem Maͤdchen. Schon geſtern uͤber 
Gif — mie ungebübrlid) benahmſt bu bid) nicht ba? 

Sprus. Ja mobl! 

Chremes. Wie jubrinalid) ? Mir war, das ſchwoͤt⸗ 
(d) bed und tbeuer, immer bange, mas am Ende draus 

werden 





— )o( = 281 


werden möchte. febre mid) Einer bie Verliebten kennen! 

Die ärgert oft etwas, roo fein Menſch ſichs einbildet. 

Gíitipbo. O, lieber Vater, der ift überzeugt , daß 
er fo was nicht zu beforgen bat von mir. 


Chremes. Wenn fon; fo hätteft du ihnen bod _ 
nicht ſtets übern Halfe liegen follen. Iſt es einmal dahin 
grfemmen mit zwei jungen feuten , dann treiben fie gern 
taufenderlei, woran die Gegenwart eines Dritten hinderlich 
ift. Ich nehme das an mir ab, Clitipbo. Unter meinen 
Freunden insgefamt ift fein Einziger , dem id das Herz 
hätten. ‚alte meine Gebeimniffe zu vertrauen. Der Eine ift 
mir zu | oornebm; bei dem Andern ſchaͤme ich mic) meiner - 
Aufführung, um nicht für einen Gecken, oder für leicht« 
finnig ju gelten. Und gerade fo — mußt du denken — 
ifts auch dert. Ueberhaupt forder” id) e$ von einem Freunde, 
‚Daß er viffe, wie oder warın er dem andern gefällig feyn 
Fönne. 

Syrus. Was ſpricht der junge Herr dazu ? 

Cfitipbo. (leife zum Syrus) Alle Henker! 


Eprus. €litipbo, find das die Lehren, bie id) Sybnen 
gebe? Ubermals ein Stückchen von einem braven-, mohl- 
gezogenen Burfchen ! 
Clitipbo. (inm Sorus heimlich) Sey bod) ftitf. 
Sprus, Feine Aufführung! 
U. Ehremen. Sprus, id) muß mid) ſchaͤmen . , . 
S prd f. . fd) glaub’s; Sie babens Urſache. Ser» 
gert e$ Dod) mid) felber. 
Cfitipbo. (jum Syrus) Noch immer? 
Syrus. Ja, ja, ich rede die Wahrheif , roie mirs 
ums Herz ift. 


, Cfitipbo. Darf ich denn nicht in die Nähe lom⸗ 
men zu ihnen? a rero 
Chremes. Was Sale ! ! ift das der — Weg, 
den es dazu giebt? a 

] Sprus, Cleiſe) Verloren, alles Ki ! bertoirb 
fíd) verrathen, noch eh' id) das Geld fchaffe. (Laut) Hören 
Cie, Chremes, darf id), als ein einfältiger Kerl) bai: 
tatben? 

Chremes Was mepnft bu denn? 

Sprus. Befehlen Sie ibm p fid) zu entfernen. 

Clitipbo. Ich mid) entfernen? wohin? 

Sprus. Wohin? mo’s gefällig ift. Machen Sie 
den feutdjen Platz; gehn Sie fpabiren. 

Clitipbo. Spasiren? mobin ? 

u Syrus. Der Henker! fehlt e$ an Kaum dazu ? 
gehn Sie dahin, dorthin — in Gottes Namen — mo'$ bes 
licht. 

Chremes, Er bat Recht; id) bin feiner Meynung. 

Elitipbo. (leiſe zum Syrus im Weggehen) Hol’ bid) 
der Beier, Syrus, daß du mid) fortjagſt! 

Syrus. (leiſe ihm nach) Aber Sie, junger Hert, bal» 
ten in Zufunft büb(d) bie Hände! 


Vierter Auftritt. 

Syrus, Cbremes. 

Corus. Wiegefäut Ihnen bas, lieber Herr? toas 
denfen Sie nod) in Zukunft an ipm zu erleben, wenn Sie 
nicht alle Kräfte, die ihnen der Himmel verleiht, aufbieten, 
ibn zu büterr, ibn kurz zu halten, und zu jedem Guten an« 
zuführen ? 


bci: 





— 3o( — 283 


Chremes. Dafuͤr werd’ id) forgen. 

Syrus. Sa, lieber. Herr, von Stund’ an wuſſen 
€it ibn ins Auge faffen. 

Chremes. Schon redıt. 

Spyrus. Wenn Sie flug find 5 denn mich hört er 
nad) gerade immer weniger. 

^ €bremes. Aber hör’ einmal, Crit, haft bu denn 
— was ich vorhin bir auftrug ? Biſt bu. zu Stande 
gekommen mit einem Einfall, der fid) hören laͤßt? fag’an: 

Spyrus. Die Schelmerei mepnen ie? ? fti! da 
bin id) vorhin auf eine gefommen. 

Cbremes. Bravo! unb worin beffebt bie! 

‚Syrus. a: ; wie Eins aus dem Andern fid) 
fo í 
uf TU Mas Eo Cprus ? 

Syru s. Die Dirne da iſt des Henkers. 

Chremes. So ſcheints. 

Syrus. ^o, wenn Cie wuͤßten . . . der Hagel! 
was bie im Schilde führt ! es befand fidbl bier ein altes 
Weib von Corintb; dieſem hatte fie taufend Dramen 
vorgeftrect. ! 

sU€bremes, Nun? 

Corus, Jene Alte ift tobt, unb hat eine junge Tode 
ter binterlaffen, weldye Bacchis als Unterpfand ihrer For» 
derung beſitzt. 

Chremes. Ganz reót. 

Sprus. Die Mädchen bat fie mitgebracht ; brin» 
ntm bei Ihrer Frau fónnen Sies finden. 

Uo bremees, Was weiter? 

€»rus. Sie bittet den Clinia , jene Summe ihr 
aus zuzahlen 5 dafür folle er das Mädchen gum Unterpfand 
behalten. . Chre⸗ 


ae. — )e( — 
Chremes. Wie? zum Unterpfanb behalten? " 
Spyrus. Glauben Sie's vieleicht nicht ? id) mente 
fo. | (ANS 
Chremes. Was bift bu denn gegenwärtig ent« 
ſchloſſen? 

Syrus. Was id entſchloſſen bin? ? ib. toil. jum 
Dienedemus gehen; will ibm fagen, das Mädchen fep aus 
Carien entwendet worden, und babe reiche, vornehme Ael⸗ 
tern. Wenn er fie einlöfete, fo ließe fid) ein huͤbſcher Pros 
fitan ihr machen. 

Chremes. Du gehft fehl: 

Spyrus. Wie fo? 

Chremes. Ich will die einmal int Samen des Die 
nedemus antworten „Ich kaufe fie nicht. j, . , Agu] 

Cyprus. Was fagen Sie? Stellen Sie fid) Me 
ein, 

Chremes. Es ift ja nicht nöthig. 

€»orus, Nicht nótbig? 

Cbremes. Nein, fag’ id) bir. 

Corus. Und marum denn? id) begreifs nicht. 

Cbremes. Das ſollſt du glei) bören (mill ins 
Haus gehen) Warte, warte ; moher der entſetzliche Lärm 
an unfrer Thür? 


Sünfter Auftritt. 
Cbremes, Syrus, Soſtrata / eine Amme. 
Softrata. Cohne ihren Mann und den Corus ju. (eben ) 
Ich müßte mich febr irren , oder bas ift der Ring, worauf 
mine Gedanken gleich fielen z derfelbe, den ich meiner 
Tochter mitgab , als fie ausgefegt wurde, 
Ehre · 


= DU " 285 

"o Chremes. (jum Syrus) Was foll die Rede, Sprus? 

Softrata. Was meynft du ? hältft du ihn nicht 
auch dafür ? 

Amme. Sid) fagte ja augenblicf[id , wie Sie mir ihn 
jeigten, er fen es. 

Softrata. Uber daß du ibn aud) recht betrachtet 
haft, liebes Weib! 

Amme. Vollommen. 
' Softrata. Nun, fo geb hinein, unb (age mirg, ob 
bos Mädchen aus dem Bade ift. Dermeile will ich hier 
marten auf meinen Mann. 


Shrus. Sie will zu Ihnen; geben Sie acht, was 
ihr Anliegen ſeyn wird. Sd) weiß nicht, fie fommt mir fo 
niedergefchlagen vor; ohne Urfacye ift e$ nicht; - Götter! 
mas mag das ſeyn! 

Chremes. Was es fen mag? viel fürmen um 
nichts; Darauf rollt’ id) ſchwoͤren. | 

Coftrata, (mird den — gewahr) Ah, lieber 
Mann! 

Chremes. (mit ſpoͤttelnder Nachahmuug) Ah ,. liche 
rau! 

Soſt rata. Eben wollt’ id) zu bir, 

Cbremes. Nun fo (age, mas haft du? 

Sofirata. Fürs Erfte muß ich bid) bitten, daß 
du ja nicht glaubeft, ich hätte mid) unterftanden , im Ge— 
eingften gegen deinen Befehl ju. bandeln. 

Chremes. So mas Unglaublideg , verlangft bu; 
fon id) bir glauben? Nun gut! 

Syrus. Mir ift, ale cb diefe Rechtfertigung einen 
tollen Streich anfündigte. 

Spftra 


286 ol 


Qoftrata. Grinnerft du bid) noch, daß ich einmal 
ſchwanger war, unb du mir febr angelegentlich faateft, wenn 
id ein Maͤdchen jur Welt brádte, fo folite e& ‚nicht aufer» 
zogen tocrben. 

| — Cbremes. Set eif id fion , mag v oelchehen its 
du haft ed auferzogen, 

Qoftrata. Nicht anders. 

Chremes. In unferm Haufe? 

Spyrus. (vor ſih) Neuer Profit für meinen Herrn ! 

Goftrata. Rein. Jh fand hier ein altes Weib 
auß Corintb — eine brabe Perfon — der mr * das 
Maͤdchen/ es auszuſetzen. 

C ARS D Jupiter, welcher Unverfland? ift a 
möglich ? 
^ GCoftrata. Himmel! was hab ich gethan? 
Chremes. Das fraaff du? 
Soſtrata. Hab’ id) gefehlt, beſter Chremes, fo 
geſchah es unwiſſend. 
Chremes. Davon endlich bin id überzeugt, ohne 
; dein Eeſtaͤndniß, daß du niemals weißt und überlegft, mag 
du thuſt oder ſprichſt. Sieh mir den Haufen von Thor⸗ 
heiten! Fürs Erjie, menn bu meinem Befedl bátteft nach 
leben tooten., fo mußte bas Kind getödter werden. Was 
: heißt das, fo tbun, als wollfe man es umbringen, und in 
der That feine Erhaltung ficb angelegen ſeyn laffen? Doch 
darlıber fag! i fan Wort; das Mitladen, das Mutter 
herz; — aut! ber (don geforgt für. ‚die ‚Tochter! Was 
Bachteft du bir twohl dabei? überieg’ e$ nur... Mußt du micht 
| felbft gefteben, Dem alten Werbe wurde das Madden in die 
Rappuſe gegeben, und Du fbatejt das Deinige/ fie entwe⸗ 
der 


et]1 + 





— )o( — 287 


der zur öffentlichen Dirne zu machen, oder zu einer Leibeis 
genen für.ben Meifibietenden. Vermuthlich dachteft du: 
wie Notb darum, menn fie nur am Leben bleibt — 
Sa, ja, fang’ Einer mit eud) an! Was redit , mas 
gut, mas vernünftig iff, davon verſteht ihr alle nichts. 
Gut oder xr bos, nuͤtzlich oder ſchaͤdlich, das rührteud) nicht; 
blos, was va$ euch beliebt. 
Soſtrata. Beſter Chremes, id) geſtehe meinen 
Fehler, und bereue ihn; aber , lieber Mann! — ſchon iz 
ner Jahre wegen mußt du Nachſicht mit mir haben — 
laß meine Thorheit Gnade finden vor deiner Weißheit. 
Chremes. Was will id) machen? e$ (en bir verzie⸗ 

ben 5 ohngeachtet id) weiß, daß meine Güte an vielen deiner 
- Sniftritte fbulb ift. Aber vor allen Dingen erzähledie Ge- 
ſchichte aus, wozu das bisher Gejagte nur als Cinfeitung | 
dienen fette. 

€oftrata. Wie unfer Geflecht nun einmal die 
Schwachheit bat , taf es von feinem Aberglauben fid) nicht 
abbringen läßt, (o zog ich, als bie Alte im Begriff war, die 
Ausfegung zu vollziehen , mir einen Sing vom Finger, unb 
befahl ihr, dem Kinde biefen mitzugeben. Stirbt es, dacht' 
id, fo geht e$ boc) nicht ganz leer aus bei feiner Aeltern 
Habe. 

Chremes. Das war klug. Dadurch haſt du dein 
Gewiſſen ſicher geſtellt, und deiner Tochter Leben. 

Soſtrata. Dieß ift der Ring (eiat ibm denfelben), 

Chremes. Wie fommft bu zu dem? 

Spitrata, Das Zungferchen/ welches Bacchis mit» 
gebracht bat ... 

Syrus. Oh! 

Chremes. Was bringt die für Nachticht? 
Soſtra⸗ 


288 (pt 

Softrata, Gab mir ibn aufzuheben, inbef fieins 
Bad gieng. Anfangs hatt’ ic) feine Aufmerffamfeit drauf; 
aber nicht fobald rear er mir ins Auge gefallen, als id Ai 
genblicklich ibn erfannte und geſchwind nad) Dir lief. 

Chremes. Was für Vermuthungen haft bu denn 
tvegen des Mädchens? ober was hajt bu weiter entdeckt? 

Softrata. Gar nidjts, Aber bu fannft fie ſelbſt 
fragen, roo fie ihn ber habe; cb wir vieleicht unjrer And 
ter auf die Spur fommen. 

Syrus. (leie) D meh! ba feb' id) mehr Hoffnungy 
als mir lieb iſt. Sie gebort uns ju, wenn bem fo iſt. 

Cbremes, Yebt die Alte nod) , weldyer bu fie gege» 
ben batteft ? ue 

Softrata. Das weiß id)nidt. — . : 

Chremes. Was verficyerte fie denn, mit bem Kinde 
angefangen zu haben? 

Softrata. Was id) Ihr befobten bátte. 

Chremes. Und mie hieß das Weib, damit man 
Erfundigung einziehen fann ? 

Softrata. Philtere. 

€prus (lee) Ganz redt. Es müßte fonderbar ju» 


gehen, wenn das Mädchen nidt geborgen wäre, und ich 


auf dem Sande, 

Chremes. Goftrata, fomm binein mit mir. 

Softrata. Das gelang über meine Erwartung, 
Befter Cbremes, tie rvar mir fo bange, bu möchteft bid) 
mieder fo hartherzig zeigen, moie ehedem, als von dem fünf» 
tigen Schidfal des Kindes bie Rede mar! 

Chremes. Der Menſch kann öfters nicht ſeyn, was 
er möchte, weil es bie LImftände verbieten, In meiner jt 
tzigen / Lage Wt eine Xodbter etwas Wünfcpenswerthes für 
fid; vormals gerade das Gegentheil. 


e. 


vite 





\ — b o 


y 


^ 289 
Vierter Aufzug. 
Erfter Auftritt, 
Syrus. 


—. Sd) müßte mich febr irren, oder mir fteht eine Schlappe 
bevor, weil meine Truppen fo gewaltig in bie Enge getriea 
ben werden. Es müßte denn feyn, Daß ich etwas ausfin« 
dig machte, ben Alten über die Geliebt e feines Sohnes int 
Irrthum zu laffen. Denn die Hoffnung auf das Geld over 
fonft einen Betrug ift vorbei; Ruhm genug, menn ich mit 
beiler Haut davon fomme — — — Der Henfer! daß ein 
fo fetter Biffen mir auf einmal aus dem Rachen geriffen 
wurde! — — — Was fol ih machen? mas ergrübeln ? 

/ — — — Ich muß wieder von born anfangen. Sey ete 
mas nod) fo ſchwer, es laßt fid) fertig werden damit, wenn 
man fid) anftrengt. (funt nad) ) Wie, menn id) es nun fo 
anfienge? — Das geht nit. — Nun aber (o? — Eben 
fo wenig. — Uber (o, dent’ ih? — Unwmoͤglich. — Oja, 
vortreflih. Bravo! ein herrlicher Gedanke! Was gilt, den 
Deferteur, bas Geld, krieg' id) tod) wieder. 


Zweiter Auftritt, 
Clinía, Syrus, 


€finía. (kommt von einer andern Eeite, ohne dem Corus 

zu ſehen) Mag mir in Zufunft begegnen , was da will 
mich ſolls nicht fümmern ; fo gros ift die Freude, die id) 
eben erlebt babe. Bon nun an will id» meinem Vater gan 
mid) widmen, und nod) eingesccener leben, als ere verlangt‘; 
Sprus. (vor (i5) | Saut’ ichs nicht? Chremes bat 

fie erfannt für feine Tochter, wie ich ba vernehme, (zung 
N. Er Elima) 


— 


290 = )o( — ’ 
Elinin) Die glückliche Erfüllung Ihrer Wunſche freut mid) 
von Herzen. 

Clinia. Liebſter, befter Sytus, Haft bu'd gehört ? 

Syrus. Wie ſollt' ichnicht? von Anfang bid ju Ende. 

Clinia. Haft du je gehört, daß ein Menfc fo glüd- 
lid) geworden ift? 

Syrus. Niemals. 

Clinia, Und dad verfichere ich bei allem, toad mir 
heilig ifl, micht fo febr meinetwegen bin id) entzuͤckt, als 
wegen des edlen Mädcheng ; weil fein Glüc auf der Welt 
für bie zu groß iff. ; 

Sprus. Ich glaube. — Nun aber, Clinia, iftan 
Shnen die Reihe, mir gleichfalls behilflich ju fepn , baf un» 
fer Alter nichts merft von der Fiebfchaft feines Sohnes, 
Denn ein ehrlicher Mann ſucht aud) feines — Ans 
gelegenheit fier zu ftellen, 

Elinia. D Jupiter! 

Syrus. Fallen Sie dag jest. 

€linia. Ich befomme meine Antiphila zur Frau! 

Syrus. Soll id) denn nidt zum Wort fommen? 

Clinia, Beſter €prué, mie fann id) anders ? id) 
bin wonnetrunfen; babe Gedult mit mir, 

Eprus. (vertrüßiih) Ich muß ja wohl, 

€linia, Don nun an leben wir wie im Himmelreich. 

Syrus. (iomis) Ich fehe wohl, da hilft mid) alles 
nichts 

Clinia. Gprid nur, id) höre. 

Syrus. Eir merfen ja bed) nicht auf meine Rede, 

€linia. Ganz gewiß. 

Enrur Ein ebrlicer Mann, wollt’ ich fagen, ſucht 
auch feines Freundes Angelegenheit ſicher ju ſtellen. er 





ux )p( w 291 


fehn Sie, Clinia, wenn Sie jest aus unferm Haufe achen, 
und die Bacchis zurücklaffen , dann erfährts der Alte augen. 
blicklich, daß Clitipbo der wahre Liebhaber von ihrift. Darf 
fie aber mitgepen / fo bleibt das Geheimniß unentbütt, wie 


bisher. 
Clinia. Uber, Cpru$, da müft' id) auf der Welt 


nichts, das meiner Verbindung mit der Untiphila mehr 
im Weg ftünde. Denn wo nahm’ ich bie Stirn ber, meis 
nem 3Dater unter die Yugen zu treten? was fonnt" id) ibm 
fagen ? weißt du's? 

Epyrus, Warum nicht? 

Elinia. Mas fol id) (agen ? melden Vorwand 
nehmen ? 

Spyrus. dc) verlange ja nicht, daß Sie lügen fols 
fen; nein erzählen, Sie ibm den Handel treulid) und ohne 
Rüdhalt, ' 

Elinia. Hör’ id) recht? 

Syrus. Sa, ja; Sie fenen der Untiphila Liebha— 
ber, und verlangen Das Maͤdchen zur Gattin; die Andre 
gehöre dem Clitipho. 

Clinia. Nun gut, bas laßt fid) hören , und bat 
feine Schwierigkeit. Alſo id) fol meinen Vater bitten, daß 
euer Alter nichts von ibm erfahre? 

Cyrus. Nicht Dod; ber fon ihm alles haarklein er» 
zählen. 

Clinia, Der Henker! bift du bei Verftand, oder 
nüchtern? bu fübrft ibn ja den geraden Weg zum Verders 
ben. Denn fage, mie fann das heißen, für feine Sichere 
heit Sorge tragen ? -, 

Syrus. "ye, das ift eben der Einfall, worüber ic 
triumpbire; bier fühl” ich mich in meiner. ganzen Größe, 


Om Einer nur, mas für gewaltige, für unerhörte Pfiffe 
$1 das 


- 


= 


u 


, 


$9 C -)o( — 
das find ! Beide follen bie Wahrheit hören von mir, unb 


* 


pod) angeführt werden. Euer Alter fol Unſerm erzählen, 
Bacchis fey die ics des Glitipbo, und * wirds nicht 
glauben. 

Clinia. — nur, daß du dadurch mir ' wieder 
auf einmal jede Ausficht zu meiner Heirarh entziebeft. Denn 
fo fange der Alte die Bacchis für meine Geliebte hält, giebt - 
er mir natürlich feine Tochter nidt. — Dod) bir liegt viele 


leicht blos am Herzen, dem Clitipbo zu helfen; mag t 
mir mirb, ift bir einerlei. 


Syrus. Zum Henker! megnen Sie denn, der Bes 
trug ſolle ewig dauern? einen einzigen Tag, bid ich das 
Geld herauspreflez nicht mehr und nicht weniger, 

Glinia. Soviel brauchſt bu nur? — Wie nun aber, 
wenn fein Vater dahinter fommt? 

' Syrus. Spreden Sie lieber , wie jene nem 
Leute: wenn aber der Himmel einfiele? 

Clinia. Mir iff nicht wohl bei ber Cad. 1 

Syrus. idt wohl ? als ob es Ihnen nicht frei 
fiünbe, fi) jeden Augenblick ber Verlegenheit zu entreiffen, 
unb das Geheimniß zu entdeden. 

Ctinia. ®ut, aut; fie mag fommm , bit Bacchis. 

Syrus. Da kommt ſie wie gerufen. 


Dritter Auftritt. 


Bacchis, Clinia, Syrus, bromo 

pbrygia _ 

Bacchis. (iu ihrer Sklavin, ohne die Undern zu (ben) 
Der grobe Kerl, ber Cyprus, bat burd) bie jeben Minen, | 
bie er mir verſprach, mid) hierher qefbmoàgt. — ber führt - 
er mid) diesmal an, bam fol er — alles Bittens unb Fle⸗ 


hens 





— — — 293 


bens ungeachtet — oft genug fehl gehen. Oder wenn ichs 
ibm jugefagt, auf Ort und Stunde zugeſagt babes wenn er 
zu Haus die Sache ganz gewiß gemacht bat, unb Elitipho 
zwifchen Futcht und Hoffnung ſchwebet — ja, dann follen 
fie mir lange warten, «mich (eben fie gewiß nicht, und Herr 
Sprus bezahlt bíe Zeche mit feinem Buckel. : 
: C Linia, (jum Syrus) Das find ja fhöne Sachen, 
die man dir hier verfpricht. 
Sytus. Und glauben Cie vielleicht, die fherje? 
nein , fie hält Wort, fads id) mid) nicht wahre. 


fBacdjís. Das Volk fhläft, aber traun ! id) roit. 
- fie aufrütteln, (jut &fla»in) Sage, Phrygia, haft du acht 
gegeben ‚ vie uns der Menfch vorhin bie Billa des Charinus 
befchrieb ? 

Dhryaia. Dia. 

Bacchis. Sie liegt rechter Hand hart neben biefem 
Landgute. 
Phrygia. Ganz ret. 

Bacchis. Nun fo lauf, was du kannſt; dort feiert 
der Dfficier das Bachusfeit. 

Spyrus. Was beginnt die ? 1 

Bachis. Sag’ ibm, id) befánbe mich bier, zu mei« 
nem grofen 9ferger , urb könnte nicht weg. Doch id) würde 
Thon fehen, voie ichs machte, daß id) ihnen eine Rafe drehte, 
und hinüber fáme. 


* 


Sprus. ((breitlaut auf) Syd) Unglüdfider! warten 
Gie, warten Sie, Bachis. Wo in aller Welt (dien Sie 
die hin? rufen Sie ihr zurüd. 
Bacchis. (sur Sflavin) Fort! 
Sprus. Das Gelb ift ja bei der Hand, 
Bacchis. Nun, id) bleibe ja. 

13 Syrus. 


204 — )o( — 

Syrus. Den Augenblick follen Sie's haben. 

Bacchis Nach Belieben ; bin id) denn fo dringend ? 

Syrus. Aber wilfen Sie was, meine Quen 

$Sacdis. Nun? . 

Sprus. Sie müffen nunmehr jum NE 
ben, mit ihrer ganzen Cuite. : 

Bachis. Ha, was machſt du, Cdutfe? 

Cyrus. Ich münjt an dem Geld für Sie, 3 

Bachis. Meynft du, mit mir lónneft bu dein 
Gefpött treiben ? 

Syrus. (8 bat feine gute Urfache. 1 

Bacchis. Sol id) aud) dort mit oir mid) unter» 
halten ? 

Sprus, Nicht doch; ich ſchaff' Ihnen den rechten 
Mann. 

Bacchis. Sey's denn, 

Sprus. Folgen Sie mir, (ruftins Haus des Meuede⸗ 
mus) He da, Dremo! 

Dromo, Wer ruft ? 

Syrus. Syrus? 

Dromo Was ift da? 


Qnprus. Geſchwind, bring’ ale bie Gfieoinnen. der 
Bacchis in euer Haus, 


Drompo. Und marum? 


Cyrus. Gen undefümmert desiwegen, ie folfen 
mitnebmen , was fie hierher gebracht haben — Der Alte 
miro wunder mepnen, was er erfpare, weil feine Gaͤſte fid) 
empfeblen. Uber bei Gott! er weiß nid)t , mie theuer der 
Meine Profit ibm wird zu fteben fommen, Du, Dromo, 

menn 





RAR 295 


wenn du gefcheidbift, weißt von altem, was dir befannt iff, 


|. nicht ein Wort, 
Dromo. So gewiß, als ob id) feine Zunge hätte, 


Vierter Auftritt, 
Cbremes, Cyrus. 

Chremes. (ohne ben Corus zu febeh) Bei Gott! er 
dauert mich, der gute Menedemus ; ; ich fenne das Unger 
witter, das ihm drohet. So eine Dirne-mit ihrem aane | 
zen grob zu füttern! Die nächften Paar Tage zwar — dar 
für bin id) Bürge — wird er’s nicht empfinden ; fo qros war 
das Derlangen nad) feinem Sohne. Aber fieht er nur erft, 
baf tagtäglich fobief drauf geht in feinem Haufe, unb daß 
es kein Ende nimmt , dann toird er roün(den, fein Sohn 
möge vor neuem davon laufen, (erblickt den Syrus) Aber 
ſieh! ba ift ja Syrus recht erwuͤnſcht. 

Sprus. (lee) Es ift hohe Zeit, daß id) mid an 
ibn made. 

Chremes. Syrus! 

Sprus. He! ! 

Chremes. Wie ftebte? 

Syrus. ch hätte Sie längft gern gefprochen.! 

Cbremes, Esfceint, bu bift (don bran geweſen 
mit bem Alten, 

GCyru$. Sie mepnen bie Angelegenheit, wovon wir 
vorhin . . . ? Geſagt, gethan. 

Cbremes. In Crnft? 

Cyprus. Ganz gewiß. 

€bremes, O du bift brav, Syrus; tritt näher, 
id) muß bid) umarmen. — Cep verfichert, das ſollſt bu mir 
nicht umfonft getban haben. 


-* 


i4 Corus. 


296 , -)e( — Y 
Crus. Ya, temn Sie moüften, auf et (ficis 


herrlichen €infat id) gefommen bin. I" 
Chremes. Alfo var e$ Windbeutelei, * dir alles 
nad Wunfc gelungen (e , 


Sprus, Behüte der Himmel! ts id fag; E ds 
wahr fenn. 


Chremes. Go erzähle denn. es 


Syrus. Clinia bat feinen Vater weiß —— — Bars 
his fen Die Beliebte Ihtes Clitipbo 5 bestvegen habe er fie 
mitgebradht, damit Sie nicht Dahinter Famen, 

Ehre mte$.. Schoͤn. 

Syrus, An Grnft, lieber Herr? 

Chremes. a ted); vortreflidy. 

Corus. Nun, nun, es gebt an. — Doch bören 
Sie weiter; das Xniffdjen iff noch nit am Ende. „Er⸗ 
ſelbſt habe Ihre Tochter geſehen, unb fep beim erſten An⸗ 


blick von ihren Reitzen geſeſſelt worden, kurz, fiemüfft feine 
Frau werden, 


Chremes, Die, welche id) eben wieder gefunden 
babe? 
Syrus. Eben die. Es wird nicht lange. dauern, 
daß er um fie anbalten läft. nf 
Cbremes.. Warum aber, Cyprus ? denn von dem 
allen verjich’ id) Fein Wort. 
Syrus. Der Hmter! Cie begreifen aud) ſchwer. 
Chremes, . Kann fepn. 
/ Syrus. Zur Hodyeit muß er. ja Geld haben, um 
Brfchmeide unb qus . „ . verftehn Eie? 
Chremes, Für die Braut anzufgaffen? 
Cyrus. Wigtig. 
Ehre 


Ar es yo( x * 
Chremes. Das muß id) dir aber fait ich erbe | 
fie ibis meder geben, nod zufagen. 
Syxrus Nicht ? marum denn? 
Chremes. Warum , fragſt bu? fo einem . 
Sprüs. Nün, nun, nad) Belieben. Meine Sepe 
nung war nicht, daß Sie im Ernſte Ihre Tocpter ibm ges 
ben ſollten, ſondern, Sie ſollten nur ſo thun. 


i Chremes. Nein, nein , dergleichen ift bei mir 
nit Sitte. Karte bu bein Spiel, wiedu willſt, nurmich 
wiſche nicht hinein, Wie? einem Menſchen, dem id) meine 
Sodter zu geben nie willens bin, dem felit 5) fie zufagen ? 

Sprus. Ich mepnte fo. 

Chremes. Mit nidten. , 

Corus. Es hätte fid) füafid) machen faffen ; unb ber 
Qiebanfe fant mir destwegen , meil- Sie vorbin fo aufferors 

dent lich dringend waren. | 

Chremes. Sd gfaub's. 

Syrus. Das fann id) übrigens verfichern , lieber 
Herr, e$ war herzlich qut gemepnt von mir. 

Chremes. nb ich intereffire mid) mehr wie je⸗ 
mals‘ dafuͤr, daß bu bie Cad zu Stand bringeft; nur auf 
einem andern Wege. 

Sprus. Nun gut; etwas Undersalfo, — Aber was 
id) Ihnen da fagte von dem Gelbe, welches Antiphila der 

Bacchis ſchuldig iff, bas muß diefe nun haben. Mancher 
würde freilid) niit Ausflüchten fommen „was fümmert das 
mid? hab’ id) ed empfangen? mar'$ mein Befehl ? konnte 

- fit meine Tochter verpfanden ohne meinen Confené ? ,, Aber: 

— Ihnen, Cbrenies, braucht man nicht erft zu fagen , wie 

, wahr das Cprüd)mort fep: wer's ju genau nimmt mit 

feinem Recht, ift oft ber größte Rechtsberkehrer. 
$4.4. Chremes, 


x 


298 » Ja Mx 
Chremes. Das wäre mir ohnehin nicht eingefallen. 
Sprus. Ja, ſehen Cie, toenn'$ aud) einem Andern 

bingienge, Ihnen geht's nicht bm. Alte Welt weiß, daß 


Sie ein wohlftehender Mann find, der etwas vor ſich ge⸗ 


bracht hat. 
Chremes. Du hoͤrſt ja, ben — will ichs 


ihr bringen. 


Syrus. Laſſen Sie's doch lieber Idren — 

Chremes. Warum denn? 

Syhrus. Weil der nun einmal die Rolle Ded Lieb⸗ 
baberé übernommen bat. 

Chremes. War damit? 

Sprus Die Cade bat mehr Wahrfcheinlichkeit, 
wenn er'é ihr giebt; undich fomme dadurch leichter zu meis 
nem Vorhaben. Dod) ba kommt er felbft; geſchwind, bos 
len fie das Geld, 

Cbremes. ut (aebt binein). 


Sünfter Auftritt x 
Clitipbo, Cyrus. 

Clitipho. Nichte auf ber Welt ift fo leicht, ed wird 
einem fauer, menn man'é ungern thut. Nur der Spas» 
piergang ba, der bod) gar nichts (agen will, moie ſchachmatt 
bat er mid) gemacht ! Und weiß der Himmel, obman nicht 
abermal® mid) fortjagen wird, daß ich meine Bacchis nicht 
feben darf. (erblit den Sprus) Ha, Syrus! módten alle 
Götter im Himmel und auf Erden bid) famt deinem ſchoͤ— 
nen Einfall, famt deiner Erfindung vertilgen. Lauter ſolche 
Dinge bringft bu auf, als wär’ e$ deine Abficyt , mid) zu 
auälen, i 
Syrus. 


—)o( — 299 


Sprus. Gehn Cie, wohin Sie gehören. Bei ei- 
nem Haare wär” id) ins größte Unglüd gefommen durch 
Ihre Leichtfertigfeit. 

-  Gfitipbo, Was gäb’ id) drum, wenn's geſchehen 
wäre? bu verdienft nichts Beflere. 

jud Syrus, Sid) verdiene nichts Seffers ? und warum? 
Bei Gott! e$ freut mich, fo mas von Ihnen gehört zu bae 
ben, inbef das Geld nod) im meinen Händen ift, das Sie 
eben befommen ſollten. 

Clitipbo. Was verlangft du denn, daß id) bir fae 
gen fol ? Du gienaft bin , mir nıeine Geliebte zu holen ; 
unb als fie er(djeint, darf id) ihr nicht nahe fommen. 

Syrus. Nun, nun, mein Zorn bat fid) gelegt. 
Aber wiffen Sie, wo Sjbre Bacchis jest iſt? 

Clitipho. Bei und, 

Syrus. D nein. 

Clitipbo. Wo denn? 

Syrus. Beim Clinia. 

Clítbo. Himmel! 

Syrus. Getrofiz jur Stunde follen Sie dag Gelb 
überbringen, was Cie Ihr verfprocen haben. 

Clitipbo, Schwäaͤtzer! woher? 

Corus. Don Ihrem Vater, 

Elitipbo. Du treibft wohl Kurzweile mit mir, 

Syrus. Der Erfolg mirb8 lehren. 

Clitipbo, Traun! Eyrus, bu bift ein herrlicher 
fSurfj. Mer ift glücklicher als ih? Uber da kommt mein 


. Vater, 


Syru®. Daß Cit mir ja feine Verwunderung gti» 
gem , warum er fo handle. Geben Cie adt auf jeden meis 
ner Winfe; was er Sie heißt , das thun ‚Sie ; unb bei» 
leibe nicht viel gefprochen ! 

Sehhfter 


"30 . — er 
Sechfter Auftritt. — ^ 
Cbremes, Elitipbo, Syrus. — — i 
^ (€bremts.  Cobue ben Glitippo ju fehen) Wo ift denn 
Elitipho? | hw 114: $9 
^ Syrus. (;umGlitippo) Sprechen Sie , bier m | 
. à ! * 


Clibipbo. Hier bin id) mein Vater. } 

Chremes. (jum Sorus) Haft bu ibm gefagt, d 
im Werk ift? 

Spyrus. Bis auf eine Kleinigkeit. 

Chremes. (jun Elitipho) Da nimm das Gerd, und: 
überbring’s. 
^ — €pyruf. (jum Glitippo) Was Reben Sie — Sie 
Klotz? ſo nehmen Sie doch. 

Clitipbo. Guu ſeinem Water) Geben. Sie ber Cen 
plangt das Geld.) 

Spyrus. Jetzt geſchwind hineingegangen mit mir, 
Cie, Herr Chremes, warten bier, bis mir zurück fommen. 
Denn unfer Gefyäft drinnen ift bald abgethan, 


Siebenter Auftritt. 
Cbremes, 


Alf zehen Minen hab’ id) bereits ausgegeben für meine 
Tochter; indeffen bie muß id) ale Koftgeld anfehen. Eben: 
foviel ift erforderlich, fie heraue zuputzen ; unb unter zwei 
Talenten werd’ id) nicht fertig mit ihrer Ausſteuer. Was 
bod) bie Mode nicht fo manche Ungrredtiafeit, fo mande 
S borbeit eingeführt bat! Da that's nun Noth , id) ließe 
alles fieben unb liegen, und fuchte mir einen, um, mas 
id) fo fauer erworben babe, mit ihm zu tbeilen, d 





- )o(— 401 - 
Achter Auftritt. 
Menedemus, Ebremes, 


Menedemus.. (fonmt aus feinem Haufe, ohne ben 
Ehremes jm ichen) Test, lieber Sohn, halte id) mich für 
ben glücklichften Mann unter der Sonne, weil id) (tbe, daß 
du miebtr auf dem rechten Wege bift. 

Chremes. (ilie) Wie er fid) táufdt ! 

-Menedemus. (ſieht den Chremes) Ah, Chremes, 
eben wollt’ ich zu Shnen. Setten Sie meinen Sohn, mid) 
und mein ganzes Haus; Sie fünnen cs. 

Chremes. Was ſoll id) denn ? 


Menedemus. Gie haben heute eine Tochter wieder 
gefunden. 

Chremes. Was damit? 

Menedemugs. Die möchte Clinia zur Frau haben. 


Chremes. Gerehter Himmel! mas für ein Mann 
find Sie? | 

Menedemug, Wie fo? 

Cbremes. Biffen Sie denn nicht mehr , was zwi⸗ 
(den uns war verabredet worden, puncto der Schelmerei, 
die man Ihnen fpielen unb dadurch Gelb abliſten ſollte? 

Menedemus. O' ja. 

Chremes. Eben die iſt jetzt im Werk. 

Menedemus. Was ſagen Cie, Chremes? 

Chremes. Nicht wahr, das Maͤdchen in Ihrem 
Hauſe iſt des Clitipho Geliebte? 

Menedemus. So heißt's. 

Chremes. Und Sie alauben'$ ? 

-Menedemus. Werdings. 
Shres 


= 


302 -5o( -- 

Ehremes. Und Elinia, beift es weiter, wolle meine 
Tochter beirathen, damit, wenn er das Jawort bat, Git 
ibm Geld für Geſchmeide, qus, und mas fonft erforders 
Yid) ift, geben. 

Menedemus, Wahrlich! Sie * recht ; für 
feine Geliebte fucht er das. 


Chremes. Zmeifelsohne. 
Menedemus Ich armer Mann ! fo war denn 


meine Freude vergebens. Doch lieber alles in der Welt, 
als ibn verloren. — Sagen Sie, Chremes, was für eine 
Antwort ſoll id) ipm von Ihnen bringen, Damit er nicht 
werke, id) fey auf der Spur, unb verdrießlidy werde? 

Chremes. Verdrießlich? nein, BNeneDemie ! das 
heißt die Nachſicht zu weit getrieben, 

Menedemus, Simmerbin , Chremed; der fon teat 
einmal darauf angelegt, alſo belfen Sie mir ibn durch⸗ 
führen. 
Chremes. Sagen Sie, tir hätten ung geſprochen; 
Sie hätten bie Heirath aufs Xapet gebracht. 

Menedemug. Gut. Was meiter? 

Chremes, Ich (ep alles zufrieden, ber Eidamı fiebe 
mir an; meinetiwegen fagen Sie auch,/ ic) hätte bas Jawort 


gegeben...» 


Menedemus. (füllt ihm ins Wort) Ha, das war 
ed, was id) wuͤnſchte. 

Chremes. Damit er defto eher feine Forderung 
thue, unb Eie lieber heut als morgen Diefelbe befriedigen. 
Denn fo wollen Sie's ja. 

Menedemus. Allerdings. 

Chremes. Traun! mie ich die Sache anfehe, torre 


den Sie feiner bald fatt haben, ber, roie bem aud) ſey⸗ 
menn 


- )o(-— 303 


wenn Sie Hug find, befommt er’s mit Vorſicht und nicht ; 
auf einmal. 

Menedemus. Gut. 

Chremes. Gehn Sie hinein, und feben, wie viel 
er verlangt. Ich werde zu Haus fepn , falle Cie mid) 


- brauchen. 


 Menedemus: Ganz gewiß; denn Sie follen alles 
erfahren, was vorgefallen ift. 


Sunfter Aufzug. 
Erfter Auftritt. 


Menedemus, Cbremes. 


Menedemusg. ch bin eben Feiner von ben ſchlaue— 
(ten und hellſichtigſten; das braucht mir niemand zu (a. 
gen. Uber da mein Helfershelfer , mein Hofmeilter und 
Präceptor Chremes ift nod) über mid. Die Ehrentitel, 
die man einem ſchwachen Kopfe beilegt — Stock, Tölpel, 
Efel, Bleiklotz — paffen insgefamt auf mid. Auf ihn 
fein einziger; denn feine Einfalt geht über das alleshinaus. 

Chremes. (ins Haus binein ; ohne ben Menedemus 
zu bemerfen) So höre bod) einmal auf, Frau, mit deinen 
Danfgebeten für bie wiedergefundene Tochter bie Ohren der 
Bötter ju ermüben, Oder meynft du vieleicht, fie wären 
toit du, und hörten nichts, was man ihnen nicht bunberte 
mal mwiederholte ? — Aber roo bleibt Syrus fo lange mit 
meinem Sohne? 

Menedemus, Wer iftes, Chremes, der fo lange 
bleibt ? 

Chremes. Ha, Menedemus! find Sie ba? Sagen 


Sie mir, weiß Elinia, was id) Ihnen fagte? 
Menede⸗ 


304 % - )o(— 
Menedemus Von Wort zu Wort. 7 Dar 
: €bremes. Und mas fprab er? 
Menedemus. Stellen Sie fid vor, der dis, d 

erfreut, als cb ibm mit der Hochzeit angeholfen fe. 
Chremes. Ha, ba, ba! un 
Menedemus. Was laden Gi? 16d 


 €bremes. Ich dachte an Die Eigen ws 


e» rus, 
Menedemus, Wirklich? 


Chremes. Selbſt die Geſichter der fcute weiß er 
abzurichten, der Erzſchelm! 

Menedemus. Sie meynen, weil men Sohn fo 
froͤhlich ausſieht? 

Chremes.  Jtatürfidy, 

Menedemus. Sa, ja, da dachte id) auch an, 

Chremes. Schalksknecht! 

Menedemus. Ich bin qut dafür, Sie heißen nd 
doppelt fo, wenn Cie mehr von ber Cade willen. 

Gbremés, Wahrbaftig ? 

DMenedemus, Hören Sie nur, 

Chremes. Still! vor allen Dingen muß id) wiſſen, 
wie viel man Ihnen abgenommen hat. Denn das kann 
ich mir vorſtellen, wie Sie ſagten, Clinia habe die Zuſage 
von mir, wird Dromo flugs ſich haben vernehmen laſſen, 
was die Braut nicht alles brauche, an Pur , an Kleino« 
dien, an Sklavinnen — damit Sie herausrücten möchten. 

Menedemus. Nein. d 

Chremes. Wie? Nein? 

Medenemus. Nein, fage id. 

Ehremes. Uber Ihr Sobn bod? 

Menedemus. Kein Wort, Chremes. Daseinzigr, 
was ibm anlag, war, die Hochzeit möchte heute noch vor 
fid) geben. Ehre» 








; — Jo — 305 


Chremes. Sonderbar ! unb mein Syrus ? hat 
aud) der nichts. . .? 

Menedemus Nichte. 

Chremes. Warum-denn ? 

“Menedemus. Das muß man mido nicht fragen, 
fondern Sie, Gbremes ; . fie wiffen ja ſonſt ſobiel — Aber 
wahr ift es; eben da hr Syrus bat Ihren Sohn fo meis 
fterbaft zugeftugt, daß e& Feiner Seele einfallen — Bac⸗ 
chis fen bie Geliebte des Glinia. 

Chremes. (betreten) Was ſagen Sie? ) 
Menedenus. Daß fie fi füften, fid umarmten, 
‚wie 3totb barum? dag find Sleinigfeiten. 


Chremes. Aber fagen Sie, mie kann bie Verftels 
[ung nod weiter geben? 

SRenebemus. Pah! 

Chremes. Darf ijs nicht wiſſen? 


Menedemus. Nur Gedult! Ganz am Ende meis 
nes Hinterhaufer befindet fiir ein Cabinetchen; in dieſes 
trug man eine Bettftelle nebft Zugebör, 

Chremes. Nun, und mas weiter? 

Menedemus. Wie der Blitz ſchoß Clitipho dar 
hinein. 

Cbremes, Allein ? 

Menedemus. Verſteht ſich. 

Chremes. Mir wird warm. 

Menedemus. Hinter ibm drein unfre Bacchis. 

. €bremes. Allein? 

Menedemus. Berfteht fid), 

ÜChremes. Ich bin des Todes, + 

Menedemus,’ Wie fie drinnen waren, twurde bie 

&bür abgeſchloſſen, 
| ; M Ehre 


306 = yol- 


Cbremes, Ha! unb bas fabe Gfinia? 
Menedemus Warum nit? fo qut ale ich. 
Chremes. Bachig iff die Geliebte meines Sohnes! 
adj, Menedemus, ich gefd)faaener Mann! - 

Menedemug. Wie fo? 

,  €bremes, Kaum für jehen Tage reicht. mein 
Dorrath. 

Menedemug Nun? macht Sie der Umfand 
. bange, taf er feinem Freunde bedient ift? 

Chremes. Sagen Sie lieber, feiner Freundin. 

Menedemus. Sollt' er das? 

Chremes. Zweifeln Sie dran? Wo iftber Menfch, 
der die Gefaͤlligkeit ſoweit treibt, mit eignen Yugen zuzuſe⸗ 
ben, wenn ein Andrer fein Madden .. .?. 

Menedemus. Ha, ha, ba! marum nicht ? um mid) 
befto deichter hinter’s Licht zu führen, 

Chremes. Sie fpotten ? wohl hab’ ich Urfache, über 
mich felbit erboßt zu ſeyn. Was trieben fie nicht alles, 
woran ich's hätte merken können, wär’ id) nicht frodibumm 
^ geroefen! mie viel hatt’ ich geſehen! o ich Unglüdlicher ! — 
Aber bei Bott und bei meinem Leben ! das follen fie mir 
nidt umfonft gethan haben; nein, von Stund’ an... 

Menedemus. Wollen Cie fid) nicht mäffigen ? 
nicht ſchonen ? bin ich Ihnen nicht Beifpiels genug ? 


Ehremes. Menedemus, id) bin ganz auſſer mir 
vor Zorn, — 

Menedemus. Und das fpreden Sie? pfui ber 
Schande! andern wollen Sie ratben , auffer Ihrem Haufe 
find Sie Hug, und fönnen fid) felbft nicht helfen! 

Chremes. Was foll ij anfangen? 








4T 
Mene 


—— om 307 


—. Menedemus. Das nàmlide, was Cie bei mir 
vermißten. Er muf es fühlen, daß Sie Vater find; muß 
bas Herz haben, Ihnen alles zu vertrauen , Sie um alles 
" enjufpreden. Sonft möchte er zu einem andern Mittel 
feine Zuflucht nehmen, und Ihnen fortlaufen. 

Chremes. Geh’ er lieber, foweit feine Füße ihn 
tragen, der Lotterbube , als baf er hier feinen Vater an 
den Betteljtab bringen fol. — Menedemus, wenn id) den 
Aufwand ferner beftreiten foil , dann fann id) im Ernft die 
Sade jur Hand. nehmen. 

 Menedemus, Sochte, facte! fonft ift Ihres Vera 
druffes fein Ende. Sie werden gewaltig aufbraufen, und 


^ 


bernad) doc) verzeihen — aber fo dankt's Ihnen fein 
Menſch. 

... Chremes. Ah, wenn Sie müßten, tie toll mie 
der Kopf ift? 

Menedemug Meinetwegen denn. — Uber wie 

fichts mit meinem Anliegen, daß Elinia Ihre Tochter zur 
Zrau befomme? — ober mi(fen Sie ihr vieleicht etwas 
Beſſeres. 


Chremes. Bewahre! der Eidam und die Verwand⸗ 
ſchaft ſind mir anſtaͤndig. 

Mene Demus, Wie ftarf wird die Mitgabe fenn ? 
damit i6 meinem Sohne fagen fann. — Darum feine 
Antwort? 

Cbremes. Die Mitgabe? 

Menedemus. a bod. 

Chremes. Ah! 


Menedemus. Chremes, fepn Sie unbeforat, wenns 


etroa nicht viel ift 5 auf Die Ditgabe fommt es uns nicht 
an, 


N 


l2 ! Chre⸗ 





308 76€ cs ; 


Chremes. Sch dachte, für meinen Zufand fenen 

zwei Talente genug. Aber,‘ um mid), mein Vermögen 
unb meinen Sohn zu retten , tbun Cie mir den Gefallen 
und fagen, Hab und But fe» zur Mitgabe beftimmt von 
mir, 

Menedemus. Was madhen Sie? , 

Cbremes. Stellen Sie fid) betroffen darüber; nod) 
mtbr , fragen Cie ibn, mie id) dazu fomme. 

Menedemus. Ja ich weiß aber felbft nicht, was 
Cie damit wollen. ] ! 

Cbremes. Was id will damit? ber Burſch, ber 
jest in alten Lüften erfoffen ift, foll mir fo zahm und 
mürbe werden, daß er nicht weiß, roo aus nod) ein. 

Menedemus. Was fangen Sie an? 

"Cbremes, Still! laſſen Sie mid) diesmal meinem 
Kopf folgen. 
Menedemus. Warum nit? — Alfo bleibt’s bas 
bei? 

Cremes. Lnfehlbar. 

Menedemus So mag’s denn. 

Chremes. Sagen Sie Ihrem Sohne, daß er fo» 
gleid) 9Inftalt made, bie Braut zu holen. — Den Bure 
fen — es ift ja mein Kind — will id) durch Dream 
gen firre machen; aber ben Corus... 

Menedemus. Nun? und? 


Ehremes. Bei meiner Ehre! den will ich 5 
machen, ihm ſolchergeſtalt ben Kopf mwafchen » daß er Zeit» 
lebens an*mid) benfen fot, Der Kerl will feinen Epaf, 
feine Kurzweile mit mir treiben ! Bei Gott! feiner Witte 
frau hätt et das Herz haben dürfen, fo — wie 
er mir getban bat. 

—* 





i195 C | 309 
Zweiter Auftritt, 
Clitipbo, Wenedemus, Cbremes, Cyrus. 


.Gfitipbo. Iſts möglih, Menedemus? bat mein 
Vater in fo kurzer Zeit alle natürliche Empfindung gegen 
mid) erftidt ? und warum ? was habe id) denn fo Abſcheu⸗ 
liches verbrochen ? etwas Alltägliches, 

Menedemus. Ihnen freilich muß die Behandlung —- 
doppelt empfindlich unb araufam fallen, da Sie ber Gegen» 
ftand davon find, Aber der Eindruck, den fie bei mir er» 
regt, ift nicht minder ſchmerzhaft. Was er damit mil, 
geht über meinen Begriff ; foviel inbeffen feyn Sie verfie 
dert, meine Wuͤnſche für Ihr Wohl find bie lauterften von 
der Welt. — 

Clitipho. Sagten Sie nicht, mein Vater wäre 
bier ? 

Menedemus. Da ftehter. (ab) 


» 


Dritter Auftritt. 
Cbremes , Elitipbo, Syrus. 


Chremes. Was führft du Klage über mich, Cli» 
tipbo? mit allem, was bier gefcheben ift , wollte ich bir 
und deiner Thorheit zu Hilfe fommen, Ich habe gefun« 
den, bu bift ein feichtfinniger Menfch , ben meiter nichts 
rührt, als road für ben Augenblik ibm Vergnügen madft, 
ben der &ebanfe an bie Zufunft niemals anfiht. Daher 
ift bie Einrichtung fo getroffen , daß bu meder barben , nod) 
‚mein Ermorbenes durchbringen Fannft. Du felbft haft es 
unmöglich gemacht , bid) in den Beſitz desjenigen , was 
bir von Rechtswegen gebührte, zu fe&en ; al(o wendeteich 

M3 mich 


310 | — ,0o(— 


mid) an deine nächften Verwandten , deren Händen nun 
alles übergeben und anvertraut ift. Auf biefe Art, Elitie 
pbo, bleibt dir bei deinen Verirrungen ſtets eine Sufudt; 
»Brod, Kleider unb Obdach. 
Clitipbo. Geredter Himmel! 


Chremes Beſſer fo, als daß bu e$ erbeft , und 
der Bachis anhaͤngeſt. 


Syrus. O mehe! was für Herzeleid hab’ id) tviber 
SDerboffen , angerichtet, id) Elender! 


Clitipbo. Ach baf ich todt wäre! 


Chremes, Lerne zuerft Buͤrſchchen, mas es beifit, 
leben. Wenn bu Das weißt, und es fieht bir nicht an in 
der Welt, dann maaft bu fo ſprechen. 

Corus. Here, ift es eergónnt, ..? 

Chremes. Mede. 

Sprus, Aber ohne Gefahr. 


Cbremes. eb. " 


Syrus. it bas nicht eine Ungerechtigkeit , eine 
Tollheit, was id) verbrodyen babe, ibn buͤßen zu faffen ? 

Chremes, Stil! laß bid) unverworren damit, Kein 
Menfh, Sprus, führt über dich Klage; Du braudbft rote 
der nad) einem Altar, nod) einem Vorfprecher bid) umzu⸗ 
febın. 

Corus, Was made Sie? 


Chremes, Ich bin im geringften nicht böfe, meder 
auf dich, mod) auf ibn ; aber eben fo wenig habt ibr'é 
Urfache, über mid) unb mein Benehwen. (u) 


Dier: 





E 3o( — 311 
Vierter Auftritt. 
Syrus, Clitipbo. 


Syrus. (im nachſehend) Fort iſt er. Ach! hatt’ 
ich ibn bod) gefragt ... . 

- €titipbo. © Was denn, Cyrus? 

Cprus. Wer mir zu effen geben wird ; denn von 
ibm find wir verftoßen. Sie freifíd) finden das bei Ihrer, 
Schweſter. 

Clitipho. Ha, Syrus! fo weit wäre es gekom⸗ 
men, daß mir Mangel drohet? 

Cyprus. Falls wir nur das Leben behalten, bann 
hab’ ib Hoffnung . .. 

Clitipbo. Und toefdje ? 

— Chorus. Daß wir brav Hunger leiden werden. 

Clitipbo. Du magft nod ſpaſſen, bei einer fo wich⸗ 
tigen Beranlaffung, unb fomnift mir gar nicht zu Hilfe mit: 
Deinem Rath! 

Syrus. Ja bod; da bin idyeben dran. Die aanze 
Zeit, als Ihr Vater fprad), gieng mir bad im Kopf here 
um, und fo weit meine Gínfid)t reiht . . » 

Cíitipbo. Nun? 

Sprus. Wird es nicht weit zu fuchen feyn. 

Clitipbo. Wie fo? 

"Sprus. Ja, ja; ich glaube , Sie gehören ihnen 
nidt an, den Leuten da 

Cfitipbo. Wie fommt dir ber Gebanfe, Syrus? 
bift bu flug ? 

Corus. Ich will Ihnen fagen , wie mir's bor» 
Temmt; Sie mögen drüber urtbeilen. So lange die Leute 
weiter niemand hatten, feinen Gegenftano zum Vergnügen, 

M 4 ber 


312 =. — 


beri ihnen naher war, ba waren Sie der liebe Sohn , da 
gewährte man Sbnen alles. est, nadjbem Die ächte Toch⸗ 
ter fid) wieder gefunden bat, fand fid) zugleich ein Dor- 
wand, Sie auszuftoßen. 

élitipbo Es läßt fid) hören. 

Syrus. Meynen Sie, der faf(dje Tritt , den Sie 
jest tbaten, babe ibn fo aufgebracht ? 

Cíitipbo. Schwerlich. | 

Syrus. Nodeins. Gonft , wenn ber Sohn tt» 
was verfieht, halt die Mutter ibm die Stange, madıt 
feinen Beiltand, wenn der Vater hinter ibn. mil. Davon 
ſeh ih nichts. 
Clitipbo. Wohl wahr. Mas fon id) alfo thun, 
Cyprus? 

Sprus Bringen Cie diefen Verdacht bei ihnen 
ftlbít an; fagen Sie's gerade beraus. ft es grundiosr 
bann wird unverzüglich in beiden das Mitleid fid) regen? 
ám andern Fall erfahren Sie ore wahren eltern, N 

€litipbo. ubaft ret; id mis tbun. (ab) 


Sünfter Auftritt. 


Pyros. 

Der Gedanke fam mic sedit erwuͤnſcht, denn je Mein» 
mütbiger der junge Menſch fib. zeiget , Defio leichten wird 
er den Frieden mit feinem Vater auf qute. Bedingungen ju 
Etand bringen. Wer weiß, nimmt er nidjt aud). eine 
Frau? Dem Corus indeifen fann das nichts frommen. Uber 
was giebts Dort? unfer Alter fommt. Da mad) ich mid 
aus bem Staube. Nad) dem, was vorgefallen ift, wun⸗ 
bett mich's, bof er nicht ben Augenblick mid, bat feft ma» 
den laffen, Ich muß, benfe ich, zum Menedemus geben; 

der 





—)e(— 313 


ber foll mein SDorfpreder fern. Denn unferm Alten trau’ 
ich nicht im. geringften. (ab) 


Sechſter Aufteitt. 


Softrata, Cbremes. 


Softrata. Cim Geipräch mit ihrem Gatten beariffem) | 
Das fag" id) dir, Mann, überlege es wohl, oder bu machſt 
deinen Sohn unglücklich. Wahrhaftig! id) begreif's nicht, 


wie Du auf einen fo albernen Einfall gerathen fonnteft. 


Cbremes. Gprichft bu nod) immer tvie ein Weib?‘ 


Wenn bod) nur einmal in meinem ganzen feben der Fall 

gefommen wäre, wo du mir nicht das Widerpart gehalten 

hätteft, Softrata! und was gilts ?" fatis id) fragte, worin 

eigentlich mein Verſehen liege, oder warum id) fo handle? 

dann würde die Närrin felbft nicht roiffen, weswegen fie fo 

trotzig fid) widerſetzt | 
Softrata.. Sd) wüßte nit... .? 


Chremes. Meinetwegen denn aud; lieber, ale daf | 


ich dein Geſchwaͤtz noch einmal höre. 

Coftrata. Geh, bu bift ein unbitfiger Mann; in 
einer fo wichtigen Angelegenheit ſoll ich ſchweigen. 

Chremes. Ber verlangt denn das? rede nur. Es 
bleibt ja doch Dabei? 

Softrata. Es bleibt dabei? 

Cbremes, Unfehlbar. 

Sofirata. Ah, fieb nur, mas für Unheil bu bae 
burd) anrichteit. Der Burſch bat ſich's in ben Kopf geſetzt, 
er gebe uns nichts an. 

Chremes. Er gebe uns nidts an? wirklich? 

Softrata. Ja, ja, lieber Mann; ohne Scerj. - 

Us Chre⸗ 


314 — ades E 


Chremes. Laß ibn brauf. 

‚Softrata. Bebüte der Sin —* die 
meine Feinde thun. Ich fol meinen Sohn, meinen leibli« 
dn Sohn, drauf faffen, er gehöre mir nicht an? 

Chremes. Gi, ei! du fürchteit wohl gar, der Be- 

/weiß , daß er dein fen, möchte dir ſchwer fallen. 3 

‚Softrata. Meynſt bu, meil meine TRAM 

Np gefunden bat ? 


Gbremes.- Nicht bod, id Aio pou teiftineren 


Grund, gegen den Fein. Menſch etwas einwenden wird; die 
Aehnlichkeit des Charaktere. Denn darin gleicht ihr qud 
mie ein Gi bem anbern 5 er bat feinen einzigen Sebler, 
den die Frau Mutter, nicht, auch hätte. , Und mo ift. ‚das 
Weib, auffer dir, pon dem fo. ein Srüdten fi ertpgrten 
ließe? Dod; ba fommt er felbft; taufend, tie gravitaͤtiſch! 
wer ihn fo fieht, ſollte glauben, e$ wäre fein Ernft, 


Sicbenter Auftritt. 
Clitipbo, Softrara, Eoreme, 


Gfitipbo. War je eine Zeit, Mutter,‘ tvo ich Ih⸗ 
nen Freude madjte, mo Cie mit Veranügen Ihren Sohn 
mich nennen hörten, fo befchmwöre ich Cie, wedenfen Sie 
daran, und (djenfen Ihr Mitleid einen armen Verlaffenen. 
Die einzige Bitte, den einzigen Wunfc gewähren Sie mir 
nod, meine Yeltern mid) roiffen zu laſſen. — 

Softrata. Ums Himmels, willen, lieber Sohn, 
verbanne Doch den Gedanken , du fenft andrer Leute Kind! 

Clitipbo. Das bin ich. | 

Softrata. Wehe mir! das alfo war dein Unlies 
gen ? o möchteft du fo gewiß mich und ihn überleben, als 

"tu 


| 





Moe c 315 
bu von ung beiden erzeugt biſt! und wenn du mich lieb 
haft, fo laf mich nie twieder dies Wort von dir hören, ; 


Gbremee. Und. mid) — wenn bu Furcht bor mir | 
haft — laß nie wieder diefe Aufführung an dir gewahr 
werden, 

Clitipbo. Was für eine? : - 

Cbremes. Du willſt eg wiffen? gut. Du bift ein 
Haſenfuß, ein Taugenichts, ein Raͤnkeſchmied, ein Schlems - 
mer, ein Hurenjäger, ein Praffer. Das kannt du mic- 
glauben , unb jugleid), daß du unfer Sohn bilt. 

- Clitipbo. So kann fein Vater fprechen. 

Cbremes, Und wenn bu aus meinem. Haupte ges 
boren wäreft, Clitipho, auf die namliche Art , mie Dis 
nerva vom Jupiter, bennod) würd’ id) mid) dafür bedan— 


fen, daß dein liederliches Leben mid) in. Schimpf unb 
Stande bringen ſollte. 


Soft rata, Da fen der Himmel vor! 
Cbremeé. Der Himmel — was ber tbut, weißicd) - 
nicht 5 "aber was in meinen Kräften fiebt, daran ſoll nichte 
geſpart werden. Du ſucheſt, was du haſt, deine Aeltern; 
aber road. bir fehlt, ſucheſt bu nicht: deinem Vater gu Wil⸗ 
ten ju leben , und, was ibm ſauer geworden iſt, zu erhal⸗ 
ten. Welche Frechheit! mich zuſehen zu laſſen, wie du mit 
einer „.. Pfui! ich mag in Gegenwart deiner Mutter < 
das gar(tige Wort nicht nennen; aber du triebeft die ſchoͤnen 
Dinge, und dachteſt nicht daran, bid) zu ſchaͤmen. 
É Clitipbo. Ach rie fühle id jet meine Nichtswuͤr⸗ 
digkeit fo tief! ba der Schande! mo fol ich's anfangen, ihn 
twieder gut zu machen ? 


Letzter 


316 — ye(- 
Lester Aufteitt. 


Menedemus, Cbremes, Elitipbo, So 
firata. 


Menedemug. Nein, nein, das geht ju weit, toit 


Shremes den armen Burfchen peinigt; es ift nicht anzufee ⸗ 


ben länger. Ich muß nur geben, unb rieden ftiften. 
‚Schön! da find fie beide, 

Chremes. (erblickt ihn) He, Menedemus, warum 
laſſen Sie meine Tochter nicht abholen, und machen die 
zugeſagte Mitgabe rechtskräftig? 

€oftrata. Ah, lieber Mann, tbu' e$ bod) nicht! 

Glitípbo. Beſter Vater, verzeihen Cie! 

Snenebemus, Schenken Cie ibm bicémal , Cre 
mes; mir ju Liebe ! 

Chremes. Bie? Hab und Gut ſoll ich mit Willen 
unb Billen der 3Bacdjis anhängen ? nimmermehr. 

Menedemus. Davor wollen wir fdyon fenn. 

€litipbo. Water, wenn Sie meinen Tod nicht wol» 
len, fo verzeihen Sie. 

Qoftrata, Thu’ es lieber Chremes! 

Menedemus, Freund Coreug i nicht fo flarr- 
topfig! - 

Chremes. Je nun? ich fehe wohl, e$ ift mir nicht 
vergöonnt, meinen Plan durchzuſetzen. 

Menedemus. So ein Betragen macht Ionen Ehre. 

Cbremed. Uber mohlgemerft ! nur unter der Br 
bingung geb’ ich mein Wort, wenn er tbut, mas id) für 
feine Schuldigfeit halte. 

Clitipbo. Befehlen Sie Vater; ich bin bereit zu - 
allem. - 


Cbremes, Du fotl tben, 
u ſollſt beuratben ei 





—5o( — à; 311 


Cfitipbo. Water! 

Chremes. Leine Einwendung! —— : 
Menedemus. Ich nebm'8 auf mid); er thut es. . 
€bremed, Und er felbft ift tumm? 

Elitipho. Himmel! 

So ftrata. Kannft bu bid) nicht entfchließen , Clie 


o? 

Chremed. Nun, nun, er bat bie Wahl. 

Menedemus. Er wird fid) alles gefallen faffen. 

Softrata. Der Schritt, lieber Sohn, den du jest 
tun fetft, ſcheint bedenklidy, fo lange einem die Cade 
nod) neu unb fremd ijt 5 aber ift man nur erft befannt da= 
mit, dann wird alles blutleicht, 

Clitipbo. ch bin'e zufrieden, Vater. 

Goftrata. Traun! guter Sohn, du fotlít ein allere 
fiebftes Kind haben; das bir ficher gefallen wird; da des 
Nahbars Phanofrates Tochter. 

Clitipbo. Wie? ben Rothkopf, das Glotzauge, 
das Welſchenei⸗Geſicht, die Habichtönafe ? unmöglich, 
Dater. 

Chremes. Sieh mir den Leer! man fotíte ſchwoͤ— — 
ten, da fen er in feinem Sade. 

Goftrata. ine andre alfo. 


Clitipho. Je nun, toenn e$ bod) einmal gefreit 
(ton muß, fo weiß id) obnaefábr eine, die mir anftebt. 

Softrata. Ab brav, lieber Sohn! 

Elitipbo, Des Nahbars Archonides Tochter. 

Softrata. Vortreflih! — 

Elitipbo, n. nod) eins! 

€bremes, Und? 

Clitipbo, Berjeihben Sie bem Syrus, was er mi 
gu Liebe gethan bat. | : 

€bremes, Gut. — (an hie Zuſchauer) Ihnen, meine 
"HP mün fd)" id) mobl ju leben, unb uns -— Ihren 


all. 
— — 


Lieber 


313 * — )o(— | "^" | 


[o] 


Ber. Ueber NEE 
X den Chbarafter _ iv 
des 
Gelbfüpeiniger£. 


— ND, 

^ ; 
Ge Cbarafter des Menedemus, ber Hauptperfon in bite | 
fem Lufifpiele , ift allerdings feiner bon den atltäglichen 5 
aber nichts weniger als unnatürlid) unb für bie Schaubühne 
unbraudjber. Zwar haben Maͤnner von anerfanntem 
Carffinne diefen Vorwurf gegen ihn aufgeſtellt; eine 
Veranlaſſung für bie Freunde und Bervunderer ber Teren« 
zifchen Stufe, jenen Charakter genauer zu entwickeln unb 
tiefer im ihn einzudeingen. Da e£ dergleichen Unterſuchun⸗ 
gen hauptſaͤchlich find, twodurd Das böbere Studium des. 
Dichters befördert, unb der Gefdimad an dem verfiedteren 
Schönheiten deſſelben genährt wird , fo halte id) e& für 
Pflicht , meine Lefer mit demjenigen, mas wider und für 
den Charafter des Zeautontimorumenos gefagt worden 
ift, befannt pr machen. 


Die Gegner deſſelben find zween in | Vien dad be» 
teutenbe Männer — Dideror unb Marmontel. Jener 
erffärt fid darüber ( Les Oeuvres de Theatre de M. Di- 
derot T. I, p. 174. ) folgendermaßen. - 


n Tit komiſche Gattung bat Arten, und die tragifche 
hat Individua. Ich reiff mid erflären. Der Held einer 
. Tragödie ift der und der Menſch: es ift Regulus, oder 
Brutus 





Ap Me 319 


SBrutud , oder Cato, unb fonft fein anderer. Die bore 
nebmfte Perfon-einer Komödie hingegen muß eine grofe An« 
zahl vor Menfchen vorftellen. Gaͤbe man ihr von ungefähr 
eine fo eigene Phyſiognomie, daß ihr nur ein einziges In— 
dibiduum ábnlid) ware, fo würde die Komödie wieder in 
ihre Kindheit zurücktreten. — Seren; ſcheint mir einmal in 
diefen Fehler gefallen zu fenn.. Sein Hrautontimorumes 
nos ift ein Vater, ber fid) über den gewaltfamen Entfchluß 
graͤmet, zu weldhem er feinen Sohn durdy übermäßige 
Strenge gebracht bat, und der fid) deswegen nun felbft bee 
ftraft, indem er fid) in Kleidung und Speife kuͤmmerlich 
hält, atten Umgang fliehet , fein Gefinde abfdjafft, und 
das Feld mit eigenen Händen bauet. Man fann gar wohl 
fagen, daß es fo einen Vater nicht giebt. Diegroßte Stadt 
wuͤrde faum in einem ganzen Jahrhunderte Gin Beifpiel eis 
ner fo feltfamen Betrübniß aufzumeifen haben. j, 


Diele Aehnlichkeit bat damit, was t1Tarmontel ( Poe- 
tique Frangoife, T. II, p.380.) einwendet. 


Man bemerfe, in Ruͤckſicht auf den Terenz, daß zur 
Waohrſcheinlichkeſt eines tragifhen Charakters oder Stoffe 
die Möglichkeit hinreichend ift5 nicht fo zur Wahrheit fomi« 
fder Charaktere. Hier darf fein Vater, wie e8 ihrer geben 
fann, fondern ein Vater, roie es ihrer giebt; bier darf fein 
Individuum, fondern eine gan andere Art jum Modell ges 
nommen werden. Gegen biefe Regel verftößt der allzu 
eigentbümfid)e Charakter des Selbſtpeinigers.“ 


Dagegen fagt einer der tiefeindringendften und fehärfe 
ften Kunftrichter, Zome in den Grundfägen der Kritik, 
Tb. 1, ©.283.: Terenz bat die Gewiſſensangſt und bag 


"Derfangen der Selbfibeftrafung, das fie einſchließt, mit pite 
[er 


320 — EE EE LE 


qq ^" 


ler Feinheit aefchildert — Eine Semerfung , die ebender» 
felbe in den Verſuchen über die erffen Brände der itt» 
lichkeit and der narürlichen Religion, X5. I, ©, 10, IL, 
macht, verdient ebenfalls hier angeführt zu werden, 


„Jeder muß bemerkt haben, daß e$ der Peibenfdjaft 
des Kummers, wenn fieeinen boben Grab erreicht bat, eie 
gentbümlid) iff, altes ju vermeiden unb zu fliehen, was 
nur irgend dahin zielt, Erleichterung oder Troft zu geben. - 
Der Traurige ftürzet fid) alsdenn freiwillig ins Unglück / 
burd) eine Art von Sympatbie mitder Perfon , bie er bte 
trauert. Warum follte id) g(ücflid) feym, ba mein Freund 
nidt mehr ift ? bas ift bie Sprache biefer Leidenfchaft. In 
tiefen Umftánben wird ber Menfc wirklich ein Selbfiguäe 
ler. Und bier treffen rir auf eine befondere Erfdyeinung — — 
in der menfchlichen Natur: eine Begierde nad) Schmerz; 
eine Neigung fid) felbft elend zu machen. Dieß gebt nod) 
totiter , als der Selbftmord, 4 






Niemand aber bat den oben angeführten Vorwurf bed 
Diderot treffender beantwortet, als Leſſing ( Dramaturs 
gie Th. Il, S. 276. ff.), der vor allen hier gehört zu wer⸗ 
den verdient. 


ji Wenn der Charakter des Heaufontimorumenos twirks 

lid) zu tadeln ift: fo trifft ber Tadel nit. ſowohl ben Tes 
renj, als den Menander. Menander war der Schöpfer ^ _ 
beffelben s unb diefes allein fchon hätte, mid) wenigſtens, 
abgefchredt, ben Terenz Desfals ju. verdammen, Das » 
Miracles u Su, 222777 "T 177797 weriger dpimmrans, +) 
ift zwar frofliger , als witzig gefagt : bod) würde man 
té 


a————— . ————— 
9) Wienander und Leben = wer von euch beiden war Fachat 
mer dee antem? 


B 


— ) o( = 321 
Charaktere ju (dildern im Stande mre; toobon ; d in 
der größten Stadt faum in einem ganzen Jahrhunderte 
ein einziges Beifpiel zeiget ? Zwar in hundert und mehr 
Stüden könnte ihm aud) wohl Eın folder Charakter ente 
fatten fepn. Der frudjtbarfte Kopf ſchreibt fid) feet; unb 
wenn bie Einbildungsktaft fid) keiner witklichen Gegenſtaͤnde 
der NRachahmung mehr erinnern fann ſo komponirt fie 
deren feloft , welches denn Freilich meiſtens Karrifaturen 
werden. Dazu will Diderot bemerkt haben ; daß ſchon 
Höragı der einen fo befonders zaͤrtlichen Geſchmack hatte; 
den Fehler j toobon die Mede ijt; eingefehen, und im Vor⸗ 
beigehen; aber faft unmerllich, getadelt habe; 


Die Stee foff die in der iieiten Satire des erſten 
Fuchs ftn, wo Horaz jeigen toil; „daß bie Narren aug 
einer Uebertreibung in die andere entgegengefebte zu Fallen 
pflegen. Fufidius, fagt er, fürdjtet für einen 3Serfdymene 
ber^gebalten zu werden, Wißt ihr, mas er thut? Gr leihet 
imonatlid) für fünf Procent, unb macht fid) int voraus bra 
zahlt. Je nótbiger der andere das Geld braucht; defto 
miehr fordert et. Er weiß die Namen aller. jungen Leute; 
bie von gutem Haufe find ; und ibt ih: bie Welt treten; 
dabei aber über harte Väter zu flagen haben. Vielleicht 
aber glaubt ihr, ba diefer Menſch wieder einen Aufwand 
mache, der feinen Einfünften entfpricht 1. Weit gefebitz 
Er ift fein graufamfier Feind ; unb der Vater in der Kos 
moͤdie/ der ſich wegen der Entweichung ſeines Sohnes be⸗ 

aft , fann fid) nicht ſchlechter quálen : non fe pejus cru- 
Eaverit,,, — Diefes ſchlechter, dieſes pejus, wi Dite» 
tot, ^ bier einen doppelten Me haben 5 einmal (etl e& 
| Auf 


322 db a ia Ac 
auf ben Fufidius, unb einmal auf ben Serenj geberis ber» 
gleichen beiläufige Hiebe, mennet er, waͤren bem Charakter 
des Horaz vollkommen gemäß. 


Das ?ete fann ſeyn, ohne fid) auf bie vorhabende 
Stelle anwenden zu laffen. Denn bier, bünft mich, würde 
bie beilaufige Anfpielung den Hauptverftande nachtheilig 
werden. Fufidius ift fein fo grofer Narr , wenn e8 mehr 
(olde Narren giebt. Wenn fid) der Vater des Terenz eben 
fo abgeſchmackt peinigte , wenn er eben fo wenig Urſache 
hätte, fid zu peinigen, al8 Fufidius , fo tbeilt er das 
Lächerliche mit ihm, und Zufidius ift weniger feltfam und 
abgeídmadt, Nur alsdenn, wenn Zufidius ohne alle 
Urfache eben fo hart unb graufam gegen fid) felbft ift, als 
der Vater des Terenz mit Urfadye ift; menn jener aus 
fdmubigem eise tbut , mas diefer aus Reue unb Bes 
trübnif that: nur alsdenn wird ung jener unendlich lächers 
licher und verächtlicher , als mitleibéroürbig mir biefen fine - 
den. 


Und allerdings ift jede grofe SBetrübnif bon der Art, 
toit bie Betrübnif biefes Vaters: bie fid nicht felbft vers 
gift, bie peiniget fid) felbft. Es ift miber alle Erfahrung, 
baf faum alle hundert Syabre fid ein Beifpiel einer ſolchen 
fBetrübnif finde: vielmehr bandelt jede ungefähr eben fo; 
nur mehr oder weniger, mit biefer oder jener Veränderung. 

Cicero 


Ec. 


^ 
i 


—)9( -— 323 
Cicero batte auf bie Staturber Betrübniß genauer gemerkt; 


‚er fahe daher in dem Betragen des Deautontimorumenos 


nichts mehr, als was. atle Betrübte ,.. nicht blog von bens 
Affecte bingeriffen, tbun, fonbern auch bei. fälterem Ges 


"Blüte fortfegen ju müffen glauben *). Haec omnia redta, 
‚vera, debita putantes;; faciunt in dolore ;: maximeque 
declaratur, hoc quafi officii judicio fieri , quod fi qui 
forte, cum fe in luctu. effe vellent, aliquid fecerunt 
"humanius , aut ſi hilarius locuti effent ; reyocant fe rur- 


fus ad moeftitiam , peccatique fe infimulant , ‚quod do- 
lere intermiferint ; pueros vero matres et magiílri ca- 


fligare etiam folent, nec verbis folum, fed' etiam ver- 


beribus, fi quid in domeftico luctu hilarius ab iis factum 
eft, aut dictum: plorare cogunt, (Quid ile Terentia. 
musí dauror perm: id eft, ipfe fe mae 


Menedemug aber, fo heißt der Gelbftpeiniger bei dem 
Seren, hält fid) nicht allein fo hart au Betruͤbniß; fon» 
bern , warum er fid) aud) jeden geringen Aufwand vertveis 
gert, ift bie Urfache und Abſicht vornámlid) biefes : um 
defto mehr für den abwefenden Sohn ju fparen, und dem 
einmal ein defto gemächlicyeres Leben zu verfidjern , ben er 
n gegroungen , ein fo ungemádjlidjed zu ergreifen. Was 

Xa ift 





... *) Tufc. Quaeft, L. III, c. 27. 


$a. ^ er jol— 

ift hierin, tva nicht hundert Väter thun würden? Mepnt 
aber Diderot, Daß das Eigene und Seltfäme darin beftehe, 
daß Menedemus felbft hackt, felbft gräbt y felbft adert ſo 
bat er wohl iri Der Eile mehr an unfere neueren , als an 
bie alten Sitten gedaht. in reicher Vater itziger Zeit 
wuͤrde das freilich nicht fo leicht thum: denn die wenigſten 
wuͤrden e$ ju tbun verſtehen. Uber bie wohlhabendſten, 
vornehmſten Roͤmer und Griechen waren mit allen laͤndli⸗ 
chen Arbeiten bekannter, und ſchaͤmten fid) ne ſelbſt 
Hand —— u I n 5e 


Qulest hat * Profeſſor Briegleb dem Charakter 
des Xjeautontimorumenos, in einer ju Coburg. 1779 et» 
ſchienenen Einladungsfchrift , eine lefenstoertbe Unterſu⸗ 
dung gewidmet, bie aber zu ausführlich ift , um bier ei» 
nen Play zu finden. Doc babe id) einige — aus 
berfelben berüber genommen. 





Anmerkungen 


zum 


Selbſtpeiniger. 





»f 


— 


= ——— 327 





Prolog. 

Mie der Dichter dazu gekommen fey, einem alten Manne 
ote Rolle susutbeilen , welche (onft jungen Leuten eigen iff 
— Cur parteis feni poeta dederit, quae funt adolefcen- 
tium, Diefe Stelle, fo mie viele andere lebret , daß ge« 
roóbnlid) junge &djaufpieler den Prolog recitirten. Man 
finder biefe Note bei Alten und Neuern. Dffenbare Vers 
mechfelung ijt es alfo, wenn die Dacier bor den Perfonen 
ber Andria von dem Prolog fagt ; c'etoit ordinairement 
le maitre de la troupe. Dies war, wie bier, bie Auge 
nahme. 

— Laffen Sie mido erfi davon reden — Id pri- 
mum dicam, Dies gefdiebt, nad) vorausgeſchickter furzer 
Notiz des Luftfpiels, 3D. 1o. ff. 

— Alsdenn von meinem Anliegen an Sie — De- 
inde, quod veni, eloquar. Von V. 16. an. 


— geautontimorumenos — Go beift das Stuͤck 
bon £«vzes , er felbft, und rızegsuei, ich ſtrafe, ich vácbe. 
Ipfe fe puniens, überfe&tes Cicero Tufc. HI, 27. Der 
Alte will námlid) bie harte Behandlung feines Sohnes an 
fid felbft rächen, Wie er das anfange, ſagt uns tene 
bemu$ — denn bief ift ber Name von der Hauptperfon in 
diefem Stüde — ausfübrlid) in der allererften Scene, 


— Der Stoff iff aus einem einzigen ariechifchen 
Luſt ſpiele entlebnt, und noch von feinem Römer bear: 
beitet — Ex integra Graeca integram comoediam ho- 
die fum acturus — ch folge in der Erflärung diefer 
Worte dem (Eugrapbius , fo wie einer Randgloffe, die 

' Xa Sacr» 


* 


I 


328 | cw yet m 


Saernus in bear Bembiniſchen Codex dieſer €tetle beige 
fhrieben fand, und welche er nebft andern für eine Note 
des Donat hielt. S. aud) die Zweibr. b. b. St. v3 


— fEg Eommt darin eine Doppelte Intrigue yof u 
Duplex quae ex argumentö fscto eft duplici, Go, meyne 
ich, mürben wit nad) unferer heutigen Kunftfpradye reden. | 
Man vergleiche zu diefer Aufferft ſchweren und febr verſchie· 
den gedeuteten Stelle die fine Note der Sweibräder 
Der ic) in Sinn und Lesart gefolgt zu ſeyn glaube, 
| — Sonft möchte der Ebreumann ſich Ihres Bein 
falls ſchmeicheln. — Ne ille pro fe dictum exi(tumet, 
Sid) fupplire a Vobis bei dictum, Damit oer nidbt denke, 
Sie ffimmten fär ibn. Die Dacier fagt , man müffe bier 
auf den vorhergehenden Zuſatz, Sine vitiis , merken; (bees 

. wegen überfebt fie! je dis fans defauts) und mun gebe e$ 
fort: Ne ille pro fe cet, - D. b. e& fode ſich unter den 
Hörern des Prologs niemand einfallen laffen daß Seren, 
in feine Bitte um Aufmunterung för die Dichter welche 
neue Städt aibeny aud) den alten gatt(idtigen Verfemann j 
eingefchloffen babe... Aber welder Einfall! Das fine vitiis 
indeffen ift alerdings tin Seitnhik, auf den Gegner des 
Terenz. 


V.29. Novarum qui f. — faciunt copiam, Die 
-Dacier bemerkt, daß in diefer Urk zu reden ( fpectandi 
novgrum), das Berundium fpedtamli. für fpectatio, wis 
fio, gefegt fen, elfo: qui vobis faciunt copiam vifionis 
novarum, Dder: fpectandi [pttarulum novarum, peris 
zonius ad Sancti Minervam p. 443. jeigt , daf mit bi 
Gerundlum in di dieſe Anomalie nicht fo ganz felten fto 
( di endi p terarum , collocandi* Gderum, videndi Phi- 


lumenae, ; ! 





> 


— )ol — 329 


— Das DolE zurufen lieg — Fecit 4ixif? populum, 
Ich fefe, miter Sieibr., dixiffe, ftatt des gemöhnlidyen 
deceíle ober decefiffe ; nad) einer gluͤcklichen Gonjectur 
von Perizonius und Bentley. Die ganze Stelie würde | 
verftändlicyer für uns feyn, wenn dag angejapfte Stuͤck 
des alten Dichterlinge nod) vorhanden wäre. 

'v. 44. Si 44ae laboriofa eft, So muß man, tie 
Bentley zeigt, ftatt bes gemobnlidben fi qua , wegen des 
Metrums lefen; und fo fteht in Der — und an⸗ 
um Sanb(driften. 

A, — Der Nusdrud in dem gegenwärtigen Zaft- 
fpiel ft ber gewöhnliche Geſellſchaftston — In haceft 
pura oratio, Der (dónfte Commentar dazu ift folgende 
pon Wefterboveh angeführte Stelle ex Auctore ad He- 
rennium IV, 8.: Gravis ( oratio) eft, quae conflat ex 
verborum gravium laevi ac ornata conftrudtione : me- 
diocris eft, quae conftat ex humiliore , neque tamen 
ex infima et pervnlgatiffima verborum dignitate : atte- 
muata eft, quae demiffa eft ufque ad ufitatiffimam puri 
Jermonis confuetudinem, inr" 


Erftier Aufzug. 
Erſter Auftritt, 


— Aber genug! Sie find ein waderer Mann — 
Tamen vel virtus tua me cet, Die Zweibr. fagt dabei: 
Sic (virtu) blande dicitur laboriofum vitae genus, So 
fhon bie Dacier. Aber wie? SBefirebt fid) nicht Chremes 
die ganze Scene binburd) , dem Menedemus feine raftlofe 
Thätigkeit zu verleiden , fie als Unſinn bargufteien ? — 
Reiner Meynung nad) find biefe Worte nichts mebr und 

X5 nichts 


339 — pec - 


nichts tweniger , af8 was gewoͤhnlich captatio benevolentiae 
heißt. Chremes fucht erft das Zutrauen bes grämlichen 
Alten ju gewinnen, und fid) dadurd den Weg zu feinem 
Herzen zu bahnen. Hoffentlich wird man daber nicht fra» 
gen, mie er denfelben wacker nennen könne, obne — 
ſchaft mit ihm zu haben. 

— Was zunaͤchſt an Freund ſchaft grenzt — Quod 
ego in propinqua parte amicitiae puto. Sid) finde esuns 
nótbig unb unnatürlid), amicitiae, mit ber Dacier und 
mit Wefterboven, für den Dativ zu nehmen. Unter beg- 
Stellen, roeld)e an beiden Orten bier citirt werden, dient 
folgende ftatt des beiten Commentars. Cic de Fin. V, 23, 
In omni autem honefto, de quo loquimur, nihil eft 
tam illuftre, nec quod latius pateat, quam conjunctio 
inter homines bominum, et quafi quaedam focietas et 
communicatio utilitatum, et ipfa caritasgeneris humani; 
quae nata a primo (atu, quo a procreatoribus nati dili- 
guntur, et tota domus conjugio et flirpe conjungitur, 
ferpit fenfim foras, cognationibus primum, tum aflinita- 
tibus, deinde amicitüs ; poft viemisasibus; tum civibns, 
et iis, qui publice focii atque amici funt; deinde totius 
complexu gentis humanae, 


V. 13. — — — Proinde quafi nemo fiet, Einige 
Handfhriften fefen perinde qu., welches mir felbft eine 
Zeitlang beffer bünfte. Uber jenes bat gröffere kritiſche 
Yuctorität unb brüdt vollkommen denfelben Sinn aut, toit 
in Schellers Lexicon gruͤndlich bemiefen ift. 

— der, wenn ee weiter nichts iff, etwas fdhlep« 
pen — Aut aliquid ferre denique, Andere, j. €. Wer 
fierbov , unb die Sweibr., jicben diefes Denique ju bem 

Fol⸗ 


-—X9€x 331 


Folgenden: Nullum r,, alfo, Denique nullum remittis 
tempus, Beides laßt fid) nad) den Gefesen der Sprache 
bertbeibigen 5 aber bie Auctorität eines @icero und. Donat 
giebt jener Abtheilung offenbar das Uebergewicht. Die 
Stelle des Erftern fieht de Finib, I, r. Etenim, fi de- 
lectamur, cum fcribimus; quis eft tam invidus , qui ab 
eo nos abducat? fin laboramus , quis eft, qui alienae 
modum ftatuat induftriae? Nam, ut Terentianus Chre- 
mes non inhumanus, qui novurm vicinum non vult 


ov o Federe , aut arare , ant aliquid ferre. denique: 
non enim illum ab induftria, fed ab illiberali labore de- 
terret: fic illi curiofi, quos offendit nofter minime no- 
bis injacundus labor. Und Donat, deffen Noten ju bem 
gegenwärtigen Luftfpiel befanntlid) verloren gegangen find, 
citirt unfre Stelle zum pbormio I, 2, 71. auf folgende 
Art: 


Fodere, aut arare, aut aliquid facere denique, 


mit ber Bemerfung „ut fit denigue , vel deinde, vel ad po- 
flremum, (Die Lesart facere für ferre , zieht Bentley, 
der fie noch aufferdem ín (inem Coder und etlichen alten 
Editionen gefunden hat, vor. Dann biefe es: überbaupt, 
was fchaffen. Der Sinn ift nicht übel 5 doch finde 1d) 
feinen rund, vom Cicero abzugeben. ) 


Zu V. 22. bemerkt die Zweibr., daß Menedemug; 
inbef fein Nachbar (prid)t , immer fortarbeite, Diefer 
Meynung bin id) (tete geroefen , fo angelegentlich bie Da« 
cier behauptet, das könne nicht feun. +, Menedemus habe 
fein Tagewerk vollendet , und Cbremes finde ibn , mit 
Hafen und Spaten belaftet, auf bem Wege nad) Haus. 
Denn ihre Gründe find nichtig. „Die Scene wird ja nidt 

veraͤn⸗ 


332° : -—Jjo( — ^ 


verändert, fagt fie; alfo wäre Menedemüs fete Sekten 
gegenmärtig gervefen. „Uber wer wird denn annebmeny 
daß Menedemus felbft zum fen und Schlafen fi nidyt 
Zeit genommen babe ? Kurz, nadbem der erſte Dialog 
mit bent Chremes vorliber ift, geht jener nah Haus, Der 
andere Grund der gelehrten Frau „auf der Zeichnung (fie 
gentlich Carricatur) dor einigen Handfchriften , erfiheine 
Menedemus mit feinem Arbeitsgerätbe auf der Schulter # 
verdient wohl eben fo wenig Aufmerkfamteit Uber für 
die oben angeführte 3Boraus(ebung vira der ganjt Zus 
fammenbang, : 


=. Wenn ein gebeimer Kummer fie orád'te, gern 
würd’ ich febweigen — >i quid laboris eft, nollem, ch 
verftebe dieſe Stelle, wie fie Wefterbow erflärt : Si quid 
in animo moleftiae eft, quod te male habet — Scilicet 
lamentabiliter et cum fufpirio Menedemus dixeret, 
MIHI. Unde Chremes fufpicabatur, efle ei nefcio quid 
laboris objectum — Aber ju nollem möchte id, mit der 
Dacier, deterrere te, fuppliren. 


V, 42. Fac me ut fciam, *jm Stil des Cicero (ad 
Fam. VII, 10.) beißt das: Fac ut fciam, 


— Und raffen ein wenig — Ne labora, Weſterbov 
fagt fehrrichtig 6 b. &€t.: Vel hincapparet, in ipfofundo 
atque adco in ipfo opere Chremem deprehendiffe Me- 
nedemum; neque ergo ab agro redeuntem et inftrumen- 
tum rufticum domum portantem circa aedes offendiffe 
— Huc faciunt, quae continuo fequuntur, Síae wp lo e 
qfvom tempus me quod duxm mibi taberis, 


Qu 





33 


192 


Qu V. ar flbt in der Zweibt. die Note: Videtur 
amans filii, magis eft fui, quod oftendit Cic. de Fin. I, 10, 
ex ipfius labore, et ex bac narratione magis colligimus, 
vid, v. 58. fq. et 63. fq. 


Diefe kunſtdolle, philoſophiſch fennfollende Diftinction 
bat.mic niemals einleuchten rootien. Ich ſchlug den Cicero 
nad), unb fand daß bie angeführte Stelle jar einiges 

‚ enthalte , was hierher gejogen werden fann ; doc) bleibt eg 

- Febr wahrſcheinlich daß eg de Fin. V. 10. heiffen muͤſſe. 

Aber, was Tullius bier fagt, iff eiroas ganz anders, und 

‚Feinem Zweifel, unterworfen. Man bóre jihn felber. Er 
beweißt, daß fein Geſchoͤpf ohne Gelbfiliebe exiftirenfónne, 
und fahrt dann fert : Ncque enim , fi nennulli repe 

fiuntur, qui aut laqueos , aut alia exitia quaerant, aut, 
ut ille apud Terentium , qui decrevit. tantiſper fe minus in- 
dnrine juo gnato fatere, ( ut ait ipíe) dum fat mifer, inimi- 

“eus ipfe fibi putandus eft, Sed alii dolore moventur, 
alii cupiditate 5 iracundia etiam multi efferuntur; et 
cum in mala feientes irrunt, tamen fe optime fibi con^ 
fulere arbitrantur ; itaque dicunt, nec dubitant, 

Mibi fic uſus efl; tibi ur opus efl fado, face: 
velut, qui ipfi fibi bellum indixiffenr , cruciari dies, 
noctes torqueri vellent ; nec vero ipfi fefe accufarent 
eam ob caufam, quod fefe male rebus (uis confuluifle 
dicerent, Eorum enim haec efl querela , qui fibi cari 
funt, fefeque diligunt. Quare, quotiescunque dicetur 
male de fe quis mereri, fibique effe inimicus atque ho- 
flis ; vitam denique fugere; intelligatur, aliquam ſubeſſe 
ejusmodi caufam , ut ex,co ipío poflit intelligi , fibä 
quemque efle carum, 


a V, 65. 


334 _ —-)9( = 

V.65. In Afiam ad regem cet. € bit Zweibr gu Eun, 
III, r. 7. und meine Note daſelbſt. Hier eint um fo 
mebr der König ber Perfer verftanden zu fepn ,. weil dieſer 
gewoͤhnlich nur &aeiive , Burırivs 'nsyas und Barisve Bavi- 
22 hieß, roit Voefierbov anmerft. Alſo wahrfcheinlidy 
Darius Codomannus. Stande ſtellen Dagegen Den Cin» 
wurf auf, der (ep fein Zeitgenoffe vom Menander geweſen, 
und rathen deswegen lieber auf den Seleurus ZTiFator. 
Aber Weſterhob anttwortet, Menander habe den Ctóff zu 
feinen Luftfpielen immer aus ber Geſchichte der Vorgeitent- « 
fehnt. inb wer bürgt ung dafür, daß Terenz in ſolchen 
Rebenumjtanden dem Griechen ſuaec un mem 
gefolgt fen ? | J 

1151" i542 nn 

(^o — Ein Beweiß, daß es Ihrem: Sohne dandus 
fEprgefübl, nodo an Gerzbaftigfeit feble — Animi eft pu- 
dentis fignum et non ınftrenui. Ich weiß nicht, marum - 
die Interpreten das [este ber angeführten, Worte auf Her⸗ 
gensgüte ziehen wollen. Vermuthlich bat fie dazu der alte 
Calpburnias (aus bem XV. Jahrhundert „' ein Zeitgenoſſe 
des Faurentius Valla) verleitet, bei dem e& beiftz et non 
minus obfequentis, Hoc eft enim quod dixit, me» in, 
firenui, — Natürliher und bem Zufammenbang entſpre⸗ 
chender verftebt man bod) wohl = "en mit e iei 


than habe, 


— Meubles, Weifzeag — Nec vas, necveftimen- 
tum, Bei bem [e5tern Wort fagt VOeflerboo : Non in- 
telligendae folae veftes proprie ita dictae, fed et veftes 
ftragulae, tapetes et fimilia, Ganz getreu fonnte id) bier | 
nicht bleiben, wenn id) ein — — — 


thig mar, wählte, 
— Und 


- )00 — 335 


— Und das alles blos für ibn — Illi ferviens. 
Calpburnius erflärt das richtig. Deferviendo , conqui- 
tendo et conduplicando undique illi divitias more boni 
fervi, 


— Alles wird su. Geld aemadot —  Conrafi omnia, 
f&benoerfelbe ; Cum autem dicere volumus, aliquem ni- 
hil omnino tam parvum reliquiffe ex rebus fuis, quod 
non alienaverit , recte dicemus , omnia corraft, quafi 
etiam raferit parietem «c. fi ex illis radendis aliquid 
commodi potuerit confequi, 


— Das Haus felbft wurde zur Stunde vermierbet 
— Infcripfi illico aedes mercede, Die beften Ausleger 
find bier getbeilt; Einige glauben bas Haus fen verfauft, 
Andere, es fe vermietbet worden. Sch folge den lestern ; 
denn Merces bezeichnet nicht den Kaufſchilling, fondern 
blos bie Einkünfte, die wir aus irgend einer Cade bezie ⸗ 
ben ‚alfo, von Häufern gebraucht, den Zauszins, Die Zaus⸗ 
mietbe. Hierher gehört VOeflerbov's Note: Ett vero.in- 
feribere fimpliciter venales aut locandas ponere aedes. 
inferibere mercede , locandas dare; infcribere pretio , venden- 
das ponere — Erat autem Infcriptio aedium, AEDES 
VENDUNDAE, vel AEDES LOCANDAE, Dage- 
gen ftreiten Andere, befonders Die Dacier , aus dem Grunbe, 
weil fonft bie Summe von funfjebn Talenten (Ein al. 
1281 Rthl. 665r.) viel zu gros ausfalle. Aber man muß 
bedenten, daß es ein febr reicher Mann ift , der bier redet, 
und meldyer alles, was er fonft batte, verfaufte. Das 
. Haus dazu oder nicht dazu gerechnet, wird wohl f'tinen bt» 
trächtlichen Unterſchied machen. 


— Wenn 


— Wenn ran nicht auf oen rechten Sui. init einan . 


der lebt — Ubi non vere vivitur, Was das heiße, Vere 
vivere , naͤmlich im Verhältniß von Vater und Sohn, lehrt 
unten, V, 1, 51. ff. Menedemus binmwiederum febr ſchoͤnt 
^ Id, quod me feciſſe ajebas parum; 

Te patrem efle fentiat: fac, ut audeat 

Tibi credere omnis, abs te petere, etpofcere; ^^'^ 
Diefe Stelle ift recht digiti —— zu der gegen? 
toártigen. — 


— Yun, nun , Menedemus, icb hoffe; in SuEunft 
folla beffer geben — Menedeme, at porro recte (pero; 
Ic beytebe Dieß auf bad vorige: ubi non vere vivitur, und 


fupplire alfo, vos victurus f, vitam indien é :* 


Zweiter Yuftrith, 


— Und oaf fie ibn für einen barten Mann auos 
febreien — Et quod illum infimulanı durum — Die ges 
woͤhnliche £esart hat: infimulat, Im Coder des Bem⸗ 
bus aber ftebt: infimulant , meldes Bentley und bie 
Zweibr. vorziehen. In der That tbut der Pluralis bier 
gute Wirkung; denn Chremes wid damit, fo moie mitallem; 
mas er in diefer eene fpricht, vorzüglich feinem Sohne eine 
verftechte Weifung geben. Dan vergleiche damit das Ur⸗ 
theil des Leitern über den Menedennus v.23; P 


— Ich rede von Vätern, die Zinfeben baben — 


Paulo qui eft homo tolerabilis, Fine áufferft verwickelte/ 


ſchwere Stelle. Bentley fagt darüber „In libro Bemb; 
baec interpretatio ddfcripta eft, Aus ei fubaudirur 4. aus 
tum: fi ei, fie intelligimus, uniusmodi junt ei, qui ef homo to 
Iprabilis, aus cum jcoriari ctebro nolunt , wt fir, fiium, qui.fit 

toler a⸗ 


. 


' 


Y 


4 


le 337 


. wolerabilis, Aut ſingularem numerum pro plurali poſuit, id eft , qui 
Junt tolerabiles, Er felbft , Bentley, fügt hinzu: Poflerio- 
rem rationem praeferendam puto. Diefe, mir am mei» 
ften einleuchtende , Erklärung legt aud) die Dacier zum 
Grunde; /’ily a un pere, un pen raifonnable „ ils me veulent 
pa, il met l'un au fingulier, & l'autre au pluricl, et 

. «'eft parceque Je premier nombre marque la qualité de 

‚chaque pere en particulier , & tous enfembie font un ° 

pluriel, Anders, aber, wie mir dünft, minder natürlich, 
„interpretiet Wefterbov bie Stelle. Videtur (fagt er) ma- 
nifefto diftinguere Chremes inter filium paulo zolerabilem, 

‚et eum, eujus animus femel fe cmpiditate devinxit mala , atque 
adeo, qni jam plane intolerabilis parentibus eft factus, 
Illum /corzari crebro nolunt nolunt crebro cönvivarier , cum id 

. fieri clam, et modefle, et rarius, non inique ferant; 
huuc quotidie accu/ant w/que , donec eadem faepe et. graviser au- 


. dendo viclus prefugiar, 


Dritter Auftritt. 


— 850 fell er das Ser baben, es mir zu vertrauen, 
weil er weiß, daß ich verzeiben kann — Nam et cogno- 
* fcendi et ignofcendi dabitur peccati locus, — In cogno- 
' fcendi unb ignofcendi ift y rie id) glaube, eine Parono⸗ 

maſie angebrad)t , bie id) nachzuahmen gefucht habe. 


— Iſt auf einen boben Ton geſtimmt — Eft po- 

tens, Die Zweibr. erflären das anders, aber gezwungen, 
wie mir deucht : Peres: int. arte meretricia, ine gat 

- feltfame SDerbefferung wollte der durch feinen übertricbenen 
- unb unzeitigen Gebrauch des Fritifhen Meſſers befannte 
Guyer bier anbringen, Der ehrliche Mann fdlágt vot : 

^ Mea eft patei! ! ) 
JB V Das 


, 


338 1 ol m9 


Das recte eft v, 16. babe ih burd), aeborfame imi, 
überfebt, roeif ich glaube, biefes , wie jened , diene öfters 
dazu, auf eine hoͤſliche Het niches ju fügen mn 


Ameiter Aufzug. 
Eifter Aufteitt. 


— Mebhr als Kin Grumd ıff es, Der mid) auf dies 
fen beunrubiaenden Gedanken bringt — Concurrunt 
multae opinioues , quae mihi animum exaugeant Gtatt - 
exaugeant lefen andere Scn^(driften unb Cbitienen exan- - 
geant, Das Erftere , toeiches (con dadurch ein Vorurtheil 
für fidy erweckt, weil es bie ſchwerere Lesart ift i vertbeis — 
bigt die Zweibr. mit vieler Gelebrfamfeit, Uber vergeflen 
íft, daß aud) Calphurnius fo geíefen hat, wie folgende 
Note beffelben lehrt: Augeri dicitur aumss, quando multa - 
concurrunt, quibus flectitur in eam partem , in quam 
inclinatur, 


— Ib Unglücklicher! — Hei mifero mihi! Bei 
feinem. Ausleger find’ idj angemerft ,„ was der Jüngling 
mit biefent Anaftausruf wolle, Indeſſen trägt er die Farbe 
von dem Gemütbsjuftande deffelben febr deutlich und uns 
verfennbar. Sein zuruͤckkehrender Freund ruft ibn an; for 
gleich erwartet er , mie ftetd, eine Hobspoſt. 


— Bis die ſich in Bewegung feen , bis die mit 
dbrem Aopfpune ferria find — Dum moliuntur, dum - 
comuntur, Die gewoͤhnliche Yesart dieſer Stelle 
bat bie Zweibr. febr aut. wertbeidigt , auf deren Note. 
id) verweife. Calpbarnius ließt ftatt dejlen; molliun- 
tur, unb erflärt diefe mollitiem durch eine Bemerkung, 

die 





eje 339 
die fo fein ift, Bag ich mich nicht entbtechen Tann, zu Nutz 
und Frommen des ſachkundigen Lefers fie hier mitzutheilen:- 

- Molles' carnes amantut. Quare confultum etat mulie: 
tibüs; fé ad tactum üngüentis praepárare ! ! 


d uad m os Zweiter Auftritt. 


"v. it. eti2: Videm tu ancillas, aürum; veften ? 
- qudm eco cum und aticittula 
Hic reliqui,  üüde eſſe cenfes? 
- Die Verwirrung des beftürzten Liebhabers ift bier febr gut 
ausgedrückt, Ich habe das in meiner Ueberfekung nadje 
. jubilberi derfucht, 
— Uni Sie von der ganzen Lade des Moͤdchens 
ju. unterrichten — Ut tie quid hujüs rerum ignores, Bei 
bujus; glaube ich, ift ausgelaffen ; Antiphilae f, amicae 
tuae, Eben feh’ id , baf (don Weſterbov fo fupplitte. 


— Als er wie der Blitz hineinſchoß, und ido biris 
terdrein — Continuo hic fe conjecit intro ; ego confe: 
quor. Der hic ift offenbar Dromo. Uber warum ſchie⸗ 
fien die beider Sklaven blitzſchnell binein ? Aufferdem, daß 
£8 cii Beweis fepn (ot j. wie ptomt ihre Ausrichtung war, 
wird diefer Umſtand hauptſaͤchlich wegen des Folgenden tire 
Hirt, Wir überrafcbten fie fo plöslich, will er fügen, daß 
fie unmöglich) Zeit hatte, fid) in eine andere Pofitur zu (te 
Ben, Dieß lettere bat Wefterbov ebenfalls angemerft. 

— Lino nid:ts von jenen elenden Zün(ieleien mans 
eber Srauenzimmer , ibre Reize zu erböben — Nulla 
inala re expolitam (oder, toit Die Zweibr. mit Bentley'n 
left, interpolatam) muliebri. Den unfeeligen Verſchoͤ⸗ 


pue des gtiechiſchen Srauenzimmers hat niemand 
v2 gluͤck⸗ 


glücklicher und ausführlicher gefhildert, als Lucian it un 


E;»*, ‚Von Paumw, in feinen pbilofopbifcben Unterſu⸗ 


chungen über die Griechen fagt von diefer merkwürdigen « 


Etelle: ,, Cs mag nun (eon, daß Lucian feine eigenen Ideen 


unter bem Namen eines Andern aufgeftelit, ober daß er eine ! 


wirkliche Perfonnage hat reden laſſen, bie gegen das ſchoͤne 
Geſchlecht von Griechenland febr eingenommen war; fo. 


fieht man bod) Daraus , daß diefer Abfcheu , mwenigftens jum 


Theil, in dem übermäßigen Gebraud) ber Medicamentey 


"Farben und Schminken feine Quelle hatte; inberg man fid) 


damit fo auffiugte, daß die Oberfläche des Geſichts baldin — 


eine Art von Mafke ausartete. (Erfter Theil, €. 108. der 


deutſchen Ueberfegung. )^^ Und von den Athenienſerinnen 


j 
0 


insbefondere heißt e$ S.95 „Sie ſchwärzten fid) bie Aus 
genbraunen und YAugenlieder, bemablten fid) die Backen und 
tippen mit dem ausgeprefiten Caft einer Pflanze, von den 
Botanifern Orcanetta genannt, die ein milderes Roth, al 

der Carmin, giebt. Und endlich trugen fie alle ohne Uns 


terſchied , die Zeit ausgenommen, wo fie trauerten , eine _ 


Lage von Bleimeiß über dem Bufen und bem Geficht: 44 
Vergl. aud) Meiners Pbilofopbifhe Schriften, Th. I, 
©. 68. f. 

— Da entfiel ibr angentidilid die Stickerei — 
Mulier telam dıfini: continuo. Die gewöhnliche Lesart bat 
deferit. Uber jenes befindet fid) in bem Cod. Bemb., und 
wird von Saernus und Bentley, als poetifch ſchoͤner, mit 
Recht vorgezogen. 

— Atenim — Nun ja — Ita res eft haec nunc, 
quafi cum , . . Unſere jenige 2inaelegenbeit ıft fo acare 
tei, mie süm "Erempel . Der Sklave dehnt bie Worte 
mit Zleis, um den jungen Denfgen ungen, unddefte 

will» 


inim as secum D 


-)9( — 341 
woinfähriger für den entworfenen Plan zu machen. In ders 
ſelben Abſicht thut er hernach, als ob er zurücgehen und 

* die Bachis wieder heimſchicken wolle, too*urd), mie wir fer 
ben, fin Endzweck vollkommen erreicht wird. 


— | Sreilido , man muß oie Leute anbören; ftill alfo 

— Audiendum hercle e(t; tace,  Clinia batte vorher Dem 
Sprus eine Weifung gegeben ; jet befommt fie Clitipho. 
Dies ft fein SBiberfprud), wie Wefterbov mepnt. Glinia 
trägt auf beiden Achfeln, wills mit feinem verderben, und 
macht baber den Mittelsmann. Aehnlich erfiárte bie Stelle 
- fion Boͤcler: Ita medium fe geritClinia, ut ficut modo 
Syrum commonuerat, ut ambages vitaret, ita nunc Cli- 
tiphonem aliquid Syri orationi , cujus principiam aegre 
ferebat, iracunde reponere parantem coercere videatur, 


V, 93. Quid eo? — Wozu dabin ? Die Swribr. 
Calph, recte exponit: quid tum ? uti nos fupra guid il 
f. Ich ſehe nicht ein, warum das eo bier nicht in feiner 
geroobaliden Bedeutung fónne genommen werden. 
V.99. Ibo obviam hinc: dicam, ut revortatur 
* domum. 
Die Sweibr. ſagt dabei: Sic Bentl. edidit Cod. Mead. 
firmatum, Hier bat fid) ein Meines SDerfeben eingeſchlichen. 
Die Bentleyifche Note ift folgende : Pro Hi», quod eft 
— ineptum, refcribe, Huie, h.e. Bacchidi. Sic quoque 
extat in cod, Meadino, Tum lege Revertatur, Nam An- 
tiphila non poteft una intelligi- alioqui Clinia non .ta- 
cuiffet. Die gewöhnliche Lesart nämlich bat revortantur; 
unb revortatur iff blofe Conjectur von Bentley. Unum⸗ 
gänglich nötbig finde ich dieſe nicht ; man verſtehe, bei re- 
- vortantut , Bacchis et ancillae, 


4 9 3 — Syrus 


34? = 206— 


— Byrus, mache bod) Feinen Spaß — Spe dic 
modo verum. Auf diefe Art verfteb" id) bie Stelle. Dem 
feurigen Süngling wirds bange; aber er zweifelt noch; ob 

vielleicht Syrus nicht blofe Rurzweile treibe, — Die Dasier, 
welcher Wefterbo» folget, nimmt bier eine Verwerfung 
der Worte an, welche Durch des Clitiphn Verlegenheit ere 
geugt roorben fen. Es folle eigentlich beißen: verum, Syre 
dic modo. Aber mit bem letztern fange er an, um den 
Sklaven zurüczurufen, und dann fage er zum Clinia, vt- 4 
fen, Du Daft tede: — Mir DÜH taf grmungen. 


— Laſſen Sie's nur jest dabei — Agemodo bodie, 
Dbngrfábt, tvie wir ſagen wenn wir einem propbegeibeny — 
fein jesiges Benehmen werde ibn gereuen: (bon gat! .— 

V.105 unb 6. Bereits Eugrapbias bat biefe Verfein 
umgekehrter Ordnung, gegen die gervöhnliche, zu ſtellen bt» 
fohlen. Ihm folgt Bentley und bie Sweibr., deren Note 
ich bier zu vergleichen bitte. Dffenbar bat. biefe veränderte 
Stellung vieles für fid. 


— Steht Ihnen auch diefer Dorfchlag nicht an? -— 
Iam hpc qucque negabis tibi placere ? Am beften erläue 
tert Wefterbon diefe Stelle: Exprefli cum interrogatione, 
fed ironica, qualis h, I. minime'aliena eft a perfona Sy. 
ri, qui iteratis precibus revocatus ludit Clitiphonem, 
quod non folum negaverat fibi placere con(itium fervi de 
Bacchide, fed et monendi mulieres de reditu, —Confir- 
mant interrogationem refponfum Clitiphonis, Ime, Syre 
€ct., q. d, nihil negabo earum rerum, quas tu fuadebis, 


— Aber fieb da! die Maͤdchen; Die find nidbr lange 
geblieben — Sed quam cito funt confecutae mulieres ! 
3d nebnre bier mit Wefterboven: einen Ausruf, ko 

ragt 





— 


- 


— )o( — 343 


Brage, toit bie Zweibr., cn. Syrus fiebt bie Maͤdchen 
bon ferne, und wundert fid), daß fie (on da find, 

— Eben fo wenig — Nihilo magis, Calphurnius 
erflärt dieß febr richtig: Vult Syrus eam perpetvo mede- 
ftum, ne, fi inceperit, non poflit fe abflinere, etiaut 
patre vidente, 

Dritter Aufzug. 
u «2 Erfter Auftritt, 


— Giebn Cie, Menedemus, bei Ihnen iſt alles 
übertrieben; Das Einemal tbun Sie zuviel, das Andre- 
mal zu wenig — Vehemens in utramque partem, Ne- 
nedeme, es nimis, aut /argisare nimia, auf par/monis, Daß 
bier von’ eigentlidyer SreigebigFeit und Sparfamkeir vie. 
Rede nicht fen, wie wohl Einige mepnten , lehrt der aanse 


- Zufammenbang. — Gebr gut fagt bie Dacier ; I! appelle 


prodigalis, la trop grande douceur , la trop grande com- 


plaifance, & menage & economie trop grande, is trop 
grande rigueur, 


— Mit Rleinodien und mit Dub belaſtet One- 
ratas vefte atque auro. Dieß foll nicht heißen, die Ella» 


vinnen ſelbſt ſeyen fo praͤchtig gekleidet geweſen, fondern fie 


trugen die Koſtbarkeiten für ihre Gebieterin in das Haus 
bes Chremes. Was e$ damit für eine Bewandniß hatte, 
fiebt man aus Eun, IV, 1, 13 unb 14., wo Schulze die 
fbéne Unmerfung macht: ,, Man hatte ju Athen zumrilen 
ein Policeigefeg gemacht, daß Weibsperfonen von leichtfers 
tigem Rufe fein golden Geſchmeide tragen ſollten p damit 
bonette rauenzimmer bierin etwas voraus hatten. Giehe 
Meurf, in Them. Att. 1, 6. Dergleichen Geſetze werden 
oft nur fo lange gehalten , als fie neu find, und um lie su 


. 13 9 4 eludir 


344 | -—-)o6( — 


elubiren , mochte e$ aufgefommen fen, daß Buhlerinnen, 
wenn fie ausgiengen, ihr Gefhmeide auf der Straße nicht 
anlegten, fondern e$ nad) dem Haufe binbringen ließen, mo 
fie Befuch gaben, unb fid) dann auspugten, Wenn fiealfo . 
weggiengen, ſchickten fie es wieder voraus, ^^ — en 


— (elo bolen, vertbun, verpraffen — Sumat, con- 
fumat, perdat, Mas fumat bier beife, erflärt, nad) mei» 
ner Einfiht, niemand richtiger, ald Weſterhov, in folgen» 
Je Note: Sum de meo , quafi fuum ; eft enim meus par- 
ticeps. Dixitque notabili incremento x wugarrur, $u- 
wat, Confunat ; Perdat, 


— Ibn ja nicht merken zu laffen, daß Sie mit Wif- 
fen und Willen Ihr Geld daztı bergeben — Ut ne fcien- 
tem fentiat te id fibi dare, ch folge, in der Abtheilung 
und Erflärung diefer Worte, abermals Weſterboven. Er 
ſagt 6.d. Ct.: Ira edidi, fequutus auctoritatem Guyeti, 
Sed er ita eft in M(, Traject. In uno Mff, Leidenfium 
legitur, wt mefcienre fentiat te id fibi dam, Vulgo, wt nefci- 
entam [entíat te id (ibi dare. Senfus autem efl, ut me fet 
te ſcientem id ibi dare, 


— Laſſen Gic's gefcheben , daß ſein ons En 
dieß bald jenes Aniffchen anlege, Sie zu beträgen. Falli 
te finas technis per fervolum, Der fervolus ift offenbar 
Dromo. Un andern Orten, j. G. in der folgenden Scene 
$5. 26. , beißt er ebenfalls fervolus , weil " Burſch nod) 
jung mar. ©. aud) 1,2, 17. 


— Die jungen Zeate pflegen Xatb mit einander — 


Conferunt coriliz adolefcentes, Bentley ließt nad) bem 
Bembiniſchen Coder : Conferunt confilia ad adolefcen- 


ies; verficht alfo bas conferunt von den Stlaven.  Mie 
mil — 


s yel = Uc 


will dieſe Aenderung der gemeinen Lesart nicht einleuchten. 


Chremes hatte wohl bemerkt, daß die beiden Juͤnglinge 


- Diane zuſammen machten; ſchwerlich aber, daß bie Skla—⸗ 


ven mit ihnen zu Rath giengen. Auſſerdem beweißt We⸗ 
ſterbov burd) mehrere Stellen aus den bewaͤhrteſten Autos 
ren, daß Conferre allein, und Conferre confilia, in bem 
von mir ausgedrücten Sinne , häufig vorfommme. Hier 
nur Eine davon. Cic. Philipp. II, 15. Cum illo aut fer- 
mones, aut confilia contulit faepius, — jm Griechiſchen 
heißt dieß: z voran Ta Bsisvuare, 


Nah Operam dabo „v. 88. folgen in allen Ausgaben 
Die drei-WVerfe: Syrus eft prehendendus — fentiant. 
Bentley hingegen verfest fie an Das Ende diefer Scene, bin» 
ter.den D. Diffolvi me , otiofus operam ut tibi darem, 
mit Grünben, die bri mir feinen Zweifel übrig laffen. Hier 
find fie... Primum non apparet ratio, cur Menedemus in 
Scena refliterit, juffus domum abire ( Verba enim, ope- 
rim ut tibi darem , ad Menedemum dicuntur). — Deinde 
nec intelligitur caufa, cur Syrus, qui, fecundum ordi. 
nem vulgarem, exiit priusquam Chremes abiret , tam- 
diu in Scena otiofus et mutus fuerit, Denique plane 
contra morem Terentii eft, Menedemum ftatim poft 
verba, eperam uut tibi darem, injuflum a Chremete, a fe 
nihil caufae dicentem , abire domum, — Diefe Bent» 


leyiſche Verſetzung ift freifid) bloft Conjertur, Uber zu ges 


ſchweigen, daß ntan baburd) grofe Härten, bie troß aller 
Künfteleien der Interpreten zurückbleiben , vermeidet — 
„Telbft bie gewöhnliche Ordnung biefer Verfe fann , ohne 
Coniecturen, fid) nicht —* So leſen, nach Faernus, 
‚ die Datier und die Iweibr.: Operam ut huic darem, ftatt: : 
Operam ut ribi darem, Die letztere zieht aufferdem ned) 

95 diefen 


346 £m 2e6F 
diefen Ders zur folgenden Scene ; und tva Mine 


Willkuͤhrlichleiten mehr find. ! 
— Thun Sie das — Ita quaefo, Die — * 
bindet dieß mit dem Folgenden, unb theilt ab ; 33 


— — — —  [taqusefo, dii voflram fidem, ' 

Jta comparatam effe hominum naturam omnium cet, - 

Aber theils wird dadurch bit Stelle etwas überladen, tbeils 
ſteht bad ita quaefo öfters fo allein. 8. €. Adelph. V, 
6, 4. lia quaefo parer. Qu diefer ganz natürlichen Ertlaͤ⸗ 
rung paßt die Bentleyiſche Verſezung voüfommen. 


Zweite Scene 


— Was madbfi da bier? Quid tu iflic ? Die ganze 
Antwort des Sprus zeigt, bafi bie der Sinn fep, nicht, 
tie Undre überfeken: mas fagteft bu da; | 

Was mulier commoda V. 10 heiße, erflärt Weitere 
bov burd) wohlgewaͤhlte Stellen aus andern Schriftſtellern. 
Go führt er vom Cicero Verr. (I, 78. an: At mores 
commodi, Quis contumacior ? unb zieht baraus bie Folge: 
Eft igitur commodus, qui novit accommodare fc alteri, 
Cuius contrarium efl mbumanas. 

Derfelbe Ausleger fagt ju $0, 15. Mifer et, qui cum 
habeat, uti non audet, Horat. de Arte 170. 

Quaerit, et inventis mifer abflinet, et timet uti, 
Denique Aridus eft tenax , nec ulli quidquam largiens, 
Plaut. Aulul, Il, 4, 18. 
Pumex non eft aeque aridus, atque hic eft fenex, 


Und zu bem ganzen QD. citirt er die Stelle , Plant, Perf. 


Il, 3, 14. , "eo 
Nam 


= Jet — 347 


Nam id — lepidum eſt tripareos "homines, 
er dh ^. yetulós , avidos, aridos, 


— Den iniit Alten — Difficilem fenem, 
Wefterbow"betveißt abermals durch Stellen aus andern 
Autoren, daß difficilis fopielals morofus bedeute. Bei ben 
Cornelius Att, 5. wird dieß Durch difficillima natura (ho- 
mo) egeben. Dorzuglid geboren folgende Verfe hierher, 
die Cicero de Nat, Deor, III, 29. aus einem alten Did: 
ter anfübrt í 

Parentem habere ayarum , illepidum, in liberos 

Diffcilem , qui te nec amat, nec fludeat tui. 


— Wenn er nicht im Stande if? , oen Aufwand fei« 
ner Dame zu erfcbwingen — Cum tolerare illius fumtus 
nen queat. Zu den Stellen, womit bie Zweibr. das To- 
lerare bier erflärt, fe&e man. nod) Salluft. Cat. 24: Mu- 
lieres aliquot, quae primo ingentes fumtus Buprg : cor. 
poris toleraverant, 


Bei $0. 46. Nae ego — poflim hat bie Zweibr. fols 
gende Note; Ridens - ad Chremetem , an ab ipfo hero 
averfus ad fpectatores fibi dicit ?. Offenbar bas Eritere, 
tie ber ganze Zufgmmenhang febrt, Aber wie durfte der 
Sklave t8 wagen , feinem Herren fo etwas ins Angeſicht zu 
fagen? Diefe Frage fann, mit Wefterboven, nur derjee 
nige aufmoerfen , ber die ganze Unterredung nicht begriffen 

[. 
y. Dritter Auftritt. 

— Dergreifft an feinem Mädchen — Ejus amicam 
fubagitare. Unter dem [esten Worte ( fubagitare ) verfteht 
der Vite natürlicyermeife (onft nidjt& , ale was er gefeben 
batte, ©: 2. 2, und 3, (manuın in finum — ingerere). 

Alſo 


9X 02 9X 


Alſo von ber perfectione ipfa libidinis , wie der ehrliche 
Eugraphius mepnt, fanm die Rede nicht fepn. Die ere 
folgt erſt nachher, unb öffnet bem Chremes, als er von ftir 
nem Freunde fie erfährt, auf einmal die 9fugen. 2] 


— Was fpridbt. der junge gerr dazu? — Quid iſtic 
narrat? Weil Clitipho auf ſeines Vaters Rede ſchweigt, fo 
beruft ibn Syrus des wegen. Cr hat dabei — wie in un» 
ſerer ganzen Scene bie Abficht , ben 3ilten recht treubergig 
gu machen , was ibm aud) gelingt. So glaub’ ib, laffen 
fid) biefe gar verſchieden erflärten Worte am Beften mit 
den Vorbergehenden und folgenden in Verbindung fegen. 
Daß ber junge Menfch ba tüber verdrüfßlich roirb'— mas er 
ohnehin fcyon war — find’ id) febr natiwlic. 

V. 20. Syre, pudet me, nehm’ ud als unvotlenbet, 
daß der Alte unterbrochen wird, 


— Was Genfer ! if? das der einzige Weg, den es 
Dazu giebt ? — Ebo quaefo, unaaccedendi via efl? Be 
giebt fid) auf v, 2. ( manum ingerere in finum meretrici) 
unb v. 7. (quam immodeftus fuifti ?) 


— sjalten in SuFunft bábfdb die xdánbe — Tibiiftas 
pofthac comprimito manus, S£ugrapbias : Quoniam 
pater dixerat, «vidi ego te manus modo miretrici buic in finum 
inferere: ideo fervus ait, Mas ergo manus comprimito tibi, 


Vierter Auftritt. 

— Die Schelmerei meynen Sie? ill! da bin id) - 
vorbin auf eine gefommen — De fallacia dicis? ft, in- 
veni quandam nuper, Co lieft Saernus , und zwar, tie 
Bentley wenigſtens verfihert , ex conjectura, Einige 
Handſchriften haben blos: Dicis? inveni quandam.nuper, 
Andere: 





* 


— 349 
Andere: Dicis? hem inveni nuper quándam. Gegen je 


nes (t! des Saernus roenbet Bentley ein, es (en unfinníg 


Stillſchweigen ju gebieten, wenn , wie bier, nur zwo Pete 
fonen beifammen wären. Darauf läßt fid) antworten, Sys 


rus will feinen Einfall recht wichtig, unb ben Alten voller 


Ermartung machen, und in diefem Sinn gebraucht er diefe 


Partikel, fo mie bei uns, in ábnliden Faͤllen, der ges 


meine Mann füill ! zu. fagen pflegt. |. Wenn es übrigens 
blofe Eonjectur i(t, fo wäre id) geneigt, bie andere Lesart: 
Dicis? inveni quandam nuper ; vorzuziehen. 


— ber , wie eins aus dem andern fido füge — 
Verum, ut aliud ex alio incidit. Der Sklave thut, als 
ob er die erfonnene Schelmerei erft nachher erzählen, und 
etroa£ , was unter der Hand fich ergeben babe, voraus» 
ſchicken wolle, Andre verfteben es fo: wie einem Eins 
bei oem Andern einfällt, oder, mir fälle Dabei was An» 
ders ein. Dann aber müfite wohl in memoriam , in men- 
tem bei incidit ftehen. In bem Gefnerifchen Thefaurus 
finde ich die von mir befolgte Erklärung : Aliud ex alio 
dependet et evenit. 


Eine Drabme (D. 11), und zwar eine attiſche, 
galt nad) unferm Eonventionegelde 5 gr. 1/2 Pf. ©. 
Porters Archaͤol. Th. III. ©, 156. 


V. 14. Eaque eff nunc ad uxorem tuam. Mit qu» 
tem Vorbedacht läßt Terenz bie Antiphila , als ein unbte 
ſcholtenes Mädchen, an bem allgemeinen Schmauße nidyt 
Theil nehmen. In Griechenland fennte ein Ftauenzim⸗ 
mer, dem Ruf und Ehre nicht afeidgiltig waren, fid) dazu 
nicht serfteben , wovon wir (fon Eun, IV, I, 12. M. 


Beweiß finden. in 


aso - j6( - a 
.. , Numus ( v. 16.) ift nit mehr und nicht weniger, 
als vorhin Drachma. . Jenes ſteht biet: für Denarius, wel» 
der ber. griechiſchen Drachme entfpricht „ „deren Gewicht er 
Qud) ausbrüdt. llebetbaupt wird numus; foie bei ben 
Griechen derzun , bon bet gangbarſten Gelbferte nach wel⸗ 
cher man groͤſſere Summen zu berechnen pflegte, gebraucht; 
— Dafür ſolle er das Maͤdchen zum Linterpfand 
behalten. Ch. wie? zum Unterpfand bebalten ? Illam 
illi tamen poſt daturam mille numüm pofcit, Ch, Et 
pofcit quidem; ' &o wird geröhnlich diefe Stelle, eine der 
dunkelſten im ganzen Tereig,gelefen: Mit Recht fagt Bentleyt 
Lo:üs Quid tum? — facere cogitas , interpreres valde tor- 
quet, et torquent ipfum iideri. Wenn bie vulgare Lesart 
gelten fell, dann würd’ id) Weſterbovs Erklaͤrung bot» 
ziehen : Cliniam orat (Baccbis), fibi ut id ( argentum) 
nunc det: illam (Antipkilam adolefcentulam ) illi (Cli 
niae ) tamen (i, €. tandem) poft daturam (id argentum). 
Mille nurum pofcit (Baschis). Et fane haec narrando 
Syrus explicat id; quod fupra dixerat, Prima baec eff 
meretrix, Et ; van! quod inceptat facinus, — Cjnbefjen dee 
ganze Zufammenhang lehrt , daß Antiphila jum Unterpfand 
für bie taufend Drachmen dienen fotlte, Daher erflärt 
gaernus ; der fid um die kritiſche Berichtigung diefer Stelle 
fehr verdient gemacht bat , Pofcit burd) Pollicetür ober 
offert, Nur Cidjabe , bafi (o wenig Slucteritát für biefe 
Bedeutung vorhanden iſt. Aus dieſem Grunde nimmt — 
mas bei einer ſolchen Stelle fehr verzeihlich ift — Bentley 
zum kritiſchen Meſſer feine Zuflucht s unb ließt: 1a iita. — 
men pofi datum iri mille numum praes fit, Chs Et graes. fit qui- 
demr Zur Crflárung und Rechtfertigung bemerft er: dla, 
i, e, Antiphila; Prae fir, b, €, arraboni; ‚li fc, Clinige, 
CT TET Ex 





— Jo( — 351 


Ex poft, i. e. praes fit , culpa librariorum factum eft 
poit, Diefe Conjectur bünft mir nicht fo verwerflich, als 
bie Zweibr. mepnt. Zum menigften ſcheint fie mir unge⸗ 
jrungener, als die neue , tvelbe dort aufgeftellt , und 
mornad) pofeit eben jo roiüfübrlid) , aber gewiß minder 
natürlich, in fpondet verwandelt wird, Hiernach ínter» 
pretirt bie Zweibr. feque iam ( Antiph.) :% (Cliniae ) 
daturam f, addicturam efle mille numum (int. pretio f. 
caufa) /9ondet, — 


Soviel bleibt gewiß, bas Mädchen: ſoll zum Untere 
pfand verfprochen merden, Denn tie fonnte fonft Syrus 
toeiter unten ſagen? es laffe ſich ein bübfd;er Profit an 
ihr machen? Wahrfcheinlich ertwacht Dadurch beim Chremes 
der Gebanfe, biefen Gewinn felbft zu ziehen. SDaber fagt 
er B.21.: Es ifi nicht nörbig ( námlid) daß Menedemus 
fie kaufe). Und V. 22 : das follft du gleich bören (er 
toil hineingehen , bas Geld holen und die Antiphila fur 
fid) behalten. 

Fünfter Auftritt, 

Diefe Scene hängt mit der vorhergehenden unmittelkar 
jufammen. Sinnlofer Lnverftand ift es alfo , wern man, 
mie in den ältern 9ludgaben beinahe allgemein, einen neuer 
Yet bier anfängt, 


Die unftreitig richtige feéart , domin"? (93. 15.) welche 
bie Sweibr. aus ber Umfterdamer Ausgabe b. Sj. 1618 voh 
Beinſius aufgenommen bat, findet fid) aud) in bem Am 
biniſchen Cover. 


iD. 29, unb 30, Quid cum illis agas — quod lubet, 
* offenbar auf die Weiber, nicht, wie Andere geglaubt 
haben, 


352 —,)o( — 


haben, auf die Liebhaber ber Mäddyen, ober auf die ver⸗ 
ſonen, welche mit denſelben Gewerbe trieben. Denn auf 
die beiden letztern Menſchenclaſſen paßt es doch ſchwerlich, 
Daß Nutzen oder Schaden ( Profit, obſit) ihnen gltid» 
‚gültig feb! 

Mie die Zweibr. ju. 30. 32. fagen fonnte — — Inepte 
fane ab annorum gravitate, in qua laus non eíl, uxor 
veniáe fpem haberet — ift mir unbegreifid). Was ijt 
gewöhnlicher und atítágíiber, als daß man jemand durch 
die SDorfteung , daß er älter und erfahrener fep; zur Nade 
giebigfeit ermuntert? Dieß fab (don Ealpburnius. 


— ber vor allen Dingen erzäble die Geſchichte aus, 
wozu das bisher Geſagte nur als Einleitung dienen follte 
— Sed iftuc, quidquid eft, qua hoc oeceptum’eft caufs, 
eloquere. Ich glaube, es ijt ben Worten unb dem Zuſam · 

menbange gemäßer, diefen Sien anzunehmen, als wie 
Andre: erzäble inir, warum du das getban baff. Dr 
nigftens erflärt Bentley dad Eloquere (welches er ex cod, 
Reg. genommen hat, unb wofim man gewöhnlich Loquere 
lieft) durch: Perge quod reitat loqui. 


Zu 33. 39. findet man bei ber Dacier die unterridy» 
tende Bemerkung: Les anciens auroient cru avoir fait un 
fort grand peché, fi leurs enfants etoient morts fans 
svoir eu Ja part qu'ils devoient avoir de leurs biens ; 
ce pourquoi quand les femmes, toujours trop fuper- 
ftitieufes, donnoient un enfant à expofer, elles lui met-- 
toient dans fes langes ou,ailleurs quelque bijou, croyant 
que cela tiendroit lieu de legitime, & mettroit leurcon- 
feience à couvert, Voila en quoi confiftela fuperflition 
dont parle scjra/a, & elle trouve bien à propos cet.ex- 

pedient, 





: A nuage — (083 
» pedient , pour ne pas donner lieu & fon mati de croire 
. qu'elle n'avoit donné cette bague , qu'afin de pouvoir 
un jour reconnoitre fa fille, fi elle etoit fauvce, 


v8 C Quid renuntiavit olim feciffe ? So. id 
quod jufferam, Andre theilen fo ab : C. Quid renuntia- 
vit olim? So. Fecifft id quod jufferam , welches Wefters 
. bo» votjiebt. — ! 

$3.49. Pbiltere ift im Griechiſchen dors», Alſo die 
mittlere Sylbe wird kurz ausgefprochen, 

— Dormals gerade das Gegentbeil = Olim nil 
minus. Man fiebt, der Mann. war von Haus aus arm, 
batte aber durch Gluͤck und Betriebfamfeit etwas erworben. ° 
(Labore inventa bona nennt er ín einer der folgenden 
Scenen fein SDermógen felb(t). Alſo ehedem hatte er nichte, 
eine Zodjter auszuftatten & was ibit jest ein Leichtes mar. 


Mebrigens bin ich, mie bie Dacier, überzeugt, daß mit 
ber folgenden Scene der vierte Aufzug anfange. Offenbar 
ſchließt mit unferer Scene der 9Ict fid) ganz vortreflig; Die 
Bühne bleibt leer 5 mittlerweile gefchieht die Erfennung der 
Sintipbila. — Gbremes batte zwar nur feine Frau mitfoms 
men heißen; aber bit indolente Stupidität, beieiner fo äufe 
ſerſt wichtigen Angelegenheit nicht nachzugehen , eher. mes 
nigftens nachzuſchleichen — mer traut bie einem Syrus 
ju? Dbnebin ift der Stlave gleich in der folgenden Scene 
feiner Sadye völlig geroif ; unb in der Darauf kommenden 
$0.6. — Qui ufque una adfuerim — Prüdt er fid) mit 
einer Deutlichkeit aus, die fait feinen Zweifel uͤbrig laͤßt. 
Auch ift es eine alte Bemerfung / baff gegen das Ende die 
Aete bei unſerm Dichter fid ſtets verlängern. Warum 
fotite denn hier der vierte fo überaus kurz ſeyn, wie die 

2 í Sweilbr, 


354 — )o( — 
Zweibr. éepaugtet, bie ibn erfi mit der Scene: Ita me dii 
amabont, ut nunc Menedemi vicem miferet me, welche 
bei mir bie vierte des vierten Acts ift,-anfängt? — 


Bierter Aufzug. 
Erſter Auftritt. 
— Mir ftebt eine Schlappe bevor — Haud multum 
a me aberit infortunium, Syrus fpricht dieſe ganze Sce» 
ne hindurch bie Sprache eines Feldherrn; daher nehme, ic) 
infortunium für clades. Co aud) die Dacier: Notre de- 
faite n'eft pas loin, 


^ — Den Deferteur, das Geld — Illud fugitivum ar- 
gentum Die Interpreten denken bier an verloffene Skla⸗ 
ven, fervos fugitivos, Mir bünft e8 natürlicher, wenn 
Sprus dem angefangenen militáriffen Tone getreu bleibt, 
befonders da fugitivi bein Càfar de Bello Gall, I, 23 für 
Deferteurs vorfommen. 


Zweiter —— 

— Baar’ ichs nicht? Chremes bat fie erkannt faͤr 
feine Tochter, wie ich da vernebme — Nil me fefellit: 
cognita eft, quantum audio hujus verba, Die Dacier 
madt fid) dier felbft den Einwurf: menn Sprus bei ber 
Erfennung zugegen war, wie fann er ‚fagen y daß er jest 
erít Aufſchluß be'omme? Sie antwortet darauf, Corus 
fen mit bem Ehremes und der Coftrata in$ Haus gegane 
gen, unb ale er gefehn , daß an der ledtbeit der Anti» 
pbila fein Zweifel bleibe, babe er bas Ende nicht abgemwar« 
tet. Dan fónnte vielleicht aud) annebmen, Syrus fennur 
nadaefdliden und babe vor ber Thür grlaufdt , e er 
denn bald fo viel hörte, daß er genug hatte, 


— weil 


— Weil Eein Gläd anf oer Welt für die zu aros 
ifl — Quam fcio effe honore quovis dignam, Sch glaube, 
. honor íjt bier überhaupt für Slücf oder Giüdsgüter ges 
braucht, mie beim Soraz Ill, 29. 52. roo don ber OR 
tuna gefagt wird: 

Transmutat incertos honores, 
D. 19, ift in der Zweibr. folgendermaßen abgetheilt : 

Senex refcifcet, illico effe amicam hanc Clitiphonis, 
Vermuthlich Durch einen Drudfehler, ftatt; 

Senex refcifcet illico, cet. 


— was Eónnt' ido ibm fagen, weißt ou's? Tenes, 
quid dicam ? Mir fcheint diefer Sinn lebbafter und in den 
Zufammenhang paflender , als, wie es. Andre nehmen; 
Verſtebſt du , was ich fage ? 


— Nun gut, das lir (id) bören , und bat Eeine 
Schwierigkeit — Bonam atque juftam rem oppido im- - 
peras, et factu facilem, Calphurnius toittert Sronie in 
diefer Stelle; ohne Urſache, mie ic nad) dem Zuſammen⸗ 
bang meyne. 


— Denn fage, wie Fann Das beißen, für feine Ci» 
cherbeit Sorge tragen? Nam qui ille poterit efTe in tu- 
to, dic mihi ? Die Sicherheit , wovon, hier gefprodyen 


wird, alluditt hoͤchſt wahrſcheinlich auf 3D. 1x und 17. bite 
fer Scene, 


— Sprechen Sie lieber, wie jene hochweiſen Leute: 
wenn aber der zimmel einfiele? Quid fi redeo ad illos, 
qui ajunt, quid fi nunc coelum ruat ? Eine ſpruͤchwoͤrt⸗ 
liche Kedensart von Menfcyen , die ihre Bedenklichkeiten gern 
ins Unendliche treiben. Einen andern Sinn hatte fie im 


32 Munde 





356 -)o( — 


Munde ber Coltiſchen Giefansten , welche auf die Frage 
Aleranders des Groſen, wovor ihnen auf der Welt haupts 
fachlich bange fen,’ ertwiederten: vor weiter nichts, als, er 
Himmel möchte über ibnen einftürgen. Alexander begriff 
bie Antwort, und nannte fie Gros(predjer. 


— 2a Fomme fie wie gerufen — Optume ipfa 
exit foras, Ich finde Überall abgetheilt < Optume; ipfa 
exit foras, Uber, trügt mid) anders mein Gefühl nicht, 
jene Verbindung ift mehr in Terenzens Manier, ur. 

BE] Qe ctt v. "TEN et ey n €f um Maec dq 
Dritter Auftritt. 


V. 2. Decem minas, quas mihi dare pollicitus eft. 
Dief ift bie gewoͤhnliche Pesort, fot welcher die Sootibr. 
emendirt: 

"Decem minas , quas ınihi daret, pollicitu' ft. 
Der Grund jur Veränderung will mir inbeffen nicht ein« 
leudten. Man beruft fid) , die bergebradbte Yesart zu pere 
tbeidigen, auf Andr. Prol. 3. und Heaut. III, 5, 4r. 
( nad meiner Sf&tbeilung ). Dagegen erinnert die Sweibr., 
in diefem Fall müffe das Nomen dem Pronomen nachſtehen. 
Auein wie paft biefe leiste Behauptung ju der befannten 
Virgilianiſchen Stelle Aen, II, 573. 

Urbem quam flatuo vefira efl? 


— Soll ido auch dort mit oir mich anterbalren ? 
€. Nicht Dodo; ich ſchaff' Ihnen den rechten Mann. 
Etiamne tecum hic res mihi eft? S, Minime; tuum tibi 
reddo, Bacch ift aufgebracht, Daß fie ihren Clitipbo fo 
lanae enthebren muß. Daber fraat fie, burd) ben untere 
warteten Vorfchlag aufgebradbt , den Cprus ; Cell id) 
etwa aud) dort ( hic, int. apud Menedemum) mit oir mid) 

untere 


. 





, Se al cm 357 


unterhalten? (Sowie bisher in bes Chremes Haus?) Mit 
nichten, antwortet der Sklave , id ſchaff' Ihnen den rech— 
ten Mann (Minime, tuum int. Clitiph: ;nem, tibi reddo.) 
Auf die angegebene Art verfteh” id) oiefe ern j die febr 
verſchieden, und, nad) meinem Gefühl, größtentheils felte 
'fam und gegoungen eiklaͤrt wird, 


v», Aber warum tvirb Bacchis mit einemmale (o. bereite 
»tpiffig, bie Qropofition einzugehen ? Cito dectitur, quia 
mulier et meretrix , quae trahitur minimo lucei!o. So 
Calpburnias, . Allein bie Doffaung zum (Gelbe war ihr 
vorber fdjon gemacht. Vermuthlich ſtellte die Verſicherung 
"fie zufrieden ; daß in dem Haufe bes Menedemus Cliti⸗ 
pho anzutreffen fep, ^ Dort alfo hoffte fie, deſto ungt» 
ſtoͤrter feine Unterhaltung zu gerfießen. 


— Folgen Sie mir — Sequere me hac, Er zeigt 
ihr den Weg, gebt aber nicht mit hinein, Unnöthig alfo 
ift 8, hac in bunc (Cliniam ) zu verändern , wie die 
‚Sweibr, conjecturirt, 


— Du, ibromo, wenn ou gefcheid bif? , weifitvon 
allem, was dir befannt ifi, Fein Wort — Tu nefcis 
id, quod (cis, Dromo , fifapies, Eine ábnlide Stelle 
ift Eun. IV, 4, 54. Pol, fi fapis, quod fcis, nefcis, 
Guyer, bet. befannte Ufterfrititer, glaubt fogar ^ der gee 
genmwärtige V. fey aus der citirten Stelle untergefhoben. 
Denn, fagt er, Dromo wußte ja felbft nichts , tie fein 
Quamobrem zeigt. Darauf antwortet tOefterbo» febr 
richtig, wenn ihm aud) der ganze 3ufammenbang der Sache 
unbefannt war} jo batte er bod) gewiß manches gefehen und 
gehört, mas dem Alten ſollte verborgen bleiben. 


33 Vier⸗ 


3845 -)o(— 
Vierter Auftritt 


— du füttern — Alere, Chremes ſpricht febr. bete 
aͤchtlich von ber Bacchis (illazccine mulierem — cum illa / 


familia); unb dazu paßt das Alere, welches Andr, I ‚1, 
30. bon Pferden und Hunden gebraucht wird, vollkommen. 


— Dann wird er mün(den, fein Sohn möge von‘ 


neuem davon laufen — Ich biftinguire: Optabit,,rur- 
fum ut abeat ab fe filius, Andre: Optabit rurfom , ut 
abeat ab fe filius. Das hieße: er wird von neuem wüne 
fien x. Aber tvann hatte der Alte das geroünfaht ? 


— Ss ift bobe Seit, daß ich, mich an ibn made — 
Ceffo hunc adoriri? Alſo Syrus hat Den Cbremes von 
Anfang an gefehen und gehört. ‚Mir wenigſtens feinen 
biefe Worte mit ,, Syrus modo a Mened, egreditur 4 


wæelche die Zweibr. in der Note bat, unvereinbar zu ſeyn. 


Dieleicht toàre dieſe Erffärung nicht aufgenommen worden, 
wenn man den Sflanen.in der vorigen Scene hätte zuruͤck⸗ 
bleiben laffen. Allein in diefer Ausgabe wird mit unferem 
Auftritte erft der vierte Act angefangen, worüber id) oben 
mich erflärt babe, 


— Wie fiebts? — Quid en? — will wiſſen, 
was Syrus ausgerichtet habe. Mir duͤnkt es alſo keine 
gluͤckliche Aenderung, wenn die Dacier unb Weſterhov ben 
Sytus dieſes ſprechen laſſen. 


— Alſo war es windbeutelei ' daß dir alles nach | 


Wunfd gelungen fey? — "Vah! gloriare evenifie ex 
fententia? An diefer nicht Teichten Stelle haben Kritiker und 
Interpreten fid) wacer geübt. Ich benfe mir folgenden 
Qufammenbang. Der Alte mepnte (djon, und mußte, we⸗ 


gen i 








Mc ce 359 


, ‚gen bes , Dictum ac factum reddidi, fo mennen, Syrus 
- ftp vöuig im SReinen; habe alfo bas nóotbige Gelb bem 
Menedemus abgeliftet. Wie aber der Sklave fant, er (e 
auf einen berrliben Einfall gefommen, merft jener feinen 
Cjrrtbum und wird unmillig. Hintennad finde id), daß 
fhon Weſterhov biefe Grflárung bat. 


—— — jm fErnft, lieber gerr? Dic fodes, Auch bier 
ireff' id) mit Wefterboven zufammen , welcher bemerft: 
- Formula, qua poftulatur , ut alter magis diferte, et 
- bona fide fententiam fuam dicat. Sic Adelph, IV, r, r. 
Eodem fenfu Hec, V , 4, 24. Dic verum, 


— Yun, nun, es aebt an — Imo fic fatis, Alle 
Ausgaben, die id) bor mir babe, lefen mit einer Apofiope» 
fit: Imo fi feias . . . Ja, wenn Sie wäßren .. . Auf 
welche Sfuctoritát biefe Lesart fid) gründe, finde id) nirgenbe 
angemerft. Uber die andere, tvelche das Zeugniß des Cale 
pburnius, fo mie mehrerer wichtigen Handfchriften und alten 
. Editionen für fid) bat, gefällt mir an fid) ungleich beffer, 
Co (don Bentley: Omnes noftri. mo fie fatis. Recte, 
Cum enim laudaret fallaciam Chremes, Probe, Nimium, 
Syrus ficta modeftia refpondet, Sic faris ; mediocriter. 


V. 4o erflärt Wefterbov das cum maxume febr rich⸗ 
tig „ EX», plene, Ira nunc, ur, cum maxime, Adelph. 
IV. r, 2. Phorm. I, 4, 27. Flor, IV, t, 3. Gr, ©% 
marıge, Prifcian, Inftit. Grammat, L. XVIII. 


| — Wers zu genau nimmt mit feinem Recht, ift 
eft der größte Xecbteverfebrer — lus fummum faepe 
fumma eft malitia, Was wir mit einem franjofifdyen Aus⸗ 
brud Cbicane nennen, ift bier Malitia, Ein eigentlicher 

34 Conte 


360 w )e( - 


Commentar zu dieſer Stelle ift Cicero de Off. T, 10. Exi- 
ftunt etiam faepe injuriae calumnia quadam et nimis cal- 
lida, fed malitiofa juris interpretatione. Ex quo illud, 
Jummum ins , [umma iniuria , factum eíl jam tritum fer- 
mone proverbium. Auf ábnlie Art fagt Columella : 
$ummum jus antiqui fummam putabant crucem, , Und 
Welterbov citirt bie Stelle aus dem fogenannten Prediger 
Sal. VIL, 16.: n33n prx nn- tw Oy nicht allzuges 
recht. Ebenderfelbe führt —— Fragment des Me⸗ 


pónorer an: 
Krror 


Os vous cele cin, à dogar rus 1286 

Aix» unsıßwg, quxeQurtus Pair, 
„Es ift etwas herrliches um die Gefehe 5 — aber 
einer zu genau damit, dann ift er ein Chicaneur. — Und 
fehr richtig fagt Die Dacier ju unferer Stelle: Cette maxi- 
me eft fi fure, que je ne fais pas difficulté de dire, qu'il 
e(t impoffible , qu'un homme foit homme de bien, f'il ne 
relache jamais de cette rigueur du droit, et f'il n'expli- 
que fouvent contre luila loi, qui fera pour lui. 


Fünfter Auftritt. 
— Nun, nun, mein Zorn bat fib gelegt — Tam 
non fum iratus. Calpburnius macht dabei die richtige 
Bemerkung: Non poteft prae nimia laetitia diutius re- 
ticere quod fecerit, 
— gimmel — Perii ! Ebenderfelbe + Haec vox eft 
amantis, aliquid mali fufpicantis, 
— Geben Sie acht auf jeven meiner Winfe — Ob. - 
fecundato in loco. Calpburnius ;- Objerundare c(t omnia 
ad alterius nutum facere, - 


eu. · 


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— )ot — 361 


Sechſter Auftritt. 


— Denn unſer Seſchaͤft drinnen iſt bald abgethan 
— Nam nihil eft, illic quod moremur diutius, Die 
Zweibr. unb Andre fe&en das Komma nad) illic, Aber mir 
ftint, mit Wefterboven , die vorige Diftincetion natüre 
lider, So aud) Calpburnius; Non diu illic moratu- 
rus eft, 


ig GSiebenter Auftritt. 


|» Was doch oic Mode nicht fo manche Ungerech⸗ 
tigkeit, (o mandoe Thorheit eingeführte bat! — (uam 
multa injufta ac prava fiunt woribus! Es ift nicht nöthig, 
mit bem Zugrapbius , Georg Sabricius , Guyet und 
Bentley dafür zu fefen : Quam multa jufta injufta fiunt 
moribus, Dder mit ber erſtern Edition des Aldus: Quam 
multa jufta injufta ac prava fiunt moribus. Mas nad) 
der gewöhnlichen , Durch alle Danbfdriften beftätigten Les— 
art hier gefagt wird, ftebt, nur mit etwas veränderten Wor⸗ 
ten, beim Plautus Stich. V, r, 1. 
More hoc fit, atque ftulte, mea fententia. 


Die durch bie Mode gebeiligte Lingerechtigfeit „ worüber 

€bremes bier Klage führt, ift Die Ausftattung der Töchter. 
Merkwürdig ijt, was ein Frauenzimmer, bie Dacier, vol 
gerechten Eifers, davon fagt. Iln’yarien, qui puiffe 
paroitre plus ridicule, que de voir, qu'en donnant fa 
fille à un homme, il faille encore lui donner fon bien, 
Et une marque bien certaine , que c'eft n'eft que la cou- 
tume, qui autorife une facon de faire fi mal entendue, 
€'eff que les premiers hommes en ufoient autrement; on 
donnoit de l'argent, ou l'on faifoit d'autres prefens aux 


eo petes, quand on vouloit avoir leurs filles, 


35 Achter 


362 -—)e( — 


Achter Auftritt, 
$5. 10. u. f. tbeile id) ab, toie bie Dacier: 
M. Quid narras, Chreme? 

Chr. Imo haec quidem, quae apud te eft, Clitiphonis 
Amica? M. Ita ajunt. , eft 
Co obnaefábr aud) Welterhov. — Andke anders; aber, 
nad) meinem Gefühl, nicht fo natürlid. Statt, quae 
apud ze eft, lefen Einige: quae apud me eft, Jenes bat 
bie Auctorität des f£ugrapbius und den 3ufammenbang 
für fidy. | 

V. 13. lieft oie Sweibr. , dem Bembinifchen Cober 
jufofae , defpanderis. Uber Die meilten Handſchriften, 
mit ben vorzüglichſten Editionen , baben defponderim, 
welches mir beſſer gefaͤlt. Nicht allein wird defpondere 
größtentheils vom Vater der Braut gebraucht, fonbern aud) 
in diefer ganzen Scene, tie in der vierten Diefes Aufzugs 
(nad) meiner Abtbeilung ), fommt es beftünbig fo vor. 

Im 26ten und 27ten 3D. diftinguirt man gewoͤhnlich: 

Et tu id, quod cupis, - 

Quam ociffime ut des, 

Wegen des folgenden Cupio möcht’ ich lieber: 
Et tu, id quod cupis, 
Quam ociffime ut des. 
Darnad) babe id) auch überfekt. 

— Werden Sie feiner bald fatt baben — Prope- 
diem — iflius obfaturabere, Seiner, nàmf. des Sohnes, 
Calpburnias: Nimiam de fie capies fatietatem, So aud) 
torfterbov. 

— ber , wie dem auch (ey 1c, — Sed, haec ut ut 
funt cet. Dieß ift die gewöhnliche Zesart, mie fie in dem 

| Dati« 





wre 363 . 


Daticanifdóen Cover unb febr vielen wichtigen Handfchrif- 
ten unb Ausgaben vorfommt. Die Smeibr. erflärt fid) für 
tint andere, Sed ; baec.uti funt, meil in der vorigen eine 
Zmweideutigfeit liege, roelde den Chremes nicht kleide. Uber 
das tbut fie allerdings , tvenn fte mit bem fury Vorherge⸗ 
henden, Propediem iftius — in Verbindung 
geſetzt wird. 


Noch eine Bemerkung zu dieſer Scene überhaupt. In 
dem vorhergehenden vierten Auftritt meift der Alte die Zus 
mutbung des Sklaven, feine Tochter dem Glinia zu vere 
fereden, mit vieler Indignation von fi. Und bier erbie- 
tet er fid) von freien Stücten dazu, — 9Bober diefe plögliche 
Sinnesänderung ? Sd) löfe mir bas Kathfel fo. Zum 
wirklichen Betrug des Corus mag Cbremes fid) nicht mifi» 
brauchen laffen ; aber mit dem Menedemus läßt er fid) une 
gebeten auf den Vorfchlag ein. Denn nun ifi bieftr untere 
richtet von bem &aufelfpiel; toürbe daher, wenn es fo qt» 
fommen wäre, nur in der Einbildung des Syrusund Cfi» 
tipho betrogen worden fepn. 


Sünfter Aufzug 
Erfter Auftritt. 


— Die Öbren der Götter za ermäden — Deos ob- 
tundere,  Calpburnius : Eft translatio a fabris, qui 
faepe repetunt tundendo aliquid malleo , et idem obrun- 
dunt et hebetant, 


— Ta, ja, oa Dachte ich auch an — Idem iftuc mihi 
venit in mentem, Ebenderſelbe: Sic dicit, quia fcit ab 
illo deceptum Chremetem, 


— oie 


364 geom 
— Wie? nein? — Quid ? non? Anderes Quid 
non? Aber bie &mpbaft, wie Boͤcler erinnert, wird ſtaͤr⸗ 
fer, wenn man eine doppelte Frage Anaimmt, —* —* 
Calphurnius und Wefierbov. | 
Der 24te 2. wird verſchieden abgetbeilt, 3e ie 
ibn for — | sd 
C. Quam ob rem? M, Nefcio equidem; fed te mi- 
ror, qui alia ram plane fcias, 
(Te miror. fc, nefcire) Dadurch entílebt, nod meinem Ge 
fühl, ein fdjóner, natürlicher Gegeniag. Uber, wirft die 
Zweibr. ein ,, roie may Ehremes den Menedemus fragen, 
warum Sprus fid) nicht geregt babe? — Als ob man in 
grofer Verlegenheit nidjt öfters dergleichen tbue ! obne eben 
Antwort ju verlangen, Daß aber fed in zwei Verfen bin» 
tereinander ftebt , möchte nod) weniger ein Gegengrund 
feyn, weil Terenz befanntiid) es damit fo genau nicht nimmt, 


— Eben da Ihr Syrus bar Ihren Sobn fo mei» 
fierbaft zugeſtutzt — Ille tuus quoque Syrus idem mire 
finxit filium, Andere: Tuuım illequoque cet, Ich ziehe 
bie erfiere Lesart mit Saernus, Georg. Sabricias , Wer 
fierboo und der Dacier vor, meil fie eine ſchoͤne Beziehung 
auf das Vorhergehende, Quid Syrus meus ? hat, 


V. 57. Si illi pergo fuppeditare fumtibus, bleibe id) 
bei der gewöhnlichen &esarf, und nehme fumtibus, mit der 
Sweibr. , für: ad fumtus faciendos, alfo im Dativ, 


— Dann Fann ib im Ernſt die Zacke sur Sand neh ⸗ 
men — Mihi illaec vere ad raftros res redit, Eine Un» 
fpielung auf die bisherige Lebensart des Menedemus, der 
aber non vere, b. b. nicht nothgedrungen , die Hacke que 


cirt batte. 
— Warum 





m 


w 


— Warum nicht ? alfo bleibt’s Dabei? — Sino; 
itane vis? Die Dacier lieft nicht fino, fondern fine, und 
läßt e$, ftatt bes Menedemus, ben Gbremes (preden, weil 
es lächerlich fep daß jener fage, fino, ebeer noch gefragt habe: 


. itane vis? Ein leicht zu hebender Einwurf! Menedemus, 


nachdem er feine Bereitwilligkeit, zu dem entworfenen 
Plane mitguroirfen , gezeigt batte , macht nod) den legten 
Verſuch, feinem Freunde Vorftellung zu tbun. 

V.75. Ac jam, uxorem ut arceflat, paret, ©, 
meine 9ínmerfung zu Andr. III, 4, t. 


— will id) durch Drobungen kirre machen — Di. 
etis confutabitur. Die Dacier bemerft ju Phorm, III,4, 
13. das Wort, Confutare, fep eigentlich ein Kuͤchenaus— 
druc, unb beife foviel, ale fw aquam ferventem com- 
pefcere; Furum nämlidy ober Taa war ein Heiner Topf, 
woraus man unter andern faftes Waſſer auf kochendes zu 
gießen, und diefes dadurch zu Dämpfen pflegte. Folgendes 
Fragment aus dem alten Komiker Titinnius dient als Bee 
meisftelle: Coquus ahenum, quando fervit, paula confu- 
sat trua, 


— Keiner Wittfraa hätt’ er Das Gerz baben därs 
fen, fo mitzufpielen — Aehnliche Stetten führt vocffere 
bov aus bem Apulejusund Quinctilian an. Jener fagt Me- 


. tam, V. Et ipfam matrem tuam , me , inquam, ipfam 


parricida denudas quotidie; et percuffifti faepius , ct 
quaft viduam utique contemnis, Diefer Declam, 338, init, 
Etiamfi lis buic mulieri, cui ad(um, judices, effet con- 
tra pauperem i(lum , infirmo loco pars noflra et dignior 
auxilio videretur: quia et per fe imbecilla res eft femina, 
et adfert infirmitati naturali non leve pondus, quod vi. 
dua eit, weis 


366 . —-)o( — j 92 
Zweiter Auftritt. — 

Qu Anfang dieſer Scene kommt Menedemus, vom 
Clitipho begleitet, zurüdz; unb tod) bat Chremes bis ans 
Ende bez vorigen blos mit ibm geſprochen. Slujferbem 
fitbt man, daß er ben jungen Menfchen von feines Vaters - 
Vorhaben unterrichtet bat. Wie iff das möglih? Die 
Zweibr. nimmt an, nad) v. 78. (ut, dum vivat, memi- 
nerit femper mei) fep Menedemus ins Haug gegangen“ 
Aber was würde burd) bie Paar Worte, bie drauf folgen 
und allerdings an den Menedemus gerichtet zu ſeyn ſchei⸗ 
nen, gewonnen? Kurz, bier iff wohl eine von den weni⸗ 
gen Stellen, too der Zuruͤckbleibende blos auf unb abgeht 
und gefticulirt. 


An ®. s. f. find allerhand unnótbige Künfteleien von 
Kritikern unb nterpreten verfucht worden. — Syd. folgt der 
Interpunction in der Soeibr., teil id) glaube, daß dieſe 
einen natürlichen, polig zufammenhängenden Sinn giebt, 
den meine Ueberfegung ausdrückt. 


Dritter Auftritt. 

— Du brauchft weder nach einem Altar, modb ei» 
nem Vorfprecher oid) umzufeben — Nec tu aram tibi, 
neque precatorem pararis, Der Altar war allen Völkern 
des Alterthums eine ber gemöhnlichften und heiligften Frei» 
ftätten. LZindenbrog führt jur Erläuterung zwei treffende 
griechifche Stellen. Die eine aus der 2fnoromadbe des fus 
ripides: Exu yug nuraduym, Ing zn wurger, durcı Qu. Bumuy 
Sw»,  Sár das Wild if? eine Zuflucht der Sels; für oen 
Sklaven die Altäre der Götter. Die andre ausdes Achil» 
les Tatius adjtem B.: Ka re pu» werngen |a wur dig 
araitias dları xaraQuynt vyo Di ndn alneas, warns Du mne 

Agri 


: | - )o( — 367 


Aertuador yırousvag, TUTTO) wur zuro T Deko, Uebelthaͤ⸗ 
ter finden fonft in den YGeiligtbämern Schutz und Gi. 
cberbeit. Ich bingegen, der ich, obne eines Verbrechens 
ſchaldig zu feyn, in den Schus der Artemis mid) bege⸗ 
ben babe, bekomme vor oem Altar felbft Schläge. 


Bierter Auftritt. 


— Wird es nicbt weitzu fuchen feyn — Non aberit 
longius, Man denke fid) dabei wie, bie Xmeibrüd'er febr 
richtig faat, quod ego arbitror 1, fufpicor. 


— Test , nachdem oie ächte Tochter fib wieder 
gefunden bat — Nunc, filia poftquam eft inventa vera, 
Die àcbte Tochrer heißt bier Antiphila, im Gegenſatz vom 
Elitipho, roeldem der Sklave die dee beizubringen fucht, 
er fen untergefhoben. Was foll man aber denken, wenn 
ein Bentley fähig ift, zu fchreiben: Cur autem Filia vera, 
cum falfam nunquam fuftulerint? Repone, Poflguam efi 
inventa, inventa vero efl caua, qua cet, !!] 


Fünfter Auftritt. 


— Je Eleinmätbiger der junge Menſch (ido zeiger — 
Adolefcens quam minıma in fpe fitus erit, Die Sweibr, 
liegt dafür, ohne Auctorität; Quo adolefcens maxume in 
fpe follicitus erit, Diefer Emendation, glaube ich, ber 
darf es nicht, wenn man die Erflärung des ehrlichen Cal» 
pburnius beberjiget: Nam fi non fe eſſe filium credide- 
rit, €o miferabilior videbitur patri; et citius ad miferi- 
cordiam commovebit eum, Hic inflectitur frws, a, um, 
i, e.conflitutus. Damit verbinde man, was die Dacier 
faat: Il veut dire, que ce jeune homme craignant tout 
de bon, de n'etre pas fils de Chremes, fera les chofes 

beau. 


368 X - )o( — 


beaucoup plus naturellement, & parlera d'une maniere 
plus touchante, que f’il etoit averti, que ce n’eft là 
qu'ün jeu, pour tacher d'attendrir fon pere, i 


— "uf gate Bedingungen — In leges fuas, Cal. 
pburnias: H. e. fecundum eas leges et conditiones, | 
quas dare patri voluerit in ea pace ineunda, 


Sechſter Auftritt. 


V. 6. lieft die Zzweibr. , nad) Bentley'n, Quamobrem 
id facias ft, faciam, — Syd) finde zu tiefer Aenderung feinen 
Grunb. Neque fane, fagt bie Sweibr., recte quaefiffet 
uxorem, quamobrem ipfe id voluerit, Eben darum lieft 
er ihr ben Text, meil fie ibm das SBiberpart halt, ohne 
der Cadje auf den rund zu fehen — Darin aber, glaube 
ih, bat Bentley recht, Daß man nad) Nefcias fein Dunes 
tum fegen, unb den folgenden 33. nidjt als Frage nehmen 
dürfe, 

— Ich wäßte niht...T— Ego nefcio ? Mar 
perffebe das , wie fonft; Tu me id nefcire arbitraris ? Wo 
die Jronie liegen fol , bie Einige bier mwittern,, fann id) 
freiich nicht finden. Aber nod) weniger bünft es mir nó» 
thig, mit ber Zweibr, abjutbrilen; Egone 7 fcio, 


— Ajebet, áls daß (dy dein Giefdnola uod einmal 
böre — Ulfo das zärtliche Ehepaar hatte fhon ju Haus 
die Streitfrage bebattirt, 


V.12. Statt Sufpicatur emendirt Tanaquil Saber 
mit feiner gehorfamen Tochter Sufpicetur, Diefe, inmeis 
nen Augen unnöthige , Uenderung gründet fid) auf bit Bes 
Dauptung derfelben, Softrata habe während Der Zeit ihren 
Sohn nod) nicht gefprodhen, fie komme von freien Stüden 

ibm 





9 





ihm zu Hilfe, unb vermutbe, diefer werde auf ſolche Ge⸗ 


: banfen verfallen „ mie ihm Syrus wirklich in den Kopf 


gefeht hatte» Wenn das Grund hätte, fo müßte die qute 
Frau nod) um etwas fiarker im Vermutben geweſen feyn, 
als Tanaquil Faber, und alle, die je auf Conjecturen Jagd 
madten, Über , wirft die Sweibrüd'er, welche gleiche 
Gedanken äuffert, ein: roit war es möglich, daß, während 


Sorus ſechs Zeilen ſprach, Clitipho feine Mutter , bie et 


im abgelegeneren Theile des Haufes, im Gynaͤceum, zu fue 
hen batte, fprechen fonnte? Als wenn dergleichen Fälle in 
unferm Komiker eine Seltenheit wären! Gin weit auffal- 
Ienderes Beifpiel hatten roit vorhin an der zweiten Scene 
dieſes Acts, wo meine Note nachzuſehen it. Schon Bent⸗ 
ley widerlegt jene Behauptung mit der ibm eigenen Energie, 
Hoffentlich wird man ibn gern hören: T. Faber vult legi 
Jufpicetur , quia Softrata nondum potuit refcifcere, Cliti- 


phorem fufpicari fe effe fubditum, cum neque Syrum, 


qui id confilii dederit, neque filium convenerit, Merae 
funt nugae et naeniae, Nam Clitipho, ubi fupra dixit, 
Recte jundes, faciam , ſtatim domum abiit, et matri in 
Gynaeceo narravit, patre in alia parte aedium agente, 
dum Syrus folus fecum fex fequentes verfus loquitur, 
Igitur Clitipho primura dómi matri rem aperuit, quati 
in feq. Scena repetit, Quare nec Soflrata ut in re nova 
efl conflernata, fed lente refpondet , Ob/zcro, mi gnaté, 
Deinde fi legas, /ufpicetur5 fi nemo indicaverit , efficitur, 
ut Softrata vel ipfa dubitaverit, fitne verus filius, quod 
plane eft ridiculum; vel omnium fagarum et divinarum 
anuum fit princeps et magiftra, 


— Wirklib? — Ain’tu. Ich nehme das fr Itonie, 
Dem Alten fommt es zuerft lächerlich vor, Daher fàüt 
Wa ftint 


«370 90cm 


feine Gattin ein Certe, inquam , mi vir; Araber. 
Mann; obne Scerz, Diejenigen; welche foviel auf die à 
Vermuthungsgeſchicklichkeit der Softrata bauen , fefen : 
- Certe fc erit, mi vir. Uber dag Andere finder fiy nad) 
Woerfterbovens Auflage, in ben vorzüglichften Handſchriften. 


— Meynſt du, weil meine Tochter (idb wieder ges 
fanden bat? Quod filia efl inventa? Eine ſchwere Stelle, 
bie, nad) meinem Urtheil, bie Dacier am beften. ertlárt, 
in folgender Note: Je crois, que Softrata veut dire, que 
Chremes pretend, qu'il lui fera aifé de faire voir, que Ch- 
tiphon eft fon fils, puifque fa fille eft retrouvée , parce 
que le frere reffemble à la foeur, La fuite fait voir, que 
cela eft fondé fur cette reffemblance; car Chremes lui 
repond, won, mais cefl parce qu'il vous reffemble, En effet, 

. la premiere marque n'etoit pasfort fure; Antiphile avoit 
eté expofée, on ne venoit que de la retrouver , par 
confequent on pouvoit toujours douter, que ce fut la 
veritable fille de Soflrata; et ainfi cette raifon , que 
Clitiphon reffembloit à Antiphile, au lieu d'etre un 
prejugé favorable pour lui, en devenoit un trés - defa- 
vantageux pour elle, 


Siebenter Auftritt. 

— o Sie mit Deranägen Ihren Sohn mich nene 
nen börten — Dictus filius tuus zwa voluntate, Die 
Zweibr. ließt veflra ftatt tus, Allein ber Sobn wendet 
fich bier blos an bie Mutter; die fotite ibm auxilio effe in 
paterna injuria (fc, IV, 15.). 


— Das alfo war dein Anliegen? — Hoccine won 
fili, obfecro? Ich beziehe es auf die Bitte, melde liti» 


pho ju Anfang diefer Scene fo angelegentfid) vortrágt. " 
— vod. 


4€—)6( — 37i. 


N welche Stedbbeit ! "mido süfeben sa. laſſen — 
Non mihi per fallacias adducere ante oculos ! 25entley : 
Pro Non mibi, quod turbat fenfum, repone Ten mi, Eine 
glückliche Conjectur! 

Thumb «nr 4090. 1541 

(oO 7 febtet Auftritt, 

— Und machen die zugelagte Mitgabe rechtskraͤf⸗ 
tig? — Et quod dotis dixi, firmas? Dazu geborte, mie 
bie Dacier bemerft , daß des Brüurigams Vater Die auégte 
fegte Mitgabe formlid) annahm. | 

.— Davor wollen wir ſchon feym — At nos non 
finemus Nämlich; oaf es ein Raub der Bacchis were 
den foll, wie Chremes unmittelbar vorher fürd)tet. Diefe 
nalurlıdye, Erklärung haben mande verfehlt, ſelbſt die 
Sweibr. , meldye Dabei anmerft : te non ignofcere, | 


71 Ich ſebe wobl, es ift mir nicht vergönnt, mei⸗ 
nen pan durcbzufegen - — Video nen licere , ut coe- 
peram, hoc pertendere. Sn derfeiben Bedeutung fommt 
Pertendere por Eun. I, 1, 6. 


— Beine Einwendung! — Nihil audio, Offenbar 
ift bieB der Sinn, nicht: int, ipfum polliceri, mie die 
Zweibr. meynt. Vergl. Andr, V, 2, 22. 


— Hun, nun, er bat die Wabl — Imo utrum 
vult? 3támlid): ob er beuratben oder enterbt feyn wid. 


— Der Schritt, lieber Sobn, den du jest tbun 
follt, ſcheint bedenklich, fo lange einem die Sache nod 
nea und fremd iff — Haec dum incipias, grawia (unt, 
dumque ignores, Gie verfteht den Cbeftanb, der freilich 

^ud Yea einem 


45 — -€)9( - 
aod flatterhaften Syüngling im Anfang fáftig fatfen mute, 


Men vergleiche Andr. II, 6, 9, 10. unb HH. , 3, 28— 30. 


— Das Slotzauge — Caefiis oculis, Ih nehme, 
sah Schellern , caefius in ber Bedeutung, ſchrecklich, 
färchterlib. Eben fo verfteben viele das Epitheton der 
Minerva, yAavxamis, 


— Das Welfchenei « Geſicht. — Sparío ore, Andre 
würden überfegen: das Weitmaul. Uber die Meiften bere 


fieben es von einem fletigen Gefichte , Lentiginofo vultu, - 


quafi maculis quibusdam infecto. Ein foldes Geſicht 
sennt man hier ju Lande fpottweife ein. Welfchenei « ee 
ficbt. 


—. Man follte ſchwoͤren ‚da fey er in feinem Sache —— 
Credas animum ibi effe, / o interpretire ich bieft Worten. 
abngefähr , wie f&ugrapbius : Jb, id eft, in bac ele- 
dtione totus et. Und Guyet, be(jen ungebrudte Noten 
Wefterbov anführt ; Il paroit bien , quil me penfe à 
tien , qu'à cela, 


Oruckfehler. 
€. 3 3. 11 gegenwaͤritgen I. gegenwärtigen. 
€. 4 3- 3 fe «9L. es fev. | 
©. 7 leste Zeche I, feine Zeche. 
— 16-3. 8-ondees Sinne l. andres Sinnes, 
BN o nter tl tt [, id) getvaue 


©. ^c cab unten) Gbremes- giebt, Ihnen I, Chres 
mes giebt Ihnen. 
&:24 3.2 ( von unten ) fagte— ? ft. fagte —- 


-&. 153 3. 10 bieftn T. biefem. 
5.1613. 4 und reellen Dant I. und meinen reellen Dank. 
4133-94 0 fen falls-feaur, 


-&.181 2. 10-die Ehaist- Theis: 
©. 188 3. 5 (von unten), deine Thais ba iſt [. deine 
Thais ift, 
©. 196 3. 9 Confultate f, Confulate. 
€. 203 3. 4 die Thürek bie Thür, 
©. 204 3. 14 Quid intereft? f, Quid intereft! 
€. 209 3. 2 Deft I. Deeft, 
Ebend, 3. 3 vecerim I, fecerim, 
€. 210 


" 


. 210 3. 7 von unten Sif. Sie. 
é. 212 3. 11 bon unten | Perverterie unde, 1. een 
unde, 
C. 2123. 12 von unten pro verbium f. proverbium, - 
©. 215. 3. 14 Iugulares |, Jugularas, 
€. 216 fee man vor 3. 8 V. 6r. N 
€ 218 3. 16 E flamma unde I. E flamma, unde, 
©. 221 3. 2 Summonjut . Summonuit.: — 2 
©. 2213. 9 von unten patn- [. patu- x 
S 229 3. 15 Edilor I. Editor. p. 
= 241 3. r diefelbe 1. diefelben, 
€ 263 3. 1x Thüre I. Thür, 
©. 226 3. 10 Sybnen ft ihnen. 2* 
€. 280 3. 9 Haufe. fi. Haufe? beer BEE 
©. 289 3 4. don unten gan I. 5. Mato — 
©. 294 3. 20 Sytus? ft. Sprus, 
€. 299 3. 5 wäre? ft. wäre! 
€. 305 3. 6 fie wiffen ft. Sie toiffen. 
2 307 3. 20 Beiferes. ft. Beſſeres? 
©. 314 3. 14 Früchten I. Fruchtchen. 
©. 319 3. 7 von unten, eine ganz andere Art I, eine ganze 
Art. 
©. 334 3. 8 Seleurus I. Seleukus. 
€. 341 3. 16. ill [. ilio, 
€. 351 3. 1 poffit 1. Allen 
©. 357 3. 3 tuum int, |, tuum, int, 
€. 366 3. 6 (dom unten ) Steden I, Stellen an. 


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| |... Zerenjend 
Rar[eiclt 
überfebt 
RT 


von 


Johann Friedrich Roos 


ordentlichem Profeſſor ber Philoſophie auf ber Ludwigs— 
Univerſitaͤt. 





Zweiter Theil. 





Gießen 1796 
bei Georg Friedrich Never 














Borrede, 


4 (iefete hier die andre Hälfte von Terenzens 
guftipielen , vollig nad) demfeiben Plane bearbeitet, 
wie Die erſte. Was alío Dort über oie Defonomie 
des Ganzen ausführlich gefagt ift, will ich bier 
nicht wiederholen; um fo weniger, weilvon allen 
Kunftrichtern , die mir bekannt geworden find, Fein 
einziger den Gefichtspunet, woraus ich beurtheilt 
zu werden wünfchte , verfehlt oder verrückt bat. 
Unter diefen Umftänden bleibt mir zu einer Vor 
rede meiter Fein. Stoff ubrig, als — eine Joergenge 
erleichterung gegen meine Kecenfenten, 


Daß eshier,auf Feinen Prologus galea 
tus, wozu der edle Terenz fo oft fid) aenotbigct 
fand, abgefeben fen, erwartet man, nach dem vor- 
D Gefagten, von fefbft. Blos cin Wort deg 

anfes iff cs, wozu ich mich gegen vie acbtungsz 
- "vettben Männer, welche mid) als lleberfe&er und 
Erklärer des Terenz gemürdiget haben, aufgefore 
dert fühle. Gerade die firenaften unter ihnen maz 
ten mir die lehrreichtten und ermünfchteften ; haupt: 
fachlich, weil ich fie in Lob uno Tadel fo übercinz 
flimmend fand, daß id) mir fchmeicheln darf, beides 
fep nicht unverdient gemefen. Daher war e8 bei 
der Sortfe&ung Diefet Arbeit mien. vorzüglichfieg 
Beſtreben, die gerechten Forderungen , die man 
an mich gethan Pat , nicht aus den Augen zu vere 
lieren, um des belohnenven Beifalls competenter 
Nichter míd) immer würdiger zu machen. 


Aber in noch höherem Grade hoffe ich diefen 
Beifall zu verdienen, es ich fo glücklich ida 
| } ollte 


— Vorrede. | 


follte, eine zweite Auflage meiner Lleberfesung zu" 
erleben; unter andern auch Deswegen , weil ich 
alsdenn im Stande fepn werde, eine Ausgabe, 
unſets Stomifere zu benu&en, oie über unzählige 
Stellen Ficht verbreiten wird, wo alle bisherige 
Interpreten im Finftern tappten. — Cyeoer, ver in 
Diefer Art von Piteratur Fein Sremdling ift, erräth 
leicht, daß bier die Ausgabe gemennt fep, wovon . 
im vorigen Sabre der berühmte Jr. Oberconſiſto⸗ 
tialrath Böttiger in Weimar eine zu den größe 
ten Erwartungen berechtigende Probe geliefert bat. 
Beſonders werden hier diejenigen Stellenneue Auf: 
tlärungerhalten , welche obne die vertrautefie Bes 
kanntſchaft mit der Einrichtung des Theaters ver 
Alten unverftändfich find; denn darin bat fid) 
Herr Böttiger Kenntniffe-eriworben, bie allen 
feinen QVorgangern  abgiengen., Wer fib. (bere 
zeugen will, daß da Gegenftände zur Sprache 
Éommen werden, wovon die bisherigen Herausges 
ber des Gereny aud) nicht Die lafefte Ahndung 
hatten , ven verweife id) auf das. Börtigerifche 
Programm, De perlonis (cenicis, vulgo larvis, 
over aud) nur auf das Wenige, mas id) in dieſem 
zweiten Theile ©, 248 ff. daraus entlehnt habe. 
Die Lefingifhen Bemerkungen über 
die Brüder des Terenz, Im der Hambik 
gifhen Dramaturgie, babe ich fieté fo um: 
- terhaltend und belehrend gefunden, daß ich glaubte, 
e$ würde vielen meiner Xefer nicht unangenehm. 
fon, fie an der Spitze dieſes Cuftfpielé zu erblichen, 


Gießen den 26ten Junius 1796. 


——— PN. 


Leſſings 











- feffingà Bemerkungen über bie Brüder 
des Terenz, in oer Hamburg. Dramatur: 
gie Band II. ©. 142 ff. 


Das Ctüf be Herrn Romanus, die Brüder 
genannt, fann für ein deurfches Original gelten, ob 
es ſchon, größtentheild, aus den Brüdern des Ter 
ren genommen ift. Dan Dat gefagt , daß aud) 
Moliere aus diefer Quelle gefchöpft habe; unb zwar 
feine Männerfhule.. Der Hr. von Voltaire macht 
feine Anmerfungen über diefed Vorgeben : und id 
führe Anmerfungen von dem Hrn. von Voltaire fo 
gern an! Aus feinen geringften iff noch immer etwas 
ju fernen : wenn fdon nicht alegeit bas , was er 
darin fagt: wenigſtens ba8 , was er fütte fagen ſollen. 





» Die Brüder bes Zerens, fagt bet Hr p. Vol: 
„taire, fónnen hoͤchſtens die Idee zu ber Männere 
„ſchule gegeben haben. Syn ben Brüdern find zwei 
»» Mite von verfdiebener Gemuͤthsart, dieihre Söhne 

„ganz verſchieden erziehen ; eben fo find in bec Mänz 
| „nerfhule zwei Vormuͤnder, ein febr. firenger und 
» tin febr nadfebenber : das iff bte ganze Aehnlich— 
„tet. In ben Brüdern ift faff ganz unb gar feine 

N h a iz 


2 E NER ne 
„Intrigue: die Intrigue in der "DD CH 
„gegen iff fein und unterhaltend unb fomifd, Eine 
„don ben Frauenzimmern des Terenz, melche eigeht- 
Rt (ich bie intereffantefte Node ſpielen müßte, erfcheinet 
„blos auf dem Theater, um nieder zu fommen, 


„Die Syfabete des Moliere iff faft immer auf der 


, Scene, und zeigt fi immer witzig und reibenb, 
„und verbindet fogar bie Streiche, die fie ihren: 
» SBormunbe foieft, nod mit Anftand. Die Ent: ' 
» Yoicfefung in den Brüdern iff gang unwahrſcheinlich; 
5 c3 ift wider die Natur, daß ein Alter, der fechzig 
„Sabre aͤrgerlich, fireng unb geiBig gewefen, auf 
„einmal luſtig unb. höflich und freigebig werden ſollte. 
»Die Entwicelung in der Maͤnnerſchule aber ift 
„die "efle von allen Entwickelungen des Moliere; 
„wahrſcheinlich, natuͤrlich, aus ber Intrigue ſelbſt 
„hergenommen, und was ohnſtreitig nicht das ſchlech⸗ 
„teſte daran ift, aͤuſſerſt komiſch.“ 


Es ſcheint nicht, daß ber or. t. Voltaire, feit 
bem er aus der Klaſſe bei den Jeſutten gefommen, 
. den Terenz viel wieder gelefen habe. Er fpricht ganz 
fo davon, ald von einem alten Traume; es ſchwebt 
ibm nur nod fo was davon im Gebádtnijje; unbba$ 
ſchreibt er auf gut Gluͤck fo dahin , unbefümmert, 
ob es gehauen oder geſtochen ift. yd mid ihm mit 
aufmufen, was er von der Pamphila des Stüͤcks 

il fagt, 








"d p oe 3 


—feat, „daß fie blos auf bem Theater erfcheine, um 
»hiebergufommen. ** — Cie erſcheint gar nicht auf 
bem Theater; fie kommt nit auf bem Theater nie: 
bet ; man pernimmt blos ihre Stimme aus dem Haufe; 
und warum ſie eigentlich bie intereffantefte Rolle 
foielen müßte, daB läßt fib auch gar nicht abfehen. 

Den Griehen und Römern war nicht alles interefz 
: fant, was e$ den Franzoſen if. Ein gutes Sab: 

chen, das mit ihrem Liebhaber zu tief in dag Waſſer 
‚gegangen, und Gefahr (&uft, von ibm verlaffen zu 
werben, war zu einer Hauptrolle ebebem febr une 
geſchickt. — 

Der eigentliche und grobe Fehler, den der Hr. 
bon Voltaire macht, betrift die Entwickelung und den 
Charafter des Denen. | Demen ift. der muͤrriſche, 
ſtrenge Vater, und diefer fol feinen Charakter auf 
einmal völlig verändern. Das ift, mit Erlaubniß 
des Herrn von Voltaire, nicht wahr. Demea ber 
hauptet feinen Charakter bis ans Ende, Donatus 
.fagt: Servatur autem per totam fabulam mitis Mi- 
cio, faevus Demea, Leno avarus u. f. w, 3a8 
geht mid) Donatus an? dürfte der Hr. von Bol: 
tame jagen, Mach Belieben ; wenn mir Deutfche 
, aus glauben dürfen, daß Domatus den Seren; fleifie 
ger gelefen und beffer verftanben , ald Voltaire. Doch 
e$ ift ja von Feinem verlohrnen Stüce die Rede; es 
— df ned $a; man leſe ſelbſt. 
» 4 “x " Mach: 


4 | — )o( — | 
Nachdem Micio den Demca burd die triftigften 
Vorſtellungen zu befanftigen geſucht, bittet er ihn, 
wenigſtens auf heute fich feines Aergerniffes zu ent; 
ſchlagen, menigftens heute luftig zu fepn. Endlich 
bringt er ihn auch fo weit; heute will Demea alles 
gut fepn fa(fen ; aber morgen, bei früher Tageszeit, 
. miuf der Sohn wieder mit ibm aufs fanb , ba will 
er ihm nicht getinber halten, ba will er ed wieder mit 
ibm anfangen, roo er es heute gelaffen fat; die 
Sängerin, die biefem der Vetter gefauft , will er 
zwar mitnehmen, denn e8 ift doch immer eine Sklavin 
mehr, und eine, die ihm nichts Foftet; aber zu fine 
gen wird fie nicht viel befommen, fie fol fochen und 
backen. In der darauf folgenden vierten Scene ded 
fünften Akts, wo Demea allein ift, ſcheint e zwar, 
wenn man feine Worte nur fo obenhin nimmt, als 
ob er völlig von feiner alten Denfungsart abgeben, 
und mad den Grundjägen des Micıo zu handeln 
anfaugen wolle. *) ‘Doc bie Folge zeigt «8, daß 
man alles dad nur von dem heutigen 3mange, ben 
er fib antbun fol , verfiehen muß. Denn aud bie 
fen Zwang reif er hernach fo ju rufen, daß er 3u der 
fórmlidften haͤmiſchſten Verfpottung feines gefälligen 
Bruders ausſchlaͤgt. Er ftent (id) luſtig, um bie am: 
) dere 
*) — Nam ego vitam duram , quam vixi usque adimc, 
Prope jam excuifo fpetio mitto — 


- 


—)o9( — 5 - 
bete wahre Auäfchmeifungen und Tolheiten "begehen 
zu Saffen; er macht in dem verbindlichſten Tone die 
bitterften Vorwuͤrfe; er wird nieht freigebig , fondern 
et. fpielt den Verſchwender; und mohl zu merfen, 
weder von dem Seinigen, nod) in einer andern Ab: 
fibt, als um aled , was er Verſchwenden nennt, 
lächerlich zu machen, Dieſes erfellet unwiderſprech⸗ 
li) aus dem, was er dem Micio antwortet, ber fib. 
durch ben Anſchein berriigen läßt , und ibn wirklich 


verändert glaubt. *) Hic oftendit Terentius, fagt 


Donatus, magis Demeam fimulaffe mutatos mores, 
quam mutavilTe, 


Ich will aber nicht hoffen , daß ber Herr von 
Voltaire meinet, ſelbſt die Verſtellung laufe wider 
A 3 den 





*) Mi, Quid iſtuc? quae res tam repente mores 

mucavit tuos ? 

Quod prolubium , quae iftaec fubita e(t largitas ? 
De. Dicam tibi : 

Ut id oftenderem, quod te ifti facilem et feílivum 
putant, 

Id non fieri ex vera vita, neque adeo ex aequo 
et bono, 

Sed ex affentando , indulgendo, et largiendo, Micio. 


Nunc adeo, fi ob eam rem vobis mea vita invia 
eft, Aefchine, 
Quia non jafla injufla prorfus omnia, omnino 
obfequor , 
Mi(fa facio; effundite, emite, facite auod vobis 
lubet) 
I 


6 — )06 — 


den Charakter des Demea, der vorher nichts als 
geſchmaͤlt und gepoltert habe; denn eine ſolche Ver⸗ 
ſtellung erfordere mehr Gelaſſenheit und Kaͤlte, als 
man bem Demea zutrauen duͤrfe. Auch hierin iſt 
Terenz ohne Tadel, und er hat alles ſo vortreflich 
motiviret, bei jedem Schritte Natur und Wahrheit 
fo genau beobachtet, bei dem geringften Uebergange 
fo feine Schattirungen in Acht genommen , daß man. 

„nicht aufhören ach , Ihn zu TS 
Mur ift öfters, um hinter alle Feinheiten 
des Terenz zu kommen, die Gabe ſehr noͤthig, ſich 
das Spiel des Akteurs dabei gu denken 5; denn dieſes 
ſchrieben die alten Dichter nicht bei. Die Deflamas - 
tion hatte ıhren eigenen Künftler „ und in bem Ue— 
brigen fonnten fie fid ohne Zweifel auf bie Einſicht 
der Spieler verlaffen, die aus. ihrem Geſchaͤfte ein 
febr. ernftlihes Studium machten. Nicht feften ber ' 
fanden fid unter diefen bie Dichter ſelbſt; fie fagten, 
wie fie e$ haben wolten ; und-da fie ire Stuͤcke 
überhaupt nicht eher befannt werden liefen, als biß 
fie gefpielt waren „ als. bis man fie gefehen und gehört | 
hatte; fo fonnten fie e$ um fo mehr überboben ſeyn, 
den gefchriebenen Dialog dur Einfchiebfel zu uns — 
terbreden , in welchen fid) der befchreibende Dichter 
gewiffermaßen mit unter bie handelnden Perfonen zu 
mifchen fcheint. Wenn man fid) aber NEUE Pa 
bie 





ICA 
— 5 — J 7. 


die alten Dichter, unt fid) bie Einſchiebſel zu erfpar 

|- ren, im ben Reden felbft „ jede Bewegung, jede 

Gebehrde, jede Mine, jede befondere Abänderung 

* ber Stimme, bie ‚dabei zu beobachten, mit anzudeu⸗ 
ten gefucht; fo irrt man ſich. In dem Terenz altein 
kommen unzätige Ctellen „ in welchen von einer 
ſolchen Andeutung fid nicht die geringſte Spur zei⸗ 
get, und wo gleichwohl der wahre Verſtand nur durch 
bie Errathung der wahren Aktion kann getroffen wer⸗ 
den; ja in vielen ſcheinen die Worte gerade dar Ge⸗ 
gentheil von dem zu ſagen, was der Schauſpieler 
durch jene ausdruͤcken muß. 


Selbſt in der Scene, in welcher bie vermeinte 
Cinntéánberung des Demna vorgeht, finden fid 
dergleichen Etellen , die ih anführen mitt, weil auf 
ihnen gewiffermaßen bie Mißdeutung berufet, die 

. ich beftreite. — Demea weiß nunmehr alles, er hat 
es mit feinen eigenen Augen gefeben , daß es fein 
ebrbarer frommer Sohn ift, für den die Sängerin 
entführt worden, unb flürgt mit dem unbändigften 
Geſchrei heraus. Er Flagt e8 dem Himmel und der 
Erde unb dem Meere ; und eben bekommt er den 
^ Micdo zu Geſicht. | 


Demea. $a! ba ift ers der mir fie beide ver- 
" gh — meine Söhne, mir fie beide qu ba tid) 
pe - 36 4 Mies 





5 i et 


ju bir! 


Demea. Out, id) mäffige mid, id bin bei mir, 
es fot mir fein-hartes Wort entíabren, Laß uns bei der 
Sache bleiben. Sind wir nicht eins geworden , wareſt 
bu e$ nicht felbft , der es juerjt auf bie Bahn bradıte, 
baf fid) em jeder nur um den feinen bekümmern follte ? 
Antworte *) u.(. m, — — 


Wer fid) hier nur an bie Worte hält, unb fein fo 
richtiger Beobachter ift, als e8 der Dichter war, kann 
[eiót glauben , daß Demen viel zu gefihmind aus: 
tobe, viel zu geſchwind diefen gefaffenern Ton ans 
ſtimme. Mach einiger Ueberlegung wird ihm zwar 
beifallen, bag jeder Affeft , wenn er aufs Aufferfte 
gefommen, notbmwendig wieder finfen müije; daß 
Denten, auf ben Verweis feines Bruders, fid) be 
ungeſtuͤmen Jaͤhzorns nicht anders als ſchaͤnen koͤnne: 
das alles iſt auch ganz gut, aber es iſt doch noch 
nicht das rechte. Dieſes [affe er fid) alfo vom Donar 
tus (eren, ber bier zwei vortreflihe Anmerkungen 

hat. 





Im: rn De. Eccum ade(t 
Communis corruptela noftrum liberum, 
Mi, Tandem reprime iracundiam , atque ad te redi. 
De. Reprefüi, redii, mitto maledicta omnia: 
Rem ipíam putemus, Dictum boc inter nos fuit, 
Et ex te adeo efl ortum, ne te curares meum, .- 
Neve ego tuum? refponde, — 


LI 


Micio. O fo mäffige bi, und fomm wieder A 





—)Jo( — 9 
bat. Videtur, fagt er, paulo citiüs deftomacha. 
tus, quam res etiam incertae poícebant. Sed 
et hoc morale: nam jufte irati, omiffa faevitia ad 
ratiocinationes faepe feftinant. Wenn ber Sor: 
nige gang offenbar Recht zu haben glaubt, wenn 
et fi einbildet „ daß fi fib gegen feine Beſchwerden 
durchaus nichts einmenden fa(fe 3. fo wird er fid) bei 
bem Scelten gerade am mwenigfien aufhalten ,„ fons 
bern ju ben Beweiſen eifen , um feinen Gegner 
durch eine fo fonnenfíare Mebergeugung zu demüthir 
gen. Doc ba er über bie Walungen feines Fochen: 
den Gebläts nicht fo unmittelbar gebieten Fann, da 
ber Zorn, der überführen roi, bod) noch immer Zorn 
bleibt ; fo macht Donatus die jmeite Anmerfung: 
non quod dicatur, fed quo geftu dicatur, fpe&ta; 
et videbis neque adhuc, repreffiffe iracundiam, 
neque ad fe rediiffe Demeam. Demea fagt amar, 
ib máffige mid), id) bin wieder bei mir ; aber Ge: 
fibt und Gebehrde und Stimme verratfen genug: 
fam, daß er fi noch nicht gemaffigt Dat , daß er 
nod) nidt voieber bei fid) ıf. Er beftürmt den Mi: 
cio mit einer Frage über bie andere, unb Micio hat 
ale feine Kälte und gute faune nöthig, um nur jum 
Wort zu fommen. 


Als er endlich dazu fommt, wird Demen zwar 
eingetrieben ,„ aber im geringften nicht überzeugt, 
Urs" Al⸗ 


1o Lo —)Je( 
Tee 


Aller Borwand, über die Sebendart feiner Kinder | un: 
willig gu ſeyn, ift ibm benommen, unb doch fängt ı e 
wieder von vorne an ju mergeín. Micio mug auch / 
nur abbrehen, unb fid begnügen , daß ibm bie 
muͤrriſche faune, dig er nicht ändern fan, wenige 
flens auf heute Frieden faffen wit, ^ Die Wenduns 
gen bie ihn Terenz dabei — laͤßt ‚find, mei 
ſterhaft. *) 





Dem ca 
*5) — — — — — De Ne nimium modo . 
Bonae tnae iftae nos rationes, Micio,. 
Et tuus ifle animus aequus fubvertat, Mi. Tace 5. T 
Non fiet, Mitte jam iftaec; da te hodie mihi : 
Exporge frontem, De. Scilicet ita tempus fert, 
Fatiendum eíl; ceterum rus cras cum filio 
. Cum primo lucu ibo hinc. Mi. De nocte cenfeo, ' 
Hodie modo hilarum fac te, De, Et iftam pialtriam 
' Una illuc mecum hinc abftraham, Mi. Pugnaveris, 
Eo pacto prorfum illie alligaris filium, 
Miódo facito, ut (illam fezves. De. Egoiftuc videro, 
Atque ibi favillae plena, fumi, ac pollinis, i 
Coquendo fit faxo et molendo; praeter haec 
Meridie ipfo faciam ut ftipulam colligat; 


Tam excoctam reddam atque atram, quam fcarbo 
eit, Mi, Placet, 


Nunc mihi videre fapere. Atque equidem filium, 

Tum etiam fi nolit, cogam, ut cum illa una cubet, 

De. Derides? fortunatus, qui ifloe animo fies: * 
Ego fentio, Mi, Ab, pergiſne? De, [am lam defino, 


ni 





"n 


DeC mU II 


Demea. Nan gieb nur Acht, Micio , twie wir mit‘ 
diefen fchönen Brundfägen, mit diefer deiner lieben Nach» 
fit , om Ende fahren werden. 


Mieio. Schweig doch! Beffer als du alaubeft. — 
Und nun genug davon ! Heute (dente bid mir. Komm, 
Hläre bid) auf. 


‚A Demea. Mags bod) nur brute feyn! Was id) 
muß, das muß ich. — Uber morgen , fo bald es. Tag 
mírb, geh’ ich wieder aufs Dorf, unb der Burfche geht 
mit, * 


Micio. Fieber, noch ehe e$ Tad wird; n id). 
Gt» nur heute luftig ! 


Demea. Auch das Menſch von einer Sängerin muß 
mit binau$. 


Micio. Vottreflich! So wird fid) der Sopn gewiß 
nicht weg roünfden. Nur halte fie aud) gut. 


©, Demea. Da faf mich vor forgen! Sie foll , in der 
Mühle, und vor dem Dfenlohe, Mehlſtaubs, und Kohl» 
fraubs und Raus genug friegen. Dazu-foll fie'mir an 
beißen Mittage ftoppeln gehn, bis fie fo trocken, fo 
ſchwarz geroorden , als ein. Löfcybrand, 


qhicio. Das gefällt mir! Nun bit du auf bent 
rechten Wege ! — Und alsdenn, wenn id) rie du wäre, 
müßte mie der Sohn bei ihr ſchlafen, er möchte wollen 
oder nidt, ° : 


Demea, 


A ur: 1^3 Com 


Demea. Pacht bu mid aus? — Bei fo einer 
Semütbsart, freilich, fannft du wohl gluͤcklich Rn. se. 
' fühle es, leider — 


» 


Micio, Du fängft bod) wieder an? 


Demea, Nu, nu ; id) bore ja aud) (djon wies 
der auf. | | "a j. 5 ! 
Bei dem „Lachſt du mich aus?“ des Demen, 
merft Donatus an: Hoc verbum vultu Demeae fic 
profertur , ut fubrififfe videatur invitus. Sed 
rurfus ego fentio, amare fevereque dicit. Unvets 
gleihlih! Demen, deffen voller &rnff e8 ar, daß 
et die Sängerin, nicht ald Sängerin, fonbern als eire 
gemeine Sklavin halten und nüßen moüte, muß 
fiber den Einfall des Micio (aen.  Micio fetf 
braucht nicht zu lachen ; je ernflfafter er fid) fleü, 
defto beffer. Demea fann barum bod fagen; Sacit 
du mid aus ? und muß fid zwingen wollen, fein 
eigenes Sachen zu verbeiffen. Er verbeißt ed auch 
bald, denn das „ch fühl’ es leider“ fagt er wieder 
in einem ärgerlihen und bittern Tone. Aber ſo une 
gern, fo furg das Lachen aud) ift: fo große Wirkung 
hat e$ gleihmohl. Denn einen Mann, mie Demen, 
bat man wirklich vors erfle gewonnen, wenn man ihn 
nur zu lahen machen kann. Se feltener ihm diefe wohl⸗ 
thaͤtige Erfbütterung ift, defto länger hält fie inners 
fid) an; nachdem er längft ade Spur derfelben auf 
feinem 





nr] 


9301 —_ I 


feinem Geſichte vertifgt , bauert fie noch fort, chne 
. af er es ſelbſt weiß, und Dat auf fein nächftfolgendes 
Setragen einen gewiſſen Einfluß. — 


Aber wer hätte wohl bei einem Grammatifer fo 
feine Kenntniffe gefuht ? Die alten Grammatifer 
waren nicht das, was wir igt bei dem Samen ben: 
fen. Es waren Leute von vieler Einfiht, das ganze 
weite Feld der Kritif war ihr Gebiete. Was von — 
ihren 2fusfegungen Flaffiiher Schriften auf ung ger 
fommen , verdient daher nicht blos wegen ber Sprache 
ffubirt zu werden. Mur muß man die neuern In⸗ 
terpolationen zu unterfdeiben wiſſen. Daß aber 
diefer Donatus (Aelius) fo vorgüglid) reich an Be: 
merfungen iff, die unfern Geſchmack bilden fónnen, 
daß er die verfteckteften Schönheiten feines Autors 
mehr als irgend ein anderer zu enthuͤllen weiß: das 
kommt vielleicht weniger von ſeinen groͤßern Gaben, 
als von der Beſchaffenheit ſeines Autors ſelbſt. Das 
römische Theater war, jur Zeit des Donatus, nod 
nicht gänzlich verfallen, bie Stuͤcke des Terenz mur: 
den nod gefpielt und ohne Zweifel nod mit vielen 
von den Ueberlieferungen gefpielt, bie fid) aus ben 
befleen Seiten des römischen Geſchmacks berfchrieben: 
er durfte alfo nur anmerfen , roa? er fahe und hörte; 
er braudite alfo nur Aufmerffamfeit und Treue, um 
fi das fBerbienft zu machen, dag ibm die 9iadme t 


, Bein: 


14-5 €— PC cT MES 


» 


Seineiten ju verdanfen hat, bie er fefBft ſchwerlich 


dürfte ausgegräbelt haben, — Syd) wüßte daher auch 


kein Werk, aus welchem ein angehender Schauſpie⸗ 


(er mehr lernen koͤnnte, als dieſen Commentar des 
Donatus Über den Terenz: unb bis das Latein unter 
unfern Schauſpielern üblicher. wird, wuͤnſchte ich 


^ febr, daß man ihnen eine gute Ueberſetzung davon 


in bie Hände geben wollte, — C8 verfteht fido , daß ber 
Dichter dabei fepn, und aus bem Kommentar alles 


wegbleiben müßte, was die bloße Worterklaͤrung 


betrift. Die Dacier fat in diefer Abficht ben Donas 
tus nur fehlecht benugt, umb ihre Ueberfegung bed 
, Tertes ift waͤſſerig unb ſteif. Eine neuere beutíde, ") 


die wir haben, hat das. Berdienft ber Nichtigkeit fofo, . 


aber das-Verdienft der Fomifhen Sprache feplt ihr 
gänzlich, und Donatus ift audy nit meiter gebraucht, 
als ihn die Dacier. zu brauchen für gut befunden. 
(£8 wäre alfo feine getbane Arbeit, mas id) vot: 
ſchlage: aber mer foll fie tpun 1 ? Die nibt$ befferes 
iun fönnten, können aud dieſes nit : unb bie 
etras beffere8 tbun fónnten , werden fid) bedanken. 
Doch endlich vom Terenz auf unſern Nachahmer 
zu kommen. — Es iſt doch ſonderbar, daß auch Hr. 
Romanus den falſchen Gedanken des Boltaıre gehabt 
zu haben ſcheinet. Auch er Dat geglaubt ,„ daß am 
Ende mit dem. Beute des Demea eine gan —* 





von paste, de 1733. 


-^ 





po t — )o(l — -1j 
- Veränderung vorgehe; wenigftens läßt er fie mit 
‚dem Charakter feines Epfimons vorgehen. „Je Sin: 
„der, läßt er ihn rufen , ſchweigt bod !- Sy6r über: 
»häuft mic) ja mit &iebfofungen. Sohn, Bruber, 
„Vetter, Diener, alles fhmeichelt mir, blos weil 
„ich einmal ein bißchen freundlich ausſehe. Bin 
» 18 denn, oder bin ichs nicht? Sb werde wieder 
recht jung, Bruder! Es iff bod) huͤbſch, wenn 
> „man geliebt wird. Ich will aud). gewiß fo bleiben. 
» Sd wüßte nicht, enn ich ſo eine vergnügte Stunde 
gehabt hätte.“ „Und Frontin fagt: „Nun unfec 
55 Alter flirbt gewiß bald *). Die Veränderung ift 
gar zu plópiid, ** Ja wohl; aber das Spruͤchwort 
und ber gemeine Glaube, von den unpermutfetea 
Veränderungen, die einen nahen Tod vorbedeuts en, 
ſoll doch wohl nicht im Ernſte hier etwas rechtfertigen. 


Jezt zu den Veränderungen, die Hr. Romanus 
in ber Fabel des Terenz machen zu muͤſſen geglaubt, 
um fie unfern Gitten näher zu bringen, Er hatte 
Net, eine Fabel, in welche fo befondere griechifcye 
und römifhe Gitten fo innig verwebt find, umzu— 
ſchaffen. Das Beiſpiel erhält feine Kraft nur von 
feiner inhern Wahrfheinlichfeit , die jeder Menfch 

nad 





” €» font e$ ohne Zweifel beifen , unb nift: ſtiebt 
obnmöglich bald. Für viele von unfern Schaufpie- 
lern ift es nótbig, aud) folche Drusffehler anjumerten. 





16 — )o(.— 


nad bem beurtheilt, mas ihm felbft am gewoͤhnlich⸗ 
ftenift. Alte Anwendung fált meg , wo mir ung 
erft mit Mühe in fremde Umitände verfe&en müffen. 
Aber e8 ift auch feine Teihte Cade mit einer ſolchen 
Umſchaffung. Je vollfommener die Fabel iff, befto 
weniger läßt fid) der geringfte Theil verändern, ohne 
das Ganze zu zerrütten. Und ſchlimm! wenn man 
fid fobann nur mit Flicken begnügt, obne im eigentz 
liben Verſtande umzuſchaffen. 


Das Stuͤck heißt die Bruͤder, und dies bei 
dem Terenz aus einem doppelten Grunde. Denn 
. nicht allein die beiden Alten, Micio und Demea, 
fonbern aud) die beiden jungen Leute, Aeſchinus und 
Etefipho , find Brüder, Demea 1f dieſer beiden 
Vater, Micio fat ben einen, den Aeſchinus, nur 
an Sohnes Statt angenommen. Dun begreif ich 
nicht, marum unferm Verfaffer biefe Adoption miß⸗ 
faten. Ich weiß nit anders, ald baf bie Adoption 
aud) unter und, aud) nod) ist. gebráudolid) unb voll 
fommen auf bem nemlichen Fuß gebräuchlich ifl, wie 
fie es bei ben Römern mar, Demohngeachtet ift er 
davon abgegangen; bei ihm find nur die zwei Alten 
Brüder, und jeder bat einen leiblihen Sohn, ben 
er nad) feiner Art erziehet. Aber beflo beffer! wird 
man vieleicht fagen, So find denn aud) die zei 
Alten wirflihe Wäter ; und das Erüc ifl wirklich 

ene 


i 


= 


— )o( — 17 


— eite Schule ber Väter, b. i. folcher, denen die Na— 


tuc bie vaͤterliche Pflicht auflegt, nicht folder, die fie 
freimidig zwar übernommen ,. bie fi) ihrer aber 
schwerlich weiter unterziehen , als es mit ihrer eige: 
nen Gemaͤchlichkeit befichen Fann. 


Pater effe diíce ab illis, qui vere (ciunt! 
Sehr wohl! Nur €dabe, daß durch Auflöfung die 
ſes einzigen Knoten , welcher bei dem Terenz den 
Aeſchinus unb Cteſipho unter fib, unb beide mit dem 
Demea, ihrem Vater, verbindet, die ganze Ma— 
ſchine auseinander faͤllt, und aus einem allgemeinen 
Intereſſe zwei ganz verſchiedene entſtehen, die blos 
die Convenienz des Dichters, und keineswegs ihre 
eigene Natur zufammen Hält! 


+ Denn ift Aeſchinus nicht bío$ der angenommes 
ne, fonbern bet leibliche Sohn des Micio, was hat 


Demea ſich viel um ihn zu befümmern ? Der Sohn 


des Bruders geht mich fo nahe niht an, als mein 
(igeher. Wenn id) finde, daß Jemand meinen eigez 
nen Sohn verziehet ,gefbähe ed auch in der beſten 
Abſicht von der Welt, fo habe ich recht, diefem gut 
berzigen 9Berfüfrer mit aller der Heftigkeit zu bearas 
nen ,- mit welcher, beim Terenz , Demea dem Micio 
begegnet, „Aber menn es nicht mein Sohn ifl, wenn. 


es der eigene Sohn des Verziehers ift, was faun i 


DE a rt 
, 


Mis. was darf id) mehr, als paf ich biefen. Vetzie⸗ 
B fer 


4 , 1 Y, T 1 


» , C331 8 


18 — — 20— Jr 


^ 


ber warne, Und Yoenn er mein Bruder iff, ibn. if: | 
ters unb ernftlih warne 2 Alnfer Verfaffer ſezt den 
»SDemea aus bem Verhaͤltniſſe, in meliyem er.bei dem 
Terenz flebery aber er läßt ibm die nemliche Unger 
ſtuͤmheit, zu welchet ihn bob nur jenes Verhaͤltniß 
berechtigen fonnte. a bei ibm fibimpfet und tobet 
Demea nod) weit drger-, al8 bei dem Tereng St i 
will aus der Haut fahren „daß er an feines Bruders 

» Kinde Schimpf und Schande erleben muß, “ Wenn 
ihm nun aber dieſer antwortete: „Du biſt nicht flug, 

» mein lieber Bruder, wenn du glaubft, bufóhnteft 
„an meinem Kinde Schimpf und Schande erleben. 
„Wenn mein Sohn ein Bube ift und bleibt , fo wird, . 
„wie das Ungluͤck, alfo aud) der Schimpf nur mein 
»fepn. - Du magft e$ mit deinem Eifer wohl gut 
„meinen; aber er gebt zu weit, er. beleidigt mid, 
„Falls bu mid nur immer focfo ärgern willſt, ſo 
„komm mic lieber nit über bie Schwelle! u ſ w.“ 
Wenn Micio,, fage ib, dieſes antwortete + nicht 
wahr, fo wäre die Komödie auf einmal aus ? Ober. 
fónnte Micio etwa mát fo ea 3 * 
er eigentlich nicht ſo antwotten? 















Wie weit ſchicklicher aifert idi seim Terenzs | 
Diefer Aeſchinus, ben er ein fo tiederliches Leben zw l 
führen glaubt, iſt nod) immer fein Sohn „. ob ipn] - 
gleih der Bruder an Kindes ee angenommen. 

: i Un 


m. o0(.— Ri" 


Und dennoch beſteht ber römifhe Micio weit mehr 
auf feinem Necht?, als der deutſche. Du haft mir, 
fagt et, deinen Sohn einmal überlaffen ; befünimere 
dich um Der, ber dir noch uͤbrig iſt; ju 
ndam ambos curare; propemodum: TET 
ReBifcere illum eft, quem deli — ^ 

Diele verſteckte Drohung, ihm feinen Sohn gurüct: 
gugeben , ift Bauch, die ihn zum Schweigen bringt; 
- qb Ped kann Micio nicht verlangen, daß fie aite 
Witerlihe Empfindungen bei ihm unterdrücken foit, 
Es muß ben Micto zwar derdrießen, daß Demeaaud 
in der Sofge nicht aufhoͤrt, ipm immer die nemfichen 
Sformürfe zu maiben : aber er kann e$ dem Vater 
doch auch nicht verdenfen , wenn erfeinen Sohn nicht 
‚gänzlich wit verderben laffen. Kurz, der Demea 
des Terenz iff ein Mann , der fir das Wohl deffen 
beſorgt ift, für ben ibm bie Natur zu forgen aufgaó; 
e thut es zwar auf die unrechte Weiſe, aber die 
Meife macht den Grunb nicht fbfimmer, Der Der . 
mea unferé Verfaſſers hingegen iff ein befchwerficher 
Zäanfer, der fid) aus Verwandſchaft zu allen Grob: 
heiten berechtigt glaubt, hie Micio auf Feine Weife 


| an bem bloßen Bruder dulden müßte, 





Eben fo fchielend tmb falſch wird, durch Aufhe— 

bung der doppelten Bruͤderſchaft, aud das Verhält: 
— mif der beiden jungen Leute. yd verdenfe «8 dem 
deutſchen Aeſchinus, daß er „vielmals anten Thor: 
[ 3N( m" S i heiten 


20 -- 539€ s ; 


„heiten des Etefioho Antheil nehmen zu müffen ge⸗ 
„glaubt, um ihn, als feinen Vetter, ber Gefahr und 
» offentliden Schande zu entreiffen.* Was Vetter? 
Und ſchickt es fi wohl für den leiblihen Water, ıhım 
darauf zu antworten: „ich bilige deine hierbei. bes — 
„zeigte Sorgfalt und Vorſicht, id) verwehre bir es 
„auch insfünftige nicht?“ Was verwehrt ber Vater 
bem Sohne nit? An den Thorheiten eines ungezo⸗ 
genen Vetters Antheil zu nehmen? Wahrlich, das 
„follte er ihm vermehren, „Suche deinen Vetter, 
„müßte er ibm höcliens ſagen, fo viel möglich von 
„Thorheiten abzuhalten: wenn bu aber findeſt, daß 
„er durchaus, darauf beſteht, fo entziehe di d ipm; 
„denn bein guter Name muf bit werther ſeyn, als 
„feiner. “ Ay. "ar $ 


Nur dem leiblichen Bruder verzeihen wit, 
hierin weiter zu geben. Mur an feiblihen Brüdern 
fann es uns freuen f menn MP a von bem andern 
ruͤhmt: | 
— — Illius opera nunc zen Fellivum caput y 
Qui omnia fibi poft putarit. efle prae meo . 


commodo; d "n 
Maledidta, famam , meum amorem et peccatum in 
x ſe tranflulit; (55: 


Denn ber *— fiebe wollen wir von bex Klug⸗ 
heit feine Grenzen seit wiſſen. rauf es wahr, 
das 





— )o( — ^ 2I 


baf-u fer Werfaffee feinem Aeſchinus bie Thorheit 
. überhaupt zu erſparen gewußt Bat, die ber Aeſchi⸗ 

nus des Terenz für feinen Bruder begehet. Eine 
gewaltſame Entfühtung Bar er in eine feine Schlaͤ⸗ 
getei verwandelt , a» welcher fein mohlgezogener 
Yüngling weiter feinen Theil’ hat, als baf er fie 
gern verhindern wollen. Uber gleichwohl läßt et 
diefen wohlgezogenen Juͤngling, für einen ungezoges 
nen Better noch viel zu: viel thun. Denn müßtees. 
jener wohl auf irgend eine Weife geftatten, daf bie 
fer ein Creatuͤrchen, wie Citaliſe ift, zu ihm in dag 
Haus brádyté? in das Haus feines Waters? unter . 
bie Augen feiner tugenbpaften Geliebten ? Es ift 
nicht ber verführeriiche Damis, diefe Peſt für junge 
$eute, deſſenwegen der junge Aeſchinus feinem (über: 
lien Vetter die Niederlage bei fi erlaubt: es ifl 
bie blofe Eonvenienz des Dichters. 


Wie vortreflih hängt alles das beim Terenz 
sufammen! Wierihtig und nothwendig iff da auch 
die geringfle Kleinigkeit motiviert ! Aefhinus nimmt 
einem Sklavenhaͤndler ein Maͤdchen mit Gewalt aus 
dem Haufe, in das fid) fein Bruder verliebt hat. 
Aber er thut das, weniger, um der Meigung feines 
Bruders zu widfafren, aj$ um einem gröffern Uebel . 


| vorzubauen. Der Sflavenhändier. wig mit biefem. 





Maͤdchen unverzügli auf einen auswärtigen Markt: 


3 und 
7 J 


Il | ! — ye — ET 


unb der Bruder mil bem Mädchen nach: will lieber. 
fein Daterland verlaffen „ als den Gegenftand feiner. 
Liebe verlieren, *) Noch erfährt Aeſchinus zu rechter — 
Zeit diefen Entſchluß. Was fon er thun ? > Gr. bes 
maͤchtigt fi in der Geſchwindigkeit des Mädchens, 
und bringt ed ın ba$ Haus feines Ob imd, um dies 
fem gütigen Dianne denganzen Handel gu entdecken. 
Denn das Mädchenuft zwar entführt, aber fie muß 
bod ihrem Eigenthümer bezahlt werden. Micio bez 
zahlt fie aud. ohne Anftand , und freuet fi nicht 
fo wohl über bie That der jungen írute , als über 
die bruͤderliche Liebe, melde er zum orunbe fiehetz 
und über das. Vertrauen, welches f auf ibn dabei 
feßen wollen. Das größte ift arídepen ; | acum. 
fotite er nicht nod) eine Kleinigkeit hinzufügen, ihnen 
einen volfommen vergnügten Tag zu machrn? 
— — — Argentumadnumeravitällico: ^ 
Dedit praeterea in fumptum dimidium minae, 
* 
" Act Il. Sc. 4, 
„Ace, Hoc mihi dolet, nos * ih fede ; ** 


ya paene in eum locum | 
Rediiffe , Ut fi omnes cuperent , nihil tibi poffent . 
auxiliarier, 


Ct. Püdebat, Ae. Ah ! flultiria eft iflatc , non 
pudor, tam eb pstvulam ^ — 
Rem psene e patria ; türpe diu, Deos. — 
ut iltage prohibeant, 








—)o( — cs 


Hat er bem Gteftpbo das Madden sefauft, warum 
foll er 1pm nit verflatten, fi in feinem Hauſe mit 


dr zu vergnuͤgen? Da ifl mac ben alten Sitten 


nichts, mas im geringften der Tugend "unb Ehrbars 
feit widerfpräche. 


- Über nicht fo in unfern Brüdern! Das Haus 
bed gütigen Waters wird auf das ungejiemendfle ge 
mifbraudt. Anfangs ohne fein Wiffen und endlich 
gat mit feiner Genehminung. Citaliſe ift. eine weit 
unanft nbigere Perſon, als ſelbſt jene Pſaltria; und 
unfer Ctefippo mill fie gar heiraten. Wenn das 
der Terenziſche Cteſipho mi: feiner Pſaltria vorgehabt 
hätte, fo wuͤrde ſich der Terenziſche Micio fibeclid) 


ganz anders dabei genommen haben. Er würde Ci⸗ 


taliſen die Thuͤre gewieſen und mit bem Vater die 


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! 





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fräftigften Mittel verabredet haben , «einen fid fo 
ftcáflid) emancipitenben Burſchen im Zaume zu halten, 


Ueberhaupt ift der deutſche Ctefipho von Anfange 
viel zu verderbt geſchildert und aud) bierin ift unfer 
Verfaſſet von feinem Muſter abgegangen. -Die 
Stelle erweckt mir immer Graufen, wo er fid mit 


"feinem Wetter über femen Bater unterhält. 


franber, ber wie imt fi bad mit der Ehre 
furibt, mit der Yitbe, die du Deinem Vater fhuldig bift ? 


Tocaſt. Cbtfurdt? Fiebe? vn. die wird er nicht 


ven mir verlangen. 
Ba Stan 


24 . — ) o ( — 

Leander Cr ſollte fie nicht verlangen. 

Lycaſt. Nein, gewiß nicht. Ich hab: meinen Vater 
gar nicht fieb. Ich müßte es lügen, wenn id) es fagen 
wollte. hoy 

Leander.  Unmen(dlider Sohn Du biben ft nicht, 
was Pu fagít. Denjenigen nicht lieben, ber dir bas Leben 


gegeben bat! So (prid)ft bu if, ba du ibn ned leben fiebft. 
Über verliere ibn einmal ; bernad) wi id) dich fragen, 


Lycaſt. Hm! Sd weiß nun eben nit, was da 
geihehen würde, Auf allen Fall würde id) wehl aud fo 
gar unrecht nicht thun. Denn ich glaube, er würde e$ 
auch nicht beffer machen. Er fpricht ja faft tagfich zu mir z 
» Wen id) bid) nur los wäre! menn bu nar neq máreji** 
Heißt bas Liebe? Sannft du — daß id). ibn mite. 
der lieben fot ? 


Auch die ffrengfle Zucht müßte em. Kind zu fo 
unnatürlihen Gefinnungen nidt verleiten. Dad 
Herz, das ihrer, aus irgend einer Urſache fähig iff 
verdient nicht anders a($ fflavifch gehalten zu were 
den. Wenn mir und ded ausſchweifenden Sohnes: 
gegen ben firengen 2Bater annchmen follen ; fo. müfr 
ton jenes Ausſchweifungen fein grundböfes Herz vers 
rathen ; e6 muͤſſen nichts als Ausſchweifungen des 
TIemperamentd , jugendlihe LUnbedachtfamfeiten , 
Thorheiten des Kißels und Muthwillens feyn. Mach 
dyeſem Grundfaße haben SDienanbet und Terenz ihren 
Cteſipho gefdbilbert, So ftreng ihn fein Vater flit, . 








s. dh di. 2$ 


fo entfáfrt ihm doch nie das geringfte boͤſe Wort ges 
gen denſelben. Das einzige, was man fo nennen 
. fénnte, madt er auf bie vortreflichfte Weiſe wieder 
gut. Er möchte feiner Liebe gern wenigſtens ein 
Paar Tage ruhig genießen ; er freuet fib, daß der 
Vater wieder hinaus auf das Sand an feine Arbeit 
ift; und münfdt, daß er fid damit fo abmatten, — 
fo abmatten möge, daß er ganze drei Tage nicht aus 
bem Bette fónne. Ein rafher Wunſch! Aber man. 
fehe mit welchem Zufaße: 

— — — utinam quidem 

Quod cum falute ejus fiat, ita fe defatigarit 

velim, 


Ut triduo hoc perpetuo prorfum e le&o nequeat 
furgere. 


Quod cum falute ejus fiat ! -Mur müßte ed ihm 
weiter nid)t handen! — So recht! ſo recht! liebenss 
foürbiget Syüngling! Symmer geb, wohin dich Freude 
umd Liebe rufen! Für bid) drüden mit gern ein Auge 
ja! Das Böfe, das bu begehft, wird nicht febr böfe 
fenn! Du haft einen flcengetn Aufſeher in dir, als 
felbft dein CBater ift! — Und fo find. mehrere Züge 
in der Scene, aus ber biefe Stede genommen | iff. 
Der deutfche Etefipho ift ein abgefeumter Bube, bem 
füge und Betrug febr geläufig find : der römifche . 

hingegen ift in des Aufferfton Verwirrung um einen 
Ew $55 kleinen 


26 * o ( — 
Kleinen Morwand, burá) ben et feine. endet 
bei feinem Vater recht fertigen koͤnnte.— 


2t Rogabit Te: ubi fuerim? quem ego hodie toto 


non vidi die. 
Quid dicam? Sy. Nil ne in mentem venit? - 
Ct. Nunquam quicquam. Sy. Tanto Need X. 
Cliens, amicus, hofpes , nemo elt vobis? Ct. 
Sunt, quid poítea? 
Sy. Hiíce opera ut data fit. Ct. Qui non dar, 
. fit? non poteft fieri. ri 
Dieſes naife, aufridptigez quae non. * fit! ber. 
gute Juͤngling fud emen Vorwand; unb der ſchal⸗ 
fife Knecht fehlägt ihm eine Säge vor. Eine Lüge! 
Mein, das geht niht: non poteft fieri! 


E 


Sonach hatte Terenz aud) nicht nöthia, ung, 
feinen Cteſipho am Ende des Stuͤcks beſchaͤmt, unb. 
durch bie Beſchaͤmung auf dem Wege der Bellerung 
zu zeigen. Wohl aber mußte dieſes unfer Verfaſſer 
t$un. Mur fürchte ich, daß der Zufchauer die Fries 
chende Reue unb die furdtfame Unterwerfung eines 
fo leidbtfinnigen Buben nidyt für febr aufrichtig hal⸗ 
ten fann. Eben fo wenig al$ bie Gemütfsánberung 
feines Vaters. Beider Umkehrung ifl fo wenig in 
ihrem Charafter gegründet , daß mau das Beduͤrf⸗ 
nif des Dichters, fein Stuͤck fließen zu müffen, 
die Verlegenheit , es auf eine. beffere Art Ju 

TW 








* i. ed 27 
ſchlieſſen, ein wenig zu febr. darin empfindet. — 
Ich weiß überhaupt nicht ,- ofer fo viele Fomifche 
Dichter die. Regel genommen haben, daS der Böfe 
nothwendig am Ende des Stücs entweder beftraft 
werben, oder fid. beſſern müffe. In der Tragödie 
‚möchte biefe Regel noch eher, gelten 5 fie kann uns. 
da mit bem Schickſale verföhnen , und Murren in : 
Mitleid fefren. Aber in ber. Komödie, denke ich, 
pilft fie nicht alein nichts. fonbern fie verdirbt viele 
meht vieles. Wenigſtens macht fie immer den Aus⸗ 
gang ſchielend, uud. kalt, unb einfoͤrmig. Wenn 
die verfchiednen ‚Charaftere , welche⸗ id in eine 
Handlung: verbinde, nur diefe Handlung zu Ende 
bringen , warum folen fie nicht: bleiben ‚- nie fie 
waren ? Aber freilihb muß bie Handlung ſodann 
in etwas mehr als in einer bloſen Codifion der Cha: 
raktere beſtehen. Dieſe kann allerdings nicht anders, 
als durch Nachgebung und Veränderung des einen 
Theils dieſer Charaktere geendet werden ; und ein 
Stuͤck, das wenig ober michts mehr hat als 
fie, nähert fib. nicht ſowohl feinem Ziele, ſondern 
ſchlaͤft vielmehr. nach und nach ein. Wenn hingegen 
jene Colliſſon, die Handlung mag fi. ihrem Ende 
naͤhern, ſo viel als fie will, dennoch gleich ſtark fott⸗ 
dauert; fo begreift man leicht / daß das Ende eben 
fo lebhaft unb. unterhaltend ſeyn Fanny als bie Mitte 
. mur immer war. Und das iſt grade derskinterfchied, 
IE 4c der⸗ 


\ 


E yo 


ver fi) zwiſchen bem legten Afte des Teren und dem 
letzten unfers Verf.befindet. Sobald ivit in biefem. 
hören „daß der ftrenge Vater hinter bie Wahrheit ger 
fommen; fofónnen mir uns das Uebrige alled an den 
Fingern abzehlen ; denn es ift der fuͤnfte Akt. Er wird 
anfangs poltern und'toben; bald darauf wird er fid) 
befänftigen faffen, wird fein Unrecht erfennen und 
fo werden wollen, af et ie wieder zu einer ſolchen 
Komödie den Stoff geben fann ; desgleichen wird der 
ungerathene Sohn fommen, wird abbitten , wird 
fi) zu beffern verſprechen; furg, alles wird ein :oery 
unb eine Geele werden. — Den hingegen will ich fer 
hen, der in bem. fünften Aft des Terenz die Wen: 
dungemdes Dichters errathen fann!^ Die Syateigue 
ift fánc? zu Ende, aber das fortwährende Spiel der 
Charaftere läßt e$ uns faum bemerken, daß fie zu 
Ende ift. ^ Keiner verändert fii, ſondern jeder 
ſchleift nurbem andern eben fo viel ab, als nörhig iff, - 
ipn gegen den Nachteil des Exceſſes zu verwahren. 
Der freigebige Micio wird dur bas Mandupre des 
geigigen Demea dahin gebracht, daß er felbft das Ue⸗ 
bermaaf in feinem Bezeigen erkennt und fragt: 
Quod prolavium? quae iílaec. fubita eft largitas? 
So wie umgefefrt bet (irenge Demea burd pas Mas 
nöuvre des nachſichtvollen Micio endlich erfennet, 
dag e$ nicht genug ift, nur immer zu tabeín und zu 
befttafen,, fondern ed qud) dut fep, obfeeundarein : 
loco No 


— ) o ( — 26 
Noch eine einzige Kleinigfeit: will (d erinnern , in 


melde unfer. Werfaffer fid) , gleichfalls zu feinem ei: 
genen Nachtheile, von ſeinem Mufter entfernt pat. 


OSami fagt fetéft , ba er in die. Brüder. Dei 
Haren eine ‚Epifode aus einem Stücke des Diph⸗ 
lus dibetgettagen , und fo feine Brüder zufammen 
aret habe. Diefe Epifode ift die gewaltiame Ent: 
führung der Pſaltria durch ben Aeſchinus: und 
dad Stuͤck des Diphilus Dif, bie mit einander 
Sterbenden, i 
Synapothne[contes Diphili comoedia Hye 
In Graeca adolefcens eft, qui, lenoni eripit 
Meretricem in, prima fabula — — 

— — eum hic locum fumpít. bi _ 
In Adelphos | n = 7 S 

+ Nach diefen beiden Umftänden | zu — 
File Diphilus ein Paar Verliebte aufgeführt fas 
ben, bie feft entfchloffen waren, fieber mit einander 
zu flerben ,. als fih trennen zu laffen: unb wer weiß, 
was geſchehen wäre, wenn fid) gleichfals nicht ein 
Freund ind Mittel geſchlagen und dad Mädchen für 
- ben Sıebpaber mit Gewalt entführt hätte? Den Ent: 
ſchluß, mit einander zu ſterben, hat Terenz in den 
bloßen Entſchluß des Liebhabers , dem Maͤdchen nad: 
zufliehen unb Bater und Vaterland um fie atr: ver: 
laſſen, gemildert, Donatus ſagt dieſes ausdrücklich: 

"Ménan- 





36 aor RON. E k 
Menander mori illum voluiffe fingit; "Teréntíus - 
- fugere. Aber fofite es in diefer More bed "Donatus 
nicht Diphilus flatt Menander: heißen?  Ganj' qe 
wiß, wie Peter Nannius bicfeó don angemerkt — 
| hat. *) Denn der Dieter, wie wir E na. | 
"Y ja fefeft , bafi et dieſe ganze  Gpifcbe b von de u 
führung nicht aus dem Menander, jondern. aus dem 

Diphilus entlehnt habe; unb dad Stüd t des Dip 1 
[u$ hatte von bem Sterben fogar feinen, Titel. n2 


Indeß muß freilich , anflatt biefet . di beni $i 
philus entlepnten Entführung, in bem Sicht des 
Menander eine andere Intrigue geweſen fepn, an 
der Aeſchinus gleicher XBeife für dem tefte irpo Antheil _ 
nahm, und wodurch et fi fi) bei feiner Geliebten in eben 
den Verdacht. mb , der am Ende ihre Verbins 


* LE ( "dung: 


*) Sylloge V. Mifcell. Cap. 16, Videat quaefo om 
ratus lector, num pro Menandro legendum fit: Di- 
pbilus. Certe vel tota Comoedia, vel pars ifius 
argumenti, quod hic tractatur, ad verbum e Di. 
philo translata ell. — Ita cum,  Dipbili comoedia. a 

""comtboriendo tiomen abeat, et ibi dicatür adole- 
fcen$ mori voluiffe; quod Perentius in fügere mutä- 
vit: omnino adducor, eam imitatioriem a Diphilo, 
nona Menandró mutuatam effe, et ex'eo comme: 
riendi cum puella Audio eur eSoieserig nomen-fa- 

+ bulae inditum efle, — 
, 


— — e — —— 





"da — 9€ -— 31 


S —* ſo beſchleunigte · Worin dieſe eigent⸗ 


lid) beſtanden, duͤtfte fehrver zu exrathen ſeyn. Sie 
mag aber beſtanden haben, ‚worin fie will; fo wird 
ſie doch gewiß eben fo; wohl gleich vor. dem Stuͤcke 
vorhergegangen ſeyn, als bie; bom. Terenz dafür ges 
btauchte Entführung, Denn aud) fie muß es gewe⸗ 
ſen ſeyn wovon man nod) uͤberall ſprach, als Demea 
in die Stadt fam; aud ſie muß die Gelegenheit und 
der Stoff geweſen ſeyn, worüber Demea gleid an: 
fangs mit feinem, Bruder den. Stteit beginnet in 
welchem fid) beiber Wein foi mns ent; 
wicfeln. mn. 
22: Nam illa, quae —— funt, M 
Omitto: modo quid defignavit?: e 


. Fores efiregit, atque in aedes irruit 
‚Alles — — — — — — m 


| 
r 


— — clamant omnes, indigtiiffime 
Factum effe. Hoc advenienti quot mihi, Micio, 
Dixere? in. ore eit omni populo — — 


* oun abi ib. fdbot gefagt ,^ baf unfer. Bar 
dieſe gewaltſame Entführung in eine kleine Schläge 
tei verwandelt hat. Er mag aud) feine guten Urſa⸗ 

dazu gehabt haben; wenn er nur biefe Schläger 

rei elbft nicht fo (cát hätte geſchehen laſſen. Auch 
fie foute und müßte das ſeyn, was den ftrengen Da: 
ie Atri, So aber iſt ev ſchon aufgebracht, ehe 
fie 


⸗ 


32 ol = * 
ſie geſchieht, und man weiß gar nicht woruͤber? & 
tritt auf unb zankt ohne ben geringften Anlaß. 
Er fagt zwar: „Ute feute reden von der ſchlechten 


„Aufführung deines Sohns ; ib darf nur einmal 


„ben Fuß in die Stadt feben, fo höre ich mein blaues 
Wunder, * - Uber was denn die Leute ijt teben, 
worin dad blaue Wunder beftanden , das er eben ügt 
gehört, unb worüber er ausbrüdíid mit feinem 
Bruder zu zanfen fommt, das hören voir nicht, und 
Eönnen eà auch aus dem Stuͤcke nicht errathen. Kurz, 
unfer Verf. hätte ben Umſtand, der ben Demea in 
Harnifh bringt, zwar verändern fónnen , üben er 
hätte ibn nicht verfeßen mülfen! Wenigftens , wenn 
er ihn verfeßen wollen „ hätte ex den Demea in bem 
erften Aftefeine Unzufriedenheit mit der Erziehungsr 
art feined Bruders nur nad unb nad müffen auſſern, 
nicht aber auf einmal damit herausplaßen laſſen. — 


^ Möchten wemgſtens nur biejenigen Erüde der 
Menanders auf und gefommen fepn, welche Terenz 
genutzt hat! Ich fann mir nichts Unterrichtenders 
benfen , als eine Vergleichung diefer gtiechiſchen Oti⸗ 
ginale mit den lateinischen Kopien ſeyn wuͤrde. 


"Denn gewiß ıfl es, daß Zeremy fein bloßet ſtla⸗ 
viſcher Ueberſetzet gedeſen. Auch da, wo er den Fa⸗ 


bem des Menandriſchen Stuͤds vönig beibehalten/ 


fat. er ſich sich manchen kleinen Zufag , "Ew 


" 





— — 33 
Verſtaͤrkung oder Schwoͤhung eines und des andert 
Zuges erlaubt; wie uns deren verſchiedene Donatus 
in feinen Scholien anzeigt. Mur € babe, daß ſich 
Donatus immer fo kurz, und öfters fo dunkel bari 
bet ausdruͤckt, (meil zu feiner Seit die Citücfe des 
Menander noch feltft in jedermanns Händen waren) 
daß e$ ſchwer wird, über den Werth oder Unwerth 
folder Terenziſchen Künfteleien etwas zuverläffigeg zu 
fagen, In den Brüdern findet fid) hiervon ein frr 
merfrwürdiges Erempel. 


fDemea , vie fhonangemerft, mit indem fünf: 
ten Afte bem Micio eine fection nach feiner Art ge: 
ben. Er ſtellt ſich luſtig, umbie andern wahre Yus- 
ſchweifunden und Tonheiten begehen zu laffen ; er 
fpielt den Freigebigen, aber nit aus feinem, fon: 
dern aus ded Bruders Beutel; er möchte lieber die: 
fen auf einmal ruiniren, um nur das boshafte Ber: 
gnügen zu haben, ihm am Ende fagen zu fónnen: 
„Nun fief, was bu von deiner Gutbersigteit haft!“ 
So lange der ehrlihe Micio nut von feinem Vermoͤ— 
gen dabei zufezt , laffen wir und den fám (ben 
Spaß ziemlich gefallen. Aber nun fommt e$ dem 
DVerräther gat ein, den guten Hageſtolz mit einem 
alten verlebten Muͤtterchen zu verfuppeln. Der 
I bloße Einfall madt uns anfangs zu laden; wenn 
mir aber endlich fepen, daß e$ Ernſt damit roirb, 
e € daß 


34 — FL hoo 

daß fid) Micio wirklich bie Schlinge über ben Kopf _ 
werfen läßt, ber er mit einer einzigen ernſthaften 
Wendung hätte ausmeichen fónnen; wahrlich, fo 3 
wiffen wir faum mehr, auf wen wir ungehaltener 


feyn follen, o5 auf ben Demea, oder auf ben Micio. *) 
Demen 





* Alt. V. Sc, VIII. 

De. Ego vero jubeo, et in hac re, etin aliis omnibus, 
' Quam maxime unam facere nos hanc familiam; - 

Colere , adjuväre, adjungere. 4e/, Ita quae(o pater. 

Mi, Haud aliter cenfeo. De, Imo hercleita nobis decet, 

Primum hujus uxoris eft mater, Mi, Quid poflea? 

De. Proba, et mode(la. M;. Ita ajunt. De, Natu grandior. 

Mi, Scio. De, Parere jam diu haec per annos non poteft: 


Nec qui eam refpiciat, quisquam eft; fola eft, Mi, | 
Quam hic rem agit ? 
De, Hanc te aequam eft ducere ; et te operam, ut 
fiat, dare, 
Mi, Me ducere avtem ?. De, Te, Mi, Me? De. Te in- 
quam, Mi. Ineptis, De, Si tuíis homo, 
Hic faciat, 4ef. Mi pater, Mi. Quid? Tu autem huic, 
aGne , aufcultas? De, Nibil agis, 
Fieri aliter non poteft, Mi. Deliras, 4), Sine te 
exorem, mi pater, 
Mi, Toni, , aufer, De, Age, da veniam filio, Mi, 
Satin’ fanus. es? 
Ego novus maritus anno demum quinto et fexagefimo 
Fiam; atque snum decrepitom ducam ? Id ne eflis 
audtores mihi? 
A^, Fac; promi(i ego illis, Mj, Promifli autem? de 
. te largitor puer, 


D. Age, Quid , fi quid te majus oret ? Mi, Quafi nón 
hoc fit maximum, 





= )o(— NS 


Demea, Ja mobl ifr bos mein Witte! Wir mürfen 
ven nun an mit diefen guten Leuten nur eine Familie ma» 
tben ; wir müjfen ihnen auf ale Weile aufhelfen uns auf 
alle Art mit ihnen verbinden. — 

Aeſchinus. Das bitte ich, mein Vater, 

 Smicio, Ich bin gar nicht Dagegen, 

Demesa, Es ſchickt fid aud) nicht anders für uns, , 

Denn erſt iſt fie feiner Frauen Mutter, 
— Snicio, Nun dann? 

Dewea. Auf bie nichts ju ſagen; bra», ehrba 

Micio. Go bore id. v 

Demea, Bei Jahren ift fie aud, 

Micio, Ya wohl, 

Demea. Kinder fann fie fon lange nicht mehr bae 
ben. Dazu iff niemand, der fid) um fie bekuͤmmerte, fie 
ift ganz verlaffen. 

Micio,. Bas it der damit? 

Demea Die muft du billig heurathen, Beuder, 
Und du (qum Aeihinus) mußt ja madyen , bof er es thut, 

Micio, Gh? fie Deuratben ? | 

Demea Du! 

Micio. Sd? 

Demea Du! mwiegefagt, bu! 

9micio, Du bift nicht Flug. 

Demea. (jum Aeſchinuus) Nun zeige, was du kannſt 
et muß! € a Mir 
Bat 


Dr, Da veniam, 4f. Ne gravere, De, Fac, promitte, 
Mi, Non omittis 7 
x Non; nifi té exorem. Mi, Vis eft haec quidem, 
Ds, Age prolixe Micio, 
Mi, Etfi. boc mibi pravum, ineptum , ebfurdum, at- 
que alienum a vita mes 
Videtur ; fi vos tantopere iftuc vultié, fiat, 


Stef djinud. Mein Vater — 
Micio. Wie? — Und tu, Erd, Kart he 
folgen? | 
Demea Du firäubfi d) umfonfl: es J nun 
einmal nicht anders feyn. 
Mirtio, Du fhwärmft. 
Aeſchin. Laß bid) erbitten 1 mein Dater. 
Micio. Mafeft du? Seh! 
Demea. D, fo mad) dem Sohne bed) bit greube! 
Micios Bift bu mohl ber Verftande ? d, in mti- 
nem fünf und ſechzigſten Jahre nod) heurathen 1 -Und ein al. 
tes verlebtes Weib heurathen ? Das Fönnet ihr mir jumutpen? 


$tefd, Thu es immer! Ich habe esihnen verſprochen. 


Micio. Verſprochen gar? — BVerſprich für bid, — 


Buͤrſchchen, was du verfprechen wiliſt! 


Demea. Friſch! Wenn e$ nun etwas — 
wäre, warum er did) baͤte? 


das ? m 

Demeo. Co mwillfahre ibm bod) nur! 
Aeſch. Sey uns nidt zumider ! 
Demea, Sort, verfprid! 
Micio. Wie lange (oti das währen? 
9tefd) Bis du bid erbitten laffen, 

. Micio, ber das beißt Gewalt brauchen, 
Demea. Thu ein liebriges, guter Micio, 


Micio. Nun bann; — ob id) e$ jvar febr unredjt, 


(cbr abgeſchmacht finbe; cb es fid) (on weder mit der Ber» 
nunft, nod mit meiner lebensart teimet: — wif ibr doc 
fo fehr darauf beftebts e$ fep! — 


2 


y Stn 


Micie As ob etwas roidtigers fepn fóunte , wie 


, 


a nenn DE N E EAR em 








IE 
, 


ve - 

„Mein, fagt bie Kritik. das ift ju viel! Der 
Dichter iff hier mit Recht zu tadeln ! Das einzige, 
was man nod) zu feiner Rechtfertigang fagen fónnte, 
wäre dieſes, daß er bie naóifeiligen Folgen einer 
übermäßigen Gutherzigfeit habe zeigen wollen. Dod) 
Meio fat fi bis dahin fo liebenswuͤrdig bewieſen, 
er hat fo viel Verſtand, fo viele Kenntniß der Welt 
gejeigt, daß biefe feine Leste Ausſchweifung voiber ate 
Wahrſcheinlichkeit (i, und den feinern 3ufdauer 
nothwendig beleidigen muß. Wie gefagt alfo, der 
Dichter iff hier zu tabeín , auf atte Weife gu tabeln !** 

Aber welcher Dichter ? Terenz ? oder Menans ' 
bet? oder beide? — Der neue englifhe Ueberſetzer 
des Terenz, &olmann, will den größern The:l desiTas 
deld auf ben Menander zurückihieben und glaubt aus 
einer Anmerfung des Donatus bemweifen zu fönnen, 
daß Terenz die Ungereimtheit feines Originals im dies 
fer Stelle wenigften febr gemildert babe, Donatus 
fagt nemlid : Apud Menandrum fenex de nuptiis 
non gravatur, Ergo Terentius sverlixac, 

„Es ift febr fonderbar , erklärt ſich Golmann, 
„daß dıefe Anmerfung des Donatus fo gänzlich von 
» allen. Kunfteihtern uͤberſehen worden, da fie, bes 
„unferm Derlufte des Menander , doch um fo viel 
» viel mehr Aufmerkfamfeit verdienet. Unſtreitig ift 
ned, daß Terenz in dem legten Afte dem Plane des 
Menander gefolgt ift: ob er nun aber fon bie, 
L " € 3 » Uns 


38 —-)o( — 


„Ungereimtheit, ben Micio mit der alten Mutter 
„zu verheurathen, angenommen, fo lernen wir doch 
„dom Donatus , daß diefer Umftand ifm felber ans 
„flößig gewefen, und er fein Original dabin verbefs 
» fert, daß et den Micio alle ben Widermillen gegen 
seine ſolche Verbindung äuffern la(jen, ben er indem 


s Stücde des Menander , wie ed fcheint , nicht ger 


„aͤuſſert hätte.“ 

Es ifl nicht unmbafid, daß ein vómifder Dichter 
nicht einmal etwas beffer könne gemacht haben, ald 
ein griechſſcher. Aber der blofen Möglichkeit wegen 
möchte ich «8 gern in feinem Salle glauben. 

' Eolmann meinet alfo, bie Worte ded Donatus : 
Apud Menandrum fenex de nuptiis non gravatur, 
eigen fo viel, a($: beim Menander fträuber fíd bet 
(te gegen die Heurath nit, Aber wie, "menn fie 
dad nidit Biegen? Wenn fie vielmehr zu uͤberſetzen 
waͤren: beim Menander fänt man bem Alten mit bet 
Heurath nicht beſchwerlich? Nuptias gravari würde 
zwar allerdings jenes heißen : aber aud) de nuptiis 


adn - — / * nid 


n. YR e 


gravari? Sym jener Redensart wird gravari gleifam - 


als en Devonens gebraucht; in biefer ift e$ aber ia 


wohl dad eigentlihe Paffivum, und fann alfo. meine 
Auslegung nicht allein leiden ,. fondern vieleicht wohl 
gar Feine andere leiden, als fie, x 
Wäre aber dieſes: Wie ſtuͤnde ed bann um ben 
Terenz? Er hätte fein Original fo wenig verbeffert, 
Daß er es vielmehr verfhlimmert hätte; er hätte die 
Mngereimtheit mit der Verheutathung des Micio, 
durch bie Weigerung deffelben , nicht gemilbert ‚fons 
dern fie felber erfunden, Terentius ivovlixoc? Aber 
nur, daß e$ mit den Erfindungen ber. Nachahmer 
nicht weit her ift! 


Die ° 


Priser. 


nn 


flufgefübrt während der Spiele, melde Q. Fabius 
„Marimus unb P. Cornelius Africanus bei der Leiche des 
£. Yemilius Paulus veranftalteten, burd) die Geſellſchaft 
des f. Atilius von Pränefte unb des Stinuciu& Hrothymus. 
Die Mufic verfertigte Flaccus, des Claudius Freigelaffener, 
wozu er bít Tprifchen Flöten nahm. Das Stüd ift aus 
"bem Oriedjifden des Menander genommen , unb wurde 
unter dem Eonfulate des 8, Anicius unb M. Eornelius 
qum erftenmal gegeben. 


Perfonen 7 


Der Prolog. Gofirata, Matrone. ' 
trio, ein Alter. Ccntbara, Umme. 

Demes, deffen Bruder. Pampbils, Todter der Sr 
Sannio, Xupple. — ſtrata. 
Aeſchinus, Syüngling. Begio, ein Vite, 

Syrus, Sklave. Geta, Sklave. 


Cteſipho, Jüngling. Dromo, Cflabt. 


Stumme Perfonen. 
Parmeno, SMave. 
Eine Harfenfpielerin. 
. Die Scene ift ju Athen, 





—.yol — T 





Prolog. 

Afer Dichter weiß nur allzugut , baf es haͤmiſche 
Menſchen giebt, bie feinen Arbeiten auflauern ; bes 
fonders fennt er die gehäßigen CBormürfe, womit 
feine Gegner das tif, welches heute gegeben wird, 
herabzuwuͤrdigen ſuchen. Er will daher ſein eigner 
Anklaͤget ſeyn, und Ihnen die Entſcheidung anheim 
ſtellen, ob, was man ihm aufbürbet , fob ober 
Tadel verdiene. 


— 


Wir haben ein Luſtſpiel vom Diphilus, Zure- 
wodrnenonses Überfhrieben, welches Plautus, unter 
dem Titel Commorientes , auf unfte Bühne vers 
pflanzt hat. Im Original, gleich zu Anfang, fommt 
ein Füngling bor , der einem Kuppler ein Freudens 
 mébden abnimmt. Diefe Ctele , bie man beim 
Plautus nicht findet, Hat Terenz mit der puͤnctlich⸗ 
flet Treue uͤberſetzt, und in bie Adelphen (Brüs 
be), eir voͤlig neues Stüd , das heute vorgeſtellt 
wird , aufgenommen. War das ein Diebflahl, | 

oder bie nadgebolte Bearbeitung einee Stelle, die 
fein 


« 


42 ee 196 0 LS 


-fein Vorgänger überfehen —* ? 3 Urtheil 


entſcheide! 


Was dieſe gallſuͤchtigen Tadler weiter i 
gen — eren; bediene fid der Hilfe gemiffet groffer 
Männer, deren Feder ftets für ihn gefchäftig fep — 


ift zwar , in jener Augen, beſchimpfender Wormurf, 


aber, nach unfers Dichterd Ueberzeugung, das ehten⸗ 
vollſte Lob. Denn was heißt ed anders, als, er 


genieſſe den Beifall ber Männer, bie Ihren unb des 
ganzen Volkes Beifal Haben? von deren Talenten 


im Krieg, im Frieden, im Geſchaͤftsleben, kurz, 
in jeder Sage Gebrauch zu machen, ſich wohl „er 
niemand verdacht fat. 


Warten Cie Übrigens nicht auf ben Inhalt des 
Luſtſpiels. Einen Theil davon werden Ihnen die 
Alten fagen , die zuerft auftreten 5; das Andre werben 
Sie im Fortgange der Handlung erfahren. Schen⸗ 
ken Sie aud) diefem Stuͤck eine gütige Aufnahme; 
bie fráftigfte Ermunterung Für den Dichter v. m 
neren — 


[Be me — 





PE 


——— morte c CL Cum neas 


Erfter d 


139 f^ 4 





Erfter Aufzug. 
Erfter Auftritt 
Micio, | 
Storar! u. 4 Aeſchinus muß nicht heim gefommen feyn 
ton bem gefttigen Schmaufe , fo wie Feiner vonden Skla⸗ 
ven, die nad ibm geganaın maten. — — Es ift und 
bleibt bod) wahr, was man öfters bort : toenn einer ein» 
. mal ausbleibt, oder zu fpát fommt, fo fol lieber einttefe 
fen, was feine Frau im Unwillen von ihm (prit und fid) 
einbildet, als road Aeltern vor lauter Zärtlichkeit fürdjten. 
Die Frau, wenn der Mann zu fange bleibt, macht fid) 
gleich bie Bedanfen „den halt wohl eine Herzensangelegen« 
heit gu rüd , oder eine Zechgeſellſchaft, roo es luftig zugeht. 
Er läßt fidj$ wohl ſeyn, während id) in meinen vier Bán» 
den fie und Ralender mache, ,, Uber was ridi das heißen’ 
gegen die peinvollen Gedanken, bie id) mir made, teil 
mein Sohn nicht heimgefommen ift! „Der bat fid) viel» 
leicht erfältet , hat vieleicht einen gefährlichen Fall ge» 
than, oder Arm und Bein gebrochen. „ ie mag e$ nur 
keute geben, bie ihre Herz an einen Gegenſtand hängen, 
bit fíd) etwas auserfehen , das fie mehr lieben, als fid 
ſelbſt! Noch dazu ift der Burfch nicht mein, fondern mei» 
nes Bruders Kind ; aber nie waren wohl Brüder, von 
früher Jugend an, in ihren Befinnungen fid) fo unähnlidyy 
mit mir beide, Ich habe das ruhige, gemädhliche Leben 
bier in der Stadt gemählt; habe, was bei Leuten von Dies. ⸗ 
ftm Schlag für ein &Müd gehalten wird, niemals geheu⸗ 
ratbet, Don bem allen ift mein Bruder bas gerade Gegen⸗ 
heil, Der gat von jeher den Wufenthalt auf dem Lande 
perte 


44 -—-—)e( — 


vorgejogen, mo er tin Farges, kuͤmmerliches eben Führt. 
Er hat eine Frau genommen, dieihm jwei Söhne qebabr. 
Bon diefen babe ich den ältern aboptirt, ihn von fin» 
Deskeinen an bei mir erjogen , und mit aller Sorgfalt, 


atier Liebe eines leiblichen Waters behandelt. Der Burſch 


ift mein höchfte« Beranügen ; das Einzige, mas mir tbeurr 


ift auf der Welt. Und mein ganzes Beitreden gebt P dadıny 
gleiq⸗ e innungen bei ibm gegen mich gu ermoeden, Ich 


geb’ ibm Geld, feh’ ibm durch die Finger, find’ ed nicht 


für nötbig, mit eller Strenge auf mein Recht zu halten, 


und hab’ ibn dran gewöhnt, aus den Jugendftreichen, tie 
fonft hinter den Vätern ber gefdeben, fein Olebeimnif at» 


gen mid zu machen. Denn legt fid) einer erft aufs Lügen, 


und ift fred) genug , feinen Vater zu betrügen , was läßt 
fid nicht gegen Andere von dem erwarten! effer , man 
zieht feine Kinder burd) Ehrgefühl und liebreiche Behand⸗ 
fung ‚, ald turd) Furcht, mar ftets mein Grundſatz. quet 
fo min Bruder, ber Darüber mächtig ungehalten iff. Alle 
Augenblide fommt er berein geloffen , und ftimmt feine 
Klaglieder an: „Ums Himmelsmwiden ! Micio , mas ıjt 
das ? du jiebft ung mas Schönes aus bem Burfchen. Die 
lauft ben Mädchen nad , der zecht, unb bu — aiebft ibm 
das Geld ju der hübfchen 2luffübrung. Wozu der thörichte 
Aufwand in Kleidern ; wozu Die andern Gledereien, die du 
mit ibm treibt *,, Er feinerfsits mepnt, man fónne nicht 
firenge genug fepn, unb fennt darin weder Maas nod) Ziel, 
Uber wenn er glaubt, Anſehen, burd) Gewalt erzwungen, 
habe mehr Nahdruf und Beftand , als dasjenige, was 
eine Folge von Zuneigung ift, fo irrt er gar fehr. Meine 
Gedanken, meine Grundfäge Darüber find folgende. “Wer 


feine pfit thut, aus jo gd vor der Strafe , nimmt fo. 


fange 





1 
b Ad 
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L 


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RE Rei 





— )o( — gi» | 
lange fid) in adt, al er glaubt, feine Aufführung werde 
an den Tag femmen; aber mit bem erften Anſcheine, daß 
fie geheim bleiben werde, überlóft er fid) feinem natürli« 
chen Hange, Bei demjenigen hingegen, ben wir durd) 


SOobltbaten gewinnen, geht aticd von Herzen. Ein (cle | 


cher beftrebt fico, unfre Liebe qu ecroiebern, und bleibt immer 
. derfelbe, wir mögen zugegen eber abweſend ſeyn. BDa- 
ber fotite jeder Water feinen Sohn anführen, au$ eias 
nem Antrieb brav zu handeln, nicht aus Furcht ver einem 
Dritten. Eben darin biegt der Unterfdjieb zwiſchen Vater 


und Herr; und fann einer dad nicht , fo gefteb’ er nur, 


Daß Kindererzieben feine Sache nicht ift. — Ich glaube 
gar, ba fommt er (elbft; unfer Ehrenmann! Sa, ja, er 
iſts. Ich weiß nicht, er fommt mir fo niedergefchlagen 
vet. Das gilte , ob der nicht wieder ein Geſetzchen zan⸗ 
fen wird? 


Zweiter Auftritt. 
Micio. Demea. 


Miecio. Demea, id) bin erfreut, dich wohl zu ſehen. 


' Dente. Ha getroffen! bid) eben ſuche ich. 
Sitio. Was fehlt dir? 
Demea Was mir fehlt? Du haft meinen Wefchi- 
nu$ bei, bir, und fannft fo fragen? 
Micio. (lee) Sagt’ ichs nicht? (laut) Was thut 
denn der? 
Demea. Was er thut? er bat alle Schaan verte» 
ren, ſcheut fid) vor niemand mehr, bünft fid) über alle 
Geſetze binaus. Ich fage nichts von feinen vorigen Strei- 
Gen; aber was hat er nun wieder angefangen? 
Shicio. Angefangen? mas denn? 
Demea. 


— - J)o( - 


Demea. Thüren eingeſchlagen / ein fein Haus 


erftürnat , den Herrn davon unb fein Geſinde bis auf den 


Tod geprügelt, ein Maͤdchen, das ibm gefiel , gewaltſa · 


mer Weiſe geholt — Wo man binfommt, laͤrmen die Leute 


über die entſetzliche Behandlung; ſchaarenweiß, Mielo, 


erzaͤhlten fie mirs, als id) hierher fam ; die ganze Stadt 
ſpricht Davon. Hat denn ber Burſch nicht feines Bruders 


Beifpiel in der Nähe? fieht er nicht , wie der feinem Beruf 
abmartet , ein eingezogenes, ebrbores Leben führt, und. 
nicht herein begehrt oom Lande? fo was ift nie von ihm er» E 


hört worden, — Und merfe dir's Micio! mas id) da über 


den Aeſchinus fage, das fag" id) über bid; du if fdulb - 


an feinem Derderben. 
— Sido, Kein unbilligeres Geſchoͤpf unter der Sonne, 
- efd ein Menfc ohne Weltkenntniß! Bei bem ift alles nicht 
rtdjf , auffer was er fhut. 

Demen, Was mitt du damit? 

Micio, Weil bu, Demen, gang verfehrt bon der 
Cad urtbeilft, Glaube mir , es ift Feine Todfünde, 
wenn ein junger Burſch nad) tem Mädden lauft , oder 
gets fider nicht ; fo wenig , als wenn er Thüren eine 
ſchlägt. Haben wir beide dergle ichen nicht angefangen, fo 

^ (dyob uns bie Armuth einen Riegel vor. Gleichwohl willſt 
du als Verdienft dir anrechnen, tvoju Die Noth bid) wang. 
Wie ungerecht! Denn wenn wirs gtbabt hätten dazu, es 
wäre nicht beffer gegangen; und bu — wenn bu men(dje 
fides Gefuͤhl bátteft — würdeft von deinem da lieber jebt, 
too er bie Jahre dazu bat, fo was leiden, als daß er ein» 
mal in Zukunft, tvenn er mad) langem Darren bid) jum 
Haus hinaus arftbafft bat, unb e$ - nicht * Meiden 


will, auf dergleichen verfaͤllt. 
Dim. 








n 
jeder forgt für feinen Theil; bu für ben Einen, ich fü 


| S re. - 
Demea, Götter des Himmels! id) werde nod) ra— 


| fend über dem Geſchwaͤtz des Menfhen. Go mas wäre 


feine Todſuͤnde für einen jungen Burfchen ? 

Micio. Stil! laß mid) reden; frei mir den Kopf - 
nicht toll mit dem ewigen Einerlei. Du warſt e$ zufrie> 
den, daß ich deinen Sohn aboptirte ; folglich gehört er 
mir ju. Stellt er etwas an, Demea, fo fitt er mir’s 
an; id muß bas Befte dabei thun. Er (djmauft, zecht, 


parfumirt ſich — alles auf meinen Beutel. Er geht nach 


den Mädchen ? gut; (d) geb ibm Geld dazu, ſo lange mir's 


gelegen iſt; wonicht, ſo wird er vielleicht niemand zu Haus 
finden. Er bat Thüren eingeſchlagen? dafür ſollen neue 


gemacht werden. Kleider zerriffen ? die wird man ausbeſ⸗ 


fern laffen. — Dem Himmel fep San! , id) weiß woher — 


ic bas nehmen fofi ; und bis jet befind’ id) mid) ganz 
wohl dabei. Alfo , laß das entweder , oder Totum! mir 
wollen jum Richter in der Sache nehmen, men du magſt. 


Ich will bir zeigen, daß bu groſes Unrecht haft. 


Demea. O Gott! lerne, wenn du Vater feyn willſt, 
es bei denen, bie fid) Darauf verfichen. 

Micio. Did bat die Natur zu feinem Vater ge» 
madt, mid die Erj..bung. 

Demea. Du fein Erzieher ? 

Shicio, Wenn das nicht bald ein Ende hat, fo geh’ - 
id. . 
-. fbemea, Du tvirft ja nicht! 

Micio, Son’ id immer unb etoig das Geſchwaͤtz 
bören ? 

Dimea. Er liegt mir am Herzen, 


Micio, Mir nicht minder; aber , Demea, ich denke, 


tO 


48 = Wes JM 1 
den Andern. Denn für beide forgen wollen, heißt bei⸗ 





abe foviel, als den, teddm bu mir anvertraut baftı us 
rüdfforbern. 

Demea. Ah! Micio! 

Micio. Anders kann ichs nidjt nehmen. 


Demea. Run denn ! wenn dir das Freude macht, 
fo mager vertbun, verpraffen, unb drüber zu Grund gebert; 
id) frage nidjts barnadj. Und wenn id) nod) ein Wort | 
darüber . . ES 
Micio, Zanfft bu fdjon wieder , Demea ? | 


Demea. Glaubft du meinen Worten nit ? forbre 
ich ibn zurück von deiner Hand ? bof es mir leid tbut, . , 
er geht mid) ja nahe genug an. Und menn id drein rede... 
ober fil! du willſt, ich fol blos um den Einen mid kuͤm⸗ 
mern; nun qut! unb bem Himmel fep Danf , ber ent» — 
foricht vödig meinen Soün(den. Deiner da mwird e$ ſelber 
ned) einmal empfinden . . . « weiter will id) nidte fa» 
gen. ( ab ). 


Dritter Auftritt. | 
micio. 
Was er da faat, ift nicht ohne, aber ju rorit getrieben. 
Etwas verlegen bin ich allerdings darüber ; bod bas modt 
id) ihm nicht merfen laffen , denn id) kenne meinen Mann. — 
Bit id) ihn wieder gut madjen , bann muß id ibm bie 4 
Spige bieten, fo viel id) kann, unb ihn ángftigén 3. bem 
ohngeachtet hat's Noth, baf er fid) findet. Wollt id) ihm 
aber nod) drauf beifen, oder gar Del ins Feuer gießen, 
* menn er grimmig ift, fo müßt” id ein Starr fenn, roh — 
ibm. Wahr ift es, Wefchinus beträgt fid) hier nicht völlig 
fe, twie ich's ermarten dónnte om ibm. Mit mie" piel 
Freuden — 





f 


eX ee . 9 


Freudenmaͤdchen bat et nicht ſchon zu ſchaffen gehabt? Wo 
iſt eine, die nicht etwas von ibra gezogen hätte ? Vor ein 
* Paar Tagen endlich — vwermutbiid) mar er ihrer atr nun- 
‚mehr fatt — fagteer mir, er wolle heurathen! Wer mar fro- 
ber als id)? fo hat fie denn einmal ausgebraufet , die Ju— 
gend, badj' id) ſchon; aber nun — ifts wieder beim Alten. 
Inzwifcen, wie bem aud) fen, id) muß es moiffen , und 
einmal fehen , ob id) den Burſchen auf dem Forum treffe. 


Zweiter Aufjug. ^ 
Erfier Auftritt. 2 
Cannio, Aeſchinus. (Als ſtumme Perfonenen: 
.. mit Sarfenfpielerin und parmeno.) 
Gannío. Zu Hilfe, zu, Hilfe, Mitbürger, einem 
armen Bedrängten! fiebt einem Verlaffenen bei! 
Aeſchinus. (jur Hariempielerin) ^ Bleib nur ruhig 
fiehen auf deinem Plate; mas qudft du dich fo um? ge— 
troft! fo fange id) bier bin, rührt er dich ficher nicht an. 
Sannio. Troß alter Welt will id) fie . 
S e(dinu$. So fred er ift, wird er fid wohl Bü. 


tm, heute nod) einmal Prügel zu kriegen. 


-- 


' Gannio. Hören Sie, Aefhinus, damit Cie fi 
nicht mit ber Unteijfenbrit entfdulbigen ; ich bin Kuppler. 

9t efd)inu s. Das weiß id. 

Sannlio, nd jmar der ebrlidbfte , den es ymols 
gab.  Dintenbreín fommen Sie wohl mit der Ausrede, e& 
ft» Ihnen leid, bafi mir die Kranfung roiderfabren wäre; 
aber darauf geb’ íd) nicht foviel cichlägt ein Schnippchen) 
x Betlaffen Sie fid) drauf, im Weg Rechtens mill idjs aus. 

y» ntad):n , 







50 E - Jet - 


machen ; mit Worten laß ich mir Ihre Mißdandlungen 
nimmermehr abfaufen. Ich kenne die Sprache der Herrn: 
es thut mir leid; id) bin bereit, burd) einen Eid es ju 
‚verfiegeln, daß Dem ebrliden Manne zu viel gefdjeben ift y, 
aber Dabei nimmt dem ehrlichen Danne niemand ab, was 
er empfangen bat. — 

Aeſchinus. (ium Parmeno) Geſchwind yide vor 
die Thür aufgemacht! 

Sannio. Da wird nidjt$ draus, 

Aeſchinus tur Darfeufpielerin) Fort hinein du! 
Sannio. Davor wi id) ihr wohl thun. 
Aeſchinus. Näher, Parmeno ! du entfernft bid) 
ju totit von dem Kerl; bierber ftetle bid), neben ibn. So 
recht! jest, fag’ id) bir , verwende fein Auge von ben 
meinigen, und wenn id) dir winfe, fo ſchlag un. under - 
recilt ins Geſicht. 

Sannio. Das módt' id) * doch ſehen. 

"S)fefdjinug, Achtung, Parmeno! (qum Stusyler ) 
laf fie geben. (winkt dem Parmeno worauf diefer (diat. ) ] 

Sannio. Erſcrecklich, abfdeulib! — h 

V efdjinus, Du friegft Diezweite, falls —“ 
(Parmeno giebt ihm nod) eiue. ) 

Ganníio. (d entfeblid)! 

Oefdinus. Diesmal batt" id) nicht —— aber 
beſſer, bu verſiehſt auf ber Seite etwas. Jetzt hinein mit 
euch)! "(Barmen und die Sarfentpielerin ab.) 


" 
! 
1 
Zweiter Auftritt. * 
A 


Sannio. Aeſchinus. 


€anníe, Was iſt das Aeſchinus? ſind fe Dee 
bier zu Lande? 


v efdi 


^ | -—)o( — $1 
| 
to Mefhinus Wenn id das wäre, bu ſollteſt mir be- 
lohnt werden nady Berdien ft. 
Can nic. Was haben Sie an uii ju fordern ? 

Aeſchinus. Nidis. 

Sannio. Villen Sie, wer ich bin? 
Sfejdinu$. Das verlang’ id) nicht. ' 
Gannío. Hab id) etwas angerührt von ben 

Siren? 
.. Slefdjinus. Das fotfte bir übel befommen feyn. 
Sannio. Wer giebt aber Ihnen ein Recht auf 
. mein Mädcyen, das, mid mein gutes Geld gefoftet hat! ? 
Wr 
— Sfefdjinus. Du wirft wohl thun, den fárm vorm 
Haufe bier einzuftellen ; denn wenn du nicht aufbórft, mir 
den Kopf toll zu machen, fo laß ich oid) hinein ſchleppen 
unb bis auf den Tod peitfdyen. 
Sannio. Peitfhen? einen freien Mann? 
9fe(djinu&, Nicht anders, 
Sannio. Abſceulicher Senf! beift das Freiheit 
É unb Gleichheit, bie hier zu Haufe fepn fol ? 


Aeſchinus. Wenn du ausgetobt haſt, Meiſter Rupp. 
ler, fo vergoͤnne mir nun aud) ein Woͤrtchen. 

Sannio, Getobt? ih? oder Cit gegen mich? 

Aeſchinus. Laß das; zur Sache! 

Sannio. Zur Cade? zu welcher denn? 

Aeſchinus. Verlangſt du, daß ich auf deine Ange⸗ 
legenheit lommen (cii ? 

Sannio. Recht gern; nut aber fo, wie es ju ver⸗ 
antworten ift. 

Aeſchinus. Tauſend! ein Kuppler mill. von Bir 
antworten ſprechen. 


i 


$a 


& 


^ 


52 (V fu ye m o 
| D h 
&anaio, Kuppler — ja bas bin id; ein Verder- 
ben für alle junge Burſche, ein Menſch ohne Treu und 
Glauben, eine Peft des Staats; aber Ihnen * ida bod 
kein Leids getban. 
Aefhinus, Traun! das fehlte ——— 
Sannio, Kommen €it uos wieder Kar vorige 
Materie, Aeſchinud! 
Yefhinus Tu haft — möge dir Diefer und jener 
den Handel gefegnen — das Maͤdchen mit jmanjig ' Dinen 
bezahlt; bie ſollſt du wieder haben. 7 
Sannto. Wenn íd ober nicht tof dabe / fi su \ 


verkaufen, wollen Sie mid) zwingen? — 


Aeſchinus. Behüte! — 994 
Sannio. Nur davor mar mir bange. 
Aeſchinuc. "Ale fceies Moͤdchen/ ben ich, darffie 
nicht verkauft werden; und id) will weiter nichte, als ihr 
ju dem ibrigen verbelfen „das beißt, ‚zur Freiheit. Du haft 
alfo bie Wahl zwiſchen zwei Dingen, bem Kaufſchilling für 


das Mädchen, ober einem Proceſſe. Befinne Kor 
ber, bis id) wirder fomme, Meifter Supple! - 


.Deitter Auftritt Y 
Sannie. 

Ach aflgeweltiger Jupiter! jest sadi ids, wie es 
Leute geben fann, Die über Mißhandlungen den Verfland- 
verlieren. rft jertte er mid) gun Haufe berauß, ' prügelte 
mid, nabm mir, tros alles Protefliteng, mein Madchen, 
tocbei e$ Fauſtſchlaͤge auf mid) hagelte. Und nun— zum 
Tank für die (dene Bebanbiung — verlangt er, id fet 
ibm bas Mädchen um den Preis überlaffen , moie. ate 
lauft babe. — Doch meinetwegen aud), weil —5* 


, 





— * —— J 
er + 
S^ 


4 — )o( — 53 


ter Runde von mir demefen ift; er hat volkkommen Mecht, 
1 (o was zu begehren — Kurz, id bin bereit jeden Augen» 
blick, ſobald er Zahlung leiſtet. Uber, aber — foviel kann 
. id miran ben Fingern abzählen : wenn id das Mädchen 
ihm nur erf? werde sugefagt haben um den Preie, fo wird 
er zur Stunde fi Zeugen nebimen , daß ich es verfauft 
4 ‚hätten und dann — gute Nacht; (Gelb! „Naͤchſtens; 
m morgen!’ beißt es alsdenn, Auch das will ich mir 
fallen laſſen, wenn íd nur ju bem meinigen komme; 
obhmseadhtet es nicht recht ift. — Indeſſen ich nehme die Sache, | 
wie ſie Hi: wer einmel auf mein Gewerbe fid) eingelaſſen 
t, muß von ben jungen Herrn aac manches einſtecken unb 
perbeifen. — Uber gewiß | id) werde feer ausgeben; das 
war die Rechnung ohne den Wirth gemacht. 


sos Dierter Auftritt. 
BR Syrus, Sannio, 
 Sprus. ins Haus binein zum Aeſchinug) Nur ruhig! 
id wit mich an ihn mahen. Der fol mit beiden Händen 
bariad) greifen, und fid nod) bedanten obendrein. — (jum 
€uro) Was hör’ ih, Sannio? bu und mein Herr fepd 
an einander gewefen ? 

Gannio. lvo ungleidere Partheien fab" ich in 
meinem Leben nicht gegen einander auftreten, als ung beide 
vorhin. Am Ende fonnten wir nicht mehr vor Müdigkeit; 
ich von den empfangenen Schlaͤgen, ſo wie er von den 
ausgetheilten. 

Sorus. Das ift deine Schuld. 

Sannio. Was fonnt' ich machen? 

Syrus. Du hättet bem Burſchen feinen Willen 
"und fedem — 





n3 Sannio. 


$4 —9o(.— 


Sannio. Wie konnt ich’s beffer? — 


unberrüdt ben Backen hingehalten. 

Syrus. je nun, weißt bu wohl, was ich fagen 
will? Das Geld zur rechten Zeit nicht anfehen, i oft der. 
größte Profit. / 

Gannio, 50, $o! 

Syrüs. War bir bange, du Pinſel aller infe 
‚ menn du bon deinem Recht ein wenig nadjliefeft, unbbem - 
Burfchen feinen Willen thäteft; es möchte dir nicht — 
ſen wieder einkommen? 

Sanni o. Bei mir bezahlt man nicht Hoffnung nit 
baorem ®elde, 


Syrus. Geh, Sannio! du toieft es nie zu was brin» - 


gen; du verftehft bid) fchlecht darauf , wie man bie ftute 
koͤrnet. 


Sannio. Ich geb’ e$ zu, daß mehr dabei heraus 


fommt; aber fo meit find meine Pfiffe nie gegangen. Mir 


mar fitt$ der Vogel in der Hand lieber , als jwanzig auf 
dem Dache. 


Sprus. Nun, nun! Deinen Charakter fern" id. 


nicht erſt heute fennen; jmwanzig Minen — mas find bir 
Die, menn du meinem Herrn einen Gefallen tbun fannft? 
Zudem höre id, bu mitfft nad Cypern . . » 

Canniío. Dh! 

Sprus. Haft bier brav aufgefauft, um e dort auf 
den Markt zu bringen, und das Schiff bereits beſtellt. 
Dos, mer!’ id, geht dir im Kopfe herum. Aber ich denke, 
bei deiner 3urüdfunft — fo Bott will — — mir 
Nichtigkeit. 

Qannio. Ich nad) Enpern? nidjt von der Gidie 
O id) Unglüdlidtr! das machte fie fo dreift, den Schritt 


^ pu tbun. . ^ Éprus. 





* ——— 


A uin: 2 ums a aros Seit. 


m lu Pii nd EP RR 


n —— 55 


CO ruf. (lee) Dem Surfdjen. ift nicht wohl bei 
ber Gad; ich bab' ibn aufs Gis geführt. 

Sannio. (beiſeite in einiger Entfernung) Spitzbuben⸗ 
Pell! toit er nicht Zeit und Stunde abzupaffen wußte! 
Allerdings hab’ id) Mädchen bie Menge und fonft nod) alfere 
band eingefauft, was nad) Cypern fol, Ohne beträchtli- 
chen Verluſt fann ich bie Meffe nicht verſaumen. Laß' ich 
bagecen meine jekige Angelegenheit im Cid), und per» 
Siebe fie bie zu meiner Ruͤckehr, dann ifts vorbei, dann 
ift Gras drüber geroadbfen. ,‚Kommf du jebt erſt ange» 
zogen ? warum roebrteft du bid) nicht ? warft bu denn nicht 
bei ber Hand?! das ohngeführ wird man mir antworten, 
Kur, beffer brum gekommen , als daß ich hier fo lange ver- 
weile, ober erfi nachher mid) drauf einlaffe. 

Syrus. Nun? haft du deinen Profit bald ausge» 
rechnet? ur Js 
Sanniov. Schidt fid) das für einen Burfchen, wie 
Aefbinus? kann ber fid) fo vas beigehen laffen , daß er at» 
mwaltfomer Weife mein Mädchen mir zu rauben gedenft? 

Syxus. (leife das Erle) Er ſchwankt fon — Noch) 
Ein Vorſchlag, Sannio ! vielleicht fteht der dir an? Ehe 
du es drauf anfommen läffeft, ob bu dein Gelb bekommeſt, 
oder €$ ganz einbüfeft , fo halbire e$ lieber, Diezehen mi» 
nen wird er (djon irgendivo auftreiben. 

Sannio, 3d armer, gefhlagener Mann ! mein 
Capital fogar will man mir fhreitig machen ? bat denn der 
Menſch alle &djam verloren ? alle Zähne wacteln mir, mein 

ganzer Kopf ift Eine Beule, von feinen Zauftfhlägen, Und 
run will er mid) aud) um das Meinige bringen ? nein, nein, 
dd gebe nicht von der Cette. 

6 7 (v €yrur. 


6 - )e(— 
€potut.: Stade Belieben, Saft du- n» mu de i 


wir ung trennen ? 

Sannio. Liebfter , befter Sorust; ——— 
chen. ? procefficen iſt meine Sache nicht. Alſo re? ihm zu, 
daß ich wenigſtens mein aus gelegtes Geld wieder bekomme. 
Bisher, Syruskonnt' id) dir ned) feine Probe von mei- 
ner Freundſchaft geben; aber. — verlaf bid) drauf — du 
baft es mit einem erfenntlid)en Manne iu thun/ der nichts 


umſonſt verlangt. 


Syr us. Ich will mir alle Muͤhe — Aber 

fied da! Etefipho in voller Freude über fein Mädchen. 
Sannio. Und morum id) bid) gebeten babe » . . ? 
Sprus. Einen 2tugenblid Gedult! i 


Süunfter Auftritt, 2 


tefipbo, Sprus, Sannio. 

€tefipbo. —' bie die andern qu (eben) Eine Gefaͤllig⸗ 
eit , zur Zeit der Roth, fomnit von jedermann angenehm; 
aber Doppelt gros iff das Entzuͤcken, wenn unfer lid — 
durch Diejenigen befördert wird , von Denen toit e$ Qu. 
erwarten berechtigt find. — D Bruder, Bruder, masfoll — 
id) Pid) erft loben ? wahrlich? bein Verdienft um mid) ift- 
{9 aros, baf feite Beredfamkeit auf der Welt es tolırdig 
zu ſchildern vermag. Und in dem einzigen Stud glaube ich 
vor andern etwas voraus ju haben: Fein Menſch Darf fid) 
fo eines Bruders rübmen , der in jeder Gattungvon Recht⸗ 
ſchaffenheit hoͤchſtes Mufter ift. 

Sprus. 95b, Erefipho! i 

Ctefipbe. Ah, Syrus! moift mein Bruder? 7 

€»rus, Da innen (er deutet anis Joué) 5 er wartet 
Ihrer. c 
c tefibb o. Ha! 


3^ JU 
^ ya 


€rru f. 





ol... 57. 
Syrus. Bar haben Sie? 
€tefipbo. Was id babe? ihm banP id) mein?eben, 
Spyrus. Herrlicher Junge! 
€tefipbo. Alles mar ibm einerlei, wenn er nur 
mich glücklich machen konnte. Auspuger, üble Nachrede, 
verliebte Ratte, Vergehen — alles nahm er mir ab. 
"n ^ Syrus. Mehr fonnt^ er nicht tbun. 

Etefipho. Uber mer kommt da heraus? (will forti 


laufen ) " 
Sprus. Bleiben Sie; er ift es ſelbſt. 


Gechfier Auftritt. 
Aeſchinus, Sannio, Ctefipbo, Syrus. 
9tefdjinus. Wo ift der Cujon? 

Eannio. (leje) Er fudt mid; — Bringt er 1008 
mit? o wehe! ich fehe nichts, 

9fefd)inué. «erblickt ſeinen Brudery Ah, getroffen! 
bid) eben fuche id ; mie ſtehts, Ctefipbo? alles iſt richtig und 
fitr ; alfo fort mit ben Gritlen ! 

€tefipbo. Das muß id) wohl, da ich bíd) jum Bru» 
der habe. Dbefter Aeſchhinus! Herzensbruder !. doch id) 
mag bid) nicht weiter ins Ungeficht foben; du fónnteft das 
mehr für Schmeichelei, als für Erkenntlichkeit halten. 

S efdinus. Gb, Heiner Gert! lernen voir ung 
denn heute zum erftenmal fennen ? Mid) ärgert weiter . 
nidt$ , als tof tvir beinahe zu fpät babinter fanten; denn 
wahrlich! e$ war nahe bran, bof jeder Wunſch/ jeder Der- 
fud) , dich zu retten, fruchtlos geblieben wäre. 

Erefipho. 9d ſchaͤmte mid . 

Veſchinus. Was Scham? Unfinn nenm’ ich das. 
947 |. . intr 


sg DT SE 


Einer fo tiehbtn Pagätelle wegen beinahe auf unb davon! | 
pfui! — btroabr' uns ber Himmel bor Dergleien! — — $^ 
€tefipbo. Id babe gefehlt. an 

Aefhinus. (jum Corus) Was ſpricht denn E 
Meifter &annio ? 

Sprus. Derift ganz firre geivorden, 

Aefhinus. Ich mil aufs Forum) um mich abjus . 
finden mit ihm; geb du hinein, €tefipbo, zu bem fhönen 
Kinde, 
Sannio. (beimlic sum Crus) Cyrus , treib bof 

Eyrus. (jum Aeſchiuus) Kommen Cie; der ehrliche 
Mann da will jt eher je lieber nad) Cypern. 

&annío. So fehr bat das nit Eile, dá kann 
warten, in guter Nube, fo lange Sie befeblen. 

Sprus. Du friegft dein Geld; laf dir nicht bange 
ehn. 

Ganniío.. Aber ohne Abzug! 

Sprus. Ohne Abzug ; fen nur rubig, und fomm mit, 

Sannio. Recht gern. (Aeſchinus, Sannio und Sprus ab) 

Etefipbo. Ctuft dem Sorus nach) Pe ba, be bay. 
E;yrus! | E 

Spyrus. Nun, was giebte ? ; 

Gtefipbo. I bitte dich inftändig , findet euch je 
eber je lieber ab mit dem ſchlechten Menſchen; wenn den 
feine But mieder anmwandelte, fo fönnte mein Vater 
Wind davon bekommen, unb dann wehe mir! 

Sprus. Nicht bod; forgen] Sie nit, Geben Sie 
lieber hinein, unb laffen fits wohl fenn mit bem fdjónen 
Kınde. Aber nicht vergeffen , daß die Tiſche für ung ge 
bedt werden, und fonft alles im Bereitſchaft ift, Sobald‘ 
id) fertig bin, tret' ich den Rüdzug nad) Haufe an , mit 
dem nöthigen Vorrath für bie Küche, Erf 


v 


' 


] 
| 


J 





* 


erhalte ihn uns ferner, 


| 


"—Lom — 59 
. Gtefipbe. Recht fos weil ung alles fo treflich gee 
fungen ift, ſoll diefer Tag der Freude gewidmet feyn. 
Dritter Aufzug. 
' V €rfter Auftritt. 
* Softrats, Canthara. 
Soſtrata. Ach, liebes Weib, wie wird es nun 


^ 


chen? | | 
Cantbara. Die e$ geben wird ? recht gut , hoffe 


" Softrata. ‚Eben, Freundin, zeigen fi fid) die erften 
Wehen ein bißchen. ; 

Cantbara. Und Ihnen ift (don bange? man fottte 
been, Sie wären nie dabei gemwefen, hätten nie felbft 
Kinder gezeugt. 

Softrate. Ungluͤckliche! fein Menſch iff mir qur 

nd; da figen wir, von aller Welt verlaſſen. Nicht ein. 
mal Geta ift ba, nod) fonft jemand, der uns nad) der Heb- 
amme gehen , ober den Aeſchinus rufen konnte, 


Cantbara, Der ’endlidy wird nicht lange ausblei— 
ben 5 denn nod) ift fein Tag verftrichen, mo er nicht allemal 
fid) eingefunden hätte. 

Spftrata, Mein einziger Troſt in meinem Unglück! 

€antbara, Wahrhaftig, da diefes Loos einmal 
über Ihre Tochter verhängt mar, fo könnte ſichs nicht befe 
fer fügen. Sollte fie ju Fall kommen , von mem lieber, 
als von einem fo ſchoͤnen, fo gut und edel denfenden Jünge 
ling, aus einem der eriten Häufer unferer Stadt ? 

Sofirata, Ja, ja, du haft Recht. Der Himmel 


Zweiler 
| 


60 — )Jo( — Rope 
Zweiter Auftritte MEDI. 


mn 
Gta? Softrata, Canıbara. Ji. 

eta. Ctomut bjfiia gelaufen, ohne die andern u feben) . 
&ötter, welche Lage ! welches Unglück für mid), meine 
Gebieterin und ihre. Tochter ! Möchte die ganze Welt jur 
fammen treten, ein Rettungsmaittel auszufinnen; umfenft! - 
- D id) Urmer! Taufend Uebel auf einmal lagern fi fi unruns 
ber, wo fein Ausweg übrig bleibt: Gewalt, Mangel, - 
Unrecht, Hilflofigkeit, Schande. Ha, welche Menfene 
art! ba, der Böferwichter , der vertworfenen Brut! ha, des 
Treulofen....! ^ 

Sofrata. D wehe! was hat Sta, wt tt fo auſ⸗ 
fer aller Faſſung ift? 

Beta. Den weder Zufage, nod) Schwur, a 
leid rübrten ! der. nichts tarnod) fragte , daß das arme / 
von ihm ſo gewiſſenlos zu Fall gebrachte Madchen feiner , 
Entbindung nahe war! ' 

Sojtrata Sd verftehe nicht echt, maf tr fpricht. 

"Cantbara. Laſſen Sie ung näher femme, eo. 
frata, 

- Beta. Sd Unglüdlidrr! kaum Bin && belmie (eb 
ejes eifert unb glübt an mir. Möchte Bed) — bóber fern’ 
ich keinen 3Buníd) — die ganze Familie mir in Wurf feme 
men; bay tie wollt” id) im erſten Sjnarimm Gift ‚und 
Sale bis auf den legten Tropfen gegen fie ausfpeien! Das 
wäre mir ftatt aller Oenugtbuung, menn id) Rache neb» 
men dürfte an ihnen. Mit dem Alten würd” id) anfane 
— em , aus deffen fenben ber Boͤſewicht fommt, und ibm das 
Lebenslicht ausblafen. Dann wait’ dd) den Verführer, ben 
Crus — ba wie wollt? id) den zerfleiſchen und jerreiffen! 


daſſen toot" id) ipn an der Bruſt, ſchwebend tragen, "ré 








* 


E ideal, 61 


mit dem’ Kopf jut Erde niederftoßen, daß fein ®chirn ume 


- | 


wie gerufen. ipa 


4 


4 ber fprüßen ſollte auf die Straße. Dem Burſchen ſelbſt 
wolt ic bie Augen ausreiffen , unb dann etliche Klafter 
tief ihn binunter frürgen. Die andern wollt’ id) umrens 
nen, máljen ( faleifen, fien, mit Züßen treten. Aber 
e$ ift bobe Zeit, meiner Bebieterin die Hiobspoft mitzuthei« 

‚len... (will forrlaufen: ) 

Sooſtrata. Rufen wir ihn zurück, Geta! 

Beta (obue (ic) umzuſehen) Rufe, wer ba will; id) 
muß fort. - 

Spitrata. Ich bins; Soflvata. 

Gtta, Wo Denn? verbit $e) Gerade Cie. fuche 

id, und warte mit Schmerjen auf Cie; das war gekommen, 

Soſtrata. Was ift ba? mie fo ängſtlich? 
Geta. O Unglüuͤck! 
Soſtrata. Warum (o verſtoͤrt, lieber Beta? komm 
| qu Athem. i; 
; ®eta, Unfer völliges . . , 
.Goftrata. Liner vélliges? was denn ? 
Beta. SBerberben ift da; alles verloren, 
. Softrata. Ha, fo erzähle, was du weißt, bei al» 
len Böttern ! OMS A 
Beta. Don heute an... 
Softrata. Nun denn, Geta, von bente an? 
Beta. Sft Urfhinus,. . 
Soſtrata. Aeſchinus? mas denn? 
Seta, Bon unferm Haufe getrennt, 
Softrata. D ihr Bötter! id) bin bes Todes; unb 
warum ? "s 

Beta. €t bat fid) in eine andre verlicht, 

Soſtrata. Ich armes, geſchlagenes Weik! 

Geta. 


- 
*" 


Sie lieber auf Maasregeln wegen der Zufunft. Golfen 


— 


binfort glauben? ober wem trauen ? ha! unſer Aeſchinus, 
“an bem unfer aller Leben hieng, der unfre einzige Hoffnung 


62 — )o( — 


Geta, Auch macht er fein. Geheimniß draus, fon» 
dern bat fie mit eigner Hand dem A abgenommen, 
unb das am heilen Tage. Wr 
Softrata. Iſt das gewiß? , uu 
Geta, Ganz gewiß, Softrata; mit meinen Hagen 
hab’ id) es geſehen. 
Qofirata, Wehe, totbe mir Urmen! was (ot man 


und Stüße war! der es mir zuſchwur, obne Das Mädchen 
fen er nicht im Stande , Einen Tag feines Lebens binzus 
bringen; der e$ betbeuerte ; er wolle das Kind „feinem Ba 
ter auf den Schoos legen , unb in diefem feierlichen Au⸗ 
genblick ihn beſchwoͤren, daß er feine — zu der 
Heurath gäbe! 

Geta. Weinen Sie nicht, beſte Scbleterin! denken 


wir ſchweigen, ober uns jemand entdecken? 

Canthara. Geh, Burſch, biſt bu klug *- ift d 
dein Crnft, daß wir bie Geſchichte befannt machen follen ? 

Geta, Dazu wuͤrd' id) eben nicht rathen.  Für’s 
Erfte ift Aeſchinus unfer Freund nicht mehr, bas liegt aur 
Tage. Bringen wir alfo das Geheimniß aus, fo wird er 
fid) auf’s Läugnen legen, dafür bin id) Bürge; unb dann -— 
ſieht es miflid) aud um Ihren guten Namen und Ihrer 
Tochter zeitlidyes Gluͤck. Aber lan. Cie ibn aud) alles 
eingefiehen , wer möchte jet , da ibn eine andre gefeffelt 
bat, das Maͤdchen ihm geben? Alſo auf jeden dad das 
Beſte, wir ſchweigen. 

Soſtrat a. Behüte ber Himmel! das thu id nime 
mermehr. 

Betas Was wollen Sie denn? ; e» 





* 


et 63 


Soft rate. Alles befannt machen. 


Geta, Ueberlegen Sie wohl, was Cie thun, befte , 


Gebieterin! 

Soſtrata. Schlimmer kann einmal die Cade 
nicht werden, als (ie iſt. Fuͤr's Erſte ift das Maͤdchen 
ohne Heuratbsgut; unb ihr zweites Heurathsgut — Das 
ift verfbergt. Als Jungfer Fann fie folglid) nit unterge» 
bradjt werden. Zudem, menn er läugnen ſollte, fo bab' 
id) an dem Ringe, den er verloren batte, einen Beweiß 
in Händen. Am Ende, ba mein Gewiſſen mid) freifpricht 
in der Cadje, da feine Bezahlung, mod) fonft etwas vor» 
gefatten it, beffen meine Tochler und ich uns zu ſchaͤmen 
hätten, fo will ichs drauf anfommen faffen, Geta. 

Beta, Ya, ja 5 brffer, Sie madyens befannt. 

Softrata. Lauf alfo , was bu fannit, und erzähle 
bem Hegio, ihrem Heren Vetter, bie Cade ausführlich). 
Du weißt, der war der befte Freund von unferm Simu- 
lus, und hat fiets bei ung gehalten. 
Greta. Ya wohl; wenn der nid wäre; -dann häte 
‚ten wir feinen Menſchen, der fid) unfrer annaͤhme. 


Softrata. (jum Gera) Geſchwind! — Du, liebe 
Cantbara, lauf nad) ber Hebamme, damit fie bei der Hand 
ſey / wenn es Noth thut, 


Dritter Auftritt. 


Demea. 

- Sid) bin des Todes! mein Ctefipbo , moie ich höre, war 
mit von der Partie, als Aeſchinus das Mädchen entführte. 
Wil er etwa den Burfchen, der nod) road taugt , tvilf er 
aud) ben zu feinen Lafterleben verführen ? das fehlt mir 
ned) zu weinem Ungiüd, Wo fud)' ich ibn ? wer meif, 
in 


— 


64 —.)o( — & Ma 


in —— Hurenwinkel fie ihn ft Haben? Bang 
gewiß, ber Potterbube, fein Bruder, bat ibn bei on 

Aber da fommt Cyprus von dem will id é-erfabren ,- 
er ift. Wiewohl der gehört felbft zu der faubern Bande; — 
u 2 merft er meine Berlegenheit um den Burſchen, bann 
erfade ich *rig Wort von dem Schurken. Ich muf — 
als ob das meine Abſicht gar nicht ſey. 


Vierter Auftritte 
Syrus. Demea. ne 

.Spris. (ohne den Denen zu jeben) So eben eryäbtten 
wir unferm Alten den ganzen Handel ausführlid. Was 
das eine Freude war! in meinen Leben bab ich dergleichen 
nicht gefeben. 

Demea O as iff er Verrückt der Menſch? 

^ Qprus. Er fonnte gar nicht fertig werden, den 
Aeſchinus zu lobenz fo wie mir für ben fchönen Rath, den 
id) feinem ap rum bátte, zu danlen. 

Demea. Berfen módr ib! — 5c ' 

Syrus. Augenblicli zäbl’t er das Geld uns hin, - 
und gab nod) eine halbe Mine drüber, toofür wir uns ete 
was zu gute tbun folten. Und id) meine, bie ift angelegt | 
worden , wir ſichs gehört. 

Demea. Traun! der wahre Mann, an den man 
fid wenden muß, wenn etwas gut ausgerichtet werden 
fol, | 
G rus (erblidt den Demea) Ha, Demea, id) batte 
Sie nicht bemerft, Wie gehts? f^ 

Demea. Die e$ gebt? Sd) kann mid) nicht genug 
wundern über euer Weſen Pa. 

Sprus. Dos ijt nun freilich nicht weit. ber, und, 
offenderüig ju reden , t$ grenjt an Unfinn, Ciné Ld n 








| ax | 65 


Dromo, —* die andern Fiſche den großen Meeral 
dort laß nod) eine Beile im Waſſer plätfyern, wann id) 
zurüchtomme, foll er geputzt werden; eher nicht. 

Demea. D hr. Abſcheulichkeit! 

Sdorus. Ich, m meines Theils, babe kein Wohlges 
fallen dran, unb lärme oft genug. (ins Dic). Stepha— 
fiio! daß die Serfifhe büb(d) eingereicht werden 

Demea. Gerechter Himmel! macht fis der Mann 
‚denn zum Geſchäfte, ober bifbet er fib ein, «e bringe ibm 
Ebre wenn er ben Burfchen dem Verderben jufübrt? o 
ich Unglüuclicher! ſchon feb" id) im Geifte den Taa, mo 
Mangel u unb Noth ihn zwingen. werden, unter die RR 
ten zu laufen, 


Cyrus. 5a , Bruni! hes nenn' id) Berftand, 
wenn man nicht blos fiebt, mad einem vor den Füßen Liegt, 
fondern ſelbſt i in die Zufunft bínausblicfen fann. 

Demea. Gage, Sprus, ift das Mädden , die 
Syarfenfpielerin , jebt in euern Händen‘ 

Syrus. Da drinnen (deutet auf ha? Haus des Micio) 

Demea. Die? was? will er fie denn für immer 
‚behalten? 

Eprud, Zweifelsohne; feiner Thorheit trau id) $ gu. 

Demea. 6s moalid) ? 

€»rus. Der Vater ift ein Geh mit feiner Nache 
fibt , unb macht ibn ungluͤcklich Durch feine Affenliebe. 

Demea. Sa wohl, ja wohl! nichts als Schande 
und Derdruß erleb^ id) an meinem Bruder. 

Gprus. Fürwahr, Demea,.es ift ein gewaltiger 
Unterſchied zwifchen Ihnen beiden — id) fage bas nicht, 
weil Sie gegenwärtig find? — ein bimmelrociter Unter» 
ſchied! Sie, von Kopf bis ju 8v, find die Weisheit fel- 
ber; 


66 ^o -— yet | 
erz er — die Ulbernheit in Perfonk EEE 
Sjbriae ſich einmal unterfteben ; Sie würden‘ ihn! 9“ du 
Demea. Sic untsrficben! unb id) fette? den Brad 
ten nicht ein ganzes halbes Jahr gerochen haben se er 
noch einen Schritt gethan Panes E J 
eru Mir das ? als ob. id Sbre p 
nidjt . 
MES Wenn er nur fo bieißt, toie er jetzt Me. 
Sprus. Wie man die Kinder ‚sieht, fo (n aif fe 
Demea. Sag’ einmal, baft du ‚ihn heute ‚gefeben v. 
€ptus. Sbren Herrn Sohn? d Leite) warte, bid) 
muß id) heimjagen. (laut) Mas wird der nicht tlen fdjon - 
banbtbiert haben auf Ihrem Gute! run Mg net 
Demea. Iſt er drauffen? weißtdu’s gewiß?) 
Eyrus. Se, id) bab" ibn ja eine erede bedfeiteh!” 
Demea. D ſchoͤn! mir ivar bange t e SD 
gen bleiben bier, 3 * 
Sprus. Ja und er war getvaltig böfe- * 
Demea. Boͤſe? morüber? rl T" 
Syrus. idt für die lange Weile feng e mit fie 
nem Bruder auf bem Forum an ju ptem, über bit Birne 
I. o. A 
Demea. Mas bu (aft! bas di. n ' 


Cyprus, Mepn’ id denn, er fas ihm ie Tot 
toit fib gebührt, Stellen Cie fid) vot , alt eben bag — 
Geld aefdjoffen wurde, ba fam ber brave Burſch, wie 
von) Himmel herunter, und nun gieng’s an: ba, Ae⸗ 
ſchinus, fo ehrvergeſſen fübrft du bid) auf? Berhimpffe 
Qamilir und Verwandfhaft?, — — > 

Demea. Ob, id weine vor greube! 7. 








— )e( — 67 
Syr ue Qoa bu, das Geb fep e&, was bu 
» JPN tie Shane fplägft ? nein, dein ganzes zeitliches 
Gluͤck! ATE 
— Der Himmel erhalte ihm! id) hoffe, er (otl 
nicht aus ber. Art ſchlagen. 
sin Cyrus. Taufend! ^ 
© Demea. Un dergleichen Cittenforüdjen , €pruf, 
— 
Sprus Ge, ter auch fo die Gelegenheit im vàs 
en’ Haufe hätte! | 
* boss ga gewiß, ich thue mein Moͤglichſtes; 
- fafft ibm nichts bingepen ; gewoͤhne ihn ju atem Guͤten; 
I im or allen Dingen halte ich ihn an, in Das Leben eines 
jeden, wie in einen Spiegel, binein zu fdhauen, u^' von 
andern fíd ein Beifpiel zu nehmen. „So mußt du’s mas 
n. fag’ ih ihm. | 
* Shrue. O (den! 
Demea! „Davor mußt bu dich ctio » 
| rus. Gut gegeben ! 
^L Denen „So was bringt Ehre. » 
verus. Der wahre Punct! 
Demea. „So was tadelt alle Welt. ,, 
Sytus. | Gan herrlich! jT" , 
27 Demea, Ueberhaupt aber... 1 
Syrxus. (Cft iw ins Wort) Bei einer äh ] mit 
(tbit «& jetzt an Zeit, Ihnen zuzuhbren. Die Fiſche, Die 
id) belemmen babe, find nad) Oergenéluft ; für die wuß 
id) forgen , daß fie mit nit verdorben werden. Denn fe» 
ben Git, Demea, für unfer Einen máre tas grade fo 
eine abſcheuliche Aufführung, als wenn qeman? von. Jhren 
Leuten bit guten Lehren, die Sie angeführt babe, nicht 
Binder € 2 befol · 


68 0 [772 0 A 


befolgen wollte. Daher geb’ id) mir alle Mühe, meine. 
Sameraden nad) derfelben Methode abjurichten: „dieß 
da ift zu hart gefalgen ; dieß iff angebrannt 5. dieß nicht 
fauber genug gervafchen; fo war's recht; auf ein andermal 
mach's wieder (05,, Es wird da feine SDermabnung gt» 
fpart, fo weit meine Cínfit unb mein Geſchmack nur 
reihen; fury, Demea , id) halte fie an, in bie Schüffeln, 
wie in einen Spiegel, hinein ju ſchauen, und zeige ihnen, 
role fie's machen müffen. Ich weiß wohl, was wir ba 
treiben , ift nicht weit herz; aber was will man machen 2 2 
wer unter den Wölfen ift, muß mit — — Haben 
Sie noch ein Anliegen? 
Demea. Daß euch der Himmel Berfland gm 
möge. 
" &pruf. Sie gehen wieder hinaus ? 
Demea. Sd denke wohl. 
Syrus. Was follten Sie aud) bier, mo auf Ihre 
totifen Lehren niemand merlt? (Sorusab) 
Demea. Ta, ja, id) gebe; denn mein &obn ift 
bereits zu Haufe, unb blo@ deswegen tvar id) herein ge» 
Tommen. Der allein liegt mir am Hergen ; mur. er füme 
mert mich; Denn fo will «8 ja mein Bruder. Mit dem 
anderfi mag er felber jufeben, — Uber wen fe ſch da in 
ber Ferne? ift Das Hegio, mein Cantonsgenoffe? ja, ja; ec 
if 6, wenn mid) mein Geſicht nicht trügt, — 9p, mein ale 
tet Freund von Kindesbeinen an ! Du lieber Himmel, wie 
iff die Zahl der Bürger von bem Schlage fo dünne ger 
worden! Das nenn’ id) mir einen Mann von altem Schrot 
und Korne. Leber den wird ſchwerlich der Staat fid) jt» 
mals ju beſchweren haben. D fdön ! menn id fehe, daß 
big Art nod) nicht ausgeftorben ift, Dann behält bas Leben 
Immer 





-—9)e( -— 9 


immer mod Reise für mich. Ich moi biet warten auf 
den lieben Mann, um ibm einen freundliiyen SDitifomm ju 
fagen , und eins mit ibm zu plaudern. 


Sünfter Auftritt. 
Segio, Beta, Demes, Pampbila. 

Hegio, (ohne fürs Erſte beu Denen zu jehen) Gerechter 
Himmel, Geta, was für eine ſchlechte Aufführung, die 
du mir erjáblft! | 

: Beta. Ga, ia, fo ifts. 

$egio, Eine Niederträchtigleit von ber Urt aus 
einer ſolchen Familie! ba, Aeſchinus! das haft bu nit 
von deinem 3Dater. 

Demen. (vorfid) Alſo der weiß aud) (djon den 
Auftritt mit der Harfenfpielerin, und darüber ift der fremde 
Mann aufgebracht; den Water — den kuͤmmert das nitht. 
Gott! mas gäb’ id brum, wenn er jest in einer Ede 
flünbe, und das anbörte! | 
Hegio, Thun fie nicht, mas Pflicht und Ehre ger 
biete, fo follen fie (eben , was e$ giebt. 

Beta. Unfere ganze Hoffnung beruht auf Ihnen, 
Hegio, Auſſer Ihnen haben mir niemand; Sie find unftr 
Matron , unfer Vater; Sie waren e$ , dem unfer Herr in 
feinen legten Yugenbliden uns empfahl. Wenn Sie uns 
vctlaſſen, dann find mir verloren. 

Hegie. Go mas laf tid) mie wieder hören, Creta! 
nein, das tbu' ich nicht, das fann id) nicht , Gewiſſens⸗ 
halber. 
| Demea. Ich will ihn anreden. Herzlich wilkom⸗ 

men, Hegio! 
* € 3 Hegio. 


— KJ, 


7o - e p. o Ü TES " 7 
Hegio. 9b ivltitódemes ; — Sie ded 

‚ib: A 731 
Denen. Und warum? - ^- nior m 


$tgio. Ihr älterer Sohn Aeſchinus, den Sie‘ 

| rem Herrn Bruder an Kindesfiatt überlaffen haben, bat 

fid) nicht fo betragen, wie «8 einem w ri ( Gef M Donne 

zuſteht. 
Demega. Wie bas? 
Hegio. Erinnern Sie fid) unſers alten Santa : 

und Camtracen &imulus ? 

— Demea Wie ſolll' ih nit? 

Hegio. Deſſen Tochter hat er zu Fall gerad. 
Demea D Himmel! 


$tgio, Ruhig, Demra! das Scjimmfte " "á 
gurüd. 


Demea. Wie? was? etwas rrgers nod? 


$tgio. - Ja mohl mas 9Lergere ; denn jenes laßt ſich 
offenfolié entſchuldigen. Wie vieles femmt, ba nicht auf 
Rechnung der Nacht, Der Yube, Des Meius , ber Jugend! 
Ufo, ein menſchliches Derfehen. Uber nun weiter ! ber 
junge Menfh war nicht fobald von der lage t Sadıen 
untercidtet, als er von freien Stüden ju ber Mutter des 
Mädchens (cm; mo tc, unter taufend Thränen, die ſchoͤn⸗ 
fien Worte gab, wo «t es gelobte, unb einen Schwur 
drauf ſetzte, daß er tas Mädchen heurathen mote. Man 
verzieh ihm, man ſchwieg, man traute ibmt Das Mid» u 
chen fand fid) von jenem unglücklichen Abend an ſchwan⸗ 
etr , unb fteht bereits iar neunten Monate. — Aber fva 
m:pnen Sie wohl? da hat der faubere Geſell eine Hab — 
fenfpielerin — mit Ehrem ju melden — fid) gugelegts mi 
der wid er mirfbffjaften, und das arme Mädchen Tien 
laſſen. 2 $m. 





65. M6 -— | 1 
cw Demen. Iſt es aber aud) gewiß, mas Cit da 
ſagen. | 
: Hegio. Die Mutter des Mädchens , das Mädchen 
felbit , iff ja vorhanden, und (bon der Augenſchein fpricht 
für die Sache. Auch darf id) nur auf den Geta bier vere 
weifen, Der — was man von einem Sllaven fordern kann 
— ein waderer, ganz gefiheider Burſch ift, der Mutter- 
und Tochter erhält , unb bie einjige Stütze dar ganzen 
Samilit ausmacht. Den nehmen Sie, Tegen ibm Feſſeln 
an, und bringen ibm zum Geftántnif. 
^ tta. Ja, mein Herr! fo wahr id) lebe , auf bie 
Faolter will id) mid) fpannen laſſen, fatí$ Sie nod) Su» - 
trauen haben, Inzwiſchen der junge Menſch — bringen 
€it ihn nur zur Stelle — mwird’es felbft nicht láugnen. 
Demea, — (iet Mas ic mid) (dme! ich weiß 
nicht, wozu ich mid) entfd)fiefen, oder was id) ihm ant» 
toorten fol, mu & 
Pamp hila. (die man imvenbia febreien hört) Ich Une 
glückliche! er wird mid) gerreiffen, der Schmerj. Hilf, 
Juno fucina? rette mein Leben! 
^ regio. Himmel! ift fie in finbténótben? 
| Beta. Allerdings, Hegio. ; 
Hegio. Hören Sie, Demea, wie e$ fchreit, das 
ecme Mädchen, um Ihr Mitleid, Ihre Treue. Gemähren 
Eie ihr gutwillig wozu die Geſetze Sie verbinden ! Ein fol» 
des Betragen ift Ihrer würdig; unb darum iff es meine 
erfte Bitte zum Himmel, daß Sie fid hierzu ent(dliefen 
Mögen, Gott’ id) indeffen in diefer Erwartung mid) täu» 
fhen, bann Demea , werd’ id) des Mädchens, und in 


ihm meines Be Freundes, aus allen Kräften mid) 
€ 4 anneh· 


72 Qu — )e( — 


annehmen Er tear mein Better ; wir find — 
Kind, an zuſammen erzogen worden ; waren ſtets, zu 
Haus unb m Felde, unjertrennlid) ; haben Roth und oc 
Mungci ant einander getbeilt. Deswegen‘ werd’ id) alles 
anwenden, aufbieten, verfuchen ; fury, lieber mein Leben 
Aaſſen, als die Hand von ihnen abziehen, — Nun, ies É 
fagen Sie dazu? 
"Demea Jh will mit meinem Bruder fprechen, 
Heaio. pu 
. D»Degio. Über, Demea, vergeſſen Sie dabei nicht, 
je mehr Ihre Familie in blühenden Güdsumftànben ift, 
je m br Sie beide Männer von Einfluß; Vermögen, Wohl« 
ftano uno Geburt find, um fo mehr. ift es Ihre Pflicht, 
folteiütig und unbefangen fid) den Eindrücden von bent, 
mas recht und billig iſt, gu überlaffen, wenn Sybnen daran 
gelegen iſt, für rechtſchaffene Männer zu gelten. 
Demea. Kommen Sie wieder; €$ (otf alles geſche⸗ 
ben, mas Pflicht und Ehre gebieten. 
$enio. So ein Betragen ift. Ihrer würdig. Beta, 
führe mid) binein zu Deiner Gebieterin. (beide ab ) 


Demea. Wohl batte ichs propbeyribt, bag es fo 
fommen roürte, unb wollte ®ott, dieß wäre der Beichluß: 
Tiber id) bleibe dabei, bas zügelofe Lafterleben wird nod) 
ein trauriges Ende nehmen est mid id) geben unb mitie 
nen Bruder aufſuchen, um meiner Galle Luft zu madjen, 


Gecbfter —— 


Segio. 
.  Cfebt in ber Thuͤre ber Sofirata, und (prit hinein) Seyn t 
€it tubig, Soflrata, unb tröften bas arme finb, fo-gut 
Sie loͤnnen. Ih will einwal ſehen, ob ich den 





—- )o(— 73 


dem forum treffe, unb ibm den Handel ausführlich er» 
zahlen. Sinb'íd), taf er als Mann von Ehre handeln 
will, defto befferz; folte er hingegen mas anders fid) in den 
Kopf fenen, bann mag er fid erflären gegen mid, damit 
ich je eben je lieber meine Maasregeln nehmen fana. 


Bierter Aufzug. 
Erſter Auftritt. 


Ctefipbo. Oyrus. 
€tefipbo. Alfo wirklih, mein Vater iſt wieder 
. btimgtgangen. 
€»rus, Schon längft. 
€tefipbo. Sag regt! 
Qprus, Er ift ju Haufe; und ich bin gut dafür, 
der wird ſchon wieder Über feiner Zeldarbeit her feyn. 
€tefipbo. Das gebe der Himmel! id) wollte, ec 
mattete fid) fo ab, daß er — verfteht ficb, feiner Befund» 
' bet unbeſchadet — Die drei Tage hinter einander das Bett 
. wit feinem Fuß verlaffen könnte. 
Syrus. Das münfd)' id) ebenfalls; (lee) imb 
- mod) mos Beflers, roenns moͤglich ift, 

Ctefipbo. Ach ja! denn id) fühle ein getwaltiges 
Derlangen, Ddiefen Tag , mie id ibn angefangen babe, 
luftig und froͤlich zu befd)fieen ; unb unfer Landgut da ift 
mir aus feiner andern Urfache fo unausfteblid) , als rotgem 
feiner Nähe bei der Stadt Wäre e$ weiter entfernt , fe 
tolırde ibn die Nacht dort überfallen, ehe er wieder herein« 
kommen könnte. Denn das weiß id) (don, fo mie er mid) 
—ñi nicht findet, rotrb er den Augenblick ſich wieder 

2 € 5 bitte 


74 = )ö(- : 
hierher auf die Beine mad. Und wenn er dann fragf, 
tvo ich geweſen fen — ich hab’ ihn heute mit feinem nr 
nod) gefeben — was foll id) fagen ? J 
^ &prus, Faͤllt Ihnen nichts bei? 
C tefipbo. Auf ber Welt nichts. Ba = =". p 
Syrus. Armer Tropf! baben Sie feinen Menſchen 
jum Clienten, Freund’ ober Gaſtfreunde? 
Gtefipbo. D ja; aber mas damit? 
Syrus. Einem folden müffen Sie bedient —— 


ftn (eon. 
€tefipbo. Wenns (don nicht wahr ift? nein, das - 

geht nicht. ME ach | 
Syrus. Tod. " 


"Ctefipbo. Bei Tage — nun ja. Aber falle id) 
bie Nacht hier-bleibe , was bann " einen Vorwand, 
€prus ? t 

Shrus. Der Henker! wennsdod nur einmal Mode 
toürbe, aud) des Nachts feine Freunde zu bedienen. — Uber 
laffen Sie fid) darüber Peine grauen Haare wachfen , id) 
kenne meinen Mann von auffen unb innen." Wenn er’ 
nod) fo fehr aufbrauft , mad’ id) ibn fo jabm mie ein - 
Schaͤfchen. 

Cteſi pho. Auf was Art? 

Syrus. Er hoͤrts für fein Leben gern, wenn man 
Sie herausftreicht ; alfo vergöttere id) Sie bei ibm , unb 
erjábl ibm ein langes unb breites, was. für ein Tugend» 
bild Sie fenen. k 

€tefipbo. Ein Tugendbild? ig 

Sprus: Ja doch. Mor Freude fängt er dann an 
ju meinen mit ein Kind, der alte — (i 


bít! aufgefhaut! 
ete , 





-).o(-— 15 
€tefíipbo. Was iff da? | 
Sprus. zu adim man vem Wolf vd: ift er nicht 
fern. MM 
"Gtefipbo. Mein Vater? 
Spyrus. Ja, ja: 
€tefipho. Was fangen wir an, Cprus? 
Syrus. Nur geſchwind hinein! id) mitt (jon fehen. 
‚ 6tefipbo. Zragter er etwa, fo haft du wich mit 
keinem Auge ... hoͤrſt bu? 
Syrus. Einb Sie bald fertig ? 


Zweiter Auftritt 


Pene, €te(ipbo , (ber in der Thhre fichen geblieben ity 
Cyrus. 


Demea. — (one vie Andern zu fehen) Bei Gott! id) 
bin ein unglüdlider Dann, Da bin id) nun atfentbalben 
berumgeloffen nad) meinem: Bruder, und find’ ihn in feiz 
net Ede. Uber nicht genug !. Dermeile ich nad) ibm nid) 
‚umfehe , stößt mir ein Taglöhner von unferm Hofe auf; 
von dent erfahre id, baf mein Sohn nicht drauffen fep. 
Mas mad) id) nun ? idj weiß mir nicht zu rathen nod) 
zu helfen. 
 €tefipbo. Syrus! 

.&yrus. Bas ijt? 

 Étefipbo. Gudt « mid? 

"€prus. Ta. 

Cteſi pho. Himmel! 

Syxus. Seyn Sie bed) rubig? 

Demea. Ha, welches Misgeſchick! id) Begreifé 

nidi nur foviel fe)" id immer mehr id) bin zu Syamner 
unb 


»6 | —-J)e(— . 


un? Elend geboren, Yeden köfen Streich in: unferm Haufe 
werd' id) guerft gewahr; alles erfahr’ id) juerft; jede Hiobs⸗ 
poft bring’ id) zuerſt; mid allein trifft Kummer und Bene | 
bruf, menn einer was anflellt, 

Sorus. (leíe) Der macht mid lade; alles mid 
tt jutrft willen, unb er allein — weiß gar nichts, — 

Demea. Set bim ich wieder bier, um zu tem 
etwa mein Bruder nad) Haus atfommen ift. 

Ctefipbo. m$ Himmels willen , Syrus! gib 
edt, baf er nicht geradezu bereinftürme, 

Syrus. Ob Sie fhweigen? id milf (bon forgen. 

€tefipbo. Heuter feh’ id wohl, barf id) auf bid) 
nicht bauen. Ich will nur gleih mid) in ein Rámmerden 
mit ihr einfchließen; fo wird's am ficherften feyn. — 

Syrus. Meinetwegen ; id) (aff ibn bod) fort. » 

Demea. (erblidt beu Sprus) Uber fie) da Syrus, 
der Eujon! ! 


Dritter Auftritt, 
Syrus, Demen. | 


Sprus. Das mag der Henker ausfteben im dem 
Haufe, wenn e$ fo hergebt! Syd) möchte wohl miffen, mie 
piel Herrn ich habe. 91d , weldy armfeliges Leben! , 

Demea. Was fnurrt der? was bat er ? (sum Cyrus) 
be, theurer Mann! was (pridjft bu ? ift mein Bruder zu 


* 


Haus ? 
€»ruf. Bas Henker! wollen Cie bei mir mit Sb» 
rem tbeuern Wanne? mit mir ifté auf. ' 
Demea. Was fehlt bir? - 


Spyrus. Das mir fehlt? Ctefipbo bat * armen 
Kerl und da die Harfenfpielerin bis auf den Tod eiut 





- )e( + i 77 

Demea. Ge, mas fayft bu? - 

&€prus. Da fehen Sie einmal, toit. er mir das 
Maul zerfest hate 5 

Demea Barum aber? 

Sprus. Kein Menſch, fagt er, fep fhuld an dem 
Kauf der Dirne, als ich. 

Demea, Gagteft du denn nicht vorhin, du páttef 
ibn eine Strecke nad) Haus btgleitet ? 

Sorue. Ganz recht; aber nicht fange, fo kommt er 
zurück, in voller Wut, unb fällt blindlings über uns ber. 
Schämt er fid nicht, einen alten Mann zu prügeln? ift 
' mir's bod), eld ob es geftern geweſen wäre , bof id ibn, 
als einen fingerslangen Knaben, auf ben Armen trug. 

"Demea. Schön, Etefipho ! bu vaterft dich; geh’ 
und gieb bi auf mein Wort für einen 3tann aus, 

Sprus.. Bir? Sie loben ihn ? bei meiner Cbre, 
wenn er flug ift, wird er in Zukunft huͤbſch bie Haude 
balten. 

Demea, Brap! 

Syrus. D gewaltig! weil er mit einen armen 
SBeibsbilb unb einem Tropf von Sklaven, der das Herz 
. midt batte, fid) zu wehren , fertig getvorden iſt. D des 
überbraben ! 

 fDemta, Der gefcheidefte Einfall, ben er haben 
fonnte. Er fam binter die Schliche, fo gut , mie id: 
- baf bu ben Handel arfartet babeft, — Mber ifi mein Bru⸗ 
der drinnen, 

Soeus. Rein. 

Deihea. Wo werd’ ich den nur finden? , 
| Syrus, Syd) wüßte wohl, wo er it; aber bon mir 

erfahren Sie e heute einmal nidjt. 


n 


* 


Denitäs 


m: us - uf —— — NU 
demea. Was fogft bu, felt m ——- 
* Ehrusi "Nicht anders. IR sd 
Demea. Den Kopf ſchmeiß id) bit. ——— auf 
der Stelle. 
Syrus. Jar ſehen Sie, wo er ift, weiß i nal 
aber nicht, wie ber Mann heißt. . | 
Dem ea. Nun denn, ben Ort alfo, MA dd 


; Sprus. Wiffen Sie den bebedten ang. di der 2! 
Bleifhtanf, da hinunterwärts 7 > 
Demea, Je warum nicht? 

Sprusi Ta geben Sie durch, nur — 
aufwaͤrtsz wenn Sie oben find, ſehen Git einen Abhang 
vor fid); geſchwind da hinunter! bamn kommt auf biete. ' 
Seite (er macht ein unberſuͤndliches Zeichen ) tint Capelle z und 
gleich dabei ein enges Gaͤßchen. qeg 

Demea. Auf welcher Seite? 

Soprus. Da, o ber groft à! igenbaüm tet. 

Demea. Gut! 

Shrus. Nur immer fortgegangen, — 

Demea. Uber dasenge eo bat} ja feinen und 
gang. 

Spyrus. Es ift aud) — ih dummer Taufe! ! 
too datt” id) enm bin? — Kommen Cir wieder jurüd 
in die Halle; auf mein Wort ; Cie folen viel näher ge⸗ 
ben, und ohne fo vieles Drehen unb Wenden, Sie ‚wife 
fen. bod), wo der Capitali Cratinus Pret 

Demea. Ja. 5 

Syrus. Wenn Cit da vorbei fin dann finter‘ 
Hand die Strafe hinab ; drauf, wenn Cic b Tempel 
der Diana erreicht haben, ſchlagen Sie fid) reta; ſo wer · 
den Sie nod) vor der Pforte, bert. bei der Tränler ein 

Sat; 


4% 


Med 


, 








4 Tan moy 2n 


] 


ov |y ett 79 


Badhaus finden n unb gegen über eine Werlkſtaͤtte. Da 
dft e, a 4 

Demea. Wa⸗ er da? à 

Syrus. Er bat mas beſtellt für unfern Gl; ein 
Dasr Sophas mit Füßen von Eichenholz. 

Demea. Wo ihr euere Gelage drauf halten wollt? 


siib — Dod es ift Zeit, daß idi. ibn auffuche: Cab.) 


u Sprus. Geh nur, alter Schimmel! bid will id) 
heute i in Athen feren , toie bu'& verdienſt. — ‚Aber, Aeſchi⸗ 


nus bleibt unausſtehlich langes bermeile verdirbt. das Mite 


tagseffen. Und fein Here Bruder — vor lauter. fiche bert 
ünb fieht ber nit. Ein Thor y; ber fid Dabei geraeffen 


y - Vónnte ! nein, ſtehendes Fußes will ich mid) aufmgdene 


will bie belicateften Bißchen mir zu Gemuͤthe fuͤhren, ein 
Slaͤschen nad) dem andern hinunterſchlurfen, und fo allge⸗ 


—* den Tag verſtreichen laſſen. Cab.) 


. QBierter Auftritt. 
«dent y Micio , Begio. 


gnicio. 3d fann nidt finden, Hegio, daß ich hier . 
fo grofes fob verdiene. Mas ich tbue, ift meine Schule 


- digkeit , námlid) den Fehler wieder gut zu machen, dervon - 


uns fid) berfchreibt. Oder dachten Sie vieleicht, ich fry 
einer von den Dern , bit fid für. gro$ beleidigt halten, 
menn man über einen böfen Streich, den fie angefangen 
baben, fie zur Rede ftetit , unb. not) Befchwerde führen __. 


- obendrein,‘ Deswegen alfo danken Sie, weil ich nicht von 


dem Schlage bin ? 
Hegio. Rein, gewiß nidt; nie hab’ id) Cie ander® 


* mir gedacht, als Sie find. — Aber den einzigem Gefallen 
5 tbun Sie mir / Dido, begleiten ‚Sie mid) ju der Mutter 





dee 


io et yet VD 


des Maͤdchens, und fagen ihr , was ich eben bon Ihnen 
gehört habe: der Bruder des Aeſchinus habe den ganzen ^ 
Verdacht veranlaft, bem gehöre bie Harfenfpielerin, 
 Snicio. Wenn Sie fo meynen, unb es Dienfid) ift, 
recht gern. i d "ted i 
Hegio. Ah fion! dadurd waͤlzen Cie bem armen 
Snábden, das Schmerz unb Jammer verzehren, einen 
Mi dom Herjen, und handeln nad Pflicht und Gif 
| Synbeffen, wenn Jhnen das Mühe madt, fo * 
ux ja alles ausrichten. 
Mitio. Rein, id) mill ſelbſt hingeben. 
ftgio. Defto brffer. Denn das wird man ——* 
finden, Leute, deren Lage nicht die beſte iſt, fnb. — ich 
weiß ſelbſt nicht, wie? — viel mißtrauſchet, als andre z 
alles nehmen fie von der ſchlimmen Seite; unb eben ife 
hilfloſer Zuſtand bringt ſie ſtets auf die Gedanken einer Ge⸗ 
ringſchaͤtzung von unferer Seite. Alſo wırd es freilid) mehr | 
ju der Beruhigung der guten Srauenymmir. britrageny 
menn Sie in eigner Perfon bie Rechtfertigung des Ueſchi · 
nus übernehmen. 
Micio. Gut gegeben unb votifemmen: daht! 
Hegio. So kommen Sie denn mit hinein. * 
Micio, Recht gern. .ıbeide ab.) 
Sünfter Auftritt. 
Aeſchinus. 


Mein Herz ift wie zerriſſen. Mußte mir denn, wider 
ale Etwartung, der fatale Streich in die Quere 'ommen?t 
- ft weiß wahrt daftig nicht, was aus mir werden wird, nod) 
mwozü íd) mid) entfchließe. Vor Schreden bin íd) lahm am 
aum Sieden; Furcht hat meine Seele verfinftert s L 

nte 





N ' u 
Em. - yo( — 81 
| Ennttſchließung kann bei mir Wurzel faſſen. Ha! wie mich 
leswinden aus bem fuͤrchterlichen Gewirre? Schrecklicher 
Verdacht, der auf mid) gefallen ift 5 unb ziemlich ſcheinbar! 
Sojtrata bildet fid) ein , id) hätte die Harfentpielerin für 
mid) gefauft, wie id) eben arı der Alten da demetft habe, 
Noch nicht lange, (o gieng tiefe nad) der Hebamme; id 
- mit id) fit erbiice, laufe ſpornſtreichs hinzu, unb erkundige 
! mid) nad) ber Pamphila Befinden : ob fie (on in Kindes= 
—  nótfen fep; ob ihretiwegen die Wehemutter geholt werde. 
Gehn Sie, fdreit bie Alte mir entgegen, gebn Sie, Aeſchi— 
nus! lange genug haben Sie uns getäufiht 5 [ange genug 
haben Sjbre Betheurungen uns irre geführt, Ums Him— 
mels willen! fprad ich, was haft du ? „Viel Gluͤck und 
Segen zu dem Beſitz Sjbrer Schönen. ,, — Den Augenblick 
errieth ich, in welchem Verdacht fle mich hätten; dennoch 
hielt id) an mid, um nicht der Plaudertafihe was zu fae 
gen von meinem Bruder; Denn da máre e$ weit genug, — 
- Aber wad nun? ſoll ichs entdeten , bof die Dirne meis 
, nem Bruder angehört ? — nein, das braucot fein Menſch 
ju mijfen. — Ah, Gritlenfángerei ! Dabei fann bas Ger 
heimniß immer verſchwiegen bleiken. Und mir ift vor nidjté 
mebr bange, als, fie werden mir’s nicht alauben; Der Un 
ſchein foricht gar zu faut gegen mich. Ich war es, der das 
Mädchen entführte; id) war es, Der das Geld bezahlte; 
ju mit, in mein Haus, ift fie gebracht worden. lInb an 
dem allen, ic) befenn’ es, ift niemand ſchuld, als id) fef» 
ber, Meine Page mochte ſeyn, melde fie wollte, wozu 
— meinem Dater fie eerbelen ? ber batte mir meine Bitte, bag 
— Mädchen beuratben zu dürfen, nicht verfagt. Kurz, Ae⸗ 
| finus, bisher haft bu den Träumer gemacht; aber jest 
cde Zeit, ju etwachen. Vor allen Dingen wi id) mid) 
ö bine 









82 0% —— v 


; bineinbegeben ju. den Sraueniimmern s unb mid) redhtfer- . 
tigen. (tritt vor die Thlr) e Himmelt Schauder — 
allemal durch die Glieder, menn id) anklopfen till. 5t, 
be da ! id bine, Aeſchinus; mad) bod) einer auf, qt» 
ſchwind! — Uber da fommt , id) weiß nicht wer, jum 
Haufe heraus; id) mill bei Seite treten. 


Sechſter Aufteitt. 
Micio, Aeſchinus. 


Micio. Cim der Thlire, zum Haus binein) Machen 
Sie's, Softrata , wie id) gefagt babe; ich will ben Aeſchi⸗ 
nué auffuhden, damit er wiſſe, mas bier ift ausgemacht 
worden, Uber wer Mopft da vor der Thüre ? 

Aefhinus, (vof) Himmel, mein Vater! 

Micio, Aeſchinus! 

S$lefdjinus. (leiſe) Was bat oer bier ju ſchaffen? 

Micio. Warſt du's, der bier anpochte ? (leie) ob 
id) ibn ein wenig verire ? ja, ja, er verdient’s nicht beſ⸗ 
fer, weil er gegen mid) die ganze Zeit über fo gebeimnißs 
voll war. (laut) nun ? befomm" ich feine Antwort” 

9(ef(dinus, Angepocht? id) nicht, foviel id) weiß. 

SRicio. Nunja; ich fonnte mir aud) nicht benfen, 
was ou bier fotiteft ju ſchaffen haben, (uei) Er wirdroth; 
das ift herrlich, 

.  Mefhinus. Uber fagen Sie, befler Vater, was 
haben Sie da drinnen ju tbun? | 

Micio. Ich, für mein Theil, gar nichts; blos ti» 
nem meiner Freunde ju ®efallen, den id) vorbin auf dem 
Eorum traf, mar id) mitgegangen, als Beiftand, _ 

Sie(dinus, Worin? 1 

Micio. 





T ^ j : | E | 


pet es £5 


Sn icio: Das will id) bir fagen. Hier in bem Haufe 
3 menn ein paar blutarme Weibsleute ; bu kennſt fie vers 
. mutbfidy nicht, nein gewiß nicht, denn fie find erft oor lura 





Siefiinus. Nun, was meiter? 


E. — — Erin ein junges Mädchen mit feiner Mutter. 
1 Aeſchinus. Crzahlen Sie fort. 
Micio, Dieſes Mädchen bat feinen. Water mehr, 


A und mein Freund ‚, don dem id) dir faate, ift ber närhiie 
Anverwandte; folglih muß fie, bem Geſetz nad), deſſen 
. Frau werden. 
Aeſchinus. Himmel! 
Micio. Was it da? m 
Aeſchinus. Nichts, gar nite, fahren Cie fort. 
Micio. Der Mann ift hier, fie mitzunehmen; denn - 
fein Aufenthalt ift Milet. 
o Mefhinus Ha! fie mitzunehmen? 
Micio. „Nicht anders. 
L^ Aeſchinus. Wie, mein Vater, bis * Milet? 
D .9ncio. Ja. 
—.— Mefhinus. (lei) 3 vergehe! (laut) Uber bie 
- Zrauenzimmer? was fagen Die dazu ? 
Micio. Was fotfen fie fagen? foniel wie nichts. Die 
- Mutter kommt mit der Ausflucht, ihre Tochter babe von 
einem andern Manne — weiß der Himmel, von mem, fie 
2^ menntibn nicht — ein Kind; folglich gebe der vor, und 
—— ber Fremde fönne fie nit befommen, 
-  Mefhinus. Uber (agen Sie , bat denn bie Frau 
—* nicht ftbr Recht am Ende? 
Mieio. Nein. 
un 5 2 3L ef iie 







4 


ae bierher gezogen. s 


84 E LAN 
Aefhinus. Wie, licher Vater, nein? Und ber 
rende — wird der bag Mädcen mitnehmen? Pr "n 
Micio. SDerftebt. fid. * 
Aeſchinus. Ab, mein Vater, was Sie 
Freund gethan baben , find” ich hart, find’ id) unbarmher« 
jig, und — wenn id) obne Nüdhalt ſprechen darf — ſo 
handelt kein Mann von Ehre. 
Micio. Wie ſo? 
Aeſchinus. Sie fragen ? Wie meynen Cie Be 
taf bem armen Schelm zu Muthe feyn mag , der bisher 
mit bem Mädchen Umgang batte, unb obne Zweifel nod). - 
ist mit ganzer Seele an ihr hängt , wenn er mit eignen 
Augen fehen muß, der Beklagenswerthe, daß man fie iba 
entreift, auf ewig von ihm trennt? nein, Water, Das war 
nicht edel, | 
Micio. Warum denn aber? wer hatte fie ibm jue 
Sefagt ? wer gegeben ?. wen batte. fie gebeuratbet , und 
wann ? mer gab feinen Confens dazu ? warum nabm er 
eine Perfon , auf die ein andrer Unfpruch hatte ? 
Aeſchinus. Wer fonnte denn aber einem Mäddyen 
von ben Jahren jumutben, Daheim zu figen und ju. mars 
ten, bisetwa einmal — Bott weiß was für ein Herr Vetter 
angezogen füme? Sehen Sie, lieber Vater, Die Sprade 
hätten Sie führen , fo hätten Sie für bie gute Cade Rreis - 
ten follen. 
Micio, fáderlid) ! ich ſollte alfo gegen ben Partbei 
maden, ber míd) jum Beiftand erbeten batte? — Uber wag 
Himmert das uns , 9lefdinus ? ober was geben uns die 
Yeute an? fomm? — Was ift da? warum weinft du? 


Aeſchinus. w- Baterllaflen &ie fid fagen. 
T 





4 
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-——— LL LU NEN 4 
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-"-—J90t 85 


Micio. Syd hab’ alles gehört, Aeſchinus, ich weiß 
es ſchon; denn ich liebe bid) , und um fo mehr intereffirt 


' míd) jeder Schritt, den du thuft. 


Aeſchinus. Möchten Sie, tbeuerfler Vater, Ihr 
ganzes eben durch fo gewiß Ihrer Liebe mid) würdig fin» 
ben , als diefes Vergeben mid) in der Seele ſchmerzt, und 
id) mid) fhäme vor Ihnen. 

Micio. Sjd alaub’s licer Sohn, denn id) fenne 
bein gutes Herz; aber der Gedanke eines allzugrofen geidte 
finns von deiner Seite mad mir Sorge. Bift du denn 
fo ganz und gar Fremdling in dem Staate, worin du febft? 
du haft ein Mädcdyen zu Fall gebracht , deſſen Perfon dir 
bätte heilig ſeyn ſollen. Schon das war ein grofer Feblerz ' 
ein grofer, aber immer verzeihlicyer Fehler. So was bat 
mancher radere Mann vor dir getban. Aber, fage, nad» 
bem e$ gefchehen war, bijt bu da zu Mathe gegangen mit 
dir? haft bu Vorkehrungen getroffen über das, was ate 
ſchehen fotíte, und über bie Ausführung Davon ? haft bu 
geforgt, wie ichs erfahren möchte, wenn du felber dich 
ſchaͤmteſt, es mir zu fagen ? Siehe, über das alles konn⸗ 
teft bu zu feinem Entſchluß kommen, unb fo verficiden 
bie neun Monate, Kurz, foviel an dir fag , lieſſeſt du es 
an nichts fehlen, bid), das arıne Mädden und dein Kind 
bem Verderben blos zu ftellen. Dachteft bu denn , bie 
Goͤtter würden dir im Schlaf deine Angelegenheit ins Reine 
bringen? man würde fie, obne dein Zuthun, dir ins Bett 
führen? — Es fotte mir leid tbun , wenn du altes fo auf 
Die leichte Achſel nahmeft. Do, (e) unbelümmert, bu 
ſollſt fie haben. 

Aeſchinus. 9b! 

Micio. tp unbcfümmert, fag’ id. -— 

$3 Ueſchi⸗ 


86 — )e(— . *l 
Aeſchinus. Lieber ater, baben Sie o: ] 


jum Beſten? R^ 

Micio. Qum Bellen? marum ? Per 5 

Aeſchinus. Ich weiß felbit nicht; aber weil mir fo 
eufferorbentlid) pie Daran gelegen ijt, daß e$ Mind ‚fon : 
möge , iſt mir doppelt bange. * 

Micio. Gb nad Haus, und — dein adn, 
um fe beimjubelens geſchwind! : 

Aeſchinus. Wie ? ? (don heimbolen? 

Micio. Ja, mein Sohn. 

Aeſchinus. Test gleich? 

gSnicio. Blei; fo bald als möglich, 

Aeſchinus. Water, mic treffe der Zorn aller Goͤt⸗ 
ter, wenn ich von dieſem Augenblicke Sie nicht mebr * 
als mein Leben. 

Micio. Ja? aud) mehr als deine danpdien 

Aeſchinus. Eben fo, 

»- Micio. Sehr gütig! 
Aeſchinus. Uber, fagen Cie, wo ijt ber Mann 
aus Milet? 
Micio. Der ift fort — ber ift ectrunfen — im motis 
. fe Meere. Über was joaerft du ? 

V e(dinus. Gehn Sie, lieber ater, und verrich⸗ 
ten das Gebet; Ihnen, einem fo ungleich rechtſchaffeneren 
Manne, werden die Bötter eber Gebör ſchenken, ale mir. 

Micio. Sd mid nad Haus geben , und für bie nó» 
tbiaen Anftalten forgen ; bu , wenn du flug bift, — | 
ich dir faate, (ab.) 

Aeſchinus. Was fol ió ou ſagen? beift bat vl 
terides , beißt bas finblides Verbältniß ? wär’ er 
Bruder, oder mein Bufenfreund, mit fónnt er mir mehr 
à EL 





^ —-)o( — -87 


zu Witten feben ? und fo einen Vater ſollt' ich nicht lieben? 


fot ich nicht auf den Händen tragen? wahrhaftig! mir 


df bei biefer gütigen SBebanbiung nur davor bange, id) 


möchte einmal unmiffender Weiſe feinen Wuͤnſchen nidt 
entipredhen 5 vorfaßlich geſchieht es fier nicht. Doch id) 
darf nicht länger faumen , hinein zu gehen; fonft bin ich 


ſelber ſchuld, wenn meine Hochzeit fid) verfpätet. 


Giebentet Auftritt. 
Deinen. 


Hab! id) mid) nicht zu Schanden gefeffen ! id) wollte, 
Syrus, daß Zeus, ber Ohotterfóniu , bid), famt deiner 
Wegweiferei, vom Erdboden vertilgte. Die ganze Stadt 
bab" id) durchkrochen, ins Kreug unb ín bie Quere; an 


Thor, an der Sránfe, unb mo nicht all? aber da war keine 


Werkſtaͤtte ju. hören und zu feben, unb feine Seele wollte 


was roiffen bon meinem Bruder. Dod) nun fol mid) nite 


mand davon abbringen, bier fo lange auf ber Zauer ju figen, 


bis er beimfommt. 


Achter Auftritt. 
Micio, Demena. 


Sirio. Test will íd) zu ben Srauenjimmern geben 
unb ihnen fagen, daß von unferer Seite alles fir unb fere 
tig ift. 

Demea. $a, ba ift er ja! fdjon lange hab’ id) bid) 
gefudjt , 3micio ? 

Micio. Was haft bu? 

Demea. Ein neues Regifter von ſchrecklichen Bu» 


^ benftücten bt$ unvergleichlichen jungen Herrn! 


84 Micio, 


88 — = c HEUS 


Micie. Dasgefteb’ ich. Ä X | 


Demea. Die nicht erhört, die eriminell ſind. «mc 

Snicio. Mein Gott! id) wei... LM 

Demea. Nein, bu weißt vidbt ‚ wie er fid) fone 
lifirt bat. 

Micio. "ya bod! 

Demea. Armer Tropf! du bilder — RE 
die Harfenfpielerin. Nein, gegen feines gleichen „ gegen 
eine Bürgerstochter, bat er fid) bergangen, 

Micio. Sid) weiß es. 

Demea. Was Henker! bu weißteg, un ef gu? 
Micio, Warum denn nicht ? | 
Demea. Wie? bu làrmft nit? bu tel nicht _ 
Micio. Nein, Lieber wäre mir's freilih .. . 
Demea. €ie bat einen Jungen von ibm. 

Micio. Gebe bec Himmel feinen Stegen dazu! 
Demea. Das Mädcyen hat nichts. 

Snicio. Go hör’ id. 

Demea. Und die mußer nehmen, ohne Heurathe · 


Micio, Verſteht fid. 
Demea. Was fol denn aber ba draus werden? 
Micio. Was fid) von felbft verfteht , benlid) ; man 
wird das Mädchen berüberbringen ju uns, 
| Demea. O Jupiter! ijf das erbört ? 
- Micio. Was fann id) weiter thun ? 

‚Demea. Was du tbun fannft ? menn bunidt wirk⸗ 
fid drüber aufgebradyt bift , fotiteft bu bid) wenigjiens fo - 
fteüen. Dann batteft bu das Deinige getban. 

Micio. ber id) babe ja bereits eingewilliat 5 es ift 
afles in der Ordnung; die Unftalten zur Hochzeit find ae» 

macht; 


qut. 





—)o( — 89 


Eo 
—— madt; alle Beforgniß bab’ id) ihnen benommen; fo glaubt’ 


— SEE S 


id) eher das Meinige zu tbun. 
. S Demea. Aber fage, Micio , haft du Wohlgefallen 
an dem Auftritt ? 
*Snicio. Gewiß nidt, wenn id) ibn ánbern fönnte; 
fo wie id) jest, ta id) bas nicht fann, mid) in bie Gedult 


gebe. Das menfhliche Leben kam mir immer vor, wie ein 


Bretfpiel; fallt ber Wurf nicht, Den man gerade braudt, 
fo muß bem, der nun einmal gefaden iſt, unfee Geſchick⸗ 
lichkeit nachhelfen. 

Demea. Schöner Nahhelfer! nicht wahr, durch 


. deine Geſchicklichkeit find zwanzig Minen für bie Harfen, 


fpielerin zum Henker gegangen ? denn die muf bod) je eher 
je lieber wieder fortgefdjafft werden; und das umjonjty ' 
wenn fie niemand.faufen toill. 
Micio. Das fol fie nicht, fo wenig, als id) Luft - 
babe, fie zu verkaufen. 
-Demea. Was denn aber? 
+ Sticio. Sie bleibt bei mir, 
Demea. Gerechter Himmel! eine Buhldirne mit 


einer Ehefrau unter Einen Dade? 


 Micio. Warum nicht ? 
Demea. Sagmir, ijt es nod) richtig bei dir in 


Ropfe? 


Micio. Syd) mepne eg wenigftene, 

Demea. Bei Gott! nad) deinem albernen Bench» 
meh zu fliehen, bift du willens, jejuweilen ein Stückchen 
mit ibr zu fingen. 

Micio. Warum nicht ? 

Demea. Und die junge Frau fell die (höne Kunſt 
aud) lernen ? 

$5 gnici 


" 
P d 


go — E 


Sm icio. Verſteht ſich. 
Demea. Und bu machſt ihren Being iet 

Kettentange ? 

Micio. SRedt. itis ?« T 

Demea. 9tedt gern? F ". . 

Micio. Und bid nehmen wir dazu, wenn's Tp 
tbut. 

Demea. Gerechter Himmel! und-du ſchaͤmſt dich 
nicht? 

Micio. Nun, nun, Deme, tof e& einmal qut 


ſeyn mit deinem eroigen Poltern ; fen froͤhlich unb mwohl« 


gemuth, denn bein Sohn hält heute Hochzeit. Ich will 
mit denen da drinnen reden; dann fomm' id) wieder. (ab) 


‚Demea. Ihr Bötter! was für ein Leben ! was für 


“eine Aufführung! mas für ein Unfinn ? Cine Frau ohne 


Heurathsgut ift im Anzug 5. drinnen eine Harfenfpielerin ; 
Verſchwendung in jeder Ecke 5 ein junger Menſch, verfoffen 
in Lüften; ein Alter, der wieder l'inbifd) wird. — SiPabrlid) ! 
eine Familie, ber felbit die Böttin Salus ine nidt 
im Stande (ton möchte, 


Neunter Auftritt 


Byrus,' Demen. 
€»pruf, (betrunten) Bei meiner Ehre, Syruscen, 


bu bafi dir gütlich qetban, und deinem Poften vorgeflane - 


den, wie fid $ gebührt! recht fo! Für jegt, da ich all des 
Guten da drinnen meidlich genoffen babe, mar mit's gt« 
muͤthlich, ein bifchen berauszufchlendern. 


Tugend! — 
€oruf. 


& 


Demea, Da fub mir das Mufler für bie tiebe 





— 


—-)e(- 9r 
Sprus, Aber da ift ja unfer Alter. (zum Demea) 


Wie ſtehts ? wie fo niedergeſchlagen? 


Demea. Nichtswuͤrdige Seele! 

Syrus. Still, ftit, Weisheitemann! hier ift alles 
in den Wind geredet , was Sie fprechen. 

Demea. Kerl, wenn du mein wäreſt ... 

Syrus. Gewiß, Demea, Sie würden ein reicher 
Mann feyn, und ihre Sache auf eirfen feften Fuß gebradyt 
haben. 

Demea. Un dir wollt' ich ein Exempel ftotuiren, 
Andern jur Warnung. 

Sörus Warum? was bab id) gethan ? 

Demea. Fragit du? Während das ganze Haug in 
Aufruhr ift, bei der abfcheulichen Geſchichte, bie nur erſt 
halb und halb wieder ing Gleiche gebracht ift, fibt er und 
fäuft, der Eujon! als ob er von der glorreichſten Expedi— 
tion zurück fáme. 

Cyrus. Wär’ ich bod) drinnen geblieben. 


Zehnter Auftritt. 


Dromo, Cyrus, Demea. 
'Dromo. He da, Syrus, du ſollſt wieder binein 
femen. jum Cteſipho. 
Spyprus, Witt du gehn! 
Demea Was fpricht der vom Ctefipho ? 
Sytus. Nichts. 
Demea. Ha, Galgenſchwengel, ift Cteſtpho drinnen? 
Syrus. Nein doch! 
Demea. Warum nennt ibn denn dieſer? 
Eyrus, Er mennt einen Andern — da den Duos 
belt von Barafiten — Sie kennen ihn ja ? 
Demea. 


92 - ol > 
Demea. Den Augenblic will id’s wiſſen. C(vill 
hinein) 
Sprus, Chit ipn) Was nd Sie? wo wollen 
Sie bin? : AR 
Demea. Laß mid) din! ^" 
Syrus. Bleiben Sie! 
Demea. Wirft du mich gehn laffen , Schlingel? 
oder foll id) bir den Kopf von einander (díagen? (Debt den 
Etod auf, und fo läßt Syrus ibu hinein.) r 
Cyrus. (ihmmnachſehend) Fort iff er. Bei meiner 
Treu! ein ungebetener, febr. ungelegener Gaſtz bouptíádje 
lid für den Ctefipbo, Aber was mad’ ich nun? id benfe, 
bis der Lärm fid) gelegt bat, ſchleich' id) in eine Mt unb 
ſchlafe bas Raͤuſchchen aus. Sa, ja. 


Sunfter Aufzug. 
Erfter Auftritte 


Micio, Demen. 

Micio. Linder Thüre der Sofirata) Mie gefagt, Sor 
firata, unfrer Seite ifl alles fertig, Sie dürfen nur befebe 
len. — Wer flopft denn da fo ungeftüm an meine Thlır ? 

Deniea, (filme aus dem Haufe des Micio) Ihr Goͤt⸗ 
ter, mas mad’ ih? mas fang’ id) an ? fol id) ſchreien? 
fol ich Magen ? o Himmel, o Erde, o Meere Neptune! 

Micio. Da baben wir’s ! ber. bot alles erfabren 5 
| deswegen lärmt er fo; das wird GStrafpredigten ſetzen — 
da muf id) den Secundanten miadıen. « 

Demea. Ha! da iff er, das SBerberben, bie Peſt 
meiner beiden Söhne! 

Nicio. Maäſſige 00d einmal deine Kine, und fenum 


zu faltem Stute! 
$:mta. 


— 





jim ye. 93 

Demea. Mäffigen ? zu faltem Blute kommen? 
das tbu' id) , das binicy 5 Fein hartes Wort foll mir über 
die Zunge fommen; blos bei der Cade wollen mir fteben 
bleiben, Hatten wir nicht ausgemacht — nod) dazu warft 
du Der Urheber des Vorſchlags — jeder fotite des andern 
Sohn gehen faffen , bu ben meinen, ich den deinen? He? 

Micio. Ga, ja, da haft du recht. * 

Demea. Wie reimt es fid) aber damit, daß er heute 
get in deinem Haufe? Daß du ihn berbergeft ? daß du 
Gelb an ein Freudenmädchen für ihn bàngeft ? bin id) nicht 
berechtigt , diefelben Forderungen an bid) zu machen, mie 
du an mich? ich laſſe ja deinen gehen, alfo bleibe du mir 
aud) von meinem, 

| Snicio. Geh, du bift unbilig — febr unbittiqg — 
du mweißt ja bod) das alfe Spruͤchwort: unter Sreunden | 
muß alles gemeinfchaftlich feyn. 
^ Sbemta, Hör Einer, wie finnreid) ! alfo jest erft 
fällt der weife Sprud) dir ein? 

Micio. Eine Heine Gedult, Demea! nur auf ein || 
Paar Worte. Für's Erfte, mern das Dich quälet , daß 
unfre Söhne fo viel drauf geben faffen , fo bedenfe Dod) 
nur Folgendes: du marft ehedem entfchloffen , bie Erziee 
bung beider aus eignen Mitteln ju beitreiten, meil Du 
glaubteft, fo weit würde dein Vermögen wohl reichen, und 
weil du bamalé fidjer drauf zählteft, ich würde eine Frau 
nehmen. Alſo laß e$ immer bei der alten Rechnung; 
balte jeden, Heller zu Rath, ermwirb, geibe und fpare fo 
viel móglid) zufanımen für deine Söhne. Den Ruhm faf 
bir ia nicht rauben; aber was ihnen von mir fo ganz uns 
ertoartet zugefallen ift, dag mögen fie Denn auch fid) zu 
Nutz machen. Auf die Art wird der Hauptfumme nichts 

abge⸗ 


94 — )o( — 


abgeben, und was von meiner Seite dazu fommt , das 
‚mußt du als reinen Gewinft anfehen. Sieh, Demea, 
wenn du das zu Herzen nehmen willſt, dann wirſt du mir, 
| dann wirft bu bir und ihnen manden Verdruß erfparen. 

Demea. Nun denn , es mag fenn mit dem Hufe _ 
wand ; aber die Aufführung der Burſche, die ori 
zung»... 

Micio. Gedult! ich verfiebe; du nimmft mir das 
SPort aus dem Munde. Es fommt ,. miein Bruder, bier 
alles darauf an, aus was für einzelnen Zügen den Char 
rafter eines Menfchen jufammen geſetzt iff; denn je nad» 
dem diefe verfchieden find, fann man, wenn von jmweien 
Derfonen die námfidje Handlung vorfommt , mit ziemlicher 
Gewißheit fagen, bei dem Einen bat fie nichts ju bedeus 
ten, bei dem Andern febr. viel. Wohlgemerkt, nicht in 
der Handlung felbft liegt der Unterſchſed, blos in der Per⸗ 
fon des Handelnden, Nun aber find id) in dem Charakter 
unferer Söbne lauter folde Züge, bie mir bie ſchoͤnſte 
Ausficht indie Zukunft eröffnen. Die Burſche zeigen Vers 
ftand und Einſicht, fümen fid, mo fie's Lrfache baben, 
Jieben fid unter einander aufs järtlichfte 5; zum ſichern 
Berveife, daß ihr Herz nod) unverborben ift, mit Einem 
Worte, taf fie jeden Tag fid) beffern laſſen. Ja, fagit 
bu, wenn fie nur ihr Geld beifer zu Matbe bielten, — 
Gedult, lieber Demea ! in allen andern Stüden nimmt 
der Verftand mit den Jahren ju 5. nur den einzigen Feb» 
ler bat das Ufer zum &efährten, wit (eben bann genauer 
auf bas Unfrige, als mir follten; und fo werden aud) bei 
ihnen die Jahre bas ibrige tun, ^ : 

Demea. Schon ret, Micio; id fürdtenur, über 
Deine fhönen Maximen da, und deinebodarpriefene tad 
fidt, geben wir am Ende ned) alle zu Grund. - Micio, 


ben Tag verleben, wie fid $ gebührt. (ab) 


DH -" 95 

Micio. Nicht doch, Bruder, nicht doch. Aber jest 

genug Davon! heute fdenle bid) mir! Mläre dich einmal 
auf. - 

Demea. "enun, für heute muß id) wohl ; aber 


morgen mit Zagesanbrud) mad) ich mich auf den Weg 


mit meinem Sohne. 

Micio. Meinetwegen um Mitternacht; fey nut — 
beute guter Dinge! 

Demea. Und das Menſch, die Harfenfpielerin, 
muß mit hinaus, 

Micio. Bravo! beffer fannft du's nicht machen, taf 
bein Sohn nid)t von der Stelle geht. Nur gieb adjt, daß 


fie dir nicht fortlaufe. 


- Demea. Dafür faf mich forgen! hab’ id) fie nur 
erft drauffen, bann fol fie mir vom Feuerberde und der 
Mühle gar nicht wegtommen, bis man vor Aſche, vor 
Rauch unb Mehlſtaub fie nicht mehr kennt. Dazu ſoll fie 
mic in ber Mittagehike ftoppeín geben , daß fie fo ausge» 
bórrt, fo ſchwarz wird, wie ein Loͤſchbrand. 

Micio. Herrlih, Demea! jest fommit du mir als 
tin ae(d)eiber Mann vor. Und menn id móre wie bu , fo 
(müßte mir dann mein Cobn bei ihr fdlafen, er módyte 
wollen oder nicht, 

Demea. GSpotteft bu nod? wer doch audy die faune 
hätte! das fühl’ id) leider — 

Micio. Zängft du fdjon wieder an ? — 

Demea. Run, nun, ich höre ja ſchon foieder auf. 


Micio. Sp fomm denn mit hinein, und faf uns 
^. 


Zweiter 


96 : Tv "m )o( — 
Zweiter Auftritte ^. 


Demen. | " 
Mag Einer feine Lebensweife ned) fo qut berechnet ha⸗ 


ben, er muß immer julernen ; Umijtände , Sabre und c 


Erfahrung — mas lehren die nicht alles, woran wir ni 
gedacht hatten! Kein Wunder alfo, daß man vieles nicht 


weiß, was man nod) fo qut zu wiſſen afaubte 5. daß Mar 


pimen, bie nad) unfern Begriffen der Grund ades. irrbi» 


fhen Wohlfenns waren , im wirflichen feben bie VProbe nicht 


halten. Gerade dieß ift jetzt mein. Fall. Denn ic bin 
willens, bem auſteren Leben, das ichbisher geführt babe, 
zu entſagen, ſo nahe ich auch am Ziele meiner Laufbahn 
bin. — Wie id) dazu fomme? mid) bat die Erfahrung ge» 
lehrt, taf im menſchlichen Leben nichts über Gefälligkeit 
unb Sanftmuth gebe. Der deutliche Beweiß davon iff 
mein und meines Bruders Beifpiel. Mein Bruder führte 
von jeber ein gemaͤchliches, durch gefelifchaftliche Freuden 
erheitertes Yeben, mar fanft und artig in feinem Betragen, 
beleidigte niemand ins Geſicht, fam jedem mit Freundliche 
keit zuvor, lebte blos für fid, machte jeden Aufwand nur 
für fid. Und der Erfolg davon ? jedermann bat ibn lieb 
und wertb. Ich, befannt bei aller Welt für einen roben, 
bartbhergigen , finfiern, fargen, fauertepfifben, eigenfin» 
nigen Geſellen, ließ es mır einfallen, eine Frau zu neh» 
men. Bas für Herzjeleid id) da erlebte! Nicht lange, fo 
lamen Kinder zum Vorſchein, und mit ihnen neue Gore 
gen. Und, o Bott! über meinen Beftreben , ibnen brav ju 
binterlajfen , opferte id) ben beften Theil meines Lebens auf. 


Test, ba es mit mir jur Neige geht, bab' ich, für fo mans. 


chen fauern Tritt, meter feinen Dan! von ihnen, als — 
Haß und Sbntigung. Mein Bruder , ohne taf es Ihn 
Sube 


E 





—— 97 


PR foftete, fieht fich im Vollgenuß ber Waterfreuden ; 
ibn lieben, mich flieben fie; vor ihm haben fie fein Ge— 
heimniß ; ihm find fie 3ugetban; um ihn find fie beide; 
mich laffen fte fißen ; ibm wünjchen fie langes Leben ; mir 
jeeber je lieber — ein fanftes Abſcheiden. Auf die Art 
bat es ibn blutmenig gefofter , die Burfche, bie mir fo 
herzlich fauer geworden find, bis fie in die Höhe Famen, 
an fid) zu ziehen, Alles Herzeleid trifft mich, die Freuden 
find blos für ibn. — Sollt’ ich denn nicht auch glatte 


Worte geben, nicht aud) den Gütigen fpielen Eönnen ? ja, 


- ja, die Probe muß gemacht werden, denn dahin geht feine 


Yusforderung. uch mir liegt e8 am Herzen, bafi bie 


Meimigen Liebe und Hochachtung für mid) haben follen. - 


. Erhält man dieß burd) Schenken und Gefaͤlligſeyn, gewiß, 
dann will id) nicht zurück bleiben. Aber wenn num nichts 
mehr da ift? das ift mein geringfter Kummer, id) bin 


LA 


ja ber áltefte. 
: Dritter Auftritt. 
Syrus, Demea. 


Syrus. Hören Cie , Demea, Ihr Herr Bruder 
laßt bitten, fid) nicht weit zu entfernen. 

Demea. Wer ruft? — ab, lieber Syrus, guten 
Tag! mie gehts? wie ftebt'é ? 

Syrus. Gut. 

Demea. (lee) Das geht ja treflich! Alſo bie 
drei Worte fchon hätt’ ich uͤber's Herz geſprochen: lieber 
Gyrus! wie gebts? wie ſtehts? (aut) Cyrus, du bift 
ein braber Kerl, mnb es foll mich freuen, wenn i$ bit 
eimeu Gefallen tbun Fann, 
Syrus. Schönen Dant! 


G Demen, 


98 . | — )o( — 


Demea. Mein, Syrus, ich rede Magier com 
follft bu naͤchſtens uͤberzeugt werden. — vw: 
— OBierter Yufteitk 
Beta, Demea, Syrus. — iti P " 


Geta. (imber bre der Gofirata) Ich will einmal 
zufehen, befte Gebieterin, bei ben Herrn, wie bald fie 
unfre Zungfer holen wollen." Aber fich da! eme. 
(zum Demea) Gehorſamer Diener ! 


Qemea. Ab... wie beifeft du doch abit 
Gera. Geta. 


Demea. Geta, dich hab’ id) heute, alß ei Mufter 
son einem braven Burfchen Fennen gelernt. |. A ein 
Sklave, der ſich fuͤr ſeine Herrſchaft interejfit, fo wie id) 
es an dir gefunden babe — der bedarf feiner weiten. Enz 
yfeblung bei mir. Und eben daher foll c$ ij. freuen, 
wenn ich Gelegenheit finden faun, dir zu dienen. ' leiſe) 
Sc) übe mich im Freundlichthun , und e$ geht mir gut ab. 


Geta. Sie urtbeilen fehr,gütig von Ihrem Diener. 


De me a. Das wäre fo nadgerade ein Meines 
Prdoͤbchen, das gemeine Volk an mich zu ziehen, 


Fünfter Auftritt, _ 
Aefcbinus, Demea, Syrus, Geta. — — 
Aeſchinus. Lange balt" id) das nicht mehr auf, 
Da foll nun die Hochzeit mit allen möglichen Solennitaͤ⸗ 
ten vollzogen werden, und fo geht der ganze Tag über " 
Sinftalten verloren, 
Demea. (írennbli ) Wie ſteht's — 


Sefdinus, Ah, mein Vater, find Sie ba? 
Demen, 


— n. 


secet 99 


Demea. Ja wohl bein Vater, und das aus herz- 
licher Zuneigung, nicht blos, weil er dich zeugte. Aber 


warum holſt du deine junge Frau nicht heim? 


Aeſchinus. An mir liegt's gewiß nicht; die Floͤ— 
—— die Leute, die das Brautlied fingen ird 
find fd)ulb, daß e$ fo langſam geht. 

— Demea. Aeſchinus, möchteft bu wohl von unfer 
einem, von einem alten Manne, dir rathen laffen ? 
9fejd)imus. Was denn? itt 

Demen. Wozu die Umftände, das Brautlied, die 


à Legion von Menfchen, die Fackeln, die Flötenfpielerinnen ? 


e» 
n 





i, 


lieber laf bie Gartenplanfe hier fo geſchwind als möglich 
niederreiffen; ba kannſt bu deine Frau durchtragen laſſen. 
. Und weil dann beide Häufer im Grunde nur eines find, fo 


dächte id), bu ließeft aud) die Schwiegermutter herüber: 


Iommen, mit ihrer ganzen Haushaltung. 


Aeſchinus. O ſchoͤn, allerliebfter Water! 


Demea. (ler) Sieh, ſieh, wie lieb man auf 


einmal mich bekommt! Meines Bruders Haus wird num 
auch von hintenzu offen ; an Cinquartirimg kann's nicht 
fehlen; bie Koften,, die das macht, verftehn fich von jelbft. 
— Mas frag’ id) darnach? id) werde ja Dadurch ein lies 
ber Vater, und verdiene Dank; mag immer der Groshans 
aufs neue mit zwanzig Minen herausrüden, — Nun, 
€vrué, wird's bald? | 

Cyprus. Was denn? 

Demea. Die Plante foltft du, einwerfeit. Du, 
Geta, geh dann hin, und bringe das Srauenzimmer 


bier durch. 


Gera. Gottes Cegen über Ihnen, Demea! weil 
Bee fe herzlich wohl mennen mit unfrer Familie, 
(2 Demena. 


100 ^ — )Je( — 


Demea Nah PVerdienft. (zum Aeſchinus) Was 
agit ou dazu ? dove 

Aeſchinus. Ich meyn' es eben ſo. ur 

Demea. So iſt's ja meit sernünftiger, ald wenn - 
man die arme Wöchnerin , der obnebin nicht *— ff ' 
über bie Straße wollte tragen Taffeit. 

Aeſchinus. Unvergleichlich, lieber Vater! 

Demea. Co bin id. Uber fieh !: da kommt ja 
eben mein Bruder. 


Secchfter Auftritt 
Micio, Demen , Aeſchinus. 

Micio. Mein Bruder will es haben? wo ug 
in Ernft, Demea, das verlangft du? 

Demea. Ja wohl! überhaupt , dächte ich, Mir 
und die guten Leute da machten für die Zukunft, in allen 
Stuͤcken, nur Eine Familie; wir fuchten burd) Gefällig- 
feit, Beihilfe und Verbindung in bie genauefte Vereinis 
gung mit ıhmen zu treten, 

Aeſchinus. Ach ja, lieber Vater ! 

Micio. Gut, damider bab" ich nichts. 

Demea. Wie könnten wir aud) anders ? für's 
Erfte ift fie deines Sohnes ed megas. 

Micio. Nun denn? 

Demea, Ein braves Weib, vom unbefcholtenfien 
Rufe. 

gnicio. beigt'é, 

Demea, ung ift fie aud) nicht mehr, 

Micio. Freilich. 

Demea. Kinder fann fie ſchon lange nicht mehr 
kriegen; darüber ift fie hinaus, Dazu hat fte niemand un 


fiy 





E 


-)o( — IOI 
ds, zu ihrem Zroſt * Beiſtand; fie lebt verlaſſen und x 
einfam, 
9Xicio. |. Was fat der oor? 


 Qemea. Die mußt bu billig. heurathen, Bruder; 

unb bu (zum Aeichinus) mußt bein Möglichftes thun, ibm 
zuzureden. 

Micio. Ich ſie heurathen? 
Demea. Nicht anders, 

Micio. Ich? 
— S:Semea. Ja bu! 
Micio. Du ſchwaͤrmſt. 

Demea. (jum Aeſchinus) Wenn mit dir was anzu⸗ 
fangen ift, fo thut er'é ficher. 

Aeſchinus. Lieber, Vater ! 

Micio. Sd) glaube gar, ber Pinfel läßt fih_- 
dazu gebrauchen ! 

 Deuea Es hilft dich nichts ; du mußt. 

Micio. Alter Narr! 

Aeſchinus. Thun Sie's doch, lieber Vater! 

Micio, Bift bu verrüdt ? geb ! 

Demea. O ſo mad bod) bem Sohn die Freude ! 

Micio. Bift bit geſcheid? ich, ein Knabe von fünf 
und. ſechzig abren , foll jest erft auf ben Gedanken kom— 
men, mich zu beweiben ? unb dag mit einem alten Mütt v- ^ 
chen ? (o was fbnnt' ihr mir 3umutben ? 

Aeſchinus. Thun Sie’s immerhin! id) bab'é ib- 
nen veriprochen. 

Demea. Derfprochen gar ? verfprich von 
Buͤrſchchen! was du verſprechen willſt. 
Demeae Wie, menu er nun ciu * größere 


liegen hätte? 


65 ° 


102 Kir oca clie 


Micio, Als ob ein größeres fi fid deufel tiefe 

Demea. So tbi! ihm doch den Gefallen! — 

Aefhinus. Wer moͤchte fid) angerufen! 

Demea. $rif, fag Sa! 

Miciv. Habt ihr nod) nit Rufe?  — 

Aeſchinus. Nicht eher, als bis ich das Wort von 

Ihnen babe. 

Micio. Das heißt ja ordentlich Gewalt brauchen. 

Demea. Thu’ ein Uebriges, guter Micio! 

Micio. Der Vorſchlag, id) fühl’ e$ wohl, ift tho— 
richt, ungereimt, ift beides der gefunden Vernunft unb 
seiner Lebensweife ſchnurſtracks zuwider. Aber, wenn 
ich. euch einen fo grofen wi damit thun kann — 
meinetwegen denn! 

Aeſchinus. O ſchoͤn! 

Demea: Was biſt du für ein lieber Bruder! bod) 
— was wollt’ ich weiter (agen? mit meiner vorigen Bitte 
wäre es in fo weit richtig; aber wie ſteht's mis dem, was 
ich noch auf dem Herzen babe ? Der gute Hegio ift ber 
nächite Anverwandte von dem Frauenzimmer, folglich 
aud) unfer Vetter, und dabei blutarın. Blliig follten 
wir dem unter die Arme greifen, 

Micio. Unter die Arme greifen ? wie das? 

Demea, Du haft vorder Ctabt ein Meines Laͤpp⸗ 
chen von einem (der , das bu an ben. erften den beften zu 
verpachten pflegft; geben wir ihm das, zur Nußniefung. 

Micio. Gin Heines Laͤppchen, fagft du ? 


Demea. Nun denn, laß es auch ares. (eon, ime. 
mer bleibt es unfere Cdyulbigleit. Er vertritt Vaterſtelle 
‚beider jungen Fran , ift ein waderer Mann, ein Mitzyd 
von unferer Zamilie, alfo — ed gebührt ibm,  Cublic 
dor! 


» 9 





— )o( — 103 


darf ich mir ja ben ſchoͤnen, vortreflichen Anspruch nicht 


X zuſchreiben — du warft e$, der ihn vorhin aufbrachte — 


E 


— faf alle alte Zeute baben oen Sebler, daß fie gar su aes 


nau auf das ibrige feben. Von diefem Sleden, dachte 
ich, erhielten wir uns rein; ber Ausfpruch ift richtig, alfo 
müjfen wir ihm auch nachleben, Micio. 
Micio. Ze nun! er full es haben, falls diefer 
Caufden Aeſchinus deutend) es zufrieden ift. 
Aeſchinus. Beſter Vater! .. . 
Demea. Sest, 9Xicio, bift du im allereigentlich- 


ſten Verftande mein Bruder, fo gut durch die Harmonie 


in unſern Gefinnungen, al8 durch die Geburt. 
Micro, Das freut mich. » 
Demea. (lee) Deu fchlage id) mit feinen eigenen 
Maffen. 
Sester Auftritt 


Syrus, Demea, Micio, Aeſchinus. 


Syrus. Ihr Befehl ift vollzogen, Demen. 
Demea. Du biſt ein braver Burſch. Meines 


Dafuͤrhaltens muß Syrus von heute am frei, werden ; bei 


meiner Ehre! nichts ift billiger. 

Micio. Syrus frei? was für Anfprüche hätte ber 
darauf? 

Demea. D gar viele, 

Syrus. Traun! Demea, Cic find ein lieber Herr. 
Cie wiffen, was für ein wachfames Auge id) auf die beiz 
ben jungen Herrn von Kindesbeinen an gehabt babe; ich 
war ihr Lehrer, ihr Nathgeber , ic) führte fie zu allem 
Guten an, wo und wie id) nur fonute. 

Demea. Das liegt am Tage. Aber vergif auch 
deine übrigen Verdienſte nicht: du haft nic einen Heller 
(9 4 verun⸗ 


— 


- 


104 — Jeí =; Bar 
seruntreut, wenn du für die Küche einfaufteft , fübrteft 
ihnen bübfde Dirnen zu, forgteft für eine wohlbeſetzte 
Tafel, wenn andre kaum an's Fruͤhſtuͤck dachten. Lauter 
Dienſte, die von keinem Alletagemenſcher zu eate 
fiib. | uA 

Syrus. Allerliebſt geſprochen 

Demea. Aber nicht genug ! er leiſtete —— 
Hand, als heute bie Sängerin gefauft wurde; er war es, 
der den ganzen- Handel bejorgte. Das bd ihm nicht 
unoergoltem bleiben , waͤr's aud) nur wegen ber guten 
Folgen, die für das andre Gefinde fid) davon verfprechen 
loffen, und kurz — Aeſchinus wünfcht es. | 
^o Micio, (ium Aeſchiuus) Wirklich? das wünfcheft 
bu ? 

Aeſchinus. Dja, recht febr! 

Micio. Nu, uu, wenn das ijt, * näber, 
Syrus! da baft bu die Rreiheit! 

Syrus. Gie find febr guͤtig. Herzlichen Dant 
Sbnen allen, aber Ihnen ganz vorzüglich, Demea ! 

Demea. Mir ift e$ angenehm, dich alüdlich zu 
fehen. 

Aeſchinus. | Mir nicht minder, 

Syrus. Das bin ich überzeugt. Uber möchteihb  - 
tod) diefe Freude in ihrer ganzen Fülle ſchmecken, möchte — - 
ich bod) das Vergnügen haben, meine gute Frau, die „ 
Phrygia, ebenfalls frei zu feben. | 

Demea, Ein herrliches Weib bei meiner Ehre! 

Sprus Und was fagen Sie dazu? fie war die T 
erfte, die heute brem Enkel, feinem (auf den Aeſchinus í 
écacib) Cobne, die Bruſt reichte, 





Demea. 


TM n EM 


r — ')Jo(l — 105 


2o Demea. Nun, bei meinem Leben ! wenn fie die 
— erfte war, vom der er das empfieng , dann ift e8 feine 
Frage, fie muß freigelaffen werden. 
-Micio. Deswegen, meynjt du? 
Demean. Deswegen. Und fury — was fie Éoftet, 
kannſt bit bei mir empfangen, jede Stunde, 
Syrus. Möchten die Götter nie ben geringften S62 
ver Wünfche unerfuͤllt laffen, Semea! 
Mieio. Syrus, bu fannft von Glüd (agen, heute, 
| Demea. Sa, ja, das fann er, Micio, wenn du 
fernerhin thuft, mas deine Schuldigkeit ift, das heißt, 
wenn bu ihm ein paar Kreußer in die Hand giebft, zur 
"Éeibeénafrung und Nothdurft. Er wird e$ nicht lange 
ſchuldig bleiben. 
Mieio. (cſclaͤgt ein Schnipochen) Nicht ſoviell — 
Aeſchinus. O, er iſt brav! 
Syrus, Verlaſſen Sie fid) drauf, id) gebe e$ votez 
(— ber, nur bie milde Hand aufgethan ! 
Aeihinys. Lieber Vater ! 
Micio. Sd) will mid) befchlafen darüber. 
Demea. (zum Aeſchinus und Sprus) Ruhig! er tfut e&, 
Eyrus, Guter, edler Mann ! 
Aeſchinus. Herzensvater. 
Micio. Aber fage, Brudes, woher die plößliche 
Beränderung in deinem Charakter ? was fällt dir ein? 
* wie fommft du auf einmal zu der Freigebigfeit ? 
Demea. Das will id) dir fagen. Ich wollte dir 
Zeigen, 1 urd) du bei ben Leutchen hier in ben Ruf ber 
- Güte und Gefülliafeit gefommen bift; nicht, weil du auf 
- benrechten Sufi mit ihnen lebteft, nicht, weil du fie bebanz 
- belteft, wie es billig und recht ift; nein, Micio, weil bu 
1 9 5 iu 


Hs 


106 — )o( — 


zu allem ja fagteft, alles hingehen liefeft , und ihnen 
bras fdenfteft, — Kurz und gut alfo, Aefchinus, wenn 


mein Betragen euch deswegen übel anftebt , weiblich 


nicht ſchlechterdings alles — ſey es fo qut, ober- fehlecht, 
als es wolle — Dbingeben laffe ; jo verthut, fo fauft und 
treibt, was euch einfällt, ich fage fein Wort dazu. Denkt 
ihr aber, baf ihr euerer wenigen Sabre wegen nod) nicht 


die erforderliche Einficht habt, daf euere Leidenſchaften 


upd) zu heftig , euere Weberlegung ned) zu unreif fev, 
daß aljo eine Ermahnung und Jurechtweifung bon meiner 
Seite — mitunter auch, wo es Zeit ift, eine Heine 
Nachficht — nichts fchaden fomne ; nun denn, da bin 
id) , bereit zu dem allen. dei 
Aeſchinus. Beſter Vater! wir geben und ganz 
in Ihre Hände; Cie wiffen am beften, was gut ift, — 
Aber wie wird’8 meinem Bruder geben? 
Demea. Nu, nu, er behalte fie ; aber das muf 
der Beſchluß (eom. 
Micio. So lobe id) mir's. — (att die Zuſchauer) 
"Sie, meine Herrn, fehenken uns Ihren Beifall! 


Anmet · 


& v T et, es 


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9[nner£unaemnm — 


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BIgDbtUITI. 





—)o( — 107 


^ Sirotbymus — Andre fhreiben: protbimus. Aber 
es ift bod) wobl das griechifche 7e«3vacc. 

— Die Tyrifcben Slóten — Tibiis Sarranis. 5v: 
hieß eigentlid) Sor, woraus bie Karthager Gar, Andre 
endlich Sarra machten. ^. ©, übrigens von biejen zen” 
v Inder der Sweibr, unter Tibiae. 


Prolog. | 

— Berabzuwärdigen fuchen — Rapere in pejorem 

partem, Ich verfiehe bieB, wie Buyer: Violenter tra- 

here in pejorem partem , id efl, reprehendere, accufare, 
calumniari, | 


— welches beute gegeben wird — Quam acturi 
fumus, Donat verbindet damit das Vorhergehende fcrip- 
turam, Utrique fententiae apte jungimus Seripruram 
fuam, Vielleicht liege fíd) aud) fuppliren: Fabulam, 

Zuramedens Ferris, die zufammen Sterbenden. Com- 
morientes, mie eö Plautus überfegt hat. 


— Die fein Vorgänger üáberfeben batte — Qui 
praeteritus negligentia eft, — Negligentia ift bier ſoviel als 
voluntaria práetermiílio , wie es Wefferbov richtig er= 
frt. Terenz mill ben Plautus nicht tadeln, will nur 
fagen, diefer habe e& nicht bieulid) gefunden, die erwähnte 
€ telle zu bearbeiten, 


— Was jene gallfácbtigen Tadler weiter vorbrins 
gen — Nam quod ifti dicunt malevoli. Das Nam dient 
dfterö blos, den Anfang oder Uebergang zu machen, So 
bier, und Heaut. Prol, 16, Andr, I, 1, 24. 


Yus 


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/ 


2 ZA 
Yr | 


108 —99( + 


Aus der Art, wie Terenz fid) bier gegen den Vor⸗ 
wurf, daß einige der angejebenften Männer, namentlich 
Scipio, Aälius und Surius, Antheil an feinen Schau⸗ 
ſpielen hätten, verantwortet, wollen einigefchließen, die 
Befchuldigung muͤſſe nicht grundlos gewefen ſeyn. Die 
Dacier fett hinzu , es fen ohnediefe Beihülfeunbegreiflich, 
wie ein Karthagerin fo kurzer Zeit fid) bie ganze Grazie ei⸗ 
ner fo fchweren Sprache, alé die Lateinifche, babe zu eigen 
machen fonnen. Allein aus allen Umftänden erbellet, daß 
Terenz in feinen. früheften Jahren nach Rom gefommen 
ift ; folglid)fonnte ibm feine africanifche Geburt bei Erler- 
nung der Nömifchen Eprache fchwerlich Eintrag thun. Ue⸗ 
berhaupt bin ich der Meynung, daß der ganze Vorwurf 
blofe Erdichtung haͤmiſcher, durch Terenzens gröferes Ta⸗ 
lent aufgebrachter Nebenbuhler war, Dieſe Sprache fuͤhr⸗ 
ten ſolche Herrn zu allen Zeiten. Schon in dem Prologe 
zum Heautontimorumenos rechtfertigt fid) unfer Dichter 
dagegen; und zwar, was nicht zu uͤberſehen iſt, ganzans 
ders, als hier. Allemal aber vertbeibigt er fid) in dem 
Zone eines MWeltmaunes, der feine Gelegenheit vorbeiließ, 
die Achtung gegen feine erhabenen Freunde zu bewähren, 
und fich überdieß bewußt feyn mochte, daß er der kritifchen 
Seile diefer Edlen vieles eerbaufe, — 98er auf ben legten 
Umſtand die Zriftigfeit der erwähnten Befchuldigung arti: 
ben wollte, wiirde eben fo unb nod) leichter bemeifen Tbn- 
nen , bafi um viele Producte ber Leffingifhen Mufe Nam: 
ler größeres Verdienft habe, als ihr Verfaſſer — Echon 
Guyet bat fid) hierüber febr gründlich geäuffert :' Haec ab 
semulis invidiofe dicta in Terentinm videntur : credis 
bile eft enim, eum illorum fapientilimorum hominum 
judicio potius in Comoediis fuis receníendis y » | quim 

opeta 


k 


— )e( — (( *9 


opera in componendis, bfum, quam rem tamen hic eo- 


rum gloriáe favens ambiguam auditorirelinquere malvit. 


— Die Ihren und des ganzen Volkes Beifall ba» 
ben — | Qui. vobis univerfis et populo placent. Donat: 
Univerfis , qui in cavea funt, dicit,  Poja/o, qui etiam 


Paste theatrum id eft, univerfam urbem, 


— m Krieg, im Sricoen, im Gefhäftsleben — — 
In bello, in otio, in negotio, Die Dacier macht bier, 
nàd) einem ine von Donaten, folgende Note: On veut 
queen paix, in otio , regarde Furius Publius, qui etoit grand 
Politique; e» guerre „ in bello, regarde Scipion , qui etoit 
grand Capitaine ; ; et enfin que dans toutes jortes d'affaires , im 
negotio , regarde Laelius, qui etoit un des plus fages hom- 
mes dela Republique, et du meilleur confeil, 

| v. 22. und 23, find faft ganz ähnlich mit Plaut, 
Trin, Prol, 16. 
Sed de argumento ne exfpefletis fabulae, 
Senes , gui buc "venient, bi rem volis aperiens. 

Das Andere werden Sie im Sortaange der Hand« 
lang erfäbren — In ageridó partem oftendent, Donat: 
Zxsua w-eewr*es, Hic enim jam non fenes accipiendi 
eflent: imo potius caeterae perfonae. Sed ipfi fenes in 
flatario charactere partem aperient; in motorio, par- 
tem oftendent, 


Erfter Aufzug. ey 
Pris 1 Erſter Auftritt, 


- wenn einer einmal ausbleibt — Si abfis ufpiam, 
usbrtlid): irgendwo (w/piam 1. e, ufquam) ausbleibt. 


— Wis 


110 —)o( — ea YN 


— Was feine Frau im Unwillen von ibm fpriche 
unb fich einbildet Quae in te uxor dicit, et quae in 
animo cogitat irata, Donat ; Utrumque pro oratione 
eft, Sed illa e3»zsuarixes quae in cogitatione efl; haec 
mgeßegxes %eyss dicitur, quae in verbis eft conflituta. 


V. 10 — 12. ift, wie Buyer unb Weſterbov bemer: 
fen, Gopie von folgender Plautinifchen €telle Mil, 1H, 
I, 124. 
Pol, fi habuiffem', fatis cepiffem miféciatuni 

ex liberis. 

Cenferem emori: cecidiffetne ebrius , aut de 

equo ufpiam ; 

Metuerem, ne ibi defregiffet crura aut cervices 

co Meque 

— todo dazu ift der Burſch nicht mein, fondern 
meines Bruders Kind — Atque ex me bic natus non 
eft, (ed ex fratre, Monat erklärt das febr richtig: Quafi 
der, Ex me non efl, et fic aficior ; quid paterer, fi 
genuiffem ? 

Statt Arque lefen Andre Argwi, Beides fcheint Let 
Sinn mir zu vertragen , aber jenes größere Uuctorität zu 
haben. Dein fo fand Saernas in feinen alten Hand: 
(diriften , und Bentley ebenfalls iu den meiften, bie er 
verglich, Auf biefelbe Art citirt auch der alte Grammaz 
tifer, Chariſtus Sofipater , den Vers, 

— was bei Leuten von Ddiefem Schlag für ein 
Glack gebalten wird — Quod fortunatum ifi putant, - 
G6 ift wicht zu laͤugnen, bafi Terenz fid) bier etwas unbez 
ſtimmt auégebrüdt, unb dadurch zu ben gang verſchiede⸗ 
nen Deutungen tiefer Stelle Veranlaſſung gegeben habe. 


D 


-)9( -— . XI 


Ich halte e$ mif denjenigen , welche unter den iflis bie 
Haaeftolze in der Stadt verſtehen. Man fehe darüber die 
Note der Sweibrücer , wo befonders folgender Grund febr 
einieucbtenb ift, daß 9Xicio an feine Antipeden bier une 
möglich gedacht haben koͤnne, weil er feine Art zw leben — 
clementem vitam urbanam atque otium — offenbar für die 
vorzůglichere hält: Auf diefelbe Art verftand, nach Linz 
denbrogs Bemerkung, gieronymus diefe Stelle, bei beni 
es lib. 1. adverf, Iovinian. heißt, Nofler Comicus fern: 
matum futat, qui wxorem nunquam dukerit, 


— Den ólterem da — Hunc majorem. Donat: 
Bene Hus: dixit, quia de ipfo loquebatur, 


— Mit aller Sorgfalt, aller Kiebe ein. - feiblichen 
Vaters bebandelt — Habui, amavi pro meo,  Gbens 
derfelbe: Quaeritur, quid fit Haba Et quum multa di: 
cantur, hoc folum verum e(t, Habwi, credidi, duxi, 
exi(limavi : ut alibi , Semper eins dila efl baec, atque babita 
foror , et; Sit itaque. babeantur , itaque dicantur, Ergo Pro 
meo fubaudiendum eíl bis, et Habui pro meo, et Amavi 
pro men, ^W 

— Dur Ébraéfütl — Pudore. Gerade fo kommt 
Animus pudens vor Heaut, J, t, 6% | 


— Beat (ido einer erſt aufs Zügen, und iff frech 
denag, feinen Datet zu betrögen — Qui mentiri aut 
falleré ihfueverit patrem, ant audebit, Dönat : Seps- 
ratim fubandiendum elt , in/uerii wen te mentiri, dolglich 
andebit zu fallere patrem, 


— Du jiebf? una mas febánen Aus dem Barfchen — 
‚cur perdis adolefsentem nobis? Yorfierbop t Eudarınoe 
n 9 nel is 


a2 — )o( — 

bis s quod vterque, et Demea et) Micio,* pafer. effet 
Acíchini; ille natura, hic adoptione et confiliis, — — 
V. 37. Veflits nimio indulges, nehmen die Syuterjweten 
veflitu, nach der alten Form , für den Dativ. Wem 
das nicht gefällt, der könnte ipfi fuppliren,. 00° 

Nimium ineptut es (v. 38. ) erflärt Schulze: gar zu 
gutwillig. Mir bünft, das erichöpfe den Einn nicht. 
Es foll beiffen : du treibft allerhand poffen, Rindereien xc. 
mit ihm, wie überzärtliche Neltern mit ihren Sint an 
pflegen, 

Zweiter Auftritt. 

— nNicht berein begebrt vom Lande — Ruri elfe, 
Schon Donate verband dieß nicht mir’ dem Folgenden, 
parcum ac fobrium , jondern nahm es allein. Ruri effe; 
non in urbe, So aud) die Dacier; Se tenir à la cam- 
pagne. | dl | LES Mes 

— Ks iſt Feine Toofände — Non ell flagitium, 
Donat: Non peccatum negat effe, fed flagitium non 
efle contendit — Et veniae locus non tsm in facto, 
quam in perfona eft conttitutus, Mau vergleiche libere 
baupt bie fchöne Bemerkung: ber Zweibr. zu 9S3. 19., 
up über diefe mit Unrecht verrufene €telle gehörig, uis 

theilen zu können, — Wiewohl ber befte Apologer für 
fte ift. Micid felbft in der folgenden eene, * 

— So wird er vielleicht niemano zu Baus finden 3 
Fortaffe excludetur foras, Die telle ſcheint einen 
doppelten Sinn zu leiden. Man kann fie fürs er " 
von bem Micio verfieben, daß der nicht zu Haus jeyn 
werde (0. h. fid) nicht willfährig finden laſſe) wenn 


Aeſchinus Geld verlangt, Eine andere Erklärung i: 
: bani 


OL -— u3 
dann wird Mich der Spaß vielleicht von ſelbſt legen, 
nämlich wenn er fein. Geld mehr bekommt) dann werz 
den die Mädchen nicht zu Haus ſeyn, excludetur'fc. ab 
smicabus, In dem forraffe liegt alsdenn , mie Donat 
bemerkt, eine Feinheit; der zarrliche Water fiebt es als 
möglich an, bag dergleichen Gejchöpfe feinen Sohn auch 
olme Eigennutz, aus blofer Zuneigung, lieben koͤnnten. 
Die leBtere Erflärung ift allerdings den Morten mehr 
angemeflen (vergl: Eun. I, 1, 4, und 2,8); bod) find 
in meiner lleberje&ung die Morte jo aefiellt /- daß bie 
Sweibeutigfeit nichr verloren geht. 


— Kerne , wenn du Vater feyn willſt, es bei des 
nen , die fich orauf verficben — Nach der gewöhnlichen 
feáart : Pater eſſe difce ab illis » qui vere feiunt, 
Etatt beffen cónjecturiren Einige: qui vere fient. Cine 
böchft glückliche Conjectur, die In den Eririfchen Noten 
ber Zweibr. nur ſchwach beftrittem wird. Der Eprache 
und dem Charakter des Demen ift es vollkommen gemaͤß, 
daß er niemand für einen’ tauglichen Kinderersicher halt,” 
als bem leiblichen Water, mobei er fi) ſelbſtgefaͤllig 

. feinem Bruder gegenüber ftellt, Auch paßt dazu die 
Antwort des Micio febr fchön: Natura tu illi pater es, 
confiliis eg, — | MEL 
Fui Du wirft ja nídt — Siceine agis ?. Micio fiellt 
fid) an, aló gebe er, unb macht baburd) dem zaghaften 
Griesgram bauge. Eo monat: Recte, quia iem abi- 
bat; quafi revocantis correptio eft, ! 


— Anders Fann ichs nicbt nebmen — Mihi fic vi- 
detur. Nämlich: als wie ich $otbin fagte , daß du 
imir ben einen Sohn entweder ganz fberfaffem, oder ihn 

gurüduebmenmugr, Dadurch ſchreckt ^er ibit vetta. 
nei 523 — Weiter 


rM C —- Jod —- 


— Weiter will‘ ido nichts. ſagen — Nelo in illum - 
gravius quidquam dicere. — > hoc , ‚wie 
Donar richtig bemerit. ) i ad 

Dritter Auftritt. A 

— Etwas verlegen bin ich allerdings —— 

Tamen nonni! molefla haec font mihi. Er mepnt bie 

Aufführung feines Pflegeſohnes, von der er, aber ver- 

fielíter Weife, in der vorigen Erene 33. 43 gefagt hatte: 
adhuc non moleíla funt, 


Zweiter Aufzus. 
E.rſter Auftritt. 
— Auf deinem plane — Ilie o, donat; | módo lo- 
eum, non tempus fignificat. 
lusiurandum dabitur te effe indignum cet, Der 
SSeleibiger verficherte bei der Genugtbuung zuweilen 
eidlich, daß er ſein Unrecht etlenne. So heißt es beim 
Plautus Amphitt. 110,2, 7... Mà 
— Quin ego illum aut deferam , .. rt; PAN 
Aut fatisfaciat mihi: atque. adioretia(upet _ 
Nolle eíle dicta, quae in me infentem amni. 
3u Indignum te efTe iniuria hac, indignis quum 
ego fim acceptus modis, macht ber eben angeführte 
Girautmatifer die Note: Comice Indig mun et Indiznis. Er 
will fagen, die Wiederholung deffelben Wortes ne | 
ebne Fomifd)en Nachbrud. Ich babe darauf i m oer 
berſetzung Rüdficht genommen, — 


Zweiter Aufteitt. | 
— willen Sie, wer íd bin? — Quid? Rn 
qui fim ? Die Dacier macht bier, nad) Donaren, folgende 
: S,Stete : 


MU 


EL - wm 


Note: Ces termes; nofi me ? nofli qui fim? font tirez des . 

eoutumes et. sies; formalitez dm bacreau ; | pour dire, 
qu' on ne devoit rien à quelqu'un, on lui difoit, we 
connoifez, eus ?. ‚Far il n'y arien, qu'un creancier con- 
noiſſe fi bien ‚que fon debiteur; & ce que repond E/cki- : 
hui, quil n'a nulle envie de le connoitre, eft presque 
la meme chofé, q que f'il difoit, je mai nulle envie de te 
rien demander, | Ainfi toute la plaifanterie de ct paflage 
confifle dans l'equivoque des termes ;. mais cette equi- 
voque ne fabfitte ‚plus dans la traduction, quoiqu'elle 
foit à la lettre, 


— Beißt das Sreibeic und Sleichheit oie bier zu 
xjaufe feyn foll? — ‚Hiccine libertatem aiunt efe aequam 
. omnibus ? Dieſe Stelle bat Wefterbov am beften erlàuz 
tett, vorzüglich durch Varalleljtellen, Trarezını (heißt e$ 
bei ihm) vocant Graeci. Phaedr. I, 2, 1. 
© Athenae quum florerent aequis legibus, 

Juvenal, Sat, VIII, 177. 

/' Aequa ibi libertas, 

Auf eime ähnliche Art fchreit ein Schmarotzer, der 
Schlaͤge befommen bat, im Timon des Zucian: & Inue- 
nentin xai voller, wandte Ume Tk xXT&üparw f» jargon Tw 
van, O republicanifche Derfaflung und Geſetze! der 
abfdoealicbe Menſch (dolágt mich in einer freien Stadt. 


— Wge dir diefer uno jener oen Yandel gefeg- 
«en — Quae res tibi vortat male, Donat fagt: Adii* 
cit contumeliam, quafi et hoc multum fit et inimicum, 
Es war das überhaupt eine Verwuͤnſchungsformel, die 
Phorm, IV, 3, 73, mit denfelben Worten vorkommt. 
So nid beim. Plautus Curc, II, 2, 23. und Pirgil 
E IX, 6. 

- 5353 Hos 


.- 


116 —-)e(-— — 


Hos illi, quod nec bene vertat, mittimus hoedos. - 
Ro. ‚Zerpius bie Erklärung — Quit res - 
peroiciem weeteccc. AM "m aaa. tie ja 
4103 79 


— Yur davor toat n mir bánge — E oos id. me: 
. Donat: iere contumax et. ridicula ila ir "à q od 
iam aura id, de quo dixit fe cogi. non 


' Dritter Auftritt. 


Bei diefer Scene überhaupt” darf man € j^ 
befremden laffen , wenn Cannio ofler⸗ verwirrt durch 
einander ſpricht, wenn er, was er mit der einen Hand 
gegeben hatte, fealeid) mit ber andern wieder zuruͤck⸗ 
nimmt. Vielmehr iſt das eim treues Gemaͤhlde eines 


geminnfüchtigen , um bes Geld jest ängfeich verlegenen 
Menfchen, 


ar i! 


(ng 1s 
— Soviel Bine: ih mir an den Singern absäblen — 
Hoc hariolor, Andre verfiehen das ;. ido taͤuſche mich 
mit leerer Zoffnung, baue Schlöffer in die Luft, weil 
hariolari auch die Bedeutung vou. delirare bat, Sede 
von beiden Erklärungen paßt im ben. Zufammenhang, 
mur fiheint mir die erftere ber Bau des scm mehr 
zu begünftigen, _ n 


— Naͤchſtens — komm Wee — Mox — cras 
redi, Andre verſtehen das je : Mox, fc. dicet, Allein 
‚jenes macht die Rede viel lebbafter, und vergegenwaͤr⸗ 
tigt alles mehr, wie nad; posait, d bit beften ando 
ten ſchon gef&blt haben. — 

o Qbnaeacorer es nicht ret. ifi; — i 

Quanquam iniuriom efl, Nämlich : wenn man 
fein Geld fo lange nuffen muß, es im Handel und 
Mandel nicht brauchen kann, ; Yiere 


e. wb. 


dd ** 


| - )ol — n? 
so oc co 88iertee Aufteitt. 


Mi: 8-10. "Meteifti — foeneraret. Mir duͤnkt 
es — dieſe Worte fragweife ju nehmen, Se 


ion ‚andere vor mir. 


it — t * ioc * im 1 Kopfe berum — 
Hoc ſeio animus tibi; pendet. Ich ziehe, Das hoc, ver 
bem. id): propter oder, ex fupplire , ‚zu. pendet. Der 
Sinn wáre-barnad) : bu weißt nicht, wozu bu dich entz 
fehließen jollft ; ob du das Geld jetzt, vber nach deinen 
Ruͤckkehr, beitreiben follft. 


—Bei deiner SurädFunft, fo Bor will — Ubi 
illinc ; fpero, redieris, ^n dem fpero liegt ein verdeck⸗ 
ter. Spott , wie wir die Formeln, fo Bott will, oder 
mit Bottes gilfe, auf Ahnliche Art gebrauchen, Ani- 
mus tibi pendery.ift. eine Redensart, ecu der Mage 
bergenomumen, - Weſterhov: Animus pendere dicitur , dum: 
in dubio eft, et paullo niomeuto huc. illuc impellitur. 
Andr. I, 5,31: lidem et pendere animi dicuntur, 


"^ — $Dbas machte fie fo dreiff, oen Schritt zu thun — 
MHac'illi fpe hoc incepcrunt, Auf dem inceperunt ruht 
bier ein’ Stad)brud', fo wie V. 29. Hoccine iseipere Ae- 
fchinmm? wo Donat anmerft : Quafi de magno faci- * 
nore dixit, Ut in Heautontimoruieno , Pide qnod in 
eeptet facinus, o con ann 


m. 24. lefe ich nicht, mit Donaten Ren andern, actum. 
agam (i, nihil agam), fondern, mit Bentley, der Zweibr. 
mar, ac tumagam, Das Crftere, wie Bentley erin⸗ 
nert, pat wicht ur diefen Contert , denn norher heißt 
es ja, fe omifurum effc, b. e, prorfus nihil acturum, - 


«c .fÉ $4 au 


118 w Je€ 


Zu fh, 25. refrixerit res; nune demum venis cet, 
fiehs in ber Suoeibr, bie Note: Elliptica locutio , 
fe.ad fqq. habet , ut antecedens, Si femel f, ‚abi. re. 
frixerit res, refpondebitur mihi: une demurn venis c . 
Mir fam biefe Ctelfung der 9Borte immer gezwungen 
Bor ‚und bie gewöhnliche Erklaͤrung viel natärlicher. ‚Der 
Befcheid, den er feinem Gegentheil in den Mund'Tegt, 
wird eben fo für fid) allein angeführt‘, wie im der vori⸗ 
gen Ccene, V. Q. mex; «ras vedi, : Der Ausdruck, re- 
frixert res, ift übrigens, wie Wefterbon * mie: 
taphorifch,, unb vom Eifen, das man warm fdymieben 
muß, bergenommen. Ich babe dafür eine deutfche figärs 
liche Art zu veben , die jenem zu jt CRAPAFRRER Pea ges 
wählt. 1 


Eine richtige —— der Worte, None — 

— eras, hat UDeflerboo: Nunc demum venis que(tum 

iniurias, et res reperitum ? cur paſſus tibi erit d - 
eras, flolide, cum eriperetar? 


— Yun? baft du deinen Profit bald TREE 
lamne enumeraíli id,.quod ad te reditarum putes ? ch 
folge, in der Erklaͤrung tiefer fo verfchieden gedeuteten 
Stelle , Böchern ;. lamne rationem fatis fubduxifli, quan^ 
tum lucri fis. facturus, Cyprium veate negotio Ae· 
fchini, aut hoc illi praeferenda? HENCE 


— Daß er gewaltfamer Weife mein Maͤdchen mir 
zu ‚rauben gedenk — Per oppreffionem ut hanc mi 
eripere poflulet. |. Donat macht dazu bie tveffenbe Note; 
"nore s3u dixit, aipere pofiniee, mon , ‚eripwerse » tanquam 
adhge non fecerit, Ex fic loquuntur , qui nolunt cea. 
fe perfeverare injuriam, . a "UR 


8. 35. 


- )e(l — 119 


00098. 35, Etiam — mifer und das folgende, Puder 
nihil , nobwe ich⸗ wie Bentley und die Dacier, —* 


de Fünfter Aufteitt, gm: 


wa⸗ fellic dich erſt loben? — Quid. ego nnnc te 
laudem ? Donat: Quia laus genus caufae eft, quod non 
adhibetur r, nifidubiae rei, Alfo er will fügen: : es ift unz 
noͤthig, deine "Sheitienfte um mich zu preiſen denn ſie 
find ‚bekannt genug. 


DT 

£s Sertlider. junge. — .O feflivum ie Die 
Interpreten find uneins, ob Aeſchinus aber Etefipho ge: 
mebnt fen. Höchft wahrſchein lich, der Erftere ‚doch babe 
ich bie Ambiguität des Driginals beizubehalten gefucht. 


a — Au⸗putzer — Maledidta. Hierunter wird ein 
ſcharfer Verweße von Seiten des Vaters verſtanden, ſo 
wle unter fama die Nachrede des Publicums, Diefe Dir 
finction findet man ſchon bei Donaten. — 


— Verliebte Rolle — Meum amorem, . Die 
Sweibr. ließt dafür : meum laborem, iwelches in dei 
Srobenifdyen Ausgaben, ald Variante, dem Rande bei: 
6 ift. Aeſchinus, ſagt ſie, habe zwar den Ver— 

von der Liebe des Ctefipbo, aber nicht diefe Liebe 
felbft auf fich genommen, Mir kommt das als Aber: 
friebene Shbrilirät vor. | 


Sechſter Auftritt, 


— fer ſucht mich — Me quaerit, Die gewähn: 
liche Lesart ift: Men’ quaerit, Aber eine Frage, wie 
Bentley anmerkt , will. hierher nicht paffen; beun febalb 

Sannio das Schimpfwort facrilegus gebbrt hat, bleibt 
25 ihm 


120 e el 


* 


ihm fein Zweifel, daß er gemennt fen) Me quaerit bat 
der Bembiniſche Cover ; welchent 25entley j- Tanagail 
Saber und Zeinſius in „pet, Annfterdamer Ausgabe von 
1618, folgen. Gerade fs ftebt Eun., V, 7,5; Me 
— — ns el | —* 

V. 7 und 8 Tieße att , paene. in eum "locum P 
diffe , entley et in eum rem locum. ‚zedı iffe, nad) 3 
Handf riften und den alten Ausgaben, . » pm Ren 
fand Buyer, der rem iffe licit, ebenfalls i in 3 Sanofrif 
sen; ſo wie werterbov in 3 alten Editionen. 


M er db fbámte mid. RA nämlich : mein Leser 
feändnif euch zu entbeden, EHE 


V. 10 Paene e patrio, dosis bemerkt , in iral 
Priginalfrüd des Menander ( ober vielmehr Dipbilus, 
©. bref. 6.) babe der junge Menſch ans Verzweiflung 
fib einen Tod anthun wollen. Diep änderte Terenz, 
weil e$ ihm zu tragisch bünfte. Die Dacier folgert 
daraus mit Recht, daß unfer fente * — — nicht 
ſtlaviſch copirt habe, 6 n 


A. JM. ‚13, Ego ad forum ibo , nt hunc abfol 
| wird durch ‚Donars, Note erläutert: Tunc enim in foro 
de menfae fcriptura magis , quam ex arca. dom 

vel cifla , pecunia numerabatur, ®ergl. Soul zum 
pbormio V, 9, Cete 271. 


— Syrus treib doch! — Syre’ infla — nämlich: 
bap id) mein Gelb kriege. Die Zweibr, fnpplirt iter 
(fe. ad forum), welches mir nicht gefallen will, 437 


u. 


Quamvis etiam (v, 15.) nehine id oni Borat 


für: In quantum vis, - 


1 ' quj ' 


E TE La 


v. 19, 


- )o( — tit 


(0703 V, ^19, "Persane, Proprie fecretum latens latici 
comparatur , intra vas clanfum exiftenti ; quod, quum 
effunditur, manar. .Sic et alibi de committendis fecretis 
loquens ,. - uie inquit, rimarum jum y. bac atque. illac 

| germ, Don, „, hf taellevimu vi. jeila 


(UM Cur d ie den T nach Yaufe an — "Con. 
vortam me domum. Die Schönheit diefer Stelle, naͤm 
did). den hochſtolzirenden Ton des freudetrunknen Skla⸗ 
Pen, hat 2!onat-(cbr-aut entwickelt. Cozvertam, mogni⸗ 
fice dictum, "Verbum eft enim magni moliminis et agmi- 
nis ingentis, Nam Co»veere fe dicitur, quem pompa 
praecedit; et [:nperator proprie converziz exercitum, « «s 


‚mubr lagen, . i : nen! 
Driter Aufzug. 

nee ie reift 2tuftutt.. — 
Mm Werden bie Worte, Modo — primulum, in 
einigen Handſchriften der Amme gegeben, welches Ta— 
naquil Saber und feine Tochter, die. Dacier, befolgt 
haben. Aber nicht zu gedenken, daß ber Dialog an 
feiner Lebhaftigkeit dadurch verliert, jo bemerken die Sus 
terpreten mir Mecht, daß die formel, Mea tu, zu: fehr 
im Zone der Vertraulichkeit feo, um von einer Dienerin 
gegen ihre Gebieterin , die im stem 8. den ehrfurchts— 
' pollen Namen, hera, erhält, gebraucht zu werden, 


V. 8. madt Donat zu den Worten, E re nata, Die 
richtige Bemerkung: Sie proprie dicimus de iis , quae 
contra voluntatem noftram acciderunt, ut nunc vitium 
virginis, - 


$ ! ] , Talem 


p 0 -)e( — 
- Talem (v. 9.) erklärt ebenber(elbe: | Scilicet a cor- 
pore., er , pulchritudine, or sm os oe 
pers: "i Zweiter Auftritt. ^ ^^ ifte, 
^ m2 £adern fido um üns ber, wo ————— 
bleibi — Circumvallant unde emergi non poteft, Die 
Ausdruͤcke ſind militàrijco und von Belagerten hergenomz . 
"m wie ſchon Donasesinnert, nn 
5a, welche Menſchenart!“ -— Hoceine feclum! 
Penn Quefturus de homine feclum accufat prius , ut, 
o. tempora ^ o mores ! Et e contrario : fecula in omnibus 
rebus laudantur , ut; pw 1, 605.) gon: te fam laeta 


tulerunt nos . 1 " 107613 j ] ^ LP 251g 
V. 8. "Qum neque fides ,  neque| iusiurandum, 
"neque illum mifericordia 
Repreffit, 


Start deffen liegt bie Sweibr.: ite ca illius mifericordia 
repreffit; fo eiel id) febe , nach einerblofen Vermuthung. 
Diefer zu folgen , finde ich fo wenig ubthig, baf ich 
vielmehr glaube, jenes abgcánberte illom mache die Rede 
effectooller und eben dadurch natürlicher, 3Donat batte 
es offenbar in feinen Handſchriften, benn er jagt babeit 
Secundum vagerxer ; nam abundat Zum, ut (Aen. V, 467.) 
Nunc dextra ingeminans iclus , mune. ille finiftra, — 
Andere citiren nod) den 17tet V. unferer Scene; 5 
Tum autem $yrum impulforem;, vab , quibus. -— 


lacerarem modis, 
Und Sc. III, 3,4, MA ord 
1 , 


Qui alicui rei eft, etiam ew» ad nequitiem adducere, 
Und wenn gleich , wie die Jweibr. entgegenſetzt, dieſe 
Stellen nicht völlig hierher paffen, fo läßt fid) jener 

Sprach⸗ 


—)oe(— - 123 


€ rad; gebraud) durch andere fchieklichere, aus Griechen 
und Römern, ot po Dahin gehören Iliad 11 
do, i1! fug ws s (Gu a 
Eicoxt en — ——————— c | vs Dex», ' 
Odyſſ. 11, 326. | 
AH meas sx IloAy afr: amvrrogag tuos eret, 
4d a" ya xai Imagınder. 
Horat. Cárm. I, 9. 15 fq. 
Nec dulces amores 
Sperne puet, neqüe zu choreas, 
Sete Herc, Fur, 1247. 
Sive me altorem vocas, - 
Seu :4 parentem, 
Dot Cui miferae (v. 10.) endlich , fupplíre min, wie 
Donat ſchon thut, ei, welches von partus inſtabat prope 
regiert wird. Gezwungener zieht die Zweibr. dieſes Cut 
auf das von ihr conjecturirte Illius, 


— "us deſſen Aenden der Boͤſewicht kommt — 
Qui illud produxit fcelus. Obgleich Producere vom 
fEcsitben jowohl als Zeugen gebraucht wird, fo setftebe 
id) e$ bod) lieber vom Letzteren. So die Dacier: Ceſt 
Demes; car quoiqu'il fut tres eloigné d'approuver cg 
que faifoit fon fils, Gera eft fi, transporté de colere, 
qu'il trouve, que ce bon homme en donnant le jour à 
Ejchinus , a fait un affez grand mal, pour meriter , qu'on 
Iui ote la vie. | 


— Und ibm das Lebens licht atrebfäfen — Animam 
exfioguerem. Der lateiniſche Ausdruck bat baffelbe 
tertium comperatronis zum Girimbe, wie ber dentfche. 
Bene Exfingmerem ((agt Donst), quia ignis eft, Virg. 

| ( Aem, 


124 -)o( — 


(Aen, VI, 730.) Igneus eft illis. vigor ‚et, coelefis - 


 9uige ‚Seminibus. Und-Wefterbow jet. biugu ;. Vitam 
ums» dixerunt et — Sic Plaut. - URN 
Lumen linque. 


5 — Dem Barfchen ſelbſt wollt’ id. die Augen i 
reifen, uno dann erliche Rlarfter tier ibn bínunter fiür» 
zen — Donar bemerft, die Rache werde durch das vor: 
bergebende Blenden (dyauberbafter, weil der Unglüͤck 
liche dann nicht fi et, ede e faut, 

.a8ng 9nT9oqud^ 
V.23. Hem, quisquis es, fine me, Die acit - 
erinnert, daß lofe Leute in. Griechenland ein Vergnügen 
darin füchten, einen Sflaven auf ber. Strafe aufzuhal⸗ 
ten, nnb ihm. dadurch, wegen des langen Ausbleibens; 
i einen ‚Dudel vol Schläge zuzugichen. u und mn 


^ — Sch bins; Cofltata — Ego tib. Gewöhnlich 

) left man das in Eins: Ego fum Soflrata. Jene Die 
ſtinction indefjen bünft mir Mk . Tee meine 

Note zu Eun. Mt, 3.34. 


er i 

— jn diefem feierlichen Xogenblid ibn mn 
ren — ltaobfíecraturum, Diele nehmen ita hier für de- 
inde, poflea, unb glanben,: ed. few das Griedifde via, 
3d) erkläre ed, wie edul;t, lieber burd) eo pacto, aM. 


— Za, ja; beffer, Sie madoens beFannt — Quid 
iftie? acccdo , ut melius dicas, Die lebteren Worte 
werden febr verfchieden erflärt. Meiner Mennung mach 
interpretirt fie Schulze am narüclid)ften : Fateor, me- 
lius efTe, te proferre hanc rem , quam celari eam. Dieje 
Erklärung batte. ſchon weſterbov/ nebſt einer 
vorgeſchlagen. ci wg SU fes rmn ad 

Ev — eim. 


— )0( 7 125 


Co o-— Simulds — Donate , bem mebrere hierin gefolgt 
find, behauptet, wies fen der Griechische Name Gino, 
mit der Endung des gateinıfhen Deminutivs, Allein 
die Dacier zeigt, daß Simos und Simylos rein griechiſch 
ſeyen und im Lucien vorkommen. y^ 


- 148. 55..1ft bie Dacitr, Propera, ju dem Sklaven 
fügen, worin id) ihr folge. 
I - Sitter Auftritt, 


decr ; 
on Einige Interpreten wittern blos Berftellung und 
Betrug, wenn Eyrus. hier im Anfang den Alten nicht 
gefehen haben will, Aber dazu ift. kein Grund vorhan— 
den, Demea war, feines Anliegens wegen (vergl. bi 
legten Worte der vorigen Sc.), bermutblIid) etwas A 
bie Eeite getreten; und fo ift es doppelt natürlich, daß 
ber unbefangendaber jchlendernde Syrus ihn nicht gleich, 
gewahr wird, | T 

...V. 2, Quo pacto haberet, Audre lefen: Quo pacto 
ft haberet, Wefterbon brinerkt , daß die Eprache beides 
leide; aber diejes je gegen das 9Netrum, Eben fo ja: 
gen die Griechen: Tas oz. . 


— Wie fidba gebörte — Ex fententia. Man braucht 
weder Micionis nod) fonft etwas zu fuppliren, fondern 
nehme e$ gerade jo, wie. v, 57. pilces ex jensentia nactug 
fum, nach Zerzensluſt! Co obugefábr fchon monat: 
Ex jentensia difiributumz 1d cft, ut indicat Demea, dila- 
pidatum, | 

— Das ifl nun freilich nidet weit ber, ano, offene 
bersig 3a reden, e» grenzt an Linfinn — Ef hercle in- 
epta, ne dicam d9lo , atque abfurda, Donat: lurpsum 

, e(t 


ine 


126 = )o( — 


eft ftultum tántur : Abfürdum , quod et ſtultum eft ,et in 
ipfa ftültitia diverfum, et quafi repugnans fibi, - bos 


Zu 993.15. ff. eitiren bie Ausleger bie Stelle m 
Plautus, Aul. fI, 9, t * 

Dromo, defquema pifces: tu, Máchattid; ! 

Congrum , muraenam exdorfus , quantum. potes ; 

Atque omnia, dum abfam hinc, exóffsta fac ient; _ 
Diefe Stelle ift mit der unfrigen fo übereinftimmend, daß 
Terenz fie ohne Zweifel copırt hat. Der Meeraal⸗ 
Conget , gehörte bei den Alten unter die größten Cede; 
seien, und fam hauptfächlich aus Sichon. Dies be 
merft Weſterhov, und citirt vag "T ber e" 
pbilemos : 

H'erze Xaxvome; ng Quse e» Tom S rk 

Qe Dectido» yogyer ug T9 WeRvCY, 2T 
der wenn etwa tTeptun einen tTieeraal aus dem theu⸗ 
ern ur den Gittern binauf in den Zimmel bringt, 

Pſalm 104, 26 fanıt mit tent Ludere bier verglichen 
werben (93 Dni mv 7mm À 

V. 30. biftimguiré man : 


Non, quia ades , praefens, dico hoé , > pernimium 
intereft, 


er 


Anders die Zweibr. | 
Non, quit ades praefens, dico 7 bac. pernimium, 
15 interell, L4 


— Yoatte, Sid) muß id Beimjagen — Abigam hanc 
rus, Donar: Ut m— "à Abi: nom ut ho« 
minem , Mistam, j eb fj 


V. 39. Oh! qx» egomet int. Die A 
te und durch größere Auctoritat bei tigte Nesanrifle" — 
qui 


| )o( - 127 
- "gui égornet prodoxi, Die 3weibr. hat das Erftere, unb 
behauptet fälfchlich, Donaten der offenbar qui Ins, darin 
gefolgt zu ſeyn. Bentley feheint ihr vorgeleuchtet zu 
haben, bei bem es heißt: Vetuftiores libri habent Qui; 
mediocres Qui»; recentiores Quem,  Pofterius prae- 
_ fero, quia fequitur, mox ram. — Diejeg Argument 
kann nichts entfcheideir, weil im Vorhergehenden immer, 
aud) m Qui, mein man fo liegt, Eum zu (uppliren ift. 


— Er moͤchte bängen bleiben biet — Metui, ne 
haereret bic, Der deutfche Ausdruck ift dem Lateini— 
(den völlig gleichlautend. Hatret (fagt Donat) avis, 
non animo, nee voluntate ; fed vifco decipientis aucupis, 


— Safe ibm nichts bindeben — — Nihil praeter- 
mitto. In derjelben Bedeutung fommt ba$ Verbum 
in der allererftien €ceue, 93, 26., vor. 


V. 53. lubeo — ex eliis furere exemplum fibi, 
€» ohngefähr fpricht eim anderer Water, Heaut, I, 2, 
36. 
Scitum eft, periculum ex aliis facere , tibi quod 
ex ufu fiet, 


— Po weit meine Einſicht und mein Geſchmack 
nur reichen — Quae pofTum pro mea fapientia. Donat 
bemerkt, daß Sapientia hier in einem Doppelfinn gez 
braucht iſt. Syrus verftebt die fapientiam coqui, von 
fapere, ſchmecken, Eoften. Ich babe geglaubt, in bet 
Ueberfegung darauf Rüdficht nehmen zu muͤſſen. 


— — Wer unter den Wölfen iſt, mag mit beulen — 
Ut homo ef, ita morem geras. Das Lateiniſche ijt 
ſpruͤchwdrilich, und darnach habe ich in der Meberfetuna 

5 mid) 


128 — ) [o] ( — : ; | 
mid) gerichtet. — Haec fententia, feat Donat, modo 


velut querela demiſſa voce proferenda eft, — 


V. 13, 74. diftinguire id) , wie Kor weſterbor 
und Andre: — 77 

Illum curo unum ; ille ad me attinez 

Quando ita volt frater, De iftoc ipfe viderit, 


Die Zweibr. 
Ille ad me attinet: 


Quando ita volt frater, de ifloc ipfe viderit, 
Welche Abtheilung mir minder natürlich vorfommt, 


Fünfter Auftritt, 


V. 16. Quid autem (ob qu. a.)? Man fübgtire 
aus bem vorhergehenden: Me quaeris. 


vi 


— Bar fidb nicbt fo betragen , wie es einem recht» 

fchaffenen, edelvenkenden tranne zuſtebt — 
Neque boni, 

Neque liberalis functus officium eft viri, 
Donart: Quaerendum , inter bonum et liberalem quid 
interfit? An bonus eft, qui non nocet ? Liberalis ,. qui 
etiam prodeft ? An bonus, qui non peccat in. facto? libe-- 
ralis , qui nec verbo quidem ? | 

Ubi fcit factum. 
Naͤmlich: mer das Mädchen fen, eeu welcher Sanıilie, 


— Den nebmen Sie y legen ibm Seffeln an, und 
bringen ibm zum Geftändnifi — Hünc abduce , vinci, 
quaere rem, Dohat: Non multum permittit , utpote 
de alieno fervo, — [deo Geta plus de fe largietur, 
Quaere rem 5, Latenter praeter. vincula etiam tormenta 
fignificavit: nam hoc, Quams ro» , pete rei veritatem, 
fignificat, —â—n 

— Kr 





— )o(.— 129 
— Br wiro mich zerreiſſen j der Schmerz — Dif- 
feror doloribus, ‚Die, Morte finb- bier recht eigentlich 
gebraucht. Donat:  Proptie hoc genus querelae conve- 
nit parturiehti 'et'coi vifcera diflenduntur: et ei quae in- 
expertum dolorem nuric primum fentiat, v 


Y va 4. fonmt, | bei der naͤmlichen Gelegenheit, mit 
benfeiben Morten, Andr. HI. 1515. vor, FRE; 


TY Nitar y. faciam , experiat, . weſterbor fühit 
8 ahnlich, ‚au, Andr. I1, 1, 36: , Facite, fios 
E $ invenite zm ; edicite, 


"Y. 3. Aequá nofcere 5 (bemerkt die acier) c'eü 
* pne maniere de parler Grecque smıuen vpn, etre jufte, 
etre railonnabie * avoit Jes fentimens d' un homme droif; 


. Zu ben. Stellen; womit man bemeift ;: baf-indi- 

- genie (v. 61.) ganz ribtia für non dicente gebraucht 
feo, Tonnen ned) folgende hinzugefügt werdent Horat, 
- Ml, 25, 8: Indicum ore alio, — Virg. Aen. VII, 433; 

| Nee tu carminibus no(lris izd;zu; abibis. Liv. V, 14. 
Esfehnec, ut i»4iZa fint, revocare poffe, — Wenn 
übrigens Donat bier jagt: Nimis düra compofitio eft, 
fed. apta irafcenti, (o glaube id), daß bie Meuern dieß 
- Mmißverftanden haben. Meiner Meynung nach acht e$ 
es nicht auf die feltnere Bedeutung des Indicens, fotiberti 
auf die 3ufamntenftellung der beiden Wdtter , non in; 

soc Um meiner Galle Luft dd Hidden — Ut in 

ewm haec evomam. ponat: Noh Ejfundam , fcd Eve- 

mam: utpote qnae me aegtum faciünt, quibus ine rele- 

vabo , cum languor ille egéfids fit, Nam Bvomam hoc 

translatione fignificat, ^ e 





32 bie 


1e e — Dh Me | 
a Wierter Aufzug: Do 
pm —* ui " CGfe Auftritt, 5 "eod 


n - Ih fahle ein gewaltiges Verlangen — Mifere 

nimis cupio, Gerade fo gebraucht xjoras dieß mifere 
zweimal hinter einander. Sat. 1,9. v. 8. et 14. Mifere 
eupis, inquit , abire, Vergl. m unferm kuſſpile 
EU TE. 77 3 

— fEinem folben má(fen fie bedient gewefen feyn - — 
Hifce opera ut data fit, Donat: A fuperiore fübaudi- 
tur , Veniat in mentem; id eft, Bi dari. di di et 
datum dicito, : 

— Wenn man vom Wolf reder, 1f er nicht f 
Lupus in fabula. Man fünnte aud) überfeben : da 
Eommt der Wolf and fdließe oír den Miund. "Die Er: 
Hárung diefer fprächwörtlichen Redensart e im v pun 
der Siveibr, 


tá 1 


Zweiter Auftritt, inn 


— X) , weldoes misgeſchick! |! — Quid hoe, malum, 
infelicitatis! 5d) nehme bier, mit ber Dacier, lieber ei: 
nen 9fuéruf , als, wie gewöhnlich geſchieht, eine 
Frage an, 

— ^jeoe —— bring’ ich zuerſt — Primus 
porro obnunció, Vergl, den vorhin angeführten Inder 
der Sieibr. , wozu aber folgende Note von Wefterböv 
gehört. Rem explicat Donatus, fed errat in etymo, 
Neque enim obauncıo quafi emen nuncio , fed eadcm ratione 
dicitur, qua obloguor , obrege, ebrudo, et fimilia, in quie 
bus verbis to Ob ingratum fenfum. efficit, Scilicet ma- 
giflratus magiflratui dicebatur ebnunciare \ denuncians 


rem, 





= yo( — 131 


rem‘, de qua is acturus érat cum populo, differendam 
eíTe in aliud tempus, praetextu religionis vel aufpicio- 
zum , quibus collega ille fimulabat fe operam dare rei- 
publicae cauía, . Quum igitur de coelo fervaturus dixis- 
fet collegae, alio die, nulla erant comitia ,. fed maxima 
quis in urbe, ne aves, unde aufpicia. erant captanda, 
abigerentur. Cicero Pbilipp. I, 33. Augur auguri, 
conful confuli obaunciafi. ‚Et pro Sext, 15. Lafa lex eft, 
en aufpicia valerent, nequis obmuneiarer , ne quis legi in- 
tercederet. Et cap. 36. Si obnuneiaffer Fabricio is prae- 
tor, qui fe fervaffe de’ coelo dixerat: accepiffet refp. 
plagam , fed eam, quam acceptam gemere poffet, Adde 
Cie, Att. IV, 4, ad Q. Fr. IIl, 3, Suet. Caef. 20. Hinc 
igitur ‚obmunciare generatim notat, rem malam aut adver- 


fam mslerea ; uti h.l, 


pi Dritter Auftritt. 


— _ Ab welch armfeliges Leben! — Quae haec eft 
miferia ! Gewöhnlich nimmt nimmt man diefe Worte 
als jf aber fchon monat verftand fie ald Crclama- 
tion, tie folgende Note zeigt: Quafi comploratio quac- 
dam eft flebilis pofl querelas, 


— as Fnurrt der — Quid ille gannit? Das la- 
teinifche Zeitwort wird von fehreienden Fühfen und oun: 
den gebraucht. Non ben le&tern ift das Wort Fnurren, 
wenigftens hier zu Land, üblih , wenn fie Töne des 
Unmillene und Aergers ausftofen, 


— auf den Tod geprügelt — Ufque occidit, 


Donat: ‚rope occidit, Alſo diefe Bedeutung des ufque 

muft bod) in alten Zeiten nicht fo unerbért geweſen feon, 

wie Herr Scheller (im gröferen Wörterbuch) ment. 
33 


M V 
- 


133 — o - 
.. Bu v, 12. erinnert. Donat: — M 


lis, et parcior, velut fervi. ,anocyvt Iste u — — 
| V. ps. Te effe huic rei capot, ^ Gerate fe ss 
MN 6, 27. Wiliceft huic rei caput, . — 


V. 20. lefen einige Handfehriften und "iilows 
unter andern, auch Bentley und die Sweibr. , | Hac d deor- 
fum. Die gemöhnliche Lesart it: Hanc deorfum, welche | 
Donat febr nachdruͤcklich anführt : : Bene Ham tnim 


quia : non eft una, 


— qQbne fo vieles Dreben und qvin — 
eft erratio, Sd) verftehe dieſe Stelle, wie bie Dacier, 
welche uͤberſetzt? un chemin, qui n'eft pas fi embara(lé, 


— Bart bei! der Traͤnke — E. = ipfnm lacum, 
Donat: Credibilite: addidit Lat | 'Nam Varro (de 
R.R, t: 13) docet, femper lacum portis additum: 
fcilicet. ob ufom iumentorum exeuntium et introeuntium; 
et praeterea ut adverfum boftilem ignem portis def proxi 
mo fubveniretur, 


V,32. Ego te exercebo, Aehnůch ift bie telle: 
Andr. V, 2, 23. Ego iam te commotum reddam, Und 
febr (den jagt plautus Trin. IV , 3 8. 

Huic, quisquis ef, 

Gurculio Mb exereiter ; is hunc bominem itn 

docet Pai dtm 


Zu 9. 42, macht die Parier bic Unmerfung,ıman 
durfe fich nicht wundern, daß bier, ‚gegen b die Gewohn⸗ 
heit der Griechen vnb 9iomer , einee. mia 
ſes gedacht werde, weil von ausfchiweifenten. 1 
£cuten bie Rebe fev, 








—)je( — ' 133 


Das Carpsm ( v. 36.) femmt eben fo in einer von 
 Wrfterbon eitirten Ctelle des Martial oor , TIL, r3. 
. Dum non vis leporem, dum non vis rarpere mullum cet. 


Zu Sorbillans in eben bem V. führt der erwähnte 
Herausgeber des T. folgende Worte des Apulejus (Me- 
tam, 1.) an: Priufquam totum exforberem, clementer 
invadit; relictum paularim labellis minuens, neque re- 
fpieiens , Jorbillar dulciter. Und im demielben Autor 
(Metam, 111.) fommen forbillantia favia vor. 


‘ % 
” Vierter Auftritt. 

* V. a. hat ben alten und neuen Sulerpreten. viel zu 
thun gemacht. Senfus eft manifeftus, (fagt Donat) 
fed ohfeura funt verba, et eorum collocatio et di(linctio, 
€t felbft tbut folgenden Vorſchlag: Hic diflingue, et 
feparatim infer, Jpfi expofiulant, Das heißt mau foll fo 
abtbeilen : 

Sibi fieri iniuriam ultro, fi quam fecere ; ipfi 


expoftulant, 
Et ultro accufant. 


Allerdings giebt das einen vernünftigen Sinn 5^ mur 
fehlt der unferm Komiker jo charafreriftifche Slug ber 
Nede, 

Noch unnatürlicher conftruirt die Dacier: Qui 
putant , fibi fieri iniuriam, fi aligui expoflulant eam 
inioriam ,quam ipfi ultro fecere, et ultro accufant, — 
S(ubrer Vorfchläge zu geichweigen, Um ungezwungen— 
ftn und verftändlichfien bleibt immer die Lesart des 
Bembiniſchen Eoder ( Expoflules für Expotuiant), 
welcher Saerne , Bentlei, die Zweibr, u. U. folgen, Und 
1 fo habe aud) ich nad) diejer uͤberſetzt. 

Bo 34 — nd 


134 = (el - 

— Lind es dienlich iff — Aut ita opus eft, ier 
ift opus recht in feiner eigentlichen Bedeutung ge: 
braucht, wie in dem Bekannten: Emas, non quod * 
eſt, ſed quod neceſſe eſt. 


— Dadurch waͤlzen Sie dem armen Maͤdchen, das 
Schmerz uno Sammer verzebren, einen Stein vom — 
Berzen — Nam et, illi animum iam rellevabis, quae - 
dolore ac miferia tabefcit, Man könnte wohl aud) die 
Mutter bier verftehen, wenn nicht dolore offenbar auf 
die Tochter hinwiefe, Dolore, parturientis, fagt Donat; 
und furg zuvor : J/; maluit dicere, quàm mwrui, adhuc 
divitem reveritus, + 


V. 16. folge id) der gewöhnlichen, fchon beim Do» 
nat befindlichen „ Lesart, Negligi, bie fo vollfonumen 
bierber paßt, daß man der Künfteleien und Wißeleien 
Andrer leicht entrathen fann, - Die Interpreten führen 
die Ahnliche Stelle des Menander an: | 

Ilges dmarra Bude & mimm, te mtr yHATS, 


Ka wuras dvrW xaTxQport»  Umo^apuni, 


Der Arme ift bei jeder Veranlaffung furdotfam; jeder» 
mann , glaubt er, verachte ibn. 


Am r7ten m, liegt die Zweibr. nach dem Bemb. 
Coder Ipfı. Aber faft in allen andern Handſchriften 
und alten Editionen fieht dafür 1pfis; welches ſchon Do⸗ 
nat gehabt zu haben (dint, Coram (fagter), id ef), 
praefentem, et coram praofentibus, Auch ift es natuͤrli⸗ 
cher, Mutter und Tochter hier zu verbinden, wie jeder. 
leicht fieht, So (aat Aefchinus in der folgenden TN 
B. 22,: Ad illas ibo, ut purgem me, 


Placa- 





—)et —t 115 


. Placabilius ( in eben dem 99. ) erklaͤrt Weſterbov rid): 
| tig durch : ad placandum aptius, iAzeızorigen Sic Phorm, 
14,2, 49. Caufam vincibilem, quae facile vincat, Plaut, 
Moftell, V, 2, 40. Oraior impetrabilis , qui, quod vult, 
facile impetrat, 


— ‚But gegeben und vollPommen wahr LE re- 
. &te'et verum dicis. Syd) unter(d)eibe diefe Worte, wie 
iDonat: Rede, ad verba retulit ; Verum, ad rem ätque 
fententiam, Poteft enim recte et falfum dici , dum- 
modo nullo vitio verborum nominumque dicatur, 


Fünfter Auftritt. 


V.16. ließt die Sweibr. nach einer blofen Vermu— 
(bung: Jam mitto. Die gewöhnliche Lesart: Age mitto 
kann ich inbeffen nicht fo verwerflich finden, mie dort ger 
fchieht 5 vielmehr fcheint fie, mir wenigftens, dem Etyl 
anfers Didjter8 febr gemäß. 

— Meine Lage mochte feyn , welche fie wollte, 
wozu meinem Vater fie verbelen ? — Die Zweibr. liefr, 
nad) mehreren Handfchriften und Ausgaben: Non me 
hanc rem patri, ut erat gefla, indicalTe, Mir büult, die 
andere Lesart, Utut erat gefla, die gleichfalls viele Aus 
etorität bat, natürlicher. Schon Donar folgte diefer, 
und erklärte fie: Id eft, five male, fivebene gefta erat. 
n: enim certam qualitatem fignificat : su» incertam ; quafi 
dicat, Quoquo modo, male, bene, Darnach uͤberſetzt 
qud) bie Dacier: De quelque maniere que la chofe fe fut 
pafiée , ne devois je pas la declarer à mon pere? 

| — Schauder fährt mir allemal ourdo die Glieder . 
— Horrefco femper, Aehnlich ift die Stelle, Eun. I, 
; 2, 4. 
"5 2:9 Totus 


A 


136 ii gu )ol — | 
' Totus, Parmeno; 00 


- Tremo horreoque, poftquam afpexi bane, - 


^ à po 
Sehfter Auftritte 0 00000 


— Ih nicht, foriel ich weiß — Nonequidem iftas, 


. quod (ciam. Sehr richtig bemerkt hier Schule „, In ber 


Verwirrung f&ugnet er, unb bod) febr V. ah i 
einfältig, weil er hinzuſetzt, quod fciam. ** 


Yan ja; ich Fonnte mir auch nicht benPen sc, — 


| Ita; nam mirobar cet, ^ Das Ira nehmen vielefragweife; 


wornach es überfegt werden müßte, wabrbaftig? Eine 
Frage aber will zu dem Folgenden nicht fonderlich paj= 
fen, Diefer Meynung war (dou Donar: Accepitnega- 
tionem Micio, ut ludere Aefchinum poffet. Eben fo 
Bentley und die Dacier, 


“ Vo. lieft die Sweibr. , nach Andern, Opinorftatt 
nt opinor. Die vorgezogene Lesart ift allerdings leichter, 
aber die gewöhnliche bat wenigſtens Donats Auctoritaͤt 
für ſich. Denn dieſer folgt allerhand. Wege por, fie be- 


.greiffi zu machen, als da find; Vel adeo obfcurae (unt 


et nullius pretii wt opinor ,. has non no[fe ee. (Vermuth⸗ 
lid) will D. bier opiner gelejen baben , worin ibm Bent- 
ley folgt ) — Potuit recte dicere et hoc, a epiner , bar 
non nofi ; fed illud vetuftius (al, venuflius). — Aut 
abundat ur; aut dee(l Jerlicer, 


— ^j vergebe! — Animo male eſt. Es war eine 
Zeit, wo id) mid) genengt füblte, biefe Worte als vom. 
Micio leife geiprochen anzufeben , fo wie Andr. Il, 6,5. 
Hoc mále habet virum; unb in dem gegenwärtigen Stoͤcke 
|, 4, 19. Timet, injeci ferupulum homini, Uber fel: 

gende 





= )o( —^ 137 


gende von tOefterboven citirte Stelle des Dfautas übers 
führte mid) vom Gegentheil , Amph. V, 1,6. Animo 
male Yt, aquam velim! Die legten Worte zu veritehen, dient 
Donsts Note: Anime male fieri dicitur , quum icta ali- 
cujus moeroris perculíus animus non fuflinet corpus; 
fequiturque ruina membrorum, — Sehr ot überfett 
die Dacier das animo male eft durch : 7e»'ez puis plus, 


Vi22,. Quid illas cenfes? Man muß, wie Donat 
bemerft, fappliren: Poffe dicere, Das folgende nihil 
erläutert ebenberjelbe jebr gut: Sic intelligendum nihil, 
non quod faceant ; fed quod nihil confirmationis habeat 
id, quod dicunt, 


. Das fo verfchieden gedeutete Poftea ( V. 26.) nehme. 
ich, wie das deutfche : nach diefem allen , alles wohl 
überlege. Wenigſtens fcheint mir das einerlei mit dem 
ju fepn, was Schulze bier febr richtig anmerkt: Poflea 
ftebt eben (o , wie màu im Deutjchen bei einer Trage 
binzufeßt : mepnft du nicht, ba fie am Ende Recht 
hatte. Ganz barmenifch bamit ift die Dacierifche debere 
feßung: Eft-ce que cela ne vous paroit pas Jufe enfn? 
Zu 8.56, Quis defpondit? fagt Donat: Latenter 
objurgat Aefchinum , rem fine patre gefüffe, Das Wort 
defpondere wird nämlich eom Vater gebraucht ; gewoͤhn⸗ 
lid) vom Vater der Braut, aber aud) vom Mater des 
Braͤutigams, wiehier, unb Andr, I, t, 75. Vergl. meine 
Note zu Heaut. IV, 8, 13. (Th. I, €.362.) 


V.37. Cui, quando nupfit, Das Cui ift. Bäyeren 
und der Dacier ein Anftoß gemefen, — euer ließt und‘ 
theilt dafür ab : | | / 
ne Quis dedit 

Huic? quando nupfit ? 
Die 


138 pns 

Die Dacier verwandelt das Cui in Qul , i, e. qua ratione; 
wie, und bezieht e$ auf den Mangel ber bei einer Heu⸗ 
rath erforderlichen Gereiionien, ch haltebeides für uns: 
nöthig. Schon vorhin V. 18. hieß es auf diefelbe Are 
Huic leges cogunt nubere hanc, Und Phorm, I, 2,75,* 
76. wird das Gefet , welches bier * m Grund: 
liegt, wörtlich fo allcairt : ^id 

„Lex eft, ut orbae, qui fint genere proximi * 

J lis nubant ; et illos ducere eadem haec lex jubet. ..; 
Alfo eben diejes Gefees wegen, und feines wörtlichen, 
Inhalts, glaube i), bat Terenz fid). fo ausgedrüdt., 
Schon Donat, ohngeachtet er etwas dunkel fpricht, obs 
fervirt, daß ber Echriftfteller mit Vorbedacht nubere, 
nicht ducere gebraucht habe,‘ Nupfir moleſte additum, 
quafi aliena fit, quae non legibus ducta fit, rots 


V. 39, 40. fteht zwar im Text ber Sweibr. Ausgaben: 
Dum cognatus bw illıne veniret; aber in den kritiſchen 
Noten wird die andere Lesart, Dum cogn. bine iline ve- 
niret, die ſchon Donat bat, unb ſpruͤchwoͤrtlich (pro-! 
verbialiter) nimmt , mit Recht vorgezogen, Es ift 
verächtlid) und im Unwilfen geſprochen, wo wir im ges 
meinen Leben, über das Querfelo, fagen mürben, So 
uͤberſetzt auch bie Dacier : Qu'un parent de je me fair om 
vint la demander en mariage. | 

V.sr. In qua civitate tandem te arbitrare vivere? 
Dieß bezieht fid) darauf, daß man in Arhen fireng fiber 
bie Geſetze bielt, befonders bei —— wie 
bier erwähute, 13 

V. 53. Poſlquam ia exenit, Ionor bemerft. (djom,. 


id Micio im ber ganzen Nede fietd die ‚gelindefien 
Aus: 





— 


phat. 139 


Ausdruͤcke wählt ; fo aud) bier evenit, fiatt com- 


mifum eft. | 


V. 57. Qua refcifcerem? Man muß aus dem mor: 
— herunter nehmen: numquid profpexti? 

£z stilo 

— a ift fort — der ifi ertrunfen — im weiten 
Meere — Auf eine wißige Art fagt bier Micio feinem 
Sohne, daß ber Milefier blofe Fiction gemefen ſey. moo 
nat bemerkt, daß fo bie Ammen. ifte Mährchen von 


Wölfen und andern Schreckbildern zu. endigen pflegten, 


wenn eö ihren Kleinen im Ernft bange werden wollte, 


e? N;T2. Ut, quae opus funt, parentur. Worindiefe 
nütbigen 9füftalten beftanden, lehrt ausführlich voeftera 
bov's Note: Intelligit facrificium , vaforum fuppelledi- 
lium lavationem , veftes candidas, obfonia, vocationem 
genere proximorum et vicinorum , coquorum conductio- 
nem, tibicinas, lampadas, et fimilia, 

| . Siebenter Auftritt. 

— "jns Kreuz und in die (uere — Co überjek? 
ich das ufque (v.3.), welches nicht ohne Emphaafe 
bier ftebt. 

— Auf der Lauer fisen — Obfidere, Bei bem Plan 
tus ( Pfeud. I1], 2, 18.), wie Weſterbov anmerft, heißt 


ein Koch, ber den ganzen Tag auf einen Miethherrn vers 
gebens barret, obfeflor fori, 


Achter Auftritt, 


— Das defteb’ ich — Ecce autem, Die Sjnterpre: 
ten insgefamt behaupten bier , Ecce oder Ecce autem 
fey eine Formel, feinen Unwillen auszudräden, wenn 
man 


140 | — )o( — 

man bon einer unermoarteten merbri citet Mberkafet 
werde. Allein cap Ecce auch von unvermuthefen: 
vorfaͤllen üblich fep, Lehren unzählige Beiſpiele. Hier 
nur ein einziges; Ovid, Met. 111, 101,, wo Pallas dem 
Kadmus erfcheint, nachdem er den fuͤrchterlichen Dra⸗ 


chen erlegt hatte: + wir € x 
Ecce viri fautrix , fuperas vici per autas; i 
Pallas adeft. - 178.206 jd» 


Die Gommentateren find, wie es fobeimt , durch den do⸗ 

' mát irre gefuͤhrt worden, ber indeſſen jene Behau 2] 
am. Ende nod) einfehränft, ^ 5, Ecce dicitur, quum tepente 
tri(le aliquid rebus intervenit laetis „auf certe, quum 
alind. agitur, aliud emergit nov wm — ‚Kurz , Aie ge 
woͤhnliche Erklaͤrung paßt, meiner Meynung nad), idt 
in den Zuſammenhang, unb der: ganze, Charakter des 
Micio, fo wie fein ganzer Ton in dieſer Scene, bewegt 
mich, das Ecce autem ironisch ‚zu ‚nehmen , ; mie unfer 
deutfches: Sieb Doch! das gefteb’ ih! Alles, womit 
ibm Demea den Kopf toll machen will, weiß er lange; 
und fo ift er von Anfang bis zu warn gleiche 

| mütbig. , 


— Mein Bott ! ich — — Ohe jam En 
Gewoͤhnlich fupplirt man. Define, und beruft fi) auf 
Meaut, V, 1, 6, welche Stelle aber in keiner Rüdficht hier⸗ 
ber paßt. Micio, glaube ich, wollte fcio hinzuſetzen, wels 
ches er auch, fobald er wieder zum Wort kommen fan, 
nachhohlt. 

— Lieber woaͤre mir's freilich 2. — Malim qui. 
dcm. . , fc, mutare, fi queam, V. t9. kommt faft bafz 
wibe: — 

Non ( placet ), fi queam 1 
.  Müutare 





wv ef 141 


... Mutare; nunc, cum non queo, aequo animo fero, 
Alfo: Lieber wäre mir's freilido . .. nämlich, wenn 
es nicht aefcbeben wäre, wenn ichs ändern Finnte, — 
Aus dem. ‚allen erhellt zugleich, taf biefe Worte viel naz 
türlicher i im Munde des 9Xicin,-al$ des Demea, klin— 
gen, wofür aud) bie meiften Handſchriften und bie beten 
Ausgaben ftinuuen. 
— W.ro. Dii bene vortant. monat bemerft, Micio 
antworte, wie Giner, bem man bie Geburt eines Knaben 
verkuͤndige, nachdem ibm lauge oer einem Mädchen bange 
geweſen warı x, 

— Und die muß er nebmen, obne geurathsgur — 
. Et ducenda indotata eft, Es ift (con anderwärts erinz 
nert worden, daß, wer eim freigebornes Mädchen ges 
fchändet hatte, mad) Athenienfischen Gefeßen entweder 
fie zur Frau nehmen, ober fierben mußte. Und cben, 
weil Demea das nothwendig wußte, iſt eine Frage, die 
viele hier annehmen, nicht natuͤrlich. Das ſahe Do— 
nat ſchon; unb nach ihm Bentley. 


Defpondi ( v, 17.) ift in der ſimpeln Bedeutung, 
verſprechen, sufagen, genommen, welche, nad) Schels 
lern , die erfte von allen ift. 


Zum befferu Verftändniß der fchönen Stelle v, 21 

— 23. gehoͤrt folgende Note der Dacier : On vout 
par tous ces paffages des Anciens, ou il efl parlé du jeu 
tefférarum , qu'il faloit qne ce fut un jeu femblable à peu 
prés d notre trictrac, puisque fur le point, que les dez- 
amenoient, ón jouoit en fuife, et que par fon habileté 
. on pouvoit corriger on mavvais coup. — Aehnliche 
Etellen, wo das menichliche Leben mit dem Brerfpiel 
im 


142 É-)€( — 


* 


in Parallele geſetzt wird, finden fid ſchon bei Altern - 


Griechen, Kein Wunder, tvie die Zweibr, 2 richtig 
bemerft, weil das Tertium comparationis at nabe lag. 

Lindenbrog führt noch zwei lateiniſche Ste en an, n 
von bie erfte wahrſcheinlich, die andre offenbar, "eoi 
der umfrigen iſt. Caefar de Bell. Civ. Il, 73. Si nion 
omnia caderent fecunda , fortunam elTe induftria fuble- 
vandam, — Gancherus Liqurin. de Rebus vn Imp: Caef, 


Friderici I, L. 1, 237. sn RER 


Nunc igitur, veluti cum luditut alea, posdéal ^ " 


Si qua male acciderint, ea lufor corrigit. arte, É 


Sic nos humanae quos lufit alea fortis, 


. Coníilio fati cafum properemus iniqui /— . .— .. 
Corrigere, et tanto folatia fvrre dolori, — . 


Die Göttin Salus (v. 43.) kommt aud) bei an⸗ 
dern Schriftftellern gerade fo, wie bier, vor, baf man 
ſieht, die. Redensart muß fprüchwörtlich gemejen jeyn. 
Folgende Stellen ftimmen mit der unjrigen am genaues 
fien überein, Plaut, Capt. III, 3, 14 cs 


Neque iam Salus fervare, fi volt, me poteft, 
Moftell. II, 1, 4. 


Nec Salus nobis faluti iam efTe, fi cupiat, poteff, - 
Ciflell. IV, 2, 76. At vos Salus fervaflıt, Cicero Vert, 
II, 57. Ecquod iudicium Romae tam diffolutum, tam 
perditum, tam numarium fore putafli, quo ex iudicio 
te ulla Salus fetvare poflet ? Et pro M. Fonteio, 6. 


Salus ipfa virorum fortium innocentium tueri non 


poteft, - ; 


Neun ⸗ 


—— 


s )o( — 143 
Neunter Auftritt. 
— Sytifce, — Auf diejelbe Art wird Lampadio in 
Zàmpaoiscus, Ölympio in Ölympiscas u. f. v. beim 
Plautus umgeſchaffen. 

— iier ift alles in den Wind geredet, was Sie 
fprechen - — Tu verba fundis hc. Donat giebt zwifchen 
zwei Erklärungen des Fundis die Wahl: Utrum fine ulla 
ceffatione profers? An Perdis? fecundum illud, Nam 
quid tu bic agas, nbi fi quid bene praecipias , memo obtewzerar 1 
De: lebte Sinn bünfr mir bei weiten der matürlichite, 
Dann aber füllt aud) die Frage weg, bie man gewöhns 
lich bier annimmt, 


V. 8. 9. Dis guidem ejfes, Demea, ar tuam rem confla- 
bilhfes. In der Sweibr. wird angemerkt, weil dis fo wohl 
reich heiße, al& ein Name des plato, des Borres der 
Unterwelt , fe», fe gebe das eiten artigen Doppelfinn, , 
zur Erſchuͤtterung des Iwerchfells. Mir bünft das fre: 
füg und weit bergehohlt ; aber darin find wir einig, 
daß, wenn man bei dem folgenden Confabiliffes fid) den _ 
Sklaven taumelnd vorftellt, der Eomifche Eindruck febr 
verftärkt wird, 


— Als ob er von der alorreidoften Expedition zu⸗ 
rüd' Fáme — Qoafi re beng geſta. Der Ausdruck wird, 
wie Wefterbon bemerkt, eigentlich bon einem fiegreich zu: 
tüdlebrenben Feldheren gebraucht; 


Zehnter Auftritt, 

Comiffatorem, Eine vollftändige Erklärung diefer 
Mottes giebt die Note der Dacıer, Comifator eſt pro. 
prement un homme, qui apres avoir deja bu, vaen 
| k maíque 


144 — )o( — 


| mafque faire encore la debauche chez quelqu'un, on il 
arrive tout d'un. coup en faifant beaucoup de bruit. 
Ceft pourquoi cela convient trós- bien à Demea, qui 
entre chez Micion, ou l'un c(t en debauche , ou l'on 
ne l'attend point, & ou il va faire un vacarme horrible, 


Sünfter Aufzug - — 
Erſter Aufteitt. : 


— Wer Flopfe denn oa fo ungeíflüm an meine 
Thür — Dieß ift ift eine von den Etellen , wo man 
die Einrichtung der Thären bei den Alten gegenwärtig 
haben muf. Statt baf wir, bei dem Hinausgehen, bie 
Thür in dad Haus hinein öffnen, brüdte man in Grie— 
chenland fie nach auffen zu. Daher wurde inwendig zus 
erft gepocht , damit nicht jemand, ber vor dem Hauſe 
ftand , geftoßen würde, 

— ( imme, o fEroe, o ticere —— — 


In haec enim tria (jagt Donat) rerum natura dividi. 
tur. Et per hoc totam mundum accüfavit, - 


u , b 


— Deswegen lirmt er fo — Idnume clamat Jalicer, 
Andre Handſchriften und Ausgaben (aber nicht Donat, 
wie Wefterbov angiebt ) babem deer für felice, An 
fritifcher Auctorität möchten wohl beide esarten fich 
gleich (eon ; aber fcilicet mit ver bier befolgten Abthei— 
lung (denn auch darin berrjd)t 9Daríetàr) femmt mir 
natürlicher vor, Beifpiele, wo diefe Partikel auf Ähnliche 
MWeife am Ende ftebt , finden fid) in Menge, Bentley 
führt Andr, 1, 2, 14. — Id populus curat Jeilitet — au; 
noch paífenber bünft mir im der zweiten Scene be& ge— 
genwärtigen Aufzugs, 9D. 20. : Meam wem mortem iex- 
Jpedtanı jeiseet, Da 








eye( er - 145 


— Pa muß ich den Cecunbanten machen — Suc- 
eurrendum eft , fc, Ctefiphoni, verſteh' ich mit :Dónaten. 


V. 14, 15. Num qui minus mihi idam ius aequom eft 
effe , quod mecum efl tibi? Der Ciun ift deutlich, nur das 
Num qui fieht etwas gezwungen Dd. Aut zum aut qui 
abundat, ſagt Donat. Andre Handfchriften unb Edi: 
tionen haben dafür Numquid , und nod) andre Nam qui, 
welches lettere freilich weniger Schwierigkeit hätte — 
Aehnlich ift übrigens folgende von Bentley citirte Stelle 
des plautas Amph. Prol, 76. Qi minus eadem. hiſtrioni 
fi lex , qune [ummo "viro? 


— Geb du biſt anbillig — febr anbilliq. Non aa 
quom dicis — non. Andre Handfchriften und Ausgaben 
nehmen das zweite Non als Frage, womit ber unges 
ftinme Demea fernen Bruder unterbricht. Aber Bentley, 
wie bie Sweibr "bebauptet, erklärt fid) wicht dafür, 
fondern beftimmt fid) weder für das Cine noch das Andre. 
Ich bin, nad Donaten unb Andern, der Meynnng, 
daß dem guten Micio diesmal die Apologie ber Cühne 
etwas fauer werde, und daf cé ebendaher mit bem Fluß 
der Rede nicht recht fort molle. 


V, 18... Communia ejfe. amicorum inter fe omnia, Hier⸗ 
ber gehbrt Cicero de Legib. I, t2. — Uxde eft illa Pytbago* 
Fea vor; T« rw» Quer xoa, And beim Zindenbrog tvirb 
eirirt Malchus de Pythagora : zw J: Dass Umienyana, 


a. Mi» TU Tw»? QiAUY Vui wgwrog Wmeiwua Mitte, 


V. 21, 22. Si id te merder, fumtum filii quem faciunt, 
Cine unregelmáfige Gonfiruction , ähnlich folgender, 
wn Donat (don angeführten, Eun, 1V 4.3, 11. Ere 

Ka nuckum 


146 — jo0( — 


nuchum quem dei nobis, guas turbas dedir! Der Verlegen⸗ 
beit des Micio ift dieſes ſehr angemeſſen. 


V. af. Eadem sllam ratione; antiquam | obtine, € tatt 
obtine liefit die Zweibr., ohne die geringfte Auctorität, 
ini. Sybr Hauptgrund gegen das Erftere (Bentley ge: 
braucht ihn auf die naͤmliche Art wider das obtine v. 2$.) 
ift die, bei einem Echriftfteller von Terenzens Charakter 
unerwartete, fchnelle Wiederhoblung des nämlichen 98orz 
tes v.28. Uber blos darauf eine Gonjectur zu wagen, 
fcheint mir 3n weit getrieben. 


Die eben erwähnte Ausaabe macht, mie id) glaube, 
bei dem folgenden 93. unnbtbige Echwierigkeiten, Denen 
D-onat& kurze Erflärung abhelfen Fan: Conferva Parta, 
Quaere. Nova, Parce Omnibus, 


V. 34. Confuetudinem ipforum... Donmat: Leque, 
aut quid tale, fubaudiendum, i : 


— Schaͤmen fi, wo fies Urſache baben — In 


loco vereri, So Aeſchinus IV, 6, 8, 49. und ufa 
11,6, IO. 


V.44, 45. Ne ab re fint tamen omiffores paule, Das 
Gegentheil iſt, aettertiores ad rem (V. 46. ). Achnliche 
Normürfe macht ein Water feinenr Cobne Hödut. V V, 2, 
9. Ubi te vidi animo effe emiffo, ; 


V. 49. Quod illos far aetas Aut, Wefierbov erllärt 
biefeó Acer ganz richtig durch Hortabitur , urgebit, 
ftimulabit, 


Beſſer Fannft du's nicht machen, oa dein Sohn 
nicht von der Stelle gebt — Eo pado prorfum illi. alligaris 
^ fium, Statt sli lefen Einige illic und nod) Andre illae, 

In 


«xe Mer oem 147 


In jedem Sall ift es ein 9fboerbium des Ders, das heißt, 
wenn mau aud) illi lieet. Deun auf, die ‚Pialtria faun 

diejes nicht geben, wie aus dem Folgenden — Modo fa- 
fite , "t illam ferves — erhellet. - Den angeführten 93. 
unfehreibt. weſterbov vollkommen richtig : Caveto, ne 
illa aufugiat. et tuus fortaffe filius una. Diele, felbft 
M verftehen es fälichlich davon, daß er fie gut 

ten jolle, | 


V. 64, 65. tque equidem. filbum tum etiam , ſi molit, 
(cogam , ut cum illa una euber, Die gewöhnliche Lesart ift 
vegas aber cogam Dat bie Auctorität der vorzuͤglicheren 
Handfihrifren und das Sylbenmaas für fid). Wenn 
aber Bentley ſowohl als die Sweibr. glauben, Equidem 
und Cogas fönnten nicht zufammen fteben, fo irren fie 
(id) gar febr, wie ſchon jedes nur einigermaffen gute 
Woͤrterbuch lehren kann, 

Ueber diefe Ecene , und über das Benehmen des 
Demea darin, kann man nicht leicht etwas Scharffinnis 
geres lefen , als die Leßingifchen Bemerfungen, ©. 
€ cite 7. ff. r 


Zweiter Auftritt. 


— Bene [ubduéla ratione, Wationem |, rationes fub- 
ducere , it der eigentliche Ausdruck, wenn einer Eins 
nahme und Ausgabe gegen einander feßt, und ant 
Schluß der Rechnung die Bilanz zieht. Welterbov zeigt 
bieB aus mehreren Etellen. Hier nur folgende aus dem 
Plautus, Cap. I, 2, 89. 

Subducam ratiunculam, 
Quantillum argenti mihi apud trapezitam fiet. 


. Cure Ill, t, 
$3 Bea- 


148 «2 je we 


Beatus videor: fubduxi ratiunculam, —— 
Quantum aeris mihi fit, quantumque alieni fit. 
Ad vitam fuit, Dieß ift die Lesart aller Hand⸗ 
ſchriften unb Editionen, Bentley indeſſen verändert fie 
in Fuat, weil ja fonft Apportaret Moneret folgen müßte, 
flatt, daß es Apportet, Moneat heißt. "Syn ber Sweibr 
Ausg. wird dieß wiederholt, aber beide haben mich we⸗ 
nigſtens unüberzeugt” gelaſſen. Hat doch ſchon jede 


brauchbare Grammatik die Obſervation, daß auf ein 


Präteritum auch ein Präfens folgen könne, wenn von 
einer gegenwärtigen und fortdauernden Cade die Nede 
ift. So fagt Cicero : Generi animantium omni e(l a 
natura tributum, ut fe vitamque tueatur. Meines Da: 
fürhaltens alfo wäre das recipirte Fuit in feinem Befiß- 
ftande zu laffen, 

llle [uam jemper egit uitam in otio, in eowviuiis, 


Auf diefelbe Art ſchildert Micio feine €ebenéwmeife I, — 


1, 17, 


Ego hanc clementem vitam urbanam atque otium 
Secutus ſum. 


— Beleidigte niemand ins Geſicht — Nulli laedere 
os. Die Nedensart gründet fid) darauf, weil empfinds 
[ide Worte anf denjenigen, welchen fie treffen, öfters 
die Wirkung haben, bafi fein Gefibt fid verzieht, Bei 
bem Auguftin de Civitate Dei l, 9. ftebr dafür: Os 
offendere, 


V. 14. Eja autem, dum fludeo cet, Die gewöhnliche 
Lesart ift; Porro autern 4, fl. , welche , al$ bem Metrum 
entgegen, Faernus mir ber zuerſt angeführten be& Bem⸗ 
binifchen nud Dictorianifdoen Cober vertaujcht bat. 

V. 20, 


4 


V, 20. - Illum, ut vivat, eptant.: Donat: Sic ve- 
teres loquebantur. Nos vero dicimus 4 cpzam', non 
ilum. 


re Dr dur: 

— * wenn nun — * ba iſt ? — Deerit? 
Auch dieſe Stelle dient, wie Donat anmerkt, zum 
Beweiße, daß Demea nur Beſſerung affectire, daß die 
alte Mißgunſt unb. Schadenfreude ibn feineswegs vers 
laffen habe, —Webrigené bat viele Aehnlichkeit mit dieſem 
ganzen 33. Cicero pro M, Coel, 16. Si egebis, tibi 
dolebit; mihi fat eft , quij, actatis quod reliquum ett, p 
lectem meae. : 
kd gröfere noch: 

Plast. Trin, II, 2, 38. 
Mihi quidem aetas acta’ft ferme: tua ifluc refert 
maxume, 


- Dritter Auftritt. 


"£z Schönen Dant! — Gratiam babeo, Der lateinis 
ſche Ausdruck iff Poppelfinnig ; und fo fell e$ aud) ber 
deutſche ſeyn. Syrus, mit dem neuen Syſtem des al: 
ten Murrfopfs med) unbefannt , hält alles für Spbt— 
terei. Daher veill er fich für die Guttbaten deffelben bes 
danft haben, b. b., ihrer germ. entbebren , und deswe— 
gem betbeuert Demea, baf es ernfilich damit gemeynt 
fey. Die Interpreten, den einzigen Weſterhov aus— 
genommen, haben das überfchen. 


Vierter Auftritt. 


V.1. Fgo buc ad bos. provifo, quam mex virginem ar- 
coffant, Aehnlicy kommt revi/o vor Andr, Il, 4, 1. Revip, 
quid agam, Die gewöhnliche Lesart ift: Arme ad hos cet. 
Ka wofür 


150 |^ -)e( — 


wofür aber der Codex Bembinus und die zwei liefen 
Handfchriften Benrley's beffer bue Aejempoosc on 


— 23b... wie beiſſen du Doch geſchwind ? — "ob, 
qui votare? Gá ift offenbar falfd), weum manche Erklaͤ— 
ser behaupten, Demea babe ben Sklaven gar nicht gez jez 
kannt, unb dieß darauf gründen, weil er den Namen 
eeffelben nicht wiffe. Demea lobt ibn gerade auf der 
Seite, wie er ihm IM, 4 von dem Hegio mar empfobe 
len worden. Auf feinen Namen konnte er fogleich fid) 
nicht befinnen. So ohngefähr ſchon Donat., — Der 


felbe Ausleger bemerkt mit Necht , daß es SSermabrlos — 


fung der Erziehung, Armutb des Ausdrucks unb Mans 
gel au wirklichen Mohlwollen andeute, wenn der Alte 


diefelben 9Yerbeigunaen bem Geta tbut, wie in der vo⸗ 


rigen Ccene den Syrus. 


— Sie urtheilen febr gätig von Ihrem Diener — 
Bonus es, cum bacc exiflimal, Die dormel ift eine Art von 
Dankſagung auf erwas Angenchmes, ein Lob u, b, gl. 
C. Caspar Dartb, den Wefierbov citirt, Adveríar, Vll 
14. ti 

Fünfter Auftritt, - 

— Quid agitur , Aefehine? Demea redet ihn, ganz 
wider feine Gewohnheit, mir freundlichen Geficht und 
Zone an. Dennoch it Aeſchinus etwas betroffen, weil 
ihm der Alte fo unerwartet aufſtieß. hr du 


V.6. Hor mibi morae efl, Die gewöhnliche Lesart: 
Hoc mibi mora eff, Dafuͤr Bentley, nad) bem Coder Dis 
(totíanag, Merae A, ber noch aufferbem zeigt, wie im 
den alten Hanpdfchriften, wo die Buchſtaben, felbft vers 
fhiedener Worte, nech durch feinen: Zwifchenraum ges 
trennt 


^ i 








—)e( — 15T 


trennt waren , qué Morae ’ft febr leicht Mora eft entſte— 
ben fonnte, Wirklich ift aud) der Dativ dem Sprach— 
hr = Terenz und — angemeſſener. €, IV, 
6; 78. 
pen T. — et hymenatum qui cantent, nbl 
erinnert, bafi die Leidner Handfchriften tibicinae lefen, 
weldyes zu einem umſtaͤndlichen Hochzeitapparat, wie 
rr AM am Anfang der Ecene felbft febildert, mehr 
Auch ſpricht der Alte gleich darauf von — 
— | 


— tniscbtefi du wobl von einem alten Mann Dir 
ratben la(fen ? — Vin’ tu buic fen: aufcaltare ? Diefe € pras 
cé führen fonft geringe Leute, die erft um Erlaubniß 
bitten, ihre Meyuung zu fagem. | &o Heaut. IIl, 3, 
23. (Vin. tu borum fiulto mibi SD ein Sklave zu 
feinem Herrn. 

V.9. Hymenaeum , turbas, lampadas, tibieinas, ‚Die 
Dacier bemerkt, daß mit dem allen die Braut in das 
Hans des Bräutigam geführt wurde, unb daß folgende 
ganz ähnliche Stelle des Aucian, «x «voro, ai Je: 
(uBey , xoi uueam adeslug vias, ermutblid) aus dem Me⸗ 
nander entichnt ift, 

— Sieb, fieb , wie lieb man auf einmal mich be: 
Fommt — Euge, iam lepidus vocor, Auch -diefe Ctelle 
dient zum Beweiß, daß die Einnesänderung des Demea 
blos Maske auf eine kurze Zeit feyn fell, Dieß bat 
(don Donat erinnert. 

Der Babylo (v.17.), welcher ben Auslegern von 
jeber ſoviel zu fchaffen gemacht bat, ift am wahrfcheins 
lichften Micio. Die Babylonier, Meder und Perfer 

$ 5 waren 


o 


V 


152 — jo( — 


waren burd) Lurus und Verſchwendung bei aller 
Welt fo berüchtigt, daß ſchon ihr Name für einen gros* 
thuenden Praffer galt. So erklärte der Scholiaft des 
Juvenal zu Sat, Ili, 221. — Meliora et plura reponit Pere — — 
ficus arborum lautifimus — unfere Stelle: y, Perficum quat 
divitem pofuit, eo quod Perfae divites, Sic Horatius ; 
Perficos odi, puer, apparatus; Terentius : Dinumeret 
nunc ille Babylo viginti minas, — Uebrigens haben 
überhaupt die Worte V. 16. u. 17. ihre großen Schwie⸗ 
rigkeiten; ferm Wunder alfo, baf die Erflärer fo febr von 
einander abweichen. Mir jcheint Bentley , bem aber [don 
í&ugrapbius vorgegangen ift, ben Knoten am glücklich 
ften entwirrer zu haben. Seine Crflárung ift folgende: 
wenn gleich mein Bruder, der Praffer, 20 Minen für die 
Saͤngerin Dergegeben bat, und wenn er auch, bie Gunft 
ber Burſche zu gewinnen, nod) einmal foeiel aufiwenden 
follte ; was tbut'é? ich verdiene jegt nicht minder Dank, 
als er, ober, (wie Eugraphius umjchreibt ) ich bin nun 
ploͤtzlich ein charmanter Vater, ( Ego lepidus ineo gra- 
tiam ) und das fofter mid) feine 20 Minen, das foftet 
mich — garnichts. Bei dieſer Erklaͤrung wird A (nicht 
ili) Babylo, nach den meiſten Haudſchriften, gelejen. — 
Die Sotibr. ließt: ubi nunc item dinumeret, ftatt, 
iube nunc iam dinumeret ; aber, wie fie jeldjt jagt, aus 
blofer Eonjectur, obne alle Auctoritaͤt. 

Co Leber die Straffie — Per viam, Das war, wie 
Bentler bemerkt, die Scene, Weber dieſe, bhinft mir, 
follte Pamphila nicht getragen werdem‘, weil e$ feinen 
guten Eindrud würde gemacht haben, als Wöchnerin fie 
vor der Zufchauer Yugen zu bringen, a 


.* 





— )o( — 153 
lees D nom Ouf Auftritt 


V.2. Et ba re, et alis omnibus cct, Nach ber ge: 
woͤhnlichen Lesart: Eti» hae re e.a. o. Aber Bentley 
bat. bie Präpofition berausgeworfen, weil fie in feinen 
und des Saernus Handſchriften faft insgefamt fehlte, 


x^" V. 5. Nec qui eam re/piciat, quisquam eft: fola eft, 
Gerade fo fihildert Coftrata felbft ihre Lage II, r, 4 
o 0 Miferam me , neminem babeo y jolae [umus, 
Und Geta Ill, 2,55. Nam hercle alius memo rejpicit nos. 


Zu dem afınus (v. 12.) fagt Donat: Aptum con- 
vicium grandiet fatoo, — T 


— Alter Narr! — Delre, — Senat bemerft an 
mehreren Stellen, daß delirare von Alten, bie wieder 
Findifch werden, uͤblich fep. Vergl. oben IV, 8, 43. und 
Cicero de Senect. c. 11. 


Zu 9, 15, macht Donat die von Leſſing (C. C, 
37. f.) benußte, aber wohletwas gezwungen erflárte Note: 
Apud Menandrum fenex de nuptiis non gravatur. Ergo 
"Terentius £verzixos, Das beift, beym Menander fträube 
ber Alte fid) im Geringften nicht gegen die Heurath; 
hier alfe habe Terenz ald Erfinder und Verbeſſerer fid) 
gezeigt Mit andern Morten heißt dag, nad) meiner Eins 
fibt, Terenz babe eine unnatüirliche Stelle beim Menan— 
der menigftené gemildert und erträglicher gemacht. So 
nahm es fchon ber von Zeffing (Siehe €. 57. f.) anges 
führte englifche Ueberíe&er des T., Colman. 


V. 20. Vis efl baec quidem, Aehnlich fagt Gáfar beim 
Suetonius c, 82. zu demjenigen feiner Mörder, welcher 
ben erften Angriff wagte: Ifta quidem vis ef, 
— Nu 


^ 
" 


154 set. 


— Mit meiner, vorigen Bitte mite e es in P» anri 
richtig; aber wie febre mit oem , was ich noch auf 
oem verzen babe? — Hoc confit , qued volo : quid nunc 
quod reftat ? 3o folge der gewöhnlichen, ſchon vom De 
nat angenommenen, Lesart, wel ich fie ganz natürlich 
und bequem finde, (Min vergl, damit Audr, I, 1. fin, 

- wo cowfore eben jo gebraucht ift ). Die Zweibr, erinnert 
zwar dagegem, es feo unſchicklich, daß Demea mitten iin 
ber angelegentlichitem Unrerredung. dieje Worte für fich 
ſollte geſprochen haben, ‚Aber wozu wäre das auch nö- 
thig? — Bon ben verfchiedenen Künfteleien b, b. €t. ©. 
bie Sweibr. in den kritiſchen Noten am Ende. 


— Das du an den erſten oen. beſten 
pflegſt — Quod locitas ſoras. Schon Donat ift mir in 
dem angenommenen Sinne des Wortes foras vorgeganz 
gen, indem er e$ erklärt; Nefcio cui alieno, — _ 


Letzter Auftritt. 

Zu 8, 5. macht Donat die richtige Bemerkung, 
baf dem ;Demea auf die Srage nach des Syrus Verdien- 
ften nichts beifallen wollte, und daß eben deswegen die: 
fer ſelbſt ihm aushilft. Denn bei jeder Manumiſſion 
wurde allemal die bewegende Urfache angegeben, 


— Sorgteſt für eine woblbefeste Tafel, wenn an» 
ore Faum an's Sräbftäd dachten — Apparare de die con- 
vivium, ©, oben bie Note zu Prandum — che Ad. 
IV, 3, 33. 


Den von mir ausgedruͤckten Sinn be Gaudeo (v,15.) 
beftátigen viele ähnliche Stellen unfers Dichters; €. 
Eun. V, 11, 2, 3. (Pb. Gaudeo, C, Satis credo.) 

— Wenn 


nd 


APO. 155 

— Denn da ibm ein Paar Kreutzer in die Band 

giebſt — & buie. aliquid paululum prae mann dederis, 

Eben fo fommt die Formel prae manu vor beim Plautus 

Bacchid, IV, 3, 9. 
^. ^ Patri reddidi 

Omne autüum amans, quod fuit prae mans, 


e 


— Zur Leibesnahbrung und Nothdurft — Unde 
statut, Auf die namliche Art gebraud)t das Wort uti, 
wie Wefterbov bemerft, Cicero ad Att, XI 11. atque 
hoc ipfum iam prope confumtum cfl, Quaere id quoque 
velim cum illa videas ut fit, qui uramur, 


— Hiche foviel — oe viiw, Donat erklärt 
tlef vollkommen richtig: Negatio eft floceum oflenden- 
tis, aut quidjtale, Es ift einerlei mit: Huius mon faciam, 
oben 1], 1.9. Dei der lettern Ctelle citirt Zindenbrog 
das (erdichtete) Epitaphium des Carbanaypalus : 

i e fon 
se3 , zu mn, xui walı, 
(| 44 a. Ta «Dunn 
un TR TkTE afım, 
Io » rerw apu gerade fo erflärt wird vom ArrianAlex- 
andr. araßer, lib. II, ver «4o amirceris, ermig di XEM 


mi 7" „ers meiwci, 


* Uebri⸗ 


156 Tc»e Rn 

Uebrigensbewundert Donat zu V. 27. die Feinheit 
des Terenz, der zum Beſchluß des Stüdes alle verguägt 
unb gluͤcklich abtreten laffe, und das durch bie Vermittes 
lung des Demea, welcher die ganze Koinddie hindurch der 
ewige Freudenflörer gewefen war, Mir inbeffen duͤnkt 
diefe Metamorphofe — ſey fie wirklich, oder bloß Larve — 
etwas unnatürlic und zu weit getrieben, Es ift wider 
die Natur (ſagt Voltaire, ganz richtig, wie mir dankt,) 
daß ein Alter, der 60 Jahre aͤrgerlich und ſtreng und gei⸗ 
tzig geweſen, auf einmal luſtig und hoͤflich und freigebig 
werden ſollte. (S. Leſſings Bemerkungen ped ena 
der gleich zu Anfang. ) ur ne 


V.29. erklärt die Zweibr. das if/j burd) urbani ho- 


mines. cf. Alt. f, 1,18. Allein diefer Ciunpafit ſchlech⸗ 


terbingé nicht hierher. Demea ment die beiden jungen 
Leute und die Sklaven, welche er burd) das veraͤchtliche 
iſti bezeichnet, T 





Phormio. 


Dieſes Stuͤck wurde bei ben Rhmifchen Spielen, als 
8. Poſtumius Albinus und €. Comelius Merula curnlie 
fche Aedilen waren, von ber Gefellfchaft des Y. Ambi— 
vius Zurpio und des £, Atilins von Pränefte aufgeführt. 
Die Mufif, wozu er bie ungleichen Flöten nahm , be- 
forgte Flaccus, des Claudius Freigelaffener. Das Luft: 
(piel ift ganz aus dem Griechiichen des Apollodorus ges 
nommen, und heißt im Driginal Epidifazomenos. Un: 
ter bem Gonfulate des G. Fannius und M. Valerius ( b. 
b. im Jahr Roms 592, vor Chrifti Geb. 159. ) wurde e$ 
viermal ( nad) 3Inbern : zum viertenmal) gegeben. 


= 





Perfonen. 
* Pbaͤdria. J 


Der Prolog. 

pbormio, € dimarefer. 

Demipho, Vater des Uns 
tipbo. . 

Antipbo. 

Gera, Shave des Demipho. 

Jorio, Suppler. 


Chremes, Vater des Phaͤ⸗ 
tria. 


Stumme Perfonen. | uj 


- 


Gopbrona / Amme. 
Nauſiſtrata , Frau des 
Chremed, * 
see — Freunde 
Cratinus b de. 


Erito . Demipho⸗ 


avus, Sklave. 


Phaniam, Gattin des Antipho. 
Dorcium, Sklavin. 


Die Scene ift zu Acben 1 





— 





x Prolog. 
Tener a alte Dichter, der bisher vergebens daran gear⸗ 


beitet hat, unſerm Terenz ſeine lieblingsbeſchaͤftigung 
zu verleiden, und ibn aufer &patigfeit ju feßen, 
fudt nun but) Schmaͤhungen ihn von der Autorſchaft 
abzuſchtecken. Hören Sie, mas er ibm vorwirft! 
a Seine bisherigen Luſtſpiele ſehen zu ſimpel, und 
der Ausdruck zu niedrig, 4 Vieleicht, weil es ibm 
ie eingefallen iſt, einen raſenden Juͤngling auf die 
uͤhne zu bringen, der ein Reh voruͤber laufen und 
n Hunden fo hitzig verfolgt werden fibt, daß es 
mit thränenden 2fugen ihn bittet , fein Beiſtand zu 
fepn. MWüßte der Mann, das der Beifad, meiden 
diefed Stüc bei feiner erften. Vocſtellung erhielt, nicht 
| ſowohl auf ſeine, als der Schauſpieler Rechnung 
komme; fuͤrwahr! fein jetziger Angriff auf ung wuͤrde 
minder verwegen ſeyn. Wenn indeß jemand unter 
Ihnen, meine Herrn, den Handel aus folgendem 
Geſichtspuncte anſieht „waͤre der alte Dichter nicht 
zuerft mit feinen Mecfereien gefommen , fo hätte eà 
dem Neuen an Stoff zum Schmaͤhen, folglich an 
Stoff zu einem Prologe gefebit^ bem mag dieſes 
zur Antwort dienen. “Hier fommt e$ darauf dii, 
wer den Preis erringet ; mornad) jeder fib beftreben 
darf, der für bie Bühne arbeitet. Unſers Gegners 
Abſicht war, den Terenz von feiner Beſchaͤftigung 
1 abiur 


79: 


160 mz 

abzubringen , und ihm dadurch fein Brod zu rauen; 
da dachte denn freilich dieſer, wie er jenem an 

ten, nicht, wie ec ibi eins verſehen möchte, Hätte 
bet alte Dictsk gt von uns geforochen, nit wiliden 
ihm nichts ſchuldig geblieben fepn 5. urb fo muß er 
aud jezt benfen, daß man in mit gfeihee Münze 
bezahlt habe. Doch ic wid. num aufhören, von dem 
anne zu fprechen , ohngeachtet er an feinem Theile 
nie aufhört, uns zu reiten, — Hören Cie jeht, 
was ich für ein Anliegen an Sie fat. 36 tiefe 
Ihnen ein neues Ctüt, das int Grlede han ep 
dikazomenos heißt. Terenz — in feiner fateinifthen 
Umbildung — nennt e$ Phormio, weil phormnio, 
ber Schmatotzer, bie Dauptrolle darin fpielen , umb 
gleichfam der Mittelpunct der Handlung fern wird; 
darf anders unfer Dichter ihre Gewogenheit fid 
verfprehen. Schenken Cie uns alſo Stile und 
gütige Aufmerffamfeit , NR defe, vele 
damals, als unfte Geſellſchaft vot und lint 
nicht auf bem Theater bleiben konnte, Nur der be 
ſchicklichkeit unfter Echaufpieler , vorzüglich aber 
Ihrer Nachſicht und Billigkeit, hatten wird ju ban 





fen, daß mir dahin zuruͤckkehren duͤrften. 
t anasid rome Ms 
ern vn 
7, : «16d 
o NY 


Krfier 





— )o( — 161 





Erfter Aufzug. 
Erfter Auftritt. 


Davus. 


Da machte mir geftern mein alter Freund tmb Lands— 
mann, Gera, einen Befuch, Er hatte ſchon lánaft von 
einem Capitaͤlchen noch eim kleines Neftchen bey mir ftes 
ben. Dieß ſollt' ich ihm aufbringen 5^ id) thats; bien, 
hab? idbé. Denn wie ib höre, bat fein junger Herr 
eine Frau genommen; für die, vermuth' ich, wird dieß 
als Geſchenk zufammengefrast. Das neun? id) mir eis 
nen verkehrten Branch ! Wer felbft nicht viel bat, muß 
fiers dem Reichen mod) dazu geben. Was ber arme 
|. €delm von feinem. Deputate fih am Munde abbrach, - 
und Hellerweiß mit Mühe zufammenfparte , das reift — 
jene num auf einmal aw fib , ohne fid) was davon 
träumen zu laffen, init wie fauerm Schweiße e& erwor— 
ben ward. Dazu wird der aute (eta ſchon wieder mit 
einem Gefchenfe behgefucht werden, wann die Dame 
in die Wochen kommt ; und dann wieder mit einem, 
wann des Knaben Geburtstag einfällt; iam fie ihn 
in bie Bürgerlifte einfchreiben laffen-. . . Alles dad 
‚wird die Mutter ſich zu Gemütbe führen ; der Knabe 
giebt den Namen zu den Präfenten ber. Aber fieb ba! 


Geta. 
Zweiter Auftritt. 


Geta. Davus., 


Gera, (ins Haus hinein) "Wenn ein gewiſſer Roth— 
Fopf nad) mir fragen follte . . . 


Tr $3 Davus. 


162° dej jo 
Davus. Di ift er, laß es qut fet, — 0 
Geta. (word) Der Henker! (laut) Sieh bod)! 
eben wollt’ id) zu bir, Davus, — Y 
Dapus. Hier, Freund! lauter guted Geld, und 
richtig gezahlt, fo viel e$ nod) betrug. F 
Geta. O du biſt brav! Dauke, danke, daß bu 
dir's ſo angelegen ſeyn ließeſt. DP 
Davus. Freilich, wie fies heutzutage machen, 
So weit ift e$ gefommen ; menn. jemand eine Echuld 
abträgt, muß man es ihm grofen Dank wiſſen. Uber 
warum fo niedergejchlagen ? "om 
Geta. Sd ? Du meift alfo nicht , im welcher 
Surdt, im welcher Gefahr wir Leben. | 
Davud, Was habt ihr denn? 4 
Geta, Du ſollſt e$ hörem, Nur mußt ba ſchwei⸗ 
gen können, AR 
Davud Geb mir, Gef! Du haft mich bey dei: 
nem Geld als ehrlichen Mann gefunden, und nimmft Ant - 
fand, mir ciu Paar Worte zu vei 1? Was für einen 
Profit hätte ich denn dabei, bid) jn hintergehen ? 
Geta. Qo» böre denn, 
- QDavué. 3d ftebe zu Dienft. 
(Seta, Davus, kennſt du den Älteren Bruder utis 
ſers Serm, den Chremes, | 
Davus, He! warum nidt ? | 
Geta, "Xa? auch feinen C obit Phaͤdria? 
Davus. So gut, wie dich. ] 
Geta, Da field’ den beiden Alten au gleiches Zeit 
ein, zu verreifen ; jenem, nad Lemnus, unſerm, nach 
Eilie - 





3 


— 329€. 163 


Cilicien, zu einem alten Gaftfreunde, Der hatte ibn 
durch Briefe, worin er ibnt, fo zu jagen, goldne Berge 
Seir dahin gelodt, 


Davus. Sbu, der fd)ow fo über und Ale viel 
batte ? 

Geta. Ctill davon! ber ift mut einmal fo. 

Davus. 5a! id) folte ein grofer Herr feyn! 

. (Geta, Die beiden Alten, wie fie abreißten, ließen 
en Söhnen fo gleichjam zum Hpfmeifter ba, 

Davus. Ab, Geta, ba haft du ein ſchweres 
Ehrenamt angetreten, 

Geta. Wohl wahr; id) weiß davon zu reden, 
^a, ja, mein guter Dimon muß an jenem Gage im 
Zorne een mir gewichen ſeyn. Anfangs bielt ich ihnen 
das MWiderpart ; alleit . . , Kurz, ich wollte die Treue 
gegen den Alten wahren, und büfte darüber beimahe 
meine geraden Glieder ein. Da dacht’ ich denn auf ein: 
mal: welcher Unfinn, gegen den Stachel zu [ed'en? 
Und fo fieng id) an, mich nad) ihnen zu bequemen, ibz 
nen in allem zu Willen zu leben, 


Davbus. Co muß man's anfangen, um guten 
Markt zu machen. ^ | 


Geta. Ueber Unfern hatten wir anfangs nicht die 
geringſte Klage, Aber da ber Phaͤdria traf fogleich auf 
eine junge Harferjpielerin, in die er fib. fierblich wer: 
liebte. Das Mädchen war in Dienften bei dein áraften 
Filz von Ruppler, unb er konnte ihr nicht das Geringfte 
geben; dafür hatten die Väter geforgt. Es blieb ibm 

alfo weiter nichts übrig, als feine Augen zu meiden, 
' $3 ihr 


164 -:)o0( — 


ihr nachzugehen , fie in die Mufikjchule , imb wieder 
heim, zu führen. Wir, weil wir nichts Beſſers zu thun 
hatten , leifteren ihm dabei Gefellfchaft. Dem Haufe 
ihres Mufı Imerfteré gegenüber war eine Varbierftube ; 
hier warteten wie gewöhnlich, bis fie wieder heim gıeng. 
- Einft indem wir da fo fißen, tritt ein junaer Menich 
mit nafgeweinten Augen herein, Wir, darüber betrof⸗ 
fen, fragten ihn, was ihm fehle. „Ach! ſprach er, 
niemals duͤnkte mir die Armuth eine (p ſchwere, Par 
ende Bürde, als vor wenigen Augenblicken. Eben 
femme ich von einem armen Mädchen hier in der Nach— 
barjchaft , das über ben Tod feiner Mutter untröftlich 
ift. Die Leiche lag ihr gegenüber ; und fein Freund, 
fein Bekannter, kein Verwandter, der ihr geholfen hätte, 
Anſtalt zum Begräbniß zu machen, bis auf ein einzi⸗ 
ges altes Mürterchen, Mich jammerte ihrer, Und das 
Mädchen it wunderfchön. ^ Kurz, wir waren alle ges 
rührt, — Sen QAugenbli nimmt Antipho das Wort: 
meynt ibr nidbt, wir geben bin und feben fie? Der 
Andres Allerdings, Fommt! Kieber, bring uns su ibr. 
Mir gehen, kommen , feben, in fchönes Mädchen; 
was man um (o mehr fagen feunte, weil ihre Schönheit 
durch nichts erhöht wurde, Ihre Haare zerfireut , der 
Ruf unbededt ; fie felbit abgehaͤrut, betbrànt, ſchlecht 
getleidet, Sauter Umftände, die, wäre fie nicht fo vers 
züglich reitzend gewejen , ihre Reitze hätten berbunfela 
mien, Der Andre, von jener Harfenfpielerin fd)on 
acfeffelt , fagte weiter nichts, un ı ein gam artiges 
Maͤdchen! Untipbo aber . x» 


Davus. Ich fam mir'é esten d ber verlisbte 
fid) in fie, 
eta, 





— )o( — 165 


Geta. Aber weißt tu aud), bis zu welchem Grade? 
Höre nur, wie weit, er's treibt. Des andern Tages geht 
er ſchuurſtracks zu der Alten bin, ‚und bittet fie inftàn- 
dig, ibm das Maͤdchen zu verſchaffen. Sie aber ſagt: 
mit nidten. ‚Da verlange er etwas febr Unrechtes, 
Das, aͤdchen fen eines Atbenienfifchen Vuͤrgers Toch— 
ter, 9 brav, und von braven Neltern. Wolle er fie 
zur Gattin ‚ fo fbnne er nad) ben Gejeben fie haben; 
"oid aber ſchlechterdings nicht. Da wußte num der 

(d nicht, was er machen follte. Er hätte fie herz— 
lich; gern geheuräther, aber ba war ihm bange vor feinem 
abwefenden Vater, 


Davus. Sollte ihm benu fein Mater , ^ menm er 
zurücgefommen wäre, das nicht willfabrt babe ? 
Gera. »Den ſollte ihm ein armes , unbefanntes 
Mädchen ‚geben?, In feinem Leben nicht... 
— Davus Sun; waó fommt denn da am Cube 
Write? 

o0 eta. Was heraus; Fommt ? Es ift. bier ein aec 
wilfer Schmarotzer, Namens Phormiv, ein frecher Kerl, 
bet... ..0 hiengit du bod) am Galgen ! 

; Davus. Was ‚bat denn der getban? 
- Geta. Er hat iim folgenden Anfchlag gegeben, 
^is. haben ein Gejeß , daß verwaifte Mädchen ihre 
| n Anverwandten beuratben, follen;, fo wie diefen 
daſſelbe Geſetz es suc Pflicht macht, mit einer folchen 
Derfon fib zu, verbinden, Ich alfo will behaupten, du , 
ſeyſt mit ihr verwandt, will mich für einen Freund ihres 
Vaters ausgeben, und dich belangen, Wir erfcheinen 
vor Gericht; hier will ich, wer ihr Vater geweſen ſey, 
i315 0) x 4 " wer 


166 — )o( — 


wer ihre Mutter, in welchem Grade ber Verwandfthaft 
fie mit bir ftebe — das alles will ich baberlügem. Du 
wift natuͤrlicherweiſe nichts von meinen Gründen wider⸗ 
legen, und fo werde ich leicht gewonnen Spiel haben. - 
Freilich, kommt dein Vater, dann iſt ein Proceß mir 
erſchienen. Aber wie Noth darum? Gemg * wir 
das Maͤdchen haben.“ 

Davus, Ein komiſch frecher Streich H ge 

Geta. Dem Burfchen leuchtete ‚das ein; ber 
Handel geht vor fid) ; fie erfcheinen; wir — er 
nimmt fie, 

Davus Mas bu faaft! 

Geta. Nichts anders, 

Taeus, Armer Geta, was wirds mit bir — 

Geta. Das weiß ich nicht, bei meiner Ehre! 
Aber das weiß ich ich, es komme, mas wolle, © »ito 
€8 mich nicht niederfchlagen. ^ 

daeus, 9rae! Das heißt ald Mann — 


Geta. Meine ganze Hoffnung fet? id) auf mich, 

Davus, , Echön ! 

Geta, Was? follte ich etwa zu einem —— 
meine Zuflucht nehmen ? Nun ja, der möchte ohngefähr 
fo eine Vorbitte einlegen : Sür diesmal / Zieber , lag 
ibn geben; aber kommt wieder nur das Geringfie, 
dann fag! ich Fein Wort. Am Ende fett wohl noch gar 
hinzu : Warn ich draus bin , fo ſchlag ibn —— 
gen tobt ! 

Doteué, Mun aber der Herr Pädagoge mit re 


Harfenipielerin? wie treibt'é denn ber? 
Geta, 





-)e( -— 161 


Geta, Co, fo; piano. 

Davus. Er bat wohl wicht viel, was er ihr 
geben fann? ? | 
Geta, D! gar nichts, aleblofe Vertröftungen, 

Davus. Iſt denn fein Vater wieder angelangt? 
^ (Geta. Noch nicht. 
Davus. Nun, auf wann erwartet ihr denn eu— 
ern Alten? 

Geta, Für gewiß kann ich's nicht fagen. Aber 
wie ich chen höre, ift ein Brief von ihm eingetroffen und 
den Zollfchreibern zugeftellt worden. Den will id) holen, 

Geta, Haft du mir ned) aufferbem was zu far 
gen, Geta ? 

Geta, Weiter nichts, alé meine guten MWünfche, 
(i$ Haus hinein) He da, Zunge! hört denn niemand ? 
Da, nimm das, und gicb'$ ber Dorciu, 


Zweiter Aufzug. 
Erfter Auftritt, 


Antipbo. pbáoria. 

Antipho, So weit alfo ift e$ gelommen, Phaͤ⸗ 
dria, bafi id) nicht ohne Zittern an die Ankunft meines 
Vaters denken kann, der es doch fo herzlich gut mit mir 
nennt? Ach! wäre ich nicht unbefonnen gewefen , ich 
würbe ibm erwarten , wie fich’& gebübret. 


Phaͤdria. Wie foll ich das verfichen? - 


X5 Anti—⸗ 


|. X68 — 0 er 


Antipho. Du frag? bu, ber Vertrante meiner 
verwegenen Handlung ?,D möchte e& doch niemals bem 
Phormio in den Sinn gekommen fepn , mir fe was zu 
ratben; ach! daß er mich im Gener der Leidenfchaft nicht: 

j bem Schritte verleiter hätte , ber die Quelle meines 
ganzen Mißgeſchicks iſt! Ich hätte fie fo nicht bekom⸗ 
men; das würde mich auf ein paar Tage geſchmerzt has 
ben; aber dafuͤr würde diefer unabläffige Kummer mich 
nicht Ängfligen ... —— ra 

Phadria. Hör Einer mur! |. - 

Antipho. Während id) voller Erwartung bin, wie 
bald der kommen möge, der biejem Umgang mir ent: 
reiſſen wird, 


Phaͤdria. Andre befinden fid) übel, weil ber 7 
Gegenftand ihrer Liebe ihnen fehlt; bn bármft dich, weil 
du ihn im Uebermaafe haft» Bei dir, Antipho, herrſcht 
die Sättigung der Liebe, Denn wahrlich! fo eim Leben, 
wie das Deinige, ift, was man mur Wuͤnſchenswerthes 
nennen fang, 3a i bei allen Goͤttern ſchwoͤre ich dir’s, 
Tönnte ich den Genuß meiner Liebe fo lange haben, mein 
Leben würde ich dern dafür bingeben, Denke bir nun 
das Uebrige hinzu, wie ich bei meinem Mängel mid) 
befinden muß, und du imr Gegentheile dich bei deinem 
Ueberfluffe! Davon nichts zu gedenken , daß. du ohne 
ben geringften Anrfwund ein freigebohrnes, mohlerzor 
genes: Mädchen betommen baft , daß bn Qbeman- ges. 
worden bift, ohne deinen Ruf im minbeften yu. verlegen, 
was bu bir immer winfchteft. Kurz, ou baft alles, was 
zum vollfommenen Gluͤcke gehört, mur Ciné. gu Bu 
die Sunft, e$ mit Zufriedenheit, zu tragen. Du follteft 

einmal 





= )o( — 169 


einmal mit fo einem Kuppler zu thun haben, wie ich, 
bann wuͤrdeſt du es empfinden. Doch, fo machen wir's 
alle gewöhnlich: Keiner ift mit feinem Loos zufrieden. 

Antipbe, Aber gerade du, Phaͤdria ; icheinft 
mir jest in einer glüdlichen Lage zu ſeyn. Noch immer 
ſteht es in deiner Gewalt, dich zu Einem oder dem An— 
dern zu entſchließen; deine Liebe fortzuſetzen, oder ihr 
zu entſagen. Mit mir iſt es leider! ſo weit gekommen, 
daß ich weder im Stande bin, mich von ihr los zu reißen, 
noch ſie fortzuſetzen. Aber was iſt das? Iſt es nicht 
Geta, der in vollem Laufe auf uns zukommt? Ja, ja, 
er id, — D id) Unglüdlicher, was für Neuigkeiten 
wird der mir bringen ! 


I 


Zweiter Auftritt. 
Beta, Antipbo, Pbädria. 


. Geta. (ohne tie Beiden zu (eben) Du bift verloren, 
Geta, wenn du nicht fchleunig eine Auskunft für dich 
zu erfinnen weißt; fo viele widrige Zufälle, auf bie du 
nicht gefaßt wareſt, ſchweben auf einmal ber deinem 
Haupte. Mie id) ihnen ausweichen, wie id) mich Ios» 
winden foll son ihnen, das weiß ich Eins fo wenig, als 
das Andre. Denn e& ift nicht möglich, daß unfre Ver: 
mwegenbeit länger geheim bleibe. 
9(ntipbo. Was bat denn der, das ibn fo be: 
unrubigt ? i 
Geta. Und dann ift es mur eim. Augenblick, ber 
mir hierzu vergonnt ift; mein Herr ift angelangt. 


Antipbe, Was für ein Unglüd mag das jenn ? 
cta. 


179 - )o(l — 

Geta, Hört er’s, welches Mittel Bleibt mir qe: 
gen feinen Zorn übrig ? Red’ id) ? Das wird ibn immer 
mehr entflanmen, Schweig' ıch? Das wird ibn vollends 
wild machen, — Cell ich mich rein wachen ? das fief, 
einen Mohren wachen. Wehe mir Armen? ich bin für 
mich in Sorgen, aber noch peinoeller ift die Unruhe, die 
mir Antipho macht, Der jammert mid); für den ift 
es mir bange; der halt mich bier, Denn wárebiejer nicht 
im Spiel, ba wollt’ id) mid) ſchon vorgeſehen, und dem 
Alten fein grämliches Mefen vergolten haben, Ich haͤtte 
dann etwas éimgepadt , und mich ungefäumt auf die 

Süße gemacht, 

Antipho. Don was für einer Slud)t und Ent: 
wendung fpricht denn der? 

Geta. Aber wo find’ ich ben Yntiphe? oder mo 
ſuch' id) ibn am befteu auf? , 

Phadria, Er nennt oid? 

9 mtipDe. Mir ift, als wenn mir ber febr unanz 
genehme Botſchaft zu bringen hätte, " 

Phaͤdria. Geh, bift bu Hug? | 

Greta. Ich will fort nad) Haufe gehen; ba ift er 
mehrentbeils. ' 

Phädria. Stufen mir ben Menfchen zurück. 

Antipbo, Steh, Burſch! d 

Geta, Eich doch! ziemlich gebieterifd) , wer ber 
Herr auch fen. mag, 

Antipho. Gera! 


Beta. 9l! er iſt es felber, ben id) fuchte. * 


Anti 





— )o( — 171 


Antipho: Um's Himmels willen , was bringft 
du? und fages mit einem Worte, menn du "Mns 

Geta. Das will id) tbun. 

Autipho. Sprich⸗ 

Geta. Eben hab’ id) am Hafen ... 

Antipho. Meinen , . . ? 

Geta. Getroffen. 

Antipho. Sch bin verloren, 

Phaͤdria. Wie? 
Antipho. Was fang’ id) an? 
Phaͤdria. (ium Geta) Was fagft du ? 

Geta. Daß id) feinen Vater gejehen habe, Shren 
Oheim. 

Antipho. Denn was fuͤr ein Mittel finde ich Ars 
mer, diefen unerwarteten Unfallabzumenden? Ach! bae 
nium, kommt e& dahin mit mir, daß man mich von dir 
Iosreißet, dann hatdas Leben keinen Reitz mehr für mich, 

Geta. Bei fo bewandten Umſtaͤnden, Antipho, 
müffen Sie doppelt wachen und forgen. Wer brav wagt, 
gewinnt brav. 

Antipho. Sd bin niche bei mit, 

Geta. Das muͤſſen Cie aber jetzt meht als jemals 
ſeyn, denn merft 55r Vater, baf Sie fid) fürchten, fo 
muß er Eie ftrafbar glauben. 

^ Phädria, Allerdings, 

9mtipbo. Ich fann mich wicht anders machen, 
als id) bin. 

Geta. Was würden Cie denn tbun, wenn Cie 
etwas mod) Schwereres ausführen follten 7 


Unte 


172 — )o( — ' 


9intipho, Da id das Gegenwärtige nicht ver— 
mag, ſo wuͤrde ich zu jenem noch weniger taugen, U 

(Geta. Dabei kommt nichts heraus, Phaͤdria; 
alfo fort! Was follen wir Zeit und Mühe — 
hier verſchwenden? Nein, da geh' ich. er . 

$bàbria. Sd aud. ^ — Poe 

Antipho. O meine Freunde ! [ iid lin id 
eine andre Miene annebme ? Iſt das hinlaͤnglich? 

Geta. Poſſen! 

Autipho. Seht mir nur recht iw& cid. Nun, 
* fo recht? 


Gute vet 065 rmt dr gam orem | 
Antipho. Nun, aber fo? gie 
Geta, Beinahe. 3, sduri 


Antipho. Mie aber jet? — pec L 

Geta, So recht. Dabei laffex — geben 
Sie ibm Wort um Wort ‚bleiben Sie ihm nichts ſchul⸗ 
dig, damit er nicht purd) feinen Seen von uen 
worten Cie eintreibe. 110 jun 

9(ntipbo. Schon redit. d n" 

Geta. „Sie jenen mir davit, ‚gegen &ihren 
Willen, durch das Geſetz, durch die Sentenz des Nichz 
ter& dazu gezwungen worden“ verjiehen Sie? Aber ier 
dft ver Alte, den ich da unten die Straße herauflommen 
(ebe ? : 

Antipho. Er iſt es. Da bleibe id) nicht. 

"reta. Ha! was machen Sie? wo wollen Sie hin, 
Antipho? Bleiben Cie, bleiben Cie, fag’ id. - 


^o 9Imtipbe. 3d Fenne mich unb mein HAS 
Euch empfehl id) bie banum, u mein Leben. (ab. 


ei 995 1 








= )of — 173 
q5àbria: Was wird es num geben, Geta? 
"Sea Ren" "wird's einen Mifcher fesen ; 

mich — "eber ich müßte mich febr irren — wird man aufs 
hängen unb peitfchen. Aber was wir da eben dem Anti— 
Yhoreingepredigt haben, das wird uns nun jelbft obliez 
gen, Phadria. 
"Ue "9 bübria. Geh mit deinem obliegen. Befiehl 
du mir.bod) geradelin, mas id) thun foll. 
Geta.* Erinnern Eiefic), wieder Handel angieng, 
was ba die Herrn zur künftigen Beichönigung ihres Ver— 
gehens anfübrten? „Es ftp eine gerechte Sache, die 
wichts auf fid) habe, die leicht zu gewinnen, Die vom 
allen Seiten ficher fep, ^ Gehen Cie ,_gerade fo muͤſſen 
Sie es nun einleiten, oder, wo moͤglich, noch beſſer und 
ſchlauer. 
Phaͤdria— Das ſoll plincttidy gefepehen. 
Geta. est machen Eie fo zuerjt an ihn. Ich 
* bier im Hinterhalte ſtehen, Ihnen zum Succurs, 
wenn Sie ermatten follten. 


Dritter Auftritt. 
— Gera, Pbädria, 


Demipboe. ffo bat doch wirklich Antipho eine 
Frau genommen, ohne meine Einwilligung zu haben? 
bat fid) nicht das Geringfte um mein väterliches 9Rort 
— bed) was väterliches Wort? — hat fid) nicht einmal 
um meinen Unwillen gefümmert ? fich nicht geſchaͤmt 
vor mir? Welche Verwegenheit! Ha! Geta, du (gone 


| Nufjeber ! ] 
Geta. 


174 -(o( — | 
Geta, (im Hinterhalt) Endlich einmält ı u 


Demipbo Was werden ſie mir nur (agen ? was 
für einen Vorwand werden ſie enitringe P: E begreift 


es nicht. a 
Geta, Ol der iſt ſchon auſaebrucht; Barum by 
eui er Sorgen, Ru 


Demipho. Wird er mir vielleicht das fagen ? ic 
that’s nicht gerit; das Gefe zwang mich. wes ""- 
ja, das laf id) gelten. | ) 5.53215 

Geta. Recht fo! 1v emt 

Demipho. Aber wider Beffer Wiſſen, unb ohne 
fid zu regen, dem Gegenpart gewonnen Spiel ern 
ben, zwang auch dazu das Geſetz? 2704 

Geta. Da liegt ber Knoten, B 

Phaͤdria— Ich will ihn loſen; ſey ruhig; 

Demipbo. Sd weiß gar nicht, was ich anfanz 
gen fell ; denn eher hätte ich nir des Himmels iufall 
benmütfet, als mir fo etwas träumen laffen, Wohl 
ſollte jeder, wann es ihm am allerbeſten geht, gerade 
dann feinen Cinn darauf richten, wie er bei einem wi: 
drigen Geſchicke fid) benehmen wolle. - Wer von einer 
Reiſe zuruͤck kommt, der benfe nur an weiter nichts, als 
on Gefahr und Verinfi; bald einmal ,, fein Sohn werde 
einen böjen Streich gefpielt haben bald ,, ef werde 
feine Frau nicht mehr am Leben, ober feine Tochter Frau | 
finden. Audern gehe es nicht beſſer.“ Wer fo benft, 
dem wird fein Unfall unerwartet kommen , und wasser © 
anders findet, als er vermutbet , das kaun er für baa⸗ 
‚ven Gewinnft rechnen. E o. 


Jun er 





^ )o( — | 175 


c Geta Es ift doch zum Erftaunen, Vhädria, wie 
weit ich meinen Herrn überjehe. Alles, was mich Wir 
driges treffen Bann , hab’ id) zum voraus berechnet. 
Wenn mein Herr gurüdfommt , weiß ich ſchon, wie 
miré gebt, Da muß ich 3eitlebené in der Mühle mah— 
len, befomme täglich Schläge, geh’ in den Eifen, uif 
Feldarbeit thun. Michts von dem Allen wird mir uner— 
wartet fommen; und was ich anders finde, als ich ver: 
mutbete, das kann id) für baaren Gewiunſt rechnen. 
Aber was zögern Sie, fid) an den Chremmann zu mas 
chen, und ihm huͤbſch freundlich zu empfangen. 

Dem iphor (iubent er ber Phädria blickt) Sieh! ba 
lommt ja meines Bruders Sohn auf mich zu, 

$bábria. Willkommen, theuerfier Oheim. 

Demipbe. Guten Tag. Aber wo ift Autipho? 

Phaͤdria. Sbre glüdliche SInfunft .. . 

Demipbo, Schon recht, beantworte mir erft 
meine Frage. 

Phaͤdria. Er iſt wohl; er ift bier; aber fanden 
Eie alles, wie es Ihnen recht waı ? 

Demipbo. Sd wünjdte e$ wohl, 

Phaͤdria. Wie fo? 

Demipho. Fragſt du, Phaͤdria? Ihr habt, waͤh⸗ 
rend ich nicht da war, eine ſchoͤne Heirath geſtiftet. 

Phaͤdria. Sel ift es das, woruͤber Sie ungehal⸗ 
ten anf ihn ſind? 


Geta. Sieh mir den treflichen Acteur! 

Demipbo. Was? id) ſollte nicht ungehalten auf 
ibn feon ? Kaͤm' er mir nur ſelbſt bor Augen, cr ſollte 
mir's fühlen, daß (ein fonft (o guter Vater num auf euis 
| 9» mmi 


116 | -)e( —& A 
mal der firengite von allen tra ho: und —n 
durch feine € cbulb. "mou oT 
Phaͤdria. Uber, befter Plus je il ja 
nichts gethan, worüber Cie ungehalten fepn Fönnten. 
Demipbe, Sieh bod, wie gut fid) bie zuſam⸗ 
men verſtehen, wie ſie alle in Ein qe blaſen! denar 
man Einen, fennt man Alle, ee 
qbábria. Nicht doch, lieber Oheim. 
Qemipba. but der Cine was Boͤſes, fo ift ber 
Andre fein Vorſprecher; mad diefer Händel, fo vertritt 
ihn jener; Einerrlößt den Andern ab. de 
(Geta. Der Alte hat, ohne e$ su miffem, das ganze 
Benehmen der Burfche nach der Natur gezeichnet 
Demipho. Wäre das nicht , rrr us 
würdeft du nicht fo bei ihm halten, - 


$pbábria. Lieber Oheim, wenn ed ‚am dem | 


ift, baf Antipho fid) was zu Echulden bat kommen 
laffen, etwa dadurch, daß er anf Vermögen oder guten 
Ruf nicht achtere, fo (pred ich Kein Wort, die verdiente 
Strafe von ihm abzuwenden. Hat aber vielleicht ein 
geübter Chicancur uns armen jungen Leuten Schlingen 
gelegt, worin wir hängen blieben; wer hat da kigent⸗ 
lid) die Schuld, wir? oder die Richter? Man weiß ja, 
vete diefe Herrn eó oͤfters machen. Aus Meid nehmen 
fie es dem Reichen, und — ue — bem 


Armen. "94 3 
Geta. Wöft’ ich den Hauhel "iat. id) würde 


glauben, der (agte die Wahrheit. = ;, TEE 
] um ds? vi 
Demis 


"- 5. 





-)o( — 171 
Demipbao. Aber wo in aller Welt ift ber Rich⸗ 


ter, ber deine Gerecbfanten wiſſen kann, wenn du kein 
Wort dich vernehmen aaͤſſeſt, ſo wie Er es gemacht hat? 


$bábria. Cr that, mas von einem wohlerzoge— 
uen Fünglinge ſich erwarten lief. As er vor Gericht 
erjchien, war er nicht im Etamde, jeine Gedanken voit 
fi ich EL geben, 3 Angſt unb Blödigkeit machten ibi. ber⸗ 
ſtu 


mmen. 
BR 73 M I 


Geta. Der fiielt feine Rolle gut. "Aber was zb: 
gere ich , mich auf der Etelle an den Alten zu machen? 
Willkommen lieber Herr! Ich bin erfreut, daß Sie 
gefund mwieder bey uns find. 


Demiphbo, Ab! willkemmen du ſchoͤner Pofmeie 
fier, du Stuͤtze meiner Familie „ in deffen Hände ich 
meinen Sohn gab, ‚als id) abreipte ! 


Gera. Schon die ganze Zeit über muf id) hören, 
baf Cie und insgefamt 9Rermürfe machen, Aber da 
thun Sie uns großes Unrecht , und Mir am allermeiften. 
Denn, jagen Cie, was hätte ich bey der Sache cigent: 
lid) thun follen?. So ein armer Sklave darf ja nach une 


fern Geſetzen feinen Proceß führen 5. nicht einmal fein 
Zeugniß wird angenommen. 


Dewmipho. Das laß' ich alles gelten dud) das 
raͤum ich ein: aus Mangel au Erfahrung ließ ber junge 
Menich ft) (direden ; nun Ja; und Du but Sklave. 
Über wenn fie tauſendmal verwandt mit uns ift, fo war 
es feine Nothwendigkeit, fie zu heurathen. Ihr durfter 
euch nur an beu flaren Buchftaben des Geſetzes halten, 
und ihr die Ausſtattung geben, Dann mochte fie fid) 
Ma and 


178 — )o(- 
einen andern Man ſuchen. Welcher Verfiand, Me 
ein armes Maͤdchen zu bewatben! — — 58 

Geta. Nicht der Verſtand war e$, * fit 
fondern das Geld. 

: Demipho. Er hätte e$ irgend ER Be 
ſollen. T Lq197 : 7 | m 

10712*N I » j^ 2 ' 
Geta. Itgend woher ? nichts iſt leichter geſagt. 

Demipho. Lieber denn auf Zinſen, wenn es an⸗ 
ders nicht moͤglich war, 

Geta. Dh! allerliebft gefprochen, Nur ſchade 
daß, ſo lange Sie leben, ſich ſchwerlich jemand dazu 
wuͤrde verſtehen wollen. 

Demipbo, Hei, nein, ba wird nichts draus; 3 
es kann nicht fen. Um keinen Preis in der Welt werde - 
ich's zugeben, baf fie nur einen Tag feine Fran bleibe, 
Bringt mir doch den Kerl ber, oder zeigt mir, wo er 
wohnt. uS ud 

Geta. Nicht wahr, Phormio? DE, 

Qeripbo, Da ber Anwald des Weiböbildeh, 

Geta. Der fell den Augenblic hier fen. 

Deripbo. Und wo befindet fid) Antipho rt 

Phaͤdria. Drauffen. 

Demioho. Geb, Phädria, fud ihm * und 
bring ihn hierher. | 

Phaͤdria. 2 gehe; (omas Run dem 
Haufe. 

Geta Cleiſe zum Whädria) Der — nämlich). 

Demipho. Ich aber will mid) jeht nach 
verfügen, um den "Penaten meine Cbrerbietung zu 

— 





np IT GE 179 


zeigen. Dann will. ich auf’s Forum. gehen, und einen 
und ben andern Freund bitten, mir bei der Angelegens 
heit als rechtlicher Beiftand zu dienen: damit, wenu 
Phormio fommt , er wich in der gehörigen Verfaſſung 
finde, 


Dritter Marine 
Erfier Auftritt. 
pbormio, Geta. 

Phormio. Alfo er getraute nicht, vor feinem Va— 
ter zu erfcheinen, nud lief fort? 

Geta. Freilich. 

$bormio. Ließ die Phanium im Stidy? 

Geta, So ift’s, 

 Spbormio. Und der Alte ift aufgebrasht? 
| Geta. Gewaltig. 

— Phormio. Du allein, Phormio, baft bier die 
Hauptrolle zu fpielen; bu haft es eingebrodt, du mußt 
es auch auseſſen. Cete dich iu Pofitur ! 

Geta. Sd) bitte bid) . ! 

ai rmi o. ae hut iiu. iu i 2 — Sollt“ er mich 
fragen . 

Get: a, Mir verlaffen und auf dich. 

Phormio. Eich da! Aber falld er ermiebert... 

Geta. Du baft uns verleitet, 

Phormio. Qo, denk ich ... 

Geta. Een unſer Beyſtand. 

Phormio, Her mit dem Alten! mein ganzer plan 
ſteht fertig in meinem Kopfe. 

Geta. Was willſt du machen? 

M3 Phor— 


£i 


188 = 30 = 


Vhormio. Mas hätteft bu gern? — mal 
die Phanium bleibe, daß ich den Antiphe aus Ber Affaire 
' Mee, und den Zorn des Alten blos auf mich binfente? 

Geta, Nun, das heiß’ ich mir einen eutícbfoi 
nen Mann und wahren Freund! Nur, lieber Phormio, 


beunrubi ER Geranfe z Iv en jener, 
Entjchloffenhei en dir am AM b tin t gebun: 


den werden, t (x 


Phormio, Ah! nicht 9; id bin ein alter 
Praktikus, für die Hände ift bereite geforgt. Wie mans 
chen ehrlichen Mann glaubft du wohl, baf ich. ſchon bis 
aufs Blut geängftigt babe? wie viele Srembe ? und wie 
viele Einbeimifche erft ? 5e beifer id) tiefe tannte, defto - 
leichter gieng e& "Cage mir, haft du jemals gehört, — 
daß man einer Beeinträchtigung wegen mich Ru bat? - 

Beta, Wie fommt bad ? van“ 


Phormio. Wie das femmt ? bem Habic und 
pem Geyer, bie bod) Raubvögel fünb , ^ legt man. feine 
dinge; wohl aber.anbern,- bie und nichts gu Leide - 
tbun, Warum ? diefe da kann mam genieſen, bei je: 
nen ift die Miihe, verlpbren, ieh, fo mäffen andre fid) 
fürchten, bei denen e$ etwas auszurupfen giebt; von 
mir wiſſen fie, daß ich nichts habe, Ja, fagft du, fie 
ſtecken dich wohl aar unter ihr Hausgeſiude. Oho! die 
bedanken fid) vor fe einem Freſſer ; wb. darin find ſie 
meines Daplirbaltené febr. geſcheid, daß fte einen feblech: 
ten Crreid) nicht mit ben größten 98obltbaten belohnen 


yUbget, coo nisat 190€ ond om m 51 aq 
Geta, Er ift nicht. — et Paris di 1 


thuft, vir gehörig) zmbergeltem "= Mer. 
em Phor: 








—)J)o( — 161 


—Phoruio 9er, unfer Einer ift nicht un Stande, 
ſeinem gnädigen ‚Herrn, ‘was er an ibm thut, geborig 
zu vergelten. Bedenke nur „man geht immer frei aus, 
man parfumirt fich, man babet fich, unb ift dabei ruhig und 
wohlgemuth; inbeffe Ihn Sorgen und Aufwand drü- 
den, bat man, was das Herz wünfcht; während Cr eiu 
faueres Geficht ſchneidet, fiebt man Uns fcherzen und las 
chen; wir trinken zuerft, wir nehmen zuerftunfern Platz 
ein; und fehen zu, wie man einen Wahlſchmauß auf: 
trägt, " | 
Geta. Mas ift das für ein Ding? 

Phormio. Ein Schmauß, wobei einem; bie 
Wahl mebetbut, Sieh, Geta, wenn man fo recht über: 
legt, was für herrliche, was für Eoftbare Dinge das 
fm», muß 1 man ba nicht, ben Geber derfelben für einen 
leibhaftigen Gott halten? 
st Geta. Da kommt ber Alte ; ſieh zu, was du 
madıft. Der erfte Angriff ift der hitzigſte, wenn du den 
aushaͤltſt, fo kannſt du hernach ſpielen nad) Herzeusluſt. 


—* Zweiter Auftritt. 
Demipho, Geta, pbormio, xegio, 
Cratinus, Crito. 

‚Demipde, (su feinen Freunden). Habt ihr wohl in 
euerem ganzen Leben gehört, daß jemanden eine gröffere 
Schmach, ein gröfferes Unrecht widerfahren ift, al$ mir 
gegenwärtig? Euern Beiftand, Freunde! 

Gera. (jum Phormio) Er ift böfe, 

S bormio. Gum Geta) Gieb auf mid adt; ft! bem 
‚will ich ſchon warm machen. (als wenn er bic fibrigen nicht fübe) 
A» 9 4 o 


182 - )eo( — 


- ihr ewigen Götter! umfre Phanium fep nicht feine Baſe, 
behauptet Demipbo? Demipho — Mi fen nicht 
feine Baſe? tes rell 

Gera Nein 

Demipho. Daifter, benP ich,” fiber, den i 
mepnte ; folgtinir. 

Phormio, Er wi(fe nicht — wer ibr Mots 
gewefen fen? 

Geta, Mein, - 

Phormio, Und den Ctilpfo FM babe er nies 
mals aefanut? 


Geta, Mein. 

Phormio, Nun ja, weil ble gute Phannium 
nicht geerbt bat von ihren Aeltern, fo kennt man ihren 
Vater nicht, fo kuͤmmert man fid) nicht um fie, Was | 
bod) ber liebe Geiß nicht tbut! 

Geta. Du, ſprich mir nicht ſchlecht von weinem 
Herrn, oder dir geht's nicht qut! 


Demipho. Melche Frechheit ! ve kommt alfo 
ungerufen, mich zu belangen ? 

Phormio. Denn über ben jungen Menfchen kann 
id) eben nicht ungehalten ſeyn, wenn ber ihn wenig 
tannte, Der Mann war (don bejafrt, und weil er we⸗ 
gen ſeiner Duͤrftigkeit vom Taglohn ſich naͤhren mußte, 
lebte er groͤßteutheils anf dem Lande, wo er ein Gt 
für meinen Vater zu beftellen batte, Uber das bat mir 4 
ber Alte mehrmahls erzählt , daß fein Wetter bier gar 
nicht nad) ihm frage, Und weld) ein Mann mar er! 
der branfie, ben ich im meinem Leben gejehen habe: 


Beta 





— )o( — 195 


Geta. (life) Alfoein wahres Ghenbilb von dir? 

VPhormio. Clefe) Geh zum Henker! (laut) Denn 
hätt’ ich ihm dafür nicht gehalten, gewiß, ich würde 
wegen des Mädchens, das jener auf eine recht unedle 
Weiſe nicht anerkennen will, iu-feine jo arge Fehde 
mit eurer Familie mich eingelaffen haben. 

Geta. Miederträchtiger! Horft du nod) nicht auf, 
meinen abwefenden Herrn zu läftern ? 

Phormio. Er verdient es nicht beſſer. 

Geta. Wirſt du bald enden, Schurke? 

Demipho. Vera! 


Geta. Fremden Gnts Erwerber, Rechts mero 


derber! 

Phormio. (beimlich zum Geta) Gieb ibm Antwort. 

Geta. Wer ruft denn da? an! 

Demipho. Still! 

Geta. Der bat die ganze Zeit über, ba Cie nicht 
da waren, laͤſtetlich von Ihnen geſprochen „wie mam es 
wohl von ihm kann, aber wahrlich von Ihnen nicht. 


Demipbo. Dh! ſchweig bod. —(jum Phormion 
Junger Menſch, die erſte Bitte, die ich, mit deiner Ver 
guͤnſtlgung, an bid) babe, ift die, daß du mir auf meine 


Fragen gefälligft antworteft, Alfo wer war der ehrliche 


Dann, den du für deinen Freund ausgiebft ?_Erörtere 
mir das, und zugleich , auf was für eine Verwandſchaft 
mit mir er Unfpruch machte. 
Phormio. Du foricheft gerade fo, als ob du 
ihm nie gekanut härteft. 
Demipho. Ich ihn gekannt? : 
Phormio. Allerdings, 
9 s Penis 


! 


184 | e—ye( e | 

^Semipbo. Das laͤugne ich, Du «oa du 
es Debaupteft , bringe mir ibi ins Gedaͤchtuiß. 

Phormio. Zum Henker ! Tu FoRteR keinen det 
ter nicht aefannt haben ? F 

Demipho. du quálft a" zu NE eyria, 
wie hieß er? ' 

Phormio. Bie ét fief? NN J 

Demipho. Nun fert, was ſchweigſt du? 

Phormio. «bti Seite) D weh! der Name iff mir 
entfallen, iaviad 
Demipho, Wie? was faaft bu? 
—. Spbermie. (heimlich zum Geta) Geta , wenn, birá 
einfällt, wie wir ibn vorhin nannten, fo flüftre mir’s 
à" (er huſtet) Cum Demipho) Nein! das fage id) bir - 
nicht. Du willft mich in Verſuchung führen ‚ gerade 
als wäre es dir unbekannt. 4 
Demipho. Ich dich ju Verſuchung fübren? 
Geta. Cleiſe zum Nhormig ) Srilpo. | 

Phormio, Ay Ende, was liegt mir dran? Stil: 
pho hieß er. 
* De mip ho. wie hieß er? 

^ bermic. Stilpho, fag! i; kannteſt du ben? 

^ Bemipbo. In meinem eben wicht , und nie hatte 
* einen Verwandten des Namend, " © 
re Wirklich? Schämft du dic) nicht; fo 
was yu fagen ? Ja, weün er eim — von 10 Ta⸗ 
* hinterlaſſen haͤtte . - 

Demipho. Böfewichtt | 

Phormio. Dann — Erſte geweſen, der 
euere Genealogie von Grossater und Ur ^ ütgtodnater 
an auswendig bergejagt pite JE 6 
Demi: 


-—E 





% 185 

Demiphor Ganz recht. Wenn id) vorden Rich: 
ter gegangen wäre, würde ich mich dariiber erklärt haben, 
in was für einen Grade der Rerwandfchaft das Mädchen 
mit mir finde, Das thue du mum ebenfalls, Alfo, wie _ 
ift fie verwandt mit mir ? 

Geta. Schoͤn lieber Her! recht fo! cum Torno) 
He bu, wahre dich! 

Phormio. Sd habe das, mo der Ort dazu war, 
eor der Obrigkeit, Har auseinander geſetzt. Und war 
es grundlos, warum lief fic) dein TUM * feine Wi⸗ 
derlegung- ein? 


Demipho. Meinen Sohn führft du mir an, def: 
fen einfältiges Benehmen unter aller Beſchreibung ift. 


b erm ie Du alfa, der du fo weife biſt, verfüge 
dich bin jur Dbrigteit , und laß bir nod) einmal über 
ben nämlichen Rechtshandel Seſſion halten. Denn du 
bift e$ ja doch alleim, der hier den Defpoten macht, 
und ‚über einerlei €treitfrage fid) zweimal richterlichen 
Beſcheid ausbitten darf, — * 

Demipho. Mir ift, das liegtsam Tage, Gewalt 
geſchehen. Indeſſen, um mich in feinen Proceß zu tier: 
wickeln, und um dein Gejhwäg nicht länger anhören 
gu dürfen, will ich mid) lieber , al& wäre. fie wirklich 
Baſe von mir, dazu verſtehen, was bie Geſetze beifcbem, 
mill fie ausftatten. Alſo jchaff fie mir aus dem Haufe, 
bier find 5. Minen, ; 

Phormio. Ha, ha, ba! Cin fdnacifder Menſch! 

Demipho. Nun was iſt denn? merlaug" ich et: 
was unbiliges? Oder wird man mir ſelbſt das bermeis 
gern, worauf jeder Bürger Anfpruch. hat? 

Bhor: 


= )o(— 


186 | "bel >. 


Phormio, Du meonft alfo , des Geſetzes Wille 
fen, baf , wenn jemand. eine ehrliche Bürgerätochter 
mißbraucht bat, er gleich einer Buhljchwefter fie dafür 
bezahle, und wieder heimſchicke ? oder fell fie nicht viel⸗ 
mehr deswegen ihrem nächiten Anverwandten gegeben 
werden, damit fie nicht aus Armuth in Schimpf und 
Schande verfalle ? damit fie in einer ordentlichen. Ehe 
lebe? aber freilid) , das willft bu umftoßen? : 


Demipheo. Ganz recht, ibrem naͤchſten Anvers 
wandten; aber woher find voir das? ‚oder marum? 7 

$bormio. Geh doch! weißt du wicht den Ges 
meinplaß „wo der Richter einmal geiprochen hat, fell 
man nicht Einſpruch thun.“ 

Demipho. Sd? nicht Einſpruch thun? verlaß 
dich drauf, ich ruhe nicht, bis ich’8 durchgefegt habe, 

Yhormio, Wie albern! 

Qemipbo. af mich nur geben. l 

Phormio. Am Ende, Demipbo, bif dw ber 
Mann nicht, mit bem wir's zu than haben , fondern 
dein Sohn ; oen babeu die Nichter condemmirt, nicht 
bid); denn für dich war's wohl zum Heuratheu zu ſpaͤt. 

Demipbo. Du muft benfen, daß alles, was ich 
bier (pred)e, mein Sohn fpricht, widrigenfalls jag' ich 
ihm mit der Frau zum Haufe binaus, 

Gera, (lee ;mm Phormio) Er ift aufgebracht. 

Phormio, So ſchlimm wirft bu ja nicht ſeyn! 

Demipbo, Boſewicht, haft bu c6 denn drauf ans 
gelegt, alles zu tbun, was mid) verdrießt ? 

Phormio. (bemlió jum Geta) Der fürdhtet " 
por ung, fo wenig er ſich's will merfen tajfen. 

f "Geta. 





" 
^ , 


-— )e€C€ — 187 
Get. Cni ibonmiío } Mit deinem Anfange vtm 
unvergleichlich. 

P Dormir. Sch dächte, du ſchickteſt dich in Dinge, 
die nicht zu Ändert ſtehen, und lieffeit ung Srennbe fern. 
So ein Betragen würde deinem Charakter Ehre machen, 

Demipho. Was? um deine Freundſchaft fol’ 
ich mich bemühen? Wahrlich ! weder jehen ‚noch PE 


mag id) bi. —C 


- $bormio. Wenn du farmonirft mit ihr, fo kann 
fie deine alten Tage bir erheitern; ME. nur eine 
Sjabre. 

Demipho. Ds fie dich erbeitern ; ihn du fie 
für dich. 

Sbormio.. Ce» * nicht ſo boͤſe! 

Demipho. Hab’ acht, es ift nun genug darüber 
geſprochen; fchaffft du nicht bald das Weibsbild mir aus 
dem Haufe, fo ſchmeiß' id) fie vor bie Zbüre. Hoͤrſt 
bu'$, Phormio? 

$bermio. Ruͤhrſt du fie an, umb behandelft fie 
anders, als es gegen eine freigeborne Perſon erlaubt 
ift, fo werf’ ich bir einen tüchtigen Proceß anden Hals. 
Hoͤrſt du's, Demipbo? (jum Gera beütite) Du, wenn ich 
nöthig bin, in meinem Quartier . ... 

Geta. Schon recht. 


Dritter Auftritt. 
Demipbo, Gera, Begio, Cratinus, (rito, 
Demipbo. Was für Kummer, was für Herze— 
leid macht mir nicht mein Sohn durch die farale Heu: 
ratb, 


T" -)9(- 

tatb, in eie er mid) und fid) bineingegogen hatt ‚Wenn | 
er denn nur fich fehen ließe vor mir, daß ich doch wuͤßte,. 
was er davon ſpricht, und was er willens iſt. Du, 
Cum @sta) geb einmal hin, und fieh, ob er heimgefomz 
men ift. lt n2 3 ar Erin 4*) 
Geta. Ich gebe, N 


Demipbo, Ihr feht, Fremde, wie der anbel 
ftebt. Alſo, was fell ich machen ? Sprich, Hegio. T 


$egio. 34? am Cratinus, daͤchte i, i bie. 
Steibe. Hi3594 | $$ Mh: sls à t 7 1 
Demipbe. Nun fo (prid), Cratinus. : 


,Gratinus. 30? TX —— 
Demipbo. Sa. — . aet, as à 
Cratinus Cd an meinem Theil wänfhte, du 

möchteft bie Maasregeln nehmen, die dir am zutraͤglich⸗ 
ſten find. Der Geſichtspunct alfo , aus bem ich bie 
Sache anfehe, ift folgender, Was bein Cobw ba in 
deiner Abweſenheit angefangen hat, muß alles wie— 
der caſſirt werden, nach Gruͤnden des Rechts und der 
Billigkeit. Und das wird man dir weillfabrem; Go 
meyne id. | man sS Id RR 

. Qemiphbo. Sprich bu mun, Hegid, — — N 
Hegio. 3d meines Orts bin uͤberzeugt, Crati⸗ 

nus bat ehrlich ſeines Herzens Meynung geſagt. Aber 
das Spruͤchwort heißt nicht umſonſt? Wieviel Koͤpfe, fo 
piel Sinne; jeder nach feiner beſondern Weiſe. Meines 
Dafuͤrhaltens kann eine geſetzmaͤßig vollzogene Hand: 
lung nicht wieder ruͤckſtellig gemacht werben ; nichts 
fommt dabei heraus, als Schimpf unb Schande. 
Demipbo. Nun ift ed an dir, Grite, >: 
Crito— 


"f > 
! - 





—)o( — | 189 


Grito; Nach meinem Beduͤnken muß bie Cade 
vorerſt nod) ad deliberandum genommen werben, Der 
Sall ift von Wichtigkeit, - 

$egto. Saft bu nod) weiter Befehle an uns? 

Demipbo. Ihr habt's gut gemacht, id) bin viel 
ungewiſſer, als ichs war. 

Geta. (kommt zutuͤck) Er (oll noch nicht heimge— 
fommen ſeyn. / 

S emipbo. Sd) muß, benfe ih, auf meinen 
Bruder warten; was der mir in der Sache ratben wird, 
will id) thun. Das 95efte wird alfo feyn, ich gehe einz 
mal nach-dem 3.;^n , und befrage mid) nad) feiner 
Wiederfunft. 

Geta. Ich aber will den Antipho auffuchen,, um 
ihm zu melden , was e$ bier gegeben bat. Aber fief! 
da fommt er ja eben wie gerufen. 


WVierter Auftritt. 
os oso, 1, Amtipbo, Gera. 
Die Wahrheit zu fagen, Antipho , dein Benehmen 
verdient in mehr ald Einer NRüdfiht Tadel. Ev 
fortzulaufen , und die Erhaltung deines Lebens andern 
zu Aberlaffen? Glaubteft du wohl, andre würden dein 
Sintereffe beffer wahren, als du felber ? Snbeffen, menn 
mam aud) über ‚alles Uebrige wegſehen wollte, dafür 
mwenigftens mufteft du Eorge tragen , daß nicht das 
Mädchen , welches du zu dir genommen haft , ftatt der 
Verſicherungen, die du ihm gabſt, wohl gar am Ende 
med) ungluͤelich würde. Biſt du es doch allein, von 
bem die Arme Troſt und Hilfe im ihrer jetzigen Lage vere 
ſprechen darf! 
Get d. 


390 -—-)e€( —. 


Geta." Das war e$ eben, lieber Herr, mas wir 
die ganze Zeit über, al$ €ie nicht da waren, Ihnen 
zur Laſt legten, daß Sie fo fortliefen. "END T. 

Antipho, Eben dich fuchte ich. 

Geta. Doch ließen wir und darum mit nichten 
eintreiben. a a 

Untipho. (Cri, Lieber, wie ſteht's um mich 
und mein Schickſal? Wittert mein Vater etmaé? 

Geta, Für jebt nod) nichts. 

Antipho. Darf id) fernerhin hoffen ? 

(eta. Das weiß id) nicht. l 

Antipho. 9b! A 

(Geta, Aber Phadria bat alles Mögliche für €ie 
Berban. 

Antipbo. Das bin id) gemebnt an ihm, 

Geta. Auch Phormio bat bier, wie überall , den 
maderen Mann gemacht. 

Untipbo, Und was that der ? 

Gera. Er wußte fo zu fprechen , daß der Alte, 
der anfangs mächtig fid) ereiferte, ganz kirre Pe 
mußte. 

Autipho. Brav, Phormio! 

Geta. Und fo ich dann weiter ) was in. Sine 
Kräften franc. 

9 ntipbo. D Geta, ihr ſeyd mir insgefan gr 
Liebe. €eute. 

Geta, So ſteht's mit bem Anfang , wie ich Ih⸗ 
wen fage; ned iſt alles ruhig, und Ihr Vater will erſt 
feines Bruders Ankunft abwarten, 

Antipbo. Warum die ? 


m 


SM u^ 
e eta. 





— yo( m 19I 
Geta. Auf beffen Rath, fact! er, folle es ans 


kommen, was er für Maasregeln in der Eache zu neba 
men babe. 


Antipho. Mit welcher Unruhe, Geta, muß id) 
alfo ber Ankunft meines Oheims entgegen feben ! denn, 
wie du mir da ſagſt, kommt es einzig und allein auf 
* Entſcheidung an, ob ich leben oder ſterben foll, 

Geta. Da kommt Phaͤdria. 

Antipho. Mo denn? 

Geta. Eieh nur! er verläßt eben feinen Tum⸗ 
melplatz. 
Fuͤnfter Auftritt, 

— pbáeria , Dorio, Antipho, Geta. 
Phaͤdria. Co höre doch, Dorio! 
Dorio. Ich mag nicht. 
Phaͤdria. Nur einen 9tugeublid, 
Dorio. Ach! laffen Sie mich, 
Phaͤdria. Höre, was ich dir fagen will, 
Dorio, Sd bin’s müde, immer und ewig einer: 
le zu hören. 

Phadria. Aber jet will ich dir etwas fagen, dad 
bir gewiß gefallen foll. 

Dorio, So reden Cie bei, 

$b&bria. Kann ich dich nicht bewegen , baf du 
die drei Tage nod) warteft? Nun, two willſt du hin? 

Dorio. Wohl hätte mich's wundern follen, wenn 
Sie mir etwas Neues gefagt hätten, 

Antipbo, Sch fürchte, ber Kuppler macht fo 
lange, bis e& etwas für ihn abſetzt. 


N +) 0i Beim 


192 — Jo( — 
Geta, Das beforg’ ih auch. 
Phaͤdria. eam bu denn ein voici 
Worte ? Sr tft 
Dorio. Wie — ON 
Phädria. Wenn id) bir'$ aber auf ee m L 
fpreche? — Ad 


Dorio, offen! EI 3 

Phaͤdria. Du felbit follft (agen, diefe Gefülligs 
feit fev dir reichlich und mit Wucher bezahlt worden. 

Doriv. Gmäfht " 

Phaͤdria. Glaube mir, e$ foll dich nicht reuen ; 
id) verfichre bir'$ bod) und theuer, T 

Doris Gemähr! 


Phaͤdriſga. Probire es bod); es find nur ein vaar 
Tage. Tr 

Dorio, Immer die alte Leier! y 

Phadria. - $6 vin tid) als meinen Vater, 
Verwandten, Freund, al$ . 


- forie. Plaudern Cie tur fort! * 


Phädrin. Wie fannft du fo hartherzig , fo ame 
exbittlid) (eom, ba weder Mitleid noch bie beſten Worte 


etwas über dich vermögen ? 23 


Qorie. Mie fónnen Sie jo unverftändig, fo un: 
verfchämt (een, Phaͤdria, daß Sie mit Ihren gleifnez 
rifchen Worten mid) binhalten, und mein Mädchen ums 
fonjt haben wollen ? 

Antipho. "Er dauert nich. 

Phädria. (leife) Echlimm genug, daßer recht bat. ı 

Geta. Wie fid doch Beide in ihrem Mr wh] 
yalter zeigen! - NA. 


psi 








- 9€ 193 


Phaͤdria. Mußte mich denn ber Unfall gerade zu 
der Zeit troffen „ ba Antipho mit ähnlichen Sorgen zu 
fümpfen bat? — + 
Sintipho. Was fehlt dir ben eigentlich, Phaͤ— 
bria ? T 
-Spbábria. Ach! wie bift du fo gluͤcklich, Anti— 


Antipho. 30? 

Pphaͤdria. | Du Daft ben Gegenftand deiner Liebe 
bei bir zu Haufe, und brauchft bid) niemals mit fo eis 
nem böfen Menfchen herumzuarbeiten, 

Antipho. Sd zu Haufe? Sage vielmehr, Phaͤ— 
dria, mir geht's nad) dem Sprichwort : ich balte den 
Wolf bei den ©bren ; geben laffen Fann ich ibn nicht, 
nno länger fortbalten — das wird's auch nicht tbun. 
^  Dorio. Eben fo geht mirs mit dem. 


Antipho, Dir ift gewiß Pange, man möchte den 
Kuppler in bir verkennen. (gum Phädria) Hat der was 
angeftelit ? 

Phaͤdria. Der da? Was mur von bem größten 
Unmenfchen fid) erwarten ließ; er bat meine Pamphila 
verkauft. 

Geta. Mas? verkauft? 

S(ntipbo. Mahrhaftig ? verfauft ? 

$bábria. 5a, verkauft. 

d: oris, Abfcheulich! eine Sllavin, die ihn ſein 
gutes Geld gekoſtet hatte. , 


Phädria.,,Umd ba mag ich bitten, wie ich will, 
er folle gegen jenen fein Wort gurüd nebmen , unb mir 
bie drei Tage noch Gebult thun, bis ich das Geld, mas 

9 2 meine 


1494 — pet — 

, meine Sretubé mir verfprochen haben, bekomme; alles 

umfonft, Sieh! menn ich dir's alsdenn nicht gebe; dann 

felit du nicht Eine Etumde länger warten. 7. wu! 
Dorio. Cie ſchwaͤtzen mir den Kopf ned) tell. 
Antipho. Dorio, es ift doch nur eine urge rit, 

worum er dich bittet; gewähre fie ihn, uud er wd ^d 

diefe Gefälligfeit doppelt vergelten. 


Dorio. Das find Leere Worfe, 


Antipho. Willſt ou denn die Pamphila aus un⸗ 
“rer Stadt gehen Iaflen ? unb kannſt du es anſehen, 
daß ein ſo zaͤrtliches Paar getreunt werden ſoll? 


Dot io. Dafuͤr kann ich fo wenig wie Sie. 


Geta, Möchte bod) ber Himmel alles über bid) bae 
ber ſchicken, ma$ deine Thaten werth fi find ! “ 


Dorio, Cie wiffen, Phädria, es find num ſchon 
etliche Monate, daß Sie mir immer verſprochen, nichts 
gegeben, und zur Abwechſelung biswellen was vorge⸗ 
weint haben. Ich babe das ausgehalten, was fonft bei 
mir nicht Citte if. Seat im Gegentbeil hat fid) jemand 
gefunden, ber geben will, und mit feinen Thränen mic) 
verjchont. Meberlaffen Sie aljo denen den Platz, die 
bn beifer auszufüllen wiſſen. 

Antipho. Zuden, menn ich mid) recht erinnere, 
war dir vorhin ein Tag beſtimmt, auf „welchen du ihn 
bezahlen follteit. 

Yhädria. Allerdings. 

Dorio. Bin ich das in Abrde? N 

Antipho. Iſt denn der fon verftricben ? d 

Dorid. Nein; aberdiefer da iftihm vorgekommen. 

Antipho, Echämft dudichnicht, fo ſchlecht Wort 
zu halten ? Dorio. 


| 
| 
t 





perve 


— )o( — 195 


Dorio, Bewahre! wenn e$ was einbringt. 

Geta. Du Kothſeele! 

Phaͤdria. Sft denn das aud) recht, Dorio? 

Dorio. So bin ih; ſteh' ich Ihnen an, ſo laſſen 
Sie ſich mit mir ein. 

Auntipho. Wie magſt du ihn ſo taͤuſchen? 

Dorio. Sagen Sie vielmehr, Antipho, er taͤuſcht 
mich. Er wußte, daß dieß meine Grundſaͤtze ſeyen; ich 
batte eon ifm ganz andre Begriffe, Kr hat mid) betro— 
gen; ich bin nod) immer ber Alte gegen ibn. Aber wie dent 
aud) fev , id) will ein Webriges tum. Auf Morgen frübe 
hat der Dffieier das Geld verfprochen, bringen Cie mir's 
eher, Phädria, fo bleib’ id) meiner Negel getreu: wer 
zuerſt kommt, mahlt zuerft, Leben Cie wohl, (ab) 


Sechfter Auftritt, 
pbáoria, Antipbo, Geta. 
Phaͤdria. Mas fang’ ich an? woher nehm' id) 
nun auf einmal das Geld, ich Armer, ber weniger als 


nichts bat ? hätt” er mir mur die drei Tage zugeftandeı ; 
e$ mat mir jà verſprochen. 


Antipho. Sollen wir denn ſo zuſehen, Geta, daß 


dieſer ungluͤcklich werde, er, der vorhin, wie du ſagteſt, ſo 


freundſchaftlich ſich meiner annahm? Sollen wir nicht 
vielmehr, jetzt, da es Noth thut, uns beſtreben, ihm 
wieder einen Dienſt zu leiſten? 

Geta. Ja, ja, das iſt billig. 

Antipho. Nun fo mache, du allein d ihn 
retten, 

Geta, Was foll ich denn ? 

Antipho. Geld fchaffen, 

9! 3 Geta, 


196 — )06 — 


Geta. Herzlich gern; aber (agen Cie mir, woher? 

Antipho. Mein Vater ift ba. 

Geta, Das weiß id); aber was damit? 

9(ntipbo. Ah! ein gefcheider Mann verfteht fid) 
aufs halbe Wort. : 

Geta. Alfo in Ernft ? 

Antipho. In Crnft. " 

Geta. Bei meiner Ehre, ein ſchoͤner Rath! nein, 
damit bleiben Cie mir vom Leibe, Iſt es nicht Ehre ges 
nug, wenn ich wegen Ihrer 9Yerbeuratbung mit blauem 
Auge davon Fomme ; müffen Sie noch verlangen, daß id) 


diefem zu gefallen mich in Gefahr begeben ir aufge⸗ 


knuͤpft zu erden ? 

9fmtipbo. (jun gira.) Mohl wahr, 

Phaͤdria. Wie, Geta, ihr betrachtet mich als 
einen Fremden? 

Geta, Keineswegs.! Aber bünft es Ihnen ein Ge: 
ringes, daß der Alte ohnehin ſchon über uns Alle zuͤrnt; 
muͤſſen wir ihn noch vollends — daß gar kein 
Bitten mehr ftatt finder? 

Phäadria: .Co wird fie denn ein Andrer meinen 
Augen entrüden, und wer weiß wohin? führen! Wehe 
mir! Alſo, Antipho, fo lange e$ ned) möglich ift, fo 
lange td) bei euch bin, fprecht mit mir ; febt mid) au, 
zu guter ett. 

9(ntipb o. Warum? was haft bu ver? rede, 


Phäadria Und menn man fie an ber Welt Ende — 


binbringen follte, ich folg' ihr, oder fterbe, 


Geta, Der Himmel gebe feinen Ceegen taja! ! 


un: mur gemach! iat 
atis 


^. 





Autipho. Sieh zu, ob du ihm nicht einigerma- 
ßen helfen Fannft. 

Geta. - Einigermaßen! —— 2 

Antipho. Beſter Geta, erſinne etwas, damit er 
nit einen Schritt thue , der uns hernach gereuen möchte. 

"Geta. Sd fine drauf... Ihm iſt geholfen, 
oder id) müßte mich febr irren. Nur fürcht’ ich, c6 geht 
zu böfen Haͤuſern. 

‚ Antipho. Färchte nichts; wir wollen Gluͤck und 
Ungluͤck mit dir theilen. 

Ge tà. Wie viel Geld müfjen Cie haben? Sagen 
Sie. 

Yhadria. Nur einzige dreiſſig Minen. 

Geta. Dreiſſig! ber Henker, Phaͤdria, die ijt 
theuer. 

Phadria. Geh! fie ift woblfeil. 

Geta. "Gut, qut, id) will fte fchaffen. 
co Phädria, Du liebe Seele! (er ſtreichelt ihm den Storf ) 

Geta. Weg damit! | 

Phaͤdria. -Aber gleich muß ich's haben. 

Geta. Nunja. Aber den Phormio brauch! id) zum 
Helfershelfer in der Sache, 

Pbädria. Geh nur, unb fag! ihm, daß er fic) 
zu Haus halte. 

Geta, Erift zu Haus. Dem dürfen Cic getroft 
jede Lajt auflegen, er wird fietragen. Denn als Freund 
dft er der Einzige in feiner Art. 

Phaͤdria. Kap und alfo eilends zu ihm gehen. 

Antipho. Mönnt ihr mich dabei zu etwas 
brauchen? 

Geta, Nein, Aber gehn Cie heim, und tröften 

7 N 4 | Die 


198 - ) rl — 


bie arme Phanium. Denn ich wette, "bie MA cH 
faft zu Tode, Nun? 


Antipho. Nichtsauf der Welt thu' id lieber. (ab) 
Phädria. Wie willſt bu'8 aber angreifen? 


Geta, Das follen Sie unterwegs hoͤren. Kommen 
Sie nur, 


Vierter Aufzug, 
Erfter Auftritt, 
Demipbo, Chremes. 

Demipbo. Nun, Ehremes, baft bu benn deine 
Tochter mitgebracht „ weswegen du nad) Lemnus gereißt 
warft ? 

Chremes, Mein. 

Demipho, Und marum nicht? 

Gbremes. Ihre Murter, als fie fab, baf ib. 
bier zu lange verweilte, und daß ihre Tochter nunmehr 
die Sabre habe, wo fie meine Saumfeligkeit nicht länger 
abwarten könnte, 309, wie man mir fagte, mit ihrer _ 
ganzen Haushaltung mir bierber nad). 

Demipbo, Aber warum bliebft du denn fo lange 
dort, als du das achdrt hatreft? 

Ehremes, Hm! eine Krankheit hielt mid) surf, 

Demipbe, Eine Krankheit? was für eine? 

Ehremes, Du fragft?. das Alter an und für fid) 
ift Rranfbeit$ genug, Der Cdoiffer aber, ber fie biers 


ber brachte, hat mir. verfidbert ,— fie eye gluͤcklich an 
gelangt, 





Demis 


— )o( — 109 
-Semipbo. Haftdu gehört, Ghreme£ , veas meis 


- gem Sohne, während ich nicht zu Haufe war, begegnet ift? 





Ehremes. Diejer Vorfall verriet mir meinen 
ganzen Man. Denn gefeßt, ich wollte jemanden, ver 
mich nichts angeht, fie antragen, fo muß ich ibm volt: 
fiändige Auskunft darüber geben, auf was Art, und 
durch men Cie die Meinige ift. Don dir wufte ich, 
daß bu'é fo freu mit mir mennteft, alé ich felber. Ein 
Fremder, ber zu diefer Heurath Kuft bat, wird reinen 
à Mund halten, fo lange wir gute Freunde find. Fänge 
er aber einmal an, fich nichts aus mir zu machen, fo 
weiß ermehr, als er. willen foll ; und bain , fürcbt" ich, 
erfährt e& wohl gar meine Fran. Gejchieht bie , fo 
bleibt mir nichts übrig, als bis aufs Hemd mich aus: 
zuziehen, und das Haus zu räumen. Denn von meiner 
. ganzen Habfeligfeit ijt weiter nichts mein, als ich 
feibft. de 
tU Demipheo, Ich weiß es wohl, unb eben dad geht 
mir im Kopfe herum. Aber genug , id) probire es auf 
jede nur möglide Art, und werde weder ruhen noch 
raften,, bis ich dir mein Verfprechen erfüllt habe, 


Zweiter Auftritt, 


Beta. 


^in meinem Leben bab? ich femen. fchlauern Kerl 
gefehen,, alé den Phormio. Sd) fomme bim , um 
ibm zu fagen, daß wir Geld brauchen, unb auf a£ Aıt 
fid das befommen liege. Kaum daß icb'$ ihm halb ges 
fast batte, fo begriff er’s (bon, Wie ihn das freute! 
wie er mid) herausſtrich! wie er fogleich den Alten has 
N5 ben 


200 — )oe( — 
ben wollte! bem Himmel ſey's qebanft , fuhr er dann 
fort , daß id) Gelegenheit habe, dem Phädria zu zeigen, 
wie id) nicht minder Freund von ibm, al$ oen dem Anz 
tippo, bin. Ich babe ihm acjagt , er. wóge auf 
bem Marftplage warten; dort wolle ich ben: Alten bins 
‚bringen, | Aber fieb ! ba ift. er ja jelber. 98er ift noch 
bei ibm? Pos Heufer! der Vater des Phaͤdria ift anges 
fonunen. Aber was erjchrecd’ ich denn, id) Ochs? Etwa, 
weil ich ftatt des Einen mun Zwei habe,. bie ich hinters 
Licht führen fann? Co iſt's ja beffer , denke td), wenn 
man doppelte Ausficht hat. d) will’ an dem fuchen, - 
womit ich's zuerjt zu thun hatte, Giebt e$ der, nun - 
gut ; ift e$ nichts bey dem , dann will ich mid) an ben 
Neuangelommenen da machen. 


Dritter Auftritt. 


x 
Antipbo, Geta, Cbremes, Demipbo. 


Antivbo, Sch will e& abwarten , wie- bald Geta 
zuruͤckkommen wird. | ‚Aber da feb" id) meinen Oheim bei 
meinem Vater ſtehen. Ach Himmel ! wie ift mir fo 
. bange, wozu der meinen Vater verleiten möge. 


Gera. ch will mid) zu ihnen verfügen. Wille 
fommen, willfommen Ehremes! 


Chremes. Guten Tag, Geta. 

Gera. Ich freuermich Ihrer — Ankunft. 

Chremes. Das hoff ich. | 

Gera. Was Neues? 

Chremes, Necht piel, wie et. nad) einer folchen 
CAP zu geben. pitat ; bejonders bier bey Gud. 


Geta, 








—)o0( — 2ct 

Geta. Ja wohl. Haben Cie gehört, was dem 
Antipho paffirt ift ? 

Gbremes. Alles. ' 

Getü. (zum Semipbo) Haben Sie's ihm gefagt? 
Iſt das nicht abjchenlich , Chremes,. fi) (o angeführt 
zu fehen? 
-  Ehremes.. Darüber .gieng ich eben mit meinem 
Druder zu Rathe. 

- Geta. Bei meiner Treu’ ! auch ich Bin- mit mir 
felber darüber zu Rathe gegangen, und fo fam ich, wie 
mir deucht, auf ein Mittel, dem Ding abzuhbelfen. 

Chremes. Auf was, Geta? 

Demiphe. Auf was für ein Mittel? 

Geta. (jum Demiphho) Mie ich mid) von Ihnen 
trennte, fam mir von ohngefähr Phormio in den Wurf. 

Chremes. Mas für ein Phormio ? 

Geta. Eben der, welcher das Mädchen. . . 

Chremes. Ah! ber. 


Beta. Da dacht' ich, den mußt du einmal aus 
holen. Flugs nehm’ ich den Burfchen bei Seite, „Phor— 
mie, ſprach ich, warum fuchft bu nicht lieber die Sache 
fo einzuleiten, daß fie guͤtlich unter Euch beigelegt 
werde, al$ daß hr in Unfrieden aus einander fommer ? 
Mein Herr benft grosmuͤthig, unb baft das Proceifis 
‚ren, Denn wahrlich ! die andern insaefammt , feine 
Freunde, riethen ihm einmäthig,, er folle fie vor die 
Thür werfen. ^ 


Antipho. (wrtfüd in der Ede) Was fängt der 
an? oder wo will das hinaus ? 


! Gert. 


202 —-)o( — 


Geta. ,, Vielleicht ſagſt du, wenner fie vertreibt, 
fo wird die geſetzmaͤſige Strafe nicht ausbleiben? Daflır 
ift [don geforgt. Bei meiner Ehre! wenn du mit dem 
Manne dich einfàffeft, der wird bir warm machen; der 
ift bie Beredſamkeit felbft. Aber gefeht , er (oll verlies 
ren ; nun, nun, fo gebt’s ihm immer noch nicht an beu 
Kopf, nur an den Beutel, Als ich (ab, taf der Burfch 
gefchmeidig zu werden begann, da ſprach ich: wir ſind 
jetzt hier allein; ſage, was muß man dir in die Hand 
druͤcken, daß mein Herr dieſer Werdrüßlichkeiten loß 
werde, daß Phanium unſer Haus raͤume, und du weiter 
keine Händel uns macheſt?“ 

Antipho. Iſt der Kerl verruͤckt? 


Geta, „Denn dafuͤr ſteh' ich, laͤſſeſt bu mur eis 
nigermaßen dich billig finden, dann wird es — fo ein 
berzensauter Mann iff ee — mit ein Paar Morten 
unter Euch abgethan ſeyn.“ 


Demipbo. Wer bat dir dazu den Auftrag ges 
geben. ; 

Chremes,. af doch! befier fonuten wir ja nicht 
zu unjerm Ziele Fonimen, 

Antipho. Sch bin verloren! 

Chremes. Eprid fort. 

Geta. Anfangs war der Kerl nicht geicheid, 

Demipbo., Nun, was oerlaugt" er? 

Geta, Was er verlangte? Erſchrecklich viel, 

Gbremes. Wie viel denn ? fag! am. 

Geta. „Wenn man ibm ein attiſches —— 
gäbe,” 

Chremes, Ale Henter ! : ‚hänie fich der Kerl 
nicht ? Geta. 








— )9 — 203 


Geta. Eben barum gab ich ihm zur Antwort: 
„was mepnft bu? wenn er feine einzige Tochter vers 
beuratbete ? ^ 

Demipbo, Auf die Art hilft mir's wenig, daß 
ich feine habe. Hier bat fich eine gefunden, bie ausge— 
geftenert ſeyn will. 

Geta. Um e$ furg zu machen, und Euch mit 
feinem Gewäjche nicht lange zu bebelligen , fo waren 
endlich das feine legten Worte: „Ich , fprach er, war 
gleich anfangs , mie es recht und billig ift, entſchloſſen, 
meines Freundes Tochter zur Fran zu nehmen, Denn 
ich gedachte dran, baj ein armes Mädchen , wenn e$ an 
einen reichen Mann kommt, in cine üble Vage, in die wahre 
Eflaverei gerathe, Allein ic) mußte , um jett offenher— 
zig mit dir zu reden , eine haben, die mir ein bifichen zu= 
Brächte, unt meine Schulden zu tilgen. Mill alſo Des 
mipbo mir foviel geben, als id) von der befomme, moz 
mit ich serlobt bim, fo zieh” id) jene noch immer jeder 
andern vor. 

—Antipho. Zbut der Kerl das aus Einfalt, ober 
aus Bosheit? miffentlidy oder unüberlegt? ich begreif’s 
nicht. 

Demipbo. Wenn der nin bis auf die Haut vers 


fehulder wäre ? 

Geta, „Ich babe, fuhr wv. mein Gütchen 
um 10 Minen verpfánbet, * 

Demiphoe Gut, gut, er mag fie nehmen ; die 
fell er haben. 
Gera. „Mein Haͤußchen desgleichen um 10 anc 


dere, ^ 
4$ Tene 


204 — )o( — 

$emiphbo. Ho, Do! bas iſt zuviel. n. 

Gbrémes. Schrei doch nicht (o ; biefe 10 will id) 
bergeben. Bi hes is 
Geta. „Meiner rau muß ich bed) fo ein Ding 
son einer Sklavin kaufen; überdem brauch’ id) bief und 
jenes von Hansrath; nicht weniger ein Stuͤck Geld, die 
Hochzeit auszurichten. Das zufammen wirft bu yeah 
bod) zu 10 Minen anfchlagen. ^ | 


Demipho. Nun denn! fo mag er mir lieber tau⸗ 
ſend Proceſſe an den Hals werfen; oon mir kriegt er 
nichts. Will der Clenbe mod) fein Geſpoͤtt mit‘ mir 
treiben? 

Chremes. Sey ruhig, ich will's bezahlen. dcs 
nur, daß dein Cebu, die ibm zugedachte heurathe, 

Antipbo,. Wehe mir! Geta, deine Stànfe inm 
mid) ums Leben. 

Chremes. Meinetwegen muß fie fort; alfo ws 
bilia, daß td) den Verluſt trage. 

Geta, „Sobald es mbglid) ijt, (nae: na, 
gieb mir Nachricht, ob fie die Phaninm mir. geben 
wollen ; damit ich weiß, woran ich bin, unb vom ber ans 
dern mich losmachen kann. Denn jene find ſtuͤndlich be⸗ 
reit, mir bie Ausſteger zu zahlen, 

Chremes. Zu bs fell. er^$ * er RR ! 


alfo mur jenem oem Handel —— nnb — 
uchmen, 


* Demipbo, Möge ihm das f übel befommen, als 
möglich ! ss 


Ehre 


morc m net 
J 





—-)96 — 205 

 Chremes. (ium Demirho) Da fommt mir jaeben 
das Geld recht „das ich von dem Ertrag ber Güter meis 
ner Frau in.Lemnös mitgebracht babe, Davon will ichs 
nehmen ; und meiner Frau jagen, du habeſt es zu 
brauchen. (Beide ab.) 


Vierter Auftritt. 
eis Antipho, Geta. 
Antipho. (fanmtous feiner Ekke) Geta! 
- Geta. Nun! 
Autipho. Was haft du gemacht ? 
Geta. Den Alten das Geld. aus der Seele ges 
neun | 
Antipho. Sit das genug ? 
Geta. Ich weiß richt, die Wahrheit zu fies 
aber foviel hatte inan von mir verlangt. 
Antihpo. He, Schlingel heißt das geantwortet 
auf meine Srage ? 1 
Geta, Nun, was wollen Cie denn? 
- Antipho, Was ich will? dir hab’ ich's zu banz 
fen, daß ich gerade hingehen und mich aufhängen kann. 
O daß bed) alle Götter und Goͤttinnen, alle Mächte 
des Olympus unb Drcus, zum warnenden Beifpiel für 


& 
"e. 


- andre bid) von der Erde vertilgten! Sa, ja, wer was 


auszurichten hat, ber darf’d nur dem auftragen, went 
er aus der Meeresſtille auf eine Sandbanf will gewor— 
fen ſeyn. Was fonnte minder frommen, als dieſen kuͤtz⸗ 
liben SDunct zu berühren, und meiner Frau zu erwäh- 
nen? Dadurch hat mein Vater Hoffnung gefriegt, ihrer 


7 108 ju werden. Nicht wahr, wenn Phormio mum 


„wirklich 


206 — (ZA e 


wirklich bie Ausftener befommt , (o muß er meine grau 
beuratbeu ? Wie wird e$ alébenn geben ? — 


Geta. Nein doch, er heurathet ſie nicht. E 


Antipho. Schon recht. Aber wenn fie ihr Gela 
zuruͤckverlangen, wird er vermurhlich uns zu gefaller 
fich lieber einfted'en Iaffen ? 


Geta, Es ift nichts. auf ber Welt, Antipho, was 
nicht, von emer. falfchen Seite vorgeftellt, ftd) böfe mas 
chen ließe: Was qut ift, faffen Sie mea, und erwaͤh— 
nen deffen, was ſchlimm ift. Hören Cie nun auch eins 
mal, wie ich e$ anſehe. ‚Wenn er das Geld befommt, 
muß er fie bearatben, jagen Cie. Ganz recht, Indeffen 
wird man ifm doch etwas Zeit laffen, um Anftalt zur 
Hochzeit zu machen. Er muß ja crft feine Freunde 
einladen; erft ein Opfer bringen. Mittlerweile be: ) 
Yomunt Phädris von feinen Freunden, was fie ihm vers 
ſprochen haben, und. davon wird jener e$ evflatten. 


Antipho. Uber was fann ihm zum Vorwande 
dienen ? 

Gera. Welche Frage? taufenderlei! „Mir find 
feit ber Zeit allerhand Abentheuer aufgeftoßen ; ein frem⸗ 
der, ſchwarzer Hund fam mir ins Hand geloffen; eine 
Schlange ift vom Dach in den Hof herunter gefallen ; 
eine Henne hat aefrábet ; der Wahrfager bat mir$ vers 
boten; der Opfetpriefter wills nicht ‚haben ; ; am Ende, 
wie foll" id) dazu kommen, nod) vor Winter eine Vers 
Anderung in meinem Haufe zu treffen?” Sehen Cie! 
lauter ſchoͤne Präterte, So wird's geben. í 


Sg mntipbo. Der Himmel verleih’ e$, — 








indito )o( — 207 


«Geta. Verlaſſen €ie fich drauf; "bier ift Ihr 
E. Mann, Aber da femmt 36r Vater zuruͤck; gehn Cie 
e wnb.fagen dem Phaͤdria, PN Gela fev — 


not, $iffüh6 wm : 


ceo s Sünfter Auftritt 
n F Demipho/ vd Ehremes 
phipbe giu nir ruhig, ig chen bafür 


foraen , vu m f une MH anfüfte. * werde das Geld 

t fo gera? ei pr fv Handen g geben, ohne mir Zeus 
FUN M, wann ichs ihm zuſtelle und ohne zu 
erwaͤhnen, warum ers befenmt, 5 

Beta. m ih), "Nie ift er bod) (o vorfidtia, mo 
e re gar nicht: Urfache bat !. 

Chremes. Sa, ja, fe muß mans‘ bes: ; uno 
eile, fo lang er des Sinnes nod) ift; > Denn betreibt 
jene andre e6 hitziger, ‚jo möchte ex. uns wohl wieber 
aufluͤndi en, 


Beta, (vor fij) treffen aufs Haar 


Demip F (mm Geta) Bring mid) alſo zu ihm 
Vis. L4 T 
Geta. an stuaenbrid.. 

Chremes. Wenn bu damit fertig bift, fo verfüge 
bid) zu meiner Sram... Cie foll. bie Dhaniunt , ehe fie 
dein Haus verlaͤßt, vorher noch iprecben (oll ihr fagen, 
TE berbeuratbeten fü ie an ben Photmio. Und daruͤber 
mbge fie ja nicht böfe fen; hem, ber ſchicke fid) weit 
beer für fie, meil er fie déenaüer fee. Mir unftee 
Seits hätten uns nichts ju fchuld Fommen laſſen; bátten 
eine fo ftarfe Ausfteuer gegeben, als er fib ausbedun— 


u habe, 
J O Demi 


208 — )o( — 


Demipho. Was, rae liegt am 
daran? - ut f 

Chremes. Gebr viel, eiii. Es if. vidt 
genug, daß man alé ehrlicher Mann handle, man 
muß aud) darauf fehen, daß das Publicum e$ glaube. 
Geht ed meinen Wünfchen nach , jo muß fie ihre freie 
Einwilligung dazu geben, damit fie nicht fagen kann, 
man habe fie fortgejagt. A 

Demipho. Das alles aber kann id) qud. EXT 

Chremes. Ein Frauenzimmer lomint mit einem 
andern beffer zurecht. 

Demipho. Gut, ich wills ihr ſagen. 

Chremes. Jetzt geht mirs im Kopfe perum, wo 
ich bie Meinigen finden könne. 


Sechfter Auftritt. 


Sopbrona, Cbremes. 

€opbrond, Mas fang’ ich an? wo find’ ich 
Arme einen Freund? oder mit wem foll ich die Cade 
überlegen ? bei wem Hilfe fuchen? benn ich fürd)te, ber 
Nath, den id) meiner Gebieterin gegeben habe, zieht 
ihr eine Mifbandlung zu ; menigftens nad) bem 3orne 
zu urtheilen, worin, mie id) höre, ber Vater bes jungen 
Mannes über diefe Auftritte geratben ift. 

Chremes. Der ift denn die Alte, die fo athem= 
[o$ aus meines Bruders Haufe fommt ? 

Sophrona. Blos die Armuth verleitete mid) zu 
dem Echritte. Eine ſolche Heurath fonnte nicht Beftand 
baben, das wußt' ich; aber mir galt e6 barum „<baf 
wir einfimeilen unfer Leben durchbrächten, efi 

Ehre 





— )o( — 209 


Chremes, Wahrlich! memi das Fein Selbft: 
betrug ift, oder. meine Augen nicht verkehrt febeu, jo 
erblic" id) meiner Tochter Saugamme,. 

Sophrona. Und ihr Vater... 

Chremes. Mas mad’ ich? 
» peres a. Iſt nirgends anfzutreiben. 
Chremes. Red’ ich fie an? oder tart? ich, bis 
ich —** vernehme, was fie ſpricht? 


Sophrona. Könnt’ id) oen jetzt finden, fo. wär’ 
ich EN aller Sorge. 


Chremes. Ja, ja, ſie iſt's; ich will fie ans 


‘ reden. 





€opbrona. Wer fprid)t hier ? 

Gbremes&, ESophrona! — 

Sophrona. Und nennt meinen Namen? 

Chremes. Sieh ber nad) mir. 

Copbrona. Gerechter Himmel ! ift das Stil: 
pho? 

Chremes. Nein. 

Sophrona. Nein, ſagen Sie? 

Chremes. Sophrona, geh doch von der Thuͤr 
dort ein wenig hier heruͤber. So mußt du mich nicht 
mehr nennen. 

Qopbrona. Warum? find Sie denn nicht der, 
wofür Sie fid) allezeit ausgaben ? 

Chremes. St! 

Sophrona. Warum iſt Ihnen denn vor der 
Thuͤr ſo angſt? | 

Gbremeé, Ich babe ein bbfes Thier von einem 
Weibe da drinnen figen. Jenen faljchen 9tamen gab. ich 

D 2 mir 


— 


216 Beto 
mit Petwitgen : damt nicht etra ihr unbedachtfamer 


Weiſe ihn adéplaubertet, tb fo denn weiter — 
auf eine oder die — Art dahinter kͤme. — 0323 


Sophrona. Go 0 freilich konuten i Arne eie. | 


niemals hier ausfindig, machen. 


--— Chremes. He, fage mir bed), ; dno haft F in 
dem Haufe zu ſchaffen, woraus bu kommſt ? wo (iub die 
Meinigen? 

Sophrona. Ich Ungtädliche! ^6 

Gbremes, Nun, was it? leben fie v *i 

Sophrona Die Tochter, ja; abet bie Mutter 
ift leider! vor dum: geftorben. amu 


C bremes. ' Bas thut mir fein! $97 


Sophrona. Ich aber — ein MEL ar: 
nes, unbekanntes Weib — babe, fo gut ic) Tenute, baé 
Mädchen au ben Süugling verbeuratiet , bem diefes 
Haus gehdret, 

Chremes, Anden Antipho 2. 
Copbrona, Sa, an eben den. ” 
‚Chremes. „Wie? hat denn der zwei Weiber ? ? 
Eophrona,, 5 gebn Sie! , er bat, ‚nur die Eins 


i 


^5 fn 


zige. 
Ehreme s. Und wer ijt denn die Andre, bie man 

für feine Baſe ausgiebr? jJ? oma . 
Qopbrona. Das if fie ebeni s 5 o os ow 
Chremes. Was fagftbu? ^^ arms.) 
Copbrona. So hatten wirs ivit. einander vers 

abrebet, Er hatte fid) einmal in fie verliebt , ne 

tonnte ihm nichts gubrinden. ^ 9o war es mur Auf.diefe 

Art möglich, daß fie feine Frau wurde coo oos 

: er Ehre 


1 





, 


-)9(-— ^ 211 


Chremes. Gerechter Soimmel!- wie oft bewirkt 
ein; blindes Ohngefuͤhr, mas man fib kaum zu wün- 
fen getraute! Da finb? id) bei meiner Ruͤckkehr meine 
Tochter in ben Armen eines Liebhabers, unb zwar gerade 
deſſen, bem id) fie zugedacht batte, , Woran mir Beide 
mit der größten Sorgfalt, arbeiteten, das bat diefe ba 

anj allein zu. Stande gebracht, ‚ohne daß wir das Ge— 
ringfte dazu beitrugen. 

Sophrona. Seht überlegen. Sie, was zu than 
ſey. Der Vater des jungen Mannes ift heimgekommen, 
unb der foll gewaltig darüber aufgebracht feyn. 
e Ehremes, Es fat nichts zu fagen. Aber bei 
allem," was bir heilig ift! laf ja niemand erfahren, taf 
fie meine Tochter iſt. * 

Qopfrona. Von mir fell e$ niemand erfahren. 
Ya € bremes; Geh mit mir; drinnen er du das 
Weitere hören. In. m 


Fünfter —— 


MER EU Auftritt. 
* ' Demipbo, Gta. 

— "wir felber find ſchuld daran, daß 
ſchlechte Menſchen eb gut ftehen; weil es uns gar zu 
hh orum E dei Namen von guten, bilfigdenfenden 
'euten A" hab en. "Bas Spruͤchwort ſagt: wenn Einer 
binter dir ber | ift ! "fo. laufe ia nicht vot deiner Baus⸗ 
tbár vorbei. gear es nicht aeg, af und der einen 
böfen Streich fpielte? mußte man ihm med) Geld oben: 
brein geben, "damit er zu leben habe, ‚die er eine neue 
| BER: : 


"mt D3 a | Geta. 


212 — yo(l — 


Geta. Sehr richtig! 

Demipho. Heutzutage Befindet fid niemanb e: 
(er, al& bie ans ſchwarz meis machen. 

Geta. Wohl wahr! 

Semipbe. Wie haben wir und ini: fo einfaltig 
gegen den Menſchen benommen ! 


Geta, Wenn wir nur auf die Art feiner los mers 
ben fónnen, daß er fie heurathet. | 
Demipbo, Sft das nod) einem Zweifel unters 
mworfen ? | 
Beta. Bei Gott! wie das ein Kerl ift, fteb" ich 
für nichts. Der kann leicht andres Siunes werden. 
Demipho. Mas? andres Einnes werden ? 
Geta. Ich weiß von nichts; ich meyne nur fo. 
. SDemipbo. Mein Bruder bat Recht; ich will 
feine Frau holen , bie mag dem Meibsbilde zureden. 
Geh du hinein, Geta, und melde fie, 


Smeiter Auftritt, 
Geta. 

Das Geld für ben Phaͤdria ift —— von 
San? und Schelten iſts ganz ſtille; es ift geſorgt dafür, 
daß ſie vor der Hand nicht aus unſerm Hauſe geht. 
Was nun weiter ? was kommt heraus? du ſteckſt nod) 
in der alten Patſche, Geta; bu bezahlſt mit geborgtem 
Gelbe, Das Ungemitten, das über bir ſchwebte, bat 
fid) nur einftweilen verzogen; aber wahre dich ja, ſonſt 
wird bie Prügelfuppe nur befto fráftiger, Jezt will ich 
nad) Haus geben, und die Phanium bedeuten, damit fie 
fi nicht bange feyn [àft vor bem Phormio, ober. dem 


erede der T 
G Frau — 





-—-)o( — 213 


Dritter Auftritt. 
Demipbo , Nauſiſtrata. 

QDemipbo. Nunalfo, Nanfiftrata, verfagen Cie 
uns auch bieBmal Sjbre Vermittelung nicht. Suchen 
Sie das Mädchen zu ftimmen , daß es aus freier Cnt- 
fhliefung thue, was wir wünfchen, und in n Freundſchaft 
ſich von uns trenne. 

Nauſiſtrata. Das will ich thun. 

Demipho. Verwenden Cie fid) jeßt eben (o freund: 
fchaftlih für mid), wie Sie ben Augenblick auf eine 
reelle Art mich unterftäßt haben. 

Nau ſiſtrat a. Das gefchah recht gern; 3.8 - 
bie Wahrheit zu fagen — ich finde mid) zu weit meh— 
rerem verpflichtet, aber mein Mann bindet mir die Hände, 

Demipho. Wie jo? 

Staufiftrata. Weiler das, was meinem Vater 
fo fauer geworden ift, fhlecht in Obadht nimmt. Der 
309 in einem Ctüd von biefen Gütern jährlich zwei Tas 
lente. Ach, wie ift bod) ein Mann vor dem andern! 

Demipho. Sd) bitte Eie, zwei Talente? 


Naufiftrata. Ga, zwei; umb nod) dazu waren 
damals die Früchte weit geringer im 9Bertbe. 

Demipbo. Zaufenb! 

" Staufifirata, Was halten Cie davon ? 

Demipho. Wahrhaftig! 

Naufiftrata. 9d) daß ich fein Mann bin ; ich 
wollte zeigen , . 

Demipbo. Dafür bin id) gut. 

9taufiftrata, Auf maé Art 

D4A4 Demi 


214 ; -)Jo( — 


Semipoo. Schonen Stefich — efte, damit Sie 
jener gewachjen bleiben; fenft möchte das junge >. 
müde machen. 


nytmef? emu d 
Nauſiſtrata. Wie Sie etes tn a ‚da 
Fomamt j ja mein. Mann aus Ihrem Haufe, — s ge 
Cerere Auftritt. rat 


Demipbo, Yíaufifivata, Chremes. 


Ehremes ‚Nut, Demipho, ift das Geld fchon 
in feinen Hauden? 7 oTt ‚chim 2 er 
Demipho. 3d habs auf der ‚Stelle beſorgt. 
Chremes, Das thut, mir * Wi aene 
Frau! Beinahe haͤtte ich quoil. 9 nn 
Demi ph e... „Warum leid, op iid Trew 
Gbremes. Laf e$ au don. i 
Demi pb e. Aber du, haͤſt du mit der Seren ge: 
(precben, wegen welcher beine Frau Bier ift? e 
Chrened, Es ift m 9tiditigkeit P» 19 
genitis. Nun, unb war jagt fie? ^ 05 
Gbrediies, Cielhft: —— 
Demipho. Warum denn nicht? " 
Chremes, Weil Eins das Andre lieb bat. 
Demipbo,. Mas Künunert,dag ung ? 
Chremes, ehr viel. udem bab" id) in Erfah⸗ 
rung gebracht, paf fie eine B penu ung qo. 
QDemipbo, Eine Baſe! bi t dur verrät ? 
Chremes Nicht 'andert ; ich weiß. wohl, 
ich (prece y; befinfie dich elits nic: mir,’ 
Demipho. Bill du geicheid? , 
9Qtauftftrate eim prime mur tive "wi 
site ju leid gerhanı 0 9 o 0 
bo Xu. 









| 


14 " 


- )o( — 215 
Demipho. Cie ift eó-nid. o mius 
.— Ehremes. Still davon Der wahre Name ihres 
Vaters ifeinidih anptgebenımpiteng das eiu dich irre 
geführt, i rar, Karma 
NR centi agam d 
 Chweme 5... Djga. v. 
E bp bo. Warum nannte. fe ih * faiſche 
Chremes. Cheimlich zum Demipho) - Wirft du denn 


heute bic) gar nicht finden , gar nichts merken,?, ^. 


U Demipbe. Menu du nichts Weiter‘ ſagſt ER 
Chremes. Horft du nicht auf? | 3 
Nan ſiſt ratae Sd begreife nicht, was das ſeyn 


* Demipho Ich fuͤr wien the weiß & nicht. | 
 Ehremes, Willſt du's wiſſen Beim Fupit iter 
und bei meinen ehe! t fein Men jA bi Set, als 
dub 7o s i163 
Demipho, „D ibr eigen Götter! 1 "idi 
wir wollen alle miteinander, zu ihr gehen, 3d wil das 
recht wiſſen, oder, " nicht. d m 2109 
Chremes. - 
- QDemipbo, ‚Res ift da? 83 
Chremes, Sind! id) denn” fo foenig Glauben 
bei dir ? ine 
Demipho. Werlangſt du „daß rich dir fo glauben, 
verlangft tu, taf (id) weiter gar nicht vachforſchen fol? 
Nun gut, "Aber fage , ntit der Tochter tmferá Freums 


ee O8 10M 


des — was fell e8 mit ber gtbeu I u oo nun onn 

Ehremes. ya, ja. ^ m Cen Anal mon 
"Demiphe, - Die laf wir aljo gehen? 

Cbremeó, Barum nicht Br 055 ! 


aa‘ D5 Demis 


216 — 364 _ 


Deuipho. Und jene bleibt ?. 20. 

EChremes. Allerdings. 

Demipbo. Sie brauchen fich ‚alfo weiter nich 
zu bemühen, Naufiftrata. 

9tauftftrata. Die Wahrheit zu fagen, ich lenbe, 
für euch alle ifts beffer, daß fie bleibe, al8 wie ihr e$ 
vorhin anfiengt. Das Mädchen — id) habs gefehen — 
dünfte mir fehr brav. (ab) 

Demipho. Nun, wie iſt's denn damit ? 

Chremes. Hat fie bie Thhre fhon zugemacht? 

Demipho. Sa. | 

Chremes. O Syupiter! bie Götter find uns hold. 
Meine Tochter, wie ich eben entbedt babe , ift deines 
Sohnes Gattin? 


Demipbo: He! wie ift das möglich ? 

Chremes. Du follft e& hören. Aber hier ijt 
ed mir ein wenig uuficher. 

Demipbo. Nun fo geh mit hinein. 

Chremes. Mber hörft du! ſelbſt unfre €55nr, 
wuͤnſcht' ich, follen nichts davon erfahren. 


Bünfter Auftritt. 
Antipbo. 


Maglesd mit meiner Sache fteben, wie e$ will, fo 
freut michs doch, baf mein Vetter hat, mas et begehrt. 
Wie gut ift ed doch, nur. folche Wünfche zu nähren, die, 
wenn aud) etwas in ben Meg tritt, fid) leicht befriebi, 
gen laffen. &obald ber nur dad Geld aufgebracht‘ 
hatte, mar er feiner Sorgen los, Uber wie. iftd mbgs 
m daß ich aus meinem Kabyrinthe mid) herausfinde? 

Bleibt 


—)e( - 2 


Bleibt ba& Geheimniß verfchwiegen, fe bin ich in Aeng— 
fien; Tommts an den Tag , fo trifft mich Hohn und | 
Spott, Celbft nad) Haus zu gehen, würde ich jeßt 
Anftand nehmen, hatte man mir nicht Hofnung gemacht, 
daf ich? meine Phanium behalten Ebunte. Aber wo find’ 
id) den Geta, daß id) ihn frage , welchen Zeitpunct 
id im Acht nehmen (oll, vor meinem Vater zu erfcheis 
nen? 


Sechfier Auftritt. 


: Pbormio, Antipbo. 

Phormio. Sd babe das Geld empfangen, habe 
bem Kuppler zugeftellt , nud das Mädchen mitgenotme 
men. Phädria kann fie nunmehr — dafür hab’ ich ges 
forgt — als fein Eigentum behandeln; denn fie ift 
freigelaffen, Sekt ift nur ein Punet fibrig , den ich 
mod) zu berichtigen habe — daß mir die Alten Ruhe 
laffen , zur geben, Denn ich möchte die Paar Tage gern 
für mich haben. 

Antipbo. Sich ba, Phormiv. Was fagft bu? 

Phormio, Wie? 

Antipho, Was wird jest Phadria machen? Wie 
fagt erdenn, baf er mit der Sättigung der Liebe zus 
recht kommen molle ? 

Phormio. Der wird mun anfangen, deine Rolle 
zu ſpielen. 

Antipho. Mas für eine? L 

$bormco. einem Water fortzulaufen. Du 
aber — läßt er bitten — möchteft nun auch die Seinige 
übernehmen, und feinen Borfprecher machen. /— Denn er 
ift willens, ſichs bei mir wohl fepn zu laffen, Und id) 

werde 


218 | —-)o9( — 


werde ben: Alten weiß machen , id). gebe. auf den Markt 
nad) Sunium, die Sklavin zu laufen ‚> monon ihnen 
Geta vorhin geſagt hat. Die möchten. fonft „> wena. fie 
mich bier. nidit. fehen „ fid) einbilden , id) werthue ihr 
Gelb. Aber eben will deine Thuͤre fid) difuen . 
5. 9Iutipfo. -Cijef su, wer herausfommt | © 
"Spirae" Cap ena cono otn 


- re 
Giebenter Auftritt, 
Gay Antipbo Pbormio. 

Getam &didjal! o günftiges Geſchich! wie haſt 
bu bod) auf. einmal, dieſen Zag mit fo vielen thenern Ges 
fdeuten für meinen Herrn ‚den Antipho, belaſtet! 
$i Ani hin Was will der? 5 os Alm — ton 
6 "6betas Und ung , feine Freunde, ber Furcht entlar 
fiet Aber was fütm' ich ? Warum werf ich nicht meis 
nen Mantel auf die Schulrer, damit idy recht‘ gefchwind 
den Burfchen auffuchen und ibm M region. id 
frge(Aeh dim „iur. usc da. 

Antipho. Verftehft bu, was ber. foricht 2 7 T 
| 9er on Verſtehſt bue? o ul 
"6 Pt "elit Wort. ti — 


ng Ad Bene 
Geta. will zum Kuppler laufen ; Boch finh 
— £54) 10] 8039^ dad ive 
35 9 wt poor: ola, Getalbas IT Y A 
ec Geta. Was folle? Qobelbimtan — — 
einem jemand Das ifc man. fdyow gewont. o J 
6 CSln tipo) u ion tor id o0) , "zZ fi 


94» ^ eta, 





— )o( = 219 


Get a. Der ſchreit immer fort; d) mette , es ift 
ein Policeiknecht, Ber iir ruft. Aber — beim Him⸗ 
inel! — plage er fid) nod) fo länge, er gewinnt bod) 
RBB run. n; dum Ya 
"€ wtipbo. Wirſt bü wohl ftepen? ^^ 70 o 
era HoP bid der Gen Mm nn mil. 
Autipho. Ja wder wird dich holen, Erde wenn 
du ni — 
2B 
i 


5 ees od bod) idi ein guter Yu 
jt ls E lägen, * Aber rs ‚wohl gr de 
bunt den d füche ? 3a, ja, er iſts. J * 
Mod"  Gefibivine. zu ihm bin, ^ T: 3n 
Antipho. Mas Neues? 2 515 
Seta. D. Eie raliter von allen Neufchen, 
die, der Erdball trägt, denn ohne Widerrede, Antipho, 
wie Cie der Götter Biebling find, fenw ich feinen mehr, 
Antipho.“ Das foll mir Tieb feyn ;. aber ich möchte 
tod) aud) gern wiſſen marum? 200.50 
Geta, Eind Cie sufrieben , . Be Strdine von 
Freuden über Cie ansgieße? 
Antiphor Du marterft mich gu dite 
Phormio. Geh zum Henker mit deinen Verſpre⸗ 
chungen, unb WM was haft du? >43 
Geta. Ab! du auch hier, Phormio? 
1159 botmic. Wie du ſiehſt; aber wirſt du bald? 
Geta. Co hören Cie denn 5$ bm! (um Phormio) 
Als wir, vorhin ouf den Marfte div das, Geld gegeben 
‚hatten, giengen wir geradeswegs nad) Haus, Mittler 
weile ſchickt unfer Here, mich zu Ihrer Gattin, 
EN Und warum ? | 
Gera, 


220 -)o9( — 


Geta. Sd ütibergebe bae, Antipho ; denn e& gebbrt 
nicht zur Hauptſache. Wie ich im Begriff bin, ins 
Gynaͤceum zu geben, lauft der Fleine Mida von hinten 
anf mich zu, zupft mich beim Mantel; zieht mid) zur 
rüd. Ich ſehe mid) um, frage, warum er mid) anbalte, 
„Niemand, antwortet er, darf jest zur jungen Frau. 
Den Augenblid bat Sophrona den Bruder unferé Als 
ten, den Chremes, Dineingefübrt ; unb ber ift nod) 
drinnen bei ihnen.“ ALS ich das hörte, fchlich id) ganz 
leife auf den Zehen mich zur Thür bin; tet dicht ba. 
vor; blieb (teen; hielt den Athem ; redite das Ohr "5 
Jetzt merft" ich auf, unb hafchte jo nad) jedem Worte. 
Cer druͤckt dich alles durch ein lebhaftes Gebebrbenipiel aus.) 

Autipho. rao, Geta! 

Geta. Hier hört’ id) etwas zum Entzuͤcken; 
kaum konnt’ id) mich halten, daß ich nicht einen lauten 
Sreudenfchrei that. 

Antipho. Was mar denn das ? 

Geta. Mas meynen Sie wohl? 

Untipbo. Ich weiß nit. — . 

Geta. Oh! etwas ganz aufferordentliches, Ihr 
Oheim, bat fid) gefunden, ift Vater von Ihrer Frau, 
ber Phanium. 

Antipho. Was fagft bu? 

Geta, Er batte vor Jahren zu Lemnos einen 
heimlichen Umgang mit ihrer Mutter. 

.. Phormid. Poſſen! die follte ihren Mater nicht 
gefannt haben ? 

Geta, Glaubemir, Phormio, dahinter muß fonft 
was ſtecken. Aber mennft du denn, baff ich auffen vor 
ber Zbüre alles habe verftehen können, mas fie drinhen 


mit einander vorbatten ? 
al nti: 





— )o( — 221 


"S9 mtipbo. Sa, ja , bei meiner Gbre! id) babe 
aud) jo etwas gehört. — TI^ 

Geta. Undich Fann noch mebrere$ anfüfren, Eie 
zu beſtaͤrken. "Eine Meile bernad) kommt Ihr Oheim 
jum Haufe heraus; gleich drauf geht er mit Ihrem Va— 
ter wieder hinein ; beide fprechen, Eie hätten bie Grlaubz 
nis, fie zu behalten; endlich haben fie mid) nod) abge- 
(didt, Sie aufzufuchen und bingubringen. 

Antiphbo. Ha! fo fchleppe mid) denn fort; was 
abgerft bu? ——— T 
s Geta, Recht gern. | 

Antipho. Befter Phormio, lebe wohl, 

Phormio. Lebe wohl, Antipho. 


Achter Auftritt. 


pbormio. 

Das geht ja treflid), bei meinem Leben! Nu, 
mum , es freut mid), daß das Schikſal der Leute fo un- 
erwartet eine herrliche Wendurfg genommen hat. Aber 
jest find’ id) bie jchönfte Gelegenheit, die Alten zu prel- 
len, und dem Phädria die Eorge um das Geld zu er: 
(paren. Nein, nein, der (oll mir nun feinem feiner Ga- 
meraden gute Worte brum geben. Denn — das weiß 
id) — die mürben gerade fo fauere Gefichter dazu ge: 
macht haben, mie vorhin bie Alten, als fie berauérüd'en 
‚mußten mit bem Gelde, Jezt brauch’ ich mir auch ben 
Kopf nicht zu zerbrechen, wie ich's wieder abzahlen foll; 
damit hat ſichs von felbft gegeben. Aber eine andre Por 
fitur und andre Mienen muß ich vor allen Dingen mir 
zulegen. Ich benfe, id) ftelle mich einfimeilen in das 
euge Gaͤßchen bier, und präfentire mid) ihnen von ba, 

wenn 


222 3 Jo( — 


wenn fée das bem Hauferfommen. Deun mit bec Reife 
auf ben Markt e — nichts mehr Ani. d: pu 


— ^14 8) 


5 m ^ tpemipbb pbormio, Cbtemesi 5 mus 
Nn⸗ —* ^a, Ja meii Bruder tauſendmal 
muß ichs den Gbttern danken) daß dieſer Handel, fid) 
fo gluͤcklich für uns geendigt bat. Aber je zt ini 
je Eher je. lieber ben Phormio auffurbem, uir e becor 
er fie durchbringt — unfre 3o Minen ibm abzunchmen. 
Phormio. Wi will einmal Mem, eb! Denipho 
zu Haufe E, iti bos gu ſagen ^oeim 
Dem iphor Und wir esiti be zu dir, Mhor⸗ 


mio, 


Liv im Zus 
Demiipn qa alérbimdélon sig v2 

Us Sppetimie. Dacht' idié Pedo, Omer was wollten 
Cit bei- iie ? fonderbar ! war Ihnen bonge; ich mibchte, 
was ich einmal verfprochen batte, mcht haften? nem, 
meine Hertn‘, bintarm,) wie id bin — das wenig: 
fiens wird mir niemand nachfagen Ebmten 98a id) mein 
Wort gegen jemand gebrochen hattera U viug maunmm 

Ehremes. Nicht wahr, ein feines mann? 

Dem ipho. Ganz gewiß. 1a siot mn vba 


u 
, 


$bormio. Und eben besmegen bin id) jest x 


Demipbo,cum Ihnen jit ſagen, bap ich mich fertig baltes 
geben Sie mir alje die Fran, wenn's Ihnen gefällig ift. 


Denst weil ich fab, bag Ihnen ſoviel dran gelegen war, - 


babe ich, wie ba& meine Echuldigkeit if, alle anbre 


ſchaͤfte befeitiget, — m 
(Penis 





— 


— Neunter Auftritt nohà2si. "c 


Phormi Ü. d retilurptd ru Forjelben Ungeler \ 





" 





-)e( - 223 


+ SBemipho, Sd muß bir nur fagen, daß biefer hier 
mich wieder auf andre Gedanken gebracht hat. „Bedenke 
bod), fprad) ers mas wird das Publicum dazu fagen? 
vorhin, mie du mir Ehren fie ihm geben fonnteft, ba 
geſchah e& nicht z unb. nun fell fie als eine, Abgeſchiedene 
verftoffen werden ?: davon wirft du wenig Ehre haben,“ 
Kurz ,,.€8 waren ohmgefähr biefelben Gründe, bie bu 
mir vorhin fo ftandhaft zu Gemuͤthe fübrteft. n 

Phormio, Meine Herrn, Cie treiben Ihre Kurze 
weile mit mir jehr weit, 

Demipho. Wie das? I 

$hormio. Cte mögen nod) fragen? weil ich nun 
auch jene Andre nicht mehr bekommen fann. Denn 
wie fellt" ich e& wagen , einer Perfon unter die ES 
gu freten, bie id) verſchmaͤht babe? 


Chremes. (zum Demipbo) Sag’ ,, áberbief ia) 
ich, daß Antipho fich mugern von ihr treniten wird, ” 


— Demipho, Ueberdieß (eb? id, mein Cohn wird 
böchft ungern von der Perfon fid) trennen, Komm alfo 
mit, lieber Phormio, aufs Forum, ünb lag mir dad 
bewufte Geld wieder zufchreiben, 


yb ermio. Sa, went id) ineine Gläubiger nicht 
ſchon ſtuͤckweiſe darauf angemwiejen hätte! 
Demipbo. - Was foll aber daraus werden ? 


Phormio. Beben Sie mir bie Statt, bie Cie an 
mid) verfprochen haben, fo nehm' id) fle; wollen Sie 
aber, Demipbo, baf fie In Ihrem Haufe bleibe, fo muß 
die 9luéfteuer mir bleiben. Denn das ift. mir nicht us 
àumutben , daß id) Ihretwegen zu kurz kommen fell. 
Hab’ id) doch — blos Ihnen zu bs tu. jener Uns 
3303 . P " bern 


224 —-5e( — 


bern, bie mir eben fobiel zubrachte , iie veurath nl 
gejagt. 

Demipbo. Geh an Galgen mit deiner Groé- 
fprecherei, du Landläufer! glaubt du, daß man bid) 
nicht fenne, und deine (dbbuen Srreiche dazu ? 

$bormio. Cie beleidigen mid). 

Demipho. Du mürbeft fie nehmen, wenn man 
fie dir geben wollte ? 

Phormio. Probiren Sie's. J 

Semipbo, Nicht wahr, daß mein Sohn bei oir 
feine Niederlage mit ihr hätte? das war euer Plan. 

Phormio. Was fagen Cie mir da? 

QDemipbo, Made bu nur, daß id) mein Geld 
friege. 

| $bormio, Sa, machen Cie, daß id) die Frau 
kriege. 

QDemipbo. Komm mit vor ben Richter! 

Phormio. Horen Cie, meine Herrn, wenn Sie 
nicht bald aufhoͤren, mir den Kopf warm zu maden.,. 

Demipho, Was willit du denn? 

Phormio. Was jch will? mepnen Cie etwa, ich 
mache ben Advocaten blos für Frauenzimmer obne Auss 
fteuer ? nein, aud) für Ausgejteuerte tbu* ichs. 

Chremes. Was kümmert das und ? 

Yhormio, Gar nichts. Sd) Fenne bier eine 
Grau, deren Mann ned) eine Undre . » » 

Chremes. Ach! 

Demipho. Was denn? 

Phormio. Sn Lenmos geheurathet bat, 

Chremes. Ich bin verloren! 

Phormio. Mit ber bat er eine Tochter Pe 
die er heimlich erziehen läßt. Ehre 


J 


— | 225 


Chremes. Gute Naht, Melrt 
Phormio. Das ift ed, was hi bet Frau den 


Augenblic erzählen will. 


Chremesd. Ad, Lieber, ehr es michr ! 
Phormio. He! waren Cie ber Mann ? 
Demipho, Wie er uns àjet! 
Chremes. Wir erlaffen dir alles, 
- Phormid. Geſchwaͤtz! 
Chremes. Was willſt du denn? wir ſchenken dir 
das Geld, was du in Haͤnden haſt. 


$bormio. Nun gut, Aber was, Heuker! führt 
ihr Geden mich denn fo.am Narrenfeile herum, ihr Kinds, 
köpfe? Sch wil Tot. id) will ; nein, id) will wieder 
wicht ; ba nimm? gieb ber! jest ja, jet. mein; jett jus 
gejagt, jet wieberrufen. 

Ehremes (um Demippo) | Auf maé Un unb durch 
wen bat der das erfahren ? 

Demipho. Sd weiß nicht, aber foviat weiß w 
gewiß, von mir fat ed niemand gehört, 

Chremes. Bei meinem wee das geht nicht 
mit rechten Dingen zu. 

Phormio. tfür ich) Sd) bab ihnen eine harte Nuß 
aufzuknacken gegeben. 

Demiphbo. Ha! ſollte ber Kerl, der ung fo aus 
genfcheinlich zum Befttn bat, nod) is viel Geld uns abs 
jagen? Wahrlich! lieber bem Tod. Bruder, ruͤſte dich 
mit Mannesmurh und Geiftesgegemnart. Du fiebft, 
beim Fehltritt ift einmal (dom fo weit ausgeplaudert, 
bafi du bor deiner Fran ummbglid) ihn geheim falten 
Fannft Ich denke alío , wenn wir es ihr ſelbſt jagen, 

$92 fo 


216 - joe — 

(o legt fie fic) eher zum Zieh, aló wenn fioes erſt durch 
andre, Lente urfoͤbn· Dann bleibt uns auch noch die 
Freude, daß wir 'an dem ſchlechten Kerl da — Her⸗ 
zensluſt uns raͤchen unen. c U 3e 

Qbormie — Salt?! went ich mich bier nicht 
wahre, fo bleib’ ich hängen, Die dringen be 
und eben in mid ein, 

Chremes. Aber ich tivi fie laßt "t nidt 
beſaͤnftigen. 

Demipho. Sey ——— ich will's vermitteln. 
Jetzt, Ehremes, ba bie Mutter pe mehr int Dee’ ift, 
yi id) mir'$. 

Phormio. Alſo auf den Fuß behandelt iht mich? 
m fangt eheété Sache febr pfiffig an.! Aber — das fchwör" 
ich dir, Demipho — bem da foll’s nicht gut befonunen, daß 

da mich. in Harniſch gebracht haſt. (qum Chremes) He! 
was meynſt bu ? wenn du in ber Fremde getrieben halt, 
was bir. beliebfe , und. dich den Henker brum kuͤmmerteſt, 
ob du einer der erften Frauen unſrer Etadt eine iners 
' hörte Schmach⸗ zufügteft ; da willit bu nun kommen, unb 
durch Bitten dein Vergehen tilgen.? Nein, oer till ich 
Dinge vorjagen , mill ein Feuer bei ihr aufachen, das 
du micht lbfen fellft, und wenn bu etfi in. 
Aprängn, 
"Demipbo. D baf doch. alles Unglüd — 
und anf Erden dich treffen moͤchte! Wie mur in aller, — 
elt ein Menſch bie Frechheit haben kann? Sollte man 
nicht ein folcbeé Ungeheuer von Obrigkeitswegen auf 
ene wärte Juſel abd Laffen La — 
un? 


Ehre 


e 


ho irc wd iile C 
E 


| — jo( Ey 
Gbremes: Er hat mid) fo weit gebracht, daß ich 


| ſchlechterdings nicht t weiß, wie ich mid) gegen ibn be: 


dme fe. — 


Demipbo. Sch weiß e$; font ot Bericht! 


Dhermin., „Bor Gericht? da hinein: dde ges 
fällig ift. ' Cer gebt 154 Haus iu) à oii" do. ala Ds MEME 


, Oemipbo, , ‚Lauf, ihm. nach half. in, ^ bis ich 
meine Sklaven berauérufe. 


un & br emes, „Ichrkanns nicht allen. 5. — mir 


zu Huͤlfe. ps i di 

oí Sbermic., gun Demishe) „Eine Klage ſtell' id 

gegen bid) an. jn SHÉÉ 
Semipbo. Nun —— EA dou 5 a 

(o 99 os mio, Die andre gegew dich, Gbrentes. 

JD Demipho Shclepp' íbu fort... ^ 5 nM 


Phormio. So meynt ihrs? f didis. iſt's Aul 
die Ctimme zu erheben. Rauſiſtrata lommen Sie 
— rn MEN | 

Chremes. Halt! ihm das Maul zu. aq 

| Demiph 0.” Cieb mir den Schandteit, Món 
er if! 

pbormie Naufiſtrata, hören eie ejr 

" Ehreme®, "$Rillft bu- ſchweigen I» 

Ex Se (neigen? d na n» 

5 dyenippor "Her er nicht fort wil, de fief. ihm 
die Mt in bie Rippen. 

Mad 1711 [t9 Re nit lieber dud S ragen auf i 
bier giebt’& Genugehunng, vollauf für mid. ^ ;43 e 


"v0; T ?3 Sebnter 


228 — )e( — 

Zehnter Auftritte — 75^ 
fTaufifirata, Chremes, Pbormio, Demipbo. : 
‚Naufikrate,, Wer ruft, mir? 

Chremes. ad! 

* 9taufiftrata." Ums Himmeldwillen , A nu 
was ift denn das für ein Lärm? 

jbormio. $e, warum verftummft du je&t auf 
— ? 

| Naufiftrata, Wer it der Menich ba? — word 
i$ feine Antwort ? 

Phormio. "Antwort? or oem? wahrlich! der 
weiß nicht, wo er iſt. 

Chremes, Glaub' ihm ja Fein Wort. 

Phormie. Kommen Sie einmal er, unb greifen 
thn an; wenn er nicht eisfalt ift über den ganze Leib, 
fo laffen Sie, mid) aufknuͤpfen. 
- Chremes, Luͤgner! | cante 

Otaufiftrata, Mas per bem “aber t u. 
fpricht denn der : 
ne Ren Das follen Sie gleich vier bbs 
ren Cie nur, E 

Chremes. Glaubft bu ihm inner nod? _ 

Naufiftrate, Was, zum denter foll ich ibm 
denn glauben? er bat ja nod) fein, Wort gefprochen. 
„„Phormig, , Cr.if wahnfinnig vor Gurdt, ber 
arme Tropf, : du agMP Ut ui AAA 

Naufiftrata, Das muf bod) wohl feine Urſache 
haben , baf bir fo bange ift. | » 

€bremes, Mir bange? 

rw Yhor 


+ 


—)o( — 229 


$5 ormic., 9tun gut! wenn bir beun nicht bange 
ift, unb meine. Nede nicht auf fid) hat, fo erzähle 
du’s felbfi. — 

Demipho.. Soſewicht: deine Ohren zu kitzeln? 

Phormio, Eieh, Demipho, du haft dich deines 
Bruders wader angenommen ! 

^ Naufifirate, 9r, Mann, fagft bu mir's 
nicht ? 

Gbremes. Ah... 

Nau ſiſtrata. Was a5? 

» "G€bremeé, Es ift nicht nöthig. 
-  Spbormio. Sia wohl für dich ; aber nicht fo für 
fie. Sn £emno$...- 

Chremes. Ha! mas fagit bu? 

Demipho. Wirſt du fehweigen ? 

Pharmeno. Hat er hinter buen her... 

Gbremes, Weh mir! 

$ybormio. Eine Frau genommen, ,, 

Staufffirata. 9d)! mein Freund , da fe» ber 
Himmel für! 

pbormio. Nicht anders, 

Nauſiſtrat a. Sch bin verloren, ich Ungluͤckliche! 

Phormio, Und mit biejer bat er bis je&t Eine 
Tochter erzeugt. Sie fchliefen indeß ganz ruhig, 

Chremes. Was fangen wir an? 

Naufiftrata. D ihr anfterblichen Götter, welch 
abfcheulicdes ergeben! 

Phormio. Aber wahr ifte. 

Naufiftrata. Hat man fein £ebenlang was Ent: 
feblid)eré gehört? Schöne Herren! Bei ihren Weibern 
nur druͤckt fie das Alter, - Demipho, mit Ihnen rede d ; 

»353 denn 


230 - )o( — 
Denn mit dei’ ba mag ich Teim 'Mort nieht fevétben, 
Daher fam alfo das bftere Werreifen , "daher das lange 


Ausbleiben zu Lemnos ? daher der Unwerth des Getrei⸗ 
bes, wodurch unſet Einkommen‘ fo gewaltig uv 


Demipbe, qo, Maufiftrata , bin. ar 
Abrede, bag mein Bruder fi d preti je Es 
ob er Rieti auf Feine Verzeibung Anſoruch 
machen dürfe . 9 

Decals, Du predigft inem. ‚Steine, » 7 K. 

Demipho. Denn es war weder Geringſchaͤtzung, 
noch Abuneigung gegen Sie, ‚was, ibn Dazu verleitete, 
Funfzehn Sabre ohngefähr mögen es (eon , als er; — im 
Rauſche — an das, Meibsbild gerieth von der bie Toch⸗ 
ter da ift ; und ſeudem bat er fie nie ‚wieder, berührt, 
Die Mutter [ebt wicht mebr 5 damit, ichwindet auf einmal 
alle Bedenklichkeit, Ach birte Sie alfo, uͤberſehen Sie 
e$, wie Cie ja. fonft. zu thum pflegen, mit Grodmuth, 

Otanfiffrato. Was? mit Grosmuth Brief Arme 
wuͤnſchte wohl, daß diefes ber Befchluß feon Imbchie, 
Aber was hab’ ich ihr Doffnung ?^ fell ich denken, feine 
fjabre werben ibn kuͤnftig vor Ähnlichen Vergehüngen 
bewahren? D! menn das Alter fíttfam. machte, war er 
nicht fchon Damals alt ?: Oder hat vielleicht meine Geftalf, 
babeu meine Sabre jest mehreren Reit gewonnen? Was 
Innen Sie mir bier anführen, Demipbo, um nd) zu 
überreden, daß fo was nicht wieder geſchehen fol?" |" 

Phormio, Wems gefaͤllig ift, mit dem verblichenen - 
Ehremes zur Leiche zu gehen, ber ſchicke fid. ^ Da haft 
bu'é nun. Jetzt nede mir fÄrder einer ben Phormio , wer 
$uf hat, Dem foll gerade fo ber Kopf — J— 

e 





en )o( = "ot 
^ wie dieſem da. Mag er fidy meinetwegen wieder mit 
ihr ausſoͤhnen; ich Bin gemig^gerodben. Sie hat num 
was, womit in ibm —— die en voubrummic 
kann. 5 D« ! ) 
3 au ſi E a. Und das mit Sua unb Necht,meym’ 
ib. Colt id), Demipho , alles haarklein erzählen, * 
ich an ihm gerhan habe, ü 
Demi iphe. p. "ad weiß es ja fo gut, wie Cie felbft. 


| OQraufiftrat a. Nun fo fagtm Cie, bab' íd) o? 
^ TNT 
Dem ipho. Behiite der Simmel! Sudeffen;, was 

prise geſchehen iſt, laͤßt ſich durch Vorwuͤrfe nieht aͤn⸗ 
dern. Verzeihen Sie's ihm alfo." Cr bittet, er befennt, 
er giebt gute Montes Was wollen Eie weiter dr, 19 

Vhormio, Ich benfe, ehe fidy diefe zur Verges 
bung ae muß ich mich und den Phaͤdria ficher 
ſtellen. Nauſiſtrata, ehe Sie ihm auf — ant⸗ 
Worten: erfauben Cie nir ein Wort, 

— — — are, Nun? ^ 7^ ittrThvg 


Phormio. Cd babe ibm 30 Minen abgeliſtet; 
die hab' ich Ihrem Sohne zugeſtellt; der hat dafuͤr 
ſein Mädchen dem Kuppler abgehanvdelt, 

Chremes. Ha! was fagft bu? 

- Naufiftrata,. Alſo das bàlti du — mit, zwei 
Meibern — für fo was Entfeßliches, wenn dein Sohn T 
ein junger Burſch — Ein Mädchen hat? Ob du dich 
denn nicht fchämft ? und bütteft du wohl die Stirn, ihm 
das zu verweilen? Sag’ an, 


Demipbo, Erfollthun, wie Cie befeblen. 
$5 N au fis 


232 ef = 


Naufiftrara. Kurz, um bir meines Herzens Mep- 
nung zu fagen, ich laffe mich auf feine Verzeihung, auf 
Fein Verfprechen, auf keine Antwort ein, beoor mein 
Sohn da ift. Deffen Ausfpruch ftell’ ich alles — 
was der haben will, fell geſchehen. $21 

Demipbo. Cie. find eine cinft ditévolle Frau, 
Naufiftrata, 

Naufiftrata,, Biſt bu zufrieden, Chremes? 

Chremes. Did) komme ja recht gut, recht herrlich 
weg, ganz anders, als ich’& erwartete. 

Naufiftrata, (um Phormio) Sieaber , wie heiffen Cie? 

Phormio. ZH? Phormio; einwahner Freund von 
Ihrem Haufe, und ganz vorzüglich von Ihrem Spbábria. 

^Stanfiftrata, Phormio , wo id) in Zukunft im 
Etande bin, Ihnen einen Gefallen zu tut, da können 
Cie ficher auf meine Bereitwilligfeit rechnen. , 
vo S bermie. Sie finb febr gütia. 

9taufiftrata. Nein, das ift €dulbigleit. 

Yhormio. Nauſiſtrata, wollen Cie heute zum 
erftenmal mir eine feine Freude machen, wobei id) ıhrem 
Manne ein Dorn im Auge fenn verbe? 

e Staufiftrata. Recht gern. 

Phormio. Laden Cie mid) zu Gafte, 

Naufifirata, Mit Vergnügen, 

Demipbo. Nun fo kommt! 

' Ehremes. Vleih. Aber wo ift Phädria, unfer 
Richter? 
Phormio. Der fet den Augenblid da ſeyn. 

(Xa die Zuſchauer) Leben Sie wohl, meine Herrn, ' 
und fdenfen Sie uns Ihren Beifall, E 


2 u — 
vor x 


Anmerkungen 


zum 


$borm io». 


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— )o( — 24t 


— Bei den Roͤmiſchen Spielen — Diefe Spiele wur: 
ben ben Schußgdttern Rome, b. p. den pberen groſen 
Göttern, zu Ehren angeftellt. Sie heißen aud) Circen⸗ 
fes. Gewöhnlicher Weife würden fi fie nur Einmal alle 
Jahre gehalten; bed) fonnte mam auch aufferdem, bei 
gewiffen Veranlaffungen, fie angeloben ; und bei ber Erz 
ſcheinung von Wunderzeichen wurden fie, als ein Suͤh⸗ 
anngemittel; von den Prieftern oerotbnet. | 


— Des Apollodorus — Bir haben von dieſem 
fomifer- nur fehr wenige (bei Brunden find es vier) 
Fragmente, unb amd) von diefen wiffen wir nicht, ob fie 
dem Apollodor aus Gela in Cicifiew, einem Dichter aus 
der neuen Komddie und Zeitgenoffen be& Menander von 
Athen, oder dein Apollodor von Athen, ober bent Apolz 
lobor aus Karyſtos, gleichfalls zween Luftfpieldichtern, 
angehören, Man findet jene Fragmente in Hertelii bi« 
blioth, vet. Com., Grotii excerpt. vet. Com, unb ats 
letzt in Brands Gnomicis Poetis Graecis. 


J mi^ Prolog. 

— Seyen zu fimpel, und der Nusdrud zu nite 
orig — Tenui effe oratione, et fcriptura levi. Mir’ 
duͤnkt am natürlidften, Oratie und Scriptura hier gerade 
fo zu nehmen , wie im Prolog der Andria Oratio und 
Stilus, Was bie Zweibr, — fagt, fdeint zu 
getünfielt. 

^o fin Reb — Cervam. — eine gindin, 
oder eime girfchFub. Aber -diefes mat mir zu umedel, 
und jenes ja gleichtönend mit E | die gleich "reor 


vorfonmen, 
— pie 


! 
242 — (o — 


— Bpidifasomenos — b. h. der Kläger. bon 
Inder ber Sweibr. Ausg, 


Nach Maxume (v. 28.) bat bie Kinpenbrogifäe 
fo wie die Sweibrád'er, Edition ein Colon ;. unb nad). 
Accefferit (v. 29.) ein Punctum. Andere fangen mit. 
Voluntas (v.'29.) einen neuen Caf an, unb feten nad) 
Accefferit ein bloſes Comma. — Die críte Abtheilung 
ſcheint mehr in Terenzens Manier zu fepn ;. mam vers 
gleiche feine ſaͤmtlichen Prologen, mo bie Bitte um ges 
neigtes Gehoͤr faſt immer mit Date operam, oder einer 
ähnlichen Formel, beginnet, 


Aus dem 32. und 34tem 93. fchliefen "A unb 
Bugrapbius, daß die vxjecyra. eher gegeben, worden fen, 
als unfer pbormio, Sehr wahrjcpeinlich , was aud) 
bie Dacier eiuwendet. Man vergleiche dem zweiten 
Prolog zur Hecyra. 


€rfer Aufsug un. 

Erfter Auftritt. 7 

Der Name Davus ifta patria hergenommen, wie. 
Donat fagt. Das heißt, biefer Sclave war entweder 
unter den Dabern ( Daae vel Dahae heifien fie bei ben 
Römern), einem Scythiſchen Volke, geboren, ober im 
Lande derfelben gelauft worden, Diele beweifenaus den‘ 
beiden 9tational tamen, Davus und Gera, daß Popula- - 
ris bier nicht Landsmann heißen koͤnne. Aber, wie 

ſchon angeführt morben ift , und fid aus Stellen der - 
Alten beweißen läßt, die Sklaven wurden nicht allemal 

nad) ihrem eigentlichen Waterlande, fonbern aud) — * 

nach dem Lande, nach der Stadt, wo der jetzige 


* 


^ 


her 





«6t 243 


Ber fie gekauft hatte, nad) ihrem Verkäufer, u. b. gl, 
benannt, &. Uoeflerboo ad Andr. I, 1, 132. Gries 
chiſch heißt ber Name A«e«; f. Aucian de Saltatione 


c. 29. » " . c * 

^ —— Wann fie ibn in oie Buͤrgerliſte einfchreiben 
laffem — Ubi initiabunt, ©, aud) potters Griech. 
Archäol. Th. I, ©. 106. f. 


Zgweiter Auftritt. 


— Lauter gutes Geld — — Lectum eft. Donat: 
Ordinem fervavit. Prius enim gualicas , deinde sur; 
pecuniae fpectari folet, 

Zu bem 5ten unb 6ten 9. führt Lindenbrog eine 
ähnliche aus ber 13ten Catire des 7juvenal an: 

Nunc fi depofitum non infitietur amicus, ' 

Si reddat veterem cum tota aerugine follem, 

Prodigiofa fides. 

V. 7. Nefcis que in metu. — fimus, Donat: Pronun- 
ciative magis quam percontative efferendum eíl Sic 
enim folemus de magnis rebus dicere, 

V. 12. Hanc opıram tibi diee. VOeflerbov citirt da= 
bei aus bem Plautus Bacchid, IV, 9, 72. Ubi lubet, 
recita; aurium operam tibi dico, 

V. 2t, Abeunses ambo binc tum fenes cet, Schon zu 
Donars Zeiten wurde für hinc auch hie gelefen ; welche 
Diverfirät in den Handfchriften fid) gleichfalls finder, 
Hic bezdge fid) auf Relinquunt ; Hine auf Abeuntes, 
Und meil diefes weniger entfernt. ift, fo giebt Bentley 
hine vor, 

— Weldier Linfinn , gegen den Stacel zu ler 
din! — Nam quae infcitia eil, advorfum flimulum 

calces, 


da —-)o( — 


calces. Wem faͤllt Bier aus dem Neuen Teſtamente nicht 
bei, Act, IX, 5. exango cn, meo xtrQn Anzrılur,, 
bin Zutbern. in feiner Meberfeßung gefolgt, uc 
falls proterbicll bei uns geworden ju feyn fein, >» 
Diefe fprichwörtliche Redensart ift febr aft ; fte fonunf 
fon in zwei Ctellen des‘ Aefhylas vor, Prom. Vin, 
v. 322. fq. dept 
Ovxur, &óryt xowmiras TB 
Tlecs xivTp& XxmAc» 6XTÉPÉS, 
Und Agamemn. v. 1635. 

Neos trig m Auuridi, Aehnlich ſagt esiti 
Bacch, 784. ed, Brunck, 794. Barnef. 

UU Hes xeitga Auxrıdeoms Duwres av I; N á us 
Vergl. Schär zu bet erfien Strelle des Aeſchylus wo 

die Erflärung beigefügt ift: Dicitur de iis, qui répug- 
nando fuperioribus plus obfunt fibi, quam profunf, — 
Schulze jagt zu unierer Stelle: ,, Calces fai manente 
weder ald Nomen annehmen , mit dev Ellipfis iactare, 
wie Wefterbov (nad) Donaten) will, und wie Eprich« 
wörter gewöhnlich elliptift) angeführt: werden; oder als 
Verbum für caleitres, mit der Ellipfis ut oder fi, * Eine 
ähnliche Nedensart führt Kindenbrog aus bem Ammia- 
nus Marcellinus án: Contra acumina calcitrare. Ue⸗ 
brigens war das Sprichwort bei Griechen und Römern 
vom Pfluge hergenommen, Denn die Alten ‚pflügten mit. 
Ochſen, die man mit einem langen Rohre, ober it eis 
nem Stecken, der vorn eine Stachel hatte, anjut eiben, 
pflegte, 

— “indem wir da fo "gu — Dum jr ii, 3$: 
nehme il, mit Donaren , für sie, und conſtruire fedemus 
zuſammen. Audere lefen. bier illic abet illi pat 

wicht 








— )e( — 245 


nicht allein Donatens, fondern auch des Bembinifchen Eos 
der und vieler vorzäglichen Ausgaben Auctorität für ſich. 


— Niemals dünfte mir oie Armuth eine fo fdowete, 
fo orüd'enoe Bürde, als vor wenigen Xagenblid'en — 
Nunquam aeque ac modo paupertas mihi onus vifum 
e(t et miferum et grave. Zu Paupersas ftebt in der Zwei 
br. int. virginis amabilis, Mir. bünft e$ dem ganzen 
Sufammenbange entfprechender , den Züngling felbft, 
ber durchaus in einem vortheilhaften Lichte erjcheint, 
fid) dabei zu denfen. 


— "jbre Reise hätten verdunfeln máiTen — Hasc 
formam exflinguerent, Sehr treffend ift die Note der Dacier 
bei diefer Stelle: J'ai voulu conferver ce mot exflingnere, 
eteindre, qui eft te terme propre pour la beeuté, qui 
n'eft qu'une cfpece de lumiere & de feu, Mais la 
beauté du mot e(l bien plus fenfible en-Latin, ou le 
mot forma ne fignifie proprement que chaleur , du mot 
formus, calidus, chaud, Das €ette bat ſchon Donat bemerkt. 


— Armer Gets, was wirds mit dir geben! — 
O Geta, quid te futurum ef! Sch nehme hier eine Excla— 
mation Feine Srage, an. So fchon Donar, mit beige: 
fügter Note: Sic pronuncia, quafi periturum contem- 
pleris Getam, et iam eum in certo interitu defleas, 
Auch Welterboo nimmt einen Ausruf Gier. an. 


Der xXrr Pädagoge — Paedagogus ile — Damit 
wird auf eine mitige Urt der andre Juͤngling, Phaͤdria, 
angedeutet, weil er fid)'$ fo angelegen fenn ließ, die 
Harfenfpielerin nad) der Schule und wieder heim zu 
begleiten, Das thaten font gewiſſe Sklaven, welche 
Paedagogi hießen, und von ocu eigentlichen Lehrern, 

Q Prae- 


246 —— 9st - 


Praeceptoribus, verfchieden waren. Eine ähnliche Ans 
fpielung ift e$, wenn xjannibal den Fabius Cunctator, 
der ibm nie von der Seite wich, beim Plutarch feinen 
Pädagogen nennt, (So foll Sriedrich der. Kinzige den 


grofen Aaudon dfters feinen Viſitircorporal ve 
baben. ) 


— 


— Er hat wohl nicht viel was er ihr APR 
fann? — Non multum babet , quod det „ fortafe? — Mir 
 fommt e$ vor, als ob Sinn unb Motte hier offenbar 
auf eine Frage hinzeigten, Die Interpreten indeffen, 
die ich fenne , jchließen mit emem Punctum. Vielleicht 
hat ſie dazu die, meinem Gefuͤhl nach, falſche Note des 
Donat verleitet? Cum commiferatione amatoris ado- 
leſcentis pronunciandum eſt. 


— Den dollſchreibern — Ad portitores. Dieſe Stelle 
erläutert Schulze: ,, bie Portitores ſcheinen demnach zu⸗ 
gleich dieſe Art von Poſt-Departement gehabt zu haben, 
daß die Briefe bei ihnen abgelegt und abgeholt wurden. 
So auch beim Plauras im Trinamm. Ilı, 3, 64, fol 
vorgegeben werden, daß fie Briefe erbrochen hätten. ** 


Zweiter Aufzug 
Erfter Auftritt, | 
V,1, Adeo rem vedife, ut , qui mibi eenfultum optume ' 
vwelu efe, 

Pbasdria , patrem. ut extimecam , nbi im mentem 

eius adventi went? 
Aehnlich ſagt Kelio im Leſſenga Schatz (14. Suítz, )- 
„Nie babe ich meine Nichtswürdigkeit fo lebhaft em: 
pfunten , als eben jet, da fie mich verhindert, meinem 
Vater 








-)o6( — 247 

Pater freudig imter die Augen zu treten, der mich jo 
zärtlich geliebt hat.“ Bei der Stebenéart, in mentem 
venit, ftebet feltenier der Genitiv; doch führt Donat ant 
Cic. Verr. 1, 1% Fac tibi paternae legis Aciliae ve- 
niat in mentem, und tOefierbov: Cic. de Oratore 1], 
61. Qaotiescumque gradum facies, toties tibj tuarum 
Virtutum veniat in mentem, 

— Bir Biner nur — Audio, Die Suweibr. bemerkt 
dabei: Indignantis f. irridentis. Dffenbar das Letzte. 
Audio (heißt es beim Donat) per ge dicitur modo 
8 contemnente dictum Antiphonis; 

— Ein freigebornes, woblersodenes Mädchen — 
ingenuam , liberalem, Donat: Hot (ingen.) natalium, illüd 
Cüberal,) morum eft, 

Zweiter Kuftritt. 

Vo Imparatum tanla tb impendent mala, S dei 
Zweibr. ift bier eine Note, bie fi) enbiaet : Itaque ze 
cafum fextum habeas, Aber wie fann 6$ alsdenn jii 
imparatum paffen ? Unftreitig ift es der 9fecufatio, ber 
fouft mir ber "Prüpofition in (impendere in aliquem ) 
ftebt , bier aber allein gefett ift, weil das in (ion (i 
bem Verbum enthalten ift. Donat : Accufativo cafu 
Impendent: aut aszeeoby, pros In te perdent mala, Diefe 
Worte dienten zugleich zum Beweiße, daß Donat nicht 
In me las, wie Bentley mennt; 

— Das wird ibn vollends wild machen — fnfli- 
gem. Domat: Infigari ptoprie fera dicitur, — Warum 
id) das folgende „‚laterem lavem* nicht fobrtlid) treu 

Äberfeist babe, fiebt jeder leicht eim, 


025 | = Md 


^ 


248 —)9Ci- 

— Bei fo bewandten Umſtaͤnden — Aſtaee cum 
ita fint. Diefen Ausorud des gemeinen Lebens nnb ber 
gemeinen Echreibart habe ich mit Vorbedacht gewählt, 
weil er mir dem Xateinifchen »dllig parallel duͤnkte. 


— Wer brav wagt, gewinnt brav — Fortes for- 
tuns adiuvat, Ich glaubte bafür forgen zu müffew, daß 
die Paronomafie,die in bem lateinijchen EINER liegt, 
nicht ganz verloren gienge. 

Mir ber überaus ſchoͤnen, lebendigen Stelle v, 32 — 
35. vergleiche man eine ähnliche in Leßings Miß Sara 
Sampfon, Yufz. I, Scene Il. 

Marwood, Welche Miene foll ich annehmen ? ift 
diefe ruhig genug? Sieh doch ! 

xjannsb. Nichts weniger als rubig. 

Marwood. Aber diefe ? 

Zannab. Geben Cie ihr nod) mebr Anmuth. 

Marwood. Etwa jo ? 

Sannab. Zu traurig ! 

Marwood. Sollte mir diefes Lacheln laſſen? 

xjannab. Vollkommen! aber nur freier. 


Diefe Etelle bat übrigens in anbrer Ruͤckſicht grofe 
Bedenklichkeiten , Toorüber alle Juterpreten eim tiefes 
Schweigen beobachten, und die erft neuerdings ton eis 
nem unferer gefebmadvollften Philologen, Hrn. Obers 
conſiſtorialrath 25áttiger in Weimar, zur Sprache ger 
bracht und auf das glülichite gehoben worden find. ©) 
Gs fragt fid) nämlich, da die Schaufpieler bei ben Als 
ten, niemals anders al$ verlaror, bie Bühne betraten, 

wie 


*) Syn einer Einladungsfhrift: De berloris fcenicis, vulgo lar- 
vis, ad locum Terentüi Phorm. I, 4, 32. Vimariac 1794- 


- )o( — 249 


wie war e$ ımdglich, baf in ber vorliegenden Stelle son 
bem Acteur bie Miene und der Ausdruck im Geftcht fo 
oft und fo furz hintereinander verändert werden Fonnte ? 


Fuͤr's Erfte kann die arce des Schauſpielers, wel: 
ber diefe Rolle hatte, fo Fünftlid) zufammengefügt und, 
gebaut geweſen (enn, daß fid) diefelbe burd) eine leichte 
Bewegung bec Lippen oder Wangen *) bald zufammenz 
ziehen, bald erweitern lie , welches ohne Zweifel bie 
Wirfung batte, Freude ober Traurigkeit mwechfelöweife. 
über das Geficht zu verbreiten, Gewöhnlich nimmt man 
an, jene Larven feoen von ausgehöhltem Kork gewejen, 
aber mehrere derfelben , bie in den Kunſtkammern Ita— 
liens und Sranfreicbé aufbewahrt werden, zeigen viel: 
mehr, daß fie aus Thon (creta) beftanden. Ueber die: 
fen thönernen Larven, vermuthet Hr. B., waren Ueber: 
züge aus feineren Haͤuten angebracht , welche fid) weg- 
nehmen und über die Maske ziehen ließen. (Nach der 
Meynung des Stecenfenten in den Görtingifcben gelebr» 
ten Anſeigen wäre e$ leichter gewefen, wenn die Mas- 
Ten felbft aus feinen Häuten beftanden , die leicht mit 
Gyps überzogen und auf diefem bemahlt waren. ) 

Zum Andern darf man nicht unbemerkt laffen, baf 
die Xarbeu der Alten b(teré eine doppelte Seite hatten, 

23 auf 

| *) Dafı ber Mund am den Larven verändert werden fomite, Lüßt 
fid) aus deutlichen Angaben der Alten beweiſen; woraus folgt, 

daf in der Geaeud des Mundes und der Wangen die arse 

leicht in eine andre Richtung gebracht werden konnte. Daher 

erflärt Hr. 95. Eun. IV, 4, 3. Illud vide, os ut fibi di- 

florüit carnufex. Noch niebr ſcheint mir. bierber ju gehören 

Adelph. IV, 3, 6. Hem, vide , ut difcidit labrum. 

Denn was die serbe. zur Erkloͤrung diefer Ctelle beibrinat; 
muoͤchte ſchwerlich Verfall huden. 


250 , — sol — 


auf deren einer ſich Sreube , auf ber andern Traurigs 
feir abbilbete. AB 


Endlich nehme man zu Hälfe, daß auf den Theaz 
tern der Alten, wegen ihres ungeheuer grofen Uinfangs 
(das Theater des Scaurus hatte für go,000 Zuſchauer 
Raum), auſſer dent Spiel der Augen und ihrem Suns 
feln, (denn für die Augen und den Mund waren weite 
Oeffnungen gelaffen) der Ausdruck der Leidenichaften 
in dem übrigen Geficht für die Zufchauer aröftentheils 
verloren gehen mußte, welche daher ihre Aufmerkſam⸗ 
feit mehr auf das Gebehrdenfpiel und den Gefang ridje 
teten, unb was fie auf den Mienen ber Schanfpieler 
nicht lefeufomten, durch ihre Einbildungsfraft erfegten, 


V.49. Iuftam, optumam, erfläre ich ohngefuͤhr ſo 
wie bie Dacier, „Geta remet en gros devant les yeu 
à Phedria une partie des raifons „ dont ils avoient re- 
folu de fe fervir pour excufer Antiphon, Caufam vin- 
eibilem aber erflärt, n.xiner Meynung nad), Donat aim 
beften; Caw/am pro defenfione pofuit, et vinclis quae 
facile vincat, Vergl. meine Nöte zu Adelph, LLL 


"A 


; Dritter Auftritt, 

— Enpli einmal — Vix tandem. Nämlich ; 

thuf ev mir die Ehre an, mich zu mennen, — Fgerum, 

quafi dicat, Paene mei oblitus el, An, quia tarde ad 

ipfum pervenit fenex, quem ille ob confcientiam a fe 

coepturum effe credebat ? De», Sd) glaube, beides läßt 
fid) bier verbinden, 


V. 8, wird iud durum in den gewöhnlichen Slutga« 
dem pbáoria, und Ege expelium bem Berg in den Mund 
‚gelegt, 





—)o9( — 251 


gelegt. Bentley unb die Dacier febren es um. Die 


Letztere ſagt: en effet-e’eft Phedria feul , qui repond 
admirablement à cette objection du bon - homme dans 
le vers 2t (51.). Bentley führt folgende Gründe an: 
Primum ob Donati auctoritatem : tum ob Cod. C. C., 
qui ita perfonas di(lribuit ; denique ob rei naturam. 
Sd) muß gefteben, daß id) berfelben Meynung biu. 


.— — Deine Gerecbtfamen — Tua jufta, — Den Aus: 
bru Serechtſame babe ich hier nicht ohne Vorbedacht 
gewählt. Donat (agt: Diferte magis et abfolute, Tua 
iufla, quam fi aliter diceret. 


— Wenn fie taufendmal verwandt mit uns ift — 
Si cognata eft maxume, Sch bin bier abermals mit 
Dönaten einverftanden : v» seres addit ro Maxume, 
Nam five eft cognata, five non eft, ‚non recipit re 
pue xao irre, — VOeflerboo fcheint Donaten , den 
er widerlegen will, nicht gefaßt zu haben, 


Bei Eo (33. 79.) fagt die Note der Zweibr, Ita 
clarius refpondet, cetera fubmiflius dicit, ita ut Geta 
famen audiat. Das fette finde id) nbtoig. Der Alte 
benft, Phädria meyne den Ort, wo Antipbo fid) auf: 
hält, ftatt bag jener fcherzend bie Wohnung feiner Harz: 
fenfpielerin im Sinne fat. Deswegen jagt ihm Geta, 
aber leife, bàf es der Alte nicht hört , er verftebe ihn 
ganz wohl. 


Dritter Aufzug. 


Erfter Auftritt. 


— fEben wegen jener £&ntfeblo(fenbeit möchten oic 
am Ende die Zaͤnde gebunden werden — Ne iflacc for- 
24 titudy 


252 - )o( — 


titudo in nervum erumpat denique, Nach bem Driginal waͤ⸗ 
ren e$ cigentlid) nicht bie xj3npe ,  fonberm bie Süfie. 
9&eil aber ber aanze Ausdruck, fo wie die Antwort bars 
auf,, fprichmwörelich iſt, mie (ben. Donat bemerft har, 
mußte ich mich mach bem Genins unferer Sprache richs 
ten. Den Cinn ber Stelle bat. Miemaud deutlicher entz 
wicelt, als bie Dacier. „Geta vient de dire à Phor- 
mion , quil apprehende, que fon audace n'aboutiffe 2 
lui faire mettre les fers aux pieds. Phormion, pour 
le raffurer, repond, qu'il ne fait pas ce metier — la 
d'aujourd'hui , & qu'il fait fort bien, ou il mettra le 
pied; pour dire, qu'il faura bien fe tirer d'affüire, & 
qu'il ne fera nullement mis aux fers, * 


— Dieſe da Fann man genießen , bei jenen iſt bis 
Mäbe verloren — Quia enim in illis fructus eff, in 
illis opera luditur, Mir bünft biefe Etelle, wobei 
Manche fid) viele Schwierigkeiten machen, plan umb 
deutlich ; 3. E. die Taube, bie; Lerche c, find uns 
ſchaͤdliche Vögel, und bed) fiellt man ihnen mad. 
Warum? quia in illis fructus et, weil man fie eſſen 
Fann. Den Geier und Habicht läßt man fliegen; beim 
wozu Fönnte màn diefe brauchen ? Die Application au 
bem Phormio, an bem fid) nichts zu erholen war, Kann 
id) jedem felbft überlaffen, So ohngefaͤhr (don IDonat: 
In ilis fruclus efl , quia (leg. gw) nihil faciunt nobis mali, 
Frucus, cibus, In illis opera luditur, qui male faciunt" no- 
bis. — Uber freilich heißt e# auch hier : Omne fimile 
claudicat ! 


V. 25 — 38. find, mie Donat bemer't , aus. bem 
fedbften Buche der Catiren des Ennius genommen, oder 
viels 


-)o(-— 253 
vielmehr barnad) copirt. Die Stelle des Cnnius ift 
folgende, wie fie Donat uns aufbebalten bat : ^ 


Quippe fine cura, laetus lautus quom Pr 
Infertis malis, expedito brachio, 
- Alacer, celfus , lupino exfpectans impetu, 
Mox dam alterius abligurias bona, quid 
 Cenfes domino effe animi ? pro divum fidem! 
' — Jie triftis cibum. dum fervat, tu ridens voras, 


U ‚Denn du Tommi forgenlos, freudig und ſchmuck, haft 
beide Baden aufgeblafen und den Arm aufgejchlagen, 
bift Täter Gier, redft ben Kopf in die Höhe, und wars 
teft mit bem Heißhunger eines Wolfes. Drauf, wenn 
bu fremdes Gut hinunterſchluckeſt, wie meynſt du wohl, 
daß dem gnaͤdigen Herrn dabei zu Muthe ſey? Bei Gott! 
trübfelig ſchaut er nad) feinen Gerichten, inbeg du — 
lachendes Mundes — ſie friſſeſt.“ 


soo Wie man einen Wablſchmauß anfträgt — Che. 
dubia apponitur, Den Ausdruck, Coena dubia, habe idy 
duch Wablſchmauß überfegt, um bei ber Grölärung 
— Ubi tu dubites, quid fumas potiffimum — gleichen 
Schritt halten zu fbunen, Ein folcher Schmauß kommt! 
auch vor beim Boraz Serm, U, 2, 77. 
Vides, ut pallidus omnis 

Coena defurgat dubia, 
Nach Wielands Ueberſetzung: 

„Du ſieheſt ja, wie blaß von einem ſolchen Verfus: 
cbungsreichen Gaftmabl alles aufftebt. ^ Eines andern, 
Effects vou dergleichen Mahlzeiten erwähnt gieronymus 
ad Euftoch, de Virginit,: Caflae vocantur et Nonnae, 
poft coenam dubiam Apoitolos fomniant, 


25 Zweiter 


254 — — 1706 — 


Zweiter Auftritte Yan 91009 
v. 9. * Nec Stilphonem ipfum fcire qui — 
G. negat 

Diefer 8. febtt in dem Cod. reg. ap. Bentl. —— 
hat ihn deswegen als undcht auégelaffen , undihm folge. 
darin die Sweibr., welche zugleich die Groͤnde⸗ dieſes 
Verfahrens angiebt. Der, Erfte ift: weil 9pormio etwas 
weiter unten, im 38ten 93. , ſich ſchlechterdings auf ben 
' Namen wicht befinnen Fan, Der Andere: die wieder 
holte Verneinung on einer und ebenderjelben Sache ſey 
unerträglich. Aber einmal bat Donaz, - ie erliche No; 
ten von ibm unwiderlegbar beweifen, die felle fdyon | ge⸗ 
leſen. Und auf jenen erſten Einwurf, anfwortet 3 
fehr richtig, daf man, gerade dann ‚eines Ue: 
Öfrers nicht erinnern. fönne, wann er : angelegentlich s von 
und Herlangt wird. Den zweiten bat, Don wegzuräus 
men gefucht , unb, wie mir bünit, m if Cdbarffüm 
» Quam mnlta calumniatores calumniandi cif dicunt, 
et vociferandi, ut ipfo flrepitu terreant! *. Moch eris 
nert Donat, bag Phormio den 9tamen Stilpho nicht 
erdichter, fondern von der jungen ge des — Los 
hört habe, 


— Alfo ein wahres Ebenbild von dir — Viae) e 
atque illum ut narras, Eine Äufferft ſchwere Ctelle ! Der 
Sinn inbeffen , welchen ich ausgedriidt habe, ſcheint 
mir der natuͤrlichſte nach den Morten unb bem Zuſam⸗ 
menhange. Piden bezieht fich offenbar auf das vorbers 
gehende Viderim, Alſo? Videas te, ou muft Dich feben, 
atque. ilum int. viditi , wenn du ibm; d. b. * wieder einen 
von dem Schlage, feben willft, ut marras , Deiner Be⸗ 
fchreibung nad. Eine Epbrterei, mit leifer Etimme ges 

ſprochen. 





—)o( —- 253 


forochen. Donat macht eine meitläuftige Note, unb 
bringt, feiner Gewohnheit nach, mehrere Erklärungen 
in Vorfchlag. Folgende fommt foft auf Eius mit mix 
hinaus, „An fic accipiendum, ut fervus hoc ſubmiſſa 
voce per iocum dixerit, Tantum in vita te videas opti- . 
imum, quam fuit ille quem narras? — Pideas ve, arque 
illu , Deeft, Pidifi. Scit enim illum non vera dicere. 
— Das Andere, lin malam crucem , (agt. Phormio gleichz 
falls mit leifer Stimme. Gben finde ich ähnliche Get? 
fe über dieſe telle bei Wefterboven und Schulzen. 


— $remden Giuts Erwerber ı Redhtsperderber ! — 
Bonorum, extortor , legam rontertor! Die Paronomafie, J— 
che. im den Worten „des Originals (eitorror, contorlor) 
liegt, glaubte ich nachbilden zu muͤſſen. Daß Leute von 
niedrigem. Stande fid) einanderoähnlich kliugende Auss 
drücke zu Echimpfwörtern lieben, Iehrt die — Er⸗ 
fahrung. 

— Schön, lieber Herr! redot fo, Be on , wabre 
oi! — Eu, noíler! recte; heus tu, cave, Der 
SHave bat feinen Herrn zum Beſten, indem er ibm über 
feine gute Urt, den Phormio einzutreiben, Lobſpruͤche 
macht, 
— (eb ood) ! weifit ou nidbt den Gemeinplas y 
wo der Richter einmal aefprodben bat, foll man nicbt 
Einſpruch tbun — Ohr! Adum, ajunt, neagas, Donat: 
4just dicimus cum proverbiuni fignificamus. Ada res 
efl, de qua fententia prolata fit, — Ich babe bier aber? 
mals bie Nehnlichkeit des Lauts nachzuahmen gefucht. : 


— Sey doch nicht (o böfe — Tute idem melius fe- 


ceris, Daß in bigfen Worten ein bitterer Spott liege, 
fcheint 


fcheint mir auffer Zweifel. — vOrfferboo y wie ich eben febe,, 
ift derfelben Meinung, und vergleicht damit febr richtig 
RM b 2, 23. Bona verba, quaefo ! 


— Du, wenn ich noͤthig bin , in meinem Onpre 
eer u... Si quid. opus fuerit, beus , demo me ,,. Die, 
Zweibr. fupplirt Teneo, und allegirt dazu Cic. poft red, 
in Sen. c,22. Dies muf ein Druc = oder Schreibfehler. 
V. weil bie ganze Rede nur 15 Gayitel bat; auch weiß 

nicht, wie domo unb teneo zuſammen verbunden 
werben fönnen, Sid) verftehe dabei nd arceffe , oder 
— licet, 
Dritter Auftritt. 

— mMauß alles wieder caſſirt werden, nach Bräns 
den des Rechts und der Billigkeit — Reſtitui in inte- 
grum, aequum eft et bonum, Warum ich bier und in 
ber- ganzem Scene mich fo juriftifd) als möglich ausge 
dräct babe, brauche ich Kennern nicht erft zu fagen.; 


Vierter Auftritt, 

— Er mußte fo zu fprecben, daß mein Alter, der 
anfangs mächtig fidb ereiferte, ganz Firre werden mufte _ 
— Confutayit "verbis admodum iratum fenem, Weber die eic 
'eeutlid)e Bedeutung be$ Wortes Ganfetere €. meine 
Stete zu Heaut, V, t, 76. - 


Fünfter Auftritt. 

— Ich fürdote, der Auppler macht fo lange, bis 
es etwas für ibn abfezt — Hei, mero lenonem , ne quid 
juo funt capiti, Ich verftehe diefe Stelle, wie die Dacier 
y» l'apprebende bien , que ce Marchand na fattire quelque mal- 
exo», Antiphon epprchendé, que ce Marchand, par 
fa brotalite ; ne porte Phedria à lui faire quelque vio- 

lence, 








—)o( — 257 


lence. Alſo er befürchtete einen 9luftritt, den man 
Adelph. 11, r. in ber Mirklichkeit findet, Donars Erz 

Härung, welche Wefterbov und bie Zweibr. muͤhſam zu 
unterftüten ſuchen, jcheint mir hier eben fo gezwungen, 
als Bentley's und Guyer’s kritiſches Meffer unnöthig. 


— Wie albern ! — Hariolare. Die folgenden Steplie 
fen des Kupplers foheinen mir diefer interpretation oor 
derjenigen , bie id) überall finde ,„. (ou bafi's aeratben ) 
das Uebergewicht zu geben. Hariolari für delirare ift ja 


bekannt genug. - Eben febe ich, vag Weſterhov dieje Erz 
Härung-fchon hat. 


— ich balte den Wolf beiden Ohren; geben lof 
fen kann ich ibn nicht , und länger fefl balten — das 
wird's auch nicht thun — Auribus teneo. lupum: nam ‚ne- 
que quo amittam a me, invenio, neque ,. uti retineam, fcio, 
Ein urfprümglid) griechifches Sprichwort , welches Donat 
anfübrt : TWVY Wrwv iu Tor Aunor, sr Xr. sr adsras TT 
AZinoenbrog führt ned) folgende Etellen an : Sueron, in 
Tib. c, 25 : Cunctandi caufa erat metus undique immi- 
nentium difcriminum , ut faepe /upum senere fe auribus di- 
xerit, Arıflaenet, lib, Il, €p.3. ; tv ye vc 2vxe» rar 
wrar ix, Cb. WTÉ wart (Xi m62U Övrazer, ur; un axıluror 
«quw, Hieronym, ep. ad Pammach,: Nunc vero auri- 


bus lupum apprehenderis, nec tenere potes, nec audes 
dimittere. 


— Test im Gegentbeil — Nunc contra. ommia baec, 
Ih folge bier der Seunifdoen Erklärung : illud contra 
omnih haec. eft e contrario ut Adel. 1, 1,19, Arrı rurer wur 


zur, überfeigt es Weſterbov griechiich. 
Sechſter 


258 = )o( = 


M Sechſter Auftritt. 
o MAU er mir nar die Drei Tage sugeflanden ; t8 
war mir ia verfprodben — Ich lefe: Quod fi hie p, ect, 
So in der Kindenbrog- Seunifdoen Ausgabe 

00 — Hein, damit bleiben Sie mir vom Leibe — 
Eam tu hine abis? Sch folge bier cer Zeuniſchen Erflä: 
tung : Retinenda lectio reccpta et explicanda, Jam bine 
abi, apage. Nain Etiam eleganter in iubendo adhibetur, 
ut Heaut, If, 2, 6. Eriam caves? b. e, cave — * 
So auch die Dacier: allez, allez, Monfieur, 

V. 15. nach Lecum halte ich einen Ausruf für pafe 
fender „als ein Fragzeichen, welches id) iu allen Aus— 

gaben finde. , | 

— ^d finne drauf eC Qiamé v. . Hier muß 
man eine Pauſe aunehmen, bie Geta , wachden er ben 
Yfiff "ausgedacht bat, cuf eimmal mit £ebbaftigfeit 
unterbricht. 

Geh nur, amb fag' ibm , "daß er ſich zu Sans 
halte — Abi vero; die praeflo ut fie dom, Diefen V. bat 
Bentley herausgeworfen,, worin ihm die Zweibr. folgt. 
Aber weder feine dutfferen noch inneren Gründe tbun mir 
Genäge, und der. 3. ſcheint mir volllommen an ſeinem 


Orte zu ſeyn. 

* V. 28, 29. Praeflo ef — amicus, Sd) lege das alles 
tem Gerz, (nicht dem Antipbo, wie gembbnlid) gez 
(debt) in den Mund, Geta wußte, daß Phormio zu 
Hans fen. weil diefer ihm zu Ende des zweiten Auftritte 
gefagtrhatte: fj quid epus , bes! me domo. Co fchen unt 
. Theil die Swoeibr, Daraus folgt denm auch, baf ,, Eamus 


ergo ad cum edui** orte des pbáoria ſind. 
ul tr: 





-6(- $9 
Bierter Aufzug 
Dritter Auftritt. 


— Bin ättifches Talent — Talentum magnum, ,, Das 
attifdbe Talent galt 6000 Drachmen. Priscian bat fid) 
eingebildet, baf bie Athenienfer ein grofes Tal, zu Soco 
Drachmen, und ein Kleines zu 6000 gehabt haben; und 
fein Anfehen hat manche verleitet, das für wahr zu hal— 
tem, Die Sache ift aber ganz fal(d) , und gründet fid) 
blos darauf , weil die lateinifchen Schriftjteler öfters 
ein Talentum magnum nennen , $on dem die Griechen 
gar nichts wiſſen. Die Römer hatten Urfache, manche 
Talente gros zu nennen, Denm wenn fie die Fleinenund 
leichten Tal., die fie bei den Einwohnern Grosgriechen- 
lands zuerſt Fennen lernten, unb die zum Theil wirkliche 
Münzen (von geringem Werthe, zu ı Rthlr, oder auch 
auch nur der Hälfte) waren, mit denen Talenten ver= 
glid)en , bie fie nachher im eigentlichen Griechenland 
unb in Afien kennen lernten ; fo mußten fie die letztern 
große Talente nennen,“ Rambach Th. Ill, ber pote 
serfchen Archäol. ©. 128. | 


V.41, 42. Parvi rettulit 
Non [ujcepiffe , inventa eft , quae. dotem petat, 


Donar macht bier bie Note: In Graeca fabula fenex 
hoc dicit, Quid interefl, me non f[uicepife fiam , fi modo dos 
dabitur alienae 1. Auch ich gebe dieſe Worte bem Demipho, 
unb finde es völlig feinem Charakter ent(precbenb , bag 
er dem Sklaben baftig ins Wort fällt. 


Sänfter 


&óo - jeC- 
Sünftec Aufzug. 
‚Exfter Auftritt, 


—— Wenn einer binter oir ber iff , fo laufe ja nicht 


vor deiner xjaustbüx vorbei — Ira fupias, me praster can 
fam. Die Dacier fügt, in den ſechs Luſtſpielen des Te⸗ 


renz komme keine einzige Stelle vor, bie den Interpreten . 


fo viele Mühe verurfacht habe, als diefes Sprichwort. 
Schade, daß diefe Mühe groͤßtentheils fruchtlos mar. 
Das Befte, was jemals darüber ift gejagt worden, enthält 
* nach meinem Urtheil — folgende Note von Schulze, 
„J. Sr. Gronov in. feinen ſchaͤtzbaren Obfervationen 
(Obfervatt. ın Ter, Oxonii 1750.) 3, 9. jchlug feinen 
eigenen Weg ein. Er meynt, e$ ſey entlehnt von fluͤch⸗ 
tigen Sklaven, bie, menn fie in einer gewiſſen Entfer⸗ 
nung eom ihrem Haufe auf Arbeit angefielle find, da 
am erften die Flucht ergreifen, and fid) dann wohl hüten, 
vor diefem Haufe vorbeizulaufen, praerer cafam fugere, 
^ wo fie am leichteften aufgehalten werden Fönnten ; ſon⸗ 
dern ganz nach der entgegengefeßten Seite abwärts fluͤch⸗ 
ten. Das liefe fid) hören, wenn, nur die Anwendung 
auf den Demipbo , und jeine vorhergehenden Worte, 
eben fo leicht wäre. Ich erfläre mir es lieber. jo: &o 
wie der Hund vor feiner Thür, unb der Hahn auf feinem 


Mifte, am wehrbafteiten ift, jo bat ber Menfchden meis —— 


ften Muth in feiner eignen Hütte, welche ihm turiliunn 
receptacnlum ift, wie Donat fagt. Laßt er fib davon 
erft abſchneiden, flieht er da verüber, fo ift er leichter 


zu fangen, fo hat er den Rüden nicht frei, jo bat er fi. | 


aleichfam das Schmwerd aus den Hinden nehmen laffen. 
Nun fagt Demipho vorher : es it fatal, daß man oft 
| ? Schur⸗ 





= )o( — 26t 


Schurken, aus fibeteilter Gite , bie mittel in die Hände 
giebt, um ferner bosbaft zu ſeyn. Wir find thöricht gez 
wefen, ibın das Geld zu geben : denn damit haben wir 
tbeilá unfer Unrecht fd)eu eingeſtanden; theils, wenn 
wir ibn verklagen, fann er mit unferm eignen Gelbe ben 
Proceß abhalten und ausführen, Man follte billig nach 
dem Sprihworte — nicht vor feinem Haufe vorbeilaus 
fen, — oder, um e$ mit einem andern zu vertanfchen — 
das Echwerd,, womit man fid) wehren kann, nicht aus 
den Händen geben. Denn wenn er num klagt, fo find 
wir ſchutzloſer: wir haben ihm, durch die Auszahlung 
des Geldes, felbft an die Hand gegeben , feur Mecht qu 
beweiſen und zu behaupten, Nun wirder immer dreiſter.“ 


' Zweiter Auftritt. 


— Damit ſie ſich nicht bange ſeyn läft vor dem 
Dbormío, oder dem Serede der rau — Ne quid verea- 
tur. Pbormionem , aut eius orationem, Bentley hält es fuͤr ab⸗ 
folut unmöglib, daß Phanium von dem Phormio, bent 
Freunde ihres Mannes, etwas härte befürchten können 
Er ſchlaͤgt deswegen folgende willkuͤhrliche Aenderung vors 


Ne quid vereatur Naufiratam , megne eius orarıbhelm, 


Allein ich denke, man muß bier die Aengftlichkeit einer 
jungen Frau, welche die ganze Zeit über fid) In yeinie 
gender Verlegenheit befand, mit in. Anſchlag bringen. 
Aufferdem fonnte man bei einem Menſchen don Phor— 
mio's Gewerbe leicht befürchten, er moͤchte durch einen 
größeren Geminft auf andte Gebanfen gebraibt werden, 
— Eius endlich zieht inan, wie mir bünft, am narüre 
lichften auf bie Naufiftrata. , . 


: T: » Vierter 


262 —)o€( — 
Vierter Auftritt. TNT. 


— . 3588 ou nicht auf? — Pergis? (v, 12.) siii 
lefen Perdis ftatt  Pergis. Allein dieſes Cettere giebt 
nicht allein einen ungezwungeneren Sinn , ſondern e$ fat 
auch größere Eritifche Auetorität. Das lehrt Wentley's 
tote: Omnes Faerni libri, practer Bemb, et es 
ubi eft Perdis, atque noflri recte Pergis, 


Fünfter Auftritt. 


— Vetter — Frari. Er verficht den Phaͤdria, der 
eigentlich fein Patruelis war. Aber beide Ausdrücke 
werden bisweilen vermwechfelt, und nod) öfter verbunden. 
So in folgenden, von Weſterhov angeführten, Stellen, 
Plaut, Poen, V, 2, 109.. Pater tous is erat frazer parruelis 
meus, Suet, Caef, z9, C. Marcello, qui frasri patrueli 
fuccefTerat; 


— Die, wenn auch etwas in oen Weg tritt, fido 
leicht befriedigen lalfen — Quas, cum res advorfar fient, 
paulo mederi goffis, Dem Phädria trat der Eigennutz be& 
Kupplers in oen Weg; dasjenige, wodurch‘ bier leicht 
gebolfen werden konnte, waren bie dreiffig Minen, — 
Uebrigens fcheint dieß bie einzige Stelle zu feyn, wo 
Medeor mit 2t Accuſativ conftruirt wird ; unb felbit 
bier lefen, nad) Wefterboven, Mfs. Witt, et Boend, fo 
wie edit, 1369.. Quibus ftatt Quar, Plinius fet zwar 
auch bem Accuſativ babet, aber mit vorausgefchicter 
Prapofition. £o IX, 31, 3, Mederi contra ferpen- 
tium ictus, Und XXII, 25, Adverfus hos omnia eadem. 
medentur, Av VL». yu. o et x.) 4 P AN » 

N. 


ums o Yu leland = y Wohfhus "^. 


ker wur prom — D M t orae — 








"Ne -— 263 


; Sechſter Auftritt. 

Wie fagt er denn, daß er mir der Sättigung der 
Liebe zurecht Fommen wolle? — Quo fao fatierarem 
amoris ait: fe "uelle abfumere? Cine Anfyielung aufdasjenige, 
was. Phaͤdria oben Hy; 1, 10 ff. bem Antipho-fagte: 
Amore abundas, Amntipboz Bei Dir , intipiw, berrfcht die 
Saͤttigung der Liebe u. f. fo 
Sunium (9. 9.) mar ein Vorgebuͤrge von Attica, 
oder ungev A? xvaio» , wie es Homer Odyſſ. 111, 278. nennt, 
welches ber Scholiaſt durch axeezzpior rn; Arrınns CrÉlàrt, 
Hier befand fid) ein Flecken, welcher einen beträchtlichen 
Markt hielt, beſonders mit Sklaven.“ So Schulze 
b. b. Cr. 

Siebenter Auftritt. 


— Bin Dc'ceifnecbt — Cariælis vernula im Drigie 
nal, Das waren Stadtknechte, die einen Eurie (Hexig:=), 
dem dritten Theil einer Tribus „in Athen bedient waren. 
Sie wurden von den Privatiflasen mit Verachtung ans 
geíeben ; obngefabr wie die policei£nedore bei uns. 


Gynäceum;, (98. 23.) vormixeio, war der innere Theil 
des Haufes (interior pars, Eun. Hl, 5, 31 2, wo das 
Frauenzimmer von den Mannsperſonen abgefondert 
wohnte; ber Zarem ber Griechen, Beim trepos in der 
Morrede heißt es davon: interior pars aedium, quae gy. 
naeconitis appellatur, quo nemo accedit, nifi propinqua 
cognatione coniunctus, 


— Ich febe mich um, frage, warum er mich an» 
balte — Rejpicio , rogo, quamobrem retineat me, Cr ſpricht 
leiſe, faſt wie außer Athem. So machen es die, welche 

tv Unerwartetes und dabei. Erfreuliches in petto 
Ra baben, 


264. — )o( — 


haben. Ebendaher babe ich, bem Driginal zufolge, das 
Berbindungwörtchen ganz weggelaſſen. — 


— Ich babe auch fo etwas gehöre — Ego ouoque. 
illam inaudivi fabulam, Vielleicht bezieht fi) das auf 
V,5, 7, wo die Zweibr. fagt: Ex quo Chremes cum: 
Phanio egit, per intervallum inter Act. IV. et V, , ac- 
cipere potuit obfcure, rem compöni poffe; Auch heißt 
es ebendafelbft zu bem gegenwärtigen ®, in bem hinten 
angehängten Noten : Inaudiverat certe a nutrice uxoe 
ris, patrem effe civem Ath, , qui Lemoi confuevetit. 


cum Phanii matre, 


— 4! fo ſchleppe mich denn fort — Qnin ergo rape 
me, Die Dacier macht hierzu bie Anmerkung: Anti» 
phon a tant de joye, qu'il fe met fur les epaules de 
fon valet, & fe fait porter ainfi. Voila comment il 
faut entendre ce paflage, Cela faifoit un jeu de Thea- 
tre, qui plaifoit au peuple. Die 3weibr. bat das wort: 
lich berüberaetragen. Aber voefferboo, Beune, und 
neuerdings Schuhe haben fid) nachdrädlich gegen dieſes 
Poſſenſpiel erklärt. Der Leiste fagt: ,, mo die Leute das 
berbaben mögen!“ Sd) muß gefteben , daß es bloß die: 
fer Umftand ift, der mich gegen jene Erklärung mifitraus 
id macht. Denn fonft bin id) wirklich ‚der Meynung, 
daß dieſe Poſſe nicht uͤbel angebracht ſeyn, und auf dem 
Theater die intendirte Wirkung nicht verfehlen wuͤrde. 
Aber daß Donat uns keinen Wink davon giebt, wird 
immer eine Hauptbedenklichkeit bleiben. Allenfalls 
fünnte eine Stelle in der Andria (V, 2, 20.) bierber 
gezogen werben , wo «6 heißt, /ublimem oue intro L3 
ſchleppe oen oa ſchwebend bíncin! 


Abt 





— )o( —. 265 
niet? v4 917 Achter Auftritt. i 


— Denn die würden gerade. fe fauere Geſichter 
doazu gemacht baben, wie vorbin! die Alten, als fie bere 
auérüd'en mußten mit dem Belde — Nam idem hoc argene 
tum , ita ut datum ejf , ingratis eis datum erit, Cine C telle, 
die ben Snterpreten, wo ich aber keinem dießmal folgen 
kann, viel zu ſchaffen gemacht bat. Eis ober Bis ift un— 
ſtreitig die wahre Lesart. Aber dieſes ziehe ich nicht auf 
Senes, ſondern auf Aequalium (V, 5.).. .Das Nam idem 
b. a. cet, ijt die weitere Crbrterung oon: Ne euiguam — 
fupplex ſiet. Und Darum erit ift foviel als dabitur, ober 
vielmehr datum foiffet, Sd) glaube, das Zuſammenhaͤn⸗ 
gende dijer Erflärnng ift. febr fühlbar , und eine nicht 
geringe Empfehlang für fie, 


(oc e Vote ichs wieder abbezablen foll — — Hoe qui co- 
gam, Eigentlich: wie ich’ auftreiben, aufbringen (oll. 


- MeunterXuftritt, 

" — wicht wahr ein feines Mädchen? — Eine, ira 
sti dixi, liberalis * Diefen Vers — in allen andern Edi— 
tionen ift es der zwölfte — ſetzt die Zweibr. an die Ciz 
be der ganzen Ecene, weil, wie ba vorgegeben wird, 
er hierher jchlechterdings nicht paſſe. Uber fchon fols 
gende Zeunifche Mote hätte von dem Gegentheil;über: 
zeunen fónnen : Mihi ob ipfum Phormionem illa verba 
dicta eſſe videntur, nt homini probabile efficeretur, 
quod mox Dem, dicturus eft, Ar bic dehorsasus efi me cet, 
Igitur fenfus et, Nonne tu puellam liberalem, uti 
tibi expertur ſe dixi, reperifli, adeoque dignam filio 

eI Damit verbinde man, was Schulze angemerkt 
9t 3 bat. 


266 —)jo( — 


Bat, „Man Bebenfe nur, daß die Alten dem Phormio 
zu belauren glauben. Um min der Sache einen Anftrich 
zu’ geben, fängt Chremes bier an, ‚die Artigkeit des 
Frauenzimmers zu rübmen , gleich als wenn dieſe vibes 
ralitaͤt, und fonft nichts, fte auf andre Gedanken zebracht 
hätte, Phormio geht nur auf dieſe Materie wicht weiter 
hinein, und thut, als wenn ihn dieß nicht tümmere, ^ 


— Tidit wahr, daR mein Sohn bei dir feine ties, 
derlage mit ibr bärte? — Ur filius cum ila habiter apud 
se. Der Alte bilder fid) wirklich das eim, Antiphe, 
denkt er, wife bie Abkunft ber Phanium noch nicht, 
und habe drefes 9lnefunftémittel mit dem Phormio vers 
abrebet, der eben dafür mit den dreiffig Minen bezahlt 
worden fe», Sch glaube alfo nicht , daß die Smeibr. _ 
(Indignum Phanio ,;:quam tamen filio. fervare cupit, 
inepte fimulans dicit) den wahren Sinn angegeben 
habe, T | 

— Was millf? du denn? — Quia facies ? (v. 45.) 
Die Sweibr.: Territus fenex, bis. pner , rogat. Ich 
finde diefe Bemerkung nicht in bem Charakter des De⸗ 
mipho. Meiner Meynung nach liegt Epott à Verach⸗ 
tung in der Frage. 


V. 77 — 92. folge ih der geistlichen *ínte: 
punction; b, f. ich fette nach Cenrumelias. ein Eolon und 
mad) Peccatum. Tuum tin Fragzeichen. Diefe Abtheilung 
bünft mir tatürfider, alà wenn man, mit der Sweibr., 
auf Có» ein Bancrum', umb auf Pec, Tw, ein Colon 
felgen laͤßt. DU 


ates | 





ee 267 


— Nun fo belange mich — Lege agito ergo, — Saft 
in allen Goitiowen ſpricht bie& Cbremes. Allein die 
Dacier bat mit Stecbt bemerkt, daß c$ einzig und allein 
auf den Demipbo paffe. VOefferboo, welcher ihr Bei: 
fell giebt, fand wirklich fo in einigen Handſchriften 
heeheint Xe 


— Stoß ibm oie ^ Sauf in oie Rippen — Pugnos 
in wentrem ingre, Wozu das? Quia (antwortet 
3bonat febr richtig ) qui refiflit, ne fequatur trahentem 
collo obtorto, repandum fe facit, et ventrem pro- 
icit; cum autem in ventrem feritur, curvatur et fe- 
quitur, Uber die Augen auszukratzen, Fonnte dazu 
nichts helfen ; daher möchte id) ba — Vel oculum exfeulpe 
— nicht, wie die Sweibr., bem Alten in ben Mund 
legen, Phormio, menne id), fagt es ſpoͤttiſch, weil 
er bie Naufiftrata Fommen hört, wodurch er auf einmal 
wieder in den Vortheil gefeßt wird. Und eben auf die: 
fe$ Letztere bezieht fid) ber Nachiat : eft, ubi vos ul- 
cifcar probe. 


Zehnter Auftritt. 


— Warum verfiummf? du jest auf einmal? — 
Quid nunc obtiemifii ? Andre Handfchriften und Ausgaben 
lefen obfıpuifii ober ebfiupusfó ; warum fiebfi ou jerst 
wie verffeinert da ? 


— Du baft dich deines Bruders wad'er angenom⸗ 
men — Factum efl abs te fedulo pro fratre, Gr triumphirt 
über die Verlegenheit, worin Demipho’s Anfchläge 
feinen Bruder geftürzt haben. 


" 


8 4 — vat 


263 - (2(- | 

— Bat er bis jent Eine Tochter erzeugt — Filiam 
fufcepit iam unam, Bis jest; alfe, will er fagen, wer weiß, 
was nadjfemmt? So erflärte es (bou Wefterbov , wie 
ich eben finde. | 


— Du prediaff einem Steine — Verba fiunt mor- 
tuo. Donat bemerkt jehr treffend. : Non eft paffus pa» 
rafitus, ut totam fententiam fenex explicaret, Eben 
fo richtig Bentley: Mortuo non de Chremete eft accipi= 
piendum, fed de Naufiflrata , quae aeque fruftra efl 
orata, ac mortuo verba fiunt. Wefterbon vergleicht 
damit das Giriechifche : Nu«ze udn us se Aryın, Auf 
eine Ähnliche Art heißt es Heaut, I, 3, 10. Nae ille haud 
fcit, quam mihi nunc /urda marreı fabulam, | 


— Und das mit Sud und Xedt — At meo me- 
rito, credo, ch beziehe dieß auf bie legten Worte 
des Phormio, | 





Schwiegermutter. 


Dieſes Luſtſpiel wurde zum erſtenmal bei den Roͤmi⸗ 
ſchen Spielen, als Sert. Julius Eaͤſar und Cn. Corne— 
Ins Dolabella euruliſche Aedilen waren, aufgeführt, wo 
aber die Vorftellung nicht ans Ende Fam, Flaccus, des 
Claudius Freigelaſſener, verfertigte die Muſik, wozu er 
die gleichen Flöten nahm, Unter bem Conſulate des En, 
Detavius und T. Manlius wurde es zum zweitenmal acz 
geben, bei der Feier eines Keichenbegängniffes, Die 
Dritte Vorftellung gefchab, al$ D. Fulvius und L. Mars: 
eins curnlifche 9lebilen waren. Das Ctüd ift bem Gries 
ehifchen des Apollodorus nachgebilder, 





Setcfonen. 
Der Prolog. EN pbioippus, Alter. 
pbiloris, Freudenmaͤdchen. Myrrbing, beffen Frau. 
ss OT Pampbilus, beider Sohn. 
Caches, Alter. Sofia , Sklave. - 


Soſtrata, beffen Frau, Bacchis, Freudenmädchen. 
Stumme Perfonen. 


Pbilumens , Gattin des Pamphilus, 
Scirtus , ein junger Sklave, 


Die Scene ift eine Straße zu Achen, worin Laches und ' | 
Phidippus wohnen, 





— 206 — 2" 





Prolog 
für die zweite Vorftellung. 

Ns gegenwärtige Stück Heißt Hechra. Die erfe 
Aufführung deffelsen wurde durch einen mibrigen Zur 
fal von ungewöhnlicher Art unterbroben, fo daß es 
nicht vorgeſtellt, folglich nit nad) feinem wahren 
- Gehalte bekannt werden Fonnte. Die Veranfaf- 
fung dazu war ein Seiftänger, welcher bie Aufmerk— 
famfeit und Bewundrung des Volks gefeffelt hatte, 
Das Luſtſpiel kann alfo jet für ein volig neues gel⸗ 
ten, und bie Urfache, warum fein Verfaſſer, nad 
dem Ende jener Unterbrechung, mit der Vorſtellung 
nicht fortfahren ließ, war keine andre, als um ſein 
Stuͤck noch einmal verkaufen zu koͤnnen. Sie ha: 
ben den vorhergehenden Comoͤdien deſſelben aufmerk⸗ 
fam zugefehen ; laſſen Sie aud) bie jetzige ein geneige 
tes Gehoͤr finden. 


Prolog 


272 —)o( — 





Prolog 
vor ber Dritten Aufführung. 


Rn dem Gewande des Prologus erſcheine ich vor 
Ihnen als Vorbitter, den Sie — das iſt mein ſehn⸗ 
lichſter Wunſch — feine Fehlbitte werden thun lafe 
fen, damit id) derſelben Auszeichnung mich im Alter 
erfreuen koͤnne, die mehr als einmal in der Jugend 
mir zu Theil wurde. Damals brachte ich es nicht 
ſelten dahin, daß ein Schauſpiel, welches man bei 
der erſten Vorſtellung von der Buͤhne verbannt hatte, 
in ver Folge ein Leblingsſtuͤck wurde, wodurch id 
Arbeit und Verfaſſer zugleich vom Untergange rettete. 
So gieng es mir unter andern mit den Comoͤdien, 
bie ich zuerſt als neue Stuͤcke vom Caͤcilius auffuͤhrte; 
bei einigen derſelben mußte ich die Buͤhne verlaſſen, 
bei ben andern erhielt ih mich nur mit Mühe dar⸗ 
auf. Alein ba ib wußte, daß das Scheckſal einer 
theatraliſchen Vorſtellung gar febr vom Zufal ab⸗ 
Hänge, fo ließ ich, trotz ber ungewiſſen Hoffnung, 
mich die gewiſſe Arbeit nicht verdrießen, und fuͤhrte 
dieſelben Schauſpiele, nach meinen beſten Kraͤften, 
nod Einmal auf, um von dem Dichter wieder heue 
Stuͤcke zu bekommen, unb ihm feine Beſchaͤftigung 
nicht zu verleiden. Die Folge meiner Bemuͤhung 
war, man ließ die Stuͤcke ruhig auffuͤhren, und gab 

ihnen, 





—)o(-— 273 


ihnen, nachdem man fie Fennen gelernt hatte, Bei⸗ 
fat. Auf dieſe Art verhütete ich ben Verluſt eines 
Dichters, welchen die Boßheit feiner. Widerſacher 
beinahe ſchon von ſeiner tiebfaberei , feiner. Beſchaͤf— 
tigung und feinen Verfuchen in der dramatıfchen Poes 
fie abwendig gemacht hatten. Haͤtte ich damals ger 
ring von feinen Producten geurtheilt, hätte ich batz 
auf hingearbeitet, ibm fein Schriftſtellerleben zu ver⸗ 

iden, damit er in. Zukunft lieber feiner Muße fuͤr 

d "genießen, als bem Urtheil des Publicums fido 
blos ſtellen möchte, fürwahr, é$ ſollte mir nicht ſchwer 
geworden fepn, von affer ferneten Autorfchaft ihn ab: 
zuſchrecken. Was ich dießmal für ein Anliegen habe, 
laffen Sie fib, mir zu Liebe, vortragen , unb hören 
mid) unbefangen, 


Ich bin im Begriff, bie Hechra auf3 neue vor 
Ihnen aufzuführen , ein Stuͤck, das mir nie vers 
gönnt geweſen iſt, ruhig vorzuſtellen; ſo ſehr hatte 
es bald mit diefem, bald mit jenem Hinderniß gu kaͤmp⸗ 
fen, Alte dieſe Hinderniße werden verſchwinden, 
wenn Ihr einſichtsvolles Urtheil unſern Fleiß und Cir 
fer unterſtuͤtzen wird. 


Als ich die erſte Vorſtellung dieſes Luſtſpiels be— 
gann, da zeigten ſich auf einmal Athleten, die gro— 
ſes Aufheben von ihrer Kunft machten, und Geil: 

tánjer, 


274 = .)o(l — 

tánger, melde die Erwartung des Voltes ſpannten. 

Was mar zu machen ? ber Haufen von ihren Begteis‘ 
tern, bie Menge derer, die fich für fi ie intereffi itten, 

und das Geſchrei der Srauengimmer war fo [n 
daß ich vor der Zeit von der Bühne weichen mußte. 
Da machte ich's nun mit dem neuen Stücke, wie chen 
mals mit manchem alten, das heißt, wagte einen 
neuen Berfuh. Alfo das Luſtſpiel wird zum jns. | 
tenmal gegeben, unb der erſte Aufzug findet Beifat;, | 
als auf einmal bie Nachricht fid) verbreitete, irs 
den Gabiatoren auftreten. Sekt drängte man’ don 
aen Seiten herzu, unb über dem ffrm unb Ges 
wuͤhl, über bem Zanfen um bie Plaͤtze, konnte id 
ganz natürlih meinen Días nicht behaupten, 


Gegenwärtig ruht jeder Lärm, uͤberal hertſcht 
Stile und Schweigen; ich habe Zeit, mein Stüd 
aufzuführen, unb Cie, meine Herrn, haben Gele⸗ 
genheit, den Schaufpielen ihr Anfehen zu erhalten. 
Verhuͤten Sie, foviel an Ahnen ift, baf bie T 
matifóe Dichtkunſt nicht auf wenige Perfonen einz 
gefchränkt verbe; geben Sie lieber dutch Ihten Seir 
fall bem meinigen Gewicht und Stärke. Habe id 
niemals 





—€-—29€-— 275 
niemals Eigennuß zum Ziel meiner Kunft gemacht, 
habe id flet& das Vergnügen, das fie Ihnen vers 
ſchafft, für den edelften Gewinn derfelben gehalten; 
fo gewähren Sie mir die Bitte, und la(fen den 
Mann, der die Producte feiner Mufe meinem Tas. 
lent, fo wie ihrer Protection fid) ganz bingegeben 
fat, nicht das Opfer boshafter Raͤnke, nicht das 
Gefpött feiner Feinde werden. Mir zu Liebe nef, 
men Sie feine Bertheidigung an, und fchenfen und 
Stile; damit andere Dichter zu ferneren Berfuchen 
ermuntert werden, unb ich meine Rechnung dabei: 
finde, neue Stüde, die mid) mein gutes Geld ge 
foftet haben, einzuftudiren. 


Erfler 


216 PETER | 


a Erſter Aufzug 
Vobis Erfter Auftritte 
* pbilotis , &yta. Aii 
pit otié. Wahrlich, Syra, ein witdchen à eon un: 
ferem Stande findet wunderfeltem einen Liebhaber, der 
ihr tren bleibt. Eben ber Pamphilus bier — wie manchen, 
Schwur that er nicht feiner Bacchis, wie mande Betheu⸗ 
rung, ſo heilig, daß alle Welt ihm glauben mußte, er 
werde, ſo lange ſie lebe, niemals eine Frau nehmen, 
And ftebe da! er bat "ine. 

‚Eyra. Das iſt es ja eben, warum id) Ihnen ſo 
oft dorpredige haben Cie mit feinem, ſoviel ihrer find, 
Mitleid; nein, pluͤndern Sie, ſaugen Cie aus, und, 
zehren bis auf den leiten Heller auf, jeden, der Ihnen 


in die Hände fällt. Y 
q$bifotié. Und da wäre keiner, der eine vore 
verdiente? 


Syra. Keiner; denn — das glauben Cie mir — 
fein einziger der Herrn, bie Ihnen aufwarten, mennt 
es damit anders, als Cie zun 98er cag zu gebrauchen, 
wo er durch glatte Worte, fo wohlfeil wie möglich, feine 
&uft (attigen fónne, Und foldhen Leuten, liebes Kind, 
follten Sie nicht wieder auf den Dienft lauern ? 


Philotis. Dennoch finde id) es nicht recht, alle 
auf diejelbe Urt zu behandeln, 

Spra Alſo das wäre nicht recht, menn man au - 
feinen Feinden Rache nimmt? oder wenn die Derrn-in 
die t Babe geraten, die fie uns gelegt batten? — Ich 

Unglüds 





-— yat m, 271 


uUngluͤckliche! warum bin ich nicht ſo jung und ſchoͤn, 
wie Cie, ober warum haben Cie nicht meine Geſinnung? 


Zweiter Auftritt. 
Pparmeno, pbilotis, Syra. 


Parmeno. (ruft in der Thuͤr zum Haus hinein) Wenn 
der Alte nad) mir fragt, fo fag! ibm, ich feo eben an 
| „Hafen gegangen, zu hören, ob Pamphilus da ift. 
Ee bu, Scirtus? wenn er fragt, bann fag! ihm das; 
fragt er nicht, (o frhweigft du, damit mir diefe Ausrede 
für ein andermal offen bleibe, — Aber wen (eb ich da? 
bie Philotis? wo kommt die ber ? willlommen, Philos 
tis, willfommen ! ' t 
—— PSpbilotié. Ah guten Tag, PBarmeno ! 
» Gra Dei Gott! id) bin erfreut, dich wohl zu 
fehen, Parmeno. 
| Parmeno. Undich, weiß e$ der Himmel! nicht 
“minder, daß dumoc wohl bift. — ber fagen Sie, Phie 
lotis, wo haben Cie jo lange fi) luſtig gemacht? 
. Bhilotis. Luſtig gemacht ? das mußt’ ich mir 
bergeben laffen, bei dem Unhold von Dfficier, den id) 
ben bier mad) Korinth; begleitete, _Iwei Sabre an einem 
eda bab" id) mid) leider dort mit ibm geſchleppt. 
Varmena. Ya, ja, Philotis, das faun ich mir 
vorftellen, wie oft Cie fid) nach Athen werden zuruͤckge⸗ 
jeont, und Ihren Schritt verwänfebt haben. 
Philotis. O! es gebt fiber allem Ausdruck, wie 
gros mein Verlangen war, wieder heim zu Commen, und 
von bem Dfficier mich ju trennen; in ber Xhar, ich 
ſchmachtete recht darnach, end) wieder einmal sm eben, 
am fo wad) unſerer alten Citte einer frölichen Tiſchge— 
nme € felljshaft 


' 978 — Je( — — ——— 
ſellſchaft beizuwohnen. Denn dort durfte id) nichts 
ſprechen, außer was dem geſtrengen Serm —— 
und nicht länger, als er'$ eerabpnte,, — « 
Parmeno. Die Art, wie der Offieier Ihre Ge 
fprächigteit. einfchränfte, mag. freilich nicht die feinſte 
gewejen je». 
Philoris. Aber was find das für Di nge, die ich 
. ba eben bei der Bacchis gehört babe? Co Lange die lebte, 
dachte ich mir immer den Pamphilus und eine rau als 
etwas Unmögliches. 
$armene, Pamphilus und eine Frau — ii 
€ie ? — 
Philotis. Je nun, bat er denn Feine? ° 
Parmeno. Wohl bat er. eine, aber ich fürchte, 
es hat bie längfte Zeit gedauert. E 
Philotis. O daß bie guten Götter es fo ſchick⸗ 
ten, menn anders Bacchis dabei gewinnen kann. Aber _ 
wie foll ich denn das zuſammen veimen, Parıneno? 
fprich ! | 
Parmeno Nein, nein, das Braucht nicht ui 
die Leute zu kommen ; verfchonen Cie mich mit der Frage. 
Philotis. Alſo deswegen, damit e$ die Leute 
nicht erfahren ! bei allen Göttern! Sparmene , ich frage 
nicht in der Abficht, e$ in die Ctabt zu bringen, fons - 
dern mid) im Stillen darüber zu freuen. — - u 
Parmena Eprechen Sie noch ſo ſuͤß, id) be: 
danfe mich dafür, das Schickſal meines Budels * | 
Ihre Diécretion anfommen zu Inffen. 


Wbiloti& Nun, fo bebalte dein Geheimmiß fir 
bib, Parıneno ! — Als ob dir nicht ungleich mehr bara 
gelegen wäre , es zu erzaͤhlen, als mir, es zu willen hi - 

Mars 


^ 





2 boul dd 


-— pe -—-—.. 279- 
Parmend. (lec) Cie bat recht; das eben ift 
meine ſchwache Seite. — (laut). Sd) till! Ihnen ſa⸗ 
gen, ber Eie muͤſſen mir auf Ehre Bee ju 
fdóweigem. — — , 
Philotis. Jetzt bit du wieder ber. ilte Da 
haſt du mein Ehrenwort; rede! 
T sea 6. So hören Cie denn. 
— Sbilotis. Hecht gern. 
 Parmeno. Die Liebe unſers Vamyhilus gegen 


die Bacchis hatte gerade damals den hoͤchſten Grab er⸗ 
reiche, als fein Water ihm zumuthete, eine Grau zu 


nehmen. Der Alte führte die gemöhnliche Sprache aller 





Baͤter: er fe» betagt, babe nur ben einzigen Cohn, um 
fo mehr febe er fid) nad) einer Stuͤtze im Alter nmt. 
Panphilus ftr&nbte (id) zuerft ; wie aber ſein Vater ime 
met dringender wurde, fieng cr auf einmal an su fcbteans 


J Teu , ob er der Kindespflicht , oder ter Liebe iur Baechis 


mehr einräumen follte, Dabei lag thin ber 9rtfe beſtaͤn— 
big in den Ohren, tnb machte ihm den Kopf arm f 
fein Wunder , daß er e$ eutlid) curebfelite, und (einen 


Sohn mit ber Tochter hier unjeré naͤchſten Machbars Gere 


lebte. Pamphilus fand fica darein (6 ziemlich, Bis auf 
bei Seitpunet, wo alle Unftalten fettid, und bie Hochzeit 


- vor ber. Thür mar. Jetzt ouf einmal ertwachre fein 


Schmerz fo heftig; daß ich gut pafür bitt, Bacchis ſelbſt, 
wenn fie es angejehen ‚hätte, wuͤrde Mitleid mit ihm 
gehabt haben. So oft er einen Augenblick mit mit al: 
lén fegn , unb feiner Empfindung freien Lauf Tagen 
Tonnte, da brad) er in.bie Worte aus: Parmeno! was 
1 bab' id) gethau, ich Ungtüdliher? in welches Elend 
TE € a fab! 


280 >, Pal = 
hab’ ich mich geſtuͤrzt? nein, Parmeno! das halt’ id) 
nicht aus, id) bin verloren, olme Rettung verloren! — — 


Philotis. Verwuͤnſchter Alter! waͤrſt du bei 
allen Henkern mitideiner Zudringlichleit! : 


Parmeno. Um mich fury zu falten, Pamphilus 
führt feine Braut beim. — Sn der erften Nacht berührt er 


fie nicht, unb in der folgenden — eben fo wenig. — 
Phil otis. Was fprichit bu? ein junger Menfch, 


und noch dazu ein wohlbezechter, foll bei einem Mädchen - 
geſchlafen, und-fich nichts mit ihr zu fehaffen gemacht 


haben ? das lautet verdächtig ,„ das glaub’ ich nimmer: 
mehr. 

Parmeno Kein Wunder, daß Sie fo urtheilen, 
denn jeder, der Ihren aufwartet, fühlt Neigung gegen 
Qie; aber Pamphilus war zu der Verbindung ge zwun⸗ 
^o gen worden. 

Philotis. Nun, mas weiter? \ 

Parmeno. Ein Paar Tage drauf nimmt Pam⸗ 
philus mid) ganz allein bei Ceite, umb erzähle mir, e5 
(eo. zwifchen ibm und bem Mädchen noch beim Alten. 
Vor der Hochzeit babe er fid) eingebilder, im feiner künf- 
tigen’ Verbindung ed aushalten zu können. Uber, 
Parmeno! fubr er fort, eine Derfon , tow ber mid) 
wieder zu trennen ich feft entjchloffen bin, eine folie 
ſollt' ich mißbrauchen ? follte fie nicht vbllig fo im bie 
Hände ihrer Aeltern zuruͤcklieferu, wie ich fie empfans 
gen babe? das würde mir wenig Ehre, unb dem guten 
Maͤdchen ſchlechten Vortheil bringen. 


Philotis. Traun! ein gewiſſenhafter Sinn 
und Herr über fid) felbft } 


bar | 





—)o( — 281 


Varmeno. Indeſſen, ſprach er weiter, möchte 
es fuͤr mich ſeine Bedenklichkeiten haben, wenn die Sa— 
che bekannt wuͤrde; und ſie wieder heim zu ſchicken, ein 
Maͤdchen, worauf nicht das Geringſte zu ſagen ift — 
dazu gehoͤrt eine eiſerne Stirn. Die einzige Hoffnung 
bleibt mir alſo, wenn fie am Ende fieht , daß fie es 
nicht aushalten fönne bei mir, dann wird fie von felbit 

| geben. 
"Sbiletié. Aber, jage, während das vorfiel, er= 
hielt ba Bacchis noch Befuche von ihm ? 
Parmeno. Jeden Tag, Indeſſen, mie das fo 
zu geben pflegt, alö fie fab , er feo für fie (o gut wie 
verioven, bà ward fie von Ctunb' an troBiger und 
raubjüchtiger. 

Philoetis. Ganz natürlich ! 

$armeno. Und gerade ber Umftand war e$, wels 
cher ben Pamphilus von ihr abienbig machte; denn nun 
fieng er an, den Charakter der Bacchis unb feiner junz 
gen Frau nad) ihrem Betragen zu würdigen , wodurch 
ihm uͤber fich felbft und über die beiden Frauenzimmer die 
Augen gedffuert wurden. eine Frau hatte alle Tugen- 
den einer Perfon von guter Erziehung, war die Kitts 
ſamkeit und Befcheidenheit felbft, blieb bei allem üblen 
Betragen ihres Mannes nicht mur gelaffem , (onberit 
bedte die Schmach, die ihr wiberfubr , nod) zu. Co 
wirkten Mitleid mit feiner Frau, und Empfindlichkeit 
über den Zrofj ber Baccbis zufammen auf das Herz des 
Pamphilus; was Wunder, bafi er nachgerade von der 
Dirne fid) loswand, und feine ganze Zuneigung auf die 
andre übertrug, im deren Charakter er den ſeinigen wie: 
 berfaub, Jetzt auf einmal ftirbt ein alter Mann auf 
?1 e 3 Ambros, 


281 — jet — 


Imbros, ein ſo naher Verwandter von one San, 
bafi nach allen Rechten inen die Erbfchaft zufiel, 
Pamphilus, fo fchwer fein liebevolles Herz ibm Diet 
fernung machte, mußte, auf ftrengen Befehl feines Bas 
ters, bie Reife antreten, — Cr ließ alfo die junge er 
in den Händen feiner Mutter ; denn der Alte hat 
euf'á Vanb vergtaden und kommt wunderſelten in b 
Stadt. LK i 
y bilotis, Aber mit bem "allen. — iie táunft iu 
fügen, daß bie Ehe nicht Beſtand haben werte? — 
Barmeno, Da komm' ich eben bran, Die bei: — 
den Frauenzimmer vertrugen fid) die erfien paar Qaae 
gatız gutz auf einmal aber warf Philumena einen uite 
Besföhnlichen Haß auf ihre Schwiegermutter, obit daß 
irgend ein Streit, oder eine Klage unter ihnen vorands — 
gegangen war, alt EIrTT d 
Philotis. Was denn aber? | 
$armene, Kam, einmal die viciis | 
fib mit ihr gu unterhalten, gleich, Tief ſie davon, i 
wolfte fie mit keinem Ange jeben, "Qule&t , mie La “ 
Gefellichaft vbllig wnerträglich wiirde , gab fie vor, ihre 
Mutter begehre fie zu einen! Dpfer , und gieng beim, 
Machdem fie mehrere Tage hier geblieben war, und ume 
Frau fie wieder verlangte, da nahmen fie, Gott weiß! 
welche Ausrede, Man ſchickt zum anderumal ‚und ers 
baͤlt fie eben fo wenig. Endlich und endbich , wie fie 
noch verſchiedenemal zuruͤckgefordert wurde, ſchutzen M 
eine Krankheit vor, Sogleich geht unfre Frau, fie zu - 
befuchen 4 aber niemand ließ fie vor: Kaum hatte 
alter Herr das erfahren, al& er geftern vom Lande be 
cintam, und anf ver Crelle zum Vater der «9 





2 
^ 





—)e( — ata 


fi eerfüate. Was da ausgemacht worden bt, hab’ ich 


noch wicht erfahren koͤnnen; aber wo es am Ende hius 
aus "will, das geht mir gewaltig ini. Kopfe herum. — 
Jetzt wiſſen Cie alles; und es ift. 2cit., "daß id weiter 
gehe. 

5; Pbilotis. Bei Gott! id) auch; denn ich babe 
einem Fremden mein Wort gegeben, ihm aufzuwarten. 
‚Parmeno, Biel Glüd zu ihrem Vorhaben! 

m Lebe wohl, Varmeno! .- 
armenn. Cie ebenfalls, ſchoͤnes Kind! 


n^ "Wu 


á Zweiter Aufzug. 


Erfter Auftritt 

DII ds v Baches , Soſtrata. 

Laches. Dal’ ihr Götter unb ihre Menfchen ! 
was ift das für e eine Race? was ift das für cin Gomplott ? 
wie tod) bie Weiber fid) durchaus fo ahnlich ſind! jede 
Neigung, jede Abneigung der Einen hat aud) die Anz 
dere; ba ift feine Einzige, bic nur im Geringften eine 
Ausnahme machte. So zum Erempel, jede Schwieger- 
mutter , fo viel ibrer find, Daft ihre Schwiegerrochter ; 
jedes Weib macht (D ein Gefchäft daraus, ihrem 
Manne zuwider zu leben ; und der Eigenfnm ift. ihnen 
allen wie angeerbt.: Man follte fchwören , fie fenen 
insgefamt in Cine Schule gegangen, wo fie all das. 


, r 
f:11/^5150 


Boſe lernten ; ſoviel weiß ich fiber, wenn es cime 


Schule voit der Art giebt, dann ift. meine da die Frau 
Präceptorin, 

Soſtrata. Sd Unglüdliche! da muß id) mun 
wieder Vorwürfe hören, ohne zu wiſſen, warum. 


E o. e 4 5 Faches. 


284 — )ol — 2 ey 
fades. Wie? bu weißt nibt...? —— 2 uw TR 
Sofirata. Mein, lieber Man, fo wahr ber — 

Himmel mir gnädig fepn foll, und fo wahr id) * * 


meine Tage mit Dir zu verleben! 


Laches. Behuͤte der Himmel! * 
Softtata, Du ſelbſt, das weiß ib, — 
einſehen, das id) unſchuldig bin, — “N 


Laches. Du unfchuldig ? täßt fich auch wohl ein 
SRormurf benfen , der für deine Auffthrung ‚zu bart 
wäre? mich und dich, unfer ganzes‘ Haus, bringſt du 
in Schimpf unb Schande ; ſtifteſt Herzeleid für deinen 
Sohn; und die gutem Leute bd , bie ihr Sinb-in Feine 
befferen Hände zu geben wußten, als in unferes Sohnes 
Hände, mad du aus freuen Freunden zu. Todfeins 
ten. Es war alles gut, auf einmal — du Nichts⸗ 
wuͤrdige, und ſtreuſt Wirrfamen, 

Soſtrata. Wer? ih? ^et 

Laches. Du, ſage ich, umb feine andere, ss 
bed), al8 ob das Weib mich nicht für einen Menfchen, 
für einen blojen Klotz hielte. Meynt ihr etwa, weil id) 
ge felten in die Eradt fomme, ich wüßte nicht die Auf⸗ 
führung eines jeden bier oon eud) ? glaube mir, draußen, 
wo id) beſtaͤndig bin, erfahr” ich bei weitem nicht alles 
fo genau, was verfällt, als was hier aefdbiebt ; warum? 
weil euer Betragen daheim das Urtheil des’ Publicums 
über mich beftimmt. Co viel wußte ich wohllängftens, 
baf Philumena deiner fiberorüfig geworden feb , "und 
munderte mich darüber keinen Augenblid , das Gegens 
theil vielmehr hätte mich wundern follen. Allein fo arg 
bachte ich mir'á bod) nie, baf fie dedwegen unfer 
ganzen Haus würde gram werden ; denn hätte id) das 

gewußt: 





— )o( — 285 


gewußt, fo hätte fie mir bleiben , und bu das Feld 
räumen follen, Aber nun bebenfe einmal, Gofirata, 
wie wenig id) es um dich verdiene, daß du mir ben Vers 
bru madjeft. Ich habe mich auf' Land zuruͤckgezo⸗ 
gen, um euch Plaß zu machen, und brav zu jparen 5 
ich arbeite mich ab, mehr als ein Mann von meinem 
Etande und Alter foll, weil id) weiß , daß wir ſonſt bei 
euerem Aufwande und müjfigen Leben nicht beftehen Eöuns 
ten, Sollteſt du nad) dem allen nicht aud) bedacht feyn, 
mir jeden Verdruß ju. erfparen ? EAT 


-Coftrata. Aber bei Gott! was bier geſchehen ift, 
daran habe id) nicht den geringften Antheil, weder oor 
(alid, noch durch ein Verſehen. 


Laches. Wer denn ſonſt? vu. allein warſt um fie, 
auf dir allein, Soſtrata, bleibt alle Schuld ſitzen. Dir 
lag es ob, fuͤr alles hier zu ſorgen; denn jede andre 
Sorge hab' id) euch ja abgenommen. Sollteſt dich fchä= 
men, du Alte, dich mit einem jungen Maͤdchen zu uͤber— 
werfen! N: eur zufolge, wird jene ‚die Schuld 
haben. 
Soſtrat a. Das (eo ferne son mir, lieber Mann, 
ſo was zu behaupten! 

Laches. Nun, bei Gott! das freut mich, mei— 
ned Sohnes wegen ; denn in Anfehung deiner hab’ ich 
den Zroft, daß bu durch feinen. böfen Etreich weiter 
was verlieren fannft. 

Qoftrata. Uber weißt du denn , Lieber Mann, 
ob jene Abneigung gegen mich nicht vielleicht blofe Ers 
dichtung war, um länger bei ihrer Mutter zu bleiben ? 


65 $ade $, 


286 se got — A di An 
. Lj 


fades. Mas forichft vu? ift e& denn nicht 
aller Beweiße, daß gefterm, wie dufie wieso me, 
fein Menſch dich zu ihr Tte ? (ta A qui rst dert 

"Qeftrata.. Man (aate iir, fie beine fé ems 
febr übel; deswegen kam ich nicht zu ihr, 

nig de: &, Die ſchlimmſte $rantbeit ;- benf* idj; Bie 

fie har, ift deine Aufführung; unb wen befrembet daß? 
macht ibr'é doch alle micht beifer ; erft wolle ihr ,: eure 
Söhne follen heurathen, und udthigt ihnen eine Parthie 
auf, wie fie euch anftebt; haben fie dann auf euer Ans 
ſtiften Weiber genommen, fo rubt ihr Pi bis ſie die⸗ 


felben wieder fortſchaffen. j jai dH — 
Zweiter ——— "DET 
d Pbidippiss , Bades, Cefirata.- 2 


Phidippus, «ih feiner amato ) renis ij 
lumena, már' id berechtigt, dich zu zwingen/ baf du 
meinem Befehle dich fügteít ; aber auch dießmal foll. die 
Batergäte ſiegen, aud) dießmal will id) Dir —— 
und deinen Einfaͤllen mich nicht widerſetzen. 

Lacher. (vor ſich) Aber fief ba! Phidippus, wie 
gerufen; Bon dem hoffe ich den wahren Aufſchluß zu 
erhalten. (laur) VPbidippus ; ich thue den Meinigen 
gern alles moͤgliche zu Gefallen ; nur darf dieſe Gite nie 
fo weir geben, daß fie dadurd) verborben werben, Wollte 
Gott! Sie machten’s eben (o; dann wäre und und Abs 
nen geholfen. Aber freilich, wie ich“da höre, fichen 
Sie unter dem Befehl Ihrer Brennan 

Phidippus, Ei, ei! 

Xaches. 3d mar geſtern bei Ahnen, Ihrer Ze 
ter wegen ; aber beim Weggehen wußte ich ſoviel, als 

zuvor 





- 
D 


T4 
- a 5 * 


-—9e(— 46? 


cereos Stein ; phidippus ‚das T nicht "Matter, 


was Cie verdrießt, ſo heimlich zu halten, ſoll anders 
die Verbindung zwiſchen uns son Dauer ſeyn. Ha⸗— 


ben wir es irgendwo verſehen 5. heraus bamit!^ wit 


wollen es auf eine ober "die andre Art wieder gut ma: 
dieu, entweder, "indem wir uns rechtfertigen , oder 
im Nachficht bitten; unb Cie, Phidippus ,  folfen ben 
Richter machen. Soll aber das bie Urfache ihres Zus 
haujebleibens feon , meil fie frank ift, jo Fommt es mir 

als eine Beleidigung vor, wenn. Cic fürchten, e$ möchte 
" p uns an ihrer Pflege etwas abgeben. Bei Gott} 
Phidippus, ob Cie gleich ihr Water. ſind, fo-geb’ id) [n 
Ihnen nimmermebr zu, daß ihre Genefung Sbuen mehr, 
als mir, am Herzen liege; denn, faa! Einer, wie kann 
id anberé , ba ich weiß, bap fie meinem Eohne fo theuer 
ift, als fein Leben ? Auch darf mir niemand (aget, wie 
febr es ibn verdrießen wird, wenn er diefen Auftritt er 
fahren follte, Und darum ift e$ ein jo grofes Anliegen 
für mich, fie eher wieder bei ung zu (eben, als ihm. 3 


^ Wbibippus. Laches, ich kenne die Sorgfalt, ich 


. Tenne die Zuneigung, die man für meine Tochter in 


Ihrem Hauſe getragen hat, und bin uͤberzeugt, daß 
ſich altes (o verhält, wie Cie ſagen; aber. eben fo ſeht 
wünfchte id), daß auch Cie glaubten, mir fey es dag 
größte Anliegen, meine Tochter wieder in ihrer Schwie— 
gereltern Haus zu bringen, wenn ich e$ auf "s eine 


Art im Ctanb wäre, 


Laches. Und was hindert Cie daran? — Eagen 
Eie, beſchwert fie fid) etwa über ihren Mann? 


Phidippus, Nichts weniger; vielmehr, als ich 


bie Sache ernfilid)er zu Herzen uds, und Gewalt braus 


- 


e88 . - 5o0( — 


chen wollte, ba betheuerte fie mit bem heiligſten Gibe 
(dowure, fie fbnne unmöglich c8 dort aushalten, fo 
lange Pamphilus abwefend wäre. — Andre Leute haben 


wohl anderswo ihren Sebler; meine Gemüthsart ift mum ^ 


einmal fo, daß ich zu qut bin gegen die Meinigen, und 
ihnen nicht Durch den Ciun fahren kann . 
$ades. Hörft du, Seftrata? 


Softrata. 95d Unglüdliche! 
Laches. Alſo dabei bleibt's? 


Phidippus. Für jetzt, ſoviel ich fehe, — Aber 
kann ich fonft noch dienen? denn eben hab’ ich febr nbz 
thig zu tbun auf bem Serum. 

Laches. Da geh’ id) mit. 


Dritter Auftritt. 
Softrata. : 


Bei Gott! es geſchieht uns Unrecht, menn wir alle, 
ohne Ausnahme, von unfern Männern gehaßt werben, 
Nur.einige wenige find fd)ulo daran, Daß man von uns 
allen fo fchlechte Begriffe bat. Denn — das —28 
heilig verſichern — eon ber. gegenwärtigen Beſchuldi⸗ 
gung meines Mannes bin ich rein und frei; unb bene 
nod) hält e& mir ſchwer, meine Unfchuld bargutbum , fo 
feft fett bei ihnen der Gedanke, von feiner Schmwieger: 
mutter laffe fib was Gutes erwarten. Mein fehler ift 
das einmal ficher nicht ; denn ich babe die junge Frau 
nie anders gehalten, als ob fie meine leiblidie Tochter 
wäre, fo baf id) in der That nicht weiß, wie ich zu der 
MVerdrießlichkeit komme. Um fo mehr febe id) der Rüde 
lebr meines Sohnes fnit Sehnfucht entgegen. 


Drit 





—)o( — | 289 


Dritter Aufzug. 
Erfter Auftritt, 


pampbilus, Parmeno, Myrebina. — 

$ampbilué. Kein Menfch auf der 98elt, glaub” 
ich, bat je fo vielfund fo ſchrecklich durch die Kiebe gelitten, 
als ih. Did Unglüdlicher ! die Leben alfo war es, 
das ich fo forgfältig in acht nahm? darum empfand ich 
ein fo fehnliches Verlangen, wieder beim zu Fommen ? 
ach ! wie viel beffer wär’ es für mich geweſen, anjedent 
Drte der Welt meine Tage zu verleben, als wieder bierz 
ber zu fommen , und die traurige Geſchichte da zu vers 
nebmen ! denn jedermann, den irgenomober ein Unfall 
trifft, fam die aanze Zwifchenzeit, che er was davon 
erfährt, als baaren Gewinft anfehen, 


à Parmeno. Aber, lieber Herr, baburd) befont- 
men Cie ja Gelegenheit, diefer Verdrieplichkeiten befto 
eher 108 zu werden, ftatt daß, wenn Ihre Ruͤckkehr fid) 
verfpäter hätte, die Erbitterung gewaltig würde zuge: 
nommen haben. Jet hingegen, verlaffen Cie fid) drauf, 
werden beide Theile bte Gegenwart zu Herzen nehmen; 
Sie werben fid) die Sache vortragen laffen , werden das 
Mißverſtaͤndniß heben, und eine Ausfdhnung zu Stande 
bringen. Alſo was Ihnen im einem fo fürdhterlichen 
Lichte erfcheint , bat im Grunde fehr wenig zu bedeuten, 


Pamphilus. Was mwillft du mich tröften ? ift 
wohl in der weiten Welt jemand fo unglücklich, als id? 
ehe ich mit meiner "»pbilumena mid) verband, da war 
mein Herz oen einer andern Liebe gefefelt ; und diefes 
Verhaͤltniß allein — ohne taf ich ein Wort weiter ſage — 

Fanız 


290 —)o( — 

kann jedem die traurige Tage begreiflich machen, worin 
ich mid) damals befand, Dennoch wagte ich e$ nie, 
mid) gegen das Mädchen zu ſtraͤuben, das mein Vater 
mir aüferang ; aber Baum hatte id) dort mich losgerife 
fen, und die Feſſeln, bie ich bisher trug, abgemorfen, 
kaum hatte ich meiner neuen Geliebten mein Herz juges 
wendet, fiebe? ba tritt was Neues in den Meg , unb 
droht, auch von diejer mid) ju trennen, — Dazu femme ' 
noch, baf bei dem gegenwärtigen Auftritte entweder 
meine Mutter ober meine Gartin die Schuld bat; und 


. jeder von diefen beiden Fällen — welche traurige Aus— 


— 


fibt für mid) in die Zukunft! Denn von meiner Mutter 


mir etwas gefallen zu Taffen, Ichrt, mid) bie Kindes— 


pflicht; nnb meine Gattin — was für Verbindlichkeit : 
bab" ich nicht diefer ! Wie edel war nicht bie Nachfichr, 
die fie im Anfang unſrer Verbindung, mit mir batte! 
wie grosmäthig duldete fie nicht, jo manche Mishande 
lung von mir, obne gegen einen, Menjchen fi ich etwas 
merken: zu lafjen. Uber gewiß, Parmeno, es map was 
jehr Wichtiges vorgefallen ſeyn; woher fonft vieje fo an 
bolteuoe Erbitterung zwiſchen ibneu ? | 

o Parmeno. Oder vielmehr was febr Uimoidptiged, 
wenn Cie das Kind beim rechten 21amen. nennen wollen 
Mir wiffen ja, die größte Erbitterung Haft nicht allemal 
auf eine große Beleidigung ſchließen ; und wer bate$ nicht 
erlebt, ba über etwas, was einem Undrem nicht in 
geringfien verdroß , cin Sábgerniger unſer Zobfeinb 
wurde. Was für heftige Fehden entfichen nicht täglich 
durch die unbedentendfien Veranlaffungen unter Kindern; 
und warum? barum , weil der Geift , der fie regier 
noch ſchwach ift. Und glauben Cie nicht, daß i». 





—)o( — 29f 
mit viel befjer ſey bei den Frauenzimmern; ; vielleicht bat 
zu der gegenwärtigen Eutzweiung eim einziges Wort 
Gelegenheit gegeben. —— 
pampbilus. Geh, Parmeno, und melde ihnen 
feine Ankunft. 

^ Parmeno. Himmel! mas ift das? 

Sjampbilus. Sen fill! 

Parmeno. Sch höre allerhand ängfiliche Bewe— 
gungen; man lauft ruͤckwaͤrts, vorwärts ; kommen Sie 
" wáfer; zur Thür! nun? hören Sie's? 

* Pamena. Schweig, Plauderer! — DO Jupiter! 
ich hoͤre ſchreien. 
Parmend. Cie ſelber reden, und mir verbieten 
Sie's. i 
— Syerrbina. (mirb vor innen gehört) Sey tod) ftill, 

liebe Tochter! 

Pamphilus. Das war ber. Mutter D ADI 
bünft mid). Wehe mir! 

Sarmeno. Wie das? 

$ampbilus. Ich bin verloren ! 

Sarmenoe, Warum? 

Qampbilué, Ach, Parmeno, verlaß bid) drauf, 
e$ ift weiß der Himmel was für ein Ungluͤck, das fie vor 
mir geheim halten, 

Parmeno. Ihre Gattin, die Philumena, fagen 
fie, befinde fib unpaß; ob e$ etwa das ift? 

Pamphilus. O webe! marum baft du mir das 

von nichts aefagt ? 
à : ar: 


292 —jo( — * 
Parmeno. Weil e$ nicht möglich € aues auf 
einmal zu erzählen. i1 Ms 
$Sampbil u % Mas bat fie ei eine Krankheit? ] 
Q0 9armen v. | Sd weiß nicht. 
Pamphilus. Und hat denn niemand nd dent 
Arzt geſchickt? * 
Parmeno Ich weiß nicht. 
$àmpbilué. Wie mag id) bod) ſaͤumen, din 
zugeben, um, was e$ aud) ſeyn mag, je eber je lieber 
mit Gewißheit zu erfahren ? — Ah, tbeuerfte Philu— 
mena, in welchem Zuftand werd’ id) bid) jett finden 2 ' 
denn bie geriugfte Gefahr, bie dich bedrohen fellte, wird 
meinen Zob zur unausbleiblichen Folge haben. 
Seht hinein) 


Smeiter Auftritt, 


^ % 
- 


Darmeno. 


^id finde es nicht für nörhig, mit Ginele T geben: 
denn ich weiß, daß die ba drinnen uns alle nicht leiden 
mögen. Geftern verfagten fie ber Softrata den Cintritt ; 
wie vielmehr muß ich wegbleiben? Es wire ja möglich, 
bafi ed mit der Krankheit Ärger würde — was mir leid 
tbun follte, baupt(acblid) meines Deren wegen — dann 
würden fie gleich mit dem Gerede da ſeyn, ber Eflave 
der Cofttata wäre ins Haus gefommen, und von,der 
Etunde an habe die Krankheit fid) verfehliunmert 5 * alfo 
der máffe etwas Bbſes angeftellt haben. (Ya wenn bed) 
alle das Boſe den Váftermáulern auf ihrem Kopf vergol⸗ 
fen würde!) Giemug, das würde meuem Stoff zu 3Bore 

wuͤr fen gegen meine Gebieterim geben; und mir — pas 
verjieht ftd) — würde có am alicrübelften. befommen. — 
e prit: 








—-)o( — 293 
Dritter Auftritt. 
" aL gd Softrata , Parmeno, : 

Softrata. Götter! mas mag das Getdfe bebeu: 
ten, das ich die ganze Zeit über ans bem Heuſe da bore! 
wie iff mir fo bange, baf e$ mit der Krankheit meiner 
Schwiegertschter fid) verfchlimmert babe ! gebe tu, Aes—⸗ 
eulap, gebe du, Göttin Salus, bafi e& was anders 
fen! Aber jest muß ich hinein zu ihr, 

Parmeno. He, meine Gebicterin ! 

"Qofirata. Nun? 

Parmeno, — Cie werden da zum zweitenmal abs 
gewieſen werden. 

Coftrata. Ah, Parmeno, du bif'6? — was 
fef ich aber tbun , ich armes Weib ? foll ich meines 
Sohnes Gattin nicht fehen, die bier allernächft franf 
liegt? 

Parmeno Gehen Cie nicht nad) ihr; fdiden 
Cie aud) niemand ab, mad) ihr zu fehen, Denn wer 
eine Perſon lieb bat, die ihn nicht leiden kann, der üt 
in meinen Augen ein zwiefacher Thor; fich felbft macht 
er vergebliche Mühe, und bem Andern fällt er läftig - 
Noch dazu ift Ihr Sohn gleich nach feiner Ankunft bina 
ein gegangen, zu feben, voie fie fid) befinde. 

Soſtrata. Was faaft bu ? ift Pamphilus wieder 
da? 
Parmeno Ga 
Spftrata. Den Gbttern ſey's gedankt! ha! durch 
dieß Wort wird mein Geift wieder lebendig, mein Herz 
fühlt füch entlaftet von Kummer und Sorge, 

Parmeno, Gehen Cie, das ift die Haupturfache 
marum id) wünfche, Sie giengen nicht hinein; denn ges 

(eat 


294 —)o(— 


fest, daß bit Schmerzen ber Philumena etwas nad 
laſſen Sollten, (o bin.ich Buͤrge dafür, fie erzählt ibm 
unter vier Augen alles, was vorgefallen ift zwifchen Ih⸗ 
peu beiden, und was die erfie Veranlaffung zu der Dis⸗ 
harmonie gab. Aber f eh! de kommt er ſelbſt aus * 
Hauſe. Ha! wie niedergeſchlagen! 


Dritter Auftritt. 


Softrata, Pampbilus, parmeno, 
Softrata. Ub, lieber Sohn! 
$ampbilus. Seyn Siemir taujendmal gegrtpt, 

liebe Mutter ! - à 

Softrara. Wie frob bin ib, daß dur sm 
wieder da bift ! — Befinder fid Philumena befer? 

Pamphilus. Sa, etwas. 

Soſtrata. Das gebe der Himmel! * was 
weinſt du denn ? tarum fo niedergeſchlagen? 

Pamphilus. Sd) weiß felbjt nicht, liebe Mutter! 

Coftrata. ber, jage, was dab es auf einmal 
für eim. Getbje? famen ihr die Schmerzen RN 

Pamphilus. Nicht anders, - 

Softrata. Mas bat fie denn für eine santi? 

pampbilué, Das Rieber, : 

Soſtrata. Das tägliche? — ' 

Pampbilus. So fagte man. — Cen Be fo. 
gütig, und gehen bineim ; ich folge ben — liebe 
Mutter! 

Soſtrata. Gut. (ab) 

Pamphilus. Du Parmeno, lauf, was —— 
nach meinen Leuten, und hilf ihnen tragen, was fie 
bei fido haben. iud M 

par: 


dr" 





—-)9( — 295 
.Sjarmeneo, Wie? haben bie - neni pen Weg 
nad) unferm Haus vergeſſen? 
Pamphilus. Wird's bald? 


Füuͤnfter Auftritt, 
Pamphilus. 

Wo fang' ich an? wo nehm' ich den Faden auf, 
um all das Unerwartete zu erzählen, was ich theils mit 
meinen Augen ſah, theils mit meinen Ohren hoͤrte? 
wahrlich! mir vergiengen bie Sinne, und ich eilte, was 
ich konnte, zur Thür hinaus. Denn mie id) ba vor— 
hin in Angſt und Schrecken hinein eilte, und eine ganz 
andre Kraukheit bei meiner Grau befürchtete, als ich 
wirklich fand, Himmel! wie ward mir da! Ihre Skla— 
vinnen, ſobald fie mid) erblickten, erhoben ein allgemei— 
nes Freudengeſchrei, oa iff er! weil meine Ankunft fie 
fo plotlid) überrafcht batte. Auf einmal aber zeigte fid) 
mir auf den Gefichtern aller eine vdllige Veränderung, 
und man fonnte e$ beutlid) wahrnehmen, daß meine une 
erwartete Ruͤckkehr ihnen febr ungelegen kam, Mittlers 
weile lief eine von ihnen eilends voraus ; mid) anzumel⸗ 
‚benz; unb ich, ungeduldig, meine Phllumena zu ſehen, 
folg' ihr auf dem Fuße. So wie ich in's Zimmer trat, 
erkannte id) leiber ! den Augenblick, was ihr fehle; 
denn fie batte nicht Zeit, e$ zu verbergen, und ibt 
Qtbbnen war genan baffe[be, wie ed unter ſolchen Um— 
fiänden gemöhnlich ift. — Sei bent erſten Anblick that ich 
einen Schrei: ximmel! bab ich dan verdiene! Thraͤ— 
men bedten mein Untlig, mir ſchwand fiber dem uner⸗ 
börtem , ſchrecklichen Auftritte alle Befonnenheir , Frey, 
ich machte, daß id) fo gefdneiup als möglich hinaus fent, 
, 42 Ihre 


296 rd A 
Ihre Mutter hir nach 5 umb als ic) eben in ber Thuͤr 
war, da warf bie arme Frau, die Augen voll von Ihre -— 
nen, fich auf die Anie vor mir nieder. Mich jammerte — 
ihrer. Und wahrlich! id) irre mich nicht ; berfelbe 
Menſch, jenachdem feine Lage verfchieden ift, erfcheint 
bald gros, bald Hein. Drauf begann fie folgende Anz 
rede an mich: , fiebfter, befier Pamphilus, bu fiehft 
nun, warum das arme Mädchen euer Hausverlaffen bat ; 
ein Niederträchriger, uns völlig llnbefannter, bat ihr 
vor einiger Zeit die Ehre geraubt; deswegen nabm fie 
ibre Zuflucht zu ung , um ihre 9tieberfunft vor dir, fo- 
wie bor jedem andern , zu verbergen,“ 9[ber wenn id) 
nun weiter gedente, worum die qute Frau mich bat, ad)! 
da bin ich nicht im Stande, mich der Thränen zu erweh⸗ 
ren, „Bei dem günftigen Geſchick — fo fprach fie — 
das heute bid) uns mieberbracbte , bei biefer fegnenden 
Gottheit befchwören wir bid) beide, ift anberé bie Bitte 
nicht zu kuͤhn, paf du das Deinige tbun mögeft, ben 
Anfall meiner Tochter vor aller 28elt geheim zu halten, — 
Haft du je gefunden, befter Pampbilus, daß fie e$ red - 
lid mit dir mepnte, fo wagt fte jegt die Bitte am dich, 
ihr, zur Vergeltung, dieſe Gefälligkeit nicht zu verfas 
gen, Was übrigens zuträglicher fürbid) fen, fie wieder: 
zunehmen, oder bid) von ihr zu trennen. — das mußt du 
jelbft an beften wiſſen. Du bift die einzige Perfon auf 
fer und, der es befannt ift, daß fie in Sinbeénbtben : 
liegt , unb bafi du nicht Vater Dazu feon fannft,. ( Denn 
wie man mir gejagt bat, vergiengen bie erften zween 
Monate euerer Verbindung ohne nähere Vertraulichkeit, - 
und fieben Monate find e$ überhaupt, daß ihr Eheleute - 
ſeyd.) Auch zeigt. dein ganzes Benehmen, daß du dar: 
über 


"d 





d 


— )jo( — 297 


‚über feinen. Zweifel haſt. Und nun, Pamphilus, ift es 
mein höchiter Wunſch, mein ‚einziges, Beftreben , ihre 
Niederfunft, wo möglich, vor ihrem Vater und über: 
haupt vor jedermann geheim zu halten. — Gefest aber, 
daß bieB nid)t moglich jewn folite, fo geb’.ich vor, es 
fen ein Abortus; und ich bin Bürge, fein Menfch denkt 
fic) was anders, als — wofür auch aller Anfchein ſpricht 
— ba er von bir berrübre, Das Kind, fobalb es zur 
Welt kommt, werd’ ich ausjegen laffen; bir alfo fanu 
die Sache ſchlechterdings feinen Nachtbeil bringen, aber 
bie Schmach, mozu meine arme Tochter fo unfchuldiger 
Weile gefommen ift, wirft du dadurch zudecken. Sch gab 
ihr mein Wort darauf, und werd’ e$ halten, fo weit ich 
es verfprochen babe, Denn fie wiedernehmen — das 
tann id) nicht wohl, als Mann von Ehre, ohngeach- 
tet ich fie zärtlich liebe, und an ihren Umgang aufferor- 
dentlich gefeflelt bin. Die Thränen fommen mir, wenn 
id bedenke, zu was für einem traurigen, einfamen fe: 
ben ich in Zukunft verdammt bin. O Schikſal! wie find 
bod) deine Gunftbezeigungen fo veränderlich ! Snbeffen 
ift mir eim folder Auftritt nicht fremd ; das babe id) 
meiner vorigen Liebe zu baufen ; und eben diefer — von 
ber id) damals aus Gründen mich losriß — werd’ id) 
von neuem mich wibinen muͤſſen. — Uber da kommt 
armeno mit meinen Leuten. Der braucht am allerwe: 

- nigften jet in ber Nähe zu fenn; denn ihm allein hatte 
íd) es vertraut, daß ich im Anfang unferer Verbindung 
die nähere Bekanntfchaft mit meiner grau vermieden 
babe. Folglich wein der ihr wiederholtes Schreien hoͤ— 
ren follte, fo merkt er, fürchte ich, bafi fie niederfom: 


& 3 meu 


298 — )o ( — 
men will, Ich muß nur ſehen, mo ich ihn hinbringe, 


während — entbunden wird, 


Sech fier Auftritt, - 
Parmeno , Sofia , Pampbilas, 
Parmeup. Sn Crn(t ? haft du fo viel age 
den auf der Keife? 
So ſia. Wahrlich, Parmeno was das auf fd 
bat, geht über allen Anserud; „man muß es iu: ver⸗ 
ſucht haben. 4 
Parmen p. Wirklich? 
Sofia, Gluͤcklicher let tu tosfst id 
liche Uebel nicht, ‚das dich verſchont hat, weil du nie eauf 
die See gekommen bift. Denn alles andre, was ein 
da widerwaͤrtiges zuſtͤßt, bei Seite geſetzt, ſo — 
pur das Einzige ; dreiſſig Tage — wo nicht länger — 
befand ih mid) zu C bif, und in der ganzen Zeit fa id) 
fiündlich bem Zode entgegen , weil der Himmel de 
hörlich ftürmte, 
Parmeno, Erſchrecklich! 
Sofia, Davon weiß id) ein Wort zu er, 
Kurz, wenn id) wüßte, daf mir die Reife ned) einmal 
bevorſtuͤnde, auf und davon lief id) lieber. 

Parmeno, Dazu, inein guter Soſia, bich zuent⸗ 
ſchließen, brauchte e$ [onft fo viel nicht. — Aber eb! 
da ftebt ja Pamphilus felbft vor der Thür, Geſchwind 
hinein! ihr andern ; id) muß einmal ſehen, ob er mich 
zu was brauchen will, — Stehen Cie nod) immer hier, 
lieber Herr? en 
Qampbilu& Ich wartete auf bid), 2: 

fearmeno, Und marum ? 


"OS 
. re 


y ^^ 





i 
— )ol - 29 


— Pamphilus. Es muß gejchwind einer auf die 
*— laufen. 

(Sarmene. Mer denn? 

| Ne Du. 

Parmeno. Auf die Gitabelle? was ba? 

Pamphilus. Da folft zu meinem Gaftfreund 
Eallivemides von Mycouns gehen, der die ** mit: mir 
bierber gemacht bat. 

^ Sarmeno. (leife) Alle enfer! ifts bod), als ob 

ber ein Gelübbe gethan hätte, wenn er gefund wieder 
heim Fame, mich fo lange berumgujagen, bis id) den 
Geift aufgabe. 

Damphilus. Geht's bald? 

Parmeno. Was fell ich aber fagen? foll id) blos 
bingeben 3u ihm? 
Pamphilus. Sag' ihm, aus der verabredeten 
Zuſammenkunft zwiſchen uns koͤnnen für heute nichts 
werden; daß er nicht vergeblich auf mich warte. Hur⸗ 
tig, hurtig! 

Parmeno. Aber ich weiß ja nicht, wie der 
Menſch ausſieht. 


Pamphilus. Warte, ben ſollſt du den Augen— 
blick kennen: eine große Sigur, mit rothem Geſicht, 
fraufem Haaren, dickem Wanſt unb Glotzaugen; ein 
eigentlicher Popanz. 

Parmeno. (leiſe) Wire ber, wo der Pfeffer 
waͤchſt! — (laut). Gefelst aber, er wäre nicht da? foll ich 
auf ihn warten, bis es finftet wird ? 

Dampbhilus.. Allerdings; lauf! 

Parmeno Ja wenn ich erft könnte vor Mir 
bigleit. (ab) 
| Za gan: 


_ 
30 - )o( -— 


Pampbilus Fort it er! was mach” id num, 
id) Ungluͤcklicher? wie foll id) e$ anfangen , bafi die 
Niederkunft ber Philumena nicht am ben Zag fonmnt, 
wie ihre Mutter mich gebeten bat ? ich fee in aller 
Melt; nicht, wwe bas möglich ift, . und Dod) bab ich - 
Mitleid mit dem armen Weibe. Syd) will thun , was 
in meinen Kräften ftebt, ohne der Sunbeépflid)t zu nahe 
zu treten; denn meiner Mutter biu ich auf jeden Kal 
mehr ſchuldig, al8 der Liebe zu meiner Gattin. — Aber 
fieh ! dort geht ja Phidippus mit meinem Vater; fie lkom⸗ 
men hierherzu ; was werd’ id) denen nur (agen? * 
weiß der Himmel! 


Siebenter Auftritt. 
Laches, pbioippus, Pampbilus. 


fades. zum Bhidippus) Sagten Cie nicht vorhin, 
Ihre Tochter warte nur auf die Ankunft meines Sohnes? 

Phidi ppus, Allerdings, 

fades, Er ift ba, wie ich böre ; alfo fann fie 
nur foinmen, * 

Pamphilus. Chalbleiie) Mas werd’ ich mur vor⸗ 
wenden bei meinem Mater, warum ich fte nichr zuruͤck 
nehmen koͤnne , , . mir fällt nichts bei. 

Laches. Weſſen Ctimme ift.e&, die ich ba höre? 

Pamphilus. (mieserbin) Gin für allemal! e$ 
bleibt bei dem, was ich befd)loffen habe. 

Faches. Da ift er ja felber, der Gegenftanb uns 
(rer Unterredung, 

Dampbilus, Senn Cie mir gegruͤßt , lieber 
mater! d 2 

fades, Willkommen, lieber Sohn! | 

Phidip⸗ 








% 


— )e( - 30t 

Phidippus. Ich freue mich’, daß Sie wieder 
da ſind, Pamphilus, und, was die Hauptfache iſt, ges 
fund unb mobl, ^: 

Pamphilus. Ich alaub'$ Ihnen. 

Laches. Biſt bu eben angekommen? 

Pamphilus. Den Augenblick. 

Laches. Sage, was hat denn unfer Vetter Dias 
via hinterlaſſen? 


Pamphilus. Se nun, ber lieh ſich's wohl ſeyn, 


bis an ſein Ende; und wer ſo denkt, macht ſeinen Erben 


nicht reich; was er hinterlaͤßt, beſteht hauptſaͤchlich in 
dem Nachruhm: der bat fein Leben genoſſen, fo lana 
e3 mábrte. 

Laches. Alſo weiter bringft bu nichts mit, ‚als die 
fable Sentenz ? | 

$fampbilus. Ce» e$ wenig oder viel, was er 
Vinterlaffen hat, wird uns immer zu gut fommen. 

Laches. Ach nein, mem Sohn! gerade das Ger 
gentheil; was gäb’ ich drum, wenn er uod) lebte und 
gefund wäre ! 
.  Sbibippus. Der Wunſch laͤßt fib thun, ohne 
alles Bedenken. Ahr Vetter wird nun einmal nicht wies 
der lebendig, und was Ihnen lieber M weiß ich deins 
ohngeachtet, - 

Laches. Philumena iſt geſtern in ihrer Aeltern 
Haus geholt worden, auf Befehl deines Schwie— 
gervatters. (leiſe jum Phidippus) Sagen Cie doch, Cie 
haͤtten e$ befohlen. «er (ibjt ibn in bie Cite) 

Phidippus, (life zum abes?) Schonen Cie nur 
meiner Seite, (lau) 5a, id) batte fte holen Iaffen. 
Z5 $a d cé. 


302 I —_ yo(- 


fades. Aber m num wird er - jur Grunde wieder 

heimſchicken. LE quse ve 1*4 

pbibippus. Das verfteht fud. dom o Tl 

‚ Pamphilws, Ich weiß den ganzen Verlauf der — 
Sache ; Faum war ich angelangt , als ich alles erfuhr, 

fades. Der Henker hole die Neidhaͤmmel, die 

ein Vergnuͤgen daran finden, fo was anzubringen! 

Pamphilus, (um VPhidippus) Sch für mein Theil 
„habe alles gethan, was iu meinen Kräften ftanb, Ih— 
"nen feine gegründete Veranlaſſung 3u einet Beleidigung 
zu geben 5 unb wenn ich jest meine Treue anb mein guͤ⸗ 
tiges , liebevolles Betragen gegen Ihre: Tochter ruͤhmen 
wollte, fo fünnte id) e$ mit Grund der Wahrheit; aber 
beffer, Cie erfahren das vom ihr ſelbſt. Denn eben 
dadurch wird mein Charafter Ihnen im unverdächtigften 
Kichte .erfcheinen , wenn Philumena, die jet übel auf 
mich zu fprechen it, nichts al$ Gutes yon mir 3u fae 
gen weiß. Auch kann ich e$ bei allem, was mir, beilig — | 
ift, betbeuern , daß an der jebigeu Trennung ich ‚feine 
Schuld habe. Indeſſen da fie e$ unter ihrer Wuͤrde fin⸗ 
det, meiner Mutter nachzugeben, und ſich in die Laune 
derſelben mit Gedult zu ſchicken — das einzige Mittel, das 
gute Vernehmen unter ihnen wieder herzuftellen — fo bleibt 
mir, nichts übrig, als entweder von meiner Mutter oder 
meiner Gattim mich zu trennen, Als rechtfchaffenter 
Eohn aber fühle id) mich verbunden, die Mutter vor: 
zuziehen. 

Laches. Pamphilus, was du da ſprichſt, * 
mir nicht übel gefallen, weil id) ſehe, daß deine Mtter 
dir über alles gebt. Nur aber acht gegeben, mein Sohu, 
daß Zorn und Erbitterung dich nicht zu weit führen! 

- 





= )o(— 403 


Paniphilus, Zorn unb Erbitterung — wie koͤnn— 
ten mich bie zu "einer Unbilligfeit verleiten gegen eiie 
Sperfou, die fich nie gegen mid) was hat zu jchuld Fee 
men laffen, das mir unangenehm war ?. die vielmehr 
bei fo manchen Gelegenheit allen meinen Münfchen zu; 
sorfam. Mein Herz fühlt nichts als Liebe unb Hoch⸗ 
achtung gegen ſie, und ſchmachtet nach einer Wiederver⸗ 
einigung mit ihr, weil das Bild ihres edlen Charakters 
mir gar zu tief eingeprägt ift. Indeſſen da das Ver— 
bángnif fie mir eutreift, fo winfche ih, daß fie ihre 
Gage an der Geite eines glüdlicheren Mannes, als ich 
jd. verleben möge, vi3p 

Phidippus. Das Rent aber ja in Ihrer Gewalt 
ji verhindern, | 
» "fadje8, Wenn du flag bift, fo nimm Cie wieder, 

—* Pamphilus. Nein Vater, das gefchieht nicht, 
s" Mutter geht oor bei mir, ^ ^ (ab) 
"^ ades, Nun wohin? bleibe, Pamphilus, bleibe, 
fag" ich, wo willft du bin ? 

Phidippus. ieh mir den Etarrfopf! 

Laches. Sagt’ ich's nicht, Phidippus, er wuͤrde 
das übel nehmen? daher lag ich Ihnen fo an, Cie med): 
ten Ihre Tochter wieder heim ſchicken. 

Phidippus. Bei Gott! den Eigenſinn hätte ich 
ihm wie zugetraut. Bilder er fid) vielleicht cim, der 
Burſch, ich foll bitten und flehen bei ihm? mit nichtem} 
ill er feine Frau zuruͤcknehmen, qut! wo nicht, fo mag 
er die Mitgabe wieber herausgeben , und feiner Mege 
gehen! ya? 

Laches. Eich, fich! füngft bu auch an, ben Kopf 
sonen, weil bu auf einmal fo kurzen Beſcheid giebft. 

9i: 


34 ^o yo( m 


Phidippus. Du bift mit einem genaltigensib: 
Topf wieder heim gekommen, Pamphilus .., 

ades. Er wird fid) ſchon legen, e —* aber 
freilich hat er Urſache dazu, 

Phidippus. Dias bischen Sei, das ed | juge: j 

fallen ift, macht euch übermärdig. | 

Laches. Fängit du auch mit mir an zu sanfen? 

Phidippus. Er mag es überlegen , und mir 
beute noch melden , ob er fie behalten will, ober nicht ; 
damit, wenn c$ mit ihm nichts ift, wir fie einem andern 
geben. (ab.) . 
'ro$ades. Marten Cie, Diibippué , nur ein paa 
Worte ned) .. . Er iſt fort! mum immerhin! mögen fie 
ſelbſt ſehen, wie ſie am Ende mit einander fertig mers 
den, weil doch keiner von ihnen, weder er noch mein 
Sohn, mich hoͤren will, und alles, was ich ſage, in den 
Wind geredet iſt. Aber wo iſt meine Frau, damit ich 
ihr ben Zert leſe, wie ſichs gebührt; weil. doch am End 
das alles ihr Werk ift... Dafür will di deun | avi weinen 
ganzen Aerger über fie au$aiefen. -, 


Achter — 
fnyrrbina , Pbidippus, 


SWorrbina. Ich Unglädliche ! was fang’ ich an? 
wo foll ich bin ? was werd’ id) meinem Manne zur Unts 
wort geben ? denn vermuthlich bat er das Kind jchreien 
gehört, weil er fo leife und fo ploͤtzlich hinein zu unfrer 
Tochter eilte, — Collt' ex dahinter gefommen ſeyn, bafi 
fie niedergefommen ıft, (o weiß ich im aller Welt nichtz 
womit ib e$ bejchönige, warum ich bie Sache [o geheim 

gebal: 


7 
I? 





"- 9v 305 


aehalten habe . . .. Die Thür geht auf; ohne Zweifel . 
fucht er mid); o webe! 

Pbibippus. So wie meine Frau merfte, daß 
ich zu unfrer Tochter molle, fie den Augenblick zum 
Haufe hinaus. Aber da ftebt fie in. Was macht ou, 
Myrrhbina? be, Myrrhina! dich mepne ich, 

Myrrhina. Mich, lieber Mann ! e C 

$bibippus. Sd bein Mann? haͤltſt bu mich 
qud) für einen Mann , oder nur für einen 9Renfoen? 
wahrhaftig, Weib, wenn ich je für eins oder das andre 
bei dir gegolten hätte, fo wuͤrdeſt du nicht durch deine 
Aufführung mich deine Verachtung fo tief haben fühlen 
laffen. 

Myrrhina. Durch was für eine Aufführung? _ 

Phidippus Du fragft noch ? Unſere Tochter 
liegt in ben Wochen. He! fagft du nicbté dazu? von 
‚went hat fie das Kind ? 

Myrrhina. Sit das eine Frage für ibren Vater 2 
erſchrecklich! von wein denn anders, als von ibrem Ches 
gatten ? 

Phidippus. Nun ja, das glaub’ ich; bem wie 
faun ich anders, aló Vater? Aber unbegreiflich bleibt eg 
mir, marum du aus ihrer Niederkunft ein fo grofes Ge: 
beimnif gegen uns alle machteft, bejonberé, da fie zur 
gehdrigen Zeit und von einem wohlgeftalteten find ent: 
bunden worden ift. Sft es möglich, den Cigenfinn jo 
weit gutreiben , und lieber das Kind aufzuopfern , durch 
welches, mie du mufiteft, dad Band unfrer Freundfchafe 
fefter geknüpft werden fonnte, als daß fie länger in eis 
ner Verbindung bleiben ſollte, die nicht nach deinem Ges 
ſchmack mar? Meynt' id) bed) die ganze Zeit, unfre 

Q dier 


60 ^7. —)o( — 


Schwiegerältern feyen an allem fdulb ; aber mum " 
id), daß bu es bift, 

|o Myırhina Was wird mir nicht alles aufge 
bürdet ! 

Phidippus Wollte der Himmel , du fagteft 
wahr! Aber eben fällt mir ein, wie du damals, ba wir 
unfre Tochter ihm zufagten, dich über bie Sache aͤuſſer⸗ 
teſt. Nein, ſagteſt du, nimmermehr kann id meine. 
Tochter in den Händen eines Mannes wiffen, der an eis 
ner Buhldirne hängt, und die Nächte auffer bem Haufe 
zubringt. nee 

SNvrrbina. Cleife) DBeller , mein Mann bent 
fich jede andre Urfache, als die wahre, 

Phidippus. Daß er eine Geliebte babe, wußt 
id) viel eher, als du, Myrrhina. Allein fo was konnt' 
id) einem jungen Menſchen nie bod) anrechnen, weil wir 
den Hang dazu affe nrit auf die Welt bringen, ‘Und fie 
fommt ohnehin bie Zeit, wo er mit Misvergnägen an 
folche Jugendftreiche surüddenten wird, Du indeffen bift 
son deinen ehemaligen Grundfägen bis auf bie Stunde 
nicht abgegangen; dein ganzes Beftreben vielmehr war 
dahin gerichtet, feine Gattin von ihm abmenbig 3u mae 
chen, und was id) durchgefeßt hatte, wieder zu hinter: 
freiben, Denn eben die Geſchichte da zeigt, LU was 
Art du diefen Plan haft ausführen wollen, 

Morrhina. Was fürnachtheilige Begriffe buon 
mir als Mutter haft! trauft du mir denn diefe Geſin— 
nung 3n, wenn die Verbindung unfrer Tochter mit bem 
Pamphllus ein Glüd für uns wäre ? 

DBhidippus Ein Glüd für ung wäre! rei 
auch deine Einficht (o weit, bap du darüber entfcheiden - 
kannſt? 








> Ja 307 


Fanuft? vielleicht baf bir jemand gejagt hatte, er habe 
ibit bei feiner Geliebten ein oder ausgehen fehen. Aber 
wie Noth darum, wenn es mit Maas und Ziel gefchah ! 
unb wird e$ unferem Herzen nicht mehr" Ehre machen, 
wenn wir thun, als wüßten wir davon nichts, als wenn 
wir e$ recht darauf anlegen, ihn gegen uns aufgubrinz 
gen ? Aufferdem muß ich bir fagen, wenn er im Ctanbe 
wäre, fid) fo auf einmal von einer Perfon loszureigen, 
mit welcher er viele Jahre lang Umgang hatte, dann 
würde ich glauben , er feo von allem menfchlichen Gefühl 
verlaffen, und mir von feiner Treue gegen meine Tochter 


nicht viel verfprechen. 


— Morrhina. Genug, lieber Mann, von unferem 
Erhwiegerfohne, unb von bem, was ich bei ber Sache 
fell verfchuldet haben ! am beften, dur gehſt bin zu ihm, 
und legft ihm unter vier Augen die Frage vor, ob er 
feine Frau behalten will, ober nicht. Cagt er ja, jo 
gieb fie ihm; will er nicht, jo war e$ ja wohl gerham, 
daß id) meine Tochter in Echuß nahm. 


Phidippus. Geſetzt, ermil fie nicht, Myrrhina, 
unb du ſaheſt, daß an ihm bie Echuld lag; fo war ich 
der Mann, ben eó zukam, die Sache wieder ins Gleis 
zu bringen. Um fo mehr bin ich erbittert, daß du es 
wagteft , obue mein Gebeifi fo was vorzunehmen. Aber 
unterfiehe dich nicht, das Sind über unfere Schwelle 
bringen zu laffen! Doch ib bin ein noch größerer Thor, 
als fie, daß id) verlange, fie fell thun, was ich fage; 
ich muß nur bineingehen, und meinen Sklaven befehs 
len, fie follen nicht leipen, vag das Kind vor unfre Thür 
komme. (ab.). 


OE VIS, 9" vr c 


303 = (0o( - Ur 
Myrrhina. Wahrlich! e& giebt Fein ungluͤckſeli⸗ 
geres Weib, als ich bin. Denn was mein Mann dazu 
ſagen wird, wenn er den wahren Zuſammenhang der 
Sache erfährt, das kann id) mir leicht vorſtellen, ba 
ihn die Kleinigkeit, von der gegenwaͤrtig bie Rede war . 
- fo febr in Harnifch gebracht har. Auch weiß id) ſchlech⸗ 
terdings nicht, wie er auf andre Gedanken koͤnne ge 
bracht werden. Das fehlte mir noch bei meinem uͤbri⸗ 
gen Ungluͤck, daß er mich noͤthigt, ein Kind zu erziehen, 
deſſen Vater wir nicht wiſſen. Deun als meine Tochter 
jenes Ungluͤck betraf, da war es unmoͤglich, den Thaͤter 
zu erkennen, ſo finſter war die Nacht; auch hatte ſie nicht 
das Geringſte ihm abgenommen, wodurch man feine Ent— 
deckung machen könnte; er hingegen, als er fid) von dem 
Mädchen trennte, ri ihr gemaltfamermeife ben Ning 
eom Finger. Ueberdieß muß ich befürchten, wenn Pam⸗ 
philus erfährt, daß eines Andern Kind auf feinen Nas 
men erzogen wird, fo wird ers ummóalid) finden, unſere 
Bitte zu erfüllen und länger zu ſchweigen. 


Bierter Aufzug. 
Erfter Aufteitt. 


Softrata , Pampbilus. 

Softrata. Merftelle bid), wie bu willft, lieber 
Eohn, id) weiß bod, bu nábrít den Verdacht, mein 
mürrisches Mefen fev fchuld, das deine Frau unfer Haus 
verlaffen hat. Aber fo wahr die Goͤtter mir hold ſeyn 
felle, fo wahr ich wuͤnſche, recht viel Freude an bir n 
erleben, mit Wiffen bab" id) nie meranlaffung zu ein 
Abneigung gegen mid) gegeben. Daß bu mid) lieb 








— t 309 


babe ich $on jeher gewußt; aber was mir eben dein Na: 
ter drinnen im Haufe erzählt har, wie fogar deine Herz 
zensangelegenheit der Mutter nachftehen foll, war mir 
ein neuer, rüftenbet Beweiß davon Und fen verficherr, 
ich werde dafür erfenntlich ſeyn, und dir zeigen, daß ich 
Eindliche Zärtlichkeit zu belohnen weiß. Kurz, lieber 
Sohn! id) babe ben Entſchluß gefaßt, mit deinem Mas ' 
ter aufs anb zu geben, damit meine Gegenwart nicht 
im Wege fep, und überhaupt jeder Vorwand weofalle, 
die Rückkehr deiner Philumena zu zögern. Ohnehin 
weiß ich Fein befferes Mittel, euere Zufriedenheit und 
meinen guten Namen zu fichern, 

Pamphilus. Götter! mie kann Ihnen fo was 
einfallen? weil jene die Unbeſonnene macht, wollen Sie 
die Stadt mit dem Lande vertauſchen? nimmermehr! das 
wenigitens foll mein Feind mir nicht nachſagen, mein Ei⸗ 
genſinn, nicht Ihre Nachgiebigkeit, habe Sie zu dem 
Schritte verleitet. Und wie koͤnnte ich es zugeben, daß 
Sie, mir zu gefallen, Ihren Freundinnen, Verwandten 
unb allen Luſtpartien entfageu. 7 

Soſtrata. O lieder Sohn! dergleihen Dinge 
haben längft feinen Reig mehr für mich; fo lanae ich die 
Jahre dazu hatte, hab? ich fie hinlänglich genoffen; aber 
mun bin ich ihrer uͤberdruͤſſig. Mein Hauptanliegen ift 
jet, daß niemand auf meinen Tod ivarte , weil mein 
Alter ihm binberlid) iſt. ier, wie ich ſehe, haft man 
mich, obne mein Verſchulden; folglich ift es Zeit, Platz 
zu machen, Auf diefe Urt höffe ich jedem den Vorwand, 
binter ben er fid verſteckte, abzuſchneiden⸗, mich felbft 
aus bem biéberigen Verdachte zu ſetzen, und jenen ans 

dern ihren Willen zu thun. ag mich, lieber Sohn! 
Ka u M dein 


310 TER jet — 


bem Vorwurf ans dem Wege geben, den man und Weir 
bern insgemein macht. 

Pamphilus. Wie glücklich bim id) in allen an— 
dern Stuͤcken, wenn nur das Einzige nicht wäre, als 
Sohn einer folchen Mutter, und al$ Mann einer —5 
wie Philumena! 

Soſtrat a. Liebſter, beſter Ml Kann 
du dich nicht übermimben , eine einzige Ungemächliche 
keit — was ed am Ende aud) (ey — zu überfeben ? 

Mennalles übrige deinen Wünfchen entipricht — unb 
das glaube id) wirklich von deiner Gattin — fo gemábre 
mir die Bitte, lieber Sohn! und nimm fie wieder. 

Pamphilus. Ha welches Unglüd! 

Softrata. Ja wohl! denn was du hier Teideft, 
lieber Sohn, das empfinde ich nicht minder. | 


Zweiter Auftritt. 


Ladies, Softrata, Pampbilus. | 
Kaches. Was bu [p eben mit unferm Cobne ger 
fprochen haft, babe ich bier von ferne vernommen, Das 
nenn’ ich Verftand, menn mam bei jeder Gelegenheit 
feiner Leidenſchaften Herr ſeyn, und auf der Stelle fid) 
entjchließen kann, etwas zu tbun, wozu man vielleicht 
in der Folge gezwungen» würde, 
Softrata. Gebe der Himmel feinen Segen dezu! 
Laches. fonum alfo mit mir hinaus aufs Land, 
dort wollen wir ſehen, wie wir mit einander auskommen. 
Softrata, Bei Gott ! das hoff’ ich. 
Laches. Nun fo geh hinein, unb mad) zurecht, 
was bu mitnebnien willft, 34 
Qoflrata, Wie du befieblfi. _ (ab) Jam 
gam: 








— jo( — 311 
Pamphilus. Mein Vater! 
Laches. Was willſt du, Pamphilus? 
Pamphilus. Meine Mutter das Haus raͤumen? 
nimmermehr! 
Laches. Aber ſage, warum denn? 
Pamphilus. Weil ich bis auf die Stunde wegen 
meiner Frau noch keinen Entſchluß gefaßt habe. 
—Laches. Wie fo? wozu willſt du dic) anders ente 
ſchließen, als ſie wiederzunehmen? 
Sampbilus. Den Augenblick, wenn ich bie 
Stimme meiner Leidenſchaft hören dürfte, Allein ich 
darf von meinem Plane nicht gbgehen, nur das zu mähe 
len, was uns nuͤtzlich ift. d) boffe nemlid), die beiz 
den Frauenzimmer vertragen fid) eher mit einander, wenn 
— id) meine Frau nicht wieder hole. 
fades. Das ftebet babtit 4. aber das Eine 
fann bir fo gleichgiltig jeyn al$ das Andre, denn deine 
Mutter wird Platt machen. Leute eon unferit Sabre 
find jungen Leuten allemal ein Dorn im Auge; dm vers 
nünftigiten alſo, man ráumt das Feld, Ohnehin dienen 
voir ja zu nichts weiter, als die Zahl ber Mährchen iit 
einem neuen zu vermehren: Es war einmal ein alter 
Mann, ano eine alte Srau . .. Aber da tritt Phi— 
dippus, wie gerufen, aus feinem Haufe, Komm näher 
mit mir! 
Dritter Auftritt. 
pbibippus, Laches, Pampbilus, 


- Phidippus. (ín der Thfir feines Hate) Die Wahr: 
heit zu fagen, Philumena, auch über dich bin ich bbſe, 
und das recht ernfilid) ; benm wahrlich} dein Betrageu 

Ua macht 


31e — FORT: - 


macht dir wenig Ehre. Zwar kommt bir imtnet die Ent: 
ſchuldigung zw ftattem, baf deine Muter dich anftiftete; 
fie (elbft aber bat gar feine Ausrede. 

Laches. Da kommen Sie mir ja recht ermünfht, 
Phidippus, wie gerufen. 

Phidippus. Wie fo? 

Pamphilus. (fefe) "Was werd’ id) ihnen mut 
antworten ? wie e$ anfangen, daß ihnen das Geheims 
nig verborgen bleibe ? i 

tadjes. Sagen Cie unfrer Tochter, Softrata 
wolle aufs Land- ziehen, damit fie weiter Fein —— 
findet, wieder in unſer Haus zu fommen. 

Phidippus. Ah, fade$! Ihre Fran bat an 
der ganzen Sache feine Schuld ; von meiner, ton ber 
Myrrhina, ſchreibt fid) alles ber... 

Pamphilus. (vor ſich) Eine Bertudenng in 
den Rollen! 

Phidippus, Son dieſer kommt al das Gewirre 
ber, Laches. 

Pamphilus. (wie vorhin) Vorausgeſetzt, daß 
ich fie nicht wiedernehmen darf, mögen fie ferner des 
Wirrwarrs foviel machen , al$ ihnen beliebt, 

Phidippus. Ich an meinem Theil, Pamphi— 
Ins, wünfcbe, baf biefe Verbindung zwifchen und von 
ununterbrochener Dauer ſeyn möge; follten Sie indeſſen 
andrer Meynung fenn, fo nehmen Cie das Kind, 

Pamphilus. (leje) O wehe! er ift babinter ges 
kommen, daß fte in den Wochen liegt. 

Vades, Das Kind? was für ein Kind? , .. 

$bibippné Wir haben einen Enkel befomm 
meine Tochter, als fie Ihr Haus verließ, war a 


ger, wovon ich bi$ auf diefen Tag nichts ia 
£adje$. 





— ex^ 313 


^^ £ades. D ber fröhlichen Botfchaft! wohl mir, 
daß eir Kind vorhanden ift, und die Mütter fich wohl 
befindet. Aber, jagen Cie, was für ein Gefchöpf von 
Frau haben Cie? was mag das für eine Gemürhsart 
fen ? Uns fo lange daraus ein Gebeimnif zu machen? 
wahrhaftig ! id) babe feinen Ausdrud dafür , in welchen 
nachtheiligen Licht mir diefes Benehmen erjiheint. 
PH Schwerlich ‚"Laches',; koͤnnen Cie 
unzufriedener damit ſeyn, als ich. 
5 Pamphilus. ( vor ſich) Bis auf biefen Angen= 
blick ſchwankte id) noch immer, was ich thun ſollte; 
aber von nun an, da ich obendrein eines Andern Kind 
nehmen ſoll, ift mein Entſchluß feft und unwandelbar. 
' £a des. Pamphilus! hier giebt e$ weiter nichts 
zu bedenken für bid). 
$ ampbilué, (liie) O webe ! 
g£ad es. Mit welcher Sehnſucht fahen mir dfters 
dem Tage entgegen, wo ein Geſchoͤpf vorhanden waͤre, 
das dich Bater nennte! Er iſt erfuͤllt, dieſer Wunſch; 
Preis ſey den Goͤttern! 
Pamphilus. Cleiſe) Syd) bin des Todes! 
Laches. Nimm fie zuruͤck, deine Gattin; mache 
nicht länger den Starrfüpfigen gegen mid)! 
Vamphilus. Lieber Vater, wenn es ben Wuͤn— 
ſchen der Perſon entipräche, Kinder von mir zu haben, 
oder mit mir verbunden zu bleiben, fo bin ich überzeugt, 
fie würde aus dem, was fie, mie ich febe, mir eerbeblt 
hat, fein Gebeimnig gemacht haben. Da id) alfo finde, 
daß fie Abneigung gegen mich fühle, da Feine Aussicht 
zu einem guten Vernehmen unter uns in der Folge ftatt 
uU3 findet, 


314 U - 


findet, wie kͤnnen Sie mir zumuthen , doß ich ſie "ie 
dernehmen fol? © i fte 

Laches, "Daß arme Kind tbat, was bie Mutter - 
es hieß. Iſt bas ein Wunder ? Mennft du, auf der 
. weiten 98elt. gebe e$ eine Frau ohne Fehler ? ? pber ma⸗ 
den die Männer vielleicht eine Ausnahme? Zul 

Phrdippus, Möchr ihr beide es überlegen ‚ob 
man fie euch zuruͤck ſchicken foll, ober ob. ibr fie felbft 
- bolen wollt, Für meine Frau kann ich nichts verfpres 
hen; ich am meinem. Theile werde mid zu Einem fo 
geru, wie zu bem Andern, verſtehen. Aber was ſoll es 
mit dem Kinde geben? 

Laches, Laͤcherliche Frage! die Geſchichte mag fid 
enbigen , wie fie will ‚ fo mufit du das Kind feinem Do: 
ter, dem Pamphilus, geben, und mir muͤſſen e$ « tuit: 
ben, beun es gehört uns, 3 vs 


Pamphilng, Chalbleiſe) Wie? ein Kind, , das 
fein eigner Vater nit mochte, foll ich erziehen? — 


Laches. Was fagft du, Panphilns ? wie? nicht 
erziehen jollen wir e$? follen es vielleicht lieber. Hilftog 
laffen ?. welcher Unfinn ! nein, nein, da fannid) unmögs 
lid) laͤnger ſchweigen, und du fefbft bift ſchuld daran, 
daß ich in Gegenwart des ehrlichen Mannes ba dir Dinge 
faaeu muß, die ich Tieber für mich behielte. Meynſt dur) 
ich wiffe nicht, warum da bie ganze Zeit über naffe Aus 
gen bajt, oder woher bie fchredliche Verlegenbeit komme, 
worim man bid) fieht. * Zuerſt nabmft du den Vorwand, 
deine Mutrer (ev ſchuld, baf bie Frau nicht bei bir bleis 
ben foune, Wie darauf jene fich erbot, das Haus zu 
räumen, und folglich diefer Vorwandwegfällt, da nimmt 
du zu dem andern deine Zuflucht, weil fie hinter bir ber 

nieder⸗ 





—-—)o€( — | 315 


niedergefommen few. Irre dich nicht, ich weiß (bou, 
was du mr Echild fübreft, — Aber fage felbit, wıe lange 
hatteſt du nicht die Crlaubnif von mir, dir ein Mädchen 
zu halten? wie nachfichtsvoll war ich nicht. bei all. dem 
"Aufwand, welchen diefer Umgang erforderte? und das 
blos deswegen, damit du endlich einmal zu einer Heu— 
rath ftimmen möchreft. Sch that bir Vorftellung,, gab 
bir qute Worte, eine Frau zu nehmen, weil e$ Zeit dazu 
(ev. Es gelang mir, du thateft deine Pflicht, und ger 
horchtefi. Set auf einmal geräthft du wieder an-jene 
Buhldirne, die fon foeief Gewalt über dich hat, daß 
fogar deine Frau e$ entgelten muß. Kurz, ich jehe, du 
bift wieder in dein altes Leben verfunfen, 
Pampbilus, Sd, mein Vater? 
fades. ‚Wer fonft ? Sft das zu verantworten, du 
brichit eine Urfache vom Zaune, dich mit deiner Frau 
ju veruneinigen, weil du fie nicht gern zum Zeugen bei 
deinen fchönen Auftritten mit der Bacchis haben maaft. 
Die Frau merkte das wohl; denn was hätte fie fonft für 
eine Urfache gehabt, fid) von bir zu trennen ? 
Phidippus. Iſts bod, als ob ber Mann einen 
WMWahrfagergeift hätte! ja, ja, da fiefté! 
Pamphilus. ch will fhwören den Augenblick, 
daß an dem allen Feine Sylbe wahr ift. 
Laches. Was fchwören? nimm du deine Frau wie: 
der, oder fage, marum es nicht feyn kann. 
Pampbilué, Dazu ift$ jet wicht Zeit, 
Laches. Nun, fo laß dir das Rind geben, bem 
diefes weniaftené bat nichts verbrochen ; wegen der Mitt: 
ter will ich denn weiter feben. 
M 4 9a us 


316 — )o( - 


Pamphilus. (vor ſich) Ungluͤck über Ungluͤck! 
ich weiß mir nicht zu rathen, nod) zu helfen, auf (o 
mancherlei Art treibt mich mein Vater in die Enge. Ich 
muß nur machen, daß ich fortkomme, denn hier ift meis 
nes Dleibens nicht, Zudem denke id), ohne meine Cine 
willigung zu haben, wird er fich. zur Erziehung des 
Kindes nicht entjchliegen, vorzüglich da id) mid) in dies 
fem Falle auf den Beiſtand meiner Schwiegermutter 
verlaflen fani, (ab) 


fades. Wie? bu laufft baeen, und giebft mir 
keine beftimmte Antwort? — Mas meynen (Cie, Phis 
Bippus? ob er wohl bei DVerftand iſt wart nur! — 
Das Kind inbeffen anf Cie mir zu, ich will es 
aufzichen, 


Phidippud. Herzlih gern. — Kein Munber, 
wenn meiner Frau über diefe Aufführung die Gebult 
vergieng, Die Weiber fangen leicht Feuer, und das ift 
gerade der empfindlichite Punct, wo man fie angreifen 
lanm, Darin alfo lag der Grund ihrer Entzweiung, 
nach der eigenen Erzählung meiner Frau, was id) in 
Gegenwart des Pamphilus dir nicht fagen mochte, Und, 
bie Wahrheit zu acfteben, anfangs hatte ich felbft feinen 
Glauben daran , aber jet liegt ed am Tage ; denn 
Pamphilus, wie ich febe, bat fchlechterdings einen gu 
derwillen gegen das Seuratben, 

Laches. Was fell ich alfo thun, - itlppue? 
was ratben Cie mir? 

pbibippué& Mas Cie dus fellen ? fürs Erfie, 
denke ich, muͤſſen wir fehen, daf wir bie Dirne, bie 
Baccbie , zu fprechen befommen; bei diefer máffen wer — 
es mit guten nnd mit böfen Worten verfuchen , phos 





- )o(l — 317 


Ende muß ihr gedroht werben, wenn fie fid) das Ge: 
ringfte wieder mit dem Pamphilus zu febaffen machte, 

Laches. Sie haben Recht, He, Zunge, lauf ba 
hinüber zu unfrer Nachbarin, der Bachis, und fag’ ihr, 
ich wünfchte, fie zu fprechen — ie, Phidippus, hoffe 
ich‘, werden auch ferner in diefer Angelegenheit mir 
beiftehen, 

Phidippus. Lieber Freund! ich babe es Ihnen 
ſchon mehrmals gejagt, unb fage es noch einmal, mein 
Wunfch ift, daß bie Verbindung zwifchen uns beftehe, 
wenn e$ nur irgend möglich ift, woran ich nicht zweifle, 
— Uber was meynen Cie? foll ich zugegen feyn , bei 
Shrer Unterredung mit ber Bacchis? 

Laches. Sd benfe, Sie gehen beffer, und fuchen 


eine Cáugamme für das Kind, 
( Phidippus ab) - 


Dierter Auftritt. 
Bacchis, Kaches. 


$3acdjis, Laches will mid) fprechen... bin! das 
muß feine Urfache haben, Was gilté, id) bin ibm auf 
der Spur, was er will mit mir ? 

Laches. Ach muß mid) wahren, bafi mein Zorn 
mir nicht die Freude verdirbt, zu erhalten, was ich 
winfche, Sa, ja, ich will mich mäßigen, um nicht eis 
nen Schritt zu thun, der mich bernad) gereuen Fönnte, 
Mede ich fie an. Bacchis! Sbr Diener. 

Baecchis. Ihre Dienerim, Laches ! 

Laches. Micht wahr, Bacchis, e$ befrembet Sie 
ein wenig, wie ich dazu komme, Cie durch einen meiner 


Leute rufen zu laffen ? 
| 5 S ace 


318 — 3o( — 


Bacchis. Ja wobl. Auſſerdem beunruhiget mid) 
ber Gedanke, Cie möchten meine& Standes unb meiner 
Lebensart wegen fich nachtheilige Begriffe von mir ma— 
chen; jo wenig ich auch Urfache babe , meiner vam 
sung wegen in Verlegenheit zu jeyn. 


ades. Menn das wahr ift, Tiebes aa 
fo dürfen Cie fid) vor mir nicht fürchten, Denn ich babe 
mur eiumal die Jahre, wo man bei einer Webereilung 
auf Feine Verzeihung AUnfpruch bat. Um fo mehr mache 
Wb es mir zum Gefe& , in allen Crüden mir Vorſicht 
und Bedacht zu handeln. Auch würde es ja unartig, 
oder vielmehr ungerecht fenn , wenn ich Cie als eine 
Perfon von edler Denkungsart fände, und Ihnen bens - 
nod) was zu Leide thun wollte, 

Bacchis. Für dieſe Geſinnung babe ich Urſache, 
Ihnenen ſehr verbunden zu ſeyn. Denn was hilft e, 
wenn einer mich erft mißhandelt , and bermad) noch fo 
grofe Entjehuldigung macht, Aber was wollen Sie denn 
mit mir? 

€£adces. Cie nehmen Befuhe an von meinem 
Sohne, dem Pamphilus .... 

Bacchis. (unterbricht ihm mit Heftigfeit) d... .? 

Laches. Gedult ! laffen Sie mich reden. Co 
lange er unverheurathet war, ließ id) mir den IImgang 
mit Ihnen gefallen, (Bacchis mill einfallen) Marten Cie! 
ich bin noch nicht zu Sante mit meinem Vortrage. 
Fuͤr jest ift. er Ehemann, alfo dächte ich, Sie faben 
fih nach einem Viebbaber um , auf den ficherer zu zählen 
wäre, fo lang es noch Zeit it. Denn feine Neigung zu 
Ihnen wird nicht fteté fo fortdauern, und Ihre Ju— 
gend — das glauben Sie mir — wird aud) einmal vere 
blühen. : Bac 





pue. eo cem cns 319 

Baechis Mer giebt mir aber das ſchuld? 

fades. Cine Schwiegermutter. 

Lid; UM $n Ernft? mir? 

fades. Sa, Sbnen. Noch dazu hat’ fie ihre 
Tochter wieder heimgeholt, und war willens , das Kind 
der beiden jungen Leute heimlich aus dem Wege zu 
ſchaffen. 

Bacchis. Laches, wuͤßte ich eine heiligere Be— 
theuerung, als den Eid, mit Freuden wuͤrde ich mich 
dazu erbieten, Sie zu uͤberzeugen, daß von der Zeit, da 
Pamphilus Ehemann wurde, jede Verbindung — 
uns aufhörte, 

L achess + Gutes, braves Maͤdchen! Ich * 
was, wodurch Sie mir einen p größeren Gefallen 
thun fonntém, ^ 
S: $acdié, Wodurch denn? ? r 
Dd MM aches. Wenn Sie da hinein giengen zu ben " alle 
enzimmern, und fi ich zu demfelben Eide erbören. Thum 
Sie ihnen den Willen, und wälzen Cie jene Beſchuldi— 
gung von fib ab! 

Bacchis. Auch das; ohngeachtet ich überzeugt 
bin , kein Mädchen von meinem Ctanbe würde fid) ent- 
ſchließen, vor einem verheuratheten Fraueuzimmer in 
einer ſolchen Angelegenheit zu ericheinen. Uber es follte 
‚mir leid thun, wenn Ihr Sohn in einem falfchen Vers 
dacht ftünde, ober wenn feine Yeltern, bie das am wer 
nigften müfen , von feiner Tugend geringere Begriffe 
hätten, alé er verdient. Denn fein Berragen gegen mich 
mar jo edel, daß ich es für Pflicht halte, auf jede * 
mich dankbar zu zeigen. 


La⸗ 


329 — )0( — 


Laches. Mas id) eben von) Ihnen gehört habe, 
erweckt auf einmal in mir die beſten und freundſchaftlich⸗ 
fien. Geſinnungen gegen Sie. Denn unfre Frauenzim— 
mer waren es nicht allein, die jenen Verdacht naͤhrten; 
icch ſelbſt ließ es mir nicht ausreden. Allein da ich mune — — 

mehr finbe, bafi wir Sbnen febr unrecht thaten, fo bitte 4 
id) Cie, zeigen Cie fib ferner von einer fo ſchoͤnen 
. €cite, und rechnen bann ficher auf unjer "ou Wohle — 
wollen, — ^m 'entgegeaefe&ten Fall, 2. bod) mein! 
Cie ſollen fein verdrießliches Wort von mir Deren. Nur 
das Einzige möchte id) Ihnen rathen, fuchen €ie lieber 
Als Freund, benm als Feind, mid) fennen zu temen, 


Süunfter Auftritt. 
pbioippus, Laches, Bacch is. 
Phidippus. (ur bcr Saͤugamme die er mitgebracht fat) 
Es ſoll Ihr uid)t$ abgehen bei mir, fonbern, was Cie 
braucht, ſoll Ihr im Weberfluß gereicht werben. ber 


wenn Cie Hunger und Durft geftilft hat, dann mache 
Eie mir auch den Knaben huͤbſch fatr, ^ —— * 


Laches. Sieh, ſieh, unſer Schwiegervater mit 
einer Amme fuͤr den Knaben — Phidippus das 
Mädchen ſchwoͤrt höch und theuer . .. 

Phidippus,. St das die Baechis? 

Laches. Das ift fie. 

Phidippus. Glauben Sie mit , " C Verfonen von 
bem Schlag haben Feine Furcht vor den Göttern, fo 
wenig, als ich denke, Daf die Gbtter mach ihnen fragen. ; 

Bacchis. Hier find meine Sflavinnen; ich gebe 
Ihnen die Erlaubniß, fie durd jede Marter zum Ger 

ſtaͤndniß 


9g". 





— Jo — | 32t 


ſtuͤndniß zu Bringen. — Aber unfere Gebánfen waren 
ganz auf was anders gerichtet ; meine Rolle ijt, bafür 
zu forgen, daß die Frau des Pamphilus wieder zu ihm 
Tommt, Und wenn ich damit: fertig werde, dann miro 
aam mir das Zeugniß geben , jo etwas hätte man von 
einem Mädchen meines Etandes fid) nie träumen laffen; 
ein Urtheil, benfe id) , womit ich zufrieden fenn fan. 
ss ades. Phidippus, ald wir vorhin die Sache 
vrber unterfuchten , da fand fichs , daß ber Werdacht, den 
wir gegen nnjere Weiber hatten, grundlos war. Jetzt 
laſſen Sie uns einen neuen Schritt tbun, und von dem 
Anerbieten diefes Mädchens Gebrauch machen, — Denn 
Shre Frau, hoffe id), wenn fie erfährt, daß es Verlaͤum— 
dungen waren, die man ihr gegen den Pamphilus im 
‚den Kopf geſetzt batte, tvirb ſchon wieder gut werben; 
und wenn e$ wahr ift, bag mein Eohn darüber zürnt, 
weil feine Frau heimlich in die Wochen Fam, fo ift das 
eine Kleinigkeit, die er bald vergeffen wird. Kurz, in 
der ganzen Sache febe ich nid)té, das für eine Trennung 
wichtig genug mare, 

Phidippus. Möchte fid) alles fo finden ! 

Laches. Fragen Cie felbft, da ftebt die Bacchis; 
fie wird Ihnen volle Genüge thun. 
| Phivippus. Wozu das mir? hab’ id) Ihnen 
denn nicht ſchon mehrmals gejagt, was meine Gefinnuns 
‚gen hierüber find? Machen Eie nur, bap unfre Sranens 
zimmer fid) berubigen, 

-. &adeé, Sch bitte, ich beſchwoͤre Sie, Bacchis, 
laffen Sie mich nicht vergeblich. auf die Erfüllung Ihres 
Verſprechens hoffen ! 
: Das 


323 e C 


Sacdji$. Alfo deswegen, münchen ei^ fot id 
hineingehen ? "7 


ades. Allerdings ; tbun Cie Se Sees, die 
Srattenzimmer zu überzeugen. 


Bachis. Meinerwegen denn; fo gewiß. ib aud) 
verfichert bin, daß man mich drinnen febr ungern feben 
wird. Denn einen verheuratheten Frauenzimmer ift ein 

Märchen von meinem Stande ein Dorn im Auge, ore 
slialid)., wenn e$ eine Entzweiung mit bent Manne de 
geben bat. 


Laches. Glauben Cie mir, — werden bie 
Freundinnen feyn, wenn fie hören, was hr nliegen iſt. 


Phidippus. Das fann nicht fehlen, ſobald fie 
von ber Lage ber Sachen unterrichtet find; denn unfer 
Weibern helfen Cie dadurch aus ihren Itrthum, unb 
fich felbft fetsem Cie aujfer Verdacht. : 


; Bacchis. Hal mie ſchaͤme id) mich, eor * jun⸗ 
gen Frau zu erſcheinen. (ju ihren Moeden⸗ Kommt mit mir 
hinein, ihr beide! (ab) 1 
fades, Wenn id) mir eine Lage wuͤnſchen dürfte, 

fo wäre es diejenige, die dieſem Mädchen jest besorftebt. 
Sie wird Dank verdienen, ohne das geringite Opfer von 
ihrer Seite, und mir wirdfie einen groſen Dienft erzeigen, 
Denn wenn e8 am tem ijt, baf fie im allen Ernfte ben 
Umgang mit meinem Sohne aufgehoben bat, fo Fann fie 


darauf zählen, daß man ihrem edlen Betragen mit Vor⸗ 


tbeil und Ehre lohnen wird. — Gegen meinen Sohn bee 
weißt fie fib erfenntlid) , und uns fordert fie eben das 
durch zur waͤrmſten Freundſchaft auf. — 


$ iv 


| /— $ünf. 





* 


-—J)e«- | 323 


Sünfter Aufzug. 
Erſter Auftritt, 
armen. 


Mahrhaftig! mein Herr muß meine Dienfte febr 
gering anfchlagen , weil er mich um nichts und wieder 
nichts auf die Gitabelle ſchickt, wo ib den ganzen Tag 
vergeblich fie, und auf den Gaftfreund von Myconus, 
den Kallidemides, warte. Da faf ich, wie ein Narr, 
und fo wie einer Fam, gieng id) zu ihm hin und fragte: 
,, Um Vergebung, befter Herr, find Sie nicht von My— 
conus? Nein, Heifen Cie nicht Kallidemides? Nein. 
Haben Eie nicht einen Gafifveund hier, Namens Pam— 
pbilué ?^ Keiner wollte fic dazu bekennen , und id) 
glaube gar nicht, daß c$ fo jemand giebt. — 90m Ende 
fieng id) am, mic) zu ſchaͤmen, und gieng meiner Wege, 
Aber fomimt ba nicht Bacchis aus + des Phidippus 
Haufe? Was bat bie da zu Schaffen ? 

Jj 


Zweiter Auftritt. 


Bacchis, Parmeno,. 


Bacchis. Parmeno , du fommft , wie gerufen; 

lauf gefchwind zum Pamphilus. 

Parmeno, Was ba? 

Bacchis. ag’ ibm , ich liefe ihn bitten, ju 
fenmen. 

Parmeno, Zu Sbnen? 

Bacchis. Mein, zur Spbilumtena, 

Parmeno, Mas ift denn vor? 

Bacchis. Was bid nichts angeht ; laf das 
Gefrage. 


P ar 


> 


324 —-)o9( — 


P iriaeo Weiter foll ich nichts fagen ? Pas 

Bacchis. Dod. Myrrhina habe den Ring, den 
ser mir einft fibenite ‚ für den Jing. ihrer — er⸗ 
kannt. 

Parmeno Ich verſtehe. Iſt das alles? 
Bacchis. Za. Er wird ben Augenblick da ſeyn, 
wenn du ihm das ſagſt. — Nun? willſt du einſchlafen? 

Parmeno. Nichts weniger, das muß ich für heute 
mir vergehen laffen ; hab’ id) bed) den ganzen Tag mit 
Laufen und Rennen binbringen muͤſſen. | 


Dritter Auftritt. 


Bacchis. 

Gewiß, Pamphilus hat Urſache ſich zu freuen, daß 
ich heute in dieſes Haus gekommen bim. Ihm eröffnet 
fid) fich baburd) eine Neihe von Wonne und Vergnügen, 
imb ei ganzes Heer von Sorgen ſchwindet. Ich gebe 
ibm feinen Sohn wieder, den die Frauenzimmer hier im 
Haufe und er felber im Begriff waren, aus der Welt zu 
ſchaffen; id) bringe ihm feine Frau zuruͤck, von der er 
feft entfchloffen war, fid) auf ewig zu trennen; id) bes 
berreie ihn von bem Merdachte , den jein Vater und 
Edywiegervarer gegen ihn gefaßt hatten, Und den Weg 
zu allen den glüdlichen Entdeckungen bat diefer Sting 
gebahnt. Dein ich weiß es nod) , als ob e$ heute wäre, 
daß Pamphilus vor ohngefähr 10 Monaten des Abends 
in mein Haus geloffen fam, auper ?itbem , ohne Bes 
gleitung und beraufcht, mit diefem Sting in der Hands 
Sch erfchrad fogleich bei dem 9Inblid , deswegen fragte 
ich! liebfter, bejier Pampbilus, warum fo atbemlos? 
oder wo haſt du den Ring ber? fag’ am, — Pamphilus 

N ) that, 








= )o( — 325 


that, als wenn er andre Gebanten hätte, abet gerade 

a^ brachte mich anf allerlei Vermuthungen, fo daß id) 
inmmer dringender wurde, das Geheimniß zu erfahren, 
Da geſtand der Burſch mir endlich, er habe auf der 
Straße mit einem unbekannten Maͤdchen zu ſchaffen ge⸗ 
habt; dieſer habe er, als fie ſich wehrte, den Sting vom 
Finger geriffen. Und fo gejchah e$, daß Myrrhina ihn 
augenblicklich an meinem Finger erkannte, und mich 
fragte, wie id) zu dem Ning Fomme Sd) erzähle ihr 
bie ganze Geſchichte; da faud ſich's denn,“ dag Ppilus 
mena baé Maͤdchen war, mit dem er jenes Abentheuer 
auf der Straße hatte, und daß ihr Kind die Frucht da— 
von fen. So wenig das einem Mädchen Kon meinen 
Gewerbe ähnlich ſieht, fo faun ich heilig verſichern, mich 
‚freut es, bag Pamphilus durch mich ſoviel Freude ers 
lebt bat. Freilich ift e$ Sperfonen on nicineht Ctanbé 
« eben nicht vortheilhaft, wenn einer unferer eheinaligen — 
Liebhaber im der Ehe gluͤcklich if. Uber bei Gott! 
eig fern fen der Gebanfe von mir, des leidigen Gewin— 

de wegen mid) zu einer Niederträchtigkeit herabzulaſ⸗ 
fen, Nein! jo Lange e$ erlaubt wat , fand id) an der 
Sreigebiafeif, und am ber frohen, heiferen Laune des 
Pamphilus mein innigeé Vergnügen 5 und'ſo — ich ge: 
ftebe es — geſchah mir weh durch feine Heurath, Aber 

ich denke, Fein Menfch fimt mir vorruͤcken,, daß id) 
durch mein Betragen jo etwas verdient hatte. Doc c8 

iſt billig , baf ich von ihm, bem id fo manches Ver⸗ 


guügen danke, nir auch einiges Misvelgnuügen gefals 
len faffe. 


"ru x Senter 


326 — )o( — * 
Letzter Auftritt. J 
pampbilus, parmeno , Bacchis. i: 

Yarmeno. Cief nur zu, lieber S armeno, daß 
die Nachricht ficher und gewiß ift ; unb verleite mich I 
mich nicht zu einer eingebildeten Sreübe , die nicht lange 
beftehen kann. 

$armene. Dafür ift geforgt, 

. $Sampbilus, Gewiß? 
— Sarmene, Ganz gewiß. 

Pamphilus. Sd bin im Himmel, wenn da wahr 
ſagſt. 
Parmeno. Davon werden Cie balduͤberzeugt ſeyn. 

Pamphilus. (baͤlt ihn im Fortgehen auf) Warte, 
warte noch ein wenig; ich fuͤrchte, du haſt mir etwas 
anders geſagt, als ich mir einbilde. 

Parmeno. Nun denn! 

Pamphilus. Du haſt mir geſagt, glaube ich, 
Myrrhina habe den Ring der Bacchis für den ihrigen 
erfannt. 

Parmeno,. Allerdings. 

Pamphilus. Und zwar fep e$ derfelbe, welchen 
ich einft der Bacchis [denlte. Mit diefer Nachricht babe 
fie dich zu mir geſchickt; nicht wahr ? 

Parmeno, Vollkommen richtig. 

$ampbilué. Ha! wo ift ein Menfch auf ber 
Melt fo glüd'lid), und von der Liebe jo begünftigt, als 
ich es bin? Parmeno, womit foll ich dich belohnen für 
die herrliche Neuigkeit ? was geb’ ich, was (dent id) 
dir? ich, weiß e$ nicht, 

Parmeno. Syd wüßte es wohl. UP. 

Pampbilus Und? r 

gar: 





3 


* 





— )o(.— 327 


Barmeno. Gar nid)té, Denn ich weif eben fo 
wenig, was meine Neuigkeit, als was id) MM ihnen 
belfen kaun. 

Pamphilus. Sch follte dich, ber mich aus dem 
‚Drend wieder herauf ins Leben gebracht hat, unbelohnt 
von mir laſſen? nein, da mußt du von meiner Dank⸗ 
barkeit ſchlechte Begriffe haben. Aber ba ſteht ja Bac— 
chis vor der Thuͤr; die wartet vermuthlich auf mi : ich 
eile bin zu ihr. (Parmeno bleibt zuriick). 

Bacchis. (bieibuerblidt) Shre Dienerin, Pam— 
philus ! 

Pamphilus O Bacchis, fchönfte Bacchis , ber 
ich Leben und alles verdanke! 

Bachis. Das bat fid) herrlich gefügt, zu meíz 
ner innigften Freude, 

Pamphilus. Ihre Art zu handeln, ift mir der 
beite Beweiß davon. Ueberhaupt, Cie find nod) inter 
das liebenswuͤrdige Mäpchen , das Cie vorınala waren; 
nod) immer verbreitet Ihre Gegenwart, fo wie jedes Jh: 
rer Worte, allenthalben wo Sie hinkommen , öreude 
und Entzüden. 

$ac di Und Cie, Pamphilus — bei allem, 
was mir heilig ift — find, was Cie allzeit waren, der 
artigfte, ber verbindlichfte Mann unter der Sonne. 

Pamphilus. Ha, ba, fa! fo was hör’ id) von 
Shnen ? 

Bacchis. Ihre Gattin, Pamphilus, | ift Sybrer 
Liebe volllommen würdig ; heute, fooiel ich weiß, war 
es gum erftenmal, daf ich fie fab ; aber beim erfien Anz 
bli@ erfannte ich fie für ein allerkiebftes Geſchoͤpf. 

Pamphbilus, Sf das Ihr Ernſt? 

K 2 Sac 


328 — )o( — 


Bacchis. Bei allen Göttern, PBamphilus T^ 
Pamphilus. Sagen Cie, bat mein Vater burd) 
Sie fon etwas von bem erfahren, was jet. vorgefalz 
len i£? — — y 
Bacchis. Nicht das Geringfte. 
Pamphilus. Es it auch niche nöthig, ifm mur 
ein Mörtchen davon zu fagen. Meinem Wunſche nad, 
foll e& bier nicht zugehen , wie in einer Gombbie, wo je- 
dermann alles erfährt. Was unter uns vorgefallen ift, 
wiſſen alle, die e$ nöthig haben; die e$ nicht zu wiffen 
brauchen , follen e$ weder jet noch in Zukunft erfahren. 
Bacchis. Hören Cie nur, warum das doppelt 
leicht feyn wird, Myrrhina bat ihren Gatten verfichert, 
mein Eid babe fie völlig überzeugt, und Pamphilus feb 
nunmehr gerechtfertiget in ihren Augen. 
Pamphilus. Das ift herrlich 5 ich hoffe, es foll 
alles nach Wunfch gehen. à 
Parmeno. (tritt aus feiner Eutfernung iiber) D 
ich wiffen, mein Herr, wodurch ich heute mich fo verdient 
machte, oder, was Cie beide da unter einander haben? 
Pamphilus. Nein, das darfft du nicht, 
$armeno. Sd fann mir’seinbilden — (redet für 
fich in abgebrochenen Worten) Ich babe ibn aus dem Orcus 
wieder bergauf... „hm! hm! 
Yamphilus, Du weißt nicht, Parmeno, wie 
viel ich dir heute verdanfe, und aus welcher fürdtetlie 
chen Lage du mich gerettet haft. 0 
— Parmeno. D mein, ich weiß es; es geſchah 
alles mit gutem Vorbedacht. 
Pamphilus. Ja, ja, bu haft recht. 
Bachis, Wie follte auch Parmeno efwas über: 
feben, das Nuben bringen fann ? 
Pamphilus. Komm mit mir hinein, Barmen. 
Parmeno. Wie Cie befeblen, — Kür heute babe 
ich, obne e& zu miffen, beffere Dienfte getban, als, mit 
Miffen, im meinem ganzen Xebem, — «an die Zuſchauer) 
Schenken Cie uns Ihren Beifall} 


—M —ñ— | AN 





Anmerkungen — 


Schwiegermutter, 






JA S »T 
TW. S (MS "ua 
vs PEST 


1 ,- ‚» e E ' "Y MA w^ ‘48 


ye T | 33t 





Erfter Prolog. 
— Daurch einen widrigen Zufall von ungewoͤhnlicher 
Art unterbrochen — Novum intervenit vitium et ca- 
lamitas. Das Wort vitium, wie ſchon Donat bemerkt, 
kam, in der Bedeutung von Hinderniß, Stoͤrung, Un— 
terbrechung, bei den Augurien und Auſpicien vor. Co 
ſagt Cicero Div. II, 18. in fin, Comitiorum ſolum vi- 
tium eft fulmen, Fuhr man gegen dieſe Anzeigen vom 
Himmel dennoch in der angefangenen Verrichtung fort, 
fo geſchah das vitio, b. 5. wider die Aufpicien. In dies 
fer Bedeutung kommen öfters vitio creati cenfores oder 


* confules vor, 


— Lim fein Städ noch einmal verkaufen zu Ein» 
nen — Ut iterum poffet vendere, Guyer vermißt in 
biefer Aeußerung die Befcheidenheit und Delicateffe des 
Jeremy. Allein 255cler erwiedert mit Necht , daß diefer 
Vorwurf alddenn treffen wirde, wenn der Dichter (elbft 
foräche. Dieß tbut aber der Prologus. Daher zeigt 
fi) auch bier nicht fowohl, wie manche geglaubt ba: 
ben, des Dichters Gewinnjucht, als die Bereitwilligkeit 
des Schaufpieldireerors , Terenzens Ctüde zu bezah— 
len, 


— V, 7. Ut iterum pofee vendere, Die wenigften 
Handfchrifter haben poffet, die meiften poſſit. Aber 
jenes hält Bentley , nad) den Gefe&en der Sprache, für 
nothwendig. 

A Zweiter Prolog. 
Orator (v, 1,) fann bier im derjelben Bedeutung 
. genommen werden, wie im Prolog zum Beautontimo⸗ 
X4 rumee 


332 - ye — 


rumenos v. If, Wenigſtens fügt Donat: Orator cft, i 
cui caufa defendenda mandatur, Ein folcher Vertbeidiz 
. ger oder Sachwalter (actor heißt er im xjeaut. ebenda⸗ 
felbít) ſtellt bie Angelegenheit feines Glienten in ihr 
wahres Licht, leat fid) auch mitunter aufs Bitten de⸗ 
her fährt er fert, Sinite exosator ut fim, 


Novas qui' exactas feci ut inveterafcerent — Diefe 
Stelle ift geformt wie Andr, Prol, 3. Populo ut place- 
rent quas fecilTet fabulas, Dover wie Eun. IV, 3, 11. 
Eunuchom quem dedifti nobis quas turbas- dedit, Es 
ift das eine griechiſche Conftenction. 


— Wodurch ich Arbeit und Verfaſſer zugleich vom. 
Lintersang rettete — Ne cum poeta fcriptura evanef- 
ceret. Unter fcriptura. ſcheint mir bier das Luſtſpiel, 
wovon die Rede ift, uicht.die ganze dramatifche Kunft, 
wie andre e$ erflären, gemennt zu feon, Eine mißvers 
ftandene Note des Donat gdb vermuthlich —— 
zu dem Jrrehum, S. aud) v. 16. 


6. Quas primum Caecilii didici novas. Dieſes 
primum Brsieht 'Wefterbov auf das Alter des Cau: 
ſpielers, welcher davon fpreche, wie e$ ihm als Süng- 
ling mir der Vorftellung — Stühle gegan⸗ 
gen fe», ; 

V. 7. Vix fleti, Das Mort Stare wird vis einem 
Schauſpiel gebraucht, welches Beifall finder und daher 
bis aus Ende gegeben wird, Auch von den Echaufpies 
lern felbft wırd Cadere und Excidere gebraucht , wenn 
fie von der Bühne herunter muͤſſen. Daher bedient fid) 
Cicero dieſes Ausdrucks bei Ähnlichen Veranlaffungent 
Fam, I, 4, Com in fenatu pulcherrime flaremus, 


Und 








t- 


wo) S3. er 333 


Und Att. I, 16. Patroni omnes coheidécunt, Dieſe 


^ 


Bewertung hat Welterbov. 


Y 2. Spe. incerta certum mihi laborem fu(tuli, 
Das beift nicht „ wie weſterbov meynt, Er habe die 
Arbeit aufgegeben, weil die Hoffnung des Erfolgs un— 


ſicher geweſen ſey, ſondern gerade das Gegentheil. Denn 


ſchon Donat bemerkt mit Recht, daß es ein ſchlechtes 
Verdienſt ſey, ſich Mühe zu geben , wo man des Er⸗ 
folgs gewiß iſt. Den entgegengeſetzten Fall, bie Bes 
barrlichkeit bei ungewiſſer Hoffnung, rühmt ber Schaufpier 
ler bier von fid), | 


v. Io. umb (hon vorher v. 6. wird difcere von den 


— Sfcteur$ , die ein Ctüd einftubiren ‚ gebraucht. Im 


Gegenfat davon wurde von dem Verfafler des Stuͤcks 
docere fabulas, Marx» im Griechifchen, gefagt. Und 
in bem nämlichen Verhaͤltniß ftehen die Ausdruͤcke Do- 
&tor oder Magifter: und Difcipuli zufammen, | Vergl, 
meine Note zu Andr, III, 1; 19. ‚Einen ausführlichen, 
febr gründlichen Unterricht über alle bieje Ausdruͤcke, fo 
mie über den ganzen Umfang des Gegenftauczs, worauf 
fic Beziehung haben , enthält folgendes Programm von 


dem berühmten Hrn, Oberconſiſtorial-Rath Börtiger in 


Weimar: Quid fit ,.docere fabulam, — Vinar. 1795. 
Hier find, die Hauptideen deffelben, 


Die aͤlteſten griechiſchen Schaufpieldichter waren zus 
gleich Schaufpieler, und da fie doch nicht alle Stellen in 
ihren Stuͤcken befetsen konnten, zogen fie fib eme Anz 
zahl Tänzer und Sprecher oder Sänger zu, welche 
fie dann am die Choragen verdungen , die auf eigene 
Koften die En a aufführten, Das Geſchaͤft des 

€ 5 Diche 


334 — o( — 
Dichters (docere fabulam) war ein boppeltes, | 1) Mußte 


er bie Tänzer in neuen. Tänzen und im bent Gebehrden 
und Mienenfpiel unterrichten , das den Gejängen des 


Vorfüngers ( Coryphaeus) angemeffen war. 2) Mufte 


er die Spieler, welcher die Worte des Dichters ald Ne: 
eitativ beclamirten , unterrichten , welches in Älteren 
Zeiten, da die Schreibfunft ned). nicht febr üblich war, 
und auch nod) fpá^eróin fo gefchah , daß der Dichter den 
am ibn verfammelten Schülern ihre Rollen vorfagte, 
und ihnen dabei die nbtbige Anweifung in der Declamas 


tion und Gefticulation gab. So wurden bie Stellen un⸗ 


ter Anleitung des Dichters, der zugleich Schaufpieldiz 
rector war, einftudirt. 


Nach Novas v. r1. fe&e man ein Gomma TT eere 
binde: Easdem gere coepi fladiofe, 


Placitae font V. I3. Cen Servius zu Aen, X, 
106. bemerft, daß, wie man Licoit und Licitum eft 
fage, eben fo Placuit nnd Placitum eft vorfomme, und 
führt wamentlich unfre Stelle an. Ich febe baber nicht 
ein, warm Miele das Placıtae funt. hier als Partici- 
piunt nehmen wollen, 


V. r5. Pogilum gloria ftebt, wie Donar bemerkt, 
für pugiles glorioi — Es fragt fih, auf was für ein 
Verbum bezieht fib dieſes gloria ? Die Dacier verſteht 
bier ebenfallá acceſſit; Wefterbow laͤßt e$ auf Fecere 
geben, und bie Worte, Funambuli — exfpedtatio, in 
einer Parenthefe ftehen ; Bentley , um alleö in einem 
fort laufen zu laffen, ändert Acceffit in Accedens. — 
Non diejen Crflarungen duͤnkt mir die Erfte am natuͤre 


1 : 
ıchften * 2: 


*. 





—)o0( — 335 . 


V. 23. Clamor mulierum. Donat erinnert, es 
werde bier be&megen mit fo weniger Schonung von dem 
andern Gefchlecbte geiprochen, weil das Frauenzimmer 
bei theatralifchen Vorftellungen weder feinen Beifall noch 
fein Misfallen zu erfennen geben durfte, folglich bem 
Dichter und feinem. Ctüde weder (d)aben noch nubem 
Fonnte, Ueberhaupt durften Perfonen diefes Gefchlecdhts, 

‚ohne ausdrückliche Erlaubnif ihrer Ehegatten oder fons 
ſtigen Gebieter, das Echaufpielhaus nicht befucben. 


V. 29. unb 30 erhalten ihre Erklärung aus v. 8. ff. 
Mir war., will er fagen , ein folches Mißgeſchick nichts 
neues, weil id) e$ ehedem, bei Ctücen vom Eäcilius, 
ſchon bfter8 erfahren hatte. Sch wußte mich alfo barz 
ein zu finden und machte e$ wie dort, o. b. ich ließ e$ 
auf eine neue Vorftellung ankommen, 


: — Ueber dem Zanken um die Pläge — Bei ber- 

gleihen Echaufpielen, wo Gladiatoren fid) jehen liefen, 
faßen alle Zuſchauer durcheinander , fo wie fie ihren 
Platz fanden; aber bei dramatifchen Vorſtellungen fand 
damals (don (feit 558 n. Erb, 3i. ) ein Unterfchied der 
Plaͤtze nad) den Ständen ftatt. 


V. 36. Agendi tempus mihi datum e(t, Domat, 
und uad) ibm viele Andere, fuppliren : ab Aedilibus, 
Aber das iff gezwungen, wie UOeflerboo bemerft, ber 
es mit Boͤcleren richtiger davon erklärt, man babe jeßt 
nichts von Lärm und Unterbrechung zu fürchten, 


— Geben Sie lieber durch Ihren Beifall oem mei: 
nigen Gewicht und Stärke — Facite, ut voflra aucto- 
. ritas meae auctoritati fautrix adiutrixque fit, Er will 
(agen, id) erkenne das Stuͤck des Terenz für ein vortrefs 

liches 


336 — )o( — 


liches Schauſpiel, und bitte, “daß Sie, Durch Ihren 
Deifall, diefem Urtheil das Siegel aufdräden, So ohne 
gefähr Donat: Meae auHorirati , qua Terentium probo, _ 
. Wult autem fe efle eins auctoritatis, ut et populo pla⸗ 
cere iam debeat, qui ipfi placet, — Statt auctoritati 
ſchlaͤgt Guyet actoritati vor. — Cin wahres monftrum 
lcctionis ! ^ui a 


— Der die Produete feiner Muſe meinem Cae 


fent — bingegeben bat — Qui in tutelam meam ftus —— 


dium fuum — commifit. Eugrapbius erflàrt dieß febr 
richtig: Poeta enim quodammodo actore commendatus 
ett, (Eigentlich ftebt auctore ba; aber ſchon Wefterbov 
fühlte, daß es actore heißen müfje) Es fommt nämlich, 
bei der Aufnahme eines Stüds, fehr viel auf bie Dar⸗ 
fielungsgabe ber Schaufpieler an. T, 


Erfter Aufzug. 
Erfter Auftritt. 4 


V.7.. Ne cuiusquam miferas. So lefen nach dem 
Saernus, die Smeibr. Editoren, und vertheidigen biefen 
Archaifmus in den hinten angehängten Noten, - Uber die 
gewöhnliche Lesart, mifereat, bat fchon Donat, welcher 
ausdruͤcklich bemerkt, man muͤſſe bier te fuppfiren. 


Das Quin v,8, erklärt Donar durd) quo minas, d) 
nehme es lieber , als fortgehende Crmunterung ,- für 
pielmebr. — Eine ähnliche gute Lehre für ein junges 
Mädchen von einer Kupplerin führt Wefterbov an aus 
Propert, H, 16, 7. 

Quare , fi fapis, oblatas ne defere meíTes ; x 
Et (tolidum pleno vellere carpe pecus, j 








-—)Jo( — | 337 
Deinde , nbi confumto reftabit munere pauper, 
Dic , alias iterum naviget Illyrias. 


' V.9. erümert monat, eximius werde fo wie egre- 
„gius, lectus, eigentlich und zuerft von ben Thieren ges 
braucht, die mah zu Opfern anéfonberte, wozu bekannt— 
lid) die ſchoͤnſten Thiere gemáblt wurden. — Gerabé fo 
kommt bei ben biblifchen Seribenten Mp uub dyes 
eer, — Warum dieſe Grflárung fo aberwißig fev. wie 
bie Zweibr. Herausgeber meynen „will mir nicht cinz 
- leuchten, — Nach Habeam muf man, wie 2onat nat, 
‚Cenfes, Vis oder Mones ſuppliren. 


V. 12. Quam minimo pretio. Hier ift bie Nedenss 
art vollfiändig. — Eun, I, 1, 29. ftebt blos quam minimo, 
V.17. Cur non aut iflaec mibi aetas et forma eft, 
aut tibi haec fententia? Achnlichfeit damit hat folgende 
Soraʒiſche Stelle, IV, 10. extrem. 
. Quae mens eft bodie, cur eadem non puero fuit? 
Vel cur bis animis incolumes non redeunt genae ? 
Der gute Domar macht bei biejen Worte des Terenz 
fogar eine phyfiognomifche Bemerkung : Simul oftendit 
fecundum Qvrieyrapixws , difficile deformem reperiri bo- 
nam, Sey cé um bie Sticbtigfeit diefer Behauptung, wie 
ibm wolle, fo hätte Donat nicht vergejfen follen , daß 
eine alte Frau bier fpricht,, bie (u tbrer Jugend fchön ges 
weſen ſeyn Tann, 
um 
Zweiter Auftritt. 
— V.3. Scirte Buyer will dafür Scyrthe leſen, 
"DON exeeDec, Di, rec, us, somos, Aber (hon Donat 
bemerft, bag Scirtus, von cei, büpfen, fpringen, 
eine ſchickhcehe Benennung für einen Laufinngen fev. 
Y. 6, 


35 — — 

V.6. Sed videon' ego Philotium? Weil er ſie lange 
nicht gefehen bat, ijt er faft ungewig, ob feine Augen 
ihn nicht trügen. — pbilotíum ift das Verkleinerungss 
wort von Pbilotis ( $2»r« , Quo), Es fcheint, daß 
man überall und zu jeder Zeit junge Mädchen gern [o 
anredete. 


— Die Art, wie der Officier ibre BEER 
einfchränfte, mag freilidy nicht oie feinfte gewefen feym 
— Haud opinor commode finem flatuiffe orationi mili- 
tem, Mir bünft e$ viel zu weit gegangen , wenn die 
Sweibr. Editoren das. fo verfichen , ber Dfficier habe dem 
' Mädchen eins aufs Maul gegeben, wenn fie ihm zu ge— 
ſchwaͤtzig duͤnkte. Commode, jagt Donat, pro blonde et 
bene: ut, Numquam tam dices, commode, (V.33.) » 


V. 22. Modo quod narravit mihi hic intus Bacchis ? ; 
Statt Quod lafen viele ſchon frühzeitig, Quae, Quae, 
legendum eft, ut fir, qualia et quanta: et hoc en csexci- 
cu. So Donate. Dann müfte man ebngefábr folgen: 
dermaßen überfe&em : Aber was find das für Dinge? 
was bab ich da eben bei der Bacchis geböre ? | 


V.34. Ahnoli, Parmeno, Gewöhnlich fupplirt 
man : tergum tuum committere in meam fidem, Ple 
daͤchte ich: facere, narrare, dicere. 

' V. 39. Aufculta, Ph. Mic fum, So Phormio I, 2, 
12. Ergo aufculta, D. Hanc operam tibi dico, : 

V, $5; Ut cum maxume, S. meine Noten gum 
Heaut, ©. 359. unten, 

— Gebe er (ib nado einer Stäge im Alter um — 


Praefidium velle fe fenectuti fuae, Darunter, verfieht 
er 








We mtu 339 


er Kinder und Erben von feinem Sohne, Yoefferbovci- 
tirt dabei das Griechiſche? | 
Ilazgí ynganzersı vie» cO&eg dus Kiew, 


‚Sür einen bejabrten Mann (ino. Rinder eine neue Stuͤtze. 
V.45. llle primo fe negare fe. ducturum, 


V.47. Pudorin', anne amori, Nehnlich ift die C telle 
"Andr, 1, 5, 27. Amor — tum patris pudor cet, 


| V. 50. Ufque illud — dari. ‘ch glaube, man 
kommt bei diefer Periode am Leicbteften durch, wenn nad) 
Dari ein Spunctum geſetzt wird. |] 


V. 53. Ut ipfam Bacchidem, 
Si adeffet, credo ibi eius , commiferefceret, 
Diele Etelle bat große Aehnlic;keit mit folgender des 
Pacuvius, im Duloreftes, vie Wefterbov citirt : 
Si Priamus adeflet, et ipfe eius commiferefceret, 
Beim Terenz ift übrigens das Commiferefceret ganz im- 
perfonaliter gebraucht, 


V, o. Ut virgo ab fe integra etiam tum fiet, Eine 
ähnliche Ctelle citirt Wefterbov aus des plautus Cure, 
1, 1,51. Tam a me pudica eíl, quafi foror mea fit, 


V.74. Eam ludibrio haberi. ponat erklärt bief 
fehr richtig : Honefto verbo et pudoris plenoj ufus eft: 
et nove, pro vitiari, Weſterbov vergleicht damit die 
griechifchen Ausdruͤcke, erewdar, Bp, nmm — 
senador auch * hebraͤiſche Sovineln, z. €. Genef, 
39 14. 322 pnxb , welches bie LXX, gore Zw übetz 
fegen, und Ludic. 19,25, nacYobynn; das ebendiefelben 
durch eemaico w an, jo wie bie Bulgata , Qua cum 
abufi effent, gegeben haben, 


V. 7f. 


330 (Tow Ye( 2.5, SR REN 
.N. 27. Pium ac pudicum ingenium narras Pam. 


pili. Saft gerade fo heißt es Andr, lit, 1,7. Bonum 
ingenium narras adolefcentis, 


V. $8. Ad exemplum ambarum mores earum aii 
mans, Vergl. Heaut, M, 2, 41, 42. Nam ea res dedit. 
tum exiftumandi copiam Quotidianae vitae confuetudi- & 
nem, Nehnlıch it auch ber Ausdrud beim Nepos Fen 
I, imago confuetudinis atque vitae, 4 


— Dedte die Schmach, die ibr widerfuhr, nod, 
su — Et tegere contumelias, 7 Diefe Schmach beſtand 
darin, daß ihr Man feine Gunſt an eine de unmürbige 
Stebenbuflerin eerjdwelibete, — monat, ber dieß erinnert, 
(et noch hinzu, Tegere (age mehr als Celare, Das 
ette thut, wer ſelbſt nichts erwähnt; das Erfte, wer 
(i Mübe giebt, Anh eine Sache überhaupt richt an ben. | 
- Tag komme, 

, Ww 
V.92, 93. Hic animus ede) uxoris miferieordia N 

Devinctus, partim victus huius iniuriis cet. 

Die Zweibr. Herausgeber glauben, weil Donat ein ««- 
gewann bier finde, fo müffe ftatt Devinétus gelefen werden 
Deviétus , wie eflihe Hamdfchriften und alte Cbirionen 
wirklich haben. Allein Deviétüus und Victus wären ja 
vollig einerlei, und in Devinétus und Victus ift wohl da⸗ 
mags nicht zu verkennen. 


| [ 

V.94. Huic transtulit amorem, &tatt Huic ließt 
Bentley. init bem 25emb, Coder Huc, Eo heißt có weis 
ter umten Il, r, 17. Vix me illinc abflraxi, atque iu. 
peditum in ea expedivi animam meum j. vixque buc con- 
tuliram, ' Und Heaut, Ji, 3, 10. lili faum animum As 
conferunt, 


Vno 





e jeí = 340 ° 
V.97. Ea ad hos redibat lege hereditas, €» Andr, 
IV, 6, 4. Eius morte ea ad me lege redierunt bona, 


V.99.. Nam fenex rus abdidit fe. Sch febe nicht ein, 
warum nam, tie die Smeibr. behaupten, bier. für fed 
genommten werden fol, Der Sklave mill den Grund an— 
geben , warum Philumena gerade im den Händen ber 
Echwiegermütter geblieben fen; alfo bat nam feine überall 
"gewöhnliche Bedeutung. — Das Abdidit trüct, wie 
Donat ſchon bemerft , eine völlige Zuruͤckziehung aufs 
anb aus; daher habe ich es bttrd) vergraben uͤberſetzt. 

V. t4. Noſtra illico it vifere ad eam. Sn eben 
biefer Bedeutung kommt Vifere vor Horat, 4 Sat, 9; 
17. 
. A Quendam volo vifere non tibi notum ; Trans Tibe: 

rim. xe cubat is, 


V, r18. Nifi fane curae eft, quorfum eventurum 
hoc fit, 


Domät bezieht das auf die Neugier umd Geſchwaͤtzigkeit 
des Menſchen. Eigentlich aber will er zetgen;, wie febr 
ihn das Wohl und die Ruhe feiner Herrfchaft interefire, 
= V. 119. Habes omnem rem : pergam quo coepi 
hoc iter. Ganz parallel damit ſpricht die Taube beim 
inofreon am Ende des Hten Kiedes: — . 
Exis dmm» ax15i, 
V, 120. Nam conflitui cnm quodam hofpite 
Me effe illum conventuram; 
 Xorflerbov vergleicht damit Heaut, IV, 4, (nad) mir 4) 
4. Quum venturam dixero et conflituero und luvenal, 
ti, 12, 
Hic ubi siodturnae Numa conflitucbat ámicae, 
e Sweiter 


342 = Jeo(— 
Zweiter Aufzug 
Erfter Aufteitt. 


Bei B. 4. bemerkt Donat, es ſcheine, daß von die⸗ 
ſem Endurtheil gegen bie Schwiegermuͤtter, oder viel— 
mehr von der ganzen Scene, bie Sombbie ihren Namen 
befommen habe. Das nämliche widerholt er zu Ende 
diefes Auftrittd, Ueber benfelben vierten $8, vergleiche 
man die lehrreiche 9tote am Ende ber Sweibr, Ausgabe, 
Megen der von Vielen bier gefuchten Zweideutigkeit erin— 
uere id) noch, daß nad) der ganzen Gefinnung, und 
mad) allen Neufferungen des Laches, omnes focrus ber 
Nominativ und nurus ber Accuſativ ift, wie (don we: 
fierbov fab. 

Den 8ten und gten 993. ließt Bentley auf folgende 
Art: : 

Me miferam, quae nunc quamobrem accufer, 

nefcio! L. hem tu nefcias ? 

S. Ita me Di bene ament, mi Laches. 
Mas ibn zu ber Weränderung hauptfächlich bewogen 
bat, war das non der gewöhnlichen Ausgaben im pe 
B,, wogegen Bentley erinnert, non mit nefcire v 
Punt, heiße foviel afó fcio. Das Eebtere ift feine 
Frage, daher will man bei dem non gewöhnlich fcio, 
dem Verftande nach, fupplirem. Allerdings etwas ges 
zwungen ; und die angeführte Emendation hat nod) ben 
Umftand für fid), daß jenes Non von 2Sentley'n in fie 
ben, fo wie von Wefterboven in allen, ——— 
nicht anzutreffen war. 


Der eben angefuͤhrte Kritiker verbindet das fcio zu 
Ende des ııten V., welches gewöhnlich bem Laches ge: 
geben 





a I 343 


geben wird, mit ben Worten der Softrata, Worin id) ihm 
' Beifall gebe, Denn mad) der andern Art abzutheilen, 
befommt man allemal eine gezwungene Erflärung, mes: 
wegen ich blos die Note in der Zweibr. Ausg, zu verz 
gleichen bitte, Alfo das fcio ftebt bier abfolute, wie 
Adelph, IV, r, 10, unb am mehreren Orten, — Auch 
Guyet und Wefterbov folgen diefer Erklärung: 


V. 13, Familiam omnem dedecoras, Die meiften 
Handfchriften, faft blos die Bembinifche ausgenommen, 
haben nur Familiam ohne omnem. Bentley beſtreitet es 
noch aus folgenden zween Gruͤnden: es ſey erſtlich ge⸗ 
gen das Metrum, und dann werde omnis familia von 
den Sklaven nnd Maͤgden gebraucht, wie Adelph. V, 
7, 12., bier aber fep von ber Familie, bent Gefchlecht, 
bie Rebe. 


V. 15. ſtehen liberi für Eine Tochter, wie in meh: 
teren Stellen, bie in der Zweibr. Ausg, gefammelt find, 
Donat bemerft dabei, es gefchehe das nicht ohne Ars 
fadye; der Alte wolle damit emphatifcher fprechen, und 
feiner Anklage größeres Gewicht geben, 


Das Mulier V. 17. ift, wie Donar und Eugtaphius 
behaupten, hier fo geſetzt, daß es Unwillen und Aerger 
ausdrückt, fo wie bic Wort oft blos gebraucht wird, 
um einer Perfon vom andern Gefchlecht eine Durität zu 
fagen, Lindenbrog citirt dazu folgende Stellen, Plaut, 
Cafin, II, 2, 36. Iforas, mulier es, Und aus dem 
Euripides: 

fl mweyxuxiu xor "yir; Ti yag Hoywur 

Mudar cà rule; (fumes Tu ar 


pz $ ou 


— 


ſer Stelle traͤgt ſchon Donat vor, Bei gnati caufa ſagt 


344 v 


© du Nichtswuͤrdigſte, o ou Weib! denn wo iff ein 
ärgerer Schimpfname, den man dir gebeu Fönnte, als 
diefer ? Endlid) aus einem Carcinus Tip apud 
Athen. Deipnof. lib. XIII. 


Q Ziv-Ti xgn wurtixas seumir Kanon, 


Agxwr ur tin, xav yuraın' Kimng over, 


(€^ Zevs, wozu bedarf es der Schmäbworte gegen ein 
Weib? ^fi es ood) genug Daran, blos Weib zu fagen. 


V. 19. Quo quifque pacto hic vitam voflrarum exi- 
gat, & ließt ber Bemb. Cod. nebft ned) einigen an- 
dern Handfchriften, unb ibm felgt, wie gewöhnlich, die — 
Sweibr, Ausgabe, Aber die gewöhnliche Lesart ift Pe- 
firerum, welche Bentley vorzieht, damit e$ auf beide Ge: — 
fchlechter bezogen werden fünne, Donat menigftené las 
fo; Vefirorum (jagt er) pro Vefirum, frc veteres. 


V. 27. Concedens vobis erflärt Wefterbov tid: 
tig: Vobis locum dans; oder ut vos in urbe elletis, 
wie Donat (agt. 


— In Anfebung deiner bab’ ich den Troft , daR 
ou Durch Feinen böfen Streich weiter was verlieren 
Fannft — Nam de te quidem , fatis fcio , peccando de- 
trimenti nihil fieri poteft, Die richtige Erklärung dies 


er: quia talem uxorem habens, foa caufa quid gaudeat, 
non habet, Und zu bem folgenden, Nam de te quidem 
cet. heißt ed: nihil detrimenti fit, fi tn pecces; id eft, 
nunquam peccando peior fieri potes; fed es eadem quae - 


femper 





— 0 


— )e( — 345 


femper es, Die Smeibr. Editoren haben eine andere, 
aber, wie mir duͤnkt, nicht fo natürliche, Erklärung. 


Zweiter Auftritt. 


V. 4. Hinc iam fcibo, Go lieft der Bembinifche 
Gober, und fo verlangt es, nad) Bentley’n, das Metrum. 
Andre Handfchriften und alte Ausgaben haben dafür: 
Ex be jam fc, 


JW, &, Etü ego meis — fed cet. Vorſatz und 
Stad)fa& hängen bier nicht recht aufammen , daher Anz 
bert Bentley diefes Etfi in Et, in der Bedeutung von 
auch. Aber (don Donate muß nad) der gewöhnlichen 
Urt gelefen haben. Denn er fagt: Deeft zamen, et eft 
aranorador, Und Wefterbov führt fogar aus dem Cicero 
folgende Stelle an, wo Sed auf Etfi in der Bedeutung 
von Tamen folgt, ad Fam. IX, 16. Nam etfi non fa- 
cile dijudicatur amor verus et fictus, nifi aliquod inci- 
dat ejusmodi tempus, ut, quafi aurum igni, fic bene- 
volentia fidelis periculo aliquo perfpici poffit ; cetera 
furt figna communia : /ed ego uno utor argumento, 
quamobrem me ex animo, vereque arbitrer diligi, 


V, 9, Ut veni, itidem incertum amifli. Nehnlich 
beißt e$, Phorm, III, 3, 19. (nad) der Zweibr. Abs 
tbeilung ): Incertior fum multo, quam dudum, 


V, I2, — Entweder, indem wir uns rochtferti2 
gen, oder um Nachſicht bitten — Aut ca refellendo, 
aut purgando, Die Erklärung des Donat: refellit, qui 
negat, purgat, qui fatetur et fic defendit ,„ paßt auf 
das vortreflichfte zu den Morten und in ben 3ufammenz 
: 93 bang. 


36 — -—)9( - 


hang. Die Sweibr., bie eine weit gezwungenere inter: 
pretation vortragen, hätten alfo nicht mbtbig gehabt, 
fiber jene (die fie quifquilias nennen) ein fo hartes Ver⸗ 
dammungsurtheil zu ſprechen. 


V.25, Eho, numquidnam accufat virum ? Donat 
fagt dabei: Gefliculatio quaedam fecretiora quaerentis, 
Saepe enim de maritis puellae parentibus queri felent 
aliquid ejusmodi , quod folis ipfis committendum eft ; 
und weiter unten: illa quaerit, quae folent de maritis 
puellae matribus queri. 


V.27. Non poffe — perdurare. Donat glaubt, 
dieß fenen bte Worte ber pbilumena , ' worauf bie erften 
Merfe ber gegenwärtigen Scene bie Antwort enthielten, 


Dritter Aufzug: 
Etſter Aufteitt. 


Das Urtheil des Donat — Nimis cothurnati et 
tragici in hac Scena dolores effent, non comici, nifi 
sdderet, Ex amore — ift zwar häufig machgefchrieben 
worden, mir aber bat c8 nie einleuchten wollen. Ich 
zweifle nämlich, ob fich (o ganz und gar alle pathetifche 
Scenen aus dem Luftfpiel verbannen laſſen, wogegen 
auch die Auctorität der ‚bewährteftien Dichter fireitet, 
Man erinnere fich blos aus unſerm Komiler fo mancher 
Seufzer und Klagen im Selbfipeiniger, am bie rührende 
Erzählung vom Tode ber Chryſis in der Andria ı en 
fonft, 

In Anfehung ber fonderbaren Wortverbindung von 


(B, 6. unb 7, bin ich mit den Zweibr. Editoren völlig 
einverz 





m 491. 3. 


einverſtanden. — Cinige Aehnlichfeit mit ber bier vorgetra⸗ 
genen Marime bat Phorm, II, 3, 13. fqq. (nad) Anz 
teren Il, 1, 13. ) — Laos heißt bier ſoviel als dolor, 
aerumna, griechifch oes, wie Wefterbop anmerkt. 


Mit V. 18. fann man I, 2, 94 vergleichen. 


Das Quae V. 22. nimmt Donse für's Neutrum, 
weil es nicht blos auf Injurias, fondern auf alles Vor— 
hergehende fid) beziehe, Aber welche Verbindung : Me 
pertulit, Tot mea: ininrias pertulit , qae cet.! Beffer 
alfo conftruiren andre; Quae nunquam tot meas in, pat, 
in ullo -loco, 


Den Unterfchied eon iratus unb iracundus giebt Dös 
mat vid)tig an: Zrasus quidem eft, qui ex aliqua re la. 
céfütus irafcitur. Iracundus , qui ex parva nullave caufa 
praecédente irafcitur, 


Zu ®, 32. citiren die Sweibr,, nad) Wefterboven, 
Propert, It, 7, 73. 
Quam cito feminea non conftat foedus in ira, 
Sive ea caufa gravis, five ea cauía levis, 
Aber dazu gehören noch vorher folgende zwei Verfe: 
Non fic incerto mutantur flamine Syrtes , 
Nec folia hiberno tam tremefacta Noto: 
Quam cito cet. 


- $8. 34 — 36 werden aud) auf andere Art abaetbeilt, 
In einigen Handfchriften folgendermaßen: Par, Trepi. 
dari fentio; et caufari rurfum prorfum, Pam, Agedum, 
ad feces accede propius, Par. Hem, fenfifti' ? Nody 
andre: Pam, Tace! trepidari fentio, et curfari rurfum 
prorfum, Par, Agedum, ad fores — fenfiftin' ? 


9) 4 - jn 


348 —)oe( — 


MED Ma weldiem Zuſtande werd’ id dich jent fine 
den? — Quonam. todo nunc te offendam affectam ? 
Zu affectam fupptiren bie Zweibr. morbo, Aehnlich 
Donat unb Weſterbop. Ich glaube aber, daß Pam⸗ 
philus ſich mel un Allgemeinen — 


Zweiter Auftritt, 


V. r.. Non ufus facto e(t mihi nunc , hunc intro 
fequi, Weſterbor citirt dazu telgenie adi 
Plaut, Menaechm,. V, 2, 1. | 

Ut aetas ipea eft, atque ut hoc J —* ej, 

.. Gradum proferain, progredi properabo,. 


— Ta menn doch all das Boͤſe den Läftermäulern 
auf ibren Ropf wergolten würde! — Capiti atque aetati 
illorum! Sd) nehme die Worte alé Spareutbefe und Ver⸗ 
münfdung,.fermel, uno laffe mich nicht, wie Weller» 
boo, bürd) bie Gegenbehauptung eines Perizonius darin 
irre machen. Richtig fagt bie Dacier: En cet endroit 
aetas fionifie la vie. Plaure dans le Pjendolus, In f& nunc 
funt omnes /pes aetati zac, Et dans le Rudens Gripus dit à 
Lalrax , Venus eradicer caput aique aetatem — vVergt. 
aud) meine Note zu Phorm, nt, 5 6 


Dritter Auftritt, 


V. 2. Male metuo , Mir iff gewaltig bange. & 
Heaut 113, 2, 21. Syre, tibi timui male; und ibid, 
$, 51, Quam timui male cet, 


LOS 
V. 1o. Introiit videre, Griechiſche Conftruction, 
für ut videret, Go obeu 1, 2, 114. It vifere ad eam. 


Vierter 





yw 3m 


Vierter Auftritt. 
V. 3. Meliufcula eft. Sie befinder fich etwas. 
beffer. | Wefterbov führt dabei an Cic, Fam, XVI, 5, 
Yolebam ad te Marionem remittere: quem, cum melius. 
eue tibi effet, ad me mitteres. Und ebeudajelbft IX, 18. 
Ipfe melior f primum valetudine, 


Fuͤnfter Auftritt. ee: 
vu EN citirt dazu folgende vomeriſche Stelle 
(Od, IX, 14.): 
Ti zgurer, D T ETÉTE. Tu Y jeu xaruAries 


Und Wefterbov aus des Plauıns Pfeud, l, 45. 
Neque nunc, quid faciam, fcio, 
Neque .exordiri. primum , uk occipias , habes, 


&* 


in. a 9... oltum earum fenfi immutzri omnium, 
Weſter hov f het zur Erläuterung davon an Cicero de 
Oratore HI, 57. Qmnis enim motus animi fuum quen- 
dam a natura habet vw/rsm , et fonum , et geflum: to- 
tumque corpus hominis, et eius' omnis vali«s, omnes- 
que voces, ut nervi in fidibus, itaj fonant, ut a motu 
animi quoque funt pulfae, 


V. 20, Die Stelle aus Gomers Gdyffee, (Z, 135.) 
die ſchon Donat bier anfüibrt, ift diefe: 
Teig yap vo iei CVrix dom avD gama, 
Over ex^ mung ayırı rare — Tí Sie» Tf, 
Nah Voſſens Ueberſetzung: 
Denn fo ‚Andert ber Cinn ber fierblichen Erdebe 
wohner, 
Go wie andere Tag’ berführt der waltende Water, 
Vy) 5 Uebris 


350 — )o(l-— 


Uebrigens erinnert Weſterhov febr richtig, Pamphilus 
mache diefe Bemerfuhg in Hinficht auf bie Morrhina, 
die, ohngeachter fie Frau von Stande und feine Schwies 


germutter war , fid) wegen ihrer gegenwärtigen kritiſchen 


$agé in fo hohem Grade vor jf — , baf fie 
ipm felbit zu Füßen fiel, 


V.26. Quaeque fors fortuna eft, Sabricius und 
Wefterbov lefen dafuͤr nicht übel : Quaeque f. f. Der 
letztere zeigt durch aͤhnliche Stellen aus andern Autos 
ren, bafi dieß der gewöhnliche Ausdrud war, wenn eis 
ner ein Glüd erlebte, ohne zu wiflen, welcher Gottheit 
er es verdanfe — Nod) benierft Donat, daß Fortu 
allein genommen, fowohl Gluͤck als Ungiäd E egit 
überhaupt , ausbrüde, aber mit Fors verbunden, ftetö 
ewa⸗ Erfreuliches bedeute, S. auch Phorm. V, 7; 1. 


Y. 27. Si jus, fifas eft, Donat: Vtrum hoc in- 
vidiofe, an quafi femina, quae leges nefciat ? Dffenbar 
das Letztere. Co aud) die Dacier: Si nous ofons pren- 
dre cette liberté, 


V. 30. Sinelabore, b. i., wiees toeflerbop erPlärt, 
nullo negotio , facili opera, quod commodo tuo facete 
poſſis. 


V. 33. 34. Die Berechnung, welche Morrhina hier 
von der Schwangerſchaft ihrer Tochter macht, hat ihre 
Schwierigkeiten. Die Iweibr. Editoren tragen eine ganz 
neue Erllärung vor, die aber aud) nicht die natürlidbfte 
(docint, Mir bünft Donate Erklärung, (ohne baf, wie 
manche verfucht haben, man durch Kuͤnſteleien ihr aufz 
gubelfen braucht) größere Aufmerkſamkeit zu verdienen, 
«1$ ihr dort zugeftanden wird, Zwei Monate, fagt er, 

vor 





— )o( — "358 
vor ihrer Merheurathung mit dem Pamphilus,, hatte 
Philumena das traurige 2Ibentbeuer ; ier Monate batte 
Pamphilus mit ihr gelebt , wovon die beiden erfteren 
obne nähere Bekanntfchaft verfloffen ; drei Monate war 
Pamphilus auf der Reife geweſen; jebt alfo, da er wies 
der ba ift, ftebt fie im zehnten Monat, welcher — uad 
Monden Monaten gerechnet — die gewöhnliche Zeit ber 
Entbindung war, — Die einzige Schwierigkeit bleibr, 
bag auf diefe Art Philumena fdyon vier Monate (Mon: 
denmonate) ſchwanger gemefen (eon müßte, als ihr Gatte 
zum erſtenmal fid) in nähere VertraulichFeit mit ipr ein: 
lieg, Sollte da Pamphilus nichts gemerkt haben? 


Sechſter Auftritt. 

V.7. Si eo mi redeundum fciam, Die gembbnli: 
(be Lesart ift ; red. fer... jenes aber kommt nicht allein 
imetlichen Handfchriften,, fondern aud) faft in allen be: 
währten alten Ausgaben vor. Daher (d)eint e$ Bent» 
ley mit Necht vorgezogen zu haben, — Wegen ber Ge: 
baufenébulidjfeit führt Lindenbrog folgende zwei Ctel: 
leu an, wovon bie leßtere als Ueberfeßung der erfteren 
gelten kann. Stobaͤus Serm. 250. 

Er eis ar arugnen Ti &POQuye; TeTO, 

Heisa ruros mineral zero, 
Phaedrus [, 18. Nemo libenter recolit , qui laefit, 

locum, 

— Genauer noch kommt mit unfrem ®, folgender, ben Wee 
fterbov aus dem pbilemon citirt, hat, überein: 

TiSaviaz, wx Cr TUTDUXEP , «^u br mt A xty, 
» Nichte darüber bewundere id) einen, daß er auf bie 
Gee gegangen ift, fondern wenn er e$ zum zweitenmal 


gerhan hat,** 
V. 15, 


53 0 — )o( —- 

V. 15. Ite intro, Er rebet ben Sofia unddieandern 
Laftenträger, weld)e xodu veeruzz, fiamme perfonen, (inb, 
am, So heißt ed zu Ende ber vorigen Sc. Adelt Par- 
meno eum pueris; und: in ber nächftvorbergehenden v.g. 
Tu fweris curre, Parmeno, obviam, atque eis onera adjutas 
Unndthig war alſo die — A , 4 "i 
intto oder [to intro, 


V. r6, "Etiam tu his (tas? Gewöhnlich ließt man: 
Etiam tu nunc hic ftas? Weil aber dieſes Nunc ben ©, 
um eine €olbe zu lang macht, unb nicht in allen Hands 
ſchriften an einerlei Srt ſteht, bat e8 Bentley wegger \ 
lafjeu, HA 


V. 18. Hofpés, fagt voefferbop , kann bier zweis 
erlei heiffen, entweder ein Gaſtfreund, oder überhaupt 
ein Fremder. Das Leßtere zieht er vor, meil im jenem 
Falle Pamphilus ihn fogleich mit zu Tiſch würde genom⸗ 
men haben. Allein diefe Bedeutung fcheint fid) nicht zu 
vertragen mit V, r, 6. Hofpitem ecquem Pamphilum. 
hic habes?. Und dann ift nicht zu vergeſſen, baf bie 
Sache bloße Fiction ift. — Myeönos ober Myconus ift 
eine der Cycladifchen Infeln im Aegaͤiſchen Meere, 


Ueber die Bedeutung von Caefius C, meine Uumer: 
fung zu Heaut V, 8, 18. Dazu gehört nod) folgende 
Stelle aus Plin, Hift, Nat, Vill, 2r, wo oculi glauci 
iidem (unt qui et caefii , quales funt felis, leonis et 
noctuae, 


(o fin eigentlicher popans — Cadaverofa facie 
(wofür andere, aber minder ſchicklich, facies lefen, und. 
té dein Parıneno in den Mund legen) wird verſchieden 

erflärts 





-—)9(-— 353 


erflärt. Sch nehme: bie Stelle (o, wie fd)on die Dacier 
gethan hat: Cadaverofa facies eft affurement une mine fu- 
nefte, qui fait peur, & que l'on evite comme la ren- 
‚contre d'un mort; & Terence n'ajoute ce cadaverofa fa- 
«i^, que comme l'effet de tout ce qu'il vient de dire, qwil 
eft grand C» gros , qu'il a le viſage rouge. les cheveux crepez, cc, 
car tout cela fait un aflemblage terrible & une mine 
funefte, Paſſend dazu ift folgende von Zinoenbrog ci: 
tirte Stelle aus dem Sidonius Apollinaris lib. XII, 
Epilt, 3. Sordidior eft atque deformior cadavere rogali- 


Siebenter Auftritt. 

V. 4. Creditur. Donar: Minus blande refpondet, 
de repudio locuturus, Die Bemerkung ift richtig ; aber 
vielleicht liegt ein Doppelfinn in den Morten , fo daß 
SPampbilué etwas anders in Petto behielte, als fein 
Echwiegervater meynt. Ohngefaͤhr folgendes : creditur 
fc, me falvum atque validum adveniffe, fed falfo, 


V. II. Sibi vero hanc laudem relinquunt, Der 
Alte fragt 93. S. was ber ‚Vetter binterlaffen babe. 
(quid reliquit confobrinus nofter?) Hier fommt die 
Antwort darauf, wo ſcherzhaft der Ausdruck pinterlafe 
fen (relinquere) wiederholt if, (£o Donatl: Bene et 
facete, nibil heredi relioqnunt, fibi vero relinquunt, — 


Zu 9B. 11, Vixit , dum vixit, bene , cititt Linden» 
brog folgende ſchoͤne Infeription, die zu Tordg in Sie 
benbürgen gefunden worden ift : 

VIXI DUM VIXI, BENE, IAM. MEA. 

PERACTA. MOX. VESTRA, AGETUR, 

FABULA. VALETE, ET PLAUDITE, 

Das 


354 -a 2) om | * 
Das at am Anfang des roten 93, druͤckt den höch- 
ften Grad des Unmwillens aus. Gerade fo ftebt e$ oben — 
3,2, 29. Atte Di Deaeque perduint cum iíloc odio, 
Laches ! Und, welche Stelle Wefterbov anführt, —* 
Aen, Il, 535. 
At tibi pro fcelere, exclamat, pro talibus aufis 
Di, fi qua eft coelo pietas, quae talia curet, 
Perfolvant grates dignas, et praemia reddant 
Debita. 


V.22. Quam fideli animo, et benigno in illam, 
et clementi fui, 
Dafür fand Lindenbrog in vielen alten Handfchriften — 
(io wie Wefterbov in einer Ausgabe von 1469) blos: 
Quam fideli animo in jllam et clementi fui, welches er 
ber gewöhnlichen Lesart vorzieht. 


Die Erflärung der Zweibr. von V, 22, bünft mir 
doch etwas gezwungen, Sch glaube, man kommt am 
leichteften weg, wenn man annimmt, Zereng brüde fid) 
ziemlich ſeltſam, ganz gegen die gewöhnliche Art, bier 
aus. Es hätte eigentlich heiffen follen : Quando fefe 
elle indignum deputat, matri meae concedere, 


r Achter Auftritt» 

— Was madbft du, Myrrbina? — Quid agis, . 
Myrrhina ? Gemöhnlidy liegt man: Quid ais, M.? 
Aber jenes, das freilich paffenber ift, bat Buyer in febr 
vielen alten Handfchriften und Ausgaben gefunden, 

Mit $9, 1o, unb r1. hat 9febnlidbfeit, was Laches 
oben II, 1, 17. Zu feiner Frau fagt : Tu, inquam, 
mulier, quae me omnino lapidem , non hominem, 


utas, 
, — Unfre 








ic df d Fre 355 

— Uinfre Tochter liegt in den Wochen — Peperit 
fili, Sehr viele Editoren nehmen das fragmweife, aber 
ziemlich unnarürlich, wie e& mir vorkommt. Auch (eint 
?Donat ber Meynung nicht gewefen zu ſeyn, wenn er 
bei biefen Worten, vollfommen richtig, fagt : Propofitio 
criminis, 

— Zur gebörigen Seit — Tempore fuo, Donat 
nimmt bier abermalé an, daß diejenigen, welche com 
. bem nächtlichen 9(bentbeuer der Phrlumena vor ihrer 
Berheurathung nichts wußten, ihr Kind für eine fiebens 
monatliche Frucht gehalten hätten ( Quia et feptimo 
menfe nafei folent) Vergl. auch meine Note zu Ende 
des sten Auftritts. 


V. 19. Effet cum illa nupta, Dabei macht Donat 
bie grammaticalifche Bemerkung: Antiqui non Ihnupra, 
fed, Cum ilb nupta, Ergo ambo fibi invicem nubunt, 
Anch beim Plautus und Cicero kommt nuptam effe cum 

aliquo öfters vor. 


V. 28. Se quoque etiam «um oderit, Hier ftehen 
quoque und etiam zufammen, was mam auch fonft wohl 
findet, 3. C. unten fcena IV, 8. (mo Donat das Des 
Tannte aus dem Virgil anführt, Multa quoque et bello 
paflus ) und 35. Auffallende Aehnlichkeit bat übrigens 
unfere Stelle mit folgender Plautinifchen,, die Wefter: 
boo anführt, Bacchid. ıll., 3, 12. 

Paullifper, Lyde, eftlibido homini fuo animo 


x obfequi. 
lam aderit tempus, cum fefe etiarn ipfe odirit : morem 
geras, — 
Dum caveatur, praeter aequom ne quid delinquat, 
fine, 


V. 29, 


EP *; eye 


— V. 29. Sed ut olim te oflendifli , eandem effe, ni« 
hil ceffavifti ufque adhuc. 
& hat, nach einigen Vorgängern , die ka Aus⸗ 
gabe. Andre: v 
-. Sed ut olim te oftendifli, eadem effe , nibil ceffa- 
villi ufque adhuc, 
.SBorin. id) einen ungeziwungeneren Cinn finde, den ich 
dn meiner Ueberfeßung auszudrüden gefucht Habe. 


V.37. Si modeíle ac raro hoc fecit. Gerabe fo 
fügt einer von fid) beim plautus Bacchid, IV, 10, 4... 
Ego fui illa aetate, et feci illa omnia, fed more 
— ie din ien 
Neque placitant mores, quibus video volgo gnatis 

effe parentes. " 
Duxi , habui fcortum ; potavi, edi, donavi et | 
enim id raro, 












V. sg. Neque detractum , ei tum quidquam eft cet, 
Bei dergleichen Gelegenheiten war e$ Gitte , wie Wer 
fierboo anmerft, daß der Liebhaber dem Mädchen ein 
" Anterpfand gab, ( Genef. XXXVIIL, . 18. ) ober fie mit 
Gewalt ihm eins abnahm. 


Vierter Aufzug 
Erfter Auftritte 

V. 16. Tum tuas amicas te et cognatas deferero 

et feftos dies cet, Diele Aehnlichkeit bat damit folgende 
pon Weſterhoven citirte Stelle des Cicero ad Quir. poft 
Red, r. Amicitiae, confuetudines , vicinitdtes , clien- 
telae, ludi denique et dies fefli , quid haberent .volop. 
fatis, carendo magis intellexi, quam fruendo, 


V, 20, 


-— oC m 347 


.. V, 20. Mottemve exfpectet meam. Man muß 
aus dem vorhergehenden Cui fuppliren Quis, 


V. 2r. Tempus eft concedere. So fagt Laches 
oben I I, 1, 27. Rus habitatum abii , concedens vo- 
bis, €. dort meine Note: 
E ex Jedem den Vorwand, binter den er fich bere 
fiefte, abzuſchneiden — Omnes caufas. praecidam 
omnibus. ie meynt ihre Echwiegertochter , aber aus 
Möfigung und aus Schonung für den Pamphilus, 
drückt fie fid), fo wie immer, ganz allgemein aus, Phi⸗ 
amenr, wie wir miffen, batte den Praͤtert genommen, 
fie önne mit der Softrata fid) nicht vertragen, 


— Den Vorwurf, den man uns Weibern insge⸗ 
mein macht —  Volgus quod male audit mulierum. 
Die Zweibr. Editoren (deinen die Ctelle mifiverftänden 
$n haben, wenn fie zu volgus die Note machen : fcil, 
indoctum et expers honefti, Michtiger die Däcier : 
"Les reproches, qu'on fait d'otdinaite aux femmes, 


V. 25. Absque una hac foret, Andre lefeu haec 
ftatt hac, Diefe Varietaͤt kommt in der Note des Dos 
"mat (d)on bor: .Abszue, extra: nt fit adverbium magis, 
. quam praepofitio, Et Una, Res fuboudienda — Alii 
Hac de uxote dici putant, ut Absgue fit praepofitio, 
( Hier irrt Donat ; ; auch bei Hac muß Re fupplitt wer— 
ben )|]— Die Lesart Hac verdient allerdings den Vorzug, 
Derjelbe Gebrauch von Absque komnit, wie Wefterbov 
anmerft, unter andern aud) vor Phorm, 11,2, 1r, Nam 
absque eo eflet, recle egomet mibi vidiffem, Ferner 
beim plautus Copt, 111, 5, 96. 


3 Quod 


34$ —)jo(-—- ur 
Quod absque hoc effet , qui mibi hoc fecit palam 9 
Ufque effrenatum fuis me ductarent dolis, 
Bacch. 111, 3, 8. : 
Nam absque te eífet, ego illum haberem rectum ad 
ingenium bonum, 
©. auch Schütz Doctrina particularum lat. linguae p. 5. | 
et 6. 
Zweiter Auftritt. 

— Babe id) bier von ferne vernommen — Procul 
hinc flans accepi uxor, Diefes procul. erklaͤrt monat, 
beim viele Neuere folgen, durch prope. Co verficht e& 
auch Servius in verfchiedenen Etellen des Virgilius. 
Aber Perisonius ad Sanctii Minerv, I, 16, 7. bat gezeigt, 
baf diefe Bedeutung erdichtet fen. Der Srrtbum Tag 
darin, daf ferne nicht immer jo fiveng, b, b. nicht ge⸗ 
rade von einem groſen Zwiſchenraume, genommen wird, 
So hier. Laches ſtand in einiger Entfernung, aber bod) 
wieder fo nabe, bafi er die Unterredung feiner Frau mit 
feinem Sohne, die fti unbehorcht glaubten, vernehmen 
tonnte. Vergl. aud) Befners Thef, h v, 


— Gebe der Simmel feinen Segen dazu! — Fors 
fuat pol! Andre erklären das: Beboͤte der Simmel, dB 
fey der zimmel vor, und beziehen e$ auf die Aeuſſe⸗ 
rung des Laches, daß Softrata vielleicht nod) mit Ges 
malt würde genbtbigt worden feyn , baé Haus zu raͤu⸗ 
men. ©, die Note in der Sweibr. Ausgabe, Donat, 
dem dort gefolgt wird, trägt aud) eine andere Erklärung 
vor, bie mir einleuchtender ift: Fortuna faveat! — Nam 
For; foctuna bona eft, €o nabm es auch der italiänis 
ſche Ueberſetzer Sabrini: Voglia Polluce, che la cofa fia 
con buona fortuna ? Und Weſterbov, ber eben bicfer 

Meys 


—29( -— 349 


Meynung ift; citirt aus dem Auſonius Epift, XVI. Fors 
fuat, ut fi mihr vita fuppetet, aliquid rerum tuarum, 
quamvis incultus, expoliam, 


.. V,9. Equidem cupio et vix contineor. Eben fo 
bieß es oben III, 7, 38. Ninoque et laudo et vehemen- 
ter defidero, 


V.12. Utrum illae fecerint. Pbilsrayrias ín fei 
nem Commentar zu den Georgicis des Virgilius (Wl, 
105. lieft illaec ftatt illae, mie die Alten das Foͤmini— 
num im Plural bieweilen auch formirten. Und fo lefen 
in der vorigen Scene v. 17. ftatt iftae res ebenfalls viele 
iflaec res, Vergl. Eun. Ill, 5, 34. 


V. 13. Odiofa haec aetas adolefcentulis. Nicht 
allein adolefcentulus, fondern auch adolefcentula fommt 
"vor. Co Andr,1,1,9r, Heaut, Ill, 4, 12, Plaut, Epid, 
l, 1, ar. 
Dritter Auftritt. 
— Mögen fie ferner des Wirrwarrs foviel machen, 
‚als ibnen beliebt — Turbent porro, quam velint. Bez 
zieht fid) auf das Vorhergehende : Ea nos perturbat, 
Uebrigens bebeutet, meiner Einficht nach, Turbent bier 
weder Errent uod) Tumultuentur , nod) Turbentur, wie 
Donat vorfchlägt, fondern Intricent, Impediant, rebus 
difficultatem addant , wie Weſterbov e$ erklärt, 


V. 16. Accipias pucram, Donar bemerkt dabei: 
Jure, quia liberi patrem fequuntur, Dieß aber ift, mie 
ALinoenbrog aus mehreren Römifchen Geſetzen erweißt, 
mur von Kindern aus einer rechtmäßigen Ehe zu verites 
ben; die auffer ber Ehe erzeugten fielen der Mutter anz 
beum. 


3a V. $0. 


$70 — )o( — "2! 
V.50. Prodemus quaefa potius? Das Prodemus er- 
Härt Donat richtig durch Deferemus,. Projieiemus, 


— YHeyn( ou, ich wiſſe nicht ‚, warum du die 
ganze Seit über naffe Augen bat — Ignarum cenfes 
tuarum lacrumarpm efTe me? Sch erfláre mir das eon 
períteblenen Thränen, welche dem Sampbilué , ohne 
bap er es mufte, entfielen, finde c8 alfo unnbtbig, mit 
Donaten anzunehmen, Laches babe das von feiner Frau 
gehört. 

V.61. Animum ut adjungss tuum, In den tritis 
fchen Noten ber Zweibräder Ausgabe wird gefagt, bafi 
für adjungas andre abducas leſen. Ob diefes nicht ein 
Verſehen ift? Wielleicht foll e$ adducas heißen, wiewirf- 
lich mehrere alte Editionen haben, 


V.64. Egi atque oravi tecum. Weſterbov bemerkt, 
man müffe bei Oravi tecum entweder eiue. Verſetzung 
annehmen, uad) welcher egi tecum eigentlich 3njammen 
gehöre, wie Adelph. V, 5, 19, Tu illas ( wofür aber Uns 
bre illac lefen ) abi et traduce, ober einen Archaiſmus 
gelten laffen. Der lette kommt in mehreren €tellen des 
Plautus vor, unter andern Rud, Ill, 3, 68. 

Sein quid? tecum oro, fenex, 
Ut illas ferves, vim defendas, 


— Treibt mich mein Vater in die Ende - — Me 
concludit pater. Donar bemerkt, diefes concludere (c 
eine tropifche Redensart, von einem aufgefpürten Wilde, 
de fera indagata, bergenommen, 


— Ware nur! — Sine, Die Fweibr, etioià 
pliren : ime in hec re gerere mihi morem. Aber bas 


ſcheint hierher nicht zu paſſen. Beſſer umſchreibt es bie 


Dacier: 


w-)e( - 371 
Dacier: Laiffez le faire, jele faurai bien punir, Vergl. 
meine Note zu Eun, I, r, 20. wo Sine modo, das id) 
dort fdbon gut! überfetst babe, ganz ahnlich vorkoumt. 


0 — Rein Wunder , wenn meiner Srau über oicfe 
Aufführung oie Gedult veraieng — Non mirum fecit 
uxor, fi hoc aegre tulit, Die gewöhnliche Lesart ift: 
Non mirum fecit uxor mea, aber diefes mea fell gegen das 
Metrum fepn, unb wird daher in vielen guten Editionen 
ausgelaffen. Auch ift e$ nicht nöthig. Cine wichtigere 
Frage entftebt, wer wird unter uxor hier verfianden ? 
Softrata oder Philumena ? 9tad) Bentley, deflen Er— 
Härung in der Zweibr. Ausgabe febr eifrig. bertheidigt 
und mit neuen Gründen aufgeftußt wird, muß man es 
von ber le&teren nehmen. ch indeffen bin vollig vom 
Gegentheile überzeugt. Denn meynte Phidippus hier die 
Spbilumena, fo würde er filia, nicht uxor, gefagt haben. 
Aber wie paßt fi hoc aegre tulit auf die Mutter ? Recht 
gut, bünft mir. Hat man bod) Beifpiele in Menge, daß 
durch eine Beleidigung diefer Art die Schwiegermütter 
oft weit ärger aufgebracht werden, als die Weiber felbft. 
Bentley beruft fid) zwar darauf, daß aud) v. 73. Philus 
mena uxor genannt werde , aber wohlgemerkt ! dort 
foricht nicht Phidippus, fondern Laches zu feinen : 
Eohne, bem Pamphilus, Und wenn Phidippus hinzus 
fest : nam ipfa narravit mihi, wer fann das anders 
feun, als Eoftrata ,; deren oben angeführte Worte III, 
6, 21. offenbar hier gemeynt find? So verftand fie wer 
nigftens Donat, deffen Erklärung aber die Sweibr. Her: 
ausgeber geradezu für den elenden Flicklappen eines na: 
menlofen Grammatikers ausgeben. Indeſſen ſcheint mir 
eine (eld)e ohne allen Beweiß gewagte Behauptung im: 

33 mer 


372 — )o(— 


mer nur ein Angſt- unb Nothſchuß zu ſeyn. — Man ers 
innere fich ferner, bag Phidippus oben. in der achten 
Ecene des dritten Acts, fo wie aud) in dem Anfange der 
vorliegenden, ftet8 behauptet hatte, feire Frau fe» an 
allem ſchuld. Folglich fagt er hier febr ae? ;,non 
mirum efl cet. - " 


Zu Amarae mulieres funt ( v, osi eitirt wefterbov 
Ovid, art, am. IL, 373, welche Stelle ich ihrer Schoͤnheit 
wegen bierher fete: 

Sed neque fulvus aper media tam faevus in ira, 
Fulmineo rabidos cum rotat ore canes; 

Nec lea, cum catulis lactentibus ubera praebet: 
Nec brevis ignaro vipera laefa pede; 

Femina quam focit deprenfa pellice lecti 

Ardet, et in vultu pigrora mentis habet, 


— Bei diefer mällen wir es mit guten und mit bös 
fen Worten verfuchen — Oremus, accufenius gravius, 
ch finde ed unnbtbig , orare mit Donaren, bem bie 
Siwribrüd'er folgen, für omni genere eloquii commos 
- nere bier gu nehmen. Richtig überfeßt bie Dacier: Qué - 
nous la prenions de douceur, que nous nous — 
d'elle, 


V. 99. (etc ich MA dro ein Comma , Et te ord, 
porro cet, T 


V. 104. Sed vifne adefTe me una, dum iſtam conve- 
nis? Cebr gut jagt b. v. Ct, Donat : Melius pronun. 
ciaveris, fi renitente et 3mprobante boc vultu dicere 
acceperis Pbidippum , quafi non oporteat interefle fo- 
ceram, [deo mutat fententiam Laches, et relegát eunt 
in procurationem alterius rei, 

, Vier: 





e-)ef 373 
Vierter Auftritt. 

V.3. Ne minus propter iram hanc impetrem, quam 
pofüem, Bentley bebauptet, und ihm ftimmen bie 
Zweibr. bei, man muͤſſe ftatt hanc lejen hinc i.e, ab 
hac fc. Bacchide. Es iſt nicht zu läugnen, daß dieſes 
letere ganz paflend je»; allein jenes, deſſen Unſinn id) 
eben fo wenig beareife , ohne alle Auctoritat zu verwerz 
fen, dünft mir zu weit gegangen, 


«o — Um nicht einen Schrirt zu tbun, der mich berz 
nach gereuen Könnte — Ne quid. faciam plus, quod 
oft, me minus feciffe, fatius fit. Soll, bünft mich, 
berbaupt bie Idee ausdrüden : damit ich in keinem 
Stäck, auf Feiner Seite zu weit gebe. Als Parallels 
ftelle eitiren die Ausleger Phorm, III, 6, 21. u, Plaut, 
Capt. V, 3, 18. 
Cur ego plus minusque feci, quam aequom fuit! 


V.9. Ne nomen quaefti mihi obfiet. Die gewoͤhn— 
liche Lesart ift: Ne nomen mihi quaettus obílet apud 
te. ©, barüber die kritiſchen Noten am Endeder Soibr, 
Edition, Sd) bemerfe babel noc, daß Bentlev die Worte 
spud te , auffer dem Bembiniſchen ned) in ffinf andern 
Handfchriften, jo wie Lindenbrog in dem Manufcripto 
Regio ( einem ober in der ehemaligen ‚Löniglichen Bi— 
bliothek zu Paris) nicht gefunden bat, 


— Auch würde e8 ja unartig, oder vielmehr une 
gerecht feyn , wenn ich Sie als eine Perfon von edler 
Denfungsart-fände, und Jbnen Dennoch was zn Leide 
tbun wollte — Nam fi facis, facturave es, bonas quod 
par eft facere: infcitum inferre injuriam tibi ımmerenti, 
iniquum eft, i.e. infcitum juxta atque. iniquum, Sch 
glaube, nach biefer Abtheilung und Crflárung kommt 
man leichter und ungezwungener davon, alswenn Andre 
interpungiren: Infcitum, offerre injuriam tibt ; immee 
renti, iniquum eit. Noch liegt man gewöhnlich : of- 
ferre injuriam tibi me, Uber tiefe me fehlt ın dem 
Demb. Gober unb in Einer ber Handjchriften des Bent⸗ 
ley, weswegen e$ diefer, fo wie Saernue, weggelafien 


bat. 
3 4 2 V. 29. 


374 — )o( — 


V, 20. Dum tempns confulendi eft, b. b, wie es 
Donat (don erklärt, Dum aetas in flore pofita eft, fa- 
cies vendibilis etiam nunc eft. ael otl e E 


V.2ı. Neque pol tu eadem ifta aetate, So hörten 
wir oben ( J, r, 17. ) bie Klagen einer Alten: 
Eheu me miferam ! cur non aut iftaec mihi 
Aetas et forma eft? - 


V.28. Eas ad mulieres huc intro, Donat bemertt, 
daß Laches mit Fleiß bie allgemeine Benennung, Sraus 
enzimmer, ftatt der für eine Perſon vom Ctanbe der 
Bacchis zurifchredenden Benennungen der Schwier 
germutter oder feiner Srau, wähle, Non dixit ad /o- 
eram et ad uxorem , terribilia nomina et inimica mere- 
trici, fed, quod facile eft, ad mulieres, 1 


— Thun Sie ibnen den Willen — Exple animum 
jis (v.29.) Diele 98orte werden serfchieden erklärt. 
cd) halte es mit Wehterboven ; Exple mulieribus ani- 
mum , fcire cupientibus, receptesne etiam nunc Pam- 
philum, an minus, 


V.3t. De tali caufa, Donat: Id eft, amore mariti 
ejus et pellicatu, "EN 


V,36. Ego quoque etiam credidi, Alle Handſchrif⸗ 
ten des Bentley lefen, Ego quoque etiam ec credidit, 
Aehnlich ſchon Donar: Ego quoque hoc ctiam credidi, 


Fünfter Auftritt, 


— Wenn Sie »junacr und Durft aeftille bat — 
Cum tu fatura atque ebria eris. Ich nehme bier ebria 
nicht von eigentlicher Trunkenbeir , fondern von Satt⸗ 
grinken , worauf der Gegenfa von Satura, jo wwe die . 
Sache felbft, führt.  Werterbov citirt dazu folgende 
Plautinifche Stelle Capt. I, I, 35. 

Unde Jarurirate faepe ego exii ebrius, 

— ier find meine GElavinnen — Cie deutet a 
bie beiden Migde, die fie bei fib bat, €, v.27. Vergl. 
auch Adeiph, LLL, 5, 36, 37. 

— Daß 








-yée( - 375 


— Daß der Deroadbt, den wir gegen unfere Wei» 
ber batten, grundlos mar — Noftras mulieres fuspe- 
ctas fuiffe falfo, Die Zweibr. Herausgeber nehmen dies 
fes fuspectas im der activen Bedentung für fuspicatas, 
fufpicientes, — Indeſſen finde ich Feinen Grund dieſe 
Aufferft feltene Bedeutung anzunehmen, da die gewoͤhn— 
liche jo vollkommen paflend ift. Als bie beiden Alten 
eine genauere Unterſuchung anftellten, da fand fich’s 
daß fie ibren Weibern, mit dem Verdachte gegen fie, Un— 
rtt gethen hatten, ©, die dritte Scene dieſes Auf: 

9$, vorzüglich die lebte Hälfte derfelben. Noch grö- 
man. SSeftatigung erhält diefe Erklärung, wenn man den 
gewöhnlichen Text beibehält : 


— — Noftras mulieres fufpectas fuiffe falfo 
Nobis, in re ipfa invenimus, 


Zwar laffen die Zweibr. diefes Nobis, das ihnen eine 
mala gloffa ift; weg; allein Donat la$ e$ doch bereits 
in feinem Terenz. 


V. 17. Velim quidem hercle, Die Sweibr. fupplis 
ren: Falfum fuiffe crimen, Beſſer, dünft mir, Donat: 
Ut nihil fit dignum di fdifcidio ), hoc eft, non pecca- 
verit Pamphilus, 


— Machen Sie nur, vag unfre Srauensimmer fib 
berubigen — llis modo explete animum, Ueber ven 
Einn ber Redensart vergl, meine Note zu v. 29. der 
vorigen Scene, Die gewöhnliche Lesart ift Exple. Aber 
nad) 25entley's und Weſterbov's Nerficherung haben vie 
befferu — und Ausgaben Explete, Die vor— 
bergebenben Worte, An quia non tute ipfe dudum audiſti, 
De hac re animus meus ut (it, beziehen fid) auf Act. 


IV, 3, 13, 14, Ico— 102, 


V,29- Ur gratiam ineat int, apud mulieres noftras, 


Sünfter Aufzug. 


Dritter Auftritt. 
V. 7. Abhinc menfes decem fere, C, meine Note 


zu Adt, Ill, 33, 34. 
V. 1f, 


316 —-)o( — 


v. 1r, Poflquam video, Andre lefen: Poflquam. 
id video , welches unnoͤthig, unb nur in einigen menia 
.. gen Handſchriften befinblid) ift. 


V. 12. Nefcio quam, Andre leſen:? Nefcio quam 
virginem , ein Zufaß, ber nad) JSentley n, in den beften 
Handfchriften fehlt. Auch bemerkt Wefterbov nicht übel: 
Quia. Nejcio quam dixit, Virginem fuifTe , dicere couimode 
non poteret, : 


| V, rg, Eum haec cognovit Myrrhina. in digito 
modo me habenrem. Nach biefer Diftinerion kommt 
Fein vernünftiger Stun heraus. Daher tbeilen bie Zwei— 
brüder Editoren beffer jo ab: 
Eum haec cognovit Myrrhina in digito : modo 
d me habentem 
Rogat, unde fit! — 
9[ebnlid) , ud, wie mir duͤnkt, nod) natürlicher , Wie⸗ 
ling beim Wefterbov: : 5. 
Enim haec cognovit Myrrhina: in digito modo 
me babentem 


Letzter Auftritt. | 
V. r, Ut mihi haec certa et clara attuleris, Dazu 
eitirt Welterbov folgende Varallelfiellen, — Plautus 
Perf. Il, 2, I. 
Satin’ haec tibi funt plana et certa? 
Seneca, Ludo de morte Claudii, init, Ab hoc ego 
quaecumque audivi, certa et clara affero. : 


V. 23. ©. über die feltfame  Gonftruction dieſes m 
bie Jweibr. Ausgabe am Ende, Für eine Nachahmung 
diefer Stelle halt Weiterbov folgende aus dem Cicero 
ad Fam. Vi, 12. Nec fum tam flultus, ut te ufura 
falfı gaudii frui velim, 

V.3. Vifom e(t, Bezieht fid) offenbar auf das 
Vide des Pamphilus im erften B. Gezwungen alfo ift 
es, wenn in der Zweibr. Edition ald Erklärung das 
bei fteht: Vifus fum , certo audire, 


Ibid. Deus fum, fi hoc itaeft, Achuliche Stellen 
aus unferm Komiker find Andr. V, 5, 4 Mi 
i 


Rogat cet, 








" 


— )e( — 371 


4 Mihi immortalitág 
Parta eft, fi nulla aegritudo huic gaudio inter- 
: cefferit, 

Heaut IV, 2, 15. (nad) meiner Abtheilung ) Deorum 
vitam apti fumus, Und gerade fo heißt e$ beim Plaus 
tus Cure, I, 3, 1r. Sum Deus, Und in einer iandern 
Ctelle beffelben: Rex fum; regem autem quid loquor? 
imo Deus, * 


V. 8. Quis me eft fortunatior , venuftatisque 
| adeo plenior ? 
Das Gegentheil davon ftebt Andr. [, 5, Io, 

Adeon' hominem effe invenu(lum, aut infelicem 

quemquam ut ego fum! 


Eonderbar ftebt ®. 10. Egon’ ze pro hoc nuntia 

wid donem? ba man fonft donare aliquem aliqua re jagt. 

Meder bie Altern , mod) die neueren Commentatoren 

‚merken etwas barüber an. Es fcheint aber, nad) mebrez 

ren Stellen zuurtheilen, daß man e8 mit bem quid bfz 
terd nicht (o genau genommen babe. - 


V. 12. Qui ab Orco mortuum me reducem in 
vitam feceris. 
Nehnlich beift e& beim Cicero poft red in Sen, 9. Qut 
me a morte ad vitam , a defperatione ad fpem, ab exitio 
ad falutem revocavit. Und im Apulejus Metam, Xf, 
Ad meum fetlinant illico divinum , reducemque ab inte- 
ris confpectum. Ferner vio Tri(t. V, 9, 19. 
Seminecem Styg!a revocafli folus ab unda. 
Diefe Stelle führt voeflerboo an, ber nod) zuleßt bes 
merkt , daß die Griechen von Einem, der ganz uneerz 
hofft gerettet wird, gerade fo fagen, er Fomme aus oem 
Bades zuräd, e es araßsfnnirmı, CDCT ff ads «vade aeter, 


V, 17. Fatis ut credam facis, Die Dacier Edi: 
toten erklären das etwas undentlich : Quod alias vix 
eredi pofüt, facis, Defto treffender 2onat : Difficile 
erat credere , his rebus gaudere meretricem, 


V.ar, Steht in der gemöhnlichen Ausgabe fo: 
Ut unus hominum homo te vivat nunquam quis- 


uam blandior D 
1 ' Dafür 


418 — ya 


Dafür aber bat ber Bembinifche Gober nebft andern bez 
waͤhrten Haudſchriften, nad) DBentlev’s Verfiherung, 
Ut unus omnium homo, fo daß Unus und C)mnium ein: 
‚ander entgegenfteben , welches allerdings beffer ift... Auch 
haben viele Handjchriften und alte Gditionen Nufquam 
ftatt Nonquam , welches Bentley cbenfall& vorzieht, 
weil bei Nunquam eigentlich Vixerit ſtehen müffe. 

V.23. Quod noffem. Unter mehreren Erflärun: 
en, welche Donat vorträgt, ſcheint folgende die befte : 
Quod meminiffem, quod feirem ac per hoc, nunquam 
videram, Ut alibi ( Adelph. IV, 5, 7.) Non equidem 
ifluc, quod ſciam. 


V. 25. 26. — Es iſt auch nicht nótbig, ibm nur ein 


Wörtchen davon zu fagen — Neque opus eft adeo mu- 
Tito. Das adeo mutito érflàrt Donar ganz ricbtig : 
Vel tenuidicto. — Was Andere für einen Einn bers 
aus bringen , die nad) opus eft ein Colon ober fo etwas 
feisen, ijt mir ein Raͤthſel. 

V. 28. Sollen es weder jest noch ín Zukunft er: 
fabrerr — Neque refcifcent, neque fcient. Der Inter: 
Achied , den Donat von fcire und re(cifcere auafelich bier 
eufjud)t, feheint erdichter. Mir bünit es blos nach⸗ 
erüclid) geſagt, für: fie follen nicht das Geringfte ba: 
von erfahren, 2 

. V.30. lurijurando meo fe fidem habuiffe, Die 
meiften Handfchriften baben Turejurando, was wegen 
Faernus einen Nominativ Iurejorandom annimmt, wel: 
ches auch einige beim Cicero pro Flacco gelejem haben 


follen. Allein es jcheint in unfrer Stelle eim Verfehen - 


ber Abjchreiber untergeleffeu zu ſeyn. Man führt auch 
in den Wörterbüchern ein Verbum jurejuro auf, welches 
im Lipias XL, 15. ( Praetores ambo in eadem verba 


jurejoraerunt) vorfommen felf. Allein Gesner int Thef, 


nimmt mit Recht Anftand, auf bie Auctoritaͤt einer eins 
zigen jaͤmmerlich verdorbenen umb in einem eingigen Go: 
"er befindlichen Stelle diefes Wort für giltig zu erfennen, 

V. 33. Licetne fcire ex te, Andre lejen, aber ge: 
gen das erum, Licetne me fcir?, - 


—— — J 


DD 

















Terence 


S Roos. 


tspiele; tr. & ed. by 


Lu 


in 1, 








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