Full text of "Marokko"
Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
4-3
G:
6ebauer-8d)wetBd>ke Drudterd u* YerUg m. b* ß«, Ratte a. 8.
Dr. Alfred Berg,
Die wl(|)t!a$te aeoarap^ Citeratur.
Ein praktischer Wegweiser,
Gr. 80 B Bg. Elegant broschiert 70 Pfg.
Mit Schreibpapier durchschossen 85 Pfg.
Der Bergsche Wegweiser bietet über die gesamte geographische Literatur — all-
gemeine Erdknnde, Länderkunde — schnellste und nntzbiingendste Orientierong und wird
somit zu einem nnentbehrlichen HilfamitteL Der Preis ist dem Zweck entsprechend nnge«
mein niedrig gestellt worden. Besonders praktisch für eigene Einschaltangen ist die mit
Schreibpapier durchschossene Ausgabe.
Ich freue mich sehr, Ihnen anzeigen zu können, daß ich das kleine Werk für
ein treffliches Hilfsmittel halte, das insbesondere den Studierenden großen Nutzen
bringen kann und sicherlich auch wird. Ich werde den Grebrauch des „Kleinen
Berg" recht angelegentlich empfehlen. Professor Hahn, Königsberg.
Dieses Buch setzt sich zum Ziele, „für die Verbreitung und Vertiefung urkundlicheii
Wissens in Schule jund Haus zu arbeiten" und als Führer behilflich zu sein, aus der un-
geheueren 2^ahl geographischer Werke die richtige Auswahl für Lektüre und Studium, zu
treffen. Diese Übersicht über die einschlägige geographische Literatur ist in systematischer
Weise klar und sorgfaltig streng mit Bücksicht auf die Anforderungen und den Stand der
modernen Erdkunde abgefaßt und mug wohl heute mit Becht als das beste und zweckmäBIgste
Bnch dieser Art bezeichnet werden^ das der Buchhandel aufzuweisen hat. Für Schüler
wie für Lehrer höherer üaterrichts-AnstalteB, insbesondere für Lehramts-Kandidaten und
■Itandidatiiuien ein wertvoller Fingerzeig, daß dieses vorzügliche Werk auf Grund der Vor-
lesungen und Seminar-Übungen des Professors Dr. Alfred Kirchhoff in Halle a. S. ent-
standen ist. Professor Ferd. Walcher,
im Lehr- und Lernmittel-Magazin.
iaa$ ist national?
^^ . • Von
Prof- Dr- Alfred Kirchhoflf, Halle.
Ein Vortrag, gehalten in der geograph. Gesellschaft zu Halle a. S. am 26. Februar 1902.
Mk. — .80. 3 Bog. in Zweifarbendruck auf Büttenpapier.
„Was ist national?'* Wenn wir gerade jetzt dieses Heft zur Lektüre empfehlen, %o
glauben wir manchem Leser einen Dienst zu erweisen; denn wenn er naturgemäß auch, nie-
mals den politischen Kämpfen enl^hen kann und soll, so ist es doch entschieden von Wert,
sich an der Hand derartiger Ausführungen wie der Kirchhoffschen aus dem Kleinkram der
Parteikämpfe zu erheben und selbst im Kampf auf ein höheres Niveau zu stellen.
„Neue Hamburger Zeitung.^
„Was ist national?" Die erste Antwort ist leicht: national ist, was zu einer Nation
gehört. Aber was ist eine Nation? fragt der Vortragende weiter und kommt zu dem Schlüsse,
daß die gemeinsame Abstammung aMn noch keineswegs diesen Begriff fest umschreibe.
Wir können an dieser Stelle die Schrift, deren Darlegungen von warmen patriotischen Em-
pfindungen getragen sind, auch unserem Leserkreise als sehr beachtenswert warm empfehlen.
„Militär-Literatur-Zeitung.''
V
1 \
Angewandte Geographie.
Hefte zur Verbreitung geographischer
Eenntnisse in ihrer Beziehung zum Kultur- und
Wirtschaftsleben.
Redaktion: Professor Dr. Karl Dove, Jena.
I. Serie. 7. Heft:
Dr. Georg Kampffmey er : Marokko.
i--.
?
Halle a. S.
Gebauer-Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H.
1903.
r-J^^
/
6
>
#
/
J\^arokko
c^
Von
Dr. Georg Kampffmeyer,
Privatdozenten au der Universität Halle a. S.
Halle a. S.
Gebauer-Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H.
1903.
Vorrede»
In den Ankündigungen dieser Schrift lautete der Titel derselben :
Marokko, das unbekannte Land. Diese Fassung des Titels er-
mangelte nicht des Rechtes. Nicht nur daß ausgedehnte Gebiete
bisher überhaupt noch nicht von dem Fuß eines Europäers be-
treten sind — Marokko, vor den Toren Europas gelegen, gehört
zu den am wenigsten erforschten Gebieten Afrikas — , nicht nur,
daß wir hinsichtlich andrer Gegenden Marokkos, wohin Europäer
gekommen sind, äußerst lückenhafte, dabei vielfach mit großer
Vorsicht aufzunehmende Nachrichten haben, sondern auch die
Kenntnis derjenigen Verhältnisse von Marokko, über die jetzt ge-
nügende Materialien vorliegen, ist außerordentlich wenig ver-
breitet und ruht fast ausschließlich bei einigen wenigen Fach-
gelehrten. Eine genügende selbständig erschienene länderkund-
liche Darstellung gibt es über Marokko bisher nicht, wenigstens
nicht bei uns in Deutschland ^). Einige Machwerke traurigsten
Charakters, nicht nur in ihrer Anlage und in ihren Grundlagen
ganz ungenügend, sondern auch voll der gröbsten Fehler, sind
es fast allein, die bisher in die Hände weiterer Leserkreise ge-
drungen sind 2). Leider sind auch die Darstellungen in unsem
1) Der Abschnitt „Marokko* in dem von Friedr. Hahn neubearbeiteten
Buche von Wilhelm Sievers : Afrika (Allgemeine Länderkunde, herausg. von Wilh.
Sievers), Leipzig 1901, ist vortrefflich, ebenso sicherlich die länderkundliche
Skizze, welche Theob. Fischer in der Geographischen Zeitschrift 1903 (IX 2)
veröfifentlicht hat, die ich aber noch nicht gesehen habe.
2) Dahin ist z. B. zu rechnen das Buch von Victor J. Horowitz, gew.
Konsulatsekretär zu Tanger: Marokko. Das Wesentlichste und Interessanteste
— VU —
man für die Zukunft, wenn einmal unter europäischem EiniluQ
geordnete Verhältnisse im Lande sein werden, viel erwarteL
Aber auch unter den jetzigen schwierigeren Verhältnissen ent-
wickelt sich der Handel Marokkos und, obwohl erst seit etwa
20 Jahren auf den Plan getreten, hat sich der deutsche
Handel in Marokko rasch eine achtunggebietende Stellung er-
rungen. Bei dem Einfluß, den jetzt schon die Europäer auf den
Acker- und Gartenbau Marokkos ausüben {vgl. S. 99), sind
die Deutschen stark beteiligt; sie lassen durch Eingeborene Feld-
wirtschaft , euch daneben Viehzucht betreiben oder betreiben
auch den Feldbau selbst (Casablanca, Safi). Die jetzigen ma-
rokkanischen Wirren — ähnliche kommen Im Lande oft vor —
haben ja vielleicht keine allzu großen Folgen. Bleiben aber die
Verhältnisse so, wie sie sind, nur daß unter dem Einfluß der
europäischen Mächte, wie dies kommen muß, europäische
Regsamkeit immer fi"eier sich entfalten kann, so ist Marokko
für deutsche Tatkraft ein reiches, überaus günstiges Feld, auf
das man nicht genug hinweisen kann. Die klimatischen Ver-
hältnisse sind in den in Frage kommenden Gegenden für Euro-
päer sehr günstig. Man hat im Atlasvorlande im allgemeinen
etwa Mittelmeerklima. Die Hitze ist nicht übermäßig und an
der Küste meist durch frische Seewinde gemildert. Die Bewohner
sind, was auch etwa über den schlimmen Charakter einzelner
freier Stämme gesagt werden mag," sehr fleißige Arbeiter und
insbesondere Landbebauer. Sie verdienen gern Geld und treten
gern zu den Europäern in Beziehungen. In den Verhältnissen,
auf die es für den Europäer ankommt, wird er von einem Fana-
tismus der Leute nie zu leiden haben, falls er denselben nicht
mutwillig heraufbeschwört. — Dazu, daß eine Macht von
Marokko Besitz nimmt, wird es, wie man glaubt, schwerlich
kommen. Käme es irgendwie zu einer Art Aufteilung, so ist
bei uns in Deutschland eine Strömung vorhanden, welche
fordert , daß auch Deutschland , entsprechend seinen starken
Interessen, einen Teil des Landes erhalte. Die politischen und
wirtschaftlichen, Marokko betreffenden Fragen werden gerade
— vm -
jetzt bei uns lebhaft erörtert; es ger
örterungen hier zu verweisen').
Von der Verlagsbuchhandlung i
Schrift auszuart)eiten , glaubte ich i
entziehen zu sollen. Ich bin allerdin
meinem wissenschaftlichen Arbeitsfel
liehen und historischen Verhältnissei
geworden. Es ist vielleicht nützlich,
der über diese Fragen eine Übersicht
dem konnte ich einen großen Teil ger;
Marokkos, des Atlas -Vorlandes , au
kennen lernen. Es war mir vergönr
seiner letzten Forschungsreise in Mar
die Reise ganz mitgemacht und blie
Prof. Fischers nach Europa noch t
habe auf dieser Reise von Prof. Fisc
des Landes, eine Fülle mir sehr wer
lehrungen erhalten, die mir, wie a
Stellungen , weiche seine gedruckti
für die vorliegende Schrift sehr zustati
Fischers Forschungen über Marokk
so wichtige Atlasvorland im besonde
auf diesem Gebiete haben. Danebe
müht, von der sonstigen geographisc
das Beste, soweit es mir erreichbar
In allem war mir darum zu tu
begriffe zu übermitteln, um allgt
treffende, auf möglichst genauen I
schauungen zu übermitteln. Von c
gesehen habe, suchte ich auf Grund
ein möglichst anschauliches, in allen
Bild zu entwerfen.
1) Vgl. z. U. Paul Mohr, Marokko. E
Berlin 1902, sowie verschiedene Aufsätze in
Kolonien, Gütersloh. Mit dem Beiblatt ,No
— IX —
Die engen Grenzen, die dieser Schrift gezogen waren,
zwangen mich, manches zurückzustellen, was ich sonst gern ge-
geben hätte, z. B. weitere Andeutungen über die frühere Ge-
schichte des Landes. Ich mußte mich hier mit dem auf S. 6 ff.
Gesagten begnügen. Auch auf weitere Ausführungen über den
ethnischen Charakter der Berber, über Sitten und Gebräuche
und dergl. mußte ich verzichten. Doch habe ich auf wichtigere
Tatsachen an geeigneter Stelle hingewiesen.
Die Schreibung der geographischen Namen Ma-
rokkos liegt ganz im argen. Selbst in guten Büchern gehen
englische, französische und deutsche Schreibungen bunt durch-
einander, was zu ^anz falscher Aussprache einzelner Namen
führt. Ich habe, soweit es mir möglich war, die richtige
Namenform festgestellt und angewendet, zugleich aber — als
eine, wie ich hoffe, nützliche Beigabe, die die Brauchbarkeit des
Buches erhöhen wird — ein Register der Ortsnamen bei-
gefügt, in dem ich auch die wichtigeren sonst vorkommenden
Schreibungen aufführe, von diesen auf die von mir ange-
wandten verweisend. Man findet in diesem Register auch ara-
bische und berberische Namen erklärt.
Eine völlig deutsche Schreibung der marokkanischen Namen
halte ich für unmöglich. Man muß sich an einiges, was nun
einmal in Nordwestafrika historisch sich entwickelt hat, anlehnen.
s und z kann meines Erachtens nur in seinen englischen und
französichen Werten verwandt werden. Aber wir dürfen schreiben
dsch statt englich j\ seh statt engl, sh oder franz. ch, — Ein
Zirkumflex über einem Vokal deutet an, daß der Vokal lang ist
und im allgemeinen den Ton hat^).
Noch auf eins sei hingewiesen. Es ist recht leicht, sich
von marokkanischen Verhältnissen eine eigene Anschauung
zu bilden. Die Dampfer der um die Entwicklung des deutsch-
marokkanischen Handels so verdienten Woermann-Linie laufen
die marokkanischen Häfen an. Die Linie gibt 12 Monate
1) Letzteres nicht, wenn in mehrsilbigen Worten der Vokal das Wort
schließt ohne folgenden Konsonanten, z. B. Sagiet el-Hamra.
Inhaitsverzeichuis.
Seite
Literatur XII
Allgetneine Begriffe 1
Das Rif 12
Das Mulüia-Gebiet 21
Das Atlas-Vorland 25
Küsten-Verhältnisse 26
Das Atlas- Vorland im allgemeinen • . 30
Der Schwarzerd-Gürtel. Rote Erde .37
Das Steppengebiet des Atlas -Vorlandes . 39
Klimatische Verhältnisse im Atlas -Vorland 40
Die subatlantischen Berieselungs-Oasen .42
Die Flüsse des Atlas -Vorlandes • ... 43
Wälder und Weidegebiete 47
Städte des Atlas -Vorlandes und Marokkos im allgemeinen .... 48
Das Süs 51
Tazerwalt und Wäd Nun . 54
Wäd Drä 57
Täfilelt 59
Die östlichen Steppengebiete Dahra, Angad und das Zegdü .... 61
Das Atlasgebirge 63
Die Hauptpässe des Hohen Atlas 65
Straßen nach dem Sudan 67
Reisewege in Marokko 67
Bodenschätze Marokkos .... 72
Pflanzen- und Tierwelt . 76
Bewohner 80
Politische Verhältnisse 83
Religion. Kulturverhältnisse 89
Wissenschaft. Kunst 94
Industrie 96
Marokko und die Europäer. (Handel) 98
Jetzige Verhältnisse 98
Die Zukunft des Landes 108
Register der Ortsnamen 111
über die gesamte Marokko-Llterati;
schließlich aller in Zeilschrillen, Zeitunger
der Karten, der arabischen Schriftsteller u:
von B. Lambert Playfair and Rnbert
mit gröUtem FleJQ zusammengetragenen
auch solche über den Inhalt und den
Buch ist auch ein sehr nützlicher „Index
großen Masse von Literatur ist selbstv
Es kann nicht meine Aufgabe sein, d:
MaBe zu charakterisieren. Ich muß micl
auf einige Hauptwerke hinzuweisen, ir
Deutsche von Interesse sind. Auf einige
schon hingewiesen worden, und man w
unten im Laufe unserer Darstellung findi
Literatur enthält weitere Literaturangab er
Gute allgemeine Darstellungen ma
ein älteres Werk von Georg Host*). -
Marokkos von Joseph Canal') ist im w
Zusammenstellung von wörtlichen Aaszüg
(doch auch z. B, aus Reclus) und insofe:
englische Literatur dem Verf. so gut wi
zahlreiche Kartenskizzen, die der Verfas
Marine en Tunisie) zeichnete), beleuch
1) Bibliography of Morocco, {Roya
Papers. Vol. III. Part. 3. London 189:
2) Nachrichten von Marokos und
den Jahren 1760 bis 1768. Aus dem Da
Das dänische Original erschien 1779.
3) Geographie generale du Maroc.
ciete de geograpfiie et d'archeologie d'Oi
— xin —
den verschiedensten Gesichtspunkten hin auf eine sehr geschickte Weise. Im
einzelnen ist freilich in dem Buche manches versehen, die Schreibung der
Namen ist ganz unzuverlässig, überhaupt ist das Buch zu rasch gemacht. Da,
wo der Verf. selbst spricht, wo er Berichte verarbeitet, finden sich zahlreiche
und grobe Irrtümer; hier ist alles mit der größten Vorsicht aufzunehmen.
Leider ist nicht überall deutlich genug, wie weit er redigiert, oder seine Quellen
wörtlich anfährt. Das Werk ist übrigens charakteristisch für das Interesse,
das man zur Zeit in Frankreich den marokkanischen Dingen zuwendet, sowohl
in der Art, wie es geschrieben ist, als wegen des Anlasses, der zu seiner
Bearbeitung geführt hat. Das Komitee der Societe de Geographie d'Oran „avait
juge d'urgente actualite d'adjoindre (au concours normal) un concours extra-
ordinaire en vue de la redaction d'une Geographie du Maroc, a l'usage du
public fran9ais.*' — Die Werke von Budgett Meakin „The Moorish Empire",
„The Moors* und „The Land of the Moors", deren Erscheinen 1899—1900 an-
gekündigt wurde (London), sind mir nicht bekannt geworden. Sie dürften,
übrigens reich illustriert, gute Materialien enthalten, da der Verf. Land und
Leute sehr gut kannte. —
Für Fragen der alten Geographie des Landes ist von grundlegender
Wichtigkeit ein Werk von Tissot*).
Eine gute zusammenfassende Darstellung der Geschichte des Landes
fehlt (man kann Host vergleichen, sowie Playfair-Brown No. 435 u. 486 usw.).
Zwei arabische Historiker, deren Berichte die Zeit 1511 — 1812 umfassen, sind
von O. Houdas zugleich mit einer französischen Übersetzung herausgegeben
worden 2).
Über die Berber vgl. man u. a. die Aufsätze von M. Quedenfeldt
in der Zeitschrift für Ethnologie, Beriin, Bd. 20 und 21. 1888 und 1889.
Über die religiösen Verhältnisse des Landes gibt es auch noch
keine gute zusammenfassende Darstellung. Einige besondere Werke von dem
vortrefflichen französischen Gelehrten Edmond Doutte sowie von Montet
findet man unten S. 90 und 92 angegeben.
Eine Hauptquelle der älteren Verhältnisse des Landes ist die Beschreibung
Afrikas von Leo dem Afrikaner (Leo Af ricanus). Dieser war ein gelehrter
Araber, in Granada um 1488 geboren, dann aber in Fes in Marokko erzogen
und gebüdet. Er unternahm ausgedehnte Reisen, namentlich in Afrika. Später
fiel er christlichen Seeräubern in die Hände, von denen der hochgebüdete Mann
dem Papste Leo X. zum Geschenk gemacht wurde. Zum Christentum über,
getreten, erhielt er statt seines arabischen Namens , den er bis dahin geführt,
nach dem Papste, der bei ihm Patenstelle übernahm, den Namen Leo. Seine
Beschreibung Afrikas war ursprünglich arabisch abgefaßt; aber das arabische
Original ist verloren. Leo selbst jedoch hatte das Buch ins Italienische über-
setzt, und diese Übersetzung erschien in der von Ramusio in Venedig heraus-
gegebenen Sammlung von Reisebeschreibungen (Teil 1, zuerst Venedig 1650).
1) Recherches sur la geographie comparee de la Mauretanie Tingitane
(in den Memoires presentes a l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres par
divers savants, 1 re Serie, IX, pp. 139—322. 1878).
2) Publications de l'Ecole des langues orientales Vivantes. II® Serie.
Volume XVm (1886) und Hle Serie, Vol. II und HI (1888 und 1889).
— XV —
Für die wirtschaftlichen Verhalt nisse ist namentlich, insbeson
für uns Deutsche, wichtig das Buch von R. Jannasch>). Auch eine ni
zusammenfassende Arbeit von Fr. Rudolf L. Arnold«), einem Schüler Tt
Fischers, ist zu beachten.
1) Die Deulsdie Handelscxpedition 1t
2) Studien zur •Wirtschaftsgeographie
tation.) Marburg IWO.
HUgemeine Begriffe.
Das heute Marokko genannte Land zerfiel ehedem in ver-
schiedenen Epochen seiner Geschichte in zwei Königreiche, das
Königreich von Marräkesch und das Königreich von Fes, ge-
nannt nach den beiden Hauptstädten des Landes. Diese König-
reiche waren teils getrennt, teils unter einem Herrscher vereinigt.
Als drittes Königreich wird gewöhnlich das von Täfilelt ge-
nannt, dem Ausgangspunkt der jetzigen Dynastie. Aber Täfilelt
hat nur vorübergehend selbständige Bedeutung gehabt. Aus
Marräkesch oder Marraküscha, wie man auch im Lande sagt, ist
im Mittelalter im Munde der Europäer das Wort Marokko ent-
standen, das im Lande selbst völlig unbekannt ist. Der Araber
nennt Marokko teils el-Gharb, teils el-Maghrib el-aksä, das heißt
„der Westen", beziehungsweise „das äußerste Westland" (der
arabischen Länder).
Die Grenzen des heutigen Sultanats Marokko sind natur-
gemäß im Westen der atlantische Ozean, im Norden das mittel-
ländische Meer; im Süden, wo sich Wüstengebiete ausdehnen
und eine nomadische Bevölkerung lebt, sind die Grenzen fließend,
doch gilt hier in Anlehnung an alle historische Verhältnisse als
Grenze die Flußmulde Sägiet el-Hamrä. Seitdem der Sultan
nun das hier liegende Kap Dschubi (Juby) durch Kauf erworben,
hat diese Grenze sogar eine moderne Berechtigung. Im Osten,
nach Algerien zu, ist durch Vertrag mit Frankreich vom
18. März 1845 eine besondere Grenze festgesetzt worden. Sie
beginnt am Mittelmeer bei der Mündung eines kleinen Flusses,
Kam p f f mey e r, Marokko. 1
— 5 —
1050 kommen eine Reihe arabischer Stämme, die von Süd-
ägypten her Nordafrika überfluteten, in das Land *), setzten sich
in einem Teile desselben fest, vermischten sich großenteils mit
Berbern, drängten aber einem großen Teil des Landes ihre
Sprache auf. Die Berber haben aber namentlich in den Gebirgs-
gegenden bis auf den heutigen Tag sich ihr Volkstum und ihre
Sprache noch rein erhalten. Im ganzen Atlas-Gebirge, im Rif-
Gebirge, aber auch sonst noch in verschiedenen Gebieten leben
fast nur Berber. Man teilt die Berber Marokkos ein in vier
Gruppen: Im Norden die Ruafa (Plural von Rifi = Rifbewohner),
im mittleren Marokko die Beräber (eigentlich Plural von dem
allgemeinen Stammnamen Berber), im Südwesten, so in der
Landschaft Süs, Tazerwalt usw. die Schluch oder Schlöch^),
endlich im Süden des Atlas-Gebirges die Harrätin, welche stark
mit einer schwarzen Urbevölkerung oder mit irgend welchen
Negerelementen vermischt zu sein scheinen.
Die arabische Sprache hat im Atlas-Vorland im
allgemeinen obgesiegt. Aber südlich von einer Linie, die Mo-
gador mit Marräkesch verbindet, wird berberisch gesprochen,
und auch in Tadla sowie in den Zemmür- und Zaiän-Ländern
gibt es berberisch redende Stämme. — Im Süs wird großenteils
berberisch, aber auch (zum Teil zugleich mit dem Berberischen)
arabisch gesprochen. — In den südlichen und östlichen Steppen-
gebieten gibt es neben den Berberstämmen, die wohl die Haupt-
masse bilden, eine nicht geringe Zahl von arabisch redenden
Stämmen.
Überall natürlich ist Arabisch die eigentliche Sprache der
Religion ( — des Islams — ), der Kultur und des Handels.
In den Städten leben noch zahlreiche Nachkommen der
aus Spanien vertriebenen Araber. Diese nennen sich selbst
Andalusi; von den Europäern werden sie als Mauren be-
zeichnet.
Neger, sei es als Sklaven, sei es als Nachkommen von
Sklaven, werden vielfach angetroffen.
Eingeborene Juden, seit uralten Zeiten im Lande an-
sässig, sind zahlreich und spielen eine nicht unerhebliche Rolle
im Innenhandel sowohl wie in der marokkanischen Finanzwirt-
1) Sie wurden teilweise durch den Willen damaliger Machthaber aus
Algerien nach Marokko verpflanzt.
2) Ihre Sprache nennt man das Schilcha. Das ch ist eigentlich = hh.
— n —
(„Santa Cruz"), Safi, Mazagan, Azila. Agadit
1580, doch hielt sich hier europäischer Handel b
— 1773. Um jene Zeit verschloß der Sultan Mol
Stadt den Fremden und ließ die Stadt Mogador erb
war bis 1641 portugiesisch. — Mazagan ist von de
gegründet und zwar als eine Festung, die von IS
baut wurde. Noch zu Hosts Zeit (1768) war l
kleines Kastell mit einem geringen Schlosse"; vgl.
bildung dort, die nichts als die Festung zeigt. D
die Araber den Ort ehedem Bridscha = „das 1
kleine Festung", und heute heißt er Dschedi da d. i
Noch zu Hosts Zeit war das Kastell in portugiesi;
Im Norden Marokkos hatten die Portugiese
Jahre 1415 Ceuta besetzt und dann 1471 Tanger
nommen. Nachmalig kamen Tanger und Ceuta
Spaniens, das hier an der Nordküste seinen Besitz
ausdehnte (Melilla 1496, Penon de la Gomera 15
wurde 1643 wieder von den Portugiesen besetzt, ki
durch Heirat von Portugal an England. Es bliet
1683, in welchem Jahre das Parlament die Gewäh
Mittel für die Stadt verweigerte (!), so daß die Rt
genötigt sah, den Platz nach Zerstörung aufgefC
gungen zu räumen. Damals ergriff sofort der tatki
Mulei Isma'il von der Stadt Besitz, und seitdem blie
den heutigen Tag in den Händen der Marokkaner.
In dem Friedensvertrag zwischen Spanien i
vom 26. Mai 1860, in welchem die spanischen Be
in Marokko geregelt worden sind, hat sich nach
Sultan von Marokko verpflichtet, Spanien „zu daut
an der Küste des Ozeans bei Santa Cruz la Peque
zu bewilligen, welches für die Einrichtung einer
tion, wie sie Spanien dort vor alters besaß, ausi
Es scheint daß Ifni zwischen Wäd Nun (Assäki
Messa der Punkt ist, den Spanien dazu auserwä
Jahre 1900 soll Spanien mit Frankreich einen V
schlössen haben, in welchem die Interessensphäre
sehen Kolonie in Beziehung auf .Marokko und den '
Sudan vereinbart ist.
- >
— 13 —
Trümmer gesunken. Fern nur im Osten, dort wo der Felsgrat
sich nach der spanischen Festung Ceuta hinabsenkt, sieht man
auf ihm verschiedene Türme sich erheben: es sind spanische
Forts, die der nur zu notwendigen Sicherung jenes „Presidio"
dienen.
Fast die ganze Mittelmeerküste Marokkos bis in die Nähe
der algerischen Grenze hat einen ähnlichen gebirgigen Charakter.
Ein wildes, steil nach der Küste hin abfallendes Randgebirge,
hauptsächlich, soweit wir Kenntnis davon haben, aus Granit und
Basalt, stellenweise aus Kalkstein bestehend, begleitet die Küste.
Nur zwei nicht ganz geringfügige, immer noch sehr kleine
Ebenen finden sich der Küste vorgelagert: die eine an der Mün-
dung des kleinen Küstenflusses Rio Martil in der Nähe der land-
einwärts liegenden marokkanischen Stad^ Tetuan, die andere
östlich von dem spanischen „Presidio** Melilla. Tetuan ist eine
bedeutende Stadt, die Eingangspforte zu einem nicht sehr großen,
aber fruchtbaren Tal, in dessen oberem Teil die Europäern un-
zugängliche Stadt Scheschäuen fliegt. Sonst findet sich heut an
dieser ganzen Küste keine wichtige Niederlassung. Die sogleich
noch näher zu erwähnenden spanischen Presidios können sicher-
lich nicht als solche bezeichnet werden, selbst Melilla ist nur ein
kleiner und aus verschiedenen Gründen toter, einer Entwicklung
nicht fähiger Ort. Badis, etwa in der Mitte zwischen Tetuan
und Melilla gelegen, eine alte maurische Stadt, die schon zur
Römerzeit bestand und im Mittelalter den Mittelmeerhafen der
Hauptstadt Fes bildete, liegt heute in Trümmern.
Den landschaftlichen Charakter dieses Küstengebirges, das
im allgemeinen 1000 m übersteigt, dessen Gipfel aber in ein-
zelnen Teilen bis zu 2000 m und noch höher emporragen,,
schildert von Maltzan, der es vom Meer aus zu betrachten Ge-
legenheit hatte.
„Das Rifgebirge", so sagt er „bildete von nun an (von
Melilla ab) den südlichen Hintergrund des Küstenpanoramas,
welches sich vor unseren Blicken entwickelte. Ein majestätischer
Hintergrund eines herrlichen Gemäldes ! Voll Mannigfaltigkeit in
der launenhaften Zeichnung ihrer Linien, in der Abwechselung
ihrer Formen boten diese Berge dem in der Beobachtung der
Natur gern schwelgenden Auge den herrlichsten Stoff dar. Dort
ragten schwarze Felsenkämme empor, welche mit ihrem finstern
Schatten geheimnisvolle Schluchten bedeckten, die niemals der
Fuß eines Europäers betreten hatte. Da erhob sich ein be-
— 18 —
Verwundung davon tragend, und pflanzte auf dem
Gipfel die schwarzweiße Fahne auf. Es lag freilich ni
Absicht, diese Position zu behaupten und so war dies«
doch nur eine Episode, die so gut wie gar keinen Er
Heut kann an dieser Küste das Handwerk der Piral
nicht mehr im großen betrieben werden, aber im kl«
von den Küstenbewohnem auch_heute noch jede Gelege
Angriff und Raub, auch auf See, wahrgenommen.
Holz zum Bau der Fahrzeuge lieferten den B'
die die Berge weit und breit bedeckenden Wälder,
Leos des Afrikaners Beschreibung von gewaltiger Ai
gewesen sein müssen. Die Bergbewohner nährten sich
von dem Verkauf des Holzes. Heute sind die Wäl
schon etwas gelichtet; manche Gipfel des Rifs sind g
wenigstens abgesehen von der Zwergpalme ohne irge
das einem Baumwuchs ähnlich sieht. Immerhin gibt
auch heut noch ausgedehnte Wälder, wie es scheint tej
Steineichen, Korkeichen, teils und vor allen Nadelhc
runter besonders die atlantische Zeder sowie der 1
(Callitris quadrivalvis, Thuja articulata) und Wachold
Im Osten fand Duveyrier zahlreiche K u 1 1 u r e
Gemüse- und Gartenbau. Namentlich auch der Ölbau
angepflanzt. Auch der Johannisbrotbaum kommt vor. I
aus Reisighütten, teilweise in Verbindung mit Zelten 1
sind vielfach, wie dies auch sonst in Marokko der Fa
dichten Opuntienhecken (Ficus indica, Berberfeige)
Wo die Möglichkeit dazu vorliegt — bei dem großen
an Wasser in den vielen Tälern des Gebirges wird
weitem Umfange der Fall sein — werden im ganzen
solche Kulturen sein, denn der Berber ist ein sehr lleü;
und Gartenbebauer. Daneben und wohl vor allem v
zucht getrieben. Aus der Tatsache, daß man beim
fahren mit dem SchifTe innerhalb der ganzen Rifgegenc
zu Zeit auf dem Lande zerstreute Häuser gewahrt, s
Maltzan, daß die hier wohnenden Stämme, gleich ihre
verwandten in der großen Kabylie (in Algerien), H
wohnen und nicht Zelte, daß sie also nicht Nomaden ;
war ein etwas vorschneller Schluß. Neben und hir
seßhaften Bevölkerung gibt es auch Zeltbewohner, w
auch vielleicht ähnlich wie in anderen Gegenden Marc
innerhalb enger Grenzen ihre Weideplätze verlegen.
— 19 —
werden teilweise aus einem sehr nützlichen Grase verfertigt, dem
Haifa (stipa tenacissima), Espartogras. Dies kommt in großen
Mengen in Algerien vor, in Marokko nur in einzelnen Gebieten,
so neben dem Südwesten Marokkos, hier an den Abhängen der Rtf-
Gebirge. Das Espartogras findet in der ^Industrie mannigfache
Verwendung.
Entzückend ist nach den Beschreibungen, die uns nament-
lich de Foucauld gegeben hat, das Tal von Tetuan und Sche-
schäuen. Tetuan liegt 6 km vom Meere am Fuße der Berge,
von denen ein großer Wasserreichtum herniederquilit. Köst-
liche Gärten, dichte Orangenhaine umgeben die Stadt. Zwi-
schen Tetuan und Scheschäuen ist das Land eigentlich ein
großer Garten, fast bei jedem Schritt stößt man auf Bäche, sie
rinnen von allen Seiten hernieder und eilen murmelnd dahin
unter dichten Farnkräutern, Lorbeerbäumen, Fe^en- und Wein-
stöcken, welche an ihren Ufern von selbst wachsen, „Nirgends,"
sagt de Foucauld, der doch so weit in Marokko umher gereist
ist, „habe ich einen reizenderen Anblick genossen, nirgends so
viel Üppigkeit, nirgends ein so fruchtbares Land, nirgends so
fleißige Bewohner gesehen. Ununterbrochen reiht sich Dorf an
Dorf; der Weg, von Rosenhecken begrenzt, tritt fast nirgends
aus den Fruchtgärten heraus; man reitet im Schatten von Gra-
natenbüschen , Feigenbäumen , Pfirsichen und Weinstöcken, die
sich an den Bäumen emporziehen. Die Bäche sind so zahlreich,
daß man fast beständig im Wasser reitet." Scheschäuen ist be-
sonders berühmt wegen seines Weinbaues ; die Weintrauben,
welche von hier kommen, sind in ganz Nord-Marokko berühmt.
Die Stadt selbst, innerhalb steiler Berge, in einem Kranze grüner
Gärten, bietet einen äußerst malerischen Anblick. De Foucauld
sagt, daß er eher geglaubt hätte, ein friedliches Städtchen am
Ufer des Rheins vor sich zu sehen, als eine Stadt, welche als
die am meisten fanatische der wildesten Gegend Marokkos gilt.
Zu diesem Eindruck trug wohl auch der eine Umstand bei, daß
die Häuser hier in Scheschäuen nicht wie sonst in Marokko mit
platten Terrassen, sondern mit roten Ziegeldächern gedeckt sind.
Tetuan ist vielen Touristen, welche nach Tanger kommen,
bekannt. Diese machen von dort aus oft einen Ausflug hierhin,
um nicht nur die entzückende Natur, sondern auch den An-
blick des von europäischem Einfluß noch unberührten maurischen
Lebens zu genießen. Die Stadt, deren Einwohnerzahl man auf
etwa 2O0O Seelen angibt, und in der sich namentlich auch eine
Das ]VIutOta-6ebiet.
Ein großer Fluß, ja einer der größten Marokkos, durch-
bricht die Kette des Rif-Gebirges : es ist die Mulüia, die nicht
weit von der algerischen Grenze in das Mittelmeer einmündet.
Der Fluß wird schon von den Römern genannt in den Formen:
Mulucha und Malua. Er bildete einst die Grenze zwischen
den Staaten des Bochus und des Jugurtha und blieb auch
später die Grenze von Mauritania Tingitana und Mauritania
Caesariensis. Der Fluß kommt fernher, von den höchsten Gipfeln
des Atlas-Gebirges. Von diesen Bergen,' die noch im Mai ganz
mit Schnee bedeckt sind, empfängt er reichliche Wassermengen ;
merkwürdigerweise gelangt er dennoch ziemlich wasserarm zum
Meere. Dureyrier fand, daß er am 5. Juni 1886, als eben die
Schneeschmelze im Hochgebirge begonnen haben mußte, dicht
bei der Mündung nur 40 m breit war und eine größte Tiefe
von nur IV2 m hatte. Den Grund dieser Wasserarmut sucht
man in dem Umstand, daß der Fluß etwa in den letzten ^/j
seines Laufes ein Wüstengebiet durchfließt, wo er, wie es auch
sonst in Wüsiengegenden das Geschick der Flüße zu sein
pflegt, durch Verdunstung und Aufsaugung viel von seiner
Wassermenge abgeben mag. In dies Wüstengebiet gelangt man
vom Meer aus, an dem entlang auch schon eine Steppe sich
ausdehnt, sogleich nach Überschreitung des dem Meere paralell-
laufenden Randgebirges. Es zerfallt in verschiedene Landschaften:
die Ebene Angad und südlich davon die Wüste Tafräta, beide
auf dem rechten Ufer der Mulüia ; sodann die Wüste Garet und
weiter südlich die Ebene Dschell, beide auf dem linken Ufer der
— 23 —
und Feigenbäumen, alles herrliche Bäume, die den entzückendsten
Anblick bieten.
Der Fluß ist hier in seinem Oberlauf etwa 30 m breit und
1,20 m tief. Das Tal ist von Kasba el- Machzen bis el-Brid-
scha etwa ' 16 km breit, bei el-Bridscha erweitert es sich be-
deutend und erreicht bei Misür eine Breite von ungefähr 32 km.
Von da ab wird es allmählich wieder enger, bei Utät Uläd el-
Hädsch ist es nur noch 20 km breit, weiterhin, bei Uläd Hamid,
tritt es dann, nachdem es sich weiter verengt |hat, in die oben
erwähnte enge Schlucht (arab. Kheneg) ein.
Das Bett der Mulüia ist im allgemeinen wenig eingesenkt,
die Ufer sind sandig und vielfach, in der eben beschriebenen
Hochebene und auch sonst, mit Tamariskenbüschen bedeckt.
Die Ebenen, welche der Fluß nach jenem Durchbruch durch-
zieht und die wir oben nannten, sind steinige, oft tischgleiche,
r
Öde Flächen. Hier ist das Niveau des Flusses oft fast gleich
dem Niveau der ihn umgebenden Ebene, und er unterscheidet
sich oft von dem gelben [Sand der Steppen nur durch das
Schimmern seiner, in einem langen Bande sich dahin schlän-
gelnden Wasser.
Der wirtschaftliche Wert der Oasen des oberen Stromge-
bietes der Mulüia ist leider beeinträchtigt durch die vielen Wild-
nisse und Fährlichkeiten , durch welche es abgeschlossen ist.
Auch noch einige Vorberge durchbricht die Mulüia ebenso,
wie es vorher bei der Atlas-Kette der Fall gewesen war, in engen
Schluchten, die einen Verkehr längs des Flusses fast ganz aus-
schließen, also auch ihrerseits das obere Stromgebiet isolieren.
Daß aber das ganze Stromgebiet der Mulüia bis heute im ein-
zelnen so wenig erforscht ist, »wie es der Fall ist, hat seinen
Grund nicht sowohl in der Unwegsamkeit als in der oben ge-
schilderten Ungastlichkeit dieser Gegend des nördlichen Marokko.
Tatsächlich gehört, wie Duveyrier nachdrücklich hervorhebt, die
Mulüia zu den am wenigsten bekannten Flüssen unseres Erdballs.
Die so schönen Krümmungen, die so individuell aussehenden
Einzelheiten, welche unsere Karten zeigen, sind fast alle rein
hypothetisch. Das meiste, was wir von dem Flusse wissen,
verdanken wir dem glänzenden Verdienste des Vicomte de
Foucauld.
Von den Nebenflüssen der Mulüia ist eigentlich nur der
Wad Zä von Interesse. Dieser allerdings ist ein recht bedeu-
- 24 —
tender Zufluß , der an Größe dem Hau
Er kommt ausWüslengegenden, tritt ab«
reich und fruchtbar sind. Das Bläd Zä, vi
Flixsses in die Mulüia bis Gefait im NV
halb des Gebietes des Flusses ein einzig
piger, grüner Fruchtgarten und auch z
Nicht weit von der Mündung des Flusses
einer von Mulai Isma'ü erbauten Festun
jetzt von benachbarten Stämmen als Ge
werden; namentlich auch die Umgegen
einen blühenden Anbück dar. Zwischen 1
sich Gruppen von Ölbäumen, Granaten,
bäumen aus, dunkle Flecken inmitten ei
piches, und zwischen durch, halb verstt
vorblickend, eine große Menge von Ze!
völkerung. Diese ganze Fruchtbarkeit .
Wassermenge des Zä, der nie austi'ockr
Dae Htlaa-Torland.
Das Atlas-Vorland bildet einen sehr erheblichen
zu den eben geschilderten Gegenden. Einen Gegens
schaftlich und wirtschaftlich. Der letztere Gegensatz
sonders wichtig. Während das Rif- Gebiet und auc
Mulüia heut ohne wirtschaftliche Bedeutung ist und .
abzusehen ist, ob und wann es eine solche, selbst t
europäischen Macht, später erlangen wird, so ist das
and, d. h. das weithin sich aufrollende, zwischen c
gebirge und dem atlantischen Ozean sich ausdehnende,
teils hügelige Gebiet, heut schon von sehr erheblic
Ischaftiichem Wert, und dieser Wert kann nur, wenn (
das Land besser ausgenutzt werden wird, in sehr e
Maße wachsen. Wenn Rohlfs, Theobald Fischer u
berufene Forscher Marokko für das am meisten mit Na
nissen gesegnete Land Nord-Afrikas erklärten, so haber
Urteil sicherlich die westlichen Hänge des Atlas-Geb
besondere das Alias- Vorland, den schwerwiegendsten i
Norden dieses Gebietes war im Altertum mit blühenden,
Kolonien bedeckt , deren Reste heut noch vorhandi
Schon vor den Römern hatten sich die Phönizier an
festgesetzt. Sie hatten hier eine Reihe von Pflanzstä
') So Volubilis (heut Ksar Far'ün im Dschebel Zerhör
Aelia Banasa (heut Sidi Ali Bu Dachen im nordöstlich von Mehi
dum novum (heut Ksar el-Kebirl Zilia, Zilis, Colonia Juha Con
heut Aaila [Arsila.]), und andere. Vgl. das oben S. Xlll angegebei
Tissot
— 26 —
denen Safa, an der Mündung desBu-Regreg (das heutige Schella,
in der Nähe von Slä-Rabät), eine der bedeutendsten war, und
vielleicht wareji sie es, die in dem Dschebel Hadid {„Eisenberg")
bei Mogador, nach Ausweis der heut noch vorhandenen Stollen,
Eisenbergbau betrieben haben. Davon, daß fremde Gäste diese
Küste besuchten, weiß auch die heutige Volksüberlieferung noch
2U bei-ichten. Mir wurde von einer Tradition berichtet, die in
Schäuia, dem Hinterlande von Casablanca, besteht, daß nämlich
in alten Zeiten Leute auf Schiffen gekommen seien, die Schiffe
aufs Land gezogen, die Äcker bestellt, geerntet hätten und dann
wieder mit ihren Schiffen fortgezogen seien. Wegen seiner
Fruchtbarkeit, insbesondere seines Getreidereichtums, war dieses
Atlas- Vorland von altersher berühmt — namentlich das Gharb,
die höchst fruchtbare Landschaft westlich von Fes, war auch
schon im Altertum eine Kornkammer.
Küetcnverhältnfese.
Ich hatte zunächst während einer längeren Küstenfahrt
zwischen Tanger und Mogador, dem südlichsten, dem Verkehr
geöffneten Hafen der atlantischen Küste Marokkos, Muße und
Gelegenheit, vom Schiffe aus diese Küste, der wir stets sehr
nahe blieben, zu betrachten und auch die Hafenverhältnisse
dieser Küste einigermaßen praktisch kennen zu lernen.
Von Tanger ab bis Larasch ist die Küste hügelig, die
Hänge sind allenthalben — wenigstens so im Frühjahr, wo ich
sie sah — mit grünen Matten oder auch mit Buschwerk, hier
und da mit Wäldern von Korkeichen bedeckt. Hinter diesen
Hügeln werden bisweilen, so im Süden von Kap Spartel und
bei Larasch, höhere, zum Teil, damals als ich sie sah, mit Schnee
bedecK'te Bergzüge sichtbar. Von Larasch aber bis nach Safi
hin ist die Küste teils (so besonders anfangs, bis Rabat), flach,
teils (so insbesondere zwischen Azemmür und Safi) ein niedriges
Plateau, daher denn zum Teil dem Auge nur die nach dem
Meere abfallende sandige oder felsige Böschung sichtbar wird;
großen Teils aber bieten sich dem Blicke ausgedehnte grüne
Ebenen dar. Nirgends fast eine Spur von Wald oder Baum-
wuchs, nur in dem Flußtal hinter Rabat gewahrt man etwas,
das aussieht wie Wälder — in Wahrheit sind es die herriichen
Fr ucht gärten , die wie ein dichter, grünender Kranz um diese
Stadt sich legen und sich stromaufwärts das Flußtal des Bu Reg-
*«
— 27 —
reg hinaufziehen. Im übrigen könnte man glauben, sich in
die Umgegend von Magdeburg versetzt zu sehen. Erst von Safi
ab steigt die Küste wieder an, zunächst in niedrigen, teilweise
aber zum Meer schroff abfallenden Höhen, während das Land
dahinter einen plateauartigen Charakter hat; bei Mogador aber
werden diese Höhen bedeutender, und man sieht in der Ferne
höhere Bergzüge — es sind die Vorberge des südlich von Mo-
gador ^bei Kap Gir am Meer abbrechenden Hoch- Atlas.
Die Städte dieser Küstenstrecke, die wir z. T. oben schon
aufzählten, gewähren vom Meer aus mit ihren blendendweißen
Häusern im grünen Kranze der Felder und Gärten — nur Mo-
gador erscheint vom Meer aus als in einem Sandmeer liegend —
zumal, wenn der helle Sonnenschein darauf ruht und der tief-
blaue Himmel dahinter und darüber sich wölbt, ein überaus
freundliches Bild. Reizvoll ist namentlich der Blick auf Tanger,
der ja manchem der Leser bekannt sein wird. Die Stadt mit
ihren weißen Mauern zieht sich im Westen der nach ihr genann-
ten Bucht malerisch an einem Abhänge hinauf, der zu einem
niedrigen Hochplateau führt. Oben begrenzen sie weithin sich
ausdehnende, im herrlichsten Grün prangende Gärten, aus denen
eine größere Anzahl von Villen europäischer Bauart freundlich
hervorblicken. Aber die übrigen Städte haben den andern Reiz,
daß der Europäer hier aus der Ferne von europäischem Wesen
nichts mehr gewahrt — geheimnisvoll liegen diese maurischen
Städte vor ihm da, ja, fast verzaubert können sie ihm erscheinen,
wenn er etwa Gelegenheit hat, längere Zeit vor der einen oder
der andern mit dem Schiffe zu liegen, auf Verbindung mit dem
Lande wartend. Vergebens läßt der Dampfer seine Sirene er-
tönen, laut und nachdrücklich fordernd; vom Lande hört man
nichts als das Tosen der Brandung, durch die ein Boot hindurch
zu senden nicht möglich wird — der Dampfer wartet und wartet
— aber regungslos, ohne ein Zeichen des Lebens liegt die Stadt
da, so heiter glänzend im Strahl der Sonne und so in sich ge-
sammelt, als ob sie in der Tat mit der übrigen Welt gar nichts
zu tun habe.
So ging es mir vor Larasch, und überhaupt hatte ich reich-
lichste Gelegenheit, während einer sehr beschaulichen Küsten-
fahrt eine Tatsache persönlich zu erfahren, die, wie die Dinge
zur Zeit liegen, neben allem Günstigen, was über Marokko zu
sagen ist, nicht übersehen werden darf; die z. Zt. im allgemeinen
- 29 ~
So lagen wir einen Tag vor Rabat und dampften danach —
nach Tanger zurück. Hier wird die für Larasch bestimmte
Ladung — unter anderem 1000 Sack Zucker, ein Haupteinfuhr-
Artikel in Marokko — gelöscht. Die Empfänger müssen dann
zusehen, was sie mit der Ware machen, ob sie sie bei günstigerem
Wetter mit einem kleinen Gibraltar-Dampfer holen oder am Platze
verkaufen wollen. Der Transport zu Lande dürfte jedenfalls zu
kostspielig sein.
Nun traten wir denn von Tanger aus zum zweiten Mal
unsere Küstenfahrt an. Wir gingen an Larasch, ferner aber
auch an Rabat, wo die Verhältnisse sich immer noch nicht ge-
ändert hatten, vorüber nach Casablanca. Diese Stadt hat eine
selbst großen Schiffen leicht zugängliche Reede; schon nahe am
Ufer ist das Wasser 10 m tief. Aber die Bucht, an der
Casablanca liegt, ist nach Norden gänzlich offen und gewährt
nach Westen hin nur geringen Schutz. So können auch hier
unter Umständen schwierige Landungsverhältnisse sein. Wir
hatten hier keine großen Schwierigkeiten zu überwinden; es
konnte ohne Unterbrechung gelöscht und auch neue Ladung
eingenommen werden. Ein andrer deutscher Dampfer freilich,
den wir dort antrafen, hatte fast eine Woche vor dem Orte ge-
legen, ohne etwas ausrichten zu können. Auch die für Rabat
bestimmte Ladung wurde hier von uns gelöscht. Darauf gingen
wir dann nach Safi weiter.
Safi gilt als sehr schlechter Hafen. Die Bucht, an der die
Stadt liegt, ist, wenn auch gegen Norden und Osten geschützt,
gegen Westen und Süd- Westen völlig offen. Wir waren damals
vom Glück außerordentlich begünstigt. Die See, die hier so
schlimm sein kann, lag da so glatt wie das Alsterbassin in
Hamburg. Wir konnten bis ziemlich nahe an Land gehen;
einige Segelschiffe aber, die im Notfalle nicht so leicht die hohe
See gewinnen können, lagen weit draußen. Das gute Wetter
dauerte auch nicht lange. Am nächsten Morgen konnten die
Arbeiten schon nicht mehr fortgesetzt werden, und wir mußten
nach Mogador weiter gehen.
Den Hafen Mazagan lernte ich auf meiner Küstenfahrt nicht
kennen. Dies ist indessen vielleicht die beste Reede ganz Marokkos,
gilt heute jedenfalls sogar als besser und sicherer als Tanger.
Nur wenn der Hafen Tangers durch den Ausbau einer Mole er-
weitert würde, ließe sich über den Vorrang streiten. Mazagan
- 30
, Süd- Westwinde, die hier i
Hafen Verhältnisse von Mo
3sei' Küste,^sind einigermaC
Küste vorgelagerte kleine I
Dennoch müssen auch
sein, um bei umschlagenc
inn sehr rasch eintreten), so
lieser „Mausefalle", wie um
in.
art sind die Hafenverhältni
lere Frage ist ja die, ob
B. bei Rabat jetzt schlecht
)der auch an begünstigten
fen sind, neue geschaffen w
lejaht. So glaubt man z. t
, vielleicht des bedeutendst
r ein kleines Dorf, Mehedi
n bedeutender, einer blü
s Leben gerufen werden k(
gleich im Zusammenhang«
[tischen Küste Marokkos z
gadjr, das durch das Kap C
irtrefflich geschützt ist, ein
ist zudem das Ausgangst
1 Hohem Atlas und Anti-.
: Bodenschätzen reich gese
eut geschlossen ; die marok
ador zu begünstigen und
hat den Schiffen in Agadii
llgeder widrigen Landungs
ng von fast einer Woche
eduld, nun das Land zu b
lessen Küste ich so lange i
edanken so lange beschäfti
Das HtUe-TorUnd i
chdem ich nur eine Nacht
n Konsuls Herrn von Mau
nächsten Morgen in Begleitung V(
— 31 —
Gewühl des Marktverkehrs, durch das nach Norden führende
Stadttor an dem ausgedehnten jüdischen Friedhofe vorbei in. die
Weite. Etwa 25 km von Mogador entfernt, bei Ain el-Hadschar,
am Fuße des Dschebel Hadid, sollte ich mit dem Leiter unserer
Expedition, Herrn Professor Dr. Theobald Fischer, der mich dort
erwartete, zusammentreffen.
Gleich dieser erste Ritt zeigte mir ein für jene Gegend
Marokkos typisches Landschaftsbild. Der Weg führte zuerst
nördlich am Meer entlang. Um nicht den beschwerlichen Weg
durch die Dünen nehmen zu müssen, wählt man die Zeit der
Ebbe. Man reitet dann über den ziemlich festen , vom Meer
freigelassenen Strand. Als ich den Blick rechts über die Dünen
schweifen ließ, schien es mir, als ob ein dünner Rauch von
diesen aufstiege. Es war der feine Sand, den ein leichter West-
wind vor sich hinwehte. So sah ich, wie diese Dünen unter
meinen Augen ihre Form veränderten. In der Nähe von Mo-
gador ist ein ehemaliger Sultanspalast, der jetzt schon zum guten
Teil von den Dünen verschlungen ist.
Es war ein heller, schöner Tag, der eine weite Umschau
ermöglichte. Rechts in einiger Entfernung strich ein mäßiger,
mit grünem Buschwerk bewachsener Höhenzug, der allmählich
nach Norden zu näher an die Küste tritt. Nachdem wir etwa
2 Stunden geritten, waren wir dicht an seinem Fuße, und nun
bogen wir vom Meere ab, einem allmählich aufwärts führenden
Saumpfade folgend.
Die Szenerie wechselte jetzt vollständig. Die Sanddünen
lagen hinter uns. Das steinige Geröll um uns war mit Busch-
werk bedeckt, das immer dichter wurde und bald das war, was
man hier in Afrika Wald nennt. Man muß bei dem Worte
nicht an unsere deutschen Wälder denken. Büsche und Bäume
stehen nicht so dicht wie bei uns; von der Ferne gesehen,
blicken zwischen den Baumkronen und Büschen überall Flecke
des Bodens hervor. Stark vertreten waren hier Zwergpalmen
(arab. Dum) mit den bekannten fächerartigen Blättern und hohe
Ginsterbüsche, teils gelb blühend, teils mit 'schönen weißen
Blüten, dazwischen Blumen mancherlei Art, femer das Grün
von Meerzwiebeln, Asphodelen usw. Dann traten unter dem
Strauch- und Baumwuchs auf eine Art Thuja, sowie Ar'ar
(Callitris quadrivalva) , Wacholder, hier und da ein großer
dichter dunkelgrüner Johannisbrotbaum, andere großenteils
dornige Büsche, vor allem aber der für diesen Teil Marokkos
^
- 32 —
charakteristische Argan-Baum (Argania sideroxylon). Der Argan-
Baum kommt heute nirgends auf der Erde außer im südwest-
lichen Marokko vor. Er ist von kurzen gedrungenen Formen,
die starken Äste krümmen und winden sich nach allen Seiten,
die dunkelgrünen, kleinen, lanzettförmigen Blätter stehen dicht
beisammen und dicht an den mit scharfen Domen bewehrten
Zweigen. Die Früchte haben Form und Größe einer Pflaume;
sie waren um jene Zeit (Mitte März) grün, teilweise rotbraun
gefärbt. Sie haben einen herben, stringierenden Geschmack.
Sie dienen als Viehfutter, aus den Kernen aber, die vom Vieh
übrig gelassen werden, wird ein Öl gewonnen, das in jenen
Gegenden allgemein anstelle des Olivenöls gebraucht wird.
Vorzüglich verwendbar ist dann aber noch vor allem das über-
aus harte Holz dieses Baumes, wonach dieser seine Bezeich-
nung sideroxylon („mit dem eisenharten Holz") erhalten hat.
Indem wir von Mogador aus nach Nordosten und Norden
ritten, hatten wir die Nordgrenze der Verbreitung dieses Baumes
bald erreicht. Sie reicht längst nicht bis an dep Tensift-F-luß.
Nach Süden aber bedeckt er, untermischt mit dem Ölbaum, das
ganze bergige Gebiet der Provinz Haha, die ein großes Wald-
land ist, freilich in jenen oben charakterisierten, lichten Be-
ständen und mit dazwischen eingestreuten Getreidefeldern.
Nachdem ich die oben erwähnte Höhe erreicht hatte, ging
es auf dieser eine Weile fort. Hier und da begegneten jetzt
meinem Auge grüne, mit Steinen umfriedete Acker; es waren
teils Weizen-, teils Gerstenfelder. Die Gerste stand schon
um
großenteils in Ähren und war etwa % m hoch, der Weizen
war im allgemeinen nur etwa halb so hoch, zum Teil noch
niedriger (Mitte März). Einmal verhüllte sich die Welt um uns,
wir waren mitten in einer Wolke — freilich nicht in einer der
uns vertrauten, sondern in einer Wolke von Heuschrecken.^)
1) Die Wanderheuschrecke ist eine der schrecklichsten Plagen Marokkos.
Wo sich die ungeheuren Schwärme dieser Heuschrecken niederlassen, vertilgen
sie die Ernten oft völlig. Wir kamen mehrfach an solchen durch Heuschrecken
vernichteten Feldern vorbei. Die Verwüstung war zum Teil so, daß man zu-
erst zweifeln konnte, ob man ein bestelltes Feld vor sich habe. Wenn die
Tiere ihr Zerstörungswerk vollendet haben, legen sie ihre Eier in die Erde und
fangen dann an in Massen zu sterben. Bald freilich sind die kleinen Heu-
schrecken ausgekrochen, von denen wir vielfach auf dem Boden unglaubliche
Mengen herumwimmeln sahen, und die Plage ist sofort erneuert und schlimmer
als vorher. Die Vertilgung der Eier ist denn auch das Hauptmittel , die Ver-
heerung einzuschränken, und die marokkanische Regierung hat sich (wie ich
— 35 —
da auch die hier sich ausdehnenden Landschaften Schiadma und
Haha hügelig oder gebirgig sind.
Teilweise verschwinden aus dieser Steppe die Strauch-
gewächse, und man hat dann im Frühjahr die reine Blumen-
steppe, die einen prächtigen Anblick gewährt. Da dehnt sich zu
unseren Füßen eine große Fläche aus, fast ausschließlich mit
einer Art schöner gelber Calendula dicht bewachsen; weiterhin
ein Hügel ganz in violetten Farben, anderwärts ganz weiße,
blaue oder orangefarbene Flächen, dann wieder ein bunter
mannigfaltiger Blumenteppich, der uns zeigt, woher die Marokkaner
die Muster ihrer Teppiche entlehnt haben.
Aber überall hat man sich in die Steppe hineingestreut zu
denken, bald seltener, bald zahlreicher, bebaute Felder, Dörfer
und Gehöfte in einer der geschilderten Formen, dabei meist*
Pflanzungen von Opuntien (Kaktusfeigen), und endlich vor allem
zahlreiche Viehherden. Namentlich die Schafzucht ist überall
bedeutend, daneben werden Ziegen (besonders zahlreich im Süden)
und überall, vorwiegend aber weiter im Norden, viele Rinder
gehalten. Ich sah in Schäuia wiederholt ganz bedeutende
Rinderherden, an einem Tage einmal drei Herden von je weit
über 100 Haupt Vieh, schöne, vortrefflich genährte Tiere, die
bei uns auf Viehausstellungen Ehre eingelegt hätten. Auch die
Pferdezucht ist bedeutend; berühmt wegen ihrer Pferde ist be-
sonders die Provinz Abda.
Reist man in der Steppe, so ändert sich die Szenerie plötz-
lich, wenn man an einen Wasserlauf kommt. Ritt man eben
durch Steingeröll und niedriges Gestrüpp, so sieht man plötzlich
in einer Mulde, zu der man hinabreitet, die lieblichste Oase sich
öffnen. Da rinnt etwa aus einem gewaltigen Gebüsch von
Binsen und weißen Schwertlilien das Wasser einer Quelle her-
vor, wir haben uns einen Weg zu bahnen durch riesige Ole-
anderbüsche, die uns, indem wir auf unseren Tieren sitzen, noch
überragen, wir reiten dahin zwischen mächtigen Feigenbäumen,
dichten Granatbüschen und vorbei an Gruppen von Dattel-
palmen ; weiter Röhricht, hohes Buschwerk von Gummi- Akazien i),
an denen sich blühende Winden emporranken und anderes Ge-
sträuch — und in den Zweigen ringsum Finkenschlag und
lustiges Vogelgezwitscher.
1) Man begegnet der Gummi-Akazie indessen nur südlich vom Flusse
Umm er Rebi'a und auch hier, je weiter nach Norden , um so mehr vereinzelt,
3»
— 42 —
hinreichend Wasser. Vereinzelt treten sogar
Überall trifft man hier und da auf Gerstenfelde
Viehherden. Letztere müssen dann freilich währ
wo die Steppe verdorrt — es sind dies ja aller
wenige Monate — dem Gebirge oder andei
Strichen zugetrieben werden. Zu beachten ist, <
welches im übrigen zu den ungünstigsten Disti
Vorlandes zu gehören scheint, nach den Versicl
caulds reiche Herden von Schafen, Pferden ur
weist. Allerdings stößt auch hier an eine weite
Ebene {im Süden) das gebirgige Terrain (im
selbst in der Ebene dort gibt es Felder und jed
jähr Weiden.
Df< subatUntfechcn ß<rl(8clungB-l
Neben dem Kulturgürte!, der sich am Mei
und dem darauffolgenden Steppengürtel ist im All
dritte Zone von Wichtigkeit: die der sogenannt
Oasen, die sich in der ganzen Ausdehnung c
an seinem Fuße hinzieht.') Das von den Bergen
oder sonst vorhandene Wasser wird hier in z.
zum Teil in mühevoll angelegten unterirdischen
sogenannten Chattaras^), von einer fleißigen Bew
zu bewässernden Lande zugeführt, auf dem ^
Fruchtbäume, wie Oliven, Granaten, Apfelsinen,
usw. gepHanzt werden. Alle Reisenden, so '
namentlich de Foucauld rühmen den reichen K
der sich um eine große Zahl von Ortschaften ai
birges herum legt, sodaß weite Gebiete ein einzige
sind und die fruchtbarsten, mit am meisten bevi
Marokkos bilden.
Solche Oasen sind außer den beiden H
Landes selbst, Marräkesch und Fes, z. B. Ka
Demnät und Umgegend, femer weiterhin in d
Täza und Wawizert (letzteres am Wäd el-Abid
1) Diese drei Zonen sind von Theobald Fischer in
Getreideland, Weideland und Fruchtbau mland bezeichnet w
2) Vergleiche über diese unterirdischen Leitungen n<
werk Theobald Fischers 1900S.86ff. Man findet dieses S>-!
Jenen Bezeichnungen innerhalb der verschiedensten Geg
und auch Vorder- Asiens.
— 43 —
beschreibt den Weg zwischen Kasba Tadla i
MeMl als entzückend, Iteine Stunde, in der
Wasserlauf überschreitet, keine Stunde, in derm
Gärten und Haine von Fruchtbäumen antrifft, fi
liegt auch eine Ortschaft Fischtäla, die sehr reic
Rings auf den Höhen dehnen sich Haine voi
und weite Gärten aus, die Foucauld mit denen
Sfrü vergleicht. Die lieblichsten und fruchtbars
scheinen indessen Kasba Beni Melläl, Sfrü un
Namentlich von Sfrü entwirft de Foucauld eine
derung. Nachdem er Fes verlassen, durchzog f
deren steiniger Boden mit Zwergpalmen bedeck
befand er sich inmitten einer hygeligen Lanc
Quellen und Bäche war. An den Ufern hc
büsche. Bei Behalil beginnen bereits schöne i
Fruchtgärten; von da ab wird man auch schoi
Sfrü ansichtig, die sich allmählich aufsteigend fe
Die Stadt selbst ist vollständig in dieser dichte
verborgen, sodaß man sie erst erblickt, wem
Toren steht. De Foucauld sagt: „Diese Gärten
groß und so wunderbar, daß ich ähnliche in W
sehen habe. Es sind dichte Wälder, deren Laul
dringlichen Schatten wirft und eine entzückende I
alle Zweige sind voll Früchte, der Boden, imm
kleidet, ist von unzähligen Quellen durchzogen,
auch eine blühende und wohlhabende Stadt, si
Fes hin außerordentlich bedeutende Mengen von ,
Zitronen, Kirschen, Weintrauben, und es wird
den Juden?) ein sehr guter Wein zu billigen
Die Berge der Umgegend liefern ausgezeichnet«
DU flUaot (tce HtUs-Yorland
In wirtschaftlicher Hinsicht interessieren i
Flußläufe, wobei besonders die Frage nach ih
in Betracht kommt. Eine andere Frage ist ja dii
Flußläufe zu Berieselungen venvandt werden 1
gemeinen ist in dieser Beziehung zu sagen, c
meist so tief eingeschnitten sind, daß sie, wie i
mit Bezug auf die Umm er Rebi'a bemerkt wii
lungszwecke schwer verwandt werden könnet
Flüsse des Atlas-Vorlandes sind in nordsüdliche
— 49 —
Ksür zusammengerechnet. Die meisten sonst noch genannten
Ortschaften haben um 1000 Einwohner oder darunter.
Für die Europäer kommen von den Städten des Inneren
direkt, als Aufenthaltsort, heutzutage nur die beiden Haupt-
städte Fes und Marräkesch in Betracht.
Fes, das altberühmte glänzende Zentrum arabischer Kultur,
ist eine Doppelstadt: Alt- und Neu-Fes, an einem Abhänge etwa
4 km südlich vom Sebü gelegen. Es ist ausgezeichnet durch
die Fülle seines fließenden Wassers. Ein Bach, der sich in
zwei Arme teilt und weiter in zahlreiche Kanäle verteilt ist,
durchströmt die Stadt, leider großenteils verunreinigt und stinkend
gemacht durch den Unrat, den man diesen köstlichen Gewässern
übergibt. Ausgedehnte Gärten umgeben die Stadt, während sie
im Innern großenteils eng und schmutzig sein soll. Unter den
vielen Moscheen der Stadt sind besonders zu nennen die des
Mulai Idris, des Gründers der Stadt, die Moschee El-Andalüs
und die Moschee Karauin, letztere mit einer berühmten Bibliothek
und einer Gelehrtenschule, die im arabischen Westen etwa den
Rang hat wie die der Azhar-Moschee in Kairo. Unter den
100000 Einwohnern sollen 4000 Juden und 2000 Algerier sein.
Die Stadt hat eine sehr günstige zentrale Lage, seine Bezie-
hungen sind leicht sowohl mit dem Atlas ^Vorland (dadurch die
Beziehungen zu Europa) wie mit Algerien (über Täza usw.,
vgl. oben S. 3) und mit den transatlantischen Oasen und dem
Sudan (vgl. S. 65). Handel und Industrie der Stadt sollen noch
heut sehr bedeutend sein. Als Industriezweige sind berühmt
Weberei, Lederarbeiten, Töpferei, Metallarbeiten.
Fes ist eine der Residenzen des Sultans. Der jetzige Sultan
bevorzugt allerdings Marräkesch als Residenz. Außer Fes und
Marräkesch gibt es noch zwei Städte, die machzanija d. h.
„Regierungs-, Residenz-Städte" sind: Miknes und Rabat.
Deutschland hat seit zwei Jahren, wie auch an anderer Stelle
gesagt ist, einen Konsul in Fes.
Kann man. Fes noch heut in gewissem Sinne ein Zentrum
der Zivilisation nennen, so hat Marräkesch einen ganz andern
Charakter. Doutte hat Recht, Marräkesch zu charakterisieren
als eine „ville d'allures soudaniennes". Schon die Palmenhaine,
hinter denen sich die Stadt verbirgt, erwecken den Eindruck einer
Oase. Das berberische Element ist in der Stadt stark ver-
Kampffmcyer, 3Iarokko. 4
^
— 50 —
treten M; an Markttagen soll man mehr berberisch als arabisch
hören. Ebenso gibt es hier viele Neger. Ausgedehnt, von außen
stattlich (ihre Mauer hat eine Ausdehnung von 12 Kilometern),
ist sie im Innern vielfach verfallen. Die Industrie der Stadt soll
sehr zurückgegangen sein; die Bewohner treiben hauptsächlich
Gartenbau. Daneben hat allerdings der Handel (mit dem Süs,
Täfilelt und der Küste) auch noch ziemliche Bedeutung, obwohl
keine so große wie der Handel von Fes.
Miknes, dessen hauptsächlichste Gebäude aus den Ruinen
der benachbarten Römerstadt Volubilis (Ksar Far'ün im Dechebel
Zerhün) aufgeführt sind^), ist eine alte Berberstadt und hat
auch noch als einen Rest alter Zeiten die stattliche Kasba, die
von einem Merinidenfürsten um 1276 n. Chr. erbaut ist.
Aber neu erstehen ließ die Stadt Mulai Isma'il, der hier die
Negertruppe der Buacher (Plur. von Buchari) als Militärkolonie
ansiedelte (heut etwa ^000 Neger, die hier sind) und die Stadt
als seine Residenz, als ein marokkanisches Versailles, glänzend
ausbaute. Der Palast, den er sich erbaute, von herrlichen
Gästen umgeben, nimmt die Hälfte der Stadt ein. Die Straßen
sind schön , verschiedene Häuser und namentlich die Tore
fesseln das Auge durch ihre Architektur, rings um die Stadt ein
weiter Kranz von Olivenbäumen (Mulai Isma'il soll zweihundert
Tausend Ölbäume hier angepflanzt haben) — das Ganze ge-
währt einen sehr heiteren Anblick. Auch Brücken, die man zwi-
schen Miknes und Fes antrifft, zeugen von der Bautätigkeit
Mulai Isma'ils, der im übrigen einer der grausamsten Tyrannen
gewesen ist, die je in Marokko geherrscht haben.
In einem großen schattigen Park in Miknes sollen auch
Strauße gehalten werden.
Für den europäischen Handel werden zunächst noch weiter
wie bisher die Städte der Küste in Beträcht kommen. Über sie
mögen die Andeutungen genügen, die man im Verlaufe unserer
Darstellung verstreut findet.
1) Zu Leos Zeit war Marrakesch noch ganz berberisch.
2) Tissot S. 286.
Fr*r-fi?«in.:::n#''^
ff
Da9 809«
Die große, wohlbewässerte, fruchtbare und, wie es scheint,
namentlich auch an Bodenschätzen reiche Landschaft Süs ist
europäischem Einfluß vollständig verschlossen. E^ lebt im Süs
jetzt nicht ein einziger Europäer, während früher, bis zu den
sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts, Agadir für den europäi-
schen Handel etwa die Rolle spielte wie nachher Mogador.
Überhaupt scheint an der ganzen Küste südlich von Mogador
der europäische Handel zur Zeit gar keinen Stützpunkt zu haben ^).
Bekannt ist ja der unglückliche Ausgang der von Jannasch ge-
leiteten deutschen Handelsexpedition (vgl. das von Jannasch
herausgegebene Buch, oben S. XV). Über den tragikomischen
Ausgang eines im Jahre 1899 von englischer Seite im Süs ge-
machten Versuches der Anknüpfung von Handelsbeziehungen
berichtet Professor Fischer in seinem letzten Reisewerk Seite 34.
Kap Dschubi (Juby), früher Sitz einer englischen Faktorei, hat
der Sultan im Jahre 1895 durch Vertrag mit der englischen
Regierung angekauft; er unterhält jetzt dort eine Miiitärstation.
Der Hafen Agadir, welcher, wie oben angedeutet, der beste
der ganzen atlantischen Küste sein könnte, ist dem Handels-
verkehr verschlossen. Der eigentliche Grund soll der sein, daß
der Sultan den Verkehr der von seinem Kemlande entfernter
1) Ob die Spanier sich in Ifni (vgl. oben S. II) wirklich schon fest-
gesetzt haben, ist mir nicht bekannt geworden. Vgl. indessen S. 56. — In
dem zwischen dem Sultan von Marokko und England abgeschlossenen Ver-
trage betr. den Kauf von Kap Dschubi soll sich die Bestimmung ßnden, dafi
die marokkanische Regierung keinen Teil der um das Kap Dschubi gelegenen
Länder irgend jemand geben solle ohne die Mitwirkung der englischen Regie-
rung. Mohr a. a. O. S. 7.
4*
\-%
— 53 —
Mauern findet sich eine große Anzahl von Gärten und Hainen,
die sich um einzelne Gruppen von Häusern legen; nur im
Mittelpunkt ist ein geschlossenes Quartier von Häusern mit engen
Straßen. Früher unterhielt Tarudant einen lebhaften Handel
mit den Gebieten des. Niger, mit Timbuktu, Kuka, Kano und
andern Gebieten des Sudans. Namentlich exportierte es dahin
kupferne Kessel, die hier hergestellt werden. Veranlassung zu
dieser Industrie gaben die Kupferminen, die sich im Norden von
Tarudant befinden und bis zu einem gewissen Grade von den
Eingebomen ausgebeutet werden. Neuerdings sollen die Handels-
beziehungen des Süs mit dem Niger und dem Sudan im Zu-
sammenhang mit dem Einfluß der Besetzung Tuäts durch die
Franzosen zurückgegangen sein.
Die Hafenstadt Agadir ist heute auch in Verfall. Sie
wurde im 16. Jahrhundert Besitz der Portugiesen, welche die
Stadt Santa Cruz nannten. Aber später ging sie wieder in den
Besitz des Sultans über, der sie seit etwa 1770, wie schon be-
merkt, für den europäischen Handel schloß.
Alles, was aus dem Süs jetzt zum Export gelangt, geht
nach Mogador. Ebenso geht die Einfuhr europäischer Erzeug-
nisse in das Süs durchaus über Mogador. Aus dem Süs
kommen auf den Markt von Mogador hauptsächlich Ziegenfelle,
sodann vor allem Olivenöl und Mandeln; daneben wird auch
etwas Akaziengummi exportiert.
Cazerwalt und Vöiäd ffOn.
Südlich von der Landschaft Süs dehnt sich der Anti-Atlas
aus, der nicht so hoch ist wie der Hohe Atlas, aber doch bis
zu 3000 und 3400 Metern aufsteigt. In einigen Ausläufern er-
streckt er sich über den Wäd Nun (Wäd Assaka), ja auch bis
über den Unterlauf des Wäd Drä hinaus. Dieser Anti-Atlas soll
nackter und kahler sein als das eigentliche Atlasgebirge. Aber
auch er ist verhältnismäßig wasserreich. Die vielen Bäche
werden zur Berieselung in ausgiebigster Weise benutzt. Teil-
weise werden sie dadurch vollständig aufgebraucht; ein andrer
Teil aber vereinigt sich im Norden zu dem Wäd Messa (Wäd
Ulras, Oulrass usw.), im Süden zu dem Wäd Nun, der
freilich nur sehr selten Wasser führen soll. Er ist in einer
Mulde zwischen Anti-Atlas und einer südlichen Zweigkette des-
selben eingeschlossen. Eine Reihe kleinerer Bäche fließt direkt
dem Meere zu. Infolge dieses Wasserreichtums sind auch diese
Gebirgshänge sehr fruchtbar, es finden sich zahlreiche Frucht-
gärten und Kulturen, darunter Ölbäume, Wein, Granaten, Feigen,
Palmen und viel Gerstenbau, in einigen Tälern sogar Weizen.
Im Süden dieser Hänge gibt es indessen schon ödere Gegenden.
Nach de Foucauld, der auf seinem Wege von Tisint, einer der
Oasen des Wäd Drä-Gebiets, nach Mogador den Norden des
Wäd Nün-Gebiets streifte, gibt es in diesem Distrikt eine un-
fruchtbare Ebene, in der weder Gärten noch bestellte Acker sind.
In der Mitte dieser Ebene liegen verschiedene Ortschaften, die
speziell den Namen Wäd Nun tragen. Auch die Hauptstadt
Glimin ist rings von kahlen Bergen umgeben. Aber ahdrerseits
gibt es auch hier im Süden sehr fruchtbare Striche. Jannasch
— 56
hat; vielleicht handelt es sich nur
dische KauHeute, die sich unter
haben ').
Die Hauptstadt der Provinz
geschrieben Augelmin , Glimim us
getragen, ohne daß indessen der Nj
halb des u in dem Namen Nun). I
sodaß die Datteln hier nicht mehr i
Ölbäume, die indessen auch nicht se
hatte hier einen längeren Aufentha
mit der ihm eigenen Zuverlässigkei
zu berechnen war ihm nicht möglii
oder auch 6000 sein. In dieser St
borenen Fürstenfamilie, die früher
dann auch dem Sultan unterwarf,
neure) bestätigte. Zu der Zeit, wo
hielt, war Haupt dieser Familie un^
Ben ßirük. Lenz erwähnt einen
welcher indessen der Bruder des v
De Foucauld erwähnt einen El Ha
leicht auch ein Bruder desselben ts
Im Westen von Glimin liegt i
auch Hassan), auch genannt Tisgi.
von 510 m liegen und dient namei
für die umliegenden Bewohner, w
ihre Datteln bewahren'). Die StadI
2000 Bewohner zählen. Eine schi
begleitet den Bach, an dem die Ste
licher Markt soll hier sein. Übrige
Juden von dieser Stadt ausgeschlos
von Fum el Husan liegt die groß
Wege von Glimin nach der unten
l) Oder Bind es Spanler? Nur etwa
Aglu liegt das von Spanien in Anspruch gi
21 Vergl, S. 24 und S. 84.
wm»
imd Orü.
Die Provinz des Wäd Drä ') , trägt bereits vollständig
Steppencharakter. Das Gebiet ist im allgemeinen den südalge-
rischen Hochplateaux zu vergleichen. Innerhalb der Steppe aber,
sei es am Wäd Drä selbst, sei es an dem ihm vom Gebirge her
zuströmenden Seitenbächen, gibt es eine ganze Reihe fruchtbarer
und bedeutender Oasen.
Der Wäd Drä selbst, von gewaltiger Ausdehnung (er
soll über 1100 km lang sein, etwa wie die Elbe, insofern nach
dem Nil und dem Senegal der größte Fluß Nordafrikas!) ist in-
dessen, abgesehen von seinem Oberlauf, höchst wasserarm. In
seinem Oberlauf gibt er viel Wasser zur Berieselung ab, die
heiße Luft bewirkt eine starke Verdunstung, sodaß er von der
Stelle ab, wo er nach Westen umbiegt,, nur noch selten ober-
irdisch Wasser führt. Ganz selten soll das Wasser den Ozean
erreichen. Indessen scheint manches dafür zu sprechen, daß im
Strombett des Drä wie anderwärts in den Wäds jener Steppen-
g^enden unterirdisch Wasser vorhanden bleibt^). Wo der
Drä kein Wasser führt, wird sein Bett zu Kulturen verwandt
oder dient als Weide. Was die dem Drä vom Anti-Atlas her
zuströmenden Gewässer angeht, so werden diese durch die dem
Anti-Atlas parallelaufende Hügelkette des Dschebel Bani aufge-
halten. Sie durchbrechen diese zwar in engen Schluchten (cheneg
oder kheneg, nicht kenegh), dennoch aber wird das Wasser
durch diese Schranke gestaut, und so entstehen vor diesen Durch-
1) So die heulige Aussprache. Ein Bewohner den Drä ist ein Dräui.
Bei den arabischen Schriftstellern begegnet man aber der Form Dar'a (mit dem
Laut 'Ain).
2) Vgl, auch Jannaach S. 137 Anm.
bruchstoren eine Reihe von <
{von Ost nach West: Fum Zgid,
Haratia und Ischt).
Gewissermaßen als Haup
grut, nördlich von der entsch
welche der Wäd Drä macht, b
Becken eintritt'). Tamagrut hat
das Grab des Sidi Hämed Ben
der Heiligkeit des Ortes sind au
Andrerseits bedingt der Zusammi
Heiligtum, daß der Markt des i
ist. Südlich von Tamagrut, f
Knie des Wäd Drä, liegt die
Mimsina (Mimsischa?)
Eine der wichtigsten Gast
Bani-Oase Tisint (Tizint). Sie
Quellen bewässert und gleicht
Walde. Etwa. 20 km südöstlich
markt dieser Gebiete. Südwest
Talta. Noch weiter im Süi
und Glimin verlaufenden Richti
von großer Bedeutung als Hanc
und Timbuktu. Hierher kämet
Sklaven, Gold und anderen Su
Ziehungen Mogadors zum Sudi
dürfte auch die Bedeutung von
el-Husän und Glimin, in diesei
haben.
Im Norden des Drä-Gebis
ilüsse vom Dschebel Sirwa her.
nacht und etwa nordöstlich
liegt an dem Wäd Idermi. Dii
Dädes, und von der Vereinigur
hält das Tal den Name"n Wäd
Die Bewohner der Pro
Berber und sprechen beiberisch
arabische Stämme, z. B. der g
1) Bei dieser Biegung liegt eine
.n Vgl. S, -Kl.
r V
izäl
Das
1 1
I
Die öetUcben Steppengebiete Dabra, Hngad und
das ZegdO«
Die Landschaft Dahra im Osten des oberen Mulüia-Ge-
bietes hat wesentlich den gleichen SteppenCharakter wie die süd-
algerischen Hochplateaux. Sie wird durchströmt von den Quell-
flüssen des Wäd Zä. Wie in jenen Hochplateaux findet man
auch hier sogenannte Schotts, d. h. Wasserbecken, welche das
Regenwasser und auch das Wasser von Bächen in sich auf-
nehmen und, da die umliegenden Gebiete großenteils salzhaltig
sind, auch salziges Wasser enthalten. Im Sommer trocknen sie
gewöhnlich aus und sind mit einer leichten Schicht Salz bedeckt,
die bisweilen ausgebeutet wird. Es ist eine Eigentümlichkeit
dieser Schotts, daß ihre Wände fast senkrecht sind. Kleinere
Schotts nennt man Sebchas. Die bedeutendsten Schotts dieser
Gegenden des östlichen Marokko sind der Schott Tigri im Ge-
biet des mächtigen Berberstammes der Beni Gil (Guil) und nörd-
lich davon der Schott e-Gharbi. Der Schott Tigri besteht
aus verschiedenen einzelnen Einsenkungen und liegt in einer
Höhe von etwa 1120 m. Um den Schott herum liegen Berge
von einer relativen Höhe von nur 80 — 160 m. Von diesen
Höhen kommen nur wenige Bäche herab, sodaß der Schott Tigri
hauptsächlich von Regen wasser gespeist wird. Selbst im Winter
enthält er nicht viel Wasser. Der Schott Tigri liegt genau auf
der Wasserscheide, welche die nach Norden, nach dem Schott
el Gharbi fließenden Gewässer und die nach Süden, nach der
Oase Figig und weiter südlich sich wendenden Wasserläufe
scheidet.
— 64
Osten hin begrenzt durch einen Ic
den Rekkam, der nur mehr eint
im Norden sind dem Hocha'
gelagert, die im allgemeinen nied
Nur die Bergzüge, welche de F
zeichnet — im Südwesten anhebi
durch den Oberlauf der Umm er Re
bildet wird — kommen dem h(
Diese nördlichen Voratlasketten hä
der Gegend der Mulüia-Quelle zu«
Dschebel Aiäschin, 4300 m hoch,
Jahres mit Schnee bedeckt.
Der Antiatlas, nicht aus so i
hohe Atlas, ist auch geringer an
3000 und 3400 m auf. Er häng
die Felsmasse des Dschebel Sirwa
hebung der südlichen Atlasgegen
Dschebel Aiäschin und wie diesi
deckt. Ja, er soll sogar mit ewif
ist es fraglich, ob es Höhen des j
Ausdehnung mit ewigem Schnee
die Sonne nicht hinkommt, hält
sicher das ganze Jahr hindurch.
Der dem Antiatlas südlich Vi
den Namen Bani trägt, ist eini
geringer Höhe, welche sich nur
erhebt. Ähnlich niedrige Ketten \
in der Wüste, die sogenannten J
dessen erscheint, wie de Foucau
dehnende Wüste a!s Ebene.
algerische Hochplateau, von dem
der eigentlichen Wüste hin in St
der Atlasketten parallel laufen.
Noch ist zu beachten, daß ■
so deutlich hervortritt — die Foi
des Wäd Drä mit dem Hochatl
bildet, in der nicht nur der Wäd
Todgha verläuft.
Das Atlasgebirge ist große
Felswildnis, doch auf seinem N
Wald, der jedenfalls frühei- noch
»»
■J^^
\'ur
^>
— 66 —
Der Weg führt allmählich stufenweise über eine Reihe von fünf
Ketten, welche der Hauptkette parallel laufen und durch Ebenen
von einander getrennt sind. Der Gipfel ist zum Teil bewaldet.
Dieser Paß ist auch keine eigentliche Einsattelung, sondern
während im Nordwesten die gewaltige Masse des Dschebel
Aiäschin aufsteigt, senkt sich im Osten das Gebirge stetig. Hier
ist keine Rede mehr von Schnee im Sommer.
Im Südwesten dieses Passes findet sich auf eine Aus-
dehnung von 150 km kein Paß, der von Karawanen benutzt
würde. Der nächste größere Übergang ist, wie es scheint, der,
welcher von Kasba Beni Melläl zunächst über den mittleren
Atlas de Foucaulds nach Wawizert, oberhalb des Wäd el-Abid,
und von da südlich über den Hohen Atlas nach der Landschaft
Usikis im oberen Wäd Dädes führt. Der Paß ist auf unserer
1^ Karte angedeutet.
^- ■
p^ Demnächst sind, abgesehen von einem kleineren Paß, der
hier übergangen sei, von Bedeutung die Pässe, welche von der
Hauptstadt Marräkesch nach den oberen Zuflüssen des Wäd Drä
führen. Der direkteste Weg geht südöstlich über einen Paß
oder vielmehr drei ziemlich dicht nebeneinander liegende Sättel,
die man gewöhnlich als Tizi n Gläui bezeichnet. Ich weiß nicht,
ob dieser Name nicht vielmehr einem dieser Pässe besonders
zukommt. Alle drei werden daneben noch mit besonderen
Namen bezeichnet. So heißt der mittlere, und dieser Name ist
besonders viel gebraucht, Tizi n Telwet, daneben allgemein, oft
von demselben Reisenden, Tizi n Gläui genannt. Dieser Paß
ist äußerst beschwerlich und steil und führt durch ödeste und
wildeste Felsgebiete. Er ist immer benutzbar, außer in Zeiten
von starken Schneefällen im Winter. Seine Beschwerlichkeit ist
indessen wohl der Grund , daß der Hauptkarawanenweg von
Marräkesch nach dem oberen Wäd Drä und weiter nach dem
Sudan nicht über diesen Paß, sondern mit einem Umwege über
Demnat weiter nordöstlich das Gebirge überschreitet. Man ge-
langt auf diesem Wege in ein Seitental des Wäd Dädes und
von da dann weiter in den Wäd Drä.
Nach dem Süs übersteigt man von Norden her den Hoch-
atlas auf einer größeren Zahl von Pässen. Der Paß von Tagerut,
3500 oder 3580 m hoch, ist der am meisten nach Osten ge-
legene und führt in den obersten Teil der Mulde des Süs. Unter
den folgenden, zum Teil recht beschwerlichen Pässen sei hinge-
^*
— 67 —
wiesen auf den, welchen jüngst Edmond Doutte von Marräkesch
aus erklomm.^) Der bequemste und am meisten begangene Weg
aus dem Atlas- Vorland in das Süs ist der Bibauän-Paß, inmitten
gewaltiger Felsen tief eingeschnitten 2), nur 1250 m hoch; aller-
dings ist sein südlicher Abstieg ziemlich steil und teilweise
schwierig zu begehen.
Straeecn nach dem Sudan«
Wir deuteten soeben auf Straßen hin, welche von Marrä-
kesch nach dem Sudan führen. Es sind dies hauptsächlich drei.
Die eine geht von Fes über den Paß Telghemt nach Täfilelt und
führt von da nach dem Wäd Drä, dessen Lauf sie bis El-Hamid •*)
folgt. Hier verläßt sie den Fluß, der ja hier seine Biegung nach
Westen macht, und geht quer durch die Wüste in der Richtung
nach Timbuktu. Die zweite geht von Marräkesch über Demnät
und vereinigt sich am Wäd Drä mit der von Fes kommenden.
Die dritte geht von Tarudant über Ilegh, Fum el Husän, Tendüf
nach Bir Eglif, inmitten der Wüste, wo sie sich mit den beiden
eben genannten vereinigt. Das Ziel aller dieser drei Wege ist
also Timbuktu. Ein anderes Ziel hat ein vierter wichtiger Kara-
wanenweg. Dieser geht, immer in mäßiger Entfernung von der
Küste, von Mogador über Grona in der westlichen Sahara und
Spanisch-Guinea nach dem französischen Senegal.
Refeewcgc in M^i^ohko.
• Über die Reisewege derjenigen Teile des Atlas- Vorlandes,
welche der Autorität des Sultans unterworfen sind, ist nicht viel
zu bemerken, sie folgen einfach der Natur des Geländes und den
etwa auf dem Wege liegenden Ortschaften. Hier sei nur be-
merkt, daß es drei Straßen gibt, auf denen man von der Küste
aus die Hauptstadt Marräkesch erreicht. Der kürzeste Weg ist
der von Safi nach Marräkesch. Gewöhnlich schlägt man aber
nicht diesen Weg ein, sondern geht meist von Mazagan nach
der Hauptstadt. Erstlich wohl deswegen, weil der Hafen von
1) Vgl. oben Seite 63. Er erreichte die Paßhöhe oberhalb von 3000 m.
2) Daher der Name: „die Tore".
3) Vgl. oben Seite 58.
5*
.0
— 69 —
gewechselt werden, je nachdem man verschiedene Einflußgebiete
durchschreitet.
Da unsere Karte nur dazu bestimmt sein sollte, die Haupt-
züge der Natur des Landes anschaulich vor Augen zu führen
und infolgedessen eine große Zahl einzelner Namen fehlen, so
sei dem daraus entstandenen Mangel einesteils durch eine Reihe
von Angaben, die wir auch sonst in dem Buch gemacht haben,
sowie dadurch abgeholfen, daß wir die Hauptverkehrswege, so-
weit sie außerhalb der bekannten Teile des im Atlas -Vorlande
sich ausdehnenden Regierungsgebietes liegen, mit Angabe der
Hauptstationen aufführen. Unter Zuhülfenahme des Registers
wird man sich auf diese Weise von der Lage einzelner Haupt-
punkte, die etwa hier oder da erwähnt werden, ein Bild machen
können.
Von Miknes (West-Süd-Westen von Fes) nach Kasba
Tadla geht der Weg, zuerst und zuletzt mit einer Ausbiegung
nach Westen, im übrigen ungefähr der Luftlinie folgend über
Ait Omar (Plateau von Ulmeß [Oulmeß], 1250 m, zwischen
Wäd Beht und den Quellflüssen des Bu-Regreg) und Bu-
Dschäd (Bu el Djad, Bejad), dem berühmten Sitz einer mäch-
tigen Scherifenfamilie (vgl. S. 91). Bu-Dschäd liegt etwa 22 km
von Tadla.
Auf dem Wege von Fes nach Täza kommt man außer
durch das Gebiet des großen Stammes der Ghiäta (Riata) auch
durch das der ebenfalls bedeutenden Hiäina.
Auf dem Wege von Kasba Tadla nach Kasba Beni
Melläl liegt Fischtala.
Von Kasba Beni Melläl nach Demnät reiste de Fou-
cauld so: Über den Mittleren Atlas nach Wawizert am Wäd
el-Abid. Denn den Fluß abwärts bis Tabia, von hier über
Dschem'a (Djemmäa) Entifa und Bezzü (Bezou) nach
Demnät. Der letzte Teil des Weges (hinter Tabia) geht durch
Regierungsland,
Der Weg von Marräkesch zum Paß Telwet geht über
Zäuia Sidi Rehal und dann den Wäd Redät hinauf. Im
Wädidermi, in das man hinabsteigt (dem rechten großen
Quellfluß des Wäd Drä) kommt man zu der kleinen Berberstadt
.Tikirt.
Auf dem Wege von Tikirt (im oberen Wäd Idermi)
nach der Oase Tisint kommt man über Tazenacht. Es liegt
\
- 70 -
noch in der vom Atlas und Antiatlas gebildeten Talmulde, öst-
lich vom Dschebel Sirwa, an einem zum Idermi gehenden Wäd.
(Die Terrainzeichnung ist an diesem Punkt auf der Karte nicht
gut. Zwischen Idermi und Dschebel Sirwa hat man sich eine
solche Mulde von etwa 70 — 80 km Länge zu denken.
Von der Bani-Oase Tatta, deren größter Ksar (festes
Dorf) Tintazert heißt, geht ein Weg über Agadir Iber-
kaken nach Afikurahen, das im Süs, an den Abhängen des
Antiatlas in südlicher Richtung von Tarudant liegt.
Von Afikurahen geht ein Weg in nordwestlicher Rich-
tung nach Agadir (Santa Cruz). Von da nach Mogador
geht der (zum Teil beschwerliche) Weg am Meer entlang.
Von Tisint führt ein direkter Weg über den Antiatias in
das obere Süs. Man geht von Tisint in nordwestiicher Rich-
tung nach Ilegh (Iligh, Ilerh) — nicht zu verwechseln mit
Ilegh in Tazerwalt — , von da in fast nördlicher Richtung über
den Paß Tizi n Azrär, steigt über Amzug in den Wäd
Tangarfa und gelangt bei Tafellunt an den Wäd Süs.
Auf dem rechten Ufer desselben geht der Weg nach Tarudant
und Agadir.
Von Tazenacht kann man in östlicher Richtung auf
einem beschwerlichen Wege den Antiatlas überschreiten. Man
gelangt nach Tamnugalt, dem Hauptort der Oase Mezgita
am oberen Drä (zwischen Feidscha-Ebene und Antiatlas).
Von Tamnugalt nach Tamegrut geht der Weg über
Amzrü (Amsro), eine bedeutendere Ortschaft, die an der .Stelle
liegt, wo der Wäd Drä den Dschebel Bani durchbricht. Tame-
grut liegt etwa 25 km südsüdöstlich von Amzrü.
Von Tamegrut nach Mimsina (das etwa 20 km öst-
lich von der Stelle liegt, wo der Wäd Drä sich nach Westen
wendet) geht der Weg in südöstlicher Richtung über Beni
Semgin. Über Beni Semgin geht auch einel* der Wege von
Tamegrut nach Täfilelt (Rohlfs 1862).
Von Tamnugalt kann man in nördlicher Richtung den
Dschebel Säghero überschreiten (Höhe 2000 m), um in den
Wäd Dädes zu gelangen.
Von Ait Idir (lirir) am oberen Dädes kommt man in
genau östlicher Richtung alsbald in den Wäd Imiter (mit
gleichnamiger Oase), der unmittelbar zur großen Todgha-
Oase führt.
— 71 —
Da, wo der Wad Ziz aus dem Gebirge heraustritt, liegt
Ksar es-Sük. Unter den Oasen-Gruppen, die zwischen diesem
Punkt und Täfilelt liegen, istEr-Reteb hervorzuheben. Täfilelt
selbst besteht aus 360 Ksür (Plur. von Ksar) ; die Hauptort-
schaften sind Abuam (hier lag das alte Sidschilmesa) und
Er-Rissäni.
~ 74 —
Im Süs ist es an verschiedenen Stellen ausgebeutet worden; bei
Tarudant scheint es zutage zu treten. Hier sind zu den ver-
schiedensten Zeiten und wohl bis auf den heutigen Tag Kupfer-
minen bearbeitet worden. Auch beiUdschda gibt es sehr reiche
Kupferminen, die gleichfalls und zwar heute noch ausgebeutet
werden. Die Bewohner verfertigen dort kupferne Keseel und
anderes Hausgerät, ganz ähnlich, wie es in Tarudant der Fall
war und wahrscheinlich auch noch ist. Weiter soll Kupfer
namentlich sich finden im Bani, im Osten von Marräkesch, im
sogenannten Mittleren Atlas (zwischen Kasba Beni Melläl und
Wawizert) und in dem oben erwähnten Hügel Kudiet el-Ma'den.
Ferner trifft man zwischen der Umm er Rebia und Marräkesch
Kupferkies an.
Eisen kommt, insbesondere auch nach Angaben Leo des
Afrikaners, viel vor. Zunächst wieder im Südwesten (Süs, süd-
icher Atlas), dann wieder in den Bergen zwischen Kasba Beni
Melläl und Wawizert, weiter in den Ghiätabergen, aber auch auf
der Halbinsel Mellila und noch in anderen Gebieten. In dem
Dschebel Hadid („Eisenberg") nördlich von Mogador finden sich
zahlreiche Stollen alten Bergbaues. Aus den oben angegebenen
Gründen und auf besonderes Anraten unsrer deutschen diploma-
tischen Vertretung mußte Professor Fischer auf seiner letzten
Reise leider auf eine Untersuchung dieser Stollen verzichten.
Auch in Schäuia kommt nach Leo Eisen vor bei einer Ortschaft,
die er Adendun nennt, was wahrscheinlich verschrieben ist für
Adidun und identisch sein dürfte mit dem heutigen Dar
Hedidu.
Antimon fand Rohlfs im südlichen Atlas in größeren ge-
diegenen Stücken, weiter sollen es enthalten die Ghiätaberge, so-
wie auch die Berge hinter Tadla. Endlich soll dieses Metall
sowie auch Blei an einer Stelle in der Wüste zwischen Figig
und Täfilelt, westlich von der Oase Kenätsa, angetroffen
werden.
Zink soll im Bani gefunden worden sein. Ein Vorkommen
von Zinn ist nicht bekannt.
Blei kommt in den Ghiätabergen vor, wo es auch ver-
arbeitet wird, ferner in dem oben genannten Hügel Kudiet el-
Ma'den und an der ebengenannten Stelle der Wüste, auch sonst
soll es nach Lenz in anderen Gegenden auftreten.
Von Kohle fand Lenz schmale Bänder beiTetuan, glaubt
aber nicht, daß sie abbaufähig seien. Nach demselben soll Kohle
•gf'M ,^ ,
— 75 —
auch im südlichen Atlas vorkommen, indessen ist Näheres nicht
bekannt, und ein reicheres Vorkommen kaum wahrscheinlich.
Salz ist sehr häufig. An der Küste wird es in Salinen
gewonnen, anderwärts einfach dem Grunde eines salzigen Sees
entnommen (so beim Zima-See im Ahhmar, östlich von Abda,
s. Fischer, Bericht seiner letzten Reise, S. 73), endlich aber findet
sich auch Steinsalz. Letzteres kommt vor im Südwesten von
Täfilelt, im Tadlalande und bei Demnät im Atlas. Ferner aber
gibt es in Marokko zahlreichp Flüsse, die salzhaltig sind, also
auf Salzlager hindeuten ; namentlich ist dies in der Gegend von
Fes der Fall. Hier gibt es denn auch reichliche Minen, und
Lenz selbst hat einige Gruben bei Fes besucht.
Es finden sich weiter Schwefel (bei Tarudant und in
Täfilelt), Salpeter, der sich auf Dünger- und Trümmerhaufen
von selbst bildet, Edelsteine und Halbedelsteine, nament-
lich Bergkrj'stalle und Ametyste (Rif), Walkererde (zwischen
Fes und Täfilelt), Marmor (zwischen Maräkesch und der Umm er
Rebi'a) und Bausteine aller Art.
Auch warme und mineralische Quellen sind vorhanden, so
ist u. a. bei Fes eine berühmte Schwefelquelle, Ain SidiJusuf.
Eine andere Schwefelquelle findet sich in Tazerwalt. Auch sonst
sind Thermen oder kohlensäurehaltige Quellen vorhanden.
pftansen- und CUrwel
Über die in Marokko vorkommenden V
man im Laufe unserer Darstellung die not
Hier sei noch hervorgehoben, daß der viel v
bäum (Calütris quadrivalvis, Thuja articulf
Weise sehr nützlich ist: erstlich wegen sei
Sandarac, das vielfache Verwendung fin
unten bei den Ausfuhrgegenständen Mogador
sodann wegen seines schön gemaserten und
das auch einen schönen Duft besitzt und zuder
Schon die Römer verfertigten aus diesem Ht
Luxusmöbel, Auch sei noch angedeutet, da
gummifera, eigentlich einer Saharapflanze, d
im südlichen Atlasvorland vorkommt (vgl.
noch einige andere Saharapflanzen hier ange
Dorema ammoniacum und Euphorbia resinift
liefert wie die Gummiakazie einen braunen C
in der Pharmazie gebrauchte Euphorbium.
Auch von den Nutzpflanzen ist vieH
wesen. Die Zahl derselben ist früher eher (
heute; wenigstens wurden früher auch Indigc
Zuckerrohr im Lande gebaut, die heute nie
werden. Indigo wurde im Süden iDrä, SiJs
{zwischen Sebü und Umm er Rebt'a, namenl
reichen Gebiet des Sebü), Tabak im Norde
und im Süden (Nun), Zuckerrohr sowohl im
käla gezogen. — Heute sind außer den öfte
pflanzen u, a, vorhanden : Durra (Negerhir:
— 78 —
bietes, daß die Früchte der Dattelpalme hier nicht zur Reife
gelangen, außer ganz im Süden: in den ausgedehnten Dattel-
hainen, die sich um Marräkesch herumlegen (wo übrigens das
Grundwasser so wenig tief, ist, daß die Wurzeln der Dattelpalme
es erreichen) werden Datteln gewonnen, die aber klein und von
mäßiger Güte sind. Dagegen sind die Datteln der Oasen jen-
seits des Atlas z. T. von ausgezeichneter Güte, so besonders
die Drä- und Täfilelt-Datteln. In diesen Oasen sowie auch in
Todgha und Figig ist die Kultur der Dattelpalme von der größ-
ten Bedeutung, in Figig z. B. soll es allein gegen 200000
Bäume geben. —
Über die Tierwelt Marokkos ist an dieser Stelle wenig
zu sagen. Welche Haustiere vorhanden sind, geht aus unserer
übrigen Darstellung zur Genüge hervor. Man hat die Zahl der
vorhandenen Haustiere etwa folgendermaßen geschätzt: 500000
Pferde, 5—6000000 Rindvieh, • 40-45000000 Schafe, 10 bis
12000000 Ziegen, 4000000 Esel und Maultiere, 500000 Kamele.
Diese Zahlen sind sehr ungewiß, aber sie geben ein ungefähres
Bild, insbesondere auch von dem Verhältnis der einzelnen Be-
stände zueinander.
Das Kamel ist Reittier nur in der Sahara, nicht auch im
Atlas- Vorlande. Hier wird es aber als Lasttier viel benutzt. —
Auch die Hühnerzucht ist erheblich (daher bedeutender Ex-
port von Eiern).
Reißende Tiere sind im Atlasvorlande kaum noch vorhanden.
Noch vor etwa 100 Jahren sollen hier Löwen vorgekommen
sein ^) ; Ortsnamen weisen auch noch darauf hin. Jetzt gibt es
Löwen, wenn überhaupt, wohl nur noch im Gebirge und südlich
angrenzenden Gegenden. Panther jedenfalls kommen im Gebirge
noch vor.
Gazellen finden sich in der Wüste Garet im Rifgebiet,
teilweise in den Steppen des Atlasvorlandes (so in Tadla) und
im Banilande. Der Strauß kommt, wie oben (S. 22) hervor-
gehoben, noch in der Wüste Garet vor, während er sich aus
dem Süden, im Banilande, wo er früher vorhanden war, bereits
zurückgezogen hat. Es ist möglich, daß für eine jedenfalls ge-
winnbringende Straußenzucht in Marokko günstige Bedingungen
vorhanden sind 2). — Im Atlas kommt wild das Bergschaf
vor, daß die Größe eines Hirsches erreichen soll.
1) Sogar häufig, Host S. 289.
2) Vergl. Arnold S. 19 ff.
— 79 —
Sonst kommen vor; Wildschweine (häufig), Hasen, Scha-
kale, viele Tauben, Reiher usw. Der Storch findet sich in un-
geheuren Mengen, er nistet vor allem auf Gebäuden, vereinzelt
auch auf Bäumen. Er wird von der Bevölkerung heilig gehal-
ten; es darf nicht auf ihn geschossen werden.
Natürlich gibt es auch Schlangen, , einige giftige Ottern
und ungiftige Arten. Der Stich der nicht seltenen Skorpione
gilt als tötlich.
Von der Wanderheuschrecke, dieser schrecklichen
Plage des Landes, ist die Rede gewesen, auch von den Mitteln,
die man ergreift, ihr Einhalt zu tun. Es soll zum Glück vor-
kommen, daß sie bisweilen eine längere Reihe von Jahren ganz
wegbleibt.
Es gibt zahlreiche wilde Bienen. Auch wird Bienenzucht
getrieben. Honig wird im Lande viel gegessen, Wachs aus-
geführt.
Der Fischreichtum ist sowohl in den Flüssen als an
der Küste bedeutend. Näheres findet man z. B. bei Arnold
S. 82. Als wir bei Bu'1-Awan, am mittleren Lauf der Umm er
Rebi'a, rasteten, brachte man uns alsbald sehr große (2 — 3 Fuß
lange) im Fluß gefangene Fische, schebl genannt, die uns sehr
gut schmeckten.
Was die Bewc
Allgemeinen auf da;
schieden en Stellen in
Zahl der Bevölkerunj
die man gibt, insbes
auf Berber, Araber, ,
Hier sei nur nc
Man lasse sich
Urteile, die über Tei
schnellen Verallgeme
— wie viele sind mi
vorsichtiger Abwägu.
folgende festhalten.
1) Der Fanatis
übertrieben worden.
unter besonderen Un
schiebt dies nicht?); i
heit darauf rechn
Beziehungen im
unter diesem Far
haben. Unser Rei:
vier Jahre als Arzt
herumgekommen un
in stetem Verkehr ge
der Marokkaner nicl
-T^-f«p^*T5*1
(r
poUttsche Verhältnisse ')*
Der Sultan von Marokko gründet moralisch seine Stellung
auf seine Abkunft vom Propheten (Scherif). Eine notwendige
Voraussetzung seiner Herrschermacht würde diese Abstammung
an sich nicht sein; tatsächlich ist die Ausübung derselben ein
Besitz und kein Recht. Daher ist denn auch gewöhnlich die
Thronfrage eine Macht- und nicht eine Rechtsfrage. Der Sultan
stützt sich, wie wir sogleich zeigen werden, auf eine militä-
rische Hausmacht. Ist ein Sultan gestorben, so ist die Vor-
aussetzung für den neuen Herrscher, daß diese militärische Haus-
macht ihn als solchen ausrufe. Wen sie ausrufe, ist nicht
zweifelhaft, wenn die Familie des Herrschers selber über den
Thronfolger einig ist. Der Sultan muß dann freilich noch von
den Kommunen (den Städten) und Stämmen anerkannt werden.
Dies geschieht keineswegs immer; daher denn auch selbst im
eigentlichen Regierungsgebiet bei Thronfolgen so häufig Wirren
entstehen.
Der Sultan ist zunächst kaum etwas anderes als der Be-
sitzer eines großen Patrimoniums und der Schutzherr der be-
stehenden Rechtsinstitutionen, insbesondere der Kirche, Er macht
den Anspruch, der Imäm, der geistliche Führer der Gläubigen
Marokkos, ja sogar aller Gläubigen des Islam, zu sein. Er ist
denn auch der Verwalter des Kirchenvermögens. Mit seinen
militärischen Hülfsmitteln schützt er den Landfrieden und
sucht seine Macht auszudehnen. Das sind seine Funktionen.
Er ist nicht etwa ein politischer Gesetzgeber. In dieser Hinsicht
1) Diesem Kapitel liegt hauptsächlich zugrunde eine vortreffliche Studie
des Kaiserlichen Dragomans in Casablanca, Dr. Ph. Va^sel: Grundzüge der
marokkanischen Verfassung. Ein Entwurf. Als Manuskript gedruckt. Casa-
blanca (Marokko), 18. July 1899.
6 *
t in das Leber
l im übrigen &
e Kern der mi
Hegt in bestim
en Stämmen, d
An stehen unc
olonien angesi<
ind müssen da
gewünschte .
ime sind die S
(in und bei l>
a, welche au;
Sahara stamr
), die Scherarc
von Miknäs)
stellten Krieger
ge das Zündl
em Feldzuge '.
unmittelbar
• Cadres aus
iter Waffen,
hzen) steht all
1 sind als Gc
>en genannten
tote der Stämr
stehen nicht in
u dem Lager
er einschließlic
:infachen und un
jnen hönnen wir
ralisoh oder anar
Charts- und Gil
den südlichen Bei
;ligle Getreider
len die Vorräte ir
El haben, bewahrl
10—12 Meter he
von Mogador deutsch, in denen
S14 französisch kommandiert wird.
Soldaten und Rekruten bestehen
Greisen , für welche die elende
Das Ganze ist ein vollkomme
Spielerei.
Ebenso ist ein Kanonierkorps ■
Hafenkanonierabteilungen nach Art
nisiert. Auch innerhalb der vier gn
Bataillone Kanoniere ausgehoben, i
mannschaften des Sultans anschlie
des Artilleriewesens und die Kam
Hand der ständigen französischen
In verschiedenen Städten der j
Batterien. So gilt auch Mogador
terien in den Häfen sind mit Vor
Zu Verteidigungszweciten sollen sii
als Salutbatterien brauchbar sein.
Hasan plante allerdings eine un
durch Bau modemer Forts an den
In der Tat ist mit der Anlage eint
das unter der Leitung des prei
Rottenbui^ gebaut wird und seir
Es ist mit zwei Kruppschen 26 cn
schiedenen kleineren, modernen Kr
Plan der Anlage weiterer Forts
zu sein.
Früher war die Seeräubi
Aber aus Furcht vor Verwickelun;
ist die marokkanische Flotte im .
aufgelöst worden. Heute besitzt
nur drei schlecht unterhaltene T
von zweien derselben, ein Teil *
sind Deutsche.
Als nicht militärische Beamte t
Sultan und Bevölkerung namentli
bestimmter Bezirke. In den Städte
Miknes hat der , Kaid den Titel
Steuern ein, halten den Landfriet
Rechtsurteilen den Nachdruck der <
die Gendarmerie- Abteilungen der 1
Religionen — der des berberis
aus dem Christentum — erh;
Stämme waren in vormohamn
übergetreten ').
Man betet zu diesen i
Gräbern. Aus jeder Beziehunj
eine baraka, d. h. einen S
welche in der Nahe des heiligi
baraka, und namentlich au
sind seines Segens teilhaftig-
wohnlich in der Nähe des Grs
wie überhaupt alle Wohnort
man Zäuia (eigentlich: Wii
oft weite Ländereien, es sind
sie beherbergen Pilger usw.,
primitiver Weise, eine ähnlich
im Mittelalter gespielt haben,
aus dem Asylrecht hervor, w
namentlich bei den berühmtei
völkerung hochgehalten wird*
berühmter Heiligengräber im 1
das des Mulai Idris, des Grund
Moschee in Fes*). Europäer
halten, daß diese Heiligengräl
noch als heiliger gelten als ■
Ahhmar fanden wir einmal dii
Hütte aus Röhricht ; dicht dab
gemauertes, schmuckes Heilig
1) Die mancherlei hier tn Betr
hältnisse hat sehr gut Edm. Douttc
"Islam maghribin. Les marabouts.
hgions, Tomes XL et XLI. Paris 1^
essante Arbeit Les Tas de Pierres Si
le sud du Marne. Alger (1903).
la presse.)
2) In den jüngsten marokkani;
RoUe gespielt haben, daß der Sultan
besonders lag , und der sich in ein !
greifen und nachher töten ließ.
3) Die Zäuia des Mulat Idri<
20 km nördlich von Miknes, Das
als heilig.
— 91 —
der Nähe der Heiligengräber auch nicht erlaubt, zu schießen.
Indessen ist die Bevölkerung nicht überall gleich streng gesinnt.
Als wir einmal im Bereich eines Heiligengrabes, das sich in der
alten Festung Bu'1-Awän am mittleren Lauf der Umm er Rebi'a
befand, kampierten, fragten wir ausdrücklich, ob wir wohl in
nächster Nähe des Grabes Tauben, die sich dort zahlreich auf-
hielten, schießen dürften. Die Leute hatten dort nichts dagegen
einzuwenden. Nach Aussage der Leute waren wir die ersten
Europäer, die dort vorbeikamen.
Wie gesagt, schimmern durch heutige Verhältnisse manche
uralte Kulte durch. Man findet z. B. auch Bäume, die als
solche heilig zu sein scheinen, z. B. Lalla Zebüdscha, nicht
weit von Safi*). Ein uraltes heiliges Gebiet scheint auch der
Dschebel Achdar, zwei Tagereisen im Nordosten von Safi, zu
sein. Auf dem Gipfel des Berges leben zahlreiche Anachoreten.
Der Berg ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort; namentlich zur Zeit
der Mekka- Wallfahrt strömen hierher von allen Seiten die Pilger.
Es heißt, daß die Wallfahrt nach diesem Berge anstelle der
Wallfahrt nach Mekka, die ja, obwohl religiöse Pflicht, so wenigen
vergönnt ist, treten könne.
Was waren diese Heiligen, deren Gräber man überall sieht,
im Leben? Es gibt natürlich auch heut noch neben den toten
auch lebende Heilige. Begründet wird die Heiligkeit durch
frommes Leben, Fasten, Gebete, Armut; andererseits ist eine
vorbereitende Grundlage der religiöse Adel des Scher ifentums
(vgl. oben S. 8) oder die Abkunft von anderen Heiligen. In-
dessen ist eine solche Grundlage keineswegs nötig, auch der am
wenigsten angesehene Bettler kann es zum Heiligen bringen.
Der eben erwähnte religiöse Adel ist allerdings von der
größten Bedeutung. Er verleiht diesen Scherifen ein außer-
ordentliches Ansehen. Hinsichtlich ihres moralischen Ansehens,
ihres Einflusses in den weitesten Kreisen der Bevölkerung können
berühmte Scherife, wie der von Wezzän^), der von Ilegh
(vgl. oben S. 55) und der von Bü el-Dschäd^), sogar unter
1) Lalla heißt „Herrin", „Heilige". Man hat viele weibliche Heilige in
Marokko.
2) Die Scherifen von Wezzän leiteten ihre Herkunft von den Idrisiden
von Fes (und demgemäß von Ali und Mohammed) ab.
3) Der Ahnherr der Scherifen von Bü el-Dschäd, Si Ben Daüd, soll von
dem Khalifen Omar abstammen.
CCHssenecbaft Kunst
Einst war in Maroltko geistige Kultur i
zu Haus. Fes war der glänzende Mittelpuii
deren Vertreter z. B. Edrisi, der berühmte Geogi
der geniale Historiker, und Leo, der Afriltaner,
Jetzt Ireilich ist, wie auf den meisten anderen
dieser Beziehung allgemeiner Verfall eingetrete
drei Städte, welche die Marokkaner als hadi
d. h. als solche, wo Bildung zu finden sei. 1
Rabat und Tetuan. Wer nicht in einer diesei
hat, genießt selbst bei den Marokkanern kei
eigentlicher höherer Unterricht ist auch unter (
noch in Fes anzutreffen. Auch hier hat er
die Bedeutung von früher. Die große Haupl
hier gelehrt wird, ist die des Korans und sein
neben wird Rhetorik, Dialektik, Logik, Beredsa
und Recht getrieben. Die einzelnen geben si
einem einzigen Gebiete, oft nur dem Studiu
Werkes hin. Die meisten Studenten (ein Studt
Studien absolviert hat, heißt Täleb, im Pluri
nur den Koran, den sie auswendig lernen,
auch ihrerseits häufig im Lande umher Schu
sie von der Dorfjugend diejenigen, weiche
unterrichten. Der Unterricht besteht im Au;
Korans, im Schreiben und Rechnen.
Es gab auch eine Zeit, wo in Marol
künstlerische Bautätigkeit vorhanden war, die
der Turm der Kutubija in Warräkesch, sowi
^
-TTH
eebauer-8d)wet8d>he Drudierei u« Verlag m. b. T^^ ßalk a. S.
Deutsche Siedlung fiber See.
CID flbrlB Ibrer Gescblcbte
und \iT Gedelben In Rio Grande do SuK
Von Alfred Funke, Halle a. S.
80 Seiten gr. 8^. Mit einer Karte der Siedelung. Mk. 1.26.
Diese bescheiden auftretende Broschüre verdient die Beachtong aller derjenigen, die
eich erwärmen können für die große Frage einer rationellen Lenkung der deutschen Aus-
wanderung im nationalen Interesse und für das anhaltende Gedeihen sowie das Deutsch-
bleiben unserer Auszüglinge über See einzig und aUein in Südbrasilien.
Wohl sind diese Verhältnisse schon oftmals geschildert worden, aber kaum je auf
so wenigen Blättern so packend und so wahrheitsgemäß in ihrer derzeitigen Lage. Offen-
bar hat unser Autor die fünf Jahre, die er als ehrlicher Westfale wacker schaffend im
Kirchendienst mitten unter unseren Hunsrücker und pommerschen Pikadenleuten verlebt
hat, so scharf wie klar beobachtet; auf Grund dessen vermochte er uns hier, unterstützt
durch eine seltene Gabe anschaulicher Darstellungsweise, Land und Volk unserer !Rio-
grandenser Kolonien so lebensvoll vorzuführen.
Professor Alfred Kirch hoff, Monatsschrift d. Deutsch-BrasiL Vereins.
Wer Syen Hedins ^^etzte Reise durch Innerasien^^ las, sei auf ein
anderes Werk unseres Verlages hingewiesen, das ihn ebenfalls lebhaft inter-
essieren wird:
Die wirts(l)aftlk|)e Bedcuftipfl Bcstaskns»
Von Dr. Paul Bohrbach.
B Bg. gr. 8®. mit einer Karte Mk. 1.B0.
(Zugleich 2. Heft der „Angewandten Geographie".)
Der Oeographen-Kalender 1903/04: Der durch seine geographisch-politischen Aufsätze
in den ,^reußischen Jahrbüchern" und durch schätzenswerte Schriften über Vorder-
asien rühmlichst bekannte Theologe gibt hier auf Grund persönlicher Erfahrungen und ge-
nauer Literaturkenntnis ein anschauliches Bild der politischen und wirtschaftliimen Lage in
den betreffenden Landern und stellt den dort im Wettbewerb miteinander stehenden Mächten
über ihre Aussichten ein Prognostikon. Besondere Bücksicht wird dab^ der Bedeutung der
deutsch-anatolischen Bahnen gezollt, zumal ihrer Verlängerung, der geplanten „Bagdadbahn**.
Die wirtschaftliche Bedeutung Westasiens gewinnt in diesem Augenblicke, da wahre
Brandnachrichten über die Verdrängung des bisher vorherrschenden deutschen "Rinflusses
auf die Entwicklung, den Bau und Betrieb der Bagdadbahn durch die Engländer und
Franzosen in den Tagesblättem verbreitet sind, geradezu akute Wichtigkeit. Es dürfte
wohl vielfach begehrt werden, umsomehr, als der Verfasser Land und Leute, geographisohe
und wirtschaftliche Verhältnisse in längerem Aufenthalte kennen zu lernen G^egeimeit hatte.
Die Länder, die durch die Bagdadbalm nxm. dem Weltverkehr und der Weltwirtschaft er-
sdilossen werden sollen — die asiatischen Provinzen der Türkei — sind in anziehender und
azuBchaulicher Weise geschildert und hödist interessante Streiflichter geworfen auf das (be-
triebe der Weltpolitik, das von den europäischen Mächten, besonders Bußland und England,
im Gebiete der Bagdadbahn und im benachbarten Persien entfaltet wird.
Professor Walcher im Lehr- und Lemmittelmagazin.
/^