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Full text of "Marokko"

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4-3 




G: 



6ebauer-8d)wetBd>ke Drudterd u* YerUg m. b* ß«, Ratte a. 8. 



Dr. Alfred Berg, 

Die wl(|)t!a$te aeoarap^ Citeratur. 

Ein praktischer Wegweiser, 

Gr. 80 B Bg. Elegant broschiert 70 Pfg. 
Mit Schreibpapier durchschossen 85 Pfg. 
Der Bergsche Wegweiser bietet über die gesamte geographische Literatur — all- 
gemeine Erdknnde, Länderkunde — schnellste und nntzbiingendste Orientierong und wird 
somit zu einem nnentbehrlichen HilfamitteL Der Preis ist dem Zweck entsprechend nnge« 
mein niedrig gestellt worden. Besonders praktisch für eigene Einschaltangen ist die mit 
Schreibpapier durchschossene Ausgabe. 

Ich freue mich sehr, Ihnen anzeigen zu können, daß ich das kleine Werk für 
ein treffliches Hilfsmittel halte, das insbesondere den Studierenden großen Nutzen 
bringen kann und sicherlich auch wird. Ich werde den Grebrauch des „Kleinen 
Berg" recht angelegentlich empfehlen. Professor Hahn, Königsberg. 

Dieses Buch setzt sich zum Ziele, „für die Verbreitung und Vertiefung urkundlicheii 
Wissens in Schule jund Haus zu arbeiten" und als Führer behilflich zu sein, aus der un- 
geheueren 2^ahl geographischer Werke die richtige Auswahl für Lektüre und Studium, zu 
treffen. Diese Übersicht über die einschlägige geographische Literatur ist in systematischer 
Weise klar und sorgfaltig streng mit Bücksicht auf die Anforderungen und den Stand der 
modernen Erdkunde abgefaßt und mug wohl heute mit Becht als das beste und zweckmäBIgste 
Bnch dieser Art bezeichnet werden^ das der Buchhandel aufzuweisen hat. Für Schüler 
wie für Lehrer höherer üaterrichts-AnstalteB, insbesondere für Lehramts-Kandidaten und 
■Itandidatiiuien ein wertvoller Fingerzeig, daß dieses vorzügliche Werk auf Grund der Vor- 
lesungen und Seminar-Übungen des Professors Dr. Alfred Kirchhoff in Halle a. S. ent- 
standen ist. Professor Ferd. Walcher, 

im Lehr- und Lernmittel-Magazin. 

iaa$ ist national? 



^^ . • Von 

Prof- Dr- Alfred Kirchhoflf, Halle. 

Ein Vortrag, gehalten in der geograph. Gesellschaft zu Halle a. S. am 26. Februar 1902. 

Mk. — .80. 3 Bog. in Zweifarbendruck auf Büttenpapier. 
„Was ist national?'* Wenn wir gerade jetzt dieses Heft zur Lektüre empfehlen, %o 
glauben wir manchem Leser einen Dienst zu erweisen; denn wenn er naturgemäß auch, nie- 
mals den politischen Kämpfen enl^hen kann und soll, so ist es doch entschieden von Wert, 
sich an der Hand derartiger Ausführungen wie der Kirchhoffschen aus dem Kleinkram der 
Parteikämpfe zu erheben und selbst im Kampf auf ein höheres Niveau zu stellen. 

„Neue Hamburger Zeitung.^ 
„Was ist national?" Die erste Antwort ist leicht: national ist, was zu einer Nation 
gehört. Aber was ist eine Nation? fragt der Vortragende weiter und kommt zu dem Schlüsse, 
daß die gemeinsame Abstammung aMn noch keineswegs diesen Begriff fest umschreibe. 
Wir können an dieser Stelle die Schrift, deren Darlegungen von warmen patriotischen Em- 
pfindungen getragen sind, auch unserem Leserkreise als sehr beachtenswert warm empfehlen. 

„Militär-Literatur-Zeitung.'' 





V 






1 \ 



Angewandte Geographie. 




Hefte zur Verbreitung geographischer 
Eenntnisse in ihrer Beziehung zum Kultur- und 

Wirtschaftsleben. 



Redaktion: Professor Dr. Karl Dove, Jena. 



I. Serie. 7. Heft: 
Dr. Georg Kampffmey er : Marokko. 



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Halle a. S. 

Gebauer-Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H. 

1903. 



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J\^arokko 




c^ 



Von 



Dr. Georg Kampffmeyer, 

Privatdozenten au der Universität Halle a. S. 




Halle a. S. 
Gebauer-Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H. 

1903. 








Vorrede» 



In den Ankündigungen dieser Schrift lautete der Titel derselben : 
Marokko, das unbekannte Land. Diese Fassung des Titels er- 
mangelte nicht des Rechtes. Nicht nur daß ausgedehnte Gebiete 
bisher überhaupt noch nicht von dem Fuß eines Europäers be- 
treten sind — Marokko, vor den Toren Europas gelegen, gehört 
zu den am wenigsten erforschten Gebieten Afrikas — , nicht nur, 
daß wir hinsichtlich andrer Gegenden Marokkos, wohin Europäer 
gekommen sind, äußerst lückenhafte, dabei vielfach mit großer 
Vorsicht aufzunehmende Nachrichten haben, sondern auch die 
Kenntnis derjenigen Verhältnisse von Marokko, über die jetzt ge- 
nügende Materialien vorliegen, ist außerordentlich wenig ver- 
breitet und ruht fast ausschließlich bei einigen wenigen Fach- 
gelehrten. Eine genügende selbständig erschienene länderkund- 
liche Darstellung gibt es über Marokko bisher nicht, wenigstens 
nicht bei uns in Deutschland ^). Einige Machwerke traurigsten 
Charakters, nicht nur in ihrer Anlage und in ihren Grundlagen 
ganz ungenügend, sondern auch voll der gröbsten Fehler, sind 
es fast allein, die bisher in die Hände weiterer Leserkreise ge- 
drungen sind 2). Leider sind auch die Darstellungen in unsem 



1) Der Abschnitt „Marokko* in dem von Friedr. Hahn neubearbeiteten 
Buche von Wilhelm Sievers : Afrika (Allgemeine Länderkunde, herausg. von Wilh. 
Sievers), Leipzig 1901, ist vortrefflich, ebenso sicherlich die länderkundliche 
Skizze, welche Theob. Fischer in der Geographischen Zeitschrift 1903 (IX 2) 
veröfifentlicht hat, die ich aber noch nicht gesehen habe. 

2) Dahin ist z. B. zu rechnen das Buch von Victor J. Horowitz, gew. 
Konsulatsekretär zu Tanger: Marokko. Das Wesentlichste und Interessanteste 



— VU — 

man für die Zukunft, wenn einmal unter europäischem EiniluQ 
geordnete Verhältnisse im Lande sein werden, viel erwarteL 
Aber auch unter den jetzigen schwierigeren Verhältnissen ent- 
wickelt sich der Handel Marokkos und, obwohl erst seit etwa 
20 Jahren auf den Plan getreten, hat sich der deutsche 
Handel in Marokko rasch eine achtunggebietende Stellung er- 
rungen. Bei dem Einfluß, den jetzt schon die Europäer auf den 
Acker- und Gartenbau Marokkos ausüben {vgl. S. 99), sind 
die Deutschen stark beteiligt; sie lassen durch Eingeborene Feld- 
wirtschaft , euch daneben Viehzucht betreiben oder betreiben 
auch den Feldbau selbst (Casablanca, Safi). Die jetzigen ma- 
rokkanischen Wirren — ähnliche kommen Im Lande oft vor — 
haben ja vielleicht keine allzu großen Folgen. Bleiben aber die 
Verhältnisse so, wie sie sind, nur daß unter dem Einfluß der 
europäischen Mächte, wie dies kommen muß, europäische 
Regsamkeit immer fi"eier sich entfalten kann, so ist Marokko 
für deutsche Tatkraft ein reiches, überaus günstiges Feld, auf 
das man nicht genug hinweisen kann. Die klimatischen Ver- 
hältnisse sind in den in Frage kommenden Gegenden für Euro- 
päer sehr günstig. Man hat im Atlasvorlande im allgemeinen 
etwa Mittelmeerklima. Die Hitze ist nicht übermäßig und an 
der Küste meist durch frische Seewinde gemildert. Die Bewohner 
sind, was auch etwa über den schlimmen Charakter einzelner 
freier Stämme gesagt werden mag," sehr fleißige Arbeiter und 
insbesondere Landbebauer. Sie verdienen gern Geld und treten 
gern zu den Europäern in Beziehungen. In den Verhältnissen, 
auf die es für den Europäer ankommt, wird er von einem Fana- 
tismus der Leute nie zu leiden haben, falls er denselben nicht 
mutwillig heraufbeschwört. — Dazu, daß eine Macht von 
Marokko Besitz nimmt, wird es, wie man glaubt, schwerlich 
kommen. Käme es irgendwie zu einer Art Aufteilung, so ist 
bei uns in Deutschland eine Strömung vorhanden, welche 
fordert , daß auch Deutschland , entsprechend seinen starken 
Interessen, einen Teil des Landes erhalte. Die politischen und 
wirtschaftlichen, Marokko betreffenden Fragen werden gerade 



— vm - 

jetzt bei uns lebhaft erörtert; es ger 
örterungen hier zu verweisen'). 

Von der Verlagsbuchhandlung i 
Schrift auszuart)eiten , glaubte ich i 
entziehen zu sollen. Ich bin allerdin 
meinem wissenschaftlichen Arbeitsfel 
liehen und historischen Verhältnissei 
geworden. Es ist vielleicht nützlich, 
der über diese Fragen eine Übersicht 
dem konnte ich einen großen Teil ger; 
Marokkos, des Atlas -Vorlandes , au 
kennen lernen. Es war mir vergönr 
seiner letzten Forschungsreise in Mar 
die Reise ganz mitgemacht und blie 
Prof. Fischers nach Europa noch t 
habe auf dieser Reise von Prof. Fisc 
des Landes, eine Fülle mir sehr wer 
lehrungen erhalten, die mir, wie a 
Stellungen , weiche seine gedruckti 
für die vorliegende Schrift sehr zustati 
Fischers Forschungen über Marokk 
so wichtige Atlasvorland im besonde 
auf diesem Gebiete haben. Danebe 
müht, von der sonstigen geographisc 
das Beste, soweit es mir erreichbar 

In allem war mir darum zu tu 
begriffe zu übermitteln, um allgt 
treffende, auf möglichst genauen I 
schauungen zu übermitteln. Von c 
gesehen habe, suchte ich auf Grund 
ein möglichst anschauliches, in allen 
Bild zu entwerfen. 

1) Vgl. z. U. Paul Mohr, Marokko. E 
Berlin 1902, sowie verschiedene Aufsätze in 
Kolonien, Gütersloh. Mit dem Beiblatt ,No 



— IX — 

Die engen Grenzen, die dieser Schrift gezogen waren, 
zwangen mich, manches zurückzustellen, was ich sonst gern ge- 
geben hätte, z. B. weitere Andeutungen über die frühere Ge- 
schichte des Landes. Ich mußte mich hier mit dem auf S. 6 ff. 
Gesagten begnügen. Auch auf weitere Ausführungen über den 
ethnischen Charakter der Berber, über Sitten und Gebräuche 
und dergl. mußte ich verzichten. Doch habe ich auf wichtigere 
Tatsachen an geeigneter Stelle hingewiesen. 

Die Schreibung der geographischen Namen Ma- 
rokkos liegt ganz im argen. Selbst in guten Büchern gehen 
englische, französische und deutsche Schreibungen bunt durch- 
einander, was zu ^anz falscher Aussprache einzelner Namen 
führt. Ich habe, soweit es mir möglich war, die richtige 
Namenform festgestellt und angewendet, zugleich aber — als 
eine, wie ich hoffe, nützliche Beigabe, die die Brauchbarkeit des 
Buches erhöhen wird — ein Register der Ortsnamen bei- 
gefügt, in dem ich auch die wichtigeren sonst vorkommenden 
Schreibungen aufführe, von diesen auf die von mir ange- 
wandten verweisend. Man findet in diesem Register auch ara- 
bische und berberische Namen erklärt. 

Eine völlig deutsche Schreibung der marokkanischen Namen 
halte ich für unmöglich. Man muß sich an einiges, was nun 
einmal in Nordwestafrika historisch sich entwickelt hat, anlehnen. 
s und z kann meines Erachtens nur in seinen englischen und 
französichen Werten verwandt werden. Aber wir dürfen schreiben 
dsch statt englich j\ seh statt engl, sh oder franz. ch, — Ein 
Zirkumflex über einem Vokal deutet an, daß der Vokal lang ist 
und im allgemeinen den Ton hat^). 

Noch auf eins sei hingewiesen. Es ist recht leicht, sich 
von marokkanischen Verhältnissen eine eigene Anschauung 
zu bilden. Die Dampfer der um die Entwicklung des deutsch- 
marokkanischen Handels so verdienten Woermann-Linie laufen 
die marokkanischen Häfen an. Die Linie gibt 12 Monate 



1) Letzteres nicht, wenn in mehrsilbigen Worten der Vokal das Wort 
schließt ohne folgenden Konsonanten, z. B. Sagiet el-Hamra. 








Inhaitsverzeichuis. 



Seite 

Literatur XII 

Allgetneine Begriffe 1 

Das Rif 12 

Das Mulüia-Gebiet 21 

Das Atlas-Vorland 25 

Küsten-Verhältnisse 26 

Das Atlas- Vorland im allgemeinen • . 30 

Der Schwarzerd-Gürtel. Rote Erde .37 

Das Steppengebiet des Atlas -Vorlandes . 39 

Klimatische Verhältnisse im Atlas -Vorland 40 

Die subatlantischen Berieselungs-Oasen .42 

Die Flüsse des Atlas -Vorlandes • ... 43 

Wälder und Weidegebiete 47 

Städte des Atlas -Vorlandes und Marokkos im allgemeinen .... 48 

Das Süs 51 

Tazerwalt und Wäd Nun . 54 

Wäd Drä 57 

Täfilelt 59 

Die östlichen Steppengebiete Dahra, Angad und das Zegdü .... 61 

Das Atlasgebirge 63 

Die Hauptpässe des Hohen Atlas 65 

Straßen nach dem Sudan 67 

Reisewege in Marokko 67 

Bodenschätze Marokkos .... 72 

Pflanzen- und Tierwelt . 76 

Bewohner 80 

Politische Verhältnisse 83 

Religion. Kulturverhältnisse 89 

Wissenschaft. Kunst 94 

Industrie 96 

Marokko und die Europäer. (Handel) 98 

Jetzige Verhältnisse 98 

Die Zukunft des Landes 108 

Register der Ortsnamen 111 



über die gesamte Marokko-Llterati; 
schließlich aller in Zeilschrillen, Zeitunger 
der Karten, der arabischen Schriftsteller u: 
von B. Lambert Playfair and Rnbert 
mit gröUtem FleJQ zusammengetragenen 
auch solche über den Inhalt und den 
Buch ist auch ein sehr nützlicher „Index 
großen Masse von Literatur ist selbstv 
Es kann nicht meine Aufgabe sein, d: 
MaBe zu charakterisieren. Ich muß micl 
auf einige Hauptwerke hinzuweisen, ir 
Deutsche von Interesse sind. Auf einige 
schon hingewiesen worden, und man w 
unten im Laufe unserer Darstellung findi 
Literatur enthält weitere Literaturangab er 

Gute allgemeine Darstellungen ma 
ein älteres Werk von Georg Host*). - 
Marokkos von Joseph Canal') ist im w 
Zusammenstellung von wörtlichen Aaszüg 
(doch auch z. B, aus Reclus) und insofe: 
englische Literatur dem Verf. so gut wi 
zahlreiche Kartenskizzen, die der Verfas 
Marine en Tunisie) zeichnete), beleuch 



1) Bibliography of Morocco, {Roya 
Papers. Vol. III. Part. 3. London 189: 

2) Nachrichten von Marokos und 
den Jahren 1760 bis 1768. Aus dem Da 
Das dänische Original erschien 1779. 

3) Geographie generale du Maroc. 
ciete de geograpfiie et d'archeologie d'Oi 









— xin — 

den verschiedensten Gesichtspunkten hin auf eine sehr geschickte Weise. Im 
einzelnen ist freilich in dem Buche manches versehen, die Schreibung der 
Namen ist ganz unzuverlässig, überhaupt ist das Buch zu rasch gemacht. Da, 
wo der Verf. selbst spricht, wo er Berichte verarbeitet, finden sich zahlreiche 
und grobe Irrtümer; hier ist alles mit der größten Vorsicht aufzunehmen. 
Leider ist nicht überall deutlich genug, wie weit er redigiert, oder seine Quellen 
wörtlich anfährt. Das Werk ist übrigens charakteristisch für das Interesse, 
das man zur Zeit in Frankreich den marokkanischen Dingen zuwendet, sowohl 
in der Art, wie es geschrieben ist, als wegen des Anlasses, der zu seiner 
Bearbeitung geführt hat. Das Komitee der Societe de Geographie d'Oran „avait 
juge d'urgente actualite d'adjoindre (au concours normal) un concours extra- 
ordinaire en vue de la redaction d'une Geographie du Maroc, a l'usage du 
public fran9ais.*' — Die Werke von Budgett Meakin „The Moorish Empire", 
„The Moors* und „The Land of the Moors", deren Erscheinen 1899—1900 an- 
gekündigt wurde (London), sind mir nicht bekannt geworden. Sie dürften, 
übrigens reich illustriert, gute Materialien enthalten, da der Verf. Land und 
Leute sehr gut kannte. — 

Für Fragen der alten Geographie des Landes ist von grundlegender 
Wichtigkeit ein Werk von Tissot*). 

Eine gute zusammenfassende Darstellung der Geschichte des Landes 
fehlt (man kann Host vergleichen, sowie Playfair-Brown No. 435 u. 486 usw.). 
Zwei arabische Historiker, deren Berichte die Zeit 1511 — 1812 umfassen, sind 
von O. Houdas zugleich mit einer französischen Übersetzung herausgegeben 
worden 2). 

Über die Berber vgl. man u. a. die Aufsätze von M. Quedenfeldt 
in der Zeitschrift für Ethnologie, Beriin, Bd. 20 und 21. 1888 und 1889. 

Über die religiösen Verhältnisse des Landes gibt es auch noch 
keine gute zusammenfassende Darstellung. Einige besondere Werke von dem 
vortrefflichen französischen Gelehrten Edmond Doutte sowie von Montet 
findet man unten S. 90 und 92 angegeben. 

Eine Hauptquelle der älteren Verhältnisse des Landes ist die Beschreibung 
Afrikas von Leo dem Afrikaner (Leo Af ricanus). Dieser war ein gelehrter 
Araber, in Granada um 1488 geboren, dann aber in Fes in Marokko erzogen 
und gebüdet. Er unternahm ausgedehnte Reisen, namentlich in Afrika. Später 
fiel er christlichen Seeräubern in die Hände, von denen der hochgebüdete Mann 
dem Papste Leo X. zum Geschenk gemacht wurde. Zum Christentum über, 
getreten, erhielt er statt seines arabischen Namens , den er bis dahin geführt, 
nach dem Papste, der bei ihm Patenstelle übernahm, den Namen Leo. Seine 
Beschreibung Afrikas war ursprünglich arabisch abgefaßt; aber das arabische 
Original ist verloren. Leo selbst jedoch hatte das Buch ins Italienische über- 
setzt, und diese Übersetzung erschien in der von Ramusio in Venedig heraus- 
gegebenen Sammlung von Reisebeschreibungen (Teil 1, zuerst Venedig 1650). 



1) Recherches sur la geographie comparee de la Mauretanie Tingitane 
(in den Memoires presentes a l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres par 
divers savants, 1 re Serie, IX, pp. 139—322. 1878). 

2) Publications de l'Ecole des langues orientales Vivantes. II® Serie. 
Volume XVm (1886) und Hle Serie, Vol. II und HI (1888 und 1889). 



— XV — 

Für die wirtschaftlichen Verhalt nisse ist namentlich, insbeson 
für uns Deutsche, wichtig das Buch von R. Jannasch>). Auch eine ni 
zusammenfassende Arbeit von Fr. Rudolf L. Arnold«), einem Schüler Tt 
Fischers, ist zu beachten. 

1) Die Deulsdie Handelscxpedition 1t 

2) Studien zur •Wirtschaftsgeographie 
tation.) Marburg IWO. 



HUgemeine Begriffe. 



Das heute Marokko genannte Land zerfiel ehedem in ver- 
schiedenen Epochen seiner Geschichte in zwei Königreiche, das 
Königreich von Marräkesch und das Königreich von Fes, ge- 
nannt nach den beiden Hauptstädten des Landes. Diese König- 
reiche waren teils getrennt, teils unter einem Herrscher vereinigt. 
Als drittes Königreich wird gewöhnlich das von Täfilelt ge- 
nannt, dem Ausgangspunkt der jetzigen Dynastie. Aber Täfilelt 
hat nur vorübergehend selbständige Bedeutung gehabt. Aus 
Marräkesch oder Marraküscha, wie man auch im Lande sagt, ist 
im Mittelalter im Munde der Europäer das Wort Marokko ent- 
standen, das im Lande selbst völlig unbekannt ist. Der Araber 
nennt Marokko teils el-Gharb, teils el-Maghrib el-aksä, das heißt 
„der Westen", beziehungsweise „das äußerste Westland" (der 
arabischen Länder). 

Die Grenzen des heutigen Sultanats Marokko sind natur- 
gemäß im Westen der atlantische Ozean, im Norden das mittel- 
ländische Meer; im Süden, wo sich Wüstengebiete ausdehnen 
und eine nomadische Bevölkerung lebt, sind die Grenzen fließend, 
doch gilt hier in Anlehnung an alle historische Verhältnisse als 
Grenze die Flußmulde Sägiet el-Hamrä. Seitdem der Sultan 
nun das hier liegende Kap Dschubi (Juby) durch Kauf erworben, 
hat diese Grenze sogar eine moderne Berechtigung. Im Osten, 
nach Algerien zu, ist durch Vertrag mit Frankreich vom 
18. März 1845 eine besondere Grenze festgesetzt worden. Sie 
beginnt am Mittelmeer bei der Mündung eines kleinen Flusses, 
Kam p f f mey e r, Marokko. 1 



— 5 — 

1050 kommen eine Reihe arabischer Stämme, die von Süd- 
ägypten her Nordafrika überfluteten, in das Land *), setzten sich 
in einem Teile desselben fest, vermischten sich großenteils mit 
Berbern, drängten aber einem großen Teil des Landes ihre 
Sprache auf. Die Berber haben aber namentlich in den Gebirgs- 
gegenden bis auf den heutigen Tag sich ihr Volkstum und ihre 
Sprache noch rein erhalten. Im ganzen Atlas-Gebirge, im Rif- 
Gebirge, aber auch sonst noch in verschiedenen Gebieten leben 
fast nur Berber. Man teilt die Berber Marokkos ein in vier 
Gruppen: Im Norden die Ruafa (Plural von Rifi = Rifbewohner), 
im mittleren Marokko die Beräber (eigentlich Plural von dem 
allgemeinen Stammnamen Berber), im Südwesten, so in der 
Landschaft Süs, Tazerwalt usw. die Schluch oder Schlöch^), 
endlich im Süden des Atlas-Gebirges die Harrätin, welche stark 
mit einer schwarzen Urbevölkerung oder mit irgend welchen 
Negerelementen vermischt zu sein scheinen. 

Die arabische Sprache hat im Atlas-Vorland im 
allgemeinen obgesiegt. Aber südlich von einer Linie, die Mo- 
gador mit Marräkesch verbindet, wird berberisch gesprochen, 
und auch in Tadla sowie in den Zemmür- und Zaiän-Ländern 
gibt es berberisch redende Stämme. — Im Süs wird großenteils 
berberisch, aber auch (zum Teil zugleich mit dem Berberischen) 
arabisch gesprochen. — In den südlichen und östlichen Steppen- 
gebieten gibt es neben den Berberstämmen, die wohl die Haupt- 
masse bilden, eine nicht geringe Zahl von arabisch redenden 
Stämmen. 

Überall natürlich ist Arabisch die eigentliche Sprache der 
Religion ( — des Islams — ), der Kultur und des Handels. 

In den Städten leben noch zahlreiche Nachkommen der 
aus Spanien vertriebenen Araber. Diese nennen sich selbst 
Andalusi; von den Europäern werden sie als Mauren be- 
zeichnet. 

Neger, sei es als Sklaven, sei es als Nachkommen von 
Sklaven, werden vielfach angetroffen. 

Eingeborene Juden, seit uralten Zeiten im Lande an- 
sässig, sind zahlreich und spielen eine nicht unerhebliche Rolle 
im Innenhandel sowohl wie in der marokkanischen Finanzwirt- 



1) Sie wurden teilweise durch den Willen damaliger Machthaber aus 
Algerien nach Marokko verpflanzt. 

2) Ihre Sprache nennt man das Schilcha. Das ch ist eigentlich = hh. 



— n — 

(„Santa Cruz"), Safi, Mazagan, Azila. Agadit 
1580, doch hielt sich hier europäischer Handel b 
— 1773. Um jene Zeit verschloß der Sultan Mol 
Stadt den Fremden und ließ die Stadt Mogador erb 
war bis 1641 portugiesisch. — Mazagan ist von de 
gegründet und zwar als eine Festung, die von IS 
baut wurde. Noch zu Hosts Zeit (1768) war l 
kleines Kastell mit einem geringen Schlosse"; vgl. 
bildung dort, die nichts als die Festung zeigt. D 
die Araber den Ort ehedem Bridscha = „das 1 
kleine Festung", und heute heißt er Dschedi da d. i 
Noch zu Hosts Zeit war das Kastell in portugiesi; 

Im Norden Marokkos hatten die Portugiese 
Jahre 1415 Ceuta besetzt und dann 1471 Tanger 
nommen. Nachmalig kamen Tanger und Ceuta 
Spaniens, das hier an der Nordküste seinen Besitz 
ausdehnte (Melilla 1496, Penon de la Gomera 15 
wurde 1643 wieder von den Portugiesen besetzt, ki 
durch Heirat von Portugal an England. Es bliet 
1683, in welchem Jahre das Parlament die Gewäh 
Mittel für die Stadt verweigerte (!), so daß die Rt 
genötigt sah, den Platz nach Zerstörung aufgefC 
gungen zu räumen. Damals ergriff sofort der tatki 
Mulei Isma'il von der Stadt Besitz, und seitdem blie 
den heutigen Tag in den Händen der Marokkaner. 

In dem Friedensvertrag zwischen Spanien i 
vom 26. Mai 1860, in welchem die spanischen Be 
in Marokko geregelt worden sind, hat sich nach 
Sultan von Marokko verpflichtet, Spanien „zu daut 
an der Küste des Ozeans bei Santa Cruz la Peque 
zu bewilligen, welches für die Einrichtung einer 
tion, wie sie Spanien dort vor alters besaß, ausi 
Es scheint daß Ifni zwischen Wäd Nun (Assäki 
Messa der Punkt ist, den Spanien dazu auserwä 
Jahre 1900 soll Spanien mit Frankreich einen V 
schlössen haben, in welchem die Interessensphäre 
sehen Kolonie in Beziehung auf .Marokko und den ' 
Sudan vereinbart ist. 



- > 



— 13 — 

Trümmer gesunken. Fern nur im Osten, dort wo der Felsgrat 
sich nach der spanischen Festung Ceuta hinabsenkt, sieht man 
auf ihm verschiedene Türme sich erheben: es sind spanische 
Forts, die der nur zu notwendigen Sicherung jenes „Presidio" 
dienen. 

Fast die ganze Mittelmeerküste Marokkos bis in die Nähe 
der algerischen Grenze hat einen ähnlichen gebirgigen Charakter. 
Ein wildes, steil nach der Küste hin abfallendes Randgebirge, 
hauptsächlich, soweit wir Kenntnis davon haben, aus Granit und 
Basalt, stellenweise aus Kalkstein bestehend, begleitet die Küste. 
Nur zwei nicht ganz geringfügige, immer noch sehr kleine 
Ebenen finden sich der Küste vorgelagert: die eine an der Mün- 
dung des kleinen Küstenflusses Rio Martil in der Nähe der land- 
einwärts liegenden marokkanischen Stad^ Tetuan, die andere 
östlich von dem spanischen „Presidio** Melilla. Tetuan ist eine 
bedeutende Stadt, die Eingangspforte zu einem nicht sehr großen, 
aber fruchtbaren Tal, in dessen oberem Teil die Europäern un- 
zugängliche Stadt Scheschäuen fliegt. Sonst findet sich heut an 
dieser ganzen Küste keine wichtige Niederlassung. Die sogleich 
noch näher zu erwähnenden spanischen Presidios können sicher- 
lich nicht als solche bezeichnet werden, selbst Melilla ist nur ein 
kleiner und aus verschiedenen Gründen toter, einer Entwicklung 
nicht fähiger Ort. Badis, etwa in der Mitte zwischen Tetuan 
und Melilla gelegen, eine alte maurische Stadt, die schon zur 
Römerzeit bestand und im Mittelalter den Mittelmeerhafen der 
Hauptstadt Fes bildete, liegt heute in Trümmern. 

Den landschaftlichen Charakter dieses Küstengebirges, das 
im allgemeinen 1000 m übersteigt, dessen Gipfel aber in ein- 
zelnen Teilen bis zu 2000 m und noch höher emporragen,, 
schildert von Maltzan, der es vom Meer aus zu betrachten Ge- 
legenheit hatte. 

„Das Rifgebirge", so sagt er „bildete von nun an (von 
Melilla ab) den südlichen Hintergrund des Küstenpanoramas, 
welches sich vor unseren Blicken entwickelte. Ein majestätischer 
Hintergrund eines herrlichen Gemäldes ! Voll Mannigfaltigkeit in 
der launenhaften Zeichnung ihrer Linien, in der Abwechselung 
ihrer Formen boten diese Berge dem in der Beobachtung der 
Natur gern schwelgenden Auge den herrlichsten Stoff dar. Dort 
ragten schwarze Felsenkämme empor, welche mit ihrem finstern 
Schatten geheimnisvolle Schluchten bedeckten, die niemals der 
Fuß eines Europäers betreten hatte. Da erhob sich ein be- 






— 18 — 

Verwundung davon tragend, und pflanzte auf dem 
Gipfel die schwarzweiße Fahne auf. Es lag freilich ni 
Absicht, diese Position zu behaupten und so war dies« 
doch nur eine Episode, die so gut wie gar keinen Er 
Heut kann an dieser Küste das Handwerk der Piral 
nicht mehr im großen betrieben werden, aber im kl« 
von den Küstenbewohnem auch_heute noch jede Gelege 
Angriff und Raub, auch auf See, wahrgenommen. 

Holz zum Bau der Fahrzeuge lieferten den B' 
die die Berge weit und breit bedeckenden Wälder, 
Leos des Afrikaners Beschreibung von gewaltiger Ai 
gewesen sein müssen. Die Bergbewohner nährten sich 
von dem Verkauf des Holzes. Heute sind die Wäl 
schon etwas gelichtet; manche Gipfel des Rifs sind g 
wenigstens abgesehen von der Zwergpalme ohne irge 
das einem Baumwuchs ähnlich sieht. Immerhin gibt 
auch heut noch ausgedehnte Wälder, wie es scheint tej 
Steineichen, Korkeichen, teils und vor allen Nadelhc 
runter besonders die atlantische Zeder sowie der 1 
(Callitris quadrivalvis, Thuja articulata) und Wachold 

Im Osten fand Duveyrier zahlreiche K u 1 1 u r e 
Gemüse- und Gartenbau. Namentlich auch der Ölbau 
angepflanzt. Auch der Johannisbrotbaum kommt vor. I 
aus Reisighütten, teilweise in Verbindung mit Zelten 1 
sind vielfach, wie dies auch sonst in Marokko der Fa 
dichten Opuntienhecken (Ficus indica, Berberfeige) 
Wo die Möglichkeit dazu vorliegt — bei dem großen 
an Wasser in den vielen Tälern des Gebirges wird 
weitem Umfange der Fall sein — werden im ganzen 
solche Kulturen sein, denn der Berber ist ein sehr lleü; 
und Gartenbebauer. Daneben und wohl vor allem v 
zucht getrieben. Aus der Tatsache, daß man beim 
fahren mit dem SchifTe innerhalb der ganzen Rifgegenc 
zu Zeit auf dem Lande zerstreute Häuser gewahrt, s 
Maltzan, daß die hier wohnenden Stämme, gleich ihre 
verwandten in der großen Kabylie (in Algerien), H 
wohnen und nicht Zelte, daß sie also nicht Nomaden ; 
war ein etwas vorschneller Schluß. Neben und hir 
seßhaften Bevölkerung gibt es auch Zeltbewohner, w 
auch vielleicht ähnlich wie in anderen Gegenden Marc 
innerhalb enger Grenzen ihre Weideplätze verlegen. 



— 19 — 

werden teilweise aus einem sehr nützlichen Grase verfertigt, dem 
Haifa (stipa tenacissima), Espartogras. Dies kommt in großen 
Mengen in Algerien vor, in Marokko nur in einzelnen Gebieten, 
so neben dem Südwesten Marokkos, hier an den Abhängen der Rtf- 
Gebirge. Das Espartogras findet in der ^Industrie mannigfache 
Verwendung. 

Entzückend ist nach den Beschreibungen, die uns nament- 
lich de Foucauld gegeben hat, das Tal von Tetuan und Sche- 
schäuen. Tetuan liegt 6 km vom Meere am Fuße der Berge, 
von denen ein großer Wasserreichtum herniederquilit. Köst- 
liche Gärten, dichte Orangenhaine umgeben die Stadt. Zwi- 
schen Tetuan und Scheschäuen ist das Land eigentlich ein 
großer Garten, fast bei jedem Schritt stößt man auf Bäche, sie 
rinnen von allen Seiten hernieder und eilen murmelnd dahin 
unter dichten Farnkräutern, Lorbeerbäumen, Fe^en- und Wein- 
stöcken, welche an ihren Ufern von selbst wachsen, „Nirgends," 
sagt de Foucauld, der doch so weit in Marokko umher gereist 
ist, „habe ich einen reizenderen Anblick genossen, nirgends so 
viel Üppigkeit, nirgends ein so fruchtbares Land, nirgends so 
fleißige Bewohner gesehen. Ununterbrochen reiht sich Dorf an 
Dorf; der Weg, von Rosenhecken begrenzt, tritt fast nirgends 
aus den Fruchtgärten heraus; man reitet im Schatten von Gra- 
natenbüschen , Feigenbäumen , Pfirsichen und Weinstöcken, die 
sich an den Bäumen emporziehen. Die Bäche sind so zahlreich, 
daß man fast beständig im Wasser reitet." Scheschäuen ist be- 
sonders berühmt wegen seines Weinbaues ; die Weintrauben, 
welche von hier kommen, sind in ganz Nord-Marokko berühmt. 
Die Stadt selbst, innerhalb steiler Berge, in einem Kranze grüner 
Gärten, bietet einen äußerst malerischen Anblick. De Foucauld 
sagt, daß er eher geglaubt hätte, ein friedliches Städtchen am 
Ufer des Rheins vor sich zu sehen, als eine Stadt, welche als 
die am meisten fanatische der wildesten Gegend Marokkos gilt. 
Zu diesem Eindruck trug wohl auch der eine Umstand bei, daß 
die Häuser hier in Scheschäuen nicht wie sonst in Marokko mit 
platten Terrassen, sondern mit roten Ziegeldächern gedeckt sind. 

Tetuan ist vielen Touristen, welche nach Tanger kommen, 
bekannt. Diese machen von dort aus oft einen Ausflug hierhin, 
um nicht nur die entzückende Natur, sondern auch den An- 
blick des von europäischem Einfluß noch unberührten maurischen 
Lebens zu genießen. Die Stadt, deren Einwohnerzahl man auf 
etwa 2O0O Seelen angibt, und in der sich namentlich auch eine 








Das ]VIutOta-6ebiet. 

Ein großer Fluß, ja einer der größten Marokkos, durch- 
bricht die Kette des Rif-Gebirges : es ist die Mulüia, die nicht 
weit von der algerischen Grenze in das Mittelmeer einmündet. 
Der Fluß wird schon von den Römern genannt in den Formen: 
Mulucha und Malua. Er bildete einst die Grenze zwischen 
den Staaten des Bochus und des Jugurtha und blieb auch 
später die Grenze von Mauritania Tingitana und Mauritania 
Caesariensis. Der Fluß kommt fernher, von den höchsten Gipfeln 
des Atlas-Gebirges. Von diesen Bergen,' die noch im Mai ganz 
mit Schnee bedeckt sind, empfängt er reichliche Wassermengen ; 
merkwürdigerweise gelangt er dennoch ziemlich wasserarm zum 
Meere. Dureyrier fand, daß er am 5. Juni 1886, als eben die 
Schneeschmelze im Hochgebirge begonnen haben mußte, dicht 
bei der Mündung nur 40 m breit war und eine größte Tiefe 
von nur IV2 m hatte. Den Grund dieser Wasserarmut sucht 
man in dem Umstand, daß der Fluß etwa in den letzten ^/j 
seines Laufes ein Wüstengebiet durchfließt, wo er, wie es auch 
sonst in Wüsiengegenden das Geschick der Flüße zu sein 
pflegt, durch Verdunstung und Aufsaugung viel von seiner 
Wassermenge abgeben mag. In dies Wüstengebiet gelangt man 
vom Meer aus, an dem entlang auch schon eine Steppe sich 
ausdehnt, sogleich nach Überschreitung des dem Meere paralell- 
laufenden Randgebirges. Es zerfallt in verschiedene Landschaften: 
die Ebene Angad und südlich davon die Wüste Tafräta, beide 
auf dem rechten Ufer der Mulüia ; sodann die Wüste Garet und 
weiter südlich die Ebene Dschell, beide auf dem linken Ufer der 




— 23 — 

und Feigenbäumen, alles herrliche Bäume, die den entzückendsten 
Anblick bieten. 

Der Fluß ist hier in seinem Oberlauf etwa 30 m breit und 
1,20 m tief. Das Tal ist von Kasba el- Machzen bis el-Brid- 
scha etwa ' 16 km breit, bei el-Bridscha erweitert es sich be- 
deutend und erreicht bei Misür eine Breite von ungefähr 32 km. 
Von da ab wird es allmählich wieder enger, bei Utät Uläd el- 
Hädsch ist es nur noch 20 km breit, weiterhin, bei Uläd Hamid, 
tritt es dann, nachdem es sich weiter verengt |hat, in die oben 
erwähnte enge Schlucht (arab. Kheneg) ein. 

Das Bett der Mulüia ist im allgemeinen wenig eingesenkt, 
die Ufer sind sandig und vielfach, in der eben beschriebenen 
Hochebene und auch sonst, mit Tamariskenbüschen bedeckt. 
Die Ebenen, welche der Fluß nach jenem Durchbruch durch- 
zieht und die wir oben nannten, sind steinige, oft tischgleiche, 

r 

Öde Flächen. Hier ist das Niveau des Flusses oft fast gleich 
dem Niveau der ihn umgebenden Ebene, und er unterscheidet 
sich oft von dem gelben [Sand der Steppen nur durch das 
Schimmern seiner, in einem langen Bande sich dahin schlän- 
gelnden Wasser. 

Der wirtschaftliche Wert der Oasen des oberen Stromge- 
bietes der Mulüia ist leider beeinträchtigt durch die vielen Wild- 
nisse und Fährlichkeiten , durch welche es abgeschlossen ist. 
Auch noch einige Vorberge durchbricht die Mulüia ebenso, 
wie es vorher bei der Atlas-Kette der Fall gewesen war, in engen 
Schluchten, die einen Verkehr längs des Flusses fast ganz aus- 
schließen, also auch ihrerseits das obere Stromgebiet isolieren. 
Daß aber das ganze Stromgebiet der Mulüia bis heute im ein- 
zelnen so wenig erforscht ist, »wie es der Fall ist, hat seinen 
Grund nicht sowohl in der Unwegsamkeit als in der oben ge- 
schilderten Ungastlichkeit dieser Gegend des nördlichen Marokko. 
Tatsächlich gehört, wie Duveyrier nachdrücklich hervorhebt, die 
Mulüia zu den am wenigsten bekannten Flüssen unseres Erdballs. 
Die so schönen Krümmungen, die so individuell aussehenden 
Einzelheiten, welche unsere Karten zeigen, sind fast alle rein 
hypothetisch. Das meiste, was wir von dem Flusse wissen, 
verdanken wir dem glänzenden Verdienste des Vicomte de 
Foucauld. 

Von den Nebenflüssen der Mulüia ist eigentlich nur der 
Wad Zä von Interesse. Dieser allerdings ist ein recht bedeu- 



- 24 — 

tender Zufluß , der an Größe dem Hau 
Er kommt ausWüslengegenden, tritt ab« 
reich und fruchtbar sind. Das Bläd Zä, vi 
Flixsses in die Mulüia bis Gefait im NV 
halb des Gebietes des Flusses ein einzig 
piger, grüner Fruchtgarten und auch z 
Nicht weit von der Mündung des Flusses 
einer von Mulai Isma'ü erbauten Festun 
jetzt von benachbarten Stämmen als Ge 
werden; namentlich auch die Umgegen 
einen blühenden Anbück dar. Zwischen 1 
sich Gruppen von Ölbäumen, Granaten, 
bäumen aus, dunkle Flecken inmitten ei 
piches, und zwischen durch, halb verstt 
vorblickend, eine große Menge von Ze! 
völkerung. Diese ganze Fruchtbarkeit . 
Wassermenge des Zä, der nie austi'ockr 




Dae Htlaa-Torland. 

Das Atlas-Vorland bildet einen sehr erheblichen 
zu den eben geschilderten Gegenden. Einen Gegens 
schaftlich und wirtschaftlich. Der letztere Gegensatz 
sonders wichtig. Während das Rif- Gebiet und auc 
Mulüia heut ohne wirtschaftliche Bedeutung ist und . 
abzusehen ist, ob und wann es eine solche, selbst t 
europäischen Macht, später erlangen wird, so ist das 
and, d. h. das weithin sich aufrollende, zwischen c 
gebirge und dem atlantischen Ozean sich ausdehnende, 
teils hügelige Gebiet, heut schon von sehr erheblic 
Ischaftiichem Wert, und dieser Wert kann nur, wenn ( 
das Land besser ausgenutzt werden wird, in sehr e 
Maße wachsen. Wenn Rohlfs, Theobald Fischer u 
berufene Forscher Marokko für das am meisten mit Na 
nissen gesegnete Land Nord-Afrikas erklärten, so haber 
Urteil sicherlich die westlichen Hänge des Atlas-Geb 
besondere das Alias- Vorland, den schwerwiegendsten i 
Norden dieses Gebietes war im Altertum mit blühenden, 
Kolonien bedeckt , deren Reste heut noch vorhandi 
Schon vor den Römern hatten sich die Phönizier an 
festgesetzt. Sie hatten hier eine Reihe von Pflanzstä 



') So Volubilis (heut Ksar Far'ün im Dschebel Zerhör 
Aelia Banasa (heut Sidi Ali Bu Dachen im nordöstlich von Mehi 
dum novum (heut Ksar el-Kebirl Zilia, Zilis, Colonia Juha Con 
heut Aaila [Arsila.]), und andere. Vgl. das oben S. Xlll angegebei 
Tissot 



— 26 — 

denen Safa, an der Mündung desBu-Regreg (das heutige Schella, 

in der Nähe von Slä-Rabät), eine der bedeutendsten war, und 
vielleicht wareji sie es, die in dem Dschebel Hadid {„Eisenberg") 
bei Mogador, nach Ausweis der heut noch vorhandenen Stollen, 
Eisenbergbau betrieben haben. Davon, daß fremde Gäste diese 
Küste besuchten, weiß auch die heutige Volksüberlieferung noch 
2U bei-ichten. Mir wurde von einer Tradition berichtet, die in 
Schäuia, dem Hinterlande von Casablanca, besteht, daß nämlich 
in alten Zeiten Leute auf Schiffen gekommen seien, die Schiffe 
aufs Land gezogen, die Äcker bestellt, geerntet hätten und dann 
wieder mit ihren Schiffen fortgezogen seien. Wegen seiner 
Fruchtbarkeit, insbesondere seines Getreidereichtums, war dieses 
Atlas- Vorland von altersher berühmt — namentlich das Gharb, 
die höchst fruchtbare Landschaft westlich von Fes, war auch 
schon im Altertum eine Kornkammer. 

Küetcnverhältnfese. 

Ich hatte zunächst während einer längeren Küstenfahrt 
zwischen Tanger und Mogador, dem südlichsten, dem Verkehr 
geöffneten Hafen der atlantischen Küste Marokkos, Muße und 
Gelegenheit, vom Schiffe aus diese Küste, der wir stets sehr 
nahe blieben, zu betrachten und auch die Hafenverhältnisse 
dieser Küste einigermaßen praktisch kennen zu lernen. 

Von Tanger ab bis Larasch ist die Küste hügelig, die 
Hänge sind allenthalben — wenigstens so im Frühjahr, wo ich 
sie sah — mit grünen Matten oder auch mit Buschwerk, hier 
und da mit Wäldern von Korkeichen bedeckt. Hinter diesen 
Hügeln werden bisweilen, so im Süden von Kap Spartel und 
bei Larasch, höhere, zum Teil, damals als ich sie sah, mit Schnee 
bedecK'te Bergzüge sichtbar. Von Larasch aber bis nach Safi 
hin ist die Küste teils (so besonders anfangs, bis Rabat), flach, 
teils (so insbesondere zwischen Azemmür und Safi) ein niedriges 
Plateau, daher denn zum Teil dem Auge nur die nach dem 
Meere abfallende sandige oder felsige Böschung sichtbar wird; 
großen Teils aber bieten sich dem Blicke ausgedehnte grüne 
Ebenen dar. Nirgends fast eine Spur von Wald oder Baum- 
wuchs, nur in dem Flußtal hinter Rabat gewahrt man etwas, 
das aussieht wie Wälder — in Wahrheit sind es die herriichen 
Fr ucht gärten , die wie ein dichter, grünender Kranz um diese 
Stadt sich legen und sich stromaufwärts das Flußtal des Bu Reg- 



*« 



— 27 — 

reg hinaufziehen. Im übrigen könnte man glauben, sich in 
die Umgegend von Magdeburg versetzt zu sehen. Erst von Safi 
ab steigt die Küste wieder an, zunächst in niedrigen, teilweise 
aber zum Meer schroff abfallenden Höhen, während das Land 
dahinter einen plateauartigen Charakter hat; bei Mogador aber 
werden diese Höhen bedeutender, und man sieht in der Ferne 
höhere Bergzüge — es sind die Vorberge des südlich von Mo- 
gador ^bei Kap Gir am Meer abbrechenden Hoch- Atlas. 

Die Städte dieser Küstenstrecke, die wir z. T. oben schon 
aufzählten, gewähren vom Meer aus mit ihren blendendweißen 
Häusern im grünen Kranze der Felder und Gärten — nur Mo- 
gador erscheint vom Meer aus als in einem Sandmeer liegend — 
zumal, wenn der helle Sonnenschein darauf ruht und der tief- 
blaue Himmel dahinter und darüber sich wölbt, ein überaus 
freundliches Bild. Reizvoll ist namentlich der Blick auf Tanger, 
der ja manchem der Leser bekannt sein wird. Die Stadt mit 
ihren weißen Mauern zieht sich im Westen der nach ihr genann- 
ten Bucht malerisch an einem Abhänge hinauf, der zu einem 
niedrigen Hochplateau führt. Oben begrenzen sie weithin sich 
ausdehnende, im herrlichsten Grün prangende Gärten, aus denen 
eine größere Anzahl von Villen europäischer Bauart freundlich 
hervorblicken. Aber die übrigen Städte haben den andern Reiz, 
daß der Europäer hier aus der Ferne von europäischem Wesen 
nichts mehr gewahrt — geheimnisvoll liegen diese maurischen 
Städte vor ihm da, ja, fast verzaubert können sie ihm erscheinen, 
wenn er etwa Gelegenheit hat, längere Zeit vor der einen oder 
der andern mit dem Schiffe zu liegen, auf Verbindung mit dem 
Lande wartend. Vergebens läßt der Dampfer seine Sirene er- 
tönen, laut und nachdrücklich fordernd; vom Lande hört man 
nichts als das Tosen der Brandung, durch die ein Boot hindurch 
zu senden nicht möglich wird — der Dampfer wartet und wartet 
— aber regungslos, ohne ein Zeichen des Lebens liegt die Stadt 
da, so heiter glänzend im Strahl der Sonne und so in sich ge- 
sammelt, als ob sie in der Tat mit der übrigen Welt gar nichts 
zu tun habe. 

So ging es mir vor Larasch, und überhaupt hatte ich reich- 
lichste Gelegenheit, während einer sehr beschaulichen Küsten- 
fahrt eine Tatsache persönlich zu erfahren, die, wie die Dinge 
zur Zeit liegen, neben allem Günstigen, was über Marokko zu 
sagen ist, nicht übersehen werden darf; die z. Zt. im allgemeinen 



- 29 ~ 

So lagen wir einen Tag vor Rabat und dampften danach — 
nach Tanger zurück. Hier wird die für Larasch bestimmte 
Ladung — unter anderem 1000 Sack Zucker, ein Haupteinfuhr- 
Artikel in Marokko — gelöscht. Die Empfänger müssen dann 
zusehen, was sie mit der Ware machen, ob sie sie bei günstigerem 
Wetter mit einem kleinen Gibraltar-Dampfer holen oder am Platze 
verkaufen wollen. Der Transport zu Lande dürfte jedenfalls zu 
kostspielig sein. 

Nun traten wir denn von Tanger aus zum zweiten Mal 
unsere Küstenfahrt an. Wir gingen an Larasch, ferner aber 
auch an Rabat, wo die Verhältnisse sich immer noch nicht ge- 
ändert hatten, vorüber nach Casablanca. Diese Stadt hat eine 
selbst großen Schiffen leicht zugängliche Reede; schon nahe am 
Ufer ist das Wasser 10 m tief. Aber die Bucht, an der 
Casablanca liegt, ist nach Norden gänzlich offen und gewährt 
nach Westen hin nur geringen Schutz. So können auch hier 
unter Umständen schwierige Landungsverhältnisse sein. Wir 
hatten hier keine großen Schwierigkeiten zu überwinden; es 
konnte ohne Unterbrechung gelöscht und auch neue Ladung 
eingenommen werden. Ein andrer deutscher Dampfer freilich, 
den wir dort antrafen, hatte fast eine Woche vor dem Orte ge- 
legen, ohne etwas ausrichten zu können. Auch die für Rabat 
bestimmte Ladung wurde hier von uns gelöscht. Darauf gingen 
wir dann nach Safi weiter. 

Safi gilt als sehr schlechter Hafen. Die Bucht, an der die 
Stadt liegt, ist, wenn auch gegen Norden und Osten geschützt, 
gegen Westen und Süd- Westen völlig offen. Wir waren damals 
vom Glück außerordentlich begünstigt. Die See, die hier so 
schlimm sein kann, lag da so glatt wie das Alsterbassin in 
Hamburg. Wir konnten bis ziemlich nahe an Land gehen; 
einige Segelschiffe aber, die im Notfalle nicht so leicht die hohe 
See gewinnen können, lagen weit draußen. Das gute Wetter 
dauerte auch nicht lange. Am nächsten Morgen konnten die 
Arbeiten schon nicht mehr fortgesetzt werden, und wir mußten 
nach Mogador weiter gehen. 

Den Hafen Mazagan lernte ich auf meiner Küstenfahrt nicht 
kennen. Dies ist indessen vielleicht die beste Reede ganz Marokkos, 
gilt heute jedenfalls sogar als besser und sicherer als Tanger. 
Nur wenn der Hafen Tangers durch den Ausbau einer Mole er- 
weitert würde, ließe sich über den Vorrang streiten. Mazagan 



- 30 

, Süd- Westwinde, die hier i 

Hafen Verhältnisse von Mo 
3sei' Küste,^sind einigermaC 
Küste vorgelagerte kleine I 

Dennoch müssen auch 
sein, um bei umschlagenc 
inn sehr rasch eintreten), so 
lieser „Mausefalle", wie um 
in. 

art sind die Hafenverhältni 
lere Frage ist ja die, ob 

B. bei Rabat jetzt schlecht 
)der auch an begünstigten 
fen sind, neue geschaffen w 
lejaht. So glaubt man z. t 
, vielleicht des bedeutendst 
r ein kleines Dorf, Mehedi 
n bedeutender, einer blü 
s Leben gerufen werden k( 
gleich im Zusammenhang« 
[tischen Küste Marokkos z 
gadjr, das durch das Kap C 
irtrefflich geschützt ist, ein 
ist zudem das Ausgangst 
1 Hohem Atlas und Anti-. 
: Bodenschätzen reich gese 
eut geschlossen ; die marok 
ador zu begünstigen und 
hat den Schiffen in Agadii 
llgeder widrigen Landungs 
ng von fast einer Woche 
eduld, nun das Land zu b 
lessen Küste ich so lange i 
edanken so lange beschäfti 

Das HtUe-TorUnd i 

chdem ich nur eine Nacht 

n Konsuls Herrn von Mau 

nächsten Morgen in Begleitung V( 



— 31 — 

Gewühl des Marktverkehrs, durch das nach Norden führende 
Stadttor an dem ausgedehnten jüdischen Friedhofe vorbei in. die 
Weite. Etwa 25 km von Mogador entfernt, bei Ain el-Hadschar, 
am Fuße des Dschebel Hadid, sollte ich mit dem Leiter unserer 
Expedition, Herrn Professor Dr. Theobald Fischer, der mich dort 
erwartete, zusammentreffen. 

Gleich dieser erste Ritt zeigte mir ein für jene Gegend 
Marokkos typisches Landschaftsbild. Der Weg führte zuerst 
nördlich am Meer entlang. Um nicht den beschwerlichen Weg 
durch die Dünen nehmen zu müssen, wählt man die Zeit der 
Ebbe. Man reitet dann über den ziemlich festen , vom Meer 
freigelassenen Strand. Als ich den Blick rechts über die Dünen 
schweifen ließ, schien es mir, als ob ein dünner Rauch von 
diesen aufstiege. Es war der feine Sand, den ein leichter West- 
wind vor sich hinwehte. So sah ich, wie diese Dünen unter 
meinen Augen ihre Form veränderten. In der Nähe von Mo- 
gador ist ein ehemaliger Sultanspalast, der jetzt schon zum guten 
Teil von den Dünen verschlungen ist. 

Es war ein heller, schöner Tag, der eine weite Umschau 
ermöglichte. Rechts in einiger Entfernung strich ein mäßiger, 
mit grünem Buschwerk bewachsener Höhenzug, der allmählich 
nach Norden zu näher an die Küste tritt. Nachdem wir etwa 
2 Stunden geritten, waren wir dicht an seinem Fuße, und nun 
bogen wir vom Meere ab, einem allmählich aufwärts führenden 
Saumpfade folgend. 

Die Szenerie wechselte jetzt vollständig. Die Sanddünen 
lagen hinter uns. Das steinige Geröll um uns war mit Busch- 
werk bedeckt, das immer dichter wurde und bald das war, was 
man hier in Afrika Wald nennt. Man muß bei dem Worte 
nicht an unsere deutschen Wälder denken. Büsche und Bäume 
stehen nicht so dicht wie bei uns; von der Ferne gesehen, 
blicken zwischen den Baumkronen und Büschen überall Flecke 
des Bodens hervor. Stark vertreten waren hier Zwergpalmen 
(arab. Dum) mit den bekannten fächerartigen Blättern und hohe 
Ginsterbüsche, teils gelb blühend, teils mit 'schönen weißen 
Blüten, dazwischen Blumen mancherlei Art, femer das Grün 
von Meerzwiebeln, Asphodelen usw. Dann traten unter dem 
Strauch- und Baumwuchs auf eine Art Thuja, sowie Ar'ar 
(Callitris quadrivalva) , Wacholder, hier und da ein großer 
dichter dunkelgrüner Johannisbrotbaum, andere großenteils 
dornige Büsche, vor allem aber der für diesen Teil Marokkos 



^ 



- 32 — 

charakteristische Argan-Baum (Argania sideroxylon). Der Argan- 
Baum kommt heute nirgends auf der Erde außer im südwest- 
lichen Marokko vor. Er ist von kurzen gedrungenen Formen, 
die starken Äste krümmen und winden sich nach allen Seiten, 
die dunkelgrünen, kleinen, lanzettförmigen Blätter stehen dicht 
beisammen und dicht an den mit scharfen Domen bewehrten 
Zweigen. Die Früchte haben Form und Größe einer Pflaume; 
sie waren um jene Zeit (Mitte März) grün, teilweise rotbraun 
gefärbt. Sie haben einen herben, stringierenden Geschmack. 
Sie dienen als Viehfutter, aus den Kernen aber, die vom Vieh 
übrig gelassen werden, wird ein Öl gewonnen, das in jenen 
Gegenden allgemein anstelle des Olivenöls gebraucht wird. 
Vorzüglich verwendbar ist dann aber noch vor allem das über- 
aus harte Holz dieses Baumes, wonach dieser seine Bezeich- 
nung sideroxylon („mit dem eisenharten Holz") erhalten hat. 

Indem wir von Mogador aus nach Nordosten und Norden 
ritten, hatten wir die Nordgrenze der Verbreitung dieses Baumes 
bald erreicht. Sie reicht längst nicht bis an dep Tensift-F-luß. 
Nach Süden aber bedeckt er, untermischt mit dem Ölbaum, das 
ganze bergige Gebiet der Provinz Haha, die ein großes Wald- 
land ist, freilich in jenen oben charakterisierten, lichten Be- 
ständen und mit dazwischen eingestreuten Getreidefeldern. 

Nachdem ich die oben erwähnte Höhe erreicht hatte, ging 
es auf dieser eine Weile fort. Hier und da begegneten jetzt 
meinem Auge grüne, mit Steinen umfriedete Acker; es waren 
teils Weizen-, teils Gerstenfelder. Die Gerste stand schon 

um 

großenteils in Ähren und war etwa % m hoch, der Weizen 
war im allgemeinen nur etwa halb so hoch, zum Teil noch 
niedriger (Mitte März). Einmal verhüllte sich die Welt um uns, 
wir waren mitten in einer Wolke — freilich nicht in einer der 
uns vertrauten, sondern in einer Wolke von Heuschrecken.^) 



1) Die Wanderheuschrecke ist eine der schrecklichsten Plagen Marokkos. 
Wo sich die ungeheuren Schwärme dieser Heuschrecken niederlassen, vertilgen 
sie die Ernten oft völlig. Wir kamen mehrfach an solchen durch Heuschrecken 
vernichteten Feldern vorbei. Die Verwüstung war zum Teil so, daß man zu- 
erst zweifeln konnte, ob man ein bestelltes Feld vor sich habe. Wenn die 
Tiere ihr Zerstörungswerk vollendet haben, legen sie ihre Eier in die Erde und 
fangen dann an in Massen zu sterben. Bald freilich sind die kleinen Heu- 
schrecken ausgekrochen, von denen wir vielfach auf dem Boden unglaubliche 
Mengen herumwimmeln sahen, und die Plage ist sofort erneuert und schlimmer 
als vorher. Die Vertilgung der Eier ist denn auch das Hauptmittel , die Ver- 
heerung einzuschränken, und die marokkanische Regierung hat sich (wie ich 



— 35 — 

da auch die hier sich ausdehnenden Landschaften Schiadma und 
Haha hügelig oder gebirgig sind. 

Teilweise verschwinden aus dieser Steppe die Strauch- 
gewächse, und man hat dann im Frühjahr die reine Blumen- 
steppe, die einen prächtigen Anblick gewährt. Da dehnt sich zu 
unseren Füßen eine große Fläche aus, fast ausschließlich mit 
einer Art schöner gelber Calendula dicht bewachsen; weiterhin 
ein Hügel ganz in violetten Farben, anderwärts ganz weiße, 
blaue oder orangefarbene Flächen, dann wieder ein bunter 
mannigfaltiger Blumenteppich, der uns zeigt, woher die Marokkaner 
die Muster ihrer Teppiche entlehnt haben. 

Aber überall hat man sich in die Steppe hineingestreut zu 
denken, bald seltener, bald zahlreicher, bebaute Felder, Dörfer 
und Gehöfte in einer der geschilderten Formen, dabei meist* 
Pflanzungen von Opuntien (Kaktusfeigen), und endlich vor allem 
zahlreiche Viehherden. Namentlich die Schafzucht ist überall 
bedeutend, daneben werden Ziegen (besonders zahlreich im Süden) 
und überall, vorwiegend aber weiter im Norden, viele Rinder 
gehalten. Ich sah in Schäuia wiederholt ganz bedeutende 
Rinderherden, an einem Tage einmal drei Herden von je weit 
über 100 Haupt Vieh, schöne, vortrefflich genährte Tiere, die 
bei uns auf Viehausstellungen Ehre eingelegt hätten. Auch die 
Pferdezucht ist bedeutend; berühmt wegen ihrer Pferde ist be- 
sonders die Provinz Abda. 

Reist man in der Steppe, so ändert sich die Szenerie plötz- 
lich, wenn man an einen Wasserlauf kommt. Ritt man eben 
durch Steingeröll und niedriges Gestrüpp, so sieht man plötzlich 
in einer Mulde, zu der man hinabreitet, die lieblichste Oase sich 
öffnen. Da rinnt etwa aus einem gewaltigen Gebüsch von 
Binsen und weißen Schwertlilien das Wasser einer Quelle her- 
vor, wir haben uns einen Weg zu bahnen durch riesige Ole- 
anderbüsche, die uns, indem wir auf unseren Tieren sitzen, noch 
überragen, wir reiten dahin zwischen mächtigen Feigenbäumen, 
dichten Granatbüschen und vorbei an Gruppen von Dattel- 
palmen ; weiter Röhricht, hohes Buschwerk von Gummi- Akazien i), 
an denen sich blühende Winden emporranken und anderes Ge- 
sträuch — und in den Zweigen ringsum Finkenschlag und 
lustiges Vogelgezwitscher. 



1) Man begegnet der Gummi-Akazie indessen nur südlich vom Flusse 
Umm er Rebi'a und auch hier, je weiter nach Norden , um so mehr vereinzelt, 

3» 



— 42 — 

hinreichend Wasser. Vereinzelt treten sogar 
Überall trifft man hier und da auf Gerstenfelde 
Viehherden. Letztere müssen dann freilich währ 
wo die Steppe verdorrt — es sind dies ja aller 
wenige Monate — dem Gebirge oder andei 
Strichen zugetrieben werden. Zu beachten ist, < 
welches im übrigen zu den ungünstigsten Disti 
Vorlandes zu gehören scheint, nach den Versicl 
caulds reiche Herden von Schafen, Pferden ur 
weist. Allerdings stößt auch hier an eine weite 
Ebene {im Süden) das gebirgige Terrain (im 
selbst in der Ebene dort gibt es Felder und jed 
jähr Weiden. 

Df< subatUntfechcn ß<rl(8clungB-l 

Neben dem Kulturgürte!, der sich am Mei 
und dem darauffolgenden Steppengürtel ist im All 
dritte Zone von Wichtigkeit: die der sogenannt 
Oasen, die sich in der ganzen Ausdehnung c 
an seinem Fuße hinzieht.') Das von den Bergen 
oder sonst vorhandene Wasser wird hier in z. 
zum Teil in mühevoll angelegten unterirdischen 
sogenannten Chattaras^), von einer fleißigen Bew 
zu bewässernden Lande zugeführt, auf dem ^ 
Fruchtbäume, wie Oliven, Granaten, Apfelsinen, 
usw. gepHanzt werden. Alle Reisenden, so ' 
namentlich de Foucauld rühmen den reichen K 
der sich um eine große Zahl von Ortschaften ai 
birges herum legt, sodaß weite Gebiete ein einzige 
sind und die fruchtbarsten, mit am meisten bevi 
Marokkos bilden. 

Solche Oasen sind außer den beiden H 
Landes selbst, Marräkesch und Fes, z. B. Ka 
Demnät und Umgegend, femer weiterhin in d 
Täza und Wawizert (letzteres am Wäd el-Abid 

1) Diese drei Zonen sind von Theobald Fischer in 
Getreideland, Weideland und Fruchtbau mland bezeichnet w 

2) Vergleiche über diese unterirdischen Leitungen n< 
werk Theobald Fischers 1900S.86ff. Man findet dieses S>-! 
Jenen Bezeichnungen innerhalb der verschiedensten Geg 
und auch Vorder- Asiens. 



— 43 — 

beschreibt den Weg zwischen Kasba Tadla i 
MeMl als entzückend, Iteine Stunde, in der 
Wasserlauf überschreitet, keine Stunde, in derm 
Gärten und Haine von Fruchtbäumen antrifft, fi 
liegt auch eine Ortschaft Fischtäla, die sehr reic 
Rings auf den Höhen dehnen sich Haine voi 
und weite Gärten aus, die Foucauld mit denen 
Sfrü vergleicht. Die lieblichsten und fruchtbars 
scheinen indessen Kasba Beni Melläl, Sfrü un 
Namentlich von Sfrü entwirft de Foucauld eine 
derung. Nachdem er Fes verlassen, durchzog f 
deren steiniger Boden mit Zwergpalmen bedeck 
befand er sich inmitten einer hygeligen Lanc 
Quellen und Bäche war. An den Ufern hc 
büsche. Bei Behalil beginnen bereits schöne i 
Fruchtgärten; von da ab wird man auch schoi 
Sfrü ansichtig, die sich allmählich aufsteigend fe 
Die Stadt selbst ist vollständig in dieser dichte 
verborgen, sodaß man sie erst erblickt, wem 
Toren steht. De Foucauld sagt: „Diese Gärten 
groß und so wunderbar, daß ich ähnliche in W 
sehen habe. Es sind dichte Wälder, deren Laul 
dringlichen Schatten wirft und eine entzückende I 
alle Zweige sind voll Früchte, der Boden, imm 
kleidet, ist von unzähligen Quellen durchzogen, 
auch eine blühende und wohlhabende Stadt, si 
Fes hin außerordentlich bedeutende Mengen von , 
Zitronen, Kirschen, Weintrauben, und es wird 
den Juden?) ein sehr guter Wein zu billigen 
Die Berge der Umgegend liefern ausgezeichnet« 

DU flUaot (tce HtUs-Yorland 

In wirtschaftlicher Hinsicht interessieren i 
Flußläufe, wobei besonders die Frage nach ih 
in Betracht kommt. Eine andere Frage ist ja dii 
Flußläufe zu Berieselungen venvandt werden 1 
gemeinen ist in dieser Beziehung zu sagen, c 
meist so tief eingeschnitten sind, daß sie, wie i 
mit Bezug auf die Umm er Rebi'a bemerkt wii 
lungszwecke schwer verwandt werden könnet 
Flüsse des Atlas-Vorlandes sind in nordsüdliche 



— 49 — 

Ksür zusammengerechnet. Die meisten sonst noch genannten 
Ortschaften haben um 1000 Einwohner oder darunter. 

Für die Europäer kommen von den Städten des Inneren 
direkt, als Aufenthaltsort, heutzutage nur die beiden Haupt- 
städte Fes und Marräkesch in Betracht. 

Fes, das altberühmte glänzende Zentrum arabischer Kultur, 
ist eine Doppelstadt: Alt- und Neu-Fes, an einem Abhänge etwa 
4 km südlich vom Sebü gelegen. Es ist ausgezeichnet durch 
die Fülle seines fließenden Wassers. Ein Bach, der sich in 
zwei Arme teilt und weiter in zahlreiche Kanäle verteilt ist, 
durchströmt die Stadt, leider großenteils verunreinigt und stinkend 
gemacht durch den Unrat, den man diesen köstlichen Gewässern 
übergibt. Ausgedehnte Gärten umgeben die Stadt, während sie 
im Innern großenteils eng und schmutzig sein soll. Unter den 
vielen Moscheen der Stadt sind besonders zu nennen die des 
Mulai Idris, des Gründers der Stadt, die Moschee El-Andalüs 
und die Moschee Karauin, letztere mit einer berühmten Bibliothek 
und einer Gelehrtenschule, die im arabischen Westen etwa den 
Rang hat wie die der Azhar-Moschee in Kairo. Unter den 
100000 Einwohnern sollen 4000 Juden und 2000 Algerier sein. 
Die Stadt hat eine sehr günstige zentrale Lage, seine Bezie- 
hungen sind leicht sowohl mit dem Atlas ^Vorland (dadurch die 
Beziehungen zu Europa) wie mit Algerien (über Täza usw., 
vgl. oben S. 3) und mit den transatlantischen Oasen und dem 
Sudan (vgl. S. 65). Handel und Industrie der Stadt sollen noch 
heut sehr bedeutend sein. Als Industriezweige sind berühmt 
Weberei, Lederarbeiten, Töpferei, Metallarbeiten. 

Fes ist eine der Residenzen des Sultans. Der jetzige Sultan 
bevorzugt allerdings Marräkesch als Residenz. Außer Fes und 
Marräkesch gibt es noch zwei Städte, die machzanija d. h. 
„Regierungs-, Residenz-Städte" sind: Miknes und Rabat. 
Deutschland hat seit zwei Jahren, wie auch an anderer Stelle 
gesagt ist, einen Konsul in Fes. 

Kann man. Fes noch heut in gewissem Sinne ein Zentrum 
der Zivilisation nennen, so hat Marräkesch einen ganz andern 
Charakter. Doutte hat Recht, Marräkesch zu charakterisieren 
als eine „ville d'allures soudaniennes". Schon die Palmenhaine, 
hinter denen sich die Stadt verbirgt, erwecken den Eindruck einer 
Oase. Das berberische Element ist in der Stadt stark ver- 

Kampffmcyer, 3Iarokko. 4 






^ 



— 50 — 

treten M; an Markttagen soll man mehr berberisch als arabisch 
hören. Ebenso gibt es hier viele Neger. Ausgedehnt, von außen 
stattlich (ihre Mauer hat eine Ausdehnung von 12 Kilometern), 
ist sie im Innern vielfach verfallen. Die Industrie der Stadt soll 
sehr zurückgegangen sein; die Bewohner treiben hauptsächlich 
Gartenbau. Daneben hat allerdings der Handel (mit dem Süs, 
Täfilelt und der Küste) auch noch ziemliche Bedeutung, obwohl 
keine so große wie der Handel von Fes. 

Miknes, dessen hauptsächlichste Gebäude aus den Ruinen 
der benachbarten Römerstadt Volubilis (Ksar Far'ün im Dechebel 
Zerhün) aufgeführt sind^), ist eine alte Berberstadt und hat 
auch noch als einen Rest alter Zeiten die stattliche Kasba, die 
von einem Merinidenfürsten um 1276 n. Chr. erbaut ist. 

Aber neu erstehen ließ die Stadt Mulai Isma'il, der hier die 
Negertruppe der Buacher (Plur. von Buchari) als Militärkolonie 
ansiedelte (heut etwa ^000 Neger, die hier sind) und die Stadt 
als seine Residenz, als ein marokkanisches Versailles, glänzend 
ausbaute. Der Palast, den er sich erbaute, von herrlichen 
Gästen umgeben, nimmt die Hälfte der Stadt ein. Die Straßen 
sind schön , verschiedene Häuser und namentlich die Tore 
fesseln das Auge durch ihre Architektur, rings um die Stadt ein 
weiter Kranz von Olivenbäumen (Mulai Isma'il soll zweihundert 
Tausend Ölbäume hier angepflanzt haben) — das Ganze ge- 
währt einen sehr heiteren Anblick. Auch Brücken, die man zwi- 
schen Miknes und Fes antrifft, zeugen von der Bautätigkeit 
Mulai Isma'ils, der im übrigen einer der grausamsten Tyrannen 
gewesen ist, die je in Marokko geherrscht haben. 

In einem großen schattigen Park in Miknes sollen auch 
Strauße gehalten werden. 

Für den europäischen Handel werden zunächst noch weiter 
wie bisher die Städte der Küste in Beträcht kommen. Über sie 
mögen die Andeutungen genügen, die man im Verlaufe unserer 
Darstellung verstreut findet. 



1) Zu Leos Zeit war Marrakesch noch ganz berberisch. 

2) Tissot S. 286. 



Fr*r-fi?«in.:::n#''^ 



ff 










Da9 809« 



Die große, wohlbewässerte, fruchtbare und, wie es scheint, 
namentlich auch an Bodenschätzen reiche Landschaft Süs ist 
europäischem Einfluß vollständig verschlossen. E^ lebt im Süs 
jetzt nicht ein einziger Europäer, während früher, bis zu den 
sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts, Agadir für den europäi- 
schen Handel etwa die Rolle spielte wie nachher Mogador. 
Überhaupt scheint an der ganzen Küste südlich von Mogador 
der europäische Handel zur Zeit gar keinen Stützpunkt zu haben ^). 
Bekannt ist ja der unglückliche Ausgang der von Jannasch ge- 
leiteten deutschen Handelsexpedition (vgl. das von Jannasch 
herausgegebene Buch, oben S. XV). Über den tragikomischen 
Ausgang eines im Jahre 1899 von englischer Seite im Süs ge- 
machten Versuches der Anknüpfung von Handelsbeziehungen 
berichtet Professor Fischer in seinem letzten Reisewerk Seite 34. 
Kap Dschubi (Juby), früher Sitz einer englischen Faktorei, hat 
der Sultan im Jahre 1895 durch Vertrag mit der englischen 
Regierung angekauft; er unterhält jetzt dort eine Miiitärstation. 

Der Hafen Agadir, welcher, wie oben angedeutet, der beste 
der ganzen atlantischen Küste sein könnte, ist dem Handels- 
verkehr verschlossen. Der eigentliche Grund soll der sein, daß 
der Sultan den Verkehr der von seinem Kemlande entfernter 



1) Ob die Spanier sich in Ifni (vgl. oben S. II) wirklich schon fest- 
gesetzt haben, ist mir nicht bekannt geworden. Vgl. indessen S. 56. — In 
dem zwischen dem Sultan von Marokko und England abgeschlossenen Ver- 
trage betr. den Kauf von Kap Dschubi soll sich die Bestimmung ßnden, dafi 
die marokkanische Regierung keinen Teil der um das Kap Dschubi gelegenen 
Länder irgend jemand geben solle ohne die Mitwirkung der englischen Regie- 
rung. Mohr a. a. O. S. 7. 

4* 






\-% 



— 53 — 

Mauern findet sich eine große Anzahl von Gärten und Hainen, 
die sich um einzelne Gruppen von Häusern legen; nur im 
Mittelpunkt ist ein geschlossenes Quartier von Häusern mit engen 
Straßen. Früher unterhielt Tarudant einen lebhaften Handel 
mit den Gebieten des. Niger, mit Timbuktu, Kuka, Kano und 
andern Gebieten des Sudans. Namentlich exportierte es dahin 
kupferne Kessel, die hier hergestellt werden. Veranlassung zu 
dieser Industrie gaben die Kupferminen, die sich im Norden von 
Tarudant befinden und bis zu einem gewissen Grade von den 
Eingebomen ausgebeutet werden. Neuerdings sollen die Handels- 
beziehungen des Süs mit dem Niger und dem Sudan im Zu- 
sammenhang mit dem Einfluß der Besetzung Tuäts durch die 
Franzosen zurückgegangen sein. 

Die Hafenstadt Agadir ist heute auch in Verfall. Sie 
wurde im 16. Jahrhundert Besitz der Portugiesen, welche die 
Stadt Santa Cruz nannten. Aber später ging sie wieder in den 
Besitz des Sultans über, der sie seit etwa 1770, wie schon be- 
merkt, für den europäischen Handel schloß. 

Alles, was aus dem Süs jetzt zum Export gelangt, geht 
nach Mogador. Ebenso geht die Einfuhr europäischer Erzeug- 
nisse in das Süs durchaus über Mogador. Aus dem Süs 
kommen auf den Markt von Mogador hauptsächlich Ziegenfelle, 
sodann vor allem Olivenöl und Mandeln; daneben wird auch 
etwas Akaziengummi exportiert. 








Cazerwalt und Vöiäd ffOn. 



Südlich von der Landschaft Süs dehnt sich der Anti-Atlas 
aus, der nicht so hoch ist wie der Hohe Atlas, aber doch bis 
zu 3000 und 3400 Metern aufsteigt. In einigen Ausläufern er- 
streckt er sich über den Wäd Nun (Wäd Assaka), ja auch bis 
über den Unterlauf des Wäd Drä hinaus. Dieser Anti-Atlas soll 
nackter und kahler sein als das eigentliche Atlasgebirge. Aber 
auch er ist verhältnismäßig wasserreich. Die vielen Bäche 
werden zur Berieselung in ausgiebigster Weise benutzt. Teil- 
weise werden sie dadurch vollständig aufgebraucht; ein andrer 
Teil aber vereinigt sich im Norden zu dem Wäd Messa (Wäd 
Ulras, Oulrass usw.), im Süden zu dem Wäd Nun, der 
freilich nur sehr selten Wasser führen soll. Er ist in einer 
Mulde zwischen Anti-Atlas und einer südlichen Zweigkette des- 
selben eingeschlossen. Eine Reihe kleinerer Bäche fließt direkt 
dem Meere zu. Infolge dieses Wasserreichtums sind auch diese 
Gebirgshänge sehr fruchtbar, es finden sich zahlreiche Frucht- 
gärten und Kulturen, darunter Ölbäume, Wein, Granaten, Feigen, 
Palmen und viel Gerstenbau, in einigen Tälern sogar Weizen. 
Im Süden dieser Hänge gibt es indessen schon ödere Gegenden. 
Nach de Foucauld, der auf seinem Wege von Tisint, einer der 
Oasen des Wäd Drä-Gebiets, nach Mogador den Norden des 
Wäd Nün-Gebiets streifte, gibt es in diesem Distrikt eine un- 
fruchtbare Ebene, in der weder Gärten noch bestellte Acker sind. 
In der Mitte dieser Ebene liegen verschiedene Ortschaften, die 
speziell den Namen Wäd Nun tragen. Auch die Hauptstadt 
Glimin ist rings von kahlen Bergen umgeben. Aber ahdrerseits 
gibt es auch hier im Süden sehr fruchtbare Striche. Jannasch 



— 56 

hat; vielleicht handelt es sich nur 
dische KauHeute, die sich unter 
haben '). 

Die Hauptstadt der Provinz 
geschrieben Augelmin , Glimim us 
getragen, ohne daß indessen der Nj 
halb des u in dem Namen Nun). I 
sodaß die Datteln hier nicht mehr i 
Ölbäume, die indessen auch nicht se 
hatte hier einen längeren Aufentha 
mit der ihm eigenen Zuverlässigkei 
zu berechnen war ihm nicht möglii 
oder auch 6000 sein. In dieser St 
borenen Fürstenfamilie, die früher 
dann auch dem Sultan unterwarf, 
neure) bestätigte. Zu der Zeit, wo 
hielt, war Haupt dieser Familie un^ 
Ben ßirük. Lenz erwähnt einen 
welcher indessen der Bruder des v 
De Foucauld erwähnt einen El Ha 
leicht auch ein Bruder desselben ts 

Im Westen von Glimin liegt i 
auch Hassan), auch genannt Tisgi. 
von 510 m liegen und dient namei 
für die umliegenden Bewohner, w 
ihre Datteln bewahren'). Die StadI 
2000 Bewohner zählen. Eine schi 
begleitet den Bach, an dem die Ste 
licher Markt soll hier sein. Übrige 
Juden von dieser Stadt ausgeschlos 
von Fum el Husan liegt die groß 
Wege von Glimin nach der unten 

l) Oder Bind es Spanler? Nur etwa 
Aglu liegt das von Spanien in Anspruch gi 
21 Vergl, S. 24 und S. 84. 



wm» 



imd Orü. 



Die Provinz des Wäd Drä ') , trägt bereits vollständig 
Steppencharakter. Das Gebiet ist im allgemeinen den südalge- 
rischen Hochplateaux zu vergleichen. Innerhalb der Steppe aber, 
sei es am Wäd Drä selbst, sei es an dem ihm vom Gebirge her 
zuströmenden Seitenbächen, gibt es eine ganze Reihe fruchtbarer 
und bedeutender Oasen. 

Der Wäd Drä selbst, von gewaltiger Ausdehnung (er 
soll über 1100 km lang sein, etwa wie die Elbe, insofern nach 
dem Nil und dem Senegal der größte Fluß Nordafrikas!) ist in- 
dessen, abgesehen von seinem Oberlauf, höchst wasserarm. In 
seinem Oberlauf gibt er viel Wasser zur Berieselung ab, die 
heiße Luft bewirkt eine starke Verdunstung, sodaß er von der 
Stelle ab, wo er nach Westen umbiegt,, nur noch selten ober- 
irdisch Wasser führt. Ganz selten soll das Wasser den Ozean 
erreichen. Indessen scheint manches dafür zu sprechen, daß im 
Strombett des Drä wie anderwärts in den Wäds jener Steppen- 
g^enden unterirdisch Wasser vorhanden bleibt^). Wo der 
Drä kein Wasser führt, wird sein Bett zu Kulturen verwandt 
oder dient als Weide. Was die dem Drä vom Anti-Atlas her 
zuströmenden Gewässer angeht, so werden diese durch die dem 
Anti-Atlas parallelaufende Hügelkette des Dschebel Bani aufge- 
halten. Sie durchbrechen diese zwar in engen Schluchten (cheneg 
oder kheneg, nicht kenegh), dennoch aber wird das Wasser 
durch diese Schranke gestaut, und so entstehen vor diesen Durch- 

1) So die heulige Aussprache. Ein Bewohner den Drä ist ein Dräui. 
Bei den arabischen Schriftstellern begegnet man aber der Form Dar'a (mit dem 
Laut 'Ain). 

2) Vgl, auch Jannaach S. 137 Anm. 



bruchstoren eine Reihe von < 
{von Ost nach West: Fum Zgid, 
Haratia und Ischt). 

Gewissermaßen als Haup 
grut, nördlich von der entsch 
welche der Wäd Drä macht, b 
Becken eintritt'). Tamagrut hat 
das Grab des Sidi Hämed Ben 
der Heiligkeit des Ortes sind au 
Andrerseits bedingt der Zusammi 
Heiligtum, daß der Markt des i 
ist. Südlich von Tamagrut, f 
Knie des Wäd Drä, liegt die 
Mimsina (Mimsischa?) 

Eine der wichtigsten Gast 
Bani-Oase Tisint (Tizint). Sie 
Quellen bewässert und gleicht 
Walde. Etwa. 20 km südöstlich 
markt dieser Gebiete. Südwest 
Talta. Noch weiter im Süi 
und Glimin verlaufenden Richti 
von großer Bedeutung als Hanc 
und Timbuktu. Hierher kämet 
Sklaven, Gold und anderen Su 
Ziehungen Mogadors zum Sudi 
dürfte auch die Bedeutung von 
el-Husän und Glimin, in diesei 
haben. 

Im Norden des Drä-Gebis 
ilüsse vom Dschebel Sirwa her. 
nacht und etwa nordöstlich 
liegt an dem Wäd Idermi. Dii 
Dädes, und von der Vereinigur 
hält das Tal den Name"n Wäd 
Die Bewohner der Pro 
Berber und sprechen beiberisch 
arabische Stämme, z. B. der g 

1) Bei dieser Biegung liegt eine 
.n Vgl. S, -Kl. 



r V 
izäl 



Das 
1 1 




I 




Die öetUcben Steppengebiete Dabra, Hngad und 

das ZegdO« 



Die Landschaft Dahra im Osten des oberen Mulüia-Ge- 
bietes hat wesentlich den gleichen SteppenCharakter wie die süd- 
algerischen Hochplateaux. Sie wird durchströmt von den Quell- 
flüssen des Wäd Zä. Wie in jenen Hochplateaux findet man 
auch hier sogenannte Schotts, d. h. Wasserbecken, welche das 
Regenwasser und auch das Wasser von Bächen in sich auf- 
nehmen und, da die umliegenden Gebiete großenteils salzhaltig 
sind, auch salziges Wasser enthalten. Im Sommer trocknen sie 
gewöhnlich aus und sind mit einer leichten Schicht Salz bedeckt, 
die bisweilen ausgebeutet wird. Es ist eine Eigentümlichkeit 
dieser Schotts, daß ihre Wände fast senkrecht sind. Kleinere 
Schotts nennt man Sebchas. Die bedeutendsten Schotts dieser 
Gegenden des östlichen Marokko sind der Schott Tigri im Ge- 
biet des mächtigen Berberstammes der Beni Gil (Guil) und nörd- 
lich davon der Schott e-Gharbi. Der Schott Tigri besteht 
aus verschiedenen einzelnen Einsenkungen und liegt in einer 
Höhe von etwa 1120 m. Um den Schott herum liegen Berge 
von einer relativen Höhe von nur 80 — 160 m. Von diesen 
Höhen kommen nur wenige Bäche herab, sodaß der Schott Tigri 
hauptsächlich von Regen wasser gespeist wird. Selbst im Winter 
enthält er nicht viel Wasser. Der Schott Tigri liegt genau auf 
der Wasserscheide, welche die nach Norden, nach dem Schott 
el Gharbi fließenden Gewässer und die nach Süden, nach der 
Oase Figig und weiter südlich sich wendenden Wasserläufe 
scheidet. 



— 64 

Osten hin begrenzt durch einen Ic 
den Rekkam, der nur mehr eint 

im Norden sind dem Hocha' 
gelagert, die im allgemeinen nied 
Nur die Bergzüge, welche de F 
zeichnet — im Südwesten anhebi 
durch den Oberlauf der Umm er Re 
bildet wird — kommen dem h( 
Diese nördlichen Voratlasketten hä 
der Gegend der Mulüia-Quelle zu« 
Dschebel Aiäschin, 4300 m hoch, 
Jahres mit Schnee bedeckt. 

Der Antiatlas, nicht aus so i 
hohe Atlas, ist auch geringer an 
3000 und 3400 m auf. Er häng 
die Felsmasse des Dschebel Sirwa 
hebung der südlichen Atlasgegen 
Dschebel Aiäschin und wie diesi 
deckt. Ja, er soll sogar mit ewif 
ist es fraglich, ob es Höhen des j 
Ausdehnung mit ewigem Schnee 
die Sonne nicht hinkommt, hält 
sicher das ganze Jahr hindurch. 

Der dem Antiatlas südlich Vi 
den Namen Bani trägt, ist eini 
geringer Höhe, welche sich nur 
erhebt. Ähnlich niedrige Ketten \ 
in der Wüste, die sogenannten J 
dessen erscheint, wie de Foucau 
dehnende Wüste a!s Ebene. 
algerische Hochplateau, von dem 
der eigentlichen Wüste hin in St 
der Atlasketten parallel laufen. 

Noch ist zu beachten, daß ■ 
so deutlich hervortritt — die Foi 
des Wäd Drä mit dem Hochatl 
bildet, in der nicht nur der Wäd 
Todgha verläuft. 

Das Atlasgebirge ist große 
Felswildnis, doch auf seinem N 
Wald, der jedenfalls frühei- noch 



»» 

■J^^ 






\'ur 



^> 



— 66 — 

Der Weg führt allmählich stufenweise über eine Reihe von fünf 
Ketten, welche der Hauptkette parallel laufen und durch Ebenen 
von einander getrennt sind. Der Gipfel ist zum Teil bewaldet. 
Dieser Paß ist auch keine eigentliche Einsattelung, sondern 
während im Nordwesten die gewaltige Masse des Dschebel 
Aiäschin aufsteigt, senkt sich im Osten das Gebirge stetig. Hier 
ist keine Rede mehr von Schnee im Sommer. 

Im Südwesten dieses Passes findet sich auf eine Aus- 
dehnung von 150 km kein Paß, der von Karawanen benutzt 
würde. Der nächste größere Übergang ist, wie es scheint, der, 
welcher von Kasba Beni Melläl zunächst über den mittleren 
Atlas de Foucaulds nach Wawizert, oberhalb des Wäd el-Abid, 
und von da südlich über den Hohen Atlas nach der Landschaft 
Usikis im oberen Wäd Dädes führt. Der Paß ist auf unserer 

1^ Karte angedeutet. 

^- ■ 

p^ Demnächst sind, abgesehen von einem kleineren Paß, der 

hier übergangen sei, von Bedeutung die Pässe, welche von der 
Hauptstadt Marräkesch nach den oberen Zuflüssen des Wäd Drä 
führen. Der direkteste Weg geht südöstlich über einen Paß 
oder vielmehr drei ziemlich dicht nebeneinander liegende Sättel, 
die man gewöhnlich als Tizi n Gläui bezeichnet. Ich weiß nicht, 
ob dieser Name nicht vielmehr einem dieser Pässe besonders 
zukommt. Alle drei werden daneben noch mit besonderen 
Namen bezeichnet. So heißt der mittlere, und dieser Name ist 
besonders viel gebraucht, Tizi n Telwet, daneben allgemein, oft 
von demselben Reisenden, Tizi n Gläui genannt. Dieser Paß 
ist äußerst beschwerlich und steil und führt durch ödeste und 
wildeste Felsgebiete. Er ist immer benutzbar, außer in Zeiten 
von starken Schneefällen im Winter. Seine Beschwerlichkeit ist 
indessen wohl der Grund , daß der Hauptkarawanenweg von 
Marräkesch nach dem oberen Wäd Drä und weiter nach dem 
Sudan nicht über diesen Paß, sondern mit einem Umwege über 
Demnat weiter nordöstlich das Gebirge überschreitet. Man ge- 
langt auf diesem Wege in ein Seitental des Wäd Dädes und 
von da dann weiter in den Wäd Drä. 

Nach dem Süs übersteigt man von Norden her den Hoch- 
atlas auf einer größeren Zahl von Pässen. Der Paß von Tagerut, 
3500 oder 3580 m hoch, ist der am meisten nach Osten ge- 
legene und führt in den obersten Teil der Mulde des Süs. Unter 
den folgenden, zum Teil recht beschwerlichen Pässen sei hinge- 



^* 



— 67 — 

wiesen auf den, welchen jüngst Edmond Doutte von Marräkesch 
aus erklomm.^) Der bequemste und am meisten begangene Weg 
aus dem Atlas- Vorland in das Süs ist der Bibauän-Paß, inmitten 
gewaltiger Felsen tief eingeschnitten 2), nur 1250 m hoch; aller- 
dings ist sein südlicher Abstieg ziemlich steil und teilweise 
schwierig zu begehen. 



Straeecn nach dem Sudan« 

Wir deuteten soeben auf Straßen hin, welche von Marrä- 
kesch nach dem Sudan führen. Es sind dies hauptsächlich drei. 
Die eine geht von Fes über den Paß Telghemt nach Täfilelt und 
führt von da nach dem Wäd Drä, dessen Lauf sie bis El-Hamid •*) 
folgt. Hier verläßt sie den Fluß, der ja hier seine Biegung nach 
Westen macht, und geht quer durch die Wüste in der Richtung 
nach Timbuktu. Die zweite geht von Marräkesch über Demnät 
und vereinigt sich am Wäd Drä mit der von Fes kommenden. 
Die dritte geht von Tarudant über Ilegh, Fum el Husän, Tendüf 
nach Bir Eglif, inmitten der Wüste, wo sie sich mit den beiden 
eben genannten vereinigt. Das Ziel aller dieser drei Wege ist 
also Timbuktu. Ein anderes Ziel hat ein vierter wichtiger Kara- 
wanenweg. Dieser geht, immer in mäßiger Entfernung von der 
Küste, von Mogador über Grona in der westlichen Sahara und 
Spanisch-Guinea nach dem französischen Senegal. 



Refeewcgc in M^i^ohko. 

• Über die Reisewege derjenigen Teile des Atlas- Vorlandes, 
welche der Autorität des Sultans unterworfen sind, ist nicht viel 
zu bemerken, sie folgen einfach der Natur des Geländes und den 
etwa auf dem Wege liegenden Ortschaften. Hier sei nur be- 
merkt, daß es drei Straßen gibt, auf denen man von der Küste 
aus die Hauptstadt Marräkesch erreicht. Der kürzeste Weg ist 
der von Safi nach Marräkesch. Gewöhnlich schlägt man aber 
nicht diesen Weg ein, sondern geht meist von Mazagan nach 
der Hauptstadt. Erstlich wohl deswegen, weil der Hafen von 



1) Vgl. oben Seite 63. Er erreichte die Paßhöhe oberhalb von 3000 m. 

2) Daher der Name: „die Tore". 

3) Vgl. oben Seite 58. 

5* 



.0 



— 69 — 

gewechselt werden, je nachdem man verschiedene Einflußgebiete 
durchschreitet. 

Da unsere Karte nur dazu bestimmt sein sollte, die Haupt- 
züge der Natur des Landes anschaulich vor Augen zu führen 
und infolgedessen eine große Zahl einzelner Namen fehlen, so 
sei dem daraus entstandenen Mangel einesteils durch eine Reihe 
von Angaben, die wir auch sonst in dem Buch gemacht haben, 
sowie dadurch abgeholfen, daß wir die Hauptverkehrswege, so- 
weit sie außerhalb der bekannten Teile des im Atlas -Vorlande 
sich ausdehnenden Regierungsgebietes liegen, mit Angabe der 
Hauptstationen aufführen. Unter Zuhülfenahme des Registers 
wird man sich auf diese Weise von der Lage einzelner Haupt- 
punkte, die etwa hier oder da erwähnt werden, ein Bild machen 
können. 

Von Miknes (West-Süd-Westen von Fes) nach Kasba 
Tadla geht der Weg, zuerst und zuletzt mit einer Ausbiegung 
nach Westen, im übrigen ungefähr der Luftlinie folgend über 
Ait Omar (Plateau von Ulmeß [Oulmeß], 1250 m, zwischen 
Wäd Beht und den Quellflüssen des Bu-Regreg) und Bu- 
Dschäd (Bu el Djad, Bejad), dem berühmten Sitz einer mäch- 
tigen Scherifenfamilie (vgl. S. 91). Bu-Dschäd liegt etwa 22 km 
von Tadla. 

Auf dem Wege von Fes nach Täza kommt man außer 
durch das Gebiet des großen Stammes der Ghiäta (Riata) auch 
durch das der ebenfalls bedeutenden Hiäina. 

Auf dem Wege von Kasba Tadla nach Kasba Beni 
Melläl liegt Fischtala. 

Von Kasba Beni Melläl nach Demnät reiste de Fou- 
cauld so: Über den Mittleren Atlas nach Wawizert am Wäd 
el-Abid. Denn den Fluß abwärts bis Tabia, von hier über 
Dschem'a (Djemmäa) Entifa und Bezzü (Bezou) nach 
Demnät. Der letzte Teil des Weges (hinter Tabia) geht durch 
Regierungsland, 

Der Weg von Marräkesch zum Paß Telwet geht über 

Zäuia Sidi Rehal und dann den Wäd Redät hinauf. Im 

Wädidermi, in das man hinabsteigt (dem rechten großen 

Quellfluß des Wäd Drä) kommt man zu der kleinen Berberstadt 

.Tikirt. 

Auf dem Wege von Tikirt (im oberen Wäd Idermi) 
nach der Oase Tisint kommt man über Tazenacht. Es liegt 



\ 



- 70 - 

noch in der vom Atlas und Antiatlas gebildeten Talmulde, öst- 
lich vom Dschebel Sirwa, an einem zum Idermi gehenden Wäd. 
(Die Terrainzeichnung ist an diesem Punkt auf der Karte nicht 
gut. Zwischen Idermi und Dschebel Sirwa hat man sich eine 
solche Mulde von etwa 70 — 80 km Länge zu denken. 

Von der Bani-Oase Tatta, deren größter Ksar (festes 
Dorf) Tintazert heißt, geht ein Weg über Agadir Iber- 
kaken nach Afikurahen, das im Süs, an den Abhängen des 
Antiatlas in südlicher Richtung von Tarudant liegt. 

Von Afikurahen geht ein Weg in nordwestlicher Rich- 
tung nach Agadir (Santa Cruz). Von da nach Mogador 
geht der (zum Teil beschwerliche) Weg am Meer entlang. 

Von Tisint führt ein direkter Weg über den Antiatias in 
das obere Süs. Man geht von Tisint in nordwestiicher Rich- 
tung nach Ilegh (Iligh, Ilerh) — nicht zu verwechseln mit 
Ilegh in Tazerwalt — , von da in fast nördlicher Richtung über 
den Paß Tizi n Azrär, steigt über Amzug in den Wäd 
Tangarfa und gelangt bei Tafellunt an den Wäd Süs. 
Auf dem rechten Ufer desselben geht der Weg nach Tarudant 
und Agadir. 

Von Tazenacht kann man in östlicher Richtung auf 
einem beschwerlichen Wege den Antiatlas überschreiten. Man 
gelangt nach Tamnugalt, dem Hauptort der Oase Mezgita 
am oberen Drä (zwischen Feidscha-Ebene und Antiatlas). 

Von Tamnugalt nach Tamegrut geht der Weg über 
Amzrü (Amsro), eine bedeutendere Ortschaft, die an der .Stelle 
liegt, wo der Wäd Drä den Dschebel Bani durchbricht. Tame- 
grut liegt etwa 25 km südsüdöstlich von Amzrü. 

Von Tamegrut nach Mimsina (das etwa 20 km öst- 
lich von der Stelle liegt, wo der Wäd Drä sich nach Westen 
wendet) geht der Weg in südöstlicher Richtung über Beni 
Semgin. Über Beni Semgin geht auch einel* der Wege von 
Tamegrut nach Täfilelt (Rohlfs 1862). 

Von Tamnugalt kann man in nördlicher Richtung den 
Dschebel Säghero überschreiten (Höhe 2000 m), um in den 
Wäd Dädes zu gelangen. 

Von Ait Idir (lirir) am oberen Dädes kommt man in 
genau östlicher Richtung alsbald in den Wäd Imiter (mit 
gleichnamiger Oase), der unmittelbar zur großen Todgha- 
Oase führt. 



— 71 — 

Da, wo der Wad Ziz aus dem Gebirge heraustritt, liegt 
Ksar es-Sük. Unter den Oasen-Gruppen, die zwischen diesem 
Punkt und Täfilelt liegen, istEr-Reteb hervorzuheben. Täfilelt 
selbst besteht aus 360 Ksür (Plur. von Ksar) ; die Hauptort- 
schaften sind Abuam (hier lag das alte Sidschilmesa) und 
Er-Rissäni. 





~ 74 — 

Im Süs ist es an verschiedenen Stellen ausgebeutet worden; bei 
Tarudant scheint es zutage zu treten. Hier sind zu den ver- 
schiedensten Zeiten und wohl bis auf den heutigen Tag Kupfer- 
minen bearbeitet worden. Auch beiUdschda gibt es sehr reiche 
Kupferminen, die gleichfalls und zwar heute noch ausgebeutet 
werden. Die Bewohner verfertigen dort kupferne Keseel und 
anderes Hausgerät, ganz ähnlich, wie es in Tarudant der Fall 
war und wahrscheinlich auch noch ist. Weiter soll Kupfer 
namentlich sich finden im Bani, im Osten von Marräkesch, im 
sogenannten Mittleren Atlas (zwischen Kasba Beni Melläl und 
Wawizert) und in dem oben erwähnten Hügel Kudiet el-Ma'den. 
Ferner trifft man zwischen der Umm er Rebia und Marräkesch 
Kupferkies an. 

Eisen kommt, insbesondere auch nach Angaben Leo des 
Afrikaners, viel vor. Zunächst wieder im Südwesten (Süs, süd- 
icher Atlas), dann wieder in den Bergen zwischen Kasba Beni 
Melläl und Wawizert, weiter in den Ghiätabergen, aber auch auf 
der Halbinsel Mellila und noch in anderen Gebieten. In dem 
Dschebel Hadid („Eisenberg") nördlich von Mogador finden sich 
zahlreiche Stollen alten Bergbaues. Aus den oben angegebenen 
Gründen und auf besonderes Anraten unsrer deutschen diploma- 
tischen Vertretung mußte Professor Fischer auf seiner letzten 
Reise leider auf eine Untersuchung dieser Stollen verzichten. 
Auch in Schäuia kommt nach Leo Eisen vor bei einer Ortschaft, 
die er Adendun nennt, was wahrscheinlich verschrieben ist für 
Adidun und identisch sein dürfte mit dem heutigen Dar 
Hedidu. 

Antimon fand Rohlfs im südlichen Atlas in größeren ge- 
diegenen Stücken, weiter sollen es enthalten die Ghiätaberge, so- 
wie auch die Berge hinter Tadla. Endlich soll dieses Metall 
sowie auch Blei an einer Stelle in der Wüste zwischen Figig 
und Täfilelt, westlich von der Oase Kenätsa, angetroffen 
werden. 

Zink soll im Bani gefunden worden sein. Ein Vorkommen 
von Zinn ist nicht bekannt. 

Blei kommt in den Ghiätabergen vor, wo es auch ver- 
arbeitet wird, ferner in dem oben genannten Hügel Kudiet el- 
Ma'den und an der ebengenannten Stelle der Wüste, auch sonst 
soll es nach Lenz in anderen Gegenden auftreten. 

Von Kohle fand Lenz schmale Bänder beiTetuan, glaubt 
aber nicht, daß sie abbaufähig seien. Nach demselben soll Kohle 



•gf'M ,^ , 



— 75 — 

auch im südlichen Atlas vorkommen, indessen ist Näheres nicht 
bekannt, und ein reicheres Vorkommen kaum wahrscheinlich. 

Salz ist sehr häufig. An der Küste wird es in Salinen 
gewonnen, anderwärts einfach dem Grunde eines salzigen Sees 
entnommen (so beim Zima-See im Ahhmar, östlich von Abda, 
s. Fischer, Bericht seiner letzten Reise, S. 73), endlich aber findet 
sich auch Steinsalz. Letzteres kommt vor im Südwesten von 
Täfilelt, im Tadlalande und bei Demnät im Atlas. Ferner aber 
gibt es in Marokko zahlreichp Flüsse, die salzhaltig sind, also 
auf Salzlager hindeuten ; namentlich ist dies in der Gegend von 
Fes der Fall. Hier gibt es denn auch reichliche Minen, und 
Lenz selbst hat einige Gruben bei Fes besucht. 

Es finden sich weiter Schwefel (bei Tarudant und in 
Täfilelt), Salpeter, der sich auf Dünger- und Trümmerhaufen 
von selbst bildet, Edelsteine und Halbedelsteine, nament- 
lich Bergkrj'stalle und Ametyste (Rif), Walkererde (zwischen 
Fes und Täfilelt), Marmor (zwischen Maräkesch und der Umm er 
Rebi'a) und Bausteine aller Art. 

Auch warme und mineralische Quellen sind vorhanden, so 
ist u. a. bei Fes eine berühmte Schwefelquelle, Ain SidiJusuf. 
Eine andere Schwefelquelle findet sich in Tazerwalt. Auch sonst 
sind Thermen oder kohlensäurehaltige Quellen vorhanden. 




pftansen- und CUrwel 



Über die in Marokko vorkommenden V 
man im Laufe unserer Darstellung die not 
Hier sei noch hervorgehoben, daß der viel v 
bäum (Calütris quadrivalvis, Thuja articulf 
Weise sehr nützlich ist: erstlich wegen sei 
Sandarac, das vielfache Verwendung fin 
unten bei den Ausfuhrgegenständen Mogador 
sodann wegen seines schön gemaserten und 
das auch einen schönen Duft besitzt und zuder 
Schon die Römer verfertigten aus diesem Ht 
Luxusmöbel, Auch sei noch angedeutet, da 
gummifera, eigentlich einer Saharapflanze, d 
im südlichen Atlasvorland vorkommt (vgl. 
noch einige andere Saharapflanzen hier ange 
Dorema ammoniacum und Euphorbia resinift 
liefert wie die Gummiakazie einen braunen C 
in der Pharmazie gebrauchte Euphorbium. 

Auch von den Nutzpflanzen ist vieH 
wesen. Die Zahl derselben ist früher eher ( 
heute; wenigstens wurden früher auch Indigc 
Zuckerrohr im Lande gebaut, die heute nie 
werden. Indigo wurde im Süden iDrä, SiJs 
{zwischen Sebü und Umm er Rebt'a, namenl 
reichen Gebiet des Sebü), Tabak im Norde 
und im Süden (Nun), Zuckerrohr sowohl im 
käla gezogen. — Heute sind außer den öfte 
pflanzen u, a, vorhanden : Durra (Negerhir: 



— 78 — 

bietes, daß die Früchte der Dattelpalme hier nicht zur Reife 
gelangen, außer ganz im Süden: in den ausgedehnten Dattel- 
hainen, die sich um Marräkesch herumlegen (wo übrigens das 
Grundwasser so wenig tief, ist, daß die Wurzeln der Dattelpalme 
es erreichen) werden Datteln gewonnen, die aber klein und von 
mäßiger Güte sind. Dagegen sind die Datteln der Oasen jen- 
seits des Atlas z. T. von ausgezeichneter Güte, so besonders 
die Drä- und Täfilelt-Datteln. In diesen Oasen sowie auch in 
Todgha und Figig ist die Kultur der Dattelpalme von der größ- 
ten Bedeutung, in Figig z. B. soll es allein gegen 200000 
Bäume geben. — 

Über die Tierwelt Marokkos ist an dieser Stelle wenig 
zu sagen. Welche Haustiere vorhanden sind, geht aus unserer 
übrigen Darstellung zur Genüge hervor. Man hat die Zahl der 
vorhandenen Haustiere etwa folgendermaßen geschätzt: 500000 
Pferde, 5—6000000 Rindvieh, • 40-45000000 Schafe, 10 bis 
12000000 Ziegen, 4000000 Esel und Maultiere, 500000 Kamele. 
Diese Zahlen sind sehr ungewiß, aber sie geben ein ungefähres 
Bild, insbesondere auch von dem Verhältnis der einzelnen Be- 
stände zueinander. 

Das Kamel ist Reittier nur in der Sahara, nicht auch im 
Atlas- Vorlande. Hier wird es aber als Lasttier viel benutzt. — 
Auch die Hühnerzucht ist erheblich (daher bedeutender Ex- 
port von Eiern). 

Reißende Tiere sind im Atlasvorlande kaum noch vorhanden. 
Noch vor etwa 100 Jahren sollen hier Löwen vorgekommen 
sein ^) ; Ortsnamen weisen auch noch darauf hin. Jetzt gibt es 
Löwen, wenn überhaupt, wohl nur noch im Gebirge und südlich 
angrenzenden Gegenden. Panther jedenfalls kommen im Gebirge 
noch vor. 

Gazellen finden sich in der Wüste Garet im Rifgebiet, 
teilweise in den Steppen des Atlasvorlandes (so in Tadla) und 
im Banilande. Der Strauß kommt, wie oben (S. 22) hervor- 
gehoben, noch in der Wüste Garet vor, während er sich aus 
dem Süden, im Banilande, wo er früher vorhanden war, bereits 
zurückgezogen hat. Es ist möglich, daß für eine jedenfalls ge- 
winnbringende Straußenzucht in Marokko günstige Bedingungen 
vorhanden sind 2). — Im Atlas kommt wild das Bergschaf 
vor, daß die Größe eines Hirsches erreichen soll. 

1) Sogar häufig, Host S. 289. 

2) Vergl. Arnold S. 19 ff. 



— 79 — 

Sonst kommen vor; Wildschweine (häufig), Hasen, Scha- 
kale, viele Tauben, Reiher usw. Der Storch findet sich in un- 
geheuren Mengen, er nistet vor allem auf Gebäuden, vereinzelt 
auch auf Bäumen. Er wird von der Bevölkerung heilig gehal- 
ten; es darf nicht auf ihn geschossen werden. 

Natürlich gibt es auch Schlangen, , einige giftige Ottern 
und ungiftige Arten. Der Stich der nicht seltenen Skorpione 
gilt als tötlich. 

Von der Wanderheuschrecke, dieser schrecklichen 
Plage des Landes, ist die Rede gewesen, auch von den Mitteln, 
die man ergreift, ihr Einhalt zu tun. Es soll zum Glück vor- 
kommen, daß sie bisweilen eine längere Reihe von Jahren ganz 
wegbleibt. 

Es gibt zahlreiche wilde Bienen. Auch wird Bienenzucht 
getrieben. Honig wird im Lande viel gegessen, Wachs aus- 
geführt. 

Der Fischreichtum ist sowohl in den Flüssen als an 
der Küste bedeutend. Näheres findet man z. B. bei Arnold 
S. 82. Als wir bei Bu'1-Awan, am mittleren Lauf der Umm er 
Rebi'a, rasteten, brachte man uns alsbald sehr große (2 — 3 Fuß 
lange) im Fluß gefangene Fische, schebl genannt, die uns sehr 
gut schmeckten. 




Was die Bewc 
Allgemeinen auf da; 

schieden en Stellen in 
Zahl der Bevölkerunj 
die man gibt, insbes 
auf Berber, Araber, , 
Hier sei nur nc 
Man lasse sich 
Urteile, die über Tei 
schnellen Verallgeme 
— wie viele sind mi 
vorsichtiger Abwägu. 
folgende festhalten. 

1) Der Fanatis 
übertrieben worden. 
unter besonderen Un 
schiebt dies nicht?); i 
heit darauf rechn 
Beziehungen im 
unter diesem Far 
haben. Unser Rei: 
vier Jahre als Arzt 
herumgekommen un 
in stetem Verkehr ge 
der Marokkaner nicl 



-T^-f«p^*T5*1 



(r 










poUttsche Verhältnisse ')* 



Der Sultan von Marokko gründet moralisch seine Stellung 
auf seine Abkunft vom Propheten (Scherif). Eine notwendige 
Voraussetzung seiner Herrschermacht würde diese Abstammung 
an sich nicht sein; tatsächlich ist die Ausübung derselben ein 
Besitz und kein Recht. Daher ist denn auch gewöhnlich die 
Thronfrage eine Macht- und nicht eine Rechtsfrage. Der Sultan 
stützt sich, wie wir sogleich zeigen werden, auf eine militä- 
rische Hausmacht. Ist ein Sultan gestorben, so ist die Vor- 
aussetzung für den neuen Herrscher, daß diese militärische Haus- 
macht ihn als solchen ausrufe. Wen sie ausrufe, ist nicht 
zweifelhaft, wenn die Familie des Herrschers selber über den 
Thronfolger einig ist. Der Sultan muß dann freilich noch von 
den Kommunen (den Städten) und Stämmen anerkannt werden. 
Dies geschieht keineswegs immer; daher denn auch selbst im 
eigentlichen Regierungsgebiet bei Thronfolgen so häufig Wirren 
entstehen. 

Der Sultan ist zunächst kaum etwas anderes als der Be- 
sitzer eines großen Patrimoniums und der Schutzherr der be- 
stehenden Rechtsinstitutionen, insbesondere der Kirche, Er macht 
den Anspruch, der Imäm, der geistliche Führer der Gläubigen 
Marokkos, ja sogar aller Gläubigen des Islam, zu sein. Er ist 
denn auch der Verwalter des Kirchenvermögens. Mit seinen 
militärischen Hülfsmitteln schützt er den Landfrieden und 
sucht seine Macht auszudehnen. Das sind seine Funktionen. 
Er ist nicht etwa ein politischer Gesetzgeber. In dieser Hinsicht 

1) Diesem Kapitel liegt hauptsächlich zugrunde eine vortreffliche Studie 
des Kaiserlichen Dragomans in Casablanca, Dr. Ph. Va^sel: Grundzüge der 
marokkanischen Verfassung. Ein Entwurf. Als Manuskript gedruckt. Casa- 
blanca (Marokko), 18. July 1899. 

6 * 




t in das Leber 
l im übrigen & 

e Kern der mi 
Hegt in bestim 
en Stämmen, d 
An stehen unc 
olonien angesi< 
ind müssen da 

gewünschte . 
ime sind die S 
(in und bei l> 
a, welche au; 

Sahara stamr 
), die Scherarc 

von Miknäs) 
stellten Krieger 
ge das Zündl 
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• Cadres aus 
iter Waffen, 
hzen) steht all 
1 sind als Gc 
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tote der Stämr 
stehen nicht in 
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:infachen und un 
jnen hönnen wir 
ralisoh oder anar 
Charts- und Gil 
den südlichen Bei 
;ligle Getreider 

len die Vorräte ir 
El haben, bewahrl 
10—12 Meter he 



von Mogador deutsch, in denen 
S14 französisch kommandiert wird. 
Soldaten und Rekruten bestehen 
Greisen , für welche die elende 
Das Ganze ist ein vollkomme 
Spielerei. 

Ebenso ist ein Kanonierkorps ■ 
Hafenkanonierabteilungen nach Art 
nisiert. Auch innerhalb der vier gn 
Bataillone Kanoniere ausgehoben, i 
mannschaften des Sultans anschlie 
des Artilleriewesens und die Kam 
Hand der ständigen französischen 
In verschiedenen Städten der j 
Batterien. So gilt auch Mogador 
terien in den Häfen sind mit Vor 
Zu Verteidigungszweciten sollen sii 
als Salutbatterien brauchbar sein. 
Hasan plante allerdings eine un 
durch Bau modemer Forts an den 
In der Tat ist mit der Anlage eint 
das unter der Leitung des prei 
Rottenbui^ gebaut wird und seir 
Es ist mit zwei Kruppschen 26 cn 
schiedenen kleineren, modernen Kr 
Plan der Anlage weiterer Forts 
zu sein. 

Früher war die Seeräubi 
Aber aus Furcht vor Verwickelun; 
ist die marokkanische Flotte im . 
aufgelöst worden. Heute besitzt 
nur drei schlecht unterhaltene T 
von zweien derselben, ein Teil * 
sind Deutsche. 

Als nicht militärische Beamte t 
Sultan und Bevölkerung namentli 
bestimmter Bezirke. In den Städte 
Miknes hat der , Kaid den Titel 
Steuern ein, halten den Landfriet 
Rechtsurteilen den Nachdruck der < 
die Gendarmerie- Abteilungen der 1 



Religionen — der des berberis 
aus dem Christentum — erh; 
Stämme waren in vormohamn 
übergetreten '). 

Man betet zu diesen i 
Gräbern. Aus jeder Beziehunj 
eine baraka, d. h. einen S 
welche in der Nahe des heiligi 
baraka, und namentlich au 
sind seines Segens teilhaftig- 
wohnlich in der Nähe des Grs 
wie überhaupt alle Wohnort 
man Zäuia (eigentlich: Wii 
oft weite Ländereien, es sind 
sie beherbergen Pilger usw., 
primitiver Weise, eine ähnlich 
im Mittelalter gespielt haben, 
aus dem Asylrecht hervor, w 
namentlich bei den berühmtei 
völkerung hochgehalten wird* 
berühmter Heiligengräber im 1 
das des Mulai Idris, des Grund 
Moschee in Fes*). Europäer 
halten, daß diese Heiligengräl 
noch als heiliger gelten als ■ 
Ahhmar fanden wir einmal dii 
Hütte aus Röhricht ; dicht dab 
gemauertes, schmuckes Heilig 

1) Die mancherlei hier tn Betr 
hältnisse hat sehr gut Edm. Douttc 
"Islam maghribin. Les marabouts. 
hgions, Tomes XL et XLI. Paris 1^ 
essante Arbeit Les Tas de Pierres Si 
le sud du Marne. Alger (1903). 
la presse.) 

2) In den jüngsten marokkani; 
RoUe gespielt haben, daß der Sultan 
besonders lag , und der sich in ein ! 
greifen und nachher töten ließ. 

3) Die Zäuia des Mulat Idri< 
20 km nördlich von Miknes, Das 
als heilig. 



— 91 — 

der Nähe der Heiligengräber auch nicht erlaubt, zu schießen. 
Indessen ist die Bevölkerung nicht überall gleich streng gesinnt. 
Als wir einmal im Bereich eines Heiligengrabes, das sich in der 
alten Festung Bu'1-Awän am mittleren Lauf der Umm er Rebi'a 
befand, kampierten, fragten wir ausdrücklich, ob wir wohl in 
nächster Nähe des Grabes Tauben, die sich dort zahlreich auf- 
hielten, schießen dürften. Die Leute hatten dort nichts dagegen 
einzuwenden. Nach Aussage der Leute waren wir die ersten 
Europäer, die dort vorbeikamen. 

Wie gesagt, schimmern durch heutige Verhältnisse manche 
uralte Kulte durch. Man findet z. B. auch Bäume, die als 
solche heilig zu sein scheinen, z. B. Lalla Zebüdscha, nicht 
weit von Safi*). Ein uraltes heiliges Gebiet scheint auch der 
Dschebel Achdar, zwei Tagereisen im Nordosten von Safi, zu 
sein. Auf dem Gipfel des Berges leben zahlreiche Anachoreten. 
Der Berg ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort; namentlich zur Zeit 
der Mekka- Wallfahrt strömen hierher von allen Seiten die Pilger. 
Es heißt, daß die Wallfahrt nach diesem Berge anstelle der 
Wallfahrt nach Mekka, die ja, obwohl religiöse Pflicht, so wenigen 
vergönnt ist, treten könne. 

Was waren diese Heiligen, deren Gräber man überall sieht, 
im Leben? Es gibt natürlich auch heut noch neben den toten 
auch lebende Heilige. Begründet wird die Heiligkeit durch 
frommes Leben, Fasten, Gebete, Armut; andererseits ist eine 
vorbereitende Grundlage der religiöse Adel des Scher ifentums 
(vgl. oben S. 8) oder die Abkunft von anderen Heiligen. In- 
dessen ist eine solche Grundlage keineswegs nötig, auch der am 
wenigsten angesehene Bettler kann es zum Heiligen bringen. 

Der eben erwähnte religiöse Adel ist allerdings von der 
größten Bedeutung. Er verleiht diesen Scherifen ein außer- 
ordentliches Ansehen. Hinsichtlich ihres moralischen Ansehens, 
ihres Einflusses in den weitesten Kreisen der Bevölkerung können 
berühmte Scherife, wie der von Wezzän^), der von Ilegh 
(vgl. oben S. 55) und der von Bü el-Dschäd^), sogar unter 



1) Lalla heißt „Herrin", „Heilige". Man hat viele weibliche Heilige in 
Marokko. 

2) Die Scherifen von Wezzän leiteten ihre Herkunft von den Idrisiden 
von Fes (und demgemäß von Ali und Mohammed) ab. 

3) Der Ahnherr der Scherifen von Bü el-Dschäd, Si Ben Daüd, soll von 
dem Khalifen Omar abstammen. 



CCHssenecbaft Kunst 



Einst war in Maroltko geistige Kultur i 
zu Haus. Fes war der glänzende Mittelpuii 
deren Vertreter z. B. Edrisi, der berühmte Geogi 
der geniale Historiker, und Leo, der Afriltaner, 
Jetzt Ireilich ist, wie auf den meisten anderen 
dieser Beziehung allgemeiner Verfall eingetrete 
drei Städte, welche die Marokkaner als hadi 
d. h. als solche, wo Bildung zu finden sei. 1 
Rabat und Tetuan. Wer nicht in einer diesei 
hat, genießt selbst bei den Marokkanern kei 
eigentlicher höherer Unterricht ist auch unter ( 
noch in Fes anzutreffen. Auch hier hat er 
die Bedeutung von früher. Die große Haupl 
hier gelehrt wird, ist die des Korans und sein 
neben wird Rhetorik, Dialektik, Logik, Beredsa 
und Recht getrieben. Die einzelnen geben si 
einem einzigen Gebiete, oft nur dem Studiu 
Werkes hin. Die meisten Studenten (ein Studt 
Studien absolviert hat, heißt Täleb, im Pluri 
nur den Koran, den sie auswendig lernen, 
auch ihrerseits häufig im Lande umher Schu 
sie von der Dorfjugend diejenigen, weiche 
unterrichten. Der Unterricht besteht im Au; 
Korans, im Schreiben und Rechnen. 

Es gab auch eine Zeit, wo in Marol 
künstlerische Bautätigkeit vorhanden war, die 
der Turm der Kutubija in Warräkesch, sowi 



^ 



-TTH 



eebauer-8d)wet8d>he Drudierei u« Verlag m. b. T^^ ßalk a. S. 

Deutsche Siedlung fiber See. 

CID flbrlB Ibrer Gescblcbte 

und \iT Gedelben In Rio Grande do SuK 

Von Alfred Funke, Halle a. S. 

80 Seiten gr. 8^. Mit einer Karte der Siedelung. Mk. 1.26. 

Diese bescheiden auftretende Broschüre verdient die Beachtong aller derjenigen, die 
eich erwärmen können für die große Frage einer rationellen Lenkung der deutschen Aus- 
wanderung im nationalen Interesse und für das anhaltende Gedeihen sowie das Deutsch- 
bleiben unserer Auszüglinge über See einzig und aUein in Südbrasilien. 

Wohl sind diese Verhältnisse schon oftmals geschildert worden, aber kaum je auf 
so wenigen Blättern so packend und so wahrheitsgemäß in ihrer derzeitigen Lage. Offen- 
bar hat unser Autor die fünf Jahre, die er als ehrlicher Westfale wacker schaffend im 
Kirchendienst mitten unter unseren Hunsrücker und pommerschen Pikadenleuten verlebt 
hat, so scharf wie klar beobachtet; auf Grund dessen vermochte er uns hier, unterstützt 
durch eine seltene Gabe anschaulicher Darstellungsweise, Land und Volk unserer !Rio- 
grandenser Kolonien so lebensvoll vorzuführen. 

Professor Alfred Kirch hoff, Monatsschrift d. Deutsch-BrasiL Vereins. 



Wer Syen Hedins ^^etzte Reise durch Innerasien^^ las, sei auf ein 
anderes Werk unseres Verlages hingewiesen, das ihn ebenfalls lebhaft inter- 
essieren wird: 

Die wirts(l)aftlk|)e Bedcuftipfl Bcstaskns» 

Von Dr. Paul Bohrbach. 

B Bg. gr. 8®. mit einer Karte Mk. 1.B0. 
(Zugleich 2. Heft der „Angewandten Geographie".) 

Der Oeographen-Kalender 1903/04: Der durch seine geographisch-politischen Aufsätze 
in den ,^reußischen Jahrbüchern" und durch schätzenswerte Schriften über Vorder- 
asien rühmlichst bekannte Theologe gibt hier auf Grund persönlicher Erfahrungen und ge- 
nauer Literaturkenntnis ein anschauliches Bild der politischen und wirtschaftliimen Lage in 
den betreffenden Landern und stellt den dort im Wettbewerb miteinander stehenden Mächten 
über ihre Aussichten ein Prognostikon. Besondere Bücksicht wird dab^ der Bedeutung der 
deutsch-anatolischen Bahnen gezollt, zumal ihrer Verlängerung, der geplanten „Bagdadbahn**. 

Die wirtschaftliche Bedeutung Westasiens gewinnt in diesem Augenblicke, da wahre 
Brandnachrichten über die Verdrängung des bisher vorherrschenden deutschen "Rinflusses 
auf die Entwicklung, den Bau und Betrieb der Bagdadbahn durch die Engländer und 
Franzosen in den Tagesblättem verbreitet sind, geradezu akute Wichtigkeit. Es dürfte 
wohl vielfach begehrt werden, umsomehr, als der Verfasser Land und Leute, geographisohe 
und wirtschaftliche Verhältnisse in längerem Aufenthalte kennen zu lernen G^egeimeit hatte. 
Die Länder, die durch die Bagdadbalm nxm. dem Weltverkehr und der Weltwirtschaft er- 
sdilossen werden sollen — die asiatischen Provinzen der Türkei — sind in anziehender und 
azuBchaulicher Weise geschildert und hödist interessante Streiflichter geworfen auf das (be- 
triebe der Weltpolitik, das von den europäischen Mächten, besonders Bußland und England, 
im Gebiete der Bagdadbahn und im benachbarten Persien entfaltet wird. 

Professor Walcher im Lehr- und Lemmittelmagazin. 



/^