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Full text of "Materialien zur Naturgeschichte der Insel Celebes"

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P.&F.Sarasin 

CELEBES IV. 


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WIESBADEN 
G.  W.  KREIDEL'8  VERLAG 


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MATERIALIEN 


ZUR 


NATURGESCHICHTE  DER  INSEL  CELEBES. 


VON 


DR.  PAUL  SARASIN  und  DR.  FRITZ  SARASIN. 


VIERTER  BAND: 
ENTWURF  EINER  GEOGRAPHISCH-GEOLOGISCHEN  BESCHREIBUNG  DER  INSEL  CELEBES. 


MIT  ABBILDUNGEN  UND  1  LICHTDRUCKTAFEL  IM  TEXT,  10  TAFELN  IN  HELIOGRAVÜRE 

UND  3  KARTEN  IN  LITHOGRAPHIE. 


WIESBADEN. 

C.    W.    KREIDEL'S    VERLAG. 
190L 


Co 


ENTWURF 


EINER 


GEOGRAPHISCH-GEOLOGISCHEN  BESCHREIBUNG 


DER 


INSEL  CELEBES. 


VON 


DR.  PAUL  SARASIN  und  DR.  FRITZ  SARASIN. 


MIT  ABBILDUNGEN  UND  1  LICHTDRUCKTAFEL  IM  TEXT,  10  TAFELN  IN  HELIOGRAVÜRE 

UND  3  KARTEN  IN  LITHOGRAPHIE. 


WIESBADEN. 

C.    W.    K  R  E  I  D  E  L'S    VERLAG. 

190L 


Alle   Rechte  vorbehalten. 


Druck  der  Kgl.  Universitätsdruckerei  von  H.  Stürtz  in  Würzburp. 


Vorwort. 


Motto:      Zwanzig  Jahre  Hess  ich  gehn 

Und  genoss,  was  mir  beschieden : 

Eine  Reihe  völlig  schön 

Wie  die  Zeit  der  Barmekiden. 

Goethe. 

Der  vorliegende,  vierte  Band  unserer  Materialien  zur  Naturgeschichte  von  Celebes  hat 
eine  besondere  Bedeutung  für  uns ,  die  wir  wohl  verrathen  dürfen :  er  stellt  den  Abschluss 
von  rund  zwanzig  Jahren  gemeinschaftlicher,  wissenschaftlicher  Arbeit  dar;  zehn  von  ihnen 
waren  dem  Werke  über  Ceylon,  zehn  dem  über  Celebes  gewidmet.  Die  Empfindung,  dass 
die  gewonnenen  Früchte  so  langer  Bemühungen  werth  waren,  müssen  wir  in  uns  selbst 
tragen;  denn  hätten  wir  sie  nicht,  so  könnten  wir  sie  weder  durch  die  Zustimmung  Anderer 
bekommen,  noch  halten  wir  uns  dieser  Zustimmung  überhaupt  für  völlig  versichert;  den 
Forscher  aber  belohnt  die  Freude  an  der  Thätigkeit  selbst,  mehr  als  der  doch  wohl  nie 
ganz  reine  Erfolg. 

Das  gesammte  Celebes-Werk  ist  nach  einem  bestimmten  Plane  gearbeitet:  die 
ersten  beiden  Bände  dienen  als  Basis  für  den  dritten,  und  die  ersten  drei  als  nothwendige 
Vorbedingung  für  den  vierten  Band ,  welchen  wir  uns  ursprünglich  als  Einleitung  zum 
dritten  gedacht  hatten ,  der  sich  aber  zu  einem  selbständigen  Ganzen  ausgewachsen  hat. 
Das  Manuscript  zu  dem  vorliegenden  Bande  wurde  am  31.  März  1901  abgeschlossen.  Von 
diesem  Zeitpunkte  an  ist  die  Literatur  von  uns  nicht  mehr  sorgfältig  verfolgt  worden; 
wir  verweisen  dafür  auf  die  Zusätze. 

Die  Herren  Professoren  O.  Böttger,  H.  Bücking,  C.  Schmidt  und  Dr.  H. 
Stehlin  haben  uns  wissenschaftliche  Beiträge  geliefert,  wofür  wir  ihnen  unseren  ergebensten 
Dank  aussprechen.  Man  wird  dieselben  in  den  Verlauf  des  Bandes  eingeschaltet  finden; 
die  petrographische  Abhandlung  von  C.  Schmidt  bildet  den  Anhang  am  Schluss  des 
Werkes.  Wichtige  Rathschläge  bei  der  Berechnung  der  barometrischen  Höhenmessungen 
hat  uns  Herr  Professor  A.  Riggenbach  freundlichst  ertheilt.  Herr  Geheimrath  Dr.  A. 
B.  Meyer  in  Dresden    unterstützte   uns    auf   das   bereitwilligste  und  dankenswertheste  mit 


VI 

solcher  Literatur,  welche  wir  uns  sonst  nur  mit  grossen  Umständlichkeiten  oder  auch  gar 
nicht  hätten  beschaffen  können.  Herrn  Professor  Arthur  Wichmann  in  Utrecht,  dem  ersten 
Kenner  der  Literatur  des  Archipels,  verdanken  wir  werthvolle  literarische  Nachweise. 
Ferner  haben  die  Herren  R.  Friedländer  und  Sohn  in  Berlin  uns  ihren  gesammten,  ge- 
waltigen Bücherschatz  zu  freier  Benützung  zur  Verfügung  gehalten ,  und  zwar  von  jeher, 
was  uns  stets  eine  sehr  werthvolle  Erleichterung  unserer  literarischen  Nachforschungen  ge- 
wesen ist.  Sodann  ist  es  jetzt  auch  recht  wohl  an  der  Zeit ,  unserem  verehrten  Freunde, 
dem  Verleger  unseres  Werkes,  Herrn  Fritz  Bergmann  in  Wiesbaden,  herzlichst  die  Hand 
zu  drücken  für  die  unverwüstliche  Geduld ,  welche  er  unseren  bis  ins  einzelnste  gehenden 
und  oft  nur  auf  sehr  umständliche  Weise  zu  befriedigenden  Anforderungen  entgegengebracht 
hat.  Er  hat  in  seinem  Theile  redlich  mitgekämpft,  um  in  der  technischen  Ausführung  unserer 
Bände  auch  einem  feiner  gebildeten  Geschmacke  Genüge  zu  thun.  Ein  Solches  zu  erreichen, 
sind  uns  auch  die  K.  Universitätsdruckerei  von  H.  Stürtz  in  Würzburg  und  die  litho- 
graphische Anstalt  von  Werner  und  Winter  in  Frankfurt  a.  M.  treu  zur  Seite  ge- 
standen. 

Endlich  haben  wir  im  Besonderen  in  Beziehung  auf  unser  Celebes-Werk  der  K.  Nieder- 
ländischen Regierung  unseren  ergebensten  Dank  zu  sagen  dafür,  dass  sie  uns  die  Er- 
laubniss  ertheilt  hat,  das  Innere  von  Celebes  zu  erforschen,  indem  sie  die  eventuell  unbequemen 
Folgen,  welche  aus  solchen  Unternehmungen  in  unbekannte  Gebiete  sich  ergeben  können, 
auf  sich  zu  nehmen  beschloss.  Es  war  dies  eine  That  des  Edelmuthes ,  welcher  wir  die 
Möglichkeit  unserer  Forschungsreisen  verdanken,  und  welche  uns,  als  Ausländern,  gegenüber 
in  ihrer  Uneigennützigkeit  besonders  deutlich  erkennbar  wird.  Da  ein  seltenes  Schicksal 
es  gewollt  hatte,  dass  noch  so  ausgedehnte  Gebiete  des  Innern  der  wunderreichen  Insel  vor 
unserer  Bereisung  unbekannt  waren,  so  musste  es  uns  als  ein  Geschenk  erscheinen,  dass 
die  Regierung  uns  den  Schlüssel  selbst  in  die  Hand  gab,  welcher  die  Pforte  zu  der  grossen 
Schatzkammer  öffnete.  Wir  erwähnen  mit  speciellem  Dank  die  Namen  der  Herren  D.  F. 
van  Braam  Morris,  Gouverneur  von  Celebes  und  E.  J.  Jellesma,  Resident  von 
Menado. 

Nicht  jedoch  allein  die  hohen  Beamten  der  Regierung,  sondern  auch  die  Missionare 
der  Niederländischen  Missions-Gesellschaft,  sowie  das  weitere  Publikum  der  Kolonisten  kamen 
uns  mit  Hilfeleistungen  und  mit  Informationen  gerne  entgegen ,  was  uns  eine  besonders 
freundliche  Erinnerung  ist. 

Unsere  „Materialien  zur  Naturgeschichte  von  Celebes"  beendigen  wir  nunmehr, 
wenigstens  vorläufig;  vielleicht  wird  sich  Veranlassung  finden,  noch  ein  Stück  auf  die  vor- 
handenen folgen  zu  lassen;  doch  ist  dies  zweifelhaft.  Das  Werk  ist  jetzt  schon  als  ab- 
geschlossenes Ganzes  zu  betrachten.  Ursprünglich  hatten  wir  uns  allerdings  mit  der  Absicht 
getragen,  einen  viel  ausgedehnteren  Stoff  unserer  Sammlungen  und  Beobachtungen  einer 
Bearbeitung  zu  unterwerfen ;   aber   unsere  Zeit   reichte  dazu  nicht  hin ,  weshalb  sich  andere 


VII 

Forscher  des  Materiales  freundlichst  angenommen  haben.  In  emem  Supplemente,  das  wir 
später  noch  hoffen  folgen  lassen  zu  können ,  werden  wir  ein  Verzeichniss  der  Arbeiten  zu- 
sammenstellen, welche  über  das  von  uns  mitgebrachte  Material  ausgeführt  worden  sind,  woraus 
man  dann  erkennen  mag,  dass  wir  den  Anforderungen ,  welche  an  einen  wissenschaftlichen 
Reisenden  gestellt  werden  und  deren  nicht  wenige  sind,  gerecht  zu  werden  suchten;  haben  wir 
doch  auch  das  Meteorologische  auf  unseren  Stationen  gepflegt;  denn  wahrlich,  nicht  nur  dem 
Naturforscher,  sondern  jedem  Menschen  gilt  noch  heute  der  Spruch  aus  der  zweiten  Sure 
des  Korans:  „In  der  Schöpfung  des  Himmels  und  der  Erde,  in  dem  Wechsel  der  Nacht 
und  des  Tages ,  in  dem  Schiffe ,  welches  das  Meer  durchsegelt,  in  dem  Wasser,  das  Allah 
vom  Himmel  strömen  lässt,  die  Erde  nach  ihrem  Todesschlafe  neu  zu  beleben,  in  der  Ver- 
breitung der  vielerlei  Thiergattungen,  in  der  Wind-  und  Wolkenbewegung,  welche  ohne 
Lohn  zwischen  Himmel  und  Erde  dienen,  giebt  es  für  nachdenkende  Menschen  der 
Wunder  genug." 


Inhaltsübersicht. 


Seile 

Vorbemerkung i 

Die  Minahassa 5 

Die  Klabathalbinsel 6 

a)  Der  Vulkan  Klabat 6 

b)  Der  Vulkan  Sudära 11 

c)  Der  Tonköko  mit  dem  Batuängus  und  dem  Batuängus  bäru 14 

d)  Der  Vulkan  Menadotüwa 19 

e)  Die  muthmaasslichen  kleinen  Vulkane  Tumpa,  Weerot  und  Paniki 19 

f)  Das  Niederland  der  Klabathalbinsel 21 

g)  Die  Inseln  nach  Ausschluss  von  Menadotüwa 23 

DieTondanomasse 25 

a)  Die  Lokongruppe 26 

o)  Der  Lokon 26 

^)  Der  Sattel  zwischen  Lokon  und  Empung       28 

7)  Der  Empung 35 

S)  Der  Kasehe  und  der  Tetawiran 35 

Geschichtliches  über  die  Lokongruppe 36 

b)  Die  Vulkanreihe  Rumengan-Masärang 39 

a)  Der  Rumengan  mit  dem  Mahäwu ■ 40 

ß)  Der  Empungläar 42 

7)  Der  Masärang 43 

c)  Der  Vulkan  Kinagogäran .  46 

d)  Der  Vulkan  Tampüssu - 46 

e)  Der  Linow  Lahendong 48 

fj  Der  vulkanische  Schlammpfuhl  zwischen  Lahendong  und  Sarongsong 50 

g)  Der  Vulkan  Lengköan 51 

h)  Der  Vulkan  Sinäpi 51 

i)  Der  Vulkan  Tempang  und  die    heissen  Wasserbecken  und  Schlammsprudel   zwischen  Tompässo 

und  Langöw'an 53 

k|  Die  Sopütangruppe 58 

a)  Der  Sopütan       59 

Geschichtliches  über  den  Soputan 61 

ß)  Der  Manimpurok 66 

7)  Der  Kelelondei  mit  dem  Sempu  und  Rindengan 68 

!)  Die  östliche  Vulkanreihe  der  Tondanomasse 73 

m)  Der  Gunung  Bantik                    77 


^^  If^ 


X 

Seite 

n)  Das  Tondänoplateau  und  der  See  von  Tondäno 77 

o)  Das  Thal  des  Tondanoflusses 8i 

p)  Das  Nimangathal 8i 

Das  Becken  von  Sonder 82 

lieber  Knochenfragmente   \?on  Sonder  von  Dr.  H.  G.  Stehlin 83 

Die  Poigarmasse 88 

a)  Der  Lolombülan       88 

b)  Das  Manembogebirge 91 

Totok 92 

Die  Küsteninseln  von  Bentenan  bis  Kotabünan 94 

Kotabünan 95 

c)  Das  Ranoiäpothal 97 

d)  Die  Poigarhochfläche 97 

e)  Das  Sarätusgebirge 100 

f)  Das  Ongkak-Lombäginthal       101 

DieMongondowmasse 108 

Das  Buludäwagebirge 112 

Das  Kabilagebirge 113 

Das  Bonegebirge 114 

DieLimbottoniederung      . 120 

a)  Gorontälo 120 

b)  Die  Limbottodepression 124 

c)  Kvirandang 136 

Das  Boliohütogebirge  und  das  von  ihm  abhängige  Stromgebiet 138 

a)  Das  Boliohütogebirge       138 

b)  Sumalätta 140 

c)  Die  Südküste  im  Bereich  der  Boliohutokette       142 

Die  Langokette  und  das  von  ihr  abhängige  Stromgebiet 145 

Das  Matinanggebirge  und  das  von  ihm  abhängige  Stromgebiet 147 

Das  Gebiet  westlich  vom  Ma tinangkettensj'stem 155 

Die  Seen  von  Boläno       157 

Die  Ansatzstelle  des  Nordarmes  an  Central-Celebes 159 

DerLindusee 163 

Der  Possosee  und  die  Niederung  von  Posso 171 

Entdeckungsgeschichte  des  Possosee's 180 

DieTampökeketteundderSüdabfallderTakalekadjokette       192 

Das  Wurzelstück  des  Südostarmes  mit  den  Seen  Matanna  und  Towuti 2co 

Das  Stromgebiet  der  Bai  von  Tomöri 211 

Der  Ostarm  von  Celebes 220 

Die  Peling-Banggai-Inselgruppe 224 

DieTogian-Inseln 225 

Die  südöstliche  Halbinsel  nach  Ausschluss  des  Seengebietes 22g 

DiedenSüdostarniumgebendenlnseln 234 

DerSüdarmvonCelebes 239 

Die  Westküste  und  die  Westkette  der  südlichen  Halbinsel 239 

a)  Die  Panggöwa-Kette 239 

b)  Die  Küste  von  Makassar 240 

c)  Maros 242 

d)  Die  Westkette  bei  Parepare 253 

Die  Westkette  nördlich  von  Parepare 256 


XI 

Seite 

Die  Vulkanreihe  Pilc  von  Bantäeng-Bo wonglängi 261 

a)  Der  Pilv  von  Bantäeng 261 

b)  Der  Bowonglangi .    .■ 279 

DieOstkettedesSüdarmes 281 

DieSeenniederungvonTempe 286 

Die  Insel  Saleyer 294 

Schlussbemerkung 297 

Zusätze       300 

Zu  Poigar  und  See  Danau       3°° 

Zu  Westküste  von  Celebes 3°o 

1.  Briefliche  Mittheilung  von  Prof.  H.  Bückin g 3°° 

2.  Beobachtungen  von  E.  Carthaus 3°^ 

Zu  Kohle  im  District  Maros 3°3 

Nachbemerkung  zur  Karte  von  Celebes 3°4 

Correcturen 304 

Petrographische  Liste  eines  Theiles  der  von  uns  in  Celebes  gesammelten  Gesteinsproben       ....  305 

Brief  von  Prof.  O.  Böttger  über  Fossilien  aus  den  neogenen  Thonen  am  Bache  Rumuru   ....  320 

Barometrische  Höhenmessung 33^ 

Literatur-Verzeichniss 33^ 

Anhang 

(für  sich  paginiert). 
C.  Schmidt,    Untersuchung   einiger   Gesteinssuiten,   gesammelt  in   Celebes  von  Paul   und 
Fritz  Sarasi  n. 


Vorbemerkung. 


Das  Hauptergebniss  des  vorliegenden  Bandes  findet  sich  in  der  beigegebenen  Karte 
vergegenwärtigt,  welche  die  tektonischen  Grundzüge  der  Insel  nach  unserer  Auffassung 
wiedergibt.  Dennoch  möchten  wir  sie  für  nichts  anderes  angesehen  wissen,  als  für  einen 
schematischen  Entwurf  der  Streichungslinien  der  Gebirgsketten,  und  sie  wird  nicht  nur  in  Einzel- 
heiten, sondern  fast  in  allen  Punkten  im  Laufe  der  Zeit  völlige  Aenderung  erfahren  müssen; 
ja,  sie  wird  als  eine  Curiosität  erscheinen,  nachdem  einmal  das  Relief  der  hisel  kartographisch 
definitiv  niedergelegt  sein  wird.  Die  einzelnen  Gebirgsraupen  unserer  Karte  stellen  oft  ganze 
Systeme  von  Ketten  dar,  und  diese  letzteren  sind  oft  so  sehr  durch  Erosion  zerrissen  oder 
durch  vulkanische  Ergüsse  zerstört,  dass  die  Hauptstreichungsrichtung  nur  mit  Mühe  erkannt 
werden  kann.  Immerhin  aber  schliesst  sich  unsere  Karte  so  genau  als  möglich  an  unsere 
gegenwärtigen  Kenntnisse  an ;  das  gesammte  Material  von  Originalskizzen  in  der  Literatur, 
sowie  alle  unsere  eigenen  Beobachtungen  sind  hinein  verarbeitet,  und  sie  ist  deshalb  nicht 
ohne  Mühe  und  Nachdenken  aufgebaut  worden.  Im  Umrisse  ist  sie  eine  möglichst  genaue 
Reduktion  der  Seekarte  auf  die  Hälfte,  eine  Verkleinerung  also  von  i  :  i  Million  auf  i :  2 
Millionen.  Leider  hat  sich  bei  der  Seekarte  eine  kleine  Ungenauigkeit  herausgestellt,  inso- 
fern auf  den  beiden  westlichen  Blättern  (no  120  und  121  des  „Catalogus")  die  Vierecke  des 
Netzes  keine  genauen  Quadrate  sind,  wogegen  auf  den  östlichen  Blättern  (no  141  und  142) 
dies  der  Fall  ist.  Bei  den  ersteren  beträgt  ein  Längengrad  iio  mm,  ein  Breitengrad  dagegen 
nur  108—108,5  mm,  bei  den  letzteren  in  beiden  Fällen  no  mm;  die  Westhälfte  der  Insel 
wird  also  im  Vergleich  zur  Osthälfte  in  der  Ausdehnung  nach  den  Breitengraden  etwas  zu 
klein.  Wir  waren  natürlich  nicht  in  der  Lage,  dieses  Versehen  auf  unserer  Karte  richtig  zu 
stellen,  da  zu  diesem  Behufe  die  Originalortsbestimmungen  erforderlich  wären,  weshalb  wir 
das  Netz  der  Seekarte  copierten. 

Weiter  erwähnen  wir,  dass  wir  an  den  dargestellten  Kettengebirgen  jene  Seite,  nach 
welcher  hin  die  faltende  Kraft,  unserer  Ansicht  nach,  gewirkt  hat,  durch  stärkere  Schraffierung 

Siir.tsid,  Celebes.  IV.  1 


ausgezeichnet  haben,  woauf  wir  noch  zurückkommen  werden,  sowie  auch  auf  die  merkwürdige 
Erscheinung,  dass  die  faltende  Kraft  ihre  Richtung  an  gewissen  Stellen  plötzlich  in  die  ent- 
gegengesetzte verändert.  Ein  vorläufiger  Blick  auf  die  Karte  wird  diese  Stellen  sogleich 
erraten  lassen ;  doch  wird  dies  alles  im  einzelnen  zur  Sprache  kommen. 

Was  den  Inhalt  unserer  Karte  betrifft,  so  wurde  für  die  Minahassa  die  Karte  von 
Musschenbroek,  welche  auf  den  Vermessungen  der  De  Lange  fusst,  benutzt,  aber,  wie 
wir  noch  unten  besprechen  werden,  musste  sie  vielfach  verändert  werden.  Für  die  Anord- 
nung der  Vulkane  gaben  die  von  den  genannten  Geometern  festgelegten  Gipfel  die  Aus- 
gang.spunkte :  Klabat,  Lokon,  Masarang,  Tampussu,  Soputan,  Tolangkow,  Kawatak  und  Kawin, 
Für  den  Südtheil  der  südlichen  Halbinsel  diente  die  unten  erwähnte  Kaart  van 
Zuid  Celebes;  doch  mussten  die  Gebirgsleitlinien  neu  hineingesetzt  werden,  wie  auch  das 
Relief  des  Piks  von  Bantaeng.  Weiter  wurden  alle  Originalkartenskizzen  beigezogen, 
die  sich  in  der  Literatur  finden,  wie  jeweilen  angegeben  werden  wird.  Andere  im  Buchhandel 
erschienene  Karten  sind  uns  von  keinem  Nutzen  gewesen. 

Bei  der  \'ergleichung  unserer  Karte  mit  ihren  Vorgängerinnen  wird  man  aber  doch 
erkennen,  dass  sie  einen  Fortschritt  nach  der  Erkenntniss  der  Tektonik  im  Ganzen  repräsen- 
tiert, dass  an  Stelle  des  sinnlosen  Gebirgschaos  der  früheren  Karten  ein  tektonischer  Sinn 
angestrebt,  ja  erfasst  wurde;  man  wird  unserer  Intention,  ein  Verständniss  des  Ganzen  zu  ge- 
winnen und  damit  eine  Grundlage  für  künftige  Forschung  zu  schaffen,  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen.  Wir  glauben  mit  dieser  Karte  unsern  Nachfolgern  das  Werkzeug  zur  Kritik  in  die  Hand 
gedrückt,  zu  haben;  sie  soll  ein  Reizmittel  sein  zu  Verbesserungen,  ja  zu  völligen  Veränderungen. 

Diese  einleitenden  Worte  über  unsere  tektonische  Karte  wünschen  wir  von  der  Kritik 
beachtet  zu  sehen ;  denn  gegen  einseitige  oder  kurzsichtige  Angriffe  denken  wir  uns  mit 
denselben  als  mit  einem  Schilde  zu  decken. 

Was  die  Literatur  angeht,  so  haben  wir  alle  im  nachfolgenden  Verzeichniss  an- 
gegebenen Werke  und  Abhandlungen  selbst  durchgesehen  und  die  für  unseren  Zweck  wich- 
tigen Angaben  ausgezogen,  wobei  hervorgehoben  sei,  dass  besonders  A.  Wichmann's 
Arbeiten  in  der  Auffindung  der  ausserordentlich  zerstreuten  Literatur  den  werthvoUsten  Weg- 
weiser abgegeben  haben.  Ein  solches  Vorgehen  arbeitet  dem  Dilettantismus  entgegen,  welcher 
immer  dadurch  sich  kennzeichnet,  dass  er  die  Vorgänger  verschweigen  möchte. 

Da  wir  nun  vielfach  auch  auf  eigene  Nachforschung  in  der  Literatur  angewiesen 
waren,  so  kann  es  nicht  anders  sein,  als  dass  uns  manche  Einzelheit  entgangen  ist;  einige 
seltene  Sachen  bemühten  wir  uns  vergeblich  zur  Einsicht  zu  bekommen;  aber  wir  ver- 
muthen  oder  hoffen  doch  wenigstens,  dass  wir  nichts  von  Belang  übersehen  haben. 

Unsere  Beschreibung  der  Insel  folgt  einem  bestimmten  Plane,  wie  man  aus 
der  Anordnung  des  Inhaltes  ersehen  wird.  W^ir  beginnen  mit  dem  am  besten  bekannten 
Theile,  der  Minahassa,  und  endia:en  mit  dem  ebenfalls  schon  ziemlich  wohl  erlor.schtcn  Süd- 


theile    der  südlichen  Halbinsel.     Das    eigentliche    Celebes    wird    in    successiven  Abschnitten 
zwischen  diese  Inselenden  eingeschaltet  werden. 

Die  von  uns  benutzten  Karten  sind,  mit  Ausnahme  der  in  der  Literatur  publicierten 
und  jeweilen  mi  Texte  erwähnten  Originalskizzen,  die  folgenden: 

1.  Catalogus  van  Kaarten  en  Boekwerken  uitgegeven  door  de  afdeeling 
Hydrographie  van  het  Ministerie  van  Marine,  no.  120,  121,  141  u.  142,  s'Graven- 
hage,  van  Cleef,  1900. 

2.  Musschenbroek,  S.  C.  .].  W.  van,  Resident  van  Manado  1875-76,  Kaart  van 
de  Minahassa,  uit  de  metingen  en  opnamen  in  1851—52  van  de  Heeren  S.  H.  en  G.  A.  De 
Lange,  Geographische  Ingenieurs;  die  van  den  Heer  F.  W.  Paepke  Bulow  Landmeter 
van  Manado  en  mit  eigen  metingen  en  opnamen  ontworfen  en  zamenge.steld,  s'Graven- 
hage,  Topographische  Inrichting,  1878. 

3.  Kaart  van  Zuid  Celebes  met  uitzondering  van  het  rijk  Gowa,  s'Graven- 
hage,  Topographische  Inrichting. 

Alle  Zahlen  (Entfernungen  und  Höhen)  haben  wir  selbstverständlich  auf  das  Meter- 
system umgerechnet.     Folgende  ist  die  von  uns  benutzte  Tabelle: 

m 
I  englische  Meile  (mile)         =  1609 

I  holländische  Meile  (paal)    =   1517.3  nach  Junghuhn  (61,  i,  p.  48) 

I  Pariser  Faden  (toise)  ^         1,94904 

I  holländischer  Faden  =         1,8  nach  der  Seekarte 

I  englischer  Faden  (brasse)  =         1,624 
I  holländische  Elle  (el)  =         i  (nach  Junghuhn) 

I  englische  Elle  (yard)  =        0,9144 

I  Pariser  Fuss  ;=         0,32484 

I  rheinländischer  Fuss  =         0,31385 

I  englischer  Fuss  =         0,30479. 

Die  Temperaturen  wurden  in  Celsius  umgerechnet. 
Die  Meridiane  sind  auf  Greenwich  bezogen. 

Was  die  Aussprache  der  eingeborenen  geographischen  Namen  angeht,  so 
fällt  bei  ihnen  die  Betonung  fast  stets  auf  die  vorletzte  Silbe ;  wir  haben  mit  einem  Accent 
die  betonte  Silbe  jeweilen  ein-  oder  zweimal  bezeichnet. 

Eine  grosse  Menge  der  genannten  Namen  ferner  wird  in  der  Literatur  aus  philo- 
logischen Gründen  mit  eingefügten  Trennungsstrichen  geschrieben,  z.  B.  Rano-i-apo ,  Toli- 
toli  u.  s.  f. ,  wir  haben  das  aber  als  unpraktisch  fortgelassen.  Ueberhaupt  wurden  nur  so 
viele  Namen  in  unsere  Karte  eingetragen,  als  zum  Verständniss  des  Textes  nöthig  war;  für 
alle  anderen  sei  auf  die  Literatur  verwiesen;  auch  unsere  eigenen  Vorberichte  haben  wir  in 
dieser  Beziehung  nicht  völlig  ausgenutzt. 

1* 


Die  Vocale  kurz  betonter  Silben  sind  oft  streitig,  sodass  z.  B.  ein  Vulkanname 
ebensowohl  Säpütan  als  Sepütan  oder  Söpütan  geschrieben  wird ,  Mänädo  und  Menädo ;  es 
scheint  vielfach  unmöglich  zu  sein,  auszumachen,  ob  eine  kurz  betonte  Vorsilbe  ein  a,  ein  e 
oder  ein  o  hat. 

Wo  vor  einem  Bergnamen  der  Buchstaben  G.  steht,  bedeutet  das  immer  Gunung(Berg). 

Weiter  erachten  wir  es  nicht  für  unnöthig,  zu  erklären,  dass  es  bei  den  von,  uns 
verfassten  Werken  unablässig  unser  Bestreben  gewesen  ist,  die  Mühseligkeiten  der  Unter- 
suchung selbst,  die  wechselnden  Fragestellungen,  die  oft  sich  verändernden  Hypothesen  und 
Erklärungsversuche,  die  Anordnung  des  wild  durcheinander  geworfenen  literarischen  Materials, 
kurz  die  Darstellung  all  der  Irrgänge  in  dem  Dunkel  des  zu  beschreibenden  Waldes  der 
Kenntnissnahme  des  Lesers  zu  entziehen  und  ihn  ohne  Umschweife  vor  das  Ergebniss, 
gewissermaassen  auf  den  Aussichtspunkt  hinzustellen ,  wozu  eine  lange  und  an  Umwegen 
reiche  Vorwanderung  geführt  hat.  Bei  Solchen,  die  dieses  nicht  wissen  und  auch  nicht  aus- 
üben ,  weckt  die  bequeme  Fasslichkeit  der  Darstellung  den  Verdacht  einer  nur  leichthin 
betriebenen  Vorarbeit;  aber  wir  werden  trotzdem  alles  umständliche  und  geschwätzige 
Schreiben  nicht  nur  für  etwas  an  sich  hässliches  halten,  sondern  auch  für  ein  Unrecht  gegen- 
über dem  schon  ohne  das  mit  Literatur  überlasteten  Leser,  wonach  wir  also  auch  fernerhin, 
um  uns  eines  Baconischen  Bildes  zu  bedienen,  bei  unseren  Werken  nicht  anders  verfahren 
werden,  als  es  bei  den  Gebäuden  geschieht,  wo  man  ebenfalls  nach  Vollendung  des  Baues 
die  Gerüste  und  Leitern  von  dem  Platze  wieder  entfernt. 

Endlich  sprechen  wir  noch  mit  Freuden  das  Bekenntniss  aus,  dass  uns  F.  vonRicht- 
hofen 's  Führer  für  Forschungsreisende  ein  wahrer  Handleiter  bei  unseren  Forschungsreisen 
gewesen  ist,  und  dass  das  Material,  auf  welches  der  vorliegende  Band  sich  gründet,  ohne 
jenes  Buch  nicht  beschafft  worden  wäre. 


Die  Minahassa. 

(Karte  Tafel  XI). 


Das  Nordostende  der  nördlichen  Halbinsel,  die  Minahassa,  theilen  wir  in  unserer  Be- 
schreibung in  drei  Theile  ein,  nämlich  in  die  Klabathalbinsel,  die  Tondanomasse, 
und  das  Grenzgebirge  gegen  das  westliche  darauffolgende  Reich  von  Boläang-Mongöndow, 
aus  Gründen,  welche  wir  im  Laufe  der  Darstellung  jeweilen  vorbringen  werden.  Auf 
Tafel  XI  haben  wir  eine  Karte  der  Minahassa  zusammengestellt,  welcher  das  Vermessungs- 
netz der  beiden  De  Lange  zu  Grunde  liegt,  wie  dasselbe  in  die  von  Musschenbroek 
publicierte  grosse  Karte  dieser  Landschaft  (Maassstab  i  :  looooo)  aufgenommen  ist.  Was  die 
Ortschaften,  Wege  und  kleinen  Wasseradern  betrifft,  so  verweisen  wir  auf  die  letztere;  in 
Beziehung  auf  das  Relief  aber  sind  wir  sowohl  nach  Art  der  Zeichnung,  als  nach  den  dar- 
zustellenden Vulkanen  unsere  eigenen  Wege  gegangen,  da  wir  eine  grössere  Anzahl  von 
eigenen  Peilungen  und  Beobachtungen  hineinzuarbeiten  hatten ;  ja  es  musste  überhaupt  eine 
übersichtliche  Vorstellung  des  Reliefs,  des  tektonischen  Aufbaues  also,  erst  geschaffen  werden. 
Als  wir  ferner  schon  mit  der  Karte  zu  Ende  waren,  sahen  wir  zu  unserer  keineswegs  ange- 
nehmen Ueberraschung,  dass  die  Küstenlinien  und  die  Inseln  durchaus  nicht  mit  der  Seekarte 
in  ihren  Umrissen  übereinstimmten,  und  während  dies  in  der  östlichen  Hälfte  der  Musschen- 
broek'sehen  Karte  noch  zur  Noth  angeht,  ist  in  der  westlichen  der  Unterschied  ein  so 
enormer,  dass  die  Küstenlinie  daselbst  als  vollständiges  Phantasiewerk  angesehen  werden 
muss.  Auf  einzelnes  einzugehen  hat  keinen  Zweck;  man  vergleiche  z.B.  den  Golf  von  Amu- 
rang  auf  der  Karte  von  Musschenbroek  und  der  unserigen,  und  was  weiter  westlich 
davon  abliegt,  ist  noch  schhmmer.  Wir  hatten  also  die  Küstenlinie  der  Karte  nach  der  See- 
karte richtig  zu  stellen,  konnten  nun  aber  unserer  Karte  kein  Netz  beigeben,  da  das 
Musschenbroek'sche,  nach  welchem  die  Orte  im  Innern  festgelegt  sind,  nicht  mit  dem  der 
Seekarte  zusammenfällt.  Die  De  Lange'schen  Ortsbestimmungen  müssten  zuvor  auf  die  der 
Seekarte  abgestimmt  werden,  eine  Arbeit,  w^elche  auszuführen  wir  keine  Neigung  hatten.  Das 
ist  der  Grund,  weshalb  wir  unsere  Minahassakaite  ohne  Netz  gelassen  haben. 


Es  schien  uns,  dass  die  Vertheilung  der  Vulivane  in  der  Minahassa  (und  auch 
noch  an  anderen  Stellen)  gewissen  Linien  folge,  demgemäss  wir  im  Laufe  der  Darstellung 
gelegentlich  von  vulkanischen  Spalten  sprechen,  welchen  die  Vulkane  aufgesetzt  sind.  Wir 
thun  dies,  obschon  wir  wissen,  dass  die  Existenz  solcher  Spalten  neuerdings  in  Zweifel  ge- 
zogen worden  ist  und  man  die  Anordnung  der  Vulkane  nach  Linien  als  auf  Willkür  be- 
ruhend bezeichnete.  Wir  sehen  uns  nicht  in  der  Lage,  uns  in  diesen  Streit  zu  mengen  und 
schliessen  uns  deshalb  in  Beziehung  auf  die  Spaltentheorie  der  hergebrachten  Anschauungs- 
weise an. 


1.  Die  Klabathalbinsel. 


Es  würde  nicht  viel  dazu  fehlen,  dass  das  äusserste  Nordostende  der  Minahassa  und 
damit  von  Celebes  eine  Insel  darstellte,  von  dem  Hauptstücke  der  Minahassa  durch  eine 
Strasse  abgetrennt,  welche  von  Menado  an  der  Celebessee  nach  Kema  an  der  Molukkensee 
sich  hindurchziehen  würde;  denn  die  genannten  beiden  Küstenplätze  sind  durch  eine  Landes- 
senke miteinander  verbunden,  welche  in  der  Mitte  zwischen  ihnen,  beim  Orte  Ajermadidi, 
die  Meereshöhe  von  233  m  nicht  übersteigt  (so  nach  De  Lange,  80,  trig.).  Die  Masse,  welche 
die  ursprünglich,  in  der  Pleistocänzeit,  in  der  Menado-Kemasenke  sich  durchziehende  Meeres- 
strasse bis  zu  der  genannten  Höhe  ausgefüllt  hat,  dürfte  von  den  zu  beiden  Seiten  der  Strasse 
sich  erhebenden  Vulkanen  geliefert  worden  sein. 


ö^ 


a)  Der  Vulkan  Klabat. 

(Tafel  VIII). 

In  der  in's  Auge  gefassten  nordöstlichen  Endhalbinsel,  deren  Umriss  polygonal  ist, 
erheben  sich  mehrere  Vulkane,  unter  welchen  sich  der  Klabat  durch  seine  Höhe  vor  den 
andern  auszeichnet,  weshalb  er  auch  für  die  ankommenden  Schiffe  die  eigentliche  Land- 
marke der  Minahassa  bildet.  Wir  haben  deshalb  die  äusserste  Halbinsel  nach  diesem  Vulkane 
benannt.  Ueber  den  Namen  des  Vulkanes  ist  folgendes  zu  bemerken:  Mehrere  Autoren 
schreiben  Kaläbat;  jedenfalls  aber  ist  das  a  der  ersten  Silbe  kaum  vernehmbar;  wir  hörten 
stets  Klabat.  Nach  Graafland  (47,  erste  Aufl.,  i,  p.  6)  kommt  das  Wort  von  Kalawätan,  der 
alfurischen  Bezeichnung  für  den  männlichen  Babirussa.  Er  fügt  bei:  „Bei  den  alten  Alfuren 
hatte  er  auch  den  Namen  Tampörok ,  weil  er  nach  der  Ueberlieferung  bei  einer  grossen 
Wasserfluth  nur  ein  wenig  über  der  Oberfläche  sichtbar  blieb  gleich  einem  umgekehrten 
porok  oder  Korbe  (tanu  um  porok  wie  ein  Korbl".  Der  Klabat  erhebt  sich  nahe  bei  der 
höchsten  Stelle  der  Menado-Kemasenke  in  nordöstlicher  Richtung  von  ihr.  Seine  Höhe 
beträgt  2019  m  nach  De  Lange  (80,  trig.);  nach  Bei  eher  (14,  i,  p.  131)  hat  er  6500  Fuss  =  1980  m 


Höhe.  Unsere  eigenen  Beobachtungen  mit  dem  Siedethermometer  ergaben  2030  m  (siehe 
die  Tabelle  im  Anhang).  Von  der  Ferne  gesehen  zeigt  er  sich  von  sehr  regelmässiger 
vulkanischer  Kegelform;  doch  wird  man  bei  genauerer  Betrachtung  bald  gewahr,  dass 
seinem  Mantel  zahlreiche  parasitische  Vulkane  aufgesetzt  sind,  so  z.  B.  eine  ganze  Schaar 
solcher  auf  seiner  südöstlichen  und  östlichen  Mantelfläche;  sodann  zeichnet  sich  ein 
grösserer  aus,  welcher  in  der  Nähe  von  Ajermadidi,  in  nordöstlicher  Richtung  von  diesem 
Orte,  auf  seiner  Basis  sich  erhebt;  ferner  stehen  zwei  besonders  ansehnliche  Parasiten  auf 
der  nordwestlichen  Basis  des  Vulkanes,  auf  Fig.  15,  Tafel  VIII  links  im  Bilde  erkennbar. 
Von  Kema  aus  bemerkten  wir,  dass  der  Ostseite  des  Vulkanes  ein  Parasit  verhältnissmässig 
nahe  unter  dem  Gipfel  aufgesetzt  ist;  er  befindet  sich  eher  über  dem  zweiten  Drittel  der 
Vulkaneshöhe,  sagen  wir  also  in  ca.  1400  m  Höhe.  Auf  Fig.  16,  Tafel  VIII  ist  er  leicht  zu 
sehen,  rechts  oben  im  Bilde;  seine  Lage  widerspricht,  der  Regel,  dass  die  Parasiten  „in 
einer  Zone  unterhalb  der  halben  Kegelhöhe  auftreten"  (v.  Richthofen  109,  p.  580),  einer 
Regel,  welche  wir  sonst  stets  bestätigt  gefunden  haben. 

Auf  Tafel  206   des   Altas   von    Dumont   d'Urville  (381   ist   der   Klabat   gezeichnet, 
und  man  erkennt  parasitenähnliche  Hervorragungen  auf  seinem  Mantel. 

Die  Besteigung  des  Klabat  ist  von  Ajermadidi  aus  unschwierig,  aber  des  schlechten 
Pfades  wegen  mühsam.  Wir  führten  sie  am  20—27.  September  1893  aus  und  verweilten 
einige  Tage  auf  dem  Gipfel.  Der  Weg  steigt  zuerst  durch  Culturland  langsam  an;  doch 
schon  bei  ca.  350  m  Höhe  beginnt  die  Walddecke  des  Vulkanes.  Wir  waren  nicht  lange 
in  dieselbe  eingetreten ,  als  wir  einen  Steinstrom  bemerkten ,  welcher  einem  kleinen  Bache 
als  Bett  dient.  Wir  überzeugten  uns,  dass  er  aus  dem  Krater  des  schon  erwähnten,  sich  unweit 
von  Ajermadidi  am  Fuss  des  Hauptvulkans  erhebenden  Parasiten  seinen  Ursprung  nimmt. 
Dieser  Krater  ist  klein,  seine  Wand  erreicht  an  ihrer  höchsten  Stelle  ca.  800  m  Meereshöhe. 
Nach  vier  Stunden  ziemlich  mühsamen  Steigens,  wegen  der  Glätte  des  Pfades  und  der  vielen 
Wurzeln  und  Lianen,  schlugen  wir  in  der  Höhe  von  ca.  1500  m  das  Nachtlager  auf,  woselbst 
eine  kleine  Quelle  zum  Vorschein  kommt.  Wir  vermuthen,  dass  sie  den  bis  hieher  unter- 
irdisch verlaufenden  Abfluss  der  kleinen  Wasseransammlung  darstelle,  welche  auf  dem  Boden 
des  Hauptkraters  stattfindet.  Wir  verblieben  hier  auch  den  folgenden  Tag,  da  der  Regen 
fortwährend  in  Strömen  fiel.  Sodann  machten  wir  uns  nach  dem  Gipfel  auf.  Bei  ca.  1600  m 
endet  die  Hochwalddecke,  und  eine  niedrige  Vegetation  bedeckt  den  Gipfel,  mit  Ausnahme 
des  von  Hochwald  erfüllten  Kraters.  Die  Aussicht  wird  somit  nirgends  verdeckt.  Nach 
einer  starken  Stunde  Steigens  erreichten  wir  die  oberste  Stelle,  von  welcher  wir  nun  zunächst 
in  den  Krater  hinabblickten.  Dieser  stellt  ein  Becken  von  ovaler  Form  dar,  dessen  Längs- 
axe  ziemlich  genau  mit  dem  Meridian  zusammenfällt.  Die  östliche  Hälfte  der  Umrandung 
ist  um  etwa  75  m  höher  als  die  westliche ;  ihr  östlichster  Theil  bildet  überhaupt  die  höchste 
Stelle  des  Vulkans.  Von  dieser  aus  fällt  der  Rand  gegen  das  Nord-  und  das  Südende  des 
Kraters  um  etwa  20  m  ab  und  so  weiter  immer  mehr  bis  zur  westlichen  Kraterumgrenzung. 


Dieses  gleichmässige  Niedrigerwerden  des  Kraterrandes  gegen  die  Westseite  hin  lässt  ver- 
muthen ,  dass  die  zuletzt  stattgehabte  Eruption  westwärts ,  also  nach  der  Bai  von  Menado 
hin  sich  entladen  habe.  Der  grössere,  nordsüdlich  gerichtete  Durchmesser  des  Kraters, 
von  Rand  zu  Rand  gemessen,  berechnet  sich  auf  400  m ,  also  auf  noch  nicht  einen  halben 
Kilometer  Luftlinie,  der  kleinere,  westöstliche  Durchmesser  auf  320  m.  Der  Boden  des  Kraters 
ist  von  einem  seichten  Tümpel  bedeckt,  welcher  zur  Zeit  unseres  Besuches  an  seiner  tiefsten 
Stelle  kaum  i  m  tief  war  und  der  nur  einen  unbedeutenden  Umfang  hat.  Er  liegt  etwa 
100  m  tiefer  als  die  höchste  Stelle  des  Kraterrandes,  25  m  tiefer  als  die  niedrigste.  Der 
Boden  und  die  Abhänge  des  Kraters  bestehen  aus  schwarzem  vulkanischem  Sande.  Der 
Umstand,  dass  die  Kraterumwallung  nicht  aus  steil  abfallenden  Felswänden  besteht,  sondern 
aus  ersteigbaren  Schutthalden ,  und  dass  der  ganze  Krater  mit  Hochwald  dicht  bewachsen 
ist,  dass  er  ferner  eme  verhältnissmässig  geringe  Tiefe  aufweist,  lässt  schliessen ,  dass  die 
letzte  Eruption  schon  vor  sehr  langer  Zeit  stattgefunden  haben  muss.  Die  Eingeborenen 
wissen  von  keiner  solchen  zu  erzählen.  Dagegen  haben  sich  Reste  der  ursprünglichen 
Thätigkeit  in  einer  Anzahl  von  Dampfexhalationen  erhalten,  welche  längs  dem  höheren  Ost- 
rande des  Kraters  aus  Löchern  von  etwa  Armsumfang  hervorkommen.  Es  ist  bemerkens- 
werth,  dass  sie  weder  dem  Boden  des  Kraters,  noch  überhaupt  den  niedrig  gelegenen  Theilen 
seiner  Umrandung  entströmen ,  sondern  im  Gegentheil  gerade  längs  der  höchsten  östlichen 
Erhebung  des  Kraterrandes  zum  Vorschein  kommen.  Vielleicht,  dass  ursprünglich  an 
niedrigeren  Stellen  hervorbrechende  Dampfnarinen,  wie  wir  sie  nennen  könnten,  durch  den 
Erosionsschutt  zugedeckt  wurden,  worauf  sie,  inneren  Spalten  der  porösen  Kraterwand  ent- 
lang, einen  leichteren  Weg  nach  weiter  oben  hin  sich  bahnten.  Der  ausströmende  Dampf 
ist  völlig  geruchloser  Schwaden,  besteht  also  hauptsächlich  aus  Wasserdampf. 

Ist  die  Luft  durch  Sonnenschein  erwärmt,  so  sind  die  Dampfnarinen  nicht  zu  sehen  ; 
aber  nach  Abkühlung  der  Luft  sieht  man  allenthalben  kleine,  weisse  Dampfsäulchen.  Es 
müssten  ihrer  Hunderte  zu  zählen  sein,  wenn  man  sie  alle  aufsuchen  wollte.  Um  es  in  kurzem 
zu  sagen,  so  stellt  der  Vulkan  Klabat  einen  erloschenen  Vulkan  dar,  der  sich  noch  im  Zu- 
stand schwacher  Fumarolenthätigkeit  befindet  (nach  C  red  n  er 's  Definition,  34,  p.  141). 

Von  der  Spitze  des  Klabat  herab  lässt  sich  erkennen,  dass  das  Land  um  seine  Basis 
herum  eine  halbringförmige,  muldenartige  Senkung  bildet,  wonach  sich  also  dieser  Vulkan 
aus  einer  kesselartigen  Vertiefung  erhebt.  Wir  sind  diesem  Umstände  nicht  weiter  nach- 
gegangen, der  also  noch  näher  zu  untersuchen  bleibt ;  doch  vermuthen  wir,  dass  der  Klabat 
aus  einem  Einbruchskessel  als  ein  einfacher  Vulkan  sich  erhebe,  wie  der  Aetna  und  der 
Fudjiyama,  nicht  aber,  dass  er  einen  sogenannten  zusammengesetzten  Vulkan  darstelle  (vergl. 
V.  Richthofen,  109,  p.  5761. 

Geschichtliches  über  den  Klabat.  Die  ersten  und  zugleich  auch  die  wissen- 
schaftlich grundlegenden  Angaben  über  den  Vulkan  Klabat  verdanken  wir  Rein  ward  t  (106, 
p.  574  ff.),  welcher  im  Jahre  1821  auf  den  Gipfel  gelangte.   Wir  erfahren  durch  ihn  folgendes: 


9 

Die  Ersteigung  wurde  vom  6.— 8.  November  vorgenommen.  Der  Klabat  ist  ein  alter  Vulkan, 
von  dessen  Krater  der  steile,  scharfe  Rand  an  der  Ostseite  den  höchsten  Punkt  ausmacht. 
Der  Kraterrand  bildet  eine  hohe,  halbrunde  Mauer,  welche  von  Süden  und  Osten  nach 
Norden  läuft,  an  der  Westseite  aber  ist  der  Krater  vollkommen  offen.  Er  ist  von  sehr 
grosser  Ausdehnung,  sein  Durchmesser  würde  gewiss  den  des  Soputan  übertreffen.  Obschon 
der  Vulkan  von  allen  Seiten  mit  Bäumen  bewachsen  ist,  und  somit  in  sehr  langer  Zeit, 
vielleicht  in  ein  paar  Jahrhunderten,  kein  Ausbruch  stattfand,  so  hat  doch  das  Arbeiten  des 
unterirdischen  Feuers  nicht  aufgehört.  Der  ganze  hohe  Kraterrand  ist  im  Norden  und  0.sten 
von  heissen  Wasserdämpfen  durchdrungen,  die  an  verschiedenen  Stellen  sowohl  an  der 
Innen-  als  an  der  Aussenseite  des  Kraters  zum  Vorschein  kommen.  Sie  enthalten,  soweit 
sich  aus  dem  Gerüche  schliessen  lässt,  gar  keinen  Schwefel,  üben  aber  nichtsdestoweniger 
eine  zerstörende  Wirkung  auf  das  Gestein  aus,  wie  aus  einigen  Einbrüchen  erkennbar 
wird.  Es  folgt  die  Beschreibung  der  Aussicht.  Die  Höhe  des  Gipfels  wurde  auf  6317  eng- 
lische oder  6133  rheinländische  Fuss  bestimmt,  was  1925  m  ergiebt.  Rein  war  dt  hielt  den 
Klabat  irrthümhch  für  den  höchsten  aller  Berge  sowohl  der  Molukken  als  von  Celebes. 
Der  Gipfel  war  überall  mit  einer  sehr  tiefen  Lage  von  Pflanzenerde,  vermengt  mit  vulkanischer 
Asche,  bedeckt.     Eine  petrographische  Bemerkung  siehe  unten. 

Aus  Reinwardt's  Angaben  folgt,  dass  schon  im  Jahre  1821  der  Vulkan  ganz  das- 
selbe Aussehen  bot  wie  heutzutage. 

Im  April  1852  hielten  sich  die  Brüder  De  Lange  (80,  p.  10)  während  acht  Tagen 
auf  dem  Klabatgipfel  zum  Zwecke  der  Landvermessung  auf;  aber  im  Berichte  steht  blos: 
,,Wir  blieben  da  fruchtlos"  wegen  beständigen  Regens. 

Junghuhn  (61,  II,  p.  846)  liefert  1854  einige  Notizen  über  unseren  Vulkan,  welche 
die  Wiedergabe  einer  Mittheilung  des  Herrn  C.  A.  J.  Pecqueur  aus  dem  Jahre  1848  sind. 
Geographische  Lage  und  Höhe  (ca.  6000  Fuss)  werden  angegeben.  Es  folgt  darauf  eine 
nicht  klar  verständliche  Bemerkung,  dass  der  Klabat  einer  Tradition  zufolge  einst  eine  Insel 
gebildet  haben  müsse.  Dass  von  diesem  in  geologisch  jüngster  Zeit  sehr  wahrscheinlich  statt- 
gehabten Ereigniss  schon  der  Mensch  Zeuge  gewesen  ist,  erscheint  nicht  ausgeschlossen. 
Sagen,  wonach  die  ganze  Minahassa  so  weit  einst  untergetaucht  gewesen  sei,  dass  die  höchsten 
Vulkane  nur  als  Inseln  aus  der  Fläche  tauchten,  bestehen  allerdings  unter  den  Eingeborenen 
(vergleiche  Riedel,  112  und  Graafland  47,  an  mehreren  Stellen);  doch  dürften  sie  auch 
mit  der  bei  vielen  östlichen  Völkern  bekanntlich  verbreiteten  Sintfluthsage  zusammenhängen. 
Es  sei  indessen  erwähnt,  dass  Bücking  (26,  p.  11 1  über  die  von  Junghuhn  wiederge- 
gebene Tradition,  derzufolge  das  Meer  bis  zur  Stelle,  wo  jetzt  Tareman  liegt  (ca.  6  km 
WNW  von  Kema),  in's  Land  gegriffen  habe,  sagt,  es  möge  etwas  Wahres  daran  sein,  und 
der  Anonymus  1846  (8,  p.  603)  schreibt:  „Einige  Alfurenstämme  erklären,  dass  ihre  Vor- 
fahren vor  vielen  Jahrhunderten  das  Land  an  vielen  Stellen  nur  mit  Meerwasser  bedeckt 
gekannt  haben". 

S.irasin,  L'elebes,   IV.  "' 


10 

Weiter  folgt  bei  Junghuhn  eine  Veinvechslung  mit  dem  nahen  Vulkan  Duvva  Sudara, 
worauf  wir  unten  zurückkommen  werden.  Dann  fährt  er  fort:  „Kein  Eingeborener  hat  den 
Berg  je  Asche  oder  Steine  auswerfen  oder  Feuer  aus  demselben  aufsteigen  sehen".  Diese 
Angabe  wurde  auch  Andern  gemacht,  so  neuerdings  Koorders  (64).  Würde  die  Unter- 
tauchung, d.  h.  also  die  stattgehabte  positive  Strandverschiebung  in  einer  menschlichen 
Tradition  ihre  Spuren  hinterlassen  haben ,  so  müsste  dies  doch  wohl  auch  mit  Eruptionen 
des  Klabat  der  Fall  sein;  denn  diese  können,  geologisch  gesprochen,  nicht  weit  zurückliegen 
wegen  seiner  regelmässigen,  noch  wenig  erodierten  Vulkanform  und  seiner  vielen  Fumarolen. 
„Ungefähr  in  halber  Höhe  des  Berges,  schreibt  Junghuhn  weiter,  findet  man  an  seinem 
Gehänge  kalte  Quellen".  Dies  ist  offenbar  dieselbe  Quelle,  bei  welcher  wir  uns  einige  Zeit  auf- 
gehalten haben.  „Zu  Ajermadidi  findet  man  eine  Quelle,  deren  Wasser  in  einer  fortdauern- 
den sprudelnden  Bewegung  gehalten  wird,  als  wenn  es  koche,  und  hat  der  Ort  daher  seinen 
Namen  erhalten."  Junghuhn  konnte  von  den  Reinwardt'schen  Beobachtungen  natürlich 
keine  Kenntniss  haben,  da  dieselben  erst  vier  Jahre  später  veröffentlicht  worden  sind. 

A.  B.  Mej'er  erstieg  den  Klabat  von  Ajermadidi  aus  am  i.  und  2.  Juli  1870,  wie 
er  uns  brieflich  mittheilte.  „Ich  schlief  eine  Nacht  auf  der  Spitze  am  dampfenden  Krater- 
rand und  wärmte  mich  an  den  heissen  Felsen,  da  es  sehr  kalt  war.  Meinen  Namen  und  das 
Datum  ritzte  ich  auf  einen  Stein  ein,  auf  dem  bereits  die  Namen  der  Brüder  De  Lange,  Hutton 
und  noch  Jemand  standen ,  wie  ich  eben  aus  meinem  Tagebuche  ersehe.  Die  Besteigung 
ist  nicht  gar  so  leicht." 

Wir  übergehen  einige  Erwähnungen  des  Berges  in  neueren  Reiseberichten ,  welche 
den  Anblick  desselben  aus  der  Ferne  schildern  --  eine  Skizze  geben  F.  H.  H.  Guillemard 
(49,  p.  324)  von  Kema  aus  und  H.  Bücking  (26),  beide  aber  ohne  die  parasitischen  Kegel 
bemerkt  zu  haben  —  und  wir  besprechen  nun  die  Angaben  des  neusten  Untersuchers  des 
Berges,  S.  H.  Koorders  (64,  p.  43),  soweit  sie  hieher  gehören.  Er  bestieg  den  Vulkan  am 
17  —  19.  Januar  1895.  Die  Haltestelle  mit  der  Quelle  heisst  nach  ihm  Eretan.  Er  fand  gleich 
uns  für  ihre  Meereshöhe  1500  m.  Er  beschreibt  den  Kraterrand  und  giebt  die  Höhen  nach 
den  De  Lange.  Im  Krater  selbst  ist  er  nicht  gewesen,  den  Tümpel  desselben  sah  er  von 
oben,  doch  stimmt  seine  Meereshöhe  des  Kraterbodens,  1900  m,  also  ca.  100  m  unter  der 
höchsten  Randerhebung  mit  unserer  Messung  überein.  „Die  Fumarolen  liegen  hauptsächlich 
längs  der  lothrechten ,  aus  Breccien  bestehenden  Binnenwand  des  Kraters,  aber  auch  oben 
auf  dem  Rande  selbst.  Dieser  bröckelt  nach  innen  zu  ziemlich  stark  ab."  Die  Angabe,  dass 
die  Binnenwand  des  Kraters  lothrecht  sei,  ist  irrthümlich;  auch  besteht  sie  nicht  aus  Breccien. 
Aus  Zahlenangaben  auf  der  Musschenbroek'schen  Karte  (97*  berechnet  Koorders  den 
Durchmesser  des  Kraters  zu  ca.  300  m,  was  sich,  wie  wir  nun  wissen,  von  der  Wirklichkeit 
nicht  weit  entfernt.  Beigegeben  sind  auf  seiner  Tafel  10  eine  Silhouette  des  Vulkanes  von 
Menado  aus  gesehen,  auf  welcher  zwei  Parasiten  sichtbar  sind,  von  denen  der  niedrigere  als 
Spitze  des  X'^ulkans  Sudara  gedeutet  wird,  mit  Unrecht,   wie  uns  scheint,   sodann  eine  eben- 


n 

solche  von  Ajennadidi  aus,  sodann  eine  Zeichnung  des  Kraters,  dessen  Umfang  unrichtig 
kreisrund  angegeben  ist;  auch  ist  die  Lage  des  Tümpels  nicht  richtig.  Reinwardt's  An- 
gaben hat  Koorders  übersehen.  „Es  war  mir  nicht  möglich,  in  der  Literatur  eine  Be- 
schreibung des  Berges  zu  finden." 

Das  Gestein  des  Klabat  stellt  einen  Augitandesit  dar  (no  7  im  petrographischen 
Anhang).  Wichmann  (153,  p.  5)  constatierte  vitrophyren  Augitandesit.  Reinwardt  (106 
p.  5771  gibt  an,  dass  er  in  einigen  kleinen,  vom  Gipfel  kommenden  Bachbetten  einen  .sehr 
dichten,  beinahe  unvermischten  Basalt  gefunden  habe;  hiefür  ist  Andesit  zu  setzen. 

Der  Klabat  ist  ausser  den  oben  Genannten  von  Europäern  schon  oft  bestiegen 
worden,  zum  ersten  Mal  vielleicht  von  einem  Engländer,  wie  Koorders  wohl  mit  Recht 
aus  einem  oben  liegenden  Steine  vermuthet,  der  die  Inschrift  trage:  „June  1819." 


b)  Der  Vulkan  Sudära. 

(Talel  IX.) 

In  ungefähr  ostnordöstlicher  Richtung  vom  Klabat  erhebt  sich  ein  zweiter  Vulkan 
von  geringerer  Höhe,  1373  m  nach  De  Lange  (trig.),  nach  unserer  Messung  mit  dem  Siede- 
thermometer 1 360  m,  aber  von  eigenthümlicher  Gestalt,  welche  dadurch  aufßillt,  dass  zwei 
kegelförmige  Gipfel  von  fast  gleicher  Höhe  ganz  nahe  bei  einander  aufragen.  Dieser  Eigen- 
schaft haben  die  Eingeborenen  mit  der  Benennung  Duwa  Sudara  Ausdruck  gegeben,  was  so 
viel  bedeutet  als  die  Geschwister,  und  was  sehr  wohl  in  Sudara  vereinfacht  werden  kann. 
Fig.  17,  Taf.  IX,  gibt  eine  Photographie  wieder,  welche  wir  von  Kema  aus,  also  von  SSW 
her,  von  dem  Vulkane  genommen  haben.  Wir  waren  gespannt  darauf,  den  Berg  zu  unter- 
suchen und  bestiegen  ihn  in  der  Zeit  vom  14.  bis  19.  Oktober  1893.  Wir  müssen  leider 
vorausnehmen,  dass  diese  Exkursion  das  gewünschte  Ergebniss,  nämlich  ein  definitives  Ver- 
ständniss  des  Vulkanes,  uns  nicht  geliefert  hat.  Die  Ursache  lag  in  unerwarteten  äusseren 
Hindernissen,  wie  wir  nun  berichten  werden.  Wir  brachen  zu  Fuss  von  Kema  auf  und  folgten 
der  Küste  bis  zu  dem  kleinen  Dörfchen  Girian,  welches  in  südlicher  Richtung  vom  Berge  liegt. 
Von  hier  marschierten  wir  des  andern  Tags  auf  den  Vulkan  los.  Wir  geriethen  bald  in  den 
ausserordentlich  dichten  Hochwald,  in  welchem  durch  Rotangseile,  welche  wie  Gasleitung.s- 
röhren  über  den  Boden  sich  hinzogen,  durch  Wurzeln  und  durch  Lianen  verschiedenster  Art 
das  Gehen  sehr  erschwert  wurde.  Die  Schilderung  der  ungeheueren  Vegetation,  sowie  der 
merkwürdigen  Fauna  gehört  indessen  nicht  hierher.  Bei  der  Ersteigung  des  Kegels  fielen 
uns  mehrere  tiefe  Radiärrunsen  auf,  welche  mit  herabgeschwemmtem  Sande  überdeckt  und 
in  ihrer  Tiefe  von  Vegetation  entblösst  sind.  Sie  sprechen  für  ein  relativ  hohes  Alter  des 
Vulkans;  am  Klabat  haben  wir  diese  radiären  Erosionsturchen  nicht  bemerkt,  weshalb  die 
zuletzt  stattgehabte  Eruption  des  Klabat  einer  jüngeren  Zeit  angehören  dürfte  als  eben  die- 


12 

selbe  der  Sudara;  letzterer  wäre  also  ein  älterer  Vulkan.  Wir  erreichten  den  Gipfel  mit 
umso  grösserer  Beschwerde,  als  ein  ungeheurer  Regen  ausgebrochen  war  und  es  von  Land- 
blutegeln und  sogenannten  Gonones,  einer  sehr  quälenden  Milbe  (124,  p.  355),  wimmelte.  Der 
Gipfel,  auf  welchem  wir  anlangten,  war  die  abgerundete  Spitze  eines  Kegels,  und  obschon 
wir  nun  drei  Tage  lang  oben  verweilten,  gelang  es  uns  doch  nicht,  einen  Krater  zu  ent- 
decken, noch  auch  überhaupt  einen  Ueberblick  über  den  Vulkan  als  Ganzes  zu  gewinnen; 
denn  das  Wetter  klarte  nie  völlig  auf;  des  Morgens  war  stets  Nebel,  und  von  Mittag  ab 
ergossen  sich  schwere  Regen.  Wir  Hessen  den  Wald  auf  dem  Gipiel  fällen,  um  Aussicht 
zu  gewinnen;  aber  die  verrichtete  Arbeit  war  nicht  hinreichend,  und  selbst  die  gefallenen 
Bäume  hinderten  wieder  die  Umschau  durch  ihre  Kronen.  Wasser  befindet  sich  keines  oben; 
alle  Tage  mussten  einige  unserer  Leute  nach  dem  Fuss  des  Berges  hinabgeschickt  werden, 
um  es  heraufzuholen.  Wir  haben  keine  Spur  einer  etwaigen  vulkanischen  Thätigkeit  wahr- 
genommen, noch  ist  uns  darüber  irgend  etwas  berichtet  worden. 

Wie  ist  nun  die  Form  des  Vulkans  zu  verstehen?  Wir  äussern  an  Stelle  der 
mangelnden  Beobachtung  eine  Vermiithung.  Betrachten  wir  das  Fernbild  des  Vulkanes 
aufmerksam  einige  Zeit,  so  muss  eine  Aehnlichkeit  mit  einem  ebensolchen  des  Vesuv  sich 
uns  aufdrängen.  Auch  an  diesem  lässt  die  Fernsilhouette  scheinbar  zwei  Gipfel  erkennen, 
einen  höheren  und  einen  niedrigeren,  von  denen  der  erstere  den  eigentlichen  Kegel,  der 
letztere  aber  die  Kante  der  Somma  auf  dem  Querschnitte  darstellt.  In  solcher  Weise 
möchten  wir  auch  die  Sudara  auffassen;  die  höhere,  westliche  Spitze  wäre  der  Gipfel  des 
eigentlichen  Vulkankegels,  die  niedrigere  aber  nur  scheinbar  ein  Gipfel,  thatsächlich  aber 
der  aus  der  Ferne  im  Querschnitt  gesehene  Rand  einer  den  Hauptkegel  halbmondförmig 
umgebenden  Somma,  der  Vulkan  wäre  also  ein  zusammengesetzter  Vulkan.  Auf  der 
Fig.  18,  Taf.  IX,  welche  eine  von  der  Spitze  des  Klabat  aus  aufgenommene  Photographie 
wiedergibt,  sieht  man,  wie  die  Silhouettenlinie  des  als  Somma  von  uns  aufgefassten  Kegels 
auf  der  einen  Seite  sich  anders  verhält  als  auf  der  andern.  Sie  erscheint  etwas  steiler  auf 
der  dem  Hauptkegel  zugeneigten  Seite  als  auf  der  anderen.  Bei  einem  vulkanischen  Kegel, 
wie  hier  auch  beim  Hauptkegel,  sind  aber  alle  Silhouettenlinien  des  Kegelmantels  unter  sich 
wesentlich  gleich.  Jene  steilere  Linie  stellt  also  vielleicht  den  Absturz  der  Sommawand 
gegen  das  Atrio  dar. 

Zum  Verständniss  des  Bildes  der  Figur  18  bemerken  wir  noch :  Die  Photographie  ist 
vor  Sonnenaufgang  vom  Gipfel  des  Klabat  aus  in  der  Richtung  gegen  ONO  aufgenommen 
worden.  Im  Vordergrund  steigt  ein  weisser  Nebelballen  herauf.  Links  im  Hintergrunde 
erkennt  man  einen  Vulkan  mit  abgeflachtem  Gipfel,  dessen  linke,  in  Wirklichkeit  nordwestliche 
Abdachung  die  ungestörte  vulkanische  Curve  zeigt,  dessen  rechte,  südöstliche  Abdachung 
aber  gestört  erscheint.  Das  ist  der  Tonkoko;  der  flache  Gipfel  stellt  seine  Somma  dar,  wie 
unten  ausgeführt  werden  wird.  In  der  Mitte  des  Bildes  sieht  man  den  Vulkan  Sudara,  auf 
dessen   linkem,   abgestumpftem  Hauptgipfel   eine  kleine   Nebelkappe   ruht.     Rechts  im  Bilde 


13 

sieht  man  als  unregelmässiges,  helles  Band  die  Strasse  von  Lembe,  hinter  welcher  die  Insel 
Lembe  sich  erhebt. 

Ein  Krater  auf  der  Spitze  des  eigentlichen  Kegels  der  Sudara  fehlt  vielleicht  über- 
haupt, indem  er  während  der  langen,  seit  der  letzten  Eruption  verflossenen  Zeit  durch 
Erosion  der  Wandung  sich  ausfüllte,  während  zugleich  eben  diese  letztere,  der  Kraterrand 
also,  durch  dieselbe  Ursache  verschwunden  ist,  ein  Vorgang,  wie  wir  ihn  in  seinem  Ent- 
stehen später  am  Vulkan  Masarang  ganz  deutlich  werden  verfolgen  können,  woselbst  wir 
dann  auch  eingehend  darauf  zurückkommen  werden. 

In  einer  Skizze  der  Sudara,  welche  Koorders  (64,  Tafel  X)  vom  Gipfel  des  Klabat 
aus  angefertigt  hat,  finden  wir  eine  Bestätigung  unserer  Vermuthung.  Wir  sehen  auf  der- 
selben, wie  der  östliche,  niedrigere  Gipfel  sich  schalenartig  zur  Hälfte  um  den  grösseren 
herumzieht.  Es  finden  sich  auf  ihm  aber  noch  zwei  unnatürlich  aussehende  zitzenartige 
Spitzen  gezeichnet,  von  denen  wir  weder  auf  unserer  von  Kema,  noch  auf  der  vom  Klabat- 
gipfel  herab  aufgenommenen  Photographie  eine  Spur  entdecken  können. 

Parasiten  scheint  der  V^ulkan  keine  zu  haben;  die  Contourlinie  zeigt  sich  auf  unseren 
Photographien,  sowohl  von  Kema  als  vom  Klabat  aus,  als  völlig  ungestörte  Hyperbel. 

Lieber  den  Anblick  der  Sudara  vom  Klabat  aus  sagt  Koorders  (64,  p.  46I:  „Dieser 
Berg  zeigt  vom  Klabat  aus  gesehen  ein  Paar  sehr  spitze  Gipiel.  Diese  sind  durch  niedere 
Rücken  miteinander  verbunden  und  scheinen  ein  paar  hundert  Meter  unter  der  höchsten 
Spitze  einen  breiteren  Kraterboden  zu  umgeben,  während  sie  selbst  sich  als  die  übrigge- 
bliebenen Reste  eines  zersplitterten  Vulkangipfels  mit  sehr  steilen  Seiten  ausweisen."  Der 
hier  erwähnte  breitere  Kraterboden  entspricht  nach  unserer  Ansicht  dem  Atrio  des  zusammen- 
gesetzten Vulkans. 

A.  Wich  mann  (157  und  156,  p.  12)  hat  folgende  Notiz  bekannt  gemacht:  „Nie. 
Witsen  schreibt  (in  Philos.  Trans.  London,  19,  1697,  p.  529):  To  which  I  add,  that 
the  Mountain  Kema  or  Brothers,  in  the  Territory  of  Manado,  is  blown  up  with  a  dreadful 
noise,  as  of  the  hardest  Thunder,  which  caused  Darkness  and  Earthquake  with  very  heav^- 
Blows  and  other  dismal  Signs  at  Ternate.  Da  Witsen  ausdrücklich  hervorhebt,  dass  er 
den  erwähnten  Bericht  den  aus  Indien  im  Jahre  1694  erhaltenen  Briefen  entnommen  habe, 
so  herrscht  völlige  Ungewissheit  hinsichtlich  des  Datums  der  Eruption.  Ch.  Dauben^- 
(A  description  of  active  and  e.xtinct  Volcanoes,  2d  ed.,  London,  1848,  p.  400,  deutsche  Ausgabe 
Stuttgart  1850,  p.  222)  hat  freilich  aus  dem  Datum  des  Briefes  den  Schluss  gezogen,  dass  der 
Ausbruch  1694  erfolgt  sei.  Wahrscheinlich  bezieht  sich  seine  Mittheilung  auf  den  Ausbruch  von 
1680.  Von  Wichtigkeit  ist  es,  dass  hier  „Kema"  mit  den  „Brüdern"  identificiert  wird.  Dies  ist  der 
Grund  gewesen,  der  mich  veranlasst  hat,  den  erwähnten  Ausbruch  auf  die  Duwa  Sudara 
zu  beziehen."    So  weit  A.  Wich  mann. 

Indem  wir  hier  wiederholen,  dass  uns  der  letztgenannte  Vulkan  den  Eindruck  eines 
gealterten  Vulkanes  gemacht  hat,  möchten  wir  eher  für  möglich  halten,   dass  die  berichtete 


14 

Eruption  vom  Tonkoko  (Batuangus,  siehe  unten]  ausgegangen  sei.  Jedenfalls  darf  der  Vulkan 
Sudara  nicht  als  ein  activer  betrachtet  werden,  wie  dies  von  W  i  c  h  m  a  n  n  (153,  p.  5)  so  aufgefasst 
worden  ist.  Die  von  Valentijn  (143,  I,  2,  p.  64)  gemachte  Angabe  von  dem  im  Jahre  1680 
stattgehabten  „Auffliegen  verschiedener  Berge,  welche  in  der  Mehrzahl  landwärts  in  der 
Mitte  des  schmalen  Landstriches  gelegen  sind,  der  von  den  Kemas  oder  Grossen  Oester- 
bergen  bis  ganz  nach  Gorontalo  sich  hinzieht  und  zumeist  aus  brennenden  Schwefelbergen 
besteht"  ist  ganz  unklar  gehalten.  Oesterberge  heisst  übersetzt  Austerberge,  wie  es  auch 
Junghuhn  (161  p.  847)  und  Wichmann  (157)  wiedergeben,  was  aber  unverständlich 
ist.  Sollte  das  Wort  nicht  ein  Druckfehler  sein  für  Oosterberge,  d.  h.  die  östlichen  Vul- 
kane, worunter  die  Vulkane  der  Klabathalbinsel  zu  verstehen  wären?  Unter  jenen  „ver- 
.schiedenen  Bergen"  könnten  dann  auch  solche  der  Tondanomasse,  wie  der  Lokon  oder 
Soputan  verstanden  sein. 

Aus  dem  citierten  Valentijn 'sehen  Satze  hat  dann  Junghuhn  irrthümlich  eine 
Eruption  des  Klabat  im  Jahre  1683  construiert,  indem  er  den  Klabat  mit  den  Duwa  Sudara 
verwechselte,  was  dann  neuerdings  Bücking  (26,  p.  250)  übernommen  hat  (vergl.  Wich- 
mann,  157). 

Die  Duwa  Sudara  sind  schon  vor  uns  durch  E.  A.  Forsten  bestiegen  worden,  der 
ihre  Höhe  zu  1338  m  gemessen  hat.  (Siehe  die  Tabelle  auf  der  Muss che nbroek 'sehen 
Karte  vom  Golf  von  Tomini,  97,  bei  Stichwort  Duwa  Sudara).  Ueber  den  genannten  hollän- 
dischen Naturforscher  Forsten,  dessen  Namen  durch  mehrere  hervorstechende  Celebesthier- 
formen,  Testudo,  Meropogon,  Halcyon,  Pitta  und  Carpophaga  Forsten!  verewigt  ist,  berichtet 
Musschenbroek  in  den  Toelichtingen  zur  Karte  (97,  p.  107):  „Forsten  (Forster  ist  ein 
Druckfehler)  kam  den  23.  März  1840  krank  auf  Celebes  an  und  genas  nicht  mehr,  suchte 
überall  seine  Gesundheit  wieder  zu  bekommen,  machte  Reisen  ausserhalb  von  Celebes  und 
starb  am  3.  Januar  1843  zu  Amboina,  wohin  er  von  Ceram  gebracht  worden  war,  und  ist 
es  nur  der  Kraft  seines  Geistes  und  seinem  stählernen  Eifer  zu  verdanken,  dass  er  verhält- 
nissmässig  noch  so  reiche  Ergebnisse  erzielte.  Von  dem  ihm  zugefügten  Assistenten  Gaffron 
wurden,  soviel  mir  bekannt,  keine  Abhandlungen  oder  Mittheilungen  empfangen,  allein  ein 
Packet  Zeichnungen."  (Vergleiche  auch  die  biographische  Notiz  in:  A.  B.  Meyer  and 
L.  W.  Wiglesworth,  94,  i,  p.  3). 


c)  Der  Tonkoko  mit  dem  Batuangus  und  dem  Batuangus  bäru. 

Der  Vulkan  Tonkoko  erhebt  sich  nordöstlich  von  den  Sudära.  Wir  haben  ihn 
selbst  nicht  untersucht,  was  wir  jetzt  umsomehr  bedauern,  als  er  erst  unlängst  noch  eine 
Eruption  erlitten  hat.  Wir  sahen  den  Vulkan  vom  Klabat  aus  und  photographierten  ihn 
(Figur  18,  Tafel  IX).     Er  zeigt  einen  breiten  Gipfel ;  sein  nordwestlicher  Abhang  erscheint  als 


15 

klare   Curve,    dagegen    sehr    stark   gestört    der   gegen    die   Lembestrasse    abfallende    Theil 
seines  Mantels. 

Die  älteste  Nachricht  über  diesen  Vulkan  finden  wir  bei  Dumont  d'Urville  (38, 
p.  429),  welcher  1828  die  Minahassa  umfuhr  und  betrat  und  nun  folgendes  hieherzu- 
ziehende berichtet:  „Nordöstlich  von  den  Sudara  bemerkt  man  einen  Berg,  welcher  auf 
dem  Gipfel  ausgeweitet  ist,  und  auf  welchem  man,  nach  seiner  Ostseite  hin,  eine  ungeheure 
Höhlung  mit  scharfen ,  zerrissenen  und  kahlen  Rändern  wahrnimmt,  welche  offenbar  einen 
alten  Krater  des  Vulkans  anzeigt.  Dieser  Berg  bildet  den  Abschluss  von  Celebes  von  dieser 
Seite.  Er  mag  ungefähr  500  toisen  (^  975  m|  Höhe  haben,  und  die  Vegetation  macht  voll- 
ständig Halt  im  zweiten  Drittel  seiner  Höhe,  während  sie  auf  dem  Klabat  viel  höher  geht, 
der  eine  beinahe  doppelte  Höhe  hat.  In  ungefähr  halber  Distanz  zwischen  dem  Gipfel  des 
Vulkans  und  der  Kü.ste  in  östlicher  Richtung  befindet  sich  ein  kleines,  kegelförmiges  Bergchen, 
ganz  schwarz,  völlig  kahl,  und  das  ein  neuerdings  erloschener  Krater  zu  sein  scheint.  Der 
Weg,  welchen  die  Lava  bis  zur  Strasse  von  Lembe  genommen  hat,  ist  völlig  verbrannt 
und  zerstört ;  es  würde  nicht  unmöglich  sein,  dass  auf  dieser  Strecke  noch  einige  Fumarolen 
existierten.  Die  ganze  Strecke  der  Küste  ist  verwüstet  worden  durch  die  Thätigkeit  der 
Vulkane,  und  ihre  Wirkungen  ziehen  umsomehr  die  Blicke  der  Reisenden  auf  sich ,  als  der 
ganze  übrige  Theil  des  Bodens  bis  Manado  von  ungeheuren  Wäldern  bedeckt  ist." 

Wir  vermuthen,  unten  folgenden  Auseinandersetzungen  vorgreifend,  dass  Dumont 
d'Urville  mit  seinem  ersten  Vulkan  den  Tonkoko  und  mit  dem  in  etwa  halber  Distanz 
zwischen  dem  Gipfel  des  ersteren  und  der  Küste  gelegenen,  kleinen  Kegel  den.  eventuell 
i8oi  entstandenen,  Batuangus  vor  sich  hatte. 

Auf  den  Batuangus  ist  folgende  Stelle  bei  Bei  eher  (14,  i,  p.  127)  zu  beziehen: 
„Auf  der  Ostseite  der  Halbinsel  nahe  bei  Kema  hat  sich  im  Laufe  weniger  Jahre  ein  Kegel 
erhoben,  welcher  in  diesem  Augenblick  ein  Haufen  von  Asche  ist.  Sein  Krater,  welcher 
von  einem  kegelförmigen  Berge  in  seiner  Nähe  herab  überblickt  werden  kann,  ist  jetzt  in 
activem Zustand  und  bietet  das  Aussehen  eines  umgewendeten  Topfes,  wobei  die  Lava  aus  einer 
Oeffnung  in  seiner  Mitte  hervorsprudelt."  Diese  Angabe,  aus  dem  Jahre  1844  stammend,  beruht 
übrigens  nicht  auf  eigener  Anschauung,  sondern  auf  einer  dem  Kapitän  gemachten  Mittheilung. 

„Aus  dem  Batuangus",  schreibt  der  Anonymus  1846  (80),  „hat  im  Jahre  1821  ein 
heftiger  Ausbruch  stattgefunden,  wodurch  ein  zweiter  Berg,  beinahe  gleich  dem  Batuangus, 
von  Pyramidenform  und  mit  flachem  Gipfel  aufgeworfen  wurde.  Darin  befindet  sich  ein 
Krater,  wo  der  Schwefel  jetzt  noch  kocht.  Der  Fuss  zieht  sich  nach  N  ziemlich  weit  in 
das  Meer  bis  zu  20—80  Faden  Tiefe  aus.  Wo  man  früher  fischen  ging,  ist  jetzt  fester  Boden. 
Der  Gipfel  des  Berges  kann  nicht  erstiegen  werden,  wegen  der  ausgeworfenen  Lava  und 
des  Sandes,  da  man  Gefahr  laufen  würde,  darunter  begraben  zu  werden.  Der  Krater  des 
eigentlichen  Batuangus  hat  eine  länglich  runde  Form  und  verschiedene  Erhöhungen. 
Er  scheint  noch  nicht  ausgebrannt  zu  sein.  Wildschweine  und  Anoa's  verbergen  sich  darin." 


16  _ 

Dieser    1821     entstandene    „zweite    Berg"    ist    offenbar    der    Batuangus    baru,    worüber 
unten  Näheres. 

Weiter  ist  bei  Junghuhin  (61,  p.  847)  die  folgende  wichtige  Information  zu  linden, 
welche  ihm  von  Herrn  Pecqueur  1848  (siehe  oben)  geliefert  wurde:  „Im  Jahre  1801  stiess 
der  Berg  zum  ersten  Male  Feuer,  Asche  und  Steine  aus;  dieser  Ausbruch  begann  gegen 
drei  Uhr  Nachmittags;  der  Vulkan  warf  eine  so  furchtbare  Menge  Asche  aus,  dass  noch 
während  der  beiden  folgenden  Tage  die  Sonne  dadurch  verdunkelt  wurde.  Zu  gleicher  Zeit 
verbreitete  sich  ein  starker  Schwefelgeruch.  Die  ausgeworfene  Asche  wurde  bis  nach 
Kema  fortgetrieben.  Auch  warf  der  Vulkan  so  viel  Steine  aus,  dass  auf  3  paal  (=  4'/2  Kilo- 
meter) Entfernung  ein  neuer  Berg  entstand,  wovon  sich  ein  Kap  noch  ziemlich  weit  in  See 
erstreckte:  nur  diesem  neuen  Berg  giebt  man  den  Namen  Batuangus,  da  er  aus  verbrannten 
Steinen  gebildet  ist  (Batu  angus  heisst  verbrannter  Stein).  Der  Krater  liegt  auf  dem  höchsten 
Gipfel;  ausgebrochene  Asche  und  Steine  bilden  rings  um  den  Rand  einen  Wall,  wie  der 
einer  Ringschanze.  Die  Tiefe  des  Kraters  soll  ungefähr  6oc  Fuss  betragen.  Auf  seinem 
Boden  steigt  ein  neuer  Berg  empor,  welcher  aber  nur  bis  zur  Hälfte  der  Höhe  der  Krater- 
wand reicht.  Der  Fuss  des  innerhalb  des  Kraters  liegenden  Berges  ist  von  Wasser  umspült. 
Die  Menge  Schwefel,  welche  im  Krater  gefunden  wird,  ist  sehr  bedeutend.  Die  äusseren 
Gehänge  des  Berges  sind  mit  Wald  bedeckt.  Keine  äusserlichen  Vorboten  kündigten  die 
eben  erwähnte  Eruption  an;  sie  entstand  auf  einmal  und  gingen  ihr  weder  Erdbeben  noch 
unterirdisches  Geräusch  voraus.  Die  Wirkung  des  Ausbruches  richtete  sich  nach  Osten, 
d.  i.  nach  der  Seeseite  zu,  was  umso  auffallender  ist,  da  die  Thätigkeit  des  Vulkans  Soputan 
sich  nach  Westen,  ebenfalls  nach  der  Seeseite  zu  zeigte.  Der  Berg  stösst  noch  immer 
Rauch  aus;  bei  dem  Ausbruche  wart  er  Feuer,  Asche,  Sand  und  Steine  aus,  letztere  beide 
in  der  schon  angegebenen  Richtung,  während  der  Rauch  und  die  Asche  durch  den  herrschenden 
Wind  bald  hier  —  bald  dorthin  fortgetrieben  wurde,  je  nachdem  derselbe  seine  Richtung 
änderte.  Die  Asche  flog  bis  Ajermadidi ,  Maumbi ,  ja  selbst  bis  Menado.  In  Ajermadidi 
war  die  Aschenlage  ein  Zoll  dick,  grau,  fein,  leicht  und  besass  einen  starken  Geruch  nach 
Schwefel.  Die  Steine,  deren  einige  ein  kleines  inländisches  Haus  gross  waren,  zeigten  alle 
Spuren  der  Wirkung  des  Feuers;  sie  sind  grau,  scharfeckig,  porös,  haben  ein  geringes 
specifisches  Gewicht  und  sind  weniger  dicht  als  diqenigen,  die  man  in  den  Flüssen  findet. 
Zwei  Tage  nach  dem  Ausbruche  waren  die  Steine  noch  heiss  und  dampften  anhaltend." 

Dies  die  wichtige  Beschreibung  von  Pecqueur,  welche  wir  aus  Junghuhn 
unverkürzt  übernommen  haben.  Dieser  fügt  noch  das  folgende  bei:  „Wir  lernen  also 
hier  am  Fusse  des  Vulkans  Tonkoko  einen  Lavatrümmerstrom  kennen,  der  grosse  Aus- 
breitung hat  und  erst  1801  ausgeworfen  wurde,  Batu  angus  mit  Namen,  der  ein  weit  vor- 
springendes Kap  bildet;  sodann  einen  neuen  Eruptionskegel  im  Krater  des  Vulkans,  welcher 
von  den  umringenden  Kraterwänden  durch  einen  See,  wahrscheinlich  von  kreisförmiger 
Gestalt,  getrennt  ist." 


17 

Wir  haben  also  im  Tonkoko  einen  zusammengesetzten  Vulkan  vor  uns,  an  welchem 
die  Somma,  also  der  Rand  des  ursprünglichen  Kraters,  noch  kreisrund  und  der  secundär 
in  dessen  Boden  entstandene  Kegel  noch  niedriger  ist  als  die  Somma.  Die  beschriebene 
Eruption  von  1801  hat  nun  vermutlich  nicht  aus  diesem  Centralkrater  ihren  Ausgang  ge- 
nommen ,  sonst  wären  schwerlich  sowohl  der  innere  Kegel,  als  die  Somma  unversehrt 
geblieben;  sondern  wir  möchten  glauben,  dass  sie  den  Ausbruch  eines  Parasiten  auf  dem 
seewärts  gerichteten  Vulkanmantel  darstellte,  von  welchem  Parasiten  aus  dann  eine  Stein- 
eruption seewärts  erfolgte.  Dieser  1801  entstandene  Parasit  des  Tonkoko  mit  seinem  Stein- 
strom wäre  der  B  a  t  u  a  n  g  u  s. 

Das  Bild,  welches  nach  Pecqueur's  Beschreibung  der  Tonkoko  bieten  muss,  dürfte 
einigermaassen  ähnlich  sein  dem  von  Hamilton  gegebenen  Vesuvbilde  vom  Jahre  1774 
(vergl.  Neumayr,  98,  I,  p.  152);  nur  wäre  beim  Tonkoko  der  innerhalb  der  Somma  sich 
erhebende  Kegel  bedeutend  niedriger  und  die  Somma  wäre  ringsum  völlig  erhalten,  da  sie 
ein  ringförmiges  Maar  enthält,  welches  die  Basis  des  inneren  Kegels  umgiebt.  Der  vom 
Klabat  aus  von  uns  gesehene  breite  Gipfel  des  Vulkans  stellt  also  die  ringförmige  Somma 
dar,  während  der  niedrigere  Innenkegel  durch  dieselbe  dem  Blicke  entzogen  wird.  Die  ge- 
störte südöstliche  Silhouettenhnie  stellt  den  Parasiten  dar,  den  Batuangus. 

Für  eine  solche  Auffassung  spricht  nun  auch  die  in  dem  Reisewerke  von  Gull  le- 
rn ard  (49,  p.  322)  sich  findende  Bemerkung:  „Der  nördliche  Eingang  zur  Lembestrasse  ist 
überraschend  durch  die  kahle  und  trostlose  Erscheinung  des  verbrannten  Kaps,  wie  die 
Holländer  einen  kleinen  Krater  genannt  haben ,  welcher  sich  auf  dem  östlichen  Abhänge 
eines  ungenannten  Vulkans  am  nördlichen  Ende  der  Strasse  geöffnet  hat.  Es  ist  (nämlich 
der  Batuangus  oder  der  Batuangus  baru,  worüber  siehe  unten)  ein  Aschenkegel  von  regel- 
mässiger Form,  an  welchem  ein  kleiner  Lavastrom  herauskam,  seinen  Weg  durch  den  Wald 
nach  dem  Meere  wühlend.  Dass  er  von  ganz  jungem  Datum  ist,  springt  in  die  Augen; 
denn  die  Asche  und  die  Lava  sind  aller  Vegetation  baar,  mit  Ausnahme  von  einigen  Flecken 
eines  rauhen  Grases.  Als  wir  ihn  besuchten,  fanden  wnr,  dass  verbrannte  Bäume  in  vielen 
Exemplaren  noch  im  Lavastrome  standen,  so  sehr  verkohlt  an  der  Basis  des  Stammes,  dass 
wir  sie  leicht  umstossen  konnten.  Der  Kegel,  welcher  völlig  aus  loser  Asche  besteht,  ist 
etwa  anderthalb  Meilen  (=  c.  2' 2  Kilometer)  vom  Meere  entfernt,  und  sein  Gipfel  hat  eine 
Höhe  von  eher  über  1600  Fuss  (=  488  m)." 

Es  ist  nun  .sehr  wahrscheinlich,  um  nicht  zu  sagen  gewiss,  dass  der  hier  beschriebene 
kleine  Lavastrom,  in  welchem  noch  im  September  1883,  da  Guillemard  ihn  besuchte, 
verkohlte  Bäume  standen ,  das  Product  einer  neuen  Eruption  des  Parasiten  darstellt ,  viel 
später  erfolgt  und  von  viel  geringerer  Intensität  als  die  von  Peccjueur  beschriebene  vom 
Jahre  1801  und  als  die  vom  Anonymus  erwähnte  vom  Jahre  1821. 

Weiter  schreibt  Bücking  (26,  p.  2):  „Sehr  deutlich  erkennt  man  (von  der  See  aus) 
an   dem   östlichen  Fuss   des  Batuangus  den   geradezu   modellartig  geformten,   unbewaldeten 

Sarasiii.   L'elebes.    IV.  3 


18 

Nebenkrater  Batuangus  baru  und  über  diesem  noch  einen  kleineren  Krater  von  ähnlicher 
Gestalt."  Batuangus  baru  heisst:  neuer  Batuangus.  Es  handelt  sich  also  um  zwei  Para- 
siten, den  älteren  Pecqueur 'sehen  und  einen  jüngeren,  den  Batuangus  baru.  „Dieser 
Batuangus  baru  ist  20  Jahre  später  als  der  erstere,  nämlich  1821  entstanden"  schreibt  Wich- 
mann, indem  er  sich  auf  den  Bericht  des  Anon3'mus  1846  (8)  bezieht  (siehe  oben  Seite  15). 
Der  von  Guillemard  beobachtete  Lavastrom  muss,  wie  erwähnt,  noch  jünger  sein,  da  ja 
1883  die  verkohlten  Bäume  noch  darin  aufrecht  standen.  Der  Batuangus  ist  eben  ein  activer 
Vulkan,  wie  auch  Wichmann  (153,  p.  51  ihn  mit  Recht  so  bezeichnet;  dasselbe  gilt  vom 
Batuangus  baru,  wohl  aber  nicht  mehr  vom  Tonkoko. 

Ob  nun  die  beiden  ersteren  Kegel  wirklich  Parasiten  des  letzteren  sind,  wie  wir  es 
darstellen,  oder  ob  sie  als  selbständige  Vulkane  aufgefasst  werden  müssen,  das  kann  nur 
eine  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  lehren. 

Der  Batuangus  ist  von  Forsten  zwischen  1840  und  43  (siehe  oben  Seite  15)  erstiegen 
und  seine  Höhe  zu  699,  also  rund  700  m  gemessen  worden  (97,  Höhentabelle  auf  der  Karte). 
Das  stimmt  nicht  gut  zu  der  von  Gui  llemard  gegebenen  Zahl;  sollte  der  letztere  Reisende 
den  Batuangus  baru  erstiegen  haben?  Graafland  (47,  i,  p.  5)  erwähnt  daselbst  einen 
Vulkan  mit  Namen  Tampat-hitam  (schwarzer  Ort)  von  338  m  Höhe.  Wir  wissen  nicht, 
wer  diese  Zahl  geliefert  hat.     Es  dürfte  sich  um  den  Batuangus  baru  handeln. 

Der  durch  Guillemard  constatierte  Lavastrom  ist  von  Bedeutung,  da  Bücking 
(26,  p.  249)  schreibt:  „Die  Vulkane  der  Minahassa  stehen  offenbar  in  der  letzten  Periode  ihrer 
Thätigkeit;  die  meisten  befinden  sich  im  Solfatarenzustand.  Nur  bei  wenigen  ereignen  sich 
ab  und  zu  heftigere  Ausbrüche  von  Asche  und  losen  Steinen.  Eigentliche  Lavaer- 
güsse finden  nicht  mehr  statt."  Dieselbe  Ansicht  hatte  in  Beziehung  auf  Java  bestanden; 
denn  wir  lesen  in  einem  Aufsatze  von  C.  Easton  (39,  p.  57):  „Meinte  man  früher  auf 
Junghuhn's  Autorität  hin,  dass  die  Vulkane  von  Java  in  historischer  Zeit  keine  ächten 
Lavaströme  mehr  geliefert  hätten,  Fennema  zeigte  die  Unrichtigkeit  davon.  Man  kennt 
solche  Lavaströme  jetzt  schon  mit  Sicherheit  bei  drei  Vulkanen:  dem  Lemongan,  dem 
Semeru  und  dem  Guntur." 

Nach  alledem  wiederholen  wir,  dass  wir  ungemein  bedauern,  den  Besuch  dieser 
offenbar  äusserst  merkwürdigen,  vielleicht  überhaupt  interessantesten  Vulkangruppe  der 
Minahassa  versäumt  zu  haben;  denn  die  folgenden  von  Dumont  d'Urville  geschriebenen 
Worte  gelten  noch  heute  zu  Recht:  „Es  ist  dies  eine  Gegend,  welche  verdient,  von  einem 
Naturforscher  exploriert  zu  werden,  besonders  unter  geologischem  Gesichtspunkt.  Zu  diesem 
Zweck  wird  er  sich  nach  Kema  zu  wenden  haben,  wo  er  sich  leicht  die  Mittel  verschaffen 
kann,   um  zu  Wasser  in  der  Strasse  von  Lembe   bis   zum  Fuss  des  \'^ulkans  zu  gelangen." 


19 

d)  Der  Vulkan  Menadotüwa. 

Ein  Blick  auf  die  Karte  genügt,  um  verinuthen  zu  lassen,  dass  die  besprochenen 
Vulkane:  der  Tonkoko  (mit  den  beiden  Batuangus),  die  Sudara  und  der  Klabat  der  sichtbare 
Ausdruck  einer  Spalte  in  der  Erdrinde  sind ,  welche  ungefähr  ONO  —  WSW  läuft.  Wir 
würden  damit  noch  nicht  viel  gewonnen  haben,  wenn  wir  nicht  in  einer  westnordwestlichen 
Fortsetzung  dieser  Linie,  vom  Klabat  aus,  auf  einen  weiteren  Vulkan  stossen  würden, 
welcher  zwar  nicht  mehr  auf  dem  Lande  sich  erhebt,  aber  sehr  nahe  dessen  nordwestlicher 
Küste  aus  der  Meeresoberfläche  aufragt,  nämlich  auf  den  Vulkan  Menadotüwa.  Es  ist 
dies  ein  unmittelbar  aus  dem  Wasser  ragender  Kegel  von  835  m  Höhe  (nach  De  Lange, 
80,  trig.),  welcher  dem  Aussehen  aus  der  Ferne  nach  den  Eindruck  eines  jugendlichen  Vulkans, 
nicht  also  etwa  einer  Vulkanruine  macht.  Da  nur  der  obere  Teil  seines  Kegels  aus  dem 
Wasser  ragt,  erscheint  er  recht  steil;  die  Südwestseite  ferner  zeigt  die  ungestörte  Curve, 
wogegen  die  Nordostseite  Störungen  erkennen  lässt,  vielleicht  durch  einen  aufgesetzten 
Parasiten.  Reicher  (14,  i,  p.  123)  nennt  Menadotüwa  „eine  sehr  steile,  kegelförmige,  wohl 
bewaldete  Insel,  offenbar  ein  alter  Vulkan,  mit  einer  Meereshöhe  von  c.  1500  Fuss  (=  c. 
460  m).  Windstille  setzte  mich  in  den  Stand,  zu  landen  und  mich  umzusehen,  indem  ich  das 
Schiff  beorderte,  um  die  Westseite  herumzulau'fen  und  mich  des  Nachmittags  abzuholen. 
Es  gab  da  aber  wenig  Interessantes,  obschon  die  Vegetation  üppig  war."  Nach  Bleeker 
'17'  P-  33)  ist  er  „ein  vulkanischer  Kegel,  der  mit  seinem  Fuss  vollständig  unter  der  Meeres- 
oberfläche begraben  ist,  oder  besser,  dessen  obere  Hälfte  allein  sich  über  den  Wasserspiegel 
erhebt,  doch  daselbst  noch  mit  seinen,  von  dichtem  Wald  bekleideten  Abhängen  mehr  als 
550  m  hervorragt."  Hickson  (54,  p.  8)  schreibt:  „Gegen  Norden  von  der  Bai  von  Menado 
steht  wie  eine  Schildwache  am  Thore  Menadotüwa,  einer  jener  vollkommen  kegelförmigen 
Inselberge,  wie  man  sie  nicht  selten  in  vulkanischen  Gegenden  antrifft."  Bei  Graafland 
(47,  I,  p.  16)  lesen  wir:  Vor  der  Bai  von  Menado  liegt  die  Insel  Menadotüwa^ Alt  Menado. 
Sie  besteht  aus  einem  Berg,  welcher  auf  grossen  Abstand  eine  regelmässige  Kegelform 
zeigt,  aber  in  der  Nähe  betrachtet  eine  ziemlich  ruinierte,  zerrissene  und  durcheinanderge- 
worfene Masse  zu  sein  scheint. 

A.  B.  Meyer  brachte  Bomben  und  Laven  von  dem  Vulkane  mit,  welche  petrogra- 
phisch  als  Augitandesit  sich  ausgewiesen  haben  (Fenzel,  44,  p.  294).  Der  Vulkan  ist  nie 
geologisch  näher  untersucht  worden. 

e)  Die  muthmaasslichen  kleinen  Vulkane  Tumpa,  VVeerot  und  Paniki. 

Wenn  wir  von  der  Spitze  von  Menadotüwa  nach  der  des  Klabat  eine  Gerade  ziehen, 
so  nehmen  wir  wahr,  dass  dieselbe  zunächst  südostwärts  die  Spitze  eines  kleinen,  auf  einem 
Landesvorsprung  sich  erhebenden  Berges  schneidet,  dessen  beide  Gipfel  auf  der  Musschen- 


20 

broek 'sehen  Karte  als  G.  Tumpa  und  G.  Weerot  bezeichnet  sind.  Die  Kartenskizze 
lässt  die  Vermuthung  gerechtfertigt  erscheinen ,  dass  dieser  Berg  Tumpa  (so  auch  von 
Graafland  genannt,  siehe  unten),  einen  kleinen  Vulkan  darstelle.  Dafür  dürfte  auch  der 
Umstand  sprechen,  dass  wir  unweit  nördlich  von  Menado  im  Bette  des  Flüsschens  Tumumpa 
(auf  der  Karte  nicht  angegeben)  etwa  2  km  landeinwärts  einen  mächtigen  Andesitstrom  auf- 
geschlossen fanden,  der  recht  wohl  vom  Tumpa  herstammen  könnte.  Auch  kommt  uns  hier 
ein  von  Kükenthal  (76,  Fig.  45,  Tafel  25)  aufgenommenes  Bild  sehr  gelegen,  welches  einen 
Blick  vom  Hügel  hinter  dem  Fort  von  Menado  aus  darstellt.  Man  erkennt  im  Hintergrunde 
einen  nicht  hohen  Berg  mit  zwei  Gipfeln  von  deutlicher  Kegelform,  welcher  nichts  anderes 
als  der  Tumpa  sein  kann,  und  welcher  eben  durch  seine  Form  sich  als  einen  Vulkan  verräth. 
Die  beiden  Gipfel  sind  offenbar  der  G.  Tumpa  und  G.  Weerot  der  Karte.  Ob  sie  zwei 
Vulkane,  resp.  Krater  vorstellen,  oder  ob  beide  zusammen  der  Rest  eines  grösseren,  durch 
Erosion  zerstörten  Kraters  sind ,  muss  eine  specielle  Untersuchung  lehren.  Die  Auffassung 
Kükenthal's,  der  Berg  sei  Menadotuwa,  kann  nicht  richtig  sein.  Weiter  finden  sich  die 
beiden  genannten  kegelförmigen  Berge,  zusammen  mit  dem  Vulkan  Menadotuwa,  auf  einer 
schönen  Kupfertafel  von  Dumont  d'Urville  abgebildet  (38,  Atlas,  p.  215).  Sie  erheben 
sich  i-soliert  aus  der  Umgebung.  Für  die  V^ulkannatur  des  Tumpa  spricht  endlich  auch  die 
Bemerkung  von  Graafland  (47,  I,  p.  99),  dass  aus  dem  niederen  Land  von  0.sten  her  sich 
mit  einem  Mal  der  Tumpa  erhebe,  und  dass  er  sich  auf  der  andern  Seite  gegen  das  Meer 
hin  wieder  hinabsenke. 

Verfolgen  wir  nun  unsere  Gerade  auf  der  Karte  weiter,  so  schneidet  sie  beim  Orte 
Paniki  einen  beinahe  kreisförmig  angeordneten  Hügelkranz,  welchen  wir  ebenfalls  vermu- 
thungsweise  als  einen  kleinen  Vulkan,  vielleicht  eine  Vulkanruine  ansprechen  möchten. 

Sollte  sich  nun  unsere  Vermuthung,  dass  die  genannten  Berge,  resp.  Hügel,  Vul- 
kane seien,  als  richtig  herausstellen,  so  wäre  damit  die  schon  angedeutete  Ansicht  soviel 
als  bewiesen,  derzufolge  die  Vulkane  Menadotuwa,  Tumpa,  Paniki,  Klabat,  Sudara,  Tonkoko, 
Batuangus  der  sichtbare  Ausdruck  einer  vulkanischen  Spalte,  einer  Bruchspalte  der  Erdrinde 
wären,  welche  wir  die  Klabatspalte  nennen  können.  Die  gesammte  Linie  stellt  keine  Gerade 
dar,  es  ist  vielmehr  ein  Winkel  zu  Stande  gekommen,  dessen  Schenkel  im  Klabat  zusammen- 
treffen und  ungefähr  135"  einschliessen. 

Wir  bemerken  nun  des  weiteren,  dass  diese  Spalte  begleitet  wird  von  der  Menado- 
Kemasenke,  welche  in  der  Bai  von  Menado  ihren  Ausgang  nimmt,  bei  Ajermadidi  ihren 
höchsten  Punkt  erreicht  (232  m),  sodann  bei  Kema  wieder  in  die  See  fällt.  Die  weitere 
Fortsetzung  dieser  Menado-Kemasenke  aber  erkennen  wir  in  der  Lembestrasse ,  welche 
den  östlichen  Schenkel  der  Klabatspalte  flankiert. 


21 

f)  Das  Niederland  der  Klabathalbinsel. 

Der  nicht  mit  Vulkanen  besetzte  Theil  der  Klabathalbinsel  ist,  der  Musschen- 
broek 'sehen  Karte  nach  zu  schliessen,  von  Hügelketten  durchzogen,  die  offenbar  sehr  niedrig 
sind.  Wallace  (147,  p.  263,  p.  264),  welcher  diese  Gegend  durchquerte,  nennt  sie  wellig. 
Dumont  d'UrviUe  (38,  p.  431)  sagt  vom  Niederland  der  Klabathalbinsel,  es  sei  zusammen- 
gesetzt aus  Thälern  und  wenig  hohen  Bergen.  Den  Strand,  der  sich  gegenüber  von  den  Inseln 
Banka  und  dem  Nordende  von  Lembe  hinzieht,  fand  Wallace  steil  —  so  offenbar  am  Kap 
Puisan,  welches  Dumont  d'Urville  übrigens  „massig  hoch"  nennt  (38,  p.  430:  sein  Cap 
Coffin  ist  gleich  der  NO-Spitze  von  Celebes,  p.  429,  also  gleich  dem  genannten  Cap  Puisan) 
—  und  von  tiefem  und  grobem  schwarzem  und  vulkanischem  Kies  oder  Sand  bedeckt;  land- 
einwärts hügelig  oder  erträglich  eben.  „Wir  haben  hier  wahrscheinlich  einen  alten  Lava- 
strom vom  Klabat,  welcher  das  Thal  herab  in's  Meer  geflossen  ist  und  dessen  Zersetzung 
den  losen  schwarzen  Sand  bildete."  Wir  vermuthen  demnach,  dass  das  Niederland  der 
Klabathalbinsel  eine  Ebene  darstelle  mit  sanften  Hügehvellen,  welche  mit  vulkanischen  Tuffen 
oder  Sanden,  den  Auswurfprodukten  der  Vulkanreihe  überdeckt  sind;  glauben  aber,  auf  unten 
folgende  Erwägungen  uns  stützend,  dass  zwei  südnördlich  streichende,  niedrige  Ketten  con- 
statierbar  sind,  von  denen  die  eine  im  Cap  Bohoi  gegenüber  vom  Südende  der  Insel  Talisse, 
die  andere  im  Kap  Puisan  gegenüber  der  Insel  Banka  nach  der  See  abbricht  und  welche 
durchschnittlich  300  m  Höhe  erreichen  dürften,  wie  wir  sofort  sehen  werden.  Ihre  nörd- 
lichen Fortsetzungen  fänden  diese  dann  in  den  südnördlichen  Längsketten  der  genannten 
Inseln.  Auf  der  Seekarte  (1888)  stehn  für  den  Absturz  der  nördlichen  Küste  gegen  die 
Talissesee  zu  folgende  Höhenzahlen  angegeben:  Cap  Bohoi  320  m,  Cap  Puisan  310  m.  Nahe 
bei  diesen  Orten  sind  noch  etwas  niedrigere  Höhenzahlen  verzeichnet:  285  m,  269  m,  252  m. 

Nach  Martin  (82,  p.  362)  kommt  bei  Menado  „ein  harter,  biaugrauer,  kalkreicher 
Mergel"  vor,  nach  von  Forsten  mitgebrachten  Handstücken.  Der  Natur  der  eingeschlos- 
senen Muschel-  und  Krebsreste  nach  schliessend  hält  Martin  diesen  Mergel  für  recent. 

Nach  Bückin g  (26,  p.  251)  liegt  Menado  auf  alluvialen  Sand-  und  Geröllablagerungen 
des  Tondanoflusses ,  welche  durchweg  aus  vulkanischem  Material  bestehen.  Im  Thal  des 
Tondanoflusses  gegen  Maumbi  zu  sieht  man,  dass  der  Fuss  des  Gebirges  (also  der  Boden 
unserer  Menado-Kemasenke)  aus  trassähnlichen  Bimssteintuffen  besteht. 

Die  Angaben  von  A.  Frenzel  (44)  über  die  Handstücke,  welche  A.  B.  Meyer 
aus  der  Minahassa  mitgebracht  hat,  sind  in  Bezug  auf  Localangaben  nicht  verlässlich,  da 
„die  näheren  Fundortsangaben  verloren  gingen"  (p.  295).  So  kann  der  Satz  (p.  294I:  „In 
der  Nachbarschaft  einer  heissen  Quelle  bei  Menado  findet  sich  ein  feldspathreicher  Granit  von 
röthlicher  Farbe"  nicht  richtig  sein;  und  der  Satz  (p.  297):  „In  der  Minahassa  stehen  Granit 
und  Syenit  an"  kann  höchstens  auf  die  fernste  Südwestecke  dieser  Landschaft,  den  District 
Belang,  Bezug  haben,  wo  Granitstücke  in  einem  Conglomerat  sich  finden  (siehe  darüber  unten). 


22 

Bei  alledem  ist  der  merkwürdige  Bericht  von  J.  T.  Altheer  über  die  Untersuchung  einer 
Sandprobe  von  Menado  zu  erwähnen,  welche  folgenden  Satz  enthält  (7):  „Die  Sandprobe, 
welche  durch  den  Herrn  A.  J.  F.  Jansen,  Resident  von  Menado  eingesandt  wurde,  besteht 
aus  Granitgrus,  erkennbar  am  Glimmerschiefer,  Quarzsand  und  Feldspath."  Auch  spricht 
er  von  Thonschieferfragmenten,  neben  Titaneisen  und  augitartigen  Mineralen. 

W  i  c  h  m  a  n  n  ist  über  die  Etikettenverwechslungen,  welche  mit  der  A.B.Meyer  'sehen 
Sammlung  vor  sich  gegangen  sind,  heftiger  aufgebracht,  als  uns  gerechtfertigt  scheint;  denn 
in  der  Zeit,  da  Meyer  sammelte,  1871  (92,  p.  28)  bedeutete  „ein  Gestein  von  der  Insel 
Celebes"  doch  wohl  noch  etwas  anderes  als  heutzutage,  wo  man  die  allergenausten  Fundorts- 
angaben verlangen  muss.  So  hat  sich  denn  auch  Frenzel  bei  seiner  Bearbeitung  jener 
Gesteine  die  Karte  der  Insel  gar  nicht  angesehen,  wie  die  Reihenfolge  der  von  ihm  auf- 
gezählten Gesteinsproben  beweist.  Auch  in  der  Zoologie,  wo  man  jetzt  ebenfalls  ganz  ge- 
naue Fundortsangaben  fordern  muss,  ist  es  nicht  anders  gewesen.  Dass  aber  A.  B.  Meyer 
selbst  die  Minahassa  für  durchaus  vulkanisch  hielt,  im  Gegensatz  zum  anstossenden  Mongon- 
dow,  beweist  folgender  von  ihm  1876  geschriebener  Satz  (92,  p.  5):  „So  ist  die  Minahassa 
als  die  nördlichste  Spitze  von  Celebes  ein  exquisit  vulkani.sches  und  geologisch  gesprochen 
neues  Land.  Schon  die,  die  Minahassa  ganz  nah  begrenzenden  Golddistrikte  weisen  auf  ein 
viel  grösseres  Alter  hin."  Weiter  heisst  es,  geben  die  vielen  Vulkane,  Maare,  Schlamm- 
sprudel und  die  fast  täglichen  Erdbeben  „Zeugniss  von  dem  geologischen  Charakter  des 
Landes."  A.  B.  Meyer  dachte  also  gar  nie  daran,  für  die  Minahassa  anderes  als  jung 
vulkanisches  Gestein  nachgewiesen  zu  haben. 

Noch  sei  angefügt,  dass  statt  Menado  viele,  auch  Graafland,  Manädo  schreiben; 
wir  hörten  deutlich  ein  e,  wollen  aber  nicht  streiten.  Nach  de  Clercq  heisst  übrigens  bei 
den  Eingeborenen  die  Stadt:  Wenang  (32,  p.  24). 

Dumont  d'Urville  (38,  p,  436)  macht  folgende  seltsame  Angabe:  „Herr  Merkus 
machte  mich  darauf  aufmerksam,  dass  in  geringer  Entfernung  von  Kema  Goldminen  exis- 
tierten, ausgebeutet  von  den  Eingeborenen,  welche  gezwungen  sind,  eine  bestimmte  Quantität 
davon  dem  Gouvernement  abzuliefern,  die  Unze  zu  sechzehn  Gulden,  während  sie  den  Rest 
in  Handel  geben  zu  dreissig  und  zweiunddreissig  Gulden.  Herr  Pietermat  zeigte  uns 
mehrere  Proben  von  diesem  Gold,  sowohl  im  Zustand  des  mehr  oder  weniger  reichen  Mutter- 
gesteins, als  in  Form  von  Pulver,  welches  von  den  Eingebornen  durch  den  einfachen  Process 
des  Zerschlagens  und  Waschens  erhalten  war.  Herr  Merkus  hatte  selbst  die  Liebenswürdig- 
keit, ein  Stück  des  Gesteins  uns  zu  überlassen ,  dessen  Grundmasse  Quarz  ist,  von  erdigen 
Adern  durchzogen,  worin  das  Gold  sich  in  glänzenden  Blättchen  verteilt  findet." 

Wahrscheinlich  war  dies  solches  Gold,  welches  in  Totok  gewonnen  (siehe  darüber 
unten)  und  nach  Kema  gebracht  worden  war;  denn  die  Goldminen  von  Totok  waren  schon 
damals  wohlbekannt;  so  erwähnt  sie  Dumont  d'Urville  selbst  als  bestehend  (p.  4701. 


23 

g)  Die  Inseln  nach  Ausschluss  von  Menadotuwa. 

Ueber  die  Inseln,  welche  die  Klabathalbinsel  kranzartig  umsäumen,  finden  wir  in  der 
Literatur  folgende  für  unseren  Zweck  brauchbare  Angaben:  Hickson  (54,  p.  8)  schreibt: 
„In  unmittelbarer  Nachbarschaft  von  Menadotuwa  liegen  eine  oder  zwei  vollständig  flache 
Koralleninseln,  bedeckt  mit  Schlamm  und  Morast".  Das  sind  die  Inselchen  ßunäken  und 
Siläden.  Graafland  (47,  i,  p.  18)  berichtet  über  Bunaken:  „Die  Insel  ist  flach  mit  einem 
niedrigen  Hügelrücken  ihrer  Mittellinie  endang".  Er  fährt  fort:  „Weiter  findet  man  die  Insel 
Kaburukan,  wo  die  See  ringsum  sehr  tief  ist".  Wir  können  diese  Insel  auf  keiner  Karte, 
auch  nicht  auf  der  Seekarte,  finden  und  auch  nicht  auf  der  vom  Autor  selbst  gegebenen. 
„Dann  die  Inseln  Siladin,  Mantehage  (—  nach  de  Clercq,  32,  p.  25:  Mantahage, 
der  alte  Streit  um  a,  e  und  o  — ),  Nainbesär,  Nainketjil.  welche  meistens  niedrig  sind, 
ausser  der  vorletzt  genannten".  Demnach  wäre  Nainbesär  eine  „hohe"  Insel,  und  es  wäre 
von  Interesse  zu  wissen,  wie  dies  zu  verstehen  ist.  Die  Insel  Mantehage,  „auch  wohl 
Manteräuw  genannt"  iGraafland,  47,  i,  p.  18;  die  Seekarte  schreibt Manteräwu),  wurde  von 
A.  B.  Meyer  (93,  p.  481  1870  besucht.  Sie  ist  ihm  zufolge  eine  Koralleninsel,  welche 
einigermaassen  Aehnlichkeit  mit  einem  Atoll  hat;   somit   ist   sie   ebenfalls  eine   flache  Insel. 

Die  Insel  Talisse  (nach  de  Clercq,  32,  p.  25  Talisei)  ist  dadurch  bemerkenswerth, 
dass  sie  keineswegs  wie  die  vorige  eine  flache  Koralleninsel  darstellt;  vielmehr  zieht  sich, 
wie  wir  durch  Hickson  (54,  p.  57)  erfahren,  längs  ihrer  Mittellinie  eine  Hügelkette  von 
1000—  1300  Fuss  Höhe  hin,  also  von  rund  300  —  400  m,  und  nur  von  deren  Fuss  an  bis  zur 
Küste  besteht  eine  100—200  yards  (ungefähr  =  ebensoviel  m)  breite  Ebene,  wohl  von  Alluvium 
gebildet,  das  von  jener  Hügelkette  herabgeschwemmt  wurde;  denn  abgesehen  von  den  vielen 
Wasserläufen  während  der  Regenzeit  bestehen  zwei  konstante  Bäche  auf  der  kleinen  Insel. 
Das  Gestein  der  Kette  ist  Andesit  (54,  p.  29,  Anmerkung;  siehe  darüber  unten).  Diese  kleine 
Talissekette  scheint,  der  Musschenbroek'schen  Karte  nach  zu  urtheilen,  die  Fortsetzung 
einer  ebensolchen,  südnördlich  streichenden  der  Klabathalbinsel  darzustellen,  wie  oben 
hervorgehoben  wurde.  Das  nördliche  Ende  dieser  letzteren  bildet  das  ebenfalls  schon 
erwähnte  Kap  beim  Orte  Bohoi,  welches  eine  steile,  felsige  Küste  darstellt  (21,  p.  29). 

Am  Nordkap  von  Talisse,  am  Kap  Aros,  steigen  die  rauhen  vulkanischen  Felsen 
steil  aus  dem  Meere  auf  und  bilden  geräumige  Höhlen  (54,  p.  48,  49). 

Aehnlich  scheint  sich  die  Insel  Banka  zu  verhalten;  denn  Hickson  (54,  p.  17)  stellt 
sie  mit  Talisse  unter  derselben  Beschreibung  zusammen,  indem  er  sagt:  „Banka  und  Talisse 
bestehen  aus  Korallenriffen,  Flusssand  (also  Alluvium)  und  steilen  Felsen."  Wichtig  ist  noch 
die  Angabe  Graafland 's  (47,  1,  p.  19)  über  Banka:  „Sie  hat  verschiedene  Hügel,  in  der  Längs- 
axe  der  Insel  angeordnet."  Die  südliche  Fortsetzung  der  Bankakette  auf  der  Klabathalbinsel 
erkennen  wir  in  einer  niedrigen  Kette,  welche  nordwärts  mit  dem  Kap  Puisan  endigt,  wie 
schon  bemerkt. 


24 

Westlich  von  Talisse  und  östlich  von  Banka  fällt  die  Küste  ganz  steil  ab,  westlich 
zur  Celebes-,  östlich  zur  Molukkensee.  Dagegen  ist  der  kleine  Meeresabschnitt  zwischen 
Talisse  und  Banka,  welcher  weiterhin  durch  ein  paar  kleinere  Inselchen  und  endlich  durch 
die  Küste  von  Celebes  begrenzt  wird,  von  geringer  Tiefe,  nur  an  wenigen  Stellen  tiefer  als 
35  m,  nirgends  tiefer  als  70  m  (siehe  die  Seekarte).  Dieses  Becken  können  wir  mit  Hickson 
die  Talissesee  nennen. 

Von  der  Insel  Lembe  ist  dasselbe  zu  sagen,  wie  von  Talisse.  Eine  Längsmittelrippe 
aus  vulkanischem  Gestein  bildet  ihr  Rückgrat,  steile  Andesitklippen  steigen  am  Nordende 
fast  lothrecht  aus  dem  Meere  auf.  Nach  der  Seekarte  beträgt  die  grösste  Höhe  der  Kette 
384  m.  Nicht  weit  davon  „erhebt  sich  ein  grosser  Felsen,  genannt  Batukapal  oder  Schiff- 
felsen, weiss  gefärbt  vom  Guano  zahlreicher  Seevögel."  (Hickson  54,  p.  33.)  Diese  Beob- 
achtung erklärt  den  komischen  Irrthum  von  zwei  Begleitern  Guillemard's  (49,  p.  333);  die- 
selben hatten  eine  kleine  Klippe  bemerkt,  von  der  sie  sagten,  sie  habe  eine  merkwürdige 
Lage,  bilde  eine  weithin  sichtbare  Landmarke  und  bestehe  aus  Kreide. 

Graafland  (47,  i,  p.  22)  schreibt:  „An  der  Aussenseite  der  Insel  Lembe  (also  gegen 
die  Molukkensee  zu|  sieht  man  Felswände,  die  eine  Höhe  von  ca.  80  Fuss  (also  ca.  25  m) 
über  See  haben.  Längs  diesen  Wänden  ist  das  Meer  erstaunlich  tief.  An  einer  Stelle  finden 
sich  Grotten  mit  Vogelnestern.  Daselbst  entdeckt  man  einen  mehr  breiten  als  hohen,  bogen- 
förmigen Eingang  über  dem  Wasserspiegel ,  durch  welchen  die  Wellen  krachend  und 
schäumend  hineinstürzen." 

Endlich  vermuthen  wir,  dass  die  Talisse-Bohoi-  und  die  Banka-Puisankette  einander 
annähernd  gleichlaufend  südwärts  weiterstreichen,  bis  sie  dann,  von  den  Auswurfsprodukten 
der  Klabatvulkanreihe  bedeckt,  sich  dem  Blicke  entziehen.  In  der  Menado-Kemasenke  sind 
sie  unter  Meereshöhe  abgesunken.  Ihre  hypothetische  Fortsetzung  in  der  Tondanomasse 
werden  wir  daselbst  besprechen.  Sie  fassen  eine  Mulde  zwischen  sich ,  deren  nördlichen 
Anfang  wir  in  der  Talissesee  erkennen. 

In  petrographischer  Beziehung  ist  zusammenfassend  zu  sagen,  dass  die  Gesteine  der 
Klabathalbinsel ,  soweit  sie  bis  jetzt  zur  Untersuchung  kamen,  von  jungvulkanischer  Natur 
sind,  und  zwar  bestehen  sie  aus  Augitandesit,  welcher  auch  speciell  noch  von  der  Insel 
Talisse  nachgewiesen  worden  ist  (siehe  die  vorige  Seite).  Die  Farbe  dieser  Augitandesite 
spielt  von  roth  durch  violett  zu  braun ,  grau  bis  schwarz ;  eine  glasige  Basis  ist  je  nach 
den  Localitäten  verschieden  reichlich  ausgebildet. 

Zu  dem  Augitandesit  kommt  noch  recenter  Korallenkalk  als  Küsten-  und  Insel- 
umsäumung  hinzu. 

Der  Boden  der  Halbinsel  besteht  aus  vulkanischem  Sand  und  anderen  vulkani- 
schen Auswurfsprodukten.  Eine  von  uns  aus  dem  Krater  des  Klabat  mitgebrachte  Probe 
(no  8  der  petrographischen  Liste)  stellt  vulkanischen  Sand,  vermischt  mit  Pflanzenresten  dar. 
Teysmann  (139,  p.  359  und  360)  liat  den  Boden  am  Flusse  Girieng  (Girian  auf  der  Karte) 


25 

in  700  und  900  Fuss,  also  in  c.  215  m  und  275  m  Meereshöhe  untersucht,  woselbst  sich  Ur- 
wald ausbreitete.  Der  Boden  bestand  aus  kaum  0,3  m  mächtiger,  fruchtbarer,  vulkanischer 
Asche,  mit  Humus  vermengt.  Darunter  lag  eine  dicke  Schicht  groben,  unfruchtbaren,  vul- 
kanischen Sandes,  worin  nach  den  Mitteilungen  der  Eingeborenen  der  Kaffeestrauch  nicht 
gedeihen  will,  weshalb  der  Boden  nur  für  wenig  tiefgehende,  einjährige  Gewächse  passe, 
wie  für  Zucker  und  Tabak.  An  der  citierten  Stelle  findet  sich  auch  eine  chemische  Analyse 
der  Bodenproben  durch  van  Gorkom,  worauf  wir  verweisen. 

Hier  sei  noch  angefügt,  dass  epiphytische  Pflanzen  sich  vielfach  aus  einer  Erde 
nähren,  welche  den  Darm  von  heraufgekletterten  Regenwürmern  passiert  hat,  was  sich  auf 
eine  Beobachtung  an  Polypodium  heracleum  Kunze  gründet,  welche  Christ  (30,  p.  167)  ver- 
sehentlich Koorders  zugeschrieben  hat,  die  aber  uns  angehört,  was  hiemit  festgestellt  sei. 
Suum  cuique. 


II.  Die  Tondänomasse. 


Der  von  uns  als  Tondanomasse  bezeichnete  Landesabschnitt  stellt  einen  ausgedehnten 
Gebirgssockel  vor,  welcher,  wo  nicht  das  Meer  ihn  bespült,  von  zwei  Landessenken  begrenzt 
wird;  von  diesen  ist  die  eine  die  schon  beschriebene  Menado-Kemasenke;  die  andere  zieht 
sich  von  der  Bai  von  Amürang  an  der  Celebessee  südöstlich  nach  der  Bai  von  Belang  an 
der  Molukkensee.  Die  genannten  Buchten  entsprechen  denen  von  Menado  und  Kenia.  Das 
Meer  greift  also  bei  diesen  Landessenken,  welche  die  Halbinsel  in  querer  Richtung  durch- 
schneiden, jeweilen  in  das  Land  ein,  und  zwar  stärker  vom  nördlichen  Meere  her  als  vom 
südlichen.  Dadurch  ist  der  Eindruck  gerechtfertigt,  dass  die  Basis  des  Landes  als  Ganzes 
sich  sanfter  gegen  die  Celebessee,  steiler  gegen  die  Molukkensee  absenke. 

Die  erwähnten  Landessenken  erkannte  auch  Rinne  (117,  p.  4),  indem  er  schreibt: 
„Die  Minahassa  wird  quer  zu  ihrem  Verlaufe  von  zwei  Depressionen  durchzogen  und  so  in 
drei  Theile,  einen  nordöstlichen,  einen  mittleren  und  einen  südwestlichen  gesondert." 

Die  höchste  Erhebung  der  Amurang-Belangsenke,  ihre  Wasserscheide  also,  scheint 
beim  Dorfe  Tombätu  zu  liegen,  wo  eine  Meereshöhe  von  392  m  erreicht  wird,  also 
rund  i6o  m  höher  als  die  höchste  Stelle  der  Menado-Kemasenke.  (So  nach  Wich  mann, 
153,  p.  8;  S.H.  De  Lange,  80,  p.  59,  giebt  385  N.  el  =  m  an  nach  barometrischer  Messung, 
Koorders,  64,  hat  auf  seiner  Karte  vom  Soputan  bei  p.  4  420  m,  Rinne,  117,  p.  7, 
425  m;  die  Zahl  scheint  also,  wie  viele  andere  solche  Höhenzahlen,  der  Revision  sehr  be- 
dürftig zu  sein(.  Im  Ganzen  aber  ist  die  Amurang-Belangsenke  eine  analoge  Erscheinung, 
wie   die  Menado  -  Kemasenke,   und    ihre   höchste  Erhebung  verdankt  sie  offenbar  wesentlich 

Ö.lrasin.  Celebes.    IV.  4 


26 

einer  Aufschüttung  durch  den  Vulkan  Soputan,  wie  jene  durch  den  Klabat.  So  schreibt 
denn  auch  Wich  mann  (153,  p.  8):  „Das  Gebiet  zwischen  Amurang  und  Tombatu  soll 
gänzlich  von  vulkanischen  Sauden  bedeckt  sein." 

Bei  Tombatu,  also  auf  der  Wasserscheide  liegt,  wie  Wich  mann  (153,  p.  81  einige 
zerstreute  Stellen  aus  der  Literatur  zusammenfassend  schreibt,  „in  einer  flachen,  bis  zum 
Fusse  des  Soputan  reichenden  Ebene  der  See  vo  n  Tonsäwang.  Derselbe  wird  durch  den 
Melömpar  (oder  Malompar,  Rinne,  117,  p.  7)  entwässert,  der  in  südöstlicher  Richtung 
fliessend  bei  Belang  in  die  Molukkensee  mündet."  Ausserdem  befinden  sich  noch  weitere 
kleine  Flachseen  daselbst.  „Die  erwähnten  Seen  sind  Stauseen,  entstanden  infolge  Verschütt- 
ung von  Fluss-  und  Bachbetten  durch  Eruptionsprodukte  des  Soputan."  Wir  fügen  bei,  dass 
auf  Wasserscheiden  die  Bildung  von  Flachseen  sehr  befördert  wird  durch  den  daselbst 
ebenen  Untergrund,  wie  eine  Menge  von  Beispielen  in  den  Alpen  darthun. 

Wir  betrachten  nun  zunächst  die  Vulkane  der  Tondanomasse. 

a)  Die  Lokongruppe. 

Bei  dem  als  Lokon  bezeichneten  Vulkane  handelt  es  sich  um  eine  Anzahl  von  Vul- 
kankegeln, welche  einem  gemeinsamen  Sockel  aufsitzen  und  deren  jeder  seinen  eigenen  Namen 
hat.  Der  grösste  von  diesen  ist  der  eigentliche  Lokon;  in  ungefähr  nördlicher  Richtung 
von  ihm  erhebt  sich  der  Empung,  in  ungefähr  westlicher  Richtung  der  Käse  he  und  der 
Tetawiran  (nach  Graafland,  47,  i,  p.  255:  Tatawirang).  Diese  vier  Vulkankegel 
bilden  miteinander  ziemlich  genau  einen  rechten  Winkel,  dessen  Spitze  im  Lokon  liegt.  Von 
Menado  in  NO  oder  von  Amurang  in  SW  aus  betrachtet  zeigt  die  Lokongruppe  blos  die 
drei  Gipfel:  Lokon,  Kasehe  und  Tetawiran;  der  sich  vor  den  Lokon  schiebende  Empung 
wird  von  Menado  aus  nur  mit  Mühe  gesehen  (siehe  Figur  i).  Andrerseits  von  der  Land- 
seite in  O  her  sieht  man  nur  den  Lokon  und  den  Empung,  nicht  die  andern.  So  auf 
unserer  Abbildung  Figur  2,  welche  vom  Gipfel  des  Masarang  aus  (über  diesen  Vulkan  siehe 
unten)  aufgenommen  ist. 

Die  Anordnung  dieser  Vulkankegel  in  einem  annähernd  rechten  W^inkel  betrachten 
wir  als  den  Ausdruck  von  zwei  kurzen  in  diesem  Winkel  zusammentreffenden  Spalten. 

a)   Der  Lokon. 

Der  eigentliche  Lokon  (dessen  Name  nach  Graafland  47,  i,  p.  255  und  p.  6, 
Anmerkung,  sowohl  Aufenthalt  der  Götter,  als  einen  Reishaufen  bedeutet),  stellt  einen 
sehr  regelmässigen  Vulkankegel  mit  breit  abgestumpfter  Spitze  dar  von  1594  m  Höhe 
(nach  De  Lange,  80,  trig.  als  Mittel  aus  drei  Beobachtungen).  Diese  breite  Abstutzung  fiel 
auch  den  Eingeborenen  auf;  denn  sie  haben  eine  Sage,  wonach  der  Gipfel  des  Lokon  sich 
einst   in   den  Himmel   erhoben   habe,   sodass   Götter  und   Menschen   miteinander  verkehren 


27 

konnten;  aber  ein  Gott  habe  den  Gipfel  mit  einem  Schwerte  abgeschlagen  und  ihn  bei  Menado 
in's  Meer  geworfen,  wo  er  jetzt  noch  als  Menadotuwa  aus  dem  Wasser  rage  (vergleiche 
darüber,  sowie  über  die  Sagen  der  Minahassa  überhaupt,  Graafland,  hier  speciell  i,  p.  256). 
Diese  breite  Abstutzung  hängt  mit  dem  relativ  bedeutenden  Alter  dieses  Vulkankegels  zu- 
sammen, indem  der  ganze  ursprüngliche  Krater  durch  Erosion  verschwunden  zu  sein  scheint; 
er  ist  verstrichen,   und  der  Gipfel   erscheint   nun  abgerundet.     Eine  Besteigung   trug  uns  in 


Lokon 


Kasehe     Tetawiran 


G.   Bantik 


S3^s^MsMiSm^i,tJ>i^J,.Sif;.<i^o,i.. 


Figur  I. 
Der   Lokon   von   Menado   aus  gesehen. 


geologischer  Beziehung  fast  keine  Frucht.  Wie  führten  sie  mehr  als  einmal  aus,  zuerst  am 
7.  September  1893  von  Kakaskassen  her.  Man  gelangt  zunächst  auf  den  Sattel,  welcher  den 
Lokon  mit  dem  Empung  verbindet,  und  wo  interessante  vulkanische  Erscheinungen  zur  Be- 
obachtung kommen,  wie  wir  gleich  nachher  beschreiben  werden.  Alsdann  steigt  man  direct 
nach  dem  Hauptgipfel.  Bei  c.  1200  m  zeigt  sich  ein  mit  Moos  incrustierter.' Lavastrom,  welcher 
in  nordwestlicher  Richtung  hinabfliesst.  Einen  ferneren  Strom,  vielleicht  aber  den  oberen 
Anfang  des  vorigen  darstellend,  fanden  wir  c.  50  m  unter  dem  Gipfel,  nordw^estlich  davon. 
Der   Strom   dient   als  Bachbett.     Hier   mag   auch   erwähnt  sein,   dass   wir  im   vulkanischen 


28 

Tuff  der  Mittelregion  des  Berges  braungefärbte  Abdrücke  von  Grasstengeln  fanden,  welche 
parallel  zu  einander  eingebettet  waren.  Es  ist  dies  ein  Fall  jugendlichster  Fossilisierung; 
die  Pflanzenteile  sind  bei  starkem  Regen  durch  herabkommenden  Erosionsschutt  überdeckt 
worden,  ein  Beispiel  für  die  verschiedene  Art  der  Bildung  von  Fossilien.  Vulkanische 
Aschenregen  würden  dagegen  fossilisierend  wirken  nach  Art  des  Löss;  durch  die  äolische 
Fossilbildung  würden  die  eingeschlossenen  Organismen  die  Stellung  behalten,  die  sie  im 
Leben  gehabt  hatten. 

Die  Einsicht  in  die  Configuration  des  Berges  wird  durch  die  Vegetation,  einen  Wald 
von  Pandanusbäumen,  fast  völlig  gehindert.  Einen  Krater  konnten  wir  nicht  entdecken;  auch 
die  Eingeborenen  wussten  nichts  von  einem  solchen  zu  sagen.  Der  Gipfel  hat  ungefähr 
elliptische  Form,  die  Axe  der  Ellipse  nordsüdlich  gerichtet;   die  höchste  Stelle  befindet  sich 


Parasit  von   Kaiavvu 


Lokon 


Sattel 


Enipimg 


Somma 


Somma 


Figur  2. 
Der  Lokon  vom  Gipfel  des  Masarang  aus  gesehen. 

an  ihrem  südlichen  Ende.  Es  ziehen  am  Berge  Radiärrunsen  hinab,  alles  natürlich  mit 
Hochwald  bedeckt.  Wie  unsere  Abbildung  deutlich  zeigt,  ist  die  reine  Curve  der  süd- 
lichen Lokonabdachung  durch  eine  hügelförmige  Erhebung  nahe  ihrer  Basis  gestört,  welche 
nichts  anderes  als  ein  Parasit  sein  kann;  wir  mögen  ihn  als  den  Lokonparasiten  von 
Kaiäwu  bezeichnen,  da  das  Dorf  dieses  Namens  in  seiner  Nähe  liegt. 


ß)  Der  Sattel  zwischen  Lokon  und  Empung. 

Der  nördliche  Abfall  des  Lokonkegels  bildet  an  der  Stelle,  wo  er  mit  dem  .südlichen 
des  Empung  zusammenstösst,  einen  Sattel,  welcher  nach  unseren  Messungen  die  Höhe  von 
c.  1150  m  erreicht.  Östlich  und  westlich  auf  der  Höhe  dieses  Sattels  nun  haben  sich  in 
jüngster  Zeit,  nämhch  am  29.  März  1893 ,  kleine  Eruptionskanäle  oder  Boccas  aufgethan 
(vergl.  Graafland,  47,  i,  p.  98,  Anmerkung).     Aus  der  Geschichte  des  Berges  und  seiner 


29 

Thätigkeit  (siehe  unten  bei  Reinwardt  1821  und  Bleeker  1856)  geht  hervor,  dass 
die  östliche  Bocca  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  stets  von  Zeit  zu  Zeit  eine  schwache 
Thätigkeit  geäussert  hat,  so  auch  im  März  1829  nach  Graafland,  im  März  1893  aber  doch 
lebhafter  als  sonst;  denn  derselbe  Autor  schreibt  davon  (p.  27):  „Der  Lokon  verbreitete 
Schrecken  und  Entsetzen  in  der  Runde  durch  die  Bildung  von  neuen  Krateren  an  der 
Seite  von  Kakaskassen  —  siehe  darüber  unsere  folgende  Darstellung  — ,  woraus,  ebenso 
wie  im  Jahre  1829,  feurige  Rauchwolken  auf  einmal  in  hoch  aufsteigenden  Säulen  aus- 
brachen und  Monate  lang  abwechselnd  zu-  und  abnehmend  zum  Vorschein  kamen"  (vergl. 
auch  daselbst  p.  255).  Der  Vulkan  ist  also,  nachdem  er  als  erloschen  zu  bezeichnen  gewesen 
war,  wieder  in  eine  Periode  schwacher  Thätigkeit  getreten.  Der  östliche  Eruptionskanal,  die 
östliche  Bocca  also,  hat  sich  am  genannten  Tage  mit  einer  leichten  Eruptionserscheinung 
geöffnet,  indem  unter  weithin  vernehmbarem,  rasselndem  Gelärm  eine  grössere  Anzahl  von 
Steinen  und  von  angeschlackten  Bomben  ausgeworfen  wurde.  Am  7.  September  1893  be- 
suchten wir  die  östliche  Bocca  und  fanden  folgende  Erscheinung:  Es  war  ein  kleiner,  trichter- 
förmiger Krater  am  Seitenabfall  des  Sattels  wahrzunehmen,  ohne  jedoch,  dass  es  zur  Bildung 
eines  Kegels  gekommen  wäre,  sodass  nicht  von  einem  parasitischen  Vulkane  gesprochen 
werden  kann,  sondern  blos  von  einem  Trichter  mit  dem  geringen  Durchmesser  von  c.  15  m. 
Am  Grunde  dieses  Trichters  öffnete  sich  ein  thorartig  gebildeter  Eingang  in  das  Innere  des 
Berges,  von  gegen  2  m  Höhe.  Aus  diesem  stiegen  weisse  Dampfwolken  ruhig,  nicht  stoss- 
weise  auf.  Als  während  eines  Augenblickes  fast  kein  Schwaden  aus  der  Oeffnung  stieg, 
rannten  wir  hinab  und  photographierten  die  Höllenpforte,  wovon  wir  das  Bild  hier  wieder- 
geben (Figur  3). 

Der  aufsteigende  Schwaden  roch  stark  nach  schwefliger  Säure.  Bei  Regenfall 
zischte  der  heisse  Stein  des  Thores,  und  der  Schwaden  wurde  dichter.  Der  umstehende  Wald 
war  bei  der  stattgehabten  kleinen  Eruption  offenbar  mit  heissem  Wasser,  Schlamm  und 
Dampf  Übergossen  worden;  denn  alle  Bäume  waren  abgestorben  und  sahen  weiss  aus,  so- 
dass man  sich  einbilden  konnte,  eine  Winterlandschaft  vor  sich  zu  sehen.  Die  Wirkung  des 
Dampfes  Hess  sich  auf  eine  Viertelstunde  Gehens  an  den  Bäumen  noch  erkennen. 

Um  die  Bocca  herum  lagen  viele  Steinblöcke,  welche  offenbar  unlängst  aus  dem  Loche 
geschleudert  worden  waren.  Das  Knattern  in  den  Vulkanen  vor  den  Ausbrüchen  und  während 
derselben  mag  somit  von  den  längs  den  Schlundwänden  hingeschleuderten  Steinblöcken 
herrühren. 

Am  20.  September  1893  sahen  wir  vom  Klabat  aus  die  aus  der  östlichen  Bocca  auf- 
steigende Dampfsäule ;  sie  erschien  abwechselnd  schwächer  und  stärker ,  und  im  letzteren 
Falle  breitete  sie  sich  oben  pinienartig  aus. 

Von  neuem  besuchten  wir  die  Bocca  am  16.  Mai  1894.  Der  Dampf  war  stärker,  als 
das  Jahr  vorher,  sodass  wir  nicht  wohl  bis  zum  Thor  hinunterklettern  konnten,  umsomehr, 
als  die  Dämpfe  noch  stärker  als  früher  stechend  nach  schwefliger  Säure  rochen.    Auch  schlug 


30 

sich  schon  der  Schwefel  an  den  nahestehenden  Bäumen  nieder,  weshalb  dieselben  mit  einem 
weissgelben  Ueberzuge  bekleidet  erschienen. 

Am  25.  Juni  desselben  Jahres  fanden  wir  folgende  kleine  Veränderungen :  Es  hatte 
sich  um  den  Trichter  ein  c.  Va  m  hoher  Aufschüttungswall  gebildet,  und  ringsumher  war 
alles  von  Auswürflingen  bestreut.  Unter  diesen  fanden  wir  einige  recht  interessante  an- 
geschlackte  Bomben,  über  welche  wir  uns  unten  näher  äussern  werden.     Der  reichlich  ent- 


Figur 3. 
Die   östliche  Bocca    des   Lokon-Empungsattels. 

strömende  Dampf  roch  stechend  nach  schwefliger  Säure;  von  ihm  eingehüllt  spürten  wir 
starke  Hitze.  Die  Bocca  selbst  war  sammt  den  umstehenden  Bäumen  von  Schwefelkrusten 
überzogen.  Es  scheint  also,  dass  seit  der  Oeffnung  der  Bocca  der  Schwefelgehalt  des 
Dampfes  immer  mehr  zugenommen  hat,  die  Bocca  ist  also  zur  Solfatare  geworden.  Ein 
c.  I  m  hoher  Block  war  vor  das  Thor  der  Bocca  hinabgerollt. 

Am  12.  November  1894  brachten  Leute  von  Kakaskassen  die  Nachricht,  man  habe 
auf  dem  Lokon  Feuer  gesehen.  Wir  ritten  hinauf  und  fanden,  dass  die  Bocca  sehr  reichlich 
Schwefeldämpfe    entsandte,    von    denen    der    sehr    stechende    Geruch    auf  weithin    spürbar 


__^1 

war.  Selbst  in  Menado  wurde  bei  Südwind  der  Schwefelgeruch  bemerkt.  Der  kleine 
trichterförmige  Krater  um  die  Bocca  vergrösserte  sich  fortwährend  dadurch,  dass  das  durch 
die  schweflige  Säure  zersetzte  Gestein,  von  der  abgestorbenen  Vegetation  nicht  mehr  test- 
gehalten, abrutschte,  infolgedessen  nun  schon  kleine  Felswändchen  zum  Vorschein  kamen;  auch 
sahen  wir  Stücke  eines  solchen  selbst  herniederfallen.  Die  aufsteigende  Dampfsäule  erhob 
sich  zu  grosser  Höhe  und  war  deshalb  weithin  sichtbar. 

Von  der  östlichen  Bocca  nimmt  ein  kleines  Thälchen,  ein  Barranco,  seinen  Ausgang, 
in  welchem  ein  Steinstrom  nachweisbar  ist.  Es  liegen  glänzend  schwarze,  wie  Pechstein 
aussehende  Blöcke  umher,  welche  schon  Reinwardt  1821  bemerkt  hat  (siehe  unten).  Bei 
Regenwetter  wird  das  Thälchen  zum  Bachbette. 

Wir  wollen  nun  einige  Zeit  bei  den  vulkanischen  Bomben  verweilen,  welche 
wir  an  der  östlichen  Bocca  aufgelesen  haben.  Es  sind  zunächst  zwei  Sorten  derselben  zu 
unterscheiden,  nämlich  erstlich  solche,  die  nur  einfache  Schlackenstücke  darstellen,  ausge- 
schleuderte Fetzen  des  Magmas,  welche  so  rasch  erstarrten,  dass  es  nicht  zur  Ausbildung 
von  Krystallindividuen  kam,  vulkanisches  Glas,  Pechstein.  Meist  sind  diese  Stücke  formlos, 
in  einem  Falle  aber  ist  eine  leise  spiralige  Drehung  nachzuweisen.  Diese  ist  natürlich  der 
Ausdruck  einer  wirbelnden  Drehung  des  hervorbrechenden  Gases  im  Eruptionskanal.  Weiter 
beweisen  diese  Stücke,  dass  eine  gewisse  Quantität  flüssigen  Magmas  im  Innern  des  Vulkanes 
sich  befindet. 

Wir  denken  uns  ferner,  dass  das  comprimierte  Gas,  welches  bei  der  Eröffnung  des 
Eruptionskanals  hervorbricht,  sowohl  innerhalb  des  Magmas,  als  oberhalb  desselben  sich 
befinde,  bei  kleineren  Eruptionen  wohl  vorzugsweise  oberhalb. 

Die  zweite  Sorte  von  Bomben  besteht  nicht  in  Fetzen  fiüssigen  Magmas,  sondern  in 
Stücken  des  anstehenden  Gesteines,  welche  sowohl  bei  der  Eröffnung  des  Eruptionskanals, 
als  auch  noch  nachher  durch  den  ungeheuren  Druck  des  comprimierten  hervorbrechenden 
Gases  von  ihrem  Orte  losgerissen  und  nach  aussen  geschleudert  wurden.  An  diesen 
Wurfsteinen  sind  nun  einige  interessante  Beobachtungen  zu  machen,  weshalb  wir  einige 
derselben  hier  in  Abbildung  wiedergeben  (siehe  die  anliegende  Tafel:  „Vulkanische 
Auswürflinge").  Als  Vorbemerkung  sei  festgestellt,  dass  wir  an  der  Mehrzahl  dieser 
Bomben  zwei  Ansichten  zu  unterscheiden  haben,  welche  voneinander  verschieden  sind, 
insofern  die  eine  die  unveränderte  Oberfläche  des  losgerissenen  Steines  darstellt,  welche 
wir  die  Rücken  fläche  nennen  wollen,  wogegen  die  andere  mit  einer  Schlackenkruste 
überzogen  erscheint,  die  Brustfläche.  Betrachten  wir  nun  die  Figur  i,  welche  die 
Schmelzfläche  der  no  34  unserer  Sammlung  wiedergiebt.  An  dieser  nehmen  wir  folgendes  wahr: 
Der  Stein  ist  an  dieser  Seite  mit  einer  in  Folge  von  Oxydation  wohl  durch  die  schwefel- 
sauren Gase  ziegelroth  gewordenen  Schmelzkruste  bedeckt,  welche  an  ihrer  dicksten  Stelle 
bis  5  mm  mächtig  und  glänzend  ist,  wie  Topfglasur.  Wir  nehmen  nun  zuerst  eine  Stelle 
wahr,  in  welcher  sich  etwa  fünf  kleine,  auch  in  ihrem  Grunde  ganz  von  Schmelz  umgebene 


32 

Eindrücke  auszeichnen,  welciie  wir  die  „Näpfchen"  nennen  wollen  (Fig.  i,  n).  Diese  Stelle 
betrachten  wir  als  den  „Angriffspunkt"  des  Gasdruckes.  Von  diesem  aus  nun  nehmen 
kantenförmige  Erhebungen,  welche  durch  Thäler  von  einander  getrennt  sind,  die  Schmelz- 
kanten, ihren  Ausgang,  zn[  diesem  Stück  blos  nach  einer  Seite,  an  anderen  radiär  nach 
allen  Seiten.  Diese  Schmelzkanten  spalten  sich  an  ihrem  Ende  in  drei  bis  fünf  Theilkanten, 
wobei  jedoch  nach  kurzer  Entfernung  das  Verhältniss  insofern  sich  umkehrt,  als  die  früheren 
Thäler  zwischen  ihnen  in  runde  Hügel,  die  Kanten  in  die  trennenden  Spalten  zwischen 
diesen  sich  verwandeln,  sodass  das  Ganze  eine  Form  annimmt,  welche  im  Französischen 
als  „pattes  de  lion"  bezeichnet  wird.  Wir  sagen  deshalb,  die  Schmelzkantensysteme  endigen, 
breit  abgestumpft,  in  Löwe np fötchen.  Die  Erklärung  ist  einfach:  Der  Gasdruck  höhlte 
an  der  Angriffstelle  die  Thälchen  zwischen  den  Kanten  aus,  indem  er  die  flüssige 
Masse  nach  der  Aussenseite  des  Steines  wegdrängte.  Dort,  wo  wegen  der  Abbiegung  des 
Steines  nach  hinten  der  Gasdruck  nachlassen,  ja  endlich  aufhören  musste,  häufte  sich  die 
Masse  an  und  erstarrte  zu  den  „Zehen"  des  Pfötchens.  Zur  Erklärung  der  „Näpfchen"  aber 
schicken  wir  eine  Betrachtung  voraus,  welche  uns  zu  einer  genauem  Untersuchung  unserer 
Bomben  die  Veranlassung  gegeben  hat.  Das  Aussehen  unserer  Bomben  hat  nämlich  eine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  gewisser  Meteoriten,  wie  z.  B.  Neumayr  (98,  i,  p.  104  und 
105)  einen  solchen  abbildet,  „welcher  als  eine  Leitform  klassisch  geworden  ist."  Er  be- 
merkt dazu:  „Die  Oberfläche  ist  mit  einer  Schmelzkruste  von  sehr  geringer  Dicke  überzogen. 
Deutlich  kann  man  oft  an  der  strahligen  Bildung  dieser  Rinde  und  an  der  Art  und  Weise, 
wie  dieselbe  bisweilen  zu  sogenannten  Schmelzwülsten  angeordnet  ist,  erkennen,  wie  der 
geschmolzene  Teil  vom  stürmischen  Luftzuge  nach  rückwärts  geblasen  wurde ,  und  kann 
daraus  die  Brust,  d.  h.  diejenige  Seite  des  Meteoriten,  welche  beim  Fluge  nach  vorn  gerichtet 
war,  bestimmen.  Dass  die  Schmelzkruste  eine  dünne  ist  und  sein  muss,  ist  sehr  begreiflich ; 
denn  wenn  auch  grössere  Mengen  der  Substanz  durch  die  Hitze  flüssig  werden,  so  können 
sie  doch  nicht  an  dem  Steine  bleiben,  sondern  werden,  von  dem  gewaltigen  Luftstrome 
zerstäubt,  zurückbleiben  und  so  den  leuchtenden  Schweif  des  Meteores  bilden  helfen.  Eine 
andere  Eigenthümlichkeit,  die  bei  sehr  vielen  AeroHthen  auftritt,  ist  die,  dass  ihre  Oberfläche 
zahlreiche  Vertiefungen,  „Näpfchen"  zeigt,  die  oft  Fingereindrücken  gleichen  und  bald  grösser, 
bald  kleiner  sind;  Daubree  hat  durch  zahlreiche  Experimente  gezeigt,  dass  ganz  überein- 
stimmende Gruben  durch  Einwirkung  comprimierter  Gase  auf  feste  Körper  bei  Explosionen 
von  Dynamit,  Schiesspulver,  Schiessbaumwolle  etc.  entstehen." 

In  beiden  Fällen  nun,  sowohl  bei  den  Meteoriten  als  bei  unseren  vulkanischen  Bomben, 
ist  comprimiertes  Gas  die  Ursache  der  Schmelzkruste;  der  Unterschied  ist  blos  dieser:  Beim 
Meteoriten  ruht  das  Gas,  und  der  Stein  bewegt  sich  gegen  dasselbe,  bei  der  Bombe 
ruht  diese  selbst,  und  das  Gas  bewegt  sich  gegen  sie.  Der  Druck  auf  das  Gas  oder 
durch  das  Gas  ist  bei  beiden  gross  genug,  um  die  ergriffene  Oberfläche  zu  schmelzen, 
wozu   bei   der  Bombe   noch  die  zweifellos  höchst  bedeutende  Eigenhitze  des  Gases  kommt; 


TEXTTAFEL    ZU    SEITE    32. 


■■^i*' 


3 


Vulkanische  Auswürflinge. 

1—4  vom  Lokon,   5  vun  Watumera  (Seite  76),   6  vom  G.  Lokka  (Seite  263). 


S-irasin  phol. 


Liclitdruclv  H.  Besson,  Basel. 


33 

die  durch  den  Gasdruck  auf  der  Schmelzfläche  erzeugten  Figuren  aber  sind  in  beiden  Fällen 
identisch,  und  dieselbe  Wirkung  lässt  auf  dieselbe  Ursache  schliessen.  Ueber  den  von  uns 
gewählten  Ausdruck  „Näpfchen"  an  unseren  Bomben  brauchen  wir  nun  nach  den  erwähnten 
Da ubree 'sehen  Versuchen  nichts  weiter  zu  sagen.  Die  vulkanische  Bombe  ist  in  gewissem 
Sinne  ein  umgekehrter  Meteorit,  imd  wie  dieser  wird  sie  des  Nachts  als  Feuerkugel  die 
Gegend  weithin  erhellen,  doch  nur  für  kurze  Zeit,  da  sie  sich  geschwind  abkühlt,  und  einen 
Schweif  wird  sie  nicht  bilden. 

Besprechen  wir  noch  einige  Beispiele,  no  35  unserer  Sammlung  (nicht  abgebildet) 
stellt  einen  losgerissenen,  schwarzen  Stein  dar,  dessen  Rückenfläche  von  Schmelz  völlig  frei 
ist;  die  Brüstt  lach  e  ist  pyramidenförmig  zugespitzt,  die  Spitze  der  Pyramide  ist  abgebrochen, 
und  die  abgebrochene  Stelle  wiederum  ist  von  einer  Menge  tief  ausgeblasener  Näpfe  bienen- 
wabenartig besetzt.  Es  lassen  sich  zwei  Angriffspunkte  des  Gasdruckes  feststellen;  der  eine 
befindet  sich  auf  der  Spitze  der  Pyramide,  von  welcher  er  die  geschmolzene  Masse  peri- 
pherisch wegfegte,  der  andere  hat  auf  der  einen  Seite  des  Steines  eine  offene  Grube  in  den 
Schmelz  geblasen,  einen  w'eiten  Napf.  Distal  imi  die  Angriffspunkte  bildet  der  Schmelz  stets 
die  „Löwenpfötchen". 

Die  Bombe  no  38  unserer  Sammlung  (nicht  abgebildet)  ist  ein  losgerissener  Stein 
mit  Rückentläche  ohne  Schmelz  und  mit  völlig  verschlackter,  schwarzer  Brustfläche.  Auf 
dieser  stellt  das  Angriffscentrum  eine  scharfe  Rippe  dar,  welche  an  einer  Stelle  in  zwei 
Aeste  sich  spaltet;  von  dieser  Rippe  aus  ist  die  Schmelzschicht  in  radiärer  Richtung  weg- 
geblasen und  endet  mit  einer  Unmasse  von  Löwenpfötchen. 

Auf  der  Brustiläche  von  no  31  unserer  Sammlung,  Figur  2,  zeichnet  sich  ein 
Angriffscentrum  besonders  aus.  Es  besteht  aus  einem  spitz  zulaufenden  Kegel ,  dessen 
Mantel  hyperboloid  ausgehöhlt  ist,  ähnlich  also  wie  ein  Vulkankegel.  Von  der  abgebrochenen 
Spitze  aus  ziehen  sich  Strähne  des  Schmelzes  radiär  hinab  und  endigen  in  Löwenpfötchen, 
die  Basis  des  Kegels  rosettenartig  umkränzend.  Ausser  diesem  ersten  Angriffscentrum 
findet  sich  weiter  oben  ein  zweites  kleineres  und  auf  der  einen  Seitenfläche  ein  drittes,  endlich 
am  Rande  der  Rückenfläche  selbst  ein  viertes,  woraus  hervorgeht,  dass  der  Stein  sich 
während  seiner  Reise  durch  den  Vulkanschlot  um  c.  180"  gedreht  hat,  sodass  nur  die 
eigentliche  Rückenfläche  von  Schmelz  unbedeckt  geblieben  ist. 

Die  Bombe  no  50  unserer  Sammlung,  Figur  4,  hat  eine  mit  Schmelz  über- 
zogene, beilförmige  Brust-  und  eine  rauhe  Rückenfläche;  von  der  Schneide  der  beilförmigen 
Kante  ziehen  sich  die  Schmelzleisten  in  geraden  Linien  nach  oben  und  endigen  in  Pfötchen. 

Die  Bombe  no  55  unserer  Sammlung,  Figur  3,  ist  ein  prächtiges  Stück.  Ihre 
Form  ist  im  ganzen  eiförmig;  die  ganze  Oberfläche  ist  mit  Schmelz  überzogen;  aber  es 
lässt  sich  doch  eine  Rückenfläche  am  runden  Elende  von  einer  Brustfläche  am  spitzen  Ende 
unterscheiden.  An  dieser  letzteren  sind  drei  Angriffscentren  zu  erkennen,  auf  einer  Seiten- 
fläche  eine   vierte.      Die   durch    die    Schmelzleisten    entstandenen    Combinationsfiguren    sind 

Sarasin,  Celebes.  IV.  -5 


34 

begreiflicherweise  zu  compliciert,  als  dass  sie  beschrieben  werden  könnten;  die  Abbildung  soll 
die  Worte  ersetzen.  Nach  den  oben  vorausgegangenen  Erörterungen  an  einfacheren  Stücken 
lässt  sich  alles  wohl  verstehen.  Die  Rückenfläche  ist  von  den  Schmelzleistenenden,  den  Löwen-- 
pfötchen,  völlig  überdeckt.  Der  auf  die  Angriffscentren  wirkende  Sturmwind  ist  gewisser- 
maassen  verewigt  in  den  Schmelzzügen.  Die  Bombe  hat  sich  in  ihrer  Wanderung  durch 
den  Schlot  um  90"  gedreht,  woraus  sich  das  vierte  Angriffscentrum  erklärt.  Die  Schmelzlage 
i.st  an  einer  Stelle  einen  guten  Centimeter  dick;  an  der  Kante  des  Hauptangriffscentrums  ist 
sie  weggeschlagen.  Sie  besteht  aus  vulkanischem  Glase,  Pechstein.  Das  Innere  der  Bombe 
ist  ein  schwarzes  Gestein,  an  den  olivinführenden  Augitandesit  der  anderen  erinnernd.  Die 
Grösse  der  Bombe  beträgt  c.  17  cm  zu  c.  12  cm,  das  Gewicht  3  kg.  Sie  muss  wie  eine 
glühende  Leuchtkugel  ausgesehen  haben,  die  Gegend  ringsum  erhellend,  falls  sie  nicht  von 
der  Dampfsäule  verhüllt  blieb,  welche  dann  aber  aufgeleuchtet  hat. 

Aus  den  beschriebenen  Bomben  lernen  wir  nun ,  dass  die  im  Schoosse  des  Berges 
ruhende  Wärmequelle,  deren  Herkunft  unbekannt  ist,  das  umliegende  Gestein  in  Magma 
verwandelt.  Dieses  letztere  fliesst  herab  und  vermehrt  die  unten  ruhende  Lavamasse.  Ist 
nun  die  untere  Wärmequelle,  die  Feuerung,  stark  genug,  so  wird  das  oben  abschliessende 
Steingewölbe  immer  mehr  und  mehr  durchgeschmolzen,  wie  wenn  es  von  Fett  wäre,  und 
ist  sodann  der  Gasdruck  mächtig  genug,  so  ist  die  Eruption  da.  Die  Lava  ist  eine  Mischung 
des  von  unten  kommenden  Schmelzflusses  und  des  zu  Magma  verwandelten  oben  anstehenden 
Gesteines. 

Wir  verlassen  jetzt  die  östliche  Bocca,  arbeiten  uns  durch  den  Wald  quer  über  den 
Sattel  hinüber  und  nähern  uns  der  westlichen  Bocca.  Wir  besuchten  sie  am  25.  Juni  1894. 
Schon  bevor  wir  hinkamen,  vernahmen  wir  ein  Geräusch,  das  dem  eines  heranbrausenden 
Eisenbahnzuges  ähnlich  schien;  es  entstammte  hervorbrechenden  Dämpfen  und  schien  seltsamer 
Weise  umsomehr  nachzulassen,  je  näher  wir  der  Bocca  selber  kamen.  Vielleicht  ist  der 
Schwaden  der  Fortpflanzung  der  Schallwellen  hinderlich;  denn  an  der  Bocca  selbst  war 
dieser  so  dicht,  dass  wir  keine  Einzelheiten  erkennen  konnten.  Längs  einer  bogenförmigen 
Linie  schien  die  gesammte  westliche  Seitenwand  des  von  uns  überschrittenen  Sattels  unter 
dem  beschriebenen  prasselnden  Geräusch  grosse  Dampfmassen  auszustossen.  Diese  hatten 
keinen  deutlichen  Schwefelgeruch,  sie  scheinen  also  wesentlich  aus  Wasserdampf  zu  bestehen. 
Der  Wald  in  der  Umgebung  hatte  beinahe  gar  nicht  gelitten,  soda.ss  gerade  durch  diesen 
Umstand  ein  Ueberblick  über  die  ganze  Erscheinung  nicht  zu  gewinnen  war.  In  unserem 
Tagebuche  steht,  dass  diese  Dampfexhalationen  überhaupt  erst  seit  etwa  einem  halben  Jahr 
entstanden  seien.  Sie  bildeten  zur  Zeit  unseres  Besuches  eine  nordsüdlich  gerichtete  dampfende 
Spalte.     Die  Meereshöhe  beträgt  c.  1130  m. 

Es  gewinnt  also  den  Anschein,  als  ob  gerade  unterhalb  des  ziemlich  ebenen  Sattels, 
welcher  den  Lokon  mit  dem  Empung  verbindet,  ein  vulkanischer  Herd  sich  befinde,  welcher 
bis  jetzt  zwei  kleine  Eruptionskanäle  sich  gebildet  hat,  einen  östlich  und  einen  westlich  vom 


;)0 

Sattel  zu  Tage  ausgehenden.  Ausserdem  haben  wir  bemerkt,  dass  am  Südfusse  des 
Empung  an  der  Stelle,  wo  dieser  Kegel  aus  dem  Sattel  sich  erhebt,  eine  Fumarole  sich 
gebildet  hat,  welche  im  Juni  1894  noch  ganz  unbedeutend  war,  im  November  desselben 
lahres  aber  viel  lebhafter  dampfte,  auch  war  der  Boden  heiss  daselbst.  Diese  Exhalation 
würde  nun  mit  den  beiden  anderen  zusammen  einen  Halbkreis  um  den  Sattel  herum  bilden. 
Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  erwähnten  Kanäle  als  Ventile  wirken,  sodass  einer  grösseren 
Eruption  vorgebeugt  wäre.  Sollte  es  zu  einer  solchen  kommen,  so  dürfte  der  ganze  Sattel 
hochgehen,  und  es  dürfte  sich  an  seiner  Stelle  ein  Kegel  ausbilden,  der  dann  gerade  zwischen 
dem  Lokon  und  Empung  sich  erheben  würde;  doch  ist  bei  alledem  bis  jetzt  (1900)  nichts 
weiter  Beunruhigendes  vernommen  worden. 

j)  Der  Empung. 

Der  Name  Empung  ist  eine  alfurische  Gesammtbezeichnung  für  die  Götter  iGraaf- 
1  and,  47,  I,  p.  6,  Anmerkung);  doch  hat  der  Berg  mehr  als  einen  Namen;  so  heisst  er  auch 
Tompalüan,  oder,  wie  uns  gesagt  wurde,  Wallenaüre.  Koorders  (64J  unterscheidet 
auf  seinen  Bildern  einen  Tompalüan  von  einem  Empung  (besonders  auffallend  auf  Zeichnung  XIII 
vom  Klabat  aus  und  XII  von  Sarongsong  aus).  Das  können  wir  nicht  bestätigen.  Was  er  unter 
Empung  versteht,  ist  offenbar  die  Somma  des  Empung,  worüber  sogleich;  was  er  Tompalüan 
nennt,  ist  der  Empung  selbst. 

Die  höchste  Stelle  des  Empung  fanden  wir  mit  dem  Siedethermometer  zu  1340  m; 
er  erhebt  sich  also  nur  c.  200  m  über  die  Sattelhöhe.  Oben  fanden  wir  einen  rein  trichter- 
förmigen, felsigen,  scharfkantigen,  tiefen  Krater,  welcher,  eben  seiner  guten  Erhaltung  nach 
zu  schliessen,  durch  eine  zeitlich  nicht  sehr  weit  zurückliegende  Eruption  gebildet  sein  muss. 
So  ist  der  Kraterrand  denn  auch  noch  sehr  wenig  von  der  Erosion  angegriffen,  weshalb  der 
Durchmesser  des  Kraters  nur  massig  ist  und  die  Wände  des  Schlundes  sehr  steil  abfallen. 
Am  Fusse  dieses  jugendlichen  Kraterkegels  ist  eine,  vielleicht  kreisförmige,  Somma  bemerkbar. 
Man  erkennt  sie  auf  der  Figur  2,  p.  28,  gegebenen  Ansicht.  Der  Rand  des  Kraters  ist  von 
niederem  Holz  und  kleinen  Pflanzen  bestanden. 

Dass  die  Eruption,  welche  den  Krater  des  Empung  bildete,  in  historische  Zeit  fällt, 
geht  aus  einer  Angabe  Reinwardt's,  über  welche  unten,  als  wahrscheinlich  hervor.  Zur 
Zeit  unseres  Besuches  (1894  verschiedene  Male)  zeigte  der  Krater  keine  Spur  von  Thätigkeit, 
was  gegenüber  der  anders  lautenden  Angabe  von  Bücking  (26,  p.  250)  hervorgehoben  sei. 

(J)  Der  Kasehe  und  der  Tetawiran. 

Wie  schon  oben  bemerkt,  erheben  sich  in  ungefähr  ostwestlicher  Richtung  vom 
Lokon  noch  zwei  weitere  Kegel  aus  dem  Lokonsockel,  der  Kasehe  und  der  Tetawiran,  über  die 
wir  aber  keine  näheren  Angaben  machen  können.  Wir  beobachteten  sie  nördlich  von  Menado 
und  südlich  von  Amürang  aus.     Von  Menado  aus  (Figur  i,  p.  281  erscheint  der  Kasehe  als 


30 

niedriger  Kegel,  dem -Tetawiran  mehr  genähert  als  dem  Lokon ;  zwischen  ihm  und  dem 
letzteren  sowohl,  als  zwischen  ihm  und  dem  Tetawiran  erheben  sich  je  einer  oder  zwei 
Parasiten.  Der  Tetawiran  ist  höher  als  der  Kasehe ,  er  erreicht  nahezu  die  Höhe  des 
Lokon  und  bildet  den  westlichen  Endgipfel  des  Lokonsockels.  Von  Menado  aus  gesehen 
nimmt  sich  der  Kasehe  mit  den  kleinen  Parasiten  selbst  nur  als  dritter  Parasit  aus,  die 
grosse  Curve ,  welche  Lokon  und  Tetawiran  verbindet ,  sägezahnartig  störend.  Seewärts 
schweift  der  Tetawiran  in  regelmässiger  Curve  aus,  die  nordwestliche  Abfallcurve  der  ge- 
sammten  Lokonmasse  bildend;  bevor  jedoch  die  Meereshöhe  erreicht  wird,  treten  neue  Stör- 
ungen der  Silhouette  auf,  die  wir  noch  besprechen  werden. 

Geschichtliches  über  die  Lokongruppe. 

Wie  schon  beim  Klabat,  so  sind  auch  beim  Lokon  die  Angaben  des  vortrefflichen 
Naturforschers  Rein  war  dt  (io6,  p.  551)  aus  dem  Jahre  1821  von  Wichtigkeit.  Er  bestieg 
den  Berg  am  16.  Oktober  dieses  Jahres  auf  einem  Wege,  der  zwei  Jahre  zuvor  für  den 
Herrn  Lenting  angelegt  worden  war.  Wir  erfahren  über  den  Hauptkegel  wenig,  wie  sich 
aus  unserer  obigen  Beschreibung  wohl  verstehen  lässt.  Es  wird  die  Humuslage  des  Bodens 
erwähnt;  der  Gipfel  wurde  mit  Hochgras  und  Pandanus  bewachsen  gefunden.  Offenbar 
war  dazumal  dieser  Pandanuswald  weniger  dicht  als  heutzutage,  wo  er  fast  jeden  Ausblick 
hindert;  denn  Reinwardt  beschreibt  die  Rundsicht.  Auf  dem  Gipfel  war  keine  Spur  einer 
früheren  Eruption  zu  sehen,  er  war  überall  mit  dickem  Humus  bedeckt.  Die  Höhe  wurde 
zu  5204  engl.  Fuss  =  1586  m  bestimmt  |io6,  p.  553),  also  der  De  Lange'schen  trigono- 
metrischen Berechnung  1594  m  äusserst  nahe  kommend. 

Wichtig  ist  nun  folgendes:  Ein  Eingeborener  berichtete  Reinwardt,  dass  die 
letzte  Eruption  des  Lokon  aus  einer  Oeffnung  am  Fusse  des  Berges  geschehen  sei, 
und  zwar  auf  der  Nordostseite.  Reinwardt  begab  sich  an  diese  Stelle  und  gelangte 
zuerst  in  ein  Thal,  worin  eine,  damals  trockene,  Wasserrinne  war.  Daselbst  fand  er  ein  festes 
Gestein  von  blasiger  Structur  und  ausser  diesem  grosse  Blöcke  einer  ganz  schwarzen,  sehr 
dichten,  fast  glasartigen,  unter  dem  Hammer  in  scharfe  Stücke  zerspringenden  Lava,  welche 
sich  als  Obsidian  erwies.  Offenbar  gelangte  Reinwardt  in  den  von  uns  erwähnten  Barranco 
der  östlichen  Bocca  und  bemerkte  die  von  uns  ebenfalls  aufgefundenen  Pechsteinprismen 
und  -blocke  (siehe  oben  p.  31  und  petrographische  Liste  no  32a).  Weiter  kam  Rein- 
wardt nach  ungefähr  einer  halben  Stunde  Gehens  an  eine  offene  Stelle,  an  welcher  links 
vom  ansteigenden  Wege  an  der  Nordostseite  des  Lokon,  in  der  Richtung  zwischen  ihm 
und  dem  Empung,  ein  Krater  sich  befand.  Dieser  stellte  ein  geräumiges  Becken  dar,  von 
allen  Seiten,  doch  hauptsächlich  von  der  südwestlichen,  durch  die  steile  und  hohe  Wand  des 
Lokon  selbst  eingeschlossen.  Das  Becken  fand  er  von  etwa  150  m  Tiefe  und  etwa  300  m 
Durchmesser.  Es  war  zum  Theil  mit  Steinen  und  Lava,  zum  Theil  mit  Asche  und  Schlamm 
ausgefüllt.     An   der   Nordostseite   war    der  Rand   am    wenigsten    hoch;    er   wurde    daselbst 


37 

durch  einen  Wall  von  „Basalt",  Asche  und  „Lavasteinen",  also  Bomben,  gebildet.  Aus  der 
Seitenwand  des  Kraters  ferner  sah  er  Wasser-  und  Schwefeldämpfe  mit  bedeutender  Kraft 
unter  grossen,  überhängenden  Felsen  hervorbrechen,  welche  eine  Wärme  von  63,5"  C  hatten 
(Reinwardt  spricht  nicht  ganz  deutlich  auch  von  einer  Quelle).  Die  Dämpfe  rochen  nicht 
sehr  stark  nach  Schwefel,  obschon  in  der  Nachbarschaft  der  Spalte  da  und  dort  Stücke  von 
krystalJisiertem  Schwefel  sich  fanden;  auch  überzog  ein  weisses  Salz  das  Gestein  in  kleinen 
Krystallen.  Das  anstehende  „Basaltgestein"  war  von  diesen  Dämpfen  reichlich  durchdrungen 
und  zum  Theil  durch  sie  zersetzt. 

Aus  dieser  Beschreibung  geht  hervor,  dass  1821  die  Verhältnisse  ähnlich  waren,  wie 
heutzutage:  Der  Hauptkegel  des  Lokon  völlig  ruhend;  auch  Reinwardt  bemerkte  auf 
ihm  nichts  von  einem  Krater.  Am  Nordostfuss  zwischen  Lokon  und  Empung  sah  er  die 
östliche  Bocca  in  Fumarolen-  bis  Solfatarenthätigkeit;  auch  scheinen  die  Dämpfe  aus  dem- 
selben Felsenthor  hervorgekommen  zu  sein,  wie  in  der  Gegenwart.  Auch  das  vom  krater- 
artigen Trichter  ausgehende  Thälchen  mit  den  Pechsteinblöcken  sah  und  beschrieb  Rein- 
wardt deutlich,  wie  wir  erwähnt  haben. 

Die  östliche  Bocca  war  also  seit  lange  schon  in  schwacher  Thätigkeit;  sie  scheint 
aber  doch  eine  Zeit  lang  geruht  zu  haben,  bevor  sie  am  29.  März  1893  unter  einigem  Getöse 
von  neuem  sich  öffnete,   um   sodann  wiederum   in  die  alte  Solfatarenthätigkeit  überzugehen. 

Ueber  den  Empung,  welchen  Reinwardt  vom  Lokon  herab  betrachtete,  macht 
er  die  folgende  Angabe:  Nördlich  vom  Lokon  erhebt  sich  der  Vulkan  Tompaluan  {dies  ist 
der  Empung,  siehe  oben  p.  36),  der  ganz  mit  Wald  bedeckt  ist,  aber  mitten  in  seinem  Gipfel 
eine  Vertiefung  aufweist.  Die  Eingebornen  erinnerten  sich  nicht,  dass  er  Feuer  gezeigt 
hätte;  jedoch  erzählten  sie,  dass  rund  um  den  Berg  ehemals  viele  Dörfer  gelegen  hätten, 
welche  durch  eine  heftige  Eruption  verwüstet  worden  seien. 

Die  so  unversehrt  erhaltene  Form  des  Empungkraters  lässt  es  wohl  zu,  die  berichtete 
Tradition  als  auf  Wahrheit  beruhend  aufzufassen;  die  letzte  Eruption  des  Empung  hätte 
sich  also  in  historischer  Zeit  ereignet. 

Dumont  d'Urville  (38,  p.  462)  berichtet  über  den  Empung  1828:  „Der  Berg  ist 
nur  ein  Gegenfort  des  Lokon,  dessen  Gipfel  uns  zur  Linken  in  schwacher  Entfernung  blieb; 
zur  Rechten  sah  man  mehrere  andere  Gipfel  weniger  hoch  als  der  Lokon,  welche  aber,  wie 
dieser,  Kratere  haben,  von  denen  einige  noch  rauchen."  Letzteres  kann  sich  nur  auf  die 
Solfataren  beziehen;  „die  anderen  Gipfel"  aber  sind  doch  wohl  der  Kasehe  und  Tetawiran. 
Er  macht  nun  eine  Bemerkung  über  die  Aussicht  vom  Empung  aus,  .spricht  aber  kein  Wort 
von  dem  doch  so  schön  au.sgebildeten  Krater.  Dies  kommt  einfach  daher,  dass  er  die  Spitze 
des  Empung  gar  nicht  erstiegen  hat;  vielmehr  wurde  ihm  der  Absturz  des  Wilkanes,  an 
welchem  der  Weg,  jetzt  die  Strasse  nach  Menado,  hinabführt,  als  Empung  bezeichnet;  denn 
auf  Tafel  215  seines  Atlas  ist  dieser  Reitweg  abgebildet,  und  dabei  heisst  es:  „Aussicht  vom 
Gipfel  des  Empung." 


38 

Der  Anon3'mus  1846  |8,  p.  603)  schreibt:  „In  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts muss  nach  den  Sagen  der  Eingebornen  der  Lokon  eine  grosse  Masse  Steine  in 
der  Richtung  von  WNW  ausgeworfen  haben." 

Junghuhn  (61,  2,  p.  849)  giebt  zwei  Höhenzahlen  an,  und  zwar  vom  Lokon  4580 
Par.  Fuss,  also  =  1488  m,  was  zu  wenig,  vom  Empung  4740  Par.  Fuss,  also  =  1540  m, 
was  ganz  falsch  ist.  „Diese  beiden  Höhen  sollen  von  Dr.  Forsten  gemessen  sein",  also 
um  das  Jahr  1840  (siehe  oben  p.  14). 

Am  II. — 18.  Mai  1852  befanden  sich  die  Brüder  De  Lange  (80,  p.  io|  auf  dem  Lokon 
zum  Zwecke  der  Landvermessung. 

Bleeker  (17,  i,  p.  55,  57,  58)  giebt  1856  für  die  Höhe  des  Lokon  1566  m  an.  „Der 
Empung  ist  viel  niedriger."  „Der  Lokon  muss  an  seinem  nordöstlichen  Abhang  eine  Solfatare 
haben,  aus  welcher  die  Eingebornen  viel  Schwefel  sammeln."  Dies  ist  ein  neuer  Beleg 
dafür,  dass  die  östliche  Bocca  fortgesetzt,  oder  doch  periodisch  sich  wiederholend,  in  schwächerer 
oder  stärkerer  Thätigkeit  sich  befand. 

Eine  briefliche  Notiz  von  uns  an  Herrn  von  Richthofen  vom  Mai  1894  (124, 
p.  351,  Anmerkung)  giebt  unsere  damalige  Auffassung  der  Lokonverhältnisse  wieder.  Das 
Wesentliche  daran  haben  wir  nicht  zu  verändern  gefunaen. 

Die  Angabe  Graaflands  (147,  i,  p.  99),  „dass  der  Lokon  von  Dr.  Bleeker  verkehrter 
Weise  für  den  Empung  angesehen  wurde,"  ist  unrichtig.  Sowohl  auf  seiner  Reise  von  Menado 
über  Lotta,  als  von  Tomohon  aus  beschreibt  Bleeker  die  beiden  Vulkankegel  völlig  richtig 
nach  geographischer  Lage,  Gestalt  und  Höhe. 

Unser  Freund  Kükenthal  176,  p.  236),  welchen  wir  am  25.  Juni  1894  auf  den  Lokon 
und  Empung  begleiteten,  schreibt  über  die  östliche  Bocca  folgendes:  „Wir  standen  inmitten 
eines  winterlich  aussehenden  Waldes,  dessen  kahle  Aeste  mit  einer  fahlgelben  Kruste  bedeckt 
waren.  Dann  und  wann  hörte  man  dumpfes  Donnern,  und  wei.sse  Rauchwolken  wirbelten 
aus  einer  Seitenkluft  auf,  der  Hauptsache  nach  aus  Wasserdampf  bestehend,  denen  Dämpfe 
von  schwefliger  Säure  beigemischt  waren."  Den  Empungkrater  beschreibt  Kükenthal 
als  weit,  trichterförmig,  den  Kraterrand  schmal,  aber  ein  gutes  Stück  begehbar. 

Koorders  (64,  p.  27,  28)  bestieg  den  Lokon  am  7.  Januar  1895  "'""^  berichtet  darüber 
folgendes:  Die  östliche  Bocca  liegt  in  1120  m  Meereshöhe.  „Wir  befinden  uns  an  dem 
Rande  eines  grossen ,  völlig  mit  entblätterten  hochstämmigen  Bäumen  bedeckten  Krater- 
beckens, dem  ursprünglichen  Krater  des  Lokon.  Er  hat  eine  Tiefe  von  25—30  m,  an  der 
Südwest-  und  Westseite  aber  steigen  die  Kraterwände  sehr  steil  reichlich  400 — 500  m  empor. 
Die  beiden,  durch  Kreuzchen  auf  der  Musschenbroek'schen  Karte  angedeuteten  Punkte, 
bei  denen  1592,  4  m  als  Meereshöhe  vermeldet  steht,  sind  die  höchsten  Punkte  des  süd- 
lichsten, höchsten  Kraterrandes.  Der  ganze  Kraterkessel  hat  schätzungsweise  einen  Durch- 
messer von  ein  paar  hundert  Meter.     Der  Krater  ist  nach  Südosten  geöffnet." 

Aus   dieser   Darstellung    ersehen  wir,   dass  Koorders    den    eigentlichen  Lokon  nur 


39 

für  den  südlichen  Kraterrand  der  Bocca  gehalten  hat  und  diese  selbst  für  den  eigentlichen 
Krater  des  Lokon.  Er  fährt  fort:  „In  diesem  grossen  Kraterkessel  befindet  sich  seit  1893  ein 
Kraterschacht,  welcher  vor  drei  Monaten  sehr  viel  und  während  meines  Besuches  nur  wenig 
schwefelsaure  Dämpfe  ausstiess.  Der  Schacht  hat  eine  runde  Form  und  vielleicht  nur  10  m 
Durchmesser."  Dies  ist  viel  zu  viel  Isiehe  oben  unsere  Angaben  über  das  Eruptionsthor  p.  29I. 
Es  wird  dann  noch  einiges  über  die  Lage  des  Schachtes  im  Krater  gesagt.  „Gegenüber 
an  der  westlichen  Kraterwand  kommen  aus  einer  Spalte  noch  Dämpfe  zum  Vorschein." 
„1894  muss  noch  ein  neuer  Kraterschacht  entstanden  sein,  kleiner  als  der  von  1893.  Ich 
habe  diesen  nicht  besucht.  Es  scheint,  dass  er  am  äusseren  Abhang  des  Vulkans  liegt  und 
westlich  von  dem  von  1893." 

Koorders'  Berichterf.tatter  meinte  damit  oftenbar  unsere  westliche  Bocca.  Die 
übrige  hierauf  bezügliche  Beschreibung  ist  nicht  ganz  klar. 

Koorders  bestieg  nun  den  Lokon  selbst  und  fand  für  dessen  höchste  Stelle  1570  m. 
Die  fünf  Vulkankegel  der  Lokongruppe  miteinander  -fasst  er  nun  irrtümlich  als  den  Rand 
eines  Kraters  auf;  denn  wir  lesen  |p.  45I:  „Man  sah  vom  Klabat  aus,  dass  der  eigentliche 
Lokongipfel  der  Karte,  zusammen  mit  dem  Kasehe  und  Tetawiran  und  mit  dem  Empung 
und  dem  Tompaluan  (letztere  beiden  sind  ein  und  dasselbe,  siehe  oben  p.  36)  einen  riesen- 
mässigen  abgestumpften  Kegel  bilden,  dessen  Oberfläche  der  Kraterboden  ist,  welcher  zwei 
deutliche  Dampfsäulen  dem  Auge  zeigte."  Trotzdem,  dass  Koorders  die  genannten 
vulkanischen  Kegel  als  Theile  eines  Kraterrandes  ansah,  hat  er  doch  den  Krater  des  Empung 
aus  der  Ferne  selbst  gesehen,  wie  schon  R  ein  ward  t  1821,  vom  Lokon  aus;  denn  er  sagt 
(p.  28):  „Der  Tompaluan  |=  Empung)  ist  aus  der  Ferne  betrachtet  auf  seinem  Gipfel  mit 
einem  erloschenen  kleinen  Kraterkes.sel  versehen."  lieber  den  Tetawiran  lesen  wir  die 
wichtige  Bemerkung  (p.  48I:  „Vom  Klabat  aus  zeigt  sich  der  Tetawiran  als  ein  Eruptions- 
kegel, dessen  Gipfel  von  einem  jetzt  nicht  thätigen  Krater  durchbohrt  ist."  Beruht  dies 
auf  einer  Mittheilung  durch  Eingeborene?  Denn  wenn  dieser  Krater  vom  Klabat  aus  erkennbar 
sein  sollte,  dann  dürfte  er  sehr  gross  sein. 

Bücking  I26,  p.  250)  besuchte  die  östliche  Bocca  im  Sommer  1898  und  fand  sie  noch 
in  Thätigkeit;  die  Dampfsäule  war  von  Menado  aus  erkennbar.  Der  Dampf  roch  nach 
Schwefel.  Die  Vegetation  bildete  um  die  Solfatara  wieder  einen  dünnen,  grünen  Pflanzen- 
teppich; sie  liegt  in   1150  m  Höhe  am  Fuss  des  steil  ansteigenden  Hauptkegels. 

b)  Die  Vulkanreihe  Rumengan    Masärang. 

Oestlich  von  der  Strasse,  welche  von  Tomohon  nördlich  nach  Menado  führt,  erhebt 
sich  eine  Reihe  von  kleineren  Vulkanen,  welche  genau  in  südnördlicher  Richtung  aufeinander- 
folgen; diese  Vulkanreihe  ist  also  der  Lokon-Empunghnie  parallel  gerichtet.  Der  Ostabfall 
des  Lokon  bildet  zusammen  mit  dem  Westabfall  des  Rumengan  einen  Sattel,  auf  welchem 
das  Dorf  Kakaskassen  liegt. 


40 

In  der  genannten  Reihe  lassen  sich  drei  Hauptvulkane  unterscheiden,  welche  zum 
Theil  wieder  jeder  für  sich  eine  kleine  Gruppe  darstellen,  und  welche  von  Nord  nach  Süd 
aufeinanderfolgend  als  Rumengan,  Empungläar  und  Masärang  bezeichnet  werden.  Während 
die  beiden  ersteren  nur  durch  eine  seichte  Mulde  von  einander  getrennt  sind ,  wird  der 
Empungläar  vom  südlich  auf  ihn  folgenden  Masärang  durch  einen  viel  tieferen  und  breiteren 
Sattel  geschieden,  über  welchen  in  ungefähr  östHcher  Richtung  die  Strasse  von  Tomohon 
nach  Rurükan  hinüberführt. 

Die  Figur  4  stellt  die  Rumengan-Masarangvulkanreihe  von  Tomohon ,  also  von  W 
aus,  aufgenommen  dar;  die  Bezeichnungen  finden  sich  darauf  eingetragen. 


Rumenga 


Empungläar 


Rurukansattel 


iMasarany 


Krater  Mahawu 


Figur    4. 
Die   Runienean-Masarang vulkanreihe  von   Tomohon   aus. 


a)  Der  Rumengan  mit  dem  Mahäwu. 

Der  nördliche  Theil  der  Vulkanreihe,  der  Rumengan,  stellt  selbst  wiederum  eine  kleine 
Gruppe  von  Vulkanen  dar,  insofern  sich  drei  Krater  auf  ihm  finden  sollen.  Von  diesen 
haben  wir  nur  den  nördlichsten  besuchst,  den  sogenannten  Mahäwu.  Nach  den  Angaben 
und  der  Skizze  eines  eingeborenen  Jägers  aber  folgen  südlich  auf  diesen  noch  zwei  andere, 
von  denen  der  südlichste  indessen  nur  von  unbedeutender  Grösse  zu  sein  scheint. 

Am  25.  Juli  1894  bestiegen  wir  den  Mahäwu.  Wir  fanden  einen  sehr  geräumigen, 
tiefen,  an  seiner  Form  noch  wenig  durch  Erosion  veränderten,  also  noch  jugendlichen  Krater, 
aus  dessen  Boden,  aufweichen  wir  hmabkletterten,  eine  unbedeutende  Solfatare  zum  Vorschein 
kam.     Den  Durchmesser  des  Kraters  schätzten  wir  auf  c.  500  m.    Eine  nähere  Beschreibung 


41 

können  wir  uns  ersparen,  indem  wir  auf  die  sogleich  folgende  von  Rein  war  dt  verweisen. 
Das  anstehende  Gestein  hatte  eine  auffallend  weissgraue,  fast  weisse  Farbe  mit  dunkleren 
Flecken,  ein  durch  schweflige  Säure  verwandelter  Augitandesit,  wie  die  petrographische 
Analyse  uns  lehrte  (siehe  no  26  im  petrographischen  Anhang).  Die  Meereshöhe  des  Krater- 
randes bestimmten  wir  zu  1340  m,  er  ist  also  genau  so  hoch  wie  der  Empung. 

Diesen  Vulkan  hat  auch  Reinwardt  (106,  p.  555  ff.)  1821  besucht,  und  er  giebt  von 
dieser  Excursion  eine  eingehende  Beschreibung,  welcher  wir  das  folgende  entnahmen:  Der 
Vulkan  Rumengan  liegt  nordöstlich  von  Tomohon  und  ist  etwas  weniger  hoch  als  der  Lokon. 
Einen  eigentlichen  Gipfel  hat  er  nicht;  denn  sobald  man  die  grösste  Höhe  erreicht  hat, 
befindet  man  sich  auf  dem  recht  scharfen  Rande  eines  geräumigen  und  sehr  tiefen  Kraters. 
Der  Rand  ist  sehr  uneben  und  bildet  einen  fast  vollkommenen  Kreis  um  den  Krater,  welcher 
ebenfalls  ein  fast  vollkommen  halbkugeliges  Becken  bildet.  Man  kann  diesen  Rand  in 
c.  30  Minuten  umschreiten,  was  für  den  Umfang  ungefähr  6000  rheinische  Fuss  ergiebt  (also 
1883  m;  der  aus  dieser  Zahl  zu  berechnende  Durchmesser  von  600  m  stimmt  mit  unserer 
Schätzung  verhältnissmässig  wohl  überein).  Die  Seiten  des  Kraters  sind  überall  sehr  steil,  nur 
unten  und  oben  ein  wenig  geneigt,  in  der  Mitte  aber  fast  lotrecht.  Reinwardt  Hess  sich  nun 
mittelst  eines  Rotangseiles  hinab.  Am  Boden  des  Kraters  fand  er  einen  kleinen,  weisslich 
gefärbten  Tümpel,  dessen  Wasser  einen  stark  sauren,  alaunartigen  Geschmack  hatte.  Aus 
einigen  Klüften  kamen  Schwefeldämpfe  zum  Vorschein;  viele  durchscheinende  Stücke 
Schwefel,  welche  von  jenen  Klüften  abgespült  waren,  lagen  auf  dem  Boden  umher.  Die 
Seitenwände  des  Kraters  waren  an  vielen  Stellen  durch  solche  schwefelhaltige  Klüfte  durch- 
wühlt und  zerrissen,  von  denen  einige  bemerkensvverth  tief  und  hoch  waren.  Das  anstehende 
Gestein  war  zersetzt  und  mit  Schwefel  durchdrungen,  es  war  weiss  von  Farbe. 

Reinwardt  fügt  noch  bei,  dass  man  ihm  in  Tomohon  den  Vulkan  als  Rumengan, 
in  Tondano  aber  als  Mahawu  bezeichnet  habe.  Wie  wir  oben  dargethan  haben,  ist  beides 
richtig,  insofern  eben  der  Rumengan,  der  von  uns  erhaltenen  Information  zufolge,  drei 
Kratere  hat,  von  denen  der  Mahawu  der  nördlichste  ist;  und  wir  nehmen  aus  unten  zu 
bringenden  Gründen  als  gewiss  an,  dass  der  von  Reinwardt  und  der  von  uns  besuchte 
Krater  ein  und  derselbe,  nämlich  der  Mahawukrater  des  Rumengan vulkanes  ist.  Reinwardt 
fand  nun  aber  die  Reste  der  vulkanischen  Thätigkeit  noch  viel  lebhafter  sich  äussernd,  als 
wir  es  gesehen  haben ,  ein  Umstand ,  welcher  sich  durch  seine  folgende  Bemerkung  wohl 
erklären  dürfte:  „Das  Gebirge  um  den  Rumengan  herum  ist  alles  schweren  Holzes  beraubt 
und  nur  mit  jungen  Pflanzen  oder  mit  Hochgras  bedeckt,  alles  in  Folge  des  letzten  Aus- 
bruches, welcher  vor  ungefähr  32  Jahren  stattgehabt  hat,  und  welcher  nach  den  Angaben 
der  älteren  Leute,  die  sich  noch  daran  erinnern,  sehr  gewaltig  gewesen  ist". 

Die  letzte  Eruption  fiel  also  ungefähr  auf  das  Jahr  1790.  Seit  Rein  ward  t's  Besuch 
sind  auf  dem  Kraterrande  grosse  Pandanusbäume  gewachsen. 

Aus   emer   weiteren   Angabe   Rein  ward  t's   geht   mit   Sicherheit   hervor,    dass   der 

Sa  ras  in.  Celebes.   IV.  D 


42 

von  ihm  besuchte  Krater  unser  Mahawu  ist;  denn  er  sagt:  „An  der  Seite  des  Kraters  treten 
an  einigen  Stellen  grosse  Blöcke  eines  weissen  Basaltgesteines  hervor."  Dieses  finde 
sich  auch  an  der  Nordseite  bis  ganz  nahe  dem  Kraterrande.  Dies  aber  ist  zweifellos  unser 
weissgrauer  Augitandesit,  den  wir  sonst  nirgendwo  mehr  angetroffen  haben.  (Ein  sehr 
ähnlich  aussehendes  Gestein  vom  Linow  Lahendong  erwies  sich  als  eine  Kieselimprägnation 
des  zersetzten  Augitandesits,  siehe  unten). 

Die  Höhe  des  Mahawu  maass  R.  zu  4323  engl.  F.  ^  4197  rhein.  F.;  das  ergiebt  1317  m. 

Es  findet  sich  in  Reinwardt's  Reisewerk  auf  Taf.  XVIII  eine  Abbildung  des  Mahawu- 
kraters  von  seinem  Begleiter  A.  J.  Bik. 

Der  Anonymus  1846  (8,  p.  603)  schreibt:  „Die  Alfuren  sagen  in  ihren  Ueberlieferungen, 
dass  ihre  Voreltern  sich  erinnern  können,  dass  zur  Zeit  der  Verwüstung  des  Reiches  Kinilon  (?) 
durch  den  König  von  Mongondo  verschiedene  Eruptionen  sich  ereignet  haben  aus  den 
Vulkanen  Rumengan  und  Mahawu.  Die  ausgeworfenen  Steine  und  Lavabrocken,  welche 
vom  Rumengan  gekommen  sein  müssen,  sollen  eine  ausgedehnte  Waldung  von  Mangobäumen 
verwüstet  haben.  Durch  erneuerte  Eruption  wurden  diese  Steine  mit  Lavaschicht  bedeckt 
und  der  so  viel  versprechende  Boden  verwüstet;  aber  mit  der  Zeit  entstand  daselbst  ein 
grosser  Wald.  Die  dritte  Eruption  überdeckte  wiederum  alles,  und  dann  wurde  der  Boden 
viel  mehr  für  das  Aufkommen  von  anderen  Pfianzen  vorbereitet,  aber  er  wurde  nur  mit 
Buschwald  bedeckt." 

Nach  Graafland  (47,  i,  p.  255)  ist  Rumengan  der  Namen  einer  minahassischen  Gott- 
heit; Mahawu  bedeutet  Aschengeber  von  awu,  Asche,  was,  wie  wir  beifügen,  sehr  wohl  auf 
eine  historische  Eruption  gedeutet  werden  darf,  wie  die  von  1790.  Der  Satz  dieses  Autors: 
„Oestlich  (von  Tomohon-Kakaskassen)  erhebt  sich  das  Gebirge  Masarang,  welches  drei 
hervorragende  Gipfel  hat :  Rumengan,  Mahawu  und  Masarang"  ist  nach  unserer  Darstellung 
zu  ändern.  Ferner  wissen  wir  nicht  recht,  was  wir  mit  folgender  Angabe  anfangen  sollen 
(47,  I,  p.  146):  „Im  Bache  Sario  ist  oberhalb  des  Dorfes  Koka  vor  einigen  Jahren  wiederholt 
Gold  gefunden  worden,  welches  von  oben,  wahrscheinlich  aus  dem  Berg  Rumengan,  herab- 
geschwemmt wurde".  Es  ist  wohl  alles  eher,  als  Gold  gewesen.  Die  Angabe  finden  wir 
bei  Riedel  (113,  p.  556)  wieder,  wo  es  heisst:  „Das  Bett  des  Sariubaches  oberhalb  vom  Dorfe 
Koka  enthält  sehr  viel  Stoffgold." 

Ausser  dem  Mahawu  ist  kein  Krater  des  Rumengan  bis  jetzt  untersucht  worden. 

ß)  Der  Empungläar. 

Dieser  Vulkan  schliesst  sich  dem  Rumengan  südlich  direkt  an  und  erhebt  sich  nördlich 
von  der  Einsattelung,  welche  ihn  mit  dem  südlichen  Masarang  verbindet.  Wir  bestiegen 
ihn  am  29.  Juli  1894.  Man  geht  auf  dem  nach  Rurukan  führenden  Wege  bis  zum  höchsten 
Punkte  des  Sattels,  von  diesem  aus  nördlich  hinauf  durch  Kaffeegärten,  sodann  durch 
niedrigen  Wald    bis   zum  Kraterrand.     Der  Krater   stellt   ein  grosses,   rundliches  Loch  dar; 


43 

er  ist  aber  weniger  gross  als  der  Mahawu,  und  seine  Tiefe  beträgt  blos  40  m.  Sein  Boden  ist 
flach  und  von  einem  kleinen  See  bedeckt,  dessen  Ausdehnung  je  nach  dem  Regenfall  sich 
verändert,  wie  aus  Wassermarken  zu  schliessen  war.  Die  längere  Axe  des  Tümpels  betrug 
dazumal  c.  50  m,  die  kürzere  c.  20  m;  letztere  dürfte  in  der  Regenzeit  das  doppelte  erreichen. 
Eine  herrliche  Waldvegetation  erfüLlt  den  Krater,  welcher  keine  Spuren  vulkanischer  Thätig- 
keit  zeigt.  (Die  petrographische  Diagnose  des  anstehenden  Gesteines  siehe  im  Anhang 
unter  no  24  u.  25I. 

y)  Der  Masärang. 

Wir  haben  es  im  Masärang  mit  einem  complicierten  vulkanischen  Gebirge  zu  thun, 
welches  wie  der  Rumengan  drei  Kratere  aufweist.  Von  diesen  haben  wir  zwei  aufgesucht, 
den  dritten,  welcher  der  kleinste  zu  sein  scheint,  kennen  wir  nur  aus  der  Skizze  eines  Ein- 
geborenen. Am  interessantesten  ist  der  nördlichste,  der  Masärang  par  excellence.  lieber  die 
Besteigung  ist  weiter  nichts  zu  sagen ;  seine  Höhe  fanden  wir  mit  dem  Siedethermometer  zu 
c.  1275  m  ;  der  Krater  aber  ist  eigenartig,  insofern  er  nicht  ein  trichterförmiges  Loch  darstellt, 
sondern  eine  tellerartige  Delle  mit  flachem  Boden  und  von  nur 'etwa  10  m  Tiefe.  Wir  schritten 
zuerst  um  den  Rand  und  hierauf  quer  durch  den  Boden ,  welchen  wir  so  eben  wie  einen 
Garten  fanden  und  mit  reicher  Vegetation  geschmückt.  Es  würde  sich  daraus  ein  prächtiger 
Park  bilden  lassen,  welcher  durch  die  rahmenartige,  fast  kreisrunde  Umwallung  ein  höchst 
eigenthümliches  Ansehen  bekommen  würde.  Es  findet  sich  kein  stehendes  Wasser  darin 
vor.  Der  Umfang  des  Kraterrandes  beträgt  c.  500  m,  was  als  Durchmesser  160  m  ergiebt. 
Es  handelt  sich  somit  um  einen  kleinen  Krater.  Die  ganze  Form  desselben  ist  nun  aber 
darum  von  Interesse,  weil  wir  offenbar  ein  Uebergangsstadium  in  der  Erosion  von  der 
ursprünglichen  Trichterform  eines  noch  thätigen  oder  doch  sehr  jungen  Kraters  an  bis  zum 
völligen  Verschwinden  jeder  Spur  eines  Kraters  vor  uns  haben,  eine  mit  der  Erosion  des 
Kraterrandes  Hand  in  Hand  gehende  Ausfüllung  des  Kratertrichters.  Hier  beim  Masärang 
sind  wir  nicht  mehr  weit  vom  Endpunkte  entfernt,  indem  der  Kratertrichter  schon  soweit 
ausgefüllt  is:,  dass  er  eine  ebene  Fläche  darstellt,  welche  von  einem  nur  noch  10  m  hohen 
Walle ,  dem  verschwindenden  Kraterrande ,  umgeben  wird.  Die  Erosion  wird  auch  diesen 
noch  zerstören,  sodass  keine  Spur  eines  Kraters  mehr  auf  dem  Gipfel  des  kegelförmigen 
Vulkanes  nachzuweisen  sein  wird.  In  diesem  Zustande  befinden  sich  nach  unserer  Ansicht 
die  Sudara  und  der  Lokon.  Solche  Vulkankegel  pflegen  dann  meistens  auch  tiefe  Radiär- 
runsen  an  ihrer  Mantelfläche  aufzuweisen,  durch  Erosion  entstandene  Schluchten,  welche 
nicht  durch  das  Material  späterer  Eruption  wieder  ausgefüllt  wurden,  wie  das  bei  den  periodisch 
thätigen  Vulkanen  stets  der  Fall  sein  wird.  Nach  Verschwinden  des  Kraters,  dem  Ver- 
streichen  desselben,  wir  wir  den  Vorgang  nennen  können  (siehe  auch  oben  Seite  27), 
werden  dann  die  Radiärrunsen  allmälig  den  Berg  zerschneiden  und  in  phantastische  Formen 

0* 


44 

umschaffen,  sodass  dann  aus  der  Form  des  Berges  nicht  mehr  auf  seine  Natur  geschlossen 
werden  kann;  die  ursprüngliche  vulkanische  Kegelform  wird  dann  eben  verschwunden  sein. 

In  Figur  5  geben  wir  einen  Querschnitt  durch  den  Gipfel  des  Vulkans,  welcher  aut 
Grund  der  realen  Verhältnisse  construiert  wurde. 

Zu  dieser  Figur  ist  folgendes  zu  bemerken :  Sie  stellt  die  Durchschnittslinien  der 
obersten  Kegelspitzen  der  Vulkane  Klabat  und  Masarang  dar,  nachdem  sie  auf  gleiche 
Grössenverhältnisse  gebracht  worden  waren.  Die  Masarangsilhouette  wurde  schraffiert.  Der 
Durchschnitt  durch  den  Klabatkrater  ist  in  N-S-Richtung,  der  durch  den  Masarang  in  be- 
liebiger Richtung  gelegt.  Man  sieht:  der  Krater  des  Masarang  hat,  wie  schon  bemerkt, 
vollkommene  Tellerform.  Zieht  man  nun  einen  Vergleich  mit  dem  Durchschnitt  durch  den 
Klabatkrater,  so  wird  man  in  diesem  eine  Vorstufe  zu  dem  Zustand  des  Masarang  erkennen. 

Klabat 


Masarang 


Figur  5. 
Masarangkrater,  Durch  scli  nitt,   schraffiert.     Klabatkrater,  Durchschuitt   iu  N-S-Richtung, 

als   Linie. 


Beide  stellen  durch  Erosion  umgeformte  Kratere  dar,  wobei  der  Neigungswinkel  der  inneren 
Abschrägung  der  Kraterwand  dem  der  äusseren  Kraterwand  völlig  gleich  ist.  Ganz  anders 
ist  dies  bei  jugendhchen  Kratern ;  bei  diesen  ist  die  Neigung  der  Schlotwände  sehr  steil, 
der  senkrechten  sich  nähernd;  die  Erosion  beginnt  am  obern  Rande,  denselben  abschrägend; 
am  Boden  des  Kraters  bildet  sich  eine  kreisförmige  Schutthalde,  welche  dann  allmählig 
mit  der  von  oben  nach  unten  arbeitenden  Abschrägung  zusammenfliesst,  sodass  die  einzige, 
auf  obigem  Durchschnitt  durch  den  Klabatkrater  dargestellte  Abdachung  von  rund  30"  zu 
Stande  kommt.  Der  Kraterrand  verliert  aber  durch  die  Erosion  nicht  nur  gegen  den  Krater 
zu  an  Masse,  sondern  auch  an  seiner  äusseren  Peripherie;  die  Erosion  verkleinert  ihn  tort- 
während, bis  er  völlig  verschwindet.  Die  ineinandergelegten  Curven  des  Klabat  und  Masarang 
zeigen  deutlich,  wie  dies  aufzufassen  ist. 

Das  Gesagte   gilt   aber  nur   für   die  Fälle,   wo  kein  Barranco  besteht;   die  Wirkung 
eines   solchen   ist   eine   völlig   andere.     Indem   das   in  den   Krater  eingeschwemmte  Material 


45 

fortwährend  hinweggeführt  wird,  kommt  es  nie  zu  einem  Verschwinden  des  Kraters;  viel- 
mehr wird  derselbe  beständig  in  seinem  Umfange  vergrössert  dadurch,  dass  durch  die 
Abtragung  des  Kraterwalles  von  oben  nach  unten,  als  Folge  der  Erosion,  die  Peripherie  des 
Kraters  eine  immer  grössere  wird ;  je  älter  die  Vulkanruine  ist,  einen  umso  grösseren  Umfang 
wird  der  Kraterwall  zeigen  müssen,  und  da  der  Barranco  sich  immer  tiefer  einschneidet,  wird 
es  auch  nie  \m  Innern  der  Umwallung  an  einer  kraterartigen  Vertiefung  fehlen  können.  So 
können  aus  einem  ursprünglich  massig  grossen  Krater  auf  dem  Gipfel  eines  Vulkankegels 
durch  allmählige  Wegschaffung  des  Kraterwalles  von  oben  her  mit  Hilfe  eines  Barranco 
scheinbare  Riesenkratere  entstehen,  welche  doch  nichts  weiter  als  die  Ruinen  eines  ursprüng- 
lich normalen  Vulkankegels  sind.  Verstopft  sich  irgend  einmal  der  Barranco,  so  entsteht 
ein  Maar  (siehe  unten).     Auf  die  dargestellte  Weise  ist  auch  jede  Somma  zu  erklären. 

Bei  Kraterschlöten,  welche  aus  festem  Fels  bestehen,  wird  die  ursprüngliche  Steilheit 
natürlich  viel  länger  sich  erhalten,  als  bei  Aschenkegeln,  be.sonders  wenn  sie  von  sehr  grosser 
Tiefe  und  von  mächtigem  Umfange  sind ,  und  wenn  dazu  noch  durch  einen  Barranco  das 
Material  der  Schutthalde  beständig  wieder  aus  dem  Krater  hinweggeführt  wird.  So  ist  es 
z.  B.  am  Hauptkrater  des  Pik  von  Bantäeng  der  Fall  (siehe  unten). 

Der  zweite  Krater  des  Masarang,  welchen  wir  besucht  haben,  liegt  nicht  auf 
der  Spitze  eines  Kegels,  sondern  tief  unten  am  Berge,  er  ist  also  vielleicht  als  ein  Parasit 
des  vorigen  aufzufassen.  Es  befindet  sich  ein  kleines  Maar  darin,  welches  durch  einen  Barranco 
ausmündet;  deshalb  stellt  auch  der  Krater  einen  halbmondförmigen  Trichter  dar. 

Den  dritten  Krater  haben  wir,  wie  schon  oben  bemerkt,  nicht  aufgesucht. 

Die  petrographische  Untersuchung  von  Masaranggesteinen  siehe  im  Anhang. 

Bücking  (26,  p.  252)  sah  bei  Tataäran  das  Ende  eines  vom  Masarang  herabge- 
kommenen und  bei  jenem  Orte  in  grosse  Blöcke  zerfallenen  Lavastromes.  Ferner  erwähnt 
er  (p.  249),  dass  beim  Orte  Rurukan  nach  Wallace  Granitfelsen  anständen;  doch  finden 
wir,  dass  an  der  angezogenen  Stelle  (147,  p.  249)  Wallace  vom  Granit  des  Mount  Ophir 
in  Malacca  spricht,  um.  den  Unterschied  in  der  Vegetation  bei  gleicher  Meereshöhe  an  beiden 
Orten  zu  erklaren. 

„Der  Berg  Passeki,  schreibt  der  Anonymus  1846  (8),  im  Distrikt  Lotta  (auf 
der  Musschenbroek'schen  Karte  c.  40  km  in  östlicher  Richtung  von  der  genannten  Ortschaft) 
hat  weisse  Thonerde  und  Schwefel  ausgeworfen,  wovon  das  auslaufende  Wasser,  besonders 
der  Bach  Selüssem  (Salu-esem  auf  obiger  Karte)  sehr  ungesund  ist".  Es  handelt  sich  wohl 
um    eine  Solfatare,   weshalb    die  Angabe  erwähnt  sei. 


^^ 


46 


c)  Der  Vulkan  Kinagogäran. 

Nordöstlich  vom  Masarang  erhebt  sich  ein  kleiner  Vulkan ,  der  auf  der  Karte  als 
Kinagogäran  verzeichnet  steht,  und  dessen  Lage  wir  durch  vorgenommene  Peilungen  als 
richtig  bestätigen  können.  Wir  würden  jetzt,  da  wir  den  hypothetischen,  durch  die  Kratere 
eventuell  bezeichneten  Bruchspalten  nachforschen,  jeden  erreichbaren  Gipfel  persönHch  unter- 
sucht haben;  aber  so  müssen  wir,  wie  leider  in  so  sehr  vielem,  die  nöthigen  Ermittelungen 
spätem  Forschern  anheimstellen.  Der  Kinagogäran  scheint  uns  der,  den  See  von  Tondano 
von  Osten  her  umlaufenden  Vulkankette  die  Hand  reichen  zu  wollen,  worauf  wir  unten  zurück- 
kommen werden.  Wir  verfolgen  nun  zunächst  die  Rumengan-Masarangreihe  in  südlicher 
Richtung  weiter. 


d)   Der  Vulkan  Tampüssu. 

Den  Namen  dieses  Vulkans  schreibt  der  Anonymus  1856(9,  p.  35)  Tampüssu,  Graaf- 
land  (47,  I,  e.  g.  p.  320)  und  de  Clercq  (32,  p.  24)  Tampusu,  die  Andern  Tompussu  oder 
Tompusu.  Wir  haben  ihn  nicht  erstiegen;  doch  geschah  dies  durch  die  De  Lange  1852, 
welche  die  Höhe  zu  1217  m  bestimmten.  Nach  den  vorhandenen  Angaben  enthält  der  Krater 
ein  Maar,  wie  schon  Rein  ward  t  (106,  p.  564)  berichtet.  Aus  der  Ferne  gesehen  erscheint 
thatsächlich  der  Gipfel  des  Berges  breit  abgestutzt,  was  auf  einen  verhältnissmässig  bedeutenden 
Umfang  des  Kraters  schliessen  lässt  (siehe  Figur  6  auf  folgender  Seite).  Der  Südabfall  des 
Vulkans  weist  eine  stufenartige  Einkerbung  auf,  der  Nordabfall  ist  ungestört.  AuchBleeker 
(17,  p.  66)  fiel  die  Breite  des  Gipfels  auf.  Der  Vulkan  beherrscht,  trotz  seiner  relativ  geringen 
Höhe,  ringsum  das  Land,  und  wir  möchten  deshalb  einige  Obsid  ianströme  mit  ihm  in 
Beziehung  setzen,  welche  südlich  von  der  Tondano-Tomohonstrasse  zwischen  paal  17  und  18 
und  bei  paal  18  anstehen.  Dieser  Obsidian  ist  an  einer  Stelle  sammtschwarz,  sonst  grau 
gebändert.  Schon  A.  B.  Meyer  hat  ihn  von  diesem  Orte  mitgebracht,  neuerdings  untersuchten 
ihn  Bücking  und  Rinne.     (Siehe  no  15  und  17  im  petrographischen  Anhang). 

In  südöstlicher  Richtung  gegen  den  See  von  Tondano  hin  kommt  vom  Tampüssu 
ein  Steinstrom  herab,  welchen  die  Strasse  nördlich  vom  Dorfe  Remböken  überschreitet. 
Bleeker  (17,  p.  74)  bemerkt  darüber:  „Bei  dem  Dorf  Remböken  erreichten  die  Trachytrippen 
(muss  heissen:  Andesit)  des  westHchen  Grenzgebirges  des  Hochlandes  den  See  von 
Tondano".  Der  Autor  scheint  die  nordsüdlich  sich  folgende  Vulkanreihe  für  ein  Ketten- 
gebirge gehalten  zu  haben.  Remböken  selbst  ist  auf  und  zwischen  grossen  Steinblöcken 
gebaut  (Reinwardt,  106,  564;  Anonymus,  9,  p.  34,  35). 

Bücking  (26,  p.  252)  schreibt:  „Die  ältere  Strasse  von  Tondano  nach  Kakas  ver- 
läuft westlich  am  See.  Sie  zweigt  bei  Tataäran  von  der  Strasse  nach  Menado  ab  und  steigt  am 
östlichen  Abhang  des  Tompusu  bis  850  m  Meereshöhe  hinan,   um   sich   dann  rasch  zu  dem 


47 

Ufer  des  Sees  hinabzusenken,  den  sie  bei  dem  Dorf  Remboken  erreicht.     Der  Abhang  des 
Tompusu  ist  mit  grossen  Andesitblöcken  dicht  bedeckt". 

Westlich  vom  Tampussu  erhebt  sich  ein  ganz  kleiner  Vulkan,  welcher  auf  der  Karte 
als  Kasuratan  bezeichnet  ist,  und  den  wir  von  Tomohon  aus  als  „kleinen  Vulkan"  (so  im 
Tagebuch)  gesehen  und  gepeilt  haben.  Die  Peilung  fiel  genau  mit  dem  Kartenorte  zu- 
sammen.    Da  er  noch   in  den  Bereich  des  Aufschüttungskegels  des  Tampussu   fällt,   fassen 


G.  Tölangköw 


Tampussu 


Grar¥i< 


Figur  6. 
Der   Linow   Lahendong. 


wir  ihn  als   einen  Parasiten  desselben   auf.     „Sein  Krater   ist  teilweise  mit  Wasser  gefüllt", 
bemerkt  Wichmann  (153,  p.  8),   wohl  weil   auf  der  Karte   von  Musschenbroek   es   so 


angegeben  ist. 


Bemerkenswerth  ist  ein  Seh  lamm  sprudel  nördlich  vom  Dorfe  Tondängow  am 
Fuss  des  Kasuratan ,  in  welchem  der  Schlamm  bis  zu  einer  Höhe  von  drei  Fuss  hinaus- 
geschleudert wird.  Auch  noch  andere  warme  Quellen  von  einer  Temperatur  bis  82°  C  finden 
sich  daselbst.    (Siehe  Heringa,  53,  p.  119I. 


48 


e)  Der  Linow  Lahendong. 

Es  handelt  sich  hier  um  ein  grosses ,  beim  Dorfe  Lahendong  gelegenes  Maar. 
Linow  (so,  nach  deClercq,  32,  p.  24)  bedeutet  Maar,  im  Gegensatz  zu  Dano ,  See,  wie 
uns  Herr  J.  A.  T.  Schwarz,  Missionar  in  Sonder,  mittheilte;  Graafland  (47,  i,  p.  320 
Anmerkung)  scheint  dies  aber  zu  bezweifeln  und  spricht  stets  vom  See  Linow.  Die  von 
A.  Wichmann  (153,  p.  7)  nach  den  vorhandenen  Berichten  zusammengestellte  Beschreibung 
des  Maares  von  Lahendong  ist  so  wohl  angelegt,  dass  wir  sie  mit  einigen  kleinen  Bemerk- 
ungen hiemit  wiedergeben:  „Etwa  ^/i  km  östlich  vom  Dorfe  Lahendong  findet  sich  oberhalb 
desselben  ein  beinahe  kreisrundes  Becken  von  etwa  700  m  im  Durchmesser  in  einen  Hügel 
eingesenkt,  der  sich  wiederum  an  eine  im  Nordosten  befindliche  Anhöhe  am  Westfusse  des 
Gunung  Tampusu  anlehnt." 

Das  Becken  macht  thatsächlich  einen  runden  Eindruck,  nicht  einen  ungefähr  quadra- 
tischen,  wie  auf  der  Karte  von  Musschenbroek.  Die  Angabe,  der  Durchmesser  betrage 
700  m,  ist  obiger  Karte  entnommen;  die  Autoren  haben  Schätzungen,  welche  um  diesen  Werth 
herum  sich  bewegen. 

Die  Meereshöhe  des  Seespiegels  bestimmten  wir  zu  ca.  780  m  (mit  wenig  verläss- 
lichem Aneroid). 

Wich  mann  fährt  fort:  „Die  nur  wenig  hohen  Uferränder  fallen  allseitig  steil  nach 
dem  Becken  ab.  Im  Südwesten  ist  der  Rand  desselben  durchbrochen  und  gestattet  den 
Abfluss  in  einen  Bach,  der  den  Namen  Rano  Rangdang  führt.  (Auf  der  Musschen- 
broek'schen  Karte  finden  wir  den  Namen  Dandang).  Der  bekannte  Wasserfall  von  Tjintjep 
wird  durch  die  Wassermengen  gebildet,  welche  dieser  Bach  im  Verein  mit  denjenigen  des 
Munte  sowie  des  Nuai  liefert  (nach  Graafland,  47,  i,  p.  322  u.  392,  vergleiche  auch  Spreeu- 
wenberg,  135,  p.  165,  174;  diese  beiden  Flussnamen  sind  auf  unserer  Karte  nicht  einge- 
tragen). Sämmtliche  Beobachter  stimmen  darin  überein,  dass  das  Becken  einen  alten  Krater 
darstellt,  und  zwar  nicht  allein  seiner  Gestalt  wegen,  sondern  auch  weil  dasselbe  noch 
heutigentags  als  Schauplatz  vulkanischer  Thätigkeit  zu  betrachten  ist,  und  auch  aus  vulkanischem 
Material  aufgebaut  erscheint.  Am  nordöstlichen  Rande  des  Sees  befinden  sich  noch  Sol- 
fataren  in  Verbindung  mit  Schlammsprudeln,  die  den  Boden  am  Abhänge  in  einen  kochenden 
Schlammpfuhl  von  fast  10  m  Durchmesser  verwandelt  haben." 

Dies  ist  die  eine  und  grösste  Solfatara.  Die  andere  befindet  sich  an  der  Südwest- 
ecke und  ist  unbedeutend.  Es  hat  beinahe  den  Anschein,  als  wären  die  Solfataren  früher 
lebhafter  thätig  gewesen  als  jetzt,  wenigstens  die  letztere;  denn  nach  Spreeu  wenber  g  (135, 
p.  164)  sieht  man  an  dieser  Stelle  kochendes,  schwefelhaltiges  Wasser  hervorsprudeln,  welches 
eine  Wärme  von  ca.  95"  C  hat;  nachBleeker  (17,  p.  591  befindet  sich  daselbst  ein  Schwefel- 
pfuhl.    „An  der  nordösdichen  Solfatara  war  es,   wo  Graf  Carlo  de  Vidua    de  Conzano   am 


49 

i6.  August  1830  (nicht  1829,  siehe  163,  p.  128)  mit  einem  Beine  einsank  und  sich  derart  verletzte, 
dass  er  einige  Monate  darauf  m  der  Bai  von  Amboina  starb." 

Die  von  Rosenberg  (122,  p.  265)  gegebene  Abbildung  des  Graf  Yidua  Pfuhles, 
wie  wir  ihn  nennen  wollen,  ist  nichtssagend. 

Bickmore's  (16,  p.  267  u.  278)  Angabe,  das  Wasser  des  Linow  sei  schweflig,  gilt 
nur  für  die  Stellen,  bei  denen  Solfataren  zum  Vorschein  kommen.  Diese  scheinen  im  Umkreis 
des  Beckens  zu  liegen,  wohl  aus  derselben  Ursache,  welche  die  Dämpfe  des  Klabat  aus  dem 
Kraterrande  und  nicht  aus  dem  Boden  hervortreten  lässt.  Der  Erosionsschutt  wirkt  als  Pfropf. 
(Siehe  oben  Seite  8|. 

Wich  man  n  fährt  fort:  „Das  Wasser  des  Sees,  der  nach  van  Spreeuwenberg  (135, 
p.  165)  eine  Tiefe  von  nur  3  m  besitzen  soll,  ist  blau  —  wir  fanden  es  bei  einem  unserer  Besuche 
grasgrün,  wne  in  unserem  Tagebuche  steht  —  lediglich  an  denjenigen  Stellen,  wo  die  Sol- 
fataren aus  dem  Boden  hervorbrechen,  nimmt  es  in  Folge  der  Ausscheidung  von  Schwefel 
eine  weissliche  Färbung  an."  „Der  See  von  Lahendong  ist  ein  Maar  und  zwar  ein  ächter 
Kratersee." 

Wir  schliessen  uns  diesem  Urtheil  vollständig  an ;  denn  es  ist  ein  Kraterwall  um  den 
See  herum  zu  constatiercn.  Schon  gegen  die  westliche  Ebene  zu  ist  er  deutlich;  man  hat  ihn 
von  Lahendong  aus  zu  übersteigen;  lose  Steinblöcke  liegen  in  und  auf  demselben.  „Man 
klettert  erst  sehr  steil  (von  Lahendong  aus)  einige  dreihundert  Fuss  hinauf  und  steigt  dann 
nach  dem  See  hinab,  welcher  reichlich  einen  halben  Paal  Durchmesser  hat,  von  einer  runden 
Form  und  rings  von  Hügeln  eingeschlossen  ist",  sagt  der  Anonymus  1856  (9,  p.  98). 

Der  Kraterwall  ist  allerdings  ringsum  erhalten,  aber  durch  Erosion  offenbar  bedeutend 
verkleinert.  Nur  an  drei  Stellen  scheinen  noch  höhere  Stücke  davon  übrig  zu  sein.  Man 
findet  dieselben  auf  der  Mussche  nbroek'schen  Karte  nördlich,  östlich  und  südlich  vom 
Maar  als  selbständige  Hügel  angedeutet.  Der  n(jrdlichste  heisst  dort  Tolangkow;  er  erhebt 
sich  nach  De  Lange  (80)  zu  992  m,  also,  wenn  unsere  Bestimmung  der  Höhe  des  Seespiegels 
annähernd  richtig  sein  sollte,  zu  rund  200  m  über  den  letzteren. 

Aus  zwei  Photographien  von  Kükenthal  und  von  uns,  welche  wir  combiniert,  in 
ein  einziges  Bild  umphotographiert  und  in  Figur  6  auf  Seite  47  dargestellt  haben,  geht  nun 
hervor,  dass  der  Hügel  Tolangkow  wirklich  den  höchsten  Theil  des  ursprünglichen  Krater- 
randes darstellt.  Das  Lahendong-Maar  ist  also  „ein  Becken ,  bei  welchem  ausgeworfenes 
Gestein  rings  um  den  Rand  angeordnet  ist",  also  ein  Explosionsbecken  (v.  Richthofen, 
109,  p.  271);  doch  möchten  wir  dem  noch  folgendes  hinzufügen. 

Die  feststellbare  Kraterumwallung  hat  einen  relativ,  d.  h.  für  einen  Minahassakrater, 
gewaltigen  Umfang;  sein  Durchmesser  beträgt  rund  2  km.  Wir  halten  aber  solche  Formen 
für  Vulkanruinen,  welche  durch  die  Wirkung  eines  Barranco's  in  der  Weise  entstanden  sind, 
wie  wir  es  oben  beim  Masarang  (Seite  46)  dargestellt  haben.    Demnach  ist  der  ursprüngliche 

S.ar;isin,  Celebes.  IV.  t 


50 

Vulkankegel  des  Linow,  welcher  vermuthlich  einen  Krater  von  normalem  Umfang  gehabt 
hatte,  durch  Erosion  zu  diesem  ausserordentlich  ausgedehnten,  von  einem  niedrigen  Wall 
umgebenen  Gebilde  umgeschaffen  worden,  wie  wir  es  jetzt  vor  uns  sehen,  zu  einem  Riesen- 
krater mit  niedrigen  Wänden.  So  erklärt  es  sich  auch,  dass  der  von  Wasser  erfüllte 
Krater  des  Linow  nur  eine  unbedeutende  Tiefe  hat;  denn  er  ist  ja  nicht  mehr  der  ursprüng- 
liche Krater  des  Vulkanes  selbst,   sondern   ein   durch  Erosion   geschaffenes  flaches  Gebilde. 

Petrographische  Bemerkungen  siehe  im  Anhang;  hier  sei  nur  erwähnt,  dass  wir  auf 
dem  westlichen  Kraterwall  Blöcke  eines  merkwürdig  harten  und  auffallend  hellweissgrau 
gefärbten  Gesteins  vorfanden,  welches  sich  als  eine  Kieselimprägnation  zersetzten  Augit- 
andesits  auswies. 

„Quarzabsätze  und  zugleich  Imprägnierung  mit  Erz  (in  dem  Fall  Eisenkies)  fand  ich 
bei  den  heissen  Quellen  und  Fumarolen  am  Kratersee  von  Linow"  schreibt  Rinne  (117,  p.  19). 
Am  Rande  des  Sees  selbst  steht  ein  schwarzer  Augitandesit  an  von  plattenförmiger  Ab- 
sonderung. 


f)  Der  vulkanische  Schlammpfuhl  zwischen  Lahendong  und  Saröngsong. 

Westlich  von  der  Strasse,  welche  von  Lahendong  nordwärts  über  Tomohon  nach 
Menado  führt,  liegt  zwischen  Paal  17  und  18,  von  Menado  aus  gerechnet,  ein  vulkanischer 
Sumpf  von  weissgrauer  Farbe,  aus  welchem  nach  schwefliger  Säure  und  Schwefelwasser- 
stoff riechende  Dämpfe  aufsteigen.  Bei  reichem  Regenfall  wird  der  Sumpf  zum  kleinen  See. 
„Es  ist  ein  unregelmässig  geformtes  und  untiefes  Seelein,  schreibt  Graafl and  1867  (47,  erste 
Auflage,  I,  p.  195),  hie  und  da  gelblich  gefärbt.  Die  Ränder  des  Wassers  sind  mit  kleinem 
Buschwerk  bestanden,  welches  aber  dürr  und  versengt  ist.  Das  Wasser  ist  warm,  und  es 
steigen  zuweilen  Schwefeldämpfe  daraus  auf.     Dennoch  leben  Fische  darin". 

Wir  fanden  den  Schlamm  an  einigen  Stellen  zu  einer  schneeweissen  oder  bläulichen 
Masse  erhärtet,  welche  von  einer  ca.  3  mm  dicken  Kruste  krystallinischen  Schwefels  über- 
zogen war.  Die  Bildung  dieser  Masse  weist  auf  schweflige  Säure  als  Zersetzungsmittel  des 
vulkanischen  Tuffes  hin;  denn  Kayser  (62,  i,  p.  363)  schreibt:  „Ist  SO,,  vorhanden,  so  werden 
durch  die  starke  zersetzende  Wirkung  der  entstehenden  Ho  SO4  alle  leichter  zerstörbaren 
Gesteine,  besonders  Tuffe,  in  eine  weisse  oder  rötliche,  breiige  Masse  umgewandelt,  aus 
welcher  die  Dämpfe  mit  brodelndem  oder  zischendem  Geräusch ,  unter  Ausspritzung  von 
Schlamm  hervortreten.  Man  bezeichnet  sie  dann  als  heisse  Schlammsprudel  (paint-pots  oder 
mud-geysers)". 

Ob  das  Becken  von  Sarongsong  den  Rest  eines  ursprünglichen  Kraters  darstellt, 
bleibt  zu  untersuchen. 


51 


g)  Der  Vulkan  Lengköan. 

Den  G.  Lengköan  fassen  wir  hj-pothetisch  als  einen  selbständigen  Vulkan  auf,  ob- 
gleich wir  ihn  nicht  untersucht  haben  und  nur  die  geographische  Lage  und  den  Namen  nach 
der  Musschenbroek'schen  Karte  und  nach  Koorders  (64,  Karte  des  Soputan)  anzugeben 
wissen.  Letzterer  hat  ihn  bestiegen;  denn  er  giebt  seine  Höhe  zu  1080  m  an  und  liefert  eine 
Skizze  des  Soputan  „vom  Lengkoangipfel  aus"  (64,  IV  b  seiner  Soputansilhouetten);  doch 
finden  wir  von  ihm  nichts  weiter  darüber  erwähnt.  Mit  seiner  Höhenangabe  fällt  Graaf- 
land's  (47,  I,  p.  7)  Bemerkung,  der  Lengköan  sei  weniger  hoch  als  1000  m,  dahin. 
Ein  G.  Bawona  ist  w-estlich  vom  Lengköan  auf  den  genannten  Karten  verzeichnet  und 
wird  auch  von  Graafland  genannt.  Koorders,  der  ihn  Wawona  nennt,  hat  ihn  zu 
1025  m  gemessen.     Vielleicht  ist  er  ein  Parasit  des  Lengköan. 

Die  Lage  des  Lengköan  ist  nun  deshalb  wichtig,  weil  dieser  Vulkan  den  Ausgangs- 
punkt für  zwei  nach  Norden  ziehende  Vulkanreihen  zu  bilden  scheint,  deren  eine,  die  östliche, 
sich  folgendermaassen  kundgiebt:  Lengköan -Tampussu-Masarang-Empunglaar-Rumengan, 
wogegen  die  andere  folgenden  Verlauf  zu  haben  scheint:  Lengköan -Linow  Lahendong- 
Sarongsongsolfatara-Lokon;  denn  der  letztere  liegt  in  der  nördlichen  Fortsetzung  der  bezeich- 
neten Linie.  Indem  wir  nun  annehmen ,  dass  die  genannten  beiden  Linien  im  Lengköan 
sich  vereinigen,  so  haben  wir  jetzt  nach  einer  .südlichen  Fortsetzung  dieser  nun  einfach  ge- 
wordenen Linie  zu  suchen  und  .stossen  zunächst  auf  den  kleinen 


h)  Vulkan  Sinäpi. 

Von  diesem  wissen  wir  wie  vom  vorigen  nur  Namen  und  Lage,  welche  wir  auf 
unserer  Karte  nach  derjenigen  von  Musschenbroek  und  von  Koorders  (auf  derselben 
Kartenskizze,  wie  der  Lengköan)  eingetragen  haben.  Er  scheint  eine  unbedeutende  Erhebung 
zu  bilden.  Vielleicht  entstammt  ein  Andesitstrom  dem  Sinapi,  über  welchen  Bücking  I26, 
p.  2521  folgendes  schreibt:  „Südlich  von  Remboken  stehen  längs  der  Strasse  auf  einer  wohl 
an  20  m  über  dem  Spiegel  des  Sees  gelegenen  Terrasse  dunkelgraue  Andesite  an,  zum  Theil 
deutlich  fluidal  struiert  und  gebankt;  einige  der  Bänke  besitzen  ein  südliches  Einfallen  unter 
annähernd  15".  Die  Andesite,  vielleicht  einem  alten  Lavastrom  des  benachbarten  G.  Lengköan 
oder  des  G.  Tompusu  angehörig,  kann  man  nur  bis  Paso  verfolgen,  einem  Ort  etwa  in  der 
Mitte  zwischen  Remboken  und  Kakas,  unmittelbar  am  Ufer  des  Sees  gelegen."  Passo  liegt 
am  Ostfusse  des  Sinapi,  der  Strom  könnte  also  diesem  Vulkan  entstammen. 

Nicht  weit  westlich  von  Passo  und  also  am  Ostfusse  des  Sinapi  befindet  sich  nach 
V.  Rosenberg  (121I  eine  geysirartige  Quelle,  vorüber  er  folgendes  berichtet:  „Während 
meines  Aufenthaltes  am  See  von  Tondano  (im  Jahre  1864I   besuchte    ich  eine   höchst   merk- 


52 

würdige  mineralische  Quelle  am  Ostufer  des  Sees  zwischen  Remboken  und  Kakas.  Am 
Rande  eines  stark  hügeligen  Terrains  ^  dies  ist  offenbar  der  Bücking'sche  Andesitstrom  — 
liest  das  Dorf  Passo  in  einem  an  warmen  Quellen  besonders  reichen  Landstrich.  Bei  weitem 
die  merkwürdigste  dieser  Quellen  (es  sind  ihrer  ungefähr  zehn)  ist  die  unter  dem  Namen 
Kumaluko  (von  kum,  Wasser  und  aloko,  aufsteigen)  bei  den  Eingeborenen  bekannte  Quelle, 
welche  zwei  kleine  Paal  —  also  ca.  3  km  —  westlich  von  Passo  liegt,  (nicht  von  Panassen, 
wie  Heringa,  53,  p.  104,  und  Bücking,  26,  p.  253  irrthümlich  referieren).  Sie  sprudelt 
aus  dem  Boden  in  einem  kleinen  Bachbette,  dessen  linkes  Ufer  etwa  12  Fuss  hoch  und  steil 
ist,  wogegen  das  rechte  sanft  abfällt.  Ihr  abfliessendes  Wasser  bildet  ein  in  südlicher 
Richtung  strömendes  Bächlein,  das  sich  nach  kurzem  Abstand  mit  dem  nahe  bei  Kakas  in 
den  See  fliessenden  Flüsschen  Penasen  (gleich  Panassen)  vereinigt.  Das  unregelmässig 
runde,  die  Quellen  umschliessende  Becken  hat  einen  Durchmesser  von  ca  9  Meter.  An 
der  Nordseite  dieses  Beckens  sprudelt  das  Wasser  aus  dem  Boden  in  kochend  heissem 
Zustand,  besonders  in  der  Frühe  und  Abends  dicke  Dampfwolken  ausstossend"  (in  der 
kühlen  Temperatur  des  Morgens  und  Abends  wird  der  Dampf  als  weisser  Schwaden  sichtbar). 
Der  Dampf  riecht  nach  Schwefelwasserstoff,  „Ein  kaltes  und  trinkbares  Wasser  führendes 
Bächlein  Tutuasen  fällt  in  das  Becken.  Wenn  nun  in  der  Regenzeit  (November  bis  März) 
ein  grösserer  Zufluss  von  Wasser  stattfindet  und  dadurch  das  Ausströmen  des  Gases  mehr 
oder  weniger  verhindert  wird,  so  wird  das  Wasser  in  unregelmässigen  Zeitabschnitten, 
zuweilen  zehnmal  und  öfter  in  24  Stunden,  mit  Gewalt  heraufgespieen,  oft  auf  die  Höhe 
von  40  Fuss  und  mehr.  Man  hat  dann  ein  Bild  im  kleinen  vom  isländischen  Geysn-,  zwar 
viel  weniger  grossartig,  aber  gleichwohl  imponierend." 

Bei  alledem  hat  aber  unser  Autor  die  geysirartige  Eruption  nicht  selbst  gesehen ;  denn 
er  hielt  sich  in  Passo  vom  12.  September  bis  zum  3.  Oktober  auf  (122,  p.  264)  und  nicht 
während  der  Regenzeit,  welche  nach  ihm  von  November  bis  März  dauert. 

Als  Temperatur  der  Quelle  fand  er  112"  F.,  also  44,5"  C.  (122,  p.  265).  Ueber  dieselbe 
Quelle  von  Passo  berichtet  schon  der  Anonymus  1846  (8),  indem  er  sagt,  der  Ort  Passo 
liege  in  einem  hufeisenförmigen  Hügel,  an  dessen  Fuss  zehn  warme  Quellen  entsprängen. 
Eine  derselben  sei  zum  Badeplatz  eingerichtet  und  habe  49°  C  Wärme.  Sollte  Passo  im 
Krater  eines  Parasiten  des  G.  Sinapi  liegen? 

Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  Bickmore  (16,  p.  273)  1865  dieselbe  Quelle  unter- 
sucht hat,  wenn  auch  seine  Ortsangabe  mit  derjenigen  Rosenberg's  nicht  genau  übereinstimmt. 
Nördlich  von  Tompasso  beim  Dorfe  Nolok  (Tolok  auf  der  Karte)  fand  er  ein  grosses  Becken 
von  c.  23  m  Durchmesser  und  6  m  Tiefe.  Ein  kalter  Bach  fliesst  von  N  her  in  dasselbe 
und  erwärmt  sich  darin;  das  Wasser  schwängert  sich  mit  Schwefel  und  wird  weisslich.  Es 
wurde  ihm  nun  von  dieser  Quelle  dasselbe  erzählt,  wie  v.  Rosenberg,  nämlich  dass  zur 
Regenzeit,  wenn   der  kalte  Strom,   der  in  das  Becken  fliesst,  sehr  stark  angeschwollen  sei, 


53 

das  Wasser  in  kurzen  Zwischenzeiten  gegen  50  Fuss  hoch  emporgeworfen  werde.  Er  be- 
schreibt nun  noch  das  Becken  gar  ausführlich,  obschon  die  Darstellung  dadurch  nicht  eben 
klarer  wird.     Als  Temperatur  des  Wassers  fand  er  48—52"  C. 

Das  Wasser  der  Quelle  wurde  von  B.  Moens  (bei  Rosenberg,  121)  untersucht; 
es  unterscheidet  sich  nach  ihm  in  seiner  Zusammensetzung  nicht  von  den  gewöhnlichsten 
Sorten  von  Trinkwasser.  Heringa  (53,  p.  114,  no  271  untersuchte  es  ebenfalls.  Er  tand 
es  nicht  anders  als  das  des  Tondanosees.  Die  Temperatur  des  Wassers  betrug  nach  An- 
gabe des  Sammlers  52,5"  C. 

Eine  warme  Quelle  bei  Passo  ist  abgebildet  auf  Tafel  217  des  Atlas  von  Dumont 
d'Urville  (138I,  unter  welcher  steht:  „Warme  Quelle  von  Passo  nahe  beim  See  von  Ton- 
dano."  Im  Text  (p.  455I  heisst  sie:  eme  isolierte  Quelle  nahe  beim  Dorfe  Passo  und  zwei- 
hundert Schritt  vom  See  entfernt,  von  42"  Wärme. 


i)  Der  Vulkan  Tempang  und  die  heissen  Wasserbecken  und  Schlamm- 
sprudel zwischen  Tompässo  und  Langöwan. 

In  der  Ebene,  welche  sich  zwischen  den  Orten  Tompässo,  Langöwan  und  Panassen 
ausbreitet,  erhebt  sich  nach  Bücking's  (26,  p.  253)  wichtiger  Beobachtung  ein  etwa  100  m 
hoher  Hügel,  welcher  „die  Form  eines  oben  breit  abgestumpften  Kegels  hat  und  welcher  eine 
weite  kraterförmige  Vertiefung  (Caldera)  besitzt,  die,  mit  dichten  Pisangpflanzungen  bestanden, 
durch  eine  tiefe  Schlucht  (Barranco)  nach  Panassen  hin  sich  öffnet.  Seiner  Form  nach  möchte 
man  ihn  für  einen  alten  Krater  halten.  Dieser  Hügel  dürfte  wohl  mit  dem  Hügel  Tompang 
van  Spreeuwe nb er g's  identisch  sein." 

Dies  ist  richtig;  der  Letztere  hatte  den  Hügel  bestiegen  und  dabei  die  Aussicht  ge- 
rühmt; wir  kommen  noch  darauf  zurück.  Wir  selbst  haben  ebenfalls  die  kraterähnliche 
Vertiefung  des  Hügels  besucht;  sein  Name  wurde  uns  als  Tempang  angegeben.  Ihn  als  Vulkan 
erfasst  zu  haben,  können  wir  uns  indessen  nicht  rühmen ;  immerhin  erwähnt  unser  Tagebuch 
die  Bücking'sche  Caldera  als  „eine  kraterähnliche  Senkung". 

Der  Tempang  setzt  sich  nach  Bücking  aus  bimssteinführenden  Tuffen  ohne  deut- 
hche  Schichtung  zusammen.  Im  Krater  lasen  wir  das  Stück  eines,  zum  Theil  weiss  zer- 
setzten, gebänderten  Obsidianstrotnes  auf  (siehe  im  petrographischen  Anhang  no  113I. 

Es  wird  gewiss  auch  der  Tempang  gemeint  sein,  wenn  Rinne  (119,  p.  122)  schreibt: 
„Der  Gunung  Wahl  bei  Langöwan  ist  ein  kleiner,  wohl  erhaltener  Bimssteinvulkan  mit 
geräumigem  hütten-  und  feldergeschmücktem  Kraterkessel  und  aufgerissenem  Rande",  und 
(117,  p.  5I:  „Im  Süden  des  Sees  erhebt  sich  aus  der  fruchtbaren  Ebene  ein  stumpfer,  seitlich 
aufgerissener  Kraterringwall ,  der  Gunung  Wahl  (G.  baik  d.  h.  guter  Berg  genannti  nur 
etwa  100  m  hoch." 


54 

Der  Nachweis  dieses  kleinen  Vulkanes  erscheint  uns  deshalb  von  grosser  Wichtigkeit, 
weil  wir  glauben,  die  viel  beschriebenen  Schlammsprudel  östlich  von  Langowan  und  die 
zahlreichen  heissen  Quellen  der  dortigen  Gegend  als  letzte  Thätigkeit  dieses  Vulkans  auf- 
fassen zu  dürfen.  Er  würde  sich  dann  in  die  Wilkanreihe  auf  der  Westseite  des  Sees  zwischen 
den  Sinapi  und  den  Kelelonde-Soputan,  worüber  unten,  einschalten. 

Wir  bringen  nun  zunächst  unsere  eigenen  Beobachtungen  über  die  dortigen  vulkanischen 
Erscheinungen : 

1.  Zwischen  Paal  31  und  32  der  Strasse,  also  c.  i  V'ä  km  südöstlich  von 
Tompasso,  finden  sich  Tümpel  von  kochendem,  blaugrauem  Schlamme,  ferner  Becken  mit 
lauterem  heissem  Wasser  und  reine  Dampfexhalationen.  Das  grösste  Schlammbecken  liegt 
an  der  Strasse;  es  zerfällt  in  kleinere  Schlammpfannen,  von  denen  zwei  stufenweise  über- 
einanderliegen.  Da  und  dort  vertheilt  sind  einzelne  Dampflöcher.  Kleine  Schlammkegelchen, 
ganz  wie  winzige  Vulkane  aussehend,  werden  durch  intermittierende  Dampferuptionen  ge- 
bildet. Sie  geben  völlig  das  Bild  kleiner  Vulkane  und  waren  uns  deshalb  sehr  lehrreich; 
man  sah  den  steilen  Schlot  und  den  sanft  geschweiften  Abfall  des  Vulkankegels,  a)  Die 
Wärme  des  Schlammes  in  einem  sprudelnden  Loche  massen  wir  zu  70'^  C.  b)  In  einem 
anderen  sahen  wir  jeweilen  zuerst  heisses  Wasser  aufsteigen ,  worauf  dasselbe  durch  eine 
Dampferuption  herausgeschleudert  wurde.  c|  In  einem  andern  war  das  Wasser  unausgesetzt 
in  schaukelnder  Bewegung  ohne  Dampferuption,  d)  An  einer  Stelle  kam  eine  klare,  reich- 
liche Quelle  zum  Vorschein  von  95"  C  Wärme,  e)  An  einer  anderen  Stelle  war  die 
Erde  abgesunken ,  und  nur  wenig  Dampf  kam  aus  zwei  Gruben  zum  Vorschein,  f)  Um 
einen  Schlammkrater  waren  ältere,  verhärtete  Schichten  herumgelagert,  welche  auf  ur- 
sprüngliche stärkere  Grösse  des  Kraters  deuteten;  sie  enthalten  c.  50  "n  Kieselsäure,  siehe 
no  112  der  petrographischen  Liste,  g)  Aus  einem  Schlammbecken  sahen  wir  beständig 
grosse  Blasen  zum  Vorschein  kommen,  wie  sich  solche  im  kleinen  in  gährendem  Teige 
bilden,  sie  waren  wie  grosse  Kanonenkugeln  und  ganz  rund.  Wir  wollen  diesen  auffallendsten 
Sprudel  den  „Kugelsprudel"  nennen. 

Die  Vegetation  um  das  ganze  kochende  Feld  herum  war  unverdorben  trotz  des 
Dampfes,  welcher  über  sie  hinzog.  Mitten  im  Dampfe  leben  Gleichenien  und  Lycopodium; 
also  kommt  schweflige  Säure  offenbar  nur  mit  sehr  geringer  Menge  zum  Vorschein. 

2.  i'i  km  weiter  südöstlich  gegen  Langowan  zu  und  dem  Tem  pang  sehr 
genähert  findet  sich  a|  ein  tiefer  Tümpel  mit  heissem  Wasser.  Er  sei  vier  P'aden,  also 
c.  7  m  tief,  hiess  es.  Er  scheidet  Kieselsinter  aus  (c.  90  "  n  Kieselsäure,  siehe  no  114  der 
petrographischen  Liste),  b)  Ein  Sodbrunnen  gar  nicht  weit  davon  enthält  kaltes  Wasser, 
c)  In  der  Umgegend  finden  sich  mehrere  Gruben  mit  heissem  Wasser,  d)  Auch  hier, 
wie  an  der  Stelle  i,  kommen  kochende  Schlammlöcher  vor,  aus  deren  einem  ein  kleiner 
Strahl  1  2  m  hoch  plötzlich  herausfuhr,  e)  Aus  einem  nahen  Tümpel  mit  kaltem  Wasser 
soll,   nach  uns  gemachter  Mittheilung,   etwa   ein  Mal   im  Jahr   ein  Strahl  von  c.  30  m  Höhe 


00 

emporschiessen.  Dies  erinnert  an  die  von  Rosenberg  und  Bickmore  (siehe  oben  Seite  52) 
berichtete  Erzählung  von  der  Quelle  Kumaloko.  In  einem  P'alle  muss  es  jedenfalls  ein 
Märchen  sein ;  denn  dass  gerade  zwei  ganz  gleiche  Geysirs  sich  in  dieser  Landschaft  finden 
sollten,  ist  höchst  unwahrscheinlich.  Aus  diesem  Tümpel  sahen  wir  nur  Damptblasen  her- 
vorkommen. 

Es  lässt  sich  nun  aus  der  Literatur  nachweisen,  dass  die  meisten  dieser  Erschein- 
ungen im  Wesentlichen  einen  constanten  Charakter  tragen ,  weshalb  wir  die  von  uns  be- 
obachteten mit  Zahlen  und  Buchstaben  bezeichnet  haben.  Zu  trennen  sind  in  erster  Linie 
die  beiden  Schlammsprudelfelder  i  und  2,  deren  erstes  wir  das  von  Tompasso,  das  zweite 
das  von  Langowan  der  Kürze  halber  nennen  können.  Beide  gehören  zusammen  als 
gewissermaassen  parasitische  Erscheinungen  des  Wilkans  Tempang. 

van  Spreeuwenberg  (135I,  welcher  die  Sprudel  1842  besuchte,  erwähnt  ein  sehr 
grosses  warmes  Becken  von,  nach  Schätzung,  12,5  m  Durchmesser  und  von  74"  C  Wasser- 
temperatur. Es  enthalte  viel  Schwefel,  was  das  Athemholen  mühsam  mache.  Wir  fassen 
dies  Becken  für  unser  2  a  auf.  Der  Schwefelgeruch,  über  den  wir  nichts  notiert  haben,  wurde 
von  Anderen  bestätigt,  wie  wir  sehen  werden.  Am  Fuss  des  Hügels  Tempang  fand  er  eine 
warme  Quelle  von  hoher  Temperatur.  Sie  lag  tief  im  Wald  verborgen.  „Am  Hügel 
Tempang  etwas  aufwärts  gehend  kommt  man  an  einige  kochende  Schlammsprudel,  welche 
eine  w^eissliche  Erde  ausstossen  und  unmessbar  tief  sind."  Wohl  unsere  kochenden  Schlamm- 
löcher 2  d.  Ein  noch  erwähnter  grosser  Schlammpfuhl  entspricht  vielleicht  einer  der  Gruben 
mit  heissem  Wasser  2  c.  „Fast  überall,  wo  man  mit  einem  Stock  in  den  Boden  bohrt,  kommt 
der  kochende  Schlamm  zum  Vorschein.  \^erschiedene  dieser  Quellen  machen  ein  ungewöhn- 
liches Geräusch.  Sie  scheinen  sich  zu  verlegen,  oder  besser  sie  trocknen  aus  u.  s.  w.;  denn 
wir  sind  auf  Stellen  gegangen ,  denen  man  einige  Zeit  früher  bei  der  Inspektionsreise  des 
Gouverneurs  de  Steurs  nicht  nahen  konnte".  ^  4  km  unterhalb  der  grossen  Schlammquelle 
liegt  das  Seelein  Taletap,  welches  laues  Wasser  und  in  diesem  Fische  enthält.  Wir  haben 
es  nicht  zu  sehen  bekommen. 

Bleeker  (17,  p.  67)  berichtet  von  seiner  1855  ausgeführten  Bereisung  folgendes: 
„Zwischen  Tompasso  und  Langowan  ist  das  Terrain  reich  an  warmen  Quellen,  Schlamm- 
.sprudeln  und  Schwefelpfuhlen ,  von  denen  die  Mehrzahl  ganz  nahe  beim  grossen  Weg  ge- 
legen sind.  Diese  Schlammsprudel  und  Solfataren  sind  aber  von  geringem  Umfang  und 
haben  nichts  von  dem  Imposanten  vieler  Stellen  solcher  Art  auf  Java".  „Ungefähr  2\'2  Paal 
Abstand  von  Tompasso  links  vom  grossen  Weg  und  mitten  in  Kaffeegärten  liegt  eine  heisse 
Quelle,  die  wir  besuchten.  Das  Wasser  quillt  dort  auf  in  einem  geräumigen  Becken  von 
mehreren  Fuss  Länge  und  Breite  ohne  sonderliche  Gasentwicklung;  aber  infolge  seiner  hohen 
Temperatur,  welche  Eiweiss  gerinnen  macht,  stösst  sie  viel  Wasserdampf  aus,  welcher  bei 
niederem  Sonnenstand  die  Quelle  wie  mit  einer  Wolke  bedeckt.  Der  Geruch  dieser  Dämpfe 
ähnelt  einigermaassen  dem  der  Schwefelsäure,  welche  wahrscheinlich  in  sehr  geringer  Quantität 


56 

mit  aufsteigt.     Uebrigens  ist  der  Geschmack  des  Wassers  sehr  fade".     Dies  ist  wohl  unser 
Tümpel  2  a. 

Der  Anonj'mus  (9,  p.  70)  berichtet  1856:  „Ich  kam  unfern  Langowan  an  eine 
kochende  Quelle,  nach  meiner  Schätzung  von  ungefähr  25  f~uss  (=  7—8  ml  Durchmesser, 
steil,  von  Felswänden  —  sollte  heissen  Tuffwänden  —  umgeben  und  recht  tief.  In  der 
Mitte  wallte  sie  wie  ein  Kessel  auf  dem  Feuer,  und  an  der  Seite,  wo  es  weniger  heiss  war, 
kochten  wir  Eier  in  fünf  Minuten  gar.  Die  dicken  aufsteigenden  Dämpfe  machten  es  hier 
beklemmend.  Die  Quelle  verbreitete  eine  ziemlich  starke  Schwefelluft,  und  das  Wasser 
schmeckte  darnach."  Das  ist  wohl  2  a.  Weiter  heisst  es:  „Wir  fanden  drei  Schlammquellen. 
Die  grösste  hat  beinahe  runde  Form  und  einen  Durchmesser  von  36  Fuss  (=  11  ml.  Da 
kochte  und  siedete  der  Schlamm,  welcher,  wenn  er  nass  ist,  blau  aussieht,  als  wäre  er 
kochendes  Wasser,  er  bildete  Blasen  und  spritzte  zuweilen  1  —  3  Fuss  hoch  auf".  Dies  ist 
wohl  unser  Kugelsprudel  i  g. 

Wallace  (147,  p.  259)  besuchte  die  Schlammsprudel  1859  und  schreibt  darüber :  „Auf 
einer  abhängenden  Bodenfläche  befindet  sich  in  einem  seichten  Loche  ein  kleiner  Tümpel 
von  flüssigem  Schlamm,  blaue,  rothe  oder  weisse  Flecke  bildend  und  an  vielen  Stellen  höchst 
lebhaft  siedend  und  kochend.  Ueberall  rund  herum  auf  dem  verhärteten  Lehm  sind  kleine 
Quellen  und  Kratere  voll  von  kochendem  Schlamm.  Diese  scheinen  sich  fortwährend  neu 
zu  bilden,  indem  zuerst  ein  klemes  Loch  erscheint,  welches  Strahlen  von  Dampf  und  kochendem 
Schlamm  auswirft,  der  beim  Erhärten  einen  kleinen  Kegel  mit  einem  Krater  in  der  Mitte 
bildet."  Wallace  befand  sich  an  unserer  Stelle  i,  und  die  soeben  beschriebenen  Schlamm- 
kegel sind  wohl  unser  ib.  Er  fährt  fort:  „Der  Boden  ist  in  einiger  Distanz  davon  sehr 
unsicher,  da  er  offenbar  in  geringer  Tiefe  flüssig  ist  und  auf  Druck  hin  sich  biegt  wie 
dünnes  Eis.  Ich  hielt  die  Hand  an  eine  der  kleineren  Randeruptionen ,  welcher  ich  mich 
nähern  konnte,  um  zu  sehen,  ob  es  wirklich  so  heiss  wäre,  wie  es  den  Anschein  hatte,  als 
ein  kleiner  Tropfen  von  Schlamm,  welcher  nach  meinem  Finger  spritzte,  wie  siedendes 
Wasser  brannte.  Eine  kurze  Strecke  davon  befand  sich  eine  flache,  nackte  Felsoberfläche, 
so  glatt  und  heiss  wie  ein  Ofen ,  welche  augenscheinlich  ein  alter  Schlammpfuhl  gewesen 
war,  nun  vertrocknet  und  verhärtet."  Wohl  unser  i  e.  „Für  hunderte  von  Ellen  in  der 
Runde ,  wo  sich  Bänke  von  röthlichem  und  weissem ,  als  Weisstünche  gebrauchtem  Thon 
befanden,  war  es  noch  so  heiss  nahe  an  der  Oberfläche,  dass  man  es  kaum  vertragen  konnte, 
die  Hand  in  Risse  von  einigen  Zoll  Tiefe  zu  halten,  und  aus  denen  ein  starker  Schwefel- 
dunst aufstieg." 

Der  Thon  oder  Lehm  von  Wallace  ist  durch  Schwefelsäuredämpfe  verwandelter 
Tuff  (siehe  oben  Seite  50).  So  besteht  auch  beim  Feld  von  Langowan  der  umliegende 
Boden  aus  solchem  verwandeltem  Tuff  von  weisser  oder  röthlicher  Farbe.  Man  schneidet 
die  Masse  mit  Beilen  heraus  und  verwendet   sie   zu  Stützpfählen   für   die  Häuser   als  Ersatz 


0( 

für  die  hölzernen  Pfähle.     Die  Masse,   welche  in  feuchtem  Zustande  herausgeschnitten  wird, 
trocknet  an  der  Luft  aus  und  erhält  so  eine  genügende  Härte. 

Ueber  die  heissen  Wassertümpel  des  Langowanfeldes,  unserer  no  2,  schreibt  Wallace: 
„Der  Weg  brachte  uns  zu  einem  kreisförmigen  Becken  von  ungefähr  40',  also  c.  12  m 
Durchmesser,  umgeben  von  einem  kalkigen  Rande  —  es  muss  Kieselsinter  isiehe  obem 
heissen  —  so  gleichmässig  und  klar  gebogen,  dass  es  wie  ein  Werk  der  Kunst  aussah. 
Es  war  mit  klarem  Wasser,  sehr  nahe  am  Siedepunkt,  gefüllt  und  entliess  Wolken  von 
Dampf  mit  einem  stark  schwefligen  Gerüche.  Es  fliesst  an  einer  Stelle  über  und  bildet  einen 
kleinen  Bach  heissen  Wassers,  welches  in  100  Ellen  =  c.  90  m  Entfernung  noch  zu  heiss 
ist,  um  die  Hand  darin  zuhalten."  Dies  ist  unser  2  a.  (Ueber  den  Schwefeldampf  siehe  unten 
Heringa).  „Ein  wenig  weiter  hin  in  einem  Stück  buschigen  Waldes  befanden  sich  zwei 
andere  Quellen  nicht  so  regelmässig  im  Umriss,  aber  augenscheinlich  viel  heisser,  indem  sie 
in  einem  immerwährenden  Zustand  thätiger  Aufwallung  sich  befanden.  In  Zwischenräumen 
von  einigen  Minuten  ereignete  sich  ein  grosser  Hervorbruch  von  Dampf  oder  Gas,  welcher 
eine  Wassersäule  drei  oder  vier  Fuss  hoch  autwarf" 

Bickmore  (16,  p.  271—2761  besuchte  die  Schlammsprudel  1865.  Sie  liegen  nach 
ihm  c.  i'2  englische  Meilen  jenseits  Tompasso  auf  einem  c.  '>  englische  Quadratmeile 
messenden,  sanft  geneigten  Felde.  Die  Hauptschlammquelle  hat  dreieckige  Form,  ihre  eine 
Seite  misst  c.  30  Fuss  =  c.  9  m.  Der  Schlamm  ist  bleitarben,  in  Consistenz  ändert  er 
sich  von  der  Mitte  der  Quelle,  wo  er  fast  so  dünn  ist  wie  Wasser,  nach  den  Seiten,  wo  er 
dick  wird  wie  Rahm.  Er  wallt  auf  wie  Pech,  d.  h.  er  steigt  in  kleinen  kugelförmigen  Massen 
empor,  die  sodann  platzen.  Dies  ist  unser  Kugelsprudel  ig.  In  der  Nähe  des.selben  fand 
Bickmore  eine  heisse  Quelle  von  98"  C  Wärme,  c.  3  Fuss  Durchmesser  und  c.  2  Fuss 
tief  Das  ist  unser  id.  Bickmore  sah  weiter  einen  stark  mit  Schwefel  geschwängerten 
Tümpel  und  daselbst  auch  gegen  zwanzig  Schlammsprudel.  An  diesem  Orte  wird  von  den 
Eingeborenen  die  zersetzte  Lava  —  sollte  heissen  Tuff  —  als  Tana  puti  Iweisse  Erde) 
ausgehoben  und  zum  Weisstünchen  der  Häuser  benutzt.  Ein  weiteres  grosses  Becken  mit 
heissem  Wasser,  das  Bickmore  beschreibt,  etwa  i  englische  Meile  von  Langowan  gelegen, 
ist  fast  kreisrund  und  hat  48'  =  14,5  m  Durchmesser.  Das  Wasser  wallt  nur  an  einer  oder 
zwei  Stellen  auf,  seine  Temperatur  beträgt  78"  C.  Ein  kleiner  Bach  führt  das  Wasser 
ab.  Das  Becken  erhält  keine  Zufuhr,  es  ist  selbst  die  Quelle.  Das  ist  offenbar  unser 
Becken  2  a. 

Auch  Graafland  (47,  2,  p.  911  bringt  einige  Bemerkungen  über  die  heissen  Quellen 
und  die  Schlammsprudel  bei  Langowan. 

Heringa  (531  hat  1895  von  140  warmen  Quellen  der  Minahassa  chemische  Analysen 
ausgeführt,  worauf  wir  hiemit  verweisen.  Die  Lage  der  Quellen  ist  jeweilen  zu  unsicher  an- 
gegeben,  als   dass   sie   auf  der  Karte   hätte   festgelegt  werden   können;   ein  von  uns  unter- 

Sarasin,   Celebes.    IV,  o 


58 

nommener  Versuch  schlug  fehl.  Es  wird  auch  der  Hügel  Tempang  erwähnt  und  nördlich 
und  südlich  an  seinem  Fusse  hervorbrechende  warme  Quellen  und  Schlammsprudel. 

Es  sei  hier  beigefügt,  dass  nach  Heringa's  Liste  Schwärme  von  warmen  Quellen 
in  der  Umgebung  des  Linow  Lahendong,  von  Kawangkoan,  auf  dem  Altseeboden  bei  Tataaran, 
Remboken  und  zwischen  Passo  und  Kakas  sich  befinden,  aber  auch  sonst  allenthalben  zer- 
streut in  der  Minahassa.    (Ueber  warme  Quellen  siehe  auch  60.) 

In  mehreren  Proben  von  Quellen ,  über  welche  angegeben  war ,  sie  hätten  einen 
Schwefelgeruch  gehabt,  vermisste  Heringa  eine  Schwefelverbindung.  Er  vermuthet  des- 
halb, dass  die  Luft  bei  der  Quelle  nach  Schwefelwasserstoff  gerochen  habe,  nicht  das  Wasser 
selbst.  Er  habe  das  selber  einmal  so  beobachtet.  So  enthielten  auch  18  Wassersorten  von 
Sarongsong,  welche  nach  Angabe  des  Sammlers  einen  recht  starken  Schwefelgeruch  ver- 
breiteten, keine  Spur  von  Schwefel. 

Bücking  (26)  bringt  ebenfalls  Bemerkungen  über  die  Schlammsprudel.  Seine  stark 
dampfende  heisse  Quelle,  welche  Kieselsinter  absetzt,  ist  wohl  unser  i  d.  Ueber  das  Becken 
2  a  berichtet  er:  Es  liegt  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Langowan  und  Tompasso,  400  Schritt 
nördlich  von  der  Strasse.  Es  ist  kreisrund  und  hat  c.  7  m  Durchmesser,  wobei  auf 
Wallace  und  Bickmore  verwiesen  wird.  Es  ist  mit  klarem,  kochend  heissem  Wasser 
gefüllt  und  entwickelt  starken  Dampf.  Die  lebhafte  Gasentwicklung  verursacht  ein  Auf- 
brodeln. An  einer  Stelle  fliesst  das  Wasser  über,  es  riecht  und  schmeckt  ziemlich  stark 
nach  Schwefelwasserstoff.  Rings  um  das  Becken  haben  sich  Inkrustationen  aus  braunem 
Kieselsinter  gebildet.  > 

Ueber  dieses  Becken  sind  die  meisten  Angaben  vorhanden,  sodass  sich  von  ihm  ein 
deutlicheres  Bild  gewinnen  lässt:  Es  ist  von  Form  kreisrund,  hat  einen  Durchmesser  von 
c.  13  m,  also  einen  Umfang  von  c.  41  m,  eine  Tiefe  von  vielleicht  7  m.  Es  enthält  klares, 
nach  Schwefelwasserstoff  riechendes  und  schmeckendes  Wasser,  welches  in  der  Mitte  des 
Beckens  in  wallender  Bewegung  ist;  die  gefundenen  Temperaturen  74  —  78"  C  wurden  wohl 
am  Rande  des  Beckens  gemessen,  sie  genügen,  um  Eiweiss  gerinnen  zu  machen.  Die  in 
der  Mitte  aufsteigenden  Dämpfe  entstammen  wohl  einer,  unterhalb  des  Beckens  befindlichen, 
tiefen  Spalte.  Das  ausströmende  Wasser  bildet  einen  kleinen  Bach,  das  Becken  ist  selbst 
die  Quelle.     Ein  braun  gefärbter  Kieselsinter  wird  von  dem  Wasser  ausgeschieden. 


k)  Die  Soputangruppe. 

Wie  beim  Gruppenvulkan  des  Lokon  haben  wir  es  auch  beim  Soputan  nicht  mit 
einem  einzelnen  Vulkankegel  zu  thun ,  sondern  mit  einer  Gruppe  solcher,  von  welchen  nur 
einer  über  die  andern  dominierend  hervorragt,  ohne  doch  dass  die  andern  blos  als  Parasiten 
dieses  einen  aufgefasst  werden  könnten.  Dabei  möchten  wir  freilich  betonen ,  dass  der  Be- 
griff des   vulkanischen  Parasiten   sich    nicht  abgrenzen  lässt,    man  wird  vielmehr  wesentlich 


59 

aus  der  relativen  Kleinheit  eines  Seitenkraters  den  Anlass  zur  Bezeichnung  des  Parasiten 
nehmen;  denn  auch  die  Regel,  dass  Parasiten  nicht  oberhalb  der  halben  Höhe  des  Vulkans 
sich  aufsetzen,  fanden  wir  am  Klabat  durchbrochen  (siehe  oben  Seite  7). 

Der  Hauptkegel  der  Soputangruppe ,  der  eigentliche  Sopütan ,  wird  von  zwei 
niedrigeren  Kegeln  in  einem  Drittelkreisbogen  von  der  Nordostseite  her  umgeben,  welche 
die  Namen  Manimpörok  und  Kelelöndei  führen.  So  wenigstens  fassen  wir  die  Sachlage 
auf;  Andere  haben  sich ,  wie  wir  sehen  werden ,  ein  davon  verschiedenes  Bild  von  der 
Soputangruppe  gebildet.     Wir  betrachten  zuerst  den  Hauptkegel. 

a]  Der  Sopütan. 

Der  Name  Sopütan  ist  der  Name  des  Dämons,  welcher  ehemals  diesen  Berg  bewohnte 
(Graafland,  47,  erste  Aufl.,  2,  p.  91,  zweite  Aufl.,  Indexl.  Einige  schreiben  Saputan  oder 
Seputan ,  das  richtige  der  unbetonten  kurzen  ersten  Silbe  wird  wohl  kaum  auszumachen 
sein;  wir  folgen  Graafland,  der  es  wohl  am  besten  wissen  muss,  und  welcher  seine  frühere 
Schreibweise  Saputan  in  Sopütan  verändert  hat  (erste  und  zweite  Auflage) ;  vielleicht  gründet 
sich  das  auf  de  Clercq,  welcher  1871  (32,  p.  24)  schreibt,  Sopütan  sei  besser  als  Saputan. 

Wir  bringen  zunächst  unsere  eigenen  Beobachtungen.  Wir  bestiegen  den  Berg  im 
April  1895  von  Osten  her,  indem  wir  zuerst  drei  Paal  weit  die  Strasse  von  Langowan  nach 
Pangu  benutzten  und  hierauf,  bei  Paal  36,  etwa  ebenso  weit  westwärts  durch  Kaffeeplantagen 
weiter  marschierten.  Wir  gelangten  darauf  zu  einem  luit  vulkanischem  Sand  überdeckten 
Lavastrome,  welcher  sanft  aufwärts  führt.  An  zwei  Stellen  bildet  der  Strom  Fälle,  jetzt  also 
Felsabstürze,  welche  umgangen  werden  müssen.  Er  entstammt,  wie  uns  schien,  dem  Manim- 
pörok; denn  der  Weg  führt  nun  steiler  hinauf  über  den  vulkanischen  Sattel,  welcher  den 
genannten  Vulkan  mit  dem  nördlich  von  ihm  sich  erhebenden  Kelelöndei  verbindet  und 
zwar  mittelbar,  wie  wir  noch  sehen  werden.  Der  Lavastrom  befindet  sich  ungefähr  in  1050  m 
Meereshöhe,  während  die  Sattelhöhe  1300  m  erreicht.  Das  Gestein  des  Stromes  ist  olivin- 
führender  Augitandesit  (siehe  die  petrographische  Liste  no  i20|.  Vom  genannten  Sattel 
führt  der  Weg  wieder  abwärts  zu  dem  1150  m  hoch  gelegenen  Haltorte  am  Ostfusse  des 
Sopütan ,  wo  wir  die  Hütte  errichteten.  Westlich  von  diesem  unteren  Haltorte  erhebt  sich 
nun  der  Sopütan  als  plumper ,  hässlicher  Schuttkegel,  östlich  der  Manimpörok,  nördlich  der 
Kelelöndei.  Nach  Süden  zu  sahen  wir  auf  eine  geneigte  Fläche,  auf  den  nach  der  Amürang- 
Belangsenke  scheinbar  ungestört  sich  abdachenden  Vulkanmantel.  Es  verbirgt  sich  dort 
jedoch  eine  Somma,  wie  wir  unten  sehen  werden. 

Denselben  Weg  schlug  Bücking  (261  1898  ein,  um  zum  Sopütan  zu  gelangen.  In 
der  Kaffeeplantage,  welche  man  von  der  Strasse  aus  zunächst  zu  durchschreiten  hat,  liegt 
nach  ihm  die  Arbeiteransiedelung  Kelelonde  in  940  m  Meereshöhe.  Der  Boden  besteht 
daselbst  aus  ungeschichtetem,  vulkanischem  Conglomerat,   bedeckt  von   vulkanischem  Sand 

8' 


60 

und  Rapilli  von  Erbsen-  bis  Walnussgrösse,  nach  Mittheilung  der  Eingeborenen  von  der 
Eruption  von  1838  herrührend.  Ausserdem  finden  sich  Blöclce  von  Augitandesit.  Etwa 
IG  Minuten  von  der  Ansiedelung  entfernt  sind  Eumarolen  vorhanden,  ähnlich  denen  bei  den 
Schlammsprudeln  von  Langowan,  mit  schwacher  Entwicklung  von  Wasserdampf,  schwefliger 
Säure  und  Schwefelwasserstoff. 

Ueber  den  Manimporok-Kelelondeisattel  berichtet  Bücking:  Am  nördlichen  Abhang 
des  Manimporok  befindet  sich  eine  Hochfläche,  welche  sich  etwa  3  km  weit  bis  zum  östlichen 
Absturz  des  Sempu  hin  dehnt  (über  diesen  siehe  unten). 

Bei  der  Besteigung  des  Soputan  fanden  wir  folgendes  bemerkenswerthe:  Der  Kegel 
besteht  zu  unterst  aus  vulkanischem  Sand,  weiter  oben  folgen  dann  Rapilli,  die  immer  grösser 
werden,  sodass  höher  oben  an  ihre  Stelle  Bomben  treten,  die  durchschnittlich  von  Kopfgrösse 
und  unverschlackt  sind.  Die  Besteigung  von  dieser  Seite  aus  ist  mühsam ,  weil  die  Rapilli 
unter  den  Schuhsohlen  gleich  Rollen  funktionieren ,  man  rutscht  bei  jedem  Schritt  aufwärts 
um  ein  gut  Theil  wieder  hinab.  Nur  wo  spärliche  Vegetation  haftet,  lässt  sich  sicherer  auf- 
treten. Das  wüstenartige  Bild,  welches  der  Vulkankegel  bietet,  überrascht  besonders  in  Nord- 
Celebes  sehr,  wo  das  Auge  an  UeberfüUe  der  \"egetation  gewohnt  ist.  Der  Krater  oben 
hat  einen  gewaltigen  Umfang,  grösser  als  wir  einen  in  der  Minahassa  gesehen  haben,  wenn 
wir  das  Lahendong-Maar  ausnehmen.  Wir  haben  ihn  nicht  gemessen,  doch  ist  das  von 
Andern  geschehen,  wie  unten  folgen  wird.  Er  vergrössert  sich  beständig  dadurch,  dass  von 
seinem  oberen  Rande  bandartige  Schollen  sich  ablösen  und  in  die  Tiefe  stürzen.  Dadurch 
ist  eine  Abschrägung  des  oberen  Randes  zu  Stande  gekommen,  während  die  felsigen  Wände 
des  Schlundes  noch  die  ursprüngliche  Steilheit  haben.  Der  eigentliche  Eruptionskanal,  die 
Bocca ,  ist  durch  den  Schutt  der  abbrechenden  Randstücke  zugedeckt.  An  einigen  Stellen 
finden  sich  Eumarolen.  Auf  dem  südlichen  Rande  sitzt  ein  Felsstück ,  das  man  schon  von 
weitem  sieht,  der  Elsenstein  (siehe  unten).  Es  nimmt  sich  wie  ein  grosser  erstarrter 
Lavaklumpen  aus  und  ist  wohl  von  der  Erosion  am  Kraterrande  ausgespart  geblieben. 
Auf  dem  nördlichen  Randtheile  erhebt  sich  ein  kleiner  Kegel  aus  vulkanischer  Asche,  wohl 
auch  durch  Erosion  entstanden. 

Der  Soputan  erhebt  sich  gegen  Süden  und  gegen  Amurang  zu  nicht  völlig  ungestört 
aus  der  Ebene;  denn  auf  einer  Skizze  der  Vulkansilhouette,  welche  wir  am  13.  August  1894 
von  Amurang  aus  gezeichnet  hatten,  zeigt  sich  die  Silhouette  des  südlichen  Kegelabsturzes 
in  vielleicht  ihrem  oberen  Viertheil  durch  eine  Terrasse  unterbrochen,  welche  wir  auf  unserer 
Skizze  als  Somma  bezeichneten.  Wir  hatten  dann  später  wieder  die  Richtigkeit  dieser 
Beobachtung  bezweifelt,  als  wir  vom  Gipfel  des  Soputan  aus  diesen  Ringwall,  welcher  sich 
auf  einer  Silhouette  natürlich  als  Terrasse  kundgiebt,  nicht  bemerkten.  Er  besteht  aber  doch 
zu  Recht,  wie  aus  Rinne's  I119,  p.  141)  Bericht  hervorgeht.  Dieser  Forscher  umschritt  den 
oberen  Theil  des  Kegels  auf  der  Südwestseite  und  gelangte  dabei  „zur  Höhe  eines  Bergzuges, 
der  sich  wie  ein  Theil  eines  Ringes  concentrisch  um  den  Soputankegel  legt  und  von  diesem 


61 

durch  ein  tiefes  Thal  getrennt  ist.  Wahrscheinlich  hat  man  es  in  diesem  Bergbruchstück 
mit  dem  Reste  des  Kraterrands  eines  älteren  Soputanvulkans  zu  thun,  in  dessen  Innerem 
sich,  ähnlich  wie  der  Vesuv  in  dem  Monte  Somma ,  der  jetzt  thätige  Kegel  aufbaute.  Es 
ging  leicht  und  eben  auf  dem  alten  Kraterrande  hin." 

Ferner  heisst  es  in  seiner  neuesten  Publikation  (117,  p.  8):  „Der  Soputan  ist  etwas 
über  halber  Höhe  auf  eine  gute  Strecke  wie  von  Wall  und  Graben  umgeben.  Es  handelt 
sich  hier  wohl  um  das  Bruchstück  einer  Somma,  in  der  der  jetzige  Kegel  sich  aufschüttete. 
Der  innere  Sommaabfall  ist  sehr  steil,  auch  der  äussere  beträgt  auf  weite  Strecken  30", 
während  der  innere  Kegel  im  allgemeinen  ein  paar  Grad  flacher  aufsteigt.''  Es  ist  eine 
Photographie  des  Soputankegels  mit  der  Somma  beigegeben. 

Demnach  ist  der  Soputan  ein  zusammengesetzter  Vulkan ;  die  Somma  ist  aber  nur 
noch  auf  der  Süd-  und  Südwestseite  nachweisbar.  Die  Höhe  des  Soputan  beträgt  nach 
den  De  Lange  1827  m,  nach  der  Seekarte  (1888)  1793m. 

Geschichtliches  über  den  Soputan. 

In  erster  Linie  ist  hier  wieder  R einward t  (106,  p.  570)  zu  nennen,  welcher  den 
Soputan  im  Oktober  1821  bestieg.  Er  hatte  seine  Hütte  in  dem,  zwischen  dem  Hauptkegel 
und  der  ihn  nördlich  umziehenden  Vulkankette  gelegenen,  Thale  aufgeschlagen,  weil  er,  von 
Tompasso  aus  direkt  südwestwärts  ziehend ,  über  die  letztere  herübergekommen  war.  Es 
wurde  ihm  die  Orientierung  erschwert,  da  jenes  Thal  durch  Eruptionen  der  umliegenden 
Vulkane  und  deren  Erosion  labyrinthisch  umgeformt  ist.  Er  beschreibt  nun  den  Soputan 
folgendermaassen,  wie  wir  es  mit  einigen  unwesentlichen  Auslassungen  wiedergeben:  „Es  ist 
ein  oben  abgeschnittener  stumpfer,  seitlich  gleichmässig  abdachender  Kegel,  völlig  kahl, 
überall  mit  Asche  und  Steinen  bedeckt.  Der  Gipfel  wird  durch  den  schmalen,  recht  scharfen 
Rand  des  grossen,  geräumigen  und  sehr  tiefen  Kraters  gebildet.  Dieser  Rand  ist  sehr 
ungleich  an  Höhe.  Wir  befanden  uns  an  seiner  nordöstlichen  Seite;  aber  sowohl  zu  beiden 
Seiten  von  unserem  Standorte  als  auch  gegenüber  erhob  er  sich  hoch  hinauf  und  wurde 
viel  unebener  und,  den  Einstürzen  nach  zu  urtheilen,  viel  gefährlicher.  Vom  Rand  fallen  die 
Wände  des  Kraters  allenthalben  scharf  ab,  ausser  an  unserer  Stelle,  wo  die  Wand  des  Kraters 
oben  dachartig  sich  abschrägte.  Da  der  Krater  sehr  tief  ist,  so  konnten  wir  über  den  dach- 
artigen Abhang  hin  nicht  nach  dem  Grunde  sehen." 

Diese  Bemerkungen  zeigen,  dass  1821  der  von  uns  erwähnte  schollenartige  Abbruch 
des  Randes  noch  nicht  den  ganzen  Umkreis  des  Kraters  ergriffen  hatte,  sondern  erst  eine 
einzige  Stelle;  die  Randerosion  ist  also  heutzutage  viel  weiter  vorgeschritten.  Reinwardt's 
Standort  stellt  die  erste  Erosionsbresche  dar;  doch  kann  ja  auch  der  Ausbruch  von  1838 
wieder  alles  völlig  verändert  haben. 

Er  fährt  fort:  Der  Krater  ist  rund  und  trichterförmig,  wohl  so  gross  wie  der  des 
Mahawu  (siehe  oben  Seite  41)  und  Sempu  (darüber  unten).    Von  allen  Seiten,  besonders  aus 


62 

dem  untersten  Rande  der  Abdachung,  aufweiche  wir  uns  gesetzt  hatten,  kamen  viele  schwefel- 
haltige Wasserdämpfe  zum  Vorschein ,  wie  auch  gegenüber  fast  überall  Dämpfe  aufstiegen 
und  der  Schwefel  einen  grossen  Theil  des  Abhanges  überdeckte.  Der  Krater  war  oft  ganz 
mit  diesen  Dämpfen  angefüllt,  sodass  die  gegenüberliegende  Seite  nicht  allezeit  sichtbar  war. 
Man  sieht  den  Vulkan  deshalb  auch  von  ferne  rauchen. 

Der  Soputan  befand  sich  also  1821  in  starkem  Solfatarenzustand,  worauf  1838  eine 
Eruption  erfolgte,  wie  wir  noch  sehen  werden. 

Reinwardt  findet  die  Höhe  zu  5738  engl.  Fuss  =^  5570  rheinl.  Fuss,  was  1748  m 
ergiebt.  Er  war  der  erste  Europäer,  welcher  den  Vulkan  bestiegen  hat,  wie  er  selbst  schon 
feststellte. 

In  Beziehung  auf  stattgehabte  Eruptionen  erfahren  wir  durch  Reinwardt  die  An- 
gabe eines  bejahrten  Eingeborenen,  derzufolge  während  seines  Lebens  der  Berg  wohl  dreissig 
Mal  gebrannt  habe,  aber  nur  ein  paar  Mal  sehr  stark ,  sodass  die  Asche  bis  nach  Menado 
sich  verbreitete.  „Dies  war  einmal  geschehen  zur  Zeit  des  Präsidenten  Hembkamp,  was  im 
Jahre  1785  oder  86  gewesen  sein  muss",  fügt  Reinwardt  bei. 

Ueber  eine  petrographische  Beobachtung  Rein  war  dt's  siehe  in  der  petrographischen 
Liste  die  Soputangesteine. 

Es  kommen  nun  Angaben  von  Pecqueur  in  Betracht,  welche  uns  Junghuhn  (61, 
p.  848)  autbewahrt  hat,  und  welche  für  die  Kenntniss  des  Soputan  von  nicht  geringerer 
Wichtigkeit  sind,  als  es  die  Beobachtungen  desselben  Arztes  über  den  Tonkoko  (siehe  oben 
Seite  16)  gewesen  waren.  Sie  beziehen  sich  auf  eine  Eruption  des  Soputan  im  Jahre  1838 
und  lauten  folgendermaassen :  „Der  Soputan  ist  ein  sehr  grosser  Aschenberg,  der  eine  Höhe 
von  5000  Fuss  (rheinl.  =;  c.  1570  m)  erreicht.  Es  zeigt  sich  auf  ihm  nirgends  eine  Spur 
von  Vegetation ;  er  ist  kahl  und  grau  vom  Gipfel  bis  zum  Fusse  und  bildet  daher  einen 
merkwürdigen  Contrast  mit  einem  sich  in  unmittelbarer  Nähe  davon  erhebenden  Berg,  der 
mit  üppiger  Vegetation  bedeckt  ist  (das  ist  der  Manimporok,  worüber  unten).  Früherhin 
hat  alle  Jahre,  oder  ein  um  das  andere  Jahr,  mitunter  auch  zweimal  in  einem  Jahre  ein 
Ausbruch  von  Asche,  Sand  und  Steinen  stattgefunden,  wobei  die  Asche  bisweilen  bis  nach 
Amurang  und  weiter  auf  21  Paal  (=  ca.  32  km)  Entfernung  vom  Vulkane  niederfiel;  kleine 
Steine  schleuderte  er  bis  Langowan.  Im  Krater,  dessen  Grösse,  Tiefe  und  Umfang  den  Ein- 
geborenen nur  unvollkommen  bekannt  zu  sein  scheinen,  findet  man  sehr  viel  Schwefel,  so  wie 
dies  auch  am  Fusse  des  Berges  der  Fall  ist.  Gewöhnlich  bemerkte  man  zwei  bis  drei  Tage 
vor  einem  Ausbruche  dieses  Vulkans  Erdbeben.  Die  Kraft  des  Ausbruches  ist  hauptsächlich 
nach  Westen,  der  Seeseite  zu,  gerichtet.  Zur  Zeit  des  letzten  Ausbruches  im  Jahre  1838, 
welcher  zwei  Tage  anhielt,  wurde  eine  solche  Menge  Asche  ausgeworfen,  dass  die  Sonne 
ganz  und  gar  verdunkelt  wurde.  Die  damit  vermischte  Menge  Steine  war  verhältnissmässig 
gering.  Die  Aschenlage  zu  Amurang  erreichte  eine  Dicke  von  4  Zoll,  während  sich  gleich- 
zeitig überall   hin   ein   starker  Schwefelgeruch    verbreitete.     Der  Ausbruch    war    von   unter- 


63 

irdischem  Dröhnen,  wie  Donnerschlägen,  begleitet,  welches  seinen  Sitz  an  der  Stelle  des 
Fusses  des  Berges  zu  haben  schien.  Bei  jedem  Ausbruch  erhält  der  Krater  eine  neue  Gestalt 
und  wird  er  dabei  stets  grösser  und  breiter.  Bei  Gelegenheit  des  letzten  Ausbruches  wurden 
Steine,  die  zwei  Männer  nicht  zu  umfassen  vermochten,  bis  auf  i'('2— 2  Paal  (=  c.  3  km) 
Abstand  von  dem  Krater  weggeschleudert.  Auf  einem  Abstand  von  9  Paal  (=  13,5  km) 
vom  Wilkane  schien  die  Feuersäule,  die  dem  Krater  entstieg,  eine  Höhe  von  ca.  75m  (20 
Tepas  ä  12  Fussl  zu  erreichen.  Nach  der  Erzählung  bejahrter  Eingeborener  sind  die  Erd- 
beben, welche  während  der  Ausbrüche  in  der  Nähe  des  Berges  wahrgenommen  werden, 
ganz  verschieden  von  den  gewöhnlichen  Erdbeben ;  anfangs  kommt  die  Erdoberfläche  in 
eine  zitternde  (sanftbebendei  Bewegung,  Tofifi  genannt,  auf  welche  sanfte,  senkrechte  Stösse 
folgen." 

Junghuhn  fügt  bei:  „Auch  diese  Beschreibung  des  Soputan,  welche  eine  treue 
Skizze  des  Guntur  auf  Java  zu  sein  scheint,  wurde  von  Herrn  Pecqueur  entworfen,  welcher 
Augenzeuge  eines  Ausbruches  des  Vulkans  war;  der  Herr  Resident  von  Menado  theilte  sie 
mir  mit. 

Hier  ist  anzufügen,  dass  nach  Koorders  (64,  p.  17  und  79)  1895  noch  ein  alter 
Mann  an  jenen  1838  stattgehabten  (nicht  1832,  wie  Koorders  schreibt)  Ausbruch  sich 
erinnerte.  Er  befand  sich  damals  in  Wuwuk,  etwa  13  km  nördlich  vom  Soputan.  Er  erzählte, 
man  habe  einige  Tage  lang  das  Haus  nicht  verlassen  können  ,  wegen  des  Regens  von 
Steinen ,  den  der  Soputan  fast  ununterbrochen  mit  dicken  Aschenwolken  ausspie.  Die 
Dächer  der  Häuser  boten  gegen  die  Steine  Schutz,  weil  sie  damals  viel  steiler  gebaut 
waren,  als  jetzt. 

Spreeuwenberg  I135,  p.  181)  bestieg  den  Soputan  im  August  1842  und  fand  „den 
f\iss  und  den  ganzen  Rücken  des  Berges  mit  monströsen  Steinklumpen  besät,  welche  aus 
dem  Krater  geworfen  waren  ;  man  ist  erstaunt  über  die  Kraft,  welche  bei  solch'  einer  Eruption 
stattfinden  muss;  denn  nicht  zehntausend  Mann  sollten  einige  dieser  Steine  bewegen,  viel 
weniger  wegtragen."  Das  ist  sehr  phantasievoll  ausgedrückt.  Die  erwähnten  Blöcke  ent- 
stammen offenbar  der  vier  Jahre  zuvor  erfolgten  Eruption.  Zur  Zeit  Reinwardt's  waren 
sie  demnach  noch  nicht  vorhanden,  er  würde  sie  auch  sonst  gewiss  erwähnt  haben.  Jetzt 
sind  sie  mit  Sand  und  Asche  zugedeckt. 

Der  Anonymus  1846  (8,  p.  603)  schreibt:  „Vom  Soputan  ist  es  genügend  bekannt, 
dass  er  von  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  bis  heute  wiederholt  verschiedene  Ausbrüche 
gehabt  hat,  und  es  erinnern  sich  sogar  einige  Eingeborene  sehr  wohl,  dass  er  im  Jahre  1833 
(sollte  heissen  1838)  eine  grosse  Masse  Asche  ausgeworfen  hat,  welche  durch  einen  Nord- 
wind fortgetragen  wurde  und  den  Boden  in  seiner  Nachbarschaft  Ellen  dick  bedeckte,  sodass 
sogar  einige  Dächer  von  kleinen  Häusern  in  den  nicht  weit  von  Amurang  entfernten  Dörfern 
durch    die  schwere  Asche  eingestürzt  sind.     Auch   lässt    der  Soputan    noch   immer    merken. 


64 

dass  noch  stets  anhaltende  Thätigkeit  in  ihm  besteht,   unter  anderem  durch  das  Auswerfen 
von  nammen  während  und  nach  dem  Erdbeben  vom  8.  Februar  1845." 

Die  Brüder  De  Lange  (80,  p.  166—168)  bestiegen  den  Soputan  1852  von  Tombatu 
aus  und  bestimmten  seine  Höhe  zu  1827  m.  Aus  der  Beschreibung  ist  wenig  neues  zu 
lernen.  Zwei  Angaben  darunter  sind  zu  erwähnen,  nämlich  dass  der  Kraterrand  mehr  als 
eine  Stunde  Gehens  Umfang  und  der  Kegelabhang  45"  Steigung  habe,  welch'  beide  Angaben 
sehr  wahrscheinlich  zu  hoch  gegriffen  sind.  Die  Autoren  sprechen  auch  von  einer  Eruption 
im  Jahre  1831  nach  Erzählung  von  Eingeborenen,  womit  wohl  die  grössere  von  1838  gemeint  ist. 

Wenn  der  Anonymus  (9,  p.  84)  1856  schreibt:  „Die  letzte  Eruption  des  Soputan 
fand  1832  statt  und  warf  in  fünf  Tagen  eine  entsetzliche  Menge  an  Sand  und  Steinen  aus; 
in  der  Richtung  von  Amurang  lag  die  Asche  hie  und  da  einen  Faden  hoch",  so  ist  1832 
offenbar  ein  Versehen  für  1838,  welches  sich  dann  auch  bei  Graafland  (47,  i,  p.  88  und  2, 
Index)  wiederfindet.  Der  Anonymus  erstieg  den  Soputan  von  Südwesten  her,  von  Tombatu 
aus.  Er  gelangte  zunächst  zu  der  Stelle,  wo  auch  wir  unsere  Hütte  errichtet  hatten,  zwischen 
dem  Manimporok  und  dem  Soputan.  Die  Beschreibung  von  den  Mühseligkeiten  der  Be- 
steigung, welche  nun  folgt,  ist  sehr  lebhaft  und  muthet  heutzutage  komisch  an,  wo  Niemand 
mehr  sich  den  Anschein  geben  wird,  als  habe  ihm  das  Erklimmen  eines  1827  m  hohen  Vulkan- 
kegels auch  nur  die  geringste  Mühe  bereitet;  weiss  man  doch  zum  voraus,  was  man  da  vom 
nächsten  Ersteiger  zu  hören  bekommen  wmrde.  Thatsächlich  ist  das  Ersteigen  dieses  mit 
loser  Asche  bedeckten  Vulkans  sehr  anstrengend  ,  wenigstens  von  der  südlichen  Seite  her 
(an  anderen  Stellen  geht  es  leichter,  wie  wir  noch  vernehmen  werden);  aber  „es  sind  ja 
schon  Damen  oben  gewesen!"  (1895  holländische  Lehrerinnen  von  dortigen  Missionsschulen). 

Den  Krater  nennt  unser  Gewährsmann  kreisrund ,  von  einigen  Unregelmässigkeiten 
abgesehen,  den  Durchmesser  schätzt  er  auf  c.  ^  2  Paal  (=  c.  760  m).  Die  Kraterwände  fand 
er  bis  zu  einer  sehr  beträchtlichen  Tiefe  mit  Gesträuchern  bedeckt.  Aus  einer  Menge 
Spalten  steigt  Schw^efeldarnpf  auf.  Der  Kraterrand  ist  an  der  nördlichen  Seite  am  höchsten; 
auf  dem  östlichen  Rand  liegt  „ein  fürchterlicher  Felsbrocken,  zum  Theil  über  den  Rand  hin, 
der  so  gross  ist,  dass  er  vom  Logierhaus  zu  Tombatu  aus  schon  meine  Aufmerksamkeit  auf 
sich  gezogen  hat".     Dies  ist  der  Elsenstein  (siehe  unten). 

Noch  vor  dem  Jahre  1864  bestieg  Graafland  (47,  i,  p.  88  und  2,  p.  86)  den 
Soputan;  seine  Beschreibung  lehnt  sich  aber  so  sehr  an  die  von  Spreeuwenberg  gegebene 
an,  dass  wir  für  unseren  Zweck  nichts  aus  ihr  gewinnen  können. 

Koorders  (64,  p.  10),  welcher  im  Mai  1895  den  Soputan  bestieg,  sagt  darüber: 
Heisse  Dämpfe  entsteigen  nur  dem  obersten  Rande  des  Kraterschachtes.  Die  Tiefe  des 
Kraters  beträgt  schätzungsweise  250  m;  nach  Bücking's  Angabe  (siehe  unten)  wäre  das  viel 
zu  viel,  nach  Rinne  aber  zutreffend.  Vulkanischer  Schutt,  welcher  durch  Abbröckelung  der 
sehr  steilen  Kraterränder  gebildet  war,  bedeckte  den  Boden  des  Kraters.  Die  De  Lange'sche 
Höhe  von   1827  m   wurde  richtig  befunden.     Der  „Elsenstein"  befindet  sich  auf  der  Karten- 


65 

skizze  Tafel  VIII  gezeichnet  als  „in  die  Augen  fallender  Stein  auf  einem  der  niedrigsten 
Punkte  des  südlichen  Kraterrandes".  Der  von  uns  oben  erwähnte  kegelförmige  Aufsatz  auf 
dem  nördlichen  Rande  ist  auf  einer  Durchschnittsskizze  gezeichnet. 

Die  Bilder  des  genannten  Autors  vom  Vulkane  auf  Tafel  VIII  sind  nicht  correct;  der 
Durchschnitt  durch  den  Gipfel  mit  dem  Krater  ist  viel,  viel  zu  steil,  ein  freilich  bei  den  meisten 
Zeichnungen  von  Vulkankegeln  sich  findender  Fehler,  auch  wenn  diese  von  Geologen  von 
Fach  angefertigt  wurden. 

Die  Angabe  von  Ko Orders,  dass  seit  Reinwardt's  Besteigung,  also  seit  1821,  am 
Krater  keine  Formveränderungen  zu  konstatieren  seien ,  ist  nach  unseren  obigen  Ausführ- 
ungen nicht  richtig.  Der  Ausbruch  von  1838  veränderte  thatsächlich  vieles,  wie  auch  die 
seither  thätige  Erosion.  Dagegen  ist  es  gewiss  zutreffend,  wenn  alte  Leute  Koorders  sagten, 
dass  wesentliche  Formveränderungen  nicht  stattfanden  „in  den  letzten  vierzig  Jahren",  also  seit 
der  Besteigung  des  Anonymus  1856.  lieber  den  Bericht  eines  Eingeborenen  an  Koorders 
betreffend  die  Eruption  von  1838  siehe  oben  (Seite  63). 

Bückin  g  (26)  bestieg  den  Soputan  im  Juli  1898.  Auf  der  Nordwest-  und  Nordseite 
fand  er  einen  Neigungswinkel  unten  von  20",  oben  von  25—30".  Gegen  Südwest  ist  der  Abhang 
bedeutend  steiler  als  gegen  Nord  und  Ost;  dort  sind  aucli  mehrere  Steilabstürze  vorhanden. 
Rippen  und  Furchen  fehlen.  Bücking  fand  den  Anstieg  sehr  leicht,  da  die  festen  Agglo- 
merate  über  die  losen  feineren  Sande  und  Aschen  bei  Weitem  überwogen.  Auf  der  Süd- 
und  Ostseite  ist  das  nicht  so,  wie  wir  mit  Anderen  gefunden  haben.  Die  Andesitbrocken, 
auf  der  von  Bücking  bestiegenen  Seite  zu  Agglomeraten  verkittet,  werden  gegen  oben 
immer  grösser,  sie  sind  olivinführender  Augitandesit.  (Petrographisches  siehe  im  Anhang). 
Etwa  60  m  unter  dem  Gipfel  zeigten  sich  in  einigen  Furchen  auf  der  NW-  und  N-seite 
dicke  Absätze  von  Schwefel;  auch  sah  Bücking  eine  schwache  Dampfentwicklung.  Der 
Durchmesser  des  Kraters  beträgt  nach  ihm  c.  250  m,  die  Tiefe  60  m,  der  Durchmesser  des 
Kraterbodens  in  Folge  der  starken  Einstürze  nur  30  m.  (Dies  sind  Schätzungen,  die  uns, 
unserer  Erinnerung  nach,  zu  niedrig  vorkommen,  vergleiche  De  Lange  und  Koorders, 
welch'  letztere  aber  zweifellos  wiederum  zu  hoch  geschätzt  haben;  ferner  unten  Rinne). 
Die  Form  des  Kraters  ist  sehr  unregelmässig;  der  südöstliche  Theil  ist  vollständig  ein- 
gestürzt, auf  der  Nordseite  ist  eine  tiefe  Einsenkung  vorhanden.  Nicht  verständlich  ist  uns 
der  Ausdruck:  „Der  Kraterrand  besteht  durchweg  aus  Schlackenagglomeraten".  Wir  fanden 
zuoberst  stets  olivinführenden  Augitandesit,  aber  unverschlackt. 

Die  Fumarolenbildung  innerhalb  des  Kraters  ist  nach  Bücking  ausserordentlich 
schwach.  Immerhin  findet  deutliche  Dampfentwicklung  an  der  nördlichen  Seite  statt,  wo 
auch  dicke  Schwefelkrusten  das  Gestein  überziehen,  sowie  aus  der  Bocca,  welclie  sich  etwas 
seitlich  an  der  westlichen  Kraterwand  befindet,  aber  durch  Schutt  verdeckt  ist.  Auf  der  Süd- 
westseite des  Kraters  hat  sich  in  c.  40  m  Tiefe  ein  kräftiger  Farnbaum  angesiedelt ,  dessen 

S-ar-isin,  Celebes.    IV.  9 


66 

Alter  die  Eingeborenen  auf  mindestens  20  Jahre  schätzten;  der  beste  Beweis  dafür,  dass  der 
Soputan  schon  seit  langen  Jahren  nur  eine  sehr  schwache  Fumarolenthätigkeit  zeigt. 

Rinne  (119,  p.  128)  bestieg  den  Soputan  1900  von  Tombatu  aus.  Die  Neigung  des 
Kegelmantels  schätzte  er  zu  30—35"  (p.  132).  „Der  Krater  ist  ein  gewaltiges  Loch,  das  hier 
in  der  Axe  des  Kegelberges  ausgeblasen  ist,  wohl  an  400  m  im  Durchmesser  und  an  250  m 
tief  —  damit  gelangt  Rinne  zu  derselben  Schätzung  wie  Koorders,  siehe  oben  Seite  64  —  seine 
o-anze  Tiefe  konnte  man  nicht  ermessen,  da  unten  steilabstürzende  Wände  den  Schlund  ver- 
deckten.  An  den  schroffen  Innenflächen  zogen  sich  rothe  Geröllhaufen  hinunter.  An  den 
wechselnden  rothbraunen  und  rüthlichweissen  Streifen  liess  sich  der  Aufbau  des  Vulkans 
aus  übereinandergeschichteten  Bomben-  und  auch  wohl  Lavalagen  erkennen,  die  nun  wieder 
von  radialen  Gängen  wie  von  zackeligen  Mauern  durchschnitten  werden.  An  einzelnen 
Stellen,   die  sich  schon  von  ferne  durch  Bleichung  kenntlich  machten,  stieg  Rauch  empor." 

„Auf  dem  Gipfel  hebt  sich  ein  mächtiger  Felsen  ab ,  den  ich  zu  Ehren  meiner  Frau 
batu  Else  (Elsenstein)  getauft  habe." 

Neustens  schreibt  Rinne  (117,  p.  16):  „Deutliche  Gangbildungen  ziehen  sich  wie 
gewaltige  radiale  Mauern  im  Krater  des  Soputan  und  oben  an  seinem  äusseren  Mantel  hin." 

Ueber  die  von  Rinne  nachgewiesene  Somma  siehe  oben  Seite  60. 

Eine  Abbildung  des  Soputankegels  nach  einer  Photographie  ist  a.  a.  O.  auf  Seite  128 
wiedergegeben. 

Von  S.  Figee  und  H.  Onnen  (42,  p.  321)  wird  berichtet,  dass  Herr  Veen  in 
Kelelondei  von  einem  Aschenregen  Meldung  gemacht  habe,  der  am  21.  und  24.  Juli  1900  gefallen 
sei.  Eine  genauere  Angabe  fehlt.  Wich  mann  (157,  p.  20)  schlicsst  daraus  auf  einen  schwachen 
Aschenausbruch  des  Soputan. 

ß)  Der  Manimpörok. 

Ostsüdöstlich  vom  Soputan  erhebt  sich  ein  Vulkan,  welcher  niedriger  und  im  Gegensatz 
zu  jenem  mit  dichtem  Wald  überzogen  ist,  der  Manimpörok..  (Der  Name  erinnert  uns  an  den 
zweiten  Namen  des  Klabat:  Tampörok  =  tanu  am  pörok,  wie  ein  Korb,  siehe  oben  Seite  6).  Wir 
haben  ihn  schon  erwähnt.  Er  zeichnet  sich  auf  den  ersten  Blick  durch  auffallend  tiefe  Radiär- 
runsen  aus,  welche  vom  Gipfel  als  Erosionsthäler  herabziehen.  Gegen  den  Sattel  unseres 
Bivac's  hin  Hessen  sich  drei  unterscheiden,  zwischen  denen  die  sie  trennenden  Rippen  auf 
der  Querschnittsilhouette  wie  kegelförmige  Berge  sich  ausnahmen ;  so  tief  hat  hier  die  Erosion 
sich  eingewühlt,  so  mächtig  sind  die  durch  sie  weggeschafften  Substanzprismen. 

Auf  dem  Gipfel  befindet  sich  ein  durch  Erosion  mächtig  verbreiterter  Krater,  dessen 
südliche  Wandung  fehlt,  offenbar  durch  Erosion  zerstört:  man  sieht  diesen  Krater  vom 
Gipfel  des  Soputan  aus;  bestiegen  haben  wir  ihn  nicht;  dies  geschah  aber  neuerdings  durch 
Rinne,  worüber  unten.  So  erscheint  der  Manimpörok  als  eine  Vulkanruine  und  dem  höheren 
und  thätigen  Soputan  gegenübergestellt  als  ein  gealterter  Vulkan.    Dennoch  haben  seine  Laven 


67 

denselben  petrographischen  Charakter  wie  die  recenten  des  Soputan  (siehe  den  petro- 
graphischen  Anhang  no  i2o|. 

Wenn  Ko Orders  (64)  den  Manimporok  für  den  ältesten  Vulkan  der  Soputangruppe 
erklärt,  so  muss  dies  dahin  eingeschränkt  werden,  dass  er  der  schon  seit  längster  Zeit  ausser 
Thätigkeit  befindliche  ist;  denn  eine  einzige  grössere  Eruption  giebt  einem  scheinbar  alt 
gewesenen  Vulkan  recentes,  jugendliches  Aussehen,  und  es  ist  deshalb  über  das  relative 
Alter  der  verschiedenen  Kegel  der  Gruppe  nichts  bestimmtes  auszusagen ;  beim  Soputan 
um  so  weniger,  als  wir  jetzt  von  ihm  eine  Somma  kennen,  die  Spur  also  eines  Urvulkans, 
in  welchem  der  jetzt  thätige  Kegel  secundär  entstanden  ist.  Immerhin  wissen  wir  aus 
Pecqueur's  (siehe  Seite  62)  Bericht,  dass  der  bewaldete  Manimporok  schon  früh  als  ein 
Gegensatz  zum  kahlen  Soputan  aufgefallen  war. 

Koorders  giebt  auf  seiner  Karte  ein  richtiges  Bild  vom  Krater  des  Manimporok 
und  von  seiner  südlichen  Oeffnung.  Er  lässt  einen  Bach  darin  seinen  Ursprung  nehmen, 
der  südöstlich  nach  Ratahan  abfliesst.  Als  Höhe,  wohl  nach  Schätzung,  giebt  er  für  den 
Gipfel  1775  m.  Derselbe  hat  nach  ihm  die  Form  eines  abgestutzten  Kegels.  „Schon  sehr 
früh  scheint  dieser  breitgipflige  Vulkan  seine  Thätigkeit  eingestellt  zu  haben.  Alles  spricht 
hiefür,  sowohl  die  ungewöhnlich  tiefen  Erosionsschluchten,  als  der  Umstand,  dass  der  ganze 
Berg  bis  zu  seinem  Gipfel  mit  dichtem,  hochstämmigem  Walde  bedeckt  ist.  An  der  NW-Seite 
ist  der  Wald  durch  die  Ausbrüche  des  Soputan  vernichtet  und  hat  dort  einer  Graswildniss 
Platz  gemacht.  Zum  Schlüsse  spricht  hiefür  der  Umstand,  dass  nirgends  von  seiner  Thätigkeit 
gesprochen  wird,  weder  in  der  Literatur  noch,  nach  Herrn  Schwarz,  in  den  Sagen  der 
Minahasser."     (64,  p.  19). 

Skizzen  vom  Manimporok  giebt  Koorders  in  grösserer  Anzahl;  sie  sind  bezeichnet 
mit  den  Zahlen  11  a,  V  a,  V  b,  sodann  auf  Tafel  VI  viermal. 

Rinne  (iig,  p.  136)  erstieg  den  Manimporok  1900  als  der  erste  Europäer,  und  zwar 
von  Südosten  her.  Wir  entnehmen  seiner  Beschreibung  das  folgende:  „Der  Manimporok 
ist  der  ältere  Bruder  und  Nachbar  des  Soputan.  Er  ruht  schon  lange  in  Frieden,  hat  einen 
Mantel  grünen  Waldes  umgethan ,  der  nur  am  Gipfel  ein  wenig  löcherig  erscheint.  Sein 
mächtiger,  von  radialen  Schluchten  tief  zerrissener  einstiger  Kegel  ist  seitlich  aufgerissen, 
sodass  er  von  oben  gesehen  die  Form  eines  ungeheuren  Hufeisens  zeigt.  —  Als  wir  zwei 
Stunden  marschiert  waren,  hörten  wir  einen  Bach  rauschen,  der  sich  heiss  wie  Badewasser 
erwies.  Er  ist  von  vulkanischem  Feuer  geheizt,  bricht  in  vielen  Quellen  unter  dem  Sande 
hervor  und  setzt  reizende  Kalktuffbildungen  ab.  Baumstämme,  Zweige  und  Blätter,  die 
vielfach  in's  Wasser  fallen ,  werden  überkrustet ,  und  hier  und  dort  stürzen  die  Gewässer 
mit  Kaskaden  in  halbkreisförmige  Kalktuff becken ,  in  denen  das  Wasser  klar  und  herrlich 
blaugrün  steht.  ~  Wir  schliefen  auf  der  Sandiläche  zwischen  dem  Soputan  und  Manimporok, 
um  in  der  Frühe  des  folgenden  Tags  uns  den  Berg  hinaufzuarbeiten.  Nach  gut  vier  Stunden 
konnten   wir  die    nie    betretene    höchste  Kuppe    begrüssen.     \^on  dem  scharfen  Kraterrande 


68 

öffnete  sich  der  Blick  in  den  weiten ,  ungeheuren  Kessel ,  der  seine  wilden  ,  steilen  ,  tiefen 
Abfälle  mit  dem  Grün  des  Waldes  umkleidet  hat.  Es  war  ein  grossartiger  Anblick,  diese 
jähe  Tiefe  in  ihrer  gewaltigen  Hufeisenrundung,  mit  ihren  scharf  abfallenden,  coulissenartigen 
Vorsprüngen  zu  sehen,  die  besonders  malerisch  erschien,  als  aus  dem  Grunde  aufsteigender 
schneeweisser  Nebel  in  riesigen  Wolkenballen  in  dem  Krater  wallte  und  fluthete.  Oft  stieg 
der  weisse  Dampf  bis  zu  uns  empor,  zuweilen  auch  liess  er  gerade  die  Spitze  des  Krater- 
randes, auf  der  wir  standen,  frei,  sodass  wir  wie  auf  einer  grünen  Insel  im  Wolkenmeere 
schwebten." 

Auf  Seite  135  giebt  Rinne  ein  schönes  Bild  vom  Vulkan. 

y)  Der  Kelelöndei  mit  dem  Sempu  und  Rindengan. 

Nordnordwestlich  vom  Manimporok  erhebt  sich  ein  grösserer  und  complizierterer 
Vulkan,  der  Kelelöndei,  welcher  seinen  Namen  von  der  rundlichen  Form  eines  umgewälzten 
Bootes  hat  iGraafland,  47,  i,  p.  7);  denn  von  der  Nordseite  aus  gesehen,  präsentiert  er  sich 
als  ein  breiter  Rücken,  an  dessen  Fuss  ein  kleiner  parasitischer  Krater  sichtbar  ist; 
anders  von  der  Südseite,  so  vomi  Gipfel  des  Soputan  aus.  Hier  sieht  man  ihn  zwar  ebenfalls 
als  einen  runden  Rücken  von  der  Form  eines  imigewendeten  Beckens,  und  ferner  wird  auf 
seinem  Gipfel,  etwas  südlich  von  der  höchsten  Stelle,  ein  kleiner  Krater  sichtbar,  welchen  wir  für 
den  unten  zu  beschreibenden  Masemkrater  halten  müssen ;  zugleich  aber  glaubten  wir  wahrzu- 
nehmen ,  dass,  halbkreisförmig  seinen  südlichen  Umfang  umgebend,  eine  Somma  sich 
erhebt,  welche  durch  einen  Sattel  mit  dem  Manimporok  verbunden  ist  und  welche  westlich 
vom  Kelelöndei  einen  höheren  Rücken  bildet,  den  Rinden gan.  Die  östliche  Erhebung  der 
Somma  über  den  zum  Manimporok  führenden  Sattel  heisst  Sempu  oder  auch  Kelelüak. 
Aus  dem  zwischen  dem  Kelelöndei  und  seiner  Somma  sich  hinziehenden  Thale  steigen 
Dämpfe  auf,  welche  dem  Masemkrater  und  anderen  Solfataren  entstammen,  worüber 
unten  zu  sprechen  sein  wird.  Der  Kelelöndei  wäre  also  ein  zusammengesetzter  Vulkan. 
So  wenigstens  scheint  uns  das  Verhältniss  zu  sein,  indem  wir  auf  Skizzen  fussen,  welche 
wir  von  der  Nord-,  der  West-  und  der  Südseite  davon  angefertigt  haben.  Nach  Koorders 
^64,  p.  20)  ist  der  Kelelöndei  mit  dem  Sempu  eins  und  dasselbe,  worin  ihm  neuerdings 
Wich  mann  (157,  p.  20)  folgt;  doch  sind  wir  nach  der  oben  gegebenen  Darstellung  anderer 
Ansicht. 

Die  Bemerkung  von  Rinne  (58,  p.  6):  „Eine  schön  geschwungene,  sattelförmige 
Linie  verbindet  den  Manimporok  mit  dem  G.  Sempu,  alfurisch:  abgebrochener  Berg,  wegen 
seines  wie  zersplittert  aussehenden  Kammes  so  genannt"  ,  passt  ganz  gut  zu  unserer  Auf- 
fassung des  Sempu  als  des  Theilstückes  einer  Somma. 

Koorders  hat  den  sogenannten  Rindengan  erstiegen  und  keinen  Krater  ge- 
funden, was  nicht  ^•erwundert,  falls  er,  wie  wir  es  auffassen,  die  Westerhebung  der  Kelelondei- 
somma  darstellt.     Koorders  nennt  ihn  einen  breiten  Rücken. 


69 

Wir  besprechen  nun  die  Literatur  über  den  Kelelondei  und  seinen  hj'pothetischen 
Ringwall.  Die  hier  zu  vergleichenden  Angaben  durchgehen  wir,  wie  immer,  chronologisch, 
wobei  wir  uns  ein  Bild  von  den  wirklichen  Verhältnissen  zu  machen  versuchen  wollen, 
soweit  dies  möglich  ist.  Wir  haben  wieder  mit  Rein  ward  t  (ro6,  p.  567)  zu  beginnen.  Er 
nahm  seinen  Ausgang,  wie  schon  einmal  bemerkt  (Seite  61),  von  Tompasso  und  bewegte  sich 
erst  SSW,  dann  SW  zu  W  durch  Wald.  Er  gelangte  nun  an  einen  Berg,  der  mit  vul- 
kanischer Asche  bedeckt  war,  doch  auch  Flecke  Waldes  trug.  Es  wurde  kein  eigentlicher 
Gipfel  erreicht ,  sondern  eine  weit  ausgedehnte  Hochfläche.  Beständig  mussten  Hügelzüge 
überschritten  werden,  und  erst  nach  Uebersteigung  des  vierten  oder  fünften  wurde  „der 
dicke,  stumpfe  Kegel  des  Soputan  in  SW  sichtbar;  aber  er  war  durch  ein  sehr  ausgedehntes, 
ganz  mit  schwarzer  vulkanischer  Asche  überdecktes  und  durch  viele  Höhen  und  Tiefen 
unebenes  Terrain  von  uns  abgetrennt." 

Wir  verzichten  auf  eine  nähere  Ausdeutung  des  eingeschlagenen  Weges.  R  e  i  n  w  a  r  d  t 
zog  nun  von  dem  genannten  Sattel  weiter  und  kam  in  ein  tiefes  Thal,  dessen  südliche  Seite 
höher  imd  sehr  uneben  war.  Dieses  fassen  wir  als  das  Atrio  der  Kelelondeisomma  auf 
Er  wandte  sich  nun  in  diesem  in  nördlicher  Richtung  weiter  und  gelangte  an  einen  grossen 
Krater,  welchen  er  näher  beschreibt,  worauf  wir  zurückkommen  werden;  es  ist  der  Krater 
des  Kelelondei,  und  zwar  der  südliche;  denn,  wie  wir  oben  angaben,  existiert  noch  ein 
nördlicher ,  welchen  noch  kein  Europäer  besucht  hat.  Wenn  wir  hinfort  vom  Krater  des 
Kelelondei  sprechen,  ist  immer  der  südliche  gemeint,  der  auch  Masem  heisst.  „Dieser  liegt 
gegen  Norden  vom  Soputan."  „Unmittelbar  hinter  dem  nördlichen  Rande  dieses  Kraters 
beginnt  ein  Bachbett,  welches  offenbar  das  Wasser  von  der  nordwestlich  vom  Krater  ge- 
legenen Höhe  abführt."  Diese  „Höhe"  ist  nach  unserer  Ansicht  der  Rindengan,  resp.  die 
westliche  Erhebung  der  Kelelondeisomma.  Es  heisst ,  dass  er  dem  genannten  Bachbette 
ungefähr  ^^1^  km  weit  „längs  am  Fuss  der  erwähnten  nordwestlichen  Höhe"  gefolgt  sei. 
Um  weiter  an  den  Fuss  des  Soputan  selbst  zu  kommen,  zog  er  in  dem  tiefen  Thal,  unserem 
Atrio,  in,  wie  es  scheint  —  denn  die  Beschreibung  ist  hier  unklar  —  westlicher  Richtung 
weiter,  worauf  er  den  Soputan  vor  sich  sah. 

In  dem  Atrio  selbst  nun  liegt  der  von  Reinwardt  entdeckte  Krater,  zu  dessen  von  ihm 
gegebener  Beschreibung  wir  uns  nun  wenden.  „Wir  befanden  uns  auf  dem  Rande  eines 
der  schönsten  und  grössten  Kratere,  die  ich  in  Indien  angetroffen  habe,  ein  Krater  so  gross 
und  so  tief  wie  der  des  Mahawu."  Diesem  Vergleich  nach  zu  urtheilen ,  wäre  er  aber 
massig  gross,  mit  vielen  javanischen  gar  nicht  zu  vergleichen,  was  auch  durch  die  Angaben 
späterer  Reisender  bestätigt  wird.  „Auf  dem  Boden  des  Kraters  fand  sich  weisses  und 
dampfendes,  hie  und  da  kochendes  Wasser,  und  es  bestanden  eine  grosse  Anzahl  von  Oeff- 
nungen,  aus  denen  Schwefel-  und  Wasserdämpfe  brausend  hervorbrachen.  Diese  letzteren 
befinden  sich  hauptsächlich  an  der  nördlichen  Seite.  Der  Krater  ist  ein  nahezu  rundes  Loch, 
welches  nach  unten  zu  trichterförmig  zuläuft.    Der  Durchmesser  des  Kratermaares  mag  die 


_70 

Hälfte  dessen  des  Kraterrandes  betragen.  Die  Kraterwände  sind  überall  ganz  weiss  oder 
gelb  von  Schwefel.  An  einer  Stelle  stehen  mächtige  Basaltsäulen.  Die  Kraterwände 
bestehen  aus  loser,  zerfressener,  weiss-gelb-rother  Erde;  es  ist  gefährlich,  sie  zu  betreten.  Die 
höchsten  Ränder  des  Kraters  sind  scharl  abgebrochen,  sehr  uneben  und  augenscheinlich 
eingestürzt.  Ueberall  um  den  Krater  ist  der  Boden  reichlich  von  Schwefel  durchzogen.  Das 
Wasser  des  Maares  hat  nirgends  einen  Ausfluss." 

Dies  das  wesentliche  aus  der  Beschreibung  des  R  ein  wardt'schen  Kraters,  welcher 
nichts  anderes  als  der  Masemkrat er  des  Kelelondei  ist,  nach  seinem  Zustand  im  Jahre  1821. 

4I  L'  km  weiter  nordwestlich  kommen  nach  Reinwardt  noch  heisse  Schwefelquellen 
zu  Tage. 

Im  September  1842  schlug  Spr eeu wenberg  (135,  p.  177  ff.)  denselben  Weg  ein, 
wie  Reinwardt,  insofern  sich  das  wenigstens  aus  der  sehr  unklaren  Beschreibung  als 
wahrscheinlich  entnehmen  lässt.  Die  Haltestelle  auf  dem  Manimporok-Sempusattel  nennt  er 
den  Gipfel  des  Berges  Sempo;  aber  sie  kann  keine  andere  sein,  als  die  bezeichnete.  Die 
Höhe  dieser  Stelle  giebt  er  (p.  180  und  181)  als  Berg  Sempo  zu  4744  rh.  Fuss  nach  Rein- 
wardt, 5126  rh.  Fuss  nach  Forsten  an,  =  1489  m  und  1609  m.  Wir  wissen  nicht,  aus 
welcher  Quelle  diese  Zahlen  stammen.  Nach  Wanderung  „links  und  rechts  durch  eine  dürre 
Fläche",  kam  Spreeuwenberg  an  den  Krater  Rano  Assem,  was  offenbar  so  viel  heisst, 
als  das  Assem  Maar;  dies  ist  der  Krater  des  Kelelondei.  „Das  Ganze  ist  eine  Aneinander- 
reihung von  Thälern  oder  von  so  "vielen  beckenförmigen  Tiefen,  die  wahrscheinlich  trichter- 
förmig eingefallen  sind,  je  nachdem  die  vulkanische  Thätigkeit  des  Berges  den  Boden 
ausgeworfen  hat."  Man  sieht,  Spreeuwenberg  fand  sich  nicht  zurecht.  Es  muss  aber 
auch  an  die  Eruption  des  Soputan  vier  Jahre  vor  seinem  Besuch  (1838)  erinnert  werden, 
welche  sehr  wahrscheinlich  das  Atrio  des  Kelelondei  mit  dem  Krater  Masern  reichlich  mit 
Steinen  und  Asche  überstreut  und  so  die  ursprünglich  einfacheren  Verhältnisse  gestört 
haben  mag.  Spreeuwenberg  unterschied  aber  doch  einen  Krater  mit  seinem  Rande, 
näherte  sich  diesem,  in  liegender  Stellung  hinkriechend,  und  schreibt  nun:  „Ein  Geräusch, 
das  viel  Aehnlichkeit  hat  mit  dem  Oeffnen  der  Klappe  einer  Dampfschiffpfeife  und  auf  weiten 
Abstand  gehört  werden  kann ,  traf  unsere  Ohren ;  es  war  der  Schwefelpfuhl  am  Boden  des 
Kraters.  Anfangs  hinderte  uns  der  Schwefeldampf,  etwas  zu  unterscheiden ;  aber  nach  einer 
halben  Stunde  Wartens  wurde  er  durch  den  Wind  weggeführt,  und  das  Ganze  kam  vor 
uns.  Der  erste  Eindruck  war  schrecklich,  schwindelnd  sahen  wir  in  die  Tiefe.  Ein  kochender 
Schwefelpfuhl  von  ungefähr  500  Fuss  {=  150  m)  Durchmesser  wurde  von  steilen  Felswänden 
eingeschlossen,  aus  denen  der  Schwefel  zum  Vorschein  kommt,  und  welche,  einige  senkrecht 
wie  Säulen,  andere  gewölbeartig,  alle  Augenblicke  drohen  mit  einem  hinabzustürzen,  während 
die  Ränder,  eine  Art  von  ausgebranntem,  zur  Kalkerde  verwandeltem  Stein  |es  ist  tana  puti, 
siehe  oben  Seite  50  und  571  bei  der  mindesten  unvorsichtigen  Berührung  nach  unten  bröckeln. 
Wir    hatten    einen    ziemlich    schweren    Stein    an    ein   Tau    von    reichlich    iio   Faden-Länge 


71 

(=  c.  200  ml  gebunden,  um  ihn  wie  einen  Schleuderstein  nach  der  Mitte  zu  werfen  und  so 
die  Tiefe  des  Kraters  zu  messen;  aber  unser  Tau  lief  bis  auf  180  m  aus,  ohne  dass  der 
Stein  den  Pfuhl  erreichte." 

Merkwürdig  ist  noch  die  Angabe:  „Es  wurden  auch  Spuren  gefunden,  dass  Wild- 
ochsen in  den  Krater  hinabklettern.  Was  sie  da  suchen ,  ist  uns  ein  Räthsel ,  da  weder  in 
demselben,  noch  in  der  Umgebung  auch  nur  ein  Grashälmchen  gefunden  wird." 

Die  Wände  waren  also  nicht  überall  gleich  steil,  und  man  konnte  noch  hinabklettern. 
Die  Anoa  geht  gern  in  die  Kratere,  vielleicht  weil  sie  Salze  findet,  die  ihr  das  Chlornatrium  ersetzen. 

1893  referiert  Wich  mann  (153)  die  Angaben  der  beiden  genannten  Autoren. 

1895  hat  Koorders  (64,  p.  5  ff.)  den  Rein  ward  t'schen  Krater  aufgesucht,  und  wir 
wenden  uns  jetzt  seinem  Berichte  zu.  Er  kam  aus  der  Gegend  von  Tompasso  her  und  ging 
nun  zunächst  in  rein  südlicher  Richtung  bis  zu  c.  1400  m  Höhe,  womit  der  breit  sich  hinziehende 
Rindenganrücken  erreicht  wurde,  von  ihm  Tondorukan-Rindenganrücken  genannt.  Weiter 
in  SW— S-Richtung  über  den  Rücken  hinüber,  dessen  höchster  Punkt  zu  1555  m  gemessen 
wurde.  Er  sah  von  ihm  herab  auf  eine  Sandfläche  mit  einem  grossen  Kratermaar.  Dies 
sei  der  Rano  Asem  Spreeu wenber g's,  was  aber  ein  Versehen  sei  für  Masern;  auch 
heisse  er  Walelang,  was  Schwefel  bedeute.  Es  heisst  nun:  „Die  Beschreibungen  von 
Rein  war  dt  und  Spreeuwenber  g  sind  beide  sehr  gut  und  noch  ganz  für  1895  giltig; 
eingreifende  Veränderungen  scheinen  also  nicht  eingetreten  zu  sein;  auf's  neue  eine  Beschreibung 
zu  geben,  scheint  mir  deshalb  überflüssig".  Er  giebt  nun  die,  nach  unserer  Ansicht  übrigens 
mangelhafte,  Spre  eu  wenber g'sche  Beschreibung  wieder;  die  R  ein  wardt'sche  ist  viel 
besser.  Obschon  nun  Koorders  leider  keine  Beschreibung  der  Gegend  und  des  Kraters 
liefert,  und  seine  Karte,  die  alles  erklären  soll,  unklar  ist  und  wenig  mit  unseren  eigenen  Skizzen 
und  Peilungen  übereinstimmt,  so  lassen  sich  doch  noch  folgende  Angaben  zusammenstellen: 
„Das  Wasser  des  Masemkratcrs  hatte  zur  Zeit  meines  Besuches  eine  so  hohe  Temperatur, 
dass  ich  eine  Flasche,  worein  ich  es  habe  füllen  lassen,  fast  nicht  in  der  Hand  halten  konnte. 
Der  Geruch  war  sauer  und  erinnerte  an  Salz-  und  Schwefelsäure;  der  Geschmack  war  scharf 
sauer  und  sehr  zusammenziehend.  Die  Oberfläche  des  Maares  dampfte  fortwährend  stark; 
die  Farbe  war  blaugrau".     Das  Maar  „wird  von  einem  Ringwall  umgeben". 

Nördlich  am  Soputanfusse  zieht  nach  Koorders  das  Pentu-Thal  hin  in  ungefähr  1275  m 
Meereshöhe  164,  p.  11).  Der  darin  fliessende  Bach  Pen  tu  ist  c.  i  m  breit  und  0,3  m  tief.  Das 
Wasser  ist  kalt,  farblos,  mit  starkem  Geruch  und  Geschmack  nach  Schwefelwasserstoff;  das 
Bett  ist  mit  einem  Belag  von  grauweissem  Schwefel  überzogen ;  etwa  i  km  bachabwärts  findet 
sich  eine  Solfatare,  mit  Namen  Rum erega  ,  welche  als  heilig  verehrt  wird.  Sie  bildet  ein  rundes 
Becken  von  einigen  Metern  Durchmesser,  mit  steilen  Wänden  von  c.  3  m  Höhe.  Kochendes 
Wasser  mit  Dämpfen  kommt  mit  Geräusch  heraus.  Es  ist  mit  Schwefel  beschlagen.  Das  Wasser 
der  Solfatare  sammelt  sich  zu  einem  Bach,  der  in  den  Pentu  sich  ergiesst.  Nach  der  beige- 
gebenen Karte    von    der  Soputangruppe  fliesst  der  Pentu  in  nordwestlicher  Richtung  hinab. 


Das  bezeichnete  Pentuthai  fassen  wir  als  das  zwischen  dem  Soputankegel  und  der 
Kelelondeisomma  sich  hinziehende  Thal  auf. 

Unsere  Kelelondeisomma  sehen  wir  erwähnt  als  „Rücken,  welcher  die  grosse  kahle 
Sandfläche,  in  der  der  Krater  Masern  liegt,  an  der  Südseite  umschliesst".  Auf  Seite  19  wird 
sie  bezeichnet  als  „der  ringförmige  Rücken,  welcher  das  Kratermaar  umschliesst."  Unser  Atrio 
nennt  Ko Orders  das  Masemthal. 

Von  bejahrten  Eingeborenen  wurde  Koorders  mitgetheilt,  dass  am  Kratermaar  Masem 
die  letzten  40  Jahre  keine  Veränderungen   stattgefunden   hätten,   so  wenig  wie  am  Soputan. 

Koorders  hat  sich  folgende  Ansicht  über  die  geologische  Geschichte  der  Soputangruppe 
gebildet  (p.  191 :  Dieselbe  bestand  ursprünglich  aus  zwei  Vulkankegeln ,  dem  Manimporok, 
welcher  der  älteste  ist,  und  dem  Rindengan,  von  dem  nur  ein  zersplitterter  Rest  vorhanden  ist. 
Der  Masemkrater,  welcher  zum  Theil  noch  durch  einen  ringförmigen  Rücken  umschlossen 
ist,  stellt  zusammen  mit  der  Sandfläche,  worin  er  liegt,  den  umfangreichen  Kraterboden  des 
eingestürzten  Rindengankegels  dar.  Der  „Sempu  oder  Kelelonde"  und  der  Soputan  sind 
secundäre  Kratere. 

Wir  stimmen  mit  dieser  Auffassung  nicht  überein  und  verweisen  für  die  weiteren 
Betrachtungen  von  Koorders  auf  seine  Schrift  und  die  von  ihm  beigegebene  Karte. 

Bücking  (26,  p.  256  mit  Anmerkung)  berichtet,  der  Masemkrater  befinde  sich  am 
östlichen  Absturz  des  Sempu,  was  für  westlichen  verschrieben  sein  muss;  am  besten  hiesse 
es:  am  südlichen  Absturz  des  Kelelondei.  Er  stellt  „eine  weite,  kraterförmige  Vertiefung 
von  ovalem  Querschnitt  dar,  etwa  300  m  breit  und  500  m  lang,  mit  .schroff  abfallenden  Wänden 
aus  gebleichtem,  in  der  Sonne  weithin  leuchtendem  Gestein.  Am  Grunde  ist  ein  kleiner 
See.  Er  hat  keinen  Abfluss,  es  sei  denn,  dass  die  nördliche,  weniger  hohe  Wand  von  einer 
schmalen  Schlucht  oder  Kluft  durchsetzt  wird ,  welche  eine  Verbindung  mit  dem  gegen 
Kawangkoan  hinabführenden  Thal  herstellt.  —  Dies  ist ,  wie  wir  anmerken ,  offenbar  das 
zwischen  dem  Kelelondei  und  der  Somma  nordwärts  ausgehende  Atrio.  —  Aus  dem  Boden 
und  den  Wänden  des  Kraters  findet  eine  lebhafte  Dampfentwicklung  statt;  die  Wände  sind, 
zumal  auf  der  Nordostseite,  von  Schwefel  dick  überkrustet.  Reinwardt's  Beschreibung 
stimmt  im  allgemeinen  recht  gut.  Das  Maar  ist  übrigens  nicht,  wie  Rein  ward  t  glaubt, 
„„der  schönste  und  grösste  Kratersee""  im  indischen  Archipel,  sondern  recht  klein;  es  be- 
deckt den  Boden  des  Kraters  kaum  zur  Hälfte,  ist  also  bei  weitem  nicht  so  gross  als  der 
See  von  Linow  "  Rein  war  dt  spricht  übrigens  mit  dem  citierten  Ausdrucke  nicht  vom 
Maar,  sondern  vom  Krater  selbst  (siehe  oben  Seite  69). 

Offenbar  hatte  Bücking  das  Koorders 'sehe  Pentuthai  vor  sich,  wenn  er  von  einem 
Thale  berichtet,  nach  welchem  der  Sempu  —  die  östliche  Erhebung  der  Kelelondeisomma 
nobis  —  und  der  Manimporok  mit  fast  senkrechten  Wänden  schroff  abfallen,  und  in  welchem 
sich  Solfataren  finden.  Daraus  strömt  ein  Bach ,  welcher  vom  Fuss  des  Soputan  kommend 
zuerst   nördliche,    dann   westliche  Richtung   einschlägt;    sein   Wasser    sei    von   wunderbarer 


73 

Klarheit,  aber  von  unangenehmem  Geschmack.  Für  weitere  Einzelheiten  verweisen  wir  aut 
die  Originaldarstellung. 

Rinne  (119)  besuchte  ebenfalls  den  Masemkrater,  den  er  Walirang  oder  Wale  lang 
(117,  p.  9)  nennt;  wir  verweisen  hiemit  auf  die  sehr  lebendige  Beschreibung,  welcher  wir  nur 
das  folgende,  für  unseren  Zweck  wichtige,  entnehmen:  Rinne  stieg  zwischen  dem  Soputan 
und  Manimporok  hindurch  den  Sempu  hinan.  Von  dort  sah  er  auf  den  Masemkrater  hinab. 
„Der  Hexenkessel  zu  meinen  Füssen  arbeitete  mit  Volldampf  100  bis  150  m  hohe ,  durch 
Zersetzung  bunte  Wände  umschlossen  einen  unterirdischen ,  an  500  m  langen  und  300  m 
breiten  brodelnden  Sumpf  An  vielen  Stellen  zischte  und  brauste  auch  aus  den  Wänden 
heisser  Dampf  heraus."     Die  Umgebung  dieser  Stellen  war  mit  Schwefel  beschlagen. 

Auf  Seite  139  a.  a.  O.  findet  sich  eine  photographische  Abbildung  des  Masemkraters, 
auf  welcher  jedoch  die  Umgebung  nicht  zum  Ausdrucke  kommt,  weshalb  wir  uns  im  Ver- 
ständniss  der  ganzen  Sachlage  durch  sie  nicht  gefördert  sehen. 

Noch  sei  angemerkt,  dass  die  auf  der  Musschenbroek 'sehen  Karte  ausser  dem 
Soputan  selbst  angegebenen  Bergnamen  und  gemalten  Bergzüge  der  Wirklichkeit  nicht  ent- 
sprechen. Unsere  eigene  Karte  giebt  unsere,  mit  Hilfe  eigener  Skizzen  und  Peilungen  und 
einer  allerdings  nicht  durch  Klarheit  sich  auszeichnenden  Literatur  mühsam  erworbene  Aut- 
fassung wieder.     Die  ganze  Sachlage  bedarf  der  Revision  an  Ort  und  Stelle. 

I)  Die  östliche  Vulkanreihe  der  Tondanomasse. 

Betrachten  wir  zunächst  die  vom  Soputan  ausgehenden  Vulkanreihen  im  Zusammen- 
hang. Wir  haben  schon  einmal  erwähnt,  dass  wir  die  Anordnung  der  Vulkane  in  der 
Minahassa  als  äusseren  Ausdruck  von  Spalten  der  Erdrinde  ansehen,  insofern  es  uns  ge- 
lungen ist,  auf  Grund  dieser  Annahme  ein  Verständniss  der  Anordnung  der  Vulkane  zu 
gewinnen;  wir  wiederholen  indessen,  dass  wirdamit  nicht  etwa  die  Meinung  erwecken  möchten, 
als  sähen  wir  uns  in  der  Lage,  für  die  Richtigkeit  der  Spaltentheorie  einen  direkten  Beweis 
beizubringen,  weshalb  wir  es  auch  nicht  wagen,  mit  den  Gegnern  jener  Theorie  in  eine 
Diskussion,  uns  einzulassen.  Es  sei  dies  nochmals  zur  Verständigung  vorausgeschickt,  da  wir 
im  folgenden  Abschnitt  von  Vulkanreihen  und  von  Spalten  als  von  ein-  und  derselben  Er- 
scheinung sprechen  werden. 

Der  Soputan  bildet  mit  dem  Kelelondei  und  dem  Manimporok  den  Ausgangspunkt  von 
zwei  Vulkanreihen ,  welche  beide  der  Längsrichtung  der  Tondanomasse  folgen ,  und  von 
denen  die  eine  dem  westlichen,  die  andere  dem  östlichen  Ufer  des  Tondanosees  entlang  läuft. 
Die  westliche  Reihe,  welche  wir  die  westliche  Längsspalte  der  Tondanomasse 
nennen  können,  haben  wir  nunmehr  der  Reihe  nach  durchgesprochen;  sie  verläuft,  um  dies 
hier  zu  wiederholen,  Iblgendermaassen :  Soputan,  Kelelondei,  Sinapi,  wobei  der  kleine 
Vulkan  Tempang  wohl  als  Parasit   des  Sinapi  aufgefa.sst  werden  darf,   Lengkoan.     Von 

Sarasiii,   Celebes.   IV.  ^ -* 


74 

hier  gabelt  sich  die  Spalte  in  zwei  Aeste,  von  denen  der  westliche  folgenden  Verlauf  hat 
Lengkoan,    Linow    Lahendong,    Schlammpfuhl    Sarongsong,    Lokon.     Diese 
Spalte  verbindet   also   in  ununterbrochener  Linie   den  Soputan    mit  dem  Lokon.     Der   öst- 
liche Ast  hat  folgenden  Verlauf:   Lengkoan,  Tampussu,  Masarang,  Empunglaar, 
Mahawu. 

An  diesem  Orte  sei  eingefügt,  dass  Rein  war  dt  (io6,  p.5731  schreibt:  „Es  ist  denkbar, 
dass  auch  die  Kratere  des  Lokon,  Mahawu  und  der  Linow  Lahendong  mit  dem  Soputan 
in  Verbindung  stehen." 

Weiter  nimmt  nun  vom  Soputan  eine  Vulkanreihe  in  ungefähr  östlicher  Richtung  ihren 
Ausgang,  die  östli  che  Längsspa  Ite  der  Tondano  masse.  Auch  sie  geht  vom  Soputan- 
kegel  aus,  welcher  das  eigentliche  Centrum  der  Gruppe  darstellt,  und  wie  wir  oben  gesehen 
haben,  wegen  der  an  ihm  nachweisbaren  Somma  recht  wohl  der  älteste  der  drei  Vulkane  sein 
kann,  obschon  er  noch  thätig,  der  Manimporok  aber  schon  längst  erloschen  ist.  Folgendes  ist  der 
Verlauf  dieser  östlichen  Reihe:  Soputan,  Manimporok,  Potong,  Kawätak,  Simbel, 
Kaweng,  und  weiterhin  die  Vulkanreihe  längs  dem  östlichen  Seeufer.  Diese  hiemit 
bezeichnete  östliche  Reihe  spiegelt  in  ihrem  gebogenen  Verlauf  die  Umbiegung  der  Halbinsel 
an  dieser  Stelle  besonders  deutlich  wieder;  doch  lässt  sich  diese  Umbiegung  auch  in  der 
westlichen  Reihe  erkennen.  Selbst  der  zwischen  beiden  gelegene  Tondanosee  zeigt  in  seiner 
Hauptrichtung  dieselbe  Bogenform. 

Es  ist  nun  über  die  genannten  Vulkane  der  östlichen  Spalte,  wenn  wir  vom  Manim- 
porok absehen,  so  wenig  bekannt,  dass  es  sich  nicht  verlohnt,  sie  in  besondern  Abschnitten 
zu  behandeln ;  wir  stellen  die  wenigen  Bemerkungen ,  die  wir  in  der  Literatur  gefunden 
haben,  hiermit  zusammen. 

Der  Gunung  Potong  ist  vielleicht  ein  Parasit  des  Kawatak;  man  sieht  ihn  auf  unserem 
Bilde,  Fig.  7,  gut  zwischen  dem  Manimporok  und  dem  genannten  Wilkane.  Nach  Rinne 
bedeutet  sein  Name  gespaltener  Berg,  und  durch  seinen  Einschnitt  I920  m)  führe  die  Strasse 
(117,  p.  6|,  also  vielleicht  durch  seinen  Krater  hindurch.  Kawatak  und  Kaweng  wurden  von 
den  De  Lange  bestiegen  und  auf  ihre  Höhe  gemessen;  für  den  ersteren  wurden  1209  m, 
für  den  letzteren  1049  m  erhalten.  Wir  erfuhren  durch  Herrn  Missionar  Schwarz  in 
Sonder,  dass  sich  auf  dem  Gipfel  des  Kaweng  ein  Maar  befinde. 

Bücking  (26,  p.  257)  bemerkte  am  steilen  Nordabhang  des  Kawatak  ausgedehnte 
Schutthalden  von  schwarzem  Gestein;  weiter  unten  traf  er  Conglomerate  von  Andesit,  welche 
auch  reichlich  Bimssteinstücke  einschlössen,  auch  zeigten  sich  rothe  Schlackenagglomerate, 
wie  bei  Eris  am  Tondanosee  (siehe  darüber  unten).  In  den  Wasserrinnen  fand  sich  schwarzer 
Magnete  isensand  „in  reinen,  in  der  Sonne  lebhaft  glitzernden  Massen",  aus  dem  vulkani.schen 
Gesteine  stammend,  das  dort  sehr  reich  daran  ist.  Bei  Atep  am  Südostabhang  des  Kawatak 
fand  er  eine  Höhle  im  Tuff,  in  welcher  der  Palambafluss  entspringt;  ihr  vorderer  grösserer 
Theil  ist  7  m  lang,  2  —  3  m  breit  und  3 — 5  m  hoch;  dahinter  ist  noch  eine  kleinere  Kammer. 


75 

Was  die  sogenannte  Lembeankette  angeht,  welche  sich  als  Fortsetzung  der  Vulkane 
Kawatak,  Simbel  und  Kaweng  dem  Ostrande  des  Sees  entlang  zieht,  so  vermuthen  wir,  dass 
sie  aus  einer  Kette  von  Einzelvulkanen  zusammengesetzt  sei ,  ähnlich  wie  wir  dies  an  der 
Masarang— Empunglaar  — Mahawureihe  fanden,  welche  aus  der  Ferne  betrachtet  ein  achtes 
Kettengebirge  vortäuscht  und  die  Existenz  von  Kratern  gar  nicht  ahnen  lässt,  wie  unsere 
Abbildung,  Fig.  4  Seite  40,  zeigt.  Ueberdies  konnten  wir  aus  der  Entfernung  an  der 
Lembeanreihe  vier  oder  fünf  vulkanartige  Individuen  unterscheiden,  welche  sich  zum  Theil 
mit  den  auf  der  Musschenbroek'schen  Karte  verzeichneten  „Gunungs"  decken.  Von  der 
Höhe   des   Klabat    herab    erkannten    wir   deutlich,    wie   sowohl    der   Ostabfall   der   Lembean- 


Lembeanreihe  Kawatak  Manimporok      Sopiitan 

Manembogebirge     Potong 


Lolombulan 
Sempu       ;  Rindengan  Bai  von  Amurang 


Ausfluss  des 
Sees 


Figur    7. 
Der   See   von  Toiidano   vom   Gipfel   des   Vulkans   Klabat   aus. 

berge,  als  ihr  V^estabfall  gegen  den  See  hin  eine  sanft  ausgeschweifte  vulkanische  Kurve 
bildete.  Wir  nahmen  davon  eine  Photographie  auf,  welche  wir,  da  sie  sehr  schwach  ausge- 
fallen ist,  deutlicher,  aber  doch  möglichst  genau  hier  im  Holzschnitt  wiedergeben  (Figur  7). 
Man  erkennt  darauf  den  sanften  Ost-  und  Westabfall  der  Lembeankette.  Den  östlichen 
Abfall  derselben  durchfurchen  tiefe  Erosionsschluchten.  Der  Bemerkung  von  Koorders 
(64,  p.  551,  dass  der  Abfall  des  Lembeangebirges  nach  dem  See  zu  steiler  .sei  als  nach  der 
Küste,  können  wir   nicht  beitreten;   wir  finden  sie  auf  beiden  Seiten  annähernd  gleich,    wie 

auch  unsere  Abbildung  zeigt. 

Nach  Wichmann  (153,  p.  7)  stellt  das  Lembeangebirge  keine  Vulkanreihe,  vielmehr 
einen  Andesitrücken  dar,  von  welchem  einzelne  Kuppen  1000- 1 100  m  erreichen,  und  welcher 
der  Produkte  einer  explosiven  Thätigkeit  entbehre.    Hiezu  bemerken  wir,  dass  wir  zwischen 

10* 


7(j 

den  Dörfern  Eris  und  Telap  an  der  Strassenböschung  eine  kleine  gedrehte  Bombe  auf- 
gelesen haben,  welche  roth  oxj^diert  und  durch  Anwitterung  rauh  und  porös  ist,  also  nicht 
recenten  Charakter  hat.  In  Figur  5  der  Texttafel  zu  Seite  32  haben  wir  sie  abgebildet.  Wir 
glauben,  dass  sie  einem  der  Lembeanvulkane  entstamme;  denn  es  ist  hier  auch  eine  Be- 
merkung Bück  ing's  (26,  p.  252)  beizuziehen,  welche  lautet:  „Allenthalben,  wo  die  Strasse 
(des  östlichen  Seeufers)  die  dicht  an  den  See  herantretenden  Abhänge  anschneidet,  treten 
unter  dem  oft  mächtigen  gelben  Zersetzungslehm  u  n  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  t  e  grobe  vulkanische 
Conglomerate  und  Schlacke nagglomerate  zu  Tage.  Südlich  vom  Dorfe  Eris 
besitzen  sie  eine  intensiv  rothe  Farbe.  Von  hier  stammt  auch  das  rothe  Beschotterungsmaterial 
bei  Tataaran".     Es  besitzt  dasselbe  nach  Bücking  eine  grosse  Porosität. 

Diese  Stelle  spricht  ebenfalls  dafür,  dass  die  Ostkette  eine  Reihe  von  ächten  Vulkanen 
darstellt  und  nicht  von  Andesitrücken,  und  ferner,  dass  die  von  uns  aufgehobene  gedrehte  Bombe 
nicht  von  anderwärts  hergeführt  wurde,  sondern  der  näheren  Umgebung  der  Stelle  selbst 
entstammt,  wo  wir  sie  gefunden  haben. 

Nach  Rinne  (118,  p.  493)  heisst  der  bezeichnete  Ort  Watumera  (rother  Fels);  es 
befinden  sich  dort  grosse  Steinbrüche,  in  welchen  der  von  Bücking  erwähnte  Wegeschotter 
gewonnen  wird ;  ausser  den  roth  gefärbten  Gesteinen  kommen  auch  schwarze  vor  und  solche, 
die  aus  rothen  und  schwarzen  Lagen  zusammengesetzt  sind.  „Die  rothe  Farbe  scheint  die 
Folge  hämatitischer  Verwandlung  des  Erz-Staubes  zu  sein." 

Eine  nähere  Untersuchung  der  Lembeanreihe  auf  etwa  vorhandene  Kratere  ist  ein 
Desiderat;  dass  dieselben  bei  älteren  Vulkanen  verschwinden  können,  haben  wir  oben 
(Seite  43)  gezeigt;  wir  halten  es  aber  für  wahrscheinlich,  dass  man  wenigstens  noch  Spuren 
derselben  auffinden  wird. 

Die  beschriebene  östliche  Vulkanreihe  scheint  nun,  an  der  Nordostecke  des  Sees 
angelangt,  dessen  nördliches  Ufer  bogenförmig  zu  umlaufen,  wie  aus  der  Musschen- 
broek'schen  Karte  zu  entnehmen  ist.  Nach  unserer  Photographie  zu  schliessen,  glauben 
wir  aber  eher,  dass  eine  solche  Umbiegung  hier  nicht  stattfindet,  sondern  dass  die  durch 
die  östliche  Reihe  bezeichnete  Spalte  an  der  NO-Ecke  des  Sees  auf  eine  sich  mit  ihr  kreuzende, 
die  Halbinsel  quer  durchschneidende  Spalte  stösst,  welche  der  Klabat-Menadotuwaspalte 
annähernd  entsprechen  würde,  die  nördliche  Querspalte;  mit  dieser  würden  sowohl  die 
beiden  Aeste  der  westlichen  als  die  öslHche  Längsspalte  sich  kreuzen.  Diese  nördliche  Ouer- 
spalte  wird  durch  die  Vulkanreihe:  NO-Ecke  der  Ostreihe-- Kinagogaran —  Rumengan — 
Lokongruppe  bezeichnet,  und  sie  würde  eine  ununterbrochene  vulkanische  Reihe  bilden  wie  die 
obengenannten,  wenn  nicht  der  Tondanofiuss  sie  durchbräche.  Sie  stellt  ebensowenig  wie  die 
östHche  Vulkanreihe  einen  Andesitrücken  dar;  denn  Bücking  (26,  p.  252)  schreibt:  „Aus  den 
Aufschlüssen  in  der  Nähe  des  Wa.sserfalles  und  aus  dem  Thal  des  Tondanoflusses  geht  her- 
vor, dass  auch  hier  das  Gebirge  sich  wesentlich  aus  weichen,  trassähnlichen  Bimsstein tuffen 
ohne  deutliche  Schichtung  zusammensetzt.  Hier  und  da  schliessen  die  Tuffe  faustgrosse 


I  i 

Lavabrocken  ein  und  gehen  auch  wohl  in  gröbere  vulkanische  Conglomerate 
über;  auch  festere  Andesitbänke ,  unzweifelhaft  alte  Lavaströme  wurden  an  zwei  Stellen 
als  Einlagerungen  beobachtet." 

Nach  unserer  Ansicht  wird  also  der  See  von  Tondano  von  vulkanischen  Reihen  voll- 
kommen eingerahmt  mit  Ausnahme  der  einzigen  Stelle,  welche  sein  Ausfluss  durchbrochen  hat. 


m)  Der  Gunung  Bantik. 

Zwischen  der  Bai  von  Amurang  und  der  von  Tanawangko  zieht  sich  in  westöstlicher 
Richtung  eine  Halbinsel  hin,  welche  in  einem  unhohen,  auf  der  M  u  s  s  ch  e  n  b  r  o  ek'schen 
Karte  als  G.  Bantik  bezeichneten  Berge  gipfelt.  Von  Menado  aus  gesehen,  erweckt  dieser 
Hügel  den  Verdacht,  ein  kleiner  Vulkan  oder  eine  Vulkanruine  zu  sein,  w^enigstens  nach 
der  von  uns  aufgenommenen  Photographie  zu  urtheilen,  welche  wir  in  Figur  i  auf  Seite  27 
wiedergegeben  haben.  Der  Bantik  scheint  darauf  der  Basis  der  Lokon-Tetawirancur\'e  auf- 
gesetzt zu  sein,  was  aber  nicht  richtig  ist,  da  er,  von  Menado  aus  gesehen,  hinter  der  Lokon- 
gruppe  zurückliegt,  weshalb  thatsächlich  die  Tetawirancurve  vorne  an  ihm  durchzieht.  Im 
November  1893  hatten  wir  zwar  die  bezeichnete  Halbinsel  auf  dem  ostwärts  vom  Bantik  hin- 
durchführenden Strässchen  überschritten;  da  uns  jedoch  damals  die  Wichtigkeit  der  Frage 
nach  der  Natur  dieses  Berges  noch  nicht  aufgetaucht  war,  finden  wir  im  Tagebuch 
nur  verzeichnet,  dass  wir  über  einen  ziemlich  hohen  Rücken  gekommen  seien.  Auf  unserer 
Karte  tragen  wir  also  mit  Vorbehalt  den  Bantik  als  selbständigen  Vulkan  ein;  besteht  er 
wirklich  als  solcher,  so  würde  er  im  Zusammenhang  mit  der  Lokongruppe,  der  westlichen 
Vulkanreihe  und  der  Soputangruppe  die  Bai  von  Amurang  mit  ihrer  landeinwärts  greifen- 
den Fortsetzung,  dem  Nimangathale,  worüber  unten,  halbkreisförmig  umrahmen.  Seine  etwaige 
Spalte  aber  würde  mit  der  Lokongruppe  in  Verbindung  zu  setzen  sein  und  mit  der  durch 
Lokon— Rumengan  — Kinagogaran — Ostvulkanreihe  bezeichneten  Linie  die  Querspalte  bilden, 
welche  der  Menadotuwa-Klabatquerspalte  ungefähr  entprechen  würde.  Es  sei  indessen  be- 
merkt, dass  nach  der  geologischen  Kartenskizze  der  Minahassa  von  Koorders  (64,  Taf  XIX) 
das  Gestein  der  G.  Bantikhalbinsel  Diabas  wäre,  vorausgesetzt,  dass  wir  die  undeutliche 
Zeichenerklärung  richtig  verstehen;  es  wäre  diese  Beobachtung  im  Falle  ihrer  Richtigkeit 
von  grosser  Bedeutung;  auch  nimmt  Rinne  (117,  p.  15)  nicht  Anlass,  sie  zu  bezweifeln. 

Die  Küste  der  Halbinsel  besteht  nach  Koorders  aus  Korallenkalk. 

n)  Das  Tondänoplateau  und  der  See  von  Tondano. 

Die  in  der  sehr  zerstreuten   und  schwierig  zugänglichen  Literatur  vorhandenen  An 
gaben  über  den  Tondano-See  hat  Wich  mann  U53,  p-S — 7I  mit  einem  so  hohen  Maasse  von 
Genauigkeit  und  Kritik  zusammengestellt,  dass  uns  für  die  Beschreibung  des  Beckens  nichts 


TS 

anderes  übrig  bleibt,  als  aut  seine  Schilderung  zu  verweisen.  Wich  mann  beschreibt  die 
geographische  Lage  zwischen  lo  lo'  und  i"  17'  N.  B.,  den  Flächeninhalt  (46,21  km-),  die 
grösste  Länge  (zwischen  Tondano  und  Kakas)  12,5  km,  die  grösste  Breite  (5,25  km),  die  schmälste 
Stelle  13  km),  die  Meereshöhe  des  Spiegels  (692  m),  die  Tiefe  nach  d'Urville  (im  nördlichen 
Theile  4,87 — 6,9  m,  besser  wohl  6,5  m,  im  südlichen  14,62  —  19,5  m,  besser  wohl  21  m),  und 
nach  Bickmore  (20,5  m). 

Hier  ist  beizufügen,  dass  der  Kapitän  van  der  Hart  (50,  p.  175)  offenbar  falsch 
gemessen  hat,  wenn  er  schreibt:  „An  vielen  Stellen  fanden  wir  gut  20  Faden";  denn  dies 
ergäbe  36  m;  doch  ist  vielleicht  Faden  für  Meter  verschrieben;  dann  würde  die  Zahl  stimmen. 
Nach  dem  Ingenieur  Post  (bei  Ko Orders,  64,  p.  56)  beträgt  die  grösste  Tiefe,  zwischen 
Remboken  und  Telap,  28  m,  die  Meereshöhe  des  Seespiegels  „ungefähr  680  m." 

Ueber  den  vom  Wasser  nicht  mehr  bedeckten  Altseeboden  haben  wir  etwas  bei- 
zufügen. Man  erkennt  ihn  sehr  wohl,  wenn  man  den  See  umwandert,  besonders  deutlich  den 
nördlich  vom  See  sich  ausbreitenden,  aber  auch  den  westlichen  und  südlichen.  Von  dem  letzteren 
sagt  Wich  mann,  er  reiche  bis  zum  Fusse  des  Soputan  und  bis  zum  Dorfe  Sonder.  Wie 
wir  finden,  folgt  er  hierin  Grudelbach  (48,  p.  399I,  welcher  in  der  That  sagt:  „Südwestlich 
dehnt  sich  die  Seeebene  aus  bis  an's  Soputangebirge  und  das  Dorf  Sonder,  ungefähr  10  bis 
14  Paal  (=  15  —  21  km)  weit".  Dies  ist  ein  Versehen,  wozu  Bücking  (26,  p.  255,  Anm.) 
bemerkt:  „So  gross  ist  diese  Ebene  bei  weitem  nicht.  Sie  ist  am  Tondanosee  nur  2  km 
breit;  sie  erstreckt  sich  in  westlicher  Richtung  nur  bis  Panassen,  3  km  westlich  von  Kakas 
und  nach  SW  über  Langowan  hin  nur  etwa  8  km  weit  bis  zum  Fuss  des  Kawatak. 
Sonder  liegt  bereits  8  km  jenseits  der  Wasserscheide  nordwestlich  von  Kakas." 

Auch  hierin  liegt  ein  Versehen ;  die  Ebene  kann  sich  südwestlich  nicht  weiter  als  c.  3  km 
ausdehnen;  sonst  würde  der  ursprüngliche  Seespiegel  die  zwischen  dem  See  und  dem 
Nimangathale  bestehende  Wasserscheide,  auf  welcher  Tompasso  liegt,  überstiegen  haben; 
denn  nach  den  De  Lange  beträgt  die  Meereshöhe  von  Langowan  766  m,  die  von  Tompasso 
und  dem  nahen  Kawangkoan,  die  der  Wasserscheide  also,  aber  nur  749  m  und  747  m,  was 
eine  Differenz  von  nur  56  m  zwischen  ihr  und  der  Seeoberfläche  ergiebt.  Die  genannten 
Zahlen  finden  sich  auch  auf  der  Muss  chenbroek 'sehen  Karte.  Wir  hatten  den  Eindruck 
gewonnen,  dass  der  Seespiegel  früher  nur  wenig  höher  als  jetzt  gewesen  sei,  vielleicht 
etwa  25  m. 

Bücking  (26,  p.  252)  schreibt  über  den  Altseeboden  im  Norden  des  Sees  das 
folgende:  „Die  Ebene,  welche  etwa  5  km  breit  und  lang  Tondano  umgiebt,  macht  ganz  den 
Eindruck  eines  alten  Seebodens.  Offenbar  erstreckte  sich  der  See  von  Tondano  in  einer  nicht 
allzuweit  zurückliegenden  Zeit  noch  etwa  4  km  weiter  nach  N  bis  an  die  Hügel  bei  Ton- 
sealäma." 

Wich  mann  zählt  ferner  die  dem  See  zufiiessenden  Bäche  nach  Grudelbach 
(48)  auf,   beschreibt   den  Ausfluss   und   berechnet   die  Wassermengen,   welche   durch  ihn  ab- 


79 

wärts  befördert  werden,  aus  dem  Flächeninhalt  des  entwässerten  Gebietes  und  der  nach  zehn- 
jährigen Beobachtungen  festgestellten  Niederschlagsmenge;  er  kommt  auf  die  Zahl  von 
723900000  m-^  im  Jahre,  was  für  die  Sekunde  23  m^  ergiebt. 

Eine  Anzahl  von  Autoren  hatten  sich  die  Ansicht  gebildet,  der  See  von  Tondano 
stelle  einen  von  Wasser  erfüllten  Krater  dar,  wonach  er  also  ein  Maar  wäre.  Dieser  Ge- 
danke lässt  sich  schon  auf  den  Gouverneur  Päd  tb  rugge  (100)  zurückführen,  welcher  1679 
schreibt:  „Es  könnte  auf  eine  Menge  von  Umständen  hingewiesen  werden,  dass  der  Binnen- 
see von  Tondano  seine  Entstehung  dem  ehemaligen  Einsturz  eines  oder  mehrerer  Gipfel 
von  brennenden  Schwefelbergen  verdankt."  Dieselbe  Ansicht  vertrat  Dumont  d'Urville 
(38,  p.  453)  1828,  indem  er  unter  anderem  schreibt:  „Von  allen  Seiten,  ausgenommen  gegen 
Tondano,  werden  die  Ufer  des  Sees  von  einer  regelmässigen  Kette  von  vulkanischen  Bergen 
dominiert.  Dieser  Umstand  scheint  anzuzeigen,  dass  dieses  grosse  Becken  nichts  ist  als 
der  erloschene  Krater  von  einem  jener  zahlreichen  Vulkane,  welche  diesen  Teil  von  Celebes 
zerrissen  haben."  Dagegen  halten  Bleeker,  Bickmore  und  Hickson  das  Seebett  für 
eine  Hochfläche,  die  mit  einem  Krater  nichts  zu  thun  habe. 

Wich  mann  (153,  p.  7)  verneint  ebenfalls  die  Krater  natur  des  Beckens,  weil  die  Form  gar 
nicht  derjenigen  eines  Kraters  entspreche.  Nach  seiner  Auffassung  entstand  der  See,  falls  wir 
die  Stelle  richtig  interpretieren,  folgendermaassen :  Ursprünglich  war  allein  der  östliche  Andesit- 
rücken  (siehe  darüber  oben)  entstanden  und  also  auch  kein  See.  Darauf  entstanden  die 
Vulkanreihtn  der  westlichen  Seeseite,  und  erst  durch  die  successive  Aufschüttung  dieser 
Massen  wurde  die  Bildung  des  Beckens  veranlasst.  Die  jetzige  westliche  Umgrenzung  des 
Sees  hätte  sich  also  secundär,  nach  der  Entstehung  der  östlichen,  gebildet. 

Nach  unserer  Ansicht  stellt  das  Becken  eine  zwischen  zwei  Antiklinalen  liegende 
Synklinale  Scholle  dar,  welche  bei  der  Entstehung  jener  emporgehoben  wurde.  Den  Anti- 
klinalen wären  die  Längsvulkanreihen  aufgesetzt,  der  See  wäre  ein  Muldensee,  die  von  ihm 
eingenommene  Fläche  ein  Plateau. 

Martin  (85,  p.  276)  schreibt  1890:  „Ich  halte  es  für  möglich,  dass  der  See  von  Ton- 
dano auf  ganz  ähnliche  Weise  in  secundärer  Zeit  entstanden  sei,  wie  die  Seen  von  Limbotto, 
Tempe  und  Sidenreng  in  einer  jüngeren  Periode",  nämlich  als  Meeresbecken,  ursprünglich 
durch  einen  Canal  mit  dem  Meere  verbunden;  beim  Zurückzuge  des  letzteren  gestaltete  sich 
dann  der  Canal  zum  Flusse  um,  welcher  sich  mehr  und  mehr  verlängerte  in  dem  Maasse,  wie 
die  Verschiebung  der  Strandlinie  (negativ)  vorrückte.  „Der  Wasserfall  von  Tonsealama 
könnte  in  der  ehemaligen  Uferlinie  gelegen  sein." 

Demnach  wäre  der  Tondanosee  ein  gehobenes  ursprüngliches  Meeresbecken.  Dass 
noch  nach  Absatz  der  vulkanischen  Conglomerate  und  Tuffe  in  der  Minahassa  Hebung  des 
Landes  stattgefunden  hat,  also  wohl  noch  in  der  Gegenwart  stattfindet,  vermochte  Bücking 
(26,  p.  258)  an  der  Südostküste  nachzuweisen,  besonders  zwischen  den  Flüssen  Kalelak  und 
Kinawajuan  (letzterer  ganz  nahe  östlich  von  ersterem  und  nicht  auf  unserer  Karte  eingetragen), 


80 

indem  er  dort  eine  deutliche  Antiklinalen-  und  Muldenbildung  mit  15"  Einfallswinkel  der  auf 
festem,  ungeschichtetem  Andesitconglomerat  lagernden  Bimssteintuffschichten  erkannte.  (Siehe 
auch  das  von  Bücking  gezeichnete  „Profil  am  Strand  bei  Rumbia"  auf  der  beigegebenen  Tafel). 

Nach  Wich  mann  indessen  reicht  die  Entstehung  des  Sees  höchstens  bis  in's  Pleistocän 
zurück,  und  aus  der  ihn  bevölkernden  Molluskenfauna,  welche  völlig  jugendlichen  Charakter 
trägt  (siehe  darüber  dies  Werk  Band  il,  zu  schliessen,  ist  allerdings  ein  jugendliches  Alter 
des  Sees  anzunehmen. 

Bücking  (26,  p.  259)  schliesst  sich  Wichmann  an,  indem  er  den  See  „als  einenAb- 
dämmungs-  oder  Stausee  betrachtet,  der  sich  in  verhältnissmässig  junger  Zeit  hinter  den  bei 
Tonsealama  wallartig  sich  erhebenden  vulkanischen  Ablagerungen  gebildet  hat.  Jener  Wall 
braucht  aber  nicht,  wie  Wichmann  es  für  das  wahrscheinlichste  hält,  durch  allmälige 
Aufschüttung  von  Eruptionsprodukten  der  benachbarten  Vulkane  entstanden  zu  sein;  er 
kann  recht  wohl  auch  bei  der  Hebung  des  Landes,  die,  nach  den  Erscheinungen  an  der  Ost- 
küste zu  urtheilen  keine  gleichmässige  war,  sich  gebildet  haben." 

Wir  selbst  sehen,  wie  oben  erwähnt,  im  Nord  wall  des  Sees  eine  eigene  Vulkanreihe 
von,  wie  wir  beifügen,  wohl  pleistocänem  Alter  und  fas.sen  den  See  deshalb  und  wegen 
seiner  Fauna  als  einen,  einer  Synklinale  aufruhenden,  im  Pleistocän  entstandenen  Stausee  auf. 

Bücking  fährt  fort:  „Jedenfalls  wird  man  den  See  von  Tondano  ernstlich  nicht  mehr 
als  Kratersee  ansprechen.  Ueber  die  Zeit  seiner  Entstehung  lässt  sich  noch  nichts  ge- 
naueres sagen." 

Nach  alledem  hat  es  uns  befremdet,  bei  Rinne  (119,  p.  1281  den  folgenden  Satz  zu 
lesen:  „Vielleicht  lag  in  der  Gegend,  die  jetzt  zwischen  steilen  Bergzügen  der  See  von 
Tondano  einnimmt,  eine  Centrale,  von  der  aus  die  viele  Meter  dicken  Bimssteinlagen  auf  das 
umliegende  Land  geworfen  oder  als  Schlamm-Ströme  ergossen  wurden."  Das  wäre  die 
alte  Päd tbrugge'sche  Ansicht.  Wir  bemerken  dazu  noch,  dass,  um  das  Vorhandensein  der 
Tuffmassen  zu  erklären,  die  vielen  bis  jetzt  nachgewiesenen  Vulkane  zweifellos  ausreichend 
sind.  Diese  Massen  kamen  nicht  aus  einem  einzigen  gewaltigen  Kraterschlunde  zum  Voi"- 
schein,  vielmehr  vermuthen  wir,  dass  sie  das  Eruptionsprodukt  der  von  uns  gekennzeichneten 
Spalten  sind,    deren  Eruptionsschlöte  wir  in  den  jetzigen  Vulkanen  vor  uns  sehen. 

Betreffs  des  Sees  schreibt  übrigens  neuerdings  Rinne:  (117,  p.  5):  „Er  wird  zuweilen 
als  Kratersee  bezeichnet;  bereits  Wichmann  hat  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  jedoch 
ein  Stau-  oder  Abdämmungssee  in  ihm  vorliegt." 

Koorders  hätte  sich  die  Tafel  XI  sparen  können,  unter  der  zu  lesen  steht: 
„Blick  vom  Gipfel  des  Klabat  auf  die  Aussenwand  des  völlig  zersprengten  Tondanovulkanes, 
in  welchem  der  Tondanosee  liegt";  denn  er  schreibt  im  Text  (64,  p.  55I :  „Wie  aus  den  jüngsten 
Untersuchungen  von  Professor  Wichmann  hervorgeht,  ist  diese  Auffassung  unrichtig." 

Auf  Tafel  218  seines  Atlas  giebt  Dumont  d'Urville  ein  Aussichtsbild  auf  den 
Tondanosee. 


81 

o)  Das  Thal  des  Tondanoflusses. 

Der  See  strömt  in  nördlicher  Riciitung  aus  nacli  der  Bai  von  Menado.  Die  Länge 
des  Flusses  beträgt  nach  Wich  mann  34,5  km.  Sein  Ausfluss  bildet  unweit  nördlich  von 
Tondano  die  viel  beschriebenen  Fälle  von  Tonsealama.  Seine  Wassermasse  wurde  oben 
nach  Wichmann  erwähnt,  welcher  noch  folgendes  ausführt:  „Die  Gewässer  des  Tondano- 
flusses haben  einen  Höhenunterschied  von  692  m  auszugleichen,  und  sie  müssten,  bei  einer 
Luftlinie  von  nur  22  km,  einen  ungeheuer  reissenden  Strom  darstellen,  wäre  es  nicht,  dass 
am  Ende  der  Hochfläche  der  Fluss  in  Gestalt  eines  mächtigen  Wasserfalles  durch  eine  etwa 
80  m  breite  Schlucht,  die  in  den  Andesit  emgegraben  worden  ist,  sich  entlastete  und  auf 
diese  Weise  den  Uebergang  in  ruhigere  Bahnen  vermittelte.  Wallace  schätzt  die  Tiefe 
der  gesammten  Kluft  auf  150—180  m,  während  die  Höhe  des  eigentlichen  Wasserfalles  von 
Rein  war  dt  auf  c.  60  m  geschätzt  wird.  Nach  Bleeker  setzt  sich  derselbe  aus  drei 
Kaskaden  zusammen,  von  denen  die  unterste,  grösste  nur  etwa  26  m  hoch  ist". 

Dumont  d'Urville  (38,  p.  448)  schreibt:  „Der  Fluss  hat  einen  Felsen  von  Basalt, 
welcher  seinen  Lauf  sperrte,  durchbrochen;  die  gesammte  Masse  seines  Gewässers  zwängt 
sich  mühsam  durch  diese  Oeffnung  und  stürzt  sich  mit  Gewalt  in  der  Form  einer  ungeheuren 
Garbe  herab,  welche  mehr  als  80  Fuss  (=  26  m)  Höhe  herabfallend,  in  einer  Art  von  natürlich 
ausgehöhltem  Abgrund  verschwindet,  etc."  Auf  Tafel  211  des  Atlas  findet  sich  eine  Abbildung 
dieses  Wasserfalles. 

Nach  Guillemard  (49,  p.  306)  hat  der  Fluss  bei  den  Fällen  c.  14  m  Breite  und  c.  1,4  m 
Tiefe;  der  oberste  Fall  ist  nicht  über  30  m  hoch. 

Nach  dem  Ingenieur  Post  (Koorders  64,  p.  57)  haben  die  beiden  obersten  Fälle 
zusammen  54  m  Höhe. 

Bilder  eines  Wasserfalles  geben  ferner  Guillemard  (49,  p.  307)  und  Rinne  (119,  p.  93). 

p)  Das  Nimangathal. 

Ausser  dem  einen  grossen  Thale,  welches  das  Innere  der  Tondanoraasse  mit  der 
Celebessee  und  zwar  mit  der  Bai  von  Menado  verbindet,  dem  des  Tondanoflusses,  besteht  noch 
ein  zweites  nicht  viel  weniger  grosses  Thal,  welches  die  Westseite  der  vulkanischen  Gebirgs- 
masse  entwässert  und  zwar  nach  der  Bai  von  Amurang  hin.  Da  .sich  die  meisten  Wasseradern 
desselben  in  dem  grösseren  Flusse  Nimanga  sammeln,  nennen  wir  es  das  Nimangathal.  Es 
wird  umrahmt  nördlich  vom  Bantik  und  der  Lokongruppe,  östlich  von  der  westlichen  Vulkan- 
reihe, südlich  von  der  Soputangruppe.  Auf  unserer  Karte  kommt  es  deutlich  zum  Vorschein; 
seine  Länge  erreicht  beinahe  die  des  Tondanothals. 

Während  wir  so  die  West-  und  Nordseite  der  Tondanomasse  durch  zwei  verhältniss- 
mässig  lang   gedehnte  Thäler  entwässert  sehen,   weist   die   Ost  sei  te   derselben  nur  kurze 

Sarasin,  Celebes.  IV.  -l-l- 


_82 

Wasseradern  auf,  ein  Umstand,  welcher  ein  sanfteres  Aufsteigen  der  genannten  Masse  aus 
der  Celebessee,  gegenüber  einem  schrofferen  Aufsteigen  derselben  aus  der  Molukkensee 
darthut.  Dies  hängt  offenbar  mit  der  an  dieser  Stelle  stattfindenden  Umbiegung  der  Halb- 
insel von  West  nach  Nord  causal  zusammen.  Die  gegen  die  beiden  Meere  hin  verschiedene 
Aufstauung  der  Tondanomasse  berührt  natürlich  nicht  die  Vulkane,  sondern  die  von  ihnen 
verhüllten  Gebirgskämme. 

Wie  der  Tondanofluss  im  Tondanothal  grössere  Fälle  bildet,  so  finden  sich  auch 
solche  im  Nimangathal.  Der  von  Sonder  kommende  Zufluss  der  Nimanga  Munte  bildet  zwei 
Fälle  bei  Tintjep,  etwa  4^  2  km  westlich  üussabwärts  von  Sonder.  Wir  besuchten  die  Fälle 
im  November  1894.  Der  untere  Wasserfall  stellt  eine  sehr  edle  Naturerscheinung  dar;  er 
stürzt  als  weisse  Schaumsäule  über  eine  schwarze  Andesitwand  herab.  Nach  Graatland 
(47,  I,  p.  392I  ist  er  70  F'uss,  also  c.  20  m  hoch,  was  nach  einer  von  uns  genommenen 
Photographie  ganz  gut  richtig  sein  kann.  Die  Breite  des  Baches  ist  übrigens  unbedeutend, 
vielleicht  2  m. 

Der  von  Kawangkoan  kommende  Zufluss  der  Nimanga  bildet  zwei  hübsche  Fälle 
beim  Orte  Kiawa,  nahe  nördlich  von  Kawangkoan,  von  denen  der  obere  in  einen  geräumigen 
Kessel  stürzt,  welcher  fast  kraterartig  aussieht,  aber  offenbar  durch  Erosion  entstanden  ist; 
am  Ausgang  dieses  Kessels  öffnet  sich  ein  zweiter,  kleinerer,  in  welchen  der  Bach  ebenfalls 
einen  Fall  bildet.     An  seinem  Grunde  sprudelt  eine  reichliche,  warme  Quelle  hervor. 

Das  Becken  von  Sonder.  Der  grössere  Ort  Sonder  liegt  im  obersten  Teile  des 
Nimangathales,  in  einer  Höhe  von  558  m,  also  rund  200  m  unterhalb  von  der  Wasserscheide. 
Er  ruht,  wie  wir  uns  überzeugt  zu  haben  glauben,  in  einem  ursprünglichen  Seebecken,  das  jetzt 
noch,  wo  nicht  Häuser  stehen,  von  sumpfigen  Tümpeln  bedeckt  ist.  Der  eingeborne  Major  von 
Sonder,  Wawaruntu,  hatte  nun  im  November  1894  die  Freundlichkeit,  uns  folgendes  zu  zeigen  : 
Er  führte  uns  an  die  NO-Ecke  des  Beckens,  wo  er  einen  kleinen  Kanal  in  der  Richtung  nach 
Tintjep,  NW  von  Sonder,  hatte  graben  lassen.  Dabei  stiess  er  unter  der  Humusdecke  auf 
merkwürdige  Bänke  von  fast  reiner  Kieselsubstanz ,  welche  eine  Unmenge  von  Pflanzen- 
resten in  sich  schliessen.  An  der  Stelle,  wo  wir  sie  sahen,  dürften  diese  Kiesellager  nicht 
weniger  als  3  m  Mächtigkeit  betragen,  und  sie  dürften  den  Boden  des  ganzen  Sonderbeckens 
bilden.  Ferner  findet  sich  V  2  km  weiter  gegen  Tintjep  zu  ein  zweites ,  kleineres  Becken, 
wobei  wiederum  an  der  Strasse  Kieselschichten  zum  Vorschein  kommen. 

Eine  chemische  Analyse  solchen  compakten  schwarzen  Kiesels,  die  wir  im  chemischen 
Laboratorium  von  Dr.  R.  Fresenius  in  Wiesbaden  haben  ausführen  lassen,  ergab  folgendes: 

Kieselsäure  91,81  "/o  Thonerde  o,32''/o 

Eisenoxyd      2,38^/0  Magnesia    0,21  "/o 

Die  schwarze  Farbe  stammt  also  offenbar  von  Eisen  her. 

Die  von  uns  mitgebrachten  Handstücke  haben  folgende  Eigenschaften :  Erstlich  finden 
sich  Bänke  von  reiner  Kieselsubstanz,   schwarz   von   Farbe,  auf  dem  Bruch  speckglänzend, 


83 

compakt,  also  ohne  deutliche  Schichtung  zu  zeigen.  Sie  schliessen  massenhaft  Stengel  und 
Blätter  von  Pflanzen  ein ,  welche  meistens  horizontale  Lage  haben,  doch  ausserdem,  beson- 
ders die  Stengel,  auch  nach  allen  Richtungen  gestellt  sind.  Zweitens  finden  sich  Bänke, 
welche  gewissermaassen  nur  aus  Blättern  und  Stengeln  gebildete  Kuchen  vorstellen; 
das  Bindemittel  ist  schwarzer  Kiesel,  welcher  die  aus  weissem  Kieselsinter  bestehenden  Pflanzen- 
reste verkittet.  Hierin  finden  sich  auch  wohl  erhaltene  Früchte.  In  beiden  Lagern  kommen 
häufig  Rotangst Qcke  vor,  meistens  oval  im  Durchschnitt,  aus  irgend  einer  Ursache  zu- 
sammengedrückt, bis  5  cm  im  grösseren  Durchmesser.  Der  Rotang  giebt  sich  auf  dem  Quer- 
schnitt durch  die  wohl  erhaltenen  Gefässe  sofort  als  solchen  zu  erkennen.  Dann  finden  sich 
Baumäste  mit  vortrefflich  erhaltener  Holzmaserung,  von  brauner  oder  von  schneeweisser 
Farbe;  letztere  bestehen  aus  reiner  Kieselsäure,  sind  also  ohne  Pigment;  ein  Stück  ist  c.  30  cm 
lang,  IG  cm  breit.  Drittens  kommen  poröse,  sinterige  Lagen  vor ,  welche  eine  weisse  oder 
gelbe  oder  braune  Farbe  haben  und  zwischen  welchen  die  schwarzen  Schichten  einge- 
schlossen sind. 

Weiter  finden  sich  in  den  Bänken  kleine  Melanien  in  grosser  Anzahl,  entweder 
horizontal  liegend,  oder  in  allen  Stellungen,  auch  aufrecht  stehend.  Wir  haben  dieselben  als 
Melania  tuberculata  var.  turriculus  Lea  (siehe  dieses  Werk,  i,  p.  43,  Fig.  40  und  41) 
mit  Sicherheit  bestimmen  können,  welche  Art,  ja  welche  Varietät  noch  heutzutage  die  oben 
erwähnten  Tümpel  von  Sonder  bewohnt.  Schon  daraus  geht  hervor,  dass  die  Kieselbänke 
eine  recente  Bildung  sind. 

In  einer  der  oben  erwähnten  sinterigen  Schichten  fanden  wir  ferner  Knochen- 
fragmente eines  grösseren  luftathmenden  Wirbelthieres,  welche  unser  Freund 
Herr  Dr.  H.  G.  Stehlin  zu  bearbeiten  die  Güte  hatte.  Er  hat  uns  darüber  den  folgenden 
Bericht  zugestellt: 

„Das  mir  zur  Untersuchung  übergebene  Material  besteht  aus  zwei  Blöcken  eines 
kieseligen  Gesteines,  in  denen  einige  Knochenfragmente  und  Abdrücke  von  solchen  sichtbar 
sind.  Die  compakteren  Theile  der  Knochen  sind  stellenweise  verkieselt,  die  schwammigeren 
dagegen  sehr  weich  und  geneigt,  in  ein  feines  Pulver  zu  zerfallen. 

Die  charakteristischeste  dieser  Skeletspuren  ist  das  auf  dem  grösseren  der  beiden 
Blöcke  befindliche  Negativ  des  Hinterrandes  und  der  Gelenkpfanne  einer  rechten  Scapula. 
Aus  den  Dimensionen  und  aus  dem  deutlich  erkennbaren  Vorderrand  der  Spina  ergiebt  sich 
des  bestimmtesten ,  dass  wir  es  mit  einem  Wiederkäuer  v-on  der  Grösse ,  welche  Anoa  und 
Cervus  moluccensis  im  adulten  Zustande  erreichen ,  zu  thun  haben.  In  demselben  Blocke 
sitzt  ein  Stück  eines  Langknochens ,  das  sich  ungezwungen  als  Proximalende  des  rechten 
Humerus  derselben  Thierart  deuten  lässt;  man  sieht  einen  Transversalschnitt  des  Gelenk- 
kopfes, während  die  Partie  der  Muskelhöcker  im  Inneren  verborgen  ist.  Der  kleinere  Block 
umschhesst  ein  Wirbelfragment,   von  dem  sich  nur  aussagen   lässt,   dass  es  gleichfalls   sehr 

11* 


84 

wohl  dem  nämlichen  Thiere  zugeschrieben  werden  kann.  Alles  Uebrige  sind  nicht  näher 
qualifizierbare  Splitter. 

Eine  Veranlassung  nach  weiteren  Möglichkeiten  der  Deutung  als  den  beiden  erwähnten 
zu  suchen,  lag  angesichts  des  zweifellos  geologisch  jungen  Alters  der  Fossilien  nicht  vor; 
dagegen  konnte  eine  Entscheidung  der  Frage,  welcher  der  beiden  celebensischen  Wieder- 
käuer vorliege,  einiges  historisch-geographisches  Interesse  beanspruchen.  Dass  die  An- 
wesenheit von  Anoa  auf  Celebes  auf  natürlichem  Wege  zu  erklären  sei,  hat  noch  niemand  be- 
zweifelt, da  ja  das  Verbreitungsgebiet  derselben  überhaupt  auf  diese  Insel  beschränkt  ist ; 
viel  neues  konnte  also  der  Nachweis  eines  späten  fossilen  Vorkommens  dieser  Form  nicht 
lehren.  Dagegen  ist  wiederholt  die  Frage  aufgeworfen  worden,  ob  nicht  etwa  der  Hirsch 
erst  durch  den  Menschen  als  Jagdthier  eingeführt  worden  sei;  erwies  sich  nun  das  Fossil 
als  Hirsch,  so  stellte  es  einen  kaum  mehr  anzuzweifelnden  Beleg  dafür  dar,  dass  dieser  Ver- 
dacht ein  unberechtigter  war;  denn  wenn  auch  die  Ablagerung,  in  der  dasselbe  eingebettet 
st,  geolo  gisch  gesprochen  zweifellos  sehr  jungen  Alters  ist,  so  dürfen  wir  dieselbe  doch  wohl 
hinter  die  Bevölkerung  der  Insel  durch  den  Menschen  zurückdatieren;  dafür  spricht  u.  a.  die 
theilweise  Verkieselung  der  Knochen  selbst.  Es  galt  also  Differenzen  zwischen  Anoa  und 
Celebeshirsch  in  der  an  dem  Abdruck  controllierbaren  Partie  der  Scapula  —  denn  nur  diese 
konnte  hier  noch  in  Betracht  kommen  —  herauszufinden. 

In  der  Baseler  Sammlung  standen  mir  blos  zwei  adulte  Skelete  von  Anoa  und  ein 
einziges,  nicht  einmal  von  Celebes  stammendes,  des  Molukkenhirsches  zur  Verfügung.  Ich 
wandte  mich  daher  mit  einer  Bitte  um  Nachhilfe  an  Herrn  Geheimrath  A.  B.  M  e  y  e  r ,  der  mir  denn 
auch  in  gewohnter  Gefälligkeit  das  gesammte  einschlägige  Material  der  Dresdener  Sammlung 
nach  Basel  sandte.  So  verfügte  ich  über  7  rechte  Scapulae  von  Anoa,  wovon  eines  (Dresden 
B.  2709)  von  einem  semiadulten,  6  (Dresden  B  1822,  1546,  2705,  1896,  Basel  2142,  3001)  von 
adulten  Exemplaren  herrührten,  sowie  über  4  Exemplare  desselben  Knochens  von  Cervus 
moluccensis,  wovon  eines  (Dresden  B.  2895I  einem  noch  sehr  jungen,  die  drei  anderen  aber 
(Dresden  B.  2894  und  2783  von  Celebes,  Basel  1413  nicht  genau  bekannter  Herkunft) 
adulten  Exemplaren  zugehörten. 

Dieses  Material  lehrte  nun  auf  den  ersten  Blick,  dass  der  Knochen  bei  beiden  Formen 
einer  ausserordentlich  starken  Variabilität  von  Individuum  zu  Individuum  unterhegt.  Ich 
glaubte  erst  aus  den  Eigenthümlichkeiten,  welche  die  Gelenkpfanne  des  Fossils  besitzt,  einen 
Schluss  ziehen  zu  können;  allein  es  zeigte  sich,  dass  diese  Partie  bei  der  adulten  Anoa  nach 
Umriss  und  Dimensionen  sehr  verschieden  ausfallen  kann.  Dagegen  glaube  ich  schliesslich 
in  der  Stellung,  welche  die  Spina  gegenüber  Hinter-  und  Vorderrand  des  Knochens  ein- 
nimmt, einen  durchaus  constanten  Unterschied  zwischen  den  beiden  Formen  gefunden  zu 
haben ,  der  eine  sichere  Rubricierung  unseres  Fossiles  ermöglicht.  Bei  Anoa  rückt  die 
Spina  gegen  die  Gelenkpfanne  zu,  d.  h.  etwa  im  unteren  Drittel  ihres  \'erlaufes,  unter  Aus- 
keilung  der  ,,fossa  supraspinata",  ganz  auf  den  Vorderrand  der  Scapularfiäche  hinaus,  wogegen 


85 

sie  bei  Cervus  die  letztere  in  derselben  Gegend  in  zwei  allerdings  sehr  ungleiche  Hälften 
zerschneidet.  Im  Zusammenhang  damit,  und  dies  ist  der  für  uns  wichtige  Punkt,  ist  der  Ab- 
stand zwischen  dem  Hinterrand  der  Scapula  und  der  Basis  der  Spina,  am  Unterrande  dieser 
letzteren,  bei  Anoa  ungefähr  doppelt  so  gross  als  bei  Cervus.  Das  Fossil,  das  gerade  in 
der  bezeichneten  Gegend  sehr  genau  controUierbar  ist,  stellt  sich  nun,  wie  ein  Ausguss  noch 
mit  besonderer  Deutlichkeit  gezeigt  hat,  in  dieser  Hinsicht  so  entschieden  auf  die  Seite  von 
Anoa,  dass  ich  nicht  anstehe,  dasselbe  des  bestimmtesten  dieser  Form  zuzuweisen.  Der 
Schlüss  wird  noch  unterstützt  durch  einige  Details,  die  für  sich  allein  kein  grosses  Gewicht 
beanspruchen  könnten :  gewisse  sehr  deutlich  ausgeprägte  Rauhigkeiten,  welche  an  adulten 
Anoaschulterblättern  in  auffallend  analoger  Ausbildung  wiederkehren,  wogegen  die  Hirsch- 
scapula  sich  auch  im  Alter  durch  die  glatte  Beschaffenheit  ihrer  Flächen  und  die  Rundung 
ihrer  Kanten  auszeichnet.  Auf  eine  Beschreibung  dieser  Kleinigkeiten  einzutreten,  hätte 
keinen  Zweck. 

Die  Hoffnung,  in  dem  Fossil  einen  Beleg  für  die  Autochthonie  des  Cervus  moluccensis 
auf  Celebes  zu  finden,  hat  sich  also  nicht  erfüllt. 

Naturhistorisches  Museum  m  Basel,  im  August  1900." 

Das  Vorkommen  von  IVlelania  tuberculata  var.  turriculus  und  von  Anoa  lassen  die 
Kieselbänke  von  Sonder  als  eine  recente  Bildung  erscheinen.  Die  Anoa  ist  heutzutage  in 
Folge  der  Cultur  aus  der  Gegend  von  Sonder  völlig  verschwunden;  sie  hat  sich  in  die  Berg- 
wälder zurückgezogen. 

Die  Entstehung  der  Kieselbänke  des  Sonderbeckens  ist  schwierig  zu  erklären.  Das 
es  erfüllende  Wasser  muss  eine  Uebersättigung  an  Kieselsäure  gezeigt  haben,  wenigstens 
zeitweilig,  sodass  die  eingeschwemmten  Pflanzen-  und  Thierreste  davon  in  ihrer  zufälligen 
Lage  durchdrungen,  incrustiert  und  endlich  in  Bänken  eingeschlossen  wurden.  Vielleicht 
stellte  der  das  Becken  von  Sonder  speisende  Bach  den  Abfluss  einer  der  geysirartigen, 
Kieselsinter  ausscheidenden,  mit  Kieselsäure  also  gesättigten,  heissen  Quellen  dar,  wie  eine 
solche  beim  Vulkan  Tempang  noch  jetzt  reichlich  sich  ergiesst,  wofür  auf  Seite  58  verwiesen 
sei.  Auch  an  einer  anderen  Stelle  haben  wir  von  einer  heissen  Quelle  Kieselsäure  ausgeschieden 
gefunden.     (Seite  54,  f.). 

Koorders  (64,  p.  88  ff.)  besuchte  das  Becken  von  Sonder  im  Januar  1895.  -Die 
Meereshöhe  der  P^ossilien  führenden  Bänke  beträgt  nach  ihm  540  m,  die  Mächtigkeit  derselben 
„nach  flüchtiger  Aneroidmessung"  mindestens  70  m,  w'as  sicher  viel  zu  viel  ist.  Er  beschreibt 
weiter  die  umliegenden  vulkanischen  Tuffe  etc.  Auf  Tafel  XXIII  findet  sich  eine  Kartenskizze 
des  Fundortes.  Von  Pflanzen  erwähnt  er  versteinertes  Holz,  Rotangstengel,  Blattabdrücke 
monocot3-ler  und  dicotyler  Pflanzen,  von  Thieren  Schalen  ,,von  Süss(?)wasserweichthieren", 
also  unsere  Melania  tuberculata,  ferner  Knochenfragmente  „einesKrokodils",  wozu  er  folgendes 
bemerkt:  „Die  Herren  Sarasin  hatten  das  Glück,  aus  einem  der  durch  den  Major  Wawaruntu 
für  sie  aufbewahrten  Steinblöcke,  worin  Thierreste  sichtbar  waren,  einige  Knochen,  u.  a.  ein 


Stück  vom  Unterkiefer  eines  Krokodils  zu  präparieren.  Dieser  Fund  ist  darum  besonders 
wichtig,  weil  daraus  mit  einer  Wahrscheinlichkeit  der  Schluss  gezogen  werden  kann,  dass 
der  betreffende  Fundort  in  früheren  geologischen  Perioden  dicht  am  Meer  gelegen  haben 
muss.  Nach  dem,  was  Herr  W.  mittheilte,  hatten  auch  die  Herren  S.  sofort  diesen  Schluss  dar- 
aus gezogen." 

Daraus  geht  zunächst  hervor,  als  hätte  der  Major  von  Sonder  uns  auf  die  von  uns 
gefundenen  Knochenfragmente  hingewiesen,  worauf  wir  sie  herauspräpariert  hätten.  Das  ist 
aber  nicht  wahr;  die  sie  enthaltenden  Steinblöcke  lasen  wir  von  einem  Haufen  auf,  welchen 
die  Arbeiter  beim  Graben  des  Kanals  zusammengeworfen  hatten,  und  welchen  wir  durch- 
stöberten; der  Major  hatte  von  der  Existenz  dieser  Knochen  gar  keine  Ahnung  gehabt.  Dass  die 
Knochen  einem  Krokodil  angehört  hätten,  haben  wir  nirgends  veröffentlicht,  leugnen  aber 
nicht,  dass  beim  ersten  Auffinden  derselben  dieser  Gedanke  uns  am  nächsten  lag  und  wir 
uns  auch  dem  Major  gegenüber  in  diesem  Sinne  aussprachen;  aber  wir  lehnen  es  voll- 
kommen ab,  für  einen  Irrthum  verantwortlich  gemacht  zu  werden,  den  wir  weder  selber 
öffentlich  vertreten,  noch  auch  bekannt  zu  machen  Herrn  Koorders  autorisiert  haben.  Dass 
ferner  der  Fund  von  Krokodilknochen  auf  unmittelbare  Nähe  des  Meeres  hinweise,  daran 
haben  wir  nie  gedacht.  Da  es  nun  also  Anoaknochen  sind,  so  entstammt  auch  der  folgende 
Satz  einer  voreiligen  Feder:  ,,Eine  specielle  Untersuchung  durch  unseren  grossen  holländischen 
Palaeontologen  Dr.  Eugen  Dubois,  sei  es  nach  den  von  mir  gesammelten  nach  Batavia 
gesandten  Fossilien,  sei  es  nach  einer  speciellen  Untersuchung  in  loco ,  wird  zweifelsohne 
höchst  wichtige  Ergebnisse  liefern  können;  denn  es  kommt  mir  durchaus  nicht  unwahr- 
scheinlich vor,  dass  in  diesem  ursprünglich  versteinerten  Urwald  Thiere  gelebt  haben  sollten, 
wovon  die  Kenntniss  vielleicht  zu  der  Lösung  der  zahlreichen  Räthsel  in  der  geographischen 
Verbreitung  von  Thier-  und  Pflanzenarten  von  Celebes  führen  kann,  in  Verbindung  mit  dem 
versunkenen  (durch  Dr.  Sclater  Lemuria  getauften)  problematischen  Festland,  welches  Afrika 
einmal  mit  Indien  vereinigt  haben  muss." 

Ueber  die  Kieselbänke  von  Sonder  schreibt  Rinne  (117,  p.  18:  ,, Ausgedehnte  Opal- 
ablagerungen kommen  mit  Kieselsinterbildungen  dicht  beim  Dorfe  Sonder  und  am  Wege 
Sonder— Tintjep  vor.  Die  von  mir  gesammelten  Stücke  zeigen,  dass  die  Opalmassen  auch 
oft  Theile  von  vulkanischem  Tuff  verkitten.  Andere  Stücke  sind  ganz  erfüllt  von  weiss- 
lichen  Blattabdrücken,  Ast-  und  Baumtheilen.  Der  Opal  ist  meistens  schwarz,  zuweilen 
bräunlich;  der  Kieselsinter,  der  im  übrigen  auch  dichte  Opalpartien  zeigt  und  in  diese  über- 
geht, ist  gelblich  und  bräunlich  und  hat  gleichfalls  Pflanzentheile  deutlich  umschlossen."  — 
K.  Martin  (82,  p.  363)  erwähnt  „tertiäre  Kalke  aus  einer  Höhle  an  der  W^estseite 
des  Berges  Torambüna  beiTjintjip.  Forsten,  welcher  diese  Handstücke  sammelte,  hat  sie 
bereits  als  Grobkalk  bezeichnet."  Auf  der  Müsse henbroek 'sehen  Karte  findet  sich  ein  Ort 
Rambünan  östlich  von  Tintjep,  nördlich  von  Sonder  am  Flüsschen  Rangdang  (auf  unserer 
Karte  nicht  eingetragen).     Die   Angabe   klingt  seltsam;   denn   die  dortige  Gegend  ist  sonst 


87 

rein  vulkanisch.  Sollte  vielleicht  eine  tiefe  Erosionschlucht  den  unter  dem  vulkanischen  Schutt 
anstehenden  frühtertiären  Kalkstein  blossgelegt  haben?  Es  wäre  nicht  unmöglich,  da,  wie 
wir  noch  sehen  werden,  der  letztere  allenthalben  in  Celebes  nachweisbar  ist.  Eine  Nach- 
untersuchung dieser  Angabe  wäre  sehr  erwünscht,  da  sie  uns  im  Falle  ihrer  Richtigkeit 
über  die  Unterlage  der  vulkanischen  Eruptionsmassen  in  der  Minahassa  Aufschluss  gäbe. 

Ueber  den  petrographischen  Charakter  sowohl  der  Klabathalbinsel  als  der 
Tondanomasse,  der  eigentlichen  Minahassa  also,  ist  zusammenfassend  zu  sagen,  dass  die 
das  Land  bedeckenden  vulkanischen  Gesteine  Andesit  sind  und  zwar  Augitandesit, 
dass  dieser  aber  in  derTondanomasse  durch  Gehalt  an  Olivin  und  durch  holokrystallinisch- 
werden  der  Grundmasse  eine  Hinneigung  zum  Basalt  verräth. 

Für  alles  weitere  in  dieser  Beziehung  sei  auf  den  petrographischen  Anhang 
verwiesen. 


Die  Poigarmasse. 


Westwärts  von  der  Amurang-Belangsenke  erhebt  sich  eine  im  wesenthchen  vul- 
kanische Masse ,  welche  das  Grenzgebirge  zwischen  der  Minahassa  und  dem  anstossenden 
Reiche  Boläang-Mongöndow  bildet;  sie  lässt  sich  nach  Beobachtungen  und  Peilungen,  die 
wir  von  einzelnen  Orten  aus  anstellen  konnten,  in  vier  Theile  gliedern,  nämlich  den  Vulkan 
Lolombülan,  das  Manembogebirge,  das  Saratusgebirge  und  die  zwischen  den  beiden 
letztern  ruhende  Hochfläche,  welche  den  Quellsee  des  Poigarflusses ,  den  Dan  au  trägt. 
Die  östhche  Begrenzung  der  Poigarmasse  bildet  die  erwähnte  Amurang-Belangsenke,  die 
westliche  dürfte  durch  eine  ihr  einigermaassen  entsprechende  Senkungslinie  dargestellt  werden, 
welche  von  der  Nordküste  dem  Laufe  des  Lombagin-Ongkak  folgt,  aber  allerdings  nicht  bis 
zur  Südküste  durchschneidet,  wie  wir  unten  sehen  werden. 

a)  Der  Lolombülan. 

Der  Missionar  S.  U 1  f  e  r  s  (142I  schreibt  1868  folgendes :  „Das  Ranoiapogebiet  wird  durch 
die  Flüsse  Ranoiapo  im  Osten  und  Südosten,  Poigar  im  Süden,  das  Meer  im  Norden  und  Westen 
zu  einem  abgeschlossenen  Theil  der  Minahassa  gemacht.  Das  ganze  Land  ist  voll  von  Quellen, 
nirgends  aber  mehr  und  grössere  als  zu  Kumelembüai,  welches  von  den  vielen  Quellen 
seinen  Namen  hat.  Auch  ist  mir  an  einer  einzigen  Stelle  eine  heisse  Quelle  bekannt.  Kleine 
Bäche  und  Flüsschen  giebt  es  noch  viel  mehr,  als  auf  der  grossen  Karte  von  Graafland 
(47,  erste  Auflage)  angemerkt  ist,  besonders  an  der  We.st-  und  Südseite  des  Berges  Lolom- 
buläan.  An  vielen  Stellen  habe  ich  den  Boden  untersucht;  nachdem  ich  zuerst  bis  auf  den 
Felsen  gegraben  hatte,  habe  ich  mit  artesischen  Bohrern,  die  ich  aus  Holland  kommen  Hess, 
bis  auf  8 — 10  Fuss  in  die  Felsen  gebohrt.  Das  ganze  Terrain  ist  vulkanisch  und  sehr  wahr- 
scheinlich von  jüngerer  Bildung.  Die  Grundschicht,  der  Fels,  ist  Trachyt,  an  einigen  Stellen 
schien  er  sich  dem  Basalt  zu  nähern.  Nirgends  besteht  er  aus  Granit,  und  doch  sollte  es  mich 
wundern ,  wenn   auch   hier   in  grösserer  Tiefe   diese  Felsart   nicht  gefunden   werden    sollte. 


89 

An  einigen  Stellen  findet  man  schönen  Marmor;  ich  habe  natürlich  nicht  untersuchen  können, 
ob  die  Lagen  ausgedehnt,  die  Blöcke  gesund,  gross  und  ohne  Riss  oder  faule  Stellen  sind. 
Auch  findet  man  Quarz,  sehr  schön  und  hart,  sodass  man  sehr  gut  damit  Glas  schneiden 
kann.  Der  Boden,  welcher  unmittelbar  auf  den  Felsschichten  ruht,  ist  überall  gelber  Thon, 
hier  etwas  heller,  dort  dunkler  bis  schwärzlich.  Man  findet  hie  und  da  auch  Erde  von 
allerlei  Art  und  Farbe,  immer  aber  fettig  und  lehmig.  An  einer  Stelle  fand  ich  von  jenem 
.'ichönen  blauen  Mergel,  sehr  fein,  bekannt  als  ein  ausgezeichnetes  Material  zum  Polieren  von 
Eisen  und  Stahl.  Dieser  Untergrund  ist  bedeckt  mit  einem  groben  Sand;  das  ist  eine 
Masse ,  ausg-eworfen  von  den  feuerspeienden  Bergen  Soputan  und  Lolombuläan.  Letzt- 
genannter Vulkan  ist  nicht  mehr  thätig;  sein  Krater  ist  eingestürzt,  wodurch  oben  auf  seinem 
Gipfel  zwischen  vier  Spitzen,  die  sich  durch  den  Einsturz  gebildet  haben,  ein  kleines  Seelein 
entstanden  ist." 

Unser  Missionar  muss  geologische  Vorkenntnisse  gehabt  haben;  ja,  wenn  wir  für 
seinen  Trachyt  setzen  Andesit  und  für  seinen  Basalt  olivinführenden  Andesit,  was  wir  wahr- 
scheinlich thun  können,  so  werden  wir  ihm  selbst  in  petrographischen  Fragen  ein  scharfes 
Auge  zugestehen  dürfen. 

Nach  Ulfers  hat  Koorders  (64,  p.  58  mit  Kartenskizze)  das  Ranoiapogebiet  unter- 
sucht und  im  April  1895  ^'^'"i  Lolombulan  bestiegen.  Er  giebt  davon  eine  ausführliche  Dar- 
stellung, welcher  wir  hiemit  folgen.  Er  nahm  seinen  Ausgang  von  Bojong,  einer  Kaffee- 
plantage auf  dem  nordwestlichen  Abhänge  des  Vulkans  in  470  m  Meereshöhe. 

Nun  heisst  es:  „In  der  Südostecke  der  Plantage  befindet  sich  östlich  vom  Pfad  aut 
ungefähr  550  m  Meereshöhe  ein  beinahe  kreisrundes  Loch  von  ungefähr  10  m  Durchmesser 
bei  c.  5—6  m  Tiefe.  Dieses  sonderbare  Loch  ist  nach  meiner  Meinung  ziemlich  sicher  von 
vulkanischem  Ursprung.  Die  Wände  dieses  Loches,  aus  welchem  zuweilen  ein  starker  Geruch 
von  Schwefeldämpfen  aufsteigt,  sind  fast  senkrecht.  Es  zeigte  zur  Zeit  meiner  Ankunft  nichts 
bemerkenswerthes  und  war  völlig  mit  Kräutern,  Sträuchern  und  Schlingpflanzen  bewachsen, 
welche  gesund  aussahen.  Der  Boden  besteht  aus  vulkanischem,  dunkelbraunem  Thon.  Um 
halb  vier  Uhr  am  Nachmittag  erreichte  ich  den  ersten  (nicht  den  höchsten)  Gipfel  des  Lolombulan; 
dieser  schien  mir  in  c.  1350  m  Höhe  und  unser  Biwak,  das  sich  auf  demselben  Rücken  befand, 
in  c.  1335  m  zu  liegen.  Auf  dem  ganzen  Wege  von  Bojong  nach  dem  Biwak  wird  nur 
ein  einziger  Bach  überschritten,  nämlich  der  Ouellbach  des  Majäan  bei  Bojong.  Weiter  auf- 
wärts läuft  der  Pfad  auf  einem  beinahe  ununterbrochen  ansteigenden  Rücken ,  welcher  über 
600  m  Meereshöhe  ziemlich  schmal  ist  und  auf  beiden  Seiten  durch  die  ein  paar  hundert 
Meter  tiefen  Schluchten  des  Ongkäu-  und  Tuwendai-tetikflusses  (=  kleinen  Tuwendai) 
begrenzt  wird.  Auf  einer  Höhe  von  1300  m  sind  an  einigen  Stellen  die  Wände  der  Schluchten 
beinahe  lothrecht  und  unersteigbar." 

„Dass  das  Lolombulangebirge  ein  grosser,  riesenhafter,  schon  vor  sehr  langer  Zeit 
zersprengter  (verbrijzeld)  Vulkan  ist,  war  mir  schon  nach  Ankunft  in  Pakuüre  klar." 

Sarasin,   Celebes.   IV.  \Z 


90 

„Es  war  mir  vor  allem  darum  zu  thun,  ein  deutliches  Einsehen  in  den  Bau  dieses 
zuvor  nie  untersuchten  Gebirges  zu  erhalten.  Am  ii.  April  konnte  ich  von  dem  durch  mich 
erklommenen  höchsten  Gipfel  und  von  einem  etwas  niedrigeren  Gipfel  aus  einige  feste  Punkte 
der  topographischen  Karte  anpeilen  und  dadurch  die  Lage  und  Höhe  dieser  Gipfel  genauer 
festsetzen.     Der  höchste  Gipfel  erreicht  1400  m  Höhe    und  liegt  nahezu  SW  vom  zweiten." 

„Ich  hatte  nun  das  Glück,  den  ehemaligen  Hauptkrater  zu  finden.  Um  drei  Uhr  begann 
ich  den  Abstieg  (vom  Kraterrand)  längs  der  aussergewöhnlich  steilen  Kraterwand,  und  gegen 
fünf  Uhr  befand  ich  micli  auf  einer  grossen,  i  km  langen  Fläche,  einem  Thalkessel,  welcher 
fast  überall  von  steilen  Wänden  umgeben  und  nur  an  einer  Seite  geöffnet  ist.  An  der 
SW-Seite,  wo  die  oben  erwähnten  beiden  Gipfel  liegen,  ist  die  Kraterwand  am  höchsten 
(400 — 450  m),  an  der  NO  und  S-Seite  am  niedrigsten.  Der  Boden  bestand  aus  Thon,  der 
durch  den  Regen  sehr  glatt  geworden  war  und  aus  welchem  an  einigen  Stellen  grosse  Fels- 
blöcke des  unterliegenden  vulkanischen  Gesteines  über  die  Oberfläche  hervorragten.  Das 
auf  UDO  m  Meereshöhe  in  der  Kraterwand  gefundene  feste  Gestein  war  ein  quarzreicher, 
hellröthlicher,  sehr  harter  Trachyt,  welcher  mir  derselbe  zu  sein  schien  wie  der,  welchen 
ich  hie  und  da  auf  den  1300  und  1350  m  hohen  Gipfeln  antraf.'"  —  Statt  Trachyt  ist  doch 
wohl  Andesit  zu  setzen;  wenn  er  wirklich  Quarz  enthalten  sollte,  Dacit.  —  „Die  Fläche  des 
Kraterbodens,  welche  sachte  nach  N  abfällt,  enthält  nahe  bei  ihrem  nördlichen  Ende  eine 
kleine  Quelle.  Nach  Mittheilung  der  Eingeborenen  giebt  sie  das  ganze  Jahr  durch  Wasser. 
Sie  ist  eine  der  Hauptquellen  des  nordwärts  laufenden   Tuwendaiwangko." 

„Der  grosse  Kratertrichter  ist  an  der  NNO-Seite  geöffnet  und  die  Kraterwand  an 
dieser  Seite  grossentheils  zersprengt.  Alles  in  den  Kratertrichter  fallende  Regenwasser 
ergiesst  sich  in  den  genannten  Fluss,  und  es  kann  uns  deshalb  nicht  wundern,  dass  die  Ein- 
geborenen von  Pakuüre  mittheilen,  dass  bei  schweren  Regen  auf  dem  Gipfel  des  Lolombulan- 
gebirges  aussergewöhnlich  grosse  Massen  Wasser  durch  diesen  Fluss  weggeführt  werden. 
Die  Hochwasser  dauern,  offenbar  in  Folge  der  sehr  steilen  Binnenwände,  nur  kurz.  Die 
Quelle  befindet  sich  auf  der  Grenze  von  zwei  Gesteinsarten,  nämlich  von  einer  Breccie, 
wovon  mir  der  Hauptbestandtheil  dieselbe  Trachytsorte  zu  sein  scheint,  woraus  die  Krater- 
wand aufgebaut  ist,  und  an  der  Nordseite  von  einem  weichen,  grauen,  vulkanischen  Tuffstein, 
welcher  in  dünnen,  horizontalen,  abwechselnd  hell  und  dunkel  gefärbten  Schichten  abgesetzt 
ist.  In  diesen  weichen  Tuffstein  hat  sich  die  auf  dem  Rand  der  harten  Breccie  entspringende 
Quelle  ein  Loch  ausgevv'ühlt  von  nur  wenigen  Metern  Tiefe  und  Breite.  Einige  Eingeborene 
nannten  das  kleine  Loch  einen  Telaga  (See).  Man  könnte  leicht  durch  dies  Wort  eine  mächtige 
Vorstellung  von  diesem  Loche  bekommen  und  sehr  mit  Unrecht  an  einen  Kratersee  denken, 
welcher  nicht  auf  dem  Lolombulan  vorkommt.  Es  kommt  mir  aber  nicht  unwahrscheinlich 
vor,  dass  in  dieser  grossen  Kraterbodenfläche  in  früherer  Zeit  ein  See  bestanden  hat,  worin 
sich  die  erwähnten  grauen  Tuffsteinlagen  abgesetzt  haben.  Soweit  ich  den  Krater  begangen 
habe,  ist  er  fast  vollkommen  flach.      Die  Meereshöhe  des  Biwak  bei  der  Quelle  wurde  von 


91 

mir  auf  ungefähr  960  m  bestimmt.  In  rohien  Ziffern  ist  der  Kratertrichter  des  Lolombuian 
2  km  lang,  1^:2  km  breit,  und  beträgt  seine  grösste  Tiefe  400— 450  m.  Der  Rücken,  welcher 
an  der  Ostseite  diesen  Kraterboden  begrenzt,  hat  nach  meiner  Schätzung  einen  1300— 1350  m 
hohen  Gipfel  und  weiter  noch  drei  andere  (folgen  die  Namen),  die  nach  Schätzung  1 100  — 1200  m 
hoch  sind.  Ueber  den  Sattel  zwischen  zweien  derselben  führte  ein  Fusspfad  aus  dem  Krater- 
boden nach  dem  Dorf  Malola,  auf  dem  östlichen  Abhang  des  Vulkans  gelegen.  Diesem 
Pfade  folgte  ich.     Das  Dorf  scheint  mir  auf  600  m  Meereshöhe  zu  liegen." 

„Nach  mir  gemachten  Mittheilungen  ist  der  Lolombuian  vor  mir  nur  von  einem 
einzigen  Europäer  erstiegen  worden,  nämlich  1882  von  dem  Controlleur  Broers,  welcher 
aber  die  Resultate  seines  Zuges  leider  nicht  veröffentlicht  hat.  Den  höchsten  Gipfel  erstieg 
er  übrigens  nicht." 

„Von  Eruptionen  des  Lolombuian  ist  nichts  bekannt." 

„Zu  urtheilen  nach  den  durch  Verwitterung  des  festen  Gesteines  entstandenen  Erd- 
schichten und  nach  dem  fast  völligen  Fehlen  von  warmen  oder  mineralen  Quellen  oder  von 
anderen  jetzt  sichtbaren  Spuren  recenter  vulkanischer  Thätigkeit  und  in  Verbindung  mit 
der  lückenlosen,  üppigen,  artenreichen  Waldvegetation,  welche  diesen  Berg  bis  auf  seine 
Gipfel  bedeckt,  kommt  es  mir  wahrscheinlich  vor,  dass  wir  in  dem  Lolombuian  einen  der 
grösseren  Vulkane  der  Minahassa  erblicken  müssen,  welcher  zuerst  seine  Thätigkeit  ein- 
gestellt hat." 

Erdbeben  seien  häufig. 

Weiter  heisst  es,  die  Koralle nfelsen  am  Weg  von  Amurang  nach  Tehep  (längs 
der  Küste)  seien  bedeckt  von  dicken  Schichten  Sand,  welcher  Rapilli  und  Bomben  enthalte. 

Noch  wird  die  Meereshöhe  des  Dorfes  Pakuüre  zu  430  m,  von  Kumelumbuai  zu  487  m 
bestimmt.     (64,  p.  78.) 

b)  Das  Manembogebirge. 

Vom  Gipfel  des  Soputan  aus  erkannten  wir,  dass  im  Vordergrund  der  ferneren 
Saratusberge,  über  welche  unten  zu  .sprechen  sein  wird,  sich  eine  niedrigere  Reihe  von 
Bergen  erhob,  welche  der  ersteren  parallel  und  zwar  ungefähr  in  SO — NW-Richtung  lief, 
und  welche  sich  aus  Vulkanen  zusammenzusetzen  schien.  Wir  nennen  diese  Vulkanreihe  aus 
unten  folgenden  Gründen  das  Manembogebirge  oder  die  Manem  borei  he.  Ihre  nord- 
westliche Fortsetzung,  zugleich  ihr  Ende,  scheint  sie  im  Lolombuian  zu  haben;  sie  ist  von  diesem 
aber  durch  das  tiefe  Thal  des  wild  herabschäumenden  Ranoiapo  getrennt,  über  welches  wir 
unten  handeln  werden. 

Der  Verlauf  der  Manemboreihe  geschieht  ungefähr  parallel  der  Amurang-Belangsenke. 

Koorders  nennt  unsere  Manemboreihe  das  Mahatusgebirge,  wohl  dasselbe  was 
unser  Saratus,  worunter  wir   aber   eine  der   vorigen    parallel   laufende  Reihe   von  Vulkanen 

12* 


92 

verstehen;  ferner  meinen  wir,  dass  zwischen  diesen  beiden  Ketten  das  Poigarplateau  mit 
dem  See  Danau  gelegen  sei ;  denn  vom  Gipfel  des  Soputan  aus  merkten  wir  im  Tagebuche 
folgenden  Satz  an  (20.  April  1895):  „In  der  Ferne  sieht  man  das  Mongondowgrenzgebirge  mit 
sieben  Bergen;  diese  scheinen  die  Poigarhochebene  hinterwärts  zu  umziehen;  eine  niedrigere 
Kette  zieht  vorne  daran  durch;  in  der  zwischen  beiden  liegenden  Fläche,  auf  welcher 
eine  Wolke  ruht,  läge  der  räthselhafte  See,"  und  Bücking  (26,  p.  257)  schreibt:  „Die 
Aussicht  vom  Gipfel  des  Soputan  gestattete  einen  Blick  nach  SW  auf  die  breite  Berg- 
gruppe des  G.  Manembo,  mit  dem  G.  Saratus,  dem  Grenzgebirge  gegen  Bolaang- 
Mongondow,  im  Mintergrund." 

Auf  einem  der  von  Ko Orders  gezeichneten  Profile,  XXb,  kann  man  denn  auch  gut 
eine  vordere,  Manembo  genannte,  Bergreihe,  von  einer  hinteren,  höheren,  unserer  Saratus- 
reihe,  unterscheiden,  welche  er  die  Berge  von  Mongondow  nennt.  Auf  der  genannten  Skizze 
wird  die  Manemboreihe  mit  dem  Lolombulan  durch  einen  Vulkan,  Kantil  mit  Namen,  ver- 
bunden, welchen  wir  im  Texte  nicht  erwähnt  gefunden  haben. 

Die  Gipfel  der  Manemboreihe  sind  nicht  erstiegen,  die  Natur  dieser  Berge  ist  nicht 
näher  untersucht  worden;  sehr  genaue  geologische  Kenntniss  jedoch  haben  wir  von  dem, 
ihren  Südwestabfall  begrenzenden,  Küstengebiete,  in  welchem  der  neuerdings  viel  berufene 
Goldfundort  Totok  liegt. 

Es  sei  nun  zunächst  bemerkt,  dass  Koorders  im  Totokflusse,  welcher  von  den 
Manembobergen  herabkommen  muss,  Rollsteine  von  deutlich  vulkanischem  Ursprung  fand, 
durch  reichlichen  Olivingehalt  grünlich  gefärbt,  woraus  er  denn  auch  schliesst,  dass  am 
Oberlaufe  des  Flusses  festes  vulkanisches  Gestein  anstehen  müsse.  (64,  p.  74.)  Tiefer  hinab 
gegen  die  Küste  hin  treten  aber  andere  Gesteinsarten  auf,  wie  wir  nun  sehen  werden. 

Die  Küste  der  Molukkensee  bildet  am  Fusse  des  Manembogebirges  eine  ziemlich  tief 
einschneidende,  von  kleinen  Inseln  umrahmte  Bucht,  von  welcher  nicht  weit  entfernt  berg- 
aufwärts der  erwähnte,  schon  seit  langem  bekannte,  Goldfundort  Totok  (nach  Koorders 
eigentlich  Rata  totok)  liegt.  Der  Fluss  desselben  Namens  fliesst  hier  küstenwärts,  er 
hat  nach  Koorders  nordsüdliche  Richtung,  nicht  NW — SO  wie  auf  der  M u s s c h e n b r  o e k  '- 
sehen  Karte.     Die  Stelle  ist  von  Koorders  besucht  und  beschrieben  worden. 

Von  der  Küste  kommt  man  zuerst  zum  Orte  Totok,  welcher  auf  einer  Alluvialebene 
des  Totokflusses  liegt.  Von  hier  gelangte  Koorders  nach  drei  Stunden  Wanderns  in 
nördlicher  Richtung  zur  Goldmine,  welche  als  Gunung  Totok  bezeichnet  wird.  Der  Pfad  geht 
auf  und  abwärts,  an  einigen  Stellen  entlang  30  m  hohen,  senkrechten  Felswänden  mit  zahlreichen 
Höhlen  und  Löchern.  „Ueberall,  schreibt  Koorders,  wo  ich  das  feste  Gestein  untersuchte,  von 
einem  Punkte  dicht  beim  Dorfe  auf  nur  10  m  Meereshöhe  am  Totokfluss  an  bis  zu  den  höchsten 
Punkten  der  überschrittenen  Bergrücken,  constatierte  ich  sehr  harten,  feinkörnigen,  kr_vstal- 
linischen,    kohlensauren  Kalk,    oft    deutliche  Fossilien  (Muscheln)    enthaltend,    in    der    Farbe 


93 

ändernd,  hie  und  da  mit  grossen  Kail<spatiidrusen,  zuweilen  mit  Quarzadern."  Der  Gunung 
Totok  ist  375  m  hoch ;  Kalksteinblöcl<e  setzen  den  steilen  Bergabhang  zusammen. 

Dass  Koorders  im  Totokflusse  neben  fossilhaltigen  Kalksteinstücken  noch  Rollsteine 
von  vulkanischer  Natur  fand,  ist  oben  erwähnt  worden. 

Die  von  Koorders  beschriebenen  Kalke  hat  schon  Martin  (82,  p.  363)  als  dichte 
Orbitoidenkalksteine  von  Totok  angemeldet,  indem  er  schreibt:  „Zu  den  unzweifelhaft  tertiären 
Bildungen  auf  Celebes  gehören  unter  andern  lichtgraue  dichte  Kalksteine  mit  wohlerhaltenen 
Orbitoiden ,  welche  von  dem  durch  seine  Goldminen  bekannten  Berge  Totok  abkünftig 
sind."     Die  Handstücke  hatte  Forsten  gesammelt. 

Ein  uns  von  Dr.  Siber  geschenktes  Handstück  von  Gunung  Totok  erwies  sich  als 
ein  grauer,  dichter  Kalkstein  mit  Ouarzadern,  enthaltend,  wie  es  scheint,  Spuren  von  Num- 
rauliten.     Ausserdem  wurde  uns  eine  grosse  Quarzdruse  von  derselben  Stelle  übergeben. 

1840  wurde  über  die  Goldmine  von  Totok  geschrieben  (103,  p.  142):  „Der  reine  Gewinn 
von  Stoffgold  kann  jetzt  auf  2200  Realen  im  Jahre  geschätzt  werden." 

Rinne  (117,  p.  20)  schreibt:  „Das  Vorkommen  von  Gold  bei  Totok  ist  insofern 
bemerkenswerth,  als  es  sich  um  Quarzabsätze  in  Klüften,  Spalten  und  sonstigen  Hohlräumen 
des  alttertiären  Orbitoiden  kalk  st  eins  handelt.  Ein  geschlossenes  Gangsystem 
konnte  ich  nicht  erkennen.  Die  der  Verwitterung  natürlich  widerstehenden  Quarzmassen 
liegen  vielfach  im  Erdreich  und  werden  ihres  Goldgehaltes  wegen  ausgelesen.  Das  Gold 
findet  sich  in  kleinen  bis  kaum  sichtbaren,  selten  in  grösseren  Füttern,  Zähnchen  und 
Blättchen  im  Quarze". 

Während  nun  also  der  südöstliche  Sockel  der  Manemboreihe  aus  älterem,  wahrscheinlich 
eocänem,  tertiärem  Kalkstein  besteht,  finden  sich  auf  den  zahlreichen  kleinen  Inseln  längs 
der  Küste  ganz  andere  geologische  Verhältnisse,  in  deren  Darstellung  wir  Ri  n  ne  folgen,  der 
sie  sehr  genau  untersucht  hat. 

Zunächst  ist  über  das  zwischen  dem  Gunung  Totok  und  der  Küste  befindliche 
Gebiet  Folgendes  heranzuziehen:  Am  Gunung  Totok  fand  Rinne  ausser  alttertiärem  Kalk- 
stein anstehend  Hornblendeandesit  (118,  p.  14],  auf  dem  Waldpfade  von  Totok  nach 
Belang  Augitandesit.  Weiter  heisst  es :  „Bei  der  Begehung  des  Waldpfades  zwischen  Belang 
und  Totok  fand  ich  an  Orbitoiden  reiche  Kalksteine  in  der  Gegend  des  Baches  Basäan." 
U17,  P-  15K  Zwischen  Belang  und  Totok  erstrecken  sich  zwei  weithin  sichtbare  Landvor- 
sprünge mit  schroffem  Abfall  in's  Meer,  das  weisse  und  das  rothe  Gap  (Tandjong  puti  und 
mera),  hinter  denen  die  Bucht  von  Totok  sich  aufthut.  Beim  Dorfe  Totok  aber  fangen  die 
Berge  erst  mehrere  Kilometer  landeinwärts  wieder  an."  Am  Tandjong  puti  steht  ein  Tuff  an,  in 
welchem  Gesteine  von  Biotitandesit  liegen.  Am  Kap  Kussukussu  und  Mankit  zwischen 
Belang  und  Totok  findet  sich  gleichfalls  Biotitandesit.  Der  Berg,  an  dessen  Fuss  das 
Gestein  sichtbar  ist ,  heisst  infolge  der  bronzegelben  Verwitterung  des  Glimmers  bei  den 
Malayen    Gunung    mas    fGoldberg).      „Koorders    erwähnt    am    Strande    zwischen    Belang 


94 

und  Totok  am  Cap  „Rulusanklis"  glimmerreiche,  gneissartige  Gesteine.  Es  wird  sich  aber 
wohl  um  Glimmerandesit  handeln,  den  ich  an  der  erwähnten  Küste  gegenüber  Gross-Bahoi 
und  weiter  nach  Totok  zu  reichlich  fand,  und  der  zuweilen  plattigschiefrig  erscheint".  (117, 
p.  14).  Am  Gunung  Supit  bei  Belang  kommt  Hornblendeandesit  vor,  so  auch  in  der 
Nähe  von  Belang. 

Weiter  betrachten  wir  die  Küsteninseln  von  Bentenan  im  Norden  bis  Ko ta- 
bu n  an  im  Süden  nach  Rinne's  Darstellung  (119).  ,, Meine  technisch -geologischen  Unter- 
suchungen beziehen  sich  hauptsächlich  auf  einen  Schwärm  unbewohnter  Inseln,  die  sich  auf 
eine  Erstreckung  von  etwa  20  Kilometern  in  meist  nicht  bedeutendem  Abstand  von  der  Küste 
in  malerischer  Vertheilung  gruppieren"  (119,  p.  71). 

Bentenan  nördlich  von  der  Bai  von  Belang  ist  ein  vielgipfliges  Eiland,  an  zahl- 
reichen Stellen  mit  schroffen  Felswänden  gegen  das  Meer  abstürzend  (119,  p.  73),  besonders 
im  Osten.     (117,  p.  12). 

Diese  Insel  mit  ihrer  Umgebung  gehört  noch  zu  der  Tondanomasse;  doch  wird  sie 
besser  an  dieser  Stelle  im  Zusammenhang  mit  den  andern  beschrieben. 

,, Auf  ihr  nun  hndet  man  Diabase  in  grösserer  Verbreitung  anstehend.  Die  mächtigen 
Abstürze  des  Eilandes  sind  vielfach  aus  diesem  Gestein  gebildet."  Auch  mehrere  der 
umliegenden,  kleinen  Inselchen  setzen  sich  aus  Diabas  zusammen.  Darüber  sagt  Rinne 
zusammenfassend  (117,  p.  15):  ,,In  der  Gegend  von  Belang  konnte  ich  ein  ziemlich  ausgedehnt 
zu  Tage  tretendes  diabasisches  Grundgebirge  nachweisen.  Man  erkennt  es  auf  der  Insel 
Bentenan,  deren  mächtige  östliche  und  auch  westliche  Abhänge  aus  anstehendem  Diabas 
bestehen,  weiter  bei  dreien  der  vier  Pulu  putus,  sodann  auf  den  Inseln  Pakolor, 
Wangköan,  Balengbäling  und  Punten.  Auf  den  Diabas  legt  sich  stellenweise  gelblich- 
weisser,  dichter,  fester  Kalkstein,  wie  man  es  an  den  Wänden  der  Insel  Bentenan  erkennen 
kann.  Im  petrographischen  Charakter  stimmt  hier  das  Sediment  mit  den  alttertiären 
Kalksteinen  am  Berge  Totok  überein.  Auf  Bentenan,  auch  der  einen  Pulu  putus,  ist  es 
stellenweise  reich  an  Korallenstengeln.  Auf  der  Insel  Gross-Bahoi  findet  man  den  Kalk- 
stein an  der  Celebes  zugekehrten  Seite  stellenweise  wieder.  Hier  kann  man  auch  seine 
Ueberlagerung  durch  jüngere  vulkanische  Gesteine  erkennen  (in  dem  Falle  olivinfreien 
Feldspathbasalt).    Die  Oberfläche  des  Kalkes  erscheint  unter  dem  Basalt  recht  uneben". 

Es  ist  sehr  bemerkenswerth,  dass  die  von  Rinne  petrographisch  untersuchte  Gruppe 
kleiner  Küsteninseln  am  Südostfuss  der  Tondanomasse  nicht,  wie  die  überwiegende  Mehr- 
zahl aller  andern  Küsteninseln,  aus  recentem  Korallenkalkstein  oder  aus  jungtertiären  bis 
recenten  Sedimenten  besteht  oder  auch,  wie  einige  wenige  derselben,  Vulkane  darstellen, 
sondern  dass  sie  aus  altem  Gebirge  sich  aufbauen.  Sind  sie  vielleicht  Reste  eines  ursprünglich 
viel  höher  gewesenen  und  später  abgesunkenen,  sozusagen  eines  ertrinkenden  Gebirgsrückens, 
dessen  Streichen  der  Küste  entlang  ging,  und  von  dem  auch  noch  die  Insel  Lembe  ein  Stück  wäre  ? 

Die  beiden  Inselchen  Gross-  und  Klein-Bahoi  in  der  Bai  von  Belang  „sind,  abgc- 


95 

sehen  von  kleinen  Resten  tertiären  Kalksteines,  ganz  aus  oli  vinfreien  Feldspat  hbasalten 
zusammengesetzt.  Es  handelt  sich  anscheinend  um  ältere  Lavaströme.  Die  Gesteine  sind 
stellenweise  zum  Theil  plattig,  zum  Theil  säulenförmig  mit  ungefähr  senkrechter  Säulen- 
stellung abgesondert.  Auch  kommen  Agglomerate  vor.  Die  Farbe  der  Basalte  ist  zumeist 
schwärzlichgrau,  gelegentlich  aber  auch  licht  röthlich,  und  in  letzterem  Falle  stehen  sie  in  ihrer 
makroskopischen  Erscheinung  den  Andesiten  besonders  nahe;  jedoch  scheint  die  Entwickelung 
der  röthlichen  Farbe  nur  eine  Verwitterungserscheinung  zu  sein.  Das  Gefüge  ist  porph3Tisch." 
(Rinne,  ii8,  p.  501). 

Die  Insel  Hogoi,  vor  der  Bai  von  Totok  gelegen,  besteht  nach  Rinne  aus 
einem  Conglomerat,  in  welchem  Blocke  von  Hornblendegranit  und  Quarzhornblende- 
diorit  sich  fanden;  aber  in  demselben  Conglomerat  kommt  auch  Hornblendeandesit  vor. 
Anstehend  hat  Rinne  den  Granit  in  dem  hier  ins  Auge  gefassten  Küstenstrich  nicht  gefunden. 
Ferner  schreibt  er:  „In  den  Flüssen  von  Belang,  auch  bei  Totok  und  Kotabuna,  habe  ich  keine 
Granitgerölle  verzeichnet"  |B.  117,  p.  11);  aber  sie  kommen,  wie  erwähnt,  vor  in  den  „Con- 
glomeraten  mit  groben  Gerollen  älterer  und  jüngerer  Eruptivgesteine  und  zwischengelagerten 
feineren  Lagen,  wie  sie  auf  der  Insel  Hogoi  anstehen."     (117,  p.  14.) 

Die  Conglomerate  der  Insel  Tu  lang  enthalten  Andesite. 

Rinne  (117,  p.  171  schreibt  noch:  „Man  findet  an  der  Küste  hand-  bis  einen  Fuss 
dicke,  ziemlich  ausgedehnte  Lagen  von  Magneteisensand  angehäuft.  Besonders  reichlich 
erscheinen  solche  Erzablagerungen  in  der  Nähe  von  Belang,  auch  auf  der  Insel  Hogoi." 
Er  ist  ein  Verwitterungsprodukt  der  vulkanischen  Gesteine.  (Vergleiche  die  Angabe  von 
Bücking  oben  Seite  74). 

Einige  kleine  Angaben  von  Koorders  über  die  Inselchen  in  der  Bai  von  Belang, 
die  zum  Theil  petrographisch  nicht  das  richtige  treffen,  brauchen  nun  nach  der  eingehenden 
L^ntersuchung  Rinne's  nicht  wiedergegeben  zu  werden;  doch  sei  bemerkt,  dass  er  mehr- 
mals die  Conglomeratschichten  auf  einigen  der  Inseln  beobachtet  hat. 

Recenter  Korallenkalk  umsäumt  viele  der  Inseln,  und  Korallensäume  sind  stellen- 
weise der  Küste  vorgelagert.     (Rinne,  117,  p.  12.) 

Kotabünan.  Da  wir  hier  gerade  von  den  Inseln  sprechen,  von  denen  die  südlichste 
dem  Orte  Kotabünan  vorgelagert  ist,  so  schliessen  wir  einige  Bemerkungen  über  diesen  letzteren 
an,  welcher  durch  alte  Goldwäschereien  einen  bekannteren  Namen  gewonnen  hat.  Schon  Rein- 
war dt  (106,  p.  535)  besuchte  Kotabünan,  „ein  kleines  Dorf  nahe  bei  der  östlichen  Ecke  einer  tiefen 
Einbuchtung  gelegen,  die  auf  den  Seekarten  Castricumbai  heisst."  Auf  den  neuen  See- 
karten fehlt  dieser  Name;  in  emer  Anmerkung  des  Herausgebers  von  Padtbrugge's  Ab- 
handlung (100,  p.  307)  heisst  es:  „Die  Bai  hat  ihren  Namen  vom  Schiffe  Castricum ,  mit 
welchem  Maerten  Gerritsz.  Vries  1643  seine  berühmte  Reise  nach  Jeso  ausführte."  Rein- 
war dt  fährt  fort:  Eine  Goldmine  liegt  ungefähr  ^  4  Stunde  Gehens  vom  Strande  entfernt; 
sie  befindet  sich  am  Abhänge  eines  Hügels  von  c.  100  Fuss  Höhe.  Das  Gestein,  woraus  er 


9(5 

besteht,  ist  ein  grobkörniger  Sandstein  in  mehr  oder  weniger  dicl<en  Schichten  von  weisser 
oder  grauer  Farbe,  auf  der  Oberfläche  der  Schichten  oder  auf  dem  Bruche  vielfältig  mit 
Pyrit  von  einer  hellgraugelben  Farbe  in  sehr  kleinen  Krystallen  oder  in  dünnen  Schichten 
besetzt  oder  durchwachsen.  Wir  übergehen  noch  einige  Einzelheiten,  dann  heisst  es:  Die 
Oberfläche  verwittert  in  eine  bräunliche  Sanderde  in  kurzer  Zeit.  Dieser  Sandstein  enthält 
das  Gold,  welches  hauptsächlich  mit  dem  Pyrit  vergesellschaftet  ist.  Ein  kleiner  Fluss  strömt 
bei  der  Goldmine  vorbei  und  mündet  bei  Kotabunan. 

Die  De  Lange  (79,  p.  170)  besuchten  Kotabunan  1852;  doch  erfahren  wir  aus  dem 
Berichte  nichts  von  wissenschaftlicher  Bedeutung.  Wilken  und  Schwarz  (i6r,  p.  252) 
berichten ,  dass  c.  2  Paal  =  c.  3  km  in  Westrichtung  von  Kotabunan  die  Minen  sich  be- 
fänden; c.  5—6  Paal  ^  c.  9  km  südhch  davon  am  Strande  liege  ferner  der  See  Bunong, 
welcher  keinen  Abfluss  habe;  sein  Wasser  sei  brackisch,  ein  Damm  trenne  ihn  vom  Meer. 
Es  handelt  sich  dabei  also  um  einen  brackischen  Tümpel,  eine  Lagune.  De  Clercq  (33,  p.  118), 
welcher  1867  in  Kotabunan  war,  nennt  das  vonReinwardt  erwähnte  Flüsschen  Togülu; 
weiter  liege  drei  Paal  ^  4'  2  km  westwärts  von  Kotabunan  das  kleine  Seelein  Bunong. 

Rinne  (119,  p.  loi  und  118,  p.  484)  hat  Kotabunan  ebenfalls  besucht.  Er  ge- 
langte nicht  weit  davon  zu  einem  gelbroth  leuchtenden,  schroffen,  steinigen  Hügel  von 
etwa  50  m  Höhe,  dem  Gunung  Dub,  von  dem  die  Kotabunesen  schon  seit  vielen  Jahren 
Gold  geholt  haben.  Er  stellt  eine  Verkieselungszone  im  Andesit  dar,  der  hier  in  zahl- 
reichen Quarzschnüren  mancherlei  Kiese  und  auch  Gold  enthält.  Die  Eingebornen  suchen 
den  leicht  kenntlichen  Quarz  aus,  zerschlagen  ihn  in  Steinmörsern  und  waschen  das  Pulver. 
Kurz  darauf  bezeichnet  Rinne  das  Gestein  als  Augitdacit  wegen  der  gelegentlichen  Quarz- 
einsprenglinge.  „Am  Gunung  Dub  findet  man  den  Dacit  verkieselt  und  mehr  oder  minder  reich 
mit  Erzen  (Bleiglanz,  Zinkblende,  Eisenkies  und  Gold)  beladen.  Das  Gestein  ist  grauweiss, 
auch  gelblich,  seltener  etwas  röthlich,  von  Ouarzschnüren  mit  den  erwähnten  Erzen  durch- 
zogen und  oft  von  staubförmigem  Eisenkies  erfüllt."  In  der  neuesten  Publikation  (117,  p.  19) 
werden  die  petrographischen  Verhältnisse  des  G.  Dub  noch  eingehender  geschildert. 

„Was  die  von  Rein  war  dt  angeführten  Sandsteine  der  Goldgruben  bei  Kotabunan 
anlangt,  an  deren  Sandsteinnatur  übrigens  er  selbst  schon  zweifelte,  so  handelte  es  sich  um 
sandsteinartig  aussehende  verkieselte  Andesite."     (117,  p.  14). 

„Es  liegt  nahe,  die  Goldquarzlagerstätten  von  Totok  und  Kotabunan  mit  den  Eruptionen 
vulkanischer  Gesteine  insofern  in  ursächlichen  Zusammenhang  zu  bringen,  als  man  diese  Erzvor- 
kommnisse, ähnlich  wie  z.  B.  solche  in  Ungarn,  als  thermale  Bildungen  auffasst."  (117,  p.  19). 

Zum  Schluss  noch  eine  Frage:  Sollten  die  von  Rinne  auf  den  genannten  Inselchen 
nachgewiesenen  körnig-krystallinischen  Gesteine  vielleicht  den  langsam  erstarrten  Kern  eines 
mitteltertiären  Eruptivgesteines  darstellen,  wonach  wir  hier  einen  ähnlichen-  Fall  vor  uns 
hätten,  wie  er  uns  beim  Pik  von  Maros  begegnen  wird?  (Siehe  darüber  unten,  bei  der  Be- 
schreibung der  südlichen  Halbinsel). 


97^ 

c)  Das  Ranoiäpothal. 

Die  Manemboreihe  wird,  wie  oben  erwähnt,  von  ihrer  natürlichen  Fortsetzung,  dem 
Lolombulan,  durch  das  tiefe  und  breite  Thal  des  Ranoiapo  getrennt,  an  dessen  Oberlauf 
beim  Oertchen  Pope  sich  eine  Ebene  ausbreitet;  wir  können  diese,  da  an  einer  Stelle  auf 
derselben  eine  Tabaksplantage ,  Karöwa  mit  Namen,  angelegt  wurde  (heutzutage  wieder 
verlassen,  siehe  Koperberg  65)  die  Karöwafläche  nennen.  Sie  liegt  auf  der  vulkanischen 
Einsattelung,  welche  das  Manembogebirge  mit  dem  Lolombulan  verbindet,  wie  wir  vom  Gipfel 
des  Soputan  aus  erkannt  haben.  Die  Meereshöhe  von  Popo  beträgt  nach  Koorders  240  m, 
von  Karowa  225  m ;  wir  erhielten  mit  Aneroid  für  die  letztere  275  m. 

Koorders  164 ,  p.  73)  vermuthet,  dass  die  Karowaebene  ursprünglich  ein  See 
gewesen  sei. 

Das  Gestein  der  umliegenden  Berge  nennt  Koorders  schwarz,  basaltisch,  „es 
scheinen  mir  Olivinkrystalle  darin  vorzukommen".  Es  wäre  also  wohl  olivinführender 
Augitandesit. 

Hier  sei  eingeschaltet,  dass  Rinne  (117,  p.  21)  Ouarzstücke  von  Popo  erhielt,  welche 
ausser  Kupfer  und  Eisenkies  „mit  blossem  Auge  Goldflitter  erkennen  Hessen". 

Der  Ranoiapo  hat  nach  Koorders  bei  Karowa  normal  30—40  m  Breite  bei  4  m  Tiefe; 
auch  erwähnt  er  noch  einige  Seitenflüsse  des  Ranoiapo  (64,  p.  78). 

de  Clercq  (32,  p.  24)  nennt  den  Ranoiapo  den  grössten  Fluss  der  Minahassa;  der 
Name  bedeute:  Strom  der  Väter  (31). 

Bei  unserer  Ueberlandreise  von  der  Mmahassa  nach  Gorontalo  (18.  November  bis 
26.  December  1893)  folgten  wir,  von  der  Karöwafläche  aus,  zuerst  dem  Ranoiapo,  welcher 
weiter  oben  zuweilen  Schnellen,  zuweilen  Ausbreitungen  mit  Inselchen  bildete,  indem  das 
Terrain  anfangs  zwischen  flächenartigen  Ausbreitungen  und  darauffolgenden  Abhängen 
wechselte.  Ein  grösserer  Seitenfluss,  Bonantäla,  wurde  überschritten,  sodann  ging  es  aufwärts, 
zum  Theil  durch  Bachrunsen. 


d)  Die  Poigarhochfläche. 

Nachdem  wir  den  Ranoiapo  verlassen  hatten ,  führte  der  Weg  unausgesetzt  durch 
schweren  Urwald,  in  welchem  wir  uns  nicht  orientieren  konnten;  doch  vermochten  wir  uns 
die  Vorstellung  zu  bilden,  dass  wir  ein  Plateau  überschritten.  Nach  einiger  Zeit  stiessen  wir 
in  der  Höhe  von  950  m  auf  den  kleinen  See  Moköbang,  welcher  aus  zwei  durch  eine 
enge  Verbindung  zusammenhängenden  Becken  bestehend  sich  erwies,  von  denen  das  grössere 
einen  Durchme.sser  von  200  m  erreichen  mochte.  Es  handelt  sich  also  mehr  um  zwei  grössere 
seichte  Tümpel,  welche  in  einer  Senkung  der  Hochfläche  gelegen  sind  und  nach  dem  Poigar 
hin  ausströmen,   als  um  eigentliche  Seen ;    auch   stellen   sie   keine  Maare   dar.     Bald   darauf 

S.irasin,   Celebes.    IV.  13 


98 

gelangten  wir  in  960  m  Höhe  an  den  reissenden,  nach  NW  abströmenden  Poigar.  In  diesem 
und  in  einem  Bache  sahen  wir  Blöcke  eines  schwarzen,  vulkanischen  Gesteines,  offenbar 
Andesit  (der  in  unserem  V  orb  er  ich  t  124,  p.  356,  gebrauchte  Ausdruck  Basalt  war  nur  ein 
Hilfswort  für  ein  schwarzes  Eruptivgestein).  Weiterschreitend  kamen  wir  an  den  südwest- 
lichen Rand  der  von  uns  durchzogenen,  dichtbewaldeten  Hochebene  und  blickten  auf  eine  von 
Culturvegelation  bedeckte  Fläche  hinab,  die  Niederung  von  Mongöndow.  Der  Weg  führte 
sehr  steil  abwärts,  in  einer  Viertelstunde  stiegen  wir  120  m  hinab.  Weiter  verwandelte  sich 
der  Pfad  in  ein  Bachbett,  und  wir  kletterten  über  die  glatten  Andesitblöcke  abwärts.  In  der 
Höhe  von  700  m  stiessen  wir  auf  den  ersten  Baumgarten;  der  Weg  begann  bequemer  zu 
werden,   und    bald   standen   wir   in  der  Nähe  von  Popo,   dem  ersten  Dorf  von  Mongöndow. 

Wir  haben  uns  nun  mit  dem  Bericht  der  beiden  Missionäre  J.  A.  T.  Schwarz  und 
A.  De  Lange  (nicht  der  Geometer,  vergl.  134,  p.  180  und  188)  zu  befassen,  welche  1875 
(nach  Angabe  auf  der  beigefügten  Karte),  ebenso  wie  wir  vom  Ranoiapothal  aus,  das  Poigar- 
plateau  überschritten  haben.  Sie  folgten  aber  einem  anderen ,  westlich  von  dem  unsrigen 
durchziehenden  Wege,  worüber  sie  das  nachstehende  berichten:  Von  dem  am  Ranoiapo 
gelegenen  Orte  Popo  marschierten  sie  in  südlicher  Richtung,  wobei  sie  zunächst  über  eine 
kleine  Fläche  kamen ,  unsere  Karowafläche.  Von  hier  an  überschritten  sie  eine  grössere 
Zahl  linker  Seitenflüsse  des  Ranoiapo  —  wir  selbst  waren  dem  rechten  Ufer  des  Flusses  gefolgt, 
wie  w'ir  erinnern  —  und  in  einer  Entfernung  von  9—10  Paal  —  13,5 — 15  km  von  Popo  folgten 
sie  dem  in  den  Rano  einmündenden  Seitenfluss  Mojöndok,  in  seinem  Bette  längere  Zeit  auf 
wärts  weiter  wandernd.  Nachdem  sie  diesen  verlassen  hatten,  ging  es  südwestlich  weiter 
über  ein  Terrain,  welches  anfangs  weithin  eben  war,  hierauf  aber  anstieg.  Sie  überschritten 
einen  Berg,  folgten  einem  Bache  und  gelangten  an  den  Poigar,  von  diesem  weiter  auf  einen 
Hügel,  von  welchem  herab  sie  auf  einen  kleinen  See  blickten,  den  See  Ilöloi.  Seine  Längsaxe 
hat  SO— NW-Richtung,  er  ist  an  drei  Seiten  von  Bergen  umgeben,  welche  unmittelbar  am 
Ufer  aufsteigen  und  dicht  bewaldet  sind.  „Der  See  scheint  uns  nur  ein  wenig  grösser  zu 
sein  als  der  Linow  Lahendong.  Die  hauptsächlichste  Zufuhr  empfängt  er  aus  dem  Poigar, 
welcher  fern  im  Südosten  aus  dem  grossen  See  Danau  seinen  Ursprung  nimmt  und,  nachdem 
er  durch  das  Seelein  Mokobang  seinen  Weg  genommen  —  was,  wie  wir  gesehen  haben, 
nicht  richtig  ist  — ,  an  der  Südostseite  des  Iloloisees  in  zwei  Armen  einströmt,  denselben  an 
der  Nordwestseite  wieder  verlässt,  ungefähr  5—6  Paal  (=-  c.  8  km)  weiter  einen  hohen 
Wasserfall  bildet  und  dann  in  NW-Richtung  weiterströmt  bis  zu  seiner  Mündung  in  die 
Celebessee.     Der  Uferstrich  an  der  Ostseite  ist  niedrig,  an  verschiedenen  Stellen  morastig." 

Der  Iloloi  ist  offenbar  gleich  dem  Mokobang  ein  Flachsee;  ein  Kratermaar  kann  er 
natürlich  nicht  sein,  da  der  Poigar  ihn  durchströmt. 

Die  Reisenden  überschritten  weiter  die  beiden  Einflussarme  des  Poigar  in  den  Iloloi, 
marschierten  sodann  über  einen  Berg,  welcher  den  See  südlich  umgrenzt,  und  welcher  oben 
flach  ist,  dann  hinab  auf  ein  ebenes  Terrain,  an  dessen  östlicher  Seite  ein  Berg  sich  erhebt. 


99 

Weiter  ging  es  in  südwestliciier  Richtung  auf  der  Fläche  Ibrt,  sodann  auf  einen  Bergrücken, 
und  von  diesem  erfolgte  der  Abstieg  nach  dem  Orte  Popo  in  der  Mongondowsenke,  wohin 
auch  unser  Weg  geführt  hatte. 

Auf  Seite  171  heisst  es  noch:  „Zwei  Wege  bestehen  von  der  Minahassa  nach  Mon- 
gondow;  beide  haben  zum  Ausgangspunkt  in  der  Minahassa  das  Dörfchen  Popo  und  laufen 
aus  in  das  Dorf  Popo  in  Mongondow.  Der  eine  Weg  läuft  durch  das  Bett  des  Mojondok 
über  den  See  Iloloi,  der  andere  südlicher  längs  dem  Ranoiapo.  Der  erstere  ist  der  kürzere, 
aber  der  mühsamere,  weil  man,  ihm  folgend,  im  Bett  des  Mojondok  gehen  und  ziemlich 
hohe  und  steile  Berge  erklimmen  muss.  Diesem  Wege  folgten  wir.  Der  andere  ist  länger, 
aber  er  soll  viel  bequemer  sein,  da  man,  ihm  folgend,  über  ein  flaches  Terrain  geht,  sehr 
wenige  und  keine  hohen  Berge  zu  ersteigen  hat." 

Wir  vermuthen  somit,  dass  der  von  uns  eingeschlagene  Weg  über  das  verhäitniss- 
mässig  ebene  Hochplateau  geht ,  dass  aber  der  westlich  davon  durchführende  Weg  von 
Schwarz  und  De  Lange  schon  das  Absturzgebiet  des  Poigar  und  somit  Erosionsrücken  und 
Schluchten  durchschneidet;  so  erfahren  wir  ja  auch,  dass  nicht  weit  vom  See  Iloloi  der  Poigar 
einen  Wasserfall  bilde;  nach  Analogie  des  Tondanoflusses  beginnt  also  hier  das  Strom- 
schnellengebiet. 

Die  Eingeborenen  theilten  uns  mit,  dass  der  Poigar  einem  grossen  See  entströme, 
dem  Danau,  und  wir  schrieben  deshalb  in  unserem  Reiseberichte  (124,  p.  357):  „Es  würde 
jedenfalls  von  grossem  Interesse  sein,  dem  Lauf  des  Poigar  folgend,  dieses  geheimnissvolle 
Wasserbecken  aufzusuchen,  dessen  mögliche  Lage  wir  auf  der  Karte  angedeutet  haben." 

Dies  hat  nun  M.  Koperberg  (65)  mit  Herrn  de  Corte  neuerdings  unternommen 
und  glücklich  durchgeführt.  Die  Herren  folgten  von  dem  Punkte,  wo  der  Mokobangweg  den 
Poigar  schneidet,  dessen  rechtem  Ufer  aufwärts  und  erreichten  nach  zwei  Tagen  den  See. 
„Nach  dem  tagelangen  Zug  durch  den  dichten  Wald  macht  die  ausgedehnte  Wasserfläche, 
verziert  durch  ein  aus  ihr  auftauchendes  kleines,  malerisches  Inselchen  einen  trefflichen  Eindruck, 
noch  erhöht  durch  die  freie  Aussicht  auf  die  Berge,  welche  sie  an  der  West-,  Süd-  und  Ostseite 
umgeben,  und  welche  zugleich  nach  dieser  Seite  die  Hochfläche  abschliessen.  Westhch  wird 
dieses  Gebirgsland  durch  eine  Gruppe  von  hohen  Gipfeln  beherrscht,  hinter  denen  eine  kahle, 
w^eisse  Bergwand  zum  Vorschein  kommt.  Offenbar  ist  uns  hier  ein  beschränkter  Blick  auf 
die  Innenseite  eines  Kraters  gegönnt.  Nach  NO  endigt  der  Gürtel  von  Hügeln  in  einem 
hohen  kuppeiförmigen  Berge,  hinter  dem  ein  noch  höheres  Gebirgsmassiv  aufsteigt.  Nach 
den,  natürlich  einigermaassen  unbestimmten,  Aufklärungen,  die  ich  durch  das  Ausfragen 
einiger  Mongondower  erhielt,  würde  die  vermuthlich  vulkanische  Berggruppe  westlich  vom 
See  der  G.  Am  bang  sein;  ein  mehr  nordwärts  gelegener  Berg,  der  G.Modoinding  (auf  unserer 
Karte  nicht  eingetragen),  erinnert  durch  seine  Gestalt  ebenfalls  an  einen  Vulkan.  Ohne 
Zweifel  sind  es  diese  Berge,  welche  die  Sara  sin  im  Auge  hatten  mit  der  Andeutung  auf 
ihrem  Kärtchen,  „unerforschte  Vulkangruppe".     Der  See  Danau  hat  die  Richtung  SO — NW, 

13* 


100 

seine  Länge  beträgt  ungefähr  5  km,  seine  Breite  1,5—2  km,  die  Meereshöhe  ca.  1050  m.  An 
der  NW-Seite  nimmt  der  Poigar  seinen  Ursprung.  Die  Hauptzufuhr  des  Sees  geschieht 
durch  den  Fhiss  IVlaäjat,  der  von  SW  her,  aus  dem  Ambanggebirge  vermuthlich  kommend, 
in  den  See  mündet." 

Ueber  den  Namen  des  Sees  heisst  es  noch:  „Das  Wort  Danau,  womit  sonst  im 
Archipel  ein  See  im  allgemeinen  bezeichnet  wird,  muss  hier  wirklich  als  Eigennamen  auf- 
gefasst  werden,  da  ich  den  besprochenen  See  von  den  Eingeborenen  stets  Telaga  (See) 
Danau  habe  nennen  hören." 

Eine  Kartenskizze  ist  dem  Berichte  leider  nicht  beigegeben. 

Die  Lage  des  Sees  stimmt  recht  wohl  mit  der  Richtung  des  Plateau's  selbst  überein. 

Die  K operb er g 'sehen  Angaben  über  die  sich  um  den  See  erhebenden  Gebirge 
deuten  wir  folgendermaassen :  die  ost-  und  nordwärts  vom  Danau  beobachteten  Berge  halten 
wir  für  unsere  Manemboreihe,  die  westlichen  mit  dem  Ambang  für  unsere  SO — NW  streichende, 
der  vorigen  gleichlaufende  Saratusreihe;  endlich  dürfte  noch  eine  östliche,  der  Küste  parallel 
laufende  Querreihe  die  beiden  genannten  verbinden ;  denn  ausser  der  diesbezüglichen  An- 
deutung von  Koperberg,  dass  nämlich  der  Danau  auch  auf  der  Ostseite  von  Bergen 
umgeben  sei,  finden  wir  ein  Gebirge  Tonsilik  bei  Kotabunan  von  Clercq  (33,  p.  118) 
erwähnt. 

Endlich  sei  noch  angemerkt,  dass  die  Herren  Wilken  und  Schwarz  fi6i,  p.  21) 
die  Ausmündung  des  Poigar  in  die  Celebessee  besuchten ;  sie  fanden  den  Fluss  beim  Dörfchen 
Poigar,  c.  2  km  flussaufwärts,  durchwatbar  (im  Juni). 


e)  Das  Sarätusgebirge. 

Vom  Gipfel  des  Soputan  aus  erkannten  wir,  wie  schon  erwähnt,  hinter  der  Manembo- 
reihe zurückliegend,  ihr  aber  gleichlaufend,  eine  zweite,  aus  höheren  Bergen  sich  zusammen- 
setzende Vulkanreihe,  die  Saratusreihe,  wie  wir  sie  nennen  wollen.  Sie  schien  uns  aus 
ungefähr  sieben  vulkanartigen  Hauptgipfeln  sich  zusammenzusetzen,  von  denen  einer  den 
Soputan  an  Höhe  übertraf,  wie  die  Beobachtung  mit  dem  Horizontalglas  uns  lehrte.  Wie 
wir  in  Kotobängon  erfuhren,  heisst  dieser  Gipfel  G.  Am  b  an  g;  in  seinem  Krater,  sagte  man 
uns,  befinde  sich  ein  See,  aus  welchem  Dämpfe  aufsteigen;  er  liege  am  Wege  nach  Kotabunan. 
Was  Koperberg  über  den  Berg  berichtet,  haben  wir  oben  wiedergegeben. 

Unsere  Beobachtung  vom  Soputan  aus ,  wonach  der  Ambang  noch  etwas  höher  als 
der  Soputan  schien,  sehen  wir  durch  die  Seekarte  (1888)  bestätigt.  Auf  dieser  ist  an  der 
Stelle,  wo  der  Ambang  liegen  muss,  ein  kegelförmiger  grosser  Berg  skizziert,  welcher  drei 
Gipfel   trägt.     Von   diesen   findet   sich    für    den  höchsten    die  Zahl   von  2070  m  Meereshöhe 


101 

angegeben,  also  rund  240  m  höher  als  der  Soputan,  40  m  höher  als  der  Klabat,  wonach  also 
der  Ambang  der  höchste  Vulkan  der  nördlichen  Halbinsel  wäre.  Die  beiden  andern  Gipfel 
\'on  1995  m  und  1790  m  Höhe  glauben  wir  als  Parasiten  oder  als  Seitenkrater  des  Ambang 
auffassen  zu  dürfen  und  haben  es  auch  auf  unserer  Karte  annähernd  so  dargestellt. 

Wir  schliessen  hier  eine  Bemerkung  von  de  Clercq  an  (31),  welche  lautet:  Das 
Mahatus-  oder  Saratusgebirge  wird  im  mongondow'schen  G.  Bujat  genannt,  da  aus  ihm  der 
Fluss  dieses  Namens  entspringt,  der  sich  bei  Kotabunan  in's  Meer  ergiesst." 


f)  Das  Ongkak-Lombäginthal. 

Die  Poigarhochfläche  stürzt  schroff  ab  gegen  eine  mit  reicher  Cultur  bedeckte 
Niederung,  auf  welcher  der  Hauptort  von  Mongondow,  Kotobängon,  liegt,  und  zwar,  wie 
unsere,  damals  noch  mangelhaften,  Aneroidmessungen  ergaben,  in  ungefähr  260  m  Höhe. 
Aus  diesem  Culturlande  Mongondow  und  dem  Küstenstrich  Boläang  setzt  sich  das  Radjathum 
Boläang- Mongondow  zusammen,  was  wir  hier  zum  Verständniss  vorausschicken  müssen, 
obgleich  wir  uns  sonst  auf  politisches  nicht  einlassen. 

Die  Mongondowniederung  wird  von  dem  Flusse  Ongkak  durchströmt,  welcher  in 
nordwestlicher  Richtung  nach  der  Celebessee  abfliesst.  Er  läuft  also  dem  Poigar  annähernd 
parallel.  Sein  Unterlauf  heisst  von  der  Stelle  ab,  wo  die  von  Südwesten  herströmende 
Dumöga  sich  mit  ihm  verbindet,  Lombägin. 

Das  Land,  in  welchem  Kotobängon  liegt,  bildet  eine  Art  von  Becken,  das  sich  in 
der  Meereshöhe  von  200—300  m  hält  und  an  dessen  östlichem  Rande  nun  der  Ongkak  in 
tief  aufgewühlter  Schlucht  herabströmt. 

Wo  wir  an  der  Mongondowniederung  im  Bereich  des  Oberlaufes  des  Ongkak  Gestein 
anstehen  sahen,  war  es  ein  schwarzes  Eruptivgestein;  es  fand  sich  in  Blöcken  innerhalb 
der  Rinnsale  der  von  der  Poigarhochebene  herabschäumenden  Bäche  und  Flüsse. 

Em  weiteres  Merkmal  der  vulkanischen  Natur  des  östlichen  Theiles  des  Mongondow- 
gebietes  ist  folgender  Umstand:  Nahe  nordwestlich  vom  Orte  Kotobängon  bestehen  am 
Hauptwege,  welcher  nach  der  Küste  führt,  zwei  kleine  So  Ifataren,  welche  Schwefelgeruch 
verbreiten  und  das  umstehende  Gestein  weiss  färben ;  offenbar  also  entwickeln  sie  schweflige 
Säure.  Diese  Solfataren  sah  .schon  Riedel  (iio,  p.  274)  auf  seiner  Reise  von  Boläang  nach 
Mongondow  1857.  Er  schreibt  darüber:  „Wir  gingen  über  den  kleinen  Fluss  Walerang, 
welcher  seine  Richtung  einer  Solfatara  entlang  nimmt,  die  einzige  von  uns  in  diesem  Lande 
bemerkte  Spur  von  vulkanischer  Thätigkeit."  Er  spricht  auch  von  „zwei  Schlamm-  oder 
mineralischen  Quellen,  welche  ziemlich  viel  schwefelsaure  Dämpfe  entwickeln." 

Der  Name  Walerang  bedeutet  offenbar  die  Solfatare  selbst,  da  der  Masemkrater 
des  Kelelondei  nach  Koorders  und  Rinne  auch  Walirang  oder  Walelang  genannt  wird.  (Siehe 


102 

oben  Seite  71  und  73).  Das  wird  so  viel  als  gewiss  durch  die  Angabe  von  Wilken  und 
Schwarz  (161,  p.  234),  w^elche  schreiben :  „Wir  kamen  an  einer  Schwefelquelle  am  Abhang 
des  Hügels  Malelang  (=  Schwefel)  vorbei."  (Das  M  ist  jedenfalls  ein  Druckfehler  für  W.) 
Auch  nach  Koorders  bedeutet  Walelang  Schwefel  (siehe  oben  Seite  71 1. 

Unfern  südöstlich  von  der  Stelle,  wo  der  Komangaanbach  in  den  Ongkak  strömt, 
hatten  wir  diesen  letzteren  selbst  als  Weg  zu  benutzen  und  sahen  nun  in  demselben  Schichten 
eines  thonigen  Gesteines  anstehen,  über  dessen  Schichtenköpfe  wir  längere  Zeit  zu 
wandern  hatten ;  diese  Thonschichten  sahen  wir  ungefähr  nordostwärts  einfallen ;  härtere 
Schichten  wechsellagerten  stellenweise  mit  Lagen  eines  blaugrauen,  weichen  Thones. 

Wir  erkennen  also,  dass  hier,  im  Flussbette  des  Ongkak,  die  anstehenden  Gesteins- 
schichten des  Grundgebirges  durch  den  Fluss  von  der  aufliegenden  vulkanischen  Eruptions- 
masse befreit  wurden,  und  sehen  von  den  das  Gebirge  zusammensetzenden  Gesteinssystemen 
einen  mächtigen  Thonschichtencomplex  freigelegt. 

Diese  Thonschichten  stellen  einen  Schieferthon  dar,  welcher  viel  Eisenoxyd  enthält; 
sie  sind  von  grauer  Farbe  und  entsprechen  offenbar  solchen,  wie  wir  sie  an  zahlreichen 
anderen  Orten  in  Celebes,  meistens  den  Küstenboden  bildend,  haben  anstehen  sehen  oder 
auch,  wie  wir  jetzt  schon  bemerken,  in  Form  von,  ihre  Stelle  vertretenden,  grauen  Tuffen; 
wir  werden  jeweilen  darauf  zurückkommen.  Sehr  wahrscheinlich  sind  sie ,  wie  wir  hier 
vorausnehmen,  neogenen  Alters. 

Auffallend  ist  das  nordöstliche  Einfallen  der  Schichten,  wir  hätten  eher  das  Gegen- 
theil  erwartet  gehabt;  offenbar  richten  sie  sich  gegen  das  in  SW  sich  erhebende  Mongondow- 
gebirge  auf.  An  vielen  Stellen  verwandeln  sich  diese  grauen  Schieferthone,  mit  Wasser  zer- 
rieben, in  einen  grauen  Lehm,  welcher  an  jenen  Stellen  den  Weg  überzieht  und  so  glatt 
wird  wie  Seife. 

Nicht  weit  von  der  erwähnten  Stelle,  also  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  dem  Komangaan 
und  dem  grossen  Dorfe  Salimendüngan,  sahen  wir  im  Flusse  ein  loses  Stück  Korallenkalk 
den  Thonschichten  aufruhen,  welches  eine  Breccie  von  Muschelschalen  und  Korallentrümmern 
darstellte  und  offenbar  von  weiter  oben  herabgeschwemmt  worden  war.  Die  von  uns  in 
unserem  Vorberichte  flüchtig  geäusserte  Vermuthung.  es  könne  sich  dabei  um  das  Fragment 
eines  recenten  Korallenriffes  handeln,  lassen  wir  Jetzt  fallen,  da  es  nach  Bückings  (27, 
p.  781  Entdeckung  der  Riffe  von  Maros  als  eocänen  Nummulitenkalkes  wahrscheinlicher  wird, 
dass  das  lose  Kalkstück  im  Ongkak  von  weiter  oben  anstehenden,  durch  den  Fluss  ent- 
blössten,  alttertiären  Kalken  herstamme,  welche  die  jüngeren  grauen  Thonschichten  unter- 
teufen. 

Unweit  derselben  Stelle,  von  welcher  wir  sprachen,  sahen  wir  Conglomerat- 
massen  anstehen;  wir  hatten  sie  eine  Strecke  weit  zu  überklettern;  sie  enthielten  u.  a. 
bis  kopfgrosse  Knollen  eines  lauchgrünen  Thongesteines.  Aus  dem  Umstand,  dass  sie  an- 
zustehen scheinen  —  wir  betonen  den  „Schein",  da  unsere  damaligen  geologischen  Kenntnisse 


103 

noch  sehr  anfängerliche  waren  —  darf  geschlossen  werden,  dass  diese  Massen  den  grauen 
Thonschichten  auflagern,  also  jünger  sind  als  diese,  dass  die  eingeschlossenen  grünen  Thon- 
knollen  also  dem  unterliegenden  Schieferthoncomplexe  entstammen.  Auf  diesen  letzteren 
würden  also  Conglomeratbänke  folgen.  Anstehend  fanden  wir  den  grünen  Thon  der  Con- 
glomerate  am  Cap  Flesco,  wie  unten  zu  erwähnen  sein  wird. 

Ueber  den  Conglomeraten  haben  wir  auf  unserer  Reise  zur  Küste  kein  Gestein  mehr 
anstehen  sehen,  obschon  zweifellos  an  vielen  Stellen  der  Küste  diesen  Conglomeraten 
recenter  Korallenkalk  aufruhen  wird. 

Somit  haben  wir  im  Ongkakflusse  und  gegen  die  Küste  der  Celebessee  zu  einen  Theil 
des  Sockels  der  Gebirgsmasse  blossgelegt  gesehen,  auf  welcher  die  vulkanische  Masse  des 
Poigarplateaus  aufgethürmt  ist. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,  ob  die  besprochene  Tiefenzone  Lombagin— Ongkak — 
Kotobangon  sich  in  südöstlicher  Richtung  nach  der  Molukkensee  hin  weiter  verfolgen 
lasse.  Hiefür  ist  zunächst  der  Reisebericht  der  Missionare  Wilken  und  Schwarz  (i6i),  welche 
1866  die  Durchquerung  der  Halbinsel  von  Boläang  im  Norden  nach  Montöngkad  an  der  Süd- 
küste ausgeführt  haben,  heranzuziehen.  Bis  Kotobangon  folgten  sie  demselben  Wege,  den  auch 
wir  in  umgekehrter  Richtung  begangen  hatten.  Wir  entnAmen  ihrem  Berichte  folgendes 
(i6r,  p.  227):  Von  Bolaang  aus  wanderten  sie  längs  einem  Pfade,  welcher  sich  dem  Fusse  des 
Gebirges  entlang  wand,  nach  dem  Ongkak,  dessen  rechtem  Ufer  sie  folgten.  Sie  kamen  beim 
Dorfe  Salimendungan  vorbei,  c.  16  Paal  —  c.  24  km  SO  von  Bolaang  und  c.  700  Fuss  =  220  m 
hoch  gelegen.  Hierauf  wurden  zwei  Zuflüsse  durchwatet,  und  es  ging  weiter  durch  Schluchten 
und  über  Bergrücken.  Sodann  kamen  sie  an  der  oben  erwähnten  Solfatara  Walelang  vorüber. 
Dann  erblickten  sie  die  Mongondowhochfläche.  Diese  ist  nach  ihnen  abdachend,  ungefähr 
1200— 1800'  =  rund  370-570  m  hoch  gelegen,  hat  eine  Länge  von  15  Paal  =  c.  23  km  in  nord- 
südlicher, eine  Breite  von  mehr  als  10  Paal  =;  c.  15  km  in  ostwestlicher  Richtung;  sie  wird 
von  Bergen  mittelmässiger  Höhe  eingeschlossen,  von  denen  der  höchste  der  Ambang  ist; 
dieser  wird  auf  reichlich  4000  Fuss  =  c.  1250  m  geschätzt.  Weiter  wird  u.  a.  ein  Vulkan  Maajat 
erwähnt. 

Sodann  wird  von  den  Flüssen  gehandelt.  Der  Ongkak  heisst  auch  Sungi  besar 
(grosser  Fluss).  Zwei  Hauptzweige  desselben  werden  unterschieden :  Der  eine,  Ongkak-i- 
Mongondow,  entspringt  tief  im  Gebirge  zwischen  Mongondow  und  Kotabunan  und  nimmt  erst 
westliche,  dann  mehr  nordwestliche  Richtung;  der  andere,  Ongkak-i-Dumoga,  entspringt  im 
Westen  im  Gebirge  beim  Orte  Dumoga.  (Ueber  diesen  Fluss  werden  wir  unten  sprechen).  Beide 
Zweige  vereinigen  sich  nordwestlich  von  Salimendungan.  Es  folgen  noch  die  Namen  weiterer 
Seitenz^'eige  des  Ongkak. 

Von  Mongondow  nach  der  Küste  der  Molukkensee  laufen  drei  Wege.  Der  nördlichste 
geht  über  Pontödon  längs  dem  See  Danau  nach  Kotabunan.  Es  wurde  der  mittlere  eingeschlagen. 
Zuerst  steigt  dieser  bis  Mojag,  einem  der  grössten  Dörfer  von  Mongondow  am  Fuss  des  Ambang, 


104 

c.  300  Fuss  höher  als  Kotobangon;  dann  schlägt  er  südöstliche  Richtung  ein,  wobei  sechs 
Flüsse  und  zehn  Bäche  durchschritten  wurden,  bis  zum  Fluss  Moäjat,  der  am  Vulkane  dieses 
Namens  entspringt  und  sich  in  den  Ongkak  ergiesst;  sein  Wasser  ist  wegen  der  vielen  Schwefel- 
beimischung untrinkbar.     Man  gelangte  sodann  zu  c.  3000  Fuss  =  c.  950  m  Höhe. 

Nun  folgte  der  mühsamste  Theil  des  Weges  nach  ßobailan  (nicht  auf  unserer  Karte), 
wobei  steile  Berge  zu  übersteigen  waren;  der  höchste  derselben  ist  der  Matamata  (nicht 
auf  unserer  Karte),  c.  1250  m  hoch;  an  seiner  linken  Seite  waren  schroffe  Felsen,  rechts  eine 
bodenlose  Tiefe.  Von  ihm  weg  ging  es  steil  hinab  und  zwar  um  c.  950  m  in  einem  Ab- 
stand von  c.  6  km;  sodann  sanft  abwärts  an  den  Fluss  Motöngkad,  der  viermal  durchwatet 
wurde,  bis  zur  Rasthütte  Sangädji  an  der  Küste. 

Aus  diesem  Berichte  ist  unter  anderem  zu  ersehen,  dass  die  Mongondowniederung 
nach  der  Südküste  nicht  durchschneidet,  dass  vielmehr  ein,  jedenfalls  vulkanisches,  Gebirge, 
wohl  ein  Andesitrücken ,  ununterbrochen  der  Südküste  entlang  durchstreicht.  Wir  kommen 
darauf  zurück. 

Vom  dritten,  dem  südlichsten  Wege  heisst  es:  (p.  244I.  „Er  ist  wahrscheinlich  der 
beste  und  wird  auch  gebraucht,  wenn  Pferde  nach  oder  von  der  Küste  gebracht  werden. 
An  ihm  liegen  zwei  Goldminen,  Dolongo  und  Mintu,  welche  aber  nicht  so  viel  liefern  als 
die  bei  Kotabunan." 

Das  Jahr  darauf  hatte  de  Gl  e  r  c  q  (33)  einen  der  Wege  von  der  Küste  nach  Kotobangon 
zurückgelegt;  doch  wird  er  nicht  deutlich  beschrieben.  Wir  entnehmen  folgendes  dem 
Berichte:  Unweit  Motöngkad  liegt  das  Seelein  Pononotökan.  Von  hier  führt  der  Weg  über 
den  Berg  Butamopüja ,  von  der  dort  sehr  reichlich  vorhandenen  rothen  Erde  so  geheissen. 
Am  Fuss  dieses  Berges  liegt  der  Sumpf  Ibätung.  Der  Weg  geht  den  Berg  wieder  hinab 
durch  ein  Flüsschen ,  dann  über  Berge ,  wo  der  Pfad  an  vielen  Stellen  sehr  steil  ist ,  und 
man  kommt  an  das  Flüsschen  Dolangon ,  an  welchem  Häuschen  von  Goldgräbern  errichtet 
stehen.  Darauf  folgt  die  Ersteigung  des  sehr  hohen  Berges  Tudumolantun ,  darauf  wieder 
hinab  nach  dem  Flüsschen  Tolöngon,  wo  die  Mongondowniederung  beginnt.  (Alle  die  genannten 
Namen  konnten  wir  auf  der  Karte  nicht  eintragen).  Nahe  bei  diesem  Flüsschen  findet  sich 
noch  ein  anderes,  Moajat,  welches  viel  Schwefel  enthält. 

Damit  läuft  der  von  de  C 1  e r c q  beschrittene  Weg  in  den  von  W i  1  k e n  und  Schwarz 
begangenen  ein;  denn  die  letzteren  waren  ebenfalls  am  genannten  schwefelhaltigen  Flüsschen 
vorbeigekommen;  dagegen  hatte  de  Clercq  den  südlichsten  der  drei  Pässe  benützt,  wie 
aus  seiner  Erwähnung  jener  Goldmine  hervorgeht.  Auch  dieser  Pass  führt  über  Gebirgs- 
land,  sodass  also  das  ununterbrochene  Hindurchstreichen   des  Gebirges   damit  bewiesen   ist. 

Die  von  de  Clercq  beigefügte  Karte  hat  nur  für  die  Lage  von  Ortschaften  Be- 
deutung; tektonisch  ist  sie  ohne  Werth. 

Für  die  Geschichte  unserer  Kenntniss  von  Bolaang- Mongondow  ist  ferner  eine 
Angabe  von  Valentijn  (143.  p.  68)  wichtig,  welche  lautet:  Der  Hauptort  von  Bolaang  liegt 


105 

an  einem  schönen  Fluss ;  dieser  hat  zwei  Zweige ,  von  denen  der  eine  von  Süden  aus  dem 
Mongondowgebirge  kommt,  der  andere  von  Westen  aus  dem  Gebirge  von  Dommugu;  sie 
vereinigen  sich  ungefähr  eine  Meile  vom  Strande  entfernt. 

Zu  dieser  Stelle  bemerken  wir  folgendes:  Der  genannte  Fluss  ist  der  Lombagin,  an 
welchem  früher  der  Ort  Bolaang  gelegen  war.  Letzterer  wurde  aber  nach  Riedel  (iio,  p.  269) 
„wegen  der  Massenhaftigkeit  von  Krokodilen  seit  einigen  Jahren  von  der  Mündung  des 
Lombaginstromes  nach  Norden  versetzt",  also  um  1850.  Die  von  Valentijn  erwähnten 
beiden  Zweigflüsse  des  Lombagin  sind  der  Ongkak  und  die  Dumoga  (in  Dommugu  ver- 
schrieben). Er  fährt  fort :  Ein  Tag  landeinwärts  liegt  das  Dorf  Salimandungan ,  welches 
ziemlich  gross  ist;  es  wurde  von  Herrn  Padtbrugge  verbrannt,  in  Bekämpfung  des  Aufstandes, 
als  er  vor  Bolaang  lag.  (Das  wird  wohl  um  1680  gewesen  sein).  Weiter  heisst  es:  Die  Mon- 
gondower  wohnen  mitten  im  Land  im  Gebirge  von  Mongondow,  w^ohl  zwanzig  und  mehr 
Meilen  weit,  in  kleinen  Dörfern,  was  sie  leicht  zu  unterwerfen  macht.  Dieser  Landstrich  ist 
im  Jahre  1660  unter  Herrn  van  Voorst  näher  untersucht  worden,  in  dessen  Zeit  zwei  „post- 
houders"  (Vertreter  der  niederländischen  Compagnie)  hinkamen ,  Jan  de  Vrees  und  Jan 
Blaeuw.  Der  folgende  Satz  ist  nicht  wohl  zu  verstehen;  es  heisst  ungefähr,  die  Genannten 
seien  von  Bolaang  ausgegangen  und  zwar,  weil  „ein  Berg  explodiert  und  der  Weg  von 
lausenden  von  umgestürzten  Baumstämmen  gesperrt  war",  „von  anderer  Seite"  mit  sehr 
vieler  Mühe  und  seien  nach  Mongondow  gekommen,  wo  sie  sehr  wohl  empfangen  worden  seien. 

Riedel  (iio)  reiste  1857  von  Bolaang  nach  Mongondow  und  wieder  zurück.  Wir 
erwähnen  aus  seinem  Berichte  das  folgende  unseren  Zweck  angehende:  Bolaang  liegt  in 
einer  Ebene,  welche  südwärts  von  sanft  aufsteigenden  Hügeln  begrenzt  wird.  Ungefähr 
4V2  km  weit  wurde  in  südlicher  Richtung  längs  der  Küste  gereist,  und  man  kam  an  den 
Lombagin,  sodann  längs  dessen  Ufer  nach  Salimandungan  (wir  hörten  Salimendüngan,  offenbar 
beides  richtig,  siehe  oben  Seite  4).  Weiter  ging  der  schlechte  Pfad  über  zwei  Bergrücken 
und  durch  viele  Seitenflüsse,  deren  Namen  aufgezählt  werden,  sodann  bei  der  oben  erw'ähnten 
Solfatare  Walelang  vorbei  auf  die  Mongondowfläche,  genannt  Rata  Mongondow  (p.  267).  Sie 
hat  ungefähr  2500  rheinl.  Fuss  =  c.  785  m  Höhe,  bildet  ein  Plateau  von  mindestens  50  paal^ 
^  c.  76  km-,  nördlich  durch  den  Ambang  und  andere  Berge,  südlich  durch  die  Bergketten 
von  Dumoga  begrenzt,  welche  letzteren  nach  Schätzung  5  ä  6000  Fuss  =  c.  1570— 1870  m  hoch 
sind.  (Damit  ist  jedenfalls  der  Huntuk  Buludawa  gemeint,  worüber  unten.)  Es  wurden  die  Orte 
Gogagöman,  Mojag,  Kotabangon  und  mehrere  andere,  darunter  auch  Biga  besucht.  Weiter 
werden  die  Goldminen  Dolangon  und  Mintu  erwähnt,  und  es  heisst:  „Nach  der  Behauptung 
der  Eingeborenen  läuft  der  Weg  nach  den  Goldminen  über  steile  Berge  und  tiefe  Abgründe." 
Wir  haben  gesehen,  dass  darauf  de  Clercq  diesen  Weg  1867  zurückgelegt  hat;  es  ist  der 
südlichste  der  drei  nach  der  Südküste  führenden  Gebirgspässe. 

Der  von  Koorders  (64,  p.  76)  publicierte  „Verslag"  des  Ingenieurs  Post  über 
Mongondow  ist  nichts  als  ein  schlechtes  Excerpt  aus  Wilken  und  Schw^arz. 

.Sarasin,  Celebes.   IV.  14 


1U() 

Ueber  die  Poigarmasse  als  Ganzes  bemerken  wir  noch  folgendes:  Sie  steht  an 
Ausdehnung  hinter  der  Tondanomasse  nicht  zurück.  Sie  setzt  sich  zusammen  aus  zwei 
Vulkanreihen,  welche  den  Inselarm  in  querer  Richtung  durchschneiden  und  untereinander 
parallel  laufen,  der  Manembo-Lolombulanreihe  einerseits  und  der  Saratusreihe  andererseits. 
Diese  beiden  Reihen  werden  an  der  Küste  der  Molukkensee  durch  eine  kurze  Längsreihe 
vulkanischer  Berge  mit  einander  verbunden,  welche  sich  in  den  Rücken  der  Mongondowmasse 
fortsetzt.  An  der  Küste  der  Celebessee  fehlt  eine  solche  Verbindung.  Zwischen  den  ge- 
nannten Vulkanreihen  ruht  das  Hochplateau  des  Poigarflusses,  welches,  entsprechend  den  es 
einrahmenden  Vulkanreihen,  SO— NW-Richtung  zeigt  und,  vermöge  seiner  ziemlich  ebenen 
Oberfläche,  die  Bildung  kleiner  Seen  zugelassen  hat.  Im  Gegensatz  zum  Poigarplateau  hat 
das  Seenplateau  der  Tondanomasse  die  Richtung  SW— NO,  ist  also  zum  Poigarplateau 
gerade  rechtwinkelig  gerichtet.  Während  ferner  das  Tondanoplateau  auf  allen  vier  Seiten 
durch  Vulkanreihen  abgedämmt  erscheint,  ist  das  Poigarplateau  gegen  die  Celebessee  zu 
geöffnet,  worin  der  Grund  zu  sehen  ist,  dass  es  nicht  zur  Bildung  eines  grösseren,  vielmehr 
nur  einer  Anzahl  kleinerer  Seen  gekommen  ist. 

Die  bezeichneten  Vulkanreihen  des  Poigarplateaus  sind  nach  unserer  Meinung  der  sicht- 
bare Ausdruck  von  Ouerspalten,  welche  den  bei  der  Tondanomasse  und  der  Klabathalbinsel 
geschilderten  entsprechen.  Ihre  Existenz  bringen  wir,  wie  auch  schon  bei  jenen  angedeutet 
wurde,  mit  den  an  den  bezeichneten  Stellen  stattfindenden  Umbiegungen  der  Halbinsel  in 
mechanischen  Zusammenhang. 

Die  vulkanischen  Querreihen  der  Poigarmasse  werden  ferner  längs  der  Molukkensee, 
wie  erwähnt,  durch  eine  Längsreihe  verbunden,  welche  wir  ebenfalls  als  den  Ausdruck  einer 
Längsspalte  auffassen,  und  von  dieser  denken  wir  uns,  dass  sie  mit  einer  Antiklinale  des 
von  den  vulkanischen  Auswurfmassen  verdeckten  Grundgebirges  im  Zusammenhang  stehe. 
Sie  lässt  sich  möglicherweise  südwestwärts  in  der  Mongondowmasse  weiter  verfolgen;  nord- 
ostwärts  fällt  sie  in  der  Amurang-Belangsenke  ein,  um  sodann  von  einer  ferneren,  ihr  ent- 
sprechenden abgelöst  zu  werden,  der  Lembeanreihe. 

Die  Existenz  einer  Parallelfalte,  wie  wir  sie  für  die  Tondanomasse  glaubten  wahr- 
scheinlich machen  zu  können,  woselbst  ihre  äussere  Erscheinung  durch  die  westliche  Vulkan- 
reihe gegeben  wäre,  ist  für  die  Poigarmasse  dagegen  nicht  festzustellen,  weshalb  denn  eben 
das  Poigarplateau  gegen  die  Celebessee  zu  geöffnet  ist. 

Wie  ferner  schon  bei  der  Tondanomasse  das  sanftere  Gefälle  des  Gebirgssockels 
gegen  die  Celebessee  zu  durch  die  grössere  Länge  der  nach  jenem  Meere  abströmenden 
Flüsse  gekennzeichnet  wird ,  und  andrerseits  ihr  steileres  Abfallen  gegen  die  Molukkensee 
durch  die  gegentheilige  Erscheinung ,  so  ist  es  auch  an  der  Poigarmasse,  sowie  in  der 
benachbarten  Mongondowniederung  der  Fall,  indem  die  längeren  Wasseradern,  Poigar  und 
Ongkak,  in  die  Celebessee  münden,  während  nach  der  Molukkensee  nur  Flüsse  von  kurzem 
Verlaufe  abströmen.    Auch  diese  Erscheinung  bringen  wir  mit  der  bogenförmigen  Umbiegung 


107 

der  Halbinsel  von  W  nach  N  in  mechanisch  ursächlichen  Zusammenhang.  Wir  treten  nicht 
in  nähere  Auseinandersetzung  darüber  ein,  deuten  aber  an,  dass  man  mit  Hilfe  eines  Tuches, 
mit  welchem  in  der  entsprechenden  Weise  Faltungen  vorgenommen  werden,  sich  ein  Bild 
machen  kann,  wie  wir  uns  diese  Sache  vorstellen. 

Der  Sockel  der  Tondano-  und  der  Poigarmasse  oder  das  Grundgebirge  setzt  sich  zu 
Unterst  aus  körnig-krystaüinischen  Gesteinen  zusammen,  wie  Granit  und  Diabas  (siehe  oben 
Seite  94  ff.).  Darauffolgend  ist  frühtertiärer  Kalkstein  nachgewiesen,  hierauf  graue  Schieferthone 
mit  Globigerinen  von  neogenem  Alter  (siehe  no  130  im  petrographischen  Anhang),  sodann 
spättertiäre  Conglomerate  und  endlich  der  recente  Korallenkalk.  Wir  werden  später  sehen, 
dass  noch  eine  weitere  und  zwar  vortertiäre  Sedimentbildung  sich  finden  muss,  nämlich  ein 
rother  Schieferthon  mit  Radiolarien,  welchem  wir  denn  auch  schon  an  der  Mongondowmasse 
begegnen  werden. 

Endlich  haben  wir  leider  noch  zu  bekennen,  dass  unsere  Auffassung  von  der  Tektonik 
der  Poigarmasse,  und  also  auch  unsere  Karte,  eine  starke  hypothetische  Zugabe  hat,  da  wir 
in  diesem  Gebiete  auf  keiner  vorausgegangenen  Landesvermessung  fussen  konnten,  wie  bei 
der  Tondanomasse,  wie  wir  denn  überhaupt  von  nun  an  Darstellungen  werden  liefern  müssen, 
bei  denen  die  freie  Combination  einen  guten  Theil  beizusteuern  hatte.  Wir  werden  nichts 
weiter  bieten  können  als  einen  Rahmen  für  kommende  Originalforschung. 


14* 


Die  Mongondowmasse. 


In  südwestlicher  Richtung  von  der  Poigarmasse  erhebt  sich  ein  Gebirge  von  im 
Ganzen  dreiseitiger  Gestalt,  welches  gerade  an  der  Stelle  liegt,  wo  der  Nordarm  von  Celebes 
aus  westöstlicher  in  nordöstliche  Richtung  umbiegt.  Wir  nennen  es  die  Mongondowmasse 
nach  dem  Namen  des  Reiches,  innerhalb  dessen  es  sich  erhebt.  Seine  östliche  Begrenzung 
bildet  das  Lombagin-Ongkakthal;  indessen  haben  wir  gesehen,  dass  dieses  Thal  nicht  eine 
bis  zur  Südküste  durchschneidende  Depression  darstellt;  vielmehr  setzt  sich  das  Mongondow- 
gebirge  längs  der  Küste  der  Molukkensee  in  die  südöstliche  Begrenzung  des  Poigarplateau's 
ununterbrochen  fort. 

Auf  unserer  Ueberlandreise  nach  Gorontälo  nun  fanden  wir  auch  eine,  die  Mongondow- 
masse an  der  Westseite  begrenzende,  Tiefenzone,  welche  vom  Lombagin,  ebenso  wie  das 
Ongkakthal,  ihren  Ausgang  nimmt  und  sodann  in  südwestlicher  Richtung  als  eine  breite 
Depression  von  geringer  Meereshöhe  landeinwärts  zieht.  Ein  vor  unserer  Bereisung  nur 
dem  Namen  nach  bekannt  gewesener,  grosser  und  vollströmender  Fluss,  die  Dumöga,  folgt 
der  bezeichneten  Tiefenzone  und  ergiesst  sich  in  den  Lombagin;  wir  können  sie  deshalb 
als  Dumögadepression  bezeichnen. 

Auf  unserem  Marsche  von  Bolaang  aus  folgten  wir  aber  für's  erste  nicht  der 
Lombagin-Dumogadepression,  vielmehr  gingen  wir  zunächst  der  Küste  entlang  südwärts, 
überschritten  das  breite  Lombaginaestuar  und  marschierten  in  derselben  Richtung  weiter  bis 
zum  Orte  Lolak,  von  wo  aus  wir  dann  den  Marsch  ins  Innere  antraten.  Zwischen  der  Lombagin- 
mündung  und  dem  eben  genannten  Orte  führte  uns  der  Weg  über  eine  ziemlich  hohe  und 
umfangreiche  Korallenkalk  masse,  welche  aus  einer  weissgelben,  harten,  für  das  Begehen 
gefährhch  glatten  Kalkbreccie  bestand.  Lieber  deren  muthmaassliche  geologische  Deutung 
werden  wir  uns  unten  äussern. 

Wir  folgten  nun  dem  rechten  Ufer  des  kleinen  Flusses  Lolak,  In  diesem  sahen  wir 
einen  rothbraunen  Thonschiefer  in  Bänken  anstehen,  welcher  zu  einer  braunvioletten,  thoni- 
gen  Masse  verwitterte.     Mit  diesem  trat   uns  hier  in  Nord-Celebes  zuerst   unser  Roththon 


100 

entgegen,  den  wir  später  an  vielen  Orten  der  Insel  haben  anstehen  sehen.  Er  enthält  als  Fossilien 
Radiolarien,  welche  wir  denn  auch  bei  dem  Lolakthon  nicht  vermissen.  Ferner  zeigt  dieser 
Thon  grosse  Neigung,  sich  mit  Kieselsäure  zu  imprägnieren  und  durch  Ueberhandnehmen 
derselben  sich  in  Hornstein  zu  verwandeln.  Wo  deshalb  Radiolarienroththon  ansteht,  wird 
man  in  den  Flüssen  auch  meistens  Hornsteingeschiebsel  finden,  welche  meist  schön  roth 
gefärbt  sind  und  in  der  Regel  Radiolarien  einschliessen.  Ein  solches  Stück,  welches  fast 
nur  aus  Kieselsäui-e  bestand,  lasen  wir  auch  im  Lolakflusse  auf.  Radiolarien  fehlten  zwar 
gerade  im  Schüffe  von  diesem  Stücke;  aber  seine  Eigenschaften  sind  völlig  diejenigen  der 
Roththonhornsteine,  welche  Radiolarien  enthalten. 

Man  sagte  uns,  dass  irgendwo  weiter  oben  am  Flusse  Gold  gefunden  werde. 

Wir  folgten  dem  Lolak  aufwärts  in  südlicher  Richtung,  hierauf  einem  seiner  Zuflüsse 
in  gleicher  Richtung,  sodann  überschritten  wir  einen  kleinen  Rücken  von  c.  70  m  Höhe, 
welcher  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Lolak-  und  dem  Dumogagebiet  bildet,  und  welcher 
einen  letzten  östlichen  Ausläufer  des  Buludawagebirges  darstellt,  worüber  unten,  und  wir  ge- 
langten alsdann  in  die  Ebene  des  Dumogaflusses,  welche  daselbst,  beim  Orte  So  log,  nur 
10  m  Meereshöhe  hat. 

Von  hier  aus  zieht  sich  die  Dumoga  in  SSO-Richtung  weiter  landeinwärts,  und  wir 
folgten  ihrem  linken  Ufer.  Sie  steigt  sehr  langsam  an,  wie  die  auf  der  Karte  unseres  Vor- 
berichtes (124)  geschriebenen  Zahlen  ausweisen.  Wir  kamen  bei  dem  grösseren  Orte  Dumoga 
besär  (Gross  Dumoga)  vorbei,  dessen  Meereshöhe  wir  zu  rund  100  m  bestimmten.  Am  Ufer 
des  Dumogaflusses  sahen  wir  nun  nicht  mehr  den  Roththon  des  Lolak  anstehen,  vielmehr 
ein  schwarzes,  vulkanisch  aussehendes  Gestein,  theils  in  Form  von  Blöcken,  theils  auch 
Prismen  bildend.  Der  Fluss  rauscht  über  diese  Massen  herab  und  wird  zuweilen  von  ihnen 
stark  eingeengt;  soweit  das  Gestein  vom  Wasser  bedeckt  ist,  wird  es  von  einer  dünnen 
schwarzen,  speckglänzenden  Kruste  überzogen,  wie  wir  dies  ähnlich  auch  in  einigen  Bächen 
der  Minahassa  angetroffen  haben.  Das  Gestein  bestimmte  Herr  Professor  Dr.  C.  Schmidt 
als  variolitischen  Diabas  (siehe  no  135  der  petrographischen  Liste);  die  mitgenommenen 
Proben,  welche  wegen  unserer  damaligen  ungenügenden  geologischen  Ausrüstung  nur  in 
einigen  oberflächlichen  Scherben  bestehen,  sehen  grünlich  aus  in  Folge  reichlichen  Vorhanden- 
seins von  Chlorit.  Auch  ein  aus  Rollstücken  des  genannten  Gesteines  zusammengesetztes 
Conglomerat  haben  wir  angetroffen. 

Während  wir  so  an  der  Dumoga  selbst,  welche  den  Fuss  des  Mongondowgebirges 
anschneidet,  das  erwähnte  Gestein  anstehen  sahen,  liegen  die  Verhältnisse  anders  bei  dem 
nördlich  von  der  Dumoga  sich  erhebenden  Buludäwagebirge.  Ein  von  diesem  der 
Dumoga  zuströmender  Seitenfluss,  die  Mau,  führte  „Urgesteingeschiebe"  mit  sich,  wie  unser 
Tagebuch  meldet. 

Folgendes  sind  einige  Einzelheiten  unseres  Marsches:  Von  Solog  an  führte  der 
Weg  längs  dem  Abstürze  des  linken  Dumogaufers,  und  da  nun  der  Fluss  einen  Cafion  bildete. 


110 

so  war  der  Pfad  sehr  schmal,  schlecht  und  halsbrecherisch  gefährlich ;  zur  Linken  stürzte 
es  steil  ab  nach  der  wild  rauschenden  Dumoga.  Weiter  oben  gelangten  wir  an  den  Fluss 
hinab,  wo  das  Thal  sich  verbreiterte  und  der  Weg  über  die  schwarzen  Rollblöcke  des 
Ufers  führte.  Wieder  verengte  sich  das  Thal  zum  Canon,  und  von  neuem  zog  sich  der 
Weg  längs  dessen  linker  Schluchtwand  gefährlich  hin.  Der  Strom  —  denn  der  voll  strömende 
Fluss  verdiente  diesen  Namen  —  fing  an,  Schnellen  zu  bilden,  über  Bänke  des  erwähnten 
schwarzen  Gesteins  herabrauschend.  Der  Zufluss  Mopänat,  welchem  wir  einige  Zeit  folgten, 
bildete  eine  hübsche  Klamm  mit  bauchigen  Auswaschungen  im  anstehenden  Gestein ;  der 
Hauptfluss  strömte  immerwährend  in  einem  engen  Felsbette.  Weiter  ging  es  in  ganz  böser 
Kletterei  längs  dem  durch  glatte  Baumwurzelnetze  gefährlichen  Uferabsturze  hin ;  das  jenseitige 
rechte  Ufer  war  an  dieser  Stelle  flach.  Darauf  gelangten  wir  in  ebenes  Waldland  bei  60  m 
Meereshöhe  und  zur  Einmündung  der  vom  Huntuk  (Berg)  Buludawa  wild  herabrauschenden 
Mau.  Sie  brachte  Urgesteingeschiebe  mit  sich,  indem  sie  ein  ähnliches  Geröllfeld  bei  ihrer 
Mündung  bildete,  wie  wir  es  bei  grossen  Alpenflüssen  sehen.  Wir  durchschritten  die  Mau, 
und  wieder  begann  eine  schwierige  Kletterei  längs  dem  felsigen,  abstürzenden  Ufer  gerade 
über  der  tiefen  Dumoga.  Hernach  kam  ebener  Boden,  in  welchem  der  Fluss  kleine  Inselchen 
bildete,  und  wir  gelangten  nach  Dumoga  besär. 

Wir  wanderten  dem  linken  Ufer  der  Dumoga  entlang  weiter  zunächst  auf  einem 
ebenen  Waldwege  und  begannen  nun  eine  Reihe  von  Bächen  und  Flüssen  zu  durchschreiten, 
welche  von  der  Buludawakette  herabströmten,  so  den  grösseren  Bach  Umäha,  sodann  den 
starken  Fluss  Gonärum,  weiter  die  lebhaft  strömende  Papatäka.  Von  hier  begann  eine 
ausgedehnte  Wasserfläche,  hülttief  überschwemmtes  Waldland  in  Folge  von  Hochwasser, 
welches  wir,  mit  den  Füssen  tastend,  langsam  durchschritten.  Sodann  musste  mit  Hilfe  von 
Bambusstangen  über  die  tiefe  und  reissende  Mopüja  gesetzt  werden.  Dann  folgten  wieder 
ausgedehnte  Tümpel,  worauf  wir  an  die  Dumoga  gelangten,  welche  wir  mittelst  Booten, 
die  dort  als  Fähren  bereit  standen,  überschritten.  Sodann  folgten  wir  dem  rechten  Seitenufer 
des  stets  noch  voll  und  kräftig  strömenden  Hauptflusses,  durchschritten  den  vom  Mongon- 
dowgebirge  kommenden  Uüanfluss,  worauf  der  Weg  besser  wurde  und  wir  nach  Dumoga 
ketjil  (Klein-Dumoga)  gelangten,  dessen  Meereshöhe  wir  zu  140m  bestimmten.  An  dieser 
Stelle  biegt  der  Fluss  nach  westlicher  Richtung  um ,  und  es  war  nun  unser  Plan  ge- 
wesen, ihm  weiter  zu  folgen,  um  so  in  der  Längsrichtung  durch  das  Land  nach  Gorontalo 
zu  gelangen,  als  wir,  im  Orte  Duludüo  (oder  Duludüwo),  Meereshöhe  c.  180  m,  angekommen, 
bei  der  Bevölkerung  auf  einen  so  energischen  Widerstand  stiessen,  dass  wir  nach  Dumoga 
ketjil  zurückkehren  und  von  dort  südwärts  nach  der  Küste  abziehen  mussten.  Auf  diesem 
Durchmarsche  erkannten  wir  nun  folgendes:  Südlich  von  Dumoga  ketjil  übersteigt  der 
Weg  eine  Einsattelung  des  Gebirges,  deren  höchste  Höhe  sich  auf  nicht  mehr  als  c.  350  m 
beläuft.  Ein  kleiner  Fluss  entströmt  ihr  in  nördlicher  Richtung  nach  der  Dumoga,  während 
südlich    nach   der  Molukkensee  der  Fluss  Malibägu   seinen  Weg  nimmt.     Wir  haben  also 


111 

in  dieser  geringen  Erhebung  die  Wasserscheide  zwischen  den  beiden  Meeren  vor  uns;  zugleich 
auch  sehen  wir  in  dieser  niedrigen  Wasserscheide,  welche  wir  die  Malibägudepression 
nennen  wollen,  das  westliche  Einfallen  des  Mongondowgebirges.  Während  dieses  letztere 
also  ostwärts  von  der  eben  genannten  Depression  aufsteigt,  erhebt  sich  westwärts  davon 
ein  petrographisch  ganz  anders  zusammengesetztes  Gebirge,  das  Bonegebirge,  worüber 
wir  unten  handeln  werden. 

Das  Geröll,  welches  der  Malibägu  mit  sich  führte,  lehrte  nun  folgendes:  Wir  fanden 
in  erster  Linie  Rollstücke  eines  weissgrauen  Gesteines,  in  dessen  hellgefärbter  Grundmasse 
kleine,  schwarze,  spiessige  Nadeln  zu  erkennen  waren;  es  ist  ein  Hornblendeandesit  von 
frischer  Erhaltung,  ein  vulkanisches  Gestein  also  von  relativ  jugendlichem  Alter.  Wir 
beziehen  dasselbe,  wie  oben  den  variolitischen  Diabas  der  Dumoga,  auf  die  Zusammensetzung 
des  Mongondowgebirges;  die  beiden  Gesteine  mögen  in  successiven  Ergüssen  aufeinander 
gefolgt  sein;  vielleicht  bildet  das  körnig-krystallinische  den  langsam  erstarrten  Kern  einer 
neogenen  Eruptionsmasse  (siehe  auch  oben  Seite  96).  Das  sind  die  beiden  Beobachtungen, 
welche  uns  veranlassen,  das  Mongondowgebirge  als  eine  eruptive  Masse  aufzufassen,  respek- 
tive als  eine  Gebirgsfalte ,  eine  Antiklinale ,  welche  von  vulkanischem  Eruptionsmaterial 
gekrönt  ist. 

Ueber  die  petrographische  Zusammensetzung  der  Falte  selbst  aber  erhielten  wir  im 
Malibägu  ebenfalls  einigen  Aufschluss.  So  lasen  wir  ein  fast  zinnoberroth  gefärbtes  Stück 
eines  sehr  harten  Gesteines  auf,  welches  sich  als  Hornstein  erwies  und  zwar  als  mit  Kiesel- 
säure imprägnierter  Roththon,  durch  den  Umstand,  dass  es  Radiolarien  enthält.  Wir  finden 
also  hier  wieder  den  Radiolarienr  oth  tho  n ,  welchen  wir  zuerst  am  Lolak  haben  an- 
stehen sehen. 

Weiter  fanden  wir  ein  krystallinisches  Gestein  von  weisser  Farbe  mit  grauen  Flecken, 
das  .sich  als  Quarzdiorit,  speciell  Quarzamphiboldiorit  ausgewiesen  hat.  Damit  haben 
wir  offenbar  den  Kern  des  Gebirges  vor  uns.  Es  tritt  in  Form  von  grossen  Rollblöcken 
im  Flusse  auf. 

Em  weiteres  weissgelbes,  hartes,  geschichtetes  Gestein  dürfte  ein  Ganggestein  dieses 
Diorites  darstellen;  es  ist  ein  Quarzd  ioritporphyr  i  t. 

Wir  folgten  dem  Malibägu  bis  zur  Küste.  Er  wird  durch  Zusammenströmen  von 
zwei  Bächen  gebildet,  welche  stellenweise  durch  den  Quarzdiorit  herabrauschen.  Am  Ober- 
laufe des  Flusses  trafen  wir  eine  eisenreiche  warme  Quelle  nahe  beim  Ufer.  In  einiger  Ent- 
fernung von  der  Küste  beginnt  eine  Alluvialebene,  in  welche  der  Fluss  sich  eingewühlt  hat. 

Ueber  die  Zusammensetzung  des  Grundgebirges  der  Mongondowmasse  erhielten  wir 
noch  an  einer  anderen  Stelle  einigen  Aufschluss,  nämlich  am  Cap  Flesco,  östlich  von 
Malibägu.  Hier  sahen  wir  westlich  vom  Cap  grün  gefärbte  Schiefe rthone  anstehen, 
welche    mit   rothbraunen    und    graubraunen   Thonschichten    wechsellagerten.     Die    letzteren 


112 

enthalten  Foraminiferen,  und  zwar  Globigerinen,  dasselbe  Fossil  also,  wie  es  die  grauen 
Thone  am  Lombagin  aufweisen  (siehe  no  127  der  petrographischen  Liste).  Somit  treten 
am  Fusse  der  Mongondowmasse  sowohl  an  der  Küste  der  Celebessee,  als  an  der  der  Molukken- 
see  dieselben  grauen  Globigerinenthonschiefer  auf,  welche  wir  aus  später  zu  erörtern- 
den Gründen  als  eine  neogene  Bildung  ansprechen  müssen.  Die  hell  lauchgrün  gefärbte 
Thonschicht  des  Cap  Flesco  hatten  wir  am  Lombagin  in  Form  von  ebenso  gefärbten  Knollen 
innerhalb  eines  Conglomerates  wiedergefunden,  wie  daselbst  berichtet  worden  ist. 

Nach  unserer  Ansicht,  die  wir  uns  im  Laufe  unserer  geologischen  Erforschung  der 
gesammten  Insel  gebildet  haben,  sind  die  rothen  Radi  olarien  thone  als  ein  Sediment 
aufzufassen,  welches  der  Kreide  zugesprochen  werden  darf.  Darauf  folgen  die  frühtertiären 
Kalke  mit  Nummuliten  und  Orbitoiden  und  hierauf  die  grauen  und  grünen  Glo- 
bigerinenthone  neogenen  Alters,  eventuell  auch  thonreiche  Kalke,  sodann  Conglomerate 
und  Sand,  endlich  der  recente  Korallenkalk,  welchem  das  heutige  Meer  aufruht.  Daneben 
spielten  sich  vom  Mitteltertiär  an  die  vulkanischen  Vorgänge  ab.  In  Centralcelebes 
werden  wir  noch  unterhalb  vom  Radiolarienroththon  eine  aus  körnig-krystallinischem  Kalk- 
stein bestehende  Schichtenmasse  antreffen,  welche  vielleicht  von  jurassischem  Alter  ist,  wie 
unten  zu  besprechen  sein  wird. 

Das  muthmaassliche  Alter  des  an  der  Nordküste  erwähnten  Kalkfelsens  (oben  Seite  io8> 
ist  uns  unbekannt.  Für  ein  recentes  gehobenes  Riff,  wie  wir  ihn  ursprünglich  auffassten, 
halten  wir  ihn  jetzt  nicht  mehr;  er  dürfte  älter  sein,  wahrscheinlich  sogar  eocän. 

Das  Mongondowgebirge  fassen  wir  als  eine  der  Südküste  folgende  Falte  und  zwar, 
wie  schon  erwähnt,  als  Antiklinale  auf,  aus  welcher  sich  die  vulkanischen  Massen  ergossen 
haben.  Die  Mongondowniederung,  welche  östlich  und  westlich  von  Flüssen  durchströmt  wird, 
nämlich  vom  Ongkak  und  der  Dumoga,  stellt  nach  unserer  Auffassung  den  nördlichen  Abfall 
des  Mongondowgebirges  nach  der  Celebessee  dar,  welcher  sanfter  und  in  Folge  davon  weiter 
in  die  Länge  gezogen  ist  als  der  südliche  Absturz  gegen  das  Molukkenmeer.  Dies  bringen 
wir  in  mechanischen  Zusammenhang  mit  der  Umbiegung  des  Nordarmes,  ebenso  wie  die 
Erscheinung,  dass  die  Mongondowniederung  annähernd  die  Gestalt  eines  Scheibensectors  hat, 
dessen  Spitze  gegen  die  Celebessee  schaut,  und  dessen  peripherischer  Bogen  durch  den 
Rücken  des  Mongondowgebirges  bezeichnet  wird,  wobei  die  Flüsse  die  Seitenradien  bilden. 


Das  Buludäwagebirge. 

Die  Dumogatiefenzone,  welche  wir  oben  geschildert  haben,  setzt  sich  von  Dumoga- 
ketjil  aus  westwärts  in  Längsrichtung  mitten  durch  den  Nordarm  fort,  wie  wir  wenigstens  als 
sehr  wahrscheinlich  schliessen  möchten.  Nördlich  und  südlich  von  dieser  hypothetischen  Längs- 
mulde ziehen  nun  mächtige  Bergketten  hin,  welche  im  wesentlichen  aus  körnig-krystaUinischem 


113 

Gestein  zusammengesetzt  sind.  Die  nördliche  der  bezeichneten  Ketten  oder  Kettensysteme 
nannten  die  Eingeborenen  Huntul<  Buludäwa,  Buludäwagebirge,  nach  einem  Orte  dieses 
Namens  am  südlichen  Fusse  des  Gebirges  in  der  Dumogamulde  gelegen,  wohin  von  Duluduo 
aus  vorzudringen  die  Eingeborenen  uns  verwehrt  hatten. 

Den  geologischen  Charakter  des  Buludawagebirges,  als  wesentlich  aus  „Urgestein" 
bestehend,  erfuhren  wir  aus  den  Geschieben,  welche  die  von  ihm  nach  der  Dumoga  ab- 
strömenden Wasseradern  mit  sich  brachten;  doch  ist  mit  obigem  Ausdruck  nur  das  aller- 
nothdürftigste  bezeichnet.  Der  östliche  Ausläufer  des  Gebirges  zwischen  Lolak  und  Solog 
ist,  wie  oben  berichtet  wurde,  aus  Sedimenten  aufgebaut. 

Von  der  Höhe  des  Bonegebirges  aus,  über  welches  wir  unten  reden  werden,  erkannten 
wir  trotz  seiner  Walddecke  die  Buludawakette  einige  Male  und  schätzten  ihre  Höhe  auf  1500 
bis  1800  m. 

Die  westliche  Grenze  der  Buludawakette  wird  durch  den  Fluss  Sangkub  bezeichnet, 
welcher  nach  der  Nordküste  abströmt  und  sich  beim  Orte  Bintauna  ins  Meer  ergiesst. 
1866  besuchten  die  Herren  Wilken  und  Schwarz  (161,  p.  39)  Bintauna  und  schreiben: 
„Landeinwärts  von  Bintauna  liegt  das  Dorf  Sangkub  an  einem  grossen  Flusse.  Von  Bin- 
tauna kann  man  mit  einem  Boot  den  Fluss  bis  Sangkub  hinauffahren;  da  dies  indessen 
wegen  der  starken  Strömung  viel  Mühe  verursacht,  so  folgt  man  meistens  dem  Landweg. 
Dieser  läuft  durch  eine  mit  dickem  Wald  bewachsene  Fläche,  welche  in  der  Regenzeit  durch 
den  Sangkubfluss  häufig  völlig  überströmt  wird." 

Wir  fügen  hier  bei,  dass  die  von  uns  bisher  erwähnten  Dorfnamen  dieser  Gegend 
von  den  genannten  Autoren  folgendermaassen  geschrieben  werden :  Dumoga  oder  Rumoga 
oder  Lumoga,  Doloduo,  Baludawa  (dies  wohl  Druckfehler),  Bintauna.  Musschenbroek 
schreibt  auf  seiner  Karte  (1879):  Dumoga  besar,  Lumoga  ketjil,  Duludak  (dies  jedenfalls 
unrichtig),  Buludäwa,  das  übrige  wie  wir. 

Das  Kabilagebirge. 

Westlich  vom  Buludäwagebirge  erhebt  sich  als  seine  ideale  Fortsetzung  eine  fernere 
Längskette,  welche  wir  von  Gorontalo  aus  beobachtet  haben,  und  die  wir  auch  auf  der  See- 
karte auf  das  deutlichste  angemerkt  finden,  wenn  auch  ohne  Namensbezeichnung,  das 
Kabilagebirge.  Von  einem  c.  300  m  hohen  Hügel  bei  Gorontalo  aus,  welcher  den 
Signalposten  trägt,  sahen  wir  dieses  Gebirge  als  ein  langgezogenes  Kettensystem  in  O-W- 
Richtung  hinstreichen  und  ungefähr  nordwestlich  von  Gorontalo  sich  tief  nach  der  Ebene 
absenken.  Als  eine  Vorkette  desselben  erhebt  sich  das  Pängeagebirge.  Auf  unserer  Photo- 
graphie,  Figur  II,  Tafel  VL   erkennt   man   in  der  Mitte  des  Bildes  beide  Ketten  sehr  wohl. 

Nach  van  Schelle  (131,  p.  54)  befindet  sich  am  Fusse  der  Kabilakette  ein  Ort 
Lanuo,   wo  ein  wenig  Gold  gefunden  wird;   dieser  Platz   liegt  NNO  von  Gorontalo,   27  bis 

Sarasin,  Celebes  IV.  l^» 


114 

3o  km  entfernt,  am  Fusse  des  Bintalahu  genannten  Berges  am  Flusse  Lonki,  welcher  dort 
5— 8  m  breit  ist  und  sich  in  den  Palanguafluss,  einen  Seitenfluss  des  Bone,  ergiesst;  erführt 
als  Rollsteine  Granitblöcke;  auch  fand  van  Schelle  stark  verwitterten  Granit  anstehend. 
Dieses  Gestein  setzt  also  den  Kern  des  Pangeagebirges  zusammen. 


Das  Bonegebirge. 

Von  der  Malibagudepression ,  also  vom  Westabfall  des  Mongondowgebirges  an  bis 
nach  Gorontalo  hin,  zieht  sich  eine  mächtige  Gebirgsmasse ,  welche  wir  zwar  bereist,  ja 
vielleicht  in  ihren  höclisten  Erhebungen  erstiegen  haben ,  über  deren  Tektonik  wir  aber 
trotzdem  keineswegs  völlig  in's  Klare  gekommen  sind,  weil  bei  der  Ersteigung  des  Gebirges 
der  ununterbrochene  Hochwald  fast  jede  Orientierung  vereitelte.  Wir  wollen  nun  für's  erste 
darangehen ,  unsere  wenigen  Beobachtungen  wiederzugeben  und  sodann  sie  zu  deuten 
versuchen. 

Zwei  Reisezüge  gaben  uns  einige  Einsicht  in  die  Natur  des  Gebirges ,  erstlich  ein 
Zug  längs  der  Südküste  nach  Gorontalo  und  zweitens  ein  Marsch  von  Gorontalo  ostwärts 
durch  das  Thal  des  Boneflusses  in  das  Herz  der  Gebirgsmasse  und  von  hier  südösthch  nach 
der  Küste  zurück.  Wir  beginnen  mit  der  Küstenreise.  Wir  verliessen  Malibagu  am  20.December 
1893  und  wanderten  dem  Strande  entlang  in  westlicher  Richtung  weiter.  Im  Westen ,  vor 
uns,  erhob  sich  ein  kühn  geformter,  spitzer  Berg,  der  G.  Sina  ndäka.  Indem  wir  uns  ihm 
näherten,  gelangten  wir  zu  einem  Bache,  welcher  den  Strand  mit  „Urgesteingeröll"  massen- 
haft überstreut  hatte.  An  dieser  Stelle  fand  sich  eine  kleine  Ansiedelung,  Duminänga  mit 
Namen,  und  unweit  von  dieser  mündete  ein  gleichnamiger  Fluss.  Auf  der  Seekarte  (1888 
und  1892)  ist  an  der  Stelle,  wo  der  Sinandaka  liegen  muss,  ein  Gebirge  angegeben,  mit  der 
grössten  Höhenzahl  von  1790  m.  Auf  die  Beziehung  des  Bonegebirges  zum  Sinandaka 
werden  wir  unten  zu  reden  kommen.  Weiterhin  umgingen  wir  einen  vom  Sinandaka  nach 
der  See  vorgeschobenen  Ausläufer;  sodann  durchschritten  wir  den  Sinandaka  genannten 
Fluss  und  fanden  an  der  Küste  „wohl  geschichtete  Gneissblöcke."  Dies  dürfte  ein  Versehen 
sein  für  plattenförmig  abgesonderten  Granit  oder  auch  für  verwitterten  Granit,  wie  Bücking 
(26,  p.  280)  vermuthet;  doch  erinnern  wir,  dass  Wichmann  an  der  Stelle,  wo  die  nörd- 
liche Halbinsel  an  Central-Celebes  sich  ansetzt,  den  Granit  von  mächtigen  Gneissmassen 
überlagert  fand.     (Siehe  unten.) 

Wir  gelangten  zur  Ansiedelung  Negriläma,  welche  am  Flusse  Totoiya  gelegen 
ist.  Dieser  kommt,  wie  wir  später  erkannten,  vom  Bonegebirge  herab.  In  der  Nacht  nach 
unserer  Ankunft  schwoll  er  so  mächtig  an,  dass  er  einige  von  den  unsern  Zug  begleitenden  Küsten- 
booten in  die  See  hinausriss.  Weiterhin  traten  nun  immer  häufiger  Massen  festen  Kalkes  an 
der  Küste  auf;  doch  mussten  wir  nun  ftir  einige  Zeit  dieselbe  verlassen  und  auf  unseren  Ein- 


115 

bäumen  ihr  entlang  rudern ,  weil  mächtige  Mangrovensümpfe ,  welche  von  der  Fluth  unter 
Wasser  gesetzt  wurden,  das  Weiterwandern  unmöglich  machten.  An  den  Stellen,  wo  die 
Felsen  der  Küste  bis  ans  Meer  traten,  Hess  sich  erkennen,  dass  die  Brandung  die  Felswände 
gewölbeartig  ausgenagt  hatte ,  eine  Strandlinie  bildend.  Dies  dürfte  für  ein  gegenwärtig 
stattfindendes  Stabilbleiben  des  Meeresspiegels  sprechen ,  wofür  wir  auch  anderwärts  Beob- 
achtungen sammeln  konnten  (so  z.  B.  im  Südosten  an  der  Insel  Muna,  siehe  unten). 
Bei  der  Ansiedelung  Taludäa,  wo  ein  Fluss  mündet,  gingen  wir  wieder  an  Land  und 
wanderten  zu  Fuss  weiter.  Eine  grosse  Anzahl  von  Kalkvorgebirgen  mussten  nun  hinter- 
einander überklettert  werden,  darunter  solche  von  felsig  abschüssigen  Formen,  lieber  das 
Alter  dieser  Kalkmassen  können  wir  leider  nichts  aussagen,  da  wir  keine  Handstücke  mit- 
gebracht haben.  Sie  brauchen  keineswegs,  wie  wir  früher  gedacht  haben,  eine  jung-tertiäre 
oder  gar  recente  Bildung  zu  sein ,  nachdem  die  Kalkfelsen  von  Totok  und  von  Maros  als 
eocän  erkannt  sind ;  vielmehr  halten  wir  sie  jetzt  ebenfalls  für  eocänen  Alters. 

Unweit  von  Gorontalo  kamen  wir  an  einen  amphitheatralisch  geformten,  kesselartigen 
Berg,  ganz  an  der  Küste  gelegen,  welchen  wir  für  einen  alten  Vulkan  ansprechen  möchten. 
Wir  wanderten  nämlich  an  jener  Stelle  von  der  Küste  an  einwärts  in's  Land,  einem  trockenen 
Bachbette  folgend.  So  aufwärts  schreitend,  gelangten  wir  über  einen  Waldrücken  von 
c.  200  m  Höhe,  welchen  wir  jenseits  wieder  hinabschritten,  worauf  \\\r  uns  in  einem,  rings 
von  waldigen  Zügen  umgebenen  Kessel  befanden,  welcher  sich  mit  einem  verhältni.ssmässig 
engen  Ausgange  gegen  das  Meer  hin  öffnete.  Mitten  im  Circus  dieses,  mit  Mais  bebauten, 
Kessels  erhob  sich  ein  spitzer  Hügel,  auf  welchem  ein  Häuschen  stand.  Wir  überschritten 
den  folgenden  Tag  den  nördlichen  Rand  des  Kessels,  welcher  ungefähr  gleiche  Meereshöhe 
ergab  wie  der  südliche,  nämlich  c.  190  m.  Wenn  dieser  Kessel  ein  alter  Vulkan  ist,  so 
stellt  seine  Oeffnung  gegen  das  Meer  den  Barranco  dar,  der  erwähnte  Hügel  vielleicht  einen 
innerhalb  des  alten  Gross-Kraters  zuletzt  aufgeworfenen,  kleinen  Central-Krater,  dessen  Trichter 
durch  Erosion  verschwunden  ist.  Da  wir  keine  Steinproben  mitgenommen  haben,  stehen  wir 
hier  ganz  auf  hypothetischem  Boden ;  aber  wir  nähern  uns  jetzt  dem  Rande  der  Bucht  von 
Gorontalo  und  werden  von  nun  an  immer  häufiger  vulkanisches  Material  antreffen, 
welches  bei  Gorontalo  selbst  die  ganze  Meeresbucht  umrahmt,  eine  Behauptung,  für  deren 
Richtigkeit  wir  die  Beweise  in  der  Hand  haben. 

Wir  marschierten  längs  der  Küste  weiter,  abwechselnd  durch  Sandflächen  watend 
und  über  Kalkvorgebirge  kletternd.  Die  Brandung  der  recenten  Strandlinie  hatte  von  Stelle 
zu  Stelle  die  Korallenriffe  in  der  Weise  erodiert,  dass  tischartige  Gebilde  stehen  geblieben 
waren,  wie  wir  sie  bei  Maros  so  sonderbar  entwickelt  finden  werden  (siehe  unten  daselbst), 
an  letzterem  Orte  aber  auf  dem  trockenen  Lande  stehend  und  eine  alte  Strandterrasse  be- 
zeichnend, hier  dagegen  aus  der  Meeresoberfläche  ragend.  Auf  Figur  5  der  Tafel  III  sind 
diese  Gebilde  dargestellt. 

Weiter  zog   sich   nun   gegen  Gorontalo  längs  dem  Strande  ein  Gebirgszug  hin,  an 


116 

welchem  viele  einzelne,  spitze  Kegel  sich  hervorthaten,  und  welchen  wir  für  vulkanisch 
halten  möchten;  denn  von  nun  an  begleiten  vulkanische  Massen  die  Küste  bis  nach  Gorontalo, 
wie  wir  unten  darthun  werden. 

Wir  wenden  uns  nun  zu  unserer  Ersteigung  des  Bonegebirges  im  Januar  1894. 
Von  Gorontalo  aus  ostwärts  lässt  sich  der  mächtige ,  mäandrinische  Schlingen  bildende 
Bonefluss  zwischen  zwei  Gebirgsketten  hin  aufwärts  verfolgen,  von  denen  die  eine, 
südlich  gelegene,  die  U 1  u m b ü t i k e 1 1 e ,  die  andere,  nördlich  gelegene,  die  Pängeakette 
ist,  welche  letztere  wir  als  die  südliche  Vorkette  des  Kabilagebirges  aufgefasst  haben  (siehe 
oben  Seite  113).     Sie   fällt   in    nordnordöstlicher  Richtung   von  Gorontalo   in  die  Ebene  ein. 

Die  Bonethaldepression  weist  lange  Zeit  eine  nur  geringe  Steigung  auf,  so  bis  zum 
Dorfe  Umbahüla.  Von  hier  an  aber  verengt  sich  das  Thal,  sodass  der  Bone  bald  in  einer 
tiefen  Schlucht  herabbraust.  Dieser  folgten  war.  Anstehend  fanden  wir  den  weissgrauen 
Granit  von  Gorontalo  (siehe  unten).  An  einer  Stelle,  an  einem  Seitenbach  des  Bone, 
wurde  früher  Gold  gegraben.  Nach  einiger  Zeit  kamen  wir  auf  eine  ausgedehnte  Fläche, 
Bawängio  mit  Namen,  auf  welcher  der  Ort  Pinogo  liegt.  Vielleicht  stellt  sie  eine  alte 
Seefläche  dar,  deren  Becken  durch  Einschneiden  des  Flusses  sich  entleert  hat.  In  dieser 
Fläche  findet  sich  „am  Abhänge  des  Mohnggapotoberges"  eine  kleine  warme  Quelle,  kupfer- 
ähnlich von  Geschmack,  nach  Riedel  (iii,  p.  53). 

In  östlicher  Richtung  erhob  sich  nun  das  Bonegebirge,  aus  welchem  der  Fluss  mit 
seinen  Seitenadern  herabströmte.  Da  wir  vom  richtigen  Wege,  welcher  nach  dem  Dorfe 
Buludawa  und  von  dort  nach  Duluduo  führt,  durch  einen  betrügerischen  Führer  abgelenkt 
worden  waren,  gelangten  wir,  dem  Laufe  des  Bone  folgend,  auf  das  Bonegebirge  selbst  hin- 
auf. An  zwei  aufeinanderfolgenden  Stellen  am  Ufer  des  Bone,  in  welchem  wir  immerfort 
aufwärts  wateten,  sahen  wir  je  einen  rundlichen,  ockergelb  gefärbten  Erdhaufen,  aus  dessen 
Spitze  eine  warme  Quelle  von  c.  60 "C.  hervorquoll.  (Siehe  Figur  14,  Tafel  VII. (  Die  kleine, 
kraterförmige  Oelithung  hatte  einen  Durchmesser  von  c.  20  cm,  und  das  Wasser  hatte  einen 
Geschmack  nach  Fleischbrühe,  wie  das  des  Wiesbadener  Kochbrunnens.  Dadurch  dürfte 
sich  diese  warme  Quelle  als  die  an  Salzen  reichste  Mineralquelle  erweisen,  welche  bis  jetzt 
von  Celebes  bekannt  geworden  ist;  auch  dürfte  sie  derselben  Spalte  angehören,  in  deren 
Verlauf  auch  die  warmen  Quellen  von  Ajerpänas  am  Limbottosee  und  von  Bone,  beim 
Orte  desselben  Namens,  zum  Vorschein  kommen.  (Siehe  unten).  Wegen  ihres  Gehaltes 
an  Salzen  könnte  sie  versuchsweise  zu  therapeutischen  Zwecken  Verwendung  finden,  nach- 
dem eine  chemische  Untersuchung  vorangegangen  wäre.  Riedel  (in,  p.  53)  merkt  an: 
„Nach  Berichten  müssen  in  der  Landschaft  Bone  noch  verschiedene  minerale  Quellen  in  den 
Wäldern  vorkommen.     Diese  sind  indessen  noch  nicht  untersucht." 

Weiter  oben  hatte  der  Fluss  mächtige  Blöcke  und  Gerolle  angeschwemmt,  welche 
an  einer  Stelle  eine  gegen  5  m  mächtige  Schicht  bildeten.  Das  Gestein  blieb  stets  „Ur- 
gestein".    An  einer  Stelle  bildete  der  Fluss   eine   tiefe  Klamm   mit   hohen,   geraden  Felsen- 


117 

mauern,  welche  sich  plötzlich  vor  uns  öffnete;  in  ihrem  Hintergrunde  sahen  wir  nur  den 
nebelhaft  weissen  Schaum,  durch  welchen  das  herunterstürzende  Wasser  v'erhüllt  war.  Auf 
Figur  13,  Tafel  VII,  geben  war  ein  photographisches  Bild  dieses  Bonecanons.  Mit  vieler 
Beschwerde  musste  diese  Stelle  umklettert  werden,  um  weiter  flussaufwärts  vordringen  zu 
können.  Zuweilen  fand  sich  auch  der  felsige  Fussboden  canalartig  ausgespült,  und  kessel- 
artige Vertiefungen  waren  ab  und  zu  in  ihm  sichtbar.  Hierauf  spaltete  sich  der  Bonefluss 
in  den  Bone  und  die  Suawa;  wir  erstiegen  den  Rücken  zwischen  den  beiden  Bächen  und 
gelangten  mit  1070  m  auf  den  G.  Bone,  dann  von  diesem  hinab  in  eine  tiefe  Schlucht,  aus 
welcher  ein  Bach  nach  NNW,  also  vermuthlich  nach  der  Dumogadepression,  abströmte.  Als 
wir  sodann  auf  eine  gipfelartige  Erhabenheit  von  c.  1160  m,  den  G.  Suawa,  gelangt  waren, 
erblickten  wir  in  südlicher  Richtung  das  Meer.  An  dieser  Stelle  zog  sich  also  jedenfalls 
keine  Kette  längs  der  Küste  durch,  welche  höher  oder  auch  nur  so  hoch  wie  die  ange- 
gebene Zahl  gewesen  wäre.  Ganz  nahe  in  N  erhob  sich  ein  fernerer  Gipfel,  der  G.  Buläwa 
(nicht  zu  verwechseln  mit  dem  Buludawagebirge). 

Eine  Angabe  des  Tagebuches,  dass  daselbst  Gneiss  anstehe,  ist  wohl  auf  verwitterten 
Granit  zu  beziehen.     (Siehe  indessen  oben  Seite  T14.) 

Immer  weiter  steigend,  gelangten  wir  auf  einen  Rücken  von  1380  m,  von  welchem 
es  äusserst  steil  abwärts  zum  Bulawaflusse  ging.  Diesem  folgten  wir  wieder  aufwärts, 
gelangten  auf  einen  Gipfel  von  1440  m,  von  dem  herab  wir  in  NNO  den  Huntuk  Buludawa 
als  grossen,  blauen  Bergrücken  erblickten ;  wir  verliessen  den  Gipfel  und  kletterten  sehr  steil 
abwärts  in  eine  Schlucht  (1240  m),  dann  wieder  hinauf  ostwärts  auf  den  G.  Molöti,  1430  m, 
von  wo  wir  wiederum  den  G.  Buludawa  überblickten.  Alle  die  Berggipfel  des  Bonegebirges 
hatten  eine  abgerundete  Kegelform,  zeigten  also,  wie  dies  bei  körnig-krystallinischem  Gestein 
häufig  ist,  kuppeiförmige  Verwitterung.  Weiterhin  erreichten  wir  mit  1500  m  die  Höhe  des 
Bonegebirges,  woselbst  angelangt  der  Führer  erklärte,  nicht  mehr  zu  wissen,  wo  er  sich  befinde. 
Da  auch  die  Vorräthe  auf  die  Neige  gingen  und  jeder  Weg  schon  längst  fehlte  —  wir  hatten 
uns  mit  dem  Messer  durch  das  Buschwerk  geschlagen  —  so  wagten  wir  es  nicht  mehr,  auf's 
Gerathewohl  weiter  ostwärts  vorzudringen,  um,  wie  wir  geplant  hatten,  Duluduo  zu  erreichen, 
da  das  Vorwärtsdringen  ausserordentlich  wenig  förderte  und  die  Landblutegel  uns  in  arger 
Weise  zusetzten.  Deshalb  fassten  wir  den  Entschluss,  dem  ersten  in  der  Richtung  nach  der 
Küste  abströmenden  Flusse  zu  folgen  und  uns  seinem  Laufe  zu  überlassen.  Wir  hatten  erst 
Umgehungen  von  Felswänden  auszuführen,  bis  wir  einen  ungeheuren  Erosionskessel  eines 
Flusses  antrafen,  in  welchen  wir,  besonders  die  Träger,  mühsam  hinabkletterten.  Sodann 
folgten  wir  dem  Flussbette  fortwährend,  immer  im  Wasser  watend,  vier  Tage  lang,  wobei 
wir  sehr  langsam  vorwärts  kamen;  denn  die  Träger  hatten  mit  Ueberwindung  der  Wasser- 
fälle, Schnellen  und  Rollblöcke  unendliche  Mühe.  Endlich  gelangten  wir  zur  Küste  bei 
Negriläma,  wo  wir  dann  auch  erkannten,  dass  der  von  uns  als  Weg  benutzte  Fluss  der 
Totoiya  gewesen  war  (siehe  oben  Seite  114). 


118 

Dem  Flusse  entlang  waren  wir  an  mehreren  warmen  Quellen  vorübergekommen,  und 
unweit  von  der  Küste  fand  sich  ein  grösserer  heisser  Tümpel  von  vielleicht  75°  C.  Im  Ober- 
laufe des  Flusses  fielen   uns  zwei  Seitenbäche   auf,   welche   roth  gefärbtes  Wasser  führten. 

Im  Totoiya  fanden  wir  ferner  Geschiebe  eines  Conglomerates,  welches  aus 
Quarzaugi tdiorit  und  aus  Knollen  des  Radiolarienrot hthones  zusammengesetzt 
war.  Die  Bestandtheile  erschienen  wie  durch  mechanische  Gewalt  ineinander  gepresst. 
Jedenfalls  stellt  der  Diorit  die  krystallinische  Centralaxe  des  Bonegebirges  an  dieser  Stelle 
dar,  welcher  der  Roththon  aufgelagert  ist,  womit  wir  das  gleiche  Verhältniss  hier  am 
Totoiya  antreffen,  wie  oben  am  Malibagu.  Das  bezeichnete  Conglomerat,  oder  vielleicht 
besser  jener  Presspuddingstein,  ist  ein  Anhaltspunkt  für  die  Annahme,  dass  wir  es  im  Bone- 
gebirge  mit  einer  Falte  mit  centraler  krystallinischer  Axe  zu  thun  haben. 

Weiter  fanden  wir  Rollstücke  eines  milchweissen  Quarzporphyrs  (no  140a  der 
petrographischen  Liste). 

Es  erhebt  sich  nun  die  Frage:  In  welcher  Weise  ist  das  von  uns  durchkreuzte  Bone- 
gebirge  tektonisch  aufzufassen?  In  dieser  Beziehung  schrieben  wir  in  unserem  Vorberichte 
(124,  p.  393)  folgendes:  „Das  Bonegebirge  ragt  mit  mehreren  domförmigen  Gipfeln  auf,  welche 
die  Höhe  von  14  —  1500  m,  vermuthlich  noch  mehr,  erreichen.  Nordöstlich  davon  steigt  die 
scharf  geschnittene  Gebirgsmauer  des  Huntuk  Buludawa  auf,  von  welchem  der  Bonestock 
durch  eine  Einsattelung  des  Bodens  getrennt  ist.  Gegen  SO  und  S  dürften  die  mächtigen, 
direkt  vom  Seestrand  sich  erhebenden  Felsgebirge ,  wie  der  Sinandaka  und  andere ,  eine 
unmittelbare  Fortsetzung  darstellen.  W^ir  vermuthen  ferner,  dass  das  südwestliche,  auf  der 
Karte  von  uns  als  unerforschtes  Gebiet  bezeichnete  Gebirgsland  ebenfalls  unmittelbar  in  das 
Bonegebirge  aufgeht.  Desgleichen  dürfte  die  Kette,  welche  sich  nordöstlich  am  Bonefluss  hin- 
zieht, mit  dem  Bonegebirge  in  Verbindung  stehen.  Das  Bonegebirge  würde  also  nach  unserer  Auf- 
fassung einen  Gebirgsknoten  darstellen,  und  zwar  als  solcher  das  eigentliche  Centrum  des  breiten, 
zwischen  Gorontalo  und  Duluduo  gelegenen  Armtheiles  und  zugleich  das  Hauptquellgebiet 
der  wichtigsten  hier  verlaufenden  Flüsse,  so  in  erster  Linie  des  Bone,  ferner  höchst  wahr- 
scheinlich des  nach  N  abfliessenden  Sangkub.  Nordöstlich  würde  es  Zuflüsse  an  die  Dumoga 
abgeben  und  südöstlich  und  südlich  die  nach  der  Küste  strömenden  Flüsse  entlassen.  Weiter 
ostwärts  verjüngt  sich  das  Bonegebirge  zu  der  tief  eingesattelten  Wasserscheide  zwischen 
Dumoga  ketjil  und  Mahbagu,  welche  wir  im  Laufe  unserer  ersten  Reise  überschritten  haben." 

Die  hier  vorgetragene  Vermuthung ,  dass  das  Bonegebirge  einen  centralen  Gebirgs- 
knoten des  Nordarmes  darstelle,  wurde  von  Bücking  (26)  aufgenommen  und  entsprechend 
in  Karte  gebracht;  wir  sind  indessen  im  Verlauf  unserer  Studien  etwas  anderer  Ansicht 
geworden,  der  zufolge  das  Bonegebirge  die  Wasserscheide  zwischen  der  Dumogadepression 
und  der  Küste,  also  die  westliche  Fortsetzung  der  Malibagueinsattelung  darstellt.  Dement- 
sprechend haben  wir  auf  unserer  Karte  das  gesammte  Bonegebirge  um  ein  Stück  weiter 
südlich   gerückt,   als  dies   auf  der  Karte   zu  unserem  Vorberichte  gezeichnet  ist.     Folgende 


119 

Betrachtung  hat  uns  dazu  geleitet:  Das  Bonegebirge  wird  südHch  von  der  Küste  begrenzt, 
nördlich  aber  von  einer  muldenartigen  Depression,  welche  nach  unserer  Auffassung  folgen- 
den Verlauf  hat:  Von  Gorontalo  an  beginnt  sie  als  das  breite  Bonethal,  welches  hier  die 
östliche  Fortsetzung  der  Limbottoebene  darstellt;  seine  nördliche  Begrenzung  geschieht  durch 
diePangeakette,  welche  wir,  wie  erwähnt,  als  eine  südliche  Vorkette  des  Kabilagebirges  auffassen. 
Weiter  östlich  von  der  Stelle  an,  wo  die  Pangeakette  in  die  Ebene  des  Thaies  einfällt,  zwischen 
dem  Bonegebirge  und  dem  nun  nördlich  davon  beginnenden  Buludawagebirge  hindurch, 
erreicht  die  bezeichnete  Depression  ihre  höchste  Erhebung  und  bildet  so  die  Wasserscheide, 
vermuthlich  beim  Orte  Buludawa.  Weiter  östhch  fällt  sie  nach  dem  Dumogathale  ab,  welches 
selbst  ihre  östliche  Fortsetzung  bildet.  Oestlich  von  der  bezeichneten  Wasserscheide  tliesst 
ein  Zufluss  zur  Dumoga  ab,  westlich  ein  solcher  zum  Bonefluss.  Dieser  letztere  selbst  ent- 
springt im  Herzen  des  Bonegebirges.  Die  so  bezeichnete  Dumoga-Buludawa-Bonedepression 
verbindet  die  Dumoga-Mongondowtiefenzone  mit  der  Bone-Limbottotiefenzone  und  dürfte  ein, 
die  Mitte  dieser  Stelle  des  Nordarmes  in  ostwestlicher  Richtung  durchziehendes  Längsmulden- 
thal darstellen.  Durch  dasselbe  werden  zwei  Kettens3'Steme  von  einander  geschieden,  nämlich 
das  Buludawas3'stem  vom  Bonesystem. 

Zu  diesem  letzteren  rechnen  wir  natürlich  auch  die  Küstenberge,  wie  den  Sinandäka; 
ja  in  diesem,  dessen  Höhe  nach  der  Seekarte  die  von  uns  gefundene  höchste  Erhebung  von  c.  1500  m 
noch  um  rund  300  m  übersteigt,  scheint  sich  das  gesammte  Bonegebirge  eigentlich  zu  gipfeln ; 
er  erhebt  sich  zwischen  der  Malibagusenke  und  der  Totoiyaschlucht.  Das  von  Bückin g  (26) 
Ulumbüti  genannte  Gebirge  fassen  wir  als  die  westliche  Fortsetzung,  zugleich  als  west- 
lichen Absturz  des  Bonegebirges  gegen  Gorontalo  zu  auf,  und  nicht  als  eine  selbständige 
Gebirgskette.  Im  wesentlichen  wäre  somit  das  Bonegebirge  eine  der  Südküste  folgende 
Falte,  welche  weiter  nach  NO  zu,  sich  in  das  Mongondowgebirge  fortsetzend,  von  vulkani- 
schen Massen  überdeckt  wäre;  eine  entsprechende,  ebenso  verdeckte  Erhebung  finden  wir 
in  der  Poigarmasse  wieder  und  des  weiteren  im  Lembeangebirge,  resp.  der  Ostvulkanreihe 
der  Tondanomasse. 

Die  westliche  Fortsetzung  der  vulkanischen  Massen  erleidet  an  der  Malibagusenke 
eine  Unterbrechung,  da  wir  im  Herzen  des  Bonegebirges  nichts  von  solchen  gefunden  haben. 
Nur  reichliche  heisse  Quellen  könnten  auf  das  Vorhandensein  von  Spalten  hinweisen.  Dagegen 
sehen  wir,  wie  schon  angedeutet,  an  der  Südküste  unfern  östlich  von  Gorontalo  wieder  Vulkane 
auftreten,  den  neuen  Beginn  einer  Reihe  bildend,  welche  wir  noch  weiter  werden  ver- 
folgen können,  und  worauf  wir  noch  mehrmals  zurückkommen  werden. 

Das  Bonegebirge  ist  nach  unserer  jetzigen  Ansicht,  obschon  sein  Kern  aus  körnig- 
krystallinischem  Material  besteht,  als  ein  Ketten-  oder  Faltungsgebirge  aufzufassen,  ebenso 
wie  auch  die  anderen  Kettengebirge  des  Nordarmes;  wir  halten  es  also  für  ein  Faltungs- 
gebirge mit  krystallinischer  Centralaxe. 


Die  Limbottoniederung. 


a)  Gorontälo. 

An  der  Stelle,  wo  nördlich,  etwas  landeinwärts,  Gorontälo  gelegen  ist,  buchtet 
sich  die  Küstenlinie  golfartig  ein,  und  im  Grunde  des  so  gebildeten  Trichters  trennt  ein 
ziemlich  scharfer  Einschnitt  von  c.  450m  Breite  (nach  von  Rosenberg)  das  längs  der  Küste 
in  geringer  Erhebung  sich  hindurchziehende  Gebirge,  welches  als  die  westliche  Fortsetzung 
des  Bonegebirges  aufzufassen  ist;  es  nimmt  sich  an  der  bezeichneten  Stelle  aus,  wie  wenn 
das  fehlende  Stück  der  Gebirgskette  abgesunken  wäre.  Durch  diesen  Einschnitt  strömt  der 
bei  Gorontälo  durch  die  Vereinigung  des  Bolängo  und  des  Bone  gebildete  Gorontalo- 
fluss  nach  der  Molukkensee  ab.  Nördlich  von  diesem  durchbrochenen  Querriegel  breitet 
sich  die  ausgedehnte  Limbottoniederung  aus  mit  dem  in  ihrem  tiefsten  Theile  gelegenen 
seichten  See  von  Limbotto. 

Ueber  die  Kluft  von  Gorontälo  schreibt  von  Rosenberg  (120,  p.  6),  welcher  1863 
in  Gorontälo  sich  aufhielt:  „Die  Gorontalokluft  ist  ein  durch  gewaltige  Naturkräfte  hervor- 
gebrachter Riss  in  dem  Bergrücken.  Die  Seitenwände  sind  an  vielen  Stellen  45"  und 
noch  steiler." 

Guillemard  (49,  p.  329),  welcher  1883  in  Gorontälo  war,  berichtet:  „Der  Gorontalo- 
fluss  hat  seinen  Weg  durch  die  Küste  in  so  schroffer  Weise  geschnitten ,  dass  von  der 
Seeseite  der  Eingang  wie  ein  tiefer  Graben  aussieht."  „Die  Strasse  führt  nordwärts  durch 
das  merkwürdige  grabenartige  Thal  und  geht  dann  auf  eine  ebene  Fläche  aus  von  namhafter 
Ausdehnung,  welche  an  allen  Seiten  von  Bergen  umgeben  ist.  Sieht  man  zurück,  so 
erscheint  die  tiefe  Schlucht  fast  ebenso  deutlich  markiert  wie  auf  der  andern  Seite,  und  es 
springt  in  die  Augen,  dass  in  vergangener  Zeit  die  ganze  Ebene  ein  ausgedehnter  See  gewesen 
war,  von  welchem  der  Graben  den  Ausfluss  gebildet  hat."  „Die  Formation  der  Umgebung 
des  Gorontaloflusses  ist  granitisch,  und  enorme  Blöcke  von  dieser  Felsart,  oft  zwanzig  oder 
dreissig  Fuss  hoch,  garnieren  die  Küste"  (p.  330). 


121 

van  Schelle  (132,  p.  1331  äussert  sich  Iblgendermaassen :  „Die  Küste  bei  Gorontaio 
besteht  aus  einer  steil  aufsteigenden  Granitkette,  welche  nur  bei  der  Mündung  des  Gorontalo- 
flusses  durch  eine  schmale  Spalte  unterbrochen  ist.  An  beiden  Seiten  der  Spalte  erhebt 
sich  das  Gebirge  steil,  und  die  Meerestiefe  bei  der  Mündung  des  Flusses  ist  so  stark,  dass 
die  grössten  Schiffe  unmittelbar  am  Ufer  ankern  können.  Ein  halber  Paal  oberhalb  der 
Mündung  öffnet  sich  die  Spalte  und  beginnt  der  Thalboden  der  Hüsse  Bolango  und  Bone; 
dies  ist  die  Fläche  von  Limbotto  mit  dem  in  ihr  gelegenen  See." 

van  Schelle  (132,  p.  130)  deutet  weiter  an,  dass  es  nicht  möglich  sei,  die  tiefen 
Thaleinschnitte  der  Hauptflüsse  allein  auf  Erosion  zurückzuführen ;  vielmehr  fasst  er  sie  als 
grosse  und  tiefgehende  tektonische  Spalten  auf.  Dementgegen  sagt  Bück  in  g  (26,  p.  274, 
Anm.  i):  „Für  die  Annahme  einer  Verwerfung  im  Granit  längs  der  Schlucht  von  Gorontaio 
liegt  kein  Grund  vor"  und  Rinne  (119,  p.  147  und,  118,  p.  475)  schreibt:  „Bei  Gorontaio 
durchbricht  der  Fluss  einen  Granitriegel,  der  ihm  den  Eintritt  in  das  Molukkenmeer  hemmte, 
in  einer  geräumigen,  schroffen  Schlucht,  die  landeinwärts  sich  in  überraschender  Weise  in 
eine  grosse,  bergumrahmte  Ebene  mit  dem  Limbottosee  ausbreitet." 

Wir  möchten  ebenfalls  glauben ,  dass  die  Schlucht  von  Gorontaio  durch  Erosion 
entstanden  sei  und  zwar  durch  Erosion  des  sich  erhebenden  Gebirges.  Ursprünglich,  im 
Pleistocän  (darüber  unten  mehr),  war  die  Limbottoebene  von  Meer  bedeckt;  sie  stellte  einen 
Meerbusen  dar,  was  durch  die  am  Limbottosee  anstehenden,  fossilienreichen  Kalke  bewiesen 
wird.  Sodann  wurde  nach  unserer  Annahme  durch  Emporfaltung  des  Küstengebirges  als 
Fortsetzung  des  Bonekettensystemes  jener  Limbottobusen  vom  Meere  abgetrennt,  worauf 
die  einströmenden  Flüsse,  welche  ihn  aussüssten,  durch  die  alte  Communication  nach  der 
Küste  abströmten,  das  dort  sich  erhebende  Gebirge  durchsägend. 

Wir  erinnern  hier  an  den  Nachweis  von  Bücking  (siehe  oben  Seite  79),  dass  in 
der  Minahassa  noch  in  jüngster  Vergangenheit  Gebirgsbildung  stattgefunden  hat;  vielleicht 
geschieht  sie  also  noch  in  der  Gegenwart.  So  sagt  auch  van  Schelle  (132,  p.  131):  „Man  muss 
annehmen,  dass  die  Halbinsel  seit  der  Ablagerung  der  als  Jungtertiär  angedeuteten  Schichten 
fortwährend  sich  hebt  und  wohl  ziemlich  ungleichmässig.  Die  Hebung  isf  am  stärksten  an 
der  Südküste  des  Nordarmes,  erkennbar  an  der  ziemlich  ansehnlichen  Höhe,  bis  zu  welcher 
die  Conglomeratbänke  gehoben  sind.  An  der  Südküste  sah  ich  recente  Conglomeratbänke 
oft  in  etwas  abdachender  Lage  mit  vielen  Fragmenten  von  Muschelthieren,  welche  noch  ein 
sehr  frisches  Aussehen  hatten  und  nicht  von  denen  des  Meeresstrandes  zu  unterscheiden 
waren,  bis  einige  Meter  über  die  Fluthlinie  emporgehoben." 

Das  Küstengebirge,  welches  der  Gorontalofluss  durchschneidet,  besteht  aus  einem 
weissgrauen  Amphibol-Biotit-Gran  i  t  von  mittlerem  Korn,  welcher  von  van  Schelle 
und  neuerdings  von  Bücking  und  von  Rinne  petrographisch  genau  untersucht  worden 
ist.     „Rechts   und  links   von   der  Schlucht  des  Gorontaloflusses,  schreibt  Bücking,   steigen 

Sarasin,  Celebes.   IV.  16 


122 

vielfach  zerklüftete  Granitfelsen,  pol}'edrisch  und  wollsackähnlich  geformt,  steil  in  die  Hohe. 
Sie  setzen  auch  den  Signalberg,  G.  Huläpa,  zusammen,  der  sich  auf  der  rechten  (westlichen) 
Seite  des  Flusses  bis  zu  der  Höhe  von  250  m  erhebt".  Nach  van  Schelle  (132,  p.  145) 
zeigt  dieser  Granit  säulenförmige  Absonderung.  An  einigen  Stellen  sahen  wir  platten-  oder 
bankförmige  Absonderung;  so  steht  der  Leuchtthurm  am  östlichen  Küstenrande  der  Bai 
auf  einer  wohl  geschichteten  Granitmasse,  deren  Schichten  sehr  steil  nach  NNO  einfallen; 
an   der  Strasse   gegen  Gorontalo   zeigen   anstehende   Granitschichten   ein   nördliches  Fallen. 

An  der  Stelle,  wo  am  südlichen  Fusse  des  Signalberges,  an  der  Küste  südwestlich 
von  der  Gorontaloschlucht,  der  Granit  aufhört,  haben  wir  dunkelfarbige  Gesteine  anstehend 
gefunden,  welche  wir  als  Ganggesteine  des  Granites  ansprechen  und  zwar,  da  sie  die  äussere 
Bekleidung  des  Gorontalogranites  zu  bilden  scheinen,  als  eine  Randfacies  desselben  auf- 
fassen möchten.     (Siehe  no  145,  148  und  149  im  petrographischen  Anhang.) 

Wir  zweifeln  nicht,  dass  van  Schelle  diese  Gesteine  angeschlagen  hat,  worauf  sie 
von  Wing  Easton  als  Diabas  bestimmt  worden  sind.  Aus  den  Diagnosen  des  Letzteren 
wird  man  sich  von  der  Uebereinstimmung  überzeugen  können.  Wenn  dagegen  Bücking 
(26,  p.  274)  sagt,  der  Diabas  von  van  Schelle  sei  ein  Versehen  für  die  im  Granit  häufig 
vorkommenden  basischen  Concretionen ,  so  dürfte  diese  Deutung  nicht  richtig  sein;  denn 
der  von  Jenem  angegebene  Fundort  stimmt,  ebenso  wie  seine  Diagnosen,  mit  dem  unserer 
Randfaciesgesteine  überein. 

Es  ist  noch  ^■on  keinem  der  Gorontalo  besuchenden  Forscher  bemerkt  worden, 
dass  die  westliche  Küstenseite  der  Bai  von  gewaltigen  jungeruptiven  Massen  überschüttet 
ist,  welche  sich  zu  einem  eigenen  Berge  auithürmen,  dem  G.  Po  he.  Dieser  erhebt  sich 
südlich  vom  Signalberge  und  scheint  auch  noch  seiner  Form  nach  eine  Vulkanruine  darzu- 
stellen. Das  Gestein  der  ihn  zusainmensetzenden  Blockmassen  ist  ein  heller,  weissgrau  oder 
rosenroth  gefärbter  Hör  nblende- A  ndesit.  Einen  schwarzen  Hornblende- Andesit  fanden 
wir  am  Fuss  des  Berges  beim  Dorfe  Pohe  anstehend.  Es  machte  auf  uns  den  Eindruck,  als 
bestehe  der  G.  Pohe  aus  einem  mächtigen  vulkanischen  Agglomerate,  welches  aus  Theil- 
stücken  von  Sandkorngrösse  bis  zu  Blöcken  von  Hausgrösse  sich  zusammensetze;  das  Binde- 
mittel ist  eine  weiche,  sandliche  Kittmasse. 

Wir  glaubten  auch  den  Krater  des  Vulkans  noch  erkennen  zu  können;  er  ist  aber 
durch  Erosion  ausserordentlich  verändert.  Eine  nördliche,  bogenförmige  und  ziemlich  scharf 
geschnittene  Umgrenzung  ist  noch  wahrnehmbar;  das  Innere  der  Kraterruine  ist  aber  ein 
Thal  geworden  ,  welches  gegen  die  Küste  zu  beim  Orte  Pohe  als  Schlucht  ausgeht.  Auf 
dem  südwärts  weit  sich  ausziehenden  Rücken  des  Berges  sind  Hervorragungen  sichtbar, 
welche  als  Parasiten  aufgefasst  werden  dürlten. 

Fig.  12  (Tafel  VI)  giebt  ein  aus  zwei  successiven  photographischen  Aufnahmen  com- 
biniertes  Bild  des  G.  Pohe  von  O  her  wieder.     An  der  Umrissfigur  bei  der  Tafelerklärung 


123 

ist  die  Auffassung  verzeichnet,  welche  wir  uns  über  die  Natur  dieses  vulkanischen  Gebirges 
gebildet  haben. 

Weiter  fanden  wir  an  der  Ostküste  der  Bai  unfern  von  Gorontalo  beim  Orte  Tamböo 
ebenfalls  Agglomerate  eines  neovulkanischen  Gesteines  und  zwar  eines  schwarzen  Augit- 
andesites,  welche  sich  noch  weithin  der  Küste  entlang  südostwärts  ziehen.  Die  Westküste 
der  Bai  ist  also  von  roth-weissen  Hornblendeandesit-,  die  Ostküste  von  schwarzen  Augitandesit- 
agglomeraten  überschüttet.  Ferner  ist  daran  zu  erinnern,  dass  wir  auf  unserer  Reise  längs  der 
Südküste  an  einer  Stelle,  welche  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  der  Mündung  des  Gorontalo- 
tlusses  und  der  Südostecke  der  Bai  liegen  mag,  einen  ringförmigen  Berg  gesehen  haben,  den 
wir  ebenfalls  glaubten  als  eine  Vulkanruine  ansprechen  zu  dürfen  (siehe  oben  Seite  115),  und 
weiterhin  waren  noch  gegen  Gorontalo  zu  vulkanartige  Kegel  zu  bemerken,  woraus  somit  hervor- 
geht, dass  dem  Rande  der  Bai  von  Gorontalo  Vulkane  aufgesetzt  sind,  welche  zwar  durch  Erosion 
verändert  wurden,  dennoch  aber  kein  geologisch  hohes  Alter  haben  können,  da  ihre  Laven 
einen  jugendlichen  Charakter  tragen  und  auch  ihre  vulkanische  Form  noch  erkennbar  ge- 
blieben ist.  Diese  Vulkane  dürften  in  der  pleistocänen  Zeit  erloschen  sein;  im  allgemeinen 
aber  möchten  wir  die  Bucht  von  Gorontalo  der  ja  ebenfalls  von  Vulkanen  umsäumten  Bucht 
von  Neapel  für  vergleichbar  erachten,  und  es  darf  deshalb  wohl  daran  gedacht  werden, 
dass  sie  einen  Kesselbruch  darstelle,  an  dessen  Rändern  die  Vulkane  sich  aufgeworfen  haben, 
eine  ungefähr  halbkreisförmige  vulkanische  Spalte  also. 

Hier  sind  nun  einige  Angaben  von  van  Schelle  beizuziehen,  welcher  schreibt 
(132,  p.  131):  „Die  ziemlich  häufigen  Erdbeben  in  diesem  Gebiete  nebst  den  warmen  Quellen, 
welche  an  verschiedenen  Stellen  in  den  Thalböden  vorkommen ,  beweisen  noch  die  Fort- 
dauer der  vulkanischen  Thätigkeit,  obschon  vulkanisches  Material  nicht  oder  äusserst 
spärlich  zu  Tage  tritt."  Diese  letztere  Bemerkung  bezieht  sich  darauf,  dass  er  auf  der 
Südseite  des  Signalberges  Bomben  von  Augitandesit  aufgelesen  hatte,  wozu  er  schreibt 
(132,  p.  127):  „An  zwei  Stellen  wurde  Augitandesit  gefunden  (nämlich  am  Signalberg  und  weiter- 
hin am  Pagujamafluss,  worauf  wir  unten  zurückkommen  werden);  doch  glückte  es  nicht,  diesen 
in  grösseren  Quantitäten  oder  anstehend  wahrzunehmen.  Vielleicht  kommt  dieses  Gestein  als 
eruptive  Masse  von  geringem  Umfange  vor;  doch  lässt  das  spärliche  Auftreten  an  beiden  Fund- 
stellen eher  an  das  zerbröckelte  Ausgehende  von  Gängen  denken.  Die  auf  dem  Signalberge 
bei  Gorontalo  gesammelten  Stücke  hatten  alle  Bombenform;  aber  das  Fehlen  irgend  eines 
erkennbaren  Eruptionspunktes  macht  es  unwahrscheinlich ,  dass  diese  Bomben  als  solche 
ausgeworfen  sind,  und  es  ist  deshalb  ihre  Form  einer  schaligen  Absonderung  zuzuschreiben, 
welche  freilich  im  frischen  Gestein  nicht  erkennbar  ist." 

Die  von  Wing  Easton  (132,  p.  146)  gegebene  Diagnose  stimmt  genau  zu  den  von 
uns  an  der  Ostküste  bei  Tamböo,  also  unweit  Gorontalo,  gefundenen  Augitandesiten,  während 
wir  am  G.  Pohe  selbst,  wie  erwähnt,  Hornblende-Andesit  gefunden  haben  (siehe  no  150—154 

16* 


124 

im  petrographischen  Anhang).  Dieser  Umstand  spricht  aber  nicht  gegen  die  Möglichkeit,  dass 
die  auf  dem  Signalberg  gefundenen  Bomben  doch  dem  G.  Pohe  entstammen  könnten,  welcher 
eben  zeitweise  ebenfalls  Augitandesit  geliefert  hätte,  vielleicht  als  Product  seiner  spätesten 
Eruptionen.  Jedenfalls  aber  fällt  durch  den  Nachweis  des  Andesitvuikankranzes  um  die  Bai 
von  Gorontalo  die  Vermuthung  Bücking's  (26,  p.  276,  Anmerkung  2),  es  handle  sich  dabei 
nicht  um  selbständige  jüngere  Eruptivgesteine,  sondern  um  Rollstücke  eines  älteren  Con- 
glomerates,  als  nicht  das  richtige  treffend,  dahin. 

Noch   erwähnen   wir,   dass   wir   auf  die  Existenz    der  Küstenvulkane   von  Gorontalo 
schon  in  unserem  Vorberichte  (126,  p.  351)  aufmerksam  gemacht  haben. 


b)  Die  Limbottodepression. 

Vom  Signalberge  bei  Gorontalo  aus ,  von  welchem  herab  man  eine  entzückende 
Aussicht  südlich  auf  die  Bai  und  nördlich  auf  die  weit  in  die  blaue  Ferne  sich  hinziehende 
Ebene  geniesst,  haben  wir  zwei  aufeinanderfolgende  Photographien  vom  östlichen  Theil  der 
Limbottodepression  angefertigt,  welche  wir  in  Figur  11,  Tafel  VI,  zu  einem  einzigen  Bilde  com- 
biniert  wiedergeben.  Wir  sehen,  um  dies  den  obigen  Bemerkungen  (Seite  113  und  116)  noch 
beizufügen,  den  Bonefluss  sich  maändrinisch  durch  die  Ebene  winden,  zwischen  zwei  Ketten 
zum  Vorschein  kommend,  deren  südliche  die  Fortsetzung  des  Bonegebirges  darstellt,  während 
wir  in  der  nördlichen  das  schön  geschnittene  Pangeagebirge  vor  uns  haben,  welches  wir 
als  eine  Vorkette  des  hinter  ihm  westöstlich  sich  hinziehenden  Kabilagebirges  betrachten. 
Links  im  Bilde  sieht  man  im  Vordergrunde  die  Häuser  von  Gorontalo  mit  dem  grossen 
freien  Rasenplatze  mitten  im  Orte;  auch  ist  der  Bolängofluss,  welcher  die  Stadt  durchströmt, 
gut  sichtbar.  Links  hinten  erkennt  man  die  Bai  von  Kwandang  und  die  niedrige  Einsattelung 
des  Kabilagebirges  beim  Passe  von  Halante.  Der  westliche  Theil  der  Ebene  mit  dem 
Limbottosee  liegt  ausserhalb  des  Bildes.  Soviel  zur  allgemeinen  Orientierung  über  die  Lim- 
bottodepression. 

Die  Ebene  von  Limbotto  stellt  eine  Tiefenzone  dar,  welche  von  der  Nordküste  bei 
der  Bucht  von  Kwandang  bis  zur  Südküste  bei  Gorontalo  sich  hinzieht.  Nach  Reinwardt 
(106,  p.  508)  ist  die  Fläche  nahezu  oval;  ihr  grösster  Durchmesser,  welcher  von  Südost 
nach  Nordwest  gerichtet  ist,  beträgt  c.  8  Stunden  Gehens,  ihr  kleinster  c.  4.  Nach  Rosen- 
berg  (120,  p.  2)  beträgt  ihre  grösste  Länge  in  SO- NW- Richtung  c.  39  Paal,  also 
59  km,  was  zuviel  ist,  ihre  grösste  Breite  c.  7  Paal,  also  10,5  km;  nach  Wich  mann 
(153,  p.  9)  die  Länge  44  km,  die  Breite  9  km.  Genaue  Maasse  lassen  sich  begreiflicherweise 
nicht  geben.  Längs  der  Nordküste  sowohl  als  längs  der  Südküste  wird  die  Ebene  von 
Gebirgszügen  umsäumt  und  auf  diese  Weise  beckenartig  abgegrenzt;  dieselben  senken  sich 


125 

aber  zu  sehr  geringer  Höhe  hinab,  so  im  Norden  die  westliche  Fortsetzung  des  Kabilagebirges 
beim  Pass  von  Halante  bis  zu  422  m  (so  nach  van  Schelle  132,  p.  139;  nach  von  Rosen- 
berg, welcher  den  Pass  ebenfalls  überschritten  hatte,  zu  c.  2200' =  690  m,  was  also  unrichtig 
wäre),  im  Süden  das  Bonegebirge  zu  rund  300  m ,  sodass  also  die  Kwandang-Gorontalotiefen- 
zone  den  bis  jetzt  besprochenen  Einsenkungen  Menado-Kema,  Amurang-Belang,  Lombagm- 
Mahbagu  entspricht.  Meistens  sind  diese  Tiefenzonen  durch  Buchten  an  den  Küstenlinien 
gekennzeichnet. 

Die  Tiefenzone  von  Limbotto  hat  aber  eine  noch  weit  grössere  Bedeutung  als  die 
bis  jetzt  besprochenen ;  denn  sie  stellt  das  eigentliche  Centralbecken  des  nördlichen  Armes 
von  Celebes  dar.  Werfen  wir  einen  Blick  auf  die  Karte ,  so  werden  wir  gewahr  werden, 
dass  östlich  von  der  Limbottodepression  der  Steilabfall  der  Gebirgsketten  gegen  die 
Molukkensee  zu  gerichtet  ist,  und  dass  sie  daselbst  gegen  die  Celebessee  sanfter  sich  abdachen. 
Eine  Folge  dieses  Umstandes  ist  es,  wie  oben  schon  angedeutet  (Seite  81,  106,  1x2),  dass 
alle  nach  der  Südküste  abströmenden  Flüsse  im  östlichen  Theile  des  Nordarmes  einen  kurzen, 
relativ  geraden  und  steilen  Verlauf  haben,  während  die  nach  der  Celebessee  abströmenden 
einen  langen,  vielfach  gewundenen  und  sanfter  abfallenden  Lauf  nehmen  und  dementsprechend 
auch  viel  bedeutendere  Wasseradern  darstellen  als  diejenigen  der  Südküste.  Das  zeigt  ein 
Blick  auf  unsere  Karte  sofort.  Wir  machen  nur  als  Beispiele  namhaft  den  Tondanofluss, 
die  Nimanga,  den  Ranoiapo,  den  Poigar,  den  Ongkak,  die  Dumoga.  Mit  anderen  Worten: 
die  Hauptwasserscheide  läuft  hier  der  Südküste,  also  der  Molukkensee  entlang,  ist  dieser 
genähert. 

Gerade  umgekehrt  ist  es  westlich  von  der  Limbottoebene  der  Faü.  Hier  läuft 
die  Hauptwasserscheide  der  Nordküste  entlang  und  also  der  Celebessee  genähert;  der  Steil- 
abfall findet  gegen  diese  zu  statt,  während  die  Gebirgsketten  gegen  die  Molukkensee,  resp. 
gegen  den  Golt^von  Tomini,  sanfter  abdachen.  Dementsprechend  haben  hier  die  nach  der 
Cekbessee  sich  ergiessenden  Flüsse  einen  kurzen,  steilen  und  relativ  geraden  Verlauf,  wo- 
gegen die  nach  dem  Tominigolf  abströmenden  einen  längeren,  sanfter  abfallenden  und 
mä^andrinisch  gewundenen  Verlauf  haben.  Wir  nennen  unter  den  letzteren  als  Beispiele  den 
Pagujäma  und  den  Butaiodäa. 

Wir  haben  al-so  bei  der  Limbottotiefenzone  einen  Wechsel  der  Wasserscheide  und 
der  Gebirgstektonik,  eine  Umkehr  der  orographischen  Verhältnisse,  vor  uns.  Es  sieht  aus, 
wie  wenn  eine  Lamelle  mit  beiden  Händen  angefasst  und  nach  entgegengesetzter  Richtung 
gedreht  worden  wäre;  die  in  der  Mitte  sich  dabei  bildende  neutrale  Flächenzone  wäre,  hier 
auf  die  Wirklichkeit  übertragen,  die  Ebene  von  Limbotto. 

Wie  wenn  eine  solche  Torsion  wirklich  stattgefunden  hätte,  so  sehen  wir  den  Bone- 
fluss,  die  Hauptzufuhrader  der  Limbottoebene,  die  beiden  sich  entgegengesetzten  Strom- 
richtungen der  anderen  grossen  Flüsse  gewissermaassen  vermitteln,  indem  er  weder  in  süd- 


12G 

nördlicher  Richtung,  wie  die  östlichen  Flüsse,  noch  in  nordsüdlicher,  wie  die  westlichen,  vielmehr 
in  ostwestlicher  Richtung  abströmt,  durch  diese  Eigenschaft  von  sich  aus  auf  das  Bestehen 
einer  central  gelegenen  tafelartigen  Zone ,  auf  eine  neutrale  Fläche  hinweisend ,  welche  bei 
den  in  entgegengesetzten  Richtungen  abgesunkenen  Schollen  nothwendiger  Weise  zustande 
gekommen  ist.  Wir  sehen  also  in  dem  eigenthümlichen  Längsverlauf  des  Bone  ebenfalls 
eine  bestimmfe  tektonische  Ursache,  wie  bei  den  Strömungsverhältnissen  der  anderen  Flüsse. 
Man  kann  sagen,  die  Hauptstromrichtungen  des  Nordarmes  von  Celebes  machen,  als  Ganzes 
betrachtet,  eine  Drehung  um  i8o'\  Auf  diese  Umdrehung  der  tektonischen  V^erhältnisse 
scheint  auch  schon  der  westöstlich  gerichtete  Oberlauf  der  Dumoga  hinzuweisen. 

Ist  sonach  das  östliche  Stück  des  Nordarmes  als  der  Ausschnitt  eines  Kreises  zu 
betrachten,  dessen  Mittelpunkt  in  der  Celebessee  gelegen  ist,  so  im  Gegentheil  das  wesdiche 
Stück  als  ein  solcher,  dessen  Mittelpunkt  im  Golf  von  Tomini  liegt,  und  zwar  ist  die  ganze  Um- 
grenzung des  Golfes,  von  Gorontalo  an  westwärts  bis  zum  Ansatz  des  Nordarmes  an  Central- 
celebes,  als  ein  bogenförmig  angeordnetes,  tektonisch  zusammengehöriges  Ganzes  anzusehen. 
Die  Hauptentwässerung  östlich  von  der  Limbottoebene  gehört  der  Celebessee  an ,  die  west- 
lich davon  gehört  zur  Domäne  des  Golfes  von  Tomini. 

Weiter  ist  von  der  Osthälfte  des  Nordarmes  zu  sagen,  dass  die  gebirgsbildende 
oder  die  faltende  Kraft  wahrscheinlich  in  der  Richtung  von  der  Celebessee  her,  von  der 
Westhälfte,  dass  sie  in  der  Richtung  vom  Tominigolf  her  ausgegangen  ist.  Als  mechanische 
Folge  dieser  sich  kreuzenden  Richtungen  ist  wohl  auch  die  S-Form  des  Nordarmes  anzusehen. 

Das  Limbo  ttobecken  stellte  in  geologisch  jüngster  Vergangenheit  einen  Meeres- 
abschnitt dar,  welcher  mit  der  Molukkensee  in  V'erbindung  stand.  Wir  sprachen  uns  schon 
oben  (Seite  121)  dahin  aus,  dass  der  granitene  Riegel,  welcher  vom  Gorontalofluss  in  der 
Gorontaloklus  durchschnitten  wird,  erst  durch  eine  geologisch  ganz  junge  Erhebung,  die 
westliche  Fortsetzung  der  Bone-  resp.  Ulumbutikette,  entstanden  sei. 

Dass  die  Limbottoebene  thatsächlich  ein  Meerbusen  gewesen  ist,  wird  durch  die 
petrefactenreichen  Kalkschichten  bewiesen,  welche  man  in  der  südlichen  Umgebung  des  Sees 
von  Limbotto  anstehend  findet,  van  Schelle  (132,  p.  135I  schreibt  darüber:  „Folgt  man  dem 
Wege  von  Gorontalo  nach  Panipi,  an  der  Westseite  des  Sees  gelegen  —  es  sollte  heissen 
an  der  Südseite  —  so  verlässt  man  bei  Paal  3  (4,5  km)  die  alluviale  Fläche,  und  es  führt 
der  Weg  längs  der  Grenze  der  letzteren,  zuerst  dem  Bolangoflusse  und  sodann  dem  Ausfluss- 
kanal entlang,  welcher  den  See  mit  diesem  Fluss  verbindet.  Alsbald,  beim  Orte  Potango  (nach 
den  Fundortsangaben,  p.  149I  und  ferner  bei  Panipi  tritt  hier  Korallenkalk  auf,  augenschein- 
lich abgesetzt  in  Form  von  StrandriiYen  des  früheren  Meerbusens,  welcher  hier  eine  Bucht 
bildete  und  äusserst  geringe  Zufuhr  von  Süsswasser  gehabt  haben  muss.  An  vielen  Stellen 
ist  der  Korallenkalk  zerbröckelt  und  wieder  durch  Kalk  cämentiert.  Dergleichen  Brocken 
findet   man   meistens    lose    am  Fuss    der   Kalkbänke   liegen ;    doch   bildet    die  Breccie    auch 


1-27 

Partien  von  etwas  grösserem  Umfang.  Die  Bänke  selbst  haben  eine  geringe  Mächtigkeit, 
welche  als  Maximum  25— 30  m  beträgt.  Vielfach  ruht  der  Kalkstein  unmittelbar  auf  Granit; 
aber  einige  Male  wurde  in  der  Umgebung  feinkörniger  Sandstein  gefunden ,  welcher  durch 
den  Kalk  bedeckt  wurde.  An  diesen  Stellen  ist  der  Kalk  jünger  als  der  Sandstein;  doch 
ist  dies  nicht  überall  der  Fall  und  kann  das  relative  Alter  der  feineren  Sandsteine,  Con- 
glomerate  und  Kalksteine  nicht  ausgemacht  werden.  Wo  Bäche  oder  Flüsse  sich  in  die 
Meeresbucht  in  ruhigem  Wasser  ergossen  haben,  hatten  Schlamm  und  Sand  Gelegenheit, 
sich  abzusetzen  und  finden  wir  da  jetzt  Sandstein  und  Thonsandstein.  In  der  Brandungs- 
zone wurde  das  Material  der  gröberen  Sandsteine  und  der  Conglomerate  abgesetzt,  und  da, 
wo  auf  einem  günstigen  Untergrund  Pol3-pen  Fuss  fassen  konnten,  werden  jetzt  Kalkbänke 
gefunden." 

Anderwärts  im  Umkreise  des  Sees  (132,  p.  1381  „tritt  nur  an  einigen  Stellen  noch  Kalk- 
stein auf  und  sind  die  alten  Meerränder  als  Sandsteinterrassen  von  geringer  Höhe  am  Fuss 
der  Vorhügel  des  Granitgebirges  sichtbar.  An  der  Ostseite  des  Sees,  am  Weg  von  Gorontaio 
nach  Limbotto,  erhebt  sich  rechts  vom  Wege  ein  Hügel,  dessen  flacher  Gipfel  sich  c.  15  m 
über  das  Niveau  des  Weges  erhebt.  Er  ist  Hüntulo  Boho  genannt  —  Hüntulo  ist  wohl 
=  Hüntuk,  Berg  —  und  steigt  in  Terrassen  auf,  die  meist  nicht  mehr  als  i  m  hoch  sind 
und  in  der  Richtung  gegen  den  See  hin  ziemhch  steil  abfallen.  Schichten  von  Sandstein 
und  Thonsandstein  wechseln  vielfach  ab.  Die  letzteren  treten  untergeordnet  auf  in  Bänken 
von  geringer  Dicke;  aber  sie  sind  von  grossem  Interesse  wegen  der  grossen  Menge  von 
Petrefacten,  welche  sie  enthalten.  Diese  Fossilien  sind  meistens  nur  als  Steinkerne  und  als 
Abdrücke  der  Oberflächen  zu  finden;  die  Schalen  sind  völlig  aufgelöst,  oder  der  Raum, 
welchen  sie  einnahmen,  ist  mit  sehr  feiner,  loser  Thonmasse  gefüllt.  Die  Sandsteinbänke 
enthalten  beinahe  keine  Fossilien."  van  Schelle  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  „die 
Sedimente  des  Hügels  mit  dem  umgebenden  Sandsteinterrain"  Ablagerungen  eines  Flusses 
seien  (siehe  auch  seine  obige  diesbezügliche  Bemerkung).  Am  rechten  Ufer  des  Bone  in  der 
Limbottofläche  constatierte  er  denselben  Sandstein  wie  am  Hüntulo  Boho. 

K.  Martin  (85,  p.  275,  auch  eine  Notiz  83,  p.  74)  hat  die  von  van  Schelle  am  eben 
genannten  Hügel  gesammelten  Petrefacten  untersucht.  Er  schreibt:  „van  Schelle  ist  (einer 
brieflichen  Mittheilung  zufolge)  der  Ansicht,  dass  die  Ablagerung  des  Hüntulo  Boho  in  einem 
alten  Meerbusen  stattgefunden  habe,  welcher  nur  durch  eine  schmale  Strasse  mit  dem  Golf  von 
Tomini  verbunden  gewesen  war  und  zwar  an  der  Stelle,  wo  jetzt  der  Fluss  von  Gorontaio  fliesst. 
Im  Umkreise  des  supponierten  Beckens  stehen  Kalksteine  an.  Versteinerungen  fanden  sich 
besonders  in  den  thonigen  Sandsteinen,  und  van  Schelle  vermuthet,  dass  sie  vielleicht 
den  Charakter  einer  Brackwasserfauna  tragen  dürften,  da  die  Verbindung  mit  dem  offenen 
Meere  nur  eine  sehr  unvollständige  gewesen  sei.  Als  letzter  Ueberrest  des  alten  Busens  sei 
der  ietzige  See  von  Limbotto  zu  betrachten,  eigentlich  nur  noch  ein  Sumpf  mit  einer  wenige 
Meter  betragenden  Vertiefung  in  der  Mitte." 


128 

Nach  Bestimmung  der  übersandten  Mollusken,  welche  vorwiegend  aus  Gasteropoden 
bestehen  und  zwar  aus  den  Gattungen:  Potamides,  Telescopium,  Cerithium,  Strombus,  Nassa, 
Mitra,  Conus  und  Bulla  ergab  sich  die  Ablagerung  als  äquivalent  der  pliocänen  Formation 
von  Fialarang  auf  Timor,  „da  sich  von  den  sechs  bestimmbaren  Species  nicht  weniger  als 
fünf  fanden,  welche  beiden  Orten  gemeinsam  sind." 

Martin  (83,  p.  74,  Anmerkung  2)  bemerkt  noch  ausdrücklich,  dass  die  Orbitoiden- 
kalke  von  Totok  (siehe  oben  Seite  93I  älter  seien  als  die  Sedimente  von  Gorontalo,  die 
von  Menado  (siehe  oben  Seite  21)  dagegen  jünger,  posttertiär. 

Wir  selbst  haben  im  März  1895  *^^s  Südufer  des  Sees  von  Limbotto  besucht  und  in 
der  Nähe  von  Panipi  die  Korallenkalkbänke  anstehend  gefunden.  Der  gesammte  Boden 
und  die  nächsten  Hügelzüge  an  der  Südseite  des  Sees  bestehen  aus  diesem  Kalkstein, 
welcher  eine  weissgelbe  Farbe  hat  und  zum  Theil  eine  ziemlich  grosse  Festigkeit  erreicht; 
zum  Theil  hat  er  auch  cavernöse  Structur ,  die  wohl  durch  Verwitterung  zu  Stande  ge- 
kommen ist.  Eine  Bank  .stellt  eine  Muschelbreccie  dar,  indem  sie  blos  aus  zusammengehäuften 
und  durch  Kalk  zu  einer  Masse  cämentierten  Muschelschalen  besteht,  welche  letzteren  jedoch 
selbst  verschwunden  sind ;  nur  die  Abdrücke  der  Schalenoberflächen  und  die  Steinkerne  sind 
übrig  geblieben.  Diese  Muschelbank  fanden  wir  etwa  5  m  über  der  Oberfläche  des  Sees 
anstehend  und  von  etwa  3  m  Mächtigkeit.  Wir  glauben,  dass  sie  dem  Pleistocän  angehört, 
wogegen  wir  die  Sandschichten  des  Huntulo  Boho  eher  für  ältere,  dem  Neogen  angehörige 
Sedimente  ansehen  möchten,  wie  unten  noch  kurz  angedeutet  werden  wird. 

Die  Ebene  von  Limbotto  ist  somit  in  später  Zeit,  nach  unserer  Meinung  im  Pleistocän, 
ein  Meerbusen  der  Molukkensee  gewesen,  der  hieraufgehoben  wurde,  und  dessen  ursprünglich 
tiefste  Stelle  jetzt  durch  den  See  von  Limbotto  eingenommen  wird,  über  welchen 
Wich  mann  (153,  p.  11)  folgende  zusammenfassende  Darstellung  giebt:  „Der  See,  von 
den  Eingebornen  Bulalo  daä  genannt  „der  grosse  See"  (nicht  Bulalo  mupato  Rosenberg; 
denn  das  bezieht  sich  auf  die  warmen  Quellen  daselbst;  mopato  heisst  warm,  siehe 
Clercq,  32)  besitzt  die  Gestalt  eines  Rechteckes  mit  abgerundeten  Ecken.  Nach  der 
V.  Hoevell'schen  Karte  beträgt  seine  grösste  Länge  11  km,  seine  grösste  Breite  6,5  km" 
(—  Länge  nach  Rosenberg,  120,  p.  62,  c.  12  Paal  =  18  km.  Breite  c.  5  Paal  =  7,5  km; 
nach  Riedel,  60,  p.  55,  Länge  c.  10  Paal  =  15  km,  Breite  6  Paal  =  9  km;  die  Umgebung 
des  Sees  besteht  aus  einem  Netz  von  Sümpfen  und  Altwassern;  die  Ausdehnung  wird  also 
in  der  Regenzeit  eine  völlig  andere  sein  als  in  der  Trockenzeit,  worauf  auch  Wich  mann 
hinweist—).  „Die  Oberfläche  berechnet  sich  zu  69  km-:  es  ist  das  augenscheinlich  diejenige, 
welche  er  zur  Zeit  seines  höchsten  Wasserstandes  besitzt.  Der  See  ist  untief,  sodass  nur 
ganz  flach  gehende  Fahrzeuge  sich  auf  demselben  zu  bewegen  vermögen,  und  dies  auch  nur 
mit  Mühe,  der  zahlreichen  Wasserpflanzen  wegen ;  dabei  sind  die  Ufer  noch  sehr  morastig. 
Die  grösste  Tiefe  wird  zu  4  m  angegeben  (nach  van  Schelle  132,  p.  137;  nach  von 
Rosenberg,    120,   2^2  Faden,    was   rund   dasselbe  ergiebt).     Man  kann   daher  die  mittlere 


129 

Tiefe  auf  höchstens  2  m  schätzen,  und  dieser  Zahl  wird  ein  Inhalt  von  138  Millionen  m'' 
entsprechen.  Obwohl  der  See  eine  grössere  Oberfläche  besitzt  als  derjenige  von  Tondano, 
so  ist  sein  Kubikinhalt  dennoch  ein  kleinerer,  und  dasselbe  ist  mit  dem  Entwässerungsgebiet 
der  Fall,  welches  nur  152  km-  beträgt.  Aus  den  Regenbeobachtungen  in  dem  Orte  Limbotto 
(Kajumera)  ergiebt  sich  eine  jährliche  Niederschlagshöhe  von  1427  mm  (nach  van  der, 
Stok,  Regenwaarnemingen  in  Nederlandsch  Ost-Indie,  12,  1890,  p.  406).  Es  beträgt  daher 
die  jährliche  Niederschlagsmenge  216840000  m  ^.  Auf  diese  Weise  stellt  der  See  eine  nur 
flache  Depression  in  der  Ebene  und  zugleich  den  letzten,  in  absehbarer  Zeit  noch  zu  verschwin- 
denden Rest  der  ehemaligen  Meeresbedeckung  dar.  Es  ist  jedoch  durchaus  unbekannt,  ob 
sich  auch  sogenannte  Relikten  in  demselben  vorfinden,  da  seine  Fauna  noch  gar  nicht  unter- 
sucht worden  ist.  Uebrigens  wäre  in  dieser  Beziehung  grosse  Vorsicht  sehr  am  Platze,  da 
manche  marine  Formen  durch  den  Fluss  Bolango  und  den  Kanal,  der  diesen  mit  dem  Lim- 
bottosee  verbindet,  haben  einwandern  können." 

Was  wir  von  SüsswassermoUusken  im  See  gefunden  haben,  gehört  der  recenten  Süss- 
wasserfauna  an  (siehe  dieses  Werk,  Band  i,  Seite  97). 

Alte  Uferränder  des  Sees  sind  nach  van  Schelle  (132,  p.  137)  am  Fusse  der  Vor- 
hügel des  Granitgebirges  als  Sandsteinterrassen  sichtbar. 

In  der  Nähe  des  Sees  kommen  eine  Anzahl  von  warmen  Quellen  zum  Vorschein. 
Rosenberg  (120,  p.  72)  untersuchte  dieselben  1863  und  schreibt  darüber:  „Die  heissen  Quellen 
sprudeln  im  Bette  eines  kalten  Süsswasserflüsschens  hervor,  welches  in  kurzer  Entfernung 
vom  Rasthaus  zuAjerpanas  —  dies  ist  die  Uebersetzung  von  Talühu  mopätu,  heisses 
Wasser  (van  Schelle,  132,  p.  1361,  in's  Malayische;  Riedel,  iii,  p.  53,  nennt  die  Quelle 
Pangadäa  —  in  der  Fläche  zwischen  Buschwerk  entspringt,  in  einer  südwestlichen  Richtung 
gerade  am  Haus  vorbeifliesst  und  in  240  m  Entfernung  davon  sich  in  den  See  ergiesst. 
Dicke  Schwaden  von  Wasserdampf,  welche  in  der  Morgen-  und  Abendstunde  schon  auf 
grosse  Entfernung  sichtbar  sind,  steigen  daraus  auf.  Das  Wasser  ist  krystallhell,  setzt  aber 
etwas  ockerfarbenen  Schlamm  ab,  ist  geruchlos  und  von  Geschmack  fade.  Wärme  77"  C  bei 
29"  C  Lufttemperatur.  Auch  vor  dem  Hause  in  dem  morastigen  Boden  kommen  noch  an 
verschiedenen  Stellen  warme  Quellen  herauf,  und  der  Boden  ist  dort  sogar  in  ziemlicher 
Ausdehnung  in  der  Runde  erwärmt." 

Ueber  dieselben  Quellen  erfahren  wir  durch  van  .Schelle  folgendes:  Es  kommen 
gerade  am  See,  c.8  Paal  (^  12  km)  von  Gorontalo  entfernt,  eine  Anzahl  von  warmen  Quellen  zum 
Vorschein,  eine  Oberfläche  von  c.  30  m^  bedeckend.  Wärme  77"  C.  Der  umliegende  Sand 
und  Grus  wird  durch  das  Wasser  zu  einem  bröckeligen  Sandstein  cämentiert;  in  diesem 
wurden  Rücken-  und  Bauchschilder  der  „dort  gemeinen  Landschildkröte"  gefunden. 

Dies  wäre  Testudo  Forsteni,  Schleg.  und  Müll.,  falls  nicht  eine  Verwechslung  mit 
der   gemeinen    Süsswasserschildkröte  Cyclemis   amboinensis,  Daud.,    vorliegt.     Vermuthlich 

Sarasin,  Celebes.    IV.  1( 


130 

waren  diese  Thiere  von  Leuten  in's  heisse  Wasser  geworfen  worden,  um  sie  darin  sterben 
zu  sehen;  denn  Rosen berg  berichtet:  „Fremde  lassen  oft  zu  ihrem  Vergnügen  lebende 
Krokodile  in's  kochende  Wasser  werfen.  In  der  Zeit  von  einer  Minute  sterben  diese  Thiere 
unter  heftigem  Gezappel,  wobei  die  Oberhaut  in  langen  Streifen  vom  Körper  sich  ablöst." 
Ebenso  werden  Barbaren  es  auch  mit  den  Schildkröten  machen. 

Die  bei  Bone  befindlichen  warmen  Quellen  beschrieb  ebenfalls  zuerst  Rosenberg 
(120,  p.  104):  „Eine  dieser  Quellen  liegt  in  der  Nähe  des  Hauptortes  Bone,  eine  andere  höher 
oben,  nicht  fern  vom  Dorfe  TolaboUa.  Letztere  wurde  nicht  besucht.  Erstere  sprudelt 
aus  dem  Bett  eines  Seitenflüsschens  des  Bone  einen  halben  Paal  östlich  vom  Rasthaus  auf 
der  linken  Flussseite.  Der  ganze  umgebende  Boden  ist  warm,  und  es  riecht  daselbst  nach 
Schwefelwasserstoff.  Das  Wasser  i.st  fade  von  Geschmack,  etwas  bittersalzig,  Wärme  91  "C 
bei  30°  C  Lufttemperatur.  Der  gesammte  Boden  der  Umgegend  ist  mit  Salztheilchen  durch- 
zogen, und  an  vielen  steil  abstürzenden  Stellen  sieht  man  trichterförmige  Löcher,  welche 
von  Büffeln  durch  beständiges  Lecken  allmälig  ausgehöhlt  sind." 

In  der  Nähe,  südwestlich  von  dieser  Stelle,  befindet  sich  eine  kleine  Höhle  mit 
Stalaktitenbildungen,  nach  Riedel  (in,  p.  53). 

Nach  dem  eben  genannten  Autor  finden  Erdbeben  in  diesen  Gegenden  häufig  statt; 
die  Stösse  seien  gewöhnlich  horizontal  und  bewegten  sich  meist  in  der  Richtung  von  O 
nach  W.  „Die  ziemlich  häufigen  Erdbeben  in  dieser  Landschaft  neben  den  warmen  Quellen, 
die  an  verschiedenen  Orten  in  den  Thalböden  vorkommen,  lassen  das  Fortdauern  der  vul- 
kanischen Thätigkeit  erkennen",  schreibt  van  Schelle  (132,  p.  131).  Beides  ist  an  sich  zwar 
nicht  beweisend  für  Vulkani.smus;  mit  unserem  Nachweis  der  Küstenvulkane  aber  dürften 
immerhin   diese  Erscheinungen   in   irgendwelchen  Zusammenhang   gebracht  werden   können. 

Noch  seien  hier  einige  Zahlen  über  die  Breite  der  Flüsse  nach  Rosenberg  ange- 
führt (120,  p.  3  ff.).  Ihm  zufolge  liegt  der  Ort  Gorontalo  am  Anfang  der  Limbottoebene,  i  Paal 
=  1,5  km  Abstand  vom  Meere  entfernt,  auf  einem  Delta,  welches  durch  das  Zusammenströmen 
der  Flüsse  Bone  und  Bolängo  oder  Tapa  gebildet  wird,  und  das  c.  2,3  km^  Ausdehnung  hat. 
Der  durch  die  Vereinigung  gebildete  Gorontalofluss  ist  bei  gewöhnlichem  Wasserstand 
ziemlich  untief  und  an  vielen  Stellen  durchwatbar.  Nahe  bei  der  Mündung  beträgt  seine 
Breite  450  m,  am  Vereinigungspunkt  mit  dem  Bolango  400  m  und  weiter  oben  —  wo  er  dann 
Bonefluss  heisst  —  im  Durchschnitt  220  m.  Kleine  Rollsteine  und  Sand  bedecken  im  Unter- 
lauf sein  Bett,  in  welchem  ein  meist  klares  Wasser  mit  mittelmässig  schnellem  Laufe  strömt. 
Nur  mit  kleinen,  inländischen  Frauen  kann  man  bis  zum  Hauptorte  und  von  da  noch  i'.^  Tag 
mit  Einbäumen  flussaufwärts  fahren  (120,  p.  5).  Oberhalb  vom  Orte  Bone  durchströmt  der 
Bonefluss  m  grossen  Bögen  (bogten)  ein  Thal  von  c.  '/a  Paal  Breite,  das  weiter  nach  oben 
schmäler  wird.     Oft  wird  das  Wasser  reissend,  oft  bildet  es  Inseln  (120,  p.  107). 

Der  Bolängo  oder  Tapa  entspringt  in  dem  nördlich  von  der  Fläche  gelegenen 
Gebirge  —  unserem  Kabilagebirge   also  —  ist  an  vielen  Stellen  sehr  untief  und  c.  j[o  m 


131 

breit;  er  nimmt  im  Oberlauf  als  wichtigsten  Zufluss  den  Longalo  auf,  der  ebenfalls  c.  40  m 
breit  ist  bei  '  2 — 2  m  Tiefe  (120,  p.  35),  im  Unterlauf  den  Abflusskanal  des  Limbottosees. 

Die  Flüsse  überfluthen  bei  Hochwasser  wegen  ihrer  niedrigen  Ufer  ringsum  das 
Land  und  so  auch  den  Ort  Gorontalo. 

Weiter  findet  sich  bei  Rosenberg  (120,  p.  107)  der  merkwürdige  Satz:  „In  der  Nähe 
vom  Orte  Bone  erheben  sich  auf  dem  rechten  Flussufer  zwei  kleine,  alleinstehende,  zucker- 
hutförmige  Hügel  von  2—400'  =  62  —  125  m  Höhe  aus  der  Fläche,  welche  ein  eigen- 
thümliches  Aussehen  haben."  Man  könnte  an  die  Möglichkeit  denken,  dass  diese  „Rosen- 
berg'schen  Zuckerhüte"  kleine  Vulkane  sein  möchten.    Wir  selbst  haben  sie  nicht  bemerkt. 

Soeben  (10.  März  1901)  macht  uns  Herr  Professor  Dr.  H.  Bücking  folgende  schrift- 
hche  Mittheilung:  „Es  wird  Sie  interessieren,  zu  erfahren,  dass  ich  von  Bone  und  Pinögo 
eine  Anzahl  von  Gesteinen  erhielt,  die  dort  sehr  verbreitet  sind  und  sich  als  junge 
(tertiäre)  Eruptivgesteine  erweisen." 

Wir  kommen  nun  zu  der  van  Schelle- \V  ich  man  n'schen  Auffassung  der  Limbotto- 
depression  als  eines  abgesunkenen  Centralgebirges.  Wichmann  (153,  p.  11)  schreibt: 
„Als  Resultat  der  Untersuchungen  ergiebt  sich  demnach ,  dass  der  zwischen  Gorontalo 
und  Kwandang  befindliche  Abschnitt  der  Halbinsel  aus  einem  centralen  Gebirge  von  Granit 
besteht,  der  einstmals  mit  dem  gleichfalls  grani'^ischen  Küstengebirge  im  Süden  ein  zusammen- 
hängendes Ganzes  ausgemacht  hat.  Durch  Gebirgsbruch  parallel  einem  Spaltensystem  in 
ostwestlicher  Richtung  wurde  die  Trennung  bewirkt ,  und  die  versunkenen  Theile  dieses 
Gebirges  werden  von  der  heutigen  Ebene  von  Limbotto  eingenommen.  Mit  Recht  hat  daher 
van  Schelle  das  Centralgebirge  als  einen  Horst  bezeichnet.  Mit  der  Durchbrechung  des 
Küstengebirges  von  Gorontalo,  die  nicht  vor  der  zweiten  Hälfte  der  Neogenzeit  erfolgt  sein 
kann,  erlangte  das  Meer  Zutritt  und  gab  Anlass  zu  einer  Reihe  von  Ablagerungen.  Der  See 
von  Limbotto  gehört  demnach  in  die  Kategorie  der  Bruchseen."  Er  wäre  also  eine 
Grabenversenkung.  Auf  Tafel  16,  Figur  4,  giebt  Wich  mann  ein  seine  Anschauung 
belegendes  Profil. 

Bei  van  Schelle  finden  wir  folgende  diesbezügliche  Angabe  (132,  p,  116):  „Die  Halb- 
insel wird  von  O  nach  W  von  einem  langgestreckten  Centralgebirge  durchschnitten, 'das  sich  im 
Boliohuto  zu  1900—2200  m  Meereshöhe  erhebt.  Die  verschiedenen  Theile  sind  bekannt  unter 
den  Namen  Kabila,  Matambea  oder  Ilee ,  Boliohuto  und  Dulamäju.  Diese  Rücken  senden 
eine  Anzahl  Ausläufer  nach  der  Küste.  Der  Kamm  befindet  sich  am  nächsten  bei  der 
Nordküste  an  der  Celebessee,  und  die  Abdachungen  an  dieser  Seite  sind  darum  viel  steiler 
als  die  nach  dem  Tominigolf.  Ein  zweiter  niedrigerer  und  weniger  zusammenhängender 
Bergzug  erhebt  sich  im  südöstlichen  Theile  der  Abtheilung  und  läuft  ungefähr  in  gleicher 
Richtung  mit  den  Hauptketten." 

So  stellt  es  van  Schelle  dar;  von  Rosenberg  schreibt  (120,  p.  2):  „Die  geräumige 

17* 


132 

Fläche  ist  ringsum  von  Gebirge  umgeben,  das  in  den  an  der  Nordostecke  liegenden  Berg- 
gipfeln Kabila  und  Boliohuto  die  grösste  Höhe  erreicht." 

In  erster  Linie  besteht  gar  kein  Centralgebirge;  vielmehr  fällt  nördlich  von  der  Ebene, 
wie  wir  schon  erwähnt  haben ,  das  Kabilagebirge  bis  zur  Niedrigkeit  von  c.  400  m,  dem 
Pass  von  Halante,  ein,  um  sodann  in  westlicher  Richtung"  von  neuem  zu  der  vielleicht  2500  m 
hohen  Boliohutokette  sich  zu  erheben ,  oder  dort  durch  sie  abgelöst  zu  werden.  Längs  der 
Südküste  ist  ebendasselbe  von  dem  Bonekettensystem  zu  sagen ;  es  fällt  nach  der  Ebene 
zu  ab,  um  dann  westlich  wieder  etwas  anzusteigen.  Ausser  diesen  setzt  sich  keine  Kette 
durch  die  Ebene  fort. 

Weiter  schreibt  van  Schelle  (132,  p.  130):  Die  Hauptflüsse  bilden  tiefe  Einschnitte 
und  Thalböden  von  ansehnlicher  Breite,  im  Verhältniss  zur  geringen  Länge  des  Stromgebietes. 
Es  ist  nicht  möglich,  diese  tiefen  Einschnitte  allein  an  Erosion  zuzuschreiben.  „Es  kommt 
mir  annehmbarer  vor,  diese  Thaleinschnitte  als  die  Folgen  vom  Bestehen  grosser,  tief- 
gehender Spalten  zu  betrachten,  welche  mit  den  beiden  Hauptspalten,  welche  die  nördliche 
und  südliche  Grenze  der  Halbinsel  besäumen,  diese  in  Schollen  („Horste")  vertheilen.  Das 
Fehlen  von  älteren  sedimentären  Bildungen  scheint  zu  beweisen,  dass  Niveauschaukel- 
bewegungen dieses  alten  Horstes  erst  in  den  jüngsten  geologischen  Zeiten  begonnen  haben." 

Auf  dem  van  Seh  elle'schen  Begriffe  des  Centralgebirges  oder  Centralhorstes  fussend, 
denkt  sich  nun  Wich  mann,  dass  ein  einziges,  mächtiges  Granitgebirge  den  Halbinseltheil 
an  der  Stelle  der  jetzigen  Gorontalo-Kwandangdepression  gebildet  habe,  und  dass  von  diesem 
derjenige  Theil,  welcher  jetzt  der  Limbottoebene  an  Ausdehnung  entspricht,  als  Grabenver- 
senkung in  die  Tiefe  geglitten  sei. 

Wir  selbst  möchten  eher  die  Limbottodepression  als  eine  ächte  Mulde,  eine  Synklinale 
auffassen,  an  deren  Nord-  und  Südrand  sich  Gebirgsfalten  in  junger  geologischer  Vergangen- 
heit aufgeworfen  hätten.  Diese  Mulde  wäre  ursprünglich  Meeresboden  gewesen  und  zugleich 
mit  der  Auftaltung  der  Randgebirge  über  Meer  gehoben  worden.  Allerdings  müssten, 
wenn  unsere  Ansicht  richtig  sein  sollte,  unter  den  pleistocänen  Meeresablagerungen,  wie  sie 
am  Limbottosee  anstehen,  noch  ältere  Schichtencomplexe,  speciell  die  neogenen  grauen  Thone, 
eventuell  auch  die  eogenen  Orbitoiden-  und  Nummulitenkalke  nachweisbar  sein,  was  unten  des 
näheren  zur  Sprache  kommen  soll.  Hier  ist  zunächst  noch  zu  erinnern,  dass  van  Schelle 
den  dortigen  Korallenkalk  dem  Granit  direct  auflagernd  fand  (siehe  oben  Seite  127);  doch 
kann  dies  eine  Ufererscheinung  sein,  wonach  die  Korallen  sich  direct  auf  dem  die  Küsten 
bildenden  Granitgebirge  angesiedelt  hätten.  Natürlich  bleibt  die  Frage  weiterer  Forschung 
anheimgestellt;  doch  leugnen  wir  nicht,  dass  wir,  wie  erwähnt  und  wie  wir  noch  weiter 
ausführen  werden,  dazu  hinneigen,  die  Limbottodepression  für  eine  Mulde  zu  halten  und  in 
diesem  Falle  als  in  einem  tektonischen  Zusammenhange  stehend  mit  der  Bone-ßuludawa- 
Dumoga-Mongondowzone,  welche  wir  ebenfalls  als  eine  Synklinale  aufzufassen  versucht 
haben  (siehe  oben  Seite  119). 


133 

Auftauend  ist  folgender  Satz  von  Riedel  (ii6,  p.  1730):  „Bevor  der  Kanal,  welcher  bei 
Potanga  in  den  Bolangofluss  auswässert,  gegraben  war,  war  nach  den  Ueberlieferungen  das 
Wasser  des  Limbottosees  salzig  und  wurde  an  seinem  Ufer  Salz  bereitet.  Erst  nach  der 
Durchgrabung  des  Kanals  ist  die  Umgebung  des  Sees  kleiner  und  das  Wasser  süss  geworden." 

Wir  können  das  nicht  glauben  ;  ein  natürlicher  Abfluss  des  Sees,  in  welchen  ja  mehrere 
Bergbäche  sich  ergiessen,  in  den  Bonefluss  muss  schon  vor  dem  Ausgraben  jenes  Kanals 
bestanden  haben.  Ein  Salzsee,  in  welchem  ebenso  viel  Wasser  verdunstet,  als  hineinfliesst, 
kann  der  Limbottosee,  wegen  des  starken  Hochwassers  zur  Regenzeit,  nie  gewesen  sein.  Auch 
spricht  die  Molluskenfauna  des  Sees  dagegen  (dieses  Werk,  i,  p.  97).  Was  im  übrigen  die  in 
der  angezogenen  Schrift  enthaltenen  Angriffe  gegen  Wichmann  betreffisn,  so  sind  sie 
Geschwätz,  und  die  schroffe  Antwort  des  scharfsinnigen  Geologen  war  gleich  gerechtfertigt 
nach  Form  und  Gehalt  (155).   — 

Nach  Rosenberg  (120,  74)  hat  der  Weg  von  Gorontalo  nach  Kwandang  eine  Länge 
von  c.  36  Paal  =  54,5  km  und  ist  bei  gutem  Wetter  zu  Pferd  in  i\'2  Tagen  zurückzulegen, 
lo^ä  km  nordwärts  von  Limbotto  liegt  der  Ort  Marissa-Abatie  in  c.  190  m  Meereshöhe,  in  dessen 
Nähe  das  nach  dem  See  abströmende,  einige  Meter  breite  Flüsschen  Ulitabu  vorüberfliesst;  von 
da  an  geht  es  in  nördlicher  Richtung  weiter,  wo  man  c.  15°  Steilheit  zu  steigen  hat,  bis  man  zum 
höchsten  Punkte  bei  Paal  25  (=  38  km)  gelangt  mit  c.  690  m  Meereshöhe.  iSiehe  darüber  oben 
Seite  125.)  Ein  wenig  abwärts  steigend  führt  dann  der  Weg  kurz  vor  Halante  eine  Drehung 
nach  Osten  aus  und  bringt  den  Reisenden  über  ein  offenes  Terrain,  auf  welchem  der  genannte 
Ort  liegt.  Der  Boden,  worüber  der  Pfad  sich  windet,  besteht  aus  Humus  und  fetter  Thonerde, 
welche  bei  Regenwetter  in  zähen  Schlamm  sich  verwandelt.  Die  Rollsteine  in  den  Fluss- 
betten bestanden  aus  Grauwacken,  Mergel  und  Thonsandsteinen  (122,  p.  274),  Weiter  erreicht 
man  das  Dorf  Posso.  Bis  zu  Paal  31  ist  die  Richtung  des  Weges  eine  nordöstliche,  und  von 
da  weiter  bis  Posso  nordwestlich.  Halante  verlassend,  geht  man  kurze  Zeit  längs  einem 
flachen  Bergrücken,  und  dann  senkt  sich  der  Pfad,  ungefähr  4  Paal  dem  linken  Ufer  der 
Pinda  folgend,  bis  in  ihr  Bette  hinab.  Der  Abhang,  an  dessen  Seite  er  sich  hinwindet,  fällt 
an  vielen  Stellen  steil  zu  einer  Tiefe  ab,  aus  welcher  man  das  Brausen  des  Flusses  ver- 
nimmt, lange  bevor  man  ihn  zu  sehen  bekommt;  an  der  Stelle,  wo  dieser  überschritten  wird, 
ist  das  mit  grossen  Steinblöcken  von  Grauwacke,  Schiefer  und  Sandstein  erfüllte  Flussbett 
15  m  breit  und  der  Lauf  des  Flusses  ein  nördlicher;  von  hier  zieht  sich  der  Pfad  am  rechten 
Ufer  der  Pinda  weiter  über  ein  wellenförmiges  Terrain  bis  zu  Paal  29 ,  in  dessen  Nähe  die 
Gegend  offener  wird.  Hinter  dem  Orte  Hanta  vereinigt  sich  die  Pinda  mit  der  Alatta  ,  auf 
deren  rechtem  Ufer  sich  der  Weg  nunmehr  bis  zu  Paal  31  hält.  Jetzt  sieht  man  den  Kwan- 
dangfluss,  zugleich  mit  dem  Dorf  Posso.  „Die  Aussicht  nach  Kwandang  und  dem  Meere 
wird  dem  Auge  durch  einen  niedrigen ,  von  O  nach  W  ziehenden  Hügelrücken  benommen, 
der  in  geringer  Entfernung  von  unserem  Standpunkt  isoliert  aus  der  Ebene  emporsteigt. 
Der  Fluss  beschreibt  hier  eine  grosse  Biegung  von  SW  nach  N  und  strömt  mit  verschiedenen 


134 

seichten  Armen  über  ein  ungefähr  loom  breites,  mit  l<leinen  Rollsteinen  bedecktes  Bett. 
Der  überall  bloss  liegende  Boden  des  Possothales  besteht  aus  Thon  und  Sand." 

van  Schelle  (132,  p.  138)  berichtet:  „Vom  Hügel  Huntulo  Boho  dem  Weg  über 
Limbotto  nach  Kwandang  folgend,  tritt  zuerst  fast  ausschliesslich  niederes  alluviales  Terrain 
auf,  dann  und  wann  abwechselnd  mit  einigen  Sandsteinbuckeln,  welche,  weiterhin  mehr 
aneinandergereiht,  in  ein  sachte  steigendes  Terrain  übergehen.  Beim  Flusse  Olitahu  zeigen 
sich  einige  altalluviale  Rollsteinbänke.  Hier  kommt  man  in  ein  Porphyrmassiv  (—  dies  ist 
p.  153  als  „Quarzporphyr  auf  dem  Fusspfad  von  Limbotto  nach  Kwandang  bei  Paal  19" 
petrographisch  beschrieben  von  Wing  Easton  — ),  welches  sich  bis  jenseits  des  Passes 
von  Halante  auf  422  m  Meereshöhe  hinzieht,  worauf  Granit  zu  Tage  tritt.  An  das  Granit- 
terrain grenzt  da,  wo  das  Thal  sich  verbreitert,  ein  schmaler  Streifen  sedimentären  Gesteines, 
gebildet  durch  ältere  Rollsteinbänke,  welche  nicht  selten  durch  Kieselcäment  zu  einem  Con- 
glomerat  von  ziemlich  grosser  Härte  verbunden  sind.  Diese  Bänke  erheben  sich  bis  zu 
einigen  zwanzig  Metern  über  den  gewöhnlichen  Wasserstand  des  Kwandang-Flusses.  Nach 
und  nach  verbreitert  sich  das  Thal,  und  es  tritt  eine  ziemlich  ausgedehnte,  alluviale  Fläche 
auf.  Am  linken  Ufer  des  Kwandangflusses  bei  Moluo,  dem  Hauptorte  des  Districtes,  kommen 
indessen  Ausläufer  des  Granitgebirges  wieder  bis  zu  ungefähr  ein  Paal  Entfernung  an  den 
Fluss  heran.  Obschon  die  soeben  besprochenen  Rollstein-  und  Conglomeratbänke  sich 
ziemlich  hoch  über  das  Niveau  des  Flusses  erheben ,  müssen  sie  als  Süsswasserbildung 
betrachtet  werden  und  sind  sie  wegen  des  stark  kieselhaltigen  Bindemittels  wohl  zu  unter- 
scheiden von  den  Sandsteinen  und  Conglomeraten,  die  in  der  Nähe  der  Bai  von  Kwandang 
und  auf  der  in  der  Bai  gelegenen  Insel  Pajönga  zu  Tage  kommen." 

Aus  den  beiden  vorstehenden  geologischen  Beschreibungen  von  Durchquerungen  der 
Strecke  Gorontalo-Kwandang  erfahren  wir  folgendes:  Es  zieht  sich  im  nördlichen  Drittheile 
der  Querlinie  ein  niedriger  Gebirgszug  hindurch,  welcher  aus  Granit  und  aus  Quarzporphyrit 
besteht,  die  Kwandangkette,  wie  wir  sie  nennen  könnten,  die  muthmaasslich  westliche 
Fortsetzung  der  Kabilakette.  Südlich  von  ihr  sah  van  Schelle  Sandsteinhügel,  welche 
etwas  weiter  gegen  das  Gebirge  hin  zu  einem  sachte  ansteigenden  Terrain  sich  zu- 
sammenschliessen ,  also  wohl  eine  noch  nicht  durch  Erosion  durchfurchte  Schichtenmasse 
bilden.  Es  scheint  uns  nun  ferner  wahrscheinlich,  dass  der  Huntulo  Boho  an  der  Ost- 
seite des  Sees,  welcher  aus  abwechselnden  Schichten  von  Sandstein  und  Thonsandstein 
besteht,  einen  durch  die  Erosion  noch  nicht  völlig  entfernten  Rest  jener  Thonsandsteindecke 
darstelle,  welcher  aus  der  pleistocänen  Meeresüberfluthung  vielleicht  als  kleine  Insel,  ähnlich 
etwa  der  heutigen  Insel  Pajonga  in  der  Bai  von  Kwandang,  hervorragte.  Die  Limbottoebene 
wäre  also  ursprünglich  vollständig,  jetzt  noch  in  Folge  der  Erosion  theilweise,  von  einem 
System  von  Thonsandsteinschichten  bedeckt  zu  denken,  welche  Fossilien  enthalten.  Gegen  das 
nördliche  Gebirge  zu  hätte  sich  davon  eine  grössere  zusammenhängende  Masse  erhalten,  oflfen- 
bar  darum,  weil  die  dort  ihren  Anfang  nehmenden,  also  zunächst  schwächlichen  Zuflüsse  der 


135 

Ebene  noch  keine  grössere  Erosionsarbeit  leisten  konnten.  In  der  Ebene  angelangt  aber  liaben 
die  von  allen  Seiten  zusammenströmenden  Wassermassen  die  Thonsandsteindecke  fast  überall 
bis  nahezu  auf  das  Meeresniveau  hinweggefegt. 

Spuren  von  dieser  Thonsandsteindecke  finden  wir  noch  anderwärts  in  der  Limbotto- 
ebene.  So  fand  van  Schelle)  132,  p.  140)  irgendwo  am  rechten  Ufer  des  Boneflusses  „Sandstein, 
welcher  völlig  mit  dem  vom  Huntulo  Boho  übereinkommt."  Bei  der  warmen  Quelle  beim 
Orte  Bone,  am  linken  Ufer  des  Flusses,  besteht  nach  Rosen  berg  der  Boden  aus  „rothem 
und  gelbem  Thon  mit  Mergel  und  Thonsandstein  gemischt,  die  Schlucht  des  dort  mündenden 
kleinen  Zuflüsschens  aus  fetter,  grauer  Erde."  Ferner  sah  van  Schelle  am  Westende  der 
Limbottofiäche  unfern  Patente  (siehe  darüber  unten)  „im  flachen  Terrain  einzelne  Sand- 
steinkuppen und  an  der  Grenze  mit  dem  Granit  von  Patente  Sandsteinhügel."  Weiter  bemerkt 
er  darüber  (131,  p.  40):  „Vom  Dorfe  Limbotto  aus  geht  man  24  km  weit  in  nordwestlicher 
Richtung  durch  die  Ebene.  Zwischen  den  Dörfern  Ombulu  und  Pone  und  später  noch 
einmal  kommt  man  an  einen  schmalen  Strich  sacht  welligen  Terrains,  welches  aus  tertiärem 
Sandstein  besteht.  Sonst  besteht  der  Boden  aus  Alluvium ,  welches  einen  fetten ,  mit  nur 
wenig  Sand  gemengten  Thon  darstellt." 

Die  aus  den  zusammengestellten  Angaben  construierbare,  Fossilien  führende  Thonsand- 
steindecke, welche  nach  unserer  Ansicht  den  Boden  der  Limbottodepression  bildet,  soweit  sie 
nicht  durch  Erosion  weggeschafft  wurde,  entspricht  nun  wahrscheinlich  dem  von  uns  an  ver- 
schiedenen Orten  angetroftenen  System  von  grauen  Thon-  und  Sandsteinschichten,  welche 
Fossilien  enthalten,  und  welche  der  Natur  der  letztern  nach  dem  Neogen  zugetheilt  werden 
müssen.  Den  bei  Panipi  am  Limbottosee  anstehenden  Korallenkalk  möchten  wir,  wie  erwähnt, 
aus  stratigraphischen  Gründen  dem  Pleistocän  zusprechen.  (Siehe  oben  Seite  128.  Auf  Seite  129 
unseres  dritten  Bandes  ist  an  der  Stelle,  wo  von  den  Korallenkalken  von  Limbotto  die 
Rede  ist,  statt  „neogen"  zu  setzen  „pleistocän",  wie  übrigens  schon  aus  dem  Zusammenhang- 
ersichtlich  ist). 

Die  von  van  Schelle  (132,  p.  138)  ausgesprochene  Ansicht,  „dass  der  Huntulo  Boho- 
mit  dem  umgebenden  Sandsteinterrain ,  welches  jetzt  theilweise  mit  Alluvium  bedeckt  ist 
und  vielfach  nur  an  den  Abhängen  und  Flussufern  zu  Tage  tritt,  durch  eine  alte  Aus- 
mündung des  Flussgrabens,  welcher  jetzt  durch  den  Boneflu.ss  sich  entleert,  abgesetzt  wurde", 
halten  wir  unseren  obigen  Auseinandersetzungen  zufolge  für  nicht  zutreffend.  Wir  möchten 
vielmehr  nochmals  unsere  Ansicht  betonen,  dass  die  Limbottodepression  nicht  eine  Graben- 
versenkung darstelle,  sondern  eine  Mulde,  eine  Synkünale;  dagegen  ist  bisher  keine  deut- 
liche Nachricht  zu  finden,  dass  Spuren  noch  älterer,  also  frühtertiärer  Sedimente,  wie 
sie  sich  anderwärts  auf  der  Insel  nachweisen  lassen,  im  Bereich  der  Limbottoebene  auf- 
gefunden worden  sind.  Dennoch  ist  hier  eine  Stelle  aus  Riedel  (iii,  p.  50,  Anmerkung) 
beizuziehen,  welche  folgendermaassen  lautet:  „Sogar  auf  den  Berggipfeln  in  der  Umgebung 


136 

der  Limbottoebene  einige  hundert  Meter  hoch  sieht  man  verwitterte  Korallenstöcke  neben 
den  Granitblöcken  liegen."  Sollte  einmal  eine  Spur  des  frühtertiären  Kalkes,  welcher  das 
Neogen  an  anderen  Stellen  in  Celebes  unterteuft ,  im  Bereich  der  Limbottoebene  gefunden 
worden  sein? 

c)  Kwandang. 

Wir  betrachten  noch  kurz  das  Kwandanggebirge  oder  die  westliche  Fortsetzung 
des  Kabilakettensystemes.  Es  besteht  nach  van  Schelle  aus  Granit  und  Quarzporphyr, 
wie  wir  schon  erfahren  haben.  Die  petrographische  Diagnose  des  letzteren  Gesteines  durch 
Wing  Easton  (132,  p.  153)  lässt  an  der  richtigen  Bestimmung  des  Gesteines  „am  Fusspfad 
von  Limbotto  nach  Kwandang  bei  Paal  19"  nicht  wohl  zweifeln :  Als  Einsprengunge  grosser, 
zum  Theil  trikliner  Feldspath  und  Quarz  in  Grundmasse  von  Plagioklas  und  Quarzmikro- 
lithen  mit  Chlorit  und  etwas  Glas.  Wegen  des  triklinen  Feldspathes  könnte  das  Gestein 
vielleicht  auch  als  Quarzporphyrit  angesprochen  werden,  und  dies  würde  dann  recht  wohl 
zu  einem  ebensolchen  Befunde  stimmen ,  welchen  wir  beim  Orte  Kwandang  selbst  gemacht 
haben,  worauf  wir  zurückkommen  werden.  Wir  erwähnen  dieses,  weilBücking  (26,  p.  275, 
Anmerkung)  über  jenen  Quarzporphyr  schreibt:  „Es  ist  anzunehmen,  dass  die  von  van 
Schelle  als  Porphyr  gedeuteten  Gesteine  saure  Ausscheidungen  oder  Gänge  im  Granit 
darstellen." 

Betrachten  wir  nun  den  Nordabfall  des  Kwandanggebirges  gegen  die  Küste  zu,  so 
treffen  wir  daselbst  nach  Rosenberg  zunächst  Thonsandsteine,  Mergel,  fette  Thonerde, 
Schiefer  und  Sandstein;  in  der  Ebene  beim  Orte  Posso  besteht  der  Boden  aus  Thon  und 
Sand.  In  diesen  Schichten  erkennen  wir  unser,  aus  grauen  Thon-  und  Sandsteinschichten 
sich  zusammensetzendes,  Neogen  wieder.  Mit  der  noch  weiter  erwähnten  „Grauwacke"  will 
der  Reisende  wohl  einen  fest  cämentierten  Sandstein  bezeichnen,  vielleicht  jenes  sedimentäre 
Gestein,  über  welches  van  Schelle  berichtet,  es  sei  aus  älteren  Rollsteinbänken  gebildet, 
welche  nicht  selten  durch  Kieselcäment  zu  einem  Conglomerat  von  ziemlich  grosser  Härte 
verbunden  seien;  sie  seien  wahrscheinlich  eine  Süsswasserbildung  und  wiegen  ihres  stark 
kieselhaltigen  Bindemittels  wohl  zu  unterscheiden  von  den  Sandsteinen  und  Conglomeraten, 
welche   in   der  Nähe  der  Bai  von  Kwandang   und   auf  der   Insel   Pajonga   zu  Tage   kämen. 

Die  erwähnten  cämentierten  Rollsteinbänke  gehören  wohl  dem  unteren  Neogen  an. 
Rosenberg 's  Schiefer  sind  vielleicht  geschichtete  Thone  des  unteren  Neogens.  — 

Gerade  längs  der  Küste  der  Bai  von  Kwandang  zieht  sich  in  0-W-Richtung  ein 
Hügelrücken  hin,  welcher  nach  von  Rosenberg  isoliert  aus  der  Ebene  aufsteigt.  Nach 
van  Schelle  stellt  er  einen  Ausläufer  der  granitenen  Kwandangkette  dar;  vielleicht  ist 
er  aber  auch  eine  längs  der  Küste  sich  hinziehende  Parallelfalte. 


137 

Hier  schliessen  wir  an,  dass  unmittelbar  südlich  vom  Orte  Kwandang  oder  Moluo 
ein  Felshügel  sich  erhebt,  dessen  Gestein  uns  durch  seine  sattschwarze  Farbe  auffiel.  Wir 
Hessen  Proben  davon  holen  und  uns  auf  das  Schiff  nachbringen;  es  ist  ein  quarzfreier 
Porphyrit  (no  i68  der  petrographischen  Liste).  Auch  ein  graubraun  gefärbtes  Gestein 
fanden  wir  dort,  einen  Quarz  porphyrit  (no  169).  Ueber  das  muthmaassliche  Alter  dieser 
Porphyrite,  welchen  vielleicht,  wie  erwähnt,  auch  der  van  Schelle'sche  „Quarzporphyr" 
anzugliedern  ist,  werden  wir  uns  unten,  bei  der  Beschreibung  des  Matinanggebirges,  äussern. 

Die  Sandsteine  und  Conglomerate  auf  der  Insel  Pajönga  in  der  Bai  von  Kwandang 
hat  van  Schelle  untersucht.  Der  Sandstein  besteht  aus  Bänken  von  ziemlich  ansehnlicher 
Mächtigkeit  mit  sehr  geringem  Einfallen  gegen  N.  Er  enthält  Schalenfragmente  in  noch 
ziemlich  frischem  Zustand  und  steht  bis  zu  einer  Meereshöhe  von  c.  50  m  an.  Er  tritt  noch 
auf  anderen  Inseln  der  Bai  zu  Tage  und  ausserdem  noch  an  einigen  Stellen  am  Fuss  der 
Granitberge  der  Küste.  Wir  zweifeln  nicht,  dass  er  dem  Schichtencomplexe  des  Neogen, 
welchen  wir  auch  die  C  elebesmolasse  nennen  könnten,  angehört. 

Mit  folgendem  sei  unsere  Anschauung  von  der  tertiären  Geschichte  der  Insel,  speciell 
des  eben  besprochenen  Theiles  derselben,  kurz  angedeutet:  In  der  Eocänzeit  untiefes  Korallen- 
meer; im  Miocän  Hebung  des  Landes  durch  Auffaltung  der  Ketten;  damit  Hand  in  Hand 
gehend  Bildung  der  unteren  Molasseschichten;  im  Pliocän  höchste  Erhebung  und  also  weiteste 
Ausdehnung  des  Landes  und  Existenz  der  im  vorigen  Bande  geschilderten  Brücken ;  hierauf, 
vielleicht  schon  im  Pliocän  beginnend,  erneutes  Absinken  des  Landes  bis  zu  einer  Höhe  des 
Meeresspiegels  von  vielleicht  gegen  50  m  über  derjenigen  des  gegenwärtigen ;  in  dieser 
Zeit  füllte  sich  das  Limbottobecken  mit  dem  Wasser  des  Pleistocänmeeres,  und  es  bildeten 
sich  die  erwähnten  pleistocänen  Sedimente.  Darauf  neuerdings  Hebung  des  Landes  bis  zum 
Zustande  der  Gegenwart,  wobei  das  Limbottobecken  sich  wiederum  entleerte.  Bei  dieser 
Hebung  erhob  sich  auch  neuerdings  das,  zuvor  abgesunkene,  Gorontalogebirge  und  wurde 
während  seiner  Erhebung  vom  Flusse  durchsägt. 

So  stellen  wir  uns  die  Sachlage  bis  jetzt  vor  und  werden  im  Laufe  unserer  Dar- 
stellung noch  einige  Male  darauf  zu  sprechen  kommen. 


.Saraein,  Celebes.  IV.  18 


Das  Boliohütogebirge 

und  das  von  ihm  abhäng'ig'e  Stromgebiet. 


a)  Das  Boliohütogebirge. 

Die  Kabilakette,  welche  sich  bis  zu  c.  400  m  Meereshöhe  abgesenkt  hatte,  erhebt  sich 
westwärts  neuerdings  zu  einer  kraftvollen  Bergkette  von  edelen  Formen,  dem  Boliohüto- 
kettensystem.  Wir  haben  Gelegenheit  gehabt,  dasselbe  sowohl  von  der  Nord-,  als  von  der 
Südseite  aus  zu  betrachten  und  fanden  dadurch  die  aufgekommene  Meinung,  der  Boliohuto 
sei  ein  Vulkan,  nicht  bestätigt.  Wir  schrieben  1895  (126,  p.  351):  „Wir  sahen  am  Morgen 
von  der  Südküste  her  ausserordentlich  schön  die  Boliohutokette,  nordwestlich  von  Gorontalo. 
Ihre  vielgezackte  Gestalt  spricht  durchaus  gegen  eine  vulkanische  Natur  derselben,  obschon 
es  in  der  Literatur  gewöhnlich  so  angenommen  ist.  Der  Boliohuto  dürfte  unserer  Meinung 
nach  eine  der  höchsten  Erhebungen  des  Nordarmes  der  Insel  darstellen ;  zugleich  ist  er  das 
malerischeste  Gebirge,  das  wir  bis  jetzt  in  Celebes  gesehen  haben.  Die  Gebirge  schieben 
sich  hier  alle  wie  parallele  Wellenkämme  hinter  einander." 

Damit  war  der  Boliohuto  als  die  höchste  Falte  eines  Faltensystemes  aufgefasst;  wir 
schätzten  seine  Höhe  auf  gegen  2500  m.  Auch  skizzierten  wir  die  kühn  geschnittene  Gebirgs- 
kette von  Süden  her,  woraus  zu  ersehen  war,  dass  sie  östlich  und  westlich  steil  abfällt,  im 
besondern  von  den  westlich  weiterstreichenden  Ketten  durch  einen  scharfen  Einschnitt  sich 
isolierend.  Vom  östlichen  Einschnitte  des  Boliohuto  an  erhebt  sich  eine  neue,  selbständige, 
aber  niedrigere  Kette,  auf  Müsse henbroek 's  Karte  Matambeagebirge  genannt.  Ueber 
diese  wissen  wir  keine  Angaben  zu  machen;  sie  erhebt  sich  direct  aus  der  Limbottoebene, 
wir  ziehen  sie  zum  Boliohutokettensystem,  das  wir,  wie  gesagt,  im  ganzen  als  die  westliche 
Fortsetzung  des  Kabilakettensystemes  glauben  auffassen  zu  dürfen. 

Riedel  (114,  p.  190)  schreibt:  „Die  Formation  der  Landschaft  Buol  (—  darüber  unten  — ) 
ist  ganz  von  vulkanischer  Art  etc.  Diese  vulkanischen  Auswürflinge  sind  vermuthlich  grossen- 
theils  herstammend  von  dem  2600  m  hohen,  jetzt  erloschenen  Krater  Boliohuto,  welcher  im 
Nordwesten  von  Sumalatta  gelegen  ist." 


139  _^ 

Auf  diese  Stelle  bezog  sich  Wich  mann  (153,  p.  10,  Anmerkung  2),  indem  er  den 
Boliohuto  als  einen  Vulkan  bezeichnete,  mit  vollem  Rechte.  Er  fügt  bei,  der  Berg  besitze 
einen  See,  und  seine  Höhe  betrage  1900—2200  m. 

Dazu  bemerkte  Riedel  |ii6,  p.  1726):  „Nach  Mittheilungen  bejahrter  Eingeborener, 
welche  ich  befrug ,  war  der  Boliohuto  in  sehr  alten  Zeiten  ein  Vulkan ,  und  es  sollte  auf 
seinem  Gipfel  sogar  ein  See  vorhanden  sein.  Das  publicierte  ich ;  aber  einige  Jahre  später 
bestieg  ich  den  Berg  und  fand  dort  keinen  See.  Der  Gipfel  war  übrigens  so  dicht  bewachsen, 
dass  ohne  einen  lange  währenden  Aufenthalt  daselbst  nicht  ausgemacht  werden  konnte,  ob 
der  Boliohuto  überhaupt  ein  erloschener  Krater  ist  oder  nicht." 

Dazu  erinnert  Wichman  n  (155,  p.  2,  Anmerkung  i):  „Der  Herr  Riedel  ist  so  vor- 
sichtig, die  Zeit  zu  verschweigen,  wann  er  den  Boliohuto  erstiegen  hat." 


.  Kimm. 


Fig.  8. 
Silhouette   des   Boliohuto   von   S   her. 


Die  speciellen  Umstände ,  unter  welchen  die  angedeutete  Besteigung  unternommen 
wurde,  können  wir  nachliefern,  indem  wir  uns  an  Herrn  Geheimrath  A.  B.  Meyer  wandten, 
welcher  in  Begleitung  Riedel's  den  Boliohuto  in  Angriff  genommen  hatte.  Er  stellte  uns 
einen  Auszug  aus  seinem  Tagebuche  zu,  welchem  wir  das  folgende  entnehmen :  Am  23.  August 
1871  wurde  die  Besteigung  begonnen  vom  Orte  Moötti  an  der  Nordküste  aus,  wo  ein  Fluss 
mündet.  (Den  Ort  können  wir  auf  den  vorhandenen  Karten  nicht  finden,  er  muss  nahe  bei 
Sumalatta  hegen).  Es  wurde  nun  dem  Flussbette  gefolgt,  welches  mit  kolossalen  Rollblöcken 
angefüllt  war.  Am  selben  Tage  wurde  die  Höhe  von  800  Fuss  erreicht.  Tags  darauf  folgte 
man  dem  Flusslaufe  im  Walde  weiter,  es  ging  bergauf  und  bergab ,  und  man  gelangte  aut 
2000  Fuss  Höhe.  Am  25.  August  wurde  der  Moottifluss  verlassen ,  und  nun  ging  es  sehr 
beschwerlich  bergaufwärts  bis  zu  4060  Fuss  =  c.  1240  m.  Oben  befand  man  sich  auf  einem 
von  Bäumen  bestandenen  Bergrücken,  der  weit  herumführt;  auf  ihm  und  seinen  Ausläufern 
mögen  noch  Punkte  sein,  die  einige  hundert  Fuss  höher  sind;  aber  sie  waren  zu  mühevoll  zu 

Ib» 


140 

erreichen  wegen  der  Schluchten,  die  sie  von  einander  trennen.  Fernsicht  hatte  man  nur  nach 
einzelnen  Seiten  hin,  da  der  Wald  zu  dicht  war.  Am  26.  August  wurde  in  einem  Zug  Sumalatta 
erreicht. 

Die  Herren  waren  der  festen  Meinung  gewesen,  einen  Vulkan  erstiegen  zu  haben; 
doch  geht  dies  aus  obiger  Beschreibung  nicht  hervor;  auch  überzeugten  sie  sich  von  Suma- 
latta aus,  dass  sie  die  höchste  Spitze  nicht  erklommen  hatten ;  dazu  wird  sogar  gewiss  noch 
viel  gefehlt  haben.  Was  nun  die  Bemerkungen  unseres  geschätzten  Gewährsmannes  über 
die  gefundenen  Felsarten  betrifft,  so  wurden  wir  gebeten,  davon  discreten  Gebrauch  zu 
machen,  weshalb  wir  sie  nicht  wiedergeben;  es  ist  nun  aber  hier  eine  Beobachtung  von 
Bücking  (26,  p.  278  und  280)  beizuziehen,  welcher  im  Sumalattaflusse,  längs  dessen  Verlauf 
Meyer  und  Riedel  vom  Boliohuto  herabgekommen  waren,  einen  Diorit  von  mittlerem 
Korn  fand.  „Er  muss  weiter  oben  im  Gebirge  anstehend  vorkommen."  Dies  entscheidet 
wohl  für  die  Natur  des  Boliohuto  als  eines  wesentlich  aus  Diorit  bestehenden  Kettengebirges. 


b)  Sumalatta. 

Wir  wenden  uns  nun  nach  der  Nordküste,  soweit  sie  in  den  Bereich  der  Boliohuto- 
kette  fällt  und  zwar  speciell  nach  dem  Orte  Sumalatta,  wo  seit  langer  Zeit  und  neuerdings 
mit  grosser  Lebhaftigkeit  nach  Gold  gegraben  wird.  Hier  haben  wir  den  Vortheil,  uns  durch 
die  genauen  Angaben  von  van  Schelle  und  Bücking  völlig  leiten  lassen  zu  können. 

Nachdem  von  Rosenberg  (120,  p.  84  ff.,  122,  p.  253—257)  die  durch  das  Vor- 
kommen von  Gold  bekannt  gewordene  Hügellandschaft  von  Sumalatta  1863  besucht  und 
beschrieben  hatte,  ohne  doch  die  wissenschaftliche  Einsicht  wesentlich  zu  fördern,  unterzog 
van  Schelle  diesen  am  Nordfusse  des  Boliohutogebirges  sich  der  Küste  entlang  hinziehenden 
Landstrich  einer  näheren  geologischen  Untersuchung,  welcher  wir  das  folgende  entnehmen 
(164,  p.  17  ff.): 

Die  alten  Goldminen  von  Sumalatta,  welcher  Name  für  die  ganze  dortige  Küsten- 
strecke gilt,  liegen  auf  einem  Vorhügel  der  Boliohutokette  von  11,5"  mittlerer  Steigung, 
welcher  sich  zwischen  den  von  S  nach  N  strömenden  Flüssen  Sumalatta  und  Wobudu  un- 
gefähr 1,5  km  von  der  Küste  entfernt  hinzieht.  In  diesem  Hügel  ist  von  den  Eingeborenen 
eine  Mine  angelegt  worden,  in  welche  van  Schelle  mit  seinem  Begleiter  Farmen tier 
hinabkletterte,  trotz  der  grossen  Gefährlichkeit  dieses  Unternehmens,  vor  welchem  Rosen- 
berg  (120,  p.  95)  zurückgeschreckt  war. 

Das  anstehende  Gestein  des  Hügels  besteht  aus  einem  Hornblendegranit;  da- 
neben wurde  auch  ein  Diabasporphyrit  in  ausgewitterten  Blöcken  auf  der  Oberfläche 
liegend  gefunden.  Der  Kern  des  Hügels  wird  von  zwei  Quarzadern  durchzogen,  welche 
Schwefel-  und  Kupferkies,   sowie   feinvertheiltes  Gold,  enthalten.     Der  Verlauf  dieser  Adern 


141 

geht  ungefähr  der  Küste  parallel,  und  es  scheint  deshalb,  dass  die  Risse,  in  denen  die 
Adermasse  sich  absetzte,  mit  der  Hebung  in  Verbindung  stehen,  welcher  diese  Abtheilung 
der  Insel  ihre  Entstehung  zu  verdanken  hat. 

Es  folgt  die  petrographische  Beschreibung  der  dortigen  Vorkommnisse ;  auch  ist  eine 
Karte  beigegeben. 

,,Eine  Frage  ist  es,  ob  im  ganzen  eine  genügende  Quantität  Golderz  zu  gewinnen 
ist,  um  das  eventuell  in  der  Sache  anzuwendende  Kapital  allmälig  amortisieren  zu  können, 
unter  Abwerfung  einer  geziemenden  Rente.  Einrichtungs-  und  Nachforschungskosten  sind 
besonders  im  Hinblick  auf  das  europäische  Personal  in  Indien  stets  hoch,  und  bei  dem 
wenigen,  was  wir  von  der  Längenerstreckung  der  Adern  wissen,  sollte  es  meines  Erachtens 
ziemlich  gewagt  sein,  unmittelbar  zur  Ausbeutung  mit  Grossbetrieb,  kostbarer  Installation 
u.  s.  f.  überzugehen." 

Nächst  dem  Hornblendegranit,  aus  welchem  der  goldführende  Hügelzug  im  wesent- 
Uchen  besteht,  tritt  ein  rother  Thon  auf,  welcher  stark  eisenhaltig  ist,  und  welcher 
den  anstehenden  Granit  und  Diabasporphyrit  so  sehr  verdeckt,  dass  diese  Gesteine  nur  an 
einzelnen  Stellen  sichtbar  werden.  (164,  p.  19).  Diese  wichtige  Beobachtung  möchten  wir 
auf  unseren  Radiolarienroththon  beziehen. 

Ueber  die  beiden  Flüsse,  zwischen  welchen  der  genannte  Hügelzug  sich  erstreckt, 
bemerkt  van  Schelle  folgendes:  Der  Sumalattafluss  wird  21  — 25  m  breit  und  zertheilt  sich 
in  der  Strandfläche  von  Sumalatta  in  drei  Arme,  bei  Hochwasser  noch  in  einen  vierten.  Der 
Wobudu  ist  7  — 9  m  breit.  Die  zwischen  beiden  sich  ausdehnende  Fläche  ist  c.  800m  lang, 
iioo  m  breit;  östlich  und  westlich  von  ihr  erheben  sich  felsige  Vorhügel  direct  aus  dem 
Meere.     Auch  werden  zwei  Inseln  erwähnt. 

Bücking  (26,  p.  276)  fand  die  van  Schelle'sche  Angabe,  dass  an  den  Hügeln  bei 
Sumalatta  Granit  und  Diabasporphj-rit  vorkomme,  nicht  bestätigt;  er  berichtet  vielmehr,  dass 
das  Gestein,  welches  die  Berge  bei  Sumalatta  zusammensetze,  ein  sehr  festes,  grobes  Con- 
glomerat  von  Eruptivgesteinen  darstelle,  und  dass  unter  diesen  letzteren  Gesteine, 
welche  äusserlich  an  Granit  und  Diabas  erinnerten,  die  Hauptmasse  bildeten.  Die  erwähnten 
Conglomerate  bestehen  nach  ihm  aus  nuss-  bis  hausgrossen ,  gerundeten  Stücken  ver- 
schiedener Gesteine,  welche  durch  ein  Bindemittel,  aus  fein  zerriebenem  Material  derselben 
Gesteine  bestehend,  und  durch  fein  vertheilten  Kalkspath  verkittet  sind.  Die  Gesteine  sind 
ihrer  Natur  nach  porphyrisch  mit  mehr  oder  weniger  krystallinischer  Grundmasse  und  sind, 
da  sie  in  der  Mehrzahl  den  Eindruck  älterer  Gesteine  machen,  als  Porphyrite  anzusprechen. 
Es  wird  darauf  hingewiesen,  dass  Retgers  (Jaarboek  van  het  Mijnwezen  in  Nederlandsch 
Oost-Indie,  20,  1891,  2,  p.  7  ff.)  ähnliche  Gesteine  in  Südost-Borneo  aufgefunden  und  als 
cretacischen  Alters  gedeutet  hat. 

Die  Haupterzgänge  von  Sumalatta  haben  als  Gangart  Quarz. 


142 

Es  ist  uns  nun  aber  auffallend,  dass  van  Schelle  Conglomerate  für  anstehendes 
Gestein  und  Porphyrite  für  Granit  angesehen  haben  sollte.  Auch  erwähnt  Bücking 
nichts  von  dem  rothen  Thon  van  Schelle's,  welcher  nach  des  Letzteren  Angabe  den 
Granit  verdeckt.  Es  scheint  uns  deshalb  ein  Zweifel  darüber  berechtigt,  ob  die  beiden 
Forscher  auch  wirklich  dieselbe  Stelle  des  Sumalattahügelzuges  vor  sich  gehabt  haben. 
Vielleicht  war  van  Schelle  zu  der  krystallinischen  Axe  des  Hügelzuges  vorgedrungen, 
Bücking  zu  einer  aus  Porphyriten  bestehenden  Vorkette.  Eine  solche  dürfte  der  ganzen 
Nordküste  entlang  laufen,  in  Anbetracht,  dass  wir  selbst  ja  bei  Kwandang  Porphyrit  und 
Quarzporphyrit  anstehend  gefunden  haben. 


c)  Die  Südküste  im  Bereich  der  Boliohutoi<ette. 

Betrachten  wir  nun  das  Boliohutokettensystem  in  seinem  Verhalten  gegen  die  Süd- 
küste zu.  Hier  kommt  zuerst  eine  Beobachtung  van  Schelle's  (131,  p.  39  ff.)  in  Betracht 
von  dem  schon  oben  einmal  erwähnten  Orte  Patente,  wo  etwas  Gold  gefunden  wird.  Dieser 
Ort  liegt  nach  der  neuen  Karte  von  Witkamp  (165I  in  122"  42'  OLG  und  o"  45'  NB, 
demnach  ganz  nahe  am  Südabfall  des  Boliohuto,  was  aber  sehr  wahrscheinlich  nicht  auf 
einer  genauen  Ortsbestimmung  beruht.  Nach  van  Schelle  liegt  die  Mine  in  310  m  Meeres- 
höhe. Das  anstehende  Gestein  ist  Granit  und  zwar  ein  verwitterter  Hornblende-Biotitgranit. 
Ausgewitterte  Blöcke  haben  zuweilen  Kugelform  mit  concentrischen  Schalen.  Im  Flussj 
Molalähu  wurden  ausser  Rollsteinen  von  Granit  auch  solche  von  Diabas  gefunden.  „Das 
Goldvorkommen  von  Patente  ist  von  keinem  Werth  für  die  Ausbeutung."  Da  Patente  am 
Südabfall  des  Boliohutogebirges  liegt,  so  wäre  für  dieses  letztere  nun  also  ausser  Diorit  auch 
Granit  und  Diabas  festgestellt ;  bei  alledem  ist  aber  zu  sagen,  dass  wir  von  einer  wirklichen 
Kenntniss  des  Gebirges  noch  weit  entfernt  sind. 

Über  die  Südküste  zwischen  Gorontalo  und  dem  Pagujämafluss  bemerkt  van  Schelle 
(132,  p.  141)  folgendes:  „Dieselbe  ist  fast  überall  felsig;  nur  hier  und  da  trifft  man  eine  schmale 
Sandfläche  an.  Grossentheils  besteht  das  Gebirge  aus  Granit;  doch  werden  zwischen  den 
Ausläufern  ab  und  zu  Sandstein-  und  Conglomeratbänke  wahrgenommen.  Bei  der 
Strandlinie  findet  man  ferner  an  einigen  Stellen  jüngere  Rollsteinbänke,  vermischt  mit 
Grus  und  Schalenfragmenten,  welche  noch  ein  frisches  Aussehen  haben.  Diese  Bänke  erheben 
sich  nur  einige  Meter  über  Meer.  Sie  scheinen  nicht  mehr  völlig  horizontal  zu  liegen, 
woraus  man  schliessen  mag,  dass  die  Hebung  auch  in  den  jüngsten  Zeiten  ungleichmässig 
und  wahrscheinlich  am  stärksten  in  der  Nachbarschaft  der  Spalten  stattfindet,  in  denen  die 
Flüsse  von  Gorontalo  und  Pagujäma  strömen.  Bei  der  Mündung  des  Pagujämaflusses  tritt 
am  linken  Ufer  etwas  Alluvium  auf,  während  sich  am  rechten  Ufer  das  Gebirge  unmittelbar 
erhebt,   und,  abgesehen  von  einem  schmalen  Küstenstrich,  bis  in  die  Nähe  von  Tilamüta 


143 

durchgeht,  wo  das  Gebirge  einigermaassen  zurücktritt  und  das  Meer  früher  eine  Bai  bildete 
mit  einer  schmalen  Oeffnung  nach  Süden  an  einer  ziemlich  steil  ansteigenden  Küste.  Ausser 
Granit  wurde  hier  Diabasporphy ri t  und  eisenhaltiger  Ouarzit  angetroffen." 

Die  bei  Gorontalo  durchziehende  Bonekette  streicht  also  westwärts  der  Küste  entlang 
weiter,  aus  Granit  bestehend.  Die  Sandstein-  und  Conglomeratbänke  der  Küste  gehören 
wohl  der  Celebesmolasse  an. 

Ueber  den  Pagujämafluss,  dessen  Stromgebiet  noch  in  den  Bereich  des  Boliohuto- 
gebirges  fällt,  erfahren  wir  folgendes:  „Das  Unterstromgebiet  zwischen  Biläto  lam  linken 
Ufer,  nicht  weit  von  der  Mündung  gelegen)  und  Pärung  wird  durch  eine  enge  Spalte  gebildet. 
Der  Fluss  hat  hier  fast  keinen  Thalboden,  und  die  Vorberge  erheben  sich  in  diesem  Theile 
sehr  steil  zu  200  bis  250  m  Meereshöhe.  Sie  bestehen  aus  Granit,  welcher  an  vielen  Stellen 
anstehend  gefunden  wird.  Die  Stromschnellen  bei  Pärung,  dreizehn  an  der  Zahl,  scheinen  durch 
härtere,  mehr  feinkörnige  Partien  im  Granit  verursacht  zu  werden."  Auch  wird  erwähnt, 
dass  hier,  wie  bei  Gorontalo,  der  Granit  von  Diabas  durchbrochen  werde,  was  indessen 
vielleicht,  wie  dort,  auf  Ganggesteine  zu  beziehen  ist  (siehe  oben  Seite  122). 

Sehr  bemerkenswerth  ist  die  Angabe,  dass  etwa  2  km  südlich  von  Pärung,  am 
linken  Ufer  des  Pagujama,  Blöcke  von  Augitandesit  (132,  p.  144  und  p.  157,  no  39)  ange- 
troffen wurden. 

Zwischen  Pärung  und  dem  im  Norden  sich  erhebenden  Boliohutogebirge  dehnt  sich 
nun  eine  Ebene  aus,  die  Fläche  von  Pärung.  „Dieselbe,  in  welcher  der  Fluss  einen 
stark  schlängelnden  Verlauf  nimmt  und  ziemlich  tief  einschneidet ,  ist  alluvial  und  scheint 
niemals  mit  dem  Golf  von  Tomini  verbunden  gewesen  zu  sein,  wenigstens  wurden  auf  der 
Grenze  mit  dem  Gebirge ,  soweit  dies  wahrgenommen  ward ,  keine  alten  Uferbänke  oder 
marinen  Ablagerungen  gefunden.  Sie  ist  völlig  flach  und  bildete  wahrscheinlich  einen 
untiefen  See,  welcher  nach  und  nach  mit  feinem  Schlamm  ausgefüllt  wurde,  der  durch  ver- 
schiedene Bäche  und  Flüsschen  vom  umgebenden  Gebirge  herabgeführt  ward;  später  wurde 
der  See  durch  Ausspülung  der  Spalte  zwischen  Pärung  und  Bilato  trocken  gelegt,  und  darin 
grub  hernach  der  Hauptfluss  sein  Bette  ein.  Am  Fusse  des  Gebirges,  an  der  Grenze  zwischen 
Granit  und  Alluvium ,  scheint  in  früheren  Zeiten  an  einer  grossen  Anzahl  Stellen  Gold 
gewaschen  worden  zu  sein  aus  Schichten  von  ziemlich  feinem  Grus.  Nicht  weit  von  Diloniuhu 
entspringen  drei  warme  Quellen.  Von  diesem  Orte  führt  ein  Fusspfad  nach  Sumalatta  über 
einen  ziemlich  niedrigen  Pass;  es  scheint  daher,  dass  die  Spalte,  worin  jetzt  ein  Theil  des 
Pagujamaflusses  strömt,  sich  in  nördlicher  Richtung  zwischen  dem  Boliohuto  und  Matambea- 
gebirge  fortsetzt." 

Aus  van  Schelle's  Darstellung  können  wir  den  Schluss  ziehen,  dass  im  Verlaufe 
des  Pagujama  die  Verhältnisse   des  Gorontaloflusses   sich  wiederholen.     Auch  hier  wird  ein 


144 

niedriges  Küstengebirge  durchbrochen,  die  offenbare  Fortsetzung  des  Bonekettensystems,  und 
landeinwärts  hinter  diesem  breitet  sich  eine  Ebene  aus,  die  Fläche  von  Parung,  welche 
wahrscheinlich  einmal  ein  See  gewesen  ist,  in  ihrer  Tektonik  also  der  Limbottoebene  ent- 
spricht. Wie  bei  der  Gorontalokette,  glauben  wir  auch  bei  der  Pagujamaküstenkette  nicht, 
wie  van  Schelle,  dass  tektonische  Spalten  dem  Fluss  den  Ausgang  gestatten;  vielmehr 
denken  wir  uns,  wie  dort,  dass  dieser  allmälig  das  Küstengebirge  durchsägt  habe,  Hand  in 
Hand  damit,  wie  dasselbe  sich  als  Falte  erhob.     (Siehe  oben  Seite  121). 


Die  Langokette 

und  das  von  ihr  abhängige  Stromgebiet. 


Westlich  von  der  Boliohutokette  erhebt  sich  als  ihre  ideale  Fortsetzung  ein  Gebirge, 
welches  auf  der  Musschenbroek 'sehen  Karte  als  Dulamäjokette  bezeichnet  ist,  das 
wir  aber  Langokette  nennen,  weil  von  Palele  aus  die  im  Süden  sich  erhebenden  ,, blauen 
Berge"  diesen  Namen  tragen.  Von  Witkamp  (165)  werden  beide  Ketten  skizziert,  nördlich  die 
Lango  — ,  südlich  die  Dulamäjokette.  Da  in  diesem  Theil  des  Nordarmes  von  Celebes  die 
höchsten  Erhebungen  durchweg  der  Nordküste  folgen,  so  fassen  wir  die  südlich  von  Palele 
sich  erhebende  Langokette  als  die  höhere  auf  und  als  die  westliche  Fortsetzung  der  Bolio- 
hutokette, während  wir  die  Dulamäjokette  als  eine  niedrigere,  der  ersteren  südlich  parallel 
streichende  Kette  auffassen,  wie  wir  eine  ähnliche  auch  am  Matinanggebirge  (worüber  unten) 
finden  werden. 

Vom  Langogebirge  entströmen  nach  der  Südküste  die  Flüsse  Bombülan  und 
Pöguat;  an  der  Nordküste  liegt  das  wegen  der  dortigen  Goldfunde  viel  genannte  Palele. 
Dieses  hat  durch  Bück ing  eine  sachkundige  Erforschung  erfahren.  Wir  entnehmen  seinem 
Berichte  das  folgende  (26,  p.  278  ff.):  Vom  G.  Lango,  also  von  S  her,  kommt  ein  Fluss 
herab,  in  welchem  Geschiebe  von  hellgrauen  dioritischen  Gesteinen  von  ziemlich  feinem, 
gleichmässigem  Korn  sich  fanden,  einen  Hornblendedioritporphyrit  darstellend,  inso- 
fern sich  eine  krystallinische,  wesentlich  aus  Feldspath  und  Quarz  bestehende  Grundmasse 
feststellen  Hess.  Dieses  Gestein  steht  offenbar  im  Oberlaufe  des  Flusses  in  grösserer  Aus- 
dehnung an. 

Weiter  fand  Bücking  im  Paleleflusse  Geschiebe  eines  kieseiigen  Thon- 
schiefers.  Wir  möchten  diesen,  wie  schon  den  rothen  Thon  van  Schelle's  bei  Suma- 
latta  (siehe  oben  Seite  141),  als  unseren  Radiolarienroththon  ansprechen,  welcher  ja,  wie  wir 
wissen,  sich  sehr  gerne  mit  Kieselsäure  imprägniert,  ja  stellenweise  selbst  in  Hornstein  ver- 
wandelt. Auch  fügen  wir  hier  bei,  dass  wir  in  Büol,  westlich  von  Palele,  einen  aus  unserem  Roth- 
thon  bestehenden  Ankerstein  gesehen  und  mitgenommen  haben,  von  dem  man  uns  angab,  er 
stamme  von  Palele. 

Sarasin,  Celebes.  IV.  1^ 


146 

Nach  Bücking  bildet  die  Küste  nordwärts  von  Palele  ein  vorspringendes  Cap, 
welches  einen  Rücken  von  560  m,  den  Dopälak,  darstellt.  Dieser  ist  aus  dunkelgrünen 
Conglomeraten  aufgebaut,  welche  aus  einem  Augitporphyrit  bestehen.  Es  sind  die- 
selben Conglomerate,  w^elche  Bücking  bei  Sumalatta  angetroffen  und  beschrieben  hat;  auch 
findet  sich  dasselbe  Conglomerat  südöstlich  von  Palele  im  Bezirke  Kwala  besär.  Die  Erz- 
gänge von  Palele   trifft   man  in  den  erwähnten  Conglomeraten,   mit  Quarz  als  Ganggestein! 

Auf  der  westlichen  Seite  des  Paleleflusses  findet  sich  ein  Hornblendeporphyr  it. 
„Ob  es  sich  hier  um  ein  selbständiges  Gestein,  einen  Durchbruch  durch  das  Conglomerat, 
handelt,  oder  um  einen  grösseren  Gesteinseinschluss  in  demselben,  Hess  sich  nicht  ermitteln. 
Ueberhaupt  wird  die  geologische  Untersuchung"  in  den  tropischen  Ländern  durch  die  dicke 
Verwitterungsrinde,  welche  z.  B.  an  der  Nordküste  von  Celebes  häufig  bis  um  mächtig 
sein  kann,  sehr  erschwert.''  Von  diesem  Gestein  fanden  sich  auch  Geschiebe  im  Flusse, 
neben  den  oben  genannten. 

lieber  das  Gebiet  südlich  vom  Langogebirge  ist  sehr  wenig  bekannt  geworden. 
Wir  vermuthen,  wie  oben  erwähnt,  dass  eine  niedrigere,  südliche  Vorkette  die  Dulamajo- 
kette  sei,  und  dass  diese  der  Oleidukette  des  Matinanggebirges  (worüber  unten)  ent- 
sprechen dürfte. 

Längs  der  Südküste  ferner  zieht  sich  wiederum  das  Granitgebirge  hin,  als  niedrige, 
westliche  Fortsetzung  des  Bonegebirges;  denn  van  Schelle  (132,  p.  141)  schreibt:  „Zwischen 
Tilamüta  und  dem  westlich  am  Ufer  des  ziemlich  unbedeutenden,  in  eine  kleine  Bai  mit 
ein  paar  vorliegenden  Inselchen  ausmündenden  Flüsschens  Tilühu  gelegenen  Bumbulan 
( —  auf  der  Müsse  he  nbroek 'sehen  Karte  heisst  ein  dortiges  Flüsschen  Bombula  — ) 
tritt  das  Granitgebirge  wiederum  an  das  Meer;  aber  in  der  Nähe  des  letztgenannten 
Ortes  zieht  es  sich  hinter  einen  Küstensaum  von  iVä— 3  km  Breite  zurück,  welcher  aus 
Alluvium  und  einem  Streifen  Meeressandes  besteht."  Noch  weiter  westlich  tritt  das  Gebirge 
noch  mehr  zurück. 

Von  Bumbulan  aus  besuchte  van  Schelle  die  verlassenen  Goldminen  von  Popaja 
und  Tiluhu  (131,  p.  53I.  Er  folgte  dem  Flüsschen  Bumbulan  über  fast  flaches  Land  c.  6  km 
weit;  der  Boden  besteht  aus  Alluvium,  in  welchem  Rollblöcke  von  Granit  vertheilt  sind.  In 
dieser  Gegend  wurde  früher  Gold  gewaschen,  sowohl  an  den  Thalrändern,  als  in  dem  flachen 
Thalboden.  „Das  goldhaltige  Material  besteht  aus  mehr  oder  weniger  abgerundeten  Granit- 
stücken, Grus  und  Sand,  bedeckt  mit  einer  Schichte  Alluvium.  Bei  diesem  Vorkommen  ist 
es  deshalb  nicht  zur  Ausbeute  geeignet."  Die  Stelle  liegt  also  offenbar  südwärts  vom 
granitenen  Küstengebirge.  Dass  sich  nordwärts  von  diesem,  zwischen  ihm  und  der  Dulamajo- 
kette,  eine  Mulde  ausdehne,  entsprechend  den  früher  erwähnten,  glauben  wir  aus  Analogie 
vermuthen  zu  dürfen. 


Das  Matinanggebirge 

und  das  von  ihm  abhängige  Stromgebiet. 


Um  den  vollständig  unbekannten  westlichen  Theil  des  Nordarmes  einigermaassen 
wissenschafdich  aufzuhellen,  hatten  wir  beschlossen,  von  der  Nordküste  bei  Büol  aus  quer 
durch  das  Gebirge  nach  Poguat  an  der  Südküste  zu  wandern.  Was  wir  auf  dieser  Reise, 
welche  im  August  und  September  1894  glücklich  durchgeführt  werden  konnte,  in  geologisch- 
geographischer Beziehung  beobachtet  haben,  soll  mit  folgendem  berichtet  werden. 

Wir  hielten  uns  zuerst  einige  Tage  in  Büol  (oder  Büwol)  an  der  Nordküste  auf.  Der 
Ort,  dessen  Namen  so  ausgesprochen  wird,  wie  wir  ihn,  und  schon  vor  uns  Riedel  (114) 
und  A.  B.  Meyer  (92,  p.  30)  schreiben,  also  nicht  Bool  oder  Bwool,  wie  er  bei  anderen  Autoren 
heisst,  liegt  in  einer  sumpfigen,  von  Bergzügen  amphitheatralisch  umschlossenen  Niederung. 
Ein  grösserer  Fluss,  der  Buolfluss,  m.ündet  unweit  östlich  vom  Orte;  er  fliesst  lebhaft  einher 
und  gewinnt  unweit  von  der  Mündung  stromartige  Breite;  bei  Hochwasser  färbt  er  das  Meer 
weithin  gelb,  wobei  dann  stets  eine  ganz  scharfe  Linie  das  gefärbte  Wasser  vom  rein  blauen 
trennt;  es  bildet  sich  dann  längs  der  Grenzlinie  ein  Band  von  weissem  Schaum,  indem 
das  Meer  an  der  einströmenden  gelben  Flusswasserbank  gewissermaassen  brandet. 

Von  geologischem  Interesse  war  in  erster  Linie  ein  weissgelber,  dichter  Kalkstein, 
welcher  in  der  Nähe  der  Küste  anstehend  getroffen  wurde.  So  bestand  daraus  ein  Hügel 
westlich  vom  Orte  von  etwa  30  m  Meereshöhe,  sowie  auch  noch  einige  andere  von  ähnlicher 
Höhe.  Diese  Kalkmassen  sind  keineswegs,  wie  wir  ursprünglich  gemeint  hatten,  eine  recente 
Bildung,  etwa  recente  „gehobene  Rifie";  vielmehr  haben  wir  uns  jetzt  an  Schliffen  überzeugen 
können ,  dass  sie  in  ihrer  ganzen  Zusammensetzung  den  Kalken  von  Maros ,  welche  dem 
Nummulitenkalk  zugehören ,  ausserordentlich  ähnlich  sehen ;  ja  es  gelang  uns ,  vereinzelte 
ächte  Nummuliten  und  Orbitoiden  darin  nachzuweisen  (no  191,  192  und  193  der  petrographi- 
schen  Liste),  weshalb  für  uns  kein  Zweifel  mehr  darüber  besteht,  dass  sie  eine  frühtertiäre 
Bildung  sind.  Zu  dieser  Auffassung  stimmt  auch  ganz  gut  die  Mittheilung,  welche  Bückin g 
(26,   p.  280)   von   einem  Ingenieur  erhielt,  derzufolge  der  Kalkstein  bei  Buol  noch  in  400  m 

19' 


148 

Meereshöhe  anstehend  getroffen  werde,  sodass  also  schon  deshalb  von  „gehobenen  recenten 
Riffen"  nicht  wohl  die  Rede  sein  kann. 

Weiter  war  geologisch  von  Bedeutung  die  Auffindung  eines  Stückes  roth violetten 
Schieferthones  in  einem  zusammengeworfenen  Haufen  von  Steinen,  welche  offenbar  dem 
Flussalluvium  entstammten.  Sonach  muss  im  Gebirge  landeinwärts  von  der  Küste  derselbe 
rothe  Radiolarienschieferthon  vorkommen,  welchen  wir,  wie  unten  folgen  wird,  südlich  von 
der  Matinangkette  anstehend  finden  werden,  und  den  wir  an  verschiedenen  Stellen  auf  der 
Insel  als  Unterlage  des  eocänen  Kalksteines  angetroffen  haben. 

Die  anderwärts  vorgefundene  Reihe  von  n  e o g e  n  e  n  Bildungen,  unsere  Celebesmolasse, 
fanden  wir  durch  einen  Sandmergel  mit  Muschelresten  vertreten,  welcher  westlich  vom  Orte 
unfern  der  Küste  in  einem  Bache  auf  Meeresniveau  anstand ;  ferner  bildete  weiter  östlich  beim 
Orte  Matinang  ein  diesem  Sande  in  petrographischer  Zusammensetzung  entsprechendes  Co n- 
glomerat  c.  30  m  hohe  Hügel  längs  der  Küste.  Die  uns  nun  schon  bekannte  Sedimentschichten- 
folge von  Celebes,  nämlich  Radiolarienschieferthon  —  eogener  Kalkstein  —  neogene  Molasse, 
vermissten  wir  also  auch  am  Nordfusse  des  Matinanggebirges  keineswegs.  Deshalb  ist  der 
folgende,  zum  Theil  schon  oben  (Seite  138)  citierte  Satz  von  Riedel  (114,  p.  190)  unrichtig, 
welcher  lautet:  „Die  Formation  der  Landschaft  Buol  ist  von  völlig  vulkanischer  Art.  Die 
Anwesenheit  von  Basalt,  Trach3-t ,  Trachj-tporphyr,  Schlacken  und  Lava,  welche  man  in 
grösserem  oder  geringerem  Maasse  auch  in  der  Form  von  Rollsteinen  in  den  Flussbetten 
findet,  beweist  dies  zur  Genüge.  Diese  vulkanischen  Auswurfsprodukte  stammen  vermuthlich 
grossentheils  von  dem  2600  m  hohen,  jetzt  ausgebrannten  Krater  Boliohuto  her,  welcher  im 
Nordwesten  von  Sumalatta  gelegen  ist."  Noch  heisst  es:  „Das  auf  dem  Gipfel  des  Berges 
Bulalo  (eines  der  höchsten  Berggipfel  dieser  Landschaft,  dem  Autor  zufolge)  anwesende 
Seelein,  vielleicht  ein  eingestürzter  Krater,  kann  viel  eher  ein  tiefer  Brunnen  genannt 
werden." 

Wie  Riedel  zu  diesen  Angaben  von  der  Vulkannatur  der  Landschaft  Buol  ge- 
kommen ist,  wissen  wir  nicht.  Unsere  unten  darzulegende  Beobachtung,  dass  der  Grünstein 
des  Matinanggebirges  ein  Porphyrit  oder  Propylit,  also  ein  tertiäres  Eruptivgestein  ist,  hat 
mit  der  Auffassung  Riedel's,  welcher  ja  von  Basalten,  Trachyten,  Bomben  und  Schlacken 
spricht,  nichts  gemein. 

Für  reisende  Forscher  sei  noch  angemerkt,  dass  die  in  Buol  verwendeten,  behauenen 
Grabsteine  nach  den  Angaben  der  Leute  aus  Singapore  bezogen  werden. 

Es  war  uns  in  Buol  versichert  worden ,  dass  von  diesem  Orte  aus  kein  Uebergang 
direct  nach  der  Südküste  führe,  weshalb  wir  uns  zuerst  nach  dem  östlich  an  der  Bai  von 
Buol  gelegenen  Orte  Matinang  zu  verfügen  hatten,  um  unsere  Reise  antreten  zu  können. 
Auf  dieser  Seefahrt  bekamen  wir  nun  die  hohe  Kette  zu  sehen,  welche  wir  zu  überschreiten 
hatten,  und  die  uns  in  Buol  selbst  der  nahen  Hügelzüge  wegen  verborgen  geblieben  war. 
Es  sei  erwähnt,  dass  sich  hier  längs  der  Küste  recht  mächtige  lebende  Korallenriffe  hinziehen. 


149 

Im  Orte  Matinang  angekommen,  sahen  wir  die  soeben  erwähnte  hohe  Gebirgsmasse 
gerade  vor  uns,  welche  wir  die  Matinangkette  nennen  wollen,  da  von  den  drei  Haupt- 
spitzen derselben,  die  wir  erkennen  konnten,  die  eine,  westlichste,  uns  als  Gunung  Matinang 
bezeichnet  wurde;  die  zweite,  mitdere  trägt  keinen  Namen,  die  östlichste,  bei  welcher  die 
Kette  tief  abstürzt,  heisst  G.  Timbulong.  Ausserdem  erhebt  sich  im  Vordergrund  vor  dem 
grossen  Höhenzuge  eine  niedrigere  Parallelkette.  Die  längs  der  Küste  bei  Matinang  sich 
hinziehenden  Conglomerathügel  haben  wir  oben  erwähnt. 

Wir  folgten  nun  dem  unbedeutenden  Matinangflusse  so  lange,  bis  die  schmale 
Küstenebene  durchschritten  war,  worauf  nach  zwei  Stunden  Wanderns  der  Anstieg  längs 
dem  linken  Ufer  des  Flusses  begann ;  bald  hörten  wir  denselben  tief  zu  unseren  Füssen 
durch  ein  enges  Waldthal  hinabrauschen.  In  der  Höhe  von  240  m  schlugen  wir  das  erste 
Nachtquartier  auf  W^eiter  führte  der  von  Dammarsammlern  gut  angelegte  Pfad  beständig 
über  rippenartig  vom  Hauptgebirge  nach  der  Küste  auslaufende  Bergzüge ,  welche  ihre 
Entstehung  offenbar  der  Erosion  verdanken.  Bei  ungefähr  520  m  Höhe  überschritten  wir 
den  Böntulafluss  an  einer  Stelle,  wo  er  einen  hübschen  Wasserfall  bildet.  Er  soll  zwischen 
Matinang  und  Buol  münden.  In  iioo  m  wurde  zum  zweitenmal  übernachtet.  Der  Pfad, 
immer  ansteigend,  blieb  ohne  Schwierigkeit  gangbar;  einzelne  sumpfige  Stellen  waren  sogar 
mit  gefälltem  Holze  überbrückt;  allmälig  wurde  der  Wald  niedriger;  bei  c.  1500  m  Höhe 
erreichten  wir  einen  nach  SSO  streichenden  Grat,  auf  welchem  wir  weiter  aufwärts  stiegen. 
Es  fingen  nun  mächtige,  bis  hausgrosse  Felsblöcke  an,  den  Boden  zu  bedecken,  oft  nur 
enge  Passagen  freilassend.  An  manchen  Orten  lagerten  sie  sich  gegeneinander  und  bildeten 
regendichte  Schlupfwinkel,  welche  die  Dammarsucher  gerne  als  Nachtquartier  benützen.  In 
einer  Höhe  von  c.  1800  m  hielten  wir  in  einer  grossen,  aus  solchen  aneinandergelehnten 
Blöcken  gebildeten  Höhle  eine  kurze  Rast.  Sodann  klommen  wir  auf  einem  in  grossem 
Bogen  ziehenden  Grate  weiter  in  die  Höhe  und  erreichten  endlich  bei  c.  2060  m  jenen 
Gipfel  der  Kette ,  den  wir  als  den  westlichsten  von  der  Küste  aus  gepeilt  hatten ,  den 
G.  Matinang  also.  Die  übrigen  Gipfel  der  Kette  halten  sich  alle  ungefähr  in  gleicher  Höhe; 
doch  mag  der  eine  oder  andere  die  von  uns  erreichte  Spitze  noch  um  100—150  m  über- 
ragen. Etwa  120  m  unterhalb  dieses  Gipfels  übernachteten  wir  im  Schutze  eines  über- 
hängenden Felsblockes. 

Was  nun  das  Gestein  angeht,  woraus  das  Gebirge  bis  zum  erwähnten  Gipfel  sich 
zusammensetzt,  so  ist  es  für  den  ersten  flüchtigen  Blick  als  Grün  stein  zu  bezeichnen;  doch 
ergab  seine  nähere  Untersuchung,  dass  es  sich  um  einen  Porphyrit  und  zwar  um  einen 
Hornblende-  und  einen  Augitporphyr it  handelt  (no  197,  198,  199,  200,  201,  203  der 
petrographischen  Liste),  soweit  die  petrographische  Zusammensetzung  in  Betracht  kommt; 
doch  wirken  einige  Umstände  zusammen,  diesen  Porphyrit  als  Propylit  im  Sinne 
v.  Richthofen's  deuten  und  somit  als  ein  tertiäres  Eruptivgestein  auffa.ssen  zu  lassen. 
So   ist  der  Plagioklas   des  Gesteins   nicht  durchweg  getrübt,  sondern  oft  glasig;   die  grüne 


l.'>0 

faserige  Hornblende  ist  zu  brauner  Färbung  pleochroitisch,  und  ein  grosser  Reichtum  an 
Pyrit,  welcher  ja  den  Propylit  charakterisiert,  und  von  dem  uns  eine  Menge  einzelner  heraus- 
gewitterter Krystallindividuen  zugetragen  wurden,  kennzeichnet  das  Gestein. 

Die  Ansammlung  der  mächtigen,  rundlichen  Blöcke  auf  dem  Rücken  des  Gebirges 
stellt  die  bekannte  Verwitterungserscheinung  des  ,, Blockgipfels"  dar. 

Die  Matinangkette,  an  deren  Südabfall  wir  nun  hinunterzusteigen  begannen,  bildet 
die  Wasserscheide  zwischen  der  Celebessee  und  dem  Tominigolf  und  zugleich  die  Grenze 
des  Königreichs  Buol  gegen  die  unter  Gorontalo  stehende  Herrschaft  Poguat.  Der  Pfad 
führte  in  südlicher  und  südöstlicher  Richtung  abwärts.  Wir  hatten  zunächst  eine  steile 
Schluchtwand  hinabzuklettern  und  machten  am  Ufer  des  reissenden  Panuflusses  in  960  m 
Höhe  Nachtquartier.  Auf  welche  Weise  dieser  Fluss  zur  Küste  kommt,  ist  uns  unbekannt 
geblieben ;  wir  haben  auf  der  Karte  unseres  Vorberichtes  (125)  angedeutet,  dass  er  zum  Ouell- 
gebiet  des  Molängo  gehören  könnte;  vielleicht  erreicht  er  weiter  westlich  im  Fürstentum 
Moüton  die  See.  Wir  erstiegen  die  jenseitige  Wand  des  Panuflussthales  und  gingen  dann  in 
östlicher  Richtung  längs  dem  Südabfall  der  Matinangkette  weiter.  Unausgesetzt  hatten  wir 
rippenartig  von  der  Hauptkette  auslaufende  Rücken  zu  ersteigen  und  wieder  in  tiefe  Schluchten, 
in  welchen  reissende  Bäche  dahinströmten ,  hinabzuklettern.  So  wie  der  Nordabfall  war 
also  auch  der  Südabsturz  der  Kette  durch  Erosionsrunsen  radiär  zerschnitten. 

Der  Pfad  wurde  sehr  schlecht,  war  theilweise  überwachsen  und  deshalb  mühsam  zu 
finden,  sodass  wir  nur  langsam  vorwärts  rückten.  Unsere  Hoffnung,  von  der  Matinangkette 
aus  uns  geradeswegs  südwärts  durch  verhältnissmässig  ebenes  Land  nach  der  Küste  wenden 
zu  können,  erfüllte  sich  nicht,  indem  eine  zweite,  zwar  niedrigere,  aber  doch  immer  ansehn- 
liche, der  ersten  parallele  Kette  sich  im  Süden  zeigte.  Wir  bezeichnen  sie,  dem  uns  von 
den  Führern  angegebenen  Namen  folgend,  als  Oleldukette.  Am  Ufer  eines  reissenden 
kleinen  Flusses  in  910  m  Höhe  bauten  wir  die  Hütten  für  die  Nacht. 

Vom  Rücken  der  Matinangkette  abwärts  trafen  wir  wiederum,  wie  am  Nordabfall  des 
Gebirges,  den  erwähnten  Propj-lit ;  in  einem  hell  pistaziengrünen  Gestein  ferner  dürfen  wir 
vielleicht  eine  Tuffbildung  dieses  Propylites  sehen  (no  204  und  205  der  petrographischen  Liste). 

Am  31.  August  sahen  wir  an  einem  Bache  in  c.  700  m  Meereshöhe  zu  unserem 
Vergnügen  statt  des  grünen  Propylites  unseren  Radiolarienroththon  in  Form  eines 
schön  rothvioletten  Schieferthones  anstehen  und  fanden  somit  hier  an  der  Südseite  des  Ge- 
birges wieder  die  tiefste  Lage  der  bis  hieher  auf  Celebes  nachgewiesenen  Sedimentgesteine 
(siehe  aber  oben  Seite  112I.  Wie  die  Untersuchung  eines  Schliffes  ergab,  enthält  er  eine 
Menge  von  Radiolarien  (no  206  der  petrograghischen  Liste).  Sodann  erstiegen  wir  den 
Kamm  des  Oleidugebirges,  hier  von  den  Leuten  Oleidukiki  (kleiner  Oleidu)  genannt, 
welcher  ii8om  Meereshöhe  erreicht.  Das  Gestein,  woraus  diese  Kette  besteht,  hat  ebenfalls 
eine  röthliche  Farbe,  und  dies  führte  uns  zuerst  zu  der  irrthümlichen  Meinung,  es  stelle  auch 
dieses  den  genannten  Roththon  vor.    Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  uns  aber  das 


If)! 

interessante  Resultat,  dass  wir  es  hier  mit  einem  Leucitgestein  jüngeren  Alters  zu  thun 
haben  und  zwar  wahrscheinlich  mit  einem  Leucittephrit,  also  einem  nordcelebensischen  Ver- 
treter der  von  Wichmann  (151)  in  Süd-Celebes  aufgefundenen  Leucitgesteine  (no  207  der 
petrographischen  Liste).  Die  ganze  Oleidukette  besteht  aus  dieser  Felsart  und  ist  nur  von 
aussen  vom  Radiolarienroththon  bekleidet,  wonach  also  unsere  diesbezügliche  Darstellung  in 
unserem  Vorberichte  (125,  p.  6)  zu  ändern  ist. 

Wir  wanderten  auf  dem  Grat  des  Oleidukiki  in  südöstlicher  Richtung  weiter,  uns 
längere  Zeit  in  annähernd  gleicher  Höhe  haltend,  bis  zu  einer  letzten  gipfelartigen  Erhaben- 
heit, welche  die  Führer  als  Gunung  Böntula  bezeichneten  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  oben 
genannten  Flusse  Bontula).  Von  hier  begann  der  eigentliche  Abstieg.  Anfänglich  war  die 
Neigung  des  immer  noch  einem  Grat  folgenden  Pfades  eine  nur  massige;  bald  aber  senkte 
er  sich  dachsteil  in  ein  tiefes,  enges  Flussthal  hinab,  dessen  Sohle  blos  noch  in  190  m  Meeres- 
höhe lag.  Der  ansehnliche  Fluss,  welchem  folgend  wir  die  Südküste  erreichen  sollten,  wurde 
uns  als  Uangkahülu  bezeichnet.  Als  der  eine  von  uns  mit  den  rascheren  Trägern  den 
Fluss  erreichte,  war  er  blos  knietief  und  leicht  durchschreitbar ;  nun  aber  brach  ein  starker 
Regen  aus,  und  in  etwa  zwanzig  Minuten  war  das  Wasser  um  vielleicht  zwei  Meter  gestiegen. 
Als  der  andere  eine  Stunde  später  mit  der  Hauptmasse  der  Träger  zum  Flusse  kam,  war  dieser 
zu  einem  reissenden,  gelben  Wildwasser  angeschwollen,  welches  Holz  und  Steinblöcke  mit 
sich  fortwälzte.  Erst  in  der  Nacht,  als  das  Wasser  wieder  stark  gefallen  war,  konnte  der  Ueber- 
gang  bewerkstelligt  werden.  Es  ist  die  Erscheinung  des  plötzlichen  Anschwellens  dieses  Flusses 
umso  auffallender,  als  weit  und  breit  ein  lückenloser  Waldpelz  Berg  und  Thal  bekleidet. 

Wir  folgten  dem  Laufe  des  Flusses ,  der  von  nun  an  für  drei  Tage  die  Rolle 
eines  Pfades  zu  übernehmen  hatte.  Bei  niederem  Wasserstand  mag  das  wohl  angehen ;  jetzt 
aber,  wo  der  Fluss  immer  noch  viel  Wasser  führte,  war  das  Weiterkommen  sehr  erschwert. 
Mühsam  arbeiteten  wir  uns  über  das  überschwemmte  Geröll  des  Flussufers  oder  kletterten, 
wo  an  engeren  Stellen  des  von  niederen  Hügelzügen  begrenzten  Waldthaies  das  Wasser 
zu  tief  wurde,  über  die  glatten,  anstehenden  Uferfelsen.  Stellenweise  brauste  der  Fluss  durch 
kleine  Felsschluchten  hin;  kreuz  und  quer  wateten  wir  durch  das  hüfttiefe  Wasser,  das  sich 
nun  bereits  durch  einige  kleine  Nebenflüsse  vergrössert  hatte  und  durch  Regen  immer  neue 
Nahrung  erhielt.  Weiterhin  traten  breitere  Stellen  auf,  und  wir  kamen  zu  einer  kleinen 
Insel  mit  Namen  T o h o  1  i t o.  An  dieser  sahen  wir  einen  blaugrauen  Schiefe rthon  anstehen, 
welcher  zu  gelbem  Letten  verwitterte,  womit  wir  denn  wieder  auf  unsere  neogene  Molasse 
stiessen.  Diese  bildet  also  den  Boden  der  Depression,  welche  wir  vom  Gebirge  an  bis  hieher 
durchschritten  hatten,  und  welche  vom  Uangkahülu  und  seinen  Zuflüssen  durchströmt  wird. 
Unter  ihr  muss  der  eogene  Kalkstein  anstehen,  wenngleich  wir  ihn  nicht  zu  sehen  bekommen 
haben;  damals  mit  der  an  ihn  sich  knüpfenden  Frage  noch  nicht  vertraut,  hatten  wir  auch 
nicht  nach  ihm  geforscht.  Die  Rollsteine  im  Flusse,  welche  wir  mit  uns  nahmen,  haben  sich 
als  verwitterte  Propylitstücke  ausgewiesen. 


152 

Aus  ONO  her  kam  jetzt  ein  Fluss  von  gleicher  Stärke  heran,  wie  der  Uangkahulu,  und 
vereinigte  sich  mit  ihm;  es  war  der  Buhu,  welcher  im  Lango-  oder  Dulamajogebirge  entspringt. 
Von  jetzt  an  aber  verbreiterte  sich  das  Thal,  und  wir  gelangten  zum  Dorfe  Randängan, 
dessen  Meereshöhe  wir  auf  30  m  bestimmten.  Die  Depression,  welche  wir  bis  hierher  durch- 
wandert hatten,  und  welche  wir  für  eine  Mulde,  entsprechend  den  früher  bezeichneten,  halten 
möchten,  können  wir  die  Randängandepression  nennen.  Von  ihr  nach  der  Küste 
strömt  der  Fluss,  nun  Butaiodäa  genannt,  in  endlosen  Krümmungen  dahin;  er  beschreibt 
im  ganzen,  von  den  kleinen  Krümmungen  abgesehen,  einen  grossen,  nach  Westen  ausgreifenden 
Bogen.  Das  Land,  welches  er  von  Randängan  an  durchströmt,  ist  aber  nicht  mehr  eben, 
sondern  hügelig,  wie  uns  die  Fahrt  auf  dem  Flusse  lehrte;  es  unterliegt  für  uns  keinem  Zweifel, 
dass  hier  der  Strom  das  niedrige  Kettengebirge  durchbricht,  welches  wir  vom  Bonegebirge 
an,  als  dessen  Fortsetzung  die  Küste  begleitend,  gefunden  haben.  Beim  Durchbrechen  dieses 
Gebirgszuges  bildet  der  Fluss  zuweilen  kleine  Schnellen.  Rechtsseitige  Zuflüsse  waren  der 
Taluditi  und  der  grosse  Molängo;  auch  waren  zwei  Dörfer,  Lontänga  und  Batumotolöhu, 
passiert  worden,  und  nun,  nach  Verlassen  des  Küstengebirges,  strömte  der  Fluss  voll  und 
ruhig  in  einer  Breite  von  50 — 80  m  dahin.  Vom  Dorfe  Duhiadäa  an,  einer  Collectivbezeichnung 
für  mehrere  Ansiedelungen,  begann  der  Lauf  träger  zu  werden,  und  der  Fluss  spaltete  sich 
in  drei  Arme,  auf  dessen  westlichstem  wir  die  Küste  des  Golfes  von  Tomini  erreichten.  Von 
seiner  Mündung  begaben  wir  uns  nach  dem  unfern  östlich  gelegenen  Küstenort  Marissa, 
von  wo  wir  zur  See   nach  der  Minahassa  zurückkehrten. 

Geologisch  bedeutsam  ist  nun  besonders  die  Porphyrit-  oder  Propylitnatur  des 
Matinanggebirges,  da  wir  gesehen  haben,  dass  ähnliche  Gesteine  der  Küste  der  Celebessee 
ostwärts  bis  Kwandang  folgen,  an  welchem  Orte  wir  sie  selbst  gefunden  haben,  während  sie 
bei  Sumalatta  und  bei  Palele  von  Bücking  festgestellt  worden  sind  (siehe  oben  Seite  137, 
141  und  144).  Diese  Gesteine  möchten  wir  mit  denen,  welche  das  Matinanggebirge  zusammen- 
setzen, unter  einen  einheitlichen  Gesichtspunkt  rücken  und  als  Propj'lite,  das  heisst  also 
als  neogene  Eruptivgesteine  auffassen  und  damit  die  Vermuthung  aussprechen,  dass  von 
Kwandang  an  westwärts  die  genannten  Massen  die  Küste  der  Celebessee  begleiten,  die  Anti- 
klinalen der  Küstengebirge  krönend.  Wir  werden  weiter  erfahren ,  dass  es  gelingt ,  die 
Existenz  dieser  Gesteine  um  die  Nordwestecke  von  Celebes  herum  (dies  bedingungsweise, 
worüber  am  betreffenden  Orte)  weiter  südwärts  der  Strasse  von  Makassar  entlang,  ja  zuletzt 
in  der  Form  von  Leucitgesteinen,  Andesiten  und  Trachyten  bis  an  das  Südende  der  südlichen 
Halbinsel  hin  zu  verfolgen,  wonach  sie  zusammen  eine  einzige,  grosse  Eruptionsnarbe  bilden 
würden,  welche  aus  den  Antiklinalen  von  Längsfalten  zu  Tage  tritt.  Wir  haben  gesehen, 
dass  diese  Propylitmassen  im  Norden  der  Insel  bis  Kwandang,  also  bis  zur  Limbottodepres- 
sion,  zu  verfolgen  sind;  dies  ist  aber  die  Stelle,  wo  jene  oben  (Seite  125  und  126)  geschilderte 
merkwürdige  Umkehr  in  der  Tektonik  des  Nordarmes  stattfindet,  derzufolge  von  hier  an 
ostwärts   die   höheren,   die   Wasserscheide   bildenden   Gebirgsfalten,    welche   bis   hieher  der 


153 

Celebessee  gefolgt  waren,  der  Küste  der  Molukkensee  hinfort  entlang  laufen;  und  damit  im 
Zusammenhang  muss  uns  der  Umstand  auffallend  erscheinen,  dass  von  der  Limbottodepression 
an  ostwärts  die  vulkanischen  Massen  der  Molukkensee  folgen,  während  sie  westwärts  die 
Celebessee  besäumen.  Wir  möchten  vermuthen,  dass  die  erwähnten  Erscheinungen  mit  der 
Richtung  der  faltenden  Kraft  in  irgend  einem  mechanischen  Zusammenhange  stehen,  wie 
dieselbe  in  ihrem  merkwürdigen  Wechsel  an  der  Stelle  der  Limbottodepression  oben  dar- 
gestellt worden  ist. 

Auf  die  beregte  Frage  von  der  gesetz massigen  Anordnung  der  Eruptiv- 
massen auf  Celebes  werden  wir  noch  mehrmals  zurückkommen  und  betonen  nur  jetzt 
schon,  dass  wir  uns  wohl  bewusst  sind,  damit  nur  eine  Hypothese  auszusprechen,  welche 
zu  weiterer  Forschung  nach  dieser  Richtung  Anregung  geben  möchte. 

Nun  noch  einiges  Literarische. 

van  Schelle  (131,  p.  47  ff.|  folgte  einem  kleinem  Flusse,  welcher  östlich  vom  Butaiodaa 
mündet,  dem  BatuDulanga,  c.  15  km  weit  aufwärts;  dieser  strömt  von  NO  nach  SW,  ist  4—6  m 
breit,  bei  Hochwasser  10—20  m.  Hierauf  erstieg  er  das  der  Küste  entlang  ziehende  Gebirge, 
welches  er  „einen  ziemlich  schmalen  Bergrücken"  nennt,  bis  zur  Höhe  von  c.  245  m,  wo  die 
alte  Goldwascherei  Banganite  gelegen  ist.  Es  wurde  als  anstehendes  Gestein  ausschliesslich 
Granit  angetroffen,  dann  aber  auch  Quarzporphyr  in  losen  Blöcken.  „Für  die  Ge- 
winnung im  Grossen  hat  das  Auftreten  von  Gold  bei  Banganite  nicht  den  geringsten  Werth." 

Der  Butaiodaa  heisst  nach  van  Schelle  I131,  p.  52)  Kwala  besär  (das  bedeutet  einfach 
grosser  Fluss);  doch  hat  er  ihn  nicht  befahren.  Er  stellt  das  wenige,  was  man  über  ihn 
vor  unserer  Bereisung  erkundet  hatte,  mit  den  folgenden  Worten  zusammen:  „Der  Fluss 
ist  für  kleine  Frauen  befahrbar  bis  zum  Dorfe  Randangan,  4  bis  5  Tagereisen  oberhalb  seiner 
Mündung  gelegen.  Die  Dammarsammler  folgen  ihm  nach  Berichten  der  Eingeborenen  noch 
8  bis  IG  Tagereisen  weiter  aufwärts.  Auch  hier  wurden  im  Gebirge  einige  Grusablagerungen 
ausgebeutet  und  wird  in  der  Fläche  Gold  aus  Flusssand  gewaschen." 

Aus  obiger  Bemerkung  van  Schelle's  über  das  der  Küste  entlang  ziehende  Gebirge 
und  aus  unseren  Beobachtungen  am  Butaiodaa  geht  die  Existenz  eines  niedrigen  Küsten- 
gebirges mit  Sicherheit  hervor,  und  weiter  auch,  dass  es,  wie  schon  bei  Gorontalo,  aus 
Granit  besteht.  Nördlich,  zwischen  ihm  und  dem  Matinanggebirge,  breitet  sich  dann  die 
Randängandepression  aus. 

Um  zu  recapitulieren,  so  strömt  der  Uangkahülu  oder  Butaiodaa  während  des  weit- 
aus grössten  Teiles  seines  Verlaufes  in  sehr  geringer  Meereshöhe.  Wir  können  also  den 
ganzen  Landstrich  vom  Fusse  der  Oleidukette  an  bis  zum  erwähnten  niedrigen  Küsten- 
gebirge als  ein  flächenartiges  Tiefland  auffassen,  als  eine  Art  von  muldenartigem  Becken, 
welches  wir  als  Randängandepression  bezeichnet  haben.  W^enn  wir  uns  nun  daran  erinnern, 
dass    der    östlich    folgende   Fluss   Pagujama    gleichfalls    über   ein    ausgedehntes    Niederland 

Sarasin,   Celebes,    IV,  20 


154  _^ 

strömt,  bevor  er  das  niedrige  Küstengebirge  durchbriclit,  nämlich  die  Parungdepres- 
sion,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  die  beiden  genannten  Tiefenzonen  durch  Zwischenstücke 
sowohl  untereinander,  als  weiter  ostwärts  mit  der  Limbottodepression  verbunden  zu 
vermuthen,  und  es  dürfte  sich  also  vielleicht  einmal  nachweisen  lassen,  dass  die  mit  der 
Dumogadepression  beginnende  Längsmulde  die  Mittellinie  des  gesammten  Nordarmes 
bandförmig  durchziehen  würde.  Verfolgen  wir  ferner  die  Längstiefenzone  westwärts,  so 
treffen  wir  von  neuem  auf  eine  Niederung  zwischen  zwei  Längsketten,  nämlich  die  Moüton- 
depression,  wie  wir  sie  nennen  wollen. 

Für's  erste  betrachten  wir  nun  die  Gebirgsketten  in  ihrer  westlichen  Fortsetzung. 


Das 

Gebiet  westlieh  vom  Matinangkettensystem. 


Als  westliche  Fortsetzung  der  Matinangkette  finden  sich  auf  der  Musschenbroek- 
schen  Karte  zwei  Gebirgsrücken  mit  den  Namen  Ami  na  und  Dako  verzeichnet;  auf  der 
Seekarte  ist  besonders  der  letztere  breit  angelegt.  Ueber  diese  Gebirgszüge  haben  wir  nur 
von  der  See  aus  einige  wenige  Beobachtungen  machen  können  und  sodann  an  der  Küste 
der  Bai  von  Tolitoli.  Längs  der  Nordküste  fahrend,  notierten  wir  folgendes:  Weiter  westlich 
von  der  Matinangkette  erhebt  sich  der  Bukit  Dako  (d.  h.  der  grosse  Berg),  der  beim  Orte 
Labuwangdede  (so  zu  schreiben,  90,  p.  58,  „Klein-Labuwang")  in  der  ToHtolibai  sehr  steil  gegen 
die  Küste  hin  abfällt.  Er  zeigt  zwei  Gipfel,  welche  eine  bedeutende  Höhe  zu  erreichen  scheinen. 
Die  Erosion  hat  tiefe  Thalfurchen  eingewühlt.  Bei  Labuwangdede  erheben  sich  die  ersten 
bewaldeten  Hügel  schon  i  km  von  der  Küste  entfernt ;  das  Land  bis  zu  ihrem  Fuss  ist  flach  und 
sumpfig.  Das  anstehende  Gestein  der  Hügel  ist  Roththon,  wie  sich  an  einer  Stelle  zeigte, 
welche  durch  einen  Waldabsturz  entblösst  und  mit  rothviolettem  Lehm  bedeckt  war,  welchen 
wir  stets  als  Verwitterungsprodukt  des  Roththones  gefunden  hai.en.  Auch  lasen  wir  am 
Strande  ein  Handstück  ächten  Roththones  auf  (no  220  und  221  der  petrographischen  Liste). 
Ausserdem  fanden  wir  Rollsteine  von  demselben  grünen  Porphyr it  oderPropylit  (no  219 
und  225  der  petrographischen  Liste),  welcher  das  Matinanggebirge  wesentlich  zusammensetzt, 
und  aus  dem  nun  also  auch  das  Dakogebirge  offenbar  sich  aufbaut.  Unter  den  Steinproben, 
die  wir  nicht  anstehend  gefunden,  sondern  alle  von  einem  am  Strande  liegenden  Steinhaufen 
aufgelesen  haben,  fand  sich  auch  ein  schwarzgraues,  dichtes  Gestein,  welches  in  einzelnen 
Handstücken  völlig  von  Eisen  umkleidet  war.  Es  ist  ein  Dolomit  mit  Eisengehalt  (no  222 
und  223  der  petrographischen  Liste). 

Wir  haben  nun  unsere  Gründe,  es  für  sehr  wahrscheinlich  zu  halten,  dass  die  Dakokette 
und  damit  überhaupt  also  das  nördliche  Kettensystem  der  Halbinsel,  am  Golf  von  Tolitoli 
angekommen,  nach  der  See  zu  abstürzt  und  dass  ihre  Fortsetzung,  in  ihrer  der  Gestalt  des 
Nordarmes  folgenden  Umbiegung  nach  Süden,  unter  dem  Spiegel  des  Meeres  zu  suchen  ist. 
Wir  werden  unten  sehen,  dass  sie  weiter  südlich  von  neuem  aus  der  See  auftaucht. 

20* 


156 

Anders  verhält  sich  die  Kette,  welche  wir  zunächst  bis  zur  Randangandepression  als 
der  Südküste  entlang  ziehende  niedrige  Granitkette  verfolgen  konnten.  Diese  bildet  zu- 
folge der  Seekarte  schon  in  Mouton  ein  namhaftes  Gebirge  und  zieht  nun  zunächst  nord- 
wärts von  den  kleinen  Bolänotüinpeln  (worüber  untenj  durch,  worauf  sie  sich  zu  einer 
mächtigen  Kette  erhebt,  welche  wir  von  Labuwangdede  aus  deutlich  erkannten  als  „eine 
sehr  mächtige  Gebirgsmauer  mit  wenig  gegliedertem  Kamm  in  der  Ferne  hinter  dem  Süd- 
grund der  Bucht  von  Tolitoli."  Dies  ist  das  Tom  inigebirge  der  Karten;  denn  an  dieser 
Stelle  liegt  das  kleine  Reich  Tomini,  nach  welchem  der  grosse  Golf  seinen  Namen  hat. 

Westwärts  von  dem  Tominigebirge  folgt,  \ön  Labuwangdede  aus  wie  eine  Fortsetzung 
desselben  erscheinend ,  ein  ebenfalls  sehr  mächtiges  Gebirge ,  welches  auf  der  Seekarte 
Sodjölo  benannt  ist.  Dieses  dürfte  nach  unserer  Ansicht  nach  Süden  umbiegend  im  Streichen 
der  Richtung  des  Inselarmes  folgen,  sodass  also  der  südnördlich  gerichtete  Theil  der  nörd- 
lichen Halbinsel  nur  ein  einziges,  ihm  parallel  streichendes  Kettens3'stem  trüge,  wogegen 
der  westöstlich  gerichtete  zwei  solcher  erkennen  liesse,  welche,  unter  sich  parallel  laufend,  je 
der  Nord-  und  der  Südküste  entlang  streichen  würden ,  ein  nördliches  und  ein  südliches 
Kettensystem.  Während  das  südliche,  nachdem  es  aus  einer  ursprünghch  bedeutenden  öst- 
lichen Erhebung,  dem  Bonegebirge,  nach  Westen  hin  zu  einem  niedrigen  Rücken  abgesunken 
war  und  sodann  neuerdings  zu  einem  hohen  Kettensystem  sich  aufgeschwungen  hatte,  ohne 
als  Ganzes  abzubrechen  in  der  Halbinsel  nach  Central-Celebes  zu  weiterstreicht,  hat  das  nörd- 
liche Kettensystem  im  Golf  von  Tolitoli  sein  vorläufiges  Ende  erreicht.  Zwischen  beiden  haben 
wir  durchgehend  eine  muldenartige  Depression  nachweisen  können ,  deren  Fortsetzung  wir 
in  der  Bai  von  Tolitoli  selbst  erkennen,  oder  umgekehrt,  wir  betrachten  diese  als  den  Aus- 
gangspunkt der  die  iVIittellinie  des  Nordarmes  durchziehenden  Tiefenmulde,  des  grossen,  den 
Nordarm  durchziehenden  Längsthaies.  Herr  Bau  ermann  in  Gorontalo  hatte  die  Freund- 
lichkeit, uns  die  Copie  einer  Kartenskizze  zu  geben,  welche  von  den  Herren  H.  Asmus  und 
Chr.  Bauermann  1893,  einiger  Goldfundorte  wegen,  aufgenommen  worden  war.  Diese 
Skizze  bestätigt  das  eben  Gesagte  insofern ,  als  zwischen  dem  nördlichen  Dakogebirge  und 
dem  südlichen  Tomini-Sodjologebirge  ein  grosser  Fluss  in  ostwestlicher  Richtung  der  Bai 
von  Tolitoli  zuströmt,  der  Agodäko  („der  grosse  Fluss").  Der  von  diesem  Flusse  einge- 
nommene Thalboden  ist  aber  nichts  anderes  als  die  westUche  Endigung  unserer  grossen 
Längsdepression  des  Nordarmes.  Wir  haben  in  unserer  Karte  von  der  Skizze  Gebrauch 
gemacht;  auf  derselben  ist  das  Gebirge  Dako  zu  c.  6000  Fuss  =  c.  1800  m,  das  Sodjolo- 
gebirge  zu  c.  7000  Fuss  =  c.  2100  m  Meereshöhe  geschätzt,  was  wohl  der  Wirklichkeit 
entsprechen  mag. 

Bleeker  (17,  p.  15)  bemerkt,  dass  zwischen  dem  Noord wachtereiland  und  Gap 
Donda  die  Küste  hoch  sei,  und  dass  landwärts  Berggipfel  bestünden,  welche  schätzungs- 
weise 5000  Fuss  =  3525  m  hoch  seien. 

H.  Marti  ndale  (88)  merkt  1845  folgendes  an:    „Das  Land  von  der  ganzen  Nordküste 


157 

von  Celebes  ist  sehr  hoch  und  kann  auf  90'  Entfernung  gesehen  werden."  In  der  bei- 
gefügten Tabelle  heisst  es:  „Cape  Donda,  o"  49'  NB,  120"  20'  30"  OLG,  9194  Fuss  hoch." 
Die  Lage  dieses  Caps  ist  sicher  zu  finden,  wenn  auch  die  Länge  nicht  richtig  ist;  es  ist  die 
Halbinsel  im  Süden  der  Tolitolibai.  Auf  dieser  c.  6  km  breiten  Halbinsel  hat  aber  ein  Berg 
von  2800  m  unmöglich  Platz ,  und  deshalb  muss  diese  Höhenangabe  auf  den  südlich  davon 
sich  erhebenden  Berg  Sodjolo  bezogen  werden,  indem  Mar  tindale  wahrscheinhch  von  N  her 
über  das  niedrige  Cap  weg  nach  jenem  Gebirge  visiert  hatte;  das  letztere  schien  sich  dann  von 
der  Küste  direkt  zu  erheben ,  was  aber  nach  der  neuen  Seekarte  sowohl  als  nach  der 
Musschenbroek'schen  gar  nicht  zutrifft. 

Nun  noch  einige  Bemerkungen  über  die  sogenannten  Seen  von  Boläno. 

Was  wir  über  die  Wasserausbreitungen  von  Bolano  wissen,  verdanken  wir  van 
Hoevell  (57).  Bolano  selbst  ist  eine  kleine  buginesische  Enclave  im  Radjathum  Moüton. 
Wir  entnehmen  der  Beschreibung  folgendes:  „Während  Moüton  südlich  durch  den  Goll 
von  Tomini  begrenzt  wird,  muss  als  nördliche  Grenze  der  Kamm  der  Gebirgskette 
angenommen  werden,  welche  es  von  den  Landschaften  Buol,  Tolitoli  und  den  südlich 
von  der  Bai  von  Dondo  gelegenen  Landstrichen  scheidet.  Diese  Bergkette  ist  im  Mittel 
3000—4000  Fuss  =  940  —  1250  m  hoch,  erhebt '  sich  aber  hinter  Pelasa  und  Tinomba  zu 
6000  —  7000  Fuss  =  1880—2200  m.  (Auf  Hoevell's  Karte  zu  58  ist  hier  der  Berg 
„G.  Sadjolo"  mit  7000  Fuss  Höhe  gezeichnet).  Die  Ausläufer  davon  erstrecken  sich  in  der 
Regel  bis  nach  der  Küste;  nur  an  den  Mündungen  der  zahlreichen  kleinen  Flüsschen  hat 
sich  einiges  Niederland  durch  Anschwemmung  gebildet.  Beim  niedrigen  Cap  von  Tula- 
denggi  und  Bolano  ist  dieser  alluviale  Streifen  am  breitesten." 

„Das  erste  Dorf,  das  man  westwärts  vom  District  Poguat  antrifft,  ist  Moüton.  Das 
Meer  vor  Moüton  ist  voll  von  kleinen  unbewohnten  Inselchen  und  Sandbänken.  Moüton 
liegt  an  einem  kleinen  Flüsschen,  welches  gutes  Trinkwasser  hat,  und  worin  kleine  Prauen 
bei  Hochwasser  ankern  können.  Auch  Tuladenggi  ist  an  einem  kleinen  Flüsschen  gelegen, 
c.  40  m  breit,  welches  selbst  für  grosse  Prauen  eine  gute  Strecke  aufwärts  befahrbar  ist  und 
sich  5  englische  Meilen  ^  8  km  westlich  von  Moüton  in  das  Meer  ergiesst.  Am  Oberlauf 
des  Flusses  wird  Gold  gewaschen  beim  Orte  Tapa,  ungefähr  12  Stunden  Ruderns  strom- 
aufwärts." 

„Ungefähr  9  englische  Meilen  =  14,5  km  westlich  von  Tuladenggi  trifft  man  auf  eine 
Ansiedelung  mit  Namen  Bolano,  welche  ausschliesslich  von  Buginesen  bewohnt  wird  und 
als  Enclave  von  Moüton  völlig  umschlossen  ist.  Die  Niederlassung  ist  an  zwei  Seelein 
gelegen,  welche  in  Nord-Südrichtung  voneinander  sind,  und  wovon  das  nördliche,  Namens 
Telaga  Batudäka,  süsses  Wasser  enthält,  während  das  südliche,  Telaga  Bolanosäwu  genannt, 
mit  Salzwasser  gefüllt  ist.  Die  ziemlich  mühsame  Reise  dahin,  welche  nur  in  sehr  kleinen 
Prauen  oder  Blottos  (Einbäumen)  zu  machen  ist,  dauert  ungefähr  vier  Stunden.  Zuerst 
rudert    man    zwei   Stunden    lang    durch    einen    60  —  80  m    breiten    Salzwassercanal  (kreek. 


158 

offenbar  stromartige  Lagune),  dessen  Ufer  mit  Mangroven  und  Nipa  dicht  besetzt  sind. 
Dieser  Canal  endigt  in  einem  ziemlich  grossen ,  c.  2  km  breiten  Salzwassersee ,  in  welchen 
das  Flüsschen  Bolano  einmündet.  Wenn  man  dies  letztere  Flüsschen ,  welches  von  über- 
hängenden Nipapalmen  und  den  Zweigen  einer  Menge  von  Sagobäumen  völHg  überdeckt 
ist,  sodass  es  oft  äusserst  mühsam  ist,  einen  Durchweg  zu  finden,  noch  i'  2  Stunden  hinauf- 
rudert, so  kommt  man  an  die  buginesische  Niederlassung.  Noch  eine  Stunde  höher  oben 
verbreitert  sich  das  Flüsschen  Bolano  zu  dem  oben  genannten  Süsswasserseelein." 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dass  es  sich  bei  Bolano  um  zwei  Wasserausbreit- 
ungen handelt,  von  denen  die  südliche  eine  lagunenartige  Verbreiterung  darstellt,  während 
die  nördliche  nur  ein  kleiner  Tümpel  ist.  Sie  liegen  in  dem  Alluvialgürtel  der  Küste  süd- 
wärts vom  südlichen  Küstengebirge.  Auf  der  Karte  von  Hoevell  (58)  sind  sie  viel  zu  gross 
gezeichnet  und  noch  mehr  auf  der  Musschenbroek 'sehen,  von  welcher  sie  auch  die 
Seekarte  übernommen  hat.  Es  werden  folgende  Maasse  gegeben:  Südlicher  See 
W — 0-Richtung,  Hoevell  c.  8  km,  Seekarte  c.  13  km;  N— S-Richtung ,  Hoevell  c.  5  km, 
Seekarte  c.  7,5  km;  nördlicher  See  W — 0-Richtung:  Hoevell  c.  5  km,  Seekarte  c.  5,5  km; 
N— S-Richtung:  Hoevell  c.  3  km,  Seekarte  c.  9  km.  Entfernung  von  der  Küste  bis  zum  Nord- 
ende des  nördlichen  Sees:  Hoevell  c.  18  km,  Seekarte  c.  30  km.  All  das  stimmt  mit  den 
Textangaben  von  Hoevell  in  keiner  Weise  überein.  Die  Gesammtdistanz  von  der  Küste 
bis  zum  Nordtümpel  berechnet  sich  zu  höchstens  14  km,  in  Anbetracht,  dass  man  flussaufwärts 
durch  Nipagebüsch  in  einer  Stunde  bestenfalls  3  km  gut  macht. 

Somit  spricht  Musschenbroek  (97,  p.  971  irrtümlich  von  den  „weitausgedehnten 
Binnenseen  von  Bolano".  Riedel  I116,  p.  1730)  schreibt:  „Die  Seen  von  Bolano  sind  kanal- 
förmige  (kreekvormigel  Gewässer,  welche  sich  an  drei  Stellen  verbreitert  haben,  mit  Rhizo- 
phoren  und  Nipa  fruticans  fast  ganz  dicht  bewachsen.  Der  nördliche  Tümpel,  von  einem 
ausgedehnten  Morast  voll  von  Sagopalmen  umgeben ,  ist  grösser  und  mit  dunkelbraun  ge- 
färbtem Süsswasser  bedeckt,  während  der  südliche  unter  dem  Einflüsse  von  Ebbe  und  Fluth 
steht.     In  jedem  Fall  sind  sie  auf  den  bestehenden  Karten  zu  gross  gezeichnet." 

Letzteres  ist  richtig;  doch  mit  der  Angabe,  der  nördliche  Tümpel  sei  grösser  als 
der  südliche,  steht  Riedel  im  Widerspruch  mit  Hoevell.  Wir  halten  uns  an  die  Angabe 
des  Letzteren  und  stellen  es  auf  unserer  Karte  demgemäss  dar. 

Noch  ist  zu  betonen ,  dass  die  südliche  Kette  des  Nordarmes  zweifellos  nördlich 
von  den  Bolanotümpeln  durchzieht,  welch'  letztere  dem  Alluvialboden  der  Flachküste  an- 
gehören. 


Die 

Ansatzstelle  des  Nordarmes  an  Central-Celebes. 


Ueber  den  zwischen  der  Bai  von  Palu  (nicht  Palos,  siehe  Matthes  90,  p.  4)  an  der 
Makassarstrasse  und  dem  Orte  Parigi  am  Golf  von  Tomini  sich  hinziehenden  Wurzeltheil  der 
nördlichen  Halbinsel  haben  wir  für  unsere  Beschreibung  den  Vorzug,  einen  äusserst  wichtigen 
Bericht  von  A.  Wichmann  benutzen  zu  können,  der,  im  Jahre  1890  veröffentlicht,  die 
Durchquerung  jener  Stelle  der  Insel  im  Oktober  1888  zum  Gegenstande  hat;  wir  folgen 
deshalb  seinen  Ausführungen  (150,  Separatabzug  p.  78  ff.). 

Die  Bai  von  Palu  hat  an  ihrem  innersten  Winkel  beim  Orte  Palu  noch  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Strandes  eine  Tiefe  von  180  m.  Nun  heisst  es:  „Man  schaut  bei  Palu  in 
SSO-Richtung  in  eine  tiefe,  breite  Thalebene,  einerseits  gebildet  durch  die  Bergkette,  welche 
sich  aus  dem  centralen  Knoten  —  darüber  unten  näheres,  es  handelt  sich  thatsächlich  um  ein 
Kettensystem,  nicht  um  einen  Gebirgsknoten  —  in  den  nördlichen,  schwanzförmig  gestalteten 
Zipfel  von  Celebes  fortsetzt,  andererseits  durch  den  Gebirgszug,  welcher  aus  dem.  Inneren 
kommend  parallel  dem  linken  Ufer  der  Palubai  streicht  und  bei  dem  Cap  Palu  endet.  Nach 
den  beiDonggäla  (so,  nach  Matthes,  90,  p.  8j  gesammelten  Gesteinen  zu  urtheilen,  setzt  sich 
das  letztgenannte  Gebirge  aus  tertiären  Eruptivgesteinen  und  Sedimenten  zusammen." 

Aus  dieser  Darstellung  folgt,  dass  die  Bai  von  Palu  ein  Längsthal  darstellt,  welches 
zwischen  zwei  Gebirgsketten  südwärts  nach  dem  centralen  Kettens3'stem  hin  sich  fortsetzen 
würde.  Wir  selbst  haben  bei  Donggala,  also  am  Cap  Palu,  das  Land  betreten  und  daselbst 
längs  dem  Strande  mächtige  Kalksteinmassen  bis  zu  einer  Meereshöhe  von  gegen  200  m 
anstehen  sehen.  Diese  Kalkmassen  waren  oben  abgerundet,  und  es  schien  die  ganze  Land- 
zunge von  Palu  von  ihnen  umsäumt  zu  sein,  ebenso  wie  auch  die  gegenüberliegende  Küste. 
In  c.  150  m  Meereshöhe  lag  eine  ausgewitterte  Tridacnaschale  von  grossen  Dimensionen  frei 
da;  ein  durch  Zerschlagen  von  ihr  entnommenes  Handstück  hat  9  cm  Durchmesser;  die 
Oberfläche  der  aus  milchweissem  Kalkspath  bestehenden  Schale  war  angewittert.  In  diesen 
Kalkmassen  haben  wir  ohne  Zweifel  dieselben  Kalke  vor  uns,  wie  wir  sie  bis  jetzt  an  zahl- 
reichen Küstenstellen  nachgewiesen   haben,   und   wie  sie   bei  Maros  (worüber  unten)  die  be- 


160 

rühmt  gewordenen  sogenannten  Riffe  bilden;  sie  sind  also  wohl  ebenfalls  als  eogene  Kalke 
aufzufassen. 

Rollsteine,  welche  wir  aus  dem  kleinen  Flusse  bei  Donggala  aufgelesen  haben, 
erwiesen  sich  als  Augitporphyri t  (no  233  und  234  der  petrographischen  Liste),  welcher, 
durch  Chloritgehalt  grünlich  gefärbt,  aus  Analogiegründen  wohl  alsPropylit  angesprochen 
werden  darf,  und  als  ein,  offenbar  neogener,  Sandstein  (no  232  der  petrographischen  Liste). 
Mit  Wichmann's  Ausdruck  „tertiäre  Eruptivgesteine  und  Sedimente"  decken  sich  diese 
Befunde  recht  wohl.  Daraus  ist  zu  schliessen,  dass  die  Gebirgskette,  deren  nördliches  Ende 
die  Halbinsel  von  Palu  darstellt,  ein  ähnliches  Bild  bietet  wie  die  Matinangkette  im  Nord- 
arme, indem  im  wesentlichen  ein  Propylitkern  von  den  uns  bekannten  Sedimentgesteinen 
umkleidet  wird.  Von  diesen  bhebe  nur  der  Roththon  noch  nachzuweisen,  der  gewiss  nicht 
fehlen  wird.     Darauf  folgt  der  eogene  Kalkstein,  sodann  die  neogene  Molasse. 

Hier  sei  beigefügt,  dass  1896  der  Sammler  Doherty  (52)  in  Donggala  sich  aufgehalten 
hat,  um  von  hier  aus  die  umliegenden  Gebirge  zoologisch  abzusuchen.  Seine  Unter- 
nehmungen wurden  aber  leider  durch  die  Feindseligkeiten  der  Eingeborenen  und  durch  die 
eines  damals  ausgebrochenen  Krieges  wegen  besonders  schwierig  gewordenen  Umstände 
vereitelt.  Wir  erfahren  aber  aus  seinem  sehr  kurz  gehaltenen  Briefe  doch ,  dass  die  Halb- 
insel von  Donggala  den  nördlichen  Ausläufer  eines  hohen  Gebirges,  des  Loligebirges, 
darstellt,  welches  schon  auf  der  Höhe  von  Palu  nach  Schätzung  c.  8000  Fuss,  also  c.  2440  m 
erreicht.  Die  Westseite  sei  bewaldet,  die  Ostseite  bis  c.  1700  m  Höhe  vollständig  kahl.  Das 
Gebirge  zu  ersteigen  wurde  dem  Reisenden  von  den  Eingeborenen  verwehrt. 

Wir  folgen  nun  Wichmann  in  seinem  Berichte  weiter.  Er  betrat  die  Ostküste  der 
Bai  von  Palu,  also  die  Westküste  des  Ansatzstückes  des  Nordarmes  an  Central-Celebes,  bei 
dem  Dorf  Kajumalöwe  (ungefähr  o"  50'  SB).  „Der  flache,  sandige  Strand  schliesst  mit 
einer  2 — 3  Fuss  hohen  Geröllablagerung  ab ,  an  deren  Zusammensetzung  sich  besonders 
Granite,  Diorite,  Glimmerschiefer  und  Gneisse  betheiligen.  Dahinter  wird  das  Land  hügelig 
und  steigt  allmälig  an.  Diese  Vorhügel  bestehen  aus  lockeren  Sandsteinen  und  Conglo- 
meraten,  welche  jedoch  in  nordöstlicher  Richtung  sich  allmälig  von  der  Küste  entfernen. 
Ein  kleines  Flüsschen  mündet  am  Orte  in  die  Bai  aus.  Von  hier  ab  geht  der  Weg  nach 
der  Küste  des  Tominigolfes  grösstentheils  im  Flussbett  weiter,  nachdem  wir  uns  inzwischen 
den  Vorbergen  genähert  haben.  Dieselben  stürzen  steil  ab  und  setzen  sich  aus  lockeren 
Sandsteinen  und  Conglomeraten  zusammen,  deren  Schichten  sich  meist  in  schwebender  Lage 
befinden.  Ab  und  zu  zeigen  sich  auch  deutliche  Verwerfungen  und  sowohl  ein  schwaches 
östliches  wie  westliches  Einfallen  an  einzelnen  Aufschlüssen.  Bald  beginnt  das  Thal  enger  zu 
werden,  während  die  angrenzenden  Berge  eine  Höhe  von  200—300111  erreichen.  Um  Vai  Uhr 
wird  das  nur  aus  wenigen  Häusern  bestehende  und  etwa  150  m  über  dem  Meere  liegende  Dorf 
Bomba  erreicht.  Es  ist  dies  der  letzte  bewohnte  Ort,  der  bis  zum  Golf  von  Tomini  angetroffen 
wird.  Er  liegt  am  Fusse  eines  Hügels,  während  am  gegenüberliegenden  rechten  Ufer  des  vorbei- 


161 

strömenden  Flusses  die  Felsen  fast  lothrecht  abstürzen.  (Hiezu  ist  eine  Skizze  beigefügt).  Die 
Uferränder  sowie  das  Flussbett  sind  übersäet  mit  zahlreichen  Blöcken  und  kleineren  Gerollen 
von  Graniten ,  Gneissen  und  anderen  krystallinischen  Schiefern.  Gleich  hinter  Bomba  er- 
weitert sich  das  Thal  zu  einem  von  steil  abfallenden  Felsmassen  eingerahmten  Kessel;  aber 
bereits  einen  Kilometer  stromaufwärts  verengt  sich  dasselbe  wieder.  Je  weiter  wir  vorwärts 
gelangen,  desto  wilder  wird  die  Scenerie.  In  starken  Krümmungen  windet  sich  der  dahin- 
rauschende  Fluss  durch  die  Klamm,  gewaltige  Felsblöcke  ragen  aus  dem  Wasser  hervor. 
Nachdem  während  eines  2^2 stündigen  Rittes  die  Sandstein-  und  Conglomeratschichten 
angehalten  hatten,  tritt  zu  beiden  Seiten  auf  kurze  Zeit  Granit  auf.  Hierauf  folgen  unmittelbar 
steil  nach  SO  einfallende,  in  N  45"  O  streichende  Schichten  von  Augengneiss." 

Die  Wasserscheide,  der  Damämu  genannte  Bergrücken,  wurde  überstiegen  und 
hierauf  die  Tominiküste  erreicht.  „Der  Küstensaum  beschränkt  sich  nur  auf  eine  schmale 
Zone.  Gleich  dahinter  beginnt  das  krystallinische  Schiefergebirge ,  während  die  am  West- 
abfall so  ausgedehnten  Sandsteine  und  Conglomerate  völlig  zu  fehlen  scheinen.  Der  Bau 
des  Gebirges  ist  sonach  ein  durchaus  einseitiger ,  und  der  Ostabfall  desselben  ausserdem 
der  steilere.  Die  Schichten  der  krystallinischen  Schiefer  erscheinen  stark  gefaltet  und  viel- 
fach verworfen.  Nach  den  eingezogenen  Erkundigungen  zu  urtheilen,  findet  die  Gebirgskette 
in  der  Höhe  von  Kasimbara  ihr  Ende  —  o"  5'  SB  nach  der  Seekarte  von  1892,  o"  16' 
nach  der  von  1888.  —  Hier  soll  die  Halbinsel  in  ihrer  ganzen  Breite  eben  sein  und  nur  einige 
haushohe  Hügel  aus  derselben  hervorragen."  Die  von  der  Küste  nach  Norden  sich  bietende 
Aussicht  stimmte  mit  dieser  Angabe  überein. 

Es  sei  hier  eingeschaltet,  dass  in  dem  1787  von  G.  F.  Duhr  (37)  erstatteten  Bericht 
über  die  damals  bekannten  Goldminen  von  Nord-Celebes  auch  der  Satz  steht:  ,,Auf  der 
Höhe,  wo  die  Küste  von  Celebes  eine  so  schmale  Stelle  hat  und  so  niedrig  von  Gebirge 
ist,  dass  man  in  einem  halben  Tag  von  der  einen  Küste  zur  anderen  kommen  kann,  ohne 
sich  zu  ermüden,  endigen  die  Gold  liefernden  Berge;  denn  man  findet  jenseits  von  Parigi 
keine  goldgebende  Stelle  mehr  bis  nach  Makassar  zu." 

Aus  dem  von  Wichmann  gegebenen  Durchschnitte  durch  die  Halbinsel  erfahren 
wir,  dass  der  Granit  nur  an  einer  ganz  kleinen  Stelle  zum  Vorschein  kommt,  wogegen  der 
weitaus  mächtigste  Theil  des  Gebirgszuges  aus  Gneissschichten  besteht,  welche  fünf  Parallel- 
falten bilden.     Die  grösste  Höhe  der  Wasserscheide  beträgt  890  m. 

Nach  Wich  mann  ist  das  Gebirge  „aufgebaut  aus  krystallinischen  Schiefern,  welche 
von  Granitgängen  durchschnitten  werden"  (72,  p.  47,  Anmerkung). 

Während  wir  nun  in  diesem  Granitgneissgebirge  zwischen  der  Bai  von  Palu  und 
dem  Tominigolf  fürs  erste  eine  nördliche  Fortsetzung  centralcelebensischer  Ketten  zu 
erblicken  haben,  so  möchten  wir  andererseits  der  Vermuthung  Raum  geben,  dass  dieses 
Gebirge  in  einem  tektonischen  Zusammenhang  mit  jenem  granitischen  Gebirgsketten.system 
stehe,  welches  der  Südküste  des  Nordarmes    von  Ost  nach  West  entlang  zieht  und  sodann 

Sa  ras  in,  Celebes.  IV.  21 


162 

mit  dem  Arme  selbst  nach  Süden  umbiegt.  Es  würde  sich  hier  um  ein  weit  ausgezogenes 
System  von  Gebirgskämmen  handeln,  welche  von  Zeit  zu  Zeit,  wie  z.  B.  bei  Kasimbara,  bis 
auf  Meereshöhe  sich  hinabsenken  würden,  um  hierauf  zu  einem  neuen  Wellenkamme  sich 
zu  erheben;  und  nun  liegt  auch  der  Gedanke  nahe,  dass  das  Kettensystem,  welches  der 
Nordküste  des  Nordarmes  entlang  streicht  und  an  der  Bai  von  Tolitoli  schroff  abbricht,  und 
welches  in  der  westlichen  Hälfte  des  Nordarmes  aus  Propj'liten  besteht,  seine  ideale  Fort- 
setzung nicht  etwa  im  gegenüberliegenden  Borneo,  vielmehr  in  der,  die  Palubai  westlich 
begrenzenden  Halbinsel  von  Donggala  mit  dem  Loligebirge  finden  würde,  und  dass  endlich 
das  lange  mittlere  Muldenthal  des  Nordarmes,  w^elches  in  die  Tolitolibai  ausläuft,  in  der  Bai 
von  Palu  uns  wieder  vor  Augen  käme  und  als  das  von  ihr  in  südlicher  Richtung  nach 
Central-Celebes  weiter  ziehende  breite  Längsthal  des  Paluflusses  wieder  erscheinen  würde. 
Der  Golf  von  Tomini  würde  also  auf  der  bezeichneten  Strecke  von  einem  proximalen 
körnigkrystaUinischen  und  einem  distalen  prop^ditischen  Kettensysteme  umlaufen.  Das  letztere 
wäre  auf  der  Distanz  Paluhalbinsel — Tolitoli  unter  die  Meeresoberfläche  abgesunken. 

Wir  möchten  noch  bemerken,  dass  die  von  Wichmann  nachgewiesenen,  den  Granit 
bedeckenden  Gneissmassen  sich  einerseits,  wie  wir  sehen  werden,  auch  in  Centralcelebes 
wiederfinden,  und  dass  andererseits  eine  mehrmals  wiederholte  Angabe  unseres  Tagebuches, 
wonach  wir  im  Bonegebirge  geglaubt  hatten,  Gneiss  anstehen  zu  sehen,  und  welche  Bücking 
auf  verwitterten  Granit  zurückführt,  doch  wieder  eine  gewisse  Stütze  erhalten  dürfte.  Indessen 
haben  wir  kein  Handstück  von  dort  mitgebracht,  sodass  in  jedem  Falle  Bücking  mit  Recht 
constatiert:  „Krystallinische  Schiefer  sind  aus  Nordcelebes  noch  nicht  mit  Sicherheit  nach- 
gewiesen worden." 

Die  von  Wichmann  beschriebenen  Sandstein-  und  Conglomeratschichten  betrachten 
w-ir  als  dem  neogenen  Molasseschichtencomplex  zugehörig. 

Noch  sind  die  folgenden  historischen  Notizen  beizufügen:  189Ö  versuchte  Doherty  152) 
das  Gebirge  der  Landenge  zu  ersteigen;  da  jedoch  Krieg  ausgebrochen  war,  konnte  er 
seinen  Plan  nicht  ausführen;  er  wurde  verwundet  und  musste  zurück  nach  Donggala.  Im 
September  1897  begaben  sich  nahezu  an  derselben  Stelle,  wo  Wichmann  durchgezogen 
war,  die  Herren  Adriani  und  Kruijt  (3,  p.  444-446)  vom  Golf  von  Tomini  nach  der  Bai 
von  Palu.  Die  Höhe  der  Wasserscheide  daselbst,  Bulu  Toga  genannt  (Bulu  heisst  Berg) 
fanden  sie  zu  800  m.  „Das  Durchqueren  von  Celebes  an  seiner  dortigen  schmälsten  Stelle 
nennt  man  allgemein  megoli." 


Der  Lindusee. 


Von  der  Existenz  eines  Sees  im  Gebirgslande  südlich  von  der  Palubai  war  nur  eine 
ganz  unsichere,  auf  vagen  Angaben  von  Eingeborenen  beruhende  Kunde  in  die  Literatur 
gekommen;  was  sich  in  der  letzteren  finden  Hess,  hat  Wichmann  (6,  p.  12  und  72,  p.  46, 
Anmerkung)  zusammengestellt;  dies  zu  wiederholen,  ist  nicht  nöthig;  denn  es  ist  das  Ver- 
dienst der  Herren  Kruijt  und  Adriani,  diesen  See  aufgesucht  und  damit  der  Wissenschaft 
erschlossen  zuhaben  (3,  mit  zwei  Karten).  Die  Reisenden  folgten  von  Palu  aus  der  breiten 
Thalebene,  welche  schon  W  i  c  h  m  a  n  n  (siehe  oben  Seite  159)  gesehen  hatte.  Sie  stellen  zunächst 
fest,  dass  der  Ort  Palu  heisse  und  nicht  Palos,  wie  ja  auch  schon  Matthes,  Wichmann 
und  Doherty  constafciert  hatten.  „Es  ist  unbegreiflich,  wie  die  Niederländer  von  Palu  auf 
Palos  gekommen  sind.  Diesen  Namen  würde  ein  Paluer  gar  nicht  aussprechen  können,  da 
das  Ledo  eine  vocalische  Sprache  ist"  (3,  p.  454,  Anmerkung).  Wir  vermuthen,  dass  dies 
Versehen  den  Spaniern  zur  Last  fällt,  welche  durch  den  Namen  Palu  an  den  andalusischen 
Hafen  Palos  erinnert  wurden,  von  welchem  Columbus  seine  erste  Ausfahrt  genommen  hat. 
Uebrigens  schreibt  Radermacher  1784  (104,  p.  147)  Palu. 

Von  Palu  aus  zieht  sich  das  flache  Paluthal  in  südöstlicher  Richtung  hin,  nach 
Wichmann  und  der  Adriani-Krui j t'schen  Karte.  „Das  dicht  bevölkerte  Paluthal  ist 
sicher  eine  der  schönsten  Landschaften  von  Celebes;  Berge  und  Hügel,  Reis-  und  Gras- 
felder, Wäldchen  von  Kokospalmen  und  anderen  Bäumen,  Dörfer,  der  Fluss,  alles  ist  hier 
in  einer  schönen  Abwechslung  merkwürdig  angeordnet"  (3,  p.  483).  Im  Laufe  der  Schilderung 
werden  die  Namen  von  vielen  von  diesen  Dörfern  und  auch  von  Bächen  aufgezählt ,  was 
für  unseren  Zweck  nicht  von  Bedeutung  ist,  weshalb  wir  sie  übergehen  und  dafür  auf  den 
Originalbericht  verweisen ,  sowie  auf  die  dort  beigegebene  Karte.  Nach  fünf  Stunden 
Wanderns  kamen  die  Reisenden  nach  Bora,  dem  Hauptorte  des  Reiches  von  Sigi; 
weiter  in  südlicher  Richtung,  immer  dem  Paluthale  folgend,  nach  4^2  Stunden  nach  der 
Landschaft  Pakuli  und  dem  Dörfchen  Sakedi.  Hier  vereinigen  sich  drei  Flüsse,  welche  zu- 
sammen den  Palufluss  bilden,  nämlich  der  Gumbasa  aus  SO,   welcher   der  Abfluss  des 

21* 


164 

Lindusees  ist,  und  welcher  den  Sopu  und  den  \'on  S  her  kommenden  Maju  aufnimmt  (wir 
schreiben  so  für  Kruijt's  Mijoe,  72,  p.  48).  Nach  der  Vereinigung  der  drei  Flüsse  ist  der 
Palufluss  30  — 40  m  breit,  bei  i  ,25  m  grösster  Tiefe.  Da  er  von  nun  an  eine  Niederung  durch- 
strömt, verbreitert  er  sich  bald  und  bildet  Inseln. 

Unweit  vom  Orte  Bangga  fanden  die  Reisenden  eine  Anzahl  von  warmen  Quellen, 
welche  sich  in  ein  Seitenflüsschen  des  Maju  ergiessen ;  der  Schlamm  derselben  war  so  heiss, 
dass  man  nicht  nahe  kommen  durfte.    Gase  wallten  heraus,  und  es  roch  stark  nach  Schwefel 

(3.  P-  491)- 

Es  wurde  nun  dem  linken  Ufer  des  Maju  gefolgt,  der  nach  zwei  Stunden  Gehens  durch- 
schritten wurde;  die  Reisenden  zogen  ihm  noch  eine  halbe  Stunde  aufwärts  entlang  und 
gelangten  an  den  rechten  Seitenfluss  Saluki,  durchschritten  auch  diesen  und  fingen  nun  an 
zu  steigen,  erst  zwanzig  Minuten  nach  O,  sodann  nach  SSO.  Eine  Stunde  nach  der  Durch- 
schreitung des  Saluki  kamen  sie  an  denTuwa,  ebenfalls  einen  rechtsufrigen  Seitenfluss  des 
Maju;  einige  Minuten  davon  entfernt  liegt  das  Dorf  Tuwa.  Weiter  zum  Fluss  Saluwa, 
sodann  zum  Fluss  Momi,  zwei  von  S  kommenden  Seitenflüssen  des  Maju.  Dem  Bette  des 
Momi  wurde  stromaufwärts  gefolgt  bis  zu  seiner  Quelle.  Hierauf  wurde  der  Bulu  Momi 
(Berg  Momi)  erklommen,  dessen  Höhe  man  auf  650  m  bestimmte.  Von  hier  hinab  in 
ein  kleines  Flüsschen,  sodann  auf  einen  zweiten  Gipfel,  den  Bulu  Tola.  „An  dieser  Stelle 
fanden  wir  kleine  Strömchen  warmen  Wassers ,  welche  aus  dem  Berge  kamen ;  auch  war 
hier  eine  starke  Schwefelluft"  (3,  p.  494).  Darauf  hinab  in  das  Thal  des  Sadaonta,  welcher 
wiederum  ein  Seitenfluss  des  Maju  ist.  (Auf  unserer  Karte  finden  sich  diese  Einzelheiten  nicht 
angemerkt;  wir  verweisen  dafür  auf  die  von  den  Autoren  gegebene).  Weiter  nach  andert- 
halb Stunden  Wanderns  in  südlicher  Richtung  kam  man  zur  Landschaft  Kulawi.  Diese 
besteht  aus  dem  breiten  Thal  des  Rarono,  eines  Seitenfiusses  des  Maju,  welcher  von 
ONO  kommt.  Die  elf  Dörfer  der  Tokulawi  liegen  auf  den  Höhen  dieses  Thaies.  Sodann 
wurde  das  ziemlich  steile  Gebirge  Sibarönga  an  der  Ostseite  des  Raronothales  in  zwei 
Stunden  erstiegen,  wobei  man  auf  1370  m  Meereshöhe  gelangte.  Hierauf  hinab  250  m  tief 
zum  Flüsschen  Pantauwa,  welches  in  den  Lindusee  mündet.  Diesem  Flüsschen  wurde  gefolgt, 
und  man  gelangte  auf  eine  lange  und  schmale  Fläche,  auf  welcher  man  weiterwanderte  bis  zum 
Orte  Langko  am  See. 

Der  See  Lindu  ist  eiförmig,  nach  Adriani  (i,  p.  109)  am  besten  mit  einer  Niere 
zu  vergleichen.  Seine  Längenaxe  zieht  von  SO  nach  NW;  auf  der  Karte  der  Autoren 
ist  es  umgekehrt  gezeichnet,  was  ein  Versehen  sein  muss;  denn  er  liegt  jedenfalls  in  einem 
Längsthaie,  dessen  Verlauf  durch  das  Streichen  der  dortigen  Gebirgsketten  bedingt  wird, 
und  diese  streichen  im  allgemeinen  in  SSO— NNW-Richtung,  wie  schon  der  Verlauf  des 
Paluflusses  erweist,  und  wie  auch  unsere  eigenen  Beobachtungen  ergeben  haben.  Die 
Länge  des  Sees  beträgt   ungefähr  9  km.     Aus  dem  Umstände,  dass  sein  Wasser  bräunlich 


165 

gefärbt  ist,  dass  man  ferner  mitten  im  See  Fische  mit  der  Harpune  fängt,  dass  wilde  Enten 
bis  in  seine  Mitte  ihrem  Futter  nachgehen,  dass  auf  grosse  Abstände  vom  Land  in's  Wasser 
gepflanzte  Stöcke  zu  Fischfangzwecken  bemerkt  wurden,  endlich  dass  der  Ausfluss  Gumbasa 
unbedeutend  ist,  wird  geschlossen,  dass  der  See  nicht  sehr  tief  sei.  Die  Eingeborenen  ver- 
wehrten den  Reisenden,  die  mitgenommene  Lothleine  zu  gebrauchen.  Adriani  äussert 
jedoch  in  seinem  Briefe  (i,  p.  107),  dass  er  beim  Baden  bemerkte:  „Ungefähr  3  m  vom  Strand 
begann  der  See  plötzlich  tief  zu  werden."  Derselbe  könnte  also  doch  tiefe  Stellen  haben.  Die 
Breite  des  Sees  beträgt  „c.  i'/ä  Stunden  Ruderns"  (Adriani  1.  c);  denn  es  gelang  den 
Reisenden,  sich  übersetzen  zu  lassen.  Im  See  liegt  eine  kleine  Insel  mit  Namen  Bola,  gegen 
das  südwestliche  Ende,  etwa  20  m  vom  Strande  entfernt,  imgefähr  viereckig  von  Form  mit 
einer  Oberfläche  von  vielleicht  200  m-.  Darauf  steht  ein  unbewohntes  Dorf;  man  besucht 
die  Insel  zu  Opferfesten.     „Auf  ihr  werden  die  Todten  beigesetzt."     (Adriani,  1.  c). 

Der  See  ist  kein  Maar.  Die  Berge  nähern  sich  an  der  Westseite  bis  zur  Wasser- 
fläche, I  —  hier  also  dürfte  der  See  tief  sein  — ),  in  SO  geht  er  in  die  niedrige  Fläche  aus, 
auf  welcher  die  Reisenden  von  Kulawi  hergekommen  waren  (—  dies  ist  offenbar  Altseeboden, 
durch  Auffüllung  seitens  des  einströmenden  Pantauwaflusses  entstanden  — ).  Auch  in  SW 
besteht  eine  grosse  Landfläche,  welche  mit  Gras  und  Schilf  bedeckt  ist.  Ungefähr  sieben 
kleine  Flüsschen  speisen  den  See.  An  seinem  Nordende  führt  der  Gumbasa  das  Wasser  ab 
und  strömt  hierauf  durch  eine  Gebirgskluft  abwärts.  Die  Meereshöhe  des  Seespiegels  beträgt 
980  m.  Ueber  Mittag  weht  NW-Wind,  Nachts  ein  Wind  vom  Napugebirge,  ungefähr 
aus  O  her.  Gegen  Abend  fanden  täglich  Gewitter  statt,  oft  mit  Niederschlägen.  Die  mitt- 
leren Temperaturen  betrugen  früh  6''  17"  C,  Mittags  12''  25"  C,  Nachmittags  3''  25"  C, 
Abends  6''  21,5"  C,  Abends  8''  21,5"  C. 

Neun  Dörfer  der  Tolindu  liegen  um  den  See  herum.  Die  Fauna  weist  ausser  einigen 
P'ischen,  worunter  „enorm  dicke  Aale,  dicker  als  der  Oberschenkel  eines  erwachsenen  Mannes" 
(Adriani,  i,  p.  108)  „eine  grosse  Menge  Garneelen  und  Mollusken"  auf.  Die  Untersuchung 
der  letzteren  wäre  im  Hinblick  auf  unsere  Befunde  in  den  grossen  Central-Celebesseen  von 
hohem  Interesse.     Krokodile  fehlen. 

Wichmann  (72,  Anmerkung)  bemerkt  zu  dem  Mitgetheilten  folgendes:  „Was 
den  geologischen  Bau  der  besuchten  Landstriche  betrifft,  so  geht  aus  der  vorläufigen 
Untersuchung  der  durch  den  Herrn  Kruijt  zu.sammengebrachten  Sammlung  hervor,  dass 
die  Gebirgskette  der  schmälsten  Stelle  von  Celebes  —  der  Ansatzstelle  des  Nordarmes 
an  Central-Celebes  —  sich  in  südlicher  und  südöstlicher  Richtung  weiter  fortsetzt.  Granite 
wurden  gefunden  im  Gebirge  östlich  vom  Paluflusse,  weiter  in  den  Flüssen  Tuwa  und 
Momi ,  auf  dem  Berge  Tola  nahe  bei  Kulawi  und  an  dem  Ostabhange  des  Gebirges 
Takokombuno.  Gneisse  kommen  her  aus  den  Flüssen  Tuwa  und  Momi,  ferner  vom  Berge 
Tola   und   aus   dem  Stromgebiet  des  Maranda  und  Towu  (darüber  unten).     Auf  dem  Berge 


166 

Sibaronga,  zwischen  Lindu  und  Kulawi,   wurden  Amphibolit  und  Serpentin   gefunden, 
während  nahe  bei  Watu  Nondjo  am  Wuno  ein  Skapolithgestein  vorkommt." 

lieber  die  Tektonik  der  Gebirgsketten  von  Central -Celebes  werden  wir  unten 
sprechen;  hier  sei  nur  zusammenfassend  festgestellt,  dass  der  Lindusee  in  einem  östlichen 
Seitenthal  des  Paluthales  liegt ,  welches  mit  seiner  Meereshöhe  von  rund  looc  m  auch  als 
ein  Längsthal  der  östlich  davon  sich  erhebenden  Gebirgskette  aufgefasst  werden  kann, 
und  dass  sein  Ausfluss,  der  Gumbasa,  ein  Seitenfluss  des  Paluflusses  ist.  Ueber  den 
östlich  vom  Linduthale  sich  erhebenden  hohen  Gebirgszug  giebt  uns  der  Bericht  der 
genannten  Reisenden  ebenfalls  wichtigen  Aufschluss,  insofern  wir  noch  folgendes  erfahren : 
Die  Herren  hatten  den  Versuch  unternehmen  wollen,  vom  Lindusee  direct  über  die  östlich 
sich  erhebende  Gebirgsmasse  nach  Posse  am  Golf  von  Tomini  zurückzukehren,  wurden 
aber  von  der  Bevölkerung  an  der  Ausführung  dieses  Vorhabens  verhindert.  Sie  hatten 
bis  Watunondju  am  Wunoflusse,  welches  in  der  Nähe  des  oben  erwähnten  Haupt- 
ortes Bora  liegt  (siehe  oben  Seite  163),  zurückzukehren.  Es  gelang  ihnen  aber  wenigstens, 
weiter  nördlich  vom  Flusse  Wuno  aus  über  das  Gebirge  nach  Dolago  an  der  Küste  des 
Tominigolfes  durchzudringen.  Wir  erfahren  darüber  folgendes  (3,  p.  528  ff.):  „Wir  über- 
schritten den  Wunofluss,  durchschritten  das  Dorf  Rihambote  (=  am  andern  Ufer  des  Flusses, 
auf  ihrer  Karte  Risambote)  und  fingen  mit  Eile  an,  das  Gebirge  im  Osten  des  Paluthals  zu 
ersteigen.  Alle  Ausläufer  auf  dieser  Seite  des  Rückgrates  von  Celebes  sind  völlig  abgeholzt 
und  nur  mit  Hoch-  und  Niedergras  bewachsen,  und  obschon  wir  in  diesem  schattenlosen  Land- 
strich viel  von  der  Hitze  zu  leiden  hatten,  genossen  wir  doch  vollauf  die  prächtigen  Ausblicke 
auf  das  Paluthal.  Ueberall  in  dieser  heideartigen  Fläche  Oasen  von  Kokospalmen :  die 
Dörfer  des  Paluthals.  Das  breite  sandige  Bett  des  Wuno  konnten  wir  mit  den  Augen  bis 
an  seine  Mündung  in  den  Palufluss  verfolgen ;  auch  den  launischen  Schlingungen  dieses 
Mutterstromes  konnten  wir  nachgehen  und  eine  Skizze  davon  machen.  Und  die  Stadt  Palu 
lag  da  so  friedhch,  wie  eine  grosse  dunkelgrüne  Fläche  im  gelbgrünen  Grase.  Noch  höher, 
und  da  liegt  Donggala  vor  unserm  Auge,  und  das  glitzernde  Zinkdach  der  Moschee  von  Wani 
an  der  Ostküste  derPalubai;  wie  nahe  bei  einander  das  alles!  Nach  zwei  Stunden  Steigens 
in  nahezu  NO-Richtung  hatten  wir  den  Rücken  des  ersten  Berggrates  erreicht  in  einer  Höhe 
von  890  m.  Wir  waren  im  Dorfe  Sandibu  (^  tausend,  auf  der  Karte  der  Autoren  Sandjobu) 
angekommen,  dem  ersten  Orte  der  Landschaft  Laranggonau.  Nachdem  wir  hier  ausgeruht 
hatten,  ging  es  wieder  vorwärts  bergauf,  bergab,  stets  durch  Grasfelder ;  vor  und  hinter 
uns,  links  und  rechts  sahen  wir  die  Gärten  der  Bergbewohner  an  den  ziemlich  steilen  Ab- 
hängen, hie  und  da  ein  Dorf.  Durch  dies  und  anderes  kamen  wir  zu  dem  Schlüsse,  dass 
Laranggonau  unter  den  Berglandschaften  von  Celebes  eine  der  am  meisten  bevölkerten  ist. 
Immer  höher,  bis  wir  den  Hauptrücken  des  Gebirges  vor  uns  sahen.  Hinter  uns  hatten  wir 
jetzt  die  wellenförmigen  kahlen  Abhänge  der  Bergausläufer,  vor  uns  die  schroffen  und  mit 
schwachem  Walde  bewachsenen  Felsen    des  Hochgebirges.     Nach   einem  sehr  ermüdenden, 


167 

aber  genussvollen  Marsch  von  beinahe  zwei  Stunden  von  Sandibu  ab  kamen  wir  an  das 
Hauptdorf  von  Laranggonau:  Lemba,  ein  Dorf  von  etwa  zehn  Häusern." 

Wir  erfahren  nun  weiter,  dass  sich  südlich  von  dieser  Stelle  der  hohe  Berg  Ngilaläki 
erhebe,  den  die  Reisenden  vom  See  Lindu  aus  in  NO-Richtung  ebenfalls  gesehen  hatten; 
er  wird  von  den  Tolompu,  einer,  wie  uns  scheint,  höchst  merkwürdigen  Bevölkerung  be- 
wohnt (siehe  die  Anmerkung  auf  Seite  517  des  Berichtes,  wonach  uns  die  Tolompu  in 
gewisser  Beziehung  an  die  Wcddas  von  Ceylon  erinnern.  Darüber  vielleicht  einmal  an 
einem  andern  Orte). 

„Wir  setzten  unsern  Zug  über  das  Gebirge  wieder  fort  in  NO-Richtung,  bis  wir  die 
hohe  Wasserscheide  erreicht  hatten,  deren  Kamm  wir  in  NNO-Richtung  folgten.  Wir  waren 
unterdessen  in  Urwald  gekommen."  Es  fehlte  an  Wasser.  ,, Rechts  von  uns  hörten  wir  in 
der  Ferne  lange  Zeit  das  Rauschen  des  Kondju,  welcher  sich  in  den  Wuno  ergiesst.  Nach 
4^  -■  Stunden  Gehens  waren  wir  oben  auf  dem  Takongkombuno,  einem  der  Gipfel  der  hohen 
Wasserscheide,  angekommen.  Wir  maassen  seine  Höhe  zu  1660  m.  Hier  konnten  wir  uns 
mit  ein  wenig  eiskaltem  Wasser  aus  einer  kleinen  Quelle  erfrischen.  Wegen  der  Kälte 
setzten  wir  die  Reise  fort  und  erreichten  bald  einen  noch  höheren  Theil  dieses  Gebirges 
mit  1685  m.  Durch  die  Feuchtigkeit  waren  alle  Bäume  mit  einer  dicken  Lage  Moos  bedeckt. 
Nun  einmal  stark  abwärts,  dann  wieder  ansteigend,  erreichten  wir  ein  kleines  Flüsschen,  den 
Polembe."  Auf  1000  m  wurde  übernachtet;  dann  weiter  abwärts  nach  dem  Flusse  Dolago 
und  nach  dem  Dorfe  dieses  Namens.     Hierauf  an  die  Küste  des  Tominigolfes. 

Dass  die  Herren  nicht  in  direct  östlicher  Richtung  vom  Lindusee  nach  Posso  gelangen 
konnten,  dürfte  ausser  dem  scheinbar  unmotivierten  Widerstand  der  Bevölkerung  noch  in  den 
natürlichen  Verhältnissen  seinen  Grund  haben.  Von  Donggala  aus  nämlich  war  uns  in  der 
Ferne  ein  Bergrücken  von  ausserordentlicher  Höhe  aufgefallen,  ähnlich  wie  der  Latimodjong 
bei  Paloppo,  sodass  wir  seine  Höhe  auf  3000  m  oder  eher  noch  etwas  darüber  schätzten. 
Wir  peilten  seine  Lage  in  SOzS,  genau  in  145".  Uebertragen  wir  das  auf  die  Karte,  so 
wird  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  östlich  vom  Lindusee  die  von  S  herstreichende  Kette 
jene  mächtige  Höhe  erreicht,  über  welche  es  vielleicht  gar  keinen  Pass  giebt.  Wo  sie  dann 
aber  weiter  nördlich  gegen  die  Palu-Parigilandenge  sich  absenkt,  konnte  sie  von  den  Reisenden 
überschritten  werden.  Wir  glauben  nun  ferner,  dass  diese  von  uns  gepeilte  Kette  der  von 
unseren  Reisenden  vom  Lindusee  aus  nach  ihrer  Angabe  in  NO,  von  ihrer  nördlichen  Ge- 
birgsüberschreitung  in  S  gesehene  Ngilaläki  sei  und  benennen  sie  dementsprechend. 
Kruijt  schreibt  vom  Lindusee  aus  (72,  p.  51):  „Fern  in  nordöstlicher  Richtung  sieht  man 
ein  Gebirge,  welches  viel  höher  ist,  als  die,  welche  den  See  umgeben;  dieses  nennt  man 
Ngilaläki."  Auf  der  Seekarte  heisst  ein  ungefähr  an  jenem  Orte  gezeichnetes  Gebirge 
Dogudogu. 

Die  nördliche  Fortsetzung  dieser  Ngilalakikette  nun  sehen  wir  in  der  Kette  des 
Ansatzstücks  des  Nordarmes,  wie  wir  unten  noch  eingehender  darlegen  werden. 


168 

Dem  angezogenen  Reiseberichte  der  genannten  Herren  entnehmen  wir  noch  die 
folgenden  Angaben: 

Dass  die  Gebirgsketten  des  Centrah'ostes  von  Celebes  in  NW-Richtung  nach  der 
nördlichen  Halbinsel  sich  hinbiegen,  sahen  die  Reisenden  vom  Meere  aus.  Sie  schreiben 
(3,  p.  390):  „Das  Hochgebirge  zeigte  sich  wieder  unserem  Auge,  welches  seine  Ketten  in 
NW-Richtung  nach  dem  schmalen  Landstriche  zu  aussendet,  auf  welchem  Parigi  liegt."  Es 
ist  aber  zu  betonen,  dass  nur  eine  einzige  Kette,  nämlich  die  erwähnte  Ngilalakikette,  nördlich 
in  die  Nordhalbinsel  sich  fortsetzt ;  die  östlich  von  ihr  streichenden  endigen  dagegen  am  Golf 
von  Tomini,  wo  sie  in  die  Ebene  einfallen. 

Gegen  Parigi  zu  rudernd,  beobachteten  die  Reisenden  ferner,  dass  „die  Berge  mit 
ihren  vielen  ungleichen  und  launischen  Gipfeln  viel  Aehnlichkeit  mit  den  durch  einen  Sturm 
aufgewühlten  Wellen  des  Meeres  hatten."  An  jener  Stelle  also  bekamen  sie  die  Gebirgs- 
züge im  Querschnitt ,  als  Ouersilhouetten  zu  sehen ,  und  dann  erscheinen  sie  unter  dem 
gewählten  Bilde. 

Vom  Flusse  Tambarana  aus,  den  die  Reisenden  eine  kurze  Strecke  weit  aufwärts 
ruderten,  geht,  wie  sie  erfuhren,  ein  Weg  über  das  Gebirge  ins  Paluthal. 

Unweit  westlich  vom  CapPopäli,  dem  Nordende  der  östlichsten  Kette  des  Central- 
gebirges,  mündet  der  Fluss  Mar  an  da,  welchen  wir  nach  Schätzung  auf  unserer  Karte 
eingetragen  haben.  „Die  Maranda,  heisst  es,  ist  ein  c.  20  m  breiter,  aber  nicht  tiefer  Gebirgsfluss. 
Nach  einer  guten  Viertelstunde  Gehens  erreichten  wir  das  Dorf  Maranda.  Noch  25  Minuten 
folgten  wir  dem  Fluss  stromaufwärts  und  kamen  darauf  an  einen  linken  Seitenbach,  welcher 
aus  NW  kommt.  Das  Wasser  der  Maranda  ist  sehr  kalt,  das  des  Seitenflusses,  Korontowu 
geheissen,  ist  lau;  das  Wasser  des  ersteren  ist  roth,  das  des  andern  weissgrau  gefärbt.  Wir 
waren  diesem  Seitenzweig  noch  nicht  weit  stromaufwärts  gefolgt,  als  unsere  Aufmerksam- 
keit durch  aufsteigende  Dämpfe  geweckt  wurde :  von  einem  nicht  hohen,  aber  steilen  Berg- 
abhang strömte  warmes  Wasser  aus  einem  massiven,  hie  und  da  gespaltenen  Steinklumpen, 
wobei  es  stark  nach  Schwefel  roch.  Ein  Stück  weiter  fanden  wir  im  Bachbett ,  zur  Seite 
des  strömenden  Flusswassers,  zwei  Löcher  mi  Boden ,  nicht  grösser  als  ein  Waschbecken, 
worin  das  Wasser  heftig  kochte.  Die  Steine  in  der  Umgebung  dieser  Löcher  waren  glühend 
heiss.  Wir  steckten  ein  Stück  Bambus  in  eines  dieser  Löcher  und  legten  das  Ohr  daran: 
ausser  dem  Geräusch  des  kochenden  Wassers  vernahmen  wir  auch  ein  unterirdisches  Getöse. 
Von  dieser  Stelle  brachen  wir  ein  Stück  Stein  ab,  woran  sich  etwas  Schwefel  festgesetzt 
hatte.  Sonst  bemerkten  wir  bei  keiner  der  Quellen  Schwefel ;  aber  überall  in  diesem  Thal 
herrschte  eine  starke  Schwefelluft.  Weiter  gehend  kamen  wir  an  noch  einer  warmen  Quelle 
vorbei,  gleich  der  zuerst  beschriebenen,  und  erreichten  sodann  die  Hauptquelle,  welche  am 
Fuss  des  Hochgebirges  gelegen  ist.  Aus  der  Wand  eines  Hügels,  welchen  wir  überstiegen, 
kommt  ein  c.  i'/a  m  breites  Strömchen  heissen  Wassers  heraus,  welches  sich  nach  einem 
Lauf  von  ungefähr  75  m  in  den  Korontowu  ergiesst.     Obschon    es  zur  heissesten  Tageszeit 


Iü9 

war,  stiegen  die  Wasserdämpfe  aus  diesem  Flüsschen  ringsum  hoch  auf.  Der  Boden  in  der 
unmittelbaren  Umgebung  davon  war  sichtlich  völlig  unterminiert  durch  das  warme  Wasser, 
sodass  wir  uns  vorsehen  mussten,  mit  dem  Fusse  nicht  darin  einzusinken.  Diese  Stelle  heisst 
Tana  marambu,  heisses  Land.  Die  Toradjas  behaupten,  dass  in  diesem  Theile  von  Celebes 
viele  warme  Quellen  vorkommen,  welche  sie  zuweilen  bei  Jagdzügen  plötzlich  entdeckten. 
So  bestehen  auch  welche  am  Oberlauf  des  Tambaranaflusses." 

Ueber  die  von  Kruijt  von  dort  mitgebrachten  Gesteinsproben  .schreibt  W  ichmann 
(72,  Anmerkung):  „Aus  dem  Flussgebiet  des  Maranda  und  des  Towu,  welche  nördlich 
vom  Cap  Popali  münden,  sind  anzumelden  Quarz porphyr,  Glimmerschiefer  und,  als 
die  einzigen  Schichtgesteine,  welche  jünger  sind  als  die  archaische  Formation,  Grauwacke 
und  Kalk  seh  ie  fer." 

Die  warme  Quelle,  welche  die  Reisenden  auffanden  und  welche  Schwefel  absetzt,  ist, 
wie  wir  meinen,  verdächtig,  eine  Art  Solfatare  zu  sein. 

Da  wir  hier  über  den  nördlichen  Theil  des  Centralgebirges  handeln,  so  ist  auch 
eines  gewaltigen  Wasserfalles  zu  gedenken,  welcher  über  den  Abhang  der  östlichsten  Kette 
in  das  Stromgebiet  der  Possoniederung  herabstürzt.  Wir  peilten  von  M  a  p  a  n  e  aus  im  März 
1895  den  Fall  in  WNW,  genau  in  295".  Man  sieht  ihn  an  der  westlichen  Bergwand  als 
mächtig  hohen  Wasserfall  nicht  ganz  senkrecht  herabkommen,  wegen  der  starken  Entfernung 
nur  als  weisser  Faden  erkennbar;  er  stürzt  in  einen  trichterförmigen  Felskessel  und  hat 
sich  von  diesem  abwärts  eine  tiefe  Runse  ausgewühlt.  Es  ist  der  Fall  des  Kadjumaeta- 
flusses,  welcher,  wie  man  uns  mittheilte,  von  einem  flachen  Gebirgslande,  einem  Hochlande 
also,  herabströmt.  Dies  sei  das  Land  der  Tonapo.  Von  Mapane  bis  zum  Kadjumaeta- 
fall  zu  gelangen,  mü.sse  man  einmal  übernachten.  Er  bilde  an  seinem  Fusse  einen  sehr 
tiefen  Teich. 

Hier  schliessen  wir  noch  einige  Bemerkungen  über  das  in  S  — N-Richtung  sich  hin- 
ziehende Kettensystem  von  Gen tral-Celebes  zwischen  der  Westküste  der  Insel 
und  dem  Thal  des  Possosees  an.  Dasselbe  ist,  soweit  directe  Beobachtungen  in  Betracht 
kommen,  vollständig  unbekannt;  das  wenige,  was  wir  auf  unserer  Karte  einzutragen  wagten, 
ist  Hypothese,  und  das  ganze  Küstengebiet,  meist  mit  dem  CoUectivnamen  Mandar  be- 
zeichnet, haben  wir  weiss  las.sen  müssen.  Wir  vermuthen,  dass  das  Paluthal  südwärts  als 
Depression  sich  weiter  verfolgen  lasse,  vielleicht,  eine  Wasserscheide  bildend,  bis  ins  Sadang- 
thal  hinein.  Bleeker  (17,  p.  141  giebt  an,  man  behaupte,  dass  von  Palu  ein  Weg  durch 
Central-Celebes  nach  Bone  führe;  wir  wurden  berichtet,  man  könne  von  Palu  in  vierzehn 
Tagen  nach  Paloppo  kommen.  Dieser  Weg  könnte  der  bezeichneten  Depression  folgen, 
wenigstens  bis  auf  die  Höhe  von  Paloppo,  wo  dann,  um  an  diesen  Ort  zu  kommen,  der 
Nordabfall  der  Latimodjongkette  zu  kreuzen  wäre. 

Weiter  sagt  Bleeker:  ,,Bei  Cap  Pasangkaju  (siehe  unsere  Karte)  ist  die  Küste 
hügelig,  dahinter  ausgedehnte  Flächen,  weiter  im  Hintergrunde  eine  N  — S  verlaufende  Kette; 

Sarasin,  Celebes.   IV.  ^^ 


170 

sie  hat  kein  vulkanisches  Aussehen  und  wenig  vorragende  Gipfel,  deren  Höhe  ich  auf 
4000  Fuss  schätze." 

Ueber  die  Küste  zwischen  o"  o'  und  2°  36'  SB,  von  Cap  Temul  bis  Cap  William, 
schreibt  Martindale  (88):  ,,Das  Land  im  Innern  weist  eine  Aufeinanderfolge  von  Tafel- 
bergen —  dies  ist  zweifellos  ein  unrichtiger  Ausdruck  —  und  hohen  Piks  auf,  und  die 
Küstenlinie  ist  massig  hoch,  viele  Buchten  mit  zahlreichen  rauhen  Spitzen  bildend.  Cap 
William  selbst  ist  hoch  und  rauh,  es  kann  bei  Annäherung  von  N  her  leicht  an  einem  auf- 
fallenden pikartigen  Hügel  erkannt  werden;  ein  wenig  nach  N  von  diesem,  nahe  der  Küste, 
ist  es  höher  als  die  umgebenden  Hügel." 

Wir  können  diesem  bischen  von  Angaben  über  das  Land  Mandar  nichts  beifügen, 
da  wir  stets  während  der  Nacht  dieser  Küste  entlang  fuhren.  Die  1856  von  Bleeker  ge- 
schriebenen Worte  gelten  also  noch  jetzt  für  den  hier  ins  Auge  gefassten  Theil  der  Insel: 
„Central-Celebes  ist  uns  ebensowenig  bekannt,  als  unsere  Autorität  daselbst  gering  ist.  Die 
Wünschbarkeit  einer  wissenschaftlichen  Expedition  dahin  ist  nicht  zweifelhaft." 


Der  Possosee  und  die  Niederung  von  Posso. 


Zwischen  den  Ketten  des  Centralgebirges,  welche,  wie  wir  schon  erwähnt  haben, 
von  S  her  kommend,  nach  NNW-Richtung  leise  abbiegend,  nordwärts  streichen,  einerseits 
und  den  von  O  her  streichenden  Ketten  der  östhchen  Halbinsel,  welche,  wie  wir  noch  später 
näher  betrachten  werden,  an  der  Wurzel  des  Armes  angekommen,  in  scharfem  Bogen  nach 
S  Umschweifen,  andererseits,  besteht  eine  Niederung  des  Landes  von  annähernd  trichter- 
förmiger Gestalt.  Sie  nimmt  ihren  nördlichen  Ausgang  von  einem  Golfe  des  Tominibusens, 
durch  dessen  Bildung  die  Küste  selbst  schon  den  Beginn  dieser  landeinwärts  ziehenden 
Depression  anzeigt.  Nach  dem  im  Grunde  des  Golfes  an  der  Küste  gelegenen  kleinen  Orte 
Posso  nennen  wir  den  Golf  selbst  den  Golf  von  Posso  und  die  Niederung  die  Niederung 
von  Posso. 

Diese  an  der  Küste  breite  Niederung  steigt  in  südlicher  Richtung  landeinwärts  an, 
verengt  sich  zwischen  den  schon  erwähnten  Kettensystemen  und  setzt  sich  sodann  weiter 
südwärts  in  eine  längliche,  breite  Thalebene  fort,  welche,  in  rund  500  m  Meereshöhe  gelegen, 
den  Charakter  eines  Hochthals  trägt.  In  diesem  Thale  breitet  sich  der  grosse  und  tiefe 
See  bandförmig  aus,  welcher,  ebenfalls  nach  dem  erwähnten  Kü.stenorte,  der  See  von 
Posso,   von   den  Eingeborenen  aber  schlechthin  der  See  (Rano)  genannt  wird. 

Als  wir  im  Beginn  des  Jahres  1895  die  Durchquerung  von  Central-Celebes  von  S 
her,  vom  Golf  von  Bone  nach  dem  Golf  von  Tomini  ausführten,  gelangten  wir  auf  den 
Rücken  eines  hohen  Gebirgszuges  (Passhöhe  1725  m),  des  Takalekadjo,  welcher  die 
Wasserscheide  zwischen  den  beiden  genannten  Meeresabschnitten  darstellt.  Dieser  Ketten- 
zug hat  einen  merkwürdigen  Verlauf;  er  bildet  weiter  nördlich  die  östliche  Kettenreihe  des 
Centralgebirges,  begrenzt  also  die  Possoniederung  gegen  Westen  zu;  er  schaart  sich  hier  mit 
den  andern  Ketten  des  Centralgebirges  zu  einem  von  S  nach  N  streichenden  Gebirgsroste. 
Während  aber  weiter  nach  Süden  hin  die  westlichen  Ketten  des  Rostes  ungefähr  geradlinig 
weiterstreichen  —  wir  werden  auf  diese  Verhältnisse  zurückkommen  — ,  wendet  sich  die 
östlichste,  die  Takalekadjokette,  nach  Südosten,  zieht  in  dieser  Richtung  nördlich  vom  Golf 

22* 


172 

von  Bone  durch  und  streicht  nun  im  Südostarme  der  Insel  in  mehr  südlicher  Richtung  weiter. 
Diese  Kette  bildet  von  W  und  S  her  eine  beckenförmige  Umrahmung  der  Niederung  des  Posso- 
sees,  und  aus  ihrer  Eigenschaft  als  Wasserscheide  folgt  dann  auch,  dass  die  von  ihr  nordwärts 
entströmenden  Wasseradern  zunächst  in  dem  See  von  Posso  sich  sammeln,  um  von  diesem 
aus  nach  dem  Golf  von  Tomini  abzuströmen.  Weiter  nach  Norden  zu  fliessen  sie  direct 
nach  dem  Meere,  wie  wir  schon  oben  an  einem  Beispiele,  dem  Kadjumaeta,  gesehen  haben. 

Die  Existenz  dieses  hohen  Wasserscheidegebirges  war  bis  auf  unsere  Bereisung  so 
völlig  unbekannt,  dass  Kruijt  bei  seiner  Umschiffung  des  Possosees  noch  glauben  konnte,  es 
ströme  vom  Südende  des  Sees  ein  Fluss,  die  Kodina,  direct  südwärts  nach  dem  Golf  von 
Bone  (siehe  unten).  Im  Gegentheil  vielmehr  sammeln  sich  alle  von  Süden  her  vom  Takale- 
kadjo  herabströmenden  Wasseradern  in  der  Kodina,  dem  grössten  Zuflüsse,  welchen  der  See 
aufnimmt.    Wir  schätzten  die  Breite  des  Flusses  bei  seiner  Mündung  auf  c    20  m. 

Bevor  wir  zu  der  Betrachtung  des  Sees  schreiten ,  werfen  wir  einen  Blick  auf  die 
Felsarten,  welche  jenes  Wasserscheidegebirge  zusammensetzen.  Einiges  Nähere  über  die 
Ersteigung  des  Gebirges  selbst  von  S  her  und  über  die  vorgefundenen  Felsarten  an  den 
einzelnen  Höhenstationen  werden  wir  unten  mittheilen.  Hier  sei  nur  festgestellt,  dass  wir 
als  Kern  des  Gebirgszuges  Gneiss  und  Glimmerschiefer  fanden,  ferner  Glauko- 
ph  an  schiefer;  auch  Quarz  it  kommt  vor  (siehe  darüber  unten  die  Angaben  Wich- 
mann's  über  die  von  Kruijt  gesammelten  Gesteinsprobenj;  weiter  haben  wir  Serpentin 
anstehen  sehen;  dagegen  haben  wir  körnig-krystallinisches  Gestein  von  der  Natur  der 
Granite  und  Diorite,  welches  m  der  nördlichen  Halbinsel  eine  so  grosse  Rolle  spielt, 
hier  nicht  angetroffen.  Von  grosser  Bedeutung  ist  nun  weiterhin  ein  sehr  mächtiger 
Mantel  von  körnigen  Kalken,  welcher  den  genannten  Gesteinen,  wenigstens  der 
Gneiss- Glimmerschiefer -Quarzitreihe,  sich  auflegt.  Auf  beiden  Seiten  des  Takalekadjo 
fanden  wir  dieses  Schichtensystem  entwickelt;  auf  der  Südseite  bildet  dieser  Kalk  eine 
eigentliche  Vorkette,  und  wir  trafen  ihn  bis  zur  Wasserscheide  hinauf;  die  Schiefer 
kommen  daselbst  nur  in  Erosionsschluchten  zu  Tage.  Diese  körnigen  Kalke  sind  alle 
geschichtet,  und  die  tiefer  gelegenen  zeigen  vielfach  auf  den  Klüften  Muscovit,  oft 
beinaf.e  Gneisse  oder  Glimmerschiefer  vortäuschend  (man  könnte  fast  scherzweise  von 
einer  „petrographischen  Mimikry"  sprechen);  andere  wieder  enthalten  ziemlich  reichlich 
Quarzsand.  Die  obersten  Schichten  endlich  zeigen  plötzlich  einen  Gehalt  an  rothem  Thon, 
indem  die  weissen  Calcitlagen  auf  den  Klüften  mit  solchem  Thon  belegt  sind.  Diese 
letzteren,  feingeschichteten  Kalke  sind  wie  Schiefer  gefaltet  und  geknickt.  Wir  werden  ganz 
dasselbe  sonderbare  Gestein  am  Matannasee  anstehen  sehen.  Das  Auftreten  des  rothen 
Thon  es  aber  kündigt  diese  Formation  selbst  an,  welche  auf  den  körnigen  Kalk  folgt 
und  hier,  im  Norden  vom  Takalekadjo,  nur  schwach  entwickelt,  respective  erhalten  zu  sein 
scheint.  Wo  er  auftritt,  so  auf  Hügeln  am  Nordende  des  Possosees,  ist  dieser  Thon  so 
quarzreich,  dass  er  einen  Hornstein  darstellt.    Der  körnige  Kalk  aber  ist  zweifellos  ein  durch 


173 

D3-namometamorphose  verändertes  sedimentäres  Kalkgestein  irgend  einer  Formation  von 
der  Kreide  an  abwärts.  Sollte  es  vielleicht  Jura  sein?  Darüber  unten  mehr.  Im  Norden  haben 
wir  diese  Kalke  nirgends  angetroffen.  (Für  das  einzelne  siehe  no  364—405  im  petrographi- 
schen  Anhang). 

Am  Nordende  des  Sees  tritt  dann,  auf  den  Rotthon  folgend,  Nummu  lite  nkalk  auf, 
dem  von  Maros  entsprechend,  und  auf  diesen  folgt  küstenwärts  das  mächtig"  entwickelte 
S\"stem  der  neogenen  Molasse.     Darauf  werden  wir  noch  zurückkommen. 

Betrachten  wir  nunmehr  den  See  von  Posso.  Von  der  Höhe  eines  circusartigen 
Absturzes  des  Takalekadjo  aus,  einer  Stelle,  welche  von  den  Eingebornen  Patorirano  ge- 
nannt wird,  und  woselbst  auch  ein  blendend  weisser  körniger  Kalkstein  Felsen  bildet,  über- 
schauten wir  mit  einem  Male  das  mächtige  Seebecken.  Es  lag  in  nordwestlicher  Richtung, 
etwa  zwei  Tagemärsche  entfernt,  vor  uns;  sein  westliches  Ufer  erschien  durch  eine  ungefähr 
in  der  Seemitte  vorspringende  Landzunge  in  zwei  tiefe  Buchten  getheilt,  eine  südliche  und 
eine  nördliche,  während  das  östliche  nur  kleinere  Vorsprünge  aufwies.  Dieses  bildet  eine 
Reihe  kleinerer  Vorgebirge ,  zwischen  welchen  Buchten  ins  Land  eingreifen ,  ähnlich  wie 
die  Schwimmhäute  zwischen  den  Zehen  eines  Entenfusses.  Südlich  vom  See  sahen  wir 
eine  weite  Fläche  sich  ausdehnen,  durch  das  Alluvium  der  Zuflüsse  ausgefüllten  Altseeboden. 
Dasselbe  beobachteten  wir  später  am  Nordufer  des  Sees;  doch  ist  dort  die  Zone  des  alten 
Seebodens  schmäler.  Von  Patorirano  aus  erkannten  wir  auch,  dass  die  von  uns  überschrittene 
Wasserscheide,  das  Takalekadjogebirge,  sich  in  eine  lange,  nordwärts  streichende,  fast  durch- 
weg gleiche  Höhe  beibehaltende  Kette  fortsetzt,  welche,  den  See  westlich  umsäumend,  steil 
gegen  denselben  abfällt,  während  das  Ostufer  des  Sees  zunächst  von  niedrigem  Hügelland  ge- 
bildet wird,  das  erst  weiter  ostwärts  zu  höheren  Kämmen  sich  aufwirft.  Die  Takalekadjokette 
trägt  in  ihrer  nördlichen  Fortsetzung  einen  sehr  einförmigen  Charakter;  sie  ist  durch  wenige 
Gipfel  ausgezeichnet  und  dürfte  eine  mittlere  Höhe  von  c.  1700  m  haben.  Der  alles  über- 
ziehende Wald  lässt  keine  schroffen  Felswände  und  keine  scharfen  Schatten  hervortreten. 
Gelegentlich  konnten  wir  erkennen,  dass  hinter  der  ersten  Kette  noch  weitere  parallele 
Rücken  sich  hinziehen,  sodass  der  Eindruck  eines  von  S  nach  N  streichenden  Bergrücken- 
schwarmes  hervorgerufen  wurde.  An  einer  Stelle  zählten  wir  drei  solcher  Züge.  Nordwärts 
vom  See  sieht  man  das  Kettens3'stem  in  ein  fernes  Hügelland  sich  fortsetzen,  in  das  von 
den  Tonapo  bewohnte  Hochland.  Die  Takalekadjokette  selbst  stürzt  dann  nordwärts  beim 
Cap  Popali  gegen  den  Tominigolf  ab.  Die  westlich  vom  Takalekadjo  streichenden  Ketten 
werden  wir  noch  einmal  zu  besprechen  haben. 

In  dem  Bericht  über  ihre  Lindu-Reise  lassen  die  Herren  Adriani  und  Kruijt  (3, 
p.  377)  den  centralen  Gebirgsrost  aus  vier  oder  fünf  grossen  Ketten  bestehen,  von  denen 
die  östlichste  sich  der  Küste  beim  Cap  Popali  nähere.  „Wir  merkten  an,  dass  die  östliche 
Kette  des  Centralgebirges  sich  auf  dem  Meridian  von  Tambarana  (unweit  westlich  vom  Cap 


174 

Popali)  von  der  grossen  Gebirgsmasse  lostrennt  und,  allmälig  niedriger  werdend,  südlich  in 
niedriges  Land  verläuft."  Statt  südlich  sollte  es  nördlich  heissen.  „Die  andern  Ketten  biegen 
sich  nach  Westen,  um  auf  einigen  Abstand  der  Küstenlinie  zu  folgen."  Letztere  Angabe 
halten  wir  ebenfalls  für  irrthümlich ;  mit  Ausnahme  der  Ngilalakikette,  welche  im  Nordarme 
weiter  streicht,  enden  die  östlichen  Ketten  des  Rostes  am  Golf  von  Tomini  (siehe  oben 
Seite  i68). 

Von  der  Kette,  welche  östlich  die  Possoniederung  begrenzt,  ist  petrograpbisch  nichts 
sicheres  auszusagen;  wir  wissen  nur,  dass  an  einer  Stelle  daselbst  Chloritschiefer  ansteht 
(siehe  unten). 

Wir  schritten  nun  weiter  nach  dem  See  zu,  wobei  wn-  mehrere  Bäche  durchschritten, 
welche  sämmtlich  in  die  Kodina  sich  ergiessen.  An  einem  derselben,  dem  Supabach,  fanden 
wir  grosse  Blöcke  des  oben  schon  erwähnten  schönen  grüngrauen,  seideschimmernden 
Serpentines. 

Am  See  angelangt,  bestimmten  wir  mittelst  des  Siedethermometers  seine  Meereshöhe 
zu  510  m. 

Der  grösste  Zufluss  des  Sees  ist,  wie  erwähnt,  die  Kodina.  In  Betracht  kommt 
ausserdem  die  auch  von  Kruijt  erwähnte  Kaja,  deren  Mündungsstelle  an  der  Westseite 
des  Sees  in  der  Nordbucht  eine  etwas  vorspringende  Deltabildung  geschaffen  zu  haben  scheint. 
Auf  diesem  Delta  liegt  das  Dörfchen  Sarukaja.  Ausser  diesen  beiden  genannten  Flüssen 
empfängt  der  See  natürlich  noch  eine  grosse  Zahl  von  Bächen,  die  uns  aber  nicht  näher 
zu  beschäftigen  brauchen. 

Auf  unserer  Reise  dem  Ostufer  entlang  bestimmten  wir  die  Längsaxe  des  Sees, 
welche  von  SSO  nach  NNW  gerichtet  ist,  zu  c.  35  km,  die  grösste  Breite  zu  c.  13,5  km. 
Unsere  Angabe  im  Text  des  Vorbenchtes,  welche  lautet  (126,  p.  336):  „Die  Längsaxe  misst 
gegen  40,  die  grösste  Breite  gegen  15  km"  war  vor  der  Zusammenstellung  der  Karte  ge- 
schrieben worden;  diese  letztere  ist  aber  für  unsere  Messungen  maassgebend ;  wir  werden  auf 
diesen  Punkt  noch  zurückkommen  müssen. 

Gegen  den  Au.sfluss  hin  verengt  sich  der  See  trichterförmig,  indem  von  N  her  eine 
Landzunge  sich  vorschiebt,  die  wir  als  Trichterecke  bezeichnen  können ;  nach  NW  schweift  das 
Ufer  in  eine  tiefe  und  breite  Bucht  aus,  das  Nordende  der  grossen  Nordbucht  des  Westufers. 

Vom  nördlichen  Seeende  aus,  wo  wir  Station  gemacht  hatten,  unternahmen  wir  einige 
Fahrten,  um  die  Tiefe  des  Sees  zu  messen.  Schon  ganz  in  der  Nähe  des  Ausflusses  fanden 
wir  eine  Tiefe  von  17  m,  dann  folgten  27  m  und  weiter  in  der  Richtung  nach  der  Trichter- 
ecke 50,  66,  dann  wieder  abnehmend  näher  gegen  dieselbe  hin  57  und  30  m.  Gerade  bei 
der  Trichterecke  sahen  wir  längs  dem  Ufer  eine  ziemlich  breite  Terrasse  sich  hinziehen,, 
die  nur  mit  etwa  i'  2  m  tiefem  Wasser  bedeckt  war  und  sodann  plötzlich  in  die  Tiefe  ab- 
stürzte.    Schon    von   weitem   konnte   man    diesen    Gürtel   an    der  Verfärbung    des  Wassers 


175 

erkennen,  indem  die  tiefblaue  Farbe  des  Sees  hier  unvermittelt  in  ein  helles  Flaschengrün 
überging.    Eine  ähnliche  Bank  hatten  wir  längs  dem  nördlichen  Theile  des  Ostufers  bemerkt. 

Um  grössere  Tiefen  messen  zu  können,  hatten  wir  aus  Lianen  ein  Tau  anfertigen 
lassen,  an  welchem  ein  schwerer  Stein  befestigt  wurde.  An  diesen  wurde  ein  kleiner  Bam- 
busbecher fest  angebunden,  um  Bodenproben  zu  erhalten.  Das  Tau  maass  312  m.  Wir 
richteten  nun  unseren  Kurs  direct  nach  der  Landzunge  des  Westufers.  Die  erste  Lothung 
an  der  Stelle,  wo  die  Trichterecke  in  rechtem  Winkel  gepeilt  wurde,  ergab  eine  Tiefe  von 
80  m;  der  Boden  bestand  aus  einem  weichen,  blaugrauen  Schlick,  ähnlich  unserem  Grauthon. 
Weiter  hinaus,  gegen  die  Seemitte  zu,  erhielten  wir  eine  Tiefe  von  230  m  und  dieselbe 
Bodenprobe.  Hierauf  ruderten  wir  über  die  Seemitte  weg  und  fanden  nun  mit  den  312  m 
des  Taues  keinen  Grund  mehr.  Beim  Heraufziehen  zerriss  das  Tau,  und  überdies  zwang.- 
uns  ein  starker,  gefährlicher  Wind  zur  Umkehr. 

Wir  wollten  nun  ein  Tau  von  600  m  Länge  anfertigen  lassen;  aber  es  erhoben 
unsere  buginesischen  Begleiter  so  ernstliche  Beschwerden  gegen  eine  weitere  Untersuchung 
des  Sees,  dass  wir,  um  die  Weiterreise  zu  sichern,  uns  zu  fügen  beschlossen,  wonach  wir  also 
als  Resultat  unserer  Messungen  wenigstens  soviel  erwähnen  können,  dass  die  grösste  Tiefe 
des  Sees  300  m  sicher  übersteigt. 

Ausgehend  nun  von  der  Erwägung ,  dass  das  vom  Possosee  ausgefüllte  Thal  im 
Verhältniss  zu  den  es  begrenzenden  Gebirgsketten  eine  Niederung  darstellt,  und  ferner,  dass 
diese  letztere  als  die  Fortsetzung  der  vom  Tominigolf  ansteigenden  Possodepression  be- 
trachtet werden  darf,  glauben  wir  in  der  gesammten,  von  N  nach  S  gerichteten  Tiefenzone 
eine  zwischen  den  Gebirgsketten  sich  hinziehende  Mulde  oder  Synklinale  erblicken  zu  dürfen, 
welche,  vom  Golf  von  Tomini  langsam  ansteigend ,  durch ,  beziehungsweise  zusammt  den 
sie  begrenzenden  Bergketten  emporgehoben ,  das  rund  500  m  hoch  gelegene  Hochthal  des 
Possosees  bildet.  Wir  werden  unten  sehen  und  haben  es  oben  schon  angedeutet,  dass  in 
der  That  der  Boden  der  Mulde  von  Sedimentärgesteinen  gebildet  wird ,  deren  Schichten 
umso  mehr  der  horizontalen  Lagerung  sich  nähern ,  je  mehr  die  Mulde  gegen  den  Boden 
des  Golfes  von  Tomini  hin  sich  verflacht.  In  dem  eben  erwähnten,  500  m  hoch  gelegenen 
Theile  der  Synklinale  nun  liegt  der  Possosee  mit  einer  Tiefe  von  rund  300  m ,  was  also 
bedeutet,  dass  der  Boden  des  Sees  mindestens  300  m  tiefer  liegt  als  die  Oberfläche  der 
Mulde,  und  darauf  stützen  wir  nun  unsere  fernere  Auffassung,  dass  der  Boden  des  Sees  als 
eine  Scholle  in  die  liefe  geglitten  sei ,  dass  der  See  für  sich  also  eine  Grabenversenkung 
darstelle.  In  diese  sind  natürlich  auch  jene  Theile  des  Seebodens  einzubeziehen ,  die  wir 
als  Altseeboden  bezeichneten,  und  welche  durch  Alluvium  ausgefüllt  wurden,  wonach  also 
überhaupt  die  grösste  Strecke  der  in  der  Höhe  von  500  m  gelegenen  Muldenscholle  um  einen 
gewissen  Betrag  in  die  Tiefe  gesunken  wäre. 

Den  Rand  der  Graben  Versenkung  erblicken  wir  in  dem  steilen  Abfall  des  Seeufers; 
dass  aber  längs  dem  letztern  nicht  unmittelbar  die  grosse  Tiefe  von  300  m  anhebt,  ist  natürlich 


176 

die  Folge  von  unterseeischen  alluvialen  Schutthalden.  Uebrigens  lotheten  wir  an  einer  Stelle  des 
mittleren  Seetheiles  kaum  i  km  vom  Ostufer  entfernt,  wo  durch  den  starken  Seegang  eine 
unserer  Prauen  gekentert  war,  schon  die  beträchtliche  Tiefe  von  86  m,  wonach  die  erwähnten 
Schutthalden  also  steil  sein  müssen. 

Der  Possosee  hatte  uns  recht  sehr  an  einen  unserer  grösseren  Schweizerseen  erinnert, 
am  meisten  seiner  Ausdehnung  wegen  an  den  Genfersee;  aber  an  eine  ähnliche  Entstehung, 
wie  bei  diesem,  ist  natürlich  nicht  zu  denken,  wenn  Brückner  (25,  p.  17)  das  richtige  trifft 
mit  dem  Satze:  „Die  grossen  Seen  der  Schweiz  sind  wohl  als  ein  Werk  der  Gletscher- 
erosion zu  deuten;  sie  sind  die  Enden  der  Thäler,  in  denen  die  Gletscher  sich  abwärts 
schoben  und  die  durch  die  Gletscher  bedeutend  vertieft  wurden."  Die  grossen  Seen  von 
Central-Celebes,  in  Gestalt  und  Tiefe  den  grösseren  Schweizerseen  so  sehr  ähnhch ,  wären 
dann  doch  ihrer  Entstehung  nach  eine  von  jenen  qualitativ  verschiedene  Erscheinung. 

Wir  machen  schon  hier  darauf  aufmerksam,  dass  die  gesammte  Mulde,  die  wir  die 
Possomulde  nennen  können,  sich  weiterhin  in  südöstlicher  Richtung  verfolgen  lässt,  wo 
sie  fortwährend  zwischen  dem  Takalekadjokettensystem  und  einer  östlichen  Gebirgskette  weiter- 
zieht und  in  der  südöstlichen  Halbinsel  wiederum  durch  zwei  Einbrüche  die  Seen  von  Matanna 
und  Towuti  hat  entstehen  lassen.     Hierauf  werden  wir  unten  zu  sprechen  kommen. 

In  Beziehung  auf  die  überaus  reiche  und  merkwürdige  Mollusken fau na  des  Posso- 
sees  verweisen  wir  auf  den  ersten  Band  dieses  Werkes.  Dieselbe  macht  den  Eindruck  einer 
tertiären,  vielleicht  miocänen  Fauna;  denn  besonders  die  Melaniden  erinnern  stark  an  ähnliche 
Formen  aus  dem  europäischen  Miocän.  Wir  verweisen  auf  das  im  dritten  Band,  Seite  61, 
darüber  Gesagte.  Aus  diesem  Umstände  schlössen  wir  auf  ein  relativ  hohes  Alter  dieses, 
wie  auch  der  beiden  andern  noch  zu  erwähnenden  Seen,  und  wir  halten  es  für  möglich, 
dass  dieses  Alter  gewährleistet  wurde  durch  ein  successiv  im  Laufe  der  geologischen  Zeit 
stattfindendes,  ruckweises  Absinken  des  Bodens  des  Sees,  wodurch  einer  Ausfüllung  durch 
die  Flussalluvien  stets  corrigierend  entgegengewirkt  wurde.  Darnach  könnte,  auch  die  wahre 
Tiefe  des  Seebodens  viel  bedeutender  sein  als  die  von  uns  gelothete  scheinbare,  da  über 
der  ursprünglichen,  nun  abgesunkenen  Muldenoberfläche  noch  ein  im  Laufe  der  Zeit  autge- 
schüttetes, mächtiges  Alluviallager  angenommen  werden  könnte.  Dies  ist  eine  Hypothese,  die  wir 
gerne  als  wissenschaftlich  erwägbar  anerkannt  sehen  möchten,  da,  wenn  vielleicht  auch  nicht 
hier,  sie  doch  an  andern  Grabenversenkungen,  wie  z.  B.  beim  Tanganika,  ihren  Dienst  thun 
könnte;  indessen  hatte  Herr  Professor  Heim  die  Freundlichkeit,  uns  daran  zu  erinnern,  dass 
das  Alter  eines  Sees  wesentlich  von  der  Masse  des  zugeführten  Schuttes  abhänge,  und  dass, 
wenn  diese  bei  den  Centralseen  von  Celebes  relativ  gering  sein  sollte,  die  oben  geäusserte 
Hypothese  zur  Erklärung  der  tertiären  Fauna  unnöthig  sein  würde,  da  die  Ausfüllung  eines 
Sees  dann  ausserordentlich  grosse  Zeiträume  in  Anspruch  nähme.  Ueber  die  Masse  des 
jährlich  zugeführten  alluvialen  Materiales  aber  sind  wir  natürlich  nicht  in  der  Lage,  ein  Urtheil 
abzugeben ;  doch  ist  sie  gewiss  nicht  gering,  wie  das  Geschiebe  der  Flüsse  bei  Hochwasser  lehrt. 


177 

Wir  wenden  uns  nun  zu  der  Betrachtung  jenes  Theiles  der  Possomulde,  welcher 
zwischen  dem  Nordufer  des  Sees  und  der  Küste  des  Golfes  von  Tomini  gelegen  ist,  und 
fassen  zunächst  den  Ausfluss  des  Sees,  den  Possofluss,  in's  Auge.  Derselbe  bildet,  so 
lange  er  noch  im  Altseeboden  fliesst,  eine  Schlinge  und  kleine  Inseln ;  auch  kommt  an  zwei 
Stellen  eine  Verbreiterung  zu  Stande.  Wir  schicken  im  folgenden  einige  auf  den  Fluss 
bezügliche  Bemerkungen  von  Kruijt  voraus,  indem  wir  hierin  der  später  zu  behandelnden 
historischen  Darstellung  unserer  Kenntnisse  dieses  Gebietes  vorgreifen.  Die  erwähnte  Ver- 
breiterung erwähnt  Kruijt  (68,  p.  ii)  als  „ein  kleines  Seelein,  welches  viel  von  einem  Stück 
überströmten  Landes  an  sich  hat.  Dongi  ist  sein  Name."  Weiter:  „Der  Fluss  ist  hier  ebenso  breit, 
als  an  der  Küste.  Er  ist  sehr  untief,  ungefähr  ein  Faden,  und  der  Boden  ist  durchweg  felsig." 
Darauf  strömt  er  abwärts  durch  eine  Erosionsschlucht.  Wir  folgten  nicht  seinem  Ufer, 
überschritten  ihn  aber  weiter  unten  in  beiläufig  260  m  Meereshöhe  mittelst  einer  daselbst 
angebrachten  Rotang-Hängebrücke.  Unmittelbar  dabei  sahen  wir  ihn  eine  Schnelle  bilden. 
Kruijt,  welcher  ebenfalls  diese  Brücke  überschritten  hatte,  schreibt:  „Gerade  unter  der 
Brücke  stürzt  sich  die  Wassermasse  in  eine  Tiefe  von  c.  10  m.  Jeder  Reisende,  welcher 
hier  vorbeigeht,  muss  sich  gedrungen  fühlen,  eine  Weile  auf  der  Mitte  der  Brücke  stille  zu 
stehen  und,  alle  Furcht  vor  dem  Brechen  dieses  eingebornen  Machwerks  vergessend,  sich 
in  die  wüste,  unwirthliche  Natur  dieses  Ortes  zu  vertiefen."  Ueber  eine  zweite  Schnelle  weiter 
unten  am  Flusse,  die  wir  nicht  gesehen  haben,  sagt  Kruijt  (68,  p.5):  „Ich  setzte  mich  auf  einen 
vorspringenden  Felsen  und  hatte  von  da  einen  prächtigen  Anblick.  Da  seht  ihr  das  Wasser 
schäumend  und  brausend  mit  rasender  Gewalt  auf  euch  zukommen.  Ueber  fünf  Terrassen 
von  1—2  m  Höhe  kommt  das  Wasser  herab,  auf  diese  Weise  fünf  Wasserfälle  bildend, 
welche  durch  ihre  Gewalt  jedes  Sprechen  unmöglich  machen.  Fast  fortwährend  bietet  der 
Possofluss  in  seinem  Oberlauf  dergleichen  Ansichten."  Von  Tomasa  aus,  gut  den  letzten 
Drittheil  seines  Laufes,  ist  der  Fluss  nach  Kruijt  mit  Prauen  befahrbar;  die  Ebene  ist  also 
daselbst  erreicht. 

Ausser  dem  Possoflusse  durchströmen  noch  einige  kleinere  Flüsse  die  Niederung, 
auf  welche  wir  jeweilen  zurückkommen  werden. 

Wir  betrachten  jetzt  das  Relief  der  Possomulde,  soweit  wir  es  überschauen  konnten. 
Der  Possofluss  hat  einen  tiefen  Erosionsschnitt  in  den  Boden  der  Mulde  hervorgebracht, 
und  dementsprechend  haben  auch  seine  Zuflüsse  diesen  Boden  mit  tiefen  Schluchten  durch- 
furcht, natürlich  bis  zu  der  Stelle,  wo  die  Ebene  erreicht  war.  Aus  diesem  Grunde  schon 
werden  wir  erwarten,  den  oberen  Theil  der  Possomulde  nicht  als  ein  Flachland,  vielmehr 
als  aus  hügelartigen  Erhöhungen  zusammengesetzt  zu  finden ;  die  Erosion  durch  die  Flüsse, 
die  Bäche,  die  feinsten  Wasseradern,  endlich  durch  den  Regen  haben  ihn  in  eine  Anzahl 
von  annähernd  kegelförmigen  Hügeln  zerlegt.  So  erhebt  sich  gleich  beim  Ausflusse  des  Sees 
rechts  und  links  je  ein  .solcher  Hügel,  von  denen  wir  den  einen,  westlich  gelegenen,  erstiegen 
haben.     Er  erhebt  sich  am  westlichen  Rande  des  Altseebodens,  hat  beinahe  Kegelform  und 

Sarasiu,   Celebes.   IV.  23 


178 

wird  von  einem  Dorfe,  Posünga  mit  Namen,  gekrönt;  er  mag  50  m  hoch  sein;  ein  ganz 
ähnlicher  Hügel  steht  auf  der  Altseefläche  nicht  weit  vom  Ausfluss  des  Sees;  er  trägt  das 
befestigte  Dorf  Tobäda,  und  so  finden  sich  um  das  Nordende  des  Sees  herum  noch  andere  dieser 
Art.  In  östlicher  Richtung  begaben  wir  uns  über  den  Altseeboden  nach  einem  solchen  Felsen- 
hügel, welcher  ebenfalls  ein  Dorf  trägt,  und  dessen  überhängende  Felswände  Höhlen  bilden, 
worin  die  Leichen  beigesetzt  werden.  Weiter  steht  auf  einem  Hügel  des  linken  Ufers  das 
Dorf  Mokito,  weiter  auf  hohem  Hügel  das  Dorf  Bunkudina,  desgleichen  das  Hügeldorf  Batu- 
nontju.  Von  der  Spitze  eines  höheren  Hügels  aus  gesehen,  erscheint  die  ganze  Landschaft 
mit  rundlichen  Höckern  besetzt,  welche  fast  alle  von  befestigten  Dörfern  gekrönt  sind. 

Es  ist  nun  ein  sehr  merkwürdiger  Umstand ,  dass  fast  alle  diese  Hügelspitzen  aus 
einem  weissgelben  korallenreichen  Kalksteine  bestehen,  welcher  durch  den  Einschluss  von 
sehr  wohl  erhaltenen  kleinen,  bis  2  mm  grossen  Nummuliten  sich  als  einen  frühtertiären, 
sagen  wir  eocänen  Korallenkalk  kundgiebt.  Er  gehört  also  derselben  Nummulitenformation 
an,  wie  die  Kalkfelsen  von  Maros,  von  Buol  u.  s.  f.,  worüber  wir  auf  die  betreffenden  Stellen 
in  diesem  Bande  verweisen.  Die  erwähnten  Hügel  sind  also  Nummulitenkalkfelsen ,  welche 
schroff  aus  der  Umgebung  sich  erheben  und  den  Eingeborenen  bei  ihren,  durch  die  Blutrache 
stets  in  Flamme  gehaltenen  Fehden  als  durch  künstliche  Befestigung  noch  weiter  gesicherte 
Zufluchtsorte  dienen.  Diesen  eocänen  Kalkstein  fanden  wir,  von  S  kommend,  zuerst  am 
Nordende  des  Sees,  auf  der  Höhe  des  Seespiegels  selbst ,  anstehend.  Wir  treten  also,  von 
Süden  her  kommend ,  aus  dem  Gebiete  der  krystallinischen  Schiefer  und  der  auf  diese 
folgenden  körnigen  Kalke  jetzt  in  jüngere  Formationen  über.  Wie  wir  aber  oben  schon 
angedeutet  haben ,  gewinnt  es  nicht  den  Anschein ,  als  ob  der  eocäne  Kalkstein  sich 
unmittelbar  den  körnigen  Kalken  auflagern  würde;  vielmehr  haben  wir  auch  an  dieser 
Stelle  der  Insel,  wie  anderwärts,  unsere  rothen  Schiefer  t  hone  und  die  mit  ihnen 
verschwisterten  Radiolarienhornsteine  als  Unterlage  der  tertiären  Sedimentärschichtenfolge 
gefunden.  Im  GeröUe  der  Flüsse  und  Bäche  fanden  wir  Geschiebe  dieser  Felsart  öfter. 
Auf  diesen  Roththon  folgt  dann  der  Nummulitenkalkstein,  welcher  der  gegen  das  Meer  zu 
sich  senkenden  Possodepression  ein  so  groteskes  Aussehen  verleiht.  Solche  aus  Nummuliten- 
kalk  bestehende,  von  befestigten  Dörfern  gekrönte  Felshügel  trafen  wir  nun  in  grosser  Zahl 
auf  unserer  Wanderung  nach  dem  Golf  von  Tomini  hin  an.  An  einem  derselben  abwärts 
schreitend  und  Gesteinsproben  sammelnd,  sahen  wir  ferner  als  neue  Erscheinung  den  Block 
eines  Conglomerates  anstehen,  worauf  weiter  unten  ein  dichtes  gelbes  Gestein  folgte,  von 
dem  leider  keine  Probe  mitgekommen  ist,  und  endlich  unten  am  Fusse  trafen  wir  unsere,  uns  stets 
küstenwärts  begegnenden  Grauthonschichten  anstehend  und  damit  unsere  neogene  Celebes- 
molasse.  Wir  sind  somit  der  Ansicht,  dass  auf  den  krystallinischen  Kalkschichten  zunächst 
die  rothen  Radiolarienthone  liegen,  auf  diesen  der  Nummulitenkalk,  auf  diesem  die  graue 
Celebesmolasse ,  beginnend  mit  Conglomeratbänken  und  gelben  Sandsteinen  und  darauf 
folgend  aus  einem  Complex  von  grauen  Thon-,  Mergel-,  Kalk-,  Sand-  und  feineren  Conglomerat- 


179 

schichten  bestehend,  welche  thcils  marine,  theils  brackische,  theils  Süsswasser-  und  Land- 
fossilien (Blätter  von  dikotjden  Landpflanzen)  einschliessen.  Unsere  früher  (126)  ausge- 
sprochene Ansicht,  der  Kalk  sei  jünger  als  der  Grauthon.  lassen  wir  also  aus  den  ange- 
gebenen Gründen  jetzt  fallen,     (lieber  ein  ferneres  Schichtensystem  siehe  unten.) 

Die  Nummulitenkalke  sind  also,  nachdem  sie  mit  allen  Sedimentgesteinen  der  Mulde 
durch  die  Gebirgsbildung  emporgehoben  worden  ^ind,  durch  die  Erosion  von  ihrer  grauen 
Thondecke  entblösst  worden  und  ragen  nun  als  Felsenhügel  aus  der  Umgebung  auf.  In  den 
weniger  durch  Gebirgsbildung  emporgetriebenen  Theilen,  in  Muldenthälern,  welche  zugleich 
als  Wasseradern  dienen,  hat  sich  die  graue  Thondecke  anstehend  erhalten. 

Bis  zum  Dorfe  Labongija,  in  c.  450  m  Meereshöhe,  zieht  sich  die  erwähnte  Kalk- 
hügellandschaft in  fast  gleicher  Meereshöhe  wie  der  See  hin;  immerfortführt  der  Weg  über 
Hügel,  welche  an  ihrem  Fusse  aus  Grauthon  bestehen  und  oben  von  Kalkstein  bekrönt  sind ; 
das  heisst  also  doch  wohl,  stets  kommt  der  Kalkkern  des  tertiären  Schichtencomplexes  oben 
in  Folge  von  Gebirgsbildung  und  Erosion  zum  Vorschein.  Die  Meereshöhe  des  Possoflusses 
selbst  beträgt  bei  dem  genannten  Orte  c.  300  m.  In  dieser  Weise  geht  es  nun  küstenwärts  immer 
fort,  auf  Hügelspitzen  Nummulitenkalk,  in  Bachrinnen  Grauthon.  So  fanden  wir  am  kleinen  Bache 
Rümuru  sehr  fossilienreiche  Grauthonschichten  anstehend  und  konnten  uns  im  weiteren  Laufe 
der  Reise  die  Ueberzeugung  bilden,  dass  diese  Schichten  dem  unteren  Theile  der  Gelebes- 
molasse  angehören.  Herr  Professor  Dr.  O.  Böttger  hatte  die  Güte,  die  von  uns  dorther 
mitgebrachten  Fossilien  zu  durchgehen  und  schreibt  darüber  (Frankfurt  a.  M.,  15.  März  1900): 
„Die  Fauna  ist  eine  tropische  Mikrofauna,  die  in  geringer  Tiefe  in  grosser  Nähe  des  Landes 
(c.  4  Brackwasserthiere  I)  abgesetzt  worden  sein  muss.  Mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit 
konnten  drei  Formen  auf  lebende  indische  Arten,  zwei  auf  miocäne  Arten  von  Java  zurück- 
geführt werden.  Meiner  Kenntniss  der  speciellen  Gattungen  nach  sind  die  vier  Arten  wohl 
sicher  neu.  Daraus  ergiebt  sich  eine  ziemliche  Wahrscheinlichkeit  für  die  mächtige  Schich- 
tengruppe, die  K.  Martin  „tropisches  Miocän"  genannt  hat.  Dass  die  ganze  Fauna 
unserem  europäischen  Mittel-Miocän  überaus  ähnlich  ist  —  nicht  blos  in  der  Gruppierung 
der  Gattungen,  sondern  auch  in  Ein/,elzügen  der  vertretenen  Arten  -~  ist  eine  Erfahrung, 
die  ich  hier  nicht  zum  ersten  Mal  mache  und  die  auch  Andern  schon  aufgefallen  ist." 

Nach  dieser  Meinungsäusserung  wäre  also  die  von  uns  schon  in  unserem  Vorberichte 
auf  diesen  Schichtencomplex  angewendete  Bezeichnung  „Celebesmolasse"  gerechtfertigt. 

Die  von  Herrn  Böttger  uns  zugestellte  Liste  haben  wir  im  petrographischen  An- 
hang abgedruckt,  worauf  wir  verweisen. 

Auf  diesen  Grauthonschichten  im  Bache  Rumuru  lagen  allenthalben  herabgerollte 
Kalksteinblöcke  herum.  Die  Hügellandschaft  der  Umgebung  war  so  rauh  felsig,  dass  sie 
an  eine  Schweizer  Juralandschaft  erinnerte.  Bald  jedoch  ging  es  nun  abwärts,  und  damit 
hörten  die  Kalkfelsen  auf,  und  Grauthon  allein  setzte  noch  die  Hügel  zusammen. 


180 

Nachdem  wir  das  Flussbett  des  Possoflusses  bei  der  Rotangbrücke  verlassen  und  einen 
westlich  davon  küstenwärts  führenden  Weg  eingeschlagen  hatten,  gelangten  wir,  uns  der 
Ebene  nähernd,  an  den  Mapanefluss,  welchem  wir  nun  beständig  folgten.  In  diesem 
fanden  wir  die  Grauthonschichten  bis  zur  Küste  hin  anstehend.  Sie  fallen  hier  ungefähr 
NNO  in  anfangs  ziemlich  steilem  Winkel,  und  wir  überschritten,  dem  Bache  nordwärts  folgend, 
die  Schichtenköpfe  lange  Zeit,  von  den  unteren  zu  den  oberen  gelangend.  An  einigen  Stellen 
waren  die  Schichten  wellig  aufgeworfen,  wonach  sie  dann  also  nach  der  entgegengesetzten 
Richtung  einfielen;  doch  hielten  diese  Falten  nicht  lange  an.  Gegen  die  Küste  zu  wird  der 
Fallwinkel  der  Schichten  stets  weniger  steil,  ja  derselbe  nähert  sich  zuletzt  der  Horizon- 
talen. Das  Bachbett  selbst  zeigte  sich  stets  mit  Blöcken  von  Kalkstein  und  von  Conglomerat 
übersät.  Der  Molasseschichtencomplex  dürfte  sich  auf  mehrere  hundert  Meter  berechnen 
lassen;  hier  am  Mapanefluss  wäre  directe  Messung  auf  eine  weite  Strecke  hin  möglich. 

Noch  weiter  küstenwärts  verschwinden  die  grauen  Schichten  unter  einer  Alluvialdecke. 

Mit  den  beiden  genannten  Unterabtheilungen  des  Nummulitenkalkes  und  der  Molasse 
scheint  nun  aber  die  tertiäre  Schichtenfolge  in  Celebes  nicht  erschöpft  zu  sein;  denn  wir 
haben  noch  weiterhin  einer  Reihe  von  Schichten  zu  gedenken,  welche  wir  an  der  oben 
(Seite  177)  erwähnten  Rotangbrücke  im  Possoflusse  anstehend  gefunden  haben.  Diese  be- 
stehen aus  deutlich  geschichteten,  meist  t3-pisch  klastischen,  gelegentlich  conglomeratischen 
Gesteinen,  welche  Pflanzen-  und  Muschelreste  einschliessen.  Die  petrographische  Zusammen- 
setzung dieser  grau  oder  grüngrau  gefärbten  Sedimente  gewährt  einen  recht  ungewöhnlichen 
Anblick,  wonach  Herr  Professor  Dr.  C.  Schmidt  in  dieser  Schichtenfolge  ein  Analogon  zu 
dem  Taveyannaz-Sandstein  der  Schweizer  Alpen  erkannte  (siehe  no  385—389  und 
395  der  petrographischen  Liste).  Wir  werden  unten  sehen,  dass  ein  dem  genannten  ent- 
sprechender Sandstein  auch  bei  Salabanca  an  der  Ostküste  des  Südostarmes  ansteht  (no  467 
der  petrographischen  Liste).  Daraus  geht  aber  hervor,  dass  die  Taveyannaz-Sedimente 
von  Celebes  einen  Horizont  bilden,  demgemäss  sie  bei  genauerer  Nachforschung  sich 
wohl  allenthalben  auf  der  Insel  werden  nachweisen  lassen  und  zwar  wahrscheinlich  als  eine 
den  Nummulitenkalk  mit  der  Celebesmolasse  verbindende  Schichtenfolge.   — 

Wir  wenden  uns  nun  zur  En  tdeckungsgesch  ichte  des  Posso-Sees  und  des 
zugehörigen  Gebietes,  welche,  wie  wir  sehen  werden,  einen  eigenthümlichen  Charakter  trägt, 
ja  welche  zum  Theil  geradezu  die  Form  eines  Processes  gewinnt;  so  sehr  sind  die  dies- 
bezüglichen Thatsachen  verwirrt  worden  bis  zu  der  Zeit,  da  Kruijt  seine  erste  Reise  nach 
dem  See  hin  ausführte.  Vor  unserer  eigenen  Bereisung  haben  nämlich  drei  Europäer  sich 
das  Verdienst  erworben,  den  See  erreicht  und  darüber  Mittheilung  gemacht  zu  haben;  es 
sind  die  Herren  Jonkheer  van  derWijck,  Gouverneur  Michielsen  und  Missionar  Kruijt. 

Riedel  (116,  p.  1731)  machte  1895  die  Mittheilung,  dass  J.  C.  W.  D.  van  der  Wijck 
den  See  1865  als  erster  Europäer  besucht  habe.  „Die  von  ihm  verfertigte  Skizze  diente 
als  Basis  der  durch  Musschenbroek   1879   publicierten  Karte."     Dies  erwähnt   der   letzt- 


181 

genannte  Autor  nicht;  dagegen  schreibt  dieser  (97,  p.  97):  „Von  meinen  beiden  Bericht- 
erstattern besuchte  nur  Einer  das  Binnenland  und  den  Possosee",  und  gleich  darauf  lesen 
wir:  „Der  Possosee  ist  noch  nie  von  einem  Europäer  besucht  worden."  Die  erwähnten  „beiden 
Berichterstatter"  konnten  aber  doch  in  aller  Welt  keine  anderen  gewesen  sein,  als  eben  die 
„Europäer"  van  der  Wijck  und  Michielsen.  Es  wandte  sich  nun  H.  Wichmann  (158, 
sep.,  p.  3)  an  Jgh.  van  der  Wijck  selbst  und  erhielt  von  ihm  brieflich  die  Bestätigung, 
dass  er  im  November  1864  als  der  erste  Europäer  den  See  besucht  habe;  doch  theilt  er  nichts 
mit  über  seine  Beobachtungen  und  seine  Kartenaufnahme.  Er  schreibt  blos  in  dieser  Be- 
ziehung: ,,Alle  meine  Aufzeichnungen  über  meine  im  November  1864  nach  dem  Posso-See 
unternommene  Reise  sind  leider  verloren  gegangen.  Ich  habe  jedoch  von  meiner  Reise  eine 
Skizze  gemacht,  und  es  scheint,  dass  der  damalige  Resident  von  Menado,  Herr  van  Mus- 
schenbroek,  ein  Exemplar  in  Händen  gehabt  hat,  wenigstens  kommt  meine  Zeichnung 
des  Sees  auf  der  von  ihm  veröffentlichten  Karte  vor."  Musschenbroek  besass  also  die 
Berichte  der  „beiden  Berichterstatter";  aber  die  Berichte  waren  vielleicht  nicht  unterzeichnet. 
Angesichts  der  Thatsache,  dass  Musschenbroek  die  van  der  Wijck'sche  Karte  wieder- 
giebt,  und  dass  er  von  ,,zwei  Berichterstattern"  schreibt,  klingt  die  Angabe,  der  Possosee 
sei  noch  nie  von  einem  Europäer  besucht  worden,  wirklich  höchst  räthselhaft;  denn  Mus- 
schenbroek war  Assistent -Resident  von  Gorontalo  als  unmittelbarer  Nachfolger  von 
Riedel,  unter  dessen  Assistent-Residentschaft  jene  Reisen  nach  dem  Possosee  ausgeführt  worden 
waren,  und  welcher  die  Berichte  von  jenen  Herren,  als  ihr  damaliger  Vorgesetzter,  erhalten 
hatte.     (Siehe  Wich  mann,  158,  p.  i.) 

Die  van  der  Wijck'sche  Karte  wurde  dann  auf  dem  Wege  der  Musschenbroek- 
schen  Wiedergabe  von  der  Seekarte  übernommen. 

Der  eigentliche  Entdecker  des  Possosees  ist  also  Jonkheer  van  der  Wijck.  — 
Riedel  fährt  in  seiner  obigen  Darstellung  fort:  „Einige  Jahre  nach  dem  Besuch 
von  van  der  Wijck  besuchte  W.  J.  M.  Michielsen  auf  seiner  Inspectionsreise  in  der 
Tominibucht  und  dem  centralen  Theile  von  Celebes  auch  den  See  von  Posso.  Er  machte 
auf  diesem  Zug  eine  auf  astronomischen  Ortsbestimmungen  beruhende  Karte,  welche  ich 
hiemit  unter  no  2  aufnehme." 

Auf  eine  Anfrage  von  H.  Wich  mann  (158)  antwortete  der  Gouverneur  Michielsen 
folgendes:  „1869  unternahm  ich  eine  Reise  längs  der  Küste  des  Tominigolfes.  Ich  folgte 
derselben  von  Tilamuta  aus  in  westlicher  Richtung,  wobei  ich  alle  an  derselben  gelegenen 
Dörfer  bis  Todjo  besuchte.  Von  letztgenanntem  Orte  fuhr  ich  nach  den  Togian-Inseln  und 
kehrte  darauf  nach  Tilamuta  zurück.  Bei  dieser  Gelegenheit  besuchte  ich  den  Posso-See. 
Am  12.  Juli  begann  ich  diesen  Zug  von  der  Mündung  des  Flusses  aus.  Am  15.  Juli  erreichte 
ich  alsdann  gegen  Mittag  das  Nordufer.  Am  16.  trat  ich  den  Rückweg  wieder  an  und 
war  am  Abend  des  17.  wieder  an  Bord  des  Kreuzbootes.  Mein  Journal  von  dieser  Reise 
lieferte    ich    meinem   damahgen  Chef,    dem   Assistent.-Residenten   Riedel,    ein.     Ich   fügte 


182 

zugleich  eine  Nota  bei,  in  der  ich  alle  auf  der  Reise  gesammelten  Angaben  zusammengestellt 
hatte,  ferner  eine  Karte  von  dem  von  mir  unternommenen  Zuge,  die  ich  mit  Hilfe  von 
Oktant  und  Bussole  angefertigt  hatte,  endlich  eine  Sammlung  von  Steinen  mit  genauen 
Fundortsangaben.  Ich  hatte  sie  meistens  von  den  anstehenden  Felsen  geschlagen.  Es  ist 
mir  nicht  bekannt  geworden,  ob  die  Schriftstücke,  die  Karte  und  die  Gesteine  weitergelangt 
sind  als  in  das  Bureau  der  Assistent-Residentschaft  Gorontalo.  Ich  habe  nie  wieder  etwas 
darüber  gehört.  Aber  von  meinem  Reisejournal,  der  Nota  und  von  der  Karte  habe  ich 
Abschrift  zurückbehalten.  Dass  dieselben  noch  lange  in  späterer  Zeit  auf  dem  Bureau  zu 
Gorontalo  zu  finden  waren,  zeigte  sich,  als  ich  vor  ein  paar  Jahren  eine  Beschreibung  von 
einigen  Landschaften  am  Tominibusen,  vom  Baron  vanHoevell  verfasst,  in  der  Tijdschrift 
voor  Indische  Taal-Land-en  Volkenkunde  las,  in  der  einige  Ausdrücke  vorkamen,  die  wördich 
mit  einigen  Sätzen  meines  Berichts  übereinstimmten,  ohne  dass  der  Verfasser  jedoch  genannt 
wurde.  Die  Karte,  welche  ich  durch  spätere  Aufnahmen  (bis  Mai  1870)  besonders  mit  Bezug 
auf  die  Togian-Inseln  angefertigt  und  verbessert  hatte,  habe  ich  dem  hj'drographischen  Bureau 
zu  Batavia  gegeben,  und  ich  meine  dessen  sicher  zu  sein,  dass  dieselbe  mit  benutzt  worden 
ist  bei  der  Zusammenstellung  der  Seekarte  „Oostkust  Celebes,  Blad  I",  welche  im  Jahre  1893 
von  dem  genannten  Bureau  herausgegeben  worden  ist." 

Letzteres  ist  insoweit  ein  Irrthum,  als  die  Skizze  des  Possosees  auf  jener  Seekarte, 
wie  oben  bemerkt,  die  Wiedergabe  der  van  der  Wijck'schen  ist.  Immerhin  geht  aus 
obigem  Schreiben  hervor,  dass  Mich i eisen  sich  um  die  wissenschaftliche  Erforschung  des 
Sees  schon  lebhaft  bemüht  hatte,  dass  aber  die  Früchte  seiner  Arbeit  durch  fremde  Schuld 
verloren  gegangen  sind.  Seine  Kartenskizze  vom  Possosee  ist  nun  von  Riedel  in  seiner 
oben  erwähnten  Publication  wiedergegeben  worden. 

H.  Wichmann  fügt  in  einer  Anmerkung  dem  Schreiben  u.  a.  folgendes  bei:  „Herr 
Dr.  Riedel  mag  aus  den  obigen  Mittheilungen  ersehen,  dass  die  Redaktion  von  Peter- 
mann's  Mittheilungen  sich  rechtzeitig  bemüht  hat,  die  V'erdienste  der  Entdecker  des  Posso- 
Sees  sicherzustellen,  welche  er  selbst  mehr  als  30  Jahre  verheimlicht  hat.  Ihm  als  dem 
damaligen  Vorgesetzten  der  betreffenden  Beamten  sind  die  Berichte  über  diese  Reisen 
erstattet  worden;  er  ist,  wie  er  selbst  zugesteht,  im  Besitze  von  Michielsen's  Karte  gewesen, 
und  doch  hat  er  noch  im  Jahre  1886  in  seiner  Arbeit  über  den  Possosee  (115)  beide  Reisen 
nicht  erwähnt;  er  hat  sie  geflissentlich  verschwiegen". 

1886  (115)  veröffentlichte  Riedel  eine  gar  wunderlich  aussehende  Karte  des  Posso- 
sees, die  wie  eine  freie  Umzeichnung  der  Mic  hielsen'schen  aussieht,  von  der  er  aber  an- 
merkt: „Diese  Karte  ist  während  meines  Aufenthaltes  zu  Lombugian  zusammengestellt  nach 
Anleitungen  von  Lakosa  Mangge  und  anderen  eingeborenen  Häuptlingen."  1895  (116)  da- 
gegen publicierte  er  wiederum  eine,  bei  welcher  folgendes  zu  lesen  steht:  „Figurative  Skizze 
oder  besser  Copie  der  im  Jahre  1864  von  den  eingeborenen  Häuptlingen  LakosaMangge 


183 

und  Taarua  mit  Holzkohle  oder  Sirikalk  auf  ein  Brett  oder  mit  dem  Stock  auf  den  Boden 
gezogenen  Linien." 

Diese  zweite  Karte  von  Lakosa  Mangge  ist  von  der  ersten  geradezu  lächerlich  ver- 
schieden; dagegen  zeigt  sie  eine  seltsame  Anlehnung  an  die  von  Kruijt  und  die  von  uns 
publicierte,  obschon  Ried  el  die  letztere  noch  nicht  gesehen  haben  wollte  (ii6,  p.  1732,  An- 
merkung).    Beide  Karten  sind  zweifellos  Fälschungen. 

A.  B.  Meyer,  welcher  1871  in  Celebes  war,  ist  nicht  am  See  von  Posso  gewesen, 
wie  aus  der  irrthümlichen  Angabe  bei  Frenzel  (44,  p.  294),  welcher  Meyer's  Gesteins- 
proben bearbeitete:  „Am  See  von  Posso  kommt  typischer  Augitandesit  vor"  geschlossen 
werden  könnte.  Musschenbroek  (97,  p.  97,  Anmerkung)  schreibt:  „Dr.  A.  B.  Meyer 
besuchte  den  Possofluss  bis  nahe  zum  See  hin." 

Wenn  Frenzel  weiter  angiebt:  „Auch  Flussgerölle  von  Posso  bestehen  aus  Auo-it- 
ande-sit;  aus.serdem  finden  sich  hier  ächte  Basalte  vor",  so  kann  es  sich  nicht  um  Gerolle 
des  Possoflusses  handeln.     Es  sind  hier  Etikettenverwechslungen  vorgekommen. 

In  Rosenberg's  Notiz  1883  (123),  welcher  Reisende  den  See  nicht  besucht  hat,  ist 
eine  Liste  von  Dörfernamen  enthalten,  welche  in  der  Umgegend  des  Sees  nach  Angaben 
eines  Eingeborenen  gelegen  sein  sollen. 

1891  berichtet  Baron  G.W.W.  C.  van  H  oev  eil  (56,  p.  35)  folgendes:  „Soviel  bekannt  ist, 
hat  allein  in  früheren  Jahren  Jhr.  J.  C.  W.  D.  A.  van  der  Wijck,  gewesener  Resident  von 
Menado,  damals  noch  Beamter  zur  Verfügung  (ter  beschikking),  ich  glaube  1864,  es  verstanden, 
nach  dem  See  von  Posso  durchzudringen.  Dadurch  wurde  bewiesen,  dass  eine  Reise  dieser  Art 
in  Anbetracht  von  persönlicher  Gefahr  verhältnissmässig  wenig  zu  bedeuten  hat,  und  man 
den  Tolage-Stamm,  welcher  Posso  bewohnt,  viel  eher  friedeliebend  und  gutartig,  denn  als 
roh  und  wild  darstellen  muss.  Zum  mindesten  geschah  dem  Beamten  nicht  das  geringste 
Leid,  und  er  konnte  ohne  Gefahr  überall  hingehen,  wo  er  wollte.  Aber  es  waren  mit  dieser 
Reise  grosse  körperliche  Mühseligkeiten  und  Entbehrungen  verknüpft.  Sehr  zu  beklagen 
ist  es  immerhin,  dass  von  dieser  Reise  nichts  aufgezeichnet  ist  oder  wenigstens  die  Auf- 
zeichnungen darüber  verloren  gegangen  sind,  sodass  diese  Entdeckungsexpedition  für  die 
Wissenschaft  keinen  Nutzen  gebracht  hat." 

1893  (58,  p.  65)  fügt  van  Hoevell  noch  bei:  „Meine  Nota  über  Todjo,  Saussu  und 
Posso  wurden  durch  meinen  damaligen  (1891)  Chef,  Resident  Jhr.  v.  d.  Wijck,  sehr  be- 
schnitten und  abgeändert,  was  das  erste  und  zweite  Hauptstück  betrifft." 

van  Hoevell  kannte  also  van  der  Wijck  persönlich,  wusste  aber  offenbar  nichts  von 
Michielsen.  Den  vielleicht  nicht  unterzeichneten  Bericht  des  Letzteren  aber  kannte  er 
doch  wohl,  da  er  folgende  Angaben  über  den  Posso-See  bringt:  „Der  See  von  Posso  hat 
eine  Oberfläche  von  sicher  12  geographischen  Quadratmeilen  bei  einer  einigermaassen  drei- 
eckigen Form.  Er  ist  ohne  Zweifel  ein  Kratermaar  und  liegt  sicher  1000  Fuss  über  der 
Meeresoberfläche,  sodass  im  Abfluss  desselben,  dem  Fluss  von  Posso,  ein  starker  Strom  geht. 


184 

Der  nördliche  Theil,  sicher  von  tertiärer  Formation,  unterscheidet  sich  durch  sehr  scharfe 
Gipfel  von  Kalkstein.  Südlicher  in  der  Umgebung  des  Sees  sind  die  Hügel  mehr  abgerundet 
und  scheinen  von  anderer  Formation  zu  sein.  Eisenerz  wird  dort  viel  angetroffen.  Die  Dörfer 
sind  alle  auf  steilsten  Hügeln  gelegen." 

Den  Irrthum,  dass  der  See  ein  Maar  sei,  haben  wir  schon  in  unserem  Yorberichte 
richtig  gestellt  (126,  p.  338).  Die  Angabe,  der  See  sei  ungefähr  dreieckig,  sowie  die  von 
Hoevell  gegebene  Karte  vom  Nordende  des  Sees  erinnern  an  die  Kartenskizze  von 
Michielsen,  der,  wie  wir  gesehen  haben,  auch  die  von  Hoevell  mitgetheilten  Angaben 
über  den  See  für  sich  in  Anspruch  nimmt;  doch  ist  die  Auffassung  des  Sees  als  eines 
Kratermaares  wohl  eine  Vermuthung  oder  ein  Missverständniss  des  Letztern;  denn  Michielsen, 
der  die  Kalke  erkannte  und  ganz  richtig"  auffasste,  konnte  unmöglich  den  gewaltigen  und 
bandförmig  gestalteten  See  für  einen  mit  Wasser  erfüllten  Krater  angesehen  haben. 

„Der  Fluss  von  Posso,  berichtet  Hoevell  weiter,  welcher  der  Abfluss  des  grossen 
Sees  dieses  Namens  ist,  ist  ohne  Zweifel  der  bedeutendste  des  ganzen  Tominibusens.  Er 
läuft,  von  seinen  zahllosen  Buchten  und  Windungen  abgesehen ,  in  einer  Richtung  von  Süd 
nach  Nord  mit  nur  einer  geringen  Biegung  nach  Nordost.  Er  hat  eine  Länge  von  ±  17 
geographischen  Meilen  bei  einer  Breite  an  der  Mündung  von  +  90  m ,  die  aber  nach  oben 
zu  gleichmässig  zu  ±  50  m  abnimmt.  Die  Tiefe  beträgt  von  3  zu  7  Faden.  Er  würde  also 
sogar  für  kleine  Dampfer  von  geringem  Tiefgang  zu  befahren  sein ,  wenn  nicht  an  der 
Mündung  eine  grosse  Sandbank  gelegen  wäre,  welche  das  Hinauffahren  vereitelt.  NO  von 
dieser  Bank  kann  bei  30  Faden  geankert  werden.  Obschon  eine  Masse  kleiner  Bäche  sich 
sowohl  auf  dem  linken  als  auf  dem  rechten  Ufer  in  den  Fluss  ergiessen  ,  ist  der  einzige 
Seitenfluss  von  einiger  Bedeutung  der  Tomasafluss,  welcher  bei  seiner  Vereinigung  mit  dem 
Possofluss  eine  Breite  von  40  m  hat  und  für  kleine  Einbäume  bis  auf  ungefähr  15  Paal 
stromaufwärts  befahrbar  ist.  Das  Hinauffahren  wn^d  durch  den  schnellen  Strom  sehr  er- 
schwert. Ich  versuchte  hinaufzurudern,  musste  aber  die  Fahrt  nach  acht  .Stunden  Ruderns 
aufgeben.  Für  sehr  kleine  Einbäume  bleibt  der  Fluss  befahrbar  bis  Tomasa.  Höher  hinauf 
ist  der  Fluss  eine  Aneinanderreihung  von  kleinen  Wasserfällen  und  beginnt  das  Bett  stärker 
zu  steigen." 

Im  Jahre  1893  besuchte  A.  C.  Kruijt  (68)  den  See  von  Posso  und  machte  darüber 
die  folgenden  Mittheilungen:  „Der  grosse  See  dehnt  sich  vor  unserem  Auge  aus,  zu  gross, 
um  auf  einmal  einen  Ueberblick  erhalten  zu  können;  doch  fällt  es  sofort  in  das  Auge,  dass 
er  die  Form  eines  länglichen  Vierecks  hat,  wovon  die  Länge  nach  meiner  Berechnung 
24—25  Paal  =  c.  37  km,  die  Breite  6—7  Paal  =  c.  10  km  ist.  Auf  dem  nördlichen  Ufer 
stehend,  ist  das  Südende  kaum  zu  unterscheiden.  Der  See  zieht  sich  von  NNW  nach  SSO 
in  die  Länge  aus.  In  3', 2  Tagen  habe  ich  ihn  umrudert  und  mit  Hilfe  von  Sextant, 
Bussole,  Uhr  und  Messtau  war  ich  im  Stande,  eine  genaue  Karte  davon  zu  machen.  An 
der  West-  und  an  der  Ostseite  des  Sees  läuft  eine  Bergkette,  welche  beide  Ketten  an  beiden 


185 

Enden  des  Sees  auf  einander  zu  laufen  und  daselbst  Hochland  bilden,  immerhin  so,  dass 
der  See  an  der  Süd-  und  der  Nordseite  durch  niedriges  Land  begrenzt  wird.  Das  Hoch- 
gebirge im  Westen  —  Osten  ist  ein  Schreibfehler  —  schickt  einen  Zweig  nach  Norden  aus, 
nämlich  das  von  Dr.  Riedel  ins  Auge  gefasste  Gebirge  von  Centralcelebes.  Auf  diesem 
Gebirge  wohnen  die  Stämme  Tobada  und  Tonapo." 

„Der  Boden  des  Sees  ist  felsig  oder  mit  Kiesel  bedeckt,  ausgenommen  das  südliche 
Ende,  wo  alles  Sand  ist  und  die  Ufer  mit  Binsen  und  Rohr  bewachsen  sind.  Mitten  in 
diesem  Südende  muss  ein  grosser  Felsblock  liegen,  welcher  in  trockner  Zeit,  wenn  die 
Wasserfläche  gefallen  ist,  hervortaucht.  Uebrigens  ist  es  in  dem  betreffenden  Theile  sehr 
untief,  während  das  Ufer  in  dem  anderen  Theile  des  Sees  ziemlich  steil  abfällt." 

„Die  Morgenstunden  auf  dem  See  sind  sehr  kalt,  sodass  mich's  im  Boot  sitzend 
fröstelte,  bis  die  Sonne  gut  heraufgekommen  war." 

„Die  Berge  im  Umkreis  des  Sees,  vor  allem  die  von  Lamusa  und  Udae,  sind  sehr  reich 
an  Eisenerz,  das  man  schon  auf  1—2  m  unter  der  Oberfläche  findet.  Ausser  dem  Posso- 
fluss  geht  am  Südende  noch  ein  grosser  Strom  vom  See  aus,  Kodina  genannt,  welcher 
durch  Luwu  läuft  und  sich  daselbst  in  den  Golf  von  Bone  ergiesst.  Nach  Mittheilungen 
ist  auch  dieser  Fluss  nur  zu  einem  Theil  befahrbar.  An  der  Südseite  strömen  weiter  ver- 
schiedene kleine  Flüsschen  in  den  See,  während  ein  grösserer  Fluss,  Kaija  genannt,  welcher 
auf  dem  Gebirge  von  Bada  entspringt,  an  der  Westseite  in  den  See  läuft." 

„Einen  Mittag  wurden  wir  durch  die  hohen  Wellen  verhindert,  unseren  Zug  fort- 
zusetzen." 

Im  Januar- März  1895  erfolgte  unsere  Durchquerung  von  Central-Celebes,  deren 
Ergebnisse  wir  zu  Eingang  dieses  Abschnittes  dargelegt  haben. 

Im  November  1895  führte  Krui)t  eine  neue  Reise  nach  dem  See  aus,  worüber 
er  an  A.  Wich  mann  einen  Bericht  erstattet  hat;  daraus  erfahren  wir  folgendes  (69):  Es 
wurden  eine  Reihe  Höhenbestimmungen  ausgeführt,  welche  für  die  Meereshöhe  des  See- 
spiegels 470  m  ergaben  (wir  fanden  510,  siehe  oben  Seite  174),  für  die  Hängebrücke  von 
Tamungku  299  m   (wir  c.  260,  siehe  oben  Seite  177),  für  Tomasa  (Kalingoa)  70  m. 

In  geologischer  Beziehung  werden  die  Korallenkalke  nördlich  vom  See  erwähnt;  sodann 
im  Possoflusse  „riesige  Blöcke  eines  harten,  blauen  Gesteines".  Von  diesem  schreibt  Wich- 
mann (69,  p.  5I,  es  stelle  einen  ausgezeichneten  Glaukophanschiefer  dar.  Wie  oben  bemerkt, 
haben  wir  ebenfalls  Rollstücke  eines  solchen  gefunden,  auch  ebendenselben  anstehend  auf 
dem  Takalekadjo  (siehe  no  369  der  petrographischen  Liste).  Die  an  derselben  Stelle  von 
Wich  mann  wiedergegebenen  geologischen  Bemerkungen  aus  unserem  Vorberichte  sind 
nach  unserer  jetzigen  Darstellung  zu  ändern.  Ueber  die  von  Kruijt  eingesandten  Gesteins- 
proben schreibt  aber  Wi  chmann  (155,  p.  16,  Anmerkung  4):  ,,Es  stellt  sich  jetzt  heraus,  dass 
im  ganzen  Seengebiet  ein  Gestein  wie  Augitandesit  nicht  vorkommt.  Die  Herren  S.  haben 
schon  darauf  aufmerksam  gemacht,   dass   das  Gebirge   im  Süden   vom  See   mit  seiner  Fort- 

Sarasin,  Celebes.   IV.  24 


186 

Setzung  nach  Norden  aus  krystallinischen  Gesteinen  besteht,  welche  sehr  reich  an  Quarz 
sind.  Das  wird  vollauf  bestätigt  durch  die  Untersuchung  einer  Sammlung  von  Gesteinen, 
welche  Herr  Kruijt  zusammenbrachte  und  dem  hiesigen  mineralogischen  Museum  (Utrecht) 
zum  Geschenk  angeboten  hat.  Diese  Gesteine  sind  hauptsächhch  Quarzite  und  ferner  Glimmer- 
schiefer, Phyllite  und  Glaukophan-Epidotgesteine."  (Das  letztere  Gestein  haben  wir  ebenfalls 
mitgebracht,  siehe  no  373  der  petrographischen  Liste.) 

Kruijt  fährt  fort:  „Wenn  man  die  flachen  Landzungen,  die  sich  allmälig  in  den  See 
verlieren,  abschneiden  könnte,  so  würde  der  See  eine  ziemlich  rechteckige  Gestalt  besitzen.  In 
dem  mittleren  Abschnitte  des  Sees  sind  die  Vorgebirge  an  beiden  Ufern  hoch  und  felsig, 
und  auch  der  Seeboden  fällt  hier  unmittelbar  steil  ab.  An  der  Westseite  ist  mit  Ausnahme 
des  hohen  mittleren  Theiles  das  Land  flach,  und  die  Gebirgskette,  welche  parallel  dem  See 
läuft,  ist  von  dem  Westufer  weiter  entfernt,  als  dies  mit  dem  Gebirge  am  Ostufer  der  Fall 
ist.  Dort,  wo  das  Gestein  in  dem  soeben  erwähnten  Vorgebirge  am  Westufer  vom  Wasser 
bespült  wird,  ist  das  Gestein  ausgehöhlt;  es  erhält  das  Aussehen  von  Thonschiefer.  (Dies 
dürfte  eine  unrichtige  Bezeichnung  sein.)  Die  Steine,  welche  über  dem  Niveau  des  Wassers 
liegen,  stellen  Blöcke  von  ungeheuren  Dimensionen  dar.  Sobald  man  den  mittleren  Theil 
des  Sees  passiert  hat,  werden  die  Ufer  wieder  flacher.  Man  kann  sich  das  genannte  Mittel- 
gebiet am  besten  so  vorstellen,  dass  das  Ost-  und  Westufer  hier  untereinander  durch  eine 
Bergkette  verbunden  gewesen  sind,  die  durch  Wassergewalt  schliesslich  zusammen- 
gebrochen ist."  Das  ist  nach  unserer  Auffassung,  wie  wir  sie  oben  dargestellt  haben,  nicht 
richtig.  „An  demselben  Tage  erreichten  wir  die  Kodina,  die  wir  aufwärts  fuhren.  Sie  ist 
c.  30  m  breit,  hat  niedrige  Ufer  und  beinahe  gar  keinen  Strom."  (Ueber  die  Befahrung  der 
Kodina  durch  Kruijt  und  Adriani  siehe  auch  70,  p.  92,  worin  noch  der  mäandrinische 
Lauf  des  Flusses  erwähnt  wird;  ausserdem  werden  dort,  p.  88,  einige  Seitenbäche  der  Kodina 
aufgezählt,  zum  Theil  dieselben,  welche  auch  wir  schon  in  unserem  Vorberichte  genannt 
haben.)  „Die  Landschaft  Posso  ist  enorm  wasserreich.  Ausser  den  grösseren  Flüssen,  die 
ich  auf  der  Karte  angegeben,  stösst  man  fortwährend  auf  kleinere  Bäche.  Das  Hochgebirge 
von  Celebes  verläuft  an  der  Westseite  von  NWzW  nach  SOzO.  Dagegen  hat  das  Gebirge 
im  Osten  des  Sees  vom  hochgelegenen  Orte  Pintjawi  aus  mehr  das  Aussehen  eines  hügeligen 
Hochlandes,  das  um  den  See  läuft,  und  zwar  von  NW  nach  SO,  sodass  beide  Gebirge  im 
Süden  des  Sees  zusammentreffen,  ein  dreieckiges  Stück  Flachland  zwischen  sich  lassend, 
dessen  Basis  nach  NW  gerichtet  ist." 

Diese  Meinung,  dass  die  West-  und  die  Ostketten  im  Süden  des  Sees  zusammen- 
stossen,  hat  Kruijt  auf  seiner  Karte  von  1895  (69)  mit  Linien  dargestellt.  Wir  können  sie 
nicht  theilen.  Vom  Südende  des  Sees  streichen  die  Ketten  in  ungefähr  paralleler  Richtung 
nach  SO  weiter,  ein  Hügelland,  dem  im  Norden  des  Sees  entsprechend,  zwischen  sich  lassend. 
Diese  Hügellandschaft  hat  Kruijt  für  die  Fortsetzung  der  Ostkette  gehalten.  In  seiner 
neuesten  Karte  (70)  hat  sich  übrigens  Kruijt  an  unsere  Darstellung  angeschlossen. 


187 

Wichmann  (158,  p.  5)  schreibt:  „Das  von  Kruijt  erwähnte  Dorf  Pintjawi  ruht  auf 
Glimmerquarzit.  Die  Ufer  des  Possosees  bestehen,  soweit  sie  nicht  durch  anstehende  Felsen 
gebildet  werden ,  aus  Detritus  von  krystallinischen  Schiefern.  Am  Südufer  finden  sich 
besonders  Sande,  in  den  übrigen  Theilen  Gerolle  von  Quarziten  und  quarzreichen  Glimmer- 
schiefern ,  seltener  kommen  solche  von  Ph^'lliten  und  Glaukophanschiefern  vor.  Wie  nach 
dem  Vorhergehenden  nicht  anders  zu  erwarten ,  stellen  auch  die  anstehenden  Gesteine  vor- 
herrschend quarzreiche  Glimmerschiefer  dar,  die  zum  Theil  in  Quarzite  übergehen.  Die 
Eintönigkeit  dieses  Gesteinscharakters  wird  am  Ostufer,  ungefähr  in  der  Mitte  desselben, 
unterbrochen  durch  eine  Bank  körnig-krj'stallinischen  Kalksteins.  Derartigen  Einlagerungen 
dürfte  aber  noch  eine  weitere  Verbreitung  zukommen,  da  sich  z.  B.  im  Bett  des  Mapane- 
flusses  zahlreiche  Geschiebe  von  körnigem  Kalkstein  vorfinden." 

Diese  letzteren  entstammen  offenbar  der  Westkette.  Dass  Wich  mann  mit  seiner 
Vermuthung  über  die  starke  Entwicklung  des  körnig-krystallinischen  Kalksteines  das  richtige 
trifft,  wird  durch  unsere  obige  Schilderung  dargethan.  Die  Bank  körnigen  Kalksteines  am 
Ostufer  ist  offenbar  unsere  no  376  und  377  der  petrographischen  Liste. 

Wich  mann  fährt  fort:  „Vom  Nordufer  des  Possosees  ab  erfahren  die  Verhältnisse 
insofern  eine  Aenderung ,  als  hier  am  Austluss  des  Possosees  und  auf  den  umliegenden 
Hängen  wahrscheinlich  neogene  Kalke  auftreten,  die  hier  noch  zufolge  den  Sarasin  in  Höhen 
bis  zu  500  m  anstehend  gefunden  werden.  In  dieser  Beziehung  haben  sich  wenigstens  die  An- 
gaben von  vanHoevell  als  zutreffend  erwiesen.  Wie  sich  aus  den  Sammlungen  Kruijt's 
ergiebt,  gehören  die  Korallen  hauptsächlich  den  Fungiden  und  Madreporiden  an;  doch  dürften 
die  Formen  schwerlich  von  recenten  zu  unterscheiden  sein.  Diese  Korallenkalke  besitzen 
in  dem  ganzen,  nördlich  vom  Possosee  gelegenen  Gebiete  eine  weite  Verbreitung.  Sowohl 
auf  den  höchsten  Erhebungen  östlich  vom  Possofluss  gelegen,  so  am  G.  Lebano,  als  auch 
an  den  nn  Westen  desselben  aufragenden  Höhen  findet  sich  dieses  charakteristisch  höckerige 
und  löcherige  Gestein.  Unterteuft  werden  diese  Kalksteine  von  einem  grauen  Thon,  der  so 
zusammenhängend  ist,  dass  er  selbst  in  Gestalt  von  Gerollen  im  Mapanefiuss  vorkommt. 
Das  Alter  dieser  Ablagerungen  ist  nicht  festzustellen,  da  sie  durchweg  fossilfrei  sind.  Ihrer 
Zusammensetzung  nach  sind  es  Zersetzungsprodukte  krystallinischer  Schiefer." 

Diese  Angaben  über  das  geologische  Alter  der  Kalke  und  über  die  grauen  Thon- 
ablagerungen  sind  nach  unsern  obigen  diesbezüglichen  Ausführungen  zu  ändern. 

Ueber  einen  von  uns  mitgebrachten  Korallenstock  aus  jener  Gegend  schreibt  uns 
Herr  Dr.  F.  Koby  (27.  Juli  1900):  „Ich  bin  zum  Schlüsse  gekommen,  dass  derselbe  jeden- 
falls, wie  Sie  vermuthet  haben,  aus  der  Tertiärzeit  stammt".  Eine  genauere  Untersuchung 
steht  indessen  noch  aus. 

„Als  interessante  Bildungen,  fährt  Wichmann  fort,  sind  noch  die  an  verschiedenen 
Punkten  von  Kruijt  aufgefundenen  jaspisähnlichen  Hornsteine  zu  bezeichnen,  die  auf  den 
Anhöhen   am   rechten  Thalgehänge  des  Possoflusses,  aber  auch  als  Gerolle  im  Mapaneflusse 

24* 


188 

vorkommend,  stellenweise  zahlreiche  Radiolarien  einschliessen.  Es  dürften  dies  ganz  ähnliche 
Gesteine  sein,  wie  sie  von  Retgers  (107)  aus  dem  südöstlichen  Theile  von  Borneo  erwähnt 
werden,  ohne  dass  indessen  von  diesem  die  Radiolarien  als  solche  erkannt  worden  sind." 
Ueber  diese  Radiolarienhornsteine  und  ihre  Zugehörigkeit  zu  unserem  Radiolarienroththon 
siehe  unsere  obige  Darstellung. 

„Die  jüngsten  Bildungen  trifft  man  in  der  unmittelbaren  Umgebung  des  Tominibusens. 
Es  sind  dies  Korallenkalke  ganz  jugendlichen  Alters." 

Wichmann  schliesst  seine  Abhandlung  mit  folgenden  Worten:  „Aus  den  im 
Vorstehenden  dargelegten  Verhältnissen  geht  hervor,  dass  der  centrale  Theil  von  Celebes 
sich  im  Wesentlichen  aus  krystallinischen  Schiefern  zusammensetzt  und  diese  Formation 
hier  in  einer  Ausdehnung  gefunden  wird,  wie  sie  auch  nur  annähernd  in  keinem  Theile 
des  Indischen  Archipels  vorkommt.  Wenn  wir  von  den  Radiolariengesteinen  vorläufig  ab- 
sehen, so  sind  zwischen  dem  Archaicum  und  dem  jüngsten  Tertiär  keinerlei  Ablagerungen 
vorhanden,  sodass  diesem  Inselkern  ein  sehr  hohes  Alter  zukommt." 

Wir  wissen  nun  aber  jetzt,  dass  ausser  den  vielleicht  jurassischen,  körnigen  Kalken 
und  den  vielleicht  cretacischen  Radiolarienroththonen  eogene  Nummulitenkalke  und  neogene 
Thonsandschichten  allenthalben  in  Celebes  nachweisbar  sind,  woraus  also  folgt,  dass  die  Ent- 
stehung der  Insel  überhaupt,  was  soviel  bedeutet,  als  die  Bildung  der  Gebirgszüge  der  Insel 
—  denn  es  ist  nirgends  ein  grosses  Niederland  vorhanden  —  erst  in  der  Neogenzeit  statt- 
gefunden hat.  Auch  erinnern  wir  hier  noch  an  die  oben  (Seite  180)  erwähnten  Taveyannaz- 
sedimente. 

Ende  1896  und  Anfang  1897  führte  Kruijt  eine  Durchquerung  von  Central- 
Celebes  von  S  nach  N  aus,  worauf  wir  unten  bei  der  Darstellung  des  Südabfalles  des  Takale- 
kadjo  noch  näher  zu  sprechen  kommen  werden.  Hier  sei  nur  das  erwähnt,  was  sich  aut 
den  Nordabfall  des  genannten  Gebirges  bezieht.  Die  oft  blendend  weissen  krystallinischen 
Kalke  waren  ihm  ebenso  wie  uns  aufgefallen;  denn  er  schreibt  {70,  p.  91):  „Wir  überschritten 
eine  kleine  Höhe,  welche  fast  völlig  aus  weissem  krystallinischem  Gestein  bestand,  welches 
auf  unserem  ferneren  Wege  noch  viel  vorkam  und  auch  in  den  Flüsschen,  die  wir  über- 
schritten, gefunden  wurde." 

In  der  beigegebenen  Karte  schliesst  sich  Kruijt  sowohl  für  den  See  von  Po.sso, 
als  für  ganz  Centralcelebes  recht  nahe  an  die  in  unserem  Vorberichte  (126)  gegebene  an;  die 
Reihe  der  von  ihm  gelieferten  Karten  zeigt  eine  stufenweise  Annäherung  an  die  unsrige. 

Im  November  1897  begab  sich  eine  amtliche  Commission  von  einigen  Herren  mit 
Kruijt  als  Dolmetscher  nach  dem  Possosee,  um  eine  Untersuchung  über  die  Ausdehnung 
der  Machtsphäre  des  Königreiches  Luwu  anzustellen.  Dieser  Commission  schlössen  sich  auch 
die  Herren  F  e  n  n  e  m  a  und  G  a  1 1  a  s  an,  von  denen  der  erstere  am  27.  November  in  den  Wellen 
des  Possosees  leider  sein  Grab  gefunden  hat.    Wichmann  entnimmt  einem  Briefe  Kruijt's 


189 

an  ihn  das  folgende  (71):  „Herr  Fenne ma  war  ebenso  wie  die  Drs.  S.  der  Meinung,  dass 
die  einzig  mögliche  Weise  von  der  Entstehung  des  Sees  die  eines  tektonischen  Einbruches 
ist,  welcher  äusserst  langsam  stattfand.  Die  Gesteine  an  dem  östlichen  und  westlichen  Ufer 
sind  von  derselben  Formation:  Schichten  von  Kalk,  abwechselnd  mit  Glimmerschichten,  wo- 
hindurch  Quarzgänge  laufen.  An  der  Ostseite  sind  die  Kalkschichten  sehr  dick,  0,5  m  und 
mehr,  die  Glimmerschichten  dünn.  An  der  Westseite  sind  die  Kalk-  und  Glimmerschichten 
ziemlich  dünn  und  nahezu  gleichmässig  dick." 

Es  handelt  sich  hier  um  dieselben  Kalke,  welche  auch  wir  am  Ostufer  anstehend 
gefunden  haben   (unsere  no  376  und  377).    Offenbar  stehen  dieselben  auch  am  Westufer  an. 

,,Die  Richtung  der  Schichten  ist  die  des  Sees.  Die  Neigung  ist  an  beiden  Seiten 
15°;  die  Schichten  am  Ostufer  fallen  nach  W,  die  am  Westufer  nach  O,  sodass  vor  dem 
Einbruch  sich  an  der  Stelle  des  Sees  ein  Sattel  befunden  haben  muss." 

Fennema  fasste  also  gleich  uns  den  Boden  des  Sees  als  eine  abgesunkene  Mulde 
auf.     So  ist  zweifellos  Kruijt's  Ausdruck  ,, Sattel"  zu  deuten. 

„Der  junge  Kalk,  welcher  durch  die  Expedition  von  der  Küste  an  bis  ans  Nord- 
und  Nordwestufer  des  Sees  angetroffen  wurde,  und  welcher  viel  jünger  ist  als  die  soeben 
erwähnten  Kalkschichten  ösdich  und  westlich  vom  See,  setzt  sich  auf  den  Boden  des  letzteren 
fort,  sodass  daraus  das  Alter  des  Sees  erschlossen  werden  kann." 

Wich  mann  bemerkt  weiter:  ,,Der  Herr  Fennema  fand  die  durch  den  Herrn 
Kruijt  vom  See  gemachte  Kartenskizze  ziemlich  genau  (dies  ist  die  Karte  seines  ersten 
Reiseberichtes,  68);  aber  der  Letztere  theilt  mit,  dass  dieselbe  sich  wahrscheinlich  als  zu 
gross  herausstellen  wird.  Kapitän  Gallas  hat  das  Ost-  und  Südufer  des  Sees  ganz  auf- 
gemessen. Darnach  hat  er  mit  Herrn  Kruijt  berechnet,  dass  die  ^esammte  Längsaxe  des 
Sees  ±  30  km  beträgt.  Erst  in  Batavia  kann  dies  genau  nachgerechnet  werden,  und  Herr 
Kruijt  vermuthet,  dass  selbst  diese  Zahl  sich  noch  als  etwas  zu  gross  herausstellen  wird. 
Die  Drs.  S.  hatten  ±  40  km,  Herr  Kruijt  hatte  ±  36  km  (24  Paal)  geschätzt." 

Wir  verweisen  hier  auf  unsere  oben  gegebene  Erklärung  (siehe  Seite  174J,  wonach 
unsere  Kartenskizze  vom  See  eine  Längsaxe  von  35  km  zeigt,  während  im  Text  „gegen 
40  km"  steht.  Wir  haben  in  einer  Zuschrift  an  die  Redaktion  der  Zeitschrift,  worin  obiger 
Brief  von  Kruijt  publiciert  wurde,  schon  darauf  hingewiesen.  Es  heisst  daselbst  (130, 
p.  491):  „Es  wurde  gemeldet,  dass  die  Drs.  S.  die  Länge  des  Possosees  auf  +  40  km 
geschätzt  hatten.  Genannte  Herren  ersuchen  uns  um  die  Mittheilung,  dass  gemäss  der  von 
ihnen  veröffentlichten  Karte  die  Länge  nur  +  35  km  beträgt.  Die  erst  genannte  Ziffer  wurde 
aus  Versehen  von  ihnen  im  Text  nicht  verbessert." 

Wie  nun  also  auch  die  definitive  Karte  sich  herausstellen  mag,  so  wünschen  wir  die 
Länge  von  35  km  bei  einer  grössten  Breite  von  13,5  km  als  unser  Messergebniss  betrachtet 
zu  sehen.     Mit  der  ersten  Messung  von  Kruijt  (37  zu  lo)  stimmt  dies  viel  besser,    als  mit 


190 

seiner  oben  erwähnten  späteren  Angabe,  die  Längsaxe  betrage  wohl  noch  weniger  als  30  km. 
Dazu  kommt,  dass  in  der  von  Kruijt  an  Wich  mann  im  December  1895  eingesandten 
verbesserten  Karte  die  Längsaxe  des  Sees  40  km  beträgt,  bei  grösster  Breite  von  17  km; 
wogegen  in  einer  noch  neueren,  1898  erschienenen  Karte  (70)  von  Kruijt  der  See  wieder 
dieselbe  Ausdehnung  hat,  wie  in  seiner  ursprünglichen  von  1893,  nämlich  37  km,  wie  sich 
aus  den  angemerkten  Breitegraden  berechnen  lässt. 

Wich  mann  bemerkt  noch  am  angegebenen  Orte  (71):  „Bezüglich  des  Wasser- 
standes des  Possosees  schreibt  Herr  Kruijt,  dass  dieser  am  30.  November  1,5  m  niedriger 
war,  als  in  der  nassen  Jahreszeit."  Diese  Beobachtung  vom  Schwanken  des  Seespiegels  ist 
zutreffend ;  an  den  Kalkfelsen  des  Ostufers  sahen  wir  eine  Hochwassermarke  in  0,3  m  Höhe 
über  dem  Wasserspiegel  (19.  Februar  1895). 

1899  (73I  macht  Kruijt  folgende  Mittheilungen:  Das  Possothal  wird  im  Westen  durch 
eine  Bergkette  begrenzt,  welche  bei  der  NW-Ecke  des  Sees  das  Centralgebirge  verlässt  und 
beim  Kap  Femandengi  {=  Kap  Posso  einiger  Karten)  an  der  Küste  endigt.  Diese  Kette 
trägt  mehrere  Namen,  von  denen  der  bekannteste  Paamposu  ist.  Am  östlichen  Abfall  dieser 
Kette  entspringen  unbedeutende  Zuflüsse  des  Possoflusses,  wie  die  Bäche  Rumuru,  Tambualo 
und  Uwengkagila.  Im  Osten  des  Possoflusses  besteht  eine  Bergkette,  welche  dem  Posso- 
thale  dicht  entlang  läuft,  was  die  Ursache  davon  wird,  dass  von  dieser  Seite  keine 
nennenswerthen  Flüsse  sich  in  den  Possofluss  ergiessen.  Beim  Dorf  Kalingua,  etwa  20  km 
von  der  Mündung  des  Possoflusses  entfernt,  biegt  diese  Kette  nach  Osten  ab,  wodurch  das 
Possothal  im  Unterlauf  merklich  verbreitert  wird.  An  eben  dieser  Stelle  nun  durchbricht 
ein  bedeutender  Seitenfluss  des  Possoflusses,  der  Tomasa,  die  Kette.  Dieser  hat  (nach  der 
Karte)  direct  südnördlichen  Verlauf;  seinen  Ursprung  nimmt  er  wahrscheinlich  auf  dem 
Wasserscheidegebirge  des  Posso-  und  Tampiraflusses  (siehe  über  letztern  unten).  Ein  von 
S  her  ihm  zuströmender  Seitenfluss,  der  Siro,  entspringt  aus  einem  Sumpfe ,  welcher  nach 
Schätzung  ^ji  km  lang  und  ','2  km  breit  und  von  einem  Kreise  niedriger  Hügel  umschlossen 
ist.  Gerade  nördlich  von  ihm  liegt  eine  Hochfläche.  Weiter  werden  die  Seitenflüsse  des 
Tomasa  aufgezählt;  man  findet  sie  auf  der  beigegebenen  Karte. 

Am  Tomasafluss  liegt  die  Landschaft  der  To  Peladia.  Diese  Leute  verfertigen  die  Stein- 
hämmer, womit  die  Baumrinde  geklopft  wird,  um  den  Baststoff,  die  sogenannte  Fuja,  herzu- 
stellen. An  den  mit  Gras  bewachsenen  Berghängen  stehen  die  Felsen  hervor,  von  denen  mittelst 
eines  Beiles  die  Stücke  abgeschlagen  werden.  Wie  sich  an  einer  von  Herrn  Kruijt  uns  zuge- 
schickten Probe  feststellen  Hess,  bestehen  diese  Klopfsteine  aus  Chlor  itsch  iefer.  Früher 
hatten  wir  das  Gestein  dieser  Hämmer  verkannt  (siehe  126,  p.  383  und  128,  p.  348,  Anmerkung). 

Das  Hauptdorf  Peladia  liegt  nach  Kruijt  auf  einem  Kalksteinhügel  in  einer  Meeres- 
höhe von  c.  420  m. 

Einem  in  jüngster  Zeit  erschienenen  Bericht  des  Stabsoffiziers  P.  A.  G alias  (45) 
über  den  Possosee   ist   soviel   wie  nichts  zu  entnehmen,   da  alles  wesentliche  schon  bekannt 


191 

ist.  Unrichtig  ist  folgender  Satz  (45 ,  p.  809) :  „Der  Weg  von  Posso  nach  dem  See  ist 
nach  Schätzung  ±  55  Paal  lang.  Ohne  Ruhetag  durchmarschierend,  ist  diese  Entfernung 
in  sechs  Tagen  zurückzulegen."  Das  wären  ja  83  km!  In  der  Luftlinie  sind  es  schwerlich 
mehr  als  40.  Um  die  Distanz  zurückzulegen,  braucht  man  nicht  mehr  als  drei  oder,  wenn 
man  langsam  sich  vorwärts  bewegt,  wie  wir  es  wegen  unserer  Begleiter  thun  mussten,  vier 
Tage.  Michielsen  brauchte  aufwärts  drei  und  einhalb,  abwärts  nur  zwei  Tage,  wie  sein 
oben  (Seite  181)  wiedergegebener  Bericht  meldet.  Was  weiter  über  den  Possofluss  gesagt 
wird  (Länge  ±17  geographische  Meilen,  Breite  an  der  Mündung  +  90  m,  höher  oben  50, 
Tiefe  3 — 7  Faden  etc.  etc.)  ist  eine  Copie  nach  der  oben  wiedergegebenen  Darstellung 
Hoevell's,  natürlich  ohne  Nennung  der  Quelle.  Auf  Seite  806  heisst  es:  „Nach  den  von  mir 
gemachten  Messungen  hat  der  Possosee,  gemessen  zwischen  den  durch  den  nördlichsten  und 
südlichsten  Punkt  gehenden  Parallelen,  eine  Länge  von  33  km  und  beträgt  die  Breite,  gemessen 
längs  dem  Parallel,  welcher  über  Kap  Panda-Marari  (Westküste)  geht,  ±  12,8  km." 

Das  stimmt  im  ganzen  gut  zu  unseren  Messungen,  welche  35  zu  13,5  km  ergaben. 
Wir  beharren  umsomehr  bei  unseren  Zahlen,  als  G alias  nicht  angiebt,  wie  er  zu  seinem 
Resultat  gekommen  ist.  Als  er  am  See  sich  befand,  meinte  er  für  die  Länge  30  km  oder 
noch  weniger  zu  finden  (siehe  oben  Seite  189).    Ausserdem  hat  er  keine  Karte  geliefert. 

Weiter  bekommen  wir  zu  lesen:  „Auf  ihrer  Reise  durch  Central-Celebes  wurde  der 
Possosee  auch  von  den  Herren  S.  besucht,  welche  durch  astronomische  Bestimmungen  die 
geographische  Lage  des  Sees  bis  auf  3^4'  genau  bestimmten.  Wenn  man  in  Betracht 
zieht,  dass  i  Minute  des  Aequators  eine  Länge  von  1852  m  hat,  dann  kann  man  ersehen, 
dass  eine  solche  Messung  für  die  Längsbestimmung  des  Sees  wenig  Werth  hat;  4  Minuten 
bedeuten  doch  den  nicht  kleinen  Unterschied  von  7408  m." 

Nun,  es  handelt  sich  nicht  darum,  wie  wir  zu  unseren  Resultaten  gekommen  sind, 
sondern  lediglich  darum,  ob  oder  in  wieweit  sie  richtig  sind.  Unsere  astronomischen  Zahlen 
erhielten  wir  mit  Hilfe  von  Sextant  und  künstlichem  Horizont,  da  ein  astronomischer  Theodolit 
uns  nicht  zur  Verfügung  stand;  deshalb  waren  wir  nicht  im  Stande,  die  Polhöhe  direct  aus  der 
Sonnenmittagshöhe  zu  gewinnen.  Mit  einem  kleinen  Universalreisetheodoliten  von  Max  Hilde- 
brand in  Freiberg  i.  S.,  wie  wir  ihn  jetzt  besitzen,  gelingt  es,  die  Polhöhe  auf  ^'2'  ziemlich, 
auf  i'  ganz  sicher  mittelst  Sonnenmittagshöhen  zu  erhalten.  Wir  combinierten  mit  unsern 
Sonnenhöhen  noch  eine  auf  Schrittzählung  oder,  wo  dies  unthunlich,  Distanzschätzung  und 
Kompassbeobachtung  beruhende  „Marschrechnung"  und  ein  Netz  von  Peilungen. 

Damit  schliessen  wir  die  nicht  in  allen  Theilcn  gleich  erfreuliche  Entdeckungsgeschichte 
des  Possosees  ab,  über  welche  man  ausserdem  den  Artikel  von  Hoekstra  (55)  nachsehen  mag. 


Die  Tampokekette 


und  der 


.   Südabfall  der  Takalekadjokette. 


Die  östlichste  der  Ketten  des  zwischen  der  Westküste  von  Central-Celebes  und  der 
Possoniederung  süd-nordwärts  streichenden  Gebirgsrostes,  die  Takalekadjokette,  biegt, 
wie  wir  schon  dargestellt  haben,  südlich  vom  See  nach  Südosten  ab,  umläuft  das  Nordost- 
ende des  Golfes  von  Bone  und  scheint  sodann  der  Westküste  des  Südostarmes  entlang 
weiterzustreichen.  Zwischen  dieser  und  der  längs  der  Ostküste  des  Südarmes  süd-nördlich 
streichenden  La timodjongkette  (siehe  darüber  unten)  zieht  sich  noch  eine  fernere  Kette 
hin,  die  Tampokekette,  welche  nördlich  von  der  Nordküste  des  Golfes  von  Bone  ihr  süd- 
liches Ende  erreicht.  Eigentlich  ist  auch  diese,  wie  die  andern,  ein  Kettensystem,  bestehend  aus 
einer  Haupt- und  niedrigen  Vorketten;  denn  auf  einer  Photographie,  welche  wir  vonDjaladja, 
einer  Ortschaft  nördlich  von  Boräu ,  aus  aufgenommen  haben  und  die  wir  auf  Tafel  X, 
Figur  19,  wiedergeben,  erkennt  man  bei  genauerem  Zusehen  zwei  verschiedene  Ketten,  von 
denen  die  hintere,  viel  höhere,  die  Tampokespitze  trägt. 

Auf  unserer  1895  publicJerten  Kartenskizze  (126)  war  das  Streichen  der  Tampokekette 
noch  nicht  richtig  aufgefasst  gewesen ;  die  optischen  Querschnitte  dieses  Kettensystemes  hatten 
wir  als  in  SW-NO-Richtung  streichende  Ketten  aufgefasst  gehabt.  Unerfahren  in  diesem 
Gebiete,  wie  wir  damals  waren,  hielten  wir  einige  Male  den  optischen  Querschnitt  eines  Ketten- 
rostes, welcher  aus  der  Ferne  und  auch  auf  dem  photographischen  Bilde  nur  als  dunkle  Silhouette 
erscheint,  für  eine  längs  laufende  Kette.  Weitere  Ueberlegung  aber,  sowie  die  Combination  von 
zwei  aufeinanderfolgenden  photographischen  Aufnahmen,  wie  wir  sie  als  einheitliches  Bild  in 
der  angezogenen  Figur  wiedergeben,  führte  uns  zu  der  auf  unserer  jetzigen  Karte  einge- 
tragenen Auffassung.  In  diesem  Sinne  ist  der  Satz  nun  zu  lesen,  welchen  wir  1895  schrieben, 
und  der  inhaltlich  mit  einigen  kleinen  Aenderungen  folgendermaassen  zu  Recht  besteht  (126, 
p.  318):  „Nördlich  hinter  Boräu  erhebt  sich  ein  hohes  Gebirge,  die  Tampokekette,  dessen 
Hauptgipfel  eine  domförmige   Gestalt   besitzt   und   etwa  1500  m   erreichen   mag.     Aus   dem 


103 

einförmigen  Waldpelz,  der  ihn  überzieht,  schimmern  einzelne  schneeweisse  Felswände  hervor ; 
nordostwärts  in  der  Ferne  lagern  sich  an  ihn  äussert  auffallend  gestaltete,  wie  aufgestellte 
Riesenplatten  erscheinende  Felsberge.  (Diese  sieht  man  rechts  auf  unserem  Bilde,  der 
Tampokegipfel  ragt  links  aufl  Der  Tampoke  steht  nicht  isoliert  da,  sondern  ist  ein  süd- 
licher Ausläufer  der  Centralcelebes  durchziehenden  Gebirge." 

Die  Geschiebe  der  von  der  Tampokekette  herabströmenden  Gewässer  bestehen  haupt- 
sächlich aus  Glimmerschiefer,  Quarzit  und  vielem  weissem  Q u a r z  (no  356,  357  und  362 
der  petrographischen  Liste).  Wenn  wir  nun  schrieben:  „Die  weissen  Felswände  am  Tampoke 
dürften  diesem  letzteren  ihre  Farbe  verdanken",  so  wird  es  uns  jetzt  dennoch,  nach  unseren 
Erfahrungen  am  Takalekadjo,  speciell  an  der  Patirorano  genannten  Stelle  (siehe  oben  Seite  173), 
wahrscheinlicher,  dass  sie  aus  körnig-krj'stallinischem  Kalkstein  bestehen. 

Ein  sehr  schönes,  pistaziengrünes,  äusserst  zähes  Gestein  fanden  wir  als  Rollblock  im 
Flusse  Tomoni,  einem  von  der  Tampokekette  herabströmenden  Zuflüsse  der  Kalaena.  Es 
wurde  von  Herrn  Professor  C.  Schmidt  als  Saussur itgabbro  bestimmt  (no  358  der 
petrographischen  Liste). 

Auf  unserem  Zuge  von  Boräu  aus  nordostwärts  durchschritten  wir  eine  grössere 
Anzahl  von  Flüssen  und  Bächen,  welche  vom  südlichen  Abfall  der  Tampokekette  herab- 
strömten, u.  a.  die  grossen  Flüsse  Saluanna  und  Towäu.  Nachdem  wir  den  letzteren  hinter 
uns  hatten,  gelangten  wir  in  das  Flussgebiet  des  Kalaenastromes.  Zwischen  dem  Towäu 
und  dem  nun  folgenden  ersten  grossen  Zuflüsse  der  Kalaena,  dem  Tomoni,  stiessen  wir  am 
Bache  Tabela  wieder  auf  unsere  Celebesmolasse,  in  Form  von  grauen,  lettigen  Thon- 
schichten  in  anscheinend  ziemlich  horizontaler  Lage.  Wir  fanden  darin  eine  Schneckenschale 
und  den  Abdruck  eines  Pflanzenblattes.  Diese  Thonschichten  bildeten  nun  eine  Zeit  lang  den 
Untergrund,  worüber  der  Pfad  führte;  der  Boden  war  lehmig,  meistens  von  gelber  Farbe, 
eine  Verwitterungserscheinung,  die  wir  auch  anderwärts  beobachtet  haben. 

Wir  sehen  also  hier  den  Boden  des  südlichen  Küstenniederlandes  aus  der  Celebes- 
molasse bestehen,  ganz  ebenso,  wie  wir  es  nördlich  an  der  Küste  des  Tominigolfes  gefunden 
haben.  An  beiden  Orten  nähern  sich  die  Schichten  umsomehr  der  horizontalen  Lage,  je 
näher  der  Küste  sie  anstehen,  woraus  gefolgert  werden  muss,  dass  sowohl  der  Golf  von  Tomini, 
als  der  von  Bone  Mulden  sind,  welchen  die  Molasseschichten  als  ein  grauer  Panzer  aufruhen. 
Als  jüngste  diesen  letzteren  aufliegende  Bildung  sind  die  recenten  Korallenriffe  zu  betrachten, 
welche  besonders  im  Golf  von  Bone  die  Schifffahrt  gefährden,  und  welche  im  Archipel  die 
Gegenwart  als  eine  Korallenkalkzeit  charakterisieren. 

An  dem  stromartigen  Kalaenaflusse  angekommen,  befanden  wir  uns  an  dem  Ost- 
abhange  des  schroffen  Felsberges  (rechts  auf  unserem  Bilde),  welcher  die  Tampokekette 
abschliesst.  Die  Kalaena  ist  von  dem  Punkte  an,  wo  wir  sie  mit  Prauen  überfuhren 
(65  m   Meereshöhe),    bis   zur   Küste    mit   kleinen  Booten   wohl   befahrbar.     Ihre   bedeutende 

Sarasin,  Celebes.   IV.  ^O 


194 

Mächtigkeit  lässt  auf  einen  langen  Lauf  schliessen;  ohne  Zweifel  strömt  sie  aus  dem  Längs- 
thaie herab,  welches  zwischen  der  Tampoke-  und  der  Takalekadjokette  sich  in  südnördlicher 
Richtung  hinzieht. 

Von  diesem  Flusse  aus  begannen  wir  den  Anstieg  des  Takalekadjokettens3-stems,  an 
welchem  sich  mehrere  niedrigere  Parallelketten  unterscheiden  Hessen.  Zunächst  trafen  wir 
nahe  nordwärts  vom  Fluss  unsere  Grauthonschichten  anstehend,  welche  dort  vortrefflich 
erhaltene  Foraminiferen  einschliessen  (no  363).  Sodann  führte  der  Weg  zuerst  steil  über  den 
Tanumburücken,  dessen  Höhe  wir  zu  600  m  bestimmten.  Dieser  Vorrücken  besteht  völlig 
aus  körn  ig-krj'stallinischem  Kalkstein;  er  ist  der  südliche  Schenkel  des  den  Takale- 
kadjo  bekleidenden  kr3'stallinischen  Kalkmantels  (no  364,  366,  367).  Bei  500  m  aber  trafen 
wir  in  der  Erosionsnarbe  eines  Baches  einen  feingefältelten  Glimmerschiefer  anstehend, 
den  krystallinisch-schiefrigen  Kern  der  Takalekadjokette  (no  365  der  petrographischen  Liste). 

Jenseits  den  Tanumbuvorrücken  hinab  gelangten  wir  zum  Flusse  Salowänuwa, 
einem  Zufluss  der  Kalaena,  den  wir  bei  450  m  Höhe  überschritten.  Hier  war  der  Boden 
durch  die  Verwitterung  des  Gesteines  lehmig.  Eine  Lücke  in  dem  südwärts  von  uns  sich 
erhebenden  Tanumburücken,  welche  das  Durchgangsthor  des  genannten  Flusses  nach  Süden 
bildete,  öffnete  die  Aussicht  auf  das  Meer.  Weiter  gelangten  wir  in  545  m  zum  Dörfchen 
Lembongpangi ,  in  einem  Bergcircus  gelegen,  an  dessen  Abhängen  die  Hütten  der  Ein- 
geborenen ,  wie  Schweizerhäuschen  auf  Alpenweiden,  klebten.  Von  hier  bestiegen  wir  den 
nächsten,  Kunkümi  genannten  Rücken.  Das  ihn  zusammensetzende  Gestein  war  wieder  ein, 
diesmal  schön  blaugrau  gefärbter,  krystallinischer  Kalkstein.  Nun  ging  es  sehr  steil  auf- 
wärts zum  Kamm  Bonembaro  mit  c.  1200  m  Höhe.  Ein  hier  anstehendes  blaugraues,  seide- 
glänzendes Schiefergestein  erwies  sich  als  Glaukophanschiefer  (no  369  der  Liste).  Wenn  an 
steilen  Stellen  sich  gelegentlich  ein  Ausblick  öffnete,  konnten  wir  erkennen,  dass  wir  einen 
ungefähr  nach  O  ausgehenden  Kessel  umschritten  hatten,  wohl  ein  Product  der  Erosion.  Sodann 
etwas  abwärts  nach  einer  plateauartigen  Fläche  von  c.  1 100  m  Meereshöhe.  Endlich  ging  es 
thurmartig  aufwärts,  indem  sich  vor  uns  ein  Bergrücken  erhob,  an  welchem  sich  drei  Gipfel 
auszeichneten,  der  eigentliche  Takalekadjorücken.  Auch  auf  diesem  fanden  wir  einen  violett- 
grauen, wohlgeschichteten  körnig-krystallinen  Kalkstein  anstehen,  und  zwischen  den 
rauh  verwitterten  Blöcken  dieses  Gesteines  aufwärts  dringend  erreichten  wir  in  der  Höhe  von 
1725  m  die  Passhöhe  des  Gebirges  und  damit  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Golf  von 
Bone  und  dem  von  Tomini.  Die  oben  erwähnten  Gipfel  der  Kette  erheben  sich  noch  etwas 
höher.  Zuweilen  hingen  an  den  Felsen  groteske  Stalaktitenbildungen,  welche  die  Einge- 
borenen als  durch  den  Dämon  des  Berges  in  Stein  verwandelte  Menschen  mit  Scheu 
betrachteten. 

Die  von  uns  vorgenommene  Durchquerung  von  Central-Celebes  wiederholte  im 
December— Januar  1896—97  Kruijt  (70)  nahezu  auf  demselben  Wege,  nur  dass  er  seinen 
Ausgang  nicht  wie  wir  von  Boräu,  sondern  mehr  östlich  vom  Orte  Wotu  nahm.    Aus  seinem 


195 

Berichte  ist  folgendes  hier  heranzuziehen  (p.  29):  „Die  ganze  Küste  von  Paloppo  bis  Ussu 
(NW-  und  NO-Winkel  des  Golfes  von  Bone)  besteht  aus  einem  Strich  niederen  Landes. 
Auf  der  Karte  von  Stern foort  (166)  ist  die  Küste  als  eine  gleichmässig  gebogene  Linie  ge- 
gezeichnet. Zwischen  Paloppo  und  Wotu  bemerkte  ich  indessen  drei  Landmarken ,  welche 
sich  recht  weit  ins  Meer  hinausstrecken  und  dadurch  drei  Buchten  bilden,  wo  die  Küste 
dann  auch  noch  manche  Krümmung  macht." 

Auf  seiner  mitgegebenen  Karte  können  wir  diese  Vorgebirge  nicht  finden;  auch  auf 
der  Seekarte  fehlen  sie. 

„Eine  Strecke  hinter  diesem  Strich  Niederland  läuft  eine  Bergkette  von  West  nach 
Ost.  Diese  Kette  nimmt  ihren  Ausgang  von  dem  hohen  Gebirge  im  Norden  von  Paloppo, 
dessen  höchster  Gipfel  Buntu-Pinang  genannt  wird.  Das  hiervon  ausgehende  Küstengebirge 
senkt  sich  allmälig  ab  (loopt  langzaam  af)  mit  zwei  nicht  hohen  Gipfeln  in  der  Mitte;  der 
höchste  heisst  Saluwulo,  worauf  ein  Dorf  liegen  muss,  der  niedrigere  heisst  Samarambu. 
Im  Osten  schliesst  diese  Kette  sich  an  das  viel  höhere  Tambokegebirge  an,  welches  ungefähr 
in  der  Mitte  zwischen  Paloppo  und  Ussu  liegt." 

Das  von  Kruijt  hier  erwähnte  Saluwulogebirge  haben  wir  von  Paloppo  aus 
in  Form  eines  gerundeten  Rückens  gesehen  und  skizziert;  es  machte  uns  aber  den  Eindruck, 
eine  westliche  Vorkette  der  Tampokekette  selbst  zu  sein,  ihr  in  NW— SO-Richtung  folgend. 
Der  Ansicht  Kruijt 's,  wonach  seine  Kette  der  Küste  entlang  zieht,  wie  er  es  auch  auf 
seiner  Karte  zeichnet,  können  wir  nicht  beitreten. 

Hier  sei  eingeschaltet,  dass  van  Braam-M  orri  s  (21)  schreibt:  „Der  Tampoke  kommt 
aus  N  und  erreicht  bei  Basa  Tongko  und  Borau  die  Küste."  Es  folgt  nun  noch  eine  Auf- 
zählung von  etwa  fünfzig  Flussnamen,  worunter  der  wichtigste,  unsere  Kalaena,  fehlt;  es 
ist  aber  ein  Fluss  Bubu  genannt;  bei  dem  Dorfe  dieses  Namens  mündet  nach  Kruijt  die 
Kalaena.     (Siehe  unten. | 

Weiter  berichtet  Kruijt  (70,  p.  31):  „Seit  unserer  Abreise  von  Paloppo  waren  wir 
an  verschiedenen  Flussmündungen  vorbeigefahren,  nacheinander  folgend  von  W  nach  O : 
der  Lawatu,  welcher  mit  einem  Delta  mündet,  dessen  westlicher  Arm  Warawarau  heisst, 
der  Lasore,  der  Upe,  woran  ein  Dorf  liegt,  Uwae  lawi  (=  süsses  Wasser)  geheissen.  Dieses 
Dorf  (und  dasselbe  gilt  von  allen  Dörfern  an  der  Nordküste  des  Golfes  von  Bone)  ist  vom 
Meere  aus  nicht  zu  sehen,  da  es  eine  Strecke  weit  stromaufwärts  liegt.  Der  Grund  dafür 
ist,  dass  diese  Flussmündungen  mit  Meerwasser  gefüllt  sind  und  also  eigentlich  nicht  mehr 
zum  Flusse  gehören,  sondern  als  schmale  Meeresbuchten  betrachtet  werden  müssen.  Um 
nahe  beim  Trinkwasser  zu  sein,  geht  man  also  höher  hinauf  zu  wohnen." 

Es  handelt  sich  hier  um  den  Unterlauf  der  Flüsse  im  Niederland,  welcher  den  Gezeiten 
unterworfen  ist,  und  ferner  um  Lagunen. 

„Weiter  hat  man  den  Fluss  Mantalinga  mit  dem  Dorf  Tompe,  den  Alaronang  mit 
dem  Dorf  Pao,  das  noch  immerhin  von  einiger  Bedeutung  sein  muss,  und  den  Biro  mit  dem 

25* 


196 

Dorfe  Patimang.  Es  war  mir  durch  die  ungleichmässige  Fahrt  unseres  Fahrzeuges  nicht 
möglich,  auch  nur  annähernd  die  Lage  dieser  Flüsse  zu  bestimmen.  Um  halb  vier  Uhr 
hatten  wir  den  Fluss  Toke  erreicht,  und  es  ward  beschlossen,  diesen  hinaufzufahren  und  bei 
dem  gleichnamigen  Dorfe  zu  übernachten,  in  Anbetracht  dass  auch  unser  Wasser  an  Bord  ver- 
braucht war.  Die  Mündung  des  Toke  ist  c.  40  m  breit,  die  Ufer  sind  morastig  und  ganz 
mit  Nipapalmen  besetzt;  eigenartig  war,  dass  bei  der  morastigen  Umgebung  der  Boden  des 
Flusses  aus  hartem  Sand  bestand.  Da  die  Fluth  hinauflief,  kostete  es  uns  wenig  Mühe,  das 
Dorf  zu  erreichen,  das  c.  500  m  von  der  See  entfernt  ist.  Das  Wasser  beim  Dorfe  war 
brackisch;  aber  man  wies  unseren  Leuten  ein  kleines  Flüsschen  höher  oben  an,  wo  süsses 
Wasser  war." 

Weiter  fp.  33):  „Mit  Sonnenaufgang  hatte  ich  den  Tamboke  gerade  vor  mir.  Die 
Strahlen  der  aufgehenden  Sonne  gaben  den  wenig  bewachsenen  Rippen  des  Berges  die 
schönsten  und  buntesten  Schattierungen.  Der  Tamboke  nähert  sich  dem  Meer  völlig,  sodass 
an  dieser  Stelle  der  Strich  niedrigen  Landes  nicht  gefunden  wird." 

Das  müssen  wir  für  ein  Versehen  halten;  Kruijt  befand  sich  damals  ungefähr  vor 
Boräu,  von  wo  aus  wir  unsere  Reise  angetreten  hatten.    Das  Niederland  findet  sich  auch  dort. 

„An  der  Westseite  des  Tamboke  mündet  ein  Flüsschen,  Batatongka  geheissen,  woran 
ein  gleichnamiges  Dorf  gelegen  ist.  Von  diesem  Orte  geht  ein  Weg  durch  nach  den 
Tobada." 

Diese  Letztern  bewohnen  wahrscheinlich  das  obere  Muldenthal  der  Kalaena,  welches 
sich  zwischen  der  Tampoke-  und  der  Takalekadjokette  in  S-N-Richtung  hinzieht. 

„Nachdem  wir  den  Tamboke  eine  Strecke  weit  vorbeigefahren  waren,  bekam  ich 
die  Landzunge  zu  sehen,  hinter  welcher  Wo  tu  liegt.  Eine  kleine  Distanz  jenseits  von  der 
Stelle,  wo  Wotu  liegen  musste,  gewahrte  ich  zwei  Berge  oder  lieber  Hügel,  kegelförmig, 
deren  Fuss  der  Küste  nahekommt.  Der  Hügel  am  meisten  nach  O  heisst  Moliowo;  das 
zweite  Bergchen  Lampenai." 

Der  eine  dieser  Hügel  ist  auf  der  Seekarte  mit  dem  Namen  Bubu  angemerkt.  Dieser 
Name  bezieht  sich  nun  offenbar  auf  das  Dorf  gleichen  Namens  an  der  Mündung  des  Kalaena- 
flusses;  denn  Kruijt  schreibt:  „Die  Mündungsstelle  der  Kalaena  liegt  nach  Augenschätzung 
ungefähr  zwischen  Wotu  und  Ussu,  östlich  vom  Berg  Moliowo.  Ein  kleines  Dorf  Bubu 
muss  daselbst  liegen."  Auf  der  Karte  lässt  Kruijt  die  Kalaena  östlich  von  Wotu  beim 
Orte  Bubu  münden. 

Auf  Seite  37  werden  noch  19  Flüsse  und  15  Dörfer  an  der  Küste  zwischen  Toke 
und  Wotu  aufgezählt,  worauf  wir  verweisen.  Die  Mehrzahl  der  Flüsse  hat  ihren  Namen 
von  den  Dörfern,  an  denen  sie  vorbeifliessen. 

Bei  Wotu  mündet  ein  kleiner  Fluss,  welcher  bei  Hochwasser  2—3  Faden  Tiefe  hat; 
sein  Bett   besteht   aus   hartem,   schwarzem  Sand;    „er   entspringt   am  Berge  Longko,   einem 


197 

der  östlichen  Ausläufer  des  Tamboke;  gerade  im  Dorfe  vereinigt  er  sich  mit  der  Kassa,  die 
von  N  kommt"  (p.  47). 

Ueber  den  Weg  von  Wotu  aus  nach  dem  Gebirge  erfahren  wir  folgendes  (p.  50  ff.) : 
„Ausserhalb  des  Dorfes  angelangt,  setzten  wir  über  die  Kassa,  was  wir  später  noch  einige 
Mal  thun  mussten.  Das  Terrain  war  absolut  flach.  Der  Pfad  führte  stets  nordwärts."  Zwei 
Toradjadörfer  wurden  passiert,  sodann  beim  Dorf  Tanarompo  zum  Tomoni,  dessen  Breite 
hier  35  m  beträgt,  und  dessen  Wasser  roth  gefärbt  war  von  der  rothen  Erde,  worüber  er 
strömte.  (Wohl  von  gelb  verwitterten  Grauthonschichten ;  um  den  Roththon  kann  es 
sich  an  dieser  Stelle  nicht  handeln).  Nach  2V  2  Stunden  Gehens  von  Tanarompo  gelangte 
Kruijt  an  den  Lopi,  einen  rechtseitigen  Zufluss  der  Kalaena,  nur  5  m  breit;  von  hier 
begann  der  Pfad  sanft  zu  steigen  und  zwar  über  welliges  Terrain.  Der  Boden  bestand  aus 
rother  Erde.  , .Etwas  weiter  oben  liefen  wir  über  kr\'stallinisches  Gestein  und  noch  weiter 
über  graue  Erde,  welche  in  Folge  der  Abwaschung  durch  Regenwasser  das  Ansehen  be- 
kommen hatte,  aus  verschiedenen  Schichten  aufgebaut  zu  sein".  (Zweifellos  unsere  Celebes- 
molasse.)  Es  folgte  ein  weiterer  kleiner  Seitenfluss  der  Kalaena,  und  Kruijt  stand  am 
Strome  selbst  an  der  Stelle,  wo  auch  wir  von  Borau  aus  eingetrofifen  waren.  Er  folgte 
ihrem  rechten  Ufer,  durchschritt  den  Seitenfluss  Urulanti  und  setzte  sodann  über  die  Kalaena, 
wo  sie  fast  senkrechte  Ufer  hat.  Sie  entspringt  nach  Kruijt  in  der  Landschaft  der 
Tobada,  welche  westlich  vom  Possosee  liegt  (in  der  Takalekadjo-Tampokemulde,  siehe  oben). 
Nun  ging  es  aufwärts  zum  Gipfel  des  Masipa,  von  wo  sich  ein  Ausblick  auf  den  Golf  von 
ßone  bot.  Weiter  steil  aufwärts  über  den  Tanumbu.  Von  einem  etwas  höheren  Punkte, 
wohin  Kruijt  vom  Wege  abgeirrt  war,  sah  er  ,,die  Kalaena  sich  durch  das  Land  winden, 
und  ihrem  Laufe  folgend,  kam  es  mir  vor,  dass  sie  erst  nach  SO  läuft,  um  sich  sodann 
mit  einem  grossen  Bogen  nach  SW  zu  wenden  und  in  dieser  Richtung  das  Meer  zu 
erreichen." 

Darauf  gelangte  Kruijt  an  den  Salowanuwafluss,  sodann  nach  Lembongpangi, 
folgte  dem  Bergbache  Korontokajo  und  überschritt  den  Kunkumi.  Dann  zu  der  plateau- 
artigen Stelle,  welche  nach  dem  dort  nach  der  Kalaena  abströmenden  Flüsschen  Kanamanju 
heisse.  Die  Kalaena,  wurde  er  berichtet,  sei  von  dort  in  c.  2''2  Stunden  Gehens  zu  erreichen. 
,,Es  scheint  also,  dass  die  Kalaena  längs  dem  Rande  des  hohen  Wasserscheidegebirges 
läuft"  (p.  85).  Ueber  die  Wasserscheide  führen  drei  Pässe.  Der  westlichste  ist  der  Watang- 
kume,  der  mittlere  der  Takalekadjo  und  der  östlichste  der  Kodinapass.  Alle  drei  vereinigen 
sich  an  der  schon  bezeichneten  plateauartigen  Stelle.  ,,Der  Kodinapass  wird  am  wenigsten 
begangen,  der  Watangkume  ist  der  älteste,  und  der  Takolekadju  wird  am  meisten  ge- 
braucht.    Dieser  Weg  muss  sehr  alt  sein,  als  „„von  den  ersten  Menschen  gemacht"". 

Nun  noch  ein  W^ort  über  die  Schreibweise  der  Namen.  Wo  er  es  irgend  zu 
können  glaubte,  schrieb  unser  verehrter  Freund  Kruijt  die  von  uns  erwähnten  Land-,  Dort-, 
Fluss-  und  Bergnamen  anders,  als  wir  sie  aufgezeichnet  hatten.  Wir  erfreuten  uns  aber  auf  unserer 


ö 


198 

damaligen  Reise  der  Berathung  des  Regierungsdolmetschers  und  jüngeren  Bruders  des  Resi- 
denten, Herrn  W.  H.  Brugmann,  eines  trefflichen  Kenners  der  einschlägigen  Sprachen. 
Nebenbei  trauen  wir  unserem  eigenen  Gehör  auch  noch  etwas  zu.  Dass  nun  dennoch  Fehler 
sich  eingeschlichen  haben  könnten,  räumen  wir  ein;  aber  doch  nicht  bei  fast  jedem  Namen. 
So  schreibt  Kruijt  statt  Tampoke  Tamboke,  statt  Borau  Burau,  statt  Bonembaru  Wonem- 
beru,  statt  Takalekadjo  Takolekadju  (was  nach  Kruijt  Fürst  der  Bäume  heisst  und  einen  Wald- 
dämon bezeichnet),  statt  Patirorano  Petirorano,  statt  Supabach  Sukabach,  statt  Tamakolowe 
Tamunkulowi,  statt  Undae  Ondae,  statt  Batusinampe  Watusinampe ;  alles  oder  doch  fast  alles 
ganz  unwesentliche  und  wahrscheinlich  je  nach  der  Aussprache  des  Individuums  oder  eines 
Stammes  sich  ändernde  Dinge,  aber  nun  in  der  Literatur  lästig  verwirrend.  Wenn  er  Usu 
mit  einem  s  schreibt,  statt  wie  wir  mit  zweien,  so  ist  das  dieselbe  Sache  wie  bei  Paloppo, 
Posso;  das  p  und  das  s  wird  scharf  ausgesprochen,  weshalb  im  Deutschen  ein  Doppelconsonant 
gesetzt  werden  muss.  Immerhin  ist  das  p  im  Worte  Paloppo  nicht  so  scharf,  wie  etwa  im 
Worte  Galopp;  das  o  ist  breit;  deshalb  schrieben  wir  im  Vorberichte  Palopo,  wie  dies 
übrigens  auch  Matthes  (90,  p.  74)  so  haben  will.  Nun  schreibt  aber  Kruijt  Paloppo,  und 
umgekehrt  verfährt  er  bei  Ussu.  Ursprünglich  in  unserem  ersten  Vorberichte  schrieben  wir 
Poso,  indem  wir  uns  an  Kruijt  (68)  anschlössen;  hierauf  schrieb  Dieser  aber  Posso  (69). 
Früher  schrieb  man  vielfach  Makasar  (so  z.  B.  Oudemans,  99),  was  aber  allgemein  in 
Makassar  verwandelt  wurde.  Bleiben  wir  nun  also  bei  der  Verdoppelung.  Den  von  uns 
Salowanuwa  genannten  Fluss  schreibt  Kruijt  Salu-onuwa,  was  Antilopenfluss  bedeute,  besser 
aber  offenbar  Anoafluss,  und  demnach  wäre  unser  anuw^a  richtiger;  auch  die  Einfügung  des  w, 
um  den  Hiatus  zu  vermeiden,  ist  Toradjasitte,  wie  Kruijt  selbst  beim  Worte  Luwu  darthut 
(p.  16),  wo  er  bemerkt,  die  Buginesen  sagten  Lüu,  die  Toradjas  Luwu;  Luhu  aber  sage  keiner. 
Das  ist  richtig.  Letzteres  schrieben  wir,  weil  Herr  van  Braam-Morris  darauf  als  auf 
das  richtige  gedrungen  hatte;  wir  hörten  stets  Lüu  und  Luwu.  Aehnlich  ist  es  bei  Towuti, 
auch  Toüti  ausgesprochen,  Buwol  statt  Büol. 

Für  weiteres  vorgreifend,  um  die  Angelegenheit  hier  abzuthun,  so  schreiben  wir 
Matanna-See  (siehe  unten);  denn  so  sprachen  es  unsere  Begleiter  auf  das  unmissverständlichste 
aus;  Kruijt  (75)  setzt  dagegen:  Matana,  oder  mit  Vorliebe  Matano,  weil  sie  es  in  Tomori 
so  aussprächen.  Wir  schreiben  Tokalla,  Kruijt  Tokala,  wir  Insel  Timbe,  Kruijt  Ntimbe, 
wir  Tampira,  Kruijt  Tompira,  wir  Petassea,  Kruijt  Petasia.  Weiter  reden  Kruijt  und 
Adriani  vom  Reich  Mori  anstatt  von  Tomori,  weil  „to"  Mensch  heisst.  Wir  empfehlen 
dieses  nicht;  sonst  müsste  man  statt  Tondano  sagen  Ndano,  statt  Tomohon  Mohon ,  statt 
Golf  von  Tomini  Golf  von  Mini,  statt  Golf  von  Tomaiki  Golf  von  Maiki  u.  s.  f. 

Die  Missionäre  behaupten,  der  von  uns  und  den  Andern  sogenannte  Tampirafluss  heisse 
nicht  so,  sondern  La;  wir  können  da  aber  nicht  falsch  gehört  haben;  denn  der  Unterschied 
ist  zu  gross.  Der  W^iderspruch  der  Herren  beruht  sicherlich  auf  einem  Irrthum:  La  heisst  im 
Tomori'schen  Fluss,   wie   sie  selbst  sagen  (75,  p.  439),    und  so  allein  mögen  ihn   viele   Ein- 


199 

geborene  bezeichnen,  entsprechend  der  Benennung  des  Possosees  einfach  als  See  (Rano, 
siehe  oben  Seite  171);  aber  die  Eingeborenen  von  Tampira  nennen  den  Fluss  sicherlich  La 
Tampira;  denn  dies  entspricht  der  allgemeinen  Regel,  dass  die  Flüsse  den  Namen  der 
grösseren,  an  ihnen  gelegenen  Ortschaften  tragen.  So  fand  es  Kruijt  selbst  an  der  Nord- 
küste des  Golfes  von  Bone  (siehe  oben  Seite  196),  und  wir  erfuhren  das  längst  schon  allent- 
halben; weiter  wechselt  ein  grösserer  Fluss  oft  seinen  Namen ,  was  die  Reisenden  ja  wissen 
mussten.  Entsprechend  ferner  der  Bezeichnung  La  Tampira  oder  Tampirafluss  hörten  die 
Herren  selbst  den  Fluss  Puabu  La  Puabu ,  den  Bahn  Solo  La  Solo  nennen ,  und  auf  ihrer 
Karte  steht  noch  ein  Seitenfluss  des  Tampira  unter  dem  Namen  La  Moito  verzeichnet. 

Weiter  nennen  die  Eingeborenen  der  Tempeniederung  ihre  Flüsse  häufig  La;  so 
erwähnt  Wichmann  (153,  p.  16)  einen  La  Palupa,  einen  La  Sassangriwu. 

Wir  bleiben  nun  also  bei  unserer  Bezeichnungsweise,  da  wir  nicht  entscheiden 
können,  in  welchen  Fällen  wir  wirklich  uns  geirrt  und  in  welchen  wir  das  richtige 
getroffen  haben. 


Das  Wurzelstüek  des  Südostarmes 

mit  den 

Seen  Matanna  und  Towuti. 


Im  Februar  und  März  1896  unternahmen  wir  die  Durchquerung  des  Wurzelstückes 
des  Südostarmes  von  der  Nordostecke  des  Golfes  von  Bone,  der  Bai  von  Ussu  aus  nach 
der  Bai  von  Tomori.  Wir  betraten  die  Küste  bei  dem  Pfahldorfe  Laguria  und  fuhren  von 
hier  auf  einer  sehr  mächtigen,  stromartigen  Lagune,  in  welche  wir  von  Zeit  zu  Zeit  Flüsse 
münden  sahen ,  landeinwärts.  Diese  Lagune  wird  auf  den  Karten  irrthümücherweise  als 
Ussufluss  aufgefasst;  sie  ist  stellenweise  recht  tief;  die  ganz  flachen  Ufer  sind  von  Mangrove- 
wäldern  und  Nipapalmen  bewachsen.  Allmälig  landeinwärts  theilt  sie  sich  vielfältig  und 
verengt  sich  dann  plötzlich  zu  dem  wenig  breiten  und  etwa  i'^m  tiefen  Ussuflusse,  welcher 
einen  der  Zuflüsse  der  Stromlagune  bildet. 

Wir  geben  umstehend,  in  Figur  9  a  und  b,  eine  Skizze  von  der  Lagune  von  Ussu 
und  den  in  sie  einmündenden  Hüssen  wieder,  sowohl  nach  einer  eigenen  Aufnahme  als  nach 
einer  im  Gouvernementsarchiv  von  Makassar  befindlichen;  letztere  verdanken  wir  der  Güte 
des  Herrn  van  Braam  Morris;  sie  war  nicht  unterzeichnet,  stammt  aber  vielleicht  von 
J.  Bensbach  (siehe  unten). 

Eine  Combination  beider  Skizzen  wäre  ohne  Willkür  nicht  auszuführen  gewesen; 
darum  geben  wir  beide  wieder,  beide  auf  den  Maassstab  von  i  -.50000  gebracht.  Im  wesent- 
lichen stimmen  sie  recht  ordentlich  zusammen;  die  Archivkarte  geht  zwar  viel  mehr  ins 
einzelne  als  die  unserige;  wir  durften  uns  aber  mit  diesen  Sachen  nicht  aufhalten,  sondern 
mussten  möglichst  rasch  in's  Land  vorzudringen  suchen. 

Beim  Eingang  der  Lagune  liegt  zunächst  das  Dorf  Laguria ,  in  welchem  wir  über- 
nachteten; auf  der  Archivkarte  heisst  es  Klein-Ussu.  Hier,  an  einer  Stelle,  wo  die  kleine 
Insel  Muri  liegt,  theilt  sich  die  Lagune  in  einen  Westarm,  in  welchen  der  nicht  bedeutende 
FIuss  Tjerekang  mündet,  und  einen  Ostarm,  welcher  sich  weit  landeinwärts  zieht,  auf  unserer 
Skizze  zuerst  nach  O,  dann  nach  NO,  auf  der  andern  direct  nach  NO,  und  welcher  auf  der 
letztern  Ussufluss  heisst,   aber  nicht   zu  Recht.     Diese  Ussulagune   aufwärts  fahrend  kommt 


201 

man  bald  zur  Mündung  des  Maliliflusses,  welcher,  wie  wir  später  noch  einmal  besprechen 
werden,  vielleicht  die  Ausmündung  des  Towutisees  darstellt,  und  welchem  der  Gouverneur 
Bakkers  (siehe  unten)  nach  unserer  Vermuthung  gefolgt  ist.  Weiter  der  üssulagune 
folgend  gelangt  man  an  eine  Spaltung  derselben  in  zwei  Arme,  von  denen  der  westliche 
der  Fluss  Barakintjong  (nobis)  oder  Uangkolili  (Gouv.  Archiv)  ist.  An  der  Verschiedenheit 
der  Namen  braucht  man  sich  nicht  zu  stossen,  sie  wechseln,  wie  wir  früher  erwähnt,  öfter 
bei  jedem  Fluss.    Der  rechte  Arm  stellt  den  eigentlichen  Ussufluss  dar,  an  welchem  der  Ort 


Ussu 


Barakintjong 


Grosse  Mündung 
eines  kleinen  Flusses 


Laguria 


Tjerekane-Fluss 


Malili-Fluss 


Ussu-Ba 


Malili-Fluss 


Klein  Ussu 


Figur  g. 
Die  Lagune  von  Ussu  mit  den  in  sie  einmündenden  Flüssen;  Maassstab  1:50000. 

Figur  ga.  Figur  gb. 

Unsere   Skizze   von   der   Ussu-Lagune.  Skizze   aus   dem  Gouvernements-Archiv 

,  „  ,  1     ■  j-  1    •.     c.     j    von  Makassar. 

.Angenommene  Fahrgeschwindigkeit  i  Stunde  —  2400  m. 

Ussu  gelegen  ist.  Diesen  ruderten  wir  hinauf  und  gelangten  nach  kurzer  Zeit  zum  Dorfe 
Ussu,  bis  wohin  sich  im  Flusse  noch  die  Fluthwelle  bemerkbar  macht.  An  dieser  Stelle 
beginnt  der  Boden  schon  hügelig  zu  werden,  es  sind  die  Vorhügel  der  von  hier  an  zu  über- 
schreitenden Kette.  Das  anstehende  Gestein  dieser  Hügel  erwies  sich  als  ein  vielfach  serpentini- 
sierter  Peridotit  (no  406  der  petrographischen  Liste),  und  weiterhin  fand  sich,  dass  die 
Kette,  welche  wir  nun  zu  ersteigen  hatten,  wesentlich  aus  demselben  Peridotit  aufgebaut  ist. 
Von  Ussu  aus  folgten  wir  zunächst  dem  kleinen  Flusse  Dongi,  in  welchem  wir  häufig 


Sar.asin,  Celches  IV. 


26 


202 

Kalksinter  in  Schichten  anstehen  sahen;  auch  schon  im  Ussufluss  fanden  wir  um  Wurzel- 
enden Kalksinter  in  dicken  Cylindern  abgesetzt,  wonach  also  das  Wasser  wohl  über  Kalkstein 
eeflossen  sein  musste.  Dieser  letztere  fehlt  denn  auch  nicht;  denn  bei  i6o  m  Meereshöhe  stiessen 
wir  auf  einen  weissgrauen  körnigen  Kalkstein,  von  dem  einzelne  Blöcke  groteske  Ver- 
witterung zeigten  (no4ii  der  petrographischen  Liste).  Er  gehört  denselben  körnigen  Kalken 
an,  welche  wir  auf  dem  Takalekadjo  so  reichlich  vorgefunden  haben. 

Dem  Flusse  Dongo  folgten  wir  fortwährend;  weiter  oben  wurde  er  Salo  Dekussua 
genannt,  was  wohl  soviel  als  Ussufluss  bedeutet. 

Lange  Zeit  hatte  Hochwald  jeden  Ausblick  verhindert;  er  war  nur  von  einer  kleineren 
Rodung  unterbrochen.  Von  dieser  aus  weiter  steigend  befanden  wir  uns  auf  einer  Tambee 
genannten  Erhebung,  von  wo  aus  sich  die  Aussicht  auf  das  vorliegende  Gebirge  eröffnete; 
dieses  bestand  aus  Ketten,  welche  ungefähr  in  NW-SO-Richtung  sich  hinzogen.  Da  er- 
kannten wir,  dass  dieses  Kettensystem  nichts  anderes  ist  als  die  Fortsetzung  der  Takale- 
kadjokette  in  den  Südostarm. 

Der  Fluss  zertheilte  sich  nun  beim  Weiteransteigen  in  Bäche,  an  deren  einem  wir 
zwei  schöne  horizontale  Sinterterrassen  ausgebildet  fanden. 

Bei  360  m  Meereshöhe  sahen  wir  an  einem  Bache  unseren  Radiolarienroththon 
anstehen,  und  noch  einige  20  m  weiter  hinauf  lagen  solche  Roththonblöcke  herum  (no  415 
und  416  der  petrographischen  Liste).  Sonst  aber  fand  sich  anstehend  stets  mehr  oder  weniger 
serpentinisierter  Peridotit.  In  einer  zunächst  langsam  ansteigenden  Thalsohle  zeigte  sich 
ein  körniger  Kalkstein,  mit  rothem  Thon  gebändert,  dessen  dünne  Schichten  wie  Gneiss- 
schichten gefältelt  waren,  völlig  gleich,  wie  der  nördlich  vom  Possosee  von  uns  gefundene 
(siehe  oben  Seite  172);  er  bildet  Vv'ohl  die  Unterlage  des  Roththones  (no  418,  419,  420 
und  381).  Der  Weg  zog  sich  nun  am  Rücken  der  Hauptkette  hinauf,  die  thalwärts  ab- 
fallenden Erosionsrippen  an  immer  höheren  Stellen  überschreitend.  Eine  hohe  Erhebung 
von  etwas  kegelförmiger  Form  fiel  uns  in  NW  auf,  offenbar  ein  Hochgipfel  der  Takale- 
kadjokette.  Bei  660  m  sahen  wir  wieder  körnigen  Kalkstein  mit  den  rothen  Thonzwischen- 
lagen,  denselben  wie  der  oben  beschriebene;  sodann  erreichten  wir  die  Kammhöhe  der  Kette 
bei  rund  900  m  Meereshöhe.  Dieser  Gebirgsrücken  ist  breit,  und  wir  konnten  drei  Parallel- 
kämme an  ihm  unterscheiden,  welche  wir  nun  zu  überschreiten  hatten.  Nachdem  wir  den 
letzten  derselben  mit  940  m  erklommen  hatten,  blickten  wir  zu  unserer  grossen  Freude  auf  den 
Ma  tan  na- See  hinab.  Derselbe  erschien  bandförmig,  von  relativ  bedeutender  Breite,  und  er 
zieht  sich  in  ausgiebiger  Länge  in  ungefähr  NW  — SO-Richtung  hin.  Seine  Ufer  sind  wenig  ein- 
gebuchtet, abgerundete,  bewaldete  Höhenzüge  umgeben  ihn.  Am  Westende  mündet  der  Fluss 
Kudidi,  von  Westen  kommend,  als  Hauptzufuhrader;  er  bildet  ein  aus  röthlicher  Erde  zu- 
sammengesetztes Delta.  Der  See  läuft  in  grossem  Bogen  nach  .SO,  wo  er  seinen  Ausfluss  hat. 
Wir  stiegen  nun  das  Gebirge  hinab  nach  dem  im  See  selbst  stehenden  ächten  Pfahl- 
baudorfe    Matanna    und    machten    uns    an    die   Untersuchung    des   Sees.      Mit    Hülfe    von 


203 

Peilungen,  Schrittzählungen  und  astronomischen  Ortsbestimmungen,  die  freilich  unvollkommen 
waren  (siehe  oben  Seite  191),  bestimmten  wir  seine  Länge  zu  26  km,  seine  grösste  Breite 
zu  7,5  km.  Wenn  wir  die  Ausdehnung  des  Sees  nicht  überschätzt  haben,  übertrifft  er  somit 
den  Thuner  See  an  Länge  und  Breite,  an  welchen  wir  bei  seinem  Anblicke  erinnert  wurden. 

Wir  geben  hier  einen  Holzschnitt  nach  zwei  combinierten  Photographien,  die  wir 
vom  Gebirge  herab  vom  westlichen  Ende  des  Sees  genommen  hatten. 

Die  Meereshöhe  des  Seespiegels  bestimmten  wir  zu  395,  also  rund  400 


m. 


Figur  10. 
Der   M  a  t  a  n  n  a  -  S  e  e. 


Um  nun  das  weitere,  was  wir  zu  berichten  haben,  anschaulicher  zu  machen,  geben 
wir  umstehend  im  Holzschnitte  die  Karte  des  Sees  im  Maassstab  von  i  :  200  000  wieder,  wie 
wir  sie  zu  construieren  vermochten;  in  dieselbe  haben  wir  unsere  Rudere.xcursionen  ein- 
getragen, welche  wir  behufs  Vornahme  von  Tiefenlothungen  unternommen  haben.  Aus 
diesen  ergab  sich  folgendes:  Längs  dem  Ufer  zieht  sich  eine  schmale,  seichte  Zone  hin,  die 
sich  seewärts  dann  plötzlich  zur  Tiefe  senkt,  dieselbe  Erscheinung  also  wie  am  Possosee. 
Schon  nahe  an  diesem  Absturz  maassen  wir  Tiefen  von  über  100  m,  und  solche  von  200  m 
folgten  sehr  bald.  Bei  der  ersten  Excursion  gewannen  wir  im  westlichen  Theil  des  Sees  367  m 
als  grösste  Tiefe,  später  indessen,  als  wir  quer  über  die  Mitte  des  Sees  vonSarawäko  nach 
Sokoiyo  übersetzten  (mit  Matanna  sind  das  die  drei  wichtigsten  am  See  liegenden  Dörfer), 

2G* 


204 

fanden  wir,  noch  bevor  die  Hälfte  des  Weges  zurückgelegt  war,  mit  unserem  Loth  von 
480  m  Länge  keinen  Grund  mehr,  sodass  also  der  Boden  des  Sees  stellenweise  sich  gewiss 
100  m  tief  unter  die  Oberfläche  des  Meeres  hinabsenkt.  Wir  haben  alle  unsere  Lothungen 
auf  der  hier  gegebenen  Skizze  eingetragen.  Aus  den  gefundenen  grössten  Tiefen  schliessen 
wir,  dass  wir  es  beim  Matannasee  mit  einer  localen  Grabenversenkung  zu  thun  haben  im 
gleichen  Sinne,  wie  wir  das  auch  für  den  Possosee  so  aufgefasst  hatten.  Wir  werden 
darauf  unten  noch  einmal  zurückkommen. 

Der   eingeborene  Häuptling  Topallatüang   erzählte   uns,   sie   hätten   einmal  versucht, 
die  Tiefe  des  Matannasees  zu  messen;  sie  hätten  drei  grosse  Rotangrollen  dazu  verwendet. 


Matann 


Barakintjong-Fluss 


Sarawako 


I  ;  200000 


Ausfluss  des  Sees 
Figur  II. 
M  a  t  a  n  n  a  -  S  e  e. 
Lothiingen. 

aber  den  Grund  nicht  erreicht.  Gleichwohl  hatten  uns  bei  unseren  Lothungsexcursionen 
keine  von  den  dortigen  Eingeborenen  begleiten  wollen,  weil  sie  vorgaben,  der  See  sei  heilig. 

Wir  bemerkten  noch  eine  Hochwassermarke   am  Ufer  c.  i  m  über  dem  Seespiegel. 

Der  See  beherbergt  eine  prächtige  Süsswassermolluskenfauna,  die  wir  im  ersten  Theile 
dieses  Werkes  beschrieben  und  bildlich  dargestellt  haben.  Sie  trägt  überwiegend  alterthümliche 
Merkmale,  weshalb  wir  sie,  wie  schon  die  des  Possosees,  für  eine  miocäne  Fauna  ansprechen 
und  aus  ihr  auf  ein  relativ  hohes  Alter  des  Beckens  schliessen  möchten,  wie  wir  es  auch  dort 
gethan  hatten.     Wir  werden  derselben  Erscheinung  auch  beim  folgenden  See  begegnen. 

Was  die  Geologie  betrifft,  so  fanden  wir  ein  hiselchen  beim  Dorfe  Matanna  aus 
demselben   eigenthümlichen  gefältelten,   körnigen   Kalkstein   mit  rothen  Thonbändern 


N 


_  205  _ 

aufgebaut,  wie  wir  ihn  im  Gebirge  bei  700  und  600  m  und  nördlich  vom  Possosee  angetroffen 
hatten  (no  420  der  petrographischen  Liste).  Ferner  aber  lasen  wir  bei  einem  Hause  im 
Dorfe  Matanna  ein  Stück  eines  violettgrauen,  dichten  Kalksteines  auf,  welcher  eine  Un- 
menge von  Foraminiferen  enthält  und  dem  am  Nordende  des  Possosees  anstehenden,  ausser 
denselben  Foraminiferen  dort  auch  Nummuliten  führenden  «Kalke  so  ähnlich  sieht,  dass  wir 
beide  unbedenklich  mit  einander  identificieren,  obwohl  wir  in  dem  vom  Matannasee  auf  dem 
Schliffe  Nummuliten  vermissen;  es  ist  offenbar  der  eocäne  Kalkstein  vom  Norden  des  Posso- 
sees, von  Maros  und  anderen  Orten  (no  421). 

Weiter  fanden  wir  am  Ufer  massenhaft  Raseneisenerz  mit  Schneckenschalen  und 
Pflanzen,  beide  in  Abdrücken;  es  sind  die  noch  jetzt  im  See  lebenden  Arten. 

In  Sarawako  werden  die  guten  Schwert-  und  Lanzenklingen  geschmiedet,  welche 
die  Eingeborenen  von  Central-Celebes  mit  sich  führen  ;  es  bestehen  dort  grössere  Schmiedereien. 
Das  dazu  verwendete  Eisen  wird  indessen  nicht  aus  dem  erwähnten  Raseneisenerz  gewonnen, 
sondern,  wie  man  uns  versicherte,  aus  dem  Boden  gegraben,  wo  man  es  in  grossen  Blöcken 
vorfinde. 

Wir  fuhren  den  See  hinab  bis  an  sein  Ostende;  hier  mündet  ein  kleiner  Fluss,  von 
Osten  kommend,  der  Barakintjong  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  oben  erwähnten  Zufluss 
der  Ussulagune  desselben  Namensl.  Auch  erfuhren  wir  hier,  dass  der  von  uns  gesuchte 
Ausfluss  des  Sees  nach  Südosten  verlaufe,  worauf  er  sich  bald  in  ein  viel  grösseres  See- 
becken ergiesse,  den  Towuti-See.  Wir  fanden,  dass  dieser  Ausfluss  zunächst  in  Folge  von 
Vorschiebung  einer  Landzunge  und  von  kleinen  Inseln  einen  eigenen,  aber  ganz  kleinen 
See  bildet;  von  diesem  aus  wendet  sich  dann  der  abströmende  Fluss  ostwärts  und  entzieht 
sich  dem  Blicke,  indem  er  sich  in  Wald  und  zwischen  Hügelgruppen  verliert.  Auch  wurden 
wir  berichtet,  sein  Wasser  verschwinde  gelegentlich  unter  dem  Boden;  der  Fluss  selbst 
heisse  Mahabono. 

Vom  Südostende  des  Matannasees  aus  nun  folgten  wir  einem  in  SSO-Richtung 
ziehenden  Wege,  welcher  in  einer  Länge  von  4'  2  Stunden  Gehens  über  niedriges,  von 
schwerem  Wald  bedecktes  Hügelland  führte.  Wo  stellenweise  der  Wald  fehlte,  so  auf  dem 
Rücken  eines  Hügels,  war  der  Boden  lateritisiert;  auch  fanden  wir  an  vielen  Stellen  Eisen. 
Die  höchste  Erhebung  des  Weges  erreichte  nur  450  m,  sodass  also  der  zwischen  dem 
Matanna-  und  dem  nun  folgenden  Towutisee  sich  hinziehende  Landwall  nur  ganz  wenig- 
höher  als  der  Spiegel  des  Matannasees  ist.  Das  anstehende  Gestein  ist  Dunit  (no  434 
der  petrographischen  Liste). 

Von  einer  letzten  Erhebung  herab  sahen  wir  auf  die  gewaltige  Fläche  des  Towuti- 
sees.  Er  bildet  ein  wildes,  unwirthliches  Bild;  hohe,  waldbedeckte  Bergzüge  begleiten 
seine  Ufer  nach  Süden  weit  in  die  Ferne.  Seine  Ausdehnung  ist  so  gross,  dass  wir  uns  in 
Verlegenheit  sahen,  wie  wir  uns  eine  annähernd  richtige  Vorstellung  von  ihm  bilden  könnten. 
Was  wir  in  der  kurzen  Zeit,  während  welcher  wir  uns  an  ihm  aufhalten  konnten,  beobachtet 


206 

haben,  ist  folgendes:  Sein  Spiegel  befindet  sich  in  320  m  Meereshöhe;  er  zieht  sich  in  süd- 
licher Richtung  hin ;  das  Südufer  ist  vom  Nordufer  aus  nicht  sichtbar.  An  seinem  nördlichen 
Ufer  buchtet  er  sich  weit  nach  Osten  aus,  sodass  er  hier  eine  grosse  Breite  gewinnt.  Mitten 
in  seinem  nördlichen  Theile  liegt  eine  Insel,  wie  ein  mitten  in's  Wasser  versetzter  Berg, 
von  den  Eingeborenen  Loeha  genannt;  sie  begraben  dort  ihre  Todten,  weshalb  sie  für 
heilig  gilt.  In  südlicher  Richtung  von  ihr  ziehen  sich  noch  einige  kleine  Inseln  hin.  Die 
Eingeborenen  sagten  uns,  der  See  sei  grösser  als  der  Possosee,  welchen  Eindruck  wir  denn 
auch  auf  den  ersten  Blick  gewannen,  besonders  was  die  Breite  angeht;  denn  die  Länge 
konnten  wir  nicht  übersehen.  Man  sagte  uns  auch,  es  lebten  sehr  wenige  Menschen  in  der 
Umgegend.  Die  Stelle,  wo  an  der  Nordküste  des  Sees  der  Abfluss  des  Matannasees  münden 
sollte,  wurde  uns  von  weitem  gezeigt;  er  befinde  sich  hinter  dem  nächsten  Hügelzug  von 
unserem  Standorte  und  bilde  bei  der  Einmündung  einen  Wasserfall. 

Wir  nahmen  nun  Peilungen  vor  nach  den  verschiedenen  Landzungen  des  an  Buchten 
sehr  reichen  Sees,  von  denen  wir  mindestens  sechs  unterscheiden  konnten,  und  desgleichen 
peilten  wir  die  Lage  der  Insel.  Hierauf  Hessen  wir  uns  nach  dieser  übersetzen,  wobei  wir 
vier  Stunden  Ruderns  nöthig  hatten,  um  sie  zu  erreichen.  Lothungen,  welche  wir  auf  dieser 
Fahrt  ausführten,  ergaben  als  grösste  Tiefe  150  m;  doch  beweist  dies  natürlich  nichts  für  die 
grösste  Tiefe  des  Sees  überhaupt,  da  es  sich  hier  ja  noch  um  sein  Nordende  handelt;  immer- 
hin wird  es  daraus  schon  wahrscheinlich,    dass  die  grösste  Tiefe   sehr  bedeutend  sein  wird. 

Die  Insel  Loeha  stürzt  von  allen  Seiten  steil  nach  der  Wasserfläche  ab.  Kaum  einen 
Meter  breit  findet  sich  eine  ebene  Fläche  an  der  Stelle,  wo  wir  landeten.  Der  Gipfel  dieses 
Inselberges  mag  250  m  über  dem  Seespiegel  erreichen;  ihn  zu  besteigen,  fanden  wir  nicht 
mehr  Zeit.  Ein  kleiner  nördlicher  Theil  gliedert  sich  von  der  Insel  ab;  zwei  kleine  Inselchen 
scheinen  ihre  Fortsetzung  in  südwestlicher  Richtung  zu  bilden,  während  nordostwärts  ein  Vor- 
gebirge ihr  entgegenkommt,  weshalb  wir  es  für  möglich  halten,  dass  diese  Inseln  die  über 
den  Seespiegel  ragenden  Gipfel  einer  abgesunkenen  Kette  darstellen. 

Das  anstehende  Gestein  der  Insel  ist  ein  Peridotit  und  ferner  Serpentin  (petro- 
graphische  Liste  no  436 — 439a),  im  wesentlichen  also  dasselbe  Gestein,  welches  die  den 
Matannasee  umziehenden  Ketten  zusammensetzt. 

Wir  glaubten,  das  Südende  des  Sees  von  der  Insel  aus  weit  in  SW  wahrzunehmen, 
was  sich  natürlich  nur  auf  die  dort  dem  Anscheine  nach  durchziehenden  Ketten  beziehen  kann. 

Was  unsere  Karte  des  Sees  betrifft,  so  haben  wir  sie  sowohl  nach  freier  Schätzung 
als  mit  Hülfe  der  oben  erwähnten  Peilungen  skizziert  und  gelangten  für  Länge  und  Breite 
dieses  Wasserbeckens  zu  verhältnissmässig  grossen  Zahlen,  wonach  wir  die  Länge  auf  rund 
50  km,  die  Breite  im  nördlichen  Theile  auf  c.  30,  im  südlichen  auf  c.  20  km  annehmen 
möchten.  Der  Towutisee  ist  jedenfalls  das  bedeutendste  der  zahlreichen,  bis  jetzt  auf  Celebes 
entdeckten  Süsswasserbecken. 

Was  den  Abfluss  des  Sees  betrifft,  so  geschieht  er  nach  den  übereinstimmenden  An- 


207 

gaben  aller  darum  Befragten  nach  dem  Golf  von  Bona,  und  wir  konnten  in  der  That  von 
der  Insel  Loeha  aus  leicht  sehen,  wie  nach  SW  hin  der  See  trichterförmig  sich  verengte. 
Sehr  merkwürdig  erschien  nun  die  weitere  uns  gemachte  Mittheilung ,  dass  der  Ausfluss  in 
die  Lagune  der  Ussubai  erfolge;  denn  in  diesem  Falle  müssten  wir  in  dem  auf  unserer 
Skizze  der  Ussulagune  Malili  genannten  Flusse  den  Seeabfluss  erkennen.  Es  ergäbe  sich 
dann  ein  geographisch  seltsames  Bild,  das  aber  doch  wohl  nicht  ohne  alle  Analogie  wäre. 
Die  höchst  interessante  Frage  ist  eine  offene.    Wir  kommen  unten  noch  einmal  darauf  zurück. 


Loeha 


Figur  12. 
Der  T  o  w  u  t  i  -  S  e  e. 


Die  Molluskenfauna  des  Towutisees  haben  wir  mi  ersten  Theile  unserer  Materialien 
beschrieben,  worauf  wir  verweisen.  Sie  trägt  denselben  alterthümlichen  Charakter  wie  die- 
jenige des  Matanna-  und  des  Possosees. 

lieber  die  Fischfauna  der  genannten  drei  Seen,,  soweit  wir  sie  bekannt  machen 
konnten,  und  das  will  nicht  viel  bedeuten,  vergleiche  man  die  Abhandlung  vonBoulenger 
(20).  Sie  hat  nicht  gehalten,  was  die  Molluskenfauna  zu  versprechen  schien;  es  sind  meist 
moderne  Formen,  aus  marinen  Einwanderern  differenziert,  wie  sie  die  Süsswässer  von  ganz 
Celebes  charakterisieren,  und  auch  an  Zahl  wahrscheinlich  recht  spärlich.  Weiter  sollen  im 
Matannasee  Krokodile  leben,  also  natürlich  auch  im  Towuti.  Im  Possosee  hat  Kruijt 
(70,  p.  94)  selber  eines  gesehen. 


208 

Auf  dem  Holzschnitte,  Figur  12,  geben  wir  ein  aus  drei  schlecht  ausgefallenen 
Aufnahmen  combiniertes  Bild  des  Towutisees,  welches  wesentlich  die  eine  Tugend  hat, 
eine  Vorstellung  von  der  grossen  Ausdehnung  der  Wasserfläche  zu  erwecken,  wie  die- 
selbe sich  vom  Nordufer  her  den  Blicken  bietet.  In  der  Mitte  des  Bildes  nimmt  man  die 
Insel  Loeha  wahr,  ein  wenig  rechts  von  ihr  eine  zweite,  kleinere  Insel ,  und  links  im  Bilde 
erkennt  man  mehrere  Landzungen;  den  Hintergrund  bildet  das  den  See  mit  südlicher  bis 
südwestlicher  Streichung  umziehende  Gebirge. 

Wir  wollen  nun  noch  einen  Blick  auf  die  Gebirgskette  werfen,  welche  nördlich  den 
See  von  Matanna  umzieht,  und  welche  zugleich  die  in  nordsüdlicher  Richtung  streichende 
Wasserscheide  der  Wurzel  des  Südostarmes  bildet.  Es  ist  über  dieselbe  weniges  zu  melden; 
wir  überschritten  sie  von  der  Mitte  des  nördlichen  Ufers  des  Matannasees,  vom  Orte  Sokoiyo 
aus  und  erreichten  schon  mit  650  m  die  Passhöhe.  Das  Gestein  ist  ein  vielfach  serpentini- 
sierter  Peridotit  (petrograpische  Liste  no  442);  der  Boden  war  von  einer  rothen,  lehmartigen 
Masse  bedeckt.  Die  auf  der  Weiterreise  nach  Tomori  gesammelten  Beobachtungen  werden 
wir  im  folgenden  Abschnitte  darlegen. 

Wir  schliessen  hier  noch  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die  drei 
grossen  Seen  von  Central-Celebes  an.  Zunächst  ist  es  von  Wichtigkeit,  festzustellen,  dass 
die  Seen  Matanna  und  Towuti  in  ihrer  Längserstreckung  von  Gebirgsketten  begleitet  werden, 
und  zwar  stellt  von  diesen  die  westliche  die  Fortsetzung  der  Takalekadjokette  dar,  welche, 
das  Südwestende  des  Possosees  verlassend  nach  dem  Südostarme  sich  hinüberwendet.  Süd- 
lich vom  Possosee  bildet  dieselbe,  wie  schon  ausgeführt,  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Golt 
von  Bone  und  dem  von  Tomini;  im  Südostarme  aber,  nordöstlich  von  Ussu  durchstreichend, 
bildet  sie  nicht  mehr  die  Wasserscheide  dieses  Landstriches,  da  ja  die  Gewässer  des 
Matanna-Towutiseencomplexes  nach  dem  Golf  von  Bone  abströmen ;  vielmehr  übernimmt 
diese  Function  die  viel  niedrigere  Parallelkette,  welche  der  Ostseite  des  Towuti-,  der  Nord- 
seite des  Matannasees  und  weiterhin  der  Ostseite  des  Possosees  entlang  streicht,  und  deren 
weiteres  Verhalten  zum  Ostarme  der  Insel  wir  in  einem  der  nächsten  Abschnitte  darstellen 
werden.  Hier  sei  nur  betont,  dass  wir  dieselben  Ketten,  welche  den  Possosee  westlich  und 
östlich  flankieren,  hier  an  der  Wurzel  des  Südostarmes  ebenfalls  wiederfinden. 

Weiter  haben  wir  gesehen ,  dass  zwischen  den  Seen  Matanna  und  Towuti  kein 
Bergrücken  sich  quer  durchzieht;  vielmehr  liegt  dazwischen  nur  ein  niedriges  hügeliges 
Terrain;  und  nicht  anders  steht  es  mit  der  Landstrecke,  welche  sich  zwischen  dem  Süd- 
ende des  Possosees  und  dem  Nordwestende  des  Matannasees  ausdehnt.  Auch  diese 
besteht  nicht  aus  einem  Gebirgsrücken,  sondern  aus  niedrigem  Hügelland.  Daraus  ziehen 
wir  den  Schluss,  dass  die  Mulde,  in  welcher  der  Possosee  liegt  und  welche  ihren  Aus- 
gang im  Tominigolf  nimmt ,  sich  über  die  Seen  Matanna  und  Towuti  hin  fortsetze, 
und  dass  auch  die  letzteren,  ebenso  wie  der  Possosee,  locale  Absenkungen,  locale 
Gräben  dieser  Mulde  darstellen.     Wir    haben    diese  Depression    in    unserem  Vorberichte  als 


209 

Ganzes  den  Seengraben  von  Central-Celebes  genannt,  wofür  wir  jetzt  Seenmulde  setzen 
wollen ,  indem  wir  die  Seen  selbst  als  locale  Senkungsfelder ,  als  Gräben  auffassen.  Wir 
halten  es  für  möglich,  dass  auch  eine  Vorkette  des  östlichen  Gebirgszuges  im  Bereiche  des 
Towutisees  nach  der  Tiefe  gegangen  sei,  an  der  in  diesem  See  in  Längsrichtung  sich  hin- 
ziehenden Inselreihe  noch  erkennbar.  Auch  beim  Matannasee  denken  wir  an  ein  ruckweises 
Absinken  des  Bodens,  wie  beim  Possosee;  denn  dass  er  noch  jetzt  mit  seinem  Boden  unter 
die  Meeresoberfläche  sich  hinabsenkt,  wäre  doch  in  Anbetracht  seines  relativ  hohen  Alters 
nicht  wohl  möglich,  wenn  nicht  eine  Gegenwirkung  gegen  die  Alluvialausfüllung  stattgefunden 
hätte.  Ein  fortwährendes  Absinken  des  Seebodens  aber  wirkt  der  Alluvialauffüllung  in 
sicherer  Weise  entgegen.  Nach  dem ,  was  wir  schon  bei  der  Beschreibung  des  Possosees 
über  die  berührten  Verhältnisse  gesagt  haben,  brauchen  wir  nun  nichts  ferneres  hinzuzufügen, 
um  unsere  Meinung  zu  kennzeichnen. 

Ueber  das  weitere  Verhalten  der  Seenmulde  nach  Süden  zu  wissen  wir  nichts,  wes- 
halb wir  den  ganzen  Halbinseltheil  südlich  vom  Towutisee  auf  unserer  Karte  weiss  gelassen 
haben;  das  wenige,  was  vom  Meere  aus  über  das  Streichen  der  Gebirge  von  Andern  und 
von  uns  beobachtet  worden  ist,  werden  wir  in  einem  der  folgenden  Abschnitte  besprechen. 

Nun  noch  einige  Li  te  raturan gaben  über  die  Seen  Matanna  und  Towuti. 

Auf  der  Karte  von  Müsse henbroek  (97)  findet  sich  ungefähr  an  der  Stelle, 
wo  der  Matannasee  liegt,  ein  Seebecken  angegeben,  bei  dessen  Ausfluss  geschrieben  steht: 
„Fluss  Bahu  Solo,  Tofatu  oder  Tafuti  ergiesst  sich  in  die  Mataräpe  Bai."  Diese  liegt  an 
der  Ostküste.  Auch  ist  auf  der  Karte  noch  folgendes  angemerkt:  „Grenze  und  Fluss,  über- 
nommen von  einer  zu  Ternate  gefundenen  Skizze,  wahrscheinlich  zuviel  W  versetzt.  Auch 
die  Lage  und  Ausdehnung  der  Seen  Tu-epee  und  Tofatu  ist  unsicher.  Die  ganze  Strecke 
ist  reich  an  Eisenerz.     Das  Gebirge  mittelmässig  hoch." 

A.  Wichmann  (153,  p.  13)  schreibt:  ,,Der  Tafutisee  soll  sich  nach  der  Darstellung 
von  Musschenbroek  in  den  Fluss  Bahu  Solo  ergiessen,  der  wieder  in  die  Matarapi-Bucht 
ausmündet.  Seine  Existenz  dürfte  jedoch  nicht  über  allen  Zweifeln  erhaben  sein.  Miss- 
trauen erweckend  ist  bereits  der  für  einen  Fluss  auf  Celebes  allzu  lange  Verlauf  des  Bahu 
Solo.  Wichtiger  ist  die  Mittheilung  von  J.  Bensbach,  dass  der  Fluss  Ussu,  der  in  die 
Nordostecke  des  Golfes  von  Bone  mündet,  aus  dem  Matannasee  komme.  Dieser  Matanna- 
see kann  nirgends  anders  liegen,  als  ungefähr  dort,  wo  auf  den  Karten  der  Tafutisee  ange- 
geben wird." 

Die  Angabe,  welche  hier,  und  soviel  wir  wissen  mit  Recht,  J.  Bensbach  zuge- 
schrieben wird,  findet  sich  in  dem  Berichte  von  Braam- Morris  (21,  p.  502I,  worin  es 
heisst:  „Der  grösste  von  all  diesen  aufgezählten  Flüssen  ist  der  von  Ussu;  er  entspringt 
aus  dem  See  von  Matanna,  welcher  nordöstlich  von  Ussu  auf  der  Grenze  mit  Tabungku 
liegt,   und   ist  mit  sehr  grossen  Prauen  befahrbar  bis  zum  Dorfe  Ussu,  welches  zwei  Tage 

Sa  ras  in,  Celebes.  IV.  27 


210 

Ruderns  flussaufwärts  gelegen  ist.  Im  Jahre  1861  besuchte  der  Gouverneur  J.  A.  Bakk er s 
diesen  Fluss,  ruderte  ihn  zwei  Tage  mit  einem  gewaffneten  Boote  hinauf,  fand  jedoch  die 
beiden  Ufer  nirgends  bewohnt." 

Diese  Angaben  beruhen  wesentlich  auf  missverstandenen  Berichten  von  Eingeborenen. 
Das  Flüsschen  von  Ussu  haben  wir  beschrieben,  es  bildet  keineswegs  den  Ausfluss  des 
Matannasees,  und  da  Bakkers  zwei  Tage  weit  dasselbe  hinaufgefahren  sein  soll,  ohne 
Wohnungen  anzutreffen,  so  besteht  kein  Zweifel  darüber,  dass  er  einen  andern,  in  die  Ussu- 
lagune  mündenden  Fluss  hinaufgerudert  ist,  vielleicht  den  von  uns  auf  der  obigen  Skizze 
angedeuteten  viel  grösseren  Malili,  und  es  liegt  nun  auch  die  Vermuthung  nahe,  dass  dieser 
Fluss  Malili  den  Ausfluss  des  Towutisees  darstelle,  wie  oben  (Seite  207)  bereits  erwähnt. 
Schon  eine  blosse  Erkundigung  an  Ort  und  Stelle  würde  hierin  Licht  schaffen. 

Weiter  ist  über  die  Seen  Matanna  und  Towuti  nichts  in  der  Literatur  zu  finden 
gewesen. 


Das  Stromgebiet  der  Bai  von  Tomöri. 


Was  wir  bei  unserer  Durchquerung  des  Ansatzstückes  des  Südarmes  an  Central- 
Celebes  im  Februar  und  März  1896  über  das  Land  östlich  vom  Wasserscheidegebirge 
beobachtet  haben,  ist  folgendes : 

Von  der  650  m  hohen  Wasserscheide,  welche  sich  dem  Nordufer  des  Matannasees 
entlang  durchzieht,  stiegen  wir  in  nördlicher  Richtung  steil  und  rasch  abwärts  und  blickten 
dann,  als  der  Wald  sich  lichtete,  auf  eine  offene  Parkgegend,  welche  wir  das  Niederland  von 
Tomöri  nennen  wollen.  Dieses  durchwanderten  wir  in  ungefähr  nördlicher  Richtung  bis  zur 
Bai  von  Tomöri.  Es  ist  nun  wohl  verständlich,  dass  wir  in  dieser  Landessenke  geologisch 
geringe  Ausbeute  hatten ;  doch  fanden  wir  in  einem  Bache  Gerolle  eines  von  rothem  Thon 
gefärbten  Kalksteines,  welcher  Foraminiferen  in  dichter  Masse  enthält,  und  den  wir  als  eine 
Facies  unserer  Roththone  hypothetisch  auffassen  möchten,  vermuthlich  also  cretacischen  Alters. 
Weiter  sahen  wir  in  zwei  Bachbetten  den  neogenen  Grauthon  anstehen  mit  vielen  Blatt- 
abdrücken. Dies  sind  zufällige  Funde,  welche  erst  durch  unsere  anderweitigen  Beobachtungen 
verständlich  werden. 

Wir  überschritten,  die  Ebene  kreuzend,  zwei  grössere  Flüsse,  welche  ostwärts  nach 
der  Küste  abströmten,  erstlich  einen  beim  Orte  Sokita,  den  Sokita-Flu  ss,  welchen  wir 
durchwateten,  obschon  er  ziemlich  stark  war,  weiter  den  Puäbu  beim  Orte  Togo,  gross 
und  reissend,  über  welchen  eine  ganz  schwierig  zu  passierende  Rotangbrücke  führte.  Die 
Landschaft  wurde  nun  hügelig,  und  wir  gelangten  beim  Orte  Tampira  an  einen  stromartigen, 
breiten  und  tiefen  Fluss,  welchen  man  uns  als  T  ampira-Fluss  bezeichnete,  nachdem  wir 
schon  zuvor  mehrere  seiner  Zuflüsse  überschritten  hatten.  Auf  diesem  fuhren  wir  mit 
Booten  abwärts  zur  Küste. 

Im  Umkreis  der  Bai  von  Tomöri  läuft  nun  aber  der  Boden  nicht  etwa  flach  nach  der 
Küste  aus,  wonach  also  das  von  uns  durchwanderte  Niederland  ungestört  küstenwärts  sich 
absenken  würde;  vielmehr  wird  die  Bai  von  einem  schön  gezackten  Kranz  von  Kalkfelsen 
umgeben,  welche  wir  .schon  von  der  Höhe  der  Wasserscheide  herab  bemerkt  hatten.    Einer 

27* 


212 

von  diesen  Felsen  zeichnete  sich  von  fern  gesehen  durch  besondere  Zugespitztheit  aus  und  zeigte 
sich  aus  Schichten  zusammengesetzt,  die  ungefähr  nach  NW  zu  fallen  schienen.  Wir  glauben, 
dass  es  sich  bei  dieser  Umrahmung  um  eine  eigene  Gebirgserhebung  handelt,  welche  sich 
im  Umkreis  der  Tomoribai  aufgefaltet  hat;  denn  bevor  wir  an  den  Tampirafluss  gelangten, 
hatten  wir  waldbedeckte  Hügelzüge  zu  überschreiten,  welche  kettenartig  angeordnet  waren, 
und  welche  nun  eben  den  Bergkranz  der  Bai  darstellen.  An  diesen  sahen  wir  Grünstein 
anstehen,  wie  das  Tagebuch  meldet,  wobei  es  sich  aber  vermuthlich  um  Peridotit  handelt;  der 
tiefere  Kern  des  Gebirges  kommt  also  hier  zum  Vorschein  ;  seewärts  folgte  darauf  der  Kalkstein. 

Die  bezeichnete  Kette  wird  vom  Tampiraflusse  durchbrochen.  Die  oben  schon 
■erwähnten  Felsberge,  welche  die  Bai  zunächst  umgeben,  bestehen  aus  einem  schönen,  ganz 
dichten  Kalkstein  mit  organischen  Einschlüssen,  die  aber  an  unserem  Handstück  unkenntlich 
oder  doch  sehr  schlecht  erhalten  sind.  Nach  Analogie  mit  Maros  und  den  anderen  hieherzu- 
ziehenden Orten  sprechen  wir  sie  für  eocän  an.  Weiter  gewannen  wir  den  Eindruck,  dass 
die  hohe  Tokalla-Kette,  welche  nordöstlich  von  der  Tomori-Bai  sich  erhebt,  sich  in  die 
niedrigen  Ketten  fortsetze,  welche  die  Bai  direct  umsäumen;  im  Tagebuche  steht:  „Die 
Tomoribai  wird  von  Bergketten  umzogen,  wovon  der  Tokalla  eine  darstellt."  Ausserdem 
repräsentieren  die  Inseln  in  der  Bai  von  Tomori  vielleicht  ein  abgesunkenes  Stück  der  durch- 
ziehenden Kette,  worauf  wir  noch  zurückkommen  werden. 

Wir  haben  uns  nun  ferner  die  Ansicht  gebildet,  dass  der  Ostarm  von  Celebes, 
worüber  wir  unten  noch  einmal  sprechen  werden,  von  zwei  unter  sich  parallelen  Ketten- 
systemen durchstrichen  wird,  welche  eine  mittlere  Mulde  zwischen  sich  fassen.  Die  Kette, 
welche  der  nördlichen  Küste  des  Ostarmes,  also  der  Küste  des  Tominigolfes  entlang  streicht, 
würde  sich,  mit  Unterbrechung,  wie  wir  sehen  werden,  in  die  Kette  fortsetzen,  welche  ostwärts 
den  Possosee  begrenzt,  und  welche  weiterhin  als  das  nördlich  vom  Matannasee  von  uns  über- 
schrittene Wasserscheidegebirge  uns  entgegentritt.  Die  südliche  Kette  des  Ostarmes  dagegen, 
welche  der  Küste  des  Golfes  von  Tomaiki  folgt,  erhebt  sich  nordwärts  von  der  Bai  von 
Tomori  zum  2600  m  hohen  Tokallagebirge  (die  Höhenzahl  nach  der  Seekarte),  welches  sich 
als  eine  kühn  geschnittene  Silhouette  präsentiert  und  zweifellos  ein  achtes  Kettengebirge 
darstellt,  also  nicht  etwa  ein  Vulkan  ist.  Diese  Tokallakette  scheint  sich  uns  nun,  wie  .schon 
bemerkt,  in  die  niedrige  Tomoriküstenkette  fortzusetzen,  die  wir  bei  Tampira  überschritten 
hatten.  Die  zwischen  den  beiden  bezeichneten  Gebirgsfalten  sich  hinziehende  Mulde  des 
Ostarmes  erkennen  wir  südwärts  in  dem  beckenartigen  Niederlande  von  Tomori  wieder, 
welches  wir  durchwandert  hatten. 

Von  der  kleinen  Insel  Timbe,  vor  der  Mündung  des  Tampiraflusses  gelegen,  welche 
nur  eine  Sandbank  darstellt,  wohl  aufgestauten  Flusssand  durch  den  Gegenschlag  des  bewegten 
Meerwassers  gegen  das  einströmende  Flusswasser,  hatten  wir  einen  schönen  Blick  auf  die 
gebirgige  nähere  und  fernere  Umrahmung  der  Bai.  In  Figur  20  auf  Tafel  X  geben  wir  eine  aus 
vier  succesiven  Aufnahmen  combinierte  Photographie  der  Tomori-Bai  von  der  Insel  Timbe  aus 


213 

wieder.  Man  sieht  zunäclist  eine  Anzahl  von  zum  Theil  gebirgigen  Inseln  in  der  Bai  zer- 
streut, die  grösste  mitten  im  Bilde  ist  Sanggap ura;  sie  besteht  aus  schroffen  Kalkfelsen. 
Die  in  Wirklichkeit  noch  grössere  im  Hintergrunde  der  Bai,  Tokobäe  mit  Namen,  wird  von 
der  genannten  gerade  verdeckt  und  ist  also  nicht  sichtbar.  Die  anderen  aufzuzählen,  hat  keinen 
Zweck;  auf  unserer  Karte  sind  alle  nach  der  Seekarte  eingetragen.  Vermuthlich  stellen  die 
schroffen  Kalksteininseln  ein  unter  die  Meeresoberfläche  abgesunkenes  Stück  des  die  Bai 
umlaufenden  Kettenkranzes  dar,  sodass  also  an  Stelle  einer  ursprünglichen  Gebirgskette  jetzt 
die  so  wunderlich  in  das  Land  eingreifende  Tomoribai  sich  ausbreitet.  Weiter  sieht  man 
links  im  Bilde  die  Kalkberge,  welche  die  Bai  umrahmen,  und  rechts  von  der  Felseninsel 
sieht   man   die  höchste  Spitze  der  sich   in   östlicher  Richtung  weiterziehenden  Tokallakette. 

So  weit,  und  nicht  weiter,  waren  wir  1896  in  der  Erkenntniss  des  Tomoribaigebietes 
gekommen,  und  wir  wenden  uns  nun  zu  den  Ergebnissen  der  neusten,  im  August  und  September 
1899  ausgeführten  Reise  von  Kruijt  und  Adriani,  welche  über  den  zwischen  der  Bai  von 
Tomori,  dem  See  von  Posso  und  dem  Golf  von  Tomini  sich  ausbreitenden  Inseltheil  höchst 
wichtige  Aufklärung  gebracht  hat.  Wir  folgen  ihrer  soeben  erschienenen  Darstellung  (5) 
mit  Einfügung  einiger  weiterer  Notizen,  welche  in  einem  Aufsatz  (75)  und  einem  Briefe  (74) 
von  Kruijt  enthalten  sind. 

Die  Ueberlandreise  wurde  vom  Orte  Uwekuli  an  der  Küste  des  Tominigolfes, 
unweit  östlich  von  Posso  aus,  angetreten  und  ging  zuerst  in  südöstlicher  Richtung  direct 
nach  dem  Golf  von  Tomori.  Dabei  wurde  somit  der  engste  Theil  des  Wurzel.stückes  des 
Ostarmes  durchquert. 

Ueber  das  Küstengebiet  zwischen  Posso  und  dem  unweit  nördlich  von  Uwekuli  gelegenen 
Orte  Todjo  erfahren  wir  vorerst  in  einem  besonderen  Aufsatze  (4)  folgendes  geographisch 
bemerkenswerthe :  Oestlich  von  Posso  springt  das  Gap  Putia  vor,  und  zwischen  diesem  und 
dem  folgenden  Cap  Tabawöo  bildet  die  Küste  die  Bucht  von  Mabunto,  in  welche  ein  breiter 
Bach  mündet.  Beim  letztgenannten  Cap  befindet  sich  ein  kleines  Meerwasserbecken  von 
nahezu  runder  Form,  von  Korallen  gebildet,  genannt  Tasiraja,  und  von  c.  200  m  Durch- 
messer, welches  bei  Hochwasser  durch  eine  Wasserstrasse  von  c.  50  m  Länge  und  '  2  Faden 
Tiefe   mit   dem  Meere   verbunden   wird.     Man  gebraucht  diese  Stelle,   um  Salz  zu  bereiten. 

Weiter  östlich  mündet  ein  Fluss  Malei,  was  „roth"  bedeutet,  „welche  Farbe  nach  den 
Eingeborenen  dadurch  entsteht,  dass  das  Flusswasser  im  Oberlauf  über  eine  Art  rothen  Sand 
Steines  strömt". 

Vom  genannten  Flusse  nach  O  weiter  fahrend,  „hat  man  fortwährend  den  Blick  auf 
ein  schönes  Bergland.  Die  Berge  werden  an  der  Küste  durch  einen  schmalen  Streifen 
Niederland  begrenzt,  von  wo  das  Gebirge  langsam  ansteigend  sich  bis  zum  Hochgebirge 
von  Todjo  erhebt.  Der  Kamm  dieses  Gebirges  ist  eine  gerade  Linie,  nur  in  SW  zeigen 
sich  einige  Berggipfel." 

Weiter  östlich  bildet  ein  kleiner  Bach  einen  Wasserfall. 


214 

Beim  Orte  Uwekuli  geht  der  Weg  ab  nach  Tomori.  Von  hier  biegt  die  Küste  nord- 
wärts um,  und  es  bekommt  das  Gebirge  einen  ganz  anderen  Anblick;  es  ist  tiefer  einge- 
schnitten und  weist  viele  trotzige  Gipfel,  meist  mit  steilen  Abstürzen,  auf.  Das  den  Bergen 
vorliegende  Flachland  ist  schmal.  „Es  sieht  aus,  als  ob  die  Hauptkette  mehr  nach  O 
durchliefe." 

Etwas  nördlich  von  Uwekuli  mündet  der  Todjofluss,  worüber  es  heisst:  „Wir  er- 
klommen einen  der  kleinen  Hügel,  die  hinter  Taliboi  (einem  dortigen  Dort)  liegen  und  gingen 
abwärts  in  das  malerische  Thal  des  Todjoflusses.  Dieser  kommt  von  OSO.  Das  Thal 
wird  an  beiden  Seiten  begrenzt  durch  wellige  Hügel.  Central-Celebes  ist  reich  an  Ansichten, 
wo  man  eine  stolze,  schöne  Natur  bewundern  kann;  aber  noch  nirgends  bot  uns  eine  Strecke 
solch'  einen  mild  schönen,  ruhigen,  lieblichen  Anblick  als  dieses  Thal  des  Todjoflusses." 
Nach  etwa  iV2  Stunden  Wanderns  ergoss  sich  ein  Seitenbach  in  denTodjo.  Diesem  wurde 
gefolgt  und  noch  ein  Hügel  erreicht;  dann  wieder  zurück. 

Wir  folgen  nun  den  in  der  Reisebeschreibung  von  Uwekuli  aus  nach  der  Tomoribai 
enthaltenen  Angaben. 

Der  Pfad  läuft  fortwährend  sanft  aufwärts  gegen  das  Gebirge  zu.  Der  Fluss  Uwekuli 
und  sodann  der  Uwentalili,  welcher  in  SSO— NNW-Richtung  strömt,  wurden  durchschritten. 
Letzterem  wurde  gefolgt,  und  man  gelangte  bald  auf  das  Wasserscheidegebirge  zwischen 
dem  Golf  von  Tomini  und  der  Bai  von  Tomori,  die  Passhöhe,  deren  Meereshöhe  zu  800  m 
bestimmt  wurde.  Von  hier  abwärts  wurde  zuerst  dem  Flüsschen  Laro  gefolgt;  sodann  ging 
es  in  SO-Richtung  über  eine  Grasfläche ,  worauf  wieder  in  c.  390  m  Höhe  der  nun  grösser 
gewordene  Laro  erreicht  wurde.  Im  südlichen  Theil  der  genannten  Fläche  befindet  sich 
ein  Sumpf.  Hierauf  folgte  eine  weitere,  grössere  Grasfläche,  von  der  ersteren  durch  den 
Larofluss  und  durch  lichten  Wald  getrennt.  Diese  zweite  hat  eine  Länge  von  ungefähr  zwei 
Stunden  Gehens  und  ist  ganz  von  Bergen  umgeben ;  sie  zieht  sich  in  nordsüdlicher  Richtung 
hin.  Nach  ihrer  Durchwanderung  wurde  die  niedrige  Bergkette  erstiegen,  welche  die  Fläche 
in  S  begrenzt;  ihre  Meereshöhe  beträgt  470  m.  Sodann  abwärts  zu  einem  schönen  Gebirgs- 
bach,  welcher  eine  Schlucht  durchströmt.  Kolossale  Steinblöcke  in  demselben  bestehen  aus 
Conglomerat.  Diesem  Flusse  wurde  gefolgt  bis  zur  Meereshöhe  von  250  m.  Dann  ging  es 
über  eine  niedrige  Erhöhung,  Päa  mit  Namen,  worauf  ein  hügeliges  Grasland  angetroffen 
wurde.  Von  diesem  aus  hatte  man  freie  Aussicht:  „Nach  Osten  senkt  sich  das  Terrain  nach 
dem  Thal  des  Lembükaflusses,  eines  Seitenflusses  der  Sumära;  jenseits  davon  erheben  sich 
wieder  höhere  Berge  und  dahinter  das  riesige  Gebirge  von  Tokala.  Vor  uns  nach  SSO 
blickten  wir  auf  das  viel  niedriger  liegende  breite  Sumarathal  hinab ,  zum  grössten  Theil 
mit  Gras  bewachsen ;  nach  W  wird  der  Blick  begrenzt  durch  Urwald."  Der  Pfad  führte 
nun  vom  genannten  Päagebirge  steil  abwärts  bis  auf  die  niedrige  Höhe  von  20  m ;  von  hier 
blieb  das  Terrain  fast  ganz  flach  bis  zur  Küste.  Die  Flüsse  Lembuka  und  Sumara  wurden 
angetroffen,  in  welch'  letzteren  ersterer  sich  ergiesst.    Zwei  weitere  Seitenflüsse  der  Sumara, 


215 

der  Koromakuni  und  der  Matojo,  wurden  durchschritten;  nach  der  Einmündung  des  letzteren 
ist  die  Sumara  60  m  breit;  sodann  ging  es  flach  durch  Grasfelder  weiter  nach  dem  Dorfe 
Watambajuli ,  welches  an  einem  kleinen  Flüsschen  4— 5  km  von  der  Küste  entfernt  liegt. 
Ueber  die  Grasfläche,  worin  dieses  Dorf  liegt,- heisst  es:  „Man  stelle  sich  eine  grosse  Fläche 
vor,  welche  sich  in  NNW-Richtung  vier  Stunden  Gehens  weit  ausdehnt,  nur  mit  Hochgras 
bewachsen.  Die  Sumara  strömt  der  Westseite  dieser  Fläche  entlang  am  Fuss  eines  nicht 
hohen  Bergrückens,  Taindoe  geheissen.  Hinter  diesem  Rücken  sieht  man  ein  hohes  Gebirge, 
Peleru  (^  Schattengeber);  es  ist  nach  Schätzung  12— 1300  m  hoch  und  von  Urwald 
bedeckt  (75,  p.  442).  Das  Gebirge  Päa  ist  in  der  Ferne  zu  sehen.  In  O  wird  die  Fläche 
begrenzt  durch  ein  Gebirge,  dessen  Name  man  uns  nicht  nennen  konnte.  Dahinter  der 
höhere  Tambusisi  und  über  alles  hervorragend  nach  NO  das  Tokalagebirge,  das  aber 
während  unseres  fünf  Tage  dauernden  Aufenthaltes  zu  Watambajuli  fast  fortwährend  in 
Nebel  gehüllt  war." 

Damit  war  der  Wurzeltheil  des  Südostarmes  durchcjuert.  Aus  der  gegebenen  Dar- 
stellung glauben  wir  zu  ersehen,  dass  im  ganzen  nur  eine  einzige  Gebirgskette  überschritten 
wurde  und  zwar  in  der  massigen  Höhe  von  800  m.  Diese  ist  zweifellos  das  nördliche  der 
beiden  Kettensysteme,  welche  den  Ostarm  durchstreichen;  und  zwar  stellt  der  von  den 
Reisenden  überschrittene  Punkt  offenbar  eine  Einsenkung  der  sonst  höheren  Kette  dar;  des- 
halb findet  sich  auf  der  beigegebenen  Karte  westlich  von  der  Passhöhe  angemerkt:  „hohes 
Bergland";  die  von  O  herstreichende,  zu  800  m  abfallende  Kette  erhebt  sich  also  in  ihrem 
westlichen  Weiterstreichen  neuerdings  zu  grösserer  Höhe. 

Da  von  der  erwähnten  Passhöhe  an  keine  nennenswerthe  Höhe  mehr  angetroffen 
wurde,  vielmehr  das  Terrain  bald  in  eine  Küstenebene  auslief,  so  erfahren  wir  daraus,  dass 
unsere  südliche  Längskette  des  Ostarmes,  welche  sich  unfern  der  Bai  von  Tomori  zur  hohen 
Tokallakette  aufwirft,  hier,  an  der  Ebene  von  Watambajoli  angekommen,  einfällt;  jenseits 
von  dieser  Ebene  aber  erhebt  sie  sich  wieder  als  Pelerukette  und  umläuft  dann  die  Bai  von 
Tomori.  Die  erwähnte  Ebene  stellt  zugleich  das  Sumarathal  dar;  vielleicht  handelt  es  sich 
hier  um  eine  Absenkung,  wie  wir  eine  solche  für  die  Bai  von  Tomori  angenommen  haben 
(siehe  oben  Seite  213). 

Von  Watambajoli  fuhren  die  Reisenden  über  die  Bai  hin  nach  dem  oben  ge- 
nannten Inselchen  Timbe  vor  der  Tampiramündung.  Auf  dieser  Fahrt  sahen  sie  die 
Insel  Tokobäe  (=  grosse  Insel,  75,  p.  449)  von  weitem;  sodann  landeten  sie  auf  der  Insel 
Sanggapura  (von  Händlern  nach  Singapore  so  genannt),  „ein  Eiland,  das  mit  senkrechten 
Wänden  aus  der  See  aufsteigt  bis  zu  einer  Höhe  von  c.  150  m.  Es  verdient  bemerkt  zu 
werden,  dass  alle  Felsen  am  Golf  und  an  den  Inseln  von  unten  durch  das  Meer  ausgefressen 
sind,  sodass  bei  Ebbe  die  Basis  dieser  Felsen  am  Seespiegel  durch  den  Schatten  mit  einer 
dicken  schwarzen  Linie  begrenzt  wird." 


216 

Für  die  Höhe  von  Sanggapura  ergiebt  aber  unsere  Photographie,  Figur  20,  Tafel  X, 
eine  viel  grössere  Zahl.  Wenn  wir  auf  Grund  der  Seekarte  (Aufnahme  von  P.  A.  M  a  1 1  h  i  j  s  e  n , 
1853,  auf  Seekarte  Ankerplaatsen ,  groote  Correction  1899,  no  144  des  Catalogus)  für  die 
Länge  dieser  Insel,  welche  auf  unserem  Bilde  rund  27  mm  beträgt,  3  km  annehmen,  so 
erhalten  wir  für  die  höchste  Höhe  der  Insel  (auf  unserem  Bilde  4  mm)  rund  450  m,  was 
immerhin  für  eine  so  kleine  Insel  recht  imponierend  erscheint  und  einigermaassen  an  Capri 
erinnert.  Die  grössere  Insel  Tokobae  ist  vermuthlich  noch  höher,  da  sie  speciell  auf  der 
Seekarte  als  „hoch"  vermerkt  ist. 

Der  Tampirafluss,  welchen  die  Reisenden  La  nennen  (siehe  unsere  Bemerkung  darüber 
oben  Seite  198),  mündet  mit  zwei  Armen  aus,  mit  deren  nördlichem  ein  Fluss  La  Moito 
(==  schwarzer  Fluss)  sich  vereinigt.  Die  Reisenden  fuhren  nun  flussaufwärts.  „An  verschiedenen 
Stellen  kommt  das  Gebirge  bis  an  den  Strom  und  lässt  da  seine  kahlen,  abgescheuerten  Pilsen 
sehen.  An  diesen  Stellen  konnten  wir  bemerken,  dass  bei  hohem  Wasserstand  der  Fluss  reichlich 
i'  L'  m  steigt.  Wir  fuhren  den  Koro  La  hinauf  mit  der  Fluth,  und  dann  ist  wenig  von  Strom 
in  diesem  Theil  des  Flusses  zu  bemerken;  hierdurch  glückte  es  uns,  nach  nur  4^2  Stunden 
Ruderns  mit  unserem  schweren  Boot  Tompira  zu  erreichen ,  welches  Dorf  aus  etwa  zehn 
Häusern  besteht.  Von  Tompira  ab  begannen  wir  den  La  mit  dem  Kompas  aufzunehmen." 
Man  gelangte  nach  sechs  Stunden  nach  Sampalowo.  An  dieser  Stelle  mündet  der  erste 
Seitenfluss  am  rechten  Flussufer.  „Dieser  heisst  Nganga  Lowo  (=  Mündung  des  Lowo)  und 
ist  der  Abfluss  eines  Seeleins,  Lowo  genannt  (Lowo  heisst  Sumpf),  das  den  Herren  Sarasin 
genannt  wurde,  aber  von  ihnen  auf  eine  unrichtige  Stelle  in  der  Karte  gebracht  wurde  aus  Mangel 
an  deutlicheren  Angaben.  Der  Name  Sampalowo :  Gabel  des  Lowo  ist  damit  erklärt.  Den 
Nganga  lowo  und  das  Seelein  muss  man  hinauffahren,  wenn  man  nach  Petasia  gehen  will" 
(dies  ist  der  Hauptort  von  Tomori).  Von  Sampalowo  aus  hatten  die  Reisenden  auch  eine 
4^  2 stündige  Excursion  den  Tampirafluss  hinauf  unternommen;  „der  Fluss  schlängelt  sich  hier 
viel  mehr  als  unterwärts  und  wendet  sich  nach  N;  die  Berge  weichen  hier  völlig  zurück, 
sodass  wir  sie  nur  noch  in  der  Ferne  sahen;  das  Thal  des  La  muss  weiter  oben  also  eine 
ziemlich  breite  niedere  Fläche  sein;  denn  von  Sampalowo  ab  kann  man  nach  Angaben  den 
Fluss  noch  zwei  Tage  weit  hinaufrudern ,  bevor  man  an  den  ersten  Wasserfall  kommt, 
lieber  diesen  berichtet  Kruijt  (75,  p.  441):  Nach  Durchströmung  der  Padafläche  (darüber 
unten)  durchbricht  der  Fluss  die  Pelerukette;  „hier  stürzt  er  sich  von  der  Höhe  hinab  mit 
solcher  Kraft,  dass  sich  unter  dem  Fall  ein  grosses  Wasserbecken  gebildet  hat,  welches 
Kalindua  heisst;  den  Wasserfall  selbst  nennt  man  Kamporesa"  (p.  442):  „Nachdem  der  La 
vom  Gebirge  herabgestürzt  ist,  ist  er  in  Flachland  angekommen,  und  keine  Wasserfälle  oder 
Stromschnellen  hindern  dann  ferner  die  Fahrt  auf  diesem  Fluss.  Sogleich  nach  Kamporesa 
wird  er  von  dem  Gebirge  abgedrängt,  welches  den  Golf  von  Mori  (=  Tomori ,  siehe  oben 
unsere  Bemerkung  Seite  198I  umringt ,  sodass  er  gezwungen  ist ,  der  Richtung  dieses  Ge- 
birges  nach  Süden   zu  folgen ,    um    in   vielen  Schlingungen    den  Fuss   dieses  Gebirges   auf 


217 

gehörigen  Abstand  nachzuzeichnen.  Doch  bleibt  das  Gebirge  ziemlich  weit  vom  Fluss  entfernt. 
Wenn  man  den  Fluss  befährt,  glaubt  man  sich  in  einem  ausgedehnten  Niederland  zu  befinden; 
denn  nur  ab  und  zu  nähert  sich  ein  Hügel  dem  Flussufer." 

Weiter  fuhren  die  Reisenden  zur  Mündung  eines  kleinen,  3  m  breiten,  linken  Seiten- 
flusses, des  Tiu,  „welcher  aus  einem  kleinen,  runden  und  sehr  tiefen  Seebecken  entspringen 
soll  (75,  p.  443).  Dicht  bei  der  Mündung  des  Tiu  liegt  ein  runder,  grosser  Hügel,  welcher 
uns  bei  unseren  Peilungen  viel  Dienst  erwiesen  hat,  da  er  an  vielen  Stellen  des  La-Thales 
zu  sehen  ist."     Darauf  kehrten  sie  nach  Sampalowo  zurück. 

Weiter  fuhren  sie  den  Ngangalowo  hinauf;  er  ist  c.  20  m  breit.  „Nach  einer  Stunde 
Ruderns  kamen  wir  an  den  erwarteten  See,  der  mit  nichts  besserem  verglichen  werden  kann, 
als  mit  einem  überströmten  Weideland.  Ueberall  Inselchen  und  Untiefen ,  auf  denen  sogar 
unser  kleines  Boot  festlief.  Der  See  ist  eine  ausgedehnte  Fläche,  zu  welcher  auch  das  Thal 
des  La  gehört,  ganz  von  Bergen  eingeschlossen.  Die  Wasserfläche  ist  mit  allerlei  Wasser- 
pflanzen bewachsen.  Nach  Mittheilungen  der  Eingeborenen  ist  dieser  Sumpf  in  der  Regen- 
zeit eine  grosse  Wasserfläche."     Auch  wurde  viel  Wassergeflügel  angetroffen. 

Demnach  ist  es  ein  ächter  Sumpf,  bei  Hochwasser  ein  See,  und  nicht  „ein  über- 
strömtes  Stück  Weideland."  In  seinem  Brief  schreibt  Krui  jt  noch  (74):  „In  der  trockenen  Zeit 
steht  ^ä  — I  m  Wasser.  In  Anbetracht,  dass  in  der  Regenzeit  der  östliche  Theil  dieses 
Sumpfes  auch  mit  dem  Flusse  La  in  Verbindung  steht,  vermuthen  wir,  dass  wir  es  hier 
mit  einem  Ueberbleibsel  eines  alten  Bettes  dieses  Flusses  zu  thun  haben." 

Der  Lowosumpf  entspricht  offenbar  solchen  Flachseen,  wie  denen  von  Lunbotto  und 
Tempe,  ist  aber  nach  der  Karte  der  Reisenden  viel  kleiner,  nämlich  4  km  lang  (75,  p.  443). 
In  unserem  Vorberichte  hatten  wir  geschrieben  (128,  p.  356):  „Wir  erfuhren  von  den  Dorf- 
bewohnern, dass  nicht  weit  von  Tampira  bei  Petassea  noch  ein  See  liege,  Ngangalowo  mit 
Namen,  der  vom  Tampirafluss  aus  auf  einem  Seitenzweig  leicht  erreicht  werden  könne;  er 
sei  von  etwas  länglicher  Form,  in  einem  Tag  von  Morgen  bis  Abend  zu  durchrudern,  an 
seiner  tiefsten  Stelle  blos  5  —  7  Faden  tief  und  reich  an  Krokodilen  und  Wasservögeln. 
Wahrscheinlich  handelt  es  sich  um  einen  Flachsee,  ähnlich  dem  Limbottosee  bei  Gorontalo, 
und  vielleicht  ist  es  derselbe,  welcher  gelegenthch  auf  Karten  unter  dem  Namen  To  Eppe 
sich  angedeutet  findet." 

Der  diesbezüglichen  Skizze  auf  der  Musschenbroek'schen  Karte  folgend,  verlegten 
wir  den  See  irrthümlich  nördlich  vom  Tampiraflusse.  Die  uns  gemachte  Be.schreibung  bezieht 
sich  vielleicht  auf  den  damaligen  Zustand  des  Sees  zur  Regenzeit  oder  bald  hernach ;  denn 
Adriani  und  Kruijt  schreiben  (5,  p.  169):  „Im  December  und  Januar  fängt  das  Wasser  an  zu 
steigen,  da  in  dieser  Zeit  die  Regen  im  Binnenland  von  Celebes  mit  grösserer  Heftigkeit 
zu  fallen  beginnen",  und  Kruijt  (75,  p.  459I  bemerkt:  „Von  JuH  oder  August  bis  November 
oder  December  ist  trockene  Zeit."     Wir  waren  vor  Mitte  März  in  Tampira;  die   Missionare 

Saiasin,  Celebes.   IV.  28 


218 

dagegen  im  September.     Am  Tempe-See  hat  Wich  mann  gezeigt,  eine  wie  grosse  Fläche 
das  in  der  Troci-cenzeit  eng  zusammengeschrumpfte  Wasser  zur  Regenzeit  überdeckt. 

Die  Herren  durchfuhren  den  Lowosee  und  sodann  ein  Flüsschen  hinauf,  Matandau 
mit  Namen,  das  von  WNW  l<ommt,  ein  Faden  breit  ist  und  über  i  m  tief.  Noch  ein  zweites 
Flüsschen  strömt  von  S  her  ein  (75,  p.  445).  Dann  zu  Fuss  zum  Dorfe  Matawundula,  wo 
sie  den  Fürsten  von  Tomori,  Marundu,  trafen. 

Weiter  zunächst  in  ungefähr  nördlicher  Richtung,  bei  einigen  Dörfern  vorbei ,  über 
Hügel  und  Grasflächen,  sodann  das  mit  Hochwald  bedeckte  Gebirge  Puununu  hinauf,  wobei 
kolossale  Felsstücke  überklettert  werden  mussten.  Oben  angelangt  beim  Dorfe  Panggorasaka 
in  einer  Höhe  von  420  m  sahen  die  Reisenden  westwärts  auf  die  vom  Tampirafluss  durch- 
strömte, 140  m  hoch  gelegene,  flache  Graslandschaft  Pada.  hi  diese  stiegen  sie  hinab,  über- 
schritten einige  rechte  Seitenflüsse  des  Tampira  und  stiessen  dann  auf  diesen  selbst,  setzten 
über  beim  Dorf  Perere,  folgten  dem  linken  Ufer  des  Tampira  aufwärts  und  erstiegen  nun 
das  Gebirge,  welches  die  Fläche  westlich  begrenzt  und  mit  Gras  bewachsen  ist.  Nun  immer 
in  nordwestlicher  Richtung  weiter.  Westlich,  hinter  der  Fläche  von  Pada,  sahen  sie  das 
Gebirge  von  Undae,  welches  die  Possoseemulde  östlich  begrenzt,  somit  zwischen  dieser 
und  der  Padadepression  sich  liinzieht.  Letztere  möchte  Kruijt  (75,  p.  442)  als  altes  See- 
becken ansprechen,  das  sich  durch  die  Peleruscharte  entleert  habe.  Weiter  gelangte  man 
zum  Dorfe  Bentji  in  600  m  Höhe  und  „wer  beschreibt  unser  Erstaunen,  als  wir  oben  ange- 
kommen, den  Possosee  in  der  Ferne  liegen  sahen,  glitzernd  in  den  Sonnenstrahlen!" 
Allerdings  ein  sehr  unerwarteter  Umstand;  denn  es  befindet  sich  also  an  dieser  Stelle 
zwischen  ihrem  600  m  hohen  Standorte  und  dem  500  m  hohen  Possoseespiegel  kein  Gebirge; 
die  Undaekette  stürzt  hier  ab,  und  zugleich  besteht  hier  mit  höchstens  600  m  die  Wasser- 
scheide zwischen  dem  Possoseegebiet  und  der  Tomoribai.  Von  hier  wäre  es  offenbar  ganz 
leicht,  m  westlicher  Richtung  nach  dem  See  zu  gelangen.  Die  Reisenden  schlugen  nord- 
westliche Richtung  ein,  überstiegen  eine  Höhe  von  800  m,  und  dann  ging  es  abwärts  nach 
Posso.  Damit  war  auch  dieser  Theil  von  Küste  zu  Küste  durchquert  und  der  Lauf  des 
Tampiraflusses  erkundet. 

Wir  haben  erfahren,  dass  die  Undaekette  auf  die  Höhe  von  600  m  abfällt,  welche 
die  tiefste  Stelle  der  Wasserscheide  ist.  Sodann  aber  erhebt  sich  in  ONO-Richtung  von  der- 
selben wieder  eine  Kette,  auf  der  Kruijt'schen  Karte  als  „hoog  bergland"  bezeichnet. 
Diese  fassen  wir  auf  als  die  ideale  Fortsetzung,  als  das  Bindeglied  einerseits  der  Undae-  oder 
östlichen  Kette  der  Possoniederung,  andererseits  der  nördlichen  Kette  des  Ostarmes  und 
stellen  es  auf  unserer  Karte  so  dar. 

Die  Angabe  (75,  p.  438),  dass  ein  Seitenfluss  des  Tampiraflusses,  die  Kadata,  vom 
Takalekadjogebirge  komme,  kann  nicht  richtig  sein ;  vielmehr  strömt  sie  zweifellos  von  dem 
Kettensystem  herab,  welches  die  Seeniederung  östlich  begrenzt,  während  der  Takalekadjo 
dies  westlich  thut,  also  von  der  südlichen  Fortsetzung  der  Undaekette.    So  ist  es  dann  auch 


219 

zu  verstehen,  wenn  nach  Kruijt  die  Toradjas  sagen,  Kadata  und  Kodina  seien  Schwestern, 
die  auf  dem  Gebirge  ihres  Ursprungs  von  einander  Abschied  nähmen;  denn  erstere  strömt 
nordostwärts  nach  dem  Tampiraflusse,  letztere  nordwestwärts  nach  dem  Possosee. 

Nun  noch  einige  historische  Notizen. 

Bosscher  und  Matthijssen  (19,  p.  83)  schreiben  1853:  „Der  Fluss  von  Tam- 
pura  (sol)  nimmt  seinen  Ursprung  im  Land  von  Tomori  und  ist  6 — 7  Meilen  weit  für 
Prauen  befahrbar.  An  seiner  Mündung  steht  bei  Ebbe  nicht  mehr  als  2— 2^'.,  Fuss  Wasser, 
sodass  man  die  Fluth  abwarten  muss,  um  einzulaufen.  Warme  oder  Mineralquellen  sind 
im  ganzen  Reich  von  Tomori  unbekannt." 

Die  Karte  der  Bai  von  Tomori  durch  Matthijssen  ist  in  die  Seekarte  aufgenommen 
(siehe  oben  Seite  216). 

Im  April  1856  wurde  eine  militärische  Expedition  gegen  den  Fürsten  von  Tomori 
zur  Ausführung  gebracht  (siehe  darüber  10,  141  und  1491.  Dieselbe  fasste  zunächst  Fuss 
auf  unserer  Insel  Timbe,  welche  nach  dem  Kriegsschiff  Vesuvius  benannt  wurde  und  deshalb 
als  Vesuviuseiland  auf  den  Seekarten  sich  eingetragen  findet.  Sie  liegt  nach  den  gegebenen 
Darstellungen  gegenüber  von  einer  der  beiden  Mündungen  des  Tampiraflusses  und  bildet 
den  höchsten  Theil  einer  Sandbank.  Der  Fluss  ist  bis  Tampira  75 — 120  m  breit  und  2—3 
Faden  (4,5  m)  tief.  In  einer  leichten  Prau  erreichte  man  Tampira  in  sechs  Stunden.  Ungefähr 
fünf  Stunden  Gehens  südwestlich  von  Tampira  liegt  das  Dorf  Usson-Dau  auf  dem  Endfelsen 
eines  vom  Meer  aus  sichtbaren  Bergrückens,  nach  Schätzung  iioo  rhein.  Fuss  =  345  m 
hoch;  das  Gestein  schien  eine  Art  Marmor  zu  sein.  „Oben  auf  dem  Felsen  hatte  man 
eine  prächtige  Aussicht  auf  das  herrliche  Land,  wovon  durch  den  Lieutenant  de  Stuers 
Skizzen  angefertigt  wurden."  Letzterer  zeichnete  die  in  allen  drei  angezogenen  Berichten 
wiedergegebene  Karte  (141,  p.  44).  Unweit  westlich  von  Usson-Dau  liegt  das  Dorf  Usson- 
batu  am  Flusse  Soabo.  Eine  über  den  Fluss  Patangoa  gelegte  Rotangbrücke  war  vom  Feinde 
abgebrochen  worden. 

Usson-Dau  wurde  erstürmt  und  eingenommen;   darauf  kehrte  die  Expedition  zurück. 

Auf  der  Ad  rian  i- Kr  ui  j  t'schen  Karte  liegt  ein  Dorf  „Ngusumbatu"  OSO  von 
Petassea  auf  einer  Höhe,  aber  nicht  am  Puabu;  denn  der  erwähnte  Fluss  Soabo  ist  natürlich 
der  von  uns  überschrittene  Puabu,  wo  wir,  wie  erwähnt,  eine  gefährlich  zu  begehende  Rotang- 
brücke vorfanden.  Wahrscheinlich  ist  das  am  linken  Ufer  dieses  Flusses  liegende  Dorf  Togo 
dasselbe  wie  Uson-batu.  Es  finden  hier  offenbar  Verwechslungen  statt.  Auf  der  Karte  von 
de  Stuers  steht  noch:  Der  Fluss  Soabo  mündet  bei  Lingkopie;  doch  ist  nicht  gesagt,  wo 
dieser  Ort  liegt.  Eine  Flussmündung,  wobei  „Tinkoabu"  steht,  findet  sich  auf  dem  Kärtchen, 
welches  Ou  dem  ans  (99I  von  der  Tomoribai  veröffentlicht  hat. 


28* 


Der  Ostarm  von  Celebes. 


Wenn  wir  vom  Ostarme  der  Insel  sprechen,  so  könnte  uns  eingeworfen  werden,  dass 
diese  Halbinsel  eigentlich  mehr  nordöstliche  Richtung  habe  und  man  sie  somit  als  Nordost- 
arm zu  bezeichnen  hätte ;  allein  dies  könnte  zu  Verwechslungen  führen  mit  dem  nordostwärts 
gerichteten  Ostende  des  Nordarmes,  und  ausserdem  ist  zu  bemerken,  dass  unser  Ostarm  sich 
tektonisch  thatsächlich  nach  Osten ,  nach  den  Molukken  hin  fortsetzt  durch  die  Inselreihe 
Peling-Sula  (siehe  darüber  auch  den  dritten  Band  unserer  Materialien). 

Die  Osthalbinsel  ist  der  kleinste  Arm  von  Celebes.  Ihr  nördlicher  Rand  bildet  die 
Südküste  des  Golfes  von  Tomini  und  springt  an  einer  Stelle,  das  Kap  Api  bildend,  erheb- 
lich seewärts  vor.  Der  südliche  Rand  bildet  die  Nordküste  des  Golfes  von  Tomaiki.  An 
ihrer  Ansatzstelle  an  Central-Celebes  wird  die  Halbinsel  von  Südosten  her  durch  die  Bai 
von  Tomori  tief  eingebuchtet.  Ihr  äusserstes  östliches  Endstück  scheidet  sich  durch 
die  Bai  von  Patipati  vom  grösseren  Theiie  ab  und  kann  als  Halbinsel  Bualemo  unter- 
schieden werden. 

Wir  haben  schon  erwähnt,  dass  die  Halbinsel  ihrer  Länge  nach  von  Gebirgsketten 
durchzogen  wird.  Als  wir  im  März  1895  längs  der  Nordküste  des  Ostarmes  von  Mapane 
bis  zum  Kap  Api  hinsegelten ,  haben  wir  einige  Umrissskizzen  von  diesen  Gebirgsketten 
aufgezeichnet;  eine  derselben  erinnerte  uns  nach  Form  und  Höhe  sehr  an  die  Matinangkette, 
W'Onach  also  ihre  höchste  Spitze  c.  2000  m  erreichen  dürfte.  Diese  Kette ,  welche  wir  nach 
Peilungen  von  der  See  aus  auf  unserer  Karte  angedeutet  haben,  heisst  die  Bonkakette. 

Die  nordöstlich  von  der  Bai  von  Tomori  sich  erhebende  Tokallakette  ist  im  vorigen 
Abschnitte  erwähnt  worden. 

Dass  die  Ketten  des  Ostarmes  in  diejenigen,  welche  ostwärts  vom  Possosee  in  nord- 
südlicher Richtung  streichen,  sich  fortsetzen,  haben  wir  schon  1896  erwähnt,  indem  wir 
schrieben  (129,  p.  33B1:  „Der  Golf  von  Tomaiki  wird  halbmondförmig  von  einigen  Gebirgs- 
zügen umsäumt,  welche  in  den  Ost-  und  den  Südostarm  weiterstreichen".  Auf  unserer  Karte 
findet  sich  das  dementsprechend  angedeutet. 


221 

Die  Herren  Kruijt  und  Adriani  haben  das  Umbiegen  der  Ketten  des  Ostarmes 
in  diejenigen  östlich  vom  Possosee  1897  ebenfalls  beobachtet.  Sie  schreiben  nämlich  (3, 
p.  373):  „Von  der  See  bei  Kap  Popali  aus  ist  deutlich  zu  sehen,  wie  das  hohe  Central- 
gebirge  von  Celebes  und  die  Todjo'schen  Bergketten  —  dies  sind  die  des  Ostarmes  —  in 
südlicher  Richtung  aufeinander  zulaufen ,  um  sich  zwei  oder  drei  Tagereisen  südlich  vom 
Possosee  miteinander  zu  vereinigen.  (Dies  letztere  ist  irrthümlich ,  siehe  oben  Seite  i86|. 
Das  Dreieck,  durch  diese  beiden  Ketten  und  die  Küste  gebildet,  ist  angefüllt  mit  niedrigeren 
Bergen  und  Kettchen,  welche  gerade  nördlich  vom  See  ihre  grösste  Höhe  erreichen,  aber 
nie  höher  als  600  m  sind.  Da  das  Gebirge  hinter  Mapane  sich  durch  den  grossen  Abstand 
dem  Auge  entzieht,  stellt  die  Landschaft  sich  als  ein  Trichter  von  Niederland  dar,  von  hohen 
Bergen  umschlossen,  in  dessen  Mitte  die  Flüsse  Mapane  und  Bega  ihren  Weg  finden. 
(Mit  diesen  Worten  wird  die  mit  den  Kalkhügeln  besäte  Possomulde  beschrieben).  Das  Hoch- 
gebirge von  Todjo  nähert  sich  der  Küste  am  meisten  in  einer  kleinen  Entfernung  südlich 
vom  Hauptorte  dieses  Reiches ,  wo  es  nicht  weiter  als  drei  Stunden  Gehens  von  der 
Küste  entfernt  ist." 

Ueber  das  Kap  Api  ist  nun  zunächst  einiges  zu  sagen,  da  wir  von  der  See  aus 
den  Eindruck  gewonnen  hatten,  es  stelle  eine  Vulkanruine  dar.  So  schrieben  wir  (126,  p.  350) 
folgendes:  „Am  Morgen  des  7.  März  1895  sahen  wir  Tandjong  Api,  das  Feuerkap,  in  geringer 
Entfernung  ostwärts  vor  uns  liegen.  Es  ist  ein  kleiner,  flach  kegelförmiger  Berg,  mit 
ungefähr  kreisrunder  Basis,  einige  radiär  verlaufende  Rippen  sind  an  ihm  zu  erkennen;  er 
steht  vereinzelt  und  ist  blos  durch  eine  nur  sehr  wenig  über  das  Meer  erhobene  Fläche  mit 
dem  festen  Lande  verbunden.  Wir  möchten  den  Berg  seiner  Form  nach  für  einen  alten 
Vulkan  ansehen ,  während  die  hohen  Berge  in  seinem  Hintergrund  einen  ganz  anderen 
Charakter  tragen.  Der  Name  „Feuerkap"  kommt  indessen,  wie  wir  aus  den  Berichten  von 
Kruijt  und  Anderen  wissen,  nicht  von  der  Vulkannatur  des  Ortes  her,  sondern  von  der 
merkwürdigen  Erscheinung,  dass  an  der  Küste  aus  dem  Boden  Gase  steigen,  die  sich  von 
selbst  entzünden." 

Wir  geben  umstehend  eine  von  den  drei  Umrissskizzen  wieder,  wie  wir  sie  von  Westen 
her  gezeichnet  haben  (Figur  13).  Man  sieht  einen  kleinen  kegelförmigen  Berg  mit  Runsen 
und  an  vier  Stellen  mit  kleinen  weissen  Abrutschflächen.  Südwärts  ist  der  Berg  durch 
eine  kaum  über  das  Meer  hervorragende  flache  Landbrücke  mit  dem  Festland  in  Ver- 
bindung gesetzt. 

Kruijt  schreibt  1892  über  das  Kap  Api  folgendes  (67,  p.  103):  „Wer  Tandjong  Api 
einmal  gesehen  hat,  wird  dieses  Kap  für  das  zweite  Mal  sofort  erkennen.  Wenn  man  davor- 
liegt,  hat  es  die  Form  eines  Dreimasterhutes.  Tandjong  Api  (Feuerkapj  hat  diesen  Namen 
nicht  bekommen,  weil  es  ein  feuerspeiender  Berg  sein  sollte,  wie  der  Name  vermuthen  lässt. 
Man  findet  daselbst  keinen  Vulkan.  Wenn  man  in  der  Nacht  dort  vorbeigeht,  sieht  man 
an  dem  Fuss  des  Gebirges  Flammen    aus  dem  Boden   aufsteigen.     Die  Flammen   entstehen 


222 

durch  eine  sich  selbst  entzündende  Gasart,  welche  sich  durch  allerlei  Gesteine  hin  aus  dem 
Boden  einen  Weg  nach  aussen  bahnt.  Durch  das  Hinwegschieben  von  Steinen  geschieht  es 
wohl,  dass  man  einen  neuen  Kanal  öffnet  und  dass  dadurch  neue  Flammen  entstehen.  Von 
Zeit  zu  Zeit  wird  dieser  Platz  durch  Leute  besucht,  welche  von  Todjo  nach  Bunta  gehen. 
Man  bereitet  dann  auf  dem  Strande  sein  Essen  mit  Holzstücken,  welche  in  den  Flammen 
in  Brand  gesteckt  sind.  Wenn  man  an  einigen  Stellen  mit  einem  Stückchen  in  dem  mit 
Kiesel  vermengten  Sande  wühlt,  prickelt  weisses  Wasser  daraus  herauf.  Noch  ein  drittes 
Wunder  hat  dieses  in  den  Augen  der  Eingeborenen  so  geheimnissvolle  Kap.  Da,  wo  das 
Meerwasser  eine  Tiefe  von  ungefähr  einem  Meter  hat,  nimmt  man  an  einzelnen  Stellen  Be- 
wegung wahr ;  es  sind  Süsswasserquellen  unter  dem  Meerwasser.  Wenn  man  einen  dünnen 
Bambus,  dessen  Glieder  durchstossen  sind,  durch  das  Meerwasser  in  solch'  eine  Quelle  steckt, 
kann  man  Süsswasser  aufsaugen.    In  der  Nachbarschaft  von  Tandjong  Api  muss  es  ein  Stück 


Radiärfurchen 


weisse  Abstürze 

Figur  13. 
Silliouette   von   Kap  Api,   von  W   her. 


kaum  über  die  Meeresoberfläche  ragende 
Landverbindunsr. 


inlands  noch  ein  vulkanisches  Maar  geben  (een  vulkanisch  meer),  das  voll  von  Fischen  ist. 
Eine  sichtbare  Verbindung  mit  dem  Meere  besteht  nicht,  wahrscheinlich  aber  eine  unter- 
irdische." 

Auch  diese  Bemerkungen  lassen  den  Berg  als  auf  Vulcanismus  verdächtig  erscheinen 
die  Natur  des  erwähnten  Feuers  aber,  an  dem  man  Holz  anzünden  kann,  hat  gewiss  nichts 
damit  zu  thun.     Handelt  es  sich  vielleicht  dabei   um  Ausströmungen  von  Kohlenwasserstoff- 
gasen in  Verbindung  mit  vorhandenem  Erdöl? 

Kruijt  schickte  nun  später  Gesteine  vom  Tandjong  Api  an  Wichmann  ein, 
welcher  darüber  folgendes  bemerkt  (158,  p.  6):  „Im  Nordosten  des  Possogebietes  treten  die 
das  Tandjong  Api  bildenden  Felsmassen  am  Busen  von  Tomini  auf.  Dieselben  sind  nicht 
vulkanischen  Ursprungs,  sondern  gehören  mehr  oder  weniger  serpentinisierten  Enstatit- 
Olivingesteinen  an."  Ob  nun  aber  diese  Gesteine  dem  inselartigen  Kap  Api-Berge  selbst 
entnommen  worden  sind  oder  aber  den  an  der  dortigen  Küste  anstehenden  Felsmassen,  ist 
für  uns  noch  eine  offene  Frage.  Auf  die  mögliche  Vulkannatur  des  Kap  Api  werden  wir 
unten  bei  der  Besprechung  der  Togian-Inseln  noch  einmal  zurückkommen. 

Das  gebirgige  Innere  des  Ostarmes  ist  unbekannt. 


223 

Die  Gebirge  der  Halbinsel  Bualejiio  hatten  uns,  von  der  See  aus  gesehen,  einmal 
an  die  Möglichkeit  denken  lassen,  dass  sie  vulkanischer  Art  sein  könnten;  auf  unserer  Karte 
aber  haben  wir  dieses  Gebiet  weiss  lassen  müssen. 

Oudemans  (99)  giebt  an:  Bei  Balante,  am  äussersten  Ostende  des  Ostarmes,  der 
Bualemohalbinsel  also,  ist  die  Küste  steil  und  gebirgig.  Davor  liegen  zwei  Inseln,  Pulu 
duwa.     Von  einer  ist  eme  Skizze  gezeichnet. 

Auf  der  Seekarte  ist  die  Höhe  des  mittelsten  Berges  der  Halbinsel  zu  1472  m  ange- 
geben; die  Berge  sind  daselbst  alle  kegelförmig  dargestellt. 

Die  Höhe  des  Tokallagebirges  wurde  von  Oudemans  auf  2676  m  gemessen; 
dann  folgt  bei  ihm  die  Angabe:  „Die  Höhe,  genommen  durch  Herrn  Haitsma  Mulier  in 
der  Tomoribai,  beträgt  2530  m".  Das  runde  Mittel  von  2600  m  hat  die  Seekarte  übernommen 
(siehe  oben  Seite  212). 

Mehr  ist  über  die  östliche  Halbinsel  nicht  bekannt  geworden. 


Die  Peling-Banggai-Inselgruppe, 


Anhangsweise  stellen  wir  hier  einige  Bemerkungen  über  die  dem  Ende  des  Ostarmes 
von  S  her  anliegenden  Inseln  zusammen,  welche  den  nach  einer  derselben  so  genannten 
Banggai-Archipel  zusammensetzen.  Aus  Bosscher  und  Matthijssen  (19,  p.  90  ff.)  erfahren 
wir  folgendes:  Die  Banggaigruppe  besteht  aus  einigen  vierzig  grossen  und  kleinen  Inseln,  von 
denen  nur  die  folgenden  vier  bewohnt  sind :  Peling,  Banggai,  Labobo  und  ßankulu.  OestUch 
und  südlich  von  Banggai  liegen  die  eigentlichen  Trepang-Inseln.  Es  werden  nun  die  Namen 
von  33  Inseln  aufgezählt.  Banggai  ist  fast  ganz  sumpfig.  Auf  Peling  fehlt  gutes  Trink- 
wasser vollständig;  das  Wasser  ist  brackisch  und  trübe.  „Ausser  Kalkstein,  einer  gemeinen 
Sorte  von  Marmor,  sehr  übereinstimmend  mit  dem  sogenannten  Marmor  von  Allang  auf 
Amboina,  und  dem  sogenannten  Banggaistein  (batu  Banggai)  glauben  wir  nicht ,  dass  diese 
Inseln  Mineralstoffe  von  Werth  bergen.  Der  Banggaistein,  eine  weisse  Steinsorte,  welche  sich 
völlig  in  hornartige  Häutchen  abschilfern  lässt,  wird  besonders  bei  Teteukalaij  und  Tombuas 
auf  Peling  gefunden.  Die  Eingeborenen  machen  Gebrauch  davon  zum  Verfertigen  von 
Sirihdosen". 

Es  ist  also  von  den  Banggai-Inseln  noch  ungefähr  alles  unbekannt ,  weshalb  wir  es 
unterlassen  haben,  unser  Kartenbild  auszufüllen. 


Die  Togian-Inseln. 


Mitten  aus  dem  Golf  von  Tomini  erhebt  sich  eine  Gruppe  von  Inseln ,  welche  wir 
der  Kürze  halber  als  Ganzes  die  Togian-Inseln  nennen  wollen,  obschon  dieser  Name  nur 
auf  eine  gewisse  Anzahl  derselben  angewandt  wird.  (Früher  schrieben  wir  mit  Anderen 
Togean,  Adriani  aber  zieht  das  i  vor;  es  scheint  übrigens  beides  richtig  zu  sein,  siehe 
z.  B.  daselbst  p.  2  und  4,  Anmerkung;  doch  ist  hinzuzufügen,  dass  der  Erste,  welcher  die  Inseln 
erwähnte  und  in  Karte  brachte,  Jan  van  der  Wal,  Togian  schrieb,  siehe  über  ihn  unten).  Diese 
Inseln  haben  als  Gesammtgruppe  betrachtet  eine  eigentümhche  Anordnung;  sie  können 
nämlich  ungefähr  in  die  Richtung  zweier  sich  schneidender  Diagonalen  gebracht  werden,  deren 
eine  bei  Kap  Api  beginnen,  längs  den  eigendichen  Togianinseln  sich  fortsetzen  und  in  der 
Gegend  von  Gorontalo  endigen  würde,  während  die  andere  in  der  Insel  Unaüna  ihren 
Anfang  nähme,  durch  die  nordösdichsten  Inseln  Wale  ad  äa  und  Waleakiki  (Gross-  und 
Klein-Walea)  der  eigendichen  Togiangruppe  sich  fortsetzte  und  in  der  Halbinsel  Bualemo 
des  Ostarmes  endigte.  Da  die  besprochenen  Inseln  vulkanischer  Natur  sind ,  so  wird  man 
merken,  dass  wir  ihre  Anordnung  durch  ein  Spaltensystem  nach  Art  des  Liparischen  bedingt 
glauben.  Dass  den  Golf  von  Gorontalo  Vulkanruinen  umsäumen,  haben  wir  nachgewiesen; 
dass  Kap  Api  eine  solche  darstelle,  ist  uns  sehr  wahrscheinlich  (siehe  oben  Seite  221),  und 
dass  Bualemo  vulkanisch  sei,  halten  wir  für  recht  wohl  möglich ;  dass  aber  die  Togianinseln 
und  Unauna  vulkanisch  sind,  ist  schon  längst  vor  uns  festgestellt  worden  (siehe  unten  Meyer 
und  van  Hoevell). 

Wir  lassen  nun  zunächst  die  vorhandenen  Berichte  über  die  eigentlichen  Togian- 
inseln folgen,  um  sodann  Unauna  für  sich  ins  Auge  zu  fassen. 

Im  Jahre  1682  fertigte  im  Auftrage  des  trefflichen  Gouverneurs  der  Molukken,  R.  Padt- 
brugge,  der  Schiffskapitän  Jan  van  der  Wal  eine  Karte  des  bis  dahin  noch  völlig  unbe- 
kannten Golfes  von  Tomini  an,  welche  nicht  nur  für  die  damalige  Zeit ,  sondern  auch  nach 
jetzigem  Maassstabe  als  eine  ausgezeichnete  Leistung  zu  betrachten  ist.  Sie  wurde  von 
Leupe  undObreen  veröffentlicht  als  Anhang  zu  R  osenberg's  Reistogten  (120).  Obreen 
schreibt  darüber  (p.  159):  „Zieht  man  in  Betracht,   dass  die  Zeichnung  der  Karte  von    1682 

Sarasin,  Cele4jes.   IV.  29 


226 

die  Umrisse  sehr  scharf  und  sicher  angiebt  und  dass  ein  Ueberfluss  von  Lothungen  bezeugt, 
dass  man  sich  durch  und  um  alle  Inseln  und  Gefahren  begeben  und  alle  Baien  und  Buchten 
besucht  hat,  dann  mag  man  daraus  den  Schluss  ziehen ,  dass  in  dem  Zustand ,  worin  sich 
unsere  gegenwärtige  Kenntniss  vom  Golf  von  Tomini  befindet  (1865,  die  neue  Seekarte 
erschien  1888),  die  Karte  von  1682  noch  ein  sehr  schätzbares  Hilfsmittel  abgiebt,  und  dass 
somit  ihre  Ausgabe  nicht  allein  als  ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Geographie  von  Nieder- 
ländisch Indien  unter  der  ehemaligen  Kompagnie  angesehen  werden  muss,  sondern  dass  sie 
auch  jetzt  noch  der  Seefahrt  dienlich  sein  kann." 

Padtbrugge  verstand  es  also,  die  richtigen  Kräfte  zur  Lösung  der  von  ihm  ge- 
stellten Aufgaben  auszuwählen. 

Aus  dem  beigefügten  Tagebuche  Jan  van  derWal's  (herausgegeben  vonLeupe, 
120,  p.  135  ff.)  erfahren  wir  über  die  Togianinseln  nur  das  wenige  für  uns  hier  brauchbare, 
dass  dieselben  von  Korallenriffen  umgeben  seien ,  dass  auf  der  Insel  Togian  ein  salziger 
Fluss  eine  Strecke  weit  für  Schaluppen  befahrbar  sei,  und  dass  sich  auf  dieser  Insel  ein  Berg 
befinde,  an  welchem  das  Dorf  Togian  gelegen  sei. 

von  Rosenberg  (122,  p.  261)  besuchte  die  Togianinseln  1864  und  schreibt  darüber: 
„Die  Togeangruppe  besteht  aus  den  beiden  grösseren  Inseln  Togean  und  Bubungko  ( Adria  ni , 
2,  schreibt  Bobengko)  oder  Malingi  und  aus  mehreren  kleineren  Eilanden."  Diese  werden  auf- 
gezählt. „Eine  Unzahl  von  Korallenriffen  und  Bänken  umschliesst  die  Gruppe  und  füllt  den 
Raum  zwischen  den  verschiedenen  Inseln,  mit  Ausnahme  einer  Durchfahrt,  Strasse  Slamalemi, 
auch  Strasse  Malingi  genannt ,  zwischen  Togean  und  Malingi ,  die  mehrere  Meilen  lang  und 
einige  hundert  Ellen  breit  ist;  sie  ist  für  Schiffe  unter  grösst  möglicher  Vorsicht  zu  passieren. 
Das  Flüsschen  Jompi  auf  Togean  ist  das  einzige  fliessende  Gewässer  der  Gruppe;  gegrabene 
Brunnen  liefern  im  übrigen  das  nöthige  Trinkwasser.  Kleine  Berge  und  Höhenzüge  haben 
nur  die  beiden  grossen  Inseln,  von  welchen  der  glockenförmige  Zwillingsberg  in  der  Nähe 
des  Dorfes  Togean  mit  800  Fuss  der  höchste  Punkt  ist.  Die  ganze  Gruppe  ist  ein  dem 
Meere  entstiegener,  aus  Muschelkalk  und  Sandsteinconglomerat  bestehender  Boden  von 
keinem  hohen  geologischen  Alter.  Verwitterte  Muscheln  und  Korallenstücke,  hauptsächlich 
Mäandrina,  liegen  überall  bis  zu  den  höchsten  Punkten  zerstreut.  Die  kleineren  Inseln  sind 
bewachsene  Korallenriffe,  die  bei  Fluth  zum  Theile  vom  Meere  überdeckt  werden.  Einen 
Saum  von  blendend  weissem  Sand  hat  nur  Sendiri ;  überall  sonst  reicht  die  Vegetation 
(Rhizophoren)  bis  in's  Meer  oder  steigen  Felswände  daraus  empor." 

A.  B.  Meyer  besuchte  die  Togian-Inseln  1871.  Ueber  die  von  ihm  von  dort  mit- 
gebrachten Gesteinsproben  schreibt  Frenz el  (44,  p.  294):  „Auf  den  Togian-  oder  Schildpatt- 
inseln, 800  Fuss  hoch  gelegen,  sind  gleichfalls  jungeruptive  Gesteine  zu  Hause,  so  Augit- 
andesit  und  ein  aus  Sanidin  und  Hornblende  bestehendes  Gestein."  Dies  ist  die  einzige 
literarische  Angabe,  aus  welcher  die  vulkanische  Natur  des  von  Rosenberg  zuerst  erwähnten 
800  Fuss  hohen  Berges  der  Insel  Togian  erschlossen  werden  kann. 


227 

„Die  Togianinseln,  schreibt  van  Hoevell  1893  (58,  p.  67),  auf  den  Karten  auch  wohl 
als  Schildpadinseln  angedeutet,  bestehen  aus  einigen  dreissig  grösseren  und  kleineren  Eilanden; 
der  Eingeborene  aber  behauptet,  dass  sie  so  zahlreich  seien,  als  ein  Mässchen  Mais  Körner 
fasse.  Die  bedeutendsten  sind  Binang  Unang  oder  wohl  auch  Unauna,  wie  es  von  den  Fremden 
genannt  wird,  im  Nordwesten,  Togian  in  der  Mitte  der  Gruppe,  Masapi,  Lebiti  und  Batudaka 
im  Westen,  Mahnggi  und  Walea,  beide  unterschieden  in  kiki  und  däa,  klein  und  gross,  im 
Osten  davon.  All  diese  Inseln  präsentieren  sich  vom  Meere  aus  als  niedriges,  hügelartiges 
Land,  nicht  viel  höher  als  2—300  Fuss,  auf  welchem  bloss  einzelne  Gipfel  sich  hervorthun." 

Im  März  1895  fuhren  wir  an  den  Togianinseln  vorbei  und  schrieben  (126,  p.  351): 
„Wenn  man  von  Westen  her  nach  der  Togiangruppe  schaut,  erblickt  man  ein  ausgedehntes 
flaches  Land,  vermuthlich  eine  Korallenbildung,  über  welches  östlich  in  der  Ferne  Hügel 
emporragen,  die  sehr  wohl  als  Vulkanruinen  angesehen  werden  können." 


Vorhügel 


Figur  14. 
Silhouette   der  Togiangipfel  von  W  her. 

Wir  zeichneten  eine  primitive  Skizze  davon,  welche  wir  hier  wiedergeben,  wonach 
es  sich  um  zwei  Vulkane  zu  handeln  scheint,  die  vielleicht  zwei  verschiedenen  Inseln  aufsitzen. 

Ueber  Unaüna  lesen  wir  bei  Hoevell:  „Die  Insel  ist  bestimmt  von  vulkanischer 
Formation,  und  die  Eingeborenen  sammeln  daselbst  Schwefel.     Erdbeben  sind  nicht  selten." 

Der  Inselberg  ist  sogar  unter  die  activen  Vulkane  zu  rechnen,  da  er  im  Lauf  des 
Jahres  1898  verschiedene  Eruptionen  erlitten  hat.  In  der  Makassar-Zeitung  heisst  es:  „Laut 
Bericht  von  Donggala  ist  dort  am  14.  Juni  des  Vormittags  ein  Aschenregen  gefallen,  welcher 
als  ein  dicker  Nebel  aus  NO  herantrieb  und  einige  Stunden  anhielt.  Wahrscheinlich  kam 
er  von  der  Insel  Unauna  im  Golf  von  Tomini  her."  Weiter:  „Aus  Donggala  meldet 
man  uns ,  dass  am  5.  August  in  der  Bai  von  Palu  ein  dichter  Aschenregen  gefallen  ist, 
wodurch  alles  mit  einem  weissen,  schlammartigen  Stoffe  bedeckt  wurde  "  „Am  7.  August 
wurde  Donggala  plötzlich  in  Finsterniss  gehüllt.  Aus  NO  kamen  dicke  graue  Wolken 
angetrieben,  welche  den  Ort  in  einen  dichten  Aschenregen  hüllten.  Es  war  schnell 
so  dunkel,  dass  die  erschrockenen  Bewohner  bei  Lampenlicht  alle  ihre  tragbare  Habe  zu- 
sammensuchten, um  die  Flucht  zu  ergreifen.  Man  glaubte  den  Untergang  der  Welt  nahe. 
Eine  schwere  Unwetterböe,  welche  aus  SW  einsetzte,  veränderte  den  Aschenregen  in  einen 
Schlammregen.    Erst  nach  anderthalb  Stunden  bekam  die  Sonne  wieder  die  Oberhand.    Die 

29* 


228 

Asche  stammte  wahrscheinlich  vom  Vulivan  auf  Unauna  her."  „Von  Donggala  meldet  man 
uns ,  dass  am  15.  August  wieder  ein  schwerer  Aschenregen ,  vermischt  mit  Sand ,  gefallen 
ist,  wodurch  der  Ort  mit  ein  paar  Millimeter  Asche  und  Sand  bedeckt  wurde."  „Von 
Donggala  wurde  Bericht  erhalten,  dass  am  26.  August  des  Vormittags  um  6'  ä  Uhr  zwölf 
schnell  aufeinanderfolgende  Knalle,  schweren  Kanonenschüssen  vergleichbar,  gehört  wurden, 
und  dass  am  29.  Vormittags  um  12  Uhr  wieder  zwei  Knalle  vernommen  wurden ,  während 
am  Nachmittag  um  4  Uhr  eine  heftige  Regenböe,  verbunden  mit  Asche,  niederfiel  und  die 
Palubai  plötzlich  in  eine  solche  Finsterniss  gehüllt  wurde,  dass  die  Lichter  zwei  Stunden  vor  der 
gewöhnlichen  Zeit  angezündet  werden  mussten."  Am  21.  Oktober  heisst  es:  „Die  vulkanische 
Thätigkeit  auf  der  Insel  Unauna  hält  an.  Der  Aschenregen  zeigte  sich  nicht  mehr;  aber 
die  ganze  Insel  befindet  sich  unaufhörlich  in  einer  starken  Vibration." 

Nach  diesen  Berichten  handelt  es  sich  um  eine  ganze  Reihe  von  Eruptionen  während 
der  Sommermonate  des  Jahres  1898;  und  zwar  waren  sie  nicht  gering;  denn  Donggala  liegt 


Figur  15. 
Silhouette  von  Unauna,  von   O   her. 

ungefähr  215  km  von  Unauna  entfernt;  auf  Europa  übertragen:  hätte  sich  die  Eruption  bei- 
spielsweise in  Basel  ereignet,  so  würden  die  Explosionsschläge  „wie  schwere  Kanonen- 
schüsse" bis  Heidelberg  gehört  worden  sein.  Dabei  ist  es  merkwürdig,  dass  von  keinen 
anderen  Orten,  ausser  von  Donggala,  Nachrichten  eingelaufen  sind;  uns  wenigstens  sind 
keine  zur  Kenntniss  gekommen,  und  auch  die  Missionare  in  Posso  haben  sich,  unseres  Wissens 
wenigstens,  über  das  Ereigniss  nicht  geäussert. 

Als  wir  im  März  1895  bei  Unauna  vorbeisegelten,  merkten  wir  an,  dass  uns  die  Form 
der  Insel  an  einen  umgewendeten  Teller  erinnere,  bestehend  aus  einem  breiten  abgeschrägten 
Rande  und  einem  gebirgigen,  wild  zerrissenen  Innentheil.  Wir  zeichneten  eine  Umrissskizze, 
welche  wir  hier  wiedergeben;  vielleicht  ist  jetzt,  nach  der  Eruption  von  1898,  das  Bild  ein 
etwas  verändertes.     Ein  Besuch  dieses  activen  Vulkanes  würde  von  hohem  Interesse  sein. 

Die  Linie  Kap  Api-Togian-Gorontalo  stellt  nach  unserer  Ansicht  eine  Bruchspalte 
quer  durch  den  Golf  von  Tomini  dar  nnd  zugleich  den  Beginn  der  grossen  Vulkanreihe, 
welche  von  Gorontalo  an  in  nordöstlicher  Richtung,  allerdings  mit  einer  Unterbrechung,  der 
Küste  der  Molukkensee  entlang  läuft  (siehe  oben  Seite  119  und  153). 


Die  südöstliche  Halbinsel 

nach  Ausschluss  des  Seengebietes. 


Ueber  das  Innere  der  südöstlichen  Halbinsel  vom  Towutisee  an  bis  an  ihr  südliches 
Ende  ist  keine  einzige  Thatsache  bekannt  geworden ;  es  lassen  sich  nur  einige  vage  An- 
gaben von  Eingeborenen  in  der  Literatur  auffinden.  Ueber  die  gesammte  Beschaffenheit 
des  Landes,  das  Streichen  der  Gebirge,  das  etwaige  Vorhandensein  von  Seen  u.  s.  f.  mag 
noch  Jeder  denken,  was  er  will.  Das  ist  der  Grund,  weshalb  wir  auf  unserer  Karte  das  ganze 
Gebiet  weiss  gelassen  haben ;  es  fehlen  auch  für  den  rohsten  Entwurf  einer  solchen  alle 
Anhaltspunkte.  Dagegen  sind  einige  Küstenplätze,  welche  von  den  Handelsdampfern  regel- 
mässig angelaufen  werden,  bekannt  geworden.  Wir  gehen  zu  den  einzelnen  Punkten,  welche 
besprochen  werden  müssen ,  über  und  beginnen  mit  dem  an  der  Ostküste  des  Golfes  von 
Bone,  ungefähr  gerade  gegenüber  dem  Latimodjong  des  Südarmes  sich  erhebenden  mächtigen 
Mingkokagebirge  (so  oder  Bingkoka  nach  Matthes,  90,  p.  5;  nach  Adriani  und 
Kruijt,  5,  p.  28,  Mekongka). 

Hier  ist  die  Bemerkung  von  Brooke  (24,  letters,  no  14)  wichtig:  „Berge  umgeben 
das  Nordende  des  Golfes  von  Bone  und  ziehen  sich  an  seiner  östlichen  Seite  herab;  auf 
dieser  östlichen  Seite  ist  der  Berg  Lusüa"  (verschrieben  in  Susana,  siehe  aber  die  Karte). 
Dieser  le-tztere  ist  auf  der  Seekarte  der  Name  eines  Vorgebirges  des  Mingkokaketten- 
systemes. 

Südlich  vom  Mingkokagebirge  buchtet  sich  die  Bai  von  Mingkoka  tief  ins  Land  ein ; 
in  dieser  liegt  die  Insel  Padämarang. 

1833  besuchte  Vosmaer  (146)  Mingkoka  und  blieb  einige  Tage  bei  der  Mündung 
des  kleinen  Flusses  Pasalui,  nahe  nördlich  von  dem  von  Mingkoka.  Die  Bucht  heisst  ihm 
zufolge  Baikonka.  Eine  Anzahl  hoher  Inseln  liegen  darin,  deren  grösste  Padämarang  oder 
Damar-Insel  heisst.  Die  Bucht  wird  durch  Vorgebirge  begrenzt;  der  nördliche  Theil  der 
Küste  besteht  aus  hohem,  steilem  Gebirge;  auf  diesem  liegt  das  buginesische  Dorf  Paupau 
an  einem  kleinen  Flusse,   welcher  in  eine  kleine,   nördlich  von   der  Mingkokabai   befindliche 


230 

Bucht  sich  ergiesst.  Die  Einwohner  von  Paupau  treiben  Handel  mit  den  buginesischen 
Staaten  der  gegenüberliegenden  Küste  (p.  74),  wonach  also  ein  Pass  hinüber  existieren  muss. 
In  die  Mingkokabai  ergiessen  sich  verschiedene  Flüsschen,  wovon  einige  befahrbar  sind; 
das  bedeutendste  ist  das  von  Mingkoka,  woran  die  Wohnung  des  Radja  liegt. 

1840  suchte  Brooke  (96,  p.  162)  mit  den  Eingeborenen  politische  Verbindungen  anzu- 
knüpfen; im  übrigen  berichtet  er  nichts  für  unsere  Zwecke  verwendbares. 

Der  nächste  Ort,  welcher  an  der  Südosthalbinsel  bekannt  geworden  ist,  ist  die  kleine 
Bai  von  Ken  dar  i  im  Grunde  einer  grösseren  Bucht.  Ihre  Einfahrt  nimmt  sich  wie  ein 
breiter  Fluss  aus,  welcher  sich  in  die  erweiterte  Bai  öffnet.  Diese  ist,  so  weit  man 
sehen  kann ,  von  niedrigen  Hügelzügen  umschlossen.  Wir  gingen  im  December  1894  an's 
Land  und  erstiegen  die  nächsten  Hügel.  In  einem  Bachbette  sahen  wir  bei  c.  40  m  Meeres- 
höhe unsere  Grauthonschichten  anstehen;  sonst  fand  sich  überall  Korallenkalkstein;  noch  in 
einer  Höhe  von  100  m  lagen  herausgewitterte  Muschelschalen  herum.  Dieser  Kalkstein  dürite 
dem  eocänen  von  Maros  entsprechen.  Die  Bai  selber  würde  bei  nur  geringer  negativer 
Strandverschiebung  einen  ähnlichen,  auf  recentem  Korallenkalk  ruhenden  Flachsee  bilden, 
wie  es  die  von  Tempe  und  Limbotto  sind.  Nach  der  Seekarte  ist  die  Bai  höchstens 
7  Faden  =  12,5  m  tief. 

1831  befand  sich  Vosmaer  in  Kendari,  wonach  die  Bai  auch  Vosmaersbai  heisst.  Er 
schreibt  (146,  p.  134):  „Die  Lage  dieser  Bai  war  auf  keiner  meiner  Karten  angegeben,  noch 
in  irgend  einer  Beschreibung  der  Küste  gemeldet,  sodass  ich  glaube,  sie  entdeckt  zu  haben, 
als  ich  sie  das  erste  Mal  am  9.  Mai  dieses  Jahres  besuchte."  Die  Bai  steht  durch  zwei 
Canäle  mit  dem  Meer  in  Verbindung,  welche  die  Insel  Nambo  zwischen  sich  fassen.  Der 
südliche  ist  bei  Ebbe  fast  trocken  und  deshalb  nur  für  kleine  Fahrzeuge  benutzbar;  die 
nördliche  Zufahrt  ist  fast  ^'4  holländische  Meile  lang,  an  einigen  Stellen  nur  eine  Kabellänge 
(=  225  m)  breit,  hat  ein  enges,  aber  tiefes  Fahrwasser,  nicht  weniger  als  11  Faden 
=  c.  20  m  bei  Ebbe  (nach  obiger  Angabe  zu  viel);  die  Ufer  haben  eine  gewisse  Höhe, 
sind  steil  und  steinig.  Vom  Meere  aus  sieht  man  die  Bai  nicht.  Diese  ist  ^/s  holländische 
Meilen  breit  und  hat  Thon-  und  Schlammboden.  In  sie  ergiessen  sich  zwei  ansehnliche 
Flüsse,  Lupolupo  und  Kambu,  und  eine  grosse  Anzahl  Bäche.  Der  umliegende  Landstrich 
ist  hügelig. 

1850  war  van  der  Hart  in  der  Kendaribai  und  schreibt  darüber  (50,  p.  47):  „An 
der  Nordküste  der  Kendaribai  findet  man  fast  kein  Vorland,  indem  dort  die  Gebirgskette 
beginnt,  welche  sich  tief  in's  Innenland  erstreckt;  die  Südküste  ist  mehr  flach.  Einige 
Flüsschen,  wenn  sie  diesen  Namen  verdienen,  und  Bäche  strömen  vom  Gebirge  und  münden 
m  die  Bai.  Von  diesen  ist  der  Fluss  Lupalupa,  im  westlichen  Ende  der  Bai  gelegen,  der 
bedeutendste,  er  liefert  gutes  Trinkwasser."  van  der  Hart  fuhr  ihn  etwas  hinauf,  bekam 
aber  wegen  der  Vegetation  nichts  zu  sehen.  Auf  Tafel  3  seines  Buches  findet  sich  eine 
Skizze  des  Dorfes  Kendari  und  der  nahen  Hügellandschaft. 


231 

Nördlich  von  der  Kendaribai  bildet  die  Küste  die  Bucht  Nipanipa.  Von  dieser 
aus  gewannen  wir  den  Eindruck ,  es  befinde  sich  zwischen  ihr  und  der  gegenüberliegenden 
Bai  Mingkoka  eine  Landessenke;  denn  es  waren  keine  hohen  Gebirge  sichtbar,  blos  niedrige 
Hügelketten.  Dies  ist  ein  bedeutsamer  Umstand,  daVosmaer  angiebt,  es  bestehe  ein  Land- 
weg zwischen  der  Mingkokabai  und  Kendari ;  auch  wurde  ihm  berichtet,  dass  das  Innenland 
aus  niedrigen,  von  Flüssen  durchschnittenen  Flächen  bestehe;  so  der  südliche  District 
Kunawie  (146,  p.  63  und  76).  Schon  am  Nordende  der  Nipanipabai  aber  sahen  wir  ziemlich 
hohe  Ketten  sich  erheben.  Die  vorliegende  kleine  Insel  Labengki  dürfte  das  Ende  einer 
solchen  darstellen ;  sie  präsentiert  sich  wie  eine  gewaltige  Bastion,  einen  von  uns  auf  wohl 
600  m  Höhe  geschätzten,  dicht  bewaldeten  Rücken  darstellend,  nach  van  der  Velden 
Erdbrink  (144)  aber  4000  Fuss  betragend,  also  1255  m.  Weisse  Felswände,  wohl  Kalk- 
stein, gehen  bis  oben.  Bei  van  der  Hart  (50,  p.  54)  lesen  wir:  „Wir  steuerten  nun  durch 
die  Strasse  Labenki,  welche  durch  diese  Insel  und  Celebes  gebildet  wird,  und  welche,  ob- 
schon  sie  keine  breite  und  lange  Durchfahrt  bildet,  sicher  durchsegelt  werden  kann,  während 
ihre  beiden  Ufer  steil  aus  dem  Meer  aufsteigen  und  man  daselbst  keinen  Grund  bekommen 
kann.  (Auf  der  Seekarte  1888—95  steht  bei  der  Strasse  Labengki  die  Fadenzahl  19  =  34  m.) 
Die  Ufer  und  besonders  die  der  Insel,  an  denen  wir  dicht  hinhefen,  kamen  mir  so  steil  vor, 
dass  ich  denken  sollte,  man  könnte  an  ihnen  ein  Schiff  festbinden.  (Folgt  Schätzung  von 
Breite  und  Länge,  worüber  die  Seekarte  Aufschluss  giebt.)  Ungefähr  in  der  Mitte  der  Strasse 
sahen  wir  an  der  Celebesküste  einen  schönen  Wasserfall  sich  in's  Meer  stürzen,  welcher  wie 
ein  dicker,  silberner  Strahl  aus  dem  dunklen  Wald  zum  Vorschein  kam  und  einen  ent- 
zückenden Anblick  gewährte." 

Ein  Wasserfall,  welcher  unmittelbar  in's  Meer  stürzt,  mag  an  sich  etwas  seltenes 
sein;  wir  nennen  ihn  van  der  Hart's  Wasserfall  in  der  Strasse  von  Labengki. 

Auf  Tafel  4  des  Buches  findet  sich  eine  Skizze  der  Strasse  und  Insel  Labengki. 

Vosmaer  (146,  p.  76)  bemerkt:  „Der  Fluss  Jampara  (Druckfehler  für  Sampara,  siehe 
unten)  steht  in  Verbindung  mit  einem  Binnensee  von  Süsswasser,  den  Namen  J-opa  tragend, 
welcher  nach  Berichten  befahrbar  ist  und  von  ansehnlicher  Grösse  sein  muss." 

Dazu  schreibt  Wichmann  (153,  p.  13):  „Der  See  A-opa  wird  unter  dem  Namen  J-opa 
zuerst  von  Vosmaer  angeführt.  Der  Güte  des  Gouverneurs  von  Celebes  Herrn  D.  F.  van 
Braam  Morris  verdanke  ich  die  auf  Tafel  16,  Figur  5,  dargestellte  Skizze,  sowie  auch  die 
nachstehenden  Mittheilungen.  Der  See  A-opa,  auch  Poriala  (d.  i.  schwarzer  See)  genannt, 
liegt  zwischen  Poriala  und  Rinuwa,  zum  Gebiet  von  Komaru  im  Fürstenthum  Laiwui  ge- 
hörend. Sein  Flächeninhalt  entspricht  ungefähr  demjenigen  der  Kendaribucht,  beträgt  also 
etwa  16,5  km-.  Er  wird  gespeist  durch  den  Fluss  Batu-Batu  und  steht  mit  dem  Flusse 
Sampara,  der  in  die  Nipa-Nipa-Bai  mündet,  durch  einen  natürlichen  Kanal  in  Verbindung. 
Der  See  ist  einige  Faden  tief  und  trocknet  nie  vollständig  aus,  hegt  übrigens  in  dem  Thal 
des  Sampara.     Die  ihn  umgebenden  Hügel  sind  nur  wenig  hoch.     Es  dürfte  keinem  Zweifel 


232 

unterliegen,  dass  der  A-opa-See  in  die  Kategorie  der  Hochfluthseen  gehört.  Ueber  die  Art 
und  Weise  seiner  Entstehung  können  erst  eingehende  Untersuchungen  Aufschluss  geben, 
umsomehr,  als  die  oro-hydrographischen  Verhältnisse  der  südöstlichen  Halbinsel  von  Celebes, 
von  den  geologischen  gar  nicht  zu  reden,  noch  so  gut  wie  gänzlich  unbekannt  sind." 

Vielleicht  ist  der  Aopa-See  auch  eine  gehobene  Meeresbucht,  wie  der  von  Limbotto 
und  der  von  Tempe,  wonach  dann  sein  Zustand  vor  der  Aussüssung  sehr  ähnlich  dem  der 
südlich  von  ihm  befindlichen  Bai  von  Kendari  gewesen  sein  muss. 

Auf  die  Nipanipabai  folgt  nördlich  die  Matar api-Bai;  im  Grund  derselben  sahen 
wir  höhere  Ketten  durchziehen,  an  deren  Abhängen  weisse  Felswände,  wohl  krystallinischer 
Kalkstein,  zu  bemerken  waren.  In  diese  Bai  soll  der  Fluss  Baho  Solo  münden.  (So  nach 
Adriani  und  Kruijt,  5,  p.  168,  nicht  Bahu  Solo;  er  kommt  von  Padalere  (?),  sagen  die 
genannten  Autoren.)  Eine  kleine  Insel,  Leeuwens-eiland  ,  dem  nördlichen  Vorgebirge  der 
genannten  Bai  vorliegend,   ist   nach  Velden  Erdbrink  (144)  2000  Fuss  hoch,   also  630  m. 

In  der  nördlich  auf  die  vorige  folgenden  inselreichen  Bucht  von  Salabanca  gingen 
wir  an  Land  und  fanden  anstehend  gelben,  eisenschüssigen  und  grünen,  grobblättrigen 
Serpentin  (no  468—474),  ferner  als  Rollstein  Radiolarienhornstein  (no  475)  und  endlich 
ein  merkwürdiges  sandiges  Conglomerat,  welches  dem  Taveyannazschichtensystem 
angehört,  wie  es  oben  (Seite  180)  zur  Sprache  gekommen  ist  ino  467  der  petrographischen  Liste). 

Weiter  nördlich  bleiben  die  Bergketten  von  massiger  Höhe.  Wir  betraten  noch 
beim  Orte  Sakita  die  Küste  und  entnahmen  von  umherliegenden  Rollblöcken  Steinproben. 
Diese  bestanden  aus  einem  Peridotit  (Wehrlit,  no  478),  körnig-krystallinischem  Kalk 
und  Roththon. 

Hier  nahe  nördlich  liegt  der  Ort  Tobungku;  von  diesem  giebt  van  der  Hart 
auf  Tafel  5  seines  Buches  eine  Abbildung,  auf  welcher  hohe  Berge  den  Hintergrund  bilden. 
Nach  Vosmaer  (p.  100)  ist  der  District  Tobungku  gebirgiger  als  Laiwui  und  hat  keine 
bemerkenswerthen  Flüsse. 

Wir  haben  im  Südostarme  folgende  tektonischen  Verhältnisse  beobachtet:  Westlich 
zieht  der  Küste  entlang  die  Fortsetzung  des  Takalekadjosystemes.  Auf  dieses  Kettensystem 
folgt  ostwärts  die  Seendepression,  deren  etwaige  Fortsetzung  als  solche  nach  S  zwar 
wahrscheinlich,  aber  völlig  unbekannt  ist.  Oestlich  von  ihr  zieht  das  Wasserscheide- 
gebirge durch,  ursprünglich  aus  dem  Ostarme  herstreichend,  hierauf  den  Possosee  östlich 
begrenzend  und  desgleichen  darauf  die  beiden  andern  Seen.  Weiter  südlich  setzt  es 
sich  vermuthlich  in  die  Mingkokakette  fort,  um  bei  der  Bai  abzustürzen.  Eventuell  ist 
ihre  weitere  unterseeische  Fortsetzung  in  den  Inseln  Padamarang  und  Kambaena  zu  er- 
kennen. Endlich  wird  die  Ostküste  von  einer  Kette  umsäumt,  welche  wir  als  niedrige  Fort- 
setzung der  Tokallakette  auffassen,  und  welche  der  Ostküste  bis  zur  Nipanipabai  folgt,  wo 
sie   mit   der   schroffen   Insel   Labengki   jäh    abbricht.     Diese    Stelle    entspricht-  dem    gegen- 


233 

überliegenden  Nordende  der  Mingkokabai,  und  von  dieser  Linie  Mingkoka-Nipanipa  an  süd- 
wärts scheint  die  ganze  Südosthalbinsel  nach  dem  Meeresspiegel  hin  sich  allmälig  abzu- 
senken, weiter  südlich  in  Inselschollen,  wie  Muna  und  Buton,  zu  zerfallen  und  endlich  völhg 
unterzutauchen.  Die  unterseeische  Fortsetzung  wird  noch  durch  die  Tukang  Besi-Inseln 
angedeutet. 

Alle    die   berührten    Verhältnisse    aber   bleiben    noch    zu    erforschen,    weshalb    wir 
eben  das  Gebiet  auf  unserer  Karte  weiss  gelassen  haben. 


S.irasin,  Celebes.  IV.  30 


Die  den  Südostarm  umgebenden  Inseln. 


Ueber  die  Insel  Buton  (oder  Butung,  siehe  8i  und  5,  p.  161)  haben  wir  auf  einer  Fahrt 
durch  die  gleichnamige  Strasse  1894  folgendes  in's  Tagebuch  aufgezeichnet:  Im  Inneren  scheinen 
kettenartig  angeordnete  Berge  der  Längsaxe  der  Insel  entlang  zu  ziehen,  welche  nicht  über 
6 — 700  m  Höhe  haben  dürften.  Sie  zeigen  nicht  horizontale  Schichtung,  sind  vielmehr  zer- 
rissen und  gefaltet,  wie  Juraketten.  Es  lassen  sich  an  diesen,  sonst  ganz  bewaldeten  Bergen 
weissgraue  Felswände  erkennen ,  ähnlich  denen ,  welche  an  den  Hügeln  um  den  Ort  Buton 
selbst  sichtbar  sind.  Da  die  letztern  aus  einem  ockergelben  Kalkstein  bestehen,  so  ver- 
muthen  wir  dasselbe  auch  für  die  ersteren,  wonach  also  die  Bergzüge  im  Inneren  aus  einem 
gelben,  weissgrau  verwitternden  Kalkstein  bestünden,  den  wir  für  denselben  wie  den  von 
Maros,  also  für  eocän  halten  möchten.  Darin  werden  wir  durch  den  Umstand  bestärkt,  dass 
der  an  der  Küste  bei  Buton  anstehende  Kalk  ausser  seinem  grossen  Reichthum  an  Korallen 
und  an  Foraminiferen,  wie  Globigerinen,  Rotalien  etc.  verdächtig  ist,  kleine  Nummuliten  zu 
enthalten. 

An  der  Küste  gehen  die  Kalkschichten  in  Horizontalität  über;  sie  sind  also  nur  im 
Inneren  aufgefaltet.  Der  Kalkstein  enthält  eine  rothe,  thonartige  Erde  in  Nestern,  welche 
für  den  hier  reichlichen  Anbau  von  Mais  und  anderen  Culturpflanzen  die  Ackererde  abgiebt. 
Während  die  vielen  Felswändchen  als  weissgraue  Flühen  an  den  bewaldeten  Bergen  er- 
scheinen, treten  die  Culturfelder  als  rothbraune  Flecke  vor. 

Eine  Excursion,  welche  wir  nach  dem  nächsten  Bache  zu  unternehmen  wünschten, 
um  Geschiebe  zu  sammeln,  wurde  dadurch  vereitelt,  dass  wir  von  den  uns  begleitenden 
Eingeborenen  von  unserem  Ziele  ab  und  im  Kreise  nach  dem  Schiffe  zurückgeführt  wurden. 
Der  Sultan  ist  gar  sehr  ängstlich  vor  der  Besichtigung  des  Landes  durch  Europäer;  es 
müssten  zu  diesem  Behufe  besondere  Verhandlungen  durch  die  holländische  Regierung  vor- 
her eingeleitet  werden. 

1726  äusserte  sich  Valentijn  über  Buton,  Muna  (Pangasane)  und  die  Strasse  (143,  i, 
Moluccos,  p.  82;  3,  Macassar,  p.  131);  die  Insel  Buton  sei  den  Holländern  1602  bekannt 
geworden;  sie  bestehe  aus  „hohem  Land".    Im  Südtheil  wird  ein  „Pik  von  Buton"  erwähnt. 


235 

Im  Jahre  1792  durchfuhr  Bru  ny-Dentrecasteaux,  Commandant  der  Expeditions- 
schiffe Recherche  und  Esperance,  ausgesandt,  die  von  de  la  Perouse  geleitete  Expedition  auf- 
zusuchen, die  Strasse  von  Buton  und  gab  davon  eine  schon  von  Sal.  Mijller  (95,  p.  91) 
gerühmte  Karte,  welche  wir  trotz  unseren  Bemühungen  wegen  der  grossen  Seltenheit  des 
Werkes  nicht  zu  sehen  bekommen  haben.  Labil lardi er e,  welcher  die  Expedition  als 
Naturforscher  begleitet  hatte,  berichtet  einiges  darüber,  wovon  aber  für  unseren  Zweck  fast 
nichts  abfällt  (77,  2,  p.  298  ff.).  Man  beschloss,  die  Strasse  zu  passieren,  obschon  man  be- 
fürchtete, nicht  genügende  Tiefe  des  Fahrwassers  zu  finden.  „Die  Eingeborenen  von  Buton 
theilten  uns  mit,  dass  sie  seit  einem  Jahre  vier  europäische  Schiffe  die  Meerenge  passieren 
sahen."  Auf  der  Höhe  von  Buton  angekommen,  ruderte  man  den  Fluss  bis  zum  Orte  hinauf, 
wozu  man  mehr  als  zwei  Stunden  nöthig  hatte.  Die  Landschaft  fand  man  hügelig,  die 
Hügelspitzen  zum  Theil   schroff. 

Salomon  Müller,  welcher  1828  den  Archipel  bereiste,  schreibt  über  Buton  (95, 
p.  89  ff.):  „Die  Insel  Buton,  so  sehr  gebirgig  sie  ist,  besitzt  doch  kein  besonders  hohes  Ge- 
birge. Sie  besteht  grossentheils  aus  einem  Kalkgestein  von  späterem  Ursprung,  wie  man 
dasselbe  mit  verschiedenen  Modificationen  an  vielen  Stellen  an  den  Küsten  von  Celebes, 
Java,  Madura,  Timor,  in  den  Molukken  und  sonst  in  Indien  antrifft.  Ab  und  zu  enthält 
auch  dies  Kalkgestein  viele  fossile  Korallen  (besonders  Madreporen),  Conchylien  und  andere 
Meerthiere;  dann  wieder  zeigt  es  eine  mehr  gleichförmige,  graulichgelbe  Masse  oder  ist  zu- 
weilen mehr  röthlichgelb  von  Farbe,  reichlich  mit  Kalkspath  durchdrungen  und  sehr  hart. 
Auf  Buton  fanden  wir  diese  jüngere  Kalksteinformation  nicht  allein  allenthalben  längs  der 
Küste,  sondern  wir  nahmen  sie  auch  hie  und  da  auf  einigen  der  höchsten  Berggipfel  wahr. 
Je  niedriger  und  dichter  am  Strand,  destomehr  ist  die  Oberfläche  des  Gesteins  mit  Löchern 
und  scharfen  Ecken  versehen,  offenbar  Folgen  der  lösenden  Arbeit  des  Wassers.  Längs 
der  Süd-  und  Westseite  ist  die  Küste  oft  steil  und  felsig,  mit  Ausnahme  der  Buchten  und 
Baien,  die  meist  einen  flachen  Strand  von  angespültem  weissem  Sande  enthalten.  Im  nord- 
westlichen Theil  gegenüber  der  Küste  von  Celebes  ist  die  Küste  abwechselnd  sumpfig  und 
an  diesen  Stellen  vielfach  mit  dicht  ineinander  gewachsenen  Mangroven  beschattet." 

Auf  der  Tafel  19  seines  Werkes  ist  „ein  Theil  der  Westküste  der  Insel  Buton"  ab- 
gebildet; man  sieht  die  niedrigen  Gebirge  des  Inneren. 

van  der  Hart  (50,  p.  6)  berichtet:  „Wir  ruderten  den  Fluss  von  Buton  hinein, 
der  aber  wenig  diesen  Namen  verdient,  weil  er  nicht  viel  breiter  ist,  als  einer  der  Kanäle 
(Grachten)  von  Amsterdam.  Nachdem  wir  ihn  ungefähr  eine  halbe  Stunde  in  verschiedenen 
Krümmungen  hinaufgefahren  waren,  gewahrten  wir  den  Ort  Buton." 

Die  Buton  westlich  anliegende  Insel  Muna  (oder  Wuna,  5,  p.  161,  früher  von 
den  Niederländern  auch  Pangasane  genannt,  81)  ist  viel  weniger  gebirgig.  Wir  betraten 
sie  und  fanden  einen  korallenreichen,  gelben  Kalkstein  anstehend,  dem  der  Nachbarinsel 
völlig  entsprechend;   auch   einen  Rollstein   von   grauem  Kalk   lasen   wir  auf,   von  Pholaden 

30* 


236 

angebohrt.  Die  ziemlich  horizontal  hegenden  Bänke  von  Muna  dürften  die  Fortsetzung  der 
ebenso  hegenden  der  Insel  Buton  sein,  wonach  dann  die  enge  Strasse  von  Buton  als  ein 
Grabenbruch,  ein  Senkungsstreifen  zwischen  beiden  Inseln,  aufzufassen  wäre.  Obschon  diese 
Strasse  an  einer  Stelle  kaum  breiter  ist  als  der  Rhein  bei  Köln,  so  ist  sie  doch  allenthalben 
verhältnissmässig  ziemlich  tief;  nach  der  Seekarte  ergiebt  sich  eine  Durchschnittszahl  von 
rund  40  m. 

Sehr  schön  war  an  dem  Kalkfelsstrande  von  Muna  die  Arbeit  der  Fluthwelle  zu 
beobachten.  Der  glattradierte  Kalkboden  steigt  mälig  an  bis  an  den  Grund  des  unter- 
höhlten Strandes.  Die  Welle  arbeitet  sich  zungenförmig  unter  die  Kalkwand  hinein,  sodass 
von  Stelle  zu  Stelle  höhlenartige  Räume  entstehen,  von  deren  Decke  kleine  Stalaktiten  herab- 
hängen. In  Figur  6,  Tafel  111,  geben  wir  eine  Photographie  der  Strandterrasse  von  Muna  wieder. 
Die  heranrollende  Welle  prallt  hinten  auf  und  weicht  nach  oben  aus.  Legen  wir  eine  Quer- 
schnittlinie durch  die  von  ihr  ausgehöhlte  Oberfläche,  so  zeigt  diese  die  Gestalt  einer 
Hyperbel,  von  welcher  der  eine  Ast  durch  die  Abrasionsböschung  gegeben  ist.  Der  nach 
oben  gerichtete  Schenkel  der  Hyperbel  entspricht  der  nach  aufwärts  ausbrechenden  Welle; 
die  Form  der  Strandlinie  wäre  also,  abgesehen  von  den  natürlichen  Störungen  durch  die 
Ungleichheit  des  Gesteins  und  der  Wellen,  eine  gesetzmässige,  eine  mathematische.  Der 
ganzen  Strasse  von  Buton  entlang  lässt  sich  diese  schöne  Strandlinie  verfolgen.  Ausserdem 
vermochten  wir  oberhalb  von  dieser  gegenwärtigen  noch  ältere  Strandlinien  zu  erkennen, 
die  uns  nicht  horizontal  zu  sein  schienen;  vielmehr  war  es  deutlich  zu  sehen,  wie  sie  in  ihrer 
Richtung  die  gegenwärtige  schneiden.  (Ueber  die  von  uns  beobachtete  Strandterrasse  von 
Maros  siehe  unten.) 

Die  Insel  Kambaena  (so,  nach  Matthes,  90,  p.  81;  Ligtvoet,  81,  nennt  sie 
Kubeina,  auf  der  Seekarte  heisst  sie  Kabaena)  scheint  uns  einer  näheren  Untersuchung  be- 
sonders würdig  zu  sein.  Sie  scheint  geologisch  aus  zwei  Theilen  zu  bestehen,  insofern  ihr 
nördliches  Fnde  als  ein  felsiger  Berg  aufsteigt,  welcher  aus  Kalkstein  bestehen  dürfte  und 
weissgraue  Felswände  hat.  Südlich  folgt  auf  ihn  ein  tiefer  Einschnitt ,  worauf  sich  im  süd- 
lichen Inseltheil  ein  zweiter  Berg  erhebt,  der  nicht  unter  600  m  Höhe  haben  dürfte,  wahr- 
scheinhch  aber  mehr.  Durch  die  Art  seiner  Erosion  Hess  er  uns  an  die  Möglichkeit  denken, 
dass  er  ein  Vulkan  sei;  wir  glaubten  Radiärrippen  zu  erkennen.  Das  Tagebuch  bemerkt, 
der  Berg  sehe  aus  wie  ein  vom  Wind  zerblasener  Sandhaufen. 

Dieses  war  schon  geschrieben,  als  wir  zu  unserer  Verwunderung  in  Landgrebe's 
Naturgeschichte  der  Vulkane  in  dem  über  Celebes  handelnden  Abschnitte,  welcher  nur  eine 
Drittelseite  beträgt,  folgende  Angabe  fanden  (78,  i,  p.  341):  „Auch  im  südlichen  Theile  des 
Eilandes,  namentlich  auf  der  östlich  gelegenen  Halbinsel,  soll  sich  noch  ein  anderer  Vulkan 
befinden,  welcher  den  Namen  „Cambyma"  führt,  aus  einem  Kranze  von  Bergen  hervorragt 
und  unter  5"  30'  SB  und  119"  37' OL  gelegen  ist."  Bezieht  man  den  angegebenen  Meridian 
auf  Paris,  so  stimmt  die  Ortsangabe,   rund  genommen,  auf  Kambaena,   wie  auch  der  Name. 


237 

Demnach  musste  schon  vor  uns  Jemand  den  Vulkan  auf  dieser  Insel  bemerkt  haben.  Da 
nun  aber  Landgrebe  seinen  Gewährsmann  oder  seine  literarische  Quelle  nicht  kundgiebt 
und  wir  uns  durchaus  ausser  Stande  sahen,  dieselbe  zu  finden,  so  wandten  wir  uns 
wiederum,  wie  schon  früher  einmal  betreffs  Mar  tindale,  an  den  ersten  Kenner  der  Literatur 
des  Archipels,  Herrn  Professor  Dr.  A.  Wichmann  in  Utrecht,  welcher  dann  auch  folgende 
Antwort  freundlichst  uns  zukommen  Hess  (Utrecht,  29.  März  1901):  „Nachdem  die  hiesigen 
literarischen  Hülfsmittel  versagt  hatten,  nahm  ich  gestern  in  Amsterdam  die  Gelegenheit 
wahr,  der  Sache  auf  den  Grund  zu  kommen,  was  mir  denn  auch  vollständig  geglückt  ist. 
Die  von  Landgrebe  benutzte  Quelle  ist:  Heinrich  Berghaus'  Allgemeine  Länder-  und 
Völkerkunde,  II,  Stuttgart  1837,  P-  713:  „„namentlich  möchte  in  die  Klasse  der  Feuerberge 
gehören:  der  Berg  von  Bonthian,  Lat.  5"  28'  S,  Long.  117"  25'  O,  von  dem  Horsburgh 
sagt,  er  sei  „erstaunlich"  hoch,  und  er  senke  sich  in  mehreren  Felsenriffen  zur  See  hinab, 
ferner  der  Berg  von  Bule-Comba,  Lat.  5"  30'  S,  Long.  117"  49'  O,  der  als  isolierter  Kegel- 
berg aus  der  flachen  Küste  hoch  emporsteigt,  endlich  der  Pik  von  Cambyna,  Lat. 
5"  20'  S,  Long.  119"  37' O,  welcher  in  der  Mitte  der  Insel  hoch  hervorragt,  wie 
es  scheint,  aus  einer  kranzförmigen  Bergumgebung.""  Das,  „wie  es  scheint", 
hat  Landgrebe  einfach  in  einer  Versenkung  verschwinden  lassen  und  weiter  nicht  darauf 
geachtet,  dass  Berghaus  von  einem  Pik  von  Cambyna,  der  aus  der  Mitte  der  Insel  hervor- 
ragt, gesprochen  hat.  Allerdings  hatte  Berghaus  selbst  den  Pik  auf  das  Festland  von 
Celebes  in  seiner  Vulkanenkarte  des  Physikalischen  Atlas  verlegt.  Bei  James  Horsburgh: 
India  Directory,  4''' ed.,  London  1836,  II.  p.  538  heisstes:  „Cambyna  is  a  large  Island,  rising 
steep  and  rugged  from  its  western  extremity  towards  a  high  peak  in  the  centre,  where  it 
breaks  into  hüls." 

Aus  diesem  literarischen  Quellennachweis  durch  Herrn  Professor  Wich  mann  geht 
nun  also  hervor,  dass  die  Existenz  eines  Vulkanes  auf  Kambaena  von  Berg  haus  er- 
schlossen worden  ist  aus  der  Angabe,  dass  auf  der  Insel  ein  Pik  sich  erhebe. 

Sal.  Müller  (95,  p.  89)  schreibt:  „Die  Insel  Kambaina  zeigt  sich  von  S  gesehen 
als  ein  ziemlich  hohes  gebirgiges  Land",  Bleeker  (17,  2,  p.  336)  sah  „sehr  deutlich  ihre 
hohen  Berggipfel"  und  van  der  Hart  (50,  p.  2)  spricht  „von  dem  hohen  Pik  von  Kambaino." 
Nach  Ligtvoet  (81,  p.  3)  kann  der  Pik  auf  grossen  Abstand  von  der  See  aus  gesehen  werden. 

An  den  kleinen  Inseln  Teläga  besär  und  besonders  an  Teläga  ketjil  im  Süden 
von  der  Insel  Kambaena  haben  wir  sehr  deutlich  gehobene  Strandlinien  beobachtet,  indem 
an  ihnen  in  einiger  Höhe  eine  der  Meeresoberfläche  völlig  parallele  Furche  wahrzu- 
nehmen war. 

Ueber  die  Insel  Wawoni  (oder  Wowoni,  81,  p.  2)  konnten  wir  selbst  nichts  beob- 
achten. Vosmaer  (146,  p.  iio)  nennt  sie  gebirgig,  nach  allen  Richtungen  nach  dem  Meer 
zu  abgeschrägt  und  von  einer  Anzahl  Bächen  wohl  bewässert.  Er  hatte  die  Insel  an  mehreren 
Stellen  betreten. 


238 

Von  der  Insel  Manüi  berichtet  Vosmaer  (p.  io8),  sie  sei  mittelmässig  hoch  und 
steige  steil  aus  der  Tiefe  auf,  sodass  sie  als  ein  grosser  Felsen  betrachtet  werden  könne, 
welcher  nirgends  für  Schifte,  ja  nicht  einmal  für  Prauen  einen  Ankerplatz  biete. 

Ueber  die  Tukang  Besi-Inseln  ist  nichts  näheres  bekannt  geworden.  Bleeker 
(17,  2,  p.  335)  schreibt:  „Wangi-wangi  ist  die  am  meisten  nördlich  gelegene  der  Tukang 
Besi-Inseln.  Sie  ist  einige  Paal  lang  und  erkennbar  an  ihrer  gleichmässigen  Höhe  über  der 
Meeresoberfläche,  welche  wahrlich  nicht  bedeutend  ist.  Nur  der  mittlere  Theil  der  Insel  ist 
höher  und  zeigt  einen  etwas  mehr  erhobenen  platten  Gipfel."  Wallace  (147,  p.  409)  nennt 
die  Insel  Wangi-Wangi  oder  Wantje  niedrig,  aber  nicht  flach.  Eine  Erforschung  dieser,  so 
wie  der  südöstlich  von  ihr  gelegenen  Insel  Binongka,  würde  von  Interesse  sein. 


Der  Südarm  von  Celebes. 


1.  Die  Westküste  und  die  Westl^ette  der  südliclien  Halbinsel. 

a)  Die  Panggöwa-Kette. 

Die  ganze  westliche  Hälfte  des  Südarmes  von  Celebes  wird  von  einem  Kettensystem 
in  südnördlicher  Richtung  durchzogen ,  welches  sich ,  mit  nur  gelegentlicher  Unterbrechung 
durch  ostwestlich  strömende  Flüsse ,  vom  äussersten  Südende  bei  der  Bai  von  Laikang  bis 
nach  dem  Centralgebirgsroste  der  Insel  hin  verfolgen  lässt.  Im  südlichen  Theile  ist  zwischen 
dem  Gebirge  und  der  Küste  eine  breite  Ebene  vorgelagert. 

Diesen  Satz  zu  begründen,  liegt  uns  zunächst  ob. 

Auf  einer  Ueberlandreise  von  Makassar  längs  der  Küste  nach  Bantäeng  stiessen  wir 
an  der  Bai  von  Laikang  auf  hügelförmige  Bodenerhebungen,  leichte  Aufwölbungen  über  den 
sonst  flachen  Boden.  Diese  sind  bedeckt  von  einem  grauen  vulkanischen  Tuff,  welcher 
organische  Reste  einschliesst,  und  welcher  nun  auch  den  eigentlichen  Boden  der  ganzen  Küste 
bis  weithin  nordwärts  zu  bilden  scheint.  Auf  diesen  Punkt  werden  wir  noch  mehreremale 
zurückkommen.  Der  Tuff  der  erwähnten  Hügel  stammt  vom  Pik  von  Bantäeng;  ausserdem 
sind  dort  Basaltströme  vorhanden;  denn  bei  Allu  lasen  wir  einen  aus  olivinreichem  Basalt 
bestehenden  Rollstein  auf.  Der  Kern  der  Hügel  aber  ist  Kalkstein,  und  zwar  ist  es  jener 
foraminiferen-  und  korallenreiche  Kalk ,  welcher  auch  die  sogenannten  Riffe  von  Maros 
bildet,  von  frühtertiärem  Alter  also. 

Diese  Hügel  von  Allu  nun,  welche  an  der  Küste  ihren  Anfang  nehmen,  erheben  sich 
weiter  gegen  Norden  zu  mehr  und  mehr  und  gipfeln  in  einer  grösseren  Kette,  welche  wir  vom 
Gipfel  des  Lokkaparasiten  (darüber  unten)  am  Pik  von  Bantäeng  aus  gepeilt  und  skizziert 
haben,  und  als  deren  Namen  uns  G.  Panggöwa  angegeben  wurde.  Dieser  Rücken  liegt 
genau  in  W-Richtung  vom  G.  Lokka  zwischen  270  und  287";  sein  südliches  Ende  stellt  eine 
kegelförmige  Spitze  dar,  auf  welche  dann  ein  länglicher  Rücken  folgt.  Mittelst  des  Horizontal- 
glases erkannten  wir  die  Höhe  als  nahezu  mit  derjenigen  der  Lokkaspitze  übereinstimmend, 
also  gegen  1400  m.     Das  Gebirge  machte  nicht   den  Eindruck  eines  Vulkanes,   sondern  den 


240 

eines  Kettengebirges ,  und  wir  glaubten  zu  sehen ,  wie  seine  südlichen  Ausläufer  nach  der 
Gegend  von  Allu  zu  ihre  Richtung  nahmen,  wo  wir  sie,  wie  erwähnt,  bei  unserer  Reise 
überschritten  hatten. 

Neben  diesem  Panggöwarücken  sahen  wir  noch  andere  Ketten  in  südnördlicher 
Richtung  verlaufen;  denn  ersterer  stellt  nur  die  höchste  Gebirgswelle  eines  unabhängig  vom 
Pik  von  Bantäeng  verlaufenden  Kettensystemes  dar,  welches  auch  von  der  Westküste  aus 
deutlich  als  solches  erkannt  werden  kann. 

Auf  der  Seekarte  finden  sich  diese  Ketten  skizziert  zum  Zwecke  der  Orientierung 
für  die  Seefahrer,  worauf  wir  hinweisen ,  um  mit  unseren  eigenen  kargen  Wahrnehmungen 
nicht  völlig  allein  zu  stehen;  denn  aus  der  Gouvernements- Karte  von  Süd-Celebes  (siehe  oben 
Seite  3)  lässt  sich  für  den  Aufbau  und  das  Streichen  der  Gebirge  beinahe  gar  nichts  er- 
rathen.  Auf  unserer  Karte  haben  wir  die  Verhältnisse  so  dargestellt,  wie  wir  sie  uns 
combiniert  haben.  Wir  nennen  zu  leichterer  Verständigung  den  besprochenen  südlichen  Theil 
des  Westkettensystems  die  Panggöwakette.  Sie  wird  im  Verlauf  ihres  Streichens  von 
mehreren  Flüssen  durchbrochen,  so  von  dem  am  Pik  entspringenden  Gowaflusse;  doch  ist 
über  diese  Verhältnisse  näheres  nicht  zu  sagen,  da  der  ganze  Bergzug  vollständig  unbe- 
kannt ist. 

lieber  die  Flüsse  und  Gebirge  des  südlichen  Theiles  der  südlichen  Halbinsel,  speciell 
über  die  des  Reiches  Gowa,  spricht  sich  Eerdmans  (40)  eingehender  aus;  doch  konnten 
wir  uns  auch  mit  Hilfe  der  Gouvernements-Karte  trotz,  oder  vielleicht  wegen  der  Menge  von 
angegebenen  Namen  nicht  über  das  dargestellte  ins  klare  setzen ;  es  hätte  eine  erläuternde 
Karte  beigegeben  werden  sollen. 


b)  Die  Küste  von  Makassar. 

Wir  folgen  nun  der  Küste  entlang  nordwärts  nach  Makassar.  Der  breite  Riemen 
Flachlandes  zwischen  dem  Panggowagebirge  und  der  Küste  besteht  überall,  wo  er,  vom 
Alluvium  der  Flüsse  entblösst,  von  uns  untersucht  werden  konnte,  aus  hellgrauem,  vulkani- 
schem Tuff  mit  eingeschlossenen  thierischen  Resten,  wie  bei  Allu,  oder  aus  einem  grauen 
Thon.  Aus  denselben  grauen  Massen  besteht  auch  der  Boden  der  Stadt  Makassar;  so  be- 
berichtet A.  van  der  Hart  (51)  über  die  Bodenproben  bei  der  Bohrung  eines  artesischen 
Brunnens  in  Makassar  1854  folgendes:  Zuerst  i — 2m  Sand,  dann  von  3m  bis  20m  Tiefe 
Sand  gemischt  mit  blauem  Thon,  hernach  von  20m  bis  23  m  Tiefe  dunkler,  blauer  Thon 
gemischt  mit  Muscheln  und  Korallen.  Weiter  unten  folgt  eine  Schicht  von  weichem  Stein 
oder  von  Sand,  welche  ohne  Unterbrechung  bis  205  m  Tiefe  vorgefunden  wurde,  wobei  die 
Proben  abwechselnd  hart  und  weich,  grob  und  fein  von  Korn,  hell  und  dunkel  oder  grau 
von  Farbe  waren;  dazwischen  fanden  sich  dünne  Lagen  von  Thon  oder  von  Kalkerde. 


241 

Nördlich  von  Makassar  zwischen  Paal  ii  und  12  (17,5  km)  sahen  wir  hellgrauen  Tuff  für 
längere  Zeit  anstehen,  welcher  einen  unfruchtbaren,  vegetationsarmen  Boden  abgiebt;  man 
benutzt  den  Tuff  zur  Strassenbeschotterung.  Ebendenselben  Thon  und  Tuff  beobachtete  auch 
Wichmann  (150,  p.  21);  er  sah  zunächst  unweit  nordöstlich  von  Makassar  bei  Paranglowe 
einen  zähen  Thon  aufgeschlossen,  welcher  eine  fossile  Muschelablagerung  enthält.  Die  Zahl  dieser 
Muschelreste  ist  eine  so  grosse,  dass  dieselben  zur  Strassenbeschotterung  verwendet  werden. 
Die  von  Wichmann  mitgebrachten  Arten  hat  Schepman  bestimmt  (151,  P-Siy),  wonach  sämmt- 
liche  als  noch  lebend  bekannt  sind,  sodass  „man  geneigt  sein  möchte,  die  darin  enthaltenen 
organischen  Reste  als  subfossil  zu  bezeichnen."  Bald  tritt  dann  der  „Kur  ist  ein  zu  Tage, 
welcher  sich  noch  weit  über  Paranglowe  hinaus  fortsetzt.  Dieses  Gestein  ist  so  leicht  zu 
bearbeiten,  dass  die  Makassaren  die  hauptsächlich  zu  Grabsteinen  verwendeten  Blöcke  direct 
aus  dem  Boden  herausschneiden."  Seinen  Namen  hat  der  Kuri.stein  von  den  beiden  Kuri- 
Inseln,  etwas  südlich  von  der  Mündung  des  Marosflusses  gelegen,  wo  derselbe  gebrochen 
wird  (13,  p.  18  und  151,  p.  318,  Anmerkung).  „Ein  besonderes  Interesse  beansprucht  der- 
selbe dadurch ,  dass  er  einen  leucitführenden  vulkanischen  Tuff  darstellt."  Bei  Paranglowe 
selbst  „hatte  man  einen  Brunnen  gegraben;  die  Tiefe  desselben  betrug  8,5  m  und  war  die 
Kuristeinschicht  nicht  durchstossen  worden.  Die  N— S  streichenden  Schichten  desselben  fallen 
unter  einem  Winkel  von  5  —  10"  nach  W  ein.  Bemerkenswerth  sind  in  der  nächsten  Um- 
gebung die  zahlreichen  Strudellöcher,  welche  in  den  Kuristein  eingegraben  sind.  Ihr  Durch- 
messer beträgt  2  —  4  m.  In  einem  theilweise  geöffneten  Loche  waren  noch  deutliche  Rillen 
an  den  Wandungen  zu  erkennen.     Meist  sind  die  Löcher  mit  einem  zähen  Thon  erfüllt." 

In  näherer  Ausführung  (151 1  wird  der  Kuristein  als  palagonitischer  Leucittephrit-Tuff 
bestimmt.  „Er  hat  wahrschenilich  submarinen  Eruptionen  seine  Entstehung  zu  verdanken. 
Dafür  spricht  seine  petrographische  Beschaffenheit,  seine  mehr  oder  weniger  deutlich  aus- 
geprägte Schichtung,  vor  allem  seine  Lagerungsverhältnisse."  Wir  erwähnen  hier,  dass  schon 
Schreuder,  133,  p.  392,  über  diesen  Schichtencomplex  sagt:  „Alle  die  genannten  Schichten 
haben  eine  Neigung  nach  Westen."  Es  lassen  sich  nach  Wich  mann  eine  lichtgraue,  sehr 
feinkörnige  und  eine  grobkörnige  Varietät  unterscheiden;  in  beiden  finden  sich  Leucite.  In 
einem  von  unseren  Handstücken,  welches  die  feinere  Varietät  repräsentiert,  kann  man  die 
Leucitchen  besonders  leicht  mit  einer  starken  Doppelloupe  erkennen. 

Wie  wir  noch  auslühren  werden,  glauben  wir  die  Entstehung  des  Kuristeines  mit  den 
Eruptionen,  welche  bei  der  Bildung  der  Westkette  sich  ereignet  haben,  in  Zusammen- 
hang bringen  zu  sollen:  in's  Meer  gefallene  Asche.  Ist  ja  doch  ein  Leucitgestein  ,  dessen 
Zerstäubung  solche  Asche  bilden  konnte,  von  Bücking  und  Retgers  anstehend  gefunden 
worden,  von  Wichmann  in  Geschieben. 


Sarasin,  Celebes.   IV.  Ol 


242 


c)  Ma  r  OS. 

Der  Fluss  von  Maros  strömt  durch  Alluvialboden ,  welcher  aus  einer  braunen  Erde 
besteht  und  nach  W  i  c  h  m  a  n  n  (150,  p.  23)  „ein  gelblich  bis  graublauer,  meist  fein  geschichteter 
Thon  ist."  Unterhalb  von  diesem  wird  zweifellos  der  graue  Tuff,  der  Kuristein,  anstehen; 
und  in  dieser  Weise  geht  es  auch  der  Küste  entlang  nordwärts  weiter,  woselbst  das  Land 
so  flach  ist  wie  ein  Tisch.  Etwas  landeinwärts  aber,  wo  der  Boden  allmälig  gegen  die  Berge 
der  Westkette  ansteigt,  erheben  sich  auf  der  Fläche  die  viel  erwähnten  Kalkfelsen  von 
Maros,  zunächst  als  ein  an  verschiedenen  Stellen  ungleich  breiter  Gürtel  längs  dem  Fuss 
der  Kette  sich  hinziehend,  sodann  aber  auch  ziemlich  hoch  an  dieser  selbst  hinaufsteigend. 
Betrachtet  man  von  einer  Berghöhe  der  Westkette  aus  das  dortige  Niederland,  so  sieht  man 
rundlich  geformte,  von  einander  vielfach  isoliert  aufstrebende  Kalkfelsen  das  flache  Land  in 
Schwärmen  überdecken,  bildlich  etwa  wie  ein  Feld  riesiger  Blumenkohlköpfe.  Auf  Figur  i, 
Tafel  I,  sieht  man  einige  derselben  aus  der  öden  Fläche  sich  erheben,  auf  welcher  weithin 
Reisfelder  angelegt  sind.  Diese  Kalkfelsenschwärme  fliessen  bergwärts  zu  grossen  Massen 
zusammen,  tiefe  und  enge  Clusen  zwischen  sich  ausbildend,  welche  gegen  das  Gebirge  hin 
keilförmig  sich  verengern,  und  weiter  steigen  diese  Massen  empor,  während  sie  meerwärts, 
zungenförmige  Gruppen  bildend,  sich  ausziehen,  um  mehrere  Kilometer  von  der  Küste  ent- 
fernt aufzuhören. 

Wir  haben  diesen  Kalkfelsengürtel  an  zwei  Stellen  durchschritten,  so  bei  Maros  und 
nördlich  davon  bei  Pankadjene.  An  der  Stelle,  wo  der  bekannte  Wasserfall  von  Maros 
herabrauscht,  welcher  Ort  auch  Bantimürung  genannt  wird  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
unten  vorkommenden  im  Gebirge  gelegenen  Bantmuirung) ,  bilden  die  Kalkfelsen  steil 
abfallende  Kuppen  mit  wohl  100  m  hohen  Wänden.  Die  Erosion  hat  die  Felsköpfe  überall 
auf  das  merkwürdigste  umgestaltet.  Beim  Wasserfall  von  Maros  hat  sie  dieselben  zu  abge- 
stumpften Kegeln  und  Kuppen  ausgearbeitet,  welche,  theilweise  an  ihrem  Fusse  überhängend, 
hohlkehlenartig  geformte  Grotten  bilden.  Eben  an  der  Stelle  des  Falles  schliessen  die  Kalk- 
wände trichterförmig  zusammen,  und  im  Grund  des  Trichters  schiesst  das  Wasser  über  ein 
Kalksinterlager  schräge  herab.  Die  Kalkfelswände  sind  hier  sehr  steil  und  hoch,  sodass  in 
den  Grund  der  Schlucht  das  Sonnenlicht  nur  für  kurze  Zeit  hereindringt  und  die  Temperatur 
kellerkühl  empfunden  wird.  Weithin  finden  sich  am  Fuss  der  Felswände  die  erwähnten 
hohlkehlenförmigen  Grotten,  welche  der  Brandung  des  pleistocänen  Meeres  ihre  Entstehung 
verdanken  und  somit  zusammen  eine  Strandlinie  darstellen  dürften,  in  einer  ungefähren 
Meereshöhe  von  30  m.  Wir  werden  sie  an  einer  anderen  Stelle  noch  viel  ausgezeichneter 
entwickelt  finden,  wie  unten  beschrieben  werden  wird.  In  diesen  Grotten  zeigen  sich  Sinter- 
und  Stalaktitenbildungen. 

Kühnere  Formen  als  die  Kalkberge  von  Maros  nehmen  diejenigen  von  Barabatüwa 
an,  nordöstlich  landeinwärts  von  Pankadjene.     Hier  bilden  die  Felsen  eine  Menge  seitlicher 


243 

Aushöhlungen  mit  schönen  Sinterincrustationen,  an  gothische  Capitäle  oder  Kanzeln  erinnernd. 
Die  Kuppen  ferner  dieser  Felsmassen  sind  durch  das  Regenwasser  wie  Zuckerstöcke  auf- 
gelöst worden.  Tiefe,  gerade  verlaufende  Regenrinnen  ziehen  sich  von  der  Spitze  an  den 
Seitenwänden  herab;  oben  endet  der  Fels  oft  in  messerscharfen  Kanten  und  Spitzen,  von 
welchen  dann  die  Rinnen  ihren  Ausgang  nehmen.  Sind  dann  noch  die  Wände  von  Höhlen 
phantastisch  durchbrochen,  so  wird  von  ferne  das  Bild  einer  gothischen  Kathedrale  in  der 
Erinnerung  wachgerufen.  In  Figur  2,  Tafel  I,  bilden  wir  einen  der  kleineren  Felsen  von 
Barabatuwa  ab,  welcher  besonders  deutlich  die  Regenrinnen  zeigte.  Wir  wissen  wohl,  dass 
wir  damit  dem  Geologen  nichts  neues  bieten,  lassen  sich  doch  in  Europa  selbst  viel  schönere 
Beispiele  dieser  Art  finden,  die  schon  längst  bekannt  sind  (so  malte  sie  schon  Leonardo 
da  Vinci  auf  seiner  Vierge  aux  rochers,  wie  wir  sehen);  aber  es  gehört  dies  eben  mit  zur 
geologischen  Beschreibung  der  Insel. 

Auch  bei  Barabatuwa  zeigen  die  Felsen  an  ihrer  Basis  die  Hohlkehlen,  offenbar  die- 
selbe Strandlinie  von  Maros  darstellend,  und  weiter  haben  wir  noch  einer  sehr  interessanten 
Erscheinung  dieser  Art  zu  gedenken.  Beim  Ort  Leangleang ,  etwas— 6  km  nördlich  vom 
Fall  von  Maros,  sahen  wir  auf  dem  Flachlande  an  Stelle  der  sonstigen  Felsmassen  Schwärme 
oder  Reihen  von  pilz-  oder  obeliskenförmig  gebildeten  Kalkfelsblöcken.  In  Figur  3  und  4, 
Tafel  II,  geben  wir  Abbildungen  dieser  Erscheinung  wieder.  Man  sieht  an  diesen  Gebilden 
eine  dünne,  säulenförmige  Basis,  den  Stiel  des  pilzförmigen  Steines,  welcher  rundum  wohl 
geglättet  erscheint.  Auf  diesem  Stiel  steht  der  entweder  flach  wie  der  Hut  eines  Pilzes,  oder 
zugespitzt  wie  ein  Obelisk  geformte  Kopftheil  des  Gebildes.  In  einigen  Fällen  ist  ein  solcher 
Obelisk  nadeiförmig  zugespitzt,  wie  auf  Figur  4  zu  erkennen,  und  es  ziehen  sich  von  seiner 
Spitze  abwärts  schön  ausgebildete  Regenrinnen. 

Die  Deutung  der  ganzen  Erscheinung  liegt  auf  der  Hand:  Wir  haben  es  mit  einer 
Strandterrasse  zu  thun,  mit  einer  Abrasionserscheinung  durch  die  Brandungswelle,  welch' 
letztere  in  den  Fuss  des  anstehenden  Felsens  sich  hineingearbeitet  und  die  Kernstücke  ein- 
zelner Blöcke  zu  runden  Säulen  geformt  hatte;  darauf  hatte  das  Meer  sich  zurückgezogen, 
bevor  es  seine  Abrasionsarbeit  an  diesen  Blöcken  völlig  zu  Ende  geführt  hatte.  Da  die 
besprochenen  Gebilde  einigermaassen  an  die  Gestalt  von  Gletschertischen  erinnern,  nennen 
wir  sie  A  b  r  a  s  i  o  n  s  t  i  s  c  h  e. 

Die  an  dieser  Stelle  vorgenommenen  Höhenbeobachtungen  ergeben  nun  zu  grosser 
Wahrscheinlichkeit,  dass  sowohl  diese  Strandterrasse  von  Leangleang  als  die  Brandungs- 
grotten von  Maros  eine  gleichzeitige  Bildung  darstellen,  ein  und  dieselbe  Strandterrasse;  denn 
an  beiden  Orten  fanden  wir  eine  ungefähre  Meereshöhe  von  30  m ,  wonach  sie  also  einen 
gemeinsamen  Horizont,  einen  zeitweiligen  Ruhepunkt  in  der  negativen  Strandverschiebung 
des  pleistocänen  Meeres  darstellen;  der  Rückzug  des  Meeres  war  also  kein  gleichmässiger, 
sondern  ein  ruckweiser.  Wir  werden  sehen,  dass  dieses  pleistocäne  Meer  auch  die  Seenebene 
von  Tempe  bedeckt  hat,  eben.so,  wie  dies  für  die  Limbottodepression  nachgewiesen  worden  ist; 

31* 


244 

auch  bringen  wir  die  subfossilen  Muscheln  von  Paranglowe   (siehe  oben  Seite  241)  und  von 
Menado  (siehe  oben  Seite  21)  mit  eben  demselben  in  Verbindung. 

Anknüpfend  an  die  geschilderte  Strandlinie  von  Maros  weisen  wir  nochmals  auf  die 
in  Figur  6,  Tafel  III,  wiedergegebene  active  Strandlinie  der  Insel  Muna  hin,  welche  die 
von  der  Fluthwelle  ausgewaschene  Hohlkehle  zeigt,  und  als  schwaches  Analogon  zu  den 
Abrasionstischen  von  Leangleang  auf  ähnliche  Bildungen  der  Gegenwart,  Figur  5,  Tafel  III, 
an  der  Küste  bei  Gorontalo;  doch  stand  der  Meereswelle  in  den  Kalkfelsen  von  Maros  ein 
viel  gewaltigeres  Material  gegenüber,  als  an  den  erwähnten  Stellen. 

Es  sei  hier  eingeschaltet,  dass  Agassiz  (6,  Tafel  62)  einen  schönen  „Abrasionstisch" 
abgebildet  und  auch  die  recente  Entstehung  von  solchen  ähnlich  wie  auf  unserer  Tafel  dar- 
gestellt hat  (ib.,  Tafel  loi ;  siehe  auch  die  schöne  Strandlmie,  entsprechend  der  unsrigen, 
auf  Tafel  74).  Diese  Abbildungen  kamen  uns  zufällig  vor  Augen;  es  werden  sich  ähnliche 
auch  sonst  noch  in  der  Literatur  finden.  In  jedem  Falle  musste  die  Erscheinung  für  Celebes 
beschrieben  und  dargestellt  werden. 

Wir  bestiegen  nun  die  Westkette  von  Barabatüwa  aus,  wobei  wir  folgende  Befunde 
gewonnen  haben.  Der  Weg  führte  allmälig  aufwärts  in's  Gebirge;  in  der  Rinne  eines 
Baches  stand  grauer  Tuflf  an.  Weiter  ging  es  durch  den  Fluss  von  Pankadjene,  in  welchem 
wir  u.  a.  Geschiebe  von  Roththonhornstein  fanden,  dergleichen  man  auch  massenhaft  als 
Beschotterungsmaterial  auf  den  Strassen  von  Makassar  umherliegen  sieht.  Dass  dieser 
Strassenschotter  aus  dem  Fluss  von  Pankadjene  stammt,  wurde  uns  mitgetheilt;  den  Be- 
wohnern der  Atolle  des  Spermonde-Archipels  liegt  die  Arbeit  als  „heerendienst"  ob,  das 
Geschiebe  des  Pankadjeneflusses  nach  Makassar  zu  verfrachten.     (Vergl.  151,  p.  323.) 

Hier  flechten  wir  ein,  dass  Wichmann  in  den  Geschieben  des  Pankadjeneflusses 
auch  die  archaischen  Schichtgesteine  auffand,  welche  wir  sonst  an  vielen  Stellen,  besonders  in 
Central-Celebes,  nachgewiesen  haben.  Er  schreibt  (154,  p.  176):  „Im  Anschluss  an  die  kürz- 
lich von  J.  W.  Retgers  beschriebenen  Glaukophan-führenden  Gesteine  aus  dem  südöst- 
lichen Borneo  möchte  ich  eines  derartigen  Vorkommens  von  der  gegenüberliegenden  West- 
küste von  Celebes  kurz  gedenken.  Auf  der  südwestlichen  Halbinsel  dieses  Eilandes  sind 
zwar  krystallinische  Schiefer  bisher  nicht  anstehend  gefunden  worden,  wohl  aber  kommen 
dieselben  in  Gestalt  zahlreicher  Gerolle  in  der  Umgegend  von  Pankadjene  vor.  Hier  finden 
sich  ausgedehnte,  mit  jugendlichen,  marinen  Thonschichten  wechsellagernde  Geröllablagerungen, 
die  in  ausgezeichneter  Weise  durch  den  Fluss  von  Pankadjene,  am  Unterlaufe  desselben, 
aufgeschlossen  worden  sind.  An  der  Zusammensetzung  der  genannten  Schottermassen  be- 
theiligen sich  namentlich  Basalte,  Andesite,  neogene  Kalksteine,  Gneisse,  Glimmer- 
schiefer und  Quarzite".    Eines  dieser  Gesteine  ist  ein  Glaukophan-Epidot-Glimmerschiefer. 

Vom  Pangkadjene-Flusse  ab  führt  der  Weg  über  einen  niederen  Sattel,  auf  welchem 
gelb  und  weiss  gefärbter,  mittelkörniger,  lockerer  Sandstein  ansteht;   er   ist  wohl  eocänen 


245 

Alters  und  unterteuft  vermuthlich  die  Kalkmassen.  Eine  Zeit  lang  blieb  der  Boden  aus  solch 
weissem  Sandsteine  bestehen,  mit  welchem  mergelartige  Schichten  wechselten.  Auf  dem  von 
uns  eingeschlagenen  Wege  von  Barabatuwa  nach  dem  im  Gebirge  gelegenen  Orte  Bantimürung 
fanden  wir  nun  noch  einen  schwarzen,  dichten  Kalkstein  anstehend  (no  289),  und  hierauf 
stiessen  wir  auf  den  eigentlichen  Kern  des  Gebirges,  welcher  hier  aus  Trachyt  besteht,  und 
welcher  auch  in  anderer  Ausbildung  den  Pik  von  Maros  zusammensetzt,  wie  wir  noch 
sehen  werden.  Wir  haben  also,  von  jenen  obigen  archaischen  Schiefern  zunächst  abge- 
sehen, drei  Hauptgebiete  zu  unterscheiden:  einen  aus  grauem  Tuff  bestehenden  Küsten- 
gürtel, eine  Kalksteinzone,  begleitet  von  Sanden,  und  einen  eruptiven  Kern,  und  es  erhebt 
sich  nun  vor  allem  die  Frage:  was  sind  die  beschriebenen  Kalksteinmassen?  Zwei  Rollstücke 
von  grauem  Kalkstein,  welche  auf  dem  Grasboden  beim  Orte  Bantimürung  umherlagen, 
gaben  uns  Aufschluss:  sie  enthielten  in  grosser  Zahl  eine  kleine  Nummulitenart  (no  291  und 
292  unserer  Sammlung),  und  nachträglich  fanden  wir,  dass  die  meisten  von  uns  gesammelten 
Kalksteinproben,  auch  solche  von  den  Abrasionstischen  u.  a.  m.,  worüber  wir  auf  die  petro- 
graphische  Liste  verweisen  (no  283,  284,  289,  291,  292,  300,  314I,  Nummuliten  oder  Spuren 
von  solchen  enthalten.  Ausserdem  zeigen  sie  einen  grossen  Reichthum  an  Foraminiferen 
anderer  Arten,  wie  z.  B.  an  Orbitoiden,  und  ferner  an  Korallen.  Gleichwohl  können  wir 
uns  nicht  rühmen,  das  eocäne  Alter  der  Kalkfelsen  von  Maros  zuerst  erkannt  zu  haben ; 
dies  Verdienst  gebührt  vielmehr  Bücking,  wie  wir  im  historischen  Theile  darthun  werden. 
Unseren  Nummulitenfund  von  Bantimürung  hatten  wir  nicht  auf  die  Kalkmassen  von  Maros 
zu  übertragen  gewagt  gehabt;  doch  besteht  für  uns  jetzt  kein  Zweifel  mehr  über  dieses 
Verhältniss. 

Welches  Alter  ist  nun  den  von  uns  nachgewiesenen  Ergussgesteinen  zuzuschreiben, 
welche  gewissermaassen  die  eruptive  Centralaxe  unserer  Westkette  bilden?  Sind  sie  älter 
oder  jünger  als  der  eocäne  Kalk?  Die  Frage  ist  in  letzterem  Sinne  zu  entscheiden;  denn 
wir  griffen  im  Bache  Gentungan  neben  anderen  merkwürdigen  Gesteinen  ein  Stück 
auf,  welches  wir  als  eine  Eruptivbreccie  erkannten  (no  309  der  petrographischen  Liste); 
und  zwar  finden  sich  in  derselben  unter  einander  gemischt  und  mit  einander  verkittet  eckige 
Fragmente  von  Eruptivgesteinen  und  von  dunkelgrauem  Kalkstein,  welch'  letzterer  dieselben 
Organismen  enthält,  wie  die  Kalke  von  Maros.  Daraus  geht  mit  Sicherheit  hervor,  dass  das 
Ergussgestein  die  Kalkdecke  durchbrochen  hat,  dass  es  also  jünger  ist  als  sie. 

Weiter  besteht  für  uns  kein  Zweifel,  dass  die  Tuffe  der  Küste,  so  auch  der  oben 
erwähnte  Kuristein  (siehe  oben  Seite  241),  die  vulkanische  Asche  der  Eruptionen  der  West- 
kette sind.  Die  Erosion  hat  von  dieser  Kette  selbst  die  weicheren  Stoffe  entfernt  und  fast 
nur  das  massige  Skelett  übrig  gelassen ;  ursprünglich  aber  müssen  wir  uns  eine  Reihe  von 
activen  Vulkanen  vorstellen,  deren  Aschenkegel  alles  andere  Gestein,  so  auch  die  Kalke, 
überdeckt  hatten,  wie  es  in  der  Minahassa  noch  in  der  Gegenwart  der  Fall  ist.  So  mag  es 
in   der   Neogenzeit  gewesen   sein;   dann   hörte  die  eruptive  Thätigkeit  auf,  und  die  Erosion 


246 

skeletierte  die  Vulkane,  wobei  dann  auch  die  früher  verschütteten  Kalkfelsen  wieder  rein  zu 
Tage  traten.  Wir  denken,  dass  zuerst  eine  Faltenbildung  stattfand,  deren  oberste  Schichten- 
lage der  eocäne  Kalkstein  war.  Diese  Falte  riss  der  Länge  nach  auf,  ein  Antiklinalthal 
bildend,  und  aus  dem  Spaltrisse  brachen  die  Eruptionsmassen  hervor.  Wir  glauben,  dass 
in  einem  Gestein,  welches  bei  Kau  eine  Felswand  in  455  m  Meereshöhe  bildet,  und  welches 
Prof.  Schmidt  als  „marinen,  litoralen  Kalk  mit  eruptiven  Bestandtheilen"  bestimmte  (no  298 
der  petrographischen  Liste),  sich  vulkanische  Producte  der  frühsten,  miocänen  Ausbrüche 
erhalten  haben. 

Es  liegt  uns  nun  ob,  noch  einige  locale  Verhältnisse  näher  ins  Auge  zu  fassen,  und 
wir  treten  zunächst  an  die  bei  einer  Besteigung  des  Pik  von  Maros,  von  den  Eingeborenen 
Bulu  Saräung  genannt,  von  uns  gewonnenen  Beobachtungen.  Zunächst  war  es  eine  sehr 
auffallende  Erscheinung,  am  nördlichen  Fusse  des  Piks  in  c.  700  m  Meereshöhe  beim  Orte 
Marangka  und  weiterhin  in  730  m  mitten  aus  der  sonst  grauen  Landschaft  weisse  Kalkmassen 
sich  erheben  zu  sehen.  Auf  Figur  7,  Tafel  IV,  welche  aus  zwei  photographischen  Aufnahmen 
combiniert  ist,  sieht  man  den  am  höchsten  gelegenen  Kalkfelsen  rechts  unten  im  Bilde 
anstehen. 

Von  der  erwähnten  Stelle  aus  unternahmen  wir  die  Besteigung  des  Gipfels,  welcher 
oben  links  im  Bilde  zu  sehen  ist.  Eine  sehr  steile  Felsrippe  musste  gleich  zu  Anfang  erklettert 
werden,  der  erste  Absatz  auf  dem  Bilde ;  sie  ist  mit  glattem  Grase  bewachsen  und  hat  eine 
Steigung  von  c.  40".  Hierauf  sind  noch  zwei  unangenehme  Absätze  zu  überwinden,  die  man 
ebenfalls  auf  dem  Bilde  sieht,  wo  sie  einen  sehr  harmlosen  Eindruck  machen,  (die  grosse 
Hitze  erschwerte  die  Ersteigung),  worauf  bei  iioo  m  eine  Terrasse  erreicht  wird.  Von  dieser 
ab  weigerten  sich  die  Führer,  weiterzugehen,  da  die  Spitze  für  heilig  gilt.  Sie  behaupteten, 
wir  seien  schon  oben.  Wir  fanden  aber  bald  einen  wohl  gangbaren  Pfad,  und  diesem  ent- 
lang gelangten  wir  zum  Gipfel.  Wir  maassen  dessen  Höhe  zu  1375  m.  Eigentlich  besteht  er 
aus  zwei  fast  gleich  hohen  Spitzen,  auf  deren  höherer  sich  ein  Opferaltar  befindet.  Das 
Gestein  ist  von  schwarzen  Flechten  überkrustet.  Die  Aussicht  auf  die  in  der  Ebene  sich 
ausbreitenden  Kalkfelsen  ist  höchst  merkwürdig;  man  glaubt,  auf  riesige  Spongien  oder 
Fleischkorallenstöcke  hinabzusehen. 

Soviel  wir  wissen,  hat  kein  Europäer  vor  uns  den  Pik  von  Maros  bestiegen. 

Wir  schlugen  nun  vom  Orte  Marangka  aus  einen  Weg  ein,  welcher  direct  nach 
der  Ebene  führte;  dabei  gelangten  wir  am  Fusse  des  Piks  an  seinem  westlichen  Abfall 
beim  kleinen  Orte  Gentüngan  (oder  Baleängin)  zu  einem  Bache,  in  dessen  Bett  wir 
Rollsteine  von  ganz  verschiedenartigem  Aussehen  gewahrten.  Während  am  Bache  an- 
stehend sich  ein  schwarzer  Kalkstein  fand  (no  313),  hatten  alle  Rollblöcke  des  Baches 
eruptive  Natur.  Ein  Handstück  stellte  die  oben  schon  erwähnte  Eruptivbreccie  dar; 
die  anderen  Stücke  aber  waren  entweder  an  Trachyte  erinnernde  Ergussgesteine  oder 
schön    gefärbte    körnig-krystallinische    Gesteine    von    auffallender    Beschaffenheit    und    von 


•247 

frischem  Aussehen,  welche  uns  sj'enitischen  Charakter  zu  haben  schienen.  Wir  stehen  nicht 
an,  die  letzteren  mit  den  ersteren  in  einen  genetischen  Zusammenhang  zu  bringen,  sie  für 
den  körnig-krystallinischen  Kern  der  tertiären  Eruptivmasse  der  Westkette  anzusehen.  Je 
mehr  wir  uns  den  körnigen  Gesteinen  nähern ,  umso  mehr  scheinen  die  farbigen  Bestand- 
theile  zuzunehmen,  und  umgekehrt,  wonach  dieselben  in  der  oberflächlichen  porphyrischen 
Masse  des  Pikgipfels  fast  ganz  fehlen.  Wir  haben  also  hier  einen  neogenen  körnig-kr3'Stal- 
linischen  Kern  vor  uns,  offenbar  durch  langsame  Abkühlung  der  tertiären  Eruptivmasse 
entstanden.  Eine  andere  Auffassung,  wonach  etwa  die  tiefen  körnigen  Gesteine  einem  viel 
älteren  geologischen  Zeitabschnitt  angehörten,  als  die  oberflächlichen  porphyrischen,  scheint 
uns  mit  nichten  begründbar  zu  sein.  Offenbar  hat  eben  der  Bach  die  eruptive  Masse  bis 
auf  ihren  körnig-krystallinischen  Kern  angeschnitten  und  Trümmer  davon  herabgebracht. 

Ein  Geschiebe  im  Wasserfall  von  Maros  (no  316)  muss  seiner  Zusammensetzung  nach 
als  Plagioklas-Basalt  bezeichnet  werden;  es  ist  dasselbe,  welches  W^ichmann  ebenfalls 
als  Geschiebe  im  Marosbache  fand,  und  das  auch  nach  ihm  Plagioklasbasalt  ist;  auch  ist 
hier  festzustellen,  dass,  was  Wich  mann  von  eruptivem  Gesteinsmaterial  in  dieser  Gegend 
fand,  ausser  Plagioklasbasalt  nur  noch  Leucitbasalt  und  Andesit  ist,  weshalb  er  von  „dem 
longitudinalen,  der  Westküste  parallel  streichenden  Basalt-  und  Andesitgebirge"  spricht  (151, 
p.  323).  Bücking  fand  in  dem  Seitenthale  Bangkeng  Sakiang  östlich  von  Kantisang 
den  Leucitbasalt  anstehend  (27,  p.  79).  Der  Controleur  Eerdmans  sandte  von  Maläwa 
(über  die  Lage  dieses  Ortes  siehe  unten)  Gesteine  ein,  welche  Retgers  (107,  p.  124)  1895 
als  folgende  bestimmte:  Augitandesit,  Hypersthenandesit,  Augitbiotitandesit,  von  letzteren 
beiden  auch  Tuffe,  Hornblendehypersthenandesit  (dabei  wird  Etikettenverwechslung  vermuthet), 
Basalt,  Leucitit;  ausserdem  constatierte  er  Kalksteine  mit  vielen  Foraminiferen  und  anderen 
organischen  Resten,  thonhaltigen  Kalkstein  oder  Mergel,  Sandstein  mit  Kalkspathcäment  und 
grauen  Thon.  Am  Gunung  Glingang  bei  Leangleang  (über  diesen  Ort  oben  Seite  243) : 
Serpentin,  Quarzporph3T  oder  Liparit,  Augitbiotitandesit,  Kalkstein. 

Demnach  dürfte  die  Pik  von  Marosmasse  nur  einen  trachytischen  Heerd  innerhalb 
der  sonst  wesentlich  andesitisch-basaltischen  Masse  darstellen,  einen  trachytischen  Erguss, 
dessen  Kern  körnig-krystallinische  Ausbildung  von  sj^enitischem  Charakter  gewonnen  hat.  — 

Soweit  waren  wir  in  der  petrographischen  Erkenntniss  des  Piks  von  Maros  gekommen, 
als  Herr  Professor  C.  Schmidt  noch  während  des  Druckes  dieser  Bogen  sich  freundlichst 
bereitfinden  Hess,  die  Marosgesteine  einer  Untersuchung  zu  unterwerfen.  Das  Resultat  der- 
selben, worauf  wir  als  maassgebend  verweisen,  ist  im  Anhang  abgedruckt  (no  III  der 
Schmidt'schen  Beiträge),  weshalb  wir  hier  im  Texte  darauf  einzutreten  uns  versagen  können. 
Es  sei  hier  nur  dies  daraus  angezogen,  dass  zwar  am  Pik  von  Maros  Trachyt  nicht  fehlt, 
dass  aber  die  Spitze  des  Berges  aus  Phonolith  besteht,  wogegen  im  Kern  als  Tiefengestein 
Shonkinit  gefunden  wurde.   — 


248 

Von  einem  Orte  im  Gebirge,  den  wir  nicht  feststellen  konnten  (bei  „Batuluangassue") 
erhielten  wir  ächten,  körnigen,  milchweissen  Marmor. 

Wir  gehen  nun  zur  literarischen  Besprechung  über,  wobei  wir  uns  in  erster 
Linie  mit  den  geologischen  Angaben  auseinanderzusetzen  haben,  welche  S.  Schreuder 
1854  veröffentlicht  hat  (133).  Dieser  holländische  Ingenieur  hatte  den  Auftrag  erhalten,  die 
im  Districte  von  Maros  angemeldete  Kohle  einer  Untersuchung  zu  unterwerfen,  ein  Vor- 
kommniss,  welches  wir  selbst  nicht  untersucht  haben.  Schreuder  bemerkt  darüber  folgendes 
(127):  Kohle  wurde  gefunden  bei  Dulang  und  Magempang  (auf  der  Gouvernements- 
karte angegeben  bei  5"  6'  SB,  iig'  36'  OLG),  bei  Kantisang  (4"  54'  SB,  119"  38'  OLG) 
Hauptfundort,  und  nördlich  im  Fürstenthum  Tanette  bei  Lisu  (4"  31'  SB,  119"  39'  OLG). 
In  der  Regentschaft  Maläwa  findet  sich  Kohle  in  einem  Thale  (ungefähr  4"  51'  SB,  iig* 
50'  OLG).  Die  fragliche  Kohle,  speciell  die  von  Kantisang,  ist  keine  ächte  Steinkohle, 
sondern  Braunkohle  und  erweist  sich  als  unbrauchbar  zur  Feuerung ,  da  sie  während  des 
Brennens  auseinanderfäilt.  Sie  kommt  an  den  genannten  Stellen  zu  Tage ,  wo  Bäche  den 
über  ihr  liegenden  Boden  weggespült  haben.  Sie  gehört  nach  Schreuder  entweder  einer 
mesozoischen  oder  tertiären  Formation  an,  welche  wesentlich  aus  Sandstein-  und  Thonschichten 
besteht.  Wir  verweisen  hiezu  auf  den  Befund  von  Bückin g  über  die  Kohle  von  Kantisang 
(siehe  unten). 

Weiter  bringt  Schreuder  Angaben  über  die  Kalkfelsen  der  Gegend  und  berichtet 
folgendes:  Das  Gebirge,  welches  die  flache  Küste  in  N—S-Richtung  ösdich  begrenzt,  ist  eine 
Kalksteinformation,  welche  sich  zuweilen  als  äusserst  grobkörniger,  dann  wieder  als  sehr 
feinkörniger,  zuweilen  als  grob  krystaUinischer ,  dann  wieder  als  dolomitischer  Kalkstein 
erweist.  Dieser  letztere  bildet  Berge  mit  unersteigbar  steilen  Wänden,  in  denen  sich  viele 
Höhlungen  befinden. 

Unrichtig  ist  die  Ansicht,  die  betreffenden  Kalkmassen  gehörten  der  Juraformation 
an ,  denen  dann  noch  jüngere  Lagen  aus  der  Kreide-  und  Eocänzeit  angelagert  seien.  Für 
diese  Behauptung  wird  kein  Beweis  beigebracht. 

Weiter  heisst  es:  „Dieser  Kalkstein  ist  durch  Erhebungen  („opheffingen")  von  erup- 
tiven Gesteinen,  hauptsächlich  durch  die  Erhebung  des  Pik  von  Marosrückens,  auseinander- 
gerissen und  gespalten."  Der  Weg  von  Malawa  nach  Tjamba  führt  zu  grossem  Theil  in 
N—S-Richtung  durch  ein  Thal,  dessen  westliche  Seite  aus  „Grünsteinen",  und  dessen  öst- 
liche aus  steilen  Kalkbergen  besteht.  Die  eruptiven  Gesteine  sind  hauptsächlich  Diorit  und 
Aphanit. 

Schreuder  gebührt  somit  das  Verdienst,  die  eruptive  Natur  der  Axe  der  Westkette 
erkannt  zu  haben;  auch  lassen  seine  Aeusserungen  erkennen,  dass  er  die  eruptiven  Massen 
für  jünger  gehalten  hat  als  den  Kalkstein.  Auf  seine  Bestimmungen  dieser  Gesteine  kommt 
es  dabei  nicht  an;  sein  Diorit  dürfte  unser  Syenit,  sein  „Grünstein"  Andesit  oder  Trachyt  sein. 


249 

1857  bringt  P.  van  Dijk  (35,  p.  149I  die  kurze,  aber  sehr  wichtige  Notiz:  „Der 
Kalkstein  von  Maros  enthält  Nummuliten." 

Wallace  (147),  welcher  1857  Maros  besuchte  und  durch  welchen  die  dortigen  Kalk- 
felsen Berühmtheit  erlangt  haben ,  beschäftigte  sich  auch  mit  Fragen  geologischer  Art. 
Folgende  Bemerkungen  von  ihm  mögen  hier  Platz  finden : 

Der  Fluss,  welcher  den  Fall  von  Maros  (Bantimurung)  bildet,  ist  an  jener  Stelle 
ungefähr  18  m  breit  und  ergiesst  sich  aus  einer  Kluft  zwischen  zwei  senkrechten  Kalkstein- 
wänden über  eine  gerundete  Masse  basaltischen  Gesteines  von  ungefähr  12  m  Höhe.  (Dies 
ist  offenbar  der  oben,  Seite  247,  erwähnte  Plagioklasbasalt).  Es  folgt  eine  malerische  Be- 
schreibung des  Wasserfalles  und  der  tiefen  und  engen  Schluchten,  aus  welchen  der  Fluss 
hervorströmt;  diese  bilden  Wände  von  vielen  hundert  Fuss  Höhe.  Weiter  zurück  vom 
Fall  bildet  der  Fluss  einen  tiefen  Cannon  (p.  236).  „Solche  Schlünde,  Klüfte  und  Ab- 
gründe, wie  sie  hier  in  Menge  sind,  habe  ich  nirgends  im  Archipel  gesehen.  Eine  schiefe 
Oberfläche  ist  kaum  irgendwo  zu  finden;  ungeheure  Wände  und  rauhe  Felsmassen  bilden 
die  Spitzen  der  Berge  und  schliessen  die  Thäler  ein.  An  vielen  Orten  be.stehen  senk- 
rechte und  selbst  überhängende  Abstürze  von  5—600  Fuss  Höhe,  dennoch  ganz  bedeckt 
von  einem  Teppich  von  Vegetation.  Die  Oberflächen  dieser  Wände  sind  sehr  unregel- 
inässig  durchbrochen  von  Spalten  und  Höhlen,  mit  Säumen,  welche  die  Oeff'nungen  der 
düsteren  Höhlen  überhängen,  und  von  jedem  vorspringenden  Theil  haben  sich  Stalaktiten 
herabgelassen,  oft  wilde  gothische  Verzierungen  über  den  zurückfliehenden  Höhlungen 
bildend.  Der  geologische  Bau  dieses  Theils  von  Celebes  ist  interessant.  Die  Kalkstein- 
berge scheinen,  ob  sie  gleich  von  grosser  Ausdehnung  sind,  völlig  oberflächlich  zu  sein, 
einer  Unterlage  von  Basalt  aufruhend,  welcher  an  einigen  Stellen  niedrige  gerundete 
Hügel  zwischen  den  steileren  Bergen  bildet.  In  den  felsigen  Flussbetten  findet  man  fast 
immer  Basalt,  und  eine  Stufe  dieser  Felsart  ist  es,  welche  den  Wasserfall  bildet.  Von  ihm 
aus  erheben  sich  die  Kalkwände  unmittelbar,  und  steigt  man  die  kleineren  Stufen  längs  der 
Seite  des  Falles  hinauf,  so  schreitet  man  zwei  oder  dreimal  von  einer  Felsart  zur  andern. 
Der  Kalkstein  ist  trocken  und  rauh,  durch  das  Wasser  und  den  Regen  in  scharfe  Kanten 
und  honigwabenartige  Löcher  geformt,  der  Basalt  feucht,  eben  und  glatt,  und  schlüpferig 
gemacht  durch  das  Begehen  der  baarfüssigen  Wandersieute.  Die  Löslichkeit  des  Kalksteines 
durch  Regenwasser  ist  leicht  zu  sehen  an  den  kleinen  Blöcken  und  Spitzen,  welche  in  dichten 
Schaaren  auf  dem  Boden  der  alluvialen  Ebene  sich  erheben ,  wenn  man  sich  den  Bergen 
nähert.  Sie  sind  alle  kegelförmig;  in  der  Mitte  dicker  als  an  der  Basis;  ihr  grösster  Durch- 
messer befindet  sich  in  der  Höhe,  bis  zu  welcher  das  Land  in  der  nassen  Jahreszeit  über- 
fluthet  ist,  und  verringert  sich  von  dort  regelmässig  nach  dem  Boden  hin.  Viele  von  ihnen 
hängen  beträchtlich  über ,  und  einige  der  schlankeren  Pfeiler  scheinen  auf  einer  Spitze  zu 
stehen.  Ist  der  Fels  weniger  solide,  so  wird  er  merkwürdig  wabenförmig  durch  die  Regen 
der  feuchten  Jahreszeiten ,  und  ich  bemerkte  einige  Massen ,  welche   zu  einem  vollständigen 

Sarasiii,   Celc-bes.   IV.  32 


250 

Netzwerk  von  Stein  reduciert  waren,  wohindurch  das  Licht  in  jeder  Richtung  gesehen 
werden  konnte.  Von  diesen  Bergen  nach  der  See  breitet  sich  eine  gänzlich  flache  Ebene  aus." 

Die  oben  besprochene  Strandlinie  hat  Wallace  ebenfalls  gesehen,  wie  sich  aus 
seinen  Angaben  entnehmen  lässt;  er  bemerkte  die  Aushöhlung  am  Fusse  der  Felsen  und 
scheint  auch  sehr  ähnliche  Gebilde  beobachtet  zu  haben,  wie  unsere  Abrasionstische  („einige 
der  schlankeren  Pfeiler  scheinen  auf  einer  Spitze  zu  stehen");  er  schrieb  aber  diese  Aus- 
waschungen der  Thätigkeit  des  Süsswassers  bei  Ueberschwemmungen  zu  („sie  befinden  sich 
in  der  Höhe,  bis  zu  welcher  das  Land  in  der  nassen  Jahreszeit  überfluthet  ist").  Auch  die 
Regenrinnen  hat,  wie  aus  obigem  hervorgeht,  Wallace  erkannt;  die  Höhlen  schrieb  er  mit 
Recht  der  Erosion  zu. 

1861  untersuchte  F.  von  Richthofen  die  Kalkberge  von  Maros,  welche  er  als 
gehobene  Korallenrifie  auffassi,  und  berichtet  darüber  folgendes  (108,  p.  248):  „Bei 
Maros  erheben  sich  aus  (wahrscheinlich)  jung  tertiärem  Sandstein  erst  einige  vereinzelte 
kleine  Riffe,  welche  zu  keiner  bedeutenden  Höhe  gelangten.  Dann  steigt  in  senk- 
rechten ,  zum  Theil  überhängenden ,  vielfach  bis  an  den  Grund  zerborstenen  und  zer- 
rissenen Wänden  ein  Kalkgebirge  mit  vielen  Vorsprüngen  und  tiefen  Einbuchtungen  an. 
Die  langgedehnte  Mauer  trägt  ein  Plateau,  das  natürlich  in  demselben  Verhältniss  wie  die 
Wände  zerrissen  ist  und  sich  nach  dem  Meere  zu  ein  wenig  zu  senken,  nach  dem  Central- 
gebirge  allmälig  anzusteigen  scheint.  Seine  Höhe  schätze  ich  auf  600—700  Fuss.  Die 
Kalkscholle  setzt  nach  den  eingezogenen  Erkundigungen  bis  zu  dem  daraus  ansteigenden, 
aus  älterem  Gebirge  aufgebauten  Pik  von  Maros  fort.  Ihre  Abbruche  gewähren  einen  eigen- 
thümlichen  Anblick.  Man  sieht  deutlich  an  den  Wänden  bis  hoch  hinauf  die  Spuren  der 
früheren  Einwirkung  eines  brandenden  Meeres.  Meist  sind  dieselben  hohl  ausgefressen  und 
hängen  in  der  Höhe  über.  Hier  und  da  sieht  man  Stalaktiten  unter  diesen  Dächern  herab- 
hängen, und  viele  Höhlen  öffnen  sich  am  Abhang.  Ein  dichtes  Flechtwerk  von  Schlingpflanzen 
bildet  vom  oberen  Rande  her  freie,  mehrere  hundert  Fuss  herabhängende  Guirlanden,  welche 
•die  Wände  nicht  berühren.  Breite,  mit  Wiesen  bedeckte  Thalgründe,  welche  wahrschein- 
lich die  früheren  Einmündungsstellen  von  Süsswasserbächen  anzeigen ,  sind  von  solchen 
Wänden  umgeben  und  führen  in  das  Innere  der  Kalkscholle.  Zu  beiden  Seiten  von  ihnen 
sieht  man  engere  und  weitere  Spalten,  manche  so  eng,  wie  diejenigen  des  Schiernbaches, 
bis  in  die  Tiefe  niedersetzen  und  trotzdem  von  dem  Lianengeflecht  völlig  ausgefüllt.  Stets 
bleibt  das  blumenkohlartige  Gegeneinanderneigen  der  oberen  Theile  der  Wände  charak- 
teristisch, so  dass  es  scheint,  als  seien  später  die  Bedingungen  dem  Wachsthum  günstiger 
gewesen  wie  am  Anfang.  Der  Kalkstein  ist  weiss  und  schwach  dolomitisch  und  hat  häufig 
zellige  Textur.  Ein  zerfressenes,  ästiges  Gefüge  giebt  ihm  einen  hohen  Grad  von  Rauheit. 
Es  rührt  wahrscheinlich  von  dem  Umstände  her,  dass  hier  an  der  der  Brandung  ausgesetzten 
Aussenseite  des  Riffes  Korallensand  zwischen  den  festen  Korallenstöcken  nicht  zur  Ablagerung 
kommen  konnte  und  deren  höhlenreiches  Bauwerk  allein  erhalten  ist.    Korallenstrurtur  konnte 


251 

ich  nicht  erkennen,  nur  ihre  F'ormen  zeichnen  sich  auf  Bruchflächen;  von  sonstigen  Ver- 
steinerungen sah  ich  nur  die  Kammern  von  Schneckengehäusen  und  Durchschnitte  dicker 
Zweischaler.  Ich  fand  mich  hier,  hinsichtlich  der  äusseren  Formen,  ganz  in  die  Dolomit- 
gebirge von  Süd-Tyrol  versetzt.  Von  Interesse  waren  besonders  die  Spuren  des  Fortbauens 
der  Korallen  an  den  Rändern  der  durch  Canäle  getrennten  Riffe.  Die  Zusammenschwemmungen 
von  Material  am  Grunde  der  letzteren  mögen  theils  durch  Strömungen  hinweggeführt,  durch 
Brandung  zerstört  und  durch  Sand  bedeckt  sein;  nur  zum  Theil  dürften  sie  in  den  Kalkaus- 
füllungen enthalten  sein,  auf  denen  man  in  den  oberen  Theilen  der  Schluchten  zwischen  den 
Wänden  hinansteigt." 

Gersen  (46),  welcher  1864  die  Landschaft  von  Maros  und  das  Innere  bereiste,  fand 
„auf  den  Jochen  des  Piks  von  Maros"  den  Kalkstein  anstehend;  er  sah  also  ähnliches,  wie 
die  von  uns  abgebildete  Kalkmasse  (Figur  7,  Tafel  IV).  Die  Kohle  im  District  Malawa  ist 
nach  ihm  sehr  hart  und  brennt  gut.  Beim  Dorfe  Malempong  im  selben  Districte  befindet  sich 
eine  warme  Quelle  von  60"  C. 

1877  besuchte  Teysmann  (140)  die  Gegend  von  Maros.  Es  ist  aus  seinem  Berichte 
folgendes  anzuziehen:  Der  Boden  der  Ebene  bei  Pankadjene  besteht  aus  einem  10— 25  Fu.ss 
dicken  festen,  röthlichen  Thon,  welcher  auf  Korallen  und  Muschelschalen  ruht,  wie  man  beim 
Graben  eines  Brunnens  erfuhr.  Die  Kalkfelsen  werden  beschrieben.  Der  Felsen  Sapanang 
ist  unten  völlig  durchbohrt,  sodass  man  hindurchkriechen  kann  (p.  58).  Teysmann  begab 
sich  nun  nach  Tjamba.  Gegen  das  innere  Gebirge  zu  verschwand  der  Kalkstein  und  machte 
Blöcken  von  Sandstein  Platz  (p.  701.  In  einem  Thal  stiegen  sowohl  Sandstein-  als  Kalk- 
felsen aus  dem  Boden.  (Teysmann  dürfte  sich  mit  seinem  Sandstein  hier  ebenso  ver- 
sehen haben,  wie  auf  dem  Pik  von  Bantaeng,  siehe  unten.)  Er  gelangte  auf  eine  Hoch- 
fläche, deren  eine  Seite  von  hohen  Kalkfelsen  von  sonderbarsten  Formen  gebildet  war,  vom 
Aussehen  „riesiger,  säulenförmiger  und  längsgerippter  Cacteen"  (damit  sah  er  die  Regen- 
rinnen); die  andere  Seite  des  Thaies  war  weniger  steil,  das  Gebirge  dort  mehr  abgerundet, 
„aus  Sand  und  anderem  Gestein  bestehend"  (offenbar  Verkennung  des  Eruptivgesteins). 
Tjamba  stellt  eine  rundum  von  Gebirge  eingeschlossene  Fläche  in  1000  Fuss  Meereshöhe  dar. 

Von  Wich  mann,  welcher  die  Kalkfelsen  von  Maros  1888  besuchte,  erfahren  wir 
folgendes  (150):  Die  Riffe  ziehen  sich  von  5"  7'  SB  nordwärts  bis  zum  Kap  Batu  in  Mandalle, 
wo  sie  direct  an's  Meer  gelangen  (153,  p.  151.  Auf  dem  Wege  von  Maros  zum  Wasserfalle 
erhebt  sich  zuerst  isoliert  aus  der  Ebene  ein  Felsen  mit  Namen  Bulu  Sepong,  32  m  hoch 
und  50:80  m  lang  und  breit.  Dieser  birgt  bei  10  m  eine  Höhle,  welche  ein  nicht  manns- 
hohes Gewölbe  mit  grossen  Oeffnungen  nach  verschiedenen  Seiten  darstellt;  rohe  Stalaktiten 
vereinigen  sich  mit  Stalagmiten  zu  Säulen.  Auch  an  seinem  Fusse  ist  der  Felsen  über- 
hängend. Beim  Wasserfalle  erheben  sich  die  schroffen  Felsen  hunderte  von  Metern  hoch 
(das   ist   zu    hoch    geschätzt).     „Der   im  Bruche    schneeweisse  Kalkstein    ist  meist   feinkörnig 

32* 


252 

bis  dicht  und  besitzt  im  allgemeinen  keinerlei  Fossilreste.  Nur  ein  glücklicher  Zufall  spielt 
einige  vor  völligem  Untergang  bewahrte  Korallen  in  die  Hand;  denn  dass  wir  es  hier 
mit  früheren  Korallenriffen  zu  thun  haben,  daran  dürfte  nicht  zu  zweifeln  sein;  es  darf  in 
dieser  Beziehung  nur  auf  die  lichtvolle  Darstellung  von  Richthofen's  verwiesen  werden. 
Allem  Anschein  nach  sind  diese  tertiären  Gebilde  nicht  jünger  als  miocän.  Durchbrüche 
von  Eruptivgesteinen  werden  in  dem  Gebirge  wiederholt  vermeldet,  das  am  Wasserfall  in 
Gestalt  von  Geschieben  vorkommende  ist  ein  Plagioklasbasalt." 

Die  von  uns  1896  geäusserte  Vermuthung  (127,  p.  10),  der  Maroskalkstein  sei  den 
grauen  Massen  aufgelagert,  eine  Ansicht,  welche  schon  von  W  i  c  h  m  a  n  n  1893  vertreten 
worden  ist  (151,  siehe  das  Profil  Figur  6,  wo  der  „neogene  Korallenkalkstein"  dem  Tuff 
aufgelagert  gezeichnet  ist),  nehmen  wir  als  irrthümlich  zurück  und  verweisen  auf  unsere 
jetzige  Darstellung;  denn  all  das  hat  seine  Klärung  erfahren  durch  den  Nachweis  des  eocänen 
Alters  der  Maroskalke.  Bücking  schreibt  (27,  p.  78):  „Im  Juni  und  August  1898  unter- 
nahm ich  von  Makassar  aus  mehrere  Reisen  in  das  Hinterland  von  Pankadjene.  Dort 
gelang  es  mir,  in  den  grotesk  gestalteten  Kalksteinfelsen  Nummuliten  in  grosser  Menge  auf- 
zufinden und  dadurch  den  Kalk  des  sogenannten  „Rotsgebergtes"  als  eocänen  Nummulitenkalk 
zu  bestimmen." 

Dazu  bemerkt  Wichmann  (160,  p.  344):  „Betreffend  die  Behauptung  Bück  in  gs, 
dass  das  Felsengebirge  von  Maros  und  Pankadjene  aus  Nummulitenkalk  bestehen  sollte,  sind 
die  in  Aussicht  gestellten  näheren  Mittheilungen  abzuwarten.  In  jedem  Fall  ist  es  eine  un- 
widerlegbare Thatsache,  dass  bei  Maros  echte  Korallenkalke  auftreten." 

Dagegen  schreibt  Verbeek  (145,  p.  24):  „Was  Wichmann  als  junge  Kalkriffe 
hinter  Maros  und  Pankadjene  auffasst,  gehört,  wenigstens  theilweise,  sehr  sicher  zum  eocänen 
(oder  oligocänen)  Nummulitenkalk.  In  dem  Kalkstein  von  Maros  sind  seit  dem  Jahre  1857 
Nummuliten  bekannt  (es  wird  auf  van  Dijk  verwiesen),  und  in  einem  Kalkstein  von  Mangiliu, 
13  km  ONO  von  Pankadjene,  welchen  Prof.  Bücking  voriges  Jahr  für  mich  mitgebracht 
hat,  fand  ich  zahlreiche  Nummuliten  und  Discoc^yclinen." 

Nun  sagt  zwar  Martin  in  einer  Besprechung  der  obigen  Abhandlung  (87,  p.  658): 
„In  Beziehung  auf  den  Kalkstein  von  Maros,  welchen  Verbeek  heranzieht,  muss  noch  be- 
merkt werden,  dass  ich  darin  keine  Nummuhten  fand,  wohl  aber  Orbitoiden."  (Betreffs 
dieser  Angabe  siehe  84,  p.  26,  Anmerkung  2.) 

Wir  wir  indessen  eingangs  ausgeführt  haben,  konnten  wir  Nummuliten  neben  Orbi- 
toiden für  sehr  verschiedene  Stellen  ebenfalls  nachweisen,  wobei  Wichmanns  Hinweis  auf 
den  Reichthum  an  Korallen  jedoch  desgleichen  völlig  zutreffend  ist.  Das  dortige  Eocänmeer 
muss  ein  untiefes  Korallenmeer  gewesen  sein. 

Ueber  die  von  S ehrender  zuerst  untersuchte  Kohle  der  Landschaft  Maros  schreibt 
Bücking:  „Das  Liegende  des  Nummulitenkalkes  bilden  bei  Kantisang  sehr  w^enig  mächtige, 


253 

hellgelbe  und  hellgraue  dünnschieferige  Sandsteine,  denen  eine  vorzügliche,  der  Eocänkohle 
von  Borneo  und  vom  Umbilienfluss  in  West-Sumatra  gleiche  Kohle  eingelagert  ist.  Oestlich 
von  Kantisang  schieben  sich  zwischen  den  Nummulitenkalk  und  die  kohleniilhrenden  Schichten 
Eruptivbildungen  ein,  wodurch  die  sonst  sehr  regelmässige  Lagerung  im  Untergrunde  des 
Nummulitenkalks,  nicht  aber  dieser  selbst  einige  Störungen  erleidet." 

Die  von  Bücking  erwähnten  Sande  sind  vielleicht  dieselben  gelben  Sandsteine,  die 
wir  auch  haben  anstehen  sehen  und  die  recht  wohl  das  Liegende  der  Kalkmassen  bilden 
können.  Den  Satz  von  der  Einschiebung  eruptiver  Bildungen  zwischen  den  Nummuliten- 
kalk und  die  kohlenführenden  Schichten  verstehen  wir  nicht  recht;  die  mächtigen  Eruptiv- 
massen können  unmöglich  als  ein  solches  Zwischenlager  aufgefasst  werden. 

Wichmann  schreibt  noch:  „lieber  die  von  Bücking  behauptete  Vortretllichkeit 
der  Kohle  von  Kantisang  sollten  nähere  Berichte  abgewartet  werden;  denn  bis  jetzt  hat 
sich  nichts  davon  gezeigt." 

Noch  ist  zu  erwähnen,  dass  unfern  Maros  zwei  warme  Quellen  von  c.  41"  C  her- 
vorkommen (151. 

d)  Die  Westkette  bei  Parepare. 

Die  Strecke  des  Gebirges  zwischen  Maros  und  Parepare,  also  das  vom  kleinen 
Lehensfürstenthum  Tanette  eingenommene  Gebiet  ist  geologisch  völlig  ununtersucht;  von  der 
Küste  aus  lassen  sich  eine  grössere  Anzahl  nicht  unerhebhch  hoher  Gebirgskämme  erkennen, 
wie  z.  B.  aus  den  der  Seekarte  von  Modder  mann  (168)  beigegebenen  Profilen  ersehen 
werden  kann.  Auf  der  Regierungskarte  (siehe  oben  Seite  3),  welcher  offenbar  die  1862  vor- 
genommene topographische  Landesaufnahme  zu  Grunde  liegt  (Wichmann,  150,  p.  28),  sind 
hier  eine  Menge  von  Bergen  eingezeichnet;  aber  wir  konnten  aus  ihr  kein  Gesammtbild  vom 
Verlauf,  vom  kettenartigen  Zusammenhang  der  einzelnen  angedeuteten  Spitzen  uns  bilden, 
möglicherweise  in  Folge  des  störenden  Farbenüberdruckes.  Bei  Schreuder  (133,  p.  390) 
finden  wir  folgende  kurze  Andeutung:  „Das  ganze  Gebirge  von  Tanette  besteht  aus  der- 
selben Kalksteinformation,  wie  bei  Maros,  durchbrochen  von  eruptiven  Gesteinen."  Daraus 
lässt  sich  als  wahrscheinlich  entnehmen,  dass  die  im  Marosdistrikte  bestehenden  Gebirgs- 
verhältnisse  gegen  Norden  zu  im  wesentlichen  dieselben  bleiben.  Nach  Bakkers  (12) 
erreicht  der  höchste  Gipfel  von  Tanette,  der  Berg  Tille,  980  m  Höhe.  Die  weitere  Angabe, 
in  Tanette  bestehe  ein  flaches  Küstenland  von  c.  21  km-,  mag  noch  erwähnt  sein;  doch  ist 
dieses  sehr  wenig  breit;  beim  Orte  Tanette  selbst  „ist  der  flache  Küstensaum  sehr  schmal, 
in  geringer  Entfernung  erhebt  sich  bereits  das  wenig  hohe  Gebirge".  (Wichmann,  150,  p.  29.) 

Wir  gehen  nun  zu  Parepare  über,  wo  wir  uns  von  einem  Berichte  Wichmann's 
über   seine  Durchquerung   der  Kette   an   dieser  Stelle   nach  Teteädji   in  Sidenreng  (darüber 


254 

unten)  völlig  leiten  lassen  können.  Wir  selbst  haben  Parepare  uns  ebenfalls  angesehen,  schon 
mit  der  Wich  mann 'sehen  Schrift  in  der  Hand,  und  so  werden  wir  jeweilen  noch  das  wenige 
zur  Sprache  bringen,   was  wir  werden  beifügen  können. 

Vorerst  aber  sei  hier  der  muthigen  Reisenden  Ida  Pfeiffer  (102)  gedacht,  welche  von 
Parepare  aus  1853  ostwärts  das  Gebirge  überschritt.  Wir  erfahren  freilich  nur  das  wenige, 
dass  das  Gebirge  niedrig  und  von  Vegetation  fast  völlig  entblösst,  also  unfruchtbar  sei,  die 
Wege  voll  von  Gesteinen  und  Gerollen. 

Nach  Wichmann  ist  die  Bai  von  Parepare  von  niedrigen  Ufern  umsäumt  und  ver- 
engt sich  allmälig  trichterförmig,  um  sich  darauf  auf's  neue  zu  der  Bai  von  Supa  zu  erweitern. 
Er  besuchte  nun  das  mitten  in  dieser  Bai  gelegene  Inselchen  Kar  am  a:  „Ich  landete 
an  dem  flachen  Südstrande,  an  welchem  sich  ein  kleines,  dürftiges  Dorf  befindet  und  bestieg 
von  dort  aus  den  bewaldeten ,  etwa  30  m  hohen  Hügel ,  welcher  aus  neogenem  Kalkstein 
besteht,  dessen  Schichten  auf  der  Höhe  ausstreichen.  An  der  Ostseite  fällt  der  Hügel  schroff 
in's  Meer  ab.  Als  ich  an  das  Südufer  zurückkehrte,  war  inzwischen  Ebbe  eingetreten,  das 
Wasser  war  so  untief,  dass  das  Boot  nur  watend  erreicht  werden  konnte;  aber  gerade  dieser 
niedrige  Wasserstand  gestattete  einen  Einblick  in  den  Schichtenbau  dieses  Gebietes.  Vom 
Festland  aus  streichen  die  Schichten  bis  weit  in  die  Supabai  hinein ,  welche  sich  alsdann  in 
die  Insel  Karäma  fortsetzen.  In  Zwischenräumen  ragen  die  Schichtenköpfe  von  vier  Kalk- 
steinbänken über  den  Meeresspiegel  hervor,  mit  einem  Streichen  von  N  21"  W  und  einem 
Einfallen  von  6"  gegen  W.  Am  jenseitigen  Ufer  angelangt,  gewahrt  man,  dass  das  Zwischen- 
mittel zwischen  den  Kalksteinbänken  aus  einem  mürben,  thonigen  Sandstein  besteht,  der 
seiner  geringen  Widerstandsfähigkeit  wegen  vom  Meereswasser  herausgenagt  worden  ist. 
Parepare  gegenüber  stellt  das  Ufer  einen  Steilabsturz  dar.  Wir  fuhren  noch  zu  den  Klippen, 
Batu  Tete  genannt,  welche  nur  zur  Ebbezeit  über  den  Wasserspiegel  hervorragen  und  aus 
demselben  Kalkstein  bestehen,  wie  er  auf  Karäma  ansteht;  doch  sind  hier  die  F'elsen  von 
zahlreichen  recenten  Lithothamnien  überkrustet.  Die  Bai  von  Parepare  schneidet  scharf  zwei 
verschiedene  Ablagerungen  von  einander  ab,  und  zwar  treten  in  dem  ihr  benachbarten  nörd- 
lichen Gebiete  ausschliesslich  neogene  Kalksteine  und  Sandsteine  auf,  während  südlich  von 
ihr  nur  Andesittuffe  und  Conglomerate  vorkommen." 

Wir  haben  das  Inselchen  Karäma  ebenfalls  besucht  und  erstiegen;  die  Handstücke, 
welche  wir  von  dort  mitgebracht  haben,  enthalten  ausser  andern  Organismen  zahlreiche 
Nummuliten  (no  257  und  258  der  petrographischen  Liste),  sodass  also  dieser  Kalkstein 
derselben  Formation,  wie  die  Marosfelsen,  und  mit  ihnen  dem  Eocän  zugestellt  werden 
muss.  Hier  bei  Parepare  kommen  also  diese  Kalksteine  bis  an's  Meer  heran.  Auf  sie 
folgen  dann,  wie  bei  Maros,  graue  Andesittuffe,  welche  z.  B.  an  der  Halbinsel  Taramalla, 
gegenüber  von  Parepare,  eine  etwa  10  m  hohe  Wand  bilden.  In  diesen  Tuffschichten 
fanden  wir  zahlreiche  Fossilien,  besonders  Muscheln,  Foraminiferen  und  Blattabdrücke.    Auch 


255 

am  Cap  Lero,  an  der  Südspitze  der  genannten  Halbinsel,  stehen  offenbar  dieselben  Tuffe 
an,  häufig  indessen  ein  härteres  Gestein  mit  Kalkgrundmasse  bildend.  Am  Strand  bei 
Parepare  lag  ein  grösserer  Haufen  solcher  Steine,  der,  wie  man  uns  sagte,  vom  Cap  Lero 
herbeigebracht  worden  war,  um  zu  Bausteinen  verwendet  zu  werden;  sie  bestanden  aus 
hellgrauem,  vulkanischem  Tuff  und  aus  ebensolchem,  welcher  durch  ein  Kalkcäment  ver- 
festigt war. 

Wir  folgen  nun  Wichmann 's  Angaben  weiter.  Etwa  i'/a  km  ostwärts  von  Parepare 
erhebt  sich  ein  aus  Andesitconglomerat  bestehender  Hügel,  dessen  Oberfläche  mit  Gerollen 
übersäet  ist.  Von  hier  ab  ostwärts  steigt  das  Terrain  lang.sam  an,  ist  stets  wellig  hügelig 
und  hie  und  da  an  den  Abhängen  einen  lichtgrauen  Andesittuff  zu  Tage  treten  lassend.  Die 
Gegend  macht  den  Eindruck  grosser  Oede,  zuweilen  einigermaassen  an  Eifellandschaften 
erinnernd.  Zwei  Bachbetten  sind  mit  Andesitgeröllen  erfüllt.  C.  6  km  ostwärts  von  Parepare 
(nach  Wichmann's  Kartenskizze)  wurde  derFlussBadjokiki  (an  dieser  Stelle  SaloBrissi  genannt) 
erreicht,  welcher  etwa  4  km  südlich  von  Parepare  (nach  Wichmann's  Karte)  bei  Minanga  in's 
Meer  mündet.  Der  trocken  gelegte  Theil  des  Bettes  stellte  eine  wahre  Musterkarte  der  ver- 
schiedensten Andesitvarietäten  dar,  welche  in  der  Gestalt  grosser  Blöcke  bis  zu  kleineren  Roll- 
stücken herabsinkend  eine  ausgedehnte  Ablagerung  bilden.  Die  Breite  des  hier  in  nordsüd- 
licher Richtung  strömenden  Flusses  beträgt  etwa  20—25  ^i»  ^'^^  gegenüberliegende  Ufer  fällt 
steil  ab  und  zeigt  nur  mit  Sandablagerungen  wechselnde  Geröllbänke.  Etwa  50  Schritte  weiter 
südwärts  sind,  gleichfalls  am  linken  Ufer,  oberhalb  des  Wasserspiegels  Bänke  von  Andesit- 
tuff in  horizontaler  Lage  aufgeschlossen.  Darüber  lagern  wieder  Tuffe  mit  zahlreichen 
Andesitblöcken,  nach  oben  zu  in  ein  grobes  Conglomerat  übergehend.  Weiter  südwärts 
macht  der  Fluss  eine  starke  Biegung,  und  nun  treten  am  rechten  Ufer  die  Tuffschichten  zu 
Tage  aus.  In  die  Südostecke  dieser  Stelle  münden  zwei  kleine  Bäche  ein,  von  denen  der 
eine  sich  vorher  über  eine  Bank  harten  Andesitconglomerates  ergiessend  einen  kleinen 
Wasserfall  bildet.  Auf  dem  Wege  zum  Unterlauf  des  Badjokiki  kam  Wich  mann  an  zwei 
Hügeln  vorbei,  von  denen  der  zweite  aus  horizontal  liegenden,  geschichteten,  lichtgrauen 
Tuffen  bestand.  Der  Fluss  windet  sich  durch  Tuffe  und  Conglomeratbänke.  Die  Tuff- 
schichten zeigen  bei  geringem  Neigungswinkel  ein  Einfallen  gegen  W  und  streichen  quer 
durch  den  Fluss,  sodass  sie  im  Bette  stellenweise  Riegel  bilden,  hinter  welchen  sich  kleine 
Pfützen  ansammeln.  Herausgewaschene  Andesitgerölle  sind  zahlreich  vorhanden.  Strom- 
aufwärts zeigte  sich  ein  Steilabsturz,  an  welchem  horizontale  Tuffschichten,  mit  Conglomerat- 
bänken  regelmässig  wechsellagernd,  in  ausgezeichneter  Weise  aufgeschlossen  waren. 

Wir  haben  die  erwähnte  Stelle  am  Badjokiki  ebenfalls  besucht.  Zwischen  Parepare 
und  der  Mündung  des  Flusses  fanden  wir  Conglomerate  anstehend,  welche  einzelne  gröbere 
Stücke  einschlössen;  ein  Rollblock  am  Ufer  des  Flusses  erwies  sich  als  Augitandesit. 

Auf  der  Ueberlandreise  von  Parepare  aus  quer  durch  die  Gebirgskette  nach  Teteädji 
machte  Wich  mann  folgende  Beobachtungen:  Anfangs  bildeten  lichtgraue  Tuffschichten  den 


256 

Boden,  wie  die  Einschnitte  des  Badjokiki  zeigten.  Zwischen  den  vielen  Hügeln  ragten  sie 
ebenfalls  zuweilen  hervor.  Auf  den  Abhängen  dieser  letzteren  lagen  zahlreiche  Andesitblöcke 
umher,  unter  denen  einzelne  die  Grösse  eines  Kubikmeters  erreichten.  Sodann  wurde  auch 
ein  in  ostwestlicher  Richtung  streichender  Höhenrücken  überschritten,  und  Wichmann  ge- 
langte zu  dem  170  m  hoch  gelegenen  Dorfe  Pabarassang.  Weiter  haben  die  Bergrücken 
sämmtlich  gerundete  Formen,  der  Gesteinscharakter  bleibt  im  allgemeinen  derselbe.  Der 
Bergrücken  Paria  stellt  die  Wasserscheide  dar  und  hat  eine  Höhe  von  265  m;  er  setzt  sich 
in  nordöstlicher  Richtung  fort,  schroffe,  zackige  Felsabstürze  nach  der  Ebene  von  Tempe 
bildend.  Am  östlichen  Bergabhang  liegt  das  Torf  Tjaila  175  m  hoch.  Dann  tauchen  die 
kleinen  kegelförmigen  Berge  auf,  die  wir  unter  der  Bezeichnung  Ida  Pfeiffer's  Tumuli 
unten  noch  einmal  in's  Auge  fassen  werden. 

Die  Westkette  ist  also  auf  der  Breite  von  Parepare  schon  ganz  erheblich  niedriger 
geworden;  die  Wasserscheide  zeigt  hier  nur  noch  geringe  Erhebung.  Das  von  Wichmann 
auf  Seite  57  gezeichnete  Profil  lässt  den  Bergrücken  Paria  aus  Andesit  bestehen;  darauf 
folgt  westlich  eine  Schichtenmasse  von  Andesitconglomeraten  und  -Tuffen,  und  diesen  ruht 
der  Kalkstein  der  Bai  von  Parepare  auf.  Nach  unserer  Auffassung  ist  dagegen  der  Kalkstein 
das  älteste  dieser  Gesteine,  ist  eocänen  Alters,  und  er  wurde  bei  seiner  Auffaltung  von 
vulkanischen  Massen  durchbrochen,  deren  Aschen,  die  jetzigen  Tuffe,  weithin  alles  über- 
schütteten, in  der  Art,  wie  wir  es  auch  für  Maros  dargestellt  haben,  wo  wir  in  einigen 
Tuffen  emporgerissene  Kalkstücke  nachweisen  konnten  (siehe  oben  Seite  245). 

Von  Parepare  gegen  Norden  zu  sahen  wir  die  Westkette  noch  niedriger  werden, 
sodass  das  Land  an  ihrer  Stelle  bald  nur  noch  hügelig  wird ,  und  endlich  fällt  das  Gebirge 
völlig  in  die  Ebene  ein,  um  dann  erst  in  einiger  Entfernung  nordwärts  von  neuem  sich  zu 
erheben.  An  dieser  flachen  Stelle  mündet  der  Sadangfluss  aus,  weshalb  wir  diese 
Lücke  im  westlichen  Kettensystem  die  Sa  da  ngp  forte  nennen  wollen.  Sie  liegt  etwa  bei 
3»  50'  SB. 

Unweit  südlich  vom  Sadangniederlauf  breitet  sich,  nur  c.  7  km  von  der  Küste  ent- 
fernt, der  kleine  Flachsee  von  Alietta  aus,  welcher  nach  der  Westküste  hin  auswässert. 
Wir  verdanken  neuere  Mittheilungen  darüber  D.F.  van  Braam  Morris  (23,  p.  194),  welche 
folgendermaassen  lauten:  „Der  See  von  Alietta  bedeckt  nach  Schätzung  eine  Oberfläche  von 
c.  76  km  ^.  Seit  etwa  zehn  Jahren  ist  er  auf  die  Hälfte  eingetrocknet  in  Folge  davon,  dass 
der  Sadang,  welcher  ihn  hauptsächlich  mit  Wasser  versah,  durch  einen  stattgehabten 
Erdrutsch  einen  anderen  Lauf  genommen  hat  und  jetzt  kein  Wasser  mehr  an  den  See 
abgiebt." 

van  Staden  ten  Brink  (136,  p.  10)  schreibt:  „Nach  Aussagen  von  Eingeborenen 
muss  der  See  gerade  südlich  von  der  Mündung  des  Sadangflusses  einen  Ausfluss  in's  Meer 
haben  und  also  auch  mit  Booten  erreicht  werden  können." 


257 

Nördlich  von  der  Sadangp forte  erhebt  sich  die  Westkette  von  neuem  und 
bildet  zunächst  einen  kleinen  malerischen  Gebirgsstock ,  der  bei  Bungi,  in  der  Ostecke  des 
Golfes  von  Mandar,  einen  weiten  Thaleinschnitt  bildet  für  den  Bungifluss,  um  sodann  nord- 
wärts davon  zu  viel  höheren  Ketten  sich  aufzuschwingen.  Diese  zwischen  der  Sadangpforte 
und  dem  Bungi-Einschnitt  sich  erhebende  Vorkette  können  wir  nach  dem  höchsten  Gipfel 
derselben  die  Ti  räsakette  nennen  (von  der  See  vor  Bungi  aus  gepeilt  O  90"  — 124").  An  ihrem 
nördlichen  Absturz  beim  Bungi-Einschnitt  bildet  sie  einen  zwar  nicht  sehr  hohen,  aber  deut- 
lich markierten  Absturz,  den  Felsen  Lokko.  Nördlich  von  diesem  stellt,  wie  wir  von  der 
See  aus  vor  Bungi  erkannten  und  anpeilten,  ein  langer  und  ziemlich  hoher  Rücken  ihre 
Fortsetzung  dar,  der  Lemosüssu  (O  85"— 22"),  dessen  nördliche  Fortsetzung  nach  dem 
Gebirgsroste  von  Central-Celebes  hin  weitere  Ketten  bilden,  die  parallel  neben  einander 
laufen;  die  höchste  Spitze  einer  in  NzO  in  der  Ferne  sich  erhebenden  wurde  uns  als  Berg 
Libo  (O  14")  bezeichnet;  weiter  gegen  Westen  ihr  angeschaart  haben  wir  noch  die  Quer- 
silhouetten zweier  oder  dreier  Ketten  bemerkt. 

In  der  Alluvialebene  des  Bungiflusses  an  der  Küste  liegt  das  Dorf  Maröneng,  wo 
wir  im  August  1895  debarkierten,  und  von  wo  wir  sodann  ostwärts  nach  Bungi  abmarschierten, 
mit  dem  Vorhaben,  die  südliche  Halbinsel  an  ihrem  Wurzelstücke,  von  Bungi  nach  Paloppo  zu 
durchqueren,  ein  Versuch,  der  an  dem  Widerstände  der  Eingeborenen  gescheitert  ist  (127).  Was 
wir  geologisch  beobachten  konnten,  ist  das  folgende:  Wir  schritten  längs  dem  südlichen  Absturz 
des  südnördlich  streichenden,  die  Fortsetzung  der  Westkette  bildenden  Lemosussurückens 
hin.  Hierauf  führte  der  Weg  über  den  sattelartigen  Einschnitt,  welcher  den  Lokkofelsen, 
also  das  Nordende  der  Tirasakette,  mit  dem  Lemosussurücken  in  Verbindung  setzt.  Der 
Boden  bestand  immerzu  aus  grauen  Tuffschichten,  welche  unweit  der  Küste  horizontale  Lage 
hatten.  Diese  Tuffe  enthalten  Foraminiferen  und  selten  auch  Muscheln,  sind  also  untermeerisch 
abgelagert.  Gegen  das  Gebirge  zu  sahen  wir  die  Tufflagen  sich  steil  aufrichten.  Auf  der 
Einsattelung  zwischen  der  Tirasa-  und  Lemosussukette  angelangt,  konnten  wir  eine  Probe 
von  der  anstehenden  Lokkofelswand  gewinnen,  wonach  sie  sich  als  ein  Trachyt  erwies  und 
zwar  als  ein  glasreicher  Biotitaugittrachyt.  Von  neuem  tritt  also,  wie  weiter  südlich  am  Pik 
von  Maros,  in  der  sonst  andesitischen  Kette  ein  Trachytheerd  auf.  Mehrere  Proben  ferner, 
die  wir  als  Rollsteine  in  den  nach  der  Westküste  abfliessenden  Bächen  auflasen,  erwiesen 
sich  ebenfalls  als  Trachyte;  so  fand  sich  im  Bungifluss  ein  Hornblendeaugittrachyt,  desgleichen 
im  Mogofluss,  einem  seiner  Zuflüsse.  Daneben  lasen  wir  ein  schwarzes  Gestein  im  Bungi- 
fluss auf,  welches  wir  als  einen  Leucittephrit  erkannten,  und  ein  anderes  Rollstück  als 
Tuff  desselben  Gesteines  mit  Foraminiferen.  Daraus  erfahren  wir,  dass  der  Erguss  leucit- 
führender  Laven  sich  auch  hier  in  der  Fortsetzung  der  westlichen  Kette  constatieren  lässt, 
wie  trüber  bei  Maros,  und  zugleich  erinnern  wir  daran,  dass  wir  am  Matinanggebirge  einen 
Leucittephrit  anstehend  gefunden  haben,  sodass  es  also  den  Anschein  gewinnt,  als  wäre 
längs    der    ganzen    westlichen  Umrandung    von   Celebes    eine    bestimmte   Eruptionsperiode 

Sarusiii,   Celebes.    1\'.  .33 


258 

leucitführender  Laven  nachweisbar,  eingeschoben  in  die  sonst  basaltisch-andesitisch-trachj-tischen 
Eruptionsmassen. 

Die  Höhe  der  Einsattelung  beim  Lokkofelsen  beträgt  c.  450  m ;  westwärts  sieht  man 
auf  das  Meer  hinab,  ostwärts  in  eine  weüige,  vielgezackte  Gebirgslandschaft;  südlich  in  der 
Ferne  konnten  wir  die  Seen  von  Sidenreng  und  Tempe  erkennen.  Die  Spitze  des  Lokko- 
felsens  dürfte  etwa  550  m  Meereshöhe  erreichen. 

Nachdem  wir  kurze  Zeit  in  südlicher  Richtung  abwärts  gezogen  waren,  stiessen  wir 
bei  c.  380  m  auf  Kalkstein,  welcher  uns  zunächst  nicht  mehr  verliess.  Eine  Probe  davon 
zeigt  sich  mit  Organismen  angefüllt;  wenn  auch  Nummuliten  im  Schliffe  fehlen,  ziehen  wir 
ihn  doch  unbedenklich  zum  eocänen  Maroskalksteine.  Wir  sahen  ihn  südwärts  sich  fortsetzen, 
und  eine  Zeit  lang  führte  der  Weg  in  diesem  Kalkstein  südwärts  bis  c.  140  m  Meereshöhe; 
sodann  zogen  wir  ostwärts  weiter,  am  Südabfall  des  Lemosussurückens  quer  durch,  worauf 
wir  an  den  Sadang  gelangten,  einen  breiten,  flott  strömenden  Fluss,  der  nach  einer  von  uns 
vorgenommenen  Messung  zur  Zeit  seiner  grössten  Ausbreitung  bei  Hochwasser  gegen  200  m 
Breite  erreichen  dürfte;  die  Meereshöhe  betrug  an  dieser  Stelle  c.  60  m.  Wir  setzten  über 
und  durchschritten  zunächst  eine  Ebene,  wohl  alte  Flussebene,  in  östlicher  Richtung,  worauf 
wir  uns  in  der  Nähe  des  Ortes  Enrekang  nach  Norden  wandten. 

Es  sei  hier  eingeschaltet,  dass  van  Braam  Morris  {22,  p.  166)  folgendes  über  den 
Sadang  erkundete:  „Der  Sadang  (der  „grosse  Fluss")  entspringt  im  Toradjagebirge  mitten 
in  Central-Celebes,  läuft  in  südwesdicher  Richtung  Enrekang,  Kassa,  Batulappa  entlang  und 
ergiesst  sich  theils  bei  Djambur,  theils  bei  Bungieng  in  die  Makassarstrasse." 

Wir  überschritten  zunächst  einige  Hügelzüge  und  gelangten  sodann  auf  einen  das 
Sadangthal  östlich  begrenzenden  Rücken ,  während  wir  die  Lemosussukette  dieses  Thal 
westlich  begrenzen  und  gegen  dasselbe  steil  abstürzen  sahen.  Wir  wurden  berichtet,  dass 
hinter  der  Lemosussukette,  also  westlich  von  ihr,  der  See  Idolüsa  oder  Tappärang  Usa 
(Usa-See)  gelegen  sei,  welcher  auf  einigen  Karten,  worüber  unten,  als  See  Kariängung 
sich  eingetragen  findet.  Der  letztere  Name  beruht  wahrscheinlich  auf  einem  Irrthum ;  denn 
man  sagte  uns,  Kariängung  sei  nur  ein  irgendwo  im  kleinen  Reiche  Letta  gelegenes  Dorf. 
Unser  Versuch,  nach  dem  genannten  See  zu  gelangen,  wurde  durch  die  feindliche  Haltung 
der  Eingeborenen  vereitelt.  Ein  aus  jener  Gegend  stammender  Toradja  sagte  uns,  der  See 
bestehe  aus  zwei  getrennten  Becken,  einem  grösseren  und  einem  kleineren;  es  sei  nicht 
schwer,  hinzugelangen,  und  die  dortigen  Eingeborenen  seien  nicht  bösartig.  Ferner  erfuhren 
wir,  der  See  sei  mitten  in  Bergen  gelegen,  gross  von  Umfang  und  tief.  Weitere  Informa- 
tionen hat  Wich  mann  mit  folgendem  zusammengestellt  (153,  p.  14):  „Soweit  mir  bekannt, 
findet  sich  dieser  See  zuerst  auf  der  Karte  von  Der  fei  den  von  Hind  er  stein  (allgemeene 
Kaart  van  Nederlandsch-Oost-Indie,  1842,  blad  3)  eingetragen.  Eine  abweichende  Darstellung 
ist   demselben   in   dem  Atlas  von  Melvill   van   Carnbee   und  Yersteeg   und   nach   dieser 


259 

wieder  in  demjenigen  von  Stemfoort  und  ten  Siethoff  zutheil  geworden,  indem  er  niciu 
allein  durch  den  Fluss  Sareyang  mit  dem  Busen  von  Mandhar  an  der  Westküste  in  Ver- 
bindung gebracht  wird,  sondern  ausserdem  noch  durch  einen  Fluss  mit  dem  Sadang,  welcher 
letztere  gleichfalls  in  den  Mandhar-Busen  mündet.  Herr  D.  F.  van  Braam-Morris  war  so 
liebenswürdig,  mir  auch  in  Bezug  auf  diesen  See,  der  sonst  in  der  Litteratur  kaum  eine 
Erwähnung  gefunden  hat,  einige  Auskunft  zu  verschaffen.  Der  Kariyangung  ist  allseitig  von 
Bergen  umschlossen  und  wird  gespeist  durch  einige  Flüsschen,  die  in  der  Gebirgskette 
östlich  von  Mamudju  entspringen.  Sein  Flächeninhalt  entspricht  ungefähr  demjenigen  des 
Sees  von  Sidenreng,  beträgt  demnach  etwa  65  qkm.  Entwässert  wird  er  allein  durch  den 
Binanga  (Fluss)  Karaeng,  der  in  die  Ostecke  der  Mandhar-Bucht  mündet." 

Hier  schliessen  wir  an,  dass  ausser  diesem  von  uns  gesuchten  See  Usa  noch  ein 
anderer,  gleich  grosser  und  ebenso  tiefer  westlich  im  Gebiete  von  Mandar  gelegen  sein 
muss,  nicht  weit  landeinwärts  vom  dortigen  Küstenorte  Balangnipa,  den  man  uns  als 
Tappärang  Batu  (Batu-See)  bezeichnete.  Beide  Seen  haben  wir  auf  unserer  Karte  liypo- 
thetisch  eingetragen. 

Wir  übergehen  nun  eine  Reihe  von  Bemerkungen  im  Tagebuche  über  west-östlich 
streichende  Anti-  und  Synklinalen,  weil  wir  uns  von  denselben  kein  klares  Bild  mehr  machen 
können  und  ein  Streichen  in  der  genannten  Richtung  tektonisch  nicht  verstehen,  weshalb 
wir  auch  die  diesbezüglichen  Angaben  in  unserem  Vorberichte  als  nicht  maassgebend  betrachtet 
wünschen.  Es  genüge  zu  sagen,  dass  wir  uns  bald  darauf  in  einem  System  von  südnördlich 
ziehenden  Gebirgsrücken  fanden  mit  tiefen  Längsthälern  zwischen  ihnen.  Diese  Ketten  be- 
standen der  Hauptmasse  nach  aus  Kalkstein ;  überall  traten  uns  Kalkfelsen  und  Kalkblöcke 
entgegen.  Unzählige  solche  waren  über  die  mit  Gras  bedeckten  Hügel  ausgesäet;  bei  c.  600  m 
schlugen  wir  eine  Koralle  aus  einem  anstehenden  Kalkfelsblock.  Sodann  stieg  westlich  von 
uns  ein  Kalkgebirge  auf,  dessen  Trümmer  bisher  die  Hügel  und  Thäler  überstreut  hatten  und 
dessen  eine  isolierte  Felszacke,  Bampapüwang  mit  Namen,  nördlich  von  uns  sich  auf  wohl 
1500  m  Höhe  erhob.  Die  von  van  Braam  Morris  (22,  p.  166)  gegebene  Erkundigung,  wonach 
der  Bampapüwang  nach  Schätzung  c.8000  rhein.  Fuss  =  2500  m  sein  dürfte,  ist  sicher  zu  hoch 
gegriffen.  In  Figur  9,  Tafel  V,  geben  wir  eine  gut  ausgefallene  Photographie  der  kegelförmigen 
Kalkmasse  des  Bampapüwang  wieder  mit  dem  davor  sich  ausbreitenden  kleinen,  sumpfartigen 
Lura-See,  worüber  wir  sogleich  uns  äussern  werden.  Unser  Weg  führte  über  Tuffschichten 
hinweg.  Dass  die  Kalkketten  auch  hier  von  eruptiven  Massen  durchbrochen  worden  sind,  zeigte 
uns  ein  bei  500  m  Höhe  anstehend  gefundener  Biotita ugittrachyt.  Wie  also  im  Ver- 
lauf der  ganzen  Westkette,  so  zeigen  sich  noch  hier,  gegen  Centralcelebes  hin,  die  Kalkketten 
von  jüngeren  Eruptivmassen  durchbrochen,  und  zwar  scheinen  die  geologischen  Verhältnisse 
bis  weit  in  das  westliche  Centralcelebes  hinein  von  dieser  Art  zu  sein;  denn  ein  Rollblock 
im  Sadang,  welcher  aus  einem  Conglomerat  bestand,  zeigte  Theilstücke  desselben  eben 
erwähnten  Trachytes.    Vielleicht  wird  sich  einmal  nachweisen  lassen,  dass  unser  von  jungen 

33* 


260 

Eruptivmassen  durchbrochenes  Westkettensystem  des  Südarmes  nordwärts  durch  Central- 
celebes  hindurch  nach  der  Paluhalbinsel  sich  verfolgen  lässt,  als  deren  mögliche  Fortsetzung 
wir  die  Nordkette  des  Nordarmes  in's  Auge  gefasst  haben. 

Auf  unserer  Weiterwanderung  gelangten  wir  zum  Fusse  des  Bampapuwang,  wo,  wie 
schon  erwähnt,  ein  grösserer  Tümpel,  der  Lura-See,  sich  ausdehnte.  Wir  erkannten  die 
Kalkschichten  des  Felsens;  sie  schienen  ungefähr  östlich  einzufallen.  Von  hier  aus  sahen 
wir  in  NO-Richtung  die  höchste  Spitze  des  Latimodjong  über  die  Wolken  ragen,  den 
Eindruck  mächtiger  Höhe  hervorrufend  (in  unserem  V'orberichte,  p.  i6,  ist  das  Wort: 
„massige  Höhe"  ein  Druckfehler).  Diesseits  der  Latimodjongkette  erhebt  sich  als  hoher 
Bergrücken  die  Sinadjikette. 

Der  Weg  führte  weiter  nordwärts  auf  Tuff,  aus  welchem  sich  zu  allen  Seiten  Kalk- 
felsen und  -wände  erhoben,  oft  in  Form  ungeheurer  umgekippter  Schollen,  oder  sonstwie 
wild  zerrissen.  Rechts  unten  im  Thale  strömte  der  Fluss  Kalupini  südwärts ,  und  dort 
standen  die  Kalkfelsen  romantisch  wie  Schlösser  mit  Thürmen  da.  In  Figur  lo,  Tafel  V, 
sieht  man  die  bastionenartigen  Kalkfelsen  der  Gegend  von  Sosso  und  Duri;  rechts  unten 
glänzt  am  Fuss  eines  fast  lothrechten  Felsens  der  erwähnte  Kalupini ,  ein  Seitenfluss  des 
Sadang.  Im  Hintergründe  rechts  sieht  man  in  duftigem  Umrisse  die  mächtige  Sinadjikette, 
zum  Latimodjongsj'stem  gehörig. 

Der  aus  grauen  Tuffen  bestehende  Boden,  über  welchen  der  Weg  führte,  war  ebenso 
unfruchtbar,  wie  derselbe  bei  Parepare;  nur  Gras  bedeckte  steppenartig  die  öden  Hügel. 
Sodann  führte  der  Weg  in  das  rasch  emporsteigende,  der  Weghöhe  also  entgegen  kommende 
Flussthal  des  Kalupini  selbst,  welches  sich  weiter  oben  verbreiterte,  woselbst  dann  das  Dorf 
Sosso  lag.  In  dem  Thale  zogen  wir,  von  kühnen  Kalkfelsbergen  stets  begleitet,  bis  zum 
Orte  Kalösi,  wo  uns  die  Eingeborenen  zur  Rückkehr  zwangen. 

Damit  beschliessen  wir  unsere  Darstellung  der  Westkette  des  Südarmes,  soweit  sich 
eine  solche  bis  jetzt  geben  Hess,  und  fügen  noch  bei,  dass  nach  Wichmann  (153,  p.  15  und 
Karte)  ihre  Wasserscheide  einen  zickzackförmigen  Verlauf  hat. 


261 


2.  Die  Vulkanreihe  Pik  von  Bantäeng    Bowonglangi. 

a)  Der  Pik  von  Bantäeng. 

Im  südlichen  Endtheile  der  südlichen  Halbinsel  erhebt  sich,  das  ganze  Land,  welches 
in  ihm  zu  gipfeln  scheint,  beherrschend,  ein  mächtiger  Vulkan,  der  Pik  von  Bantäeng,  von 
den  europäischen  Seefahrern  so  genannt  nach  dem  an  der  Südküste  gelegenen  Orte  Ban- 
täeng (darüber  Matthes,  90,  p.  7;  auch  wird  auf  der  neuen  Seekarte  der  Ort  und  der 
Pik  richtig  so  geschrieben,  weshalb  wir  dasselbe  thun;  früher  schrieb  man  fälschlich  Bonthain). 
In  Gestalt  und  Mächtigkeit  ruft  er  die  Erinnerung  an  den  Aetna  wach,  weshalb  er  schon  von 
Wichmann  (153,  p.  15)  als  „ein  gewaltiges  Vulkanmassiv,  das  an  Grösse  und  Ausdehnung 
sicherlich  demjenigen  des  Aetna  nicht  nachsteht",  mit  Recht  bezeichnet  wird.  Auf  unserer 
Hauptkarte  haben  wir  seine  Lage,  seine  Gestalt  und  seine  Ausdehnung  im  Verhältniss  zum 
umliegenden  Lande,  soweit  wir  uns  davon  eine  V^orstellung  haben  bilden  können,  dargestellt; 
auf  den  bis  jetzt  publicierten  Karten  wird  man  dies  nicht  finden.  Ferner  geben  wir  auf 
Tafel  XII  ein  auf  unseren  Beobachtungen  und  Combinationen  beruhendes  Bild  von  der 
Gipfelregion  des  Piks,  das  der  folgenden  Beschreibung  zur  Erläuterung  dienen  soll. 

Da  man ,  wie  unten  aus  dem  Ueberblick  über  den  geschichtlichen  Gang  unserer 
Kenntnisse  dieses  Gebirges  zu  ersehen  ist,  vor  unserer  Ersteigung  sich  keine  irgendwie 
deutliche  Vorstellung  von  seiner  Gestalt  gebildet  hatte,  so  hielten  wir  es  für  nothwendig, 
der  Erforschung  desselben  eine  ernsthaftere  Bemühung  zuzuwenden.  Wir  denken  dem  Leser 
dasjenige,  was  wir  in  dieser  Beziehung  erkannt  zu  haben  glauben,  am  deutlichsten  vor 
Augen  stellen  zu  können,  wenn  wir  ihn  die  Wege,  welche  wir,  um  zum  Ziele  zu  kommen, 
eingeschlagen  haben,  entlang  führen.  Dabei  werden  wir,  wie  bisher,  alles,  was  nicht  zu  dem 
hier  in's  Auge  gefassten  Zwecke,  nämlich  der  Darlegung  der  geographisch-geologischen 
Verhältnisse  des  Landes  gehört,  bei  Seite  lassen. 

Was  zunächst  die  allgemeine  Form  des  Gebirges  betrifft,  wie  sie,  von  der  Ferne 
gesehen,  dem  Auge  sich  zeigt,  so  ändert  sich  dieselbe  je  nach  dem  Orte,  von  welchem  aus 
wir  den  Berg  betrachten.  Von  der  Süd-  und  Ostküste  her  zeigt  er  sich  in  acht  vulkanischer 
Kegelform  mit  regelmässig  ausschweifendem  Mantel;  der  Gipfel  selbst  indessen  erscheint 
wild  zerrissen,  als  ein  compliciertes  System  von  schroffen,  sich  kreuzenden  Felskämmen,  ein 
für  den  Betrachter  zunächst  völlig  unverständliches  Bild,  weshalb  schon  Brooke  (63,  i,  p.  131) 
den  Pik  „a  confusion  of  mountains"  nannte. 

Anders  zeigt  sich  der  Berg  von  der  Westküste,  z.  B.  von  Makassar  aus,  wo  er  eine 
von  S  nach  N  streichende  Kette  mit  zwei  sich  folgenden  Rücken  darzustellen  scheint,  welches 
Bild  wir  unten  erklären  werden. 


262 

Gegen  Norden  zu  sind  die  Verhältnisse  wieder  von  besonderer  Art,  worauf  ebenfalls 
unten  zurückzukommen  sein  wird. 

Der  ganze  Kegelmantel  nun  ist  mit  parasitischen  Vulkanen  reich  übersäet,  und  zwar 
am  reichlichsten  auf  seiner  gegen  Süden  gewandten  Fläche ,  am  spärlichsten  auf  der  nach 
Norden  abfallenden.  Diese  parasitischen  Vulkane  scheinen  zuweilen  in  geraden  Reihen, 
strahlenförmig  gegen  den  Gipfel  zu  angeordnet  zu  sein,  gleich  einer  Windrose,  welchen 
Umstand  wir  im  Laufe  unserer  Besteigung  mehrmals  glauben  bemerkt  zu  haben.  Einige  dieser 
Parasiten  haben  für  sich  allein  schon  einen  namhaften  Umfang  und  tragen  auf  ihren  Mänteln 
zuweilen  kleine  secundäre  Parasiten.  Der  am  niedrigsten  gelegene  Parasit  ist  der  in  der 
Nähe  der  Küste  bei  Bulukompa  sich  erhebende  sogenannte  Schlangenberg,  welcher 
den  Seefahrern  als  Landmarke  für  den  genannten  Ort  dient,  auf  der  Seekarte  zu  352m 
Höhe  angegeben.  Aus  dem  buginesischen  Namen  des  Kegels  Bangkeng-Buki,  wörtlich  „Fuss 
des  Gebirges"  (89,  p.  124)  geht  hervor,  dass  auch  die  Eingeborenen  ihn  mit  dem  Hauptpik 
in  Beziehung  setzen,  insofern  sie  ihn  eben  dem  Fusse  desselben  aufsitzen  lassen.  (Eine 
literarische  Notiz  über  ihn  siehe  oben  Seite  237.) 

Alle  Parasiten  stehen  unterhalb  der  halben  Pikhöhe. 

Soviel  mag  zunächst  als  Ueberblick  des  Ganzen  dienlich  sein ,  und  wir  treten  jetzt 
an  den  Bericht  von  unserer  Besteigung,  welche  wir  in  der  Zeit  vom  September  zum  November 
1895  allmälig  ausgeführt  haben. 

Wir  begaben  uns  nach  dem  in  ungefähr  nordnordwestlicher  Richtung  von  Bantäeng 
gelegenen  Dörfchen  Lokka  (so,  nach  Matthes,  90,  p.  43),  welches  schon  seit  langer  Zeit  als  Er- 
holungsstation für  europäische  Beamte  dient.  Schon  der  Weg  dahin  führt  an  mehreren  Parasiten 
vorbei,  und  der  Ort  selbst  liegt  am  westlichen  Fuss  eines  solchen,  der  von  vielen  andern  des 
Gebirges  weder  in  Höhe  noch  in  Gestalt  sich  unterscheidet,  den  Europäern  aber  unter  dem 
Namen  Gunung  Lokka  oder  Doodkist  (Sarg,  wegen  seiner  Gestalt  so  genannt)  von  allen 
am  besten  bekannt  ist.  Die  Höhe  von  Lokka  bestimmten  wir  zu  1105  m;  der  höchste  Punkt 
des  Parasiten  erhebt  sich  nicht  mehr  als  300  m  darüber,  ist  also  1400  m  hoch.  Seine  Besteigung 
bildet  einen  von  Lokka  aus  häufig  unternommenen  Spaziergang.  Der  oben  befindliche  Krater 
stellt  nicht  etwa  eine  kreisförmige  Grube  dar;  sondern  seine  Umrandung  hat  die  Form  eines 
Hufeisens,  dessen  offener  Theil  distalwärts  vom  Hauptgipfel  des  Gebirges  nach  dem  Meere 
zu  gerichtet  ist.  Die  höchste  Stelle  des  Kraterrandes  ist  die  dem  Gipfel  am  meisten  ge- 
näherte, proximale.  Daraus  lässt  sich  entnehmen,  dass  die  Eruption,  welche  diesen  Parasiten 
aufgeschüttet  hat,  nicht  senkrecht  von  unten  nach  oben,  sondern  in  radiärer  Richtung  zum 
idealen  Mittelpunkte  des  Gebirges  vor  sich  ging.  So  kam  es  proximalwärts  zu  einem  hohen 
Aufschüttungskegel ,  während  distalwärts  nur  eine  geringere  Wallbildung  stattfand ,  welche 
dann  vermuthlich  durch  den  sich  nach  der  Ascheneruption  ergiessenden  Lavastrom  völlig 
weggespült  wurde,  oder  es  entfernte  sie  die  Erosion. 


263 

Die  meisten  Parasiten,  deren  Auswurfstrichter  wir  untersuchen  konnten,  zeigten  die 
beschriebene  hufeisenförmige  Kraterbildung,  deren  Längsaxe,  wie  nun  selbstverständlich, 
stets  radiäre  Richtung  zum  Hauptgipfel  des  Gebirges  inne  hat. 

Auf  dem  Boden  des  Kraters  fanden  wir  zahlreiche  umherliegende  Auswürflinge,  alle 
stark  verwittert,  sodass  also  die  letzte  Eruption  vor  sehr  langer  Zeit  stattgefunden  haben 
muss.  Von  Farbe  sind  sie  rothbraun  durch  Oxydation  und  wegen  ihrer  Porosität  von  ge- 
ringem Gewicht.  Auf  Figur  6  der  Texttafel  zu  Seite  32  geben  wir  die  Abbildung  einer 
solchen  Bombe,  welche  durch  eine  selten  schön  ausgebildete  Drehung  sich  auszeichnet.  Ihre 
Länge  beträgt  20  cm,  ihre  Breite  6  cm.  Ihre  Form  ist  offenbar  der  Ausdruck  der  wirbel- 
lörmigen  Drehung,  welche  die  ausbrechende  Gasmasse  im  Eruptionsschlote  angenommen 
hatte.  Die  meisten  andern  Lokkabomben  jedoch  hatten  die  Form  grosser  Tropfen,  ohne 
Drehung  zu  zeigen;  eine,  die  wir  mitbrachten,  ist  herzförmig,  und  die  ihre  Oberfläche  durch- 
furchenden Schlieren  lassen  erkennen,  dass  sie  einen  Ballen  flüssig  ausgeworfener  Lava  dar- 
stellt, welcher  nachher  in  seinem  weiten  Wege  durch  die  Luft  die  erwähnte  Herz-  oder  Thränen- 
form  annahm;  ihr  stumpfes  Ende  ist  natürlich  das  vom  Luftwiderstand  plattgedrückte  Vorder- 
ende des  Geschosses,  wogegen  das  Hinterende  schweifartig  ausgezogen  wurde. 

Das  anstehende  Gestein  des  Gipfels  erwies  sich  als  Basalt. 

Den  Höhenabstand  vom  Boden  des  Kraters  bis  zur  höchsten  Spitze  seines  nördlichen 
Randwalles  berechneten  wir  zu  135  m. 

Weiter  sahen  wir  von  einem  Standpunkt  ungefähr  nördlich  vom  G.  Lokka  aus  seinem 
Mantel  kleinere  Vulkankegel,  also  Parasiten  zweiter  Ordnung,  aufsitzen. 

Vom  Gipfel  des  G.  Lokka  herab  erblickt  man  ganze  Schwärme  von  Parasiten,  welche 
dem  Abhänge  des  Grosspiks  aufgesetzt  sind;  in  nordöstlicher  Richtung  allein  lassen  sich 
von  unten  bis  hinauf  elf  Kegel  zählen. 

1877  erstieg  Teysmann  (140)  den  G.  Lokka,  dessen  Höhe  er  zu  4000  Fuss, 
also  c.  1250  m  angiebt,  seine  Erhebung  über  Lokka  zu  700  Fuss,  also  c.  220  m.  Seine 
weiteren  Angaben  über  den  Pik  werden  unten  Erwähnung  finden. 

Wichmann  untersuchte  1888  den  G.  Lokka  (150,  p.  70  ff.).  Längs  dem  Wege 
von  Bantäeng  hinauf  nach  Lokka,  dessen  Meereshöhe  zu  1150  m  bestimmt  wurde,  fand  er 
„wiederholt  Lavaströme,  mit  Tuffschichten  abwechselnd,  am  Wege  aufgeschlossen",  ferner 
„Hessen  sich  kleine,  den  Abhängen  aufgesetzte  Vulkankegel  erkennen".  Am  Fuss  des 
G.  Lokka  sah  er  „massenhafte  Lavablöcke,  Schlacken,  Bomben,  sowie  auch  Brocken 
von  H  o  r  n  b  1  e  n  d  e  -  A  n  d  e  s  i  t".  Bei  seiner  Besteigung  des  Parasiten  gelangte  er  an 
einen  kleinen,  nach  NW  geöffneten  Seitenkrater.  „Unterhalb  desselben  befindet  sich 
ein  kleiner  Hügel,  und  jenseits  des  letztgenannten  gähnt  eine  tiefe  Schlucht,  durch  welche 
sich  ein  Lavastrom  ergossen  hat.  Der  obere  Krater  ist  mit  riesigen  Lavabrocken  ge- 
pflastert und  stürzt  in  seinem  nordöstlichen  Theile  in  einer  Höhe  von  etwa  120  m  jäh  in 
die  dem  Lompobattang   vorliegende  Ebene   ab.     Der   Hauptkrater   öffnet  sich    nach   Süden. 


264 

Auf  dem  Boden  des  Kraters  fanden  sich  neben  anderen  Auswurfsproducten  schöne,  regel- 
mässig gebildete  Bomben  und  Lavathränen.  Im  südlichen  Theile  ist  die  Kraterumwallung 
wesentlich  niedriger." 

Wir  verlassen  nun  den  Lokkaparasiten  und  treten  an  die  Untersuchung  des  Haupt- 
vulkanes.  Dieser  trägt  bei  den  Eingeborenen  nicht  einen  einheitlichen  Namen  als  Ganzes, 
vielmehr  unterscheiden  sie  zwei  höchste  Spitzen  oder  Kämme  desselben ,  von  welchen  sie 
den  einen,  in  südlicher  Richtung  streichenden  Grat  als  den  Lompobattang  (übersetzt 
Dickbauch),  den  andern  ungefähr  nordöstlich  davon  sich  erhebenden  als  den  Wawokaräeng 
(Fürstenspitze  oder  Bobokaräeng,  cf.  Matthes,  90,  p.  7  und  p.  41)  bezeichnen.  In  der 
That  erscheint  von  der  Spitze  des  G.  Lokka  aus  der  Lompobattang  als  ein  kühn  auf- 
steigender, von  S  nach  N  streichender  Felskamni,  als  ein  von  seiner  Umgebung  völlig  los- 
gelöster Bergrücken,  worauf  etwa  7"  östlich  davon  eine  zweite,  weiter  zurückliegende  Spitze 
sich  hervorthut,  der  Wawokaräeng.  Im  Vordergrund  zieht  sich  ein  ziemhch  hoher  bewaldeter 
Rücken  hin ;  dieser  stellt  die  directe  Fortsetzung  der  Mantelfläche  des  Piks  dar,  auf  welcher 
sich  der  G.  Lokka  und  seine  Nachbarparasiten  erheben. 

Da  wir  uns  nun  zur  Aufgabe  gesetzt  hatten,  den,  Lompobattang  genannten  und  von 
den  Eingeborenen  als  die  höchste  Spitze  des  Piks  bezeichneten  Felskamm  von  Lokka  aus 
zu  ersteigen,  so  lag  der  Gedanke  nahe,  direct  den  höchsten  Kamm  des  eben  erwähnten 
Vorrückens  zu  erklimmen  und  von  dort  aus  dann  die  Besteigung  des  Lompobattang  zu  ver- 
suchen; denn  von  den  complicierten  Verhältnissen,  wie  sie  in  unserer  Karte  niedergelegt 
sind ,  hatten  wir  zu  Anfang  noch  keine  Vorstellung.  Die  Eingeborenen  waren  deshalb  im 
Rechte ,  als  sie  uns  aufs  bestimmteste  versicherten ,  es  führe  von  Lokka  aus  kein  directer 
Weg  nach  dem  Lompobattang,  und  von  der  Höhe  jenes  Vorrückens  aus  sei  es  unmöglich, 
die  steilen  Wände  des  Gipfels  zu  erklimmen.  Dagegen  war  man  erbötig,  uns  auf  einem 
Umwege  nach  dem  Gipfel  zu  führen.  Darauf  traten  wir  ein  und  wurden  nun  zunächst  in 
nordnordwesthcher  Richtung  um  den  besprochenen  Rücken  herumgeleitet. 

Massenhafte  tiefe  Wassergräben,  Radiärrunsen,  durchfurchen  den  Mantel  des  Vulkans 
in  seiner  ganzen  Ausdehnung,  stellenweise  gewaltige  Schluchten  oder  scharf  ausgeschnittene 
Canons  bildend ,  wie  sie  ein  Jeder  kennt ,  der  Vulkane  bestiegen  hat.  So  erwähnt  ihrer 
auch  Wichmann  (150,  p.  71)  an  unserem  Pik,  und  nach  Perelaer 's  (loi,  2,  p.  93  ff.)  Schil- 
derung fand  die  militärische  Expedition  gegen  das  Reich  Bone  bei  ihrem  Zuge  über  den 
südöstlich  auslaufenden  Sockel  des  Piks  unsägliche  Schwierigkeiten  mit  der  Ueberwindung 
der  bezeichneten  Radiärrunsen. 

Eine  tiefe  Bachrunse  zieht  sich  gleich  westlich  vom  Orte  Lokka  herab ;  in  ihren 
von  Lava  gebildeten  Boden  hat  der  hinabströmende  Bach  Strudellöcher  eingegraben.  So 
unser  Tagebuch.  Offenbar  war  auch  Wichmann  in  dieselbe  Schlucht  gelangt;  denn  er 
schreibt  (150,  p.  72) :  „Nachdem  auf  diesem  Wege  (—  wir  kommen  auf  seine  Exkursion  zurück  — ) 
zwei  Schluchten  überwunden  worden  waren  ,  gelangten  wir  in  eine  dritte ,  in  deren  Grunde 


2G5 

ein  Lavastrom  ansteht;  über  denselben  fliesst  ein  Bach,  welcher  die  Spuren  seiner  Thätig- 
keit  in  Gestalt  sehr  regelmässig  gebildeter  Strudellöcher  hinterlassen  hat.  Unweit  oberhalb 
dieser  Klamm  erhob  sich  in  O  der  Gunung  Loka."  Wir  schlagen  vor,  diese  durch  ihre 
Strudellöcher  ausgezeichnete  Runse  hinfort  Wichmann 's  Klamm  zu  nennen. 

Gleich  jenseits  dieser  Schlucht  erhebt  sich  der  G.  Kompasa  genannte  Parasit, 
dessen  Kraterwall  einen  gegen  Lokka  zu,  also  nach  südöstlicher  Richtung  geöffneten  Kreis- 
ausschnitt darstellt.  Die  Höhe  seiner  Spitze  bestimmten  wir  zu  c.  1190  m.  Sein  Gestein 
ist  Basalt.  Auch  W  i  c  h  m  a  n  n  erwähnt  ihn  mit  den  Worten :  „Nordwestlich  von  Loka  befindet 
sich,  durch  eine  tiefe  Schlucht  getrennt,  der  Rücken  des  Darikompas." 

Der  Weiterweg  führte  nun  nördlich  um  den  Fuss  eines  ferneren  Parasiten ,  des 
G.  Lokka  keke  (kleiner  G.  Lokka)  herum,  dessen  Kraterrand  distalwärts  vom  Hauptgipfel  zur 
Hälfte  weggesprengt  ist;  sodann  ging  es  weiter  vielfach  durch  Wasserrunsen,  deren  Namen  wir 
zumTheil  auf  der  Karte,  Tafel  XII,  eingetragen  haben,  und  südlich  von  einem  sich  durch  Mächtig- 
keit hervorthuenden  Parasiten  durch,  den  man  uns  G.  Poröong  nannte  (oder  buginesisch 
Bulu  P.l.  In  einer  von  ihm  herabkommenden  Runse  fanden  wir  einen  Block  ganz  frisch 
aussehenden,  schwarzen,  etwas  glasglänzenden  Gesteines,  das  sich  als  ein  sehr  glasreicher 
Hornblende-Andesit  auswies.  Es  stellt  dies  wohl  einen  der  letzten  Lavaergüsse  des 
sonst  im  wesentlichen  basaltischen  Piks  dar. 

Sodann  gelangten  wir  zur  Ansiedelung  Errelompua  (erre  heisst  Wasser,  lompöa 
hängt  wohl  mit  lompobattang  zusammen).  Von  Lokka  bis  Errelompoa  ist  es  bei  normalem 
Gehen,  einschliesslich  der  üblichen  kleinen  Ruhepausen,  ein  Marsch  von  fünf  Stunden.  Auf 
diesem  Wege  hatten  wir  nun  den  anfangs  erwähnten  Vorrücken ,  welchen  wir  aus  später 
anzugebenden  Gründen  den  Brooke-Rücken  nennen  wollen,  umschritten  und  kletterten 
jetzt  an  dessen  nordwestlichem  Abstürze  in  die  vom  Errelompoabach  durchströmte  tiefe 
Schlucht  hinab.  Von  dieser  geht  es  dann  steil  eine  Bergrippe  hinan ,  hierauf  neuerdings  in 
eine  Radiärrunse,  wieder  sodann  hinauf  auf  eine  noch  höhere  Rippe  als  die  vorige,  zu  einem 
Lagerplatz  der  dortigen  Gemsbüffeljäger,  in  c.  2000m  Höhe.  Von  dieser  Stelle  setzt  sich 
die  Rippe  in  steiler  Steigung  nach  einem  2680m  hohen  Felskamme  fort,  bis  zu  welchem 
Punkte  bei  rüstigem  Marsche  von  Errelompoa  aus  gegen  sechs  Stunden  zu  rechnen  sind. 
Hier  sahen  wir  uns  mit  Staunen  am  Rande  des  nordwärts  sich  aufthuenden  ungeheuren 
Hauptkraters  des  Piks  und  konnten  damit  das  wichtigste  Problem  des  Berges  als  gelöst 
betrachten,  nämlich  eben  den  Nachweis  seines  Hauptkraters,  welchen  noch  kein  Europäer 
zuvor  gesehen  hatte,  wie  wir  unten  zeigen  werden.  Der  Durchmesser  desselben  berechnet 
sich  mit  Zuhilfenahme  von  Peilungen,  die  wir  von  mehreren  Orten,  auch  von  Makassar  aus, 
vorgenommen  haben,  auf  reichlich  3000  ni.  Die  den  Krater  umkreisenden  Felswände  erheben 
sich  zum  Theil,  besonders  auf  der  Ost-  und  Südseite,  mehr  als  1000  m  über  den  Kraterboden ;  sie 
.sind  nicht  lothrecht,  aber  doch  so  steil,  dass  keine  Vegetation  an  ihnen  haftet.  In  nord- 
westlicher Richtung  ist  der  Kraterwall  weggebrochen,  wodurch  ein  breiter,  nach  Westen  aus- 

Sarasin,  Celebes.   IV.  '^* 


266 

gehender  Barranco  zu  Stande  kommt;  dieser  erweitert  sich  ausserhalb  des  Kraters  bald 
zu  einem  Thale,  welches  für  Reiscultur  benutzt  wird.  Die  Rinnwässer  des  Kraters  sammeln 
sich  zu  einem  den  Barranco  durchströmenden  Bache,  welcher  sodann  westwärts  in  den  Haupt- 
fluss  des  Reiches  Gowa  sich  ergiesst.  Der  Boden  des  Kraters  ist,  soweit  wir  ihn  von  der 
Höhe  herab  erkennen  konnten,  uneben,  von  einigen  tiefen  Bachrunsen  durchfurcht;  er  ist 
von  Savannengras  überzogen,  also,  und  zwar  wohl  in  Folge  menschlicher  Eingriffe,  völlig 
waldlos. 

Von  irgend  welcher  noch  jetzt  bestehenden  vulkanischen  Thätigkeit  ist  am  Hauptkrater 
so  wenig,  wie  irgend  anderswo  am  Berge  eine  Spur  wahrzunehmen;  auch  ist  die  grosse  Aus- 
dehnung des  Kraters  nicht  ausschliesslich  den  Eruptionen  zuzuschreiben,  welche  einst  stattge- 
funden haben,  sondern  zu  gutem  Theile  der  Verwitterung,  in  deren  Folge  grosse  Schollen  vom 
Rande  des  Kraters  sich  von  Zeit  zu  Zeit  loslösen  und  unten  die  Schutthalden  aufthürmen, 
welche  man  gegen  die  Kraterwände  sich  anlehnen  sieht.  Nicht  weit  von  unserem  Standorte 
war  eine  gewaltige  Steinscholle  durch  eine  tief  durchschneidende  Spalte  schon  so  weit  los- 
gelöst, dass  sie  nur  noch  mit  schmaler  Grundlage  auf  dem  Felsen  festsass  und  frei  über 
dem  ungeheuren  Abgrund  zu  schweben  schien ,  was  jedoch  unsere  Leute  trotz  unseren 
heftigen  Einwendungen  nicht  verhinderte,  hinaufzuspringen  und  die  dort  wachsenden  Gentianen 
für  uns  zu  brechen. 

Der  Krater  stellt  also  einen  durch  Erosion  nachträglich  ungeheuer  vergrösserten 
Riesenkrater  dar  nach  der  Definition,  welche  wir  oben  (Seite  45)  von  einem  solchen 
gegeben  haben. 

An  diesem  gewaltigen  Kraterrande  nun  erhebt  sich  der  östliche  Theil  als  besonders 
hohe  Felskante  über  den  andern  Theil  des  Umfanges,  von  weitem  den  Eindruck  eines 
eigenen  Berges  hervorrufend;  dies  ist  der  sogenannte  Wawokaräeng.  Zwischen  ihm  und 
dem  von  uns  bei  der  gegenwärtigen  Beschreibung  eingenommenen  Standorte  bildet  der 
Kraterrand  eine  tiefe  Einkerbung,  nach  welcher  hin  sowohl  der  Wawokaräeng  als  der 
Kraterrandtheil  unseres  Standpunktes  jäh  abstürzt,  sodass  ein  Hinüberklettern  unmöglich 
sein  würde,  wie  auch  die  Eingeborenen  versicherten.  Das  Mittelstück  dieser  Einkerbung 
springt  wiederum  als  eigene,  niedrigere  Schneide  vor  und  ist  selbst  von  Makassar  aus 
noch  als  solches  zu  erkennen.  Wie  schon  erwähnt,  werden  die  Kraterwände  gegen  den 
Barranco  hin  bedeutend  niedriger. 

Die  Eingeborenen ,  mit  welchen  wir  in  Berührung  kamen ,  hatten  kein  Verständniss 
von  dem  Krater  als  eines  solchen,  sowenig  als,  wie  schon  erwähnt,  vom  Pik  als  eines  ein- 
heitlichen Vulkanes;  sie  sprachen  immer  nur  von  den  beiden  Spitzen  Wawokaräeng  und 
Lompobottang  als  von  zwei  verschiedenen  Bergen. 

Soweit  waren  wir  in  der  Erkenntniss  des  Berges  bei  der  geschilderten  ersten  Be- 
steigung gekommen ,  als  nun  ungeheure  und  eiskalte  Regen  mit  Nebel  einsetzten ,  welche 
die  Nacht  und  den  darauf  folgenden  Tag  anhielten,  sodass  wir,  so  wenig  wie  unsere  Leute, 


267 

es  länger  hier  oben  aushalten  konnten  und  nach  Lokka  zurückkehrten.  Die  Ersteigung  der 
Spitze  des  eigentlichen  Lompobattang  gelang  uns  erst  bei  unserer  zweiten  Excursion, 
auf  welche  wir  alsbald  zu  sprechen  kommen  werden.  Wir  nehmen  aus  derselben  nun  aber 
gleich  hier  die  weitere  Schilderung  des  Lompobattang  voraus. 

Als  wir  die  auf  der  Karte  mit  2680  m  bezeichnete  Stelle  des  Krater randes,  wo  wir 
bei  beiden  Besteigungen  unsere  Htitte  errichteten,  südwärts  c|uer  überschritten  hatten, 
sahen  wir  uns  wieder  am  Rande  eines  gewaltigen  Abgrundes,  der  als  ein  mächtiges, 
mit  Wald  ausgekleidetes  Becken  sich  zeigte,  und  ferner  nahmen  wir  nun  den  riesigen 
Felsenrücken  des  Lompobattang  selbst  wahr,  der  von  unserem  Hüttenorte  aus  in  fast 
rein  südlicher  Richtung  weiterzog.  Diesen  galt  es  nun  zu  ersteigen.  Zunächst  war  es 
nicht  möglich,  dem  nach  Süden  führenden  Kamme  ungehindert  zu  folgen  ,  da  er  an  einer 
Stelle,  eine  Einkerbung  bildend,  jäh  abstürzt.  Diese  musste  durch  tiefes  Hinabklettern  in 
die  Schlucht  umgangen  werden.  Hier  ist  eine  gefährliche  Stelle  zu  passieren,  längs  dem 
äussersten  Rande  einer  tückisch  abstürzenden  Felswand.  Sie  fällt  nach  einem  gewaltigen 
Kessel  ab,  welcher  sich  nach  Süden  öffnet  und  welchen  wir  aus  .später  zu  erwähnenden 
Gründen  den  Brooke-Kessel  nennen  wollen.  Seine  nördliche  Begrenzung  geschieht  durch 
den  hier  ganz  schmalen  Rand  des  Hauptkraters,  über  welchen  unser  Aufstieg  geführt  hat. 
Dieser  Rand  bildet  also  eine  zwischen  zwei  Abgründen  sich  erhebende  Scheidemauer.  Süd- 
lich ist  der  Brooke-Kessel  umgrenzt  von  dem  hier  in  schroffen  Felswänden  abstürzenden 
Brookerücken,  östlich  ist  er  es  durch  die  Hochmauer  des  Lompobattang.  Gegen  Südwesten 
öffnet  er  sich,  ausserdem,  dass  er  wesentlich  nach  Süden  ausgeht,  in  die  Errelompoaschlucht. 
Er  ist  mit  Hochwald  ausgekleidet. 

Wir  erkletterten  nun  den  eigentlichen  Lompobattang  und  schritten  auf  ihm  entlang 
südwärts.  Der  oberste  Kamm  besteht  aus  wild  übereinandergethürmten  Felsblöcken,  ein 
Felsenmeer  oder  einen  Blockgipfel  darstellend.  Die  Wanderung  über  diese  Blöcke  hat  mit 
Vorsicht  zu  geschehen,  da  die  Lücken  zwischen  ihnen  von  Stelle  zu  Stelle  von  Moos  tückisch 
überdeckt  sind,  nur  für  das  Auge,  nicht  aber  für  den  Fuss  eine  Brücke  bildend.  Endlich 
nach  drei  Stunden  unausgesetzten  Wanderns,  von  unserem  Hüttenort  aus  gerechnet,  erreichten 
wir  die  höchste  Stelle  des  Kammes,  die  wir  zu  2910  m  Höhe  bestimmten,  womit  wir  den 
höchsten  Punkt  des  gesammten  Piks  gewonnen  hatten.  Wir  kletterten  noch  etwas  weiter 
südwärts  den  Kamm  hinab,  um  uns  zu  überzeugen,  dass  er  stufenweise  und,  je  mehr  süd- 
wärts umso  steiler,  nach  dem  Brookekessel  abstürzte. 

Die  Felsblöcke  des  Lompobattangrückens  waren  von  verkohlten  Baumstämmen  ab 
und  zu  völlig  überdeckt,  ja  die  Walddecke  des  ganzen  Rückens  bis  tief  hinab  war  durch 
Brand  vernichtet.  Dieser  Waldbrand  geschah  am  31.  October  1889,  wie  wir  jetzt  wissen, 
da  Wichmann  (150,  p.  72)  selbst  von  Lokka  aus  Augenzeuge  dieses  zerstörenden  Ereignisses 
gewesen  ist.     „Die  Rauchmassen,  schreibt  er,  waren  so  erheblich,  dass  man  in  dem  70km 

34* 


268 

entfernten  Makassar  glaubte,  es  habe  irgendwo  eine  Eruption  stattgefunden."  Auf  der  Haupt- 
spitze errichteten  wir  eine  kleine  Steinpyramide ,  in  welcher  wir  eine  Flasche  mit  unseren 
Namen  und  dem  Datum  unserer  Besteigung  bargen. 

Gegen  Osten  vom  Lompobattangkamme  nun  thut  sich  ebenso,  wie  auf  der  West- 
seite, ein  ungeheurer  Kessel  auf,  noch  umfangreicher  als  der  westliche,  und  mitten  aus  seinem 
Schoosse  erhebt  sich  ein  namhafter  parasitischer  Vulkan,  in  dessen  hufeisenförmigen  Krater 
man  von  oben  herab  gerade  hineinsieht.  Ein  Strom  von  erstarrter  Lava  ergiesst  sich  durch 
den  weggebrochenen  Theil  seines  Kraterrandes,  in  südöstlicher  Richtung  abfliessend.  Dieser 
Kessel,  welchen  wir  aus  später  vorzubringenden  Gründen  Warburg's  Krater  nennen 
wollen,  wird  nun  also  westlich,  wie  erwähnt,  vom  Lompobattangkamme  begrenzt,  nord- 
westhch  von  jenem  Stücke  des  Hauptkraterrandes,  welches  an  dieser  Stelle  eine  Einkerbung 
bildet  mit  dem  oben  erwähnten  isoliert  stehenden  „Mittelstücke".  Die  nördliche  Umgrenzung 
bildet  ein  weit  nach  Osten  hin  allmälig  abfallender,  vom  östlichen  Hochrand  des  Haupt- 
kraters, dem  Wawokaraeng,  seinen  Ausgang  nehmender,  schroffer  Felskamm. 

FigurS,  Tafel  IV,  giebt  einen  Blick  vom  eben  genannten  Wawokaraeng  aus  in  Warburg's 
Krater  wieder.  Den  Hintergrund  bildet  die  mächtige  Felsenmauer  des  Lompobattang,  welche 
nordsüdwärts  streicht  und  deren  rauhen  Kamm  wir  bis  zur  vorderen,  südlichen,  kegel- 
förmigen Spitze  beschritten  hatten.  Rechts  im  Bilde,  auf  der  Nordseite,  sieht  man  einen 
Nebelballen,  welcher  durch  die  dort  befindliche  Scharte  des  Haupt-Kraterrandes,  die  „Ein- 
kerbung" mit  dem  „Mittelstück",  aus  dem  Hauptkrater,  welcher  hier  nicht  sichtbar  ist,  in 
Warburg's  Krater  hereindringt.  Der  parasitische  Vulkan  in  letzterem  ist  von  dem  Stand- 
orte, von  welchem  aus  das  Bild  aufgenommen  wurde,  nicht  zu  sehen.  Deutlich  erkennt 
man  die  von  War  bürg  erwähnte  starke  Bewaldung  seines  Kraters.     (Darüber  unten.) 

Indem  wir  nun  feststellen,  dass  der  Gipfel  des  Piks  von  Bantaeng  drei  gewaltige, 
beckenartige  Bildungen  aufweise ,  nämlich  den  Hauptkrater ,  den  Brookekessel  und  War- 
burg's Krater,  so  geben  wir  dadurch  zu  erkennen,  dass  wir  die  beiden  letzteren  ebenfalls 
als  aus  einstigen  Krateren  hervorgegangen  uns  vorstellen,  deren  südliche  Umgrenzungen 
sowohl  durch  Eruption,  als  durch  Erosion  verschwunden  sind.  Diese  beiden  ursprünglichen 
Kratere  wurden  durch  Erosion  zuerst  zu  Riesenkrateren,  endlich  zu  südwärts  sich  öffnenden 
Felskesseln  umgeschaffen.  Der  weit  klaffende  südliche  Ausgang  entstand  aus  dem  Barranco. 
Der  zweite,  engere  Verbindungseinschnitt  des  Brookekessels  mit  der  Errelompoaschlucht  ist 
das  Werk  der  Erosion.  Der  mitten  im  Warburg's  Krater  stehende  grosse  Parasit  bestärkt 
uns  in  der  Auffassung  der  beiden  Kessel  als  ursprünglicher  Kratere. 

Es  ist  endlich  wahrscheinlich ,  dass  die  Eruption  des  Hauptkraters  senkrecht  nach 
oben  geschah,  die  der  südlich  ihm  anliegenden  Kratere  aber  seewärts  gerichtet. 

Wir  kehren  nun  von  neuem  zu  unserem  ursprünglichen  Ausgangspunkte  Lokka  zurück, 
um  nun ,   eine   östliche  Richtung   einschlagend ,   den   ganzen    Vulkan   zu    umschreiten.     Wir 


269 

brauchen  uns  dabei  an  Einzelheiten  nicht  aufzuhalten;  es  genüge  zu  sagen,  dass  wir  die  zu 
überschreitende  südliche  und  südöstliche  Abdachung  des  Vulkans  von  Parasiten  übersäet  fanden, 
die  so  zahlreich  stehen,  dass  die  sonst  im  allgemeinen  radiär  verlaufenden  Bachrunsen  einen 
vielfach  gewundenen  Verlauf  anzunehmen  gezwungen  werden.  Solche  Runsen  sind  bisweilen 
von  grosser  Tiefe,  wie  z.  B.  die  des  Bialöwe-Flusses,  welche  einige  hundert  Meter  Tiefe  hat. 
In  dieser  liessen  sich  jüngere  Eruptivproducte  von  älteren  unterscheiden.  In  anderen  Bach- 
schluchten standen  mehrere  parasitische  Vulkane  in  radiärer  Anordnung,  wie  wir  es  auf 
unserer  Karte  in  den  Schluchten  des  Bunbüngan  und  des  Balantieng-Flusses  angedeutet 
haben.  Die  einzelnen  Orts-  und  Flussnamen  zu  erwähnen,  gehört  nicht  hieher;  es  sei 
dafür  auf  die  Gouvernementskarte  verwiesen,  wo  es  von  Namen  wimmelt,  das  Relief  des 
Berges  aber  fehlt. 


'S"- 


Es  fiel  uns  hier  auch  eine  eigenthümlich  blumenkohlartige  X'erwitterung  des  Gesteines 
auf,  wobei  die  Steine  mosaikartig  in  einzelne  Klötzchen  zerfallen,  welch'  letztere  hernach 
zu  den  Rollsteinen  der  Bäche  werden. 

Vom  Orte  Tasösso  aus  traten  wir  die  Besteigung  des  Wawokaräeng  an.  Dieser 
gilt  als  heiliger  Berg  bei  den  Eingeborenen,  welche  ihn  vielfach  ersteigen,  in  Folge  dessen 
ein  ganz  guter  Pfad  hinaufführt;  erst  ganz  oben  wird  der  Berg  steil,  sodass  etwas  geklettert 
werden  muss;  bis  oben  ist  er  mit  Wald  bedeckt.  Die  höchste  Stelle  liegt  vom  Hauptkrater 
so  weit  ab,  dass  dieser  nicht  gesehen  werden  kann;  wer  seine  Existenz  nicht  schon  vorher 
kennt,  und  absichtlich,  um  in  ihn  hineinzusehen,  an  den  Rand  des  Felsens  hinausklettert, 
wird  von  ihm  gar  keine  Ahnung  haben,  umsoweniger,  als  auch  der  auf  dem  Wawokaräeng 
erhalten  gebliebene  Wald  das  seinige  dazu  beiträgt,  einen  Ueberblick  über  die  Configuration 
des  Gebirges  zu  verhindern.  Auch  Warburg's  Krater  wird  erst  sichtbar,  wenn  man 
einem  dahin  laufenden  Pfade  abwärts  folgt,  bis  man  zu  der  nach  ihm  abstürzenden  Fels- 
wand hingelangt. 

Die  höchste  Stelle  des  Wawokaräeng  bestimmten  wir  zu  2865  m;  er  ist  also  nur 
45  m  niedriger  als  der  Lompobattang.  Wir  werden  unten  sehen ,  dass  er  schon  vor  uns 
von  einem  Europäer,  Dr.  O.  Warburg,  erstiegen  worden  ist,  wobei  wir  dann  nachweisen 
werden,  dass  dieser  Forschungsreisende  zwar  den  grossen  Südostgraben  mit  seinem  para- 
sitischen Vulkane,  den  von  uns  nach  ihm  benannten  und  auf  Tafel  IV,  Figur  8,  abgebildeten 
Warburg's  Krater,  nicht  aber  den  Hauptkrater  gesehen  hat. 

Wir  begaben  uns  wieder  zurück  nach  Tasosso,  wo  ein  seltsam  geformter  Basaltblock 
zu  sehen  ist,  welchem  von  den  Eingeborenen  religiöse  Verehrung  gezollt  wird.  Er  ist  in 
solcher  Art  verwittert,  dass  er  aussieht  wie  ein  Gebirge  im  kleinen,  mit  Zacken,  Kämmen 
und  Flussthälern,  das  Ganze  wohl  eine  eigenthümliche  Regenrinnenbildung. 

Von  Tasosso  aus  umwanderten  wir  den  Nordabfall  des  Berges.  Dieser  bildet  einen 
weit  ausgedehnten  Hochsattel,  welcher  von  Reiscultur  eingenommen  ist,  und  welcher  nord- 


270 

wärts  zu  einem  neuen,  offenbar  ebenfalls  vulkanischen  Gebirge,  dem  von  den  Eingeborenen 
uns  als  Bungolängi  (richtiger  ist  wohl  Bowonglangi)  bezeichneten  Gebirge,  sich 
aufschwingt.     Ueber  dieses  werden  wir  später  ein  paar  Worte  sagen. 

Auch  der  Nordabhang  des  Piks  ist  von  Radiärrunsen  durchschnitten,  welche  zum 
Theil  tiefe  Carions  bilden  mit  sehr  steilen  Halden;  doch  sind  sie  hier  an  der  Nordseite, 
besonders  im  mittleren  Theil,  seltener  und  weniger  tief;  auch  die  parasitischen  Vulkane  sind 
hier  viel  spärHcher. 

Wie  wir  uns  jetzt  der  Westseite  des  Gebirges  näherten ,  wurden  die  Bachrunsen 
wieder  häufiger  und  tiefer,  und  wir  gelangten  zu  dem  tiefen  Canon  des  Katapala-Flusses, 
welcher  sich,  einen  schönen  Wasserfall  bildend,  in  den  folgenden  Canon  des  Manapa-Flusses 
ergiesst.  Der  Fall  dürfte  sich  auf  eine  Höhe  von  c.  80  m  schätzen  lassen.  Nun  folgt  ein 
ausgedehntes,  von  Reiscultur  eingenommenes  Flussthal,  in  welches  wiederum  seitlich  ein 
Wasserfall  (der  Manapa?)  hinabstürzt.  Der  Fluss  hat  sich  in  dem  Boden  desselben  eine  tiefe 
Rinne  mit  fast  senkrechten  Wänden  ausgewühlt,  über  welche  eine  gefährlich  schwankende 
Bambusbrücke  in  einer  Meereshöhe  von  c.  750  m  führt.  Die  Thäler  verbreitern  sich  berg- 
abwärts kesseiförmig;  doch  ist  uns  die  Bodenconfiguration  hier  von  ferne  nicht  klar  geworden. 

Wir  stiegen  nun  von  der  Brücke  an  aufwärts  nach  dem  Orte  Erreülo  und  weiter 
dem  auf  der  Karte  bezeichneten  Wege  entlang  nach  Errelompoa,  von  wo  aus  wir,  wie  Ein- 
gangs geschildert,  in  einer  zweiten  Besteigung  des  Hochgebirges  den  Gipfel  des  Lompo- 
battang  erreichten. 

Was  nun  die  petrographische  Beschaffenheit  des  Piks  betrifft ,  so  dürfte  er  der 
Hauptmasse  nach  aus  Basalt  bestehen;  denn  Proben  von  Bantäeng  (Rollsteine),  vom  Lokka- 
parasiten,  vom  Lompobattang  u.  a.  m.,  erwiesen  sich  als  solcher;  doch  fand  sich  auch  Augit- 
andesit  als  offenbar  jüngstes  Ergussgestein,  und  Wichmann  fand,  wie  oben  erwähnt,  am 
Fusse  des  G.  Lokka  Hornblendeandesit.  Es  dürften  sich  Uebergänge  zwischen  Basalt  und 
Andesit  finden  lassen.  Seinem  Hauptkörper  nach  besteht  der  Pik  also  aus  Basalt;  aus  seinen 
Seitenspalten  und  aus  parasitischen  Vulkanen  ergossen  sich,  wohl  als  mehr  secundäre  Er- 
scheinung, Andesitströme. 

Der  Pik  ist  ein  vollkommen  erloschener  Vulkan;  seine  eruptive  Thätigkeit  hat  längst 
völlig  aufgehört,  und  die  Eingeborenen  scheinen  überhaupt  nicht  die  Vorstellung  zu  haben,  dass 
der  Berg  ein  Vulkan  sei.  Einige  warme  Quellen  bei  Bantäeng  können  kaum  noch  als  letzte 
Nachwehen  der  ursprünglichen  Thätigkeit  angesehen  werden.  Wichmann  untersuchte  sie 
und  schreibt  (150,  p.  69):  „In  der  Nähe  von  Bonthain  giebt  es  auch  eine  warme  Quelle;  sie 
befindet  sich  im  W.  des  Ortes  nicht  weit  von  der  Landstrasse  entfernt,  wo  sie  aus  dem 
Basaltfelsen  hervorquillt.  Die  Temperatur  des  Wassers  wurde  zu  32 "  C.  gemessen,  während 
die  der  umgebenden  Luft  28,5"  C.  betrug."  Die  Wärme  des  Wassers  ist  also  sehr  unbe- 
deutend; denn  bei  Bantäeng  erreicht  das  Thermometer  über  Mittag  im  Schatten  33—34°  C. 


271 

Als  vulkanischen  Nachhall  könnten  vielleicht  noch  die  bei  Bantäeng  und  Bulukompa 
igo,  p.  5)  zuweilen  auftretenden  Seebeben  aufgefasst  werden  (siehe  unten  Donselaar). 

Weiter  ist  der  Pik  von  Bantäeng  im  Hinblick  auf  die  Zerrissenheit  seines  Gipfels 
als  eine  Vulkanruine  zu  bezeichnen,  wie  etwa  die  Insel  Palma,  und  endlich  ist  er  ein  ein- 
facher Vulkan  ,  insofern  es  uns  nicht  möglich  war,  eine  Sommabildung  an  ihm  nach- 
zuweisen. 

Noch  ein  Wort  über  das  Bild,  welches  der  Pik  von  Makassar,  oder  überhaupt  von 
der  Westküste  aus  gesehen,  bietet.  Während  er  von  der  Südküste  aus,  wie  schon  erwähnt, 
in  rein  vulkanischer  Kegelform  erscheint,  sodass  schon  in  Folge  von  dieser  auf  die  Vulkannatur 
des  Berges  mit  Sicherheit  geschlossen  werden  kann,  ist  dies  von  Makassar  aus  keineswegs  der 
Fall:  Von  dort  gesehen  erscheint  das  Gebirge   in  Form  einer   aus  der  Ebene  aufsteigenden 


Wawokaräeng 


,  Mittel-  Lompobattang 

+  _  +  ^^  ö 


Brookeriicken 
V  +  G.   Poröong 


'•iiirj  ir.  !•'■- 


Figur  16. 
Silhouette   des  Piks   von   Bantäeng   von  Makassar   aus   gesehen. 

Peilungen   von   Makassar   aus: 

Nördlicher  Kraterrand  105,5" 

Südlicher  „  iio" 

Wawokaraeng  höchste  Spitze  107,5" 

Brookeriicken  112" 

Bergkette,  weshalb  es  auch,  wie  wir  unten  im  geschichtlichen  Theile  erfahren  werden,  öfter 
als  eine  solche  aufgefasst  worden  ist.  Wir  geben  hier  in  Figur  i6  eine  Skizze  des  Berges, 
wie  er  sich  ungefähr  von  Makassar  aus  darstellt,  nach  der  Seekarte  von  J.  van  Gogh  (169), 
mit  einigen  einer  eigenen  Skizze  entnommenen  Aenderungen.  Auf  diese  haben  wir  die 
Bezeichnungen  in  der  Weise  eingetragen,  wie  das  Bild  gedeutet  werden  muss.  Die  Aus- 
dehnung des  Hauptkraters  haben  wir  dunkel  schattiert,  obschon  er  von  jener  grossen  Ent- 
fernung aus  als  solcher  nicht  zu  erkennen  ist.  Die  scheinbare  nördliche  Kette  stellt  den 
nordöstlichen  Theil  der  Kratermauer  dar,  deren  Rand  zu  der  zweithöchsten  Spitze  des  Piks, 
dem  Wawokaraeng,  sich  aufschwingt.  Das  östliche  Umgrenzungsstück  ist  die  oben  (Seite  266) 
beschriebene  „Einkerbung"  des  Kraterrandes  mit  dem  „Mittelstück".  Die  scheinbare  südliche 
Kette  ist  der  Lompobattang ;  ein  weiterer  Vorsprung  ist  der  Brooke-Rücken ,  auf  dessen 
Abhang  ein  Parasit,  wahrscheinlich  der  grosse  G.  Poröong,  steht. 


•272 

lieber  die  Geschichte  unserer  Kenntnisse  des  Piks  von  Bantäeng  war  die 
Ausbeute  spärlich ,  da  sie  sich  in  der  Hauptsache  nur  aus  gelegenthch  hingeworfenen  Be- 
merkungen zusammensetzt. 

Bei  Valentijn  (143,  3,  Beschrijvinge  van  Macassar,  1726,  p.  131)  lesen  wir  vom 
Pik  von  Bantäeng  blos  als  von  einem  „Berg,  der  nicht  allzu  hoch  ist",  wogegen  Rader- 
macher 1784  (116)  von  dem  hohen  Gebirge  von  „Bonthaijn"  spricht.  Hier  finden  wir 
zuerst  diese  Verschreibung  für  Bantäeng,  Valentijn  schreibt  Bonteijn.  Raffles  (105, 
2,  Appendix  p.  CLXXVIII)  zog  zuerst  etwas  genauere  Erkundigungen  ein.  Nach  ihm 
ist  „der  Bonthainberg,  von  den  Eingeborenen  Lampo  Batan,  Dickbauch,  genannt,  der  höchste 
im  südlichen  Theile  der  Insel,  und  da  man  ihn  auf  eine  Distanz  von  120  miles  sieht,  muss 
er  sich  ungefähr  8500  Fuss  (=  rund  2600  m)  über  die  Oberfläche  des  Meeres  erheben." 
Indessen  wusste  Raffles  nichts  davon,  dass  der  Berg  ein  Vulkan  sei;  denn  er  sagt  zuvor: 
„Im  Südtheil  von  Celebes  ist  kein  einziger  Vulkan  sichergestellt;  aber  einige  sollen  im 
nördlichen  Theile  vorkommen." 

Salomon  Müller  sah  den  Pik  1828  vom  Schiffe  aus  und  schreibt  darüber  folgende 
kurze  Bemerkungen  (95,  p.  84):  „Von  Makassar  aus  erblickt  das  Auge  in  der  blauen  Eerne 
ein  ziemlich  hohes  Gebirge.  Dieses  ist  ein  Theil  der  Kette,  welche  den  grossen  südwest- 
lichen Landstrich  von  Celebes  der  Länge  nach  von  N  nach  S  durchschneidet."  Müller 
fasste  also  den  Pik  als  eine  Bergkette  auf  und  nicht  als  einen  Vulkan ,  wobei  wir  an  das- 
jenige erinnern,  was  wir  oben  über  die  Gestalt  des  Berges,  wie  er  sich  von  Makassar  aus 
darbietet,  gesagt  haben.  Auf  Seite  88  sagt  Müller  noch:  „Bei  ßonthain  erhebt  sich  der 
Boden  bald  zu  einem  hohen  Berge,  eine  wichtige  Landmarke  für  die  Seeleute,  welche  ihn 
nach  der  Bai  nennen."  Auf  Tafel  14  seines  Atlas  findet  sich  eine  Abbildung  des  Piks,  mit 
der  aber  nicht  viel  anzufangen  ist;  mit  einigem  guten  Willen  lassen  sich  der  Brooke-Rücken, 
der  Lompobattang  und  der  Wawokaräeng  daran  erkennen,  vielleicht  auch  der  G.  Lokka. 

1837  schrieb  Berghaus  (siehe  darüber  oben,  Seite  237):  „Der  Berg  von  Bonthian 
möchte  in  die  Klasse  der  Feuerberge  gehören". 

Der  erste,  welcher  dem  Berg  ein  grosses  Interesse  zuwandte,  ist  James  Brooke, 
der  spätere  Radja  von  Saräwak;  er  versuchte  sogar  eine  Besteigung  desselben,  und  wir 
wollen  uns  deshalb  hier  etwas  eingehender  mit  seinen  diesbezüglichen  Angaben  beschäftigen, 
welche  an  drei  Orten  zerstreut  sind  (63,  96  und  24).  Brooke  schreibt  in  seinem  Tagebuch  vom 
15.  December  1839  (63)  folgendes:  „Der  erste  Eindruck  von  Celebes  ist  in  hohem  Maasse  an- 
sprechend. Die  Berge  zeigen  einen  kühnen  Umriss  und  erheben  sich  in  verwirrten  Massen,  bis 
sie  gekrönt  werden  durch  den  gemeinhin  so  genannten  Bonthian-Berg  (das  i  ist  natürlich  als  ai 
auszusprechen).  Die  Seiten  des  Berges  schweifen  mälig  gegen  die  See  aus  und  bieten  einen  ein- 
ladenden und  mannigfaltigen  Anblick  von  Wald  und  von  gerodetem  Land.  Der  Berg  steht  un- 
mittelbar über  dem  Orte;  nur  eine  flache  Ebene  von  Reisfeldern,  einige  Meilen  in  Ausdehnung, 
schiebt  sich  dazwischen"  (63,  p.  1 10).  Weiter  erfahren  wir :  Der  Berg  könnte  zutreffender  als  eine 


273 

Kette  von  Bergen  bezeichnet  werden,  welche  hier  ihre  grösste  Höhe  erreichen  und  allmälig 
fast  quer  über  die  Halbinsel  herabsinken  („almost  across  the  peninsula").  Der  Anblick  ist 
höchst  anziehend.  „Ich  bin  sehr  begierig,  den  Gipfel  zu  ersteigen;  aber  soviele  Schwierig- 
keiten werden  mir  in  den  Weg  geworfen,  dass  ich  fast  verzweifle;  Pferde  und  Führer  sind 
nicht  beschaffbar.  Die  Holländer  sagen:  die  Eingeborenen  sind  träge;  die  Eingeborenen 
sagen:  sie  wagen  es  nicht,  ohne  Erlaubniss  zu  gehen;  in  jedem  Falle  sind  wir  (er  und  seine 
Begleiter)  die  Verlierenden;  aber  die  holländischen  Beamten  bemühen  sich  sicherlich  zu 
unseren  Gunsten." 

Für's  erste  suchte  Brooke  den  unweit  westlich  vom  Orte  Bantäeng  sich  herab- 
stürzenden Was-serfall  Bisappu  auf,  von  dem  er  eine  lebhafte  und  überhaupt  die  erste 
Beschreibung  giebt.  Wir  können  sie  hier  nicht  bringen,  da  sie  nicht  speciell  mit  unserem 
Zwecke  zu  thun  hat  und  ziemlich  ausführlich  gehalten  ist  (63,  p.  112).  „Der  Fall  hat  einen 
reinen  Absturz  von  ungefähr  150  Fuss  (=  46  m).  Das  Becken  des  Falles  ist  ein  Kreis- 
ausschnitt, dessen  Ausfluss  einen  Trichter  bildet;  nackte  Felswände,  senkrecht  an  allen  Seiten, 
bilden  den  oberen  Theil  der  Schlucht,  und  darüber  und  darunter  ist  alles  luxuriöse  Vege- 
tation. Der  Wasserfall  wird  genannt  Sapo  vom  nahen  Pik  dieses  Namens.  Die  Höhe 
unseres  Standortes  betrug  750,5  Fuss"  (barometrisch,  =  c.  230  m). 

Nach  Donselaar  (36)  ist  der  Fall  etwa  100  Fuss  hoch.  Nach  Matthes(9o,  p.  42) 
heisst  der  Fall  Bisappu  und  ist  ungefähr  80  m  hoch.  Wir  selbst  haben  leider  versäumt, 
ihn  aufzusuchen. 

Brooke  begab  sich  nun  nach  Lokka.  „Es  liegt  am  Fusse  des  Piks  dieses  Namens; 
ich  stieg  nahezu  bis  zum  Gipfel  hinauf,  bis  zu  dem  Gürtel  von  dichtem  Wald,  welcher  die  letzten 
100—150  Fuss  umgiebt."  (Dieser  Wald  des  G.  Lokka  besteht  nur  noch  in  seinem  Krater.)  „Der 
höchste  Gipfel,  der  Lompobattang  war,  als  wir  ankamen,  einige  miles  vor  uns  sichtbar;  zur 
Frühstückszeit  bedeckten  ihn  die  Wolken  vollständig  und  wälzten  sich  auf  Loka  herab  mit 
schwerem  Regen."  Es  wurde  nun  nach  dem  Gipfel  aufgebrochen.  „Nach  zwei  und  einhalb  Stunden 
erreichten  wir  Parontalas  (wir  kennen  diesen  Ort  nicht,  finden  auch  auf  der  grossen  Karte 
nichts  ähnlich  lautendes;  nach  Brooke  besteht  er  aus  einigen  wenigen,  weit  zerstreuten  Hütten 
und  steht  am  Rande  des  Waldes,  welcher  den  Berg  umgürtet).  Die  Gegend  steigt  stufen- 
weise an  und  wird  immer  wilder;  der  Wald  verkrüppelt,  und  die  Bäche,  welche  ihren  Weg 
durch  Felsmassen  finden,  hinterlassen  starke  Spuren  ihrer  gelegentlichen  Gewalt."  Am  ge- 
nannten Orte  wurde  übernachtet,  sodann  früh  um  6''  aufgebrochen  und  immer  im  Walde 
bis  2V'a''  weiter  marschiert,  abwechselnd  auf  und  ab,  über  Felsen  und  gefallenes  Holz;  der 
Pfad  musste  freigeschlagen  werden.  „Zuletzt  indessen  standen  wir  auf  dem  Gipfel  des 
Lompobattang  und  blickten  nach  allen  Seiten  über  ein  weites  Meer  von  welligen  Wolken, 
welche  sich  unter  uns  wälzten.  Der  Gipfel  ist  ein  schmaler  Rücken,  bedeckt  von  ver- 
krüppelten Bäumen  und  massenhaftem  Moos;  ein  zweiter  Pik  nach  Westen  zu  von  eher 
geringerer  Höhe   ist  von   ihm   durch   einen  Abhang  getrennt.     Ich   kletterte   auf  die  Spitze 

Sar.isin,  Celubes  IV.  35 


274 

eines  Baumes,  um  dem  Berge  entlang  auszuschauen  und  sicherzustellen ,  dass  wir  auf  dem 
höchsten  Punkte  waren.  Nachdem  ich  mich  davon  überzeugt  hatte,  schritt  ich  zu  den  baro- 
metrischen Beobachtungen,  welche  um  3''  abgeschlossen  wurden;  denn  es  war  höchst  nöthig, 
hinabzugelangen ,  bevor  die  Nacht  uns  in  dem  düsteren  und  unwirthlichen  Walde  überfiel. 
Ausserdem  war  unser  Durst  peinigend  und  wurde  vermehrt  durch  das  Geräusch  eines  Giess- 
baches  tief  im  Thale  nach  Norden  zu.  Soweit  ich  beobachten  konnte ,  war  der  nördliche 
Absturz  des  Berges  senkrecht."  Auf  dem  erreichten  höchsten  Punkte  wurde  eine  versiegelte 
Flasche  mit  den  Namen  der  Theilnehmer  der  Besteigung  deponiert  (96,  p.  35).  Es  wurde 
der  Rückweg  angetreten.  „Froh  waren  wir,  gerade  als  es  dunkel  wurde,  den  Wald  hinter 
uns  zu  haben ,  und  ein  kurzer  Gang  weiter  brachte  uns  zu  unserer  zeitweiligen  Wohnung. 
So  endete  diese  interessante  Excursion  in  die  Bergregion,  wobei  wir  den  Gipfel  des  Lompo- 
battang  gewannen,  welcher  nie  zuvor  von  Europäern  erreicht  worden  ist.  Die  holländischen 
Beamten  theilten  mir  mit,  dass  drei  Residenten  von  Bonthain  nacheinander  es  ohne  Erfolg 
versucht  hatten.  Die  geologische  Formation  muss  ich  Andern  überlassen.  Ich  brachte  einige 
Proben  von  den  Felsen  und  einige  lose  Steine  mit,  welche,  wie  ich  glaube,  Bimsstein  sind. 
Wenn   es  sich  so  verhält,   so  halte   ich  die  Formation  für  vulkanisch,   ähnlich  wie  in  Java." 

Wenn  wir  die  Angaben  von  Sir  James  Brooke  über  den  Pik  von  Bantaeng  über- 
blicken, von  welchen  wir  nur  diejenigen  über  die  Configuration  des  Berges  wiedergegeben, 
die  vielen  anderen  aber  über  Temperatur  und  Luftdruck ,  über  die  Pflanzenwelt  und  die 
Bodencultur,  über  die  Fauna  und  die  Eingeborenen  aber  weglassen  mussten,  so  können  wir 
der  grossen  Energie  dieses  Mannes  m  Ueberwindung  der  vor  ihm  sich  aufthürmenden 
Schwierigkeiten  und  der  Lebhaftigkeit  seines  wissenschaftlichen  Interesses  nach  allen 
Seiten  hin  unsere  Bewunderung  nicht  versagen;  und  in  dieser  Weise  setzte  er  seine  Studien 
fort  über  das  Relief  des  ganzen  Südarmes  der  Insel  und  weiterhin  über  den  Golf  von  Bone, 
wie  wir  im  Verlauf  unserer  Darstellung  jeweilen  zu  erwähnen  haben  werden  und  zum  Theil 
bereits  erwähnt  haben. 

Für's  erste  ist  nun  hervorzuheben,  dass  Brooke  nicht  mit  Sicherheit  den  ganzen 
Berg  als  einen  einheitlichen  Vulkan  auffasste ,  dass  er  aber  doch  dachte ,  ein  vulkanisches 
Gebirge  vor  sich  zu  haben,  aber,  wie  aus  der  unter  seiner  Anleitung  hergestellten  Karte 
des  Südarmes  und  des  Golfes  von  Bone  hervorgeht,  ein  vulkanisches,  weit  von  S  nach  N 
sich  hinziehendes  Kettengebirge  (siehe  96,  I,  Karte  no  2  und  Seite  V).  In  einem  Briefe 
spricht  er  dies  direct  mit  den  Worten  aus  (24,  p.  81):  „die  Kette  des  Lompobattang  theilt  das 
südliche  Glied  von  Celebes",  und  der  erste  Satz  des  von  uns  wiedergegebenen  Berichtes  sagt 
dasselbe  aus.  Dem  steht  nicht  entgegen,  dass  er  von  S  her  den  Berg  kegelförmig  fand:  „We 
anchored  off  the  conical  mountain"  (96,  p.  170).     Die  Parasiten  erkannte  er  nicht  als  solche. 

Es  muss  uns  nun  vor  allem  die  Frage  interessieren ,  ob  er  thatsächhch  die  Spitze 
des  Lompobattang  erreicht  hat,  oder  ob  er  sich  dies  nur  fälschlich  einbildete.    Er  selbst  war 


275 

davon  völlig  überzeugt  und  freute  sich  dieser  Leistung.  ,,Ich  hatte  die  Genugthuung,  der 
erste  Europäer  zu  sein,  welchem  es  glückte,  den  Gipfel  dieses  Berges  zu  gewinnen"  (96, 
p.  30  und  174)  und  in  einem  Briefe:  „Eine  Gesellschaft  des  „Roj-alist"  (Name  seines  Schiffes) 
waren  die  ersten  Europäer,  welche  je  den  Gipfel  erreicht  haben." 

Die  von  uns  selbst  gewonnenen  Erfahrungen  lassen  indessen  diese  Auflassung  nicht 
zu;  vielmehr  besteht  für  uns  kein  Zweifel,  dass  Brooke  nach  dem  Kamme  des  über  Lokka 
sich  erhebenden  Bergrückens  geleitet  wurde,  welchen  wir  schon  oben  den  Br ooke-Rücken 
genannt  haben,  und  dass  man  ihm  dort  versicherte,  er  stehe  auf  dem  Gipfel  des  Lompobattang. 
Brooke  selbst  hatte  keine  Aussicht  wegen  des  Nebels,  weshalb  er  von  der  Configuration 
der  gesammten  Gipfelmasse  nichts  erkennen  konnte.  Seine  wenigen  diesbezüglichen  An- 
gaben deuten  wir,  wie  folgt:  Der  von  ihm  erwähnte  senkrechte  nördliche  Absturz  des 
Berges  ist  der  Absturz  des  Brooke-Rückens  nach  dem  Brooke-Kessel;  aus  diesem  hörte 
er  das  Geräusch  eines  Baches.  Sodann  haben  wir  von  Brooke  Höhenangaben,  welche  den 
letzten  Zweifel  an  unserer  Auffassung  beseitigen  dürften.  Dieselben  lauten,  in  Millimeter 
umgerechnet  (63,  p.  126):  i.  G.  Lokka,  „hundert  Fuss  unter  dem  Gipfel",  Barometer  an  der 
Küste  764,4  mm,  Temperatur  an  der  Küste  32°  C;  Barometer  auf  dem  G.  Lokka  659,75  ^^' 
Temperatur  auf  G.  Lokka  26"  C.  Dies  ergiebt  nach  unserer  Berechnung  mit  der  corrigierten 
Fischer'schen  Formel  (siehe  den  Anhang  über  Höhenmessung)  1318m  für  Br 00k e's  Stand- 
ort. Wir  fanden  für  den  Gipfel  des  G.  Lokka  1400  m,  wie  oben  angegeben.  2.  Lompo- 
battang, Barometer  an  der  Küste  765,7  mm,  Temperatur  an  der  Küste  32"  C;  Barometer 
auf  Lompobattang  577  mm,  Temperatur  auf  Lompobattang  18"  C.  Dies  ergiebt  2484  m  für 
die  von  Brooke  erreichte  Höhe,  wogegen  die  Höhe  des  Lompobattang  thatsächlich,  wie  wir 
gesehen  haben,  2910  m  beträgt.  Damit  ist  nachgewiesen,  dass  Brooke  rund  500  m  unter  dem 
Gipfel  geblieben  war,  und  dieser  Betrag  deckt  gerade  die  wild  zerrissene  Felsenmasse  des 
eigentlichen  Lompobattang,  welchen  Brooke  somit  nicht  erstiegen  hat.  Dass  wir  nicht 
unrichtig  gerechnet  haben,  beweist  Brooke 's  eigene  Ausrechnung.  Er  berichtet  in  einem 
Briefe  (24,  p.  81):  „Die  barometrische  Höhe  des  Gipfels  war  nahezu  8000  Fuss"  und  in 
einem  andern  (ib.,  p.85):  „Wir  erstiegen  den  Lompobattang,  welcher  8000  Fuss  hoch  war." 
Diese  Zahl  aber  ergiebt  2440m.  Deshalb  ist  es  denn  auch  nicht  zu  verwundern,  dass 
Brooke  in  ungefähr  3  Stunden  von  jenem  vermeintlichen  Gipfel  wieder  zurück  an  seinem 
Haltorte  eintraf,  welcher  seinerseits  2'  2  Stunden  von  Lokka  entfernt  war.  Eine  directe  Er- 
steigung über  den  Brookerücken  hinüber,  dann  in  den  Brookekessel  hinab  und  hierauf  die 
gewaltige  Wand  des  Lompobattang  hinauf  halten  wir  für  unmöglich,  wenigstens  für  jetzt; 
in  ferner  Zeit  mag  es  bei  genauer  Kenntniss  des  Berges  als  Bravourstück  auch  einmal  aus- 
geführt werden.  Der  directeste  Weg  von  Lokka  aus  führt  vielmehr  über  Errelompoa,  und 
bei  rüstigem  Ausschreiten  und  ohne  unvorhergesehene  Hindernisse  sind  vierzehn  Stunden 
Wanderns  und  Kletterns  nöthig,   um   von  Lokka  aus  auf  den  Gipfel  des  Lompobattang    zu 

gelangen. 

35* 


276 

Auf  der  Gouvernementskarte  von  Süd-Celebes  lässt  sich  an  einer  Stelle,  welche  ungefähr 
unserem  Brookerücken  entspricht,  die  Andeutung  eines  Gebirgskammes  mühsam  unterscheiden, 
welchem  der  Name  G.  Lanjienga  aufgedruckt  ist.  Nicht  weit  südlich  davon  liegt  ein  Dorf 
mit  der  Benennung  Kanjienga;  es  ist  in  diesem  Namen  ein  K  für  ein  L  verdruckt  (der 
Ort  Lanjienga  wurde  von  Teysmann,  siehe  unten,  besucht),  und  der  Berg  heisst  nach 
dem  Dorfe. 

Wir  haben  oben  schon  bemerkt,  dass  nördlich  vom  Küstenorte  Bulukompa  ein  kegel- 
förmiger Berg  sich  erhebt,  der  Schlange nberg,  ein  sehr  tief  liegender  Parasit  des 
Piks.  Auch  diesem  wandte  Brooke  seine  Aufmerksamkeit  zu.  Zunächst  fiel  ihm  seine 
kegelförmige  Gestalt  auf  (96,  p.  170);  sodann  bemerkte  er  folgendes  (63,  p.  125):  „Dieser 
Hügel  ist  der  letzte  von  der  Bergkette ;  er  steht  einigermaassen  isoliert,  ist  mit  Wald  bedeckt, 
von  massiger  Höhe  und  zugespitzt.     Vom  Ankerplatz,   2  miles  vom  Fort,   liegt   er  NNW". 

Wir  verlassen  jetzt  Brooke,  indem  wir  feststellen,  dass  durch  seine  Bemühungen 
die  Configuration  des  Piks  zwar  nicht  erkannt  wurde,  dass  aber  ein  erster  kräftiger  Vorstoss 
nach  dieser  Richtung  durch  ihn  geschehen  ist.  Er  hat  bis  m  die  neueste  Zeit,  da  Warburg 
den  Wawokaraeng  bestieg,  keinen  Nachfolger  gefunden. 

In  dem  Reisebericht  von  H.  Zollinger  (162,  p.  41I  finden  wir  ausser  einer  unwesent- 
lichen, auf  Brooke  bezüglichen  Bemerkung  (p.  8)  folgende  kurze  Angabe:  „Im  Norden  er 
hebt  sich  der  im  Vergleich  zum  Pik  von  Bonthain  viel  grössere  und  vielleicht  auch  höhere 
Berg  Luhu  (der  Latimodjong,  worüber  später),  welcher  ebenso,  wie  der  erst  genannte, 
ein  Vulkan  ist,  soweit  man  dies  nach  seiner  äusseren  Form  bestimmen  kann."  Aus  dieser 
Stelle  geht  wenigstens  hervor,  dass  Zollinger  den  Pik  von  Bantäeng  für  einen  Vulkan 
ansieht,  wenn  er  auch  auf  Seite  9  sagt:  „Die  östliche  Bergreihe  von  Saleijer  ist  vulkanisch 
und  scheint  eine  Längserhebung  anzudeuten,  die  vom  nahegelegenen  Pik  von  Bonthain  aus- 
gegangen ist  und  sich  wahrscheinlich  zu  gleicher  Zeit  mit  ihm  erhoben  hat",  woraus  auch 
geschlossen  werden  könnte,  dass  er  den  Pik  als  ein  dem  Gebirge  von  Saleyer  entsprechendes 
Kettengebirge  von  vulkanischem  Gestein  betrachtet.  Die  vulkanische  Natur  des  Piks  hatte 
Zollinger  wohl  aus  Brooke's  Angaben  erschlossen,  welche  er  aus  einer  holländischen 
Uebersetzung  kannte. 

Nach  all  dem  Gesagten  befremdet  es  etwas,  bei  Junghuhn  1854  (61,  2,  p.  850)  zu 
lesen:  „Die  am  westlichsten  gelegene  von  den  beiden  südlichen  Halbinseln  von  Celebes 
enthält  keine  Vulkane.  Ob  überhaupt  ausser  Menado  in  den  übrigen  Theilen  von  Celebes 
Vulkane  vorkommen,  ist  unbekannt,  doch  zu  bezweifeln."  Er  kannte  offenbar  nur  die  oben 
referierten  Angaben  von  Raffles. 

Donselaar  (36)  macht  1855  auf  die  grosse  Zahl  der  vom  Pik  herabströmenden 
Bäche  aufmerksam ,  welche  das  Reisen  längs  der  Südküste  sehr  mühsam  machten ;  zwischen 
Bantäeng  und  Bulukompa  seien  allein  reichlich  ihrer  dreissig  zu  durchschreiten.    Dann  heisst 


277 

es  (p.  164),  die  Höhe  des  Piks  sei  „nach  Berechnung  des  Herrn  Melvill  van  Carnbee" 
beinahe  loooo  Fuss  hoch;  dies  ergiebt  rund  3000m  und  ist  also  der  von  uns  gefundenen 
Zahl  nahezu  entsprechend.  Die  Höhe  von  Lokica  wird  auf  c.  4000  Fuss  =  c.  1255  m,  die 
des  Schlangenbergs  auf  gegen  2000  Fuss  =  c.  630  m  geschätzt,  was  aber  nach  der  Seekarte 
viel  zu  hoch  ist.  Weiter  heisst  es  (p.  166):  „Einige  Mal  haben  Seebeben  stattgefunden,  sowohl 
zu  Bonthain  als  zu  Bulekomba,  unter  anderem  im  Jahre  1822,  wo  die  See  mit  grosser  Gewalt 
landeinwärts  strömte  und  viele  Verwüstungen  anrichtete,  wobei  eine  grosse  Anzahl  Menschen, 
nach  einer  Angabe  mehr  als  tausend,  in  den  beiden  Landschaften  das  Leben  verlor." 

Bickmore  (16,  p.  70)  schreibt:  „Die  Berge  im  Innern  der  Makassarhalbinsel  scheinen 
weit  mehr  als  auf  Java  zu  Ketten  verbunden  zu  sein.  Einer  von  ihnen,  der  Lompobattang, 
erhebt  sich  zu  einer  Höhe  von  8200  Fuss  und  ist  wahrscheinlich  die  höchste  Spitze  der 
ganzen  Insel." 

Bei  Matthes  (90)  finden  wir  ausser  anderen  schon  im  Lauf  der  früheren  Darstellung 
eingestreuten  Notizen  die  Bemerkung,  der  Lompobattang  sei  9788  Fuss  hoch,  ein  Maass, 
welches  gar  genau  aussieht.  Von  wem  die  Angabe  stammt,  wissen  wir  nicht;  auf  der  See- 
karte steht  die  annähernd  richtige  Zahl  3000  m. 

Wunderlich  nimmt  sich  die  Auffassung  aus,  welche  sich  Teysmann  1877  (140)  vom 
Pik  gebildet  hatte.  Er  begab  sich  nach  Lokka,  bestieg  den  G.  Lokka,  nach  ihm  c.  4000  Fuss 
hoch,  und  ging  sodann  nach  dem  c.  6  km  entfernten  Lanjienga,  wobei  der  Weg  nördlich  vom 
G.  Lokka  durchführte,  dann  östlich  durch  ein  Thal.  Das  genannte  Dorf  sei  4400  Fuss  hoch. 
Von  einem  Orte  unweit  davon  schreibt  Teysmann  (p.  107):  „Wir  hatten  eine  weite  Aus- 
sicht auf  den  Pik  von  Bonthain;  der  Lompobattang,  dessen  Gipfel  über  den  vor  ihm  in 
unserer  Nähe  liegenden  Bergrücken  hervorragt ,  bildet  in  der  Richtung  von  W  nach  O 
weiterlaufend  einen  langen  Rücken,  an  dessen  östlichem  Ende  der  Wawokaräeng,  der  für 
den  höchsten  von  allen  gehalten  wird ,  vorkommen  muss ,  der  von  hier  aus  aber  nicht  zu 
sehen  war.  Weiter  von  der  See  aus  gesehen,  kam  es  mir  vor,  dass  die  Linie  über  den 
Lompobattang  und  den  Wawokaräeng  von  SW  nach  NO  gerichtet  ist,  der  Lompobattang 
schien  der  höchste  Gipfel  zu  sein,  während  das  Ganze  zu  einem  wellenförmigen  Bergrücken 
verbunden  ist.  Von  einem  Pik  ist  aber  keine  Rede;  alle  Gipfel  (Teysmann  erwähnt 
noch  einige  Parasiten)  sind  mehr  oder  weniger  kugelförmige  Erhabenheiten  auf  demselben 
Bergrücken,  welche  durch  einen  Sattel  miteinander  verbunden  sind.  Dies  Gebirge  liegt  auch 
so  weit  vom  Hauptorte  Bonthain  entfernt,  dass  es  unbegreiflich  ist,  wie  man  zu  dem  Namen 
Pik  von  Bonthain  gekommen  ist  (p.  107).  Das  ganze  Terrain ,  das  ich  bereist  hatte ,  war 
überall  mit  Felsen  und  losen,  kantigen  Sandsteinen  wie  bedeckt.  Es  hat  ganz  den  Anschein 
von  einer  Vulkanruine ,  welche  diese  unregelmässig  geformten ,  porösen  Steinbrocken  aus- 
geworfen hätte;  Vulkane  kommen  aber  hier  nicht  vor"  (p.  iio). 

Teysmann  merkte  also  nicht,  dass  er,  auf  dem  G.  Lokka  angekommen,  auf  dem 
Rande  eines  parasitischen  Vulkanes  stand,  in  dessen  Krater  die  schönsten  gedrehten  Bomben 


278 

aufzulesen  sind.  Seine  „kugelförmigen  Erhabenheiten  des  Berges"  sind  die  Parasiten;  die 
verwitterten  Basaltbomben  hielt  er  für  Sandsteine. 

Die  Angaben  von  Wichmann  sind  zum  Theil  schon  beigezogen  worden.  Der 
Reichthum  an  Radiärrunsen,  welche  den  Mantel  des  Piks  durchfurchen,  wird  auch  durch  die 
von  ihm  gegebene  Beschreibung  eines  Ausfluges  „nach  dem  kleinen  Krater  Kanruta" 
(p.  71)  anschaulich  genug,  auf  welche  wir  hiemit  verweisen.  Den  Namen  Kanruta  kennen 
wir  nicht;  vielleicht  ist  es  der  von  uns  nördlich  von  Maködong  gezeichnete  Parasit. 

Der  erste  Europäer,  welcher  nachweislich  den  einen  der  beiden  Hochgipfel  des  Piks 
bestiegen  hat,  ist,  wie  schon  erwähnt,  O.  War  bürg,  und  wir  wenden  uns  nun  der  Darstellung 
seines  Unternehmens  zu,  welche  er  in  Form  eines  Vortrages  gegeben  und  1890  veröffent- 
licht hat.  Wir  entnehmen  im  folgenden  die  für  uns  wichtigen  Stellen  (148,  p.  6):  „Der 
Wawokaraeng  und  der  Lompobattang  bilden  einen  Zwillingsberg ,  der  an  der  Südspitze 
von  Celebes  als  mächtige  Wasserscheide  aufragt.  Die  Zwillingsspitzen  stellen  die  gewaltigen 
Reste  der  fast  senkrechten  Wände  eines  ungeheuren,  erloschenen  Kraters  dar,  der  an  zwei 
Seiten  völlig  zersprengt  worden  ist.  Der  ehemalige  Krater  ist  dicht  mit  Wald  bedeckt,  aber 
als  unvergängliche  Zeichen  der  früheren  Activität  liegen  gewaltige  vulkanische  Bomben  bis 
weit  unten  am  Abhang  hingestreut.  Nach  Süden  zu  trennt  uns  die  tiefe  Kraterschlucht  von 
der  ungefähr  gleich  hohen  Spitze  des  Lompobattang.  Das  interessanteste  Bild  gewährt  die 
mehr  als  loco  Fuss  tiefe  bewaldete  Kraterschlucht,  die  einen  westöstlichen  Durchgang  durch 
das  Gebirgsmassiv  darstellt.  Jeder  Baum  ist  im  Krater  erkennbar  mit  einer  Schärfe,  wie  nur 
die  Regenzeit  sie  bietet." 

Dies  die  Sätze,  welche  sich  auf  die  Configuration  der  Gipfelmasse  des  Gebirges 
beziehen;  aus  ihnen  geht  folgendes  hervor:  War  bürg  hat  den  Hauptkrater  nicht  zu  sehen 
bekommen,  wohl  aber  den  grossen,  zwischen  der  Wawokaraeng-  und  der  Lompobattangrippe 
eingesenkten,  dicht  bewaldeten  Kessel,  in  welchem  wir  einen  parasitischen  Vulkan  sich  haben 
erheben  sehen  (unsere  Figur  8,  Tafel  IV).  Dieser  Kessel  und  nichts  anderes  ist  seine  tiefe,  den 
Wawokaraeng  vom  Lompobattang  trennende  Kraterschlucht,  welche  nach  Süden  ausgeht. 
Ihr  „westöstlicher  Durchgang"  ist  die  von  uns  beschriebene  Einkerbung  des  Kraterrandes 
zwischen  dem  Lompobattang  und  dem  Wawokaraeng.  Diese  Stelle  einerseits  und  der  süd- 
liche Ausgang  des  Kessels  andererseits  sind  die  beiden  Stellen ,  „wo  der  Krater  völlig  zer- 
sprengt worden  ist."  Die  dichte  Waldauskleidung,  welche  Warburg  an  seinem  Krater 
sah,  beweist  ausserdem  noch  die  Richtigkeit  des  Gesagten;  denn  während  sich  dies  für  jenen 
Kessel  thatsächlich  so  verhält,  ist,  wie  wir  oben  dargestellt  haben,  der  Hauptkrater  waldlos, 
mit  Savannengras  überzogen,  zeigt  auch  keine  Spur  von  unlängst  vorgekommener  Nieder- 
brennung des  Waldes ,  wie  der  Lompobattanggipfel ,  und  sein  Barranco  geht  nicht  nach 
Osten,  sondern  nach  Westen  aus.  Auch  haben  wir  oben  darauf  hingewiesen,  dass  von  der 
Spitze  des  Wawokaraeng  herab  der  Hauptkrater  nicht  sichtbar  wird.  Dies  sind  die  Gründe, 
weshalb  wir  den  grossen  Ostkessel  Warburg 's  Krater  genannt  haben. 


279 

Richtig  ist  auch  Warburg's  Bemerkung  (p.  6,  Anmerkung):  „Mir  schien  der 
Lompobattang  noch  ein  klein  wenig  höher  zu  sein,  als  der  Wawokaraeng."  In  der  That, 
wir  fanden,  wie  erwähnt,  einen  Unterschied  von  45  m. 

Auch  die  vielen  und  tiefen  Radiärrunsen  des  Piks  sind  War  bürg  aufgefallen; 
denn  er  schreibt  (p.  8) :  „Die  reissenden  Bergbäche  haben  am  Fusse  des  Gebirges  tiefe 
Furchen  ausgehöhlt,  sodass  man  manchmal  1000  Fuss  zu  steigen  hat,  um  nur  aus  dem  Fluss- 
bett auf  den  Rücken  zwischen  zwei  Bächen  zu  gelangen." 


b)  Der  Bowonglangi. 

An  den  Pik  von  Bantaeng  lehnt  sich  in  nördlicher  Richtung  ein  etwas  niedrigeres 
Gebirge  an,  welches  keine  nähere  Beachtung  bis  jetzt  gefunden  hat,  und  über  welches  wir 
selbst  nur  ganz  fragmentarisches  vorzubringen  wissen.  Die  nördliche  Abdachung  des  Piks 
schweift  zunächst  in  eine  Hochebene  aus,  auf  welcher  der  grössere  Culturort  Manipi  liegt, 
und  welche  eine  Wasserscheide  darstellt.  Diese  sattelartige  Hochebene  steigt  nun  nordwärts 
von  neuem  zu  dem  erwähnten  Gebirge  an,  welches  seiner  Gestalt  nach  ebenso  wie  der  Pik 
als  ein  Vulkan  gedeutet  werden  muss.  Es  hat  mehr  als  eine  Spitze;  doch  zeichnet  sich  ein 
höchster  Gipfel  vor  den  andern  aus,  welchen  man  uns  als  Bungolangi  oder  Bolalangi  be- 
zeichnete. W^ir  schreiben  aber  Bowonglangi,  da  auf  der  Gouvernementskarte  etwas  westwärts 
von  der  Stelle,  wo  dieser  Gipfel  liegen  muss,  und  wo  auch  eine  Bergspitze  sich  angedeutet 
findet,  dieser  Name  verzeichnet  steht;  auch  schreiben  Matthes  (90,  p.  44)  und  Perelaer  (loi, 
p.  i)  Bowonglangi.  Die  Lage  des  Bowonglangigipfels  fällt  fast  genau  in  den  Meridian  des  Lompo- 
battanggipfels ;  denn  vom  Südrande  des  Hauptkraters  aus  peilten  wir  ihn  in  N  3,5°  O.  Mit  Hilfe 
des  Horizontalglases  konnten  wir  eine  rohe  Schätzung  der  Höhe  vornehmen,  derzufolge  diese 
nicht  unter  2000  m  und  nicht  über  2300  m  betragen  dürfte.  Immerhin  haben  wir  es  im  Bowong- 
langi mit  einem  ganz  ansehnlichen  Vulkane  zu  thun,  über  welchen  noch  gar  nichts  näheres 
bekannt  ist.  V'on  Balangnipa  an  der  Ostküste  aus  hatten  wir  die  sattelförmige  Hochebene, 
welche  den  Pik  von  Bantaeng  mit  dem  Bowonglangi  verbindet,  deutlich  erkannt;  doch  nord- 
wärts von  letzterem  schien  uns  kein  Berg  mehr  die  Gestalt  eines  Vulkanes  zu  haben.  Unsere 
Karte  giebt  die  Auffassung  wieder,  die  wir  uns  von  dem  Gebirge  gebildet  haben.  Dem- 
nach stellt  der  Pik  von  Bantaeng  zusammen  mit  dem  Bowonglangi  eine  kleine,  genau  in 
NS-Richtung  verlaufende  Vulkanreihe  dar. 

Brooke  hatte  sich  schon  über  die  nördliche  Fortsetzung  des  Piks  von  Bantaeng 
Gedanken  gemacht  und  auch  auf  seiner  Karte  mehreres  von  Wichtigkeit  eingetragen,  wobei 
er  die  den  Südarm  in  südnördlicher  Richtung  durchstreichenden  Gebirgszüge  vom  Pik  von 
Bantaeng  ihren  Ausgang  nehmen  und  nördlich  mit  dem  Latimodjong  sich  in  Verbindung 
setzen  liess.     Wir  verschieben  indessen  eine  Besprechung  seiner  Darlegungen  so  lange,  bis 


280 

wir  unsere  eigenen  Ergebnisse  und  Combinationen  über  die  Tektonik  des  Südarmes  dar- 
gelegt haben  werden. 

Bei  Warburg  (148,  p.  6)  finden  wir  folgende  auf  den  Bowonglangi  zu  deutende 
Stelle:  „Nach  Norden  zu  dehnt  sich  im  Reiche  Bone  eine  weite,  düstere  Waldlandschaft  aus, 
ein  wildes,  fast  unbekanntes  Bergland,  welches,  wenigstens  an  seinem  Südabhang  aus  vulka- 
nischen Gesteinen  bestehend,  vermuthlich  gleichfalls  der  Zersprengung  eines  Vulkans  seinen 
Ursprung  verdankt."  Wich  mann  (153,  p.  15)  spricht  von  dem  im  Norden  des  Piks  von 
Bantaeng  „vorliegenden  Bulu  Bonte  Uhu,  der  wahrscheinlich  gleichfalls  einen  Vulkan 
darstellt." 

Die  Pik  von  Bantaeng-Bowonglangivulkanreihe  sehen  wir  weder  im  Süden  noch  im 
Norden  sich  direct  in  andere  Gebirgsketten  fortsetzen.  Im  Süden  endigt  sie  am  Meere; 
denn,  um  es  hier  vorauszunehmen,  wir  sind  nicht  der  Ansicht  Zollinger's,  dass  die  aus 
vulkanischem  Gestein  bestehende  Bergkette  der  Insel  Saleyer  als  die  Fortsetzung  des  Piks 
von  Bantaeng  zu  betrachten  sei.  Nach  Norden  zu  tritt  an  Stelle  einer  Gebirgskette  die  in 
auffallender  Weise  von  S  nach  N  laufende  Thalsohle  des  Walannäeflusses,  welcher  sich  in 
den  Tjenrana  ergiesst,  wie  wir  noch  näher  betrachten  werden. 

Bevor  wir  unsere  weiteren  Schlussfolgerungen  über  das  Wesen  des  südnördlich 
laufenden  Inseltheiles  zwischen  der  Südküste  und  der  Seenniederung  von  Tempe  darlegen, 
wenden  wir  unsere  Aufmerksamkeit  einem  ferneren  Gebirgszuge  des  Südarmes  zu,  welcher 
sich  längs  der  Ostseite  desselben  hinzieht,  und  welchen  wir  die  Ostkette  des  Südarmes 
nennen  wollen. 


281 


3.  Die  Ostkette  des  Südarmes. 

Die  Südostecke  der  südlichen  Halbinsel ,  welche  mit  dem  Cap  Bira  (oder  Lasowa) 
endigt,  stellt  sich  schon  beim  ersten  Blick  auf  die  Karte  als  die  nördliche  Fortsetzung  der 
Insel  Saleyer  dar,  und  es  lässt  sich  aus  dem  vorhandenen  Kartenmaterial  sowohl ,  als  aus 
einigen  Literaturangaben  als  wahrscheinlich  hinstellen ,  dass  das  Gebirge,  welches  Saleijer 
der  Länge  nach  durchzieht,  auch  der  Ostküste  des  Südarmes  entlang,  unabhängig  von  der 
Pik  von  Bantaeng-Bowonglangivulkanreihe,  nach  Norden  weiter  streicht.  Leider  haben  wir 
nach  dieser  Richtung  hin  selbst  keine  Beobachtungen  gesammelt,  glauben  aber  besonders  in 
Brooke's  und  Wichmann's  Angaben  genügende  Stütze  für  unsere  Auffassung  zu  finden. 
So  schreibt  Wichmann  (152,  p.  268):  „Die  in  der  nördlichen  Fortsetzung  von  Saleyer  liegende 
Ostküste  der  südlichen  Halbinsel  setzt  sich  aus  steil  nach  dem  Busen  von  Bone  abstürzenden 
Korallenkalksteinen  zusammen"  und  am  südlichen  Ende  der  genannten  kleinen  Halbinsel 
Bira  (150,  p.  67)  fand  er  Korallenkalk  in  einer  Höhe  von  32  m  anstehend ;  die  bekannte  Todten- 
höhle  von  Bira  befindet  sich  in  diesen  Kalkmassen.  Die  in  jener  Höhe  anstehende  Fels- 
masse zeigte  die  Wirkung  der  Brandung  durch  Unterwaschung;  wir  finden  also  hier  offenbar 
unsere  Strandterrasse  wieder,  wie  wir  sie  bei  Maros  so  deutlich  feststellen  konnten.  Von 
dieser  Stelle  bis  Bira  nimmt  ein  Höhenzug  seinen  Ausgang,  dessen  nördliche  Fortsetzung 
sich  zunächst  aus  der  Gouvernementskarte  errathen  lässt. 

An  der  Wurzel  der  Halbinsel  von  Bira  buchtet  sich  die  kleine  Bai  von  Tiro  ein, 
über  welche  Brooke  (63,  p.  130)  folgendes  berichtet:  „Dieser  Theil  des  Landes  besitzt 
erhebliches  geologisches  Interesse:  die  Hügel  um  die  Bai  herum  sind  von  geringer  Höhe, 
und  80  — looFuss  über  der  Meeresoberfläche  sind  grosse  Massen  von  Korallenfels,  gehoben 
durch  irgend  eine  Umwälzung  (convulsion)". 

„In  der  Umgegend  von  Kadjang,  berichtet  Wich  mann  (150,  p.  64),  etwas  nördlich 
von  der  Bai  von  Tiro,  ist  die  Küste  reich  an  Buchten,  welche  von  wenig  hohen  Bergen 
eingerahmt  werden"  und  fügt  bei :  „Weiter  nach  Süden  bis  zur  Südostspitze  der  Halbinsel 
nehmen  die  Berge  an  Höhe  und  Schroffheit  zu."  An  der  Basis  eines  an  der  Küste  sich 
erhebenden  Hügels,  des  Leliang,  ist  nach  Wich  mann  ein  grobes  Andesit-Conglomerat  in 
vorzüglicher  Weise  aufgeschlossen,  welches  deutliche  Schichtung  zeigt.  Darüber  liegt  eine 
Decke  gelben  Lehmes.  Die  Schichten  streichen  N  60"  W",  folgen  also,  wie  wir  beifügen, 
der  Küste  bei  Kadjang.  Sie  fallen  in  einem  Winkel  von  25°  nach  NO  ein.  Es  folgt  noch 
der  Satz:  „Die  östlich  von  der  Landstrasse  anstehenden  Gesteinsmassen  gehören  Kalkstein- 
bildungen an.  Eine  ältere  Ablagerung  besteht  aus  schwebenden  (d.  i.  mehr  oder  weniger 
horizontalen)  Schichten  eines  sandigen,  dünnplattigen  Kalkschiefers,  welcher  überlagert  wird 

Sarasin,  Celebes.   IV.  36 


282 

von  einem  Korallenkalkstein,   der  auch  in  mächtigen  Blöcken   an   den  Gehängen  hervorragt 
und  zuweilen  BasaltgeröUe  umschliesst." 

In  der  Nähe  von  Balangnipa  untersuchte  Wichmann  (150,  p.  63)  die  Hügel,  welche 
die  Umgebung  des  nahen  Dorfes  Tangka  bilden.  „Dieselben  erheben  sich  30—50  m  über 
die  Ebene  und  setzen  sich  aus  groben  Andesitconglomeraten  zusammen.  An  den  Abhängen 
und  theilweise  auch  im  Boden  fanden  sich  zahlreiche  recente  Muscheln." 

Rollsteine,  welche  wir  bei  Balangnipa  aufgelesen  haben,  erwiesen  sich  als  Horn- 
blendeandesit  und,  wie  es  scheint,  Dioritporphyrit  (no  345  —  347  der  petrographischen 
Liste)  und  dürften  dem  eruptiven  Kerne  der  Ostkette  entstammen,  deren  Zusammensetzung 
wir  uns  als  der  Westkette  analog  vorstellen. 

Nach  Brooke  (63,  p.  136)  findet  sich  nahe  beim  Hügel  Tanua,  unfern  nord- 
westlich von  Balangnipa,  eme  heisse  Quelle.  Matthes  (89,  p.  155)  berichtet  darüber 
folgendes:  „Die  warme  Quelle  von  Tondong  ist  ungefähr  6  Paal  (;=  c.  9  km)  von 
Balangnipa  entfernt.  Das  Wasser  sprudelte  daselbst  aus  einer  rautenförmigen  Spalte  von 
65  Zoll  Länge  und  30  Zoll  grösster  Breite  (2  m  zu  i  m).  Die  Temperatur  war  an  der 
Oberfläche  40"  C,  in  150  Zoll  (=  4,5  m)  Tiefe  54"  C." 

Von  Balangnipa  an  nordwärts  ist  das  bei  Balangnipa  ja  doch  immer  noch  hypo- 
thetische Kettengebirge  leicht  weiter  zu  verfolgen.  Es  zieht  sich  zwischen  der  Küste  und 
dem  Thal  des  Walannaeflusses  hin ,  in  dieser  Erstreckung  als  eine  deutlich  vortretende, 
wenn  auch  nur  geringe  Erhebung  erreichende  Kette  nach  dem  Tjenranaflusse  sich  hinziehend; 
es  bildet  das  Herz  des  alten  buginesischen  Reiches  Bone.  Ausser  seiner  Existenz  ist  aber 
weniges  darüber  bekannt  geworden;  Brooke  (96,  p.  36)  fasste  es  als  „eine  Rippe  der 
Bergkette  des  Piks  von  Bonthain"  auf,  was  nicht  richtig  ist.  Die  Durchschnittshöhe  setzte 
er  auf  2000  Fuss  an.  Weiter  nordwärts  zerfällt  die  Kette  in  isolierte  Berge  und  Hügel, 
welche  dann  „wahrscheinlich  zu  der  Kette  des  Latimodjong  stossen."  Nach  Bakkers  (13, 
p.  12)  beträgt  die  Höhe  des  höchsten  Berges  im  Reich  Bone,  des  Pondre,  2539  Fuss  ^=  800  m, 
und  noch  von  einer  Anzahl  niedrigerer  Berge  werden  Namen  und  Höhe  angegeben,  letztere 
in  ähnlich  verblüffend  genauer  Weise,  drei  von  den  Bergen  jeder  zu  im  Fuss,  was 
natürlich  nicht  richtig  sein  kann,  sondern  jedenfalls  Scherz  ist,  wie  demnach  vielleicht  alle 
jene  Zahlen.  Weiter  heisst  es:  „In  Bone  befinden  sich  keine  Vulkane."  Diese  Angaben 
wiederholt  Perelaer  (loi,  p.  2).  Es  soll  der  Kuristein  vorkommen  (13,  p.  17;  über  diesen 
siehe  oben  Seite  241). 

Nördlich  fällt  das  Gebirge  ab  in  die  Alluvialebene  des  Tjenranaflusses,  mit 
welcher  es  aber  doch  nur  scheinbar  sein  Ende  erreicht;  denn  unweit  ostwärts  vom  Orte 
Tempe,  nahe  beim  Austritt  des  Tjenrana  aus  der  Seenfläche,  zieht  ein  niedriger  Sand- 
steinrücken in  SN-Richtung  hindurch,  welcher  das  südliche  Kettensj'stem  mit  dem  von  hier 
nordwärts  anhebenden  und  dem  Latimodjong  zustrebenden  nördlichen  in  Verbindung  setzt  und 


283 

die  Seenniederung  von  Tempe  von  der  Alluvialfläche  des  Tjenrana-Unterlaufes  scheidet.  Der 
Tjenrana  durchbricht  diese  Sandsteinkette  und  führt  die  Wasser  der  Seenniederung  ostwärts 
nach  dem  Golf  von  Bone  ab.  Diese  wichtige  Sandsteinkette  sah  zuerst  Brooke,  welcher 
schreibt  (96,  p.  86):  „Das  Becken  von  Tempe  liegt  zwischen  der  Bergkette,  welche  vom 
Pik  von  Bantaeng  zum  Latimodjong  läuft,  und  der  schon  erwähnte  niedrige  Rücken, 
welcher  sich  von  dieser  Kette  ablöst,  kreuzt  den  Fluss  Sadang  (dies  ist  ein  Missver- 
ständniss,  der  Tjenrana  ist  gemeint)  bei  Tampurnung  (wohl  verschrieben  für  Tambangan, 
bei  welchem  Orte  nach  Wichmann,  150,  p.  58,  die  Kette  durchbrochen  wird]  und  nimmt 
eine  Richtung  nach  Nordost."  p.  90:  „Ich  ritt  nach  dieser  kleineren  Hügelkette.  Sie  setzt 
sich  aus  lockerem  Sandstein  zusammen,  der  zwischen  den  Fingern  zerbröckelt,  und  ist  mit 
Gras  bedeckt.  Das  Aussehen  dieser  Hügel  ist  eigenartig,  da  sie  dicht  aneinander  stehen, 
doch  aber  einer  vom  andern  getrennt  sind.  Oestlich  von  ihnen  liegt  ein  etwa  2—3  miles 
langes  und  i  mile  weites  Becken ,  und  die  dasselbe  umgebenden  Hügel  werden  nach  Osten 
zu  kleiner  und  unregelmässiger.  Der  Boden  des  Beckens  erhebt  sich  über  das  umgebende 
Land  und  hat  ganz  und  gar  das  Aussehen  eines  einstigen  kleinen  Sees,  der  im  Lauf  der 
Zeit  in  den  Fluss  abströmte." 

Dies  ist  der  kleine  See  La  Salima,  von  w-elchem  Wichmann  (153,  p.  19)  angiebt, 
dass  er  östhch  von  dem  Hügelrücken  liege,  etwa  in  4"  12'  SB  und  120"  12'  OLG,  und  dass 
er  augenscheinlich  keinen  Abfluss  besitze;  er  nennt  ihn  „eine  kleine  Depression,  etwa  7  km 
vom  B.  Tjita  entfernt",  (in  östlicher  Richtung,  ib.,  p.  53). 

Die  östliche  Kette  sah  Wich  mann  von  Tempe  aus  als  „eine  Reihe  wenig  hoher 
Berge,  welche  das  Seenbecken  im  Osten  abschliessen"  (150,  p.52).  Diese  Kette  besteht  nach 
ihm  im  wesentlichen  aus  neogenem  Sandstein;  einer  ihrer  Gipfel  ist  der  Bulu  Ulawang,  den 
er  bestieg:  „Es  ist  ein  kahler  Hügel,  der  gänzlich  aus  einem  Sandsteine  besteht,  dessen 
N-S  streichende  Schichten  nach  W  einfallen.  Von  dem  Gipfel  aus  gewahrt  man,  dass  der 
Ulawang  das  Glied  einer  Kette  darstellt,  die  sich  erst  gen  N  und  später  nach  NO  wendet, 
andererseits  nach  Süden  in  eine  SSO-Richtung  übergeht,  um  sich  hier  mit  einer  zweiten 
Hügelreihe  zu  vereinigen."  Am  Fusse  derselben  fand  er  Bänke  mit  zahlreichen  Muschel- 
resten, welche  dem  Sandstein  eingeschaltet  waren;  am  Westabhange  eines  anderen  Hügels 
eine  Austernbank:  „Tausende  von  Schalen  lagen  umher,  während  andere  Reste,  so  von 
Spondylus  und  Cidaris,  sehr  spärlich  vertreten  waren.  Die  genannte  Ablagerung  gehört 
wohl  dem  älteren  Pleistocän  an,  jedenfalls  ist  sie  älter  als  der  Löss."  (Ueber  diesen 
siehe  unten). 

Wich  mann  bestieg  auch  den  schon  erwähnten  c.  85  m  hohen  Bulu  Tjita,  welcher 
steil  und  fast  isoliert  ist.  An  dessen  Fuss  steht  nach  ihm  ein  grobkrystallinischer,  sehr 
löcheriger  Kalkstein  in  dicken  Bänken  an,  welche  N  40"  W  streichen  und  45—50"  nach  SW 
einfallen  (150,  p.  53). 

36* 


284 

Die  beschriebene  Hügelkette  mit  ihren  nach  SW  einfallenden  Schichten  stellt  nun 
aber  nicht  die  gesammte  Ostkette,  vielmehr  nur  den  westlichen  Schenkel  der  von  ihr  ge- 
bildeten Antiklinale  an  dieser  Stelle  dar;  denn  weiter  ostwärts  beim  Dorfe  Ba lang,  nachdem 
bis  dahin  der  Strom  durch  flaches  Land  geflossen  war,  „treten  die  Sandsteinschichten  noch 
einmal  zu  Tage  aus,  wiederum  mit  N — S-Streichen,  aber  mit  einem  Einfallen  nach  O  —  die 
letzten  Reste  des  östlichen  Flügels  der  Antiklinale." 

Den  Sandstein,  welcher  die  Kette  wesentlich  zusammensetzt,  fasst  Wich  mann  als 
neogen  auf,  wozu  wir  bemerken,  dass  die  von  ihm  am  P'uss  des  B.  Tjita  anstehend  gefundenen 
Kalkbänke  wohl  dem  eocänen  Nummulitenkalk  angehören  dürften,  welche  den  neogenen 
Sandstein  unterteufen.  Auf  den  letztern  folgen  in  der  Tempe-Ebene  pleistocäne  marine 
Ablagerungen,  zu  denen  auch  die  von  Wichmann  bei  Masepe,  westlich  vom  See  von 
Sidenreng,  anstehend  gefundenen  Korallenkalke  zu  rechnen  sind  (siehe  darüber  unten),  und 
auf  diese  Löss  (darüber  gleichfalls  unten  näheres).  Eine  mikroskopische  Untersuchung  der 
Sandsteine  ergab  Wichmann  (153,  p.  18),  dass  sie  aus  dem  zerriebenen  Material  krystallini- 
scher  Schiefer  und  demjenigen  jüngerer  Eruptivgesteine  bestehen.  „Die  Fossilreste,  welche 
die  Sandsteine  enthalten,  sind  meist  schlecht  erhalten,  nur  in  einzelnen  Knollen  bemerkt  man 
vortreff^lich  bewahrte  Muschelreste ;  in  einem  derselben  fand  ich  auch  eine  Krebsscheere,  die 
K.  Martin  als  der  Callianassa  Dijki  zugehörig  bestimmte."  Noch  heisst  es:  „Die  Sand- 
steine haben  die  Bildung  ihres  Materials  einer  mit  Abrasion  verbundenen  Transgression  zu 
verdanken." 

Es  ist  nun  weiter  eine  wichtige  Beobachtung  von  Brooke  heranzuziehen.  Dieser 
unternehmungsfrohe  Reisende  hatte  schon  mehreremale  von  einer  grossen  Höhle  vernommen, 
welche  im  Reiche  Bone  liegen  und  merkwürdige  Bildsäulen  von  Menschen  und  Thieren 
enthalten  sollte.  Da  er  hoffte,  hier  Spuren  einer  alten  Hinducultur  zu  entdecken,  so  setzte 
er  alle  Bemühungen  daran,  nach  jener  Höhle  zu  gelangen.  Sie  liegt  an  dem  nicht  weit 
südlich  vom  Tjenrana  sich  erhebenden  Hügel  Mampu.  Dieser  hat  einen  flachen,  mit  Wald 
bedeckten  Gipfel,  ist  ungefähr  400  Fuss  =  120  m  hoch  (zu  niedrig;  denn  auf  der  Seekarte  ist 
er  markiert  und  252  m  dabei  angegeben).  Der  Hügel  fällt  von  der  See  aus  sofort  in  die  Augen. 
Er  besteht  völlig  aus  Korallenkalkstein ,  und  in  ihm  befindet  sich  eine  Höhle  mit  vielen 
Stalaktiten,  welche  die  Eingeborenen  für  Bildsäulen  angesehen  hatten.  Brooke  erkannte  nun 
schon  richtig,  dass  diese  Aushöhlungen  vom  Meere  gebildet  sein  müssen;  offenbar  entspricht 
der  Mampukalkfelsen  den  Kalkfelsen  von  Maros ,  ist  also  sehr  wahrscheinHch  gleich  diesen 
frühtertiärer  Nummulitenkalk,  und  die  Höhlenauswaschung  stellt  unsere  Dreissigmeterstrand- 
linie  dar.  In  der  Umgebung  des  Mampu  sah  Brooke  noch  andere  Erhebungen  von  ähnlichem 
Bau,  und  er  spricht  von  einem  „Rückzug  des  Meeres  von  den  Bergen". 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich ,  dass  die  Ostkette  von  Tempe  aus ,  wo  sie  als  niedriger 
Sandsteinzug  auftritt ,  sich  nordwärts  zu  immer  grösserer  Höhe  aufschwingt ,  um  in  einem 
sehr  mächtigen  Gebirge,  dem  Latimodjong,  zu  gipfeln.   Dafür  spricht,  ausser  dem  Streichen 


285 

der  Kette  überhaupt,  auch  folgende  Bemerkung  von  Brooke  (96,  p.  93):  „Die  Erhebungen 
des  Sandsteinrückens  wenden  sich  in  eine  NNO-Richtung,  vom  Tempesee  mehr  und  mehr 
gegen  den  östlichen  Ausläufer  des  Latimodjong  hin  zurückweichend." 

Von  Palima  an  der  Ostküste  (4"  21'  SB)  aus,  welcher  Ort  ziemlich  in  der  Mitte 
zwischen  den  Gipfeln  des  Piks  von  Bantäeng  und  des  Latimodjong  liegt,  schien  uns  der 
letztere  der  höhere  von  beiden  zu  sein,  wonach  sein  Gipfel  also  3000  m  übersteigen  dürfte; 
schätzen  wir  ihn,  um  eine  Zahl  zu  haben,  auf  c.  3300  m.  Nach  Brooke  {24,  p.  81)  ist 
er  sicher  nicht  weniger  als  loooo  Fuss  hoch,  ebenso  nach  van  Braam  Morris  (21,  p.  500). 
Sehr  hoch  schien  er  uns  auch  von  Westen,  von  Sosso  aus  gesehen,  zu  sein  (siehe  oben 
Seite  260).  Von  der  See  aus  östlich  von  Paloppo  schrieben  wir  in's  Tagebuch  (i8g6,  II,  17): 
„Der  Latimodjong  erscheint  gewaltig  hoch  über  den  Wolken  in  S  von  Paloppo;  er  hat 
etwa  sechs  Hochgipfel."  Er  ist  bis  oben  bewaldet  und  stellt  eine  südnördlich  verlaufende 
Kette  dar,  deren  südlichster  Gipfel  nach  S  zu  ziemlich  steil  abstürzt.  Die  geographische 
Lage  haben  wir  auf  der  Karte  soweit  angedeutet,  als  wir  sie  bei  der  langgestreckten  Form 
des  Gebirges  annähernd  feststellen  konnten.  Da  wir  dasselbe  nicht  bestiegen  haben,  ein 
Versuch,  welcher  Schwierigkeiten  begegnen  dürfte,  besonders  auch  von  Seiten  der  Be- 
völkerung, haben  wir  hinsichtlich  seiner  petrographischen  Zusammensetzung  nur  vage  An- 
haltspunkte (no  349,  351—353  der  petrographischen  Liste).  Es  ist  ächter  Gneiss  vorhanden; 
denn  unter  den  RolLsteinen,  die  wir  im  Tokaflusse,  SSW  von  Paloppo  etwa  4  km  entfernt, 
sammelten,  fand  sich  ein  solcher;  weiter  lasen  wir  Stücke  von  Diabas  auf,  so  bei  Paloppo 
selbst.  Auch  Proben  unseres  Roththons  fehlten  nicht;  eine  kleine  Vorkette  schien  von 
der  Ferne  gesehen  aus  diesem  Gestein  zu  bestehen,  auf  welches  dann  die  eocänen  Kalke 
und  die  Celebesmolasse  folgen  werden,  sodass  wir  auch  hier  die  bekannten  Verhältnisse 
wieder  finden. 

Man  sagte  uns,  der  Tokafluss,  welcher  klares,  gutes  Wasser  führt,  münde  mit 
drei  Armen,  von  denen  einer  Paloppo  durchströme.  Dieses  selbst  liegt  in  einer  etwa  6  km 
breiten  Alluvialebene;  südlich  davon  bildet  der  Fluss  Djene  mädja  („der  rothe  Fluss" 
Wichmann,  153,  p.  18)  ein  Delta,  den  Hoek  Djene  der  Seekarte;  bei  Hochwasser  färbt  er 
das  Meer  weithin  gelb,  er  bringt  also  eine  beträchtliche  Wassermasse  herab.  Wich  mann 
vermuthet  gewiss  mit  Recht,  dass  der  Djene  mädja  von  N  her  kommt,  aus  Längsthälern 
des  Latimodjong  also,  und  nach  der  Ostküste  knieförmig  abbiegt. 

Ueber  die  nördliche  Fortsetzung  der  Latimodjongkette  haben  wir  erkundet,  dass 
von  Paloppo  ein  Weg  nach  Enrekang  (darüber  oben)  führe,  aber  nicht  direct  über  den 
Rücken  des  Gebirges,  sondern  in  nordwärts  gerichtetem  Bogen  um  dessen  Nordabfall  herum, 
wobei  keine  sonderlich  bedeutende  Passhöhe  zu  übersteigen  sei.  Daraus  geht  hervor,  dass 
die  Latimodjongkette  nach  Norden  zu  beträchtlich  abfällt,  worauf  fernere  Ketten  von  Central- 
Celebes  sie  im  nördlichen  Streichen  ablösen. 


286 


4.  Die  Seenniederung  von  Tempe. 

Im  mittleren  Theile  des  Südarmes  breitet  sich  eine  beckenförmige  Niederung  aus, 
welche  auf  allen  Seiten  von  Bodenerhebungen  begrenzt  wird :  im  Westen  von  der  West- 
kette, im  Osten  von  den  geschilderten  niedrigen  Sandsteinrücken,  in  welche  das  Ostketten- 
system daselbst  sich  hinabsenkt;  im  Süden  steigt  die  Ebene  durch  das  Walannäethal  zu  den 
Vulkanen  der  Bowonglangi  —  Pik  von  Bantaengreihe  auf  und  nördlich  in  die  von  den 
centralcelebensischen  Hochgebirgen  herabkommenden  Flussthäler.  Ein  Theil  der  becken- 
artigen Niederung  wird  zur  Regenzeit  von  zwei  Flachseen  eingenommen,  welche  in  der 
trockenen  Jahreszeit,  wenigstens  der  eine,  zu  unbedeutenden  Tümpeln  zusammenschrumpfen, 
es  sind  die  Seen  von  Sidenreng  und  Tempe  (oderTappärang  Uräe  und  Tappärang  Karädja). 
Ihre  Natur  reiht  sie  in  die  Kategorie  der  Hochfluthseen  von  Richthofen's  ein  (109,  p.  183 
und  265,  und  Wichmann,  153,  p.  17). 

Wir  selbst  haben  diese  Gegend  nicht  besucht ,  einerseits  weil  wir  wussten ,  dass 
darüber  durch  mehrere  Reisende,  neuerdings  vorzüglich  durch  Wich  mann,  sehr  viel  Licht 
verbreitet  worden  ist,  sodass  wir  unsere  Kräfte  für  andere  Aufgaben  verwenden  konnten, 
andererseits  war  ein  Versuch  von  uns,  von  Norden  her  südwärts  nach  den  Seen  vorzudringen, 
durch  das  bedingungslos  drohende  Verhalten  des  Königs  von  Enrekang  vereitelt  worden ; 
nur  von  der  Höhe  der  Westkette  bei  Bungi  herab  erblickten  wir  die  Spiegel  der  beiden 
Seen.  Wir  gehen  deshalb  unmittelbar  zu  der  Darstellung  über,  welche  Wichmann  von  der 
Tempeniederung  gegeben  hat.  Er  bereiste  die  Ebene  von  West  nach  Ost  und  nahm  von 
den  Seen  eine  genaue  Karte  auf,  dabei  die  Ausdehnung  derselben  in  der  trockenen  Jahreszeit 
sowohl  als  in  der  feuchten  festlegend;  wir  haben  sie  in  unsere  Karte  übernommen,  soweit 
es  bei  dem  kleinen  Maassstabe  dieser  letzteren  thunlich  war.  Es  ist  nichts  weiter  zu  ihrer 
Erklärung  zu  sagen,  als  das  folgende:  Die  kurze,  unten  zu  referierende  Angabe  von  Valentij  n, 
dass  der  See  von  Tempe  im  trockenen  Monsum  austrockne,  und  dass  dann  für  die  Flüsse 
nur  Gräben  in  seinem  Boden  zurückblieben,  findet  in  Wich  mann 's  Wahrnehmungen  ihre 
Bestätigung;  desgleichen  die  von  Brooke,  Ida  Pfeiffer  und  Francis  schon  constatierte 
Existenz  von  zwei  Seen ,  dem  nördlichen  kleineren  von  Sindenreng  und  dem  südlichen 
grösseren  von  Tempe.  Unbequem  sind  die  wie  launisch  wechselnden  Benennungen  des 
Hauptflusses  durch  die  Eingeborenen,  wie  sie  bei  Wichmann  zu  finden  sind.  Wir  ver- 
stehen unter  Tjenräna  den  Seenausfluss  von  der  Einmündung  des  Walannäe  an  bis  zur 
Küste,  und  die  von  ihm  durchströmte  Alluvialebene  nennen  wir  die  Tjenränaeben  e,  die 
Depression  zwischen  der  Ost-  und  Westkette  die  Seenniederung  von  Tempe. 

Sehr  merkwürdig  verhält  sich  der  Walannäe  (so,  nach  Matthes,  90,  p.  10);  durch 
Wichmann   erfahren  wir  darüber  folgendes   (153,   p.  16):   „Am  Bulu  Bonte  Uhu   (unserem 


287 

Bowonglangi)  entspringt  der  Walannäe,  was  der  Fluss  y.ar'  sioxi'jv  bedeutet,  zuerst  als  Berg- 
bach,  später  aber  als  ein  wenigstens  für  kleine  Böte  befahrbarer  Strom  in  zahlreichen 
Krümmungen  auf  dem  120.  Längengrade  nordwärts  fliessend  in  einer  schönen,  fruchtbaren 
Thalebene,  die  nach  der  Einmündung  des  Assumpatuflusses  die  Breite  von  25  km  erreicht. 
Gegenüber  Tempe  mündet  der  Walannäe,  hier  La  Paluppa  oder  richtiger  vielleicht  La  Pa- 
duppa  genannt  (siehe  über  die  Flussbezeichnuug  La  oben  unsere  Bemerkung  bei  La  Tampira, 
Seite  199)  in  den  Tjenrana,  der  seinerseits  bereits  seine  Zuflüsse  von  Norden  her  aufge- 
nommen hat."  Weiter  bemerkt  Wich  mann:  „Der  Tjenrana  besitzt  bei  einer  mittleren 
Breite  von  100  bis  150  m  eine  mittlere  Schnelligkeit  von  70  cm  pr.  Secunde  und  eine 
mittlere  Tiefe  von  5  m."  Es  folgen  noch  Angaben  über  die  zu  verschiedenen  Jahreszeiten 
wechselnden  Wassermengen  u.  a.  m.,  worauf  wir  hiemit  verweisen.  Im  Süden  des  Sees 
von  Tempe  bildet  sich  während  der  Regenzeit  der  kleine  See  Labulan.  Die  Meereshöhe 
des  Tempesees  beträgt  nach  Wichmann  c.  30  m.  „Der  Spiegel  des  Sees  von  Siden- 
reng  ist  weit  geringeren  Schwankungen  ausgesetzt  als  derjenige  von  Tempe,  obwohl  sie 
nicht  ganz  unbedeutend  sind.  Seine  Zuflüsse  erhält  er  hauptsächlich  aus  dem  Norden  und 
Westen,  sie  versiegen  jedoch  während  des  Ostmonsuns  fast  völlig."  Die  Trockenzeit  ist 
im  Sommer,  speciell  von  August  bis  October. 

Geologisch  ist  zunächst  zu  erwähnen,  dass  nach  Wich  mann  „bei  Tempe  am  Ufer 
des  Minrälang  (=  Tjenrana)  und  am  Ufer  des  Walannäe  sich  zahlreiche  Reste  von  Gastropoden 
und  Korallen  finden,  welche  einer  pleistocänen  Ablagerung  der  Umgegend  entstammen  müssen." 
(150,  p.  531.  Die  oberste  Bodenschicht  der  Tjenranaebene  aber  besteht  aus  Lehm,  welchen 
Wichmann  lössartig  nennt.  Am  Minrälang,  der  grabenartigen  westlichen  Fortsetzung  des 
Tjenrana  durch  den  in  der  Trockenzeit  ausgetrockneten  Seeboden  des  Tempesees,  findet 
sich  an  den  i— 2Va  m  hohen  Steilabstürzen  ein  gelbhcher,  dünngeschichteter  Thon  entblösst 
(150,  p.  49),  und  die  Ufer  des  Walannäe,  welche  sich  bis  mehr  als  3  m  über  den  Wasser- 
spiegel erheben,  bestehen  aus  horizontal  gelagerten  lehmigen  Schichten.  Somit  bildet  diese 
horizontal  geschichtete,  lehmige  Ablagerung  von  bis  3  oder  mehr  Meter  Dicke  die  oberste 
Lage  des  Seebeckens  und  ist  zweifellos  ein  alluvialer  Lehm,  wie  wir  ihn  auch  im  Norden, 
z.  B.  am  Malibagufluss,  angetroffen  haben.  Wenn  wir  uns  daran  erinnern,  wie  die  Wasser 
aller  Flussadern  nach  schweren  Gebirgsregen  plötzlich  gewaltig  anschwellend,  tief  lehmgelb 
sich  färben,  mit  der  herabgeschwemmten  Dammerde  des  Waldbodens  oder  den  Verwitterungs- 
produkten der  Felsmassen  sich  beladend ,  so  wird  uns  der  erwähnte  geschichtete  Lehm  als 
Ablagerung  der  Verwitterungsstofle  in  der  Niederung  in  Form  eines  Alluviallehmes  nicht 
verwundern.  Die  Flüsse  werden  einen  dicken  Mantel  solchen  Lehmes  weit  über  das  Nieder- 
land hin  ausbreiten  nnd  in  das  Meer  hinein  als  Deltabildung  vorschieben.  Wich  mann 
spricht  aber  nicht  allein  von  geschichtetem  Lehm,  sondern  er  erwähnt  auch  das  Vorkommen 
von  Löss  und  zwar  mit  folgenden  Worten  (150,  p.  51):  „Der  Ort  Tempe  wird  im  Westen 
durch  den  Bilafluss  begrenzt.     Jenseits  desselben  dehnt  sich  eine  Grasfläche  aus,  welche  zur 


288 

Regenzeit  einen  Theil  des  Sees  von  Tempe  mit  ausmaclit.  Das  linke  Ufer  (also  das  östliche) 
liegt  höher  und  besteht  aus  einer  Lössablagerung,  welche  sich  auch  noch  weiter  nach 
Norden  hin  ausdehnt.  Es  ist  ein  niedriger  Lössrücken"  (p.  54).  Das  enge  Bett  eines 
Baches,  welcher  dem  Bilafluss  östlich  parallel  fliesst  und  bei  Senkang  in  den  Tjenrana  mündet 
„war  in  den  Löss  eingeschnitten",  und  weiter  heisst  es  (153,  p.  18):  „Am  Westabhange  des 
Sandsteinrückens  wurde  eine  Ablagerung^  aus  Tausenden  von  Austerschalen  bestehend,  die 
zudem  auch  Reste  von  Spondylus  und  Cidaris  enthält,  aufgefunden.  Diese  Ablagerung 
ist  älter  als  der  Löss,  der  sich  gleichfalls  an  den  Gehängen,  sowie  in  den  Rinnen  der 
Bäche  findet." 

Wichtig  sind  ferner  die  Wahrnehmungen  Wichmann 's  über  die  geologische  Be- 
schaffenheit der  Nordwestecke  der  Seenniederung,  nämlich  über  eine  zwischen  dem  See  von 
Sidenreng  und  der  Westkette  aus  der  Ebene  auftauchende  Reihe  kegelförmiger  Hügel.  Die 
erste  Angabe  über  einen  derselben  finden  wir  bei  E.  Francis  (43,  2,  p.  11),  welcher  sich  im 
Jahre  1824  in  politi.scher  Mission  nach  Teteädji  begeben  hatte  und  schrieb:  „Dicht  bei  diesem 
Ort  befindet  sich  der  Hügel  Luwah  (Lowa  bei  Wich  mann),  welchen  wir  erstiegen.  Er 
ist  300  Fuss  hoch,  und  sein  Gipfel  bildet  eine  Oberfläche  von  ungefähr  50  Quadratfuss,  um- 
geben mit  einer  Mauer  von  lose  aufeinander  gehäuften  Steinen,  bis  zur  Höhe  von  drei  Fuss. 
In  der  Mitte  prangt  ein  grosser  Tamarindenbaum,  die  Zweige  mit  Opfergaben  der  Bevölkerung 
behangen,  welche  diesen  Platz  als  heilig  betrachtet,  weil  der  erste  Fürst  von  Sidenreng  aus 
dem  Himmel  darauf  herniedergestiegen  sein  sollte."  Die  Aussicht  vom  Gipfel  herab  wird 
geschildert  und  dabei  gesagt:  „Oestlich  sahen  wir  zwei  ausgedehnte  Seen."  Die  erwähnten 
Hügel  in  ihrer  Gesammtheit  waren  aber  zuerst  der  Frau  Ida  Pfeiffer  aufgefallen,  welche 
sie  von  der  Höhe  der  Westkette  aus  erblickte  und  darüber  schrieb  (102,  p.  243):  „Im  Vorder- 
grunde steigen  viele  vereinzelte,  kleine,  spitze  Hügel  und  Felsen  auf,  die  man  aus  der  Ferne 
und  der  Höhe,  auf  welcher  wir  uns  befanden,  für  Tumuli  hätte  halten  mögen,  so  klein  und 
niedlich  erschienen  sie  auf  dieser  ungeheuren  Ebene."  Wie  oben  schon  erwähnt,  nennen 
wir  sie,  um  ihnen  einen  Namen  zu  geben,  Ida  Pfeiffer's  Tumuli. 

Nach  Wichmann  nun  handelt  es  sich  um  drei  kegelförmige  Kuppen,  welche  aus 
der  Ebene  zwischen  der  Westkette  und  dem  See  von  Sidenreng  isoliert  sich  erheben.  Sie 
heissen  Bulu  Baüla,  Lowa  und  Aläkkuwang.  Eine  besonders  regelmässige  Kegelform  zeigt 
der  Lowa;  seine  Höhe  beträgt  loi  m.  Der  Gipfel  schhesst  mit  einer  40  Schritt  im  Umfange 
betragenden  Plattform  ab.  Sein  Gestein  ist  ein  lichtgrauer  Phonolith.  „In  kurzem  Ab- 
stände erheben  sich  im  Norden  die  beiden,  durch  einen  kleinen  Rücken  verbundenen  Kuppen 
des  Aläkkuwang,  etwas  niedriger  als  der  Lowa." 

Von  diesen  Hügeln  giebt  Wich  mann  eine  Skizze,  welche  deutlich  die  für  Vulkane 
charakteristische  periklinale  Umrisslinie  zeigt;  doch  wollen  wir  damit  nicht  etwas  weiteres 
gesagt  haben;  denn  nach  Wich  mann,  welcher  den  Lowo  bestieg,  sind  es,  wie  erwähnt, 
blos  kegelförmige  Kuppen  aus  Phonolith. 


289 

Weiter  fand  Wichmann  am  Flusse  Masepe,  einem  Zuflüsse  des  Sees  von  Sidenreng, 
und  zwar  beim  nordwestlichen  Ende  des  Ortes  Masepe,  welcher  ganz  nahe  dem  Hügel  Baüla 
liegt,  mehrere  heisse  Quellen,  deren  Untersuchung  folgendes  ergab:  Die  Temperatur  der 
grössten  betrug  69"  C;  sie  mündet  in  ein  Becken  von  c.  i  m  Durchmesser.  Dem  Boden 
desselben  entsteigen  in  unregelmässigen  Zwischenräumen  zahlreiche  Gasblasen;  am  äussersten 
Ende  fand  ein  constantes  und  ziemlich  lebhaftes  Aufwirbeln  statt.  An  dieser  Stelle  hatte 
sich  innerhalb  des  grossen  ein  kleines ,  kraterähnliches  Becken  gebildet.  Es  bestand  auch 
eine  starke  Schwefelwasserstoffentwicklung,  welche  von  einer  Abscheidung  von  Schwefel 
begleitet  war.  Die  zweite,  etwa  40  Schritte  nordwestlich  gelegene  Quelle  zeigte  eine  Tem- 
peratur von  67,5"  C;  Gasblasen  wallten  nicht  auf;  dagegen  bedeckte  eine  dünne  Schwefel- 
kruste die  umliegenden  Rollsteine.  Noch  ein  paar  andere  kleinere  Quellen  treten  zu  Tage, 
darunter  eine  mit  einer  Temperatur  von  51°  C;  in  dieser  wirbeln  Gasblasen  auf. 

Francis  I43,  2,  p.  7)  schreibt:  „Wir  sahen  beim  Dorfe  Masepe  eine  warme  Quelle, 
wovon  wir  den  Wärmegrad  wegen  Mangels  eines  Thermometers  nicht  bestimmen  konnten, 
der  aber  sehr  bedeutend  gewesen  sein  muss;  denn  wir  konnten  die  Hand  nicht  in's 
Wasser  halten." 

Bei  l'eteädji  besteht  der  Boden,  wie  eine  5' a  m  tiefe  Brunnengrabung  ergab,  aus 
i\'2  m  Dammerde,  darunter  2'/2  m  Trachj^ttuff;  unter  diesem  folgte  ein  aus  Tufffragmenten 
bestehendes  Conglomerat  (150,  p.  42). 

Die  wenigen  Brunnen  des  genannten  Ortes  liefern  Brackwasser,  desgleichen  eine 
am  Sandsteinhügel  Tjita  an  der  Ostkette  entspringende  Quelle.  Dies  ist  eine  merkwürdige 
Erscheinung,  da  ja  die  Tempeebene  30  m  über  Meer  liegt  und  viele  Süsswasserzuflüsse  nach 
ihr  zusammenströmen. 

Die  Seenniederung  von  Tempe  ist  früh  schon  bekannt  geworden.  Schon  im  16.  Jahr- 
hundert drangen  Jesuiten  von  der  Bai  von  Parepare  aus  nach  dem  See  von  Sidenreng  vor, 
wie  Wichmann  nachgewiesen  hat  (153,  p.  14I.  Sodann  sammelte  Valentijn  (143,  3,  p.  140) 
Angaben  über  den  See  von  Tempe,  welche  freilich  an  Klarheit  zu  wünschen  übrig  lassen; 
doch  geht  aus  ihnen  folgendes  hervor:  Der  See  von  Tempe  ist  von  grosser  Ausdehnung, 
aber  voll  von  Riedgras  und  Binsen,  also  untief;  er  liegt  mitten  zwischen  den  Gebirgen.  In 
der  trockenen  Jahreszeit  trocknet  er  zum  grossen  Theile  aus;  doch  bleibt  noch  ein  tiefer 
und  befahrbarer  Flussgraben  in  seinem  Boden  zurück,  weil  alle  Flüsse  der  Gebirge  rundum 
sich  in  die  Seenfläche  ergiessen ;  von  dieser  aus  münden  sie  dann  in  den  Tjenranafluss, 
welcher  nach  der  Ostküste  abströmt. 

Raffles  (105,  2,  p.  CLXXII)  giebt  Bericht  über  den  Tjenrana  und  den  Walannäe, 
indem  er  folgendes  meldet:  „Der  grösste  Fluss  des  Südarmes  ist  der  sogenannte  Tjenrana 
(geschrieben  Chinrana).  Er  entspringt  auf  der  Nordseite  des  Bantäeng-Gebirges  (damit 
ist  natürlich  der  Walannäe  gemeint)  und  läuft  erst  nordwärts,  dann  neigt  er  sich  nach 
Nordost  und  Ost,   nachdem  er  einen  schiffbaren  Fluss  aus  dem  Laut  Sala  oder  Süsswasser- 

Harasin,    Celebes,  IV.  37 


290 

See  empfangen  hat.    Dann  folgt  er  einem  südöstlichen  Laufe  und  fällt  in  den  Golf  von  Bone, 
einige  Meilen  südlich  von  der  Stadt  Tjenrana.     Der  Fluss  ist  für  Boote  befahrbar." 

Wichmann  entnehmen  wir  folgende  Notiz  (153,  p.  14):  „Die  erste  wirkliche  Auf- 
nahme der  beiden  Seen  stammt  aus  dem  Jahre  1824  und  wurde  durch  J.  K.  Tobias  ausge- 
führt. Diese  relativ  recht  gute  Karte  ist  im  Jahre  1842  veröffentlicht  w'orden.  Sie  stellt  die 
Seen  zur  Zeit  ihres  höchsten  Wasserstandes  dar  und  zwar  als  einen  See,  der  durch  eine 
Einschnürung  in  zwei  gesonderte  Becken  zerfällt." 

Brooke  (24,  p.  80  ff.)  wandte  1840  den  geographischen  Verhältnissen  des  Tjenrana- 
flussgebietes  seine  Aufmerksamkeit  zu;  er  gelangte  von  der  Ostküste  her  an  den  Tempesee 
und  fuhr  ein  Stück  weit  den  Walannäe  hinauf;  wir  übergehen  indessen  eine  Anzahl  von 
seinen  Angaben  über  die  Tektonik  dieses  Landstriches,  da  sie  nicht  zutreffend  sind  und  unsere 
Darstellung  verwirren  würden. 

Im  Jahre  1853  besuchte  Frau  Ida  Pfeiffer  das  Tempebecken  von  der  Westküste 
aus  (102,  p.  243):  „Eine  beinahe  unabsehbare  Ebene  breitete  sich  aus,  in  ihrer  Mitte  glänzten 
die  Wasserspiegel  der  beiden  Seen ,  von  denen  der  eine  ein  langes  unregelmässiges ,  der 
andere  ein  schönes  rundes  Becken  bildet."  (p.  248I:  „Die  beiden  Seen,  deren  vereinigte  Länge 
ich  auf  ungefähr  dreissig,  die  höchste  Breite  auf  zehn  Paal  (=  45,5:  15  km)  rechne,  sind 
durch  den  Fluss  Wätta  verbunden  (:=  La  Sassangriwu,  Watta  ist  eine  Ortschaft  unweit  von 
jenem  Flusse) ,  ihre  Entfernung  von  einander  beträgt  höchstens  2,5  km.  Die  Seen ,  be- 
sonders der  grosse,  haben  wenig  Tiefe;  letzterer  dürfte  sich  mit  der  Zeit  in  einen  Sumpf 
verwandeln;  denn  jetzt  schon  ist  der  ganze  Grund  und  Boden  mit  Pflanzen  dicht  über- 
wachsen, und  ganze  Partien  derselben  schwimmen  gleich  Inseln  auf  der  Oberfläche  umher." 
Diese  Angabe  stimmt  zusammen  mit  einer  Bemerkung  von  Brooke  (24,  p.  87):  „Der  See 
bietet  den  Anblick  eines  mit  schwimmenden  Massen  von  Vegetation  erfüllten  Tümpels;  von 
der  fluthenden  Vegetation  sagen  die  Eingeborenen,  sie  treibe  je  nach  dem  vorwaltenden 
Monsun  von  der  einen  Seite  zur  andern"  (p.  93). 

Vom  Tempesee  aus  fuhr  Frau  Ida  Pfeiffer  unter  grossen  Beschwerden  (sie  war  fast 
mittellos  und  wurde  von  ihren  Dienern  dementsprechend  behandelt)  noch  den  Tjenrana 
hinab  bis  Lagusi. 

Auch  bei  Perelaer  (loi,  p.  2)  sind  Angaben  zu  finden,  auf  die  wir  verweisen,  da 
sie  kein  besonderes  Interesse  haben. 

Nun  noch  einige  Worte  über  die  Tektonik  der  Seen  niederung  von  Tempe. 
Wir  betrachten  dieselbe  als  ein  Becken  oder  eine  Mulde,  welche  auf  der  concaven  Innenseite  der 
beiden  westlich  und  östlich  in  S— N-Richtung  durchziehenden  Kettengebirge  sich  ausbreitet,  und 
und  zwar  sehen  wir  in  dieser  Tempemulde  die  directe  nördliche  Fortsetzung  der  Flores-See, 
insofern  wir  der  Ansicht  sind,  dass  vor  der  Entstehung  der  Vulkanreihe  Pik  von  Bantäeng— 
Bowonglangi  das  Muldenfeld  von  Tempe,  stets  begrenzt  von  einer  West-  und  einer  Ostkette, 


291 

sich  ununterbrochen  bis  zum  Südmeere  fortsetzte,  dass  also  zur  Zeit  der  sekundären  Unter- 
tauchung; der  Insel,  welche  im  Pleistocän  stattfand,  die  Tempeniederung  einen  von  Süd  nach 
Nord  bis  Sidenreng  reichenden  Golf  der  Floressee  darstellte,  in  welchen  die  von  Norden 
kommenden  Gebirgswässer  einströmten.  Am  Südende  dieses  pleistocänen  Golfes  nun,  wahr- 
scheinlich in  Verbindung  mit  einer  Senkung  der  Scholle,  erhoben  sich  dann  die  Vulkane  erst 
als  vulkanische  Inseln,  sodann  das  Becken  zwischen  den  beiden  Seitenketten  mit  ihren  Auswurfs- 
producten  völlig  erfüllend  und  dem  Wasser  nun  den  Ablauf  nach  Süden  versperrend.  Das  in  das 
Becken  einströmende  Süsswasser  brach  sich  sodann  durch  die  schwächste  Stelle  der  Seiten- 
ketten Bahn  und  fand  dieselbe  in  der  sich  tief  absenkenden  Ostkette,  sodass  die  nun  in 
Süsswasser  sich  umwandelnden,  ursprünglichen  Meerwasserbecken  jetzt  als  Tjenrana  nach 
der  Ostküste  sich  entleeren.  Zur  Zeit  des  Pleistocänmeeres  hatte  an  der  Ostkette  auch  die 
Abrasion  ihre  Thätigkeit  schon  ausgeübt  gehabt,  sodass  die  sich  daraufhin  ansammelnden 
Süsswasser  umso  geringeren  Widerstand  fanden.  „Einestheils  mussten  die  Wassermengen 
des  Tempebeckens  sich  einen  Ausweg  zu  bahnen  suchen,  anderntheils  machten  sich  die 
Wirkungen  der  Meeresabrasion  auf  die  Sandsteinfalte  geltend",  schreibt  Wichmann  (153, 
p.  18).  Wir  trennen  diese  Erscheinungen  zeitlich :  Meeresabrasion  vv'ährend  der  positiven, 
Durchsägung  seitens  der  Süsswassermassen  während  der  negativen  Strandverschiebung. 
Die  ursprünglich  viel  tieferen  Seen  wurden  immer  seichter,  je  weiter  die  Sandsteinkette  der 
Erosion  und  der  Durchsägung  von  Seiten  des  Ausflusses  wich ,  bis  sie  endlich  die  heutige 
Seichtheit  erreichten.  Weiter  könnte  man  in  gewissem  Sinne  sagen ,  dass  der  jetzt  süd- 
nurdlich  strömende  Walannäe  gerade  in  entgegengesetzter  Richtung  läuft  wie  die  Gewässer 
vor  der  Aufthürmung  der  Vulkane. 

Für  das  pleistocäne  Alter  der  Bantäeng— Bowonglangi-Vulkanreihe  tritt  auch  Wich- 
mann ein,  indem  er  schreibt  (153,  p.  18):  „Mit  dem  Eintritt  der  Pleistocänzeit  machten  sich 
weitere,  und  zwar  gewaltsame  Aenderungen  in  der  Configuration  von  Süd-Celebes  geltend. 
Der  Süden  wurde  der  Schauplatz  grossartiger  Eruptionen,  und  aus  den  mächtigen  vulkani- 
schen Aufschüttungsmassen  bildeten  sich  der  Lompobattang,  sowie  der  Bulu  Bonte  Uhu" 
(unser  Bowonglangi). 

Nun  wirft  sich  endlich  die  Frage  auf,  ob  die  muldenförmige  Tiefenzone,  welche  wir 
von  der  Minahassa  ab  durch  die  nördliche  Halbinsel  bis  Tolitoli,  von  dort  unter  der  Meeres- 
oberfläche weiter  in's  Paluthal,  von  da  südwärts  nach  der  Tempe-Ebene  hypothetisch  glaubten 
verfolgen  zu  können,  nun  auch  ihren  ursprünglichen  südhchen  Ausgangsort  in  der  Floressee 
genommen  habe,  dass  von  dieser  letzteren  aus  also  längs  dem  ganzen  peripherischen  Rande 
der  Insel  bis  zu  ihrem  Nordostende  ein  zwischen  zwei  Kettensystemen  sich  hinziehendes 
muldenförmiges  Thal  festzustellen  wäre,  welches  sodann  im  äussersten  Nordosten,  sowie  im 
äussersten  Süden  von  vulkanischen  Schuttmassen  überdeckt  worden  wäre.  Die  Vorstellung 
eines  solch  ungeheuer  ausgedehnten  Muldenthaies  hat  etwas  befremdendes;  aber  es  bestehen 
dafür  Anhaltspunkte,  die  wir  jeweilen  namhaft  gemacht  haben. 

37* 


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292 

Martin  (86,  p.  i8o  ff.)  giebt  folgende  Auffassung  von  der  Geschichte  des  Tempe- 
beckens:  Dasselbe  stellt  einen  abgeschnittenen  Meeresrest  dar.  Die  Verbindung  mit  dem 
Meere  geschieht  durch  einen  kurzen  Kanal ,  welcher  einer  alten  Einschartung  in  quartären 
Korallenriffen  entspricht.  Hebt  sich  das  Land ,  so  wird  der  ursprüngliche  Meeresabschnitt 
zum  Süsswassersee ,  und  durch  seine  Scharte  strömt  das  Wasser  aus.  Bei  noch  weiterer 
Hebung  entstehen  die  gegenwärtigen  Verhältnisse.  Somit  wäre  also  das  Tempebecken  ein 
Abgliederungsbecken,  eine  ursprüngliche  Küstenlagune  nach  von  Richthofen's  Eintheilung 
der  Seebecken  (109,  p.  267);  es  wäre  also  ein  Meeresabschnitt  gewesen,  etwa  ähnlich  der  Bai 
von  Kendari  (siehe  oben  Seite  230).  Wir  sind  nach  unserer  obigen  Darstellung  anderer 
Ansicht.  Von  Bedeutung  sind  noch  die  folgenden  Ausführungen  Martin's  (85,  p.  264): 
„Die  Ebene,  in  der  die  Seen  von  Sidenreng  und  Tempe  gelegen  sind,  ist  noch  in  allerjüngster 
Zeit  vom  Oceane  bedeckt  gewesen.  Hier  kommen  recente  Meeresconchylien  vor,  welche 
nicht  nur  als  Species  durchaus  mit  den  Bewohnern  des  benachbarten  Meeres  übereinstimmen, 
sondern  auch  durch  ihren  Erhaltungszustand  (die  Farben  sind  zum  Theil  ganz  frisch)  den 
Eindruck  machen,  als  wären  sie  am  Strande  aufgelesen.  Unter  den  Schnecken  beanspruchen 
Potaniides  palustris  und  Telescopium  fuscum  ein  besonderes  Interesse,  da  sie  sich  namentlich 
in  Salzsümpfen  und  in  der  Nähe  der  Flussmündungen  aufhalten.  Sie  demonstrieren  somit 
die  allmälige  Trockenlegung  und  Aussüssung  des  Meeres,  welches  noch  vor  Kurzem  das 
Innere  von  Celebes  (an  dieser  Stelle)  bedeckte.  Die  Ablagerung  hier  im  Inneren  ist  im 
wesentlichen  gleichalterig  mit  den  nur  wenige  Meter  über  dem  Strande  gelegenen  Meeres- 
bildungen, welche  bei  Makassar  zwischen  Teile  und  Paranglowe  und  in  der  Umgegend  von 
Tangka  bei  Balangnipa  anstehen,  sowie  mit  den  Korallenkalken  von  Kadjang  am  Golf  von 
Bone.  Deswegen  liegt  auch  die  Annahme  vor  der  Hand,  es  möchten  die  Seen  von  Sidenreng 
und  Tempe  abgeschnittene  Meeresreste  sein ,  welche  bei  Trockenlegung  des  Landes  ihren 
natürlichen  Abfluss  durch  den  Fluss  Tjenrana  nach  der  Ostküste  von  Süd-Celebes  fanden 
und,  unterstützt  durch  diese  Wasserabfuhr,  im  Laufe  der  Zeit  völlig  ausgesüsst  wurden. 
Es  möge  hier  noch  beigefügt  werden,  dass  die  Wich  mann 'sehe  Sammlung  ein  Gestein 
enthält,  welches  von  einem  Berge  im  Nordosten  von  Tempe  (der  Bulu  Tjita,  siehe  oben 
Seite  284)  abkünftig  ist  und  einen  Rest  von  Callianassa  Dijki  Mart.  einschliesst.  Diese 
Art  ist  aus  den  jungmiocänen  Schichten  von  Selatjau  auf  Java  bekannt,  aber  auch  sub- 
fossil aus  einem  Bohrloche  von  Batavia  und  aus  der  für  recent  angesehenen  Breccie  von 
Menado  (darüber  oben  Seite  21).  Die  betreffende  Ablagerung  könnte  somit  eine  altquartäre 
oder  jungtertiäre,  in  der  vormaligen  Küstenlinie  gelegene  Bildung  sein." 

Wir  denken  uns,  dass  die  positive  Strandverschiebung,  welche  zu  den  Ablagerungen 
von  Limbotto  und  Tempe  und  anderen  Stellen  führte,  am  Ende  der  Pliocänzeit  begann,  in  der 
Pleistocänzeit  ihren  Höhepunkt  von  vielleicht  rund  100  m  erreichte,  und  sich  sodann  wieder 
in  eine  negative  Verschiebung  umwandelte,  welche  dann  in  der  Höhe  von  c.  30  m  eine  Zeit 
lang  stabil  blieb,  um  sodann  zur  gegenwärtigen  Meereshöhe  zurückzufallen.    In  der  Pliocän- 


293 

zeit  war  dagegen  die  Ausdehnung  des  Landes  über  den  ganzen  Archipel  hin  viel  grösser,  als 
in  der  Gegenwart,  wofür  wir  auf  den  dritten  Band  unserer  Materialien  verweisen;  dann 
folgte  also  eine  unbedeutende  Absenkung  des  Landes  und  Erfüllung  seiner  Tiefenzonen  durch 
das  Meer,  hierauf  wieder  eine  Hebung  mit  Entleerung  der  angefüllten  Becken.  Local  kommen 
dann  dazu  Kesseleinbrüche  und  vulkanische  Eruptionen  und  Aufschüttungen. 

Dieses  Einsinken  der  Insel,  also  der  sie  zusammensetzenden  Gebirgszüge,  bildet  eine 
merkwürdige  Analogie  zu  dem  ähnlichen  Verhalten  der  Alpen,  wie  Heim  (167)  es  dar- 
gestellt hat;  und  eine  ebenso  seltsame  Analogie  finden  wir  in  der  tertiären  Schichtenfolge, 
wie  sie  im  Laufe  dieses  Bandes  zur  Darstellung  gekommen  ist. 

Die  Anschauungen,  welche  sich  Wichmann  von  der  geologischen  Geschichte  des 
Südarmes  gebildet  hat,  finden  sich  in  seiner  Abhandlung:  die  Binnenseen  von  Celebes 
(153,  p.  15)  niedergelegt;  sie  differieren  in  vielen  Punkten  von  den  unserigen,  beruhen  auch 
theilweise  auf  Hypothesen,  welche  durch  unsere  nachmaligen  Forschungen  Veränderung  zu 
erfahren  hatten;  wir  sprechen  sie  hier  nicht  durch,  da  doch  Jeder,  der  für  diese  Fragen  sich 
interessiert,  auf  jene  Quellschrift  zurückgreifen  wird. 


294 


5.  Die  Insel  Saleyer. 


Schon  Zollin ger  (162),  welcher  1847  eine  Excursion  auf  den  Berg  Haru,  den 
höchsten  Gipfel  von  Saleyer  unternommen  hatte,  erkannte  die  tektonischen  Verhältnisse  der 
Insel  richtig.  Nach  seiner  Darstellung  besteht  dieselbe  aus  zwei  einander  parallel  laufenden 
Ketten,  von  denen  die  westliche,  niedrigere  aus  Kalkstein,  die  östliche,  höhere  dagegen  aus 
vulkanischem  Gestein  aufgebaut  ist.  Der  Absturz  der  Ketten  ist  an  der  östlichen  Seite  viel 
steiler  als  an  der  westlichen.  Die  westliche,  oder  die  Kalksteinkette,  wird  durch  viele  tiefe 
Schluchten  quer  durchschnitten,  deren  Wände  fast  senkrecht  sind,  und  durch  welche  hm- 
durch  die  Wasseradern  nach  der  Westküste  abströmen.  Sie  scheint  die  Fortsetzung  des 
Vorgebirges  von  Bira  zu  sein ;  die  Spuren  des  Zusammenhanges  kann  man  noch  deutlich 
an  den  zwischenliegenden  Inseln  erkennen.  Die  östliche  Kette  dagegen  scheint  eine  Längs- 
erhebung anzudeuten,  welche  vom  nahehegenden  Pik  von  Bantäeng  ausging  und  sich  wahr- 
scheinlich gleichzeitig  mit  diesem  erhoben  hat.  Man  findet  auf  der  Insel  keine  Spur  von  alten 
Krateren  oder  isolierten  kegelförmigen  Bergen;  auch  wissen  die  Eingeborenen  nichts  von 
einer  je  stattgehabten  vulkanischen  Thätigkeit.     Heisse  Quellen  kommen  nicht  vor. 

Zollinger  durchquerte  erst  die  westliche  Kalkkette  und  kam  sodann  auf  vulkanisches 
Gestein,  worauf  er  den  Gipfel  Haru  erklomm.  Seine  Barometerablesungen  ergaben  1902 
rheinl.  Fuss.  also  597  m;  weiter  nach  S  sah  er  einen  30  m  höheren  Gipfel. 

Die  Auffassung  Zollin ger's,  dass  die  östliche  Kette  von  Saleyer  vom  Pik  von 
Bantäeng  ihren  Ausgang  nehme,  ist  nicht  richtig;  denn  dann  müsste  sie  ja  die  östliche 
Kette  des  Südarmes,  welche  vom  Gap  Bira  ausgeht,  irgendwo  kreuzen.  Vielmehr  ist  Saleyer 
mit  seinen  beiden  Ketten  offenbar  die  südliche  Fortsetzung  unserer  Ostkette;  ja  die  Insel 
beweist  von  sich  aus  die  Existenz  der  letzteren. 

Nach  den  grundlegenden  Angaben  Zollinger's,  worauf  wir  unten  noch  einmal  zurück- 
kommen werden,  verdienen  die  meist  ganz  unrichtigen  Bemerkungen  vonN. P.  van  der  Stok 
1866  (137),  Teijsmann,  1879  (140)  und  Engelhard  1884  (41I  kaum  der  Erwähnung;  es  sei  nur 
hervorgehoben,  dass  Letzterer  den  Haru  auf  „reichlich  1700  m"  gemessen  hat,  was  wir  für 
irrthümlich  halten;  er  fügt  bei,  das  Meer  sei  an  der  Ostküste  gleich  sehr  tief,  an  der  West- 
küste aber  nehme  es  langsam  an  Tiefe  zu  und  enthalte  eine  Menge  Korallenbänke.  Dies  ist 
richtig  und  war  auch  schon  G.  W.  Earl  bekannt  gewesen  (citiert  nach  Wichmann,  152, 
p.  267).  Weiter  heisst  es  bei  Engelhard:  „Während  meines  langen  Aufenthaltes  habe  ich 
keine  vulkanischen  Gesteine  entdecken  können,  soviel  Mühe  ich  mir  a:ea:eben  habe."  That- 
sächlich  aber  ist  das  erste  beste  Bachbett  voll  von  Rollsteinen  dieser  Art.  Interessant  ist 
die  Bemerkung,  der  Kalkstein  zeige  an  einigen  Stellen  seiner  Oberfläche  durch  die  Ver- 
witterung harte,  bis  i  Decimeter  lange  Nadeln;  offenbar  ist  dies  Regenwirkung:  Karrenfelder. 


295 

Wich  mann  (152I  untersuchte  die  von  M.  Weber  1889  gesammelten  Handstücke 
und  fand  von  Eruptivgesteinen  hauptsächlich  Andesite,  ausserdem  Basalt  undTrachyt. 
Weiter  fand  sich  ein  gelb  bis  ziegelrother,  sehr  dünn  geschichteter,  sandig  anzufühlender, 
aber  ziemlich  harter  Sandstein.  „Das  Gestein  verdient  deshalb  besondere  Erwähnung, 
weil  dasselbe  trotz  seines  unverkennbaren  tuffähnlichen  Charakters  gar  kein  andesitisches 
Schuttmaterial  enthält."  Sodann  ein  Mergel,  undeutlich  geschichtet,  schmutzig  weiss,  mit 
Foraminiferen.  „Jedenfalls  gehört  derselbe  Ablagerungen  an,  die  jünger  sind  als  das  Miocän." 
Die  untersuchten  Kalksteinproben  stammten  vom  Ufer  des  Boneyaflusses  unweit 
seiner  Mündung:  „sie  gehören  ausnahmslos  den,  besonders  in  der  östlichen  Hälfte  des 
Indischen  Archipels  so  sehr  verbreiteten  Korallenkalksteinen  an." 

„Saleyer,   schreibt  Wichmann  (152,  p.  265),   trägt  einen  einseitigen  Bau  zur  Schau. 
Der  östliche  Theil  der  Insel  besteht  aus  jüngeren  Eruptivgesteinen,  die  längs  einer  meridio- 
nalen  Spalte  aufgebrochen  sind.     Unter  diesen  Gesteinen  herrschen,  wie  eine  nähere  Unter- 
suchung lehrte,  Augit- Andesite  durchaus  vor;    ausserdem  stellen  sich  Varietäten  von  Horn- 
blende- und  Glimmer-Andesiten  ein,   während   echter  Trachyt  —  ein   im   Indischen  Archipel 
überhaupt  nicht  häufiger  Gast  —  ganz  vereinzelt  dasteht.    Im  Verbände  mit  diesen  Andesiten 
steht  das  Auftreten  von  Tuffen,  die  an  verschiedenen  Stellen  unweit  der  Westküste  anstehend 
vorkommen.     An   die   im  Osten   der  Insel   liegende  Andesitkette   lehnen   sich   Korallenkalk- 
steine und  Mergel  an,   die  sich  zu  einer  zweiten,   niedrigeren  Bergkette   erheben  und  deren 
Ablagerung    nicht  weiter    als   bis   in    das   Neogen    zurückreicht.     Aber   auch    während    des 
Pleistocäns  sind  Theile  der  Insel  noch  vom  Meere  bedeckt  gewesen.    In  ziemlichem  Abstände 
von  der  Westküste   fand  Weber  nämlich   lose   herumliegende   Molluskenschalen,   die   noch 
sämmdich  lebend  in  den  benachbarten  Meeren  angetroffen  werden  (nach  M.  M.  Seh epman's 
Bestimmungen).    So  lässt  sich  an  der  Insel  eine  seit  dem  Neogen  wahrscheinlich  ohne  Unter- 
brechung wirkende  negative  Niveauverschiebung  constatieren  (nach  unserer  Ansicht  schiebt 
sich    in    die    seit   dem   Miocän    stattfindende    negative    Strandverschiebung   eine    pleistocäne 
positive  ein,  wie  wir  erinnern).    Woher  kommt  es  nun,  dass  die  sedimentären  Ablagerungen 
an  dem  Ostabfall  der  Insel  fehlen?  Die  Voraussetzung,  dass  auch  an  dieser  Flanke  einstmals 
Korallenrifle  w-ucherten,  ist  eine  völlig  berechtigte ,   und  vielleicht  wird    man   bei  genauerer 
Durchforschung  die   Spuren   davon    doch    hier    und    da   auffinden.     Zudem    existieren   noch 
heutigen  Tages  lebende  Korallenriffe   zu   beiden   Seiten   von  Saleyer.     Den   erörterten  Ver- 
hältnissen   liegen    tektonische    Ursachen    zu    Grunde.     Die    in    der    nördlichen    Fortsetzung 
von   Saleyer    liegende    Ostküste    der   südwestlichen   Halbinsel    von   Celebes    setzt   sich    aus 
steil    nach   dem   Busen    von   Bone   abstürzenden   Korallenkalksteinen    zusammen.     An    einer 
anderen  Stelle  (153,   p.  18,  Anmerkung  2)  habe  ich  darzuthun  versucht,  dass  der  Bone'sche 
Busen  einem  Einbruch  seine  Entstehung  zu  verdanken  hat;  dieser  Bruch  hat  auch  die  Hälfte 
von  Saleyer  in  Mitleidenschaft  gezogen.     Der  in  die  Küstenlinie  von  Celebes  fallende  Theil 
ist  einfach  abgerissen  worden.     Wollte  man   nun   die  Ablagerung  der  Korallenkalksteine  in 


296 

•  das  Pleistocän  verlegen,  dann  würde  daraus  nothwendig  folgen,  dass  der  Einsturz  des  Bone'- 
schen  Meerbusens  erst  in  postpleistocäner  Zeit  stattgefunden  haben  könnte.  Mit  einer  solchen 
Annahme  würde  man  sich  aber  in  die  empfindlichsten  Widersprüche  verwickeln,  wenn  man 
die  Verhältnisse  auf  der  südwestlichen  Halbinsel  von  Celebes  in  Betracht  zieht." 

Auf  der  beigegebenen  Kartenskizze  liegen  die  Kalke  den  Andesittuffen  auf,  indem 
Wich  mann  die  Sachlage  hier  ebenso  auffasst,  wie  an  der  Westkette  bei  Maros  und  Pare- 
pare.  Wir  halten  jedoch  die  Saleyerkalke  ebenso  wie  jene  der  Westkette  für  eocän  und 
betrachten  das  Gebirge  der  Insel  für  eine  Falte,  in  deren  Antiklinalaxe  neogene  Andesiterup- 
tionen  stattgefunden  haben.  Nach  dieser  Periode  fand  die  Absenkung  des  Golfes  von  Bona 
und  damit  des  Ostflügels  der  Saleyer-Antiklinale  statt,  ebenso  wie  dieser  letztere  auch  an  der 
Südostecke  der  südlichen  Halbinsel  unter  der  Meeresoberfläche  verschwunden  ist.  Die  er- 
wähnten pleistocänen  Fossilien  bringen  wir  mit  der  Untertauchung  der  Insel  zur  Pleistocän- 
zeit  in  Zusammenhang,  welche  wir  oben  (Seite  294)  besprochen  haben,  und  mit  welcher  Hand 
in  Hand  wohl  auch  der  Golf  von  Bone  abgesunken  ist. 

Wir  schliessen  dem  Gesagten  noch  an,  dass  wir  im  December  1894  während  eines 
kurzen  Aufenthaltes  des  Dampfschiffes  die  Insel  betreten  und  die  beiden  Ketten  gesehen 
haben ,  die  östliche  höhere  eruptive  und  die  westliche  niedrigere  Kalksteinkette ;  auch  be- 
merkten wir  die  Querschluchten  der  Flüsse  durch  die  letztere.  Beim  Orte  Saleyer  fanden 
wir  den  Kalkstein  noch  in  einer  Höhe  von  wohl  200  m  nahe  an  der  Küste  anstehend. 

(lieber  die  von  uns  gesammelten  Gesteine  siehe  no  449—452  der  petrographischen  Liste.) 


Sehlussbemerkung. 


Es  war  stets  unser  Vorhaben  gewesen,  nach  den  bis  jetzt  vorhandenen  Beobach- 
tungen eine  geologische  Karte  von  der  Insel  zu  entwerfen;  als  wir  jedoch  an  die  Auf- 
gabe selbst  herantraten,  Hessen  wir  mehr  und  mehr  den  Muth  dazu  sinken,  da  wir  inne 
wurden,  dass  es  an  Vorarbeiten  noch  viel  zu  sehr  mangelte.  Wohl  hätten  wir  die  von  uns 
festgestellte  Schichtenfolge  in  schematischen  Bändern  den  Gebirgsketten  entlang  führen  können ; 
aber  es  kam  uns  ein  solches  Verfahren  durchaus  zwecklos  vor;  der  Leser  würde  nur  über 
grosse  Strecken  durch  die  aufgetragenen  Farben  getäuscht,  sodass  er  sie  für  erforscht  hielte, 
während  thatsächlich  noch  kein  Stein  von  dorther  bekannt  wäre.  So  schien  es  uns  im 
Interesse  kommender  Forschung  angebracht  zu  sein ,  die  Ausführung  einer  geologischen 
Karte  zu  unterlassen  und  für  alles  einzelne,  was  geologisch  bekannt  geworden  ist,  auf  den 
Text  zu  verweisen.  Für  die  nördliche  Halbinsel  hat  Bück  in  g  I261  eine  geologische  Karte 
angefertigt,  auf  welche  verwiesen  sei. 

Wir  wiederholen  hier,  dass  sich  die  Gesteinsfolge  von  Celebes  ziemlich  einfach  aus- 
nimmt: die  Kettengebirge  bestehen  aus  krystallinischen  Kernen  oder  aus  Urschiefern  und 
verwandtem;  darauf  folgt  ein  Complex  von  körnig-krystallinischen  Kalken,  sodann  eine 
mächtige  Lage  von  rothen  Thonen,  hierauf  eocäne  Nummulitenkalke  und  weiter  neogene 
Thone,  Sande  und  Tuffe,  die  Celebesmolasse,  endlich  pleistocäne  Bildungen.  Vielfach  wurden 
die  Antiklinalen  der  im  Neogen  gebildeten  Falten  von  Eruptivmassen  durchbrochen.  Die 
Vertheilung  der  Vulkane  wird  man  auf  unserer  Karte  auf  den  ersten  Blick  erkennen. 

Wie  wir  schon  im  dritten  Bande  unserer  Materialien  hervorgehoben  haben,  hat  sich 
im  Eocän  an  Stelle  der  jetzigen  Insel  ein  ununterbrochener  Meeresspiegel  ausgedehnt,  ein 
Eocänmeer  von  geringer  Tiefe,  da  seine  Kalksedimente  mit  Korallen  angefüllt  sind.  Unter- 
halb dieser  Eocänbildungen  fanden  wir  von  Sedimenten,  welche  auf  die  krystallinischen 
Schiefer  folgen,  nur  den  oft  erwähnten  Roththon,  dessen  Alter  in  die  Kreide  gesetzt  werden 
mag ,  und  dessen  zahlreiche  Radiolarieneinschlüsse  wohl  ein  tiefes  Meer  vermuthen  lassen 
dürften.  Hier  ist  aber  nicht  zu  übersehen,  dass  die  in  Süd-Celebes  nachgewiesene  Kohle, 
welche  wahrscheinlich    die  Nummulitenkalke   unterteuft,   auf  eine  Festlandsperiode   hinweist, 

.Sil  ras  in,   Celebes.    IV.  33 


die  zu  Beginn  der  Tertiärzeit  bestanden  liaben  Icönnte.  Es  ist  lerner  auffallend,  dass  wir 
die  Juraformation  nicht  vertreten  landen,  umso  mehr,  als  sie  ostwärts  schon  auf  den  nahen 
Sula-Inseln  durch  Boehm  (i8)  sicher  nachgewiesen  ist.  Das  ist  der  Grund,  weshalb  wir 
die  von  uns  in  den  Ketten  von  Central-Celebes  vorgelundenen  körnig-krystallinischen  Kalke 
hypothetisch  als  dynamometamorph  veränderte  jurassische  Kalke  auffassen,  wie  an  den  be- 
treffenden Stellen  schon  hervorgehoben  worden  ist.  Demnach  würde  Böhm  mit  Recht 
sagen:  „Der  sino- australische  Juracontinent  Neumayr's  bricht  im  ganzen  ostindischen 
Archipel  bis  weithin  nach  Neu-Guinea  zusammen". 

Unser  ursprüngliches  Vorhaben,  im  Archipel  die  tektonischen  Linien  aufzusuchen, 
welche  den  Philippineninselbogen  mit  dem  südlichen  javanischen  verbinden  würden,  haben 
wir  nach  der  Feststellung  der  im  vorigen  Bande  geschilderten  pliocänen  Brücken  nicht 
eingehender  zur  Ausführung  bringen  mögen,  weil  wir  uns  immer  mehr  überzeugen  mussten, 
dass  noch  sehr  viel  Pionierarbeit  im  Archipel  nöthig  ist,  um  ein  solches  Unternehmen  zu 
rechttertigen.  So  ist  auch  Kotö's  (66)  Versuch  mehr  ein  Entwurf  oder  ein  Vorschlag,  als 
eine  Lösung  des  Problems.  Zu  dieser  \täre  in  erster  Linie  eine  mechanische  Erklärung 
der  seltsamen  Inseigestalten  von  Celebes  und  Halmahera  erforderlich,  und  weil  die  Aehn- 
lichkeit  beider  eine  zu  grosse  ist,  um  auf  Zufall  beruhen  zu  können,  um  ein  sogenanntes 
Naturspiel  im  altmodischen  Sinne  zu  sein  ,  muss  eine  Erklärung  beider  sich  decken.  Wir 
möchten  nun  in  dieser  Beziehung  der  Vermuthung  Ausdruck  geben,  dass  für  die  Gestalt 
von  Celebes,  um  dieses  in's  Auge  zu  fassen,  eine  Art  von  Wirbelbewe  gung  die  Veran- 
lassung gewesen  sei,  in  ähnlichem  Sinne,  wie  sie  Suess  (138,  i,  p.  302  ff.)  für  das  Alpen- 
Apennin-S^'Stem  hingestellt  hat;  und  zwar  scheint  es  sich  dabei  um  zwei  gegeneinander 
wirkende,  aneinander  hingleitende  Wirbelbewegungen  zu  handeln ,  eine  innere ,  umgekehrt 
wie  der  Zeiger  der  Uhr,  und  eine  äussere,  mit  dem  Zeiger  der  Uhr  sich  bewegende.  Auf 
dem  nebenstehenden  Kärtchen,  Figur  17,  stellen  wir  die  Bewegungen  so  dar,  wie  wir  sie  uns 
denken;  die  Pfeile  geben  die  Richtung  der  Drehbewegung  und  zugleich  die  Richtung  der  von 
der  Seite  her  wirkenden  faltenden  Kraft  an.  Es  kommt  uns  vor,  als  hätte  eine  zwischen 
zwei  festen  Pfeilern  gelegene  Partie  der  Erdrinde  ursprünglich  hohl  und  convex  gelegen 
und  wäre  sodann  eingesunken,  infolgedessen  eine  drehende  Bewegung  der  Scholle  an  der 
Stelle,  wo  Celebes  liegt,  als  Ausgleichung  von  entstandenen  Spannungen,  zu  Stande  ge- 
kommen wäre.  Einen  zweiten  solchen  Wirbel,  und  zwar  einen  viel  kleineren,  würde 
Halrnahera  bilden. 

Mit  diesen  Andeutungen  lassen  wir  es  bewenden,  da  eine  weitere  Verfolgung  des 
Problems  kommenden  Originalforschungen  vorbehalten  bleiben  muss;  doch  sei  noch  dieses 
beigefügt:  Das  zu  einer  Art  von  Wirbel  angeordnete  System  der  Faltenlinien  scheint  auf  den 
ersten  Bück  mit  den  von  uns  im  dritten  Bande  gewonnenen  Karten  (daselbst  Seite  132  —  137) 
nicht  wohl  übereinzustimmen;  aber  es  ist  dies  nur  scheinbar  so,  weil  für  jene  Karten 
die    Höhe    des    Meeresspiegels    allein    ausschlaggebend   gewesen   ist,   wogegen   lür 


299 

die  l'ektonik  der  Erdrinde  das  Meer  gai-  keine  Bedeutung  hat.  Wie  wir  in  einem  vulkani- 
sctien  Gebiete  gerade  das,  wodurch  sich  dasselbe  für  das  Auge  kennzeichnet,  nämlich  die 
Vulkane  selbst,  uns  völlig  w^egdenken  müssen,  um  die  Tektonik  zu  erkennen,  so  müssen 
wir,  um  das  Relief  der  Erdrinde  zu  sehen,  das  Meer  \-or  unserem  geistigen  Auge  durchaus 
entfernen.      Im    voriiien   Bande    haben    wir    die    iüno'ste   Geschichte    des    indo-australischen 


Figur  17. 
S  c  h  e  m  a  t  i  s  c  h  e  r   Entwurf    der   S  t  r  e  i  c  h  u  n  g  s  1  i  n  i  e  n   von   C  e  1  e  b  e  s. 

Meeres  mit  Hilfe  der  Thierverbreitung  gegeben;  jetzt  fassen  wir  einen  Theil  der  Erdrinde, 
mit  Weglassung  des  Meeres  in's  Auge,  und  ob  nun  ein  Gebirge  über-  oder  unterseeisch 
sich  fortsetzt,  ist  tektonisch  bedeutungslos. 

Damit  beschliessen  wir  unsere  geographisch-geologische  Beschreibung  von  Celebes, 
dieses  zierlichsten  Inselbildes  unseres  Planeten. 


88* 


Zusätze. 


Zu  Poigar  und  See  Danau,  Text  Seite  97  ff. 

Riedel  (171J  hat  1899  dieses  Fluss-  und  Seengebiet  durch  seinen  Sohn  und  Herrn 
Pet  kartographisch  aufnehmen  lassen  und  macht  darüber  u.  a.  folgende  Mittheilungen :  „Der 
Poigar  wird  bis  auf  die  Höhe  des  Sees  Iloloi  (R.  schreibt  Ilooloi)  zu  beiden  Seiten  von 
hohen  Bergrücken  begrenzt,  nur  hie  und  da  durch  kleine  Flächen  unterbrochen.  Mit  steilen  Ab- 
fällen (glooiingen)  V.'  paal  hintereinander,  strömt  er  über  ein  meist  glattes,  untiefes,  steiniges  Bett, 
ohne  Wasserfälle  zu  bilden,  hinab,  von  einer  Höhe  von  3200  rhein.  Fuss  (=  rund  1000  m)  bis 
zum  Meeresspiegel.  Zwischen  den  steilen  Theilen  ist  das  Flussbett  tiefer  und  läuft  das 
Wasser  langsam.  Eine  grosse  Wasserabfuhr  findet  nur  im  Westmonsun  statt."  Es  folgen 
die  Namen  von  18  Zuflüssen.  „Verschiedene  warme  Quellen  trifft  man  längs  dem  linken  Ufer 
südlich  vom  See  Iloloi  an.  Dieser,  zum  Theil  mit  niedrigen,  sumpfigen  Ufern,  woselbst 
die  sogenannte  Hochfläche  des  Poigar  ihren  Anfang  nimmt,  ist  nur  eine  Verbreiterung  des 
Flusses."  Der  See  Danau  (geschrieben  Danou  und  genannt  Danou  Moöat)  wird  in  N,  O 
und  S  von  Bergen  umgeben;  die  Westseite  ist  fiach.  Das  Inselchen  im  See  heisst  Pasig. 
In  einer  Entfernung  von  ungefähr  5  paal  (=  7,5  km)  am  linken  Seeufer  erhebt  sich  der 
trotzige  Ambang,  ein  ausgebrannter  Vulkan  mit  einem  Kratermaar.  Drei  photographische 
Bilder  vom  Danausee,  aut  deren  einem  auch  das  Inselchen  zu  sehen  ist,  begleiten  den  Bericht. 

Wie  man  bei  der  Vergleichung  mit  unserem  Texte  bemerken  wird,  enthalten  die 
Mittheilungen  Riedel's  einige  Widersprüche  mit  den  bis  jetzt  vorhandenen  Angaben;  auch 
ist  hervorzuheben,  dass  auf  der  beigegebenen  Karte  der  See  Danau  S— N-Richtung  hat, 
während  er  nach  Koperberg,  welchen  Vorgänger  Riedel  nicht  erwähnt,  SO— NW  ge- 
richtet ist. 

Zu  Westküste  von  Celebes. 

I.  Herr  Professor  Dr.  H.  Bücking  hatte  die  Güte,  uns  folgende  briefliche  Mit- 
theilungen zur  Verfügung  zu  stellen  (Strassburg  i.  E.  12.  Mai  und  17.  Juni  1901): 

„Vielleicht  interessiert  Sie  ganz  kurz  zu  erfahren,  was  die  von  dem  holländischen 
Marineofficier  Hoven   an   der  Westküste  von  Celebes  im  Sommer  1900  ge.sammelten,   von 


301 

Prof.  Martin,  Leiden,  mir  zugegangenen  Gesteine  ihrer  Natur  nach   sind,   nach  Localitäten 
geordnet: 

1.  Kap  Kandi  (englisch  Cape  trees)  nördlich  von  Buol:  Korallenkalk,  geht  hoch 
hinauf.  (Vergleiche  dazu  unseren  Text,  Seite  147,  wonach  wir  diese  Kalke  für  Nummu- 
litenkalk  halten;  siehe  auch  unten  no  191. 

2.  Pientjang,  weiter  westlich :  Feste  arkoseartige  Sandsteine  von  graugrüner  oder 
röthlicher  Farbe. 

3.  Insel  Pientjang  und  Boschkaap:  Dunkeles,  kieselschief  er  artiges  Gestein, 
unter  Korallenkalk   hervortretend. 

4.  Dorf  Belonlioh   (?)  bei  Insel  Dalangan:  Mürber  Sandstein  von  rother  Farbe. 

5.  Stroomenkaap  (englisch  Cape  rivers):  Korall  enkalk  und  darunter  hervortretend 
ein  quarzführendes  Eruptivgestein,  P  r  opylit-ähnlich  aussehend. 

6.  Pulu  Kapas:  Gneiss  (Granitgneiss)  mit  aplitischen  Trümern,  und  Quarzit,  auch 
H  o  r  n  b  1  e  n  d  e  g  n  e  i  s  s  und    G 1  i  m  m  e  r  a  m  p  h  i  b  o  1  i  t. 

7.  Pulu  Tendeh:   Granitit  mit  Epidot,   also  frisch  wahrscheinlich  hornblendeführend. 

8.  Kap  Senjangan:  Korallenkalk,  sehr  verbreitet  daselbst  und  auch  in  der  Bai 
von  Bananga  (wohl  ident  mit  Manangan  der  Seekarte). 

9.  Insel  Tibu,  südlich  von  Senjangan:   Hör  nble  ndeandesi  t. 

IG.  An  der  Küste  südlich  von  der  kleinen  Insel  Leuang  (?):  Kalkphyllit,  bezw. 
flaseriger,  etwas  quarzenthaltender  Kalkstein. 

11.  Westküste  der  Bai  von  Dondo  (nördlich  von  Kap  Banda?):  Diorit,  und  zwar 
Biotithornblendediorit  und  Augitdiorit;  dabei  ein  Conglomerat  von  anscheinend  jugend- 
licher Bildung  mit  Gerollen  dieses  Diorits. 

12.  Beim  Kap  Dondo  und  weiter  südlich  längs  der  Lingianstrasse:  Granit  mit 
grossen  Orthoklaskrystallen,  an  letzterer  Strecke  auch  mit  Aplitgängen. 

13.  Kleinste  der  Taring-Inseln:  hornblendeführender  Granitit  mit  viel  Plagioklas. 

14.  Zuidwachter-eiland:  Korallenkalk,  darunter  ein  grauer  und  rother  fester  Stein- 
mergel, und  zwischen  diesem  und  dem  Korallenkalk  ein  sehr  grobes  Conglomerat 
von  anscheinend  Eruptivgesteinen. 

15.  Kap  Rangas  (englisch  Cape  Wil  liam),  2^37'  SB:  anstehend  Trachyt  mit  grossen 
Sanidinkrystallen  und  ein  Leucitgestein  mit  grossen,  stark  zersetzten  Leucitkrystallen. 

16.  Kap  Lossa  (2"  42'  SB):  anstehend  Leucit-  und  Augitgesteine,  zum  Theil  mit 
etwas  Biotit. 

17.  Kap  Mulo  (2'' 47,5'  SB):  Trachyt,  ähnlich  dem  vom  Kap  Rangas,  sowie  ein  dem 
Kuristein  von  Maros  ähnlicher  Tuft. 

18.  Kap  Ongkona  I3"3'  bis  3-5'  SB):  Tuft,  ähnlich  dem  Kuristein. 

19.  Kap  Ünang  (3"  7,5'  SB):  Nu  m  mulitenführender  Kalkstein,  und  in  dem  nörd- 
lich dabei  einmündenden  Fluss  Maluno:  Tuff,  ähnlich  dem  Kuristein.    Im  Maluno 


802 

auch   als  Rollstücke:    Steinmergel,    Hornblendegranitit,   Biotitandesit   und  vul- 
kanische Breccien. 

20.  Kap  Perasangang  (3°  17,5'  SB|:  deutlich  geschichteter  Tuff  (Kuristein),  in  welchem 
„Gänge"  (vielleicht  auch  Decken)  von  einem  Eruptivgestein  (anscheinend  Biotitandesit) 
auftreten. 

21.  Kap  Binangan  (3"  21'  SB):  Mergel,  zum  Theil  sehr  fest. 

NB.  Eine  ausführliche  Beschreibung  dieser  Gesteine  werde  ich  in  den 
„Sammlungen  ff."  Leiden  geben." 

2.  Nachträglich  sind  wir  auf  sehr  interessante  Beobachtungen  aufmerksam  geworden, 
welche  E.  C  arthaus  (170)  im  vorigen  Jahre  an  der  Palu-Bai  und  an  der  Mandarküste  angestellt 
hat  und  denen  wir  das  folgende  entnehmen:  „Auf  meiner  Reise  nach  der  Palu-Bai  (siehe  über 
diese  letztere  unseren  Text  Seite  159  ff.l  machte  ich  während  eines  fast  dreimonatlichen  Auf- 
enthaltes in  dem  östlich  an  dieselbe  angrenzenden  Gelände  folgende,  gewiss  interessante  Be- 
obachtung: Obwohl  nur  einen  verhältnissmässig  wenig  breiten  Streifen  Landes  bildend,  steigt 
das  Gelände  bis  zu  mehr  als  4000  Fuss  Höhe  an,  hier  einen  sehr  langgezogenen  Gebirgs- 
rücken formierend.  Es  sind  ausschliesslich  Urgebirgsgesteine ,  Ph_yllite,  Granite  und  Diorit, 
welche  den  Kern  des  letzteren  ausmachen.  Daran  legt  sich  nach  Westen  hin  ,  der  Küste 
der  Palu-Bai  zugekehrt,  jüngeres  Tertiär  an  zahlreichen  .Stellen.  Diese  miocänen,  oder  wahr- 
scheinlich noch  jüngeren  Ablagerungen  bestehen  aus  grauem,  sehr  weichem  Sandstein, 
welcher  seinerseits  wieder,  unmittelbar  an  der  Meeresküste  oder  in  den  in  das  Land  ein- 
schneidenden tieferen  Flussthälern,  von  einem  ebenfalls  weichen,  lebhaft  grünen,  feinkörnigen 
Sandsteine  bedeckt  erscheint.  Dieser  letztere  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  pleistocänen 
Alters ,  stellt  aber  als  solcher  eine  ganz  eigenthümliche  Bildung  dar.  Der  ältere  graue 
Sandstein  tritt  m  ziemlich  weiter  Verbreitung  in  dem  Gebiete  der  der  Palu-Bai  zuströmenden 
Flüsschen  Towaiha,  Lero,  Salo-Bai  und  anderer,  mehr  südlich  gelegener,  zu  Tage,  in  Höhen 
bis  zu  gewiss  3000  Fuss.  Der  Towaiha,  der  weitaus  grösste  dieser  Wasserläufe,  trennt  in 
seinem  oberen  Teile,  wo  er  fast  parallel  mit  der  Haupt-Gebirgsrichtung  auf  eine  längere 
Strecke  dahinfliesst,  eingebettet  in  ein  wohl  2000  Fuss  tiefes  Thal,  das  Urgebirge  auf  seinem 
rechten  östlichen,  von  den  Tertiärablagerungen  auf  seinem  linken  Ufer. 

Nun  liegen  auf  diesem  Tertiär  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  bis  zum  Meere  hin, 
also  bis  mehrere  Stunden  vom  Urgebirge  entfernt,  zum  Theil  sehr  umfangreiche  Rollstücke 
von  Diorit  und  Granit  (bis  zu  gewiss  fünf  Kubikmeter  gross).  Diese  gewichtigen,  stark  abge- 
rollten Gesteinsstücke  in  solcher  grosser  (relativ)  Entfernung  von  ihrem  Ursprungsort  machen 
einen  wunderlichen  Eindruck.  Ich  gehöre  nicht  zu  den  „Gletscherschwärmern"  und  darum 
möchte  ich  entschieden  annehmen,  dass  gewaltige  Strömungen  des  Meeres  den  besprochenen 
Gesteinstransport  bewerkstelligt  haben.  Auf  Sumatra's  Westküste  haben  wir  vielfach  mit 
Erscheinungen  zu  thun,  welche  an  die  eben  beschriebenen  erinnern." 


303 

Von  der  Mandar-Küste  berichtet  Carthaus  folgendes:  „Etwa  fünf  geographische 
Meilen  nördlich  von  Mamudju,  in  der  Nähe  des  Dorfes  Karama,  zeigen  sich  Spuren  einer 
sehr  schnellen  Senkung  des  Landes  an  der  Meeresküste  in  noch  ziemlich  wohlerhaltenen, 
dicken  Baumstämmen  des  Urwaldes,  welche  nun  sogar  während  der  Ebbe  fusshoch  im 
Meereswasser  stehen.  Es  handelt  sich  hier  nicht  etwa  um  Mangrove-  oder  andere  Baum- 
arten, welche  gegen  den  Einfluss  des  Seewassers  weniger  oder  gar  nicht  empfindlich  sind. 
Auch  den  Eingeborenen  ist  bereits  seit  langer  Zeit  diese  ungewöhnlich  schnelle  Senkung  der 
Meeresküste  aufgefallen.  Bezüglich  der  petrographischen  Verhältnisse  in  dortiger  Gegend 
möchte  ich  noch  kurz  mittheilen,  dass  ich  nördlich  und  südlich  von  Mamudju  das  ganze 
Küstengebirge  in  meilenweiter  Erstreckung  aus  einem  Leucit- Amphibolgesteine  aufgebaut 
erkannte.  Dieses  Gestein  geht  an  einzelnen  Stellen  ganz  allmählig  in  echten  Diorit  über, 
wie  man  das  namentlich  im  Norden  vom  genannten  Orte,  bis  zur  Tipor-Bai  hin,  beobachten 
kann.  Die  Leucitkrystalle  erreichen  theilweise  einen  Durchmesser  von  mehr  als  zwei  Centi- 
meter.  Am  Kap  William,  wo  sich  der  graue  tertiäre  Sandstein  an  jenes  Leucit-Gestein 
anlegt,  begegnet  man  interessanten  Contact-Erscheinungen." 

Zu  diesem  Nachweis  erinnern  wir,  dass  Professor  Bücking  in  dem  von  Marine- 
officierHoven  an  der  Mandarküste  gesammelten  Gesteinen  der  obigen  Liste  ebenfalls  Leucit- 
gesteine  erkannt  hat,  speciell  auch  vom  Tandjong  Rangas,  welches  dasselbe  ist  wie  Kap 
William  (siehe  die  Liste  no  15  und  16),  sodass  also  unsere,  Seite  257  ausgesprochene  Ver- 
muthung,  es  möchte  längs  der  ganzen  westlichen  Umrandung  von  Celebes  eine  bestimmte 
Eruptionsperiode  leucitführender  Laven  nachweisbar  sein,  sehr  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnt. 
Zu  Kohle  im  District  Marcs,  Text  Seite  248. 

Hier  ist  nachzutragen,  dass  A.  B.  Meyer  1871  dieselbe  schon  gesammelt  hat.  Frenzel 
(44,  p.  299)  schreibt  darüber:  „In  Südcelebes  liegen  an  mehreren  Orten  Kohlen  zu  Tage  aus: 
eine  Braunkohle  von  schwarzer  Farbe,  der  Steinkohle  sehr  ähnlich.  Zu  Dulang  steht  eine 
ßlätterkohle  an ,  welche  ein  fossiles  Harz  von  braunrother  Farbe  führt,  das  ich  für  Schraufit 
anspreche.  An  anderen  Orten  wird  die  Kohle  schöner  und  dichter,  zu  Pechkohle,  auch  diese 
wird  von  Schraufit-Schnüren  durchzogen.  Die  Kohlen  von  Südcelebes  und  Banjermassin  aut 
Borneo  dürften  von  gleichem  Alter  sein,  da  sie  sich  in  jeder  Hinsicht  gleichen  und  auch  die 
letztere  Kohle  dasselbe  fossile  Harz  führt.  Zu  Kantisang  steht  Kohle  mi  Flusse  an; 
Dr.  Meyer  schlug  hier,  im  Flusse  watend,  Kohlenstücke  ab.  Derselbe  übergab  von  diesem 
Fundort  dem  Commandanten  eines  holländischen  Kriegsschiffes  Kohlen  zu  einem  Versuche, 
über  welchen  sich  dann  derselbe  nicht  günstig  äu.sserte." 

Wenn  es  sich  als  richtig  herausstellen  sollte,  dass  die  Kohle  von  Südcelebes  eocänen 
Alters  ist  und  die  Nummulitenkalke  unterteuft,  was  auch  Bücking  anzunehmen  scheint  (siehe 
Text  Seite  252),  so  hätte  das,  wie  schon  bemerkt  (Seite  2981,  seine  Consequenzen  zu  Gunsten 
der  Annahme  einer  Festlandperiode  im  Verlauf  der  sonst  durch  Nummulitenkalke  charakten 
sierten  Eocänzeit. 


304 

Nachbemerkung  zur  Karte  von  Celebes. 

In  der  Vorbemerkung  (p.  i)  ist  gesagt  worden,  dass  infolge  einer  leisen  Incongruenz 
der  verschiedenen  Blätter  der  im  Maassstabe  von  i  :  1000000  ausgeführten  und  unserer  Karte 
zu  Grunde  gelegten  Seekarte  —  einer  Incongruenz,  die,  wie  wir  jetzt  glauben  möchten, 
wesentlich  auf  ungleicher  Zusammenziehung  des  für  den  Druck  verwendeten  Papiers  beruhen 
dürfte  —  die  östlichen  Theile  von  Celebes  in  der  Breite  eine  verhältnissmässig  etwas  grössere 
Ausdehnung  hätten  als  die  westlichen.  Es  beträgt  diese  Differenz  auf  unserer,  im  Maass- 
stab von  I  :  2,000,000  gehaltenen  Karte  ca.  4  mm  =  8  Kilometer,  und  zwar  vertheilt  sich  der 
genannte,  kleine  Betrag,  um  welchen  die  östlichen  Theile  der  Insel  grösser  sind  als  die 
westlichen,  wenn  auch  nicht  ganz  gleichmässig,  doch  auf  nicht  weniger  als  8  Breitengrade 
(2°  NB  —  6"  SB),  so  dass  wir  dessenungeachtet  die  Umrisse  unserer  Karte  nach  dem 
heutigen  Stand  der  Kenntnisse  als  correct  bezeichnen  dürfen. 


Correcturen. 

Seite     33  lies  no  41  unserer  Sammlung  statt  no  31. 
„        45     „     4  km  statt  40  km. 
„      215     „     Masojo  statt  Matojo. 


Petrographisehe  Liste 

eines  Theiles  der  von  uns  in  Celebes  g-esammelten  Gesteinsproben. 


Die  vorliegende  Liste  ist  im  wesentlichen  das  Ergebniss  unserer  eigenen  i\rbeit.  Für 
den  Anfänger  aber  lag  ein  besonders  schwieriger  Umstand  in  der  grossen  Verschieden- 
artigkeit der  Gesteine,  da  wir  ja,  um  in  ein  fremdes  Gebiet  hineinzui<ommen,  gerade  auf  einen 
umgrenzten  Bezirk  uns  mit  ganzem  Eifer  werfen  sollten.  Die  Natur  der  Sache  Hess  dies 
nicht  zu;  deshalb  die  trockene  Kargheit  unserer  Diagnosen.  Unsere  Tabelle  leidet  an  den 
Fehlern,  welche  die  Arbeit  von  Anfängern  zu  kennzeichnen  pflegen:  es  fehlt  die  Breite  der 
Erfahrung.  Immerhin  gewannen  wir  durch  die  leider  sehr  an  das  Aeussere  sich  haltende 
petrographisehe  Untersuchung  die  Basis  von  Kenntnissen,  ohne  welche  der  vorliegende  Band 
nicht  hätte  geschrieben  werden  können. 

Herrn  Professor  C.  Schmidt  sprechen  wir  hiemit  unseren  verbindlichsten  Dank  aus, 
dass  er  die  Güte  gehabt  hat,  unsere  Diagnosen  cursorisch  nachzuprüfen,  wobei  er  jedoch 
ausdrücklich  erklärt  hat,  dass  er  ausser  iür  die  von  ihm  herausgehobenen  und  genau  be- 
arbeiteten Gesteinsuiten  (siehe  den  Anhang)  keinerlei  Verantwortung  übernehmen  wolle;  wir 
sind  also  selber  haftbar,  bei  welcher  Gelegenheit  wir  bemerken,  dass  wir  auch  einige  inter- 
essantere Nachweise,  wie  z.  B.  die  Leucitgesteine  des  Matinanggebirges  und  von  Bungi  und 
andere,  welche  man  zum  Theil  im  Text  erwähnt  finden  wird,  als  eigenes  Untersuchungs- 
ergebniss  in  Anspruch  nehmen  dürfen.  In  den  Ausdrücken  Orthoaugit  und  Klinoaugit 
folgen  v,'ir  Rinne  (ii8,  p.  9).  In  einigen  Fällen,  wie  z.  B.  bei  der  Unterscheidung  gewisser 
Basalte  und  Andesite  von  einander,  haben  wir  unserem  Zweifel  Ausdruck  gegeben.  Diese 
kurzen  Worte  mögen  dem  Leser  als  Maassstab  zur  Werthschätzung  der  vorliegenden  petro- 
graphischen  Liste  dienen. 

Die  vorgesetzten  Zahlen  sind  die  Gesteinsnummern  unserer  Sammlung. 

Bei  no  396—399  findet  sich  eingeschaltet  eine  Bestimmungsliste  der  von  uns  in  den 
neogenen  Thonen  der  Possoniederung  (siehe  Text  Seite  179)  gefundenen  Molluskenschalen 
durch  Herrn  Professor  O.  Böttger,  welche  werthvoUe  Resultate  ergeben  hat,  und  für  welche 
wir  ihm  sehr  verbunden  sind. 

SarasilJ,   Celebes.   IV.  •59 


306 

Klabathalbinsel  (Text  Seite  6  ff). 

7.  Höchster  Kraterrand  des  Klabat  (1893,  IX,  26):  Augitand  esit. 

Farbe  grau,  Structur  porös,  braunrothe  Verwitterungsrinde.  Einsprengunge:  Plagio- 
klas;  Orthoaugit  und  Klinoaugit,  ersterer  über  letztern  überwiegend ;  Magnetit.  Grundmasse: 
Feinster  Mikrolithenfilz  in  hellem  Glase,  hyalopilitisch. 

8.  Humus  der  inneren  Kraterwand  des  Klabat  (1893,  IX,  25):  Vulkanischer  Sand 
mit  spärlichen  Pflanzenresten. 

6.  Stück  eines  prismatischen  Blockes  in  Kema  (1894,  IX,  16):   Augi tandesi t. 

Das  Handstück  stammt  von  einer  prismatischen  Säule  von  11  cm  Durchmesser,  welche 
nicht  unverletzt  gefunden  wurde,  aber  noch  drei  Flächen  des  Prismas  aufwies.  Da  zwei 
aneinanderstossende  einen  Winkel  von  124"  einschliessen,  so  mag  die  unverletzte  Säule  ein 
erträglich  regelmässiges,  sechsseitiges  Prisma  dargestellt  haben.  Farbe  grau,  Structur  compact; 
Einsprengunge:  Plagioklas;  Orthoaugit,  zurücktretend  gegen  Klinoaugit;  Magnetite  reich- 
lich, im  Schiff  von  blossem  Auge  sichtbar,  wohl  bis  ^',2  mm  gross.  Grundmasse:  pilo- 
taxitisch. 

3.  Stück  eines  prismatischen  Blockes  in  Kema  (1894,  IX,  16):  Augita nde  sit. 
Farbe  violett  oder  röthlichgrau.    Einsprengunge :  Plagioklas,  aus  der  übrigen  dichten 

Masse  makroskopisch  weiss  hervortretend;  Ortho-  und  Klinoaugit;  Magnetite.    Grundmasse: 
Fluidal  angeordnete  Feldspathleistchen,  Augitsäulchen,  Magnetitchen. 

4.  Rollblock  am  Strande  bei  Kema  (1894,  IX,  16):  Augitand  esit. 

Farbe  schwarz,  Structur  porös,  fast  spongiös.  Einsprengunge:  Plagioklas,  zuweilen 
schön  zonar,  aus  der  schwarzen  Masse  weiss  hervortretend;  Orthoaugit  überwiegend  über 
Klinoaugit;  Magnetite.     Grundmasse:  braunes  Glas  mit  Mikrolithen,  hyalopilitisch. 

5.  Rollblock  am  Strande  bei  Kema  (1894,  IX,  16):   Augi  tande  sit. 

Farbe  fleischroth.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Orthoaugit,  sehr  deutlich  pleochroitisch, 
überwiegend  über  Klinoaugit;  beide  randlich  in  rothes  Eisenhj'droxyd  verwandelt,  welches 
auch  dem  Gestein  die  Farbe  giebt.  Die  relativ  grossen  Magnetite  sind  im  Schliffe  leicht 
mit  blossem  Auge  sichtbar.     Grundmasse:  pilotaxitisch. 

I.  Anstehend  am  Flüsschen  Tomumpa  bei  Menado,  c.  2  km  einwärts  von  der  Küste 
(1895,  ^'  i)-  Augitand  esit. 

Farbe  schokoladenbraun  mit  einem  Stich  in's  violette.  Die  Oberfläche  des  Gesteins 
ist,  soweit  sie  vom  Wasser  des  Flusses  bespült  wurde,  mit  einer  schwarzen,  glänzenden  Rinde 
überzogen,  von  welcher  der  frische  Bruch  des  Gesteines  sich  sehr  auffällig  unterscheidet. 
Einsprengunge:  Plagioklas;  Orthoaugit,  überwiegend  über  Klinoaugit.  Grundmasse:  Massen- 
hafte Mikrolithen  in  kaffeebraunem  Glasteig.  Magnetitkörner  in  Menge  in  der  Grundmasse, 
auch  zahlreich  grössere. 


307 

Tondanomasse  (Text  Seite  25  ff). 

30.  Lokon,  von  einem  Strom  nordwestlich  vom  Gipfel,  c.  50  m  unterhalb  desselben 
(1894,  VII,  I):  Oli  vinführender  Augitandesi  t. 

f'arbe  schwarz ,  Structur  porös.  Einsprengunge :  Plagioklas  mit  reichlichen  Glas- 
einschlüssen ;  Ortho-  und  Klinoaugit  spärlich ;  Olivine  klein,  vereinzelt,  grössere  sind  mit 
der  Lupe  im  Gestein  sichtbar.  Grundmasse:  Dichter  Mikrolithenfilz  und  sehr  viele  Magnetit- 
körner in  braunem,   schwer  erkennbarem  Glasteig. 

31.  Lokon,  Rollstein  in  demselben,  als  Bachbett  dienenden  Strome  (1894,  VII,  i): 
Oli  vinführender  Augita  ndesit. 

Farbe  schwarz,  Structur  spongiös.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Klinoaugit;  Olivin. 
Grundmasse:  Braunes  Glas  mit  ziemlich  groben  Mikrolithen. 

32.  Lokon,  Stück  vermuthlich  desselben  Stroms  c.  250  m  unterhalb  des  Gipfels 
(1894,  VII,    i|:   Olivinführender  Augitandesit. 

Farbe  grau,  Structur  spongiös.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Klinoaugit;  Olivin,  schon 
von  blossem  Auge  sichtbar.  Grundmasse:  Spärliches  braunes  Glas  mit  eher  grobkörniger 
Mikrolithenmasse. 

33.  Lokon,  Tuff  mit  Pflanzenabdrücken,  siehe  Text  Seite  28  (1894,  VI,  25I. 

32a.  Lokon-Empungsattel,  Blöcke  in  dem  Barranco  der  östlichen  ßocca,  siehe 
Text  Seite  31  und  36  (1894,  VI,  25I:  Augitandesitpechstein. 

Farbe  schwarz,  mit  einzelnen  weissen  Plagioklaskrystallen ;  pechglänzend.  Structur 
dicht,  glasig,  mit  Blasen  von  Stelle  zu  Stelle.  Das  Handstück  wurde  von  einer  prismatischen 
Säule  geschlagen ,  von  welcher  es  zwei  aneinander  stossende  Flächen  mit  dem  Einschluss- 
winkel von  107*^'  aufweist.  Einsprenglinge:  Plagioklas,  kleine,  aber  ziemlich  zahlreiche 
Individuen;  Ortho-  und  Klinoaugite  spärlich;  Magnetite  vereinzelt;  ein  sphärolithenartiges 
Gebilde  im  Schliff.  Grundmasse:  bräunlicher  Glasteig,  von  kleinen  Mikrolithen,  wie  sie 
den  Obsidian  charakterisieren,  ganz  erfüllt  und  von  Magnetitkörnchen.  Es  ist  der  schon 
von  Reinwardt  1821  gefundene  „Obsidian". 

34.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  Olivinführender  Augit- 
andesit.    Beschreibung  siehe  Text  Seite  31,  Abbildung  Anhangstafel  daselbst  Figur  i. 

Farbe  grau,  mit  ziegelrother  Kruste,  Structur  blasig.  Einsprenglinge:  Plagioklas, 
kleinere  Individuen  in  Masse,  grössere  spärlich;  Klinoaugit;  Olivinkörner  in  Menge,  roth 
umschalt,  magmatisch  gerundet;  Magnetit.  Grundmasse:  holokrystallin,  relativ  grobkörnig, 
von  basaltischem  Charakter. 

35.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25) :  siehe  Text  Seite  33. 

36.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25I:  Olivinführender  Augit- 
andesit. 

39* 


308 

Farbe  dunkelgrau,  Struktur  blasig.  Einsprenglinge :  Plagioklas  in  vielen  kleinen 
Individuen;  Klinoaugit  ziemlich  reichlich;  Olivin  reichlich,  roth  umschalt,  an  einer  Stelle  im 
Schliff  mit  dem  Augit  eine  Gruppe  von  Individuen  bildend  Grundmasse:  holokrystallin, 
basaltisch. 

37.  Auswürflinge  der  östlichen  Bocca  (1893,  IX,  7I:  Pechstein. 

Eine  schwarze  Schlacke.  U.  d.  M.  fluidale  Schlieren  in  schwarzem  Glas.  Die  Färbung 
rührt  von  kleinsten  schwarzen  Körnchen  her.     Einsprenglinge  und  Mikrolithen  fehlen. 

38.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  Siehe  Text  Seite  33. 

39.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  V,  15):  Oli  vi  nführender  Augit- 
a  n  d  e  s  i  t. 

Farbe  blaugrau  mit  kleinen  weissen  Feldspäthen ;  schwarzbraune  Schmelzkruste. 
Einsprenglinge:  Plagioklas  reichlich;  Klinoaugit  sehr  spärlich;  Olivin  sehr  spärliche,  kleine 
Körner.     Grundmasse:   hoIokr3-stal!in,  körnig. 

41.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  ^^<  -5)'-  siehe  Text,  Seite  33,  wo  aus 
Versehen  no  31  steht,  und  Texttafel  Figur  2. 

42.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  Pechstein. 

Schwarze,  pechglänzende  Masse,  parallel  gebändert,  muschelig  brechend.  Einspreng- 
linge fehlen  auf  dem  Schliff.  Die  Bänderung  kommt  von  der  abwechselnd  ungleichen  Ver- 
theilung  der  färbenden  braunen  Körnchen. 

44.  Auswürfling  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  O  liv  in  führen  der 
Augitandesit. 

Farbe  grau  mit  ziegelrother  Schmelzkruste.  Einsprenglinge:  Plagioklas  reichlich; 
Klinoaugit  ziemhch  reichlich;  Olivin  reichlich,  mit  gelbbrauner  Schale  und  ebenso  gefärbten 
Spaltrissen;  einige  sind  mit  pseudopodienartigem  Magnetitgeäst  umgeben,  dem  sich  nach 
aussen  ein  magnetitfreier  Hof  anschliesst,  oft  trifft  der  Schliff  nur  den  Magnetitkranz  (ver- 
gleiche Rinne,  118,  p.  22).     Grundmasse:  holokrystallin,  körnig. 

50.  Auswürfling  aus  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  siehe  Text  Seite  33  und 
Figur  3  der  Texttafel. 

55.  Auswürfling  aus  der  östlichen  Bocca  (1894,  VI,  25):  siehe  Text  Seite  33  und 
Texttafel  Figur  4. 

27  und  28.  Empung,  Kraterspitze  (1894,  ^I,  25):  Augitandesit. 

Farbe  blaugrau,  Structur  dicht.  Einsprenglinge:  Plagioklas  spärlich;  Ortho-  und 
Klinoaugit  spärlich.  Grundmasse:  Sie  herrscht  über  alles  vor,  dichter  Mikrolithenfilz  in 
bräunlicher  Glasbasis. 

29.  Empung,  Nordostabfall,  an  der  Strasse  Menado-Tomohon  zwischen  paal  8  und  9 
(1894,  VI.  28):  Olivinführender  Augitandesit. 


309 

Farbe  grauschwarz  mit  weissgrauen  Feldspäthen ;  Structur  etwas  porös.  Einspreng- 
unge: Plagioklas,  zahlreich,  von  massiger  Grösse,  deutlich  fluidal  angeordnet;  Orthoaugit 
spärlich;  Klinoaugit  zahlreicher;  Olivin  vereinzelte  kleine  Individuen.  Grundmasse:  holo- 
krystallin,  körnig,  gröbere  Plagioklastäfelchen  ,   schön  fluidal,  Augitelemente ,  Magnetitchen. 

26.  Mahawu,  oberster  Kraterrand,  lose  daliegender,  stark  angewitterter  Block 
(1894,  VII,  25):  Augitandesit. 

Farbe  weissgrau,  fast  weiss,  mit  grauen  Flecken;  eine  Fläche  des  Steines  hat  Schwefel- 
belag; Structur  weichlich,  wie  tuffig.  Einsprenglinge:  Plagioklas,  zum  Theil  ziemlich  gross, 
vielfach  zersprengt,  angefressen ;  Ortho-  und  Klinoaugit  spärlich ,  beide  zum  Theil  in  eine 
amorphe  Masse  umgewandelt.  Grundmasse:  nicht  deutlich  analysierbar.  Das  Gestein  ist 
vielfach  zerstört  und  umgewandelt  durch  Einwirkung  von  schwefeHger  Säure;  schon  von 
Rein  war  dt  1821  bemerkt,  siehe  Text  Seite  42. 

24.  Empunglaar,  Block  im  Krater  liegend  (1894,  VII,  30):  Augitandesit. 

Farbe  grauschwarz  mit  Stich  in's  violette,  etwas  Seidenglanz,  Structur  dicht.  Ein- 
sprenglinge: Plagioklas  in  Menge,  Ortho-  und  Klinoaugit  reichlich,  grosse  Magnetite. 
Grundmasse:  hyalopilitisch;  hellbraune  Glasbasis  mit  gröberen  Plagioklasleistchen,  Augit- 
säulchen  und  Magnetitkörnern. 

25.  Wie  no  24.  C.  Schmidt  fügt  bei:  Bemerkenswerth  ist  der  Einschluss  eines 
Andesites  mit  dunklerer  Grundmasse. 

22.  Masarang,  oberster  Block  am  Fuss  des  Kraters  (1894,  VI,  21):  Augitandesit. 

Farbe  grauschwarz  mit  grauen  Feldspäthen ,  Structur  compact.  Einsprengunge : 
Plagioklas,  Orthoaugit,  Klinoaugit,  Magnetite.  Grundmasse:  hyalopilitisch,  die  braune  Glas- 
masse reichlich. 

21.  Masarang,  Abhang  des  Vulkanes  östlich  von  Tomohon,  Blöcke  massenhaft  in 
Humus  eingebettet  (1894,  V,  20):  Augitandesit. 

Farbe  schwarz  mit  weissen  Feldspäthen,  Structur  porös.  Einsprenglinge:  Plagioklas; 
Orthoaugit,  schön  pleochroitisch;  Klinoaugit;  Magnetite.  Grundmasse:  hyalopilitisch,  die 
braune  Glasbasis  ist  unter  einem  feinsten  Mikrolithenfilz  sehr  versteckt,  doch  als  Einschluss 
in  den  Feldspäthen  leicht  sichtbar. 

13  und  14.  Masarang,  an  der  Nordseite  der  Strasse  zwischen  Tomohon  und  Tondano, 
zwischen  paal  17  und  18,  Südabfall  des  Vulkanes  (1894,  VI,  14):  Augitandesit. 

Farbe  schwarz  mit  weissgrauen  Feldspäthen,  Structur  porös,  rauh.  Einspreng- 
unge: Plagioklas;  Orthoaugit,  überwiegend  über  Klinoaugit;  Magnetite.  Grundmasse:  Kaffee- 
brauner Glasteig   mit  fluidal  angeordneten  Plagioklastäfelchen,  Augitsäulchen,  Magnetitchen. 


310 

ig.  Tampussu,  Block  auf  einem  Hügel  des  Nordabfalles  des  Vulkanes  (1894,  VI,  14): 
Augitandesit. 

Farbe  schwarz  mit  weissen  Feldspäthen,  Structur  porös.  Einsprengunge:  Plagio-, 
klas;  Ortho-  und  Klinoaugit;  Magnetite.  Grundmasse:  Kaffeebraune  Glasbasis  reichlich  mit 
gröberen  Mikrolithen. 

15.  Tampussu,  an  der  Südseite  der  Strasse  Tomohon—Tondano  zwischen  paal  17 
und  18  {1893,  IX,  5):  Obsidian. 

Farbe  schwarz  mit  grauen  Bändern,  Glasglanz,  an  den  Kanten  grau  durchscheinend. 
In  einer  Grundmasse  von  Glas  schwinmien  vereinzelte  Einsprengunge:  Plagioklas  und  ein 
Orthoaugit.  Die  spärlichen  Sphärolithe  werden  von  Mikrolithenschwärmen  durchsetzt.  Dieser 
Obsidian  ist  wohl  eine  vitrophyrische  Ausbildung  des  augitandesitischen  Magmas. 

16.  (1894,  VI,  14)  =:  15.  Hier  ist  die  Durchdringung  der  Sphärolithe  durch  die 
Mikrohthenschwärme  besonders  deutlich  zu  sehen. 

17.  Vom  selben  Orte  (1894,  VI,  14):  Obsidian. 

Schönes  schwarzes  Glas,  wenig  gebändert,  Sphärolithe  fehlen;  spärliche  Einspreng- 
unge von  Plagioklas  und  Augit,  Mikrolithe  kleiner  und  spärlicher,  als  bei  den  vorigen.  Je 
mehr  ihrer  vorhanden  sind,  umso  mehr  ist  die  schwarze  Masse  von  grauen  Bändern  durch- 
zogen, sie  bilden  also  die  Bänderung. 

20.  Bei  Tomohon  an  der  Landstrasse  aufgelesen,  wohl  den  Tampussu -Glas- 
strömen entstammend  (1893,  IX,  6):  Perlit. 

Farbe  blaugrau.  Das  Gestein  scheint  nur  aus  Sphaerolithen  zu  bestehen,  welche 
grössere  Kugeln  bilden,  bis  3  mm  Durchmesser,  und  die  polyedrisch  gegen  einander  abge- 
grenzt sind.     Spärliche  Fragmente   von  Plagioklaseinsprenglingen. 

59.  Linow  Lahendong,  2  m  über  dem  Seespiegel  anstehend  (1894,  VI,  23): 
Augitandesit. 

Farbe  schwarz  mit  Stich  in's  grüne,  gelbbraune  Verwitterungsrinde,  Structur  dicht. 
Einsprenghnge:  Plagioklas,  in  normaler  Menge,  etwas  fluidal;  Orthoaugit  überwiegend  über 
Klinoaugit;  Magnetite.  Grundmasse:  allerfeinster  dichter  Mikrolithenfilz,  der  als  Ganzes 
nicht  mehr  aufhellt,  mit  Magnetitkörnchen. 

61.  Linow  Lahendong,  am  See  anstehend  (1894,  VI,  23):  Augitandesit. 
Farbe  wie  voriger,  Structur  dicht,  plattenförmige  Absonderung,  eine  Platte  2 — 3  cm 

mächtig.   Einsprengunge:  Plagioklas;  beide  Augite;  Magnetite.   Grundmasse  wie  bei  vorigem, 
die  Mikrolithe  etwas  gröber. 

62.  Linow  Lahendong,  unten  am  See  aufgelesenes  Stück  (1894.  VI,  23):  Quarz. 

60.  Linow    Lahendong,    äussere   Seite    des   westlichen    Seewalles    an    der    nach 


311 

Lahendong  hinabführenden  Strasse,  freiliegender  Block  (1894,  VI,  23):  Quarzimprägnation 
eines  zersetzten  Augitandesites  (?). 

Farbe  weissgrau  mit  Stich  in's  bläuliche.  Structur  etwas  porös;  ausnehmend  hart. 
Einsprengunge:  Es  scheinen  zersetzte  Orthoaugite  zu  sein,  nesterweise  vorhanden,  kein 
Plagioklas;  Pyrite,  mit  der  Lupe  bei  auffallendem  Licht  leicht  erkennbar.  Die  Grund- 
masse ist  Quarz  von  körniger  Textur. 

56.  Solfatara  von  Sarongsong  (1894,  VI,  25):  blaugrauer,  verhärteter,  vul- 
kanischer Schlamm,  mit  c.  3  mm  dicker  Schwefelkruste  überzogen. 

57.  Dasselbe,   aber  schneeweiss. 

113.  Tempang,  loses  Stück  im  Krater  (1894,  XI,  26):  Obsidian. 

Farbe  schwarz  mit  weissen  Bändern,  aussen  in  eine  weisse,  harte  Masse  verwandelt; 
Structur  glasig,  trübe  durch  Zersetzung.     Es  ist  ein  mit  Mikrolithen  ganz  erfülltes  Glas. 

115.  Tempang,  im  Krater  anstehend  (1894,  XI,  26):  verhärteter  vulkanischer 
Schlam  m. 

Eine  weisse  Masse  von  geringem  specifischem  Gewicht,  ähnlich  no  56;  sie  wird  mit 
Beilen  in  Klötze  gehauen,  die  zu  Hausstützen  verwendet  werden. 

114.  Tempang,  Ablagerung  des  Heisswassertümpels  2  a  des  Textes  Seite  54 
(1894,  XI,  26):  Weissbrauner  Kieselsinter. 

112.  Langowan,  Schlammkrater,  i  f  des  Textes  Seite  54  (1894,  XI,  26):  Unreiner 
Kieselsinter. 

Bräunliche,  geschichtete  Masse,  in  welcher  lose  Krystalle  von  Plagioklas,  Augit 
und  Olivin. 

116,  117  und  119.  Soputan,  Gipfel,  anstehend  (1895,  IV,  20):  Olivinführender 
Augitandesit. 

Farbe  blaugrau  mit  weissen  Feldspäthen;  man  erkennt  bis  6  mm  grosse  gelbe  oder 
schwarzgrüne  Olivine;  Structur  dicht.  Einsprenghnge :  Plagioklas  reichlich;  Klinoaugit; 
Olivin  reichlich,  mit  Magneteisenmoos  umgeben,  um  welches  ein  heller  Hof  (siehe  oben  no  44). 
Grundmasse:  holokrystallin,  basaltisch,   ohne  Basis. 

118.  Gleich  vorigen  und  vom  selben  Orte,  aber  Farbe  röthhchgrau,  die  Olivine  mit 
rother  Oxydationsschale.     Grundmasse  noch  grobkörniger,   als  bei  vorigen. 

120.  Manimporok,  Strom;  wahrscheinlich  diesem  Vulkan  entstammend,  in  1050  m 
Meereshöhe.  Der  Weg  führt  längere  Zeit  auf  dem  meist  mit  Sand  bedeckten  Strome,  siehe 
Text  Seite  59  (1895,  IV,  19):  Olivinführender  Augitandesit. 

Farbe  schwarz,  mit  einer  Unmenge  weisser  Feldspäthe  gesprenkelt;  Structur  dicht. 
Einsprengunge:    Plagioklas;    Olivin    mit   Magnetithof     Grundmasse:    holokrystallin,   körnig. 


312 

Zu  Seite  62  des  Textes:  Bücking  (28)  schreibt:  „Die  Auswurfsproducte  des 
Soputan  bestehen  fast  durchweg  aus  einem  olivinhaltigen  Augitandesit  von  dunkel- 
grauer Farbe;  in  der  wenig  porösen,  schwach  fettglänzenden  Grundmasse  erkennt  man 
bereits  mit  unbewaffnetem  Auge  einzelne  bis  5  mm  grosse  Körner  von  Olivin  und  zahlreiche 
etwas  kleinere  Krystalle  von  Plagioklas.  Nur  ganz  vereinzelt  findet  man  unter  den  Aus- 
würflingen auch  schwarze,  glänzende  Stücke  mit  muscheligem  Busch.  Obwohl  diese  schwarzen 
Gesteine  nur  sehr  spärlich  zu  sein  scheinen,  waren  sie  doch  dem  scharfen  Auge  von  C.  G.  C. 
Reinwardt  nicht  entgangen.  In  seiner  Reisebeschreibung  erwähnt  er,  dass  an  dem  Vulkan- 
kegel neben  dem  „„Basalt""  auch  „„eine  schwere,  ganz  dichte,  durch  und  durch  gleichartig 
aussehende,  schwarze,  glasähnliche  Lava  sich  finde,  die  sehr  hart  sei  und  mit  dem  Stahl 
Feuer  gebe;  sie  sei  weniger  glasartig,  sowie  dunkler  und  fester  als  Obsidian"".  Die  Obsidian- 
ähnlichen  Stücke,  welche  ich  am  Soputan  sammelte,  sind  theils  prismatisch  gestaltet,  wie 
dünne  Basaltsäulen,  theils  von  unregelmässig  verlaufenden  oder  flachmuscheligen  Trennungs- 
flächen begrenzt.  Die  Farbe  ist  eine  schwarze  bis  dunkelviolette;  dünne  Splitter  sind  an  den 
Kanten  mit  lichtvioletter  Farbe  durchscheinend.  Die  Härte  ist  die  des  Quarzes;  das  specifische 
Gewicht  beträgt  2,650  bei  18"  C.  Das  Gestein  besteht  wesentlich  aus  scharf  ausgebildeten 
Krystallen  von  Cordierit."      Für   alles   nähere   sei  auf  Bücking's  Abhandlung  verwiesen 

Rinne  (118,  p.  21)  schreibt:  „Die  olivinhaltigen  Andesite  der  Minahassa 
leiten  in  ihrem  mineralischen  Bestand  zu  den  Basalten  hinüber,  weiterhin  aber  auch 
durch  ihre  Structur.  Spätere  chemische  Untersuchungen  dieser  Gesteine  werden  im  übrigen 
natürlich  hauptsächlich  in  Betracht  zu  ziehen  sein  bei  der  systematischen  Stellung  solcher 
mineralogisch  als  Mittelglieder  erscheinenden  Massen.  Eine  sehr  grosse  Verbreitung  haben 
die  Gesteine  durch  die  Ausbrüche  des  Soputanvulkans  erlangt.  Die  Ausbildung  der  Grund- 
masse der  Soputangesteine  schwankt  zwischen  zwei  Extremen ,  einer  hyalopilitischen  und 
einer  holokrystallinen,  mehr  basaltischen  Structur."    Für  alles  weitere  siehe  die  Abhandlung. 

11.  Watumera,  siehe  Text  Seite  76,  rother  Stein  an  der  Strassenböschung  östlich 
vom  Tondanosee,  c.  8  paal  von  Tondano  aufgelesen  (1893,  XI,  5).  Poröses  Stück  von 
purpurrother  Farbe,  an  Laterit  erinnernd.  Feldspathtäfelchen  in  rother,  bei  +  Nie.  nicht 
aufhellender  Masse,  die  also  wohl  aus  Glas  besteht. 

12.  Vom  selben  Orte  kleine,  gedrehte  B  o  m  b  e ,  purpurroth,  porös,  wohl  vom  selben 
Gestein,  wie  voriges,  verwitterter  Pechstein,  das  Eisen  roth  oxydiert,  „hämatitisch  verwandelt" 
(Rinne).     Siehe  Text,  Seite  76,  und  Abbildung  Figur  5  der  Texttafel  zu  Seite  32. 

III.  Tintjep,  am  ersten,  kleineren  Wasserfall  anstehend,  siehe  Text  Seite  82  (1895, 
IV,  25):  Augitandesit. 

Farbe  schwarz  mit  weissen  Feldspäthen;  schwarzer  Ueberzug  wie  bei  den  Hand- 
stücken vom  Flüsschen  Tomumpa  bei  Menado,  no  i  der  Liste;  Structur  porös,  rauh,   glas- 


313 

artig.     Einsprengunge:    Plagioklas    reichlich,    beide    Augite,    Magnetit.      Grundmasse:    ein 
brauner  Glasteig  mit  Mikrolithen. 

64  —  110.  Handstücke  aus  dem  Becken  von  Sonder,  siehe  Text  Seite  82. 


PoigarmaSSe   (Text  Seite  88  ff.l. 

122.  Totok,  aus  einer  Goldgrube,  von  Dr.  Siber  (fl  uns  übergeben:  Grauer, 
dichter  Kalkstein  mit  schlecht  erhaltenen  Organismen,  darunter  zweifelhafte  Spuren  von 
Nummuliten;  siehe  Text  Seite  92. 

125.  Totok,  von  Dr.  Siber,  Quarzdruse,  hellviolett,  stängelig,  aus  pfriemen- 
förmigen,  sechsflächigen  Individuen  zusammengesetzt,  ein  Individuum  64  mm  lang,  keulen- 
förmig, der  dickste  Theil  20  mm  breit.    Die  Druse  ist  20  cm  lang,  16  cm  breit,  4  kg  schwer. 

121.  Totok,  essbare  Erde,  wird  geglüht  und  von  den  Kindern  gegessen,  teste 
Dr.  Siber.     Violett  mit  kleinen,  weissen  Flecken.     Nicht  näher  untersucht. 

128  und  129.  Lombagin,  siehe  Text  Seite  102  (1893,  XII,  4):  Korallenkalk; 
man  sieht  von  blossem  Auge  Korallenästchen  und  Muschelschalen.  Auf  dem  Schliif  von 
128  Nummuliten.     Ausserdem  Fragmente  von  Quarz  und  Plagioklas. 

130.  Am  Lombagin  anstehend.  Grauer,  geschichteter,  weicher  Thon  von  dichter 
Structur,  enthält  Foraminiferen;  ausserdem  viel  Quarz-  und  Feldspathkörner. 

131.  Am  Lombagin  anstehendes  Conglom erat;  daraus  eine  pistaziengrüne  Thon- 
knolle,  vom  selben  grünen  Thon,  wie  er  am  Gap  Flesco  ansteht  (siehe  unten  no  126). 


MongOndOWmaSSe   (Text  Seite  108  ff.). 

133.     Lolakfluss,    anstehend,    siehe    Text    Seite    108    (1893,    XII,    10):     Roth- 
t hon  schiefer. 

Rothbraun,  thonig,  milde;  enthält  Radiolarien. 

132.  Lolakfluss,  Geschiebe  (1893,  XII,  io|:  Roththonhornstein. 
Farbe  dunkelgrün,   die  grüne  Masse   umschliesst  gleichmässig   roth  gefärbte  Theile. 
Die  Grundmasse  ist  Quarz. 

135.  An  derDumoga  anstehend,  mit  schwarzem  Email  überzogen,  soweit  das  Hoch- 
wasser reicht  (1893,  XII,  12):  Varioii tischer  Diabas  (C.  Schmidtl. 

Die  Diagnose  siehe  im  Anhang:  no  I  der  Schmidt 'sehen  Beiträge. 

Sara  sin,  Celebes.   IV.  40 


314 

134-  An  der  Dumoga  anstehend,  verwittert  (1893,  XII,  11),  wohl  dasselbe,  wie  135; 
aber  Einsprengunge  und  Grundmasse  unterscheiden  sich  hier  von  einander. 

136.  Malibagu,  grosse  geschichtete  Blöcke  im  Flusse  (1893,  XII,  18):  Quarz- 
diori  tporph3-rit. 

Weissgelb,  dicht,  hart.  Einsprengunge:  Quarz;  Plagioklas,  getrübt;  Augit  spärlich. 
Grundmasse :  feinkörnig ;  zersetzt. 

137.  Im  Malibaguflusse  anstehend  (1893,  XII,  18):  Ouarzdiorit  (speciell  Quarz- 
amphiboldiorit). 

Weiss  und  grau  gefleckt,  Quarz  und  Feldspäthe  weiss,  Augite  schwarzgrün.  Be- 
standtheile:  Quarz,  wesentlicher  Bestandtheil;  Plagioklas;  grüne  Hornblende;  Magnetite. 

138.  Geschiebe  im  Malibagu  (1893,  XII,  18):  Hornblendeandes  it. 

Weissgrau  mit  schwarzen  Hornblendeindividuen.  Einsprengunge:  Plagioklas,  zum 
Theil  grosse  Krystalle,  hell  oder  getrübt,  zonar;  braune  Hornblende,  auch  in  relativ  grossen 
Krystallen;  Magnetite.     Grundmasse:  Feldspathmikrolithenfilz,  wie  es  scheint  in  Glas. 

139.  Geschiebe  im  Malibagu  (1893,  Xll,  18):  Radiolarienhornstein. 
Zinnoberroth,  enthält  Radiolarien. 

126.  Am  Cap  Flesco  anstehend  (1894,  I,  25):  pistaziengrüner  Thon. 
Anscheinend  ohne  Organismenreste. 

127.  Am  Cap  Flesco  anstehend  (1894,  I,  25):  brauner,  geschichteter  Thon. 
Enthält  Foraminiferen. 


Bonegebirge   (Text  Seite  114). 

140.  Roliblock  mi  Totoiya  (1894,  I,  21):  Eine  Art  von  Conglomerat,  bestehend 
aus  grauweissem,  dioritisch  aussehendem  Gestein  und  Stücken  braunvioletten  Thones.  Es 
sieht  aus,  als  wären  beide  ineinander  gepresst,  durch  einen  gewaltsamen  mechanischen  Vor- 
gang. Der  Thon  ist  angefüllt  mit  kleinen,  bestachelten  Radiolarien ,  deren  Skelet  in  Kalk- 
spath  umgewandelt  ist.  Radiolar ienr oththon.  Siehe  Text  Seite  118.  Der  aus  dem  Con- 
glomerat im  Text  gezogene  Schluss,  dass  das  Bonegebirge  aus  Diorit  bestehe ,  scheint  uns 
bei  erneuter  Untersuchung  des  Stückes  insofern  verfrüht,  als  der  Schliff  eine  sichere  Be- 
stimmung des  körnig-krystallinischen  Bestandtheiles  nicht  zulässt;  das  Gebirge  könnte  auch, 
als  östliche  Fortsetzung  des  granitenen  Gorontalogebirges ,  ebensowohl  seinem  Kern  nach 
aus  Granit  bestehen. 


315 

140a.  Geschiebe  im  Totoi^-a  (1894,  I,  19):  Quarzporphyr. 

Milchweiss ,  sehr  hart.  Einsprengunge:  viele,  grössere  Quarzkörner,  oft  in  sechs- 
seitigen Individuen ;  Orthoklas;  Plagioklas  in  kleinen  Stücken,  spärlich.  Grundmasse:  grano- 
phyrisch,  „eisblumenartig". 

Limbottoniederung  (Text  Seite  120  ff.). 

143.  Bei  Gor on talo  anstehend  (1894,  IX,  13):  Hornblendebiotitgranit  (Amphibol- 
granitit). 

145,  148,  und  149.  Bei  Gor  on  talo  südwestlich  auf  den  Granit  folgend  (1895,  III,  H'" 
Vielleicht  eine  Randfacies  des  Granits  (siehe  Text  Seite  122). 

Es  sind  schwarze  oder  dunkelgraue  Gesteine,  einer  ein  hellgrünes  Band  einschliessend. 
Nähere  Diagnosen  wagen  wir  nicht  zu  geben. 

150.  Pohe  bei  Gor  on  talo  (1895,  ^^^'  ^4)'  Hornblendeandesit. 

Weissgrau  mit  violettem  Anflug.  Einsprengunge:  Plagioklas  von  glasigem  Habitus; 
braune  Hornblende,  meist  vielfach  durch  Magnetitstaub  ersetzt;  Augit  in  kleinen  Individuen. 
Grundmasse:  hyalopilitisch. 

151.  Pohe  bei  Gorontalo  (1895,  III,  14I:   Hornblendeandesit. 

Das  Stück  zur  Hälfte  rosenroth,  zur  Hälfte  weissgrau ;  grössere,  weisse  Feldspäthe 
und  schwarze  Hornblendenadeln  fallen  auf.  Einsprengunge:  Plagioklas  von  glasigem  Habitus; 
Hornblende  wohl  erhalten,  un verwandelt,  in  rothbraun-hellgelber  Farbe  pleochroitisch;  Augit 
sehr  spärlich.  Grundmasse:  pilotaxitisch.  Die  roth  oxydierten  farbigen  Grundmassebestand- 
theile  geben  dem  Gestein  die  rothe  Farbe. 

152  und  153.  Pohe  bei  Gorontalo  (1895,  ^I^-  14):' Hornblendeandesit. 
Rosenroth,  gleich  vorigem.     Bis  hausgrosse  Blöcke. 

154  und  155.  Pohe  bei  Gorontalo  (1895,  III,  14):  Agglomerat,  eckige  Stücke 
rosenrothen  Hornblendeandesits  durch  vulkanischen  Sand   verkittet. 

146.  Tamboo  bei  Gorontalo,  die  Agglomerate  bildend,  aus  dem  das  dortige  Ge- 
birge besteht  (1895,  ^>  ^^j:  Augi tandesit. 

Violettgrau.  Einsprengunge:  Plagioklas  von  glasigem  Habitus;  schön  pleochroitischer 
Orthoaugit;  Klinoaugit.     Grundmasse:  hyalopilitisch. 

147  und  156.  Tamboo  bei  Gorontalo,  die  dortigen  Agglomerate  weithin  längs  der 
Küste  bildend  (1895,  V,  12):  Augi  tandesit. 

Schwarz  mit  grünlichem  Anflug,  specifisch  .schwer.  Einsprenglinge:  Plagioklas; 
Ortho-  und  Klinoaugit.  Grundmasse:  Feinster  Mikrolithenfilz  mit  massenhaften  Erzkörnchen ; 
hyalopilitisch. 

40* 


316 

157  —  167.  Anstehend  am  Südufer  des  Limbottosees,  siehe  Text  Seite  128  (1895, 
III,  19):  pleistocäner  Korallenkalk. 

Einige  Handstücke  stellen  eine  weisse  Muschelbreccie  dar. 

168.  Kwandang,   Block   am  Fusse   des  hinter  dem  Orte  stehenden  Felsens  (1894, 

VII,  14):  Porphyrit. 

Schwarzes  dichtes  Gestein  mit  gelbbrauner  Verwitterungsrinde.  Einsprengunge: 
Plagioklas,  trübe.  Grundmasse:  Feldspathleisten,  grössere  und  kleinere,  schön  fluidal,  etwas 
Chlorit;  Erz;  pilotaxitisch. 

169.  Kwandang,  ebenso  (1894,  ^'^I-  ^4*-  Quarzporph yrit. 

Blaugrau  und  braungrau.  Einsprengunge:  Plagioklas  und  Orthoklas  von  derbem 
Habitus.  Grundmasse:  Feinster  Feldspathfilz,  fluidal,  darin  gröbere  Quarzkörner  in  Masse 
eingebettet,  welche  auch  grössere  Aggregate  bilden. 

Matinanggebirge  (Text  Seite  147  ff.). 

191,  192,  193.  Bei  Buol  in  20— 30  m  Meereshöhe  anstehend  (1894,  VIII,  15):  dichter, 
gelblicher  Kalkstein  mit  vielen  Organismen,  worunter  schlecht  erhaltene  Nummuliten; 
ausserdem  auch  Orbitoiden,  Korallen,  Seeigelstacheln.  (Vergleiche  dazu  oben  Bücking's 
Liste  no  i.) 

194.  Buol,  Block  in  einem  Bache  westlich  vom  Orte  auf  Meereshöhe  (1894,  VIII,  15): 
Sandmergel  mit  Muschelresten. 

195.  Buol,   Ankerstein,   der   von  Palele  stammen   soll,   siehe  Text  Seite  145   (1894, 

VIII,  15):  Roththon. 

Radiolarien  fehlen   im  Schliff. 

196.  Beim  Orte  Matinang,  längs  der  Küste  Hügel  bildend  (1894,  VIII,  25): 
Conglomerat  mit  kalkigem  Bindemittel,  anscheinend  aus  Propylitstücken   bestehend. 

197.  Matinanggebirge,  Nordseite,  c.  25  m  hoch,  anstehend  im  Flusse  (1894,  VIII,  26): 
Hornblendeporphyrit  oder  -propylit. 

Hellgrau.  Einsprengunge:  Plagioklas,  trübe;  grüne  und  faserige  Hornblende,  bräun- 
lich pleochroitisch ;  Biotit,  spärlich;  letztere  beide  vielfach  in  Chlorit  verwandelt;  Erz. 
Grundmasse:  holokrystallinisch ;  fluidaler  Mikrolithenfilz ;  Quarz,  in  grösseren  und  kleineren 
Körnern,  wie  uns  gesagt  wurde,  secundär;  doch  erinnern  wir  nachträglich  daran,  dass  Bücking 
ein  „quarzführendes  Propylit-ähnliches  Gestein"  am  Stroomenkaap  nachgewiesen  hat  (siehe 
oben  no  5  seiner  Gesteinsliste).  Demnach  könnten  no  197  und  198  auch  Quarzpropylite 
sein.     Calcit  in  Nestern. 

198.  Matinanggebirge,  Nordseite,  in  c,  800  m  Meereshöhe  (1894,  VIII,  27):  Horn- 
blendeporphyrit oder  -propylit. 


317 

Graugrün.  Einsprengunge:  Plagioklas,  z.  Th.  glasig,  aber  ganz  zerrissen  und 
zersprengt;  Hornblende,  grünlich-hellbräunlich,  faserig,  wie  in  Fetzen;  Pyrit.  Grundmasse: 
holokrystallin.      Viel    Quarz   im  Gestein,  auch  Calcit. 

202.  Eine  Anzahl  grösserer  Pyrite,  welche  aus  dem  vorigen  Gestein  stammen  sollen, 
von  einem  Eingebornen   gebracht. 

199.  Matinanggebirge,  Nordseite,  Felsen  der  ersten  Höhle,  c.  1800  m  (1894,  VIII,  28): 
Augitporphyrit  oder  -propylit. 

Grün  mit  violetten  Partien  und  dunkelgrünen  Flecken;  glänzend  schwarzgrüne  Krystalle, 
Augite,  zeichnen  sich  aus.  Einsprengunge:  Plagioklas,  z.  Th.  ziemlich  glasig;  Augit;  sehr 
viel  Chlorit  als  Zersetzungsproduct.  Grundmasse:  Mikrolithen  und  Erzkornchen  in  bräun- 
lichem Glasteig. 

200.  Matinanggebirge,  Südseite,  zweite  Höhle,  c.  1950  m  (1894,  VIII,  29):  Augit- 
porphyrit oder  -propylit. 

Grüngrau  mit  schwarzgrünen  Augiten;  braune  Verwitterungsrinde.  Einsprengunge: 
Plagioklas;  Augit.  Grundmasse:  Feldspathmikrolithenfilz  in  hellbräunlich  gekörneltem  Glas; 
sehr  viel  Chlorit. 

201.  Matinanggebirge,  Südseite,  an  einem  Bache,  c.  iioo  m  (1894,  VIII,  30):  Augit- 
porphyrit oder  -propylit. 

Gleich  dem  vorigen. 

203.  Matinanggebirge,  Südseite,  an  einem  Bache  anstehend  (1894,  VIII,  31):  Horn- 
blendeporphyrit  oder  -propylit. 

Graugrün.  Einsprenglinge:  Plagioklas,  sowohl  glasig  als  trübe;  Hornblende,  grün 
zu  braun  pleochroitisch,  faserig.     Grundmasse:   Mikrolithen  in  Glas. 

204  und  205.  Matinanggebirge,  Südseite,  Rollblock  in  einem  Bache,  c.  700  m 
(1894,  VIII,  31):  Vielleicht  ein  Tuff  der  anstehenden  Propylite. 

Hell  pistazengrün.  Eine  aus  feinen  Partikelchen  bestehende  Masse,  mit  Calcit  im- 
prägniert. 

206.  Matinanggebirge,  Südseite,  an  einem  Bache  anstehend,  c.  750  m  (1894,  VIII,  31) : 
Roththon  mit  Radiolarien. 

207.  Matinanggebirge,  Felsblock  anstehend  nicht  fern  unterhalb  der  Spitze  des 
Oleidukiki,  c.  1150m  (1894,  VIII,  31):  Leucittephrit. 

Violett  mit  kleinen,  weissen,  polyedrischen  Krystallindividuen:  Dies  sind  Leucite, 
kenntlich  an  der  im  polarisierten  Lichte  meist  deudichen  polysynthetischen  Zusammensetzung. 
Die  grossen  sind  meist  regelmässige  Polyeder,  aber  mit  nicht  eben  scharfer  Begrenzung; 
die  kleinen,  im  Schliff  wie  Nadelstiche  aussehend,  oft  polyedrisch,  oft  aber  auch  von  unregel- 
mässiger Form.    Nach  einer  im  C.  Schmidt 'sehen  Institut  vorgenommenen  chemischen  Unter- 


318 

suchung  ist  dieser  Leucit  in  Analcim  verwandelt.  Weitere  Einsprengunge  fehlen.  Grund- 
masse: Grobe  Feldspathleisten  und  Augitkörner;  auch  ist  Glas,  mit  braunen  Körnchen  er- 
füllt und  dadurch  schwarz  gefärbt,  vorhanden. 

209-216.    Rollsteine  im  Uangkahulu  (1894,  IX,  2—4):  Verwitterte  Propylite. 

217.  Am  Uangkahulu  anstehend  (1894,  IX,  4):  wohlgeschichteter,  grauer  Thon; 
zerfällt  verwittert  zu  gelbem  Letten. 


Gebiet  westlich  vom  iVlatinangi<ettensystem  (Text  Seite  155  ff.). 

219.  Labuwangdede;  alle  Handstücke  von  diesem  Orte  stammen  von  einem  Stein- 
haufen am  Strande  (1894,  XII,  4):  Augitporphyri t  oder  -propylit. 

Grüngrau.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Hornblende,  nach  Schmidt  in  Uralit  zer- 
setzter Augit.     Grundmasse:  zersetzt,  Feldspathmikrolithen,  Chlorit.     Viel  Calcit. 

225.  Von  ebendort.     Augitporphyrit  oder  -propylit. 

Schwarzgrau.  Einsprengunge :  Plagioklas ;  die  farbigen  Bestandtheile  zu  Chlorit 
verwandelt,  sind  den  Winkeln  nach  Augit  gewesen.  Grundmasse:  verwittert,  mit  Chlorit 
und  Calcit  imprägniert,  Glas;  reichlich  Erz. 

220  und  221.     Von  ebenda.     Roth  thon. 

224.  Von  ebenda.     Gelbbrauner,  neogener  Thon. 

222  und  223.  Von  ebenda.  Eine  grauschwarze ,  dichte  Masse ,  einzelne  Stücke  in 
dicke,  rothockerige  Eisenkrusten  wie  eingewickelt;  sie  besteht  aus  gelblichen  Körnern  von 
sehr  hoher  Doppelbrechung,  braust  in  erwärmter  Salzsäure.  Auch  sind  Quarzkörnchen  vor- 
handen. Von  uns  irrthümlich  für  Dolomit  gehalten,  siehe  Text  Seite  155.  Prof.  C.  Schmidt 
schreibt  darüber:  „Das  dichte,  braune  Gestein  enthält  knollige,  concentrisch  schalige  Con- 
cretionen.  Mit  heisser  Salzsäure  löst  sich  dasselbe  auf  bis  auf  einen  mit  feinen  Quarzkörnern 
untermischten  Rest  organischer  Substanz.  Ein  reichlicher  Gehalt  an  Phosphorsäure  ist 
qualitativ  nachweisbar.  Nach  mikroskopischer  Prüfung  besteht  das  Gestein  im  wesentlichen 
aus  licht  grüngelb  durchscheinenden,  stark  doppelbrechenden  Körnern  von  Eisen  spat h. 
Quarzkörner  sind  dazwischen  eingestreut.  Das  specifische  Gewicht  des  Gesteines  ist  3,36. 
Dr.  Hinden  bestimmte  quantitativ: 

FeCO^    72,26''/o 

Mg  C0=*     2,81  ",o 

CaCQä      2,68«;o 

SiQä         9,70«/o 

Sphaerosid  er  it." 


319 

229-  „Kalondong,  Tolitoli",  von  Herrn  F r u h s t o r f e r  uns  übergeben :  Quarz- 
glimmeramphiboldiorit. 

Weiss  mit  schwarzen  Kr^-stallen;  Structur  körnig.  Bestandtheile:  Quarz,  Plagioklas, 
grüne  Hornblende,  Biotit. 

Ansatzstelle  des  Nordarmes  (Text  Seite  159  ff). 

232.  Donggala,  Rollstein  aus  dem  Fluss  (1894,  XII,  5I:  Sandstein,  rothbraun, 
wohl  neogen,  siehe  Text  Seite  160. 

233.  Von  ebenda.     Augitporphyrit  oder  -propylit. 

Schmutziggrau.  Einsprengunge:  Plagioklas,  vereinzelt  ziemlich  grosse,  glasige  oder 
wenig  getrübte  Individuen,  daneben  eine  Menge  kleinerer,  welche  in  das  grobe  fluidale 
Plagioklastäfelchengewirr  der  Grundmasse  übergehen;  Augit,  fast  durchweg  chloritisiert. 
Grundmasse  durch  Zersetzung  undeutlich. 

234.  Von  ebenda.     Augitporphyrit  oder  -propylit. 

Graugrünlich.  Einsprenglinge:  Plagioklas;  Augit.  Grundmasse:  mit  Vervvitterungs- 
producten  durchsetzt,  besonders  mit  Chlorit. 

Possosee  und  Niederung  von  Posso  dext  Seite  171  ff.). 

376  und  377.  Bei  Tolambo  am  Possosee  anstehend  (1895,  II,  15):  körniger  Kalk. 
Es  wechseln   grüngraue,    an   Muscovit   reiche   Bänder    mit   weissen   Calcitlagen   ab; 
auch  ist  Quarz  reichlich  vorhanden. 

380.  Anstehend  am  Ausfluss  des  Possosees  (1895,  II,  18):  Nummuliten- 
kalkstein. 

Der  poröse,  an  Fossilien,  besonders  Korallen,  reiche  Kalkstein  zeigt  auf  den  Schliffen 
wohlerhaltene,  kleine  Nummuliten. 

381.  Auf  der  Spitze  eines  Hügels  nördlich  vom  Possosee  anstehend  (1895, 
II,  21):  körniger  Kalk  mit  rothem  Thon. 

Weisse  Calcit-  und  röthliche  Thonlagen  wechseln  ab  und  sind  gneissartig  gefaltet 
oder   geknickt.     Dasselbe  Gestein  wie   no  418,   419  und   420  vom  Matannasee  (siehe  unten). 

382.  Ein  paar  Schritte  unterhalb  vom  vorigen  (1895,  II,  21):  Hörnst  ein  mit  viel 
Calcit,  roth  gefärbt. 

382  a.  Ein  paar  Schritte  unterhalb  von  vorigem  am  selben  Hügel  anstehend  (1895, 
II,  21):  Radiolarienhorn stein. 

Dunkelrothbraun  mit  Quarztrümmern  und  rothen  Thonschlieren  in  der  Quarzgrund- 
masse; in  einer  Thonanhäufung  schlecht  erhaltene  Radiolarien. 


320 

383.  Nördlich  vom  Possosee,  0.350111  (1895,  -f"'  22):  Rothbrauner  Hornstein. 

384.  Auf  einer  Hügelspitze  bei  Tamunku,  c.  450  m  (1895,  II,  22):  Nicht  näher 
untersuchter  Korallenstock  (siehe  die  Bemerkung  im  Text  Seite  187). 

385 — 389.  Im  Possofluss  bei  der  Rotangbrücke,  zum  Theil  anstehend,  zum 
Theil  als  Rollblöcke,  c.  350  m  (1895,  ^^'  22):  Betreffs  dieser  Gesteine  siehe  den  petrographi- 
schen  Anhang  von  C.  Schmidt,  II,  und  Text  Seite  180. 

390.  Rollblock  von  ebendort:  hellgrauer,  thonreicher  Kalkstein  mit  Korallen-  und 
Muschelabdrücken. 

392.  Rollblock  von  ebendort:  siehe  den  petrographischen  Anhang  von  C.  Seh  midt,  IL 

393.  Rollblock  von  ebendort  (1895,  11-  22):  Nummuli tenkalk. 

394.  Geröll  im  Bache  Rumuru  (1895,  II,  23I:  Glimmerschiefer. 

Weissgrau,  auf  den  Kluftflächen  von  Muscovit  seideglänzend,  wenig  gefaltet,  Quarz- 
lagen bis  4  mm  dick,  dazwischen  Muscovitlagen. 

395.  Geröll  im  Bache  Rumuru  (1895,  II,  23):  siehe  den  petrographischen  Anhang 
von  C.  Schmidt,  II. 

403a.  Geröll  im  Bache  Rumuru  (1895,  II,  23):  Gelbgrauer  Kalkstein  mit  einer 
Menge  von  Blattabdrücken,  enthält  Fragmente  von  vielerlei  Gesteinen. 

396—399.  Im  Bache  Rumuru  anstehend  (1895,  II,  23):  Graue,  neogene  Thone 
mit  Fossilien,  siehe  Text  Seite  179. 

Herr  Professor  Dr.  O.  Böttger  schreibt  über  die  von  uns  gesammelten  Fossilien 
folgendes : 

„Hier  das  vorläufige  Resultat: 

1.  Nassa  (Arcularia)  sp.  äff.  callosa  A.  Ad.,  nur  halb  so  gross  wie  die  kleinste 
lebend  bekannte  Art.  Indische  Gruppe ,  aber  fossil  unbekannt.  Fehlt  dem  europäischen 
Tertiär. 

2.  Dieselbe,  Jugendform. 

3.  Steno thyra  sp.  Sehr  ähnlich  der  St.  minima  Sow.  von  Ceylon,  nur  etwas 
schlanker  und  spitzer.  —  Verbreitete  Gruppe  im  Ober-Oligocän  und  Unter-Miocän  Europas.  — 
Brackwasser! 

4.  Setia  sp.  In  indischen  und  europäischen  Meeren  verbreitete  Gattung;  fossil  im 
europäischen  Miocän  nicht  selten. 

5.  Aclis  sp.  Erinnert  an  A.  Loveni  Hörn,  aus  dem  Mittel-Miocän  Oesterreichs. 
Lebend  in  indischen  und  europäischen  Meeren. 

6.  Leda  sp.  Weltweit  und  in  allen  Formationen.  —  L.  virgo  Mart.  aus  dem  tro- 
pischen Miocän  Java's  ist  gut  verschieden. 


321 

7-  Corbula  sp.  Kann  recht  wohl  Jugendform  der  C.  gregaria  Mart.  aus  dem 
tropischen  Miocän  von  Java  sein.  —  Aehnliche  Arten  leben  gern  im  Brackwasser,  gehen 
aber  auch  in's  Meer. 

8.  Pleurotoma  (Pleurotoma)  sp.  Könnte  recht  gut  als  Jugendform  zu  PI.  coroni- 
fera  Mart.  aus  dem  tropischen  Miocän  von  Java  gehören.  Nächst  verwandt,  aber  schlanker 
als  die  lebende  indische  PL  monilifera  Pse.  Gehört  zu  einer  Gruppe,  die  im  europäischen 
Miocän  weit  verbreitet  und  sehr  häufig  ist. 

9.  Tornatina  sp.  Verwandt  der  im  europäischen  Mittel-Miocän  leitenden  T.  lajon- 
kaireana  Bast.  Die  Gattung  geht  auch  unter  dem  Namen  Bullina,  mag  aber  augen- 
blicklich wieder  anders  heissen.     Literatur  darüber  habe  ich  im  Augenblick  nicht  zur  Hand. 

IG.  Turritella   2.  sp.    Jugendformen. 

11.  Rissoina  (Phosinella)  n.  sp.  Erinnert  an  die  lebende  indische  R.  (Ph.)  granu- 
losa  Pse.,  war  aber   kleiner.     Leider   nicht   ausgewachsen,   daher    Beschreibung   unmöglich. 

12.  Parthenia  sp.  Gehört  zur  Gruppe  der  P.  pj'gmaea  Grat,  aus  dem  europäischen 
Mittel-Miocän.     Wohl  sicher  neu. 

13.  Solarium  sp.     Zu  jung. 

14.  Natica  (Naticaj  sp.  Hat  alle  Kennzeichen  der  lebenden  indischen  N.  (N.) 
lurida   Phil. 

15.  Neritina  (Clithon)  sp.  Hat  alle  Kennzeichen  der  lebenden  N.  (Gl.)  ualanensis 
Lassen,  einer  sehr  häufigen  Art  des  indischen  Oceans.     Brackwasser! 

16.  Eulima  sp.     Bruchstück  unbestimmbar. 

17.  Ditrupa  sp.  Wurmröhren.  Im  europäischen  Miocän  und  lebend  im  Mittelmeer 
sehr  verbreitet  und  häufig. 

18.  Heionyx  (Gattung  neben  Cadulus  und  Gadila)  sp.  Im  europäischen  Miocän 
und  lebend  im  Mittelmeer. 

19  Bruchstücke  einer  grösseren  Art  Na ssa,  eines  Actaeon  und  einer  Oliva  (oder 
Anci Ilaria),  alles  zu  genauerer  Prüfung  zu  schlecht. 

20.  Könnte  recht  wohl  zur  lebenden  indischen  Placenta  orbicularis  Retz.  (aus 
Indien  und  China)  gehören. 

403.  Thonstück  mit  Baianus  sp.,  kommt  auch   im  Brackwasser  vor. 

Die  Fauna  ist  eine  tropische  Mikrofauna,  die  in  geringer  Tiefe  in  grosser  Nähe  des 
Landes  (ca.  4  Brackwasserthiere !)  abgesetzt  worden  sein  muss.  Mit  ziemlicher  Wahrschein- 
lichkeit konnten  die  no  14,  15  und  20  auf  lebende  indische  Arten,  die  no  7  und  8  auf  miocäne 
Arten  von  Java  zurückgeführt  werden.  Meiner  Kenntniss  der  speciellen  Gattungen  nach 
sind  die  no  i,  3,  11,  12  wohl  sicher  neu.  Daraus  ergiebt  sich  eine  ziemliche  Wahrscheinlichkeit 
für  die  mächtige  Schichtengruppe,  die  K.  Martin  „tropisches  Miocän"  genannt   hat. 

Sarasi  n,    Celebes.    IV.  ^-L 


322 

Dass  die  ganze  Fauna  unserem  europäischen  Mittel-Miocän  überaus  ähnlich  ist  —  nicht 

blos  in  der  Gruppierung  der  Gattungen,  sondern  auch  in  Einzelzügen  der  vertretenen  Arten  — 

ist  eine  Erfahrung,  die  ich  hier  nicht  zum   ersten  Mal   mache,    und   die   auch   andern   schon 

aufgefallen  ist. 

Frankfurt  a.  M.,    15.  März  1900."  — 

405.  Im  Mapanebach  anstehend  (1895,  II,  24):  Hellgrauer,  schöner,  dichter  Thon 
mit  muscheligem  Bruch,  dem  im  Bache  Rumuru  entsprechend,  aber  ohne  Fossilien. 


Takalekadjo  und  Tampoke  iText  Seite  192  ff.). 

Ueber  folgende  Gesteine  siehe  den  petrographischen  Anhang  von  C.  Schmidt,  II: 

356.  Geschiebe  im  D j  alad j  afluss  (1895,  i,  30). 
358.  Geschiebe  im  Tomonifluss  (1895,   II,  2). 

361.  Geschiebe  im  Bach  Tabela  (1895,   !'•  2'- 

365.  Südabfall  des  Takalekadjo,  in  500  m  Meereshöhe  anstehend  (1895,  II,  5). 
369.  Südabfall  des  Takalekadjo,  in  c  1200  m  Meereshöhe  anstehend  (1895,   ^^'   ö). 
373.  Nordabfall  des    Takalekadjo,   in   750  m  Meereshöhe   anstehend  (1895,  ^^'  i°)- 
375.  Nordabfall  des  Takalekadjo,  Rollblock  im  Supabach  (1895,   ^^'  i°)- 

Die  auf  Seite  193  und  194  des  Textes  sich  findenden  Angaben  über  Tampoke-  und 
Takalekadjogesteine  beruhen  auf  eigener  Bestimmung  und  waren  schon  gedruckt,  als  Herr 
Professor  Schmidt  die  Gesteine  einer  Untersuchung  unterzog.  Dies  zur  Erklärung  einiger 
Incongruenzen. 

357.  Geschiebe  im  Sa  1  u  annafluss  (1895,  ^'  3^^'  Quarz. 

359  und  360.  Anstehend  am  Bach  Tabela  (1895,  II,  2I:  Grauer  Thon  mit  Pflanzen- 
abdrücken, neogen. 

362.  Geschiebe  im  Bach  Tabela  (1895,  II,  2):  Gl  im  merquarzi  t ,  mit  Muscovit 
durchzogen;  auch  Feldspath  vorhanden.     Hellbraun,  undeutlich  geschichtet. 

363.  Nahe  nordwärts  vom  Kalaenaflusse  anstehend  (1895,  II,  4):  Grauer  neogener 
Thon  mit  vortrefflich  erhaltenen  Foraminiferen. 

364.  Südliche  Vorberge  des  Takalekadjo  anstehend,  c.  400  m  I1895,  ^^>  5)-  Kör- 
niger Kalk. 

Blaugrau,  mit  Spuren  von  Schichtung;  Quarz  ist  in  Körnern  ziemlich  reichlich  bei- 
gemengt; Pyrit;  Muscovit  in  Bändern,  nach  denen  das  Gestein  gerne  bricht. 

366.  Südliche  Vorberge  des  Takalekadjo,  bei  c.  500  m  anstehend  (1895,  ^^<  5)- 
Körniger  Kalk. 

Grau;  Ouarzkörner  noch  reichlicher,  als  bei  no  364,  Mandeln  bildend;  Pyrit  sehr 
spärlich. 


323 

367.  Südabfall  des  Takalekadjo,  Grat  des  Tanumbu,  c.  700  m  (1895,  II,  5): 
Körniger  Kalk. 

Rüthlichgrau,  auf  Klüften  mit  rothem  Thon  belegt,  geschichtet;  Ouarzkörner  sehr 
reichlich  eingestreut;  etwas  Muscovit. 

368.  Südabfall  des  Takalekadjo,  Berg  Kunkumi,  800  m,  anstehend  (1895,  II,  7)- 
Körniger  Kalk. 

Schön  blaugrau,  mit  dichteren  Partien  in  gröber  krystallinischen  eingeschlossen; 
Quarz  spärlich;  desgleichen  Pyrit. 

370.  Kamm  des  Takalekadjo,  c.  1700  m,  freiliegender  Block  (1895,  H.  8|:  Kör- 
niger Kalk. 

Violettgrau,  wohl  geschichtet;  Quarz  spärlich;  Chlorit;  Beimengung  von  Thon. 

372.  Nordabfall  des  Takalekadjo,  Patorirano,  siehe  Text  Seite  173  (1895,  ^^y  9'- 
Körniger  Kalk. 

Blaugrau   mit  milchweissen  Partien. 

lieber  die  körnigen  Kalke  des  Takalekadjo  siehe  auch  eine  Bemerkung  im 
petrographischen  Anhang  von  C.  Schmidt,  II. 

Das  Wurzelstück  des  Südostarmes  mit  den  Seen  Matanna  und  Towuti 

(Text  Seite  200  ff.). 
lieber  folgende  Gesteine  siehe  den  petrographischen  Anhang  von  C.  Schmidt,  IH: 

406.  Hügel  NNW  von  Ussu  (1869,  II,  191. 

412  und  413.     c.  200  m  nördlich   von  Ussu  anstehend  (1896,  II.  24). 

417.  Kamm  des  Ussugebirges,  bei  660m  anstehend  (1896,  IL  25). 

434.  Zwischen  dem  Matanna-  und  dem  Towutisee  bei  400  m,  nahe  dem  Matanna- 
see,  an  einem  Bach  anstehend  (1896,  III,  3). 

435.  Ebendort.  höchste  Erhebung  450  m,  anstehend  (1896,  III,  3). 
436—438.  Insel  Loeha  im  Towutisee,  anstehend  (1896,  III,  2|. 

442.  Nördlich  vom  Matannasee  auf  dem  Kamm  des  Gebirges  in  650  m  anstehend 
(1896,  III,  71. 

NB.  Die  petrographischen  Angaben  im  Texte  Seite  201  ff.  waren  schon  vor  der 
Schmidt 'sehen  Bearbeitung  gedruckt. 

411.  Nördlich  von  Ussu  in  160  m  Meereshöhe  (1896,  II,  23):  Wei.ssgrauer, 
körniger  Kalk. 

415.  Ussugebirge,  Südabfall,  zwischen  200  und  300  m  (1896,  II,  24):  Radiolarien- 
roththon. 

416.  Ebenda,  bei  360m  an  einem  Bache  anstehend  (1896,  II,  24):  Radiolarien- 
roththon. 

41* 


324 

4i8  und  419.  Ussugebir ge,  bei  600  und  700  m  (1896,  II,  25  und  26):  Körniger 
Kalk,  weiss  mit  rothem  Thon  gebändert,  die  dünnen  Schichten  sind  gefaltet  wie  Gneiss- 
schichten.    Es  ist  ganz  dasselbe  Gestein  wie  no  381  nördlich  vom  Possosee. 

420.  Anstehend  an  einem  Inselchen  im  Matannasee  beim  Orte  Matanna  (1896,  II, 
28):  Dasselbe  wie  vorige. 

421.  Bei  einem  Haus  in  Matanna  daliegender  Stein  (1896,  II,  27):  violettgrauer 
dichter  Kalkstein,  dem  Nummulitenkalk  vom  Possosee  no  380  sehr  ähnlich,  aber  ohne 
Nummuliten  im  Schliff.     Er  enthält  reichlich  andere  Foraminiferen. 

422—432.  Bei  Sokoijo  am  Matannasee  (1896,  III,  6):  Raseneisenerz  mit  recenten 
MoUuskenschalenabdrücken  aus  der  Fauna  des  Sees. 


Das  Stromgebiet  der  Bai  von  Tomori  (Text  Seite  211  ff.). 

443.  Nördlich   vom  Wasserscheidegebirge   zwischen  Matannasee  und  Tomori 
an  einem  Bache  anstehend  (1896,  III,  7):  Grauer  Thon  mit  Blattabdrücken. 

444.  Unterwegs  auf  Lehmboden   aufgelesen  (1896,  111,    8):    concentrisch  geschichtete 
Concretion  von  gelbem  Lehm. 

445.  Geröll   in  einem  Bache  (1896,  III,    9):  rother.    geschichteter  Kalkstein,    ganz 
aus  Foraminiferen  zusammengesetzt;  vergl.  unten  no  325. 

446  und  447.  Kalkfelsen  der  Bai  von  Tomori  (1896,  III,  9  und  11):  dichter,  weiss- 
gelber  Kalkstein,  mit  reichlichen,  aber  schlecht  erhaltenen  organischen  Resten. 


Die  südöstliche  Halbinsel  nach  Ausschluss  des  Seengebietes 

{Text  Seite  229  ff.). 

465.  Kendari,  in  Bachbetten  anstehend,  (1894,  XII,  22I:  grauer,  blättriger  Thon- 
schiefer  mit  Schichten  von  Biotit. 

466.  Ebenda,  Thonsan  dstein. 

478.  Sakita,  Rollstein  I1894,  Xll,  24):  ein  ölgrüner  Peridotit  mit  rhombischem 
P^yroxen,  siehe  Schmidt 's  Beiträge  II,  4. 

476.  Ebenda,  Rollstein:  Graublauer  körniger  Kalk. 

477.  Ebenda,  Rollstein:  Radiolarienroththon. 

467 — 474.  Salabanca,  anstehend  an  der  Küste  (1894.  XII,  23). 

467.  Ein  Conglomerat  enthaltend  eine  bunte  Reihe  von  Mineralfragmenten,  ferner 
Stückchen  von  Roththon  und  Molluskenschalen;  siehe  Text  Seite  232  und  Schmidt's  Bei- 
träge II,  4 


325 

468  und  469.  Gelbbraunes,  dichtes,  serpentinarti  ges  Gestein,  siehe  Schmidt's 
Beiträge  II,  4. 

470—474.  Grüner  Serpentin,  weich,  schuppig,  siehe  Schmidt's  Beiträge  II,  4. 
475.  Salabanca,  Rollstein  am  Strand:  Radiolarienroth thon. 

Die  den  Südostarm  umgebenden  Inseln  iText  Seite  234  ff). 

458.  Buton,  an  der  Küste  anstehend  (1894,  XII,  21):  Kalkstein,  ausserordentlich 
reich  an  Foraminiferen,  darunter  kleine  Nummuliten. 

459  und  460.  Muna,  gelber  Kalkstein,  anstehend  (1894,  XII,  261,  enthält  kleine  Fora- 
miniferen, aber  keine  Nummuliten. 

463  und  464.  Ebenda,  Rollsteine  von  dichtem,  grauem  Kalkstein  ohne  or- 
ganische Reste. 

461  und  462.     Ebenda  in  einer  Höhle,  Stalaktiten. 

Die  Westkette  der  südlichen  Halbinsel  (Te.xt  Seite  239  ff.). 

325.  Bei  Allu  auf  einem  Hügel  anstehend  (1895,  '^^  i'"  Kalkstein  von  kreidiger 
Beschaffenheit,  fast  ganz  aus  Foraminiferen  bestehend,  vergleiche  no  445. 

326.  Bei  Allu  lose  daliegend  (1895,  X,  i):  Basalt. 

Schwarz  mit  relativ  grossen  Olivinen.  Einsprenglinge:  Olivin;  schöne  Augite.  Grund- 
masse: Plagioklasleisten ,  an  einer  Stelle  von  fast  Einsprenglingsgrösse;  Augitkörner; 
Magnetite:  farblose  Glasbasis. 

319.  Zwischen  Makassar  und  Maros  den  Boden  bildend  I1895,  ^^^^'  8):  Hell- 
grauer, dichter  Tuff,  Kurist  ein,  siehe  Text  Seite  241. 

Maros  und  weitere  Umgebung  iText  Seite  242  ff  1. 

Nachdem  der  Druck  unseres  Manuscriptes  schon  vollendet  war,  hat  Herr  Professor 
Schmidt  die  Marosgesteine  einer  genauen  Untersuchung  unterworfen,  die  sich  in  seinen 
Beiträgen,  III,  abgedruckt  findet.  Dadurch  sind  unsere  eigenen  Ergebnisse,  die  sich  im  Texte 
finden,  vielfach  erweitert  oder  verändert.  Dies  betrifft  jedoch  nur  die  petrographischen 
Diagnosen,  nicht  die  Tektonik  des  Ganzen.  Wo  im  folgenden  Verzeichniss  Benennungen 
und  Diagnosen  fehlen,  ist  dafür  Schmidt's  Abhandlung  heranzuziehen. 

283  und  284.  Bei  Barabatuwa  anstehend  (1895,  ^'^'  3°'-  Gelbweisser,  dichter  Kalk- 
stein, fast  ganz  aus  organischem  Material  zusammengesetzt,  wie  es  scheint  wesentlich 
Korallen;  ausserdem  Milioliden;  Nummuliten  fraglich. 


326 

285-  Barabatuwa,  Rollblock  in  einem  Bachbett  (1895,  VI,  30). 

288.  Barabatuwa-Bantimurung,  Rollblock  (1895,  VII,  i). 

289.  Ebenda,  anstehend  (1895,  VII,  i):  Schwarzer  Kalkstein  mit  Spuren  von 
Nuramuliten. 

290.  Ebenda,  anstehend  (1895,  ^^^'  i)-  Gelber,  mittelkörniger  Sandstein. 

291  und  292.  Nicht  weit  von  Bantimurung  lose  daliegend  (1895,  VII,  2):  Kalkstein, 
sehr  reich  an  Nummuliten,  kleine  Form  von  3—4'  2  mm  Durchmesser  und  c.  6  Umgängen, 
ähnlich  Nummulites  baguelensis  Verb.,  daneben  zahlreiche  Orbitoiden,  auch  Milioliden. 

293.  Banti  mu  rung- Kau  anstehend  (1895,  VII,  2). 

294.  Ebenda:  Grauer  geschichteter  Thon,  in  gelben  Letten    verwitternd. 

295.  Ebenda,  anstehend  (1895,  ^'^^'  ^i- 

297.  Bei  Kau,  abgerutschter  Block  (1895,  VII,  3I. 

298.  Kau,  c.  450  m,  Stück  aus  der  Mitte  der  beim  Orte  anstehenden  geschichteten 
Felswand  (1895,  VII,  3):  siehe  Schmidt's  Beiträge,  V,  Sedimente,  B. 

300.  Bei  Marangka,  c.  700  m,  anstehend  (1895,  ^I^-  3'-  Kalkstein  mit  einzelnen 
kleinen  Nummuliten,  zahlreichen  Orbitoiden,  vielen  Milioliden. 

301.  Bei  Marangka  liegender  Block  (1895,  VII,  3). 

302.  Am  Pik  von  Maros,  c.  8co  m  (1895,  VII,  41. 

302a.  Spitze  des  Piks  von  Maros,  c.  1370  m  (1895,  VII,   5). 

303—312.  Rollblöcke  im  Bach  Gentungan  (1895,   VII,  5). 

309:  Ebendaher,  Eruptiv breccie,  enthält  eckige  Trümmer  von  schwarzgrauem 
Kalkstein  bis  i  cm  Durchmesser  und  von  Eruptivgesteinen.  Von  Prof.  Schmidt  nach- 
untersucht; siehe  seine  Abhandlung. 

313.  Am  Bach  Gentungan   anstehend:   Schwarzer   Kalkstein    mit  Foraminiferen. 

314.  Leangleang,  Stück  der  photographierten  „Abrasionstische",  siehe  Text  Seite  243: 
Weisser  Kalkstein:  Orbitoiden  sehr  häufig,  den  Stein  beinah  zusammensetzend ;  darunter 
selten  kleine  Nummuliten.  Die  Orbitoiden  gehören  zu  den  eocänen  Discocyclinen; 
es  sind  Formen  mit  grosser  Centralkammer  entsprechend  Orbitoides  ephippium  Schloth.  var. 
javanica  Verb,  oder  O.  dispansa  Sow.     Der  ganze  Stein  ist  wesentlich  organisch. 

315.  Anstehend  am  Wasserfall  von  Maros  (1895,  VII,  7):  Weisser  Kalkstein, 
sehr  reich  an  organischen  Resten.     Nummuliten  und  Orbitoiden  fehlen. 

316.  Rollblock  am  Wasserfall  von  Maros  (1895,   ^^^<  7l- 

317.  Bei  „Batulua  ngassue"  zwischen  Batubassi  und  Tjamba  anstehend,  in  135  m 
Meereshöhe,  von  v.  Sey  dlitz-K  urzb  ach  (f)  erhalten  (1895,  VIII,  2):  Weisser  Marmor 
ohne  Einschlüsse. 

318.  Ebenso.     Schwarzer  Kalkstein  ohne  deutliche  Einschlüsse. 


327 


Parepare  (Text  Seite  253  ff.). 

257.  In.s eichen  Karama  bei  Parepare,  Block  auf  Strandhöhe  liegend  und 

258.  Spitze  der  Insel,  anstehend  (1895,  VIll,  i):  poröser,  gelber  Kalkstein  mit  zahl- 
reichen Numrnuliten,    ausserdem  Milioliden,  Korallen  und  Mollusken. 

255.  Ebendort,  Schicht  auf  Meereshöhe  (1895,  VIII,  i):  Lichtgrauer  Tuff  mit  einer 
Unmenge  sehr  gut  erhaltener  Foraminiferen. 

256.  Ebendort:  Dunkelgrauer  Tuff  mit  Kalkcäment,  mit  Foraminiferen;  den  ein- 
geschlossenen Mineralelementen  nach  wohl  ein  AugitandesittufT. 

259—268.  Bei  Taramalla,  gegenüber  von  Parepare,  anstehend  I1895,  VII,  29):  Graue 
Tuffe  mit  Pflanzen-  und  Thierresten  (Foraminiferen,  Molluskenschalen,  Haifischzahn),  zum 
Theil  mit  Kalkcäment. 

269—276.  Bei  Parepare,  am  Strand  aufgeschichtete  Blocke  (1894,  ^^^>  6):  Tuffe, 
mit  Kalk  cämentiert,  mit  Pflanzen-   und  Thierresten. 

277.  Von  ebenda:  Augitbiotitand  esit. 

Schwarz  mit  weissen  Feldspäthen.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Biotit;  Augit.  Grund- 
masse: hyalopilitisch. 

282.  Rollstein  an  einem  Hügel  bei  Parepare  (1895,  VII,  30):  Augitbiotita  ndesit. 

Schwarzgrau.     Hyalopilitisch. 

281.  Rollblock  des  Badjokikiflusses  (1895,  "^I^'  3i):  Augita  ndesit. 

Schwarzes  Gestein.  Einsprengunge:  Plagioklas;  Augit.  Grundmasse:  hyalopilitisch, 
brauner  Glasteig  mit  Mikrolithen  von  Feldspath,  Augit,  Erz. 


Die  Westkette  bei  Bungi  (Text  Seite  257.) 

236.  Rollblock  im  Bungifluss,  c.  8km  oberhalb  Bungi  (1895,  ^III,  5):  Horn- 
blendeaugittrach3-t. 

Hellviolett.  Einsprengunge:  Orthoklas;  Plagioklas;  braune  Hornblende;  grüner  Augit. 
Grundmasse:  Feldspathtäfelchen,  etwas  Glas. 

237.  Rollblock  von  ebendort:  lichtgrauer,  dichter,  ganz  feinkörniger  Tuff  =  245. 

238.  Am  Bungifluss  anstehend,  c.  8  km  oberhalb  Bungi  (1895,  VIII,  5):  Grauer 
Tuff  mit  Foraminiferen. 

239.  Rollblock  im  Bungifluss,  c.  8km  oberhalb  Bungi  (1895,  VIII,  5):  Leucit- 
tephrit. 

Schwarzes  Gestein.  Einsprengunge:  Leucite,  mit  der  Lupe  als  weisse,  kugelige 
Ikosaeder  leicht  zu  sehen;  ihre  Form  ist  besonders  deutlich  an  Abdrücken.  U.  d.  M. 
weitaus    die  meisten    vollständig    isotrop,    zuweilen    aber    mit    leise    aufhellenden    streifigen 


328 

Partien.  Zerklüftung  nach  unregelmässigen  Flächen.  Zuweilen  zonarer  Bau,  wolkige  Trübung, 
Einschlüsse,  schichtenweise  Einlagerung  von  Mikrolithen.  Weiter  zum  Theil  grosse  Augite. 
Grundmasse:  Grössere  Feldspathtäfelchen ,  fluidal  angeordnet;  einige  Plagioklastäfelchen 
erreichen  fast  Einsprenglingsgrösse.  Erz.  Etwas  Glas.  Chlorit  und  sehr  wenig  Calcit  als 
Umwandlungsproducte. 

240.  Von  ebendort.     Tuff  des  vorigen  Gesteines.     Enthält  Foraminiferen. 

241.  c.  8  km  ostwärts  von  Bungi  eine  horizontale  Terrasse  bildend  (1895,  VIII,  5): 
Grauer,  lockerer,  sandartiger  Tuff. 

243.  Rollblock  im  Mogoflusse  (1895,  VIII,  6);  Hornblendeaugi ttrachy t. 

Weissgrau  mit  schwarzen  Nädelchen.  Einsprenglinge:  Orthoklas,  gross;  Piagio- 
klas,  einer  gross,  auch  im  Orthoklas  eingeschlossen;  braune  Hornblende;  flaschengrüner 
Augit.     Grundmasse:  Feldspathtäfelchen,  stellenweise  fluidal. 

245.  Am  Bulofluss  anstehend  (1895,  VIII,  6)  ^  237:  Lichtgrauer,  dichter,  ganz  fein- 
körniger Tuff. 

245a.  Kuppe  des  Lokkoberges  (1895,  VIII,  6):  Biotitaugittrachy t. 
Schwarzgrau.     Einsprenglinge:  Orthoklas;    Plagioklas;   Biotit;   Augit.     Grundmasse: 
Mikrolithenfilz  in  hellbraunem  Glas. 

246.  Bei  380m  anstehend  (1895,  VIII,  6|:  weisser  Kalkstein,  sehr  reich  an  Or- 
ganismen, wie  Korallen,  Muscheln;  aber  ohne  Nummuliten  im  Schliff. 

247.  Geschiebe  im  Sadang  (1895,  VIII,  14):  Conglomerat,  mit  Stücken  von  Biotit- 
augittrachj't,  Roththon,  grauem  Kalkstein  u.  a.  m. 

248.  Ebendort.     Rother  Chalcedon. 

249.  Ebendort.     Milchblauer  Chalcedon. 

250.  Bei  500  m  anstehend  (1895,  VIII,  9):  Vitroph3Tischer  Bioti  taugittrachy  t 
(siehe  Text  Seite  259). 

Lichtgrau.  Einsprenglinge:  Orthoklas;  Plagioklas;  Biotit;  Augit.  Grundmasse  ein 
Glasteig. 

251.  Bei  500  m  (1895,  VIII,  9|:  Eine  Koralle. 

253.  Auf  dem  Weg  vom  Lurasee  nach  Sosso  gelegen  (1895,  VIII,  13):  Radio- 
larienr  oththon. 


Pik  von  Bantaeng  (Text  Seite  261  ff) 

327—330.     Rollsteine  am  Strande  bei  Bantaeng  (1894,  XII,  17):  Basalt. 

Graue,  rothgraue  und  schwarze  Gesteine.  Einsprenglinge:  Olivin;  Augit;  zum 
Theil  spärlich  Plagioklas.  Grundmasse:  Fluidale  Feldspathleisten,  Augitkörner,  Magnetite; 
Glasbasis. 


329 

331-  Spitze  des  G.  Lokka  (1895,  X,  9):  Basalt  (?). 

Ganz  verwittert,  durchlöchert.  Die  Augiteinsprenglinge  sind  erhalten.  Grundmasse 
ein  feiner  Mikrolithenfilz  in  Glas. 

332.  Bomben  vom  Kraterboden  des  G.  Lokka  (1895,  X,  9). 

333.  Kompasa  (1895,  ^<  i^)-  Basalt  (?),  hellgrau,  verwittert. 

334.  Block  in  einer  vom  G.  Poroong  wahrscheinlich  ausgehenden  Runse:  Horn- 
blendeaugitandesit. 

Tiefschwarz,  fettig  glänzend,  muscheliger  Bruch.  Einsprengunge:  Braune  Hornblende; 
Augit.     Grundmasse:  Plagioklastäfelchen  in  braunem  Glasteig. 

335.  In  einer  anderen  Runse,  wahrscheinlich  ebenfalls  zum  G.  Poroong  gehörig 
(1895,  ^'  17':  Basalt. 

Grau.     Einsprengunge:  Plagioklas;  Augit;  Olivin.    Grundmasse  mit  Glas. 

337.  Auf  dem  Lompobattang  anstehend,  bei  2720  m  (1895,  ^'  ^6|:  Basalt  (?). 
Grau.    Einsprengunge:  Plagioklas,  Augit,  braune  Hornblende.    Grundmasse  mit  Glas. 

338.  Bach  Bianglowe  bei  Djambi,  900  m,  Rollblock  (1895,  ^'  25):  Basalt. 
Dunkelgrau.     Einsprenglinge:   Augit;    Olivin.     Grundmasse:    Feldspathleisten   fluidal 

in  hellem  Glas. 

339.  Unweit  vom  vorigen  Orte  (1895,  ^'  -6'-  Basalt. 

Wie  voriger,  aber  Einsprenglinge  spärlicher;  in  der  Grundmasse  viel  farbige  ße- 
standtheile. 

343.  Grosser,  merkwürdig  erodierter  Block  bei  Tasosso.  Text  Seite  269  (1895, 
X,  30):  Olivin  führender  Augitandesit  oder  Basalt. 

Hellgrau.  Einsprenglinge:  Plagioklas  reichlich;  Augit;  Olivin.  Grundmasse:  Plagioklas 
vorherrschend,  Glas  wahrscheinlich  vorhanden. 


Ostkette  des  Südarmes  (Text  Seite  281  ff.j. 

345  und  346.  Balangnipa,  Rollsteine  (1894,  XII,  18):  Hornblendeandesi t. 
Hellviolett   und    violettgrau.     Einsprenglinge:    sehr   spärlich    und    klein,    Plagioklas; 
Hornblende.     Grundmasse  mit  gröberen  Feldspathleisten  fluidal. 

347.  Rollstein  von  ebenda.     Dioritporphyrit  {?). 

Dunkelgrau  mit  grünlichem  Anflug.  Einsprenglinge  soviel  als  fehlend,  ein  Plagioklas. 
Grundmasse  besteht  aus  Feldspath  und  lichtgrüner  Hornblende  zu  gleichen  Theilen;  auch 
Chlorit;  Titanit. 

349.  Am  Tokaflusse,  SSW  von  Paloppo  eine  Stunde  entfernt,  wenig  über 
Meereshöhe  anstehend  (1895,  ^<  24I:  Diabas. 

S.irubin,  Cek-bes  IV.  42 


330 

Grünlichgrau.  Plagioklasleisten;  Augitkörner;  Chlorit  von  faseriger  Structur,  Sphaero- 
krystalle  bildend;  Erz. 

351.  Rollblock  im  Tokaflusse  (1895,  I.  24):  Gneiss. 

Grau  und  weiss,  schiefrig.     Orthoklas,  Plagioklas,  Quarz,  Biotit. 

352.  Rollstein  in  Palloppo  (1894,  XII,  20):  Roththonhornstein. 

353.  Ebendort.     Diabas. 

Graugrün;   Plagioklas  und  Augit;   die  Feldspäthe   scheinen  die  Augitkörner   zu  zer- 
schneiden; Chlorit;  Erz;  P3Tit. 


Saleyer   (Text  Seite  294  ff.). 

449—452.  Rollsteine  beim  Orte  (1894,  XII,  29),  welche  wir  als  Basalte  mit  Hin- 
neigung zu  olivinführendem  Augit  an  desit  auffassen  möchten. 

Farbe  grau  bis  röthlichgrau.  451.  Einsprengunge:  Augit,  Biotit,  Olivin.  Grundmasse: 
Gröbere  Feldspathleisten  und  Augitsäulchen  fluidal  in  Glas.  450.  Einsprengunge:  Plagioklas 
spärlich;  Augit;  Olivin.  Grundmasse:  Feldspathleisten  und  Augitsäulchen  fluidal  in  Glas; 
Erz.  449  und  452.  Einsprengunge:  Plagioklas  reichlich,  vorherrschend;  Augit;  Biotit;  kleine 
Olivme.    Grundmasse :  Feldspathleisten  fluidal  mit  Glas ;  Erz. 


Barometrische  Höhenmessung, 


Auf  unseren  Reisen  in  Celebes  haben  wir  täglich  eine  Anzahl  von  Höhenmessungen 
vorgenommen,  um  für  die  Herstellung  des  Kartenbildes  einen  Ueberblick  über  das  Relief 
der  Landschaft  zu  erhalten.  Auf  dem  Marsche  wurden  diese  Messungen  mit  Aneroiden  aus- 
geführt, von  denen  wir  mehrere  mit  uns  hatten.  Ausserdem  wurden  an  Stationen  und  an 
geographisch  wichtigen  Punkten  Ablesungen  des  Siedethermometers  vorgenommen  (Instru- 
ment von  R.  Fuess  in  Steglitz).  Diese  letzteren  haben  wir  auf  der  beifolgenden  Tabelle  A 
vereinigt.  In  einer  zweiten  Tabelle  (B)  reproducieren  wir  auch  einige  wenige  Aneroid- 
messungen   wichtiger  Orte,   von  welchen  uns  Siedethermometerablesungen  fehlen. 

Die  erste  Colonne  (a)  der  Tabelle  A  giebt  den  Namen  der  gemessenen  Station  an, 
die  zweite  Colonne  (b)  die  Beobachtungszeit  und  die  dritte  (c)  die  abgelesene  Siedetemperatur. 
Aus  den  „Tables  Meteorologiques  Internationales,  Paris,  1890"  wurde  die  den  abgelesenen 
Siedetemperaturen  entsprechende  Spannkraft  des  Wasserdampfes  gewonnen  (Col.  d).  Um 
die  so  erhaltenen  Werthe  des  Luftdruckes  von  der  täglichen  Variation  zu  befreien,  wurde 
die  von  Hann  in  seinen  „Untersuchungen  über  die  tägliche  Oscillation  des  Barometers,  Wien, 
1889"  für  Batavia  berechnete  Tabelle  benützt,  welche  für  jede  Tagesstunde  und  jeden  Monat 
die  Abweichung  des  Barometerstandes  vom  Tagesmittel  angiebt.  Unsere  Colonne  e  enthält 
"ür  jede  Beobachtung  die  entsprechende  Abweichung  und  Colonne  f  die  corrigierten  Luft- 
druckwerthe.  Die  so  erhaltenen  Zahlen  geben  das  Tagesmittel  des  Luftdrucks  an  der 
Station,  d.  h.  das  Tagesmittel  des  auf  o"  und  auf  Normalschwere  reducierten  Barometer- 
standes. Endlich  sind  in  Colonne  g  die  zugehörigen  Lufttemperaturen  registriert.  Falls  von 
einer  Station  mehrere  Beobachtungen  vorliegen,  sind  die  Luftdruck  werthe,  ebenso  wie  die 
Lufttemperaturen,  zu  einem  Mittel  vereinigt  worden. 

Da  wir  nicht  über  gleichzeitige  Beobachtungen  im  Innern  des  Landes  und  an  der 
Küste  geboten,  so  haben  wir  uns  damit  geholfen,  dass  wir  aus  einer  kleinen  Reihe  von 
Messungen  an  der  Küste  Mittelwerthe  für  Luftdruck  und  Temperatur  berechneten  und  diese 
einsetzten.     Bei  grösseren  Höhen  (über  800  m)  wurde  als  untere  Station  nicht  die  Küste  an- 


332 

genommen,  sondern  für  Nord-Celebes  Tomohon  in  der  Minahassa,  für  Central-Celebes  der 
Posso-See  und  für  Süd-Celebes  Lokka  am  Pik  von  Bantaeng,  lauter  Orte,  an  denen  wir  eine 
Reihe  von  Messungen  ausgeführt  haben. 

Was  nun  die  Art  der  Berechnung  angeht,  so  benützten  wir  anfangs  die  sogen. 
Fi  sc  her 'sehe  Formel  (siehe  Kaltbrunner-Kollb  runner,  der  Beobachter,  1882,  p.  50): 

h  =  I SQ76   r.   1    ■      1 1 -I ^ — ),  worin   B  u.  b    die   Barometerstände   an   der   unteren    und 

•^^'      ß  4-  b     \  500     / 

oberen  Station,  T  u.  t  die  zugehörigen  Lufttemperaturen  bedeuten.  Wenn  als  untere  Station 
die  Küste  in  Rechnung  gesetzt  wurde,  so  haben  wir  die  Höhe  der  Beobachtungsstelle  an 
derselben  als  durchschnittlich  6  m  betragend  angenommen  und  diese  Zahl  zu  dem  gewonnenen 
Höhenwerthe  addiert. 

Da  uns  viel  daran  gelegen  war,  zu  erfahren,  welche  Unterschiede  eine  mathematisch 
richtigere  Formel  gegenüber  der  nur  annähernden  Fischer'schen  ergeben  würde,  hat  sich 
Herr  Prof.  Alb.  Riggenbach  auf  unsere  Bitte  hin  freundUchst  der  Mühe  unterzogen,  eine  An- 
zahl unserer  Siedethermometerbeobachtungen  auszurechnen.  Wir  sagen  unserem  Freunde 
sowohl  hiefür,  als  auch  sonst  für  mancherlei  Hilfe  und  gute  Rathschläge  unseren  herzlichen 
Dank.  Die  Berechnung  geschah  mit  Hilfe  der  Tables  Meteorologiques  Internationales,  Tabellen, 
p.  228-233,  welche  (vergl.  Einleitung,   p.  40)  auf  der   Ruh  Ima  n  n 'sehen   Formel   beruhen: 

„         „        ^                          ^r    <ii  I  -r  0,00259  cos  2  Ä  /  Z  -f  2  z  V  ,        Ho 

Z  =  18400  {1,00157  -  0,00367  ^)  -^ ^ [i  +  6„„j-j^j  log      ET-, 

worin  Ho  und  H  die  auf  o"  reducierten,  jedoch  nicht  auf  Normalschwere  bezogenen 
Barometerstände  an  der  unteren  und  oberen  Station,  l)-  die  mittlere  Temperatur,  y  die  mittlere 

absolute  Feuchtigkeit  der  Luftsäule,  //  =  —  (Ho -^  H),  Z  die  gesuchte  Höhendifferenz,  z  die 

Seehöhe  der  unteren  Station  und  Ä  die  geographische  Breite  bezeichnen.  Da  in  unserem 
Falle  die  gegebenen  Barometerstände  schon  wahre  Luftdruckwerthe,  d.  h.  auf  Normalschwere 
reduciert  sind,  so  sollte  im  ersten  Klammerfactor  der  Decimalbruch  1,00157  des  ersten  Gliedes 
durch  I  ersetzt  werden ;  dies  wurde  erreicht  durch  eine  Verminderung  der  eingeführten 
Temperatur  ^  um  o'^  43.  Als  relative  Feuchtigkeit  wurde  nach  Hann,  Handbuch  der 
Klimatologie,  Bd.  2,  p.  236,  durchweg  80  "0  angenommen,  ausser  wo  Angaben  vorlagen, 
welche  eine  Aenderung  für  angezeigt  erachten  liessen. 

In  der  umstehenden  kleinen  Tabelle  geben  wir,  um  die  Abweichungen  der  ver- 
schiedenen Rechnungsmethoden  zu  illustrieren,  sechs  Höhenbestimmungen  wieder  und 
zwar  in  Colonne  I  nach  der  Rühlmann'schen,  in  Colonne  II  nach  der  Fischer'schen 
Formel  berechnet.  Die  dritte  Colonne  enthält  die  Abweichungen  der  letztgenannten  Formel 
von  der  Rühlmann'schen.  Wie  man  sieht,  sind  bei  kleineren  Höhen  die  Differenzen  nicht 
sehr  beträchtlich,  wogegen  sie  bei  grösseren  sich  erheblich  steigern.  Stets  bleiben  die  mit 
der  Fischer'schen  Formel  berechneten  Werthe  hinter  denen  der  ersten  Colonne  zurück.    Die 


333 

für  Mitteleuropa  berechnete  Constante  15976  erweist  sich  also  als  zu  klein  für  das  äquatoriale 
Celebes.  Es  hat  daher  Prof.  Riggenbach  diese  Constante  erhöht,  und  in  der  vierten 
Colonne  unserer  Tabelle  findet  man  dieselben  Höhen  berechnet  nach  der  Fischer'schen 
Formel  mit  einer  auf  16067  (also  nun  5,7  ",00)  erhöhten  Constante.  Die  Abweichungen 
(Colonne  V)  sind  hiedurch  ganz  bedeutend  verringert  worden ;  für  kleinere  Höhen  sind  sie 
nahezu  =  o  und  auch  für  die  grösseren  in  einem  noch  so  unbekannten  Lande  wie  Celebes 
unserer  Ansicht  nach  ohne  Bedeutung,  wesshalb  wir  uns  für  berechtigt  hielten,  bei  unseren 
Berechnungen  in  den  meisten  Fällen  die  gegenüber  der  Rühlman  n'schen  Formel  viel  ein- 
fachere Fischer 'sehe  mit  der  Riggenbach'schen  Constanten-Correctur  anzuwenden. 


I 

II 

III 

IV 

V 

Ort 

Höhe  nach  der 
Rühlmann- 
schen  Formel 

Höhe  nach  der 

Fischer'schen 

Formel 

mit  Constante 

15976 

Ab- 
weichung 

Höhe  nach  der 
Fischer'schen 

Formel 

mit  Constante 

16067 

Ab- 
weichung 

Tomohon 

769.2  m 

764-3 

—  4.9 

768.7 

-0-5 

Posso-See 

506.8  m 

504 

-2.8 

506.7 

—  O.I 

Lokka 

1099.8  m 

1093 

—  68 

1099.I 

—  0.7 

Takalekadjo 

1095.5  m 
(über  Posso-See) 

1087 

-8-5 

1093-4 

—  2.1 

Wawokaraeng 

1 760.1  m 
(über  Lokka) 

1744 

—  16.1 

1754-4 

-5-7 

Lompobattang 

1802  m 

(über  Lokka) 

1785-5 

-16.5 

1795-7 

-6.3 

Was  den  Grad  von  Genauigkeit  angeht,  auf  den  die  von  uns  mitgetheilten  Höhen- 
werthe  Anspruch  erheben  können,  so  glauben  wir,  dass  für  solche  Stationen,  von  wo 
mehrere  an  verschiedenen  Tagen  ausgeführte  Beobachtungen  vorliegen,  der  Fehler  sich 
in  einer  Grenze  von  +  20  m  bewegen  werde.  Wenn  dagegen  nur  eine  einzelne  Ablesung 
vorhanden  ist,  so  sind  die  mögUchen  und  durch  keine  Rechnung  ausschaltbaren  Fehler- 
quellen so  gross,  dass  ihr  Werth  nur  als  ein  ganz  vorläufiger  bezeichnet  werden  kann. 

Auf  den  Kartenskizzen,  welche  unsere  Vorberichte  begleiten,  finden  sich  eine  grössere 
Zahl  von  Höhenbestimmungen  eingetragen,  welche  auf  dem  Marsche  mit  Aneroiden  gewonnen 
worden  sind.  Unsere  jetzige,  in  kleinerem  Maassstabe  ausgeführte  Karte  von  Celebes  er- 
laubte das  Eintragen  derselben  nichL  Einige  derselben  sind  im  Texte  aufgeführt,  nachdem 
sie  auf  genauere  Weise,  als  dies  in  Celebes  möglich  war,  ausgerechnet  worden  sind,  wobei 
sich  zuweilen  unbedeutende  Abweichungen  ergaben,  was  hier  angemerkt  sei,  weil  wir  im 
Texte  nicht  jedesmal  darauf  aufmerksam  gemacht  haben. 


334 


Tabelle  A. 


Höhenbestimmungen  mit  dem  Siedethermometer. 


Ort 

Zeit 

.1  s. 

Luft- 
druck 

Correction 

der 
täglichen 
Variation 

Luft- 

druck- 

corr. 

1^ 

Höhe 

a 

b 

c 

d 

e 

f 

g 

I.  Küste  Buol 

1894  VIII  15,  6  h.  40  p. 

998 

754-57 

+  0.61 

755-18 

27.8° 

1894  VIII  16,  6  h.  30  p. 

9985 

75592 

+  0.70 

756.62 

27.8° 

Mittel 

755-9° 

27.30 

Küste  Paloppo 

1895  I  20,  8  h.  45  a. 

99.9 

757.28 

—  1.06 

756.22 

25-5° 

1895  I  20,  7  h.  0  p. 

99-85 

755-92 

+  0.33 

75625 

27.5  0 

1895  I  22,  7  h.  30  p. 

99.8 

75457 

+  0  10 

754-67 

26.50 

1896  II  11,  12  h.  30  p. 

998 

754-57 

—  001 

754-56 

30.5° 

Mittel 

755-43 

27.50 

2.  Tomohon 

1895  III  27,  7  h.  30  p. 

97-5 

694.41     1     +  0.07 

69448 

23  0 

Difierenz     über    Buol 

1895  IV  4,  7  h.  0  p. 

9745 

693.15         +  0.30 

69345 

24  0 

769.2  m  (hiezu  Höhe 

1895  X  20,  12  h.  40  p. 

97-4 

69189 

+  0.52 

692.41 

22.5  0 

des     Küstenpunktes 

1895  X  20,  5  h.  40  p. 

97-35 

690.63 

-i-094 

691.57 

23  0 

6  m)  775  m  (De  Lange's 

Mittel 

692.98 

23.2  0 

fanden    trigonome- 

trisch 779.2). 

3-  Vulkan  Masaraag 

1894  V  12,  II  h.  0  a. 

95-9 

654.99 

—  0.63 

654.36 

20O 

Differenz  über  Tomo- 
hon 500  m,    also 
775+500=^1275  m 

4.  Vulkan  Mahawu 

1894  VII  25,  10  h.  40  a. 

95-7 

650.20 

-0.71 

649.49 

21» 

Difierenz  über  Tomo- 
hon 566  m,   also 

775  +  566=1341 
(1340  m) 

5.  Vulkan  Empong 

1894  V  17,  12  h.  45  p. 

95-7 

650.20 

+  0-45 

650.65 

250 

Differenz  über  Tomo- 

1894 VI  25,  II  h.  0  a 

95-65 

649.01 

-0-55 

64846 

20.5  0 

hon  567  m,   also 

Mittel 

649.6 

22.7  0 

775  +  567=1342 

(1340  m) 

6.  Vulkan  Klabat 

1893  IX  24,  I  h.  15  p. 

935 

599.40 

-t-  0.90 

600.30 

20" 

Differenz  über  Tomo- 

1893 IX  26,  7  h.   0  p. 

93-55 

600,52 

+  0.31 

600.83 

14° 

hon  1240  m,    also 

Mittel 

60056 

17° 

775  -t-  1240=^2015  m. 
Standort   etwa    15   m 

unter  dem  Gipfel,  also 

Klabat  =  2030  m 

7.  Vulkan  Sudara 

1893  X  17,    ? 

956 

647.81 

0 

647.81 

18.2  0 

(Tages- 
mittel) 

Differenz  über  Tomo- 
hon 586  m,   also 

1893  X  18,    ? 

95-6 

647.81 

0 

647.81 

17.5" 

775  +  .586  =  1361  m 

Mit 

tel 

647.81 

17.8" 

(1360  m) 

335 


Ort 

Zeit     ■ 

U 

3 

4) 

Luft- 
druck 

Correction 

der 
täglichen 
Variation 

Luft- 
druck- 
corr. 

Höhe 

a 

b 

c 

d 

e 

f 

g 

8.  Höhle  am  Ma- 

1894  VIII  28,  4  h.  0  p. 

93-7 

603.88 

+  1.68 

650.56 

16° 

Differenz  über  Tomo- 

tinang-Gebirge 

hon  1166  m,   also 

775  +  1166=1941  m, 

Passhöhe  nachAneroid 

ca.   120  m  höher  = 

2060  m 

9.  Oleidukette, 

1894  VIII  30,  7  h.  0  p. 

97 

681.88 

+  0.40 

682,28 

22» 

Differenz  über  Tomo- 

erste  Hütte 

hon   136   m,   also 

775  +  136  =  91 1  m 
(910  m) 

IG.  Oleidukette, 

1894  VIII  31,  6  h.  30  p. 

96.25 

663-44 

^0.68 

664.12 

20.5» 

Differenz  über  Tomo- 

Hütte    an    der 

hon   372   m,    also 

Passhöhe 

775 +  372=  1147  m, 

Passhöhe  nachAneroid 

ca.   30  m  höher  = 

1180  m 

II.  Hütte  am  Uang- 

1894  IX  2,  7  h.  30  a. 

99-3 

741-13 

—  "-93 

740.20 

21.5» 

Differenz  über   Küste 

kahulu  Fluss 

183  m ,    also 
6  +  183  =  189  (190  m) 

12.  Randaagan 

1894  IX  5,  7  h.  30  a. 

99.8 

754-57 

—  0.95 

753-62 

23» 

Differenz   über   Küste 

24  m ,    also 

6  4-  24  =  30  m 

13.  Posso-See 

1895  II  12,  10  h.  45  a. 

983 

714-85 

—  0.87 

713-98 

26« 

Differenz    über   Küste 

1895  II  13,  6  h.  0  p. 

98.25 

713-56 

+  0.91 

714-47 

25  0 

507  m,   also 

1895  II  16,  5  h.  40  p. 

98175 

711.63 

+  1.08 

712.71 

26.5» 

6  +  507  =  513  m 

1895  II  19,  7  h.  45  P- 

98-275 

714.21 
Mit 

—  O.Ol 

tel 

714.20 
713-84 

24° 
25-4° 

(510  m) 

14.  Matanna-See 

1896  II  26,  2  h    30  p. 

98.6 

722.65 

+ 1.20 

723-85 

28.5" 

Differenz  überPaloppo 

1896  III  4,  9  h.  40  a. 

98.65 

723.96 

— 1.14 

722.82 

26.5» 

387  m,   also 

Mi 

tel 

723-38 

27-5" 

6  +  387  =  393  ni 
(390  m) 

15.  Towuti-See 

1896  III  I,  7  h,  45  p. 

98.85 

729.20 

0 

729.20 

27» 

Differenz  überPaloppo 

315  m,   also 
6  +  315  =  321m '320  m) 

16.  Borau 

1895  I  29,  5  h.  0  p. 

99-75 

753-21 

+  1-35 

754-56 

27  0 

Differenz    über   Küste 

13  m,   also 
6  +  13  =  19  m  (20  m) 

17.  Station  am 

1895  II  3,  7  h-  15  P- 

99-65 

750-52 

+  0.23 

750-75 

27» 

Differenz   über  Küste 

Kalaenafluss 

58  m,  also 
6  +  58  =  64  m  (65  m) 

336 


O  r  t 

Zeit 

Siede- 
temperatur 

Luft- 
druck 

Correction 
der 

täglichen 
Variation 

Luft- 
druck- 
corr. 

Temperatur 
der  Luft 

Höhe 

a 

b 

c 

d 

e 

f 

S 

i8.  Lembongpangi 

1895  II  6,  10  h.  0  a. 

98.2 

712.27 

—  1.06 

7II.21 

25-5° 

Differenz   über  Küste 

539  m,  also 

6  +  539  =  545  m 

19.  Takalekadjo, 

1895  II  8,  9  h.  0  p. 

9485 

630.16 

—  0.55 

629.61 

17.5" 

Differenz   über  Posso- 

Hütte    an    der 

See  1095  m,   also 

Passhöhe 

510  +  1095  =  1605  m 

Die  Passhöhe  ist  nach 

Aneroid   ca.    120  m 

höher,  also  1725  m 

20   Lokka  (ober- 

1895 X  7,  7  h.  40  p. 

96.4 

667.10 

—  O.IO 

667.00 

20.5» 

Differenz  über  Paloppo 

halb  Bantaeng) 

1895  X  10,  I  h.  0  p. 

96.4 

667.10 

+  0.77 

667.87 

28» 

1100  m,   also 

1895  X  19,  6  h.  30  p. 

96.35 

66588 

+  0.48 

666.36 

22» 

6  4- 1100=1106  (1105  m). 

Mittel 

667.08 

23-5° 

Unser  Standort  lag 

etwa    10  m   unterhalb 

des  Gouvernements- 

hauses 

21.  Lompobattang, 

1895  X  15,  4  h.  45  p. 

9135 

553.02 

+  1-43 

554-45 

14-5  " 

Differenz  über  Lokka 

Hütte 

1895  XI  4,  7  h.  0  p. 

91-5 

556.16 

+  0.13 

.55629 

9-5° 

1572  m,   also 

Mit 

tel 

555-37 

12» 

1105+  1572  =  2677 
(2680  m) 

22.  Lompobattang;, 

1895  XI  5,  9  h.  20  a. 

90.85 

54268 

—  I-I3 

54155 

145° 

Differenz  über  Lokka 

Gipfel 

1895  XI  5,  II  h.  0  a. 

90.825 

542.16 

—  057 

541-59 

15» 

1802  m ,    also 

Mit 

tel 

541-57 

14-75° 

1105  +  1802  =  2907 
(2910  m) 

23.  Wawokaraeng, 

1895  X  29,  I  h.  30  p. 

90.9 

543.71 

+  I.Ol 

544-72 

17  0 

Differenz  über  Lokka 

Gipfel 

1760  m,   also 
1105  -\-  1760  =  2865  m 

337 


Tabelle  B. 

Höhenbestimmungen  mittelst  Aneroiden. 


Ort 


Pik  von  Lokka,  Qipfel 

Pik  von  Lokka,  Kraterboden 

Dorf  Papepekan 

Dorf  Tasosso   (am  Wawo- 
karaeng) 

Ort    Kau     (am    Pik     von 

Maros) 

Ort  Marangka  (am  Pik  von 

Maros) 

Pik  von  Maros,  Qipfel 

Lokko- Sattel  (landeinwärts 
von  Bungi) 

Enrekaag  (am  Sadang^ 
Hoble  am  Lura-See 


Höiile  bei  Sosso  iDuri 


298  m       289  m 
(über  Lokka) 

161   m    I    159  m 
(über  Lokka) 

247  m    '    198  m 

(über  Lokka) 

i 
464  m       426  m 

(über  Lokka) 

452  m       450  m 
(über  Küste) 

249  m       247   m 
(über  Kau) 

668  m    '        — 
(über  Marangka) 

445  m    '        — 
(über  Küste) 


(über  Küste) 

691   m       678  m 
(über  Küste) 

573  m       569  m 
(über  Küste) 


Mittel  293  m  über  Lokka,  also  1105  +  293=1398  m  (1400) 


Mittel  160  m  über  Lokka,  also  1105+160  =  1265  m 


Mittel  222  m  über  Lokka,  also  1105  +  222  =  1327  m  (1325) 


Mittel  445  m  über  Lokka,  also  1105  +445^1550 


Mittel  451  m  über  Küste,  also  6  +  451  =  457  m  (455) 


Mittel  248  über  Kau,  also  457  +  248  :=  705  m 


668  m  über  Marangka,  also  705  f  668  =  1373  m  (1375) 


445  m  über  Küste,  also  6  +  445  =  451  m  (450) 


Mittel  53  m  über  Küste,  also  6  4  53  =  59  m  (60) 


Mittel  684  m   über  Küste,   also  6  +  684  =  690  m.     Der  See- 
spiegel liegt  etwa  40  m  tiefer 

Mittel  571  m  über  Küste,  also  6  +  571  =  577  m  (580) 


Sarasin.  Celebes.   IV. 


43 


Literatur- Verzeichniss. 


1.  Adriani,  N.,   Het   Lindu-meer,   Mededeelingen   van   wege   het   Nederlandsche   Zendelinggenootschap,   42, 
1898,  p.  107. 

2.  —  De  Talen    der  Togian-eilanden,   Tijdschrift   van   het  Bataviaasch  Genootschap   van   Künsten   en  Weten- 
schappen,  42,  igoo  (separat  paginiert). 

3.  Adriani,  N.,  en  Kruijt.  A.  C. ,  Van  Posso   naar  Parigi,  Sigi   en   Lindoe,   Mededeelingen   van  wege   het 
Nederlandsche  Zendelinggenootschap,  42,  1898,  p.  369,  met  2  Kaarten. 

4.  —  —  Van  Posso  naar  Todjo,  ibid.,  43,  189g,  p.  i. 

5.  —   —  Van  Posso  naar  Mori,  ibid  ,  44,  1900,  p.  135. 

6.  Agassiz,  A.,  The  Islands   and  Coral  Reefs  of  Fiji,  Bulletin   of  the  Museum    of  Comparative  Zoology   at 
Harvard  College,  33,  1899. 

7.  Altheer,  J.  J.,  Scheikundig  onderzoek  van  zand  van  Manado,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch 
Indie,  7,  oder  neue  Serie,  4,  1854,  p.  489. 

8.  Anonymus,  Warme   bron   in   de    negorij  Passo,   Natuur-en   geneeskundig  Archief  voor  Neerland's  Indie, 
3,  1846,  p.  602. 

9.  —  Fragment  uit  een  reisverhaal,  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  18,  2,  1856,  p.  i. 

IG.    —  De  Expeditie  tegen  Tomorie,   op   de  Oostkust   van   Celebes,   April -Julij  1856,   The  Militaire  Spectator, 
Tijdschrift  voor  het  Nederlandsche  Leger,  (3),  i,  1856,  p.  527. 

11.  —  Aardbeving  te  Makassar,  Bontain  en  Boelekomba,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  18, 
oder  (4),  4,  1859,  p.  202. 

12.  Bakkers,  J.  A.,  Tanette  en  Barroe,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  X'olkenkunde,  12,  oder  (4),  3, 
1862,  p.  255. 

13.  —  Het  leenvorstendom  Boni.     Met  drie  teekeningen  van   de   belangrijkste  punten  tijdens  den  jongsten  met 
dat  rijk  gevoerden  oorlog,  ibid.,  15,  oder  (5I,  i,  1866,  p.  i. 

14.  B  eich  er,    E.,   Sir,    Narrative    of  the   voyage    of  H.  M.  S.  Samarang   during  the   years   1843—46,   2  vols. 
London,  1848. 

15.  Bentheim,  E.  F.  Graaf  van,   Minerale   wateren   van  Maros   op    Celebes,  Natuurkundig  Tijdschrilt    voor 
Nederlandsch  Indie,  3,  1852,  p.  342. 

16.  Bickmore,  A.  S.,  Reisen  im  Ostindischen  Archipel  in  den  Jahren  1865  und  1866,  deutsch  von  J.  E.  A.  Martin, 
Jena  1869. 

17.  Bleeker,  P.,  Reis  door  de  Minahassa  en   de  Molukschen  Archipel,   gedaan   in   de  maanden  September   en 
Oktober  1855,  Batavia,  i   und  2,  1856. 

18.  Böhm,  G.,  Reisenotizen  aus  Ostasien,  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft,  52,  1900,  p.  554. 

19.  Bosscher,  C,  en  Matthijssen,  P.A.,  Schetsen  van  de  rijken  van  Tomboekoe  en  Banggaai  op  de  Oost- 
kust van  Celebes,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde,  2,  1854,  p.  63. 

20.  Boulenger,  G.  A.,   An  account  of  the  freshwater  Fishes.  collected  in  Celebes  by  Drs.  P.  and  F.  Sarasin, 
Proceedings  of  the  Zoological  Society  of  London,  1897,  p.  426. 


339 

21.  Braam  Morris,  D.  F.  van,  Het  landschap  Loehoe,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land- en  Volkenkunde, 
32,  1889,  p    498. 

22.  —  Gescliiedenis  van  het  Bondgenootschap  Masenrempoeloe  of  Masenre-Boeloe,  ibid.,  36,  1892,  p.  149. 

23.  —  Nota  van  toelichting  op  het  contract  gesloten  met  het  landschap  AUetta  (Adjatapparang)  op  den  20  Juli 
1890,  ibid.,  36,  1893,  p.  194. 

24.  Brooke,  J.,  The  private  letters  of  J.  Bn,  narrating  the  events  ot"  his  life,  edited  by  J.  C.  Templer, 
London,  1853.     (Ist  erschienen  unter  dem  Titel:  Templer,  J.  C,  The  private  letters  etc.) 

25.  Brückner,  E.,  Die  schweizerische  Landschaft  einst  und  jetzt,  Rektoratsrede,  Bern,  1900. 

26.  Bücking,  H.,  Beiträge  zur  Geologie  von  Celebes,  Petermann's  Mittheilungen,  herausgegeben  von  A.  Supan, 
45,  1889,  p.  249  und  273. 

27.  —  Leucitbasalt  aus  der  Gegend  von  Pangkadjene  in  Süd-Celebes,  Berichte  der  Naturforschenden  Gesell- 
schaft zu  Freiburg  i^  Br.,  11,  1899,  p.  78. 

28.  —  Cordierit  von  Nord-Celebes  und  aus  den  sog.  verglasten  Sandsteinen  Mitteldeutschlands,  Berichte  der 
Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.,  1900. 

29.  —  Zur  Geologie  der  Minahassa,  Petermann's  Mittheilungen,  1900,  p    46. 

30.  Christ,  H.,  Die  Farnflora  von  Celebes,  Annales  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg,  15,  1898,  p.  73. 

31.  Clercq,  F.  S.  A.  De,  De  overzijde  der  Ranojapo,  Tijdschrift  van  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
19,  oder  (6),  i,  1870,  p    521. 

32.  -  Allerlei  over  de  Residentie  Manado;  opmerkingen  naar  aanleiding  van  verschillende  beschrijvingen,  Tijd- 
schriff  voor  Nederlandsch  Indie,  (3),  5,  2,  187 1,  p.  23. 

33.  —  Schets  van  het  landschap  Bolaäng-Mongondow,  Tijdschrift  van  het  Aardrijkskundig  Genootschapte 
Amsterdam,  (i),  7,  1883,  p.  116. 

34;    Credner,  H.,  Elemente  der  Geologie,  7.  Auflage,  Leipzig,  1891. 

35.  Dijk,  P.  van,  Bijdragen  tot  de  geologische  en  mineralogische  kennis  van  Nederlandsch-Indie,  XIX,  Over 
de  waarde  van  eenige  Nederlandsch-Indische  Kolensoorten ,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch 
Indie,  15  oder  (4),  i,  1858,  p.  139. 

36.  Donselaar,  W.  M,  Beknopte  beschrijving  van  Bonthain  en  Boelecomba  of  Zuid  Celebes,  Bijdragen  tot  de 
Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Neerlandsch  Indie,  3,  1855,  p.  163. 

37.  Duhr,  G.  F.,  Bericht  aangaande  de  Goud-mijnen  op  de  kust  van  Celebes,  Verhandelingen  van  het 
Bataviaasch  Genootschap  der  Künsten  en  Weetenschappen,  3,  1787,  p.  166. 

38.  Dumont  d'UrviUe,  M.  J.,  Voyage  de  la  corvette  l'Astrolabe,  pendant  les  annees  1826— 1829,  histoire  du 
voyage,  Paris,  5.  1833,  mit  Atlas. 

39.  Lasten,  C,  Ter  nagedachtenis  vanReinder  Fennema,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig 
Genootschap,  121,  15,  1898,  p.  55. 

40.  Eerdmans,  A.  J.  A.  F.,  Het  landschap  Gowa ,  Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van 
Künsten  en  Wetenschappen,  50,  1897,  No.  3. 

41.  Engelhard,  H.  E.  D.,  Mededeelingen  over  het  eiland  Saleijer,  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volken- 
kunde van  Nederlandsch  Indie.  (41,  8,  1884,  p.  263. 

42.  Figee,  S.,  en  Onnen,  H.,  Vulkanische  verschijnselen  en  aardbevingen  in  den  O.  J  Archipel  waarge- 
nomen  gedurende  het  jaar  1890,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  51  oder  (8),  12,  1892,  p.  318. 

43.  Francis,  E.,  Herinneringen  uit  den  levensloop  van  een  Indisch'  Ambtenaar  van  1815  tot  1851,  Batavia, 
1856- 1860. 

44.  Frenzel,  A.,  Mineralogisches  aus  dem  Ostindischen  Archipel,  No.  8,  Celebes,  aus:  G.  Tschermak, 
Mineralogische  und  Petrographische  Mittheilungen,  3,  1880,  p.  289. 

45  G alias,  P.  A.,  Bijdrage  tot  de  kennis  van  het  landschap  Posso,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijks- 
kundig Genootschap,  (2),  17,  1900,  p.  801. 

46.  Gersen,  G.  J.,  Topographische  schets  van  de  Berg-Regentschappen  der  Noorder-Distrikten  van  Celebes, 
Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde,  16,  oder  (5),  2,  1867,  p.  352.  Ueber  eine  warme 
Quelle  daselbst  siehe  auch:   Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  27,  oder  (61,  2,  1864,  p.  421. 

47.  Graafland.  N.,  De  Minahassa,  haar  verleden  en  haartegenwoordige  toestand,  erste  Auflage  1867,  zweite 
Auflage.  Haarlem,  1898. 

48.  Grudelbach,  J.,  Het  meer  van  Tondano  en  omstreken.  Indisch  Archief,  Batavia,  i,  1849,  p.  399. 

43' 


340 

49-  Guillemard,  F.  H.  H.,  The  cruise  of  the  Marchesa  to  Kamschatka  and  New  Guinea  witli  notices  of 
Formosa,  Liu-Kiu  and  various  Islands  of  the  Malay  Archipelago,  2  ed.,  London,  1889. 

50.  Hart,  C.  van  der,  Reize  rondom  het  Eiland  Celebes  en  naar  eenige  der  Moluksche  eilanden.  gedaan  in 
den  jare  1850,  s'Gravenhage,  1853. 

51.  Hart,  A.  van  der,  Aardiagen,  gevonden  bij  de  boring  van  een'  artesischen  put  te  Makassar,  Natuurkundig 
Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  7,  1854,  p.  485. 

52.  Hartert,  E.,  Mr.  William  Doherty's  Bird-CoUections  from  Celebes,  Novitates  Zoologicae,  a  Journal  of 
zoology  in  connection  with  the  Tring  Museum  edited  by  W.  Rothschild,  E.  Hartert  and  K   Jordan,  4,  1897, 

P-  153- 

53.  Heringa,  J.,  Onderzoek  van  het  water  van  eenige  brennen  en  modderwellen  uit  de  Minahassa,  Natuur- 
kundig Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  54,  oder  I91,  3,  1895,  p.  93. 

54.  Hickson,  S.  J.,  A  naturalist  in  North  Celebes,  a  narrative  of  travels  in  Minahassa,  the  Sangir  and 
Talaut  Islands  etc.,  London,  1889. 

55.  Hoekstra,  J.  F.,  Het  Possomeer,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  (2), 
13,  1896,  p.  439. 

56.  Hoevell,  G.  W.  W.  C.  Baron  van,  Todjo,  Posso  en  Saoesoe,  Tijdschrift  voor  Indisch  Taal-,  Land-  en 
Volkenkunde,  35,  1891,  p.  i. 

57.  —  Körte  beschrijving  van  het  rijkje  Mooeton  (Bocht  van  Tominii,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch 
Aardrijkskundig  Genootschap,  (2),  9,  1892,  p.  349. 

58.  —  Bijschrift  bij  de  Kaart  der  Tomini-Bocht,  ibid.,  121,  10,  1893,  p.  64,  mit  Karte. 

59  Hollander.  J.  J.  De,  Handleiding  bij  de  beoefening  der  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch  Oost- 
Indie,  II,  vijfde  druk,  om-  en  bijgewerkt  door  R.  van  Eck,  Breda,  1898. 

60.  Jansen,  A.  J.  F.,  Minerale  bronnen  in  de  Minahassa,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie, 
20,  oder  (4),  6,  1859  60,  p.  146. 

61.  Junghuhn,  F.,  Java,  seine  Gestalt,  Pflanzendecke  und  innere  Bauart,  übersetzt  von  J.  K.  Hasskarl, 
Leipzig,  1852— 1854. 

62.  Kayser,  E.,  Lehrbuch  der  Geologie,  Stuttgart,  1893. 

63.  Keppel,  H.,  The  expedition  to  Borneo  of  H.  M.  S.  Dido  for  the  suppression  of  piracy:  with  extracts  from 
the  Journal  of  James  Brooke  Esq.  of  Sarawak,  3  edition,  2  vols.,  London,  1847. 

64.  Koorders,  S.  H.,  Verslag  eener  Botanische  dienstreis  door  de  Minahasa  tevens  eerste  overzicht  der  Flora 
van  N.  O.  Celebes  uit  een  wetenschappelijk  en  praktisch  uogpunt,  Mededeelingen  van  s'Lands  Planotentuin, 
No.  19,  Batavia  —  s'Gravenhage,  1898.  —  Der  Abschnitt:  „Een  vindplaats  van  fossiele  planten  en  dieren 
bij  Sonder'  findet  sich  auch  in  Tijdschrift  K.  Nederl.  Aardrijksk.  Gen.,  (2),  12,  1895,  P-  395- 

65.  Koperberg,  M.,  Het  meer  „Danau"  in  Bolaäng  Mongondo,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijks- 
kundig Genootschap,  (21,  16,  1899,  p.  589. 

66.  Kotö,  B.,  On  the  geologic  structure  of  the  Malayan  Archipelago,  The  Journal  of  the  College  of  Science, 
Imperial  University  of  Tokyo,  Japan,  11,  1899,  part.  II,  p.  83. 

67.  Kruijt,  A.  C,  Mijne  tweede  reis  van  Gorontalo  naar  Poso,  Mededeelingen  van  wege  het  Nederlandsche 
Zendelinggenootschap,  37,  1893,  p.  loi. 

68.  —  Naar  het  meer  van  Poso,  ibid.,  38,  1894,  p.  i,  mit  Karte. 

69.  —  Meine  zweite  Reise  nach  dem  Posso-See,  Briefliche  Mittheilungen  an  A.  Wichmann,  Petermann's 
Mittheilungen,  1896,  separat  p.  3,  mit  Karte. 

70.  —  Van  Paloppo  naar  Posso,  Mededeelingen  van  wege  het  Nederlandsche  Zendelinggenootschap,  42,  1898, 
p.  I,  mit  I  Karte. 

71.  —  De  Geologie  van  het  Posso-meer  naar  R.  Fennema,  Tjidschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig 
Genootschap,  (2),  15,  1898,  p.  53. 

72.  —  De  opsporing  van  het  Lindoe-Meer  op  Celebes,  ibid.,  (2),  15,  1898,  p.  46. 

73.  —  Het  stroomgebied  van  de  Tomasa-rivier,  ibid.,  12),  16,  1899,  p.  593. 

74.  —  De  eerste  tocht  dwars  door  het  noordoostelijk  schiereiland  van  Celebes,  Brief  an  Prof.  A.  Wichmann, 
ibid.,  (2),  16,  1899,  p.  815. 

75.  —  Het  rijk  Mori,  ibid.,  (21,  17.  1900,  p.  436,  mit  Karte. 

76.  Kükenthal,  \\\,  Forschungsreise  in  den  Molukken  und  in  Borneo,  Frankfurt  a.  M.,  1896. 


341 

77-  Labillardiere,  Relation  du  voyage  ä  la  recherche  de  la  Peroiise,  pendant  les  annees  1791  et  1792, 
Paris,  an  VIII  de  la  Republique  francoise,  2  vols.  in  4°,  mit  Atlas  in  fol. 

78.  Landgrebe,  G.,  Naturgeschichte  der  Vulkane  und  der  damit  in  Verbindung  stehenden  Erscheinungen, 
Gotha,  1855,  2  Bde. 

79.  Lange,  S.  H.  De,  Berigten  betreffende  de  vvetenschappelijke  reis  in  de  residentie  Manado,  Natuurkundig 
Tijdschrift  voor  Nederlandsch  hidie,  4  oder  (2),  i,  1853,  p.  165. 

80.  Lange,  S.  H.  De,  en  Lange,  G.  A.  De,  Verslag  der  reis  van  de  geograpliische  higenieurs,  van  Batavia 
naar  de  Residentie  Manado  en  terug,  van  23  January  1852  tot  20  Maart  1853,  ibid ,  5,  oder  (2),  2,  1853,  p.  i. 

81.  Ligtvoet,  A.,  Beschrijving  en  geschiedenis  van  Boeton,  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde 
van  Nederlandsch-Indie.  (4),  2,  1878.  p.  i. 

82.  Martin,  K.,  Palaeontologische  Ergebnisse  von  Tiefbohrungen  auf  Java,  nebst  allgemeinen  Studien  über 
das  Tertiär  von  Java,  Timor  und  einiger  anderer  Inseln,  in:  Sammlungen  des  Geologischen  Reichsmuseüms 
in  Leiden,  herausgegeben  von  K.  Martin  und  A.  Wichmann,  i.  Serie,  Beiträge  zur  Geologie  Ost- 
Asiens  und  Australiens,  3,  1883  — 1887. 

83.  —  Ueber  das  Vorkommen  einer  Rudisten  führenden  Kreideformation  im  südöstlichen  Borneo,  Jaarboek 
van  het  mijnwezen  in  Nederlandsch  Oost-Indie,  17,  1888,  wetenschappelijk  gedeelte,  p  73,  und:  Sammlungen 
Leiden  isiehe  No.  82),  4,  1884— 1890.  p.  117. 

84.  —  Neues  über  das  Tertiär  von  Java  und  die  mesozoischen  Schichten  von  West-Borneo,  Sammlungen  des 
Geologischen  Reichsmuseüms  in  Leiden,  (i),  5,  1888 — 1899,  p.  23. 

85.  —  Die  Kei-Inseln  und  ihr  Verhältniss  zur  Australisch- Asiatischen  Grenzlinie,  zugleich  ein  Beitrag  zur 
Geologie  von  Timor  und  Celebes,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  (21, 
7,  1890,  p.  241.     Anhang:  Notiz  über  das  Pliocän  von  Gorontalo,  ibid.,  p.  275. 

86.  —  Zur  Geologie   von  Celebes,   nach  Anlass   des  Wichmann'schen  Reiseberichtes,   ibid.,  (2),  8,   1891,  p    180. 

87.  —  Ueber  Verbeek,  over  de  Geologie  van  Ambon,  ibid,  (2),  16,  1899,  p.  655. 

88.  Martindale,  H.,  Hydrographical  notes  on  dangers  in  the  Sooloo  and  Celebes  Seas  and  strait  ofMacassar, 
The  Nautical  Magazine  and  Naval  Chronicle  for  1845,  London,  p.  667;  auch  in  Tijdschrift  toegewijd  aan 
het  Zeewezen,  (2),  6.  Medeniblik,  1846,  p.  267. 

89.  Matthes,  B.  F.,  Verslag  van  een  uitstapje  naar  de  Ooster-Distrikten  van  Celebes,  alsmede  van  verschillende 
togten  in  die  afdeeling  ondernomen,  van  25  September  tot  22  Deceniber  1864,  Jaarboekje  Celebes, 
Makassar,  1865,  p.  113. 

90.  —  Eenige  opmerkingen  omtrent  en  naar  aanleiding  van  dat  gedeelte  van  Dr.  J.  J.  De  Hollander's 
Handleiding  bij  de  beoefening  der  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch  Oost-hidie ,  hetwelk  handelt 
over  het  Gouvernement  van  Celebes  en  Onderhoorigheden ,  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde 
van  Nederlandsch  Indie,  (3),  7,  1872,  p.  i. 

91.  —  Makassaarsch-Hollandsch  Woordenboek,  tweede  druk,  s'Gravenhage,  1885. 

92  Meyer,  A.  B. ,  Die  Minahassa  auf  Celebes,  Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vorträge, 
herausgegeben  von  R.  Virchow  und  F.  von  Holtzendorff,  11"^  Serie,  Heft  262,  1876. 

93.  —  Field-notes  on  the  Birds  of  Celebes,  The  Ibis,  (4),  1879,  p.  43  und  p.  125. 

94.  —  and  Wiglesworth,   L.  W.,  The  birds  of  Celebes   and  the   neighbouring  islands,  2  vols.,  Berlin,  i8g8. 

95.  Mü  Her,  .Salomon,  Land-  en  Volkenkunde  in:  Verhandelingen  over  de  Natuurlijke  Geschiedenis  der 
Nederlandsche  overzeesche  bezittingen  etc.,  uitgegeven  door  C.  J.  Temminck,  Leiden,  1839— 1844. 

96.  Mundy,  R.,  Narrative  of  events  in  Borneo  and  Celebes,  down  to  the  occupation  of  Labouan:  from  the 
Journals  of  J.  Brocke,  2  vols.,  London,   1848. 

97.  Musschenb  roek,  S.  C.  J.W.  van,  Toelichtingen  behoorende  bij  de  Kaart  van  de  Bocht  van  Tomini  of 
Gorontalo  en  aangrenzende  landen,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  4, 
1880,  p.  93 

98.  Neuniayr,  M.,  Erdgeschichte,  Leipzig,  1886. 

99.  Ou dem  ans,  J.  A.  C. ,  Verslag  van  de  bepaling  der  geographische  ligging  van  punten  op  of  nabij  de 
Oostkust  van  Celebes,  verrigt  in  September- December,  1864,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch 
Indie,  29,  oder  (6),  4,  1867,  p.  33. 


342 

loo.  Padt- Brügge,  R.,  Beschrijving  der  zeden  en  gewoonten  van  de  bewoners  der  Minahassa,  1679,  Bijdragen 
tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch  Indie,  13  ,  i,  1866,  p.  304. 

loi.  Perelaer,  M.  T.  H.,  De  Bonische  Expeditien,  Krijgsgebeurtenissen  op  Celebes  in  1859  en  1860,  2  vols., 
Leiden,  1872. 

102.  Pfeiffer,  Ida,  Meine  zweite  Weltreise,  Wien,  1856. 

103.  Pietermaat,  D.  F.  W.,  en  de  Vriese,  Statistieke  aanteekeningen  over  de  Residentie  Menado,  Tijdschrift 
voor  Neerlandsch  Indie,  3,  i,  1840,  p.  109. 

104.  Radermacher,  J.  C.  M.,  Körte  beschrijving  van  hat  eiland  Celebes,  en  de  eilanden  Floris,  Sumbauwa, 
Lombok  en  Baly,  Verhandelingen  van  hat  Bataviaasch  Genootschap  der  Künsten  en  Wetenschappen,  4, 
1784;  tvveada  druk,  1824,  p.  143. 

105.  Rafflas,  Th.  St.,  The  history  of  Java,  2  vols,  London,  i8n. 

106.  Reinwardt,  C.  G.  C,  Reis  naar  het  oostelijk  gedaelte  van  den  Indischen  Archipel,  in  het  jaar  1821,  uit 
zijne  nagelaten  aanteekeningen  opgesteld,  met  een  levensberigt  en  bijlagen  vermeerderd  door  W.  H.  de 
Vriese,  Amsterdam,  1858. 

107.  Retgers,  J.  W.,  Mikroskopisch  ondarzoek  van  gastaenten  uit  Nederiandsch  Oost-Indie,  Collectie  F, 
Gesteenten  van  Celebes  en  Onderhoorigheden,  ingezonden  door  den  Controleur  A.  J.  A.  F.  Eerdmans, 
Jaarboek  van  het  Mijnwezan  in  Nederlandsch  Oost-Indie,  24,  vvetenschappelijk  gedeelte,  1895,  p.  124. 

108.  Richthofe n,  F.  Freiherr  von,  Ueber  Mendola-Dolomit  und  Schlarn-Dolomit,  Zeitschrift  der  Deutschen 
Geologischen  Gesellschaft,  26,  1874,  p.  225. 

109.  —  Führer  für  Forschungsreisende,  Anleitung  zu  Beobachtungen  über  Gegenstände  der  physischen  Geo- 
graphie und  Geologie,  Hannover,  1886. 

HO.  Riedel,  J.  G.  F.,  Het  landschap  Bolaäng-Mongondouw,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volken- 
kunde, 13,  oder  (4),  4,  1864,  p.  266. 

111.  —  De  landschappen  Holontalo,  Limoeto,  Bone,  Boalamo  en  Kattinggola,  of  Andagile;  geographische, 
statistische,  historische  en  ethnographische  aanteekeningen,  ibid  ,  19,  oder  (6),  i,  1870,  p.  46. 

112.  —  Da  Volksoverleveringen  betreftenda  de  voormalige  gadaante  van  Noord-Selebes  en  den  oorsprong 
zijner  bewoners,  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  (3),  5,  i,  1871,  p.  288. 

113.  -  De  Minahasa  in  1825,  Bijdrage  tot  da  kennis  van  Noord-Selebas,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-, 
Land-  en  Volkenkunde,  18,  oder  (6),  i,  1872,  p.  458.  Riedel  bemerkt,  das  Manuscript  sei  ihm  von  einem 
Bekannten  in  Form  von  losen  Blättern  übergeben  worden,  welche  augenscheinlich  aus  dem  Jahre  1825 
stammten  und  vermuthlich  vom  damaligen  Residenten  Wenzel  geschrieben  seien.  Es  lässt  sich  aber  nach- 
weisen, dass  vieles  aus  Graafland's  Minahassa,  erste  Auflage  1867,  mit  hineinverarbeitet  ist,  ohne  dass 
dies  auch  nur  angedeutet  wäre. 

114.  —  Het  landschap  Boeool,  Korta  aanteekeningen,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde, 
18,  oder  (6),  i,  1872,  p.  189. 

115.  —  De  Topantunuasu  of  oorspronkeüjke  volksstammen  van  Centraal  Selabes,  mat  eene  schetskaart,  Bij- 
dragen tot  da  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch  Indie,  (5),  i,  1886,  p.  77. 

116.  —  Hat  mear  van  Poso  en  de  „Binnenseen"  van  Noord-  en  Centraal-Selebes,  De  Indische  Gids,  17,  1895, 
p.  1724. 

IT7.  Rinne  F.,  Skizzen  zur  Geologie  der  Minahassa  in  Nord-Celebas,  Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen 
Gasallschaft,  52,  1900  (separat  paginiert). 

118.  —  Beitrag  zur  Petrographie  der  Minahassa  in  Nord-Celebes,  Sitzungsberichte  der  K.  praussischen  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin,  24,  1900,  p.  474  (separat  paginiert). 

119.  —  Kasana,  Kamari,  eine  Celebesfahrt,  Hannover  und  Leipzig,  1900. 

120.  Rosenberg,  C    B.  H.  von,  Raistogten  in  de  afdeeling  Gorontalo,  Amsterdam,  1865. 

121.  —  De  bron  Koemaloko  in  de  Minahasa,  Natuurkundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  29,  oder  (6), 
4,  1867,  p.  146. 

122.  —  Der  Malayische  Archipel,  Land  und  Laute,  mit  Vorwort  von  P.  J.  Veth,  Leipzig,  1878. 

123.  —  Het  meer  van  Posso  op  Midden-Selebes ,  Tijdschrift  van  het  Aardrijkskundig  Genootschap  te  Amster- 
dam, 7,  1883,  p.  153. 


343 

124.  Sarasin,  P.  und  F.,  Reiseberichte  aus  Celebes.  Erster  Bericht.  I.  Ueberlandreise  von  Menado  nach 
Gorontalo,  II.  Erforschung  des  Bone-Flusses.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin,  29,  1894, 
p.  351  und  385. 

125.  —  Reiseberichte  aus  Celebes.  Zweiter  Bericht.  III.  Von  Buol  nach  dem  Golf  von  Tomini,  ibid.,  30,  1895, 
p.  226. 

126.  —  Reiseberichte  aus  Celebes.  Dritter  Bericht.  IV.  Reise  durch  Central-Celebes  von  Golf  von  Boni  nach  dem 
Golf  von  Tomini,  ibid.,  30,  1895,  p.  311. 

127.  —  Reiseberichte  aus  Celebes.  Vierter  Bericht.  V,  Versuch  einer  Durchquerung  der  südlichen  Halbinsel 
vom  Golf  von  Mandar  aus  nach  dem  Golf  von  Boni,  ibid.,  31,  1896,  p.  21. 

128.  —  Durchquerung   von  Südost-Celebes,  Verhandlungen   der  Gesellschaft   lür  Erdkunde   zu  Berlin,  23,  1896, 

P-  339- 

129.  —  Die    wissenschaftlichen  Gesichtspunkte,  welche    uns    bei   der   Erforschung   von   Celebes   geleitet   haben, 

im  Auszuge  mitgetheilt,  ibid.,  23,  1896,  p.  337. 

130.  -  Lengte  van  het  Posso-Meer ,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  (2), 
15,  1898,  p.  491. 

131.  Schelle,  C.  J.  van,  Verslag  van  een  onderzoek  naar  de  waarde  van  bekende  goudvindplaatsen  in  de 
afdeeling  Gorontalo,   Jaarboek  van  het  Mijnwezen  in  Nederlandsch  Oost-Indie,    18,  1889,  i.  gedeelte,  p.  39. 

132.  —  Opmerkingen  over  de  Geologie  van  een  gedeelte  der  afdeeling  Gorontalo,  ibid.,  18,  1889,  II  gedeelte, 
p.  115. 

133.  Schreuder,  S,  Onderzoekingen  naar  steenkool  in  de  afdeeling  Maros  of  Noorderdistrikten  van  het 
Gouvernement  Celebes  en  Onderhoorigheden,   Natuurkundig  Tijdschrift   voor  Nederlandsch   Indie,  7,  oder 

(2),  4,  1854.  P-  388. 

134.  Schwarz,  J.  A.  T.,  en  De  Lange,  A.,  De  Landweg  uit  de  Minahassa  naar  Bolaäng-Mongondou,  Mede- 
deelingen  van  wege  het  Nederlandsche  Zendelinggenootschap,  20,  1876,  p.  145. 

135.  Spreeuwe nberg,  A.  F.  van,  Een  blik  op  de  Minahassa,  Tijdschrift  voor  Neerlands  Indie,  7,  4,  1845, 
p    i6t. 

136.  Staden  ten  Brink,  P.  B.  van,  Zuid-Celebes.  Bijdragen  tot  de  krijgsgeschiedems  en  militaire  geographie 
van  de  zuidelijke  landtong  van  het  eiland  Celebes,  Utrecht,  1884. 

137.  Stok,  N.  P.  van  der,  Het  eiland  Saleijer,  Tijdschrift  voor  Indische  Taal-  Land- en  Volkenkunde,  15,  oder 
(5),  I,  1866,  p.  398. 

138.  Suess,  E.,  Das  Antlitz  der  Erde,  zweite  Auflage,  i,  1892. 

139.  Teysmann,  J.  E.,  Verslag  over  de  door  Z.  Ed.  in  1860  gedane  reize  in  de  Molukken,  Natuurkundig 
Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  23,  oder  (5),  3,  1861,  p.  290. 

140.  —  Bekort  verslag  eener  botanische  dienstreis  naar  het  gouvernement  van  Celebes  en  Onderhoorigheden,  van 
12  Juni  t    m.  29  December,  1877,  ibid.,  38,  oder  (7),  8,  1879,  p.  54. 

141.  Uhlenbeck,  O.  A.,  De  Tomori-Expeditie  in  1856,  Mededeelingen  betreffende  het  Zeewezen,  i,  1861,  p.  41. 

142.  Ulfers,  S.,  Het  Rano-i-apögebied  en  de  bevolking  van  Bolaäng  Mongondu,  Mededeelingen  van  wege  het 
NederlandscI.e  Zendelinggenootschap,  12,  1868,  p.  i. 

143.  Valentijn,  F.,  Oud  en  Nieuw  Oost-Indien,  1724,  i,  zweiter  Theil:  Beschrijving  der  Moluccos. 

144.  Velden  Erdbrink,  P.  F.  van  der,  Mededeelingen  betreffende  Straat  Salabangka,  Mededeelingen  op 
zeevaartkundig  gebied  over  Nederlandsch-Oost-Indie ,  afdeeling  Hydrographie  van  het  Ministerie  van 
Marine,  No.  17,  i  Jan.  igoo,  No.  42.  Im  Auszug  in  Tijdschrift  van  het  K.  Nederlandsch  Aardrijkskundig 
Genootschap,  (2),  17,  1900,  p.  149. 

145.  Verbeek,  R.  D.  M.,  Over  de  geologie  van  Ambon,  Verhandelingen  der  K.  Akademie  van  Weten- 
schappen,  tweede  sectie,  deel  VI,  No.  7,  1899. 

146  Vosmaer,  J.  N.,  Körte  beschrijving  van  het  Zuid-Oostelijk  schiereiland  van  Celebes,  in  het  bijzonder 
van  de  Vosmaer's-Baai  of  van  Kendari;  verrijkt  met  eenige  berichten  omtrent  den  stam  der  Orang  Badjos, 
en  meer  andere  aanteekeningen,  Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Künsten  en  Weten- 
schappen,  17,  1839,  p.  63 

147.  Wallace,  A.  R. .  The  Malay  Archipelago,  7  ed.,  London,  1880. 

148.  Warburg,  O.,  Die  Flora  des  Asiatischen  Monsungebietes,  eine  pflanzengeschichtliche  Studie,  Gesellschaft 
Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  Verhandlungen  1890,  allgemeiner  Theil,  Leipzig,  1890  (separat  paginiert). 


344 

149-  Weitzel,  A.  W.  P.,  Geschiedkundig  overzicht  van  de  expeditie  naar  Tomorie  op  Celebes  in  hat  jaar 
1856,  Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederlandsch  Indie  ter  gelegenheid  van  het  6 
internationaal  Congress  der  Orientalisten,  s'Gravenhage,  1883.  -  Dieser  Aufsatz  ist  „ein  nacligeschriebenes 
Machwerk,  das  auf  Quellenangaben  sorgfältig  Verzicht  leistet",  sagt  Wichmann  (153,  p.  13I  mit  Recht. 
Ueber  die  Expedition  siehe  No.  10  und  141. 

150.  Wichmann,  A,  Bericht  über  eine  im  Jahre  1888-89  im  Auftrage  der  Niederländischen  Geographischen 
Gesellschaft  ausgeführte  Reise  nach  dem  Indischen  Archipel,  erster  Theil,  Tijdschrift  van  het  K.  Neder- 
landsch Aardrijkskundig  Genootschap,  (2),  7,  1890,  p.  907  (separat  paginiert). 

151.  —  Petrographische  Studien  über  den  Indischen  Archipel,  I,  Leucitgesteine  von  der  Insel  Celebes,  Natuur- 
kundig  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie,  53,  oder  (9),  2,  1893,  p.  315. 

152.  --  Petrographische  Studien  über  den  Indischen  Archipel.  II,  Zur  Geologie  der  Insel  Saleyer,  ibid.,  54  oder 

(91.  3i  189.S,  P-  236. 

153.  —  Die  Binnenseen  von  Celebes,  Petermann's  Mittheilungen,  39,  1893  (separat  paginiert). 

154.  -  Ueber  Glaukophan-Epidot-Glimmerschiefer  von  Celebes,  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  1893,  2,  p.  176. 

155.  _  De  Heer  ].  G.  F.  Riedel  en  de  meeren  van  Noord-  en  Centraal-Celebes,  De  Indische  Gids,  18,  1896, 
p.  1410  (separat  paginiert). 

156.  -  Der  Wawani  auf  Amboina  und  seine  angeblichen  Ausbrüche,  Tijdschrift  van  K.  Nederlandsch  Aardrijks- 
kundig Genootschap,  (2),  15,  1898 

157.  -   Zur  Geologie  der  Minahassa,  Petermann's  Mittheilungen,  46,  1900,  p.  19. 

158.  Wichmann,  H.  und  A.,  Der  Posso-See  in  Celebes,  Petermann's  Mittheilungen,    1896  (separat  paginiert). 

159.  Wichmann,  H.,  Ein  Brief  von  A.  C.  Kruijt  an  P.  und  F.  Sarasin,  Petermann's  Mittheilungen,  45,  1899, 
p.  297. 

160  Wichmann,  A.,  Ueber:  Bücking,  Leucitbasalt  aus  der  Gegend  von  Pankadjene  in  Süd-Celebes,  Tijdschrift 
van  het  K.  Nederiandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  (2),  17,  1900,  p.  344  (sollte  auf  No.  157  folgen). 

161.  Wilken,  N.  P.,  en  Schwarz,  J.  A.,  Verhaal  eener  reis  naar  Bolaang-Mongondou,  Mededeelingen  van 
wege  het  Nederlandsch  Zendelinggenootschap,  11,  1867,  p.  i  und  225 

162.  ZoUinger,  H.,  Verslag  van  eene  Reis  naar  Bima  en  Soembawa,  en  naar  eenige  plaatsen  op  Celebes, 
Saleijer  en  Floris,  gedurende  de  maanden  Mei  tot  December  1847,  Verhandelingen  van  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  Künsten  en  Wetenschappen,  23,  1850,  Abhandlung  No.  4. 

Nachtrag. 

163.  Boudyck-Baastiaanse,  J.  H.  de,  Voyages  faits  dans  les  Moluques  ä  la  Nouvelle-Guinee  et  ä  Celebes 
avec  le  Comte  Charles  de  Vidua  de  Conzano,  ä  bord  de  la  goelette  royale  l'Iris,  Paris,  1845. 

164.  Schelle,  C.  J.  van,  Verslag  over  het  voorkomen  van  goudvoerende  äderen  bij  Sumalatta  (Residentie 
Menado),  Jaarboek  van  het  Mijnwezen  in  Nederlandsch  Oost-Indie,  18,  1  gedeelte,  1889,  p.  5. 

165.  Witkamp,  H.  Ph.  Th.,  Noord-Celebes,  Karte  i  :50oooo,  J.  H.  De  Bussy,  Amsterdam,  1898. 

166.  Stemfoort,  J.  W.,  en  ten  Siethoff,  J.  J.,  Atlas  der  Nederlandsche  Bezittingen  in  Oost-Indie,  s'Graven- 
hage, 1883  -  1885. 

167.  Heim,  A,  Geologische  Nachlese,  Vierteljahrsschrift  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich,  39,  1894. 

168.  Modder  man,  H.  A.,  Kaart  van  de  Westkust  van  Celebes  van  af  Kekean  tot  en  met  de  Baal  van  Pare 
Pare  trigonometrisch  opgenomen  met  Z.  W  Schooner  Aruba  gedurende  de  jaren  1849  en  1850.  Com  I, 
1888,  Amsterdam,  Seyftardt. 

169.  Gogh,  J.  van,  Kaart  van  het  vaarwater  benoorden  Makasser,  trigonometrisch  opgenomen  1849,  ver- 
beterd  in  1876,  Amsterdam. 

170.  Carthaus.E.,  Beobachtungen  auf  Celebes  und  Sumatra,  briefliche  Mittheilung,  vom  24.  Mai  1900.  Samm- 
lungen des  geologischen  Reichsmuseums  in  Leiden,  I,  Beiträge  zur  Geologie  Ost-Asiens  und  Australiens, 
6,  1900,  p.  246. 

171.  Riedel,  J.  G.  F.,  De  Poigar-Rivier  in  het  landschap  Bolaäng  Mongondou,  Noord-Selebes,  mit  Karte  und 
Photographien,  Tijdschrift  van  het  K.  Nederiandsch  Aardrijkskundig  Genootschap,  (2),  18,  1901,  p.  225. 

172.  Berghaus,  H.,  Atlas  von  Asia,  Karte  vom  Sunda-Borneo-Meere,  Gotha,  1835.  Auf  dieser  Karte  findet 
sich  im  Mittelpunkt  der  Insel  Kambaena  ein  vulkanartiger  Pik  gezeichnet,  siehe  Text  Seite  237. 


ANHANG. 


»."-UNTERSUCHUNG  EINIGER  GESTEINSSUITEN, 

GESAMMELT  IN  CELEBES  VON  P.  UND  F.  SARASIN, 

VON 

C.  SCHMIDT. 


I.  Variolitisclier  Diabas  von  der  Dumoga  (Nord-Celebes). 

no  135.  Das  feinkörnige,  grünliche  Gestein,  von  dem  nur  ein  kleiner  Splitter  zur 
Untersuchung  vorlag,  enthält  als  wesentliche  primäre  Bestandtheile  Plagioklas  und  Augit. 
Der  Augit  ist  licht  bräunlich,  beinahe  farblos.  Die  unregelmässsig  begrenzten,  meist  noch 
ganz  frischen  Körner  zeigen  deutliche  Spaltrisse  nach  (iio),  die  optischen  Eigenschaften  sind 
diejenigen  des  monosymmetrischen,  basaltischen  Augites.  Der  vorherrschende  Feldspath 
tritt  in  Form  langer  Leisten  auf,  die  meist  als  Zwillinge  nach  dem  Albitgesetz  zu  erkennen 
sind.  Die  Axe  grösster  Elasticität  liegt  immer  parallel  der  Längsausdehnung,  die  Schiefe 
der  Auslöschung  ist  niemals  grösser  als  3".  Einzelne  Blättchen  zeigen  den  Austritt  einer 
spitzen,  negativen  Bissectrix,  die  Axenebene  steht  senkrecht  auf  der  Längsausdehnung.  Dieser 
Feldspath  ist  demnach  ein  in  der  Richtung  der  a-Axe  säulenförmig  ausgebildeter  Oligoklas. 
Vereinzelt  auftretende  grosse,  mehr  tafehge  Feldspathindividuen  konnten  als  Labrador  (Abj 
Ani)  bestimmt  werden,  da  Schnitte  senkrecht  zur  Zwillingsebene  nach  M,  welche  maximalste 
Doppelbrechung  und  zwei  ungefähr  senkrecht  auf  einander  stehende  Spaltrichtungen  zeigen, 
eine  Auslöschungsschiefe  von  27"  gegen  die  Zwillingsebene  besitzen.  —  Durch  das  ganze 
Gestein  verbreitet  finden  sich  kreisrunde  Querschnitte  von  Sphaerokrystallen,  deren 
Durchmesser  im  Mittel  0,15  mm  beträgt.  Die  als  Variolen  auftretenden  Sphaerokrystalle 
sind  homogen,  besitzen  die  Doppelbrechung  des  Feldspathes  und  zeigen  meist  radialfaserige 
Structur,  indem  sie  in  annähernd  dreieckige  Facetten  zerfallen,  die  mit  ihrer  Längsrichtung 
radial  gestellt  sind.  In  den  meisten  Fällen  beobachtet  man  den  Austritt  einer  spitzen,  nega- 
tiven Bissectrix.  Offenbar  bestehen  diese  Variolen  aus  einem  Plagioklas,  dessen  Natur  nicht 
näher  bestimmt  werden  konnte.  —  Namentlich  in  Form  eines  Mesostasis  zwischen  den  Oligo- 
klasleisten  und  den  Plagioklassphaerokrystallen  tritt  Chlorit  in  erheblicher  Menge  auf.  Die 
Chloritputzen  bestehen  häufig  aus  sehr  regelmässigen  Sphaerokrystallen,  die  Interferenz- 
kreuze von  positivem  Charakter  liefern.  Das  Muttermineral  des  Chlorites  ist  nicht  mehr  zu 
erkennen  —  sicherlich  ist  es  nicht  der  Augit,  der  durchweg  noch  unzersetzt  ist.  In  reich- 
licher Menge  enthält  das  Gestein  Ilmenit,  der  von  einem  Leukoxenrand  oder  einem  Hauf- 
werk feinkörnigen  Titanites  umgeben  ist. 

Die  Struktur  des  Gesteines  ist  typisch  holokrystallin  ophitisch ,  Grundmasse  fehlt 
vollständig.     Somit  wäre  das  Gestein  als  variolitischer  Diabas  zu  bezeichnen. 

44* 


II.  Gesteine  aus  den  centralen  Theilen  und  der  südöstlichen 

Halbinsel  von  Celebes. 


1.  Gebiet  des  Takalekadjo-Gebirges. 

Die  in  dem  Gebiet  des  Takalekadjo-Gebirges  gesammelten  Gesteine  sind  i.  Gabbro 
und  Serpentin,  2.  Muscovitgneiss,  Glaucophan-  und  Krokydolithschiefer,  3.  krystalline  Kalke 
und  4.  Conglomerate. 

1.  no  358.  Das  vorliegende  Stück  Gabbro  stammt  aus  dem  Tomonifluss,  es  ist  ein 
typischer  Saussuritgabbro.  U.  d.  M.  sind  noch  Plagioklasreste  nachweisbar.  Auf  den 
Spaltblättchen  desDiallages  tritt  wenig  schief  eine  optische  Axe  aus.  Der  Diallag 
erscheint  im  Dünnschliff  grösstenteils  serpentinisiert,  ferner  finden  sich  flatschenartige 
Anhäufungen  einer  feinfaserigen,  strahlsteinartigen  Hornblende. 

no  375.  Am  Nordabfall  des  Takalekadjo-Gebirges  wurde  ein  graublauer,  feinfaseriger 
Serpentin  gesammelt,  der  neben  den  Serpentinfasern  Anhäufungen  von  feinblät- 
terigem Chlor it,  Körner  von  Calci t  und  vereinzelte  Säulchen  strahlsteinartiger  Horn- 
blende enthält. 

2.  Zur  Formation  der  krystallinen  Schiefer  zähle  ich  Muscovitgneiss  und  Glauko- 
phan-Epidot-Krokydolithschiefer. 

a)  no  356.  Der  Muscovitgneiss  wurde  als  Geschiebe  im  Djaladja-Fluss  gefunden. 
Es  ist  ein  feinkörniger  Gneiss  mit  grünem  Glimmer.  Der  Feldspath  ist  theils 
Orthoklas,  theils  Albit,  er  bildet  mit  dem  Quarz  feinkörnige  Aggregate,  zwischen 
welchen  die  Glimmerflasern  sich  hindurchwinden.  Bemerkenswerth  ist  es,  dass  der 
grüne  Muscovit  einaxig  erscheint.     Er  gehört  wohl  zur  Gruppe  der  Phengite. 

b)  no  369,  373.  Glaucophanschiefer  wurden  sowohl  am  Süd-  als  auch  am  Nord- 
abfall des  Takalekadjo-Gebirges  gesammelt;  es  sind  dichte,  grünlich  violette,  wenig 
schiefrige  Gesteine.  U.  d.  M.  erweist  sich  als  Hauptbestandtheil  eine  grünliche, 
schilfige  Hornblende  (Strahlstein).  Mit  derselben  sind  verwachsen  grössere 
unregelmässig   begrenzte,   ausgefranste  Individuen  von  Glaucophan.     Die  Elasti- 


citätsaxe  :  bildet  mit  der  c-Axe  einen  Winkel  von  ca.  lo",  der  Pleochroismus  ist 
a  =  farblos,  b  =  röthlich  violett,  c  =  blau.  In  grosser  Menge  enthält  das  Gestein 
Epidotsäulchen. 
c)  no  365.  Der  vom  Südabfall  des  Takalekadjo-Gebirges  stammende  Krok ydolit Il- 
se hie  fer  hat  den  Habitus  eines  dünnschiefrigen,  stark  gefältelten,  glimmerschiefer- 
artigen Gesteines,  das  in  reichlicher  Menge  dunkle,  hornblendeartige  und  chlori- 
tische  Gemengtheile  enthält.  U.  d.  M.  erkennt  man,  wie  feinkörnige  Aggregate 
von  Quarz  und  P^eldspath  durchflochten  sind  von  gewellten  Zügen  von  Musco- 
vitfasern.  Letzteren  parallel  angeordnet  finden  sich  Büschel  von  Säulchen  des 
Krokydolithes.  Diese  Leisten  löschen  parallel  oder  bis  16"  schief  aus  und  sind 
deutlich  pleochroitisch:  dunkelblaugrün,  wenn  das  Licht  parallel,  blassgrünlichgelb, 
wenn  es  senkrecht  zur  Längsrichtung  der  Leisten  schwingt.  Die  Längsrichtung  der 
Leisten  entspricht  immer  der  Elasticitätsaxe  a.  Querschnitte  der  im  Mittel  0,02  mm 
dicken  Säulchen  konnten  in  einem  quer  zur  Schieferung  angefertigten  Schliffe  spär- 
lich beobachtet  werden.  Dieselben  zeigen  neben  der  Spaltbarkeit  nach  (iio)  Spalt- 
risse nach  (010);  das  der  a-Axe  parallel  schwingende  Licht  erscheint  licht  grünlich- 
gelb, das  parallel  der  b-Axe  schwingende  blauviolett.  Der  Pleochroismus  des  Minerales 
wäre  demnach: 

a  =  dunkel  blaugrün 

b  =  blau  violett 

c  =  licht  grünlichgelb. 

Splitter  des  Gesteins,  die  reich  an  dunkeln  Gemengtheilen  sind,  schmelzen  vor 
dem  Löthrohr  leicht,  wobei  die  Flamme  intensiv  gelb  gefärbt  wird. 

Mit  dem  Krokydolith  vergesellschaftet  findet  sich  Klinoc  hlor.  Basale  Blättchen 
desselben  zeigen  den  schiefen  Austritt  einer  positiven  Bissectrix,  Blättchen  mit  Spalt- 
rissen nach  (001)  sind  deutlich  pleochroitisch  (dunkelgrün  parallel  den  Spaltrissen, 
licht  gelblich  grün  senkrecht  dazu). 

Bei  längerem  Behandeln  des  DünnschUffes  mit  Salzsäure  wird  der  Klinochlor  zer- 
setzt und  dadurch  werden  die  damit  verwachsenen,  nicht  angegriffenen  Kroky- 
dolithnadeln  schön  freigelegt. 

Sehr  verbreitet  finden  sich  in  dem  Gestein  Rutil  mikrolith  e  und  Schüppchen 
von  Eisenglanz. 

3.  Die  kry stallinen  Kalke,  die  in  grosser  Verbreitung  auf  dem  Kamm  des  Gebirges, 
ferner  am  Südabfall  des  Gebirges  und  an  den  Ufern  des  Posso-Sees  sich  finden,  bieten 
petrographisch  wenig  Bemerkenswerthes,  Calcit,  Quarz  und  Muscovit  sind  die  einzigen 
Bestandtheile  derselben,  sie  stimmen  mit  denen  vom  Matanna-See  genau  überein. 

4.  no  361.  Am  Südfuss  des  Takalekadjo-Gebirges,  als  Geschiebe  im  Bach  Tabela  ge 
funden,  stehen  Conglomerate   an,   die   den   später   zu   erwähnenden   von   der  Bucht 


von  Salabanca  ausserordentlich  ähnlich  sehen.  Als  Rollstücke  wurden  Serpentin, 
Quarzit  und  krystalliner  Kalk  constatiert.  Das  kalkig-sandige  Cement  enthält 
Pyroxen- Splitter  und  Körner  von  Picotit. 

2.  Gebiet  des  Possoflusses. 

Im  Possoflusse  als  Rollblöcke  und  anstehend  an  dessen  Ufern  finden  sich  dunkel 
graugrüne  Gesteine,  die  im  Wesentlichen  aus  Kalk  bestehen  und  als  Gerolle  sowie  als  Kry- 
stallbruchstücke  die  Bestandtheile  der  Peridotite  enthalten,  ferner  grobkörnige,  kieselige  Con- 
glomerate,  und  als  Rollblock  liegt  ein  Prasinit  vor. 

1.  no  392.  Das  als  Prasinit  zu  bezeichnende  Gestein  ist  dunkel  blaugrün  gefärbt,  etwas 
schiefrig  und  fein  krystallin.  U.  d.  M.  Hessen  sich  glaukop  hanartige  Hornblende 
(Pleochroismus :  a  —  hellgelb,  b  =  gelblichgrün,  c  =  blaugrün),  ferner  Epidot,  Zoisit 
und  wasserheller  Albit  nachweisen.  Reichhch  sind  Erze  vorhanden.  Das  Gestein 
zeigt  mikroskopisch  eine  eigenthümliche  brecciöse  Structur,  es  zerfällt  in  theils  eckige, 
theils  schlierenartig  sich  durchdrmgende  Stücke,  die  sich  je  durch  Vorherrschen  von 
Albit  oder  von  Hornblende  oder  von  Epidot  und  Zoisit  unterscheiden. 

2.  no  386,  387.  Unter  den  Kalken  mit  Peridotit elementen  findet  sich  ein  dichtes, 
schmutzig  graugrünes  Gestein  mit  kohligen  Pflanzenabdrücken.  U.  d.  M.  erkennt 
man,  dass  der  Kalk  in  reichlicher  Menge  Serpentinfasern  und  Chloritblättchen   enthält. 

Andere  Gesteine,  no  385,  388,  lassen  in  der  dichten,  schmutziggrünen  Hauptmasse, 
die  mit  Salzsäure  lebhaft  braust,  kleine  Gerolle  erkennen,  die  anscheinend  Serpentin 
sind.  Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  dass  in  der  That  alle  Gerolle  Serpentin 
sind.  Die  Hauptmasse  besteht  aus  Kalk  und  feinen  Serpentinfasern.  Als  Splitter,  meist 
vollkommen  frisch,  wurden  nachgewiesen:  wasserheller,  monokhner  Pyroxen,  grüne 
Hornblende,  Enstatit,  Bastit,  Antigorit,  Albit  und  Picotit.  —  Die  perido- 
titischen  Elemente  in  diesen  Gesteinen  sind  jedenfalls  klastischen  Ursprunges.  Die  Ge- 
steine zeigen  in  gewisser  Hinsicht  mannigfache  Analogieen  mit  den  Taveyannazsand- 
steinen  der  westlichen  Alpen. 

no  395.  Mit  diesen  Gesteinen  vom  Possofluss  stimmt  genau  überein  ein  braunge- 
färbtes, feinkörniges,  kalkiges  Conglomerat,  das  als  Rollblock  im  Bach  Rumuru  gefunden 
worden  ist. 

3.  no  389.  Anstehend  an  den  Ufern  des  Possoflusses  wurde  ein  Conglomerat  con- 
statiert, das  erbsen-  bis  haselnussgrosse  Gerolle  von  weissen ,  grauen ,  grünen  und 
rothen  Kieseln  und  verkieselte  Reste  von  Muschelschalen  enthält.  Das  Cement  ist 
kalkfrei  und  besteht  aus  Quarzsplittern,  die  in  eisenschüssiger,  chloritischer  und  serpen- 
tinöser  Substanz  eingebettet  sind. 


3.  Gebiet  des  Matanna-  und  Towuti-Sees. 

Die  im  Gebiet  des  Matanna-  und  Towuti-Sees,  in  den  nördlichen  Theilen  des 
Südostarmes  der  Insel  gesammelten  Gesteine  sind  theils  krystalline  Marmore,  theils  Peri- 
dotite  und  aus  denselben  entstandene  Serpentine,  ferner  wurde  ein  Granatpyroxenhornfels 
gefunden. 

1.  no  418,  419,  420.  Die  Marmore  sind  ausserordentlich  gleichförmig  und  stimmen  ge- 
nau überein  mit  denjenigen,  die  am  Posso-See  und  im  Takalekadjo-Gebirge  ange- 
troffen worden  sind.  Ausser  Kalk  findet  man  in  denselben  u.  d.  M.  nur  Quarz  und 
Muscovit. 

2.  Die  Peridotite  zeigen  die  für  diese  Gesteinsgruppe  charakteristische  Mannigfaltigkeit 
der  Typen. 

a)  no  434.  Dunit  findet  sich  anstehend  zwischen  Matanna-  und  Towuti-See  in  fast 
vollkommen  frischem  Zustande.  Der  Olivin  lässt  unter  dem  Mikroskop  feine  Spalt- 
risse nach  (010)  erkennen,  gröbere  Risse  gehen  parallel  der  Ebene  der  optischen 
Axen,  d.  h.  parallel  (001).  Sehr  häufig  zeigt  der  Olivin  undulöse  Auslöschung, 
die  oft  hinüberführt  zu  einer  an  Zwillingsbildung  erinnernden  Zerlegung  in  optisch 
verschiedenartig  orientierte  Theile,  und  häufig  findet  man  die  annähernd  gerad- 
linige Grenze  zwischen  den  beiden  symmetrischen  Auslöschungszonen  parallel  (001) 
verlaufend.  —  Zwischen  den  Olivinkörnern  hindurch  winden  sich  schmale  Adern 
von  verworren  grobflaserigem  Serpentin.  Die  optisch  positive  Längsrichtung 
der  Fasern  verläuft  ungefähr  parallel  der  Längsrichtung  der  Adern.  Neben  dem 
Olivin  ist  als  primäres  Mineral  jn  dem  Gestein  nur  noch  Picotit  vorhanden. 

b)  no  406,  435,  436,  442.  Harzburgite  liegen  vor  von  der  Wasserscheide  nördlich 
des  Matanna-Sees,  aus  der  Gegend  zwischen  Matanna-  und  Towuti-See,  von  der 
Insel  Loeha  im  Towuti-See  und  aus  der  Gegend  zwischen  Ussu  und  Matanna-See. 
Diese  Gesteine  sind  alle  in  verschieden  starkem  Grade  serpentinisiert,  enthalten  je- 
doch immer  noch  Olivin.  Es  sind  dichte,  zähe  schmutzig  grüne  bis  braune  Gesteine, 
in  denen  man  makroskopisch  nur  die  bronceglänzenden  Blättchen  des  Pyroxens  er- 
kennt. Der  Olivin  zeigt  u.  d.  M.  immer  typische  Maschenstruktur:  in  den  schma- 
leren Adern  des  Serpentines  verläuft  die  Faseraxe  der  Individuen  parallel  der  Längs- 
richtung der  Adern,  wo  dieselben  aber  breiter  werden,  stellen  sich  die  Serpentin- 
fasern chrysotilartig  senkrecht  zu  ihrer  Längsrichtung.  Neben  Olivin  tritt  Pyroxen 
auf.  Der  herrschende  Pyroxen  ist  farblos,  schwach  doppelbrechend;  man  be- 
obachtet breit  leistenförmige  Schnitte  parallel  (100),  die  den  Austritt  einer  stumpfen 
negativen  Bissectrix  zeigen,  ferner  Schnitte  mit  scharfen  Spaltrissen  nach  (010)  und 
weniger  deutlichen  nach  (iio),  auf  welchen  die  positive  Bissectrix  eines  kleinen 
Axenwinkels  senkrecht  steht.    Dieser  Pyroxen  kann  als  Enstatit  bezeichnet  werden. 


Dem  Enstatit  sind  sehr  häufig  eingewachsen,  mit  paralleler  c-Axe,  Partikel  von 
monokjinem,  diallagartigem  Pyroxen.  —  Sehr  verbreitet  in  den  vorliegenden  Ge- 
steinen ist  die  Umwandlung  des  rhombischen  Pyroxens  in  Bastit,  gelegentlich 
greift  auch  die  Serpentinisierung  vom  Olivin  auf  den  benachbarten  Pyroxen  über. 
Picotit  ist  in  allen  Varietäten  vorhanden  und  bildet  theils  Krystalle,  theils  unregel- 
mässig umgrenzte  Körner. 

c)  no  437,  438.  Bastit-Serpentine  finden  sich  auf  der  Insel  Loeha  im  Towuti- 
See.  In  dem  hellgraugrünen  Serpentin  liegen  glänzende  Bastitblättchen;  Klüfte  des 
Gesteines  sind  bedeckt  von  einer  dichten  Lage  eines  lauchgrünen,  grobfaserigen 
Serpentines.  —  Als  Hauptbestandtheil  des  Gesteines  erscheint  u.  d.  M.  ein  grob- 
blätteriger Serpentin  (Antigoritl.  Senkrecht  zur  Richtung  der  Spaltrisse,  die  der 
Axe  kleinster  Elasticität  paralell  liegen,  verlaufen  eigenthümlich  pflockartig  in  ein- 
andergreifende  Zonen,  die  wenig  schief  gegen  einander  auslöschen.  —  Spaltblättchen 
des  Bastit  es  zeigen  den  Austritt  einer  negativen  Bissectrix  um  einen  kleinen  Axen- 
winkel.  U.  d.  M.  erweist  sich  der  Bastit  als  Zersetzungsprodukt  eines  rhombischen 
Pyroxenes,  er  ist  erfüllt  von  staubartigen  Magnetitpartikelchen.  Picotit  in  geringer 
Menge  ist  vorhanden. 

d)  no  412,  413.  Dichte  dunkelgrüne  Serpentine,  die  oberhalb  Ussu  gesammelt 
worden  sind,  erwiesen  sich  in  ihrer  Hauptmasse  als  bestehend  aus  feinfaserigem 
Serpentin  mit  typischer  Maschenstruktur,  der  durchzogen  wird  von  bandförmigen 
Aggregaten  grösserer  Antigoritblättchen.    Erze  sind  reichlich  vorhanden. 

no  417.  Ein  Granatpyroxen-Hornfels  wurde  660  m  ob  Ussu  anstehend  angetroffen. 
Das  Gestein  hat  die  Härte  ca.  6,  das  specifische  Gewicht  3,1,  ist  dicht,  gebändert  und 
von  schmutzig  gelbgrüner  Farbe.  U.  d.  M.  lassen  sich  die  grobkörnigen  Partieen  be- 
stimmen als  ein  Gemenge  von  Augit,  Granat  und  opakem  Erz.  Der  Pyroxen  ist  farb- 
los, zeigt  ausser  den  oft  ziemlich  unregelmässig  verlaufenden  Spaltrissen  nach  (i  10)  eine 
Theilbarkeit  nach  (001),  er  dürfte  dem  Malakolith  zugerechnet  werden.  Der  Granat 
ist  ebenfalls  farblos,  erscheint  etwas  stärker  lichtbrechend  als  der  Pyroxen,  vollkommen 
isotrop,  unregelmässig  rissig  und  durch  Interpositionen  getrübt,  während  der  Pyroxen 
immer  vollständig  wasserhell  ist.  Das  v.  d.  L.  geschmolzene  Gesteinspulver  liefert 
beim  Zersetzen  mit  Salzsäure  gelatinöse  Kieselsäure.  Der  Granat  scheint  Gros- 
sular  zu  sein. 

Malakolith  und  Grossular  sind  eng  miteinander  verwachsen;  der  Malakolith  zeigt 
nicht  selten  Neigung  zu  idiomorpher  Ausbildung,  wobei  der  Granat,  welcher  niemals 
Andeutung  krystallographischer  Umgrenzung  erkennen  lässt,  die  Zwischenräume  zwischen 
den  Pyroxenindividuen  ausfüllt.  —  Das  Gestein  darf  wohl  als  ein  Product  der  Contact- 
metamorphose  angesprochen  werden. 


4.  Umgebung  von  Sakita  an  der  Ostküste  des  Südostarmes  von  Celebes. 

An  der  Ostküste  des  südöstlichen  Armes  von  Celebes  wurden  bei  Sakita  ein  ganz 
frischer  Harzburgit,  südlich  davon  an  der  Bucht  von  Salabanca  Serpentine  und  ganz  junge 
Conglomerate  mit  Peridotitmineralien  angetroffen. 

1.  no  478.  Der  Harzburgit  stellt  ein  körniges  Gemenge  von  vollkommen  frischem 
Olivin  dar,  in  welchem  braune  Pyroxenblättchen  und  schwarze  Picotit-Körner  zu  er- 
kennen sind.  U.  d.  M.  erscheint  der  frische  Olivin  gelegentlich  zermalmt  und  zeigt 
Mörtelstruktur.  Der  Pyroxen  ist  farblos,  schwach  doppelbrechend,  Schnitte  parallel 
(100)  zeigen  den  Austritt  einer  stumpfen  negativen  Bissectrix,  während  aufschnitten 
mit  wenig  scharfen  Spaltrissen  nach  (iio)  und  scharfen  Rissen  nach  (010)  eine  positive 
Bissectrix  eines  kleinen  Axenwinkels  senkrecht  austritt.  Der  Pyroxen  ist  demnach  En- 
s  tat  it.  Der  Picotit  ist  selten  regelmässig  begrenzt,  er  füllt  als  Zwischenklemmungs- 
masse  den  Raum  zwischen  den  Olivin-  und  Pyroxenkörnern  aus. 

2.  no  471,  468,  469.  Die  an  der  Bucht  von  Salabanca  gesammelten  Serpentine  sind 
theils  grün  und  grobfaserig,  theils  braun  und  dicht.  Erstere  bestehen  aus  grob- 
blätterigem Antigorit  und  feinschuppigem  Chlorit.  In  letzteren  beobachtet  man 
die  typische  Maschenstructur  der  aus  Olivin  entstandenen  Serpentine,  ich  bezeichne  die- 
selben deshalb  als  Dunit- Serpentin. 

3.  no  467.  An  der  Küste  der  Bucht  von  Salabanca  finden  sich  Conglomerate,  die 
wenig  gerundete  Gerolle  von  Serpentinen,  rothen,  thonigen  Kieselschiefern,  Kalken  und 
Gastropoden  (Buccinidae)  in  einem  kalkigen  Bindemittel  enthalten.  In  dem  vorliegenden 
Schhffe  lassen  sich  neben  Bruchstücken  von  Molluskenschalen  grosse  gerollte  Stücke 
von  picotitführenden  ßlätterserpentinen  und  Harzburgiten  nachweisen.  Das  Cement 
besteht  aus  Kalk,  der  sphtterige  Bruchstücke  von  Enstatit,  Augit,  grüner  Hornblende, 
Olivin,  Picotit  und  Granat  enthält. 


Sara  sin,   Celebes.  IV.  ^^ 


III.  Die  Gesteine  aus  der  Gebirgsgruppe  des  Pik  von  Maros 

bei  Makassar/) 


Mittheilungen  über  Gesteine  aus  der  Umgebung  von  Makassar  in  Süd-Celebes 
verdanken  wir  bis  heute  im  Wesentlichen  F.  v.  Richthofen^),  A.  Wich  man  n^)  und 
H.  Bücking*).  Es  ergiebt  sich,  dass  an  der  Küste  Leucittephrittuffe  (sog.  Kuristein)  herrschen, 
die  landeinwärts  von  neogenen  Korallenkalken  und  von  wahrscheinhch  eocänen  Orbitoiden- 
und  Nummulitenkalken  überlagert  werden^).  * 

Als  mehr  aus  dem  Innern  stammend  beschreibt  A.  Wichmann  neben  Gneissen, 
Glaucophanschiefern ,  Quarziten  etc.  „Feldspathbasalt"  und  namentlich  „Leucitbasalt"  als 
Bestandtheile  von  Schottern  im  Gebiet  des  Pangkadjene-Flusses,  ferner  „Plagioklasbasalt" 
als  Geschiebe  am  Wasserfall  von  Bantimurung,  12  km  östlich  von  Maros.  H.  Bücking  fand 
einen  sehr  interessanten  „Biotit-Leucitbasalt"  in  der  Umgebung  der  Kohlenminen  von 
Kantisang  südlich  des  Pangkadjeneflusses,  c.  16  km  nordöstlich  von  Maros. 

Die  hier  zu  beschreibenden,  theils  vom  Anstehenden,  theils  von  Blöcken  gesammelten 
Gesteinsarten  stammen  vom  Wasserfall  von  Maros,  vom  Pik  von  Maros  und  aus  dem  Gebiet 
nordwärts  und  westwärts  vom  Pik  von  Maros  bis  zum  Pangkadjene-Fluss.  Es  lassen  sich 
dieselben  folgendermaassen  gruppieren : '"'). 


1)  Da  infolge  beschränkter  Zeit  die  Untersuchung  dieser  Gesteine  nicht  in  wünschenswerther  Voll- 
ständigkeit durchgeführt  werden  konnte,  gedenke  ich  dieselbe  in  ergänzter  Form  später  noch  anderweitig  zu 
veröffentlichen. 

-)  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  XXVI.  1874.  p.  248. 

3)  I.  Bericht  über  eine  Reise  nach  dem  indischen  Archipel.  I.  Th.  p.  17  —  25.  (Tijdschr.  v.  h.  K.  Ned. 
Aardr.  Genootsch.  1890). 

2.  Leucitgesteine  von  der  Insel  Celebes  (Natuurk.  Tijdschr.  voor  Ned.  Indie,  Deel  LIII.  Afl.  3.  1893). 

3.  Gaucophan-Epidot-Schiefer  (Neues  Jahrb.  f.  Min.  1893  Bd.  II.  p.  176). 

^)  Leucitbasalt  aus  der  Gegend  von  Pangkadjene  in  Süd-Celebes.  Ben  d.  Naturforsch.  Gesellsch.  z. 
Freiburg  i/Br.    Bd.  XI.    1899. 

■'')  Vgl.  K.Martin  Tijdschr.  v.  h.K.Ned.  Aardr.  Genootschap.  (2)  VII.  1890.  p.  265;  ferner  H.  Bückingloc.  cit. 

'')  Zur  topographischen  Orientierung  diente  mir:  Kaart  van  Zuid  Celebes  met  Uitzondering  van  het 
Rijk  Gowa.     Schaal  van  i  :  200000.     s'Gravenhage. 


11 
\.  Ergussgesteine. 

A.  Basalte. 

1.  no  316.     PI  agioklasbasalt.     Rollblock  vom  Wasser-Fall  von  Maros  (Bantimurung), 
12  km  östl.  von  Maros. 

2.  no  297.     Leu citführ ender  Trachydoler it  (Rosenbusch). 
Im  Dorfe  Kau,  c.  8  km  N  vom  Pik  von  Maros  M. 

3.  no  301.     Vi troph^'rischer  Trachydolerit  (Rosenbusch). 
Block  c.  3  km  N  vom  Pik  von  Maros. 

B.  Andesite. 

Vitrophyrischer  Augitandesit. 
no  299.     Anstehend  c.  6  km  nördlich  vom  Pik  von  Maros. 

C.  Trachyte. 

1.  no  288.     Trachyt  vom  Drachenfels-Typus  (Rosenbusch). 
Rollblock  c.  7  km  südöstlich  von  Barabatuwa. 

2.  Trachyt  vom  Ponza-Typus  (Rosenbusch). 

a)  mit  holokrystalliner  trachytischer  Grundmasse. 

a)  no  285.     Rollblock  bei  Barabatuwa  (28  km  N  vom  Pik  von  Maros). 

(i)  no  310,  311.     Blöcke  im  Bach  bei  Gentungan  (am  Südwestfuss  des  Pik  von  Maros). 

b)  mit  hypokrystalliner  Grundmasse. 

no  295.     Anstehend  westlich  von  Kau  (c.  8  km  N  vom  Pik  vom  Maros). 

D.  Phonolithe. 

Kali  reich  er,  nephelinitoider  Phonolith. 
no  302,  302  a.     Anstehend   auf  der  Spitze   des  Pik   von  Maros  (1375  m)   und  600  m 
tiefer  am  Nordabhang  desselben. 

II.  Ganggesteine. 

Blöcke  im  Bach  bei  Gentungan  (am  Südwestfuss  des  Pik  von  Maros). 

Bostonite. 

1.  no  303.     Bosto  n  i  tporphyr  (Rosenbusch). 

2.  no  312.  Gauteit  (Hibsch). 


')  Unter  „Pik  von  Maros"  verstehe  ich  die  1375  m  hohe  Spitze  dieses  Gebirgsmassivs. 

45* 


12 


III.  Tiefengesteine. 

Blöcke  im  Bach  bei  Gentungan  (am  Südwestfuss  des  Pik  von  Maros). 

Shonkinite  (Pirsson). 

1.  Nephelinreicher  Shonkinit. 

a)  no  304,  307,  Augit  und  Biotit  führend. 

b)  no  305.     Augitreich. 

c)  no  306.     Biotitreich. 

2.  308.     N  e  p  h  e  1  i  n  f r  e  i  e  r  Shonkinit. 

IV.  Vulkanische  Breccien  und  Tuffe. 

A.  Bostonit-Phonolith-Breccie. 
no  309.     Block  im  Bach  von  Gentungan. 

B.  Trachyttuff  (Trass). 
no  293.     Anstehend,  westlich  Kau,  8  km  nördl.  vom  Pik  von  Maros. 

V.  Sedimente. 

A.  Nummuliten-  und  MiliolidenKalk. 

a)  no  291  u.  292.     Dorf  Bantimurung  c.  12  km  N  vom  Pik  von  Maros. 

b)  no  313  im  Bach  von  Gentungan. 

B.  Litoraler,  mariner  Kalk  mit  eruptiven  Bestandtheilen. 

no  298.     Anstehend  im  Dorfe  Kau,  8  km  N  vom  Pik  von  Maros. 

Die  hier  angeführten  Eruptivgesteine  gehören  offenbar,  mit  Ausnahme  des  Plagio- 
klasbasaltes  vom  Wasserfall  von  Maros,  in  ihren  Ausbildungsformen  als  Tiefen-,  Gang-  und 
Erguss-Gesteine  einer  einheitlichen  „petrographischen  Provinz"  (Judd.)  an  Es  sind  typische 
Erstarrungsgesteine  kalireicher  fojaitisch-theralitischer  Magmen.  Der  von  Bücking  be- 
schriebene, auffallend  kalireiche  „Biotit-Leucitbasalt"  schliesst  sich  eng  an  meinen  leucit- 
führenden  Trachydolerit  an. 


13 


I.  Ergussgesteine. 

A.  Basalte. 

1.  no  316.  Von  dem  von  Wichmann  erwähnten  Vorkommen  von  Plagioklasbasalt 
am  Wasserfall  von  Maros  (Bantimurung),  12  km  östlich  von  Maros,  liegt  ein  melaphyrartiges 
Gestein  vor,  mit  Augiteinsprenglingen  in  den  Dimensionen  des  Querschnittes  von  5  mm  bis  i  cm. 
Im  Dünnschliff  dominieren  als  Einsprengunge  Augit  und  Oliv  in;  Plagioklas  tritt  sehr 
zurück.  Die  Grundmasse  ist  hypokrystallin  und  zeigt  keine  Fluidalstructur.  Plagioklas, 
Augit  und  Biotit  sind  idiomorph  ausgebildet.  In  relativ  geringer  Menge  findet  sich  als 
Zwischenklemmungsmasse  ein  grünlich-braunes  Glas.  Sehr  verbreitet  als  Zersetzungsproduct 
ist  Calcit. 

2.  no  297.  Im  Dorfe  Kau,  c.  8  km  N  vom  Pik  von  Maros  findet  sich  ein  dunkler, 
aschgrauer,  dichter  Basalt.  Die  Hauptmasse  des  Gesteines  erscheint  u.  d.  M.  feinkörnig 
holokrystallin.  Als  ältere  Ausscheidungen  beobachtet  man  vereinzelte,  grobkörnige  Aggregate 
von  Augit,  zu  denen  gelegentlich  Ha uyn  sich  gesellt.  Die  Gemengtheile  der  Grundmasse 
sind  in  der  Reihenfolge  ihrer  Ausscheidung  folgende:  Erze,  Olivin,  Augit,  Biotit, 
Plagioklas,  Orthoklas,  Leucit.  Besonders  bemerkenswerth  ist  das  reichliche  Auf- 
treten von  Orthoklas,  infolge  dessen  das  Gestein  nicht  zu  den  Basaniten,  sondern  zur  Gruppe 
der  Trachydolerite  von  Rosenbusch \)  zu  stellen  ist,  unter  welchen  es  nach  minera- 
logischer Zusammensetzung  den  ebenfalls  Leucit  führenden  Absarokiten  von  Iddings-)  am 
nächsten  stehen  dürfte,  von  denselben  aber  durch  geringere  Menge  der  Augiteinsprenglinge 
sich  unterscheidet. 

Herr  Dr.  Hinden  hat  das  Gestein  analysiert  und  folgendes  Resultat  erzielt: 


SiO, 

47.65 

TiO., 

0.75 

A\A 

19,32 

Fe^Og 

3.93 

FeO 

4.92 

MgO 

3.90 

CaO 

6,15 

Na^O 

3.58 

K,Ö 

4,61 

P.O, 

1,23 

H.,0 

5.15 

101,19 

Die  Zugehörigkeit  des  Gesteines   zu   den  Trachydoleriten  ergibt  sich  aus  dem  Ver- 
gleich  mit  den  Analysen  von  Gesteinen   dieser  Gruppe,   welche  Rosenbusch  zusammen- 


1)  Vgl.  Elemente  der  Gesteinslehre  p.  339. 

-)  Vgl.  Absarokite-Shosonite-Banakite  Series.     Journal  of  Geology.  Vol.  III.  No.  8.  1895. 


u 


stellt');  ebenso  erkennt  man  die  verwandtschaftliche  Beziehung  zu  dem  bereits  erwähnten 
„Biotit-Leucitbasalt",  den  Bücking  bei  Kantisang  gefunden  hat.  Von  den  „Absarokiten" 
Iddings  unterscheidet  sich  das  Gestein  durch  höhern  Gehalt  an  AI0O3,  geringern  Gehalt 
an  MgO  und  noch  stärkeres  Vorherrschen  von  KgO  über  NagO. 

3.  no  301.  Als  ein  Vitrop  hj'rischer  Trachydolerit  ist  ein  Gestein  aufzu- 
fassen, das  als  Block  c.  3  km  nördlich  vom  Pik  von  Maros  gefunden  worden  ist.  Dasselbe 
ist  schwarz,  dicht,  braun  anwitternd  und  enthält  vereinzelte,  glasige  Feldspathkrystalle  ein- 
gesprengt, die  im  Querschnitt  bis  i  mm  breit  und  3  mm  lang  sind.  Auf  der  angewitterten 
Oberfläche  tritt  gewunden  schlierige  Structur  hervor.  Lagenweise  ist  das  Gestein  porös 
und  die  unregelmässig  gestalteten  Hohlräume  sind  z.  Th.  mit  Calcit  erfüllt. 

Die  vorherrschende  Glasmasse  ist  dunkelbraun ;  in  abruptem  Wechsel  stellen  sich 
dazwischen  Strähnen  von  grösstentheils  farblosem,  gekörneltem  Glase  ein.  Das  Glas  enthält 
nicht  sehr  reichlich  Feldspathmikrolithe  von  negativem  Charakter  der  Hauptzone.  Die- 
selben ordnen  sich  zu  Bündeln,  gabeln  sich  trichitisch  und  fransen  aus.  Die  spärlichen 
Einspenglinge  sind  meist  nach  M.  tafelförmige  Sanidine,  die  fluidal  sich  anordnen  und 
Adern  von  farblosem  Glas  enthalten.  Seltener  tritt  Oligoklas  unter  den  Einsprenglingen 
auf.     Nur  in  wenigen  Exemplaren  sind  Augit  und  Biotit  im  Schliff  vorhanden. 

Mit  der  von  Dr.  Hinden  ausgeführten,  unter  I  angeführten  Analyse  vergleiche  ich 
die  Analyse  einer  „tephritischen  Trachytlava"  Becke')  (Trachj-dolerit  vitrophyrisch  — 
Rosenbusch)  von  Ferrera  (Columbretes)  (II),  ferner  diejenigen  eines  ,,Ouarz-banakites" 
Iddings^)  vom  Stinkingwater  River  (Yellowstone  National  Park)  (III). 

I 


Maros 

SiOo     ....        57,15 

TiO.,    . 

0,38 

Al^Og     . 

19.13 

Fe.Os  . 

3.24 

FeO     . 

2,04 

MgO 

2,25 

CaO     . 

2,90 

Na.O    . 

4.15 

K.Ö      . 

7,05 

p,o,   . 

0,38 

Gl    .     . 

— 

SO,      . 

— 

NiO      . 

— 

H2O     . 

IÖ7 

II 

III 

Ferrera 

Stinkingwater  River 

56,19 

57.29 

0..57 

0,72 

20,25 

18,45 

2,76 

4.38 

2,32 

1,20 

1,12 

2,08 

4.30 

3Ö7 

6.33 

4.43 

4.15 

5.43 

0.54 

o,46 

0,09 

— 

0,16 

— 

— 

0,12 

0,65 

2,18 

100,19 


99.47 


100,31 


')  loc.  cit.  p.  341. 

-)  F.  Backe,  Gesteine  der  Columbretes 

■*)  Iddings,  loc.  cit.  p.  947. 


Tschermaks  min.  und  petr.  Mittlieil.  Bd.  XVI,  Heft  II,  p.  177. 


15 


B.  Andesite. 


no  299.  Als  Vitrophyrischen  Augitandesit  hat  sich  ein  Gestein  erwiesen, 
welches  c.  6  km  nördlich  vom  Pik  von  Maros  ansteht.  Dasselbe  ist  ziemlich  stark  zer- 
setzt und  zeigt  im  Handstück  eine  eigenthümliche  Absonderung  in  unregelmässige,  stumpf- 
kantige Stücke,  deren  Wandungen  mit  einer  schwarzen,  glänzenden  Verwitterungsrinde  über- 
zogen sind. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  dass  in  einer  graubraunen,  gekörnelten  Glas- 
basis Magnetitkörner  und  Krystalle  von  Apatit,  Plagioklas,  Augit  und  Hornblende  liegen. 
Die  Plagioklase  zeigen  sehr  häufig  Zonarstructur,  mehrere  Zwillinge  nach  dem  Albitgesetz 
wurden  als  Labrador  bestimmt.  Der  Augit  ist  meist  dicktafelig  nach  (100)  ausgebildet,  von 
gelblich-grüner  Farbe  und  zeigt  keinen  .Pleochroismus.  Die  durch  äusserst  kräftigen  Pleo- 
chroismus  ausgezeichnete  Hornblende  ist  nur  .spärlich  als  acces.sorischer  Gemengtheil 
vorhanden  und  meist  unter  Ausscheidung  von  Erzen  stark  zersetzt.  Als  weiterer  acces- 
sorischer  Gemengtheil  erscheint  unter  den  Einsprenglingen  Apatit.  Derselbe  ist  bemerkens- 
werth  durch  reichliche,  feine  Interpositionen,  welche  prismatische  Schnitte  als  parallel  der  c-Axe 
gestreift,  Schnitte  parallel  der  Basis  hingegen  als  radial  faserig  erscheinen  lassen.  Ferner  ist 
des  Apatit  durch  deutlichen  Pleochroismus  ausgezeichnet.  E  =  dunkel  graublau,  O  =  licht 
braungelb,  also  Absorption  =  e  >  o.  Die  nach  der  c-Axe  verlängerten  Krystalle  zeigen  oft 
terminale  Endigung  durch  Auftreten  der  Pyramide  und  der  Basis,  der  Winkel  von  (0001) 
zu  (ich)  wurde  u.  d.  M.  zu  140"  gemessen.  Bei  Behandeln  des  Schliffes  mit  Salpetersäure 
Y.'ird  der  Apatit  aufgelöst. 

C.  Trachyte. 

1.  no  288.  Zu  den  normalen  Biotit-reichen  Trachyten  vom  Drachenfels- 
Typus  (Rosenbusch)  gehört  ein  als  Rollblock  in  der  Gegend  südöstlich  von  Barabatuwa  an- 
getroffenes Gestein.  In  grauer,  rauher,  fein  poröser  Grundmasse  liegen  grosse  San id ine, 
tafehg  nach  M.,  reichlich  Biotitblättchen  und  ganz  vereinzelt  Augit.  Die  Grundmasse  be- 
steht zum  grössten  Theil  aus  Orthoklas  und  zeigt  typische  orthophyrische  Structur. 

2.  no  285.  Häufiger  als  Drachenfels -Trachyte  finden  sich  in  unserem  Gebiet  offen- 
bar Trachyte  vom  Ponza-Typus  mit  theils  holokrystalliner ,  theils  hypokrystalliner 
Grundmasse.  Im  Gebiet  der  Kalke  bei  Barabatuwa,  28  km  nördlich  von  Maros,  fand 
sich  ein  Rollblock  eines  frischen,  grauen,  seidenglänzenden  Gesteines,  das  Sanidintafeln 
enthält.  Auch  u.  d.  M.  erkennt  man  als  Einsprenglinge  nur  Sanidin.  Die  Grundmasse  ist 
trachytisch,  neben  den  fluidal  angeordneten  Sanidinmikrolithen  finden  sich  stengelige 
Körner  von  Diopsid  und  Blättchen  von  Biotit.  Das  Auftreten  von  Biotit  ist  bemerkens- 
werth,  da  dieses  Mineral  sonst  der  Grundmasse  der  Trachvte  fehlt. 


16 


Eine  sehr  merkwürdige  Anhäufung  von  Gesteinsblöcken,  von  der  noch  oft  die  Rede 
sein  wird,  findet  sich  auf  wenige  Meter  zusammengedrängt  im  Bache  bei  Gentun gan,  c. 
130  m  ü.  M.,  c.  5  km  südwestlich  von  der  aus  Phonolith  bestehenden  Spitze  des  1375  '"" 
hohen  Pik  von  Marcs,  c.  13  km  nordöstlich  von  dem  Orte  Maros.  Unter  diesen  Blöcken  sind 
auch  zwei,  einander  sehr  nahe  stehende  Varietäten  von  Ponza-Trachyt  vorhanden ,  no.  310, 
311.  In  den  beiden  trachytartig  rauhen,  hell  gelbgrauen,  stark  zersetzten  Gesteinsproben 
bemerkt  man  anscheinend  unzersetzte,  nach  M.  tafelige  Sanidinkrystalle  in  den  Dimensionen 
von  c.  6  zu  8  mm.  ü.  d.  M.  sind  als  Einsprengunge  Sanidin  und  sehr  spärlich  Biotit 
nachzuweisen.  Die  Grundmasse  besteht  im  Wesentlichen  aus  fluidal  angeordneten  Sanidin- 
leisten.  Der  basische  Gemengtheil  derselben  war  ein  diopsidartiger  Augit,  der  bis  auf  wenige 
Reste  zersetzt  ist. 

Das  Gestein  zähle  ich  zu  den  Ponza-Trachyten,  indem  ich  betone,  dass  die  Zahl  der 
Biotiteinsprenglinge  äusserst  gering  ist. 

Mit  der  von  Dr.  Hinden  ausgeführten,  unter  I  angeführten  Analyse,  (no  310)  ver- 
gleiche ich  die  Analysen  der  alkalireichen  Trachyte  von  Punta  della  Cima,  Ischia ')  (II)  und 
vom  Puy  de  Dome,  Auvergne  (III) ^). 


SiO, 

TiO., 

AI0O3 

Fe.Oa 

FeO 

MgO 

CaO 

Na.O 

K.h 

H.,0 
P.O. 


I 

II 

in 

Maros 

Punta  della  Cima 

Puy  de  Dome 

6145 

61.55 

60,97 

0,40 

— 

— 

19,64 

17,81 

20,92 

2,19 

3-01 

3,81 

0,22 

2,60 

— 

1,00 

0,47 

0,29 

0,60 

1,69 

0.14 

4,10 

4,08 

5.03 

7.58 

7.51 

8,88 

2,37 

0,86 

0,83 

— 

0,01 

— 

99.55 


99.59 


100,42 


no  295.  Ein  Ponza-Trachyt  mit  hypokrystalliner  Grundmasse  endlich  fand  sich  an- 
stehend in  450  m  Meereshöhe,  c.  8  km  nördlich  vom  Pik  von  Maros,  etwas  westlich  von 
Kau ,  wo  der  oben  beschriebene  Trachydolerit  vorkommt.  Das  Gestein  ist  typisch  trachy- 
tisch  rauh,  enthält  Sanidineinsprenglinge  von  nur  massigen  Dimensionen.  Basische  Gemeng- 
theile  sind  makroskopisch  kaum  wahrnehmbar. 

U.  d.  M.  beobachtet  man  ausser  Sanidin  noch  Titanit  als  intratellurischen  Gemeng- 
theil.    Die   Grundmasse   ist  feinkrystallin,   trachytisch.    fluidal.     Zwischen   den   Zügen   von 


')  Vgl.  Rosenbusch,  Elemente  der  Gesteinslehre  p.  268. 

-)  Vgl.  Zirkel,   Lehrbuch   der   Petrographie.    II.    p.  378;    ferner   Rosenbusch,   Physiographie   der 
massigen  Gesteine.  III.  Aufl.   p.  761. 


17 

Orthoklasmikrolithen  erscheinen  Säulchen  von  Diopsid  und  seltener  tritt  Biotit  auf,  eckige 
Zwischenräume  zwischen  den  Orthoklasleisten  ausfüllend.  —  Eine  glasige,  bräunliche  Zwischen- 
klemmungsmasse  ist  in  grösseren  Partieen  unregelmässig  verbreitet. 

D.  Phonolithe. 

no  302,  302  a.  Phonolithe  wurden  nur  anstehend  gefunden,  und  zwar  auf  der 
1375  m  hohen  Spitze  des  Pik  von  Maros  selbst  und  c.  600  m  unter  der  Spitze  am  Nord- 
Abhang  des  Berges. 

In  dem  grauhchgrünen ,  dichten,  fettglänzenden  Gestein  von  typisch  phonolitischem 
Aussehen  erkennt  man  als  Einsprenglinge  nur  wenige  Sanidinleisten.  Unter  den  im  Dünn- 
schliff erkennbaren  Einsprengungen  herrscht  der  Sanidin.  Intratellurischer  Nephelin 
tritt  seltener  auf  und  nur  in  kleineren  Individuen.  Einsprenglinge  von  Nosean  und  Titanit 
erscheinen  gelegentlich.  Die  Grundmasse  zeigt  Fluidalstructur.  Nephelin  und  Sanidin 
bilden  in  annähernd  gleichem  Mengenverhältniss  die  Hauptmasse  derselben,  beide  sind  vor- 
wiegend idiomorph  ausgebildet,  doch  scheint  Nephelin,  der  häufig  als  skeletartige,  von  Feld- 
spath  umhüllte  Individuen  auftritt,  etwas  früher  zur  Auskrystallisation  gelangt  zu  sein,  als 
der  Orthoklas.  Nur  als  Gemengtheil  der  Grundmasse  ist  Aegirin  vorhanden.  Derselbe 
tritt  als  kurzsäulige  Individuen  auf,  die  meist  wenig  gradlinige  Begrenzung  zeigen  und  sechs- 
seitige Querschnitte  deuten  auf  die  Combination  von  (ico)  und  (iio).  Die  Axe  grösster 
Elasticität  bildet  mit  der  c-Axe  einen  Winkel  von  c.  5".  Der  Pleochroismus  ist:  a  ==  tief 
grasgrün,  b  ^  gelblich  grasgrün,  c  ^  licht  gelblichgrün. 

Bemerkenswerth  ist  das  Vorhandensein  einer  schwach  gelblich  durchscheinenden,  fein 
gekörnelten,  glasigen  Zwischenklemmungsmasse ,  die  sich  gerne  in  der  Nähe  der  nephelin- 
reichen  Partieen  der  Grundmasse  ansiedelt. 

Noch  Mineralbestand  gehört  das  Gestein  zu  den  Nephelini  toiden  Phonolithen, 
wobei  allerdings  zu  betonen  ist,  dass  die  Structur  der  Grundmasse  die  trachytische  ist. 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Gesteins,  nach  der  von  Dr.  Hinden  aus- 
geführten Analyse  (I),  weist  ebenfalls  auf  nephehnitoide  Phonolithe.  Auffällig  für  Phonolith 
ist  der  niedrige  Kalkgehalt  einerseits,  der  hohe  Kali-Gehalt  andererseits.  Am  ehesten 
stimmt  unter  den  gewöhnlich  citierten  Phonolith-Analysen  diejenige  des  Phonolithes  vom 
Schlossberg')  bei  Teplitz,  die  ich  unter  II  anführe,  mit  derjenigen  unseres  Phonolithes 
überein. 


1)  Vgl.  Rammeisberg,  2eitschr.  d.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  XIV.  1862.  751.     (Rosenbusch,   Ele- 
mente, p.  279,  Analyse  5.) 


.'^arasin,  Celebos.  IV. 


46 


18 


SiO. 

TiO. 

AUÖa 

FeoO,, 

Feb 

MnO 

MgO 

CaO 

NaaO 

K2O 

ao 
S03 


I 

II 

Pik  V.  Maros 

Schlossberg,  Teplitz 

58,00 

58,16 

0,19 

— 

22,52 

21,57 

1-37 

2,77 

1,01 

— 

— 

0,24 

0,85 

1,26 

0,90 

2,01 

6,93 

5.97 

7.72 

6,57 

1.71 

2,03 

— 

0,16 

101,20 


100,74 


II.  Ganggesteine. 


Bostonite. 

Lediglich  nach  ihrem  petrographischen  Charakter  werden  zwei  Gesteine,  die  unter 
den  Blöcken  im  Bache  bei  Getungan  gemeinsam  einerseits  mit  typischen  Tiefengesteinen, 
andrerseits  mit  den  oben  beschriebenen  Ponza-Trachyten  sich  fanden ,  gewissen  Gang- 
gesteinen zugezählt.  Es  sind  Gesteine,  welche  mit  den  Bostoniten  (Rosenbusch)  überein- 
stimmen. 

I.  no  303.  Ein  weisslich  graues  Gestein,  mit  weichem  Seidenschimmer  zeigt  por- 
phyrische Structur.  In  der  sehr  feinkörnigen,  dunkel  getüpfelten  Grundmasse  liegen 
glänzende  Feldspathleisten,  oft  Karlsbaderzwillinge,  die  im  Maximum  eine  Länge  von  5  mm 
und  eine  Breite  von  2  mm  erreichen.  U.  d.  M  erweist  sich  der  Feldspath  als  Orthoklas, 
der  hie  und  da  etwas  kryptoperthitisch  ist.  Die  Umgrenzung  der  Leisten  ist  meist  nicht 
geradlinig,  sondern  eigenthümlich  gezähnelt').  —  Die  Grundmasse  ist  holokrystalün,  trachy- 
tisch.  Sie  besteht  lediglich  aus  Orthoklas,  Biotit  und  Erzkörnchen,  die  merkhch  fluidale 
Anordnung  zeigen. 

Das  Gestein  gehört  zu  den  porph3Tisch  ausgebildeten  Bostoniten,  den  Bostonit- 
porphyren. 

Im  Folgenden  vergleiche  ich  die  von  Dr.  Hinden  ausgeführte  Analyse  des  Ge- 
steines   (I)   mit    den   von  W.    C.  Brögger-)    zusammengestellten  Analysen    von  Bostoniten 


')  Vgl.  Rosenbusch,  Elemente  der  Gesteinslehre,  p.  210. 
-)  Vgl.  Brögger,  Das  Ganggeiblge  des  Laurdalits,  p.  204. 


1!) 


(II,  III  und  IV).     Der  Bostonit  von  Maros  zeigt  wiederum  den  für  Marosgesteine  durchweg 
charakteristischen  Kalireichthum. 


1 

II 

III 

IV 

Maros 

Hedrum 

Lake  Champlain 

Gjefsen  Gran  (^ 

SiO,     ....       61,15 

60,11 

62,28 

62,30 

TiOo 

0,20 

0,96 

— 

Sp. 

Al.O, 

22,07 

19,01 

19.17 

17.05 

Fe,03 
FeO 

1.05     1 
1,02    ) 

5.00      ) 

1 
3.39       1 

3,76 

MgO 

0,40 

0,23 

Sp. 

0.57 

CaO 

0,75 

0,66 

144 

1,20 

Na,0 

5,86 

6.53 

5.37 

5.14 

K.Ö 

7,01 

5.36 

5,93 

6,18 

H.O 

0,71 

2,21 

2,33 

3.10 

100,22 

100,07 

99.91 

FeS.,   0,43 

99.73 

Das  Verhältniss  von  Kali,  Natron  und  Kalk  in  den  Analysen  II  III  -und  IV  wird  von 
Brögger  als  besonderes  Merkzeichen  der  Bostonite  zusammengestellt.  Der  Vergleich  mit 
dem  Bostonitporphyr  von  Maros  ergibt  Folgendes: 

KiO     :       Na.     :     CaO 
II.  Hedrum       0.0570  :  0,1053  :  0,0118  ^  0,54  :  i  :  0,11 

III.  Lake  Camplain 0,0631  :  0,0866  :  0,0257  =  0,73  :  i  :  0,29 

IV.  Gjefsen  (Gran) 0,0657  :  0,0828  :  0,0214  =  0,79  :  i  :  0,26 

I.  Maros 0,0746  :  0,0945  •  0,0134  =  0,79  :  i  :  0,14 

Der  für  Bostonite  bezeichnende  Kalireichthum,  neben  Kalkarmuth  gelangt  in  dem 
Gestein  von  Maros  am  schärfsten  zum  Ausdruck. 

2.  no  312.  Ein  zweites  unter  den  Blöcken  von  Gentungan  sich  findendes,  ebenfalls 
porphyrisches ,  bostonitisches  Gestein  ist  von  dunkelgrauer  Farbe  und  besitzt  eine  braune, 
glänzende  Anwitterungsrinde.  In  der  dichten  Grundmasse  erkennt  man  i — 2  mm  im  Durch- 
schnitt messende  Einsprengunge  von  Biotit,  Augit  und  Feldspath. 

Unter  den  Einsprengungen  herrscht  stark  pleochroitischer  Biotit.  Ein  diopsid- 
artiger  Augit  ist  nur  in  wenigen,  etwas  zersetzten  Individuen  vorhanden.  Die  Feldspath- 
einsprenglinge  sind  durchweg  Plagioklas,  der  frei  von  Einschlüssen  und  vollkommen 
frisch  ist.  Häufig  zeigt  derselbe  Zonarstructur ,  meist  sind  polysynthetische  Zwillinge  nach 
Albit-  und  Perikhngesetz,  die  nach  dem  Karlsbadergesetz  Zweihälfter  bilden,  vorhanden. 
Einige  dieser  Feldspathe  wurden  als  zum  Labrador  gehörend  bestimmt.  Einschluss- 
reicher Orthoklas  findet  sich  häufig  als  schmale  Umrandung  um  die  Plagioklas  -  Ein- 
sprengunge. 

46* 


20 


Apatit  in  beträchtlicher  Menge  und  Eisenerze  sind  weitere  Gemengtheile,  der 
ersten  Generation  angehörend.  —  Die  Grundmasse  ist  holokrystallin  trachytisch  und  be- 
steht fast  ausschliesslich  aus  Orthoklas,  der  gelegentlich  etwas  mikroperthitisch  ist.  Zwischen 
den  Feldspathleisten  liegen  meist  stark  zersetzte  Bio  titleisten  und  Erzkörnchen,  ver- 
einzelt scheint  Sodali th  vorhanden  zu  sein.  Der  in  Essigsäure  lösliche  Theil  des  Gesteins- 
pulvers zeigt  deutliche  Chlor-Reaction. 

Die  Zugehörigkeit  des  Gesteins  zu  den  porphyrischen  Orthoklas-Plagioklas-Gesteinen 
Bröggers^)  tritt  klar  zu  Tage  und  zwar  stimmt  dasselbe  sowohl  was  mineralogischen  Be- 
stand und  Struktur  als  auch  was  chemische  Zusammensetzung  anbetrifft  vollständig  mit 
dem  von  J.  E.  Hibsch-)  Gauteit  genannten  bostonitischen  Ganggestein  überein. 

Die  von  Dr.  Hinden  ausgeführte  Analj'se  unseres  Gesteines  unter  I  ist  neben  die 
des  Gauteites  von  Hibsch  unter  II  gestellt. 


I 

II 

Maros 

Gauteit 

SiO.,     ....       55,52 

54.15 

TiOä 

0,70 

Sp. 

AlgO,^ 

20,05 

18,25 

Fe^Os 

2,52 

3.62 

FeO 

2,40 

2,09 

MgO 

2,10 

2,56 

CaO 

3.15 

4,89 

Na.O 

344 

4.43 

K^Ö 

7.49 

6,56 

HoO 

1,42 

3.69 

P.O, 

0,51 

0,41 

Gl    . 

Sp. 

— 

99.30 


100,65 


Das  vorliegende  Gestein  ist  offenbar  bedeutend  frischer  als  der  von  J.  E.  Hibsch 
untersuchte  Gauteit.     Auch  hier  ist  der  hohe  Kaligehalt  charakteristisch. 

Obwohl  wir  leider  über  die  Art  des  geologischen  Auftretens  der  beiden  porph3Tischen 
Gesteine  nichts  wissen,  da  dieselben  am  Pik  von  Maros  nicht  im  Anstehenden  gesammelt 
worden  sind,  dürfte  es  nach  dem  über  ihre  petrographische  Natur  Ausgesagten  doch  gestattet 
sein,  dieselben  zu  den  Ganggesteinen  der  fojaitisch-therahtischen  Magmen  zu  zählen. 


1)  Vgl.  die  Eruptionsfolge  der  triadischen  Eruptivgesteine  bei  Predazzo  in  Südtyrol,  p.  21. 
-)  Vgl.  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  des  böhmischen  Mittelgebirges.  —  Tschermak's  Mineralog. 
und  Petrograph.  Mittheil.  Bd.  XVII.  p.  84  und  Bd.  XIX.  p.  71. 


21 


III.  Tiefengesteine. 

Auf  den  ersten  Blick  möchte  es  wohl  befremdlich  erscheinen,  dass,  mitten  in  dem 
wesentlich  aus  jungvulkanischen  Gesteinen  aufgebauten  Gebiet ,  Typen  sich  finden ,  die 
durchaus  den  Habitus  körniger  Tiefengesteine  zeigen,  denen  ja  in  der  Regel  auch  ein  höheres 
geologisches  Alter  zukommt.  Leider  sind  solche  Gesteine  thatsächlich  nicht  anstehend  be- 
obachtet worden,  sie  finden  sich  nur  als  Blocke  im  Bache  bei  Gentungan,  vermischt  mit 
den  oben  beschriebenen  Bostoniten  und  nephelinitoiden  Trach3-ten,  am  Kusse  des  aus  Phono- 
lith  bestehenden  Pik  von  Maros.  Die  nachfolgende  Untersuchung  hat  gezeigt,  dass  die 
körnigen  Gesteine,  die  nach  makroskopischer  Beschaffenheit  als  Diorit  und  als  Syenit  zu 
bezeichnen  wären,  hinsichtlich  ihres  mineralogischen  und  chemischen  Bestandes  in  engster 
Beziehung  zu  den  beschriebenen  vulkanischen  Felsarten  stehen.  Wir  erkennen  in  denselben 
die  abyssischen  Erstarrungsformen  aequivalenter,  alkalireicher  Magmen. 

I.  no.  304,  307.  Unter  den  Gesteinen  von  dioritischem  Habitus  ist  in  zwei  Hand- 
stücken ein  grobkörniges,  quarzfreies  Gestein  vertreten,  das  aus  Augit,  Biotit  und  Feldspath 
besteht,  die  gleichmässig  durch  das  ganze  Gestein  verbreitet  sind.  Die  u.  d.  M.  erkenn- 
baren Gemengtheile  sind:  Augit,  Biotit,  Olivin,  Orthoklas,  Plagioklas,  Nephelin,  Sodalith, 
ferner  Apatit  und  Eisenerze. 

Der  Augit  ist  meist  annähernd  idiomorph  ausgebildet,  Durchschnitte  ungefähr  senk- 
recht zur  c-Axe  zeigen  das  Vorherrschen  der  beiden  Pinakoide,  Spaltrisse  nach  (iio|  und  den 
schiefen  Austritt  einer  positiven  Bissectrix.  Die  Auslöschungsschiefe  von  c  zu  c  beträgt 
48".  Die  Farbe  des  Augites  ist  licht  bräunlich,  Pleochroismus  ist  nicht  wahrnehmbar.  Zwil- 
linge nach  (100)  sind  häufig,  ferner  beobachtet  man  nach  (001)  eingeschaltete  Zwillingslamellen. 
Auf  Schnitten  parallel  (010)  zeigt  der  Augit,  ähnlich  wie  Diallag,  gelegentlich  stabförmige 
Interpositionen,  die  parallel  (100)  und  (001)  liegen. 

Der  Biotit  ist  äusserst  kräftig  pleochroitisch,  das  parallel  den  Spaltrissen  schwingende 
Licht  wird  vollständig  absorbiert,  das  senkrecht  dazu  schwingende  erscheint  licht  strohgelb. 
Blätt.chen  parallel  (001)  zeigen  ein  deutliches  zweiaxiges,  negatives  Interferenzbild  und  sind 
merklich  pleochroitisch :  b  =  sattbraun ;  c  =  braungelb ;  die  Absorption  ist  also  b  >  c,  die 
Dispersion  v  y  q. 

Dieser  braune  Biotit  geht  häufig  randlich  ganz  allmählig  in  einen  grünen  Biotit 
über.  Derselbe  zeigt  dieselbe  hohe  Doppelbrechung  wie  der  braune  Biotit,  ist  also  jeden- 
falls kein  Chlorit;  das  parallel  den  Spaltrissen  schwingende  Licht  erscheint  dunkelgrün,  das 
senkrecht  dazu  schwingende  licht  grünlichgelb.  Basale  Blättchen  dieses  grünen  Biotits  sind 
scheinbar  vollständig  einaxig,  von  negativem  Charakter  der  Doppelbrechung.  —  Der  Biotit 
ist  typisch  poikilitisch,  er  umsäumt  den  idiomorphen  Augit  und  Olivin  und  ist  erfüllt  von 
Einschlüssen  von  Apatit  und  Erz.   Häufig  bildet  er  eine  schmale  Zone  um  die  Erzkörner. 


28 

Olivin  ist  der  am  Wenigsten  häufige  basische  Gemengtheil.  Er  ist  schwach  gelb- 
lich gefärbt,  meist  noch  recht  frisch,  gelegentlich  umsäumt  und  durchzogen  von  Eisenerz- 
schnüren. Feine  Spaltrisse  nach  (oio)  und  Absonderung  nach  (ooi)  —  parallel  welchen  die 
optische  Axenebe  liegt  —  sind  immer  bemerkbar.  Brauner  und  namentlich  auch  grüner 
Biotit  umsäumen  häufig  die  Olivinkörner. 

Der  Orthoklas  ist  immer  allotriomorph.  Sein  reichliches  Vorhanden.sein  bedingt 
den  hohen  Kaligehalt  des  Gesteins.  Er  ist  meist  frisch,  enthält  staubförmige  Interpositionen 
und  umschhesst  namentlich  die  idiomorphen  Plagioklase  und  den  Nephelin.  Nicht  selten 
beobachtet  man  feine,  verschwommene,  kryptoperthitische  Zwillingsstreifung  nach  dem  Albit- 
gesetz.  Derjenige  Theil  des  Gesteinspulvers,  der  auf  der  schweren  Lösung  von  2,62  schwimmt, 
besteht  fast  ausschliesslich  aus  Orthoklas  und  Nephelin.  Der  in  Salzsäure  nicht  lösliche 
Theil  dieses  Pulvers  —  also  der  Orthoklas  —  liefert  mit  Flusssäure  behandelt  hauptsächlich 
Kalium-,  in  geringer  Menge  Natrium-Salze. 

Plagioklas  erscheint  in  lang  leistenförmigen  Durchschnitten  zu  Bündeln  vereinigt. 
Es  sind  meist  Albitzwillinge,  die  nach  dem  Karlsbadergesetz  Zweihälfter  bilden.  Mehrere 
Durchnitte  wurden  mit  Hülfe  der  Projektionen  von  Michel-Levy  als  zum  basischen  Labrador 
gehörend  bestimmt.  Das  Feldspathpulver,  welches  schwerer  als  2,62  ist,  lieferte  hauptsäch- 
lich Kieselfluorcalcium  und  -natrium. 

Auf  die  Anwesenheit  des  Nephelines  weist  die  Thatsache,  dass  sowohl  das  ge- 
sammte  Gesteinspulver,  als  auch  der  Theil  desselben,  der  leichter  als  2,62  ist,  mit  HCl  leicht 
vollkommen  gelatiniert  und  dass  in  der  Lösung  ein  reichlicher  Gehalt  an  Natrium  qualitativ 
sich  nachweisen  lässt.  Im  Dünnschliff  zeigt  sich  der  Nephelin  meist  im  Orthoklas  ein- 
geschlossen. Er  ist  farblos,  die  Doppelbrechung  ist  sehr  gering  von  negativem  Charakter, 
der  mittlere  Brechungsexponent  liegt  zwischen  demjenigen  des  Orthoklases  und  des  Plagio- 
klases.  Die  Individuen  sind  meist  in  der  Richtung  der  c-Axe  verlängert,  seltener  tafelig 
nach  (0001).  Parallel  der  c-Axe  ist  ziemlich  deutliche  Spaltbarkeit  und  eine  eigenthümliche 
Faserung  wahrnehmbar.  Die  basale  Spaltbarkeit  äusserst  sich  im  Auftreten  weniger  scharfer 
Risse.  Der  Maximaldurchmesser  der  Leisten  kann  zu  0,02  mm  angegeben  werden.  Nach 
Aetzen  des  Schliffes  mit  Salzsäure  und  Tinktion  mit  Fuchsin  tritt  der  Nephelin  roth  ge- 
färbt hervor.  —  Ein  Theil  des  Nephelins  ist  zersetzt  und  zwar  bilden  sich  aus  demselben 
feinschuppige  Aggregate  oder  den  prismatischen  Spaltrissen  parallel  liegende  Fasern  eines 
stärker  doppelbrechenden  Minerales. 

Als  accessorischer  Gemengtheil  scheint  Sodalith  in  geringer  Menge  vorhanden  zu 
sein.  Er  findet  sich,  auffallend  durch  schwache  Lichtbrechung,  allotriomorph  eingesprengt 
zwischen  Orthoklas,  oft  in  der  Nähe  von  Nephelin  sich  anhäufend.  In  dem  in  Essigsäure 
löslichen  Theil  des  Gesteinspulvers  lässt  sich  Chlor  und  Natrium  qualitativ  nachvyeisen. 


23 


Apatit  ist  entsprechend  dem  hohen  Gehalt  des  Gesteines  an  Phosphorsäure  der 
häufigste  accessorische  Gemengtheil.  Er  tritt  immer  in  idiomorphen  Individuen  namentlich 
als  Einschluss  in  den  basischen  Silicaten  auf. 

Die  opaken  Eisenerze  besitzen  niemals  Kr3stallform.  Die  Körner  werden  oft  von 
Biotit  in  schmalem  Saume  umwachsen. 

Die  Structur  des  Gesteines  ist  typisch  hypidiomorph  körnig.  Die  Reihenfolge  der 
Mineralausscheidung  ist:  Apatit  und  Eisenerze,  Olivin,  Augit,  Biotit,  Plagioklas,  Nephelin, 
Orthoklas  und  Sodahth,  wobei  namentlich  Augit  und  Biotit,  z.  Th.  auch  einerseits  Olivm, 
andrerseits  Plagioklas,  annähernd  gleichzeitig  zur  Auskrystallisation  gelangt  sind. 

Im  Ganzen  ist  die  Structur  des  Gesteines  analog  derjenigen  der  Elaeolithsyenite  und 
Theralithe. 

Hinsichtlich  des  Mineralbestandes  gehört  das  vorliegende  Gestein  zu  den  Zwischen- 
gliedern zwischen  Alkalisyeniten  und  Therahthen  und  ist  infolge  des  reichlichen  Gehaltes 
an  Orthoklas  neben  Plagioklas  und  Olivin  den  Shonkinite  n  (Pirsson)')  zuzuzählen.  Mikro- 
skopisch hat  Pirsson  in  seinen  Gesteinen  den  Nephelin  nicht  sicher  nachweisen  können. 

Dr.  Hinden  hat  das  Gestein  von  Maros  analysiert  und  fand  die  unter  I  angegebenen 
Zahlen.  Unter  II  gebe  ich  die  Analyse  des  Shonkinites  vom  Yogo  Peak  und  unter  III  die- 
jenige derselben  Gesteinsart  von  Square  Butte  in  Montana'^). 


I 

II 

III 

Maros 

Yogo  Peak 

Square  Butte 

SlOg          ....              48,05 

48,98 

46,73 

TiOo 

1,10 

144 

0,78 

AU63 

13.94 

12,29 

10,05 

Fe^Oa 

2,67 

2,88 

3.53 

Feb 

5.98 

5.77 

8,20 

MnO 

— 

0,08 

0,28 

MgO 

7,81 

9.19 

9.68 

CaO 

7,25 

9.65 

13,22 

Na,0 

2,72 

2.22 

1,81 

K,,0 

6,56 

4.96 

3,76 

H.,0 

1,66 

0,82 

1,24 

P2O5 

1.15 

0,98 

I.51 

q8,8Q 

99,26 

Gl     0,18 

100,97 

Die  chemische  Uebereinstimmung  der  amerikanischen  Shonkinite  mit  dem  beschriebenen 
Gestein  ist  eine  sehr  weitgehende.     Der  höhere  Gehalt  an  CaO  und  MgO   der  Typen   von 

1)  Weed   and  Pirsson,   Highwood   mountains  of  Montana.   -   Bull,   geolog.   soc.   of  Aman    Vol.  6. 

1895.   p.  414.  ,  . 

a)  Vgl.  20.  Ann.  Rep.  of  U.  St.  Geol.  Survey.    1898-99-   P-  484.   Analyse  I  und  111. 


24 

Montana  ist  auf  das  dort  reichlichere  Vorhandensein  des  diopsidartigen  Augites  im  Gestein 
zurückzuführen.     Ich  bezeichne  das  Gestein  als  nephelinreichen  Shonkinit. 

Neben  diesem  beschriebenen  Shonkinit  liegen  noch  zwei  andere,  hierher  gehörende 
Handstücke  von  demselben  Fundorte  vor.  Das  eine,  no.  306,  ist  reicher  an  Biotit  und  zeigt 
eine  eigenthümliche  Absonderung  in  c.  2  cm  dicke,  polyedrische  Stücke,  deren  Oberflächen 
mit  Biotitblättchen  besetzt  sind.  —  Das  andere  Handstück,  no.  305,  ist  etwas  feinkörniger, 
führt  weniger  Biotit  und  ist  reicher  an  Augit  und  Feldspath. 

Herr  Dr.  Hin  den  hat  das  Gestein  no  305  ebenfalls  analysiert  und  gefunden: 

SiO. 50,15 

TiOä 1,00 

ALOg      ....  15,86 

Fe,03      ....  2,44 

FeO 5,39 

MgO 5,30 

CaO 8,40 

Na.O       ....  4,13 

K,Ö 5,00 

H.O 1,50 

P.Oä 0.86 

100,03 

Das  Gestein  ist  gemäss  seiner  chemischen  Zusammensetzung  noch  zu  den  Shonkiniten 
zu  zählen,  nähert  sich  aber  schon  mehr  als  no  304  und  307  den  Monzoniten. 

2.  no  308.  Syenitischen  Habitus  zeigt  ein  nur  in  einem  Handstück  vertretenes, 
sehr  schönes  Gestein.  Dasselbe  ist  grobkörnig,  beinahe  pegmatitisch,  indem  lichtgraue,  bis 
2  cm  lange  und  5  mm  breite  Orthoklasindividuen  den  Hauptgemengtheil  bilden  und  die 
ebenfalls  grobkörnigen,  basischen  Gemengtheile  Augit  und  Biotit  sich  oft  concretionsartig 
anhäufen. 

U.  d.  M.  erscheint  der  Orthoklas  immer  durch  staubige  Interpositionen  getrübt, 
er  bildet  meist  Karlsbaderzwillinge  und  ist  derartig  von  Albit  durchwachsen ,  dass  er  als 
Mikroperthit  bezeichnet  werden  muss.  Gegenüber  dem  Orthoklas  ist  der  weit  weniger 
häufige  Plagioklas  immer  idiomorph.  Die  Durchschnitte  sind  rissig  und  vollkommen 
wasserklar.  Es  sind  Zwillinge  nach  dem  Albit-  und  nach  dem  Periklin-Gesetz.  Durch 
optische  Bestimmungen  wurde  Albit  mehrfach  nachgewiesen.  Augit  und  Biotit  zeigen  hier 
dieselben  Eigenschaften,  wie  in  den  Shonkiniten.  Die  Augite  umrandend  findet  sich  gelegent- 
lich eine  typische  barkevikitische  Hornblende,  deren  Pleochroismus  ist:  a  =^  hell 
bräunlich  gelb;  b  ^  c  ^  dunkel  grünlich  braun.  Die  Schiefe  von  c  :  c  wurde  bis  zu  20" 
gemessen. 

Als  accessorische  Mineralien  finden  sich  Apatit,  Titanit  und  Eisenerze.  Zeoli- 
thische  Aggregate  häuten  sich  an  gewissen  Stellen.     Sodalith  scheint  ebenfalls  in  geringer 


25 


Menge  vorhanden  zu  sein;   die  durch  Kochen  des  Gesteinspulvers  mit  Essigsäure  erhaltene 
Lösung  gibt  deutliche  Chlorreaction. 

Die  panidiomorph  körnige  Structur  des  Gesteins  ist  im  Wesentlichen  charakterisiert 
durch  die  poikilitische  Natur  des  Biotites  und  den  vollständigen  Idiomorphismus  des  Plagioklases 
gegenüber  Orthoklas. 

Nach  Structur  und  mineralogischer  Zusammensetzung  steht  das  Gestein  am  nächsten 
den  Monzoniten  und  Shonkiniten.  Die  chemische  Zusammensetzung  desselben  gebe  ich 
nach  der  von  Dr.  Minden  ausgeführten  Analyse  unter  I.  Unter  den  Analysen  alkalireicher 
Tiefengesteine  fand  ich  am  Nächsten  damit  übereinstimmend  die  unter  II  angeführte  Analyse 
des  „Syenites"  von  Palisade  Butte^).  A.  Osann^)  bespricht  dieses  Gestein  und  stellt  es  zu 
den  sauersten  Essexiten.  Ferner  füge  ich  unter  III  die  mittlere,  auf  loo  berechnete  Zusammen- 
setzung von  vier  Monzoniten  aus  Montana^)  bei.  Die  Tabellen  la  und  IIa  geben  die  auf 
loo  ausgerechneten  Molecularproportionen  der  beiden  xA.nalysen  an. 


I 

Maros 

SiOa      ....          52,80 

TiO.> 

1,00 

Al,63 

19.99 

Fe,03 
FeO 

3.63 
3.40 

MgO 

3.20 

SrO 

— 

BaO 

— 

CaO 

4,22 

Na.,0 

3.10 

K.,Ö 

7.74 

H.O 

1,18 

Pä05 

0,70 

SO3 

— 

Cl    . 

— 

III 


Palisade  Butte 

Montana  (Monzonite) 

50,11 

52,89 

0,82 

0,56 

17.13 

15.58 

3.73 

3.03 

3.28 

4,81 

2.47 

5,22 

0,35 

0,15 

0,63 

0.33 

5.09 

8,21 

3.72 

3.23 

7.47 

4.90 

4.47 

0.51 

0,67 

0,47 

0,08 

— 

0,07 

0,11 

100,96 


100,09 


100,00 


1)  Vgl.  Bull,  of  the  U.  St.  Geol.  Survey  No.  148,  p.  153.     Die  genauere  petrographische  Beschreibung 
dieses  Gesteines  konnte  ich  leider  in  der  Literatur  noch  nicht  auffinden. 

^)  Vgl.  Tschermak's  Mineralog.  und  Petrogr.  Mittheil.  Bd.  XIX.  Heft  5/6.  p.  428. 
3)  Vgl.  20.  Ann.  Rep.  U.  St.  Geol.  Surv.  189899.  p.  478. 


Sarasin,  Celebes.  IV. 


47 


26 


la 

IIa 

Maros 

Palisade  Butte 

SiOä     ....        59,75 

59.24 

TiOo 

0,85 

0,72 

Al,03 

13-32 

11,91 

FeO 

6,27 

6ö4 

MgO 

5.39 

4.38 

BaO 

— 

0,29 

SrO 

— 

0,24 

CaO 

5.12 

6,45 

Na^O 

3.39 

4,26 

K,Ö 

5.58 

5,64 

P.O, 

033 

0.33 

100,00  100,00 

Die  beiden  Analysen  I  und  II  weisen  auf  Gesteine,  die  Bindeglieder  zwischen  den 
Monzoniten  und  den  Essexiten ,  resp.  nephelinarmen  Theralithen  darstellen.  Die  Analyse  I 
des  hier  beschriebenen  Gesteines  würde  sich  noch  um  Weniges  mehr  derjenigen  der  Mon- 
zonite  (III)  nähern. 

Bei  beiden  ist  die  Kalivormacht  beträchtlich,  bei  la  verhält  sich  NaoO  :  K^O  wie 
3,8  :  6,2,  bei  IIa  wie  4,3  :  5,7   —  die  Summe  der  Alkalien  auf  10  berechnet. 

Gemäss  der  von  Brögger')  iür  die  Monzonite  aufgestellten  Definition  gehört  das  in 
Rede  stehende  Gestein  nicht  dazu ,  auch  gehört  es  nicht  zu  den  normalen  Essexiten ,  in 
welchen  Natron  gegenüber  Kali  vorherrscht.  Nahe  Verwandtschaft  zeigt  Analyse  I  mit  der 
oben  angegebenen  des  Shonkinites  vom  Yogo-Peak,  der  etwas  höhere  Gehalt  an  SiOo,  AUO3 
und  Alkalien  erklärt  sich  durch  das  reichUche  Vorhandensein  des  mikroperthitischen  Feld- 
spathes.  Ich  zähle  desshalb  das  Gestein  zu  den  N  ephelin  fr  eien  Shonkiniten,  gemäss 
der  Auffassung  von  Rosenbusch  und  zwar  würde  dasselbe  bereits  einen  Uebergang  zu 
den  Monzoniten  vermitteln,  wie  aus  dem  Vergleich  mit  der  oben  unter  III  angeführten 
Durchschnittszusammensetzung  von  Monzoniten  Montana's,  die  ja  ebenfalls  mit  Shonkiniten 
geologisch  enge  verbunden  sind-),  deutlich  hervorgeht. 

IV.  Vulkanische  Breccien  und  Tuffe. 


A.  Bostonit-Phonolith-Breccie. 

no  309.  Unter  den  Blöcken  im  Bache  bei  Gentungan  findet  sich  eine  Breccie,  die 
hauptsächlich  aus  grossen,  eckigen  Stücken  von  Bostonit,  Phonolith,  mittelkörnigem  Syenit 
und  aus  kleineren  Brocken  weisser  und  schwarzer  Kalke  besteht.     Das  Bindemittel  ist  z.  T. 


1)  Vgl.  Brögger,  Die  Eruptionsfolge  der  triadischen  Eruptivgesteine  bei  Predazzo,   p.  42. 
-)  Vgl.  Pirsson,  20.  Ann.  Rep.  U.  S.  Geol.  Survey  189899.  p.  564. 


ein  braunes  Glas,  z.  T.  bostonitische  Grundmasse.  Höchst  wahrscheinlich  ist  das  Gestein 
eine  primäre,  eruptive  Reibungsbreccie,  deren  Bildung  in  Zusammenhang  steht  mit  der  Ent- 
stehung bostonitischer  Gänge. 

B.  Trachyttuff  (Trass). 

no  293.  Westlich  von  dem  Dorfe  Kau,  8  km.  nördlich  von  Pik  vom  Maros,  steht 
ein  ziegelrother,  fein  poröser  Trass-ähnlicher  Tuff  an,  in  der  Nähe  von  Trachyten.  Derselbe 
besteht  aus  Splittern  von  glasigen  und  mikrofelsitischen  Grundmassepartikeln,  vermischt  mit 
Splittern  von  Sanidin.  Die  Ränder  der  einzelnen  Partikel  sind  mit  Eisenoxj'dhydraten 
imprägniert. 

V.  Sedimente. 

A.  Nummuliten-  und  Miliolidenkalk. 

Wie  bereits  H.  Bücking  erwähnt,  sind  die  im  Gebiet  des  Piks  von  Maros  mit 
Eruptivgesteinen  in  Berührung  tretenden  Sedimente  vorherrschend  weisse  Nummuliten-  und 
Crinoiden  führende  Kalke,  die  von  hellgelben  Sandsteinen  und  sandigen  Mergeln  unter- 
teuft werden. 

no  291  und  292.  Nördlich  des  Dorfes  Kau,  c.  12  km  N.  vom  Pik  von  Maros,  wurden 
grau  anwitternde,  grobkrystalline  Kalke  gefunden,  in  denen  reichlich  Querschnitte  kleiner 
Nummuliten  von  3—4  mm  Länge  sichtbar  sind.  U.  d.  M.  erscheint  das  Gestein  typisch 
organogen  und  enthält  Nummuliten,  Orbitoiden  und  Milioliden. 

no  313.  Unter  den  Blöcken  im  Bache  bei  Gentungan  fand  sich  ein  schwarzer,  dichter 
Marmor,  in  welchem  späthige  Crinoidenbruchstücke  makroskopisch  wahrnehmbar  sind.  Prof. 
G.  Stein  mann  erkannte  im  Dünnschliffe  Milioliden,  Textilaria  uud  Haplophragmium. 

Bemerkenswerth  ist  es,  dass  diese  Nummuliten-  und  Miliolidenkalke  immer  frei  von 
eruptiven  Gemengtheilen  sind. 

B.  Mariner,  litoraler  Kalk  mit  eruptiven  Bestandtheilen. 

no  298.  In  dem  mehrfach  erwähnten  Dorfe  Kau ,  8  km  N  vom  Pik  von  Maros, 
Meereshöhe  c.  450  m,  steht  in  der  Nähe  von  Trachyttuffen  und  Trachydolerit  ein  litoraler, 
mariner  Kalk  in  Bänken  an,  der  in  reichlichem  Maasse  vulkanische  Gemengtheile  enthält. 
In  der  hellgelben,  fein  porösen  Kalkmasse  liegen  einerseits  eckige  und  gerundete  Fragmente 
basaltischer  und  trachytischer  Gesteine,  andrerseits  ist  Feldspath  mit  glasglänzenden  Spalt- 
flächen und  Augit  im  Kalk  eingeschlossen  makroskopisch  wahrnehmbar. 

Der  Kalk,  welcher  die  Hauptmasse  des  Gesteines  bildet,  erscheint  u.  d.  M.  etwas 
brecciös  und  enthält  Lithothamnium  und  Foraminiferen,  unter  welchen  Prof.  Steinmann 
Globigerina  und  Polytrema  erkannte.  —  Die  eingestreuten  Krystallbruchstücke  sind  Plagio- 


28 

klas  (Andesin),  Augit  und  barkevikitische  Hornblende.  —  Die  im  Kalk  eingebetteten  Frag- 
mente vulkanischer  Gesteine  sind  grösstentheils  Splitter  von  braunem  Glas.  Ferner  sind 
Bruchstücke  eines  anscheinend  trachytischen  Gesteines  vorhanden,  das  in  einer  stark  zer- 
setzten, kryptokrystallinen  Grundmasse  Einsprengunge  von  Plagioklas  (Oligoklas),  Augit  und 
barkevikitischer  Hornblende  enthält.  Endlich  finden  sich  Splitter  eines  basaltischen  Gesteines, 
dessen  Einsprengunge  Plagioklas  und  Augit  sind  und  dessen  Grundmasse  aus  braunem  Glas 
und  Plagioklasmikrolithen  besteht. 

Die  Zusammensetzung  des  beschriebenen  Gesteines  weist  deutlich  auf  das  Vorhanden- 
sein mariner  Sedimente  hin,  die  während  oder  kurz  nach  der  Hauptthätigkeit  der  Vulkane 
von  Maros  sich  gebildet  haben. 


Bei  einem  Versuche  den  topographischen  Verband  der  beschriebenen  Eruptivgesteine 
zu  übersehen,  ergiebt  sich  Folgendes:  Der  1375  m  hohe  Pik  von  Maros  besteht  aus 
nephelinitoidem  Phonolith.  Am  südwestlichen  Abhang  desselben  müssen  sich  die  körnigen 
Shonkinite  in  Verbindung  mit  bostonitischen  Ganggesteinen  und  eruptiven  Reibungsbreccien 
finden,  auch  Trachyte  vom  Ponza-Typus  wären  hier  zu  erwarten.  Im  Norden  und  Nord- 
osten des  Pik  treten  hauptsächlich  Glasbasis  führende  trachytische,  ganz  untergeordnet  ande- 
sitische  Gesteine  auf.  Mit  den  Trachyten  sind  Trass-ähnliche  Tuffe  verbunden,  ferner  marine 
Htorale  Kalke,  die  reichlich  tuffogene  Bestandtheile  enthalten.  Umrahmt  wird  diese  phono- 
lithisch-trachytische  Eruptivmasse  des  Pik  von  Maros,  deren  fojaitisch-theralithische  Kern- 
massen entblösst  sind,  von  basaltischen  Gesteinen:  ca.  3  km  nördlich  vom  Pik  von  Maros 
findet  sich  unter  Trachyten  ein  vitrophyrischer  Trachydolerit,  8  km  nordnordöstlich  vom  Pik 
steht  leucitführender  Trachydolerit  an;  bei  den  Kohlenminen  von  Kantisang,  10  km  nord- 
westlich vom  Pik,  fand  Bü  cking  Biotit-Leucitbasalt,  der  wohl  ebenfalls  den  Trachydoleriten 
nahe  steht.  —  Erst  in  grösserer  Entfernung  und  im  Süden  des  Piks  trifft  man  beim  Fall 
von  Maros  Plagioklasbasalt. 


Tafel  I. 


Tafel  I. 


Fig.  I.     Kalkfelsen  landeinwärts  von  Pangkadjene,  Süd-Celebes,  p.  242. 
Fig.  2.     Kalkfelsen    mit   Regenrinnen,    in   der  Nähe  von   Barabatuwa,   Süd-Celebes, 
P-  243. 


Sarasm.  C'elebes  üd.JT' 


Tiill 


dai-aam    phot 


Mäisonoach  Riffarlh  3cCo 


"W.Kreldelfl  A'erlaa  Wioebaden 


Tafel  IL 


Tafel  IL 


Fig.  3.  Pleistocäne  Strandterrasse  (Abrasionstische)  bei  Leangleang,  Süd- 
celebes,  p.  243. 

Fig.  4.  Ein  einzelner  Felsen  dieser  Strandterrasse,  an  seiner  Basis  die  Wirkung 
der  Abrasionswelle  des  Meeres,  an  seiner  Spitze  die  Auflösung  durch  Regenwasser 
zeigend,  p.  243. 


.s.ir.,s„i.r,'/,-/„.s/,;/  iv 


'6. 


;.irasin,  rhoi 


re:aciG  ''j''.v'ia.(\  'iVir?ERaai,'ii,. 


Tafel  III. 


Sarasin,   (^elebes.    IV. 


48 


Tafel  III. 


Fig.  5.     Abrasionstische  an  der  Küste  bei  Gorontalo,  Nord-Celebes,  p.  244. 

Fig.  6.  .  Strand  terrasse    f  Abrasionswirkung)    an   der   Insel  Muna,   Südost -Celebes, 
p.  236  und  244. 


Safasii,    CeMjcs.  /Id.K 


Turm 


enbach  Riffarth  i  \. 


CW  Hreidelj  Verlaa  Wesbaden 


Tafel  IV. 


48* 


Tafel  IV. 


Fig.  7.  Der  Pik  von  Mar  OS,  von  Marangka  aus  gesehen,  Süd-Celebes;  der  Gipfel  ist 
oben  links  im  Bilde  sichtbar,  rechts  unten  ein  Kalkfels,  p.  246. 

Fig.  8.  Der  Lompobattang  (Pik  von  Bantaeng)  und  Warburg's  Krater,  vom 
Gipfel  des  Wavi^okaraeng  aus  gesehen,  p.  268. 


S.,rMtn.(;-lrl„-s  IUI  l\' 


r.,1 1\ 


1  t"  ,       V 


MKiscnbscK  Ki(Tarlh&:C'^-' 


C  W  Krcidcls  Verlag  Wiesbaden 


Tafel  V. 


Tafel  V. 


Flg.  9.  Der  Banipapüwang-Kalkfelsen  und  im  Vordergrund  der  kleine  Lura-See, 
im  Wurzelstück  des  Südarms  von  Celebes,  p.  259. 

Fig.  10.  Gegend  von  Duri  und  Sosso,  ebenda,  Savannenlandschaft  mit  bastionen- 
artigen Kalkfelsen,  rechts  unten  im  Bilde  der  Kalupinifluss,  rechts  im  Hinter- 
grund in  Wolken  die  Sinadjikette,  p.  260. 


Sayas/n,  Oeiebes  Bd  /F 


■/•»/■  \- 


CW  Hr«idels  V«ria<f  ■Wioal>aden  . 


Tafel  VI. 


Tafel  VI. 


Fig.  II.  Aussicht  vom  Signalberge  bei  Gorontalo  aus  auf  die  Limbottodepression, 
links  unten  im  Bilde  der  Ort  Gorontalo,  weiter  der  Bolangofluss,  der  sich  mit 
dem  von  Osten  (rechts)  kommenden  Bonefluss  vereinigt,  im  Hintergrund  rechts 
die  Pangeakette,  weiter  links  die  Kabilakette,  p.  113,  ganz  links  im  Bilde  sieht 
man  durch  eine  Lücke,  den  Pass  von  Halante,  die  Bai  von  Kw  an  dang, 
p.  124  ff. 

Fig.  12.  Die  westliche  Küste  der  Bai  von  Gorontalo  mit  dem  G.  Pohe,  vom 
Leuchtthurm  an  der  Mündung  des  Gorontaloflusses  aus  gesehen,  p.  122. 


G.Poh^ 


Sarasj/i,  Celebes  BdM'. 


TaTVI 


CVi  KreidÄls  Verlag   V/iesbaden 


Tafel  VII. 


Sarasin,   Celebes.    IV. 


49 


Tafel  VII. 


Fig.  13.  Canon  des  Boneflusses  im  Bonegebirge,  Nord-Celebes,   p.  117. 
Fig.  14.  Warme  Quelle  am  Ufer  des  Boneflusses,  p.  116. 


TafVIl 


Ki.T'ütdn  pbot 


.seabach  Riffarth&Co. 


Tafel  VIII. 


49* 


Tafel  VIII. 


Fig.  15.  Der  Vulkan   Klabat    in    der  JVIinahassa,    von  SW  aus  gesehen,   links  unten 
parasitische  Vulkankegel,  p.  7. 

Fig.  16.  Der  Klabat,  von  Kema  aus  gesehen,  rechts  oben  ein  Parasit,  p.  7. 


Saras^.  Celebes  Bd.  IF^. 


Tüf.  VM. 


Saz'aain    ohot 


LSenoacij  ."viJ't  aiiü  StOo 


C.W.KreiderE  Verlag   Wie3"baden, 


Tafel  IX. 


Tafel  IX. 


Fig.  17.  Der  Vulkan  Sudara  in  der  Minahassa,  von  Kema  aus  gesehen,  p.  11. 

Fig.  18.  Aussicht  vom  Gipfel-  des  Klabat  vor  Sonnenaufgang  gegen  ONO  auf  die 
Vulkane  Tonkoko,  p.  14  (links  im  Bilde)  und  Sudära,  p.  12  (in  der  Mitte  des 
Bildes);  auf  dem  Hauptgipfel  des  Sudära  ruht  eine  Nebelkappe;  im  Vordergrund 
ein  Nebelbalien;  das  weisse  Band  rechts  ist  die  Strasse  von  Lembe,  dahinter 
die  Insel  Lembe. 


Sanas/Ji,  Celebes  Bd  W 


TaflX 


Welsenbach  F-ifTarth  äC^ 


C  W  Kmdels  Verlag  Wiesbaden 


Tafel  X. 


Tafel  X. 


Fig.  19.  Die  Tampokekette  in  Central-Celebes,  von  Djaladja,  nördlich  von  Borau, 
aus  gesehen;  der  hohe  Gipfel  links  ist  der  eigentliche  Tampoke,  p.  192. 

Fig.  20.  Die  Bai  von  Tomori,  von  der  Insel  Timbe  aus  gesehen,  p.  212  ff.;  die  Insel 
mitten  im  Bilde  ist  Sanggapura,  links  die  die  Bai  umrahmenden  Kalkberge, 
rechts  von  Sanggapura  die  nach  Osten  ziehende  Tokallakette. 


t^arasin,  Celebes  Bd  I\ 


7'<ifX. 


u 


i 


Sarasm.phnl, 


MeieeitbacK  Riffarth&-C^ 


;dels  Verl  ST  W!'-->ia(?'>n 


Tafel  XL 


D 


ie   Miiinhassa   und  das  östliche 
Mongondow. 


Ciyi  Ans 


Tai:  XI. 


I : 600000 


N 


Nilin 


Menadotuwn         „       ,         •'iH^tl*" 


Sarasiri 


'i  FUsco 


Ifu  Anst  -Y.Wemer 4; Winter,  Frankfurt  VA 


Kreidels  Verlag ,  Wiesbaden 


Tafel  XII. 


üi[)l"clrc<'ii()n    der  Piks  von 
Banlaönö. 

1    :    200.00 ü 
Reiseroute 


N 


.--* — •■  lüt/uftarm/ii^ 

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Djanfhi 


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liil'.  XII. 


5  15 


5  20 


5  25 


30 


119   50 


119  55' 


120°  .5'  0  I.C.r 


Sarasln  de! 


Lilh  Anst.v  WerneriV/inter  Fra  nktun  ■'/M. 


C.W-  Kreideis  Verlag,  Wiesbaden. 


Tafel  XIII. 


Entwurf  einer  Orographischen  Karte  von  Celebes. 

1  :  2000000.