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$ereütg für meffenburgtfdje ®efdjtd)te
unb 2tttertf)um3funbe,
gegrimbet öon fortgefejjt öon
<B4 ^rdjiürattj Dr. fifd). ©ftjlrdjiuxattjDr.ptgget,
(Rmm&fedj5|tgflet Jahrgang
herausgegeben
üon
5trd)it>rat^ Dr. $. ©ratefenb,
ol# l. ©ecretatr be* fficrcin*.
Üftit angehängten Quariatberidjten unb 3a§re$berid)t.
«uf ftoflen be8 JBerein*.
6d>tt>crin, 1896.
$rud unb Sertrieb ber S&renfprungfdjen $ofbud}brucfeTei.
ftomntiffionir : ft. 5- fcoebjer, ücipjifl.
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Jttfyalf be* Saftrbutfj*.
I. 8 U * Topographie beä alten ©djroerin. SBon ©aubirector a. $.
fcübbe ©. 1
n. SBiSmar unb bie SBemgeridjte. Sßon Dr. g. %eä)en in
SBiSmar ©.15
HI. ©in SßrotofoHbud) be$ ©djmeriner SßiebergeridjtS. Sßon
Dr. griebrid) ©tuljr ©.75
IV. (Sine Hugenotten «Kolonie in Sßeftenburg. 93on Sßrofeffor
Dr. Söitljelm ©tieba in SRoftodf ©.81
V. 5lngelu3 ©ata. ©in Vortrag, gehalten Don Sßrofeffor emer.
Dr. ©. 3)ragenborff $u Sftoftocf ©.165
VI. Sßeue ftunbe aus ber jüngeren Söronjejeit in SReftenburg.
Sßon Dr. fö. SBelfe ©.182
VH. $a$ Sieb öom ftönig Slnt^riuS. Sßon 5öibüotf)efar
Dr. $lb. $ofmeifter in SRoftodf . ©.239
VIII. $ie Sfteflenburgifdje SBogtei ©djroaan. Sßon ©tjmnafial*
profeffor Dr. SRubtoff ©.254
1. (Sntftefjung ber Sßogtei ©.255
2. $ie OTtei 2)oberan unb bie ©renken ber fterrfdjaft
ftoftocf ©.265
3. $ie Söerle • SJleflenburgif d)e unb bie ftiftSlänbifdje
©ren^e ber Sßogtei ©.289
4. $ie älteren Sßeflenburgifdjen öanbeStfjeitungen . . ©. 338
IX. ©eeräuberei an 3tteHenburgifd)er Äüfte. Sßon Dr. griebrid)
©tufjr ©.366
Jitiiatt ptt ©ftidiie.
(gra^eötotffe $ex$&fyez ©öXufite fre£ §«5fff# Ghrjtmx SDtorfaft trart
^Kefiea&arj.
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SBfcfasfnndl trotr Wamezsm .
%u SfaqveK nr frer Ito&e fsc ^tenrtej - -
2er fg^ecaaftot iJear <£6fm«sxnzs fteötatfe mnfr San: Emü*
äraarSe swa Ißö-I . - - . . .
%ttettif&am tratt ^ikSi&t bei gtinreirifrcpai: ,.__..
Sie &e 3Mfajcf«: ?tf<#er i^te ^rörücjhin: arfjrefönt - - - -
%u 2t&£X£ tez %txiv%m i^rtftoi^onz^ nr Her fcntc jg g arten liiifte
fysstämaxtevc '.'?, &g& StcncoacxUe - .
WLq&misi 'WufchteS)
%vt Äussert m 5er ita$e ja Strat&ec| v 9endrt&pBE$ ,fn H 18- ff-;
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Jnftalf bc* Jaftrlnwfjau
I. ßur Topographie be§ alten ©djroerin. SBon tkubirector a. 3).
£übbe ©. 1
n. SBiSmar unb bie SBemgeridjte. Sßon Dr. g. %ttytn in
SBiSmar ©. 15
in. ©in 5kotofoflbud) be$ ©djtoeriner SßiebergeridjtS. Sßon
Dr. griebridj ©tuljr : ©.75
IV. @ine Hugenotten Kolonie in SMlenburg. 93on Sßrofeffar
Dr. SBilljelm ©tieba in SKoftocf ©.81
V. SlngeluS ©ala. ©in Vortrag, gehalten öon Sßrofeffor emer.
Dr. ©. ©ragenborff &u Sftoftocf 6. 165
VI. Sßeue ftunbe aus ber jüngeren Söronjejeit in SReflenburg.
Sßon Dr. fö. SBelfc ©.182
VH. $a3 Sieb öom ftönig totf^riuS. $on »ibliotljefar
Dr. 5lb. §ofmeifter in Sftoftocf . ©. 239
VIII. S)ie Sfteflenburgifdje Sßogtei ©c^loaan. Sßon ©tymnafiat*
profeffor Dr. ftubloff ©.254
1. (Sntftetyung ber Sßogtei ©. 255
2. 3)ie Slbtei 2)oberan unb bie ©renken ber föerrfdjaft
ftoftocf ©.265
3. $ie 83erle*9ttettenburgifd)e unb bie ftift3länbtfd)e
©renje ber Sßogtei ©.289
4. 3)ie älteren -ättettenburgifdjen Öanbe3tf)eihmgen . . ©. 338
IX. ©eeräuberei an 2tteflenburgifd)er föüfte. Sßon Dr. griebridj
©tuljr ©.366
Inhalt ber Beruhte*
Sfcadjträge ju beit Stammtafeln bcg®ro6^ctaoglic^cit^<mfc§(3a^rb. L) I. 2
@htgetbrucfe geiftlidjer ©ebidjte be$ §er$og$ ®ujto& Äbotyty üon
SReflenburg I, 6
Untergegangene Drtfdjaften I, 9
StaS Steinfren$ 311 Sdjönberg I, 10
Sogbfaßen I, 12
SRmt$fmtb tjon 2Rameron> I, 12
$ie Wappen in ber fiirdje jtt Sternberg n, 18
S)er SBieberaufbau be3 Sdjn>eriner 9totl)I)aufe3 nadj bem Stabt*
branbe öon 1651 n, 22
Altertümer öon Suiten bei Staöenljagen II, 25
S&ie bie Stoftocfer &ifa>r tyre ^riöiiegien erhielten n, 27
Stfe Statue be$ ^eiligen SljrifiopfjoruS in ber £ird)e ju SBarnemünbe II, 27
§an£mar!en (?) au£ SBarnemünbe n, 28
SRiftetooi (SRijrisiaö) DI, 30
3)ie Wappen in ber Sirdje ju Sternberg Berichtigung ju n, 18 ff.) DI, 36
I.
jtor dopgroplfie hts alten S^toerm.
8on
vk unter meiner Oberleitung oor einigen So^ren in ben Straßen
ber Stabt Scbroerin jiuecfö beren Äanalifation ftattgeljabten Sttuf*
grabungen be§ Untergrunbeö ^oben mancherlei ju ©efid)t gebracht umö für
bie topograpljifd&e @efd)id)te ber Stabt oon Sntereffe ift. 3m SBerein
für meflenburgifcbc ©efd)id)te unb 9Utertf)umßfunbe Ijabe id) barüber
im 3a^re 1891 bereits einige Vorträge gehalten, beren 3nfyalt nun
aud) im 3a^rbud) nriebergegeben roerben mag.
3n S3anb 42 beS 3ö^rbud^eö Ijat £err Senator ßifdj auf ©lunb
ber erften 10 S3änbe bes 5Mlenburgifdjen Urfunbenbucbed bie @nt*
fteljung ber Stabt unb ifyre 6ntnridfelung jum fpäteren 3 u ftanbe ge*
|d)übcrt unb babei jroeifeteofjne bie oorfyanbenen älteren Urfunben
Doüftanbig benufct. dagegen t)at er $u feiner Darfteilung nur feljr
furj (auf S. 86) ein im ®rof#er}oglid)en ©eljeimen unb $aupt*
ardjio aufbewahrtes üßemorial beö 33aumeifterö SBebel nebft ©runb*
riß herangezogen, roeldjeS in genauen ÜRa&en bie glasen befi im
3a^re 1651 abgebrannten Stabttfjeilö unb bie für ben SBieber*
aufbau in 93orfd)lag gebrauten, Ijernad) aufgeführten Umanberungen
bejeidjnet unb für bie Äenntnifc beß älteften 3uftanbefi ber Stabt fef>r
wichtig ift. ©3 bürfte geioi§ oon Sntereffe fein, roenn baöfelbe nebft
$lan im Sö^rbud) jum 9lbbrucf gebracht mürbe.
©inleitenb möge Ijier Sefannteö furj oorangefd)icft werben, bem
id) f)in unb roieber Semerfungen gur ©rroägung beifüge.
3n ber bem SBenbifdjen oerroanbten ruffifdjen Spraye (jet&t ein
roilbei rei&enbeö !tf)ier Swerj; baoon baö abjeftio swerinüi, unb
3«|rft*4 b«* «er f. mefl. Okf$. LXI. 1
unter 3lbwerfung bcr ©nbung fpric^t bcr SRuffe in SBerbinbung mit
„Scmb" ober „Ort" swerin; alfo md&t, wie bislang voofy gebeutet
warb, „Tiergarten" = Swerinez, fonbern „5ffitlbetl)ter*ßanb",
„SBitbct^icr ^ Ort" ift bie SDeutung bes Samens ber ©tobt ©djwerin
unb bes ©aues, in weld&em fie liegt, liefern ßljarafter bes Sanbes
entfpredjen bie Ortsnamen Sftebewege, urfunbüd) SJtebewebe, oon
Medwedj ber 33är, unb £f)urow, niebergelegteS SDorf in ber ©d)weriner
gelbmarf, ©enttio $ßturalis t)on Tur, ber Ur ober 9luerod)S, fowie
t>ielleid)t nodE) anbere mef)r. 3n biefem wüben, walbreidjen Sanbe lag
auf einer Keinen niebrigen 3nfel, tnelleidfjt fünftlidfjen ßr^ö^ung, rings
t)on Sffiaffer umgeben, bie alte wenbifdfje Surg Swerin; nadjj
i£)rer 3^ftörung warb auf berfelben ©teile bie fäcf)fifd)e 33urg er*
baut, ber Urfprung bes jefeigen Schloff es. 3 ro W en & er Surginfel
unb bem fjotjen geftlanbe (beim jefeigen 3Jtorienplafce) unb non festerem
burdj) eine Sumpfnieberung getrennt, lag eine lang nad) Sorben l)in*
geftredte £>odfjinfel, auf beren [üblichem Snbe £er$og £einrid(j ber
Söroe 1161 bie ©adEjfenftabt ©dfjwerin grünbete unb bem ©rafen
©Myelin überwies.
1* ©djtoerin innerhalb ber Panfen, MS 1340*
\Q 33on bem größeren nörblidE)en Steile ber 3nfel, ber Schelfe,
warb bie ©tabt burd) einen ©tabtgraben abgetrennt. 3m -JHeber*
länbifc^en 1 ) tjeifct Schelf er Splitter, 3lbf erbung; in Urfunben finbet
fiel) glcid)bebcutcnb aud) bas SBort scala, Slerbftodf; es mag nun ber
©infdjnitt bes ©tabtgrabenS ober audE) mehrere in ber Snfel oor*
fommenbe natürliche 6inbudE)tungen iljr ben -Kamen gegeben Ijaben.
. ©runbbebingungen einer Stabtgrünbung waren in älterer ßtit:
Sicherung gegen geinbe, Slornmüfjle, Sirene, gifdfjeret, 3 u f a ^- 9fad&
für Schwerin fud^te^man biefe Sebingungen ju erfüllen.
3ur Sßenbenjeit war ber ^faffenteidj nodE) ein 3'pf el t beft mit
bem ©ro&en ©ee in offener SSerbinbung ftefyenben 3^ e 9 e lf ecö - ®*i
©rünbung ber ©tabt ©dEjwerin warb biefer 3*Pf e ' b ur $ Anlage bes
©pieltljorbamms com 3^9 c ^ ec abgetrennt, unb burd& 9lnlage eines
non ber Jpölje ber ©tabt beim ftreuj bef ©d&ufterftrafje unb ßngen
©trage bis an bie &öf)e fübwärts beS iefeigen 9JlarienplafeeS reid)enben
9Jiüf)lenbammeS bas aus bem 3JJebeweger ©ee burd^ bie 9lue Ijerab*
fommenbe SBaffer um etwa 2 1 /« Sfteter angeftaut, fo bag \iä) ein
*) SBefanntUdj ^09 §ergog §einrid) ber Softe $u feinen Äolonifattonen
an ber ©Ibe unb in ben SBenbenlanben öielfad) 9lieberlänber, toeldje be$
2Bafferbaue3 fuubig maren,* Ijeran, unb erflärCfid) baburd) tooljl ba$ SBot*
lontmen mancher niebertänbif $er* Sßorte.
größerer 90Mif)lenteid[) bilbete, weiter audE) einen $fjeil ber -JHeberung
im SBeften ber ©tabt bebedte. 3n oorgebad&tem äßüfjlenbamm, auf
ber ©teile beö an ber ©de oon ©d&loß* unb Äaifer*2Bill)elmftraße
belegenen igerborbt'fdEjen £aufeö (ßatafter^r. 978) warb oon bem
©rafen eine Äornroaffermüf)te erbaut, roeld)e iljr £riebroaffer auö bem
9Jlül)tenteidfje mittelft etneö 9Jiüf)len* ober gließgrabenö empfing unb nadjj
bem S3urg[ee abführte. SDicfc fyernadE) auc| 33innenmüf)le genannte
©rafenmüljle ift oor etroa 60 3at)ren aufgehoben. 3 ur Vergrößerung
beö £riebroafferö roarb aud& ber Dftorfer ©ee burd^ Anlage beö
SDammeö beim Sßüfferfrug auf gleidje Jpölje mit bem ^JSfaffcntcid^e
angeftaut unb fein SBaffer mittelft etneö am guß ber £öl)e Ijer*
gefteßten unb burd; einen Samm gegen ben Surgfee abgetrennten
©rabenö (ber Seefe) nalje oberhalb ber 9Jiü£)le bem gließgraben ju*
geführt. Sei 2luff)ebung ber ®rafenmül)le ift ber Sßafferftanb beö
Sßfaffenteid&eö, wie id) auö mancherlei örtlichen Umftänben fdfjon
mutljmaßte unb l)ernacf) and) bie 3lften beö ©roßfjerjoglid&en Slmteö
ergeben fjaben, um etroa 80 Zentimeter gefenft, fo baß er urfprünglicf)
ber ©taufte beö Dftorfer ©eeö gleid) roar.
©ine jroeite, bem SSifc^ofe gehörige Äornroaffermütjte, bie Sifd&ofö*,
aud) 2lußenmüf)le genannt unb fd)on 1171 urfunblid) ermähnt, roarb
oom SKeberoeger ©ee mittelft ber 3lue getrieben unb förberte baö
SBaffer in ben Sßfaffenteicl). 2tud£) biefe 9Jiüf)le ift bereitö aufgehoben,
tljre ©teile (Cat.*9lr. 1042) aber befannt; tfjr 3Mt)lenbamm erftredt
fidfj quer über bie 3lue t)on §öt)e ju £ö£)e. S)a ber Sßfaffenteidfj
einft fjöfjeren SBafferftanb Ijatte unb bie 2Hfd)ofömüf)le etroa 2 SDieter
©tauige gehabt (jaben roirb, fo bürfte audj ber SJieberoeger See
früher l 1 /* biö 2 SDieter f)ö£)er geftauet geroefen fein, alö jefct.
3)ie ©djelfe gelangt burd) oerfdfjiebene Verteilungen ber ©rafen
nad& unb nadj ganj in ben Sefifc beö 33ifd(jofö. SDer ©pieltljorbamm,
alö bem 3 ra edfe ber ©rafenmütjle bienenb, roirb t)on bm ©rafen
unterhalten. Saut eineö mit bem 33ifdfjofe-tm 3af)re 1284 gefdfjloffenen
SBertrageö barf ber ©raf bie jur Unterhaltung erforberlicfye ©rbe oon
bem auf bifd&öfttdfjem ©ebiete (oermutt)lid() ber ©djelfe) belegenen
SBeinberge (vinea) entnehmen; audj foU ber 3)amm (via nova per
aquam) oon btn Serooljnern ber Schelfe ntdEit alö 2Beg benujjt
werben (baö 33efa^ren mit SBagen oerbirbt ben SDamm). SDeö£)alb
ift quer über ben Samm ein 3<*un gefegt, ein Spiltun (auö bünnen
Sßfäljlen — spilen — unb gledj)troerf), im ©egenfafce ju einer geftungö*
planfe, roeldje SBertljeibigungöjroeden bient.
2>ie ältefte jur Sicherung ber ©tabt bienenbe ©infd&ließung roar
eine Sßlanfe; außerhalb berfelben befanb fid) ein ©tabtgraben unb
innerhalb ein oon ben SBert^eibigern benufcter Saufroeg. 3)eö ©tabt*
grabenö im Sorben ber ©tobt gegen bie ©d&elfe, oom $faffenteid)e
bis jum Seutelfee, ift bereitö norljin gebaut worben; bie innerhalb
beffelben beftnbltdEje Sßlanfe fefcte fid) im SBeften beö 2)omplafceö
längs beö fumpftgen Uferlanbeö beö Sßfaffenteidjeö bis jur ©d)tmebe*
ftrafje fort. SDer hinter ber Sßlanfe ^tcr angelegte Saufroeg mar
oennut^li^ im Saufe ber 3eü oon ber ©eiftlidjfeit anberroeitig benufet
unb eingegangen, benn in einem Vertrage com 3al)re 1313 ner*
pflichtet fid& baö 2)omfapitel, an ben Sßlanfen hinter ber 2)omfirdfje
|erum com Sdf)miebetl)or biö jum ©dfjelftfjor einen 2Beg (fpätcre
SMfdjofftrafce unb griebridfjftra&e) anjulegen unb biefen nebft einem
Saufroegc nom üflarfte quer über ben Äirdjfjof nacl) ben ^ßlanfen ben
©urgent bei feinblidjem Angriffe offen 5U galten. Dftitmrtö beß
©djelfttjorö lag Ijinter ber ^lanfe ber bifdf)öflid)e Dbftgarten, weldjen
33ifd)of ©ermann 1267 bem ©omfapitel fdEjenfte, biö an% 2)?oor.
3Me gelfenfunbamente beö norbroartö jur ©d;elfe Ijinauöfüfjrenben
©dEjelftljoreö finb beim ©ielbau in ber ßönigftraföe jnrifdjen $riebridj*
ftrafee unb Surgftrafje gefunben; festere lag alfo au&ertjalb ber
^ilanfe. SSor bem £f)ore lag quer burd) fc^en Stabtgraben ein
Samm, in bem fid) ein Siel befanb, burd) meld)cß bciQ SBaffer beö
Sßfaffenteidjö nadf) bem SBcutclfcc abflog minn eö eine gennffe SWajimat
fjöfje, bie ©taul)öl)e ber ©rafenmüfyle, überfd)ritt. 93ci einer @r*
neuerung biefeö ©ielö f)atte baö bamalö im 2kfi§c ber 5Jtül)le befinb-
lid;e Älofter 9teinfelb im 3>af)re 1344 mit bem S)omfapitel wegen
ber juläffigen ©öljenlage einen ©treit ; baö ftlofter bfltte ^ntereffe an
möglid)ft Ijofjer Sage beö £)urd)(auffielö unb bement|pred)enb großer
©taul)öl)e beö ^faffentcidjcö, baö Kapitel bagegen an mögüd)ft tiefer
Sage, bcmgemäfc geringerer Ueberftauung beö SBeftranbeö bcr in
feinem 33efijje befinblid)en Steife unb geringerer £>öf)e beö Unter*
mafferö feiner 33i[d)ofömül)le. SDie tiefte beö £)urd)lauffielö mürben
bei ber 2lufgrabung in ber Äönigftra&e gefunben unb jeigten, bag
ber ^faffenteid^, wie bereitö errocUjnt, eljemalö eine größere ©tauf)ö£)e
befaß, alö jefet.
S)er mel)r gebadete ©runbrifc beö abgebrannten ©tabttfjetlö oon
1651 jeigt Dom Äreuj ber SdEjmiebeftrafje unb jetzigen SBlabimir*
ftrafce in graber Sinie biö jur SDliite ber erften ©ngen Strafte, unb
bann bie 9tid)tung änbemb, in geraber Sinie weiter biö jur Sifdjofö*
mü£)le eine ©trafee, bie gaule ©rube. 3>d) erblidfe tjierin bie Sage
beö älteften Stabtgrabenö, beffen ©puren beim ©ielbau in ber
s JJtitte ber erften ©ngen ©trage gefunben finb; im Äreuj ber
©djmiebeftra&e unb SDBlabimtr ^ 33if d)of ftraße ftanb bann baö ältefte
©ddmtebetljor ; oon ifyn 50g fidf) bie Sßlanfe in geraber Sinie jur
SDtitte ber erften @ngen Strafte, bog Ijier nad) Dften um unb folgte
über bie §öf)e Ijinweg biß an ba& 2Roor ben ©ngen ©trogen unb
bcr ©auftrage, bie alö Saufwege gcbicnt fjaben werben. 3n ber
Slönigftrage würben beim ©ielbau an ber füblid&en @cfe ber ©alj*
ftrajsc gelfenfunbamente gefunben, welche einem jur fürfilidjjen 33urg
t)inauöfül)renben £f)ore angehört Ijaben bürften.
S)ie ältefte ©tabt innerhalb ber Sßlanfen erfüllte fomit ben
9toum jwifdjen ber ©auftrage, ber jweiten ßngen (1651 Qxotcty)
©trage, ber erften ©ngen ©trage bis ju beren Glitte, oon l)ier fyin*
über jum Äreuje ber SBlabimir* unb ©d&miebeftrage, Sifdjjofftrage,
griebridjftrage, unb bis an bie Surgftrage. Dftwärtö reichte bie
©tabt bis an bfö für Bebauung wenig geeignete üftoor unb ent*
beerte auf biefer Seite oermut£)lidj ber Sßlanfen, ba baö ©umpflanb
genügenbe ©icfyerung gewährte. £ier wirb bie ftäbtifd^e Sebauung
ftd) nodE) auf bie £)öl)er liegenbe Scfyladjterftrage erftreeft f)aben,
wäfjrenb bie Saberftrage, bem unehrlichen ßfjarafter beö 33aber*
gefcfyäfteö entfpredjenb, fidjerlid) ben 9lanb ber ätteften ©tabt bejeidjnet.
yiad) bem SJlemorial t)on 1651 über ben SBieberaufbau beö
abgebrannten ©tabtt£)eileö Ratten ©cfyufterftrage unb SJiarft oor bem
Sranbe anbere SRid^tung unb gorm. Sie Dftfeite von Äönigftrage
unb 3ttarft war aud) oormalö annäfyernb in gleicher Sage wie jefet.
©ctyauö ber [üblichen Äömgftrage (früheren gilterftrage) am 9Jiarft
unb an ber ©d&ufterftrage war baö £auö von SBilbe (609), beffen nörb*
lid&e ©eitengrenje bie ©übfeite beö SJlarfteö bilbete; bie ©runbftüdfe
oon 3 an ^ er ( 61 °) unb Dr. Sägmann (611) waren nod) freier Sßlafc;
bie $umpe auf Dr. 33ägmannö £ofe war oor bem 33ranbe bie iSlattU
pumpe unb wirb in bem SRemorial auöbrüdf lidj erwähnt. SDte ©dfjufter*
[trage ging bann in fdjräger 9lid;tung nadj bem X^eilpuntte ber jweiten
unb erften ©ngen ©trage burdj bm Hinteren ££)eil ber ©runbftücfe oon
Srunnengräber (614/15) unb oon3önjig(6l6) / unb in gleicher Stiftung
weiter biß jur ©cfjlogftrage, wo wir in bem oorfpringenben §aufe oon
©targarbt (694) biefe ehemalige fdfrräge 9titf)tung ber ©d&ufterftrage unb
beren ßdfe nod) ernennen; bie gunbamente ber Käufer an ber alten
©dfjufterftrage l)aben wir bei ber ©ielaufgrabung, bie ©trage fdfjräge
burdtfreujenb, gefunben. SDie SBeftfeite beö SDiarfteö war bis an baö
&auö oon Dr. Sägmann oorgerüdft ; ba^ ©runbftüd 5 beö SWeftaurateurö
3örg (612) lag mit ber füböftlid&en @cfe am 9lnfang ber ©djufterftrage,
mit ber öftlid^cn ©eitengrenje am Sftarfte, unb mit biefer in gleicher
Stiftung jog fid) bie SBeftfeite beö 3Jlarfteö bis ju ber in geraber
Stiftung oftwärtö oerlängerten ©übfeite ber ©dfjmiebeftrage.
©üblich oor bem jefcigen bleuen ©ebäube lag ein breiedfiger
Saublocf, beffen Dftfeite mbtn bem iefcigen SRat^aufe eine 33er*
längerung ber nörbltdjen Äömgöftrage (ehemaligen ©teinftrage) bilbete,
unb beffen ©pifce fidE) neben bem überwölbten $)urd)gange beö dlatfy
ijaufeö befanb. $)er feilförmige SRaum junfdjen ber fdjrägen ©üb*
meftfeite beö 33aublocfö, ber oerlängerten ©übfeite ber ©d&miebeftrage
unb ben Jefct 3 e 9 e Kn ( 642 ) u nb ^iesfe (644) gehörigen Käufern mar
audE) oor bem Sranbe oon 1651 freier Sßlafc, an beffcn SRorbroeftecfe
in etroaö geänberter Stidjtung ber nodj t>orl)anbene Aufgang jum J)om
lag. 2)er SSlavtt Ijatte alfo einft, abgefefjen oon bem Seil, eine redjt*
ecftge gorm oon 60 SDIeter Sänge unb 20 SDteter 33reite, lüäfjrenb
er icfet 60 SKeter lang unb 52 9Mer breit ift. »efanntlid) \)at
§^jog $riebrid) nodEjmalö ben SDlarft norbroärtö burd) Sübbrudj
mehrerer Käufer um circa 5 SJieter oerlängert unb burd) btn 83au
beö SReuen ©ebäubeö fünftlertfdf) begrenjt.
2)er £auptjugang ber ©tabt befanb fidE) anfänglich in ber
©dE)ufterftrale, roo im $reuje mit ben (Sngen ©trafen baö £f)or in ben
Sßlanfen geroefen fein roirb; ber 2Beg führte auf bem 9M|lenbamm
(ber füblidjen £älfte ber ©d^uftcrftrafee unb bem Sßeftenbe ber ©dEjlofc
ftragc) unb auf einer 33rücfe über baö 9Dlüf)(engerinne bei ber
©rafenmüfjle norbei burdfj bie SRieberung nadfj bem fjofjen Sanbe beim
iefeigen 3Jtorienplafce ; bieö 2;f)or mag üJtüljlentfjor genannt fein.
2)ic füböftlid&e £älfte biefer oorbefdEjriebenen alten ©tabt war
gräftid) unb gehörte ben bürgern, bie norbroeftlidfje ipälfte war bifdEjöf*
lidE) unb gehörte ber ©eiftlidE)feit ; biefe Teilung ift iebenfafls t)on
Slnfang an burdj ben ©adE)fenf)ersog £einrid() erfolgt, alö er bie ©tabt
grünbete. 9Ilö biefer 1171 baö alte SBenbenbiötfjum oon Sfteflenburg
naä) ©d&roerin oerlegte unb mit ©ütern neu beroibmete, gab er ifjm
jroar außer anberem entfernteren 33efifce nur bie Pfarre in ©dEjroerin
unb bie bei ©dperin liegenbe Snfel (ben ©d&elfroerber), fpätere
Erneuerungen unb Seftätigungen ber ©tiftungöurfunbe bejeugen jebodE),
ba% bie ©eiftltdfjfeit bie £älfte ber ©tabt in 2lnfprudE) genommen f)at.
©o fjei&t eö 1178: „ein SEfjeil ber 3nfe( ©djroerin nadE) Teilung
beö &erjogö", unb 1186: „ber £f)eil ber ©tabt ©dfjroerin com
§aufe beö §ifdjerö ©utf jum alten 33egräbnif$plafce gerabe fjinburdj
gefdjieben" gehöre bem 33ifdE)ofe; auö einer faiferlidEjen ßonftrmationö*
urfunbe t)on 1211 erfahren nur, ba% biefeö £auö beö gifdEjerö ©utf
auf bem füblid&en Steile ber ©umpfnieberung lag, unb aus einem
SBergleidEje con 1284, bag bamalö auf ber ©teile beö ehemaligen
$ifdE)erf)aufeö ba% ^eilige ©eift^auö errietet roar, ba& biö auf bie
neuefte 3*ü dte ftäbtifdE)eö Slrmentjauö an ber ©dfe ber SBlabimir*
unb erften @ngen ©trage geftanben l)at (jefet ©runbftütf beö
ftlempnermeifterö Ärufe, 5Rr. 678).
$)aö gifc^er^auö ftanb außerhalb ber ©tabtplanfe, benn bie
gifd&er lagen iljrem Berufe nad^tlid^er SBeile ob unb fonnten bei £f)or*
fd)fu6 nid)t in ber ©tabt fein, ©benfo lag baä heilige @eift*£auö
außerhalb ber ©tabt; Stiftungen biefeö SRamenö'entftQnben and) in
Hamburg unb in anbern ©täbten in ber erften &ä(fte beö 13. 3a^r*
ljunbertö unmittelbar innerhalb ober außerhalb } ber l ©tabtmauer in
ber 5Räfjc beö £f)oreö, um Pilger, Äranfe, Steifenbe ju beherbergen,
meldte man in bie ©tabt nidfjt einlaffen wollte, fei eö wegen beö
£f)orfd()lujfeö ober aus anberen ©rünben; man nannte T„biefe ©tifte
ober beren betreffenbe 9lnneje bann audE^wo^l ©aftt)äufcr.
3)er anbere ©nbpunft ber ©renje jwifc|en ber gräflichen unb
bifdEjöflidEjen ©tabtfjälfte war ein alter SBegräbni&plafc, eimeterium
vetus, beffen ©pur bei ber ©ielaufgrabung hinter bem 9tatf$aufe
neben bem §ofe beö SlatJjöfellerö ;gefunben warb; nad) ber S3e*
fdjaffenfjett ber freigelegten ©räber bürfte bieö ein 33egräbni&plafe ber
SBenben auö ber erften d£)riftlid)en 3*ü H n / bk 1066 * nö Reiben*
tfjum nrieber jurütffiel. $laä) ber Urfunbe t>on 1267 lag jwifcfyen
biefem Segräbni&plafce unb ber ©tabtplanfe beim ©d&elftf)or ber
bem 2)omfapitel oom 33tfd£)of gefdfjenfte Dbftgarten; lederen finben
wir alfo in ben ©runbftüdfen Dom ©tabtljaufe bis jur Surgftrafee,
ben Segräbni&plafc unter bem nörblicfjen Sfjeile beö je^igen Sftattjijaufeö
unb bem ©tabttjaufe. SDie gväft. = 6if dE)öfC. ©renje ging fomit, wie
bie Urfunbe oon 1284 befagt, Dom ^eiligen ©eift^aufe quer über
ben Saufweg fyinter ber Stabtplanfe allmäf)lidf) ben §ügel l)man,
mitten über ben 2Jtorftplafc jutn Segräbnt&plage unb enbete am SJloor.
Dbgleidj iebenfaflö fd£)on 1161 eine Äapetle ©t. Marien in ber
©tabt erbaut fein wirb, in weld&er 1185 ©raf ©unjelin I. beigefegt
unb in weld&e 1222 baö ^eilige 33lut gebraut warb, unb 1171 ber
©runbftein jum $)om neben biefer Äapelle gelegt ift, f)aben SHfcfyof
unb ©eiftlidEjfeit junäd^ft bod) tfjre ©tabtfjälfte anfcfyeinenb nur wenig
angebaut unb benufct, jumal ber 83ifd^of nidbt in ©cfywerin refibirte.
3)aneben werben jwei Umftänbe barauf gebrängt f)aben, bie Bürger*
ftabt ju erweitern: bie @nge beö if)r urfprünglidf) geftedften 9taumeö
unb bie SBefdEjäbigung beö jum 2lufftau beö SBafferö beftimmten
2)ammeö ber ©rafenmü^le burdfj bie barüber t)erfef)renben SBagen
unb beerben; benn für bie ©tabt, baö ©dEjloö unb bie ©dEjelfe war
bajumal nur biefer eine 9luögang t)orf)anben.
SOBtr fc£)cn, ba§ ber ©raf, t>ermutf)lidf) fd)on t)or 1238, bie
Jöürgerftabt in ben bifdjöflicfjen ©tabttfyeil aorgerüdft l)at unb fid&
biefer^alb nachträglich 1 284 mit bem 33ifd)ofe Dergleicfjt. SDer lefctere
giebt bem ©rafen in biefem SBergletcfje ben breifeitigen Stabttfjeil
jnufdEjen ber alten ©renjlinie (^eilige ©eift^auö — alter Segräbnifc
plafc) einerfeitö unb einer Sinie com @d)miebett)or über jegt ;un*
befannte Stellen gleichfalls biö jum alten 93egräbnigplage, ju Sefjn.
2)ie neue ©renjHnic entfpridf)t alfo ungefähr ber joggen Süb-
grenje bes 2)omgebieteS mit gerabliniger Verlängerung bis jum SJloor
l)inab. 9luf biefem SDrcicrf fjatte ber ©raf bie ©^miebeftra§c an*
gelegt unb cor berfelben in ber ©tabtplanfe (bei ber SBlabimir*
iöifdjofftra&e) bas ©d)miebetf)or erbaut. $)ie ©ielaufgrabungen geigten,
bafj f)icr in 2 bis 2 7* Sfteter £tefe unter bem ©tra&enpffafter auf
moorigem Untergrunbe ein alter Stnüppelbamm liegt, beffen roeftlicf)es
(Snbe bei ber SBlabtmirftra&e fidf) nur roenig über ben ehemaligen
©tanb bes SßfaffenteidEjes ergebt; bie ©d&miebeftrage fiel alfo einft
oiel fteiler als Jefct t)om SDlarfte jum £f)ore ob. beiläufig fei be*
merft, bag man bamals roetdfjen ©trafjengrunb nodfj nidf)t mit ©leinen,
onbern mit §oljftämmen (Änüppeln) brücfte; audfj in ber Stönig*
'trage (ehemaligen ©teinftra&e) warb bei ber Slufgrabung jwifcf)en.
bem ©tabtfjaufe unb bem ehemaligen ©dE)elftl)or in 1 SDteter £iefe
unter bem ©trafeenpftafter ein Änüppelbamm gefunben.
1238 oerftänbigten ftd& SDomfapitel unb ©raf gelegentlidj einer
33ifd()ofamaf)l bafjin, baß ber ©raf unb ber neujuwätjlenbe 33i[dE)of
fief) innerhalb 3afjreSfrift wegen ©rbauung einer 39tfdE)ofswof)nung in
©dfjwerin oereinbaren follten; bie beoorftefjenbe, 1248 erfolgte fertig*
ftellung unb SBei^ung bes SDomes wirb bie Ueberfieblung bes 33ifd£)ofs
bringenb gemalt fjaben. 3>n golge beffen wirb bie 33tfd)ofswof)nung,
ber S9ifrf)ofs£)of (bas jefeige *poftgrunbftüd), aufeerljalb ber ©tabtplanfe
im fumpfigen Uferlanbe bes SßfaffenteicfyeS erbaut; bas 3af)r biefer
(Srbauung unb ber Ueberfieblung bes 33ifdf)ofS ift mir nid)t befannt.
1298 oerfauften bie ©rafen ifjre 5Jtüf)le an bas f)olfteinifd&e
Stlofter 9tetnfelb ; babei mürbe Derabrebet, bafc ber 3Jiüf)lenbamm ntd&t
mit SBagen befahren, noef) mit 33ief) betrieben werben bürfe, unb bafj
bie 3M£)le nid^t jur ©tabt gehöre; jur 9M£)le raarb ber gifd&fang
auf ©teinwurfsweite oberhalb unb unterhalb bes 3Küf)lengermneS
gegeben, in weldfjem bamals 4 SBafferräber (früher — prius —
neben — praeter — ben 4 nodE) mefjr — aliae — 9täber; Urf. 1298)
gingen. 2)aä Älofter fd&eint aus biefem Vertrage SSeranlaffung ge*
nommen ju f)aben, bie ©umpfnieberung oberhalb ber 3Jlüf)le am
9Jtüf)lenbamm auf größere Entfernung f)in, t>iefleicf)t längs bes
ganjen füblidEjen (SnbeS ber ©d&ufterftrafce bis an bas ©tabttfjor, in
Sefifc ju nehmen unb aufjufjityen, 1326 audf) für gut befunben ju
fjaben, ber ©tabt ©dEjroerin fidE) anjufcfylie&en unb fid^ t)om SRatf) bzn
^Slafe außerhalb ber ©tabt, auf weldEjem bie 9Mf)le ftanb, unb jwar
innerhalb bes 3<*utieS, an beiben ©eiten bes ©rabens, ju ewigem
33efifce naef) ^Bürgerrecht juftd&ern ju laffen, fowie ebenfo ben Sßlafc
„auf ber neuen ©tabt", wie if)n ber ftlofterbruber ©erb eingefriebigt
unb mit ©dEjeunen unb Speichern bebaut fjatte.
9
3)er Sfteinfelber SBerwalter ber üMf)le fjatte alfo an bem ÜM^Ien*
bammc auf bcr Seite nadf) bem ©tabttfyore 1)1x1, t)ieIleidE)t audfj auf
ber anbern biö an btn §oljäaun, welcher quer über ben Sftüfjlenbamm
gefegt war unb ifjn gegen 2Bagenfal)rt unb 93tef)trift fdfjüfete, fonrie
audf) bie 2Jtüf)le gegen feinblidfjen Ueberfall vorläufig fidjerte, ©ebäube
ju Sornfpeidjern unb für anbere 3roedfe, trielleid)t aud) ju SBoljnungen,
errietet, roeldje bereife ben Flamen ber n e u e n ©tabt im 3Solf ö*
munbe trugen. SDiefer neue ©tabttfjeil ift meiner 2lnfid£)t nadj bie
füblid)e &älfte ber ©cfjufterftrafce unb bie ©dEilofcftra&e Don ber
©djufterftra&e bis jur Äaifer SBilfjelmftra&e (Sifd) |ält iljn für baö
©laiftn, U.*33. VII, SRr. 4712, 3Inm.); unb alö 3ubef)ör wirb baö
Äfofter auef) bie ganje 9iieberung beö gliefegrabenö fübwärtö beö ^eiligen
©eift^aufeö (bie ©tetnrourföroette !) in 33eft(j genommen Ijaben.
SDer ©raf fd£)eint roegen biefer 93orfommniffe in 2Biffenf)eit unb
bamit emoerftanben geiuefen ju fein, benn er nimmt in ben näd)ften
Sauren mefjrfadj an 33erljanb(ungen mit bem Slofter !£f)eil. 1328
tritt ber ©djroeriner Bürger ^ermann SBenb an bin ©rafen ein
Älappenftel ober SBe^r (gurgustrium) ab, weld)eö bei ber ©rafen*
müljle lag, unb wegen beffen er mit bem Älofter in Streit war; baß
bieö SSefyr bie gaule ©rube (btn ©tabtgraben, melier burd) bie
Anlage beö 33ifd)oföt)ofeö feinen 2ßaffer^uflu§ üerloren fjatte unb
baburd) faul geworben fein urirb) ju wtrflidjem ober üermeintlidEjem
9lac^tf)eil ber SUlü£)le aufftauete unb entleerte, ift tüat)rfd)einli<$ ; ber
gräflidje SSogt bejeugt bie ©rlebigung beö ©treiteö.
1331 t)ergleid)t fid) bie ©tabt mit bem Älofter 9teinfelb wegen
©pülung beö ©tabtgrabenö ; ber ©raf tritt biefem Vertrage 1339 bei.
Stte ©tabt f)atte einen neuen 3uflu&graben Dom gliefegraben jum ©tabt-
graben neben bem ^eiligen @eift*§aufe Ijergeftetlt (ber biö uor Äurjem
nodj alö SBafferlauf uorfyanben gewefen ift, bei ©cfyarffenberg (674)
bie SBlabimirfira&e freujte unb bei £aafe (994) in ber Saifer 2Biü)elm*
ftra&e in ben glie&graben münbete) unb in biefem 3uffa&graben ein
SBefjr ober ©dEjleufe jum Slnftauen beö SBafferö querburcbgelegt. SDie
Verträge beftimmen nun, baf$ baö Älofter, fo oft eö nötfyig ift, baö
©d)of$ biefer ©d&leufe öffnen unb SBaffer jutn ©pülen beö ©tabt*
grabenö auö* unb einlaufen laffen folle; eö fönne aber ftatt beffen
audj in bem ©tabtgraben am unteren @nbe bei ber SJiütjlenbrüdfe ein
©df)0J3 ober ©<f)ütte (gurgustrium, vorescutte) anlegen, burdE) beffen
©djtte&ung ober Deffnung baö SBaffer beö ©tabtgrabenö angeftauet,
bejiefjlidfj birect in baö 9Mf)lengerinne geleitet werben fonnte, alles
Maßregeln, um bie Spülung beö faulen ©ewäfferö mit ber 9iufebar*
mad&ung beö ©pülwafferö für bie 3Jtü£)lräber ju vereinigen, unb ben
©raben t)ertf)eü>tgungöfäl)ig t>oU SBaffer ju galten.
10
2Hö ber ©raf in ber erften £älfte beö 13. 3afjrfjunbertö bic
Sluöfaljrt quo ber ©tabt beim 9JHif)lentf)or über feinen ÜWüfjlenbamm
aufhob unb bic ©d)miebeftra&e mit bem ©d&miebet&or anlegte, mu&te
er aufeerfjalb biefeö £f)orö über baö Sumpfgeroaffer unb ben gliefc
graben eine 33rücfe nadj bem tjofjen $eftlanbe beim jcgigcn Solarien-
plafce bauen; eft gefcfyalj bieö auf eingerammten Sßfäfjlen (eine 33ol*
brügge). SBir nennen ben Stommblod jegt 33är, ber TOeberlänber
nennt i!)n Soll (Süllen, ©tier), baö Stammen (engl. : ram = SBibber)
felbft „bollen" ; fo ift „Solltoerf " ein Uferbedroerf tum eingerammten
5ßfäE)Icn, nid()t ju oertoedrfeln mit bem in ber £edjnif jeftt gebräudf)*
liefen äfaöbrucf „Sollwert," mit Sohlen befleibete Uferbefestigung.
©eine „SBolbrügge" fdjenft ber ©raf (nad) 1326) als innerhalb ber
ftäbtifdE)en gelbmarf, alfo au&erfjalb ber ©tabtplanfen belegen, an bic
©tabt, um fid) „mit SDlauern unb anbern bequemen geftungen gu
befeften", unb bejeugt bieö 1340. ©ö fyanbelt ftdj Ijier meiner 2In*
ftd§>t nad) um baß Terrain, auf roeldEjem bie Srücfe lag, nämlidE) um
ben bem ©rafen gehörigen ©umpf beö Sßfaffenteidjö jroifdjen bem
©djmiebetfjore unb bem ^eiligen ©eift^aufe, bejiefjlid) oom 93tfd^ofö^
fjofe bis an bie von ber JReinfelber 3Mf)le auö in S3eft| genommene
glädEje, einfd)ließlid£) beö mit &olj unb ©trautem bewad()fenen roeft-
ItdEjen 2lbt)angeö. SBir fefjen alfo baö 3af)r 1340 als SSeginn beö
SBefifceö ber ©tabt an ber -JMeberung unb an bem glie&graben jnrifd)en
©cljmiebeftra&e unb §elenenftra&e, in reellem ©etüäffertljeile ifjr feit
jener $t\t aud£) bie gifdEjerei juftänbig geroefen ift, roäf)renb roeiter&in
neben bem 33ifd£)oföf)ofe baö ©eroäffer unb bie gtfdfjeret bifdfjöflidS)
geworben roaren.
2)ie 93rücfc führte oermutljlidS) junädjft oom ©dfjmiebetfjor füb*
toärtö nadfj ber ©teile, an roeldjer Ijernadj jtmfdE)en if)r unb ber
©tabtplanfe ba^ ^eilige ©eift-^auö alö Verberge ber 9teifenben
erbauet warb, unb bann in ber SRidjjtung ber ^elenenftrafee über ben
tieferen SBafferlauf nadfj ber Sanbljöfje.
2, Sterin innerhalb ber 99?auern, nad) 1340.
©d&on feit 1326 (gromm, 6f)ron.) fjatte bie ©tabt mit bem
23au oon Sflauern begonnen. Sie t>orgefcf)obene Sage ber 9Mf)le
unb ber £inauöbau beö 33tfdfjoföl)ofeö wirb eö bem ©rafen l)aben
jtuecfmä&ig erfdEjeinen laffen, bie ©tabtbefeftigung jurifd[jen biefen beiben
©nbpunf ten ju cerbeffern. Die ©tabt bauet nun fiatt ber Sßlanfe
bie weiter in bie -Jtteberung l)inauögerücfte 5Jiauer, oom 93ifdf)oföl)ofe
biö an bie 9Jiüf)le. 1331 liegt bie neue ©dfjleufe unb baö ^eilige
©eift^auö fd£)on innerhalb ber ©tabtmauer. 3Mf)lentf)or unb
11
©d&mtebetf)or werben neugebauet, neben bem ^eiligen @eift*£auS, in
ber 9Jtauer ein £f)urm, ber fpäter, als beim SHuffjoren biefer 5Jtouer*
befeftigung if)n ein ^ßlö&ft) laufte, Sßlöfcenttjurm genannt warb. SDie
gunbamente bes neuen ©dEjmiebetljorS Ijaben roir beim ©ielbau
unten in ber ©dEjmiebeftrage neben 33ärenfprung & ©fylers £aufe (660)
gefunben; bas neue 9Mf)lentf)or lag neben ber 2Jiül)le (&erborbts
&aus) auf bem 3Jiüljlenbamm (jefcigen ©dEjlogftrage), wo im Untere
grunbe jefet audE) ber ©cf)utt gefunben warb; bie gunbamente bes
Sßlöfcentfyurms finb in ber 3JHtte ber britten ©ngenfirage gefunben.
Sie SDtauer jog fidE) alfo, wie audE) ein twr^anbener Sßlan aus bem
norigen Safjrfjunbert jetgt, im Sogen com ©d)tmebetf)or |um 9Küf)len*
tfjor, unb erft bei fpäterem 2lbbrudE)e ber ÜJlauer finb bie ©runb*
ftürfc in bie gerabe Sinie ber iefeigen Äaifer SBilljelmftrage oorgerücft.
3laä) SBegräumung ber entbefjrlidE) geworbenen Panfe jwifdEjen
bem ©d&miebet^or unb bem ^eiligen. ©eift*£aufe fonnte ber fjtnter
if)r befinblicbe Saufweg als ftäbtifdEje ©trage bebauet, audE) bis jur
SWüfjle fübwärts oerlängert werben; audE) auf ber anberen Seite bes
neben ber ©trage liegenben ©rabenS würben metleidEjt Käufer gebaut.
SDiefcr ©raben, ber nun burd) ©infeptten oon £auSunratl) erft red)t
faul geworben fein wirb, warb fdEjon oor bem Sranbe oon 1651
jugefdjüttet, wie aus bem SKemorial unb Sßlan oon 1651 erfidjtlid)
ift ; ber ©raben übertrug ben -Kamen „^aule ©rube" auf bie ©trage,
bie beim Sßteberaufbau nad& jenem Sranbe ebenfo, wie bie ©$ufter*
ftrage, in bie heutige gerabe SRid&tung mit 10 SKeter S3reite oerlegt ift.
25aS Terrain außerhalb ber ©tabt jwtfd&en bem 2floor, ber
Stabtplanfe, bem 9Kitf)lenbamm, bem Surgfee unb bem ©dEjlog wirb
als 93urgfreif)eit im 33efifce bes ©rafen geblieben fein; über baffelbe
führte com ©dEjlog f)er bis jum 3Jlü^lenbamm eine ©trage (bie
jefcige @d)logftrage) mit Slbjweigung jur ©tabt (iefcige Äönigftrage).
2)er aib^ang bes feften Sanbes erftredte fi$ etwa längs ber bitter*
[trage, ©dE)logftrage bis jur Äönigftrage unb f$räg hinüber jum
alten 3ftü&lentf)or ; bis an biefen 9lbl)ang reicht im Untergrunbe bas
©umpflanb bes 2htrgfees, in welkem bie ©tragenbämme aufgebt
worben finb.
35ic ©d&ladE)t oon Sornpoebe ^atte 1227 bie 2)änenl)errfdE)aft
oernidjtet, in ben norbalbingifdE)en Sänbern wieber gefiedertere 33er*
Ijältniffe gefdEjaffen unb 2JtutI) ju ©tabterweiterungen unb anberen
Unternehmungen gegeben. SBie in Hamburg unb Sübedf, fo warb
bamals aud& in ©djwerin ein granjisfanerflofter gegründet, für
welkes ber ©raf ben 5ßtafe augerfjalb ber ©tabt, wo bas jefcige
ältere SHegierungSgebäube ftefjt, anwies, unb beffen Saufoften aus
ben feit 1222 fliegenben @innal)men aus ber SBere^rung bes ^eiligen
12
S3Iuteö beftritten würben; 1236 roar boö Älofter nebft Äirdfje unb
Segräbnifeplafc bereits fertig. ÜJHt 2Birtf)fdjaftöräumen, ©arten*
benufcung 2c. befjnte baö Stlofter fidf) oermutblid) in ber golgejeit in
betn Uferlanbe beö Surgfeeö am 91bljange ber ©cblofeftrafee nadf) ber
9Dlüf)le f)in quo, unb fo entftanben t)ielleid)t bie 2lnfänge ber jefcigen
Silofterftrafee, bie früher „£inter betn Äloftertpf" genannt warb.
1345 bejeugte ber 9tat£) ber ©tabt ©djroerin bem ©rafen, bog
Der innerhalb ber ftäbtifdfjen gelbmarf, alfo au&erbalb ber ©tabt
belegene Äobelenbalen bem ©rafen gehöre; Stooel fyeifjt im -Kieber*
beutfdjen bie 9ftönd£)3ftttte ; iä) möchte jur ©rroägung oerftellen, ob
bieö Stuttentljal etiDQ bie oon ben Sftöndjen hinter bem klofterljofe
in (roiberredEjtlidje ?) Senufcung genommene -JUeberung bebeutet?
3n ber golge roirb ber ©raf auf feinem Serrain t>or feinem
©cf)loJ3 noclj weitere 2Inroei|ungen von Saupläfcen, namentlich an
Sßerfonen, bie ju feinem £offjalte in 33ejiet)ung ftanben, oorgenommen
baben. ©o oerfpridjt ©raf ©unjelin 1266 bem ©rafen 2Ibolf
oon Sannenberg einen Sßofjnplak „beim Älofter ober in ber neuen
©tabt," alfo itrva an ber jefcigen ©dEjtofeftraße. 3m 3aljre 1403 ift
im S3efig ber gamilie ©plit ein SRitterfjof auf bem Stoppenljagen/)
einer fid) im 3ufammenf)ange mit bem Serrain ber je&igen ©laifin*
ftraßen gletd) einem 3 a Pf en üon ^ cr ©djloßftra&e fjer in ba§ fumpfige
Wloox erftreefenben &öf)e fefteren tfyonigen Untergrunbeö ; ber £o :
roirb 1439 ©plitsfyof genannt unb gehörte fpäter ben 9taocn au'
©tüdf (bafjer fpäter 9taoenSburg genannt), ©ö entfielt alfo fttv
allmäfjlidE) auö bem Sebürfniffe ber gräflichen §ofbaltung (j. 33. SHitter*
ftra&e) ein neuer ©tabttfyeil, ber im 3lnfcbtuß an bie untenftel)enbe
Sftote balb nadf) 1476 einfd)lief$lid) beö äftoorß ju ©tabtredjt gelegt
fein roirb.
SDie im 14. Saljrfjunbert jroifcljen bem ©dpiebetljor unb ber
9Jiül)le oon ben bürgern errichtete 9Jiauer ift abfeiten ber ©eiftlid)*
feit um ben 33ifd)of$bof berumgefü^rt unb an ©teile ber Panfen
audE) längö ber Storbfeite ber ©tabt erbaut roorben. SDaö $unbament
ber SJtouer rourbe oor einigen 3abren bei 9lußf)ebung eines 33au*
grunbeö an ber -Jtorbfeite ber $riebrid)ftra)3e freigelegt; baöfelbe ift
in l'/2 Stteter S3reite auö großen Reifen ofjne s JJlörtel f)ergefteflt,
unb an ber Slufeenfeite gegen ben ©tabtgraben burdfj eine SBanb oon
bidjt an einanber eingerammten 9tunbpfäf)len oon 40 (Zentimeter
*) Um 1409 sohlen 2 bäuerliche SBetuofmer be3 Xappentyagen je 1 2#arf
Sunbifd) (tüte bie Cftorfer) an ba$ 5lmt ©djtoerin; 1454 toofjnten 5 bort;
1476 fommt ber Xappenljagen gulefct in ben 9lmt3regiftem öor.
2)er Herausgeber.
13
2)urd£)meffer gegen Unterfpülung gefiebert ; feine Unterfette lag 1 SMeter
unter ber ehemaligen ©tauljöfje beö ^Jfaffenteid^eö (bem ehemaligen
SÜBafferftanbe beö ©tabtgrabenö), unb bie 5töpfe ber 5J3fät)le ftanben
etroa 25 Zentimeter unter biefem SBafferftanbe.
lieber ben beginn ftäbtifdEjen 2tnbaueö in bem SDioor ift mir
nid£)tö befannt ; gromm fegt bie ©rroeiterung ©djroerinö in bie SJioore
um boö 3faf|r 1500; mutf)maglid)e gunbamente ber t)ielleidE)t in
fpäterer 3 e ü verlängerten ©tabtmauer fjaben fid& bei ber ©iel*
aufgrabung im unteren Steile ber jefcigen 33urgftrage biß an ben
großen ÜJloor unb audfj quer über biefe ©trage fjinroeg norgefunben.
2)ie obere fd)tnale ©treefe ber ©trage „©roger SJioor" fdjeint nid)t
urfprünglidf) Dorfjanben geioefen ju fein ; bie an it>r liegenben ©runb*
ftüdfc fiaben fo geringe £tefe, bag bie barauf ftefjenben Käufer an
ber £interfeite roeber §öfe nodj $enfter beftßen. 5Jian genrinnt ben
©inbrudf, als ob biefe ©tragen ftretfe erft nadE)träg(id) über ein an
ber Äönigftrage belegen geroefeneö ©runbftüct gelegt fei, um einen
neuen 3 u 9 an 3 na 3) bem 9Jtoor ju gewinnen. 2Der urfprünglidf)e
3ugang jum 5Jioor ging über bie ©djladEjterftrage, forme über ben
Saufroeg hinter ber ©tabtptanfe (bie ©auftrage), unb uon t)ier auö
wirb aud) bie Bebauung beö üJJoorö mit Käufern in ber Saberftrage
i^ren Anfang genommen ()aben. SDer Sßlan Don 1651 jeigt bie
©tabtmauer längs 33urgftrage, £appenf)agen bis jum Surgfee.
SDie in ber jroeiten £ä(fte beö bretgigjäljrigen Jlriegeö erfolgte
SÄnlage eines baftionivten SBalleS mit ©raben non ber ftlofterftrage
bis jum Sßfaffenteidl) in ber SRteberung ift auö nodf) norfjanbenen
planen befannt (oergl. ben 5ß(an in 3a^rb. LIII); bie ©puren
btefer Anlage ^aben fiel) beim ©ielbau in ber §elenenftrage unb
SDZartinftrage im Untergrunbe oorgefunben. 25iefe Anlagen Ijaben
bie genaue ehemalige Sage beö ©tabtjugangeö (ber 33olbrücfe) unauf*
finbbar gemadjt.
Die genauere Sage beö alten 2Benben*2Bof)nplafeeö ©dEjioerin ift
burd) bie bisherigen gorfdfjungen nod) nid£)t ermittelt. SBafjrfd&einlid)
fjaben bie bei ber 33urg wofjnenben Sßenben ifyre SBoljnftätten in ber
3läi)t tyreö erften dEjriftlidjen 33egräbnigplafeeö gehabt; ba fie bei
Slnlage ber ©adfjfeuftabt in biefer nicfjt rooljnen bleiben fonnten, f)at
ber ISerjog fte oielleid^t nadf) ber ©djelfe überfiebeln laffen, bie cor*
Ijanbenen Urfunben geben barüber aber feinerlei ^laiJjrid^t, unb audfj
örtlid) laffen ftdE) feine Spuren alö Smgerjetg biölang entbeefen.
14
Der Marktplatz
vor und nach dem Brande von 1651
Vor dem Brande,
nach dem Brande.
15
II.
Dfemar mtir bu ©emgm^fe.
»Ott
Dr. %. Setijen*
woljl feine @inrid£)tung befi ^Mittelalters ift bem dornen nadfj fo
allgemein befannt rote bie fjeilige 33eme, unb mit feiner oerbinbet
bie 2lllgemeinljeit beftimmtere SBorftellungen. 25aö SBerbienft faßt,
abgefefjen baaon, ba& baö ©efjeimni&ootle immer anjic^t, cor 2Wem
ben Sichern ©oei^e, 5tleift unb ^mmermann ju. SDie beiben erften
trogen aber aud) bie ©djulb, ba§ bie oerbreiteten SSorfteHungen
burdjauö irrig finb unb trog aller Semü^ungen ber ©efc§i$t8forf<|er
unb ©efdE)idf)tfdE)reiber, fo lange man ben ©öfe unb ba& Äät^en
t)on £eilbronn auf ber 93ü§ne fe^en ober lefen wirb, irrig bleiben
unb immer aufß 3leue ju befämpfen fein werben.
9luö biefem ©runbe ift es mdEjt nur erlaubt, fonbern unumgänglich
etnleitungöroeife barjulegen, maß bie neuere gorfdjung über Sßefen
unb ©efd)id)te ber SJeme feftgeftetlt fjat. 3d& fdjjliefce midE) babei cor
2ltlem an Sinbnerft SSeme (fünfter unb Sßaberborn 1888) an unb
benufce baneben 2BädE)terö Beiträge jur SDeutfd&en @efdE)idE)te (Tübingen
1845) unb SBiganb, baß gemgertdjjt SBeftpfjalenft (£amm 1825).
2Benn bie ©leidfjljeit beft SBorteft 33eme, bau nebeneinanber in
ben formen »veme, vemme, vime, vimme, veyme« oorfommt,
mit bem mittelbeutfdEjen Reimen (Stornfd£)ober) unb bem Ijicftgen gimm
(^unbert 93unb SRo^r) als f)öd()ft roafjrfdjjeinlicij angenommen werben
mufe, fo fann über bie urfprünglid)e 33ebeutung „ Bereinigung, 33erbanb"
fein 3 ra ^f e l auffommen, um fo roeniger als baß SBort »veem« im
©inne oon ©efeÜfdjaft, ©enoffenfd&aft, <Sdf)aar, &aufe nod& im üRieber*
länbifd&en fortlebt. $)aß finnlid) ©reifbare ift immer baß Sleltefte.
16
3n ber Slnwenbung auf baß 9ted(jtßleben mürbe 93eme junadEjft
©ericfytßgenoffenfcfiaft, ©eridf)tßt)erbanb, bann fqnonqm mit ©erid)t
unb inßbefonbere ein über gewiffe tobeßwürbige SSerbredjjen befinbenbeß
(Strafgericht gewefen fein. 9iamentlidE) im Dften erfdjeinen unabhängig
von ber weftfälifd)en ©inrid)tung au&erorbentltdjie ©eridEjte jur
SBa^rung beß Sanb* unb ©tabtfriebenß l ) unter bem tarnen »veme«.
£ier ift bie urfprüngüdEje Sebeutung nodfj fefyr burd£)fd£jeinenb. 2IudE)
biefe ©eridjte befanben über 93erbred)en, bie mit bem SCobe ju af)nben
waren, über £obtfdE)lag, 9taub, 2)iebftaf)l, unb jwar nid^t naef) gemeinem
Siebte. Söon ©trafgeridjt auß ergibt ftdf) bie 93ebeutung ©träfe
unb bie 33ilbung eineß SBerbumß »yemen« ftrafen ungejmungen.
£)er Umftanb, bafe bie lefcte 33ebeutung in ber ßitteratur 8 ) juerft,
fdEjon im jwölften 3aljrf)unberte, belegt ift, beweift nidfjtß gegen bie
©ntwidflung. 3 )
3fn SBeftfalen, ber &eimatlj ber befannten 33emgerid)tc im
engern Sinne, war übrigenß it)r etgentlid&er 9Jame §reigertdE)te.
©ie reidjen biß in baß graue 2lltertt)um jurüdf, Ratten Sitnl* unb
Äriminalcompetenj unb waren urfprünglidj) gar nidjtß befonbereß.
@rft baburd), bafj SSerfaffung unb 9ted)t in Sßcftfalen ftd) anberß
entwickelten alß im übrigen 2)eutfd)lanb, ba§ bort ber ©tanb ber
freien fidE) in größerem SDIafce Ehielt, bajj bie $reigrafen fortwetyrenb
fid) ben 39ann Dom Äönige einholten unb fomit bie ©eridEjte ben
3ufammenf)ang mit bem Könige bewahrten, erft baburdf) erhielten fic
ein eigeneß ©epräge. ©ic muffen fd^on in ber erften Hälfte beß
trierjeljnten 3al)rl)unbertß einen bebeutenben Sftuf erlangt fjaben. 3m
3af)re 1332 erwirfte fid) ber Stfcfjof Don 3)ftnben, i&erjog Subwig
t)on 23raunfdE)weig * Süneburg, Dom ftönige bie Söefugnift, in feinem
freien £erjogtl)um im Stifte greigeridEjte ju befifcen unter ftönigßbann
nad) S3emered)t, wie eß in Sßeftfalen SRedjt fei an weltlichem SKed&te.
©ß folgte 1348 ber Sanbgraf &erman von Reffen, 1349 bie 3lbtei
Äoruet), bann eine ganje Sftetfje geiftlidjer unb weltlidjer dürften in
ber 9iäf)e SBeftfalenß unb ©ngernß. 3Iudj bie dürften in Sßeftfalen
felbft begannen fid) um bie grciftüfyle ju fümmern, unb oor Stilen
bie fölnifd)en @rjbifd)öfe. ©ie erreidjtcn 1374 bie Slnerfennung,
ba& nur in iljrer £errfd)aft, bem £erjogtl)ume Sßeftfalen, greigraf*
fd^aft befte^n bürfe, o^ne ba$ bieß für bie näcfjftbetljeiligten 33iß*
1 ) 8- ®- ™ SBraunfdjtoeig. @. SBargeS, 3)ie ©eridjtSöerfaffung ber
©tabt 93raunfd)toeig, ©. 63—59.
2 ) Wtntdt'WIMtX'Qaxndt, Sttittelljocijbeutfdjeä Sßörterbudj) unter »veme<
unb »vemenc.
») Softe« Dertritt bie Surücffü^rung be$ SBortS auf bie SBebeutung
»eremigung, Bei Sinbner, @. 304—308.
vt_
ttjümer fünfter unb Dsnabrüdf 6cmcrf6arc folgen gehabt fyättc.
3m 3af)rc 1382 erhielt ber @rjbifd£)of griebriclj von ©aarmerben
baö 9ted)t, bic greigrafen feines |)erjogtfjumS felbft ju tnoeftiren, ba
bic ©dfjwierigfeit, jum Könige ju gelangen, oft Derfdjulbe, ba§ bic
erlebigten Stufte nid)t befeßt würben, ©ein -ftadtfolger SDietridj
von 2JtörS erwarb 1422 bas Stecht, alle gretgrafen in SBeftfalen
jäljrlid) ju cerfammeln unb übte bas 9tedf)t ber Betätigung unb
Belebung ber gretgrafen audj au&erljalb feines £ersogt£)um8.
©obann feinen bie weftfälifdjen Sanbfrieben aus ben ftebjiger
3aljren bes oierjcljntcn 3>al)rljunberts von @inffu§ barauf gewefen ju
fein, bag fidl) bie greigertdjte befonbers bie Bestrafung ber $riebens*
bredjer, -Dtörber, SHäuber, SDiebe angelegen fein liegen.
Balb begann ftd) bie SEIjötigfeit ber ©eridjte, bie im anfange
natürlid) auf ifjren eigenen ©prengel befdjränft gewefen waren, über
SBeftfalen ^inauö ju erftretfen. SDie Berechtigung baju leitete man
aus bem Umftanbe l)er, baJ3 fie unter Äönigsbanne ridjteten, alfo
e'igcnt(id) fönigüdjc wären, bes Honigs ©eridjt aber überall juftänbig
fei. Unb bie ftrenge unt) rafd) geübte ©eredjtigfeit wirb üermutljlid)
bie auswärtigen meljr unb mefjr ueranlafct Ijaben, il)r 9ted)t, baS fie
an juftänbiger Stelle nidjt erlangen fonnten, l)ier ju fucfyen, wie
fie es uon s Jted)tS wegen an bes Königs §ofe tjätten tf)un muffen.
3fm 3>aljre 1379 uerfic^erte fiel) Sftinben bes ©dju^es ber ©rafen
uon 9tat)enSberg gegen bie greigeridjte, §erforb warb jnrifdjen 1374
unb 1385 üorgelaben, 1385 tjatte |)ilbesf)eim Berbriefclid)feiten,
1386 ergetjt eine SBarnung vox bem Ümftd)greifen ber greigeridjte
nad) Dberbeutfcfjlanb, 1387 tjaben granffurt unb Mn mit biefen
©eriebten ju fcfyaffen, 1396 planen fdjon bie fädjfifdjen ©täbte ein
Bünbnifc bawiber, 1399 werben Sübedfer Bürger Dorgelaben, unb fo
geljt es weiter.
ftöntg SBenjel uerfügte auf eine Befdfjwerbe ©oslars 1385,
wenn ber Bürger meifter ober fein ©tetloertreter felbfiebent bie ©dEjulb
eines 33erflagten befcfywöre, fo bürfe biefer nid)t jum Steinigungseibe
jugelaffen werben, bodfj folle biefe Sajjung nidjt bem weftfältfdjen
kanbfrteben unb ben freien ©tüblen bafelbft jum ©dEjaben gereidjen.
ftann fall fidE) 1408 Äönig Dupredjt Deranla&t, über SBefen,
33erfal)ren unb äfafprüdje ber greigerid)te genauere ©rfunbigungen
etnjujieljen, bie 9tupred)tfcl)en fragen, ©ein 5ßad)folger Äönig
©iegmunb warb felbft ©d)öffe. 3 U faffan 3 e ^ würben 1430 bie
©oefter unb SDortmunber Äapitel abgehalten unb in feinem £obes*
jafyre 1437 bie Slrnsberger Deformation bef Stoffen, unter ftönig
griebrief) III. 1442 bie gtanf furter Deformation. Sßenn man fykx
auef) bie greigeridjte einjubämmen fucfyte, fo fanben fie bod& 2ln*
3af)rbitd) be« »er. f. mefi. @ef(^. LXI. 2
18
erfennung bafür, bo§ ftc bei Stedjtßoerroeigerung burdfj bcn etgent*
liefen Mieter juftänbig feien.
2>ie Sachen, bie vor ftc gehörten, werben oerfdjieben aufgejagt,
in fünf bis jwölf fünften, roaö fid) fyauptfädjlid) burdj mefyr ober
minber fdjarfe 2tbgrenjung erflärt. 9laify ben 2)ortmunber 3Iuf=
ftellungen waren »vemewroge« *) 1. Staub unb jebe ©ewalttfjat
gegen Äird)en unb ©eiftlic^e, 2. 25iebftal)l ober einem anbern baß
Seine nehmen njiber Stecht unb unnerwafyrter ©fjre; (a(fo ot)ne ätöfage),
3. Beraubung einer Äinbbetterin ober eines Steibenben, 4. beraub
(Seraubung eines lobten), 5.9Jtorbbranb unb SDlorb, 6.93erratf), 7.33er*
ratf) ber Seme an einen -Jtidjtwiffenben, 8. Stotfyudjt, 9. gälfdjung
oon SDlünje ober Out, 10. Staub auf ber £aiferftra§e, 11. ÜDieineib
unb £reulofigfeit, 12. wenn einer nidjt ju ©fyren antworten will auf
Stätten, wo eö fid) gebührt. Sermöge biefeö legten Sßunfteß fonnte
31U unb 3ebeß, aud) @elbfd)ulb, wegen beren im Uebrigen bie 2tn*
fixten gefrfjroanft fjaben unb bie non StedEjtßwegen nid)t bafjin gehörte,
cor bie greigerid^te gejogen werben.
2Baß bte ©inrid&tung anlangt, fo waren bie ©erid&tßftätten alt*
hergebracht im freien, mit Sorliebe an ersten Orten unter einem
Saume, ©eridjtßjett war ber Sauf beß £ageß jwtfd&en Aufgang
unb Untergang ber Sonne. Stidjter (Sorfifcenber) ein greigraf,
b. f). fein ©raf in bem heutigen befdjränften Sinne beö Sßorteö,
fonbern ein freier 9Jlann, bem baß 3tid()teramt unter biefem £itel
oon bem Stuljlfjerrn, bem ©blen ober dürften ober ber Stabt, in
beren ©ebiete bie v D?af)lftätte lag, sedieren war, unb ber ben Sann,
bie ©eridjtögewalt, uom Könige ober beffen Vertreter erworben fjatte.
3)er ältefte befannte ©ib, ben ber greigraf babei ju leiften fjatte,
oerpflid&tete il)n, bem Steidje, ben Äaifern unb Äönigen unb bem
ßr^bifdiofe unb beffen Nachfolgern gefyorfam ju fein, Stiemanb jum
greifdjöffen ju mad&en, ber nicfyt burd) Stuf, ©eburt unb fonft
geeignet fei, unb ber nidjt £reue gegen Steidjj, Äaifer unb bie Kölner
ftirdje gelobt f)abe, unb fein 3tmt gerecht unb gefefcmäfjig ju führen.
Saß Urteil fanben bie greifdEjöffen, urfprüngltd[) bie freien,
bie im ©ebiete beß Stuljleß ©runbeigentljum Ratten, bann, alß beren
3afyl jufammenfdjmolj, bie SJHnifterialen, Sauern unb Sürger, bie
ben Gib geleiftet fjatten. greie ©eburt war Sebingung, unb guter
Stuf. 3 U geloben £)attc ber greifdjöffe ©efyetmljaltung ber Seme
»vor man. vor wif, vor torf, vor twich, vor stock, vor stein,
vor gras, vor grein«, baß er alle oemwrogigen Sad&en, bie er
glaublich erfahre, oor ©eridfjt bringen unb baß auß feinen StücfftdEjten
*) $)er SRüfle ber Werne imtertüorfeu, burd) ba3 $emgerid)t gu ftrafen.
19
unterlaffen wolle, ©r gewann bas Siecht, ifjrn genommenes @ut, wo
er es in ber greigraffdfjaft traf, wieberjunet)men, ben 3)ieb ju Rängen
ober laufen ju laffen ober cor ©ericljt ju bringen. 1 ) 9lu&erbem
93orredE)te in ber Sabung, falls il)tn fetbft etwas jur Saft gelegt warb,
unb SSorjüge in ber 33ertf)eibigung unb im anbringen einer Klage,
©r fjatte aber bie $flid)t, 33eroemte, wenn es Don iijm mit genügen*
ben Seweifen geforbert warb, ridjten ju Reifen unb aud) bei Sabungen
mitjuwirfen. 2luf ben SSerratf) bes ©efyeimniffes ber 33eme ftanb
eine fdjretflidj ausgemalte Sobesftrafe. 2)ie ©portein für bie 3Iuf*
naljme unter bie ©djöffen waren bebeutenb, unb modjte aud) ein
6rlaJ3 gewäljri werben, fo mufc bod) iljr Slnfafc warnen, eine über*
mäßige 2lusbel)nung bes ©djöffentfyumS anjunefjtnen. greilidf) wiffen
wir, baf3 König ©iegmunb felbft, wie fcfjon erwähnt ift, SWarfgraf
griebrtd) I. uon 33ranbenburg, bie fäd()fifd)en &erjoge griebridfj 1.
unb II. unb SBilfyelm, £>erjoge uon öaiern unb Defterretdf), ^falj*
grafen, Sanbgrafen uon Reffen unb anbere gürften, uon ©eiftlidjen
ber ©rjbifdjof 3>o()ann II. uon SDtainj, 33i|d)öfe uon Sörijen unb
©peier, um minber f)ot)er Prälaten ju gefdjweigen, fict) Ratten wiffenb
madjen laffen. UnD wenn 1428 ber fdt)wäbifd)e ©täbtebunb es in
©rwägung 50g, ob ntdjt jebc ©tabt einige ©lieber ifjrcö StatljeS foüte
gretfdjöffen werben (jeijgen, fo muß man jidE) bod) befonbere SBortfyeile
bauon uerfprodjen fjaben, wäljrenb ein 3 e ^genoffe in Sremen 1436
es für eine Sollljeit erflärte. SBer flagen wollte, wirb in ber Siegel
wiffenb geworben fein, uielfacf) aud), wer fiel) einer Klage erwetjren
roullte.
9luf bie Don einem greifdjöffen erhobene Klage warb erft ent*
fd)ieben, ob bie Sad^e uemwroge fei, bann ber Seflagte uorgelaben,
unb jwar würben bem greifd)öffen brei Sermine bewilligt, bem
9lid)twif[enben in ber Siegel nur ©iner. ©ewöfjnlid) gieng eine
SBarnung uoraus. 25er Seweis warb gegen ben ^Ausgebliebenen,
nadjbem ridjtige Sabung feftgeftellt mar, baburd) geführt, bafc ber
Kläger feine Klage befd)wor unb fedfjs greifcfjöffen als ©ibesfjelfer
feinen ©ib als rein unb nidjt mein ifjrerfeits eiblid) befräftigten.
3)arauf erfolgte bie 93eruemung (wofür bie gormel gewedjfelt |at),
unb ber fjrcigraf gebot allen greigrafen unb greifdfjöffen bei itjren
©iben, ben 33eroemten, fobalb fte feiner l)abl)aft werben fönnten, an
ben nädfjften 33aum ju Rängen. 2)er erfcfyetnenbe öeflagte ober fein
Vertreter fonnte burd) genügenb verbürgtes ©elöbnifj, gehörigen
Ortes fxd) jum Siebte fteUen ju wollen, bas Söerfafyren burdjbred)en
unb ebenfo Triften gewinnen. 2Bie es tjergieng, wenn ber Seflagte
l ) SRedjtäbudj auä bem fünfzehnten Sa^r^unberte, bei Sßiganb, ©. 557.
2*
20
erfdjienen war unb fidj auf bas 33erfaf)ren einlief, ift nidEjt fidler
befannt, bo oon einem folgen Vorgang feine Urfunbe jeugt. lieber
bas ergangene Urteil warb, falls es nicfjt fofort twtlftredt werben
fonnte, bem Kläger eine Urfunbe ausgefteHt, unb feine ©adje war
es, für SMjug ju forgen. 3ff)m £ülfe burd) bie greifd)öffen ju
fdjaffen, bienten bie geheime Sofung unb anbere 3 e ^) cn / ön bznen
bie Stoffen einanber erfannten. ©elbbritt fonnten fie an jebem
Orte ben ©prudE) burdf) Rängen oolljiefjen, unb jum 3 e ^ en / & a &
bie 33eme gewaltet, fliegen fie ein 5Jieffer in ben Saum.
S)ie 3 a ^ *> er au f bi^f^ SBeife ooUjogenen &inrid£)tungen fann
naef) ben wenigen barüber twrt)anbenen 9lacf)ridE)ten fo groß faum
gewefen fein, baß fidE) barauS ber ©greifen oor bm weftfälifdEjen
gretgertdEjten erflären liege. Unb auä) nur jum feljr geringen Steile
nrirb es fid) aus bem ©inbrutfe bes ©eljetmni&uollen bes $erfaf)ren8
auf ein böfes ©ewiffen erflären laffen. $)as ©elbftbewu&tfem, mit
bem bie ©ertöte Ijanbelten, wirb ber SBirfung nic^t oerfeljlt fjaben,
ba fie felbft dürften uorlabeten unb oerDemten. 2lm fdjwerften
mag es für bie ©täbter ins ©ewidEjt gefallen fein, bafc bie 33er*
oemung jebem ®ci)nappf)al)n ben 2lnla& bieten tonnte, nid)t nur
ben Betroffenen felbft unb fein ©ut, fonbern audj jeben feiner 9Jiit*
bürger aufzugreifen, 1 ) unb bie gurdjt baoor wirb es geroefen fein,
was bie ©täbte fo früfj ju Klagen über unb ju Sfta®eln gegen
bie ©eridjte trieb.
Der 2Beg, ben man wählte, war uerfd^ieben. ©ntweber fud)te
man fid) (Sinftufc. auf greiftüljle ju oerfd^affen, wie granffurt unb
SDeoenter; ober man wollte, wie 33remen, feinen ober, wie £ö£ter,
nur eine geringe 2lnjal;l 33emenoten (33emgenoffen) in ber ©tabt
bulben ; ober man fdfjlofc SBünbntffe ab wie bie fäd)ftfd()en unb branben*
burgifdjen ©täbte, wobei man fid; ju Sftedfjte erbieten unb im $alle
ber ©rfolgloftgfeit ben Kläger nerfeften unb an bie 9ld)t fid) nidE)t
fefjren wollte. 2lud) ber &anfebunb befaßte fidf) wieberfjolt mit ber
Sac^e. ©dEjon 1417 fjatte Sübecf feinen Slbgefanbten in Konftanj
angewiefen, ein 5ßrtmleg für feine Bürger wiber Sabungen oor bie
freien ©tüfjle ju gewinnen. 2 ) Db mit @rfolg, fteljt baljin. 2)enn
Köln jwar fjatte 1415 ein folcfjes erhalten, fpäter aber wollte König
©iegmunb baoon nidjts wiffen unb erflärte fogar bas Kölner für
ungültig. 1447 warb auf bem allgemeinen £anfetage ju Sübecf
befdjfoffen, baf$ außer in ben weftfälifcfien ©täbten -Jtiemanb in einer
*) »gl. baS Urteil be3 greigrafen 31t Protei 1460, September 4
(im Slnljange).
2 ) #aiifereceffe A. VI, 6. 420.
21
£anicftabt greifdjöffe merben bürfe, unb raer es bcnnod) mürbe, fein
Bürgerrecht verlieren folle. l ) 2luf biefen s JJeceJ3 mürben bie lio*
länbtfdjen Stäbte oerroiefen, als fte nadE) üier Sauren mieber über bic
f)eimlid)en ©ertöte flagten, 2 ) unb 1456 warb ber BefdE)luJ3 auf
Bremens Befd)merben erneuert. 3 ) @ingcfd;ränft mag baburd) ber
befämpfte SDK&braudf) fein, megen beffen in 2(ugSburg fogar 1468
jmei Bürger t)ingeridf)tet würben, aber ausgerottet marb er nid)t.
3[a, als 1474 ber mismarfdje 9iatf) einem lübif&en Untertan fein
formales, aber, nrie es fdjeint, nid)t mirflidjes SHcdjt/) nid)t gewähren
wollte, fonnte Sübedf raarnen, aus fotdjen Urfad)en mürben frembe,
auSfjeimifcfie ®eridE)te gefud)t, bie lücftfälifdjcn nämlid). Bei fotd)er
burdjleudjtenben bimbesbefdjtu&raibrtgen 9tod)ftd)t ift es bann fein
SBunber, menn audj fpäter fold^e gätle begegnen.
3n SBiSmar mar ber SRatt), ber burd) jmei 9iid)tef)erren als
Beifiger mof)l non 2lnfang an (Sinftufc auf bas 93ogtgertd)t Ijatte,
früfjjeitig barauf auSgemefen, bies ju ermerben, unb es mar it)m
bereits im 3af)re 1308 gelungen. SDer ungtütflidje Kampf mit bem
Sanbesfjerrn führte iebodt) 1311 jur Slufgabe besfelben, mie anberet
Sjkimlegien. 3>n ben folgenben 3fat)rjct)nten mar bie 33ogtei balb an
biefen, balb an jenen nerpfänbet unb gelangte erft Ausgangs bes
Saures 1373 bauernb in ben Beftfc ber ©tabt, bis in unfern S£agen,
nad) runb fünf^unbert Sauren, bie ftäbtifdE)e ©erid)tsijof)eit Dem
neuen SReufje jum Opfer fiel. SBie auf Das meltlid)e, fo warf aud)
auf bas geiftlidE)e ©erid)t ber diati) bei 3 e t* en f e ' n Slujje, nur ba&
an beffen ©rmerb nidjt ju benfen mar unb man fid^ barauf be*
fd)ränfen mufcte, alle Uebergriffe abjumeifen, ju benen bies ©erid)t
nur allju geneigt mar. ©o miUfürte ber Statt) 1330, man motle
über [zbtn Saien richten, ber einen Älerifer ftäcfye ober fd)lüge, mie
ber Bifcfyof über b^n Älerifer, ber ftd) in biefer 2Beife an einem
Saien vergriffe, unb in ber Bürgerfpradje roarb es non 1373 an
1 ) fcanfereceffe B. III, @. 183, 28; 334, 2.
2 ) £ anfereceffe B. III, ©. 570, 10.
8 ) jpanfereceffe B. IV, 8. 324, 9. $ie angeführten Stellen l)at tf)ei!3
fiinbner, tljeite ber ßufali an bie $anb gegeben; burd)gefud)t $abt id) bie
§anferecef|'e nid)t.
4 ) ;}u Wüeuborf auf fernem umr $latue3 Kroger erfdjlageu. 3(uf
ein 3eugni& ber Kämmerer unb ©ejdjtuoreuen be3 SanbeS fjin, tuouad)
£fjetoe£ Vornan, Jpiur. ,<polfte unb $an$ Söotfet au3 Söismar hen greuel
üerübt fyatteu, verlangte JpanS iireger, ber Vorüber be3 (£rfd)lageuen, (£ut-
jdjäbiguug. 2>ie ! 2ßtömarfd)en aber mollten ifyre Uufdjulb befdjruören (Sd)rei=
ben üübecte an Söiämar 1474, 3uni 8 unb Sunt 27). 1481, Januar 31,
erflärte .'pau^ Äröger nad) einer ^erf)anbluug üor gtoet 33ürgermetftern uub
ben SRtdjtefyerreu in Sötöntar, ba$ er hen s ^3efd)utbtgten ©tauben )djtnh uub
nimmer auf bie ftlage jurücffommen motte. (Qeugebud), 6. 191—193.;
22
eingefd&ärft, ba§ fein Bürger feinen SWitbürger aufeer oor bem
lübifd&en (Senate bes Status oerflage, nod) feine Sadje jur 93er*
folgung an einen ©eiftlid&en abtrete. 3m 3faljre 1400 erwarb bie
Stabt t>om Zapfte bas ^rimleg, bafc fein 33ürger uor ein auswärtiges
geiftlid&es ©eridjt gejogen werben bürfe. £as Verbot ber Sürger*
fpradtje, bie SadEje an ©eiftlidje abzutreten, legt bie 2lnnat)tne nalje,
bafe unter bem verpönten fremben @eridE)te oorjugSroeife bas geiftlidje
ju oerftefjn fei. 1 ) 9lber oljne 3 lüC if c * loar barauf bie SBarnung
nid)t befd)ränft: finben nrir bod) fdjon geraume 3^t t>orf)er, üon
1347 an, in ber 33ürgerfpradf)e bie allgemeine 9Jtof)nung, es fotte
ftcf) feiner betfatten laffen, über erlittenes Unred)t, baö er oerfdjroeigen
fönne, auswärts ju f lagen; fomme er ^eirn, fo fotte er erhalten,
roas lübtfdjes 9fed)teS fei. £rofcbem mu&te ber Statt) es erfahren,
bafc Bürger gegen it)n felbft bie wcftfälifdjen ©erid&te anriefen.
S)ie ©ruber 3»o^ann unb Sübefe Sanjforoe Ratten, bamit ifjr
Vater, ber 33ürgermeifter £err 3of)ann Sanjforoe, oom dlabt jum
Sdjroerte begnabigt würbe, geloben muffen, wegen ber Verurteilung
feine Älage gegen bie Stabt ju ergeben. 2 ) Sie fafjen il)ren @ib aber
als erjimmgen an, unb ber jüngere wenigftens fjielt ftcf) nid^t für
gebunben unb ftrebte nad) ©enugtfjuung. 3 U biefem 3roecfe flagtc
er oor bem greiftul)l ju Sadtjfen^aufen, ben bamals als greigraf
Äurt SRube befafe, wätjrenb ©raf £einrid) ju SBatbecf Stufjltjerr mar.
©r erreichte, bajj biefer, in faeffen SDienft er trat, ben Statt) ber
Stabt Süneburg um Vermittlung angieng, bamit bie Seflagten,
9latf)mannen unb Sürgcr, ben Släger befriedigten, wobei er für ben
SBeigerungSfall mit feinen tjeimlidjen ©eriditen bro^te. 3 ) ©letdjjeitig
fegte ber greigraf Äurt 9lube ben oerftagten bürgern eine grift oon
tnerjetjn £agen, um bem SRedjte ju genügen, wenn fie nidfjt wollten,
bafe er über ifjren Seib unb itjre @ljre ju ©eridjt fä&e. 4 ) SBirflid)
befdfjritt ber SRat^ btn 2Beg ber Verljanblungen unb beeilte ftdf), burdf)
Vermittlung ber £erjogin Äattjarina bas Verfahren ber Veme
abjuwenben. 5 ) 2Bas baraus geworben, ift unbefannt, benn bie ®e*
nugttjuung, bie bie Sanjfowe erlangten, warb ifynen in golge bes
SinfdjreitenS Äönig SiegmunbS. 6 )
x ) So in ber %$at au^brücfttd) 1480: Nen borger edder borgersche
schall den anderen theen vor ein geistlick recht. 9tad) bem SBerfcfynrinben
ber geiftlitfjen ®eritf)te »erben 1572 ff. nueber bie fremben ©eridjte unb bog
flogen auStoärtS verboten.
*) Sa^rb. 55, ©. 65 f.
•) 3a$rb. 55, ©. 69 f.
4 ) Sofjrb. 55, ©. 70 f.
6 ) 3a^rb. 55, ©. 72 f.
*) Sa^rb. 55, ©. 58—64.
23
Ueber einige embere 9ted)t3fälfe unterrichten uns nur üeretnjette
Urfunben ober @tabtbud)fdjriften. ©o erflärte 1436 ber lübifebe
^Bürger £inrif Sippe t)or bem fieberen Stabtbudje, er tjabe 39ertbolb
SBeitenborf unb ©enoffen nor einem freien ©tubte in SBeftfalen
angefprodjen, nun aber feien fte gütlid) nergltcben. 1 ) ®ietrid) d. 33ob*
berg unb feine Hausfrau ßlßfe roaren quo unbefannten ©rünben
nom unömarfdjen Statte in bie Rüttelet gefegt, bernad^ ju Urfebbe
gelungen unb ber ©tobt nernriefen. (Sr mar ober warb greif d)öffe
unb belangte liegen beö it)tn gegebenen UnrecbteS ben diatl) üor
3o^ann t). &ülfcbebe, greigrafen ju Srafel. 2)ie 2Bismarfd)en
fudjten fidj ber Sabung ju entjiefyen, inbem fie ben Sübedfer diatij
neranla&ten, bie Sad^e an fid) abjuforbern alö ba& £aupt ber &anfe
unb Dberricbter ber von SBiömar. SDiefe 2Ibforberung warb jebod)
1460, (September 4, oon bem greigeridjtc, alö greiftubls 9tedjt niebt
entfprecbenb, nid)t angenommen unb bie 33ef(agten roegen Sluöbleibenö
in 93u§e unb Äoften unb p ©enugtbuung nerurtbeilt , ber Äläger
aber beö errungenen ßibeö lebig gefprodjen. $iebr gebt aus ber
einjigen, im 2W)ange abgebrueften Urfunbe nidjt fyeroor.
3lod) roeniger ift aus ber Urfunbe 8 ) beö $reigrafen ju 39erg*
felb, ^einrieb 3 ) jum Sufdje, ju entnehmen, ber bie roegen einer gegen
§erman SRampe 4 ) nerübten ©eroatttbat nor feinem greiftuf)(e ebemate
2 ) «ßouli, Öüberftfdie 8uftänbe III, ©. 203, Urf. 171. ßübifdjeS Urfunben«
bud> Vn, ©. 646 f.
8 ) ©ebrueft im 9Infyange.
8 ) Sinbner gibt tym ©. 174 tooljl irrtfjümlid) ben SBornamen §erman.
©. 550 nennt er ilm felbft §einrid) (1461), unb mit biefem SBornamen toerben
mir il)n nod) unten ©. 26 nrieberfiuben (1468).
4 ) 2ftög(id)er SBeife fteljt mit bem legten §anbel ba$ folgenbe unbattrte
©djreiben beö öerman ©djarpenberg an ben tui3marfd)en 'Statt} in SBerbinbung :
Vruntliken grut touorn. Leuen sunderghe gude vrunde, also gy
screuen vmme Hermen Rampen, dat ik den scole huset vnde hauet
hebhen myt Clawes Pundes gude, dar segghe ik nen tho vnde hebbe
des nicht ghedan. He was vppe myme velde vnde was my des an
sinne. Des sede ik em des nen. He wolde de lüde hebben bunden
an dat holt an de rügghen, des gunde ik vmme der lüde willen, dat
he se lauen 1 led an den krocht 1 . Do my dat tho wetende ward, dat
id jwe (iw mit burdjftridjenem w) gholt, do wolde ik se dar nicht lengher
hebben vnde hete se gan. Were id, dat gy my des nicht belouen
wolden, wen gy my scriuen, so wil ik kamen an jw stad vnde wil dat
vorantwerde l , also id my boret to vorantwerdende. D.'ir mede gade
bevalen. Screven vnder myme ingesegele. Hermen Scarpenbergh to
Bernstorp. Rapier, mit bem SRefte eines ©iegetä. tiefer §erman SRampe,
ber nidjt mit bem etttmä früheren SRatljmanne unb bem tttvaä fpäteren koalier
gleiches Samens ju öermed^feln ift, mar öermutljlidj ber ©tiefoater beö .'panS
Sperling, bem ber Sftadjlafj feiner äRutter 3ba 1473 ausgefolgt roarb.
24
oeroemten SBiömarfdjen nadf) erfolgter ©üfjne auf Slampeö 33itte
roteber in ben ^rieben einfette (1467, 9lot)ember 26).
2Benig aufgehellt ift audj ber 9led)tsf)anbet über ben 9iad)lafe ber
£ilfe £t)ieleman, obwohl ein oolleö 35ufcenb Urfunben barüber uor*
Rauben ftnb. 3t)r 33ruber unb ©rbe 9lefart £ageman fyatti mel
mt\)t ju erben gehofft alß bie 253 2W. 6 fe. lüb., bie man tfjm
nad) SJejafjlung ber ©Bulben unb ber 9lad)fteuer (Slbfd^ofe, 3ef)nten)
außfe^rte, unb nerfaufte feine oermeintlidjen weiteren 2lnfprüdje an
3>ol)ann Stefarbtng ju £erforb um 600 rt)einifd)e ©utben. 1 ) SDtefcr
machte barauf bei nerfd)iebenen greiftüfjlen klagen gegen ben SRatl)
unb bie S3ürgerfd)aft anhängig, unb trofc ber 2lbforberung ber ©ad^e
bur<$ bie £erjoge roarb audj, nadjbem Sielefelb jmeimal für bie
2Bi8marfcf)en grift ernurft fyattt, 1440, 3uni 30, non bem $reU
grafen Äurt ©tute bie 3ld)t ber SSeme über funfje^n SRatljmannen
unb t)ierjef)n Sürger auögefprocfyen, barunter merfroürbiger SBeife
auef) über 9lefart &ageman.
2)a bie im Slnfjange wortgetreu nnebergegebene Urfunbe ben
Hergang nor @eridE)t lebenbig fdE)ilbert, fo mag eine Umfd&retbung l)ier
ilre ©teile finben. 9tad) ßrsäljtung ber 33orgefd?td)te fäfyrt ber
SRid^ter fort: ,,©0 ift benn ber genannte 3>ol)ann SWefarbing fyeute ju
rechter ©erid)töseit bei Sage nor mir am freien ©tufjle ju ©d)ilbefd)e
erfdjienen unb tiefe mid) burd) feinen gürfpred) fragen, ob idE) itjrn
ber 33ortabung ber non ber SBiömar unb ber griffen geftänbig wäre.
2)aö räumte td) ein. S)a forberte er mid) bei meinem ©ibe auf, über
bie oon ber SBißmar ©ertdjt ju galten, ©o l)eifdjte idE) bie $or*
benannten bei iljren Saufnamen nad) Dften, nadE) SBeften, nad) ©üben
unb nadj -Korben brei 3Me 2 ) Jjintcr einanber bei iljrem £alfe, ber
fdfjulbigen 93ufee unb ber fyödjften ©träfe, in bie fie bem fjeiltgen
Steidje, mir unb allen greifd)öffen burdt) bie befragte greneltfjat ner*
fallen ftnb, roenn nodj jemanb üon ihretwegen erfdE)ienen fei, nodE)
für fie Siebe ju ftefjn für ifyr Seben unb iljrc ©£)re.
„®a roeber bie SSerflagten nodE) jemanb non iljretroegen erfdf)tenen
mar, fo liefe ber Äläger burdt) feinen gürfpredt) um ein redEjtmäfeigeö
*) 35o 1441 ber rfjeinifäe ©utben au 20 &. 9 $f. lüb. feftgefefct warb
(§aufereceffe B. II, ©. 445), fo Rubelte e£ fitf) um eine ©umme üon 778 SJlf.
2 6. Mb.
2 ) 2)er gfreigraf gu SBrafet Ijeifdjt bie SBeflagten brei Sftale unb junt
trierten 3ftale über ba$ fRed^t f)inau3 (1460, (September 4). @benfo wirb
§erjog §einritf) öon 33aiern öor bem fjreiftu^te ^u Simburg 1429 ge^eifd^t.
C£fjierfd), SBeröemung $erjog .§einridöä, 6. 73.) Ißergl. auc^ bie. ^egungö*
former be^ 5lrn^berger 9?e(^töbuc^eg bei SSiganb, ©. 552.
25
Urtfjeil unter Königsbann fragen, tüte er feine Klage redf)t bezeugen
unb roaljren fotlte um feinem ©djöffeneibe ju genügen, unb Königs*
banne, beö ^eiligen SReidjeS Siebte unb b^n 93erf(agten md)t ju nafje
ju treten. darauf warb für 9ied)t geroiefen, ber Kläger folte fid)
bereit mad)en blo&es |>auptes unb fid) vor beö Königs S3anl oor
mir bem greigrafen auf feine Stnie nieberfegen unb jivei ginger
feiner Vitfyten auf bas ©df)ivert unb ben ©trief legen, ©o tfyat er.
©o ftabte id) tf)m einen ©ib biefeS SauteS, ba& bie 33erflagten tfjrer
grevelttjat wegen tviber if)n, ba fie oftmals tfpn in ©t)re unb 3te$t
feljlfam geblieben, bajs fie bes MönigS geinbe, beö ^erjogö geinbe,
aller greigrafen getnbe unb aller greifd)öffen $einbe feien unb fotdjer
greveltt)at falber ben ©trief iuot)l verbient fjaben SDafc if)m (Sott
fo l)elfe unb bie ^eiligen. SDaS bewährten nad) feinem ©ibe ebenfo
folgenbe fedE)S ed)te, redete $reifd)öffen £inr. oorn £agen, £erman
Stactus, £mr. Ufeman, £erm. 9l(bad), 2l(bert $olman, £>erm. $otf)of,
unb fdjnmren geftabtes ©tbes alfo: bm ©ib, ben 3}o()ann SRefarbing
nun eben gefdf)ivoren l)at, baf$ ber redjt fei, rein unb nidE)t mein, fo
eud) ©ott fjelfe unb bie ^eiligen.
,,2)anad) ljei|d)te mid) ber vorgefebrtebene Kläger burd) feinen
gürfpredfj bei meinem bem Könige geleifteten ©ibe bie legte ©entenj
ber SSeme über bie verklagten grevler (bie f)icr aufgejagt werben) ju
verhängen. 2)ad tfjat id) unb buvfte es meines ©töeS wegen nid)t
laffen alfo: bie besagten, überführten, gerichteten Männer äße vor*
genannt nefyme idj, ber vorbenannte $reigraf, aus alten ^rieben, 3led)ten,
Privilegien, bie ^äpftc unb Katfer gefegt unb beftättgt fjaben, fegen
unb betätigen, unb bie gürften, Ferren, bitter unb Knappen,
©d)öffen unb greie befdjworen fjaben unb befdjworen, unb fege
• fie aus allen grieben, aus allen SWectjten unb Privilegien vorgenannt
in bes röwifdjen Königs 33ann unb ©träfe, in ben tjödjften Unfrieben
unb gebe ifjre Selber allen unvernünftigen gieren unb 33ögeln jum
grafee unb befehle if»re Seele in ©otteS SDkdjt. SDafelbft gab ic£>
ber greigraf mit meinen ©Söffen 3 c ^ en un & @d)cin über ben
©prudj ber Seme, wie es fid^ von SHedjtS wegen gebüljrte.
„SBeiter fragte ber gürfprcdj bes Klägers um ein redjteS Urtfjeil
unter Königs 33ann, n)ie ©dfjöffen, bie biefe vorbenannten uerflagten,
gerichteten, verurteilten, verneinten Seute, nac^bem fie unter Königs
öanne rcd)tmäJ3ig übermunben feien — wie ©d)öffen, bie biefe Seute
ettva träfen unb fie überwältigen fönnten, mit ifjnen fahren follten
um ifjren ©iben genug ju tfjun unb bes Königs Sann ju ftärfen.
3)arauf warb gewiefen, man follte ifjnen einen ©trief ober eine SOBetbe
itm ben £als (Testen unb fie von ber ©rbc auf in bie 8uft aufjiefjen,
fo \)od) man fönne.
26
„SBeiter fragte ber $ürfpred) um ein redjtmä&igeö Urtfyetl unter
Äönigöbanne, wie man mit bem fafjren folle, ber etwa bie SSeroemten
oertbeibigte, febirmte, laugte. ^Darauf warb gemiefen, ben ober bie
foQe man befjaubetn unb mit ifynen tfjun, wie mit ben 33eroemten
felbft." @§ folgt bie 2lufjäf)(ung ber greifdjöffen, bie ju ©eridjte
gefeffen Ratten, Beglaubigung unb Saturn.
S)aß Urtf)eit war gefprodE)en, fd)eint aber feine 2Birfung gehabt
ju fyaben, ba gmei 3>a()re fpäter ber ©ograf Sübefe ^egfjeter jum
§einlo neun anberc genannte Sürger unb ©inwofyner SBiSmarß unb
ade bort lebenben 2ttann3perfonen über swölf 3>a()re, ausgenommen
SRitter unb ©eiftüdje, auf bie Klage besfetben 9tefarbtng friebtoß
legte, nadE)bem fie tro| breifadjer Sabung ausgeblieben waren (1442,
2lprit 10). ©reifjig 3a()re getjn ins 2anb, unb 3of)ann 9tefarbing
ift nodf) nidjt befriebigt. ©r ()at aber nid)t gerutjt unb einen Partner
©ert tor Werfen, mit anberm -Kamen ©olbfdjmtb, gewonnen, ber bie
©acbe aud) beim £ofgerid)te anhängig gemacht f)attc. 2)od) ber ift
barüber fytngeftorben unb f)at feinem Sofyne £inrif ©olbfdE)mtb feinen
STtjeU an bem ^roceffc nererbt. 2>a enblid) fommt, ba ber greigraf
Äurt 5ßefelf)ering bie Sad^e auf ©efooesbrtcfe £erjog £einrid)S non
SMlenburg unb bie Sürgfdjaft jweier im Sanbe Begüterter nad)
ben 33eftimmungen ber granffurter Deformation abgeben mu&te, ein
SSergleidE) ju Staube, unb 3fof)ann SRefarbing unb fein Partner oer*
ästeten gegen 200 2)M. lüb. auf Hjre 2infprüd)e (1470, 2luguft 17).
Seiber erfahren wir ntdE)t, was ifjm unb ber Stabt ber £anbel
gefoftet fyat.
©in anberer gall. SDaburdf), ba& bas &auö bes ^Seter Softe
eingeftürjt war, f)atte bas feines 9lad)barn £inrif Schutte folgen
©djaben genommen, ba& es geräumt werben mu&te. SDie beiben
9todE)barn gerieten in £änbet, in beren Verlaufe Spulte in bie
£edjte gefegt warb. ©ein gleichnamiger Sof)n braute besljalb cor
bem oben genannten greigrafen ^einrid; jum 33ufd)e eine Klage an.
3)er ©treit warb 1468 oerglidfjen. 3)er ältere ©djulte erhielt eine
@ntfd)äbigung unb nerpflid&tete fid), feinen Sofjn jum 3urüdfjieben
ber Älage ju oeranlaffen. (3eugebudE), ©. 121 f.)
Unbefannt war alfo bie ©tabt nidjt mit bem 33erfaf)ren ber
$reigerid)te, als ju ©nbe ber adjtjiger 3abre ber &utfilter £inrif
Krad)* 1 ) feinen $ßroceJ3 begann. ©r tjatte, wie es fd&eint burd) &etratf),
x ) (Sin ©utfilter £inrif ftradjt lebte 1469 in ßübeef: 2Be$rmann, bit
älteren Sübecfifdjen gunftrotten, (5. 474. 3n Söiämar fommt §• $. im
3eugebudje ©. 160 unb 218 (1477, 1483) oor, unb o$ne Vornamen aB S3e-
ft|er einer Sube in ber fträmerftrafse 1475 unb 1477 in ben SRegiftern über
bie fleine SSoc^t. ^SSergl. 4)anf. ®ef^i^«bl. 19, 8. 87.)
27
ein §auö „f)inier bcm 9tatt)f)aufe," nad) bamaltger Benennung „bei
bem £o£)en ^aufe" 1 ) ober in ber 2llt*2BismarftraJ3e, an ber 9iorb*
feite unb eine 93ube in ber Ärämerftra&e an ber Dftfeite in Skfifc.
33eibe tagen nafje jufammen unb ftanben burd) bie £>öfe melleid)t in
^erbinbung. 3»n ber ©übe in ber Ärämerftrafje warb £utfilterei
betrieben, in bem £aufe £mterm s Jiatf)l)aufe aber wotjnte 3of)ann
SDubenborcf), •) beffen grau Signeta £inrtf $trad)t£ Stieftochter war.
3llö biefe im SBodjenbette lag, geriet!) aus irgenb einem ©runbe
ipinrif Äracfjt mit bem 2lmte ber £utfilter wegen eines ©efellen in
Uneinigfeit, unb ber SBerfmeifter £erman itlofow f)olte in ©intrad)t
mit feinen 9lmtsbrübern Slrnb £oüanber, £inrif SBenb unb 5ßeter
5ßraell 3 ) ben ungefyorfamen ©efellen aus ber Sßerfftatt unb liefe it)n
gefangen fegen. 3)er ©efelle oerföfjnte fid) fpäter.mtt bem SImte
oor ben S3ürgermeiftern unb in ©egenwart £inrif Äradjts unb wirb
Urfeljbe gefd)woren tjaben. 2lud) ber ©d)ii)iegerfol)n, ber bemnaef)
irgenbwie beteiligt gewefen fein muß, machte feinen ^rieben, &inrif
Äradjt bagegen fonnte fid^ nid)t beruhigen, fonbern warb auff ä^ig,
fo ba& er fdjliejjlid) bie ©tabt räumen muffte, unb ba er meinte, mit
©tabt* unb 8anbred)t md)ts ausrichten ju fönnen, fo flagte er burd)
einen 33erwanbten 93ernb Äodf in Sßeftfalen cor bem $reigrafen
SBerner o. b. ©unberfyues, 4 ) SRid)ter bes greiftufjls unter ben ©ieben
Sinben im ßircfyfptele Saer. @r befdjulbtgte SSürgermeifter unb Statt),
fte tjätten jugegeben, bafe bie £utftlter feiner £od)ter Äinbbett unb
(fie) in bem Zeitigen 2tmte, worin fte in großer Sd)wäd)e tag, beraubt
Ratten mit ©ewalt unb gewaffneter £anb, 5 ) unb ba& fie feinen ©e*
fetten herausgenommen fyätten unb gefangen, ifyn fetbft aber in ber
golge mefjr als einmal otjne 9ted)t unb ©erid)t aus ber ©tabt Der*
trieben. S)ie ©ad)e warb für oemwroge erfannt, unb am 7. Dctober
*) XaS §o!je §au3 ift baä (ScfljauS an ber $rämerftraße unb §inter
bem Sftatfjfjaufe.
*) ©oUte er berfelbe fein, ben bie Stoftocfer 1511 ergriffen unb in
föibnifc gefönglid^ feftljalten ließen, toeil er be£ ©er^ogS Untertanen öielfadr)
mutwilliger feeife öor bk toeftfätifd^en ©eridt)te geforbert Ijabe ? Qaljrb. 54,
6. 205. §ier Abenberg. 3n SBi^mor ift er, abgefe^eu toon bem toeiter
unten angeführten, fonft nirf)t bezeugt. — $en Sßadjtaß eines 23ruber3 be$
§inr. Straft Ijatte bie $8ittot ftonrab SRetmeierS 1477 ju reguliren (Beuge*
budj 6. 160). 3n biefer gamilie finbet fid) ber Sßorname 5lgneta. (3ntj*&- 54,
©. 127, 3lx. 123*.)
*) SRur er ift fonft als &utfilter naduutoeifen; berftorben 1513. (Beuge*
buc^, 6. 319.)
4 ) fiinbner fennt if)n nur auf ben Stühlen ju Slltenforbe unb ßanb*
mering, fotoie ju S3ertramming.
*) 9lad) ber @r§ä^lung in ber feiten ßabung.
28
würben Didjter, öürgermeiftcr, Schöffen 1 ) unb 9tot(), ©ürger unb
©inrooljner geraben, ftd) besfyalb am 24. Sioocmbcr oor bem genannten
©tufjle im freien, offenbaren 2 ) ®crid)te ju oerantmorten. 3)ie öabung
mar am 21. Dctober in bai £änben beö 9tatf)fi.
SSlan fud^te, ba man U)r nadfjjufommcn ntd)t geneigt mar, bie
Vermittlung ber Sanbeöljerren, ber &erjoge 9JtagnuS unb 33altf)afar,
nad), urib biefe forberten in einem ©riefe t)om 6. 9ionember gemäfj
ber granffurter Deformation bie 5Hage bem greifiufjle ab unb uor
it)r ©eridjt. SDenn nie mären bie ©eflagten uor iljnen, als ifjren
orbentlidjen Sttdjtern, mit 9itd)t uerfolgt, nod) ()ätten ftc fid) geweigert,
ju 9ltd)tc ju fteljn, melmeljr jefct nod) auöbrücflid) fid) erflärt, fie,
bie &er$oge, follten ifjrer ju Sfledjt unb greunbfdjaft mächtig fein,
unb Ratten bafür bie ©ürgfdjaft jmeier glaubmürbiger, guter, erb*
gefeffener Scannen beigebracht. 9(ud) bie t)on 93olratt) oom Sotjc 51t
Sdjarfftorf unb §tnrif ©erffe ju 9lambom geleiftete ©ürgfdjaft liegt
urfunblid) nor, oom felben Sage batirt lirie ber £erjoge ©rief.
5Jüt biefen ©riefen madjte ftdj ber Slterifer unb fpätere (5tabtfd)reU>er
£erman ßrumtfjunger auf btn 2Beg. 2lber roeber fa§ ber Stidjter
am Sage ber Sabung ju ©erid)te, nod) mar ber filäger erfd)ienen.
SMefer ließ jmei Sage fpäter burd) [einen ©adjmalt angeben, er fei
lügnerifdjer SBeifc jmecfö SSergletcböner^anblungen in SRafceburg be*
fenbet morben unb tjabe beöljalb bm Sermin nicf)t innehalten fönnen.
3ener moltte im SDienfte feines $errn an einem Orte geraefen fein,
oon mo aus er, burd) SBaffcrönott) geljinbert, feinen 9tidE)tfluf)l ju
erreichen unoermögenb gemefen [ei.
3»n fold)er Sage begnügte fid^ £erman Ärumtfjunger, fidj oon
brei gretfdjöffen bejeugen ju taffen, bafc er mit feinen ©riefen ju
redjter $dt unb auf redjter ©teile erfdjienen fei, Ätägcr aber unb
9iid)ter fid; nidjt eingefunben ptten, maS fie nad) greicnftut)ls 9ied)te
oor jmei meiteren greifdjöffen als 3*ugen mit einem Äreujpfenninge 3 )
matjr matten (1489, Secember 3). ©l)e bie Urfunbe barüber aus*
geftellt mar, [)atte aber ber greigraf SBerner n. b. Sunberfjues eine
neue ©ifcung gehalten, bie alte Slage jum jmeiten SDIalc angenommen,
für uemraroge erfannt unb bie SBismarfdjen (Dieter, ©ürgermeifter,
2 ) Ungenaue Slnrebeu frember 93ef)örben gemiiB ben f)eimifd)cn $er<
pltuiffen trifft man häufig. 9tid)ter unb Sdjöffen Ijätteu feljlen muffen.
2 ) $iefe öabung Wu^trärtiger Oor ba$ offenbare @erid)t ift mit ber
Gsrflärung Sd)röberg/9ied)t3gefdnd)te, w 2. Slufl., 6. 564, nid)t in ©iuflang $u
bringen.
3 ) Söenn ein beflagter $reifd)öffe burd) feinen (£ib fic^ ber Silage ent«
lebigt, mirft er öor bem (trafen einen Äreujpfenning f)iu unb ger)t feiner
SBege. Sinbner, Sßeme, <S- 573.
29
SRatljmannen unb ©imt>of)ner, atleö n>aö männlid) ift unb jn^öff Satire
alt) nrieberfjott auf bcn 9. gebruar beö folgenden 3jaf)rcö gclabcn.
3Me com 26. ^iooember batirtc Sabung fyeftete bie £auöfrau Kradfjtö
am 21. SDecember an bcn £f)ürpfoften beö £aufeö beö 93ürgermeifterö
©ert Softe, $ür baö neue 23erfaf)ren beooflmädjtigte, ba bie 33oll*
madjt £erman Krumtfyungerö nur auf bie Sabung jutn 24. -JtoDember
lautete, ber diatl) ben ßanonicuö &errn Sodann 33ernouroer unb bzn
93ürger £tnrif Krumtfjunger, beibe aus SDülmen unb 3JJitauöftclIcr
ber Urfunbe t)om 3. S)ecember, in umfaffenber SBeife, um bie 9lb=
Berufung ber SadE)e auf ©runb ber älteren Urfunben ju erlangen,
jugleid) aber audj btn Kläger für bie Soften haftbar ju madjen, in
bie er burd) feine lügenhafte Klage unb inöbefonberc burd) ben
9led)tötag t)om 24. 9?ouember bie 33ef(agten geftürjt Ijatte. SDic 39e*
ooHmädjtigten umrbcn aber nod) beffer auögerüftet, um audE) üor ber
93eme beut Kläger ben 33obcu unter b(tn güßen rcegäujtcfyen. 9lm 9.
unb 13. Januar 1490 nahmen bie beiben Notare £ermau Krumtljun*
ger unb Sofyann 33e£enborp beglaubigte unb üon bem bifdjöflidj
rafceburgtfdEien @eneral*Dfftcial SJlagifter 3ol). ©ronoro befiegelte
Snftrumentc über 2luöfagen 3»o(). 2>ubenbord)ö unb £erm. Klofoiuö
auf. 3ol). SDubenbord) erflärte in ber großen Sdjreiberei nor ben
brei gefd^ciftöfüfjrenben Sürgermeiftern auf bie fragen beö (Statt-
fefretärs 3JJag. ©ottfrieb ^erfeoal: 1) baß n)eber er nodE) feine
£auöfrau £inrif Krad)t ober fonft wen ju ifjrem Sadjroalt in Klagen
gegen ben SRatt) beftettt fjätten, 2) bc\$ fie überhaupt unb in ©onber*
l)eit in ber <&aä)z, roegen ber SBerner o. b. ©unber^ueö ben SRatl)
üor feinen ©tuf)l gelaben, feine Klage l)ätten, 3) baß §tnrif Krad)tö
Knecfyt auö feiner £auöfrau Kinbbett unb Kram nid)t genommen
märe, unb ber 3?atf) aud) nid;t feine 3uftimmung baju gegeben f)ätte,
fonbern £erman Klofotu l)ätte ben Kned)t auö (eines §erren SBerf*
ftatt um Untfjat unb SSerge^n fyolen (äffen, unb jiuifdjen feinem
£aufe unb jener 53ube lägen nod) jroei SBofjnungen; beöfjalb l)abe
er unb feine &auöfrau mit bem Sktlje feinen Unnrillen unb fei
audj mit £erm. Klofoiu in ©egemuart £inr. Krauts oor ben Sürger-
meiftern nerglid^en, roiffe aud) mit bem 2lmte ber §utfilter nur
greunbfdjaft, 4) feine grau Signeta wäre nid)t £tnrif $lvad)i% £od)ter,
fonbern feine Stieftodjter, fo baß jenem md)t jufomme, fie ju
vertreten.
2)er &utfilter §erm. Klofow fagte auf befragen beö 33ürger*
meifterö ©ert Softe ebenfo auö, ba^ bie Sßerfftätte Krad)tö unb baö
Äinbbettfyauö burd) anbere 2Bol)nungen getrennt mären, baß er o()ne
93eliebung beö 9iatf)ö ben Kned)t in ber JBevfftatt fjabe greifen taffen,
baß ber Knecfyt fidf) nüt iljm üerglid^en t;abe. 8Bal;r gemadjt toarb
30 _
feine 9Iu6fage nodj burd) 9Irnb ipottanber, £inr. 2Benb, $eter Sßraett,
bie bei ber Gefangennahme beö Slnedjteö mic beim SSergleidfjc jugegen
geroefen, unb aus bereu 3 eu Ö™ß roi* erfahren, baß, it>ic fd)on ermähnt,
SDubenbord()8 &auö hinter bem Siatljaufe lag.
©ebraud)t würben bie fo fürforglidj befcfyafften 9totariat8urfunben
nid)t. S)eun am uorlefcten £age beö ^anuarö, alfo beträchtliche 3*tt
oor bem Termine, mies ber 3 re *9 ra f & mx - Ärad)t mit feiner Älage
unb 2lnfprad)e auf ©runb ber Urfunben uom 6. 9?ooember, bie er auf
©ctjeife feineß Stuf)ll)errn, beö Ferren ju Steinfurt ©rafen ©berroin
von 33entl)eim, annehmen mußte, an bie meflenburgifdjen §erjoge ju
SÄuStrag in ©ütc ober 9ted)t. 3)er ©raf befiegelte bie Urfunbe mit.
hierauf forberten bie £erjoge STCagnuö unb ©altfyafar am
25. SWärj bciDc Parteien auf, am 8. 2lpril oor iljncn in Schwerin
ju erfcljeinen, bamtt man einen 33ergleid) fudje, labeten fie aber
jug(eid) für ben 3 a U/ baß barauö nidjtd mürfre, auf ben 23. 2lpril
nad) öoijenburg uor Ujr @erid)t ju rechtlicher @ntfd)eibung.
©ö fonntc nid)t fehlen, baß ber miömarjdje Statt) barauf ein*
gieng, £>inrif Ärad)t j[oboc^ mar übel bamit aufrieben, baß er ftatt
Äai)crrcd)tcö fctyiucrinfdjeö Stecht, b. I). £anbredf)t, eintaufdjen folltc.
@r behauptete in bie ^Abberufung nid)t eingewilligt ju l)aben unb
wollte beim SJemgcridjt unb feiner $(age beharren, freilief) märe
er, fo fdtjrcibt er, auf 3ureben fanM 1 dürften barauf eingegangen,
es mit ©üte ju nerfudjen, unb liege beöfyalb fdjon brei 2ßod)cn ju
s Jta£eburg unb marte, molle aud) nodjj eine SBodje bort roarten ; aber
fönne iljm feine ©üte miberfatjren, bie i()m beijage, fo fei ifjm uon
feinen Ferren aller Seiftanb in feinem 9ied)te jugefagt. 2lls Stifter
erfenne er, ber nie Jöürger, fonbern nur ©inioo^ner in SBiömar
gemefen fei, bie meflenburgifdjen £erjoge nid)t an unb appellire oon
if;rer Saöung, beren Termin er feftlidjer &iten Ijalber fo mie fo
nid)t annehmen fönne, an ben freien 8tuf)l. 2)aS ift ber 3n^alt
jmeier ©riefe, bie ibm fein Sol)n getrieben Ijatte, unb bie er am
1. Slprit an bie £erjoge unb ben miömarfd)en SRatty abfanbte. @r fam
audE) nid)t, mäljrenb ber mismarfdje Sürgermeifter 3ol). £oppenacfe')
3ur Vertretung feiner ©tabt pünfllid) in @d)roerin mar unb erflärte,
aud) ben jmeiten Termin in ©oi$enburg innehalten ju motten.
2)er aber fam nid)t ju Staube. Qznn bie §erjoge maren über bie
oom Äläger eingegangenen ©riefe, bie beibe am 8. s ilpril in ©d)merin
uerleien mürben, empört unb fanben es unerträglich, baß $rad)t bie
*) Seine SBolImatf)t (im ttnSmarfdjen SHatfyJ'&rdjiüe, ba$ alle benufcten
Urfunben aufbetoaljrt) ift merfttmrbiger SGßeife öom 26. %Jläv% (ame son-
auende vor Palme sondaghe) 1491 batirt.
31
oom ©rafen oon 33entf)eim beftegelte Urfunbe Sügen ju [trafen wagte.
Sie fdjrieben beßfyalb unter Seifügung oon b ilbfd)riftcn an bin £erjog
3of)ann von Saufen unb baten ifyn, ben freien 3Jiann in Sftafceburg
anjutjalten, bamit er feiner Schreiben wegen oor bem ©rafen ©bermin,
ber in Äürje nad) ©djwerin fommen werbe, fid) verantworte. SBirflid)
willfahrte if)nen ber §erjog unb fcfjtcfte Äracfyt gefangen auf feinem
Sßagen nad; Sdjwertn, wo unterbefc ber ©raf ju Skfud) 1 ) eingetroffen
war. 3lm 7. 9M warb in ©egenwart ber wiömarfdjen s Jtatf)ö*
fenbeboten bie Sad)e oor ben dürften aufgenommen, unb e£ würben,
nad)bem £erjog SWagnuö furj über bie $orgefd)id)te berietet fjatte, ju^
näd)ft bie böfen 33riefe oorgelefen. 9locf) war £inrif Strad&t feft unb
wollte oon ber 9lemiffion nichts wiffen, behauptete aber merfwürbiger
s ffieife, er l)abe ben SRatf) gar nid)t oor bem $reigrafen oerflagt ober
oor if)n laben laffen. ®aö ertrug ber ©raf nid)t unb nal)m nadj
33orlefung ber Sabungöbriefe ben ftörrigen 9lcinfefcl)mib felbft inö
©ebet unb fjielt ttjm oor, ba& ber 9temif|"tonöbrief oor ber 33efiege(ung
it)tn jweimal oorgelefen unb mit feiner Bewilligung ooHjogcn fei, wie
er felbft audj wiffe, bajs Rvad)t bie SBiömarfdjen fjabe laben laffen.
©er ©raf mag nidjt gerabe fanftmütljig gerebet fjaben, unb gefangen
obenbrein war ber arme ©ünber in feiner beneibenöwerttjen Sage.
So ift eö begreiflid), bafy er Hein beigab, bie 9lemiffion alö mit
feinem Sßiffen unb SBilten gefdjefjen anerfannte unb wegen ber Briefe,
bie er aus gurd)t gefcfjrieben fjabe, um Vergebung bat. 9llö if)tn
biefe auf gürfpracfye beö §erjogö Magnus unb ber Stätte ju £l)eil
geworben war, üerjidjtete er weiter frei unb ungezwungen, wie eö in
ber barüber aufgenommenen Urfunbe Reifet, auf alle JUage unb 3 1 **
fpradje an bie SBiömarfdjen wie an bie £utfilter im befonberen, ba
er baju feine Urfadje fjätte, unb fd&wur Urfef)be. (Urfunbe oon
1490, SSM 14).
&inrif Äracfyt war fiartnäcfig unb oerbiffen genug, aud) jefct
feine Sadje nod) nicfyt oerloren ju geben. SBieber wanbte er fid) an
bie 93eme, um oon bem ©ibe entbunben ju werben. @in Stapttelö*
tag ju SHrnöberg 2 ) im Saumgarten unter ber S3urg follte barüber
cntfdjeiben.
9luf baö 2lnfd)retben beö greigrafen ©ert ©trufelman beootl*
mödjtigte 1491, 3luguft 22, ber miömarfdje 9iatf) nun ben ©rafen
x ) 3)ie Hamburger ftämmereiredjnungen oeräeidjneu (III, 6. 573, g. 16 f.)
norf) ben 9lu$äügen SaurentS unter bem Salp 1491: 67 ^ 14 fj pro ex-
pensin comitis de Benthem hie personaliter cum sua conthorali con-
etituti. Ob ein Srrtljum öorlicgt ober ber ©raf sunt gleiten 9ftate eine
ffietfe naefy Dfteu angetreten fyat, uermag itf) uitf)t §u entfdjeibeu.
') ftapitelStage fottteu nad) ber tasberger Deformation jä^rlidt» an
bequemer Stätte gehalten toerben. Sinbner, SBeme, ©. 422.
32
©berwin oon ©entkeim unb £errn ©berwin non Steinfurt, feinen
33etter, mit ber 33efugnij3 iljjrerfeitö Vertreter ju beftellen. S)er 2tuf=
trag ging balrin, ber Soöfpredjung com ©ibe entgegen ju treten unb
§inrif Kradjt feines Unterfangens wegen für meineibig rieten ju
laffen, if)n au derbem aber nod) auf bie ßoften ju befangen, bie fidj
auf über 200 rfjeinifdjc ©ulben beliefen. 3 U befferer Slbmeljr warb
nod) eine Urfunbc uom ^erjog £einridj uon Sadjfen erwirft barüber,
ba|l ber wtömarfdje Statt) an ber ©cfangenfefcung Ärad)t3 gänjlid)
unbeteiligt gewefen fei (1491, Sluguft 17).
2Biewol)l bie Skrfjanblung erft auf btn 20. September 1491
angefe^t war, fafe ©ert Strufelman fd)on am 19. ju ©ertdjt. ©3
war eine ftattlidje 33erfammlung uon fürftlidjen Stätten, Stiftern unb
$reigrafen, bie unö l)ier entgegentritt. iUcrunbbreißig berfelben acitjlt
bie Urfunbc bei Tanten auf, of)ne ein oollftänbigeö 33erjeidmiJ3 ju
geben. £ie 33erf)anblung jerfäüt in brei Steile.
£inrif Jtradjt ertjob feine Ätage, er fei ungcbütjrlid) oon ben
SBidmarfdjcn ju Giben gebrängt worben, unb bat um £öfung bauon. 1 )
dagegen liefe ber Vertreter feiner ©egner Gtjriftian SBerfdjamp bie
uon £>erjog s J)tognuö unb bem ©rafen von 33entl)eim über bie Ur*
fet)be bcö ftlägerö auögefanbte Urfunbc tefen unb banad) ein Urtljeil
fragen, ob Slradjt, wenn er bie gelefenen ©riefe unb Snftrumente 2 )
cor biefem ®erid)te nid)t mibertegen fönne, biefe Sadjc gewonnen
fyaben folte. £as Urt()ei( ftettte ber 9lid)ter an ©uert u. ©feil unb
3fol)ann o. Juten, Sürgermeifter uon örilon. SDiefe wiefen barauf
mit gotge für 9tcd)t: |)inrif Äracfjt fönne mit feinen fdjlidjten
SBortcn bie 33riefc nid)t wiberlegen, fonbern nur mit SRedjt. 3 U -
gelaffen warb baö Urteil oon ben brei greifd)öffen ©öbert be SBrebe,
^ol)ann SSoigt ju Sltjufcn unb £erman 33ubbe, greigraf ju Oönabrücf.
hierin gefdjlagen, liefe £inrif ßradjt burd) feinen gürfpred) um
ein Urteil bitten, ob er barunter leiben fotle, wenn bie oor einem
greiftut)! anhängig geworbene Sadje auf bie ©elooeöbriefe unb 33ürg*
fdjaft l)in, nidjt nad) greienftut)ls 9ied)te, t)on bem Stutjle abgegeben
fei. darüber warb baö Urteil an SDietridj t). ^anyleibe unb Stiele*
man Äufell)ei)iu, Sürgermeifter ju ©mben, gefteUt. Sie wiefen unter
golge für 9ied)t: l)ätte £inrtf ftradjt nicfjt feine 3uftimmung baju
gegeben, bafe bie Klage anberöwof)in oerwiefen werbe, fo folle er beö
») 6o ^attc 1460, September 4, ber greigraf gu Srafel $ierrid)
ö. SBobberg be3 errungenen (SibeS lebig erfannt. (8. t>\t llrfunbe im An-
fange.)
s ) breue vnd inetrument auä) bor ber; öon ben genannten gürften
fauu ober nur (£ine llrhmbe in fjroge fommen.
33
genießen. 1 ) 9ludj bieö Urteil Keßen brei greifdf)5ffen ju: @oert
t). b. S3rofe, £inrtf t>. 33erinf(jufen unb £erman 3Jttbbenborp, grei*
graf ju 9ftünfter.
dagegen Keß ber rotsmarfdje ©ad&roatt baö brüte Urtfjeil fragen,
ob §inrif Sradjt fd&ulbtg fei, ber ©tabt ifjre Soften unb iljren Stäben
ju erfefeen, ba bie vorgelegten Urfunben als t>on 3Jtod£)t erfannt feien.
2)aö Urteil roiefen Sßigant o. ^anjleibe unb ©ert Äröfener ju ©efefe
unter golge bapin, er fei fd)itlbig, ©rfafe ju leiften. S)rei fdf)tlbbürtige
greifd)öffen ©üntljerman ü. Sßlettenburg, £eibenrid) o. @nße genannt
©djneibeimnb unb £onieö ©d&urman Keßen es ju.
©onad) mar bie @ntfd)eibung burd&auö ju Ungunften bcö &mrtf
Ärad)t gefallen. @r blieb nadj bem Sprudle an feinen @ib unb feine
Urfeljbe gebunben. 3)ad mittlere Urteil mochte iljm ein £roft fein,
aber aud) banad) l)ätte er erft erroeifen muffen, baß er in bie Abgabe
bes ^ßroceffeö ntd^t geroilligt tjabe, roas er fdperlidO fonnte. 33raudf)*
barer als baä mittlere Urtljeil für $ratf)t mar für bie 2Btömarfd)en
baö legte. Slber bennodE) ift eö n)al)rfd)einlid(jer, baß fie nidjtö erhalten
tjaben, als baß fie ju ifjrem ©elbe gefommen finb, ba wir annehmen
muffen, baß itjr ©egner oor beginn feines Sßroceffeö bei ben SBem*
gerieten alle 33ejiet)ungen ju ber ©tabt forgtic^ nrirb getöft fjaben.
©ering waren bie Unfoften nid)t unb mit ben 200 rfjeinifdjen ©ulben,
beren ©vfafe man am 22. Sluguft beanfprudjte, faum ju fyoä) beregnet,
mtnn mir bebenden, baß allein ber legte ©erid)tötag nadE) einer
erhaltenen 2lbred)nung 2 ) 41 rljeinifd&e ©ulben foftete. gaft fd)eint
ed, alö ob §anß 25ubenbord) bie ©ad)e fpäter urieber aufgenommen
tjat. Seiber ift aber nur ein furjeö 9legeft 3 ) erhalten.
*) 9laä) bem im $ortmunber Kapitel 1430 gefunbenen aBetetlmme
foüte ber 9Ingeffogte, ber in gehöriger SSetfe &u IRedt)te ftefjn tüottte unb
ba$ oerbürgte, oon weiterer Verfolgung frei fein. (Sinbner, 2Seme, 6. 226.)
9ßod> im felben Safjre übrigen^ toiberfejjte fid) ber gfreigraf ßlatoeS S)üfer
ber s 2lbforberung einer (Sacfye unb behauptete, Sachen, bie man im fjeimlicfyen
©eridjte richten folle, gebühre fitf) nirfjt au$ ber Ijeimlidjen 9ltf)t bor offene
©eridjte $u gießen ober in gemeine Xage, unb beljarrte anä) barauf. C£fjierfd),
SSeroemung §erjog §einridj$ oon SBaiem, ©. 122, 125, 131. SIngefüljrt oon
ßinbner, @. 435, 554). (öemäfc ber Srauffurter Deformation mufste unter
ben S3ebingungen beö 3)ortmunber SSei^tljum^ ber $lbforberung nad^gegeben
werben, ©ödster, Beiträge, ©. 189. Sßergl. and) ba^ Urtfjeil beö fjreiftur)!^
ju ^rafel 1460, September 4 (im 9lnl)ange). UebrigenS ^atte Äradjt feine
(ünmittigung in bie Slbforberung gegeben.
8 ) ©. im 9lnf)ange.
8 ) ©^reiben ber greigrafen ju SSartberg an Söürgermeifter unb tilatf)
in ©ac^eu §an$ Xubenborg^ gegen bie ^utmadjer ju Söiömar 1494; Sd&retben
berfelben an baö 5lmt ber $)utmad^er in gleicher <5aä)t 1495. S)er Verbleib
ber t\)tma\3 in ^änben be$ $rof. ©rain befinblirfjen Urfunben ift unbefannt.
3aftrfcu$ bed «er. f. mett. ©efc^. LXI. - 3
34
SBenn fonadf) bte ftrengftcn in bcr 33ürgerfpradje angebroljten
©trafen ntdjt fyinberten, bag Bürger gegen 9JHtbürger unb Dbrigfett
bte 33eme anriefen, unb menn bei ben 33emgericf)ten fo leichtfertige
Silagen anjubringen ©elegenfyeit war, roenn eö nur burdj Vermittlung
beö ©tuljltjerrn ju erreichen war, baj3 ber ^reigraf bei SrfüDung
aller Sebingungen ber granffurter Deformation t)on 1442 bie ßlage
an ben juftänbigen Dieter mieö, unb bann nod) ber Stläger ein*
menben tonnte, er f)abe feine 3 u ftiromung baju nicf)t gegeben, unb
ber Äapttelötag baö Urteil fällte, ofyne folcfye ©inmilligung fei bie
SSerroeifung nichtig: bann war eö Ijolje 3*ü/ gegen ben 3JHJ3braudj
ber SBemgeridjte neue ©cfyranfen ju sieben ober bie alten ju erneuern
unb aufregt ju galten, @ö bauerte auef) nur wenige 3atjre nadf)
Shtötrag beö Stradjtfd&en Sßroceffeö, bag ßaifer 5Jiaj imilian ju SBormö
1495 eine neue Deformation uerfünbete. 3lo<$) aber warb ben SSem-
gerieten nid)t verboten, ftrfj mit auömärttgen Sachen ju bef äffen,
tnelmeljr mürben fte aufö neue anerfannt als gegebene Snftanjen bei
Sted&töüerroeigeruni] unb Stecfjtööerjögerung, nur marb itjnen geboten,
ber 21bforberung burdj ben orbentlid)en Didjter nachgeben bei ©träfe
oon 20 ÜJtarf lötf)tgeö ©olbeö, unb mürben ©dritte biefem ©tatute
jurciber für ungiltig unb nichtig erflärt. 3n bemfelben 3>af)re, 1495
3uni 28 ermirfte ftd) &erjog Sttagnuö r>on SDteflenburg einen
©djufcbrief 1 ) miber bie meftfälifd)en (Serielle, rcie foldje audj für
Barjern unb SBürttemberg erteilt mürben. 2 ) SRöglidjerroeifc fjaben
bie Äracfjtfcfjen £änbel einigen 9lnla§ baju gegeben, aber aud) fonft
Ratten bie legten Safjrjeljnte unbequeme Berührungen mit jenen ®e*
rieten gebraut. ) £ro£ btefeö ©dfjufcbriefeö blieb man jebodf) nid)t
unbehelligt, melmef)r faf)en fidf) bie ^erjoge &einridE) unb 9llbred)t im
Beginne beö 3a^reö 1512 tnelleidjt in SRüdtfirfjt auf bie 25ubenberg-
fdf)en 4 ) ©treitigfeiten veranlagt ein 3Kanbat 5 ) gegen bie meftfälifdjen
©eridfjte ju üeröffentlidfjen, roäfjrenb gleidfjjeitig auf bem Steidbötage
ju Syrier ein 9lntrag auf if)re 9luff)ebung geftellt marb. 6 ) 9lufgef)oben
mürben biefe ©eridjte nun jmar ntd&t, aber bic road)fenbe 3Jtadf)t ber
*) XranSfumpt beö bifdjöflid) rafceburgiftfjen ©eneratofficial* §erman
SBinterpoett öon 1510 SKärj 27 im hriSmarföen mati)$*9lrd)itoe. (Sljemni|
bei ©erbe*, m%lity Sammlung, @. 623. ähibloff, Sflecflenburgifd&e ©e*
fd)irf)te n, ©. 987.
*) ßinbner, SBeme, @. 525.
•) £ofmeifter, Saljrb. 54, 6. 205. ftubtoff, 3fle<flenburgifd)e ©efd)id)te n,
6. 987.
4 ) ©. oben 6. 27.
5 ) fcofmeifter, 3al)rb. 54, 6. 202—204; übrigen* gebenft föubloff,
teuere @ef$t$te öon Stfecflenburg I, @. 337, be3 3ttanbate3.
6 ) Söädjter, ^Beiträge, ©. 144. SSiganb, gemgerid^t, @. 540, Slnm. 168.
35
Sanbeöfurften unb baß Äammergcricf)t brängtcn fic rafd) jurücf, unb
fdjon im 3af)rc 1516 fanb man cö in SDteflenburg überflüffig, bcr
roeftfälifdden ©eridjte in bcr Sßoltjeiorbnung aud) nur ju gebenfen,
roät)renb man ftcfc ber Ucbcrgriffc getftlid)er ©erlebte nod) ju erroeljren
Ijatte. 1 ) 2Baß SBiömar belangt, fo fdjeinen £inrif Ärad&t unb fein
Sd)UHegerfof)n bic legten geroefen ju fein, bie biefe ®erid)te gegen bie
©tabt ober tljre 93ürger angerufen Ijaben.
i.
1440, Juni 30. [Schildesche. ]
Der Freigraf Konrad Stute vervemt auf die Klage Johann
Bekardings benannte Bürgermeister, Bathinannen und
Bürger der Stadt Wismar.
Ick Conrait Stute, vrijgreue des hillighen romschen rikes
vnde des irlufftigesten vnde hoegheboren ffursten vnde heren
hern Gerardes to Guilke vnde Berghe hertoghen vnde greuen
to Rauensberge in der herschopp van Rauensberge, *) enkenne
vnde betuge vor allen vrienbencken vriengreuen vrien vnde
vrienschepen, dat ick hebbe bezeten vnde bezät dess romschen
koninges stftl in der hemeliken achte des hillighen rikes in
den jaren vnsses heren, alse men screff dusentverhundert vnde
vertigh jaer, des neisten mandages na sunte Antonius daghe,
dar vor my is ghekomen an de koningliken dinxstät vnde
vrienstöl to Schildesche, belegen in der herschopp van Rauens-
berge 2 ) vorgescreuen, de ersame Johan Rekardingk, in vortiden
borgher to (to) Heruorde, vnde was swerliken clagende ouer-
middest synem ghebeden ghewunnennen 1 vnde toghelaten vor-
spraken ouer eyndelss borgermester ratman vnde borgher der
stät Wismar also nemptliken Hinr. Daruesouw Peter Wilde
Petir Lüste Gert Welsyn Gert Stubbe Otbart Ludestorpp
Hermen Rampe Hermen Cropelyn Johan Zasse Johan Kertzebftm
Hinrich Peill Johan Otbracht Johan Werckman Hermen
l ) Ebbruc! ber ^olijeiorbnunö oon ©roti) in 3aljrb. 57, @. 285 § 10.
*) Slbgefürjt Rauen.
36
Vrome Hinrich Wezebom Hinrik Knute Hermen Biter Johan
Halenbeke Albert Voirt schipper Bomgarde schipper Gronuart
Hermen van Oldendorppe Reyneke van Leiden Hinrick Kynde-
man Johan Kyndeman Gert Amesuort Jacob Junge Lubertus
Stolscriuer vnde Rekart Hagheman, welke claghe sick ho eir
liff vnde ere was andrepende vnde na ghezette vnde rechte
des hilgen rikes hemeliken achte veymwrogich ghewiset vnde
irkandt wart, vnde wan my aldar äff mit ordelen vnde mit
rechte de vorbenomden gelick vnwetene lüde to vorbodenne,
so sick dat geborde. So hebb ick de vorbenomden vorbodet
an de koningliken dinxstat vnde vrienstoll to Schildesche vor-
gescreuen vor eyn openbar gherichte nemptliken vpp den
anderen dinxedagh na der hilgen hochtijt Paschen nu erst
vorgangen, dar ze nicht en weren offfce neraant van erer wegen
vullmechtich dar en hadden en ere liff vnde ere to vor-
antwerende, vnde also dem hilgen rike vnhorsam vnde dem
kleger vorgescreuen nederuellich synt gheworden. So quam
vpp dessen vorbenompten dinxedagh Johan Rekardingk vor-
benompt ouermiddest synem toghelaten vorspraken vnd eschede
gherichtes ouer desse vorbenomden, dar ick emme to staden
moste, vnde opende alldar syne clage ouer desse vorbenompten
vnde wolde swerlike vnde honlike rechtuorderinge kegen de
gevordert heben 1 ) de to vorvorende, dar he sick to ghekneyt
vnde ghetogen hadde, also geborlick is. Dar do vor beden de
ersamen borgermeistere vnde rat to Biluelde mit anderen erberen
des hillighen rikes vrienschepen vnde enne des eyne vorlenginge
kregen van der tijt vorgescreuen wente des neisten dinxedages
na sunte Bonifacius daghe nu neist vorleden, vpp welkem
daghe vorgescreuen de vorbenomden van der Wysmar auer
nicht en weren in mathen vorgescreuen. So quam Johan vor-
benompt vnde eschede auer de ergenanten gherichts vnde ene
to rechte to stadenne vnde sick auer darto beredde se to
vorvorende, zo ze emme to velen tijden vnde noch ere vnde
rechtes vorbleuen. Dar auer de ersamen borgermestere vnde rat
to Biluelde vnde de erber vrome knape Lambert van Beuissen,
amptman der herschopp van Rauensberge, 2 ) vor beden vnde enne
des noch eyne vorlenginge kregen van dem vorgescreuen daghe
wente des neisten donredaghes na sunte Peters vnde Pauls
daghe der hillighen apostell, auer nü neist vorgangen, vnde
') heim.
*) Rauen .
37
den van Wyssmar dat vnde eren inghezeten weren scriuende.
Dar ze allet nicht vpp gheachtet heben 1 ) vnde solker vor-
biddinge vnde vorlenginge van daghen to daghen vorgescreuen,
vmme god vnde den koningk vor ze gedayn, so vorgerort is,
van der handt gheslagen heben. 1 ) So is dan de vorbenomde
Johan Rekardingk vpp datum desses breues vor mi ghekomen
an den vorgerorden vrienstoll to Schildesche to rechter richtetyt
daghes vnde leyt my vraghen vormiddest synem vorspraken,
offt ick emme ouk der vorbodinge mit den vorbenomden van
der Wyssmar vnde den 1 vorlengingen 2 ) van bede wegen vor-
benompt van tijden to tijden in mathe vorgescreuen, emme
doch alle tyt vnhinderlick syner rechtuorderinge, also tostonde.
Des ick emme also tostont vnde enkentlik was. So reypp
he my do an vnde eschede van my by mynem eyde, dem
hilgen rike ghedayn, auer de vorbenomden van der Wissmar
to richtenne. So esschede ick de vorbenomden bij eren dopel-
namen in osten, int westen, int süden vnde int norden dre
warue vnder eynss bij erem halze koir vnde hogesten wedde,
dar ze dem hüligen rike my vnde allen vrienschepen in der
beclageden oueldat nederuellich ane gheworden synt, offt noch
jement van erer wegen dar were en noch ere liff vnde ere to
vorantwerende. Nademme de vorbenompten beclagheden dar
nicht en weren offte nement van erer wegen in mathe vor-
gescreuen, so leyt de vorbenomde kleger darna ouermiddest
synem vorspraken vraghen eyns rechten ordels vndir koninges
banne, wo he zyne klage to rechte betugen vnde bewarden
zolde, dat he synen ghehuldeden scheppeneneyden 8 ) vulldede,
koninges banne vnde des hilligen rikes rechte, vnde de vor-
benomden beclageden nicht en vorkorttede. Dar wart vpp
ghewiset, de kleger vorgescreuen zolde sick bereden blotes
houedes vnde zetten zick vor des koninges bänck vor my
vrigreuen vorbenompt an de kne vnde leygen twe vynger vthe
syner rechteren handt vpp dat swert vnde den rSp. Dem he
also dede. So stauede ick emme eynen eyt ludende aldus,
dat de vorbenomden beclageden vmme der oueldat an emme
ghedayn, so ze emme to velen tyden ere vnde rechtes weren
vnde synt vorbleuen, so syn de des koninges vyande, des
hertogen vyande, aller vrigreuen vyandt vnde aller vrienschepen
l ) hebn.
^Slbgefürjt.
•^schepen©.
38
yyant vnde heb[e]n vmme alsolker oneldat des repes wall vordenet.
dat emme göt so helpe vnde de hilligen. Dat na synem eyde
desse nabescreuen seysse echte rechte vriescheppenen^nemptliken
Hinrich van dem Haghen Hennen Stacius Hinrieh Ykeman
Hermen Aldägh Albert Polman vnde Hermen Pothiff ouk also
wardeden vnde stauedes evdes weren swerende in dessir wise:
den eydt, den Johan Rekardingk nü nelkest ghesworen hefft,
dat de sij recht reyne vnde nicht ghemeyne, dat juw göt so
helpe vnde hilghen. Darna esschede my de vorgescreuen
kleger vormiddest synem vorspraken bij mynem eyde, dem
koninghe gedayn, de lesten sentencien der veme ouer de
vorgescreuen beclageden oueldedere nefmjptliken Hinrich
Daruesouw Petir Wilde Petir Lüste Gert Welzvn Gert
«
Stubbe Otbart Ludestorpp Hermen Rampe Hermen Kropelyn
Johan Zasse Johan Kertzebom Hinrich Pevl Johan Otbracht
^^^ »•
Johan Werckman Hermen Yröme Hinrich Wezeböm Hinrich
Knute Hermen Biter Johan Halenbeke Albert Yoirt schipper
Bomgärde schipper Gronuart Hermen van Oldendörppe Reyneke
van Leyden Hinrick Kyndeman Johan Kyndeman Gert Ames-
vort Jacob Junghe Lubbertus Stolscriuer vnde Rekart Haghe-
man. Dat ick also dede vnde van myner eyde wegen nicht
laten mochte in dessir wise: de beclageden vorwunnenen vor-
richteden manne alle vorbenompt neme ick vrigreue vorgescreuen
vth allen vreden rechten vnde vrigheiden, de pawesse vnde
keysers gesät vnde bestediget heben 2 ) zetten vnde bestedigen
vnde vort ffursten heren ritter vnde knapen scheppenen 3 ) vnde
vrien beswarn heben 2 ) vnde besweren, vnde zette ze vth allen
vreden van allen rechten vnde vrigheiden vorgescreuen in des
romschen koninges ban vnde wedde in den hoghesten vnvrede
vnde geue ere liff allen vnredeliken deren vnde voghelen to
vorterende vnde beuele ere zele in godes ghewält. Dar sulues
gaff ick vrigreue mit mynen scheppenen 3 ) teken vnde schyn der
vorgescreuen sentencien der vöme, also sick dat in demme
rechten ghebörde. De sulue vorsprake des klegers vorgescreuen
vraghede vorder eyns rechten ordels vndir koninges banne,
nademme desse vorbenomden Hinr. Daruesouw Petir Wilde
Petir Lüste alle in mathe vorbenompt beclagheden vorrichteden
vorvorden vorvemeden manne vndir koninges banne to rechte
1 ) -schepCnen.
2 ) hebh.
•) schepenen.
39
vorwunnen synt, offt de jenige scheppen anquemen vnde de
bekrechtigen konden, wo ze mit den varen zolden, dat [se]
eren eyden vulldeden koninges ban to sterkende. Dar wart
vpp ghewiset, men zolde en stricken eynen rep offt eyne weden
Ymme den hals vnde hoyn de vpp van der erden an de lucht,
zo men hoghest mochte. Vorder vraghede de vorspräke eyns
ordelss to rechte vnder koninges banne, offt de vorgescreuen
vorvemeden jement vordegedingende beschermende offte beschud-
dede, wo men myt den gennen varen zölde. Dar wart vpp
ghewiset, den offte de zolde men holden vnde mit enne vort-
varen ghelick den vorvemeden sakewolden. Do desse vor-
gescreuen klaghe gherichte ordell vnde vöme gingen vpp datum
desses breues tijde vnde stede in mathe vorgescreuen, dar weren
an vnde ouer erberen echten vrienschepen genoch nemptliken
Johan van dem Rede de eider Johan Stute Hermans Werne-
kingh Wessell Hanenbom Ludiken van Grest de junger Johan
van dem Rede de junger Euerhardus Bolte Hermen Stakebrant
Hermen tor Linden Diderik van Hoxer vnde veler andern des
hilligen rikes echten rechten vrienschepen, de dat vorgescreuen
gerichte mede bestonden vnde behorden. Desses to tughe vnde
in eyne orkunde der warheit so heb ich Conrait Stute vrigreue
vorbenompt myn ingesegel myt [den] ingesegeln der ersamen
vnde beschedenen Johans van dem Rede borgermesters Johans
Stuten Hermans Wernekinges Wessel Hanenbomes Ludiken
van Grest des jungern Johans van dem Rede des jungern
Euerhardus Bolten vnde Hermans Stokebrandes witliken neden
an dessen breff gehangen. Datum et actum sub anno domini
millesimo quadringentesimo quadragesimo fferia quinta proxima
post ffestum beatorum Petri et Pauli apostolorum.
Dessen breff en sali nement lesen effte hören llesen, he en
sii eyn vryg schepen des hyllyghen rykes.
35afi Pergament ift nur etnfeitig jum ©abreiben bereitet.
2lngef)ängt finb 11 grüngefärbte, efjcmalö in $ßergamentblättd)en
eingenähte ©iegel:
1) im ©d)ilbe brei SBecfen (©tuten). Umfdjrift: ^igittnm«
canrabi • fluten»
2) im ©d)übe brei SRo^rf afjnen (?). Umfcf)rift: £ jafjan ban
dein telie*
3) üKerf. Umfo^rift: £fgWum • joljannig flute.
40
4) SKcrf in einem ©edf)öpaffe. Umfd&rift: £ • Ijmuannt •
taernefcintft,
5) in einem oon einem übergefd&neppten £)reipaffe umfdfjloffenen
©c^ilbe ein $a&n (?). Umfd&rift : S . : . . . GBOA».
6) aJler! in einem oon einem 3)reipaffe mit eingefdjalteten
©pifcen umgebenen ©cf)ilbe. Umf^rift: ^igillbm • Ibtiolft*
iie • sreft
7) ©d&übjeiclen unfenntlid). Umfcf)rift : • £ • ialjan • ban •
iiem • [retie]*
8) aJierf. Umf<|rift unleäbar.
9) brennenber Stod ? Umfd&rift: j& • Ijerman [ftafcefiranii].
10) im ©d)übe brei S3oIjen. Umfd&rift: ^•eber^arbi»
Softem
11) im ©d)ilbe brei ©tierföpfe. Umfd^rift : ^-tiitierici-tie«
pyer
o»
n.
1460, September 4. [BraMJ
Johann v. Hülschede, Freigraf zu BraJcel, verkündet ein
Urtheil auf die Klage Dietrichs v. Bodberg wider den
wismarschen Bath.
Ich Johan van Hülschede, eyn bewort richter des hilgen
richs vnd eyn gehuldet frigreff der frien graschafft 1 vnd frien-
stoils zu Brakel bij Dortmunde, don kunt, als ich dan claghen
halb Diderichs van Bodberghe eyns echten rechten frien-
scheffen des hilgen richs vurzijts beschrieben vnd verboden
heb laten die ersamen manne heren borgermestere vnd raid
der stad Wismar vnd ir burger vnd in sunderheit heren
Peter Langen- Johans her Hinrich Speck her Bertold Knorreken
her Bernd Pegel her Herman Vroin her Herman Bijter
her Virich Malchow her Diderich Wilde her Bertold Nyeman
her Bertold Steynbrinck her Hinrich Langhen her Johan
Wils her Reyneke van Leyden her Meynnard Ampsford vnd
her Hinrich Wiltzijn, darumb daz sie den vorgnanten Diderich
van Bodberch vnd Eisken syn eliche husfrow myt irer eigener
gewald entweldiget vnd sunder gerichte vnd weder recht
behautet vnd in die boedelije heben 1 ) laten setten als mysdedige
*) hebn.
41
lüde vnd en wolden sie to neyner vnscholt entschuldinge oder
sich to vorantworden, als recht is, nicht staden vnd heben 1 )
9ie darenbouen vnuerschulder sake vt irer(er) stad verjaget
Ynd verdreuen kegen god ere vnd recht bouen dat, dat hey
irer ticht vnd beschuldinge vnschuldich vunden sij, vnd
heben *) en ok hijrenbouen to vngeborliken gelofffcen vnd eiden
genotiget vnd gedrungen myt harder vencknisse, myt vil mer
worden, sich der clage vp den donresdach na sunte Egidius
dage des hilgen abts dato 2 ) dijsses brieffs to vorantworden etc.
Also betuge ich Johan frigreff vorscreuen vor allen irluchtigen
eirwerdigen hogeboren forsten hern greuen edelen baronen
ritteren knechten steden amptluden richteren voigten borger-
mestern reden allen ersamen friegreuen vnd echten rechten
frieschepen dess hilgen richs, dat ich vp datum disses brieffs
besät stat vnd stoill den frienstoll to Brakell myt ordell vnd
recht gespannender banck, to richten, als frienstols recht is.
Dar vor my kamen is Diderich van Bodberch eyn echt
recht friescheffe 3 ) des hilgen richs vnd badt mich vmb eynen
vorsprechen, des ich eme van gerichtes wegene gunde.
Also thoende hey vnd leit lezen die wäre copie der citacien,
darinne die vorscreuen van der Wismar geladen syn, vnd
betugede, als recht is, dat den van der Wißmar die vorscreuen
citacie in eyn des borgermesters hand tor Wißmar geantwart
sij, vnd bad darumb eyns ordels, off die citacie icht geantwart
sij, als frienstols recht is. Darup is gewist: ja. Darna
bad my die cleger durch synen vurspreken dey vorgnanten
verclageden van der Wißmar in dat gerichte to eischen, off
sie dar icht weren oder eymand van erer wegen, die sey myt
rechte vorantworden wolde, dat ich also dede, als recht is,
eyne werff, ander werff, derde werff vnd veyrde werff auer
recht. Also en weren sey dar nicht oder nyemand van
erer wegen, sunder ich thoende vnd leit lezen eynen openen
besiegelden brieff, van den erberen wisen hern borgermestern
vnd raide der stad Lubeke vtgesand, vp pergament geschreuen,
myt irer Stades anhangendem siegele besiegelt, vor mynem
huse vnd woninge vpgeslagen also gevunden hangende,
inholden [de] dat de hern van Lubeke der van Wismar sake
vor sich vordem als eyn houet der hense vnd ouerrichtere
der van Wißmar, also dat ich my der sake entslaen vnd die
') hebn.
*) daft .
8 )'friescheff£.
42
vor sey wijsen solde etc. Darup vragede ik to behoeff
aller frigreuen vnd friescheffen des hilgen richs eyns rechten
gemeynen ordels, off eymand solliche swaer vemwroge clage,
ingebracht vnd geclaget als recht is, myt sollichen sende-
brieuen, dey geynen gelouen nicht in en hielden, vt des
hilgen richs ouersten friengerichte to enigen anderen openbaren
dagen oder gerichten trecken mögen, dat sey dar vtgedregen
werde, sey en werde dar dan vtgetogen, als frienstols recht
is. Darup is gewist myt gemeyner volge der frier schepen
vor recht: men en solle noch en möge geyne vemwroge
sake, in des hilgen richs ouersten friengerichte ingebracht
vnd geclaget is, als recht is, nicht teyn noch wisen vp openbar
gerichte ader dage vt to dragen, sey en werde dar dan vtgetogen,
als recht is des frienstols. Darna is auer myt gemeyner
volge der frienschepen vor recht erkant: nadem eyn ißlich
der verclageden van der Wißmar sijn lijff vnd ere vp synen 1 )
richtlichen dagh nicht en heb vorantwardt, so sij eyn itzlich
van en darumb dem gerichte in peen vnd bruch verfallen
vnd verpent, als frienstols recht is, vnd der cleger heb darto
sijn clage hinderteil kosten vnd schaden vp sij gewonnen,
so groit hey den iromende thugende vnd warende wurde, als
frienstols recht is. Den hey dan also geromet getuget
bewaret vnd behalden hefft to guder achtinge vp twehundert
lubesche marck, darto dat sey em wandell vnd böte doen
sollen na syner eren noittrofft, as ! id sich gebort na ergangenen
saken, als frienstols recht is. Darup is vorder erkant, off
dey van der Wißmar dem clegere die erstanden erzugede
summe gülden nicht betalen wolden in geborliker tijd, dat
hey asdan, oder wey em darto hulpe, den vorscreuen
verclageden van der Wißmar die vorscreuen erstanden summe
gülden wol affmanen mochten an eren lijuen vnd guden to
water to lande in richs steden heren steden vrijen steden vp
tollen slossen merckden wibbolden 1 dorfferen vnd vp allen
enden myt der vorscreuen gerichtes penen, vnd an der maninge
en solden de clegere syn helpere ader wer dat van erent wegen
dede nicht freuelen noch doen, dat sey wer bettern oder buyssen
durffe, tegen dat hilge riche oder sus tegen eymande anders,
bisunder alle fursten heren grauen edelen baronen rittere
knechte stede amptlude richtere vnd sus alle des richs vnder-
danen sollen na frienstols rechte dem clegere synen helperen
l ) syne.
43
vnd wey dat van erent wegen dede bijstendich behulpen vnd
toredich syn, den verclageden van der Wißmar de(r) er-
zugedefn] summe gülden ab zu manen. Ok is vorder erkant
myt gemeyner volge vor recht gewist, ob eymand dem clegere
oder sijnen hulffern tegen dijsse sijne erstanden recht weder-
stant dede freuelichen in versmehenisse dess hilgen richs
ouersten friengerichtz rechte, daz die freueler vnd vngehorsamer
dem clegere myt der seluen clage vnd erstanden rechte vnd
dem friengerichte myt der seluen peen vnd bruch verfallen
vnd verpeent sali syn, als den verclageden en dat ok äff to
manen in maiten vorscreuen. Ok is vorder myt gemeyner
volge vor recht erkant: nadem de ersame borgermestere vnd
raid der stad Wifimar den vorscreuen meister Dideriche van
Bodberch vmb pynliche clage to vnrechte heben 1 ) setten laten,
der hey vnschuldich vunden is, vnd en darumb vorder to
lofften eiden vnd verschriuinge gedrungen heben, 1 ) dat hey des
geweltlichen vnuerschulden dranges loffte verschriuinge vnd
eide nicht schuldich en sij to holden, vnd em dey ok nicht
hinderlich syn en solle an synen lyue eren vnd gelympe.
Alle disse vorscreuen articule ordele vnd rechte synt togelaten
bestediget veruolget, nicht wedersproken, dar vort ordel vnd
recht ouer gevunden vnd gewist is, dat der nyemand weder-
spreken en sali noch en mach bij swaren penen des hilgen
richs, dar ich ok myn orkunde vp entfangen heb, als recht is.
Dar mit ouer vnd ane weren stantnoten des gerichtz myt
namen die vesten vnd erberen Ernst van Mengede Herbert
Tasche Egghart Goltsmet Hinrich Dorstelman Euert Draedtoger
Lambert Loer Hinrich van Brakel Kirstien Wagenhalss
Johannes Brekerueldt Johan im Sswanen Hinrich Mummart
Hinrich to Bodeking Engelbert Koster Herman Heyderhoff
Johan Stopinck Herman Bockeman Johan Benthem Hannes
Bitebeir, eyn gesworen frijfroue dess vorscreuen gerichtz, vnd
vill mer echten rechten frienschepen genoich. In orkunde
disser vorscreuen punte heb ich Johan van Hulschede de
frigreff vorscreuen van gerichtz wegen vort Euert Draedtogher
Hinrich Dorstelman Johan van Luneren, wert to deme Swanen,
vnd Engelbert Koster stantnoten alle vorscreuen sementliken
vnse ingesiegele to tuge an dissen brieff gehangen. Datum
anno domini millesimo quadringentesimo sexagesimo feria
quinta post beati Egidij abbatis.
l ) hebnT
44
Sffuf her SWütffeite: condempnacio vrigrauij contra Wisma-
rienses propter non comparicionem in primo terniino cum con-
dempnacione expensarum ad instanciam Dirick Botberges, non
obstante quod littere caucionales fuerunt directe et fixe ante
domum vrigrauij.
Stuf grobem, nur einfeitig jum ©^reiben bereitetem Pergamente.
SIngepngt finb fünf, jum Xfytxl jerfaüenbe Siegel in doH*
ftänbig grün gefärbte« 2ßacf)ö gebrücft:
1) 3m ©d)übe ein quergelegter 3roeig ber ©tedjpalme (£ulö)
mit 3 blättern (f). 33ielteid)t roar ber ©djilb oon einem
@ngel gehalten. Umfd&rift (an ber regten @de befi ©cf)übeö
beginnenb): £ • jafj cgetie*
2) »efonberö «ein. 3m ©d)ilbe ein 9Kerf. Umfd&rift:
^[igillum e]bert
3) Qofyn im (Schübe. §elm mit mallenben Secfen. Umfdjrift
(rechts neben bem ©d)Ube beginnenb): $ Ijinricfj iiarfiel*
man.
4) ©djracm im ©djilbe. Umfc^rif t : S' IOIt[Ä]ß Iß Daß
5) änerf (?) im ©djilbe. Umfdjrift: [# en] gelfie ♦ ♦ ♦ t ? bftof ?
ni.
1467, November 26. [Bergfeld.]
Hinrih to dem Busche, Freigraf zu Bergfeld, spricht die
Wismarschen, nachdem sie sich mit Herman Bampe
vertragen haben, der Acht los.
Ick Hinrick ten Büsche, van keyserliker gewalt vrijgreue
der herscop vrienstole to Rauensberge van beuele des h8ch-
gebornen Abraten vnnd heren hern Gerdes to Gülike vnnd tom
Berge hertoge vnnd greue to Rauensberge mynes gnedigen
gnedigen leuen heren, do kund vnnd bekenne vor alswemme
openbar betugende, dat vor my gekommen is dalingh vor den
vrienst61 to Berchuelde to rechter richtetet dages, dar ick
stede vnnd stöl gecledet hadde rechter gespannener banck na
vrienst61s rechte, Herman Rampe van der Wysmär vnnd
leet seggen ouermyts sinem gewunnen vorspraken, dem ick
enne in gerichte georlouet hadde, wo in geledenen tijden vor
45
dessen vrienstole irschennen sy Herman Kampe vorscreuen,
dar ick den stöl gecledet hadde rechter gespannener banck na
vrienstols rechte to richtene, ouer lijff vnnd ere, vnnd clagede
clegelijken ouer de erbaren heren borgermestere vnnd rad
vnnd gantze gemeenheit der stad ter "Wysmär, wtgesecht alle
geistlike personen vnnd wat beneden twelff jär ölt vnnd bouen
seüentich jar olt, man personen, wo geweltliken ze emme sines
liues vnnd gudes entweldiget hadden, dat vor my na vrien-
stols rechte irkant wart veemwrogich to sine, dat ick vrijgreue
vorscreuen ouermyts boden vnnd breuen, na vrienstols rechte
wtgesand, den vorscreuen herren borgermesteren vnnd rade vnnd
gantzer gemeenheit der stad ter Wysmär verkundigede primo,
secundo, tercio peremptorie na vrienstols rechte, vp zecker
termine na der breue ynneholde, en getekent, ere vulmechtigen
dar to zendene ere lijff vnnd ere na vrienstols rechte tegen
den vorscreuen cleger to verantwerne 1 . Alse do de termine
vmme quemen ad hoc deputati, clagede de vorscreuen cleger;
dat doch ten besten borgermestern vnnd rade vnnd gantzer
gemeenheit der stad ter Wysmär verlenget wärt; ten lesten
wan de vorscreuen cleger myt ordelen vnnd rechte vnnd
verwan de vorscreuen heren borgermestere vnnd rad vnnd
gantze gemenheit vorscreuen na vrienstols rechte echtlos recht-
los vnnd vredelös vervemmede veruörde vnnd verachtede se
(vnnd na zate des groten keyser Karoli) *). Des ze allet lange
tijt nicht en achteden, dar ze gode vnnd dem hilligen rijke
na ynneholde der reformacien vnnd mynem stölheren in grote
zware pene na vrienstols rechte veruallen sin. Yodoch dem
almechtigen gode to lpue vnnd dem hilligen rijke ten eren de
vorscreuen borgermestere vnnd rad vnnd gantze gemenheit
der stad ter Wysmär vorscreuen sin to bekantnisse gekommen
vnnd sick myt den vorscreuen cleger vereniget vnnd verdregen,
des de vorscreuen cleger tosteit, is my na vrienstols rechte
irkant myt vmbeschuldenen ordelen vnnd vmme bede des
vorscreuen clegers also, dat ick ze van keyserliker gewalt
wegene myt des clegers vülborde na vrienstols rechte absolugr,
vnnd alle de processe darvp gegän, watterleye de ock sin,
sollen ouermyts dessen mynen besegelden breue casseret vnnd
annichileret wesen, vnnd zette ze wedder in den vrede van
beuele mynes ampts, dar ze god vnnd das hillige rijke na
zate des grot(er)en keyser Karoli er der vorscreuen clage mede
! ) () foKte toofjl älüei SReifjeu tiefer fteljn, fjinter reformacien.
46
gevriet hadden, in dem namen des vaders vnnd des zonnes
vnnd des hilligen geistes. Hyr weren mede an vnnd ouer
Wylhelm de voget der herscop to Rauensberge Wylhelm Blome
Micheel Bonyngh Detmar Querner vnnd velle guder lüde
genoch. In eyn getuch der warheit heb ick vrijgreue vor-
screuen myn ingesegel an dessen breff gehangen. Datum anno
domini m° cccc° sexagesimo septimo des donredages na sunte
Katherinen dage.
aiuf formlofem Pergamente. 2luf ber JRüdffeite: absolucio
Hermanni Rampen. >JlngeI)cmgt ift baö (jerfaHenbe) ©iegel. ©djilb
unfenntüd), &elmfd)mua* ein Sufdj. Umfdjrift unlesbar.
IV.
1489, Octoher 7. Siebenlinden.
Werner v. d. Sunderhus, Freigraf zu den Siebenlinden, ladet
die Wismar sehen auf die Klage des HinriTc Kracht zum
24. November vor sein Gericht.
Wettet richter borghermester scheppene vndt raidt borgher
vnd inwonner enen itlicken mvt sinem namen vnd thonainien
der stad Wijssmer, dat ick Werner van dem Sunderhüss van
keyserlicher macht vnd ghewalt vrijgreue etc. vp hude dach,
data desses breffs den vrijenstöl vnder den Seuen lynden
belegen in deme stichte van Monster vnd in deme kerspele
van Laer mijt willen des stolheren mijt ordele vnd rechte
becledet vnd ghespannender banck besetten hebe to richtene
auer lijff eer vnd ghelymp in den vrijen apenbaren gherichte
na vrijenstols rechte. Dar vor my ghekomen vnd erschennen
is Bernt Kock eyn vulmechtich cleger vnd procurator Hinricke
Cracht sinem natnirlicken mage van blödes weghene vnd clagede
auermitz sinem ghewunnenen vorspraken sere swarlicken juwen
lijffe eer vnd ghelympe sere hoe andreppende, wo dat gij
ghehenget vnd mede belouet hebn, dat de hotffyltekers bynnen
juwer staet siner dochter kyndelbedde vnd ampt, dar se van
groten krancheiden ynne lach, geschynnet hebn myt weidiger
vnd wapender hant vnd hebn dar enen knecht vth ghenomen
vnd gheffangen, dar deme vorgenanten Hinricke grote vn-
ghenade myt kost vnd schaden ane gescheyn sij, vnd sprecken
47
ok vp dat hilge rijke vnd alle echte rechte vrijschepene, de
dat hilge rijke hebn belouet vnd besworen, vnd vernichten
dat ghenne, dat pauwes vnd keyser van notsaken desser weit
ingesat vnd bestediget hebn, dat allent ghescheyn is weder got
eer vnd recht, darvmme desse vorscreuene clage auer juw
mijt ordele vnd rechte gheffuinden vnd ghewiset is vor deme
vrijenstolen tho richtene. Soe hefft my de vorscreuene cleger
vnd procurator mijt ordele vnd rechte affghewonnen, dat ick
juw darvmme eysschen verscriuen vnd verboden mot laten,
als sick gebort na vrijenstols rechte. Soe ghebeyde eyssche
vnd mane ick jw van weghene myns vrigreuen ampts vnd
van macht der vrienstole vnd legghe juw enen stefflicken
richtliken plichdagh in crafft desses breffs vnd myne boden
vpten nesten dinxedagh nest na sunte Clements dach nest
tokomende 1 ) vor den vorscreuen vrienstöl vnder den Seuen
lynden tho rechter richtetijd daghes, vnd verantworden als-
dan dar juwe lijff eer vnd ghelymp in den vrijgen apenbaren
gherichte teghen deme vorscreuen cleger vnd clage, eder we
alsdan der clage myt rechte tho done*) sali hebn, vor my
eder enen andern vrijgreuen, de alsdan den vorscreuen vrien-
stol mit ordel vnd rechte besittende 1 ) sal werden. Dar wettet
jw wyslicken in dem besten na tho richtene, vp dat solk swar
gerichte vermydet werde vnd de leste swar smelicke sentencie
nicht auer jw gheworuen en werde. Ghescreuen vnder mynem
segel vpten gudensdagh nest na sunte Remigius dach in deme
jare vnsses heren m cccc lxxxix
Werner van deme Sunderhuss,
van keyserlichir ghewalt vrijgreue etc.
An deme richter borghermestern scheppene vnd raidt
borgher vnd inwonner der stadt Wijssmer mijnen guden ffrunde
geschreuen.
Unter ber Slbrcffe oon anberer £anb: prima citacio.
9luf *ßapier, baä jufammengefaltet geroefen ift. Siegel feljtt.
') Komen, besitteiT; fottft ift im flectirtcn Snfinitiöe n fjäufig in ne
aufgelöft.
*) auägefdjrieben.
48
V
1489, Novemter 6. Wismar.
Magnus und Balthasar Herzoge von Meldenburg fordern die
vor dem Freistuhle zu den Siebenlinden gegen die Wismar-
schen erhobene Klage von dort ab.
Wij Magnaß vnnde Baltasar gebrudere, van gods gnaden
hertoghen to Mekelenborgh forsten to Wenden greuen to
Swerin Stargarde vnde Roßtock etc. der lande herenn, doen
kunth bekennen vnnde betnghen apenbar in vnde mit dessem
breue vor alßweme, watterleie stads eere vnnde werdieheit de
sin, de ene zeen lesen edder hören lesen, vnde to sunderghen
vor juw ersamen Werner van dem Sunderhuß van keiserliker
gewald vrigreuen etc. des vrijenstoels vnnder den Souen linden
belegnen in dem stichte van Munster in dem kerspell van
Lär, dat de ersamen borgermestere vnde ratmanne in dem
namen eerer alle ok borgheren vnde inwonren vnser stad
Wißmer vpp datum desses breues sint vor vns irschenen
vorbringhende vnde thogende ene citacie, darinne gij en vpp
vnde van claghe eyns genometh Bernd Kock klegber vnde
procurator Hinrick Krachts gesworne borger tor Wißmer vor
juw vor dem vrijenstole vorbenomet vpp den negesten
dinxtedacb na sunte dementes daghe negest körnende to
rechter richtetidt dages geladen hebben, vnde wante denne de
suluen vnse borgermestere ratmanne borghere vnde gemeente
sodaner sake haluen in juwer citacien bestemmet nye vor vns
geborliken iß voruolghet noch rechtes to pleghende geweigert,
sunder zijck in erer aller namen vorbestemmet vpp datum
van dessen vor vns alse eren ordentliken vnde geborliken
richteren to eren rechte vnde aller bildicheidt gebaden hebben
dem obgnanten klegher edder deßhaluen sinem vulm echtigen
vnuortaghert to donde in vruntschop vnnde rechte, so vele
zee van eere vnde rechte mögen plichtich sin, darto wij see
ok vorbeden vnde erer vullmechtich wesen willen in krafft
desses breues, so zee dat ok dorch twe louenwerdighe gude
manne in vnsen landen erffsettenn mid enem geloues breue
na inholde der konyngliken reformatien hebben vorwisseth
vnde vorborgheth. Worup is vnse fruntlike bede vnde beghere,
gij hirup de sake in juwer citacien beruret vor vns alse des
beclageden parthes geborliken vnde ordentliken richteren
wisen vnde remitteren, wante wij dem obgnanten klegher
49
edder sinen vulmeehtigen rechtes auer de vnsen vorgnant
behelpende willen sin, worto wij vnns gutwillich to zinde
vorbeden in krafft desses breues, kebben wij ok deshaluen
dem suluen klegher sinem vulmeehtigen edder de hee mit
sijck bringende werdt gegeuen vnde jegenwordigen geuen eyn
zeker vast veilich vnde strack geleide an vnde äff vor vns de
vnsen vnde alle, der wij mögen vnde schalen mechtich zin
vnde de vmme vnsen willen don vnde laten willen vnde
schalen, sunder argelist. Hir juw geborlick inne to hebben
vnde hirenbauen tegen dat innehold der konningliken refor-
matien, to Ffranckfordt gegeuen gesettet vnde geordineret
in den jaren vnses heren dusentverhunderttwevndeveftich 1 an
vnser leuen frouwen auende assumpcionis, vnbeswart to latende
vnde auer see nicht to procederende, vorschulde wij na gebore
gerne, wante gij woll wethen vnde besynnen mögen, wo gij
hirenbauen richteden vnde procedereden , dat sodane denne
eyn vugerichte van nenem gewerde krafftloeß vnde machtloß
were na inholde der vorberureden reformatien vnde gij vnde
de kleger vnde welke meer derweghen in pine vallende wurden,
dat jw swarliken bekomen wolde, welk vns leeth were. Hir-
umme begheren wij desses juwe bescreuen antwerth, dar
de vnsen vorbenomet zijck na richten schalen, bij dessem
jegenwordigher ! brieffbringher vnnsen geswarnen baden to
desser sake vthgeferdighet. In ghetuchnisse der warheidt
hebben wij Magnus vnde Baltasar hertoghen vorgnant vnse
ingeseghell bij eynander mid gantzer wisschopp benedene hethen
henghen an dessen brieff, geuen vnnde screuen bynnen der Wiß-
mer na gods borth veertheinhundert darna in deme neghenvnnde-
achtigesteme jare ame vrigdaghe na alle gades hillighen daghe.
Sfaf Pergament. 3lngel)ängt ftnb jroei hinten eingeferbte Siegel
mit rotten platten.
1) in einem 35reipaffe 3 ©d)ilbe: oben ber ©tierfopf, unten
red)tft ber Oreif, unten linfd geseilt. Umfärift auf einem
umgefcfjlungenen SBanbe linlö üomjjberen ©d)übe beginnenb :
& JUßagni iwctg masnopole camitig 3tae*
2) 2)er gefdjroeifte ©<$ilb ift geteilt unb im obern gelbe
gefpalten. Oben com ber Stierfopf, hinten geteilt; unten
ber ©reif. 3Iuf bem in füfjnen Sßinbungen Ijerum*
gelungenen Sanbe: £ tibcfg fialtafarig magnopa*
Sluf ber SRüdEfeite: littera saluiconductus principum.
3a$r6u$ be« 8er. f. mef(. «efä. LXL 4
50
VI.
1489, November 26. [Siebenlinden.]
Der Freigraf Werner van dem Sunderhus ladet auf die Klage
Hinrik Krachte die Wismarschen zum zweiten Male vor
seinen Richterstuhl.
Wettet richter borgermester raitmanne borgher vnd
inwonner vnd de van mannes kunne sementliken vnd einn
itlick[en], de van twelff jaren olt sint, wo gij de namen vnd
thonamen vp der doepe entffangen heb[e]n, der Stadt Wyssmer,
dat ick Werner van deme Sunderhuss, van keyserlicher macht
vnde ghewalt vrijgreue etc., vp hude dach data desses breffs
den vrijgenstöl, belegen in deme stichte van Monster in deme
karspele tho Laer vnder deme Seuen lynden belegen is, myt
willen des stolheren mijt ordel vnde rechte becledet vnde ge-
spannender banck besetten hebe in deme vrien apenbaren
gherichte tho richtene auer lijff eer vnd ghelymp na vrijen-
stols rechte.
Daer vor my ghekomen vnde erschennen is Berndt Koick,
eyn ; vulmechtich cleger vnd procurator Hinrick Kracht,
vndersate des ghestichtes van Monster vnde sinen natuerlicken
maech van blödes wegene, auermitz sinem ghewunnenen vor-
spraken vnd clagede sere swerlicken juwe lijffe eer vnde
ghelymp sere hoe andrepende, soe wo dat ick juw dorch
sine mercklicke claghe jw in uorghangen tijden vor deme
vrijenstol vorscreuen vormitz mijnem besegelden vorbotz
breue hedde dagen vnde enen stefflicken richtedagh in der
citacien na vrienstols rechte leggen laten als nementlick vp
deme dinxedagh nest na sunte Cleme[n]te dage vor den vor-
screuen vrienstöl, bynnen alsolker vorbodinge gij myt twen
juwen ffrunden den seluen houetsaken Hinricke Kracht heb[e]n
besant tho Rosseborch vnd myt valschen loghenachtigen bott-
schopen an em vorsocht vnd ghetoüet, dat gij juwe vrunde
by em schicken wolden vnde vmme de clage to vruntschopen
van em scheyden, des Hinrick Cracht oren valschen logent-
haligen worden thoghelouet hefft, vnde em also langhe ghe-
toüet myt worden, dat he sinen betekenden richtedagh vor
den vorscreuen vrienstöl nicht holden en konde. Ok so was
ick vrigreue vorscreuen vp den stefflicken richtedaghe dorch
beuel myns stolheren to solker stede, dat ick dorch noet des
waters tho deme richtedage nicht komen en konde. Darvp so
51
hefft de vorscreuen cleger vnde procurator sine erste clage weder
opent int gherichte vorraitz sinem gewunnenen vorspraken,
wo dat gij ghehenghet vnd beleyuet heb[e]n, dat de hoetffilters
bynnen juwer stat siner doehter kyndelbedde vnde in , dem
hilgen ampte, dar se van groten krancheiden inne lach,
gheschynnet heb[e]n myt weidiger vnd wopender hant vnde
heb[e]n dar Hinrix knecht vt ghenoraen vnde ghevangen, dar
deme vorscreuen Hinricke grote vngenade myt kost vnde
schaden vp ghekomen is, vnde sprecken ok vp dat " hilge
rijke, dat pauwes vnde keyser bestediget heb[e]n vnd al
echten rechten vrijenschepenn beuolen to warne vnde .tho
vermeren na al ore macht, vnd heb[e]n Hinricke ok mer dan
eens Sünder rieht vnde recht vth juwer stat ghejaghet vnd
verdreuen vnd heb[e]n dat allent ghedaen teghen got eer
vnde recht. Welker vorscreuen claghe vnde ansprake mijt
rechtem ordele auer jw gheffvnden vnd ghewiset wort vor
deme vrijenstolen tho richtene. Soe hefft my de vorscreuen
cleger vnde procurator myt ordel vnde rechte affghewunnen,
dat ick jw darvmme eysschen vorscriuen vnd verboden mot
laten, als sick gebort na vrijenstols rechte. Soe ghebeyde
eyssche vnde mane ick jw van weghene myns vrijgreuen ampts
vnde van keyserlicher macht der vrienst51e vnde legge jw enen
stefflicken richtliken plichdagh in crafft desses breffs vor den
vorbenompten vrienstol vnder den Seuen lynden vpten dinxe-
dagh nest na sunte Aghaten daghe der hilgen junefrowen
nest körnende na datum dis breues tho rechter richtetijd daghes
vnd gebeyde jw personlicken myt juwes selues lyffe aldar to
komene in dat vrijge apenbar gerichte vnd verantworden
aldar juwe lijff eer vnde ghelymp na lüde der clage vnde na
vrienstols rechte tegen deme vorscreuenen cleger vnde procurator
oder we der vorscreuenen clage alsdan mit rechte tdone 1 sali
heb[e]n vor my eder enem anderen vrigreuen, de alsdan den
vorscreuen vrienstol myt ordele vnde rechte besittende sali
werden. Dar wettet jw wyslicken in den besten na tho
richtene, vp dat de leste swar smelicke sentiencie 1 der veme
nicht auer jw gheffordert vnd gheworuen en werde. Gescreuen
vnder mynem segel vpten donnersdagh nest na sunte Katharinen
dage der hilgen junefrowen in deme jare vnsses hern dusent-
veyrhundert neghen vnd tachtentich
Werner van deme Sunderhuess, van
keyserlicher macht vnde gewalt vrigreue etc.
52
SÄuf ber Stüdffeite: An dem richter borghermesteni rait-
mann borgher vnde inwonner vnd al de van mannes könne
bauen twelff jaer olt synt der stat Wyssmer, wo gij namen
vnde thonamen ypter doepe entffanghen heb[e]n, kome desse
breff. — (Sbenfatte auf ber SRücf feite : secunda citacio unb: In
die beati Thome vxor Hinrici Krachtes portauit hujusmodi
litteram ad domum domini Gerhardi Losten et posnit eandem
ad trnncum.
Sluf Sßapier mit Steffen beö fdjüe&enben grünen Siegels.
VII.
1489, December 3.
Drei Freischöffen bezeugen, dass an dem für die Wismarschen
anberaumten Termine weder Freigraf noch Kläger am
Freistuhle unter den Siebenlinden erschienen sind.
Wij Johannes Vernouwer canonicus to Dülmen Jasper
van Schedelike erffsettenn to den Osthoue vnnde Hinrick
Krumthungher borgher to Dülmen echte vrijschepenne des
Romeschen riks bekennen vnnde betughen apenbaer vor alle
den jennen, de dessen brieff seende lesende vnnde hörende
werden, watterleie staits vnde werdicheith de sin, dat wij ame
dinxtedage na sunte dementes daghe negest vorleden vor dem
vrienstole to Laer in dem stichte van Munster vnder den
Souen linden beleghen mid Hermanno Krumthungher clerico,
van den ersamen rade borgheren vnd inwonren der stad Wifi-
mer mit gelouesbreuen der durchluchtighen vnd hoechgeboren
fursten vnd heren heren Magnus vnnd Baltasar gebroderen
hertoghen to Mekelenborg etc. vor den gnanten vrienstoll to
bringhende vthgeschickt vnd gesanth, to rechter richtetidt
dages sint gewesen vnd irschenen, alsodane vorscreuen geloues
breue na vrienstols rechte dem vrijgreuen to auerant wordende
vnd vor to bringhende, hebben denne dar de rechte richtetid
daghes samptliken vorbeidet vnd gewachtet, vnd noch vrijgrene
edder klegher vppe den vorscreuen vrienstole is worden ge-
funden edder geseen. Worumme wij sodane afwesinghe des
vrigreuen vnnd kleghers mit enen gecrutzigheden pennynghe
na vrienstols rechte hebben beorkundighet in biwesennde der
53
beschedenen Gerd Backelthueß vnd Johan Lindouwen borghere
to Dülmen ok echte rechte vrijschepenne des Romesschen
riks. Desses to getuchnisse vnnd merer beuestinghe der
warheith hebben wij Johannes Jasper vnd Hinrick vorbenomet
vnse ingesegele witliken na eynander benedene laten henghen
an dessen brieff, geuen vnd screuen in den jaren vnses heren
dusentveerhundertameneghenvndachtigesten ame donredage na
sunte Andreafi dage des hillighen apostels.
3htf Sßergament. 2lnget)cmgt finb brei Keine Siegel in bunfel*
grünem SBadjfe:
1) 3m ©djübe ein SDierf. &. [tmf] ioijanntö betnotaer*
2) 3m ©c&ilbe anfdjeinenb tuet ©tterfdjäbet. S' . . . . [VK]R
saaDaiiQKQ
3) ganj oerbrüdft.
Sluf ber SWüdffelte: testimoninm de absencia vrigrauij, quando
non venit ad Judicium nee Hinrick Kracht aut eius pro-
curator etc.
VIII.
1&90, Januar 9. Wismar.
Notariatsinstrument über die Aussagen Johann Dudenborgs
betreffend den Ungrund der Krachtschen Klage.
In gades namen, amen. In dem jare na der borth des
sulften dusentveerhundertneghentich in der achten indictien
ame sonauende de dar was de neghede dagh des maents
Januarij tor tertien tidt edder darbij pontificatus des alder-
hilligesten in god vaders vnde heren heren Innocencij van
gotliker vorsichticheit pawefi des achten in sinem sosten jare
vor dem werdighen vnde vorsieh tighen manne heren vnde
mester Johanne Gronouwen in den geistliken rechten baculario
vnde des erwerdighen in god vaders vnde heren heren Johanne
bisschoppe to Raceborch officiali vnde staetholdere vnde in
vnser apenbaren notariorum vnde tughe vndergescreuen jegen-
wordicheit sint de ersamen vnde vorsichtighen manne vnde
heren Gerd Lost Bernd Peghei vnde Johan Hoppenacke
borgermestere in ereme des rades borghere vnde inwonre der
stad Wismer namen van der eynen vnde Johan Duden
54
borgh borgher dar suluest van siner eghenen vnde Agneten
siner eeliken husfrouwen wegene, den Hinrick Kracht nomet
siner dochter man, van der anderen ziden irschenen vnde
vorgekomen. Vnde de obgnanten borgermestere in erem vnde
erer borgher vnde inwonre namen dorch den werdighen heren
magistrum Grotfridum Perseualen erer stad sindicum vnde
secretarium hebben vpdecken vorgheuen vnde dem obgnanten
Johan Dudenborghe laten vraghen, offite hee edder sin husfrouwe
Agneta Hinrick Krachte den raeth borghere vnde inwonre
der stad Wismer vorbenomet vor de vrienstole edder anders
wor to citerende vnde ladende in eren procuratorem hebbn !
gesettet vnde vulmechtich gemaket. Warto de vorscreuen
Johan antworde, dat hee edder sin husfrouwe Hinrick Krachte
to nenen saken hedden gemechtighet, ok van en jemande
vor de vrienstole edder anders wor to citerende nicht en were
mechtich geniaketh, Hinricke ok nene macht van erer wegene
in nenen saken jeghen den raeth borghere vnde inwonre
vorbenomet to hebbende tostünden. Vurder wart dorch
den obgnanten mester Gotfridum Johanne vorgnant gefraghet,
offt hee ok jenighe tosprake hedde gehath edder noch hedde
teghen den vorscreuen raeth borghere vnde inwonre van
schynnynghe berouynghe vnde entwedemynghe weghen, de
siner husfrouwen in ereme kindelbedde vnde krame schalen
gescheen vnde wedderfaren wesen, dat de raeth tor Wismer
gehenghet vnde beleueth schale hebbn, so ene citacie dorch
Werner vam Sunderhueß vppe vorf orderin ghe Hinrick Krachtes
vnde sines procuratoris vthgesant dat vormeldet. Dar dan
Johan vorbenomet to antworde vnde sede, dat hee to dem
obgnanten rade borgheren vnde inwonren nene tosprake der-
wegen edder anderer sake haluen en hedde, ok Hinrick
Krachtes knecht vth siner husfrouwen kindelbedde vnde
krame nicht en were ghenomen, de raeth ok sodanfi nicht
en hedde gedaen noch doen laten bewillet edder bevulberdeth 1 ,
sunder eyn genomet Hermen Klokow hedde(n) in vorledenen
tiden vmme vndaeth vnde vorwerckinghe enen knecht mit
rechte vppe Hinrick Krachts werckstede in der Kremerstrate
belegen antasten laten, welker bode vnde werckstede doch
van Hinricks huses vthghanghe vnde inghanghe was vnde
noch were de veerde wonynghe, so dat hee edder sin husfrouwe
derwegene mit dem rade borgheren vnde inwonren nenen
vnwillen, sunder alle lieue vnde fruntschopp en wüste, vnde
ok mit dem obgnanten Hermen Klokouwen fruntliken vnde
55
gutliken in biwesende des vorscreuen Hinrick Krachte vor den
obgnanten heren borgermesteren were in vorghanghenen jaren
vorenighet vnde gesleten vnde sick an beiden tziden ghentz-
liken vorlaten vnde derwegene mit dem rade borgheren vnde
inwonren vnde Hermen Klokowen vorgnnant 1 ) ok mit deme
ampte der hoetuiltere anders nicht wen lieue vnde fruntschop
en wüste, so hee apenbare seede tostont vnde bekande. Wart
Jolianne breider gefraghet, oft Agneta sin husfrowe vorbenomet
Hinrick Krachte dochter were. Darup Johan vorbenomet ant-
worde: neen, see Hinrick Krachte husfrouwen, vnde nicht
Hinricks, dochter were; sin eelike vnde echte husfrouwe were
vnde qweme Hinrick Krachte nicht to vordedinghende.
Vppe desse vorscreuen bekantnisse de 1 ) ergnanten heren
borgermestere in erem ok erer borghere vnde inwonre namen
esscheden vnde beden vns apenbaren notarien vnde vnder-
gescreuenen schriueren, wij en dar eyn instrumentum 8 ) edder
meer vp maken vnde gheuen .wolden. Desse dinghe alle sint
gescheen tor Wißmer in der groten schriüerije in dem jare
ihdictien daghe maente vnde pontificatu so bauen gescreuen
steith in jeghenwordicheit der beschedenen manne Hans
Warendorpp Drewes Vofi vnde Hinrick Runeman borghere tor
Wißmer des vorbenomden Raceburgeschen stichts tughe hir
sundergen tho gheesscheth vnnde ghebedenn.
Vnde ick Hermannus Krumthungher clerick des gesuchte
van Munster van pawesliker vnde keiserliker gewalt notarius
vnde vor dem werdigen vnde vorsichtigen manne heren vnde
mester Johanne Gronouwen officiali bauen gescreuen in desser
sake apenbaer schriuer — — — ick mit dem beschedenen
Johanne Beitzendorp clerike Lubesches stichts van keiserliker
gewalt notarius vndergescreuen samptliken gheesschet
vnde darumme dit jegenwordighe apenbaere instrumentum
mit myner eghenen hant geschreuen, ok mit mynen gewontliken
signetum 3 ) namen vnde tonamen mede mit anhenghinghe des
vorbenomeden heren officiaels ingeseghele getekent vnde
beuestighet — — — .
Vnde ick Johannes Betzendorp .
3)ie jtocite Unterfd&rift oon cmberer $anb. daneben bie 3tfd)* n
ber Stotare. 2lnget)ängt ift baö brittc im roißmatfdjen SRatlj&ardjtoe
l ) Ueber ber jnjeiten ©Übe ein ©tri(^.
*) Urfprüngttd) too^l der.
') «bgefürat.
se_
im 15. 3at)rt)unberte beobachtete Dfftrialatfiftegel (mit rotier platte) :
Stfdjofsmüfee mit SSänbern im fternbefäeten gelbe. Umfd&rift:
^igillbm • 0ftciotatb|S • ra3e&brges? x
3)ieö Siegel ift oon 1490 an wahrgenommen, baö t>orf)ergel)enbe
oon 1423—1485, bad erfte, ÜJtafdj unbefannte im 3^re 1422.
3)ie Angaben bei 3Jiafdj, ©efc&id&te beö Siöt^umö 9tafeeburg, S. 706,
ftnb ungenau.
9luf ber Stücf feite: Instrumentum secundi actus continens,
quomodo Johan Dudenborch nomine sui et sue vxoris filie
Krachtes fatebatur, quod Hinr. Kracht non fuisset ab eo
neque sua vxore constitütus ad citandum aliquem etc. et
quod ipse et sua vxor nullam haberent impeticionem contra
Wisma[r]ien[ses] etc.
IX.
1490, Januar 13. Wismar.
Notariatsinstrument über die Aussagen Herman Klohows und
Genossen betreffend die Ergreifung des Krachtschen
Gesellen.
In gades namen, amen. In dem jare na der borth des
sulften dusentveerhunderthneghentich in der achten indictien
am midweken de dar was de drutteynde dach des maentz
Januarij tor tercien tid edder darbi pontificatus des alder-
hilligesten in god vaders vnnde heren heren Innocencij van
gotliker vorsichticheit pawes des achten in sinem sosten jare
vor dem werdigen vnde vorsichtigen manne vnde heren mester
Johanne Gronouwen in den geistliken rechten baculario vnnde
des erwerdighen in god vaders vnde heren Johanne bisschoppe
to Raceborgh staetholder vnde officiaell auer dat stichte
Raceborgh vnnde in vnser apenbaren notariorum vnde tughe
vndergescreuen jeghenwordicheit de ersamen vnde vorsichtigen
manne vnde heren Gerd Lost Bernd Peghell vnde Johan
Hoppenacke borgermestere in erem des rades aller borghere
vnde inwonre namen der stad Wismer Raceborgesches stichts
van der eynen vnde Hermen Klokow hoetuilter van der
anderen zide sint ersehenen vnde vorgekomenn. Dar de
obgnante her Gerd Lost in ereme des rades borghere vnde
inwonre namen vorbenomet dem vorscreuen Hermen Klokouwen
57
vpdeckede vnde vorgaff, wo Werner vam SunderhueA, vrijgreue
des vrienstoels to Laer in dem stichte van Munster vnder
den Souen linden belegen, ene citacie vppe vorforderinghe
Hinrick Krachts vnde sines procuratoris schale hebbn vth-
gesant, darinne den raeth borgere vnde inwonre vorbenomet to
rechte gedaghet vnde eiteret, darumme dat see gehenghet vnde
beleuet schalen hebben, dat de hotuilters bynnen erer stad
siner dochter kindelbedde vnde in dem hilligen ampte, dar
see van groten kranckheiden inne lach, geschynnet scholden
hebben mid weldigher vnde wapender hanth vnde dar Hinricks
knecht vthgenamen vnde gefangen, wo de citacie dat wider
heft begrepen, vurder dem obgnanten Hermene vraghende,
oft de raeth borgere vnde inwonre tor Wismer vorbenomet
em sodane 1 ) hedden geheten, dat hee scholde Hinrick Krachtes
knecht mit wapene vnde wald nemen vth deme huse, dar
Hinricks steiffdochter dat kindelbedde inne lach, den kraem
also beschynnen, vnde oft sodane 1 ) van em ok were gescheen.
Dar de vorscreuen Hermen Klokow to antworde vnde apenbaer
sede, dat de raeth borgere vnde inwonre nicht en hedden
gehenghet beleuet bewillet edder bevulbordet mit weldigher
vnde wapender hant Hinrick Krachtes wiues dochter kindelbedde
vnnde kraem to schynnende vnde to entwedemende edder
jemande darvth tho nemende, ok van em ofte den hotuilteren
edder anders nummende nicht geschynnet edder entwedemet
were, sunder in vorledenen jaren sick hedde begeuen, dat hee
in Hinrick Krachtes bode vnde werekstede in der Kremerstrate
belegen verne van Hinrick Krachtes huses vthgange vnde
inganghe, dar de obgnante frouwe in dem krame vnde kindel-
bedde inne lach, de veerde bode vnde woninghe was in ener
anderen strate, enen knecht mit rechte hedde laten (vnde) 2 )
antasten vmme etliker tosprake vndaet vnde vorwerkinghe
willen, worumme hee vnde de sulue knecht, alse hee loeß
was, mit willen vnde vulborde ok biwesende des obgnanten
Hinrick Krachtes vor den vorscreuen heren borgermesteren
weren vorenighet vnde vorliket vnde de ene den anderen
ghentzliken vnde entliken hedden vorlaten. Sodanne to
bewisende vnde war to makende sint to der suluen tid vnde
stede vor den obgnanten heren officiaele, dorch den obgnanten
Hermen Klokouwen mit rechte darto gefordert, gekomen
Ajrnd Hollander Hinrick Wenth vnde Peter Praell borgere tor
l ) eodan. 2 ) $urdj feine ©triebe getilgt.
58 _
Wismer nicht van vruchten, nicht vmme gelt gifte edder
gane leue ofte leeth noch vmme frantschop edder haetz willen,
sonder richtliken van dwanghe vnde hethe na rechtes vormage
des obgnanten heren officiaels vppe dat hillige euangelium
eere vinghere leggende gestaueder eede lifliken to gade sinen
hilligen vnde bi dem hilligen euangelio geswaren tnghet vnde
war gemaket,*dat see geseen vnde dar an vnde auer hedden
gewesen, dat Hermen Klokow vorbenomet vmme etliker
tosprake vndaet vnde vorwerckinge willen den vorbenomeden
knecht in Hinrick Krachtes bode vnde werckstede in der
Kremerstrate belegen mit rechte hadde laten antasten, van
Hinrick Krachtes wonhuses vthganghe vnde inghanghe vmme(n)
den orth in ener anderen strate, de Oldewismer strate genomet,
de veerde bode vnde woninge was vnde is, vnde nicht in
Hinricks huseTedder in sines wiues dochter kindelbedde vnde
krame, de raeth borgere vnde inwonre vorbenomet ok sodane 1 )
nicht *en hadden gehengheth beleuet edder bevulbordet, ok
dat Hermen Klokow vnde de vorgnante Kracht (sick) nicht
lange darna vor den obgnanten heren borgermesteren in
biwesende vnde mit willen vnde vulborth Hinrick Krachtes
sint vorenighet vnde gesleten vnde de ene den anderen
gentzliken hedde vorlaten, dar see ok mede an vnde auer
hedden gewesen. Vppe welker vorscreuen rede antworde
tuchnisse vnde eede de ergnanten heren borgermestere in
ereme des rades borghere vnde inwonre namen esscheden
vnde beden vns apenbaren notarios vnde vndergescreuen
schriueren,*so vns ok de obgnante here officiaell vororleuede 1
geboeth vnde hete, wij en dar eyn instrumentum 2 ) edder
meer, ok so vele der van noden wurde, vpp maken vnde
geuen scholden,\vnde de obgnante here officiael tor warheit
vnde merer sekerheith sines ambachts ingesegell benedene
heft laten hengen an dit jegenwordige instrumentum 2 ). Vnde
desse alle sint also gescheen tor Wismer in der groten
schriuerie des rades in dem jare indictien dage maente vnde
pontificatu, so .bauen gescreuen steith, in jegenwordicheit der
beschedenen manne Gerd Westuaell Hans Hardenacke vnde
Michel Borneke borgere tor Wismer tughe hir sundergen to
geeschet vnnde gebedenn.
Segfaubigung im ©anjen rote ju 1490, 3anuar 9. 2lngel)ängt
ift btö ebenba befd^riebene Offtcialatfifiegcl. 9luf Pergament.
l ) sodaiT 2 ) Stbgefürat.
59
3luf ber SRüdtfcitc: Instrumentum tertii actus continens in
se testimonium, quod violencia non fuit facta in domo Hinr.
Krachtes et filie ejusdem in puerperio jacentis.
X.
1490, Januar 30. [Siebenlinden.]
Der Freigraf Werner van dem Sunderhus verweist die Klage
Hinrik Krachts an die Herzoge von Meklenburg.
Ick Werner van dem Sunderhuefi, van keiserliker gewalt
vrijgreue des vrijenstoels to Laer in dem stichte van Munster
vnder den Souen linden belegten, bekenne vnde betughe
apenbaer in vnde mit dessem apenen breue, dat ick alsodane
sake claghe vnde tosprake, alse Hinrick Kracht to dem ersamen
rade borgheren vnde inwonren der stad Wismer vorment to
hebbene, darumme see van my vor den obgnanten vrienstoell
eiteret vnde geladen weren, vppe gelouesbreue der durch-
luchtighen vnde hoechgeboren fursten vnde herenn heren Magnus
vnde Baltaaar gebroderen hertoghen to Mekelenborch ffursten
to Wenden vnde der duchtighen Volreth vam Loe vnde Hinrick
Bertzen erffsettenn in dem lande to Mekelenborgh, dorch Her-
mannum Krumthungher vulmechtighen procuratorem der stad
van der Wismer an my geschickt, van hethe willen vnde vul-
borde des edelen vnde wolgeboren heren heren Euerwin greuen
van Benthem vnde heren to Stenforde stoelheren des obgnanten
vrienstoels sodane breue mit der orkunde hebbe entfanghen na
vrienstoels rechte vnde de sulue sake vor de vorgnanten fursten
alse behorlike vnde ordentlike richtere des beclagheden parthes
hebbe remitteret vnde gewiseth, sodane claghe vnde sake ent-
liken na claghe vnde antworde beider parthe in fruntschop
edder rechte to richtene vnde scheidene. In getuchnisse der
warheit hebbe ik Werner vrigreue vorbenomet myn ingeseghel
an dessen breeff gehanghen, vnde wante wij Euerwin greue
vorgescreuen dit bekennen vnde beleuen, so hebben wij tot
merer beuestnisse der warheit alse stolhere des vurgnanten
vrigenstoels vnse seghell vor an dessen breff doen vnde hethen
hanghen in dem jare vnses heren dusentveerhundertneghentich
des saterdages na sunte Pawels dage conuersionis.
60
angelangt ftnb 2 Siegel:
1) SRefte in grünem SBadjfe; btö erhaltene SFtucfftcgcI wie an
5Rr. XIV;
2) in red^tögeie^ntem ©d^ilbe unfenntlidje %\$ux, barüber ein
£elm. Umfd&rift unleöbar.
9Iuf ber Stüdffeite: Dith is de remissie, worinne Hinr.
Krachtes sake wert gewiset vor de forsten van Mekelenborch.
XI.
1490, April 1. Ratzeburg.
Schreiben Hinrih Krachts an die Herzoge Magnus und
Balthasar.
Jwer gnaden gudtwillige arme dener Hinrik Cracht den
irluchtigen hochgeboren forsten vnde heren heren Magnus
vnde Baltasar, gebruderen hartoghen to Mekelenborg fursten
to Wenden greuen to Zwerin Rozstok vnde Stergarden der
lande heren, mynen gunstigen gnedigen leuen heren willige
dinste touoren. Irluchtigen hochgeboren fursten, gnedigen
leuen heren, so denne jwer furstliken gnaden scrifffce an my
geda e n vormelden sulke sake, de ik jegen myne wedderparte
vor deme vorsichtigen Werner van deme Sunderhuß van keyser-
liker macht friggreuen des frigenstols to Laer ime sticht« to
Munster etc. int recht gestellet hebbe, vorfordert vp jwer gnaden
gelouesbreue vnde etliker gudenmanne, de wolgeboren here
Euerwin here to Stenforde stolhere des vpgnanten frigenstols
jwen furstliken gnaden alze behorliken vnde ordentliken rich-
teren schole hebben remitteret vnde to jw gewiset nach clage
vnde antworde der parte in fruntscop vnde rechte to richten
vnde entscheiden, bogherende, ick an deme donredage neghest
körnende vor Paschen nomeliken an deme guden donredage
vor jwe gnade wolde wesen to Zwerin, konde myne sake in
fruntscop nicht werden bigelecht, scholde ick syn tho Boytzen-
borch des frigdages na Quasimodogeniti to rechte, dar do gij
my eiteren yn crafte jwer scrifte, de ik yn allen puneten to
guder mate, so se inholden, wol hebbe vorstan: do ik arm
man jwen furstliken gnaden darvp dinstliken weten, so ik
tegen myne parte thor Wißmer, dar ik nyn borgher men eyn
in woner wafi, nicht irrisen mochte, hebbe myn recht to be-
manende ime keyserrechte vor deme frigenstole vorsocht vnde
63
ame vridaghe de dar was de souede dagh des maents Maij tor
vesper tidt edder darbij pontificatus des alderhillighesten in
god vaders vnnde vnses herenn heren Innocencij van gotliker
vorsichticheith pawes des achten in sineme sosten jare vor
deme irluchtighen hoechgeborenn fursten vnde heren heren
Magnus hertoghen to Mekelenborgh ffursten to Wenden greuen
to Swerin Rostock vnnde Stargarde etc. der lande herenn ok
vor deme edelen vnnde wolgeborenn heren heren Euerwine
heren to Stenforde vnnde greuen van Benthem vnnde in vnser
apenbaren notariorum vnde tughe vnderghescreuen jeghen-
wordicheith is gekomen vnde irschenen Hinrick Kracht wan-
dages borgher vnde inwonre tor Wißmer gewesen. Vnnde de
vorbennomede 1 ) here Magnus was redende vnde vorgheuende,
wo sodanne sake claghe vnnde tosprake, alse de obgnante
Hinrick Kracht to deme ersamen rade tor Wifimer vormeende
to hebbende, vor sine gnade vnnde siner gnaden broder herenn
Balthasar alse erffborenn herenn ordentlike vnde behorlike
richtere des beclagheden partes were ghewiseth vnnde remitteret
inn fruntschopp edder mit rechte na claghe anthworde vnde
rechtes irkantnisse to richtende vnde vorscheidennde, so ene
remissie, dorch den gnanten herenn Euerwin vnde Werner
vame Sunderhues vrigreuen des vrienstols to Laer vorseghelt
an ere gnade gesanth, were vormeldennde. In macht der
vorberureden remissien ere gnade hadde esschen vordaghen
vnnde citerenn laten den ersamen raeth borgher vnnde in-
wonre tor Wismer vnde den gnanten Hinrick Kracht to
Swerin ame gudendonredaghe negest vorganghen vor ere gnade
to körnende vnde irschinende vor to nemende vnde to uorsokende,
oft sodane vorbeandede sake in fruntschop gesleten vnde bi-
ghelecht mochte werden, weret auerst de fruntschopp to der
tid sick nicht en wurde vindende, de obgnanten beiden parthe
to Boitzenborch ame vridaghe na Quasimodogeniti done*) erst-
komende hedden eisschen vnde eiteren laten, de sake vor eren
gnaden richtliken to vorhandelende vnde aldar rechtes to
ghenetende vnde entgheldennde. Vppe welkereme vorberureden
gudendonredaghe de ersame her Johan Hoppenacke borgher-
mester in deme namen vnde van wegen des obghemelten
rades borgere vnnde inwonre tor Wismer vulmechtich vnde
gehorsammich erer gnaden scrifften vnde vorbeandeden citacien
l ) vorbenn.
*) don"
62
then hijr to jw vnde vorsukent vp de negede in fruntschoppen.
Muchte my fruntscop wedderfaren, de zolde ik nemen; oft
sake weren, dat my nyn vruntscop muchte wedderfaren de
my haghede, zo sal ik to myneme gnedigen heren wedder
kamen vor er leue, zo en willen se myner nicht vorlaten, se
willen my behulplick wesen in allent dat recht is. So hebben
se my gebeden, dat ik id aus vorzoken zal, wert zake, dat des
sus nicht enschege, so were myn recht desto starker, ick en
hadde dar nyne kynder by, do dyt sus geflogen wordt, ik hadde
dar schepen vnde radtlude by etc. Vortmer ersamen leuen
heren, zo my is to weten geworden, dat Hermannus gebracht
hefft enen apenen breff vnde logenafftigen breff vor jwe leue,
dar nicht en wäre wort mede is: do 1 ) vragede eyn borgher-
mester, oft Hinrik Cracht dar ok mede by was jegenwordich,
do de breff gescreuen wordt, do zede he: ja. Ersamen leuen
heren, jwer leue dat nicht tho hone willen then, vnnde kans
my nicht ouerbowisen, zo lucht he idt alfie eyn vorwunden
schalk. Leuen heren, wan dat so schien were, zo wolde ik
yn myn eghene hus wol myt myner werdynnen lichtuerdiger
henne komen mit terynge, dat ik to Raceborch nicht liggen
drofte vnde teren: dat kan jwe leue wol kesen vnde kennen,
dat dat zo nicht en is. Vnde lach ghint vnde beide wol ver
weken na em, vnde to Raceborch gewesen ok nu dre weken.
So wil ik jwer leue to willen noch achte dage lanck dar touen
vnde ok nicht lenck, krige ik nyn antwordt vnder der tidt.
Vnde wil mynen heren dat tor kennynghe gheuen, wodt my
geghan is. Hijr wetet jw wißliken in den besten na to richten.
Gescreuen mit der hast, datum anno domini mccccxc .
£ran8fumirt in bcm Notariats =3nftrument 1490, Styrtl 8.
XIII.
1490, Mai 7. Schwerin.
Notariatsinstrument über Verhandlungen in Sachen Krachts
vor Herzog Magnus von Meklenburg und Graf Eberurin
von Bentheim.
In gades namen, amen. In der 1 jarenn na der bordt des
sulfften dusenthveerhunderthneghentigh in der achten indictien
3Rit großem KnfangSbudjftaben.
63
äme vridaghe de dar was de souede dagh des maents Maij tor
vesper tidt edder darbij pontificatus des alderhillighesten in
god vaders viinde vnses herenn heren Innocencij van gotliker
vorsichticheith pawes des achten in sineme sosten jare vor
deme irluchtighen hoechgeborenn fursten vnde heren heren
Magnus hertoghen to Mekelenborgh ffursten to Wenden grenen
to Swerin Rostock vnnde Stargarde etc. der lande herenn ok
vor deme edelen vnnde wolgeborenn heren heren Euerwine
heren to Stenforde vnnde greuen van Benthem vnnde in vnser
apenbaren notariorum vnde tughe vnderghescreuen jeghen-
wordicheith is gekomen vnde irschenen Hinrick Kracht wan-
dages borgher vnde inwonre tor Wißmer gewesen. Vnnde de
vorbennomede 1 ) here Magnus was redende vnde vorgheuende,
wo sodanne sake claghe vnnde tosprake, alse de obgnante
Hinrick Kracht to deme ersamen rade tor Wifimer vormeende
to hebbende, vor sine gnade vnnde sin er gnaden broder herenn
Balthasar alse erffborenn herenn ordentlike vnde behorlike
richtere des beclagheden partes were ghewiseth vnnde remitteret
inn fruntschopp edder mit rechte na claghe anthworde vnde
rechtes irkantnisse to richtende vnde vorscheidennde, so ene
remissie, dorch den gnanten herenn Euerwin vnde Werner
vame Sunderhues vrigreuen des vrienstols to Laer vorseghelt
an ere gnade gesanth, were vormeldennde. In macht der
vorberureden remissien ere gnade hadde esschen vordaghen
vnnde citerenn laten den ersamen raeth borgher vnnde in-
wonre tor Wismer vnde den gnanten Hinrick Kracht to
Swerin ame gudendonredaghe negest vorganghen vor ere gnade
to körnende vnde irschinende vor to nemende vnde to uorsokende,
oft sodane vorbeandede sake in fruntschop gesleten vnde bi-
ghelecht mochte werden, weret auerst de fruntschopp to der
tid sick nicht en wurde vindende, de obgnanten beiden parthe
to Boitzenborch ame vridaghe na Quasimodogeniti done*) erst-
komende hedden eisschen vnde eiteren laten, de sake vor eren
gnaden richtliken to vorhandelende vnde aldar rechtes to
ghenetende vnde entgheldennde. Vppe welkereme vorberureden
gudendonredaghe de ersame her Johan Hoppenacke borgher-
mester in deme namen vnde van wegen des obghemelten
rades borgere vnnde inwonre tor Wismer vulmechtich vnde
gehorsam mich erer gnaden scrifften vnde vorbeandeden citacien
l ) vorbenn.
*) don"
64
to Swerin vor eren gnaden were gewesen na to ghande vnde
genoch to donde der vorberureden remissien, wo behorlick
vnde recht were, in deme namen obgnannt 1 ) sick hedde vor-
baden ok sick beclagheth des vnhorsammes vthbliuendes vnde
contumatien Hinrick Krachts vnde darvan apenbare prote-
statien gedaen vnnde aldar ok getogheth vnnde lesen laten
enen breeff, dorch den gnanten Hinrick Kracht an den ob-
gnanten raith torWismer ghescreuen, wo sodanne vorberurede
remissie dorch den gnanten heren Euerwin vnde Werner siner
gnaden vrigreuen vorseghelt loghenafftich vnnde nicht eynn
waer worth were in sick holdennde etc. De velegnannte here
Magnus vurder vortellede, wo sine gnade vnde siner gnaden
broder vorgnannt 1 ) ok van Hinrick Krachte enen breff hedden
entfangen vnnde aldar lesen laten, worinne Hinrick Kracht
der vorberuredefn] remissien vorsakede, erer gnaden gerichte
vorachtede vnde versmaede, der remissien ok nicht na to ghande
vnde genoech gedachte to donde, sunder hedde wreueliken
appelleret ane wise vnnde forme der rechte vor den obgnanten
vrienstoell to Laer, also des gnanten herenn Euerwins vnde
Werners vrigreuen seghell vnnde breue de obgnanten remissien
erer gnaden recht vnnde gherichte geloichenth vorachteth vor-
smaeth vnde darvp schentlikenn vnnde honliken, wo vorberuret,
gescreuen vnnde gesecht, so eynn apenbaer instrumentum*) de
obgnanten remissien citacien vnnde sendebreue in sick holdennde
vnde gantze vorhandeil vorberuret breider hefft begrepen, dorch
my Petrum Sadelkouwen notarium vndergescreuen ghemaketh.
Worumme ere gnaden to lieffmode vnnde behegheliken willen
deme obgnanten herenn Euerwine vnnde sinen vrigreuen hedden
klegheliken laten claghen vnde angefallen 2 ) den irluchtighenn
hoichgeborenn fursten vnde heren heren Johan hertoghen to
Sassen Engherenn vnnde Westualen, sijne gnade den gnanten
vntuchtighen man sehender vnnde honspreker Hinrick Krachte
in siner gnaden stadt Raceborgh wesennde mochte vpholden
an de tokumpst des obgnanten herenn Euerwins, de denne
vnlanghes to Swerin bij sine gnade wurde körnende, alsdan
to beseende vnnde irkennende, off sodanne remissie 3 ) richtliken
vnnde gheborliken, edder nicht, so Hinrick Kracht hedde ge-
screuenn, were geforderth vnnde vorworuen. Vnnde darvpp
de sulue Hinrick Kracht van deme gnanten herenn van Sassen
*) -gnänt, toaä meift in gnante, gnanten cmfäulöfen toax. ') ge qanft
fein über ber $eite nachgetragen. 3 ) %m 9tanbe.
*) $otariat*3nftrument bon 1490 flpril 8.
66
to Raceborgh in siner gnaden stadt were mit rechte entholden.
So alse denne de velegnante(n) here Euerwin nu aldar jeghen-
wordich bij sinen gnaden were, hedde de obgnante here Johan
hertoghe to Sassen den gnanten Hinrick Kracht aldar gesanth,
sodaner vndaeth vorbescreuen sick to uorantwordende vnnde
enthlegghennde edder derweghen van dem obgnanten heren
Euerwine vnde ok sinen gnaden mit rechte to scheidennde.
Vnnde darto ock den obgnanten ersamen raeth tor Wismer
hedde don vorschriuen, so dar de ersamen her Johan Hoppe-
nacke borghermester vorbennomet l ), her Johan Bantzkouw
rathman vnnde magister Gotfridus Perseuale secretarius in
deme namen vnnde van weghenn des rades borghere vnnde
inwonre tor Wismer vullmechtich vorqwemen vnnde irschenen
noch na tho ghande vnnde ghenoech to donnde der vorberureden
remissien, wo behorlick (vnnde behorlick) 2 ) vnnde recht were.
Wor sodanne vorberureden honliken vnnde schentlike breue,
van Hinrick Krachte an de obgnanten f ursten van Mekelenborgh
vnnde ok an den raeth tor Wißmer gesanth, wurden van worden
to worden gelesen. Der de sulue Hinrick tostünth, vnde dorch
sinen sone gescreuen vnde van eme vthgesanth werenn apen-
bar bekande, vnnde der vorbeandeden remissien noch vorsakede,
ok apenbaer sede, hee den raeth tor Wismer vor deme ob-
gnanten Werner vame Sunderhueß vrigreuen nicht vorclagheth
noch citerenn hedde laten. Worupp de gnanten sende-
baden vnnde ghedeputereden des rades tor Wismer twe citacien
dorch den obgnanten Werner vame Sunderhueß vrigreuen vpp
vorf orderin ghe Hinrick Krachtes an den raeth borghere vnnde
inwonre tor Wißmer gescreuen vnde gesanth togheden vnnde
lesen lethen, vnnde de obgnante here Euerwin stolhere des vor-
screuenen vrienstoels to Laer in sineme namen ok des obgnanten
Werners siner gnaden vrigreuen sodanne lochinche vorachtinghe
honlike bekantnisse vnnde schriuenth Hinrick Krachtes vor-
bescreuen vorantworde vnnde sede aldus: Hinrick Kracht, du
vnredelike man, worumme lochenstu vnnse 3 ) vnnde vnses vri-
greuen seghell vnnde breue? westu nicht, dat wij sodane claghe
vnde tosprake, alse du jeghen den ersamen raeth tor Wismer
vormeendest to hebbennde vnnde vor deme vorbenomden vnse !
frienstole anghehauen, vppe noghafftighe geloueß vnnde ghe-
leides breue mit dineme willen vnnde wulborde an de fursten
van Mekelenborgh in fruntschopp offt rechte to richtennde na
*) vorbenn. 2 ) $urd) Unterftreidjimg getilgt. 3 ) ^Ibgefürjt.
3af)Y&u$ beS »er. f. inell. ®efcf). LXI. 5
66
vormoghe vnnde inholde der suluen remissien, van vnns vnnde
vnsen obgnanten vrigreuen dij twe male vorghelesen, eer see
van vnns vorseghelt warth, hebbn remitteret vnnde ghewiseth?
vnnde alse du ok apenbaer secht, du hebbest nicht geclagheth
auer den raeth tor Wismer vnnde den ok nicht laten citerenn,
dar du denne loghenafftighenn vnnde vnredeliken ane hefft
ghesproken vnnde dij darvor grote pene vnnde straffinghe
woll behorede, wante du jeghen de warheith valßliken vnnde
bedrechliken secht. Vurder segghennde, dat siner gnade witlick
kundich vnde bekanth were, dat Hinrick Kracht vorbennomet 1 )
deme vorscreuenen Werner siner gnadenn vrigreuen auer de van
der Wismer hedde geclagheth vnnde den 1 ock eiteren lathen.
Alse de obgnante here Euerwin in vorbeschreuener wise den
vorscreuenen Hinrick Kracht vmme siner loghenne willen
hadde gestraffeth vnnde der warheith tuchnisse gegeuen, Hinrick
Kracht vrij ledich vnnde loeß, vngheengheth vnde vnghe-
dwengheth, vppe vrien vothen vnde wolberadens modes willich-
likenn vnde nicht van anxstes wegen apenbar sede tostont
vnnde bekande, dat sodanne afforderinghe vnnde remissie siner
sake vnde tosprake ok der suluen remissien vorseghelinghe
dorch den obgnanten herenn Euerwin vnnde Werner siner
gnaden vrijgreuen mit sinen willen vnde vulborde were be-
scheen, vnnde darenbauen sodanne loiehinghe der remissien vor-
achtinghe seghell vnnde breue ok vorsakinghe der vorclaghinghe
vnnde citacien, auer den raeth tor Wismer gedaen vnnde
andere honlike rede vnnde schriuenth an de obgnanten fursten
van Mekelenborgh vnnde an den raeth tor Wismer, wo vor-
bescreuenn is, bescheen, dorch em van vruchten vnnde be-
schermynghe willen were gesecht vnnde gescreuen, vnnde
straffenth derweghenn woll hedde vordeenth. Bekande ok
für der de sulue Hinrick Kracht, dat ene de vorscreuen here
Johan hertoghe to Sassen mit rechte vmme sines vorscreuenen
honliken vnnde schentliken schriuendes vnde segghendes willen
hedde ghetoueth vnnde vpgheholden, vnnde em darumme aldar
to Swerin vor de obgnanten herenn gesanth, were eme alle
mit rechte bescheen, bath vmme gades willen eme sodanne
alle vorlaten vnnde vorgheuen mochte werden. Worumme de
velegnante here Euerwin eme sodanne vmme de leue gades
ok des obgnanten herenn Magnuß vnnde erer beider redere
bede willen vorleeth vnnde vorghaff, wall dat deme suluen
l ) vorbonn.
67
Hinricke grote pene vnnde straffinghe darvor scholde gheeghentli
hebbnn vnnde anghelecht worden, dar de vorscreuenn Hinrick
Kracht den obgnanten fursten herenn vnnde eren rederenn
hoechlikenn vor bedanckede. De sulue Hinrick Kracht hefft
ock vor dehn herenn vorbennomet *) vnghenodigheth vnnde vn-
bedwunghenn mit vrijen willen vnnde wolbedachten mode vor
sick sijne eruen frunde vnnde alßweme gheistlick edder wertlick
gheborenn vnnde vngheborenn ghentzliken vnnde all avergheuen
vnnde vorlaten auerghaff vnnde vorleeth alle sake claghe vnnde
tosprake, de hee jeghen jden raeth borghere inwonre vnnde
hotuiltere der vorgnanten stadt Wißmer jenigherwise ghehath
mochte hebbnn edder noch hedde, alse hee doch nicht en hedde,
so hee apenbaer tostonth vnnde bekande, wo vorberuret werdt,
see were groith offt kleyne, hemelick edder apenbare, vnnde
lauede in guden truwen vnnde sekereme gelouen in nenen toko-
menden tiden vppe den vorscreuenen raeth borghere inwonre
vnnde hotuiltere tor Wißmer vinme jenighe sake, wente an
dessen dagh tusschen en irresen, to sprekende sakende offt
claghende vor neneme gherichte gheistlick offt werlick hemelick
offt apenbaer, sunder eer beste weruen vnnde doen vnnde eer
argheste affwerenn vnnde kerenn na alle sijneme vormoghe, so
hee dath ock lijffliken to gade vnnde den hillighenn recke-
liken vnnde redeliken vnghenodigheth vnnde vnbedwunghen
mith vpgherichteden vingherenn stauedes eedes hefft gheswaren
vnnde gelaueth to ewighenn tiden vnuorbrokeliken to holdennde,
vnnde darvpp personlikenn edder numment van siner weghenne
in nenen tokomennden tiden vp to manende sakennde vnde
sprekennde.
Vppe welke vorbescreuene dinghe alle vnnde eynn islick
bisunderenn de obgnanten sendebaden van der Wismer in
deme namen vorbescreuenn eisscheden vnnde beden vnns
vndergescreuenn notarios en hirvpp eyn edder meer instrumen-
tum vnnde instrumenta vnde so vele der van nodenn wurde
to hebbennde gheuen vnnde maken wolden.
Dith is gescheen to Swerin vppe der borch in deme jare
indictien daghe maente pontificatu stede vnnde stunde bauen
ghescreuen in jeghenwordicheith vnde biwesennde der werdighenn
vnnde duchtighen magistri Liborij Meyers, in beiden rechten
doctoris vnnde der obgnanten fursten van Mekelenborgh
cancellarij, her Bertoldt Oborch ritter Schotte Beuer marsschalk
l ) vorbenTi.
68
des gesuchtes to Munster Clawes Lutzow Ciriacus Biswangk
Clawes Hoiger borghermester vnnde Titke Schulte rathman to
Swerin tughe hijrto gheescheth vnnde sunderlinx ghebedenn.
Et ego Petrus Sadelkow clericus Hauelbergensis diocesis
publicus sacris apostolica et imperiali auctoritatibus notarius,
quia premissis — — — vnacum connotario meo — — —
interfui — — — .
Et ego Hermaimus Krumthungher clericus Monasteriensis
diocesis publicus sacris apostolica et imperiali auctoritatibus
notarius, quia — — — — ideoque hoc presens publicum
instrumentum manu mea propria conseriptum cum eodem sub-
scripsi — — — .
2luf Pergament mit ben 3eid)en bw Notare, Me ^Beglaubigung
Sabelforoß von beffen Sganb.
3tuf bcr SHütf feite: Eyn instrumentum des vorhandeis to
Swerin vor hertoch Magnuß vnnde heren Euerwine bescheen
ame vrijdaghe vor Vocem joeunditatis, 1 ) so ok der obgnanten
heren vorseghelde breeff des suluen vorhandeis haluen is vor-
meldennde.
XIV.
1490, Mai 14. Schwerin.
Herzog Magnus von Meklenburg und Graf Elterwin von
Bentheim beurkunden den Verzicht Hinrik Krachts auf
jegliche Klage gegen die Stadt Wismar und die dortigen
Hutßlter.
Wij Magnuß van godts gnaden hertoghe to Meklenborgh
ffurste*) to Wenden greue 3 ) to Swerin Roßtock vnnde Star-
ghardo etc. der lande here vnnde Eeuerwinn 4 ) der suluen gnade
greue van Benthem vnde here to Stenforde bekennen vnnde
betughen apenbaer vor alßweme in krafft desses breues, dat
vor vnns in jeghenwordicheith vnnser nagescreuenen redere ok
in biwesende der ersamen ere Johan Hoppenacken borgermester
vnde ere Johan Bantzkouwen rathmanne vnde Grotfridi Per-
seualen secretarij ime namen vnde van weghen des gantzen
! ) $ie SBerljanbumg Tratte am greitage öor ©antäte ftatt; e$ liegt eine
SBerroedifclitng mit ber folgenben Urfunbe öor. 2 ) Urfyrüngtid) ffursten.
;i ) Urfprünglid) greuen. 4 ) Eeuerwin .
69
rades borgher vnde inwonre der stadt Wißmer vulmeehtighen
sendebaden vnde houethmanne is irschenen Hinrick Kracht,
wandaghes borgher vnnde inwonre tor Wismer gewesen, hefft
apenbaer, vngheenghet vnde vngedwenghet ok nicht van 1 ) anxstes
weghen vppe vrigen voten bekanth vnnde togestaen, dath hee
vnnse 2 ) heren Eüerwinß vorgnant vnde vnses vrigreuen Werner
vam Sunderhueß vnses frigenstoels to Laer seghell vnde breue
vntuchtliken an den ersamen raedt tor Wismer hadde gescreuen,
de suluen seghell vnde breue gestraffeth vnde geloichendt, alse
sin schriuent claerliken wol vthwisede, welk hee tostunth
vnnde bekande sin sane van sineme hethe gescreuen hadde,
bath de sulue Hinrick sijck sodane vmme gades willen to
vorlatende vnde vorgheuende, szo wij eme des, dar hee wol
na gebore grote pene vnde straff vmme gheeghenth hadde,
vmme de leue gades ok des vpgnanten heren Magnuß van
Mekelenborg etc. vnde vnser beider redere bede willen vorlaten
vnde vorgheuen hebben. Ok vorbadt heft de sulue Hinrick
Kracht vor vnns in mathen, wo vorscreuen, bekanth, dat de
hochgeborenn furste here Johan to Sassen Engheren vnde
Westualen en vppe vnse hertich Magnus beclaghinghe to lief-
mode vnde tome besten den vorscreuen heren Euerwin vnde
vrijgreuen des vrienstoels to Laer vmme sines vnthemelikenn
vnde schentliken vnde loghenaftighen schriuendes willen vor-
beandet mid rechte besätet vnde beherdeth hadde in siner
gnaden gerichte to Raceborgh vnde sodane mid rechte eme
were bescheen, dar wij here Euerwin vorgnant den vorgnanten
heren Magnuße van Mekelenborg etc. vnde heren Johan to
Sassen etc. hoechliken vor bedancken. De sulue Hinrick
Kracht vorth vor vnns heren vorbenomet heft mid luden klaren
stemmen gesecht, oft hee jenighe sake claghe edder tosprake
jeghen den raidt borgher vnde inwonre der suluen stadt
Wißiner mochte gehadt hebben edder noch hedde, see were
groith edder kleyne, heft de sulue Hinrick vor uns heren
vorgnannt 3 ) gentzliken vnde alle mid vrigen willen vnde wol-
bedachten mode vor sijk sine eruen frunde vnde alßweme
gheistlick vnde wertlick gheboren vnde vngeboren vorlaten
vnde gelaueth 4 ) in guden truwen in sekereme louen nummer
vpp den raidt borgher vnde inwonre edder ock de hoetfiltere
tor Wißmer vmme jenighe sake, wente an dessen dach irresen,
gönnen vor
,N Ueber ber fleile. ») Slbgefürat. 8 ) -gmint, 4 ) Urfprünglid) b*
70
to sprekende sakende ofte' claghende vor neneme gerichte
geistlick oft wertlick, so faee dat to gade vnde den hillighen
reckeliken vnde redeliken mid vpgerichteden vingheren staue-
des eedes heft geswaren vnde gelaueth vnnorbrokeliken to
holdende, so eyn apenbaer mstrumentum. doreh enen louen-
werdighen apenbarenn schriuer vnde notarinm Petrnm Sadelkow
darvp gemaketh, woll wider vnde breider is vormeldende.
Hir an vnde ouer sint gewesen van vnses 1 ) hertighe Magnus
weghen de werdighen vnnde duchtighen doctor Liborius Meyer
cancellarius Clawefi Lutzow marschalk Ciliax van Bijßwanck
Clawes Hoiger borgermester vnde Titke Schulte rathman to
Swerin vnnde van vnses 1 ) heren Euerwins weghene here
Bertold van Oborch ritter vnde Schotte de Beueren marschalk
des stichts to Monster vnde welke mere andere de tughes
vnde louen werdich sinth. In orkunde vnnde grotereme gelonen
hebben wij hertich Magnus vnde here Euerwin vorbenomet
vmme bede willen vnde esschinghe der obgnanten sendebaden
van der Wismer vnde Hinrick Krachtes dessen vnsen breeff
gegeuen vnde vnse ingheseghele witliken henghen hethen be-
neden an dessen breeff, screuen to Swerin ame vridaghe vor
Vocem jocunditatis in den jaren vnses heren dusentveeriunderth-
neghentigh.
Sluf Pergament. 2)er4e|te ©afc mit anberer £inte getrieben.
6ö fangen jroei Siegel:
1. baä beö ^erjogö SJtagnus, nrie an 1489, SRooember 6, mit
rotier platte unb jroei ^ingereinbrücfen auf ber Äe^rfeite;
2. red)t§gelefjnter ®d)Ub, gefpalten, oorn mit Pfenningen
befe|t, hinten ein Sdjroan. ipelm mit roaüenber £elmbecfe.
&elmfd)mutf : ein männlicher 9htmpf mit übergebogener fpi&er
2Rü|e. Umförift: g>. ebertain graue to fientem
Jet to ftenfbrtie* 3luf ber Seljrfeite ein ipelm mit
road)fenbem ©djroane in einem abgeeeften 9ted)tecfe (King*
fiegel). Sieben unb unter bem &elme bie SJudtftaben : g |j a«
2)aö ganje Siegel in grünem 2Bad)3.
3tuf ber SRürf feile : Eyn breeff vppe de vorlatinghe ede vnde
ghcloffte Hinrick Krachtes dorch den irluchtighen hochgeboren
Fürsten vnde heren heren Magnus hertoghen to Mekelenborch
etc. vnde den edelen vnde wolgeboren heren heren Euerwin
heren to Stenforde vorseghellt etc.
■) 2l&9efür$t.
71
XV.
1491, September 19. [Arnsberg.]
Der Freigraf Gert Strukelman richtet auf dem Kapitelstage
zu Arnsberg in der Klage Hinrik Krachts gegen die
Wismarschen.
Ich Gerhart Strukelman, eyn gewerdich richter des heiligen
Romschen richs von keyserlicher vnnd konnixlicher macht vnd
gewalt, eyn gehuldet frigraüe zu Arnsberch, vorkundigen 1 öffent-
lich in dissem brieue allen fursten grauen frien rittern vnnd
knechten vnd vnderthanen des richs vnd besundern allen erbern
frigrauen vnd echten rechten frienscheffen, de dessen tegen-
wordigen breiff sehen vnnd hören lesen, dat ich vff hude
datum düsses brieües stat vnd stoill den frienstoill zu Arns-
berch in dem bomgarden gelegen, de konnixliche vnd keyser-
liche eliclie dinckstat vnd stoell myt ordell vnd rechte ge-
spannender banck vp eynem gemeynen gerichtlichen capittels-
dage hude aldar gelacht besessen becleiden vnnd beslossen
hain, zu richten oüer lieff vnd ere vnder konnix banne nach
frienstols rechten als von macht vnd beüell des erwerdigsten
hoichgeborn dorleüchtigesten fursten vnd hern hern Herman
ertzbusschoff zu Collen, des heiligen Romschen richs durch
Ytalienn ertzcantzlere koirfurst herzöge zu Westualen vnd zu
Enger etc., stathelder vnd vorweser der frier heymlicher ge-
richte etc., myns genedigsten lieuen hern, myt bisitten der
strengen vesten frommen vnd ersamen siner furstlichenn genaden
reden ritterschaften vnd frigreuen myt namen Philips von
Hoerde zu diser zijt sta[t]helder von siner fürstlichen genade
wegen vnd vort Goddert de Wrede Euert von dem Broke
Diederich von Hanxsleide Heydenrich von Enfie gnant Snide-
wint Euert von Ekell Johan von Schorle Adrian von Enße
Thonijs Schurman Johan von Tulen Wigant von Hanxsleide
Henrich von Berinnckhüßenn Diderich ßümp Gunterman von
Plettenberch vnd von frigreuen Bernt bouen dem Dorpe zu
Balüe Heinrich Smet zu Volckmerßenn Hans von Twerne zu
dem Frienhagen Herman Middendorp zu Munster Ludeke von
der Mollen zu Soist Euert de Helt zu Vnna Silüester Lorinden
zur Lantauwe Johan Ysinck zu Assinckhusen Johan Lampe
der von Meruelde Werneke von dem Sunderhuiß der Valken
Hunolt Linne to Rede Herman Budde zu Osenbrugge Johan
Seltzer zu Asschenberge Rotger Hardelop zu Vilgist Tilman
72
tor Schuren zu Boiekholte Jürgen Denieder tom Hollenor
Henne Weuer zum Cansteyn Jürgen Cost zu Dorpmunden
Steffen Steynweeh zu Corbecke vnnd Jacob myt den Hunden.
Dair vor myr frigreuen in geriehte des gemeynen capittels der
heymlicher beslossen achte komen vnd irschenen ist de erber
Cristianus Berschamp, wlmechtig procurator der ersamen vnnd
vorsichtigen borgermestere vnd rait der stat Wismer, tegen
Heinrich Craicht hoitüilter, so als de sul[u]e Henrich sich vor
myr sere swairlich richtlichen beclaget hadde, wy de von der
Wismer en vngeburlich zu eiden vnd geloften gedrungen hedden,
dairvml) he sek myt dissem geriehte vp dissen dach datum
dusses brieues wolde witlichen in capittell entslain vnd quiteren
laissen, dat ich dan den vurscreuenen von der Wismer vor-
kundiget hain als recht ist. So hait de vurscreuen Heinrich
Craicht hoituiltere tegen de vorscreuenen von der Wismer sine
clage vor my frigreuen luden vnd reden laissen. Dair ent-
gegen de vorscreuen Cristianus procurator von wegen der
stat von der Wismer breue vnd instrumenta dorch den hoieh-
geboren fursten vnd hern hern Mangnus von Mekelenborch vnd
hern Euervvin hern to Steynuerden vnnd greuen von Benthem
vifigesant, hören vnd lesen laissen, de dan von macht vnd ge-
werde myt rechte zugelaissen sien, dairdurch de vorscreuen
Heinrich sich sullicher eide vnd gelofte nicht entslain konde.
Dairvp de vurscreuen Cristianus procurator eyns rechten
ordels hait laissen vragen: nadem he de breve vnd instrumenta
de he hette hören vnnd lesen laissen — off de Heinrich Craicht
by dissem geriehte sittendes tijde ! nich wedderlegen konde als
recht ist, offt he icht dan vp en düsse sake erwunnen sulle
haüefn], off wat dairvmb recht wiere. Dat ordell stalte ek
an Euert von Ekell vnd 'Johan von Tulen borgemester zu
Brilon, de myt gemeyner volge dairvff vor recht gewiset hauen:
de breue, der gnante Cristianus hette hören vnd lesen laissen,
möge de vorgesc reuen Heinrich myt sinen siechten worden
nicht wedderlegen dan alleine myt rechte. Dat ordell wart
togelaten myt dissen dren echten frienscheffen Groddert dem
Wreden Johan Voigt zu Ahusen vnnd Herman Budden frigreuen
zu Osenbrugge besät.
Item, dair en tegen de vorscreuen Heinrich Craicht durch
sinen erwunnen vorspreken eyns rechten ordels laissen vragen:
nadem de sake myt dem frienstole angehauen wiere vnd dair-
vp de von der Wismer gelouen vnd borgen gedain hedden
vnd de sake nicht na frienstoils rechte vorvtert were, off auch
73
dan der selüe Heinrich der sake vorlustich solde werden, offt
wat dairvmb recht were. Dat ordell stalte ich an Diderich
von Hanxsleide vnd Tilmanne Kukelheym borgermester zu
Rüden, de myt gemeyner volge dairvp vor recht gewiset hauen:
were dat also, dat de sake myt rechte nicht vorwiset were vnd
Heinrich des nit gefulbordet hedde, des mocht he geneten.
Dat ordell wart zugelaissen vnd besät myt dussen dren echten
rechten frienscheffen Euert von dem Broke Heinrich von
Berinckhusen vnd Herman Middendorp frigreue zu Munster.
Item, dairvff ließ Cristianus procurator vorgescreuen eyns
rechten ordels vragen: nadem de instrumente segeil vnnd
breüe, von den fursten vnd hern tegen den vurscreuen Heinrich
gegeüen vnd hir gelesen, (weren) von macht vnnd gewerde
erkant weren, off dan de sulue Henrich der stat van der
Wismer ir kost vnd schaden auch schuldich were zu richten,
off wat dairvmb recht were. Dat ordell stalte ich an Wigande
von Hanxsleide vnd Gert Krosener zu Geseke, de myt ge-
meyner volge dairvp vor recht gewiset hauen, dat de vor-
gnante Heinrich der stat von der Wismer cost vnd schaden
schuldich were zu richten. Dat ordell wart zugelaissen vnd
besät myt dissen dren echten rechten schiltburdigen frien-
scheffen Gunterman von Plettenberch vnnd Heidenrich von
Enße gnant Snidewint vnd Thonnijs Schurmann.
Alle düsse vorgescreuen ordele vnnd processe sint togelaten
besät beorkundet vnd nicht wedderachtet, dair ich myne or-
kunde vp entfangen hain, vnd ich frigreue vorscreuen hain
des zu orkünde der warheyt myn segeil von gerichtzwegen an
düssen brieff gehangen vnnd hain vort zu merem getuchnisse
gebeden den vorscreuen Philips von Hoerde lantdrostenn Herman
Middendorp frigreuen zu Munster vnd Ludeken von der Mollen
frigreuen zu Soist, dat se er segell by dat myne an düssen
brieff gehangen hauen, des wir Philips Herman vnnd Ludecke
also bekennen. Gegeuen in den jaren unsers hern dusent-
vierhunderteynvndnegentich des nesten mandages nach sint
Lambe[r]tz dage.
93on 4 Siegeln ift baö britte nerloren.
1. Stefjenber 2Jiann barfjaupt mit Straud) in ber Steckten, mit
ber ßinfen einen ©d)üb fjaltenb. 2)er linfö gefeljrte Sd&Ub
ift umgefeljrt gabelförmig geseilt unb jeber $ßfafc mit einer
flaute belegt. Umfd&rift: gl gerfj ♦ ♦ ♦ ftruftelma briste*
74
2. oiergetljeUter <Sd)üb. 3m crficn unb vierten gelbe ein
Söroe (?), im jroeiten unb britten eine fünf blätterige 33lume.
Umförift: ^fgHUim ♦ ♦ ♦ ö[oer]tie*
4. auf bem £elme ein gtug, fonft unfenntltdj.
SKuf ber Stüdffeite: In causa Krachtes, alse id vor deme
capittel schach to Arnsberghe.
XVI.
Kostenrechnung.
Item. Dit is dat gennen, dat ick hebbe vthgegeüen vor
den richteschin vnde vor de boselinge vnde dem vorspraken
der sake haluen Hinr. Krachtes vnde der van der Wismer.
Item. Vor denn richteschin tho schriuende gegeüen
v r. gülden.
Item. Deme richter to üorsegelden gegeüen ij r. gülden
vnde j postlatz gülden.
Item, j r. gülden vor des lantdrosten segell.
Item, ij r. gülden den andern frigreuen gegeüen to
uorsegelde.
Item. Deme vorspraken, den ick myt my to Arnsberge
hadde, gegeüen iij r. gülden vor sin arbeyt.
Item, j r. gülden, den de vorsprake uppe deme weghe
vorterde vth vnde tho huisß.
Item, v r. gülden in gerichte gegeüen tho kostgelde, dar
men noch xx to äff schuldieh is, de her Hinr. Hasert hefft
vorlecht.
Item, j r. gülden vthgegeüen dem baden, de de xx gülden
brochte auer tho Arnsberge.
Item, j postlatz gülden vthgelecht to wine deme lant-
drosten vnde her Gossen Ketteier ritter.
Item. Dit is bouen alle teringhe vnde kost vthgelecht.
Summa xxj gülden.
9luf einem Sßapierblatte ber Urfunbe non 1491, September 19,
beiliegend.
rudtfeljler*
6eite 45, Q. 3 tilge ba3 , hinter richtene.
„ 45, 3- 2 t). u. tie3 dat ftatt das.
75
III.
(ßti JtartoMbitdj tot §tywx\mt IfetergerWi
Sott
Dr. gfriebridj ©tuljr*
Das ©d&roeriner Sftiebergeridfjt (Stapel), baö feine Sifcungen im
SRatbbaufe abhielt, ()at bei bem ©tabtbranbe t)on 1651, ebenfo wie
ber 3JJagiftrat, feine im fogen. langen ©eroolbe beö 9totf)l)aufeö auf*
beroafyrten 9lcten eingebüßt. 9lußer wenigen raudfjg'efd&roäräten §rag*
menten, bie nadj gromm 1 ) bamalö geborgen mürben, ift unö oon
ben 3?iebergerid^)töacten cor 1651 nur baö !urj t)or bem Sranbe
abgefd)loffene $ßrotofollbud£) buref) einen glüdflid)en 3 u faß erhalten. 2 )
SBatjrfdjeinlidE) war es jur 3 c ü beß Sranbeö t)on bem ©tabtoogt
ober einem Seifiger beö @ericf)tö jur 33enugung in feine SBoljnung
genommen. SBeld&e ©d£)idffale btö 93ud^ bann weiter burdjgemadit
fjat, barüber laffen ftd^ Vermutungen, bie auef) nur etroaö 2Bat)r*
fd^ctnlid&feit für fief) fyabtn, nid£)t aufftellen. SDaö Sßrotofollbucb ift
neuerbingö in ber ^ieftgen 9tegierungöbibliotf)ef oorgefunben unb von
bort 1892 an baö @e|eime unb £aupt*9irdf)to abgegeben, roäljrenb
ein £f)eü (@. 47—70) t)on ben in bem eigentlichen Sudje fefjlenben
erften 90 Seiten fdjon üortjer im 9lrd)to bei ben SuriöbictionSacten
ber ©tabt ©ebroerin gelegen ^at, ofjne jebodE) biötjer alö 93rudE)ftürf
beö $rotofollbudf)eö erfannt ju fein. 3e&t ftnb beibe Steile im
2lrd)to nrieber vereinigt. 2)a bie Eintragungen in biefeö ^rotofoltbudf)
mannen für baö bamalige SBirtfjfcbaftöteben intereffanten 3"9 enthalten,
fo ift eine für je 33efpred£)ung 3 ) roof)l gerechtfertigt.
*) Sromm, ©Ijronif öon ©djroerin, ©djroerin 1862, ®. 227.
J ) Sn bieten be$ ©cfyroeriner 9fta giftrat e3 finb au3 ber Seit bor bem
(Stabtbranbe öon 1651 erhalten: 1. ein Urteilend) in golio mit Eintragungen
au$ ben 3afjren 1539—1594, jefct in ber Uniberfttät$'$8ibliotfjef p ffioftod.
2. ein <Btabtbuä) in 5olio, angelegt am 1. $ecember 1424, mit $iri'
tragungen über Käufer* unb ©runbftüdtöberlaffungeu bis gegen (£nbe beö
16. 3a^r^unbertö, im SBefifee ber ©tabt ©djroertn, f. 93öf)lau, Beiträge jutn
Sd>tt>eriner Stabttety, in ber 8eitf^rift für 9ied)t$gefdji<i)te, 93b. IX, @. 276 u. n.
8 ) Sür bie folgenben Ausführungen finb autf} benufct bie Acten über
bie Stabt Schwerin im ©ef). unb §aupt'$lrdjib.
76
2)aS Sßrotofollbud), ein §olio*33anb von 4 cm 2)idfe, ift geheftet
in eine ^ergamenttjanbfdjrift mit 2IufjeidE)nungen aus bem ©oangelium
gjiattbai t)on 6ap. 7, gjiitte bes 10. 93erfeS, biß 6ap 8, SOTitte beö
15. SBerfeö. Stuf ben com ©Dangelientejt frcigelaffenen ©teilen beö
Pergamentes ftnben fiel) bie 2Borte: „Protocollum judiciale ben
10. 2ftai 1648 gegolten per me Johannem Germann p. t.
Actuarium, onnb ift gefd)cl)en bei) Qtittn & cö ^perrn ©tabtrid)ter&
©amuelis üHeu&ling mtb ber S&e&oren £errn £l)eobori ^ufti tmb
Nicolai poppen."
2)ie bamalige Sefefcung beö @ertd)ts ift auö biefer SRotij
erfidf)tlid). 2)er ©tabtoogt üfloi&ling mar ^erjoglid^er Beamter unb
führte in bem ©ertöte ben 33orft|. 2)ie anberen Seiben roaren
Dom Sföagiftrat aus ber QaU ber SRat^S^erren ausgewählt unb bem
33ogt als ©eridjtsaffefforen beigegeben. 2)er jüngere von ifjnen t>er*
einigte in feiner $erfon ftabtoerfaffungömä&ig iugleidj ba^ 3lmt
eines ©tabtfjaupimannö. 1 ) 9lls foldjer (ägt fid) -Kicolauö £oppe
1654 aus 9lcten nadjweifen; matjrfdjeinlid) l)at er bas 9lmt fdjon
1648 ju S3eginn bes ^rotofollbudjes inne geljabt. Sfafjer biefen
werben nodj bie 9tatljsf)erren unb ©tabtfämmerer £einrid£) ©djeffufj
unb <Peter 9Md)om, jumal bei &äuferbefid)tigungen unb Säuerungen,
im ^rotofollbud) genannt.
@inen eigenen Stctuar ^atte baö ©erid&t in ben vergangenen
unruhigen ÄriegSjetten nidfjt meljr gehabt. 3 U biefem 2lmt t)atte
fid& -JHemanb gefunben, weil bas feftc ©eljalt nur 10 fL jä^rlid)
betrug unb bie Stccibentien gleichfalls äufeerft gering maren; auö*
bülfSweife fyattc ber ©tabtfecretair 6f)riftopb ©cfylottfjuber bie
$rotofolle beforgt. 9tm 14. Januar 1648 fucf)te bas ©erid&t beim
&erjog um Stnftellung eines befonbern ©erid&tsactuarS unb um
@rl)öf)ung feiner Sefolbung aus ben einfommenben Srüd&en nadjj,
ba ber ©tabtfecretair mit ben 3totf)S * Äämmerei * unb gemeinen
©ad&en genug ju tfjun tjabe, unb bie Parteien ftdf) befdjmerten,
bag biefclbe *ßerfon beim Statt) unb TOebergerid)! protofoÜire.
3Iuf biefes ©efud) f)in würben am 20. Januar beffelben 3al)reö
10 ft. aus bzn ©eriditsbrüd&en als 3 u ^ a 3 e i um ®*W* bewilligt,
unb bann mürbe Sodann ©ermann als 2lctuar beftellt, ber baö
obige *ßrotofotlbud£) anlegte. S)oä) fd&on am 24. 3uli 1648 bat ©er*
mann um bie cafante ©d&elfoogtsfteUe, weil 33efolbung unb ©portein
bei ber 3lctuarftcltc ju fd)led(jt mären, als ba§ fi<| ein reblidfjer
3Jtonn baoon ernähren fönnte. 2)iefe Sitte mürbe if)tn nidjt gewährt,
bocij mürbe fein ©alair als ©erid&tsactuar 1650 auf 30 £Ijtr.
*) gromm, S. 41.
77
ert)öt)t. SRod) einem SSermerf im $rotofoflbudj uertualtete ©ermann
baß 9lmt eineß @erid)tßactuarß biß jum 31. 3utt 1650, an roeld&em
£age er jum Stabtfecretair beförbert rourbe. ©ein -Kadjfolger beim
©eridjt rourbe 3)auib Stein.
9llß ©erid&tßbiener fungirte 1648 unb 1649 nadpeißbar
2)aniel SRebbelin.
SKit ben Eintragungen in baß Sßrotofollbud) §at ©ermann
roafjrfd&einlidj gleidj nad) Anlegung beß Sudjeß, alfo im 3M 1648,
begonnen; boefy finb bie SßrotofoHe auf ben erfien 90 Seiten f)erauß*
geriffen unb gröfjtenttjeilß verloren gegangen. 2luf ben im 9lrd)tue
neuerbingß gefunbenen blättern (S. 47—70) ftetjen nädjft einer
3eugennernef)mung, beren 2)atirung fefjlt, bie Sßrotofolle uom
29. 3uni biß 18. 3uli 1648. 2luf S. 91 fefct baß 33ud) mit bem
^rotofoll t)om 4. September 1648 unb bem Sdjlufc beß unmittelbar
üoraufgeljenben roieber ein. 2)ie Sßaginirung ift unter Ueberfd)lagung
einer Seite biß 410 fortgeführt, unb folgen bann nod) 49 nid)t
numerirtc Seiten. 2)aß ^rotofoHbud) umfaßte alfo urfprünglidj
460, jefet nodj 394 Seiten.
S)ie ^SrotofoHc uerttjeilen fid), abgefetjen oon öer Sude jnrifcfycn
3uli unb September 1648, jiemlid) gleichmäßig auf bie $i\t t)om
29. 3uni 1848 jum 14. äWärj 1651. Sie enthalten junäd&ft
oben linfß Ijeraußgerüdft eine Angabe ber Parteien, bann im Sejt
eine furje ©arftellung ber Sachlage, Ijäuftg unter Anführung ber
3eugenaußfagen unb jum Sd)lu& ben 33efd)eib beß @erid)tß ober
einen SBcrmerf über ben burd) baß ©eridbt herbeigeführten SBergleid).
2)aß 9?iebergerid)t jog bie 93ürgcr t)or fein gorum in allen
ftraf* unb citrilredjtlidjen fällen unter 3 u ^fftg!eit ber Appellation
an ben dlatf) unb übte bie SJtarft*, 93au* unb Strafeenpolijct auß.
2)ie im Sßrotofollbud) angeführten ©eridjtßfälle bieten nidjt mcl
Sntereffantcß, bagegen lofjnt eß fidj fefjr, bie Außübung ber Sßolijei*
befugniffe beß 3?iebergeric|tß ju betrauten.
@inc SRemfion beß 33robeß nad) ®enrid)t unb 33efd)affentjeit
fjat, nric fid) auß ben regelmäßigen Eintragungen beß Saljreß 1649
in baß 5ßrotofollbud) fdjliefjen läßt, bei ben 33 ädern monatlid)
einmal ftattgefunben. 3 u 9 e 9 en waren in ben meiften gällen ber
Stabtoogt Samuel ajtoifjling unb einer ber ©ericfytßafjefforen, nur
in einem gall nrirb SRicolauß &oppe allein aufgeführt. 35er Sefunb
würbe im 5ßrotofoHbud) notirt, unb bei mangelhaftem ©enrid&t ober
bei Unfaubcrfeit beß Srobeß würben Semerfungen über üerljängte
Strafen fjinjugefügt. 3n mclen gaDcn ift aud) ber ©infaufßpreiß
beß Sdjeffelß Joggen unb SBeijen babei angegeben. Sie umftefjenbe
Tabelle giebt baoon eine Ueberfic^t:
78
JWcoif ionßtage
^Jreiö besSdfjeffelS
Koggen | SBeijen
1648, 6. 3uli .
21. Dctobcr
23 61-
30 gl.
—
1649, 13. aiprit .
24. 2M . .
32 61.
38 61.
— —
23. Sunt .
25. aiuguft
27. Dctobcr .
44 61.
40 6t.
44 61.
54 ßl.
1650, 23. gebruar .
9. 2Jiärj
14. Septembe
r ,
56 61.
56 61.
54 61.
56 &l.
60 §l.
70 ßl.
2Kan beobachtet, ba6 ber s #reis bes Sd&effels Koggen in 2 Sauren,
t)on 1648—1650, allmäfylid) um über bas doppelte fteigt, nämlidf)
oon 23 auf 54 gl. ®ie @rnte oon 1648 mu6 redjt fd)led)t gemefen
fein, benn fie fyat bas Steigen bes SßreifeS t)on 23 gl. im 3ult auf
30 61. int Dctober nidf)t ju oerfjinbern oermodE)t. @in corübergefjenbes
fallen bes ^reifes ift jwar naef) ber ©rnte von 1649 ju fonftatiren;
benn wäfyrenb ber (Steffel Koggen im 3uni biefes SaljreS 44 gl.
foftete, ift ber $reis im 3luguft auf 40 gl. jurüdfgegangen. S)od)
wirb aud) bie ©rnte oon 1649 ungünftig ausgefallen fein, ba ber
Steffel Koggen im Dctober fd&on wieber 44 61/ int grü^atjr beö
nädrften Saures fogar 56 gl. foftete. Selber ftnb bie SÄufjeidjnungen
aus bem 3at)r 1650 fefjr unsollftänbig. 3Jton fann aus ben wenigen
Kotigen nur feftftellen, bag ber Sßreis, wafjrfdjeinltd) wieber in golge
ber @rnte, im £erbft oon 56 gl. auf 54 gl. heruntergegangen ift.
SSom SBeijen meig man nodb weniger als vom Koggen, bod) ift
audf) bei jenem bas Steigen beö Sßretfes in ber furjen 3eit Dom De*
tober 1649 bis jum September 1650 oon 54 auf 70 gl. auffallenb
unb nur bamit ju erflären, bag fd)lecf)te ©rnten bamate nod) md)t
burcij umfangreiche ©infufjr von äugen ausgeglichen werben fonnten.
©anj anbers ftellten fid) bie Äornpretfe wenige 3aljre fpäter.
Kad) ber reiben @rnte bes SafjreS 1653 fonnte man ben Steffel
Koggen unb SBeijen fdjon für 12 gl. 1 ) einlaufen, unb im gebruar 1655
betrug nad& einem im 9lrd(jiü erhaltenen ©efue^ bes Schweriner 33äcfer*
amtes um &erabfefcung beö orbnungsmägig ju liefernben 33rob*
gemixtes ber Sßreis bes Steffels Koggen 16 gl., bes Steffels
SBeijen 32 gl.
') gromm, 6. 230.
H
@s wirb nid&t unintereffant fein, an biefer Stelle einjufijalten,
roeldteß 33robgeroi{I)t bte SJätfer nad) ber bis 1655 gültigen Säder*
orbnung je nadj bem greife bes Äontß ju liefern Rotten, 3m
golgenben ftnb aus ben im SSrdjto uorliegenben Tabellen bte Slngaben
jufaminengeftellt, bie ben Äornpreifen bes $rotofoHbud>e§ entfpredjen :
^rtiijii iKiiiisieiiDrbnimg
*r,'.,-.^,-
ubrob'Orbiiimg
äifeiiiHtbvob^Crbroing
'JJreiebeä' ©fluid]! bosi
©ewicfit
•i-vn-3iH\-
©cioitfjt
Sdteffelü ,| ^i'di-Mimv
StUt'iii'iv
brä Scttjölittg'
irtu-tkif
td $ reit in g-
SRoflflüu
Scfjbiiroggeriä
•Hucnini
SHoggtttj
•J'Viii'n
SBcggeuä
fef.iüMdi.
»■ t.'l>til CltCIlt.
fjl.lübiri).
■S.fcot&ICuent.
Hl.lübfdi
■ffiifitii&l Cuent.
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37«
-
-
—
-
@8 muffen bie Äornpreife bes 3at)reS 1650 in Sdjroerin ganj
abnorm tjod) geroefen fein, ba fie in ber SJntfercrbnung urfprünglict)
foroot)l für SBeijen als für Moggen nidjt öorgefefjen waren. 3>ie
SRcggentabetlen rriAen nur bis jum greife oon 48 fjl. für ben
Steffel (u'nauf unb finb aud) nidjt enoeitert; bie urfprünglidj bie
greife bis 50 fei. umfaffenbe SDJeijentabelle f)at iebodj auf ber Surf«
feite einen SHadjtrag oon 51 — 60 jjl,
Ebenfo roie bie SSädfer mürben audj bie Sdjladjter beftänbig
controllirt. 9tadj einer Eintragung ins ^rotocollbucf) com 10. 9lpril 1649
tjatte ber ^erjog am tierroidjcnen Sonnabenb mit gattj ungnäbigem
3JlifjfüUen oermerft, bajj bas 9Imt ber Srijladjter fein Stinbfleifd) in
bie Sdjranfen gefdjafft, fonbent biefelben tjabe teer ftetjen lüften,
roas bem 9lmte eine ©eridjtsftrafe uon 10 £()lr. eintrug. 9tot
4. 3uni beffelben Saljrcä mürbe ber Sßertaufspreis bes ^funbes .|ammel=
fleifd) auf 2 jjl. feftgefefit. ffiie 93erorbnung rourbe jebod) nidjt be*
folgt, oielmetjr mie oorljer 2'/« fü- für baß $funb geforbert. ©arauf
mürbe baS Slmt am 18. Sunt 1649 oon feuern mit einer ©elbftrafe
belegt unb jugleid) ber greift befl Sßfunbes fluljfleifdj ouf 3 Sedjßlinge
feftgefefct. ©o roirb ftd) ber $rei« bis ©nbe bes Sommers 1650
gehalten Ejafaen. 3m §erbfte 1650 machte baS ®erid}t befannt, es
mürbe bas gleifdj in ben benachbarten Stäbten nad) glaubroürbiger
flunbfdjaft rocit raoljlf eiler oerfauft als in Sdjinerin; er orbnete am
23. October an, bas 93funb 3tinb= unb ijammelfteifdj fei fernerhin
für 21 «ßf. (1 61. 9 5ßf.) )u oertaufen. SJod) mar ber ^Jreis bes
80
SRinb* unb ipammelfleifcijeö im SDlärj 1651 bereits wieber auf 2 ßl.
3 Sßf. geftiegen.
2)ie Bierbrauer unb 3&Pf er würben im SM unb Sunt
1649 angewiefen, emerfeitö ftetö guteö Bier ju brauen, anbererfettö
fiel) beim 9luöfcf)anf ber Sföa&e ju bebienen, bie baö ©eridjt hierfür
angeorbnet f)abe.
Sie 9lmtö* unb greif) ö der fotten fiel) nadf) einer S3e*
ftimmung oom 23. September 1648 mit bem greife ifjrer SBaaren
nadf) ben Sübecfern rieten.
SBie baö ©eridjt nadj Obigem ftreng barauf t)ielt, baß bie
3ünfte ben ©inwotjnern bie Sebenömittel nidfjt verteuerten, fo fudfjte
eö aud) jeglidjcn Borfauf ber in bie Stabt eingeführten Sßaaren ju
t)ert)inbern. 1650 ergingen jmei Berorbnungen an bie Bewohner
ber -Keuftabt (Sdfjclfe), bie über ben See eingeführten SBaaren, wie
ßorn unb &üf)ner, nidjt aufjufaufen, weil burd) foldjeö Beginnen
Steuerungen in ber Stabt fjeroorgerufen würben.
Sd&lie&licij fei auö bem SßrotofoHbud) nodfj ein alter ©ebraud)
ber Bürger bei Beftdjtigung ber geuerftätten erwähnt. 3lm
17. September 1649 würben bie Bürger 5U biefem 3wedf vom
©eridjt jufammengerufen unb finb banad^ junäd^ft bie Ungefjorfamen,
fo nic^t erfdEjienen, auf je 1 ft. 8 f$l. gepfänbet worben, furo Slnber
ift ein alter ©ebraudf) unb ©ewotjntjeit, ba$ bie jüngften Bürger, fo
fidf) mit ben älteften Bürgern bei biefer 3ufammenfunft ergoßen wollen,
juoor tfjre Sdjulbigfett ablegen unb ftd) mit ztwa 1 fl. an ©clbe
ober aud) nadj ©elegenljeit mit einem guten Sdjinfen 5um grüljftücf
freunblid)ft bejeigen muffen.
SBorauf bann für bieömal 3<>d)im 8öwe, ßljriftian 9tof)ne,
Sßeter ©dfjulje unb Simon ©ubefnedfjt jur Äonfirmation iljrcr
©ewo^eit ftd^ mit ber Bürgerei als bie jüngften Bürger freunbltdfjft
abgefunben Ijaben mit Bitte, weil audf) t)crmutt)Ii<^ nod^ ältere unb
jüngere Bürger feien, bie iljre Sd&ulbigfeit nodf) nidjt abgelegt Ijaben,
fcafj felbige künftig mal nid)t üergeffen, fonbern gleicher ©eftalt nebft
ifjnen gebüfjrlid) angefct)en werben mögen.
SDaö Sftiebcrgeridljt benufcte nadE) bem 9tatf)f)auöbranbe oon 1651
junädjft eine SDHetljöwofjnung als ©eridjtöftube. 2llö baö biefe 2Bof)*
nung entfjaltenbe £auö 1652 jum Berfauf fam, würbe bem -JUeber*
geridjt auf Bitten beö Stabtoogts Samuel 3MJ3ling bie am ftird)öof
belegene SRatljöbube jur ©eridjtsftube eingeräumt unb jugletcf) bem
aJlagiftrat burd) ein {jerjoglidjes 3Kanbat oom 30. Dctober 1652
befohlen, für fd&leunige Sfieparirung ber ©ericfjtöftube im 9totf)tjauö
Sorge ju tragen.
dl
IV.
<£tne Mgenotten^Mottie in JUeMenburg,
SBon
1.
2)ie Unbulbfamfeit bcr fatljolifdjen Äirdje gegen Slnbersgläubige
Deranlafcte feit ber SOKtte beö 16. 3»al)rl)unberts Derfd&iebene Sänber
jur 9tufnal)tne einer erheblichen 9tnjal)l t)on gremblingen, eine Xfyat,
bie junädjft buref; Humanität bictiert, i^nen bod^ fämmtltdj jum
SBortfjeil gereid&en foHte. 3lid)t weniger als 200 ljugenottifd&e
(Semeinben finb auf biefe SBeife nad& unb nad) auf beutfdjem
33oben erwadfjfen unb wenn fte ftd^ aud) feineswegs alle bis auf ben
heutigen £ag erhalten fjaben, fo ift bod) unoerfennbar wofjl über*
all ber ©inftufc, ben fte in wirtfyfdjaftlidjer unb fojialer 33ejiel)ung
ausgeübt fjaben, ein wohltätiger unb einfd&neibenber gewefen. Sie
gremben brauten bie ßenntnijj einer 9teil)e unbefannter ober wenig
gefannter ©ewerbsjwetge nadj) 2)eutfdjlanb unb trugen fowoM buxd)
beren gefd&itfte Ausübung 5ur SBeroollfommnung unb Ausbreitung ber
Snbuftrie, als audf) burdj bie SebenSgewoljnljeiten, benen fte Ijulbtgten,
an oielen Orten jur Verfeinerung ber ©Uten bei.
9llle biefe ©tnwanberer, bie übrigens in §ollanb, in ©nglanb,
in S)änemarf, in ber ©dE)weij ebenfalls freunblid) aufgenommen
würben, fallen fid& in ber ^auptfadEje burd) brei ©reigniffe oeranlafet,
\\)x SBaterlanb aufjuijeben. 3luS ben fpanifdjen -Jtieberlanben würben
bie Reformierten burdj bie Verfolgungen unter ftarlV., ^ßljilipp II.
unb bem §erjog oon 9llba oertrieben unb in granfreid) war einer*
feits bie $arifer SBlutfjodfjjeit unter Äarl IX. unb Katharina non
3Jlebiciö im Safjre 1573, fowie anbererfeits bie Aufhebung beS
©btets t)on Nantes unter Subwig XIV. im 3al)re 1685 ber ©runb,
ba& fo Diele ^roteftanten, wenn audj) mit blutenbem $erjen fiel)
t)on£il)rer £eimatl) losriffen, um in ber gerne bie Scleranj ju
Saljrbudj beS 8er. f. mefl. ©efdj. LXL 6
82
fuc&en, bic üjnen ju #aufe üerfogt blieb. 3* nad)bem oon roo
fie famen, unterfdjeibet man bei iljnen Ballonen, SBalbenfer unb
Hugenotten ober 9tefugieö.*
Die erfteren Rnb 9Ueberlänber ; ein erljeblid)er 2^eil tum iljnen
flammt quo ber ehemaligen ^ßromnj glanbern, aus ben ©tobten
2iDe, SSalencienneö, Slntroerpen, ©ent. ©ie fanben in !ftorbbeutfdj*
(anb / in Hamburg, in Sternen, in Stabe, aber audj im ©üben, in
ber Stljeinpfalj unb in ber Surpfalj, in Sfonroeiler, Dtterberg,
grantentljal, ©t. Sambredjt * ©reüenljaufen, SiÜigljeim, SJJannfjeim,
&eibelberg Unterfunft.
Sie SBalbenfer famen auö ^ßiemont, auö ben frönen breiten,
Don fjimmelragenben Sergen umgebenen £()älern, bie ftd) am füb^
Iid)en 9Ibf)ange ber gemaltigen Sllpenf ette, etwa 15 Stunben roeftlidj
t)on £urin bepnben, befonberö auö St. SKartin, ^ßerufa unb Sucerna. 1 )
■Kidjt SBenige aber flüchteten audj auö bem im 3aljre 1685 nod) ju
granfreid) geljörcnben Sllpentljale Sßragela am Oberläufe beö reifeenben
©ebirgöbadjeö ßlufone, ber ftd) in ben $o ergießt, ©ie Ijaben in
Seutfdjlanb ztma 60 Kolonien gegrünbet, bie t^eilö unmittelbar oor
unb nad) ber Sluffjebung beö Sbictö Don -Jtonteö gebilbet, tyeilö im
Saufe ber Saljre 1698—1699 errietet mürben. 3^nen fd)loffen fxd^
granjofen auö ber 2)aupljine unb ber ^rooence an. ©ie Ijaben
jum £j)eil in SBürttemberg, jum $ljetl in ^effen^omburg, am gufee
beö £aunuö, in griebrid)öborf unb Sornljoljljaufen, in ber 9lälje t>on
granffurt a. 9tt., in SBaÜborf unb in §effen*£)armftabt, SRoljrbad),
SBembad) unb £afjn Unterfunft gefunben.*) Unter ben Hugenotten
ober Slefugieö enblid) oerfteljt man bie nad) ber 33lutljod)jett unb ber
9luf Hebung beö ©bictö oon -Jtonteö auö $ranfreidj in größeren ©djaaren
fortjieljenben ^Reformierten.
3n 2>eutfd)lanb beginnt ber 3 u i u 9 & cr Sremblinge bereitö im
SReformationöjeitalter. 3 ) 3 U ^ 3*ü Sutfcerö unb ßaloinö ftnbet man
ntdjt nur einjelne proteftantifdje granjofen in beutfd&en ©täbten an*
fäfftg, fonbern man ftöfjt bereitö auf ganje ©emeinben — bie
glüdjtlingöfirdjen (eglises du refuge), nrie Stoflin fie nennt. SDie
! ) «ergl. gr. o. $eaoib, @efdjid)te ber beutfdjen Deformation, 1^90,
3. 104 ff.; &. Gr. 8eifc, ©efd)id)te ber üon Slntroerpen nad) granffurt a. 3R.
öerpflan^ten nicberlänbijdicn ©emeinbe, fortgefefct unb fjerauSgegcben oon
$ed)ent 1885; J. 81. ö. SRecflingsfjaufen, 3fteformation$gcfd)id)te ber £änbcr
Qülirf), $erg, ftleoe :c. 1818; ©cfd)td)tsblätter beö beutfdjen Hugenotten-
Vereins 1890—95.
2 ) ©efäidjteblätter, 1. 8ef)itt, $eft 3, 3. 3; 3. ßeljnt, $eft 5, 6, 9;
4. 3eimt, ©eft 1, 2, 9.
8 ) £>enri Xoflin, ©efc^ic^te ber fransöftfdjen Äolonie öon 3Ragbeburg,
188G— 1894, 1. 93b., <&. 229.
33
nadjroeiölidj alteften fdjeinen bic in Straft turg unb SWompefgarb feit
1538, in SBefel feit 1544 ju fein 1 ). 3m 3al)re 1554 nmrbe bie
roaDonifd^e ©emeinbe in ©mben 8 ) unb bod) wotyl gleid&jeitig aud)
in granffurt a. 3K. gefttfict unb and) in ^Bremen, baö bereite im
16. 3aJ)rf|unbert alö „£erberge ber Äirdfje" bejeic&net wirb, Reiben
bamalö flüchtige -Jüeberlänber 3 u ftod&t gefunben 3 ). 3 U e wer fa™*
ticken grembengemeinbe tarn eö erft im Scfyrt 1680. 2)urdf) be*
fonberö menfdjenfreunblidjed Gmtgegenfommen jeid&nete ftd& bie Äur*
pfalj auö, in ber griebric^ III. ber gromme regierte. 2luf feine
SBcranlaffung entftanben um 1561 — 1563 bie grembencolonien granfen*
tljal, 3Jtonnl)eim, Sdjönau, §eibelberg unb ©t. 2ambredE)t. 4 ) 33er*
fyeiratfjet mit ber SBittme beö nteberlänbifdjen ©rafen ©reoerobe
nat)tn er fid& ber Sanböleute feiner ©emafjlin nadj Gräften an. Site
er aber 1576 ftarb unb fein ©o§n Subroig VI. jur Regierung fam,
ber mit feiner ©emafylin eine ftrenge IutE)crifd^>e SRidjtung oertrat,
fo baft bie Sieformierten ftellenroeife in Skbrängnift gerieten, er*
öffnete einem Steile berfelben ber ^ßfQljgraf 3o^ann ßafimir in ber
9t()einpfalj fein ©ebtet. So entftanb bie roaUomfd&e Äotonte ju
Dtterberg im 3öf)te 1578. 6 ) 3lucfj nodj im 16. 3afyrt)unbert er*
roud&ö — 1588 — bie roallonifdfje ©emeinbe in ©tabe. 6 )
3n ber 3Jlitte beö 16. 3o()r&unbertd — um 1553 — mar
eö aud&, baft fiel) bie auö ©ent na<$ ©nglanb unb 2)änemarl ge*
flüchteten ^Ballonen, als in jenen ifänbern bie S3ebingungen jum
bauernben 3lufent()alt nidjt gegeben fdjjienen, nadj) SRoftocf unb SBiömar
nmnbten, um bie bortigen «öeljörben für ifyre 9iieberlaffung geneigt
ju machen. ®t\\)<\% fpäter oerfudfjten oertriebene Reformierte, bie
aus granfreid) unb Belgien in Seutfcfylanb etngeroanbert roaren,
ftcf} in 5Roftod niebcrjulaffen. 7 ) 9töl)ereö über biefe (Sreigtiiffe t)at
fidf) inbeft leiber nid&t ermitteln laffen, ba bie oon ifjnen ^anbelnben
aicten, bie feinerjeit nod) Sßrofeffor Ärabbe oorgelegen Ratten, ofyne
baft er @ingel)enbeö auö iljnen mitteilte, ftd) neuerbingö im SRoftocfer
9Jat()öard[)iü nidjt meljr finben tieften.
3n gronfreid^ änberte fiel) unterbeffen bie ©abläge inforoeit, als
in bem ©biet t>on 9tante8 §einridj IV. feinen ehemaligen ©taubenö*
! ) SchickliT, Loh öglisos du refuge, 1882.
*j (#efd)id)ttfblättcr, 1. gctyit, $eft 2, <5. 4.
8 ) (Mefdjidjttfblätter, 1 . tfcljut, #ef t 8, 3. 5.
4 ) <öejd)id)tablätter, 2. #etyut, $eft 2, 8. 7.
5 ) (i}ejd)id)t$bliitter, 1. geijnt, $eft 7, 3. 8.
e ) 9iid)arb (£fyrcnberg, Vlltona unter £d)aueuburgifd)er ^errfc^aft, $eft6:
^iper, %'\t ^Reformierten ^Utouaö, S. 2.
7 ) Hrabbe, s 2luö bem firdjlid)en unb nnfjeufdjaftlicfyen üebcu Üioftocf«,
18G3, 6. 395, «nmerhuifl.
G #
84
genoffen SReligionS* unb Äultuöfret^ett jugeftanb. Stöer wenn fidf)
bie SSerljältmffe für bie Sßroteftanten überhaupt bewerten — oon
langer Sauer mar biefer Sßedjfel ber ©efinnung nid&t unb ganj
befriebigenb würbe bie Sage nie. 2Boljl l)atte bas ©biet ben
©runbfafc ber £oleranj oerfünbet, oerboten, bie Reformierten an
iljrem ©eroiffen ju fdfjäbigen, tynen Ujre Äinber ju nehmen, i^re
©otteSbienfte ju ftören, fie aus SBeamtenftetten ausjufd&ließen u. f. ro.
Unb nadf) t)ier SBürgerfriegen oon me^r als 30 Sauren freute man
ftdf) ber gefeilteren Rulje, auf bie man nunmehr rennen ju fonnen
glaubte. Slber balb fam bie Uneljrlidftfeit beö ©rlaffes jum SBorfdjein
unb fdjon oon ber ©dfjaufelpolitif £einrid(js IV. 50g bie fatljolifd&e
©eiftlid&feit größeren SBort^eil als bie reformierten ©gnoben. ajtaria
oon üWebiciä ging bereits foroeit, bas ©biet auf juljeben, unb wenn
audf) nad) jroeijäljrigem blutigem Stampfe, in bem nur Stol^an'S
©efd&icflid)feit ju banfen war, baß bie Hugenotten nid^t völlig befiegt
mürben, Subroig XIII. bas ©biet auf's Reue beftätigte, fo Ijörte bod)
ber Sßroteftantismus auf, eine politifd&e äftadfjt ju fein unb büßte
feine propaganbifttfdfje Äraft ein.
Subroig XIV., t)on Slnfang feiner ©elbftregierung an ben
^roteftanten gram, roünfdjte feine fatfjoltfdje ©efinnung um fo meljr
ju betätigen, als er bem Zapfte entgegentreten mußte, unb bekräftigte
junädfjft aUe ©biete unb Reglements, Secrete unb SDecIarationen, bie
feine Vorgänger behufs ©infdjjränfung bes ©bicts oon Rantes erlaffen
Ratten, ©aneben fucfyte er buref} SJiilbe ju roirfen unb burdf)
Belehrungen bie 3 a W & cr Reformierten ju minbern. SDen Ueber*
tretenben mürben ©nabenberoeije unb Belohnungen ju £ljeil unb für
gemeinere Raturen mürben bie ©eelenfaufsfaffen gegründet, bie aus
£ugenottenfeelen ©d)nell*Äatf)olifen fdjjufen. S)te ©rfolge, bie ber
junge König überrafdjenber SBeife mit triefen ©dritten erhielte, be*
ftärften iljn in bem ©ebanfen, bafa ber ©runbfafc, bem er fyulbigen
wollte — ©in^eit bes djriftlidjen ©laubens — ber richtige fei, unb
fo fcfyritt er am 1. gebruar 1669 ju jener 2)eclaration, bie bas
Sßefen bes ^roteftantismus oernid&tete. SDie reformierten ©eiftlidfjen
beifpielsroeifc mürben angehalten, fobalb bas ^eilige ©acrament ober
©rueifif auf ber ©trage an tfjnen oorübergetragen mürbe, iljre Reoerenj
ju madjen, „bamit *ßroteftanten unb Statjjolifen in guter grcunbfdjaft,
©tnigfeit unb Eintragt leben." Runmel)r betrieb man bie ajtaßrcgcln
jur ^erfleÜung bes Katfjolicismus energifd&er. 9ttan er! (arte jeben
^roteftanten oon feinem fiebenten Sebensjafjre an für gefefelid^ befähigt,
mit einem ©ibe jur fatfjolifdjen Religion überjutreten, unb es genügte,
bafc ein itinb, burd) ©efdjenfe unb Siebfofungen oerlocft, an ©tirn
unb Sruft ba^ 3 c ^ cn & eö Sreujes madjjte, um es ben ©Kern roeg*
85
junefymen unb in ein Älofter ju tljun. §eiratljen jwifdfjen Äatljolifen
unb ^roteftanten würben für nidjtig, aus fold&en SBerbinbungen Ijeroor*
gegangene Äinber für erblos erflärt. Uebertritt jum Sßroteftanttsmus
würbe mit bem SCobe beftraft. Äeine reformierte grau burfte btn
33eruf einer SBefyemutter ausüben, ©teilen Don Notaren, Sadf)*
maltern, ©eridjtsbienern unb Sergeanten burften feinem Hugenotten
übertragen werben. Sogar oon ben 33ertrauensftellungen eines
9Ipotl)efers unb ©ewürjfjänblers, eines Sudfjbrucfers unb 93udf)*
Ijänblers, eines 9tboofaten unb 9trjtes blieben bie Sßroteftanten aus*
gefd&loffen. 9lls alle biefe Slnorbnungen feine gehörigen @rfolge
erjielten, erfanb man bie geftiefelten SDUffionen ober SDragonnaben,
beren ©ewalttfjaten jwar nid&t bas föniglid&e Dtjr erreid&t ju Ijaben
fdf)einen, bie aber bodf) in's Sttuslanb brangen, fo ba§ ber Shtrfürft von
S3ranbenburg burd) feinen ©efanbten in Sßaris bem atterd^rifitid^ften
ftonig SBorftellungen mad&en ließ. 1 )
Sei foldjer Sachlage fann es nidfjt in SSerwunberung fegen,
baß wäbrenb bes 17. 3af>rf)unberts ber 3 U 5 U 9 na $ Steutfdfjlanb
fortbauerte. 3 U Anfang beffelben ließ ber ©raf oon Sdfjauenburg
in 3lltona bie ©rridfjtung einer reformierten ©emeinbe ju. 2 ) 2)ann
liefe ber Äurfürft griebridfj IV. oon ber Sßfalj, ber neben bem S)orfe
2Jtannt)etm eine fefte Stabt errieten wollte, am 24. Januar 1607
eine ©inlabung in f)od^beutfd^er, nieberlänbifdfjer unb franjöftfd&er
Spradfje ausgeben, fiel) in ber neuen ©rünbung nieberjulaffen unb
fein 9hif fanb ein weites @d&o. Sdjon in wenigen 3af)ren war ber Ort
mit etlichen fjunbert §auSgefeffenen bewohnt. 3 ) Später conftituierten
ftdb reformierte ©emeinben in Saffel 1616, ju SBifd&metler in 3roet*
brücfen 1618, ju Bremen 1623, ju üRüllpfen im ®lfaß 1661. 4 )
2lls im 3al)re 1644 bie ©tabt 9Jiannt)eim erft oon granjofen,
fpäter oon Sagern, fo niebergeworfen würbe, „baß außer ben SBäÜcn,
bem 9tatf)I)aufe unb etlichen 9Jtouern unb Leitern" nichts übrig
blieb, oerfdjwanben bie gremblinge. (Srft bas ©ntgegenfommen bes
Äurfürften Karl Subwig oon ber Sßfalj, ber im 3öl)re 1652 einen
furjen 33er id)t „oon ber ©tabt 3Kannl)eun ©elegenljett unb Situation"
herausgeben ließ, bewirf te, baß bie waHonifd&en, fränfifd&en unb
franjöfifdjen Flüchtlinge in bie ifynen lieb geworbenen krümmer
jurüdfefjrten unb ftd& neue i^nen anfd&loffen. 5 ) Ungefähr jefjn
3aljre fpäter fcfjeint bie grembenfolonie in S3illigl)eim unb Umgebung
l ) SBer^I. *u bem SBorfteljenben SoÜm, a. a. D., 1. 93b., @. 1—27,
*) Nid), öljrenberg, a. a. £., $t]t ti.
") ©cfdjidjtfblätter, 4. gefjnt, ©eft 3 unb 4, 6. 4.
4 ) Soflin, a. q. 0., 1. 8b., ©. 242.
5 ) ®efd)id)t*blfitter, 4. jjefrit, $eft 3 unb 4, ®. 6.
86
(9tf)einpfalj) ityren Slnfang genommen ju fytben. 1 ) SDie gleiten
SBergünfttgungen, bie Äarl Subroig für bie Rieberlaffung in 3ftann*
l)eim geroafjrt Ijatie, geftanb fein Radfjfolger, ber Äurfürft Äarl, in
ben Sauren 1680, 1682 unb 1683 ju, unb unter ben (Sinroanberern,
bie fo angezogen mürben, fanben ftdj Hugenotten quo $ßari§, ber
S^ompagne, SBurgunb, $ottou, ^icarbie, ©aöcogne, 9Jte§, ©eban
unb ber fronjäftf^en ©ebroeij. 2 ) 3m 3>abre 1670 erfolgte audj) bie
erfte ^ugenotttfdje ^ßrioatgrünbung in 33ranbenburg. @ö ift bie com
©rafen oon ©cijroerin begrünbete Kolonie 9llt*2anbsberg, in ber fid)
fieben bis aö)t §ugenottenfamilien anfäfftg matten. Äaum jroei
Sa^re barauf — am 10. 3uni 1672 — rief ber Äurfürft griebridf)
2Bill)elm bie erfte ©taatefolonie, bie franjöftfdje ©emeinbe, etroa
100 Sßerfonen umfajfenb, in ^Berlin in'ö Seben. 8 ) ©benfo bulbete
©eorg Sßifijelm t)on Sraunfdfjroeig Lüneburg* Seile in Süneburg bie
Hugenotten unb befdjenfte fie aufeerbem — am 6. Sluguft 1684 —
mit inbuftrietten greiljeiten un & ©teuerpritrilegien. (SHne förmliche
©inlabung aber an bie franjöftfdjen ^roteftanten erlieg ber Sanbgraf
ftarl I. oon ^cffcn-Äoffct, in ber er üjnen bie günftigften Sanbftricfye
bejeidjnete, je^n greijaljre mit SBerlöngerung für bie SJtonufacturiften
gemährte, ^aufteilen fdfjenfte, 3 un f ircc ^ tc iuftdfjerte, fyerrfdjaftlid&e
Sßrioilegien oerfprad), baju franjöfifdije Stempel, ?ßaftoren unb ©$ul*
meifter. 4 )
Siegte ftdfj mitbin, lange beoor bie 2luff)ebung beö ©biete oon
Nantes in Süuöftdjt ftanb, allerorten baö 9Jiitgefüf)l für bie um tljren
©lauben leibenben 9Jtärtt)rer, fo ift eö erfreulich, bajj man in 2Fcellen*
bürg nid^t weniger bereitwillig mar, fie freunblidE) aufjunef)tnen. 5Äm
24. 3>uli 1683 manbte ftdfj bie ©tabt SBügoro an ben |>erjog ßbnfrtan
Souiö I. oon 9Jteflenburg mit ber 93itte, „bie auö granfreidf) ©er*
triebenen Reformierten" bei ftdjj empfangen ju bürfen. ©ie erinnerte
an baö früher gegebene 33erfpredE)en, bem „feljr nabrlofen unb in ben
legten $ÜQin liegenben Ort bureb Slnjiefyung frömber Rationen"
aufhelfen ju mollen, mollte baoon gebort l)aben, ba& glüdfjtlinge ftdf)
nad) Roftotf ju raenben beabfid&tigten unb roünfdjte bem jutjorjufommen.
2)a unter ben granjofen ftd> befonberö oiele £ucbmadE)er befänben,
fo böte tfjre Sßalfmüble manche Erleichterung, „toeldfje fie fonft fo
leidet an einem anberen Orte nidE)t finben werben." 5 ) ÜJHt ber größten
Sereitwilligfeit ging ber §erjog auf biefe Anregung ein. ©djon
») ©eföidjtSbtfttter, 3. 3ef)nt, $eft 2, @. 9.
*) XoUin, a. a. O., 1. 58b., ©. 250-251.
•) ©efdjidjtsbl&tter, 1. 3ef)nt, #eft 4.
4> Sollin, q. a. £., 1. 93b., 8. 260—261.
•) «ctenftüde 9k. 1.
87
wenige £age, nadEjbem er ba& ©dEjretben erhalten, forberte er bie
Süfeower auf, ftd^ nad& ben ©planten umjufef)en, nadj if)ren $orbe*
rungen ju erfunbigen unb ifym fofort ju berieten. 1 ) 3>nbeffen ift
ber $lan bamate bod^ nodj) nid)t jur Slusfüljrung gefommen.
3ebod) ntdjt nur in Seutfdjjlanb, aud) in anberen Staaten bejeugte
man ben franjöfifdjen ^roteftanten ©qmpatfyie. SDaö 24)leranä*@btct
beö Äönigö @rid) XIV. oon Schweben fyatte fdE)on am 18. gebruar
1561 bie im franjöftfd&en 33ürgerfriege unterlegenen Sieformierten
eingelaben, ftdfj in feinem Sanbe nieberjulaffen, wo nur immer es
iljnen gefallen würbe.
3n @nglanb fyatte ©warb VI. es gleid&fam als $füdE)t ber
Dbrigfeit bejeidEjnet, für alle Unglücflid^en ju forgen, weldje um ber
Sieligion willen bebrücft ober oerbannt worben wären, unb wenn
aud) feine Jlad^folgerin nid&t berfelben noblen ©efinnung l)ulbigte, fo
finben wir wenigftens feit 1561 regelmäßige söerfammlungen ber
übergefiebelten SBaÜonen unb granjofen in ber Ärijpta ber Äat^ebrale
ju Sanier bur vj . 3lo6) oor ber 2luf Hebung beö @bictö t)on Nantes
gab es in 12 Orten fcugenottenlirdjen, unb Äarl II. erflärte,
obwohl er oon Subwig XIV. ©ubfibiengelber empfing, offen, ben um
tfyreö ©laubenö willen verfolgten Sßroteftanten beifte^en ju wollen,
gaft gleichzeitig erließ Äönig Sfyriftian V. oon SDänemarf, ber in
ber gleiten Sage war wie ber englifdfje ©ouoerain, ein ©biet, burdfj
welches ben aus granfreidE) auswanbernben 2lugsburger Äonfeffions*
oerwanbten adjt greijaljre, Beibehaltung ityrer ©rabe unb @f)ren, ben
äbligen unb Dfficieren ifyr 9tang, ben ©rünbern oon gabrifen f)in*
gegen Käufer, $Borfd)üffe unb allerlei Sßrurilegien oerfprodEjen würben.
31m meiften aber betätigte ipollanb fein lebhaftes Sntereffe. ©leidfj
auf bie Stunbe ber erften SDragonnaben lub eö burd& @rla§ oom
25. September 1681 bie bebrängten ©laubensgenoffen ju fidE) ein.
SDie £arlemer 3 e ^ un 9 branbmarfte bas wieberauflebenbe SDHttelalter
fdjommgslos cor Europa unb bie ©tabt Slmfterbam oerltelj allen
in ijjr fidE) nieberlaffenben glüdEjtlingen bas Bürgerrecht. Sie im
2)ecember 1682 „jum $rofte ber mutagen 33efenner" auögefdfjriebene
Gollecte braute allein in ber ©tabt Seiben gegen 20000 fl. ein.
©elbft bie 3>uben in Slmfterbam fteuerten jum |mgenottenfonbs bas
erflecflidEje Sümmchen oon 40000 ©ulben. S)ie franjofifd^ rebenben
reiben wallonifdjen Äolonien, bie in ben Sauren 1578 bis 1589 in
2lmfterbam, Seiben, £arlem, SDelft, Utred)t, SDortredjt unb 9JHbbel*
bürg errichtet worben waren, erleichterten ben 2lnfömmlingen bie
Slnftebelung. 2 )
»TÄcteFftücfe 9Gr. 2.
*) loßin, o. o. 0., 1. »b., 6. 230—240.
88
3n grcmfreicf) reifte mittlerweile in ber Umgebung beö Äönigö
ber Sßlan, bau ©biet oon Sftanteö ju wtberrufen. Subwig XIV. felbft
foll lange ber 9tnftd&t gewefen fein, bog eö beffen n\6)t bebürfe,
fonbern ber franjofifd^c ^roteftantiömuö erlöfdfjen werbe, ganj fad&t
unb o^ne 9luffel)en, wie ein faum nod) glimmenber Sodjjt. ©ein
Seidfjtoater Sadjaife jebodf) unb ber Äriegömmifter Souootö, bie in
ben ©emädjern ber grau oon äftaintenon ben ©ntwurf jum 2Biber*
ruf erfannen, legten eö if)tn nafye, roaö für ein grofeeö Sßerf es fei,
wenn ganj granfreidj nur eine Religion l)ätte. Saju tarn ein
bgnaftifdjeö 3ntereffe. Sänge, felbft mitten im 93ürgerfriege, fyatten
bie Sßroteftanten tljre fönigötreue ©efinnung ermtefen. Äatljolifen
waren eö gewefen, bie bie freoelnbe £anb gegen §einridj IV.,
gegen Subwig XIII. aufgehoben Ratten. 9tun aber fpielte fid(j
baö oer^angnifeooUe Srama in ©nglanb unter feinen 9tugen, oon
Sßroteftanten aufgeführt, ab, unb eö erwadfjte ber Slrgwoljjn, ba& bie
Slnberögläubtgen geinbe beö monard)ifdf)en 9?egimentö, 2lnljänger ber
republifanifd&en ©leidjjljeit fein fönnten. ©nbUdj mag bie Ueber*
jeugung mitgefpielt fyaben, baß btö ©biet tf)atfäd&lid) nid()t mef)r galt,
ber ^ßroteftantiömuö überhaupt im ©dfjwinben war unb bie wenigen,
welche nodf) bisher mit ber ©efefjrung gejögert Ratten, fofort über*
treten mürbe, wenn ber föniglidje SBille im SBiberruf flar ju
SCage läge, ©o gab er ben ©inflüfterungen, bie [\6) an if)n f)eran*
brängten, nad& unb unter jeid&nete am 14. Ddober 1685 baö ©biet
oon gontainebleau. 2Baö er auf'ö ©piel fefete — ob er eö flar
oorfjer erwogen Ijatte, bleibe ba^ingeftellt. 2Bo§l fonnte ifjm ber
Steid&tljum ber Sßroteftanten befannt fein, geläufig, maö in ben Ijuge*
nottifd&en Unioerfitäten ©eban, ©aumur unb SWontauban für bie
2Biffenfd&aft getljan mar, befannt, wie bie Snbuftrie granfreidfjö burd&
bie ^Reformierten geförbert mar, in weffen £änben fiel) bie So^
gerbereien ber £ouraine, bie SGBoHmanufacturen beö Sübenö, bie
©eiben* unb ©ammetfabrifen oon Spon unb £ourö, bie Sßapter*
fabrifen in ber 2luoergne befanben. 9lber er wollte feine Sfagen
oerfcfjloffen galten, ober 2Weö trat jurücf gegen ben ©ebanfen, ber
iljn ganj erfüllt ^atte, — ©inljeit ber SReligion.
2Baö nun folgte, ift ju befannt, alö bag idE) babei ju oerwetlen
braucfje. 9luf bie ©injel^eiten ber ©reuelttyaten ber Verfolger, beö
3Jlutf)ö unb fjodEjljerjiger ©efinnung auf ©eite ber Verfolgten fann
nidE)t weiter eingegangen werben. 9lm Sefannteften ift ber äfafrufjr
in ben Seoennen geworben, ben bie Samifarben, bie ftd) fdEjon unter
£einrid() IV. aufgebäumt Ratten, auf'ö Sfteue l)eraufbefdjworen unb ber
burd) bie metfterbaftc ©ajilberung Subwig Siecfö in weiten Äreifen
befannt geworben ift. SDtit granfreidE) fertig, wanbte Subwig XIV.
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fidj bcn SOBalbenfern beß SJMemont, bcn ^Ballonen ber $falj ju.
2)amalß war eß, bog $ranfentf)al, aJtannl)eim, §eibelberg krümmer*
Raufen würben.
3n granfceidf) jubelte man über bie errungene polittfcfcfirdE)lidE)e
©in^ett unb aud) im 2Iußlanbe war man tfjeiltoeife geneigt einju*
ftimmen. 2)ie £öfe oon 2Bien, Sonbon unb jtom wetteiferten
barin, Subroig XIV. ju preifen. 1 ) 9lber ba, too man fdfjon früher
mit Trauer im £erjen, ooll üWitletb mit U)rem Sdfjitffal bie glücfjt*
linge gerne aufgenommen fyatte, öffnete man jefet erft redjt £f)ür
unb Xfyov. Äurfürft griebriclj 2Bitt)cIm oon Sranbenburg unter*
brütfte alle 33ebenfen, bie er als Sunbeßgenojfe Subnrig XIV. unb
roeil er oon granfreidfj redjt bebeutenbe Subftbiengelber empfing,
baben mochte, unb lub burd) baß berühmte ©biet oon *ßotßbam t)om
29. Dctober 1685 bie SBertriebenen ju fidf) ein. 3oHfretf)eit für bie
mitgebrachten SBaaren, Steuerfreiheit auf 6 Saljre, ©elboorfdjüffe
für inbuftrieHe Unternehmungen, 2ltfer für Sanbleute, furj Privilegien
aller 9Irt, oor allen fingen natürlidE) freie Ausübung i^rer SHeligion,
rourbe ben 2lnfömmlingen ju Styeil. Saju gefeilten fid), fotoett eß
bie allerbingß nur engen 33erl)ältniffe beß SBranbenburgifdfjen &ofß
unb ber branbenburgifc|en SBeoölferung gematteten, materielle Unter-
ftüfcung. ©o entftanben nadfj unb nadfr in SDtagbeburg, §alberftabt
(1685), ©rofc unb Älein^ietljen, §aDe (1686), 2JKnben, Dranien*
bürg 2 ) — im ©anjen an einigen 40 Orten 59 glüdEjtlingßgemeinben
im branbenburgifd^preu&ifdjcn Staat. 8 )
2lef)nlid) fiel baß ©biet aus, mit bem faum einen SDlonat fpater,
am 23. -Jtoüember 1685, äftarfgraf S^riftian ©rnft oon 33agreuty
fjugenottifdje 2lnfiebler }u fidE) entbot, ©tioa 1000 9?tffugieß grünbeten
oom Dctober 1686 biß 1688 in (Erlangen eine befonbere gabrif*
ftabt, bie im ©egenfafc jur SHtftabt ben tarnen „9?eu*©rlang ober
Sfiriftian^ßrlang" führte unb balb ju einer blüljenben Äolonie ge*
roorben toar. 4 ) Seßgleidjen oerfpraef) @mft Sfaguft oon $annooer
am 1. 2)ecember 1685 ben Hugenotten jtoanjigjäljrige Steuerfreiheit
für i^re Sßaaren, fünfunbitoanjigiäfjrige für bie neuerbauten Käufer,
3ulaffung ju allen Sttenften unb ©fjrenämtem, befonbere ©eridEjtß*
barfeit unb freie SReligtonßaußübung. 3n Seile aber mürbe mit
l ) Sollin, a. a. £)., I. «b, @. 33-46.
s ) SSergl. bie ©efdjidjte ber genannten Äolonieen in ©efdjidjtsbtätter,
1. Seljnt, 4>eft 1; 2. geljnt, $eft 3 unb 5; 3. geljnt, #eft 4; 4. 8eljnt,
4>cft 5, 6, 7, 8.
«) Soflin, a. a. 0., 1. 33b., S. 287.
4> > OJeorg Sdjanj, Qut ®efd)itf)te ber (Solonifation unb 3>nbuftrie j n
graufen, 1884.
90
©rlaubnif; bcö &erjog8 üon Sraunfdfjroeig * Süneburg * Seile am
20. 3)ecember 1688 eine fjugenottifdfje ©emeinbe gegrünbet. Äurj
Borger — im 3a^re 1686 — fjatte ber Sanbgraf üon Reffen*
£omburg, griebridE) mit bem filbemen Sein, in feine $auptftabt glückt*
linge quo ber pearbie, 3§le be grance, SSal Sßragelas aufgenommen
unb geftanb if)nen burdf) latent t>om 13. 5)tärj 1687 jeljn grei*
jaljre, eigenen ©otteöbienft, eigene Sßrebiger unb 9tid&ter ju. ©in
Saljrjeljnt fpater etwa — am 22. SKpril 1699 — forberte ber
Sanbgraf ©ruft Subroig t)on §effen*2)armftabt bie Sßalbenfer auf, fid&
bei jefyniäfjrigen greibeiten bei iljm nieberjulaffen unb in bemfelben
3abre — am 27. (September — ftebelte ©bewarb Subroig von
SBürttemberg arme SBalbenfer auf bem Dftabfjange beö ©dparjroalbeö
an, n)o fte trog ber unfrud&ibaren ©egenb red)t gut gebieten. 1 )
Sfaf biefe SBeife entftanben, ba man in aufcerbeutfdfjen Sänbem
ebenfalls fortfuhr, bie fdjon früher gehegten Sqmpatljien für bie
armen SBertriebenen ju befunben — fdjjon am 3. Sanuar unb
5. SJJärj 1685 roaren eine bänifdfje unb eine englifdje 2lufforberung
ergangen — , oor ben Sporen granfreidfjs biefe neuen ©emeinben.
3n SPeutfdjlanb, §ollanb, ber Sd^meij, ©nglanb, Sänemarf unb
(Sdjroeben, felbft in SRufelanb unb -Korbamertfa, in ©ugana unb im
©aplanbe liegen ftcf} bie granjofen nieber trofe ber ftrengen Verbote
ber Sluöroanberung unb ber Konfination iljrer ©üter, benen fie auö*
gefegt roaren.
3n biefe bewegte 3eit fallt nun aud£) baö auftreten ber franjo*
ftfcfyen Kolonie in SJiellenburg.
2.
58om 24. Dctober 1698 2 ) batiert baö ©biet beö §erjogö griebridf)
SBilfyelm roegen äfafnafyne franjöftfd^er SRefugieö. ©affelbe ift jebod^
nidfjt als eine allgemeine ©inlabung, bie in bie 2Belt hinausging, an*
jufeljen, fonbem fteUt einen Vertrag bar, ber mit einem Raufmann
©alomon 3<>rban über bie 3lnftebelung üon granjofen abgefc&loffen
mürbe. SJemgemafe ift oon einer 3ufi3>erung ber freien föeltgions*
ausübung nur nebenher bie 9tebe. Slrtifel 2 lautet u. a: nous
ferons faire une grande sale pour y pouvoir tenir leur devotion.
2Bol)l aber werben $unft für $unft bie SBerpflidEjtungen, meiere bie
beiben Kontrahenten gegenfeitig auf ftdj nehmen, genau feftgefteHt.
v ) Xollin, a. a. £., 1. $b., ®. 259-271.
*) Sktenftücfe ftr. 3,
91
Sieur 3orban ftcllt in 2lusftct)t, 30 woljlljabenbe gamtlien —
„des familles riches et qui ont de quoi fournir aux autres ce
qui leur est necessaire 11 —, non bcncn jmei drittel mit ber 93er*
arbeitung oon SBolIe, ein Srittel mit ber ^Bearbeitung beS gladfjfeS
vertraut ift, jur 2Infiebelung ju bewegen.
2)iefe gamilien muffen münblicb unb fdjriftlidj nerfpredfjen, bem
£erjog treu ju fein, feinen SBortfjeil überall waljrneljmen ju wollen
unb bas Sanb nid)t nadj) 2lblauf ber ifynen bewilligten greijafyre ju
uerlaffen, es fei benn, bajj fie ebenfotriele geroöf)nU<^c 3af)re fjinter*
fyer Ijier uerbradfjt Ratten.
S)er £erjog feinerfeits fiebert ben Sfafömmlingen für 6 3al)re
freie SBobnung unb Steuerfreiheit ju. @r nerfpridjt, ein §aus
erbauen ju wollen, in beffen SJlitte ein großer SRaum — une grande
sale — für bie 2lbf)altung bes ©otteSbienfteS beftimmt werben foH.
denjenigen, bie felbft bauen wollen, wirb ein SBauplafc unentgeltlich
angewiefen, §olj unb (Steine geliefert werben unb für biefe bie
Steuerfreiheit auf 10 Safjre oerlängert. gür ben Unterhalt eines
^rebigers unb eines ©c^ulmeifters werben 200 Xfyh. ausgeworfen.
3JHt 4 gamilien foll ber SScrfucö gemadjt werben, fie als £abadf*
pffanjer auf bem Sanbe anjufiebeln. Sanb unb einiges Sftußtrief) foU
iljnen ju ST^ctl werben. (Sine größere Slnja^l als 30 gamilien an*
anjufiebeln, behält ftd) ber &erjog nor. SebenfaHs barf Sftiemanb
fommen, beoor er fid) angemelbet f)at unb angenommen ift.
$)er Ort, wo bie Kolonie errietet werben foHte, ift ntdjt ge*
nannt. 2)a aber für ben gall, baß bas ju erbauenbe £aus beim
Eintreffen ber granjofen nod) nidjt fertig fein würbe, öorgefefjen wirb,
ifjnen 2BoI)nungen in ber ©tabt unb „ä la Schelffe" einjuräumen,
fo fann nur ©djwerin in 5ttusfid^t genommen gewefen fein. @rft
in bem fpäteren ©biet, nom 1. Sluguft 1699 1 ), wirb Süfeow nam*
fjaft gemacht unb feine Sage als eine aufeerorbentlidj günftige ge*
priefen. „SSüfcow" beifet es im Slrtifel 2, „est une ville situee au
milieu du pais, voisine de Lubec, Hambourg, Rostoc et Wismar
et de la mer baltique, d'ou Ton peut facüement negotier en
Dannemarc et en Su&de comme aussi en Prusse, Livonie,
Curland etc."
$)ie jweite 93erorbnung wirb offenbar baju auserfeljen gewefen
fein, an bie in Seutfcfclanb jerftreuten granjofen nerfanbt ju werben.
Senn in ifjr wirb benen, bie fommen wollen, oolle SReligionS-
frettjeit jugeftanben, fowie bas 9?edjt, naclj ben ©efefcen bes Sanbes
SWanufacturen unb ©ewerbe betreiben ju lönnen. 2lud) Sanbleute,
l ) flctenftücfe Wt. 4.
92
namentlich Ütabacföbauer, werben nnllfommen geheißen, unb man ftellt
iljnen in 9luöfid)t, mit Sänbereien unb -Jhtgmelj unterftüfct ju roerben.
Sie in btefen ©bieten geroäfyrletfteten Privilegien betfen ftd& in
ber §auptfadf)e mit bem, maß btn Stefugieß in anbeten beutfdfjen
Sänbern bewilligt roorben war. 33on einem bei ben 9lcten Hegenben
unbatirten 9Jlemoire eineß fonft weiter nid&t ermähnten granjofen
Pierre 5ßiflon über bie jwecftnäßigfte Sfaorbnung ber ju begrünbenben
SJtonufacturen, btö augenfd&einlid) in biefc 3eit fällt 1 ), meinen fte in
einem widrigen fünfte ab. Wiener legte nämlid) großes ©erntest
barauf, ba$ eine £anbelßgefellfd)aft mit 16—20000 S^alern Kapital
eröffnet unb biefer bie Aufgabe jugemiefen mürbe, 9BoHe einjufaufen,
bie Arbeiter ju bejahen ober tfjnen 33orfdfjüffe ju gewähren — furj
eben bie 9tolIe beß Verlegers ju übernehmen. Offenbar mar hierin
ein ©ebanfe angeregt ber große 33erüdffid)tigung t)erbiente unb beffen
9lußfüf)rung eine anbere ©ntwtdfelung ber Kolonie bewirft fyätte.
3iemüdfj unoerblümt tritt uns in biefen ©bieten ber 2Bunfc§
beß &erjogß entgegen, ber meflenburgtfdEjen 3nbuftrie burdfj bie
Stefugieß aufjufyelfen. 3ttodf)te audf) SJtitleib mit ber Sage ber 33e*
bröngten bie §aupttrtebfeber ju ifjrer aufnähme fein, famen fte ein*
mal, fo erforberte bie Klugheit, bie Kolonie möglidE)ft üort^eil^aft für
baß ganje Sanb einjuridjten. 35al)er oerlangte ber &erjog reiche
gamilien, fleißige unb getiefte ©ewerbetreibenbe, inßbefonbere SßoHen*
unb Seinarbeiter unb raünfdjte, fidj biejemgen, benen er ben Sluf*
enthalt gewährte, außjuwätjlen. ©aß gerabe SBüfcow alß ber ge*
eignetfte Ort für bie Kolonie erad&tet mürbe, . mag mit ber einige
3faf)re üorfjer oon bort ergangenen Anregung jufammenl)ängen.
2lußerbem aber fam in 33etrad)t, baß man feitenß ber Regierung
33ü§ow ju Ijeben wünfdfjte. SBie eine etwaß fpätere 33efd)werbe ber
9titterfdf)aft beß ©d&wermfd&en gürftentfjumß bejeugt, trotte man fdE)on
begonnen „ju SHeftabilirung beß 33üfconrifcf}en ©tabtroefenß" bie auf
bm einseinen ©ütern anfäffigen &anbwerfer nadj) SBüfcoro ju jieljen,
raaö ber SÄbel fid) nidjt gefallen laffen wollte, obgleich er felbft ju*
geftcfjen mußte, baß „bie menigen £anbwerfer, fo mir auff unfern
gütern l)aben, miferabel, finb." 2 ) 2)at)er modjte man nun in ben
SRefugieß ben erfefjnten Succurß erblicfen, ber bei bem guten Stufe,
melier iljnen in gewerblicher SBejiefiung ooraußging, aud& t)iel me^r
oerfprad).
San! ben ©emüljungen beö Sieur Vorbau unb ben in 3lußftdE)t
geftellten SSergünftigungen trat bie Kolonie ridfjtig inß Seben. Silier*
1 ) Stctcnftücfc 9h\ 35.
2 ) Skteuftücfe 9fr. 5.
93
bingö fd&eint eö nid&t möglidf) geroefen ju fein, breiig gamtlten ju
ftnben. 3mmcrf}in finbet fid^ am 1. 9M 1700 l ) in SBüfcoro eine
franjöftfdfie ©efeUfdjaft, bie aus 11 @l)epaaren mit 13 Ätnbern,
1 1 umjerfjeiratljeten Scannern, meift lungeren @el)ülf en, einer SBittme
unb jroei Dienftboten, im ©anjen 49 Sßerfonen befielt. Sfoßerbem
waren in ©djroerin jroei Ehepaare mit 3 SUnbern unb ein Unoer*
Ijetratfjeter, im ©anjen 8 Sßerfonen. Sebocf) roaren beim erften Dfter*
: cftc, btö bie SRöfugieö in 3Mlenburg feierten, me^r als 600 Sßer*
onen anroefenb, ba audf) anbere im Sanbe roetlenbe granjofen unb
einige aus bem benadEjbarten Sommern unb auö SBiömar ftd^ ein*
gefunben Ratten.
Dem SBunfdEje beö §erjogö nadE) inbuftrieHen ftröften mar in*
fofern ©enüge geleiftet, als mit 2luönaf)me beö Sßrebigerö unb 3 Sanb*
leuten, fämmtlidfje Äoloniften ein ,§anbroerf betrieben. -Kur bie
SBittroe fdEjeint eine bebenflid&e @rrungenfdf)aft geroefen ju fein, ba
t)on tfjr gefagt ift „ernefjret fidf) mit S3ranbroeinfd)encfen unb ein
biögen £öferet)." Unter ben ©eroerbetreibenben erfcfjetnen 3 CU 9*
unb 9tafd)roeber, ©taminmadfjer, SBoHfämmer, £ut* unb ©trumpf*
madjer. ©elbft ber Küfter betrieb im Nebenberufe bie ©ergenroeberei.
93iö jum 2luguft beö nädfjften Saljreö ^tte ftd& baö 93ilb einiger*
maßen oerfdjoben. 2ln bie ©teile beö ^rebigerö Duranb trat iperr
Defd)ampö. gerner fjatten 2 2BolIfämmer*gamilien, bie über SJiangel
an 23efd)äftigung flagten unb com 3ldfcrbau ntcfytö roiffen roollten,
ben Sßanberftab roeitergefefct. Dafür roaren aber einige neue gamilien
l)in jugef ommen : £abacfö* als aud) SBoUenarbeiter, fo baß im ©anjen
mit @infdf)luß ber ©d&roeriner SRefugieö bie $a\jl ber jur SBüfcoroer
Äolonie 5U redjncnben Sßerfonen am 10. 2luguft 1701 fidf) auf 82
belicf. 2 ) lieber bie ©ntroicfelung ber Kolonie in ben nodalen Sauren
ift man leiber roenig unterrid)tet. 9luö gtüct SRefcripten beö £erjogö
(com 26. 2M unb 7. Sunt) an baö 9lmt ©reoeömüljlen, bafc feine
SBolle meljr an 3luölänber t)er!auft unb ben ©cfyäfern nafje gelegt
roerben follte, 50 ©tein SBolle gegen baare 33e ja^lung an ben Deconomen
3anber nadf) Süfcoro für bie bortige 3Kanufactur ju liefern, erfiefjt
man, baß bie Regierung bie neuen SHnfömmlinge ftdfj nidEjt felbft
überließ, fonbern für fte forgte, inbem ftc junädfjft ben erforberlidE)en
9lof)ftoff ju befdfjaffen fudEjte. Dagegen lag eö weniger in iljrer
2)lad)t, nadE) einer anberen, nidjt minber roefentlidjen Stiftung ju
fjelfen, nömlid) für ben 9lbfafc ber ©rjeugniffe 5U forgen. Die ©in*
gäbe eineö |mtmadE)erö unb eineö ©trumpfroirferö, bafjin gefjenb, baß
') Äctenftflcfe 9?r. 6.
2 ) 5lctcnftücfe 9ir. 7.
04
bie jur Störte ber §ofbebienfteten erforberlidjen ©egenftänbc oon
i^ncn genommen werben möchten, fowie bas Schreiben beS ^rebigers
SDefdjampS 1 ) beuten biefen SUligfianb an. SBeibe granjofen betonen,
bafa t^re @rjeugniffe gut feien unb ba$, wenn bie Regierung fid)
md)t entfdfjlie&en fönne, oon iljren ©rjeugniffen regelmäßig etwas ju
faufen, fie ifjren Unterhalt nidjt ju gewinnen oermödjten. Sßaftor
Sefdjamps aber befürwortet nid&t nur bie 33itte eines £ud)mad;ers
um 93orf$üffe bcljufö 2lnfd)affung oon SBerfjeug unb SWoEjftoff, fonbern
fpridjt ebenfalls ben SBunfd) aus, baß ber £erjog bie £üdjer, bie
man fo wirb fjerftetlcn lönnen, jur Äleibung feines §eeres faufen
mochte. 2lud) fotl ber £of ben 2lbfa£ ber ©rjeugniffe 5weier guter
§utmad)er unb mehrerer ©trumpfwirfer begünfttgen, weil biefe fonft
nidjt ejiftiren fönnten.
Db für bie Unterbringung ber glüdjtlinge in paffenben 2Bof)n*
räumen geforgt war, mufc unentfd)ieben bleiben. 3m S JM 1700
würbe an einem SWanufacturfjaufe — fo nannte man bie für bie
gremben beftimmten SBotjngebäube — nod) gebaut, wobei fiefy Schwierig*
feiten barin jeigten, bog bie jur 2lnful)r t>erpftid)teten ^erfonen alle
ju gleicher 3eit bau erforberlidjje 33auf)olj anfahren wollten, eben ju
ber 3^t, wo tfjre $ferbe fonft mit lanbwirtt)fd)aftli$en arbeiten
nid)t befd)äftigt waren.
33erf)ängniJ3DotIer als biefe Unjuträglidjfeiten, oon benen man
fjoffen fonnte, im Saufe ber Sa^re befreit ju werben, brofyte für
bas ©ebeiljen ber Kolonie ber Umftanb ju werben, bafe ber §erjog
in £errn ©alomon Sforban, bem eigentlichen Drganifator ber Kolonie,
feinen ganj glüdlicfyen ©riff getljan Ijatte. $8erbrie&üd)feiten ber
Regierung mit ifjrn liegen eine fdmellc SBteberauflöfung ber faum
entftanbenen 9tnfiebelung befürchten. SBie in folgen gäUen tyäufig,
laffen bie ard)ioalifd&en -Ka^ricbten feine beutltc^e SSorfteflung non
bem, was oorgefommen ju, unb mefjr oermutfyenb als beweifenb fann
jur Slufbecfung bes 3ufammenf)angs gefcfyrittcn werben, ©alomon
3orban gehörte ju jenen nidjt unbemittelten Marcliands - fabricants,
wie fie jaljlreid) aus granfreid) einwanberten, bie burd) SBerbinbung
ber §abriftf)ätigfeit mit auSgebefjntem £anbel, bie gleidjjeitig auf
ben 2lbfafc ber ©rjeugniffe 33ebad)t nafjm, bie ©ro&inbuftrie
befonbers emporbraetyten. 9JJit Sc^arfblicf fyatte er erfannt, bog in
üJleflenburg mit feiner oerbreiteten ©djafjudjt ber SRofyftoff für eine
3nbuftrie üerfjäitnifemä^ig wohlfeil ju fjaben war, nämlid) SBolle,
unb baran fnüpfte er ben ©ebanfen, bie !£ud)mad)crei im ©rofeen
ju betreiben. 3Son einer „Srapperie" ift mefyrfad) bie 5Rebe. Studj
l ) Sictenftücfe SKr. 8.
65
bcr $aftor 3)efdjamps erroärmt fidj für fic unb l)ebt beim £erjoge
bie SScrbicnftc ^orban's um bas 3uftanbefommen berfclbcn gelegentlich
Ijenjor. 1 ) 2)ie jur Verarbeitung nötigen ^erfonen fonntc er aber
nicf)t Ijoffen, fo oljne SBeitereS in ütteflenburg ju finben. SBeber bie
3at)I ber iljm fld& etroa jur Verfügung ftellenben Äräfte nodf) i&re
@efd)idflid)feit bürfte feinen 2lnfprüd)en genügt Ijaben, unb fo Ijatte
er bem &erjog feinen 33orfdf)lag jur ©egrünbung ber Kolonie unter*
breitet, mit bcr er gleichzeitig feinen bebrängten Sanbsleuten einen
SDienft ju leiften ^offen burfte. gür fuij felbft redjnete er außer ber
görberung feines ©efdfjäftsintereffes auf eine ffleloljmmg ober ein
Saljresgeljalt oom £erjog, baß ifjrn möglicher SBeife für ben gatt bes
©elingenS jugefagt roorben fein mag. 3>n einem ©djreiben an ben
£erjog bittet ber ^rebiger Sefdjamps ausbrücflidj, baß bem Sorban
jugeroanbt roerbe ,,la pensioD, qu'il attand depuis si longtemps
comme une faveur, dont on a toujours recompens^ ceux qui
ont fonde des colonies." '7^
SBie er eö angefangen Ijat, bie urfprünglicf) tljm läd^clnbe ©unft
beö £erjogs ju oerfdjerjen, ob er, fid) meHeid)t ju fefyr als Untere
neljmer füttfenb, feine armen SanbSleute in Süfeoro bebrücfte, wirb
enrig ©eljeunniß bleiben muffen. 2) er Äammerratlj SBareniuS f djreibt
bereits im UM 1700 gelegentlich einer Snfpectton ber Äolonie, bei
ber er einige Unregelmäßigfeiten in 33ejug auf bie Verkeilung oon
Rom unb SBolle gefunben ju Ijabcn glaubte, an £errn ©ecretair
2)uroe: „SDaß fie 3orban los werben foUen, bamit finb pc alle fefjr
rooljl jufrieben, ausgenommen 2)uranb, melier if)tn etwas ©elb
geliehen." Sorban felbft mar mit ber il)m angenriefenen Stellung
unb mit bem langfamen ©ange ber SDinge nidjt einoerftanben. @r
erfud)te ben üJiiniftcr ©rafen £orn, iljm oollftänbige gretljeit in ber
©rridtfung ber STud^fabrtf, namentlich 3Jtad)toollfommenl)eit in Sejug
auf bie Verkeilung ber SBolle unter bie Äoloniften, einräumen ju
wollen, 2 ) unb als man ifym bas nid&t jugeftanb, oieBeid^t and) mit
ber 2lusja^lung ber ^enfion jogerte, fdjeint er feinen ©influß baju
gemißbraudjt ju f)aben, bie granjofen jum aufgeben t)on Süfcoro ju
bewegen. SBenigftens mar er beffen angeflagt unb ber Verbackt bis
ju ben Dfjren bes £erjogS gebrungen, fo baß eine oon allen 9Kit*
gliebern bcr Kolonie unterjeidjnete ©fjrenerflärung am 30. SÄpril 1703 3 )
bemfelben überreicht wirb, in ber oerfudjt mürbe, #errn 3>orban als
fdjulblos Ijinjuftellen. @r follte fie nie jum Verlaffen Neuenbürgs
') Slctcnftücfe 9?r. 8.
*) 5lctenftücfe Wr. 9.
8 ) Skteuftücfe 9ir. 10.
96
üufgeforbert t)aben. SBielmebr bitten ftc, iljm boß oerfprodiene ©eljalt
außjujal)len, bamit er unter tynen bleiben unb i^nen feinen nüfclidjen
SBeiftonb fernerhin leiten fönne. Sogar SWobamc Sorban tjält eß
für angejeigt, jt<$ in einem birecten ©efud) an ben ©taatßminifter
©rafen £orn ju roenben, um biefen ju bewegen, tyrem ÜJtanne ben
ferneren Sttufcnt^olt in ÜJteflenburg ju geftatten. 1 ) 3nbeß frudjten
alle biefe SBorfteÜungen ni<$t, unb Sieur 3orban als ein unruhiger
©eift mürbe quo ber Kolonie oerbannt. 3n bm Sfcten fommt er
fpäter ni<$t meljr oor.
3.
9to<$bem biefe Ärtfiß glücflid) übermunben mar, tradjtete man
barnad), bie ftofyl ber ©inroanberer tfjunlidtft ju oerme^ren unb oer*
anlaßte eine jroette ©inroanberung. 3m September 1703 fd^Iog ber
§ergog abermalß mit einigen franjöfxfdjen Äaufleuten einen Vertrag
ab betjufß 9lnfiebelung einer größeren ftaty Don Siefugieß in Süfcon).
S)er bamalß gebruetten /f 93cfd^reibung berer faoorablcn Gonbttionen,
fo beö ju SKectlenburg * ©cfyroerin unb ©üftrau regierenben &erfcogß
2)urd)laud)t benen ju einer jrocrjten Kolonie in 33üfcau ftd) angebenben
franfcöftfdjen reformirten Flüchtlingen gnäbigft aecorbiret," fönnen
mir bie ©injelljetten biefeß jroeiten 33erfud)eß entnehmen. 2 )
2)rei in Hamburg rooljnenbe Äaufleute, Sacqueö SBignolcß,
3Uejanbre glaaarb unb Nicolas ©entien, Derfpradjen, 50 franjöftfdje
gamilten in ba& Sanb 5U führen, oorjugömeife $anbmerfer, „fo
Söollc verarbeiten." 2)iefelben follten reblidjen unb untabeltjaftcn
Stufeß fein.
3ebe gamilie erhielt 50 £l)aler Söfegelb, fomie auf bie Stauer
t)on 6 Sauren ein allerbtngß erft ju erbauenbeß £auß mietfrei,
gür bie gleite 3*it mürbe SlDen greifjeit oon Auflagen unb Steuern
oerfprodjen, roätjrenb man ifynen bie 9ied)te aller fonftigen Unter*
tränen juftd^ertc. S)ie freie Ausübung ber reformierten Sieligion mar
felbftoerftänbltd). ©in großer ©aal im Süfcoroer Schlöffe mürbe für
biefen ßmd einftroeilen als 33erfammlungßort jugeftanben, fo lange,
biß man an ben Sau einer Äirdje gelten fonnte. 2)en Sßrebiger,
melden bie Kolonie ft<$ felbft mahlen burfte, t)erfpra<$ ber &erjog
mit freier Sßoljnung unb 250 £t)lr. auß ©taatßmtttcln ju befolben.
2)en Vertrieb ber oon ben ©tngeroanberten Ijerjuftellenben SBaaren
übernahmen bie brei genannten Äaufleute unb mürben gleid)jeitig ju
Hoflieferanten ernannt, mit ber 33erpflid)tung, 9llleß, maß ber ^erjog
>) Slctcnftiicfe 9*r. 11.
2 ) Nctenftücfc 9*r. 12.
9?
unb fein £of an 33rocaten, golbenen, ftlöcrncn, feibenen unb roottenett
©toffen, borbierten Äleibern u. bgl. m. nötfjig l)aben würbe, „ofyie
33orfd)u{3 aus ber erften &anb fommen ju laffen unb »or einen
raifonnablen $reiö an unferen §of ju liefern." @tn 3eber oon
ifynen erhielt für feine 33emüf)ungen um bie Sefdfjaffung ber betreffen*
ben gamüien ein ©efdjenf oon 30 £fjalern. ©nbltdfj fpradj ber
lefcte ^ßaragrapl) ber 33ebingungen oon einem junädEjft einjufü^renben
3oH auf Strümpfe, &üte, SBollenftoffe, £üdj)er, £abadf u. f. to., „um
baburd) nid)t allein ben Sßcrfauf ber einfjeimifd&en 2Bal>ren ju be*
f orbern, fonbern audj me&r Seute einzuführen." SBorauöfefcung mar
nur, bajj biefe ©egenftönbe, beren Slbfaß ber §erjog beförbert roiffen
wollte, in auöreidjenber SDlenge im Sanbe erjeugt mürben. 3 ur
Unterftüfcung bei ber 2lrbeit unb beljufß SKuöbreitung ber ©efd&tdlicfc
feit follten bie SRefugiöö junge SWeflenburger olö 2ef)rlinge annehmen.
2lud) biefeö 3JlaI gelang es nidjt, bie in üluöfidjjt genommene
3af)l oon gamilien in'ö Sanb ju sieben. @iner ber brei Äaufleute,
£err SSignoleö, fdjeint ftdE) überhaupt oon oornfjerein garnidfjt bei ber
Sluöfüfyrung beö 33orf)abenö beteiligt ju Ijaben; wenigftenö ift nur
oon ben beiben anberen bie SRebe. 9laü) einem SBerjet^ni^, meines
bie granjofen im 3luguft 1704 aufteilten, Ratten fie 10 @t)e*
paare mit 13 Jtinbern unb 4 Unoer^eirat^ete jur Ueberfiebelung
nad) Süfcoio ju bewegen oermodEjt. 1 ) 3lHerbingö roirb einer etioaö
fpäteren Eingabe ber Drganifatoren an ben §errn Äammerrat^
Sßareniuö eine Jlamenölifte oon 41 gamilien angefdEjloffen, bie jur
Siieberlaffung in üßellenburg bereit mären, oorauögefefct, ba§ bie
bort 2lnioefenben mit bin SSerfyältniffen jufrieben feien. 2)abei mirb
bemerft, ba§ 27 anbere Familien, bie ftd) jur Qüt in §atte, ©dfjioa*
bad) unb ©rlangen aufhielten, ebenfalls nidjt abgeneigt roären, na<$
■Dteflenburg ju fommen. 2 ) 2)od) f)at eö offenbar bei ber guten
2lbfid)t biefer ^erfonen fein Seroenben gehabt. 2)enn in einem in
9?oftodf am 6nbe beö Safjreö 1704 aufgenommenen SßrotofoH über
bie in 3!3ü£on) unb ©üftroio antoefenben, b. f). tootjl neuerbingö f)tn*
jugefommenen granjofen unb üjre perfönlidjen SBerfjältniffe finb nur
5 Unoerfjeiratfjete unb 9 ©fyepaare mit 6 Äinbern, b. t). im ©anjen
29 s ßerfonen, aufgeführt. 3 ) 3m 3>af)re 1707 aber meift bie franjö*
fifdje Kolonie in 39ügoto nidjjt mel)r als 143 Sßerfonen auf. 2)em*
nad) fann ber Sßunfd) beö ^erjogö nad) einer grö&eren ftafyl oön
©inroanberern faum in Erfüllung gegangen fein. 2)a fdjon im
l ) Wctenftücfe ^r. 15.
*) 5lctenftücfe ftr. 18.
•) 5lcteuftücfe ^r. 19.
3af)r6u<$ M 5Ber. f. mefl. «cf*. LXL 7
98
Saljre 1701 ftdf} einige 80 ^ranjofen in 33ü|ow etngefunben Ratten,
von benen einige, benen es fdE)ledE)terbingS md&t gelang, fidf} einjuleben,
wteber fortgejogen waren, fo fönnen bei ber jwetten ©inwanberung
wotjl nidjjt oiel mef)r als 50—60 5ßerfonen eingetroffen fein.
2)a§ biefelben mdjt birect aus granfreidE) famen, liegt auf ber
£anb. Um biefe 3*it Ratten in 5RorbbeutfdE)lanb bereits an mehreren
©teilen SRieberlaffungen oon SRefugiös ftattgefunben, in Hamburg,
SKagbeburg, £alle, ©tenbal, 33erlin unb anberen Orten, ofjne bafc es
benfelben überall gelungen märe, ftd) in bie twrgefunbenen SBer^ältniffc
einjuleben. SHandjeSmal ereigneten ftd) Jtonfticte mit bm 2lufftd)ts*
beworben, bann fdfjienen ©injelnen bie 9lusfidE)ten auf lotynenben @r*
merb nid)t glänjenb genug, unb fo gab es im erften 3afjrjef)nt nadjj
Sluf^ebung bes ©bicts oon Nantes mefjrfadfje &in* unb &ermanberungen.
3<f) oermutlje, bas unfere SRefugieS aus Hamburg unb SWagbeburg
gefommen fein werben: auf erfteres fd)lie&e idjj, weil bie Äaufleute,
mit benen ber iperjog t>erf)anbelt, als bort woljnenb erwähnt werben ;
an SKagbeburg benfe id) wegen melfadjer Uebereinftimmung ber
■Kamen bortiger unb ^iefiger 9tefugiös, obgleich natürlid) ein jwtngen*
ber 93eweis barin ntd)t gefef)en werben fann.
©af) ber &erjog feine Hoffnungen in *8ejug auf bie 3^1 ber
Slnfömmltnge getäufdjjt, fo fann er in 93ejug auf tfjre Berufe
ebenfowenig befriebigt gewefen fein. 2Bir miffen, ba§ er nament*
ltd) bie SBoHinbuftrie in's SKuge gefaßt fjatte. Sebod) erf djeinen
unter ben neuen Slnfömmlingen nur ein JBollfömmer, ein £ud)tnadfjer,
ein gärber unb ein ©trumpfftrtder. SDie anbern finb Sotjgerber,
Änopfmadljer, £anbf<$ul)mad)er, £tfd(jler, £abads* unb Sßaibbauer.
9tud^ einem Sd)tnieb begegnen wir, beffen ©pecialitöt bie &erftellung
oon ©trumpfftütjlen war. Snbejj} motten bod) biefe $anbwerfer, bei
bem SKangel an ©ewerbetreibenben im 9lUgemeinen, fdjliefcltd) nid)t
unwiHfommen fein.
2We biefe Seute waren mit wenigen ausnahmen blutarm,
erhielten if)re 5—10 Stfylr. SranSportgelber unb waren froher
Erwartung ber 33ortf)eile unb $ßrimlegten, bie ifjnen in 93ü|}ow JU*
gebadjt waren. Sie werben in bem erwähnten SRoftodfer Äammer*
protofoll als „pauvre" ober „oljne üDHttel" djarafteriftert. 1 ) 3luv
oon bem einen £udf)mad)er fjei&t es, baß er „bei guten SUHtteln ift
unb anbere Seute fann arbeiten laffen", b. I). alfo anbere ©ewerbe*
treibenbe verlegen, ©enannt wirb aud) ein Slbliger, £f)eopf)ile be
9}}oreau, seigneur be ©elrofe, ber bie 2lbfidf)t f)atte, ein Sanbgut ju
faufen. 9totürlid& blieb biefer, wenn überhaupt in SDteflenburg,
*) Bctcnftüde 9k. 19.
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{ebenfalls nidfjt in Süfcow. 2)iefe 3JI ittello ftgf clt , bic man au<$
bei ben üWitgliebcrn ber erften Kolonie oermutyen barf, obgleich
fte bei iljnen mdE)t auöbrüdltd) bejeugt tütrb, oerfc&ulbete es, bag
unfere gremben fid) anfangs garniert in Süfcom jurec^tjufinben
oermodEjten unb unauffjörlid) mit Sitten unb Sefc&merben ber 9te*
gierung nagten. 2)er &erjog fetnerfettö fuc^te mit ben nic&t fe^r
anfetjnlidjen 2Tutteln, bie tfym ju ©ebote ftanben, biefelben t&unlid&ft
ju förbern. 9lodj im Sßooember 1703 beauftragte er ben ©eneral*
major oon Sergfjolj}, bem er bie oberfte 2luffidE)t über bie ©in*
ridEjtung ber Äolonie übertragen §atte, 25 Käufer für bie ju er*
martenben gamilten erbauen ju laffen. gür biefen Qmtd wies er
8000 £§lr. an, idcIc^c bie Meuteret jmar nic&t augenblidfltdf) Ijerju*
geben im ©tanbe war, bie aber geliehen werben follten. 2)rettaufenb
SEfjaler glaubte man ju 33 e ginn bcö näd&ften Satjreö jurüdfjatylen ju
fönnen, ben SReft nerfprad^ man mit 6 Sßrojent ju oerjutfen unb
nad) unb nad) aus btn Stenteretgef allen jurücfjuerftatten. 2l(ö nun.
nid)t fo tuele gamiüen, wie erwartet mürben, erfd&ienen, oerlor
bie Äammer, bie btn Sau leiten follte, bie Suft unb fprad) fid) ba*
t)tn aus, ba§ „bie angewanbte SDtüfje übel compenftret meiere." ©ß
beburfte ber ganjen ©nergie Sergtjolfc'ß, um ben Sau ju ©nbe ju
führen, ©r betonte gewi| richtig, ba&, „fo lange feine Käufer er*
bauet ftnb unb jur üJtonufactur feine anbere 2lnftalt als btßljero ge*
madEjt ift," man nid)t fjoffen fönne, mit ber Äolonte ju reuffieren.
2)aj3 unter folgen Umftänben nid)t alle bie urfprünglid^ pro*
jeetierten 25 Käufer gebaut mürben, Derftanb ftd) oon felbft. 3mmer*
f)in begann ber Sau, unb im 3luguft beß 3a^reö 1704 mar ein
£auß für 4 gamilten, beffen &erftellung jroifc^en 700 unb 800
Stfjalern gefoftet f)atte, fertig, ©djjon im Dctober beffelben 3a§reß
befahl ber &erjog, ein anbereß §auß oon 100 gufc Sänge unb
35 gujj Sreite ju erbauen unb, um an ben Äoften ju fparen, würben
oier 3)rei)oiertel $üfner aus -Jiienborf mit 2lnfut)r ber 3Katertalien
unb ber £anbarbeit beim Sau beauftragt, ©in britteß &auß, für
fedjö gamiUen, entftanb in ber tyit oon 3o^anniß 1705 bis 1706,
unb wenn and) tangfam, fo rücften bodfj nad) unb nad) bie anberen
geplanten unb nötigen Sauten ebenfalls t)or. ©tner „©peeifkation
berjenigen Käufer, weld&e 3^re &od)fürftlid)e 2)urd^laud)t in Sü&ow
neu erbauen unb fauffen laffen" oom 9lpril 1708 entnimmt man,
bajj im ©anjen fieben Käufer oerfdtjiebener ©rö&e, tfjeilß fleinere für
eine gamilie, tfjeilß größere für 2, 4, unb 6 gamilien erbaut worben
waren. Ueber bie gefammten Äoften, weld&e biefer Sau oerurfad^t
fjatte, fehlen bie 9lngaben. 3n einer gelegentlichen 2lufjeid)nung
barüber, maß ber Jperjog in ben 3ö^ten 1698, 1699, 1700 unb
100
1703 für bie granjofen ausgegeben l)atte, ift bie aUerbincjß nidfjt
große Summe non 1328 (Bulben Derjeid&net. SDocij fann barin
natürlid) bec £äuferbau nidE)t mit eingeregnet fein. 33ereinjelt er*
fäbrt man von einer Unterftüfcung, bie er im 3<*f)re 1709 einem
Strumpfwtrfer Sßierre ©ineouß im Setroge oon 30 £t)alern unb im
3at)re 1710 einem anberen, Seremiaß 33tal, imSBetrage oon 200St^)olern
,,jur fortfefcung feiner profeffton" bewilligte. ©emiß läßt ftdi) an*
nehmen, baß bei bem Sntereffe, baß ber &erjog für bie Kolonie fjatte,
er fomel in feinen Äräften ftanb für bie Sßitglteber getfjan fyaben
wirb. -Kur bürften eben SBoHen unb Äönnen, wie im benad&barten
SBranbenburg, ntd&t immer im ©mflang gewefen fein.
2tn allgemeinen SRaßregeln jur görberung beß ©ewerbewefenß
würbe im 9M 1705 ba& frühere ©biet über bie SBollauffäuferei
in Erinnerung gebracht, ©ß follte überall befannt gemacht unb
„affigiret", aud) auf feinen 3nt)alt in allem ©rnft gehalten werben.
2)aran fcfjloß fidlj eine Sd&auorbnung für bie £ud£)mad)er in allen
meflenburgifdjen Stäbten, bie barauf abjielte, buret) befonberß baju
oerorbnete Sßerfmeifter bie SBeberei beaufftdfjttgen ju laffen unb eß
auf biefe SBeife ju ermöglichen, t>a$ £üdjer oon befferer Sefdjjaffen*
t)ett alß bißfjer fjergeftellt mürben. 1 ) gerner mürbe im September
befohlen, ba$ bie Sotje in einem gewiffen Umfreife non Süfcow ge*
fammelt unb jur 2lufnal)me ber ©erberei nadE) ber Stabt gebracht
werben folle.
2Baß auf biefe SBeife gefdjjaf), mar bodE) ju wenig, um bie
granjofen befriebigen ju fönnen. Saß bem &erjog feine anfefjnltdfjen
Sßittel jur Verfügung ftanben, war flar. SBenn iebod) bie oer*
fprodjenen jef)n S£t)aler £ranßportgelber bzn einjelnen gamilien nid&t
außgeja^lt, wenn bie guten SBofjnfjäufer, bie man glaoarb unb
©entten in 9lußftdf)t geftellt f)atte, itjnen ntdjjt eingeräumt, fonbern
fie in einigen 3imntern beß Sd)loffeß untergebracht würben, fo fann
man eß ben gremblingen nid£)t üerbenfen, ba^ fie mit Anträgen unb
Sitten nidjt nachließen. 93efonberß mit bem ©eneral 93ergt)olg, ber
tum ©üftrow auß alß tjerjoglid&er Äommiffar bie Äolonie leitete,
fonnten fie ft$ nidfjt redf)t oerftänbigen. Sie Ilagten, baß er baß
jinßlofe SDatjrlefjn von 6000 £t)alern auf trier 3at)re, baß er ifynen
nerfprodjen, nid)t beforgt Ijabe, baß er einjelne SRofugieß in feinem
^rioatintcreffe befcfyäftige, mätjrenb fie bie Errichtung eines SJiagajinß
befürworteten, an baß alle Äoloniften tfjre ©rjeugniffe abliefern follten,
um fo einen §anbel in'ß 3lußlanb in Scene fefcen ju fönnen.
39ergf)olf5 feinerfeitß ftellte überhaupt in 3lbrebe, mefjr oerfprodEjen ju
) $ard)imfcf)e ©efefefammlung, 2. Shtfl., 93b. 5, ftr. 1448.
101
Ijaben, als er bot, unb befdfjulbigte bie gfranjofen, bcm Vertrage nid^t
nad&gefommen ju fein, ftatt orbentltd&er unb fleißiger Arbeiter eine
„StacatHe" na$ 93ügom gebracht ju fjaben, oon ber brei bereits
wieber befertiert feien. 1 )
@leid(jwof)f werben bie granjofen infofern nidE)t otjne ©runb
geflogt fjaben, als fid) nidE)t alle SBerfpredjjen, bie man iljnen gemacht
Ijatte, fdjjneH fofort erfüllen ließen. ©djjon im üßai 1704 befdjmeren
ftdb bie Unternehmer bei ber Kammer, weil fiel) nid)t 3HIe8 fo glatt
abfptelt, wie fie fidlj möglicher SBeife gebort Ratten, worauf tfjnen
ber SBefdfjeib wirb, fie foHten ftdj) nur gebulben; was in ber 2)e*
claration tljnen jugefid^ert fei, werbe ftricte gehalten werben. 2)a
baS bodE) nidf)t gefd)ief)t, fo formulieren bie beiben Kaufleute in einem
SBerid^te bie Sebingungen, unter benen bie 8 ober 9 ©depaare, bie
bereits in Süfcow waren, ftd) niebergelaffen Ratten unb unter benen
eine weitere ©ntwtdfelung ber Kolonie benfbar wäre. 2 ) ©te bitten
um 2lusfef)rung ber oerfprodjenen £ransportgelber unb um einen
33orfdE)uJ3 oon 2000 ^alern für ein ju erric&tenbes 9Jlagajin ober
um SöoHe in bemfelben SBertfje. ©ie münfd&en 2 £>ufen SanbeS
mit 1 iäfjriger abgabenfreist unb gelberbeftellung bur<$ bie meflen*
burgifd&en Sauern, Saumaterial jum ipausbau, bie Seredfjttgung jur
SBeranftaltung einer Sotterie aerfd&tebener Sßaaren im SBertfje oon
10000 Malern. S)ie Kammer, welche über biefe unb äfjnlidfie 33or*
fcfjlage etngefjenb berietl), oerf)telt fidf) im Slllgemeinen benfelben ju*
ftimmenb gegenüber, ©ie üerfpradö bie 10 £ljaler Steifegelb fobalb
als mögltd) aushallten, jebe fähige Mamille gerne mit SBolle ober
baarem (Selbe ju unterftüfeen, bamit fie ityr ©ewerbe beginnen
fönne. glaoarb unb ©entien foUten Jeber baS Derfprodfjene gute
SBofjnfjaus, eoentuell Sanb befommen. ©elbft bie Sotterie wirb er*
laubt, oorausgefefct, baß bie Sebingungen ber Kammer oortjer unter*
breitet würben. Silber furje Qzii barauf weift bie Kammer ben
8icent*3nfpector in Süfeom an, t)om l.Dctober 1705 bie granjofen
gleichfalls jur Sicentja|lung fjeranjujieljen. 2)iefe üßaßregel ftanb
{ebenfalls mit ben jugeftanbenen fedjö greija^ren nid&t im ©inflang
unb t>ermutf)fidE) ftieß audj) bie Sfosfütjrung ber anberen 33erfpredf)ungen
auf Sßtberfprud). SBenigftens wirb man ju biefer SKuffaffung ge*
brängt, ba bie beiben Unternehmer fidlj im September 1704 birect
an ben £erjog wanbten unb itjn um bie Bewilligung ilpr gorberungen
baten, bie fo wenig bebeuteten „pour un si grand prince". 8 ) ©leidjj*
jeitig gingen fte and) ben Kammerratf) 93aremus barum an, ein
l ) Wctenftüde 9tr. 14.
*) 2lcteuftücfe Wr. 15.
•) 5lctenftücfe Mx. 17.
102
freunblid&es Söort für feine Sanbsleute an ma&gebenber Stelle ein*
julegen. 1 ) 3n beroegenben SBorten f Gilberten fie bic Ungeiüt^eit
U)rcr Sage, bie allen gortfdfjritt ^emme, bas ttngemacb, bem ftc im
ungemeinen ausgefegt feien : „vous savez depuis combien de temps
nous sommes en souffrance." Äurj, bie Situation wirb immer ge-
fpannter unb ungemütlicher unb im 2lpril 1706*) bat §err glaoarb
cnblidfj um feine ©ntfaffung. „C'est Messeigneurs/ fdjreibt er ber
ftammer, „le mauvais traitement, que jai requ dans ce pais
despuis le jour de mon arrivee jusques ä presan tant de eelui,
qui avait direction ci devant de la colonie que de plusieurs
particulliers ä qui j'ai rendu service." 3>ann fegt er in leiben*
fd&aftlid&er Spraye bie ©rünbe auseinanber, bie tyn jum fortgeben
jwängen. ^rotx 3a^re lang Ijabe er in Süfcow oerfebt in ber &off*
nung, bafe SÄtteS ftdj beffer geftalten würbe, feine Unfoften gefreut,
mebr als 1000 St^aler für feine gamilie ausgegeben, aber burdj bie
geiler bes $errn ©eneral 33ergbolfc fyAt er nidjt ju reuffieren oer*
modjt. $taoarb ftebelte nunmehr nacb Sübecf über, wo er ftdf) ein
£aus &u bauen beabftdfjtigte unb bas Material febon eingefauft Ijatte.
Of)ne SBeitereS liefe bie Äammer i§n übrigens niebt jieben, fonbern
mad&tc $8erfu<$e, ityn ju galten, bie letber oergeblidje waren. SWit
bem anberen Unternebmer, Qtrxn ©entien, fam es nidjt bis jum
S3ru<$. greifte!) ^attz er nur 100 23>aler SBorfd&ufe oerlangt, mooon
U)m bis jum §erbft 1706 60 ausgejätet morben waren. 9Iber
Dermutbüc^ mar er md)t im Stanbe, feinen SBobnftfc ju wedfjfeln
unb blieb.
2Ber bei biefem 3 erro ^rfni6 bie £auptfdj)ulb trägt, ob bie
granjofen übertrieben, — wer möcbte auf ©runblage ber fpärlid)
erhaltenen fdj)riftUd(jen Sftadbricbten aus Jenen £agen entfdieiben ! SBie
ein ©ngeftanbmfj ber ftammer fiebt es aus, bafe fie fpäter &errn
glaoarb aus Sübecf juriiefberief unb Hjm ein jäbrlicbes ©ebalt Don
60 ^b^Iern oerfprad). 3>od) aud) biefcs ju jaulen, fd&eint feine
üßögüdjfeit gewefen ju fein, ba im 3>ecember 1710 bie SBittme
glaoarbs t>erfud)t, bas, was man il)rem oerftorbenen üWanne fäulbig
geblieben, ju erlangen.
4.
SÄudjj bie jweite Äolonie batte alfo mit äßtberwärtigfeiten ju
fämpfen unb wollte nidjjt reebt gebetben. £er Sicent*ßommiffar
ßngel, ber im September 1705 33üfcow auf einer Steife ftreifte unb
') Slctenftücfe s Jh\ IS.
*) Bctenftürfe Mr. 2±
103
barübcr an ben ftammerratl) SBarentus berichtete, bezweifelte, naeöbem
er bie 9ftanufactur in 2lugenfdE)etn genommen, iljre Sebensfäljtgfeit.
@r meinte, „ba|3 foldjje 33ü|owfd(je äßanufaciuren auf t&igem gufce
nidjt befielen fönnen unb werben, fonbern btc Manufacturiers wteber
oerfaufen muffen." Unb btefer ©ebanfe befjerrfdjjt nodj) 12 3al)re
fpater ben ^rebiger ®efdE)ampS, ba er im £inbfid auf feine traurige
Sage um feine ©ntlaffung bat. Sebodjj lieg fid) ber treue ©eelforger
bewegen, ju bleiben unb darrte bis ju feinem 1730 erfolgten £obe
bei feiner Meinen ©emeinbe aus.
©injelne Jtoloniften ftrebten ebenfalls wieber fort, ©o bat im
3uli 1707 ein ©taminmad^er Sßierre £arbiff, bie Sfaftebelung oer*
laffen ju bürfen, ba feine grau, bie er fidj aus 33erlin geholt, bie
Suft in 33ü£ow nid^t oertrage, aüejeit unpaglic^ fei, überbies iljre
fränflidlje ÜJlutter in Serlin pflegen muffe. 1 ) 2)ie ftammer gewährte
feine Sitte unb verlangte nur bie SRüdEerftattung ber auf ifjn oer*
wanbten Unfoften, fügte aber im Uebrigen bem 33ef<$eibe bie 33e*
merfung f)inju, „ba& man fjinfünftig ben granjofen ' mdfjt geftatten
bürfe, SBeiber aus 33erlin ju nehmen, bann fte baburdjj debauchiret
mürben." £)ie burdj) il)n oerurfad()ten Unfoften berechnete bie Äammer
in biefem gaUe auf 50 SRtfjlr. ©te nal)m bie £ausmtett)e für
4 3>al)re ju 16 SRtljlr. an, berechnete ben Ausfall an Äonfumtions*
fteuern in ben fed)S greijatjren auf 5 9ttf)lr. 32 ©d&illinge, unb bie
8jäf)rige Befreiung oon allen „bürgerlichen Oneribus" offenbar ju
etwa 28 9ltt)fr. SMefe 9ted)nung wollte bem granjofen nidjt ein-
leudjten; er entfd&ulbigte fidf) mit feiner 9lrmutf) unb bat um ©r*
mä&igung bes Betrages auf 30 ÜKt^lr., oerfpra<$ aud), falls bie
©efunbljeit feiner grau es geftatte, nrieber nadd 33üfcom jurücffeljren
ju wollen. 33emcrfen8mertf) ift in feinen Ausführungen bie 93ef)aup*
tung, ba& er 120 9itf)lr. baar nad) äfteflenburg mitgebracht unb bei
feiner lieber laffung jugefefct fjaben wollte. 2 )
©flauer fing es ber ©trumpfrotrfer Pierre ©ineous an, ber,
weil er ben SSorfdjufj oon 30 ^alern jurücfjuerftatten nidjjt im
Stanbe war, mit feiner grau, bie eine ®eutfd)e war, im 3al)re 1709
l)eim(id) nad) £annooer entmtd). SHHerbingS würbe er bort oon ber
$oüjei erfaßt unb über feine gludjt oerljört, aber bie meflenburgifdje
SRegterung leiftete 93erjid^t barauf, ifjn jurücfjunefymen, ba aus ber
Kolonie berietet würbe, ba$ SJlann unb grau nidjt in gutem 9lufe
ftänben. „Unb fjat man tfynen Die Sdjulb geben wollen, als wtnn
fte beiberfeits Siebtjaber oon öranbwein wären."
v : 9lctcnftüdtc 9Jr. 29, 30.
') Slcteuftücfe 9lx. 30, 31.
104
3n bie 3^it unmittelbar nadj Segrünbung ber sweiten Jtolonie
fällt ein Streiften bcS Stönigß Don Sßreufjen, ber ben ^crjog
oon üfleflenburg erfudjte, fid) ber Flüchtlinge aus bem gürftentbum
Drange annehmen ju wollen. 1 ) 2>ie branbenburgifdje <5rbfd)aft bes
Sänbcrjens Orange, mitten im [üblichen ^ranfreicb, am linfen Ufer
ber SRtjöne gelegen, (am im Safjre 1704 beftnitio an granfreidj.
©te gofge baoon mar, bafj ber größte £rjeil ber oranifdjen ^rote=
ftanten, bie auf ©runb be§ @bict6 tum gontainebleau jeßt rechtlos
mürben, 9leigung geigte, nadj *ßreufjen auSäiimanbern, beffen König
fie als iljren redjtmafjigen §errfcb>r anfallen.
SDer Sßröftbent bes oranifcfjen Parlaments roanbte ftdj mit be*
SSitte um flütfe ntdjt oergeblidj an König Sriebrid) I. 9iidjt nur/
ba§ biefer eine Kotierte für bie Orangeois oeranftalten liejj, erflärte
er fict) audj bereit, fie in fein Öanb aufjuneljmen unb fudjle offenbar
iljrer 9£ieberlaffung anberSroo ebenfalls bie Siege ju ebnen. 2 ) SHefetn
SBeftreben oerbanft baö erwähnte gdjreiben beS preuf?i(d)en Honigs
feine ©ntftefjung. ©8 wirb in ifjm gefagt, bafj man in Sranbenburg
fd)on mit ber „Subfifteng einer grofen Slnja^l franfcöftfdjer 3iefugiir*
ter, roie aud) SBaQonen unb Sßfältser djargtret fei," unb ber &erjog
barjer erfudjt, feinerfeitö mit einer „Senfteuer ber 9iotlj unb Misere
biefer armen oertrieöenen Seule" abhelfen ju wollen.
9Ius ben Abgängen ©injelner auf unerträgliche 3uftänbe in ber
Kolonie folgern ju wollen, märe motjl ooreilig. Sie Slnfprüdje roaren
eben nerfcfjieben, bie 21cclimatifation für an anbere Sebenönergättniffe
gewöhnte 5ßerfonen nietjt leidjt. Kein Sßunber, wenn bie gteml
roieber fortjielten mottten, falls fid) an einem anberen Drte
befferefi Unterfommen bot.
9ln bie Siede ber 2tbjtetjenben traten übrigens 2Inbere.
ftenß finb in ben Steten cerfrliiebene Slnmelhutgen unb ©efuc
üftteberlaffung unter ben gleidjen Sebtngungen, roie fte beni
Koloniften gewährt warben waren, enthalten. 3ft aud) n'
bemerft, bafj ber Sitte ©efjör gefdjenft würbe, fo ift es t
JRegel gewif ber gaU gewefen, ba es ja eben Darauf anfam,J
b>ranjuiiel)en. So fiebelte im 3ab> 1704 ein Strumnfnj
9Ibrntjam 2JIarrineau aus Berlin mit gamilie, 1707 ein
©uiEaume 33IiffoHe oon ©üftroro nad) SSüßow über. 3j
ber 1705 bittet ein Sßeifjgerber 3ean SMijeur, ber Kai
Befi&t, f«ne SfJrofeffion fortjufefcen, um 5lufnnljine, bie [
jugeftanben roirb. 3m Saljre 1711 melbet ftaj ein j
') »ctenfWft 9Ir. 13.
*) ©ef^i^öbtötttt, 1. Qeljnt, §eft 4, @. 41.
105
SBollfömmer, ber gugletdE) SBmterftrümpfe ju fdjeren unb ju maKen
meiß, unb im Dctober 1712 motten trier franjöjtfdE)e gamtlten nadE)
SBüfcoro fommen, bic aber freiließ, „ba mit SJtanufacturen bcr) je&igen
3eitcn roenig ju üerbienen," um 3umeifung t>on 9l<fer bitten, ©o
fanb ftdj für ben SBerluft balb ©rfafc, unb aud& an SBorfdpgen, bie
feine 33erüdfftdE)tigung finben fonnten, fehlte es nid^t. @o melbete
fuf) 1705 ein 5ßaRementeur 3acque P2lngloiS, ber gegen 100 £t)afer
33orfd)uß unb 20 S£l)aler jur Slufftettung eines ©tutjles, ber ©igen*
tfyum bes §erjogs bleiben follte, alle Sßofamentter Arbeit in ©olb,
©über unb ©eibe, bie man bisher aus ber grembe bejogen fjatte,
ju leiften t>erfprad(j. 9loi) größere ütnforberungen an bie ijerjoglidfje
Äaffe fteHte ©ffage &uot aus 33erlm, ber eine ©olb* unb Silber*
treffen *§abrtf in SBüfcou) ju erridfjten bereit mar unb in einem
umfangreichen Sftemorial feine 3>been auseinanberfefct. @r wollte
7—8 Arbeiter mitbringen, alles SBerfjeug anf Raffen, in 3 2Jtonaten
bas ©efcfjäft in ©ang fegen unb ben £of fonrie Sßrioatperfonen alle
3eit mit guter frifdfier SBaare befriebigen. 3)afür verlangte er aber
ein ausfdjjlteßltcfyes SJJrimleg für feine 9lnftalt, eine freie gute SBof)*
nung, lOjäljrige 2Ibgabenfretfyeit für alle an ber SOlanufactur 93e*
heiligten unb einen SSorfdjuß oon 2000 £l)alern, tum benen er nur
bie £älfte allmä^lid^ jurüdäujaljlen bereit mar, bie anbere Hälfte als
@ef<|enf aufgefaßt rotffen mollte. 2)a mar es roofjl erflärlicf), baß
ij)m geantwortet merben mußte : auf einen berartigen SBorf dEjuß f önne
man feine Hoffnung madjjen.
Unb nid)t nur granjofen, aud& beutfdEje ©emerbetreibenbe er*
Härten auf bie Runbe oon ber Eröffnung ber Äolonie in 33üfcoro
i^re 33ereitroiHigfeit, ftd) berfelben an juf daließen. Ein reifenber
§anbroerfsburfd), 3of). G^riftian ©ifenfen aus Äaffel, mollte jroar,
ba er gehört, „baß 3f)re &odf)fürftlidf)e $)uxä)la\xä)t gnäbigft gefinnet
allerfjanbt professiones in 2)eljro Sanbe anjunefjmen," in ©dfiroerin
fidf) als ©trumpfroirfer nieberlaffen, mürbe aber bebeutet, nadE) 33ü£oro
ju geljen. 9tuS Süneburg mürbe ein SBanbmadfjergefell, 3lbrafam
©ietridb SWolle, nad& SBüfcoro berufen. ©in aus SKeflenburg ftammen*
ber ©olbfd^läger, SEobiaS ©effjarbt, mar bereit, als „§ofgolbfd(jläger"
unb mit einem Sßrimleg nebft 200 S^alern SBorfdfjuß mieber in feine
&eimatlj jurücfjufefjren. ©in berliner, ©eorg 6f)rifttan Sänifd^,
erbot ftcij, ba man xffta bas 8anb üßeflenburg fe^r gerühmt fjabe
— es fjabe alle Regalien unb fei fonberlidfj reidE) an SBolle — , eine
£udf)mad(jeret in ©cene ju fefcen.
©erabe biefeS lefcte ©emerbe fiatte oon je^er bes £erjogS 9luf*
merffamfeit erregt. S)a nun bie berufüd&e 3 u f ammen f e 6 un 9 & er
franjöfifdjen Äolontften in biefer SRid&tung nid^t genügte, entfd&loß er
106
ftdj, beutfdje £ud)tnad()er ju berufen. 3m Dctober 1705 tljeUt ber
§erjog bem Süfcoroer 9lmtßfdf)reiber mit, ba§ er bereit fei, biefelben
3ugcftänfaniffe, weldlje ben SRefugieß gemacht feien, audj) beutfdjen £udjj*
magern einjuräumen, b. I). greijafjre unb 10 3$aler 9?eifefoften. ©o
famen benn, unter benfelben Sebingungen irie bie granjofen, nrie
eß fdfjeint, quo ©ad)fen, 5 £udjmad)er unb 1 £ud)fdjerer Qn unb
tnftallierten fiel) in 33ügoro. 2JHt biefer Snbuftrie t)tng bie oben
ermähnte ©dEjauorbnung jufammen. allgemein mar bie Äloge erhoben
roorben, ba% ber 30 jährige Ärieg bie früher blütjenbe meflenburgifdfje
£udEjmadfjerei in SBerfatl gebracht unb bamit ben Stäbten feljr
gefdjabet §abi. ©in unbattrteß Memoire, roeldfjeß ff o^noergreiff ttd^c
©ebanefen baß in benen 9Jiedlenburgtfd)en Stäbten jerfaflen ©eroerefß
ber £ucf)macf)er unb befeen 5Btebereinfüf)rung betreffenb" außfprid&t,
betont, baf} man biefe £anbroerfer oon außroärtß fyeranjtefien, ifjnen
einige greijafire jugefteljen, fie mit 28oHe oerfetjen unb ben SDudj*
tjanbel orbnen mü&te. 1 ) SBirflidf) lieg ftdf) bie S3üfcoroer £udj)madf)erei ,
anfangs gut an. ®er 2tcent*3nfpector Sßadjafmß 3 an & er beridfjtet
im Dctober 1706, fte fei in folgern 3 u ftonbe, baß man ftdf) mit ber
3eit einen guten 5ßrogre§ oerfpredfjen tonne. 3lber balb entfielt audjj
bei ben ®eutfdjen Unjufriebenfjeit. ©ie Hagen, bafc fte nidfjt rotffen,
woljin mit ben Safen; man fjätte i^nen oerfprodfjen, biefelben für
bie SMontierung abjuneljmen ; aber baß fei nid^t gefdjjefjen, unb obrool)!
fie bereit mären, fie billiger ju oerfaufen alß geroöfjnüd), fo fanben
fte feine 2lbnef)mer unb fyätien lange 3 c *t feinen geller ©elb im
&aufe gehabt. Später befdjroeren fie ftd) über bie itjnen angemiefenen
Sßoljnungen, bie ju eng unb nid^t gut genug feien. Sftamentlidf) ber
33oben gemäße nidf)t genügen ben SRaum, um bie SBoHe barauf lagern
ju fönnen; \tatt ber 2Rietf)e bitten fte ben &erjog, Safen Don ttjnen
annehmen ju roollen. ©erabe biefe Seute Ratten naef) ber Specificatio
oom Sa^re 1707 ganj anfefjnlidje ©elboorfdjüffe erhalten. 3luguft
£ietl t)otte 235 «Rftlr., £einridj Scptt 253 Ktljlr., ein britter
£ud)tnad(jer 197 9ttt)lr., ein inerter 119 SRtfjlr. u. f. ro. empfangen.
5.
3)ie gleiten Silagen, wie bie beutfdjen ^ud^mad^er, erhoben au<$
bie granjofen unb berührten bamit einen $unft, ber roaljrfdieinlicf)
bie Jpaupturfadfje für bie geringe ©ntnridfelung ber Kolonie geroefen ift.
SDie ©ewerbetreibenben nermodjten il)re ©rjeugniffe nidf)t abjufefcen.
33ü§oroß Seoölferung war wenig f auf f ä£)ic( ; weitere SWärfte ju be*
fudjen, fehlte 3*tt unb ßenntnifc. ©ß mangelte eben ber Unternehmer
l ) Stctenftücfe «Rr. 36.
107
ober Verleger, bcr bic $anbroerfer auf feine Siedfjnung f)ätte 6e*
fdbäftigen unb auf fein SWiftfo ben Vertrieb ber SBaaren übernehmen
fönnen. SDie §utmad()er tonnen if)re Liverey „onb Musquetirer*
£üte, bie ©trumpfmadfjer iljre ©trumpfe, namentlich aWonbirungS*
©trumpfe für ©renabiere" ntd&t losraerben. 3n ©üftroro, rooljtn fie
fid) mit i^ren SBaaren roenben, empfängt man fte unfreunbltdf), roetl
bie bortigen Äaufleute aus Seipjig, SJiagbeburg unb anberen Orten
tf)re SBaaren ju bejiefjen gemotzt fmb unb biefe &anbelst>erbinbungen
nid)t abbrechen motten. 3)er §aufierf)anbel beeinträchtigt ben Slbfafc,
unb es bleibt ben granjofen nichts übrig, al* gleichfalls mit ityren
©rjeugniffen fjaufteren ju gef)en, rooju fte aber tmeber befonberer ©r*
laubni|3 bebürfen. 3m Sluguft 1705 bitten fte ben §erjog um bas
9led)t jum 33efudf)e aller äfteffen unb 3af)rmärfte im ganjen Sanbe. 1 )
„Sttier armen befuge, ber gro&e 9ftüt)e tjat ju leben unb mit fjögftem
gleijj fugett ftdjj retlid) ju erneljren", bittet ber &utmadfjer Pierre
Sance, ju gönnen, baß er feine SBaaren „in fjögft gebautem fyoty
fürftltdfjen lanbe oerfymbelen fann unb mein ftüdflein brot retltd) fugen
madj), audj) ungetjinbert reifen möge."
liefern Uebelftanbe abjutjelfen, l)atte ber &erjog in ©djjroertn
ein SKaga^in ins Seben gerufen, an beffen ©ptfee er ben Sßufoermad&er
$arruquier unb §anbelsmann Sßterre ßotta, gleichfalls ein SRöfugiö,
ftellte, unb if)n mit ber Aufgabe betraute, t>on ben 33ü|}oroer SJlanu*
facturiften SBaaren ju beftimmten greifen aufzulaufen unb mit @e*
roinn im Sßublifum abjufefcen. $üte, ©trumpfe, £anbfdj)uf)e unb
©tamin — baö roaren oorjüglidf) bie ©egenftänbe, roeldje laut bem ttjm
geworbenen 9luftrag ßolla aufkaufen foHte. 9 ) 9lu§erbem fdEjeinen im
Slllgcmeinen bie meflenburgifdjen Äaufleute com £>erjog aufgeforbert
roorben ju fein, ben SlefugieS i^re ©rjeugniffe abjunefjmen. 3nbe{3,
es war leidster, SBaaren auf juftapeln, als fie an ben äftann ju bringen,
unb baö aflagajin mar balb angefüllt mit ben genannten ©egen*
ftänben, für bie ftd) feine 8iebl)aber fanben. 9lad& einem üßemorial
bes SoHa 00m 3luguft 1706 roaren für 1821 S£fjaler unb einige
Spillinge SBaaren ber bezeichneten SKrt üorfjanben unb t>on Slnfang
s Jiot)ember 1705 bis ©nbe Sluguft 1706 nur für 457 £l)aler oerfauft
roorben. 3 ) SDaraus folgte bann, bag bie -Dtanufacturiften fefjr lange
auf 33ejat)lung märten mußten ober, maö roofjl nodj) fd^limmer mar,
mit iljrem Angebot ganj jurütfgeroiefen mürben, roie es bem §uU
madljer 5ßterre SllmeraS mit feinen 300 SJiilitair* ober SDragoner*
§üttn ging. 4 )
l ) flctenftücfe 9fr. 20. *) flctenfiücfe 9fr. 21. ■) Slctenfiücfe 9fr. 24.
4 ) fletenftfiefe 9fr. 27.
108
Unter bicfcn Umftänbcn Heg bcr £erjog im SJlärj 1706 einige
Äaufleute aus SdEjroerin unb ©üftroro t>or bie Äammer rufen, um
mit ifjnen bie befte Söfung ber 2lbfa£frage ju erörtern. ßoHa fdjjlug
oor, ba§ bie fämmtfidjen meflenburgifdjen Äaufleute bie in bem
aWagajin enthaltenen SBaaren übernähmen, auf ben Import frember
SBaaren ein 3°H gelegt unb baö ^erumjieljen ber $aufierer unb
Saoorjarben roegen ber Äonfurrenj verboten roerbe. So fetjr fie mit
bem festeren fünfte euroerftanben waren, oon ben beiben erften
rooHten fie nidjtö rotffen. Seibenfjänbler £er)n unb ^offd&neiber
grand aus Sd&roerin, Seibenfrämer le $ßlaf)t, Karting unb 33urdfer)
aus ©üftroro — fie lehnten einftimmig bie Anträge ab unb oer*
fprad&en nur, tron ben $abrifanten in 33ü£oro, fofern biefe gute
©egenftänbe ju billigen greifen liefern würben, SBaaren nehmen ju
rooUen. 2)od) bamit gab bie Sammer ftdj nid&t jufrieben. ÜJtan
trug ben genannten Äaufleuten auf, ftd& mit ifjren SMegen in ben
anberen ©täbten inö @tnoerftänbni| ju fe&en. ©ö entfptnnen fidf)
nun monatelange 93ert)anblungen, bis bie Saufleute, in bie @nge
getrieben, nachgeben unb bie SBaaren beö s JRagajinß ju übernehmen
fidf) bereit erflären. 9lnfangö bitten fie bafür um baö SRed^t,
tfjre auf ber Seipjiger Sfteffe eingefauften £üdf)er unb Stoffe joflfret
in Sfteflenburg einführen ju bürfen. Später fteHen fie aber eine
ganje SReifje oon 93ebingungen. S8or allen Singen ift baö SJiagajin
aufjulöfen unb bitten fie, man roolle fie „in ©naben mit bem 3 U *
mußten" oerfcfyonen, 9llleö, roaö im Sanbe erjeugt roerbe, beljufö
Sßetteroerfaufö annehmen ju muffen. 2)aö roürbe i^r SBuin fein.
3t)ren §anbel mit £üdf)ern unb Sogen roollen fie frei o§ne Sttccife
unb fonftige 33efdjroer betreiben ; £ud)madf)er foUen nur tfjre eigenen,
nid)t importierte ober frembe Studier auöfdfjneiben, 3uben, SBeftfalinger
unb Saoogarben niddt fjaufieren bürfen. SBirb ifjnen bieö 2lÖeö
jugeftanben, fo finb fie bereit, bie 3Jiaga*in *2Baaren ju einem ange*
meffenen 2Bertt)e an ftdf) ju nehmen.
SBirflidf) befahl ber ^erjog im 3>uli 1706 feinen 3öttnern in
SBaren, Sttaldjin, Sßfou, ©üftroro, Sfteuftabt unb ©abebufd^ btö auf
SBeitereö eingeführte ^üd^er, S3ot)c unb rooKene Stoffe ofjne 3Iccife*
6rf)ebung burdfjsulaffen. ®er ©rla§ cineö 93erbotö beö £aufier*
Ijanbelö rourbe für ba& 9lt\i\at)x 1707 in 2Iuöftcf)t genommen unb
audf) bei ben übrigen gorberungen erfjob bie Kammer feine 93ebenfen.
dagegen rourben jefet bie Äaufleute, roeldf)e mittlerweile bie SBaaren
befid^tigt Ratten, jagfyaft. S)ie fjalbfeibenen unb rooüenen Stoffe
feien gänjlicf) auö ber SWobe unb gar nidjt meljr ju brausen. Sie
roürben fie ben SBürmern jum 93erberb Einlegen muffen. 2)ie
Sergen feien fo f$led)t, bafe fie nt<^t einmal gutem 9tafd) glichen.
109
9leF)nlidj werben bie anbeten SBaaren Ijeruntergeriffen. /f ^erjogl.
2)urcf)laud)t feien mit benfelben bem unö baber) eröffneten 5ßrer)J3
nadf), gar übel oerfefjen unbt belaben," unb fte felbft würben oer*
mutf)licb ju ifjrem größten ©dfjaben fie erwerben. 2ltö trofcbem ber
Vertrag jum Slbfdjluf} fommt, wollen bie Vertreter bie SBaaren nidjjt
gleich mitnehmen, unter bem SBorwanbe, bafj fie nid)t ©elb genug
bei fidE> Ratten. 9lber aller Sßiberftanb Ijilft ifjnen nid)t. ©ie er*
galten 4 wöchentlichen Ärebit unb muffen mit bm Sßaaren abjiefjen.
Stafc bie einberufenen Vertreter beö Jtaufmannöftanbeö bie Sßaaren
nidljt allein behalten fonnten unb wollten, lag auf ber §anb. 2)a*
fjer würbe benn ein 33erjetd)nij3 aller meflenburgifdfjen Saufleute
aufgeteilt, unb jebem nadf) ber ©röfce feines ©efdjjäftö Beteiligung
jugemutyet. Sei ber 2)urd)füt)rung biefer SRepartition jeigten ft<|
aud& nodf) allerlei' Sd^wierigfeiten 1 ) 2)ie Sternberger Äaufleute
fträubten fidf), weil fie nur mit „§adf" unb „Sftettlerö SBaljren,"
nidjjt aud) mit SBolIcnmanufacturen Rubelten. Sie Krämer in 5Reu*
falen betonen, bafc ifyr „©tebtlein nur ein geringer Dfjrt fei tmb
fie fiel) mef)rentt)etfJ3 mit ein weinidf) adferbauw erhalten muffen."
9ieubufow erflärt, bafc ber Ort fdjledljt unb nafjrloö fei unb non
Hamburger unb Seipjiger Suben mit SBaaren überfdjwemmt würbe.
Srüel ergebt ©infprurf) „weil an biefem geringen Dtjrt nur 2 datier
fein, bie mit nichts anbereö als ein wenig täf)r onb £t)ran, aber
gar nidjt mit SBollenmanufacturen fjanbeln."
©nblid) fdjeint baö weitläuftige SBerf bodE) beenbet, bie ^Reparation
oottjogen worben ju fein unb nur nodlj in bem ©ingefjen ber ©eiber
einige ©dfjwierigfett ftdj) gegeigt ju fjaben, ba ßolla imDctober 1706
ffagte, baß er nod) ntd)t aus allen Stäbten ©elb erhalten fjätte.
Snbejs mit biefem einmaligen 3luöoerfauf beö TOagajinö war
bie 9lbfafcfrage für unfere SRefugiöö md&t als gelöft ju betrachten.
9SieHeid)t gerabe bcöfjalb, weil fte fid) eben mit Sßaaren Ratten oer*
fcfyen muffen, ober auö anberen ©rünben, weigerten fidf) bie Äauf*
leute, ben Süjjom'fdfien Sftanufacturiften iljre gabrifate abjunefjmen,
unb biefen blieb fein anberer Sluöweg, alö am 12. Januar 1707
bem §erjog ifjre SRott) ju flagen. ©ie meinten, bag iEjre ©rjeugniffe
nidfjt fdfjledjter wären alö biejenigen, welche bie Raufleute auö bem
2Iuölanbe bejögen, unb baten ben &erjog anjuorbnen, bajj bie Äauf*
Icutc oon ifynen faufen follten, bamit baö ©elb, fo fie auö bem Sanbe
fenben, im Sanbe bleiben muffe. SDer §erjog faf) bie unbefjaglidje
(Situation ber $ranjofen oollfommen ein unb reine 8 Sage oerfloffen,
ba erging, in jtemlid) ungnöbigem £one gehalten, ein patent an alle
l ) Slctenftücfe Mx. 25.
HO
meflenburgtfdfjen Ärämer, ben 93üj}oro'f<$en Äoloniften ifjre ©rjeugniffe
unroetgerlid) ab junc^mcn. l ) 3Jlit großen Unfoften unb 9)iüf)en fei
jum Scften beS SanbeS bic Sftanufactur an £üten, £üdE)ern, Sogen,
©trumpfen, Stoffen u. m. begrünbet, unb nun rooHte bie Kaufmann*
fdjaft t>on iljr nichts roiffen. 2)er ^erjog verlangte eine unum*
munbene ©rflärung, ob man fidfj feinen SHnorbnungen fügen motte
ober ntd)t. 2ßenn man auf feine SBünfdje rtidjt 9tüdfftdE)t näf)me,
fo brofjte er „fjarte impoften" auf bie @infuf)r auswärtiger SBaaren,
falls fold&e im Snlanbe gleichfalls l)en>orgebradE)t mürben, legen ju
motten. 3n längerem ©djjretben oerfudjen bie beftürjten Ärämer jebe
©<$ulb non fidE) abjuroäljen. Sie nehmen in Slbrebe, ben 3lnfauf
itjnen angebotener SBaaren oermeigert ju Fjaben, unb nennen 2 ober 3
ber ifjrigen, bie ©uftenbe t>on (Strümpfen, §anbfdj)ul)en, £üten gefauft
t)ätten. SBas ifjnen an £üdf)ern vorgelegt fei, märe nur Slusfd&uß
gcroefen. 2)ie befferen ©tüdfe Ratten bie SEud)madE)er felber aus*
gefc^nitten. Sie bitten ben^erjog, fie n\6)t ju jtmngen, ben gabrtfanten
atte ifjre SBaaren abzulaufen, benn bas märe noef) fdjlimmer als bas
SDiagajin, bas fte ju ifjrem größten Schaben einmal meggefauft.
SBas gut unb preisroürbig fei, mären fte gerne bereit, ben 33üfcoraern
abjunefjmen. S)en SReft fönnten biefelben ja im Sanbe f)aufierenb
oertreiben.
2Bir roiffen leiber nidljt, roas ber §erjog hierauf geantwortet
l)at, ha bie 9lcten an biefer ©teile oerfagen. 3 um 2leußerften, ju
ben Smportjöllen, fjat er es ntd)t fommen laffen, unb bas märe bo<$
bas einjige geroefett, moburdjj man bzn franjöfifcfyen (Semerbetreiben?
ben F)ätte Reifen fönnen. £)ie meflenburgifdje 93et>ölferung fanb an
ben tnlänbifdjen ©rjeugniffen feinen ©efdEjmadf unb f)ielt fid) bisher
auf ben Steffen an bie fremben §änbler ober menigftens bie fremben
Sßaaren. 3)ie inlänbtfdjen Ärämer ftellten aud) bie gleite ©üte unb
33efd()affenf)eit ber tnlänbifdf)en gabrifate unb ber SÜuSlänbifdjen in
Slbrebe; bie ©eroerbetreibenben behaupteten fie. 3)ie Jlaufleute ju
jraingen in einer $t\t, wo ber ipanbel notorifdE) litt, mo bie Stäbte,
bie fiel) no# einigermaßen fjielten, raie ©üftroro unb $ar$im, metjr
unb meljr jurüdfgingen, fid^ mit fdfper abfegbaren äßaaren ju be*
laben, bot ni$t oiel 2lusftdf)t auf ßrfolg. 3lber bas Sßublifum burdfj
3ölle unb f)ot)e greife auswärtiger gabrifate jum @ebrau$ ber ein?
fjeimtf djen Sßrobucte ju erjieljen, märe ^roeefmäßig geroefen. 2)od(j
griebrtd) 2Bilf)elm, fo raenig mie feine 9tod)folger, fonnte fid) ju
biefem ©djritte, ber allerbings mandje Sntereffen üerlefct l)ätte, ent*
fdjjließen.
l ) Slcienftücfe ^r. 28.
111
2Benige 9tad)rid)ten nur fjaben ftc§ über bic Kolonie in ben
folgenden Sauren in ben Acten erhalten, bic aber immerhin erfennen
[äffen, ba|3 man an ma&gebenber ©teile fortfuhr, ftdE) für U)re 3Rit*
glieber ju tntereffieren. 3m Saljre 1739 glaubte einer ber &uge*
notten, ber Kupferfd&mieb Sacqueß Sernarb, ftd) über bie Konfurrenj,
bie tym ein SBerufßgenoffe in ©üftrow bereitete, befdjroeren ju muffen,
©ein 93ater IDaniel, ber ju biefer 3 e ü ber Aeltefte in ber Kolonie
unb lange ÜJHtpäd&ter beß iöaufjofß geroefen war, erfud&te bie $erjogtn*
SBittroe ©opfjie ßfjarlotte, ftd) in biefer Angelegenheit beim regieren*
ben $erjog für ifyn ju üerroenben, unb biefe mar fogteidE) bereit baju.
3n Anerfennung ber £üd)tigfeit ber SBittfteller : — „bafj biefe Seute
jeberjeit einen guten unb anftänbigen SBanbel gefütjret unb bie Auf*
nafjme ber ßolonie in alle SBeife mit beforbert" — befürwortete fte,
im &inblicf barauf, bag in Arttfel 15 beß ©bictß von 1699 baß
„freie ©jercitium erlernter Sßrofeffionen" jugeftdEjert fei, baß ©efudE).
35er £>erjog geftanb barauf^in in ber Xfyat baß erbetene Sßrioileg
jum alleinigen betriebe ju, obwohl in bem angebogenen Paragraphen
gar nid)t tum einer außfdjliefjlidjen Berechtigung bie SRcbc ift, fonbern
nur fd)led)lf)in bie ©rtaubnife jum Betriebe t)on ©ewerbe unb $anbel
erteilt wirb. 1 )
3n bemfelben 3af)re brofjte ber ßolonie ein ni$t unerheblicher
materieller 93erluft. Sß t)atte nämlid) am 3. gebruar 1725 ein
gewiffer Abraham Köfyler in SRoftotf ber reformierten ©emeinbe ein
Kapital oon 500 $Reid)ßtf)alern gefdEjenft, ba& ber grau Katharina
3)orotl)ea Knefebecf, geb. ©d)weberin, geliehen roorben war. S)ie
25 £l)aler 3i nö > welche biefe jafjlte, erhielt ber Sßrebiger. 9lun
madtjte bie ©djulbnerin Banferott, unb bie Kolonie bat bafjer ben
&erjog am 11. 9M 1739, bafjin ©orge tragen ju wollen, bog
tfyr baß Vermögen nid)t oerloren ginge. 2)er £>erjog war wot)twolIenb
genug, fofort 2 ) beßljalb an ben SHoftodfer Statt) ju f djreiben, ber aber
erft oier 2Bod)en fpäter ju antworten fyit fanb. 8 ) S)ie Antwort
lautete baljin, baf$ eß fraglid) fei, ob bie Knefebetffdjen Ktnber bie
©d)ulben tfjrer SMutter anerkennen würben, unb ba$ man beßljalb an
baß l)od)fürftlicbe Sanb* unb $ofgerid)t appellieren muffe. SBaö auß
ber Angelegenheit geworben, entjiefjt fid) unferer ftenntnif}.
6.
3Iuf biefe SBeife fonnte bie franjöftfc^e Kolonie einen ifjrer
rocfcntlic^cn 3wecfe nur unüoDfommen erreichen, gür bie §ebung
l ) 8crgl. Mctenftücfe 9tr. 4, SIrtifel XV.
*) 22. Wai 1739.
«) 27. 3uni 1739.
beö gewerblichen Sebenö in Sföeflenburg ift ftc oon öebeutung nid&t
geworben unb oon burdjfdEjlagenbem ©rfolge waren ifjre 33eftrebungen
nid)t gefront. Sü&om ift eine gewerbereidje ©tobt nid)t geworben
unb t)iel Anregung ju weiterer ©ntfaltung von 3nbuftrien im Sanbe
von tl)r feinenfaUö ausgegangen.
©in unoer^ältnifemälig großer £f)eil ber SRefugieö gab über*
^aupt ben ©ewerbebetrieb auf unb wanbte ftdfj ber Sanbwirtfjfdfjaft
ju, inbem fte Sabarf unb SBaib bauten. ©djon im Safjre 1703
Ratten 7 granjofen sufammen 95V2 ©dEjeffef 2l<fer mit £abacF unb
SBaib befteUt. gür 9Rand)en berfelben war ber Sau beö !£abacf8'
felbed junäc^ft nur -JtebenbefdEiäftigung, aber in bem Sftafje, als bie
2tbfafcfc|wierigfeiten für ifyre gewerblichen Srjeugniffe wudEjfen, wanbten
ie ftd£) metjr unb mefjr ber £abatföfultur ju. 3 U ben faben fjaben
xd) bis jum 3a^re 1706 fünf anbere SRefugiöö fjinjugefellt, unb alle
jufammen bewirtschaften 178 Steffel 9ldfer gegen eine jätjrltdEje $adjt
oon 1 £E)lr. 8 ©djill. pro Steffel. 3lad) einer, möglicher SDBcife
freilid) nid)t ganj juoerläffigen ©tatiftif waren im Satjre 1707 oon
36 felbftftänbigen ©ewerbetreibenben ber Kolonie nid&t weniger als
1 1 Sabatfpflan jer. S)ie ©ruppierung ber Äoloniften nadj) ifjrem Scrufe
jcigt folgenbe Srwerbötfjätigf eiten :
©eiben* unb 2BoHenweberei 1
£u$mad)erö 1
gärberei l
SBeifegerberei 1
SBollfömmerei 1
©djmieberei (©pcctalitat: ©trumpf ftüfyle) . 1
£tfd)lerei 1
9ftafd)en* unb ©trumpfftridferei .... 2
©dEjneiberei 2
©d)uf|madE)erei 2
£anbfdE)uf)mad£)erei 2
#utmarf)erei 3
©trumpfweberei 3
Stamin* unb Streppweberei 4
!£abadfobau (einer aud£) gleichzeitig SBatbbau) 11
2>ie Sänbereien, bie bie £abadfpffanjer bewirtfyf hafteten, ge*
Ijörten jum fogenannten Saufjof, ben 3lmtmann SRolanb gepachtet fjatte.
2lls beffen $adf)t im Satjre 1711 erlofä, würbe oon ber Kammer
ber ganje 33auf)of ben granjofen oerpadEjtet, oon benen 6 ben Ver-
trag im tarnen ber übrigen unb gegen bie 33erpftidE)tung abfdjloffen,
allen nodE) etwa fommenben SRefugieß 2lecfer ju einem bestimmten
greife jur Verfügung ju ftellen.
113
Snbefc felbft mit bem SEabadföbau wollte eö ben Stoloniften auf
bie SDaucr nid)t glütfen. ©er ©eminn, ben fic mutl;maf$lid) juerft
erjielten, reijte 33iele jur ;Jiacbal;mung, unb fo mürbe btc Äonhtrrenj
ju grofc. £aufterer erfdjrocrtcn mit bcm Vertrieb auöwärtiger S^abadEc
bcn 2lb[a(j beö SBügow'fdjen, unb bie in körnig, Schwerin, $tau,
2ßaren, SRaldjin wofjnfjaften Sabacffpinncr jogen bic Verarbeitung
frember £abacfe üor. 2lud) biefe Äoloniften flagten bemnad; über
3JtangeI an 2lbfaß r beifpielöweife nod) im 3>al;re 1721 bem &erjog
Äarl Seopolb, ber inbefc faum in ber £age gewefen fein wirb, hierin
2i$anbcl ju f rf>affen. l ) (Segen 1770 treten nur nodj jroei SRefugie'ft
alö $äd;ter auf, unb im Safyre 1780 erfyctft 2Jiüller £illemann bie
$ad;t beö Sau^ofeö. Somit war bann biefe SSerbinbung mit ber
franjöftfd)cn Kolonie ebenfallö gelöf^t, unb bic ©puren beö einftigen
STabatfbaueö finb ucrwifd)t.
Sei allen biefen wenig ermunternben Erfahrungen gab man
bod) an mafjgebenber Stelle bcn ©ebanfen nidjt auf, t>ermutf)lid) burd)
bic Grfolge anberer Sänber angeregt, burd) bic Hugenotten etwaö
für bic ©ntmtrfelung beö ©ewerbewefenö ju erreichen. 3m Saljrc
1751 forberte ber §crjog Stjrtftian Subwtg bcn S3orftcl;cr unb bic
2leltcften ber Kolonie auf, fid; barnad) umjufeljcn, ob fic nod; einige
ber in ©eutfdjlanb berurnjictjenben öanböleute für 33ügow gewinnen
tonnten, £>err Selagarbc fd)lug barauftjtn uor, ba$ man nad) Der*
fd)iebencn Orten fd)reiben, ben grewbcn 9teifegclb bewilligen unb
genriffe „^romeffen" für bic TOeberlaffung in 33ü£ow madjen muffe.
Sie Hammer, bie fid; gutad)tlid) ju äußern l)atte, war ebenfalls ge-
neigt, auf bie kleine bc$ ^erjogö einstigeren, unb betonte nur, bafc
eö barauf anfämc, SBollfptnner unb SBoHarbciter jur Sftiebertaffung
ju bewegen. Selagarbc fd;rieb bann in ber SCf)at in biefem ©innc
einige Briefe; aber bie 3ett war längft vorüber. 931an »erfolgte in
granfreid; bie ^roteftanten nidjt mcljr, unb bie in £)eutfd)lanD an*
fäffig geworbenen waren nid)t met)r wanberluftig, fonbem blieben
an bcm Orte, wo man fic juerft freunblid; aufgenommen Ijatte.
Sßcr (jeute in 33ü§ow bcn ©puren ber franjöfifdjcn Kolonie
nad)gel)t, finbet wenig. £>er ©otteöacfer, ber lange 3 c it bic fran*
jöfifdjen lobten aufnahm, ift alö ^riüateigentljum in einen blütjenben
unb grünenben ©arten üerwanbelt worben, nunmeljr in ber ©tabt,
friiljer t)or bem Xfyoxe. 2)ie franjöftfdjen gamilien ftnb biö auf jwei
auögcftorbcn, bie aber üon bcm Berufe tljrcr Vorfallen fiel) abge>
wanbt ()aben, unb beren DJitglicbern man bie frcmblänbi|d;e 9lb*
ftammttng faum nod; anfielet. Sßcntgc wifjcn überhaupt nod; oon
'; Mctciiftücfc Mr. 31.
Mrbiid) bei «er. f. metl. Öcfä. LXI. 8
JJl 4
ber -yUeberfoffung bcr granjofen ju erjagten. Rur baß ßird&enfjaus,
in bekannter Sd)U3)tf)eit gehalten, bejeugt uns bic ^ortcjiftcnj bcr
reformierten ©emeinbe, bic inbeß jur 3eü wenig meljr SMitglieber als
im 2lnfang bes vorigen 3>al}rt)unberts umfaßt.
Sei aliebem ift es fein unrühmliches Statt ber meftenburgifdjen
@efd)id)te, baS oorfteljenb aufgefdjlagen ift. 3>mmer wirb es unferer
SanbeSgeiftlidjfeit jur @f)re gereichen, baß fie ber freien Ausübung
ber Religion nafyeftefyenber SfaberSgläubiger fein £inberniß in ben
Sßeg gelegt tjat. Sßeber in älterer nod; in jüngerer 3eit ijaben bie
Reformierten je Urfad&e gehabt, ftd) über Sebrücfungen, bie an anberen
Drten auf bie Sauer bod) nid)t ausblieben, ju befdjweren. 33or allen
Singen aber muß bas Sßorgeljen bes £erjog£ unfere colle ®qmpatf)ie
l)aben. 3 U e * ncr 3 e ^/ rao übtx bic Erfolge ber Rieberlaffungen in
anberen yänbcrn nod; wenig Erfahrungen vorlagen, getjt er um
crfdjrocfen baran, eine foldje in feinem Sanbe ju üerfucfyen. Obgleich
er ber materiellen Dpfer, bie er wirb bringen muffen, fid; bewußt ift,
auf mandje Reibung unb 93erbrießlid)feit üon oorntjerein gefaßt fein
muß, befinnt er fid; feinen 2lugenblicf, feinerfeits ben Sebrängtcn bei*
juftel)en. Um fo lieber glaubt er es tljun ju bürfeu, als er in
richtiger SBürbigung unb ©rfenntniß beffen, was feinem ßanbe fefylt,
Ijofft, bie gcwerblidje SCfjätigfeit ju größerer ©ntwitfelung burd) fie
bringen ju tonnen. SBenn biefer $lan ficf> nid)t in feinem ganjen
Umfange cerwirflidjen ließ, wenn aus allen Seftrebungen nerpltniß*
mäßig geringe grüdjte erwudjfcn, fo trifft besfyalb bod) nidjt ben
Urheber bie ©djulb. 2Ber bie üolfswirtfjfdjaftlidjen 3 u f^nbc oon
bamalö im 2id)te ber heutigen Erfahrung betrachtet unb bie geljlcr
wahrnimmt, bie gemacht mürben, ^)at es leichter, bie ganjc Unter*
neljmung ju beurteilen, als berjenige, ber mitten in ben 3}erf)ältniffen
lebte, ©d)on ber bloße 93erfud), fie in Scene ju fejjen, nerbient
unfere 33ewunberung, benn er geigt uns ben 9Ronard)en Slllen ooran,
für neue Sbeen eintretenb. Ser ©ebanfe, ju bem griebrid) SGBilfjelm
anregte, — bie Hebung bes gewerblichen ßebens in SMlenburg —
er l)at aud) bie fommenben ©enerationen beeinflußt, unb fd)ließli$
bar} nid)t überfeljen werben, baß bie £auptfadje war, ben Vertriebenen
eine 3 u ft u 4)t &u bieten. Sie Belebung ber Snbuftrie, bie oon iljnen
erwartet würbe, ftanb in j weiter üinie.
115
ÄcfenJIiufte*
©cimmtlidje nadjftefyenb t>eröffentlid)tcn ©lüde flammen, fomeit
fic niijt fdjon gcbrucft finb unb Ijier nur wegen ifjrer Seltenheit nod)
einmal im 3ufammenf)ange aufgenommen mürben, aus bem ©rofc
Ijerjoglid&en (Seljeimen unb £aupt*2lrd)io in Schwerin. 35ie Schreib*
weife ift unoeränbert bie ber Originale. Die meiften ©tütfc f)abe
id) felbft copiert; einige, nämlid) bie Hummern 1, 2, 13, 14, 29,
30, 31, 33, oerbanfe id) ber gütigen Sereitwittigfeit beö $errn
9(rd)io ; s Jiegiftratorö 3fal)r. SDic Datierung ergiebt fidE) in Dielen
gölleu auö bem £5ermerf auf ben 9lctcn.
1.
Sürgermeifter unb 9tatf) ber ©tabt Süfcow erbieten ft<# jur 9luf-
nafyme ber Hugenotten — 1683, 3uli 24.
Surdjleudjtigfter fjer^og, ©näbtgftcr ^ürft unbt £)err.
<£w. £jod?fürftl. Surdjl. müfen urier untertfyämgft fytnter*
bringen, wie ba% nrier in genrifje erfafyrung gebracht, alf folte
eine 5tmlidje ansafyl t>on benen aufj ^ranefreid) pertriebenen
Reformirten Dorfyabens geroefen feyn, ftd) in Xoftocf nieöersiu
lagen unb ifyre £)anbtfyierung alba 5U treiben, welches ifynen aber
roegen ein unb anberer ba^roifdjen gefommenen Derfyinbermf
miggelungen feyn foll Zum erinnern <£w. fjocfyfürftl. Surdjl.
Sid) gndbigft, wie Sie fdjon porbem bixvdj anjieljung foldjer
unM bergletdjen frdmber NationeD btefen fefyr nafyrlofen unb in
legten <?)ügen liegenben (Drt ttueberunt aufsufyelffen gnäötgft
intentioniret gemefen, aud) überbem 311 Derfdjicöenen inafylen
unf anbefohlen auf Dorfdjldge bebadjt 3U feyn, auf was art
bie tr>uften pldtje lieber auf3ubauen unb alfo bie StaM in einen
beferen Stanbt, wie fic anitjo leiber ift, gef etjet werben mddjte.
116
Demnad} erfucfyen <£w. fjodjfürftl. Durdjl. vom gant* untertfydnigft,
Sic gerufen nadj Dero fyotjen Perm6genfyeit ef Safyin gndöigft
311 permitteln, öaf 6iefe leute, fals fte nod) bey öer f}anö unö
ferner belieben tragen in öiefem £an6e 5U perbfeiben, fid) alfyte
nieöerlafen mdgen, angefefyen fte an öiefem (Drt ebenfotpol alf
in Xoftocf oöer fonften ipo ifyre fjanötfyierung treiben fdnnen,
aud} 3u öem räum unöt pla£ alfyie gnug finöen, un6 wk man
permeinet, öaf ein gutfy tfyeil öerfelbigen auf Cudjmacfyeru beftefyen
foü, fyaben fte 5U ifyrer befern bequemligfeit öie IDalcfmüel bey
öer tyanb, tpelcfyes fte fonft fo leicht an einem anöem ©rt uidjt
finöen tperöen. XDie nun öiefes 3U <£w. i}ocfyfürftL Durcfyl.
eigenem interesse, aud) öiefer tpüften Staöt sur aufnahm unöt
tpollfafyrt gereichet, alf getroffen tpier unf gndöigfter (£rfydrung
ftets perfyarrenöe
<£w. £)od?fürftL Durdfl.
Bü£o ö. 24. 3 U KJ untertfydnigfte getreue unö
Anno \683. gefyorfafymfte Diener
Bürgermeister unö Rafy alfyie.
2.
^erjog ßljriflian £ouiö I. ermuntert bie Stabt öüjjotu, Stritte jitr
3lufna()mc ber Hugenotten ju tljun — 1683, Suli 30.
<£ £.
(Efyrfafyme, liebe getreue, Unf ift 6er (ßebur nadj referiret
tporöen, was ifyr u>egen öer Vertriebenen Reformirten auf
^ranefreiefy, öaf ftcfy öiefelbc alöa in öer Staöt nieöcrlaf en m6gen,
uuterttjdnigft angeseiget unö im Dorfcfylagc gebracht. IDir geben
öarauff $ur gndöigftcn Zlnötport, öaf ifyr (Eucfy erfunöigeu, ipo*
felbftcu fotfyane exuknten ftcfy \i}0 aufhalten, unö wann if^r folcfyes
erfahren fyabt, ifyre Dorfcfyldge von ifynen pernefymen unö öapon
fofort 511 fernerer Unfer Deroröuuug untertfydntgft referiren follet.
Darnadj p.
Schwerin b. 30. Jul. \685.
m. p. p. b.
2tn öie suppliennten.
117
3.
Edid wegen der Aufnahme der Hugenotten in Meldenburg —
1698, Octoher 24.
Nach einer im Schweriner Archiv vorhandenen gedruckten
Vorlage.
Nous Fridrich Guillaunie par la grace de Dieu Duc de
Mecklenbourg, Prince des Vandales, de Sverin & de Ratze-
bourg, Comte de Sverin, Seigneur des Terres de Rostock &
de Stargard, Faisoüs sgavoir ä tous, que Nous avons accorde ä
Salomon Jordan ä ses instantes priores & tres humbles remon-
strations la grace, d'etablir une colonie des refugics Frangois
dans notre pais, aux conditions svivantes.
1. Nous permettons ä Salomon Jordan de procurer ä ce
dessein, s'il est possible, des familles riches et qui ont de quoi
fournir aux autres, ce qui leur est necessaire: S'il on n'en
sgauroit trouver si aisoes, il a ä choisir des gens, qui y sont
habiles & necessaires & dont la pluspart sgavent travailler en
lin & en laine. *
2. Xous ferons batir une grande maison capable de tenir
trente Familles, & nous donnerons ä chacune de celles une
poele & une cbambre : au milieu de cette maison nous ferons
faire une grande Säle, pour y pouvoir tenir leur devotion.
Elles y demeureront pendant six ans, sans payer aucun louage,
& elles seront exemptes de toutes les tailles pendant ce temps la.
Si la dite maison n'estoit pas encore achevee ä leur arrivement,
nous leur donnerons des habitations ä la ville & i\ la Schelffe,
& nous en payerons pour eux le louage. Nous comprenons
aussi dans ces privileges, outre les dites trente familles,
d' autres, qui ont envie de s'etablir icy & qui sont necessaires
a la colonie; nenntmoins qu' elles ne viennent pas, avant qu'on
les ait demnndo & qu'on leur en ait ecrit. S'il y en, qui
veuillent batir elles memes, on leur assignera des places libres
& on leur fournira sur Ja place du bois & pierres, & en ce cas
elles jouiront d'immuniti' 1 pendant dix ans.
3. Xous accommoderons au commencement pour preuve
(^uatre familles a la campagne & nous les aiderons du bois &
d'autre choses necessaires a batir, en quoi les paisans aussi
les assisteront. Nous leurs donnerons aussi des terres &
quelques brtes, a labourer & cultiver les dites terres & le
Tabac, avec la promesse, quand nous verrons leur capacite.
118
(Ten etablir encor d'autres. Cellescy auront aussi toutes les
immunites pendant six ans.
4. Salbmon Jordan aura soin de chercher deux parties
de ces trente familles, qui sgavent travailler en laine, & l'une,
qui peiit faire du lin, ce que nous laisons ä sa direction &
ä sa dexteritö.
5. Nous donnerons deux cent öcus, outre les logeinens,
sgavoir une poele & une chambre ä chacun, pour l'entretien
d'un ministre & d'un maitre d'Ecole, qui fera aussi l'office
de Diacre.
6. Elles s'obligeront par serment et par ecrit, ä nous ötre
fideles, en cherchant notre profit & notre interest & en i6-
tournant ce, qui est contraire ä cela, & ä ne pas quiter ce
paus apres les dix ans d'Immunite passes, h moin qu'elles
n'ayent demeures apres autant d'annees, qu'elles en ont joui
d'exemption. En foy de quoi nous avons signö ces presentes
& stelle du cachet de nos armes.
Fait h Sverin le 24 d'Octobr. 1698.
Fridrich Guillaume. (L. S.)
4.
Edict wegen der Aufnahme der Hugenotten in Meklenhurg —
1609, August 1.
Nach einer in der Rostocker Universitäts - Bibliothek,
Nr. 4060(18) vorhandenen gedruckten Vorlage.
Declaration de Son Altesse Serenissime Monseigneur
Frederic Guilleaume, Duc de Meqvelbourg, Prince
des Vandales, Sverin et Ratzebourg, Comte de Sverin,
Seigneur des Terres Rostock et Stargard en Faveur
des Francois Protestans Refugiez.
Nous Frederic Guilleaume, Par La Grace De Dieu Duc
De Meqvelbourg, Prince Des Vandales, Sverin Et Ratzebourg,
Comte De Sverin, Seigneur Des Terres Rostock Et Stargard
ä tous ceux, qui ces presentes verrons, Salut.
Ayant apris, qu'il y a une infinite des persones, qvi
sortent tous les jours de France pour cause de Religion et qui
cherchent des lieux propres ä pouvoir s'establir, pour servir
Dieu selon les mouvements de leur consciences, nous, meu de
119
compassion et de charite, avons bien voulu les secourir et
leur procurer ä l'exemple de plusieurs Princes Protestans de
l'empire des etablissements dans nos etats et les y faire
subsister sous le benefice de diverses privileges, dont la teneur
s'ensuit.
I. Nous avons resolu d' etablir les dits Francois, qui
voudront venir habiter dans nos etats, ä Butzow, qui est une
ville situee au milieu du pais, voisine de Lubec, Hambourg,
Rostoc et Wismar et de la mer baltique, d'ou Ton peut facile-
ment negotier en Dannemarc et en Suede comme aussi en
Prusse, Livonie, Curland etc.
II. Nous promettons aux Francois, qui viendront s'ötablir
dans nos pais, et ä tous leur descendants le libre exercice de
la Religion reformee et l'usage de leur discipline sur le pied,
quel est recü dans le pais de Brandenbourg.
III. Nous promettons aux dits Francois refugiös, de leur
entretenir un Ministre et un Chantre, auxquels nous donne-
rons des apointements suffisants pour leur entretien, nous
reservans seulement le droit, de confirmer le dit ministre dans
sa vocation.
IUI. Pour finir toutes les Disputes, querelles et proces,
qui pourroient survenir parmi les dits Francois refugies,
nous ferons choix d'une persone eclairee de la meme nation,
que nous etablirons dans la Colonie en qualite de Directeur,
et qui aura soin de les accomoder ou de juger des Differents,
qui pourroient survenir entr'eux.
V. S'il arrivoit, qu'un Allemand eut quelque Dispute ou
Proces avec un Francois, le Directeur Francois etabli en
jugera conjointement avec le Baillif du lieu ou teile persone,
qu'il nous plaira de nommer.
VI. Pour prevenir toutes sortes d'injustice et de partialite,
nous etablirons un de nos Conseillers pour premier Directeur,
au quel on se pourvoira en dernier ressort, et qui tachera
daecorder les parties ä l'amiable, mais qui pourtant fera son
rapport ä notre grand conseil des choses les plus importantes.
VII. En cas que la colonie, que nous voulons etablir, vint
ä s' augmenter, nous permettrons aux dits Francois refugies, de
s' etablir des officiers particuliers pour le Commerce, comme
Conseillers des negoces, Echevins, Sergeants et autres, pourvu
que ee soit de notre Scü et Consentement.
VIII. Nous permettons aussi aux dits Francois, d'avoir
des Maitres d'ecole, pour apprendre et instruire la jeunesse.
120
IX. Nous declarons et promettons, de regarder les dits
Franeois Befugies sur le pied de nos autres sujets et en rette
qualite les admettre, eux et leur Descendans, ä tous les droits,
Privileges et prerogatives, dont jouissent nos sujets uaturels.
X. Leur Pasteur et Ofiicier, que nous aurons etabli parmi
eux, jouiront des nn ; mes avantages et immunitez, dont jouissent
eeux du meine Charaeter parmi nos sujets naturels.
XL Les Franeois Befugies pourront disposer des leur
biens, soit par Testament, soit par Donation ou autrement, de
la meine maniere que nos sujets naturels.
XI T. Comme nous voulons faire tout notre possible, pour
faciliter l'etablissement des dits Franeois, nous leur promettons
une exemption de toutes sortes de Droits, Charges, impots,
courvt'es pendant lespaee de six ans h eonter du jour de
notre Deklaration, apres quoy ils seront oblige de eontribuer
sur le pied de nos autres sujets.
XIII. Toutes les Marchandises. que les Franeois, qui
voudrout sYtablir dans notre pais, apporteront avee eux, comme
aussi toutes eelles. que eeux, qui sont etablis. voudrout faire
sortir, seront franches des Douanes et peages pendant les six
annees de Franchise.
XI III. Pour faciliter le debit des marchandises, qui se
fabriquerout par les dits Franeois, nous promettons de nous en
servir preferablement a celle des pais etrangers.
XV. Xous permettons letablissement de toutes sortes de
manufactures, professions et arts, et donnons i\ tous la libertö
de negotier selon les Loix du pais et de commerce.
XVI. Xous aurons soin d'assigner des maisons ä tous les
Franeois, qui viendront, dans lesquelles ils pouront habiter
pendant lespaee de quatre annees, saus payer aueun louarge,
pourvü qu'il paroisse, que ce soient des gens utiles a la
Colon ie.
XVII. A eeux, qui voudrout batir des maisons, nous leur
fairons sentir nos in'aces a leürard des materieaux et avec cela
dix aunces de Franchise pour la maison, pour le reste ils
demeureront sur le pied des autres Franeois.
XV III. Au cas que des laboureurs ou gens, qui travaillent
la terre, veulent venir sYtablir dans nos pais, nous leur
assignerons des teires . (juils pourront eultiver, planter du
Tabac, et nous leurs donnerons les materiaux necessaires, pour
batir des maisons dans les lieux , qui leurs seront assignees,
avec la Franchise de dix annees pour les maisons, quil batiront.
121
XIX. Nous promettons de plus aux dits laboureurs, de
les assister de bestiaux, pour cultiver leur terre, comme che-
vaux ou boeufs, et de les en faire jouir quatre annees de
Franchise, ä condition, que, le terme etant echü, ils nous rem-
bourseront la valeur des dits bestiaux selon l'estimation, qui
en aura ete faite, et seront obligees aux memes charges que
nos autres sujets, ou bien ä payer la somme, dont on sera
convenu, selon la quantito de terre, qui leur aura öte assignee.
XX. On leur assignera avec des terres des paturages, ou
ils pourront faire paitre leurs bestiaux en toute libertö.
XXI. On etablira les dits laboureurs aupres de Butzow,
afin qu'ils ayent la facilite de pouvoir se rendre dans les
assemblees de devotion, qui se tiendront dans la dite ville.
XXII. Pour faciliter aux Francois le moyen de travailler,
nous leur promettons la preference de la vente de laine du
pais, en les payant au pris courent.
XXIII. Nous assignerons outre les lieux, ou les dits
Francois pourront faire l'exercice de leur religion, un cemetiere,
ou ils pourront enterrer leur morts, en toute liberte et selon
leur pratique ordinaire.
XXI HL Enfin notre volonte est, d'accorder aux Francois
Refugies toutes Franchises, Libertez et Immunitez pendant
l'espace de six annees et de dix pour ceux, qui batiront des
maisons, a condition, qu'ils nous presteront le serment de
fidel ite des leur arrivce dans le pais et qu'ils se conduiront
sngement et qu' apres le terme echü des dites Franchises ils
payeront les memes Droits que nos autres sujets, ä moins
qu'il ni tut deroge par une Declaration particuliere de notre
]>art. Promettans pour nos et les Princes nos Successeurs de
faire executer la dite Declaration.
Fait ä Sverin le 1 Aoust l'An 1699.
Frederic Guilleaume. (L. S.)
5.
23cfd)n)crbc bcr SRttterfdjaft beö Sdjroerinfäen gürftentfyumö über
bic (Sntjieljung oon ^onbraerfern — 1700, 9lpril 28.
DurdjL f^erljog, gndfcigfter ^urft un6 fjerr.
2tlfs Cid. £}ocfyfürftl. Durcfyl. 5U Keftabilirung 6es Bu^oipifdjcn
StaMrocfcns pcrorinete commissarii unter anöern aus unfern
122
gutem öie fyauötDercfer nad) Bü£ou> citiren laffen, unö ttncr bey
öenenfelben un§ öer ufyrfadjen falber erfünöiget, aud} $ur antroort
erhalten, öag fie r>om lanöe gefdpaffet roeröen unö ftc^ in öie ftdtc
begeben folten, fo berichten <£w. £}od}fürftl. Surdjl. arier tjieöurdj,
öa£ öie wenigen fjanötr>ercFer, fo nner auff unfern gütern tjaben, 5um
tljeil unfere untertfjanen unö öabey miferabel ftnö unö fonften
ifyr broöt nidjt erwerben fdnnen, ttjeils audj in unfern öienften
flehen oöer audj fdmtjlmcifter ftnö unö alfo nidjt abgefdjaffet u>eröen
fdnnen. Sannentjero leben nner 6er untertänigen superfidjt,
(£w. ^odjfürftl. Surdjl. roeröen foldjes in ungnaöen nidjt nermerfen.
ZDier Derbleiben <£w. £)odjfürftl. Surdjl. gefanite Hitterfdjaft
öeren ScbtDerinfdjen ^ürftenttjums. Bü^oro ö. 28. 2tpril \70O*
6.
93erieid)mf$ ber in Süfeoiu unb Sdjwerin angeftebelten Hugenotten —
1700, 3M 1.
Perjeidjnüf öerer tjeute öen \. ItTay anno 1700 in
Bü^oro beftnölidjen ^ran^dfifdjen Hefugirten nadj
ifjren Halmen 2Htcr unöt Prefefftonen.
\. 3ean 2limieu 1 ftnö sroey (Etaminmadjer unö compag*
2. . Pierre Caröieu f nons miteinanöer, nodj junge unbe*
Ijevrattjete Ceute, fdnnen aber audj Cudj unö anöere <?>euge
madjen, ftnö in Sprepi^en fjaufe, öie aber foldjes fjauf auf*
gefaget, öafjer fte auf 3°fy a nnis anöertoerts untergebracht roeröen
muffen.
3. 3eremie Dial, ein Strumpfmadjer, Ijat eine $varo, ein
Kino unö 2 (ßefelleu, roofjnt in öem erf aufften unö reparirten fjaufe.
4- £ouis öu {Tour, audj ein Strumpfmadjer, fjat eine ^rau>,
fein Kino unö \ (Befellen, u>ofjnt in öemfelben fjaufe.
5. Pierre 2lrmeras, ein £}utmadjer, fjat eine ^rau>, ein
Kino unö \ (ßefellen, rootjnt audj öorten,
6. Souis (Suyon, ein {Tudj* Serge unö Bojen audj Hafdj*
madjer; ift allein unö tpotjnt in IDarcfentfjins fjaufe,
7. Couis Capemon, ein (Etaminmadjcr, fo aber audj anöere
<§eüge unö Odjer machen fan; Ijat eine $vaw unö Ijier erft
fürtslidj tjoefoeit gehalten, in öemfelben f}aufe.
123
8. (Eine ZDitttpe, Boullcts genanöt, ift gan£ allein unö er*
netjret ficf? mit Branötreinfdjencfen unö ein bisgen fjdferey. 3f*
in (ßilöemeifters f}aufe, öa fte eine Stube \)ai, fo aber audj auf*
gefaget ift.
9. 3ean ZTCafferon, ift ein ^ärber, ein Cudj* 3 eu 9 s un &
(Etaminmacfyer, fyat eine $vaw unö 5 Iftnöer, öapon bas dltefte
10 3afyr alt ift, logirt in öes Conneftable Himrotljs fjaufe.
\0. Vavxb ZTCauran, \ $vaw unö \ Kino. (Er ift ein
(Etaminmadjer unö fan allerfyanö Seiöe unb ZDollen.
\ \. Clauöe Prot, ein IDolifÄmmer, I?at \ $vaw unö 3 Kinöer,
logiert in Claes Paulen ßaufe.
\2. Baftian 2tuöy, lüoUfÄmmer,% l)at \ $vaw unb \ Ktnö,
logirt in Xeppifynen 06er Kdnigs f}aufe.
Siefe beiöen flagen, öa§ fte nichts 5U tfyun fyaben, öann
öic anöern il^rc ZDolle felbft fämmen. Don Zlcferbau u>ollen
fte ungern Profeffion madjen, fdnnen ftd} aber mit nidjtes
einrichten.
\3. 3f aac (Ojaiy, ein Cabacspflan^er, fyat \ $vaxo, \ Kino,
tpofynet in Kofenotoen f}aufe unö fyat einen Cameraöen, 6er fyeift
3^an Brocs.
14* Borfet, \ IDollfra^er, fyat mdjts 3U tfyun; ift leöig.
\5. Salecru, ift Küfter unö (Etaminen* aud) Sergenmacfyer
unö ift fleifig, ift Ieöig. Siefe Beeöe ftnö in Kird^ofs £}aufe.
\6. Colomps, (Etaminmadjergefell, arbeitet bey 3 ean 2timieu
et Caröieu. Vid. sup. n. \. 2.
\7. 2tbrafyam, ibollfämmer bey EHal öem Strumpf madjer.
\8 3 u ^ en / e * n Bauer 5U Carnoto, ijat \ $xavo unö einen
Petter bey ftd}, fo ifym fyilfft; fombt guet suredjt.
3n Scerin ftnöt:
19- (Charles ^ran^ois, ein Sdjufter, fyat \ $vaw unö \ Kino.
20. Pierre Crofet, ein fjanöfdjuljmadjer, fyat \ $xavo unö
2 Kinöer.
2\. Pierre {Tourrfcs, ein Paruqpenmadjergefell, fudjt je£t
anöere Conöition.
<^u obigen fombt öer reformirte Preöiger ZHonfteur Surattö
nebft ^ratt>en unö ©eftnöe, unö berichtet öerfelbe, öaf öen erften
(Dftertag ifyre (Semeine u>eit über JOO Perfofynen angetpadjfen
gett>efen, öann öamafyl Diele ^rcmböe fyie aus öem Canöe, aud)
aus Pommern unö XDifmar ftd} i)k angefunöen.
124
7,
Verzekhniss der Mitglieder der französischen Kolonie in Bützoiv
— 1701, August 10.
Memoire touchant la colonie frangoise de Butzeau, fait
ä Butzeau le 10 d'Aoüt 1701.
1. Mr. Deschamps Pasteur 1
2. Mr. Salomon Jordan, a une femme & quatre
eniancs ....,,.....•. o
3. Jaques Duclos, raaitre teinturier, a femme &
deux enfants 4
4. Pierre Almeras, maitre chappelier, a femme
& un enfant avec un compagnon .... 4
5. Jean Arnal, maitre chappelier, a femme &
.deux enfants avec un compagnon .... 5
6. Jeremie Vial, manufacturier en bas, a femme
& un enfant avec six compagnons ... 9
7. Louis Dufour, manufacturier en bas, a femme
& deux compagnons 4
8. Jean Masseron, maitre serger & etaminier, a
femme & cinq enfants 7
9. David Mauran, maitre etaminier, a femme &
un enfant 3
10. Louis Tapernon, maitre etaminier ou serger,
a femme & un enfant avec deux compagnons 5
11. Jean Eymieu & Pierre Tardieu, associez
manufacturiers en serges & en etamines, ont
deux compagnons 4
12. Honore Duplan, ouvrier en laine, a une femme 2
13. Jean Dugat, ouvrier en laine, a une femme
& un enfant 3
1 4. Isac Chais, tabaquier, a femme & deux enfants 4
15. Daniel Bernard, tabaquier, a femme & un
enfant 3
16. Jean Broue, tabaquier, encore gargon . . 1
17. Jacques Roux, tabaquier, a femme & un
enfant 3
18. Claude Julien, tabaquier & laboureur ä
Tarnau, a une femme & un enfant, un associe
A un compagnon 5
125
19. Pierre Berieu, maitre fondeur, a sa femme. 2
20. Louise Roume, nleuse 1
2 1 . Charles, maitre cordonnier, a sa femme & une
enfant a Swerin 3
22. Pierre Thourez, perruquier, a un frere & un
associe nomine Massein, aussi a Swerin . . 3
En tout 82personnes.
8.
Schreihon des Predigers der reformierten Gemeinde in Bützow,
Beschamps an den Minister Grafen Hörn in AngeUgen-
Jieiten der Kolonie — 1703, April 23.
Monseigneur. Je prends encore la liberte, de supplier
V. Excellence pour la reponse, que le drappier frangois attand
depuis environ trois mois sur les propositions, qu'il a faittes de
iabriquer ici toutes sortes de draps moyennant, qu'on lui fasse
eonstruire et fournir toutes les machines propres ä son art,
qu'on lui avanee une cinquantaine de quintaux de laine, qu'il
remboursera en marebandises quelques annees apres sans interet,
et que Son Altesse Seren, ait la bonte, de prendre argent comp-
tant les draps par proference pour babiller ses troupes et ses
domestiques et qu'enfin on fasse, mettre en etat la maison du
tirage des bourgeois avec le louage franc pendant six ans et
dix annees de franchise. Je doutte, que jamais prince ait
ötabli une teile immufacture dans son pays sans aecorder de
teil es graees, et j'espere, que, si Son Altesse veut bien ne pas
refuser Celles ci, elles ne seront pas perdues, ni inutiles non
plus quo celles qui ont etö faittes ä nos autres manufacturiers,
losquels les ont dejä payees en partie ä Mr. Zander ou sont
tous bien en etat de les rendre en argent ou en marchandise,
quand on voudra. Comme je compte ioujours sur les bontez,
quo V. Exe. nie fit l'honneur, il y a pres de deux ans, de me
teinoigner ici pour l'avancement de notre colonie, si necessaire
(»t si utile dans ce pays, je ne puis m'empecher de lui representer
quo pour la faire Äeurir d'une maniere, qui fasse bonneur et
qui apporte du profit a S. A. S., il est de la derniere impor-
tance 1) ([ue l'on etablisse la drapperie 2) que le sieur Jordan,
qui altiro cotto fabrique, comme il a procure toutes les autres,
126
ait pour ses peines et pour Celles, qu'il se donnera de plus en
plus ä l'avenir, la pension, qu'il attand depuis si longtemps
comme une faveur, dont on a toujours röcompense ceux, qui
ont fonde des colonies. 3) que Ton nous adiesse a quelque
personne du conseil pour la surintendance de nos affaires,
monsieur Varenius nepouvant guere s'en meler. 4) que selon la
premiere döclaration de S. A. S. en faveur de nos refugiez,
sur laquelle ils sont venus, on leur laisse la franchise des
logements pour six ans et non pas simplement pour quatre
5) que la cour ait la bonte de favoriser le döbit des ouvrages
de nos deux bons chapeliers et de ceux des douze metiers de
bas, que nous avons, qui ne peuvent se soutenir sans celle.
6) que Ton assigne des terres de S. A. ou des terres d'eglise,
dont il y a ici quantite que les bourgeois ont a raison de 12 s.
par cheffei et qu'ils afferment ä nos gens a raison de deux
ecus la meine mesure, ä plusieurs familles de tabaquiers qui
rempliront bientöt ce pays de tout le tabac necessaire sans
qu'il faille l'y fair venir d'ailleurs. Si V. Exe. goutte les
considerations et quelle daigne les appuyer aupres de S. A. S.,
ce sera le moyen d'en courager nos gens a se batir des maisons
ici et a s'y fixer avec une entiere certitude. Je prie tres
humblement V. Excel lence de me pardonner cette longue lettre
et d'agröer que je l'assure toujours d'etre avec beaueoup de
respect Monseigneur de V. Excellence le tres humble et tres
obeissant serviteur.
A Butzeau le 23 d'avril 1703.
Deschamps.
9.
Salonion Jordan an den Grrafen Hörn — ca. 1703.
A son Excellence Monseigneur le compte de Hörn,
premier president du conseil prive de S. A. S.
Monseigneur. Je prens la liberte d'adresser ces lignes
a votre E. pour la suplier tres humblement d'ordoner, que l'on
finisse mon conte jusques a le jourdhuy a celle fin, que je
puisse me retirer ä Butzeau en diligence y estant necessaire
pour les resolutions, qu'il faudra prendre pour l'advancement
de la colonie.
12?
V. E. aura la bonte de considerer que depuis quarante jours,
que je suis parti de Butzeau, mon absence ne peut manquer
de porter un grand prejudice, en sorte que s'il plait ä V. E.
de me rendre responsable de payer le blö ou autres choses
pour ceux qui n'auront pas le moyen.
Je supplie V. E. d'ordonner a l'advenir, que j'aye un
pouvoir absolu pour distribuer la laine et autres choses ä
ceux que je trouveray ä propros d'autant plus que Ton nie
rabat sur mon conte, argent, oü ble plus de 60 risd., que je
n'ay point fait bailler.
II est a souhaiter sans perdre du temps d'avantage, si
V. E. est toujours dans la volonte d'establir la laine que j'ay
propose, voici justement le temps, qu'il faut prendre, avant
qu'on coupe les laines pour la provision de toute l'annöe, de
maniere que s'il V. E. veut me laisser entierement conduire
cet affaire, je travailleray de tout mon coeur pour la faire
reussir en mettant les choses sur un pie, qu'on puisse faire un
fondoment solide. Voilä le sentiment de la personne, qui se
dit et se dira toute sa vie avec un profond respet de Votre
Excellence Monseigneur
le tres humble, le tres obeissant
et tres fidel e serviteur
Salomon Jordan.
10.
Ehrenerklärung der Mitglieder der französischen Kolonie in
Biitzow zu Gunsten des Salomon Jordan — 17 OS, August 30.
A Son Altesse Serenissime Monseigneur le Duc de
Mecklembourg.
Nous les Frangois de la colonie de Butzeau ayant appris,
qu'on accuse le sieur Salomon Jordan d'avoir voulu la trans-
porter ailleurs hors des etats de Son Altesse Serenissime, pre-
nons la liberto de luy declarer tres humblement n'avoir point
est('\s sollieitrs par luy ny directement ny indirectement a
quitter ce pays, mais assurons au contraire, qu'il n'attendoit
que sa pension pour nous procurer le dobit de nos ouvrages
et divers moyens de nous soutenir de plus en plus; cest ce
(|uy fait que nous supplions Son Altesse Serenissime d'affermir
par la dito pension le dit Jordan au millieu de nous, affin qu'il
128
nous puisse continuer ses soins, quy nous sont tres utilles et
necessaires, promettant tous ensemble a Son Altesse Serenissime,
que nous ferons toujours tous nos efforts pour ne pas nous
rendre indignes de ses graces e t pour vi vre comme ses plus
fidelles sujets et continueront tous ensemble nos voeux au eiel
pour la conservation de la sante et bonne prosperite de la
Saeree Personne de Son Altesse Serenissime et de Toute Son
Auguste Maison.
Jean Harnal. Dupuys. Jeremie Uial. Jean Eymieu.
Pierre Lance. Louis Tapernons. Pierre Tardif. Louis Dufourt.
Ysac Chaix. Duelos. Isaac de Voucienne. Chaber.
Jean Brou. Daniel Roussell. Dauid Mau ran. Jean Bourget.
Horie. Carle. Jean Martin. Daniel Baratier. Gourand.
Pierre Poncet. Abranniel. Daniel Bernard. Roux.
Je prends aussi la libertr d'attester ä S. A. S. avoir
toujours vu le dit Sr. Jordan dans les sentiments marquer par
cette suplique. A Butzeau ce 30 d'Aoüt'j 1703. Deschamps.
11.
Sehr* Uten der Madame Jordan an den Grafen Hörn — e. 1703.
A Son Exellence Monsei^neur le comte d'Horn.
"O'
La Jordan inplore la bonte et le quitt* de votre exeellence,
pour quil soit permis a son mari de vi vre dans ce pays avec
la meme libertt'- qu'auparavaut, sans y etre* regardc comme un
homme, quil en taut chasser comme dangereux pour la colonie
apres tant de soins et de penes, quil a prises pour la fonder.
La supliante demande tres humblement pour luv la grace
d'etre reconu pour un komme, qui na jamais voulu trahir les
interes de S. A. 8. et qui 7 quoy quil n'ait pas eu de train ni
dVquipages. a toujours tache de faire les choses en honeur et
en consiance et les auret misses sur un meilleur pied, en
amenant ici un plus grand nombre de familles, s il avoit ete
plus favoris«'-. La supliante est avec un profont respect Mon-
seigneur de votre exeellence la tres humble et tres obeisante
servante la Jordan.
'; %\\\ 2. !»f> unten ift ftatt 30. 9lpril <ui lefen: 30. ?(ugiift.
lad
12.
©biet wegen ber Sftieberfaffung ber Hugenotten in SWeHenburg —
1703, September 24.
Wad) einer in ber föoftocfer Uniberfttät$*93ibliotl)ef — SKf. 7590 —
borljanbenen gebrätelten Vorlage .
Befdjreibung öerer favorablenConditionen, SoDes5u2TCecflen*
bürg, Schwerin unö (ßüftrau, Hegierenöen £)erren £)er£ogs / f)od}*
^ürftl. Durcfjl. Denen su einer 5toeyten Colonie in Bü^au ftdj
angebenöen ^ranijoftfcfyen Heformirten Flüchtlingen gndöigft
aecordiret / Zlnno }703 ö. 2% Septembris.
Don <5©ttes (ßnaöen ^rieörid} tPtltjelm, Qer^og 5U ZTTecflen*
bürg / ^ürft 5U iuenöen / Schwerin unö Hamburg / and)
©raff 5U Sdjtperin / ber £anöe Hoftocf unö Stargarö fjerr.
Ctjun fyiemit funö allen unö jeöen / abfonöerlicfy benenn
jenigen Fabricanten, fo fünfftig in Unfern £anöcn fommen
tueröen / tpie VOxt gefonnen / gleidj toie anöere Ceutfdje dürften
unö fjerru Unferer Icacfjbafyrfdjaft / öurdj (Errichtung einer neuen
Colonie Unfere £anöe Polcfreidjer ju madjen/unö foldje im
befferen Stanöe, als urie Sie por öiefen getoefen, 5U fe^en / nad}*
öemmafylen XDir abmerefen, tpie foldje öuref} öie (ßnaöe <5©ttes
pon Zcatur ba$u fonöerlidj beqpem unö gelegen feinö; umb
öann foldjes Unferen £anöen fjeylfaljmes Dorfyaben ins XDercf
$u fetjen, fyaben ftdj untertfydnigft angegeben örey ^ran^dfifdje
l<auffleute/ als Jacob Vignole , Alexandre Flavard, unö Nicolaus
Gentien, tpeldje Uns porgeftellet 50 ^ranijäfifdje Familien in
öiefe £anöe 3ufüfyren / wovon öer meifte Cfyeil £)anön>ercfer / fo
XDolle perarbeiten / feyn foüen / tpobey fie öann expresse per*
fyeiffen / öaf gemelte Familien fcfjledjter Dinges unö 5U erft aus
^ranefreid? oöer öen ©fyrten, tpo Sie pertrieben tporöen / fommen
follen: 2llfo öa§ ftdj öiefelbe nicfjt unter einen anöeren f}errn
porfyero nieöergelaffen / nodj unter öeffen Protection einige beneficia
genoffen fyaben; fo fidj aber öennocfy einige öergleidjen finöen
migten / foüen fte nidjt reeipiret tperöen / es fey öann, öaf fie
mit einem gültigen Pass perfefjen tpären / 3umafylen Unfer 7lb>
fetten pornemblid) öafyin gefyet / öaf gemelte Familien aus
reöltdjen / auffridjtigen unö untaöelljafften £euten beftefyen muffen.
Damit öann öiefe fydcfyftangelegene Sadje einen beffem Fortgang
geipinne/fo ftnö mit obgemelten örey^ran^ofen folgenöe Conditones
unö Puncten perabgereöet;
3af)r0ud) beö »er. f. mett. ©efdj. LXL 9
130
\. Umb öenen 50 Familien öie bendtigte Unfoften $u ifjrem
transport ertreglicfyer 5U machen / fo foll einer jeöen Familie
\0 Keidjstfyaler / unö nidjt weniger öenen 5 Kauffleuten jeöem
30 Heidjstfyaler gefcfyencfet roeröcn / melcfces <ßelö fie alfofort /
wann fie fidj in (Büftrou angeben / von Unfern (Dber * f}aupt*
mann unö General -Major pon Bergfyol£ 5U empfangen fyaben.
2. Soll öie gam^e Colonie 5U Bü^au auffgeridjtet roeröen/
tpofelbft XDir unter Derorönung unö 2lna>eifung gemelten Unfers
©ber £)aubtmanns 25. £)dufer toollen bauen laffen / öergeftait
öaf in jeöem fjaufe $wey Familien mofynen f6nnen / was öef*
megen Sie 3. Ifauffleute betrifft / m6gen öiefelbe auff Unfern
Scfjlog 3U Bmjau/mie XDir es ifjnen anmeifen laffen /unö es
am beqpemeften feyn fan / tpoimen.
3. Sollen allen Familien, fo balö fie fidj fyie im üanbe an*
geben / in (ßüftrau / Seaman ober Bmjau XDo^nungen angeuriefen
roeröen / mofclbft fte ftdj öas erfte 3aljr unö big ifyre ßdufer
erbauet / aufhalten f6nnen / otme öaf fie fdjulöig feyn Jollen,
£)euer oöer anöere Uufflagen öaror ab5iitragen.
4. So balö öie ßdufer in Bü£au erbauet ftnö/ttnrö iljnen
noefy auff öie 6 erften 3afyr öie Quartiers ^reyfpeit geftattet/
alfo öaf fie öef u>egen nichts ju be5afylen fjaben / jeöennodj erlegen
fie öie Accise oöer ordinaire Consumptions*Steur / als ID05U fie
ftd} von felbften erbosten.
5. Xlber öeljm f ollen fte frey feyn t>on allen 2luff lagen unö
Befcfyroeröen / fo u>ol mas ifyre Perfoimen als (Bütfyer angebet /
infouöerfyeit genieffen fie öie ^reyfyeit aller XDatjren unö materialien,
fo fie 5ur Arbeit gebrauchen / ungleichen fo fte albereit ver-
fertiget traben oöer bringen laffen / öergeftait öaf fie öaüor inner*
fyalb unö por Perlauff 6. 3a^ren ntcfyts be^afjlen. Zladjöefym
aber öie 6. 3afyr porbey finö, follen fie gehalten feyn / alle onera
gleidj u>ie anöere Untertanen unö Bürger absutragen.
6. 3mglet^en finö fie gleicfy urie Unfere anöere Unter*
tfyanen unö Bürger in alle öetmt, mas ifyre (ßemerbe 5U tPaffer
unö Hanbe angebet / 5U consideriren / unö genieffen alle ^rey*
Reiten / Privilegien unö Sicherheiten auff öem ^ues / als folcfye
Unfern anöem Untertljanen unö Bürgern gndöigft geftattet tueröen.
7. (Erlauben unö geftatten XDir öer Colonie 5U beftimten
fetten öas freyc exercitium öer Reformirten Religion Krafft
einer öarüber perorönenöen Constitution. XDie öann fo lange
öie Colonie uidjt in öem Stanöe, öaf fie eine Itircfye bauen
fonne / öer groffc Saal auff öem Sdjlof 5U Bü^au permilliget
meröen foll / in melden öie anöere ^ran^ofen / fo je£o in Büfeau
131
finö, ifyrcn (ßottesöienft galten / wann aber öie Colonie öergeftatt
mit öer ^cit summmet unö in öen Stanb f6mpt / öag eine Xfirdje
pon 3*? c erbauet tperöen fonne / So geftatten XDir öarsu von nun
an öte ^reyfyeit / unö wollen einen plaij öarsu antpeifen laffen /
nicfyt weniger einen ©rtfy 5um Kircfjtjoff / als tpeldjen XDir ifynen
beftänöigft 3U eigen überlaffen / unö umb öen Kirdjbau 5U be*
foröern / foUen Öa5u einige materialien geretdjet tperöen. / XDir
perfyeiffen audj öer Colonie einen preöiger 3U galten/ unö öen*
felben / nebft freyer XDotjnung ^}äi}vlidi mit 250 Heicfjstfyaler 5U
salariren / tpeldjen 3U tpefylen öie Colonie freye ZTIadjt fyaben
foll / nur öaf XDir uns öie Confirmation porbefyalten. XDas öen
Cantor anlanget / fo ift albereit einer in Bü^au / tpeldjer öen
Dienft sugleidj bey öer neuen Colonie 5U pertpalten fyat.
8. Soll öie neue Colonie, fo tpofyl was ifyre Religion als
(Semerbe betrifft / pon niemanö als blof pon Uns dependiren /
in öeffen tpirö folcfye unter Derorönung Unferes ©ber*f)aubt*
manns unö General -Majors pon Bergfyol£ erridjtet.
9- XDie öanu nun ferner öie obertpefynte 3 Kauffleute nadj
aller XHiglicfyfeit öafyin 5U fefyen fyaben / tpie öas Befte unö
Hufneljmen öer Colonie m6ge beforöert tperöen / unö fte nicfjt
weniger perbuuöen unö fdjulöig ftnö, öafyin 3U trachten / öaj| öie
perfertigte XDafyren perfaufft tperöen / unö alfo aus einer t)anb
in öie anöere gefyen mdgen / (jeöennodj öa§ audj öie fjanötpercf er
gute / tüchtige / gangbafyre unö untfyaöelfyaffte XDafyren perfertigen),
So geftatteu XDir öenen obgeöadjten örey Kauffleuten aus fonöer*
bafyre (Bnaöen / fo tpofyl en gros als in Stücfen 3U fyanöeln /
unö allerfyauö TKauffmannfdjafft mit öen XDafyren, fo fte pon öen
£janön>ercfern öer Colonie fauffen / 3U treiben / öaneben tfynen
öer Titul als X}off4fauffleute gnäöigft beygelcget tpirö / alfo öaf
fte auff Unfcre Commission / tpelcfye ifynen Öa3u gegeben tperöen
foll / allerfyanö Sorten pon Brocade, (Bolöenen / Silbernen /
Seiöcneu unö XDollenen Etoffen, brodirte Kleiöer unö öergleidjen /
ofyne Dorfcfyuf aus öer erften I}anö fommen laffen / unö por
einen raisonablen preig an Unfern £)off lieffern mdgen / mit
öent Bcöinge / öaf tpann öie XDafyren unö etoffen nid)t anftdnöig /
öie ftauflcute gehalten feyn follen / folcfye tPteöer sunefymen / unö
Xlns öeftpegen feine Unfoften an3umufyten / unö öamit öann
fcfyließl. unö
\0. Diefe Colonie öefto füglicfjer erridjtet tperöe/fo tpollen
XDir auff alle XDafyren, fo ins £anö gebracht tperöen / als Strümpffe/
l7ütl?c / XDollene Stoffen / Cöcfjer / Cobacf unö öergleidjen / Zluff*
lagen fet>en / umb öaöurd) nidjt allein öem Derfauff öer XDatjren
132
511 befdröern / fonöem audj mefyr £eute einsufüfyren / jeöodj mit
6cm Beöinge, öag porfyero fattfafyme IDafyren im £anöe per*
fertiget feyn muffen / um Unfere Untertanen öamit 5U perfefyen.
Die Fabricanten öer Colonie foüen audj gehalten feyn, junge
£cute aus Itnferem £an6e / fo sur 2Irbeit gefdjicf t / unö öar3U
£uft beugen / als (ßefellen unö £efjrjungen ansunefymen / 3U
tpelcfyem £nöe VOit eine Derorönung / gleich nrie in öem Branöen*
burgifcfyen / aufgeben tpollen / öamit foldjer geftalt öte. £efyrlinge
geftdjert feyn / unö tpiffen m6gen / toie fie fidj gegen ifyre ZtTeifters
aufsufüfjren fyabcn / unö gute diseiplin gehalten tperöe / audj öer*
geftalt öie Colonie pon Cagen ju Cagen tpacfyfen unö anfefyn*
licfyer tperöen mdge. ZDie XDtr öann alle foldje Conditiones,
tpelcfye in öiefem offenen Patent gefetjet / allen öen jenigen / fo
tüdjtige £eute unö nodj fyinfünfftig öiefer Colonie ftdj susufügen
Belieben tragen / gnäöigft aecordiren. Tlls tPir öemnadj folcfyer
geftalt mit gemelten 3. ^ran^ofen öiefes erridjtet / unö obige
articulos in allen Puncten aecordiret fyaben / fo traben tPir
foldje audj jeöermdnniglidj, fo fyier an part nehmen / f unö machen /
unö fonöerlidj öcnen 50 Familien, fo öte 3 ^ran^6fifdje Kauff*
leute introduciren tperöen / öffentliche notice öapon crtfyeilen
tpollen. So gefdjefyen Xoftocf öen 24- Seph Anno J703.
^rieöridj XDilfjelm.
(L. S.)
13,
föönig griebridf) I. oon ^reufeen an §erjog grtebrid& Sßilfjelm pon
2fteflenburg wegen Untcrftüfcung von gtüdjtlingen aufi bem
$ürftentt)um Drange — 1704, 2ftai 28.
Von (Sottes gnaöen Friderich König in Preufjen, ZTCarg*
graff 311 Branöenburg, öcs fjeyL Hom. Heidjs <£v§ Cdmmerer
unö Cfyurfürft, Souverainer Prtn£ pon Oranien, 5U JHagöeburg,
Clepe, ^>\xl\d}, Berg, Stettin, Pommern, öer Cafuben unö
IPcnöen, and} in Sdjleften 5U Crofjen £}er£og, Burg (ßraff 3U
Iturubcrg, ^ürft 3U l}alberftaö, ZHinöen unö Camin, (ßraff 3U
ftofyensoüern, öer JTTarcf, Xuppiu, Xapensberg, £iugen, Meurs,
oufyreu uuöt £cfyröam, Marquis 3U öer Defyre unö Dligingen,
l|err 311 Xapcnftcin, £aueuburg unö Bütoip, audj Arlay unöt
Breöa pp. llnfere ^reunöfdjafft unö tpas XDir mefyr liebes unö
gutes perm6gen 3iipor, Durdjleucfyttgcr ^ürft, freunöliefy lieber
133
Detter. <£w. £bö. ift fonöer tpettleufftige Porftellung befanö,
was por Drangfaalen unö Derfolgung öie arme Evangelisch-
Reformirte Simpofyner in öem ;fürftentfyum Orange erlitten,
unö tpie felbige mit tynterlafjung ifyrer fyaab unö (ßütfjer faft
naefenö unö blof öer Religion falber öas bittere Slenöt 5U
bauen unö ftd} in öas exilium 5U begeben gestpungen tporöen.
Zum feynöt öiefe arme £eutfye im pertpicfyenem 3afjre in nidjt
geringer 2ln5afyl in öer Sd}tpei£ angelanget, unö, weilen öas
£anöt öiefelbe tpegen öes engen Segriffs unö Befanöten Korn*
ZTTangels nicfjt mefyr ertragen unö unterhalten fan, im XDercfe
begriffen, fiefy naefy Unfern £anöen 3U begeben. IDir fännen audj
öiefe umb öer Religion IDillen pertriebene £eutfje aufsuneljmen
Uns umb fo piel toeniger entbredjen, als Sie öurdj öie auf Uns
recfytmdfig perftamte Succession öes ^ürftentfyumbs Orange ofyne
öem bereits unter Unferer Botfymdgigfeit gefydren* Hadjöem
aber 5U öerfelben Unterbringung, unö umb 3fynen insgefambt
5U ifyrer Subsistenz, Haljrung unöt Unterhalt, einem jeöen nadj
feinem Stanbt unö Condition, 5U perfyelffen, ein grofes erforöert
tpiröt, IDir audj ofyneöem mit öer Subsistentz einer grof en 2ln*
5afyl ^ran^dfifcfyer Refugijrten, ipie auefj Wallonen unö Pfdlijer
Uns chargiret befinöen; So fe^en IDir 5U <£w. £bö. bas pol*
fommene Dertrauen, es iperöen öiefelbe Dero Befanöten pietät
nadj öie Zcotfy unö Misere öiefer armen pertriebenen £eute mit
5U I}cr£en nehmen, unö Sie in felbiger mit einer Beyfteuer aus
Defyro £anöen subleviren fyelffen: 2lUermafen IDir öan audj 3U
öem £nöe in Unfern £anöen eine gute Summe (ßelöes aufsu*
bringen im IDercf begriffen feyn. IDir fyaben öannenfyero mefyrer*
melöte Orangische Refugijrte Derofelben aufs Krdfftigfte Ijieöurdj
recommendiren unö öiefelbe anbey freunöpetterlidj erfudjen rpoüen,
3l?ncn Dero f^ülffe unö (Buttfydtigfeit permittelft einer erfleflidjen
Steuer angeöeyfyen 3U lagen, tpeldjes Sie 5U ofynauffydrlidjen
©ebetfy für Dero XDollfartlj unö beglücfte Hegierung peranlafen
tpiröt, XDir aber bey allen Dorfallenfyeiten mit mutueller ^reünö*
fdjafft 3u eruMeöern Uns angelegen feyn lagen tperöen, Die IDir
Derofelben 3U öeren Srtpeifung ftets geflifen perbleiben, ©eben
Sd)6nl?aufen öen 28ten irtay J704.
(ge5*) freunöttpilliger
2j n ^riöerid} R.
öen t)cr£og pon ZTCecflenburg* Ofr ^uefts
Sdjtperin, tpegen öer orangischen r - o
Refugijrten.
134
U.
©eneralmajor Sergljolfc in ©üftroro an bte Kammer wegen bet 33or*
bereitungen jur aufnähme ber Hugenotten in SSüfcoro — 1704,
Sfoguft 13.
IDofylgeborne fjodföuefyrenöe fjerrn (Dber£jaubtmann
(Befyeime Cammer* unö CammerKäfyte.
2luff öefyren an micfy abgeladenes geehrtes fcfyreiben ertfyeile
5ur öinftl. Hadjridjt, öa§, toan es mit 6er gar geringen Zlnsafyl
6er porfyanöenen ^rantjofifcfyen Familien albereit fein betpcnöen
fyaben müdjte, öie angetoanöte ZTCüfye übel compensiret tpefyre,
hn (Begentfyeil finöe icb, öa§ öie anfdjaffung 6er Familien am
leidjteften feyn nnrö, wan nrir nur porfcero auff eine 2lert unö
Manier foldje 3U recipiren unö unterbringen beöacfyt finö, 1D03U
ban öie IDofynungen Dornefymlid} erforöert u>eröcn. Daljero
n>eröen meine fjocfygeefyrte ßerren felbft ermefen, wk unumging*
lidj öie ^ortfetjung öes Baus erforöert nrirö. Den fo lange
feine fjaufer erbauet finö unö 5ur Manufactur feine anöere
2lnftalt als bisfyero gemacht ift, fefye xd) nidjt, urie mit glücflid)
reussiren fonncn, 5umafylen n>en öie familien fyin unö urieöer
Serftreuet unö nidjt an einem (Dert angeuriefen toeröen fonnen,
Serenissimo nidjt allein sur laft ftnö, fonöern es tpirö ftdj and)
eine gute familie fyiefyer 5U begeben Scfyeu tragen. Dannenfyero
finöe xd> fyädjft nofytig, öaf mit öer 2lnfafyrung öes £)ol£es aus
öer Xüfynifcfyen (ßegenö alleröings continuiret tperöe. hingegen
fönte man in anöertpeitiger <5ufufyr b\s ju Sr. £)od}fürftl. Durcfyl.
(ßott gebe glucflicften retour unö alfo fernerer gneöigfter Der=
orönung menagiren.
Was mein sentiment wegen Fluvard unö Gentien betrift,
fo finöe idj nidjt, öaf öiefelbe nadj billiger (Erlegung öer
empfangenen transportgelöer ferner auffgefyalten 5U toeröen
meritiren. IDollen öiefelbe fid} aber anfyeifdjig machen unö auff
einige XDeife Sicher fyeit {teilen, gute familien ins lanö $u bringen,
fo tüeröe xdf nimmer junricöer feyn, öaf ifynen ein beneficium
accordiret toerbe, unö tüil, tr>as meine fjocfygeefyrte £jerm
Serenissimo profitable 5U feyn einhellig adjten, mir gefallen
lagen, öen en particulier fyabe idj ifynen nichts üerfprodjen,
fonöern Sie pielmefyr angetDiefen, S'xd} öer fjodtfürftl. declaration
gemef aufsufür/ren. XDolten Sie and} 5ur anfdjaffung 50 familien
fxdf mefyr anfyeifcfyig machen, als Sie albereit laut öer declaration
unterttjenigft perbunöen finö, fo tpirö audj foldjes feine grofje
135
Sadje feyn, 5U mahlen idj, ttue albereit erroelmet, familien ofyne
Unterfdjeiö fjer 5U bringen gar leicfyt acfjte, es fey öen, öaf Sie
gute familien einführen unö ficfj öaburcfj ein beneficium erwerben
wollen, fonften fyaben Sie jicfj nicfjt weiter recommendiret, als
fcafj Sie eine Racaille fperge30gen, wovon albereit 3 desertiret.
IDas Sie fonften in erhobener Klage wegen öer acciss t>or ^ug
oöer Unfug fyaben mogten, inöefym fotdje 6er geftalt reguliret,
6a£ öarin fcfyier alle onera begrieffen unö fte folcfjer geftalt feiner
Privilegien ftdj 5U erfreuen fyaben, öapon roeröe icfj münölidj
mit meinen fyodjgecfyrten £)errn 3U reöen Gelegenheit nehmen,
toelcfyes albereit gefdjefyen toäfyre, tsen mief} nidjt einige Cage
fyer angehaltene ubele disposition abgehalten Ijättt, inöejjen
perfyarre icfj
2Tleiner f}od}5uef}renöen £}erm (Dberfjeubtman
(ßefyeime Kammer* un6 Cammer^ Herten
Sdmlöigft un6t XKcnft ergebender
(gej.) r>. Bergfyolfc-
©üftrou b. \5. 2lug. \ZO^.
15.
Bericht der beiden Kaufleute Alexander Ilavard und Nicolai
Gentim über die Bedingungen, unter denen eine Nieder-
lassung von Hugenotten in Meklenlmrg erfolgen könnte,
nebst einem Verzeichniss der Familien, die durch ihre
Vermittelung bereits in Meklenburg sich befänden —
1704, August 22.
Alexandre Flavard et Nicolas Gentien marchands a Butzau
deziran de s'afermir dans cest estat et d'j atirer des famühies et
bonne manufature et aiant regeu permission expresse de vos
Kxellances de doner leurs propositions les plus propres a faire
rehusir leurs entreprizes, c'est pour cella, qu'ils presantent les
propositions suivantes.
1. Que eux et toutes les famühies qu'ils ont fait ou fairont
venir, seront establies sous les mesmes droits et privileges
eontenues dans la patante de ceux de la premiere colonie et
qu'ils ne composeront que un mesme corps avec eux et que
ohaque familhie recevra a son arivee aiant des bons temoig-
136
nages la somme de dix risdaller. que messiears de la chambre
leurs fairont conter en pur doun.
2. Qu'il soit establi an magazin au dit Batzau soubs la
conduitte des dits Flavard et Gentien, qui sera asorti de
plusieurs sortes de leines propres a leur manufature. et c'est
pour cella quils supplient Vos E. E. de leur accorder en leine
du pais jusques a la somme de deux mille risdaller de la
quelle somme ils seront cautione et en peieront les intherests au
quatre pour cent pandant six annees, apres lequel temps ils
sobligent de rendre le capital.
3. Qu'il soit accorde franc au dits Flavard et Gentien une
maisoun propre pour leur manufature et magazin et que
lhors quils voudront sei batir des maizons. qu'il plaize a la
cour, de leur accorder la place, le boix et materiaux necessaires.
4. Que tous les ouvriers propres a travalier la terre
pouroun s'etablir avec les mesmes droits et privileges ci dernier
et que Ton leur balhiera a rante perpetuelle les terres a un
juste prix, que messieurs de la chambre fiseront.
5. Qu'il leur soit permis de fair tirer une lotterie com-
posee de plusieurs marchandizes jusques a la valeur de dix
mille risdaller, qui sera composee le plus avantageusement qui
sera possible.
6. Et comme les dits Flavard et Gentien ont este obliges
de faire beaucoup de fraix pandant une annee et quils seront
encore obliger d'en faire d'avantage pour atirer de bonnes
familhies, ils demandent en grace particuliere. qu'il plaize a la
cour de leur accorder pour les indamnizer le bien de campagne
quils ont demandc avec la faculte des courvees pour dix
annees de franchise, apres lequel temps ils en peieront la
rante ficxe a perpetuite comme ils conviendront a present et
si la ditte terre ne se put pas doner, ils supplient la cour de
leur en accorder un autre a la place proche de Butzau ou
bien qu'il ait la bonte de les indamnizer en argean ou leine
du pais.
Ils supplient messieurs de la chambre de mettre fin a
cette affaire et de leur accorder tousjours leurs puissante
protession.
Rolle des familhies, qui sont venues par le mojen de
Alexandre Flavard et Nicolas Gentyen:
Monsieur Secheaie, son epouze et un enfan, faizant le
pastel et autres tintures;
137
Monsieur Theophille de Moreau, seigneur de Debrose, gentil-
homme cest pour faire valoir de terres;
Monsieur Breis et sa femme, manufaturier comode et faisan
travalier a son propre ;
Le sieur Ginjoux et sa femme, ouvrier en leine;
Armand, sa femme, un enfant, ausi ouvrier en leine;
Nouvel, cerurier, faisant les metiers de bas, aiant un garsoun;
Nouvel, son fröre, teinturier habille;
Curj, sa femme et enfan, menuzier;
Seisö, gantier, sa femme et enfan;
Un boutonnier Guerin avec sa femme;
Un tanneur Dussi avec femme et enfans;
Monsieur Gentien et sa femme;
Flavard, sa femme et sept enfans.
16.
Beschwerde des David Seiehaye Über Schaden, welchen Bindvieh
auf seinem mit Waid bepflanzten Aclcer angerichtet hat —
170A, Od ober.
Messeigneur.
David Seichehaye represente avec resped ä vos Exce-
lance qui luy est arrive un grand domage par sept beuff qu'il
a trouvü mardy 14 *»e octobre sur sa piesse de pastel qui long
tout mange. Le dit Seichehaye a fait conduire les sept beuff
a la bauhoff. Le suppliant espere de vos Excelance iustisse
sur son domage etant la segonde foit, que le domage luy
arrive, et le supliant n'est point en estat de suporte un si
grand perte. D. Seiehaye.
•
17.
Die Kau flaute Flavard und Gentien tragen dem Herzog von
Mchimhurg die Bitte vor, ihre Landsleute in der Weise
unterstützen zu tvollen, wie er versprochen — 1704,
September 3.
A Son Altesse Serenissime Monseigneur le Duc
Regnant de Meklembourg.
Alexandre Flavard et Nicolas Gentien represantent tres
humblement ä Son Altesse Serenissime qu'aiant heu l'honeur
138
de Lui presanter a Butzau une supplique pour obtenir une
reponce a Celles qu'ils ont heu l'honeur d' adresser a vostre
Altesse Serenissime, soit par la voie de la chambre que par
celle de monsieur le secretaire prive Douve, ils demandent
tres humblement a. V. A. S. la grace de les tirer a presant de
la facheuze incertitude, ou ils sont despuis plus d'un an sur
leur etablissement, et qu'il plaise a S. A. S. de leur accorder
leur demande estant fort peu considerable pour un si grand
prince puis quelle ne consiste que a mille escus en argean ou
en leine du pais ou bien a la place de cette somme la jouis-
sance pandant dix annees de deux oufs 1 ) de terre avec la
facultö des courvees. Les supplians sont venus expres de
Butzau pour avoir la reponce qu'ils atandent tousjours de'la
faveur singuliere et de la generosite de vostre A. S. afin qu'ils
puissent travailler plus utillement a faire venir comme ils ont
desja fait plusieurs autres bonnes familhies et y faire flurir la
colonie et ils continueront leurs veux les plus ardents pour sa
prosperitte comme estant avec le plus profond respet ses tres
humbles obeissans et tres fidelies sujets.
18.
Die Kaufleute Flavard und Gentien ersuchen den Präsidenten
des Geheimen llaths, von Varenius, ihre Eingabe beim
Herzog unterstützen zu wollen, und unterbreiten ihm ein
Verzeichniss der Hugenotten -Familien, die auf ihre Ver-
anlassung nach Bützow gekommen wären — 1704, $ej>
tember 3.
Tres humble supplique ä Monsieur de Varenius.
Monsieur. Nous vous supplions tres humblement d' avoir
la bonte de nous procurer au plustost une favorable resolution
de S. A. S. sur les justes demandes, que nous avons faittes.
Vous saves monsieur, depuis combien de temps nous sommes
en souffrance non sulement par le manque a la promesse de
6000 risd. pour quatre annees sans intherest, qui nous fut faitte
en pleine chambre par le directeur establi par S. A. S., mais
ausi pour les grands fraits, que nous avons fait et faisons
') $ufen.
139
tous les jours, despuis que messieurs de la chambre nous ont
ordouö par une patante en datte du 25 mai dernier de nous
doner passiance nous assuran, que nous serions satisfaits si bien
qu'a tous egards, nos demandes ne sauroit estre plus justes et
nous ne doutons pas, que la cour, qui n'a pas reffuze' de rattifier
toutes les promesses, que le dit directeur a faittes suivant le
pouvoir, qu'il «en avoit re^eu de la part de S. A. S., ne laisera
pas sans effet celle ci faitte de la propre bouche de messieurs
de la chambre, nous vous prions bien humblement monsieur,
de vouloir representer toutes ces choses a. S. A. S. et la
supplier pour nous d'avoir la bonte d'i avoir esgard et de nous
tirer au plustost de cette malheureuse incertitude par une
derniere et favorable resolution, vous assuran monsieur, que de
quelle maniere, que la cour s'esplique la desus, cella nous sera
mieux que de vivre comme nous vivons, et soies persuade
monsieur, que vous n'obligeres pas des ingrads, mais des per-
sonnes, qui vous seront toujours avec un profond respect vos
tres humbles et tres obeissans serviteurs Flavard et Gentien.
Depuis le temps, que nous sommes arrives, nous avons
estd Obligos de braser dans le chateau et, comme les chemindes
ne sont pas faittes pour un si grand feu, nous vous prions
monsieur, d'avoir la bonte d'ordoner monsieur le baillif de nous
permettre de braser en bas dans la cuisine de S. A. S., ou il
ni tien rien et qui ne lui ser que au mesure usage.
Rolle des familhies, que nous presantons a monsieur de
Varenius pour lui faire voir, comme nous nous sommes trans-
portes ici en honette gens pour tenir nostre parolle, et que la
faute de ce, que la colonie n'est pas accomplie, vien de la part
de monsieur de Berkolz, qui n'a pas tenu ce, qui nous avoit
estö promis en plaine chambre, et establi directeur de la part
de S. A. S. aiant fait travaliö, comme il fait encore, a son
protit particulier, ce qu'il devoit nous estre livro pour former
ici le magazin pour fournir a nostre traitte suivant les patantes
aus familhies, qui estoit prestes a venir, dont ci desous le non
est especiffiö primo:
1 Flavard, sa femme, 7 enfans;
1 Gentien, sa femme et son frere ;
12 dont vous en aves prix le non a Rostoq,
fönt 14 arivdes outre ceux, qui s'en sont en ales.
Celles, qui devoit nous suivre et qui pouroit le faire
encore, si nous sommes contant, sont
140
1 Monsieur Olivie, marchand et faisant fabriquer ausi
de bas, femme et 3 enfans;
M. Bretonn, femme et enfan, a 3 metiers de bas a lui;
M. Perinion, femme et enfan, marchand negotian;
M. Seruieire, femme, manufacturie ;
M. Marc, appotiquaire et Chirurgien habille, nous estant
necessaire, femme et enfan, et riche ; •
M. Brunei, sa femme, 4 enfans, faisant savoun et ami-
doun, comode;
M. Lamoureux, brodeur, sa femme, 1 enfan;
M. Valantin, femme, enfan, pour de terres promises
au comansement de bouche et par lettre par
monsieur de Berkoz;
le sieur Martin, femme et enfan, habille pour les metiers
a bas, et comode;
Rouviret et sa femme, cardeur;
ßeymond, femme et enfan, pour de terres;
le sieur Combes, ouvrier en rubans et galons de soie et
fil, et son frere;
Izac Bonnet, femme et enfan, faiseur de bas;
Pierre Galot, sa mere et sa soeur, ouvrier ausi en laine;
Francis Delbrun, femme et enfan, de mesme;
Estienne Griza, manufaturier
son beau frere, sa femme, associes et pour de terres;
Noe Francis, sa femme et enfan, estaminie, sa femme
Holandoise, faisant toute sorte de beaux ouvrages;
Jean Berard, cuisinier, comode;
son paran, garsoun et peruquier;
Louis Philipe, sa femme, 5 enfans, faisant de bas,
aiant un metier a lui;
Samuel Brujas, jardinier, sa femme, 2 enfans, vouloit
achaipter quelque terre;
Louis, sa femme, habille tourneur pour toute sorte de
menuzerie, menuzie ;
Haumel Vef, faiseur d'estamine, comode;
Guilhaume Montagne, sa femme, habille ouvrier pour
le melange des laines;
2 familhies que le ci dessus devoit amener avec lui
suivant ce qu'il me marqua que je conois.
41 familhies outre le tapisie habille homme, qui nous
estoit tres necessaire qui s'en est en aller outre
3 autres ;
141
22 familhies qui estoit äHalle, qui venoitde Chevaubac
et Erlang dont il y hut deux deputes qui vin-
drent trouver Elavard ä Berlin deux jours avant
son depart pour leur marquer le jour, qu'il devoit
partir pour s'en venir a Butzau ou Gustrau, et
Flavard lui aiant promis de leur escrire des estre
ariv£ a Gustrau, il fut bien surprix de voir que
m. le general, qui ne devoit estre que directeur,
fut change en metre de tout ce qui a fait la
dissention et rompu toutes nos mesures;
5 familhies que Mr. Cregut, nostre ministre, devoit
amener ausi avec lui, tout de personnes aiant
de quoi.
Familhies 68. De tout ci dessus nous pouvons le justiffier par
tesmoins et par sermant en foi d'onette gens et ce sur ce que nous
demandons d' estre indamnizes et maintenus sous le bon plaisir
de S. A. S., puisque la faute ne vien pas de nous. Ce qui je
justiffie dautrui plus clairement ce que si nous avions este de
malhonette gens et si nous n'avions pas este scurs de pouvoir tenir
nostre parolle, nous ne serions pas venus de la maniöre que
nous le sommes c'est de quoi nous vous supplions tres humble-
ment, corame nous avons fait desja despuis quatorse mois, que
nous sommes en soufrance prie de vouloir examiner et voir,
que il est impossible, que nous puissions sucister plus long-
teraps dans l'etat, ou nous sommes, sans nous espuiser.
19.
ÄammerprotofoH über bic in üMlenburg ftd) auffyaltenben £uge*
notten — 1704, Secember 16.
Protocollum bei 2Imx>efenf/eit 6er -fransofen von 6er
neuen (Colonie. Koftocf 6. \6. See. J704 in Pre-
sence f}errn <5ef/. (Cammerratfy Heubauer un6
Cammerratfj Ddrdffen.
\. Pierre (Sillon ifi ein Strumpf maef/er un6 macfyt geftricfytc
Strümpfe, fein un6 grob. Offcriret fein f}anöu>ercf f/ie im £anbc
3u lehren an allerl?an& £ef/rlinge. Seine Strümpfe un6 £)an6^
fcf/udje fin& getpalcfet. Sd)e\mn gut 5U fein. Efat eine $vaw,
aber fein Kino, tpofynet in 23ü£ou> un6 bittet um freie lüof/nung,
142
fo meinet er mit 6er <geit ein f}aug 511 bauen. f}at 5 Cfjlr.
Cransportgel6er befommen.
2. Daniel Clau6e ift ein £ofygerber un6 arbeitet por
Generalmajor Bergfyo^en Hecfynung in (Büftrotp. Offerirt ftcfy
in Bü^oip tpofyl ein flein f}auf ansubauen, tpenn ifym gefyolffen
tper6en f6nte, 6a§ er 6a fein eigen tpercf anfinge. t}at J ^ratp
un6 ein Kin6. I}at fein Cransportgel6 befommen.
3. 3 can P^Uip Sury, ein £ofygerber, arbeitet mit 6em
porigen in Compagnie, uul ficfy aber gern separiren un6, tpan
eine fleine Cofymüfyle in Bü^atP gebatpet urir6, tpomit ficfy ifyne
oiele befyelffen f6nnen, audj mit 6er £ext ba ansubatpen. f)at
\ $xaw, \ Kin6. f}at 5 Cfylr. Cransportgelö befommen.
4. (Buillaume 2lubanöt ift ein Cabacsbaucr un6 tpofynt 5U
Bü^oip, alipo er ficfy gern nie6erlaffen toxi Bittet um ettpas
£anö un6 ein Quartir. §at eine perlobte Braut in 6er ZTCarcf
Bran6enburg, 6ie er tpil nacfyfommen laffen. £)at fein {Transport*
ge!6 frigt.
5. Zlbrafyam Cury ift ein Cifcfyler un6 Stufytmacfyer un6
wohnet nodj in (Büftrotp, alltpo er gute 2trbeit fyat, u>tl aber
ftcfy gern nadj Bü^otp begeben. <^u bauen fyat er nocfy feine
£uft, tpetl iljm 6ie mittel nocfy mangeln, mit 6er £ext wtl er
ftcfy tpofyl refolpiren. £}<xt eine $ratp, nodj aber fein Kin6. f}at
\0 Cfylr. Cransportgel6er gefrigt.
6. 3 ean Ö5uerry, ein Knopfmacfyer, tpofynt in (Büftrotp,
flagt 6af er nidjt piel 5U tfyun fyabe, tpeil ifym Perlag mangelt
3ft g<*n£ gcbredjlidj. Bittet, wenn bei 6em £)offtaat itjm Knopfe
un6 Crompetenquäfte aud} 6ergletcfyen Urbeit gegonnet u>er6en
fönte. f}at \ $xaw un6 \ Kin6. Bittet, ob er nicbt xxad)
Sperin fönte gebracht un6 öort mit Derlag gefyolffen iperöen«
Qat \0 Ojlr. €ransportgel6 frigt.
1. 3* an 2ttman6 ift ein XDollfdmmer un6 Seiffenfie6er, ift
pauvre, 6odj arbeitet er ba!6 in Bütjotp, ba!6 in (BüftrotP un6
fucfyet 6ergeftalt fein Bro6, ipo er fan. f}at \ $xam, \ Kino.
f}at 8V2 Ctjlr. {Transport befommen.
8. ^lorin (Slaife ift feiner Profeffton ein £ofygerber, treibt
es aber nicfyt mefyr, fon6ern fyan6elt mit Strümpfen un6 f}an6*
fdjudj, fluten xc, ipoljnt fonft in Bu^otp un6 tragt 6er 6ortigen
£eute ifyre IDafyren fyerum. £)at \ $xaw, \ Kiu6. f}at mdjtf
genogen in 2 3afyren, fo er fyier ift.
9. Tiod) ift in (Büftrotp ein Cucfymacfyer, fo jiemlicfy bei
3a^ven, fyeift Monsieur Brcu, öer rpil gern nac^ BüljotP, tpeil
143
er 2Tftttel fyat xrnb anbete £eute tan arbeiten lagen. £}at eine
$taw, aber fein Kino unö ift fonften bei guten ZTCttteln.
{0. Xiod} ift ein ^drber ba, fo gut ift, Ijat aber, tDeil er
por f}errn (Seneralmajor 23ergfyol5 arbeitet, mdjt fyerübergetDolt.
\\. 2lntfjoine Saiset, ein fjanöfcfyucfymacfyer, wohnet in
(ßuftrou?, tt>ei£ öie ^eüe 5U5ubereiten un6 madjt fonft gute
ßanöfdjucfy arbeitet bisher oor 6en (Seneral Bergfyols Hedjnung.
Zueint, mann er im Soerin f}offarbeit befommen f6nte. f}at
X $vaw, \ Kin5. f}at y Cf?lr. Cransportgel&er befontmen.
\2. 1 Xiodf ftn& 5U Bü£ou> 2 Cieutenants, fo Baftille
\3. | bauen.
J4* 3* em e * n ScfymiM, fo 6er Strumpf madjer ifyre Cauen 1 )
5U machen tt>ei§. f}aben 3 e & er 10 Cfylr. {Transport befommen,
tyun 30 Ct?lr.
Die gegenwärtig geu>efene £eute wie aud} öie bei&e Kauf*
leute bitten, ba$ ifynen 6ie 6epenjtrten tDenigen Koften refunöiret
n>er6en m6djten.
20.
Die Hugenotten in Bützow suchen um die Berechtigung zum
freien Handel in MeMenhurg nach — 1705, Ende Juli.
A Son Altesse Serenissime Monseigneur le duc
regnant de Mecklenbourg.
Les manufacturiers frangois de Butzeau ayant ete con-
traints de revenir dernierement de la foire de Güstrow sans
pouvoir rien vendre de leurs marchandises a cause des impots,
quo les commis de S. A. S. dans la ditte ville y vouloient
mettre les ayant ensuite renvoyes aux marchands, qui dirent
neu avoir pas de besoin, ils suplient tres hurablement S. A. S.
de faire en sorte que les dits manufacturiers ayent la liberte
et la franchise entiere de leur petit commerce dans toutes les
foires et que les marchands s'aecomodent avec eux puisqu'ils
leur ofi'rent de leur donner ce qu'ils fabriquent aussi bieu
conditionnc et ä aussi bon marche que ce qui peut venir d'ailleurs.
Ils s'engageront volontiers ä ne rien vendre en detail par le
pays et par les maisons, si les dits marchands veulent bien se
charger de prendre tous leurs ouvrages a un prix raisonnable.
Ils pourront meme travailler des laines etrangeres pour des
') 3Bebftüf)le.
144
ouvrages plus fins, si les dits marchands s'obligent a les leur
acheter par preference sur le juste pied, dont on sera convenu.
Mais autrement ils ne peuvent subsister qu'en cherchant a
debiter leurs marchandises partout et dans les foires et hors
des foires. Hs ont surtout un extreme besoin que S. A. S. ait
la bonte de se Souvenir d'eux selon ses declarations pour leur
faire prendre par preference leurs marchandises pour ses
troupes et pour sa maison. Les manufactures ne pouvant ob-
solument se soutenir, si Ton ne leur fait la grace de favoriser
leur debit mieux que par le passe et par des bons reglements
bien executes ä l'avenir. Les suppliants en attandant, qu'il
plaiße ä S. A. S. de ropondre favorablement a leur requete,
continueront leurs voeux tres ardents pour sa prosperite, etant
avec un profond respect ses tres humbles et tres fidel es sujets.
21.
&erjog $riebridj SBilljelm roetfi bcn ^ufoermadjer ^icrrc ßolla an,
t)on üftügUebern bcr franjöftfdjen Kolonie in 33üfcoiu geroiffe
SBaaren ju faufen — 1706, üttarj 16.
£ ID.
£f wxxb 6er Pufoermacfyer Pierre Colla fyiemit gndöigft
befehliget, 6af €r von 6enen gefambten ^ran^ofen auf Bü£otp
folgenöe ZDafyren fxdj liefern lafen foü, alf :
\. Don 6enen ijuimacfyern (Einen f}utfy von 32 gl bis 2 Htfyl.
un6 5n?ar t>on jeöer sorte 3 btücf un6 5U?ar pon je6em
f}utmad;er fotriel.
2. Von 6enen Strümpffmacfyern (Ein paar firümpff oon
32 gl. bis 2 Xtljl. un6 t>on je6er sorte 3 Paar, un6
5iüar von je6em Strümpffmadjer fo triel.
3. Von 6enen I^anöfcfyumadjem (Ein Paar Sfantfdful} oon
8 bis \2 f l. un6 5tr>ar etliche Dousin, n>ie audj
4- Von 6enen Etamin==2nad}ern, von je6em ein Sind von
38 (Ellen a (Elle \2 gl. un6 perfcfyieöene Stüc!e von ^arbe.
2ln 6em p.
Sdjwcvin 6. \6. ilTartij J706.
Nomine Camerae.
145
22.
Entlassungsgesuch des Alexandre Flavard — 1706, 20. April.
Je supplie tres humblement Vos Ezellances de vouloir
prendre la peine de lire les raisons, qui m'obligent a quitter
les estats de Son Altesse Serenissime Monseigneur le Duc
Regnant du Meklenbourg, i estant venu avec ma familhie et
effets pour satisfaire en honette homme avec les autres a ce,
dont nous estions engatges.
C'est Messeigneurs le mauvais traitement, que j'ai regeu
dans ce pais despuis le jour de mon arivee jusques a presan
taut de celui, qui avoit directum ci devant de la colonie, que
de plusieurs particulliers, a qui j'ai randu Service. Je croi,
qu'il n'est pas necessaire messeigneurs de voüs reiterer les
grands fraits, ou j'ai este espoze jusques a presan par la faute
de monsieur de Berkolz, cella vous a este cognu suffizamnient
pur les divers voiages et represantations, que j'ai este si souvant
oblige de faire aupres de Vos E., sans que cella aie produit
aucun effet pandant l'espace de deux annees, ce qui faisoit bien
voir clerement a Vos E., que c'estoit bien mon intention de
rester dans ce pais, mais voian, que je n'ai peu rien advancer
et que je n'ai re^eu que de deplaizir de plusieurs a qui j'ai
preste mon bien ou partie i est encore, et dans un undroit
eztrrmement borne pour pouvoir entreprendre quelque chose de
eonsiderable, estant charge d'une grande familhie de sept enfans,
a la quelle il faut que je pourvoie non seulement a leur
entretien mais ausi a leurs edueation, et ne voiant pas ici lieu
de la maniere que les affaires i sont pour i pouvoir survenir:
Toutes ses raisons m'ont oblige apres deux ans quatre mois de
sojour dans Butzeau et mille risdaller de depanse, que j'ai
faitte pour l'ontretien de ma familhie faux fraix ou pertes,
(Mnunio je ne le peu que trop justiffier, de prendre la resolution
de clierclier un etablissement alhieurs pour pouvoir faire elever
ma familhie suivant leur ran et travaillier a leur pourvoir les
chosos noeessaires et dans un endroit, ou je puisse oublier
toutes les traverses, pertes et anuis, que j'ai re^eus dans ce
pais, c'est pour cella, que j'ai fh.it aranter une maison a Lübeck
et fait achai])ter l ) bois et autres choses, qu'il me faut a mon
arivee, la rante courant sur mon conte despuis paques, et gi
serois arive di manche passe sans Fordre, (^ue j'ai regeu par raon-
') acheter.
^olirburf) bc§ »er. f. mefl. ©efd^. LXI. 10
146
sieur Zandre de la part de Vos Ezellances, pour me rendre
ici a Suerin, a quoi je n'ai pas voulu manquer d'obeir, estant
avec un profond respect de Vos Ezellances
Vostre tres humble
et tres obeissant serviteur
Flavard.
23.
Kaufmann SBiltfc in ©üftroro an bcn ßaufmann ^ßicrrc ßolfo in
Schwerin in Sachen joUfreter ©mfufjr — 1706, Slpril 30.
Monsieur Monsieur Pierre Colla, Marchand ä
Schwerin. Franco.
(Büftrau Anno J706, ö. 30. 2lprtl.
Monsieur mon tres eher cousiri.
3d? 5tr>ctffclc nidjt mein poriges, tporinnen tpegen fyerr
£üning berieft getfyan, wirbt richtig eingelaufen fein. 2)iefes
nufyn befdjiefyet auff befeljl meines §errn Scfyipiegerpaters auf
Seipsig <£\xd) 5U erfudjen bey 6er f^ocfyfürftlicfyen Cammer
5U solicitiren 6amit Sie cito ein Befefyl an 6em Staötpoygt in
piau erhalten m6d}ten umb 6ie ani|o von Ceipsig mitbringenöe
JDafyren frey un6 oljne Visitation passiren 5U laffen un6 öamit
Sie 6ie XDafyren 6urdj aufpac!ung albat fo fefyr nidjt ruiniren
öfirffen.
3n&efyme bxc fämbtlicfye Kauffmanfdjafft öer r^odjfürftlidjen
Cammer ja perfprocfyen 3fynen von bas fyabenöe ZDafyren*
lager absufyelffen.
Monsieur Odery bitte 5U grüben, wo es ifyn tpollgefyet,
foü es mir lieb fevn; icfy permeinte 3*? m noc *? allster bey
meiner 5ufyauffunfft pon Berlin 5U ftnben unö tfyut mir tpefy,
6as meine Ketn&er 6en 2tnfang öes ^ran£6ftfdjen urieöer per*
geffen follen. ZHeine ^rau unö xdj grüben feine gange Mamille
unö erroafyrte cito öero 2InttPort, womit perbleibe
Monsieur vostre tres humble
serviteur ZDikfe.
P. S. 3cfj glaube fyerr ^oijan ZTTartm uriröt (Eudj tpegen
freylaffung öer lüafyren and} bereits gefdjrieben fjaben.
147
34.
^noentur beö SÖtagajtnö für bcn SScrfauf bcr SBüfcoroer SJtonufactur*
roaaren in ©d&roertn, aufgenommen burdj gierte Sofla —
1706, 3luguft 24.
Invantation über öie XDafyreu, fo id) noefy 5U Derfauff in
f)en5en fyabe auf 3*? ro f}od)fürftl. Durdjl. ZHagasin. StDerin
b. 24 ten augusty J706.
ZTCemortal ix>n alle öie XDafyren, fo Sein £)ocfyfürftl. Durdjl.
bxxvd) miefy in öero maga5in fyaben fauffen laffen unö was idj
nodj in Dorrafyt fyabe.
\ . 2t n (Etamine fyabe id} nodj 587* Stücf ,
foften 488 39
2. Ditto an wollen Stoff un6 allerley
colleuröt 1 ) sarge \2b 2\ 1 /*
5. 2tn aüerley colleuröe Strümpffe ift
porfyanöen 7\3 25
4. 2ln allerley fyanMfcfcen ift in Dorrafyt
nodj für 250 22
5. 2t n allerley prei£ an fyüeöt ift nodj 265 8
Das ift Me ganffc Summa . . . \82\ Htylr. J97>Sd}.,
n?as \d} noefy in maga5in fyabe.
Siüerin öen 24- augusty J706.
Cransport r>on 6er an&ern feit, wa% idj noefy an ZDafyren
in Porati? Ijabe 1821 Stljlr. \<) 1 /* SA.
folget was idj nodj urieöer aus^
geliefert l?abe
2ln bcn paftelplanter 6ic 54 & Saljt
urieöer gegeben, foften 2 4
Ditto Me lämerfell Ijab icfy an öen
X^anötfcfymadjcr urieöer oerfaufft für 49 24
2ln Scfyulöe fyab id} nod) ausfielen in
allen öie summa von . . . . • . \?9 57
Contant fyab idj oerfaufft oon öem 9»
Icopembre \705 big ö.24.2lug. \706
für öie summa pon 457 24
f ) gefärbt.
10*
148
3dj Pierre CoIIa fyabe auf ben magastn
in allem ausgenommen an tDafyren,
fo xd) micb decortiren laffen tpill . 56 24 V*
Das ift bas ganjs Capitall uneber: . . 256c \0
3dj fyab aus bte IDafyren perbienet, fo xd) perfauft, bie
Summa pon 22 \6
Dapon gefyet ab, bas xd} ausgeleget fyabe, tDie folget:
r ur 3V2 bud) grof papier — 28
>te faften auff 6cm Sdjlof unö uneber herunter
5U bragen gegeben — \0
^fur Brieffporto, fo idj be^afylt fyabe 4 18
2 pafyr Strumpf, fo mir perborben feint in maga^in
a 58 fl. ift l_28
Ktljir. 6 56
Bleibt bas xd} febaffen muff an profit \5 28
Ktl]l7 22 \6
25.
S8erid)t bcö perrc Golta über bm $crfauf ber üftagajinroaaren —
170G, 2tuguft 31.
X)urd}laud)tigfter t}er£og, (Snäbigfter ^urft unö f)err.
3d) fan nicfyt umbfyin (£w. i)od}fürftItd)c Zhirdjlaucbt
uutcrtfyäuigftcu 511 remonstrireu, wie mir Sie fambtlidjcu Cramer
biefe bcYfommenöe Illemorial auff \% Stabteu gelaffeu benebeuft
bie augtfyeilung bei* ipafyven, ipas ein jebtoeöer 511 feinen tfyeilen
jufombt in tyenben gelaffeu, tpelcfyes fid} beldufft auff 2\5 Kt^lr.
unb 22 Ktfylr. 20 Sdj. axx Unfoftung, als gelanget mein unter*
tljänigfteu bitten an £ip. I^odjfürftlidjc Xhirdjlaucfyt, fie gcrufyen
gnabigften bas ifyueu moege fämbtlidjeu (Trainer anbefofylcu, bas
fie iljrcn IPaljreu moegen abholen unb babcy gleicfy bas gelbt,
tpas fie fdjulbig luutc ben gemachten settel 511 lu^aljlen, bamit
bas \d) eiumafyln 511 ben capitall gelangen fan. (Beträft mir
guabigfler £rl)6eruug.
t\rbletbc lebenslang €ip. i)od)fürftl. Purcfylaudjt untere
tfydnigfter Diener
Suvih. b.5\. Hu* \70b. P icrrc CoUa -
149
ZITemorial was mir öie Cramer allster gelaffen fyaben an
tuafyren, fo fte öie augteilung felbft gemacht unö was ein jeöt*
it>cöer ftaöt geben mug une folget
\. Srüfjl an IDafjren Xttyr. 10, Unfofien J K. 2 Sc!?.
2. H>al?ren
* 8, .
- - 40
5. Kabel
* 16, .
J - 32
4- Cätfyerot»
* 10, >
I > 2
5. ITeYciiBudjoa»
• \0, .
X - 2
6. 2TTaldjoi»
= 10, -
\ - 2
1. Stercnberg
* 20, .
2 - 4
8. fyigenat»
« 30, -
3=6
9- Ket?ne
* 25, =
2 - 30
10. Paffoi»
- 14, *
\ * 22
H J . (ßenoyen
12, .
* * \2
12- Defit«n
- 10, ,
\ > 2
\5 IXeimntaifl
- 30, -
5*6
H Dämü?
■■ \o.
l • 2
Capitall Xttjlr. 215,Unfofteu22 K. 20 Sd?.
SO.
Gingabc ber öufcoioer SRanufacturierö beim &erjog wegen 33ejal)(ung
if)rer SBaarcn — 1706, Octobcr :).
Ihircbleudjtigfter f}ert>odj, (Sndöigfter ^ürft unöt f}err.
Wwv 21Taumfacturiers refusiers 5U Bü^on? geben (Etar,
l)od}\. Purdjlaitdjt mit allen uuöertfyiuigften respeet nriffent,
öaj* öemuadj uner fefyr lange mit unjjcr be5afylung t>or gelieferte
IPabren in Ijodjförftl. iTTaccafin geroaröet, 3U leijften fyat öie
boAfürftl. Cammcr unf big oerurigenen 1 ) iHictjaely atgeuriefen,
wobrauf uner unj| perlaffen unöt fyat ein jeöer feine ben6tigte
wolle unit tiKif er fonfteu 5U feiner arbeit u6tig von öenen
luxuffleuöe geborgett in 6er meinuug, öaf ein jeöer alsgemelt
feine bc5ablung erhalten tr>üröe, tüeröen wxv von unfern Creöitoreu
pressiret 511 be5af?len, uxffempegen ipier <£wcv i)od)f. 2)urd}(.
uuöcrtbauigft bitten uns refusiers in gnaöeu anfefyn unöt uns
uidjt uneöcr abweisen, öamit fidj ein jeöer mit allen unöer*
IN
) uenuidjeiteit.
150
tfyÄnigften respect ertpcigen faun 511 nerbletben €ur f}ocfyf.
DurdjL unbertfyinigfte getreue
BuljotD 6. oten 8br. £ iem 2Jr Imcra5 .
Anno \?üb. £ouis ^appemon.
3ean 2trnaü.
(Bentten.
3ean JTCaferon.
Pierre Carbieu.
27.
Beschwerde des Hulmachers Pierre Almeras in Witzow wegen
Verweigerung des Ankaufs seiner Hüte durch das
Schweriner Magazin — 1706, October 13.
Monseigneur — Pierre Almems, mettre chapelier refugie
a Butzeau, oe trouvant charge de 300 chapeaux propre pour
miliees et pour dragon, monsieur Colla n'an ayarit point voulu
recevoir dans le magasin quoique le supplian Tan aye prier et
qu'il ay pris seux de l'autre chapelier. Cella oblige le supliant
a recourir a son Altesse Serenissime pour la suplier tres
humblemant d'ordoner que ces 300 chapeau luy soin pris a
eelle fin qu'il puisse avec ce argent payer ce qu'il doit a S. A. S.
et quelque autre chose qu'il doit alieur et qu'il puisse subsister
avec sa famille. Le supliant fera des veux pour la prosperite
de vostre Altesse Serenissime et pour celle de son illustre
maizon.
a Butzeau 13 oct. 1706. Pierre Alme "*-
28.
&erjogltd)er patent < ©rlafe an fämmtüd)e meflenburgifdje Krämer ju
©unften ber SBüfcoiuer 3)ianufacturiften unter Slnbroljung harter
©ingangöjölle auf frembe SBaaren — 1707, Januar 19.
^riebnefy IDilfyelm ic.
Wxx t}dbtn ntdjt anbers alf qan% miffäüttj pewefymeu
f6nnen, ipte 6af fAmbtltdje Cramere Unferer i^erljogtfyümer unb
151
£anöc öie fyiefigen, im lanöe mit grogen Soften pou Ung an-
gelegte 2TCanufacturen an fyükn, Strümpffen, Stoffen, (Etaminen,
£}anöfdjuen, audjjCüdjern unö 23oyen ic. fo gar perAdjtlid) tractiret,
unö infonöerfyeit nadj 5er «geit, 6a Sie öas fyieftge geringe
21Taga5in ansuncfymen persuadiret unö angehalten tporöen, gan£
porbeygangen, öie ^abricanten, tDenn Sie ifyre IDaaren 3U debiti-
ren gefudjet, fdjimpfflid) abgetpiefen, ifynen nichts abgenommen
unö öaöurd) ötefe guten leuten, fo IDir öem Publico 511m beften
mit inüfy ins £an6 gejogen, gleidjfafym tpieöer 3U enttpeidjen
unö ifyre profession an5iigeben gen6tfytget. XDann aber folcfyes
fy6d)ft unbillig unö pon gar fd)Aölid)er Confequence, öasu tfjrem
l)ie fo sancte getanen Perfpredjen (öa Sie öiefen leuteu jAfyr*
lidj eine gute Partfyey ifyrer IDaaren absunefymen unö Sie öaöurd)
ifyre f)anöipercfe immer mefyr unö mefyr 5U eycolireu auff5U*
muntern ftd) antjeifig gemacht) gan£ entgegen unö XDir öafyer
ifyrer IDieöerfetjlicfyfeit nadföufefyn ferner nidjt gemeynet feyn,
umb fo piel weniger, öa man pon 5er Bonitet 6er fyier im lanöe
perfertigten IDaaren genugfafym perftdjert ift, öie leute aud) im
Preife iljuen öergeftalt 5U fügen erbdtig feinö, öaf Sie öamit
frieöltdj feyn f6nnen: Solchem nadj ift fjiemit unfer gndöigfter
unö ernftcr Befetjl, öaf Sie, gemelte Cramer, fid) innerhalb
3 ipodjen, ob Sie bmen leuten unter billigen Conöttionen tjim
furo iljre fabriärte ZDafyren abnehmen tpoüen oöer nidjt, erfldren,
6a 6ann im tpieörigen unö auff 6en ^all 6er ferneren Der*
ipcgerung IDir auff anöere Remedia bebaut feyn unö öie fyic
in unferen £anöen fabricirten unö an (ßüte öen fremböen tpenig
nadjgebenöeu IDaaren öurdj getpiffe fjarte ansulegenöe 3 m P°P en
auff (Einfuhr öer auftpdrtigen IDaaren aud) fonft auf anöre
2lrttj in einen beftinöigen (Sang 5U bringen mit ^leijj unö
(Ernft fudjen iperöen unö Sie, obbemelte Cramere, mit ifyren
geipdfynltdjen Querelen ferner nidjt gef)6ret tperöen follen, XDor*
nadj Sie fid) 5U richten.
21. Daremus.
Sdjtperin öen \ty. 3 a nr. J707.
152
29.
Sitte beö GtaminmadjerS ^ierre Jarbiff in Süfcoro, iljn aus ber
Äolonic cntlaffcn ju wollen — 1707, 3uR 5.
A son Altesse Serenisime
Monseingneur le Duc Regnant de Mecklenburg
Tres humblement.
Dunbleutigfter ßerfcog <Sn46igft ^ürft
un6t I}err.
3<b fan nidjt umbbin €n>» ßoAfurftl. untertbanigft ju
Remonstriren, IDie öag id> muft in 6ie 8 3 a *? ren * n BüfcoiD
nieöergefefjet fyabc urxb mein profescion als ein Etamienmaivr
alba gewönnet, So bab xd> eine ^rau aus Berlin gebeyrabtet,
aber £ey&ers So £ang als meine ^rau in Büt>ou> getrefen, ift
fte £eiöers allezeit unpd^li^ getpefen, ITeilen jie b'xc Cufft $u
Bü£ou> nicfyt ertragen fan, So bin xdi gezwungen rooröen meine
arme ^rau rxadf Berlin Ijinfabren £agen, tbcils umb ibre jcfunM*
Ijeit tljeils aud) umb üjr alte muttcr, öie in Berlin ift, un6 u?eit
öa§ öie Sdjtpiegermutter fein Kin&ern mebr fyat als meine ^rau,
bxt 3Ijre in 3*? ren 2tWers eine f}an6treii}ung tljun fan, als fyat
mir meine ^frau aus Berlin gefdbrieben, ba§ xd> mich Solle mit
(Erper bey jte einfinden umb alöar mit iljr 5U u>oljncn, u?eil jte
unmügltcb in Bü§ou> urieöer fommen fdnnen, llrxb aud} 3*? rc
mütterliche (Erbfdjafft 5U observiren, 2lls Bitt icb €u>. ßodjfürftL
Qurdfl gan$ untertfyämgft mir meine (Erlaf ung aus ^ufeotp $u
geben unö mir 5U gleichen einen pass I?on Büfeou> nadj Berlin
reichen £a£ en. VDa% 6ie ^reybeiten unö Sonften frey Losement,
fo xdj in tpefyreröer £c\t voxx <£u\ ßocbfurftL DurcbL al&ar genogen,
fo null iebs £u>. ßocfyfurftl. Durcbl. irne&er Besagten, ob idj paar
anitjo fein bafyr gel6t fyabe, jeöocb will icb So piel tpafyr geben
als u>as xd) Empfangen babe. (ßetrofte midj gniöigfter erl}6rung,
perbleibe lebenslang
€u>. ßocbfürftl. Durcbl.
Untertbanigfter Diener
Pierre Tardift"
Stperin b. 5. 3^Y l?07.
153
30.
S3erid)t bcö Snfpectorö $af$afw8 3anber xn 33üfeoro über perre
STarbiff — 1707, 3uli 10.
Untertfydnigfte Relation
Paschasü Laniers
Betreffenö öie erlagung öes ^rantsofen Pierre Tardiff
unö uriemel öerfelbe in feinen -frei*3<*fyren consumiret,
andj rote fyocfy ftd} feine £)au% Zuiete erftreefe.
Durdjleudjtigfter f}er£og,
(BnAöigfter ^ürft unö Qerr!
2luff £n>. t}odjfürftl. Durdjl. erhaltenen gndöigften Befefyl,
öie erlagung öes ^ran^ofen Pierre Tardiff betreffend, berichte in
untertfyinigfeit, öa| umb 6er consequence willen es 5tpar beffer
gemefen, öag er geblieben tüire; JDeil er aber an öer eru>arten*
öen (Erbfdjafft in Berlien wegen feiner unö feiner grauen abriefen*
Ijctt fdjaöen 5U nehmen permeinet, öiefelbe audj öiefes ©rts aller*
öings nidjt gefunö getDefen unö er alfo 311 bleiben nidjt 5U
persuadiren ftefyet; So fyabe im nacfyfefjen befunöen, öag feine
(Tonfumption in öen 6 ,frei*3 a fy ren f X( fy au f 5 Ktfyl. 32 f L unö
öte I^augJTfiete in 4 3 a 9 rcn auf \6 Ktfyl. erftreefen ttniröe, unö
tDoil er nuumefyro ins 8te 3 a *? r oon allen Bürgerlichen oneribus
öiefcs ©rts exempt getüefen, fo ftelle 5U <£w. f}od}furftl Durcfyl.
gndöigften decision, ob er aud} öiefer u>egen an fyieftge Staöt
eine flciue recognition 511 geben gehalten feyn foll unö verbleibe
lebenslang
<£w. £)od}fürftl. Vxxvdil
Untertfydnigfter unö (ßetreuer
Büftotü öen \0. 3uly Diener
2lnno J707. Paschasius ^anöer.
31.
Sitte beö ^ierre Sarbiff um ©rmä&tgung ber jurücFäujatjlenben
Summe — 1707, 3uli 16.
HuterttjAnigfte Bitte
Pierre Tardiff
öa£ öie pon ifym gefoöerte 50 Htljl. m6gen moderiret
unö tfym 5U 50 Ktfyl. geladen meröen.
154
Durdjleudjtigfter f)er£og,
(Bndöigfter ^ürft unö f}err!
2Ilg <£vo. f}odjfürftl. Durdjl. öurdj öen Ciccnt =3 n f P ec ^ or
panier mir gndöigft anfünöigen lagen, öag, tpen idj pon fyier
5tefyen tpollte, idj eins por alles 50 Htfjl. erlegen follte, So gebe
Barauf sur untertljdnigften Hadjridjt, öag öas ZTCeinige faum fo
piel tpeljrt ift, idj audj fo piel batjr (Selö nidjt auffsubringen
tpetg, 6a tdj öodj mit guten <S5eipij|en beseugen fann, 6af idj an
bahren (Belöe J20 Httjl. in öiefes £anö gebradjt, tpcldjes idj fjier
alles sugefe^et unö anje^o nidjtes übrig fjabe alf einige XDafyren
unö einige flehte Sdjulöen, öannenljero Diel beffer getfyan fjdtte,
öaf idj por (Sefell gearbeitet, tpobey idj meinen Unterhalt per*
öienet unö öas ZHeinige conscrviret Ijdtte, audj tpegen meiner
Consumption unö ZDoljnuug nidjts geben öürffen. XHefemnadj
erfudje <£w. f)odjfürftl l)urdjl. Ijieöurdj untertljdnigft, Sie gerufen
gndöigft, unö lag en es mir 5U 30 Htljl., tpopor idj in ermangelung
bahren (Selöes fo piel tpafjren bei meinem Ijteftgen Cameraden
Jean Emie lagen tptll, alf 5U Besamung öer 30 Htljl. ndfjtig
feyn tperöen, tpeldjer audj fogleidj nadj öeren Derfauffung bas
(Selb liefern foll, an tpas ©tjrt es €tp. f}fftl. Durdjl. perlangen,
tpobey midj sugleidj Ijieöurdj obligire, öaf, 5um ^all idj meine
^rau persuadiren fan unö es iljre (ßefunöljeit sulafen tpill, idj
midj tjiefelbft nrieöcr einftellen tpolle, tpobey idj lebenslang pertjarre
<£w. ^odjfürftl. Durdjl.
Bü^otp ö. \6. 3 U ^Y Untertfjanigfter Diener
Anno J707. Pierre Tardiff.
32.
S3crirf)t über bie Seiftungen ber beutfd&en £udjmad)er in 33ü&oro —
1707, 3uli 26.
Specificatio wa% bey fjieftgen Cudjmadjern an £afen, Boy,
gefponnene unö ungefponnene Quölle, item an f}anötperfsgerdfjt
tu Dorrafjt befunöen anno J707, öen 26. 3uly.
tfuguft Ciell.
2ln tpeifen £afen \ Sind.
Un mellirten £afen 8
TXn Boy 2
2tn ungefponnene ZDolle 41 Stein»
TXn gefponnen garn 232 Pfö.
155
(Ein altes jeöod) fertiges Cau 1 ) mit zugehörigen fyanb*
tpercfsgeräfyt.
f)ergegen fyat er an Dorfdfuj? empfangen 235 Htljlr. 45 Sd}.
unö öarauff an f}errn (ßabriel $vax\den geliefert 9 Stficf £it>rö*
lafen ä \OXttjlr # , tt?ut 90Ktl>lr v unö bleibt alfo fd?ulöig J45 Htylr.
45 Sdj.
^inridj Sdjütt.
2ln meinen £afen J Stücf.
Zln mcüirten Cafen 5 „
Su>ey Stücf Boy, fo angefdjnitten, machen
Zufammen aus 90 ^^ c -
2lu ungefponnene XDolle 8 Stein.
2ln gefpounen garn 99 Pf&-
(Ein neu fertiges Cau mit allen zugehörigen f}anött>ercfs^
geragt.
ijergegen fyat er an Dorfdjuf befommen mit öem i}anö=
tpcrfsgerdfyt 253 Htfylr. 50 Sd}. Darauff fyat er an i)errn
^ranefen geliefert \2 Sind £torelafen ä JOKtfylr., tfyut J20Ktf>lr.,
unö bleibet alfo fdjulöig J33 Xtfylr. 30 Sd).
(Sottfnö Berenö.
2ln ureigen lafen 3 Stücf.
2t n mellirten lafen \2
2tn Boy 3
Un ungefponnene IDolle 50 Stein.
2ln gefponnen (Barn 37'APfö.
(Ein neu fertig Cau mit allen zugehörigen f}anöu>ercfsgerdfyt.
f}ergegen fyat er an Dorfdjuf befommen mit öen £)anb*
tpercfsgerdfyt \yt Ktfylr. 8 Sd). unö öarauff an f}errn ^ranefen
geliefert 3 Stücf Ciorelafen ä \0 Xtljlr., fyut 30 Ktfyir., bleibt
alfo fdjulöig J67 Stljlr. 8 Sd>.
3odjim ZTCöller.
2tu ureigen £afen 3 Stücf.
2ln mellirten £afen 3 „
tln Boy V* „
2tu ungefponnene IDolle 42 Stein.
2ln gefponnen (Barn J23 Pfö.
(Ein fertig Cau mit zugehörigen £)anötr>erfsgerifyt.
i)ergegen fjat er an Porfdjuf befommen 107 Htfylr., u>or*
auff nodj nidjts bezahlet.
') äBebftuljl.
//
//
156
Pfaxxs f}einridj.
2ln mellirten £afen \ Stücf.
2ln treiben £afen, fo getpalfet 6
2ln tpeifen £afen, fo nodj ungeroalfet . . 4
2tn Boy 24<£Uen.
2ln ungefponnene ZDolle 48 Stein.
2ln gefponnene IDolle .30 Pfö.
l)at fein eigen Cau, fonbern unrfet mit auff feines Sofynes
Cau. l)at an Dorfdjug befommen H9 Ktfylr. 43 Sdj. un6 nodj
nichts öarauff bcsaf^lt.
ffans ^einridj f}emridjs.
lh\ meinen Cafen 8 Stücf.
2ln mellirten £afen \
7ln Boy 2
2tn gefponnen ©am 93 Pf&.
2tn ungefponnen XüoIIe 48 Stein.
(Ein neu fertig Cau mit zugehörigem f}an5n>ercfsgcr4l}t.
Dagegen fyat er an Dorfdjuj? befommen JOS Ktfylr. 28 Sd}.,
roorauff uod? nidjts besaget. p. ^auöer.
33.
9todju)etö ber in Süjjoio erbauten unb jur Slufnafyme ber §ugenottcn
befttmmten Käufer — 1708, 2lprü 28.
Specificatio berjenigen f)dufer, weldje 3fy^ f}od}fürftl. Durdjt.
in Bü£ou> neu erbauen uu5 fauffeu lagen, uon wem Sie bc^
roofynet unö nur anuod) bijUjer für 2Hiet (Selber gegeben werben,
3tem iueld)e (Eimrofyner berfelben annodj freY/ unö n>ie lange
Sie foldjer geftalt nad) f)od)fürftl. Perorönung annod; 5U wofynen
fyaben.
2i\x Heuen Käufern fiub erbauet
\. €in ftauf für öem Kühner Cfyor, tporinnen für je£o
wohnen :
\. (Ein fiutmadjer Jean Arnald, öegen JreYpafyre fidj
auff XUeYnadjten Ao. J707 geenöiget, gibt nedjfc
fünfftigeu !Deynad}ten \6 fl.
2* Sein gefell uuö mit 3utereffent Pierre £ange, beweiben
JreYO a ^? rc fi<fy foöan gleicher geftalt geenöiget, unö
gibt auff IPeYitadjten Anno \708 . . . 14 fl.
157
3. Per ^ran^oftfdje Küfter Duvoussien gibt auff negft*
fünfftigen IDeynadjten J4 fl.
4. 2)er Estaminmadjer Tapperneau gibt für fein be^
rool)iienöes antfyeil auff Michael \?08 . . 26 fl.
2)iefe £eute insgcfambt Sollicitiren fefyr, öaf 3*? uen
öas E)an$ oben etipajj befer ausgebeutet tperöen mdge.
2. (Ein geringes £}an$ bey 5er 2Haur, bewohnet für je£o ein
£ofygerber Guillaume Missoll, gibt öafür negftfünfftigen
Michaelis an fyeür \2 fl.
5. (Ein £}an$ aufer öem Kühner Ojor, öarin tpofynen:
\. (Ein ^ran^dfifdjer IDeifgdrber Jean Bucher, ijat
annodj frei 5U tpofynen 3 l /2 3 a *? r -
2. (Ein Cud^Sdjerer Jacob TXlnft efyl, ipofynct and} annod}
bif ultimo Aug. öiefes 3 a ^? res f l ' e Y/ faöann jl^m
fürters öie ^äijxlxdjc ZVLiete gefefeet auff . . \6 fl.
4. (£1.1 £)auf gegen öer Apotheken über, tporinnen ipofynen:
\. (Ein EstofT4Ttadjer Gentien, fyat \ l /% 3 a *? c auff öem
Sdjloft getpofynct unö JDeynadjten Ao. \ZOZ ein
3afyr in öiefem £)aufe, ijat alfo nöij 3 7* 3 a *? r f re Y
511 ipofynen.
2. €in Klein «Sdpuiöt Noel, Ijat nodj 2 X I% 3 a *? r f rc Y c
IPofynung, unö enöigen fidj auff XPeynacfyten Ao. \7\0,
nnb mu£ nad} perflojjeuen ^rey=3 a fy rcu wegen & cl *
fyeür mit ifynen aecordiret tperöen.
5. (Ein fyiujj pou 6 IDofynungen in öer Koftocfer Straften,
wirb von 6 2Panö*2nad)eru bewohnet unö fyaben annod)
Jreyjafyre :
tynricfy Schutt unö August Cfyiel pon negft^
fünfftigen Martini Ao. J708 ein 3at?r.
(ßottfrieö Bereuö uon nedjft pertpicfyenen ®ftern
2 3atjr.
l)an% fyinrid}, 3°*? ann i}einricfy unö 3°<ty m
211611er pou nedjftfünfftigen Michaelis \?08 2 3ar?r.
(>. 3)* cux 9> ro C 5 t? au £ hinter öer Kirdjcn auff öer ^reyfyeit
gefaufft, ipobey 2 Buöen aptiret, nnb ipofynet in öem
großen alten X)aufe:
\. (Ein Bastell- nnb Cobacfs «= Bauer Seicheihai, ijat
annodj frey 511 ipofynen pon ©ftern Ao. JZ08
2 3 a t? rc -
2. 3 n & er c " 1en Buöe ein Cobacfsbauer Florian Glaise,
fyat annod) frey 5U tpofynen 3 3 /4 3 a '? r -
158
3. <£in Cifcf/ler Abraham Curri, fyat annod) 37» 3afyr
frey 5U tpotjnen, unö en&igen ftdj Michaelis \7\\.
7. Dann ift nodj nafye bey felbigem grogen Ejaufe ein annod)
unauggebautes Heines f}aug gefaufft, worin Abraham
Martineau, ein Strumpfmadjer, ein Diertel 3afyr gewönnet
Bützow 6. 28. April J708-
34.
Gesuch der französischen Tabaclcspflamer in Bützoic, sie unter-
stützen zu wollen — 1721, Februar 27.
Son Altesse Serenissime, monseigneur le duc
Charle Leopold, Duc Hegnant de Mecklenbourg.
Les Frangois de la colonie de Butzow n'y pouvant sub-
sister que par un bon debit du tabac, qu'ils plantent sur les
teiTes du Bouhauft, qu'ils tienent ä rente de Son Alt. Ser.,
vienent ici la suplier tres humblement de vouloir bien reme-
dier ä trois grands inconveniens, qui ne sont guöre rnoins
prejudiciables pour Elle que ruineux pour leur propre
etablissement.
1. Le premier c'est que depuis quelques annäes il y a de
toutes sortes de personnes comrae gentilshommes, pasteurs et
ferwaldter, qui fönt planter et filer du tabac par leurs sujets
sans aucuns frais, le quel se debite hors des villes, de cabaret
en cabaret, de maison en maison dans les vilages ä tres
bas prix sans payer aucun droit, sur quoi nous suplions S. A. S.
de faire en sorte qu'il ne leur soit pas permis d'enfiler.
2. Le second c'est qu'il y a d'autres gens, qui n'ayant
point de deraeure fixe vont chercher du tabac dans les pays
ctrangers et le vendent de meme que ceux lä sur la campagne,
en evitant les villes pour s'exempter de tout droit. II arrive
de lä que les marchands des dites villes, ä qui nous avions
acoütume de vendre nötre tabac, refusent d'en acheter, se
plaignant qu'obliger comnie nous d'en payer l'accise, ils ne le
peuvent debiter ä si bon marche que ces gens lä, qui ne la
payent point. Le grand remede ä un tel mal c'est qu'il plaise
ä S. A. S. de mettre un bon impöt sur le tabac etranger,
comme on l'a fait en Brandebourg et ä Streillitz, et de defendre,
qu'on en vende ainsi en detail dans le pays, afinque ce negoce
demeure dans les villes au profit de l'accise.
159
3. Le troisiöme c'est que les fileurs de tabac, qui sont ä
Dömitz, ä Swerin, Parchim, Plawe, Waren, Malchin et ailleurs,
n'etant qu'un ou deux dans chacune de ces villes, y debitent
beaucoup de tabac sans le prendre jamais de nous, mais des
pays etrangers, qui tirent par consequent l'argent hors de celui-
ci. S. A. S. est encore supliee de vouloir obliger les dits
fileurs d'acketer leurs fueilles de nous, qui sommes contraints
autrement de transporter les notres hors du pays avec assez de
frais et de peine, leur defendre aussi d'en aller acheter ailleurs
jusqu'ä ce que nous ayons debitö les notres, qui sont encore
meill eures que les etrangeres. Et cela d'autant plus que le
tabac, qui se vend ä Butzow en gros et ensute dans le pays
en detail, y paye deux fois l'accise. Oe qui est un profit, qui
ne revient point du tabac etranger ni de celui qui se plante
dans le plat pays, ni meme dans les autres villes.
Si les suplians sont favorisez ä tous ces egards de la
grace de S. A. S., il en resultera cet autre bien public,
c'est qu'encouragez et mieux en etat par ce moyen de planter
plus de tabac et d'en augmenter le commerce, ils lui raporteront
plus de revenu et contribuerons ä la subsistance d'un plus
grand nombre de pauvres gens, qui gagnent considerablement
leur vie par ce travail. En atandant une favorable reponse de
S. A. S. ils prient Dieu tres ardemment pour sa plus heureuse
prosperite, en demeurant toujours avec un profond respect
ses tres humbles, tres obeissans et tres fideles sujets.
A Butzow ce 7 de Fevr. 1721.
35.
Projert des Pierre Pillon über die Einrichtung der zu he-
(iründemJen Manufacturen — ohne Jahr.
Pour faire venir du monde en ce pays pour y establir la
manifaeture de drap, serges et autres danres de laine, il seras
de besoing outre l'argen, qu'il faudras que Son Altesse Serenis-
sime debource pour subvenir aux fray de ceux, qui viendrons
ii nion chetif advis, il faut faire comme il s'ensuit.
1. Premierement il faut avoir un bon privilege et de
stable duros pour la libertes de la religion reformes dans cette
residance et cela estant acordüs le niettre sur le papier teile
qu'il doit estre pour le faire savoir en tous lieux afin d'atirer
le monde.
160
2. Auparavant quo le monde peut venir il est de besoing
de songer la, ou il peuvent loger ny ayans pas de lieux ny
de place dans la ville, et pour ce faire il faudroit battir sur
un autre lieux et donner des place resgulier a chacun avec les
materiaux et que Son Altesse Serenissime pour aniraer les
autre en face faire le comancement, et je ne doutes nullement,
cant il y auras des materiaux et que le commancement en fut
fait, qu'il y auras du monde, qui ce presenterons pour y batir,
sy cela n'est pas, il ceras imposible, que le monde, qui pouras
venir, peut subsister dans ce pays.
3. Pour cette afaire, qui est de grande importancos, eile
requiers une bonne somme d' argen et pour l'optenir aupararans
que de rien commancer il faudroit faire une compagnie pour
amaser 16 a 20 mil risdal pour acheter des laine taut de ce
pays que d'autres pour faire toute Sorte de manifacture et pour
payer ceux, qui travaillerons, comme ausy pour avancer a des
pauvre gens pour les faire travailler et de le regagner apres.
4. II faudroit ausy pour bien faire rousir le tout, que
ceux de la compagnie aye le pre avans tmte autre pour
6 anees de tenips de l'achat des laine de tout le payes tant
envers les bourioy de cette ville que des autres, mais sy le
bourioy et d'autres de ce pays veulent niettre une piöce dargen
dans la compagnie, ils aurons le profit a l'advenant de ce, qu'il
y aurons mis, et assisterons de tous ce qu'il pourons et leurs
seras permis d'y avoir loeulle 1 ) ausy bien que les autres.
f>. Pour remontrer qu'il n'y peut pas avoir de perte pour
ceux. qui y metrons de l'argen, c'est que des laine, que Ton
acheteras, Ton en prendras autant qu'il ceras de besoing pour
niettre en euvre les gens de mottiers et le reste Ton le vendras
au profit de la compagnie et le profit serviras a ogmanter le
capitalle tant que le tout fut bien en ordre et apres chacun
pouroit retirer s'il le veut ce, qu'il y auroit mis, et feroit ce
qu'il pouroit.
(i. Sy en cas il survenoit, que quclque uns de la compagnie
aye besoing de son capitalle apres l'espace de 2 ou 3 ans, la
compagnie ceras obliges de luv rendre avec les profit. qu'il luy
en veviendroit.
7. Tl faudnis faire conte tous les ans de tous ce, qu'il y
auras, et sy il y en a, qui ne veulent pas recoindre leur profit
au capitalle, il leurs seras permis de le prendre toute les anee.
J ) l'oeil.
161
36.
33orfd)läge jur 2Iufbefferung ber Sudfjmadfjerei in meflenburgifdjen
Stäbten — ofjne 3a§r.
(Dfynpergreiflidje ©ebanfen, bas in benen ZUeflen*
burgifdjen Stdbten 3erfallen gewercfs ber Cuctymadfer
unbt befen wiebereinfüfyrung betreffend
<£f ift befanbt, baf 5U benen &\izx\, wie öte tTuc^madjere^
in benen Stdbten bcs I}erfcogtljumbs ZTCeflenburg am meiftcn
getrieben warben, Siefeiben ju eben foldjer <§eit audj im beften
flor gewefen.
Dahingegen gebaute Stäbte, wie &te Cudjmadjerey nadf
verfallener Policey int abgang gerafften, audj in bie duferfte
decadanz gefommen.
Hun ift fo woll ifco, alf in porigen 2Hten seilen einem
3*ben allemafyl frey gewefen, ftdj altjte im £anbe 3U fe^en unb
feine ZTafyrung, wan Cr Perlag basu gehabt, ju treiben.
<£f ift aber nimmer 3U glauben, baf bie Cudfmadjer, wie
fte fidj nad} gerabe auf bem Canbe perlofyren unb in perberb
gerateten, fid) audj pon felbften wieber einfinben unb bas per*
fallene geweref wieber iu flor bringen folten, tpan 3^" specialiter
basu feine gelegenfyeit unbt f}ülffe gegeben unb perfyeif en würbe.
JDie aber biefes weref, rporan fowotjl bem ganzen tanbt,
alf audj in specie ber ©ndbigften £anbes ^errfdjafft fo piel
gelegen, an3ugreiffen unb tpieber in ftanb 5U bringen fein mogte,
barauff würbe es allerbings anfommen.
2)iesfalf wolte man otjnmafgeblidj in Porfdjlag bringen
\. 2)af 3- £)odjfürftl. Durdjl. burdj ein gewifes placat eine
3 bif 4 3<ty r tS e Jreyl^eit pon benen £anbes Contributionen
für alle ftd} fyerein 5U fefcenbe tTudjmadjer (ßndbigft
publiciren liefen.
2. Paf gewife Perfofynen beftellet würben, weldje ftd} auff
eigene Koften bemütjeten, fo piel Cudjmadjer alf immer
müglid} anfyero ins Canb 3U 3ie^en, Pon welchen audj
3ugleidj benen Cudjmadjern ber Perlag an Wolle unbt
anbern notfywenbigfeiten 5U perfdjaffen.
5. Saf hingegen bie Cudjmadjer gehalten fein müften, 3*? re
Perleger mit ben gemachten Odjern wieber $u bz$aliUn.
4- Daf mefyr fjodjftgeb. 3*? r - Durdjl. bie Perleger ber tudj*
madjer bafyin gndbigft privilegiren, baf Sie pon ^raneffurt,
Ceipijig unbt aus ber ZXlaxd öranbenburg fo piel Odjer
3a$r6u$ bed Ber. f. mef!. Qefö. LXI. 11
162
ins £anöt fyereinsiefyen, a\% öie Cudjmacfcer Dor öer fymöt
in öiefem £anöe nodj nidjt Derartigen unö alfo barmt einen
getüifen Stapel auffridjten mdgten*
5. I)af foldje privilegirte Perfofynen alle unöt jeöe Kauffleute
oöer Krdmer im ganzen £anöe aus folgern Stapel fyin*
urieöer Dertegten, unö öaf foldje Kramer fdmlöig tDeren,
3fynen alle £acfen, fo Diel ein jeöcr benötiget, Don öenen
geringften forten an3uredjnen bis auff öie 3*™$™ fo einen
Ktfylr. tDefyrt, für einen Keinen billigen Dortfyeil urieöer
absunefymen. XDa% aber öie anöern £acfen, fo über einen
Ktfylr. tDetjrt, anlangte, alf I^olldnö. (Englifdje unö Spanne,
ftünöe einem jeöen Kauffman unö Krdmer frey, fidj an*
$ufdjaffen, Don tDannen unö tDeme fie tDolten.
fjieDon tDÜröcn 3fy* Ijodjfürftl. Purdjl. öen Dortfyeil tjaben:
\. öaf Dolcf unö Hafyrung ins tanb gebracht umröe, 2. öafj
öie Derfallene unö roüfte E)dufer unö Stell :n urieöer angebauet,
unö 3, fo tDoll öie £anöes Steuren alf auch auff nötigen fall
öic JDerbungen unö (Einquartirung öefto leidjter gemadjt n>eröen
fönten. Dahingegen bcncn je^igen Kauffleuten unö Kramern
gar fein abgang in 3*? rcr Haljrung gefcfyefye, Befonöern öiefelben
öen Dortfyeil fetten, öie tüdjcr fyie in öer ndfye 5U erhalten, öie
Sie fonften mit groger müfye unöt Koften aus öer fremböe fyolen
müften.
ZHefer Dorfcfylag ftreitet gar nidjt urieöer öie in Porigen
Reiten in öen ZHeflenb. £anöen gehabte Policey unö i|igen
Observanz in anöern benacbbafyrten £anöen. Diclmefyr ift er
öem §. Don Cudjmadjern unö ©etDanöfcfyneiöern in öer Policey
orönung, tDeldje tDeylanö öie fjerren fjer^ogc ^oljannes 2Ubred}t
unö Ulrid) gebruöere Anno \562 publiciren lagen, guten tfyeilf
etjnlidj*
163
Personen- Register zu den Actenstücken.
Die Zahlen bedeuten die Seiten.
Abraham 123.
Abranniel 128.
Aimieu, Evmieu, Emie, Jean 122,
123, 124, 128, 150, 154.
Almeras s. Armeras.
Armand, Jean 137, 142.
Armeras, Almeras, Pierre 122, 124,
150.
Arnal, Ilarnal, Arnall, Arnald, Jean
124, 128, 150, 156.
Aubanöt, Guillaume 142.
Audy, Bastian 123.
Baratier, Daniel 128.
Berard, Jean 140.
Berend, Gottfried 155, 157.
Bergholtz, Berkolz, Berkoz, Berg-
holz, von 130, 131, 135, 139,
140, 142, 143, 145.
Berieu, Pierre 125.
Bernard, Daniel 124, 128.
Bonnet, Isaac 140.
Borset 123.
Boullets, Wittwe 123.
Bourget, Jean 128.
Breis 137.
Bretonn 140.
Brou, Broue, Broca, Breu, Jean 123,
124, 128, 142.
Bnijas, Samuel 140.
Brunei 140.
Bucher, Jean 157.
Burv, Jean Philippe 142.
Carle s. Charles.
Chaber 128.
Chilis, Chaix, Isaac 123, 124, 128.
Charles, Carle 125, 128.
Christian Louis, Herzog vonMeklen-
burg 116.
Claude, Daniel 142.
Colla, Pierre 144, 146, 148, 150.
Colomps 123.
Cornbes 140.
Cregut 141.
Croset, Pierre 123.
Cury, Curri, Abraham 137, 142, 158.
Debrose s. Moreau.
Delbrun, Francois 140.
Deschamps, Pastor 124, 126, 128.
Dörcksen 141.
Duclos, Jacques 124, 128.
Dufour, Dufourt, du Tour, Louis 122,
124, 128.
Dugat, Jean 124.
Duplan, Honorö 124.
Dupuys 128.
Durand, Pastor 123.
Dussi 137.
Duve 138.
Duvoussien, Küster 167.
Eymieu, Emi6 s. Aimieu.
Plavard, Fluvard, Alexandre 129,
134, 135, 136, 137, 139, 141, 146.
Francke, Gabriel 155.
Francois, Charles 123.
— , Noe 140.
Friedrich I., König von Preussen
132, 133.
Friedrich AVilhelm, Herzog von
Meklenburg 117, 118, 121, 129,
132, 144, 150.
Fuchs 133.
Galot, Pierre 140.
Gentien, Gentyen, Nicolaus 129, 134,
135, 136, 137, 139.
-, — 150, 157.
Gildemeister 123.
Gillon, Pierre 141.
Ginjoux 137.
Glaise, Florin 142, 157.
Gourand 128.
11*
164
Griza, Etienne 140.
Guerin 137.
Guerrv, Jean 142.
Guvon, Louis 122.
Harnal s. Arnal.
Heinrich. Hans 15*3, 157.
— , Johann 156, 157.
Horie 128.
Hörn, Graf 125, 126, 128.
Jordan, Salomon 117, 118, 124, 125,
127, 128.
— , Madame 128.
Julien. Claude 123, 124.
Karl Leopold, Herzog von Meklen-
burg 158.
Kirchhof 123.
König 123.
Lamoureux 140.
Lance, Lange, Pierre 128, 156.
Louis 140.
Lüning 146.
Marc 140.
Martin, Jean, Johann 128, 140, 146.
Martineau, Abraham 158.
Maseron s Masseron.
Massein 125.
Masseron, Maseron. Jean 123, 124,
150.
Mauran,' David 123, 124, 128.
Missoll, Guillaume 157.
Möller, Joachim 155, 157.
Montagn£, Guillaume 140.
Moreau, Theophile de, seigneur de
Debrose 137.
Mussehl, Jacob 157.
Neubauer 141.
Xiinroth, connetable 123.
Noe", Francois 140.
Nouvel, ^Noel, serrurier 137, 157.
— , teinturier 137.
Oderv 146.
Olivie 140.
Perinion 140.
Philipe, Louis 140.
Pillon, Pierre 159.
Poncet, Pierre 128.
Pn.t. Claude 123.
Reppihn 123.
Reymond 140.
Rosenow 123.
Rnume, Louise 125.
Roussell. Daniel 128.
Rouviret 140.
Roux, Jacques 124, 128.
Saizet, Seise, Antoine 137, 143.
Saleeru 123.
Schutt, Heinrich 155, 157.
Seeheaie, Seichehave, Seiehave,
Seieheihai, David 136, 137, 157.
Seise, s. Saizet.
Seruieire 140.
Sprewitz 122.
Tapernon, Tapernons. Tapperneau,
Tappernon, Louis 122, 124, 128,
150, 157.
Tardieu, Tardif, Tardiff, Pierre 122,
123, 124. 128, 150, 152, 153, 154.
Thiel, Tiell, August 154, 157.
du Tour, s. Dufour.
Toures, Thourez, Pierre 123, 125.
TJial s. Vial.
Vahl, Claus 123.
Valantin 140.
Varenius, A. 126, 138, 139, 151.
Vef, Haumel 140.
Vial, Uial, Jeremie 122, 123, 124, 128.
Yignole, Jacob 129.
Voucienne, Isaac de 128.
Warkenthin 122.
AVilcke 146.
Zander, Paschasius 125. 146, 153,
154, 156.
165
V.
getbarjt im Serjofls Jtojiiimi ^Itedjt mm peblenlnirj-(Bü|[roiB,
feine Se&eutimg für tHebicin unb dtyemie.
Vortrag,
gehalten im SBerein für SRoftotfer Slftertfjümer
ÖOrt
^rofeffor emer. Dr. ©♦ l&ragSttirttrff*
J\l$> im 16. 3af)rf)tmbert &utl)erö (Slaubenötljat bie SBclt oon ben
33anben befreite, in roeldfje eine papiftifdfje SJkiefterfcfyaft bie 9Jtenfd&f)ett
für 3at)rf)unberte fjineingejwängt f)atte, als um biefelbe >$t\t bie
Äunft bie Srrroege althergebrachter Xrabition oerliefc unb ben einjig
richtigen ^ßfab mieberfanb, auf bem ©otteö fid)tbare unb hörbare
SBerfe rein unb lauter ber 3Jienfd$eit barjufteDen finb, als bamalö
auf faft aßen ©ebieten beö SCBiffcnö ein neuer ©etft erroad&te unb
erftarfte, welcher ben gorfdfjer aus ber bumpfen Suft ber Stubier*
ftube fyinauöfü|rte in baö bornen*, aber audf) blumenreiche ©eftlbe ber
unmittelbaren ^Beobachtung unb freien gorfcfyung, ba feierten aud)
2Jtebicin unb ßljemie if)re SRenaiffance. @ie feierten biefelbe gc*
meinfam, benn im innigften 2Bed)fefoerfe§r ftanben fie; bie SMebicin
erfcfyien bamalö untrennbar oon ber ßljemte unb biefe unbenfbar
ol)ne 3Jlebicin. Seibe fjaben fie in ifjre ©efd)id)töbüdf)er biefeö ßtiU
alters ber SBiebergeburt als ba& „tatrod)emifd)e" eingetragen,
©ö unterliegt feinem S^eifel, ^ a 6 bajfelbe angebahnt rourbe
burrf) bie Pflege, meiere bie SBiffenfcfyaften an ben Unioerfitöten
erfuhren. Seitbcm nad) bem SBorbilbe Jener E>öd^ft merfraürbigen
mebiänifdjeu ©djule, meldte im 10. bis 13. Saljr^unbert in ©alerno
blühte, in ^Bologna, SJJontpeflier, $ariö, Drjorb, Sambribge mebici*
nifdjjc jgacultäten errietet roaren, feitbem biefe ft$ allmäf)lid) ju
Unioerfitätcn erweitert Ratten, feitbem au<$ in 2)eutfdjlanb — Sßrag,
1 66
SBien, &eibelberg, Äöln, Seipjtg, SWoftodf — foldjje §od)\ö)\ikn ge*
grünbet waren, tarn nun bie 3*it, rodele bic grüßte biefer Schöpfungen
jur SHeife brachte. 91id)t, bajj wir fagen bürften, eö wären bie
wid&tigftcn §ortfdf)rittc unferer beiben SBiffcnfd^aftcn an ben Uni*
oerfitaten erarbeitet worben — foldje reid) auögeftatteten Älintfen
unb Saboratorien, wie Ijcute, gab eö ja bamalö nidjt unb nur feiten
begegnen wir in biefer 3 c ü c ™ er ßonjp^äe unferer 2Biffenfdf)aften,
meldjc bauernb einer Universitas litterarum angehörte. — ^aracelfuö
würbe wol)l 1526 oom SHatlje 23afclö ju einer Sßrofeffur berufen,
aber faum ein 3af)r lang fjielt er baö Scben bort auö; Sodann
SBaptift oon £elmont Ijatte woljl in s }>ariö unb Söwen fiubiert, aber
ein Scljramt bort anäuneljmen, fonnte er fid& nidfjt cntfdfjliefjen. Unter
ben bebeutenberen Gfjemifern mad)t oorjugöweife granj be la SBoe
(Siloiuö) Ijieroon eine Wuönafjme, ber 1658—1672 an ber Uni*
oerfität Serben bociertc. iUel häufiger fefycn wir, ba% bie burd^
bie £od>fdf)ulc erhaltene 2Inregung erft in fpäteren 3af)ren in ben
©eleljrten nadjwirtte, wenn fic alö 2lerjtc fid) nicbcrgelaffen unb
mcf)r ober weniger auf fid) felbft unb bie bürftigen Saboratoriumß*
einricljtungen, welche fic mit ifjren bcfd&räntten Sftitteln ^crfteUcn
tonnten/ angewiefen waren.
Slber geforbert fefjen wir fold&c ©clefjrtc Ijöufig burdf) E)od^^
ftcrjige gürften, oon benen fic materiell unterftü&t unb an beren $of
fie alö öeibärätc berufen werben. 3idf) will nid&t weiter barauf ein*
gefyen, bajj 9tai)tnunbuö Sulluö, ber Doctor illumimitissimus ber
2Udf)emic, oon König ©buarb III. oon ©nglanb bei feinen arbeiten
burdj ©clb untcrftüfct würbe. Setjtcrer t)at gewiß ber Hoffnung
gelebt er werbe burd) baö oon Sulluö IjergcfteUtc ©olb — wenn
aud) nid)t ben oon Sulluö gcwünfdjten Ärcusjug unternehmen, fo
bod) — feine ginanjen oerbeffern tonnen. Slber betonen möchte tdlj,
baß mandjc fjcroorragenbc ©elefjrtc ber dienaiff ance : ©corg 2lgricola,
bem ein ©nabengeljalt ^Diorife* oon 6ad)fcn u. 2t. bie &crauögabe
feiner „Libri duodeoim de re metalliea" möglich madtjtc, Surquet
bc aftaijcrne, ber Seibarjt bei $acob I. unb II. oon (£nglanb
war, Slbrian oon aJhinfidjt, ber äterfafjer bcö „Thesaurus et
armamentarium niedico-ehymiouin", wcld)er eine Zeitlang Seibarst
beö £erjogö 2lbolpl) griebridb oon äßctlenburg - Sdjwcrin gewefen,
unb 2lnbcre, burd) fürftlid&c ÜJtunificens in ben Stanb gefegt würben,
wiffenfdjaftlidj tfjätig ju fein.
2lud& ber SKann, mit bcjfen 2lnbcnfcn wir unö f)icr bcfcf)äftigen
wollen, gcfjört ber lefttbeäeidjnetcn Klaffe oon ©clcfjrten an. 2>icö*
mal ift cö baö ©üftrower ^ürftenfyauö, beffen £cr5og 3of)ann
Sllbrcdjjt ben 2lrcfyiatcr 2lngeluö oala an feinen £of siet)t unb cö
167
nid&t oerfd()mäl)t, fid& oon biefem in bie Äenntmfj bcr 9Jiebicm unb
Chemie einführen ju laffen.
Unfer 2lngeluä Sola foD in SBicenga im SBenettamfdfjen geboren
fein; geftorben ift er im 3»af)re 1637 in SBüfcoro. Wlan fagt, ba%
er burd) religiöfe ©rangfal oeranlafet mürbe, Stalten ju oerlaffen,
unb berietet roeiter, ba$, nad)bem 16ö8 ©alaö erfteö SGBcrf „Tractatus
duo de variis tum chymicorum tum galenistarum erroribus in
praeparatione medicamentorum cornmissis" erfd&tenen, ber 58er*
f affer 1609 in 2Bintert£)ur, fpäter 1613 im £aag als 9trjt geroirft
fjabe. 33on bort fei er nad) Dlbenburg übergefiebelt unb alö ßeib*
arjt beö ©rafen 9lnton ©untrer oon DIbenburg t^ätig gemefen.
9iod& <* m 2. Sluguft 1619, in ber SBorrebe ju feinen 2tnton ©untrer
geroibmeten „Slpforiömen", nennt er fid) Seibarjt beffelben. 2)ann
|abe @ala oon 1620—25 in Hamburg practifiert unb enblidfj fei er,
jum Seibarjt oon 3of)ann Sllbredfjt berufen, am 1. 3uli 1625 als
foldEjer in ©üftroro oereibigt. 9lad) furjem Slufcnt^alt in lefeterer
<3tabt fjat Sala bie Verbannung feines oon SBallenftein oertriebenen
gürften geteilt; mit if)tn f)at er 1628 in Sernburg, oon 3)ecember
1628 bis 3uli 1629 in £arjgerobe, oom Sluguft 1629 biß 3uti 1630
in Sübecf gelebt. 3)ie folgenben 6 $aljre bis jum SEobe feines
dürften oerbrad)te Sala in ©üftroro unb nacfybem er bann in gleid&er
©igenfcf)aft, laut ©ocument oom 24. 3uni 1636, beim Sofjn unb
9lad)folger bes ^erjogö, bem minberiäf)rigen ©uftao 9Ibolp{), angefteHt
roorben, begleitete er biefen nad) 33üfeoro. £ier ftarb Sala am
2. Dctober 1637; feine ©ebeine finb am 19. Dctober im 2)om ju
©üftroro beigefegt.
3luf biefe roenigen ^otijcn, roeld&e oon Stomas, fttbkv, Äeftner,
3>öcber, Äopp, ©djroeber, ©ernet unb julefct oon 33landE in bt^n
Sd;rift „2lngeluä ©ala, fein Seben unb feine SBerfe, ©djjroerln 1883,"
gcfammclt rourben, befdfjränft ftdf) unfere Stenntnife oon ©alaö Sebenö*
lauf. £rofc ber S)ürftigfeit finben ftdf) and) f)ier nodjj 2Btberfprüd&e.
23landf, ber ©tnfidjt in bie 9lcten beö ©eljeimen unb &aupt*2lrd)ioeö
in 3d)roerin gehabt fjat, giebt obigen SEobeötag beö Safjreö 1637 an,
roä£)renb ältere Siograpljen, unb mit i^nen Äopp in feiner ,,©efd&idf)te
bcr Gtjcmie", behaupten, Sala tjabe nod& 1639 gelebt. Severe 2ln*
fidfjt roirb, roie idj glaube, fidE) auf bie £ljatfacf)e ftü&en, ba§ eine
oon Salaö Schriften, bie „Hydrelaeologia", in ber geroöljnlidf) ju*
gängltdjen Ausgabe baö ©rurfja^r 1639 trägt. Slantf giebt oon
btefer Sd)rift an, fie fei 1633 erfdjienen, unb er roirb barin 9led)t
l)abcn. So roirb ftdf) in ber SHoftodfer 3luögabe oon 1639 biefeö
Cpuö, roeldjeö gerotfc oon Slerjten unb 2Tpotl)efern unb and} roofyl
oon fiurpfufdjern, £iqueurfabrifanten :c. oft benufct rourbe, um einen
168
SBieberabbrucf Ijanbeln. 3n bcr SBorrcbc bcr oom 1. 3anuar
(24. gebruar) 1637 baticrtcn „Sacchaxologia" nrirb auöbrücflidfj
bie „Hydrelaeologia" alö längft erfdjjienen aufgeführt. 9Iud(j üon
bcr „©paggrifdfjen ©dEjafcfammer", welche nad) 33lantf 1634 in
©üftroro ersten, finbet ftdfj eine SRoftodfer 9Iuögabe t>on 1637 (SBor*
rebe: ©üftroro 7. Stuguft 1637 batiert). SBieUctd^t ließen ftd) biefe
ßontrooerfen erlebigen, wenn bie lefcte ©efammtauögabe oon ©alaö
©Triften t)on 1682 jur &anb roäre. 9Jttr ftef)t, außer einer 2lnjaljl
von (Sinjelbrucfen, nur bie erfte lateinifd)e ©efammtauögabe oon 1647
ju ©ebot, roeldje feine Angaben über bie 3 e ü ber ^ßubltcation ber
einzelnen ©Triften mad^t unb audfj bie SBorreben md)t immer berüd*
ftd&ttgt. SBiefleidfjt ließen fidj audf) aus anberen Sfteflenburgifdfjen
33ibliotl)efen nodf) meljr erfte Stuögaben ber ©Triften befd&affen, wie
mir biö jefet jugänglid^ roaren.
Sefyauptet wirb, ©ala entflamme einem alten ^ardjefengefd&ledjte ;
jebenfallö erlangte ber ©oljn, melier 1640 Äammerpräfibent in
©üftroro mar, bie Seftötigung beö 9lbelö unb rourbe ein Urenlel
©alaö, ber Saron ©ert 6arl t>on ©ala, am 23. 3uni 1731 jutn
Sletd&ögrafen beö ()eü. Slötmfdfjen SReic^cS ernannt. 9ttd)tö nriffen
mir über ©alaö ©eburtöjal)r, nid)tö über feine nriffen{dE)aftÜdjc 9lu8*
bilbung. 2)aß er ben £>octorgrab erworben, ift nid)t roal)rj<$einUc|>,
roa§rfd)einlicb aber, baß er ein guter Sfjrift, ein gtaubenötreuer
Sutfjeraner geroefen. ©eine faft finblidj djriftlidje ©eftnnung tritt
unö an ben t>erfd)iebenen ©teilen feiner SBerfe entgegen. .SBäre er
fein guter Süzeräne* geroefen, fo fyätte ber SBormunb beö jungen
©uftao 2lbolpb, ber ©d)it>eriner §erjog 2Ibolplj griebrid), ©ala ntd&t
ber näd&ften Umgebung beö 5ßrinien jugetbeilt. 2)enn ber 3faf*
enthalt in SBüfcoro ^atte ben 3 we */ ©uftao SHbolpl) bem ©inffoffe
feiner reformierten 9Jtutter ju entjieben.
2)ie 19 ©dfjriften, roeld&e ©alaö tarnen tragen, finb junadjft
einjeln im 2)rutf erfd)ienen, fpäter, foioeit nötljig, inö Sateinifdje
überfefct unb bann, roie gefagt, unter bem £itel „Opera medico-
chymica, quae extant omnia" 1647 unb 1682 gefammelt fyerauö*
gegeben. Scfyon f)ier tritt unö ber Sßerfaffer als ein red)t trielfeitiger,
audj fpradE)ltdj gut gefdfjulter ©eleljrter entgegen. SBä^renb fein
erfteö SBerf unb bie „Anatornia Vitrioli" in ttalienifd)er ©prad&e
erfdfjienen, finb bie bann folgenben auö ber 3eit beö ^Aufenthaltes in
^ottanb lateinifdj abgefaßt. 3lberfd^onber // Ternariusternariorum"unb
bie legte Sdfjrift ber nieberlänbifd^en 3*it „Traite de la peste" rourben in
f ranjöfif d>er Sprache publiciert. 9lud) nad) ber Ueberfiebelung nad) 2)eutfd(j*
lanb fefyrt ©ala junädjft jum ©ebraudf) beö Sateinifdjen jurüdf, aber fd&on
1624 erfdjien inSBanböbetf biebeutfef) abgefaßte ,,©rünblt$e@rflärungi)on
169
etlichen fräftigen unb fjod&bewä&rten fpagqrifdjen 9Jtebicamenten".
2lu<$ bic fpötcrcn SBerfe „Essentiarum vegetabilium anatome",
„Tartarologia", „Hydrelaeologia", „Saccharologia" unb bic ,,©pa*
gt)rifd)e ©djafcfammer", welche in ben Saljren 1630—1637 ocrfagt
ftnb, waren beutfdf) gefdjrteben. 2)aß §ier fein 3ufaD waltet, beweift
wof)l ber Umftanb, bog ©ala, ebenfo wie fein Surft, feit 1628 ber
„grudjtbrtngenben @efeHfd)aft" in SBeimar angehörte, weldfje ftdfj bie
©infüfjrung ber f)odjbeutfd)en ©pradje in ©c&rtft unb SRebe, ifjre
Reinhaltung oon grembmoiten, jur Aufgabe gemocht §atte.
Um ©alas SSebeutunp für bie SBtffenfdfjaft würbigen ju fonnen,
wirb es nötf)ig, in furjen 3ü9 en ^ e Sntwicfelung ber älteren 9Jlebicin
unb Gljemie ju feisteren. SBerfefcen wir uns in bie ferne Vergangen*
Ijeit, auö welker uns bie älteften getriebenen 9todf)rid)ten erholten
ftnb, iurütf, fo fefyen wir, baß bie 9Jienfd&f)eü im SBedjjfefoerfeljr mit
ber fie umgebenben -Jiatur fcfjon frülj eine große Safyl von §etl*
mittein ftdE) ju eigen gemalt §atte. ©benfo fjatte fte auf bem SBege
ber ©mpirie eine 9Jtenge oon ©injelbeobadfjtungen über bie jiüccf-
mäßtgfte Serwenbung biefer 3Jiebicamente gefammelt. 93ei ben meiften
SSölfern — 3>nbern, 39abt)loniern, 3>uben, 2tegi)ptern, ©rieben —
^at fief) bie ^riefterfd)aft jum §üter unb Pfleger biefer Erfahrungen
aufgeworfen unb meiftens mad^t fie mit ©iferfudf)t barüber, baß nur
fie bic üJiebicin ausübe. 2)ie 3Jlebicamente waren jum großen £t)eile
bem ^flanjenreidfje entnommen; ganj bebeutenb treten im frühen
SHItertljume bie Heilmittel tt)tcrifd&cr Slbftammung gegen bie pflanjlidjen
jurüdf, unb nur f)öd)ft ocrcinjelt fonnen mir bie 93erwenbung mineralifdjer
SKebicamente unb fünftlidf) bargeftettter ßljemicalten nadjmeifen.
2lls in ben £agen ber f)ödf)ften Stütze ber Äunft unb Sßiffen*
fd&aft in ©riedjenlanb &ippocrateS feinen Atomen mit unauslöfd&licfyen
3ügen eintrug in bie ©efd)idf)tsbüd&er ber 2Biffenfdf)aft, ba beftanb
fein 93erbtcnft barin, baß er bie Dielen jum £l)eil aus 2Iegt)pten im*
portierten, jum £f)eil im Saufe oon 3a^r^unberten felbft erworbenen
©injel^rfafjrungen ber ?ßriefterfdfjulen oon Äos unb StniboS fammelte,
bie bisher öngftlid) als ©eljeimleljre gewahrt, bie nur münbltd) ober
fjödfjftenö burd) ben 5ßrieftern oerftänblidje 3nfd)riften im Tempel
verbreitet worben; fie beftanb weiter barin, baß er bie einzelnen
Äranffjeiten naefy ifyren 2lef)nlid)feiten gruppierte, aber biefe Äranf*
Reiten nid)t nur nad^ t&ren ©qmptomen unb ber 9lrt i^rer 23e*
fämpfung, fonbern audf) nadj it)rer 6ntftel)ungsurfad)e beurteilte,
fctppocrates alfo f)at bie ©emiotif in ifyre SRed&te eingefefet unb auf
biefer ©runblage bie Sffufftetlung eines ©tjftemS ber 3)Jebicin erftrebt.
®S ift befannt, baiß biefer ©etfteSfjeroS, ben jebe wtffenfdjaft*
ltdje 3Dtebicin als i^ren Segrünber oere^ren muß, in feinem ©treben
170
ganj oereinjeli war unb für lange blieb. 2)ie tarnen .,bogmatifdbe",
„empirifdfje", „metfjobifdje" odfjule, mit benen bie @efdjjtd)tsfd(jreiber
ber üJlebicin bie näd&ften Venoben berfelben bejeid&nen, fagen uns,
worin ber geiler lag. Sd)on bie Söljne unb nädjften Schüler beS
&ippocrateS Rotten feine £ef)ren ju SDogmen erhoben, benen fte bltnb*
lings, of)ne jebe wijfenfdfjaftltdje Ärttif, folgten, auf jeben SBetterbau
beö Se^rgcbäubeö oerjicbtenb. 3)ie 9tod)folger biefer aber waren
wieber jur ©mpirie jurücfgefeljrt, ftd) bemüfjenb immer mefjr SWebica*
mente 51t erwerben unb ju erproben unb fo wofjl für bie Teilung,
nidfjt aber für bie ©rfenntnifc ber Äranfl&eiten t^ätig ju fein.
Unb ju foldjer 9tid)tung gab eä bamals mancherlei Slnlafe. SBar
es boef) bie $t\t, in welcher 2lleranberS 4>eereSjüge bie ©rieben mit
btn t)crfd)iebenften SBölfern in SBerüfjrung brauten, ©ine gülle neuer
fienntniJ3 fjäufte fiel) in ©riedjenfanb unb fpäter in 3llejanbria an
unb bie fienntnifc neuer Heilmittel madf)te einen großen S§eil ber*
felben aus.
2)iefer Srieb, immer neue 3Jiebicamente ju erproben, war fo grofc,
baß felbft, als bie ©inwirf ungen ferner Sänber wieber geringer
würben, ber einjelne 2(rjt in feiner näd)ften Umgebung, oft in aben*
teuerlicfyfter unb fritiflofefter Sßeife, nadE) 9)iebicinen fud)te. 2)aS ift
bie 3^it, welche jene güDe tf)ieri|dE)er 9Jtebicamente in ben 3tr^ncifd^afe
führte, bie oft bas 2lUerefell)aftefte, 2Biberlidf)fte, bas man ftd) benfen
fann, umfaßte. 35as ift weiter bie 3*tt/ in welker bie complicierten
2lrjnetmifcf)ungcn, wie fte unö in bzn SEljeriafen eines SDHt^ribateö
unb in anberen Sompofiüonen erhalten finb, entftanben. @S war
ein SSettlauf nadf) feuern, ber fdf)lte&lidE) meljr 2ltterprobteS üergeffen,
wie wertvolles 9teue erwerben ließ, ber meljr bie Routine, wie bie
wiffenfdjaftlidje ©rfenntnifc förberte.
2fudj als bie 3Jiebicin ©ricdjenlanbö unb 2IIeranbriaS tfjren
353cg nad) SKom genommen fjatte, blieb es fo. ©in ©lud ift es,
baß in ber $t\t bes 2. 3aljrl)unberts wenigftenS ein SJJann erftanb,
welcher bas 3Jiifcltd)e biefer Stiftung erfannte unb, inbem er baö
maffenfjaft oermeljrte SJtatcrial ber äftebicin unb bamit aud& ber
${)armacologie in feiner 2lrt fi)ftematifd£) sufammenfteHte, wenigftenS
bzn s l$crfudf) machte, bie äftebicin in bie von §ippocrateS eröffneten
33af)nen jurüdfjuleiten. &a& nur fein SBille ein guter, ba% bie
Äraft jur 2(usfül)rung feiner £enbenjen fehlte, bürfen wir ifjm nid^t
jum Vorwurf machen. Smmerfjin war fdEjon ber SJerfudE), ben ber
13 L p. Chr. n. in ^ergamon geborene ©laubiuS ©alenus
madjte, fo imponierenb, baß feine Sdjriften, bie befonbers aud£) bie
2lnatomie unb ^f)i)fiologic berüdffidE)tigen unb beren pfjarmacologifd&er
Xtjcil oorjugswetfe auf ©runblage ber 2lrtftotelifd;en ©lementenle^re
171
Sufammengeftellt mar, roäf)renb bes ganjen üftittelalterö Seitfaben bcr
2lerjte blieben.
Siö in baä 4. 3af)rf)unbert nadE) ®f)r. ift von ©Hernie wenig
bie Siebe. SDaß man einselne df)emifd&e Operationen bef)errfdfote, lehren
uns bie ©dfjriften ber inbifdf)en Slerjte, namentlich ©usrutas, leljrt
uns 2lriftoteleS unb ber größte naturf)iftortfdf)e ©netjelopäbift ber
römifdf)en $eit, Sßßniuö. 9tomentlidf) oerroertljeten mand)e SBölfer —
insbefonbere bie Slegtjpter — metallurgifd&e Erfahrungen, bie boä) aud&
auf d)etmfd&en ^roceffen berufen. @rft nadf) Sf)rifti ©eburt treten
uns bie erften ©puren ber 2Biffenfdf)aft entgegen, roeldje fpäter fo
große SeDeutung gewann, ber ©Hernie, ©rft auö bem 4. Saljr*
ljunbert l)aben mir jufammenljcmgenbe Sßerfe, bie nrir mit ber
Sejeidjnung ber Araber, „aldf)imiftifd£)e" nennen fönnen. ©ie
befd)äftigen ftd) junädf)ft ausfd)Keßüdf) mit SDtetatturgie, f)aben gar leine
33ejiel)ungen jur SDiebicin. gußenb au f *> en 2lnfcf)auungen, welche
in ber griedf)ifdfoen $f)ilofopf)ie über bie Statur bcr 3Jtoterie allmäf)lidf)
ftd) ausgebilbet tjatten, befonbers auf beö Seufippoö, &eraflit unb
9lriftoteles Sltomem unb ©lementenleljre, entfielt allmä^lid) bie
Ueberjeugung, ba$ bie 3)tetalle nidf)t ©lemente in unferem Sinne,
alfo cinfadfo, fonbern baß jte jufammengefefct, ba$ ifjre 33erfd[)ieben*
Reiten burefy ungleiche 2JHfdf)ung bebingt feien, baß eine Umroanblung
eines SDietalleö in bas anbere möglidf). SBie leidet oerftänblidf), lodfte
bie Ueberjeugung, ©olb fönne aus 5tupfer ober ©über bargefteDt
werben, triele ju 93erfud^en an, ba§ aber über furj ober lang bie
nüchterne 2lnfdf)auung, roeldf)e biefen $roceß als einen natürlichen
l)tnftctlte, fidl) änberte, bo$ ber 6f)emifer, nadf)bem er eine natürliche
Umiuanblung bes 2ttetaDes oergeblid^ erftrebt, ftdE) met)r unb meljr
bem 3JJt)fticismus in bie Slrme roarf, bafür muffen nrir bie $tiU
üerf)ältntffe, melcfje bem SBunberglauben SBorfd&ub leifteten, bie
pf)ilofopl)ifd)en 2lnfdE)auungen, roeldje auö ©riedEjenlanbS Slütfyejett
in bas äftittelalter gerettet waren, bafür oor 3lllem ben berühmten
©tagijriten Slriftoteles, ber trogbem ber größte 9toturforfdjer bes
2lltert[)ums, einer ber größten aller 3*lten bleibt, t)erantroortlid[)
madjen. Senn im ätollbenmßtfein beffen, ba^ man burdf) feine
4 demente: geuer, Suft, SBaffer, @rbe, nid)t jebe SBerfd&iebenljett,
nidjt jebe Süercmberung ber gefdEjaffenen 9Jtoterie erflären fönne, fyatte
SIriftoteleö felbft nodj ein fünftes uollfommen bewegliches, mefyr
geiftiges Clement aufgeteilt, bas ben ©toff oollfommen burdjbringt,
il)n genriffermaßen burdEjgeiftigt unb belebt. £anbelte es ftd) Ijier,
nrie überhaupt bei ben ©lementen bes SIriftoteleö, junädf)ft nidfjt um
materielle ©ebilbe im ©inne unferer 6f)cmie, fonbern um abftracte
33ejeid)nungen genriffer pljt)ficalifd[)er @igenfd^aften, fo mar bieS all*
172
mäf)lidj oon bcn 9lld)imiften nergeffen. SRamentlidf) fcitbcm abenb*
länbifd^e ©elebrte unb Sfjriften bic gortfübrung bcr SHd^cmte über*
nommen Ratten, trat bcr 3 e ^punft ein, wo, nad& unsäpgen Sc*
mübungen, burdf) df)emifcbe 93erfudf)e bic 3JHfdf)ung bcr 4 Elemente
aufjuftnben, weldje ©olb ju ©olb madf)t, man biefes 5. SKrtftoteltfdjje
(Clement in bas ©fperiment einführte. 3efct galt es junädjft fold&e
Subftanjen aufjuftnben, tucld^e reidf) an biefer „quinta essentia" ju
fein fdjienen unb, bas Sbeal ber Slldjemiften war, biefc womöglich
rein aus if)ren Kombinationen abjufdjeiben. ®as gorfd&en nadf) tbr
nannte man unb nennt man beute nodE) in ber ©efcbicfjte ber ©Ijemie
„Sueben nacb bem Stein ber Sßeifen."
S3iö jum 9. Saljrljunbert geben SHldbüme unb aJlcbicin unbeeinflußt
nebeneinanber ^er. Sefctere war injwifcben in bie &änbe ber Araber
gelangt, roelcbe nadf) äftöglidrfeit ftd) an baö SSorbilb ber ©riedjen,
befonbers ©alens, hielten. Sie baben baö ibnen anvertraute ®ut
faft unoeränbert bcn £änben ber Salernitaner überliefert.
9lucb bei ©eber, bem größten Sllcbimiften beS arabifeben 3 C ^
alters, ber übrigens ntdf)t 9trjt war, wirb bas SBort „2ttebicin" nur
bilbltcb gebraust, äßebicinen erfter Orbnung nennt er bie Mob*
materialien, SDZebicinen jweiter Drbnung bie bureb d&emifd^e Operationen
— SDeflillation, Sublimation, gällttng, Ärqftallifation — aus ibnen
gewonnenen $robucte. 2)urcb ein cbemifdjeS SUteifterftüdE t)offt er
aus biefen bas große ©lirir, bcn Stein bcr ^b^öfop^cn unb SBeifen,
berjuftcllen. 3loä) faft 2 Sabrbunberte vergeben bis ein anberer
arabif^er 9lldf)imift, 311 Kofi ober 9H)ab&, bcn SBerfudj wagt, bie
aldjtmiftifdf) gewonnenen Präparate als 3lrjnei ju nerwenben. 3n*
bem er bann angeblidj bie legten Gonfequenjen bcr ©lementenlebre
für bie 9lld)imie jiebt, muß er ju ber Ginfid)t gelangen, baß, roas
fdjon ©alen angebeutet Ejatte, biefelbcn Sfjeorien, benen jufolge bas
uneblc ÜJtatertal franf ift unb ju ©olb unb Silber gefunben muß,
attdE) auf ben menfd)licben Äörper, fein Äranf* unb ©efunbfein, an*
gewenbet werben follten. Unb wenn es wieberum nidjt gelang,
burd) Sufübnmg foldjcr s Dtcbicamente überall ©efunbljcit ju erringen,
in benen bie bem franfen Organismus feblcnben ber 4 gewobnlicben
Glementarqualitäten retd)ltd) üorbanben fein follten, fo mußte aud)
l)ier ein 3eitpunft eintreten, wo man fid) beftrebte bas 5. ariftote*
Iifdjc Crlement in ber 3Jtcbtcin ju nerwenben. Sie quinta essentia,
bas große ßfijar, ber Stein ber SBetfcn wirb Uniuerfalmebicin
unb bcr ÜHenfcfc 3krfud)Stbier ber 2lld)imiften. ®enn wie bötte
biefer es bequemer baben fönnen, als inbem er, was er als Stein
ber SBcifcn djemifdf) ausnufcen wollte, juoor p^fiologifcft ftdf) als
folgen betätigen ließ. Sie größten SUdfjimiften beS 13. unb
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14. 3>af)rf)unbertö — SRoger SBaco, bcn £umbolbt ben micfjtigften
$örberer ber üftaturforfd&ung, bcn tüdEjtigften ©Eperimentator bes
SRittelattcrö nennt, ferner 2lrnolb 33adf)mone, befannter unter bem
•Kamen SBillanoüanus, SRaqmunbus SulluS u. 31. — ftnb feft baoon
überjeugt, baß man bas Seben 3aljrf)unberte lang burd) ben Stein
ber SBeifen werbe ermatten fönnen, b. I). „si Deus voluerit."
Segtcrer SReferoation jufolge waren fte überjeugt, nur burdj ein
SBunber fönne bie Sßanacee in if)re £änbe gelangen, nur bie 3nnig*
feit unb Snbrunft il)res ©ebetes fönne bie SarfteHung gelingen laffen.
%üx 33afiliuö 93alentinus, ber in ber jweiten §älfte bes 15. 3aljr*
t)unbertö lebte, ift ber d^emifd&e SScrfud^ ©ottesbienft ; nur bem im*
fterblid)en Steife ber 9JienfdE)en fann er btn Stein ber SBeifen gleich
fegen, Sd)on ber Sefig btcfcö (Steines genügt: „feine Slrmutl)
wirb ber $nl)aber fpüren, feine Äranfljeit iljn rühren, fein ©ebreftc
it)tn SdEjaben bringen, bis ju bem gefegten 3^ te* £obeS, fo ifym
Don feinen iptmmelsfönige gefegt ift."
©o war benn nun ber ftrebfame 9lrjt gejwungen, bzn buref)
cfyemif d)e älrbeit gewonnenen Sßrobucten feine Slufmerf famfett jujuwenben
unb wer fonnte leugnen, ba$ manche berfelben fc£>r cnergifdj wirfenbe
SJlebicamente barftetlen. Scfyon früö t)attc man begonnen mit einer
genriffen Vorliebe Präparate besQuetffilberB,$(eiB,Äupferä,3lntimonS,
©djwefelö, ferner 2Uaun, Salpeter unb anbere in ber 9fldjimie an*
juwenben unb fpäter, als $int un ^ Sßtemutl) befannt würben, ftnb
aurf) biefe ju SBcrfudjen fyerbeigejogen. 3>egt werben bie cld&imiftifcf)en
SJiebicinen ju Heilmitteln im wahren ©inne bes SBorteS. 2)aS ift
bie 3^W, in welcher eine neue mebicinifdje Schule — wir fönnen fie
mit ©ala unb 2Inbern bie „fpagqrifd&e" nennen — entftanb, aber
aurf) bie $t\t, wo bie alte ©djule ber 3lcrjte, welche treu an ben
burd) ©alerno verbreiteten Seljren ©alens feftf)ielt, mit größter
©nergie fidf) gegen foldjes ©ebafyren auflehnte.
©in furchtbarer Stampf entftanb; \)\t ©alenifer, f)ie ©pagijrifer!
aJiit jugcnblidiem Ungeftüm fenbet Safilius SBalentinus feinen „Currus
triumphalis Antimonii" in bie 2Belt; mit Spott unb £ol)n rebet
er oon bcn nad) ©alenS Sßorfd^rift burd) 9Jiifdf)ung jat)lrei(|er pflanz
lid)er unb tf)ierifd)er 2)roguen angefertigten ^^eriafen, mit Sßeradjjtung
gebenft er ber Sorrigentien, burd& weldEje bie ©alenifer bie SSirfung
il)rer s Diebicamente milbern unb rectificieren wollen. ,,£)urd) bas geuer",
er meint Gfjemte, „mufc bie Sorrectur geben, fonft ift es feine", fo
borniert er fie an.
üftur nod) furje $üt bauert es nun unb ftfyeopljraftus
^aracelfus oon &of)enljeim (1493—1541) erflärt, ntd)t ©olb
fonbern 2Irjncien ju machen, fei bie Aufgabe ber ßfjemie. 3lud) bie
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f)cf tigft nrirfenben ßtyemicalien f onnc man äufjerlidf) unb innerlidf) ju §eil*
jroetfen anroenben. 9)lan brause bieferfjalb nodj nid^t bic üftebicamente
ber Sßffanjenroelt $u oerroerfen; ober man folle ben nrirffamen SljeU
biefer oon ben unroirffamen 93eftanbtljeilen fdEjeiben unb auSfd&lie&Udj)
erftcre — bic Quinteffenj ber einjelnen Srogue — oerorbnen.
9Iber nidf)t nur jur 2)arftcHung bcr Heilmittel braudje ber Slrjt
bie ßljemie, ebenfofef)r fei fie tljm nötbig, um bie Urfad&e ber Äranlljett
ju ergrünben, bie SBirfung beS Sföebicaments ju verfolgen unb ju
controlieren. 2lud& ber menfd)lid)e Organismus gleiche einem df)emtfdf>en
Saboratorium, bie tmdjtigften SebenSuorgänge beruhten auf
df)emifdf)er Umfegung, bie ber Äörper burdj ftarfroirfenbe StoffroedSJfel*
probuete — ©äuren, Safen — beroerffteDige unb in bie ber Slrjt
mit 6I)emicaIien in f)ödf)ft erfolgreicher SBeife eingreifen fonne. Unb
raenn audf) t)on aDen Seiten bie ©alenifer über if)n Verfallen, Ujm
oorroerfen, ba§ er mit biefen ßfjemicaüen feine Patienten morbe,
ftegreid) behauptet er ben ©egnern gegenüber bas gelb. 3 roar fifau&t
aud) er nodj an bie 2Jiöglid[)feit ©olb aus biefem ungleichen üßaterial
fyerjMen ju fönnen, aber meljr unb meljr oerliert biefe Aufgabe ber
Sljemie an S3ebeutung.
Sßaracelfus gilt als ber SdEjöpfer ber Satrodfjemie, bie nid&t
nur mit Gljemicalien feilen, fonbern burd) bie Sfjemie bie ©rfranf ungs*
urfadEje aufpnben, bie tuid&tigften SebenSoorgänge im menfdjltdjen
Organismus erflären wollte. ftafjUvtiifyi begeifterte 9lnl)änger Reifen
baju il)r 2lnfet)n ju erf)öljen unb Sßaracelfus als neuen ©ippofrate»
ju t>erl)errlidf)en. SBaS in feinem Uebereifer SßaracelfuS übertrieben
unb roo er über bas 3^1 hinausgegangen, bas fanb bei beginn beft
17. Saljrfjunberts buxd) 3o|ann SBaptift mm &elmont, ben geiftoollen
Segrünber ber pneumatifdf)en Cljemie, ben erften ©rforfdEjer ber gas*
förmigen Subftanjen, jutn £f)eil fdf)on feine S3eridf)tigung. 2Bo
SßaraceffuS, wie jum S3erftänbnij3 ber SSerbauung, bie ßfjemie Ijeran*
gejogen Ijatte, ba ergänjte Dan £elmont in fef)r glütflidber SBeife btn
ÜMfter. Unb mit größtem ©rfolge trat granj be la Soe (©itoius)
— 1614 bis 1672 — für bie neue 2et)re ein, bie er in möglich
confequenter SBeife ausjubauen fud)tc. Sludj SßaracelfuS unb oan
£elmont Ratten fidf) nodf) nidE)t ganj t>on ber Slnnafjme fpiritualtftifd&er
Äraft, roie beS 2lrdjeuS, ber bie SBerbauung regelt, lossagen oermodf>t;
ba roar es ©iloius, ber nadf)roieS, ba$ neben ber 2lcibität beS SWagen*
faftes unb ber Sllcalesccnj bes 2)armfaftes oor 3lllem bie Sforoefenljett
unb £f)ätigfeit geroijfcr Fermente wie ©peidfoel, 5)$epfin, Sßanfreatin
jur 93erbauung not^roenbig fei. germente, bie dEjemifdf) rairfen, für
beren faft nmnberbare SBirfung aber, nid^t nur bamals fonbern nod^
bis oor Äurjem, bas redete äJerftänbnig fehlte.
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9M)rfad) war t>crfud(jt, bie neue unb alte ©djule ber SÄerjte
cinanber ju nähern. 9Jamentlid) ©ennert (1572—1637) unternahm
es, ben ©alenifern bic fpagijrifdjen SKebicatncntc ju empfehlen, bic
burd) Groll, Ouercetanus, Sibauius, 9Jli)nfid^t unb oiclc 9lnbcrc
uermcljrt unb nerbeffert würben. 3n biefen 3 e itP un f* fällt bic
SBirffamfcit SlngcfuS ©alas. 2lud() er ift bemüf)t ju oermitteln,
bie Spagurifer uor ju einfeitiger 2lusnufcung ber ßfjctmcalien ju
warnen, bie ©alenifer jttr Sfanafjmc ber naä) it)rer 2lrt weiter uer*
arbeiteten Gfycmicalien ju bewegen.
Sd^on in bem erflen £ractat, weldjeS idf) oben erwähnte, befpridjt
Sala ucrfd)icbcne 3rrtl)ümer ber ßfjemtfer unb ©alenifer bei £er*
ftcllung iljrcr 2Jlebicamentc. SDen 9tld)imiften — Sßfeubod&emifern —
mad)t er j. 33. 33orftellungen über bie uon ifjnen als "aurum potabile"
angepriefene Uniüerfalmebtcin, oon ber behauptet würbe, baö ©olb
fei in U)v in einem fubtilen unb geiftigen 3 u ft an & oerfefct unb fonne
besfyalb nidjt mcljr erfannt unb wieber abgefd&iebcn werben, ©ala
beiüctft, baß man gewiß fef)r wirffame lösliche ©olbpräparate gewinnen
fönnc, baß aber auß allen burd) geeignete Bearbeitung aud) nadf)
$af)ren baö ©olb wieber als fofd)eS frei gemalt werben muffe.
SBenn beß mit il)rem aurum potabile nid)t ber §all fei, fo enthalte
es eben fein ©olb. SDamit ift aber bie £l)eorie von ber gorteriftenj
ber 9)tetatlc, b. f). unfercr jefcigen Elemente, in SBcrbinbungen aus?
gefprodjen, bic erft bic fpäterc Chemie sur 9lncrfennung gebraut l)at.
üJland;en 8id)tblicf finben wir in bem 9lbfd)nitt über 9lntimon, üon
beffen Verunreinigung mit Äupfer, ©olb unb namentlich 9lrfen, oon
beffen ©efyalt an ©d)wcfel ©ala fdfjon eine SSorftcflung tjat. 2)a
unreine unb namentlich arfenljaltige Slntimonialia oiel ftärfer als
reine wirften, müßten erftcre burdfjaus oermieben werben. Sntereffant
finb aud) bie 2lbfd)nitte über £alf, über Quinteffenj bes Sßeines,
b. i. SBeingcift, über ben SBcinftcin, beffen SJerljalten bei ber troefenen
STcftiUntion gut gefd)ifbcrt unb beffen SRücfftanb bei biefer als $ott*
afdje, bic wot)l an ber Suft jerfließen, aber fein Del geben fönnc,
erfannt wirb. 9lllerbings laufen f)ier unb in ben übrigen ©djriften
aud) fernere 3rrtl)ümer mit unter, fo baß man bie ©olbförner
miil)fam fidE> äufammcnlefen muß. 9Ran muß ftdf) oft burdf) einen
SSuft Don trafen, 2Bicberf)olungen, unwichtigen Singen, audf) bei
ben (Irperimentcn buref) oiel 9iebenfäd)lid)eS, oicleö, weites ben
Verfud) unnötig compliciert, f)inburdf)quäfen, aber ftaunen muß man
bod) über bic fcfyarfe Beobachtungsgabe ©alas unb bic nüchterne
9lrt ber Deutung feiner Erfolge. 2)en ©alenifern madf)t ©ala im
2. 2lb|d)nitt bcsfelben BudjeS es flar, es fei unlogifd) immer auf
bie cauflifdjen SBirfungcn ber fpaggrifdjjen üKebicamente fjinjumeifen.
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2Baö fei nid)t alles äfeenb? äfad) burd^ ©reiften oon Quätv unb
&onig befomme man ein Seftillat, welches Äupfer unb ©tfen löfe,
audE) Äod&falj, baö wir tägltdf) ju uns nehmen, fönne ©ifen, Äupfer,
3inn 2c. angreifen, Quetffilber quo Söfungen nieberf flogen ; and)
SBeinftein beö Sßeineö fönne man fo cauftifdj madjen, baf} Äupfer
affteiert werbe. Safj auefy ©alenö Sompofttionen ftar! cauftifdfje
33cftanbtljeile enthielten, beweift er burd) Seifpiele.
2luö bem bann folgenben £ractat oon 1608 „Anatomia
Vitrioli" fefjen wir, baf$ ©ala fdjon gelegentlich wafferfreie ©dfjwefel*
fäure beobachtet fjat. 3n ber 1617 in Sfatfterbam Ijerauö*
gegebenen „Septem planetarum terrestrium recensio" werben
SDarftellung, @igenfdf)aften, Präparate ber bamalö belannten 7 2ftetalle,
weldje fcfyon t)on ben alten 9Iftrologen je einem Planeten ju*
gewiefen worben, befprocfyen. &ier finben wir juerft bie Bereitung
beö £öllenfteinö befdEjrieben, bie mebicinifd&e 2Inwenbung beö gefügten
Quedfilberfubfimateö, b. \). beö Galomef, warm befürwortet. SBeil
©ala im SReagenöglafe bie gäUung beö Quecffilberfublimateö burcij
$ottafd)e beobachtet, wirb biefe a(ö 2lntibot bei Quetfftlberoergiftung
empfohlen. 2)amit ift gefaßt, baf$ man baö im Saboratorium aus*
geführte ©jperiment birect auf Vorgänge im lebenben ßörper über*
tragen bürfe — {ebenfalls für bie Sßljarmacologie eine tjöddft bebeutungft*
üoEe Seiftung. £ocl}intereffant ift auefy, waö ©ala über SReforption
ber Quedfftlberfalbe, über df)ronifd()e Quetf filberoergiftungen, namentlich
aber über gältung beö Äupferö auö 33itriollöfungen burdfj ßifen
fagt. &ier fei nid&t, wie bie Slldjjtmiften glaubten, Äupfer gefefcaffen,
eö fei im blauen SBictriol fdEjon präformiert gewefen.
@ö folgen brei £ractate, welche fpäter mit bem -Kamen „Ternarius
triplex Hemeticorum, Bezoardicorum et Laudanorum" jufammen*
gefaßt werben, ©rfterer, bzn man gelegentlich alö Tract. Herme-
ticorum falfdd citiert pnbet, fam 1613 in Seift Ijerauö unb enthalt
eine 3 u f atnmen P c H un 3 & er *>on ©alenifern unb ©pagijrifern wie
Quercetanus unb Villanovanus gemalten Beobachtungen über 33rcc£*
mittel. 2)er jweite befd^retbt bie £>erftellung oon 3 Seioarmifc^ungen,
um SBergif hingen uorjubeugen unb foldf)e ju feilen (1616 in Segben
oerlegt). £>er brüte (1614 im $aag ebiert) ift eine monograp£)ifd>e
Slrbeit über Opium unb feine Präparate. Vereint erfd&ienen bie
3 ©driften in einer äfaögabe com Satire 1630 ((Srfurt, burefc
Slnbr. £enfcel auö bem granjöftfd&en inö Sateinifd&e überfefct).
©leidf)fafl§ in Segben erfd)ien 1617 bie „ Anatomia Antimonii",
weld&e manches in ber erften SdEjrift ©alaö ©efagte wieberljolt, aber
aud) oiele neue 9lntimonpräparate wie Crocus, Vitrum unb Flores
Antimonii, beögl. baQ Antimonium diaphoreticum befd&reibt.
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SBarm empfiehlt ©ala bie 33enufeung bicfer in ber Sftebtcin, warnt
aber nadf)brüdflidf)ft cor unoorfi^tigem ©ebraud). Sefannt ift ©ala,
ba§ 2Bein 9Intimonblütf)e (Djt)b) löfen fönne: barauö folgt, bafe er
fdjon Sredjroeinftcin angeroenbet Ijat, roenn audf) erft fein Kollege
3Jh)nfidjt biefcö Präparat feft unb rein barftellen letjrte. Safc aber,
roie behauptet roirb, Sala ben ©olbfdjroefel benufet fjabe, bafür ftnbc
id) in biefer Schrift feinen regten Seroeis. @ö ift roof)l non einem
burdf) Sublimation gewonnenen rotten Scfyroefelantimon, beffen garbe
fogar mit ber ber Drangen oerglidEjen roirb, bie SRebe, aber als
Sulfur auratum ober Stibium sulfuratum aurantiacium bürfen nur
biefes opbfjaltige unb brecfyenerregenb roirfenbe Präparat rooljl
faum anerfennen.
SDer fdjon früher erroäljnte „Traite de la peste, Segben 1617"
ift eine gute mebicinifdf)e 2lbf)anblung über Vorbeugung unb 33e*
f)anb(ung bcr 5ßeft. ^ntcreffant ftnb pf)t)ftologifd[)e S3emerfungen über
|)ers unb Sunge unb iljre S3ebcutung für bas Seben. 2lud) bie
ätöfdjmtte über reine unb nerborbene Suft unb Verbreitung ber Sßeft
burdf) biefe finb tefenSroertl).
Gtne 2flenge guter ©ebanfen enthält audf) bie Schrift „Synopsis
Aphorismorum chymiatricorum" (33remen 1620). ©efunbe 9lrt
ju pfyüofopljieren, üorjüglidEje Äenntnijj ber bamaligen Chemie unb
ifjrer Slrbeitsrocife, mandf)c eigene Seobadf)tung, j. 93. btejenige über
bie Gntftefyung bes Salmiafs, tritt uns f)ier entgegen.
2>aS folgenbe Heine Sractat „Descriptio breris antidoti
pretiosi" (Harburg 1620) entjiet)t ftd} im 2Befentlidf)en unferer 33e*
urtfjeilung, rocil, roorüber Sala fiö) übrigens beim Sefer entfdfjulbigt,
bie 3wfammenfeßung bes SlntibotS geheimgehalten roirb. beiläufig
finben roir aber bod) audf) f)ier eine rotdjtige ^Jotij über bie SBer^öltniffe,
unter roeldjem Snallgolb entfielt.
3n ber „Chrysologia" (Hamburg 1622) roteberljolt ©ala feine
Singriffe gegen baS aurum potabile; in ber 1624 in SBanböbedE
verlegten „©rünblidjen ©rflärung t>on etlidfjen fräftigen unb fyodf)*
beroäljrten fpagt)rifd)en 2Jtebicamenten" betyanbelt er, unter @infdf)altung
üon 2lbbilbungen mehrerer oon il)m erfunbener Apparate, foldfje
G()cnücalien unb pfjarmaceutifdje Präparate, roeldfje burd& 35eftiHation
unb Sublimation geroonnen roerben fönnen. 9luf ein weiteres ©in*
gel)en auf biefes 33udj Beliebte idfj, roeil mir ber Drigmalbrutf bisher
nidjt jugänglid^ roar, ber Ueberfefeer aber in ber 1630 jugleid() mit bem
„Ternarius" ebierten älusgabe unb ber ©efammtausgabe tum 1647
mefyrfacf) anbeutet, er bringe j. %$. aud) feine eigenen ©rfatjrungen
fjter cor. SDaß bie ©adfje üerbäd&tig, beroeift rooljl ber Umftanb, bog
3abrbuc$ bei ©er. f. melt. ©efd>. LXI. 12
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her Herausgeber SInbreas ^enfcelius feine SSorrebe in ber ©efammt*
ausgäbe von 1617 battert, alfo 7 3af)re uor bem ©rfdfjeinen bes
SBerfeS felbft.
SBieberum in Hamburg erfd^cint bann 1625 bie SdEjrift „De
Natura, proprietatibus et usu spiritus Vitrioli fundamentalis
dissertatio". Sala tjat bie roidfjtige ©ntbedfung gemadf)t, bafs Sd()n>efel*
fäure, mag fte nun burd() ©reißen uon Äupfer* ober ©ifemntriol, ober
burd) Djijbation t)on SdEjroefel entftanben fein, ftets gleite ©igen-
fdfjaften beftfce. @r f)ebt ferner f)en>or, bajs biefe Säure bei ©inroirfung
auf Salpeter bie Salpeterfäure, bie er für fe^r giftig erflärt, frei
madEje. 2)eSl)alb muffe man cermeiben Salpeter unb Sdf)roefelfäure
mit ober furj nadfjeinanber in ben Äörper ju bringen.
9hm tritt eine längere $aufe in Salas fcf)riftftellerifdE)er Styätig*
feit ein; biefer ift gerabe an ben ©üftroroer £of gefommen, mufc
aber balb barauf mit feinen gürftcn in bie Verbannung gef)en. 9lber
gleid) nadE) ber 9iücffel)r tritt Sala mit 2 Schriften, bie j. %f). auf
ber Steife vorbereitet finb, t)ert>or, bem „Processus de auro potabili
novo" (Strafeburg 1631), in welchem er nun nadE) S8orfüf)rung oieler
Stecepte Sfaberer felbft geigt, roie man ©olb löfen unb ein in SBaffer
lösltdjeS fefjr ftarfroirfenbes ©olbpräparat f)erftellcn fönne. 2Bir
fmben in biefem SBerfe audE) bie tmdfjtige 33eobadf)tung erwähnt, roie
man bem ÄnaUgoIb feine erplofioen ©igenfdEjaften nehmen lönne.
SdEjon etroaB vorder (SWoftorf 1630) erfdE)ien bie „Essentiarum
vegetabilium anatome", beren 33orrebe nodEj in £arjgerobe am
1. 3uli 1629 gef ^rieben ift. ©S ift ein SBerf im Sinne ber
©alenifer, t>on bem idE) fdfjon früher gefprod&en. SDic mit if)m beutfdfj
oerfafeten unb eine befonbere ©ruppe bilbenben SdEjriften „Tartaro-
logia", „Hydrelaeologia", „Saccliarologia" — Sala faßt fie ein*
mal mit bem -Kamen „Botanochymia" pfammen — finb fämmtüdfj
in SRoftotf in ben 3at)ren 1632, 1633 unb 1637 oertegt. ©rftere
betjanbelt btn SBeinftein unb feine Präparate, gebraust aber bie
Sejeidjnung „SBeinftein", iüte aud) ^aracclfuä es tljut, als ©ruppen*
namen für Diele leid)t fällbare Subftanjen. So madf)t es benn ben
Einbruch als fjabe Safa j. 33. audf) bas Sauerfleefalj, welches er
als ©rftcr aus Sauerampfer abfdfjieb, für SBeinftein gehalten. Sie
Hydrelaeologie befd&reibt bie Bereitung ber beftillierten unb aromatifd()en
SBäffer, flüchtiger Dele, bes SBeingeifteS, ber aromatifd)en Spiritus
unb meler Aquavitae * 9Jhfdf)ungen. 3>ie Saccliarologie aber ift
ben 3udfern, if)rer Steinigung (mit ©iroeig unb Äalf), ifjrer 33er*
roenbung in ber ©tjemie unb Sflebicin geroibmet.
2BaS nun enblidE) bie nadf) SBlantf 1643 in ©üftroro ebierte
„Spagtjrifdje Sdjjafcfammer" angebt, fo finb in tfjr jaEjlreid&e roirffame
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Cfyemicatien, je naef) ber Sßirfungöroetfe georbnet, uns oorgefüljrt.
9Btr finben t)ier j. 33. ben ©ifenroeinftein, ber fpäter oft benufct
rourbe, angeführt. 9ludE) J)icr fommt ©ala auf bic ©olblöfungen
jurücf, weldje nidjt in filbernc, ober jinneme, ober \ä)kä)t oergolbete
Söffet gebracht werben follcn, weil ein 9Jietall ba& anbete nieber*
fd)lage unb fo bie Söfung itjren ©ef)att an wirffamer ©ubftanj
einbüße. 3>n einem 2lnt)ang I)at ©ala tnele SBorfdfjriften ju ©grup*
unb £onigmifdE)ungen, ftärfenben £ränfen 2C. unb bie 33efpred)ung
feineö „Pulvis rosae vitae" angefd()loffen. Sefctereö l)at er in Dielen
£ranf[)eiten bewährt gefunben, aber er fügt, getreu feinen 2ndfjemtften*
S^orbilbcrn refigniert f)inju — „Contra vim mortis non est medi-
cameutum in hortis." —
3n)ifd)en bem @rfdf)einen biefer ©df)rift unb bem ber „Saccharo-
logia" rufjte bie geber ©afas für einige 3af)re. ©ä ift bieö bie
3eit, in weldjer fein non fernerem Seberleiben tjeimgefud&ter gürft
langfam bem &obe entgegengeht.
SKöge biefe furje 2luf jäfjlung ber ©Triften ©alaö unb einiger
nichtigerer ©rgebniffe berfelben für Ijeute genügen, ©ie, meine
Ferren, werben barauö ben ©inbrudf gewonnen fjaben, baß in ©ata
auf baö ©lüdflidljfte ber ©alenifer mit bem ©paggrifer Bereinigt,
alfo baö 3>beal erreidEjt war, welches für ben SKebiciner erftrebt werben
mußte. Sßeit überragt ©ala bie meiften Slerjte feiner $eit, aber
aud) ben Gfjemifern t;at er in 2Randf)em ben 2Beg genriefen. Sßaracelfuö
ftellt bie Stufgabe, bafa bie wirffame Quinteffenj ber Sßflanjen* unb
£l)ier * SDroguen auf gefugt werben foHe, ©ala jeigt oft, wie baö
gemalt werben muß. SDie Regeln, meldte er giebt, um bas SBirffame
ber £)roguen oom Unmirffamen ju trennen, bie SBermenbung, meldte
er babei oon ben möglidjft inbifferenten Söfungömitteln madjt, finb
nod) tjeute für ben Sljemifer maßgebenb.
3n ©ala'ö ©dEjriften finben mir eine große Slnjaf)! oon ©injel*
nerfud)en unb ©injelerfa^rungen jerftreut. Unfere Qdt, meldte bei
allem Gifer für baö ©injelerperiment ben SSrieb f)at, baß ©rrungene
jufammenjufajfen unb im ©efammtüberblttf über baffelbe ben ©efeßen,
meldje bau ©efdEjaffene regieren, nadf)jugef)cn, oermißt bieö Sebürfniß
bei Sala. 9tber ganj abgefetjen baoon, baß er in ber SBorrebe jur
„Siiccharologia" ben Sßfan anbeutet, er wolle, fofern ber 2lllmadE)tige
($3ott &bzn unb Seibeögefunbtjeit il)m oerleifje, 2llleö baöjemge, „fo
er in ben (botanifd^en), animalifd&en unb mineralifdEjen ju ber 2lr$tnei)
bicnftlidjen ©ubftanjen oon 3>ugenb auf laborirt unb geobferoirt fjabe,
fundamentaliter in einem corpore an ben !£ag geben," bürfen mir
mir ifjm aus bem gefjlen einer folgen Verarbeitung feiner ©r*
faljrungcn einen Vorwurf machen? SBar er barin nid()t ooU unb
12»
180
ganj ein ßinb feiner 3 e ü, ba% er in ber greube am ©injelnen baö
befriebigenbe ©efüfjl nidjt entbehrte, weldfjeö unö erfüllt, wenn wir
aud& nur in enger ©renje ein abgefd&loffeneö ©anje ju überblitfen
glauben? 3)ie ganje 3citric^tung war eine anbere unb baö mafjnenbe
Sßort, roeldjjeö ber 10 Satire cor ©ala uerftorbene granciö 33acon
oon Skrulam ber SBelt jugerufen, Ijatte bamalö nod) feine SRefonanj
auf bem S3oben ber -Katurforfdjjung gefunben. 3$ meine baö Sßort,
weldjjeö jefct burdf) alle SBelt tönt, bafc 33eobadf)tung unb ©yperiment
bann alö 23afiö wahrer $orfdf)ung — -Jtaturforfdjung — bienen, wenn
auö i&nen £fyeorien abftrafjiert, ntd^t aber wenn oon allgemeinen
pfjilofopljemen auö 3been in bie Sßiffenfdjaft gebraut werben.
3H6)t unintereffant ift eö, bafe, waljrenb ©ala am ©üftrower
&ofe in 9Infefyen fteljt, am ©dEjweriner ber meljrmalö ermahnte
2lbrian uon 3Jlt)nfid&t alö Seibarjt tljötig ift. &at jwifdjen Seiben
ein SBerfeljr beftanben? ©ö wäre mir lieb, barüber etwa* ©enauereö
ju erfahren, Gitate fommen bei beiben ©dfjriftftellern feiten oor,
unb iä) f)abe leine ©teile gefunben, wo einer ben anberen citierte.
Unter ben oielen Sobgebid^ten, welche nadf) ber Sitte ber $t\t SDtynftdjjt
in feinem „Thesaurus" abbrueft, finbe id& leineö auö ©alaö geber,
woljl aber in ber Slbolplj griebrid^ gewibmeten Saccharologia ©alaö
ein Sobgebid&t 9Jh)nfidE)tö.
Ueber 250 3öf)te finb feit ©alaö £obe vergangen. Sangft
fjat bie 3atrod&emie im ©inne ^ßaracelfuö ftd) überlebt, ©df)on
Sefäbre (f 1674) f)atte eine Trennung ber reinen ober pf)ilofopl)ifc|en
ßljemie oon ber mebicifdjen verlangt . SRiefengrojj ftnb bie gort*
fdjritte ber erfteren, feitbem fie um if)rer felbft SBillen betrieben würbe.
Keiner berfelben ift fpurloö an ber mebicinifd&en unb pljarmaceutifd&en
©Hernie uorübergegangen. 3>nbem wir feit 1804 oiele SHlfaloibe,
©hjcofibe unb äf)nUd()e Stoffe auö organifterten SBefen alö „Duinteffenj"
abgerieben, Ijaben wir t>oQ unb ganj ber gorberung beö Sßaracclfuö
entfprodfjen. 2Bir fjaben bem 9Irjte bie SJiöglid&fett gegeben, ftatt
ganjer ^ffanjen* unb Styertfjeile, bie Ijeute reid), morgen arm an
wirffamer ©ubftanj fein fönnen, biefe ledere felbft ju oerwenben
unb baö 3>beal ber 9lrjneimittellef)re — genaue ©ofterung ber
SKebicamente — ju erreichen.
Söafiltuö Stolentinuö aber finb wir geredet geworben burdjj bie
Gntbecfung, ba$ man in fdf)on beftefyenber SBerbinbung burdf) gort*
nafjme refp. Gtnfüfyrung oon 2Itomgruppen bie Sßirfungöwcife önbern
fann, fo baß bie ßorrectur, weldfje bie ©alenifer verlangten, tljat*
fäd^lid) „burd) baö geuer gef)t."
Snbcm wir, wie bie Scbenöoorgänge felbft, fo bie ©inwirfung
Dieler ber meift ftarfwirfenben SWittel, ©d&ritt für ©d&ritt im Äörper
181
d)emtfdj uerfolgt, inbcm mir audfj bic im Drganifimuft bei (Eingriffen
fd)äblicf)er gactoren entftetyenben ©ifte unb £eilfubftanjen crfannt unb mit
berüdf fidf)tigt fyaben, inbcm mir nicf)t nur ftarfroirfenbe giftige unb fyeil*
f räftige ©ubftanjen, bie ber lebenbe Äörper ber Sßftanje unb beö Stieres
erjeugt f)at, buref) Slnalqfe ifolieren, fonbern felbft neue ©ifte unb
3Jlcbicamente burdE) ©pmttyefe tjerftellen lernten, Ijaben roir oiel meljr
getfjan, als Sßaracelfus erwarten Fonnte. SBir tonnen ftolj fein auf
baS, rcas bie 3Jlcbicin im 3ufammenn>irfen mit ber ßfjemie erreicht
f)at, aber ir»ir raollen nid&t üergeffen, melden Anteil SKanner roie
2Ingelus ©ala burdf) fd&einbar jufammenliangslofe ©tnjelunterfud&ungGn
an btefer 2lrbett genommen, freuen roollen roir uns aud), baß
unfer SDteflenburg unb fein gürftenljaus, inbem es ©ala unb anberen
tüchtigen ©elefjrten eine £eim* unb Slrbeitsftätte bot, bei ber gorberung
Sroeier ber roidEjtigften SBiffenfd&aften ftdE) perbient gemalt Ijaben,
jroeier 2BiffenfdE)aften, beren eine mdf)t nur ben Organismus Reiten,
fonbern in allen feinen feilen erforfdjen, beren anbere nid)t nur
901ifd)ungen unb SSerbinbungen jerlegen, fonbern aud& neue nufcbare
33crbtnbungen aufbauen foU. 9JUt SBorliebe brauet ©ala für bie
6l)cmte feiner 3 C ^ ^ c S3ejeicf)nung „©pagrjrifdje Äunft", ijier ift
mit einem SBorte angebeutet, maß aus ber Chemie feitbem geworben
ift. ©rft nrir l)aben, infofern ber -Käme bie beiben £l)ätigfeiten ber
roiffenfdfjaftlidjen ©Hernie „önäeiv — jerreifjen, jerfefcen, ä^efpeiv —
fammcln, aufbauen" anbeutet, ein Stecht unfer er ©Hernie biefen
s Jtamen beijulegen.
182
VI.
Iteue JtaAe am ter füngcren §xnit}t\t in IJtetaburg,
Dr. 9«. S5et^
Die ardE)äotogifcf)en ©rfdfjeinungen, unter benen bas @nbe ber 33ronje*
jcit in 2tteflenburg eintrat, flar ju legen, ift im 3af)rf>. 51,
©. 4 flgb., oerfudf)t raorben. SDic Sdjnrierigfeiten lagen befonberö in
ber Äümmerlidjfeit ber beigaben in ben ©rabftatten, roeldEje nadj
iljrer äußeren ©eftalt auef) dfjronologifdE) ju fdjeiben bisfjcr nidf)t
gelungen ift. 3n ben feitbem oerffoffenen jefjn 3>af)rcn ift eine gülle
neuen 9KaterialS aufgetreten, weldfjes jur Klärung ber fdEjroebenben
fragen beitragen fann. 93erfaffer l)at, SDanf befonbers bem Entgegen*
fommen ber ©ro^ljcräogUd^cn Äommiffion jur (Spaltung ber Senf*
mäler, eine Slnjal)! oon gunbftcllen unterfud)t unb befonbers audE) auf
bie geftftellung ber formen ein größeres @enridf)t legen fönnen.
©Dörfer als es a. a. D. gefdjetjen ift, laffen fid& oier ©ruppen
fdfjeiben: 1. Oröfeere aufgcfd)idf)tete £ügel oon Äegelform. 2. Kleinere
flache &ügel aus Grbe ober Steinen errietet. 3. -Katürlid&e &ügel,
meift langgeftrecft. 4. Scftattungen unter ber @rbe. 3n aDen oier
gälien finbet bie Seftattung burd) 33ergung ber gebrannten ©ebeine
in einer Urne, raeldfje burd) eine Steinfefcung gef d)tyt wirb, ftatt.
2)aJ3 biefe oier formen im allgemeinen audj bie seitliche ©ntnricfetung
barftellen, ift unzweifelhaft, aber nod) nidjt bis in bas ©inselne burdf)*
füfjrbar. Seit jener $eröffentlid()uug ift ferner bas grunblegenbe
SBerf oon SMontelius, Om tidsbestümming u. f. ro. erfdfjienen.
3n biefem nrirb bas gefammte norbifdje iDIatevial in fedE)S ^erioben
183
geteilt. Unfere $unbe gehören bem feiner 4ten, 5ten unb 6ten an.
Sä) fyabc an anberer ©teile nadjjuweifen gefugt baß in ÜMlenburg bie
jweite unb brüte 5ßeriobe faum ju trennen unb ebenfo bie t>ierte unb
fünfte sufammcnsufdEjlie&en ftnb ; es würbe ftdE) bemnadj bei ben folgenben
$unDen um unfere britte (jüngere) unb eierte (jüngfte) Ijanbeln, unb
es fei gleidj l)ier twrauSgenommen, baf$ wir eine ©Reibung ber ©rab*
\tätkn nadj biefen ^erioben nur im allgemeinen fo machen fönnen,
baft wir bie £ügel unferer brüten, bie S3eife£ungen in natürlidjem
93oben ber inerten auftreiben. SDafc in ber jüngeren Sronjejeit bie
fdjönften unb größten $unbe nidE)t in ben ©räbern, fonbern in gewiffen
Sftoor* unb ©rbfunben gemadfjt werben, ift befannt. 9Jian fat alfo
fein 9iecf)t, aus bem fümmerlidEjen ©efammteinbruef ber ©räber oljne
weiteres auf einen -Kiebergang ber Äultur im allgemeinen gegenüber
ber älteren ^eriobe ju fließen ; gerabe mit ben ärmlichen ©rab*
funben finb bie am meiften in bie 9tugen fallenben ©rjeugniffe unferer
Sronjefunft, bie £ängebecfen, gleichzeitig. ®w ^auptunterfd^ieb
jwifdjjen ber älteren (Sttontelius II— III) unb jüngeren (3Konteliuö
IV — V) Sronjejeit liegt in einem burdEjgängigen Sßecljfel ber ©rab*
gebraute : bie 5BeftattungSgebräud()e mürben einfacher, bie ©rabf ormen
unf djeinbarer ; bem lobten mürben nur geringfügige, oft, wie eß
fdfjetnt, nur 5U biefem 3wedfe angefertigte ©egenftänbe mitgegeben,
bie felbftoerftänblid) fein 33ilb von ber tedfjnifdjen Seiftungöfäfyigfeit
jener $ett geben fönnen. 3)ie befferen Sachen würben an entlegenen
Stellen, in Seen ober unter Steinen, geborgen; es ift eine burdEjauS
anne()m6are 33ermutf)ung, ba$ fie aud& bort als Slusftattung für ein
fünftiges 2ebtn bienen follten, wie früher bie Seigaben in b^n ©räbern.
©in jweiter burd()geljenber Unterfdfjieb ift bie ftärfere Seeinftuffung
burd) füböftlidfje Sronjegebiete, befonbers burdf) ben #allftäbter formen*
freis. (5ö ift fjeutc wofjl allgemein anerfannt, baß in älterer $t\t
ber Gibeweg bie Äutturftrafce ber 33ronjeperiobe gewefen ift, wäljrenb
in ber jüngeren öftlicfje Sßege bafür eintreten unb eine 23erfdf)iebung
beö ganjen ©ebieteS ber jüngeren Sronjejeit nadf) Dften eintritt.
3ene .ftadftäbter ^robufte aber fjaben l)ier ju Sanbe feine §allftabt*
periobe ()erbeigefü()rt: bie getriebenen ©efä&e unb bergleidf)en, bie ^tcr^
t)er ücrfdjlagen finb, Ijaben oiclmefjr ju einer Sßeiterentwidelung ber
einljeümfdjen Äunfttfjätigfeit geführt, inbem man einmal biefelben in
ber etnljetmifcfjen £ed)nif bes ©uffeö nadljatjmte, fobann Ornament-
motiüc aus il)nen entnaljm. Sie Sftadljweife werben unten, befonbers
bei ©efcgenfjeit ber 33etfen unb ber Senate oon $3roof, gegeben werben.
s Utaii braudjt nur bas ©efammtbilb ber 9Jteftenburgifcf)en 93ronje*
fultur üwa mit bem ber SBeft^reufcifdjen, wie fie in ben fdfoönen
^ublifationen üou iSiffauer „$ßräf)iftorifcl)e SDenfmäler" unb /f 3tlter^
184
tljümer bcr Sronjejeit in 2Beft*$ßreufcen" oorliegt, ju oergleidEjen, um
ben burdfjgreifenben Unterfdjieb ju beobadf)ten, bcr jtoifdjen bcr Ijieftgen
rooljl gefertigten unb barum jur Slufnafyme unb SSeiterbilbung frember
Elemente fähigen Sronjefultur unb bcr bortigen fdjioadf) entroidEelten,
toeldEje faft toiberftanbslos ben fremben ©inflüffen oerfiel, beftanben l)at.
Äräftiges gehalten am erworbenen Seftfc fdfjeint audE) in ardEjäologifcfyen
fingen ein 9Kerfmal bes 2Mlenburgifdf)en öobens ju fein; bie
Sronjejeit f)at fidj Wer länger unb lebenbiger gehalten als in anberen
Sänbern, ebenfo wie audf) bie gunbe ber älteren ©ifenjeit tiefer in
bie 33ölferroanberungsperiobe hineingreifen unb baS 2Benbentf)um am
jä^eften behauptet ift. 3Kit bem ©efagten berichtigen fidf) einige 3Iuf*
fteHungen, welche 93er f äff er an anberen Stellen, bef onbers 3al)rb .51,6.30,
nad) bem bamaligen ©tanbe ber §orfdf)ung gegeben Ijat ; ba ju f ommt,
bafc nrir bamals über bie ©inpüffe ber la Tfcne-^eriobe, ber 3rotfd&en*
jett jtmfd&en ber SBronje* unb römifdjen @ifenjeit in SMlenburg nodfj
faft gar nidfjts raupten, roäfyrenb jefet eine Slnjafjl neuerer gunbe,
roeldjje idE) bemnädjft oeräff entließen 5U fönnen Ijoffe, au$ f)ier biefe
eigenartige Ucbcrgangsperiobe fdjarf hervortreten laffen. ©o ift bad
a. a. D. ©efagte im roefentlidjen auf bie jüngfte (SRonteliuö VI)
Sßeriobe ein juf^ränf en ; unb bementfpredEjenb finb aud& jeitlid) bie
gunbe ber jüngeren Sronjejeit f>ö^cr l)mauf&ufd)ieben. SDionteliuS
glaubt für feine oierte Sßeriobe bie ßtit oon 900 bis 750, für feine
fünfte 750 bis 550 anfefcen ju bürfen. 3$ fyalte bie ©runblagen
biefer S3eftimmung bisher nodjj für ju fdf)toanfenb, befonbers audjj btn
3eitraum oon 450 Sauren für feljr umoat)rfdE)einlid) bei einer Äultur,
toeldf)e, roie bie befprodjene, auf einem ftetigen Kampfe jnrifdEjen oer*
fc^iebenen gormenf reifen beruht; bag fie aber in iljren Anfängen ein
gutes 6tücf cor bie 2Ritte beö erften oorc&riftlic&en So^rtaufenb«
jurücfgef)en muß, fdf)eint au$ mir unjn>eifell)aft.
SBir bef)anbeln im golgenben junädljft bie burclj neuere 9tuö*
grabungen befannt geworbenen Orabfunbe, fobann bie 2)epot*
funbe unb bie ©injelfunbe.
I. (örabfmtbe*
(ftatalognummer be$ ©rofelj. SJhtfeumä Br. 361—364.)
3n bem ju ber Següterung beö £errn oon £reuenfelö auf
Sfteuljof gefjörenben £annengef)ölj nafye bei 3ctrrentin öftlidjj oon bem
2luöfluJ3 ber ©djjaale aus bem ©dfjaalfee liegen oerftreut eine Slnjaljl
185
runblidjer Sanbljügel, in benen man fdjon früfjer Segelgräber »er=
mutzet f)Qt. 3m Sommer 1894 Ijat £err 91. 93artb,oIbi aus
3arrentin einige &ügel angegraben, roelcfte in ber Stfjat brotijegettltctje
§unbe ergeben fjaben. 2)tefe tjat ber ginber mit banfenSroertlier
jflereitroilligfeit bei ©rofjljerjoglicijen Sammlung überladen.
£>er erftc &ügel mar freisrunb, gonj aus Sanb aufgefdjidjtet
unb tjalte elroa 4 SWeter 9Id)fenI)öf)e. 3)ie 2IuSgra&img Ijat etroa V«
befl Bügels weggenommen unb ben ©rimb niajt erreldjt. 3trt ber
SOlitte bes &ügel6, etroa 2,50 2Jleter über ber ©runbpäjE fließ man
auf eine Steinfifie uon regelmäßigen großen platten feajSfeitiß auf*
gelegt, bnju gufepttttte unb SDecfplatte. 3n ber SOittte flanb eine
größere Urne, gefüllt mit großen, niajt ftart gebrannten flnodjen »on
gelbüa>r ^arbe, jwifdjen benen brcitletneSironjen lagen. 2lnber3Banb
ber Urne waren Sinbrücfe eines OeiuebeS, unb an bem barin Iiegenben
ÜTlefjer Heben noch, (leine Stücfe eines roeifjen Stoffes; nad) freunblirfjer
Unlerfucfmng bes$errnDr. S8 ufdj an in Stettin ift basQeroebeSßotle.
Sie gefunbenen (Segenfianbe ftnb:
186
1. Urne (abgebübet umfte^enbe 3lbb. 1). 33raun, gut gearbeitet;
oon einer geraben Stanbflädje mit fd)räg anfefcenber geraber SBanbung
anfteigenb, bann mit einem nid)t fdjarfen 33aud)ranbe einbiegenb ju
einem etioaö nad) innen geneigten £alfe, betten 2lnfafj burdE) einen 6in-
fd&nitt gefennjeidjnet ift. Jpöfje 28 cm (biö 511m SSaudbranbe 18 cm);
£öt)e beö öalfeö 8,5 cm, oberer Surdjmefter 23 cm, Surdjmeffer beö
Sobenö 12 cm, größter Umfang 1,02 m. 35ie gorm ift bronjejeitlicl),
aber f d)lanfer alö bie große s J)le()r3a()l ber Urnen auö ben Kegelgräbern ;
aud; außerhalb Sflef lenburgö gehört fie ber Jüngern Sronsejeit an ; oergl.
u. a. für Sd&toeben SJionteliuö, Antiquitcs suedoises, gig. 258;
für S$(ednrig*§o(ftem üfteftorf, 33orgefd)icf)tlid()e 9lltertf)ümer auö
Sdjleönrig'&olftein, gig. 357.
2. ^Hafiermeffer t)on 33ronjc mit bunfler, fomiger Patina
(abgebilbet beiftefjcnbe 9lbb. 2). £ie ©runbform ift ein Srapej, an
bem ©riffenbe ornamentale Äreife unb S3anber ;
Sänge 6 cm, öreite (in ber SDtttte) 2 cm. 2Btr
tjatten bisher nur ein Gremplar biefer Sonn,
oon ©pornifc (oergl. Frid. Franc. XYIT,
gig. 5 unb iSert 3. 1 9), ebenf aHö auö Regel*
gräbern. 3n Sd^Ieötoig = $)oIftein unb Sänemarf
~ 2 , finb gleidjje 3)ieffer unter benfelben 33erf)ältnijfen
m ux *. |S . gcfunben / oergf.a)ieftorfa.a.D.gig.236— 238,
3. SDtülter, Ordning of nordiske oldsager II, gig. 292 unb 293;
auö SBranbenburg 33egemann, Programm beö ©pmnafiumö oon 9teu*
9htppm 1892, gig. 282; boef) gehören fie aud) ba ju ben felteneren
gormen. ©in in Sänemarf gef unbeneö SKeffer (abg. U n b f e t ,
ßifen in 3iorb*Cruropa XXX, 9) geigt bie SBogelftguren,
weldje für bie £aHftabtperiobc d^arafteriftif^ fmb unb gelegene
lid) attdf) im Sorben 9tad()af)mung gefunben l)abzn.
3. s #tncctte auö Sronge oon berfelbe 33efd^affenf>eit
nric 3Jr. 2; (abgeb. 2lbb. 3) am ©riffenbe ju einer runb*
ließen Ceffnung erweitert; bie 3wingen fdjmaler, aber ftarfer
alö bei ber geioöbnlidjen, Saljrb. 51, 3. 19 befprodjenen
gorm. Sänge 9,5 cm. 2lud) btefe gorm ift bei unö feiten;
oergl. Frid. Franc. STafcl 19, 1 unb 2, einö unbefannten
gunbortö, einö auö einem niebrigen ©rabc oon 3öltfoto; f. aud&
3. Üftüller, a. a. D. gig. 297.
4. s )lab cl auö .^ronäc mit gerabe anftgenbem fd&alen*
^. , förmigem Äopfe, Sänge 10 cm. Ginc gleiche 9iabel auö
*ifl.o. .i. Slrfow t - cv nl)rb 5L g 22 ^ crg( gBepor^ Urnenfrieb^
f)öf ei, 3 ; aber aud) 3i a u c , 1 Ypoque de Hallstadt 3. 33, gig. 1 2, auö ber
britten §allftabtpcriobe, für iueld)e 3tauc bie 3*tt oon 400—300 anfe|t.
187
Offenbar fteUen SWeffer unb Sßincette eine etwas ältere ©tufe
bar, als bie große 3Jief)rjaf)[ ber 3af)rb. 51 (unb im folgenben) be-
fprodjencn gunbe. Sejeidjnenb ift ber SBedfjfel beS ©rabgebraud&s :
2lu Stelle ber SBaffcn, ©dljmutffad&en u. f. w. treten biefe Weinen
Sottettengegenftänbe, bei benen ber ©ebanfe nalje liegt, ba§ fie bem
93cftattcten beigegeben finb, nadljbem fie oor ber Seftattungsfeier bem
£obten ben legten SDtcnft getfjan l)aben. ^ebenfalls finben ftdj) SRafter*
meffer unb 5ßincette fe^r oft neben einanber; üergl. bic ©räber üon
Sanbow, (SifC)of, ©reoen, Älinf, Selfenborf, Sßlüfd&ower 9Rül)le
(unten ©. 218), $M)berg (unten ©. 219), ©pornifc unb ©ufow,
aud) Ojamcfjl (unten ©. 201).
©in 3 weiter &ügel ergab feine Sluöbeute, \>o6) ift er au<§ nid&t
bis ju bem ©runbe ausgegraben.
Slufecr ben Sanbfjügeln finben ftd) no<§ mehrere bis 4 m tjofje,
bie, fowett äufjerlMj erfennbar, ganj aus Steinen aufgefd&id&tet finb.
Saß bas aufgenommene fflrab ber Jüngeren S3ronjejeit angehört,
ift unjmeifeUjaft. Unmöglich ift es Ja ntdjt, baß es fief) nur um
eine 9tad)beftattung ^anbelt unb bie eigentliche ©rabfammer in ber
3Ticfc liegt. Vorläufig muffen wir iebenfalls bie ©d&attffer ©rabtjügel
5u ber jüngeren Sßeriobe rennen. 3n ber a. a. D. gegebenen
Gntwicfehtngöretfje nehmen fie einen Ijeroorragenben üßlafe ein, inbem
fie ungewöljulid) Fjod) finb. 9lm meiften ähneln fie ben ©räbern
non 3Jlci)erßborf, bie auef) eine äfynUd&e ausbeute gegeben fjaben
(3aljrb. 5 E. S. 45 ftgb.).
isn ber 9iäf>c ber befprodjeuen ©räber ift neuerbings ein weiterer
$unb gemalt, über ben idE) bisher nur burd) eine 3 c ^ungönottj
.sntnbc Ijabe. SDiefelbe lautet (9Jletflb. 9tod)rid)ten, 25. S)ej. 1895):
garrentin, 23. £)ecember. Sin t)öcf)ft intereffanter 2Ilter*
tfjümcrfunb würbe in voriger SBocfjc auf ber &ufc beS ritter*
fdjaftlid&cn &au8wirtf)S £einr. 9tump beS jüngeren ju ©df)alife,
bas 3ur .^cgüterung bes §errn oon £reuenf eis * 9tcuf)of gehört,
gemacht. öS würbe ein Kegelgrab ofyne Äenntniß ber Sebeutung
beffelben geöffnet, um bie jafjfreidjjen gefsfteme, bie unter ber Ober*
fläd)c verborgen waren, weg juf Raffen. 3)abei ergab fid^ golgenbeS:
iTurd) eine Heine gelsftcinmauer ift ber Kegel unten am gufee
begre^t gewefen. 3m Innern beS Kreifeö war eine große SJtenge
fleinerer Jyelsfteinc pijramibal aufgehäuft. 3Ke^r naef) unten, etwa
auf Vs ber &öf)e, {jaben ftd) mehrere 33roncefad)en, bie ftarf mit
Wrünfpan überjogen waren, gefunben, bas wertfjoollfte Stücf ift ein
gerabes jwcifdjneibtgcfi Sdjwert, beffen Spifce unb ,£>anbgriff woljl
abgebrochen, aber bodj meift erhalten fmb. ©S bürfte bies broncene
£d)wert, beffen .£>anbgriff wol)l mit &olj umf leibet war, eine Sänge
188
uon 70 cm gehabt l)aben. 2)ie ©tifte für bcn ©rtff finb nod&
oorf)anben. 2lud^ Heinere ©d&mutffacf)en, j. 93. ein $Ring uon etroa
10 cm SurdEjmeffer, fanben ftd; babei cor. 9ln mehreren ©teilen,
namentlich ba, roo fid> bie Sdfjmucffadjen befanben, ift anfdfjeinenb
nodfj ein 9ieft oon 2lfd)e geroefen 3fn betn angrenjenben bem
§errn oon £reuenfelß geljörenben ©eljölje finben fid; nodE) mehrere
Kegelgräber, bie bem 9lugenfd)ein nad) nid)t geöffnet finb. 3htdf)
in bcn na^e gelegenen -Jteuböfer Pannen finb natje ber Sdf)aale
foldlje Kegelgräber, bie fd)on im -4. Safyrbudje beö SBcreinö für
medl. @efdjid)te unb Slltertljumßftmbe ©rwäfjnung gefunben t)aben.
@ö liegt bei ©djaltfj nod) eine tuet Derfpred&enbe Aufgabe ber
lanbeöfunblic|en gorfdEjung.
a. Hügelgräber von ©ietew.
2luf bem ©ebiete beö (SDobbertiner) Jtlofterguteö Sie ton) an
ber 3Jtüri{$ jinifd^cn SÄöbel unb SBaren Ijat ber Sßäd&ter, &err
Hamann, feit langen Saljren ein aufmerffameö 3Iuge auf bie oor*
fommenben oorgefdjidjtlidjen Grfd&einungcn gehabt unb nid)t nur eine
ftatttid^e 9lnjaf)l fjübfdjer gunbftüdfe ju einer fleinen Sammlung oer*
einigt, fonbern aud) gunbftätten aus faft allen oorgefd&idljtltdfjen
Venoben (fteinjeitlidfjc Hünengräber, ^euerfteimuerf ftätten, Sftoorfunbe,
iungbronjejeitlidje ©rabf)üget, ein Urnenfelb früfjrömif d)er 3eit, roenbtfdfje
33ranbgruben) aufgefunden, gür uns finb an biefer ©teile bie brqnje*
jeitlid&en ©adjen t)on 3>ntereffe. Ctroa ein Kilometer norbroeftlicfc t)om
£ofe, linfö t)on bem SBege jur ©fjauffee finb fdEjon 1867 .eine Slnjatil
fleinerer ©teinf)ügel entfernt, beren 3>nf)alt oon ben Herren ©truef
in SBaren unb Hamann unterfudfjt mürbe. SBon Ben gefunbenen
©adfjen fxnb einige Urnen in bie SSereinßfammlung gefommen, bie
Sronjen u. f. ro. befinben fid) in ©ietoro (banad) ift bie Stngabe
3>al)rb. 33 b, ©. 9 ju berid^tigen).
Die Urnen jeigen redjjt oerfd;icbene formen; neben ben
befanntcren formen, nrie 916b. 4, finbet fid) eine mit ganj flauer
©tanbfläd)e unb weit auöbiegenber SBanbung, bie mit fd^arfem 33aud&*
ranbe in eine weite Dcffnung mit ©teilränbern übergeljt. SDiefe gorm
ift nrid)tig als Uebergangöform ber bronjejeitlidjen Äeramif ju ber
la Tene-3eit unb mar biöfjer in SDteflenburg roenig vertreten.
33ergl. barüber Unbfet, ßifen u. f. ro., ©. 394, roo gig. 79 eine
gleiddgeformte Urne aus $3ornf)olmer ©räbern ber älteften ©ifenjeit
abgebilbet ift. 3n ben größeren Urnen lagen fleine ©efä&c mit ben
belannten ©dfjrägferben auf ber SBanbung. ©ins f)atte bas Ornament
ber Söellenlmie, beren oereinjelteS SSorfommen in biefer Sßeriobe audlj
189
fonft fcftgcftcllt ift (oergl. SHeifpietc quo bcm 2)epotfunb oon Sd&ioennenj
in Sommern bei ©d&umann, 3tfd)r. f. @tl>nol. 1894, Sö^bl. ©. 437;
auft einem ^lanfitjcr" Urnenfelb oon ginftenoalbe bei Stephan,
Ricbcrlauftfccr 3Dtittl)cUungcn III, 1894, ©. 400; quo ©räbern oon
Sebbin in ber Sßriegntt}, bie wir nod) mehrmals alö oenoanbt tjeran*
}ie()en werben, bei ©oefee in ben 9tad)r. über beutfdje 2Htertf)umfi*
funbe, 1894, ©. 88; an* ber la TiMie^cit j. $. bei aWoßn bei
©taocnljagcn, SUtenratl) an ber SBupper, f. 9tocbr. üb. b. 91. 1 893, ©. 5G).
3>n ben Urnen logen unter jerbrannten Änodjen bie ^Beigaben,
oft niedrere Stücfe in einer Urne, ©reiten finb:
A. SÄuö SJronjc:
1. SDlefferfltnge oon ber Saljrb. 51, STafcI II, 4, Qbgebilbeten,
S. IS befprodjenen gorm, ober oljne ©riff.
2. s Dicfferfünge einfacherer gorm, aud oierfeittgem Söronjebledf).
3. Cine größere ^Jincette mit brei SButfeln oon ber a. a. D.
$ig. 6 abgebildeten ©runbform.
4. (Sine Heinere ^incette mit breiten 3 a ^9^; eine bififjer f}icr
unoertretene Sonn, bie in anberen ©egenben fdjon ber la Tene-3eit
angcljört; f. j. 41. odjumann, Skttifdjc ©tubien 38, SCafcl 11, 10
unb 13, l quo bem Urncnfelbc oon SHufcfe (Jtr. Söelgarb).
5. Vilbel uon 13 cm öänge mit geriefeltem folbenförmigem
(S*ubc im Gljarafter älterer SU'onjcjcit.
o. 3t a b c l mit jurücfgebogener Defe oon ber befannten gorm
wie 3aljrb. a. a. D. S. 22, 5 (oergl. unten ©d&toerin ©. 197).
7. s. 3n>et flcinc Verbrochene) Pfriemen; oergl. q. q. D. S. 23.
!). fran bring oon fdjöncr Slrbeit oon ber a. q. D. S. 26, 4
bcfprod)cncn ©runbform mit ©nbftollen. 2)aö oorliegenbc Sycmplar
ift intcreffant baburd), baß eö einen Qlten $3rud) fjat, ber burd) Öötljung
mit 3 tun repariert ift. Reparaturen mit Äupfer fommen fjäufager
nor (j. unter anberm unten S. 210), fold^e mit 3* nn f m & m * r öuö
SDicflcnburg btöljer nid)t befannt geioefen.
io. ,ft anbring mit glatt abfdjneibenbcn Guben, einfad) unb
unoerjiert.
11. £ an bring an* gebogenem Skonjebled), innen l)ol)l unb
genuUbt; äljnltd) ber Ring oon Reu ©tucr unten ©. 192.
12. kleiner torbiertcr & anbring mit fpifccn ©nben, ganj gleich
ben Ringen oon ©raboto u. f. to., a. a. O. S. 20, 4.
13. Reftc mehrerer gerunbeter ging er ringe in ber 2Irt ber
a. a. C. 3. 20, c befprocfyencn.
190
14. Sronjcfibcl Don feltcner unb bisher in ÜJteKenburg nid^t
vertretener gorm. S)er SSügcI ift rljombifd), baran fdfjliejjen ft$ jroet
maffine ffad^c ©Reiben (leine ©ptralplatten), bie 9?abel pngt oer*
möge eineö flauen Sttnges om 33ügel unb enbet in einer fleiner brei*
edfigen platte. ©er 23ügel ift mit mer Keinen concentrifdljen 3)oppel*
freifen mit SJlittelpunft üerjtert, bie ©djeiben mit geftridjelten ©äumen
unb Keinen £albfreifen.
J)iefe gibclform ift ber norbifdjen Sronjejett fremb. 2Bir fjaben
in ©dEjiuerin ein, leiber nur tfjetlroeife erhaltenes, ©remplar auö
einem ©rabe von ©olbenboro bei Sriüiß (3af)rb. 26, ©. 136); fonft
ift mir ein gleiches Stücf nid)t befannt. 3luö ber üftarf Oranienburg
bilbet aSo6=Stimming, Sdtert. II, 1, IB äfynlicfye ©remplare ab,
an benen bie platte noci) burd) ©piralen gebilbet ift unb ber lieber*
gang ber SRaute auö bem ooalen S3ügel beutlid) erfcfyeint. 3)ie gibel*
form roirb eine SBeiterbilbung jener oon Unb) et, etudes sur Tage
de bronze de la Hongrie ®. 65 fCgb. befprodfjencn ©runbform
mit länglich ooalem 23ügel fein, bie fi$ unter &aDftäbter ©mffafj
aus einem norbifdjen Stopuö en tändelt fjat.
B. 3luö ®ifen:
15. gibel, 6 cm lang; Jüngere la Tene-gorm, mit oberer
Sef)ne (5 Sßinbungen), lang geftreeftem 93ügel mit redjtroinfeliger @in*
fnidung, gef ^(offenem gufe ; biegorm, aus ber bie ältere proüinjiak
römifcfye gibel hervorgegangen ift. SBergl. barüber ©d&umann
a. a. D. ©. 126 mit"3lbb. £afel 10, 5 aus bem fd)on oben angeführten
gunbe von S9u|fe, roo ber Uebergang ju ben protun jiatrömifd&en
formen befonberö beutlid^ ift.
SDicfcr gibelfunb ift von großer Sebeutung für bie jeitliclje
Sefttmmung unferer jüngeren Sronjejeit. @ö gel)t auö ifym fjeroor,
baf$ biefe nodfj gleidfoeitig ift mit ber jüngeren la Tene-3eit anberer
Sänber. ©o erflärt fid^ ber 3Jtangel an älteren la Tene-Sadjen l)ter
im Sanbe. SBeitere Ausführungen fann erft eine jufammenfyängenbe
Bearbeitung unferer la Tene-gunbe geben. 3»ebenfaIIö fjaben wir
f)ier in ©ietoro eine Annäherung an la Töne -formen (Urne, Sßincette,
gibel), nrie ftc fonft im Sanbe ungewöljnlid) ift. SBie ©ietoro bie
erfte la Tene-gibel in einem bronjeäeitlidjen öegräbnijfe, fo l)at bau
■ftadfjbargut ©embjin bie einjige |>aHfiabtftbel geliefert (f. unten
©. 213). 2lus biefen beiben SSorfommniffen etroaö über ben SBeg
ber §all|tabt* unb la Tene-Äultur naä) SDicflenburg fcfjlie&en ju wollen,
ift uerfrüf)t; boc^ fei baö Slugenmerf fünftiger gorfd&er auf biefes
merfroürbige 3ufammentreffen gerietet.
191
5- Hügelgrab von ©pornifc.
(Äatalofl ■ Stummer Br. 324.)
3n ber [og. „Streitfjorft" bei Äieftnbemarf bei 5ßard)im fanben
fid) früher eine ÜTlcnge niebriger §ügel, meift auö Steinen erridfjtet,
Kegelgräber, roeld)e als ber gunbort ber einjigen bisher in 5M(en*
bürg befannt geworbenen £auöurne eine raeitgefyenbe Sebeutung
erhalten fjaben (nergl. 3>afjrb. 3 B, S. 57 flgb.). £ciber ift biefeö
©rabfelb fpäter ofjne auöreic&enbe Unterfudfjung jerftört (3al)rb. 11,
S. 388). ©agegen feinen in ben anftofeenben ju bem Spornifcer
91 ein er gefjörenben „Dberftüden" nod) ©räber norljanben ju fein.
2ßenigftenä finb f)ier beim SBegräumen oon Steinf)ügeln ©gerben
beobachtet unb aud) eine bronjene Sanjenfpifce beroatjrt. 2)iefe ift
burdj bie ©efälligfeit beö £errn SKetrierförftcrö 2MI)lenbrudj in
Spornifc in bie @rof$f)ersoglid)e Sammlung gefommen. @3 ift ein
einfaches ©remplar, im allgemeinen non bem Stypuö ber unten S. 210
abgebilbeten oon ©emjin, mit Sdjafttülle, jroei feitlid&en Södjern,
f)od)ft£enben runblitfjcn glügeln. 3)ie 5ßatina ift tief unb bunfel.
Sänge 13 cm, Surc&meffer ber Scfjaftöffnung 2 cm-, größte ©reite
3 cm. SDicfe 2lrt Sanjenfptfcen finben fid) in Sfteflenburg im all=
gemeinen in SKoorfunben ber jüngeren Sronjejeit (f. unten S. 211).
Db bie 3atjrf>. 11, S. 388 erroäfjnten Slltfadjen non Spornifc
auö biefen ©räbergruppen ftammen, ift ntdfjt meljr ju beftimmen,
ebenfo ob bie Frid. Franc. S. 49 betriebenen, fdjon im norigen
3al)r[)unbert ausgebeuteten ©räber l)ierf)er gehören; ber S3cfc£)affcn^
tjett ber 3unbe nadE) ift es fefjr roofjl möglich
4, Hügelgräber von tteu*6taer.
(ftatalog • Stummer Br. 266.)
ftn bem ^annenge^ölje jroifdfjen ber ßfjauffee unb bem £ofe
ÜHeusStuer liegt nod) eine große 2lnjabl flauer niebriger Steinf)ügel,
meiere ofjne 3weifel fämmtlid) ©rabftätten finb. Db au<§ einige
größere Sanbl)ügel naefy £)orf Stuer ju ©räber finb, ift buref) ben
Slugenfcfeein allein nidEjt ju beftimmen. 93on ben Steinf)ügeln rourben
fed)ö ber Steingerainnung raegen 1889 unb 1890 entfernt, unb es
ergab fid) ftetö eine auß platten regelred&t aufgefegte Steinfifte über
bem Urboben, barin sroifdfjen Sanb unb Sranberbe eine Urne mit
Serbrannten Änodjcn unb je einem bron$encn ©egenftanbe. Sie Urnen
waren oon fräftiger Slrbeit, jiemlic^ tjodf), braun, runblic^; leiber ift
192
leine erhalten geblieben. SDic Seigaben, foroeit erhalten, Ijat £err
oon ©tordj auf -KeusStuer ber @ro§f)erjogUc^cn ©ammlung über*
geben. (Sine bronjene Sftabel war jerbrodjen unb ift nid&t aufbewahrt.)
@s finb:
1. ©ine San jenfpifce aus Äupf er, ätjnltd) ber eben betriebenen
oon ©pornife, aber fürjer unb gebrungener. 3Die Sßatina ift fdfjtoadf)
unb lägt einen braunroten Äern feljen. 3lm Slnfafe ber gtügel ein
länglidEjeS Sodf), offenbar ein ©u&fetyler. Sänge 10 cm, 2)urdf)meffer
ber ©dfjaftöffnung 2 cm, größte S3reite 3 cm.
2. ©in 9ting, gefdEjloffen, mit fdfjarfen Kanten, Querfd&nitt
rfjombifcb. Surdfjmeffer 3 cm, Sidfe ungefähr 0,25 cm. 2letynlid&e
$Ringe finb in ben jeitlid) oerroanbten ©räbern oon SubnrigSluft,
SReuterSf)of unb Stolpe gefunben.
3. unb 4. 3roet Meine klinge, fetjr einfadf); ber SÄnfafc bes
©ufoapfenS ift nid)t abgepufet, fobajg fie an einer ©teile bitfer erfd^einen.
2)urd)meffer 2 refp. 1,25 cm, SDicfe 0,1 refp. 0,2 cm. S)iefe Keinen
9tinge gehören ju btn fjäuftgften gunben ber befprodljenen ©räber*
gruppe, oergl. Safyrb. 51, ©. 26. 2lud) in bem 3)epotfunbe oon
^öfenborf ($ommern) fommen fie oor; f. ©djumann, gunb oon
^öfenborf, unb über entfpred)enbe ^anbringe $tfd)v. f- .©tf)n. 1894,
^fjblg. ©. 440. ©inen praftifdjen Qwzd fönnen fie faum gehabt
f)aben; ob fie aber, wie a. a. D. oermutfiet, als ©elbringe bienten,
ift bod) jwetfell)aft ; oiclleidEjt würben fie als Seigaben für ben 33e*
ftatteten befonberS angefertigt; bafür fpridEjt wenigstens, bafe fie feine
©pur bes ©ebraud&cs aufweifen.
5. ©in £ anbring aus gebogenem SronjebledE), mit leidster
©rfjöljung ber 9tänber, äerbrocfyen unb unoollftänbig, am Sftanbe mit
längSlaufenben fünften oerjiert. Analoga f. 3>af)rb. 51, ©. 26, 3lv. 4.
33efonberS merfraürbig ift bas SBorfommen eines f upfernen ©cgen*
ftanbes. S)a& gelcgentlid) nodf) in ber jüngeren Sronjejeit im Sorben
ßupfer in 2Inwenbung gefommen ift, ift audE) fonft befannt (oergl. 5ßroto*
{olle ber ©eneraloerfammlung ber ©efdjidjtsoereine in Schwerin 1890,
©. 112) unb beweift {ebenfalls, bag bas SDtaterial ju ben 33ronje*
fadfjen ntrf)t nur als Segicrung ins Sanb gefommen ift, fonbem audf)
in feinen 33eftanbtf)eilen. Äupferne Sanjenfpifcen finb mir fonft nidEjt
befannt, bodj ift eine fupferne Reparatur an einer bronjenen fd^on
beamtet (f. unten ©. 210); aud) f)ier liegt bie 33ermutf)ung natje,
bafc unfer ©tücf nur für ben ©rabgebraudE) angefertigt ift.
193
5. Itwenfunö von (Mnentyof.
(ftatatog*9htmmer Br. 203—207.)
3n einem f leinen ©teinfegel, ber als faum merflidde @rf)öl)ung
im 9ldfer auftrat, umrbe bei ©rünentjof bei §agenoto eine Urne mit
fleinen 93ronjen gefunben, beren Snfyalt oon £errn ®omanenpäd)ter
SBeöper 1886 ber ©roßljerjoglid^en Sammlung eingereiht ift. SBeber
ü6er bie $orm ber Urne, nocf) ob weitere ©raber beobadEjtet ftnb,
ift ettoaö befannt geroorben.
SDie gunbftüdfe finb:
1. ©ine 31 a bei oon 8 cm Sänge mit großem fdjalenförmigem
Äopfe (2 cm 2)urdf)meffer) unb ©mbiegung unter bem £alfe. 2)ie
9iabel gebort ju bem 3>af)rb. 51, ©. 21, 9fr. 4 befprocfyenen Stypuö
ber „Scfyroanenljalsnabeln", unterfdjeibct ftd) aber oon allen anberen
©yemplaren burcf) bie ©rö&e ber (Schale, ©ie bilbet bie ©runbform
ju ber furjen unb bidfen -Kabel mit maffioem Stopfe, welche eine
ßljarafterform ber älteften ©ifenjeit (la Töne) ift.
2. ©in fpiraliger 9Irmring aus 33ronjebraf)t oon ettoa 5 cm
SDurdjmeffer, oerbogen unb jerbrocfjen. ©leidje ober äl)nlid)e §anb*
ringe ftnb nid)t feiten; oergt. unten bie gunbe oon Äri&foto unb
Stefeott), ©. 208 unb 233, aber audj oom Urnenfelbe oon 9iabuf)n
Qaljr. 47, 5. 298), lefctereö toicfjtig, weil jenes gelb fdfjon ganj ber
©ifenjeit angehört, alfo aud) ^ier ber Stypenübergang ioie bei 1
bcmerf&ar ift.
3. ©in unoerjierter £alfirtng (jerbrod^en unb unootlftänbig),
oon runbem Querfdjmtt, in ber 2JHtte 0,5 cm ftarf; bie Qinbzn
erweitern fidj blattförmig unb jeigen ein 2od), boef) läßt \ify ber
2lbfcf)luJ3 leiber nid)t meljr beftimmen.
4. 3roei Stücfe eines runben glatten £>alö* (ober §anb*?)
rings mit blaugruner tyUex ^atina.
5. SHcftc einer fleinen 33ronjefette, genau gleid&enb ber unten
(3. 212) ju befpredEjenben oon ©embjin.
6. ltrnentyugel von £u&nrigöluft.
(Äatalog-Shimmet Br. 165—171.)
33ei einer ©tra&enanlage fübtidE) oom Safynljofe in Subroigäluft
in bem früheren Äleinoio tourbe 1884 ein @anbl)ügel abgetragen,
ber eine 'JJlenge Urnen barg, ©ine größere 2lnjaf)l ift in bie &änbe
oon ^rtoaten gefommen, einige audj in bie SRoftocfer Unioerfitäts*
fammlung, einige fonnte SSerfaffer nod) bei einer Untetfudjung beS
3af)rbuc& bei «er. f. mctl. öefä. LXI. 13
194
tSiunbptofcea für bie ©rofetjarjoglidje Sammlung erroerben. Sie Urnen
ftanben in geringer Sfofe (30—75 cm) tljeilB frei im Sonbe, tb,eilfl
buttfj (Steine gefügt; oudj einige ©teinfiften foQen beobacbjet fein.
Sie Urnen finb gut gearbeitet, braun, meift gro&; alle roaren mit
flnodjen gefüllt, meift otjne roeiteren 3nb,alt, nur einige enthielten
^Beigaben an Sronjen. Sie im ©rofetjerjoglidien üBhifeum beftnbs
liefen finb:
1. Urne mit fdjarfem Siaudjranbe, von ber beiftetjenb (9Ibb. 4)
na(b3abrb.ll,©.357
abgebilbeten ©runb*
form, bie Sifdj bort
mit Siedjt als ein flenn*
jeidjen jüngerer 3 e 't an *
fab; unfer ®r,emplar
1 ift 14,5 cm E)od) unb
■ tjat einen oberen Sun^
I meffer oon 21,5 cm.
3n berfeiben lag:
a) eine etroafl ge=
bogenebronjeneSIabel
oon 10 cm Sänge mit
juriitfgebogener fleincr
Defeoonber9lab,rb.51,
S. 22,9tr.5 bejprodjes
&to» *• nen Sorm. %Üv bie
jeitlidje Stellung biefer Nabeln finb nitdjtig einige ßolfteinifdje gunbe
(f. 3fleftorf, Urnenfriebljörje Safel I, 13 unb III, 15), roo fie in
reinen la Teue-@rabfelbern auftreten, oergl. aufjerbem über biefe
„3tollennabeln mit gebogenem £alä" D. Sifdjler, „Dftpreufjifdje
©mbb,ügel" II, S. 10, rao nadjgeioiefen wirb, bafj fte in bafl
fünfte Saljrljunbert v. ©Ejr. gehören.
b) ein glatter & an bring mit runbem Querfdjnitt (oon 2 mm),
leiber finb bie Gliben abgebrochen. Surajmeffer 5 cm.
2. ©rofjc fdjlante Urne oljne Saudjabfajs mit b,of)em, ftet) etwas nadj
innen oerengernbem §alfe. £öl)e 26 cm, oberer Surdjmeffer 22 cm.
3. ^enfelurne oon ber nad) 2|at)rb. 11, S. 359 nebenfieljenb
(31bb. 5) abgebilbeten ©runbform. i>ÖI)e 26 cm, oberer Surdjmefter
14,5 cm. Sarin lag ein f (eines (jerbrodjeneö) £f)ongefäfj oon
feiner Sirbett.
4. tiefte einer größeren Urne im (Stjnrafter uon 9ir. 2, gebeeft
mit einer breiten unb flauen Sljonfdjale.
195
5. 9tefte einer größeren Urne im ©barafter oon ?!r. 1. SDarin
lag ein oerbogeneß StücE Sronjering, ftdjtlid) jerbrodjen ljinein=
gelegt, ber 9ieft eines einfachen Fingerrings.
6. JHefte mehrerer Urnen, barunter jmet mit ©enleln; aus
einer ein gerounbener £anbring, jerbrodjen, urfprünglidj 5 — 6 cm
SDurdjmeffer, oergl. über bie ^orm 3ia&r6. 51, ©. 26, 3lt. 3.
SDiefe fiubioigslufter ©rabftätte gebort &u ber (Sruppe ber Urnen;
fclber, roeldje iljre ßntfteljung auß ben Hügelgräbern burd) itjrc 2ln*
läge in natürliäjcn Sanbfjügeln anbeuten (oergl. unten Sarenborf,
ÜB!ol&oiD,$Pold)aTOer
£eibe). g§ ift nirfjt
baS erfte SKol, bafe
an biefer ©teile
gunbe gemad)t finb.
Sc^on Prid. Franc.
©.03 (oergl. 3abrb.
2K, S. 45J ift ein
foldjer betrieben.
Ofnd) jenem 2krid)tc
finb IS 10 cine^r.*
lQb,lUrncn„beißub>
loigäluft Ijinter bem
eitgltfdjen ©arten in
einer Grf)öhung quo
Sanb aufgebeeft.
Sie ©rabftäite ift Zw* 5.
eine jiemlid) bebeutenbe Erhebung aus ©anb oor bem tejjigen [1836]
©djuljenliaiife oon Äleinoio, je^t mit Pannen betoadjfen Sie
Urnen ftanben in bem natürlidfen £ügel äiotfdjen Steinen oerpatft."
Gs ift bnS unfer nunmehr oerfdnounbener §ügel. 2Iud) bie o. a. D.
befprodjeneii Urnen ftimmen mit ben unferen oöHig überein. ©onber=
bar ift nur, baß jene gunbe oon 1810, meift SHinge, fid) burdj eine
aufserorbenttid) fd]öne glänjenbe 5ßatina ausjeidjnen (e6 fmb bie
febänfteu 3Unge unfercr ©ammlung), inül)renb bie oon 1884 eine
raulje, ungleichmäßige b,abcn. 06 ber Unterfdjieb auf eine anbere
Regierung jurücfjufü^rcn ift, ober ber Öoben beS neueren SbeilS beS
©rabfelbeö ineniger günftige öebingungen bet Erhaltung barbot, bleibe
baljingeftellt.
196
7. ttntenfetö von <Br.*£aaf4>.
fftatfl[ofl.9himmer Br. 29H, 297.}
9In bemSBege oon 31euftabt nodj®raboio liegt an ber©r.=2aaf(f)=
©rationier Sdjeibe in ben Tonnen eine Streife, bie ben 9iamen
„ÜTobter SDlann" fütjrt. §ier ift man fdjon Dor Jfafjren auf ein
auägebeEjnteö Urnenfelb geflogen. 3Me Urnen ftanben 30 cm lief
im Sanbe in Steintifien; in ifinen mar Sifcrje, Rnotfjen unb bnmjeneS
Äleingerätl). Urnen jinb in SJtojfcn jerftört. §err SDlnrfroarbt, jegt
Seljrer in Sßütenförben bei Sdjroerin, ijat einige Sadjen aufoeroatjrt
unb ber ©rofjfierjoglufjen Sammlung als ©eföenf übergeben. @S ftnb :
1. Gin Bronjcf nopf nun wregelmäfjig runber gorm, auf
ber Unterfeite feitlidj burcftboljrt ; ®urdjtneiier ungefähr 1,5 cm.
2. ©ine ^iincette auä bünner Sronje, oon ber 3(ab,rb. 51, II,
3üg. 6 abgebilbeien ©ranbform, boctj ift bae ©riffenbe torbiert. Sänge
$. UrnenfeU» von 6$ttwrin.
(Jlatali>g'*Rumtiier Br. 314.)
33ei einem ©rroeiterungübau ber 3biotenanftaIt bei Sdjiwrin
ftiefj man im $erbft 1886 tjinter berfetoen nidjt roeit oon ber Gfjauifee
nad) Wismar auf
jiuei Stellen fanb fidj feine Urne, Jonbern bie Anoden lagen jtt Heinen
Raufen gefcfji^ict in bemöoben. UtberbenUrncnunbflnod)enf)üujungen
' 197
roar ein ©tcinpflafter. 2)ie Urnen waren fämmtfid) hellbraun, gut
geglättet unb äiemlid) groß.
1. Urne von 21 cm §ölje, 98 cm größtem Umfang (in Ijalber
^öfje), ©runbform faft fugeltg runb mit eingebogenem £alfe; uon
ber ©runbform 8if$ a. a. D. -Kr. 1 (nebenfteljenb s ilbb. 6), aber
mit ftärlerer @injief)ung unb l)öf)erem §alfe. Ueber biefe Urnenform
im allgemeinen uergl. 3al)rb. 51, ©. 9.
2. Urne uon 24 cm §ö!je, 89 cm größtem Umfang (in falber
^öfjc), fonft gleich 1.
3. ©d)ale t)on etwa 12 cm §öl)e mit fdimaler ©tanbftadje,
ber obere Xi)til leiber abgebrochen, ©runbform 8if 6) a. a D. ©. 365.
4. Urne mit l)oljem, oerpltnißmäßig fdjmalem £alfe. £öl)e
30 cm, oberer ©urd^meffer 11 cm, größter Umfang 92 cm
(V» uon unten), ©runbform gleid) ber uon ©c^aliß oben
©. 185.
5. Urne uon 22 cm £öf)e unb 98 cm größtem Um*
fang (7» uon unten), ©runbform gleidj 4. 3n tfjr * jnrif djen
ben Änod)en eine eiferne -Kabel mit ©inbiegung unter
bem §alfe, uon 9,5 cm Sänge (f. beifte^enb 9tbb. 7).
£)ie anbern fieben Urnen waren jur Unfenntlidjfeit
jerbrücft.
S)aö ©djroeriner ©rabfelb gehört ganj an ba& @nbe
ber 33ronjejeit. 3)ie anberen bronjejeitlid&en Urnenfelber
jeigen if)re @ntftef)ung aus ben großen ©rabanlagen ber
Kegelgräber bod) nodj burdj beträchtlichere ©teinfe&ungen an,
lüäljrenb ()ter bic Urnen fd)on frei im S3oben fielen unb ber " lö * l% '
cinjige Sd)ug ein über ifjnen befmblidjer ©teinbamm ift. £)iefeö ift
bie tt)pifd)e ©rabform ber nädjftfolgenben, ber älteren la T&ne-
^eriobe. 3Smmerl)tn gehört unfer gelb nod) ber S3ronjejeit an; baö
betuetft bic Urnenform unb bie gorm ber -Kabel. $)iefelbe fließt
|td) genau ben 3>af)rb. 51, ©.29 befprocfyenen formen an; ebenbort
ift bie faft ganj gleiche eiferne -Kabel auö bem Subroigölufter
33ronjefunbe unb jaljlreidje Analogien in ben -ftad&barlänbern l)eran*
gejogen. SBergl. au<§ unten baö in Anlage unb 3luöftattung genau
übereinftimmenbe Urnenfelb uon ©tubbenborf.
198
9. ttraenfetb t>ott C013.
(Katalog- Kummer Br. 348—360.)
3tn bem 23ege oon Soij (bei Sternberg) nad) ©r.; Stäben Iinls,
ouf bem feg. flirdjbofsfäjtage, einem fanbigen oom See a\& anfteigen=
ben airferftücEe fjat ber 93eftßer, (Jrbpäcbter 2[f)renß in Soij, beim
pflügen mit bem Stojofpftug eine größere 3hijQf)[ ©rabftätten frei
gelegt. 9tadj ben eingaben beäfelbcn ronren es etroa 30 meift unmittel*
(Sigur
bor unter bem 33oben liegenbe Stcmfegtmgcn, roelaje 1 bis l'/i m
tief in ben 33oben Ijineingingen; ein Steinbamm ift nur einmal
beobaif)iet, ebenfo eine Heine aus Sanbfteinplatten gebitbete Ätfte;
bie meiften waren Steinfegel, üben etwas abgeflaut, in beren 3JKtte
je eine Urne ftanb; einige waren leer. 3>ic Urnen waren grofje
braune ©efäfje mit runbüdjer SBanbung unb weitem §alfe, alle bis
etwa jur Hälfte mit Knoten gefüllt; in einer lag ein bronzener
£anbring mit einfachen Stridwerjierungen.
199 _
3m auftrage ber (Srofjtjecäoglicben Sommtffton jur ©rljaltung
ber ©enfmäler bat Sßerfaffer im 3uni 1893 bie ©teile befugt unb
mit Unterftü&ung beS £errtt 2tb«n8, eines für berartige Dinge
intereffterten unb DerftänbnijjüOÜ'en Sfftanneö, brei Stellen freigelegt:
1. Unmittelbar unter ber Dbcrftädje, fo naf)e, bafj bie Steine
früher frei gelegen (jaben muffen unb nur ber ^lugfanb fie überbeeft
ijat, fanb fiel) ein ooaler ©teinbamm oon 2 m norbfüblidjer unb
2,30 m oftiueftlidjer Sfönge, barunter am loeftltdjen ©nbe ein ((einet
Stcintegel, in beffen SHitte jroifdjen Steinen forgfamft nerpatft eine
Urne, rotfibraun, runbtidj, mit eingejogenem &alfe. §äb,e 20 cm,
gröfjter Umfang (10 cm oon unten) 87 cm, 2)urd)tneffer ber Deffnung
20, ber Stanbflädje 10 cm.
2)er 3nt)alt war nur Anoden.
2. (Sin großer (Kranit blütf, von Heineren Steinen regelmäßig
umgeben. Slttfac^en mürben toeber barunter, nod» in ber Slätje ge*
funben; ätjutierjes ift bei ®amel)I (f. unten S. 202) beobachtet; an
einem Derartigen SMocf fanb fictj bie Sanjenfpttje von IDemjtn (f. unten
©. 210) unb ber ©olbring oon SBaumgarten (f. unten S. 237).
3. Gin ©tetnfegel mit einer ©runbfläifje oon 1 m 3)urdj=
meffer unb ebenfa tjoctj; bie ©pifce retdjte bis unmittelbar unter bie
Cberfliidje. inmitten besfelben ftanb, oon einer Steinplatte bebeeft,
umfetit nun einigen platten Steinen unb burd) fleilftetne in itjrer
Unge gehalten, eine Urne oon beträchtlichen SDimeitfionen, beren ©ergung
fieglürft unb bie }e(}t bie größte in 2ÖMIenburg gefunbene Urne ber
Sdjiocriner Sammlung ift (f. ncbenfleljenbe 2lbb. 8). 3(b,re ©runb=
form ift bie ermähnte, bod) ift bie Stusbaudjung ungen>5b,nlidj ftarf
unb ber $al6 furj unb eng. §Öl)e 39 cm, größter Umfang (
oon unten) 158 cm, 2Sette 25 om, 2)uref=
meffer ber Stanbflädje 12 om, §Öt}e beB £alfe6
0,5 cm. Sie gorm ber Urne gehört nodj in
bie ältere SSronjejeit, roie audj auf bemjenigen
norbbeutfdjen (Sebiete, wetdiefl bie reidjft ent=
luitfelte fleratmf £>at, ber Saufig, fie in bie
ältere ^eriobe gebort, oergl. 3entfdj, 3Heber=
läufiger 2üittbeilungen II, ©. (5. Sntereffante
^agleidjöpunfte bietet u. a. baa Urnenfelb oon
Sfibocboman in ?)Öb,men, too unfere gorm, aber i
beutung ouf oenranbte £aUftnbtformen auftritt; f. fieger, SWittf. b.
nntln-op. (9ef. in Sien, Sanb XIII, SEafel 16, gig. 13b, Xafel 18,
A'.;i. 23 ■■!. 3tuc6 fie mar mit finodien etwa btö V> §>br)e gefüllt; jiriftfien
bieten lag ein fleiner gotbener JRing nu8 fpirnlig gewunbenem S^rarjt
200
oon umfteljenber fflrunbform (9166. 9). ©olb wirb im ungemeinen
in ©rÖbern ber jüngeren ©ronjejeit nidjt gefunben; mir fjaben nur
ein S3eifpiel non ©raboro, roo ein äijnli^er jRing unter gletdjen 93er*
bältniffen" beigegeben mar (oergl. 3af)rb. 18, @. 250).
jo. Itrnenfelö von Rtufenbagen,
(Hatn(oii>9iummer TI AIo22.)
Sei ßrufenbagen bei 23ismat rourbe 1889 auf ber $ufe bes
Sdjuljcn Ipaocmann, etroa 200 m nocbttdfi oom £orfe auf fanbigem
Stoben nafie ber Slebentmer Sdjeibe jnrifdjen ben SBegen naä)
SHebentin unb ©agjoro, eine Urne gefunben unb con §errn 2Bacb>
meifter Gorba in 2Biflmar für Me (Srofjberjoglitfie Sammlung etn=
geliefert, £ie Urne ift beim pflügen in ebenem SSoben etroa 35 cm
tief gefunben unb sroat
»on Steinen umgeben,
audj oon einem Steine
überbetft, auf einem
$unbament oon etroo
l di 2)urdjmeffer. ©ß
ift ein ftrug »on ber
beiftebenb OÜbb. 10)
\ nad)3iab>b.ll,S.36l
abgebtlbeten £jorm.
£öf)e 24 cm, Sursis
mejfer oben 1 4,5, unten
10 cm, größter Um'
fang {in ffolber £öb>)
76 cm. 3)er |ienM
ift abgebroaVn. Unter
bemfelben finb feilte
ftob,lfebt«i i's 33er;
jierung. 3n ber Urne
Siflm i"- fanben ftd) nur ge=
brannte flnodjen. 3t)ter gönn nadj gehört fte in bie jüngere SJronjei
jeit, roie gleiche ©efäfjie Don ©allentin, Subnugflluft, $erböb,I u. f. m.
beroeifen. Sdjon früher finb Urnenfunbe an ber genannten Stelle
gemadjt, ade unter benfelben SJerbältniffen. Stlfo liegt offenbar audj
fjier ein Urnenfelb cor. Cb bie 3ia(jrb. 40 a, S. 4 ermäbnte
Urne con Ijier flammt, gebt aus bem Sleridjt nitftt Ijeroor. 3)er
SSaljrb. 37, S. 200 betriebene üWoorfunb oan Ärufenljagen ift älteren
201
Urf prungß , mog ober immerhin ebenfo rote ber fdjone SWoorfunb in
bem benad)baden föebentin unb baö grogartige Kegelgrab oon ©agjom
(ber „^rütlingöberg") alö 3 e MJen e ^ ner ftörfen Seftebelung jener
©egenb in ber 33ronjejeit l)ier erwähnt werben.
j|. Itwenfelb »cm ©ame^l.
(Katalog «Kummer Br. 375— 377.)
Saljrb. 58, ©. 226 ift ein ©felettgräberfelb oon @amel)l bei
Sßiömar befprodjen, beffen wenbifdjer Urfprung oermutl)et würbe.
2lusgrabungen im Dctober 1894 unb SKpril 1895, weld&e SBerfaffer
2)anf bem regen Sntereffe beö £errn 91 t)nn ©tralenborff auf
©amel)l oornefjmen fonnte, Ijaben in ber Xfyat wenbifdje ©rabftätten
uon größter 2Bid)tigfeit ju £age geförbert, über weld)e bemnäd)ft
näljer berietet werben fod. 3 U 8^^ fM a & er au $ SM&t au f ^ e
a. a. D. erwähnten Urnenfunbe. @ö fann feinem 3 roe tH unter*
liegen, baß baö wenbifdje ©rabfelb auf ber ©tätte eines bronje*
jettlidjen angelegt ift, bag alfo l|ier eine äfjnlidje @rfd)einung oorliegt,
nnt fie baö 33ilb beö ©rabfelbeö oon Sartelöborf (f. 3af)rb. 58,
S. 218) in 93erwirrung gebracht l)at, nur mit bem Unterfdjiebe, bafc
bort eine räumliche Trennung oorjuliegen fd)eint, wäfjrenb bie beiben
©ameljler ©rabftätten oljne räumlid)e ©djeibung auf bemfelben Terrain
liegen. Unmittelbar neben einem wenbifdjen ©felett fanb fid) nämlidj
bidjt unter ber 6rboberfläd)e eine Heine ©temfefcung, in ber eine
Urne ftanb. ©ie ift letber jerbrücft, aber ifjre ©runbform unoerfenn*
bar: oon einer fdjmalcn Stanbflädje weitet fte fid) in fdjräg anfteigen*
ber SBanbung weit auö unb }ief)t fid) bann jufammen, um in einem
niebrigen £alfe ju enbigen, alfo bie gorm ber großen Urne oon
üoij (f. oben ©. 198).
3n ber Urne lagen jiüifd^cn jerbrannten Anoden:
1. Gine bronjene Sßincette oon feinfter Arbeit, an btn SRänbern
üerjiert mit einem fcfonalen ©aume oon ©d&rägftrid&eln, an ber @nb*
flädje mit brei im ©reieef gestellten fünften, faft ganj gleid) bem
3al)rb. 51, II, 6 abgebilbeten @jemplare (f. bort weitere !Jtod)wetfe).
Sänge 4,25 cm.
2. ©in f leiner Pfriemen mit plattem ©nbe oon 4 cm Sänge.
3ft burdj biefe Urne. einmal baö SBorfymbenfein einer bronje*
jcitlidjen ©rabftätte erwiefen, fo erflären fid) jwangloö einige anbere
Ütorfonimniffe, bie auf bem wenbifdjen ©rabfelbe befremben mußten.
Saljin geljören eine 3lnjat)I Urnenf gerben, bie regellos ftd^ in ber
202
bei ber Öffnung ber ©felettgräber aufgeworfenen @rbe fanben unb
bie nunmehr ate SRefte beö Urnenfelbeö, roeldjeö burdf) bie Anlegung
beö roenbifeben ©rabfelbeß jerftört rourbe, auf juf äffen finb; babin
gebort rooljl audj bie a. a. D. angeführte Urne, ferner eine grofee
©teinfefcung oon fübroeft-norböftlicber Stiftung, 1,70 m lang, 0,85 m
breit, aus bebeutenben ©ranitblöcfen aufgefdjicbtet, jtoifcben benen
unter 2lfdjenfd)id)ten Urnenf gerben lagen, roafjrfcbeinlicb ber 33er*
brennungöplajj. 3n geringer (Entfernung baoon lag eine anbere Slfd^en-
febic^t oon etroa 15 cm Starte unb 2 m 2luöbel)nung, ebenfalls mit
©gerben im bronjejeitlic^en ©batafter. 2ltle biefe $unbe lagen auf
ber £öbe ber 9tcferfläd)e unmittelbar unter bem Soben; rotnn, wie
als mabrfd^einli^ anjuneljmen, nod) mebr Urnen fytx geftanben
Ijaben, fo bot audf) bie SIcferfultur ju ibrer 3 er ftorung mitgeroirft.
\i. Itonenfelb von Stubbenborf.
(Äatalog Kummer Br. 329— 345.)
33ei bem 2)orfe ©tubbenborf jtüifd^cn ©noien unb 3)argun,
roeldfjes fd^on früher als gunbort eines ber eigenartigften ©epotfunbe
ber SSronjejeit befannt geworben ift (oergl. 3abrb. 26, ©. 138),
mürbe im£erbftl892 einUrnenfelb aufgebetft unbimSBinter 1892/93
oon #errn SBilbbagen in ©tubbenborf im auftrage ber ©rofc
berjoglid^en Äommiffion jur Spaltung ber SanbeSbenfmäler unter*
fuebt; aueb SSerfaffer fyat im 3Jtörj 1893 mehrere £age an ber SfoS*
grabung tbeilgenommen.
2)as ©rabfelb liegt roeftlicf) oom Orte am SGBege nadf) Älein*
SRetljling in fanbigem, Ieicbt anfteigenbem Slcfer, bem fog. %\t%m?
berge, unb ift jum £beü ©emeinbelanb, jum %ty\\ jur (Srbpad^tfteHe
bes ©djuljen Sßulf (3lv. 6) gehörig.
Ueber ©rabftätte 1—13 bat &err SBilb^agen berid&tet; U— 29
fenne irf) burdf) eigene Unterfudjung. 1 — 3 lagen auf £ufe 6, bie
anbern auf ©emeinbeatfer. 9We ©rabftätten lagen in geringer 3ftefe,
etroa 80 cm. (£s laffen fid) brei ©ruppen f Reiben :
I. 2Iuf ißufe 6:
1. 9?unbe ©teinfejjung, leer.
2. 35eSgl., barunter jerbrannte Anoden.
3. 3)esgl., fleine ©efäfcfcberben oljne Jtnocfien u. bergl.
II. ©emeinbeaefer, befonberS auf ben 9lbtbeilungen 4—13.
2)ie ©rabftätten liegen o^ne erfennbare äfaorbnung.
4. ©teinbamm, fdjon oom Pfluge jerftört, barunter ber untere
203
Sfjeil einer größeren braunen Urne unb batin eine broiijene
©ctjnaÜe mit eifecner 3unge (beifteljenb 9lbb. 11). ®ie Urne
bat bie oon Sifd}, 3abrb. 11, ©. 356 a(S
ijupufi 1 abgebilbete ©runbform, ober ("tariere
Öinjielmng am &a(fe unb längeren Sjalö; bie
§)öl)t beträgt etwa 19 cm, ber größte Umfang
liegt 10 cm ton unten ©anj fonberbar ift bie Siflnrii. l A.
SdjnaHe, ein länglicher Bügel mit runbem öuerfdjnltt, in ber
5D!itte in einer Sterbe bie eiferne Sßobel. SdjnaUen in ber 58ronje=
jeit finb fünft nie beobadjtet, fie treten juerft in ber la Tene-3«t
auf (f. 3>leftorf, 3tfcb> f. etlmol. 1884, SBerftanblungen S. 27).
5. Unter einem (geftörien) Steinpflafter Stfdje unb Äotjlen=
fdlidit, bajmifdieii eine fd)Bne große (in ©tücfen erhaltene) Urne
oon berfelben
(Viflur 12.
gebilbctcn gorm. Siefelbe ift ftadj, fcbroarjbraun unb t)at oon SRanb
ju ÜKanb 25 cm ©urdjmeffer. 3« ber Urne eine bronjene 9tabet
mit ßinfdmürung am Stopf unb feinen Striccjoeräterungen barunter;
12 cm lang ©. über biefe gorm 3at)rb. 51, ju SCafelü, 9.
6. Unter gleichen 33err)ältniffen eine fäjroarje, ausgebauchte Urne
mit grofjet 3tatibflärfje, oben abgebrochen; £örje 13,5 cm, 3>urct)=
meffer oben ?, unten 10 cm, größter Umfang 59 cm (7 cm oon
unten).
7. Seßgletdjen eine Reine ©djale mW fdjräg cmftefgenben
geraben Sänben; 5 cm rjodj, mit 7,5 cm unterem unb 15 cm
oberem SDurdjmeffer, jugebecft mit einer großen braunen EccMfdjale
oon etroa 25 cm 2)urct)meffer.
s. Sceglcirfjen eine Urne feltener j$orm, faft ganj gerabroanbig,
an ber Cbtrflädjc unregelmäßige Sängflfurctjen. §öt)e 18,5 cm,
2>urci)iiieffer oben 13 cm, unten 10 cm.
'.). SDefigleicrjen eine (in ©tücfen erhaltene) graubraune Urne,
in cm l}od); bie Sßanbung ift am unteren STrjeile rauf) gemalt.
ftigur 13 -
10. Unter einem
fleinen Steinbamm, in
Sanb oerpacft, eine
jierlicfie Urne mit
§enfei,r>on ber ©runb»
form 3aö,rb. 11,
S. 362, 3, aber etroaS
[djianfer (ReEje bei*
fteJjcnbc Slbfailfaung 13).
Unten tief^roarj, nadj
oben rotbraun; §öb,e
16 cm, 33ur4imeffer
oben ll,5,unten8cm,
gröfjter Umfang 54 cm
(7 cm oon unten).
11. Doofe Steine
fegung; 2m lang, 1 m
breit, barunter feine
Urne, fonbern ftnodjen
in 2Ifctje unb &o£)Ie
.unb eine Sterbe oon einem fleinen £b,ongefäfj, bünnroanbig, mit
gefebweifter SBanbung; eigenartig oerjiert mit einem leiebt ein;
geriffenen Stridiornament "^/^"~ ^y , roie es aud) in ber
&mfi& am ©nbe biefer Jffl : ^%^J<f ^ßeriobe oorfommt; ogl.
^entfeb, a. a.D., S. 19. - =^=^=
12. 2">eögl., nur einige Sterben.
13. SRunber Steinfranj; barin eine Steinfifte a«8 fedfjä platten,
in ber eine größere, ganj jerbrücftc Urne.
14. (91r. 11 beö StuägrabungSprotofoKe »om 29. Wa% 1893):
Starte 2Ifd)enfd)icf)t gleicb, unter bem Urboben beginnenb unb etroa
50 cm tief in biefen £)ineinge&enb ; in berfetben einige gröfjere
Steine, jroififten benen eine jerorücfte Urne mit wenigen Knodjen.
Sie Urne mar rotbbraun mit rauher Sßanbung; ber Stoben ift er*
balten; berfelbe bat 7 cm SJurdjmeffer unb ^eigt auf ber ^nnen*
f lädje in ber ganjen Sänge jroei redjttemflig in ber 2)litte ftd)
ftfjneibenbe fiinien; bajniifdien tag eine fdjroarje ©tfierbe feinfter
ÜHrbeit. ©n gleidjes Ornament finbet fieb, in bem Saufiger gönnen;
freife in beffen jroeiter ^Beriobe, f. 3entfdj a. a. O., S. 16.
15. (2Iu6grabimg§^rotofou' 9?r. 10.) Steinbamm aus
Steinen; oon 1 m Slittfjmeffer. Hein Stnfjalt.
206
III. SDic britte ©ruppe lag auf ber £ölje beö 23ergeö, befonberö
auf ben 2ldEerftüdfen 12—15, nörblid) oon bcn eben auf gejagten ;
änrifdjen ber julefct genannten Stelle unb ber nädtften ift eine @nt*
fernung t)on 36 in. SDic ©rabanlage biefer britten ©ruppe ift regele
mäßiger, roenigftenö finb jroei genau oftroeftltd) genutete JReifjen
erfennbar, äfjnüc^ rote in Sdjroertn oben S. 196.)
16. (2lusgrabungö^rotofofl 3lv. 13.) Dualer Steinbamm oon
4,50 m oftroeftlid)er, 2 m norbfüblid&er 3luöbef|nung. darunter nalje
ben oter (Snben genau nad) ben §immelörid)tungen je eine Heine
Urne (alle jerbrüdft); in biefen jarte Anoden in geringer 2tnjaf)l, roie
es fdjeint, oon Äinbern. 25ie eine Urne roar berb, feljr biefroanbig,
fdparj; bie sroeite mittclftarf, braun; bie britte bünnroanbig, ganj
rottj gebrannt; bie oierte ganj f teiti^ (ctma 6 cm gro&), bünnroanbig
unb jart, ganj mit tief eingeriffenen Schräglinien bebedft.
Sie folgenben oier bilben eine Suite oon SGBeft nad) Oft unb
ftcfjen Je 5 biß 6 m oon einanber entfernt.
17. (9luögrabungö'5ßrotofott 3lv. 12.) SRunber Steinbamm oon
2,30 m SDurdjmeffcr ; barunter brei Urnen (alle jerbrüdft) na^e bem
nötblidjen, öftlidjen unb [üblichen 6nbe, eingepadEt in Sdjidjten oon
9l)"d)c unb Stolle ; bie nörbltdje roar befonberö ftarf. unb mit berben
ftno;l)cn gefüllt, barin aud) ein Heines jur Unerfenntlidjfeit gefdjmoljenes
Skonjeftüct. Sie Urnen Ijatten biefelbe ©runbform roie oben
3lv. 4 unb waren gut gearbeitet; baß SSronjeftücf fdjeint oon einem
gebrcljten Siinge ju ftammen.
18. (2luögrabungö'5ßrotofoll 3lt. 6.) Ooaler Steinbamm oon
3,so m oftroeftlidjer, 2,50 m norbfüblidjer Siusbefynung. ©anj am
öftlidjcn ©nbc, in Steinen oerpaeft unb oon biefen jerbrütft, eine
braunftfjroarje Urne; aud) am roeftlidjen @nbe eine regelmäßige
Steinjejjung mit ©runbftein unb 25edfftein, aber oöllig leer.
li). (Slusgrabungö^rotofoll 9lv. 5.) Ooaler Steinbamm oon
2 in oftroeftlidjer, 1,70 m norbfüblidjer SluSbefjnung, bie Urne ftanb
naljc bem öftlidjen ®nbe in einer 5ttfdjenfd)id)t, ein tleinefi (jerbrüdfteß)
©cfäfe. — 3Iud) in ber aKitte lagen unter bem 2)amm Sterben,
aber oon oerfd)iebenen ©efäfcen unb o§ne Anoden, offenbar als
Sd)erbcn nicbergelegt.
20. (3luögrabungö'5ßrotofoll 3lx. 1.) Doaler Steinbamm, mit
grö§crcn Steinen umfe&t, oon 2,60 m oftroeftlidjer, 1,70 m norb*
jüMidjcr 3luöbef)nung; am öftlidjen ©nbe ein S3lodE oon 80 cm Sänge.
on ber s UUttc eine 2lföenfd)id)t oon 1 m SDurdfjmeffer. ©ine ©rab*
urne rourbe nidjt gefunben, nur unter bem Steine einige bitfroanbige
Sterben. 3ßaf)rfd)einlid) roar biefeö ber SBerbrennungöplafc (oergl.
Die aljnltdjc Beobachtung bei ©ameljl, oben S. 202).
206
2J. ^u£grabung^$rotofoll 9fr. 4.j Steinpacfung neben 20;
borin eine größere Urne mit itorfen Äiuxjjen, jerbrücft, aber in ifjrer
Sjorm erfennbar; ausgebaucht mit furjem £alfe unb weiter (gegen
22 cm) Cefrnung.
22. ^uögrabungd^rotafoll 9fr. 3.) Goaler Steinring, nad*
Süboft an 21 anid>lie§enb, oon 1,S0 m norbweftlidjer, 1,20 m norb*
füblidjer äusbefjnung. 3n ber 9ßitte unter einem 25ecfjieine einige
mittelftarfe Sterben, feine Änodjen.
Ginc {weite, ebenfalls norböftlidje Sink wirb burd> bie Gräber
23—27 gebilbet, bod> oerlauft biefe nidjt fo gleidjmäBtg, wie bie
erfte; bie ©ntfernungen nnD febwanfenber <4 — 7 mj, unb bie
£inie ift nic^t genau inne gehalten.
23. ($rotofolU9fr. 14.) Coaler Steinbamm, 3,20 m norb*
füblid), 2,20 m oftroeftlidj, alfo anberö geformt wie bie 9ße^rjab(.
2lm nörblicben, meftlidjen unb f üblichen Grnbe 31(c^enfc^ic^tcn mit
wenig flnodjcn; feine Urne.
24. ($rotofoll*9fr. 8.) 9hmber Steinfranj oon 2,75 m Surcfc
meffer ; barin am öftlidjen ©nbc ein f leiner Steinbamm. ©anj leer.
25. ($rotofoU*?fr. 1.) 9tad) Sorben ju, oon ber Sinie ab*
roeidjenb, unmittelbar an 24 anfdjliefeenb, runbe Steinfefcung oon
1 ,50 m £urd)mej|er, gebilbet oon einem bebeutenben ©ranitblocf unb
fleineren Sammfteinen. ©ans leer.
26. (*ßrotofoll*9fr. 9.) Coaler Steinbamm, 3,30 m norbjüblid),
2,30 m oftweftlid), alfo gleid) 23. 2lm {üblichen ©nbe eine
2lfd)enfd}id)t.
27. ($rotofoll*9fr. 2.) Sfogrenjenb an 22. Coaler Steinbamm,
1,70 m oftroeftlid), 1,20 m norbfübltdj; am nörblidjen @nbe ein
bebeutenber ©ranitblocf, oon fleineren Steinen in feiner Sage gebalten.
3n ber 3Jtttte eine (jerbruefte) größere fdjroarjbraune £entelurne
of)ne Snfjalt.
93on biefer Sinie füblidj liegen ifofiert nod) jwei Stellen:
28. ^rotofo&Sfr. 15.) 9iunber Steinbamm oon 1,5 m SDurdj*
meffer. ©anj leer.
29. ($rotofoll*9fr. 16.) ©ranitblocf, oon fleineren Steinen
umgeben. 9iid)ts barunter.
9tocbträglicf) (SBinter 1894/95) bat Sßitbbagen nodj eine Urne
oon größten 2>imenfionen freigelegt, bie umgefefjrt (ben SSobcn nadj
oben) in ber ©rbe fteefte unb bei ber bie ßnodjen oben auf bem
33oben lagen.
2)aö Stubbenborfer ©rabfelb barf trog feiner fümmerlic^en 3tu8*
ftattung ein befonbereö Sntereffe in 9lnfpruc| nehmen, benn eö ift ba&
erfte ausgebeutete bronjejeitlic^e Urnenfelb im Sanbe.
207
SDqö ©efammtbilb bcffelbcu ift fonberbar genug, ©ine große
Shijüljl ber ©teinfefcungen war leer, anbere jeigten nur Sifd^e* unb
5loI)lenfdE)idE)ten, bei benen anjunefymen ift, bog man ftd) begnügt fyat,
einem Sfjeüe ber ©cl)eiterf)aufenrefte eine feierliche SBeifefcung an*
gebeifjen ju laffen; audl) in ben Urnen roaren meift fe|r roenig
Knoten. 2)ie ©rabanfagen jeigen bie Sronjejeit am @nbe. ©elbft
©teinfiften finben ftdf) nur uereinjelt; bie Urnen ftefjen oft fd&on ganj
frei in ber 6rbe, nur burdf) einen ©teinbamm nad) oben gefdfjü&t.
SDiefc ©rabform ift bie ber unmittelbar baran fd&Iie&enben 3 e ü/ ^er
älteren k Tone ^Sßeriobe, nrie fie burdl) eine SReifje neuerer 2IuS*
grabungen, bie nod) iljrer 5ßublifation Ijarren, fo oon Ärebsförben,
SDJölln unb Srünfenborf, aber audf) fd&on früher bei SRabufjn (Saljrb. 47,
©. 296, bort ntd)t richtig aufgefaßt) feftgeftellt ift. SDafe bas ©tubben*
borfer gelb ganj an bas @nbe unferer Sßeriobe gehört, beroeifen audjj
bie Urnenformen unb bie Seigaben; bie Urnenformen ftnb nod&
bronjejettlid); nur an ber 33erjierung bes f leinen 93cd^crö aus ©rab 11
madjt ftd) ber k Tene - @ef d)tnad: geltenb, inbem biefelben ©triefc
ovnamente ein Sieblingömotio biefer $t\t ftnk 35* e 9tabel erfd)eint
in fübbeutfdjen gunben in ber jüngeren &allftabtjcit jufammen mit
älteren la Tcne-gunben (-KaueS Sßeriobe III f. l'epoche de Hall-
stadt, ©. 33, gig. 71). 35ie Schnalle mit ©ifenbanb würbe man,
allein gefunben, erft ber k Tene*3eit auftreiben (f. oben), bod&
liegt, rote 3 s i)ieftorf nadjgeroiefen fjat (a. a. D.), bie (5ntftef)ung ber
Sdjnalle in ben bronsejeitlid^en Nabeln mit jurücf gebogener Defe;
fic roiberfprid)t alfo nid)t unferer Slnfefcung bes ©rabfelbes als eines
ganj jung broniejeitlid&en, eines beseitigen, roo fcfyon Uebergänge ju
la Tene bemerfbar finb.
}3. Hrnenfelb von %vi%tom.
(ilataloQ-^ummer Br. 261, 262.)
s Jluf bem ^farratfer oon Sri&foro bei ©üftroro, ber an bm
Sübncr Äarftcn nerpadjtet roar, l)at man 1889 jtmfdien ©teinen
üerftreut an mehreren ©teilen Urnenfcfyerben unb 33ronjeftüdfe ge*
funben. SDic Ferren ^ßaftor 93er>er in Saage unb ^ßoftagent Sieg*
munb in Slrifcfon) l)aben bie ©teile fachgemäß unterfudjt unb bie
Junbftücfe eingeliefert. 3lad) bem Sendete beö £errn ^Saftor 33eger
an bie ©ro&tferjoglicfye Äommiffion jur ©Haltung ber 2)enfmäler
com 23. 3Jooembcr 1889 liegt bie gunbftelle etroa 2 km von Ärifeforo
fiibroeftlid), öftlidj) oon ber ßljauffee auf langfam anfteigenbem Terrain.
2luögegraben ift:
20S
2 Sra Sseszbsncr wm 2,20 ni fesnge asb 1,20 in Srril*,
40 «a. r3^r bor grbafreartnifre Ihner brau £'frmrn faab nÄ nädfcßL
2. Siae grifeere jSlidie am iniregeliaiijig fam&rmirntc: Kegen?
den Blassen irab ftnoAen.
3 ©a SieinfreiS bot: 50 <-m £imiraemr, ir* htm 3*> «n tief
eise Urne nonb. £i*feüe in jerörüdfi; es naar ein grase* <Se$o§
er: ranb gemadjter Sanbung.
-Tie aerfoeui gefammelien (Begenuml* nnb:
1. 3Stefte eines bronzenen urirafigea ärmringS miä rönnen
•2 ifiia breiten Hireifen, gom oinlid) bem tun ©raiabef 'obe*
3. 193*, »o analoge ^unbe angeführt nnb.
2. Äefte eines Fingerrings gleicher 3üs arie 1.
3. Urnenfdjerben im C&arafter ber S?ron;ejeit, nnb paar
a bünn&anbige, fein gefdplemmte, jnm 2^eil mit eisfedat
Siri eboer^ierungen,
b. bidtoanbige, mit rauter CbenUube, grob gefneteL
4 ^efäßfc^erben im Gijaraher ber roenbiuben 3*ik nie fie
3aljtb. hH, 3. 197 ff. befpaxben nnb; mit £orüoutatriefdn unb
23ettenornament
liefe menbitdjen Serben beireifen, baß bes £ri$foiwr #efl>
oerfdjiebene oorgeidjubtlufce Stätten birgt: iwiljriebehlid) ?in Urnen*
felb ber jüngeren öron^eit unb eine jener roenbiuben 3Jnüebelungen
in Gruben, nrie ne uns je§t ijinreidjenb befannt nnb. 25a§ roenbif<$e
ßJrab* ober SSofjnftatten entfpredjenbe Anlagen früherer ftnlturperioben
einnahmen unb natürlich jum 21)eil jerfitort fjaben, ift gerabe in ber
legten : ^t\\ häufig beobachtet; oergl. ben befonberS tnitrudioen gaff
oon (9amefjl, oben S. 201. 3m £erbft 1S93 falj id) bei Sübj furj
oor ber Stabt auf bem ©ebiete beS £errn £ampfjiegeleibefi$erS
33 o§ irenbifdje SBoljngruben, neben benen bie burd) tf)r üRäanber*
omament unoerfennbar cbarafieriüerten Sterben ber früfjrömifdjen
^rooinjialperiobe lagen, wo a(fo ffidfit rcafjrfdjeinUd) ein altgermanifdps
<$rabfelb fdjon in roenbifdjer QAt jerftort ift.
14. Hrnenfelb von ülollenberf.
(ftatalog-ftummer T I H lda 23.)
93ei SKöttcnbecf bei 3^ cr $ 0IÜ ßtmtsgericfctsbejirf ®rabon>) nmrbe
1892 in einer Sanbgrube, 60 cm unter ber Cberilädje, eine braune
Urne im Gfyarafter ber jüngeren Sronsejeit gefunben unb oon §errn
oou freuen feto auf üKöllenbecf ber @roßf)eräoglidjen Sammlung
209
eingcfanbt. 3ftre ©runbform ift bic oben S. 196 abgebilbete, bod) Ijat
fte eine ftärfere ©tanbfläd)e; audf) ift ifyre $arbe |cücr (faft rotf))
unb ber untere £l)eil ber SBanbung rauf) gemacht. &ö(je 16,5 cm,
Surdjmeffer oben 17 cm, größter Umfang (5,5 cm t)on unten) 61,5 cm.
3fn berfelben lagen nur Anoden. 3)a babei nodf) roeitere ©djerben,
fo ber 9teft einer &enfelurne t)on äfjnlid^er ©eftalt, gefunben finb,
fyanbelt eß fid& audE) f)ier fefjr roaljrfcfyemlid) um ein ju ber Don uns
befprod)enen ©ruppe gehöriges iungbronjejeitlidf)eß Urnenfelb, roeldfjeß
genauere Unterfudjung oerbiente.
?5, Urnenfelb von Stat>enfyagen {Ueutevstyof).
3-
Jat)rb. 47, ©. 292 ift ein Urnenfelb bei ©taoenljagen (9teuterß*
fjof) betrieben, ©eitbem fyat 33erf. bie Stelle einmal befugt, unb
eß finb aud) eine 2Injaf)l neuer gunbe gemadjt, roeldje in ben &änben
beß 33efifcerß t)on 9teuterßf)of, £errn ©dfjeibel, geblieben finb.
Saß ©rabfelb liegt auf bem norbroeftlidjen Abfall eines £öl)en*
rücfenö, ungefähr 15 SRinuten roeftlidj ber ©tabt. ©er 9lbfaU
beftcljt auß jtoci Äuppen, einer größeren, oon etroa 300 [Jm Um*
fang (A) unb einer Heineren (B); lefctere bilbet baß ©nbe. SKuf
bem £ügel A finb beim pflügen etwa 60 Urnen freigelegt, befonberß
an bem lueftfidjen unb öftlidfjen 2Ibf)ange; bodf) fdjeinen Urnen
Stemlidf) gleidjmä&ig über bie ganje gläd&e oertbeilt geroefen ju fein.
©ic ftanben in (Entfernung Don 6 biß 10 ©^ritten ungefähr 50 cm
unter ber Oberfläche, alle in unregelmäßig geformten ©teinfiften
mit ^ugftetn unb 35ecfftein. 9luf bem £ügel B finb oerftreut, fonft
unter gleiten SBerfjältniffen nrie auf A, 10 Urnen gefunben; außer *
bem an brei ©teilen ooale glädfjen oon 3 biß 4 unb 1,5 m 3)urcljs
mcjfer. Sie Steine waren buidf) 33ranb gefdfiroärjt, unb auf ifynen
lagen Rollen unb 33ranbfcbid)ten. ffiabrfd)etnüd) ftnb biefeß bie
Stätten ber Seidfjenoerbrennung.
SDic Urnen roaren alle oollgepadft mit jerbrannten Änod&en*
ftücfcn unb 9lfc^e. SDie gorm ber Urnen ift oerfdjieben, bod) laffen
fte fid) auf bie beiben oon Sifdj a. a. D. betriebenen ©runbformen
jurücffüfjren, nur ba§ audf) fytv wie an allen bißfjer befprod)enen
©rabftätten bie erfte gorm fd&lanfer ift unb einen böseren £alß frtf.
^erjierungen finb fjäufig: flüchtige @inri&ungen am unteren Steile
ber Sßanbung, meift einfache 33ertifalftrid&e, einige üJlal fdfjräg gittere
förmig.
©eringfügig finb audj) Ijier bie Seigaben, nämliclj:
3a^rbu4 be* 8er. f. melL «efö. LXI. 14
210
1. ein fladjeä SDIeffer mit aurütfgebogenem <8riff, 11,5 cm
lang, genau von ber Saijrb. 51, £afel 6, gig. 1 abgebildeten gorm,
aber unoerjtert.
2. 9tefte eines fpiraligen gingerringS.
3. Ein fdjöit oerjierter ©pinbelftein aus ©anbftein, flad),
oon 1,25 cm Sunfjmeifer. Sie SSerjierungcn roetben gebilbet burrij
rabfpeidjenartige Sinien, bajroifdjen je ein $unft ; bie Sd)malfeite ift
mit SängSftreifen oerfetjen. SDiefer gunb ift intereffant; es ift bas
erfte 9Ha(, baß ein Spinbelftein in ber jüngeren Sronjejeit gefunben
ift, unb feine gorm etmärfjtigt uns, mehreren bisher jeitlofeit ©injel=
funben tfjre ©teile anjuroeifcn.
2Sm Uebrigen ftimmen biefe neueren gunöe ju ber a. a. O. ge=
madjten 2lnfe&ung.
$6. Scon3efunb »on Dentin.
(ffatalog-'fiummer B. L. I. D. lo 37.)
Stuf ber gelbmarf oon ©ernjin bei 3)lald)in rourbe füblid) ber
fogen. ©ielorcer SSenj (-Salbung) beim Steinbredjen eine San^ens
fpijje gefunben. &err ^Jaftor äßalter in 3JtaIc^in r)at
biefelbe freunblidjft ber ©rojjfjerjoglidjen Sammlung
übergeben. Sie lag 70 cm unter ber Sobenftäcfje
unmittelbar neben einem gewaltigen Steinblocf. @S
ift ein fetjr fdjön erhaltenes ©jemplar mit fjetlgriiner,
glänjenber Patina (abgeb. nebenftetjenb, gig. 14). Sie
glügel finb leitfjt nad) außen gefdjroeift, bie Sdjaftrinne
gerjt bis jur Spifee, an ber Sebaftöffming nerjiert mit
brei Streifen aus tieferen ^arallellinien ; fein feitlidjefl
Socfj jur SÖefeftigung beS SdjafteS, Sänge 15 cm, bis
äum 9lnfa§ ber glüflel 7,25 cm, größte Sreite 3 cm,
Surajmeffer beS SdjaftlodjeS 1,5 cm.
Sanjenfpißen oon gleiajem SCnpus, b. |). mit Sdjaffc
loa) unb b"^)ft|enben B' ü Ö et "' fwb ^ ec mehrmals in
(Siräbern ber jüngeren &ronjejett gefunben, j. £). beiStlt*
Sdjroerin (3ab,rb. 20, S. 286), Öoijenburg ßSaEjtb. 20,
S. 383), Sporniß (f. o. S. 191), ©uforo (Frid.
Franc, S. 57), 91eu=Stuer (f. o. S. 192). §äufig finb
fie aud) in ©iejjerfunben, fo bem non Stützen (3iaf)rb. 39,
©. 135); ein Stüct aus einem SJioorfunbe unbefannten
gunborts jeigt Reparaturen mit fiupfer (abg. Frid.
Franc. VIII, gig. 4). gtuibe non ©fofin (23 Stücf,
Sabrb. 10, S. 288) unb Äl,*2Barin (2 ©tuet auf einem
211
33ronjebanb) weifen auf ©te&erfunbe f)in. ?fnbere finb jufammert
gefunben mit „Äronenreifen" (torques) ber jüngften SJletalljeit, fo
bei Sübtljeen, Mbow bei 3i cr i°ro, Äreien bei Sübj. QaQbctlä)
finb and) bie ©injelfunbc auß 3Jlooren. Äurj: Sanjenfpigen ber
angegebenen 3lrt gehören gans überwicgenb bm jüngeren ^Jerioben ber
S3ronjejeit an. 2ludf) SJionteliuß (Om tidsbestämming £afel 5)
rechnet fie in feine fünfte ^ßeriobe. Unfer ©jemplar jeicfynet ft$ burdf)
feine feine 93erjierungsart auß, bie für Sfteflenburg neu ift, aber
anberwärtß häufig beobachtet: ein fcfjr äfynlidfjeß (Sjemplar ogl.
3». 9Jleftorf a. a.D., §ig. 227, ein anbereß bei ©dfjumann, ber
gunb üon §oefenborf (in Sommern) gig. 5; biefer $unb gehört
int)aItItdE) unb jeitlid^ ju unferen 35epotfunben t)on 9?ut|en u. f. ro.
unb giebt alfo eine fixere 3 e it6eftimmung. 2ludf) in ©übbeutfdfjlanb
gehört biefe gorm ber jüngeren Sronjejeit an; ügl. -Kaue, 33ronje*
jeit in Dberbaiern, ©. 95.
2Bir fjaben bcn SDemjiner gunb nur üermutfjungßweife ju ben
©rabfunben gejault, ba üon Urnenfunben, regelredjjten ©teinfefcungen
u. f. w. md)tß berichtet wirb. SDod) tann eß bei ber tiefen Sage ein
zufällig üerloreneö ©tücf nidf)t fein; unb ba ift immerhin mit SRüdf-
fid)t auf bie Slnlage anberer ©rabfelber, wie j. 33. baß von ©tubben*
borf, eine ©rabanlage baß roa^rfdfjeinlidjfte.
17. (Brabfunb (!) von TOoe^.
ütatalo8'9tommer L. IL U. 2c 7 unb 8.)
33ei SBoej bei SBittenburg würben 9lnfangß ber adliger 3af)re
3wei SBronjeringe gefunben, angeblich „mit tlrnenf gerben unter
©leinen"; näfyereß ift nid&t befannt geworben, bod} liegt audf) Ijier
bie 2Bal)rfd)einlid&feit cor, bog fie einer ©rabftätte entftammen. S)ic
SHingc fameu in ben Sefij} beß Jperrn Äarl *ßei&ner in ^ogrefe,
eines eifrigen unb erfolgreidjen 9lltertf)umßfammlerß, welker ben
einen 9ling ber ©roftfjerjoglidjen ©ammlung fd^enftc, wäljrenb ber
anbevc narf) bem £obe beö 93cfifecrß (1893) erworben würbe. J)ie
Siinge (abgeb. beifteljenb, 3lbbilbung 15) finb
eigentümlich ; fie Ijaben eine fdfjöne, glänjenbe,
()elle Patina, finb nad) innen fjo^I, nad) aufcen
Ijalbrunb gewölbt, bod& fo, ba& bie Kante nad)
oben gerabe abfdjneibet; auf ber einen ©eite g iö 15 i/ 2
fdjlic&cn fie leidet gerunbet glatt ab, auf ber
anbern fyaben fie nad) einer @infd)nürung eine Heine ftoDenartige
Grljöljung, lefetereß wie bie Saljrb. 51, ©. 26, 9ir. 4 befprodjenen
14*
212
9iinge, roäljrenb ber fpifce 9tbfdf)Iu& g. 33. an bcm SRinge t)on 93ielift
(3af)rb. 52, £afel I, gig. 3) norfommt ; SDurcljmeffer 5 cm, größte
Srcitc 1 cm. 9tingc bcr 93ronjejeit mit wrfcfyiebenarttgen'Snbungen
fommcn fonft, fo roeit id) fel>e, nid)t t>or.
p. (Brab »on 6emb3in.
(tfatatog^ummer 2042—2046, 2980-2982.)
9ln bicfc neueren gunbe fei ein alter gunb gereift, beffen 93e*
beutung bisher nid)t richtig geroürbigt ift. Sei ©embjin (an ber
SUlürife jraifd^cn 9töbef unb SBaren) ift gegen 1850 ein fleineß Siegel*
grab aus Sanb entfernt unb babei eine Heine Urne unb ein Heiner
9Ung gefunben, ganj im ßfyarafter ber oben betriebenen gunbe,
). 93. t)on 9ieu*@tuer (Saljrb. 19, ©. 311). Sd)on früher mar
auf bem gelbe t>on ©embjin in einer Sanbgrube eine Urne mit
Knodjen uub Reinen 93ronje* unb ©ifenfpuren gefunben (3af)rb. 10,
©. 290); leiber ift nicfyt Ilar, ob bie beiben gunbe an einer ©teile
gemacht finb. S)ie Umgenannten $unbe finb:
1. ©ine Kette aus 93ronje mit blauen ©lasperlen (abgeb. bei*
fte^enb, 2lbb. 16, oergl. aud) oben ©rünenfjof). derartige Äetten
finb ber norbifdjen 93ronjejeit fremb,
fommen aber in Sübbeutfdjlanb in ber
jüngeren £atlftabtäeit oor (j. 93. Staue,
l'epoche de Hallstadt, IX, S. 77 jur
gig. 16. 7 2 . SBerbinbung jroeier ^aufenfibeln) unb in
SRorbbeutfcfjlanb in ber
älteren la T&ne^eit (t)crgl. 3- SMeftorf, Urnenfrieb*
pfe III, %xq. 15 aus bem Urnenfelbe von SDocfen*
ljuben an jtüci Nabeln, in benen 3. SR- ben Urfprung
ber Sc^naUe fiet)t). SSieltcid^t bienten fie auch bei
uns jur 93erbinbung ber beiben 93ronjenabeln. SDie
blauen ©lasperlen treten fdjon in ber Sronjeäeit auf
(j. 93. griebrid)Sruf)e, 3aijrb. 47, S. 265).
2. 3wei 93ronjenabeln (abgeb. beifteljenb, 3lbb.
17), enbigenb in einem Äopfe von groet nad) außen
gebogenen Spiralen, barunter eine Einbiegung. Sänge
10 cm. 2)iefe gorm fdjeint fübbeutfd) ju fein, oergl.
o. Sröltfdf), gunbftatiftif ©. 32, 3lx. 68, finbet
ftd) aber aurf) in Stalten OßeSdEjiera am ©arbafee). —
9Ief)nlid)e, aber oft bebeutenb größere -Kabeln fommen gig. 17. 7».
213
aud) in SDäncmarf (oergl. ®. 2Rüller a. a. D., ®. 413), 33ornIjolm
(f. Unbfet ©ifen, S. 394), *ßo
3. @ine „^ßaufenftbel" ein
en (a. a. D., ®. 15) unb fonft oor.
ad^fter gorm (abgeb.
bciftefyenb, gig. 18); ber 33ügel oon 33ronje, bie (leiber ^""i^
abgebrochene) s Jtabel mar quo ©ifen. 93crgl. über biefe ^r >&
in Sübbcutfdjlanb weit oerbreitete, im Sorben, foroeit fti g . 18. Vi.
id) fefje, f)icr juerft oorfommenbe gorm o. SEröltfd), gunbftatifttf,
gig. 7, für 33aben Sßagner, Hügelgräber u. f. tu., Bafel 5, für
Satern 9Jaue, Hügelgräber 25, 1 unb £ejt, bef. ©. 119.
4. ©in ftarfer 21 rm ring (jerbrodjen), befte^enb auö einer
ftarfen, innen offenen, ettiptifdjen SRöljre, aber gegoffen, an bzn @nben
uerjiert mit jroci Streifen
t)on &äng8linien (abgeb. bei-
ftef)enb,3lbbilbung 19). der-
artige „SQButfte" fommen am
Gnbe ber Sronjejeit befonberß
im öftlid)en2)eutfd)lanb IjäufU
gcr Dor (ücrgl. 5. 33. bie yiafy
weife bei Siffauer, 2llter*
tt)ümer berSronscjeit tnSBeft-
preufeen, S. 15). Sßir l)aben
in Sdperin einen äl)nlid)en,
Sig. 19.
auö einem Sepotfunbe jüngfter Sronjejeit oon dreien (3abrb. 14,
S. ;U8), aber aud;, unb baö ift für bie 3^tbeftimmung roid^tig, auö
einem gunbe ber älteften la Tene^it oon ^ßogrefe (3al)rb. 41,
S. 1G7; Unbfet, ©rfteö STuftretcn befi @ifens, S. 260 ff.) Unbfet
faf) in biefen norbbeutfdjen gegoffenen fingen mit 9ted)t 9tad)bilbungen
ber getriebenen &attftabtringe gleidjer gorm.
2>er Sembjiner gunb gehört bemnad) an btö ®nbe unferer
Sronjejeit, meldte gleichzeitig ift mit ber älteren la Tfene*3*it n>eft^
lieber unb ber jüngeren &aUftabtperiobe füblid)er ©ebiete.
23cfonberö nad) ber legten (Seite finb bie Slnfnüpfungen frudjt*
bar. 3n ber treffltdjen 2lbl)anblung oon 9iaue, repoche de Hall-
stadt en Baviere (Revue archöologique , Paris 1895) bat ber
äJcrfaffcr bie Srgebniffe feiner gorfd&ungen in Dberbaiern unb ber
Dbcrpfalj in t)ier Venoben gerieben. 23ergleid)en mir biefe
Venoben mit ben gleidjjeittgen ber s J)leflenburgif^en SBorgefcbidjte, fo
ergiebt fidj: wäfjrenb bie älteren nur geringe Sejie^ungen ju bem
Sorben jeigen, treten mit ber brüten, für roeldje 9toue ben 3^aum
von 400 bis 300 annimmt, ftarfe Analogien t)eroor, weniger in
Dberbaiern, als in ber Dberpfalj. 3)ieö ift bie 3*it, in ber ba%
©ifen bei unö juerft erfdjeint, roefentlid) fpäter alä in Saiern, u>o
214
es fdfjon in SRaueS siucitcr ^eriobe (700 biß 400), bic mir tfyeiltoeife
mit unferer inerten bronjeäeitltdf)en äufammenfällt, erfdjeint. 2)ie
Sronjejeit fjat fid) im 9iorben mel länger gehalten als im Süben.
SDaS (Sifen erfdjeint l)ier erft gleichzeitig mit ber SBceinfluffung
burd) eine ^aHftabthiltur gegen 400—300 unb gelangt jnm Siege
mit ber ber la Tcne*ftultur entfpredf)enben 9toucfd)en s $eriobe IV.
(300 biß jur df)riftlid)en 9tcra). £ier jeigt ftd) auf ben fo ent*
fernten ©ebteten eine oöllig gleiche Äeramif. S)ie fjoljen, leidet ge*
runbeten Urnen, wie -Kaue VI, §ig. 55, unb bie breiten, faft
fugeligen mit ben leidjt eingeritten SSerjicrungen, nrie 9kue VI,
gig. 54, finb ibentifd) mit ben Urnen unferer ©rabfelber ber
älteften ©ifenjcit (Iji Tene), j. 33. VI, gig. 54 gleid) foldjjen üou
Ärebsförben unb ^üttelforo, VI, gig. 55 glcidf) folgen aus SRolln
unb Sweeborf; Mef* 9Ief)nftd)feit befdjränft ftdf) nidf)t auf bie $orm,
audj bie garbe ift biefelbe: ticffdjroarä ober tfjonbraun. 3>n Süatern
oerfdfjnrinben bie gravitierten unb farbigen ©efäjse, bie bei uns nie*
mala aufgetreten finb. SDiefc 9lel)nlid)fett ift fein 3 u f a ^i auc & ^ c
©rabausftattung mit fümmcrlidjen ftleinigfeiten ftimmt; foroeit idf>
efjen fann, finben ftdf) in einem großen Steile Don Seutfd&lanb bie*
elben ©rf Meinungen, eine ©leidf^cit, bie fefjr oon ber 33untf)eit ber
: rüt)cren Verloben abftidjt. 9Iuf bic oerfdEjiebenen SMöglidjfeiten,
SBölferberoegungen als ©rflärung £)eranjujiet)en, fann \6) f)ier ntdf>t
eingeben; bas ift eine 9Tufgabe gefdf)idf)tlidjer Untcrfudiungcn, nrie fte
im 9lnfdf)luf$ an a)iüllenf)offs Setradfjtungsroetfe neuerbings üon
berufener Seite (9Jtudf), Äoffmna 1 )) mit ©lüdf in Stngriff genommen
finb. 3)a& 9fteflenburg bamals eine germanifdje 33eüölferung gehabt
Ijat, ift ebenfo unjroeifeKjaft, wie bafs bie reine la Tene^Äultur non
feltifdf)en Stämmen ausgegangen ift. 9lber bie 2Bege unb bie ©rünbe
biefer fef)r ftarfen Sceinfluffung ©ermanienß buvä) Mtifc&e ©inflüffe
in jener 3*U anjugeben, bleibt weiterer $orfd)ung oorbeljalten. 2)odf)
fei nodf) ein anberer Sßunft ermähnt: foweit bisher erfennbar, laffen
ftdj in SMlenburg 3iuci 1» Tene Venoben fd)eiben, unb bie oben
genannten Urnen gehören ber siüeiteu ^criobe an ; fte finben fid& oft
in ©rabfelbern, roo fdjon proüinäial-römif^eS Snoentar auftritt (j. 83.
Äördfjoro unb ^üttettoro). So tritt nidEjt unfere ganje, fonbern nur unfere
Jüngere la Ttoie*5ßeriobe mit -Jtoucs ^allftabtpcrtobc IV in parallele.
9iorbifd(je $orfdf)er, befonberß ÜDfontcliuß, pflegen berartige ©ijn*
dfjroniömen tabcllarifd) barjuftellen. SBenben mir bas Ijier an, fo
ergiebt ftd) für SDleflenburg folgenbeö Sdjcma (bie SBegrünbung
*) Siefje befonbere: 03. Äoffinna, 3Me nornefd;icf)tIid)e Ausbreitung ber
©ermane« in £eutfd)Iaub. 3eit[d;r. bes Söercinä f. SJolfshmbe 1896, <5. 1.
215
meiner (Sintljeilung ber fjiefigen 33ronjejeit Ijabe iä) an anberen Stelle
fdjon meljrfad) gegeben, julegt in SRaabe'S SBaterlanböfunbe, bearbeitet
von Quabe, 1895, 93b. III):
Saiern. SJleflenburg.
S3ronjeäcit 33ronjejeit, Sßeriobe II,
erfte &allftabtperiobe 800 o. 6ljr.)
bis 700 { SBronjejeit, ^eriobe III,
5 weite §atlftabtperiobe 700—400 [| Sronjejeit, Sßeriobe IV (erfteö Sluf-
(erftes auftreten beö ©ifen8)J[ treten beö ©ifenö),
brittc §al(ftabtpcriobe 400—300 J la Teoe^ertobe I,
merte&allftabtperiobe300--6f).@. la Tone * Sßertobe n,
römifdje 3eit protnn jial * römif djje Sßeriobe.
3u einem 2luöbau biefeö SdEjemaö fet)lt nodf) fet^r mel, befonberö
ausgebeizte unb frjftematifdfje 2luögrabungen unferer Urnenfelber, bie
brcingenbfte unb in weiten Greifen leiber nidf)t genügenb gemürbigte
Stufgabe ber f)eimifä)cn 2lltertl)umöforfdf)ung.
<7N!
tefen burd) [r)ftcmatifd)e 2Iuögrabung ober fixere gunbe feft*
gefiellten ©rabfiätten feien eine Slnja&l Qnberer angefd£)loffen, bie feit
ber früheren 2lufjäf)htng im 3a^rb. 51 befannt geworben ober erft
feitbem richtig erfannt finb. 3$ fü^rc fte alpljabetifdf) an:
1. 33arenborf bei ©reoeömül)len. 3luf einem £ügelrücfen
eine grofec ainjaljl Urnen in Steinfiften (3at)rb. 39, S. 125); alfo
genau bicfelbe ©rfdjeinung wie in Subwigöluft, oben S. 193. Seiber
finb bie gefunbenen Urnen nid&i bewahrt worben.
2. Sarnin bei ßrtoifc. 3n ber Sammlung beö §errn Ut)r*
madjers Sd)röber in ßxitrifc befinbet fidf) eine Urne im ßfyarafter
ber Jöronjejeit unb eine barin gefunbene „Sdjjwanenfjalönabel".
9Jä()ereö über bie 2lrt ber ©rabftätte ift nidjt befannt geworben.
:J. 2)argun. 3n bem ©eljölj nafye bem 3ubenfird)t)of liegen
eine Slnjafyl niebriger fegeiförmiger ©raber, bie anfdfjeinenb ganj aus
Steinen aufgefd()icf)tet finb, äu&erlidE) nodf) wofjl erhalten. 9iadf)
9lnalogie ber a. a. 0., S. 7 oben angeführten ©räber t)on ©allentin
u. f. w. werben aud) bie oon SDargun t)ierf)in ju gälten fein.
4. Dobbin bei SDobbertin. 3n ben Pannen am -Jiorbenbe beö
SPobbertiner Seeö unb bem weftlidf) bavan angrenjenben gelbe finb
betin Steinbrcd^en eine 9lnjaf)l Urnen gefunben. 2)iefelben ftanben
faft unmittelbar unter ber ©rboberflädEje unter Steinen unb in Steine
uerpaeft; mehrmals war eine alö SDedfcl über eine anbere geftülpt.
216
£err Sßräpofttuö ?ßlef$mann in ©obbcrtin Ijat einige SRefte beroabrt.
©ö ftnb breitaußgebaudtjte braune (Scfäßc, etroa roie bie non Soij;
einige oerjiert mit Sßerpenbifulär* ober fidj freujenben Strid&en.
5. geberoro bei SBaren. 3>n ber Sammlung beö £errn ©rb*
lanbmarfdjalls greiljerrn oon ÜWalfcon auf 33urg Sßenjlin befinben
ftd) eine Slnjaf)! Meiner Sronjen oon geberoro, bie einer ntdf)t näljer
bekannten ©rabftatte entflammen.
6. ©olbenboro bei SBittenburg. ©ie 3<rf)rb. 5B, S. 44 auf*
gejagten niebrigen ©rabljügel gehören ofjne 3roetfel ^icr^er unb
fdfjliefcen fiel) benen oon 9ieu*Stuer u. f. id. an.
7. ©ramnifc bei ^agenoiu. Stuf einem, bem Sdf)uljen 9iie-
mann gehörigen gelbe norböftltdE) oom ©orfe an bem SBege non
£obbin naclj $ätoro, etroaö füblidE) oon ber ©teile, roo ein gelbroeg
oon ©ramnife auö biefen trifft, ftnb 1892 unb 1893 beim Stein*
brechen eine Stnjafjl Urnen gefunben, aber nidtjt beroafjrt. 3<$ ^öbe
im 3M 1893 bie Stelle befudf)t unb mehrere Sonbierungögräben
jieljen laffen. ©ie Steigerungen lagen etroa 30 cm unter ber Ober*
fläd)e. @ö roaren fet)r bebeutenbe Sdf)id)tungen, jum SEfjeil Slöcfe
oon 60 cm ©urd&meffer ; bie Urnen Ratten in Steinplatten ein*
gefdjloffen geftanben. ©efunben roaren an bie 100, aber alle jerftört ;
an SWetaHbeigaben ift nur ein StüdE 33ronje beobachtet. SDic Urnen
waren groß, topfartig, jum £t)etl mit flüchtigen Strichen nerjiert.
2Ilfo ein echtes Umenfelb in ber 3lrt beö oon Stubbenborf unb fe^r
roaljrfcljeinlidf) auclj berfelben 3 e ü angefyörig.
8. &allalit bei Äircfc®rubenf)agen. SInfang ber 80er 3^re
ftnb mehrere niebrige @rbf)ügel entfernt, in benen ftdE) in ber 3Ättte
Steinfegungen mit Urnen befanben. ©te Urnen roaren grofc, baudfjig,
gleid) ber oben S. 196 abgebilbeten, unb jum Styü mit anberen
planeren Urnen jugeberft. 3n ber einen foH ein 33ronjeboldfj gefunben
roorben fein.
9. 3<*bel bei SJtoldfjon). 9ln bem Kanal jroifcljen Äölpin* unb
gleefenfee liegt jroifd&en fumpfigen Sßiefen eine fanbige (Srfjöfjung,
auf ber jafjlreidjje &ügel ftdjtbar finb. ©ie formen ftnb ungleich;
einige mögen natürliche ©ünen fein, bei anberen ift bie Äegelform
unoerfennbar. 2Iud(j ftnb burdjj prtoate Ausgrabungen benfelben
bronjene Sanierter entnommen, ©inige im Sd&rceriner SKufeum
beftnblid^e 93ronjen aus 3abel ofyne roeitere gunbangaben (oergl.
Sa^rb. 13, S. 375) mögen audE) oon tjier flammen, ©ie ganje
Stelle Ijeifet in ber ©egenb ber „£eibenfirdE)f)of," unb man fudfjt bort
ben in einem golbenen Sarge beigefefcten „§eibenfönig." ©ie gorm
unb Sage ber ©räber erinnert an bie ©rabfelber jüngerer Sronjejeit
oon ©obbin bei Rraforo, Älinf, Sllt-Sd^roerin, Suforo, bie alle nid&t
217
weit entfernt liegen, aber audj Stefcon). Sfteu unb eigenartig ift nur,
baf$ biefes ©rabfelb eine Sanbftretfe einnimmt, bie früher ganj oon
Sßaffer umgeben geroefen fein muß, mir alfo Ijier ben intereffanten
gall einer bronjejeitlid&en „£obteninfel" beobad&ten fönnen.
10. Äargoro bei SBaren. 33eim abräumen eines Steinhagels
im 9lcfer ift im Sommer 1896 ein Urnenbegräbnijs gefunben. ©er,
roie es fdjeint, fünftlid&e £ügel mar 1 1 /* m f)od(j unb beftanb aus
Sties. 25ie Urne ftanb in ber Sftitte, in Steine oerpadft unb mit
einem SDedelfteine gefdfjüfet ; fte beftetjt aus grauem £ljon, ift 21 cm
i)od) unb oben 24 cm breit, ein einfach runblidjes ©efäfe mit leichter
9luöbaud)ung. @in jroeites (jerbrüdftes) ©efäjs bilbete rooljl btn
SDedfel. 3n ber Urne roaren jerbrannte Anoden, um einen ginger*
fnodjen faß ein SRing oon runbem SurdEjfdEjmtt unb ca. 1,30 cm
innerer SBeite. 3Me ©egenftänbe beftnben ftdf) im SScftfe bes &erm
9ieumann auf ßargoro, beffen ©efäHigfeit mir obigen gunbberidf)t
üerbanfen. SDa ftd(j nod(j mehrere &ügel auf bem gelbe beftnben,
fjaben mir auclj Ijier root)l eine größere SBegräbnijsftätte aor uns.
S)ie fdjon bur$ anbere gunbfteHen (Sietom, Sembjin, Älinf, geberoro,
3abcl) beroiefene ftarfe S3efiebelung ber Söarener ©egenb in ber
lungeren Sronjejeit erplt hiermit einen neuen 33eleg.
11. dreien bei Sübj. SDaS 3al)rb. 10, S. 278 oon SRitter
befdjriebene Kegelgrab gehört fjierfyer. ®S jeigte bie feltene (SrfdEjeinung,
baß in einer Steinfifte oberhalb bes UrbobenS eine größere Slnja^l
Urnen (jroei Meißen über einanber) ftclj fanben.
12. Seejen bei Sdjjroerin. 3n niebrigen Stein^ügeln finb eine
3Injaf)l fd&öner 93ronjen gefunben, meldte in bas a3ölIer*3Jtufeum in
^Berlin gelommen fmb, nämliclj: eine Sßincette, eine -Kabel mit
Ürümmung unb runblidfjem, mit SBurfeln oerfe^enen ßopfe = 3a^)rb. 51,
£afel II, gigur 10, ein Sfleffer = 3^rb. 51, STafcI VI, gigur 1,
aber unoerjiert unb befonbers ein ausgejeid&net fdf)önes SWeffer Don
ber a. a. D., S. 17 befprodtjenen, befonbers in Sdfjroeijer Pfahlbauten
vertretenen gorm. 3 U & en &°rt gegebenen -ftadpeifungen ift nodfj
ein gunb non £obbin (Frid. Franc, S. 54) ju rechnen, roo Jüngere
^ronjen, roafjrfdjeinliclj als -Jlad&beftattung, in einem $ügel mit älteren
jufammen fiel; fanben, unb von auswärts jefct ein intereffanter gunb
oon Sebbin (SBeft^riegniß), ben 31. ©oefce in btn SRacIjrid&ten
über 2)eutfd)e 2lltertl)umSfunbe 1895, S. 74 befprodfjen tjat. (gür
i>cejen ift bort Senjen gebrueft; ftiilom ift bas bei Stemberg ge*
legene [Frid. Franc, S. 130]; ber Melenjiner gunb im Schweriner
SMufcum ftammt aus SRefenjin in ber Sßriegnij}.) 25ie Sebbiner
$unbe erinnern fet)r j. 83. an bie üon Sulom, befonbers aud) burdf)
bie „SdE)adE)telurne" (oergl. 3aljrb. 13, S. 367).
218
13. aftolfeott) bei SDtaldfjin. Qwtx ücrfc^tcbcnartigc ©nippen
oon ©rabftätten: Kegelgräber mit Steinfiften unb flocke Erhebungen
mit ©teinfiften finb fd^on früher befannt geroorben (oergl. 3af)rb. 6 B,
©.136; 7B, ©. 22; 16, ©. 259). 3n ber ©ammlung beö &errn
©rblanbmarfd&aH oon äßalfcan auf 33urg ^enjlin befinben ftdj
einige Heine Sad&en aus ©räbern oon SMfeoro, barunter eine gibel
mit maffioer platte unb eine 3Sogelfigur aus £l)on, roofjl ein
Äinberfptcljeug ; ba& erfte 2M, ba$ ettoas berartigeß in 2Jief lenburg
befannt wirb, toät)renb es in ben fog. „Saufiger" ©rabern in
33ranbenburg, Sdjlejten u. f. to. ju ben getoöfjnltdtjen gunbftüdfen
geljört (oergl. Unbfct, baö erftc auftreten beö ©ifenö, £afel IX
u. f.) S. barüber bie 2Utfjäf)lung oon 3entf$, -JHeberlauf. 3Jiit*
Teilungen I, ©. 536; II, ©. 116; über bie jafjlreid&en fdfjlefU
fdjen gunbe berart oergl. Söfjnel in „SdE)leften8 SBorjeit in SBort
unb SBilb," 93b. VI (1896), ©. 462; aus Satern: £allftabt*
periobe III, 9taue a. a. D-, @. 35, gig. 84.
14. ^lüfcljoioer 3Tlü^le bei ©reoesmüfjlen. 93cim ©tetn*
brechen 1846 gefunben unb eingefanbt finb ein ©d&cermeffer unb
eine ^Sincette. 9iadf) einer 9)httljeilung bes £errn Selber Stnöfjöft
in SRutenbedf, beö ©ofjnes beö bamaligen ©d&enferö, waren bie ©rab*
ftätten niebrige, Jefet längft oerfd&iounbene ©teinfegel.
15. Sßofrent bei ©abebufdEj. 33ei ben Elften ber ©rofftergog*
lid^en ßommiffion jur ©Haltung ber Sanbesbenfmäfer befinben fiel)
einige Ijübfdje Saifd^eic^nungen mit ber Unterf djrif t : 3taf 1806, bar*
fteüenb niebrige, aus Steinen aufgefd&idjjtete £ügel bei ^ofrent, in
beren üDiitte ätoifd()en Steinplatten eine ober mehrere Urnen fielen.
Hauptmann Qirit tourbe oon bem ©roj^erjog griebridj grans I. Diel
mit 2luögrabungen beauftragt, beren Slefultate im Friderico-Fran-
cisceum befd&rieben ftnb. 2tltfac^cn oon ^ofrent finben ftd^ in ber
©rof$erjoglid()en Sammlung nid^t, alfo wirb bie Sfasbeute md)t groft
geroefen fein. SDaö ^Sofrenter ©rabfelb fcfyeint nodf) nidjt erfdfjöpft
ju fein; toenigftenö finb im 2)lai 1893 nadf) einer gefälligen 9Äit*
tljcilung beö £>errn §onn£ auf 5ßofrent „am ©onnenberge naf)e ber
gunfenfufjle auf ^Sofrenter Meierei" alte Urnen unb ©gerben ge*
funben. 9täf)ereö über bie gorm biefer ©räber unb ber Urnen ift
nid^t befannt geworben.
16. Sßoldjotoer §eibe bei Saage. 3iörbtid) oon ^oldjjotoer
£eibe in ber fflabetung ber SBege nad) SRibfenoto unb 2llt^oldf)oto
Hegt ein unbebauter, langgeftreefter £mgcl, ber fog. ©algenberg, ge*
Öörig ju ber £ufe beö ©rbpäc^tcrö 3. 33org warbt. §ier befinben
ftdj nad) gefälligen 5JHttf)eüungen ber Ferren Sßaflor 33 ei) er in
Saage unb Selber Äliefjm in ^Solcijoto jal)lreidje Steinlager, jum
219
Xijzxl aus feljr bcbcutcnbcn 33lödfen befteljenb, jtoifdfjen bcncn Urnen
mit Änod)en unb geringfügigen Seigaben flanben. ©rljalten ift nidjjts,
bod) fann nadf) ben oben angeführten Analogien (oergl. Sarenborf,
SJloIgom) bie 3moeifung in bie oon uns befprod&ene $ertobe feinem
3ioeifel unterliegen. SDaS gelb ift nodj jum großen Steile unberührt
unb oerbient eine genauere Unterfudfjung. 3n ber SBereinSfammlung
befinben fid) einige Heine Sronjen, bie im 3af)re 1836 oon -Keu^
^otdjoio eingeliefert finb (oergl. 3>af)rb. 2B, ©. 47); ob f)ier eine
ätenoedjfelung oon $ol$otoer §eibe unb ;Jteu*$olcfyoio oorliegt unb
biefe oon unferem ©rabpla&e ftammen, ift mdjt metjr ju beftimmen.
17. 5ßoltni6(ritterf$Qftfid5)Bcia»ami6. 3aljrb.51,2:afelII,12
ift eine bei ^ottnifc gefunbene fd&öne ©df)toanenI)alSnabel abgebilbet,
roeldje mit ber (Sammlung be3 roeilanb §errn oon SBofe auf SEeffenoto
in bie ©rojsljersoglidfje Sammlung gelangt ift. 3laä) fpäteren ©r*
funbigungen an Ort unb ©teile finb bei $oltnt& „fleine ©teinf)ügel"
in größerer SÄnjaljl weggeräumt unb babei Urnen mit Snfjalt ge*
funben. ©s Ijanbelt fid) alfo um niebrige ©räber im ©Ijarafter berer
oon 9teu-Stuer u. f. 10.
18. 9tel)berg bei Ärafoto. 3laä) Safirb. 6, ©. 70 follten fxd&
bei 9ief)berg oiele alte ©räber befinben, fobafc „bie gelbmarf faft
ganj nrie ein ©rabfetb erfcfyeint". ©tngefanbt finb fpäter eine Heine
.ftenfelurnc unb ein „©djeermeffer", ofyne wetteren §unbberid)t (oergl.
3>af)rb. 18, ©. 253). ©ef)r toaljrfcfyeinlicJj bitten audE) in biefem
^alle niebrige ©rb* ober ©tetnfyügel bie ©rabftätte.
19. $ard)entin bei ©taoen^agen. SRadj 3af)rb. 10, ©. 286
rourbe Ijter „gegen 1840 beim SDiergelgraben in einer Meinen Stein*
fifte jtotfdjen ben ©ererben einer jertrümmerten Urne" ein Keines
bronsencö Sßferbebilb gefunben. 2BaIjrfd)einlid) ift bamals ein Urnen*
fclb jerftört. SDaS t)ödjft primitioe ^ferbebilb ift bie einjige bilblid&e
£>arfteltung aus ber SBronsejeit geblieben, bie nrir beftgen unb bie
nrir nunmeljr beftimmter ber Jüngeren Sronjejeit juredfjnen fönnen.
^iferbcbilber fmb fonft auf unferem ©ebiete aus biefer Qzxt nidfjt
befannt, aber bie SBerroanbfdEjaft in ber gormengebung mit ben
üblidjen aSogelbilbern, toie j. 93. Unbfet, ©ifen V, 5, XIX, 9 liegt
auf ber £anb.
20. 2Bilbfuf)l bei 9tobel. 2luf bem gelbe nafje ber Äambfer
Sdjetbe finb ettoa 1 ÜJleter tief im 93oben Urnen gefunben. ©galten
ift ein braunes ©efäfc oon jiemlicb breiter ©runbfläd&e mit gleich*
mä&ig in langfamer ©rtoeiterung auffteigenber SBanbung unb glattem
SHanbe; barin lag ein fleineö jterlidfoes ©efäfe mit flauen ©d&räg*
ferben; beibe befinben ftdfj im 33efife beö §errn ©i)mnafiallef)rer8
©truef in SBaren.
J220
9tlle in bem SBiöfjerigen erwähnten ©rabanlagen (40) jufammen*
gepellt, ergeben jidf) folgenbc ©ruppen:
I. ©rofeere fünftlid&e £ügel, meift „ Kegelgräber" : 3abel,
Äreten, 9Mfcoro (a), Sdjalife 4
II. kleinere fünftlicfye &ügel auö ©rbe ober Steinen:
©argun, ©olbenboro, ©rünenfjof, £aHalit, Jargon),
Seesen, Sßlüfd&oroer ^Oiüfjle, Sßofrent, ^oltnig, $Hef)berg,
Sembjin (a), Sietow, Spornifc, -JteusStuer ... 14
III. Steigerungen in natürlichen §ügeln: 33arenborf,
Subroigöluft, SSlotyow (b), sßold&oroer &eibe ... 4
IV. Steigerungen auf ebenem SCerrain unter bem Soben
(Urnenf eiber): 3>obbin, ©ame()l, ©ramnifc, Ärigforo,
Krufenljagen, ©r.4?aafd(), Soij, SJtöHenbetf, SieuterSljof,
Schwerin, Stubbenborf, Stordjjentin (?), Söilbfufjl,
SDemjtn (??) 14
Unbeftimmt: 33arnin, geberoro, Sembjin (l>), SBoej ... 4
Sä. 40
Stile gemeinfam Ijaben bie Seftattungöform (auöfdjliejslidj Seidfjen*
branb) unb bie Stuöftattung (bronjenes Äletngerätf)). Sluclj in ben
Urnenformen ift fein mefentlidjer Unterfdfjieb. SDurd&gefjenbe jeitlidje
Unterfdfjiebe laffen fidfj bisher nid^t mad&en, bodfj ift ©ifen mit einer
3luönal)me nur in ©nippe III unb IV beobad&tet, unb in IV ift
ber Uebergang ju ber folgenben Sßeriobe (ältere ©ifenjeit, la Täne)
erfennbar.
II. Sepotfttttbe*
!• eSunb von 35root
(Äatolog-gfatmmer Br. 301—313.)
3>ult 1890 ftte& ber ©rbpäd)ter geljmerling in 33roof bei
SJübj beim 33eacfern feiner §ufe auf ein Sronjebecfen, in toeldfjem
eine 2lnsal)l Sronjegegenftänbe lagen. Sie gunbftette liegt 450 Stritt
Don bem ©efjöfte beö ginberö, 250 Sdjritt oon ber Gljauffee nadj
Sßlau, 4 Kilometer oon 2übj, 2 Kilometer oon Sroof entfernt.
2)er Soben ift leidet anfteigenb, fanbig unb trodfen. Steine ftnb
nidfjt gefunben ; bie Sadjen tagen frei im ©oben, ©er §unb ift burdjj
baö ©rofsfjerjogtidje 3Imt in Sübs eingeliefert unb bilbet feitbem einen
ber bebeutenbften ©efammtfunbe unjerer Sammlung. Sie Sßatina
ber Sronjen ift IjeU, glänjenb unb nidfjt tief, ©ö ftnb:
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I. Ein größeres Sjängebecfen (abgeb. beiftefjenb, 216b. 20).
2)er ftaibfugettge ftörpet jietjt fid) mit fdjarfem SRanbe nad) innen,
bann fegt, burd) ein runblidjes 33anb oer&unben, bet leidjt nad)
innen geneigte §als an; bie obere Sante biegt fid) ju einer fdjmalen
&ifl. 20- V.-
;)lanbleiftc nad) innen, lefctere ift burd)Iocljt; auf ber Äante flehen
Sinei Iängltdje gerabe §enfel. Saß Stücf ift beim ginben an ber
Stanbftädje bef<|äbigt, eine alte Verlegung ift buräj einen innen aufge=
Ii)tf]cten ©roniellumpen »erftebt; ebenfo ift an einer ©teile, roo ber
[djarfe Skudjranb anfegt, innen eine gröjjere Sötfjftelle (mehrere
Sdjirfjten über einanber) unb eine anbere an ber inneren Einbiegung
beö Stanbes. 2)as Snnere ift nad) bem ©uffe ntdjt abgepußt, bie
gffidje ift bafjer tiier raub,, fleine ©rfiöljungen unb ©ufjnäjjte finb
ftefjen geblieben. Unter ber einen 2ötb,|tette befinben fid) jroei Heine
lädier, bie roob,! ju einem tedjnifd»en 3">ecfe {bei ber Reparatur?)
eingefdjlanen finb-
Sie SUaa&e betragen: $ö()e bis jur 5lante 16 cm; §ö[)e bis jum
Slaudjranbe 4,75 cm; gö'fje beß £alfes 4 cm; breite ber GHnjiefiung
oom ?*audjranbe i cm, ber inneren Sinjietnmg 1,75 cm; Sänge ber
§cnfe( 4,75 cm; Deffnung ber £entel 0,75 cm, 0,80 om; ©urd)»
meficr ber oberen Oeffnung (incl. Einbiegung) 23 cm.
Sie runbe Stanbftädje ift «rjiert {f. umfte&enb 316b. 21) mit
einem fpig in Spiralen auslaufenden Tristelefl 1 ) aufi fünf neben=
'; Tofi buit geroüfintid) Sriquetnim genannte tfeicfien fo, ni(&t Jriffele
,yi benennen ift, ijat Dt»&aufen, 3eitfrfjr. f. Hn}nol., SBijM. lä8U, ©. 283
iiDerjcngeiib nodigewiefen.
ciiionbcrgcfeßtcn Stnten, umgeben uon einem gleichartigen Ornament'
banbe im <Sb,aratter befi „laufcnben £unbcs", fobcmn einem Sanfae
oon 2 jförmifl oer*
fdjlungenen Sinien,
roeldjes mir ber
.Rürje falber olä
2 'förmige SJßeSe
bejeic^nen motten,
bajioitrfjen fleirte
l =fÖrmige Ornas
inente. 3Xn biefe
runbe Stanbfladje
f fließen fidj bis jum
33auc|ranbe btetDt*
namentftreifen, ge»
trennt buri) fdjmale
Streifen mit ge=
muflerten ^ßunft*
oerjterungen. Sic
Streifen toieber*
fjolenbasDrnament
berStanbfläc&e:btr
erfte (unterfte) beö „laufenben §unbeä", bie beiben anberen ber 1 *
förmigen SBette. 2>er &al8 ift bebedt mit einem tnäanberartigen
Ornament, bod) aud) tjieu bie Gden gerunbet, in regelmäßigen 216«
ftänben unterbrochen burefj oerfdjiebenartige Sßerttfalftretfen, tbette
foldje, um bie fidj roellcnförmig bie fünf «inten Jjerumjiefjen, tfjeite
folcfje mit fleinen £albfreifen jur Seite. SDie Ornamente finb fräftig
unb tief, offenbar eingratriert
SBon ben §angebedcn unferer Sammlung finb mit ben bef eFjriebenen
in öejitEjimg ju (teilen bie non SübberSborf bei grieblanb unb JHoga
(Einbiegung natfj innen, aufflcljcnbcr ^enfelj ; in Scjieljung auf bas
Ornament baS Stütf Don ffiüffin, nieldjeä biefelbcn tiefgefdjnittenen
ßinien jrigl, tuäljrenb bie anberen ©jcmplare triel roeniger fräftige
Ornamente Ijabcn. 2(uö anberen Sänbern oergl. j. 93. über 3)änes
marE S. SÄölIet, Ordning of Dunmurk« Üldsager II, 388.
£a|j ber gormenunterfdjieb ber $cmgcbecfcn in ber £b>t einen
3eitunterfri)ieb cinfcfjtte^t, fjat 3KonteliuS nadigetuiefen (Om tids-
bestämmiug S. 23!) flgb.) Uufer Gjremplar getjört unjiueifelfjaft
ju ben iüngften in ber ganjen 3idlje. ©ö fäjliefjt fidj am engften
ben brei 3teubranbcnburgcr Pkfäfjen (im iDlufeuin oon 91eu(rrelifc,
abg. öaltifdje ©tubien II, SCafcl 4, gig. 4 — 6) an, oon benen bo.8
eine ebenfalls ben SUa'anber, ein tinberes boö Srierele« Ejat.
3ifl. 21.
3n biefcm ©efäge bcfanbtn ftd) alle übrigen ©egenftänbe, nämlirf):
2. gin Heinews £ängefafj, am SRanbe mefjrfadj belobigt.
2>ie ©runbform ift bicfelbe, wie beS erfien, jeigt aber einige roidjtige
2Ibu>cicfjungen: ber Saucfiranb ift nidjt fdjarf, fonbern abgeninbet;
bic ftante ift fdjarf unb biegt nicftt ein; §enfel festen, bafür finben
fidj (änglidje, redjterfigc einfdmitte unter ber flante. Sie ÜHaafje
finb: Jjjölje y,5 cm, größter Umfang 62 cm, ,§öb> bis jum Saud)*
ranbe 0,4 cm, ©reite ber Stajieljutig l,l cm, §öb,e beß £alfes 2,5 cm,
£enfelöffnimgen 2,35 unb 0,5 cm, SDurdjmeffer 16,25 cm.
23efonbers auffallenb ift ber Unterfdjieb in bet Ornamentiernng
(f. beifieljenb, 316b. 22): Sie Stanbffädje bilbet eine runbe fnopf=
artige ßrlföljung uon
2,25 cm £)urcb> $g '■■
mener, öerjiert mit
einem ftretfe aus
[leinen fünften ;
bann folgen brei
ungleiche Streifen:
ber erfte mit bem
„laufenben £imb," T(\ i
ber juMite, getrennt ^V\?*^
burd) ein formales VV """■*-
SJanb mit Pannen;
nabelornament.auf=
geiöftc Spiralen,
bereu Gnben (piß
auslaufen unb mit
einteiligen S_eb,räg=
ftrirfjeln oerfcfjcn
finb, barunter ein gig. 22. '/».
"IMmtt ; ber bi'itte
Streifen urirb burdj jtuei aufgeljö^te ßinien mit ©djrägftridjeln
getrennt unb Ijat biejelbe breiigejogene Z=2BeUe, roie bas erfte Oefäfj,
aber mit fünften umfäumt. Ser &als tjat in ber ÜUitte unb am 2ln[a(;
aufgelebte Linien mit ScEjrägfttdjeln, ber nmlftige 33aud)ranb in gleid)=
mofjigcu 'Jlbfiiinbcn 1,5 cm lange Streifen mit üängsftridien. ®ie
VtiÜL'H ber eingraoierten Ornamente finb ganj jart, beftetjen meift aus
Drei 'l-amUeUinien unb werben oon parallelgefienbeit^unftlinien begleitet.
i<erglid)en mit bem erflen ©efäfje, fteHt biefeß jroeite offenbar
eine altere Stufe bat: bie fdjärferen Tanten, ber SHangef an auf=
getjbljten Wuien fennäeidjuen bie Siadjabmung getriebener ©efäfce.
Xao Crnament ift bei 1 reines glädtenornament geworben unb rovrb
tiefer unb fräfitger geftaltet, luatjrenb bei 2 bie SBeHenfinien u. f. ro.
224
feljr jart befjanbelt finb unb bic aufgelösten Sinien bominieren.
Seutlicl) ift bei 2 ju feljen, wie baö Dramen - Ornament auß ber
Sinie fiel) entwicfelt (oergl. audj 3af)rf>. 52, £af. I, 6b); bie
Drnamentierung oon 2 beruht nodf) burd&auß auf ber älteren SBronje*
jett (oergl. auc| ben ftemartigen 2IbfdE)luß ber Stanbfläcfje unb baö
„Sannenwebelbanb")/ wä^renb in 1 fdjon ganj neue SJiotioe, fo baß
für bie la Teilest fo wichtige £rißfeleß (auf ber ©tanbftädje)
unb ber SWäanber am £alfe auftreten.
Sleljnlid&e ©jemplare wie unfere 3lx. 2 oergl. aftonteliuß,
Antiquites suedoises, gig. 248 unb 251 ; auß SMlenburg baö
größere oon Sübberßborf bei -Jieuflofter. @ß ift ber £qpuß E oon
ajlonteliuß, ber (Om tidsbestämming, ©. 239 ff.) im ©anjen 130
befannt geworbene ©jemplare biefeß Stypuß aufjätjlt, wäfjrenb oon
bem oorigen ©jemplar (Stypuß F) nur 25 befannt waren, baoon
allein 5 auß ÜJteflenburg.
Ueber §ängegefäße im allgemeinen ift julegt in ben 3»a£)rb. 52,
<5. 8 gefprodjen. SDort fonnten aus aMlenburg*Sd&wertn nur oier
©jemplare unb ein gragment aufgejagt werben, mäfjrenb SMlenburg*
©trelifc allein adf)t geliefert f)at ; mit ben )öroof ern f ommen mir nun
auf fed)ß, oon benen bem älteften £t)puß (9Jtonteliuß D) nur ba& Heinere
oon Sübberßborf, bem folgenben (SJtonteltuß E) außer bem Heineren
oon Sroof ba& größere oon Sübberß*
gdCäH^ L^^a ^jfc borf, ba& oon Safeboio (bei*
fe'^^^^^^^^L ftetjenb nadf) 3a^rb. 14, 6. 320
^f ^ " ' " ~~ ^^ y abgebilbet, 2ibb. 23, f. aud& unten
^^^^. r .. ? -.-.-^.^^^^py @ # 228) unb ba% oon Düfftn, bem
~^r iüngften (3Jionteliuß F) nur baö
^^^^^^ größere oon S3roof angehören.
gig. 23. Vs. ©in erfennbarer jettlidEjer Untere
fd&ieb finbet jwifcfyen ben legten
beiben %t)ptn nid^t ftatt. SDen 3 rae * betreff enb werben biefe §änge*
bedfen, ebenfo wie bie „©d&mudfbofen" ber älteren bronjejeitlid&en
^Jerioben, auß benen fie fid) entwickelt fjaben, jur ^Aufbewahrung oon
Äoftbarfeiten gebient Ijaben. SDie grage itjrer £ er fünft wirb ge*
legentlidfj immer wieber berührt, trofebem eß für feinen aud& nur
oberflächlichen Äenner ber bronjesettlidjen ©ntwidfelung in ben oer*
fdfjiebenen Sänbern jweifetyaft fein fann, ba^ß fte burdtjauß ber
norbifc^en Sronjejeit angehören, nid)t nur bur<$ i^re gormenfprad&e,
fonbern aud) if)re Verbreitung. 2)a bie betreffenden Stußfütjrungen
beß beften Rennerß ber europäifdfjen Sronjejeit, SKonteliuß, in ber
beutfd&en Sitteratur nid&t bie gebüfjrenbe 33erüdfftd^tigung gefunben
Ijaben, fei f)ier auf beffen 3lufjä^lung a. a. D., ©. 239 tjingewiefen,
225
quo ber f)eroorgel)t, ba& auf 136 in bcn brci norbifdjen SRetdfjen ge*
funbcnc Setfen nom £npuö D, E, F für ganj SeutfdEjlanb nur 52
fommen, roäfjrenb aufeerbem nur ein ©jcmplar (in ber Sd&roeij,
^faf)tbau Don ßorceletteö, f. 2Konteliuö, Mänadsblad 1879, S. 141)
ju Sage getreten ift, offenbar ein uerfprengteö Stücf. 3n ©eutfdf)*
lanb ift baö füblidjfte bei $ranfenf)aufen, baß roeftltdfjfte bei SJtünfter
unb bas öftltdjfte bei Stargarb (Sommern) gefunben. 9lad) Süboften
gefyeu fie über Serlin nidjt Ijinauß; bag tf)re füblid&ften Ausläufer
fid) in ber Stiftung ber ^Jrooinj Saufen beroegen, entfpridjt üötlig
bem alten ®ang ber §anbelöroege in ber Sronjejeit. Seit biefer
9lufjäI)Iung (1885) ftnb eine SÄnjafjl neuer Stücfe aufgefunben,
bie ©renjlinten aber baburdf) nid)t oerrürft. 25aß 33erbreitungögebiet
ift alfo baö ber norbifdjen Sronjejeit. -ftorbifd^ ift auefy bie gorm afß
eine (Snturitfelung ber auf ein nodj) engereß ©ebiet befdtjränften
„Sd)mucfbofen." Unb norbifdf) ift meineß @rad^tenö auefy bie Drnamentif.
SDieö ift ber beftrittenfte $unft. ©ine Ueberftdfjt über bie einfdjjlägigen
anotiue giebt 2ftonteliuß im Mänadsblad 1881, S. 17. Sei ben
Imngegefci&en fommen befonberß in §rage: ein Sogenornament, ber
„laufcnbc£unb", bie 2 ^förmige SBefle, ber 3Jiäanber unb ber Srad&en*
fopf. £)ie Crntfteljung beß Sogenornamentes auf bem älteren
£i)puö (ü) auß bem Sternenornament ber Sdfjmudfbofen ftellen bie
3lbbilbungen a. a. D., S. 43 — 57, überjeugenb bar; man braudjt
aber mir bie eine Sogenenbung roegjulaffen, um ju bem „laufenben
ftunbe" in ber gorm, mie fie Stöb. 62 5. SB. jeigt, ju fommen,
ein Uebergang, ben ein SBergleidf) ber beiben Sübberßborfer
©efä&e, 3af)rb. 52, £afel I, befonberö flarlegt. 9Iuß ber
Spirale ift btefeß Ornament auf norbifdjem Soben nidjjt entftanben
unb unterfdfjeibet fidfj baburd) non bem flaffifdjjen „laufenben £unbe",
ber unmittelbar aus ber Spirale entroiefett ift. (TOrjcenä, a. a. D.
S. 27 u. flgb.) 1 ) ®aß Spiralornament gehört im Sorben
burdjauö ber älteren Sronjejeit an unb ift ber jüngeren
f remb. kompilierter ift bie ©ntfte^ung ber 2 förmigen SBeHe (nergl.
umftefycnbcö Setail 3lbb. 24 oon bem einen Sübberßborfer £änge*
beefen nad) 3al)rb. 14, S. 26). SJionteltuö fyat geglaubt, ein be*
fanntcö altorientalifcfyeö, bann in etrurifdfjen unb römifdfjen gunben
Ijäufigeö Ornament beß nerfd^lungenen Soppelfeilß (baö „glecfjtbanb"
f. 91. Siiegl, Stilfragen S. 87) jur Srflärung fjeranjiefjen ju follen;
er tjebt aber felbft fjeroor, bag feinerfei Sinbeglieber mit bem Sorben
vorliegen (a. a. D. S. 42). 34) glaube, bag bie 2 förmige SBelle
*. ;5ur Wcfcftic^tc ber Spiralornamentif öergl. 9*aue, 93roit5egeit in Dhev
batern, 3. 142 ff., aud) «. iRicgl, ©ttlfragen, S. 71 u. @. 135; 9lnb6l,
Jahresbericht ber ß. #. Unterrealfd&ule in @raj 1892.
^a^xhnd) bei 6er. f. tnefl. <0ef4 LXI 15
feljr Toot/l aus ben anberen
beiben SJlotioen ju erflären
ift, man braudjt nur ba8
Stogenornament ober ben
„laufenben §unb" in ber
gorm von ÜJlonteliuä, 2Ibb.
67 ober 74, fettlidj ju uer*
f Rieben, unb bie SBeUeift fertig,
Stucf) an bem ^olfletnif^en
©efäfie bei §agen, &ol*
.-^ .,. i .-„. fteinifdjc Ijängegefäjje, IV 1,
,. ^-^«£$Ä ift bicfcr Uebergang fe&r
''"-"" ',^-i^. >*=§&^ beutUd). Set bie ©ntftejjung
aber, nrie fte malle, auf [eben'
gaU ftnb 2*gBeu«t, unb
ebenfo bie jroei oorljer be=
fprodjenen, ber norbifdjen
Srongejeit eigentcjümlir^e Or=
namente, bie ftdj in biefer
$orm unb aSereinigung
nirgenbs n>ieberfmben.2lnberfl
ift efl mit ben beiben fol*
genben, bem 3Jläanber unb
bem 2)rac£)enornament. S)er
Sftäanber, entftanben auf
gried)ifcE)etn SBoben alfl „geo-
metrifcfje" ecftge Oeftaltung
ber Spirale, ift ju SSegiim
ber ©ifenjeit in Italien bort
übernommen unb roeiterge*
bilbet, refp. nerunftaltet (oergl.
3- Sab lau, Safieler gefc
fdjrift 1895, Seite 91 ff.);
ebenfo tritt er auf Urnen in
feallftabt unb in £atlftäbter
(Srfibern in fflaben auf (oergl.
SBagner, Hügelgräber u.
f. m-, STafeim, 8); ferner
auf (icitlidj meüeidjt etmaB
älteren) Urnen in ©djroeijer
Pfahlbauten (oergl. Ulrtifc,
Statalog ber 3üriajer Samtn*
227
hingen I, 1535). Seite Jmtfigruppen, bie Sdjroeijer unb bie .fraU«
ftöbter, Ijaben lebhafte 39ejietjungen ju ber noebifc^ett SSronjejeit (petgl.
nur bie SDteffer befl SpfaljlbaueB ftaumeffer, in i*m M* betreffenbe
Urne gefunben ift, mit ben 3aEjrb. 51, ®. 17 befprodjenen); unb
fo, ob mit Sdjroeijer, ob mit §aUftäbter Sadjen, bleibe oorläuftg bab,in<
geftellt, ift ber CDiäanber aud) in bie norbifdje SSronjejeit gefommen, aber
erft an ibrem ßnbe unb ofme e ' ne Weitere Söebeutung ju erhalten. Er
tritt nur an ben &ängebecfen j,üngfter gorm (£rjpufi F) auf unb ift quo)
ba burd) Siegung ber ScEen bem norbifdjen ©efd^mact fonform gemadjt.
3lef)nlid) ift es mit bem £racfjenornamertt. 2>ie Ornamentif
ber Sronjejeit im allgemeinen ift büblo»; erft auf ben £ängebetfen
befommen bie fid) umbiegenben Stnien gelegentlid) am @nbe einen
^Sunft, bann aufredjt ftetjenbe Stridjel; unb ber 2)radje mit Äamm
ift ba ; ganj aus ber Drnamentil fjerauSgelöft ju einem fetbftftänbigen
©ebilbe Ijat er fid) aber nirgenb«. (21m roeitgebenbften in gönnen,
roie an beifteEjenbem ©oben, SIbbitbung 25, bes Äeffel« oon SRoga
nad) 3abrb. 14, ©. 327).
9lucf) rjier glaube id) eine
Seeinffuffung bttrd) füblidje
Dmamentif annehmen ju
bürf en : ber norbifdjc Srarfje ift
ber umgejiattete (djimmmenbe
ftaUfiabiDogel 1 ), urie er in
iltetlenburg j. 39. auf ben
STrageimern rton ©tanjin
(3ai)rb.47,3:afetVI,gig.ll)
auftritt. 3Iuf bas oenoanbte
Sdjiffäornament gelje id) Ijiet
ntcfjt ein, ba eö auf |>änge*
Ijecfen nidjt oortdmmt; ebenfo
ireiüg rote auf baö S3or>
fommeu ber &ängebea*en=
ornamentif auf anberen edjt
norbi(d)en CSeratfjcn, j. SB.
ÜJteffern, nieldje bie Vertreter einer füblidjen &errunft ber §änge*
gefä'Eic fonfequenterroeife aud) als Import bejeidjnen mü&ten.') Sffiir
') SiTjil. bnriibcr Abtritt, bie Steriuenbiina bei: Sbiergeftalt in ber
»riiliift. m imft in ben SOtittJjeiimtflen ber nttrfjrojj. ®(f. in Sien, XXII (18B2),
£. 111; nudj Haue, !|JraIjtfr. Blätter 1891, (III) S. 21.
') H*i'rfll. j. B. ben frfjönen ftunb Don ftaterboro bei 3iuppin im Berliner
äJtujeum für SJältertuiibe, reo bie Sjäitoebctfeiiornameitte fttft auf einem önlö'
rinne, luie unten Sir. 7. unb einer 3tbe[ mit aeroöl&ter platte finben; ferner bie
Himibmmttenbnnif(fjeii3Jteffermitäri3i*lel, »rarten unb Skiffen j. 8. bei oon
ben Steinen, 'JJräfj. 'Stilen unb Crnamentt S. 36. S. and) unten ®. 281.
16*
228
fcifl. 26.
polten bie befprodjene Dmamentif für eine auf norbifdjem Sobet
iiberroicgenb aus alten emfjetmifdjcn gormen, aber unter betn (Sinftuf
füblidjer, ipejietl ungarifcber unb £aUftäbter äUotioc eittmicfelle.
3. ©ine glocfenfärmige „&anbb,abe" (abg. beiftebenb, 3Ibb. 26), barir
ein T=förmiger unb ein redjtecfiger „©tut)!". &ölje 6 cm, £öb,e bei
©pijje 1 cm, ämrdjmeffer 9 cm
3)ic Ornamente befielen aus einei
Jiet^c con in @u(j Ijerae (teiltet
concentrifdjen Äreifen mit fünfter
unb einer SReitj« 5ßunfterIjiJt|ungen.
bajroifdjen geflrid)e(te öänbet; bti
■Spifee Ijat tjorijontate Enterbungen
3>er 3'wtf biefer „|ianb|aben" ifi
viel umftritten; ba i'ie fafi ftets mi
ben £>ängebeden jufarmnen gefunber
roerben, glaube id) bod), bafj ft<
als ©riffe gebient Ijaben. ©onberbat
ift allerbings, baß Ijier roie audj
Jonft bieOmamentierung ber $anb>
Ijaben nidit biefelbe ift roie bie ber mit itjnen gefunbenen Seifen.
&ocfi fommt bie iiorltegcnbe SJerjterung audj fünft auf ^angebetfen
»or,oergl.beiftef)enb(3[bb.27)benSoben
beö (nidjt in ben ©äjroeriner ©amtn=
fangen befitiblidjen) Exemplars oon
SBafeboro, ferner S. STOß Her n. a.D.,
"3h. 389 ; SDttftorf a. a. D., giß. 351,
mit einer £anbb,abe in ber Drna*
mentatioiiunfereSjirieiten§ängebeifena;
biefelben Ornamente auf einer gibet
mit gewölbter platte u. Sudjroatb,
3a6,rt. 5i, VIII.
4. &ine f leine Schale aus
Sronäebledj, (abg. beifteb. 3lbfe. 28)
getrieben, faft ganj o|ne Patina,
am 'üoitn befdjäbigt. 2>er $enfd
ift mit länglichen Streifen be*
feftigt. £51« 6 cm, 35urd)meFfer
1 1,5 cm. Sediert mit brei Dietljen
concenirifdjer Streife mit3JhtteIpuntt,
bajiniidjen ^unttreiljen.
3)te Sc&ale t)at alfo biefelben Ornamente roie bie §anbb,abe, aber
bei jener finb fie gegoffen, f)ier getrieben. ®afj in ber jüngeren löronie*
^■ig. :"«.
229
jeit ein ftarfcr Smport getriebener 33ronjegerätb,e aus bem ©ebiete
ber §aI[fiablperiobe ftöttgefunben Ijat, ift betannt (ucrgl . u. a.
3n!jrü. 47, ®. 288); unjiueifelfjaft audj, bag biefe füblidjen ©ronjen
im Sorben in ber bj« beimifdjcn Stedjnu* (bem ©uft) nadjgebilbet
finb. Gfi bürfte aber roenig Söeifpiele geben, wo fo offenfunbig, roie
in «nferem §aüe, Sßorbiib unb 91ad)bilbuna. neben einonber gefunben finb.
fadenförmige SBronjefdiaten finb nud) fonft gefunben, aber abs
lueidjenb in ben sWjierungen ; fo auf na()e benachbarten gunbpIäBen
bei Seinen (»ergl. beiftefjenbe 3lbb. 29 nadj 3a^rb. 10, 6. 283),
BiB- 29 -
33afeboiu unb RI.ȣufow (nergl. Sfabrb. 35, S. 135} in gunben,
bcren jeitlidje 3 uf ammcnge ^ 6r ig f cit mit bem unferen fidjer ift. SBergl.
ju ben 3al)rb. 47, S. 290 gegebenen 9lad)roeifen D. ÜRerlinS in
edjtefiens Storjeit in äBort unb 33ilb, 1896 (VI).
5. unb 6. 3roei Spiral; Slrmbänb er auä iöronjebraljt t>on
39 SBinbungen, nodj ftarl febernb; äufammengebrütft 16,5 cm fang,
auf ber einen Seite 8, ber anbern 6,5 cm breit. 35er 39ronjebrafjt
ift au ben Enben runb unb glatt, nad) ber SOlUte ju mit fdjarfem
Slufjeiigrat ; an ben ©nben ift ber Sraljt ju einer Defe juritcfgebogen.
•J[et)nlid]c Armringe finb in ber Sronjejett nidjt feiten, oergl.
für Sdnueben ÜJlonteüuft a. a. 0., gig. 234;
für SJä'nemarl S. SttüUer a. a. O., gig. 55; für <^r~
Sd)teömig=£oIftein 3Weftorf a. a.D., gig. 323.
2Iber ßjemplare mm ber oortrefflidjen Ermattung
unb ungefjeuerlidjen ©rofje ber unferen fielen oieU
kid)t einsig ba. 2>n ben Sdjroeriner Sammlungen
ftnb bie näd)ftftebenben bie aus ben SDIoorfunben
uon yübberöbnrf bei griebianb (oergl. betftefjcnbe
Slbbilbung 30 nad) 3a(jrb. 14, S. 332), SRebentin,
iDteteln unb 33arneforo; ferner ein bisher nid)t giß. 30.
230 •
publicierteö, roeld&eö 1894 al« Scljenfung beö §errn 2lrd)üecten
S^ormann in Sßismar in bic @rof#erjogltd)e Sammlung gcfommcn
ift; näfjereß über bic gunboerfjältniffe biefes ©jcmplarß ift nidjt
befannt geworben, bodf) roirb ber gunbort in ber ©egenb oon
SBiömar liegen.
7. ®in fcalsring 1 ) (abgebitbet beiftefjenb 2Ibb. 31.). SDer
9teif ift runb unb mit gleid&laufenben Sd&rägferben nerjiert (imitierte
gfifl. 31. Vi.
£orfton) ; er verbreitert fidfj nor bem Sdjlufeftüdf ju einem tänglid&en
Doat unb fcpefjt in ineinanber faffenben fpifcen ©nben ab. Dh biefe,
rote in nerrcanbten ©remptaren, urfprünglidf) in Spiralen enbeten, bleibe
baljingefteüt. ©urdjmeffer 21 cm, Sidfe 1 cm, bau ooale SBanb
8 unb 3 cm. 2lm Sd)luf$ftücf eine rofje Reparatur. 25aö ouale
S3anb ift xtiä) oerjiert im ©efd&mad ber £ängebecfen mit bem „Sd&iffö*
Ornament" (oergl. bie 2lbbübung). Sfad; biefe 2lrt £alßrtnge ftnb
im (Sebiete ber norbifd&en SBronjefuItur nidfjt gerabe feiten: oergl.
aJtonteliuö a. a. D., gig. 230—232, S. Füller a. a. D., gig.
410, 411 unb Kordiske fortidsminder I, S. 21, SKeftorf a. a. D.,
gig. 276, 277. Sntereffant ift es, ba& fte in Sübbeutf erlaub fd&on
in einer älteren Sßeriobe ber SSrouäcscit auftreten (f. -Kaue, 33ronje*
jeit in Dberbaiern, S. 120). 9Iuö SDleflenburg roar biöljer nur ein
©jemplar befannt: baffelbe ift in 33raf)Iftorf in einem (Srabe ge*
funben (ein fettener gafl, inbem biefe SJinge fonft faft auöfdfjlief}lid&
Sftoor* unb ©rbfunben angehören), f. Sifdj), Frid. Franc, Stof. 10,
gig. 1 unb S^ert S. 55. SDod) ift jenes Stüdf unoerjiert; baö
unfere jeigt bagegen jene eigentbümlidje „fd&tffßornamentartige" 33er*
jierung, bie f)ier bisher nur auf einem SReffer (oon äfterjeröborf,
Sa^rb. 51, £afel II, gig. 2) befannt mar. 33erroanbt ftnb jtoei
l ) SBon Sinbenfdjmit, 9ütcrtl)ümer unferer I)eibuifci)eu SBorfleit, ©b. II
ju §cft III. 1, tüo audj unfere SJlcflenburger JJunbe abgebilbet ftnb, für
ftopfeierben erflärt; ebenfo Don s JJaue, $Bron3e5eit in SBaieru, 6. 120; bie
im Sorben gefunbeuen erflärt 3. 9ftüller a. a. £)., 8. 22 unjtoeifel^aft
mit SRcdjt für 4>al3ringe,
231
SRinge aus einem gunbe oon Storloff, bie, in einem ©tücf gefertigt,
btn 33erfdf)lu& als SSerjterung §aben (f. Stnbenfd&mit a. a. D.).
£)as „©cfyiffsomament" ift naf)e oenoanbt bem „Sßellenomament"
ber £ängebedfen unb im ©ebtefrber norbtfd&en Sronjejeit, befonberS
in Sdjlesioig;£olftein unb 2)änemarf, in biefer Sßeriobe ntd&t feiten;
oergl. SJionteliuS, Mänadsblad 1881, §tg. 104 unb befonberö
9Jieftorf, Sronjemeffer mit ftgürltd&en Darftellungen, ©.10 (aus
§olftein), o. »udjtoalb, 3af)rb. 51, £afel VI, 2 (aus ©trelife),
2tnbenfd)mit, 2lltertl)ümer unferer Ijetbntfdfjen 33orjett IT, m, 3
(auö oerfd)iebenen ©egenben). ©in ©jemplar, roie bas oon ?8xaf)U
ftorf, bilbet &agen a. a. D., £afel II, 3 ab aus bem gunbe oon
EronSfjagen, ber mit unferem Sroofer oiel Sle^nltdjfeit Ijat.
8. ©in geiounbener § als ring mit in ber 9Jiitte toedfjfelnber
£orfton, fyergefteßt aus einer oierfettigen Sronjeftange, bie an beiben
©nben ju einer Defe jurücf gebogen ift. 2)urd&mejfer 20 unb 18,5 cm,
größte £>idfe ber Stange 0,5 cm. SBortreff lid) erhalten, mit wenig Patina.
Sortierte 9ttnge mit umgebogener Defe ftnb bei uns mdfjt pufig ;
nrir fjaben gleite nur in bem großen 9tingfunb oon Submigsluft
(oergl. 3af)rb. 2B, S. 44), in bem 3ftoorfunb oon ©rofc * 35raton>
(oergl. 3al)rb. 54, S. 105) unb einem ©rabfunbe oon ©raboto.
häufiger ftnb bie glatten SRinge mit jurücfgebogener Defe, j. 33. in
bem $unbe oon 35ielift (oergl. 3at)rb. 52, ©. 5, too bie analogen
^unbe aufgejagt ftnb). ©in SDepotfunb aus Sßofen mit folgen
fingen ift baburcl) intereffant, bafe er eine -Kabel mit boppelfeitiger
Spirale, äfjnlidE) ber oon ©embjin (f. oben @. 212), enthält; f. 2tlbum
ber ^ofener ©efeßfcfyaft, £afel 15, gig. 1. $n S3ranDenburg : aus
einem Urnenfelbe 23ofj unb ©timming, $orgefd(jtd)tlicIje SÄlter*
tt)ümer II, 1; aus bem audj) fonft oenoanbten Sepotfunbe oon
Sd)ioad^eniüalbe (Kreis 9IrnSioalbe) im berliner SSolfermufeum. häufig
ftnb fie in Defterreid): f. 3K. 9Kud), 3JHttl). b. Ä. Ä. ©entralfommiffton
3. ©. b. 2). 2Sien 1888, S. 11, bei ber Sefprecljung bes mit unfern
£epotfunben oenoanbten gunbes oon @re^tn*@rabac in ber §erje*
goioina. 2ludE) in ber Sdjtoetj fommen fie in ber beginnenben
©tfenjett oor, f. £eierli, 9lnjeiger für ©df)toetjerifd&e 9lltert§ums*
funbe 1893, 1, 6. 9lef)nltclj gehören fie in Stallen, too fie läufig
ftnb, an bas ©nbe ber reinen Sronjejeit; f. ©^ierici bei 33efpred|jung
ber nrid&tigen ©räber oon SiSmantooa im Bullettino di palet-
nologia Italiana, VIII, ©. 5; unb baran anfd<efcenb ertlärt fte
ftelbtg, 2)as fjomerifcfye ©poS u. f. to., ©. 270 für btn bei §omer
in^fiiov genannten £alsfdfjmucf.
9. ©in geiounbener £alsring mit breimal toedjfelnber £orfton,
auö einer runöen Sronjeftange, beren ©ptfcen jurüdfgebogen finb unb
232
in cinanbcr greifen. 35urd&mejfer 16,5, gr. 2). 0,25 cm, ©rljattungfi*
juftanb n)ie oon 8.
S)iefe gorm ber {pateringe ift bie häufigere, ©ie tritt, aller*
bingö mdfjt mit roed^felnber £orfton, Jjfyon in ben ©räbern ber reifen
Sronjejeit auf, j. 53. Sßeccatel, SRudEjoro, griebricljfiru^e, audfj in
3ttoorfunben biefer Sßeriobe, j. 8. Sarnefoio unb Vogelfang; fd&öne,
bem unfern ganj gleiche ©jemplare Ijaben bie oenoanbten gunbe oon
9toga, Sübberßborf
bei grieblanb (bei*
fteljenb nadfj Safyxb.
14, S. 332 abge*
^ 39. bilbet, 2Ibb. 32) unb
9tutt)en. SBergl.
SDiontetiuS, o. a. D., gig. 227; S. SRüIier, a. a. D., gig. 102,
audE) £agcn, a. o. D., $afel II, 2, auö bem gunbe oon ftronöljagen.
10. Sie SKabel einer „platten"* ober „23riHen"*gibel, genau
gleich ber Saljrb. 54, fcafel n, gig. 7, abgebtlbeten, S. 103 be*
fprodjenen, auö bem gunbc oon ©r.*2)ratoto ; oergl. auclj ben gunb
oon ©dfjroennenj in Sßommern, 3Ibb. 5.
11. @in 3Doppel*Slnopf mit fladjen Scheiben, beren eine eine
fleine ©ptße fjat, toäfjrenb bie anbere glatt ift. S)urd^meffer 3 unb
1 cm. 9Ief}nlicI)e Änöpfe ftnb in bem ©ie&erfunbe oon £oljenborf
ßaljrb. 34, S. 223 ff.) gefunben.
12. 2)rei längliche Stüdfe S3ronjebledfj, oerjiert mit ein*
gefdf)lagenen S3ucfeln unb Sßunftltnten, jufammengebogen ju einer
länglichen, offenen SRö^re. Sänge 9,5 cm.
13. ©in £ot)lcelt, baß einjige -Kuggerätt) beö gunbeö, fräftig
unb ungeroöljnfict) fdE)ruer, mit Defe, ornamentalen SdEjaftlappen unb
einer punftartigen Grljityung bajrmfd&en; oljne SDiittelgrat. Sänge
13,5 cm, 2)urd)meffer ber Deffnung 4 unb 3 cm, SBreite ber Sd^neibe
5 cm, größte SHtfe (unter bem 9tanbe) 3,5 cm.
3n ber 9Iufjäf)lung Satjrb. 52, ®. 20 ff. f$ltefjt er ftd& am
meiften ben Selten oon 33arnefoto u. f. to., 3lx. 7 biß 10, an.
S)er gunb als ©anjes ift offenbar als Sepotfunb gu bejeid^nen;
er ift ber größte unb fd&önfte auf meflenburgtfdfjem Soben gefunbene.
S)er gunbort liegt in einer ©egenb, bie burd& berartige gunbe
befonberö auögejeicfynet ift (oergl. 3>a^rb. 52, S. 11 bzn gunb oon
Äarboio unb unten S. 233 ben oon Stejjoto). 3n ©Ijarafter unb
Seitlicher Stellung fcfyltejst er fid& am meiften ben 35epotfunben oon
SRoga unb Sübberöborf bei grieblanb, ferner ben ©iejjerfunben oon
@n>fc2)ratou> u. f. 10. an. 2luf$erf)alb 3Jteflcnburgß ftnb ju ben fdfjon
233
früher erwähnten Ijinjugetommen rcfp. neu publiciert befonberö jtoet
pommerfdbe gunbe: &oe!enborf bei ©reifen^agen (oergl. &. Sdju*
mann, ©tettiner ©ratulationöfd^rif 1 1894), ein ©iefeerf unb tm®&ara!ter
bes oon Stutzen, ber faft alle in unferen entfpredjenben gunben oereinjelt
oorfommenben Stypen oereinigt, unb Sdjioennenj bei Södfnij} (oergl.
Schumann in ber berliner 3citf$rift für (Senologie, 93er§anblungen
1894, S. 435), ebenfalls ein 35epotfunb mit einem frönen §änge*
beefen allerer gorm (Stypus D) unb entfpred&enbem Snoentar. Sluö
&olftein ein fdjöner gunb oon Äronäljagen bei Äiel, ber in baß
Hamburger SWufeum gefommen unb oon £a gen, 3<*l)rf>ud) ber &am*
burger loiffenfdfjaftlic&en 9tnftaHen, XII, S. 1 ff. oeröffentltd)t ift :
brei &ängegefä|e oom SEqpus E unb §als* unb Armringe, jum
£f)eü genau mit unferem Skooter gunbe übereinftimmenb.
z- Utoorfunb von Heuern),
($atalog<9himmer Br. 264, 265.)
2luf bem SDomanialpad&tgutc SRefcoto bei Sßlau tourbe beim
SCorffted^en ein 33ronjefunb gemalt unb 1890 an bie ©roiftcrjogltdje
Sammlung eingeliefert. SKäljereä über bie gunboerfjältmffe ift ntd&t
befannt geworben.
®S finb:
1. unb 2. 3roei fpiralige Armringe aus 2 cm breiten Streifen
mit 3JMttelgrat, an ben ®nben in Spiralen oon 4 cm 2)urdjmeffer aus*
laufenb. Äeine Sßatina. 2)aS eine ©jemplar l)at 3 1 /« SBinbungen
(bie eine Spirale ift abgebrochen), baö anbere 3 SBinbungen; bas
lefctere ift oerjiert mit etngefdjlagenen fünften, auf ber einen Seite
beö äflittelgrates gerablinig, auf ber anberen in ©retedfeform.
35iefe SRinge finb in Üföeflenburg feiten;
mir §aben jioei ©jemplare aus SdjtoaS*
borf bei ifteufalen, abgeb. Frid. Franc.
21, 5, unb jrcei aus Älinf bei SBaren (f. Stfcfc, 3at)rb. 19, S. 316),
beibcö feine SKoorfunbe.
Ueberljaupt fommen fie in bem ©ebiete ber norbifdjen Sronje*
jeit nur oeretnjelt oor. 3{jre £eimatf) liegt im Süboften, ioaf)r*
fd)einlid) in Ungarn. SSergl. barüber S. SMlter, bie norbtfd&e
Sronjejeit, S. 65, aud) 93ird)Oto, Äoban, S. 40. Ueber Deftreic|,
Wind) a. a. D., gig. 8 (Sdjafefunb oon ©ret)in*©rabac) unb Äunft*
l)iftori|d&er 2ltlas ber St. St. ©entralfommiffton, £afet 24, gig. 15, unb
234
eine 9Injat)l ©ürtel in bemfelben ß^arafter aus Ungarn; oereinjeft
aus lieber ^Defterrei^, g. £eger, aDttttf}. ber präbift. Äommtffton
ber St 9tfab. ber SBtff., SBien 1893, 93anb I, gig. 23 unb Wafy
weifungen, 6. 28. 3m ^Berliner aSölfermufeum liegt ein ©epotfunb
oon SidEjterfelbe, wo biefe Slrmfpiralen mit „SDiabemen" unb üanitn*
fpi&en gleidj btn obtn ©. 191 ermähnten gefunben finb. 3>n Sßom*
mern finb mehrere Stüdfe gefunben, j. 33. eins oermutfjlidfj bei
Srudfjbaufen (Äreiö Saafcig), wo ein großer 2)epotfunb oon Sronjen
alter gorm gemad&t ift, bodjj ift bie 3ugel)örtgfeit nidfjt fo fidler, baß
man weitere Sc^lüffe über bie rclatioe Chronologie ber SunbfiüdEe
baran fnüpfen bürfte (oergl. Sßommerfdje SÜionatö^efte 1892, <S. 17);
eins aus SBeftpreu&en f. Siffauer a. a. D. IV, S. 6, mit 9tac$*
weifen S. 12.
3. unb 4. 3wei ©piralcijlinber oon etwa 6 cm ©urdfjmeffer,
ber eine mit 14, ber anbere mit 8 1 /« SBinbungen; ber 2)rat)t ift
fiaä) oon unförmigem Querfdfjnitt unb 2 mm Stärfe. J)ie @nben
fdfjneiben gerabe ab. Äeine Patina. Sie gleiten feljr benen oon
SSielift unb ©r.*3)ratow (3abrb. 52, S. 4 unb 54, S. 106), too
weitere 2lnaloga angegeben finb; oergl. aueb &agen, a. a. D., II,
$ig. 2, auö bem gunbe oon itr onkogen, wtdjtig für bie relatioe 3*it*
beftimmung, unb gletd&e ©piralcqlinber mit Spiralenbungen aua
Sßofen im SÄlbum bcö Sßofener 3ttufeum 11, 1; aus Sßeftpreufjen
Siffauer a. a. D., 7, IV, gig. 7, jufammen mit einem Wem*
ring = 1. unb 2.
Sludfj ber oorliegenbe gunb ift offenbar als ©epotfunb auf jufaffen.
£of unb SDorf SRefcow finb feit 3>af)ren als ergiebige gunbftätten be*
fannt (oergl. Frid. Franc, ©. 56 [bei Stameroro]; 3af)rb. 3B,
©. 64; 5B, S. 64; 9, S. 381; 10, 6. 278; 11, 6. 384).
2lus jenen $unben gefjt fjeroor, bafe bei Damerom unb 9tefcoro jmei
©ruppen oon ©räbern ju fd&eiben finb: größere fegeiförmige mit
alten 93ronjen unb fleinere mit Steinüften unb jüngeren S3ronjen,
legiere alfo bem SWoorfunbe gleidjjeitig. Ueberfyaupt ift jene ©egenb
beß füblidjen SMlenburg unb ber angrenjenben $rigni& an bronje*
jeitlidf)en ©räbern befonbers retdfj: faft alle Stefcom benachbarten
Orte fjaben fold&e geliefert (©anjlin, ©amerow, SSietlübbe, Äarboto,
Sanbfrug, dreien). 2Rtt unferem $unbc erweitert fid) auclj baft
©ebiet, wo bie meiften unferer ©epotfunbe gemalt finb, etwas nadfj
©üben; ber nädjfte ift ber oon Äarbow (Safjrb. 52, S. 11), bann fommt
ber oon 93roof (oben <S. 220 ff.), weiterljin Siutfjen unb ©ranjin.
Stile biefe gunbe finb gleidfoeitig unb ergönjen fiel) gegenfeitig ju
einem oollen S3ilbe ber ard)äologifdf)en 33erf)ältmffe ber jüngeren
Sronjejeit.
235
III. (ginjelftsnbe*
fco^lcelte.
3af)rb. 52, S. 20 ift ein SBerjeid&ntfj ber brnnate befannten
£ol)lcelte gegeben, Seitbem ftnb eine 9Injal}t neuer Stütfe befannt
geworben, nämlidE):
1. 9Iuö bem gunbe oon 33roof (f. oben S. 232); baß
©jemplar roürbe in bem 93erjeidjni& nadf> 3tt. 9 (39arnefon>) ein?
jurei^en fein.
2. 35on -Keu?SteinI}orft betSWbnifc; auf bem gelbe gefunben
unb ber ©ro&fjerjoglid&en Sammlung gefd)enft non $errn ©rafen
31. Sernftorff auf Stnferöt)agen 1892. @ö ift ein Stütf oljne jebe
5ßatina, alf o roaljrf d&einlidfj auö einem Sftoore ftammenb. 2)aö Sd&aftlod)
ift runbltd), bavan ein Del)r, ber 9tanb nmlftarttg, barunter brei Sängö*
rippen mit fünften am @nbe. Sänge 7,5 cm, SDurdjmeffer beö Sd&aft?
lodfjeö 2,5 unb 2 cm, S3reite ber Sdfjnetbe 4,5 cm. 2)aö Stüdf erinnert
an btö a. a. D., £afel II, gig. 8 abgebilbete auö &agenon>, boclj
ift bie 35erjierung mit fünften neu; am ä^nlidfjften baö ©jemplar
oon üMjoro; einjuretyen a. a. D. nor -Kr. 19 (Sßoljoro). Äatalog?
Kummer L. I. E. 1 13.
3. 93on Upafjl bei ©reneömüljlen ; gefunben beim Stämme?
roben auf fumpfigem Terrain am Sd(mljenadfer unb ber ©roffterjog*
licfyen Sammlung gefdfjenft non §errn Se^rer 2)äbler in Upa^l 1894,
SDie Patina ift ganj leidet grünlidfj. 2)aö Sdjaftloclj ift runb, baran
ein Heines Det)r. Der SRanb fd&road) nmlftig ; barunter eine Sängö*
rippe mit jroet fcljräge nadfj unten gerichteten Seitenrippen. Sänge
7 cm, 2)urdE)meffer beö Sdfjaftlodjeö 2 cm, 33reite ber Sdfjnetbe 4,5 cm.
gaft genau bem a. a. D. II, §ig. 8 abgebilbeten gleidfjenb; einzureiben
bort nad) 3lx. 21 (£agenon>). Äatalog?5Rummer L. I.E. 1 14.
4. 35on SBittenförben bei Sd&roerin. ©efunben 1887 „im
SBalbe unter einem großen Steine." Patina grün, mehlig. SDte
gorm ift bie a. a. D. als Stypuö E. befdfjriebene mit De^r, oljne
Slbroeidfjung. Sänge 7,5 cm, ©urdjmejjer beö SdE)aftlodfjeö 2,5 cm,
breite ber Sdjneibe 3,25 cm. ©tnjuretyen a. a. D. naclj -Kr. 24
(Sternberg), bem eö genau gleist. Äatalog« Kummer L. I.E. 1 10.
5. $on ^ogrejs bei SBittenburg. Sfläljere gunboerfjältmffe ftnb
nidEjt befannt geworben; erroorben 1893. 2)un!elgrüne Sßatina; er?
galten nur bie Sd&neibe, fobafj bie ©runbform nidfjt me^r beftimmbar
ift. 5iatalog* Kummer Br. 356.
G. unb 7. 33on ©Ibena. Qwzi ©jemplare, gefunben unb
erworben 1889. 5)Satina hellgrün, glänjenb. 35ie §orm ift feljr
236
intereffant unb oon ber gerooljnlidjen abrceidjenb. Die ooale ®d)aft=
üffnung tft nad) innen gefdirocifi, ber JHanb ift Kein, baran anfttjenb
ein Deljr; bas eine Heinere Ejcemplar (oergt.
beifteljcnbe 9lbbi(bung 33) l)at unter bem JRanbe
jtoei ber Sdjaftöffmmg parallele ßrfiötmngen.
Sänge 8 refp. 6,5 cm, SDurdjmeffer ber Scfjaft«
Öffnung 4 unb 2,5 refp. 3 unb 2,5 cm, Steife
ber Sdjneibe 4,25 refp. 5 cm. RataIog*9cummer
L. I.E. 1 11 unb 12.
SDiefe $orm fommt auf bem ©ebiete ber
narbigen Sronjejeit nid)t oor unb tft, forocit
idj fe(|en lonn, aud» ber enifpredjenben fÜb«
beutfdien ^ßeriobe fremb. 2>ljre ©eimatb, ift
jroeifetloß Ungarn. 93ergl. 3. fiampel, 3Itter*
^ig. 33. V*. tfjümer bet SBronjejett in Ungarn, Sfofel 12
unb SEafel 120 ff., voo eine grofe 9trtjab,l folget
Seife auß ©efammtfunben abgebübet ftnb.
Ungarifdje Sronjen ftnb aud) fonft nad) aßeflenburg gebrungen.
Sie ©rofjljetjogltdje Sammlung befißt brei Sanierter bortiger §er*
fünft: 1. gefunben bet SSrüel, abgebübet Frid. Franc. 14, 4 (im
£ert mit bem fotgertben ocrtBcctjfelt) ; in Ungarn ift bie gönn fiäufig,
oergl. &el a. a. O-, SCafel 21 ff. unb 120, 1—3 aus einem Sdjafc*
funbe mit genau benfelben Selten, roeldje uns ju biefet Sefpredjung
oeranlaffen. 2. gefunben bei Doberan „neben bem ^rebiger[)aufe"
1798. SBergl. jjjampel a. a. D., SCafet 21 ff., einige mit genau bem»
fetben Ornament, j. 93. 25, 4 ; aud) 91, 9 — 12 aus einem ©efammt*
funbe. 3. unbekannten $unbortS, abgeb. Frid. Franc. 14,3, oon
berfelben gorm ™te 5Rr- 2. Ungarifd) ift fetner ber befannte &elm
oon Setjisborf bei SDobbertin, Satjrb. 2B, ©. 77 unb 3B, S. 77,
oergl. bie gnnbe bei .^ampcl a. a. O-, 33, 1 unb 2. SSeim
aud) biefe ungarifdjen gimbe auf unferem 33oben ßinjelfunbe finb,
fo fann bod) iljre Einreibung in unfere Sronjeseit nidjt jioeifeujaft
fein: bie ©ejictjungen ju Ungarn gebären in unfere jüngere
Söronjejeit. Ein §elm ber befprodjcnen 9Irt j. SB- ift in Ungarn
mit Sdjaten gefunben, bie ben unferen oon Sroof u. a. genau
gleichen, ba8 Ornament beö ©djroerteB oon 93riiel ift bem ber ßfinge*
becten natje oenuanbt u. f. m. Daraus ergiebt fid) eine ©Ieidjiettigleit
ber enifpredjenben gtntbe; ja nod) mefir eine Söenronbtfdjaft jroifcben
formen unb Ornamenten, welche bie ©leidjartigt'eit ber Snhoicrehing
ber SBronjeieit in ben »erfdjiebenen Sänbern beioetft.
237
Hinge.
!• „©bring" von Eaumgarten,
(Äatal09*9htmmer Gl. Ia, 5.)
Sei Saumgarten bei SBaren tourbe 9ftai 1895 ein golbener
SRing gefunben unb burdfj bie ©nabe Seiner königlichen §ot)eit
beö ©ro&fjerjogö für baö ©ro&tjerjoglidfje SKufeum erworben.
SDer 5Ring, abgeb. beifte^enb 2tbb. 34,
lag 1 Dfteter tief allein unb würbe beim
£erauögraben eines großen Steines,
neben bem er gelegen fyatte, gefunben.
©as betreffenbe Sldferftüd liegt tief unb
an einer SBiefe, toeber Urnenfdfjerben, 3*9- 34 - V«.
nod) Äof)ten ober Anoden u. bergl. finb
beobachtet, ©ö ift ein oortrefflid) erhaltener offener ©olbring oon
05,5 ©ramm ©etoicljt, faft ^albrunb oon etwa 6,25 cm 2)urdfjmeffer,
gebilbet aus einer ooalen Sronjeftange, bie naclj ben ©nben ju
bünner toirb unb in jtoei fd&alenförmige ©nben oon 1 cm 35ur<|*
meffer fdjlie&t; an bem fpifcen 6nbe ift er oerjiert mit fenfredE)ten
ßinferbungen, toeldje burcl) oier 5ßaare flauer mit Sdjrägftrid&eln
oerjierter Heiner @rt)ebungen unterbrochen toerben. Urfprünglicl) ^at
bie offene Sdjale iool)l jur Slufnafjme einer güHmaffe (Sernftein,
©laöemail ober bergl.) gebient.
S)ie ©d)ioeriner Sammlung befi&t noclj brei äljnliclje 9tinge:
1. oon SBooften (bei ©olbberg), gefunben 1850 unb befd&rteben
3af)rb. 16, S. 268, 75,5 ©ramm ferner, oon 7 unb 5,5 cm Durdjmeff er ;
2. oon 2BoI)lenf)agen (bei Sßiömar), gefunben um 1860 unter einem
Steine unb betrieben 3af)rb. 30, S. 142, 126,5 ©ramm ferner,
oon 7,25 unb 6 cm 2)urdj)mefjer ; 3. oon ©ranjin (bei Sübj), gefunben
1867 „neben einem großen Steine" unb befc&rieben Saljrb. 33,
S. 114, 103,5 ©ramm ferner, oon 7,5 unb 5 cm ©urdjmeffer.
3iuei anbere 9tinge finb nur burdj ÜRadjjbübungen refp. S3efd)retbungen
befannt, einer oon S3refegarb bei ©Ibena (3af)rb. 9, S. 383) unb
einer oon 3>üldf)enborf bei Sternberg (3>at)rb. 19, S. 314). S)ie
oier erhaltenen SRinge finb alfo ®injelfunbe, brei baoon finb an ober
unter einem Steine geborgen, tote oft bie Sd&afcfunbe ber 93ronjejeit.
£afe ©ranjin in jeneä ©ebiet geprt, roeldjeö bie reichten SDepot*
funbe gebraut fjat, ift fdfjon oben ©. 234 ermähnt; ber oon
^üldjeuborf ift in einer Steinfifte gefunben, alfo in einer ber jüngeren
Üronjejeit eigentümlichen SBeftattung. 9Iudfj abgefefjen baoon ift bie
jeitlidje Stellung biefer Sltnge unjtoetfetyaft, fie gehören in bie iunflere
238
Sronjcjett, fpegiefl SMontelius, Sßeriobe 5. 93ergl. barübcr DU-
Raufen in ber berliner 3eüförift für Senologie 1890, SBer^anblungen
S. 294; bort tft audf> baä 33erbreitungsgebtet angegeben: Hjre £aupt*
funbftätte ift SDcmemarf; in 2)eutfdjlanb finben fie ftdj) nur in
SBefipreu&en, Sßommern, Sranbenburg, 3Mlenburg unb ©djleönrig*
£olftein, ber füblid&fte gunb ift bei Sanböberg o. b. SBartfje gemalt.
(§s ift genau baö ©ebtet, in bem bie jüngere Sronjejeit ifyct
£auptentn)idfelung gefunben §at SOtan bejeid)net biefe 9ftnge ge*
tt)ö^nlid^ als „©tbringe", weil man in einer Sßeriobe t)orgefdjic$tiid&er
gorfdfjung, roeldje es mit d&ronologiftfjen Seftimmungen nod) weniger
genau naljm, eine S)arfteDung in alten norbtfdjen Sagen, nadfj meldjer
ber Sd&trörenbe einen auf bem 2Utar liegenben 9ting in bie £anb
nefjmen mufjte, auf biefe SRinge begießen ju bürfen glaubte. S)a mix
fjeute nriffen, bafc jroifdfjen biefen sagas unb bem ©ebraud) ber 9tinge
ein 3 e ^ raum son etwa 1700 Sauren liegt, muffen mir felbftoer*
ftänblidf) auf foldfje Deutung oerji^ten unb gebrauten ben tarnen
nur, weil er einmal ber f)er!ömmltc|e ift.
z. Hing von <Br,-ttle6ewege,
(Äatalog^ummer L II, U 2 b, bb 6.)
Sommer 1893 mürbe ättrifd&en ©r.^aJleberoege unb Äarlsljolje
bei Sdfjroerin etwa 250 2fteter oon ber ©f)aujfee auf bem SÄcfer frei
aufliegenb ein &anbring gefunben unb von §errn Hauptmann ©raf
33ernftorff ber ©ro^erjoglid^en Sammlung gefdfjenft. S)er SRing
befielt aus einer aus Sronjebledj gebogenen ellipttfdfjen 5Röfjre, bie
an ben @nben glatt abfdmeibet unb §at eine I)elle leiste Sßatina. SDer
2)urd&meffer beträgt 5,5 cm, bie Deffnung 1 refp. 0,75 cm. ©anj
gleiche SRinge ftnb mir fonft nid&t befannt. 2)ie geitlid^e Stellung
fann bem oorliegenben ©jemplar bafjer nur oermutljungsroeife juge*
fd&rieben werben ; ja, es lann jroeifelfjaft erf feinen, ob berfelbe überhaupt
ein 9Htertf)umöfunb ift.
239
VII.
m J/ttb brrm jlimig JMtthgrms.
«Oll
93ibtiotljefar Dr. 3Ü>, Jpöfmetfter in SRofiod.
iöur wenige 33ölfcrfd&aftcn ftnb eö, bie ftdj rühmen, als wy*^/
9Iutod)tljonen ober 2lborigincr berfelben SdjoQe entfproffen ju fein,
bie fxc in fjiftorifdjer 3 e ^ bauen; unenblidj oiel oerbreiteter finb bie
2Banberfagen. 2Bie 3lbraf)am aus Ur in ©fjalbäa nad) Sßalaftina
auöroanbert, feine 9lad)fommen nadj 9Iegi)pten überfiebeln unb nad)
mehreren 2Jlenfd)enaltern oon bort jurüdffe^renb ben bauernben 33efifc
beö Sanbeö erlangen, fo lagt bie Stömifdje ©tammeöfage ben 9lenea8
mit feinen Troern naä) Stößen fommen, fdjilbert uns bie lieber*
lieferung ber ©otfjen unb Sangobarben ben 2Beg, ber bie S3oroäter
oon ben Ruften ber norbtfdjen Speere biß ins fonnige 2Belfdf)lanb
geführt f)at. 3a felbft ber Sübfeemfulaner ermangelt nid)t ganj
gleidjgearteter Srjä^lungen, bie, ebenfo oon mgt^ologifd^en ©runb*
jügen außgefyenb, fdjlie&lidj jur beglaubigten ©efdjidjte Ijmüberleiten.
hieben biefen totrflidj als oolfötljümltd) }U bejeidjnenben lieber
(ieferungen — ob bie 9leneaöfage in i^rer fpateren Sfaöbtlbung nodj
baju ju rennen ift, mag ba^ingeftettt bleiben — madjt ftdj aber nod&
eine 5Heit)e oon SBanberfagen bemerfbar, bie, auf rein gelehrter @r*
ftnbung berut)enb, im ©egenfafc ju ben SSolfern römifdjer ©ippe unb
3unge bie einjelnen ©tämme ber ©ermanen nod) weiter, minbeftenö
btö auf 9llejanber ben ©ro&en unb bie unter feinem ©cepter jur
brüten 2Beltmonard)ie vereinten ©paaren jurüdfjufü^ren beftrebt ift.
33efannt ift Dtfribö 2ob ber granfen, baß biefe auö SKacebonien,
oon 3ltefanberö ©efdjledjt, abdämmen läfet, ferner SBibulinb oon
ßoroei), ber baffelbe oon ben ©adtfen berietet, unb ber Sobgefang
auf ben ^eiligen 9lnno oon Äoln, ber bie granlen als alte SBenoanbte
240
ber 9tömer aus ^roja felbft, bie Saiern auß 9lrmemen, bic Sdjmaben
auß einer fern über Sfteer Iiegenben &eimat£), bie ©ad&fen aber au«
3llejanberö §eer herleitet, ©enauereö nod) miffen bte Sadjfendjronif
unb ber ©ad)fenfpiegel ju erjagen: in biefem Reifet eß (93ud& 3,
9Irtifel 44):
Unse vorderen die her to lande qnamen unde die Doringe
verdreven, die hadden in Allexandres here gewesen, mit erer
helpe hadde he bedwungen al Asiam. Do Alexander starf,
do ne dorsten sie sik nicht to dun in'me lande durch des landes
hat, nnde seepeden mit drenh ändert kelen; die verdorren alle
up vier unde veftich. Der selven quamen achteine to Prutzen
nnde besäten dat; tvelve besäten Ruian; vier unde tvintich
quamen her to lande.
S)iefe ©teile, bie außfüfjrfid&fte, bie mir befannt geworben tft,
fdjcint ben 9luögangßpunft für bie fpätere gelehrte ©rbidjtung ju
bilben, burd) bie aud) für unfer 9Jo(f unb gürftenfyauß bie 33er*
binbung mit bem Sßeltreidj 3lleranberö fjcrgcftcllt werben follte. Site
Sinbeglieb jwifdjen bem Dfteflenburgifdjen gürftenfjaufe unb bem
großen 9Jlocebonier mußte ber Stierfopf beß SBappenß bienen, ber
auf ben 33ufepf)aloß jurücfgefüfjrt mürbe, bodj erft ber 3 C ^ &**
SBieberaufblüfjenö ber flafftfd)en 2HtertI)umßflubien war eß oorbeljaltett,
biefe ©ntbecftmg ju machen. 35er Sadjfenfpiegel unb ebenfo bte
©adjfendfjronif ftnb um 1230 entftanben, im 14. Satjrljunbert fdjrieb
©rnft von Ätrd)berg, ju ©nbe beö 15. SHbert ßran&. Öeibe beginnen
i^re ©efc^idjtßbarftellung mit ben Sad)fentriegen Karte beö ©roßen.
£rofe biefer löblichen SSorfid^t ift 3IIbert Äranfc nidjt ganj frei*
jufpredjen baoon, baß er inbireft btö Samenforn gelegt f)at ju bem
trügerifdjen gabelgemebe, weldjeß bann jwei 3a^rl)unberte lang bie
©efdjidjte SWeflenburgö unb beö SBcnbenlanbeß burdjwudjerte. §&r
$ran|} finb SBanbalen unb SBenben nur oerfcfyiebene formen beffelben
SBolfßnamenß, unb auf biefe SBcife erflärt fid) feine ber 1504 ju
SBtßmar gehaltenen fdjraungüoHen Seid^enrebc auf Jperjog Sftagnuö EL 1 )
eingeflodjtene 33efjauptung, er fei im ©tanbe, baö erlaudjte dürften*
§auß mit ben ftdjerften 33emeißmitteln taufenb 3al)re unb weiter
jurüdfjuoerfolgen, ja fd)on nor ß^rifti ©eburt, jur &\i alö in
5Rom bie gabier, 3lemilier unb ßornelier btüfjten, l)abe eö mit
ben Äönigen ber 2)änen unb @ad)fen um ben Vorrang gewettetfert
unb fyabe ben SRömern ben Uebergang über bie Elbe gewehrt. §ier
fegt nun SRifolauß 3Jlarf$alf ein, juerft, in ben Vitae Obotritarum,*)
l ) Wandalia lib. XIV, 33.
*) Westphalen, Monuinenta inedita II, 1501 — 1584.
S4l
nod) jögernb unb üorfid)tig mit bcm 33ufepf)aloß, bcm ©tierfopffcfyilb
unb bcm ©tierfopffyelm, bann berietet er in ber SRetmdjronif, 1 ) bog
bic Stönige ber Dbotriten abftammen oon 2Uejanber8 &eer unb ben
2lmajonen. Sei ben Kämpfen nad) SHejranberS £obe
... da flöhe solch Ungemach
Einer der Herren und fürchte die Räch
Der nahm mit sich eine grosse Schaar
Die wurden genant Obetriten fürwahr
Und kamen erst an diesen Ort
Ein Ochsenkoph ward ihr Schild do fort.
Den Ochsen mit der güldenen Crohn
Die Obotriten noch führen, der ist schon.
Co fdjeint, bag 2ttarfd)al! Ijier gerabe bie oben angeführte ©teile
beö Sad&fenfpiegels oorgefd&roebt §at, benn offenbar f)at er mit ben
2ßorten „und fürchte die Räch" bajfelbe fagen wollen, maß bort
auögebrürft ift „durch des landes hat".
3n btefer Bearbeitung fjat ber 9lnfüljrer nod) feinen -Kamen,
ebenfo ift bic ganje 3eit oor SKiftirooi Sißug nur burdj jmei -Kamen,
ben beö fagcnljaften SBiffimaruö unb ben beö Siabegaft, belebt, ©anj
anberö unterrichtet geigt ftd) aber SJtorfcfjalf in ben 1521 im 2)rudt
er)d)ienenen Annalium Herulorum et Vandalorum libri VII.
£ier ift alles flar. 35er £eerfüf)rer ber Obotriten fjeifct Anthyrius,
ein ^eruier auö fönigltdjem ©efd>led)t unb Ijat Symbulla, bie £odjter
beö ©ottjenfönigö, jur ©ema^lin. 33on feinen jeljn Söhnen folgt
ifjm Anävas, biefem Alimer unb fo in ununterbrochener Steige 25
red)t langlebige ©enerationen ^intereinanber, biß als 26. in ber SRetye
ber Dbotritenfönige S3illug bzn Uebergang jur urirflid) ^tftorifdjen
3cit bilbet. S3on jebem roeife 2ßarfdjalf irgenb etwas ju erjagen,
aus weldjem @efd)led)te feine ©emaf)lin ftammte, wiemel ©öfjne er
Ijinterliefc, wiemel 3at)re er regierte, wie unb wo er ftarb, lurj es
ift alles in fd)önfter Drbnung — nur leiber alles erbidjtet bis auf
bie tarnen, bie jiemlid) wa&llos bier unb bort jufammengerafft, tfjeil*
weife aud) wol)l frei erfunben finb. ©o ift gleich ber -Käme beö
Stammvaters Anthyrius aus Drofius entlehnt unb gef)t jurücf auf
ben aus £erobot befannten Sfyttjenfönig Idanthyrsos, 2 ) ber ben
^erferfönig 2)ariuS #r)ftaspis in bie pontifd)en ©teppen lodfte unb
'j WeHtphalen, Monumenta I, 565 ff.
'; beiläufig gefagt ein merfnmrbig jjermanifd) anflingenber 9i<
man benfe an ben 3arl Wngantgr ber &ritl)iofä'6age unb an bic $f}iU|
3atjrbuc$ be* Ber. f. meft. GJefä. LX1 16
242
fo jum fd)tnäf)lidf)en Sftücfjug jroang, Symbulla fdfjeint jurütfjugefjen
auf bcn §afen Symbol ium in ber Ärim, bie Ja fpäter jum ©otfjen*
reiche gehörte, ber s JJame ifjrcö 33ruberö Barvanus erinnert an ben
Sßernmn ber fßerfifc^en £elbenfagc, Anavas fonnte auf ben gürften
ber Äiffier im £eere beö Sergeä, Anaphes, ben Soljn beö Otanes /
jurücfgefjen. £cr öfter oorfommenbe -Käme SKfjabagafuö gebort
urfprünglidj bem bekannten, 405 tum Stiltdjo befiegten (Sotfjenfüljrer,
ben Drofiuö einen Sfytljen nennt, ift aber bann mit bem faft gleidj
flingenben SHabegaft suf ammengeworfen.
SDcr ^erjoglic^e SRatf) unb Vßrofeffor ber (Sefd&idfjte Dr. SWfoIauö
3)larfd)alf, ber in ber SBibmung beö eben befprodfjenen SBerfeö an
&erjog 4>einrid^ aufö feierlidjfte oerfidjert, er Ijabe nidjtö erjagt,
roaö er nid&t alö Slugenjeuge ober auö bzn guoerläffigfien -Kad&rtd&ten
erfahren fjabe, fanb balb gläubige s Jiad6betcr unb im ganjen 16. 3a$r*
^unbert finbet fid) nur eine Stimme beö 3meifelö, freiließ eine fe&r
geroid&tige, nämlid) bie beö 3lnbrcaö aOl^liuö, beö vertrauten Sftatljeö
ber §erjögc 3ol)ann 2llbred)t unb Ulrid), ber in ben ©inleitungfi*
roorten feiner (Genealogie jiüar jebem feine 3)lemung über aßarfdjalfd
®efdf)led)terfolge gern gönnen nrill, felbft aber mit Sttllfd&roeigen
barüber t;iniüCßgef)t unb mit bem 9. 3a fjrfyunbert beginnt. Sonft
fdjeint 2Karfd;alfö unb feiner üftadjfolger Autorität biö roeit über bie
Sltitte beö 17. 3al)rl)unbcrtö Ijinauö, befd^eibene 33ebenfen, urie jte
j. S3. bei Satomuö unb SDHcräliuö auftauten, auögenommen, un*
erfd&üttert feftgeftanben ju fjaben. SDen erften ernftlidjcn öffentlichen
Angriff auf feine praet)iftorifdje ©enealogic unternimmt 1677 $ßf)üipp
Sacob Spener 1 ), aufö Sdjonungölofefte jerpfiüdft 1680 ber Sßtömarfdje
Sürgermeifter ßafpar SBoigt in feinem $riefroed)fel mit bem Stoftodfer
Sßrofeffor 3>afob S)öbel 2 ) baö ganje Sxuggebilbe, aud) Sd&urfefleifd&
gefteljt ifjm nur für bie Qtit m $ 1218 ©laubumrbigfeit ju, aber
fogar 1750 fudfjt ber alte roürbige £auib granef roenigftenö t>on
2lntf)t)riuö felbft nod) ju retten, nmö ju retten ift — freittdfj bleibt
anä) bei ifjm nidjt meljr übrig alö eine ganj uerfeljlte Seutung beö
üftamenö. Später bürftc 3Intl)t)riuö in ber Sitteratur !aum anberö
alö fd&erjroeife genannt werben, fo etwa, wie üjn gritj SWeuter in
feiner „Urge|d)idE)te" erwähnt, ober alö Guriofum, wie ifjn §. Stube*
munb 1820 feinen „üßerflenburgif d)tn Sagen" einuerletbte.
Sei bem langbauernben Slnfefjen, beffen fidt> SDtarfdjalfö Fabeleien
unoerbienter Sßeife erfreuten, fanu eö nidjt Sßunber nehmen, bafc
fid) audf) bie Sichtung jener $z\t, bie lateinifd^e fowo^l wie bie
') Svlloge Genealogico-Historica S. 701/2.
a ) Westphalen, Mouumenta 1, S. 1515—1540.
243
beutfdfje, beö nid&t unbanfbaren Stoffes bcbient fjat. 3n bcr gelehrten
lateinifdjcn SDidEjtung roirb er freiließ meift nur gelegentlich geftreift,
in ber beutfdfjen fyat er roemgftenö jtoei felbftftänbige SMdjtungen
fyeroorgerufen, oon benen bie eine, ein nadfj bem SWufter beö SRafenben
Dtolanb in 24 ©efänge eingeteiltes, in beutfdjen 3llefanbrinern
getriebenes £elbengebid)t, roeldjeö ben 1615 in ßaaben in S3öf)tnen
geborenen, 1641 oerftorbenen poeta laureatus @liaö Sdfjebe jum
ißerfaffer ^atte, 1 ) fpurlos oerfd^oDen ift.
3lid)t ju lange nadfj Siebes £ob überfanbte ber 1612 ju
SBittcnburg geborene, 1651 als Äöniglid^ ©d)roebifd&er Stabtoogt
äu 33remen oerftorbene bamalige $ßrinjeninftructor am SDleMenburgifcfyen
£ofe £>einrid() Sangermann bem 2Jiitgliebe ber frudE)tbringenben @e*
fcllfd^aft Äarl ©uftau oon §itle, ber oiele 33ejief}ungen unb, roie es
fdfjeint, audf) 23efifc in SKellenburg Ijatte, gcroifferma&en als ©eitenftüdf
ju ber im 3af)re 1639 ber ©efellfdjaft von ÜKartin Dpifc überreizten
2luSgabe bes 2lnnoliebeS bie 2lbfcbrift einer „in gottjifcber Sd&rift"
gefdjriebenen, „oor etlidfjen Saljren in bem ©lofter Dobberan im
gürftcntljum SMlenburg, oon etlichen ÄQiferlidfjen ©olbaten, in einem
oermauerten Ijcimltc^cn Sdjjranfe rounberbarer SBeife gefunbenen"
£anbfdE)rift, lucld^e „bes 2lntf)t)ri, ber SBenben Äönig, uon meinem
bie £od)löbltcf)e |>erkoge ju SDteflenburg ifjren Urfprung genommen
unb gewonnen/' benfioürbigeö Soblieb enthielt, von bem einige
Strophen fytx eingefdEjaltet werben mögen, um oon $orm unb Sn*
()alt beä ©ebtctjtes eine 33orftellung ju geben. Um bas 93erftänbni§
ntdE)t unnötig ju erfdfjroeren, finb bie gar ju abfonberlid) ard^aifierenben
Sßorte in jefct gebräud&lidje gorm umgefefct.
1 . J)ie Sugenb Ijat fein 9taft, fie fcljlafet nit in Seiten,
Sonbern fie trinft S3lut:
SDaö fann man roaf)rUdfj fefjn, nrie fie einft Saaten träten,
SDer 3iecfen fjober 3ttutf),
Seit fie gefommen in bie ©d&ladfjten
Unb mannen roilben Siebermann
W\t iljrer ßampfrüftung umbradjten,
2Bie man nod) l>eute fet)en fann.
2. ©in ebler Äönig reid) in biefem Sanbe roare,
3>aS SBenbenlanb genannt:
S)ie aJlä^re lebet fort fo lange oiele 3>aljre,
So manchem S)ruib befannt.
Sein 9iame geiget fonft Sintere:
©r war ein gar getreuer 2ftann ;
') Westphalen, Moiiumenta I, praef. 27.
16*
244
@r füljrt mit 9tul)m fein SRitterjiere,
2Bic ifjrn modf)t roof)l anftafjn.
6. ©ein Sturmgeroanb mar fd&roarj, l)eQleud)tenb feine 33rünne;
2)er gute SRitteröfjerr
§att' ein gar ftarfeö Sdf)tlb, ba$ ifjn nidjt überroanbe
(Sin Stoufenb * Siitter * §eer.
@r trug bei fidfj ein Zünglein fleine
2)aö gab ifjm funfjig Scanner Stärf:
3m f)alf gar oft baö Äleinob reine,
2)aj3 er gewann gar mandfjeö Sßerf.
10. ©in Äönig auö @riedf>enlanb, ein Segen unoer jaget, l )
S)er Sttlejanber l)ie&,
•Kafjm U)n jum Jtriegeöpfanb unb fü^rt ü)n ^odfjgemutl) *)
3n feine Kriege mit,
9118 er baö Sieid) einnahm im 33iorgen.
S3ei it)tn mar er in greub unb Seib,
Sei if)tn ftanb er aus 3Jlü^ unb Sorgen,
Schlug mannen SRitter auf ber $atb\
SRacIj aUer^anb Srrfafjrten unb abenteuern mit SUttern unb
gabelroefen (©reifen) fef;rt er fcljliefjlidf) mit ber erfämpften ©attin
in baö jjeimifd&e SBerlenlanb jurüdf.
27. @r fam auf einem Stiel, befj Sdfjnabel mar ein ©reife:
3m Sdf)tlb ein Dd&fe roar.
@r baut oon feuern auf nadfj einer Bitten reife
@in Sd()loJ3, ^iefc SBüfcoro gar
Sftaclj feines ferneren SdjUbeö tarnen,
S)arauf baut er audfj 9fteflenburg:
ipernad) er feine Steife nafjme
9lad) SBerle unb baut eine 33urg.
29, 5. @r tjat baö roeite Sanb bedungen
33iö an bie SBeid^fel oon ber Gib :
Sein Sob roirb an ben &immel bringen
35on biefer Srben groß ©eroölb.
30. Sßon fym fo fommen fjer bie gürften biefer Sänber,
SDie fo beritfjmet fein:
©r ift roofjl Sobenöroertt) oon einem, ber be^enber
3m Singen mag erfcfjein'n.
Söir preifen willig unfre Ferren
®er SDruiben 33eifptel folgenb nad&.
*) unuerzeite.
2 ) hochgemeite.
345
2)er JttufjmeöJranj foll ftc geroäfjren,
SBic aller tapfren gelben ©adj\
93ei biefem ©ebidjt follen, erjä< von £ille nad(j Sangermannö
SJeridjt roeiter, „nodfj anbere unterbliebene Sieber oorfjanben fein, unter
welken bann aud) eines benfroürbxg ju lefen, roeld&eö non ben
tapferen gelben Slnauaö 33iftbert, ein 93arb nerf ertiget unb gefungen :
SBorauö bann erfjeHet, baß in alten 3eiten nid&t buref) ©efdE)idjt$*
fcljretbung, baoon ftc feine 2Biffenfd)aft gehabt, fonbern allein bloß
burclj §elbenlieber (Singung, ber großen Saaten unferer 33orfaf)rcn
ber SBelt t)on Slinbe ju Äinbe nuffenb gemadfjet unb uns frfnter*
Iaffen roorben." Ä. ®. oon Sq'xUz braute alfo bem Siebe unb bem
93erid(jte Sangermanns baö benfbar größte Vertrauen entgegen unb
natjtn beibeä in feine 1647 ju Nürnberg erfdjienene „2>er £eutfd|)e
Sßalmenbaum" betitelte Sobfd&rift oon ber £odjlöblid|)en grudfjtbringenben
©efeHfd&aft auf, oon roo es in bie 1668 oon ©eorg Jleumarf beforgte
neue Bearbeitung „3>er üfteu * Sproßenbe SEeutfd&e ^ßalmbaum. Ober
3luöfüf)riidE)er 5Beridf)t, 3Son ber §odf)löbttdfjen grud^tbringenben
©efellföaft" unb tfjeils bireft, tljeilft inbireft ooUftanbig in 93. Äinber*
inannö „2)eutfdfjen Sßoet" (Sßittenberg 1664), brudfjftüdfroeife in
ättorfjofö „Unterridfjt oon ber £eutfdf)en Sprache unb Sßoefie" (Äiel 1682;
2. Stuft, Sübecf 1700, S. 318—19; 3. SIufT., Sübecf 1718) in
btn „Parnassus Boicus" (9Jlündjen 1725), in ©ottfdfjebß „33er)träge",
14 Stüdf (Seipjig 1736), in üon 2Beftpf)alen§ „Monumenta inedita"
I (Seipjig 1739) unb in gr. ©tubemunbö „üfletflenburgifd£)e Sagen"
93b. 1 OJkrd&im 1819—23, 2. 2lufl. 1848) überging. Srofcbem
roar eö fdfjon längft oergeffen unb abgetan, bis in aßerneuefter
3eit ein merfroürbiger $unb nrieber bie 9tufmerffamfeit auf bas burdfj
bie 3lltertf)ümlid^feit feiner Strop^cnform, einer SBeiterbilbung bes
£übebranbstone3, burcl) bie gefugt ard&aifterenbe Sprache unb feine
angeblidje ^erfunft immerhin ^ntereffe erroeefenbe ©ebidfjt lenfte.
SBic fdf)on ermähnt, fyatte üon £tfle nidfjt bie Urfdjrift, fonbern nur
eine Stöfdjrift oorgelegen, bod& roar ausbrüdflidfj bemerft, bas Original
fei in gott)ifd(jer SdEjrift, alfo naclj bamaligcr 93ejei(f)nungSroeifc in
Sinnen gefdfjrieben, nodf) üorfjanben unb fönne auf Sßunfdj gejeigt
werben. Sflun enbetfte ber mit ber Drbnung bes reichhaltigen
2lr$iüö auf bem t). Dppen*Sd(jilbenfd(jen 9ttttergute §afelborf in ber
§olfteincr ©Ibmarfd) befepftigte £err Souis 93obe im 3af)re 1893
bafelbft jroei mit 9tunenfd(jrift bebeefte ^apierblätter, bie fidfj bei
näherer Unterfudjung als ber SCejt bes 3Intljt)riusliebeS fjerausfteflten.
•Jtod&bem bies erroiefen war, fanb fid£) audf) nod^ ein §eft, roeld^eö
einen 93erid^t über i>ie ^erfunft beö 9Jlanuffriptö, eine ^Übertragung
in geroö^nlid^e ©d^rift unb erläuternbe 93emerfungen baju enthielt,
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unb cd gelang bem befannten Sprad&forfdfjer Sßrof. ^ermann 2WöHer
in Äopenfjagen, ben Schreiber biefes §efteö mit größter SBo^rfc^einlid^«
feit in ber ^ßerfon 3oI)ann SRiftö, bes überaus fruchtbaren SDid^tcrß,
Äaiferlid&en &of>$ßfal3grafen unb Stifters bes SlkvSd&ioanensDrben«,
ber oon 1635—1667 ju SBebel an ber 6lbe, nur eine 3MIe oon
&afelborf entfernt, als Sßrebigcr tfjätig war, ju ermitteln. 3m S3eftfe
beö Rittergutes £afelborf war bamals feit 1494 bie gamilie oon
2lf)lefelb unb mit einem ber Ijeroorragenbften ©lieber biefer alten
unb jaf)lreidf)en gamilie, bem £önifd)en ©efjeimratf) 2>etleo oon 31.,
ber um 1640 ben Scfifc feiner ©üter angetreten §atte, ftonb Slifi
nad&ioeislidj in nafjem SBerfefjr. 1 ) 2>aä ^>eft ift oon berfelben §anb,
aber ju jroei roefentlid) oerfdfjiebenen 3*üen gefdjrieben, unb ber ältere
£f)eil ift für bie ©efdEjidjte bes uns befdjäftigenben Siebes oon
größter SBidjtigfeit. 3n Sonn einer ^orrebe an ben „©eneigten
Sefer", was bie Vermittlung nafye legt, baß bas ©anje jum 2)rudt
beftimmt war, berietet ber Schreiber, er Ijabe, als er oor jroei
3al)ren auf ber Steife nadj Hamburg über S>oberan gefommen fei,
bort ein wenig oerweilt, um bie SJeliquien unb alten ©rabftatten ber
roenbifd^en Könige unb gürften 511 befid^tigen. 2>abci Ijabe er au$
oon ©taub unb (Spinnengewebe bebeefte Blätter mit uralter Schrift
erblidft, oon benen er, ba fte bod) für feinen Üttenfdjjen oon 9tufeen
gewefen feien, einige Ijabe mitgeben Reißen. 2 ) Sann Ijabe er biefe
Sfätter unter feinen Paritäten forgfäftig aufbewahrt, bis er burdfr
bie SBefd&äftigung mit beö 3oljannc§ üJiagmtS @efd)id)te ber ftontge
ber ©otf)en unb Schweben entbeeft Ijabe, baß bie ©d&rift Shmen
barftelle, unb erfannt, ba^ bas ©anje ein aus ber Sarbarenjett
ftammenbes Sieb oon 2lntf)i)riuö, bem erften Sßenbenfönige, fei.
2>ies Ijabe ifjn angeregt, jene historia noLilis in mobernen Werfen
auSsuarbeiten unb ein ©ebidjt über bie £elbcntf)aten beS Slnt^t)riuÄ
ju oerfaffen. hierauf folgt nun eine 2lbfd)rift bes 9tunentejteö
unb bann bas Sieb, 30 acfjtjeilige Strophen, in bud)ftäblid()er Um*
fd&rift (translatio), baö oerfjeißene Crigtnalgebicijt (metaplirasis) feljlt
jebodj. 3ln biefe beiben SDofumente, bie Siunenfjanbfdjjrift unb baö
9tiftfd^e £eft, fnüpft nun s ^rof. Völler im 40. SBanbe ber »bfanb*
lungen ber Slöniglidjen ©efellfdjaft ber SBifjenfdjaften ju ©öttingen
eine Unterfud^ung über ba§> Sieb felbft, feine ©runblagen, bie Qtit
feiner 2lbfajfung unb feine Ueberlieferung an, bereu Stefultate Ijier furj
*) Bob£, Af Geheimeraad Ditlev Ahlefeldts nicmoirer etc., Kopen-
hagen 1895, e. 64 ff.
a ) „Nee ego mihi temporäre potui, quin paucas Chartas comites
viae adsciscerem. Videbam ouini nemini usui esse, sed inter aranearum
telas pulverulento situ consonescere."
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aufgeführt werben follen. 2)ie ©runblagen ftnb, tote fd&on ©ingangö
gezeigt tft, bei SDlarfdjalf 5U fud)en, als Ijauptfäd&lid&e Duelle Ijat
jebocf) ber 2)id)ter bie 1554 erfdjienene @efdE)idE)te ber Könige ber
©ot()cn unb Schweben twn 3>of)anneS Magnus benußt. 2)a in ber
14. Strophe ber £3au oon Sdjiffen „in ber Äureter Sanbe" erwöljnt
ift, fann bie 9(bfaffung nidf)t t>or 1563 erfolgt fein, in roeld&em 3>af)re
in SÖlemel ber 33au von 2 Skiffen für £crjog Sodann ällbredfjt
begonnen würbe. 9tun liegt jroar äflemel nid)t in Äurlanb, aber
fo bid)t an beffen ©renje, ba$ bie bem SBerfe bes 3of)anneS äflagnuö
beigegebene Äarte eö beutlidj) als ju ben „ßuretes" geljörenb erfd)einen
lä§t. Völler glaubt in ber ©rwäljnung biefes ©d^ifföbaueö audj
jugleid) einen 3 e ^P UI ^^ gefunben ju fyabm, oor weld&em bas ifieb
ober wenigftens biefe 14. Strophe gebidjtet ift, nämlid) bas 3a£}r 1571,
in meldjem „bie jmet) Ijerrlidjen fdjöne ©djiffe, in Preußen erbaut
unb mit Sßaaren nad) Siffabon abgefertiget, in ber SBieberreife, ju
unterfd)icbenen 3 c üen unb Dertf)ern, mit allen innefjabenben ©ütljern
untergegangen," ba nadf) biefem (Sreigniß bie 3lnfpielung auf ben
Sdjifföbau nur eine traurige ©rinnerung weden fonnte. SSer nun
ber 2)id;ter mar, magt SOlöHer nid&t ju entfdfjeiben, aber er meift
barauf f)in, baß 1. 51t beffen $t\t ©targarb ni$t fürftlid^e SReftbenj
gemefen fein fönne, ba er woljl 3Mlenburg unb SBerfe als Vertreter
dou Sdjwertn unb ©üftroro, aber nidf)t Stargarb erwöljnt, 2. baß
er uon anberen Drten nur SJüjjoro, unb jwar in erfter Sinie, nennt
unb am (ängften bei Sßerle verweilt. 2>arauS fdjlie&t er, baß ber
SJerfaffer nidjt im £erjogt£}um Schwerin, fonbern im £erjogtl)um
©üftrom ftd) auffielt, ba er fonft {ebenfalls nid)t unterlaffen Ijätte,
aud) SHoftocf unb SBiSmar ju ermahnen. 2)er Spraye nadE) ift ber
Jücrfaffcr jebenfalls fein Sftieberbeutfcfyer tum ©eburt; mel mefjr fpridjt
bafür, feine fteimatf) in 2ßeft*äflittelbeutfd)lanb ju fudfjen, unb
befonbers mel 2lnflönge fomoljl in Spraye wie in SRedjtfd&reibung
finben ftd) an s J?aul 2Miffus <Sd)ebe (geb. 1539 ju 5Mrid)ftabt
in granfen, geft. 1602 ju fteibelberg), bod) ift er twn nieberbeutfdfoen,
fpecteü mef(enburgtfd)en ßinflftffen nidf)t ganj unberührt geblieben.
ÜJJit bem ,,&elbenbud)", unb jwar mit einer 9tecenfion beffelben, bie
ber je^t in Bresben aufbewahrten, von Äafpar von ber 9töen für
öcrjog Jöaltöafar oon aMlenburg verfertigten £anbfd)rift fefjr natje
ftelrt, wenn fie nic^t mit il)r ibentifd) ift, jeigt ftd^ ber SÜerfaffer beö
aintljnrtuölicbefi fef)r üertraut. 3)a i?erjog Salt^afar 1473—1479
SWdjof üon Sdjwerin war unb als fofe^er feine SReftbenj in 1
t)ütte, fo wäre es immerhin möglid), baß fid^ bie &anbfc|rift 1
Der jiiiciten Hälfte beS 16. 3fal)t:öunbertS unb, wie gleid) ^injui
werben mag, auc^ nod) länger in 3iü|}ow befunben l)at, w
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einen Sfafentyalt beö £idf)terö in 33ü&oro einen weiteren SBaljr*
fd&einltdjfeitögrunb abgeben !ann.
3)ie Umfd&rift beö ©ebidfjteö in Stunen, bie für und nad) bem
oben 9Jtitgetf)eilten bie ältefte UcberlieferungsqueHe barfteHt, ift entfdjteben
fpäter erfolgt, unb jwar, rote 3Mler bartegt, erft nad) bem @r*
[feinen ber 2. (eigentlich 3.) Auflage uon beö 3of)anneö Sftagnuö
©ejdjjidfjte ber ©otljen unb ©dpeben, bie im Satire 1617 in ©trafj*
bürg ans Sidjt trat. 2)ieö ergiebt ftd) auö ben angeroenbeten SRunen*
jeicfyen, in benen ein in ber Sfüthcntafcl biefer 9luögabe oorfommenbcr
geiler getreu wicbcrljolt, einem anberen felbftftänbig, aber in fonjl
nid^t roieber oorfommenber SBeife abgeholfen wirb. 9lud& anberc
9iunenalpf)abete, wie baö uon $eter Sinbeberg (1591) unb baö non
3ol). Suraeuö (1599), mögen bem Schreiber befannt gemefen fein
unb barauf mag fid> bie Semerhmg in ber SSorrebe, er, ber Sdjreiber,
f)abe außer ben itjrn auö Soljanneö 9Jiagnuö befannten au<§ nodft
anbere, nidf)t baju paffenbe 3eidE)en in ber &anbfd)rift gefunben, auf«
einfache erflären. 93on biefem 9teidfjtf)um macf)t er benn auefc nad>
3Jtöglid)feit ©ebraudf) unb Völler bemüljt fidfj, eine gewiffe Siegel
bafür ju ftnben, roaö if)tn tljeilweife, j. S3. bei ben beiben gürmen
für t, gelungen ju fein fd&cint. 3m Uebrigen aber bürfte bod& ber
SSerfudE), für ben Slnfang beö 17. 3af)rl)unbertö einen Slnlauf ju
einer ftreng pljonetifdjen Sd&reibmeife feftjuftellen, nodf) auf ju
fdjwanfenbem ©rttnbe ftefjen. Slnbererfeitö bereitete bie Munenfdjjrift
wieber manche Sdf)wierigfeiten, n)ie j. SB bie Unmöglid&feit, ä (wenn
ntdf)t bafür e gefdfjrieben mürbe), ö unb ü uon a, o unb u ju unter*
Reiben; fo ftetjt ftatt beö offenbar abfid)tlidf) altertf)ümelnb gebrausten
diu ftetö du.
Soweit finb nur Sftößcrö überauö forgfältiger, nur infolge
äußerer Umftänbe (bie SDrudfe beö 17. 3>al)rf)unbertö famen erft
wäfjrcnb beö SDrutfeö ber 9lbl)anblung ju feiner ßenntniß) etwa«
unüberfidf)tlidf) geratener Unterfud&ung gefolgt, unb eö bleibt nun
nodf) übrig, ba^ für unö nndjtigfte Crnbergebniß barauö ju gießen.
ajJöHer felbft fprid)t fid^ bafür auö, baß bem SBerfaffer beö urfprüng*
liefen, feiner Meinung nad) etwa 1564 — 1571 entftanbenen ©ebid&tö
ber ©ebanfe einer 9Jh)fttfifation uötlig fern lag; fcfjwieriger ift bie
Sadf)e fdfjon bei bem Urljcber ber Umfdjreibung in SHunen, wenn man
biefe nidEjt für eine bloße Sdjreibübung anfel)cn will, jiemlidf) Har
liegt ber gaU aber bei benen, bie bem offenbar ganj Ijarmlofen u. ^iBe
baQ SDtonuffrtpt jur 33eröffentlid)ung in bie £uinbe gefpielt fjaben.
3uerft unb uor 9lllem muß bie SSerfdjiebenfjett in ben Singaben über
bie 3^it unb bie Umftänbe ber 9luffinbung beö ©cbtdEjteö bei ber Sin*
ftimmigfett über ben Ort auffallen. SDer SBerfajfer ber oben angeführten
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93orrebe fagt, er f)abe bic $anbfdfjrift unter ©taub unb 3ftober in ber
SDoberaner Äirdf)e, bie er befugte, um bie ©räber ber alten roenbifdjen
Könige in 2lugenfd)ein ju neunten, aufgefunben unb etmaß banon mit
genommen. SRift ift im ©ommer * ©emefter 1620 als SWinorenner
(er mar gerabe 13 3at)re alt) mit feinem ©ruber Valentin, aller*
bingß unter ber falfdjen 9lamenöform Sttfdfj, in SRoftocf immatrifuliert
unb ging bann nad) Rinteln. Später lehrte er nad) SRoftocf jurücf
unb leifiete f)ier am 24. 9Jtoi 1627 ben 3>mmatrifulationßeib, bod&
fdjeint er fid) in SRoftocf nidf)t lange aufgehalten ju f)aben, ba er fid^
fetner eigenen Angabe nadj), raeil er Meß für einen Sanbpfarrer er*
forberltd) f)telt, burd& ben Seibarjt beß &erjogß §anß 2llbred&t t)on
SWef fenburg * ©üftrom, Slngelo ©ala, in ber 2lrjneifunbe unterroeifen
liefe Um bie Sötitte beß 3af)reS 1628 mußten beibe &erjöge nor
ben einrücfenben Gruppen SBallenfteinö baß Sanb räumen, mit iljnen
Sfogelo ©ala unb aller 3ßafyrf$einlid)feit nadf) audf) beffen ©djjüler
9ttft. Sein Aufenthalt in 35oberan mürbe bemnad) in ben ©ommer
1628 fallen, rao ba& (bamalß nodj feine jef)n 3a^re alte) SKanuffript
üernadjläfftgt in ber flirre lag. Sangermann bagegen giebt an, baß
eö „oor etlichen 3af)ren non faiferlidfoen ©olbaten in einem ner*
mauerten fjeimüdjen ©dforanfe rounberbarer SBeife gefunben" fei unb
äfinlic^ berichtet SDietr. ©gröber in feinen „2Bißmarifdf)en ©rftüngen"
(SBiömar 1732 — 34) ©. 373, circa annum 1630 fei baß Sieb,
meldjeö i()m aber felbft gar nidf)t ju ©eftd&t gefommen mar, in einem
oermauerten f)eimlid)en ©dforanfe aufgefunben roorben. Sollte man
mof)t annehmen, bag man, zirva burd) ben entbedten 9laub seranla&t,
bie bißber unter ©taub unb SKober um^erliegenben Sßapiere mit ben
übrigen ßoftbarfeiten eingemauert ^)abe? ©o lange SBaflcnftcin iperr
im Sanbe mar, §at bie 2)oberaner 5?ird)e genrii feine ©d&äbigung
von faiferlidfjen SBölfern erlitten, bie fo weit ging, baß fogar bie
SKauern nad) verborgenen ©djäfeen burd)fudf)t mürben ; bie erften -Kad^
rieten, bie wir barüber ^aben, batieren auß bem Dctober 1637; meit
fd)limmer mar bie 33erroüftung im folgenben 3af)re burdf) bie ©darneben,
bie felbft oor ber @ntroeif)ung ber gürftengrüfte nid&t jurücffd&recften.
2Bic fiimmt baß jufammen? SWiftß Sendet ift entfliehen ber
ältere, menn man alfo nid)t annehmen mag, ba& in S)oberan, mie
Völler mill, eine ganje 2tnjaf)l oon nid)t budjftäblid) übereinftimmen*
bzn, jum 3Tf>eiI ftarf fef)lerbef)aftetcn Munenumfd&riften beß Siebeß
oorljanbcn mar, oon benen bie eine, jufällig bie befte, fyeimlidf) mit?
genommen mürbe, bie anberen ju uerfdjiebenen 3 e i* en fpäter anß
kidjt famen, fo ift man genötigt, fid) an SWift ju galten. 3Jterf*
mürbtger Sßetfe trifft redjt uieleß, maß 9JlöUer über ben SDtdf)ter beß
yiebcö feftgeftellt Ijat, audf) auf SWift ju.
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®r ljat feine $Wunenfenntnif$ aus 3o$anneft 3Jiagnuö — beffen
33udj bilbet bie ^auptquelle beö 2)i<$terö; biefer lebt im &erjogtl)um
©üftrom, SWift alö ©dEjüler ©alaö am ©üftromer $ofe, roo tfjrn bie
©enealogie beö 9Inbreaö SDfyliuö, wie baö £elbenbudj Äafparö von
ber 9toen im Original jugänglid) fein fonnten; ber Stau ber beiben
Sagten, bie ber IJerjog 9lbotpt) griebrid) 1616—18 für fein ©d&lofj
„9Infeburg" auf $öet erbauen liefe 1 ), fonnte fefjr roof)l an bie ©d&iffe
Sodann 2UbredE)tö erinnern. ©targarb war nad) bem £obe iperjog
Wrid)S III., ber bodE) noefy ab unb ju auf fürjere 3 e ü bort feinen
Slufentljalt genommen fjatte, beffen £auptrefibenj ©üftrom aber ge*
nannt ift, nie meljr audj nur oorübergefjenb SGBotjnfife eineö regierenben
§errn. 2lHeö mürbe bemnadf) aud) auf 9tift paffen, nur nidfjt ber
mittelbeutfdEje ©ialeft, unb fo fefjen mir unö genötigt, nad) einem
anberen 33erfaffer ober roenigftenö Urheber beö Sftunenmanuffriptö ju
fudf)en, unb biefer bietet fiel) oon felbft bar in ber Sßerfon beö fdjon
genannten ©liaö ©df)ebe. 9im 12. 3uni 1615 ju Äaaben in Söljmen 2 ),
reo fein SBater ©eorg ©d)ulreftor mar, geboren, ging er mit biefem
1623 nadfj SJteflenburg, rco er balb in ben 9tuf eineö Sßunberfinbeö
fam. 3m Sommer 1625 mürbe er in Sioftod immatrikuliert, oer*
: a|3te jmölfiä^rig griedjifdje unb lateinifdEje Sieben unb SSerfe, trieb
e^jefinjäfirig mit bem jur 3 C ^ m ©üftrom meilenben ©rieben
SWomanuö 9ttcepf)oruö auö Äorintf) ttalienifcf), fpäter franjöfifdfj unb
Ijollänbifdf), unb fefjrte roof)l im SDiärj 1632 mit -Jftcepljoruö nad&
9toftod jurüdf, roo er 1633 mit bem SDidf)terlorbeer gefrönt mürbe.
SSon fjier ging er nad^ Hamburg unb naf)tn bort eine Informators
fteQe an. @ö mürbe bemnadf) ber in 9tiftö aftanuffript gefd&überte
Sefudt) ©oberanö inö 3al)r 1633 fallen. 1635 fefjrte er nad&
ÜDieflenburg jurücf, ben Kopf voller meitfltegenber päne, worunter
audE) ber beö oben ermähnten £elbengebid)tö nad) bem SBorbübe
Slrioftö. ©ein SBater, üorfjer gteftor in 33üfcora, mar 1629" SHeftor
ber ©omfdjule in ©üftrom geraorben unb ftarb bafelbft am 12. S)ec.
1650. Sftadfj ben unö erhaltenen 2lufääf)lungen feiner aQerbingö biö
auf ganj menigeö, maö ber SSater nad) feinem £obe oeröffentlid&te,
ungebrudten arbeiten ljat er roetyrenb feineö furjen Sebenö — er
ftarb nod) nidf)t 26 Safjre alt am 12. attärj 1641 (n. ©t.) auf
einer Steife in 2BarfdE)au — eine gerabeju fabelhafte X^ätigfeit unb
33ietfeitigfeit entroideft. Unter feinen ©djriften finben mir aujjer bem
5Änt^riuö*@poö ein 2Ber! über bie ©ötter ber ©ermanen, Dorn SBater
x ) So^rb. XLVIII, 6. 17/18.
2 ) s )liä)t Stabau in SJlätjren, ttrie 3. 93otte, bem id) im Uebrigen ljier
folge, in ber Mg. Seutfdp Söiograpfjie S3b. 30, 6. (362 angiebt. SSeitere^
bei SiBeftpIjoIen, Monum. ined. I, praef. 26.
251
1648 in Slmfterbam herausgegeben unb bis 1728 meljrfadEj aufgelegt,
baö if)tn für immer einen $la|j in ber ©efdjid&te ber germanifdfjen
3tltert|umöfunbe gefiebert Ijat, femer eine „33efdjreibung ber Saaten
ber 5Ärdf)ifct)tf)ifdfjen unb Dbotritifdfjen Äonige unb Stegenten in
9Mlenburg" in brei bitfen 93änben unb eine „£eutfd(je Ueber*
fefeung ber Historiae Herulorum per Niool. Marschalcum sermone
latino, sed difficili eonscriptae", bie @. 3- oon 2Beftpf)alen im
1. 33anb feiner Monumenta inedita ©. 168 ff. abgebrudft fyat 1 )
•fteljmen wir bie oben für SWift angeführten, für ©dfjebe aber
in gleicher SBeife fpredjenben Umftänbe, bie £eunatf) ©d&ebes im
mittelbeutfd&en Sprachgebiet, bem @gerlanbe, bie f)ol)e 2Baf)r*
fdf)einlid£)feit, baß @lias ©dfjebe, obgleicf) feine üerwanbtfdfjaftUdjje
93ejief)ungen vorliegen, bie SBerfe feines berühmten SRamenöoetterö
$aul 2MiffuS ftubiert &at, unb bie S&atfad&e, baß ®lias ©dfjebe
wirflidf) eine felbftftänbige bidfjterifdfje ^Bearbeitung ber Slnt^riuöfage
geliefert f)at, jufammen, fo bürfte bie SBermut^ung nidfjt aflju gewagt
erfdjeinen, baß ©lias ©d&ebe bie oben auSjugsweife in beutfdf)er
Ueberfeßung wiebergegebene 93orrebe unb bie eine Neubearbeitung
uerfjeißenben Schlußworte verfaßt unb ebenfo bie 9lb= unb Umfd&rift
bes erhaltenen Siebes angefertigt tjat, unb baß baö ipafelborfer £eft
nur eine 2lbfdE)rift baoon ift. ©ine weitere Stüfce erhält biefe 93er*
mutfjung baburdfj, baß bie fpäteren 9ladf)träge SJtiftS fdfjon bie erft
1G47 erfolgte 93eröffentlid&ung in v. £iUe'S ^ßalmbaum jur 93orauS*
feßung l)aben. ©s läßt fidfj faum oon ber &anb weifen, baß 9tift
unb Sdf)ebe wöfjrenb bes lederen Aufenthalts in Hamburg mit ein*
anber befannt geworben finb, wenn bie 33efanntfd)aft nidfjt fdjon auf
ben gleidfjjeitigen Aufenthalt in 9toftocf unb ©üftrow jurücfjufü^ren
ift, unb fo erflärt ftdj audfj 9tifts ©dfjweigen über bie 93eroffentlidfjung
am ungejwungenften.
3ft nun aber ©dfjebe audfj wirflidfj ber 93er f äff er beö uns
befdfjäftigenben AntljijriusliebeS? 3d) möchte es als wafjrfdfjeinlidfj,
was bie SRunenfjanbfdjrift betrifft, als fidfjer annehmen. Urfprünglidfj
als gelehrte Spielerei, als lusus ingenii, verfertigt, unb ebenfo in
s Jhmenfdfjrift übertragen, fd&eint es bem 93erfaffer fpäter, als er ben
^lan faßt, ben Stoff weiter auSjufüljren, geeignet, Auffefjen ju er*
regen unb gefteigerteS Sntereffe für bie folgenbe in mobernem 93erS*
maß gefdfjrtebene 93earbeitung ju erwedfen. 2>aß eine Sötyftiftfation
nidjt von vornherein beabftdfjtigt war, beweift bie legte ©tropjje, bie
i •.
Ter ©efj. Watt) ©untrer b. $affoh>, ßeb. 24. guli 1605, geft.
23. Wobcmber 1057, fdjreibt bem fianbratl) fiebin ©einriß b. ü i n f t o tt) biefe
llebcricjuitfl ju, bodj entfdjeibet ftdj SBeftpftaten I, praef. 26 unb ebenfo
Wettelblabt i« ber Succincta notitia <5. 32 für ©c^ebe.
252
ben SßretS bcr fpäten SRa^Iommcn fingt, aber bas in &afelborf
aufgefunbene äftanuffript lögt bereits an mandfjen äußeren 9ln*
jeidfjen erfennen, bog ber ©Treiber Sftebenabfidfjten bamit uerbanb.
2Bie bie nortrefflidjen gacftmiletafeln jeigen, ift eö feine erfte -Rieber*
fdf)rift — einer folgen mit größter Ueberlegung unb SBorftd&t burdj*
geführten Slrbeit muffen oerfcfjiebene me^r ober roeniger fehler«
behaftete ©ntnmrfe norauSgegangen fein, bie audj metteidjt fdjjon
2Ienberungen bes erften £e£teS herbeiführten — fonbern eine audj
nodj ntdfjt ganj fefjlerlofe SReinfd&rift, bie barauf ausgebt, glaubhaft
ju madfjen, baß fte nur einen S£f)eil eines größeren ©anjen barfteUt,
in ftdj) aber bod& abgefdjloffen fein foll. Sie burfte alfo nid&t meljr
als eine Sage füllen unb mußte bodj nod) einen Hinweis auf eine
gortfefcung enthalten. Sie erfte Seite ift mit weiten Smien unb
großen 93ud)ftaben gef d&rieben ; bei ber jroeiten fteigen bem ©Treiber
SBebenfen auf, ob ber 9laum rool)l ausreißt, er roäfjlt alfo engere
3eilen unb Heinere Schrift. 2luc| auf bem britten 33latt fafjrt er
fo fort, wirb aber gegen 6nbe gewahr, baß genügenb $fa& ba ift,
läßt ftd) etwas meljr gef>en unb fdEjreibt bie Sdjlußfcite, um fte ju
füllen, roomögltdfj mit nod) größeren SdEjriftjeidien als bie erfte.
2luf ben freibleibenben 9taum fefet er bann bie Slnfünbigung ber
gortfefeung:
Folget weiter ein Lied von dapfern Anavas welches
Visibert ein ßard 1 ) gesungen
unb fteHt jum Ueberfluß unten in bie redete @dfe "in großen SBud^^
ftaben bas SBort Anavas als 33ogenroäd)ter (ßuftos), eine @in*
ridf)tung, bie felbft bie älteren SJrucfe nodf) nidfjt fennen. hieraus
ergiebt fidfj, glaube idj, jur ©enüge, baß eine £äufd(jungSabftdjt
vorliegt unb baß eine Sßeiterfüfjrung nie csifliert fjat. Sfaf tiefe
SBeife ertlärt pdf) aud) jroanglos bas 93orl)anbenfein oerfd)iebener
in Kleinigfeiten oon einanber abroeid&enber atunenlianbfdfjriften bes
Siebes, non benen eine burdfj Siebes 3Sater an Sangermann, ber
fidj meift in ©üftroro auffielt, gefommen fein mag, bie neben anberen,
jum £f)eil offenbar fehlerhaften 2lbnjeid)ungen audf) bie ben älteren
2)rucfen mangelnben Strophen 23 unb 30 nid)t enthielt, ©benfo
liegt es fefyr nalje, baß ber SBater fidf) gehütet fjaben nrirb, bem
Sefjrer ber jungen ^rinjen bie 9lngabe feines Sohnes, er Ijabe bas
Original fjetmlidf) aus ber Soberaner Äircfye mitgenommen, ju nrieber*
Ijolen, fonbern, um bie £crfunft aus ber alten 5tut)eftätte bes gürften*
IjaufeS feft^alten ju fönnen, bafür faiferlid^e Solbaten oorfd)ob.
*) SBarben Bei ben ©ermatten ermähnt fdjon ättarfdjalf, Annales
Herulorum etc. I, 7.
253
$)oberan fjat bic Urf)anbfd)rift fidjerlidf) nie ober ^ödjftenö toofyU
üerpaeft im SReifefaä beö jungen Sdjebe gefeljen. ©d)on 2Jtorf)of
nennt baö Sieb „bem SReimgebäube nadfj roollgefefct" unb fätjrt fori:
„Sie SBorte geben eö, baf$ eö fo gar alt nid&t feg, aber eö tft, ber
3eit nadfj, nidjt übel gemalt", aber baö SRid^tige f)at unjroeifettjaft
ßafpar SBoigt getroffen, ber 1680 in feinem oben ermähnten Srief*
mecbfel mit $afob 2)öbel baö Slftcr beö ®ebid&tö auf feine fedfjjig
3>al)re fd&äfct unb bem 2lntf)i)riuö in launiger SEBeife ein efyrentJoUeö,
eineö ftönigö nmrbigeö Segräbnife oerfünbet, beffen Äoften SDtarfd&alf,
ber 33atcr, ju tragen ^at unb bem alö $auptleibtragenbe bie Sd(jaar
ber £iftorifer beiwohnen wirb, bie blinblingö aJlarfd&alfö Fabeleien
a(ö baare Sftünje angenommen tjaben.
254
VIII.
Die IMtenburgif^e Dogtei 64>waan,
((Ein Bsifrag jur ItanbBfcfupugrapIju.)
SBoit
©tjmnajtafyrofeffor Dr. 92ub(off.
(Sötit einer Sarte.)
Wenn roir ba§ ©ebiet, rocld^cö ftd) roeftlicfc etwa biß ßropelin unb
9icufloftcr, öftlid) biß an bie SBarnoro unb bie Stabt SRoftocf erftreeft,
im golgenben als Sanb Sd)roaan bejeidjnen, fo gefc^ic^t bieß, weil
baßfelbe jeitroeife roäfjrenb beß SJHttelalterß (feit bem üierjeljnten
3af)rf)unbert) einen SBerroaltungßbejirf für ftd) bilbete, beffen SSögtc
in @d)roaan ifyren Sifc Ratten. @ß foQen auf ©runb ber firdjUd&en
Topographie bie baß Sanb burdjjieljenben unb umgebenben ©renjen
nad) ifjrem Verlauf unb nad) i^rem 2llter unterfucfyt werben, bem
©runbfafce jufolge, baf$ bie mittelalterlid)e fird^tid&c (SintfjeUung na<$
Sttöcefen, 2lrd)ibiaconaten unb Sßfarrfprengeln per^ättntgmögig afe
feftfteljenb angefeljen werben fann, bie politifdje ©lieberung hingegen,
obwohl an jene gemeinhin anfnüpfenb, bem SBedjfet unb ber SBer*
fd&iebung im Saufe ber 3 C ^ ungleich mefjr außgefefct war. SBir
muffen ferner in ber ©egenb, um bie eß [xö) Ijier fjanbelt, bie ©renj*
beftimmungen oorroiegenb an bie @efd)id)te ber fllöfter unb geiftlid&en
Stiftungen anfdjliejjen, roeldje bort auf engem Staume in fol<|er
9lnjaf)l unb 2lußbef)nung vertreten waren, wie in feinem anberen
Steile SMlenburgß. 2tn ber äfleereßfüfte erroarb baß 1171 ge*
grünbete ßiftercienferflofter SDoberan eine 9ieif)e oon SDörfern jroifdjen
SDoberan unb ÄröpeKn. 3m SBeften fefjen wir feit beginn beß
brennten 3>af)rf)unbertß baß üftonnenflofter ©onnencamp eine umfang*»
reidje SBegüterung geroinnen, roeldjeß SHnfangß in Sßardjoro (Slmtß
Söuloro), fobann in ßußein (-Jieuflofter) feinen Si& t)atte, nad&bem
266
fdEjon üorfjer jroifcben biefen bciben Orten Sifd&of unb 2)omcapitel
von ©dfjroerin gufe gefaßt Ratten. 2ln ber Sübgrenje be^nte fid)
baö ebenfalls ju ben älteften Dotationen beö 93ißtl)umö gehörige
Stiftölanb SBüfcom auö, roetdjjeö junäd)ft auf baö ünfe SBarnonmfer
befdjränft mar. SDaö fpäter innerhalb beöfelben angelegte Älofter
9iüf)n fd)lof$ rueftlic^ mit bem 3leuIIofterfd^en 93cfiß jufammen. 3lud&
im Innern beö fo auf brei (Seiten non firdjjlicljen ©rünbungen faft
umgebenen ©ebieteö erfolgte nod) gegen 2lu8gang ber Solonifterungö*
periobe eine Stiftung burd) bie ßiftercienfer oon Slmelungöborn, ber
Slloftertjof Satoro. — ©in befonbereö Sntereffe fnüpft fidj an bie
SBeftgrenje ber SSogtei ©djroaan, beren geftlegung geeignet fein
bürfte, eine jiemlicf) fühlbare Sude in ber fjiftorifdjjen Topographie
unfereö Sanbeö ausfüllen ju Reifen.
9iad)ridE)ten aus fpäteren Safjrljunberten fyobt idfj, wo es burdEjauö
nötljig erfdfjien ober foroeit fte mir gelegentlich befannt mürben, im
Schweriner ©efjeimen unb £auptard)u>e, beffen 33enu|ung mir ge*
^tatkt mar, ju SRatfje gejogen. 9llö ein nod) brauchbarem &ülfßmittel
erwies fidf) auä) bie bort aufbewahrte 9Jtaterialienfammlung bes oer*
ftorbenen 9lrdf)iüratl)S Steuer 1 ) (anfd)einenb bie Vorarbeit ju einem
oom SSerfnffer beabfidjtigten, aber ntdfot jur 2luSfül)rung gelangten
Sßerfe über bie gefd)id)tlid)e Topographie Sfteflenburgs) megen ber
mancherlei SDlitt^eilungen, meiere f)ier aus fpäteren Sftegtftern, Sicten
unb Aorten äiifammengetragen finb. 33orjugSroeife ift jeboclj für bie
folgenben 2fbfcf)nitte gebrudteö ÜJiaterial üermenbet roorben, in erfter
Sintc unfer Urfunbenbudf), in meinem bas ju befjanbelnbe ©ebiet
fdfjon feit früfjer 3*ti t>er§ältnif$mä&ig ftarf fjeroortritt.
I. Äntficljung itx Uogtci
3n golge ber ftauptlanbestljeilung (1229 nadfj ber geroöfjnlid&en
3lnnaf)me) fam non bem Sanbe am linfen Ufer ber unteren ÜBarnoro
bie fübüdje §älfte (mit ©djroaan) an ben Surften STlicoIauö I. oon
Sßerlc, mäfjrenb bie nörblidje ein 93eftanbtf)eil ber £errfdf)aft SRoftocf
(unter .fteinridE) 33urroi) III.) rourbe. Seibe ©ebiete vereinigt bilbeten
fpäter bie SJogtei ©d&roaan, meldte roeftlid) t)on ben SBogteien Öuforo
unb DJeflenburg, fübli$ oom bifd)öf liefen Sanbe Süfcoro um*
fd)Ioffen mar.
lieber ben Ort ©d&roaan (Sywan) liegen nur fpärlidfje 9lafy
richten aus älterer 3 e ü i>or: bie flirre ift burdf) eine Urfunbe oon
') ^ctjer ift tüofji ber ftorfdjer, öon welkem SBigger (2fteflb. Slnnalen,
8. loo ii) eine halb erfdjeinenbe Sftonograpfjie über bie Q&aut ber SSenben«
lanbe in Wuäfidjt [teure.
266
1232 bejeugt unb roar bcm fjciligen Sßauluö geitjcitjt. 1 ) 2)aö castram
wirb juerft oon einem ßljroniften efroa um bie üßitte beö bretje^nten
3af)rfjunberi8 erroäfjnt. 2 ) SBenn es in jener Qtit bereite eine nadj
btefer 33urg benannte SBerlefdfje 93ogtei gab, fo war biefelbe roat)r*
fcijeinltcf) auf bie roeftlidfje Seite beö $luffeö befd&ränft unb nid&t mit
bem Sanbftridfje vereinigt, in welkem ftdf), tyart am redeten Sßarnoro*
ufer, bie alte, oon &einridfj bem Söroen eroberte 33urg SBerle erljob.
93ielme^r fdjeint biefer 93ejirf (terra Werle), roeld&er in roenbifd&er
3eit ein Surgroarb für fid) geroefen fein mag, bamalö mit ©üftroro,
roeldfjeö feit ben jroanjiger Safjren beö 13. 3af)rf}unbertö alö ^ürftcnftfe
beroortritt, in näherem 3 u faromenf)ange geftanben ju ^aben. 3)enn
foroeit 3luöfunft ju erlangen ift, waren gerabe in jener ©egenb bie
castellani unb milites de Gustrowe ju &aufe, roeldfje in ben älteren
auö ©üftroro batierten Urfunben in ben Sauren 1227/35 mefjrfadj
als 3 eu 9 en auftreten: 3 ) 3>orbanuö (1227) nennt ftdj 1219 nad&
SBerle, fpäter (1224) nadf) ©abel (Äirdf)fpiel §of)en * Sprenj) 4 ) unb
war trieUeidfjt, bet)or bie SReftbenj nadj ©üftroro oerlegt roarb, 33urg*
mann in SBerle geroefen, roeldjeö, roie roenigftenö in £irdf)bergö
Stehndfjronif (c. 119) berietet roirb, oon ipeinridfj 33urrot) I. nod&
einmal roieberfyergefteHt roar. ^einrieb ©rube mar 1243 in Klein*
©df)ttrief oro 5 ) oom gürften belehnt; Sern^arb de Wigendorp roirb
feinen SRamen oon SBienborf (ßirdf)fpiel ©dEjroaan) angenommen betben,
unb alleö, roaö auö älterer 3*it oon ben Sefigungen beö ©efd&led&te
S5ubing befannt ift, roetft auf biefelbe ©egenb f)in. 6 ) SBorübergeljenb
bat bann, roie nadfj Urfunben von 1272 unb 1301 anjune^men ift,
Sanb unb 33ogtei ©dfjroaan ftdjj ju beiben Seiten ber Sßarnoro auft*
gebreitet. 3n ber golge aber rourbe ber 93ejirf am öftlidf)en Ufer
roieber abgetrennt unb abermalö ju ©üftroro gelegt, roenn ntd&t
früher, fo bocij JebenfaHö feit bem (SdEjroaaner ^rieben (1301).
2)iefer fpradfj nämlidjj bem flönige ©ridfj äRenoeb oon 2)änemarl,
l ) m. U.-SB. 406, 1153.
*) SBergl. 3a^rb. 58, @. 14, 2lnm. 5.
8 ) m. U.-Sö. 344, 359, 414, 433.
4 ) Wl. U.-S8. 258, 556/57. »gl. 425 : Jordanes de Gabene.
8 ) SR. U.-93. 546/47.
ö ) SBergl. $ubing!)aufen (ßirdjfpiet ,§of)en * ©prenj). $lad) einem unter-
gegangenen 3)orfe in ber Sftäfje nennt fitf) 1320 ber SRitter 3)ubing öon
$ed)otu (3a^rb. 13, @. 398 f.), unb um biefelbe 3eit Rotten SBertyolb unb
(Sonrab $ubing SBefifc in ßrifefoto &l. U.-93. 4168, 4160). — TOe genannten
Drtfcfyaften liegen innerhalb be3 SRaumeS, tveldjer nadj ber Qafjrb. 58, @. 15,
auSgefprodjenen SBermut^ung aU terra Werle galt. 3« ©• 13 (ebb.) mag
au$ SBanb 16 be^ UrhmbenbudjeS §ier nad^getragen tüerben, ba$ Scarstorpe
1369 im Sanbe So^ann^ öon SBerle lag (2)J. U.-5Ö. 9875), bemnadj ber
SSogtei üaage p^äfflen ift.
257
meldjcr olö Scfjnöljcrr unb 33efdjüfccr beß bebrcmgten dürften 9Ucolauß
(genannt baö Äinb) uon 9ioftocf gegen -fticolauß uon SBerle unb
beffen "i?erbünbete aufgetreten war, bie §eftung Sd&roaan mit ber
fiälftc beö uon 2llterö [)er baju gehörigen Sanbeß ju, roäljrenb bie
term AVcrle ben bisherigen Ferren uerbleiben follte. ausgenommen
mürbe nur bau Sdjroaaner ©tabtfelb, meines, aud) foroeit eß
jenfettö ber SBarnoro lag, in bie $anb beö 2)änenfönigß über*
ging. 1 ) ^od) biß 1829 fjatte baö Slmt Sd)roaan Ijier nur bie
Ziegelei ju SBienborf, mäljrenb atleß Slnbere bem Slmte ©üftroro
angefdjloffcn mar.
2ßä()rcnb ber nädjften 3a^re feljen mir in bem abgetretenen
©cbietc ben Sänenfönig alö i*anbcöberrn malten; fc^on fcdjß £age
nad) bem Sdjiuaaner ^rieben (28. 3uli 1301) uerfügte er über
^$öld)oiu, 1304 über SBanbow (Äirdfofpiel <Sd)iuaan), beibe 9Me mit
Berufung auf frühere 2lnorbnungen ber Ferren uon Sßcrle. 2 ) S)afj
inymfdjcn bod) mieber 9Jicolauö uon SBerie 33efiß in Setfdjoro (Äird)*
fpiel Sdjtoaan) uerfd)enftc, otyne baß beö Äönigö (Srtuäljnung getljan
mürbe (30. 31oi)cmber 1301), mag im (Süftromer SMplomatar, meines
bie Urfunbc mitteilt, fef)lerf)aft überliefert fein, ober eß gefdjal), weil
cö fid) nur um bie Slnerfenmmg einsr Stiftung Ijanbelte, bie
burd) ben Sßcrlefdjcn SSafatlen Sodann Stabolb fcfyon früher uor=
genommen mar. Später fdjcint jeitmeilig £cinrid) uon s JJieflenburg
fid) jum ftcrru beß XJanbcö gemadjt ju Ijaben, uiellcid)t in golge beß
Slüubniffeö, meldjeö 1305 (2. Januar) bie s Ißarfgrafen uon 33ranben*
bürg mit il)tn unb -JUcolauß uon SBerle jur äBiebereinfe^ung beß
Wottodcr dürften gegen ©rid) gefdjloffcn Ijatten. S)enn 130G be*
ftätigte $urft ^einrieb für s J£euflofter ben öefifc mehrerer ®örfcr in
terra Sywsin. 3 ) 3»n ben folgenben $al)ren ift aber biefeß SJanb
Sd)iuaan mieber alö 3ubef)ör ber &errfdjaft Stoftocif fenntlid), ba fomoljl
nom Könige, alö aud) oom dürften Mcolauß uon üftoftorf Urtunben
uorliegcn über bie §tfd)crei inter Rozstok et Sywan (1308),
ferner uon (eßterem allein über (Seridjt, SScbe 2C. in ©ro&Sölfom
unb (tyrotV^rcni, meiere 3of)ann 9Mtfe (sieut habuit a — domino
Nimlan de WVrle ]»rini(», deinde a — rege Danorum et Slauorum
Krim) bem .ftloftcr ©oberan uermadjt fjatte (1309). 9lud) bejetd)net
(S'rid) .ymfdjen 1311 unb 1312 Sdjmaan alö feine fteftung. 4 ) 2)od)
tritt fett 1311 in ben Urfunbcn nid)t mcljr 3Jicolauß baö .Uinb
'; M. il. U 2<*>43 44, 2715, 274K. («erfll. 3af)ri>. 58, 3. 4 mib 5.)
■') 1U. ll.-U 274(>, 21)28.
'' > S JK. II S H 21>7i> 3()7t>
') in. \\.\y 3223, :m ( J, 3321/i>2, 3504. SBcflen ber Urfunbc 3234
tn'ii]! ^iiub H> beö llrfnubenbudjeö, 8. WS.
3al)rbud) beö ®cr. f. mefl. ©c^. LXI. 17
258
neben bem Äonige mit &errfd)aftörcd)tcn im Sanbc auf, fonbem
nrieberum ber SDieflenburgcr §cinrid), iefct aber alö Statthalter
Gridöö in ber #errfd)aft SRoftotf. 1 ) 1317, nadjbcm injnrifd&en bie
SRoftocfer Sinie bcö gürftenljaufeö mit Wicolanö erlogen war (1314),
oerlief) ber Äönig bem bisherigen Statthalter für erlittene Äriegö*
fdjaben unterpfänblid) „bie £errfd)aft Sioftocf unb roaö mir im Sanbc
SBenben Ijaben." 2 ) ÜJHt ßfjriftopf), bem N Jtad)f olger ©ridjß, geriet^
aber &einridj wegen beö überlaufenen ©ebieteö in Streit. 6r Ijattc
bei feiner ©infefcung alö yanbeöfjauptmann nerfprod&en, baöfelbe auf
Grforbern nneber fyerauöäugeben, ()ielt jebod), alö eö nun oon if)tn
jiirücfoerlangt mürbe, feine 2lnfprüdje aufregt. 3 ) 2lm 30. 2Rai 1322
oerpfttdjteten fid) bie Ferren oon SBerle, bem Könige, mit meldjem
fic gegen &einrid) non 9Jief(enburg oerbünbet maren, bie Sauber
Sdjioaan, 9tibni|}, ©noien, Süfje, Üftarlom unb 3Teffin 3U überlaffcn,
wenn fic biefelben erwerben tonnten. 3>n einem Separatoertragc
jebod) mit ben &erjogen non Stettin (ll.^uni), welche gleid&fallö
mit ßfjriftopf) oerbünbet waren, bebangen fic ft$ bie SBiebergeminnung
u. a. oon Sdjmaan unb ©noien auö, weldjeö feiere im Sdjmaaner
^rieben ebenfalls bem ©änenfönige abgetreten mar. 3f)re Hoffnung,
fo bie oerloren gegangenen Sanbfdjaften surüdjugewinnen, erfüllte fid)
nidjt. 2>enn 1323 erfolgte nad; Beilegung bcö 3 lü iftcö non Seiten
(Sljriftopljö bie förmlidje 33elef)nung beö dürften &einridj de terris et
dominio Rozstok, Gnoyen et Sywnn, meldte 1329 für bie dürften
3llbrcd)t unb 3of)ann wieberljolt mürbe. 4 ) £er SDiflrict oon Sdjnman
mar bamit ber &errfd)aft ber aWcflcnburgifdjen gürften bauernb ein?
ncrleibt. 13-44, 27. Dctober, merben bie früfjcren Ferren beöfelben
in einer Urfunbe 2Ubrcd)tö aufgejagt. 3>arin Ijeifet cö : V illani in
Brol>r)we (Ätrd)fpiel Äambö) dominis de Werle. posteu dominis
*) 1311, G. September, befannte .s>cinrid) : nos muiiiciones et terra*
in dominio Iinzstocciensi - - Erico ivgi - - attinontes — ab codem tam-
quani proi'uratorein suum i»t capitaiu'iim suo nomine — teuere. $aß
nudi Sdjnman inbegriffen mar, $cigt s iV. U.-iö. 35<K), 372;"). — $a am
20. Februar bie Don tfrid) ciefdiolicnc derlei lutna, bes Torfe* Sani|j burd)
Jjxiurid) gntgclicincu nuirbe (eonsensu — Nicolai «lomini Rostoczensis
super hoc habito\ fo febeint bav ISapitannt bes letfteren febon p Anfang
bes ^afyre* beftanben au jjaben.
-) 3)t. IL-*. 3871 (»crgl. 3S72).
:i ) $ie Urfnnbe be* Vßapftc^ jjoliamt XXII., meldje *>ie$ mittftcilt
( S 1U. 11.-53. -1410\ laut bie nntcrpfänblidie ^eleimmta, (1317). bei lucldjer eine
jold)e ^cbingung nid)t geftcllt mar, itnberürffid)tia,r. s Jiad) llebernaljme ber
Stattljalterfdiaft ,1311^ liatte fid) .\>einridi allcrbingv r>erpflid)tei, bem Mönigc
^liiandoi'uiKjiH' per ipsuin uupiisiti tucriinns^ bie oon ibm übernommenen
ilänber nnb fveftnngen mieber .vi^nfteUen.
4 ) s J)i. u. s 43. 4;ir>;j, \:kh, im;;, r>or>(;.
259
de Rotzstock, deinde regibus Dacie, denique domino Hinrico
]>atri nostro — et demum nobis — ad nulla servicia Sywan
vol alibi facienda astringebantur.
93on bcn 33ogteten bcr eigcntlid^cn £errfd)aft SRoftodf tritt in bcn
älteren Urfunben nur bcr 93ejirf von ÜJlarloro beutlid)er fjeroor (1210).
3n btefem lag jebenfalte audj Sülje, roofjin 1298 baß Sanbbtng
von SRarloro »erlegt warb. 1 ) SWtt 33eginn bcö merjetjnten 3öfjr*
fjunbertö gerainnen mir and) t)on ber SBogtei SWibnife eine flarerc 2ln*
fdjauung. 2 ) SDafc beibe Sänber nie bis an bie SBarnoro l)inanrcid)ten,
fann njoljl alö fieser gelten. 5 ) Bertrammus de Rozstoch aduocatus
(1229), 1231 alö castellaous de Roztoch bejeidjnct, beutet auf
einen jur 33urg Sloftocf gehörigen 33ejirf, ein ßanb SRoftocf im engeren
Sinne, fjin. 4 ) SDa bie ältefte 33urg am regten Ufer lag (oergl.
3al)rb. 21, S. 1 ff.)/ fo wirb für fie junäcfyft ein Sanbftrid) auf ber
nämfidjcn Seite in 2tn[prudj ju nehmen fein, berfelbe, roeldjer ftd)
fpätcr alö terra (fo juerft 1322) ober advoeacia Tessyn (1333) oon
bcr Sßerlefdjen ©renje biö jum SDteerc unb jur 2Barnon> erftreefte.
') 1*210 werben neun -juni Scbloffe Marlon) gehörige Dörfer namhaft
gemadit, uou beueu bie meifteu in Orten ber .Wircrjfpiele Sttarloro, Sütje unb
.stöljom uueber.vierfeuneu finb. (9ft. II. *53. 192, nndj (Elanbriau). Cnstrcnscs
tuut ilUarlow S 1U. ll. s #. 380. £a& bie Saline Dun Süt-jc in bemfelben Üoubc
lag. ift fdiou 1243 unb 1262 bejeuflt (3R. U--». 550 unb 960; öergl. bie
gleichzeitigen Megiftraturcu).
-; 1307 WilkMueslmghcn in terra nostni Kibbenitze öita. 1349
werben s 4>etertfborf unb itörfmife bort genannt. 1348 bezeugt Johannes
Ynnueivyse iniles, aduocatus in Uybbenitze et in conünibus suis, baß
1 *> 1<> uor bem dürften 9Ubrcd)t ein Streit intra mo, nomine dicti doniini
iiH-i, unb bem Mlofter $oberau über ©ericrjtöbarfeit unb 2)icnftc in ben
Törferu Beiiekenhajrheii, Penschenborgli, Marlekendorp et Vrigenholt
entfdiieben fei. 911* *<ogt in SKibnifc fommt er fdjon 1332 öor. (9tt. U.«93.
: i 1 T 1 , <;i>93, 6817, 5312.)
:i > ben Beiträgen ftitr ^efd)id)te ber Stabt föoftocf, O&cft 1, S. 102)
wirb mit 5öiy,iifl auf s Di. 11.$. 421 (1233) bie $ertmttljung aitigefprocfpn,
bau ba* Mirdjfpiel »libiiit^ fid) cljcmalä biö nalje an bie Stabt SKoftocf auögcbclnit
Ijabe. \Mber KiMsebom (ilaffeboljm bei Üioftotf) fteljt Ijier nid)t unter ben
«lnritcrn belegen in der Pfarre Kybeniz, fouberu ift bon bcufelbeu
Aiigleidi mit ber Stabt Wibuifo unb bem meit entfernten Äöl^oto ju trennen.
') iS'wx Solju ieueö Bertram ift in bem beim dürften SBurnu) 1247—62
genannten 'Kitter Werljarb flu öcrmntfjcu ((Jerliardus Bertrammi iilins 1247,
almlid) 1252. ,v>icrl)er gcljört and) \voi)l ber Mütter GhorhardiiH dictiiH de
Un/.-t.K- 1 1268-92 in ber Umgebung bcö Surften), meldjer biö 1283 mit
.Uaffebobm belebut mar unb feinen Warnen uod) Don bem alten castruin gc«
tragen an babeu fdjciut; alö (iherhardiiH de eastro bezeugt er 1286 btn
Werfauj beö Torfeö s -ft>eubifd)Si>icf unb beö 53urgn)alleö (öor bem ^etritljore)
bind) beu dürften ( S JW. II..». ö!H, 68(>, lC>i)4, 1836).
17*
260
Snbeffen ift, folange eine fclbftftänbigc £errfdjaft Stoftocf cjtflicrlc,
bic SBarnoro ober? unb unterhalb ber Stabt als SBerroaltungSgrenje
nid)t nadjjutueifen. ©eorg t)on Sorf, welker mit bem dominus
G-eorgius aduociitus de Rozstok (12(>8) ioaf)rfd^cinUd) eine Sßerfon
ift, Ijatie in bcmfelben 3>a^re baß SDorf 3arneroanj bei £effut ju
Sctjn. *) %üx ben 93cjirf jroifd&en bem $luffe unb ber 9lbtei SJoberan
taucht jroar im uierjeljnten 3al)rl)unbert (juerft 1326) ber -Kante
Drenowo auf, roetd&er {ebenfalls aus roenbifdjer 3 e ü fyerftammt
(etroa mit „Sßalbung" gleidjbebeutenb). SDie früheren Urfunben be*
jeidjnen Jebod), wenn Drtfdjaftcn in biefer ©egenb nad) einem Oebietc
näljer beftimmt werben, baffelbe immer nur alö Sanb 9toftocf. *) S)er
aduocatus dominus Johannes de Zwertze (1250 in Sloftodf beim
dürften 33urnn)), welcher 1252 (Johannes advocatus) bie s ßrioilegicn*
beftätigung für bie ©tobt bejeugte, Reifet nad) einem £orfe beö Äird)-
fpicleö S3iefton) (Äl.Sdjroa&) unb [)attc Sefiftungcn in Ötepen (nor
bem Stcintljorc), welches ber $ürft 1275 ben 33üvgern überliefe,
©ine fürftlidje 39urg beftanb in jener 3 c ü arn Knfcn Ufer, wo bic*
felbe befanntlid) anfangs in ber Stabt felbft, bann in ber Jtcilje ber*
felben (fcunbsburg bei Sdjmarl) errichtet war. 3n ber 2)rcnon>
(mit öinfd^luß beö nahegelegenen Äirdjfpteles £>anftorf) lagen aud)
bic ©üter ber oft in ber Umgebung ber gürften auftretenben Ferren
üon Sdjnafenburg unb von Sfrcforo, bereu einige als SSögte in Rostoc
tJOrfommen, fo Hermann us de ttnakonboivh 1296, Mathias de
Axecowe 5U)etmal 1298. (Sin cnstium war freiließ, wenn ber 1278
nom gürften SBalbcmar mit ber Stabt gefd)loffcne SScrtrag gehalten
mürbe, bamals an ben Sßarnoroufcrn unb in beren ?fä^e nicfyt mcf)r
norljanben; 3 ) eine curia innerhalb ber Stabt mag an bie Stelle
getreten fein. Db Äröpclin (opidum 1250, oivitas 1280, baö
älteflc erhaltene Stabtfiegel 1300) jemals ber Sig eines 93ogteö ber
9toftodfcr dürften gewefen ift, läßt fidj nid)t cntfcfyciben. Albertus
advoeatus ftefjt 1250 mit SEuöpclincr bürgern I)inter einem 3 eu 8 c ^
bäuerlichen StanbeS, 1264 fjintcr 2 Gittern unb 2 Stoftotfer Status*
») s JJc. U.4V 1141, 114:-$. lieber Stabt itnb tfanb 2effin öcrgl. 3at)rb. 58,
8. 10 nub 20.
-) lieber bie 3>rcm>n> firtje 3af)rb. 3«, 8.25 fr., uera,(. Itf. II. 50. 4723,
ba^it 5(541) (SivonloHhiifrcn in Divimwe). ^ie Mirdjfpiclc ^Bicftott»,
Vambred)tsl)aa,cn, Stfarucmmtbc, Üid)teul)aa,en (.franftorf?) tuerbeu baljiu flu
redeten fein. - Jn pnmincia Kozstoc* laa, *Ucin8rf)iuafi (1219 imb 1235).
8onft ift nod) ftn criuäljucu: Adamosha^lHMi in lorru Uozstoc 1319,
Wiiniciiimnlc. - toino lande vnd in denn* lande t<> Uozstok ca. 1317.
\Sier c\c\)t freilid) au* beut ^ufantntenljanqe l)emor, bafi bic .öcrrfcfjaft 9JoftocI
flcmciiit ifi. ( S 1U. 11.-^. 254, 42!), :«>22 f 414S.)
"') W. II. »50. 642, (>8(i, 1I5S1, 2102, 2512, 2523, 1474.
261
fjerrcn. 1 ) ©benfo wenig roic uon einem fürftlidien SSogte in ber Stabt
ift Don einem castrum bort jemals bie Siebe. Qu btafyUn ift aber
bodf), ba$ einige Urfunben beö sroölften 3at)rf)unbertö für bie ©egenb
üon 5?röpelin unb bie Stbtei 2>oberan einen eignen Sanbeönamen
überliefern; aud) betrachtete bie firdjlidEje ©mtfycilung biefelben immer
alö 5u[ammengeprig. (S. SIbfdjmtt 2 unb 4.)
3n roeldjem 3 u f Qmmcn ^ ÖT1 9 c a & er au $ & cr SHftrict jnrifdfjen
s JJoftocf unb Äröpelin früher geftanben Ijaben mag, fpäter fejjen nrir
if)n in 93erbinbung mit bem ßanbe ©djroaan, meines 1301 burdf)
Äönig ßridf) ber ^errfc^aft SRoftocf angefd)lof[en mar. 3 ur 3 c ü b«
bänifdfjen ^errfd^aft nrirb eö unter bzn capitanei, ba biefelben für
baö gan3e Sanb eingefegt waren, ebenfo roie früher, 9?ögte in ben
einjelnen terrae gegeben fyaben. Sodf) feljlt eö über fie in biefen
Satiren faft ganj an beftimmten ^a^ridjten. 2 ) SWit £emridE) oon
s I>Jef(enburg fam baö ®efdf)ledf)t ber Sarneforo in baö Sanb, uon
benen ber «Ritter Wricf) 1317—1319 bei SBerfaffungen ju Stabtbudj
(tute eine fo(<f)e einmal audf) oon dominus Magnopolensis et consules
universi um biefe &\t vorgenommen mirb), aber nidjt in ©eridjtö*
urfunben, als isogt (mit consules communes) begegnet, ©ein
33ruber ^eirridE), welcher 1324 für ftdj unb bie ©öfjne beö oer*
ftorbenen lllridf) auf SBebe :c. in 9lbmannsl)agen oerjidEitete, bejeugte
alö jidvooiitus bie fürftlidjen $riüilegienbeftätigungen beö 3af)reö 1325
für bie ©tabt. 3 ) S£aö 9tegifter beö Urfunbenbudjeö füfjrt rool)l mit
Wcdbt betbc nod) unter ben SKoftodfer Sanboögten auf, mcitjrenb fpäter
in Woftocf bie SSögte auö ber Umgebung ber dürften oerfdjnrinben
unb nur nod) in 2luöübung ber fürftlidjen ©ertdf)töbarfeit innerhalb
ber £tabt ermähnt werben. SBie lange &einridf) SSarneforo ba^ Sfatt
inne fjatte, meldjeö er 1325 befleibete, geljt auö ben Urfunben nidfjt
Ijeruor. Später finben mir ifjn nidE)t nur im alten SKoftodfer Sanbe
anfäfftg, roo er oom dürften Sllbred&t biö 1333 mit SJtarienefye
l ) m. 11. 33. 042, 1553, 1018.
-; s Jlit WattljiaS Wjrefoio war (1304—7) bie S3ebe in s $arfcutin, ©tabeloto
unb ^arteusönqen üom Könige üerpfänbet (W. lt.-®. 2924/25, 3154). 9ttit
Vlmilins Sljrefoiu (Araber be$ 9ttattf)ia3 1307, famulus 1324, in ber Um»
friirift feilten Siegels 1334 Millies genannt) bürfte Milios advocatus ibentifd)
fein, meldier 1307 jtuetmal, freilid) nur in @)erid)t3urfuubeu, ern)äl)nt mirb.
r))l. U.*\. 3151. 1558, 5505, 3147, 3104.) 1310, unter bem Gapitanate be3
y\<\\ob ?s\n\ Herlief) itönig ©rief) in Woftocf baö £orf Sauity teste domino
Nirholn«, ulrfsun udimcato nostro (3387). 1314 toirb ber ö)erid)töüogt
\Hibertibo alv i'nnmlus beö iBicfe Woltfe be^eic^net (Urhtnbenbud) 53b. 5 S. 19).
-- lieber töibuio l oben bie ^litm. s ^ei ber 33ele^nung beö dürften .t)eiitrid)
mit ber .v>errfd)art JKoftocf 1317 füllte bei* an Wiclö Olaföfon oerltel)enc 3a^loß
räuidie s ^nrg r,n ^Öamemünbc mit ^nbel)ör aufgenommen fein.
; ; 1U. U..$. 3950, 3959, 3904, 4042 ff.
262
beleljnt war, fonbern aud) ju 9{ctfd;oiu im l'anbc Sdjmaan. l ) ('Bergl.
unten ©. 287.) Sefctereö rourbe aber bamalö mit ber Srenoro unb
ber 2lbtet 3>oberan gemeinfam uerwaltet. 2 ) £>enn 1333 uerpfänbete
2llbrc<$t uon SKcflenburg bem Älofter Sobcran in beffen 3 Dörfern
Sßarfentin, Stäbeloro unb 33artcnöl)agen, wo bcmfelbcn bie 33cbe
bereits uon 5?önig ßridj überladen mar, aud) baö ^od)f(c ©ertdjjt:
fein 33ogt fofle barauf Slnfprud) ergeben, vsque dum nos, uel qui
pro tempore in Sywjin aduoeatus noster fuerit , dictum precariam
cum judieio majore ab eisdem fratribus — decreuerimus redi-
mendam. Unb menige £agc fpäter bejeugte ber SBormunbfdjaftßratlj
beö dürften, meinem aud) §cinridj SBamefom angehörte, bafe 9lbt
unb Sonuent 300 SDlarf 511 &änben beö Ferren illbredjt integraliter
persoluerunt Henrico de Barnekowe militi, aduocato in 8y\van,rocls
ctjer für biefe Summe jum Stufen beö gürften anbere uerpfänbete (Süter
beffelben eingclöft Ijabe. SJafo bie SBogtei 6d)waan in ber angebeuteten
SBetfe ftdj ermeitert Ijatte, erfahren mir aud) burdj bie Urfunbe, in
meld)cr 1340 £cinrid)ö Söl)ne Stauen (advocatus in Sywan 1344)
unb Ulrid) mit U)rem SSctter benennen, preearias et majus Judicium
villarum Lainbertesha^hen et Joliannestoq)e (ßird)borf §anftorf)
jurüdf geben ju muffen, wenn ber gürft aduocatiam Sywan seu
medietatem aduocacie Zywan wieber uon ifjnen einlöfe. 3 ) Unter
ber l)ter ermähnten §älfte ber SBogtei mirb bas mit bcrfelben jufamtnen*
gelegte £anb ju uerfteljen fein. Scncr ^fanbbeftfc fdjeint übrigens
ntdjt erft uon Stauen, fonbern uon feinem SJater erworben 5U fein
unb rüfyrt uiellcidjt nodj auö ber 9tegierungö3eit £einrid)ö Ijcr. 4 )
Senn alö 1344 SRauen unb feine trüber Sdjlofe Stegeborg unbSanb SDion
uon ben dürften 9llbred)t unb Sofjann ju s 45fanbc nahmen, erflärten
fte, baß bamit alle Sdjulben erlebigt fein follten,- meiere ber SBatcr
*) W.U.-». 5546, (5458), 5600. $crgl. ^atjrb. 18, 3. 280 ff.; 1358
üerfauftcu bie üöaruefom totam et intogram villaiii Kotzecowc. Sind) in
auberen eljemalS Söerlcfdjeu Dörfern (Ü)rofi(ih*en3 unb Marin) mar bie
Romilie aitfäffi«. ( s Jtt. 11=93. 6421.)
*) @3 fällt auf, baft fdjon bie llrrnube Dorn 30. Wai 1322, mcldic bod)
aufdieiueub fämmtlidK Üöe^irfe bei bem 9Jiefleubura.er ftreitia, a,cmad)ten
öcrrfdjaft Sfofrocf aufoäljleu urili, am Hufen $t>aruonmfer nur »Sywan anhiebt
8 ) 3tt. U.-93. 5411, 5413, 6022. (8erq!. auch 58i)8 über Sienft in Hlein
8d)tua6 1338.)
4 ) £a3 £aub meftlid) öou JKoftod Uoiram Dronowe cum abbacia
Dobcranrnsi) Ijatte ber ftürft 1326 uon 31*ipcrt tum güüotu, ber e^ 3um
$fanbe bcfcRen, tuieber chtßelöft. £ie £rbür in ber Ztabt Woftocf Ijattc
1329 .^einridi Söaruefotu 311 erljcben, bem fic uermutblid) uerpfänbet iuar.
^enu ba$ Ülofter 9iibui$i mürbe auf biefe Giuh'tufte anßeiutefeu, fobalb
Hinrid de Barnecowc nülitis et Kaz^torp fainuli tt'iininus ]>ercipiendi
dictus redditus exsjiiravit [ s ))l U.»iö. 4723, 5021).
263
ber dürften, biefc felbft unb tfyre ßrben vsen vadere, vs vndfe vsen
rechten eruen schul dich weren oder noch schuldich sin. —
Och so scole wi vntweren, wat wi vorsat hebben, in bede vnde
in rvchte in der voghedye to Sywan vnde Roztoch. ! ) S)ic
hoppelte 33ejeid)nung ber SSogtei weift wafjrfdjetnltd) auf bie jwei
©iftrtcte l)in, aus welken fie fid) jufammenfeßte. 2)en fo gewonnenen
Umfang bis jur 9)teereöfüfte f)at fie auf lange 3*ü behalten. —
1345 war Slrnolb von (Summern voghet to Svwan. 2 ) 1355 fef)en
nur bie ©infünfte wicberum uerpfcmbet unb jroar an Sieimar unb
33tcfc non Sülow, beren 3uftimmung erforberltdj war, als &erjog
anbrecht in ben Mlofterbörfern ©r.öölfow unb 3benborf $3ebe
unb @erid)t überlief (non obstantibus litteris domini ducis
nobis sii])er aduocacia in Sywan et territorio ibidem adjacenti
traditis). $3alb barauf leifteten biefelben 33erjtd)t auf alle 9?ed)te in
©ueröljagen (racione obligacionis per dominum nostrum Magno-
polensem suarum t er rar um aduocacie Sywan nobis facte),
unb in äfjnlid^er Sßetfe auf JRecbte in 33ramow. ä ) SDie uon 93ütoiü
waren nod) 1387 im öefifc beö 2ani>e& unb überliefen 1391 ©dilofe,
Stabt unb i?anb ©c^traan mit 3 u ^ör an ^einrieb 2Mtfe; 1399
Ijattc &einrid) s Jtenentlow baö 2lmt inne. 4 )
Mit ber SDrenow unb ber Slbtei SDoberan wirb aud) Äröpelin
eine 2)epcnbenj ber SSogtei geworben fein, obwofjl ein £anb biefcö
3tomenö 1344 erwähnt wirb, gelegentlid) ber ©rboerbrüberung ber
fterren uon s JMeflenburg unb 2Bcrte*©üftrow. Sie SBerlefdje Urfunbe
überließ, wie bie namentlid) aufgeführten 10 Sänber jeigen, bie ganje
£crrfd)aft ©üftrow. 5 ) 25ie aMlenburgifdjen dürften fd)loffen l)in*
gegen ben Vertrag nid)t für iljr ganjeö ©ebtet, fonbern nur für
K) Räuber beffelben ab, weldje in ifjrer ^Reihenfolge 3 uerfd)iebene
©nippen (abgefeljen von (Stegeborg mit 3)tön) ju bilben fdjeinen:
1) Starb, s Jiibnifc, 3)}arlow, ©ülje, ^efftn; 2) ©ternberg unb (Slben*
bürg; 3) SBufow unb ftröpelin. @ö ift aber md)t ^erauöjufinben,
weldjeö ©cbiet wir und unter .Slröpelin, stad, land vnde man oor*
ftellen follcn. Saß neben ber SBogtct ©djwaan bamalö ein felbftftänbiger
I\ v
m. U..$. G448.
alt
2öaljrftorf
ttadi
fnuinicltoii uttb
fcu'it für bie fpätcreu 53änbe be$ Urhmbcubudjeä bereits a,e*
D abflcfcbriebeiten llrfmibcn (big 1400). — 3$oßt tu Sdjtoaan
wirb Johann Woltfc fdjon 1381, fccinrid) »toltfe 1389 genannt.
m. ll.-U U434. »erfll. bie SBerlcfdjen i>aubc$tf)cihtna,eu
uuD 1317. m. ll.OÖ. 3860, 677U.)
öou 1316
264
SBejtrf mit ÄropcHn oorfjanben war, ift fdjon wegen beö geringen
Umfangeö faum anjunef)men, ben berfelbe getjabt fjaben ntufte, ba,
lote ber folgenbe 9lbfd)iütt jetgen wirb, auf er ber Stobt fclbft nur
einige cmgrensenbe gelbmarfen bafür in 33etrad(jt fommen fonnten.
9lud) enthalten im übrigen bie Urfunben nichts, ioaö barauf gebeutet
werben mü^te. 1 ) ^rabitioncll n)irb aber bodf) rootjl eine terra
Kropelin ejrifticrt tjaben. ©ö ift baran ju erinnern, baß in ber
entminten llrfunbe audf) üftarloro (mit stad. land vnde man) nod)
als eigenes Sanb neben Sülje figuriert (äfynlidj audf) 9ft. U.*23. 4353),
in SBtberfprudfj mit ben anbenoeittg oorliegenben 9iad)ricf)ten *) ; e$
gab inbeffen in SJtarfoto ein altes ®df)foft, ju meinem ehemals ber
iöejirf ber SSogtei Sitlje gehört (jatte.
Später erfdfjeint übrigens Äröpelm audE) urfunbttdfj alö Qubtffix
oon Sdjioaan; benn 1372 ocrpfttcfytete fidf) &erjog 2llbrcrf)t oon bem
bamattgen ^ßfanbinfyaber, bem 33ifdf)ofe griebrtdf) (oon 33üloio), mcf)t
loieber einföfen ju motten u. a. Sywan hvs, stat vndo laut vnde
voghedige, rayt Cropelyn, myt der Drenow, mit der abbedige
to Doberan. 3 )
2)er 3ufa& madf)t ben 33eftanbtl)eil ber alten &errfdf)aft 9?oftodE
fenntKcfy. 9lud) fonft mirb berfelbe oon bem fpäter erworbenen
Sßerlefdjen 2>tftrtct trofe ber 3 u f antnter| I e 9 un 9 gelegenttidj beuttid)
unterfdjieben. So oerfügte 1301 §crjog 2Hbredf)t bei llebertaffung
bcö 9)}ünjredf)te8 an JHoftodf: quod nusquam loeorum extra ciuita-
tem nostram Rozstok. in districtu dominii nostri Rozstoccensis,
vtpote in Rybbenitze, Sultha, Marlow, Tessin, Cropelin, Warne-
münde, ac preeipue extra territorium Rozstok, videlicet
Gnoyen et Zywan — et generaliter in omnibus locis dicti
] ) Steijc oben 3. 260. $eu ^ottf Jöirfc (1316) bejeidjucn 1323 con-
öiilos et viiivornitiia de Cropelin alä qiiondam adnooatiun nostrum, uub
.^ermann begebe, 1336 s -8ocrt in .Siröpcliu, mar Bürger bafelbft uub
beißt 1333 subiicluoeatus (W. 11.* 3832, 4453, 44S6 ; 5(580, 51)85, 5456).
Getier, meldjer ^aijxb. 14, 3. 114, tmu einem ^aubbino, für bie Stfogtci tfröpcliu
fpridjr, mürbe tuoljl bn-tu üernulafit, weil aumcilcu öou CkTidjtsüerfamiuluuflett
in ttrbpeliu bie Webe ift, fo 1336 («Ml.^. 65!)6, 3. 721 uub 722) al* bort
unter bem $$orfit*e betf Jyürftcit eine ^luflncje wegen Zauberei uertyaubelt
mürbe. 13JH ( S JJJ. II., September 26.) mirb ein .froffleridjt bofelbft ermähnt
S )H. ll.*$3. 1553 iseampnuni judicale — dictum dinghuncli in ber 9£äl)e
Don Mröpeliu) beliebt fid) ouf t)ie 9(btei ^oberem. -- IS* märe bon 3utcrejfe,
flu erfahren, ob e^ in Mröpeüu eine 3d)loftftelle cjiebt.
-- ^ercjl. 3. 25i>, \Uum. 1 nnb bie llrhtuben lunt 1371, 1448 (uniiHe
slot, stad unde laut tor Suiten inet domo wiekbilde to Marlowe, niet
der ira-niitzon vogedv) nnt) 1450 (de VDirheilyo to der Suiten undo to
^larlowe) im i$a\)vb. 11, 3. 28i) ff.
") m. lt.-«. 4723 u.
265
domin ii nostri Rozstoccensis ac Gnoyensis seu Zwanensis —
vmqiuim denarii de cetero debeant per querapiam fabricari. l )
3n ber Urfunbe hingegen, burdj weldje Jtatfer Äarl IV. bic
dürften 2llbred)t unb 3!o(jann ju SRetcIjöfürften unb ^erjögen ergebt
(1348), u. q. mit bcr 33egrünbung, bag ^erjog Stubolf t>on ©ad)fen
auf alle tytulo pheudi ifym suftefjenben JRcd^tc oerjidjtct fyabe, wirb
bei Slufsafjhtng ber 9teid)ölel)ne (Sfywaan cbenfowenig erwäljnt, tüte
bte übrigen Steile befijenigen SRoftocfer (Scbteteö, als beffen £ef)nö*
()err 1329 ber Äönig non 2)änemarf anerfannt war. 2 )
IL Site £lbtet Stobermt
unb bte (Bttn\tn ber fjmfdjaft Roßodu
Dbwoljl bie ältere @cfd)id)te ber Stbtei Soberan fdjon meljrfad)
be()anbelt worben ift, 8 ) mu& jum 3roedfe ber Topographie bodj nod)
einmal furj auf biefelbe eingegangen werben. 3m meftlidjen Steile
ber £>err|d)aft 9toftocf nafym baö ©ebiet beö Älofterö einen ntd)t
unbeträchtlichen SRaum ein. £)affelbe umfaßte bereits balb nadj ber
Stiftung einen 3iifammenl)ängenben Sejir!, weldjer bie jegigen Äird)*
fptelc ^arfentin, SRetljwifd), ©oberan, ©teffenötjagen unb, wie anju*
nehmen ift, aud) ftröpelin ooflftänbig umfdjlofc. Sie Orte mit tarnen
wenbifdjer .fterfunft, weld)e jefct in biefem SHaume liegen (Soberan,
s J>arfentin, Stülow, Stebbelid), Äröpelin, SBilfen, 33rufow, ©täbelow,
uub Sennenntj), werben jum größeren Steile in ber älteften über
baö tflofter überlieferten Urfunbe beö 33ifd)ofeö Serno (1177), bie
übrigen in berjenigen beö gürften &einrid) 33urwi) I. (1192) genannt, 4 )
unb umgeWjrt wirb f)ter fein 2>orf ermähnt, weldjeö außerhalb ber
genannten Stirdjfpiele gefugt werben müßte. 5 ) 3nnerfyalb berfelben
ftnben wir aud) nod) 1273 mit wenigen 2luönaljmen bie &agenbörfer
l ) M. U..». 8903. 311 4<>75 lauteten bie Sefthnmunfleu auberS.
-: m. II..«. «860 A uub ß. 9tor ©uoieu ift mit berürfftd)ttöt (Ge-
miLM'ii i-t <|ui<l<jiiid ibidem in pbeuduni ab imperio tenent).
3 : Xiefelbe ift bearbeitet Don tfompart (in 8d)irrmad)erg 53eiträa,en pr
0U*fd)iri)te WerflcnburflS, $anb II) bte 511m Saljrc 1300, bon SDtoldjon)
rTifiertation 1NM)) bi$ 1350, mit Söerüdfidjtißtutfi bcr mirtljfdjaftlidjeu SB er*
Ijältnifie tum Tolberß (3tubteu unb 9Kittl)eiluua,eu au£ bem SÖcuebictiuer»
Crbeu. oaljrq. 13). »er«!, aud) SBigßcr, 3al)rb. 28, ©.233 ff.
' W. lt.-«. 122, 152.
Pnmiistiz ift itad) bem $tpIomatar ber $obcraucr .Stloftcrbriefe
>euborf .m. II.«». 152 u). Putcclm entfpridjt, ttric W. lt.'*. 122 u
i'ii'lleicbt mit fliedit angenommen wirb, bem fpäteren $of)enfelbe. (£rftere$
fommt biv 1273 üor tutb fteljt faft immer mit Stülotü äufatnmeu; le^tere^
cridu'iitt iitcrft 1312: in villis sluuiciilibus Stulowc et llogheuelt ( s JJieft«
11. v ^. 3751^. lieber bie $Orfer in Cubanze f. unten.
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ober fonft beutfeb bejeidjneten Crtfdjaftcn beö Älofterbcjirfcö, für
welche ber S3ifd)of bamalö ben uollen 3elmten betätigte, nämlid):
SlBcröIjagcn , Sartenöljagen, SHabcnfjorft, SRctfjwifd), .§ütten, ®laö*
Ijagen, Steffenöfjagcn, SolKjagen, SBittcnbedf, SHcbridjöljagen, 23olbenß*
l)agen. 2>aö Sdjabenregifter von ca. 1312 bringt aufeerbem nodjj
Sfrobfjagcn, unb in SBollfjagcn wirb eine curia unb eine grangia
biefcö Siamcnö unterfdjtebcn. 1 )
1177 Dcrliet) Öi|d;of Söcrno für bau bem Softer uon Sßribiölao
übcrlaffcnc (Gebiet außer bem 3 e ')^tcn ber einjclnen Dörfer bie getft*
lidjen •'Hechte (eeidesisirum disposicio, sjicerdotum oonstitucio etc.
unb baö jus sinodale, quod banmim vocatur). 2 ) §)iemad) lag Cd
in ber 3'lbfidjt, ein in fird)lid)er Scjicfjung beftimmt abgegrenjteö
(Scbtct IjcrjuflcKcn. 3>er $3cjirf, über weldjen jene 9icd)te beö Äloftcrö
fid) erftreeften (1273 mit ben unter bcö 9lbteö ^atronat ftefjenbcn
.slirdjcn Äröpclin, Steffcnöfjagcn, -ißarfentin unb Dtfabenfyorft), unb mit
beffen Verwaltung in 93e3ug auf bie gciftlidje Suriöbiction ber 9lrd[ji*
biacouuö uon Jtropelin 3 ) beauftragt war, nrirb in feiner 2lu3bel)mmg
fdjon früf), uietteid)t bereits gegen ©nbc beö jwölften 3>al)rf)unberte,
feftgeftanben f)aben. SDafür fprid)t aud) baö tjofje 9Utcr, weldjeö ber
Mirdje in firöpetin nadjgefagt würbe, bie urfunblid) juerft 1230 aor*
fommt. SDcnn 130G bejeugten mehrere Pfarrer unb Äröpeliner SRatfc
männer bie Sluöfage beö bärtigen ^Jlcbanö Subolf, baß berfelbe bie
Mird)c 40 3al)rc lang befeffen I)abe, unb baß feine Vorgänger im
3Imtc fte ungefähr 80 3al)re tjinburd) doui Äfoftcr innegehabt fjätten; 4 )
eine Stcdjnung, weldje auf baö 3>aljr 11 80 surücf führen würbe, bafi*
fclbe 3al)r, in &cm nad) rtirdjbcrg (c 116), ber I)ier nad) einer nidjt
mebr üorijanbenen Gfjronif berietet, ba^ SHofter uon 2Htf)of nadj
©oberem uerfegt würbe. $ür bie Üßarfentmcr Pfarre fefjlt cö an
äfjnlidjen 9iad^ridf)tcu (plobanus de Parkentiu erft 1268). 3)afr
inbeffen bie bortige tfirdje, wie an 2lnfefjen ifjrer ©etftlidjcn, fo nud>
an 2l(tcr ber Äröpeliner am nädjften ftanb, ift wegen beö wcnbifd&en
■Jtomcnö unb nad; Spuren alter SBauwcife ju ucrmutfycn. 5 ) SSpn
') m. M.W. 1297, 3520. «au Netljiuiid) läßt ftiHjncl (3^rb. 46,
3eitc 117) bie beutfdje ober flauifdie iMbftaimmtiiß uueiitfdjiebcii.
2 ) 1351 erfamire ber 33ifd)of XHubreaS an, ba\i ber 2lbt per se uel per
aliuni - - pnssit — eivlesias confenv, doricos instituiTO — juridicionem
exeiwn\ svnodo prosidere ot alia ad otTu'iuni archidiaconi pertinencia
oxoicere UW. l\.±\. 7963, uergl. 7S52\
*) ^IrdribiacomtS oou ttröpetiu luar 129S ein Sdnucriucr (Saitonicu^;
1328 uenualtete ber ^efan be^ ^ütuimer Stifter propositiirain in Cropelin
m. U..^. 2512, 4923).
4 ) 9)t. U.««. 3b0, 3116.
5 ) s ))l lt.=S3. 1143. ^ic Äirdicn bez Xoberauer Gebietes würben im
14. ober 15. 3ot)ri)unbert einem Meu», refp. Umbau unterzogen. 3)er altefte
267 _
bicfen beiben Stird)fpielen, roeldjc junäd)ft in ber 2tbtci errichtet waren,
werben fpäter (uor 1273) im £agcngcbicte anbere abgetrennt fein,
Steffenöljagen von flropelin, Stfabcnljorft Don $arfentin. Sie ftirdje
in Slabcnljorft (ßirdjfpiel 9tetf)tmfd)), roeldje älnfangß fclbftftänbig
mar, umrbe (urgente inopia) norübergeljenb mit $arf entin vereinigt,
btö 1299 lieber ein SDoberaner äftönd) als ©eiftlidjcr cingcfe($t
warb. Sie fdjeint 1306 nod) beftanben ju Ijaben, 1 ) nerfdjnrinbet
aber feitbem aus ben Urfunben unb tuirb balb nad)f)er eingegangen
fein. Senn au if)rc Stelle trat bic Pfarre von 9tetf)U)ifd), -) wo
1312 im Sdjabcnrcgifter (S. G31) custos nnb eimiterium ermähnt
werben. Grft burdj Slbjrocigung (uon ^arfentin) cntftanb aud) baß
ehemalige flirdjfptel Stäbelon), ba eine $arrod)iaifird)c bort 1273
nod) nid)t üorfjanbcn mar, aber feit Snbc beö 13. ftaljrljunbertß
mcbrfad) bezeugt ift. 3 ) — 2Bie Ijiernad) anjunefjmen ift, fielen bie
Sliifjcngrcnjcn ber ^farrfprengel ftröpelin nnb ^arfentin in iljrer
urfprünglid;er Sfiißbctjnung mit benen beö 2lbteigebieteß, refp. beö
Äröpcliner 9lrdjibiaconatö, 2lnfangö jufammen. ßß fragt fid), ob
ber Umfang beö festeren in nod) jeßt uorfyanbcnen $Urd)fpiclfd)eiben
nueberjuerfennen ift.
3n fflcrnoö llrfitnbc (1177) wirb für bie (Sütcr beß «lofierfi
im SBcftcn collis Dohinierigorca (£ügcl beß Sobimer) alß ©renj^
mavfe fcftgcfefct, 4 ) anfdjeinenb ber ßül)htngßberg mcftlid) uon Kröpelin.
£eifclbe liegt auf ber gelbmarf uon ©icbrid)öl)agen unb ift ber
Scljcibc ber Äirdjfprcngcl Sröpelin unb 2Bid)mannßborf feljr nalje.
Ifjeil ber s 4$art'enttner ftirdje ((Sfyor an$ ftelbfteincn) ftammt aber und) ber
8dhUuutg üou üifd) ^al)rb. 18, 3. 292 ff.) an3 ber erfteu Hälfte bcS 13. ^aljv-
Ijunberte. — ^Juiit tttrdjfpiel 9>arfentiu gehörten nod) nad) beut 3taat3faleuber
(1793) Slltljof unb ftotjenfclbc (je^t ittrdrfpicl £oberan).
') W. 11.-5*. 1753, 20(5«, Dergl. 3088.
-) Kcelesia Kctlowisrh, que olhn fuit in Ivaucnhoi'Ht 135-1 (9)fefl.
U.-SJ. 79<>3). 3ie galt \vo\)\ anfänglid) uid)t als fclbftftänbig, ba fie im
«eridit über bie (i'intnnfte ber $oberaucr unb Weunofterfdjeu ftirdjcn, nl3
befielt Wbfaiinngvjeit ba$ ilrfuitbcubud) (51t 4153) bic Satjre 1319/20 an>
ltinuitt, nid)t bevittffiditigt ift. 1353 nrirb capcllu Kcdewiscli nebeu beu
s 4>arriHl)ialfird)eit ber £oberauer $röpofitur genannt; 1302 luirb augeorbnet,
bafj ;>itr ^enualtuug ber bortigen Pfarre Dom Vibt 001t $oberau ein Sifter--
cieufermönri) abgeorbnet tuerbc! (9)?. 11.-23. 7852, 9081.)
; ) W. II..«. 2300 (1294), 4153, 5909, 7852. (Sin $farrl)of ttmr bort
iuu1) 17is (Jaljrb. 10, 3. 171). 1294 gab ber ÜMfd)of feilte Suftimntung ^u
einer i>rnimt:itio oivlosiariiin in ^arfentiu unb Stäbeloto. ^ie Ü8crmut()uug
Momparty ,a. a. £., 2. 114), ba6 cö fid) l)icrbei um eine ^Bereinigung beiber
Mirduut ininbelte, fo bafj bic 8täbelümer al^ S^üit ber ^arfentiuer weiter
beftanb, mirb burd) bie fpäteren llrhtnbeu uid)t beftätigt.
') Tobitter bebeutet nad) ^olberg (a. a. £)., 3. 228, 3lum. 1) „^rieben*
liiiuevbet", nad) ilül)net (3. 41) „ben Tanten beö tapferen Ijabeub."
268
3m Sorben folltc fid) baö gefcfjenfte OBebict bis jum üRccre crftrccfcn.
3m £)t<m inirb von >}cinrid) Sunm) (1192) eine Sinie angegeben
u (piPica. (jue sita est juxta viam in terminis Wilsne, et iterum
jiroteiiilitur contra spptentrioneni usque ad mare reoto tramite.
©ö wirb babei an bic fürjefie (Entfernung vom üJteere ju benfen fein,
o[)ne bafe bie 9tid)tunq eine genau nörbüdje ju fein brauste. 3n
ber %l)at bleibt bie Sinie, meldte in ber Verlängerung ber öftüc&en
Sdjcibc ber ^elbmarf SBUfcn, norbroeftlidf) nerlaufenb auf bem
fürjeften 23ege baö i^eer erreidjt, ber fird)[id)en ©renje überaß fo
naljc, baß bie lefctere aus jener fyernorgegangen ju fein fdEjeint. 2Bir
bürfen bal)er bie burd) bie ilrfunbe bcö dürften 9^J D 9^ e Sdjeibeünie
ido()1 in ber Dftgrenjc ber ftirdfjfpiele ^arfentin unb SRctljroifcI) nrieber*
erfennen. 2>a{$ üerfcfjiebungen, wetdfje im Saufe ber 3 c ü eintraten,
im (Jinjcfocn manche Slbiueidjungen mit ftdj bradjten, ift felbftuer*
ftänblidf). 3m Silben ber 9(btei geben bie &oberaner Urfunbcn feine
(Qrcnje an, ucrmuttjlid) weil bicfelbe burd) bie bort aufgejagten Ort*
|"d)aftcn ijinreidjcnb beftimmt fd)ien. Gö ift bieö bie einen Sogen
nad) Sorben bilbenbe SDorfrcifje Stäbeion), Söilfcn, ^Jarfentin, 3oen*
borf, Pntcclui (£o()enfelbeV)/ SJrufom unb Kröpctin; fie alle berühren
fid) im Sübcn mit ftird)fpiclen, beren Pfarren nid)t jum 2>oberaner
(Sebiete gehörten.
Verfolgen nrir nun bie (3runbbefi|$uerf)äitniife beö Mloftcrö, um
juerft bie alte (Srcnjc beffelbcn gegen anbere Steile Der &errjdfjaft
Stoftodf f cfijuftcUcn. Crö fommt bafür junäc^ft in Jktradjt bie (Sprengel*
fdjctbe 5iinfd)en ben Äirdjfpielcn
s i5arfentinu.))tetl)nu|d) mit ; Sieftoi^Sambre^tSbagenu.Sidjtenfjagcn 1 )
Stäbclou), Sßilfen, StDerö- i mit Äl. ©torje, Ärifemoro, AI. Sdjwafc,
Tragen, Sartenöfjagen, ] 33argeöf)agen , 2lbmannö()agen, Steinbedf,
Mabenfjorft, Mctfjnrifd). ' SHcnljagen.
". ?sm ütrdjfpicl »icfioiu, 1:551 Xy^hondorr. (3K. it.«. 7470\ 1502
(imtiMi stovo. $em Pfarrer tum* bic 3tabt Moftocf biz \'2$2 $nr Ballung
einer Warf uerpfliefitet . S AU. ll.- s #. H52K), uieUcid)t wegen ber pr Stabtfelb«
inarf gelegten Törfer Wenu^oiu ober fiepen (uergl. bic XHubeutuug SOicff.
il. Ü3. i:»M\ -- Jvür bic ttirdje in ^aiitbred)t*imgen bei ^arfcntiu erhielt
ixi)) nach bem ^eridjte De* ^aftor? „uor ctlidi ^axen swet Torffer at£ flrot
nnb lütten 3dnuaiie oon jener fircli ..l'ainbreditvljagen) nad) SBiftott) fönten
finb." I'loknms <le UcIiUmiIki^Ihmi 1^«M ; im .vtirdiiviel 1"»1S) ?lbmaun$*
lugen, 1 ;*»;">:> ciueivbageinl'u il. s ^. 1(>18, 1131, Sil 1). Xen am ftclbfteiueit
erbauten (Abor weift yifd) ber erfien Hälfte bcv l.°>. ortbrI)nnbert^ ju C3al)r«
lutd) v.\. 3. uD-1). eingaben über Bauart ber Mircljeit ,^t «ieftotu unb
^aiubrccijttfljagc« ebb. 27,' 3. 218 nnb 38, 3. 189.
269
2Bo baß 2lbteigebiet biefe ©renje überfdjreitet, föfet fid) faft
überall ber fpäterc ©rroerb nadjroeifen. 3fn ber Urfunbe uon 1273
werben aud) foldje SDörfcr mitgeteilt, in benen nur etnjelne &ufen
bem Äloftcr jel)nipflidf)tig roaren. SBenn baffelbe an jtoet folgen
fcufen in ©tooe aud) baö @igentf)um befaß, fo tjanbelt eö fidjj um
ftreitige 2Infprüd)e an ber ©renje, ober eö t>erf)ielt fid) bamit äfjnlid)
mie mit ben beiben jefjntejaljlenben |>ufen in 5tl. Sdjroieforo (9lmtö
Öüftrow), beren fpäterc S3er(eü)ung (1243 buref) Sfticolaus von SBerle)
nid)t jmeifelljaft ift. Unter ben S3eft{jungen beö RIofterö wirb ©tose
fonft nie angeführt; jene beiben |>ufcn mögen aber alö Äloftergut
mit ber Stäbetoiucr $elbmarf Bereinigt fein. J ) Safe bie 5 £ufen in
.ftrißmoro ber 2lbtei nicfjt geborten, ift fdjon bcömegen n)af)rfdjein(id),
weil biefclbc bort nur dimidiam deeimam tu 2Infprud) nafjm. lieber*
bics würbe btö 2)orf 1296 uon SJtattbiaß oon 3lfefoiu (bem 9toftocfer
SUog' 1298) unb beffen 33rübern cum omni jure et vtilitate, qua
ad nos pertinebat, bem 2lbte übcrlaffen, unb jugleid) oerfprad)en
bic ^krfäufer, de proprietate tarn deeimarum quam fundi ville
totalis (h-iscemowe binnen 5 Safjren bie SSerleiljung ju errolrfen. 2 )
3» Ät- Sdjroafe befaß ^euflofter von 9llterß l)er 8 £ufen unb fanb
123s bie 2(nfpriid)e ab, rceldje ein Sübccfcr Bürger in Parua Zuersz
fjattc; in ber Heberolle biefeö SUofterö (ca. 1319) ift Zwerze alö
35orf von 10 £>ufcn angegeben, unb totum servieium in bemfclben
nutrbe il)m 1:338 gefdjenft. 3 ) %m iegigen Äird)fpicl £ambred)töf)agen
werben baö ^farrborf fomic Sargeöbagen 1286 uom ©djrocrincr
31ifd)of alö nid)t 511t Slbtei 2)obcran gehörige ©rcnjbörfer bcjetdjnet. 4 )
Sil elfterem l)attc 1320 baö Älofter (Süter erworben, jebod) fo, baß
bic (SJcbrübcr oon Sd)tua&, weldje fclbfi im ©orfe begütert roaren,
aud) in jenen nod) Utedjtc auöübten. 3n legerem l)atte ber SBafall
Mcfdjinfcl 1298 uom prften 10 £ufen ju gefjn, roeldje 1334 uon
Sobann uon 2l,reforo ju ©unften beö Älofterö aufgeladen mürben;
') s JJi. U. !ö.54«5. (tfrofjGtoDe finben tuir fpäter in ben £>änben bc$
toartljäiiiiTfl öftere Waricneljc, tuclcfycö baä $orf, wie eö frijcint, Don .•pciitrid)
»niieiuiti lief auf t Ijattc. WondcHchon Stove bccjcctuct erft 1351 ( s JKcfl.
II. s l>. :i;jr»!i, oero.1. 3aljrb. 27, S. 15, 7438;. lieber' ein bifd)öfltd)cS »uro/
leim in Stimm* f. unten.
•; m. II.-». 2377. Um bic <#ren*c ber mtei Ijanbeft cd fid) mirf) wol)l
1 ->- >< > ol«; Wbclljab. bie SBitttüc eine« iWoftocfcr »ürnerd, im fjciftiid)cn s 4>rücefi
uerurtljeiit uwrbe, Don aller »elöftifliinn beö Ätlofterö SDobcran lochen ber
imin:i Wilsim nlMiiftcI)cn. (»e. II.*». 5172.)
:; ) De. II. ■». *J54, 484, 4040 (3. 411), 581)8, 5001.
', s JJi. II.-». 18(52 (;V % l)ntenan$tanfd) (;njn «Iccimis villaruin (juaruindam
!i:nn;istcrm juxta sitaruin — in I^iiubroclitosliii^nn et in Hering-
iMTcslia^cn .
_270
cmberc 10 £ufen, gleichfalls im 93cfife eines 3toftocfcr SSofoDen
(griebrid) Sabbc), toaren fdjon 120S an bie 2lbtci gefommen, jugleid)
mit ber (SJcridjtöbarfeit über jioci ber 2t. Jiafobifirdjc in SRofhxf
gehörige öufen.M SKbmannööögen (in terminis parodiiae Lychten-
haghen), roo 1302 Slfteroafallen $crt()olbö oon Sdjnafenburg rooljntcn,
crfdjeint feit 1319 alö ßigentbum beö ßlofterö.*) SKientiagen unb
Steinbecf finb oon ben 1273 aufgejagten oollftänbigcn £orffdjaften
bie einigen, roeldje über bie fird)lid)e ®rcn3e fdjon bamalS Ijinauö*
reiebten. £od) roaren in erfterem bie 3Jcd)te beö 3lbtcfi flreittg, ba
aud) ber öifdjof oon Sdjioerin bort ben 3cl)ntcn in 2lnfprudj naljm;
er oerjidjtcte auf benf elbcn cift 12G4, nad)bcm ©erljarb oon Sdmafcnburg,
tocld)cr inda^ineni Xienhsigen bis bafyin oon ber £oberaner Rirdjc ju
Seljn trug, biefen S^cfife mit 2lngabc ber ©renjen bem Älofler ucr*
lauft Ijattc. 2htd& bie &älfte beö §agcnö Steinbecf ging nadj ©crljarbö
Stefyauptung oom 9lbtc ju Seilen, nntrbc aber 1272, alfo ebenfalls
oor ber bifdjöf liefen 3e()ntenbcuätigung, nad) frf)icbörid)tcrltd)cr 6nt*
Reibung beö dürften SBalbcmar bem Äloftcr als unmittelbare« ©igen*
tfjum jugefprodjen. s ) £as SBafatfcnDcrljältmjj wirb in beiben gaücn
nid)t auf äterleifjung alten Äfoftergutcs, fonbern auf fpatcrer 9hif*
tragung oon Seiten ber SMi&cr berufen. UebrigenS geboren beibe
#elbmarfen nad) ifjrem iefcigen Umfange nur mit if)rem größeren
öftlidjen ^eile 5um ftirdjfpicl Sidjtentjagcn, im übrigen jum Ätrdj*
fpiel 3ietF)ioifd).
2>urdj SDoberaner Söefijjungcn oon ber £renoio getrennt, fdjnüt
oon Süben her ber Sprengel oon £auftorf in bie 9lbtei ein. S)afi
Fragment eines fieberegifters, loeldjcS nad) öifd) nod) aus bem oier*
tönten 3a[)r()unbert ftammt, giebt unter Pur. Johainieshng.:
(4h<>\vwe, Hartwighosdorpo, Konowe, Blisooowo an. 1 ) SDic brei
letztgenannten Dörfer waren, forocit bie 9Jadjrtditcn juriicfrcidfjcn, im
s ikfij3c ber SHoftotfcr ätafallcnfamtlic Slrcfoio. 131?) oerfaufte s JOtattf)iaS
ui»T<>s ante villam Knimwe sitas. Siber fdjon Wornerus de
I>lisoc(»we (1272 Knappe beim giirften oon SfoftocF, 1282 als miles
beim 9(bt oon JTobcran) gehörte jenem Ocfd)Icd;tc an, ba er, mic
faum ju bejiocifeln, mit bem 3ütter 2Bcrncr oon 9h;e!oio ibentifd)
l ) s 3Jt. WA*. -1200. Ju VnmbredjtelKnicn 1311 nirisi Ilorinanni de
Swonv [$l. II. -U <ilf>s, ücrnl. 7r»oi\ l-)s;i i )a ttc Entölt» Hon Wummern
a «lii'tis <lr Zwcrtzo cos Torf gerauft. ■■- ffit. 11. -$. "i»U>, 1210, tJCrflleidje
»■1^7 it. a.
-) m. WAV 1131.
:i ) m. IIA*. lolH. 11)2« -lAV.).
4 ) ?\(\\)v\\ i», 3. 401. Tass Mird)borf hoiut in älteren Urhtuben fonft
ooliannsborf. Tic Mird)e luirö 131i> K M. \\A*.-\WM) flclcgcutlid) ermähnt
ift, 1 ) bem crftcn (1283 unb 1286) urfunblid) ermähnten Präger beö
Samens. 1360 oerlielj £erjog 2Ubred)t an SDictrid^ Suforo totam et
integrum euriiim — Blisecowe — sicut ipsi (bic 3lf cf Ott)) et ipsorum
progenitores et antecessores ipsam curiam — ab antiquo tenue-
rant. 2 ) Sic ©renjen beö Äloftcrgebieteö fjaben f)ier roofyl nie eine
i?ercmberung erfahren, fonbern blieben fo, wie fie ber oon 1177 batierten
Urfunbe ^u ©runbe ju liegen fdjeinen. 1268, in einem 2)iplom beö
gürften SBalbemar, läfjt fiel) ate Scheibe ber Klofterbörfer ©täbeloro,
SBüfen unb $arfentin bie Sftieberung beö SBaibbadjeS erfennen, an beffen
SBeftf citc ftd), nrie fjeute, 33Ucfef oro, Stonoro unb §anftorf erftredften. 3 )
©ö ergiebt ftdj Ijierauö äugleid), baß 9teuf)of bamate nod) nidjt beftanb,
fonbern erft fpätcr auf bem nad) bem 33ad)c ju gelegenen Xfjcite ber
£>aftorfer gelbmarf angelegt mürbe 4 ) 2lud) jroifdjen §aftorf unb
(5j(aöf)ütten erfolgte 1341 eine (Srcnjberidjtigung (jtotfdjcn bem Älofter
Soberan unb So&ann Sljefom), 6 ) f o bafe eö nur für bie ©d)eibe oon
^benborf unb §aftorf an bergleidjen SRad^rid^tcn bisher fet)lt. G )
^m übrigen waren bie ©renjen beö urfprünglidjen Slbteigebieteö
ftuglcid) SJanbcögrenjen ber Jpcrrfdjaft 9toftocf, unb jroar fo, baf$ im
SBcftcn, nad; ber SJieflenburgifcijen Seite f)in, beibe uölltg jufammen^
fielen, mäfjrenb im ©üben bie £errfd)aft SBcrle nur tfycilmeife fid)
mit ben Soberaner 23efi(jungen unmittelbar berührte. §ür bie $cft-
') Xieö beutet and) GruU an (3ai)rb. 52, 3. 113).
J ) Wl. U.-93. 40W, 1259, 1618, 1G82, 1830, 87<>5.
:i ) W. U.-üö. 1143. 3>er ©rensgraben, welken bie dauern oou 3Bilfcn
burd) jene Wicberuug (palns) gebogen Rotten, wirb Verlängert nad) Sübcn
nsqne in fines abbaue vormi« Stbobelowe, und) Sorben bi3 ftur Monomer
$>rürte unb weiter abwärts bis pm fttofterborfe GHaSfjüttcu, womit pgleid)
and) bie (Mven^e ^wifdjeu .ftaftorf unb bem in ber Urfunbe nidjt genannten
s 4>infeutiu beftimmt ift. «crgl. 9K. U.-33. 5505 (1334), wo al$ bisherige
2dieibe jwifdKit beu 2U;cfowfd)cn 93efi{juugcn unb einer SBiefe bei ^arfeutiu
genannt wirb antiqunin et majns fossatum, quod fuit haetemiH distinetio
tcriniiKtriun abbacie, wient expresse eontinetur in prinilegio a quondain
ii<»lii!i d'iniiiiu Woldeinaro — dato.
l ) s Jticuf)off 138.'$; to deine Xvenbaue in deine karspell to Joban
sb.rpe 14W (V?ifd), itrfunbt. ®efd>. be« ©cfd)Ied)ts! oon Oerftcw, IIb, 6.304).
43ei s Jieul)of liegt mu lUoore ein mittclatterlidjcr ^Burgberg (3al)rb. 48,
2. -J'.m;; ücrg!. Äaabc, s J)iecflb. ^atcrlanb^uubc I, 3. 485).
) s ))l. il. s 43. 0113. 2)ic 8d)cibe foll üedaufeu per nouinn fonsatuin,
ijimd iil> amne OoHenbeke vsque a<l aliuin riuum — Kannen))eke
Miper im mtem interpositnin — protonditur. 3)ic Heine JVelbmarf /oüttcu
gr;u\t ient uid)t nieljr an /oaftorf ; entweber l)anbelt ess fid) um bie Stelle,
wo Unit er Weulwf eutftnnb, ober glitten bcljutc fid) bamalö and) über hax
Viitter &>ol)lb nu^, weldjer int 2üben fid) mit .^aftorf berührt. V(uffd)luft
bnrüber würbe jene Wreu^beftimmung gewähren, bereu eingaben für ben
Crlvfunbigeu tneileidjt nod) oerftänblid) finb.
'; Ter ^benborfer Sorftt)of wirb j\um ttirdjjpicl /panftorf gered)uet.
272
ftetlung ber politifdjen ©rcnjc ift aber 5U beadjtcn, bafe mit bem
Äröpcliner Slrc^ibiaconat fid) öaö Äloftergebiet fpäter nidjt ganj beefte,
ba teueres fc^on frülj einige ©inbufec erlitt, fo baß eö in fübroefüic&er
Stiftung bie firdjlidje Sdjeibelinie nidjt me^r erreichte.
3u ben Sdjenfungen ^ribiölaoß gehörten nad) Semoö Qtljxdm*
uerleiljung (1177) audj quatuor ville in Cubanze, sc. uilla Bruze,
Genn.iri et due ville Brvnonis, lueldje an fester Stelle, unmittelbar
oor bcr roeftlidjen ©rcnjbeftimmung (collis Dobimerigorca), angeführt
finb. Saffelbe gefd)iel)t aud) 1192 in SBurroq'ö Urfunbc, meiere bei
3lufjäf)lung bcr übrigen SWofterbörfcr bie £auptrid)tung uon Dften
nad) Sßeften erfennen läßt. 3m ©oberancr SDiplomatar, meldjeö bie
Urfunbe mütljcilt, ift ju Bruze am üHanbe bie (Stoffe I)injugefügt:
Bruze in slauico est Thiderious in theutonico, 1 ) womit auf
S)icbrid)ö()agen f)ingebcutet ^u werben fcfjeint. 2lud) 1230 unb 1232
in Jörunnmrbö Siejtätigungdbriefen, fielen uier Drtfcbaftcn in Cobanase
julefct (fjintcr -Mcbbelid)), jebod) mit bcr SIenberung, ba[] ftatt Bruze
unb villa G-ermari, lücldje ganj feljlcn, Crupelin unb Brusowe, bie
erft an biefer Stelle genannt werben, nor btn beiben ville Brunonis
eingefdjaltet finb. 2(uö allen biefen Sbigaben bürfen urir junädjfi
ii)ol)l fouiel entnehmen , baß bie uier uon Üßribiölao Dcrlic^enen Drte
an bcr rocftlidjen ©renje bcr ?lbtet, in bcr 3£ä()e bcr Stabt Ströpclin
unb beö Äüljlungöbcrgcö, ju fudjen finb. So liegt nalje, bei ben
ville Brunonis unb Henna ri au SBrunöljauptcn unb ©eröborf
(5tmtö SSufoin) ju benfen, 2 ) wcldjc beibe in btefer (Segenb liegen.
Slber für bie Dörfer Srunoö beftätigte nod) 1232 33ifd)of SSrunroarb
ben uon 93crno oerlicljcncn #ei)ntcn. Sfabrerfeitö fjattc WcuMoftcr
1210 in indagine in uilla, quo dioitur Brunesin* vede, 30 $ufen
unb erljiclt im gleid)eu $al)rc bie 3 c ^ n t cn bovl uon ^runumrb
ucrlicljen unb 1235 beftätigt. 3 ) ftiernad) beftanben oerfd)icbene
$elbmarfen cUjnlidjen Samens neben c'manbcr, cö mußte benu
burd) s JÜiif$ucrftänbntft ober gälfdjungen bcr 3T)atbcftanb ucrbunfelt
fein. Sagcgcn f priest aber, baß gcrabc bie Siplomc uon 1232 unb
1235 im Originale uorlicgen unb feinen Sinlafj ju s i>crbäd)tigungcn
gegeben fyaben. 3lud) fann villi» Brunonis nidjt alö lleberfefcung
uon -Brunoshovedo (©runöljaupt) gelten. 3>cr 9famc ©eröborf,
mcld)er in älteren Urhmbcn fid) nid;t uorftnbet (1412 Gherstorp),
l ) 3K. il.^. liVJn.
a ) 2o tocrmutljct Getier (SKnterinlienfammhutfO. Nigger föafyrb. 28,
2. 23«) fndjt bie Dörfer, bn fie fid) fpätcr iticiit im $efifte beS ftlofterS fce«
fiubeu, in bor (M«ieitb mm ^olbcnsUmicn unb ^itteubcrf. ^ergl. itompart,
a. a. C ; 2. 11 unb lf>.
:i j W. II.-*. 40(;, 25-1, 2;Vj, 12J).
273
fdjeint auf villa G-erhardi jurMjuletten, rote ©erbstjagen (9lmt8
33ufoiö) auf Gerardi indago; bagegen öctjgcn Germerstorp (1236)
unb Germershaghen (1322) jegt 3armftorf unb 3armör)agen. 2lud)
ift bic Sage ©eröborfö (fübioeftlid) t>om 35tebrid)Sf)äger Serge) mit
ber alö Äüfylungöberg gebeuteten ©renjbeftimmung Dobimerigorca
nidjt in ©inHang ju bringen. @ö fdjeinen bemnad) Sorfnamen
öf)nüd)en Älangeö burd) 3 u fatt * n ^ c f cr ©egenb äufammengcfommen
ju fein. — @ö finb aud) Slnjetdjen bafür ootfjanbcn, ba§ bic frag*
lidjcn Orte innerhalb beö Äirdjfpielö Sröpelin (refp. Steffenöfyagen)
gelegen fjaben. Äröpelin unb bie beiben SDörfer Srunoö, nad) Sernoß
Eingabe von ^ribtelan gefcfyenft unb in £einrid) Surnnj'ö SSerleifjungs*
brief (1192) beftätigt, roerben in ben folgenben Urfunben 1 ) (oon
^apft 3nnocens III. 1209, non £einrtd) Surror) 1218 unb oon
ben Söhnen beöfelben 1232), welche alle ben roeltlidjen 33efi& beö
ftlofterö betreffen, nermif$t unb fdjeinen bafjer ber 2Ibtei abfjanben
gefommen ju fein. Sie 1177 nerlieljenen jura ecclesiastica mürben
aber baburd) nid)t berührt, lüie aud) bic 9Ünfprüd)e auf bie 3^^ten
junäd)ft nidjt aufgegeben fein werben, gemäfj ber von 33crno getroffenen
33eftimmung: si quiequam ex hiis prediis in futurum — sub-
tractuni fnorit, deeime tarnen nichilominus illis perpetuo per-
liumebunt. ^n ben auf bie 3eljnten unb bie geiftlidjen 9ied)te
bcäüglid)cn Urfunben 33runroarb8, forool)! in ber abfdjriftlid) erhaltenen
(1230), ate aud) im Originale (1232) erfdjeinen bznn and) bic
ville lhunonis mit Cropelin roieber. 2 ) SOBir roerben bamit junädjft
auf benjenigen £tjeil beö Ströpeliner 2lrd)ibiaconatS f)tngeroiefen, in
roeldjem bic fpäteren Urfunben oon feinerlei 83efi|jred)ten beö 3lbteö
mcl)r urifjen. Gs finb bieö au&er Äröpelin felbft bie SDörfer,
lucldjc fidj an bie Stabtfelbmarf unb an 33ruforo in fübltdjer unb
roeftlidjer 5iid)tung anfrf)(ieJ3en. S)cr 33ifd)of roirb nad) ber oon if)tn
citierten Slnorbnung feines SBorgängerS »erfahren fjaben: si forte
pro<M\ssu temporis quiequam ex ipsis prediis abalienari con-
ti uferet, deeime tarnen fratribus et jura ecclesiastica perpetuo
pmiumorent. 3 ) Sie beiben anberen Gubanje Dörfer, meiere feit
') M. it. W. 152, 191, 239, 391.
-) Wl. II..«. 380, 40G.
:: ) Ct* ift äiucifetljnft, ob ber «Betyntcuöcrlcifjunciöbrief SBcrnoS, toeldjcr bem
orftcu, bav dgentlirijc Wbtetgebict betreffenben Xtjcilc ber Urfunben Don 1230.32
tuu-geiegen hat, ber unö überlieferte oon 1177 tuar ober ein anberer, ber un$
fonft nidjt bcfnmtt ift. 2>ic crtuäljuteu Sporte ftimntcn mit bem entfprcrfjenbcn
2iino in «ernos llrfuube nidjt flenau übereiu, finb ober im Sinne bcrfelbcn
iimuoclKit. £ie Wbiuetdjungen bei Wufaäfjluna, ber einsclncu Crtfdjaf ten
minien ^eränbeningcn, roeldjc im 3$erljält!tift ber gelbmarfen 511 eiuanbcr
in.^uifdjeii eingetreten waren, SRcdjmmg tragen.
^aljrbudj be« 8er. f. mefl. Olefc^. LXI. 18
274
1192 auö bcn ttrfunben oerfdjnunbcn, roerben uon SBrunroarb rooljl
beörocgen übergangen, roeil fie alö fclbftftänbige gelbmarfen nid&t
mel;r uorfjanbcn waren. S8on bem tarnen Bruze fyatte man, nad&
ber ermähnten ©loffe ju fließen, auf bem gelbe beö Älofterborfcß
2)iebridt)öl)agcn fpätcr meüetd)t nodfj Jtunbe. Ob audE) bie villa
Germari in bem ber 9lbtci uerbliebenen ©ebiete gelegen Ijatte, wirb
ntdfjt angebeutet.
3u bem oom Jüofterlanbe auögefcfyloffenen Steile ber 3)oberaner
$räpofttur gehörten jebcnfallö (roeftltd) t>on ben Stlofterbörfern SSroforo,
3enncnnt5 unb Siebridjöljagen) bie Drtfdmften Äröpelin, ©djjmabebecf,
SDctcröfjagen unb £>anöl)agen. Sluf bie ©fiftenj eines Sauernborfe«
SdjmabcbccE weift juerft ber magister ciuium in Smedebeke Ijin,
roeldjcr 1250 in einer Urfunbc beö gürften t>on 9?oftodf alö 3 CU 9 C
auftritt. 1 ) ©eraume 'faxt fpäter erfd^cint ba% S)orf alö Derfcenfdjier
Sefifc (juerft 1334) unö wirb 1377 alö dat nrfne sämede göd beö
©efdjlcrfjtö bcjeidjnet. 9tad)bem fdjon uerfdjiebenc ßinfünfte unb Steckte
bem bcnadjbartcn ftlofter ücräu&ert roaren (1372 unb 1377), oerlie&en
biefem 1384 bie ipcrjöge baö uon Hermann oon Derfcen oerfaufte
SDorf tho der Smedebeke, weldjcö bamit an bie 9lbtei gen)ifferma&en
nrieber surürfgelangte. 2 ) 91ud) 2)ctcröl)agen wirb frfjon in jener Urtunbe
oon 1250 gelegentlich erroätjnt. SBie nämlid& 1347 oon ben dürften
9ltbred)t unb Sofyann beftätigt rourbe, fyatte 1250 Surrot) oon SRoftotf
feiner ©tabt Slröpelin au&cr einem campus, qui dicitur "Wentveld,
einen Sffialb ücrlicfycn, alö beffen ©renjen ber rtuuius Zyme unb
ber de Indagine Thethardi fliefcenbc riuus molendini angegeben
roerben. Unter bem erfteren, beffen 9lame an baö nahegelegene 2)orf
Siemen erinnert, ift bie Slltcntjäger 23ef ju üerfteljen, meldte an
ber ©übfeite üon Hröpclin unb 3)etcröf)agcn nadE) SBeften fliegt.
SDer ajiül)lbacf) ift baö ©eroäffer, roeldjeö uom £ofe Seteröljagen l)er
naljc ber roeftlidjen Sdjcibe beöfelben nadf) ©üben läuft unb in bie
2((tenl)ägcr $3ef einmünbet. 3m Uebrigen bienen alö Scheibe colliculi,
welche fid) uon bem üiül)lbad)c über bie Konebeke 8 ) l)inroeg roieber
biö 511m g' u R c Zyme fctnjogcn, alfo baö Stabtfyolä im Sorben unb
£)kn umfdjlofjcn. £aö lefctere umfaßte bemnad) urfprüngltdE) audj
hen fübüdjcn £l)cü ber jefeigen £eteröl)ägcr gelbmarf. ©benfo
rote biö 1250 biefer SBalb, crfdjctnt aud) SDctcröfyagen fpäter in
fürftlid)em S3ejiJ}. £enn 1315 uerfaufte in einer biöljer nidf)t an*
-') m. II.:«. ;>.i;m). yifd), a. a. £., I, No. KM). 103, 107—112.
;{ ) Tics fauu n»ol)I nur ber «acfi fein, luctcftcr öftlict) öom 5)etcr^äger
SJcütjlbndie fllcid)fnUs in bcn $Utenl)iifler einfließt.
275
qefod)tenen llrfunbe (überliefert burd) ein £ranöfumpt oon 1414)
gürft £einrid) oon äfteflenburg an ©berljarb SMtfe den hoff to
deme Deterdeshagen, wie er if)n befeffen fjabe, u. a. mit bem
9Jlaf)[3tt)cmge over Cropelyn vnde ouer den Deterdeshagen unb
baju aud) über bie beiben Drte bzn Sierjroang. 1 ) @S roirb bemnad)
com £ofe ein S)orf 2)eteröf)agen ju unterfd)eiben fein, über roeldjeS
bie genannten Sledjte fic^ erftredten. Safe ^Derartiges aud) für
Äröpelin in 2lnfprud) genommen mürbe, obwohl ber Ort feit längerer
3eit eine Stabt mar, fann nid)t befonberö auffallen, ba aud) uon
anberen fleincren Stäbten 2Ief)nlid)eS \d)on um biefe 3 c ü berietet
mirb. 2 ) 2lu<^ fd)on oor 1315 maren oermutf)lid) in biefer ©egenb
©lieber beö roeitucrjroeigten 9Mtfefdjen ©efdjledjteö anfäffig. 2)er
gleid)namige SSater jenes @bert)arb (in Sloftodf unb bei ben dürften
mcljrf ad) genannt) beglaubigte 1306 mit feinem Siegel eine aus
Siabenljorft batterte llrfunbe unb begegnet im folgenben Safjre als
3cuge bei STiotf) unb 33ürgerfd)aft oon Äröpelin. 3 ) Qwax ftnben mir
fpätcr mehrere £ufen ju ©eteröljagen im Seftfc ber gamilien Derfeen
(1334—50) unb Stralenborf (1354), roeldje beibe aud) auf ber
Slabtfelbmarf Äröpelin begütert roaren. 4 ) 1374 üerfaufte aber
3fol)ann 9Moltfe (auf £oitennrinfcl) bem Älofter 2)oberan eine §ufe, ville
Deterdeshaghen adjacentem. 5 ) 6inc im 16. 3jaf)rl)unbert gefälfd&te
Urfunbc, nad) mcld)er £erjog 3lfbredjt 1376 bem $ide 3Mtfe bie
SMeljnung über eine Sfteitje oon ©ütern, u. a. 25etersf)agen, erteilte, 6 )
fdjeint bemnad), fomeit es ftdj um älteren SBefifc beS ©efd)led)ts in
biefem SDorfe ^anbelt, mit ben £ljatfad)en nid^t in SBiberfprudf) ju
fteljen. 9tod)bem £einrid) 3Mtfe 1394 unb 1431 ©elb auf bas ©ut
entließen fjatte, üerfaufte 1439 ftlauS SRoltte dath gansze dorp vnnd
gudt thome Deterdesshagenn an 33urd)arb von Derben. 7 ) Stte
jiemlid) ücriüicfclte ©efdjtd&te ber gclbmarfen ftröpelin unb 2)eter$*
') Tt. U.-®. 3774.
*) lieber Wcubufom j. SB. Ijatte ber bitter $einridj Don ©tralenborf
ben TCljtcnbaun (9K. U..®. 2927). Uebcr ©abebufä f. 2777.
»J m. ll.<®. 3088, 3171 (uergl. 1259).
4 ) m. lt.»®. 5490, 6514/15, 6527, 7063, 7058; 7993f, 8011, 8015, 8039.
5 ) m. II.«®. 10535. Sdjon 1334 finben wir bie SRoltfe in ®oibenfr
Ijaant (f. unten). 1336 (SR. U.»®. 5680) toerbürgte fid) ber knappe ftonrab
SMoitfe ;l)icr auerft nadj bem Ghite SBeftcnbrügge genannt) 11. a. mit feinem
Cneim Conrado Moltekcn "inilite (beibe ifyrer Jpcrhmft nadj nidjt genau ju
beftimmeu; bem ftlofter $>oberan roegeu einer Summe, für tueldje er eine
noit feinem üerftorbenen Sdjroiegerfolm ©öbefe tylatt Derpfäubetc £mfe in
Jtröpelin luieber eingclöft fjatte. (£iner t»ou biefen beiben 9ttoltfe ift roo^t
bei RiivorutiiH (Srfjirmöogt?) bcS Jtloftersi 1337 (9K. lt.»®. 05%, ©. 72Ü).
6 j Saft, urfunbl. ÖJefc^. beö ©efd)lerf)t$ Don Oer^en, ®b. Vlc, 6. 41 ff.
7 ) 3al>rb. 9, ©. 302 ff. Saß, a. a. 0., S. 38.
18*
276
(jagen nä()cr ju verfolgen, mu& einer fperieUcn Topographie berfelben
überlaffen bleiben. — 3n bem benachbarten §anöljagen wohnte roo^l
Gherardus de Jorke de Johaimeshagen, welker 1361 in Stoftotf
Urfef)be fdjroörcn mufjte. Später gehörte aud) biefeö S)orf ben
3Mtfe, roelcbc eö 1444 ebenfalls an SBurdjarb non Derfcen oer*
äußerten. 1 ) Unter ben Dörfern, meiere 1273 bem ftlofter 3 e ^ten
jagten, wirb eö ebenforoenig genannt, wie bie übrigen foeben
befprod&enen £>rtfd)aften.
SDHt Solbenöljagcn, 5>iebridjöl)agen (Äird)fpiel Äröpelin), SBitten«
bedf unb Soflljagen (Äirdjfpicl Steffenöl)agen) trat bie Slbtei lieber
biß an bie 5Urd)fpielfd)eibc f)inan. SBenigftenö Ijatte fie 1273 an
allen nier Drtcn ben 3 c f) n * cn feftgefjalten. 2)iebridj)öljagen unb
S3olU)agcn ftnb aud), foroeit wir Äunbe f)abcn, immer in §änben
bcö Slloftcrö geroefen. 3rocifelf)aft finb aber bie 83eft6t>erf)altnijfe in
ben beiben anberen Crtfdjaften. Sa 1334 ber Knappe Dtto SDioltfe
(3>ol)annö Sofjn) für S3eftß in Boldewineshngen eine ©elbf imune
nom SUofter empfangen Ijatte, fo wirb aud) biefeö SDorf ju ber
5Jioltfcfd)cn Scgüterung gehört fjaben. 9lud) im Sdjabenregifter oon
1312 bleibt eö unberücffiditigt, obrooljl bie benachbarten Sibteibörjjp:
(33ollljagen, SDicbridjöfjagcn , Steffenöljagen 2c), alle mefjr ober
weniger am ftriegöfd&aben beteiligt roaren. 2>aöfelbe gilt tum
SBittcnbecf, roo gleirf>fallö SSafaHenbefifc gelegen Ijaben mu§, ba 1307
in Äröpclin (jugleid) mit ©bewarb ättoltfc) ein Knappe Conradus
de Wittenlieke (äMtfe?) erwähnt roirb. 2 ) ®aö ®a&rfd)einlidrfte
bürfte fein, bajs in beiben Dörfern bie 33efiger iljre ©üter bamate
no$ nom 3lbte ju Sef)n trugen.
Sie fird)li$e Topographie blieb l)ier anfcfyeinenb fo, nrie fic
gleich Slnfangö feftgefteUt mar. -Jiad) bem 33erjei$nif$ ber ©infünftc
(1319/20) befaß bie Äröpeliner Pfarre eine §ufe in ©eteröljagen,
jwei in 3)iebrid)öf)agen unb eine in 33ruforo. ©ö finb bieö feben*
fallö bie oier Sotalljufen, mit roeldjen ftirdje unb Pfarre innerhalb
beö Sprengelö üon 2llterö Ijer auögeftattet waren. Safe eine 33ru*
foroer £ufe an ben Sßlcban t>on ftröpelin ju jaulen fyabz, wirb auefc
1283 berichtet. 3 ) lieber baö Kirrf)fpiel Steffcnö^agcn, beffen Pfarrer
in bem SScrjcid^nife nur angiebt, baß er jiuei £ufen sub aratro suo
fjabe, befißen wir auö älterer 3 e ü fcinc Kunbc. 3 U beachten tft,
l ) s JJi. 11.93. 88G1. ilifd), a. a. £., IIb, 2. 122. — ^an^agen tft aueft
üicüeidjt ber £rt Johaiinwhiajrheir, über lucldicu nad) einer diecfynungS«
abtafle uou 13ti4 M. lt.*«. 0317, e. 457) fltoftoefer fltotysfcitbcbotcn nad)
einer rtiifaimitcnfnuft mit ben üübeefent äitrürtfebrren.
-) s JJt. 11.-0.5004, 3171.
;J ; m. U.-5Ö. 1077.
277
bafe gulgen früher nid^t in Srunöljaupten, fonbern in ©teffenöfyagen
eingepfarri roar, 1 ) roie audf) bic älteren ©taatöfalenber nod) an*
geben. SBeftlidf), nadEj ber 3Mlenburgifd)en ©eite l)in, grenjten an
baö Soberaner 9Ird)ibiaconat bie $ird)fpiele 33runöf)aupten, Sien*
borf unb SBeftenbrügge. 2)aö erftgenannte, roo fdf)on 1237 plebanus
Thethardus genannt roirb, ftnben wir fpater ganj im Sefife
^ieuflofterö unb unter bem S3annred£)te beö bortigen Sßropfteö (nergl.
9lbfd)nitt III); rote bei bem geringen Umfange ju nermutljen ift,
roar es burdE) Abtrennung non einer benachbarten ÄirdEje entftanben,
etroa üon ber 2Ilt©aarjer, roeldje 1230 bezeugt ift. 3n Sienborf
unb SBeftenbrügge geben bie Urfunben juerft 1320 Pfarrer an. 2 )
SDcr fird£)lidjen ©intfjeilung entfpredfjenb roürbe bie SMlenburg— -
9toftotfer Sanbeögrenje ju äiefjen fein jroifd)en ben SDorfretfjen
Srunöfyaupten, 2Bidf)mannöborf, I gulgen, ffleinöoflljagen, Sßitten*
§orft, ©eröborf, £armöf)agen,
©anbogen, 2Beftenbrügge,
^ardEjoro.
bedf, 2)iebrid)öf)agen, Solbenö*
{jagen, §anöf)agen,
©eteröfjagen.
3Son ber jefeigen gelbmarf 2)eteröljagen ift ber Urfunbe oon
1250 jufolge, roenn bie oben gegebene 2)eutung ber ©renjen beö
Äröpeliner ©tabtljoljeö richtig ift, jebenfalte ber füblidEje £J)etl ber
£>crrfd)aft beö dürften S3urroi) äujuroeifen. 9lber aud) für bie
alte gelbmar! biefeö -Jiamenö ergiebt fid) ber gleite 3^fammen^ang ;
benn roenn biefelbe mit einer Stabt ber £errf<|aft SRoftodf burdEj ben
s JJfü()[enbann nerbunben roar, ift nid;t anjunetymen, bajj beibe burdjj
eine poüttfdje ©renje oon einanber getrennt rourben. Site bie SSer*
leifjung burd) §einri$ non Sßeflenburg erfolgte (1315), roar biefer
nod) Statthalter beö gürftentfjumö Moftocf. 2)a& in festerem aud)
bie 1273 unb 1312 genannten alten Älofterborfer 2)iebri$öf)agen
unb 23ollfjagen lagen unb nom übrigen Äbteigebiet in politifd)er
öesieljung nid£)t abgefonbert roaren, fann rooljl alö felbftoerftanblidjj
gelten, jumal ba bie ©egenb biö jum £ügel Dobimerigorca fd£)on
uor ber £>auptlanbeötf)eilung ju bem ©ebiete eineö SRoftotfcr dürften
geregnet rourbe (f. 2lbfcfjnitt IV). gerner ift bemerfenöroertf), bafc
bie älteften über bie SSogtei @d)roaan oorljanbenen Megifter, roeld&e
td) cingefcfjen fyabt, bei 2lufjaf)lung ber jugeljörigen 33örfer bie
2lrd)ibiaconatSgrenje nirgenbö überfdfjreiten. äßoljl aber roerben in
ben (übrigenö nid&t ganj ootlftänbigen) 33erjeid^niffen non 1428/29
u. a. aufgeführt: Johanneshagen, Boldenshagen , Wittenbek,
') s )lad) ^ifttation^protofoü 1573 im ftirdjfpiel ©teffenSijaflen „bic
v ^ü1i) bei) beut 3)run*l)eibeu".
J ; m. it. 33. 4G2, 3ÖÖ, 4177, 4201 n.
278
Diderikeshagen. 2lud) bie ©tabt Äröpelin wirb Ijier meljrfad>
genannt.
©Ine ©rganjung ju biefen Angaben bietet ein aud) fonfl in
topograpijifd)er 33ejief)ung roertf)öolIeS Stegifter, raeldjeö 95erjer in feiner
Sammlung mitteilt. Staffelbe bejieljt ficfj auf eine SEfjeilung ber
Sßogtei Suforo, welche am 29. gebruar 1412 burcfy ben ßerjog
2llbred)t III. unb bcffcn Sruberfofjn Sodann vorgenommen würbe,
unb mad)t in bem einen, öftltd) (nad) SDoberan f)in) Kegenben Steile
bie einjelnen SDorfer, nad) fiird&fptelen georbnet, namhaft, roä&renb
ber jroette 2lntl)eil nidjt fpeciftciert ift. ®s lagen bemnacfy im SImte
33uforo: im $tird)fpiel Brunshouede: Marendessee (9Irenbfee), Bruns-
houede mit bem £ofe; im Äirdjfpiel Byendorpe: Wyskure, Wich-
menstorpe, ber £of ju Buttelkow, bie Horst, Ghersstorpe,
Hernienshaghen , Byendorpe ; im Äird)fpiel Westingebrngghe :
#of unb SDorf Westingebrugghe, jum Vlenbrüke, Crempin, £of
Korchow, Nyenhaghen, §of Malmendorpe, §of Jordenstorpe,
§of Vnsteden, Parchow. *)
Sei ber 3SoUfiänbigf cit bief er mit bem iefcigen Äird£)f pielbeftanbe *)
übcreinftimmenben angaben ift faum ju glauben, ba§ jur SBogtd
33uforo nod) anbere, roeiter öftlidj gelegene 3)örfer gehörten. SBir
ftnb melmefjr ju ber SInnafjme berechtigt, bafc baö 9lmt Suforo,
meines im übrigen mancherlei 3Seränberungen erfuhr, in biefer ©egenb
feine alte 2luöbef)nung behalten fyatte, im $nfdjluffe an bie früheren,
ben Äird)fpielen folgenben ^errf^aftögrenjen. s ) ©ß feljlt audj nicfct
an älteren üftadjridjten, roeld)e barauf fd)lieJ3en laffen, bafc bie ©renj*
börfer ber brei ^farrfprengel in bemjcnigen Sanbeöt^eile lagen, meldtet
ca. 1229 an 3fof)ann oon Sföeflenburg gefommen roar.
1271 betätigte gürft £einrid) oon SJieflcnburg bem Älofter
SReuflofter Bruneshoveth cum duobus molendinis adjacentibus.
Wichmannstorp gehörte ju benjenigen Dörfern beö Sanbeö 25ufon>,
*) 2ln ^Belegen anö früficvec 3eit ftnb ansnfüfyren: 1339 Crempin —
in paroehia Westingbrugge (9J*. lt.*«. 5984, 5987). — 1387 {3)1 IL, 9Iug. 10.)
fyei|t eö, bafj für einen Wenban beö Gljorfö ber SBicnborfer Äirdjc bie ®e«
fctyluorenen beö ilird)fpiels ü.erfanftcn \s $nfe, de de lyeht tho deme Her-
mcii8hagen — de de het giinte Ltiurcnses lialue houe (6ejeugt lt. a. öon
einem (Sintuofjner tho Wysschur — vnde der gantzen meynhet des
kerspels).
*) s )hir 2Hatpenborf jefct im itirrfjfpict Wcnbnfotr».
•) 9Jarfj ber uorf)in erwähnten gcfätfdjten Urhtubc beö 16. QaljrJijunbertS
öerlieljen ' v 1376) bie §er3ogc den gansen I>eter*hagen — den Koterhagen (?)
— Ijödjfieö ©erid)t ic. in dem blöke tho Cropelin — den gansen Hans-
hagen, Wendeschen Mulsow — vnde dat dorp Vlenbrock, alle in vnser
vogedye tho Tzwan vnde tho*Bukow tho belegen.
279
in roeld&en nacfj ©lanbrtan berfelbe gürft 1295 t>om ©d&roeriner
»pof Sehnten su 8efoi befafc. 30a £einrid() II. 1318 S3ebe, ©erid&t
unb Sienfte in Äägsborf, -Jtienborf, £orft unb Sßeftenbrügge an
£>einrid) non 33üloro nerpfänbete, l ) fyatte er jroar feit einigen 3fQ^ren
bie £>errfd)aft SRoftodf erroorben. aber bo bie beiben erfteren, roie
fidj aus ifjrer Sage (weftlidE) t>on 33runS§oupten unb 2Bid)mannSborf),
für Eägsborf audE) aus Urfunben ergiebt, 2 ) fcfyon früher in ber §err*
fd)aft s JMlenburg unb im Sanbe 33uforo lagen, fo roirb baffelbe audf)
non ben beiben anberen Sörfern gelten. 3 ur föenrfd&aft SWoftotf
fjatte audf) fidjerlid) §armsf)agen nid)t gehört. SDenn ber 33afaH
Johannes de Haghen, in beffen ©ütern JU Hermenskaghen, roie
ber gürft 1314 beurfunbete, bas Älofter 2)oberan eine iäf)rli$e 9tente
51t ergeben Ijatte, fommt and) t>or 1314 nur in ber Umgebung
£>einrid)S non Sfteflenburg t>or, beffen SSerfügung über ©infünfte aus
s JJeu©aarj (1303) unb Sufdfjmüfjlen (1305) jener in herein mit
mehreren 93afaHen bes SanbeS 33uforo in Sßismar bejeugte. 2lu§er*
bem aber befummle 1314 ber gürft, ba§ baö Älofter jene 9tente
jäfjrlid^) in ßmpfang nehmen folle ex parte fidelis nostri aduocati
Ottonis dieti de Lv, militis. Sttefer roirb als S3ogt bereits in
früheren Urfunben bejeid^net fouerft 1303), nerfügte über Sefifcungen
in 33ufd)müf)len (1305), in SBuftroro (1310), mar alfo sroeifeUoS
93ogt non 33uforo unb als fold£)er mit 3 u f* c H un 9 & cr fiönnö*
ftäger Hebungen beauftragt. Sa ferner bie non ber 2üf)e in ber
yerrfdjaft föoftocf bis 1312 überhaupt nidfjt norfommen, befto öfter
aber bei ben ÜJteflenburger gürften, fo roirb man umforoeniger
umf)tnfönnen, für bas alte ©ebiet ber le&teren audjj ^ardfjoro in
Stnfprud) ju nehmen, roo 1322 ©erwarb unb £eibenreid) t>on ber
Öülje (9ieffen bes 33ogteS Otto), unter ©eroä|rleiftung mehrerer
©efd)led)tögenoffen eine non Sorfeingcfeffenen aufjubringenbe Diente
uerfauften. 3 ) — 3>m Äird^fpiel SBeftenbrügge ftnben mir 1412
aufter Tustede/) mo 1295 gürft ^einridf) bie fyfynttn oerpf anbete,
nod) ein anbereS 23orf t>erfd)oUenen -JiamenS, Nyenhaghen. SDenn
bie nafjc gelegenen gleichnamigen Ortfd^aften bes Äird&fpiels 9IltÄarin
fönnen bafür nidjt in §rage fommen, ba 1412 aud) in biefem ein
Njvnliiitflipn (£of unb S)orf) nerjeid&net fteöt. SDer Ort ift nielme^r
^ W. U..<8. 1215, 2362, 3970.
m. II.«*. 1744, 2362.
1 W. 11.=$. 3679, 2846, 3044, 3411, 4356. *
1 Mad) einer Urfunbe üon 13«4 (W. U., 9ftai 15.) grenzte e3 an SBeften-
brülle. ttaclj £a)\ (a. a. 0., VIc, <B. 23) ift e$ im wefcntlidjcn in fieI)iien^of
uueftltfl) von s iBeftenbrüfige) untergeflonQen, fommt alfo für Die poiitifdje
^hei^e iüd)t tu ibetrac^t.
280
in bcr 9täf)e beö 51t SBeftenbrügge eingepfarrten RördEjoro (1295 Corghow
im gürftentfjum SDteflenburg) ju oermutljen. 1374, 14. September,
oerpfänbete &erjog 2llbrecf)t baö f)ödf)fte ©eridjt über ben £of ju
Korchowe unb ouer den Nyenhagben (3R. U.-5J. 10627). SBo^r*
fdjeinlidlj liegt jefct ungefähr an ber Stelle bie 1412 nidjt ermähnte
©renjfelbmarf Sanbljagen, roeldfje fid) mit Äördljoro unmittelbar berührt.
3u umftänblid)en 33erf)anblungen gab, roie l)ier beiläufig ermahnt
roerben mag, fpäter ein ©renjftreit 2Inla&, meiner fidfj jroifdjen bem
Sttofter 2)oberan unb bem Knappen &einrirf) oon 33üloro auf Sßlüfdjoro
erhoben Ijatte. Sinige Sauern beö lefcteren im 2)orfe £orft Ratten
ftd) nadE) 9lngabe beö 2lbteö oon mehreren 2ldferftücfen in terminis
ville Diderikeshaghen ben 3^nten (deeimam a tempore prime fun-
dacionis monasteril a predecessoribus nostris paeifice possessam)
mit ©eroalt angeeignet. -Kalbern ber 3lbt oergeblidj Dcrfud^t Ijatte,
auf gütlichem SBege roieber in ben Seftfe beöfelben ju gelangen,
jog er bie SIngelegenfjeit cor bie baju beftellten geiftlidf)en 9tidjter unb
ging gegen bie Sauern mit 93ann unb unterbiet oor. 9hm rief ber
&*fi<HI §einrid(j bie Parteien nadj ©üftroro, roo bie ©ntfdfjeibung
gefällt rourbe, baß ber 9lbt coassumptis sibi de fratribus sex ad
hoc ydoneis btö ftreitige 9ldferftüd, feinen frieblid£)en 33efifc unb feine
©renjen mit einem ©ibe roiebererlangen unb behaupten muffe. Stat
2. SJtai 1455 fanben fid) bal)er in campo finium — villarum
Diderikesbaghen in parrochia Cropelin et ville Horst in
parrochia Biendorp bie com iperjog als SWic^tcr oerorbneten 9iätlje
mit üftotar unb 3 eu 9 e ^ wn, ebenfo audj ber 3lbt mit 6 Soberaner
@etftlid£)en ; bie ©egenpartei hingegen blieb auö. 3iad^bem ber 9lbt
ben Hergang berietet (jatte, betraten er felbft unb feine 6 Reifer baft
ftreitige gelb, inbem fie i>aö 23ilb ber Sföaria (iljrer ©d)u{jpatronin)
uor fidEj fjertrugen. 9ladjbem fic auf bie ©egenpartei biß Sonnen*
Untergang (vel quasi) oergeblid) gcroartet, forberten unb erlangten fie,
baß il)nen ba% ©igentfjum beö Sanbftücfeö jugleidf) mit bem 3eljnten
jugefprodjen rourbe. Sie über bie ©eridfjrtöüertjanblung ausgefertigte
Urfunbe rourbe bejeugt u. a. oon Hinrico Burren. aduocato —
prineipis in eastro Ziwan, roäfjrenb in ber baö Urteil ent*
[jaltenben Urfunbe ber 33ogt oon SdEpaan jroar nid)t unter ben
3eugen, aber als werter unter ben Sd)tebörid)tern erfd£)eint. Sei*
gelegt roar übrigens ber Streit audfo hiermit nod) nitf)t. @rft am
9. September 1464 erfolgte bie enblidje Sdjlidjtung: 10 3aljre lang
foHten §einri$ oon Süloro unb feine beiben dauern bzn Sttfer
benußen unb an btn 9lbt ben 3*l)nten baoon entrichten ; nadf) Slblauf
biefer grift foHten aber 2lbt unb Gonuent jenem eine ©ntfd&abigungß*
fumme oon 15 Mavt jagten; bann roirb baö §elb bem Älofter
281
gantzliken vnde brükelken — töbehören quyd vnde vryg sunder
argelist. *)
Sie ©rcnjc, roeldje bie bcibcn gürftentljümer trennte, fd^eint fid)
urfprünglidj an einige Sßafferlinien angelehnt ju Ijaben. 2In ber
Scheibe nämlidlj t)on S3runöf)aupten einerfeitö, gulgen unb Sotlfjagen
anbererfeitö fliegt ber gulgenbadE), roeldfjer ein jiemlidE) fdfjarf auö*
geprägteö £ljal bilbet, baö fid) längö beö t>on Süben Ijer einmünbenben
Sßittenbecfer 33ad)eö fortfe&t. Se^terer läuft unroeit ber Äirdjfpiel*
grenje über bie $etbmarf Sßittenbed fjinroeg unb füljrt, aufroärtö
oerfolgt, in bie -Jiäfje beö $üf)lungöbergeö. 33on biefem genau nörb*
lidj liegt bie ©teile, roo ber gulgenbad) (fogleid) nadEjbem er uon
Sübroeften fyer bie 33runöf)auptener SJcf in fidb aufgenommen fjat)
baö äßeer erreicht. 2luf ber anberen Seite beö ilüljlungöbcrgeö jog
fid) bie ©renje in füblidEjer Stiftung an ben Seteröfjäger %JltyU
badi, lücld^cr sufammen mit einem 9lbfd)nitt beö fiuuius Zynie bie
gelbmarf Seteröfjagen unb baö Äröpeliner Stabtljolj non SDteflen*
bürg fdjieb.
3ln jroei Stellen erftredfte fidf) baö SDoberaner 2lrd(jibiaconat biö
an bie ©renne Der £errfdjaft 2Berle, roeldje eö mit ber Sübfeite beö
Äirdjfpielö ströpelin unb mit Stäbeion) berührte. 23ie 9lltenf)äger
SBef (Zyme), biö ju tDcld^cr 1250 ber SBalb beö dürften t)on
iHoftorf fid£) auöbeljnte, begrenjt baö Stabtgebiet t)on Äröpelin unb
bie Jdbmarf Sdjmabebed im Süben unb bitbete allem 2Infd)ein nadf)
aud) f)ier genau bie £anbeöfd)eibe. 2 ) S)er magister ciuium in
Smedebeke, melier bei S3erleiljung jeneö ^oljeö oom gürften alö
Beuge tjinjugejogen rourbe, roofjnte fdfjroerüdE) aufjerfjalb ber £errfd&aft
N 3toftod. 9täl)creö ©inge^en erforbert aber ba& norböftlid^ fidf) an*
fdjliefeenbe Sruforo. Saöfelbe märe unbebingt in bie §errfd£)aft
s Dieflenburg ju verlegen, roenn roirflidj ber gürft §einrid) 7 bort
uon 2)etf)arb $reen bem Älofter SDoberan gefd^enfte §ufen 1270
uerliel)en l)ätte. ©ö befteljen bagegen aber erfjeblidje SBebenfen, ba
anbere £fjatfadjen beuttid) bafür fpredEjen, ba% ber Ort ein SDorf
im Sanbe Sioftocf mar. 3lod) 1231 tjatten bie üier gürften
bem 9lbte aud) Sruforo beftätigt, roelc&eö bemnad) biö baljin nid)t,
nric ÄröpcUn u. a., bem Älofter entfrembet mar; bajj aber ein
'- Tic hierauf beftüglidjeu Urhmbcn finb alle abßebrucft hei üifdj,
a. a. C, III), 3. 157 ff.
-) Taft m. U..». <>42 (1250) ber gürft roeber ben ^üljlbac^ uod^ ben
tliiuiiis Zyme alö (öreu^en feiner .§errfc^aft bejeic^uet, ift leicht erflärlidtj,
iiHMtit mau annimmt, bau er nur ben Sßalb b\$ an jene 23ädje, ttidrjt ober
feinen xUntljeil an biefen ÖJcwäfferu felbft ber Stabt Äröpettu öerlct^en ttjollte.
282
einjelneß ftlofterborf von bem übrigen 2)obcrcmer ©üterfomplej im
gürftentljum SRoftocf burd) 8anbeötj)eilung follte loögeriffen fein, ift
mit Stecht ju bejmeifeln. 2ludb bie alte SBerbinbung mit ber Soberaner
^rapofitur unb bcm Äirdfjfpiel Äröpelin fprid)t gegen eine folcfce
Slnnaljme. gerner ift m bie Sage beö Dorfes ju erinnern, roeld&e*
burd) Äröpelin, 2)eterßf)agen unb Sdfjmabebetf oon ben nädjftgelegenen
SJleflenburgifdjen Drtfdjaften oöüig abgefd&nitten ift. S)aju fomnrt,
baß 1280 (3)1. lt.* 83. 1553) ber gürft uon Moftodf ber ©tabt
Äröpelin eine £ufe 2Werß fdjenfte, xr»cld)c Wedekinus de Brusowe
et fratres sui, aueupes nostri, possederunt. Snblid) tuirb in ben
Jtegiftern ber 33ogtei Sdjroaan quo bem 15.3a§rf)unbert audf) Brusowe
angeführt. 2>er Sßiberfprud) (oft fidj, roie id) glaube, baburd), baß
cö ftdj 1270 garnidEjt um biefeö SDorf fjanbelte. SDenn Me im
Originale oorlicgenbe Urfunbe fpridljt non einem Orte Brutzowe,
roäljrenb jenes fo fyäuftg genannte Äloftergut ftetß Brusowe gefdjrieben
nrirb. ©ö ift baljer nidfjt an eine unregelmäßige ©d£)reibart, fonbern
an ein anbereö 3)orf in ber §crrfdjaft Sßeflenburg ju benfen, roeld&efi
aufjufinben bisher nid)t gelungen ift. 1 ) Sie 7 £ufen beö Tlietkardus
(qui et Hinricus Pren appellatus est) mürben jugletd^ nerlieljen
mit 2 £ufen in Drussecowe (Srüfdjotrj, Äirdtfpiel -fteubufow).
s lUeIleid)t ift in biefer ©egenb, wo btö @efd&led)t ber Sßreen begütert
mar, 2 ) ein untergegangenes Brutzow ju fud&en, jumal bie Urfunbe
uon 1270 jrcar oon Sßiömar batiert ift, aber in 33uforo oerljanbelt
mürbe.
Sie ©renjbörfer beö jroifdben S3ruforo unb Stabeloro in baö
Stloftergcbiet einfdjneibenben Äirdjfpielö ^anftorf fxnb außer SKefeforo,
roeldjcs fdjon in anberem 3ufammenf)ange oorfam, ©ororo unb (Slauö*
borf. 2)er bitter Wolterus de G-orowe erfd£)eint 1250 bei Surrog
üon SKoftodf unb mar aud) alö 3 eu fl e i^gegen, als 1268 gürft
Sßalbemar bie ©renje oon ^anftorf, itonow unb 33liefeforo feftfteüte.
1340 roar Deneke von Oldeustad erbgefeffen ju Gorow; 3 ) vorüber?
getyenb bilbetc bann baö SDorf einen Shjetl ber großen 2ljefofl>fd>en
') 3" näljcrer Wadjforfdmng gab eine im ÜKepcrrorium ber $oberaner
itloftcrbriefe au&jüfllidj mitgeteilte Urfunbe 9lntajj, nad) roelcber 1453 §eraog
unriditig Bruschow ßcfd)ricben ift, ein ^cfjlcr, ber in ba$ ÜRepertorium über»
ejegauejen ift.
") 8- ^- ^ C B Hinricus Pren dictus Stenhus naä) bem $orfe Stein«
ftaufen CÄirdifpicI Sleuburg). $crgt. s JJi. ll.« s ^. 28G3.
3 ) m. II.-». 640, öergl. MS; 1143, 6024.
283
Öegüterung, ! ) fiel aber fpater an eine Sinie ber oon Derben, beren
Sefij juerft ca. 1525 bejeugt wirb. 2luf ber gelbmarl würbe oon
ifjnen um bie 2Jiitte bes adf)tjef)nten ^aljrljunbert* ©lausborf angelegt,
roclc^cö, anfangs als -KeuSIausborf bejeidljnet (jur Unterfdfjeibung
oon ßlausborf, 2lmts 33ufoto) eine Sßertinenj bes §auptgutes ©oroio
bilbete.*) 9JHt ©täbeloto, beffen 3ugef)örigfeit jum SHoftodfer Sanbe
fxdfo in ber ©renjbeftimmung oon 1268 bemerfbar mad^t, retdjte
roieber bie 9lbtei bis an bie ©übfelte bes gürftentf)ums Ijtnan.
Sßeiter öftlidj oorfcfjreitenb gelangen toir an bie brei ©renjbörfer ber
2)renoto. ©in birectes 3 eu 9^6 liegt nur für Sßapenborf oor, roeld&es
oon ber gürftin 2Ignes 1286 ber 5ßetrifir^)e ju SRoftodE beftätigt
tourbe unb if)rcn SBorfaljren ab antiquo gebort Ijatte. 8 ) 3fn
Nigendorpe unb Sthoue (ÄleinStooe?) fjatten nad) einem etwa
um bie 3Jtitte beö oierjeljnten 3af)rf)unbertS oerfajjten SBerjeid&niffe
illi de Babben, ioeld)e früher als SSafaHen ber Surften oon Stoftoä
bcutlidf) Ijeroortreten, 4 ) ein btfcfcoflicf) ©cf)toerinf(|eS, aus 3 c ^ n t cn
beftefjenbcs S3urglcf)n. 5 ) ©ie Ratten basfelbe aber roaf)rf(|einlidj
fdjon ttjcit früher inne. 35enn 3of)ann S3abbe (marscalcus domicelli
1296 unb 1298) tritt jugleid) als 33urgmann in 33ü|joto auf; audf)
feinen Stoter unb einen Sruber finben mir in gleid&er ©ietlung. 6 )
@ö roeift bieß barauf f)in, baß urfprünglid) bie Moftodfer gürften oon
bem 33ifd)ofe mit bem 3 c1 & n fcn beletjnt waren, bis berfelbe in bie
£änbe oon 23afaflen gelangte, oielteidjt folgen, toeldfje in ben beiben
©ütern bereits anfäffig toaren. £)a 1296 griebrid), Sofyann unb
Otto $3abbe für ben SScrfauf beft (an Klein unb ©rofj©tooe
grenjenben) Dorfes Ärifcmoio in einer Sßrioaturfunbe ©ernähr leisteten,
fo liegt bie SSermut^ung nalje, bag fie in ber Sftad&barfd&aft bes lefcteren
begütert toaren.
es ift nun femer ju ermitteln, ob bie fird&lid&e StonnungSlinie
in ben Urfunben auf gleite SGBeife oon ber &crrfdf)aft SGBerle inne
gehalten loirb. 9Iudj f)ier ftnb mir, ba bie alte ©djeibe beiber Sänber
fpäter nid&t einmal als S3enoaltungSgrenje fortbeftanb, im roefentlid&en
auf bie älteren 9iad£)rid(jten befd&ränft.
l ) Warf) itrfmtbe öon 1388, Dctober31.: Nienhoff, Ghurow, Johan-
«torpe, -- Konowe, Hartestorpe.
') *?ifd>, o. q. 0., Hb, No. 372 unb IIa, ©.6 unb 7.
*) 9tt. U.-$. 1868.
4 ) Nur einmal bei ben Surften öon SBerle 1275 (SR. U.«$. 1373).
Tic Urfuubi 1 l'8i»5 ift öon .fteinrid) üon SBerte als SBormunb be$ töoftocfer
("yürften au#a,efteflt.
&> i $ie$ ^urglefjnüeräeidjmfj ift mitgeteilt öon ©afc, a. o. O., VIc,
8. 123 ff. (fiagerbud) be3 ©ttfteS SBorin » ©djtoertn • ©üfcoto).
•) m. il..». 1915, 2505, 2562.
284
3n bcm öftlidj oon ber SBarnoto begrenjten ftirdjfpiele Sudjljolj
werben, in Uebereinftimmung mit bem iejjigen Sßfarrgebiete, namhaft
gemalt Beens 1286, Warstorpe 1352 unb Nienhusen 1353.
SBerleiljungen fanben ftatt burd) £einrid) oon SBerlc 1275 für
Polohowe, oielleicbt burd) -Ktcolauö 1270 für Senifc; 1 ) mit 3fefen*
borf , gafjrenfjolft, Sftienfjufen unb S3roof fjufen belehnte 1301 -fticolauö n.
bie ©ebrüber 3kfcnborf. 2 ) Bolekowe — cum molendino adjacente,
1278 oon ben dürften &einrid) unb 3>of)ann oerfetuft unb 1281
bem SUofter S5oberan überlaffen, ift gleidjbebeutenb mit @rof$36lforo
(Bolecowe Major 1309, Teutonicum Bolecowe 1345). 3 ) Stufet
bem Äird)borfe felbft, beffen Sage im gürftent^um fjternad) als
gefiebert gelten fann, berühren fidj mit ben ftird)fpielen Sieftoro unb
^arfentin je&t nur galjrenWj unb Sßöldjow. In eampo ville Pole-
cliowe (intra Rozstock et Zywan 1340), alfo an ber alten Sanbefl*
grenje unb am SBege, roeldjer oon ©djroaan nad) SRoftodf führte,
fc^Ioi 1312 ftönig @rid) ben ^rieben mit ber ©tabt SWoftodf unb
bem gürften TOcolauö.
^eiligenfjagen unb $leinS3ölfoto, ioeld)e ©oroio unb Älauöborf
gegenüberliegen, bilben ein Äirdjfpief für fid), ioeld)eS jefct im S£od)ter*
oerfjältmfe ju ^anftorf ftetjt, aber nad) bem Srudjfiütfe eines £ebe*
regifterö (f. ®. 270) ehemals jelbftftänbig toar. 4 ) S5ie Topographie
beiber gelbmarfen mufj in 3wfammenf)ang mit ben älteren Urfunben
beä oon §einrid) 33urtot) bem ßiftercienferflofter 9lmelungöborn (in
SBeftfalen) gefdjenften &ofes Satoio oorgenommen werben. 2Bie mir
aus bem Heineren SDiplomatar beö Älofterö erfahren (501. U.*33. 300),
beftätigte 1224 S3ifdjof Srunroarb ben Sprengel ber ©atotoer Rtr$e,
ju roeldjer ber gürft 2 3)örfer unb 4 indagines gelegt l)abe, namlicfc
l ) M. U.-33. 1829, 765G, 7739, 13G7; 1270: Itenizdorp (Wt. 1X.-S3. 1191,
1202) Ijftit ba$ Sttcgiftcr bc3 UrfunbenbudjS für «enifc ( s totS §d)toaan); e3
fauu aber and) bak bei QHelom unterßcßaucjeitc $ara,uner .Sllofterborf Beniz
gemeint fein. Ucbricjenä cjriftiert öom 3ai)re 1384 eine Gopie über 3djenfung
bes $orfc3 23eut{5 burdi .^einrieb fcou SScrle au ba$ MIoftcr SRüfju (9Ji. U.).
s ) m. lt.* 1367; 2743. Eergl. 2497. <>ütd) auf «mdftorf erhoben fte
fpöter Slufprüdje Connulus de Brochhuson, feit 1271 oft bei 9ticolau£
üon Söerte, befleibete ba$ 5(mt eiltet daviger am :oofe.
8 ) "))l lt.Ȇ8. 1459, 1583, 3321, G57S, G584.
4 ) 3" bcm ^agerbuebe (3af$, a. a. £., VI<\ 3. 123) beißt c3: Item bona
Axekow sunt in parrorhia Iiulaginis saneti S]>iritus, in Konow et Hart-
wiohsstoir». Wenn fyiex bk beibcu letUneuanutcu Dörfer 311m Äird^fpiel
ticilißcutjncjcn ejeretfinet weröen, fo mürbe bicö mit bem .'oeberegifterfraßment,
röcldjcö bie Üßarrodjicu .v>auftorf in. a. mit Mouom uub öaftorf) unb ^eiligen«
bagcu neben ciuanber aufübrt, in Söiberfprud) fteljeu. §<fy cjcbe aber Oor-
läufin ben lUiiflabcu btcfeS 3cbriftftüde^ beu Jöorsug, sumal ba )djon 1319
üüu einem als ecclesia be,5eid)ucteu (^otteöftaufe in £>auftorf bie Siebe ift.
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9tabegaft, SReberanf, ©erböfjagcn, aftiefenfjagen unb jtüci ntd)t
meljr üorljanbene Derter: Sclauicalem Indaginem unb Indaginem
Marquardi. 1 ) @ö ift fjicrin jebenfaflö bic ältefte 3la6)viä)t über bic
2luöbeljnung bcö ©prengels enthalten, wenn aud) beätueifelt werben
fann, ob bie genannten Orte 1224 roirflid) f$on alle ejiftierten. @S
ift möglid), bafe fpätcr ber ^3farrfprcngcl in roeftlicfter Stiftung
eine (£r Weiterung erfahren fjat, ba baö SBuforoer S3erjeid£)m& (1412)
aud) Wendischen Syme ($lein©iemen, jefct Äircfjfpiel 2lltS?arin)
bemfelben Ijmauredjnet. 2 ) hingegen glaube id) annehmen ju muffen,
ba$ nadj Dften f)in bie ©renje ftationar geblieben ift, in 9tbroeid)ung
von Sifd), nad) beffen 2lnfid)t (Saljrb. 14, ®. 60) baß Kirdjborf
£eüigcnf)agen auö bem öfilidjen Steile ber ©atoroer gelbmarf §cr*
vorgegangen ift. Sagegen fpredjen bie Sßorte ber beiben Urfunben
beö dürften 9ticolauö non SBerle, welcher (per nostrum dapiferum
Heinricum — Gammen) 1244 bie (Srenjen beS §ofeö Satoro
unb beö StobelanbeS regulierte (9K. U.*33. 556, 557). £ier fjeifjt eöu. a. :
Oontulit etiam curie — pater noster siluam usque ad
riuuluin, qui Puzecowe dicitur, ad nouellandum, et holtmarke
conimuniter — possidendam inter curiam et villam Bvlehowe
(9Ji. U.-X3. 556 f)at n)of)l richtiger Lucowe). Item inter curiam et
villam Bvlehowe siluam habebunt communiter et ad nouel-
hmduni usque ad riuulum; item inter curiam et villam, que
Puzecowe dicitur, totum spatium nouellauerunt fratres juxta
viani, et tenninus dilatatur usque ad locum — Honhorst.
©ö grenjten bemnadj an Satoro in ber SRid)tung non ©üben nad)
Sorben: Lucowe (£o§en8uforo), Bvlehowe (Älein33ölfott>) unb Puze-
cowe» ( s ^üfd)on)). ©er §lu§ Puzecowe fann fein anbercr fein alö ber
93ad), roeldjer am Drte s JSüfd)oro öftlid; oorbei mitten ü6er beffen gelbmarf
nad) Süben fliegt, bis er an bie ©djeibe non £eiligenf)agen gelangt; 3 )
') s Jttcicri)of s ittarrl)agen, früher ^ertinenj öon SRebcranf, nad) £ifdj,
Csaljrb. 13, 3. 125.
-) Xagegcn fctjlt 1412 Slavicalis Indago, roeldjeä bafyer triettcidfyt in
.\Ueiu3iemcu (Slaviea villa Zymcn 1322) ttrieberäuerfennett ift; indago
Satowc ( s ))l lt.*^ö. 5134) ift gleid)bebeutenb mit bem 2>orfe Satoro, in njclrfjcm
fiel) bic .Mirdjc befaub (oergl. 3JI. il.*23. 2729). ftür 9ttarrJ(jagett lefen tuir
141i? .Innlonsliught'n Cgürgenäfjagen), tocldjcä inbeffen in bem öermntfjticf)
früheren .s>ebcrcgiftcrfragment unter Parochia Nienkerke ftefjt. Steiufjagcn
H üb .ftorft werben jüngere Anlagen innerhalb ber atten ^forrgrensen fein.
Xa bor locus HonliorNt (1244) gtuifcfjcu Satott) unb $üfrf)oro lag, fann mit
bemielbeii .frorft an ber cntgegcugcfejjten Seite öon Satoro) nierjt ibentifd)
fein, roie ^ifrfj (8. 125) pcrmutfjetc.
\ Taju ftimmt üoüftöubig bie 1335 nnb 1350 (SR. U.-93. 5595, 7067)
beidjriebene Wren-^c ^roifdjen Satoro unb s $üfd)oro, que ibidem ent et i'nit
liarieiitis :ic fuiHse dinoseitur ab antiquo. Xicfetbc ttjirb, im Süben
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Don ba abwärts bilbet er jurifdjcn (euerem unb Satoro nodj Ijeute
mefjr ober weniger genau bic ©renje, wirb fobonn burd) ein fd)maleö
©tücf Sßofrcnter ©ebietcö non §of)en2ufoiD getrennt unb Bereinigt
fid) weiterhin mit bem -JieuÄirdjencr S3ac^c. 2)aö ben SWöndjen
jugeunefenc SMabelanb fall nadj ber Urfunbe bem gluffe ferne bleiben
bei ^ßüfdjoro, benfelben aber erreidjen bei S3olfon> unb Suloro. S)ie
gclbmarf £eiligenljagen rourbe bemnad) fpater ni$t Don ©atoro,
fonbern oon S?lein33ölfon> abgenommen/) roeldjeö, ba ein SDorf biefed
•ftamenö 1224 im ©atoroer Sprengel ni$t norfommt, junadjfl einem
benachbarten Äircfyfpiele, etroa bem Sudjfioljer, angehört fyaben wirb.
3)er neu gegrünbetc Ort wirb juerft erwähnt 1304 (Hilgengeystes-
hnghen, 931. U.*33. 2964) unb mar fpäteren 9iad)rid)tcn jufolge im
Sefifce beö ^eiligen ©eifU£ofpitalß ju 9?iga. Siefcö wirb auf bem
U)tn überlaffenen Steile oon 33ölforo baß 2>orf unb bie Äir^e errietet
fyabtn. 3luß bem £eberegifterfragment erfahren mir nidjt, meld&c
3)örfer sub parrochia Indaginis Suncti Spiritus auger ipsa
indsign nod) lagen. 2)od) fann ber Sßfarrfprengcl fid) fdjon bamate
faum anberö als in öftlidjer SRtd)tung über JileinSölforo erftrerft
fjaben, ba faft alle Dörfer im Umfrcifc in jener $tit nad&roeiöliclj }U
anberen Äirdjcn (©aton>, £anftorf, Stctfdjoro) cingepfarrt waren.*)
gür ben politifdjcn SJerbanb beö .ßirdjfpiete fdjeint mir bteienige ber
beiben Urfunben für 9lmclung8born, wcldje s J}icolaus oon SBerle
allein auöftellte, (bau ältefte über ©atom erhaltene Driginalbiplom)
ma&gebenb ju fein. 2>a ber gürft jroifdjcn ©atom unb SBölforo nid>t
nur bic ©djeibe regulieren lägt fonbern audj bie gemeinfame $olj*
nufcung oerorbnet, fo werben ^ciligcnljagen unb ÄleinSölfow in ber
begiuneub, feftgeftelft burd) fossatum, <inod ineipit ab anpulo campi Strit-
volt, vbi cuni]>i curie Satowen et campi ville Putzecowen ac eciam
cnmpi indatfinis Hilgengoysteshaghen ii]md riuuni conueniunt;
it>citerl)iu verläuft bic Scheibe uid)t flußaufwärts, fonbern maljrfdjetuttd) burd)
ba$ fluiifdjen bem S3ad)e unb bem £>ofe Saton) gelegene 9ftoor (unque ad
pnlutlom eespitum, per ipsain quoque paludem a directo ad campos curie
so ali<] nul onus declinando).
') $ie Mitnahme Don fiifcft (Sabrb. 13, 8. 126 ff.), bog ba« unter-
gegangene AVildeshusen, in meld)em ber Stotcr beö s Jftcolau3 I. öon SBerle
bem ttloftcr 91mclung$born ätuci ."pufen gcfdjeufr Ijatte (9ft. U.*JÖ. 396), an
Stelle beö fpäteren $>eiligenl)na;cn gelegen tyabe, ift unvereinbar mit ber ©reng*
bcftiiumung uon 1244, nacb wetdjer ba$ Gebiet ber curie Sorotu am $üfd^onier
SBadje cnbigte. 5)nöfclbe gilt von ber t)crmutl)ctcn .^bentitöt ber jroei SBilbeS-
^ufetter öufen mit t>cn meit fpater (1304) uom itloftcr Soberan ermorbenen
.'pciligcn^ageuer .^ufen. \Hitcrj mirb T244 gtüifdjcn Satom unb ÜBötfotü uew^
fein anberen ^orf genannt.
2 ) 3m füblic^ benar^barten $ol)eiü!ufoto mürbe nad) Tl. U.«5ö. 3359
eine Äirc^c gegrünbet (130K), aber moljl aU giliale üon Weuftirdjett.
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£>crrfdjaft SBerle gelegen fyabtn. 3n ber anberen ätjnlidE) lautenben
Urfunbe, treidle einem 9lmelungßborner Siplomatar entflammt (otme
SDatum unb oljne Beugen), trifft jroar ber gürft feine Seftimmungen
una cum fratre meo Hinrico dicto de Rodestok. 3)od) fann
bieß ir»ot)I binlänglidf) barauß erflärt werben, ba§ ber 5llofterf)of im
SBerle *9toftocfcr ©ebicte, alfo in bemjemgen £auptlanbeßtf)eile lag,
welcher jeitroeitig bie fpeciclle §errfd)aft beß SSatcrö ber beiben
Surften, von bem audf) bie Stiftung ausging, gebilbet ^atte. (©iet)e
3tbfcbn. IV.)
ßtroa gleid&jeitig mit ber Satoroer ilirdje, beren ©prengelgrenjen
bemnadf) für bie politifdje ©intljeilung feine Sebcutung Ratten, mögen
bie benachbarten Pfarren non 9tetfd)oro unb 9llt£arin inß Scbcn
getreten fein. Sßenigftenß nennt fte ßlanbrian (901. U.-93. 420)
jugleidf) mit ©atoro unter ben Äird£)cn, über bie fdjon 1233 baß
ftloftcr 9lüf)n ben Sann empfangen fyabt. 9luß bem Satire 1305
befifcen nur ein ©djreiben, meldjeß ber Sßropft von 9lüf)n plebano
in Ritzekowe vniuersisque ecclesiarum reetoribus per eandem
propositurain constitutis jufommen liefe. 2)aß Sßatronat über bie
dietfdjoroer ßirdje refermerte fid) 1358 &erjog 9llbred)t. %a)t ba&
ganje ftirdjfpicl tritt 1355 auf, alß bie oon ^u&eforo ju Süningß*
()agen unb bie von 33abbe ju Teutschen Symen unb ©infmfen in
3tctfd)oiü eine 93icarei ftifteten. 1 ) Ueber baß weltlidjc £errfdjaftß*
ücrl)ä(tnt6 beß Äirdjborfeß, beffen gelbmarf jefct tfjeilß unmittelbar
mit JJruforo fid) berührt, ttjeilß non ben Orten ber 3lbtci 3)oberan
burd) ben 3ftenborfer gorft getrennt ift, erljalten mir auß Urfunben
üor bem ©dfjwaaner ^rieben (1301) feine 9lußfunft. S)a aber
1302 2 ) £einrid) üon 9Mlenburg bem Älofter SDoberan Hebungen
(auf s J?oel) fd&enfte pro omni dampno suo, quod reeepit a nobis
siuo a nostris, et de Castro Rethcekowe, fo ift genufc Sifd) bei-
^upflidjten, roeldjer ßa^rb. 18, ©. 280 f.) auß biefen SBorten junädfjft
ben Sd)lu& jie^t, bajj Steifdjoro nid)t in ber £errfd£)aft Sföeflenburg
gelegen fjaben fönne. Saßfelbe lä§t ftd(j aud) oon Süningßbagen
nadjiueifen, wo 13G2 £erjog 2llbred^t ©ericfjt unb 93ebe nerfaufte,
„also id vnse vader eruet heft", eine Slußbrucfßroeife, meldte jeigt,
bafe cß fiel) nid)t um baß altmeflenburgifdlje, fonbern um baß*
jenige ©cbiet fjanbelt für roeldje fid) beß .t>erjogß 58ater, gürft
.fteinrid), alß Srbe ber erlogenen Moftodfer Sinie betrachtete. 2 )
'; 9W. lt. -$.3033, bcrfll. 7394 (»efcfjl beö $ropfteg, ben Johannes
Puizknwo, panochiaiuiH noster, ju c;rcomtmuricicrcn); 8042. — Ueber bie
Unitflotlnidie (alfo umgebaute) ftirdjc 3al)rb. 18, 6. 289. 3n töroftSiemen
mirb 1T»12 eine (£apclle erwähnt. Cüeljurepert.)
') m. U. ^. 2779, oerfli. 4131-9098.
288
Ueberbies fönncn fc^on wegen ber Sage 9ietfd)owö (öftlid) oom ftir$*
fpiel Slröpelin) nur bic Sänbcr 3ioftocf unb SBerle in §rage fommen,
unb jwar wirb man ftd) für Icgtcrcö cntfdjeiben muffen, wenn
aud), waö Sifd) (S. 182j alö ©runb bafür anführte (Retzecowe
— uduocacie nostre Sywun 1358), jefct ntd^t mefjr baffir öer*
werbet werben fann. 2>enn nid)t lange, beoor ber §firfl Dan
üDtetlcnburg bem JUofter bzn erwähnten Sdjabenerfafc leiftete, Ijatte
er in Skrbinbung mit 3ticolauö oon SBerle unb bem 3Rarfgrafen
Don S3ranbcnburg ben §crrn 9ficolauö t>on SHoftocf befe^bet. *)
Ski biefer (Gelegenheit wirb bic Slbtei Sobcran Don ber SBerlefdjen
©rcnjburg 3tctfd)ow auö bebrangt worben fein. @ö ift biefetbe
$el)be, in beren weiterem Verlaufe ber SDänenfönig t>om Stoßocfer
dürften alö ^Srciö für feine $ülfcleiftung ftd) beffen ©ebiet auf*
tragen liefe, worauf 9ftcolauö uon SBerle jum 33erjid)t auf ben
größeren £l)cit ber süogtci Sdjinaan, in weldjem audj SRctfdjoro tag,
gejwungen würbe (l;*01). Äurj üor beut griebenöfdjluffe fjatte nodj
ber ^urft bic anfallen oon 3i c f cn & or f für bie in feinem 3)ienfle
erlittenen SBerlufte entfd;abigt. Sludj jene ©djenfung beö 90teflcn*
burger £errn an baö Äloftcr gefdjat) unter feiner 3 u fttttimung,
wal)rfd)cin(id) weil uon feiner üormaligen S3urg auö ber ©djabe ax&
gerichtet war.*) 3)ic 33urg lag an ©teile beö jefcigen §ofeö im
nörblic^cn £l)eile ber ^elbmarf. 3 ) Oeftlid) üon ber lefcteren würbe
notf; ÜKeinötjagcn 4 ), weftlid) ©ro&Stemcn für bic politifdje ©renje
l ) W. U. 5Ö. 2583, 2f>98, 2«4tf. «er«!. Ätrd&bcrflS ffieimdjnmir, c. 182 ff.
") W. 11 .»Jö. 274.*}, 2779 (iinnuente nobis — dilocto nostro consang-
viiuio Nicola«) doniino de AVerlo).
a *. Beitreibung betf fltetfd)oiucr BuramalleS $al)rb. 18, Q. 283.
') Itainihi'i'tcMhuücn crjcfyeint 1273 mitten unter bcujcnißcn 5)oberaner
Mloftcrcjiitern, lueldje im lueftlidjen Ütjeile ber .frerri'djaft Sioftotf Innen, tiefer
fonft sn ;}iueifelu Einlaß. Ju &cu fltcflifteru ber Wogtet Sdjmaau finbc id)
etf L'cyiHTshajrhiMi (1428 29), einmal aber Rryininleshaghon (1439) ge-
|d)rieben «.in ben SJifitationstyrotocollcn KJ06 Reiiienhngeii). $ajit fommt,
felbe l'ann itictit JHeiii^ljafleu \?Unt$ Wüftrotw) fein, ha btcfcö ^Uoynoldes-
289
in 33etradjt fommen. £)ie Sßerlefcfjen &of}eitSre$te über baö Äircl)*
fpiel ergeben fi$ aud) aus ber ©renäbefttmmung jmifcfjen ©atoro
unb $üfcf)oro in ber rjorfjin befprodjenen Urfunbe. — ©nblid; gehört
nod) f)ierf)er ber fpäter näfjer ju erörternbe 2Berlefd£)e Sprengel oon
2Itt$arin mit feiner Sftorbfeite (2lltenf)agen), roo fidj, bei Suflnmbe*
legung ber Äirdjfpielfd&eiben t)on 1412, im 33ad)e Zyme bie 2Ird)U
biaconate SRüfjn unb itröpclin berührten.
3m Uebrigen ift bie Stiftung ber Sßafferlaufe ber foeben auf*
gefügten Sanbesgrcnje meiftens entgegengefefct. ©S fjat faft ben
s Knfd)ein, ba$ bie SanbeSgrenje aus einem SBalbgürtel Ijeroorgegangen
ift welcher non 2lnfiebelungen nod) nid^t berührt mar, roäljrenb ju
beiben Seiten, mie bie menbifdjen Ortsnamen jeigen, ber SBalb f$on
ftellenrocife gelidjtet mar. Sie Flamen Sud^olj, £eibe, galjrentyolj
u. a. meifen auf bie 3tuSrobung einer größeren ©tredfe jtmfd)en
äBarnoro unb äßaibbad) f)in; ber gafyrenfjoljer SBalb (wettetest aud)
baö $öld)owcr £olj) mirb als 3teft übrig geblieben fein. SBenn
mir uns jenfeits bes SBaibbadjeS roeftlid) raenben, gelangen mir nadj
^cttigenfyagen, meines in bem SBalbe ännfd&en Sölforo unb ©atoro
angelegt mürbe. 1 ) SDic 9ieinSf)äger gelbmarf vermittelt bie 33er*
binbung mit bem großen Süenborfer gorft, melier bie Stötei 23oberan
im ©üben bcgrenjte; ben 3tbfd;Iu§ im SBeften bilbet baö Äröpeliner
©tobtljolj (1250).
III. Ute Iflerie-ittekknburgtfdje mtfr i>ie fitftelänirifdfe
©renje fcer Dagtei.
SBie menig im allgemeinen bie Slmtsgrenjen fpäterer 3^t ge*
eignet finb, ber @rforfd)ung ber alten ©renjen jur ©runblage ju
bienen, fommt an bem Sanbc ©dfjroaan mcljrfad) jum S3orfdf)ein.
Weben ben burdj politifd^e ©reigniffe oeranlafeten 2Tenberungen gingen
fdjon fritf) fold&e Ijer, meld;e, roie bie Verlegung non ©uforo
(2)1 U.*ö. 1247) jeigt, aus irgenbroeld^cn 33erroaltungSrü<f fixten
lin«rhen 1319) pm ftürfteutfjum Söerlc a,cbörte, muß öietmcljr irgenbroo im
heften s JJieflenburg3 aelegen ljaben. ©eßeu bie Mitnahme be3 Urfunbem
bliebest, luo c* für baö 3)oberaner Reimbert eshugen oon 1273 gehalten roirb,
macl)t uneber bie oerfcfyiebeue 3cr)reibmeife bebeuflicr). (9)t. U.*S3. 3936,
41l\"> *2(> . s Me3 bieg bebarf nod) fpecietler 9?ad)forfrf)una,.
') Tic Jfartfefoung ber Söcrle— SKoftocfer ©renje am regten Sßarnottmfer
tuurbe fcljon ^at)rb. 58, <S. 17 ff. befjanbeit, fo baß baö SRoftocfcr Territorium
uiiit üou allen Seiten umfcfyricbeu ift. $enu ba im Ofteu mit a,eringfüa,icjeu
fliisuabmeu bie töecfnijj bie äänber $effin, Marlon) ^6ülge unb föibnifc öon
(Jhtoieu unb bem (Gebiete ber ^er^öße oon Sommern trennte, fo ift an biefer
Seite eine nähere Uuterfurfjuncj entbehrlich.
3atjrbud) bei «er. f. meli. Qt>t\$. LXI. 19
290
vorgenommen würben. 9Iber aud) bie ÜJteftenburgifd&e 93ogtei ©djwaan
in bem Umfange, welken fie burd) bie Bereinigung ber beiben 8anbefl*
tljeüe gewonnen Ijatte, würbe früljjeitig oon folgen berührt. SDaö
3£l)eUungsregifter ber SBogtei 33ufow enthält u. a. nodj folgenbe
Angaben :
3m Äitt^fpiel Olden Korin : Olden Korin, Cammyn, Nyen
Korin, £of Bolland, jum Oldenhaghen, $of Nyenhaghen, 3)orf
Nyenhaghen, Rosenhaghen, Dannebur. — 3m Äircfyfpiel Berndes-
hagheu: Dolglas, Pntklot, §of unb 2)orf Gnemere, Ghiskow,
&of unb 3)orf Berndeshaghen. — 3tn Äird^fpiel Barsee: Barsee,
Pnrstorpe, der nyenhof, Goltbereh, §of Thützen, Poytzeken-
dorpe. — 3nt Äirdjfpiet Dessin: Glassin, Mynitze, Stramoytze,
Wemekenhaghen, §of unb 2>orf Hermenshaghen, Gr. Dessin,
Babbetze, Luderstorpe, Ponnyk.
3n weldjer £erritorialoerbinbung urfprüngli^ biefer Sljeü ber
Sßogtei ftanb, ift einer näheren Unterfudjung ju unterjieljen. Stajj
boö aSerjeidjnife baß ehemals SBerlefdje Äirdjfpiel Satoro in bie
SSogtei S3ufow einbejieljt, würbe bereits erwähnt. 2lud) ber weftlidfc
fid) anfdjliejjenbe Sprengel oon 2llt&arin ^atte anfangs nid)t }U
SReMenburg, fonbern ju Sßerlc gehört, fo bag wir bie (Srenje biefer
SJänber, im -Korben bei s $ard£)ow (wo bie 3 §errf haften jufammen*
fliegen) beginnenb, iwifdjen folgenben SDörfern ju fudben fjaben:
Äirdjfpiet Sßeftenbrügge: ftirdjfpiel 9lltßarin:
Sßardjow, Uf)lenbroof, Krempin, ' Sllten^agen unb 2Ut£arin (mit
Siaoensberg, SJloitin. SoIIanb unb SReuÄarin),
Äamin.
Bon ber üird£)e in Äarin ift feit jener erften 3la6)x\6)t oon
1233 (S. 287) fet)r feiten in ben Urfunben bie Siebe. Slbgefeljcn
non einer gelegentlidjen Crrwätjnung beß bortigen Pfarrers (juerft
1320, 9M. IU33. 4177n.) begegnen wir iljr erft 1385 wieber, al«
kerklen und lenwaren der kerken to Karin oon König 3Ubredj}t
an £>eibcnreid) 33ibow oerlietjen würben. 1 ) Sie ehemalige 3lbfjangig*
feit oom dürften oon SBerle ift urfunblid) ju oerfolgen für baö
Äirdjborf felbft, fowic für Ramin. Um 1274 waren Adam et
Johannes de Cor in unter ben 93ürgen, weldje 9iicolauß unb feine
Söt)ne aus tyrer Stitterftfjaft [teilten , unb 1287 bejeidjnet &einrid)
oon SBerlc bie ©ruber Georgius aduoeatus in Siwan et Lambertus
de Korin alö armigeri nostri,*j eine 9ladjrid)t, weldje }uglei$
l ) 8aß, o. a. C, VI e, e. 24.
-) 3K. U.48. 1350, 1S08. — 1344—70 luirb and) Weimar toon »arnetoto
mefyrf ad) als? n>ol)ul)aft in Corin angeführt. £er größte Xtyeil ber gelbtnarl
291
nahelegt, ba% roeftltdf) oon bcr SBogtei Sdf)roaan bamalö fein anberer
2Berlefd)er SBerroaltungöbejtrf ejiftierte. 1272 t>erlielj -Kicolauö (in
terra nostra) 4 £ufen in Magno Corin, fottrie villam Kamin an
■Jleuflofter, unb 1306 betätigte §emric& oon 9Jteftenburg bem Ätofter
feine 9ted)te unb ©üter in terra Sywan, u. a. villa Camin unb
in Magno Chorin jene 4 §ufen. 2lu<$ nodf) 1362 Reifet eö in ber
Seftätigung beö &er}ogö 9übred)t: an deme lande to Suwan dat
dorpp to Kammyn. dagegen lefen nrir 1400: Camyn beleghen
in der voghedye to Bukow. ! )
gür Sarin ift audf) tmeber an bie ©atoroer ©renjbeftimmung burclj
ben gürften oon SJBerle (1244) ju erinnern (S. 285), roo eö Reifet:'
siluam inter curiam et villam Curin — communiter possidebunt.
De nouali uero curie supra ecclesiam siluam sine termino
Satowie dedimus. 2)en SRaum jroifdjjen ©atoro unb ätttftarin
finben wir nac^fjer in feinem öftlidfjen Steile ausgefüllt burdj) (Serbö*
fyagen unb 2Jtiefenf)agen (Äirdjfptet Satoro), oermut^Iic^ 9teugrünbungen
fpäterer 3 C ^. SBenn bie Angaben über ben Satoroer Sprengel (1224)
juDerläffig batiert finb, müßten freiließ betbe Dörfer fdjon 20 3at|re
oor ber ©renjregulierung con 1244 beftanben fjaben, aber mdf)t afe
felbftftänbige gelbmarfen, fonbern etwa alö 5ßertinenjen beö Älofter*
r)ofcö, ba ber auö ber Urfunbe (1244) fic& ergebenbe unmittelbare
3ufammenl)ang beö lefcteren mit Karin auf anbere SJBeife faum benfbar
wäre. 8 ) Slufcerbem liegen fjier, toeftroärtö na$ SlltÄarin t)in, ©rofc
■JUenfjagen, $)annebort| unb SRofentjagen , welche t>ermutt)li(Ij oon
Karin aus angelegt würben. S)ie oon 33iboro, roeldfje feit ®nbe beö
Dierjefjnten 3af)rf)unbertö auf biefer gelbmarf anfäffig waren, finben
roir naefy Urfunben oon 1459, 1520 u. a. audf) im 33eftfc oon
2)annebortf) ; 3 ) bie beiben anberen Orte mürben nad) ben älteften
■Jladfjriditen, meldte \d) über biefelben Ijabe auffinben fönnen, um bie
SJlitte beö fünf je^nten 3af)rf)unbertö non Sorenj Sßreen an ßübefe unb
93icfe con Safferoifc oerfauft. 4 )
fam fpäter an $eibenreidj öon SBtbott), an ben bie öon ftarin 1385 audj
ben $>of öerfauften, roo Weimar öon 33arneforo getüoljnt Ijatte (@af$, 6. 24).
$ocf) blieben baneben bie alten Söefifcer im $orfe; naä) 1462 erfoarben bie
öon Söibotü einen Wntljeil öon 3)ebenrig ö. Slarin (üeljnrepertorium).
l ) m. U..». 1254, 3079, 9104. ttifd), 3Keflenb. Urf. II, No. 93.
*) s -8on irgenbroeldjen Slnfprüdjen beö ÄlofterS SlmetungSboro auf bie
beiben Dörfer öeriautet nichts ; ebenforoenig tüurben foldje nad$er öon
2>obcran geltenb gemalt. 9lad) ©rflärung ber Söauero öon Ikenhagen
(jefct Wiefcnfjagen) gebührte 1370 ber 3el)nte öon fieben $u itjrem 3)orf be-
legenen ftufen bem SBifdjof öon ©djtoerm (9K. U.»58. 10022).
*j ielmrepertorium.
4 ; tebb. 3u öergletc^en S^rb. 9, 6. 476.
19*
292
gür Slagnum Corin ift Olden Korin, n>eld&e& W> öor 1412
nidjt erroäljnt fmbe, nur eine fpätere, roof)l burdj) Nyen Korin oer*
anla&te SBejeicIjnung, ba beibe tarnen für ein unb baöfetbe Stirdjborf
gelten. 1437 laufte -fteuflofter bie abtjanben gefommenen Safelgüter
in Groten Corin tüieber, roaf)renb in fpäteren Urfunben immer nur
non 9llt£arin bie Siebe ift, fo aud& 1619 t)on 2 Sauernljufen in
SlItÄarin, roelclje jum Statte 3ieufIofter gebort Ratten. 1 ) S)er altere
■Kante fegt ein £orf Lütten Karin üorauö, oljne baß non einem
folgen in bisher befannten Urfunben etroaö nerlautet.
■fteuÄarin (SüttenJtarin?) unb SBoHanb, jroet Keine geümtarfen
an ber roeftlid&en Scheibe üon 3[It Startn , maren, rote aud Urfunben
non 1466— 1513 2 ) f)eroorgefjt, jugleid) mit Slnttjetlen an SHtÄarin
unb SUtenfjagen, ein Seljn ber um 1500 ausgestorbenen ^amiRe
oon 3ef eitrig, roeld&e in biefer (Segenb anfdjeinenb bereits im brannten
Safjrljunbert roofjnte. 2)enn SBerner oon Seferoifc (1290 beim Surften
oon SCBerle) bejeugte 1279 bem $ropft oon SReuHofter bie ©djjentung
einer jäljrlidjcn Hebung aus 4 Äariner §ufen, unb ©erwarb unb
Hartwig, roafjrfdEjeinlidf) beffen (Söljne, oerfauften 1322 eine Stalte
in bem natje gelegenen ftlein©temen. 3 ) — 2Utenf)agen ftnben mir,
fotoeit wir es jurüdoerfolgen fönnen, mit Slltßarin in 93erbinbung. 4 )
Sie 3ugel)örigfeit ber Pfarre SBeftenbrügge jur &errfdjaft SReUen«
bürg, roeldfje ftd() für $ard)oto (S. 279) aus bem SBer^altnig ber
33eftfcer ju ergeben fd)ten, ift nachweisbar für Utjlenbroof, ba %uxft
§einrid) 1295 nadf) Glanbrian bie bortigen 3 c f) ntcn oerpfänbete.
Ärempin, roeld&eö 1217 oon §einrtc& Surrot) bem fpäter nadf) ßtSmar
(in £>olftein) oerlegten 3of|annisMofter in Sübedf oerlieben mar, mürbe
1365 jugletdf) mit fteben anberen, nad&rocislidf) altmeflenburgtfd&en,
foroie einigen f)olftcini|df)en Sörfern oon £erjog ®rtc& oon Sadtfen
bem Silofter bestätigt . ratione superioritatis, quam ad comites et
dominos terrarum prefatarum (Holtsatie, Magnopolensis et
Slauie), vasallos nostros, nos habere duLium non existit. Die
Urfunbe (d. Sauenburg) enthält freilief) eine topograpfyifd&e Un*
genauigfeit; benn inbem fte bie adf)t Drtfdfjaften auf terra Pole
l ) ßifd), 3Refl. Urf. II, No. 12«; arfuitM. ®e)d). b. ©efdjl. öon Derfren,
TII, 3. 181.
T ) ücfjnrcpcrt.; fiifcö unb Sag, a. a. £., Hb, No. 310; VIc, ®. 81 n.82.
a ) m. U.**. 148Ü, 435«. 3n ber Urfunbe (SR. U.-33. 3721) über bie
Xfjcihtuß bes l'anbeö Malen J314?) ift unter beu S3urgmäuncm unus fili-
uruiu Werneri <l« Jesevitzce. Hiirtiiicus <lo Jezevitohe, toetdjer 1311
eine in 53etiu (int ^aubc .Stolen) aiiögcfteUtc $riuaturfuube bejeugte, ift batyer
roofjl einer ber beibeu trüber oon 1322.
4 ) $3ebe 51t Mltttarin unb Slltenljageu nmrbc 1375 an Weimar öon
«aruefolü öerpfänbet. (2tt. U.-33. 10808.)
293
Oßöl) unb terra Mekelenborch oertfyeilt, weift fte festerer audf)
Ärempin ju, obwohl baß 2)orf {ebenfalls ber SBogtei 93ufom angehörte. 1 )
Staoenöberg, mit welchem ftdf) auf furje ©tredfe baö Äirdjfptel
9teubufow bis an bie (Srenje twrfdjjiebt, wirb jufammen mit bem
lücftlid^ benachbarten 3ötfjora (Serwessow unb Wendischen Ser-
wessow) 1369 alö ©ut beö 2Kfd()ofö non Schwerin genannt, oon
welchem e§ bie 33erH)ane unb beren Voreltern (eine alte ÜJieflen*
burgifdf)c SSafatlenfamilie) ju 2el)n Ratten; a\xä) t>erliel) 1337 33ifdjof
Subolf Renten in Ceruytze. 2 ) 5Dlit beiben Dörfern berührt ftclj
baö ©renjborf üJloitin (Äirdfjfpiel SMfom), eines oon ben jel)n
©ütern im Sanbe Sfloro, weldfje bem Schweriner Sifdjjof unb Äapitel
nom §erjoge &einridf) bem Söwen gefdfjenft waren. 2)a nun in
ber Urfunbe beö ^apfteö ©öleftin (1191), wo biefelben ©fiter mit
einigen SSeränberungen nrieber erfc&emen, Curiuiz (1209 unb 1211
Corouiz) neben Mentina (SRoitin) fteljt, fo bemerft SBigger gewiß
mit 9tedf)t, ba& man erftercö für Sarfjow (1337 Ceruytze, 1338
Ceruitzowe) galten fönne. 8 ) ©tariere 9lbweidf)ungen t>on ber
fpäteren Schreibart fommen in ben Ortsnamen jener beiben alten
Urfunben mef)rfa<$ t)or. Db jwifdfjen 3 Qr fi on) un & 3Koitin fdfjon
immer ein britteö bifd)öftid)eö SDorf gelegen tjatte, ober ob erftereö
2lnfangö größer war unb audf) über SRaoenöberg fid() erftreefte, ift
nid^t ju cntfdfjeiben. Sie 33erfljane finb als 93efifcer beiber gelb*
marfen nad)juweifen feit 1338 bur$ bie Seugennamen Hinrik Berk-
hane van deme Rauenberghe unb Hinrik Berkhane van Cer-
uitzowe. 4 ) 1303—20 erfdjeint ein anbereö SJlitglieb beö ©efc&lecfctö,
waljrfdjcinlid) ein Df)eim beö ©rftgenannten, mit bem SBomamen
Raven. 3n welkem 93erl)ältm& bie ©fiter ju bem gfirften ftd^
befanben, ift nidfjt ganj flar. SBermut^lid^ ftanben fte trog beö ©igen*
tf)umöred)teö beö Stiftcö unter ber SBogtei 33ufom, beren ßanbeö*
Ferren fidf) in ifjnen Siebte oorbe^alten l)aben werben. 2)er oollen
üanbcöEjo^cit beö 93ifdf)ofö, wie fie bemfelben in bem eigentlichen
Stiftölanbe juftanb, waren jene Dörfer 5 ) im 14. 3af)rf)unbert wof)l
cbenfowenig untcrftellt, wie baö gleichfalls im Sanbe Slow gelegene
i?ifd)ow (Äirdjfpiel SKItSufow), weldjeö 1171 bem Sifdjof gefd&enft
l ) M. U.«*. 2362, 234, 4653. Krempvn in der vogliedie to Bucowe
1372, 15. Sccember (SR. 11.-93. 10379). $ic &ogtei 3d)tt)aan toax nod) 1329
als« bäiiifcbc* Vefyu auerfannt roorbcu (f. Slbfdjn. I).
58 ) yi lt..». 9874, 5794 (Glanbrian).
v W. U.-«. 100, 151, 189, 202. lieber bie ©tiftSgüter im Sanbe gtoro
f. SLMflqcr, JaDrb. 2H, 3. 211-215.
4 .SR. U.«. 5H97.
£ae> »üuotucr üanbbud) (1581) rennet in 8<*rfeott) ^mei 3tteierl)öfe
u. a. mit aller $>errlid)tett unb ©eredjtiflfeit bem Stifte ju (3d)tlbt, 3abr*
buefj 17, 3. 172; über iKaöeuäbera, al0 Mut ber Stifteritterjc^aft ebb. 3.212;.
294
mar, aber trofcbem fpäter (1259) t>om Stifte noä) einmal erroorben
werben mufcte; aud) oerfaufte Surft ^einrieft bort 1303 precariam
nostram, obwohl nodjj 1386 ein S3afaU baß @ut Dorn ©tfeftof ju
Se^n nal)m, gleid^roie feine eitern eö t)on ben Vorgängern empfangen
Ratten; in beö ©d&roeriner Jtapitelö Dörfern 2Roittn, Sienborf,
SGBtfd^ucr (Äircfcfpiel Stenborf) unb Oueftin im ßirdrfptel 3üt»ufom
(Quazutino 1171) Ijatte 1305 £einrid) t)on SReflenburg mnltis
vieibus et annis retroactis bie ljöl)ere ©eridjjtöbarfeit ausgeübt,
unb 1311 erteilte er ben Jtapttelborfern (in nostro territorio sitis)
einen ©d&irmbrief. 1 )
3roifd&en ben ©prengeln t>on ÜKuIfoto einerfeitö, Satow unb
SReußirdjen anbererfettö erftreefen ft$ bie Pfarren Kaffee unb Serenbö*
{jagen. Severe ift unbebingt ber Wogtet ©d&roaan jujuroetfen,
obroot)l unö für bie Äirdfje, foroie für bie eingehen Drtfcjjaften ber*
fetben bie ältere urfunblid&e Ueberlieferung t>öHig im ©tufce läßt.
@ö folgt bteö nid)t nur aus ben ©renjen ber £errfd&aft SBerle unb
beö Stiftölanbeö (1232; f. unten), fonbern aud) aus ber Sage beö
Jtird)fpiet8, roeldje«, falls Kaffee ju 9Mlenburg gehörte, jnrifd&en
bem nod& ju befpred&enben Sßerlefdjen 5ßfarrgebiete ©ro&SEefftn unb
bem übrigen Sßerlefdjen Sanbe bie einjige nod) mögli<$e SBerbinbung
abgab. Sfabererfeitö lag ber Sßfarrfprengel 9Jlulforo 2 ) in ber §err*
fd&aft SJlef (enburg, für roeld&e gleich bem fc&on ermähnten 9Hoitin bie
übrigen Dörfer an feiner Dftfeite in 9tnfprud[) genommen roerben
bürfen: 2ßenbif<$9Mforo, SJBafenborf unb £eplifc. S)ie ttrfunbe,
in welcher mit ©eneljmigung beö gürften Sodann t)on SOteflenburg
baö Älofter SReinfelb 1261 uillam Wockendorpe faufte, ift jroar
eine ber berüchtigten SReinf eiber gälf jungen, fann aber nadjj bem
ganjen ©tjarafter ber festeren für bie Topographie beö 13. 3a$r*
fjunbertö vocfyl unbebenflid(j oerroertfjet werben, gerner geborten bie
©ebrüber t)on ©d&nringe, meldte 1320 baö an ifteuflofter rerlaufte
2)orf Tepelitze oor bem gürften aufließen, einem ©efdjjtedjjte an,
roeld&eö oon feinem erften auftreten an auöfd&liepcl) mit ber $err*
fdfjaft Sfteflenburg t>erbunben erfdjeint. 8 )
@ö Ijanbelt ft<$ bemnadE) nur nodjj um baö Heine Äirdfjfpiel
Kaffee', roeldfjeö mit jenen 3Mforofd£)en Sörfern fid& in STlt unb
Ö 2K. 1MB. 842, 2870. SBiggcr. a.a.8., 6. 215. - 3&.U.-8. 3010, 4314.
*) 1412 liegen im Äirdjfpicl: Wendesch Mulsow, Meytin. Typelitze,
$of unb 3)orf Wokendorp, £of itnb 3)orf Mulsow, Gherwenstorp. — 1431
Stenhagen im carspele tho Mulsow (Safe, a. a. £)., <&. 37). 2)a3 Sßatronat
taufcfyte 1385 tfönig SUbrecfyt bei Ueberlaffung bc$ SUtftariner ÄirdjleljnS an
§cibenreid) öon Söibon) lieber ein (ebb. 6. 24). (£3 ift bieS fcugleid) bie
ältefte 9laä)tiö)t, toeldje fidj über bie ftircfye finbet.
8 ) 9K. U.-SB. 919 (öergl. Urfunbenbud), 33b. I, S. XXXIV); 4206, 4208.
296
Sfteu^oorftorf, £üjen unb Sßotfdfjenborf berührt. 1 ) SDa bie Ueber*
licfcrung baö urfprüngli<$e SScr^ältntfe oon feiner btefer getbmarfen
meljr erfennen lä&t, fo mufc eö für bie Äonftatierung beö ©renj*
jugeö genügen, wenn nadigewiefen wirb, ju welker |>errfdjaft bie
Äirdje gehörte. 2)oc& ift bie ©ntfdjeibung fdjwterig, ba nur einige
bürftige 9iad)rid)ten aus älterer 3*ü über baö Sßfarrborf ju ©ebote
fielen. $n einer 9ieuflofterfd)en Urfunbe oon 1318 treffen Sßropft
unb ^onnent 33eftimmungen über bie SBermenbung oon ©mfünften,
welche fie in villa Barssze fycibzn; für biefe Hebungen, weldje oon
Hinricus sacerdos dictus de Bibowe, quondam nostri monasterii
prepositus, unb bem SRitter ^ermann oon SRobenbef beut Älofter
jugewanbt waren, wirb bem bitter ©tfljarb oon Siboro baö Stütf*
fauföred)t gewährt. 2 ) 3)er ©djenfungöaet felbft, über welken feine
Urfunbe oorliegt, fd)eint aber alteren 2)atumö ju fein unb in baß
13. 3af)rf)unbert jurücfjureidjen. 2)enn in -Jteuflofter ftnben tote
Henricus prepositus 1272, sacerdos Heiuricus de Bibowe 1282, 8 )
unb ein bitter ^ermann oon 9tobenbetf wirb 1258—61 breimal
erwähnt. 3)iefe $erfonen waren 1318, wenngletdj ber bei 33er*
ftorbenen übliche 3 u fa6 (beate memorie u. bergl.) in ben Urfunben
uermifct wirb, fdjwerlidf) me^r am Seben. 2)aö bem 6cK)arb oon
Sibow (1314 — 50) jugeftanbene SRücffauföred^t wirb barauö ju
erflären fein, bafe er ber @rbe ber beiben 3)onatare ober beöjenigen
war, oon weldjem fte jene ©infünfte jutn 3roetfe c * ncr geiftlidjen
Stiftung getauft fjatten. SBenn aber, wie tjiernad) ju oermut^en,
bie oon 33ibow fd)on feit längerer &\t vx Kaffee begütert waren, fo
fönnte hierin ein 3lnjeic^en für bie 3Jleflenburgif3)e S)epenbenj beö
SDorfeö erblicft werben, ba jenes ©efdjledjt, wie baö tljnen flamm*
1 ) $er untergegangene 9lien^of lag nad) einem 8 cu 9 cnöer ^ör von
1563 „zwischen Tützenn vnnd Goltberg auch Parssehedorffer Feltmarck"
A'ifd), a. a. C, Hb, 6. 436-437). §öltingSborf fcf>lt 1412; aber 1607 „ein
£xt Sanbeä .^öltingäborf genannt, $nrifdjen ben gelbmarfen Kaffee unb
s 4*oi)r$borf belegen."
2 ) So oerfte^e irf) bie Urfunbe (90t U.«93. 4036), beren erfter £!)eü bem«
nad) mit folgenber oeranberter 3nterpunction ju tefen ift: nos prepo-
situs etc. in Camposolis — protestamur, noH quatuor marcarum redditus,
(juos habemus in villa Barssze et quos Hinricus sacerdos — contulit,
ad coinmodum infirmaruin dominarum, et iterum IIII marcarum redditus
in eadem villa existentes, quos Hermannus — de Rodenbeke — dona-
uit, ad vtilitatein totius conuentus — assi^nasse. — 3)ie Heberolle be$
Mlofterg von ca. 1310 oeräeicfynet biefe (Sinfünfte (als nrieberfäuflid)) unter
Harze.
3 ) S M. U.« s #. 1254, 1596 (sacerdotes: Heinricus de Bibowe, Gerardus
de Xaquindhorpe, Johannes de Mirica). Bibowe wirb ljier ebenfo wie
Mirica s 4krfoueuname, nidjt 33ejeid)nung einer Pfarre fein.
296
oerrocmbte t>on £arbenacf augerf)alb bcr ^crrfd^aft 9M(enburg
roätyrenb beft 13. 3af)rf)unbertö urfunbli<$ nod) nic^t ermahnt roirb.
SBeftimmtcrer 2trt finb mbeffen 9todjrid)tcn über bic STnfaffigfclt
einer anbeten 93afaHenfamilie in Kaffee, roeldje me&r auf einen Qu*
fammenljang beß Ortes mit SSerle Anbeuten. £aö SBifttationöprotocon
ber Pfarre Kaffee t)on lösi giebt ben 3nljalt einer Urfunbe roieber,
naä) roeldjer ©erwarb Äetet^obt (feit 1279 oft genannt) 1317 als
Patron ber Stirdje biefe mit einem Ijalben Steffel Stoggen oon
jeber £ufe botierte. 1 ) Sie Äetelfjobt treten mit ben i^nen ftammefi*
gleiten §u6fummer fd)on frül) im üMIenburgif<$en SanbeötfjeUe
tjeroor, wo fie oielleic^t im öanbe 33reefen 2 j begütert roaren, wie audj
Jtägöborf (2tmtö 33uf oro ; Ketelhodesdorpe 1284) na<$ iljnen feinen
■Kamen fü^rt. 3tber feit etroa 1272 tjerfdjnrinben iljre SSejie^ungen
ju ben 3Jlcflenburgifd):n gürften in ben Urfunben faft ganjltdj,
roetyrenb biejenigen jur £crrfd)aft SJBerte befto beutlidjer werben.
©oido^I im ^ardHtnfdjen, als aud) im fogenannten ©üftromfdjjen
iSanbeötfjeUe finb ifyre Scfifcungen nadjroeiöbar, 3 ) unb jroar feljen wir an
ben auf fie bejüglidjcn ©efd)äften meiftenö aud) jenen ©erfjarb beteiligt.
2)er 3ufammenf)ang ber gamilie mit Kaffee, wie er für 1317 fefi*
fteljt, lägt fid) nod) weiter jurüdfoerfolgen. 2)enn bemfelben ©efdjledjjte
gehörte, nrie faum ju bejiucifeln ift, Fredebernus de Barsse an,
meldjer 1292 in Sßarcn bei 9iicofauS rjon Sßerle neben Gerardus
H[u]s[cu]mer unb anberen SBerlef d)en SSafallen 3 eu 9 e war. 3)icÄ
mad)t junädjft ber 3 u ^ a ^ e wafjrfdfoeinlid), roeldjer gleid) lautenb mit
bem SDorfe ift, über beffen Ätrc^c 1317 ©erfjarb Äetetyobt baö
s #atronat fjatte. 4 ) 2üö Sßerfonenbejeidmung ift ber -Käme, roemgften*
in biefer gorm, bis 1350 anberroeitig nidjt aufjufinben. 2)aö <8e*
fd)led)t ber Berscn (Berscen, erft fpäter Barsse), im Sßerfonenregifter
bes UrfunbenbudjeS mit bem S3afaltcn Barsse jufammengebrad&t,
l ) 9tt. U.»23. 386(5. öefcfjreibunfl ber at* frül)gotyifd& djarafterifierten
üirdje 3a()rb. 22, 2. SI17.
-) m. lt.«!8. .375, 2. 372 (in terra Brczen — dcciinas Fredeberni).
2$on beu erften Srebebcrn it. trägt and) tuoljl indago Fivdeberni (griebridfjä*
fjaßcn, lUntt* Wroücyinüi)(cu) feinen Warnen.
a ) 3n ätfarnfenijaa.en (Shirt* JMüljn) 1290, itaboro 1307, SBatttttann*
l)aa,en (bei Wüftroro) unb »iabcu fttirdjfpiel SBattmaimSfjaßen) 1279 (3ßef(.
U.-58. 2071, 3148, 1490/01), 1318 aud) \vo\)\ frfjon in ber ü>ea,enb Don fööbel
(üerfil. m. lt.-«. fflhVr,. too bie Söijuc öerl;arbtf 1350 in üamU begütert
lunren. Wncfi öermaiuwljnflcu lag in bcr 9$oa,tei Scfiwaan; boc^ fönnte
unter beut Surfe, wo 1314 Werbnrb .öufeit licrfanftc, and) einer ber gleich«
namicteu Crtc bei Jöufow unb (ÖreüesnuiI)Ien &u üerftefjen fein (f. barüber
untcii 2. 324 unb 325).
4 ) m. U.-». 21«0.
297
gehört nidEjt l)ierl)er. 3?aßfclbc tritt 1330 mit Heyne Bersen in
SBiömar auf unb mar allem 9Infd)eine nad^ bürgerlicher ©erfunft. 1 )
2lber audf) ber SBorname Fredebernus beutet auf baö Stetelljobt*
£uöfummerfd)e ©efcfjlecfjt, ba berfelbe bis über ben SBeginn beö oier*
jet)nten 3»al)tf)unbertö l)inauö im übrigen ftdb auöf<$liej3lidj) auf biefe
gamilie befd&ranft jeigt. @ö fann rooljl als ftdfjer gelten, ba§ ber
üon Barsse berfelbe Fredebernus ift, welken mir, mit bem ©efdjjledjjtö*
namen Ketelhodt, fpäter jroeimal (1306 unb 1307) in Sraoemünbe
unb in SBarnoro bei ben Ferren von Sßerle treffen. 2 ) @r fddeint
nad& ber beobachteten Reihenfolge non ben 6 ©ebrübern, ju meldten
audfj ©erwarb gehörte, ber ältefte gemefen ju fein unb mirb feinen
SBofjnfifc in ^Saffcc gehabt fjaben.
(Sin vollgültiger Seroeiö für bie 3^8 c Priö^t bt& fraglichen
Äirdfjfpieleö jur alten SBogtei ©d&roaan ifit freiließ hiermit noclj nidjt
erbracht roorben, jumal bie Stetelfjobt ju ber in SRebe fteljenben 3*ü
bodj audf) jroeimal (1302) unter ben milites beö dürften £einridj)
Dorfommen 3 ) unb bemnadf) im 33afallem)erf)ältni& ju ben SDteflen*
burgifdjen §errfd)ern geblieben waren, gür Sßerle fpridjt aber ferner
nodfj, baß unter ben Pfarren beö SWoftorfcr 3lrd()ibiaconatö , baö
nadf) einem 33erjetd^ni§ oon 1471 (3af)rb. 21, ©.21) über bie efje*
maligen SBerlefd£)en unb 9toftodfer ©renjen fonft an feiner ©teile
tnnauöretdjt , aud) „Sarfen" genannt mirb. @nblid& ift ju beadfjten,
bafc fdjon ätmfdfjen ben Dörfern ^Joifdfjenborf unb £eplifc eine SRatur*
grenje beginnt, meiere in ifjrem weiteren SBerlaufe alö alte polüifdje
©djeibelinie nad&gcnriefen werben fann.
SBir gelangen bamit in baö ©ebiet ber tropftet (beö fpäteren
SImtes) ^euflofter. 4 ) 3)a bie alten fird&lidden ©renjen innerhalb
beöfelben oermifd^t ju fein fd&emen, fo ift eö um fo erfreulicher, baß
auönaf)möiüeife gerabe für biefe ©egenb birecte -Jtocljridfjten über bie
Politiken ©renjen fcfjon auö früher >$t\t * n cmöreic&enber Sftenge
üorfjanben finb. Sie -Keuflofterfdjen SBerleiljungöurfunben roeifen
nämlidf) Don bem jefcigen State einen 2^ei( ber &errfdf)aft 3Mlen*
bürg, ben anberen ber £errf<$aft SBerle ju. @ö fommen bafür in
33etrad)t bie Urfunben ber prften £einri<| non SWeflenburg (1271)
unb Sticolauö oon SBerle (1272), beibe nrie faft alle älteren 9?eu*
1 m. U..». 5121. 3d) gelange bamit ju berfetben Slnftdjt tüte (SriiU
Jaljrb. 52, 3. 129, §(nm. 1), metdjer bie Berse öon gfrebebern öou »arffe
trennt unb in bem ftunamen be$ tefeteren ba$ 2)orf $affee öermutljet.
2 ) Wl lt..». 3071, 3148.
3 ) Wt. U..». 2776/77.
4 ) 5*ergL jum fjolgcnbcn bie Sfiföe ber Umgegenb öou Sfteuftoftcr
nad) 8. 364.
298
flofterfdfjen Diplome als Originale oorliegenb. J ) ©aö Ätofter befaß
tyernad) im gürftentljume
Sfteflenburg:
bona — quecumque claustrum
intra distractus terminorum
terre nostre sibi comparauit:
Bobelyn et stagnum adjacens
— , Pynnowe cum molendino,
campos Gardyst et siluas con-
tiguas — , campos Borygeris-
dorpe — , Coldenhof cum campo
suo — , Never, Cellyn et stagnum
adjacens , Reyneresdorp cum
molendino et duobus stagnis — ,
Luttyken Warin cum molendino
et cum magno stagno — ,
2Berle :
bona — subscripta in terra
nostra Sita:
Glasin cum stagnis — , villa
Pinnov, villa Babece, Luders-
dhorpe cum molendino — ,cam-
pum Kniphaf, villa Ponic,
villa Borierisdorpe cum molen-
dino, villa Lutbertisdorpe cum
stagno — , Nowm molendinum,
Indago, — claustrum cum
agris, quos aratro suo
colit.
Naquinesdorp cum molendino
et cum adjacenti stagno.
3laä) bem ©tiftungdbriefe oon 1219 fjatte §einrid) Surrot) für
Sißercienfer* Tonnen, 2 ) roeldje anfangs in $ard)oro wohnten, ein
neues Ätofter erbaut unb benfelben ju ifjrem Unterhalte oerlieljen
(de nostro patrimonio) u. a. Ouszin, ubi locus idem fundatus
est, qui nunc Campus Solis vocatur (baö fpätere Sfteuflofter, claus-
trum cum agris 1272). 33on ben übrigen Dörfern ber SBerlefdjen
(Seite befaß baö Älofter ©onnenfamp nad) ber Urfunbe beft ^ßapfted
etemenß IV. 1267: Ponic («ßerniel), Glazin, ßabiz (Sabft),
Ludersdorp, Lutbersdorp (Sübberftorf), Indago, nadjbem bereite
1235 ber 39ifd)of oon ©ebroerin ben 3ef)nten beftätigt ^atte für
SPcrnicf, Sübberftorf unb «überöborf. ©leidrfatis im 3af)re 1235
einigte fid) SRicolauö oon Sßerle wegen beö bebeutenben Ueberfdjuffeö,
welker ftd^ bei ber 9todjme|fung beS gelbes oon 5ßernief ergeben
tjatte, mit ben Tonnen bafjin, baß er bem Älofter, meinem anfangft
nur 10 £ufen in bem 3)orfe ocrlie[)en roaren, 14 bebaute unb 20
unbebaute §ufen in bemfelbcn oerfaufte. 3 ) — 9tnbrerfeit8 Ratten
l ) 9K. U.;$. 1215, 1254.
*) Saiictinionialium «üb rcgula boati Renedicti militantium — col-
lopivm ijcißt e$ 1219 (3W. IU*. 254, ölinlicb 255). 1267 bc3eid)itet bei
Üßapft ben ßonöent a\$ verpflichtet 511m ordo liinnasticus, <jui fecund 1 ""
beati lVnedirti regulam at<|iio institutionem Cistereionsium frat
uobta post coiH'iliuiu gonoralo susceptaip *■■ °odem monasterio ir
esse dinost'itur.
8 ) W. U.-». 1120, 42D, 435.
299
fdjon 1231 Sodann unb Sßribiölao (domini Magnopolenses) in bie
tteberlaffung beft 2)orfeö Nacunstorp oon feiten ifjreö S3afaHen
Woltzic eingewilligt, 1 ) unb 1236 oerliel) ber ©d&roeriner SMfdjjof
bem Jtlofter fein 2)orf Bobelyn, roeldfjeö er oom gürften 3ol)ann
1232 für ben 3 e ^wten in Boydeuitisthorpe (93oien8borf, äfaitö
Stebentin?) cingetaufdjt ^atte. £einrid& oon Dybow (SMboio), oon
beffen SBitttoe 1270 bie -Wonnen villam Parvum Warin erworben
Ratten, roirb 1242 als miles bei Sodann oon SReflenburg genannt. 2 )
gür bie Jtlofterbörfer Neuer unb Reineresthorp oerliel) 1235 ber
Sifd&of ben 3 e & n * en / un & 1267 werben ben bereits erwähnten Orten
Celin (©ellin) unb 12 ipufen in nemore Neuer tjinjugefügt. —
SBon ben boppelt genannten Drtfd)aften fegt ber päpftlid&e ©djjirmbrtef
(1267) ebenfalls jtoeimal Sßinnoto (possessiones — Pinnowe et
Pinnowe nuneupatas), Boriersdorp hingegen nur einmal, in ©in*
Hang mit ben 33erletf)ungaurfunben (1271/72), benen infolge nur
ein Ort biefeö Sßamenö eytfticrt ju fjaben fc&eint, melier im
SBerlefd&en Sanbe lag, roäljrenb bie baju gehörige gelbmarf (campi)
aud() über 3JteflenburgtfdjjeS ©ebtet ftc| erftreefte. S)aö 2)orf mar
rool)l erft oom Älofter neu angelegt roorben, roobei baöfclbe auf bie
feine 33eft|ungen burdjjfdEjneibcnben ßanbeögrenje feine SRücfftd^t nafjm.
Severe oerlief 1272 nod) genau fo, roie fie burdjj bie £auptlanbeö*
Teilung feftgefegt mar.
©ine Seftätigung für feine SRedjjte unb ©üter erhielt nad^,ber
injiotfd&en (1301) eingetretenen politifdfjen SBeränberung baö ftlofter
1306 burd*) &einriclj oon 2Rcflcnburg, roetd)er ftd& bamalö, roie eö
fd&eint junäd&ft oorübergefjenb, in ber SBogtet ©d&roaan feftgefefct l)atte.
3)ie in ber Urfunbe aufgejagten SBeftfcungen ber fßropftei laffen
beutlid^ jroei ©ruppen erfennen. 3Me erfte oon it)nen umfaßt bie*
etben ©üter, meldte fd&on 1271 genannt mürben, baju nodfj einige
pater Ijinjugcfommene ©rtoerbungen in ber ^errfd&aft SReflenburg,
u. a. Qavnttoxo (juxta Ylowe sitam), Qü\o\ü unb ^ollom, meldte
ber gürft in ber 3eit oon 1303—1305 gefd&enft l)atte, 3 ) roäljrenb
nova Curia (9ieul)of) oom Älofter rool)l auf eignem ©ebiete angelegt
mar. 2)od& finb einige 9lbroeidjjiungen ju bemerfen: Pinnowe ift als
curia bejetdfjnet, unb bie campi Borierstorpe merben in SBerbinbung
mit einer 3Küf)te genannt, roajjrfd&euiliclj berfelben, über roeldfje 1272
*) 3tt. U.*S3. 385. $er SRatne erinnert an ben 1240 u. ö. bei Sodann
fcon Stteflenburg genannten SBaf allen Volsegho, Voltzeke. — Nacon fteljt
unter ben geugen toenbifdjen StamenS in ber ©tiftungSurfunbe (bergl. 2fteft.
U.-58. 244, 255).
*) m. U.»83. 454 (397), 870, 543, 544.
*) SR. UV8. 3079, 2863, 2943, 2996.
300
Stlcolauö oon SEßcrlc ocrfügt Ijattc. Sin jtoctter ©teile Beftattgt bann
ber gürft bie öcftfcungen, roeldje in terra Sywan liegen, unb nennt
()ter neben ben 1272 auf gejagten Dorfern innerhalb beö iegigen
s JImteö s JJeufloftcr nod(j Dusein (@ro&£effin) unb baö untergegangene
Minnizce, beibe fd^on 1275 ') com Surften oon SBerle ben -Wonnen
überliefen, foiuie Strameufe (ftirc&fpiel ©ro^effin), üon bem ber
SBerlei&ungöbrief üerloren gegangen ift. 2ln ©teile ber Indago (1272)
erfd&eint t)icr Prouesteshaghen, ju unterfd&eiben t)on bem in berfelben
Urfunbe beftätigten gleichnamigen 3)orfc beö ftlofterö im Slmte
©reoeömüljlen Qe&t s ^raotßf)agen). hingegen fcfylt in ber Sdforoaaner
©ruppe aufeer bem Orte SKeuNofter felbft, für meines eine Seiiättgung
überflüffig erf feinen mochte, ber cfjemalö SBerlefd^e SKntljeü an
Borygerisdcurpe ebenfo wie Sßinnoro, n>etd)ed roofjl mit bem 9Reflen*
burgijdEjen ?ßinnoro ju einer curia sufammengejogen mar. 2He
gemeinfame SBerroaltung .unb 33eu>irtf)fd)aftung ber beiben gleich*
namigen gelbmarfen burd) baö ftlofter wirb l)ier einige SBerfc&iebungen
ber urfprünglic&en politifdjen ©renjc mit ftd^ gebraut fjaben.
Sm^aljre 1306 fjatten bie (Erwerbungen ber ^ropftei bereite naljegu
tf)ren 9lbfälufe erreicht. Sic Heberolle oon ca. 1319 (2». U.*8. 4040),
roeldfje alle 33aucrnbörfer unb fonftigen mittelbaren SBefifcungen öer*
jcidjnet, giebt, oon einigen aufeerljalb beö eigentlichen Sßropfteigebteteft
uijurifcfjen ()in5ugefommenen Hebungen abgefe^en, nur foldjje SDtU
fdjaften an, meldte fd)on früher im ©gentium beö Älofterö ftd)
befanben. S>ic ©rgänjung baju bieten biejenigen Urfunben, meldte
bie in eigne Söcimrtljfdjaftung genommenen £öfe berüdffidE)tigen. 3nner*
Ijalb beö fpätcren 2lmtögebieteö werben 1311 alö curiae seu allodia,
in welken bem .SMoftcr bie l)öt)ere ©ertdjtöbarfcit jufteljen foRte,
namtjaft gemacht: ouria vl>i olaustruin situm est, Koldenhove,
Jsoua Curia, Pyinuwo, Dusitii, Knipaf. 2 ) 2luö bem ©pedfregtfter
(1320-1321) unb bem Soljn*' unb 3Birtf)f^aftöregifter oon ca. 1320
finb Ijinjujufügen: Stcumüljlc unb MleinSBarin. 3iac^ bem gutter*
regiftcr uon 1319—1320 Ijattc baö Stlofter aud) in bem furj Dörfer
erworbenen SDorfc £epli(j (9Imtö s J£cu!lofter) eine curia. 3 ) SBie ber
! ) m. lt.* 1373.
-) s ))l U..$. 3i")(H). Slufierljalb betf Slmteä lommt nur Bmnshouede
hntju. ?[{# >>öfe iinb biefe Crte fdiou nad) früheren Urfunben aUc fcmttltd),
mit ^?ln^itat)iiic uon I hinein. Crim* curia in oiefent $orfe war an einen
3tafaUeu uerlicben ann-fll. 3. 328) unb ift wobt an$ biefem ©raube aud) in
ber .Heberolle auf abführt.
B ) s ))l 11. ^. 413J> f 225», 242. Weumühle wirb flu ben propria molen-
«lina oe* Mloüer* (1U. U. ■$. #öiK>; flcbört bnben. Tic curia IVpelitz wirb
im ("vutterreflifter \)\* Juni 132oVfd)ou ernnibnt. obwohl bie fönnli^e 85er-
leiljmig be* ' Dorfes! erft am 20. ^uli erfolcjte." ^ercjl. aber s Dl. IU58. 4206.
301
93crglcid) mit ber Heberolle ergiebt, beftanben audj in ©ro^SCcffin
unb ÄleinSBarin neben ben £6fen glcidjnamige 33auernbörfer.
Eine nochmalige ©efammtbeftätigung enthält eine oon §crjog
2Ilbred)t 1362 aufgeteilte Urfunbe, beren verlorener, wafjrfdjeinlidj
in lateinif<$cr ©pradje abgefaßter Originaltext mit ber beö dürften
§einrid) oon 1306 faft wörtlid) übereingestimmt Ijaben muß, wie ftd^
aus einer nieberbeutfd&en Ueberfegung ergiebt, meiere im fünfjcfjnten
Saljrljunbert banon angefertigt würbe. *) 2ludj bie älteren 2)ocumente
oon 1272 unb 1306 würben um jene 3eit in bie ptattbeutfdje SWunb*
art übertragen.
3)ie von mir cingefeljene „9ieuctofterfd)e gränfe Sefdjretbung
de anno 1725 etc." jeigt btn Umfang ber Següterung ebenfalls
nur wenig oeränbert, ba bie ©renje faft alle obengenannten Ort*
fdjaften, foweit fie nid&t untergegangen waren, umfaßte, mit ©in*
jdjlujs von 3ömefo«), welches je&t 5U ben Sffiißmarfdjen Sanbgütern
get)ört. 2luögcfd)ieben ift nur ©ellin, meldjeö 1640 unb 1643
com §erjog SÄbolf griebridj bem SRittmciftcr von 33ülow auf gurow
überlaffen warb unb trofc ber 1706 oom Röniglidj ©djwebifdjen
©ouoernement ju SBiömar „prätenbirten 9teluitton" 1725 nod) nidjt
wieber ans 9lmt jurücfgefommen war. 3luf ber gelbmarf entftanb
fpäter SHaüenöruf), alö beffen 5ßertinenj 1802—1803 ©ellin genannt
wirb. 2 ) hingegen war 1725 SRügfamp, welches ftd) im SBeften un*
mittelbar mit $urow berührt, nodj nid)t als felbftftänbige gelbmarf
oon 9leuflofter abgetrennt. — 9Jtit ber ©renjbefdjreibung ftimmt baö
Sd&mettaufc&e Srouillon beö Äönigl. ©djwebifdjen 9lmteö -Jteuflofter
oollftänbig überein. Siefe mit befonberer Sorgfalt ausgeführte Äarte
madf)t auef) bie gelbmarffdjeiben burd) rotl)e Sinien fenntlicfy; bodj
finben fidj, von iRügfamp abgefefjen, feine wefentlidjen Abweisungen
üon ber heutigen 3lnorbnung. S)ie untergegangenen 2)örfer ejiftierten
fdjon bamate fämmtlid) nid)t me^r.
i?egen wir, um bie alte ©renje jwifd^en beiben gürftenüjümem
ju beftimmen, junäd)ft ben fpäteren 2)örferbeftanb ju ©runbe. SJlit
£eplijj, welkes, wie fc&on oorf)in conftatiert würbe, in ber £errfdjaft
s JKef lenburg lag, berührt fufc (in Änfdjluß an Sßoifd&enborf) jum
Jljeil aud) noety bafi SBerlefdje ©laftn. 3)ie gortfefcung beö. ©renj*
jugeö ift, wie fic& aud ben urfunblidjen 9tac^ric^tcn über Pinnowe
*) s Jtt. lt.«». 0104. ©$ fehlen bemgemäfc aud) bie ©fiter, toetdje na%
l.'Joti baä iilofter nod) in SReflenburg erwarb (toie Üeplifc). ©ingefdjoben
finb nur bie Söeftfeungen, weldje in bem nunmehr meflenburgifd) geworbenen
Vanbe >Hoftocf lagen.
-) s )lad) ben Angaben beö üeljnrepertoriumS; 1725 wirb an ber Hüften*
grenze oon feuern nadj Seüin tjin bie „9teöen$»$orft" ermähnt.
302
ergiebt, auf ober bei ber gclbmarf oon Sßinnoroljof ju fudjen.
Süblidj baoon grenjen auf eine weitere Strecfe ffin Steuljof (Steffen*
bürg) unb Sßernief (SBerle) mit einanber. 3fo baö letztgenannte
2)orf fcblie&t jidj fobann in gleicher JRtdjtung baö 9taiflofterfd)e gelb
an, toefdjeö (mit bem ftorfte) ftdj na^ Süboften um ben See Ijerum*
jieljt, bis ;)teumü(jle f)in, mit meinem mir an bie ehemalige Scheibe
beö ©tiftölanbeö gelangen, ©egenüber, an ber anberen Seite beö
©eefi, liegt baö SMeflenburgifdje 9tafenftorf. 3™^* biefem wA
■Keufjof fc&icbt ftdj ber toeftlicb oom Orte gelegene ZIpU ber 9tenflößer?
JRügfamper gelbmarf Diel meiter in baft SWeflenburgifdje ©ebtet oor
(bis an bie Sdjeibe oon 3uroro unb SReinftorf), ald für bie anfängliche
9luöbef)nung bed 2Berlefd)en Cuscia glaublich ift.
gür eine genauere geftftellung ber ursprünglichen Sanberfdjeibe
ift ein SBajferlauf näljer inö 2luge su faffen, ju beffen beiben Seiten
jtoar nic^t mefjr bie ganzen gelbmarfen, rooljl aber nod) bie ©eipfte
fo Dert^eitt fmb, baf* öftlid) oon bemfelben nur SBerlefdje, roeftlid)
nur ÜJieflenburgifd^e Ortsnamen ftdj finben. ßö ift bie fogenannte
£epenifc, oon meiner Sifdj (3af)rb. 33, ©. 11 ff.) alö 58fof>ang ju
feiner 33efprec&ung ber Öocalitäten oon $ard)oro unb ©onnenfamp
eine l)t)brograpf)t|d)e S8efd)reibung gegeben t|at. SBegen ber oor*
liegenden Wrenjfrage mbeffen, roeld)e eine genauere SBcrücffu^tigung
ber einzelnen $elbmarfen erforbert, muffen nrir auf biefe Angelegenheit
nodf) einmal jurücffommen, unter Senufcung oon SWütljeilunjjen,
meldte id& bem 3)iftrictö * Ingenieur Sßelj oerbanfe: Sin ber ©djieibe
oon £epltfc unb $otfd)enborf, auf bem gelbe beö erfteren gelegen,
jieljt ficf>, nad) ©üben l)in abfaüenb, baö £üjer Sfftoor entlang. 1 ) SHe
Slbflii&rinnc bcftfelben läuft genau jmifc^en ben ermähnten gelbmarfen
weiter füblid) unb bilbet aueb 5it)ifd)en Seplifc unb ©lafm bie ©renje,
biö babin alfo in Ucbereinftimmung mit ber politifdjen ©djeibelinte.
SUon $innoio()of lägt aber ber 33ad> jroei flehte ©tüdfe roeftlid):
tunädtft bort, 100 er auf furje ©treefe baöfelbe oon ©lafin getrennt
Ijat (Ijicr nod) 200 m Ijod)), um fobann, auf $tnnotof)ofer ©ebiet
überiretenb, bie nörblidje ©efe beöfelbcn abjufdjneiben, unb nadjljer
nod) einmal im norbn)cftlid)cn Steile ber gelbmarf; bajroifdjen
jebod), 1 ) unb meiter abnmrtö mit einem größeren £t)etl feineö Saufefi,
fließt ber Stod) an ber (SJrenje beö genannten S)orfeö unb beö
') $ie Weueummfl und) bem uOrblidjer gelegenen $ü$en toürbe ftd)
burd) bie Vhutaljmo erfläreu laffeu, tuift im füblid)eu Jljeile biefer gelbmarf,
an ber Oftfeite betf s J)foored, *Poif(ftcnborf angelegt nmrbe, roeldjeS in feiner
Alleren Urfmibc uorfommt.
2 ) Vliif biefer etrede ift ber S»o((erlouf üiclletdjt t^eilloeife fünftttc^
l^ergeftellt.
303
3üforoer gorfteö. Dort, wo pnnowljof unb bcr gorft ftd^ mit Sßermef
berühren, münbet in itjn mit ungefähr gleidf) ftorfem ©cfälte (ca. 10 m
auf 1 km) ein anberer 3 u fl u & e ^ welcher am ©etjoft $innowt)of
oorbet bis ©lafin unb Sßoifcfyenborf aufwärtö ftdj verfolgen lä|t.
Der £auptba<$ aber läuft nun auf Meiner Stredfe jwifdfjen 3üforoer
gorft unb $ernief (jefct nur nodj 50 m fjodj). Dann ftnben wir
tyn jwifdfjcn 9ieul)of unb ^ßernief, inbem er in baö gelb beö legieren
jwet (Einbiegungen ma#t (an ber SRorbtDcftccfc unb weiter füblid^
nodf) einmal), im Uebrigen aber bie ©treibe genau innehält, wie er
aud& in feinem ferneren Saufe Sßermel gegen -Jieuflofter abgrenjt. —
Diefe gelbmarf wirb aber oon tym quer burdrfdfjnittcn, worauf er,
burdfj ben Ort flicfeenb, in ben 9ieuflofterfd|jen See einmünbet.
■Jiadjbcm er benfelben an ber Süboftfpifce oerlaffen fjat, läuft er
roeftlid^ an bem (jefct ju -Jtafenftorf gerechneten) ©efjöft 9icumül)lc
oorbet, beffen Sftüljlc er treibt, um balb barauf oon Dften tjer ben
ftiftölänbifdjen ©renjbad) in pdf) aufjunetjmen.
Der Sauf beö ©ewäfferö folgt bemnad) no<$ jefct mel)rf<t<$ ber
©renje jwifc&en ben oorfjer ermähnten SBerlefdjen unb ÜKcflenburgifdjjen
Dörfern. Da ju fommt, bafe berfelbe nadj oon Sdjmettauö 2lngabe
pd) ber Sdfjeibelinie jwifdien ben gelbern oon SRafenftorf wnb Jfeu*
mütjle ganj naf)c ^ält unb nodE) genau jwifdien Sfteufjcf unb 5ßernief
fliegt. Sefctereö ergiebt pd) aud> auö ben äcten eineö Sßroceffeö,
melden gegen @nbe beö oorigen 2faf)rf)unbertö ber bamalige 33epfcer
oon -Keutiof gegen ben Stottmann Sftöper ju SReuflofter wegen SBaffcr^
aufftauung anftrengte. 9luf ber bei ben 9lcten liegenben Äarte oon
1782 ($lan unb SBaffcrproftl oon bem £f)eil beö im Stau liegenben
gclbeö -fteufjof, enttoorfen oom Kammer Ingenieur ajiündjmeper)
trennt ein ununterbrochener SGBaff erlauf, l)ier alö „&opfenbadfj"
bejeid&net, burdjauö bie ©ebiete oon -fteufjof unb Sßemief. £ter
wirb p$ ebenfo toie jwifdjen £epli& unb Sßoifdjjenborf* ©lafin eine
alte natürliche ©renje erhalten fjaben.
9ln anberen Stellen in ber 9iäl)e beö SBafferlaufeö taffen p<$
33erfd)iebungen ber gelbfdfociben nadjweifen. SBenn ber 33adf) bie
beiben Sßinnow (1271 unb 1272) oon einanber fdEjteb, fonnen bie
Keinen 2lbfd)nitte oom ^mnowfjof am redeten Ufer nidjjt bem Umfang
beö ehemaligen SWeflenburgtfctyen Dorfeö entsprechen; lefctereö mü&tc
oielme^r l)ier einen jufammen^ängenben SKaum eingenommen unb ftdj
weiter nad) SBeften f)in auögebetjnt fyaben, wäljrenb ber größere Xi)txl
ber je^igen gelbmarf (an ber anberen Seite beö SBafferö) ungefähr
an ber Stelle beö alten SBerlefdjen Drteö liegen mürbe. Safe beibeö
tdj in ber £t)at fo oerljält, lägt pdf) nodfj auö mehreren SlnjeidEjen
erliegen. Denn wäf)renb &ü\om im Äirdftfpiel SReuburg liegt, werben
304
3üforoer gorftljof unb 3**9*1*1 jugleidj mit bem benachbarten ^ßinnoro*
f)of jur SäbeUncr Jtird&c geregnet, unb im 3 u f ö ro** : 3 ö *ft ifi nalje
ber 9iorbgrenje bedfelben bei t>. ©dfjmettau ein „Sßinnoroer Srudj"
oerjeidjnet. 35a ferner nad) ben SBifttationöprotocoÖen außer Sßinnoro*
l>of ju Säbelin fein anbereö Sorf eingepfarrt war, muß es anfänglich
mit bem Äirdjborfe in unmittelbarer 33erbinbung geftanben boben,
üon meinem eö jefct burd} ben gorft oöQig abgefdfjnitten ift. Sßinnoro*
bof ^atte f)iemac| früher eine größere Sluöbe^nung nad^ SBeften, fo
baß ber Süjener 33acb quer über bie gelbmarf ^inmeglief. ©erfelbe
f)at baljer, beoor burdj 3 u t" ammen ^9 un 9 ber beiben gletd&benannten
2)örfer bie curia entftanb, jebenfalls ^ier bie &errfdfjaften Steffen*
bürg unb SBerle gerieben. 2)a Pinnowe cum molendino ju
9Mlenburg gehörte, alfo roeftlid) lag, fo würbe bie 9ftüt|le von
biefem 33ad)e, nid(jt t>on bem aus -Jtorboften ^er ftießcnben ©laftner,
getrieben. — ©s bleibt nur nod) bie gelbmarf oon 9leuf (öfter felbft
ju befpred&en übrig, roelcbe freilidj bebeutcnbe SBeränberungen im Saufe
ber 3*ü erlitten |at.
Ueber ben am roeftltcben Ufer ber £epenifc gelegenen 2$eil ber*
felben giebt wertvolle Sluöfunft bie „fturfce Sefdjreibung tmb 9ta$*
ridjtung roegen beö 9ieroclofterfd)en Sßfarracferö, SBifd&en tmt> ^olftung",
ein im Slrdjioe oon mir burdfjgefefjcner S3ertd^t, roeld&en ber Pfarrer
Sid&tenfelb, ber feit 1599 im 3lmte roar, im 3a^re 1639 verfaßte.
Sem Pfarrer roaren neben bem Deputat „Dom £aufe" (bem Statte
■JJeuflofter) bie jroei ^farrfjufen ju -Jiafenftorf jum Unterhalt ju*
gennefen. 9lber fdjon feine beiben Vorgänger (ber erfte et>angeüfc£e
s ßrebiger 3oad)im Weimers, feit 1550, unb beffen ©ucceff or SUanber)
batten nur bie nädrftliegcnben Stcferftücfe felbft beroirtbf djaf tet , baß
übrige aber oerpadjtet, roeil bie beiben §ufen gar ju roeit „t>on ber
■Wem aßüljlen biß ans Stteuerfdfje gelt" jerftreut lagen. Offenbar
tjanbelt eö fiel) um ben 2ldfer ber cbemaligen SRafenftorfer Pfarre,
roeld(je nadf) Urfunben oon 1319— 1320 *) mit einer §ufe in -Waten*
ftorf botiert mar. ©ö ergiebt fidf) bi*rauö, baß biefeö SDorf in alter
Seit über ben roeftlidjen S^eil ber fpäteren 3ieuflofterfd)en gclbmarf
binroeg fid) mit SReoern berührte. SDaß ber Ort umfangreicher unb
bebeutenber war als in neuerer 3*ü/ legen aud) bie 3lngaben ber
£eberoUe (1319) nafje, nadf) roeldjer 5U bemfelben 34 £ufen gehörten,
aud) eine tuberna wirb erroäbnt.
2ßie ber Pfarrer roeiterbin berietet, war balb nadfj feinem Statte*
antritte jwifeben tym unb ben 9tafenftorfer Sauern ein 93ertrag
gefdjlojfen worben. $)a er aber im £au(d)e betrogen ju fein fürc|)tete>
l ) 3tt. U.*93. 4040, 4153.
305
fo rocmbte er firf) mehrmals an ben gürften, welker felbft nadj)
s Jtafenftorf ritt, um bic Sßfarrl)ufen ju befic^tigen , unb barauf einen
Sefdfjeib erlieg (1612) über bie oon ben Sauern für bie „33radj*
bufc" unb bie „Sanbfjufe" bem Sßaftor einjuräumenben gleichwertigen
2IcferftüdFe. ©ine 9teif)e oon Socalitäten wirb bei 33efdE)reibung
ber oertaufdjten Sänbereien angeführt : ber ©runb unb 33oben am
£opfenf)oföberg in ber 3liü)i ber Slmtöfd&eibe, 2lder am $eterö*
berg, unb jroar „beim £errenfdf)eibenftein, am 2)amm, beim
Slronöfamp unb beim 3^8 e ^örn"; igöläungögeredjjtigfeit auf ber
£>ubbenrifdj, ferner ein Ort ©anbeö am ©djubrud) („neben 2ßifd)en
onb ©Uernfjol} bis an ben 93ad) in bie ©ee"); ©anblanb jtoifcben
ben oier ©id)en unb bem 93adf), oom „gifdjbrudf) biö an buftern
SBeg"; fünf Stutzen auf bem SRudfamp, ebenfooiel auf bem trappen*
berg, jefjn SRutf)en „überm ©d&eoenberd)", je fünf „ofm äftolnljalg"
unb „am Sdfnoinfroge". 3Jiel)rere biefer tarnen fetjren auf bem
Scbmettaufdf)en Srouillon roieber: auf -Jiafenftorfer gelb am ©übufer
beö ©eeö unb roeftlid) oon ber -Keumüblener Sd&eibe ift Suinkrok an*
gegeben, noeb auf berfelben geibmarf im nörblidjen SC^eile beö 9ieu*
flofterfdjen yorfteö 1 ) ber DüsterBerg, ettoaö nörblidjer bie Fisch-
Bruch Wiese an ber ©renje oon 9tafenftorf unb ifteuflofter; auf
bem gelbe beö legieren ber nod) legt fo genannte „Petersberg",
ineftlid) oon einem alö Newer BruchWiese, FutterWiese unb
S (; hol) ruch Wiese benannten -Mteberung, burd) meldte oon feuern
l)er in füböftlidfjer 9ttd£)tung ein 93ad) in ben ©ee fliegt, jebenfatlö
berfelbe, njcldjen ber 33erid)t in 3 u f a nwien£)ang mit bem ©djubrucfy
nennt. SBeftlidE) unb nörblicb oon ^Seteröberg unb gifd&brud&nriefe ift
Pfarre unb Pfarracker oerjeiebnet, jiuifdEjen Unterem unb RügKamp
(bamalö nod& bie Sejeid&nung eineö ju 9teut(ofter gehörigen gelbeö)
PriesterHoltz. $)er SBergleid^ mit bem $farrberid)te lägt ben
Umfang, rceldjen Sftafenftorf nodfj ju Anfang beö 17. 3>at)t:l)unbertö
battc, jiemlid) beutlid) Ijeroortreten: ÜÄit bem SRügfamp erreichte es
wcftltd) bic ©cbeibe oon 3 uro ^/ nörbltd) bie oon 9ieoern; norb*
öftlid) erftredte cö fid) biö an bie ermähnte s Jlieberung, ba in beren
v Jail)c ber ^errenfdjeibenftein unb bie „2lmtöfd)eibe" (namlid^ jtoifcfyen
9tcuflofter unb bem ebemaligen ahnte ©icfEjof) ju fucfyen finb; audj
ber älntbeil beö Sorfcö am ©eeufer roar bemnaef) ettoaö gröger
alö fpätcr.
$ür ben alten Umfang ber 9teuflofterfdf)en ©emarfung bleibt
Ijiernad) am redjten Ufer ber £epenifc nur bie ©egenb jtoifd&en
', Xicfcr lijeil bei? ftorfiee ift auf ben aftefctifd) blättern in bie 9teu*
flofterfdje Jclbmarf einbejogen.
^aljrbud) beö «er. f. metl. <&efct). LXL 20
306
biefer unb bem 23adje am Sdnibrud) übrig. 3)a beibe in geringer
(Entfernung tum cinanbcr in bcn See emmünbeten, fo trat Sfafen*
ftorf mit feiner Uferftrerfe ganj nalje an ben ©inffajsj ber Sepenife
Ijinan. gerner nrirb tum jenem SRaum im Sorben nod> ein 2^eil
in 2lbjug gebraut roerben muffen mit 9tütfftd)t auf bie Sage einiger
untergegangener Dörfer. 3lud) ift ju beachten, bafc bie jtirc&e, bafi
ßlofter, ber (Sonnenberg, fonrie aud) bie ©teilen, roeldje für bie
93urg Cuscin unb bie 2Benbifd)e 2>orfftätte in äfofprud) genommen
roerben, l ) fämmtlidj an ber öftüdjen Seite beö größeren 99adje6
liegen. 2)iefer nrirb ba^er aud) f)ier urfprünglid) Scheibe gemefen
fein, roenngleidj, roie bei Sßlä&en oon einiger Sebeutung, bie jugleid^
Uebergangßpunfte waren, häufiger beobachtet roerben fann, ber Ort
djon frü^ über feine anfängliche ©renje etroaö fjinaußgeroadjfen
ein mag.
2Kit ben bisher gewonnenen Grgebniffen fielen einige 83e*
merfungen fdjeinbar in SBiberfprud), meiere ftd) in ben Urfunben
von 1271 unb 1272 finben. SDiefe bejeidjnen nämlidj einige
2)örfer auöbrücfüd; als ©renjorte, unb jroar im Sßerlefd)en 9lntf)eile:
Ludersdhorpe 1 . . . .
Ludbertisdorpe / in te™™ terre nostre,
Lndago ad terminos terre nostre,
unb im 2MIenburgifd)en ©ebiete:
campos Borygerisdorpe, prout in terminis terre nostre
distenti sunt,
Coldenhof cum campo suo, quantum in terminis nostris
jacet,
Luttyken Warin cum magno stagno, in quantum ab
vtroque littore intra terminos nostros comprehenditur,
Naquinesdorp cum adjacenti stagno, in quantum intra
terminos nostros situatum est.
gür eine ridjtige 93erroertl)ung biefer Angaben ift aber {meiertet
ju beadjten. 2Bir finb nid;t berechtigt, alle biejenigen Orte, bei
rocldjen ber auf bie ©renjc bejüglidjc 33crmerf fetylt, beöroegen non
berfetben jitrücfjurjerlegen. Senn ntd)t nur s Jieut)of, Sßernief, 9ieu*
mittle unb 9teuflofter felbft werben oljne einen berartigen S u fc6
gelajfcn, fonbern aud) ba% SBerlefdje SSoricröborf unb bie beiben
iUnnoiü, obuio()l biefc unjireifelljaft an ber Sanbeßgrcnje lagen.
SDa ferner in biefer ©egenb bie £errfdjaftcn 3ftcflenburg unb 2Berle
*) Heber bie üocalitätcu ber ftefrima unb bc3 $orfe3 Cuscin f. jgaljr*
blieb 33, 3. !*; 39, e. löSff. — *cf*rctbuiifl ber 5lircr)c unb ber Softer«
gebäube Safyrb. 3 K, 8. 147 ff.
307
nid)t nur mit einanber, fonbcrn aud) im ©üben mit bcm Sanbe SBüfcow
äufammenftiefjen, fo entfielt bic grage, weldje termini in jebem ein*
jdneix gaUe gemeint finb. Luttyken Warin cum stagno lonnte
fid), rate fid) fdjon auö öfteren Urfunben ergiebt, 1 ) nid)t mit ber
£errfdjaft Sßerle, fonbcrn nur mit bem ©tiftölanbe berühren. SDer
Bufafc ftnbet ftd^ batjer mit benfelben SBorten in ber 33eftätigungö*
urfunbe beö gürften £etnrid) (1306) wieber, weld)e nid)t metjr bic
^erle*üMlenburgi)dje, fonbern nur nod) bie ftiftölänbifdje ©renje ju
berücffidjtigcn Ejatte. Um biefe rairb es ftd) aud) bei bem SBerlefdjen
Süberöborf auöfdjtie&lid) geljanbeft f)aben, ba eö burd) kernte! unb
•Jteuftofter oon ben SDörfern ber 3Kef(enburgifd)en Seite auf weitere
Entfernung f)in gänjli^ getrennt wirb. 35aöfelbe gilt oon bem bem
Sanbe Süfcom benachbarten Sübberftorf, wenn man ni$t annehmen
raill, bafc eö am SReuflofterfdjen (See aud) bie ÜJieflenburgifdje ©renje
erretdjte, ba eö nad) bem ©djmettaufdjen SBrouillon einen Keinen 9lntf)eü
am Ufer bcöfelben befaß. 2>aö in ber Urfunbe genannte stagnum
ift aber mofjl auf ben Keinen ©ee in ber SRatje beö Drteö ju begießen.
3>ebcnfaUö trafen bei 9lafcnftorf äße brei £errfd)aften jufammen.
Soraeit bat)er nod) beftefjenbe Drtfdjaften in grage fommen, enthalten
bie beiben Urfunben nidjtö, raaö mit ber uorf)in angenommenen ©renj*
[inte ntd;t in ©inHang roäre.
3n 33e ( }ug auf bie untergegangenen 2)örfer muß ein Unterfdjieb
gemadjt werben jmifdjen benjenigen, meiere in ben fpäteren 93e*
ftätigungöbriefen (fett 1271) nod) genannt werben, unb foldjen, welche
l)ter nid)t meljr norfornmen. Sdjon in ber Stiftungöurfunbe (1219)
üerltet) &einrirf) 33ormin bie Drte Marutin unb Grusni cum lacu
adjacenti, fowie villam XVII mansorum, quam Zvrizlaf habuit. 2 )
®ie beiben erftgenannten lagen woljl fidler bem Drte Cuszin be*
nadjbart, ba fic fogleidj f)inter bemfelben erwähnt werben. 35ie früf)
eingegangenen Dörfer mögen bal)er jur Vergrößerung beö Slloftetfelbeö
gebient tjaben, ober &u bcutfdjen Dörfern (etwa Süberöborf unb
Sübberftorf) geworben fein. 2>aö SDorf 3uriälaoö hingegen, welc^eö
') 1-260 (sjjj. U...33. 870) tarn ber SBifdjof öon Schwerin mit bem tropfte
höh s Jccuftoftcr babin überein, baß ber lefctcre iljm überlieft partem stagni
cidtin ville (.Ul. äitarin) adjacentis et partem fhmii Tepenitz, prout sua
et imstra disternrinatio extenditur. (Sine SBcrütjrung mit ber .frerrfdjaft
&*crlf fanb fdituerlid) ftatt, ba einerfeitö ba$ Stiftdlanb fid) am linteu
lepeniiuifer bis an ben bei s )icumüi)le münbenben SBad) aufroärte jog, anberer*
feit* batf 2übufcr beä Weuflofterfctyen 6ee£ bis an ben ftluß für s JJafcnftorf
in \Unjpritct) au nehmen ift.
* Vletmlict) in ber biftföflidjen ScftätigungSurfunbe (2tt. U.-». 255).
s Jhir fct|lt Ijier ber ;{ufatj cum lacu adjacenti beiGiiHni; biefer ift bagegen
mit CiiHziu öcrbuuben. 3ft in beiben Säuen ber Weufloftcrfd)c See gemeint?
20*
308
ebenfalte nadjfjer ganj quo ben Urfunben üerfd&nrinbet, fteljt hinter
Parcowe, ubi primo claustrum situm fuit, gehörte alfo mit biefem,
foroie mit 9Mpenborf, bem ©ee in 2Bi$mannaborf unb mit 33runö*
Raupten ju ben 33efigungen beö Slofters im Sanbe 3Ioro, meldte jum
größeren S^eil gewiß nod) aus ber 3eit l)erftammten, alö bie Tonnen
in ^ßardjoit) wohnten. 1 ) — 3fa$ oon ber villa Bryzelaz, in melier
1235 -Jttcolauß tum SBerle gelegentlich ber 9Ibmad)ung über Sßernief
jroölf §ufen nerlief), finbet fttf) fpäter feine ©pur. §ür bie f)ier
intereffierenbe ©renjunterfudjung ift alfo oon allen tiefen Orten
feinerlei Sfaffdjlufj ju erwarten.
afte&r 9lu3ftd)t bieten bie fpater nod) üorfjanbenen 2>orfer beö
Äloftergebieteö. 2 ) 93on benen ber £errf$aft SBerle lag Sßropftfyagen
— eine f leine gelbmarf, welche nadj ber Heberolle nur 57* £ufen
enthielt — ber Urfunbe ron 1306 jufolge juxta Lutbertestorpe.
@o roirb aud) in ber beö §erjogö 9llbredf)t, roo bas 2)orf julefct
genannt roirb, geftanben Ijjaben. 2)ie nieberbeutfdje Ueberfegung Ijat
bafür, tüof)t ungenau, by Luderstorpe. 3 ) 2Iuf bie Sage bei Säbberftorf
unb 5Reumüf)le beutet audj bie in ben meiften Urfunben beobachtete
5Reit)enfolge l)in. 9luö Slcten ift über eine alte 2>orfftelIe in
biefer ©egenb bisher nidfjtö befannt geworben. 2)o$ nennt baö
Sdjmettaufdje S3rouillon auf bem Sübberftorfer gelbe, nafje ber SReu*
müfylener Scheibe nadj bem früher bifdfoöf liefert SDorfe ©öllin f)in:
Hager Bruch unb in norböft(id)er 9tid)tung baoon Ole Dieck Wiese.
2)iefe SSejeicfynungen febeinen an ba% ehemalige SDorf ju erinnern. 4 )
*) 2)ie ville be3 Zurizlaf fyatte ber gürft gegen bie villa Jordanis
CSörnftorf, HmtS SBufoto) eingetauftfjt. $BieHeid)t ift e$ bie ältere SBeaetdjmmg
für 5lrenbfee, tt>eldje3, beüor e£ an baö ftioftcr tarn, fdjroerlidj fo getieften
fjattt. $er Sftame erinnert an t>a$ Siftercienferflofter 5lrenbfee in ber WM*
mar!, in toeldjem SMfdj (Saljrb. 31, ©. 84) baä 9Jhttterflofter bon Cuscin ber»
mutzet. 8tuar Derliefj erft 1275 (9R. U.-93. 1353) bie gürftin ttnaftafta ben
Tonnen baö ©igentljum ville Arnesse, a domino Ottone de öuinga prius
poasesse, et nlauicalis campi Wenethuelt. S)a ba$ 2)orf aber im pöpft«
lidjen (Sdjirmbrief (1267) unter ben Stloftergütern erfdjeint unb ber SBifd^of
bereite 1*260 ben Tonnen ben geljnten bort überließ, reichten bie Slnfprüdje
bcö ftlofterS in ältere 3ett jurädf.
2 ) $aS „tyxnnfyaupt" , toeldjeS im IRegifter unferer 3al)rbücf)er unb
S3anb 56, 6. 190, als untergegangenes ©ut bei üReuIlofter üermutljet ift,
mit SBcgug auf gafjrb. 3, B, ©. 153, tüirb an biefer ©teile (nadj einem
Snöeutariitm oon 1610) nitfjt al£ s Jtame eineö CrteS, fonbern txntZ ftlofter*
gebäubcö angeführt (termutl)lid^ eineö Äornmagajinö, roeld^eö naö) bem
Älofter^ofc SBrunSjjauptcn genannt roar). — Toiteowe (.'peberotte, 6. 411, im
6cf)ilbtfd)cn S3cr ( ^eid)uiffe übergangen) ift in Neuenbürg nidjt befannt.
*) Jßergl. unten @. 311,' «nra. 2.
4 ) s ^lud) auf bem gelbe bon Süberöborf fcr)eint fid^ eine alte 3)orfftelIe
p befiubcn: „S)örpftcbenmu^r", am Sßorbeube bcö gorfteö, nad^ ber fiäter»
Ijageuer unb (äölliner Scheibe fjiu. (SJüttljeiluug üou ^elj.)
309
Stasfelbe würbe bemnad) an ber ©rcnjc bes StiftSlanbcS gelegen
l)aben, ebenfo wie bas in anberem 3 u f ammen ^ an 9 c na^er ju be*
fprecfyenbe 3Winni|. — 2>er ßniepljof wirb in älteren Urfunben jroifd^en
Sübersborf ober Sfibberftorf unb Sßernief angeführt. 1371 war frater
Johannes in Knypaf 3 eu 9 c * n e * ner oon Seiten beS ßlofterS
ausgefeilten Urfunbe. 1 ) 2)er §of f)at aber nod) lange 3*Ü nadjljer
beftanben, roie aus folgenben ;Jtad)rid)ten Ijeroorgefy, roeldje mir
Dr. £ed)en quo SlctenauSjügen mitteilt. 3m £(jcilungSregifter oon
ca. 1557 nrirb hinter $innon^)of Jenniphof genannt Qebenfalls
oerf ^rieben für Jtniepljof): „dieser hof ligt auch im closterwolde
vnnd dem kloster jherlichs der meier 10 fl. 16 ß. u 1602 — 3
finb in bie 3Jtoft in bie Kniphoverheide 21 Sdjroeine Don 5ßernief
gegangen. 1609 — 10 mirb ber ßniepljof als 9Jleiert|of neben Sßinnoro*
t)of angeführt. $er 9tnf$lag oon 1725 berichtet: der Kniephoff,
welcher vormahls ein frey schulten hoff gewehsen, wie aber
Pinnow zum ackerwerk angeleget, etwa gegen drittehalb last
sind vom parniker acker vertauscht worden. 9laä) berfelben
Quelle ^atte 1698 Parnik ofjne ben Kniephoff fünf SBott* unb
jroei SBiertelbauern. — SDtefen Angaben jufolge ^atte Hernie! im
■Korben einen £t)eü feines ©ebietes an ^ßinnoroljof oerloren, roätjrenb
if>m als Srfaf* ber Äniepljof jugefprod)en war. $>er festere lag
roaljrfdjeinUdj im füböftlidjen Steile ber gelbmarf, nörblidj oon
Sübersborf unb Sübberftorf, etroa an Stelle ber 5ßerniefer Sßalbung,
meldte, auf bem Sd)mettaufd)en S3routHon nod) mit eigener ©renje
oerfefjen, norbroeftlid) bis an bie Älaasbef reidjt.
33ci ber 9lufjäf)lung ber 9Jief(enburgifd)en Drtfdjaftcn ber
tropftet madjt in ber Urfunbe bes gürften fteinrid) (1271) Sobelin
im Sorben ben SInfang, Sftafenftorf im ©üben ben Seeluft, unb
jnjar ift, nadf) ben Dörfern oon befannter Sage ju urteilen, babei
fo oerfaf)ren, bafc jebe gelbmarf foroofjl an bie t)orf)ergenannte, als
audf) an bie nachfolgende angrenjt; 2 ) roie überhaupt für berartige
Scfifebeftätigungcn, wenn fie in ben Äanjleien ber betreffenben Sanbe's*
Ferren felbft ausgefertigt waren, bie öcobadfjtung ununterbrochener
Reihenfolge , foroeit es na$ ber Sage ber Drtfdjaften anging, im
2lUgcmemen als Siegel gelten fann. &ierna$ würben ©arbtft, Öoriers*
borf unb ßolbenljof jroifd^en pnnoro (b. i. 3üforoer Jorft) unb
') Sifd), 9tteft. Urf. II, 3fr. 78, unb 9tt. U..». 10259.
2 ) 1306, aU fid) bie 3afy ber Dörfer üermefjrt Ijatte, war ei nicf)t
meljr möglid), alle Örtfdjaften in eine gefdjloffene ftette ju bringen; biefelbe
ift baljer an einer ©tefle (jtoifcr)etT $innott> unb 3a^ e ^to) unterbrochen. —
$ie bifdjöflidjen unb Däpftlidjen SBeftätigungSurfunben für SReuHofter binben
fidj nidjt an eine beftimmte Reihenfolge.
310
9let)em gelegen Ijaben. 2Baö über biefe gelbmarfen ftd) Ipt ouä*
finbig machen laffcn, fü^rt ju bemfelben SRefultat.
S)qö gelb ©arbift nebft ber babei belegenen SBalbung ift un*
gefäfjr an ©teile tum Sfteuljof ju fud)en unb nrirb bei Anlegung beft
festeren oorjugöioeife in 2lnfprud) genommen roorben fein. 3)enn
1306 Ijei&t es (jtpifd&en 33orieröborf unb bem toeftlid) oon 9teutjof
gelegenen £oUoto) ftatt ©arbift : Noua Curia cum campo Gardist
et süua contigua.
2)er Jtolbenfjof mag, toie 8if$ meint, aus ben 1267 alfi
Äloftcrgut genannten 12 mansi in nemore Neuer Ijeroorgegangen
fein, toeldfoe fpäter nie toieber begegnen. 3la<f) ber Stellung in ber
25orfreilje (1271) müfete ber £of burd) bie campi Borygerisdorpe oon
■Kcufjof ganj ober jum Sfjcil getrennt geroefen fein unb mit Steuern
fid) berührt Ijaben. SDamit ftimmt aud) bie ungefähre Sage überein,
roeldje ftdj aus ber Reihenfolge ber §öfe (1311) ergiebt: baö gelb
non -Keuflofter mürbe fjiernad) füblidjer, baö oon $fteut)of nörbfidjer
gelegen ^aben als ßolben&of. £)aö 2of)n* unb ffitrttyfdjaftdregtfler
(1320) enthielt iebenfallö audj bie Sered&nung über biefeö SSonrerf,
ift aber leiber nur in oerftümmelter gorm erhalten, fo bafe bie bem
ßlofter junädjft gelegenen curiae fehlen. 3n 9lcten nrirb, fotoeit
biöljer befannt, ber Ort nidjt ermähnt Slber auf bem ©djmettaufdjen
33rou.llon ftefyt, in feiner Sdjrift unb mit bloßen 2lugen faum leferlidfr,
auf bem gelbe oon iKeocrn (fübäftlid) oom ©efjöfte unb norblicfc
oon ber oben erwähnten 9Jeoer * 33rud)s SBief e) : Kolnhof, ftd^ertld^
bie alte Stelle ber §ofgebäube, fo baß and) baö jugeljörige gelb
nur roeftlidfj oon ber SCepenife gefugt werben lann. SJtit biefem
©rgebniffe finb bie fofgenben Diotijen nid)t in ©inflang ju bringen/
wenn biefelben, nrie id) 9lnfangö glaubte, auf ben Äolben^of gebeutet
werben müßten. Sic finben fid) bei ben SBifttationöprotofoDen
(aus ber 3*ü bot ca. 1568—92) unb finb mir oon Dr. £ed>en
mitgeteilt toorben:
wegen der kolde-houe geben die Lubberstorf 4 ß.
Jacob Yette von der Kalten huefen aufm Luderstorffer
feld 8 ß.
SDiefe „falte &ufe" ftefjt aber ju bem Äolbenf)of fd)ioerlid|j in
irgenb einer 33ejiel)ung, eö müßte benn ber oon ben Sauern benujjte
2lcfer oon bzn Dörfern, in toeld)en fie wohnten, ganj getrennt ge*
legen faben. $>enn, mag man audj bebeutenbe SBeränberungen im
getbmarfenbeftanbc für möglidj galten, fo ift bodj nidjt glaublidj, ba§
Süberöborf unb Sübberftorf, auf beren ©ebiet bie fragliche $ufe
3unäd)ft 5U oermutljen ift, fid) 3toifd^en Sßernief unb Sieuflofler $in*
311
burd) mit bem gelbe beö roeit entfernten $olbenl)of foHten berührt
Ijaben. @f)er ift möglidE), ba§ ber glurname Koll Grütt, roeld)er
auf bem $ßlan unb Sßafferprofil oon 1782 (ebenfo, aber weniger
beutlid), Quf bem ©d^mettaufdfoen 33rouiUon) nafje ber Sfteuffofterfdfjen
Sdjeibe auf -Jteu^ofer gelbe oerjei^net ftefyt, an bie ehemalige Ort*
fdjaft erinnert.
©egen einen 3 u f öm > ne ^^ ön 9 berfetben mit Süberöborf unb
Sübberftorf fpridfot aud(> ber 5ßlafe, roeld^er aller SBaljrfd^eintid&feit
nadlj bem gelbe 33orieröborf jujumeifen ift. 2>er Ort ift nid&t
ibentifd) mit bem triel weiter nörblicf) unb aufcerfiaib beö Sßropftei*
bejirfeö gelegenen 5ßoorftorf, rote 2tf$ unb 33cr>cr (Sammlung)
oermutfjeten. £enn in biefem befafe baö Softer nur einige ©infünfte,
welche in ber Heberolle jugletcfc mit benen aug 2Mpenborf (bei
Sulotü) aufgerechnet werben. Sttud^ bie ganj oerfd^iebene ©dfjreib*
art 1 ) geigt, bafe wir es mit t)erfdf)tebenen 35örfern ju tljun Ijaben.
Sorieröborf, 1306 alö campi bejeicfcnet, wirb bamafö leine felbft*
ftanbige Drtfd&aft meljr gewefen fein. 2)abur$ würbe ftdj and)
erftären, ba$ bie gelbmarf in ber Heberolle ebenfowenig berüdffic^tigt
wirb, wie bei 9tufjäf)lung ber £öfe oon 1311. 35a fie bemnad)
fdjon früf) eingegangen ju fein fdjeint, ift aud) üon 3lcten unb alten
harten faum nod) 9Iuffdf)lu& ju erwarten. Sßo ber Drt gelegen
fjatte, bürfte fidf) bennod) annäfyernb beftimmen laffen. 2)cr öftlid^e
£l)eü mit ber 2)orffteUe unb ber 3Jlüf)le gehörte, wie oben bemerft,
anfangs jur &errfdjaft SBerle unb wirb jroifd&en 5ßernief unb
Sübberftorf, wo eö in ben Urfunben feine ©teile fjat, au$ ttrirflidfo
ju fud)en fein. S)enn biefe Sage pafet üoUftänbig ju bem ^ßlafje,
welker 1271 ben baju gehörigen 3Jlellenburgifd^en campi Borygeris-
dorpe angewiefen wirb: jwifdfoen Jleufiof unb Äolbenöof, unb
roetdjer audj 1306 für bie nunmetjr 3Jleflenburgifd^e ©efammtfelbmarf
beibehalten ift. Öorieröborf ift, Ijiernadf) ju urteilen, im 2Bef entließen
im nörblidEjen Xi)t\k ber iegigen gelbmarf SReuflofter 2 ) enthalten unb
') ^oorftorf fjeifjt Pordestorp 1319, Puerstorpe 1412, Parstorpe 1434;
hingegen Borygerisdorpe 1271, Borierisdorpe 1272 unb einlief) 1306; bie
lleberfcjmngen be£ 16.3a^t^unbertö fdjreiben Boygerstorpe, Bowerstorpe u. ö.
-' ^n ber nicbcrbeutfdjen Ueberfefcung ber üerlorenen Urhmbe üon
1362 tjcifit cö: de Nygehoff myd deme velde Gardist — deme velde
I»oyiTHtorppe. £)icrnad) tüäre bie Jelbmarf ein SBeftanbtfjetl üon -ifteufyof
geworben. 3m fateutifc$eit Originale ftanb aber borf) tooljl ebenfo tote in
ber als Vorlage beSjelben 51t üermutfjenben Urhmbe üon 1306: Xoua Curia
ciiin ciiinjK) Gardist — campi Borierstorpe. 2)enn aud) in einer Ueber*
fejjimg ber letztgenannten Urfunbe lefeu mir bafür: myt deme campe Boy-
ger.storpe, mit bem für bie ©ren^üerljältniffe üon 1306 impaff euben 3ufa^e:
ho de in den enden vnses lande« entholden werden. Ueberbieä finb in
einer etiuaä jüngeren Slbfd&rift ber Ueberfegung ber Urhmbe öon 1362, wo audj
312
nmrbe oon bcr £epenifc burdfjfloffen, an bcren Ufer oermutljRd) bic
mit bem ehemaligen 2Berlefc|en SttntljeU oerbunbene ü)tül)le ftd(j be*
fanb. SMefelbe ift, ba fidfj in ber £eberoUe feine Slnbeutung von üjr
ftnbet, roof)l ben eigenen 9Jtül)len beö Älofterö iujujäljlen 1 ), rote audj
baö gelb einem ber Ätofterljöfe, ctroa ber curia oon SteuKoficr,
untergeorbnet geroefen ju fein fdjeint. — $>er als ©renjort bejetd&nete
ßolbenfjof lönnte bie glufjfdfjeibc füblidf) oon Sorieröborf erreicht
tjaben. Stöer audfo wenn bieö nidjt ber gall roar unb fd&on in
SBerlefd^er 3 e *t Cuscin [xd) über ben Siaum jn>tfc§cn £epemj$ unb
Sdfjubrudfj erftredfte, fo lag bodfj ber -Keuflofter benachbarte ÜÄeMen*
burgifdfoe £of ofjneljin an ber ©renje ber beiben Sanbeöt^eile. SDie
©renje folgte im Uebrigen unjtueifelljaft urfprünglidf) bem SBacije unb
oerlief im 13. 3af)rfjunbert jnnfdien folgenben Orten:
SBerle : 9M lenburg :
Sßinnoro, Sßernief, 33orieröborf Sßinnon), -Jteufjof (©arbift),
(SDorffteHe), Weuflofter (Sübber* Sorieröborf, Jtolbenljof, SRafen*
ftorf?), -Keumüljle. ftorf.
SBeld)eö bie $farrgrenjen waren, als biefe ©egenb juerft in bic
firdfjlidje Organisation einbejogen würbe, (äfft ftd), ba bie urfprüng*
tid&e ©intfjeitung SSeränberungen erlitten l)at, nidjt mef)r oottftanbtg
jur Stnfdfjauung bringen. 1219 würben bem Älufter neben feinen
übrigen entfernter liegenben 33efifeungen in ber nädfoften Umgebung
bie fReiljeufolge ber Dörfer jum $f)eil witlfürlid) oeränbert Wirb, bor Bower-
storpe inyt der molen bie Sporte deine velde nadjträglid) wieber geftridjen.
s Jladj allem biefett ift nidjt aitjunetymeu, baß jene 9lbwetd)ung Don beut
SBortlaut ber 2$erteü)ungSurfunbe 0306) auf irgeub meieren topograptyifdjen
$l)atfad)en beruht, Siefelbe l)at fid) öietmefjr, wie waljrfdjeinltd) and) bie
ocrfdjiebene Angabe über bic £age tum s 4$ropftl)ageu (f. 6. 308), burd) baS
3$erfe!jen einte Ucberfctjen* eiugefdjüdjen.
*) SBei faft allen nidjt unter .§oft)erwattung fteljenben Stlofterbeftfcuugen,
in weldjeu uadj ben SSerleifiuugsurfuubeu fid) TOtljlcu befauben, ftnb Sin-
fünfte an$ benfelbeu in ber Heberolle üer§eidmet, fo bei iKafenftorf, Öieinftorf,
ftl. SBarut, Scgetow, TOuuoW, £ed)entiu (unter Techentinerhaghen), 93run8«
Ijauptcu; Xepersmolen unb Gherwensmolen gehören in biefelbc Kategorie.
S)ie 1271 berlief)cnc Stornrente au$ ber s JJhtI)lc 51t £ammf)ufen war 1299,
uadjbem bcr Surft btcfeS $orf (cum molendino) au 38i3marfd)e Bürger ber*
fauft fjatte, gegen bic in bcr .freberofle beredteren gleict) großen (Sinfünfte
au3 ber 9MI)le &u SDtotyeitborf bertaufdjt morben. (Sä fcljlt bemnad) nur bie
in £über3borf, weldic oiefleidjt eingegangen mar. Sic lag tt>ol)I an einem
yittenhadjc bcr Hlaa^bcf. — Sie ^tuei Miifycn in ©roßXeffin waren nadj
Wl. U. sS J3. 2775 im ^cljubefi^ ber Ferren oou Schwerin geblieben unb too^l
bc^tuegen bem Stlofter gegenüber abgabenfrei (winthmole öitum prope Dessyn,
1318 crwälint, war w'ofjl außerbem uod) bor^anben). Novum Molendinum
unb curia Pinnowe (cum molendino) waren unmittelbare Söeftfcungen.
313
nur wenige Dörfer oerlieljen, aus welchen erft athnctylidf) burdt) weitere
Sd)enfungen ein größerer jufammenfjcingenber Äomplej fidf) bübete,
fo bafe es ein audfj in fird)Udjer Stejieljung oon vorneherein ab*
gefdjloffcncö ©ebiet, wie es bie Slbtei 2>oberan erlangte, \)kv anfangs
nid)t geben fonnte. 9tur eine Jttrd^e, bie in bem weit entfernten
Äeffin, wirb unter ben SBemibmungen ber ©tiftungSurfunbe erwähnt.
— Safe bie firc<dfje unb poRtifdfoe ©renjc urfprüngltdf) audE) bei
92euflofter übereinftimmten, lögt trog ber Abweichungen bie fpätere
2Inorbnung no$ burdfjfd&etnen. 35ie SBifüationSprotofotte geben unter
Äird)fpiel üfteuflofter:
Jleoern, 9ieulj)of, -Jtafenftorf,
Sübberftorf, s Jleumül)le, Mein*
ftorf, SlleinSßarin, Sobelin mit
5ßinnow^)of.
ßird&fptel ©rofeSKefftn :
Sübersborf , £ermannsljagen ,
Sßernief, Sutfenborp, ©laftn,
©trameufc, 33abft, SBarnfen*
fjagen.
Sie fjieraus fidf) ergebenbe ©prengetgrenje, mit welcher nadf}
beut Sufomer 33erjei$ni& (Jtirc^fpiel ©rofj£effm) bie oon 1412
übcreingeftimmt Ijaben mufe, jeigt, wenn wir oon -Keuflofter felbft
junädjft abfeilen, im Sanbe SBerle nur Sübberftorf unb 9leumüljle
mit Orten ber -äJleflenburgifdfoen Seite in S3erbinbung. 3m Uebrigen
oertfjeilen fid) aber bie 355rfer auf bie beiben Sänber nad) Sföa&gabe
ber Urfunbc oon 1306, unb jwar trennt bie £epem&, foweit fte
nod) alö $elbfd)eibe erfennbar ift (an ber SBeftfeite oon $ermef),
aud) bie Ätrdjfpiele oon einanber.
£)a& Hernie! (jefet ßirdt)fpiel -Jteuf lofter) jum Äir^fpiel ©ro§Sefftn
gehörte, folgt fd)on aus ber Heberolle, nad) welker oier ber bortigen
.ftufen pertinent ad dotem in Duscyn. 9JHt tefcterem jugleid)
würbe 1275 bie feit längerer >$t\t &°rt oorfyanbene ßtrd&e oerlieljen,
nadjbem mehrere ber eingepfarrten SDörfer bereits früher oom Älofter
erworben waren. Dbwofjl basfelbe jenes Äird&lefjn in ber golge
immer behalten &at unb mit feinen übrigen SJktronaten fid) ju
wiebertjotten 9Ralen beftätigen liefe, fo oermiffen wir bodf) ©rofe^effm
1313 ßl lt.* 33. 3595) in ber 33efd&einigung bes SBifitators bes
(Jrjftifteö Srernen, bafc in Akenstorpe (9tofenftorf), Bobelyn,
lkunesli<>veth,Ketscin,Thechentin ecclesiarum plebani SBifitationS*
gebühren bejaljlt Ratten in presencia domini prepositiNouiClaustri,
cui sunt subjeeti, wie audf) ca. 1319/20 nur biefe Pfarren (jugleidfj
mit benen ber 2>oberaner Sßräpofitur) über if)re ©tnfünfte berieten.
(So f)ängt bieö wofjl mit ber 2tyatfac$e jufammen, bafc bie ©nnobal*
redjte, weldjc ber Sßropft über feine anberen ßirdjen ausübte, 1 ) fidf)
'• Xic 3urisbiction$befugniffe be$ ^ropfteü fiube id) perft bejeugt
3W. U.-$. 7143 (3. 453); öergl. 3968.
314
auf bie ©ro&S'efjmer nid^t mit erftretften, ba für biefe bem 5ttoßer
9tüljn ber Sann jugefprodjen roar. 2fud) reichte baö jtireföriel mit
§ermannsf)agen unb 2Barnfenl)agen, roeldje ben SRuljner Tonnen
nerlieljen rourben, über bas 9teu!lofterfd)e ^ßropftetgebict Ipnauft.
S)qö Äirdfjfptel 9?euflofter fyat jroei ehemalige Sßfarren in fxd>
aufgenommen: tue ju S3äbcßn, beffen Äirc^e als giliale nodj biß
Ijeute befielt/ unb bic ganj eingegangene 9tafenftorfer. SDtefetben
werben erft auf Sfteuflofterfd&em ©ebiete entflanben fein. 3)enn als
beibe Dörfer ben -Können oerlie^en rourben (1231 unb 1236), tfi
roeber oon ©eiftlidjen nod) oon Kirnen bort bie SRebe. ®rft 1271
roirb burd) Gerardiis plebanus in Naquinesdorp (1280 alft
sacerdos beim tropft) bie ßriftenj eines @ottcsl)aufed bafelbfl
erroiefen, unb 1306 erfolgte bie Seftätigung ber genannten Orte cum
jure patronatus — scilicet donatione ecclesie. ®8 tonn nidjjt
jroeifelljaft fein, bafe bie beiben bamals jugeprigen ftirdjfpiele im
je&igen 9teuflofterfdjen Sprengel nöUig mit enthalten ftnb. SDenn
bie aufeer legerem nodj übrigen Sßropfteibörfer 3üfon>, Xoüoto,
Sepliß/ 3omeforo (alle nad) 1267 erroorben) unb Settin (1267 juerfi
als Äloftergut genannt) gehörten, roenigftens im 15. JJaljrbunbert,
fämmtltd) ju augeröalb beö Jtloftergebietes gelegenen ßird&en. 1 ) Ucbcr
bie Sfasbetjnung Jener beiben Sßfarrgebiete liegen aus älterer 3*it feine
ausbrütflicfcen 9}adjrid)ten t)or. SDod) ift mit Sobelin, feitbem efl
^od^terfirc^e roar, immer nur Sßtnnoroljof nerbunben geroefen. SDa
ferner 1355 (9JI. 1U33. 8073) baö kerspel 9tafenftorf alö »eftonb*
t^eil ber neugebilbeten SBogtei ©tdtyof genannt roirb, nad) einer
früheren Urfunbe (1344) aber ebenfo roie nad) fpateren 9lad(jru&ten
(j. 33. 4. Slpril 1372) immer nur baö SDorf biefes Ramend mit bem
|>aufe ©icffjof oerbunben roar, fo liegt ber Sd&lufe nalje, bafs bar
Umfang ber Pfarre ftd) auf ben einen Ort befd)ränfte.
©s bleibt nod) bie Pfarre oon -Keufloftcr ju befpredjen übrig,
roeldje ju mancherlei 3weifeln 9lnla§ bietet. SBenn es an bem Orte,
roo bas Jtlofter gegrünbet rourbe, oon oornf)erein eine Pfarre gegeben
fjötte, roäre biefelbe, roie bei anberen grauenhaftem bes Sanbefi ben
Stiftungsbriefen jufolge ber %aü roar, 2 ) rooljl fogleid) bei ber Stiftung
ben -Wonnen oerlie^en ober bod^ 1235 oom Sifdjof beftätigt roorben.
') Sübürf) fdjloö fiefi an bie $ropftei baä Äirftfpiel 3efenborf (1390
rector parrochialis ecclesie in Jhesendorp nad) SJetjer). 3m Stttdjfpiel
1426 £ram3 (Sefjnrepertorium).
2 ) So bei ben Älöftern föüfjn unb Benito (SK. U.-». 420, 467 971).
9lud) bie Ätrdje be3 s JionnenfIofter£ Sflrcentin war 3ug,teidj s £farrfirdje (bergt.
2K. U.*$. 154, 375, S. 366).
315
2Iudj ift eö nid&t roafjrjc^emttd), ba& f feinere Äird&fptcle fd£)on um
1219 in biefer ©egenb abgegrenjt waren. 3Ilö bieö ober fpäter
gefdfjaf), mag audf) ein Jleuflofterfd&er ©prengel ft$ gebilbet Ijaben.
3n ben fo jaljlreicljen ßlofterbriefen ber erften 3al)rljunberte fäjjt ein
foldfoer fidf) allerbingö ni$t nad&roetfen. Snbeffen fönnte ber SSerroattcr
ber Pfarre fi$ in ben Urlunben öfter Ijinter einen ber männlichen
©eiftlidjen beö Äloftcrö oerbergen. 9Iu<$ beftnbet ftdE) 1271 unmittel*
bar oor bem Pfarrer oon üftafenftorf unter ben 3 eu 8 en Hinricus
sacerdos, capellanus claustri. 3n ben SBeftätigungöurfunben feit
1306 bürfen mir, ba ber Ort 9ieuf (öfter übergangen wirb, au$ bie
©rroäfjnung ber Pfarre faum erwarten. 1393 ftef)t Wynkelmann
der vruwen bigtegher to demeNygenclostere jnrifcfyen ben kerkhern
oon ©r.£effin unb 3la!enftorf/) unb ein Setd&enftein in ber Älofter*
firdfje (mitgeteilt 3af)rb. 3 B, ©. 150) melbet ben £ob beö Tidericus
Winkelman vicarius hujus ecclesie, confessor monialium, 1434.
£)a§ SBerljättnijs ber $arro$ie jum Sßropfte ift baljer oieHeic^t fo ju
benfen, ba§ le&tercr felbft 3n|aber ber Pfarre mar unb biefelbe
nid)t nrie bie übrigen Sttic^en beö ßlofterö an einen Sßleban oertiel),
fonbern mit einem 93icar befegte, roeld&er jugleidf) ßaplan ber Tonnen
mar. — Uebrigenö ftnb 3eugniffe oorljanben, nati) roeldjen bie @jiftenj
ber Pfarre fdjon geraume 3 e Ü oor Sluf^ebung beö Jtlofterö aufeer
3tüctfel ftct)t, unb jroar beftanb fte gleid^jeitig mit ber üftafenftorfer,
tueldje nodf) 1529 oon tropft unb ©onoent oerliefjen rourbe an
Jacob Vosz, eyn prester — myt vns vp vnszem klosterhaue —
wanende. *) 25enn ein im 3lrd)io befinblidjeö ©cfcriftftücf oon
einem falben Sogen, beffen £anb nadf) bem Urteil beö 2lrdf)ioratl)ö
©rotefenb auf bie $üt oon 1410 — 20 roeift, ba^ iebenfallö aber in bie
erfte |>älfte beö 15. 3al)rf)unbertö gehört, enthält eine 3lnjal)l S3ebe
entrfcfjtenber Dörfer beö Slmteö 33ufoio u. a. in parrochia Nye-
kloster: Luberstorp, Never. 35aö Äirc^fpiel, ju meinem 1437
auefj 9teinftorf gejault roirb, 8 ) fdfoetnt Ijiernadf) bamaiEö biefelben Dörfer
umfaßt ju Ijaben roie fpäter, auögenommen 33äbelin (mit $innorof)of)
unb Sftafenftorf. 2Bie lange am lefetgenannten Drte nadt) 1529 bie
Pfarre nod) blieb, ftnbe i<$ nidfjt genau angegeben. 3ebenfallö mar
fte, als ber Sftonnenfonoent pdf) auflßfte (1555), in ber oon 9leu*
flofter aufgegangen. 35enn bie „roüfte ftirdfje" ju -Jtafenftorf mürbe
1554 abgebrochen; bie Steine oertoenbete man jum Sau beö fürft*
liefen §aufeö in SBiömar, t^eilmeife audfj ju bem beö ©d&roeriner
') Sifd), 9Kefl. Urf. n, No. 83.
*) £ifd&, ebb., No. 175.
:< ) l'cljitrepertorium.
316
Sd&lojfeö. 1 ) £er alte ^farradfer gelangte, roie oben erroäfjnt, in ben
93efifc her ßirdje oon 9leuflofler.
9luö her urfprünglicben firdjlidjen Topographie fdjeini mir bie
befprodjcne Sprenget unb STrcbibiaconatögrenje nidjt oljne einige
93erfd)iebungen tjeroorgegangen ju fein. $ür bie älteften in biefer
©egenb oorbanbcnen Sir eben, nmf)rfd)einlicb Süboro unb iReuburg,
bereu sacerdotes in ber -yteuflofterfcben ©tiftungöurfunbe auftreten,
ergab udj, feitbem baö ftirdjfpiel @r.£efjin inö Seben getreten war,
afe natürlicher 2lbfdjlufj bie Jepenifc, in Uebereinftimmuug mit ber
Maren politifd)en ©renje. 3luv baö in Cuscin gegrünbete ftlofter
roirb au&erfjalb beö $arrod)iafoerbanbeö geftanben ^aben, biö für bie
ßirdje beöfelben ein eigener Sprengel errietet nmrbe, roeldjer oon ben
benachbarten Pfarren bie nacbftgelegenen 3)orfer an jtd) jog. Sei
biefer Gelegenheit mögen Sübberftorf unb ^ieunutljle, roeldje tum
©r.^efftn roeiter entfernt fmb, ju ber näheren Alofterfird^e gelegt
roorben fein.
Gnblidj ift nod) baö 33erf)ä(tni& beö Sßropfteilanbeö ju ben
93urgbcjirfen ins 9luge ju f äffen. STafe bie 2Jieflenburgtfd)e SBogtei
©dpaan bie nor 1412 ju 33uforo gelegten S)orfer am ofUidpn
Sepenifeufer junadtft noef) mit umfaßte, get)t auö bem bisher (Sefagten
jur ©enüge |eroor. 3n bem altmeflenburgtfc^en Steile beö Älofter*
gebieteö hingegen waren jroei SBerroaltungöbejirfe oertreten, bie ber
Surgen SJteflenburg unb SBuforo.
3ur 33ogtei 3Mlenburg gehörte ba^ na<b 3 uronj «ngepfarrte
©ellin. 2 ) SDenn alö 1460 bie oon Stralenborf bödrfteö ©erfaßt,
Sebe 2C. „in beö ©otteöfjaufeö 2)orf Tzellin" bem filofter überließen,
gematteten fte bemfelben, wenn auf jene Gmfünfte unb Steckte oon
anberer Seite 9tnfprüd)e erhoben mürben: so moghen se bruken
— des houetbreues. den wv vnde vnse eruen van vnser her-
schop van Mekelenborg hebben vppe Criwetze, de vogedye
van Mekelenborg vnde dat land Tzelesien vnde dat sulue
vorbenomede gud. ä ) 3m $ßfanbbefi&e ber 93ogtei SMlenburg
roaren bie »on Stralenborf fdjon feit längerer $t\t. 3 raar tft bie
Urfunbe, auf rocld)e fte fief) Ijier ju berufen fd&einen, auögefteBt an*
*) 3ahrb. 5, 8. 15 unb 50. $a3 3ahr ber Aufhebung giebt Stfd>,
3a^rb. 22, 3. 101.
*! Tzellin, beleihen in deme kerspel to Tzurow 1463 (Sifdj, SRefl.
Urf. II, So. 143).
3 ) l'ifd), a. a. £., No. 140. Jcb nehme an, bau bie lejjten SBorte triebt
ein außerhalb ber Genannten SSogtcien gelegene^ einzelnes £orf hinzufügen,
Jonbern nur heruorheben loolleu, bau Selliu in benielben mit enthalten war.
$crgl. auch ^ anhexen auf bieje itferpfänbung bezüglichen Urfunben.
317
gcblidj 1356, eine gcilfdfjung aus ber jroeiten £alfte bes 16. 3aljr*
Ijunberts, 1 ) meHeidjt angefertigt mit SRüdEftdjt auf baS 2anb ©ilefen,
roeld&eö anfangs neben ©ritnfc nidjt au&brüdlidj als ^ßfanbftüd
bcjeidjnet roar. @s ift aber nod) eine tum 1355 batierte,
in 2Ibfd)rift erhaltene Urfunbe oorljanben, in welker &erjog
ailbrecf)t bem -Ritter &einrid) oon ©tralenborf de gantzen vogedie
to Crywitz vnd de gantzen vogedye des landes to Mekelen-
borch pf anbroeife überläßt. ■) 2)ieS ©djriftftüd ift aud) roegen feines
anberroeitigen 3nf)attes für uns oon Sntereffe. S)enn ber £erjog
null, roie es weiter Reifet, mm ben ausgeliehenen Sänbern nid&ts be*
galten wen desse nagescreuenen kerspele, dese ligghen in der
vorbenomeden vogedie to Mekelenborch , als Naquenstorp,
Pentzyn vnd Brw°l, bie er jum ©djloffe ©itfljof gelegt Ijabe. 3 )
Seoorbas Äirdjfpiel (S)orf) 9tafenftorf an @idf(jof fam, mit meinem
es fcfjon 1344 jufammen genannt wirb, lag es alfo in ber S3ogtei
9M(enburg, unb jroar nrirb es ein ©renjort an ber 3iorbfeite bes*
felbcn geiuefen fein, roie oon btn ßird)fpielen S3rüel unb $enjin feft*
fteljt, bafc fic an ber ©üboftedfe bes SianbeS ben aibfälufe bilbeten. 4 )
s"
l ) 3JI. U.«S3. 8210 n. $er £cr$og befennt in biefer Urfunbe, #einrid)
üou Stralenborf fei Dor iljm erfdjicuen unb beforgt gemefen, ba$ in ben
Briefen, <le \vy eine gheuen — hebben, — dat lant to Tzylesen nicht
vterken in vtedrucket in synen breffen, vnde doch syn pand, alze desse
vorbenomede voghedie (SriDijj).
-) W. U.-33. 8073. 1377 (W. U. f $ecember 8.) entließ £eraog SHbredtjt
dou beu ÖJebrübern Stralenborf auf bie bereits Derpfänbeten Sogteien SriDifc
unb Wcflenburg weitere 300 maxi
3 ) 3« früherer Seit waren bie ©rüelcr unb folglich audjj bie öftlid) be-
narfjbartc $en$tner Pfarre nidjt $um 2anbe 9tteflenburg gerechnet morben.
Tonn 1266 (9Ä. U.«S8. 1059) werben Don ecclesiis in terra Ylowe et in
terra Bruyle biejenigen in terra Mekelenbürgh auSbrücflidj unterfdjieben.
&Me weit biefcö 2anb $rüel nadj Sorben ftd) erftreefte, läßt fidj urfunblid)
nid)t fcftftelicn. £a$ ftirdjfpiel ©ibow fönnte nod) ba$u gehört |aben; auä*
juidUiefjeit ift hingegen ba$ (Gebiet beS £ird)fpiel3 3efenborf, ba baSfelbe ftd)
swifdjen bie (Megenb Don 9H$bil, SBarin, 9Wanfmoo3 (in Mikelenburgh
1 1HG, 1189 u. ö.) unb ben größeren meftlidjen £l)eil beä S8e$irf$ (mit ber
iöurg s JDteflenburg) einfdjiebt.
4 ) $ie terra Neuenbürg in iljrer fpäteren tosbefynung berührte fidj
Ijier (jjiuifcficn ber Söarnow unb bem Stiftölanbe) mit ber SSogtei Stemberg,
oon tuclc^er ebenfalls ein (örenjbe^irt für bat neue 9lmt ©icl^of abgenommen
würbe. Xcmt aU ^ube^ör be« Sd^loffe« Werben 1344 (3K. U.«©. 6458) neben
ben 3preugclit iörüel unb s ^en^in ba$ öftiidr) angrenjenbe Äird^fpiel ©ülten
( 1357 s JDhittcrftrd)c Don s ^en^in), fomie bie Dörfer ©idelberg unb ßabenj mit
.V>ufen in Vaafe angeßeben. In provincia Sterneberghe finben mir aber
1306 vtrutiiquc Gornowe (ÖJro6 unb ÄleinÖJömom), meines 1287 Don
ber Mircbe Zulta an bie $u Ekelenbergh gefommen mar, fomie im lant tfi
.leine stemeUMgh 1333 ben (SidP^of (ftirc&fpiel (Sicleiberg) felbft. (9Jiefl.
318
2)afj es aus ber Witte fjerauögenommen mürbe, ift wenig toaljr*
fd>einlid). SSM -Jtafenftorf ftnb jugleidd SRetnftorf unb ftl. SBarin
burd) tyre Sage als SDörfcr bcßfelben SBurgbejirfö für bie crftc $alfte
bcä 14. 3aljrf)unbert$ erroiefen. 2>enn bafe in älterer fyit Wc
SBogteicn, meldte ftd) ntd^t rote bte tum ©ictyof quo nerfdpebenen
$fanbftütfen fünftlid) jufammenfefcten, burc^auö jufammenljangenbe
©ebiete barftellten, bürfte niebt ju bejroeifeln fein. Uebrigenö jtnbei
fid) Reynstorp in einem nod) bem 15. 3af)rl)unbert angetjorenben
@tol*93ebe*9tegifter beö Sttmteö 3Mlenburg. £ier ftnb u. a. aud)
Jesendorp, Nepersdorp, Tramse, Busecow, Schymme, Tartzow
aufgejagt (alle in bem füb(i$ fid) anfc^Uefeenben Sefenborfer Sprengel
gelegen). (Seger.)
3Inbererfetts ragte vom Sanbe 33uforo baö ßirdrfptcl üDhdforo,
roeldfoeö roir als alten Seftanbtfjeü ber £crrfd)aft 3Mlenburg tennen
lernten, mit £epli|3 in bie 5ßropftei Ijinein. -KäljereS erfahren nrir
aus bem oben erroäfjnten 33ebenoerjetd)ni|3. SDiefeö fann, entfpredjenb
ber ju oermut^enben ©ntfiefiungSjeU (1410 — 20), als ©rganjung beß
9tegifterS oon 1412, bas nur ben größeren öftlidjen £f)eU ber 93ogtei
33uforo fpeeifteiert, 1 ) angefefjen werben, roäl)renb bie l)ier berücf*
ftdjtigten ^ßarrod^ien fämmtli^ bem anberen, roeftlidder gelegenen
Steile angehören ; innerhalb ber einjelnen Äirdtfpiele ftnb bie Angaben
unüoUftänbig. SBir ftnben Ijier aufeer ben Pfarren Oldenbukow,
Oedeskerke (25reroöfircf)en) unb Nyge Bukow bie oon G-oldebue
(©olbebee) mit Bentse unb Toldaz, nygeborcli u. a. mit Sarne-
kow unb Süsow, enblidj, rote bereits bemerft, -Jteuflofter mit
Sübberftorf unb Jleoern. gerner Ijatte naä) einer Urfunbe befl
£crjogö Sotjann (1421) §erjog 9Ubredjt in ber Wogtet 93ufon> unb
$ropftei ju -Jteuflofter nerliefjen: (Sübberftorf), Neverin, Toldas,
Suzowe, Zarnekowe unb Babelin (33et)er). ©S fjanbelt fid) batjer
nur nod) um ben 33ogtetoerbanb oon Sßinnorofjof, 9lcuf)of unb Rolbenljof.
U.*$. 1910, 3126, 5443.) £atf biefc ©egenb urfprünglitf) nid)t mit Sternberg
im Glaube SBaruom äufammengeljürte, geigt SB. U.*93. 282 (f. Söigger, Slmtalen
109 a, 91. 4). S)ie Verlegung mirb erfolgt fein, nadjbem ber meftlidje Xljeü
ber .fterrfdjaft $ard)im (mit Sternberg) an bie 9fteflenburgifd)eu gürften
gelangt mar. ^orljer Ratten jene Crtfdjaften öermutfjlid) fcum Sanbe $rüel
getjört. — Eepcubenft öon (Siefljof ift (1344) cnbtid) Holtdorpe (1372
Üoltorpe), tualjrfdjeinlid) $>olborf (ritterfdjaftlidjeu Slnitö 90leflenburg), Welche«
an ber Cftgrengc beö Sanbcö Silefcn ju fudjen ift. Renn e$ berührt pd&
öftlid) mit Äirdifpiel SBrüct unb gefjört aur ftilialfirdic Wndfto1%, too 1251
eine (Sapelle ber Pfarre %u SHctgeuborf (in Tzelewen 1350) gegrünbet hmrbe
&l ll.-«t. 533, 7051). 1371 (W. it..*. 10254) follen bie coloni ville Holtorpe
nulluni aliain ecclcHiam pretonjuam — in Retekenthorpe befugen.
') «ufjer ben auf Seite 278, 290 unb 294, 9lnm. 2, genannten Äirty
fpicten enthält baö SKcgifter nod) bie Pfarren Russow unb Oldcngharze.
319
aiber cmd) hierüber erholten mir 9Tuffd&Iu§, bo eö 1412 am ©nbe
beö SRegifterö Reifet, auögefdjloffen oon ber St^fong beö Sanbeö
33uforo unb gemeinfam foHtcn bleiben: bie Stabt Nyenbukow unb
Neukloster mit allen §öfen, ausgenommen Brunshouede. SDaö
oorfjergebenbe 2)örfert)er3eidjni& übergebt ba^er bie ^>öfe ju £eplifc
unb ©ro&£efftn, obrootjl biefelben innerhalb beö betriebenen 9In*
tfjeileö liegen, ebenfo audj ben Äniepl)of, melier oermutylid) im
Sirdrfpiel ©ro^efjtn ju fudfoen ift; folgerichtig nrirb hingegen in
Brunshouede 5)orf unb £of ermahnt (oergl. S. 278). ©ö ift bem*
nad) nidjt ju bejroeifeln, bag audj bie anbeten brei &öfe, welche if)rer
Sage naä) of)ne j[ene 3 u fö6beftimmung bem roeftü<§en 9Intl)eüe ju*
gefommen mären, ju ber SBogtei gehörten. 1 )
2)iefe Angaben reiben aus, bie ungefähre ©renje ber beiben
Sejirfe ju reconftruieren. Slm 5ßeuflofterfo^en ©ee unb nafje ber
©inmünbung ber £epenifc flieg bie 33ogtei 9Jteftenburg mit bem
Sanbe 33uforo jufammen unb jroar junäcbft mit bem roeftltd&en
Steile ber gelbmarf STCeuflofter, melier (nad) ©. 306) bis 1301
meHeid)t aud) nod) für bie £errfdjaft SBerle (33ogtei ©djroaan)
in Slnfprudj ju nehmen ift, (biß an bie 9Keberung, roeld)e -Jleu*
floftcr oon -Jtofenftorf fc^xcb). 2Beiterl)in ift ju 3Mlenburg ju
red)nen tiroa bie gelbmarf oon SRügfamp (etjemalö ju üMen*
ftorf), foiüie ©ellin mit Staoenörulj; ju Suforo fjingegen Wienern
(mit Äolbentjof), roeldjeö alö altmeflenburgifdjer 33efife ebenfo roie
s Jieul)of, 5ßinnon)f)of unb bie nörblid^er gelegenen 25örfcr biefem 33urg*
bejirfe bereits angehört fyaben roirb, beoor berfelbe über -Keuflofter
unb bie anberen Äloftergüter beö Sanbeö ©d)roaan erweitert roarb.
Slu&crtjalb ber ^ßropftei ©erlief bie alte ©renje, foroeit fidj oljne ein*
geljenbere $orf$ungen überfein lägt unb in Uebereinftimmung mit
ben Stiftern beö 15. 3af)r^unbcrtö, jroifa^en ben Rirdjfpielen ^ntoro
unb ©olbebee, Süboro (mit &ornftorf) unb -Jtcuburg, um jroifdien
Dorf unb &of 9iebentin bie 9Jieereöfüfte ju erreichen.
SDct erften nad)roeiöbaren S3erfd)iebung ber SBerroaltungögrenjen
innerhalb ber ^ßropftei (2lnfd)lu& beö öfilidben £f)eileö an Suforo)
folgten fpäter weitere 33eranberungen. SDenn bie 33erjeio^niffe beö
l(>. ^al)r^unbcrtö galten an jener älteren ©int^eilung ber roeftlia^en
') ftür bie curia in ftl. SBarin müßte freiließ, wenn biefelbe bamalS
n ort) uortjaitbcn mar (1371 frater Tliydericus in curia nostra Warin) baö
Wleidje angenommen werben, obwohl ber Ort oon ber übrigen SBogtci $ufow
bitrd) Wafenftorf ijoliert lag. @3 ift aber ju beadjteu, baß e$ ber einzige
nod) übrige SLMrtljfdjaftSljof beö ftlofterS war, fowie ba{? bie alten Sänber»
grenzen feit (Srridjtnng beö 2lmte3 (Sicfljof fyier ol)nel)in beränbert waren.
Vlitfänglid) mnft JU. SBarin. wie au$ bem über Sfcafenftorf 3Ritget^eilten I)er'
uorgctjt, ,vtr ^ogtei 3Weflenburg gehört ^aben.
32
ßlofterbörfer md)t meljr fcft. So werben im Sanbbudje ber S5ogtei
9Reflenburg (nadj 1506/7) nidf)t nur 9teinftorf unb ©eQin, fonbern
aud) Wcoern, Sübberftorf, 3üfow, Sfofloro, Sobelin, j&amttom bem
Sttmte Söteflenburg jugejäljlt. 2)amit ftimmt eine SBefd&retbung be«
SImteS von 1556 überein, in weldjer nur ©eltin fcE)It. SDiefelben
35örfer (oljne Sübberftorf) lehren als S)epenbenjen oon 9Mlenburg
nadf} £ed>ens SDlitt^ctlung aud) in einem ungefähr ber gleichen 3*it
entftammenben £f)eilungftregifter wieber; hingegen werben fßerniet,
©trameufj, Suitfenborp, Sübersborf, Sabft mit bem „$o(&ften unb
Stblager" nodf) immer ju 33utom geregnet, 1 ) Stafcnftorf nadfj wie oor
jum ©trf^of. 3nbem man bat)cr bie meiften ber alten SReflen*
burgifcfjen 2>örfer (baju audj Sübberftorf, mol)l in golge feines
$arrocf)ialüerbanbeS), im ©egenfafc ju ben ehemals SGBerleft^en am
linfen £epem(3ufer, mieber jufammenfafjte, griff man geroifferma&en
auf bie ursprüngliche &auptgrcnje nod& einmal jurücf. Ueber £epliß
fdjmanfen bie Angaben bes £f)eilungsregifterS, inbem bas $ödjjte
einmal nadf) 33ufow, bas anbere 9Jial jum Älofter, bas Slblager balb
ju legerem, balb ju Sfteflenburg gejogen wirb. Sölit „allem 5Red)te"
gehörten bamals jum Älofter: ©ellin unb (SroftCefjtn. Stoß ©leiere
gilt melleidjt t)on ben §ofen 5ßinnow^)of, Sieufyof unb Sl. SBatin,
ba biefelben ni$t in 3 u f arntncn ^ an 9 m ü anberen 33ogteicn ermähnt
werben. SBie unb mann ein eigenes Slmt Sfteuflofter fidfj bilbete,
bebarf nod) im ©injelnen ber Sfafflärung. ©eitbem fämmtlidje
^ßropfteibörfer aud ifjrem bisherigen 33ogteiüerbanbe oöllig auSgefdjjteben
waren unb bem -Keuflofterfcljen Slmte fid) angefd^loffen fjatten, erinnerte
nidfots metjr an bie Sänbergrenjen, welche in alter 3*ü blefeft ©ebiet
burdfjjogen.
2Bir wenben uns ber [üblichen SBogteigrenje ju, einer Trennung«*
tintc jwifd&en weltlichem unb geiftlidjem ©ebiete, über meldfje aus
neuerer 3*it 9iadf)weife genug twrljanben [inb. Senn als bie anberen
alten ©renjen innerhalb unferes SanbeS gefallen waren, blieb baft
©tiftslanb (SIemter SBarin unb 33üfcow) anfangs unter ben Sifcftöfen,
in eüangeliföer 3eü unter 2lbminiftratoren , als politifdd gefonberte«
Territorium nod) lange oon S3eftanb. £ier Ijanbelt eö pt§ aber
barum, in äfjnltdfier SBeife wie in ben oorfyergeljenben ttnterfudjunjjen
*) (SJclegcntli«^ eines Streites, meldjer 1576 über bie SRaftgeredjtigfeit
in ben 3^eufloftcrfcr)en Söalbungen, namentlich in ber „Äniepboroer $et)bt
unb bem ÜüberStorff Söolbt" geführt nntrbe, mar man beiberfettö barüber
einig, baß bie „fed^ft Dörfer" mit fjoljem Ö5ericr)t unb Söurgbicnft bem Amte
9ieu$3utow ltntcrmorfen frieu ebener).
321
überall bie älteften auf bie ©renjen bejügüdfjen Ueberlieferungen
jufammcnjuftcttcn. ©runblegenb hierfür ftnb btc alten -ftad&ridjten,
racld)c unö in einem ©jeerpte Glanbrianö über bie Scheibe ber
Sänber ©dfjroaan unb Süfcoro aufbewahrt finb. liefern jufolge fefeten
fid6 1232 ({ebenfalls vov Stiftung beö ftlofterö SRü^n) bie prften
•Jitcolaus üon SBerle unb £etnrtdf) von 9toftocf mit bem Sifc^ofe
von ©d^iuerin über bie beiberfeitige ©renje auöeinanber. gür baö
©ebiet am linfen SBarnonmfer finben n)ir f)ter junädftft folgenbe Drt8*
beftimmungen:
vom See Warin bis ins wasser Tyepnizham, da ess in
den See leufft, darnach ins bachlin Studieno, folgendes in die
Morass Gi-uolenzke-lugi genant, von dannen in Sywanöf laz,
ferner ins wasser Rozstrambounizham, als dasselb sich strecket
vnd neust in den See Dnzcin, vnd ein teil des Sees, soweit
das Ufer daran gehet, mit aller nutzung, vom See Duzein ins
bachlin Duznizham, als die laufft in den See Byalz, vnd desselben
Sees teil, so weit das vfer sich daran erstrecket, (ift. U.*33. 398.)
Sie ©renje erfc^eint fjiernadj beftimmt burdlj jroei SBafferlinten,
roeldje burdj ein Sumpf* unb SBalbgebiet von cinanber getrennt ftnb :
Gruolenzke lugi unb Sywanöf laz (erftereö = ©ölliner Sümpfe
nad) Äüfjnel, leßtereö = SBalb be§ Zivan nadj Äüf)nel unb Setjer).
2)er ßtanbrianfcfye 2luöjug lagt uns aber unflar barüber, warum bie
Urfunbe, meldte bod£) nur von ben dürften von SRoftotf unb SBerle
auögeftellt roar, bie ©renjbefdjjreibung [$on mit bem SBariner ©ee
begann. Senn burdjj biefen foroie burd) bie £epenifc aufwärts bis
9?eumül)le rourbe bamalö baö ©tiftslanb von ber £errfd&aft 9Jieflen*
bürg gef Rieben. l ) ©otoeit bie aus ber Urfunbe mitgeteilten Cocain
täten fidfj auf bte SBerlefdjje ©renje begießen, finb biefelben auf ber
Strcdfc ättrifdijen -Keumüfile unb bem -fteuÄirdjener See ju »erfolgen,
in 2lnf$(uj3 an bie non SBigger (3af)rf>. 28, S. 209) Derfudjten
^Deutungen.
Unterhalb beS ©elftes -Jieumüljle münbet in bie £epenifc ein
33ad), meiner in feinem fteHemueife fefjr fumpfigen Unterlaufe bie
©renje bilbet jnnfdjjen ^enneroitt 2 ) einerfeits, -Keumüljle unb Sübber*
ftorf anbrerfeits. 2)a, wo berfelbe in feinem Oberlaufe aus ber
norbtueftlid&en rHid^tung (oom £)orfe ^Jennenritt l)er) in bie fübroeftlidje
übergel) t, vereinigt ftd^ mit iljm ein anberer, roeld&er auf ber gelb*
mar! oon Sübberftorf (jnufdfjen ber £)orfftätte unb ber Sßenneroitter
J ) »ergt. 6. 307, 2lnm. 1.
*) Stuf bem 6d)mettaufd)en SBrouitton erftreeft ftd) nörblid) bis 9ltu>
mütyle, burd) ben $3ad) baöon getrennt, btö ©tabtfelb öon SSarin an ©teile
üon $ennenritt.
3aljr&u($ be* 8er. f. mef!. 0ef$. LXI 21
322
©d&eibe) läuft unb ftd), tljeilroeife mit fünftltdf)em 2)urdjjftidf), bis jur
©Ijauffee -KeuWofter— -23ü£on> jroifcben SDorf unb £oljroärteret Sübber*
ftorf verfolgen läßt. 2Bir fommen fomit nadjj Sßelj, beffen SBeibülfe
mir aud& für bicfc ©egenb ju tE>ei( umrbe, bcm ©ebiete feljr nalje,
roeldjjeS in weiterem ©inne als ©öUiner ©ümpfe bejeidjjnet werben
fann (ungefähr jitrifd&en ber fyotyn 33urg, gelbmarf £ermannsl)agen,
Sübersborf, StteuÄctterljagen, gorft Sübberftorf unb ©lambedE). SDen
ajlittclpunft besfelben bilbet etwa ©öllin, roeld&es ungefähr auf ber
Sßafferfdfjeibe ber ©ebtete bes -Keuflofterfcben, ©ro&Seffiner unb
Sabenjer ©eeS liegt. $ftorbn>eftlid& t)om £ofe ©öllin, auf beffen
gelbmarf nadj Sübersborf f)tn, befjnt fid& bas eigentliche ©ötUner
3)toor aus, oon bem oberften Saufe bes julefet erwähnten 33ad(jeö
burdjj ben Sübberftorfer gorft getrennt, in meinem fidj aber and)
fdfjon mehrere fleine Sümpfe befinben. gür ben ©ro&Seffmer ©ee
weift bie Äarte brei Buftüffe auf: 1) einen fcfjr Meinen 33adj, weldjer
auf bem gelbe oon ÄleinSien nal)e bem §ofe einmünbet, 2) an ber
Scheibe von Strameuf} unb £crmannsf)agen ein ©ewäffer, weld&eö
aus ber Stiftung nörblid) oon Äätertjagen unb bem Säterfjäger
SDioore (alfo vom ©öUiner ©umpfgebiete) tjerfommt, 3) jmifdjcn beiben
einen 33ad(), welcher bis nörblid; von ©öllin, alfo nafje an bas
©ötlincr SKoor (im engeren ©inne) ftd; jurüdfocrfolgen lägt unb t>on
bier faft birect nadfj Sorben fliegt.
Ser Sftame Sepeni| fommt urfunblicl), abgefeljen von ber ©treefe
jwifc^en SKeumüble unb Sßarincr ©ee, nur nod) für ben Sauf jwifdjjen
legerem unb bem ^empjiner ©ee oor. 1 ) SBenn man als Oberlauf
besfelben mit SBigger ben Sßennewitter ^äaä) betrachtet, fo mürbe bie
Sejeidjnung Studieno auf ben oon Sübberftorf fommenben SRebenbacb
beS (enteren ju befd^ränfen fein. Snbeffen p(t man bie Tepenice
ber Saufrid)tung entfpred)cnb wofjl mit mefjr dicfyt für eine gort*
fefcung bes $ffierle-9MIenburgifd)en ©renjfluff es, 2 ) in beffen QueH*
gebiete baS S)orf STcpIife liegt. Sie Benennung Studieno mürbe
bemna$ bem ganjen SBafferlaufe oon 9teumü^le bis in bie 3laf)t beö
2Balb* unb ©umpfgebietes jufommen, burd) weld&eö bie ©renje laufen
foflte, um jenfeit besfelben bis jum ©ee Duzcin ber Rozstrambounizha
ju folgen, für weldfje jebenfalls einer ber beiben größeren 3 u Pffe beö
©ro&SCeffiner ©eeS in 2lnfpru$ genommen werben mu§ Sie Duznizha
ift unjweifelfjaft ber S3ad), burdf) melden biefer ©ee mit bcm -KeuÄirdjener
(an beffen Ufer bas SDorf 33eti| liegt) in $8erbinbung fteljt.
1 ) 1222 (W. U.^33. 282) tütrb bie curia Tunisohin (Xernpam) bis an
bie IVpenice bcm 5lntouiit^ofpitaIe öerlie^cn.
2 ) 3» 1 5$olf3mimbc finbet fic^ für bcufelbeu bie SBeaetdjmmg „S3ufotoer
$8c!" ßaljrb. 33, S. 13).
323
9luf bcr ©tredfe bis jum ©ölliner 9Jioor traf bas Stiftölanb
fpäter mit her $ropftei -Jieuflofter jufammen. Sic nörblid&c (Scheibe
bcr eljemalö bifd^öfftd^cn ©örfer $enneroitt (Äird&fpiel SBarin) unb
©ötttn (Äirdjfpiel Gualij}) fann oon bcr 1232 betriebenen ©renje
niä)t crljeblid) abweisen, mit roeldjer fie, roie Dor^tn gejetgt nmrbe,
jum £{)eil nodj genau übereinftimmt. Colenin mar jd&on eine ber
octo ville in Mikelenburch, beren 33efig 1 186 bem 33iöt|um beftätigt
nmrbe. 9lud^ bie älteften 9iadjridjten über $enneroitt madjen basfelbe
als öefi^ung beö Stiftes fenntlidj, ba 1322 ber S3ifd&of t)on
©djiuerin einige £ufen in bem 3)orfe von neuem pergab; aud& ^eigt
1287 Engelkinus, 33eft&er jroeier bifd)öftid)en Sefjnfjufen ju SBarnoro,
von Peneuitz. 1 ) ßwax betätigte 1362 §erjog 2ltbrec§t einige an
9teuflofter oerüefjene ©infünfte in vilk Penneuitte; bo$ Ratten einige
3ctt früher bie SSerfäufer nerfprocfyen, biefe Hebungen coram episcopo
Zwerinonsi. dum episcopatum regere pretendet, aufjulaffen. *)
£>er 33i|d)of 2lnbreas fjatte nämlicfy bie Sänber SBarin unb SBü&oro,
aus welchen er Durd) ben ^fanbbefifcer pon 33üloro tjerbrängt roorben
war, bamals nod) nidjt roieber in feiner §anb. 3 )
CStiua uon bem SJioore nörblid) oon ®öHin (Guolenzke lugi
nad) Sßigger, a. a. D., ©. 209) jog in nörbüd)er Stiftung bie ©renje
weiter jimfdjen ber £>errfd)aft Sßcrfc unb bem ftiftslänbifdjen Tonnen-
f (öfter 3tüljn. 3n bem Seroibmungsbriefe oon 1233, welcher befannt*
lid) nric faft alle älteren auf biefe Stiftung bejüglidjen llrfunben
letber nur auSjugSmeife burd^ bie Inhaltsangaben SlanbrianS auf
uns gefommen ift, mürbe baS Älofter uom öifdjof 33runroarb mit
ben 8i)nobalredjten über eine 3teil)e non Äirdjen, ben ^atronaten
ücrfdjtcbener Pfarren unb mit ©runbbefig botiert. S)er leßtere umfaßte
außer einigen Dörfern in ber näheren Umgebung tum SWMjn aud&
nod) folgenbc Socalitäten: Brunit mit dem Hagen, 4 ) Altona,
Diizj'in mit dem langen Hagen, so von Duzein gehet nach
Ghmiboko worts. (TO. lt.* 33. 420.)
Ser Stiftung bes langen Jagens entfpridjt am meiften ber
ftennannötjägcr 2todj (oben 9ir. 3). 2>erfelbe fann als Äird)fpiels*
grenje angefcfjen werben. SBir finben ifyn juerft auf ber gelbmarf
.ttätcrljagen (ttirdjfpiel ©ro&£effin), meld)e nur mit einem Meinen
£beil oft(id) über ü)n l)tnauörcic|t, bort roo Äätertjagen fid^ mit
£d)lcmmtn (itirdjfpiel ÜJtoifall) berührt. Sobann fliejjt er über bie gelb*
') 1H\ U.'». 4334, 1915.
J ) m. it. 53. W24, 9027; öcrQl. 9122, 10102.
'; sBcrql. bie Vlctenftücfe über biefeu (streit 1351— 13G3 (9W. U.*SB
753S it. o.).
') Heber bie Snterpuuction biefer Stelle f. 6d)t(bt, a. o. 0., S. 235, «tarn. 2*
21*
324
mar! £etmannöf)agen t)tnweg, auf welcher in firdfjttd&er Sejteljung
nod) untergeben werben: weftltdf) #of #ermannöl)agen im flirdjfpiel
©ro^cffin, weld&em au$ bie jefet ju ÄleinSien gered&nete SRüljfe an
ber SKünbung beö SBadjeö in ben ©ee angehörte (früher $ermannd*
Ijägcr 3Jlüf)le genannt), unb öftlt$ Sifc^ofö^agen (mit 2)orf
§ermannöl)agen) im Äird&fptel aMfall. 1 ) 3Jtit biefer ftrdjlid&en
©renje ftimmt bie polttifdfje, foweit wir ftc jurüdfoerfolgen fönnen,
überein. ©s !ann jwar ntd£)t mit ©id&erljett conftatiert werben, in
weld&em £ermannöl)agen 1314 £einrid& oon üMlenburg bem
SBüfeower Somftifte einige Dom Stitter £einrid(j Äetel&obt üerlaufte
Hebungen oerlief), ba es nocf) 2 anbere, ebenfo benannte SDorfer (in
ben Remtern 33ufow unb ©rcoeömüfjlen) gab. 2 ) $ür unfer $ermannfi*
fjagen (§of) fprid&t aber ber Umftanb, ba$ bie Äetelljobt in ber 9la$bar*
fd&aft beöfelben um btefe 3*it tf)atfäd)lid) begütert waren; audj) ftanb,
n)ie aus einer gelegentlichen -ftotij f)croorgef)t, ein Angehöriger befi
(Sefdjjledfjteö fpäter in biefer ©egenb jur ^ßropftei -Jteuflofter in 2)ienß«
t)erf)ältni& (f. unten), ^ebenfalls war ber Ort 1596 ein 9fte$(en*
burgifd&er SRUterfife, weldfjer bamalö (u. a. mit ber SKüljle) bem
Slbminiftrator Ulrich »erfauft würbe, jugleidjj mit bem Sauernborfe
„im £agen", bem heutigen Ääterfyagen (©d&ilbt, a. a. D., ©. 238).
@ö finb offenbar biefelben Drtfdjjaften, welche 1412 in ber SBogtet
33ufow alö £crmannöf)agen, §of unb 2)orf, unter Äirdftfpiel ©rofc
£effm üerjeidjnet finb. — 2lnbrerfeitö werben 1264 8 ) bie YÜlani
oon Hermenshagen tum bem 23ifd£)üf unter ben parrochiani ber
bamalö non Sdfjlemmin nad£) 9Jloifatt nerlegten Äird&e angeführt, unb
jwar gelegentlich einer ©renäbeftimmung für baö ^farrgut berfetten.
SMefe Säuern waren Untertanen beö 33ifd£)of8, nid)t ber ^errfd^aft
SBerle. 2)aö üon i^nen bewohnte SDorf führte fpäter, wo^l um e6
oon bem benadfjbarten £>ofc ju unterf Reiben, ben tarnen 33ifcijof6*
{jagen 4 ) unb war im Sefig beö ßlofterö 9tüf)n, weldjem eö tum ber
3eit ber Stiftung tjer geljört fjaben wirb. 1632 würbe an Stelle
beö 33auernl)ofeö ein 2Merl)of beöfelben -Kamenö errietet unb auf
bem ehemaligen ©d&uljengefiöfte ber £of erbaut, ju beffen Sldfer bie
*) SRaabe, mtllh. SBaterlanbsifunbe I, ©. 619, giebt SBifdjofäjagen (mit
2)orf §ermann$ljagen) nodj als eigne f^elbmorf an.
*) äK. U.*$. 3727. SBcrgl. 6290, toouadj 1343 illi Keetelhude de
Herme[njShaghene einem 2ßi3marfdjen Bürger öerjdjulbet finb.
*) 2K. U.*93. 1017, .Uopie öon einem SranSl'umpt be$ SBifdjofS fceraoa
föubolf (1390—1415.)
4 ) 5lmt3beridjt öon 1579: Hermenshagen oder Bischofshagen; 1633
Ijeifjt \>a$ 2)orf Nonnenhagen (S3et)er). — 2)omit ftimmen bie SifttatiouS-
protocolle überein. ^)enn 1558 gehörte jnr Äird^e SJtoifall $>ermamt3l)a0eit,
1593 bofür «ifdjofg^agen.
325
metften rauften S3aucrnfteIIcn gelegt würben, mit §injuf ügung einiger
gleichfalls rauften ©teilen von ÄleinSien. 1 ) Sa einige Sauern non
iöifd)ofßf)agen übrig blieben, ift auf biefe trieHeid)t ba& fpätere S)orf
^ermannö^agen }urüdfjufüljren. 2 ) — 3>tc Rozstrambounizha fjalte
td) bemnadj für ben §ermannöf)äger 33ad) ; Sy wanöf laz wäre bann,
nad) ber von ber Urfunbe innegehaltenen ^Reihenfolge ju urteilen,
am Oberläufe beßfelben junädjft nörblidj nom ©ölliner Sßoore ju
üermutljen. 8 )
Sie Sdjetbe beö ©ro&£effiner Sprengelö fefet ftd) fort im ©rofc
ftefftner See unb im nörbltdjen Slbfluffe beöfelben (Duznizha), folgt
l)ter alfo ftd)er ber 1232 feftgefefeten Sinie. 33on SBeften fjer fttejj
an biefe ©enmffer nrieber bie ^ßropftei -fteuflofter mit Strameufc unb
©ro&fteffin, au&erbem aud) nodj SBarnfenljagen. Sefetereö gehörte
aUerbingö bem Slofter Stüljn, roar bemfelben aber burd) §einrid)
uon SBerle 1290 ©erliefen roorben, beffen SSaf alten , bie ©ebrüber
ßetelfjobt, eö nerfauft Ratten, 4 ) raie es aud) 1412 unb fpäter immer
jum 9lmte SSuforo geregnet nmrbe. 3ln ber entgegengefegten Seite
beö Sees gehört ÄleinSien (b. i. ÄleinSEeffin) jur Pfarre 3MfaH,
roeldjer audj baö non bem 33ad)e begrenjte^Ülrifcnfjof jugejctfjlt wirb,
©ö fragt fi$, ob bie über bie beiben lefcterroäfjnten ©orfer ju ©ebote
ftefjenben gefd)t$tli$en 9tadjrid)ten fidj mit biefer ©renje in @inflang
befwben. 3)ieö mu|te verneint roerben, wenn ftleinSien, wie bisher
immer angenommen nmrbe, audj unter bem -Kamen SJtinnifc gegangen
*) ©dn'lbt, o. a. D., ©. 235 unb 236. b. ©tfmtettau beraeid&net ben
SJtteierljof f üblich »on ©eljöft §ermannSl)agen am Söac^e; gtüif^en beiben,
gleichfalls am S3ad^e, liegt „Slltljof" (eine ältere §offtette bon$ermannSl)agen?).
2 ) $Utf ber gelbmarf öon SöifdjofSljagen ift tooljl Merchowe $u fudjen,
toelddcS 1264 unter ben ju ©djlemmüt'-äftoifall cingepfarrten Dörfern sttrifdjen
§ermannSljagett unb $lein©ieu genannt ttrirb. darauf beutet ber Sftame
„bk fleine unb bie große Sftardjau" l)in, roeldjen nad) -ättittljeüung oon SBetyer
1559 ber erfte unb ber jmeite Slcferfdjlag öon SBifdjofSljagen führte. $aS
ebenfalte untergegangene Hörne fdjeint, ber Reihenfolge entfpredjenb, jmifd^en
$lein8ien unb SCßoifall gelegen %u Ijaben.
") 2>a bie entfdjeibenben &adjridjten über bie ©renje ntdt)t über baS
fünfäeljnte (refp. oieraelmte) Qa^unbert äurücfreidjen, fo ift bie 9ttöglicl)feit
jitäugeben, baß bie Scheibe beö ©tiftSlanbeS nad) ber geftfe^ung oon 1232
anfangs bem Söad^e ättrifdjen ©trameuß unb JpermannSljagen folgte unb erft
fpäter an jenes anbere ©emäffer gurüdEoerlegt roarb. $en DrtSnamen
Strameuf? leitet S3erjer üon Rostramboniz Jjer.
4 ) Wl. U.-S3. 2071. ^)aS DrtSregifter beS Urhinbenbud^eS läßt r)ier
ätoeifetyaft, ob SSarnfen^agen (3lmtS 9tü^n) ober baS tird^borf im Slmte
(Mftroto gemeint fei. 3)ie genannten SSafatlen Ratten ^toax in ber ©üftrotoer
©egenb ©üter (im lird^fpiel SBattmann^agen, öergl. ©. 296, 31. 3). es ift
aber nid^t befannt, baß ba$ bortige SSarnfen^agen jemals bem tlofter
9lü^n gehörte.
326
märe, fo bafj bicfer 1275 com dürften üon SBerte üerlteljene 9lcu-
flofterfdje Ort öftlidE) t>om See tmb S3ad^ gelegen fjaben mürbe. @ö
fjanbelt ficf) aber um ganj ücrfdjiebene Dörfer. Vsque ad agros
villanorum minoris ville Dessyn foule, wie 1264 ber 93ifd^of ner*
fügte, baß ^Jfarrgut ber Äirdfje SMfall ftd) erftretfen, unb im (Sprengel
ber (enteren lagen bamals 13 munsi in Minori Dessyn. SDerfelbe
9lame in nieberbeutfdjer gönn erfdfjemt 1381 nrieber in einer auß
Äirdjjenf djrtften non 5D^oifalI ftammenben Stufjcidjjnung, roo berietet
wirb, bafj am 3. gebruar ättartin 2Ireforo in ©nemern (weil er ben
gifdjern iljre ©arne unb SBeljre in ber „§errn 83efe" weggenommen
unb jerriffen fjabe) gefangen worben fei oor „Surfen ©efiöin 11 burdj
Dtto ßetelljobt, ben Unterpropft t>on Sieufloftcr (Seftfcer t)on &ermann8*
f)agcn unb SSogt beß ftlofterfi?) (SR. U.) &u$ bie S3ifitationß*
protocolle (1558) geben „Sutfen SDeffin" unier Stird&fptet SRoifaä.
2>aß im 33eft£e beß iUofterß SRüfjn befinbüd^e 2>orf mürbe im 16. 3atyr*
ljunbert mit S3ebe, f)ödf)ftem ©eridjte :c. jum 9lmte Süfcoro gejäljlL
(©dfjilbt, a. a. D., S. 230). hingegen ift roeber in btn -KeuflofterfdKn
Urfunben unb in ber 93ogtei S3ufow, nodj im Äirdfjfpiel ©ro&SCefpn
jemals bie 9tebc oon ftleinS'efjtn. 2>er 3tome SDHnnifc, jebenfaHfi
menbtfd&cr ^erfunft, mürbe jebodj, meil er an baß nieberbeutfdfoe min
(= fleiner) anflingt, fpäter umgeformt. Sie JteuHofterfdjje Sßritnlegien*
beftätigung pon 1362 Ijat nod) Mynuitze; im S3crjeid)ni|3 ber bifdjöf*
liefen 33urglef)ne Reifet ber Ort Mynse; im 2T)eilungßregifter ber
93ogtei 33uforo Mynitz. 2lber ba§> 9teuHo[terfd)e' $opialbud& regiftrterte
im 15. 3<iWunbert bie Süerletyung t)on 1275 mit ben SBorten:
Privilegium — super ilvnnetze, quod vulgariter dicitur dat
Ludtkedorp (iK. U.*5B. 1373 n.); ctynlid) lautet ber 9tame 1498
(Lutkeudorppe belegten in deme kerspele to Groten Dessyn),
foroie in ben SSifttationßprotocollen (Luidkendorp 1558) unb in
fpäteren SRegiftern. Sie Sage beß eingegangenen £orfeß läßt fid&
nod) jiemlid) genau ermitteln. £enn in ber ©renjbefdjreibung beß
2lmteß -ftcuHofter (1725) tjcifct eß tum ben Scheiben beß 2)orfefi
Strameufj, ba$ fic „gef)en an jnrifdfjen SBarnfenfjagen unb ©lafin
burdjj ben auß bem §üflungßmot)r fommenben SBafferlauff nadfj bem
Sütfenborffer ipolfce", ferner bur$ ein SJloor unb üerfdfjiebene
SBicfen an einen 33adfj, „fo jroifdjen TTnrnckenhagen unb btm
Lüttkendortf er fei dt läuft" :c. ©lafin unb ©trameuf, bie fyternad)
bamalß unmittelbar an äßarnfenfjagen grenjten, mürben fpater non
bemfelben burcö ©ro^efftn, mefdjeß ftd; bemnad^ weiter nad^ -Korben
Dorgefdjoben l)aben mu^ nöllig getrennt. 3)aö Sd)mettauf$e Srouitton
nennt auf biefem e^emalß Strameufeer, refp. ©lafiner gelbe: Lütten-
dorffer Holtz nad£) SBarnfenl)agen Ijin, Lüttendorflfer Moor in ber
327
9?id)tung auf ©lafin unb Sabft (oergl. bie ©fijje). SDaö SDorf lag baber oon
bcr ©ren je beS ©itftölanbcs weiter entfernt, unb baö bifd^öf lidfje ÄfeinSien
beö Älofterfi SHütjn ftanb in feinem 3ufammenbange mit 3Jltnntfe.
SDie je|ige gelbmarf Ulrifenfjof l)at ibrem §auptbeftcmbtf)eUe nadfj
urfprünglid) {ebenfalls ju ÄleinSien gehört, inbem an ber 9?orbfeite
beö Sees bie Duznizha jur 3lbgrenjung oon ©roß* unb Älein£effin
Diente, ebenfo wie füölicj) ber von Duscin auf ©lambeef gerichtete
£agen üermut^Iid) burdf) bie Kozstrambounizha in jwei SljeUe gefd&ieben
würbe. SDenn nad) Analogie faft aller äljnlidjen gätte ift anjunebmen,
bafj bie burd) ben 3ufafc „@rofe" unb „Äletn" unterfd&iebenen 3)örfer
SETcffm anfangs unmittelbar nebeneinanber lagen. 3)ie ältere £opo*
grapse fommt audj barin jutn SSorfd)ctn, baß bie SRübner SttftungS*
urfunbe, weldje an jweiter Stelle anfd&einenb einen jufammenljcmgens
btn Sanbftrid) an ber ©renje ber £errfd£)aft SBerle befdfjreiben will,
^wifdjen ben jegt burdj Ulrifenfjof getrennten Orten Moltenow unb
Dasein fein anbereö 35orf ju nennen weife. 3 U bemfelben 9?efultate
führen audfj bie über baö „SJiöndbfelb" oorliegenben 5ftad(jrid(jten.
SDiefc gelbmarf würbe nad) ber Sefdjreibung beö Jtlofieramteö SRübn
(1G54) oon bzn Sauern in ÄlemSien, SBarnfenbagen unb SMtenom
bebaut, ift alfo jwifdfjen biefen 3 Älofterbörfern, etwa an ber ©teile
von Ulrifenfjof, }u fudjen (Stf)übt, S. 237, 3lnm. 1). SBäbrenb
aber oon ben 17 lüJoltcnoroer Sauern nur 2, oon SBarnfenfjagen
nur ber Sdjulje, 2Ufer bafelbft gepachtet Ijatten, waren bie Sauern
oon ßleinSien fämmtlid) bort beteiligt. 2lud(j Ijatte ber ©djulje
biefeö Orteö bie §älfte beö ©ro&£effiner Sees in $a$t, melier ba%
ykd)t, in bemfelben ju fifdjen, mit -Jieuflofter feilte (ebb. S. 230,
237 u. 238). Um 1700 lag an Stelle beS 3ttönd)felbes ein 2Jteierf)of
beö benadjbarten SMtenow ($ir$fpiel Sernitt) (Sener), welker btn
tarnen Ulrifen()of erbalten fyabtn wirb.
S)er Scwibmungöbrief unterfdjeibet, fomeit ftdf) aus bem ©jeerpte
erfennen (ä&t, nidE)t ©rofc unb ÄletniEefjtn oon einanber. SSielmefjr
wirb mit bemfelben tarnen (Dasein) fowoljl baö ^farrborf bejeid)net,
über beffen £ird)e baß Älofter bie 2trd)ibiaconat8red&te erhielt, beren
iterfeifjung bem Sifd£)of in feiner ganjen SDiöcefe juftanb, als audjj bie
iyelbmarf, weldfje oon iljm alö ©gentium oerllefjen würbe, alfo in
feinem i'anbe liegen muffte, ©ine afjnticfje Ungenauigfe.it jeigt fid^
aud), falls 1232 nidjt ber Strameufeer, fonbern, wie ju oermutfjen,
bcr .Släterfjäger Sacb als ©renje beftimmt war, in bem oon Duscin
nad) ©lambeef fidfj erftreefenben „fangen §agcn". 2Bir fönnen nid^t
mif|cn, ob in bem oollftänbigen £erte ein Untcrfcbieb jwifd^en ber
bifdjöflidjen gelbmarf (Älein2:effin) unb ber SBerlefcben (©rofe^effin)
quo bem 3u|ammenf)ange fid} ergab. SBenn in SBiberfprud) mit htm
_ 328
©renjoertrage (1232) von Seiten beß S3ifd)ofö ober bcö fifofterft auf
(Sro&Eeffm (refp. ben weftlidjen 3Tf)etl beö Jagens) fpäter 2lnfprüdje
erhoben würben, fo ftnb fte bamtt ben Surften gegenüber {ebenfalls
nidjt burd&gebrungen. Johannes de Duscin ift 3euge W 9ttco(au8
non SBerle fd£)on 1242; ein Sftitter beöfelben 9?amenö begegnet feit
ca. 1274 ate 2Berlefä>r SßafaH unb geljort jur ftönbigen Umgebung
ber gürften. ©r wirb fid^ nad) bem $)orfe genannt fjaben, roel<|efi We
Ferren t)on SBerle, nrie u. a. Johannes de Duscin bejeugte, 1275
jugleicf) mit SKinnifc bem ftlofter Sonnenfamp übertrugen. 1 ) SBafjr*
fd£)einlid& blieben aber bie bisherigen ©igentljümer, nunmehr als SBafaOen
beö Älofterö, im SBefijje ber ©üter. ©ine £od)ter 3oljannß geborte
1291 bem -ftonnenfonüente an; bodfj waren ifjrc 6 Srüber (de Duzsin,
1300 de Descin genannt) nidjt im Staube, bie 60 3Warf ju bejahten,
meldte ber SBater t>or feinem £obe alö Sßräbenbe ausgefegt ljatte.
2Bir finben bie beiben 3)örfer balb nad£)f)er in ben Rauben einer
anberen $amilie. 2>enn 1299 uerfaufte Alexander de Duscin,
weldjer fonft immer de Zvorin fjeifct, Hebungen in SWinmft bem
Älofter, worauf 1302 er unb feine Srüber (dicti de Zverin) alle
©üter, weldfjc fte non Sßropft unb Äoncent 5U Sefjn gehabt, u. a.
Duscin, Minnizce, nor bemfelben aufliefen, mit 9Iuöna|me ber curia
nebft 3 ul & e P r / 2 ) tt>eld&e 9Heranber in Duscin befafe unb für meldte
er, wie aud£) i£;rc Crrwctynung in ber Jgebcrolle (ca. 1319) jeigt,
Sefjnöinfjaber blieb. 93ermutl)lid; ift bieö berfelbc £>of (curia in Duscyn),
für melden ber $ürft non SMtenburg 1311 Bern Älafter bie t}bf)ttt
©erid&tsbarfeit nerüef). 9Ileranber oon Sdjwerin, melier metftens
in ber Umgebung beö 33ifd)ofö twrfommt (33urgmann in Süfcoro 1284,
mit SSefifc in 2Benbifd^retf)oro 1321) war bemnad) für feine ©üter
in ber ^ßropftei -Jicuflofter 9JieHenburgifdf)er SlfterrafaK. UnuerftanblicJ
ift mir aber bie Äornabgabe, wcld&e er naej) 9fl. U*33. 2562 fowie
nadjj ber Heberolle (©. 405) non feinem §ofc Shtßcin unb SKmnifc
an ben 33ifd)of ju (eiften Ijattc ; aud£) auf bie Slnwefenljeit beö ^ßropfted
non 9{üljn bei 33erlctf)ung ber beiben Drtfd£)aften (1275) mag $in*
gewtefen werben.
£>cn nörblidfjen SHbfdjlufj ber SBewibmungen beö Älofterft 9tübn
bilbetc bau ©ebict beö flirebfpiefe Scrnitt. SDaö ©otteöfjauö, beffen
Sßatronat im Stiftungöbricfe bem ftlofter in Sfuöftd^t geftellt nrirb,
>) W. lt.»«. 1350, 1682 u. ö. Sie Dörfer be$ tarnen* Seffht (in
ben itirdjtyielen Ütetgeuborf, ,3aIjren«borf, £öbberfen unb Xeffin) unb $effin
(ftirefifpiel s 4>refttn) lagen fämmtlidj aufcerbatb ber §errfd)aft SBerle. SRur
©rofr unb ftleiuie jfin (iiirdhfpiel SBcflüt unb Äratom) fönnten neben bem
ßlofterborfe norf) in ftrage fommen.
*) m. U.*23. 2109, 2018, 2562, 2775.
329
fd)cint nad) 3af)rb. 22 (S. 314) nodE) SRcfte bes alten SaueS bis
l)eute bewahrt ju Ijaben. 2)er Sprengel erreicht bcn S3ad& mit
5Mtenotu, bem cinjigcn, aufeer bcm Äirdfjborfe, nodf) eingepfarrten
Drte. 1 ) 3fnbircct ergiebt ftd^ biefer 3 u Tötnmcnf)ang fdtjon aus bcr
ent> ahnten llrftmbe über baS 9Mfatter Sßfarrgut. 2)asfelbe follte fid&
jwar erftreefen usque ad agros villanorum ab uno latere Moltena;
unter ben parrochiani werben aber bie 33eroof)ner biefeS 2)orfeS
nadjfjer nidjt mit genannt. 3enfettS bes ©eroäffers ift ©nemern
(fttrd)fptel 33erenbsl)agen) 1320 unb 1327 als $reenfd)es (gut fennt*
lidfj 2 ) unb würbe 1383 t)om §erjog an SBerner Sljefow t)erlie^en
(2JI U.). ÄletnOnemern fommt in früherer 3 e ü ntdjjt üor (1412
£of unb SDorf ©nemern).
9tadf)bem ber 33ad& baS Stloftergebiet Dcrlaffcn f)at, bilbet er aud£)
fernerhin bie SanbeSgrenje, weldjje ftdjj im SfteuÄirdEjener See fortfegt
in Uebereinftimmung mit ben bis jefet erhaltenen $elbmarffdfjetben.
3unäd)ft trennt bie Duznizha audjj nodjj bie ftirdjfptele non einanber:
©ro&@ifcf)ow (ÄirdEjfpiel 9teu$ird)en) ift baS 33orf Gissecow, in
weldjem ber 33ifd)öf 1320 ©eridfjt unb S3ebe üerpfänbete, wäbrenb
nad) Scrcnböfjagen (beffen Sirene nad) 3af)rf>. 19, ©.331, nielleid&t
fc^on im 13. 3af)r^unbert eriftierte) ©olglas (juerft 1358 erwähnt
als Dolghelize) unb ber §of Ghissecow (SHein©ifd[jow) eingepfarrt
waren (Siogtei Sufow 1412). So foflte audf) nadf) bem Süfcower Sanb*
bud) (1580) ber „©ifdfjower 33ad)" gürftentfjum unb 33istfjum Reiben
unb ber &of im gürftentfjum liegen: für 33efiß im Sorfe waren
im 16. 3fa Wunbert bie non Stralenborf bes 33ifd)ofS SefjnSmannen. 3 )
3n il)rem weiteren Saufe jiefjt fid^ jebocl) bie Sßaffergrenje quer
burd; bas Äirdjfpiel -KeuÄirdjen, jwifd)en bie gelbmarfen
im Stiftslanb:
S3iejen, SReinftorf, $enjm.
in Sßerle:
3ürgensl;agen, s Jieußirdf)en, Älein*
Öelifc, ©eloro.
Clevena, beffen £ufen im 14. 3aljrf)unbert an bie Sauern in
JUejen uerpacfjtet waren unb bafyer in biefem £orf untergegangen ju
fein f feinen, würbe 1280 oom SBifd&of an baS SomcoHegiatftift &u
SUtfcow uerfauft. 4 ) 3fn JReinftorf, welkes gleidj SSisen fpöter ein
XMauemborf ber StiftSritterfdjaft war (Sdjilbt, S. 214), Qatte baöfelbe
Stift fd^on 1248 von Sifd^of SBil^elm 9 §ufen cum omni jure
l ) ^ifitationöprotocofl 1540: SBorntjbt — jum ferfpel gebort 9ttottenau.
2 m. iL- 93. 4208, 4879.
u ) m. lt.. 93. 4198. 3al)rb. 28, @. 209, 3tnm. 2 (bergt. Scfjilbt,
a. a. C, S. 213).
4 ) m. U. • 93. 1547 (bap bie ©loffe be3 SBüfcotoer fciptomatarS). 9iac^
^aljrb. 50, 3. 192, tag Clevena 7* 9Keile fübtoeftfid) bon Oleiuftorf.
330
erworben, lieber ^enjtn liegt eine Urfunbe t>or, nad& welcher 8 bortige
$ufen cum piscaturis adjacentibus uttb bie §cilfte befi 9leuÄirc§ener
Sees (beffen SBeftufer bie gelbmarf bcriifjrt) 1318 twm Sifdjof oer*
pfönbet waren; a(ö helfte der se, de licht to Pentzin wert,
wirb berfelbe Seeantfjeil 13G4 bcjeidfjnet. 1 ) — 3" Sürgenöfjagen,
auf ber anbeten Seite be§ yadEjcö, fel)cn wir hingegen baö 3Kötljittn,
weld&eö 1284—87 über einige Crinfünfte bafelbft (annona et deeima
unb 33rüdfenge(b) oerfügte, feine §errfd)aftßred()te ausüben. SBiehneljr
würbe 1331 baß ganje £orf unb ber #of ju Jordenshagen oor
bem §erjog aufgeladen. 2 ) 1375 tjerfaufte es ber bamaligc 93efißer
bem Sd&weriner (Stifte (2ft. lt.* 33. 10708) unb, nadjbem cö oon
biefem ber Slbminiftrator UlridE) eingctaufdfjt fyatte, würbe C8 ber
SSogtei 33ü£ow einoerleibt (Sdfjilbt, ©. 172). grüner erreid&te mit
biefem SDorfe bie erweiterte SBogtei 33u!ow (1412) im Often i^ren
Slbfdjlufe. 3Kit 9ieuflird£)en betreten wir bas ber S3urg ©d&roaan
nerbliebene (Sebiet. SDlit biefem SBcrfcfcben Drte fjangt wa^rfd^cinlicj
Judita de Xicnkerken jufammen, weldje fiä) 1244 unter ben
©rensnadjbaren beö Älofter^ofeö Satow befinbet. 1368 oerliefj ber
^erjog \>a% ganje SDorf unb ben §of (de yn der yoghedye to
Sywan ligghen) mit tjöd^ftem @erid)t unb S3ebe an feinen S3afaHen
Beuneke Alolteken van der Nyenke«kea. 3 ) Sine SSefeftigunfl
an ber ©renje war bie im 3faf)rb. "l B, <S. 32 unb 9 B, ©. 406
befdfjriebene SInljoöe ju -JieuSlirdfjcn (nad& ber SReinftorfer ©djjetbe
Ijin, na^e bem Sadfje gelegen), naä) bzn gefunbenen Ueberreften ju
fdEjliefeen wo{)I als mtttclatterlidfjer SBurgroaff ju betrachten. SMeinöelifc
(ogl. Byalz 1232) war jebenfalls im öefi^e ber oft bei ben äReften*
burgifdjen gürften genannten äRoltle de Belitz (fo 1328 4 ), unb in
Selow verlief) ber gürft üon SBerle 1277 ba& ©gentium oon
4 Vi &ufen; 5 ) mit ben beiben Dörfern war auä) bie ju iljrer Ufer*
ftrerfe gehörige öftlidfje £älfte beö fpäter nad& ^euÄir^en benannten
*) M. U.'SB. 010, 3974, 9223. $er 1318 a!£ stugnum prone Nigen-
kerken bc^etc^uetc See fdictttt bie fteibmarf tivn Weufttrdjcn felbft cbenfotoenig
tute fjeute berührt 51t fjaben.
2 ) W. U.«55. 1759, 1852, 1904, 5205.
8 ) 9JI. ll.^SÖ. 9781, üci'ßt. 887G.
') £a£ Keine über beu Unterlauf bc3 Ladies fjiuauSrcidjeubc ©tücf bou
53cltt lutrb iirfprüitgüd) 3U 5>citäiit geliört ijabeu. SSieKeidjt ttmr bieS ber
Steter ber 3 ^cn^tncr SBauteutc imb 3 .Uoffatcn, toetdie, nadj bem $ügofter
üaubbud) (8d)ilbt, 3. 173), öou ben lUoltfc nngefo'djten tcurben, obwohl
„Uüge diente nid)t flebeufeu, bofj SJtoitfcu barau iielmbt."
'■) s ))l it. = 33. 1932. $ic fpäter ^iim ir>0()) fjtn^ugcfügte ^orrectur (20
Seloiuer refp. 10 Hombfcr &mfcn) berul)t, lute 9Ji. lt.* So. 3517 jeigt, auf
^crwccf)fclimg mit ber ftatyl ber ciitfommenben ^römt tforueS.
331
Secö Byalz uom Stifte auägefdjloffen. 1 ) S3tc £mfen in ^teuföircfyen,
SBeüjj ttnb ©eloro, über roeld)e 1270 bic *ßräbenbenorbnung bcö
öügorocr ©omeoflegiatftiftes nerfügte, lagen alfo nid)t im Sanbe
bcö Hfdjofö; übrigens fdjeint eö fid^ in btefem §aHe nur um bie
3el)ntcn von jenen §ufen, nidjt um ben ©runbbefifc geljanbelt ju
Ijaben 2 ) — 2luf bem gelbe üon Selon) follen (3(af)rb. 7 B, ©. 58)
3 fcöfe, beren Manien unb ehemalige Sage ben 33eroot)ncrn nod) genau
befannt fei, roetyrenb beä brcißigjäbrigen Äriegeö untergegangen fein:
■Kienfyof, mit SUrdje unb Pfarre (?), in ber 9iäf)c von SUetn33elig,
ferner ©ieneröbof unb ^aicljof, über beren Sage -ftäljereö nidjt mit*
geteilt inirb. SBenn biefe Drte, oon benen anberroeitig nid&tö befannt
ift, im 16. 3aljrf)unbert jum (Stiftölanbe gehört ptten, mürben fie
Jebcnfallä im Süfcoroer Sanbbudje erroäbnt fein.
2>en jetzigen Umfang beö Äird^fpieleö -JieuStirdben jeigen audj bie
Sifüationöprotocolle, mit roeldjen fdjon bie unrjollftänbigen 2lngaben
bcö §ebercgifterbrucf)ftücfeö übereinftimmen. 2lber febon im 13. §abr*
Ijunbert fiel eö auf, ba% fykv bie fird)lid)en ©renjen oon ben politifdjen
abnridjen. SDic 2lugnal)me von ber Siegel \)\n$ nermutljlid) mit ber
Sljatfadje äufammen, bafc baö ^atronat über bie Jürdje beö Sßerle*
fd)cn Dorfes uom Sifdjof in 2lnfprudj genommen mürbe, weldjer
bicfclbc 1248 bem Süfcorcer ^omftifte übertrug taliter, ut persona
sit cimonieus, sustentac ; ooe coirpetenti vicaro reseruata. ^n
einem 1291 super questione juris patronatus in Nyenkerken ab*
gcfdjloffenen äJerglcid) lieg £einridj uon SBerle bem Sifa^of bie freie
äßatjl, ob bie bortige Slirdje cum omnibus villis, tam nostri districtus,
(jiiam etiam de terra sua, ad eam hactenus pertineutibus per-
maneiT debeat inclecisa, uel ipse suas villas ueüt ab eadem
ooclesia remouere. SBcnn ber Sprengel ungeteilt bleibe, folle ber
jebcömalige ^leban bem 93if$of jä^rlid) 10 SJtorf entrichten — auf
biefe Summe wirb fid) bie ©tnnafjme beß mit ber Sßfarre auögeftatteten
Tomfjerrn belaufen baben — für bie £ufen unb 3 e ^ n * cn ^ quitus
eadem eeelesia dotata fuerat de redditibus episcopalis mense.
ätfenn er hingegen bie 3)örfer beö districtus Butsowensis non ber
Mirdje trennen will, fo foll bie lejjtere aller 93erpflid)tungen gegen tfjn
') Wad) bem Sanbbudje (Sdn'lbt, S. 168) foU ber (See fein „fjalB Surften»
tlmmd uub I)nlb Stifte. 2)te WMthn unb $au§ Sdjtüaan brauchen iljn
Viflleicl)."
- In Sclow X mansos fycifjt c$ 1270, in Zelow deciniam decem
hi;m*oniin in ber iöcmibmun^urhmbe beö 2>omftifte3; and) in ÜNeu&irdjen
UMivbtMt bnmal* uom ©ifrfjof #cl)ntcn tterliefien, mansi cum omni jure
l)hia,eqen nur in fotrfjeu Dörfern, bit unter feiner $errfdjaft ftaubeu ('Stein«
Danen, ^a)c, tteinftorf) (SR. U.-». 1178, ücrgl. 1852; 610).
332
enthoben fein. Sßeldfjem bor beiben 93orfd(jläge aber ber 93ifc^of audjj
juftimmen wirb, bie ^atronateredjjte f ollen fünf Hg für immer bem
gürften bleiben. 3)er S3ifd()of wirb fidj für bie erfte SHternatioe
entf djieben fyaben, benn bie 4 ©renjorte beft (Stiftes blieben in ber
golge mit ber im übrigen SBerlef d)en ^ßarrod&te üerbunben. 1 ) <5k mujj
baf)ingeftettt bleiben, ob bieö ben urfprünglidjen Sßfarrgrenjen entfprad)
ober ob bie Dörfer beö Sanbeö Süfcoro, um jur Dotation beö *ßfarr*
infjaberß beizutragen, t)om Stfd&of erft fpäter ber oon tfym ju Der*
leifjenben Äird&e fjinjugelegt waren, fo ba% anfangs bie ©prengel*
eintljeilung audjj £)ier ber politifd^en ©renje 9tedjmmg getragen ^aben
nmrbe. 2 )
äfaf ber ©tredfe oom ©ee Bvalz biß an bie SBornoro nrfrb
1232 eine SKeilje ferner ju beutenber ober überhaupt ntö&t meljr
ftrierbarer Socalitäten angegeben, ©inigen 3Inf)alt für ben ungefähren
Verlauf ber alten ©renje geroäljren aber bodj bie fpateren $eQ>föeiben
ber bifd£)öflicl)en unb SBerlefdjen Dörfer. £)ie Scheibe jroifc&en genuin
unb Selon) sieljt ftdfj, bie Stiftung beö Unterlauf eö ber Duznizha
unb beö fang geftreeften 9teuÄtrdjener ©eeö beibefjaltenb, no$ eine
Strecfc rucitcr f üblich . SDarauf fegt roieber bie ©prengelgrenje ein,
inbem baö Jlirdjfpiel Süfeom (mit Sangcn^redEjoro, Sßarforo, $ßaffm
unb bem Süßoroer Stabtfelbc) an Selon? oon Süben f)er, barauf an
bie Dörfer ber Pfarre Äambö (^atfc^oiü, Äambö unb griebridfjöljof)
binantritt.
3n Teutsch Treehow, b. i. Äirdjjborf SangenSJred&oro, 8 ) vtu
fdfjrieb 1287 ber 33ifd(jof an bie 93abbe, 33urgleute ju Süfeoro, 6 e$e»
malö t>on @berf)arb SMtfe befeffene £ufen, „so von alters
1 ) m. U.-8. 610, oergl. 1178; 2121, öergl. 6051. — 1352 madjte
nneber ber 3>ecan ber 93üttomer Hirdje bie 5$atronat$red)te geltenb, toä^renb
1353 §er3og SÜbrcdjt erf lärtc , bajj feinem SSafalleu $eje Don S^ntin ebestfo
toie früher beffeu $8orfaljreu ba3 ftirdjleljn jufomme. $er (Streit tarn etibti$
äitm 9lu*trag, iubem %t%t 1367 bie Pfarre gegen SSerpflidjtung gu einer
eeelenmcffe bem 3>omftifte fdjenfte (9tt. U.-Ö. 7676, 7734, 9612, 9627).
2 ) me 3aljrb. 7T> (3. 58, 59) mitgeteilt mirb, lag ber @age nadfr «tf
ber SBieseuer ftclbmarf ein iiird)' unb Söaucrnborf (in toeldjem ©djilbt,
3. 214, 9lum., baö frül) untergegangene bifdiöflidje Clevena oermutljet) unb
war auf einem bortigeu s Merftücfc uaef) üftcuftirdjeuer $farrinfd)riften w e$e»
malen ein alter Ätrdjfatfjen" gelegen. £iefe Wadjridjten fiub inbefjen für bie
tücit äurücfticgenbe Seit, um luelcne es ftrf) Ijier Rubelt, toofjl mdjt m Der*
merken. — (Sine Filiale beö jtemlidb umfangreichen Äirc^fpielS 9^euÄird^en
mar uadj Sdnlbt, 3. 173, in s 45en5iu.
s ) 1329 {m. lt.««. 5046) beftätigt ber SSifc^of, bag in villa Dudeschen
Trech<jw, situ infrn terininos parrochie — ecelesie Butzowensis ein &irt$>
fiof unb eine ftapelle gemeint merbeu füllten. Sagegen 1321 Slauicalis
Trechowe (Tl. U.*«. 4254). 1593 (SBifitatiouöprotocotQ »erben beibe Dörfer
alö Sangen* unb Äur3cnXredjom uuterfc^ieben.
333
lehoguter gewesen." (9R.U.-93. 1915, Slanbrian.) ^arforo, roeldjeß
biß 1370 nur in einer Urfunbe oorfommt (1302), wirb Ijier oom 33if$of
atß ©renjort beß an bie ©tabt Süfcoro oerlieljenen (untergegangenen)
Cernyn namhaft getnadjt. *) ®ine ©rfjöfjung in einer ju $arfon>
gehörigen SBtefe ift auf bem Sdjmettaufdjen Srouißon (an ber ©d&eibe
nad) ©eloro Ijm) alß fr Borgstäde lf notiert.*) Ueber Partzin (sita
infra terminos ecclesie Butzowensis) waren 1329 bifd)5fftd)e
93afatten bie domini temporales siue censum ex ea pereipientes.
Sdjon 1236 ^attc, nrie Slanbrian berietet, SBrunroarb bie ©djeibe
beß Süfcoroer ©tabtfelbeß am linfen SBarnonmfer gefefet an bie ©renje
ber SDorfer 9tüljn, (Steinsägen, Sfteuenborf unb an bie helffte des
Morasses vom dorffe Zarnyn vnd in die helffte dess Morasses
oder luhes von Partzin. 8 ) Offenbar foDte biefe ©renjlinie, wie
bie Reihenfolge ber Drtßnamen jeigt, im ©üben an ber SBarnoro
bei 9tüf)n beginnen unb im Sorben ber ©tabt jum gluffe 5urüdf*
fefjren buxä) ben ©umpf oon Sßaffin. Sefeterer mufj bafjer füblid)
com SDorfc ^Safftn ftd) biß an bie SBarnoro erftredft fjaben, fo baJ3
bie [übliche Hälfte ber ©tabt juftet, bie norblicfje hingegen bamalß
nod) auögefdjloffen roar unb üermutljüd) bei 5JSafftn nerblieb. 4 ) (So
gefjt aus bem ©efagten fjeroor, baJ3 hinter ber Sftorbgrenje beß ©ttftß*
lanbeö, roie nur fte auß fpäterer 3 e ü fennen, biejenige ber früheren
Safjrljunberte aud) fjier ntdjt jurütfbüeb.
J ) 9Jt. U.*$. 2789: Cernyn, sitam inter ciuitatem ipsam et villam
Perkowe. lieber ba* eingegangene $orf (in ber 9*öJ}e beS ©üfcoroer ®ee§)
f. eajilbt, o. a. £)., ©. 151 unb Hunt. 1. Sind) 2R. U.-SB. 456 ift {ebenfalls
biefeS am linfen SSamotoufer gelegene Cernyn gemeint.
*) $ie 2lnna^me SBetyerS, melier mit föüdfidjt auf ba3 in biefer ©egenb
untergegangene ^attj^of in jener SBurgftätte bie Howborch oermutljet, too
1327 ftürft £etnridj eint Urfunbe aufteilte (datum in castris Howborch,
m. U..«. 4«51), fjatte icb für tttoa* gewagt 2lud) ift £aroljof, toie oben
bewerft, auf ber Selbmarf bon ©eloro ju fudjen. 2)a3 Urfunbenbud) erflört
Howborch als $ol)e S3urg bti SBüfcoro. 1264 aber Ijeifjt biefe mons Sclem-
minerborgh. (SN. U.-©. 1017.)
•) SR. U..©. 5046 n unb 456.
4 ) $a3 untergegangene ©aljlen, nadj ©djilbt (@. 174 unb Sinnt.) linfS
am SSege oon Söüjj oto nadj $affm unb in ber fjolge ganj ober größtenteils
in £orft aufgegangen, fäeint Ijiemad) fo gelegen ju |aben, t>a% e$ ben 8"'
fammenbang jnnfdjen $afftn unb bem Sudje oon Sßaffin nidjt unterbrach-
Die (Sjriftenj be$ $orfe$ läßt ftdj, toie idfj glaube, fd&on für ba$ bierjeljnte
Jatyrljuubert nadjtoeifen. 2)enn bifdjöflidje Safallen ftnb 1329 Baroldus et
Nicolaus — in villa Bolen morantes; unb 1337 wirb Speckin, qui mora-
tur in villa Bolen, ju SRoftocf üerfeftet. $a$ DrtSregifter be« Urfunben-
budjc« beutet ben Ort als ©ölenborf (fübl. öon ©ülje); bod^ ^eißt biefeS 1298
villa Bolendorp. 1593 Baien im tfirdjfpiel ȟjoto (SBirttation^protocoll).
_334
hingegen gehörte Äambö (in beffen gclbmarf baö fpater angelegte
griebridjöljof von ber ^affiner Scheibe Ijer einen tiefen ©infdjnüt
bilbet) jur £errfc(jaft SBerle, ba gürft £einrid) 1287 jugleid) mit
bem oben ermahnten 23efi& in bem nahegelegenen Selon) 2 §ufen in
C.impze oertief); (Äambö bei Stöbet lag im Sanbeötljeile beö gürfteu
Stticotauö). 2)a ber iWoftodfcr 3of)ann grife 1268 roie in anberen
Äirdjcn beö nörblicfcen s DtefIenburg aud(j in Campiz ein Scgot fiiftete,
o mu& bic bortige STivdjt fdjon ooiljanbcn geroefen fein; audj Unter*
udjungen über ben Sauftü beö ©otteö&aufcö führen in ba$ brennte
3a()rf)unbert jurüdf. 1 ) lieber 4 &ufen in Tatseoowe verfügten
1350 — 1372 bie (SJcbrüber Berincle (Bercliiigke), ein gamüienname,
roeldjcr in unterem Urfunbcnbudjc in früherer 3eit feör roenig »er*
treten ift (breimal oon 1272 biö 1316). 3lber im Sagerbudje . beö
Stiftes ftnb illi de Herclhiije mit ©fitcrn (ßetynten) in Campze
unb Litzeeowe (Sctföoro), ' alfo in Dörfern beö gürftentljumefi,
regiftriert. *) 3lud) ber llmftanb, bajj 1285 33ifd)of unb Somfopitel
proprio täte in rille Paruuni Grenze cum fumlo suo et deeimis
bem ttloftcr Soberan oerfauften, fönutc über ben Verlauf ber ©renje
3n>cifcl erregen, wenn nid)t 1283 bie Ferren oon SBerle uillam
nustrain Partium Grenzce cum - jure et jiulicio bem 9Ibte Der*
äußert Ijättcn; baö SBMjum ()aite bemnad) bort nur baö @igen*
tf)um, nidjt bau dominium. 3 ) ^m ftürftentljum SBerle lagen nad)*
tueiölid) aud) tfJro&CSrcnj (127S), SJorbecf (1285), Setf^om (1301),
öanboro (1274). 4 )
$crg(cid)en wir mit biefen £()atfad)en bie Drtöbeftimmungen beö
( s 3rcnjoertragcö, fo ge()t aus legerem junädjft fooiel mit ©idjerfjeit
Ijcroor, baß bic Scheibe beö Öanbeö ^üfcoiu bem 23adj (rivus Grentze
134-1) nid)t folgte, lueldjer, als gortfeßung ber Duzuizha, nalje ber
Stelle, mo biefc in ben s Jicuftird)cncr See cinmünbet, benfelben in
entgegengefcjjter Saufridjtung roieber oerläßt, um bei Sdjroaan bie
SBarnoro nu erreidjen. £enn oom See Byalz fofl bic ©renjc loeiter
gcl)cn in Priodloi (.J'ljal, nad) Stüfjncl S. 146), welches ist zwischen
.lazwini vnd Wanowc nio^ili (£üigel beö Wan, ebenba S. 155).
üöetjer, weldjer iool)I mit 3ied)t bie ^luralform mugili auf Jazwini
unb Wanowe jugleid) bejiebt, ücrmutljctc in benfelben anfangö jroei
(3rabl)ügel bei Matclbogen, beutet ftc aber fpätcr alö §ügel überhaupt
unb meint, alö (Srenjlinic Ijabc baö fdjmate, tiefe SBiefentljal gebient,
') m. U.-$. 193*2, 1153. Jaljr. (> V, 3. 87. u. 27, 3. 207.
s ) W. U.-«. 1252, 1513, 3843. 3ap, n. a. C, VIc, 3. 124.
8 ) iW. U.' s ^. 175*0, 1(508. Witter Alben» «U» Uiviis 1272 beim 93if4of
(M. U.-^. 1252, »erflt. 610. 007, 1852\
l ) 3)e. U.'». 14(>4, 1817, 2762, 1324.
336
roeldjes ftdj von ber ©übfpifce bes ©eeS gegen S£red)oro fjmjiefie, unb
meinem no$ fjeute bie Scheibe jnrifd&en ^enjin unb £re$oro einer*
fettö, Selon) unb ^arforo anbrerfeits folge (9Jiaterialienfamm(ung).
2)a& bie Urfunbe biefes £ljal, foroett es jnrifdjen ^enjin unb Selon)
ftdj erftredt, nrirf lid) im ©inne fjat, ift fd^on barum feljr u>af)rfd)einlid),
weil beibe gelbmarfen bereits burd& ben ©renjfee Byalz (1232)
getrennt ftnb. 2ln ber ©djeibe tum Selon) unb ^arforo bog aber bie
©renje beS ©tiftslanbes, nad) ben heutigen gelbfdjetben ju urteilen,
aus ber bisherigen füblidjen 9?td)tung fdjarf na<| Dften um. 2)a
nun gerabe f)ier, an einer jur Orientierung beS ©renjjuges geeigneten
©teile, auf ber einen ©eite bes Saales ein Hünengrab, auf ber
anberen ber „©teinfiftenberg", gleichfalls mit einem §ünengrabe,
befd&rieben 3af)rb. 14, ©. 309/) fid} beftnbet, fo ift melleidjt an biefe
beiben Socalitäten ju benfen. Sie nun folgenbe, bur$ den kleinen
See unb zwo vermalete Eichen bejeidjnete ©treefe n)irb bie 33er*
binbung f)ergeftellt fjaben mit ber großen Siieberung, non roeldjer
{ebenfalls bas 33rudj oon Partzin einen £f)eü bilbete. £ier ftnb alfo
Machnaci lug, Trezstini lug (Sumpf beS Machnac unb ©d)ilffumpf
nad) Äüfjnel) unb Myriewo ju fucfyen, von melden aus bie ©renje
beim £olj Lang bie SBarnou) erretten follte. 2lud^ bie ^ortfefeung
berfelben jenfeits bes gluffeS bis jur Sftebel Ijin fann non ber fpäteren
nid)t roef entließ cerfd&ieben gcroefen fein (nergl. Safyvb. 28, ©. 210).
@s mar anfdjeinenb feine neue ©renje, meldje 1232 gejogen
mürbe. 2 ) ©enn in bem roeftlidtften Sfjeil beS Sanbes Süfcoro, melier
früher ju 3Mlenburg gehört l)atte unb ber bur$ bie SercibmungS*
urfunbe bes ©d^roeriner ÖiStljumS erworbenen terra Butessowe balb
nad)f)er jugelegt rouvbe, finben mir 1178 Warin, 1186 (Venin
(©öllin), roäfjrenb es ber gürft mar, von meinem mit bem benadjbarten
Cuscin unb beffen Umgebung 1219 bas Älofter ©onnenfamp aus*
geftattet mürbe. 3n bem eigentlichen Sanbe 33üfcon) mad)cn jroar bie
Senubmungsbriefe feine Dörfer namhaft; fomeit ftd) aber in ber &\t
vox 1232 über bie beiberfeitigen ©ebiete SRac&rid&ten finben, ift
feine 2lbroeidjung non ber fpöteren ©renje bemerfbar. Bertoldus
*) 2luf bem gelbe üon £angen£redjoro, an ber <5d)tibe üon $arfon)
unb Seloro.
2 ) SBetjer (Sammlung) üermutffet, baß ba3 ßanb Söüfcoro urfprünglidj
hi$ an ben bei <Sd)tüaau ntünbenben S3ad^ fid) erftrerft fyabt, tt»eil ber 9*ame
beS ftluffeä forooljl nad) beutfd)er, als auä) nad) flaüifdjer Ableitung „öJrcn^e"
hebeutet (cf. kneze graniza = §crreugreuje , SUi. U.*S3. 114, 247). OTer*
biugS liegen fomofyl bie Dörfer ©rof$- unb ®lein$renj, al3 auefj $ird)e unb
Söurgplafc üon Odjroaan füblidj üom Söadje. Urfunblidjeä liegt aber über
eine foldje ©ren^e, bie in älterer Qett einmal üor^anben getuefeu fein mag,
nid)t üor.
336
de Trechow wirb 1229 beim 93ifd&of 33runroarb, ein 9titter Henricus
de Gnemare 1223 beim gürften S3urn)t) erroäljnt. SDaS jefct nur
burd& ein 6tüdf SfteuÄirc&ener gelbes non ber Duznizha getrennte
SDorf Sßofrent, (villam hereditatis sue) naljm £einridfj 33um») im
9luStaufdfj gegen bie Satoroer 3e')ftten non Srunroarb ju Seljn (dans
eam in episcopatum). Sßurbe auf bie[er 2Berlefd&en, aber com
33ifcI)of ju Seljn geljenben gelbmarf an ber Sd&eibe bes ©tiftslanbeö
bie nova ecclesia gegründet, über beren Sßatronat fpäter jtdfj bie
oben berührten ©treittgfeiten erhoben?
©S ift nid&t bie befprod&ene ©renjbefd&reibung allein, roeld&e ber
Urfunbe t>on 1232 für bie Topographie Sebeutung oerleifjt. 3)ie Urfunbe
beftcljt aus jroei Steilen : 3 u fläd&ft bef ennen bie gürften, ba& jie alle Siebte,
bie fte gehabt baben mögen am Sanbe Butessowe, unter ber Sebingung
an ben 33ifd(jof abgetreten Ijaben, bajj biefer in feinem Sanbe ein
Äloftcr erriete unb bemfelben 100 £ufen julege; bann erft roirb,
damit auch kunfftig kein streit der grentzen halben einfalle,
bie Scheibe feftgefefet. Sie gragc naclj öem Urfprung ber Siebte,
roeldje bie gürften am Sanbe 93ü§oro beanfprud&ten, märe naclj 3a§rb. 28,
®. 205, baf)tn ju beantworten, bog raaljrfd&einltdj bie 93ebingung, ein
Jtlofter ju grünben, bereits bem S3ifd)of S3erno gefiettt roorben fei,
gelegentlich ber ©rroeüerung, meldte bas ©tiftslanb nadf) ber faifer*
lid&en Urfunbe oon 1181 burd) ^einrieb ben Söroen mit 3uftimmung
Sßribislaos im Dften ber SBarnoro (im Sanbe Sßerle 1186) erfahren
Ijabe. £iernad(j mürben fid) bie prätenbierten Siedete ntd&t auf bas
ganje Sanb 33üfeon>, fonbern nur auf einen urfprünglidE) jum SBurg*
bejirfe Sßerle gehörigen Sfjeil besfelben bejogen Ijaben. 1 ) 9lus ben
ßlanbrtanfcljen Stegeften lägt ftd^ biefe SÄnfdjauung inbeffen, mie idfj
glaube, nidj)t rechtfertigen, auclj abgefefyen oou ber unflaren Stoße,
meiere in ber 33eroibmungsurfunbe bie ©d&enfung im Sanbe Sßerle
fpielt, oon ber es jroeifelfyaft ift, ob fie Jemals in ben 33eftg beS
©tiftes gelangt ift. Slllerbings E^atte fdf)on Serno bie ©rünbung
eines ÄlofterS in 33ü&oro begonnen, biefelbe jebodt) nid&t jur SluS*
füljrung gebraut (2ß. U.*33. 417, 420). 3)ie Sebingung fann trofcbem
fel)r roofjl 1232 oon ben dürften juerft auSgefprodfjen roorben fein,
um halb nadf)ljer burclj Die S3emibmung bes ÄlofterS 9tüf)n in ©r*
üllung ju gefyen. S)ieS mochte um fo billiger erf feinen, ba u, a.
ür bie gelbflöfter S)oberan unb ©onnenfamp bas ©ebiet ber dürften
in 2lnfprudfj genommen mar. 3)ie Slngabe, bafe fdfjon SBerno jur
3lnrid^tung eines ÄlofterS t> er pflidfjtet gemefen fei, ftnbet ftdfj
Saljrb. 8, ©. 3, unb mirb 11, ©. 59, roieberljolt; bo<^ ift ^ier
m. U.-S3. 134, 141.
337
33crno mit 33runmarb (331. U.*93. 498) oerroedjfelt roorben. 2Beld)e
2luffaffung man fpätec t>on bcm Umfange bcr 1232 fürftlidfjerfeitö
aufgegebenen 2lnfprüd)e fjatte, get)t auö ber 3Snl)alteangabe ber
Seftätigungöurfunbe tjeroor, meiere 1239 33if$of griebrief) bem
ftlofier SRüfjn aufteilte (3K. II. ^S. 498). §ier Reifet eö, {ebenfalls
mit S3ejug auf ben raenige Safjre Borger abgesoffenen SBertrag,
Sirunroarb fei jur ©rrid&tung beö Älofterß oerpfüd&tet geroefen, weil
mit solchem bescheide das land Buzhiowe der Kirchen oder
Stiffte Zwerin gegeben worden, das der Bischoff ein Closter
darin bawen solte. £ätte es fid) 1232 nur um einen burd) frühere
Sdjenhmg (1181, refp. 1186) erworbenen £l)eil beö Sanbeö 33üj$oro
gefyanbett, fo märe audfj bie am Sdtfuffe ber fürftlidjen Urfunbe ^inju*
gefügte Ueberlaffung ber jroei Dörfer am flauer See nidjt ju oerftetjen,
roeldje bodf) fdf)on 1171 jugletdfj mit ber terra, que uocatur Butissowe,
üom ^erjog öeinrid) bem Söroen oerlie^en roaren. 1 ) S)ie &errfc&afto*
rechte, meldte 1232 bie benachbarten dürften abtraten, werben ftdj htm*
nad) auf bie 33urg 93üfcoro mit bem ganjen bamalß tjinjugeredjneten
Sanbe bejogen {jaben. 3)afj überhaupt berartige 5ßrätenfionen erhoben
mürben, entfpradj freiließ nid)t ber ftaatsred&tlidden Stellung beö Stifts*
[anbeö, ba baöfetbe buxä) ben Sadtfentyerjog als Stettoertreter beß
Äaiferö bem 23ifd)of übertragen mar. 2 ) SDafc aber gerabe 9ticolau8
unb £>einridE), benen raenige 3a^re früher bie S3urgen Sßerle unb
Dioftorf jugef alten roaren, mit folgen SÄnfprüd^en t&atfäd&lidE) fjeroor*
traten, mürbe oerftänbltd&er, menn mir annehmen bürften, eö fjabe ber
S3ejirf 33üfcoro in ber SÄuöbe^nung, mie er 1171 bem Stifte über*
laffen mürbe, urfprünglidf) mit bem öftlid&en SanbeötljeUe in terri*
torialem 3 u fontmen^ange geftanben. S)ann fd&ienen jene beiben
gürften nähere 2lnrecf)te ju beftßen alö Sotjann unb Sßribiölat), inbem
fie baö Stiftötanb ate 3"^e^ör i^reö ©ebieteö anfaljen, motten aud&
*) villam in Mvriz et aliam in Warnowe (9K. U.-SB. 100). $a$
$orf im Xanbc 9ftürijj tt)irb ibeutifd) fein mit Crazneierst (1232), meines
&>iggcr (Saljrb. 28, 8. 216) in SMeftorf au ber (£lbe bermutljet. 2)a3 onbere
$orf (naefy Eigner CuwHin, jejjt Öuefcin, nadj einer anfpredjenben SBer
muttyintg s i3et)crsi, $>al)xb. 32, ©. 92, hingegen 9llt*©d)tüerin), beffen Namen
luir nud) 1232 nidjt erfahren, lag freilief), toenn nidjt injroifc^en ein 2lu3»
tanfd) erfolgt war, nmljrfdjeinlidj im Sanbe s JSribiölat»ö öon s $ardjim*$Rid)eit'
borg, ba an biefen baö &anb SBarnoto (nad) 3ft. II. »83. 560 and) bie ÖJegenb
Don üuefoin) gefommeu mar. $)ie beiben bifdjöflidjen Dörfer »erben ober
1232 als? ^ubefyör ber 3htrg Jöüfcotö gegolten tjaben unb quo biefem ©runbe
tum ben Woftotfer Surften für ifyre .fterrfdjaft ongef proben fein.
-) m. II. * %. JiO, 100 (öergl. Nigger o. o. £., S. 227). 3u ben 300
.vntfen, mit lueldjeu ^auetoritate et concoHsione — imperatoris Fritherici)
ber ^er^og bn^ löietljum auöftattete, gehörten aud) bie Dörfer in 3lon>, über
iueld)e nad)l)cr tro^bem bie gürften bie üanbegi^o^eit Ratten (j. ©• 293 u. 294).
3al)rbuc^ bei »er. f. nten. <0ef4 LXI. 22
338
injnrifd&en burd) einen fpetteren ©d&enfungöact einige 3)leflenburgifd()e
Dörfer ber 33urg 33üfcon> l)injugelegt fein. l )
IV. Hie älteren iMeklenbnrgifdjen fmttoBtljeüunjjem
3la<$) Surmg'fi I. £obe (1227) fiel befanntlidjj beffen ganje
£errfd(jaft an feine tuet ©nfel, bie ©öl)ne beö bereite oerftorbenen
£einricl) Surroi) II. 2)ief elben ftanben junäd&ft unter SSormunbf d&aft ;
bod^ beftanb nidjt erft feit 1229, wie früfjer ofjne tjtnreid&enben
©runb angenommen rourbe, fonbern fd^on 1227, roaf)rfdf)einlid(j naä)
einer com ©rofeoater getroffenen 9lnorbnung, eine £anbeötf)eilung in
ber Sßeife, baft bie beiben älteren dürften Sodann (oon SDieflenburg)
unb -JticolauS (oon SBerle) bie ben jüngeren S3rübern ©einrieb unb
^ribiölao beftimmten Sänber mit oerroalteten. 2 ) @rft in ber golge
gingen aus bem einen ^aupttljetle bie £errfd)aften SReflenburg unb
$ar$im*9lidfjenberg, aus bem anberen biejenigen oon SBerle unb
SRoftocf fjeroor. 3 ) SDaö ©ebtet ber nadf)tnaligen $ogtei ©djroaan mar
bemnadE) in feinem ganjen Umfange ein 93eftanbtfjeil ber öftlid&en uon
jenen beiben Sänbergruppen. @ö fragt ftclj nun, inroieroeit auä)
fd&on für frühere 3eüen eine nähere Öejietjung biefer ©egenb ju ben
öftlidfjen St^cilen beö SBenbenlanbeö nadfjioeißbar tft. 3)ie juroeilen
außgefprodf)ene SSermut^ung, 4 ) baß bei ber 3^eit^eilung oon 1227 bie
älteren S*anbeötl)etlungen ju ©runbe gelegt feien, l)at eine jufammen*
Ijcingenbe Segrünbung meineö Sßiffenö bisher nidfjt erfahren. 68
mögen bafjer bie hierauf bejüglid&en topograpljifdfjen Stac^rid^ten im
golgenben jufammengeftellt roerben.
9Son ben beiben ©öljnen £einridfj SSurrog'ö I. begegnet in
Urfunben feit 1219 ber altere, £einridE) Surror) II., als £err ju
SRoftocf (in Uebereinftimmung mit ben Umfd&rtften feiner Siegel)
ober SBerle, ber jüngere, Stticolauö, alö £err oon SDleflenburg (ein*
mal a\xä) oon ©abebufefy, roo er audj nadf) <|roniftifd()en 2lufjeid(jnungen
*) 1189 werben bie 8 2)örfer in Mikelenborch unb bie terra Noua
(am öftüdjen SSarnoronfer) nodj neben bem castrum Buttessou cum terra
sibi attinenti getrennt angeführt; 1191 fyifyt e3 aber nur: totam — terram
Butiasowe cum omni utilitate et pertinentiis suis ($)l. U.*$B. 149, 151).
$om castrum Warin ift 1284 (3R. U. SQ. 1759) juerft bie 9iebe.
2 ) SHfd), 3af)rb. 10, 1—22 (öergl. Söe^er, 3afjrb. 11, 6. 40), bagegen
Nigger, 3ai>rb. 50, ©. 149.
8 ) £>einrid) SBnrmt) III. berfügte 1237 felbftftänbig für ba£ 2)oberaner
9lbteigebiet (al3 dei gratia de Rozstok), 1>43 über bie Saline gu ©ül§e
( S M. U.'58. 463, 550). (£ine eigene 4>errfdt)aft Ütoftocf mar alfo bamatö bereite
t)om ^aitpttrjeile abgeneigt. $a)3 fidj s )lico\auä tton SBerle f)äufig nod) als
ftürft oon JKoftotf bejjeidjnct, fann baran nid)t irre madjen.
4 ; 3o iöegcr, Satyr b. 11, S. 40.
339
■
feine SJefibenj gehabt ju fyabzn fd&eint 1 ). S)a ber alte gürft fein^
betben Söljne überlebte, ift bie Sanbeätljetlung jioifd&en benfelben
jrcar nidf)t eigentlidfj oerroirflidjt toorben, madjt fid^ aber trofcbem
aud) in gcfc^äftltd&er 33ejief)ung in ben Urfunben met)rfad& bemerfbar.
@3 mu& eine 2lnorbnung beö Spalte getroffen fein, ba%, ioäl)renb
ber 3Sater bie ©cfammtljerrfd&aft ftd^ oorbef)ielt, ben ©öfjnen fd^on
bei feinen Sebjeiten oerfd)iebene Territorien überliefen fein fottten.
SDer Sanbeötfjeil beß gürften t>on SWeflenburg grenjte mit bem
Sanbe SDaffort) im Sßeften an btö SRafceburger ©tiftölanb, roie auö
ber Sefiimmung f)eroorgef)t, roeldEje er 1220 über bie £älfte ber
33rücfc ju ©affoio traf, unb meldte audE) für feine 9lad^fommen gültig fein
follte; 2 ) bie Urfunbe ift oon ifym allein auögefteDt, aber tum ^atcr
unb ©ruber mit unterfiegelt. 3m Sanbe Sreefen lag SDtanberoto
(Ätrd^fpiel £oljenftrd()en), roeld&eö ber alte 93unr»t), sicut eam filius
meus Nicholaus ubique disterminauit, 1222 bem 33ifdE)of oon
Mafceburg fdjenfte, u. a. mit 33orbef)alt ber oon ben 33eiool}nern an
ber UmroaUung ber SBurg SJieflenburg ju leiftenben 33urg* unb
53rüdfenarbeiten ; 3 ) ebenfo auefy bie in ber Setoibmungö * Urfunbe
(Üß. IUS3. 65) bem Sifcfyof oerlieljene uilla Lvbimari, meiere, roie
ber ältere gürft 1222 anorbnete, (com Sifd^ofe) filius meus Nicho-
laus in beueficio mecum reeepit; auä) oon bem auß ber silua
Clutzo ju ertoartenben 3^nten foH -Kicolauö einen 2lntl}eil fyaben.
gerner ift ju beachten, ba% Jene oon iljm allein auögeftellte
Urfunbe über bie 3)affotocr Srücfe in SBufoto oerfjanbelt rourbe.
2llö 3 cu 9 en fungieren in berfelben neben ben Stiftern Heinricus
Holsatus (im SRafceburger $*fyxdzxittg[ifttc mit S3cfife im Äird&fpiel
ftaltyorft) unb Heilardus (1219 unb 1222 SBogt oon ©abebufdj)
u. a. bie ©eiftlidjen Walterus in Bukowe unb Arnoldus sacerdos
(iool)l eine $erfon mit bem Sßleban oon -Jieuburg 1231). — &ier*
nad) loürben für ben &mbe8tt)eil beö jüngeren Jöruberß junäd&ft
r ) «erat. Sötfiflcr, 3af)rb. 50, @. 146.
-) cum patre meo fratreque meo Ileinrico medium partem pontis
in Dartchowe exHtruxi posteritatique mee — extruendam reli(iui — ,
jam dictum locum — ab omni teloneo duximus abnoluendum, idque
pustcris nostris statuimus obseruandum (9J£. U.*18. 269).
s ) s ))l. 11.« $8. 284. IIomine8 tantum illius uillo burgwerk et bruke-
werk operentur, eirculum scilicet urbis Magnopolis. |>iemad) fteljt p
tuTimttiKu, bajj baö £anb 93reefen (fpäter jur 93ogtci ©reöeämüijten) bamalä
mit bem £3urgtuarb s i)ietlenburg öerbnnben mar, obwohl e$ öou bemfetben
bitret) bie £iöccfangrcn$c gefd)ieben warb. 2Bie W. U.»5Ö. 471 unb 859 ^eigt,
umfafitc iöreefen bie «Iva Cluthze mit, menngteid) baS SRajjeburger äeljnten«
regifter .W. U.-^. 375, 6. 371) beibe getrennt neben einouber aufführt.
^sii nn'iteiem £itmc fd)ciut oud^ 2)o|jott) baju geredmet su fein. (3Ji. U.*83. 91.)
22*
340
biefetben Sanbfdjaften in SfafprudE) ju nehmen fein, auf toeld)e (mit
£injured)nung oon 33rüel) feit ber SBiertljeUung baö äufammenljängenbe
Territorium ber Sfteflenburger Sinie bis über bie 9JHtte beß 13. 3al}r*
Ijunbertö befdjränft mar.
3lber audj ju bem ©ebtete ber fpäteren £errfd)aft 5ßard)im*
9ttd)enberg (mit welcher bas gürftentfjum ajleflenburg nur burd) baö
Sanb S3rüel jufammenf)ing) fetjen nur SRicolauS in näherer 33ejiet)ung.
3n ber SttftungSurfunbe für baö 9lntoniusflofter £empjin oerliel)
nämlidj 1222 Borewinus — Magnipolensis dominus cum vxore
mea — filiisque meis Heinrico et Nicoiao — curiam Tunischin
(too^l im Sanbe 33rüel) mit 3 u brf}ör ; aufjerbem aber fd)enfte er cum
filio meo Nicoiao (Heinrico filio meo — annuente) im Sanbe
-SBarnoto 16 §ufen in Goltbeke (bei ©ternberg. 1 )
2luf bie beiben &auptlanbestf)eile bejie^t fid) eine eljemals im
©obbertiner Älofterardjioe aufbewahrte Urfunbe (ÜR. U.-93. 343),
meldte nad) bem ©jtracte Clanbrians 1227 oon ben gürften 3o^amt
oon 3Mlenburg unb -fticolaus oon Sßerle auSgeftetlt war. 2)erfelben
liegen anfd)einenb jroei ältere 2)ofumente ju (Srunbe: 1. 3)ie 33e*
totbmungSurfunbe für baö Äloficr 2)obbertin, roeldjem mit Je 40 &ufen
oerlieljen roaren oon Burvvinus, bem (Srofcoater ber beiben dürften:
Dobrotin, oon tfjres Katers S3ruber -JticolauS: Dobin, oon ifyrem
SSater £einrid): Geline unb ber See Lanckaue[l] nebft einer Äorn*
Ijcbung oon 10 3)römt in G-olss; 2. eine nad) bem £obe beö
9licolauS oon ©abebufdj (toaf)rfd)einlid) 1225, 28. September) für
bas Seelenheil besfelben oon feinem ©ruber tjinjugefügte Sd)enfung,
roeldje in ber £auptfad)e aus bem SDorfe Lomene beftanb. 3la6)
33eftäiigung biefer älteren Verleihungen roenben bie beiben auöftetten*
ben gürften felbft bem Älofter ju „die bach Clestene,* welche
die greintze scheidet zwischen Grols vnd Dobrotin." 3>er
3nl)alt bes Stiftungsbriefes ift jum £f)eil fd)on oerbürgt bur<$ eine
Jobber tiner Driginalurfunbe 3ol)annS oon SDleflenburg, toelc&cr 1231
Äorneinfünfte oon 10 SDrömt als S3efig ber 3Jtönd)e anerfannte.
3roar erflärt er, fein ©ro&oater Burewinus (ftatt beS SßaterS £einrid))
Ijabe biefelbe gefdjenft. 2 ) 3fnbeffen fann gegen bie 3uoerläffigfeit beö
ßlanbrianfdjen 9tegeftes bieö nid;t angeführt werben, ba bie SBorte
beS Originals umljrfdjeinlidj fo gefaxt toaren, fca§ aud) für bie
fpeciell oon ben Söhnen getroffenen Seftimmungen als ber eigentliche
*) Tl. 11. * 93. 282, 2ran$fumpt öon 1490; an ber Urhiube fingen
bie l)ier befdjriebenen Siegel ber beiben jüngeren dürften. — lieber bie
Sage beö untergegangenen S)orfe3 Goltbeke (füblidt) öon Sternberg) f. Sifd),
3a!)rb. 12, S. 180 unb flnm. 1.
*) M. II- SB. 386.
341
93er(eil)er iljr 3Sater (33urror) I.) erfdjien (oergl. bcn Sßortlaut in
ÜR. U.*33. 282). Safe man in SDobbcrtiu eine ©tiftungöurfunbe, in
roeldjer bie brei gürften jufammen auftreten, feit alter 3eü Mte,
jeigen audj bie (Singangäroorte eines burd) 9hibloffß fjanbfdfjrtftlid&eö
Siplomatar überlieferten 2)ofumenteö beö 33ifd)ofs Srunroarb. 1 )
Offenbar bilbete in ber ©egenb t>on 2)obbertin jttufdfjen beiben
Sanbeöttjeilen bie 9JHlbeni& bie (Srenje. 3)enn baö oon SRtcolauä
oerlieljene ©obbin (beffen gelbmarf nadj 9ft. U.*S3. 1440 im ©üben
ben roeftlidjen £l)eU beö SDobbertiner Sees berührte) liegt ganj an
ber linfen (roeftlidjen) Seite jenes gluffes. hingegen finben n)ir am
jenfeitigen Ufer baö 2)orf Seilen (roeld&eö ca. 1263 G-elin Ijei&t) unb
in ber Sftälje ben See Sang^agen (oergl. ÜR. U.-S3. 343 n.); über
beibe Socalitäten t)atte §einrid^ ju oerfügen, in beffen Sanbe audf)
baö fpäter für btö Seelenheil feines Sruberö gefdfjenfte Soljmen
(Äird&borf jroifdtjen S)obbertin unb ©üftroro) lag. 3)a8 gelb in ©olb*
berg (G-olss), roo berfelbe gürft roal)rfdfjeinlid!) audE) fdjon in ber
Stiftungsurf unbe bie Äornernte üerlief), 8 ) wirb oon S)uge (Urfunblid&e
^iadjricfytcn über ©olbberg unb Umgegenb) mit 9tedf)t im nörblidf)en
%l)t\k ber fpäteren Stabtfelbmarf oermut^et, jtt)ifd£)en ber 9Jtilbentg
unb ber ©obbertiner Sdjjetbe, roeld&e 1227 ebenfo roie Ijeute einem oom
Sorfe Äleeften fjerfommenben 33adje folgte. 3 ) 3)enn roie bie übrigen
Verleihungen, fo roirb audlj jenes gelb unmittelbar an 3)obbertin
gegrenjt Ijaben.
3>ebenfall8 Ijatte audE) nadE)ljer btö gürftentljum $ard£)im, roie
fdjon im 3>al)rb. 10, S. 40, t>ermutf)et roirb, auf roeitere Stredfe f)in
bie s JRilbeni6 jur ©renje. SRit £ülfe fpäterer Urfunben unb 9iegifter
bürftc bieö nodf) im Sinjelnen nad^roeißbar fein. 3n ber ©egenb
oon ©olbberg abroärtö ift es j. 33. erfid&tlidf) für 2)obbin, meines
dou bem 2Berlefdf)en ©obbertin (ju htm ber öftlid^e £f)eil beö Seeö
') S IR. II.» $8. 425: cum — dominus Borwinus — et filii ejus Hinricus
de Werlc et Nicolai» de Godebutz — ecclesiam Dobbertin instaurassent
et dotassent.
-) Xafi bieö nidjt erft in Söurtot)^ II. Urfunbe über Sonnten gefdjal)
(f. oben unter 2), folgt aud bem Söortlaute bei (Slanbrian: Darnach hat
auch ihr vater etc. $iefe SBorte marfieren einen fdjarfen (Sinfdjnitt, ttäljrenb
bie .\xbungen in Golss an bie 40 ,£utfen in Geline einfach angereiht finb.
OJiüfllirf) ift aber immerhin, baß bie ftornljebung ÖJegenftanb einer befonberen
^erleibnng tvax, toeldje 33urtt)t) II. nad) ber Stiftung be$ fötofterS, ober öor
ber Sdicnfnng i?ol)men3 öornaljm.
:! ^cr 53ad) Clestene ift ber Abflug ouö ber ßüfdjott) in ben 2)obbertiner
3ce, nad) 2:uge (3. 7) je^t „tüüfter yjliitybad)" genannt, ©r ift ibentifd) mit
bor 1*237 M. U.*«. 469, ocrgl. 1347) al« <5a)eibe beö ^obbertiner Ätofter
^ebietes angegebenen Jasenitze, »etd^e au$ bem (See Luzcowe in ben ©ee
Ja wir eben $obbertiner See) fließt.
342
gehörte) burcfy ben g(u§ unb bcn See getrennt war. £enn biß
baljin wcftlic^ befjnte ftcfy 1237 ber 3Berlef<|e 2lntljeil beö 2)obbertiner
Äloftergebieteö auö; erft 1275, alö fc^on feit längerer 3*it Sßlau unb
©olbberg in ben 93efifc ber SBerlefd^en Sinie übergegangen waren,
befannte 9licolauö II., villam Dobin bem JUofter oerfauft ju Ijaben.
SDie 3uge^5tigfeit beö Drteö jum Sanbe $ard£)im ift überbieö beutlidf)
bejeugt in ber Urfunbe über bic SBerlefdEje Sanbeßtfjeilung t>on 1316,
wo beftimmt wirb, bog $)obbertin, Äleeften, ftläben unb Dlbenftorf
bem Steile oon ©olbberg unb $ard&im tjinjugefügt werben fottten, benn
desser dorp was de del to Parchym to clene. 1 ) 33iö baljin Ijatte
alfo biefer bis an bie Sftilbenifc (2)obbin gegenüber) reid&enbe 2)iftrift
im Sanbe (Süftrow, unb jwar genau an ber ©renje beöfelben gelegen. *)
glufeaufwärtö t>on ©olbberg liegt 3>eDen, weld&eö inbeffen uor
Sluflofung ber £errfd)aft Sßard&im in ben Urfunben nid)t wieber
begegnet. 9lud(j ift eö ein ber ©rforfd&ung ber älteren Topographie
in biefer ©egenb ungünftiger Umftanb, bafe bie SSogteicn ©üftron)
(refp. Ärafow) unb 5ßlau burd) bie fpäteren Teilungen innerhalb beö
£aufeö SBerle immer berfelben Sinie jugewiefen werben. Sag aber mit
bem 2Berlefd&en S)orfe Äleeften 3 ) baö nalje gelegene Seilen, fd&on
beoor ba& gürftentfyum Sßribiölaoö einging, politifd) jufammengeljörte,
ift beöwegen fc^r roaljrfdjemtidj, weil beibe Drte beim Äirdf)fpiel Äircfc
Äogel eingepfarrt fmb. SDaju fommt, bag Seilen oon ben 13 Dörfern
beö $ird&fpielö Jtuppentin, fo wie biefelben 1235 namentlich angeführt
werben, 4 ) burdfj bie £eibe unb bie 9Jtilbenij^9iieberung gerieben ift.
3n Sejug auf ©olbberg felbft muffen wir, wenn £einricl) Sin*
fünfte auö Golss noclj ju Sebjeiten feineö Sruberö fdjenfte, eine
geringe 33erfdf)iebung ber ©renje annehmen, ba nadtjmalö bie ©efammt*
felbmarf ju beiben Seiten ber 9Rilbeni& unb biö jum 33ad(je Clestene
norbwärtö jum gürftentfjum $ßardfjim gehörte. 6 ) So mag bieö fo ju
1 ) W. II. -SB. 469 «Elanbrian), 1368, bergt. 1440, 3860.
2 ) 1295 roerbcu unter ben dürften (dominoruni suonim spiritimlium
et secularium), 311 beren ®cbäd)tmf$ ber Stifter Ü)ticolau3 öou SBrufettrifc ber
Äirdjc ju SBritfc (bei ©olbberg) Gtinfünfte 3umenbet, it. a. 9ticolau3' öon
©abebufd) unb $ribi^laö ermähnt &l 11.-83. 2350).
8 ) 1251 öerlief) naef) (Slanbriau (9K. 11*33. 680) WicolauS öou SBerle
bem Softer baS $orf Clesten. 23i3 1256 tritt aber nod) ^ribtelaö als
regierenber Surft in feinem i*anbe auf ( s J)t. lt.-». 770, 771).
4 ) Wl lt..». 436 (Slbfrfjrift anä ben »tjitationSprototonen).
5 ) $er 1227 al3 3d)cibe ätmfdjen Golss uub $obbertin angegebene
Söadj Clestene fcfyeint fd)on bamalS bie beibeu £anbe£tl)eile begrenzt ju |aben,
ba il)n bie au^fteüenben Surften Sodann unb 9Hcolau^ gemeiufam öedei^en.
3)em entf^ridt)t e^, bag über jeue£ nörblid) öou ber TOtbenife ju öermut^enbe
Selb 1231 uid^t 9ltcolau5, fouberu Qo^ann öerfügte, öou metc^em fpäter
$ribi§taö abgeheilt rourbe. — SBcrgl. ^tersu bie 5lnm. 2 auf öoriger ©eite.
343
erflärcn fein, bcife am ©übufer eine bcu f fd;e 2lnfiebelung (mit $irdf)e)
entftanben war, weldje jene wenbifdje gelbmarf in ficlj aufnafjm.
hiermit tft bic 3 a 6l ber aus ber 3eü ber altern SanbeStfjetlung
erhaltenen ©pecialoerfügungen, foweit fie als foldje birect fenntlid)
finb, erfdfjöpft. Späteren Urfunben jufolge waren in bem Sanb öftfiel)
uom flauer ©ee mehrere Verleihungen oon 33urwi) II. oorgenommen
worben. ©o fagen fd&on 1227 bie wer gürfteti, iljr SBater §abe im
S?anbe Turne bem 3ol)anniterorben 60 £ufen gefdjenft; auf eine
Verfügung beß leßteren berief fi$ auclj TOcolaus t>on SBerle, als er
1270 bzn Seftfc ber Äomtljurei Wixom beftätigte, ebenfo bei Äon*
firmation beö (Schweriner @tabtred£)teS für -JteuSRöbel (1261) unb
^cnjlin (1263). 1 ) 3lnbeffen ift nid)t mefjr ju entfdfjeiben, ob biefe
Sßeftimmungen, falls fie wirflid) alle fdbon t>on bem alten gürften
l)crrül)rten, getroffen würben, beoor bie Sanbestljeilung erlofcfy, ober
wäljrenb ber wenigen Sebensjajjre, welclje tfjm nad&fjer nodlj übrig blieben.
©af$ er aber bie 93ewibmung Sßard&ims mit bem ©tabtrecfjt erft nadf)
bem 2*obe feines S3ruberS oorna^m, wie 3JI U.*33. 319n.
hergeleitet wirb, muß audf) in 9tütfftd(jt auf bas Territorium an*
genommen werben, weldfjcm ber Drt angehörte. Sßenn ferner £einrid&
Surroi) I. mit Gonfens [einer beiben ©öf)ne 1224 ein öanbgut bei
ber Sttrg 3low »erlief, wäljrenb es 1286 Reifet, Borwinus t)abe es
de voluntate filii sui — Henriei de Werle angeorbnet, 2 ) fo ent*
Ijalten entrceber biefe SBorte eine ben £l}atfadf)en nidf)t entfprecfjenbe
Ungenauigfeit, ober es ejiftierte über ben gleiten ©egenftanb nodf)
eine sweitc Urfunbe, weld&e oon ben beiben S3urwi)nen o|ne SRicolaus,
nad) beffen 2lbleben, auSgeftellt war. 9luf biefelbe 3 e ^ fü^rt
s Di. U.*33. 1183, wo ^einrid^ oon SJleflenburg in Sejug auf eine
$ufe in 5ieuburg (im Sanbe Slow) oon feinem ©rofcuater (bem
jüngeren 93urwn) fprid()t.
SDie beiben Territorien, welche ftdj 1227 bilbeten, jeigen bemnadlj
in if)rcr 2lusbef)nung mit benjenigen, weld&e bis 1225 beftanben,
meljrfadf) bemerfenswertf)e Uebereinftimmung, wäfjrenb, oieHeid^t mit
3luönafjme einer f leinen ©renjfelbmarf, Abweisungen nid&t ju con*
flaueren finb. 2Bir fönnen bajjer eine oon älterer 3*ü l)er oorljanbene
SmuptlanbeSgrenje annehmen, weldf)e ebenfo wie fpäter oon ber 2Jie eres*
füftc (etwa an ber ©teile, wo ber gulgenbacfy einmünbet) ftdf)
f üblich jur £epenifc unb biefen 93ad& entlang bis 5Reumü(jle
50g, fobann burdf) bas ©tiftslanb 99ü£ow (ju beiben ©eiten ber
Söarnowj unterbrochen würbe, jenfeits ber SBarnow aber an
1 s ))l. II. »iß. 344 1199 911 987.
-) m. U.^. 301, 1858. gür 9tt. U-'SB. 1859 fcfieiut 301 öorgelegen
31t Ijabeii.
344
bic üHilbenife gelangte unb cnblid) aus ber Quellgegenb
ber leiteten burclj ben flauer ©ee nad) ©üben lief.
SBie baö 8anb roeftlidf) uon ben Surgen Stoftotf unb Sßerle fid)
auf bie beiben ©ebiete uertljeilte, fommt aud) barin jum SBorfdjein, ba£
1219 Heinricus de Roztoc unb Nicolaus deMagnopoli gemeinfam bie
Urfunbe aufteilten (an.U.^93. 258), in melier ber 9lbtei ©oberan ©üter
überliefen würben, bie ju einem £l)eil jnnfdjen Stoftotf unb ßropelin,
jum anberen jnrifdjen Wismar unb SReubuforo lagen. S)a nun in
bem Seftätigungöbriefe oon 12-51 bie oier dürften bemerfen, eö fei ben
üßönd)en juSljeil geworben Heinricipatrisnostri, prineipis de Roztoc,
neenon Nicolai patrui nostri — beneuolentia in parte sua, fo
fd&einen mit biefen Sßorten bie oerfdjiebenen ©ebiete ber beiben alteren
dürften angebeutet ju werben. SDem entfpricfjt eö, bafc wir Älein©d)roa&
(roeftlidfj ber SBarnoro) 1219 (üß. U.*33. 254) in provincia ftodestoch,
alfo öftlidj Don ber £auptgrenje, finben. Sinen &tnroeiö auf bie
Sanbeöt^eilung mag aud) bie Urfunbe über bie ©rünbung beö Älofter*
Ijofeö ©atoro enthalten Ijaben. 3llö bie lefctere erfolgte, roar -fticolauö
nodf) am Seben. $)enn bem 2lmelung8borner 2)iplomatar jufolge
(nad) jroei Urfunben Skunroarbö) legte (fpäteftenö 1224) ber alte
SBurrot) cum consensu filiorum suorum ber ©atoroer Stird&e in
prima loci ipsius fundatione einen Sßfarrfprengel ju, unb collato
praedio — Zathowe (alfo tt)ol)l erft einige 3*ü nadf) ber Stiftung)
taufdjte er coniuentia filiorum et heredum suorum ben bortigen
Sehnten ein. 1 ) 3n treffen Flamen ber ©tiftungöbrief bie ©d&enfung
beö £ofeä auögefprodjen Ijatte, gef)t fjierauö nodE) mdjjt Fjernor, fann
aber aus ben Angaben beö 9lmelungöborner ©ebenfbud^eö triefleidfjt
entnommen werben. 3)enn f)ier finbet fidf) beim £obeötage ^peinrid^
Sunon'ß I. bie SBemerfung : qui contulit ecclesie nostre grangiam
et indaginem Satowe cum deeima — pro uilla Wukernte mutata,
unb beim £obeßtage bes älteren ©o^neö: cujus consensu Satowia
est collata. 2 ) hingegen ift beim Atomen beö dürften -JUcolauö (filius
Burwini) uon ©atoro nickte ermahnt. 3 ) 2luc§ 9licolauö oon SGBerle
*) 2Jt. lt.* $8. 257, 300. $afj in beiben Urfunben ber ältere «urtot)
gemeint ift, $eigt ber Stergleid) mit ben *ftad)rid)tcn bcS SttemorienbucfyeS.
gür 257 legt bieg fetjon ber Bufafc heredum §u filiorum nafyt. 2)tefe
unbatierte Urfunbe ift in ber 9lnmcrruug nadf) 3ö^rb. 13, 6. 122, in t>a$
3a!)r 1219 gefegt. 2)od) ift, tvaä Ijier a\$ ©rnnb bofür angeführt totrb (bie
ungefähr gteid^eitigen Urfunben für 2)oberan unb Sßeuflofter), nid)t auS»
reidjenb. 2)af$ bie ftuftimmung ber (Srben (üermutljtidj ber @öljne SBurrotj'3 n.)
ermähnt tuirb, rueift efjer auf ein fpätereS So^r.
2 ; m. IL* 93. 336, 324.
•) 9ftit Wl It-Jö. 316 n. nefjme id) an, baß ber SobeStag biefe*
Surften gemeint ift unb nnr ber 8u[a£ über bie 8djenfung be3 $ofe^ 3)ran3
345
fagt 1244: pater noster Heinricus de AVerle cum patre suo
Heinrico Bvrewino — contulerunt — ecclesie Amelungsbornensi
— quedam bona Sathowe nuncupata. ^iernadE) barf bic 33er*
muttjttng auögefprodjen roerben, ba% in ber ©ttftungöurfunbe auf bic
£anbeöt|eilung in äl)nlid;er SBetfe 5tüäfid)t genommen mar, roie in
mehreren ber oben erwähnten ©ocumente.
3m 3ufammenf)ang mit ben bisherigen Stcfultaten gewinnen für
bie alten ©renjoer^ältntffe in biefer ©egenb audf) biejenigen £f)atfad(>en
eine größere 33ebeutung, roeldEje, in btö jroölftc ^a^unbert jurücf*
füfjrenb, über eine nod& frühere Sanbeötfjeilung unö überliefert finb.
©ine foldje fanb ftatt jroifd£)en ^einrid^ Surrot) I. unb feinem Setter
TOcolaus, bem ©o^ne jenes 2Bartiölat>, meldten §einricf) ber Söroe
bei 2MdE)oro Ijatte tjinrid^ten laffen.
SIrnolfa oon Sübedf (L. III c. 4) berichtet oon einem Serroanbten*
Wege, roeldjer jurif d&en beiben dürften geführt rourbe : -JUcolauö rourbe
aus bem Sanbe vertrieben unb fanb 3uftud|t bei 3arimar t>on SRügen,
roäljrenb fein Setter ftdf) in ber £eimatlj behauptete unb oon S3ogiöIao
t)on 5ßommem 93eiftanb erhielt. 3m Serlaufe beö Äriegeö geriet^
23urroi) in bie £önbe Sörimarö, meiner if)n gefeffelt bem 2)änenfönige
Slanut (feinem 2eljnöf)errn) jufd&iäte ; anbrerfeitö rourbe aber SRicolauö
auf einem ^lünberungöjuge, ben er naclj 5ßommern unternahm/ t>on
33ogiölao gefangen genommen. -ftacljbem bie dürften lange 3 e ü xn
£aft gehalten roaren, rourben fie unter ber 93ebingung freigegeben,
bajj fie ©cifcln ftellten unb il)r Sanb com 25änenfönige ju 2ef)n
nahmen, unb jroar gab nad& ber Verfügung beö festeren 93urron
9toftocF auf unb überliefe cö feinem Setter, roäljrenb er felbft 3loro
unb 3tteflenburg ald 9lntf)eil erhielt (in possessionem sortitus
est). Sßaö junäd^ft ben 3«Wpunft biefer Sanbeötljeüung betrifft, fo
gtebt für bie 93eftimmung beffelben einen äfofjalt bie @rjäf)lung beö
Saxo Grammaticus (XVI, 6) über ben Strieg, roeld&en Äanut
(9kdE)f olger beö 1182 verstorbenen Äönigö Sßalbemar I.) im Serein
mit bem dürften oon SRügen gegen 33ogiölau führte. 3)er lefctere
(non solum — domesticis viribus instruetus, sed etiam a finitimis
late ])raesidia mutuatus) erroartete cor ber 6eefdE)ladE)t bei JRügen
bie £utlfötruppcn ber roeftlidjen Slaoen unter 33urrot) (Borwegius).
Sie von Saxo erjagten gelbjüge beö Äönigö fanben aber, roie
ber Sergleid) mit ben übereinfiimmenben 9lngaben anberer norbtfdjen
{ptxQl Tl. 11. = SB. 558) auf SBertüedjfelung mit feinem Steffen ÜRicotauä II.
üou Söcrlc beruht. i)tnn beö (enteren SBater wirb im ©ebenfbudje nidjt
ßonvinuH, fonbern Henricus genannt (im ©iplomatar Henricus de Werle
m. U..». 396, f. 557). SBergi. aud) Tl. U.-8. 1434 ba$ ganj abtoeidjenbe
Tatitm für ben £obe$tag beö jüngeren 9ttcotau8.
346
Quellen ergiebt, 1184 unb 1185 ftatt 1 ) 9tod) im letztgenannten
3af)re enbetc ber ftrieg, inbem ber Sßommcrnfjerjog ben £ulbigungö*
eib leiftete. Sitte biefe ^Begebenheiten fefet SBigger ßaljrb. 28, ©. 270),
rote aud& in ben 9Jieflenburgifdjen (Sefdjidjten oon SBebemeier (Staabe II,
©. 719; Öuabe HI, S. 64) unb 33ott (I, ©. 100) gefd)al), oor bic
burd) ftanut beroirfte Sanbeötfjeüung. 3* üar 9^^ngt er in anberem
3ufammenf)ange ßa^rb. 50, ©. 139 n., oergl. <S. 143) ju bem
©d&lufc, biefelbe tjabe fcfjon 1183 ftattgefunben. ©ö roirb bieö aber
nur burd) bic ^Reihenfolge begrünbet, rocld^c 2Irnolb oon Sübetf bei
ber ÜDiittljeUung jener ©reigntffe beobachtet. Sntfd&eibenb für bie
früher geäußerte 2lnftdf)t 2 ) ift S3urror)'3 Parteinahme für 33ogislao
gegen ftanut, mit melier faum vereinbar ift, bog festerer bem
gürfien einen Vertrag mit (SeifclftcDung bamafe fdfjon auferlegt Ijatte.
SDicö roirb oielmefyr erft gefdjefjen fein, nadfjbem fein Sefdfjüfeer SBogiölao
infolge ber erlittenen 9Ueberlagen fidf) jum ^rieben mit bem ftflnige
Serbe igelaffen Ijatte, alfo nid)t oor 1185, roa^rfd^ctnltd^ in biefem
3al)ve. 99is baf)in befanb fxdft -fticolauö, ju beffen ©unften nad&ljer
ftanut ben dürften Surrot) jur Abtretung eines S^eileö feines ©ebieteö
genötigt ju f)aben fdfjeint, in ber ^>aft beö $ommernf)erjogS.
Saö SSenige, roaö roir urfuntlidj über biefe Sanbeötljeihmg
erfahren, bepnbet fid) in topograpfjifdjer ^inftd&t nrieberum mit ber
fpätcren Stnorbnung in Uebereinftimmung. 3>n ber oben erroäljnten
ftonfirmation ber dürften £einridf) oon 5toftod unb 9licolauö oon
3Mlenbttrg für bas ftlofter SDoberan (1219) fjeifet es nämlid&: Ad
hec (ju ben Verlegungen ifjreö SSaterö Henricus Bunrvvi) etiam
düceti nobis cognati domini N. prineipis de Roztoc — fratribus
accessit beinuolentia in parte sua, quoad uixit, eisdem se exhibens
liberal öd i. @s liegt faft auf ber §anb, baß btö ©ebiet biefeö
güvften Fein anbereS geroefen roar als baöienige &einridf)8 oon 3loftodf,
ba% inöbefonbere biejenigen SDörfer baju gehörten, roeld&e baS ftlofter
in ber ©egenb oon 35oberan befajg. 355ir befigen ferner oon Nicolaus,
Slauorum prineeps, jroei 9toftodfer Driginalbiplome für 3)oberan,
mit beut SHeiterfiegel beö dürften (ttmfdjrift: Jwcolavs de Boztoc),
bie jroar in Sejug auf baö %at)x ber 9luöfteIIung mangelhaft batiert
finb, nad) ben fonftigen 3^i tan 9 a ^n aber äroifdjcn 1188 unb 1190
auögeftellt fein muffen (S. bie 3lnm. jum 3R. tt.*S3. 147 unb 148).
©er gleichzeitig im 9Mlenburgiftfjen Sanbe l)crrfdf)enbe SSetter beß
x ) ^aljrb. 28, S. 269, 9lnm. 3 unb 4.
-j ?{u<fy neuext ^arfteHungen befolgen in ber ©rjäfylung biefer SSorgänge
biefelbe Sfnorbmmg, fo .^eintann (©efri). öou 33rnunfd^ttieig imb .^onnoöer,
I, 3. 270), unb Gtteiebredjt im für^Hd) erfc^ieueuen UWii 33aube ber ©efdjidjte
ber beutfe^en Haifergeit (S. 44, 45).
347
dürften bcfinbct fidf) in ber einen Urfunbe unter ben 3 eu Q en (Henricus
Eui-uwe prineeps de Michelenburc), unb beibe gemeinfam (constitui
— cum nepote meo Buruwone) treffen in ber anbeten 33eftimmungen
jum Sdjufce ber 2Könd)e. @8 beftemb bemnadj eine 2anbeötf)eilung
in ber Don 9lrnolb angegebenen SBeife in ber 3*W nadf) 1185. 2lud)
mit wie weitem ©ebiete nad) SBeften Ijin 9ttcolauö von Äanut bie
$3urg Sioftocf empfangen fjatte, fann, raenn mir jene beiben SDocumente
iu ©runbe legen, nidjt mef)r jroeifelfjaft fein. $)enn ber gürft,
melier (ex quo prineipatum in Slauia suseepi) immer auf baö
2ßof)( ber SDoberaner Sttöndje bebaut gemefen ift, fd&enft (2W.U.*33. 147)
benfelben auger einer Hebung in Goderac (Äefftn, am rechten
Sßarnomufer) audf) predium Wilsne 1 ) (öftlidj oom Monomer
33adf>e). Sie SDarftetlung 3af)rb. 28, ©. 274, legt nalje, bafc von
ben Äloftergütern nur SBilfen ju ber §errfd)aft SRoftodf, hingegen
©oberan unb bie anberen ehemals oon ^ribislau verliehenen Orte
jum üMlenburg * IJloroer Territorium gehörten, 6i$erlid(j rennet
aber bie Urfunbe aud) bie leßteren jur §errfdjaft 5Woftodf. 3)enn
ber gfirft ücrfeifct (9Jt. U.<» 148) 3oU, gtfd&erei unb ©tranbgut an
ber 9Jleereßfüfte bis an bie roeftlidje ©renje ber 2lbtei. 3 roar if*
biefer Safe (jugleidf) mit bem Saturn) mit fd^märjerer £inte unb
anberer £anb tjinjugefügt roorben. 2Wag bieg aber auef) erft etroaö
fpätcr gefd)el)en fein, fo bleiben bie SBorte bod^ für bie Topographie
bead&tenSroertl). SDaoon abgefefyen ift nodj ju bemerfen, bag 9licolauö
jum ©dE)U|e ber 9JtöndE)e homines meos habentes podacam meam
(SBafaDcn?) in uillis eorum anftebette. 9lud& 3H. U.*93. 147 roirb
ganj allgemein ben Stauern, meldte unter ben äftönd&en in uillis
eorum sederint, greiljeit oon S3urg* unb Srüdfenbau jugeftanben.
S)aäu fommt, bag fyier unter ben 3^ugennamen Bruno de Chubanze
erfdjetnt, melier {ebenfalls ju ben in biefer Oegenb Uegenben Dörfern
in Cubiinze in 93ejie£)ung ftanb. 2 ) 1192 (ÜJl. U.*33. 152) beftatigt
1 ) ß>3 gcfcfyieljt bieS eodem jure, quo Pribizlaus omnia bona siue
predia, quo largitus est, ipsis contulit, ober ofyne bofj ber früheren 3Ser*
leifjtmg biefer $orfe£ burd) s #ribi3laö ©rttmljming getljon ttrirb, fei e3, bafc
eine foldie, in üföirflidjfcit nod) md)t ftattgefunben fyattc unb im SHplomatar
OW. it. U 12i>) unrichtig überliefert ift, ober bog bog Softer, öicUcidjt feit
beut SiViibeitanfftanbe (1179) nod) nid)t mieber iu ben t!)atfäcf)tid)eu SBefife bc£
Torfen gelangt tuar.
2 ) &>ie idi nadjträglirf) bemerfe, ergab eine nochmalige Prüfung bcr beiben
Crigiualc itad) bem Urteile be3 9lrdjiüratl)3 ®rotefenb ba3 SRefultat, ba&
bie 2dmftfliigc erft etwa bem anfange be3 13. 3al)rf)unbert3 onge^ören. (53
wirft bieg auf bie of)nef)iu maugel^oft funbierte ältere urfunblid^e Ueberlieferung
bog Mloftcrö fein günftigeg öidjt. Snbeffen fte^t für bie !)ier öortiegeuben
llHterfudnutgen bie Rtaü? nad) ber biptomatifdjen @c^tl)eit erft in jmeiter Sinie.
Crtidjafteu, mcld)c nicfyt longe noc^ bem Jobe be$ gürften 9^icoloug feinem
348
nun freilief) 33unot) bic JRedjte unb ©üter ber 2lbtei nidjt nur für
bic neu erroorbenen ©orfer im Sanbe SBufoto, fonbern audf) für bad
alte Äloftergebiet (mit @tnfd(jlu& oon SBtlfen). SDicfc Urfunbe aber,
meiere mir nur aus bem SDiplomatar fennen, nimmt auf bie SanbeS*
tfjetlung überhaupt feine 9tüdf|tdf)t, ba ber ftürft mit bem Ijier Ujm
beigelegten Stttel (Magnopolitanorum et Kyzzenorum prineeps)
als ^err beä ganjen Sanbeö, aud& beß SRoftodfer ©ebieteö, ftdj ju
erfennen giebt. @ö ift bieö mit ber gut beglaubigten -Jtad&rid&t, bafc
9Hcolauö oon JRoftodE (melier bis ju feinem Sebenöenbe ben Wöntyn
ftdf) freigiebig enoiefen Ijatte) erft ca. 1200 in bem treffen bei
SBafdjoto feinen £ob fanb (2ß. U.-83. 166), ferner in ©inflang ju
bringen. SÄuffaKcnb ift eö auclj, bafe fd&on 1192 ber ©onfenö ber
beiben ©öfjne ermähnt toirb. 3)enn bie erfte Urfunbe, in ber bieö
nadf)toeiölidf) toieber gefdfjieljt, ift 25 3aljre jünger (ein 5tegeft üon
1217, 1 ) unb feitbem urfunbet 33unor) nur noef) mit 3 u fti mmun 9
ber jungen gürften (üß. U.-93. 239 bis 257), beren SJHtregierung feit
1. Sluguft 1219 ju conftatieren ift. Sollte 5K. ll.*33. 152 toirflicij
oon bem dürften auögeftellt fein, fo gefdfjalj bieö oermutljlidf) erft in
ben fpetteren 3af)ren feiner Regierung. Sebenfen erregt aber ferner
jener 1192 oom gürften gebrauste JEitel, ber erft 26 3af)re fpäter
in einer gleid&falfä nur im Siplomatar enthaltenen Urfunbe nrieber
begegnet, fonft aber in ben redjt jaf)lreid(j erhaltenen 3)ocumenten
biefeö £errfd£)erö nie roieber oorfommt. ^ebenfalls fann aus ber
Urfunbe oon 1192 für bie 9Iu§bel)nung ber Territorien nid^tö gefolgert
werben, ©ö ift oielmeljr Ijinrcidfjenber ©runb ju ber 2Innaf)me oor*
tjanben, bajg bie ©renje berfelben gleid^ ber fpäteren ioeftlid(j oon
ber 9lbtei SDoberan unb an ber Sepenife bis an baö ©tiftölanb
oerlief.
9Son anberen ©egenben beö 9Jteflenburgifd&en SBenbenlanbeö oer*
lautet ju ber in SRebe ftefjenben 3ett überhaupt fef)r toenig. 2 ) 3 U welker
Wehktc sugcfdjricben finb, »erben bort audj gelegen tyabcn. UebrigenS ift
nidjt auSgcfdjloffen, bo6 ber 3nfialt ber beiben ©ocumente edr)t ift unb baß
glcid) ober är)nlidr; lauteube llrfunben in ber au$ ^nbiction, ftaifer* unt> $aj>ft-
bejcirfjmutg fidr) ergebenben Seit (1189) oon s Jftcolau3 auSgeftcttt toaren.
') 3Ä. 11*93. 234. 3n bie «»tfdjcuijcit fäüt 1210 bie Urfnnbe 93urtot)'3
über 9ftarloto (rcgtftriert oon Glanbrian, uieldjer confentierenbe Surften gettriffen*
ftaft anjugeben pflegt) nnb tuarjrfctjcinlid) and) bic nad) 1200 oorgenommene
»crtcüjung ber SWü^lc *u SSitenfc (9tt. 11 = 33. 192, 171). $ie Datierung öon
Tl. lt.» 93. 167, auögeftellt oon Ileinricus — Magnopolitanorum prineeps
(cum consensu uxoris nostre et iiliorum nostrorum) ift gang unftcfyer.
2 ) S3e^er ßaljrb. 11, 6. 45) oermutljete , ba$ ber füblidtjc Xt»eil beS
2cmbe3 (SSarnoio unb s J)iürtiO ebenfo nn'e bic (Gebiete ber (Sircipancr, Solenner
unh 9icbarier längere .Beit ^iuburd) ber ^errfc^aft ber 9tteflenburgifdjen dürften
entgogen getoefeu feien. SBicHctdjt mürbe er ba$u burd) urfunblid^e Angaben
>h
343
her beibcn §errfd()aften baö ©ebiet füblid^ Dom Sanbe Sü&oro unb rjon
ber SJUlbenifc bamalö ju rennen ift, lägt fiel) aber bod& mit einiger
SBafjrfcfjeinlid&fett abfdjä&en. 3n SScrglcid^ nämlid) mit bem von
Äröpelin unb Sfteuflofter öftlidf) bis an bie Stedfenifc ftdf) erftredfenben
2anbftrid)e, melier bem gürften rjon SRoftodf jur Verfügung ftanb,
mar baö Sanb, roeld&eö roeftlid) rjon Jener ©renje für ben äReflem
burger &errn übrig blieb, oIjnet)in t>on nur geringem Umfange.
SDenn im SBeften unb ©üben tourbe eö oon ber ©raffdjaft (refp.
©tiftölanb) Stafceburg, t>on melier bamalö ba% Sanb ©abebufd) nod)
nic^t getrennt mar, fomie burd& bie ©raffd&aft ©d&roerin eingeengt.
3lur naclj ©üboften tjin fanb eine SBerbinbung mit bem Sanbe
©ternberg unb ben ftd& anfd<efjenben S3ejirfen ftatt. 2)aJ3 aber
biefeö im breijefjnten 3at)rf)unbert alö £errfd&aft Sßard&im bejeid^nete
©ebiet sugleid) mit ben fonfl nod) für bau gürftenbauö biöponiblen
öftlidjen Sänbern (nne SMüriß, jum £eil t>tetteid)t ©ireipanien) audE)
nod) jur 93urg SRoftodf gehört f)aben follte, ift eine SKnnafjme, roeldje
ftdE) faft «erbietet, menn man bie alljugrofje 83erfd&iebent)eit beö Um*
fanges berüdffid&tigt, meldte fidE) barauö für bie beiben Territorien
ergeben roürbe.
SDa§ bei ben t>erfcf)iebenen Sanbeötljeilungen immer nrieber auf
biefelbe ©renje jurücfgegriffen würbe, ift um fo erflärlid&er, ba bie-
felben alle in ber oerljältnifemäfeig furjen $zit von ztva 40 Saljrcn
üor fid) gingen. 3Sn geroiffem ©inne befielt freiließ bie alte politifdje
©renje nod) fjeute, sroifdjen ben &erjogtl)ümern ©d&roerin unb
©üftroro (refp. bem aMlenburgtfd&en unb SBenbijdfjen Äreife). 3)enn
in $olge beö fürftbrüberlicfyen Sü&eilungöoertrageö uon 1621, für
welchen roieberum bie Teilungen beö fünfjeljnten unb fedjjefjnten
Sa^rljunbcrtö bie ©runblage gebilbet fjaben werben, rourbe bie
23ogtei ©djroaan, roeldje man alö einen S9eftanbtf)eil ber &errfd)aft
toeraulajit. $enn aücrbingö nennen jtt)et SBefrätigungSbriefe für ba$ SBiätljum
©djmerin (oon 118G imb 1189), inbem fte bie einzelnen Söefijjungen uad) ben
Webern getrennt anführen, vnam uillam in Moritz et unam in Warnou
Ijiuter duas uillas in Circipen nnb ben übrigen Dom $ommern^crjog
gefdjeuften Crtfcboften (ex dono Casemari prineipis), ät)nli(^ audj 1187;
nub in ber Itrfmibe beä tapfres SUejauber III. (SM. U.'SB. 124) crfdjeiuen
j\tuct Dörfer circa lacum Sturizche (flauer ©ee), unter benen aller SBaljr«
fdjeinlidjfeit nad) biefelben Crte gu öerftefjcn finb, ebenfalls nict>t ättrifdjen ben
de terra Pribinlni verliehenen Wittern; ober cmd) bei itafimirö ©djenfungen
fteljcit fie l)icr nid)t, fonbern unter ben öom ©ac^fen^erjog unmittelbar über*
luiefeneu ^efttutngen. £b bieä auöreidjt, für bie beiben £änber eine öorüber»
gel)cnbc Trennung öou betn Webiete ber 9J^efIenburgifc^eu SBenbenfürfteu
an^uneömen, ift mir ^tueifelt)aft. 3n ber Urfunbe beö itaiferö ftriebrid) (1170)
fiub mit bem castrum Dyniin nur Tolenzc unb Chirzopene, nic^t SJiüri^
unb ^iMUitotu üerbuuben.
360
SRoftocf anfaf), jum &erjogtl)um ©üftrow gelegt. 3 U festerem ge*
Ijörten bafjer am linfen Sßamonmfer, wenn mir uon eingehen 9Ser*
legungen abfegen, nur bie SDorfcr beö iefcigen 2)omanial* unb SRitter*
fc&aftlid&en 2lmteö Sdfjroaan, ein iörud&ftücf ber ehemaligen SBogtci.
©päter mürben nod) bie oon ber Teilung anfangs auögefd&loffenen
©emeinfdfjaftöorte (SftoftodFer Sttftrictö) l)injugefügt. Sluögefdjteben
blieben hingegen u. a. bie fd&on etwa gegen @nbe beö merjeljntett
3Saf)rt)unbertö ju S9ufon> gelegten roeftlidjen Äirdfjfptele beö alten
Surgbejtrfeö (einfdf)liefjlidf) SRcufloftcr), ebenfo btö 1552 fäcularifierie
©oberaner ftloftergebtet. SBon ber £errfd&aft Sßardjim * Stidfjenberg
Ijaben nur bie 2lemter ©ternberg unb 2übj (Slbenburg mit ber
£t)ure) ben alteren 3ufammenl}ang mit bem roeftlidjen Sanbeötfpüe
im ©anjen beroaf)rt, roäfyrenb bie Sänber ©olbberg unb Sßlau, roeil
fie um bie 9JHtte beö 13. 3al)rl)unbertö an SBerle gefallen roaren,
in ber golge bem §erjogtf)um ©üfiroro sugejäfilt mürben.
Sie um 1185 vorgenommene Sanbeötfyeilung ift bie früljefte
im £aufe -Jitflotö, meldte fid) gcfd^td;tli(^ feftftellen lägt. SBigger 1 )
naljm an, ba$ fcfjon cor ber burdj ben SDänenfrieg oeranla&ten
Sluöeinanbcrfefcung 33unm) unb beffen SSetter in abgefonberten Sänbem
gel)errfd)t Ratten, unb jroar fei ber lefetere nad) Sßribtölaoö SEobe
als §err t>on SRoftodE unb 3lom aufgetreten, ©r gelangte ju biefer
9lnftc|t, inbem er bie Srjctylung 9lmolbö uon SübedE (111,4) über
bie ber Vertreibung beö gürften -Kicolauö t>ort)ergef)enben ©reigniffe
mit 9tad)ridf)ten in Äird&bergö JReimdjronif combiniert. 3n ber
lefcteren erfdjeint 5Ricolauö oon vornherein alö §err oon JRoftocf,
wie fie ifjn aud) nadf) feiner Sftieberlage burdE) bie aufftänbifd&en
SBcnben fidf) nad) Stoftod: äurücfjieljen läßt. 2lrnolb berietet aus
fpäterer &\t (naä) bem ©turje ^eturid^ö beö Söroen), bag bie bem
neuen ©adjfenfjerjoge 93ernf)arb oerfeinbeten ©rafen t>on §olftein,
©dEjroerin unb Sftafceburg, in ber 9lbfid&t, biejenigen auö bem Sanbe
ju vertreiben, meldte fie alö greunbe beö Äaiferö fannten, einen
©tnfatl inö ©laoenlanb unternahmen, roo fie bie 33urg 3lom oer*
brannten, nad&bem fie bie 9Jhttter beö gürften -Jttcolauö auö ber*
felben vertrieben fjatten. SDiefer felbft entflog auö bem Sanbe, um
auöroartö £ilfe ju fucfyen (f. o.) Burvinus vero, filius Pribizlavi,
qui filiani Heinrici ducis habebat, Mechthildam. optinuit castra
Rostoch et Michelenburg. gür Sloro ift auö biefen Äriegöereigniffen
aHenfaHö ju entnehmen, bafc baffelbe ber SBittroe SBartiölaoö alß
öeibgebinge angeroiefen mar. SBeldje ©ebiete bie beiben einanber
*) 3al;rb. 28, 9. 257, bergt. 8. 2<>0 unb 208. 3al)rb. 50 ; 141 f. »trb
biefe Vluna^nic uict)t tuteberljolt.
ä5i
befeljbenben gürften beljerrfdjteu, gefjt barauß cbenfomenig fjeroor,
roie angebeuiet nrirb, ob überhaupt bamalß eine Stellung jroifdjen
btn Settern fd)on ftattljatte. 2luß Sftrdjberg, na$ roeldjem bieg
allerbingß ber gaU mar, ift {ebenfalls nid)t ju fdjlie&en, bafe baß
Sanb 3loro jum 2lntljeil beß SRoftoder gürften gehörte, wenn er
(c. 103) oon ^ßribißlao erj|äf)lt: her hatte eyns bruder son ouch
sus — den hiez man Nycolaus — den teylte her von sich
mit Custyn — vnd mit dem lande zu Kissyn — vnd behielt
ym selbis glich — zu Obotriten daz konigrich. 2)iefer für
bie altere ©ef$id)te ni$t feiten unjuoerläffige ßljronift, meiner rceber
oon bem 93erroanbtenfriege, nod) oon ber fpäteren SÄnorbnung beß
SDänenfönigß etmaß ju berieten weiß, obwohl SKrnolbß £e£t oon il)m
benufct mürbe 1 ), fyat maljrfd&einlidj in miltfürlidjer SBeife (oielleidjt
aud) fdjon bureb eine feiner Vorlagen baju oeranlafjt) bie Sanbeß*
tl)eilung, beren S5orf)anbenfein tfjm auß eiufjeimifdjer Duelle befannt
mar, möglidjft roeit jurüdbatiert. 2)a bie Urfunben Sßribißlao ftetß
als £errn beß ganjen ©ebieteß jeigen, mäfirenb Sßicolauß ju feinen
Sebjciten nie oorfommt 2 ), fo wirb eine Sfjeilung erft fpäter uor*
genommen fein. SBigger (a. a. D v ©. 257 unb 260) üermutljet,
baß eö balb naä) ^ribißlaoß 2obe (bur$ Abtrennung oon 31ora
unb Sioftod) gefd)eljen fei. SBenn aber (nadj ßtanbrian) §einvi$
Surmi) 1179 (2R. U.*S3. 127) über ©djlojs unb Sanb SDtarlom scr*
fügte, fo fjält eß ferner, ju glauben, bafe fein SSctter fid) gleidjjeitig
im SBeftfce beß jur §auptburg SRoftod gehörigen Sanbeß fidj befanb.
©oroeit bie lütfenfjafte unb fdjmer controlierbare Ueberlieferuug
einen 8<$lu§ geftattet, ging nad) SJkibißlaoß Sobe (oor 1179) bie
£>errfd)aft über baß ganje Sanb junädjft auf feinen ©ofjn £einriclj,
ben Sdnoiegerfofin beß ©a$fenf)erjogß, über. Seinen SSctter -Kicolauß
aber, beffen Spater auf £einrid)ß beß Sömen ©ef)eiJ3 getöbtet mar,
bürfen mir raof)l fdjon in biefer 3 e ü/ roetyrenb beß jnnfdjen Äaifer
unb §erjog obmaltenben 3roiftcö, unter ben ©egnern beß lefcteren
oermutfjen. SDa§ audj SJteflenburg oon bem baß ganje dttiä) er*
fdjütternben Streite ni<$t unberührt blieb, legt ber ftriegßjug ber
f)eibnifd)en Sßenben nafje, meldte nad^ Äird^bergß ©rjäljlung (c. 115)
unb ber SDoberaner ©enealogie 1179 9Htl)of jerftörten. Serfelbe
mürbe, mic SBigger (a. a. D, ©. 260) maljrfdjeinlid) mad)t, im
3»utcreffc £>einrtd)ß beß Sömen, alfo gegen bie 2lnf)änger beß ^erjogß
im üanbc, unternommen. 3n biefem ber Rolonifation erft feit
') lijoniö, bie 9Neflenb. Sleimd^roni! beö (£rnft öon ftirdjberg unb i^re
CucUcii, 3. 22 (3d)irrmacfyer3 SBeiirägc II).
a ; 1171 IVibizlamiH de Kizin, 1171 de Mikelenburg (9)i. U.-93. KJO,
101 ; uerfll. M, 122, 124).
352
Äurjem geöffneten ©ebietc fonnten bie politifdEjen ©egenfä&e nod&
leidet in einen Äampf ber f)eibnifd(jen unb dfjriftlidfjen Sßartei um*
fdfjlagen. ©benfo waren bie 3 e ^ oer ^Itniffe barnaclj angetan,
bqnaftifdfje 3roiftigfeiten ^eroorjurufen ober ju beförbern. 9lidjt um
einen unter feiner &errf$aft fte^enben ©ebietöt^eil ju uertljeibigen,
fonbern als §aupt ber faiferlidjen Partei n)irb -fticolauö jum Stufte
beß Jtlofterö ben SBenben entgegengetreten fein, unb eö ift leic|t
möglich, ba& bei jenen SJJarteiungen aud& ein ©treit um bie (Srbfolge
im ©piele war. 3 raa ^ oerlor fticolauö gegen bie SBenben bie
<Sd^ad^t. 3fn ber golge aber, afe überall bie fjerjoglidjc Sßartet
unterlag, fd^eint er, ber greunb bes ÄaiferS, jum Qkk gelangt ju
fein unb auf einige 3 e ü bie ganje ^errfd^aft in Söefifc genommen
ju fjaben. 1 ) S)enn fonft fjätte S3urmt) nadljljer nid^t nötig gehabt,
iljm bie Surgen SJieflenburg unb SRoftorf, weld;e bei 3lrnolb ebenfo
wie in ben urfunblid&en gürftentiteln baö ©efammtgebiet repräfentieren,
wieber abzugewinnen. — ©afj TOcolauö in ber Ueberlieferung eine
nid^t unwichtige Stoße fpielte, lägt bie SarftcHung bei Slirdjberg
nodj burd)f feinen. SKrnolb oon Sübecf (VI, 13) rü^mt i^n ate
vir bonus et prudens, cujus ruina tota Sclavia in merorem
est versa.
©id&erlid) liegt fein SHnlafj oor, für bie 3eit bis jur Vertreibung
bes dürften eine, oon ber fpäteren äfaorbnung (fett 1185) fo uöttig
abweid&enbe @intt)eilung anjuneljmen, wie eine 3 u f amme Klegung oon
Slow unb SRoftod mit ft$ gebraut t)aben würbe. @ine fold^e mürbe
übrigens ben ©renjüerfjältniffen ber weiter jurüdf liegenben 3eü ebenfo?
wenig entfprodjen Ijaben, wie ber fpäteren. 2Bir treten bamit ber
fd^wierig ju erörternben grage nalje, in welkem 3 u f ammen f) a ^fl e
nad; wenbifd&er Topographie tat Scmb ©cfywaan geftanben Ijaben
mag. 9iad) ber jefet woljl allgemein gültigen 9tnnaljme würben bie
Sänber ber 2lbobriten unb Äeffiner burdEj bie SBarnow gef d&ieben *),
*) (Sineu Krieg um bie Erbfolge, burd) welken SßicolauS fid) be3 ganjen
Raubes bemächtigte, nehmen aurf) «oll (9ReIlb. ©efd). I, 6. 99) unb 2Bebe*
metjer {diaabt II, 6. 718; &uabe III, @. 64) an. 2>iefelbe Sluffaffung finbet
fid) bei 28. ©iefcbred)t (V, 2, 6. 936). ^efcterer üermutfyet ferner, auf eint
Stelle in ben SBofauer 9(nnalen gefixt, bafc ber Staifer, als er 1181 hei
ßübeef öerroeilte, ben 2tbobritenfürften 9*icolau3 mit bem iianbe belehnte,
meldjcS früher ^ribiSlaö befeffen f>atte. (®bb. @. 939 f. unb SBb. VI. ©. 577.)
t ) ©o u. a. in üon Spruner'3 Ijiftorifdjem 91tta3. Stfergl. Söigger im
topograp^ijc^eu 5lul)ang ju feinen Slnnatcu, ©. 108 (mo inbeffen in SSe^ug
auf bie fpätere üorc^riftlidje JJeit uod) ^meifel geäußert iuerben), unb 3<rf)*&- 28,
6. 19, 113 u. ö. 3luc^ SBeiier (Sammlung) gefjt öon berfeiben SSorauöfefeung
an$. öon Süjjotu (pragmat. ©cfd). öou 9Jiedlb. 1, 102 u. II, 13, 51. 1) unb
Söebemeier a. a. £>., S. 678 n. 755 (Quabe, ©. 81) fhtb burd) ben Srrt^um
beeinflußt, baß ütfeuflofter unb ein ttanb „ihtfftn" burd) bie 4)auptlanbe^eilung
353
unb ift erft burdj Sanbcött)citung eine SSerfd&iebung eingetreten. Saft
inbeffen größere wenbifd&e SSejtrfe fo, wie fie jur 3 e ü her beginnen*
btn ©ermanifierung im SpradjgebraudEje feftftanben, für bie 2lu8*
beljnung nadjmaliger Territorien ma&gebenb waren, läßt ftdj menigftenö
in einem galle mit @ewij$eit no$ urfunblidlj feftfteBen. S)enn {eben*
falte bedfte fidj baö Sanb Sßarnow, um 1170 ju beiben Seiten ber
@lbe, t)on ©rabow aufwärts bis an ben flauer ©ee, 1 ) burd&auö
mit ber £errf<$aft $ardf)im, wäfjrenb ba& öftlidEj anftofjenbe ©ebiet
(3Jlüriggau) bur<$ Sanbeötljeilung ber §errf$aft SBerle juftel. 2)ie
©renje jwifdE)en bem Slbobriten* unb Äeffinerlanbe mußte, wenn l)ier
äfynlidj oerfaijren würbe, nid^t an ber Söarnow, fonbern an ber
£epeni{5 unb öftlidj t)on 33ufow gefudjt werben. Urfunblidfje 9lafy
rieten, weldje fidf) bafür birect üerwenben ließen, finb nid^t uorfjanben,
benn bie 2Borte: castrum Werle dictum cum terra attinenti etiam
Werle clicta ex vtraque parte aque Warnowe, naclj welchen
1171 fjier {einerlei Sanbfdjeibe ejiftiert l)ätte, ftcfjcn in einer gefällten
Urfunbe unb werben in einer anberen (1197) wieberfjolt, meldte ber
Snterpolation üerbädjtig ift. 8 ) 2)iefe Angabe finbet fidfj beibe 2Me
mit gälfdjungen uerbunben, bie anfd)einenb mit bem Streite jufammen*
Rängen, welker fid) im 13. 3>af)rf)unbert jwifdfjen ben Sifd^öfen oon
Schwerin unb Äammin über bie SUtöbefjnung i^rer Sprengel erf)ob.
3n |>elmolbä Slaoendjronif (I, 87) lefen wir, baß §einrid)
ber Sörae, als er nadj TOflotß £obe (1160) mit beffen Söhnen
^ribiötaü unb SBartiSlan fid) auöfoljnte, benfelben Wurle (SBerle)
et omnen terram überlaffen f)abe, baöfclbc Sanb, weld^eö nad^^er
(I, 1)2) als terra Kicinorum et Circipanorum bejeidjnet wirb, unb
weldjes ber Sad)fent)erjog nadlj feinem fiegreic&en gelbjuge gegen
Sßerle (11G3) bem Lubemarus, einem SSruber Wflotö, als SSafaHen
einräumte. 3n ber terra Obotritorum hingegen, b. I). in bem
übrigen Steile beö öon 9ttflot juüor bel)errfd)ten SReidEjeö, 8 ) quam
dux abstuler.it jure belli, unb welche mit Äoloniften befegt würbe, lagen
bie Surgen, weldje ber £er jog an beutfdje SSafaHen nerlielj : üMdEjow,
an bie .fterrfdjaft 9)Jef(enburg gefommen feien, ebenfo auti) SBolI, meldjer in-
beffen lueitigfteitä bie ÖJegenb öon $röpeün nod) bem fteffinerlanbe jumeift
(I, 'J4 f., 107,. üifd) (urfunbt. ©efd). ber ftamüie öon Derfcen, I, ®. 35) fdjeint
anberev IKeiitung über bie ©renje geroefen gu fein.
l ) m. ll.-SÖ. 100, 124 (wegen be3 flauer @ee$), 141, 149. SSgl. SBigger,
Slitnalen, S. 108, imb Safjrb. 28, @. 215.
-) 2W. ib«. 100O, 162.
3 , $iefc terra Obotritorum, innerhalb rüeld^er $>eimolb feine Sänber*
nnnien nnterfdjeibet, erfcr)etnt iljm in s Jhflot3 9(bobritenreid)e als ein ein^eit*
lirties Webtet, im ÖJegenfa^ äu ben (tntiäifdjen) Äeffinern unb ©irci^anern,
roeldje einen weniger juberläffigen SBeftanbt^eit beäfelben bilbeten.
3at)xbud) beS «er. f. melt. ®cfc^. LXI. 23
354
ßußcm, ©djroerin, Sloro unb SDteflenburg. £elmolbö SBorte
laffen feine anbete Seutung ju, als bajj 1160 bie Slbgrenjung beö
ben Sßenbenfürften verbliebenen unb beö oon ben 2)eutfd&en in Seftß
genommenen ©ebieteö fid) an eine ben 3 c ügenoffen geläufige ©tn*
tbeilung beö SBenbenlanbeö anfdjlofc, fo ba& fübltdj oon ber terra
Kicinorum et Circipanorum bie ganjen Sänber SDtürig (mit 2Rald)oro)
unb Söarnoro (mit Cuscin), 1 ) im SBeften ebenfalls ein oollftanbiger
SBejirf, oermutljlicb baö eigentliche 9lbobritenlanb (mit Sloro unb
SMeflenburg) ben 3)eutfdjen gehören follten: eine Trennung, meldte
nmfjrfdjemlidj biß 1167 oon Seftanb blieb, als Sßribtölao na$ feiner
befmitioen SKuöföfjnung mit bem §erjog jene brei Sanbfd&aften, toeldje
an ba& für i§n unb Sßartiölao 1160 referoierte ©ebiet unmittelbar
angrenjten, mit bem lefeteren toieber oereinigte unb beibeö alö fäd&ftfdjeö
Sefjn jurütferfjielt (II, 7). Ueber ben SSerlauf biefer ©renje ftnben
mir bei £elmolb feinerlei genauere SWitt^eilung ; getoife ift nur, bafe
er fie im -Korben jnrifdjen ben beiben geftungöreifjen (Sloto unb
SReflenburg, Reffm unb SBerle) annahm. 33on SJJribiölao, toeldjer
1164 offenbar oon Dften, roatjrfdjeinlidj oon SBerle, fjerfam, Reifet
eö (II, 2): collegit latenter exercitum et venit improvisus
Mikilenburg. ©ö fprid)t bieö trog ber ©roberung Söerleö (1163)
nidjt bafür, ba& bie Söarnoro bamalö jroifd^en beiben SSölfern als
©renje galt, fo ba& ber ganje Sanbftrid) jmifd^en SBerle unb 3Reflen*
bürg bem wenbifcfyen SReferoate entjogen geroefen märe. ^ebenfalls
ift, roenn mir uns baö lefctere biö an bie ^epenifc, alfo netyer an
SDleflenburg unb Sloto fjinangerütft benfen, jener plöfclidje UeberfaH
für ben Sefer oerftanblidjer, jumal ba na$ §elmolb §einrid) oon
©fatljen glanbrifdje Goloniften in Mikilinburg et in omnibus
terminis ejus angeftebelt fjatte.
©ö ift nun jtoar auf bie SBarnoio alö eine ftarfe 9kturgrenje
f)ingemiefen toorben, fotoie auf bie SWei^e bebeutenber SurgtoäHe,
toeldje ftdj oorjugöroeife am redeten Ufer erhoben. SSon einem anberen
größeren gluffe, ber ©Ibe, roiffen wir aber, bag er mitten burd) bie
Sänber SBarnoro unb 9Mrifc floß. 3fi eö ferner fdjon jtoeifelljaft,
ob auö ber £l)atfadje, ba& an ber ©renje mittelalterlicher SSogteien
oielfacfy SurgroäÜe fid& finben, eine allgemein gültige Siegel für bie
einjelnen Söurgroarbe ber roenbifdjen 3 e ^ hergeleitet werben barf, fo
würbe eö nod& weit bebenflicfyer fein, auö bem iöorljanbenfein berartiger
9lnlagen auf bie (Scheibe ganjer Sänber ju fd^liefeen. 2Iud) in bem
*) Unter Cuscin öerfteljt fyier §elmolb, tote II, 3 geigt, uidjt SReuflofter,
fonbern bie 93nrg im &anbe äikrnoro (dtefcin am flauer See), bgt. SSMgger,
Saftrb. 28, S. 11 ( J, 21. 3. — 3meifetf)aft ift hingegen, toetdje SBurg er I, 18
im Sinne f)at (Derithsewe, Morize, Cuzin).
355
Tempel beö wenbifdjen ©öfcen Goderac bei Äeffin brauet man nidfjt
ein ©renjljeiligtljum beö ganjen Sieffiner ©ebietö ju feljen; Abgötter
werben in ber weiter weftwärtö gelegenen ©egenb ebenfalls oere^rt
worben fein, wie j. 8). nadj Kird&berg bei SHltljof ber %aU war.
SDa inbeffen für bie ältere 3*U bie Duellen feinerlei 9lnf)alt gewähren,
fo mag man mit SBigger (SKnnalen) üermutljen, bafe bie Surgen
fieffin (nad) welker waf)rfd(jeinlid& bie Keffiner iljren tarnen trugen),
Sßerle u. a. urfprünglid) ©renjweljren ber SBiljcn gegen bie Slbobriten
gewefen feien. Safe aber bie SBarnow mit ben 33urgwällen beö
redten Uferö wäljrenb beö 12. 3>al)rl)unbert8 gegen bie oon SBeften
l)er broljcnben 2tngriffe befonberö Ijeroortritt, fjat lebtglid& in ber
ftrategifdjen Sebeutung biefer glufelinie, 1 ) nid)t aber in zufälligen
©rcnjoerljältniffcn feinen ©runb. Sagen bod^ audfj bie bebeutenbften
geftungen beö 2lbobritenlanbeö, Slow uub Sfteflenburg, bamalö fid&er*
ltd) nid)t an ber Sßeftfeite beöfelben. Uebrigenö fehlte eö, wie oben
nad)gewiefen würbe, im SBeften beö nochmaligen SRoftodfer &aupt*
lanbeötljeileö nidfjt an natürlichen ©renjen. Kleine 33ädje, wie bie
£epeni£, waren, jumal bei ber ftärferen Sewalbung jener $t\t, gewife
weit wafferreidjer alö Ijeutjutage. SBir bürfen and) annehmen, ba|
bie ©renjlinie in wenbifdEjer $nt nidfjt unbefeftigt war, wenngletd)
wir bei £elmolb nidf)tö ftnben, waö barauf fyinbeutet, üermutfjlidfj weil
fie bei ben uon tfym gefd&ilberten Kriegöereigniffen nur eine untere
georbnete Atolle fpielte; er tfjeilt, wie eö fd)eint, nur bie §auptfdfjläge
mit, weldje bei ben befannten großen Surgen ftattfanben. SOBic man
aber mit gutem ©runbe biöfyer immer oorauögefegt fjat, ift -Weuflofter
auö einem castrum Cuscin fyeroorgegangen (f. unten). 3 ur ^ n '
legung einer S9urg war ber Sßlafe bur$ feine Sage wot)l geeignet.
3?cnn sroifdjen Sßerle unb Ü)!eflenburg gewährte eine ©trafee, welche
am -ftorbcnbc beö JieuHofterfdEjen @eeö über bie SEepenifc führte, bie
näd)ftc Sßcrbinbung, woljl eine gortfefeung ber auö Sßommern über
Saage l)cranjiel)enben via regia. 93ermutl)lidj oerjweigte biefelbe fid)
in (Win, benn audf) oon Sdbwerin unb SDobbin f)er gelangte man
über btefen Ort auf bem gerabeften unb bequemften SBege nadf) SBerle
unb bem Dftcn. 3roifd)en Cuscin unb ber 9J?ünbung beö gulgenbadfjeö
finb wcnbtfdje SurgftcDcn nidEjt fidler nadfjjuweifen, werben aber gleich
rooljl uorfjanben gewefen fein 2 ). 3)ie Sefeftigungen waren l)ier üielleidf)t
flctner unb unbebeutenber alö jene £auptftüfcpunfie ber wenbifdjen
s DJad)t mäljrcnb ber Striege beö 12. Safjrfjunbertö. gerner bürfte
ber Umftanb mit in 9ied)nung )u jiefjen fein, ba§ in biefer ©egenb,
') ^(\[. ijicrju Jöeljj, 2)ie Söenben in 9!Jtecftenburg, ©d)meriuer Programm'
beilade l«s ( J3, 8. IG.
-) s ttn ber s J)ttlbcniJ hingegen finb mehrere SSäHe befannt.
23*
356
weldje jum gro&en J'^cile früf) in bie £änbe geiftlidjer ftörperfdjaften
gelangte, foldje SBerfe bei juneljmenber 33obenfultur ber 3 er ftönmg
letzter ausgefegt waren als anberöwo, wäljrenb }. 33. bie 33urg
SReflenburg nod) weit in bie djriftlidje 3?it hinein benufct nmrbe.
SRandjeS mag fid) audj näherer ^adjforfdjung bisher entjogen t)aben.
25en „ßirdjberg" auf ber gelbmarf non ?]3arc§on> wäre Sifdj (3ö^rb. 33,
®. 6) geneigt für einen fürftlidjen fjeümifdjen 33urgwaII ju galten,
wenn er nidjt fo fc^r niebrig wäre, o. ©Ijrenftröm (iöefdjreibung beö
fönigl. 3d)webifdjen 9lmteS -Jteuflofter 1788 I, 1—20) erwähnt bie
„ Sägenborg, Uebcrbleibfel einer runben §eftung auf bem 9ieuljof er
gelbe, bie mit Sßällen unb ©räben umgeben gewefen. ©ie ift fo alt,
ba% niemanb etwas baoon ju erjagen weiß". üftan mag bei biefen
SBorten junädjft an Ueberrefte eines Steinbaues benlen ; bod) ift audj
an ben tarnen beS in -fteufjof untergegangenen CrteS Gardist
(= SBurg) ju erinnern. 1 ) SBegen beS SanbernamenS Cubanze möchte
man ferner eine gleichnamige 93urg in ber ©egenb oon Äropelin
oermutfjen.
Sieben wir bie älteren Urfunben ju Statte, fo werben mir nie
auf bie SBarnow, fonbern immer wieber auf bie ^epemfcgrenje unb
beren Verlängerung nad) Sorben Ijingewiefen. Slls 1170 Äaifer
griebrid) bas 33istl)um Sdjwerin beftätigte, beftimmte er ben Umfang
beSfelben naefy ^auptburgbesirf en *), weldje ben alten Sanbfdjaf ttn fi(§
angepaßt ju Ijaben fd&einen (SR. tt.*33. 91). Slls foldje werben an*
geführt: Castrum ilagnopolense, Suerin, Cuthin, Kyzhin cum
omnibus villis ad illa ipsa castra pertinentibus, excepta terra Pole
et alia, que dicitur Brezze, Parchim quoque, Cuthin et Malechowe
cum omnibus villis (ju beiben Seiten ber Glbe) ad ipsa castra
pertinentibus (baju enblicfy baS Sßommerfdje castrum Dymin, mit
weldjem bamals u. a. aud) ßireipanien uerbunben war.) SDa bie Ur*
lunbe bie non ber SHöcefe auSgefcfylo||enen Sänber $öl unb Sreefen
nic^t als eigne Sejirfe neben ben norfjer genannten Surgen gelten
läfet, fo fdjeinen biefelben, ifjrer Sage entfpred&enb, als S)epenbenjen
uon SKeflenburg aufgefaßt ju fein 3 ). 2lu$ bas ganj unerwähnt
gelaffene 3low ift wofyl als unlergeorbnet ju benfen. Steinen
wir nod) baö Sanb Srüel ^inju, jo würbe fid) für baS jum castrum
v , 5(uf ber geibmarf üon SHt&arin üeräeid&net bie 3d)mettaufdje Äarte
»Wenden Berg.-.
2 , tiefer 3lusbmd rechtfertigt fid) au$ beut gnljatt ber Urfunbe. teint
Crganifation beö SSenbculaubcä nad) größeren Sbegirfen, als beren Unter-
abteilungen fleinere Sburgnmrbe sn betrauten feien, nimmt and) SBigger
3<n)r6. 2«, 3. 24 (ügl. Slnnaten, 3. 123, 124) an.
8 ) Sßtgger, Staaten, 3. 124b, 31. 1.
357
Magnopolense gerechnete ©ebiet ein Umfang ergeben, roefdjer bem
fpäteren 9Mfenburgifdjen Territorium (oljne baö Sftafeeburgifdjje ®abz*
bufcb) g(eid)fommt. 33ieHei$t galt biefeö Sanb als ber eigentliche
9lbobritcngau. SDaö Sdjroeriner ©ebiet nafym eine gefonberte Stellung
ein, nid)t Wo§ lüeil e8 (Zverin et attinentia ejus, £elmolb II, 7)
audj nad) 1167 unter ber §errfdjaft beutfd^cr (Srafen oerblieb, fonbern
aud) roeü es urfprünglidf) jum 33istl)um SRafceburg (^olabenlanb) gehört
f)attc. 9ftd)t unroertf) ber 33ead()tung fcbeint mir aber ferner, ba§ Cuthin
nid)t mit 93Jeftenburg, uon bem es burdj Suerin getrennt ift, fonbern
mit Kyzhin jufammengeftellt roirb. 9lat)i liegt nun m. @. bie 2)eu*
tung, bafc jene bciben SBurgen für baö gefammte Steffinerlanb (ttxoa als
größere 2lbtl)etlungen beffelben) ftefjen, ebenfo nric Parcliim unb Cuthin
ftdjer für baö Sanb, rceldjeö ber ©pradfjgebraudjj mit bem altfjer*
gebrauten tarnen Wamuw bezeichnete (Malechowe für ben SKürifegau).
S)iefeö an weiter ©teile genannte Cuthin ift mit bem Cuscin §elmolbö
(I, 87), ber eö immer mit Sftalcboro jufammenfteHt, gleid&bebeutenb ;
eine terra Cutsin (mit £ecbentin, alfo weftlidj oom flauer ©ee),
wirb 1219 genannt (roieberljolt 1235 *). SDie anbere 93urg biefeö
9tamenö ift aber faum anberöioo ju fud&en alö bei ber villa Cuszin,
roeldEje ^einrieb 33umn) 1219 aus feinem Patrimonium ben Tonnen
üon $arrf)oro ücrlicf). üJlan fönnte oerfucfyt fein, no$ roeiter ju geljen
unb gu ücrmutben, ba§ bie nad) 1229 oolljogene ©Reibung ber
gürftent()ümer 9toftodf unb SBerle fidE) ben ©renjen ber Sönber Kyzhin
unb Cuthin angefd&loffen betbe. ®od£j finbet fidE) anberroeitig bafür
fein 9lnf)alt, ebenfoiuenig wie für bie Slnnabme Seper'ö (Sammlung),
n)eld)er, inbem er bie ber Slufjabfung ber castra oorl)ergebenben
SBorte (termiui sunt hie) genau nimmt, bie Surggebiete für ©renj*
länber ber 3)iöcefe l)ält unb bementfpred&enb, ba SJteflenburg unb
©d)inerin lueftlitf) lagen, bie ^ßrotrinj Cuthin bis an bie SJicereS*
füftc unb bie Sßarnoiü fe|jt. 2 ) SßelcbeS aber au$ bie weitere Sfas*
bejjnung beS #anbeS geraefen fein mag, bie Sage beS Drteö Cuscin,
foioic ber 1186 bem 33ifdE)of betätigten 8 Sörfer in Mikelenburch
! ) m. II..». 251, 255, 429. ®ie reifte öftlid) Bio an ben flauer ©ee.
x "\alirb. Vi 2. 4(), wirb Säbel (nörblidj öom ftölpin See) irriljümüd) $u Kussin
qeredmet uql. 1U. il..». 5233 mit 7296). — SUtSdjtoerin unb ©hier logen
12*9 im itoitbc Söareit (3)1. U.-». 2015).
- dotier, für tueldjen e$ feftftanb, baß Cuscin fpäter gur .£>errfdjaft
liieflenburg a,ef)örte, orbuet Stoto bem erfteren unter, ebenfo anfcfyeinenb aud)
Nigger oalnb. 28. 8. 24, cntfpredjcub feiner $nfid)t über bie SBarnorogreuae.
Aiir terfel)lt ljalte id) 93ct)cr3 (aud) %cif)xh. 27, ©. 45, angebeutete) s )(nfiä)t
oon einer ehemaligen .frerrfrfjaft Äitffin (mit S^oto, 9tteflenburg unb s 43rüel),
mehhe fiel) ctiua ,^ur ;^cit kartö beö ÖJroßen mit ben .^errfc^aften SBarnoro
unb s JJ£üri# ju ber obotritifd)eu Söoiluobfdjaft bereinigt |ättc.
358
fann barüber feinen 3 ro eifel laffen, bafc ein ju erfterem gehöriger
Sejirf in Uebereinftimmung mit her fpäteren Sßerlefdjen ©renje oon
bem SSurggebiete SMlenburg im (Süboften burdE) bie oben befdjriebene
Sßafferlinie jwifdfjen 9ieumüt)lc unb bem ©öBiner Sftoore, 1 ) im SBeflen
burdE) ben -KeuflofterfdEjen ©ee unb aufwärts beffelben burdj bie SCepenifc
gerieben würbe. 2Bir gefjen batjer fd&werlidj feljl, wenn wir auc§
bie gorifefcung biefer nachmaligen £auptlanbeögrenje biß jum SDleere
f)in alö meftlicfje Sdjjeibe ber Sänber Cuthin, Kyzhin betrauten.
2Bir pnb baju um fo mefjr berechtigt, als aus Ur!unben fyeroorgefyt,
bafe ju beiben ©eiten bie Sänber oon oornf)erein oerfdjieben benannt
würben, wäljrenb an ber Sßarnow, weldje oon Süfcow abwärtö oor
bem 14. 3>af)rt)unbert niemalö alö Jperrfdjaftögrenje gebient Ijat,
bergleid&en faft garnid&t Ijeroortritt. Sßäpftlidlje Urfunben (1186/97)
für btö Siötbum Schwerin erwähnen Doberan et totam terram
Gobange (Gobantze) speetantem, womit waf)rf$einlicf) baö oon
Sßribiölao geftiftete SDoberancr 2lbteigebiet bejeid^net wirb. 9JUt biefem
oon ber Stloftertrabüion unabhängigen 3 eu 9 n ^6 ftimmen bie SToberaner
Urfunben nur infofern nid)t überein, alö in itjnen immer nur oon
quatuor ville in Cubanze bie SRebe ift (f. S. 272). 2Benn wir aber
aud) mit SBener annehmen fönnten, bajs Cubanze gleidjjbebeutenb fei
mit bem Sanbe 33ufow, in beffen öftlic^ftcm Steile biefe 4 3)örfer
urfprünglicfy gelegen Ratten, fo würbe bie §errfd)aft SRoftod über eine
l)ier oorfjanbene ©renje boä) nur um weniges nacij SBeften oor*
gef droben fein. SKnbrerfeitö finben wir bie 10 S)örfer, weldje
SBif^of unb Somfapitel 1171 (refp. 1191) im Sanbe Slow gefd&enft
erhielten, foweit iljre Flamen nod) fenntlidf) finb, alle weftlicfy oon ber
§errfdjaftßgrenäe beö 13. 3af)rf)unbertö, weldfje fte nad)weiölid() mit
Mentino, oieHeidljt audfj mit Curiuiz (©. 293) genau erreichten, wie
aud& SJJanflow (Pancouiz?) berfelben nafje fommt. Uebrigenö fann,
ba aud& Quazutino (Ducftin, nörblidf) oon 2UtS3ufow) unter jenen
10 Dörfern erwäljnt wirb, ein 33ejirf S3ufow außerhalb beö Sanbeö
Slow (welches mit Gobange in benfelben Urfunben genannt wirb)
nid)t wol)l ejiftiert fyaben. Sefctereö erftreefte fiefy oielmeljr biö an baö
3Keer unb wirb in ber $olge, alö baö castrum na$ 33ufow oerlegt
würbe, oon biefem feinen Sftamen erhalten Ijaben.
@ö fragt fidb nod&, in weitem 3ufammenf)ange ba^ Sanb 33üfcow
(in feiner urfprünglidjen 2luöbeljnung) ftanb, beoor eö an baö Siötfjum
@. oben 6. 322. Sfttt alleiniger taSnaJjme oon $enncttutt ftnb atfe
ättrifdjen biefer Sßafjcrlinic unb bem ©rofeßabenäcr See gelegenen Crtfdjaften
toenbifd)en s Jlamen3 in jenen 8 Dörfern toieber 51t er!ennen. — ©cfyon s $apft
Mefanber III. oerleiljt in ber Don 1177 batierten Urfunbe quatuor uillas in
deserto Nohum, alias quinque uillas circa Warin usque Glarnbike.
359
©dfjroerin gelangte. SDie Sage ber 33ura weift weit ef)er auf eine
93erbinbung mit Cuscin als mit Sfteflenburg. 2Iucf) ift an bie 2ln*
fprüdje ju erinnern, roeldje balb nadfj ber §auptlanbeßtl)eilung bie
Ferren non Sßerle auf baß baju gehörige ©ebiet erhoben. 2)er
(©. 322 ff.) befdEjriebenen Jiorbfeite beßfelben (von Ghiolenzke-lugi
biß an bie Sßarnoro) mürbe bernnad^ nicfyt bie S3ebeutung einer ipaupt*
grenje jufommen. @ine foldEje ift mit mefyr SWcd&t im Söeften beß alten
Sanbeß 33üfeon) ju üermutljen. @ß fehlte f)ier nid&t an einer natürlichen
©renje im Slnfdjlujj an bie t)orf)in ermähnte alte ©djeibe jnrifd&en
Cuscin unb 9Jieflenburg. 3)enn com ©ölliner SJioore ber ipaupt*
tüdffcrfd&cibc in biefer ©egenb, fliegt nad) ©üben ein Stadfj in ben
©rogSabenjer ©ee, fo baß bie 6 ©orfftetten, in iueldjen bie tarnen
non 7 ber 8 villae in Mikelenburch (1186) nod& fortbeftefjen
(u. a. ©öHin, ©lambecf, 9Kanfmooß, ÄleinSabenj) meftlid^ oon berfelben
liegen bleiben. SSon ÄleinSabenj aus erreid&te, roie freilief) erft aus
fpäterer 3eit befannt ift, bie Scheibe beß Sanbeö SBüfcoro unb ber
£errfd)aft SMlenburg bei ®idf^of bie Söarnoro.
Sßir fönnen enblidE) nidfjt umljin, auf einige fpatere Duellen l)ier
einjugefyen, roelclje bie Sßamen roenbifd^cr 33ölferfd£jaften mit ben Titeln
ber älteren £errfd)er in 3ufammenljang bringen. 3n bem S)oberaner
■Wecrologium, roeldjeß efjemalß an einem genfter beß Äreujgangeö beß
3)oberaner Sllofterß ju fef)en mar, 1 ) unb beffen @ntftef)ung rooljl
fpäteftenß gegen @nbe beß 14. Saljrfjunbertß ju fefeen ift, finb bie
früfyeften gürften aus -Jttflotß ©efd&ledjt mit folgenben Titulaturen
oerfeljen:
Niclotus wagirorum cirsipanorum polaborum obotritarum
kissinorum ac totius sclauie rex.
Pribizlaus dei gra. wagirorum polaborum magnopoli et
cisinorum regulus.
Wratizlaus cirsipanorum cussinorum et kissinorum rex.
Nicolaus dei gra. cuscinorum et kissinorum prineeps.
Saß Sftecrologium, roeldjeß auß älteren Stalenbarien unb Soten*
büd&ern beß Älofterß gefdiöpft fein wirb 2 ), Ijat ftclj burd& feine fonftigen
Datierungen, roenn biefelben audf) non 3rrtt)ümern nidjjt frei finb, bodEj
alß eine fefyr wertvolle Quelle beroäfyrt (nergl. bie Unterfud^ungen
Söiggerß, 3al)rb. 50, ju ben Stammtafeln beß ©ro^erjoglid^en £aufeß).
2lud) bie oorftefyenben 9 f lad&ridf)ten, meldte mir junäd)ft lebiglicfy nad)
') mtQetytilt öon £ifd), 3af)rb. 1, @. 131 ff., nad) einer älteren 5lbfdt)rift
öon Anfang be3 16. JgafyrfjunbertS. Einige bemerfenStoertfje 2Ibmeid)nngen,
toeld)e in einer jüngeren Slbfdjrift enthalten finb, ertoäfynt Söigger, 3>a$rb. 50,
©. 113, 2lnm. 1.
2 ) Sifd), a. a. 0., @. 134.
360
Ujrem Spalte, of>ne SRütffidEjt auf Ujre £erfunft, betrauten wollen,
machen jebenfallß nidf)t btn ©mbruef einer wilßürlid&en 3ufc m wen*
ftellung. -Kiflot unb Söartißlat), beren ganje SBirffamfeit no$ in bic
fjeibnifdEje Sßeriobe fällt, werben mit bem £itel rex bejeicljnet, welken
mehrere ber früheren £errfdjer beß SÄbobritenreidjeß wirflidd geführt
Ratten, julefct (mit ^Bewilligung beß Äaiferß Sotljar) Äanut Sawarb,
nadj beffen SEobe fein bißfjeriger Sefjnßmann -Wiflot, wenigftenß in ben
SÄugen ber Söenben, als 9tad)f olger betrachtet würbe. 1 ) ©idEjerltdEj war
bie Slnfdjauung t)on ber föniglid)en £erftmft beß gürftenfjaufeß frofe
iljrer jweifelfiaften Sered&tigung, wie bie Krönung beß Stierfopfeß auf
ben ätteften Siegeln melleidjt fdjon anbeutet, längft t)or bem 14. Saljr*
tjunbert oorljanben. 3)er 3 u f a 6 dei gratia feljlt nur bei ben beiben
entminten gürften. — ^ßribißfaü, welcher gleid)fallß nod& alß SSertreter
ber wenbifd&en -^Rationalität gelten fann unb erft in feinen fpäteren Sebenß*
jähren bem Sljriftcntljum unb ber beutfd)en iperrfdfjaft fiefy beugte, Reifet
regulus (wie -Jtiflot bei §elmolb), wäljrenb bie folgenden §errfdjer in
Uebereinftimmung mit ben urfunblidfjen Benennungen alß prineipes ober
domini aufgeführt werben. 2lud() in 33ejug auf bie beigefügten 33ölfer*
namen lägt fidf), wenn wir oon ben Cuscini einftweilen abfegen, nidfjt
oerfennen, bog fie mit anberweitig befannten gefdf)i<$tlid(jen Gegebenheiten-
im ©inflang fteljen. S)enn wäfjrenb ^ßribißlat) nadj bem griebenß*
fd&luffe mit £einrid£) bem Söwen audE) baß 2tbobritenlanb wieber be*
t)errfdjie, fonnte fein fdjon t)orl)er geftorbener ©ruber nur alß gürft
ber weiter öftlid& wofynenben Stämme angefef)en werben. 3war
werben in SßiberfprudE) mit ben £f)atfadf)en au<$ bie SBagrier unb
$olaben in ben £itel -Jitflotß unb SJJribißlauß mit aufgenommen.
S)od& ift ber alte 3 u fammenf)ang ju berüdffid&tigen, in welkem btefe
Sänber nod& in Jliflotß früheren 3>af)ren mit bem SlbobrUenretdjje
geftanben Ratten. 9Jiit Sßicolauß uon SRoftodf, ju beffen ©ebiet
SD ob er an gehörte, finb bie gleiten 33ölfernamen oerbunben, wie mit
feinem SBater Sßartißlat) ; nur bajg bie Strcipaner fehlen, waß wieberum
ju ber auß §elmolb in SSerein mit urfunblidjen !Kad&rid(jten fidj
ergebenben £l)atfadf)e ftimmt, bafe in ber 3roifd£)enjeit ßireipanien ganj
ober jum großen ££)eil unter ^ßommerfd^e £errfd)aft gefommen war.
£einricf) 33urwi), welker nad) feineß SBetterß £obe beffen Sanb mit
Sfteflenburg wieber vereinigte, erhält bem entfpredf)enb wieber ben
üollftänbigen SETitcI. — SDie Sußciner — ein SÄame, welker bei ben
alten Sdjriftftellern unter bm wenbifdfjen SBolfßftämmen nie t>or*
*) 2)iefe Slufdjauimg, fjat offenbar |>eImotb I, 52: Postquam igitur
mortuus est Kanutus — rex Obotritorum, successerunt in locum
ejus Pribizlaus (I) atque Niclotus. $lad) c. 49 toareit fie öon Äonut ge«
fttoungen toorben, quousque ea, (jue subjeeta sunt, sentirent.
361
fommt — gelten im SRecrolog nur als Siebente jirf bes Äefjtner*
lanbes; es geljt bies baraus tjeroor, baß fie bei ben bas ganje
Sanb beljerrfdjenben dürften neben ben Äeffinern nidjt befonbers
ermahnt werben. SSon ben beiben geftungen bes Samens Cuscin
!ann bie am flauer See, ba fie nad) §elmolb in ber oon ben
SDeutfdEjen befefeten terra Obotritorum lag, nid&t 3ubef)ör ber terra
Kicinorum geroefen fein, toeldje (nadE) 1160) oon *ßribiSlao unb
Sßartislao beljerrfdf)t mürbe. 9ludf) mar bie terra Cutsin (1219)
oermuttjlidE) nid)t im Sefifee bes Jiicolaus oon Sioftocf (©. 349). Seben*
falls fiel fie als S£f)eil bes Sanbes Sßarnoro burdj bie jmeite SanbeS*
Teilung ber SJleflenburger Sinie 5U. ÄeineS biefer 33eben!en mürbe
bei -Jieuflofter (bem 1170 t>or Kyzhin genannten Cuthin) jutreffen,
meldjes mir oielmeljr in feinem näheren S8erl)ältniffe ju SRoftod unb
Söerle meiter jurüdjuoerfolgen oermodjten. %üx meldEje ber beiben
SDeutungen man fid) aber audf) entfd&eibet, in jebem gälte führen bie
Angaben bes -ftecrologs, menn mir biefelben für bie oorliegenbe grage
oermertfyen bürfen, in SBerbinbung mit ben Sftadjridjten über bie erfte
Sanbest^eilung ju bem Sd&luffe, ba§ fcfyon in menbifdjjer 3^t smet
£auptgebiete nid)t an ber SBarnom, fonbern meftlid^ t)on Soberan
fidf) berührten.
9tufjeidf)nungen äfynlidfjer 9lrt mie ju S3eginn bes -KecrotogS
merben aud) ben beiben oerlorenen ©enealogieen oon ©obbertin unb
•Jieuenfamp oorgelegen Ijaben, aus meldten nadEj einer Urfunbe oon
141 8 ! ) bie dürften oon SBerle bemeifen mollten, bafc fie föniglid^er
$erfunft feien. SDenn jene beiben £anbfcfjriften (ex antiqua scriptum,
alfo fidler fpäteftens aus bem 14. 3a|rf)unbert) enthielten in fid)
Slauorum quondam regum, regulorum et prineipum cronicam.
SDtefe breifadje Slbftufung in ber Titulatur l)at fonft, fomeit mir be*
fannt, außer bem ^ecrolog feine anbere ber nod) oorfjanbenen Duellen.
Sie ©oberaner ©enealogie, meldte 1370 oerfafjt mürbe, 2 )
ermähnt oon ben oben aus bem -Jtecrolog tyerangejogenen £errf$ern
nur biefe beiben: Pribizlawus, Magnipolitanorum et Kissinorum
ac tooius Slauie regulus atque nobilis prineeps, unb Hinricus
Bursvy, nobilis prineeps. 3nbem fie teueren ben einjigen @rben
^ribislaos nennt, übergebt fie bie gefcfyidjjtlid) feftfieE)enbe erfte SanbeS*
tfjeilung. 3 )
*) 5lböebrucft 3af)rb. 11, 6. 330 f., ogl. SBtgger, a. 0. £)., ©. 129 21nm.
8 ) 3)oberaner unb 9$ard)imfd)e (Genealogie, 3^rb. 11, ©. 1 f. Ucber bie
Slbfaffuug^ett f. SBigger, Jsa^rb. 50, 6. 113, 91nm. 1.
8 ) 3)te oon ber 2)oberaner abhängige $ardjimfdje ©enealogie I)at ntefjr
aU jene, fd)eint aber oon hext il)r befannteu toenbifdjen SBölfernamen einen
uullfürlidjen ©ebraudj %u madjen.
362
3n ©rnft t). StirdEjbergß SReimdfjronif hingegen (6egonncn 1378),
roeldfje neben ber ©oberaner ©enealogie für bie ältere 3Jleflenburgifdjje
©efd)id()te anbere, nidjt mel)r t>orf)anbene SKufjeidEjnunflen benufcte,
bie anfdEjeinenb aus ©oberaner Duellen flammten, J ) tritt ^icotauö
alö £err t>on Kyssin (c. 105 unb 117) unb an ber oorfjin Gitterten
©teile (c. 103) alö gürft t)on Custyn unb Kissyn auf, f)icr alfo in
adjlidjer Uebereinftimmung mit bem -Jtecrolog, beffen S)aten audf)
onft öfter bei iljm roieberfefjren (üergl. SBigger, a. a. £).). ©urclj
bie £auptlanbeötf)eilung fällt nad) Ätrd)berg (c. 126) an ben dürften
3fol)ann 9Mlenburg, rceldEjeö ifjm gleidjbebeutenb ift mit Obotriten,
an -JttcolauS ©üftroro, an 33unoi) Rodestok unb Kyssyn, an $J$ribi8*
lat) SRidjenberg.
Sie 33ertljeilung ber 35ölfernamen auf bie einzelnen £errfdjjer
im -Jtecrotog fcfyeint mir nid&t eine ©rfinbung fpäterer $z\t ju fein,
fonbern auf alte ©oberaner Ueberlieferung jurüdEjugefien. SBenn
irgenbroo, fo fonnte ftd) in ©oberan t)on ber roenbifdjen Topographie,
foroeit es fid^) um bas Äeffiner* unb 9lbobritenlanb tyanbelt, Äunbe
erhalten Ijaben. 3>n biefer 3lnnaf)me beftärlt uns ber £itel, melier
bem gürften §einrid) SSurroi) in jenen beiben SBerleifyungöbriefen
(1192 unb 1218) beö Soberaner SDiplomatarö beigelegt nrirb:
Magnopolitanorum et Kyzzenorum prineeps. 3)enn ba in biefen
Urfunben außer oon ben SDörfern um SRebentin, meldte im SDleflen*
burgifdjjen Sanbestljeile lagen, nur nod) non ber ©egenb um ©oberan
bie Sftebe ift, fo gilt iljnen bie lefeiere {ebenfalls als SEljeil beö
Äeffinerlanbes.
SBeber aus ben alten ©cljriftftellern, nodjj aus ben Urfunben
lä§t fid) für bie bisher angenommene Sßarnorogrenje etroas fyerauö*
lefen. SBill man nidf)t üorjieljen, auf bie Söfung berartiger fragen
überhaupt su oerjidfjten, fo nrirb man bas Sanb ©djroaan für bie
Sleffiner in SInfprud) nehmen muffen. SBenigftenS für bie &\t & er
beginnenben Äolonifierung ift ein näherer 3 u f am roenf)ang besfelben
mit bem Dften nidf)t ju üerfennen. 3>n ber £rabition fam geroifj
berjenigen ©renge eine befonbere 33ebeutung ju, an melier, roaljr*
fdjeinlid) jum £f)eil an ©teile ehemaliger roenbifdjer Heiligtümer,
bie SlirdEje mit bebeutenben ©rünbungen guß faßte. 33on legieren ent*
ftanb ivoax -Jieuflofter erft nad) ber jmeiten SanbeStfjeilung, ^ardfjoro
jebenfaHs cor berfelben. 2 ) 35or aller SanbeStfyeilung würbe aber fdjon
jum Älofter ©oberan unb jum ©tiftslanbe ber ©runb gelegt. 2Iud(j
in fulturgefdf)id)tlid)er Sejiefjung fc^cint ein gertriffer ©egenfafc ju
*) £$omS, a. a. £>., @. 26. Söigger, galjrb. 50, 6. 114.
) ©. 3ö^rb. 33, ®. 4, mo 1210 oi^ ©tiftitnggja^r angenommen hrirb.
363
Beiben Seiten her (Srenje bemerfbar. Stoß ben früheren (8efd(jidE)t8*
f djreibern gewinnen wir btn ©inbruef, bag t>on t>ornljerein bie
aibobriten bem beulen ©inftuffe unb bem Sfjriftentljum fid) ju*
gänglid^er geigten ate bie weiter öftlid& woljnenben ©tämme. 53ei
^elmolb ift es inöbefonbere baä 8anb ber Keffmer unb ßirripaner,
in weld()em baö £eibentljum unb bie wenbifdfje Nationalität nod) julefet
eine 3uflud(jtftätte fanben. ©ö ift bodlj wotyl baßfelbe ©ebiet, in
beffen Umgebung, um es naclj ber 33ejwingung burd) bie SBaffen
ber dEjriftlidjen äultur auf bie Sauer ju gewinnen, nrie nad) einem
gewiffen $Iane bie erften größeren geiftlidien Stiftungen ftattfanben,
non melden innerhalb ber Schweriner ©iöcefe bie SHebe ift. SDenn
faft gleichzeitig mit jenen Jirdjlid)en Anlagen im SBeften unb im
©üben trat an ber Dftgrenje t>on Gircipanien baö Älofter SDargun
inö Scben, ju meinem um 1170 bänifd^e ßiftercienfer ben ©runb
legten. SCBie wenig gefiebert aber f)ier bie Äird&e junädf)ft nod& ba*
ftanb, geigt bie 9teactton beö £eibentljum8, beren ©cfyauplafc wenig
fpäter grabe biefe ©egenben würben. ©dEjon ^ßribiölao fonnte, wie
e§ 1192 l)ei§t, per insultum Slauorum bie non iljm unternommene
Sewibmung ber ©oberaner üftönd&e nidjt jur SSoIIenbung bringen. 1 )
SDaöfelbe ßlofter war ba& 3iel beö Äriegöjugeö (1179), als beffen
§aupttljeilneljmer bei Rirdf)berg (c. 117 unb 120) bie ßireipaner
erfdEjcinen. 2Iuc§ bie ©arguner SKönd^e mußten, üielleid^t um biefelbe
3eit, if)r Älofter wieber oerlaffen, 2 ) welches auf längere 3^t wüft
liegen blieb. „Wegen einfalss der Wenden" fjatte, wie Srunwarb
1233 (3JI. U.*33. 420) berietet, fein Vorgänger Serno eine ju
Süfeow begonnene Äloftergrünbung nid)t auöjufitfjren t>ermod[jt. 3 )
*) 2>ie gerftörung be3 $lofter3 burd) bie SSenbeu (1179) famt nidjt gemeint
fein, toenn ber (SinfaH nod) unter $ribi$lao ftattfanb. ®enn alle 'ansahen
ftimmen barin überein, baß biefer oor 1179 geftorben ift. SSgl. bie tont. $u
ffl. 11.48. 126; ba%ü fommt jefct nod), baß in ber burd) Söigger (3>o*)*b. 50 )
näljer hdannt geworbenen jüngeren $bfd)rift be3 SßecrologS oon $abriciu3
ftatt besf fehlerhaften 2)atum3 in ber älteren (1113) als £obe3jaf)r be3 gürften
1177 angegeben ift. SBielleidjt liegt aber ein grrtljum be£ ©d)reiber3 ber
(roafjrfdjeinlid) unedjten) Urfunbe oon 1192 cor.
2 ) Sßigger, Sa^rb. 28, ©. 261.
8 ) 3)a3 in ber 9?äl)e ber SBeftgreuge gelegene Sobelin fonnte, roie nod)
1236 geflagt UJirb, propter uastationera Slauorum inde quandoque ejee-
torum längere $eit fjiuburd) nidjt hehant roorben (9)1. U.*$. 454).
364
1) ©. 282 rourbe nadjgerotefen, baß Brutzowe, roo &einrtdE) t>on
SMlenburg 1270 bcm Klofter £oberan 7 £ufen ücrlief), mit bcm
im Sanbe SRoftocf gelegenen SDorfe Sruforo nid£)t ibentifdfj fein
fönne. @ö nmrbe babei bie 33ermutf)ung auögefprod&en, baß jener
9JMlenburgif<$e Drt eine eingegangene gelbmarf fei unb in ber
93ogtei Suforo gelegen t)abe. SRätjcrc 9tod)forfd()ung über baö ©efd()led)t
ber ^ßreen im ITrfunbenbudje fü^rt aber auf fetjr einfache SBeife ju
einer anberen Söfung. 1280 (2Ji. U.*S3. 1523) erflärte Äonrab
Sßreen, baß mit feiner unb feiner Erben 3uftimmung 3Ibt unb Äonoent
t)on ©oberan bem Ätofter 9teinfelb uendiderunt — septern mansos
in uilla Burtsowe, quos a nobis et nostris progenitoribus
habuerant — (oergl. 9Ji. U.^S. 1524). ©S Rubelt fid) alfo um
baö ©orf 33örjon> (9lmtö ©reüeömüfylen, 1302 Burzsowe gefdjrieben).
SSergl. aud& bie Sinnt, jum 2Ji. U.*33. 2778.
2) Äoppmann, 3^r ©cfd^id&te ber Sanbe Söerle unb ©dEjroaan
(Beiträge jur @eföi$te ber Stabt gftoftorf, £eft IV, S. 21-28,
1895) ift mir leiber erft nadlj 33oltenbung meiner 2lrbeit ju ©efid&t
gekommen. — 3Me gifcfyerei auf ber Dber^SBarnon) (inter Rostok
et Sywan naefy 9K. U.*33. 3223, genauer: inter murum Rozstoch
et pontem Zywan nadf) 5Ji. U *33. 4901) nmrbe nid^t erft burdlj König
©riefy unb gürft TOcolauö, fonbern, roaö id) oben S. 257 überfein
Ijabe, fcfyon burdE) SBalbemar non Stoftodf (geft. 1282) t>erli:l)en, in
SBiberfprud) mit ber anberroeitig feftfieljenben ©renje ber beiben
Sanbeöttjeile, weldje etroa eine SJJeile nörbli$ oon ©dfjroaan lief.
2Rit Sloppmann (S. 27) ne^me idE) bafyer an, hofo ber 93erleit)ung
Sßalbemarö eine anbere ju ©runbe liegt, roeld&e in ältere 3 C ^ a ^
SRoftodE unb Sdjroaan nod) politifcfy jufammenge^örten, jurüdfüfirt.
365
IX.
Seeräubern an JMlenburgifäer Mfie,
SSon
Dr. 3frtebrid) Stuljr,
43er Äampf beö 2)eutfd(jorbenß in Sinlanb mit bcm ©rofefürften
Sroan IV. oon SRufelanb in ben 3af)ren 1558—1561, ber bic
politifdje ©elbftftänbigfeit Siotanbß vernichtete, fjat inbirect aud& bie
£anfa ifjrem SSerfaU bebeutenb näfjer gebraut. 33iö jum l^aljre 1558
roaren 9tiga unb SReoal faft bie einjigen Stapelpläge geroefen, oon
benen aus ruffifdjje §Baaren über bie Dftfee oerfd&ifft würben; bie
anberen liülänbifc|en Stöbte, wie btö für ben ruffifd)en £anbel
befonberö günftig gelegene 9iart)a, Ratten mit jenen nid&t coneurrieren
fönnen. 5Hlö aber 1558 -Karoa in bie £änbe beö ©ro&fürften fiel,
ergriffen bie u>eftlid)en £anfeftäbte, unter ifjnen befonberö Sübedf,
fogleid) biefe ©elegenljeit, ben 3 ra if^ en ^ an ^ e J Slifloö unb SReoafe ju
umgeben. 3n ben näd&ften Sauren war Jtortm ein ^aupttjanbelöplafc
für ben fyanfifdfien ©ee^anbel, unb bie „^iaroafaljrt" würbe bie 33er*
anlaffung ^a^lrcirfjer gelben unb 33etf)anblungen.
SDer lit)länbifd)e DrbenSmeifter ©ottfyarb Äettler unb fein @d)ufe*
Ijerr, Äönig Sigiömunb 2luguft oon $olen, fugten ben £anbel ber
§anfa nadf) ^iaroa ju Ijinbern, weil er bem SÄoöforoiter and) Äriegö*
munition unb Sßrotriant in beträchtlicher 3Kenge jufü^rte ; Äettler liefe
1560 burd) feine SÄußlieger alle nadE) 9ht|lanb fafjrenben ©d)iffe
anhalten. 1 ) 2lber raeber fie, nodjj bau ^eilige 9tömifd)e 9tei$ mit
*) SBienemann, 3Ritt§eilungen über ba3 2)an$iger Stabtarcfyiö unb beffen
Siöonica üon 1558—1562, in 9)littf)eiiungen au3 bem ©ebiete ber ©efd)id)te
ßiö«, (Sft- unb ffurlanb*. 12. SBb., 6. 128. Äaperbriefe, abgebrueft hei
6tfn'rren, OueHen jur ©efdn'djte beö UutergangS liülänoifcfyer ©elbftänbigfeit,
im tafjiü für bie ©efdjidjte £iö*, @ft- unb SurlanbS, 91. g., 5. SBb., 9lx.
575 unb 582.
366
feinen aftcmbctten 1 ) an bie 9teid)§ftänbe Ratten ncnnenöroertljen @rfolg.
SBufete bod) Sübed in SBien fogar eine faiferlidfje ©rflärung unterm
3. Stpril 1560 2 ) für fiel) ju ernrirfen, ba$ ber £anbel, au&er mit
Äriegöoorrätljen, frei bleiben foHte. ©rfolgreidjjer fd&ien 3lnfangö
©dEjroeben, bem fid^ ditval 1561 angefdjlojfen Ijatte, mit feinem
SSerbot ber 9lan)afaf)rt ju fein; benn Sdfpeben ftanb eine neu auf*
blüljenbe glotte jur Verfügung. SDod^ mufjtc autf) biefe SOlad&t in
bem ^rieben ju Stettin 1570, ber iljrem Kampfe mit SDänemarf
unb Sübedf ein @nbe mad&te, Sübecf btö 9ted£)t ber freien ©d&ifffaljrt
nadfj Jftufclanb jugeftefyen.
Unter btn £anfeftäbten ljerrfdE)te über bie SRarnafafirt DÖUige
Uneinigfeit. Sßäfyrenb Sübedf, Hamburg unb 33remen bie 5Raroa*
faljrt eifrig uerfodjten, Jftiga unb SReoal fie ebenfo eifrig ju f)inbern
fudfjten, nahmen bie pommerfcfyen unb meflenburgifdjen ©täbte eine
neutrale Stellung ein. ©inerfeitö roaren fie felbft weniger als SübecF
bei bem rufftfdjen ,£anbel intcreffiert, anbererfeitö nrirften bie Sanbeö*
Ferren auf ^nne^altung ber faiferltdfjen äßanbate i)in. 3 ) SDanjig unb
S^orn, feit bem £fjorner ^rieben t)on 1466 polnifdf), folgten ber
Sßolitif ifjreö Äönigö Sigiömunb 2Iuguft. ©o verlangte Sübedf am
16. STuguft 1560 von SDanjig 9tuöfunft, auf weffen Sefeljl ©d&iffe
unb SSolf bafelbft auögerüftet mürben, um btn nad) 9iu§lanb fjanbeln*
ben Kaufmann ju fd£)äbigen. 4 ) Unb ein Äaperbrief Äönigö Sigtö*
munb 3luguft t)om 22. Sluguft 1567 ermächtigte ben SDanjiger
©dfjiffö^auptmann Martin gibranb, beö Äönigö geinbe unb beren
Helfershelfer (etliche Äaufleute, bie ben geinben „allerleg ab*, jufufjr,
entfafeung onb fjulff" leiften) anjugreifen unb alle eroberten ©fiter
in feinem -JUt^en ju oerroenben. 5 )
3>n biefen 3u|ammenl)ang gcljörcn audfj bie nad()folgenben 6r*
etgniffc, bie fid^ 1568 an ber meflenburgifdjen Äüfte jutrugen.
1 ) 93iencmauu, in ben 9JlittI)eilungen :c, 12. 93b., 6. 128: „auf ©ntub
be3 alten $erbote3 be3 ^eiligen römifdjen 9teidje3." (£in -üttanbat föaifer
gerbiuanbS öom 26. Sftoöcmber 1560 ftubet ficf> hei ben $u meiner Arbeit
bemt^teu Mrdjiöaften. (Acta betr. Civ. Kostock, rubr. ©dnfffafjrt).
2 ) ©girren, im Slrdjü) :c., 9*. fr, 4. 58b., 9lv. 541.
8 ) Jyür Sommern f. Sölümcfe, Sommern ttmfjrenb be3 norbifdjen fieben*
jährigen .Striegel, in 53attifd)en Stubicn, 40. Saijrganß, ©. 139. Qu heften«
bxtrg forberte 1569 So^un 2Ubred)t unter ^epgua^me auf baä faiferlidje
Sftanbat öont 26. Sftoöember 1560 öou SRoftocf bie Auslieferung ciue3 ©djiffeS,.
ba$ in bem SKerbacrjt ftanb, Munition für ben 9Jloö!oroiter an SBorb p ^aben.
4 ) 53icnemanu, in ben 9JlittI)ei(ungen ic, 12. 93b-, ©. 129, an& bem
3)au5igcr Stabtarc^iö.
5 ) Wati) Wien im ©e^etmen nnb §au^)t*5lrc^iö.
367
9lm 24. ^tooember biefcö Scrfjreö liefen groei Skiffe, uon benen
bctö eine £erjog 3lboIf üon £olftein gehörte, baö anbere in Hamburg
beljeimatfjet war unb lübifcfje SBaaren mit ftd) führte, in bie meflen*
burgtfdjen ©ewäffer ein. ©ie befanben ftd) auf ber Stüdfaljrt Don
■Jlaroa in bie £eimatt) unb wollten ben für Äauffaf)rteifd)tffe freien
£afen SBiömar anlaufen. 2)a würben fie auf ber £öl)e t)on SBiömar
t)on jwei 2)anjiger Drlogöfd£)tffen uub brei Sßtnfen angefallen, bie mit
SSolf unb ©efd)ü£ woljl t)erfeljen waren unb fidE) bereits 8 Sage üor
äßiömar gejetgt Ratten, ofjne baß man ftd) einer ©ewalttljat Don
ifjnen t>erfef)en f)ätte. SDaö Ijolfteinifdje ©d)iff mu§te bei Timmen*
borf auf Sßoel auf ben Stranb laufen, würbe t>on ben Seeräubern
auSgeplünbert unb fammt ben ©ütern fortgenommen. SDaS £am*
burger Sd&iff, „fo eglid£)e Saft größer", fonnte ntdjt fogleid) genommen
werben unb ftranbete erft naej) längerer Verfolgung bei s illt©aarj.
©ine große SJlenge an $obd, äßarber, SBölfen unb anberem tljeuren
5ßeljwerf würbe barauö geraubt, baö ©d)iff befd£)äbtgt unb üoD
SBaffer am ©tranbe liegen gelaffen.
9lod) am 9lbenb beö 24. SRooember fcfyrieb ber SÄmtmann
|>einricf) SJtagnuö o. Sßreen 1 ) ju SReubufom an ben fürftlidjen £ofratf)
Hubertus ©ieben 2 ) t)on bem UeberfaU am £immenborfer ©tranb unb
bat, bem £erjog ben ©adjoerljalt mitjutfyeilen. £erjog 3>of)ann
2Ilbred)t fdjicfte am 26. -Kooember feinen Jftatf) £einridj ^elican 3 )
mit bem Auftrag ab, ftd) mit bem 2lmtmann ü. Sßreen unb bem ffiati)
Don Sßiömar wegen Skiffe unb ©efdjüfc in SSerbinbung ju fegen,
gerner erhielt ber SRentmeifter 33ernf)arb S?od) 4 ) um 1 1% in ber
5ftad)t oom 26. auf ben 27. -Jiooember ben 39efel)l, Seute ju Schwerin
ju werben. @r berichtete um 7 Uljr SJlorgenö beß 27., bie 33ürger
feien bereit ju fahren, audE) Ijabe er 10 ober 12 £afenfd)ü£en in ber
*) §eiurid) SftagnuS ö. $reeu folgte 1562 feinem SBruber SBolratf) bem
3üngeren aU Amtmann öoit 9£eubuforo. $reen toar im 9lmte hi$ 1 576. 3m
flprtl b. 3- mürbe er infolge ber SBefdjrocrben, bie ber diatf) unb $rebiger
&u Sßeubuforo, mehrere oom Slbel unb öerfdjiebene Untertanen beä 2lmte3
gegen ifm megen lleberfdjreitung feiner 2Imt3befugniffe beim §er$og Ulritf)
einreihten, abgefegt.
2 ) Hubertus (Sieben, beiber SRedjte Sicentiat, mürbe 1558 öom $>eraog
Sodann SUbredjt jum §ofratI) mit einer jcUjrüd)en SBefolbung bon 100 &tl)lr.,
freier Äoft für fid) unb feinen Wiener ^i §ofe unb ber geroöfmlidjen «"pof-
fleibung befteüt. (£r mar bedjeiratijet mit ©merentia SBralftorf unb ftarb
am 26. mäxz 1582.
8 ) lieber §einridj> ^elican f. Sifdc), Saljrb. 19, 6. 27 ; unb 22, 6. 45.
4 ) S8ernf)arb Stoö) au^ ©oölar mürbe 1561 gum Äüd^enmeifter 51t
Sd^meriu ernannt. @r ift alö foId)er bi$ 3<muar 1566 uad^jumeifen. $lod)
in bemfelben Qaljre mirb er Sftentmeifter geworben fein. S)ie^ 3lmt öerroaltete
er Bio §u feinem £obe im 3a^re 1575.
368
©tobt aufgebraßt; bie SBürger feien mit 4 Steilftücfen, einer haften
Solange, einem „©ßneUfagel", t)ier Tonnen Sßulver unb ben nötigen
Äugeln aufgesogen. SDodj beibe, Sßelican wie Äod), famen ju fpät.
SCtö 5ßelican am 27., 8 Xttjx Borgens, in SßiSmar eintraf, fjatte ber
bortige gactor £ans ©labow mit anberen Seuten bereits bas ©efdjüfc
von bem bortigen tjerjoglidjen Skiffe genommen unb 9 ©4u§
auf bie Seeräuber abgegeben. iDarauf waren biefe fogletß mit
bem genommenen ©d)iff vom Sanbe abgefto&en unb unter ©egel
gegangen. 9Iud) bas bei j ü(t©aarj geftranbete ®d)iff mar bereite
am 26. ausgeplünbert worben. 9lm 29. SRovember berichtete Stoä)
an ben ^er^og, es wären nod) über 100 gafc Salg, jebes gafj
ungefähr ju 4 Sßiffspfunben (1 ©ßtffspfunb = 280 ober 300 Sßf.),
unb eine jiemliße SKenge i&cmf, gladjs unb £eebe in bem ©d£)iff.
2)iefe ©üter würben in bie Äirdje ju ©aarj gefdjtfft, um fie vor
bem SSerberben ju fßüfeen, unb follten bort verseißnet werben.
91m 4. SJecember mürbe am SHmmenborfer ©tranb in ©egen*
wart bes ^>ofratI)ö Sieben, ber 33ürgermeifter „SlSmuS Semefe"
unb „$eter germanS'V) ber ©ßuljen von Simmenborf unb ©eeborf,
bes SBismarfßen ©tabtbieners unb jweier Notare ein amtliches
5ßrotofoU über biefen Vorgang aufgenommen. SDurd) weitere @r*
funbigungen in äßismar ("teilten bie SRotare bann feft, ba§ and)
äfteflenburgtfße Untertanen beraubt feien, ©o fei ber ©Ziffer
Sene auf ber SRütffafyrt von Sitga nalje bei SBiSmar angefallen unb
ifjm ©petf, 93utter, gleifdj, Sadjs u. a. genommen, ©in gajs -^eun*
äugen, baö Jungfrau ©lifabetl) von ^eiligen ber alten Änoficffd&en
gefdjidft, Ijabe er vor ben Seeräubern retten wollen unb bestjalb
vorgegeben, es ftamme t)om ©Stoffe ju -Riga unb fei für §erjog
Sodann 9Ilbred)t beftimmt SDa Ratten bie greibeuter Jebodf) gefagt,
es ftänbe bem £erjog ober bem Teufel unb feiner SÖIutter ju, baran
wäre it)nen nidjts gelegen, Ratten bie SBanbe vom gä&lein entjwei*
genauen unb ben Sntjalt weggenommen. @tn anberer ©Ziffer,
^einriß Saumgarten, fjätte auf ber gal)rt naß Königsberg infolge
wiebriger SBinbe 2)anäig angelaufen; er Ijätte unterwegs oor ben
greibeutern bie ©egel ftreißen muffen unb 2 Sonnen 23ier an fte
verloren. 2ludj erfuhren bie Notare, bafc etliche vom 9tat unb 33ürger
ju SDanjig bzn dlaub mit btn greibeutern tfjeilten.
33alb naß biefen ©reigniffen bot fid) bem $erjog eine ©elegen^eit,
SRepreffalien für bie 33erlefcuug feiner £ol)eUsreßte auSjuüben. 58on
*) S)ie SBürgermeifter ftnb bei (£rutt, bie Diat^SIinie ber 6tabt SStemar,
§atte 1875, nid^t angeführt. £>ie ©iuäeid&nungett in ba$ ©tabtbudj fittb öon
1511 an nid^t öleißmäßig gemacht.
369
bem ptöfclidj emtretenben SBinter übcrrafd^t unb t>on $rotriantmangel
gebrängt, mußte ber Sanjiger greibeuter ÜÄartin gibronb pdf) in
ben £afen ju SBarnemünbe flüchten unb nmrbe uom SRoftodFcr
ÜÄagiftrat frcunbfd^aftlidö eingenommen. 2llö ber &erjog bieö erfuhr,
fud^tc er uom Stoftocfer dlati) burdt) feinen ©efanbten £einricij ©Araber
unb Sodann SJlolinuö bie S3efd)lagnaljme beö Äaperfdjiffeö ju erlangen.
SDie Sßertjanblungen ftnb nadj 2 Stiftungen intereffant. ©te jetgen,
wie abhängig bamalö bie £anfeftäbte in itjren überfeeifd&en §anbelö*
bejie^ungen t>on ber ©unft unb Ungunft frember igerrfdjer waren,
unb wie ängftltd) Stoftod über feinen Sßrimlegien wadfjte.
3lm 17. 3>annar 1569, 9 Ufjr Sßormittagö, überreizten bie
^erjoglidEjen ©efanbten in einer ©ifeung beö Stoftocfer 9tatf)ö ein
Schreiben Sodann 2llbredE)tö folgenben 3nt)altö: 35er £erjog sroeifte
nicf)t, ba§ ber Statt) wiffe, wie Freibeuter feiner Suriöbiction bei $oel
unb audE) fonft feinen Untertanen 2lbbrudE) getf)an Ijätten. -ftun
werbe üjm berietet, ba% einer aus berfelben ßompagnte, SJtortin
Fibranb, ber bei 5ßoel mügewirft fjabe, Dor ber Sßarnow mit einem
©d)iff angefommen fei. $Def$alb werbe ber &erjog t>erurfadj)t,
biefen greibeuter mit bem, maß er bei ftdf) fjabe, anju^atten unb ftcij
nad) feinem SBanbel unb feiner ©etegenfjeit ju erfunbigen. @r er*
fud£)e ben Statt), feine ©efanbten bei 33erf)ängung beö 2Irrefteö ju
unterftüjjen. — SDer Sürgermeifter Stomas ©erbte antwortete, er
wolle ben ganjen Statt) jufammenrufen unb um 2 Ufjr Stacijmtttagö
33efd£)etb geben.
Siad&mittagö um 2 Ufyr erfd^ienen bie ©efanbten lieber auf
ber Schreiberei. 2)er 33ürgermeifter fe|te bie ©ad&lage etwa
f olgenbermaßen auöeinanber : 2)er plöfelid^ unb unerwartet eingetretene
f)arte Sßinter unb fanget an Sßromant Ijinberten bie Freibeuter
weiter ju fommen unb anbere £äfen aufjufucf)en. ©ie legten fid^
Dor ben £afen Don SBarnemünbe unb baten bm Statt) burdf) 91b*
gefanbte, ifjnen baö ©inlegen ju oerftatten. SDer Siatl) lehnte baß
©efudj anfänglich ab, weil bie Freibeuter möglieijerweife audf) be*
freunbete unb benadjbarte ©täbte gefcf)äbigt hätten, darauf ant*
worteten bie Freibeuter, fie Ijätten SeftaHung Dom Äonig oon Sßolen
unb wollten einem jeben Siebe unb Antwort fielen, ber fte mit SRcc^t
befpred()en würbe; ber Statl) werbe bem König oon Sßolen an6) einen
©efallen burd) ©ewäljrung tfjrer Sitte erweifen. SDaburdf) würbe
benn ber Siatl) fdEjon umgeftimmt. @r erwog aber nod& weiter,
ba§ &erjog ßljriftopl) oon SKeflenburg jefet in beö Äönigö t>on
$olen &aft fei unb einen 3lbfd^lag melteidjt ju büßen f)abe.
3lud& glaubte ber SRatlj bie ©d^ifffa^rt feiner ^Bürger nad) SDanjig,
Äönigöberg unb Sföemel, bie täglid^ ftattfinbe unb ber fte nidjt
3o^röud^ bet ©er. f. metl. ©efd&. LXI. 24
370
entreißen formten, berücEftd&tigen ju muffen. 2>en enblicfjen 9Iußfd)lag
gaben jebod) bie polnifdjen ©efanbten, bie auf ber Steife nadj ©ane*
tnarf gerabe naä) Sioftocf gefommen waren. 3)tefe erflärten bem
33ürgermetfter Stomas ©erbts, baß es tönen unoerftänblid) wäre, weß*
§alb ber Statt) bm 9lußliegern UjreS Äönigs bie ©infafyrt in ben §afen
üerf agen wolle ; er möd)te beben! en, baß iF>r Äönig ber Stabt Stoftotf
feine £äfen aud) oerfd)lieJ3cn fönne. £>arauf l)at ber Statt) ben
greibeutern erlaubt einjulegen, iljnen aud) Sidjer^eit oor feinen
SBürgem üerfprodEjen ; foUte fonft jemanb fie befpredjjen, fo müßten
fte ifjm Siebe fielen. — SDer 23ürgermeifter bat, bies bem §erjog ju
melben.
3)ie ©efanbten traten ab, beriefen ftd) unb antworteten bann
bem Statt), ba§, wie ifjm bas §emb triel nätjer als ber Stocf, fo
wäre es billiger, tfjrem SanbeSfürften etwas ju untertänigem SBiHen
unb ©efallen ju ttjun, als bem König oon $olen. ©s möchte bem
Statt) an S. §. ©. gnäbigem ober ungnäbigem ©emütf) aud) woljl
fooiel alö an beö ftönigs t)on $olen ©unft gelegen fein. 2)er
£erjog würbe fd&on bafür Sorge tragen, bafe weber feinem geliebten
©ruber, &erjog ßfjriftopf), nod) ber Stabt Sioftocf irgenb eine
Weiterung ober 33efd)werbe baraus erwadjfen würbe. ©er £erjog
ftänbe mit bem König oon 5ßolen in freunbltdjem Verneinten unb
biefer Ijabe, wenn ftd) audf) bie Freibeuter auf feine Seftallung
beriefen, bod) nimmermehr befohlen, ©tnfäHe in bie Ströme 8. g. ©.
ober eines anberen Stanbes beö tjeiligen Steid&es ju machen. SBemt
fte bas ©efudf) abfälligen, würbe es ben 2ln)dE)ein gewinnen, afe
wollten fte bem SanbeSfürften bie Suftij t)erfagen. SBenn fte im
gaHe ifjrer ©inwtlligung eine Sdjäbtgung itjres Suriöbicttonörec^tcö
fürchteten, fo wäre es bod& nid)t ungebräuchlich, bajj ein gürft ober
eine Stabt ber anbern, ttjrcr ^urisbiction unfcfyäblid), ^ßerfonen, bie
in i^rem ©ericljtsgebiet betroffen würben, auf gebührliche Sanierung
folgen liege. — ©ie ©efanbten baten um eine anbere Antwort.
©er Statt) Dermalste ftcf) gegen bie Slnfcijauung, ba§ er bem
§erjog bas Siedet oerweigere. ©ebäcijte S. g. ©. bie greibeuter
mit Stecht ju befpreeijen, fo werbe es ifjm nidjt oerwetjrr. 3Jiorgen
wolle ber Statt) nod£) mit einigen bürgern bie Sadje bereben.
3lm 18. Januar, 10 Ufjr Vormittags, erflärte ber Bürger*
meifter ©erbts ben ©efanbten, fte Ijättcn bie 2lngelegent)eit einer
Slnjal)! t)on bürgern vorgelegt, ©s wäre folgenbe Antwort
befdjlojfen: Statt) unb Sürgerfd^aft befennen ftd) fdjulbig, bem ^erjog
in allen billigen Sadfjen ju gefjordfjen. Sie fjaben aber au<| ber
Stabt Seftes ju bebenfen. Sßenn fie bie greibeuter trofe tfjres @r*»
bietens 5U Siedet mit Selb unb Seben bem §erjog übergeben, fo
371
wirb ber Äönig Don $olen allem 33ermutljen nadf) ntdfjt allein in
feinen Sanben bie ©df)iffe unb ©üter ber Jftoftocfer anhalten, faie boef)
fämmtlidfjeö £olj ju Sonnen beö Srauwerfö, weldjeö ber ©tabt
9ia[)runfl fei, aus polnifdjen Sanben f)oIen muffen; er wirb auä) bei
feinen SSerbünbeten, bem König t)on ©änemarf unb ber ©tabt Sübecf,
unb bei bem il)m befreunbeten Röntg non ©d£)weben *) baffelbe burdf)*
fegen. 2BiH ber £erjog bie Freibeuter bagegen mit JRecbt befpred&en,
fo follen fie nom dtatl) ntdf)t befdfjüfct, fonbern auf ©rforbern ge*
fänglidj eingesogen unb unter bürgcrlid^c Sicherung geftellt werben.
Sie ©efanbten erklärten, fte Ratten fid& einer anberen Slntwort
nom diatt} uerfeljen. SDer 9tatt) labe ben SßerbadEjt beö ©in*
üerftänbniffeö mit ben Freibeutern auf [td&, ba ber &erjog wtffe, bag
bie greibeuter il)r ©efdjüfc nächtlicher SBeile in baö St. Kathrinen*
Slofter gerafft Ijätten, baö bod) unter beö SRatf)ö SBcfc^I [tefje. SDa
bcr 9vatl) jebod) auf feiner ©rflärung beljarrte, fo verlangten bie
©efanbten, bie Freibeuter fo ju nerwaljren, bafc ber £erjog an
if)nen SRedjt erlangen fönne, baö ©efdfjüfc, Äraut unb Sot| aber
ju inoentieren unb ju befidjtigen.
Ser SHatl) willigte barin, bie Freibeuter einjujie^en, faßö bie
©efanbten Sürgfdjaft nadj ©tabtgewofynljeit [teilten. SDen Slrreft auf
baö ©efdfjüfc wollten [ie felbft legen, baö ^noentar burdE) einen -Jlotar
unb etlidje Bürger aufhellen laffen unb ben ©efanbten nur frei*
[teilen, bie Angaben beö Snnentarö ju Dergleichen unb ju controllieren.
3)ie ©efanbten weigerten fief), Kaution ju [teilen, ba fte baju
feinen 23efef)l Ijätten; eö wäre aud) unbillig, baß ber £erjog feinen
Untertanen ßaution [teile. Uebrigenö verlangten fte aud) nidjt, bie
Freibeuter in bie Rüttelei ju fegen, fonbern nur SSorfe^rungen ju
treffen, bafc fte nid)t entweihen lönnten.
3)ieö lefctere fagte ber 9tatf) ju. SDer Sarbier 2lömuö $reu§e
bürgte mit Seib unb ©ut für fte, au&erbem gelobten bie %rtibmttx
ben beiben Sürgermeiftern mit ^anbfd^lag, baß fte fidf) nid^t t>on
Ijinnen begeben, fonbern beö 9ted)tö gewärtig fein wollten.
£amtt bredjen bie $erl)anblungen wegen gibranb vorläufig ab.
2lm 9. Februar 1569 fdjrieb &erjog ^oljann 2llbred)t t>on
9Ubnt(5 auö an ben SRatl), er Ijabe non £etnrid) ©Araber unb
Soljann SDtolimiß erfahren, ba% ftd) ber 9fatf) in ©ad&en ber gretbeuter
nidjt willfährig bejeigen wolle; befonberö unwillig fei er über bie
Gautionöforberung. @r wolle nor tfjnen, feinen Untertanen, fein
9Jed)t judjen, fonbern feine articulierte Älage gegen bie Freibeuter bei
v ) 2eit beut ftcrbft 1568 natym 6igi3munb Sluguft eine öermittelnbe
Stellung jnnfdjen Xäuemarf, £übecf unb ©d)toeben ein. 33gl. SÖIümde, in
5öaltijd/en 3tubten, 41. Qa^rgang, @. 14 ff.
372
betn ßoncilio ber Untecrfttät nteberlegen, bem audj bie greibcutet
bann tyre 2lntwort fdjriftltcfy einreiben formten. SBenn bie 3iften
jum Urteil gefdf)toffen feien, foflten jie rotuliert unb einem un*
partetifcf)en SRidjter jum Spruch überfanbt werben.
SDem Stoftocfer Sßrofeffor Dr. Sorenj Kird£)f)of würbe untenn
10. gebruar aufgetragen, bie Klage fd)riftlidj bei ber Unioerfxtät
einbiegen. 91m 4. 9Jtärj berietet Kircf)l)of, er fyabe geftem bem
SRector unb ßoncil bie Klage übergeben unb üom Stector ben 33efd)eib
erhalten, bafe fie bie Freibeuter ad excipiendum et respondendum
a tempore produeti libelli längftenS in 3 2ßod)en eitleren unb
laben sollten. 3um ©d&lufc feines ©d£)reibens brüdfte KirdEjljof bie
33efürdjtung aus, bafc bie Freibeuter ber ^uriften-Fafuttät propter
incompetentiani judicis feine F°l9 c feiften würben, unb rietf) beßtjalb,
fie nad) Urfefjbe unb Kaution freijulaffen, befonberß weil fte be«
weifen wollten, bafj fie jur $t\t bes $oeler UeberfallS nod) in 2)anjig
gewefen wären.
Unterbeffen war ein bringenbes ©cfurf) bes pohufdjen Kommiffartate
ju SDanjig um greilaffung ber ©eeräuber beim fWoftodEcr 9latij ein*
gegangen. SDiefer gab bas ©efud) am 4. 3Jiärj an ben &erjog
weiter unb bat, unoerjüglid) mit ber Klage, unb jwar uor iljrem
@erid£)t, aorjugeljen; fonft wäre er, um t>on ben SRoftorfer Bürgern
©d&aben fern ju galten, genötigt, ben 2lrreft aufjufjeben.
21m 25. SJlärj 1569 berichteten fRcctor unb ßoncil, bafj —
wie Äird^fjof es iwrauSgefagt — bie Freibeuter ftdf) geweigert fjätten,
Dor bem ßoncil $u 9fed)t ju erftfjeinen, weil fie nid)t unter bejfen
Sotmäfeigfeit gehörten. SBollte ber &erjog fie nid)t ganj unbefprod&en
laffen, fo mürben fie bie 21nfpratf)e oor bem 9tatl) ber ©tabt SRoftocf
erwarten, ber fie in fein ©eleit genommen fjätte.
SDer SRoftodfer Statt) fudf)te aus %uvä)t t)or ben polnifdjen 9luö*
liegern am 2. Slpril nod) einmal eine 33ef$leunigung bes Sßerfaljrenö
beim Jperjog ju erretten, aber üergebüdj. Srft ein gürfd^reiben bes
Königs ©igmunb 2luguft Don 5ßolen, batirt Sublin, 22. SHärj 1569,
baß balb nad)f)er eingegangen fein wirb, Ijatte ßrfolg.
21m 12. 3uni 1569 entliefe ber i&erjog, angeblich auf Bitten
beö Königs, roatjrfdjeinlid) in ber ßrfenntnife, bafe er ben Freibeutern
bie £fjeUnal)me an bem $öler Uebergriff nieijt nad&weifen fönne,
biefe oljne ßntgelt aus bem Slrreft. ®r fnüpfte nur bie S3ebingung
baran, bafe fie fidE) Uebergriffe in bes £erjogS 3}uriSbtcüon nid)t ju
©d)ulben fommen ließen, unb bafj fie ben Sßrofefforen Dr. juris
Friebricty &eine unb Sicentiat Bartholomäus Klinge mit §anb unb
Sföunb angelobten, ftd) nid)t wegen bes Slrreftes ju rädjen.
LXI, 1. 1 Octofcer 1Ö9S.
Qmthlbmdß
beö
19ercittB für meklenbtirgifche (iefdtichte nttö
Qlkxthmxskmtbz.
3 n f) a 1 1 : I. ©ef djäftlidje 9Jttttf}eihtngen. n. SBiff enf d&aftlic$e Mitteilungen :
1) s Jtad)träge §u bcn Stammtafeln be£ ©rofjljeräoglidjen §aufe3
(3o^rb. L). 2) (Sinjelbrucfe einzelner ©ebidjte be£ ^er^ogS duftaü
9lbolpI) öou -ätteflenburg. 3) Untergegangene Drtfdjaften. 4) 2)a3
©teinfrenj 511 Sdjönberg. 5) Qagbfalfen. 6) ättünafunb öon
SSttameron).
I ©efcPftltdje Witt^cihtngcn.
Die erfte Duartatfifcung beö 61. SRedjnungöiafjres fonntc wegen uer*
fd&iebener ^inberniffe erft am brüten SDiontage, betn 21. Dctober,
abgehalten werben. 3laä) bem Sendete beö jroeiten ©efretärö ift ber
SDHtglieberftanb roäljrenb beö abgelaufenen 33iertelj[al)rS von 491 auf
487 l)erabgegangen.
2Iuögefd)ieben finb im ©an jen 9 Sftttglieber, baoon 2 bur$
ben £ob, unb jroar:
1) S3aron Don 3Jtötler*SUienftern auf 9totf)fpatf, geft.
11. 3ult, 2JHtglieb feit 1842;
2) Sanbgerid^ts^räfibent a. 2). Bon aftonrorjsSdperin, geft.
18. Sluguft, amtfllieb feit 1882.
Unter bie ©Ijrenmitglieber finb t)erfefet roorben:
1) greüjerr Suliuö t)on Sftallan^Soberan,
2) Sanbfqnbicuö Slfyterös-Jieubranbenburg,
3) ©et), ginanjratt) 33at<f*Sd&n)erin.
3$ren 21 uö tritt fyabtn erflärt:
1) ©eneralmapr j. SD. t)on 3ßelfeten*©d)n)ertn, 3Jiitglieb
feit 1873;
2) «ßaftor Ka$mmad&er*gtttStreli6, ajiitgtieb fett 1886;
3) Sgnbicuö $räf<fe*$Reubranbenburg, 3JUtglieb feit 1883;
4) ©et). ^olijeiratf) &(f ermann *Sd&n>erin, 2JHtglieb feit 1851.
1
■fteue ÜÄttglieber fyat ber SBerein 5 gewonnen, nämücf):
1) Steutenant unb 9lbjutant SBolrab t>. b. 2ü^e*©d)n)erin,
2) SRed&tSfanbtbat ©d)röber*$Roftocf,
3) Dberpoftbirections*©efretär 2Höller*©cijn)erin,
4) gorftaffeffor 5ßlüfcfion)*£öttingSborf,
5) Sieutenant a. SD. Sßlüfdfjonj'Sdperin.
9tuö bem Äreife unferer 9 (Sljrenmttglieber ftnb 2 burd& btn
£ob abgerufen roorben:
1) ber Dberfird&enratf)8*$ßr5fibent a. 2). Äatjfel ju ©djroerin,
©fyrenmitglteb feit 1885, geft. 1. Stuguft, unb
2) ber ©ef). !Wat^ 5ßrofeffor Dr. t>on ©t) bei ju 33erlm,
©Ijrenmitglieb feit 1888, geft. ebenfalls am 1. Sfoguft.
Sagegen ftnb bie 3 obengenannten Ferren (d. 3Mfcan, 3X§Icrö
unb 33alcf) unter bie Qofyi ber ©fyrenmitglieber aufgenommen roorben.
SDie Qafyl ber (Sfjrenmitgtieber beträgt bemnadf) 10.
3m Uebrigen erlebigte bie SBerfammlung laufenbe ©efdfjafte.
SDie erfte Slbenboerfammlung ber ©cijroeriner SSereinömitglieber
wirb am 23. SRooember im £6tel Suifenljof ftattftnben.
IL 3TÖiffcnfcfiaftiirf|c mttt)ciU\n$en.
1.
Wadjträge ju im Stammtafeln üt$ (förüßljerjüglidjm
fjaufes (Jaljrb- L.).
SBon Dr. g. Xedjen in SBiSmar.
23ei einer aus fo tnelen einjelnen SDaten jufammengefefeten Arbeit,
roie es bie 2BiggerfdE)en Stammtafeln ftnb, fönnen, felbft wenn ein
fo geroiffenfjafter SJlann, roie SBigger, fte mad£)t, 33ericijttgungen unb
■Jiadjträge nid)t ausbleiben. ©0 mögen benn ben (SinjelnljeUen, bie
bereits in ben Safjrb. LV, ©.216 unb ©tf)luJ3berid)t ©. 5, unb
3>al)rb. LVI, ©. 224 unb 227 bertdfjtigt finb, bie folgenben Äleintg*
feiten fidf) anfdjliefcen.
1) 3 U ©eitc 173: 9IuS einer S8ergleidE)ung ber im Urfunben*
bud) XV, 9lv. 9045 aufgejagten ȟrgen mit ber in XIV, 3lx. 8775
t)orliegenben Steige crgiebt ftd) mit ooHfommener ©idfjerfjeit, baj^bie
SBermäfjtung £erjog §einrid|js III. mit Sngeburg, ber £odfjter Äonig
Sßatbemarö t)on SDänemarf, am 10. Sluguft 1360 oerabrebet unb
bamatö bie SDKtgift verbrieft warb. @ö rechtfertigt ftd) alfo baö
gute Betrauen, la& SBigger ju ber Wafyvvfyt ©taggertö tjatte, ber
bie SSermäljlung jum 3al)re 1361 berietet, ©benfo ift ba& SKtfe-
trauen, mit bem Sßigger erfid^tUd^ bem latetnifdjen ©faggert be*
gegnet (f. a. a. D. 6. 118, 3tnm.) rooljt begrünbet: ift bo<| biefer
tateimfcfye £ejt nad) bem eigenen ©eftänbniffe beö Ueberfefcerö t>on
bem fpäteren lübtfdfjen SDomprobfte SDrener in feinen jungen %afyxtn
auö bem -ftieberbeutfdjen übertragen (nrie bie ©djroerinif<|e ßfjronif
&eberid)ö auö bem £o$beutfd)en. Äoppe, jefetlebenbeö ■ gelehrtes
aRecftenburg, III, ©. 52 f.).
2) SDie Urfunbe, bie §erjog §einrid) für ben Srautfd&afc feiner
jroeiten ©emafjlin 9Kecf)tt)ilb, ber älteften £od)ter beö §errn Sern*
Ijarb t)on SBerte, fidler ftellte, ift erhalten (a. a. D. ©. 173). (Sin
jiüeiteö, auö ben Hamburger Äämmereired&nungen (fjerauögegeben t)on
Soppmann, I, ©. 255) für baö SDatum ber §etratt) ju geroinnenbeö
3eugm& t)at baneben alterbtngö nur geringen SBertfj. 3ro So^te
1377 nerauögabten bie Hamburger Äämmerer »48 ß. Stephano
Leygen joculatori, de nupeiis ducis Hinrici Magnopolensis. «
3) 3 U Sßiggcrö 2lnnaf)me, bafy bie §od)jeü £erjog Sütbredfjtö II.
mit ber (Sräftn 2Ibetf)eib non £ot)enftem ni$t lange nor ben 4. 9Jiärj
beö 3at)reö 1378 falle (a. a. D. ©. 171), ftimmt ber 3Infafc einer
SÄuögabe ber Hamburger Kämmerei im 3a^re 1378: »Kothen hy-
strioni 48 ß. de nupeiis domini Alberti ducis Magnopolensis«
(Äämmereiredjnungen, I, ©. 273). 2)aö SRedjmmgöialjr begann mit
bem 22. gebruar.
4) §ür bie ^oeijäett &erjog 2Itbred£)tö IV. mit ber ©rafin
©tifabettj oon £olftein (a. a. 0. ©. 182) fehlte eö biöljer an einer
näheren Seftimmung. @ö Ijaben aber bie Hamburger Kämmerer jum
3at)re 1385 gebucht: »2 ffi 8 ß fistulatoribus domini ducis Mag-
nopolensis ex parte nupeiarum celebratarum cum filia domini
Nicolai comitis Holtzacie« (a. a. D., I, ©. 411).
5) SDie §eiratf) §erjog 3of)annö IV. mit Katharina, £odf)ter
§erjog (Sridjö oon ©adjfen * Sauenburg, feit 1414 SBittme §errn
So^annö VII. t>on 2ßerte*@üftron) (a. a. D. ©. 189), mirb in ber
SBolfenbüttler £anbfdf)rift beö Äörner genauer batirt. SDie betreffenbe
©teile tautet bort (nad) 3Bai|, über Hermann Äorner unb bie Sübetfer
ßtjronifen, ©. 13, auö bem fünften £3anbe ber Sübfjanbhmgen ber
fönigtidfjen ©efellfd&aft ber Sßiffenfrijaften ju ©Ölungen) : »Johannes
dux Magnopolensis in consortem suam aeeepit sororem Erici
ducis Saxonie de Lovenborch, licet attinentem ei in tertio
gradu consaguinitatis ; quorum nupcie sunt celebrate infra octa-
vas epiphanie in Castro Lovenborch«. SDanadf) ift bte §od)jeit in
ber erften £älfte beö 3<Muar, roofjl im 3>al)re 1417, begangen.
6) 2)ie SSermäfytung &erjog 9ltbred)t8 VI. mit ber ©räfht
Äatljarina t)on Stnboro * SRuppin (a. a. D. ©. 196) mirb 1467 im
Sanuar ober gebruar gefeiert fein. 2)te Hamburger Äämmerei*
tedjnungen geben junt 3al)re 1466 (wegen beß SRedjnungSialjreß
f. ju 3) »18 ß Hermanuo Schröder, misso cum amphora argentea
propinata domino duci Alberto Magnopolensi in nupeiis suis,«
jum 3>af)re 1467 aber »44 ffi pro una amphora argentea habente
in pondere 4 marcas 1 loth cum factura et deauracione, pro-
pinata domino Alberto duci Magnopolensi in nupeiis suis.
1 ffi Johanni Schröder aurifabro pro 2 clippeis argenteis ad
2 amphoras, quarum una fuit propinata prefato domino Alberto
duci, reliqua vero domino episcopo Lubicensi« (a. a. D., H,
©. 292, 339).
7) 3ur £aufe §erjog £emridjs V., ber 1479, 9M 3, geboren
roar (a. a. £X ©. 278), f penbete bie ©tabt Hamburg 16 Tonnen S3ier.
2Bir finben nämtidf) jum 3>aljre 1479 angef ^rieben »14 ß 16 £ pro
16 tunnis cervisie Hamburgensis propinatis domino Magno duci
Magnopolensi in baptisatione sui primogeniti« (a. a. D., III,
©. 361) unb »4® 11 £ 9 /& Nicoiao Angermunde portanti
domino Magno duci Magnopolensi 16 tunnas cervisie Hambur-
gensis eidem propinat(a)s« (©. 363). 2luf ein ©efdjenf ju feiner
|>odJäett (a. a. D. ©. 198) bagegen bejteljen ft<$ roaljrfd&einUdj bie
1478 gebudjten 2IuSgaben »26 ß Timmoni Greven portanti
amphoram argenteam domino Magno duci Magnopolensi« unb
»69 & 14 ß 6 /$ pro una amphora argentea, habente in pondere
5 marcas 57« loth, propinata domino Magno duci Magnopo-
lensi« (a. a. D., III, ©. 312, 323).
8) SDie Angabe SWarfd&atcte, bafe S3alt^)afar oon SBenben 1421,
5lprtl 5, geftorben fei (a. a. D. ©. 250), wirb einigermaßen baburd)
beftätigt, bog feine Sßütroe in ben Hamburger Äämmeretredjnungen
fdjon 1423 ©räfin oon Dtbenburg genannt wirb, ©ö fjetjjt bort
II, ©. 39: »24 ffi pro 2 dimidiis pannis propinatis relicte do-
mini de Wenden, jam vocate domine de Oldenborch.«
9) Sßrofeffor @. Sinbftröm liefert im jroetten Steile feiner
anteckningar om Gotlands medeltid (Stockholm, Norstedt och
söners förlag 1895)©. 141—144 folgenbe Sefd&reibung ber ©rab*
[teile &erjog ©rid^ö (SBigger, a. a. D. ©. 184) ju SBiöbn, bie, ba
baö f<|roebifd&e S3ud) nur wenigen 3Jleßenburgern jugängltd) fein
bürfte, in beutfd^er Ueberfegung ni$t unimllfommen fein wirb.
„3wei aufredete Steine auf bem Kird&ljofe ber Stabt SBiöbt)
fübtid^ ber Äirdje." 60 treibt üJlag. Sroocman, ber 1753 Sänge*
bef auf feiner SReife nad) ©otlanb begleitete unb einen £ljeil non
9lbilgaarbö 3 e ^nungen abjeid^nete.
SDie Steine ftanben ju beiben @nben beffelben ©rabeö. SDer
öfttid^c biefer (Steine, oben abgerunbet unb mit breitem $ufee, fjatte
auf ber innern Seite äMtenburgs SBappenbilb, ben gefrönten Stier*
fopf mit bem für ben regierenben 3weig beö ©efd)ledf)te3 d)arafteriftif$en
^atefeHe, ba& man auf meflenburgifdjen 9Jlünjen unb Siegeln
fie^t. SDer Stein tyat 1,34 m in ber £öt)e, 1,64 m am gu&e,
0,64 m am gufee be§ oberen 9iunbtf)eüö (in ber ©infyalfung) unb
0,12 m in ber SDidfc unb ift nod) norfjanben. SDer anbere an ber
SBeftfeite beö ©rabeö fteljenbe Stein ift nerfd&rounben. @r fyatte nad)
Sroocmanö 3 e ^ nun 9 ^ e ©eftalt eines oben unb unten jugefpifeteu
Sdjübeö unb auf ifym erfdjien ber roenbifd&e ©reif, rote man il)n im
SRoftodfer SBappen t)orfinbet. 2lHeö jielt barauf, bafc ein SKitgüeb
beö meftenburgifd)en gürftenljaufeö sroifcfyen biefen Steinen begraben
mar, unb man greift fidfjer nid)t fefyl, roenn man annimmt, ba$ baö
£erjog @rid) oon üteMenburg mar, Äönig Sllbredjtö 1397 auf ©ot*
lanb nerftorbener Sofyn. 35aö diarium fratrum minorum fagt bar*
über: anno domini mcccxcvij feria quinta post Marie Magdalene
dux Ericus filius Alberti obiit in Gutlandia in Clynttc in Castro
suo, quod edificauit, dicto Landeskronae et sepultus Wisby apud
beatam Virginem. @ö roirb atfo auöbrücfttd) gefagt, ba% er bei
ber 2ftarienftrd)e begraben roarb. Stöer eö fann oerrounbern, ba$
ein fo norne^mer 9Kann ntdjt ben ©fyrenptafc im f)o£)en ßfyore ber
Ätrcfye erhielt, ber feinem Stanbe jufam. ©ine ©rflärung bürften
roir barin finben, bafc ber roofjhmterridfjtete -JUcolauS SKarfdjalf in
feinem commentariolus annalium Herulorum siue Megapolensium,
SRoftotf 1521, 991att LII fagt: tumulatus (nämlid) ftonig 9Itbred»t)
in Gadebuso, anno millesimo trecentesimo nonagesimo quarto,
Erico rege ex conjugio primo peste absumpto in Albiburgio 1 )
Gutorum tumulato. Safe er an ber $eft ftarb, gegen bie man
93orfidjt3maJ3regeln ergreifen mufete, bat roal)rfdf)einU$ nerurfad)t, ba$
fein ©rab brausen nor ber Äird&e blieb. Sänge fjat man ben feljr
großen Stein, ber t)or bem portale jur Äapefie liegt, afö §erjog
©rid&ö ©rabftein angefe^en, aber eö fmbet ftd) bafür fein 33eroeis.
S)er Stein, ber ofyne 3roeifel jroifcf)en btn beiben aufregten SBappen*
fteinen gelegen Ijat, ift feit lange fort.
*) Sott eine Ueberfefcnng öon $3i£borg fein.
SBeber Sangebef nocij 33roocman lieferte über ben Stein eine
(Srflärung nodf) ajjnten fie feine S9ebeutung. 3n b*n trier jiger $cti)vtn
tjabe xä) iljn oft betrautet. @r ftanb bamalö feljr l)od) über ber
@rbe auf St. 9Jtarten*ÄirdE)f)ofe, imb bie ©rinnerung baran erroadjte,
alö td) 1890 Sroocmanö 3 c W& nun 8 fa&- 3$ W) ba ein, bog er ju
§erjog @rid^)ö ©rabmal gehören mufcte unb teilte bem 9teidjöanttquar,
ber t>orf)er ntdfjt 33ef$eib barum roufjte, meine 2tnftcf)t mit, bie er
guthieß. @r ließ 1892 ben tief eingefunfenen (Stein aufgraben unb
tljn nadE) ber unbenufcten St. Nicolai ? Äirc^c f Raffen, roo er nun in
gutem Sdjufce ftet)t. aMIenburgtfd&e §iftorifer fef)en eö für ganj
jroeifefloö an, ba% eö einer ber ©enffteine für §erjog @rtd) ift. 3n
feinem SBerfe 2Biöbr) S. 68 $at §. £tlbebranb eine 2lbbilbung baoon
geliefert.
3n feinen 9lufjeid)nungen fagt SBalltn: »in biefer St. ÜÄarten*
Äapette liegt ^erjog ©ridf) begraben, td) meine in bem fd&önen, er*
Ijötjten ©rabe mit bem Sßferbe unb bem bitter barauf, ber entroeber
fein fann effigies hujus prineipis ober autf) bitter St. ©eorg in
Sebenögröfce. SMeö ©rab Ijat neulich, nämlid) 1740, £err 3oQ*
tjerraalter ©amtfc gefauft«. 3Jton fann Ijierauö nid&t beutlid) abnehmen,
ob eö eine SReiterftatue frei auf bem Steine ober ein eingeljaueneö
S3ilb mar. ©tne 33ermed)ölung mit bem feitljer in ber ÄapeDe t>er*
roaljrten St. ©eorg auö äßiöborg ift auögefd&loffen.
2.
(ßmjjelirrudije öetftltdjer SeMdjte tos Jjjerjüjgs ©«(lau
^Urolplj von ÜUklentmrg-
SBon Dr. SB. $o£|.
Sie erfte größere Sammlung geiftlicijer SDid£)tungen beö ^erjogö
©uftat) 9lbolpf) erf(|ien 1663; fie ttmrbe o^ne SSorrctffen beö ^erjogö
t)on bem Superintenbenten SSoffiuö beforgt unb bann jum größten
Steile nrieber eingejogen. Sefannter finb bie fpäteren 2luögaben
Don 1698 unb 1699. *) 9lber beoor nodj Jene ermahnte erfte
Sammlung oeranftaltet mürbe, roaren mehrere ber ©ebid^te fdf)on in
©injelbrutfen oeröffentlidjt roorben; 2 ) bod) fooicl \6) fefye, ift Don
*) 93 a djmattu, ©efdjidjte ber eüangelifdjen SHrcfyengefancjeS in -äMlen*
bürg. 6. 317 ff.
2 ) SBebemetyer, Slbrift ber meffenbnrgifdjen ©ejd)id)te (in ÜtaabeS
$atertanb$funbe, 93b. II) 6. 973 Slnmerfung.
biefen btefjer nodfj feiner genauer befannt gegeben. SDie ©rofc
Ijerjoglid&e 3tegierung8bibliot£)ef in Sdfjroerin befifet beren jroei, unb
id) roiH fie ber Deffentlidjfeit nid^t vorenthalten. SDer eine biefer
SDrucfe ift ein fdfjmaler 33anb in 4°, 12 »lätter = 3 Sogen ftarf,
mit ben ßuftoben 91, 31 2, 313, 33, 932, 333, ©, ©2. Seite 1
unb Seite 24 finb ntd&t paginirt; roof)l aber finb es bie Seiten 2
bis 23. SCitef, STngabe beö SDruäerö, Ort unb 3af)r fehlen. 31m
Äopfe t)on Seite 1 ftefyt: Gratia Altissimi Ducat Me!, am Sd£)luffe
Don Seite 24:
Anno MDCLXII . a . d . XXXVI 1 ) . Februarii
Qui in Fastis Sacer est Nestori: idem verö
Natalis XXX . OPTIMI PRINCIPIS .
Annos Nestoreos VIVAT GU ST AVUS ADOLPHUS!
De Nostris Annis IPSI DEUS augeat Annos!
* *
*
Nestoreos Annos VIVAT QUI Nestoris olim
Luce hausit Vitam, PRINCEPS GUSTAVUS ADOLPHUS!
FELICITER ! FELICITER !
SJtan fann alfo annehmen, ba$ biefer SDrud 1662 erfdfjien
als ©ratulationöfd&rift jüm ©eburtötage beö ^erjogö; uon wem er
oeranla&t mürbe, mujj allerbtngö bafjin geftellt bleiben, ©ebrutft ift
er roal)rfdE)einlid£) in ©üftroro, wie bie fpäteren Sluögaben. Sein
Snfjalt umfaßt 7 Sichtungen. -Kr. 1 (S. 1 — 14) mit ber Ueber*
fdfjrift „Sieben Stuffen @öttlidf)cr Siebe || auff „bie SBorte ber
^3afftonö= Historie: || Unb @r reife Siel) non iljnen ben einem
Stein* || rourff unb 6r ftunb auff || nom ©ebete." entfprid^t
ber 9lv. LXXXV1I (S. 165—79) im erften Sanbe ber Sluögabe
ber 9teimgebidE)te nom 3>al)re 1699. Seibe 3)rucfe ftimmen aber
nidfjt roörtlidj genau überein: fdjon bie Ueberfdjrift bes ©ebid&te jeigt
abraetdfjenbe gaffung, beögleid&en bie Ueberfdjriften ber Unterabteilungen,
ber 7 „Stufen", unb aud) im £e£tc felber jeigen fidE) an mehreren
Stellen Unterfcfyiebc in Schreibung unb Sßortlaut. 3d) tfjeile einige
ber nridjtigeren Seöarten unfereö ©ruefeö mit: Stufe II, 3- 15: „SDein
Seib ift erb unb Sfdfr; 35u aber bift nodf» mtnber." Stufe VI, 3. 2:
„3>amit an reiner Sieb' eö Ja nie feinem fefjle." Stufe VII, 3- 30:
„2)en aller Fimmel £eer aus allen Äräfften lobet." ©fyarafteriftifd)
mag fein, ba$ Dielfad) ftatt „ferner", „Sdjmadf)'' ftd& bie Schreibung
finbet „ftuer", „SmadE)".
1 $a3 erftc X ift nadjträglid) mit Xinte burdjftridjen uttb fo XXXVI
iu XXVI öerbcfjert roorben.
8
3lx. 2 (©. 15—17) mit ber Ucbcrfc^rift „2Iuf bas Seiben
6£<RS©£3 II im ©arten" cntfprid&t bcr 3fc. LXXXVIII
(©. 179 — 81) im erften 33anbe bcr Sammlung tum 1699; im
ganjen unb großen finb beibe als übereinftimmenb anjufeljen. 3lv. 3
(©. 17—20) „33etradf)tunge ber Siebe 6f)rifti | im Seiben" entfpridfjt
ber 3lv. LXXVII (©. 142 — 44: „2tnbäd)tige 33etrad&tung ber
Siebe (Sfriftt in || feinem ^eiligen Segben)/' 3tr. 4 (©. 20/21)
Stuft auö SDen SBunben ßf)rifti" ber SRr. LXXV (<S. 139/40:
£rofc@ebet naef) bereiter Sünbe | in 33etracfc || tung ber SBunben
ßljrifti"), 3lx. 5 (©. 21) „um ©ottes ©nabe burd) || ©fjrifti
$obt erroorben" ber 5Rr. LXVIII (©. 131), SRr. 6 (©. 22)
„33u&gebett" ber 9ir. LXXI (©. 134/35) im erften 33anbe gebauter
©ammlung. Kleinere 9lbroeid£)ungen fommen audt) in biefen Stütfen
Dor: j. 33. ftel)t in 3lv. 3, 3. 8 „Unb beuten Siebes SRod;" baö
„9lmen" fefjlt am ©d&luffe ber 5Rr. 3 ; 3lx. 4, 3. 29/30 fteftt „roie
SDu bie mehrte Seite || 3lm Äreufce öffnen Iäft'% u. a. meEjr.
3lx. 7 enblid) (©. 23/24) „SDanffd^ulbigc ©ebedfjtnufe beö Seibens
Sljrifti | || jum Sßürbigen ©ebraucfje SDeS £eit. 2Ibenbmals" ent*
fpridf)t ber 9ir. LI (©. 87—93) im jroeiten 33anbe ber ©ammlung t>on
1699 „£er&lid&e Betrachtung ber ©nug4f)uung 3®©U ©£3?3©$3".
Unfer S)rud fjat aber nur 23 ©tropfen gegen 24 ber ©ammlung;
es fefjlt ©tropfje 9 ber ©ammlung. S)er Sejt Ijat üerfd&iebentlidf)
abroetd)enben SBortlaut, 3. 33. ©tropfe 6 „Unter aller Ijoijen ©üte",
©tropfe 7 „3 U m* in W« $ftacf)t abfteiget", ©troplje 8 „©uffert
©r ©id) ber ©eroalt", u. a. ©eite 23 unb 24 finb enger gebrutft
als bie vorauf gefjenben ©eiten ; man mu&te mit bem Flaume fnappen,
um bas umfangreiche @ebid£)t ganj jum SÄbbrudfe bringen ju fönnen.
SDer anbere ©injelbrud, ben bie SRegierungsbibliotfyef bejtfet, Ijat
baff elbe gormat wie ber oben befd()riebene, ift aber an Umfang
roef entlieft f leiner; er fyat nur 2 33lätter = 4 ©eiten, bie unpaginirt
geblieben finb. Sie 2lngabe bes 2>rucfers, bes SDrudforteS, bes
2)ru<fjal)res fehlen. SDie Stypen glid^en benen bes erfterroäljnten
SDrud'S unb fo roirb audf) er aus ©üftroro ftammen. 91m Äopfe bes
erften 33latteS ftel)t aud^ f)ier Gratia Altissimi Ducat Me! 2llS
£e£tinf)alt bringt er (©. 1 — 3) nur ein ©ebidjt mit ber Ueber*
fdE)rift „33ei)m ©ebraudje bes ©aur* unb || ©efunb * 33runnen" unb
biefes entfpridjt ber 3to. XVIII (©. 30-33) im II. 33anbe ber
©ammlung t)on 1699. Kleinere 2lbroeidE)ungen fommen t)or, j. 33.
©troplje 2: „S)er fd&nöbe Seib" ftatt „£er geile Seib"; ftatt fdfj
ift juroeilen f gebraucht (©tropfe 2: froere). 9lm ©d^luffe (©eite 3)
ftef)t Spadae, 27. 3unii MDCLIIX, barunter Ijanbfdjriftltdf) (ob
glet#itig?) VIVAT GUSTAVUS ADOLPHUS!
3.
Mxttit$t$axt$mt ©rtfdjafim
C3u 3af)rbudj LVI, S. 190.)
(»Ott Dr. g. (Srull.)
3>n bcr jtoeiten Hälfte bes 13. 3<tf)rf)unberts begegnet in Sßismar
eine ganje 9Inäaljl Sßerfonen, toeld&e ben 3unamen „oon Ärufoto" tragen. %
©a toeftlidE) an bie gelbmarf oon Sßismar ein 2)orf biefes Ramend
grenjte, roeldfjes — baS heutige Ärufoioer gelb — fammt ber baju
gehörigen Äöpperni^9Jlü()Ie — ber im anfange btefes 3af)rf)unbertS
aufgegebenen St. 3af obs * 9Jlül)le — 1300 oon ber Stabt angefauft
rourbe (ÜR. U.-S. 2628), fo liegt es nafye, ju oermutljen, bafe jene
Sßerfonen oon biefem Drte ftammten unb nad& ifym genannt würben,
unb foldjes ift oon einem Sfjeile berfelben audj jtoeifelloS, benn es
faufte ber 1230/34 als 93efifeer oon S^ten aus Ärufoto genannte
33öle (ebb. 375) im anfange ber fünfziger Safjre oom Sftatlje ju
SBismar f)ier eine 2Bortfy, unb 1277 oerfügte Planne oon Srufoto,
ber fein Sofjn getoefen fein fann, gemeinfdjaftlidE) mit feinem Sofjne
SBerner über Sefife in Rrufoiü unb ber Äöpperni^9Jiüt)le (ebb. 1426).
3iufjer biefem -Jianne unb feinen Srübern unb 9tad)fommen bemerkt
man aber nodE) eine jroette ©ruppe, bie mit jenen anfdjeinenb nid)t
ftufammenfyängt. 3m Saljre 1278 einigten fidj nämlidE) 9tubolf oon
Ärufoto unb fein Sotyn 3of)ann über gemeinfdjaftltdjen S3efife baf)in,
ba& legerer benjenigen ju diatoro, ber SSater aber bie gretfjeit fyaben
follte, btn in 39ufoio ju oerfaufen (ebb. 1457), eine greift, oon
toeld£)er berfelbe 1283 ©ebraud) mad£)te, inbem er biefen 33efi£ bem
9tatl)e ju SReubufoto für 270 2Rarf überliefe (ebb. 1658). Sei ber
üerfjältniftmäfjigen ©rö&e biefer Summe barf man mit 2Baf)rfd)einlidjs
feit annehmen, ba$ biefer £anbel Seitens bes jraifdjen 1255 unb
1260 juerft als Stabt genannten Drtes (ebb. 874) jum ßmdz ber
SBergröfeerung ber gelbmarf abgefd£)loffen ift, unb wenn mir in einem
Stabtbud)e bes 15. 3at)rt)unberts, meines fidj ju Jieubufoio erhalten
liat, mehrere, jeljn ÜRale einen ftruloioer SSrucfy genannt finben. ein
9M bie Ärufomer SBeibe, fo fdfjeint bie 93ermutl)ung bodE) ntd^t oon
ber £anb ju weifen, ba$ biefe glurbejetdfjnungen auf ein ehemaliges
SDorf ober ©etjoft beuten, bafe felbiger ber oon Slabolf oertaufte
33efi§ mar unb er oon bemfelben genannt rourbe. ©egenroärtig ift
ber 9tame Ärutotoer Srudfj md£)t mefyr befannt, aber ba in bem
gebauten Stabtbucfye (fol. 78) ein 2Jiorgen als beim ßrufoioer
örudje nad£) bem ßrempiner 28ege f)in gelegen bejeidfjnet unb ber
fyeute als „bas SBeibelanb" benannte Slcfercomplej an ber Ulenbrofer
10
unb Siremptner ©cfyetbc liegt, fo ift baraus roofjl ju entnehmen, wo
jeneß Äruforo ju fudjen ift.
Slnfdjeinenb ift nodj eine jroeitc Drtfcfyaft im -Keubufowfdfjen
©tabtfelbe untergegangen. S)aS nad) ©üben fü^renbe £f)or ju SRcu*
buforo fjeifjt bas Änefer £f)or, bie ©trafce ju bemfelben bie Änefer
Straße. §n 9taabes SBaterlanbsfunbe (I, ©. 313) ift t>ermutf)et,
bafc fie ben -Kamen t)on bem flatrifcfyen SBorte Änes = gürft Ijätten,
• aber abgefeljen batwn, bafc bie fürfttid^c 93urg am entgegengefefcten
@nbe ber ©tabt, oor bem 2Jiüf)lentf)ore lag, mithin burdjauS fein
Slnfafe ju ber (flatrifcfyen) 93ejeid)nung jenes Stores als beS fürftlidjen
in ber (beutfd£)en) ©tabt oorlag, fo ift nad£) bem oben ermähnten ©tabt*
bud&e bie alte SttamenSform 1407 unb 1418 Äonefer, 1428 ©onejer bor,
roas etroa auf ein ©onesco jurücf jufüljren fein bürfte, wie bas t>or
©ülje liegenbe ßnefe, in ber tmlgären gorm ßnefe, urfprünglidj Ijiefj
(SSI. U.-93. 192), unb roaf)rfd)einlid), bafj üon einer fo genannten DvU
fd)aft SCfyor unb ©tra&e tf)ren Flamen erhalten fjaben.
Unftebe fann nid^tö anbereS fein als bas ijeutige Senentyof, nrie
aud) in ber @efd()id)te beS @efd)lecfyts oon Derfcen (VI, ©. 23) am
genommen ift. 3fn bem erwähnten ©tabtbud&e Reifet es 1434 oon
einem 3Jiorgen, er Hege jiuifdjen Unfteber gelbe unb ÄrögerS 33rud£),
roeldE) legerer Seftanbtijeil ber -Jieubuforofd)en gelbmarf mit Ulenbrof
unb Sirempin grenzt, roäfjrenb ber Unftebter ©d)lag berfelben nörblidfj
an SMpenborf unb Sörnftorf, öftlid) an Senen^of unb füblidjj an
Ärempin ftöfet.
4.
Mas dtehthren; ju Sdjimterg.
SBon $aftor Krüger* ©tf)önberg.
3n feiner „@efd)tdf)te beS 33istf)umS 9ta|eburg" (©. 329. 2Inm.)
ermahnt 9Jtofdj ein ©teinfreuj auf ber ©dE)önberger gelbmarf, bas
er für einen ©tationsftein ber Äalanbsbruberfdjaft fjält unb mit
folgenben 2Borten bef treibt: ,,©s f>at auf ber einen ©eite ein
©rueifif mit einer baneben fnieenben männlichen gigur, meldte betenb
bie $änbe ergebt, mit bzn SBorten auf einem 3 c ^tel: miserere mei
deus. 35ie 3nfd)rift ber anbern ©eite in fünf 3eilen ift bergeftalt
oernrittert, ba$ nur wenige 93udjftaben nodE) erfennbar finb.
©eit circa 40 3>af)ren mar bas ©teinfreuj üou feinem ©tanb*
orte oerf d&nmnben ; im vorigen 3>af)re mürbe es nrieber aufgefunben;
es lag in ber ©rbe als Srüdfe über einem Sßafferlaufe. 35er 33efi|er
beS ©runbftüdes fdjenfte ben ©tein auf mein ©rfud&en ber Äird&e, in
n^
ifjrer 9tä{)e wirb er aufö neue aufgeteilt werben. 3)er Stein mifct über
ber @rbe 2,30 ra unb war nod) 0,90 m tief in bie @rbe gefenft.
3Kafdf) ijat bie SBorberfeite rid^tig befd&rieben. 35er ©ruciftjus
ift ebel gehalten, bie fnieenbe ©eftalt aber jeicfynet fidfj t>or befannten
äf)nltd&en SDarftellungen burdj jiemlid) unmögliche (Stellung aus. 25a*
gegen irrt Sföafdfj mit feiner Stnnafyme, es tjanble fiel) um einen
©tationSftein ber $alanbsbruberfd&aft. @r wirb burd) unrichtige Sefung
eines -Jiamens ber Stücffeite &u biefer SBermutfjung gefommen fein.
Unter 93eif)ülfe beS £errn Dr. Satenborf f)ierfelbft ift es mir }u
meiner greube gelungen, nermütelft eines genommenen 93apierabflatfdf)es
bie fef)r oerroitterte 3nf$rift ber Stücf feite ju entziffern, ©ie lautet:
3fnt • iar • ra • tat •%
fco • taart ;Jjit • (lagen
fjerme • ftariouta'
oft • ftrufe • fete |r
fin^ föne • Wftfte
fiarlOlttae • (©djlu&üeraierung.)
@s ift alfo aud) biefes ©teinfreuj, roie anbere feiner 9lrt in
unferer ©egenb, bem 9lnbenfen eines ©rfdE)lagenen non feinem Soljne
geroibmet. Ueber ber 3infd)rift ift ein Sdjtlb mit bem 2Bappen ber
gamtlie non Äarloro (fteigenber 93är mit £alsbanb) angebracht,
S)ie Sßerf önlidEtf eiten , bie in ber 3nfd)rift genannt werben, finb
befannten @efd£)lecfyts unb -KamenS. 25aS ®efd£)led)t ber Äarloroe
finbet ftdfj im 14. 3af)rf)unbert im ©üben beS 39iSt|umS Sftafceburg
an nerfcfytebenen Orten, fo in Semem, ©d&abbingSDorf, Stöggelin,
fiarloro, ßlodfsborf begütert (f. 3Jtofdj, @efd). beS SiSifjumS ©. 303,
306, 309, 323 ; 3Jt. U.*33. 3lx. 3628, 6386). SDer l)ter genannte
^ermann Äarloroe wirb berfelbe fein, melier im $af)re 1397 £of
unb ©orf Äarloro, Slocfsborf, Sulrabe, Sepenborf an 33if$of Setlen
üon Sßarfentf)in nerfaufte unb bafür ao. 1400 non bemfelben SRöggelin
für 1000 SC^aler in feinen Sefifc braute. 3n einem Älageartifel
gegen bie ©tabt Sübedf nom 3. 3luguft 1418 nennt tf)n &erjog (5ridj V.
üon ©ad^en* Sauenburg feinen mann unb besetzet il)n als bereits
nerfiorben. ©eine ©öf)ne £ans unb SBidfe madjen 2lnfprud) auf
©dEjabenerfafc an bie ©tabt Sübedf. SDiefe fd)ilbert U)n als ©trafen*
räuber (desulue Herman vnde sine knechte schinden den cop-
man vp der Straten, dar vns vaken vnde vele claghe van
quemen. SScrgl. Süb. IU33. 14, ©. 56, 81.). ©r urirb alfo in
bem jroeiten 3>al)rjef)nt beS 15. 3af)rl)unbertS in einem berartlgen
Kampfe auf ber Sanbftrafce feinen Xob gefunben ^aben. Sttefer 3*ü
12
entfpridjt aud) gorm bes ÄreujeS unb ß&arafter bcr Sdjrift. 2)a&
bic 3nfd&rift beutfd) ift, nrirb bas ©teinfreuj unter ben 2)enfmafern
jener geit als beachtenswert!) l)en>orf)eben.
5.
Jagdfalken.
$on g. ö. -äJletyenn.
3m ©roftöerjogüd&en £auptard)U) ju ©äjiüerin finbet ftd^ non
ber £anb bes befannten Standers Äafpar oon Sdjönaid) bas im*
batirte Soncept eines an Dr. SSfabreaS Secfer gerichteten ©djreibenö
&eir}0f} &einrid)S V. oon 3Mlenburg, bas folgenben Sßortlaut fyat:
Vnsern gonstigen willen zeuuorn. Hochgelerter lieber be"
sunder. Wir werden bericht, wie der hochgeborne furste*
vnser lieber ohme, her Bugslaff zeu Stettin -Pommern etc-
herezog, zewene zcocker haben solle, vnd szo jr vormerkt*
das seyne Lieb dieselben, als wir vns vorsehen, diser zeeit zeu
gebrauchen nicht willens were, szo ist vnser gutlich beger,
woldet vns fordrigk sein, das seine Lieb vns mit selben vögeln
beyden adir ye mit eynem zeu lust vnsers wedewergks be-
dencken, vnd euch hirin gutwillig jrzeeigen, das wollen wir
ken euch mit sunderlicher gunst bedencken.
An docter Andres Beckern.
Unter Zcocker ift ber äßürg* ober Saferfalfe, ftaoifdj Sokol,
Falco laniarius L., ein 39eroof)ner bes füböftlidjen ©uropaS unb ber
(Steppengebiete bes roeftlidjen 2lftens, ju nerftefjen, ber als SBaijnogel
f)od) genäßt mar. Uebrigens finb nur äu&erft fpärltdje -Jtad)ridjten
über galfenjagben in äfteflenburg auf uns gefommen. 3>n ben 9tenterei*
red)nungen aus ber erften &älfte bes 16. 3al)tf)unberts erfdjeint
wenige 3Me ein „galfenierer" unter ben £ofbebienten, unb ju @nbe
bes 17. 3>af)r{)unberts I)ielt £erjog Ouftao 2lbolf t)on 3Mlenburg*
©üftroro ebenfalls einen foldjen. 33on bem Sanbabel fdjeint bie
galfenjagb bagegen nidjt gepflegt roorben ju fein.
6.
ifttttnjfmä von Mamaow.
SBon Dr. Derben.
3m 2)eccmber 1894 würben auf ber @rbpad)tf)ufe -Kr. II im
SDorfe 2)lameroro, SDomanial*2lmtS ©üftroro, auf bem fog. 9tiebenberg
13
beim pflügen 898 ©ilbermünjen aus bcm 16. unb 17. SaWunbert
gcfunbcn. SMefelben finb anfdjeinenb in einen SBeutel oerpaeft ge*
roefen, oon bem ftd) nodj SRefte oorfanben. S)ie ältefte biefer SWünjen
ftammt aus bem 3a^re 1500 (Shilling beö &erjopS SBogiölauö oon
Sßommern), bie jüngftc aus bem 3af)re 1628 (9Jiagbeburger Xfyakv).
A. SljaJer (141 ©tütf).
1. Spanien. Sßljilipp H- 1589.
2. ©d)roeben. ©igismunb. 1594.
3. -JHeberlanbe :
a. 2BeftfrieSlanb. 1592, 1593, 1596 (3 @jempl.), 1597
(4 ©jempl.), 1598 (4 (Sjempl.)
b. ©eibern. 1587, 1591, 1592, 1593, 1595.
c. £ollanb. 1586, 1600.
d. Dbenjjfel. 1584.
e. Utrecht. 1587, 1591, 1593, 1595.
f. 3eelanb. 1595, 1596, 1619.
4. Defterreid):
a. gerbinanb I. (mit bem £ite[ eines römtfdjen ÄönigS).
D. 3. 1548.
b. gerbinanb I. gür Söhnen. D. 3- (Soad^imst^al.)
c. gerbinanb II. 1624.
d. 2:iro(er^aIcr b.©rä^erjogögerbinanb. D.3- 15@jempl.
e. ©Ifäffer St^afer beffelben. D. 3- 5 ©fempl.
f. tiroler £f)aler bes ©rjöerjogö SDlaj. 1618.
g. ©Ifäffer S£öaler beö ©rj^etjogö Seopolb. 1622.
5. Sranbenburg in granfen:
a. Oeorg unb 3llbre^t. 1539, 1543, 1544 (2 ©jempl.).
b. 906tec$t 1549.
6. 33raunf dpeig :
a. Sßolfgang unb $ß$ilipp H. (©rubenijagen). 1579, 1581.
b. £emrid) (Sßolfenbüttel). 1561.
c. 3uliu8 (SBoifenbüttel). 1586 (8id)ttt)aler), 1588 (»rillen*
tljaler).
d. griebrtd) Ulridj (Sßolfenbüttel). 1617.
e. 2Bill)elm (Harburg). 1622.
f. @rid) n. (Galenbetg). 1575.
g. Sluguft ber Süngere (5Reu*2Bolfenbüttel). D. 3-
7. £olftein*@ottorp. griebrtd) in. 1625.
8. 3Mlenburg :
a. §einri$ V. 1540.
14
b. Wrid). 1556.
c. §<mß 3llbred)t. 1623.
9. Wk- Sriebricfc. 1548.
10. ©ctdjfen:
A. @rnefttmfd)e Sinic.
a. Sodann grtebrtd) unb -Dtorifc. 1543.
b. griebrid) SBUfjelm I. unb 3of)ann (SBeunar) 1589.
c. Sodann (SBcimar). 1596.
B. Sllbertimfdje Sinic.
a. 9Jiort&. 1548, 1550.
b. atuguft. 1556,1557,1564,1571,1575,1583,1586.
c. 6i)riftian I. 1589, 1590.
d. e^riftiann.,3of)ann@cor9unb3luguft. 1594,1599.
e. Soljann ©eorg. 1620.
11. §enneberg. 2Büf)elm. 1553.
12. äftanöfelb:
a. £oi)er VI., ©ebfjarb VII., Gilbert VII., *ßPpp (SBorber*
ort). 1532.
b. Sßeter ©rnft, Sodann 9Ilbert, 3of)ann £ot)er, §oqer
6f)riftopf) (griebeborn). 1582.
c. $eter (Srnft, ^oljann Sttlbert, Sodann §oger, Sruno IE.
unb §ot)cr ©t)riftop^ (griebeborn). 1583.
d. *ßeter ©rnft, Sruno II., Ocb^arb VIII., Sotjann ©eorg
(griebeborn). 1591.
13. Dftfrieölanb :
a. ©bjarb II., Sfjriftopf), 3of)ann. 1564.
b. @bjarb II. 1595.
14. Dcttingcn. Sari SBolfgang, Subttrig XV., 2Jiartin. 1544.
15. @rjbtött)um Äöln:
a. Slnton üon &olftein. 1556.
b. Soljann ©ebfyarb non SDianSfelb. 1558. (3 @jempl.)
c. Salcntin oon !3fenburg. 1572. (9Künjt)crcin.)
16. @rjbiötf)um ©aljburg. 3ot). 3acob ÄTjuon t)on Selaft). 1563.
17. 33istf)utn £alberftabt. Stlbert t)on Sranbcnburg. 1538.
18. Siöt^um Slaßcburg. 6£)riftop^ oon SKeflcnburg. 1581.
(®ücc. 32,1.)
19. Signum 2Büriburg. 3»elc§tor 3obel t>on ©icbclftabt. 1554.
20. Sttbtei Stablo in Belgien. Sfyriftopf) ©raf t)on 9Jianberfdjcib.
1570.
21. 9lbtei Sporen in Belgien. 3Jtorgareta oon S3rcberobe. 1570.
22. Sladjen. 1568.
23. 6ampen. 1596. (2 ©rempl.) 1598.
15
24. SDcüentcr, (Sampen, 3rooH. 1555 (3 ©fempl.), 1583, 1586.
25. Hamburg. 1553, 1589 (2 @Eempl.), 1590.
26. £erforb. 1552.
27. Äaufbeuren. 1543.
28. Kempten. 1546.
29. Sübetf. 1546, 1549, 1559 (2 @jempt.), 1568, 1588 (2 @j*
emplare).
30. aftagbeburg. 1628.
31. Sfteufe. 1558.
32. -Jhjmroegen. D. 3- (3 @£empl.)
33. Sdjafföaufen. 1550.
34. ©olotljurn. D. 3.
B. Plentere SUbermihtsen. (756 Stücf.)
1. 35änemarf.
a. ©tiriftian III. 2 ©fifling. 1558.
b. e|riftian IV. 1 3Jlarf banste 1617. 4 ©fiHing.
1616, 1617.
2. Sranbenburg.
a. Soadjiml. unb Sttlbert. @rofd)en. 1508, 1512, 1516.
b. 3oad)tm II. @rofd)en. 1539.
3. #olftein.
a. grebridj (f 1533). ©roföen. D. 3.
b. 3of)<mn 2lboIf. Sütd&en. D. 3- (2), 1592, 1594,
1596 (3), 1597 (9), 1598 (9), 1600, 1601 (3), 1602
(3), 1603 (7), 1604 (9), 1605 (10), 1606 (2), 1607
(3), 1608 (4), 1615 (1). UnbeutUdd (10).
c. grebrid) III. 2)oppelfd)ilUng. 1617 (2), 1618 (1).
4. Sauenburg, griebridj II. 25ütd)en. 1609.
5. SKeflenburg.
a. SKagnuö unb 33altf)afar. Shilling. O. 3-
b. £einrid&V. SDoppclfd^iUmg. 1525. Sed)8ltng. 1538(7).
c. anbrecht VII. SDoppelfd^iUing o. % unb 1525. 3nutter*
fdjiffing. ©üftroro. 1527/28. Shilling. 1528 (2).
Unbeutlid) (1). D. 3- mit Stoler (1). ©ed&öling.
1537 (2).
d. 9lbolf grebrid). SDoppelfcPmg. 1611, 1613 (5), 1614
(2), 1615, 1616, 1617.
e. ßarll. SDoppelfdjilUng. 1604, 1606, 1607 (5), 1608
(3), 1609 (2).
f. £cms Sllbredjt. SDoppelfdping. 1616 (2).
16
6. Sßommern:
a. SBogtäfauö X. ©dfjilling 1500, 1501, 1505, 1508 (2),
1519, 1520. Unbeutlid) ober of)ne Scfyt (6).
b. $Ppp 3uliuö oon SEBoIgaft SDoppelfdping 1609 (6),
1610 (2), 1611 (11), 1612, 1613, 1616.
7. Sippe. (Simon. ©rofdjen 1563.
8. Dettingen. Garl SBolfgang, Subnrig XV., 3Jtarttn. 7» SC^aler
1543.
9. ©Naumburg. (Srnft. $ütdf)en 1608 (5), 1609 (14), 1611 (7),
1612 (3), 1614.
10. ©rjbiötum Sremen. Soljann griebridE) oon £olftem. 2)ütdf)en
1611, 1612 (3), 1613 (3), 1615, 1616, 1618.
11. Srjbiötum 6ötn. @rnft II. oon Saiern. SDütd&en 1607 (?),
1608 (10), 1609 (6).
12. Hamburg. Sütdjen 1592, 1594, 1595, 1596, 1597 (3),
1599 (6), 1600 (4), 1601 (5), 1602 (3), 1603 (4),
1604, 1607 (5), 1608 (2), 1614 (2), 1615. Un*
beutlid) (2).
13. Hameln. 2)ütd)en 1607, 1608 (2).
14. ©ilbeö&eim. SDütcfym 1600, 1601 (4), 1606(2). Unbeutlid) (1).
15. Sübetf. 72 9ieid)öort 1522 (2). Orofdjen o. % ©d£)illmg
1532, 1537 (6). Unbeutlidf) (3).
16. Süneburg. SDütcfjen 1601, 1617. ©rofcfjen 1562.
17. SDiagbeburg. SDütdjen 1600 (?).
18. SJiarSberg. ©rofd&en 1609.
19. SRoftotf. SDoppelfdfjtUing 1606, 1607 (4), 1608 (3), 1614,
1616. Unbeutlid) (1). ©dpinge meift oljne 3aljr
(358 Stfldt).
20. ©tratfunb. SDütc^cn 1623. ©rofdfjen 1611 (4), 1612 (10),
1613 (5), 1614. ©djilling 1515 (2), 1538 (31),
1554. Unbeutlid) (4).
21. SBismar. SDütdfjen 1601, 1604, 1605 (3). O&ne %cti)X ober
unbeutlid) (10). SDoppelfdfjilling 1563 (3). Schilling
1537 (6), 1538 (1), 1543 (3). Unbeutlid) (l).
<5df) iü er in, im Dctober 1895. ©er jtoeite ©efretär:
£. v. Mtytxin.
LXI, 2. 17 3<muöt 1896.
beö
Tßmins für meklenbur$ifdte (iefdtidtte uttö
3 n t) a 1 1 : I. ©ef d&äftltd&e Mitteilungen. II. ©iffenf d&aftlid&e TOttfjeüungen :
1) $)ie 28appen in ber ®irdje ju ©temberg. 2) $er Sßteberaufbau
be3 ©djmeriner 9ftatf$aufe3 natf) bem ©tabtbranbe öon 1651.
3) 2Utertf)ümer öon ©ütten hei ©tatoentyagen. 4) Söie bie SRoftocIer
Sifdjer if>re $riöilegien erhielten. 5) $ie ©tatue be£ ^eiligen
(£f)rifto:pf)oru3 in ber Ä ircfye 31t SSarnemünbe. 6) §au3marfen au3
Sßarnemünbe.
I Wefd)äftHct)c Wittf>ciluiifleu.
lieber bie jroeite Duartafoerfammlung, bie am 6. Januar ftatt*
gefunben f)at, ift baö -Kadf)folgenbe mitäutfyeilen. SRad^mittagö 6 Uf)r
nmrbe bie ©ifeung im Sefefaale ber ©rof^erjoglicfyen Sftegierungö*
Sibliotfjef Dom £errn erften Sßraftbenten in ©egenroart ber betben
SBereinöfefretäre, beö Silberroartö unb breier SRepräfentanten eröffnet.
Sie übrigen 2Iuöfd)UJ3mitgUeber roaren befjinbert, an ber 33erfamm*
lung tfyeiljunefjmen.
3m SDiitgüeberftanbe fjaben fidj, roie ber jroeite ©efretär berichtete,
nur geringe Veränderungen jugetragen; jroei SHitglieber finb aus*
gefcfyieben, jroei finb bem Vereine betgetreten.
3>f)ren 9t uö tritt fjaben erflärt bie Ferren:
Kaufmann (Staube ju 9Md)in unb
2lmtöaffeffor greiser r oon 3Jleerf)eimb ju ©raboiu.
9ieu eingetreten finb bie Ferren:
Sieutenant unb 3Jbjutant ©. oon £olftein ju ©djroerin unb
gorftmeifter §retf)crr oon 9tobbe ju Subroigöluft.
S)ie ©efammtjafyl ber orbentücfjen 2Jtitglieber ift fomit unueränbert
487 geblieben.
Sei ben @(jren* unb correfponbtrenben 3Jlitg(iebern finb feine
SSeränberungen ju oerjeidjnen geroefen.
SDie SUberfammlung unfereö 23ereinö ift im t>erroid)enen Quartal
um elf Silber, uorroiegenb ältere metlenburgtfcfye ©täbte*2lnfic§ten,
oermefjrt roorben, bie oorgejeigt unb mit Sntereffe beftdjtigt würben.
2
18
SJBeiter würbe bcr ©tat ber Urf unbenbud) - 5tommtffton für bäö
3a^r oom 1. SJiärj 1896 biß jum 1. 3Jtörj 1897 vorgelegt unb
genehmigt.
LI iÖiffeufc^aftlict)e aRtttJjeilttiiftcti.
l.
Mit Wa\>\m\ in in Itrdj* ;u jötenttorg.
»on Dr. ®r ull.
SBei ©elegen&eit bcr 9ieul)crfteltung ber Rird)c ju Sternberg
fanb man beim Säubern bcrfelbcn üon £ünd)c bie fdjrägen Seiten
ber adjtetfigen Pfeiler bis etwa jur falben &ö()c Ijinauf mit einem
geometrifdjen Ornamente in SBeifj, 9tot() unb ©djirarj bemalt, eine
3)eforation, ti>eld)c mit einer redjtecftgen gepufcten glädje abfd&lofj,
auf bie je ein breifeit iger Sßappenfdjilb gemalt mar unb jroar fo,
baß berfelbe Sd)ilb immer meljrfad) oorfam. S)a ai)t freie Pfeiler
unb oier fjalbe, an bie Oft* unb bie SBeftiuanb fid) fd)licf$enbe uor*
t)anben finb, fo mürben ftd) bemnad) 40 Sd)ilbe ergeben, bod) ftnb
beim anbringen ber neuen Äanjcl jmei unb burd; ben @inbau ber
Orgelempore bereit oier jerftört roorben, fo baf$ jefct nur nod) 34
ober melmeljr, ba ein 9ted)ted auf ber füblidjen Seite beö erften
$ßf eilerfi ber füblidjen Steige . nid)t mit einem Sdjilbe, f onbern mit
einer S)arftellung auö ber £ciligengefd)id)te bemalt ift, nur 33
erhalten finb.
@ß finben fid) folgenbe t)erfd)tebene SBappenbilber :
a. 3wei qucrgelegte £irfd)ftangcn, fdjroars in Sßetjj;
b. eine fdjrägegelcgte gefpannte Sfrmbruft, rotf), auf einem tum
2Beif$ unb Sdjmarj geseilten gelbe;
c. üon SBeiß unb dtoiij geseilt;
d. ein glügel mit aufroärtö gerichteten Sdjroungfebern, weift
in SRotl);
e. ein getreppter ©tebel, fdjroarj in Sßeijj;
f. ein fjalber fteigenber 33otf, xoti) in SBeijj;
g. ein getreppter Sparren, roeijs in Stotl), begleitet tum brei
blauen Sßfcileifen (?), beren obere einanber jugenetgt finb;
h. in SRotl) ein roei&eö gemeines unb Sd)räg*Äreuj („SDoppcl*
freuj")/ belegt mit grüner 93lattran!e;
i. ein fiebenftraljliger Stern, wei{3 in Sdnoarj;
19
«va
TvT
k. brci 3 an 9 en / ß i"^ Sdjmiebejange äroifdfjen jroei anberen,
fdjräge gelegt, rotl) in SBeife;
1. ein ©djrägbalfen, roeijj in Sdjrcarj, belegt mit einer Jcfyroarjen
Sftanfe ;
m. üier in ber 9JMtte vereinigte £af)nenfeberbüfdf)e, fdjragfreuj*
artig angeorbnet, fd£)roarj in SBetjj;
n. burdfj eine (conturirte) roeifje Sßeinranfe oon SOBcife unb
Sdjiuarj fdjräge geseilt;
o. ein aufgerichteter ©reif, rotl) O
in 2Bei&.
33on biefen bislang oölüg im*
befanntenäßappenfcf)ilben fanben fid)
i fünf 2M, d unb g mv 9M, h
unb m ein 5ftal, alle übrigen jtoei
9M, unb jroar in nebenftebenber
2lnorbnung, in roeld&er bie 3 ö ^ en
bie ©djilbe anjeigen, roeldje jerftört
finb, baö Jtreuj bie Stelle, wo ftatt
eineö ©d)ilbe§ ein 33ilb fidf) finbet-
9luö biefer Ueberfid)t ergiebt
fid), ba§ bie 14 ©d)übe nidjt etroa
auö bloß beforatioen ©rünben be*
liebig burd) einanber, vielmehr alle
paarig ober jraeipaarig neben ein*
anber nneberfjolt finb, unb bag ofjne
3weif el f an ©teile 1 , h an 2 fidfj
roieberfanb, fourie bafj 3 = c, 4 = o,
5 = i unb 6 = m geroefen ift,
löonad) fein Sdf)ilb für unö uerloren
fein würbe.
SBelcbe Sebeutung f)aben nun
biefe Sdjilbe? 2)ie roaf)rfdE)einlid)fte w
unb, wie midE) bünft, allein mögliche
©rflärung für baö anbringen berfelben wirb bie fein, ba& fie ba&
ainbenfen an btejenigen ©efdjledjter ober ^erfonen erbalten follten, roefdf)e
ben betreff enben Sautljeil, bie Pfeiler, fyabtn aufführen laffen, roie ja
aud) in gleicher 9lbfi<$t ber ©df)ilb ber t>. Süloro am Sd&roeriner $)om
unb am Umgange ber Äirdfje ju Süfcon), berjenige beö 33ifdE)ofs 3licolauö
Söbbefer an ber Öurg ju Sßarin, beö 5ßräceptorS Jtran an Sauten
ju £empjin angebradE)t ift ober roar, ober wie oermutljltd) aus bem-
felben ©runbe @eroölbefdE)eiben ober ©djlu&fteine in SübcdP, Stralfunb,
9lel)na, Zaxnorv, aud) SBiämar mit Sßappenfd&ilben verfemen finb.
j/v
6S\m,
20
©o rote biefe ©ewölbe auf Soften ber SBetreffenben fjergefteHt worben,
fo fmb eö axufy bie Pfeiler ju ©ternberg, unb würben bemnadj i bie
Äoften für l 1 /* Pfeiler, c unb g für je 1, d unb f für je V«, olle
übrigen aber für je einen fjalben Pfeiler hergegeben fjaben. 1 )
■Himmt man an, bag bie 3Bappenfd)ilbe bie oorfte^enb oer-
mutete Sebeutung fjaben, fo wirb man bie 33auf)erren unter ben
9Jlitgliebern ber fird)Ud)en ©emeinbc unb tnöbefonbere, ba baö 5tirdj*
fpiel außer ber ©tabt felbft nur ©tuen, weldjeö im 14. Saljr*
fjunberte wefentlid) nod) ein fyerrfdjaftlidjeö S)orf gewefen fein wirb
(ÜÄ. U.*33. 3163, 3468, 3469), fowte Äobrow begreift, wo nod)
1333 eine eigene 5tir$e war (ebb. 5411), unter ben ^Bürgern t)on
©ternberg fud)en muffen. SBenn ©ternberg metyr als waf)rfdjeinlidj
üon Sßribiölaü oon Sßardjim * 9ttdjenberg, unb jmar nad) Dr. Sifdjö
annef)mlidjer SBermutfjung (Sa^rb. XTI, ©. 189), jmifdjen 1240 unb
1250 gegrünbet n?orfcen ift, fo erhielt eö felbftoerftänbUdj jur felben
3eit aud) feine Äirdje, bie ber ^eiligen Jungfrau unb @t. SRicolauö
bebicirt würbe (ebb. ©. 190, %) unb an weldjer fdjon 1256 ein
SBicar angefiellt war (üß. U.-93. 770), bo$ ift biefer S3au waljr*
fd)etn(id) in bem Sranbe, weldjer bie ©tabt im erften ©ecennium
beö 14. 3>af)rf)unbertö Ijeimfudjte (ebb. 3293), mit untergegangen
(ebb. 4363, 31.) unb an feine Stelle bie jegige fd)öne £allenfird)e
getreten, bie man ifjreö Stilö wegen in baö jweite 3al)rjel)nt fefcen
barf unb oor 1320 ober 1322 fe&en muß, ba laut 3>nfd)rift (ebb.)
berjeit ber £f)urm ber Äirdje vorgebaut worben ift. ©inb aber bie
ßtrdje unb inöbefonbere bie Pfeiler auf Soften ©ternberger SBürger
aufgeführt, fo fönnen biofe nur foldje gewefen fein, bie in befferen
SBermögenöoer^ältniffen waren, bie fidj ben Sujuö eines SBappenö
geftatten burften, bie Sütbürger, bie !Kad)fommen beqenigen, weldje
Orünbung unb (Einrichtung ber ©tabt in bie £anb genommen
Ratten, bie Sßatricier, wie Sifcfc fie nennt unb wie man fie woljl ber
Jtürje wegen unb um fo efjer bejetcfynen barf, alö nerfdjiebentlidj
SDHtgliebcr biefer gamilien in bie SDtonnfdjaft übergetreten fmb. 83et
ber geringen 3<*f)l ber ©ternberger Urf unben, bie auf unö gekommen ift
fennen wir aber nur jef)n ober, falls ber Eeystuerus ber erwähnten
3nfd)rift wtrflid) ein o. SRüft fein foüte, elf gamilien auö ber 3«ü
t>on 1306 biö 1320, nämlid): SDebing, t). SKarfoiü (3 Sßerfonen),
t). SBameforo (7), 9llberbeö, o. SRofenom, v. ©ömelow, n. 3 a f# ens
borf, t). ©ternberg (9), SCrenbefopp (5), u. Sßoferin (4), o. Stuft.
l ) SRatiirltd^ $eigt nieftt jebe$ in einer Äirrfje gemaltes ober fouft
angebrachtes SBappen bie Söetfjeittgung beS (JignerS am $8an an, fonbem
ebenfo oft bie Urljeberjdjaft oon frommen Stiftungen. SSgl. Sdjröber, $. SR.,
@. 2041.
21
2)ie crften neun fjatten SDMtglieber im 9tatf), roie aus bcn
Urfunben fidf) ergiebt ; aus breicn biefer gamüten ftnb Sfageljörige in
bic 3Jtannfd)aft eingetreten, nämli$ auß ben Sßameforo, Sternberg
unb £renbefopp, unb bislang ftnb allein bie SBappen ber Sßameforo
ttnb S£renbefopp befannt geworben (ebb. 4561, 6153). 3)tefe beiben
SBappen finben fidE) nun aber nidE)t unter ben in ber 5tir$e
angebrachten, unb baß fd^eint in ber £f)at ein ftarfeß Argument
gegen bie 9lnnaf)me, bag (entere Sternberger Optimalen angehörten.
2)ennodj wirb fie fid) aufregt galten laffen. 3m Urfunbenbudje ber
Stabt Sübetf (II, 5Kr. 949) ift nämlid^ eine im bortigen 9latf)ß*
ardjine aufbewahrte unb in baß TOeflenburgifdjeltrfunbenbucb (9fr. 7032)
f)inübergenommene Urfunbe Dom 2. Januar 1350 abgebrucft, an
welker bie an beiben Orten nidjt befdfjriebenen Siegel ber 2Iußftetler
fangen, nämüd) baß beß Serttjolb SBamefoiü unb baß Subolf Stern*
bergß. 93eibe ftnb nidf)t fcfyarf außgebrüdft. ©rftereß ift runb unb
enthält ben 2Bameforcfdf)en Sd£)ilb unoerfennbar, bod£) ift üon ber
Umfdjrtft nid^tö ju lefen, baß jroeite aber ift fd)ilbförmig unb geigt
einen Ijalben fteigenben 33o<f, roäfjrenb bie Ümfcfyrift, im Sßornamen
oöllig beutlid), im Familiennamen minber flar, lautet: [S] IiVDOIiF
.... R9BQR . . 35aß bieß baß Subolf Sternberg juftänbige Siegel
fei, wirb, nrie id; benfen foHte, nid)t in 3 tüe 'f e I i u ite^en fein. Sein
SBappenbilb ift alfo baßfelbe, roeldfjeß oben unter f aufgeführt ift,
unb biefer Umftanb bürfte, ift fdf)on fonft ein 3 eu 9 e M** 3 cu 9 e /
außreidjenb fein, bie oben außgefprod)ene 33ermutf)ung, baß bie frag*
lieben SBappen bie oon Sternberger $atriciern feien, ju ftärfen unb
ju ftüfeen. SDa§ bie Schübe ber n. SBameforo unb ber £renbefopp,
biefer offenbar fef)r fjeworragenben @efdf)ledfjter, fetjlen, ift allerbingß
auffaüenb, erflärt fid) aber roof)l fo am -Katürlidfjften, baß biefe
gamitien jroar nidjt jum S3au ber Pfeiler beigetragen, aber burdj
fromme Stiftungen ifjrer Stellung in ber Stabt geredjt ju werben
gefugt l)aben,roaß audjj t)on ben SBameforo bejeugt ift (ebb. 3468; 3469),
ober in anberer 2Beife, etwa burd) 9tußfüfjrung t)on ©eroölben, ben
S3au geförbert f)aben.
SDaß eß in ber gotge nocf) gelingen follte, bie übrigen SdjUbe
ober aud) nur eineß ober baß anbere ju beftimmen, ift Ieiber auß*
fidjtßloß, ba außer ben erwähnten fein anbereß Siegel non Stern*
bergern biß 1375 jum 58orfdf)etn gefommen ift.
Sdfjließlidf) fei nod) auf btn Umftanb Ijtngenriefen, ba$ 93lau unb
(Selb fo gut nrie gar nidf)t auf ben SBappen fidfj finben unb nur
SBeiß, Scfjroarj unb SRotf), nrie auf bem £eppi$mufter, alß £incturen
angeroenbet ftnb.
22
Mtx flJte&enntfbmt ir^0 &tywm\\zt föatl)jjmi(ie0 nad)
htm StüMbrmtte von 1651.
3$on I>r. ftr. Stuljr.
91m 18. 3uli 1651 nuirbc ein großer Sfteil bcr Stabt Sdjmerin
eingeäfdjert. 3lad) einer 33efanntmad)ung in 9lx. 31 ber „Ordinari
2)iengftagö*3 c üung Anno 1651" fam baö geucr um 12 Ufjr 9Jitttagö
beim Sflatljfjauö auö, 100 jutn Srotfnen ausgebreiteter $lad)S burdj bic
$unfen einer nafyen Sdjmiebe in 33ranb geriet!), ^»n furjer 3*ü
tjatten bic flammen bic Käufer am Stotjjljauö unb biefeö fclbft
ergriffen. Solan nerfudjtc baö StatWjauö 1 ) ju retten; aber ba ber
93oben beffelben mit glaßö angefüllt mar, cntnricfelte fid) ein fold^cr
Qualm, baß SRicmanb ftum Söffen natje fommen tonnte. Srennenbe
bürre Sdjinbeln nom 9iatl){)auötf)urm »erbreiteten baö geuer bann
weiter über ben SDlarft unb von ba nadj bcr Sdjmiebeftraße unb
©ßloßgaffc Ijin, fobaß fdjtießltd) 160 Käufer mit bem SHat^aufe in
2lfd;e lagen. Sine fßniere £>eimfudjuug mar biefer 33ranb für bie
33ürgerfd;aft. „@otteö lid)ter(of) brennenber 3 orn " würbe barin
erfannt, unb bußfertig flefjfe bie $3ürgerfd)aft ju (Sott, mit fernerer
©träfe innejutjalten, n)ie eö mehrere unö erhaltene $rebigten ber
3eit erfennen Iaffen. ©leidjjeitig naljm man aber aud) tfjatfräftig
bzn SBieberaufbau ber nmften Stätten in 2Ingrtff. S)cr £erjog
erließ gürfßreiben an ©teibte unb Surften um 33eif)ülfe, unb feine
©enbboten, auö bzn nerfd)iebenen ©tänben bcr Stabt auögercäfilt,
burßjogcn baö 8anb, um bic aufgebraßten &ülfögclber einjufammeln.
SBenn aud) ein großer £f)eil biefer ^ülfögelber für diäten ber
S3oten ausgegeben werben mußte, tarnen bodj nid)t unbeträßtlidje
©ummen ben 2lbgebrannten ju @ute.
SDer SJlagiftrat ridjtete nor allen SDingen fein 9lugenmerf auf
bie SBiebererrißtung beö 9?atf)t)aufeö. 2 ) 31m 21. September 1651
fußte er beim §erjog naß, bie in SRoftocf unb äßiömar für bie
abgebrannten Seute gesammelten Selber 511m 92at(jl)auSbau oerroenben
ju bürfen, bamit balb nrieber 3^f ammen ^nfte }u 9tatf) unb ©eridjt
orbentlißer SBeife abgehalten roerben tonnten, ©ö mürbe beabftßtigt,
bie nom 9latf)l)auö ftcl)en gebliebenen ©eroölbe, Äeller unb SDlauer*
'S
1 ) $a3 bamatieje 9iatl)f)au$ mar nad) bem Traube uou 1558 erbaut.
_ ftromm, (Sfyrouif öou Sdjtuerht, Schwerin 1862, 6. 131.
2 ) Acta bie SßMebererbaunno, bes abgebraubteu SKat^foaitfeS tu @djtüertu
betreffend de Annis 1651 et 1652. item 1653 et 1654, im (M)eimen uttb
§aupt*9(rd)iü.
23
roerf nod) üor bem Sßinter 511 bebauen, um fte üor weiterem SBcrfalt
ju fdriifcen. SDiefem ©efud) folgte am 2. Dctober ein jroetteö um
33eroilligung oon ©djenfjolj ju ben 33alfen, benn in ber ©tabtljöljung
roärc nur £annenf)olä üorfyanben, baö man (ebiglid) jum ©parrroerf
oerroenben fönne. £rofcbem baö erfte ©efud) bewilligt würbe, naljm
man ben 93au nor bem SBinter 1651/52 nid)t in Angriff. -Jtod)
im §rü()j[af)r 1652 mar man in S^eifel barüber, rote man baö neue
Siatf^auö anjulegen Ijabe, bamtt baöfelbe eine $mbi ber ©tabt
roerbe. SBieber natjm man jum §erjog feine 3 u ff uc !Jt un ^ & a * um
3uorbnung fadjüerftänbiger Sßerfonen. darauf verfügte &erjog 2lbolf
griebrtd) unterm 28. 2lpril 1652, man möge btö 9tatf)l)auö unter
Senuftung ber alten $unbamente fo, roie baö alte geroefen märe, roieber*
aufrichten, aber barin abroeidjen, bog bie oberen SRäurne, befonberö
ber ©aal, etroaö l)öl)er aufgeführt roürben. ©enau einen SJtonat
fpätcr erl)ie(t ber 3^ nmermc M ler £ auö 5ioepfe 23efcl)l, mit ber
3immcrarbcit unoerjügltd) ju beginnen. 3bm rourbe nadj Siuöroeiö
Der im 2lrd)iu erhaltenen 39aured)nuugen fpätcr ber 3 intmermeifter
ßlauö 53i)bcdf beigegeben. 3>ie Maurerarbeiten leitete ber ÜWaurer*
metfter 3>od)im ©totte. 3m 3uli 1652 roaren bie arbeiten tu
Dollem (Sänge. 33alb trat jcbod; roieber ©elbmangel ein. 3lm
30. 3iuli 1652 banfte ber 3JJagiftrat für bie tljm jum Statljljauöbau
in jroci SHaten Don je 600 £l)lr. auö ben 33ranbfoHeften (incl. s Jioftocf
unb SBtömar) beroiUigten 1200 S£l)lr. unb bat ben £crjog um
fernere Unterftüjjung, unb, als barauf nidjtö erfolgte, roieberfyoltc ber
üHagiftrat feine 93ittc unterm 28. Sluguft. ©r fütjrte in bem jroeiten
©efud) auö, ba6 auf bie fdjon tief üerfd)ulbcten ©tabtgüter nid)t ber
geringfte geller mcl)r aufgenommen roerben fönne, unb baß cö billig
fei, bie von ber ©tabt in ben 5triegöjat)ren 1631 unb 1032 über-
bie ©ebüljr hergegebenen 6193 fl. 20 fei. nunmetjr auö bem Sanb*
faften jurücf jujablen. SDer £erjog mod;te ber 3Infid;t fein, baß man
: ür bie beroiUigten 1200 £l)lr. feljr root)l baö 9tatt)bauö fjätte auf*
üljren fönneu, benn er orbnete am 6. ©eptember 1652 eine Sleoifion
ber 33aured)nungen an. ©ö ergab fic^> babei eine ©innaljtne ber
©tabt üon genau 1216 £f)lr. 21 &l. 6 5ßf., bie fid) folgenbermaßen
nertfyeilte :
409 Srtjlr. 41 6L 6 Sßf. oon ber ©tabt SRoftod,
73 %i)lx. 36 gl. von ber bortigen Unioerfttät,
132 fcjjlr. 40 61. Don ber ©tabt SBiömar,
600 £()lr. non ber gemeinen ©innafjme auö
33ranbfolleften.
1216 SCtjlr. 21 61. 6 5ßf.
34
2)aoon waren ausgegeben 1192 SCl)tr. 16 fei., fobag ein 93or*
vati) oon nur 24 SEIjlr. 5 §1. 6 5ßf. oorljanben mar. SDie Ijerjog*
KdEje ßommtffion beanftanbete oon ben ausgaben jtoei Sßoften :
1) 75 £f)tr. 16 fj(. für Entfernung bes ©djuttes aus bem
SRat^auö unb SJtüljfentljor,
2) 47 £f)lr. 41 gl. für SReparirung ber 9tatf)Sbuben,
unb appetlirte beStoegen an bie ©ntfdjeibung bes $erjogS. SHbolf
griebridE) orbnete nun unterm 8. September 1652 an, bie 75 Xfjlv.
16 fjt. burd) eine Äoltefte oon ben oom geuer oerfdjonten bürgern
aufjubringen unb fügte — maß für ben ®ered)tigfeit liebenben £erjog
djarafteriftifdE) ift — (jinju, er muffe fidf) tounbern, bafe ber SDtogiftrat
nid)t felbft auf eine fo billige 9lnorbnung oerfaßenfei; bie 47 SEfjlr.
41 fj(. follten aus ber £euer ber Seroo^ner ber Suben bejaht
werben, gür bie bem üftagiftrat auf biefe SBeife nodj oerbleibenben
147 SEljlr. 14 fei. 6 $f. (eingefd&loffen ben obigen 93orrat()) fei baS
SRatljIjauö nod) oor SBinterSanbrud) unter 35ad) ju bringen. SefctereS
fdjeint aber bod) nidf)t ausführbar geroefen ju fein. 3teue 33ittgcfud)e
bes 2Jtogiftrats oom 24. gebruar unb 28. 5ftooember 1653 unb oom
20. Januar 1654 führen an, bafe audE) bie jätyrlicben ©infünfte beö
SBeinfeKerS jum Sau bes 9tatf)Ijaufes angegriffen, bamit aber au$
bie legten 3Jlittel erfd^öpft feien; ber 3Jlagiftrat bittet besfyalb um
bie lejjtljin eingefommenc Äopffteuer oon etwa 300 SEIjtr. auf 21b*
fdjlag ber gorberung an ben Sanbfaften oon 6493 fl. 20 §1. SHit
einem befürroortenben 9lefcript beö §erjogS, ber fid) nun bodfj oon
ber SRotfjIage überjeugt Ijaben modjte, an ben ©ngeren Stusfdjujj ber
SRitter* unb Sanbfdfiaft oom 6. Sftärj 1654 brechen bie 9lrdfoioacten ab-
S)a aud) bie im jeßigen ©tabtfjaus aufbewahrten 3JlagiftratS * Steten,
betreffenb bie SBiebererridjtung bes $Rat£)öaufeS nad) bem SBranbe
oon 1651, über baS SRefcript oom 6. 3Jlärj 1654 nid^t hinausgehen,
fo täjjt fid) über bie 33oltenbung beS Saues etwuS Seftimmtes nid&t
beibringen. 2)o$ fann man mit gromm, ßfyronif oon ©d&werin, 1 )
fdEjliejjen, ba$ baS $Ratf)t)aus im §erbfte 1654 fertig geftellt worben ift, ba
Laetare 1655 juerft wieber bie 23ürgerfpradE)e ber oerfammelten Sürger*
fdjaft aus bem geöffneten genfter bes SRatfjljaufeS oorgelefen würbe.
3n ber ^olgejeit ift baS SRaÜjljauS metjrfad) burdjgebaut unb
erweitert roorben unb f)at nad) ber üDiarftfeite ju burdf) eine neue
gaffabe ein ganj anberes 2IuSfef)en erhalten ; auf ber SRüdffeite, nadf)
ber S$ladf)terftraJ3e ju, finb jebod) nodf) manche SC^cilc bes 1652
bis 1654 errichteten ©ebäubes unoerfennbar.
*) gromm, (£f)ronif öon Sdjtüeritt, 6. 230—231.
25
3.
^lltertljümer von Balten Im dtatttnfyagetu
$on Subraig Traufe in fRoftocf.
3)aö SRoftodfcr 3Iltertf)umSmufeum bemafjrt in feiner präf)iftori|d&cn
Sammlung aud) eine 9lnjal)l im 3»a^rc 1889 erworbener 2llter*
tljümer oon Suiten bei Staüenfjagen. Waä) bem §unbberid)te mürben
biefclben früljer auf obiger gelbmarf beim 2IuSbredjen oon Steinen
in jmei Hünengräbern 1 ) gefunben. äßie gewöljnlid), Ratten bie 9fo
beiter bie tum it)nen aufgebedten Urnen bejm. Urnenrefte einfach bei
Seite geworfen, unb mir oerbanfen bie ©rljaltung ber l)ter ju
befdjreibenben Stücfe nur bem Umftanbe, ba$ ber fpäter fiinju*
fommenbe 33ermalter Sfllcß, was nod) ju finben mar, auffammelte.
S)ie fo geretteten ©egenftänbe finb:
1. 3)ie Dorbere £älfte eines fd)ön polirten, auf ber einen Seite
Ijoblmei&elartig ausgefdfoliffenen Teiles aus gelbem geuerftein, 68 mm
lang unb bis ju 44 mm breit. SDie ffodj concaoe 9luSfd)leifung
nimmt Dorne an ber Sdjneibe bie oolle breite bes ÄeileS ein, Der*
fc^mälcrt fidj aber nad) hinten allmäl)tid), fo baß jte an ber 33rud|*
ftelle nur nod) 28 mm breit ift unb an beiben Seiten oon einem
8 mm breiten crljöfjten SWanbe begrenjt wirb. Seibe Sdjmalfeiten
bes $ei(es finb abgerunbet, bilben alfo mit ben beiben breiten Selten*
flädjen feine Äanten. SDie 2luSfd)letfung ift IV2— 2 mm tief.
2. ©in 3nftrument unbefannter Seftimmung aus bräunltdjem
©eftein. 93on ber Seite gefeljen Don faft breieefiger gorm, ift ber
Stein ringsherum mit einer 21 — 26 mm breiten unb 8— 19 mm
tiefen SRinne Derfeljen unb E)at t)ielleid)t einft als 3Bebergenrid)t ober
bergl. gebient.
3. @in auf einer Seite etwas abgeplatteter, im Uebrigen runber
burd)löd)erter $euerftein uon btaugrauer $arbe unb 2 — 2V2 cm
£)urd)tneffer. 2)a uon ben beiben Deffnungen ber burd) btn Stein
geljcnben £>öljlung bie Heinere an i^rem SRanbe mefjrfadj Heine
23rud)fläd)cn aufweift, fo ift bie 93ermutl)ung nid)t auSgefdjloffen, ba§
bieS je^t jiemlid) runbe £od) einft irielleid)t burd) oorftdjtigeS 2lb-
fdjlagen Heiner Splitterten fünftlid) etwas erweitert würbe, um ben
Stein bann als 3ierratf), Ste^fenfer, Spinbelftein ober bergt, auf
*) Um „Hünengräber" im eigentlichen ©inne, b. f). megalitljifcije $enf«
mäter quo ber (Steinzeit, f : ^anbelt e3 fid) im öorliegenben fJaKe fcfyroerlid).
3)ie ©gerben weifen nadjj£ed)nif, gorm unb SBerjierung in eine weit jüngere
$eit; ob ber £ofylfeÜ (9k. 1), ba$ einzige auf bie Steinzeit toeifenbe ©tue!,
mirflid) 511 ben Urnen gehört, wirb ficf> leiber nidjt me^r fidler beftimmen
laffen. 93clfc.
3
26
eine ©d)nur jiefjen bejit). auf einen ©totf ftetfen ju fönnen. 2)as
an ber entgegengefefcten platten Seite befmblid&e 8od£) ift längltdj.
3m Innern jeigt ber ©tein, ber fonft jebenfaDs feinerlei ^Bearbeitung
aufrceift, einen natürlichen §of)lraum mit unregelmäßigen, mit treibe
überjogenen Sßänben, wie man bergt. §oljlräume in geuerfteinen
(nergl. j. 93. bie fog. Slöterfteine) ja fo läufig finbet. 1 )
4. @in Spmnnrirtel aus Ijart gebranntem, graubraunem, fteUen*
weife rötf)lid)em SEIjon oon boppelfontfdfjer gorm, iebod^ mit faft
oölltg abgerunbeter Kante in ber 2Jtttte, etroas beftoßen, unoerjiert,
2 cm f)od), oben unb unten 22 mm unb in ber 9Jtitte 32 mm
SDurdfjmeffer. SDaS burdf) bie 9JUtte ge^enbe Sod^ ift runb unb überall
gleid) roeit. @s Ijält 14 mm SDurd&meffer im Siebten unb Ijat
ringsum glatte SBänbe.
5. ©ine oerjiertc unb elf unoer gierte Urnenf ererben, baruntcr
brei SRanbftürfe. SDicfelben beftcfjen fämmtlid& aus mit ©teingrus
oermengtem, gebranntem £Ijon unb ftammen ben nerfd)iebenen 9tonb*
formen nad) non mmbeftenS brei Urnen, über roelcfye fiefy fyiernadj
nodf) $otgenbeS feftftellen läßt:
a. SDie eine Urne roar Ijart gebrannt, außen unb innen t^etfe
gut, tfjeits nur mäßig geglättet, 5—6 mm bief unb oon grauer bis
rötf)ttd)brauner garbe. SDer auf ber ^nnenfeite mit einer Äante
abfefcenbe SRanb ift nadf) außen Ijin abgerunbet. §ierf)er geboren ein
Stanbftüdf unb brei anbere ©gerben.
b. SDie jroeite Urne roar fcfyledjt gebrannt unb ro§ gearbeitet,
innen geglättet, außen jum £f)eil geglättet, jum SEIjeil raul). Snfolge
bes fcfyledjten Brennens fjaben bie 5 — 9 mm biefen Sterben fteHen*
weife burdf) 33ent)ittern gelitten. S)er ftdf) etwas oerengenbe &alö
fdfjließt oben mit einem abgeplatteten, etwas nadf} außen hinüber*
fteljenben 9tanbe ab. $arbe: außen rotpdf), im Uebrigen grau.
93ort)anben ftnb ein SRanbftüdE unb mer anbere Sterben.
c SDie SRefte ber britten Urne jeigen ben f)ärteften 93ranb unb
ben meiften, jum SEfjeil stemlidf) groben ©teingruSjufafc. SDie Urne
war innen geglättet, außen tljeils geglättet, ttjeits fünftltdj raul)
gemacht unb unter bem aufregten, 1 cm l)o§en, etmaS oerbidften
£alfe mit 1—1 7« mm tiefen £orijontalriHen nerjiert. Sßor^anben:
ein SRanbftüdE unb jroei anbere Sterben, graubraun, 5—8 mm bief.
*) (£ine äljnlicfye burd)löd)erte natürliche geuerfteinfugel, bie aber an
einem @nbe burdj Slbfdjlagen fleiner ©plitter fünfttief) ettoaä jugefpifct toar,
fotoie 3 geuerfteinfpäfyne — fämtntlidj ebenfalls bei (Suiten gebammelt —
gelangten leiber nidjt in ba£ SJcufeum. S3ergl. übrigens jn biefen (Stein«
htgeln 3aljrb. Xffl, 6. 361.
27
4.
Wie hu Tüoftoäitz £ifd)tt ityxt flJrttrilegien erhielten.
SSon Subtötg Traufe in IRoftocf.
3m £erbft 1893 erjagte ber Äapitän eines ber ättrifdjen 9ioftocf
unb SBarnemünbe nerfefjrenben glußbampfer über ben Urfprung ber
JHoftocfer gifdjerei^rtmtegien folgenbe (Sefd)i$te:
grüner roaren bie £>ünen nur ganj ntebrig, fo baß bei jebem
[tarieren ©türm bie SBelten auf ber ganjen ©treefe t>on ber SRoftocfer
£eibe bis jur ©tollera über [ie t)imt)egfpültcn. SDestjalb ging jum
©dfjufce Don „SDe 5ßogg"' etwa nad) ©roßemSllem fjinüber eine große
Steinmauer. §ier nun ftranbete einftmals gürft Borroin unb würbe
von ben SRoftotfer gifdjern abgeborgen. 3um S)anfe ©erlief er iljnen
baß Sßrtoileg, für eroige 3^ten bie SBarnoro abgabenfrei auslugen,
©o roeift es nod) ifjr altes Pergament aus, welkes aus Borrtrins
3eiten ftammt. —
2)er mir anbermeitig nodj nirf)t oorgefommene 9Jame „2)e
$ogg"' ift augenfdjeinlid) nur eine abgefürjte Bejeidfjnung für ben
fonft fogenannten ^ßagenroerber, bie bei ber -fteuregulirung bes $af)r*
traffers 1837 — 1838 burd)ftod)ene SBiefeninfet am -ftorbranbe bcS
Breitlings füböftlidf) t>on 2Barnemünbe. 3)ann mürbe unter ber
großen ©teinmauer t>on l)ter nad) ©roßen^lein bas einft tum ber
©tabt SRoftocf jum Sdjufee unb jur Bejetd&nung bes alten §af)r*
roaffers im Breitling unterhaltene ©temfiftenbouroerf ju ncrftef)en
fein, bie aus ftarfen Saiten jufammengejimmerten unb mit großen
©teinblöcfen gefüllten mädtjtigen Breitlingsfiften, beren es 1836 noefy
112 gab.
5.
Mit Statut bts tytiii$txt GL\)xiftop\)on\* in hex Wixtyt
SBon Subloig Traufe in SRoftod.
5luS berfelben Quelle, nrie bie obige 5Hotij über bie gifdjerei*
^rioilegten auf ber Sffiarnoro, ftammt audj bie folgenbe @rjäf)lung:
Sftodf) als bie erften 9lnfiebler fid) in SBarnemünbe nieberließen,
mar bas Sanb nur ganj ftadb- Sßenn }e|t in ben Käufern oben an
ber Sllejanbrinenftraße ÄeHer ausgefd&acfytet raerben, bann ftößt man
auf bie 2>ädfoer ber bamals errichteten Buben.
3)ie SBarnoro lief bamals als ganj flaues SRinnfal burdf) bie
£)ünen, fo baß man bequem tjinburdpaten fonnte, roas au$ immer
28
gefdfjaf). 3n bcr ©egenb ber Ijeutigen SSogtei ober rooljnte ein
SJlenfd), welcher bic Scutc gegen Sejafjtung auf feinem JRüdfen
Ijmburd&trug. 3^m reifte baö Sßaffer nur etraa bis an bie Ruften.
(Sine £)arftettung btefeö Cannes finbet man nodf) f)eute in ber
SBarnemünber Äirdje. 9ln bie ©rtjaltung biefer Statue fnüpft fid)
aber äugleid) bie 3 u rt e Öörigfcit ber anberen Dörfer an Söarnemünbe.
Sowie bie Statue beseitigt mürbe, würbe feine anbere Drtfdjaft mefjr
9lbgaben an bie SBarnemünber Äirdje entrichten. @§ mürbe fidf)
melmefjr jebeö 2)orf felbft eine Äirdje bauen.
SDMt ber fytv erwähnten Statue fann nur biejenige beö ^eiligen
Sfjrtftopfyoruö in ber SBarnemünber Äirdje gemeint fein.
6.
Jjjausmarkin (?) ans Wamtmnnbt.
SBott Shtbtoig Ä raufe in föoftocf.
3m September 1892 fafy id) auf einem ber ate Sootöballafi
beiluden Steine am Strom ju SBarnemünbe folgenbeö, mit fdjroarjer
garbe ober SC^ecr barauf gematte 3ei$en : (T) . 3m legten Sommer
unterfudjte \d) biefe Steine am Strom >K entlang bann häufiger
nad) berartigen üftarfen, fanb babei aber außer ber ermähnten nur
nod) folgenbe brei: /+v /*~\ /TN unb, bereits giemli$ ah
gef feuert, bafyer nid)t vjy kJ vL/ genau meljr erkennbar, auf
einem Steine augenfdf)einlid) nodf) einen unHaren 9lnfer : A . 3ludfj
biefe %z\cf)tn waren fämmtlid) mit fc^marser garbe ober *V SEljeer
Ijergeftettt. SMe übrigen Steine trugen, in gleicher SBeife, aufgemalt
bie 2lnfangsbudf)ftaben beß ©igentl)ümerö bejm., in neuerer 3 c *t metyr
unb meljr junetjmenb, bie betreffenbe 3>öHennummer.
Ueber tarnen unb SJebeutung biefer alten ipauömarfen mar
biö^er teiber metter nidjtä ju erfahren, als bie cc^t SBarnemünber
3lußfunft: „SDat fint £efen, wer be maft [)et, be fennt fe mebber."
3um (Schluß mag f)ter aud) nodf) ein fjauömarfenartigcö 3 C ^ C ^
mit angeführt werben, baZ id) im 3aljre 1883 auf einem ebenfalte
ate 33oot3battaft bienenben 33arrcn twn ©u&eifen am $ifdf)erljafen ju
SRoftocf faf): D M D QQ • 3ei$en, $u#aben unb Ziffern
ragten etwa l\ 1 T I I. OO V« cm Ijodj aus bem Sarren tjer*
t>or unb waren, mit bemfelben in einem Stüdf gegoffen.
Schwerin, im Sanitär 1890.
£\ v. Üleqenn, 2. Sefretär.
LXI, 3. 29 Säprtl 1896.
beö
19ereitt0 für mekienbar^fthe (iefdtichte tmb
QlhxikümBküxtbz.
3 n I) a 1 1 : I. ©efdjäftlidje Mitteilungen. II. SBiffenf djaftlid&e Mitteilungen :
1) Miftetooi (»liftiateü). 2) $ie äöappen in ber Äird&e p ©tern*
berg. (93erid)tigung.)
I. ©efc^äftltdje 9Wtttf>eUttitflett-
SDic britte Duartaloerfammlung beö 61. SRedjnungöialjrö würbe
am 20. 2lprtl in bcr ©ro&tjerjoglidjen 9legierungö'33tbtiotf)ef abgehalten
unter 93orfife beö §errn ©taatöratljö t)on 33 ü low ©jceKenj. SUltt
3luönaf)me beö erften 5J$räfibenten unb beö ötbliottjefarö waren alle
2luöfd)u&mitglteber gegenwärtig.
Ueber ben SJHtglteberftanb feilte ber jweite ©efretär ba^
golgenbe mit. SDurcfy ben Xob Ijat ber 33erein im jüngftoerftoffenen
Vierteljahr wer SWitglieber verloren, nämlidj:
1. bm Seminarbirector a. SD. Sliefotlj ju Steuflofter, SUlit-
glieb feit 1877, oerftorben am 5. Januar;
2. ben 8ef)nögrafen üon §olftetn auf Sebreborg auf ber
3nfel ©eetanb, 9JHtglteb feit 1877, beffen fd)on am 22. 2)e*
cember t>. 3». erfolgter $tob unö erft nad) ber 93erfenbung
beö jweiten Quartalberidjtö befannt geworben ift;
3. $aftor Äämpffer ju ©djönberg, 9Jlitglieb feit 1882, oer*
ftorben im gebruar;
4. §ofmarfdjall ©raf von ©d)werin'©öf)ren ju -Jteuftrelifc,
ailitglieb feit 1882, üerftorben am 7. ÜJtärj ju Berlin.
9luögetreten finb gleidjfallö 4 Ferren, unb jwar:
1. Dr. uon Derßen auf SRoffow, ättitglteb feit 1882;
2. Deconomieratt) Scfyumadjer ju Sßarnemünbe, s JDUtglieb
feit 1890;
3. &ofratl) ©rull ju ©$werin, SDtitglieb feit 1890, unb
4. §ülmann jr. ju ^übjin, 3Jlitglieb feit 1894, ber wegen
3af)lungöDenueigerung geftridjen würbe.
4
30
(Sincm SBerlufte üou im ©anjcn 8 3JMtgtiebern fteljt ein 3 U *
road&S t>on 10 SWitglicbcrn gegenüber. -Keil eingetreten finb
bie Ferren:
1. Oberlehrer ©uftao 5t rüger ju Sd&roerin,
2. SDroft Don Salon) ju Soberan,
3. Deconomieratf) §arm§ ju ©dfjiutoro,
4. ©utapäd&ter Sßübranb ju 5ßtfebe,
5. SRector Äö^n ju 2)argun,
6. Dr. £enfolt, 2)irector ber Sldferbaufd^ule ju 2)argun,
7. Hauptmann ä la suite beö güftlier * ^Regiments 3lx. 90
^öoernidE, commanbirt jur 5triegsfdf)ule in Gleiße,
8. SBürgermeifter Dr. (Stegemann in Jieufalen,
9. SB. SBotfeö, Seljrer an ber SMerbaufdjule ju SDargun, unb
10. Süttergutöbefijjer non Älinggraeff*5ßinnoro.
SDte 3at)l ber orbentltdfjen 9JHtgtieber beträgt fomit am
©djtuffe beö 3. Quartalö 489.
Unter unfern ©Ijrenmitgliebern tjaben feine SSeränberungen
ftattgefunben ; bagegen ift ^rofeffor Subroig 9tütimerjer ju SBafel,
ber bem Vereine feit bem 3. October 1864 alö correfponbtrenbeö
aJiitglieb angehört Ijat, fd)on am 25. -ftooember o. 3. üerftorben,
nrie mir erft im folgenben Quartal erfahren tjaben.
SDic weiteren SBerfjanblungen unb SBefdjlüffe betrafen gefd^öftlid^e
Angelegenheiten beö 93eretnö unb bieten fein allgemeines Sntereffe.
Tl. 5öiffenfd)aftlid)e aWtttJjetlmtfletn
l.
Mifktwm (ülifltjlau).
ütfon Dr. Dtobert ^elfc.
SDic (#efdf)id)te beö Dbotritenlanbeö um bie Scheibe beö erften
3al)rtaufenbs ift red)t jroeifelfjaft, befonberö ba unferer §auptqueHe,
Dietmar, ber über bie äutijcn fo gut unterrichtet ift, bie SBerljält*
niffe im roeftlid&en Steile beö Sanbeö ferner liegen. 3n fdtjarffinniger
unb fritifdjer SBeife tjaben %. 39 oll (lieber btn Dbotritenfürften
aWifturooi, 3af)rb. 18, S. 160) unb §. äßigger (üMlenburgifdje
9lnnalen, S. 136) bie jaljlreidEjen SBiberfprüdje in ben Quellen ju
motimren gefugt, ofjne jebodj ein allfeitig befriebigenbes 9tefuttat ju
erreichen. 35er ©runbfetjter tag in ber ©letdjfefcung ber dürften
aJliftcmoi unb 33iflug, meldte in ben älteren $3efjanblungen ber SÖteflen*
burgtfdjen ©efdjidtjte vorgenommen ift. @ö ift SBtggerö 33erbtenft,
31
bnö richtige SBerljältnife gefunbcn ju baben (Safprb. 45, ©. 8), inbcm
er, anfnüpfenb an bic ganj bcftimmtc 5ftad)rici)t Sbra^imö, ba& ju feinet
3cit (973) SRacur (SRacun?) b. I Sftacon gfirft ber roeftüc&en SBenben
gewefen fei, ben 33einamen StHug nidjt bem SWifterooi, fonbern bem Jiacon
(9?accon) beilegt. Somit gewinnt aber bie @efdf)idf)te beö Dbotriten*
Ianbeö unb befonberö bie ©eneatogie beö alten £errfd)erf)aufeS cor
9?iflot, beffen befanntefter Vertreter ©ottfd&alf ift, eine anbete ©eftatt.
955 fämpfen -Jiaccon unb ©toignero gegen bie ©adf)fen untet
Äaifer Otto b. ©r., 955 fällt ©toignera, 961 nrirb ^ermann 33tHung
£>erjog üon ©aebfen; balb batauf beginnt bie 2JMffion3tfjätigfeit t)on
SUlagbebutg unb Dlbenburg auö; bamalö wirb aueb 9toccon getauft
fein unb ben tarnen beö ©adftfentjeräogö alö £aufnamen ange*
nommen l)aben.
Sieben -Jiaccon erfd&emen bei 3Ibam in einer 3 ll f amme ^f a ff un 9
ber 3eit oon 967 bis 988 etwa (SBigger 2Ji. 31., ©. 38) aniffijlat)
unb Sebend) 1 ); if)tn folgt §elmotb; SBibufinb nennt 966 ober 967
©elibur unb üJitftao 2 ); if)tn folgenb Dietmar ©elibur unb Söliftui. 3 )
Offenbar alfo ift f)ier 3Kiftat) unb SDtiftui biefelbe 5ßerfönlidf)feit roie
äßiffijlat); bic erften Sftamenöformen f)at SBibufinb unb if)m folgenb
Dietmar, bie anbere SIbam (aber fdf)n>anfenb) unb tfjm folgenb
£elmolb; ebenfo nennen ein ©dfoolton ju 2lbam unb £elmolb ben
3)tiftijlaü mm 1018 SJHfterooi unb t)erwect)feln ifjn mit bem 3^ftörer
^amburgö (f. unten), bie ©runbform ift fid)tlid) Sftifttjlat), roeldfje
Stljietmar ba braucht, wo er nidfot nadt) fremben Quellen, fonbern
aus jeitgenöffifdjer Äenntnijs fdEjreibt. (Dietmar VIII, 4. 1018).
tleberblidfen mir bie ©rmätjnungen üon Prägern biefeö -iftamcnö in
ifjrer jettlidfjen 9Iufeinanberfotge, fo mirb ber üftiftijlao (um biefe
Slamenöform als bie ©runbform feftjuljalten), ber um 967 t^eilö allein,
tljeilö neben -Jtaccon ermähnt mirb, ein ©o£)n beöfelben fein, ber fd)on
bamalö eine felbftftänbige 33ebeutung neben feinem 93ater verlangt Ijat.
9iadf) ber jmeiten 93crmäl)lung feines 33aterö mit einer ©djroefter beö
»ifd&of« 2Bago (nadf) 973, f. SKigger 3K. 31., ©. 39) oertritt er bie
f)eibnifd)e Partei, bodf) nrirbt fein Sßater für iljn um eine 9tidE)te beö
£erjoq Senno (33ern|arb I. 973 — 1011) unb entfenbet U)n ju bem
9tomer&ufle Otto IL 982. 4 ) £ier foll iljn bie in bem ©djolion 30
ju 3lbam IL 40 etjäljtte Seleibigung burdE) üKarfgraf SDietrid) ge*
') Suein .... prineipes ejus temporis Missizlav, Naccon et Sederich
Adam II, 24.
2 ) duo subreguli Herimanno duci . . . Selibur . . . Mistav. Wid. III, 68.
:{ ) Her. dux Seliburem et Mistui tributarios fecit. Thietru. II, 9.
4 ) $>a6 biefeö Satyr, nidjt 996 mit ©iefebredjt, ansunefjmen ift, tyat
Nigger, -iöteftenburgifdje Slmtaten, ©. 137, über^eugeub nacfygenriefeu.
32
troffen Ijaben, bie §e(motb I, 16 in feinem Pragmatismus jur 58er*
anfaffung ber 3 e *ftörung Don Hamburg mad)t. %ux ©rflärung ber
©reigniffe brausen nur fte nidjt. Sei ber gewaltigen @rfd)ütterung
ber Deutfdjen SReid)Smad)t burdj bie -Jfieberlage Otto II. in Unter*
italien 982 begreift jtdj ber furchtbare Slusbrud) ber geinbe beö
beutfdjen 9teid)es an feinen -Jiorbgrenjen ganj oon felbft; audj bie
Dbotriten mußten in bie oon ben SDänen einerfeits, ben Sutijen
anberfeits ausgefyenbe Bewegung Ijtneingejogen roerben. 983 *) t>er*
brannten bie Dbotriten Hamburg unter güf)rung bes „SDMftui"
(fo Dietmar, „TOnfterooi'' 2Ibam, „amfttmoi" £eimolb, „3JHftroin"
ßljrontf bes Süneburger ajiidf)aelisf(ofters). 984 beruft £erjog
£etnrid) t)on Skiern, in ber 2Ibftd)t fid) 9lnl)änger in feinen 5Be*
ftrebungen gegen ben jungen Äaifer Otto II. ju geroinnen, eine 33er*
fammlung nad) Queblinburg. SDort tritt aud) „SJHftui" auf unb
jroar mit benfelben dürften, bie 973 Sbra^im als bie bebeutenbften
9Jiad)tf)aber in ben Sfaüenlänbern nannte. 2 )
SDemnad) ift aJltftijlao äroifd)en 973 unb 984 an bie ©teüe
feines 93aters getreten; folgt man ben Angaben üon §elmolb unb
©djolion 30 ju Slbam, befonbers über bie gamüien*S3ejieIjungen beS
■Jiaccon, unb berütfficfytigt, baf$ SHiftijlao uon feinem SBater nadj
Italien gefcöicft roirb (982) unb Hamburg als güfyrer jerftört (983),
fo ergiebt fid) baS 3af)r 982 ober 3lnfang 983.
SDaS näd)fte fixere 3>atjrin unferer Ueberlieferung ift erft 1018,
roo Dietmar bie Vertreibung beS gürften 2Kifti jlat> aus feiner $3urg
Schwerin — befanntlid) bie ältefte ©rroctfjnung ber Stobt — erjagt. s )
©iefen Sftiftiälat) f)ielt man in Hamburg fpater für ibenttfd) mit beut
3erftörer Hamburgs. SDenn über bas @nbe bes SJHfteroot berichtet
1 ) tiefes %df)t ift biet umftritten, bergt. %xile%t 2)ef)io, ©efdjicfyte beS
(SrabiStfjumS Hamburg * Bremen I, 9lnmerfungen @. 65. SBigger tyiett 990
für toaijrfdjeinticfyer, bod) ift fein SBebenfen, baf$ „SJlifterooi" im nä'djften
3af)re 984 auf einer „üteid^üerfammlmtg" hi Cuebtiuburg erfdjeint, IjittfäÜig.
3ene SBerfammtung fyielt ber ^rätenbent §einrid) bon SBaiern ah, ber ftd)
naturgemäß auf bie ben bisherigen -äftacfytfjaberu f einbtidje Partei ftüfcte;
fein Sofm, itatfer §eiurid) II., rjat befanntlidj in ber %$at bie Sutijen atö
fefte SBunbeSgenoffen gehabt, ©o §at audj baä (Srfdjeinen SftiftetooiS trofc
ber ©reigniffe be3 öorigen 3ßJ)r3 uicfytS S8ebenflid)e3.
2 ) 3^^ö^im (Söigger, Rafyxh. 45, ©. 7): ©egenmärtig finb ba bier
Könige: ber .tönig üon Bulgarien; 33ote3taö, ber &ünig bon . . . Söorolma
(SBöIjmen) . .; TOsjfo, ber ftöuig üon bem Sorben ($oteu); unb 9tacun in
bem weftlirfjften Stjeile ber Slaöenläuber. Dietmar IV, 2: huc Miseco
et Mi s tu i et Bolizlovo duces confluebant.
8 ) Luitici Mistizlavum seniorem . . . petunt . . . ac intra Zuarinae
munitionem colligere cogunt. 2;f)ietmar VIII, 4. 5)aß senior ntdjt ©reig,
fonberu gürft Ijeißt, ergiebt ftdi aus bem folgenbeu seniori proprio rebelles.
33
bie bortige Ambition, bag er bas @f)riftentfjum nidf)t oerlaffen wollte
unb in Sarborotef als ©reis gelebt fjabe. 1 ) ©egen biefe ©leidrfefcung
fpredjen aber geroid&tige ©rünbe.
SBeniger bas ©Ijriftent^um bes 3Kiftiälat). @S fdfjeint atlerbings
jrotfdjen bem Äircljenräuber SJHfterooi unb bem 9JHftistat>, ber „um
feines ©taubens roillen" (SBigger 3af)rb. 28, ©. 12) fein Sanb t>er*
laffen mußte, ein gewaltiger Ünterfd)teb. Setradjtet man aber bie
Duellen genauer, fo fdfjeint es nur fo; roeber roar 9JHfterool 983 §eibe
(bei bem 3 u fl c 9 c 9 cn &ctmburg begleitete iljn fein Kapellan 2Imco;
Dietmar a. a. D.), nod) roar ber Krieg ber Sutijen gegen 9JUftijlao
1018 religiöfen 9Jtottoen entfproffen. 2IuS Dietmar ge|t unjroeifel*
^aft fyeroor, bafe nadf} einer feltfamen Ironie ber ©efd^i^te bie
fjeibnifdjen Sutijen als 33unbeSgenoffen Kaifer §einrt$S, ben bie ®e*
fd)id)te ben frommen nennt, bie Dbotriten, ober richtiger beren dürften
befämpft Ijaben (oergl. bie fdjönen Ausführungen in 8. ©iefebrec^ts
SBenbtfdjen ©efdjic&ten, »b. II, ©. 51).
■Jiur roenig fdforoerer roiegt bie Scotts Dietmars über 2JHfterootS
@nbc. 2 ) SDic 5ftottj ift ein 9tod)trag bes ©d)riftftellers unter bem SCejte.
Dietmars SEenbenj ift, bas UnglüdE im SReidje auf bie Aufhebung bes
SiStfjumS üDierfeburg unb bie barin liegenbe Verlegung beS tjeiligen
SaurentiuS jurüdEjitfü^ren; bie 6rjäf)lung fdjltefct unmittelbar an ein
SBunberjeidjen bei ber ©innafjme t)on Hamburg an unb roirb fo als
eine pia fraus jur größeren ©Ijre bes ^eiligen SaurentiuS nerbädjtig.
216er immerhin ift es unroaljrfdjemticl), bajs eine berartige Segenbe fid)
an einen noef) lebenben gürften gefnüpft fjaben follte, roie es bod^ fein
mü&te, roenn nur ein aJliftijlar) (ÜJliftcrooi) ejiftirte, ba Dietmar in
bemfelben 3^re 1018 fein SBerf abfc^lofj unb ftarb, in roeldjem
3Jliftijlao in bie Verbannung ging.
©ntfdjeibenb für bie Annahme jroeier (gleichnamiger) dürften ift bie
fange ßtit ifjrer ©rroäljnung (967 bis nad) 1018). SBie aber bas
93erroanbtfd)aftst)erf)ältni6 srotf d&en beiben roar, ift ntd)t ju beftimmen ;
unb ebenfo bunfel bas 3at)r bes SRegierungSroedjfelS : jttrifdEjen 984 unb
1018 liegt fein SDatum, bas mit Sidfjerljeit auf einen ber beiben belogen
roerben fann. (Ueber bie angebliche 3^ftörung bes Klofters Millers*
*) Adam schol. 28 (§u bem Kapitel, in bem ber grofje Slufftonb er§öf)lt
ift): Miste woi cum nollet christianitatem deserere depulsus a patria
confugit ad barbaros (£appeuberg öerbeffert nad) .<pelmolb: Bardos)
ibique consenuit fidelis. §elmolb I, 16: Mistewoi prineeps Slavorum
circa ultima tempora poenitentia duetus et ad Dominum reversus cum
nollet .... Bardos . . . fidelis.
2 ) Post haec in amentiam versus Mistuvoi in \inculis tenetur et
aqua benedieta immersus: sanetus, inquit, me Laurentius incendit et
antequam liberaretur miserabiliter obiit. Th. III, 11.
34
leben burdf) einen s JJJiftuuig, dux Obutriomm, l OOO, f. SBigger, 9M(en*
burgifd&e 2lnnalen, ®. 137. SDer 5ftame eines Dbotrtten Sftifterooi
fdfjeint in ber OKagbeburger £rabiiion frül) als ber eines Äirdjenfdfjanberß
fjalbtegenbarif d) geworben ju fein ; f o wirb iljm aud) bie 3^ft8rung bes
ftlofters Salbe an ber Saale jugefdjrieben, unb fo erflärt fid) bie fagen*
fjaft flingenbe ©rjäblung Don feinem £obe bei Dietmar.) 2Btr fommen
mit unferen beutfdjen Quellen über jene große 8üdfe nidfjt Ijmroeg.
SJtelleidöt gelingt es nodj einmal aus bem ©eroirr ber norbifdjen
@agengefcf)id£)te einige fefte fünfte Ijcrausjufdjölen. SDie Steuerungen
ber SBenben ju ben SDänen u. f. ro. treten ja in ben beutfdjen
Duellen natürlid) jurüdf. Safe fie feljr enge geiuefen finb, bemeifen
allein fd)on bie $erroanbtfd)aftst)erl)ältntffe. 2lud) ben tarnen TOtfttj*
tau roenigftens glaube icf) in einer norbifd&en Duelle nad&roeifen ju
fönnen. 3>n ber Ueberlieferung bes Saxo Grammati cus unb
bes Sögubrot, einer islänbifdjen ©aga, berm £anbfdjrtft in btö
1 4. $af)rl)unbert gefegt nrirb, ift ber 3>nt)alt eines Siebes über bie fagen*
fjafte 33raroatlafd)[ad)t erhalten. Sie Slbfaffung btefeS Siebes fallt
nadj) bem Urteil ber berufenften Äenner (f. befonberS SJlülIenljoff,
SDeutfdje 3Iltertf)umsftmbe, 33b. V, ©. 335 ff.) an ben Anfang beö
elften 3>at)rf)unberts, roaf)rfdE)einlid) Dor 1013; unb bie SraroaÜafdjladfjt
crfcfyeint in bemfelben als mi)tt)ifdfjes ©egenftücf ju ber großen Sd)tac$t
„am Soölbr" 1000, in ber Olaf £rrjggrjafon ber Bereinigten bänifd^en
•unb fd)roebifdt)en Wlcufyt erlag. SDie tarnen unb allgemeinen ge*
fdfjicbtltcfyen 33erl)ältniffe entnahm ber Sinter feiner $tit. && er *
fcfyeinen audf) bie SBenben als 93erbünbete bes ©änenfönigs §aralb.
Unter güfyrung breier ©d)itbmäbdf)en fämpfen je fieben güfjrer (nadf)
ÜÄüDen&offö Kombination ber in SSerroirrung geratenen Jlad^ric^ten
bei (Sajo unb bem Sögubrot): ber Yuebiorga ober 33ebiorg folgen
Sütlcmber, ber Vuisna (fo ©ajo; Visma ©ögubrot) ©laoen, 1 ) bei
ber §etl)a (§eib) wirb bie Nationalität ntd)t angegeben. Offenbar
()at bie 93ebiorg iljren 3tamen oon ber jütifdf)en Stabt 23iborg, bie
|>eib rjon £eibabt), bem bämfd£)en tarnen für 9Ilt*@d(jleSttrig. 3fi
*) Vuianam vero imbutani rigore feminiini reique militaris apprime
peritam Solana stipaverat nianus. Cuius praeeipui Barri ac Gnizli
natelliten agnoHCimtur. Coeteri vero ex eadem cohorte corpus elipeolis
tecti praolongis onsibiiH aeriique coloriH parmuÜH utebantur. Quas belli
tempore aut in tergani repellentew aut impedimentoriini gerulis dantes
abjeetis peetoruni inuninientiH expositisque ad ditfcrimen omne corpori-
bus districtis Martern mucrniiibus inteiulunt. E quibus Totcar atque
Ynii praeeipne claruere. Post quos Toki Iumensi provincia ortus
cum Otrito, eui agnomen juvenin erat, illustris agnoseitur. (5o Saxo VIII,
Slnfanfl. @r ftäfjlt alfo nur feef)^ ^üfjrer; ben fiebeuteu fü^rt baä S3rot mit
bem bauten s JOülüa an.
35
33iSna ober 93iSma bann SBiSmar? ^ebenfalls liegt feine anbere
©tabt t)on gleidfyer 9tamenSäf)nlidE)feit an ber Dftfeefüfte. Unb wenn
aueö bie ©efd&idfjtc ber fjeutigen ©tabt SßiSmar erft jtoct 3at)rljunberte
fpäter beginnt, fo bebarf es boä) feines weiteren 33eweifes, bag biefe
an eine ältere wenbtfdje anfnüpfte, t)on ber bisher feine $ftad)rid[}t
Dorfjanben war. SDie tarnen ber Segleiter ber 93isna, welche bas
33anner trägt (S3runo, ber für ben alten §aralb bas £eer orbnet,
Vuisnam aquiliferam facit), finb für uns jumeift inhaltlos; Soft
wirb ber befannte ^alnatofo t>on ber SomSburg fein, DtrituS mel*
leicht ein ©pontjm ber Dbotriten; in bem aJiilwa beö 93rot aber
fteeft fidler unfer SJliftijIaü. SBettereS, als bog bie btdjterifd&e
SCrabition bes beginnenben elften 3>af)r£)unberts einen s Dliftijlat) als
33unbeögenoffen ber SDänen einführt, fönnen wir atlerbings baraus
nid£)t entnehmen, (©benfo wie bie ©laoenfüljrer 2)uc, mit bem Sei*
namen corpulentus, unb SDal, weld&e nad) ©a£0 £aralb £ilbetanb
ftd) unterwirft ober ber SBaSce, Sßaja, Sßilje, ben ber bänifd&e
faljrenbe ßämpe ©tarfabr befiegt [f. aJiültenljoff a. a. D., S. 311 ff.],
nur eponrjme ©eftalten finb, ju benen fid^ bie (Erinnerung an bie
gefd)id)tlid)en 33ert)öltniffe jener 3 e ü oerbidjtet f)at.)
9Iud) mit hm üerwanbtfdjaftlidEjen 93ejief)ungen ju ben ffanbi*
naot|df)cn gürften fommen wir über einige tarnen ntd)t (jinauS:
Dlat) oon Schweben, ber „©djoofefönig," 1000 -- 1025, Ijatte nad)
einanber jroei grauen aus bem SBenbenlanbe : bie eine als unred&t*
mäjstg angefetjene ©bla, Vindlandiae dynastae filiam, rooljl aus
Sommern; bie anbere legitime (Sftreb (2lftrib), filiam Sclavorum
de Obodritis (oergl. SBigger, äUeflenburgifcfye 9lnnalen, ©. 53.)
©ine ©inorbnung biefer 2lftrib in bie obotrittfd^e ©enealogie ift bei
beren eigenem ©d)wanfen untfjunlid).
©benfo war eine ©cfywefter $nub bes ©rofcen, ©tiefbrubers
Dlaus öon ©djweben, im äßenbenlanbe oermäfjlt (üergl. 2)at)lmann,
SDänifrf)c ©efd;id)te I, S. 106 f., unb SBigger, 9)teflenburgifd)e
Slnnalen, ©. 61, 9lnm.) unb ©ottfdjalf, ber ©ofyn beö ^ßribignew
(Uto), war materno genere Danus (nergl. SBigger, s JJleflenburgifdfoe
Slnnalen, ©. 48); bas enge 93er()ältmf3 ©ottfdjalfs ju ben SDänen
war alfo in ber ooraufgefyenben $t\t oorbereitet.
^ribignew, mit beutfdjem 3tamen Uto, erfdfjeint 1024 als
gürft, wirb alfo 9lad)folger beö 9Jiiftijlat) fein; er wirb gegen 1030
ermorbet; fein Soljn ©ottfd;alf wirb ©nfel eines ÜDtifterooi genannt.
Db biefeö ber ältere ober jüngere -JJliftewoi ift, ift fraglidt); natjer
liegt baö lefctcre. £)a biefer SKiftijlat) bei feiner Vertreibung eine
Sd)wiegertodE)ter Ijat (Dietmar VIII, 4), ftefjt seitlid) nichts im
2Bege ; aud) fad)lid)e Sc^wierigfeiten liegen nid)t üor.
36
■Jtadfj bem ©efagten würbe ftdf) ber (Stammbaum beö (Sottfd&alf
folgenbermafeen geftalten: 1 )
»aecon (SBiUug),
öor 954 bis 982/83
I
SRtfHjlao (TOiftcraoi) L,
ermähnt gegen 967; 982/83 bis X
I?
3RifHjiat> (amitaooi) EL, ? 3lftrib,
X bis 1018 (} fpftter) oerm.: Olcto öon @d)tt>eben, gegen 1000
. ■ V
5ßrt big nein (Uto), 9lmunb (3afob) Sngreb
1018 bis gegen 1030, öerm.: SaroSlat) t>on
toerm. $>änin Sfliiglanb.
©ottfdfjalf, f 1066.
2.
Die Wappen in hn Jtirdje ju %Utnbn$.
(S3erid)tigung.)
@ö [inb nid)t, mie in ber betreffenben 9Jtittf)eilung in Quartal*
bertdfjt 2 angegeben ift, 14 cerfdjiebene ©df)ilbe uorljanben, fonbern
15, unb ift ©.19 Ijinter 3 C ^ C 10 ein juf galten :
p. gehaltener, Dorne oon SBeifc unb SRotlj, hinten uon ©dfjroarj
unb ©rün geseilter ©cfjilb,
forote in bem ©dfjema ebenbort neben ben erften Pfeiler ber fübKcfyen
SRcifje ftatt dd ju fegen pp, audj 3 c ^ e 13 un *> @- 20 ' 3 e ^ e 3 8 U
[treiben „d unb" unb an lefctcr ©teile nodf) „je".
£err Lic. ©dfjmtbt, roetd&er bie ©üte Ijatte, midi auf biefen,
burd) ein mijsoerftanbeneö aSerroeifungöjeidien cerfdEjulbeten geljler
aufmerffam ju madfjen, bemerfte mir au&erbem, ba$ baö früher nad)
Äobroro eingepfarrte ©titen erft 1572 &u ©temberg gelegt mürbe, fo
ba& um fo weniger an eine ^Beseitigung am ©ternberger Strdfjenbau
oon bort Ijer ju benfen ift. Dr. e™u.
x ) (öegen Vboll, Saljrb. 18, ©. 155:
SÄiftutooi (Btflua), toor 967 bis nad) 1000
aRiftjIoö, bis 1018. ^ribigneü (Uto), bis gegen 1032.
I
©ottjdjalf.
Sdjtoerin, im 3lprit 1896.
£. u. ükipmt, 2. ©efretär.
LXI, 4. 37 3uß 1896.
Quaitfal- traft ßcfcfaßfoMdp
bes
herein« für mekknbtttQtfdte itffdtithte *ntb
^ItcrthnmBkmtk.
3 tt^alt: ©ef djäftlidje -iüMttfjeüimgett. 5lnl. A. : ßutoatyä ber SBilberf ammtung.
2lnl. B.: autoadjS ber «ibüotljef.
@efct)äftUd>e ^WtJjeünugett,
JPie ütcrtc Quartaloerfammlung würbe am 9Jiontag, ben
6. 3uü, im Scfcfaalc ber ©ro^erjoglid^cn 9tegierungS*33ibttotf)e!
abgehalten, ©egenroärttg raar ber gefammte Slusfcfyufj mit 2luSnafjme
bes sroeiten 5ßräfibenten unb jroeier SRepräfentanten. 2)en §aupt*
fädjlic^ftcn ©egenftanb ber SEageSorbnung bttbete ber Sensit bes
äroeiten ©efretärs über ben SDUtglteberftanb. SDaraus ift bas 9laty
folgenbe mttjutljeUen.
SBäljrenb bes 4. Quartals ftnb an SBeränberungen im Sßerfonat*
ftanbe unfers Vereins ju üerjeidjnen geroefen:
9luSgef Rieben ftnb 12 3JHtglieber, bauon 2 burdj ben %ob,
unb jroar:
1. ber am 15. 9lprit ju ©dfjroerin verstorbene Saumetfter
SRuge, ber bem SBereine feit bem 1. Januar 1845, alfo
51 Satire, angehört Ijat, unb
2. ber ehemalige Sucfyljcmbler & Üb ebr an bt ju ©d&roertn, ber
33 3aljre SBereinStnttglieb geroefen ift unb am 5. 3anuar
bas 3 c W^ e gefegnet Ijat.
ausgetreten ftnb bie Ferren:
1. ©raf o. S3affen)i^S^n)iejfeI, SJUtglieb feit 1886;
2. Hauptmann a. 3). gronljofer ju ©dfjroerin, SKitglieb
feit 1892;
3. 3Kaior a. SD. t>on £olftein ju Seherin, SWitglieb feit 1877 ;
4. ©rofefjerjogüdfier §oft^eater^Dbermafd)inenmeifter SDobell
ju ©d&roertn, amtglieb feit 1892;
5. Sßrofeffor Dr. oon Stein ju SKoftodf, 3Äitglieb feit 1865,
am 23. 3lprU ausgetreten unb Jüngft aerftorben;
5
38
6. Samtätsrcttf) Dr. Sßigel ju Soijenburg, SÄitglieb feit 1882 ;
7. ©gmnaftallefirer sjkilnnfc in Srieg, 3JlitgIicb feit 1889;
8. Äaufmann ©art)e ju Hamburg, SKitglteb feit 1892;
9. $aftor SBoifin ju SBolbegf, 2Jiitglieb feit 1888;
10. ©qmnafklprofefforSemme ju SBiSmar, SKitglieb feit 1890.
©obann ift bas Stabtggmnafium ju Stettin, baß als SUKtglieb
angemelbet war, beffen 2Iufnaf)me aber f. 3- nid)t jum SBottjuge fam,
m^ber SKatrtfel, in bie es fdjon eingetragen roar, getilgt roorben.
SKufeerbem ift Se. ©rx. Der 2Birfl. @el). 9lafy oon Sudjfa,
beffen austritt im 3<rf)re 1895 t)erfc£)cnttid^ nid&t angejeigt roorben
ift, nadf) feinem am 15. 3>uni b. 3>. erfolgten SEobe in ber 3Mrifel
gelöst.
^Beigetreten finb bem Vereine als SRitglieber bie folgenben
oier Ferren:
1. Suct)brudfereibefit$er SBillgerotf) ju SBiSmar,
2. SKector Xa e ton) ju SCeffin,
3. ©tjmnajtallcfyrer Dr. ©erwarbt ju Stoftorf unb
4. Raufmann ©rnft Stramm in 2Bef)bact) in ber 9t()euis
protrinj.
SDie $ai)l ^ cr orbentlic^en 3JHtglieber fyat fidj bemnadf} um 10
abgeminbert unb beträgt am Sd&luffe bes eierten Quartals 479.
Unter ben ©t)ren* unb correfponbirenben SDtitgliebern fjaben
feine SSeränberungen ftattgefunben.
33etradf)ten nrir bie 93eränberungen, bie fidf) im Saufe beö legten
gangen 3aljres jugetragen tjaben, fo ergiebt fid) ein SJtüdfgang ber
9JHtgtieberjal)t um 11, ba einem SSerluftc Don inSgefammt 32 3Jttt*
gtiebern ein 3uroadf)S oon nur 21 gegenüberftet)t. SSon jenen 32 aus*
gefdfjiebenen Sftitgliebern finb 3 ju ©fyrenmitgltebern ernannt
roorben, 8 finb geftorben unb 21 finb ausgetreten.
3luS bem Greife unfercr ©tjrenmitglteber finb jroei burdf) ben
£ob abgerufen raorben:
1. ber Dberftr$enratl)S^räfibent a. SD. Stagfel, ©fjrenmitglieb
feit 1885, geftorben am 1. Sluguft ju Sterin,
2. ber ©eljeune Statt) 5ßrofeffor Dr. üon ©i)bel ju Berlin,
©Ijrenmitglieb feit 1888, gleichfalls am 1. Sluguft wrftorben.
dagegen finb 3 neue ©tjrenmitglieber ernannt roorben, närnüdf) :
1. ber greiljerr Julius üon SJtalfcan ju SDoberan,
2. ber SanbfijnbicuS 3l(jlcrs ju Sfteubranbenburg,
3. ber ©et), ginanjratl) Salcf ju Sdperin.
SDie ßafyl ber ©f)renmttglieber beträgt gegenwärtig 10.
39
©in langjähriges correfponbtrenbes ÜJHtglteb fjaben nur in
Sßrofeffor SubnugSRüttmeqer ju 93afel burdfj bcn Stob verloren.
@s bleiben uns 27 correfponbtrenbe 2)tttglteber.
©dfjriftenaustaufd() mürbe befdbloffen mit:
1. bem 93erein für 3Mmngenfd()e ©efd&idfjte unb Sanbesfunbe
ju SDieiningen,
2. bem Drtsoerein für ©efdfjidfjte unb SHltertljumsfunbe ju
SBoIfenbfitteL
3. ©öteborgs &ögsfola,
4. bem £iftorifcf)en SScrein ju £)tHingen.
33etreffs ber ftatutenmäfjig am 10. 3uli abju^altenben ©eneral*
oerfammlung mürbe befcf)loffen, oon bem 33efcf)luj3 ber 33erfammlung
ju $ar$im (im 3^re 1894), roonadf) bie ©enerafoerfammlung ju
SBaren abgehalten werben foüte, abjufefyen, ba bas bort ju gletdfjer
3ett ftattfinbenbe lanbnrirt£)fd&aftlicf)e geft bas gleichzeitige £agen
unferes Vereins unmögltdf) madf)e. dagegen foHe bie ©eneral*
üerfammlung am 10. 3ult Stöenbs ju ©djroerin abgehalten werben
unb fid) am £age barauf ein Ausflug nadf) SRafeeburg anfcfyltefcen.
Qktnai) fanb bie ©enerafoerfammlung am 10. 3>uli 9lbenbs
7 x /4 Uf)r im £otel bu 3lorb ju ©djroerin ftatt unb mürbe mit
einer Segrüfjungsanfpracfje bes £errn s $räfibenten eröffnet.
©obann erhielt £err 2lrdfju>ratf) Dr. ©rotefenb bas Sßort ju
einem Vortrage über bie ©tabt unb ben SDom ju Dtageburg.
9ln ber £anb ber gebrückten Quellen gab er eine Ueberftdjt über
bie bauliche ©ntmirfelung Dieburgs, beleud&tete, unterftüfct Don
planen unb 2Inficf)ten, bie Saugefdjtdjte bes 2)omS unb feine oer*
fdjtebenen 9teftaurationen, unb üerroetlte langer bei einer ©dfjüberung
ber Malereien ber Jlirdfje unb bes JtreujgangS. £err £ofbecorationS*
maier 31. t). Dccoloroifc fjatte bie oon ifjm angefertigten Raufen unb
©fijjen ber ©emälbe bes ÄreujgangeS auf ©rfutfjen bes Sortragenben
ausgelegt. SDie gemeinfdjaftlid^e 33efi$tigung biefer 3^nungen na£)tn
bas Sntereffe ber 93erfammtung aufs &öcf)fte in 3lnfprud^.
SDem Vortrage unb ber Seftdjtigung folgte ber gefd&äftlid&e SCf)ciI
ber 3Serfammlung. £)er oom 1. ©efretär vorgetragene S^reöberic^t
lautete :
„■Jiacf) bem 33cfd£)luffe ber ©enerafoerfammlung ju 5JJard^im im
3>af)re 1894 fyätte bie biesjäfirige ©enerafoerfammlung in Sßaren
ftattfinben fotlen, inbeffen gerabe jur [elben 3eit, ta & cr na $ btn
bisherigen Statuten unfere ©enerafoerfammlung abgehalten werben
mufl com 9. bis 12. 3uli, fmbet bort ein lanbwirt^fdjaftltd&es Äreis*
40
fcft mit SfaöfteHung oon SBtef) unb ÜWaf^tncn ftatt, unb ftanb ju be*
fürdfjten, baß baö 3ntercffc bcr Sßarener unb i^rcr Umtootyner fid>
naturgemäß me^r btefem gefte jutoenben mürbe, fo bafe eö ratsam
ersten, für btefeö 3atjr auf bcn 33efu$ oon Sßaren ju oerjidjten
unb lieber im nädtften 3al)re einen 2tusflug batjm ju unternehmen.
2)er SBereinöoorftanb fyat baljer bie 3Hitglieber im ©Urne beö
neuen ©tatutenenttourfeö, ber injtoifd&en au$ bie 9HIerl)ödf)fte 3u*
ftimmung gefunben fjat, bie SJHtglieber nadfj ©d&toerin einberufen,
unb gebenft einen 2Iu8ftug naefy Stafceburg baran ju fdfjltefcen, um
baö neu aus ©djutt unb 2lfd)e erftanbene eljrtoürbtge ©otteötyauö, ben
9tafceburger 2)om, ju betounbern.
3Hir ift bie Aufgabe jugefaHen, 3^nen bm 3at)reöbert<$t über
baö ©ergangene aSereinöja^r oom 3u(i 1895 bis 1896 ju erftatten.
@r totrb fidfj in btn ©renjen eines einfadfjen ©efc&äftsberid&tö
galten, benn bas Satyr toar ein oon feinen SSorgängern md)t ab*
loetdfjenbeS. 9lu§ergett)öt)nltd^cS trat an ben SSerein in iljm ntd&t Ijeran.
SBie fd&on erroätynt, tyat ber 3Serein für bie im SBoqaljre be*
fdfjloffene 2tbänberung bes § 21 ber ©afeungen bie erforberltdjje
Sanbesljerrltdfje ©enejjmigung nadfjgefucljt unb audfj erhalten.
SDemjufolge totrb bie näc^fte ©eneraloerfammtung im 9lprU
1897 ju ©dfjtoerm ftattftnben.
3tyr werben nur bie mit bem 1. 3u(i biefes 3a^reö ablaufenbc
9tecijnung für 1895/6 oorlegen, nadfjbem fte oortyer ben Ferren
SBeretnSrepräfentanten ju Prüfung oorgelegen tyat.
(Sbenfo tyat biefer fommenben ©enerdfoerfammlung au<$ bie oor*
liergetjenbe 3a^reörec^nung oorjuttegen, ba bie bieöiäfyrtge, an ©teile
einer auswärtigen ftefyenb, feine befctylu&faffenbe 33efugniffe Ijat."
Ueber ben augenblicftidfjen ©tanb ber Äaffe tyatte ber &err
Jfaffenfüljrer einen furjen Äaffenberidfjt aufgeteilt, ber tüortlt<§,
wie folgt, mitgctf)citt tourbe:
SDie 9ted&nung pro 1. 3uti 1895/96 fd&ttefct ab
mit einer einnähme oon ... . 3390 2Jtt. 72 5ßf.
* * 3luögabe * ... . 3205 * 88 *
* einem Äaffenbeftanb oon . . . 184 2ßf. 84 5ßf.
2)as 33eretnS*33ermögen beträgt
an Sßertljpapieren 2C 7182 2J». 49 *ßf.
* Äaffenbeftanb 184 * 84 *
im ©anjen 7367 3Äf. 33 5ßf.
Sftadfjbem ber 33eri$terftatter bie bereits oben mitgeteilte lieber*
fietyt über bie SSeränberungen im 3Kttglteberftanbe toäljrenb beö ab*
41
gelaufenen Saures unb bte (audj bereits befannten) SBeränberungen
im £aufdjoerfef)r mit auswärtigen Vereinen berührt Ijatte, ging er
ju ben Sammlungen unb 5ßub(i!ationen über, lieber bie S3er*
mefyrung ber Silberfammlung unb ber Sibliot^ef unterrichten bie
angehängten SSerjeid^niffe ber neuen ©rtoerbungen (Sfat. A. unb B.).
93om Urf unbenbud) fmb bte S3änbe 17, 18 unb 19 im £)rucf
begriffen. 33anb 17 enthält bie Siegifter ju ben S3änben 13 bis 16;
Sanb 18, im STcjte bereits feit 3uli 1895 fertig, Ijarrt noefc auf
bie 93otlenbung feiner SWegifter. 33anb 19 ift im £eftbruä begonnen.
Slud) oom 33anb 61 ber 3aljrbü$er ift bereits etwa bte &älfte
gebrueft.
SDte oom SSerein angeregte unb aud) materiell unterftüfcte
©ammlung oon 9Mlenburgifd)en SBolfsüberlteferungen ift oon
bem £errn Herausgeber, Oberlehrer Söoffiblo-Söaren, eifrigft geförbert.
2)as SWanufcrtpt bes 1. 93anbeS tjat ber oom Sßerein eingefefcten
Äommiffion bereits jur Prüfung vorgelegen. 2)er 2)rucf biefeS
Sanbes foll fofort beginnen.
2lbenbftfcungen in ©djroerin, bie ftdjj nadf) roie cor ber
Beliebtheit bei fyiefigen unb benachbarten 33er etnSmttg liebern erfreuen,
fmb im oerfloffenen SBinter fünf abgehalten toorben.
Sie £f)emata ber Vorträge lauteten:
1. ©rotefenb, Söerben unb Sßad&fen bes gterfens SDargun.
2. ©rotefenb, Sdjladjt bei ©abebufcf).
3. S8o&, 3Keflenburg unb bie Unionspolitif ber proteftanttfd&en
gürften oom SBormfer Kolloquium bis jum -ftaumburger
gürftentage.
4. ©erljarbt^oftocf, 2)aoib ©Ijqträus unb feine ©efdfjtd&ts*
fd)reibung.
5. £ofmeifter*9ioftod, bas Sieb oom Äönig 3lnt^rius."
üJtit bem 2öunfd)e ferneren ©ebeit)ens für btn SSerein fdfjlofc
ber 3af)resbericf)t. 9la<$) furjer ?ßaufe folgte ein gemeinfames ©ffen
ber £l)eilnef)mer.
SDer am anberen S£age unternommene SfaSflug bes Vereins nadfj
Marburg oerlief bei bem fd&önften SBcttcr auf bas ©rfrcuUc^ftc.
£>er greunblidjfeit ber Ferren ^ropft Dljl unb 23ud)ljänbler Scfymtbt
aus SKafceburg, fotoie bes &errn 5ßaftor Jtu&tourm aus 3^$^/ bie
bie güt)rung übernommen fjatten, oerbanften bie £ljeilnefymer reidfje
S3elel)rung unb Anregung.
42
Sfofaflc A.
3uurad)s ter ßüfrjerfammlung,
1. Sdjlofc 33afeboro. ßolorirte £itfjograpl)ie , ©efdjenf be^ §erm 9lrd)it>»
regiftratorl ©rotlj.
2. Erinnerung an Sdjroerin. 1 93 fort mit 13 Mnfidftten, colorirte Sitljograpljte.
3. Sd&roerin. ©egeidfjnet oon (£. ftrüljforge. Sitfjograpfyie.
4. (Sternberg t»on ber ©übfeite. Öitfyograpfn'e.
5. Erinnerung an Subroiglluft. 1 SBlatt mit 13 Slnfidfjten, col. iMtljograpijie.
6. 2)al meflenburgifdje 9tettunglfjaul in ©efjllborf. Sitl^ograpfyie.
7. Söilmar. ©ejeidjjnet oon ©unbladfj. £itfjograpf)ie.
8. ©ro^eräog griebricf) fjranj II. ©eaeidjnet oon (£. Sdjulä. IHtfjograpIjie.
9. Sdfjroerin. ©. Söobener fecit. Shtpferftid), gefdjenft uon grl. £. ©raubt,
$lau.
10. Sturlroageu ber ^erjogtid) 2Mlenburgifd(jen gfafjrpoft t»on ©üftroro nad&
Hamburg (1750). geidmung, gefcfyenrr oom §errn £ber*$oftbirectionl s
fecretär SJlöKer, Sdhroeriu.
11. «Rid^tfeft be^ neuen $oftgebäubeS ju ©üftroto, 28. IX. 1895. 3$f)otograpfjte,
gefdjenft oom §errn Dberpoftbireftor §offmann, vSdjroerin.
12. ©ebenftafel in ber Sdjloßfircfye -ju 2)argun über ben 1464/79 aufgeführten
93au berfelben. $fjotograpf)ie, gefdfjenft Dom £errn Cberlanbbroft bon
$reffentin f 3>argun.
13. ©ebenffeier bei Sdjladfjttagel oon tfoignty am 2. ©ecember 1895 am
$enfmal beö ©rof^erjogl griebridf) granj II. -ju (Sdfjroerin. Stdjtbru(f.
14. Sttagbalene Sftaria ßfyarlotte Sldfermann. Äupferftid), gefdjenft bom §errn
Dr. (Srufl, SBilmar.
15. Eine Sammlung Sonntaglblätter ber 9Jlef(enburgifd(jen gettung unb ber
Stteflenburger SRadjricijten mit Sfteflenburgifdjen 5lnftdjten. ©efdjenft bom
§errn Slrdfjioregiftrator ©rotlj.
16. ftirdje oon SBarin. (2lnfid)t auf Briefbogen).
17. geier be£ 75 jährigen Subiläuml bei 14. 3>ägerbatait(onl in (Sdjroerin.
Ihjotograpfn'e.
18. geier bei 75 jährigen Qjubiläuml bei gelbartiflerie*9ftegimentl 9lx. 24
in (Bdfjtoerin. $I)otograpi)ie.
19. ^ircr)e ju $ampoto. $l)otograpI)ie, gefdfyenft uom ©rof$eräoglid)en 5lmt
Sdfjtoerin.
20. 5)al gnnere bei $oml §u SRafceburg. ^fjotograpfjie, gefcfjenft öom
£erm £ofbecorationlmater 3Ubr. ö. Occolotüij}, Scfytoerin.
Dr. 3S. »ofe.
I. 3MIen&urg.
1) ©roper^ogti d)el Jpoftfjeater p 6d)iüerin. Ueberfidjt ber roäljrenb ber
Spielzeit 1895/96 gegebenen SSorftcIIungen unb $on$erte. WUt Sweater»
jetteln. 1896.
*) 2>ie mit einem Stern öerfefyenen Hummern finb ©efdjenfe* ber
Ferren SSerfafjer.
43
2) 25.-27. 3crfjre$berttf)t über baä ftöbrtfdje Gtymnafium p SBarcn. 1894/96.
3) Programm be3 ©roJ3fjer$ogltdjen SftealgtymnafiumS in ©djtoerin für bog
©fyiiiafjr Dftern 1895/96. ©djmerin 1896.
II. SWtgemeute 6$cfd)td)t$*, ©Jjrad)*, Simft* mtb Stttertl)uitt$fttttbc,
1) Analecta Bollandiana. Tom. XIV, Fase. 4. — Tom. XV, Fase. 1.
2. 3. Paris, Bruxelles 1895/96.
2)* feiger (Ä.), Steine 93ibüotf)ef. Tübingen 1895.
3) $er beutf^e £ero(b. 26. 3<rf)rg. 93erün 1895.
4) 3al)rbuclj für ©enealogie, £eralbif unb ©pfjragiftif. 1894. 1895. Sttitau
1895/96.
5) 3af)rbud) be3 SBereinS für nieberbeutfdje ©pradjforfdjung. 3<rfj*9- l^ 93 -
XIX. — 1894. XX. Sorben unb Seidig 1894/95. — ftorrefooubena*
MattbeSSereinS. X. 3aijrg. 1894/95. $eftXVm. 9h:. 3— 6. Hamburg.
6) gleite «peibelberger 3a^rbüd£)er. 5. 3afjrg. §eft 2. — 6. Safyrg. §eft 1.
©etbetberg 1895/96.
7) ^orrefponbcngblatt be3 ©efammtöereinä ber beurfdjen ©efdjidjtS* unb
9Utert$um3t>ereuie. 43. 3aljrg. 1895. S^r. 10—12. — 44. 3djrg.
1896. «Rr. 1—5. 93erlin.
SfWltjlhiä (3. <£.), (55efdr)id^te ber ftamilie SJtyHuS. Suttftäbt 1895.
9) $endf («Ib.), 93erid)t ber (Sentrat*f ommiffion für ttnffenfdjaftlidje SanbeS«
fuube öon ©eutfdjlanb über bie gtoei ©efdjäftSjatyre öon Dftern 1893
M$ Dftern 1895. (©.*) Berlin 1895.
10) ©tubien unb 3ftittf>ei(ungen au$ beut 93enebictiner* unb beut (Sifter*
ätenferOrben. 3<rfjrg. 16 (1895), £eft 4. — 3<rt)rg. 17 (1896), §eft 1. 2.
11) 3ettfd)rift für (Senologie. 27. Srijrg. (1895) $>eft 5. 6. — 28.3djrg. (1896),
§eft 1. 2. Berlin. - @rgän5ung3b(ätter 1895. £eft 5. 6. ebb.
III. Sßreufjett unb ^o^enjottern.
1) bieten ber ©tänbetage Preußen«, f öniglidjen Slntljeitg. (Söeftpreufjen:)
£erau§geg. öon gr. futtert. 93b. I, £ief. 2. 3. (©^riften be3 933eft*
preugifdjeu ©efcr)id6täüerein§.) Staubig 1896.
2) 3lnnalen be£ fyiftorifdjen 93erein3 für ben «ftieberrljein. §eft 60, 5lbtl). 1 .
§eft 61. Äöln 1895.
3) 5trcr)iü für granffurts ©efdt)idt)te unb ®unft. 3. goige. 95b. 5. granf*
fürt a. Wl 1896.
4) «Beiträge jur ©efdt>idt>te be$ 9Heberrf)ein$. 93b. IX. X. Süffeiborf 1895.
5) gjtanSfelber 93lätter. 9. 3a^rg. 1895. ©hieben.
6) 93öttger (£.), Sie 93au» unb funftbenfmäter be3 3ftegierung$beair?3
ÄöSlitt. 93b. II, #eft 1. ®rei$ ©totp. Stettin 1896.
7) „93ranbeuburgia." SttonatSblatt ber ©efellfcfyaft für §eimathmbe ber
^roöinj 93ranbeuburg $u 93erlin. 1895. Stfr. 4—12. 93erlin.
8) (£ngel (93.), Sie mittelalterlidjeu ©iegel be3 X^orner SRatl^ardjiöS-
H. Steil: Srtoatftegel. Xl)orn 1895.
9) ©efdjidjte-8(ätter für ©tobt unb Sanb SKagbeburg. 30. 3djrg. (1895)
#eft 2. — 31. 3o^rg. (1896) §eft 1. Sflagbeburg 1895/96.
10) 93onner 3<rf)rbüd)er. #eft 98. 99. 93onn 1895/96.
11) 3afjrbüdjer ber Äöniglicben Slfabemie gemeinnüfciger Sßiffenfdjaften ju
©rfurt. STC. g. 22. $eft. Erfurt 1896.
44
12) SafjreSberidjt beS £Ijüringifd)»©ädjftfdjen Vereins für (Srforfdjung be3
Satetlättbifd&en Slltert^umö unb (Spaltung feiner 3)enf male in$atlea.b.©.
für 1894—95. §aüe a. ©. 1895.
13) 36.— 41. 3af)re3berid)t beS (So WernicuS Vereins für SBiffenfdjaft unb
Äunft ju X^orn für bie ©efääftSialjre 1889/96. fcljont 1895/96.
14) Soft (SB.), 2)ie ©djnifctoerfe am Marftall beg 3&gerljofe$ gu $>üffelborf.
Süffeiborf 1895.
15) SGeueä *>aufifcifce$ Magazin. 71. 93b. §eft 2. ©örlifc 1895.
16) Mitteilungen beS 93ereinS für bie ©efdjidjte 93erlin3. 1895, 3fcr. 11. 12. —
1896, Wx. 1—7.
17) SReue 9Jfttteilungen aus bem ®ebitt ^iftorifd^ anttquarifd^er fjorf jungen.
19. 93b. 2. §eft. §alle 1896.
18) Mitteilungen be$ 93erein3 für bie ©efdjidjte unb ^Itertumgfunbe öon
Erfurt. 17. §eft. Erfurt 1895.
19) Mitteilungen au$ bem ©tabtard&io uon Äöln. 27. £eft. Äöln 1896.
20) Mitteilungen be$ ^iftorifdfjen SBereinS für §eimatljfunbe &u granl-
fürt a. 0. §eft 18—20. granffurt a. O. 1895.
21) Mitteilungen be$ 93erein3 für ©efdjidjte unb SanbeSfunbe oon DSnabrüc!
C^iftorif^er herein"). 20. 93b. 1895. Dänabrücf.
22) Mitteilungen be£ Sluteo^ologifd^en 93erein3 in ©djle$ttrig*$olfteitt.
9. §eft. ftiel 1896.
23) Monumenta historiae Warmiensis. VI. 93b. IH. Wbtf). 24. ßief.
93raun3berg 1895.
24) ManSfelber Münzen im 93eftfce be$ 93erein$ für ©efdjidjte unb Sttter«
tümer ber ©raffdjaft ManSfelb ju (SiSleben. 93efd)rieben t>on £. ©rößler.
©i^leben 1896.
25) ©djriften be$ 93erein§ für ©efdjidjte ber Sfteumarf. 3. 4. £eft. SanbS«
berg a. 933. 1895/96.
26) ©djriften ber naturforfdjenben ©efellfdjaft in Sandig. SR. g., 9. 93b.
1. §eft. Sandig 1896.
27) ©Triften ber pljt)fifalifct)*öfonomifd)en ©efeUfd^aft ju Königsberg in $r.
36. 3aeg. (1895.) Königsberg 1895.
28) ©onber*9$eröffentlidmngen ber ©tftorifc^en ©efeHföaft für bie $rot)in§
$ofen. m. $ofen 1895.
29) 93altif<e ©tubien. 45. Safjrg- ©tettin 1895.
30) ©djlefienS »orgeit in 9Sort unb 93ilb. VI. 93b. 4. §eft. 93re3lau 1896.
31) 8eitf^rift ber ©efeflfdjaft für ©djlesnrig^olftein-ßauenburgifde ©efd&id&te.
25. 93b. Kiel 1895.
32) 8eitfd)rift ber §iftorife^en ®efellfdjaft für bie Sßrotrinj <ßofen. 9. 3a!)rg.
3. 4. §eft. — 20. 3ai)rg. 1— *• §eft. $ofen 1895.
33) 3eitfdt)rift be3 Wtoxifätn SBereinl für *Rieberfatf)fen. Saljrg. 1895.
§annouer.
34) äeitfd^rift be3 eftorifd^en 93eretn3 für ben $Reg.«93eairf Marientoerber.
33. £eft. Marientoerber 1895.
35) Seitfärift für bie Qdtföitytt unb SlltertfjumSfunbe (SrmlanbS. 3aeß- 1895.
&raun3berg.
36) geitfdjrift be$ 5lad^ener ©efd&idjtSöereinS. 17. 93b. SRegifter }it 93b. Vm
-XV. Slawen 1895.
37) 3 e itf$ r ift für $ennebergifd£)e ©efdjidfyte unb 2anbe$hmbt $u ©dfjtnal«
falben. XIH. §eft. (1896.) ©djmalfalben unb ^ei^ig.
45
IT. $ie jtiriges tattfdjett Sterten.
Inhalt
1) Mitteilungen be* Vereine für Snbaltifdje ©efdjicfcte unb Sltertum**
funbe. 7^ $b. 4. 5. Icü. £cji au 1896.
Saufen.
1) Mitteilungen Dom Srciberger SlitertumStjerein. 31. $eft (1894X
?vreiberg i. 3. 1895.
2; Mirrheüungen bes ©eidbidits* unb 'jntertljumS^eremS ju ÖeiSnig im
Äonigreicf) Sadiicn. 9. ^»eft. Seisnig 1893.
£ljürtngen.
1) 33urfbarbt (L 51. £0, Stammtafeln ber (£rneftinifd)en ßinien be*
&auie* Sacftien. Weimar (1885\
2) Mitteilungen bes ©eienieftts* unb SUtertumSforfcbenbeu Vereins 311 (£ifen«
berg. 11. £eft. ©iienberg 1896.
Reffen.
1) Federung (^l.\ Seonfjart S3runncr, ber erfte Dom State ber StetdjSftabt
Söorm* angeüellte eüangetiftfje $rcbiger. (1527—1548.) SBorm* 1895.
Sahen.
1) ^eröffeiitlidmngeu ber ^roBljersoglid) $abifdien Sammlungen für
Altertums» unb ^ölferfunbe in .tiarlärulje unb bed tfarlärubcr
SUtertumsDereinä. £eft II. 1895. itarltfrutye.
Sßürtteroberg.
1) ffieutlingcr ©efcfitcfitöblatter. Safjrg. 6 (1895), ftr. 5. 6. — ^aljrg. 7 (189(5),
9lx. 1—3. iHentlingeu.
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♦Hngeburg 1895.
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