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Full text of "Medizin, Aberglaube und Geschlechtsleben in der Türkei. Mit Berücksichtigung der moslemischen Nachbarländer und der ehemaligen Vesallenstaaten. Eigene Ermittelungen und gesammelte Berichte"

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Medizin,  Aber^iaubt» 

und  GesdiU'ditsleben 

in  der  Türke! 

Von  H«'mh.inl  Stern 


Im  Verlage  von  HERMANN  BARSDORF  in  BERLIN  W  30  erschien 

Der  Marquis  de  Sade  und  seine  Zeit 

EIN  BEITRAG  ZUR  KULTUR-  UND  SITTEN-GESCHICHTE 
DES  18.  JAHRHUNDERTS  MIT  BESONDERER  BEZIEHUNG 
AUF  DIE  LEHRE  VON  DER  PSYCHOPATHIA  SEXUAUS 

Von  Dr.  EUGEN  DÜHREN 

7.  Auflage.    544  Seiten.    1920.    Elegant  broschiert  M.  15.—.    Gebunden  M.  19.—. 

Verkarzte  Inhaltsangabe:  I.  Das  Zeitalter  des  Marquis  de  Sade:  Allgemeiner 
Charakter  des  18.  Jahrhunderts.  (Egoismus  und  Geschlechtslust  Hauptcharaktere.).  —  Das  Königtum 
im  18.  Jahrhundert.  (Unsittlichkeit  des  Hofes,  Mirschpark  usw.)  —  Adel  und  Geistlichkeit  (Unsittliche 
keit  des  Klerus.  Die  Nonnenklöster  usw.).  —  Die  Frau  im  lajahrhundeit  (Hysterie,  Schamlosigkeit, 
Liebe,  Prostitution  vornehmer  Frauen,  ihre  Grausamkeit  usw.).  —  Die  Literatur  im  18.  Jahrhundert 
(Beschreibung  der  vornehmsten  erotischen  Bücher).  —  Die  Kunst  (Theaterwut,  Opernsängerinnen, 
obszöne  Lieder  usw.).  —  Die  Mode  (Nuditäten  der  Mode,  Promenade  halbnackter  Frauen,  cul  de 
Paris  usw.  —  Geschlechtsleben  und  Prostitution.  Aphi^odisiaca,  Kosmetica,  Abortiv-  und  Geheim- 
mittel, die  Onanie,  die  Tribadie,  die  Päderastie,  Aderlaß  und  Flagellation,  die  Gastronomie,  der 
Alkoholismus,  der  Giftmord,  Diebstahl  und  Räuberwesen,  Hinrichtungen,  historische  Persönlichkeiten 
in  Sades  Werken.  —  IL  Das  Leben  des  Marquis  de  S  a  d  e :  Heirat  und  Ehe,  Beginn  der 
sexuellen  Ausschweifungen  usw.  —  Das  Qefängnisleben  des  Mannes:  1.  Affäre  Keller.  2  Kantha- 
ridenbonbons-Orgie  zu  Marseille.  3.  Flucht  mit  der  Schwägerin  nach  Italien.  4.  Die  Einkerkerung. 
111.  Die  Werke  des  Marquis  de  Sade:  Ausführliche  Analyse  der  Justine,  der  Juliette,  der 
Philosophie  im  Boudoir  usw.  —  Charakter  seiner  Werke,  seine  Philosophie.  —  IV.  Theorie  und 
Geschichte  des  Sadismus:  Wollust  und  Grausamkeit  —  Sorgfalt  im  Arrangement  obszöner 
Gruppen  —  Definition  des  Sadismus  —  Geschichte  des  Sadismus  —  Sadistische  Sittlichkeitsver- 
brechen usw.  usw. 

BEITRÄGE  ZUR  INDISCHEN  EROTIK 

DAS  LIEBESLEBEN  DES  SANSKRITVOLKES 

nach  den  Quellen  dargestellt  von  Prof.  Dr.  RICHARD  SCHMIDT. 
Zweite,  durchgesehene  Auflage.   Lex.-8°.   692  Seiten. 
Elegant  broschiert  M.  36. — .     Originalband  M.  40. — . 

INHALT:  Die  erotische  Literatur  im  Sanskrit.  Die  Stellung  der  Liebe  im  trivarga 
und  ihre  Definition.  Der  Liebhaber.  Die  Liebhaberin.  Die  Lehre  vom  Coitus.  Die 
tithis  und  candrakalas.  Die  Liebkosungen.  Nägelmale.  Zahnmale.  Haarzausen. 
Schläge  und  Schreie.  Freien  und  Heiraten.  Die  verheiratete  Frau.  Verkehr  mit 
den   Frauen    anderer.     Die   Hetären.     Die  Geheimlehre   auf  erotisch  -  sexuellem 

Gebiet  usw.  usw. 

Die  „Beiträge  zur  indischen  Erotik"  sind  der  erste  Versuch,  alles  zusammenzustellen, 

was  in  den  bisher  bekanntgewordenen  Sanskritwerken  über  die  Liebe  gesagt  wird. 

Es  ergänzt  das  „Kämasütram". 


Zur  gefl.  Beachtung:  Diesem  Werke  muß  mein  ausffihrllches  Verlags- 
verzelchnls  beiliegen,  bei  evtl.  Fehlen  wolle  man  es  direkt  vom  Verlage 
gratis  und  franko  verlangen.  Jede  bessere  Buchhandlung  vermittelt  den  Bezug  der 
darin   angezeigten  Werke.    HERMANN  BARSDORF  VERLAG  in  BERUN  W  30, 

Barbarossastraße  21,  II. 


nicdizin.  >Ibcr(;l2ube 

nniJ 

(icscbUcMsIcbcn  in  der  Cürkei. 


Ficvnr  crmiutluA0io  irad  ttwmmtHt  Sarteblt 


♦  ^ 


I 


HP 


Inhalt  des  Tierten  Ms  sechsten  TeOes. 

SMtte 

Vierter  Teil s—iaa 

25.  läebc  und  Licbegzaaber 8—  13 

26.  Di(>  Ehe  im  Islam:  Der  Koran  und  die  Polygamie  .    .  14 —  22 

27.  Die  Frauen  des  Profeten  Mohammed  .......  28—  28 

28.  PÜichteü  und  Rechte  der  moslemischen  Eheleate     .    .  29 —  S'ö 

29.  Der  Korau  über  Ehescheidung  und  Witwen     ....  40 —  46 

30.  Ehebruch 47—65 

•Sl.  Sultauische  Heiraten  und  Hochzeiten 56 —  78 

32.  Woibermacht  am  Sultanshofe 74 —  99 

83.  Hoch/eitsbräuche  der  Völker  in  der  Türkei      .    .    ,    ,  100 — 123 

84.  Best'haffenheit  der  Braut  und  des  Bräutigams     .    .    .  124 — 132 

Fünfter  Teil 185-253 

85.  Sexuelles  Lexikon 185—142 

SG.  Menstruation     ..............  143 — 151 

37«  Schamgefühl  und  Keuschheit 152—165 

38.  Lasterhaftigkeit 166—179 

39.  Oeffentliche  Prostitution 180— 1?»1 

40.  Das  Vorgehen  bei  der  GcHchlechtsfnnktion  .        .    .    ,  192—201 

41.  Die  Arten  der  fteschlechtsfunktiou      .....  202 — 209 

42.  Päderastie  und  Sodomie     ,....,..,.,  210 — 221 

43.  Eunuchen  und  Perversitäten 222—234 

44.  Onanie  und  künstliche  Instrumente     .......  285-242 

45.  Geschlechtskrankheiten 243 — 247 

46.  Impotenz 248 — 258 

Sechster  Teil .  .  .  26i  -376 

47.  Fruchtbarkeit  und  Dcfruchtbarkeit 261—268 

48.  Abortus 269—275 

49.  Hebammen 276—281 

50.  Gebräuche  in  der  Schwangerschaft 282— 29C» 

.11.  Die  Niederkunft 291—309 

f>2.  Die  Wöchnerin .310 — 818 

53.  Muttermilch  und  Ammen 319 — .S29 

54.  Due  Kind , 330—840 

55.  Knaben  und  Mädchen    ........         ...  341—351 

56.  Missgeburten  und  Namensgebung 352—360 

57.  Besfhneidang ,....,..,.  361—876 


Vierter  Tel!. 


25.  Liebe  und  Liebeszauber.  —  26.  Die  Ehe  im  Islam:  Der 
Koran  und  die  Polygamie.  —  27.  Die  Frauen  des  Propheten 
Mohammed.  —  28.  Pflichten  und  Rechte  der  moslemischen 
Eheleute.  —  29.  ^bp  Koran  über  Ehescheidung  und  WHwen.  — 
30.  Ehebnich.  -  -  31.  SuUanische  Heiraten,  und  Hochzeiten.  — 
32.  Weibermacht  am  Sultanshofe,  —  33.  Hochzeitabräuche 
der  Völker  In  der  Türkei.  —  34.  Beschaffenheit  der 
ßraui  und  des  Bräutigams. 


Stern,  Medizin,  Aberg:l&abe  u.  Q^achleohtsleben  in  der  Türkei.   JÜL  1 


25.  Liehe  und  Liebeszauber. 


LiebestTänko.  -  Bei  den  Römern.  —  In  Frankreicli.  —  Tni  heirtigea  Orient.  — 
Südsiavisfhes  Kohlenorakel.  —  Bosnischas  Liebessmittel.  —  Ein  serbisches 
Heiliriittel  ge^ea  Liebesr<aubör.  —  Rumaaische  Gebräuche  und  Orakel.  — 
Liebesmii,tel  iui  Kaniasutram  der  Inder.  —  iiegriif  der  Liebe  im  Orient.  — 
Ein  bosuiacbes  Liebesduett.  —  Pereieche  Sitten.  —  Aus  der  osniauischen 
G-e?chicbte.  —  T\)doi3tra,fe  fUr  heimliche  Liebe.  —  Dsr  Zauber  buschiger 
Aisgenbrauen.  —  Der  Liebespbj'siolog  Omer  Haleby  über  Lieboszauber.  — 
Aberglaube  in  der  Liebe  und  iler  Ehe.  —  Marokkaaisches.  —  Syrisches.  — 
-BosuiBches.  —  Ru!Qän.ißc'aeö. 

Liebostränke  sind  zu  allen  Zeiten  gebräuchlicli  g-o^vcsoi;! 
Ovid  schrieb  ihnen  die  Kraft  za :  Personen  beiderlei  Geschlechts, 
die  sich  früher  ganz  gleichgültig,  in  einander  verliebt  zu  machen. 
Oft  waren  die  Mittel,  die  man  zu  solchen  Liebosträük'jn  nahm, 
abergläubische  und  unschädliche,  in  anderen  Fällen  bestanden 
die  Tranke  aus  giftigen  Stoffen,  die  entweder  gerade  aufs  Ge- 
schlechtsleben reizend  wirkten,  sogeuannte  Aphrodisiaca,  oder 
die  Person,  namentlich  weiblichen  Geschlechts,  durch  Betäubung 
in  tiefen  Schlaf  versetzten,  wie  Strammonium,  Hyoscyamus, 
Belladonna,  so  dass  dann  der  Wüstling  leichtes  Spiel  hatte, 
eeinen  Lüsten  zu  fröhnen. 

Die  Alten  brauten  solche  Liebestränke,  um  dem  Gegen- 
stände ihrer  Anbetung  Gegenliebe  —  wie  Pockengift  —  einzu- 
impfen. Der  Italiener  Porta  erzählt  Wunderdinge  von  der  Wir- 
kung des  Hippomanes,  einer  schwarzen  Haut,  die  —  von  der 
Grösse  einer  getrockneten  Feige  —  auf  der  Stirn  neugeborener 
Füllen  wuchs,  von  den  Griechen  zu  Palver  verbrannt  und 
mit   dem  Blute   des  Liebenden  als  Phütrum   gebraucht   wurde, 

1* 


_     4     — 

Aach  die  Römer  wnssten  dergleichen  Liebestränke  zu  bereiten. 
LacvJlus  soll  durch  eiren  solchen  den  Verstand  und  zuletzt  das 
Leben  eingebusst  haben.  Gleiches  üng-lück  hatte  auch  der 
Dichter  Lucretius,  der  sich  im  liiebeswahn  das  Leben  nabm. 
Apiilejus  soll  das  Herz  der  reichen  Pudentllla  durch  ein  Phil- 
trnm  gewonnen  haben,  das  aus  Spargel,  Krebsschwänzen,  Fiscli- 
laich,  Tauben blut  und  der  Zunge  des  fabelhaften  Vogels  Jsop 
zusammengesetzt  war.  In  Frankreich  existierte  der  Aberglaube, 
man  köuiito  sich  geliebt  machen,  wenn  man  auf  seinem  Herzen 
den  Kopf  eines  Hühnergeiers  trüge,  oder  wenn  man  dem  ge- 
liebten Gegenstande  das  letzte  Haar  eines  Fuchsschwanzes  zu 
verschlucken  gäbe.  Marx  führt  ferner  als  Ingredienzien  zu 
Liebestränken  früherer  Zeiten  an:  Lorbeerzweige,  das  Gehirn 
eines  Sperlings,  die  Knochen  von  der  linken  Seite  einer  von 
Ameisen  fiügefressenen  Kröte,  das  Blut  und  Herz  von  Tauben, 
die  Testikel  des  Esels,  Pferdes,  Hahns  und  ganz  besonders 
Mensti-ualbiut.  "^'on  Jotztereiu  als  Liebeszauberraittel  ist  noch 
später  sowohl  in  diesem  Abschnitt,  als  auch  im  Kapitel  über  die 
Menstruation  ^'.c  Rede. 

Im  heutigen  Orient  ist  der  Glaube  an  I/lebeszauber  soAVohl 
bei  den  Müslems  als  bei  den  Christen  und  Juden,  bei  Hoch  und 
Niedrig,  allgemein. 

Ein  südslavischer  Bauer  —  namens  Nowak  Opalitsch  mit 
dem  Spitznamen  Schuranjak,  wohnhaft  in  Zabrgje  —  gebrauchte 
nach  Mitteilungen  von  Friedrich  S.  Krauss  füi-  ,, Liebessachen " 
folgendes  Kohlenorakel:  Er  warf  zwei  Kohlen  stücke  ins  Wasser, 
das  eine  für  den  Burschen,  das  andere  für  das  Mädchen.  Ist 
es  vom  Schicksal  bestimmt,  dass  aus  dem  Burschen  und  dem 
Mädchen  ein  Paar  werde,  so  vermengen  sich  die  beiden  Kohlen- 
stücke gleich.  Trifft  es  sich,  dass  das  Mädchen  den  Burschen 
haben  möchte,  er  sie  aber  nicht,  oder  umgekehrt,  so  jagt  eine 
Kohle  der  anderen  nach  und  kann  sie  nicht  erreichen. 

Um  die  Gegenliebe  eines  spröden  Wesens  zu  gewinnen, 
blicken  bosnische  Abergläubische  durch  Zauberringe  auf  den  ge- 
liebten Gegenstand,  der  dann  sofort  in  heisser  Liebe  für  die  ihn 
80  betrachtende  Person  enlbronnen  muss.  Ein  solcher  Ring  — 
erzählt  eine  moslemische  Sage  —  war  Ursache,  dass  ein  junger 
Türke  in  Dervent  zum  Vatermörder  wurde.    Eine  Schöne  wollte 


den  Sohn  erobern  und  schaute  durch  ihren  Zauberriug  auf  den 
<jcliebtei!;  dalid  streifte  ein  Blick  auch  den  Vatei\  und  nun 
entbrannten  Vater  und  Sohn  gie ichzeitig-  in  wilder  Leidenschaft 
zu  demseli)on  Mädchen,  so  dass  der  eifersüchtige  Jünj^ling  den 
Vater  tötete. 

Ein  serbisch ej?  Heilmittel  gegen  Liebes.zaul'er  und  Liebcs- 
mittei  ist  ein  von  den  Serben.  Montenegrinern  und  Herz eg-owinern 
Eaztauak  Iraza,  von  den  Südslaven  im  Allgemeineu  Samdokas 
genanntes  Kraut.  Najh  einer  ilitteilang  von  Leist  ist  dieses 
Kraut  nichts  Anderes  als  das  Doldengewächs  Liguisticum  offi- 
einale,  welches  früher  auch  in  Deutschland  zu  abergläubischen 
Zwecken  in  Bezug  anf  Erwecken  oder  Abwehr  von  Liebe  be- 
nutzt worden  sein  n^ag,  wie  die  deutsche  Benennung  Lieb- 
stöckl  anzeigt,  in  Europa  wird  die  Wui-zel  des  Liebstöckl 
noch  heute  bei  Krankheiten  der  Haustiere  als  Heilmittel  ver- 
wendet. Die  Pflanze  ist  im  mittleren  Eu]"0]ii(,  selten,  in  den 
wärmeren  Gebirgsgogeiiden  der  europäischen  Tüi'kei  aber  häufig 
anzutreten.  Sie  heissi  bei  den  Türken:  amus;  bei  den  Arabern: 
kemun  meluki;  bei  den  Persem:  nancha;  bei  den  Indern: 
dschoanni. 

Das  lumänjsche  Bauernmäuchcn  kennt 5  wie  Flachs  nach 
rumänischen  Autoren  erzählt,  folgende  iCitelchen,  um  die  Liebe 
eines  bestimmten  Mannes  sich  zazuwetiuen,  sei  es  seibst_.  da's? 
er  einem  anderen  Mädchen  oder  einer  Frau  abspenstig  gemacht 
worden  soll:  die  Jungfrau  wickelt  eine  meti-iHumspoTinene  Gelgan- 
saite, also  die  G-Saite  der  Violine,  um  ihren  Finger  zu  einem 
Knäuel  zusanüaen.  Da  die  S^dte  die  Macht  besitzt,  des  härtesten 
Mannes  Herz  za  erweichen,  so  eiebt  sie  orlenbar  mit  dem 
Merischenhexzen  in  irgend  einer  mystischen  Beziehung.  Der 
Kiiäuei  wird  sodann  am  Saame  des  Unterkleides  eingenäht..  Im 
Lar.fe  dieses  selben  Tages  muss  die  Difne  dreiina]  zu  verschie- 
denen Tageszeiten  je  dreimal  folgendes  Sprüchlein  hersagen 
,,C'0  wie  die  S^ilce  sich  um  meinen  l^higer  gedreht,  so  möge  sein 
Sinnen  und  Trachten  um  mich  yicb  drehen!"  —  Die  Dirne 
knetet  ans  V7achs  ein  Mannesfigürcheii.  stellt  eis  zum  lodernden 
Feuer  ^md  spricht  dabei:  „So  wie  dieses  Püppchen  am  Feuer 
«ich  erweicht,  so  soll  das  Her:^  tiieines  Liebsten  fär  mich  weich 
wcrdeur*  —  Aelt^ren  heiratsfiisiigen  Mädchen  wird  von  hilfs- 
bereiien  2igeTinerifi.nen  folgendes  Verfahren  empfohlen:  die  Maid 


begebe  sich  in  eine  Sennhütte,  Ijöte  sitb  aber,  die  HuTifle,  wClcbe 
die  Hütfo  bewachen,  zu  reiz\?n.  Aus  dem  Ylebtro^e  der  Sonnevei 
nehme  sie  ein  Kitimpchtn  Salz  nna  gebe  ilahilt  wieder  nach 
Hausp.  Am  daraaffoljyenrfcn  Töge  sa!ze  sie  «l.nnjit  geböiig-  ihre 
Speisen,  Dazu  gebe  siö  noch  ein  j;liiikbrmirr.iK'e=^  Gewürz  cficr 
Gewächs  —  Kßeblauch,  Basdlienlvraut,  Immergrün,  ein  Fichten- 
odei'  ErJcnzweiglein.  Nach  eingcnoninn  ncr  M^Mzoit  ?oll  sit*  den 
gai«en  Tafr  über  in  der  Sonne  blbiUin,  wol>oJ  'icr  Dnrst  nirbt 
gebtillr  werden  darf.  Während  der  iiächstcn  Nacht  wird  ihr 
dann  ein  vom  ScLicksivl  bestimniter  ^irtnu  im  lYann»  erscheinen, 
ihr  Wasser  reic]:cn  und  sie  als*  G'iJttin  heimführen.  Di^^scr 
TrauTu  wird  bald  ar.ch  zur  Wirklichkeit  werden.  —  Die  ru- 
ifiänischoH  Frauen  kennen  ferner  viele  ZauherMedor,  (!<ren  Kezi- 
tienii)^'  unter  Beobachtung  vorjr»'Si-'hricbener  Fornialiväton  F.rfolg: 
in  der  Liebe  bringt.  Als  BeispieJ  diene  nHchKoeherdor,  von 
Flachs  wortgetreu  übersetzter  LicbeRznubeTspTn-'h:  ,,Aia  Scntitafi: 
Morpon,  als  der  Taor  sich  eibel^e,  l)in  ii.li  auf^e.siTndei»  und  ha^HS 
nuch  aufgemacht  von  ineincui  Hause,  von  nicinem  Ti&cbc  anl  den 
We»  Auf  dtn  Steg  bis  zor  groasea  8ira&^.  Die  liente,  die 
mich  sahen,  saj2:ten:  ])as  M  Margbiola,  die  Schöne.,  nicht  Diejs» 
die  iSehöiie,  soiiiIciTi  MurybiolA,  die  Lie.brei?he.  die  i\nn  der  ganzen 
Welt  Erltu^enel  Wie  der  Busnioc  ün^eiJeseu  ist  von  aJlrn  Blumen, 
von  allen  Düften;  wie  der  Pope  nicht  in  die  Kirche  kann  ohne 
Bustiloe  rnd  ohne  Isopo  —  so  mc^jen  die  Bnrßchen  ohne  mich 
nicht  tanzen  kv.'inen.  A"'ic  anderen  Dimcn  mögen  ihnen  neben 
rair  wie  KrJUien  ftOnkefi,  wie  s-chniivzigt:  iirähea,  die  man  über 
den  Zaun  -wirft*'.  Diesor  Liebeszr^uborspruch  inus3  über  einer 
wa?5^ergeliillt m  Srhüssel  rezitiert  Tvuiden,  in  welche  vorher  ein 
juit  rotoD  SoidcnfidchtTj  nmvrickeltes  Bnsuiockrüutlein ,  eine. 
Uiin'w  ui.d  oin  Erlcnzwci;;  gethan  wurden. 

iMs  Kämasutrar.)  ilcr  Inder  sagt  hv.  Ahscbnltto  übi;-  „be- 
wud.^n;  Praktik -rc'-  .Dii.-eiii-;";  Frau,  <Jir  eivicr.  "'•'/mn  aaf  einer 
Eohri'fdfe  !d;is-:!'  b.vt,  ok  bestrichoy  ist  )>»il  caWinia  cucnllatÄ, 
Costup  .spec;(if<'i'?\  Tiihejna'^montona  sx^roücria,  Fiacojirtia  cata- 
pbractii  Pi'-h«:  droocr^;  iird  A£:;n'a''.'.:5fh(i  Jc.n<:,'it'ol;a,  wird  ihm  untür- 
tban.**  Im  At..;(hnbto  ^üt-.cr  <'<!.>•  F-z.^iibeiTi  vlor  Fruuen"  wir<!  noch 
eine  Sflhc  uL'fc  liTvjvrn  v«»  -  T  il/crnaor'or.tar.a  covonaria,  eenannt. 
Cft.ndis  ••.•rr,fV;(i.y  f jii abiiVi,.)  nnd  rie.'r.iTfn-.  •niaptiracin  wirkt  !)♦> 
7Jlfth^rnd.    t:=rc  ardfre  ^alivo  j.vt  das   Oc'    h» -rfr-^tidit   &\}?  den 


Blättern  von  Boerhavia  procnmbens,  Sida  cordifolia  (rhombirolia), 
Ichiiocarpus  fnitescens  (odf.r  Hemidesmus  ijidicus),  golbcm  Ama- 
ranth  und  l>lauom  Lotus;  daraus  Tverden  auch  Kränze  bcrg'e- 
slollt.  Wor  ein  Pulver  (ins  gctrockuetxin  Neluuibinm  s];eciosuii)., 
blauem  Lotus  und  ^lesua  üoxburghii  mit  HoDig  und  aui^gelassone: 
i'nttir  g-enicsst,  der  wird  reizend;  ehei!  diese,  verbiiDdcii  mil- 
den Blütterii  von  Taberr.nejnontaivi  ooroua.na,  Flacouraa  cata- 
pbracta  und  XontC'Chyiüus  pictorius  g:e!joü  oiiio  SaiOH.  —  Man 
trage  das  Auge  eines  Pfauen  oder  einer  Hj'äPL',  iü.il  Gold  be- 
stticlieu.  in  der  reeMon  Hand:  das  wirkt  bezaubernd.  Ebenso 
trage  man  eine  Brustbeerc  und  eine  Muschel  als  Aouiel,  weiche 
nach  -den  Regeln  des  Atharvaveda  g-eweiht  sind." 

Ferner  heisst  og  im  JKapitel  über  das  Gewinnen  (Schoiidtsche 
üebors^etzung-  4G7):  ,, Vom  Winde  vt-rw eilte  Blattei;  Totonopt'er- 
übcrreste  tind  das  Bosticuen  mit  dem  Pi:l\'(?r  von  Pfauenknochen 
v/irkt  bezaubernd.  Das  Pulver  einer  "von  selbst  gestorbenen 
K):ei3zicherin  (Geicrweibchen),  veruiÄchi  niit  Henig*,  und  ein 
3jtad  TRit'Myrobahmonii'ächten  wirkt  geA"jif.»>iid.  Euphorbia  nerii- 
iolia  und  Euphorbia  antiqüornra  in  Stücke  zerschnitten,  mit 
Puiver  von  rotem  Arsenik  nnd  Schwefel  versehen,  siebenmal 
getrocknet  und  zu  Pulver  veiTieben  und  \-erniischt  mit  Affen- 
korh,  ist  —  Wenn  man  damit  ein  Madchen  bestreut  —  ein  ]>littel, 
da.ss  das  Mädchen  keinem  Anderen  gegeben  werde.  Die  Frau, 
die  man  mit  F*nlver  von  Euphorbia  aütifiUürum-Dornen,  veriniseht 
mit  Boerhavia  procuiubens,  Att'eiikoth  und  der  Wurzel  von  Me- 
thonica  auporba  best)  out,  liebt  keinen  Andeien." 

„Stückchen  der  Wurzel  von  Acorus  caiamus,  mit  dem  Oele 
vom  Man!2:'>bi\ume  bestrichen,  berge  man  in  einem  Aste  des 
Daibergi;i  hissoo-Baumes,  den.  man  ausgehöhlt  hat;  nach  sechs 
Monaten  herausgenöUimen,  gibt  das,  wie  man  sagt,  die  bei  den 
Göttern  hochgeschätzte  Salbe,  die  gewinnend  wirkt.  Ebenso 
nehmen  düone  Spähnchen  von  dem  Harze  der  Acacia  Catechu 
^an  Geruch  der  Bhunen  desjenigen  Baumes  an,  in  den  man  sie 
hineinlegt,  nachdem  man  ihn  ausgehöhlt  hat;  diei.  gibt  die  bei 
den  Gandharven  beliebte  Salbe,  welche  gewinnend  wirkt,  wie 
man  sagt.  Panicum  italicum,  mit  Tabernaemontana  coronaria 
vernsischt  und  mit  Mangool  bostrichon,  geben  —  wenn  sie  sechs 
Monate  lang  in  eineoi  Mesua  Roxburghü-ßaume  gelegen  haben, 


_     8     — 

dp.u  man  aui<gehöhlt  hat  —  die  bei  d^n  Sclilangen-DSmoneu 
beliebte  Salbe,  die  gt>vriiiiiend  wirkt,  wie  man  sagt.  Ein  Kanel- 
kuochcn,  in  eine  Eidechse  gestecko  und  vcrniitLeist-,  eines 
^trihchons  ous  Kameli'nochen  mit  Antimou  yersehen,  gibt  ein 
lioiüges  Collj'riam,  welches  gewiniif^id  wirkt,  m?,  man  sa.sff.." 

Der  edloTc  Begriff  der  Liebe,  wie  ;r  bei  uds  Jim  Occident  auf 
jrefasst  wird,  ciistiert  weder  bei  den  Südalayeri,  nocii  bei  den 
Orientalen,  ivarz  nad  drastisch  spricht  ein  in  Flehaae  in  Bos- 
nien gesimyenes  Liebosdnett:        , 

„0  Mädchen,  roter  Apfel, 

Der  Soiuaier  verstrich, 

Nicht  erklomm  ieh  dich."   — 

^Ach,  mein  Liebster,  du  mein  Itiaspolstc; 

Der  Scriimer  verstrich. 

Nicht  le?t'  ich  mich  unter  di(.ii.'- 

Auch  die  Liebe,  v;elche  die  persischen  Dichter  in  ihren 
Poesien  besingen,  hat  entweder  eip^en  syinl>oiischen  oder  einen, 
höchst  profancTi  Sinn;  auf  das  Wort  ,,Ischk"  —  Liebe  —  fol-irt 
immer  der  Begriff  „Was'l",  die  fleischliche  Veriüischimg. 

In  höhciti  Grade  aborgläubiscbj  gibt  die  Perserin  Tiel  anf 
Zaubur,  Hexerei,  Glüekssieni^  besonders  1:1  Sachen  der  Liebe, 
und  sie  wendet  alleriei  Mittel  und  Amulcto  von  sonderbarstem 
Inhalt  an,  udi  sich  einen  Mann  zu  verschaffen  oder  wenigstens 
die  Frachibaikcit  ihr.ir  I-iivalinuen  zu  verhindern.  Dr  Poiak 
erzählt  von  einem  berühmten  Minaret  in  der  Nähe  vo;i  Isphahan, 
zu  '.vclciiem  Mädchen  und  Witv^en,  am  einen  Mann  z\i  bekommen, 
wallfahrten.  Es  führen  zsvei  Srafon  hinan:  ani'  jede  derselben 
wird  eine  Nus?  gelegt,  welche  die  Pilgeriii  podico  knacken  mas's, 
während  sie  dabei  eine  bestimmte  Strophe  rezitiert.  —  Dsn 
liiebe- Zauberer  zu  spielen,  ist  hänSg  gefähilicä.  So  wurde  in 
der  Türke!  zur  Zeit  Achmed*  RT  aui:  den  Bericht  de-s  Statt- 
halter.s  ^üd  RaJvka:  duis  der  unte/  dem  Namen  Ebubekr  and 
dem  Pcinamen  ,.Seijab' .  .,ö.er  Roiseude",  bekannte  persische 
Scheich  an.s  AserbeidjjcJjan  durch  Künste  der  Zauberei  daö  Volk 
bethöre  unl  Weiber  verführe  —  dcsäcn  Hinrichtfing  befohlen. 
Au3  'Icr  Hegieriingsopccbe  desselben  rlprrschers  berichtet  unrs 
die  Geschichte  sogar  oin.^n  Fall,  dass  der  bsoso  (ledanko  au 
Srweckuüg  der  Liebe  mit  Tod  bestrafr.  wurde,  weil  dieser  Ge- 
danke eine  Dame   des  Hultunischen  Rareais  heijoilich  umschloss; 


der  uügiück.selig-e  Denker  ^viir  «ior  Neffe  Jcü  mächtigen  Gross- 
wesirs KopriM.j  der  Oberststiülmeister  Klblolisixie  Alibee::  weder 
S'Muo  e.ig-enp-  Stelluns-,  noct.  seinei»  Oheims  Scbuu  konnten  ihn 
retten. 

Hamni'jr  crwälmt  im  IV.  Bande  seiner  Geschichte  (lieseii 
merkwürdigen  Fall  „einer-  von  oe'ji  üfeiclisgeö'ihichtsclrrelber 
Raschid  nach  den  sicherst.-^n  EirzäLkviLrea  aügegebeTioii.  höchst 
zart,  aber  doch  klar  berühj-terj,  und  sonst  nirgonds  in  osmimischen 
Geschiohteri  vorkoiDinenden  MajeätätsYer brechen s  des  eiitweihten 
kaif.erlichen  Earoßis '.  Die  vStrafarizeige  erfojjjfte  j^eitons  dos  Kis- 
icii'aga.  des  obersten  Eunuchen;  weil  „AJibep^*  einer  der  iiexriunen, 
deren  Leii>  im  Schat/:gen.acbe  der  Keuschheit  aiubewahrt,  heim- 
31ch  anhäriH'iich."  ä3so  uidii  erst  die  lliat,  nicht  das  StoJldich- 
ein.  sondern  die  ))k'sse  AiDhaüi/üchkeit,  das  heiiuhcae  Gefühl  Oh- 
eine  SuitaDin  oder  Sklaviu  des  kais^irüchow  H;ii>.:ins  ergcheint 
hier  alt;  Majestätsverbrecher) ,  das  deru  rlehier  so  unglücklicher 
Liebe  den  Martertod  brachte. 

Die  Herrschaüt  Achmeds  lii.  zeichnete  sich  durch  solche 
Vorfäiie  aiitfallead  aus.  Denn  Hammer  berichiet  n^'^ch  v'on  einem 
dritten  derartigen  Falle  Der  betraf  einen  reichen  par.«ischeY.t 
Ancemer,  ^ve"iche^  zw  Konsiar.tinopel  unter  dem  >rainoa  „Gümi- 
s.:'hc!ndase",  „SiFoenaass";,  bekannt  v,'ar.  Die  Aiiklagv  lautete, 
da?;s  er  rv-it  einem  sittenlosen  Weibe  in  ihres  Miiiines  Alswesen- 
heit  g-esecht:  in  ihrem.  Hanse  ergriß'eii,  T.nrde  '?r  vor  das  Oe- 
richi:;  gest\iilt.  Wiewohl  das  A'orürteil  wider  ihn,  „weil  die 
persischen  Arinenier  überhaupt  gern  Weibern  tachhängen",  so 
war  :]-:>ch  der  Be^'ois  Terf!animn'*.her  Cnzucht  nicht  leicht  ber- 
.•':'.?.t^:^llen:  da  hesef^-'ie  ein  Ho.iifon  eifriger  Mosleraa  vor  Gericht, 
..Ä^.SB  dieser  verfiijchto  IJ'^^'läubig'o  mit  cieGi  Bogen  meiner  dic]\ten 
j^na-enbrauen  inuDer  -wie  mit  de«;  i^og-en  des  TenfeJs  üsruh  srif- 
geregt,  den  iiLOolewischer?  J'raixvjn  im  Vorbeigehen  Worte  zugc- 
'f^crten  habe,"  weshalb  er  dent;  zum  Sn-aiige  vic:>nirieili;  und  v.nr 
dem  Wesirchan,  mitten  fni  persifch-armcaischen  Viertel^  Uif- 
^rehLngt  ■v^'iird. 

Der  Ut7Ao  (ixuvA  der  Eirurichtnng-  ist  ein  ^cilgilltigr^r  nach 
dem  Oesetzo  des  iR'an}«:  aber  selbst  dieses  liefert  keinen  zmn 
Todes-irtoile  ob  vediebten  Tenipcrainentös  und  erobeniogs-süeh" 
tig-er  Bewegiichkeit  buseh'jrcr,  hoher  Augenbrauen  .  .  . 


—      10      — 

Obwohl  also  I.iebesz.inherai  in  der  Türl^yi  lct'itios'»vcc"s  sre- 
f&hrlos  ist,  gieht  der  iiirkiscl»^'  Ijicbesfvbyslojf'ir  Onier  llaleby 
za!i]roich<j  c-olfhrr  Xaiibci-njittcf  an  um»  '.'jupfir-hif.  bosopders  <.^io 
„BlutbeschWi'iiiu!:.'":.  ,."\\'ciii\  ein  j\IanL-  eino  Fn-.n  ro=i!CVi;ö 
n.vL'Cüte''  —  fhiü'  a]lor  Kntlzw^ck  <:"cf..,Lit'''b«^''  i-^.  bei  doTJ  Orien- 
talen, '.t'"o  -ox^'L'-t,  tle.r  piTrip^e  ^\)n'.ls  ^und  wenn  die  Frau 
ihri!  wi«!<,TStcht,  so  k'yc-  er  -illf'.  sein^t  Wtir.'Sicho  ii'-id  ?ji\'iien  truv.zou 
Wiilrn  in  seine  Ani^^ja.  Wcun  er  (\ür.v,  '3<>.  a.e]ie.!.>te  Frau  erblickt, 
so  tixit'ie  er  ihre  Aus.'e?i  sdiari  cnd  ii^&  tl&boi  auf  seinen  iinkiMi 
.Arm  üvrdk'-eniit.-n  .Druck  au$,  in)!  seJjs  Blut  \n  Eewo?:;niig'  zu 
bricu:en;  v,iu\  wciui  die  Qüi.iel.He  Frau  fo  nahe  :'si,  dass  feie  ihn 
/u  f!ör<^P  »'ermajr.  spreche  er;  ,.?>•  ^!o!j'  keinen  (Joit  nu«.ser  evolt! 
Vm)  cb',:Tiso  siolun-  ist  c.*.  'Jass  rnciTi  Bhii"  eJier  \< r^ioiren  H'ird, 
«Js  däss  meine  Ketfieni<',  dich  7*11  Ijesii'/en,  ersiiekt  werile?]  kajin!'* 
Oie.sas  >^eicheTi  ties  hit'.ltesx%iileiis  ^tui-:^  die  Ftn^iüdn^iir  »ler  Frart 
dcJTcjri'ir  '.'»GPdiJisi'yT).  dass  ihre  l'ijautasic  <^r::  «i-cschiek'iev  Advokat 
<!ef^  .V'?rlie>)ten  wiM  viiid  für  dos'eiT  ^'.yelie  .sofoit  piajd'-ei-i.  jtx 
d>Ti  '.>V}.-aijou  der  Prnu  entsteiit  tüiis  i^olcho  hritatioTi;  dass  die 
^inulirhkrlt  üerriii  iihor  ibron  Lnib  wird.  Fnd  da  unter  den 
OfriJoien  der  Fi-nu  diu  (^eltärniulter  dLUi  ii]:pj-ossicr.ahelste  und 
uH-gejÜL^o  iisi,  v-clr'ho.v  die  mei>te  M;i»'ht  vioer  das  Gehirn  hat, 
?''  re.suitiert  dsmü!^,  fJas^  (ii,^  Erree;un.u  der  Gebännütter  die  Frau 
/ui.i  Aufgeht :i(  il're.s  Widorplacdcis  zv.in^  und  die  irelie.bte  Per- 
son in  die  Ann-;  des  Vc^riiebtcii  treibt.  Hüft  das  Mittel  bein 
•:rsien  \Jii<e  nioht.  so  wicderiiole  w:,m  es  ein  zweites,  selbst  ein 
dri't^  Mab  .Au.^j  fende  i.'ian  der  Oeli.ebtou  rot?  Rosen,  auf 
v,vi'-!u:  r.ii'j;  dr dnia]  naebciHaTuler  nir  i,^anzer  Willenskr^^ft  seine 
^Un.s.^'J•'  o;c>)Ja:-ir'n  hat.  Kunnt  itir  der  Frau  näherkommen,  so 
becH.e.Tissei  sie  Vioch  mehr  mit  euoreu  Tiücken,  fascinieret  sie 
fflnnlich  nml  bet'r-hl:  ihr,  euch  zu  liehen  und  euch  anzugehören. 
\vrp.u  ihr  *ie  nii>h)  so  nahe  seiien  könnt  oder  nicht  in  die  Lag-e 
konimr,  z»  ihr  zu  s|.r.-(>]i,^ü  und  viell'Meht  mit  dem  Zeigefinger 
ihre  Stirn  /u  i)ei 'ihi-en,  ?:1  reitet  an  ihrem  Fenster  vorbei, 
tuminelt  Irtilm  «Micr  Rr.ji?  oder  stehet  stundenlang  Tör  ihrem 
ilacs'.'  urd  ij\i!Tt.  es  niiunterbrochec.  Auch  Musik  und  Gesang 
vlnd  ü'.iuhtiire  .Mittel.  iLitelicktuellen  Liebeszauljers." 

IMe  i^j/uobeiiiD.v.  die  .iun-h  den  .Bück  nnsg-eübt  wird,  heisst: 
.■\:.iMuh;  (li^  ^nite  Sii;;;^q,..stiori :  Alihaiu;  die  böse  Su^xuestion:  Rörr. 
K!;:  Zweier  der  Asin3>ib  ist  die  Schelueeh  f.der  Fascin<ition.    ^o- 


—    11    *- 

bald  nämlich  dtr  Zauber  den  BKck<^s  zu  wirken  l).»gonnen  hat 
aud  ihr  der  bezauberten  Person  iiahe  .seid,  legt  die  Hand  auf 
ihr  Haupt  und  befehlet  Ihr  energisch,  aber  mit  süsser  Stimme 
and  sanft  das.  was  sie  naoh  cu4)*::i!L  V/uiiscLo  timn  soll.  Ist 
sie  inmitten  einer  Menge,  saget  ihr:  Folge  iiiirl  .  .  .  Diese  Fas- 
cinatiöii    wirkt   ebensowohl    bei   der   Frau,    die    man   be^itzeu 

ißüchte,  wie  bei  einem  Tiere,  das  man  zähmen  will." 

Ich  füge  hieran  gleich  Gebränche  und  Aberglauben,  welche 
das  Schicksal  in  der  Ehe  und  die  Ijebe  und  lYeue  des  Gatten 
odet  der  Gattin  betveiieu. 

In  Marokko    beräuchert    man    Fledermausbül^'e    mit   dem 
Harze  von  dor  Wurzel  einer  Urabelliforc.    Wenn  die  Frau  dieses 
VKtte!  in  die  Kleidör  des  ungetreuen  Ehoniannes  legt,  so  ist  sie 
sicher,  seine  Liebü  wieder?:ug-ewinüen     In  Syrien  bestehen,  wie 
der  Syrer  Eijub  Äbola  eiaählt,  folgende  Gebräuche:   die  Zahl  der 
die  Aussteuer   bildenden   Gegenstände   darf  nicht  gerade  sein; 
ist  sie  nämlich  gerade,  so  läuft  die  B'rau  Gefahr,  mehr  ala  einen 
Mann   zu  heiraten,    indem   sie  ihren  ersten  Manu  durch  seijicn 
Tod  verliert  oder  von  Ihrem  ersten  Mann  Verstössen  wird.   Wenn 
die  Frau  Gegenstände,  die  zu  ihrer  Aussteuer  gehören,  verkehrt 
hiiisteilt  öder  hinlegt,  so  muss  äiQH  ilirem  Ma,nne  leibHchen  Schadi  n 
zufügen.    Wenn  sie  aus  Versehen  die  Schuhe  einer  anderen  Frau 
unzioht,  so  wird  de  ihren  Gatten  bald  dui'ch  den  Tod  verlieren. 
Eine  Freu  dart  die  ßlnmen  aas  ihrem  Haar  keiner  anderen  Frau 
geben;  die  nimmt  mit  diai  Biunien  auch  die  Liebe,  ihres  Mannes 
fort    Die  <:'hristin    in  Syrien    glaubt,    dass  ihr  Mann  sie  nicht 
liebe,    wenn    er   vor  St>mienattfgang  erwacht,   aufsteht  und  iias 
Haus  vetiässt.    DiKi  Mohammedanerin    wiitt  traurig,    wenn  das 
Meer  im  Augeubiiek,  da  sie  bau^^t,  zu  steigen  anfängt:   dies  ist 
för  sie  ein  Zischen,  das»  ihr  Mann  sich  von  ihr  abwende.    TJm 
den  UB getreuen  Gatten  wieder  zu  fesseln,  müssen  sowohl  Christin 
als  Mohommedüneri«,  falls  sie  ganz  sicher  gehen  wollen,  dieses 
Mittel  anwenden :  die  betrogene  Frau  gibt  von  ihrem  Urin  dem 
unbesi&ndigen  Manu    heimlich   etwas  in    sem   Getränk.     Da- 
durch wird  er  wieder  in  sie  verliebt.    Die  gleiche  Wirksamkeit, 
welche  Frauen  dem  Urin  zuschreiben,    erhoffen  junge  Mädchou 
durch  eini.^e  Tropfen  ihres  Monatsiiusses,   wenn   sie  bei  einem 
hcfetimuiton  Manu  Liobc  erwecken  wollen.    D«  Ictzterwähnie 


>_     12     — 

Abcrg-laube  ist  nicht  blos  im  Orient,  sondern  auch  in  Mitteleuropa 
bekannt.  Wcdu  in  Syrien  uic:jekt;hrt  ein  Mann  die  Li':ibe  seiner 
Frau  erhohon  oder  üire  Untreue  verhindern  v/ill,  njusb  er  sidi 
dipNäcrel  schneiden,  dasAug-esciinittcn'':'  vor])rcnneu  nnd  die  Asche 
heimlich  der  Frau  in  einem  Getränke  oder  in  einer  Sj[«ei;?e 
geben. 

Wird  in  Bosnien  ein  Mann  seiner  Gattin  untren,  so  begiebt 
sich  die  i>ctrcgene  zur  v/eiscn  Fnra  des  Ortes,  Die  holt  einen 
Frosch,  legt  ihn  in  eine  kupferne  Pfanne  '^pA  rostet  das  Tier 
langsam  über  olfenein  Kohlcnfener.  Aus  den\  Sühmerzerfnllten 
GeqOüko  de^"  gema?  Lerten  Tieres  errät  die  Her/enshoilerin  das 
AJutcI,  weiches  der  betroffenen  Gatiin  wieder  die  Liebe  üu-es 
Gatten  verschallt 

Y,Til  das  rarnünischo  Mädchen  in  Erfahinng  bringen,  ob  ihr 
künftiger  Gat'o  reich  oder  ;ii)u  ac^ln  wird,  so  zählt  .^io  —  wie 
Flachs  nach  rumi^ni><:.heü  Quellen  berichtet  —  aiu  St.  Vasil 
Tage,  dessen  X^iinonstag'  aui;  den  l.  Jannar  fällt,  an  einem  Zaun 
'li'j  Pfähle,  au  belieLu^er  ötelie  anfangend,  Yon  rüclavärts  der- 
art ßb,  dass  sie  mit  zehn  beginm,  und  mit  eins  aufhört.  Ist  der 
so  ais  Ictztor  ^'■efundene  Pilook  berindet,  so  wird  üir  "Jann  reich 
sein;  ist  der  Pflock  aber  kahl,  i-:-  ht  ihr  in  der  Ehe  Arniui  be- 
schicdcn.  Ob  fhre  Ehe  eine  glückiicho  sein  wird,  kanii  sich  die 
rumänische  Banermiime  selbst  vor]ier/i;agen:  man  iässt  e^in  m)t 
Wasser  gefülltes  Gefdss,  m  ^rexucs  ein  v^'-ohMechendes  Is>äut- 
Icin.  ein  Aestchen  vom  AuUdbauni  und  eine  Siib;;rniiinze  gelegt 
NToruen.  die  XeuJÄlirsnurht  hindurch  stehen.  Erscheint  dem 
AIüdch.":n  Im  ria:nue  ihr  künitiger  lien  und  Gebieter  mit 
..Gi-iinem'*,  also  T^flaazcu,  Bjatiern,  ^o  ist  dies  von  guter  Vor- 
brdoutung;  triiümt  sie  dabei  auch  ^;on  Büffeln  oder  iih^.r  bloi« 
von  BiiüelD,  Sö  \\i\\[  die-  ^o)l.^e  'jio>  Glückes  ihren  Hausstand 
j:icht  bescheiner.. 

Wie  i;s  ^hr  endlich  im  allgemeiren  in  vier  künftigen  i5he 
ergehen  wirü,  das  erfiih;i-  nie  ruwan'.scbe  Braut  in  fr-k^eouev 
Weise:  eine  uef i\  undo*-;;  .Frau,  von  {ler  es  bekannt  Ifit,  dass  sie 
eine  ,,gute-\  gliickbrliigende  Ham'  hat,  befragt  die  ZükuniX  Sie 
zieht  sich  m  ein  l\.au:nierlc»:i]  ?.urvic.k  und  stellt  vier  Schü:-sßicho;i 
auf  den  Tisch.  \n  das  eine  Schüsseicii  ii  legt,  sie  eine  Schweins- 
l".T;:te,  in  das  z^-oi;o  Bi(un<n,  in  d:is  drii.te  einige  jener  Goid- 
füdep,  die  einen  Teil  des  Kopfschmuckes  der  Braut  ausmachen, 


~     13     — 

JD  das  vierte  endlich  Brot.  Hierauf  werden  die  Schüsselcheri 
mit  Tüchern  bedeckt  Das  neugierige  Mädchen  tritt  «'in  und 
solj  wählen.  Sie  hebt  ein  Tuch  auf  und  weiss  auch  schon,  \voraii 
sie  ist.  hat  sie  das  Schtissclchen  mit  der  Schweinsborste  gewählt 
so  ist  triftiger  Grund  zur  Traurigkeit  vorhanden,  denn  das  be- 
deutet, ihr  Mann  werde  alt  nnd  die  Ehe  unglücklich  sem; 
Blumen  bedeuten  wecigc,  aber  glückliche  Tage:  die  Goldfäden: 
dass  es  ihr  wohl  an  nichts  fehlen,  die  Weit  sie  sogar  glücklich 
wähnen  werde,  dennoch  werde  ihr  Herz  von  Bitternissen  genährt 
sein;  das  Brot  bedeutet:  ungetrübtes  Glück  in  der  Elie. 


\ 


26.  Die  Ehe  im  Islam:  Der  Koran  und 
die  Polygamie. 

Die  Bibel  über  die  Heiligfkeit  der  Ehe.  —  Indische  Auff^ssurg.  —  Moham- 
irods  Ansicht  von  dem  Zwecke  der  Ehe.  —  (tott  und  Familie.  —  Der  ledige 
Stacd  n&cb  Meinung  der  Rumänen.  —  Moses  über  Vielweiberei.  —  Jüdische 
Polygamie  in  der  Gegenwart.  —  Die  moslemische  Polygamie.  —  Der  Ein- 
flu«s  der  Vielweiberei  im  Osmancnreiche.  —  Der  Türke  Omer  Haleby  legt 
für  die  Polygamie  eine  Lanze  ein.  *—  Die  Vielweiberei  der  lieidnischen 
Araber.  —  Der  Koran.  —  Verbotene  Ehen.  ~  Ansnahraegosetze  für  den 
Propheten.  —  Die  Ehen  in  Persion.  —  Miets-Ehen. 

Prophet  Hesekiol  XVI  1  charakterisiert  die  Heiligkeit  der 
Ehe,  da  er  Jerusalem  seiiio  untreue  vorhält  und  es  symbolisch 
mit  einem  buhlerischen  Weihe  vergleicht  Es  wird  geschildert, 
■vrie  Jehova  voriiberkam  an  diesem  Weibe,  das  er  von  Geburt 
au  gehegt  und  gepflegt.,  durch  seine  Güte  gross  gemacht  und 
zum  hücbsten  Reize  gebracht,  und  wie  ca  sich  befand,  dass  die 
Zeit  der  Liebe  für  dieses  Weib  gekommen  war:  „.  .  .  da  brei- 
tete ich  meine  Decke  über  dich  und  bedeckte  deine  Blosse  und 
verband  mich  dir  mit  einem  Eide  und  ging  ein  Bündnis  mit  dir 
ein  —  das  ist  der  Spruch  des  Herrn  Jehova.  Und  du  wurdest 
mein.  Aber  du  pochtest  auf  deine  Schönheit  und  hurtest  infolge 
deines  Rufes  und  gössest  deine  Hurerei  auf  alle  Vorüber- 
gehenden ..." 

Schön  wie  das  Alte  Testament  —  es  sei  nur  noch  an  das 
Hohe  Lied  erinnert  —  schildern  auch  altindische  Religions- 
schrifu^telier  Liebe  und  Ehe.  So  heisst  es  bei  Bhartrihari: 
„In  dieser  Welt  hat  die  Liebe  deu  Zweck,  zwei  Herzen  in  einem 
einzigen  Gedanken  zu  einigen.  Wenn  die  Gefühle  nicht  tief 
sind,  so  ist  es  wie  die  Vereinigung  zweier  Leichen.  Die  Ehe 
ohne  Liebe  ist  ein  Körper  ohne  Seele,  sagt  Tiruvalluver,  der 


—    lö    — • 

göttliche  Paria."  Bei  den  Moslc-ins  aber  ist  das  Sluaiicho  der 
Hauptzweck:  eines  TfVes  frag-te  Ali,  der  Sciiwiefrersoim  Mo- 
hammeds, den  Prophetiüi  über  Heirat  und  Cüitus.  Dor  Prophet 
erwiderte:  ,.Der  Coitus  ist  eine  der  Ursachen  der  Srhaltucg 
unserer  Gesijjidheit.  Jeder  unter  euch,  der  fähig  ist  zur  Ver- 
mischung', soll  sich  verheiraten;  die  Elie  mässigt  die  bösen  Be- 
gierden und  leitet  ab  vom  Wege,  der  zur  Blutschande  und  zum 
Ehebruch  tübil.*"  Dia  Heiligkeit  der  J'amilie  steht  tief  imter 
der  Frömmigkeit.  Der  Koran  befiehlt  IX  24:  ..Sprich,  so  euere 
Vlitüii  und  euere  Söhne  und  euere  Brüder  und  euere'Weiber  .  .  . 
eueh  lieber  sind  als  Allah  und  sein  Gesandter,  ...  so  wartet, 
bis  Allah  mit  seinem  Befehle  kommt .  .  ."  Und  in  der  64.  Sure  14 
hcisst  es;  „0  ihr,  die  ilir  glaubet!  An  eueren  Gattinnen  und 
Kijidern  liabt  ihr  eiu-ju  Feinci!"  nämlich,  weil  die  Fürsorge  für 
sie  den  Gottesdienst  vergessen  machen  kann. 

Bei  den  christlichen  Baikanvöikern  gilt  ledig;eQ  Standes  zu  blei- 
ben als  unstatthaft,  ja  sogtir  —  wie  bei  dem  rumänischen  Bauern- 
volke  —  als  Sünde,  die  selbst  durch  relchiiche  Pomana  —  Spenden 
zu  kircblicheü  Zwecken  —  nicht  lelcbt  weLtgemachL  weilen  kann. 

Im  5.  Buche  Moses  XV 11  17  heisst  es:  „.  .  .  Er  soll  sich 
viel  Frauen  halten,  damit  sein  Herz  sieht  abwendig  werde '' 
Aber  im  2.  Buche  Chronik  XI 131  wird  erzählt:  „Köni^*  Rehabeam 
hatte  Maache,  die  Tochter  Absaloms,  lieber  als  alle  seine  anderen 
FraucÄ  und  Kebsweiber;  denn  er  hatte  18  Frauen  und  00  Kebs- 
weiber genommen  und  erzeugte  28  Sohne  und  60  Töchter." 
Im  1.  Buche  der  König-e  XI  i  und  3  wird  bekanntlich  erzählt, 
dasä  König  Saiomo  7')o  Frauen  und  300  Kebsw-ciber  hatte. 

Auch  die  heutiger;  Juden  im  Orient,  besonders  in  Arabien, 
Syrien  und  Pulästina,  :nnd  teilweise  Polygamisten  und  erkennen 
das  von  Rabbi  Gerson  im  XII  Jahrhundert  gegebene  Gesetz  der 
jyonogamie  nicht  au.  Sic  nehmen  sich  nanieniUch  dann  die 
Freiheit,  eine  zweite  Frau  zu  hem-aten,  wenn  die  erste  keine 
Kinder,  oder  auch  jschou,  wenn  sie  keine  Kjiabon  zur  Welt 
bringt.  Doch  darf,  wie  bei  den  Moslems,  die  ei-ste  Frau  ver- 
langen, dass  der  zweiten  ein  abgesonderter  Haushalt  gegeben 
werde.  Ais  eine  bcmerköns werte  Thatsache  führt  Dr.  Polak  an, 
dass  bei  tlen  in  Persien  lebenden  Juden  die  Polygamie  zu- 
lÜÄ.sig  ist. 

Im  Allgemeinen    ist    die    Polygamie    unter    den  Moslems 


—     16     — - 

durchaus  Liebt  so  alLg^emoin,  als  man  In  Europa  annlicmt. 
Vincent  erzählte,  dass  nr  bei  sänitlichen  maurischen  Stäiumron 
der  Westsahara  keinoD  einzifren  Mann  fand,  der  mehrere  Frauen 
gi/h-vvht  hätte;  in  Indien  sollen  etwa  95,  in  Peryion  sogar  98  Pro- 
zent ilonogamisten  sein.  Auch  die  Türken  begnügen  sich  meist 
mit  einer  einzigen  Lebensgefährtin.  Nur  vornehme  und  reiche 
Leute  heiraten  mehrere  Frauen  ujsd  kaufen  sich  ausserdem 
Sklavinnen;  wiewohl  der  öffentliche  Sklaven-  und  Sklavinnen- 
han dcl  verboten  ist.  blüht  der  heimliche  desto  mehr.  Der  Preis 
für  eine  Sklavin  schw^ankt  zwischen  100  und  lOOOvO  Franken. 

üeber  Vorteile  oder  Nachteile  der  Polygamie  soll  hier  nicht 
Erschöpfendes  gesagt  werden.  Ich  will  nur  das  zitieren,  was 
Hammer  als  Gegner  von  historischem  Standpunkte  zu  sagen 
weiss,  und  dann  einem  modernen  türkischen  Liebesphysiologen, 
Omer  Haleby,  das  Wort  lassen  zu  einer  charakteristisclien  Ver- 
teidigung der  Polygamie, 

Die  Mehrzahl  der  Weiber,  welche  häusliche  Ruhe  stört,  und 
die  Einheit  der  Familicnherj'so.haft  nicht  bcffTdert,  hat  —  wie 
Hammer  meint  —  von  der  ältesten  Zeit  her,  so  bei  asiatischen 
als  bei  afi-ikanischen  Tyrannen,  für  ein  H-lfsmittel  der  Herr- 
schergewalt  und  männiicher  Macht volJkomtuenheit  gegolten,  weil 
dort,  wo  die  Neigung  des  ]\Iannes  sich  in  mehrere  Weiber  teilt, 
keine  desselben  ausschliessliche  Lebensgefährtin  und  Schicksals- 
genossln  wird,  sondern  alle  .gleich  entwürdigt  sind.  Diese  An- 
sicht barbarischer  Politik  sei  doppelt  falsch,  aus  guten,  durch 
die  Geschichte  bestätigten  Gründen;  denn  erstens  werde  selbst 
dort,  wo  die  Mohrzahl  der  Weiber  gesetzüch,  von  edleren  männ- 
Uchon  Naturen  der  Vorzug  vor  den  übrigen  Gespielinnen  der 
Lust  doch  nur  einer,  als  der  wahren  Herrin  zuerkannt,  wovon 
die  osmaniscbc  Geschichte  in  Roxelane,  der  allmächtigen  Ge- 
mahlin Suleimans  des  Grossen,  ein  leuchtendes  Beispiel  gegeben; 
zweitens-  bei  gemeinen  Natnren,  welche  blos  Sklaven  sinnlicher 
Lust,  ohne  vorherrschende  Willenskraft  nnd  höheren  Lebens- 
zweck, teilen  die  entwürdigten  vor  anderen  gewürdigten  Günst- 
linginnen die  Fetzen  des  zerrissenen  Kleides  des  Herrscher- 
ruhms und  Vülkerglückes  lachend  unter  sich,  wovon  Suitaa 
Ibrahims  Herrschaft  ein  merkwürdiges  Belege. 

An  einer  ander-i^n  Stelle  schreibt  Ham.m.er  noch  Folgendes 
über  die  Polygamie  und  die  Stellung  der  Frau  im  Orient:  der 


—     17     — 

Stüfengra*^,  anf  wßlchcoj  das  Wtib  als  FiViU,  als  GemaLJin,  ;il;^ 
Bs^Jüttbläferin  steht,  Tvird  iH'd';«  vordc^rasiaiischon  «war  eberiFv'i 
wi«  in  den  ei8roi*äisciien  Sprachen  klar  ab;?escbattet,  aber  keine 
der  erfitfiTi  hat  eia  S^ort  für  rlio  eigentlieho  HaiisfraU;  sondern 
mir  lür  deii  Hausherr»;  bei  den  übrigen  B«3i3.en?ruiigen  der  Vcir- 
liü,lißlsso  dos  Weibes  zniii  Manue  li'^gt  der  Begriff  a.bgo:KCE'.lerter 
EüiigogcMossonheit  Gder  eJTies  Gemaches  zu  Grunde.  Das  ara- 
bische Wort  na7em,  irrig-  in  Europa  für  gleichbedeutend  irM 
Lettergeniacü  gehalten  j  bezeichnet  den  Begriff  imaatastbureii 
Ii<:iligtufli'5;  des  Persers  Schebistan  bedeutet  das  Nacht-  oder 
Schlafgemachj  avid  des  Türken  Odalik  —  welches  in  den  euro- 
päiischea  Spracheii  durch  das  französißcbe  Oüalisque  elnge- 
waadort  —  steht  zanächst  dem  deutschen  Frauenz immer.  Der 
Moj'^^^enliLider  betrachtet  also  die  Weiber  in  der  gew<;i]njichen 
Beziehung  nicht  o.\s  Pcrgonen,  oder  auch  uicht  als  Sachen,  so-n- 
dern  als  <^byQ^  abg-eschlo.ssenf^n,  für  Fremde  unantastbaren  Kai^m 
der  Lust,  als  ein  Gemach,  wie  anch  das  deutsche  Gemachel 
f)(iQr  GemahJ  auJ^^Teiv'5t.  Ein  anderes  ist  es  .mit  dem  Namen  der 
Mntter  und  der  Söhne  g'cbärenden  Günstlingin;  jene  heisst  die 
Waiidc,  die  Gel)ärerii!,  diese  die  Cbasseki,  die  Innigste;  jene 
hiit  die  überaufsicht  über  das  Harem,  diese  ist  den  innigstea 
Lüituen  geweiht;  und  bald  wird  die  eine,  bald  die  andere,  oft 
aber  werdeu  beide  als  Theilnehniei  innen  der  HeiTschaft  beige- 
xogen, so  dass  der  arabische  und  persische  Ehrenlitel,  „die 
Uerischerir.  und  Frau  des  Harems",  weicher  nur  die  Herr- 
schaft i^ber  döi;.selbe  in  fiich  ,'^chiiesst.  g:ar  oft  in  der  Wirkh'ch- 
keil  zur  F}^au  des  Pieiches  und  Herrin  des  Kerrs<;hers  aiisge* 
dehnt-  worden  ist. 

Sch(»n  im  <ältesten  Pei-sien,  der  Pfianzachule  des  ausge- 
bjldetesten  De^potisnius  und  der  sinnfficbsten  Sklaverei,  fehlt  es 
rncht  an  Bei^^pielen,  dass  Franea  nicht  nur  Herrinnen  des  HaremSf 
yondera  &\ich  der  Könif^e,  nicht  nur  Tyranninaen  des  Herzens, 
?J0jjd'ö4-n  auch  des  iteichs  sind,  wobei  bemerkt  sei,  dass  die  Vier- 
z,au).  der  iiuch  dem  Islam  gesotzmässigen  Frauen  sich  schon  in 
den  vier  GenkahlinneG  des  Darius  findet,  welciie  Atoss:?,  Aixystone, 
Fannys  und  Phaidyinc  hiessec.  Die  persische  Eoxelaüo  hat  der 
türkischen  durch  ihren  .Namen  Ruschen,  „die  Leuchtende",  vor- 
gelouchtet;  und  ebenso  war  der  osiuanischen  Herrschsüchti^rcQ 
die  Perserin  Parisatis,  ,,i\k^  vcn  einer  Pexi  Geborene",  durch  ihre 

Stern,  Medizin,  AhCTslaabe  f..  Gescblechtsleboa  in  der  T'irliei.  il.  2 


—     18     — 

iilutigp  Mass^-egeb  ausschliesseude  Herrschaft  eii^  bistorischüs 
Vorbüd.  Die  kriegerisclie  Entschiosseiiheit  und  Tapferkeit  Rhodo- 
guiiüs,  wclcho  —  im  Sclimückeu  der  Locken  begriifen  —  mit 
nngekämmten  Haaren  zu  Pferde  ?a?s,  als  sie  die  Nachricht  von 
feindlicbem  Einfalle  erhieit,  und  dieselben  nicht  ehor^  ordnete, 
als  bis  sie  den  Feind  g-ciichhifi^en,  findet  in  der  1'ürkei  ihres- 
gleichen ii)i  männlicbcii  Mute,  mit  dem  yich  Kösep.i,.  die  Griechin, 
der  Heeresrotten  zur  Aurrechterhaltung-  ihrer  Henschafr.  bediente. 
In  der  Torosmaiiischen.  tatarischon  und  türkischcii.Geschicbto 
strahlen  vjole  Xamen  urossitr  Frauen,  welclio  als  Mutter  oder 
(riinstlinjrin  mit  dem  So'iiie  oder  Gtiifahle  die  Herrschaft  des 
Reiches  teilten;  nur  die  Gescldchto  arabischer  D3'nastien  kennt 
kaum  einen  oder  den  anderen  Namen  thateingTdi:ender  Hervscher- 
^■■•nen,  aber  desto  mehr  frommer  ni-d  g'clehrter  Frauen  i\}jd 
Dichterinnen,  oder  romantiscber  Ideale  von  Schönheit  nnd  Liebe. 
l.>er  Despotismus  des  K'alif;.;ls  .^tand  dem  des  x-f'^siscben  Reiches, 
des  Königs  der  Konig?,  an  eisernem  und  blutigem  Zwange  nicht 
nach,  und  dennoch  zollic  dci'  Araber  den  Frauen  jene  Huldigung-, 
welche  dea  Geist  arabischen  Rittertums  ^.Cbecit,  und  welche, 
durch  die  Kreuzzüge  und  die  Mauren  iiRcl!  Europa  verpflanzt, 
die  Raiiheit  des  emi.ipälKclien  Rittertums  veredelt  hat  Aus 
djcsen  Thatsaclien  der  Geschichte  . —  meint  Hammer  —  gelit 
liervor,  das;;  di^^  Einmisclniü!>-  der  Frauen  ia  die  Ecicbsiicschichte 
als  H->rrscherin)ien  ^elb;,t  mit  dem  höchsien  Dc-ypotismus  nicht 
iiiiv'eitr>i^''lich  sei:  dass  Lin.2C;/en  ehriur'.Insvdlo.  denselben  ge- 
zolitf  Huldigung  deshalb  n:\.']it  ein  Recht  ihrer  Teilnabmi.^  an 
'Rogieruivu''ägeschä'tcn  anerkeuLC;  dass  dev  ;j«iiatische  Despotismus 
Tichr,  wie  aiulef  Scliviftsteller  meine;!,  ;tu.^  dem  Zwange  des 
liareniK,  und  umgi-keht  dieser  nicht  n-j?  jenem  abzuleiten  sei» 
indem  selbst  boi  den  freiheitsiiebenüeu  Griechen  die  I'ranen  im 
Gynaikeion  niolit  viel  besser  geh«it.>n  wnirden,  als  in  morgen- 
liindischrn  Harems,  und  indem  unter  dem  despotischen  Joche 
nrabisrhor  K'aljf'.)ii  und  Emire  sieh  ucnnoch  die  Blüte  ritter- 
l.cher  Frauenhuldigung  durch  Lied  und  Scliweit  enlfai'Ct  habe. 
Nach  Ansicht  des  Arabers  gebübit  dtn  Frauen  der  Zoll 
<1.T  iluidiguüg  aller  edleren  Gefühle  des  MrKiues,  die  Unter- 
jochung aller  Leidenschaften  unter  dem  dieselben  , veredelnden 
Ze..i(»r  der  Liebe,  der  höcristo  Scliniuck  d<T  Ehre  und  der  Rede, 
die  aa.sschbvsscm'e  Herri?c]iaft  über  Uie  Nebenbuhlerinnen,  aber 


keinesweg'3  die  Herrschaft  \in  Reicho,  welche  dos  Mannes  ist 
flurcb  die  Legitimität  des  iforkommens  und  des  Rechtes  des 
Stärkeren.  Von  dieser  Zartheit  arabischer  Gefühle  hat  türkische 
Natur  keinen  Grundzug-,  unft  denuod'  zeigt  uns  «iie  osnianische 
Geschichte  den  Dosi)oten  so  oft  von  der  Sklavin  beherrscht,  and 
den  Diwan  vom  Harcic  aas  g-egiingclt 

Die  Russin  Roxelaac,  die  Venetianerin  Batfa,  die  Griechin 
Kösem,  nnd  firwiere  Franen,  so  schliesst  Hammer  seine  Be- 
trachtung, haben  ausschliesslich  den  Sultan,  und  durch  denseDjen, 
wenig^stens  ziun  Teil,  dasRt-ich  beherrscht;  und  diese  vorwiegende 
Jferrsciiaft  von  Einer  war  noch  ein  Segen  iu;  Vergleich  zum 
Verderben,  welches  beispielsweise  uDt»^r  Sultan  Ibrahim  durch 
die  vieiköj)figo  Herrschaft  der  Weiber  hereinbrach;  die  Russin, 
die  Venetianerin,  die  Griechin,  herrschten  über  Suleiman, 
Murad  111.  und  Achmed  I.  als  Monurchinnen,  aber  der  weibische 
entnervte  Ibrahim  unterlag  der  Ochlokiaoie  des  Harems.  — 

Im  Gegensatze  zu  Hannner,  dem  von  abermiändischer  Moral 
erfüllten,  von  historischen  Erfahrungssätzen  geleiteten  Geschicht- 
ßchreiber  des  Orients,  sagt  der  nur  nach  dem  Diktate  orientali- 
scher Siniilicbkeit  denkende  und  ui teilende  Türke  Oui.er  Haleby, 
die  Polygamie  sei  aus  tolgendon  Gründen  der  Monogamie  vor- 
zuziehen: Mit  einer  Mehrzahl  der  Frauen  ist  der  Manu  sicherer, 
eine  gewisse  Anzahl  von  Kindern  zu  haben;  braucht  er  nicht 
die  Unfruchtbarkeit,  die  Zwietracht  und  die  iJnvcrträirlichkeit 
zu  fürchten,  welche  die  Ehe  mit  einer  einzigen  Frau  so  leicht 
mit  sich  brinjrt.  —  die  Ehe  mit  einer  einzigen  Frau,  die  darum 
so  oft  auch  die  allmächtige  wird.  Die  Monogamie  ist  nur  dann 
vernünftig,  wenn  man  sich  nicht  in  der  materiellen  Position  be- 
findet, mehr  als  eine  Frau  zu  eihalfeü.  In  einem  solchen  Falle 
alter  soll  man  der  einen  Fi  an  treu  sein  und  unt(>r  keinem  Vor- 
w and e  chcbr erher; . 

Wenn  die  eine  Frau  unfruchtbar  bleibt,  dann  nehme  man 
eine  Sklavin,  zs  dem  einzigen  Zwecke,  sie  zu  schwängern;  wenn 
sie  dann  ein  Kuid  geboren  liat,  I;ehandle  man  3ie  gut,  aber  ohne 
zu  verfccs\sei],  was  mfiu  der  legitimer.  Frau  .schu'biig  ist;  schon 
dcEhalb.  neu  diese  Frau  durcii  Aliaas  Willen  immer  noch  frucht- 
bar werden  kann.  Muu  erinnen?  sich  der  Geschichte  Abrahams  und 
Hagars  und  daps  Golt  selbsi  eine  Frau,  die  alt  war  und  ihre 
Regel  verloren  hatte,  wie  Sarah,  zur  ^Tutter  machte.    Aber  den 

2* 


trwähaten  Pill  ausg'<5TioniTa}s  —  närnlicli  den  Fall  der  mate- 
rifllen  Uiiciög'licliV.eit  --  i.si  die  M'^iiogamie,  naeii  Ap^sicht  des 
Oiner  Haleby,  dem  Befehl«  Allahs  eutg-tveTi (res etzt;  und  x'^&xi 
weil  sito  erstens  zum  Eiiebrt!CJi  treibt  dui-ch  den  Ueberdruss,  die 
Monotonie,  durcli  die  geringe  Anroierksamkcit,  die  eine  Frau  filr 
den  Gatten  hat,  wenn  sie  die  einzige  bleibt,  wenn  sie  ihn  so 
beherrscht,  dass  er  ihr  Sklave  wirdj  sweiteos:  weil  die  Mono- 
gamie die  Geburien  und  die  Vernielaung  der  Gläubiirea  niclb.t 
genügend  begünstigt:  drittens:  weil  die  Monogamie  die  ithypiial- 
liscben  Thorheiten  fördert,  fast  in  gleicherü  Masse  vne  die  ab- 
solute Entbaltsanikeit;  und  viertens:  weil  siö  den  Naturgesetzen 
wiiler«prirht.  welche  alle  inännlicben  Wesen  als  Polj^gamisTen 
gescliaffen  hat,  wic^  ^beispielsweise:  den  Hahn,  das  Pferd,  den 
Hund,  den  Stier  .  . 

,.Das*'  —  so  rcsüinieit  Onier  Kaleby  —  .,da3  sind  die  Prin- 
zipien. In  der  Praxis  aber  nehme  man  Iliicksichi:  auf  seine 
Konstituiion.  sein  Tcniperamenf,  soine  Besehäftig-nng  und  auf 
dir  Ein."5cbränkungen,  wolclie  dieFumkiiont-n  des  Gehirns  verlangen. 
Gewiss,  CS  .^teht  euch  frei,  nur  eine  Frau  zu  haben,  V7enu  eine 
euch  geatiül  und  wenn  .sie  ffuchtbar  ist;  aber  haben  dürft  ihr 
vier  Frü'ien,  wonn  euer  VermiiL-on  euch  tlas  gestattet  und  womi 
ihr  je«ler  von  don  vioien  dioseibe-r-  Anfiner(rsamkeiton.  div^solbe 
Sorge,  die  gloiciien  Sumincn  für  ihre  BedüiTuisso  und  ihren  sepa- 
raten Haushalt  zuteil  werden  hisset.  b>ank  6.i':r  Polygaiüie  braucht 
ihr  nie  ausserhalb  des  Jlauscs  zu  suchen,  v/ü?  ihr  dalieini  S'j^is 
haben  könnt.  Ihr  findet  in  eureni  eigenen  Hause  alle  FrCiidc/u. 
die  ihr  oegehrt,  alle  leiblichen  Genüsse  ia.ui  Erregungen." 

„lUe  MouGgr-iLiie  aber  kann  ioicht  zum  Ehebruch,  zur  Onanie,. 
zur  Püdoraslie  verführen;  denn  die  Laster  komnien,  wie  IJn- 
gliick?,f;lllG,  immer  in  Gruppen  und  Ketten,  eiT]t\s  hängt  sich  an 
das  andere  au  0,  ihr  Gläubigen.  f:)lget  nicht  den  rr]iizi).i:en 
und  Paischläüen  ieUiT  Göt/iendiexier,  welche  sich  fälschlidi 
Dieucr  Jo.su  norin^'h;  denn  sie  geben  «or.  ihn  i^.h  Mcistci*  anzu- 
erkennen, und  macjifcn  au.s  seiiier  Lehie  den  Tüiupel  Sata.n.^  ujid 

der  Vi.'Ip:;ittorei!" 

•*  Die  Jieitiui.^ohen  Arab.?r  ballen  acht  bis  zehn  Frauen,  da- 
duieli  entstand  ein  zerrüttete-c  HausAesßu  Mohauuned  rlei  den 
Arabern  daher,  Iiochstens  viej-  Frauen  zu  heiraten,  m\ö.  auch 
dann  nur,  wenn  es  ihre  Vcrhaknis.se  zugäber..    Darauf  beziehj;. 


~      21      — 

sicli  die  Stelle  in  der  IV.  Sure  dos  Korans:  „Fürchtet  ihr,  gegen 
Waisen  niclit  gerecht  sein  zu  können,  so  nehmet  nach  Gut- 
dünken nur  eine,  zwei,  drei,  höchstens  Yiar  Frauen.  Fürchtet 
ihr  aber  anch  so  noch,  nicht  gerecht  sein  zu  können,  so  nehmet 
nii.r  Eine,  oder  lebet  mit  Skla\innen.  die  ibr  erworben."  — Ver- 
boten sind  folgende  Fihen:  ,.Ihr  dürfe  keine  Frau  heiraten,  die 
eoer  Vater  geheiratet  —  es  sei  denn  schon  längst  geschehen 
(nämlich:  waa  vor  dar  Offenbarung  des  Korans  g'oschehenj  wird 
als  geschehen  zugelassen}.  Denn  solches  ist  schlladiich  und 
abscheulich  und  eine  üblp  Weise.  Ferner  ist  euch  verboten  zu 
heiraten:  euere  Mütter,  euere  Töchter  und  euere  Schwestern i 
euere  Muhmen  und  Basen,  von  Vater  und  Mutter  Seite;  euerer 
Brüder  Töchter:  euerer  »Schwester  TöiVhter;  die  Aniujea,  welche 
euch  g-esäu^t;  euere  Milchschwestern  die  Mütter  euerer  Weiber 
uud  euere  Stieftöchter,  die  ihr  in  eueren  Schutz  genommen,  und  die 
von  solchen  Weibern  geboren  .sind,  welchen  ihr  schon  beigewohnt; 
habt  ihr  ihnen  aber  noch  nicht  beigewohnt,  so  ist's  keioe  Sünde, 
jene  zu  nehmen  Ferner:  die  Frauen  euerer  Söhne,  die  von 
euch  herstammeii;  zwei  Srhv.esteru  zugleich,  es  sei  denn  schon 
laugst  geschehen.  Auch  dürft  ihr  keine  freien,  bereits  ver- 
heirateten Frauen  nehmen ;  nur  enerc  SkJaviiinen  machen  eine 
Ansnahme.  So  schreji)t  Gott  es  euch  vor.  Alles  Uebnge,  was 
hier  nicht  verboten,  ist  euch  erlaubt.  Ihr  könnet  euch  nach  dem 
Verhältnisse  eueres  Verinöuens  Frauen  nehmen,  nur  keine 
schlechten  und  liederlichen."  Ferner  heisst  eine  Stelle  im 
Koran  V:  „Auch  ist  euch  erlaubt,  zu  heiraten  freie  Frauen,  dio 
gliiubig-  sind,  auch  freie  Frauen  vv>ii  denen,  ^velche  die  Schrift 
vor  euch  <;Thalten  haben,  wenn  ihr  ihnen  ihre'^Morgengabe  gebet 
und  züchtig  mit  ihnen  kht  and  sie  nicht  zn  Ehebrecherinnen 
und  Beischläferinnen  rnacht'V  —  Für  sich  selbst  beansprucht  Mo- 
hammed, der  fast  alle  Vorschi-ifton  nach  seinen  eigenen  AVünscheu 
modelte,  natürlich  auch  hier  die  Ausnahme.  Tm  Koran  XXXIII 
lässt  er  Gott  sagen;  „Dir,  o  Proi^het,  erlauben  wir,  deine  Frauen, 
die  du  durch  eine  Morgengahe  erkauft  und  ebenso  deine  Skla- 
vinnen, welche  dir  Gott  geschenkt  (sowohl  die  im  Kriege  erbeu- 
teten, als  die  gekauften),  und  die  Töchter  deiner  Oheime  und 
Muhmen ,  von  Vater  und  Mutter  Seite,  die  mit  dir  aus  Mekka 
gefiiu-thtet  sind,  und  jede  gläubige  J^'^rau.  die.  sich  dem  Proxjheten 
überlassen  und  die  er  heiraten  will.    Diese  Freiheit  sollst  du 


—     2B     - 

liKbc-u  vor  den  ülri^^en  Gliini)jgen.  WL-  wissen  es  recht  gut, 
ivas  wir  limsi'jltilJch  ihrer  Fraueu  und  SkJavinnen  bffoL]cn  tabcn; 
dcnrocb  l)eg-ehsT,  du  tcin  Verbrechen,  wenn  du  Gebrauch  von 
dieser  l^reiLcit  inuciicst.  Dr.  kaimst  ziiriicksetzet},  wen  (Fii  willst, 
und  zu  dir  Liluaeu,  wen  du  gerade  willst,  Ja  selbst  dic^  wdcho 
du  friiüer  Verstössen,  wenn  du  jetzt  Verlangen  nach  ihr  Last; 
dies  olles  soll  keiu  Verbrechen  für  dich  sein."  —  Dem  Propheten 
jTiö^ei)  Z\veifel  aufgestiegen  sein,  ob  er  fähig  sein  könnte,  bei 
fc-olchcr  Freiheit  alle  Frauen,  nach  denen  sein  Herz  etwa  Ver- 
luügen  tru.::',  zufriedenzustellen.  Deshalb  lüsst  er  sich  wieder 
von  Gott  trösten:  „Es  wird  deunoch  leicht  TV'erdcn,  ihre  Augen 
zu  befriedigen,  dass  sie  sich  nicht  betrüben  und  sich  alle  zu- 
frieden :reben  mit  dem,  was  du  jeder  gewährst.^"'  Eine  etwas 
duitkle  Stolle  verbietet  allerdings  e5n%es  selbst  dem  Propheten: 
„Er,  is;c  dir  ivber  aicbt  erlaubt,  noch  Weiher  daneben  zu  halten 
(KüLiäwejber,  Konkubinen,  so  ««einen  die  Aus^Ieger),  noch  deine 
Frauen  ir«it  oudereti  zu  vertatisciicu .  wenn  die  Sclumheit  dieser 
dir  auch  noch  so  sebi'  gefälil ,  nur  deine  Skhrv  innen  macl.t-;n 
davCii  ei?;c  Au>?nabTne."  Auf  das  Vertauschen  bezieht  sich  auch 
Korjin  JV:  „NVcnr.  ihr  er;)c  Frnu  gegen  eine  andere  vertauschen 
woUt,  oud  ihr  habt  der  einen  bereits  ein  'J'ale.nt  gegebeu,  so 
dürft  iia  nichts  davon  wieneruohmen.  Solltet  ihr  es  wohl  auch 
v'ieder.ichuiCTir'  Eine  Scbaüdthat  wäre  dies  und  oiÜ'enbar  Sunde. 
Wie  diiritet  ihr  auch  etwas  wiedernehm'/n ,  du  ihr  hei  einander 
gc-Aeseu  wufcr,  und  ein  festes  Bündnis  geschlossr-n  hattet ?" 

Bei  den  heutige  Porsera  i:,t  ^s  Sitte,  dnss  man  auf  Reisen, 
Expeditionen  oder  bei  Bedienstungen  in  der  Provinz  nie  seine  Frau 
Liitnimiut,  sondern  fast  an  jeder  Station,  wo  Juan  lilnirer  ver- 
w.jilt,  eine  „Sighe*'  heiratet  —  eine  Frau  mietet.  In  der  Stadt 
KJrniaü  pflogen  die  Mullas  jedem  Ankömmling,  der  nur  einige 
Tage  sii'h  (!(>it  aufhält,  ein  Weib  zur  „Sigho'*  anzubieten.  In 
Pci.'iinn  geiteu  ferner,  nach  Dr.  Polak,  wenn  auch  nicht  die 
Heiraten  in  der  Faujilie,  so  doch  die  iunerhalb  desselben 
StATTiraea  als  Kegel;  der  Affchare  niniuit  eine  Frau  aus  dem 
StttTiime  der  Alff'haren,  der  Kaschkai  aus  dem  der  Kaschkais. 
Ein  NomadüDiniidchen  verschuiaht  die  cvhi"^endsien  Anträge  von 
JStÄdt<^rn,  sie  verheiratet  sich  nur  ia  ihrem  Trihas. 


27.  DieFrauefn  des  Propheten  Mohammed, 

Mohatameds  11  Franen.  —  Die  ernte  Fra-u  (.'hadidsichali.  —  Die  Treue  des 
Prophef.ca.  —  Saada.  —  Aiscbais.  —  Hafsa.  —  Sarnab.  —  0mm  Salama.  — 
»Sainab  11.  —  ''Die  erste  J^cheidüug  im  Tslan^.  —  Dschuuai'ria,  die  achte  Ge- 
mahlin des  Propheten.  —  Safia.  —  Omm  HaMba.  —  Des  Propheten  Extra- 
tour mit  der  Koptin  Msiriam.  —  Der  Zcvru  der  Haf^a.  —  ^UaJLs  Hilfe  für 
den  Propiieten.  —  Mamanna,  die  öJftt  Gattin  Mohammeds.  -  Das  Aa- 
<leukcii  der  Proplictculiauexi».  —  Wie  Ifobammcd  seine  Fr&iien  zur  Aü- 
spruclisionigkeit  bekehrte.  —  iNacbahmc-f  des  Beispiels  Mobamnieds: 
SnltaEü  mit  meb?  als  vier  Frauen. 

Mohammeds  erste  Frau  biess  ChadidacliaiL  Sie  blieb  bis  zu 
ihrem  Tode,  obwohl  sie  am  10  Jahre  älter  war  als  der  Pro- 
phet, stets  in  seiner  Gqesi.  Ais  sie  im  Alter  von  ö5  Jahren 
gestorben  war,  i{:räiiktc  sicii  der  Prophet  bitterlich  und  rerv/and  den 
Kummer  niemals.  Noch  lange  nacbher  feing*  er  ihrens  Gedenken 
in  Liebe  und  Treue  nach.  Aii^chäh,  die  spätere  Liebüa^fiau 
Mohammeds,  fragte  ihn  eines  Tages :  „O  Apostel  (Jettes!  Chti- 
didsehah  war  doch  schon  alt;  bat  Euch  Allah  sieht  dne  jöagere 
und  bessere  Frau  gegeben,  um  sie  bei  Euch  zu  erset/.en?"  Aber 
der  Prophet  erwiderte:  „Nein,  g-ewiss  nicht!  xillali  hat  mir 
kein©  Bessere  geg:ebe.n  Chadidscbah  liebte  mich,  als  ich  arm 
und  ebne  Stütze  war.  Sie  glaubte  meinen  Worten  in  der  Zeit 
schon,  als  die  Welt  mich  noch  der  Lüge  zieh.  Sie  war  gToss- 
mütig'  und  edei  gegen  mich,  als  alle  Mcmschen  meine  Feinde 
waren.  Sie  gab  mir  alles,  was  sie  besass;  opfeile  für  mich 
Gut  und  Blut/' 

Der  Chftdidschah  fol^e  Saudaj  Tochter  des  Semaa,  Witwe 
d<'S  Sokran,  eines  der  eisten  Bekenner  des  Islams.  Sie  tiber- 
lebte Mohammed  und  starb  unter  dem  Kalifate  Omars. 

Die  eingangs  erwähnte  Lieblings  trau  Aischah  wurde  vom 
Propheten  geheiratet,  als  sie  sieben  Jahre  alt  war.    Aber  die 


—     24     — 

Ehf^  bet^aun  erst  zwei  Jahre  später.  Im  Verlaiife  dieses  Zeit- 
raumes heiratete  Mohamräed  die  Hafsa,  Tochter  Ouiars,  Witwe 
des  tiodoisch.  Siö  Jebte  8  Jabro  mit  dem  Propheten  imd  stai'b 
viel<^-Jaine  nach  seineüi  Tode,  im  Jahre  45  der  Hidschi'ot,  imter 
dem  Kalifate  Moawijes.  In  die  HüDde  Hafsas  legte  maü  das 
erste  Exemplar  des  Korans,  das  auf  Befehl  Abu  Beii^rs,  des 
Schv.'icg'eiTaters  und  Nachfolgers  Moiiammeds,  des  erstoü  Kalifen, 
gesammelt  wrorclen  war. 

DIc  fünfte  Frau  3t]ohammeds  war  Saiaab.  Sie  war  ausser 
Chdüidschdh  die  einzige  der  Prophetengattinneü ,  wckhe  bei 
Slohammed  starb:  alle  anderen  —  neun  an  der  Zahl  —  über- 
lebten ihn. 

üie  Salnab  und  seine  sechste  Frau  Omm  Sabma  heii-atete 
Mohammed  kurz  nach  seiter  zweiton  Expedition  nach  Nedschd 
und  nach  dem  Veibote  vom  Weintrinken  und  Hazai-dspieien. 
Der  Sainab  gab  Mohammed  —  denn  man  zahlt  im  Orient  für 
diu  Frau  —  eine  Mitgift  von  400  Dinar  Gold.  Omm  Salama 
soll  ausserordentlich  schön  gewesen  sein. 

Nach  der  Ex^^ediiion  gegen  die  Beni  KoraischOj  dem  Mas- 
sacre unter  ihnen,  der  Gefjugennahme  und  dem  Tode  seines 
alten  P'eindeS;  des  Jaden  Saiam,  heh-atete  Mohammed  als  siebenty 
Flau  eine  andere  Saiuab,  welche  ibm  sein  Adoptivsohn  Sid  ab- 
trat. Die  Trennung  von  Si<i  und  Sainab  war  die  erste  Schei- 
dung- im  Islam,  und  dieser  Eheschluss  ward  für  Mohammed  in- 
folj^e  des  Skandals,  den  er  T^n•ursachte,  von  vielen  Verdriess- 
lichkoitec  begleitet,  wie  ich  im  Abschnitte  über  die  Ehescheidung 
ausführljcber  erzähle. 

MoLiimmcd  war  damals  57  Jahre  alt.  Eine  neue  glückliche 
Kxi>edition  gegen  die  B(inJ  Mostalak  wurde  mit  einer  neuen  Ehe 
des  Propheten  gofeieri:  Mohaiinned  heiiatete  als  achte  legitime 
Fi"du  die  schöne  Dschauairia,  die  berühmt  ward  „durch  die 
Heiterkeit  ihres  Charakters  und  das  Angenehme  ihi'er  ganzen 
l'('i-si)nlichkeir."  Sie  blieb  o  Jahre  beim  Propheten  und  über- 
Kbtc  seinen  Tod  um  35  Jahre. 

Nach  der  Expedition  von  v'haibar  gegen  die  Juden  fasste 
Mohammod  die  Idee,  sich  noch  eine  neunte  Frau  zuzugesellen. 
Seine  Wahl  fiel  auf  eine  Tochter  des  Tribus  Aaron,  genannt 
Safia.  Die  Ehe  wurde  uiit  grossem  Pompe  in  El  Öahba  ge- 
feiert, auf  dem  Marsche  der  Arajco  nach  Medina.    Saäa  lebte 


—     25     — 

mit  Mobammed  drei  Jahre  und  eimge   Monate-:   sie  starb  erst 
im  Jahre  50  der  Hidschret. 

Nach  seiner  Rücldsclir  von  Medina  vormähito  r-ich  Moham- 
iiaed  mit  Ou^rji  Ifabiba,  Tcchte/-  des  Scberifs  von  Mekka,  Witv/e 
des  Abdallah.  Die  Ehe  diu"di  Proknration  hatte  schon  Mher 
stattgciimdt'D,  als  sich  slio  '\\'Itwe  rioch  it..  Abf-ssinien  befand. 
Oinm  Habiba  war  ilie  zehctc  der  legitimeu  Frauen  Mohaainieds, 

Um  jene  Zeit  —  irohaiiimed  zahUo  damal«  59  Jahre  — 
creigüete  sich  ein  Vorfsil,  der  den  Frieden  im  Uanso  des  Pro- 
pheten {>edor.kiich  störte. 

üai:nal£^  ka-neü  in  Medina  einige  von  MokaiikaS;  Fürsten 
von  Aiexandrien  und  A.egypten,  Üilr  ]iIohamni&d  oestmiinte  Ge- 
schenke an:  ein  Eunuch,  namens Maiudh,  nnd  vier  jimgro  Mädchen. 
Eines  der  \el7M)ron,  die  Kontin  Madam.,  übte  eine  solche  Wirkung 
auf  den  Propheten  ans.  dass  er  beschlos.s,  mir,  ihr  zu  tfchlafei5; 
er  hätte  sie  auch  gern  zur  .Frau  genommen,  darlte  dies  aber 
nicht,  wei)  sie  eine  Ski:-- vin  war.  Um  den  Skandal  zu  ver- 
meiden —  denn  er  selbst  hntto  .solches  als  Ehebruch  erklärt  — 
wollte  er  die  süsse  Sünde  im  GeheiraeL  begehen. 

Dieser  Beischlaf  geschah  in  der  Wohuimg  seiner  abwesenden 
Gattin  Ilat'sa,  und  x\var  auf  deren  eigenem  Bette,  und  noch 
dazu  an  einem  Tag'e,  an  welchem  der  Beischlaf  des  Propheten 
der  Hafsa  oder  der  ATscha  gebuhlt  hätte.  Ais  Hatsa  solches 
vernah;a  nnd  Mohammed  ?nr  Rede  stelltCj  war  Letzterer  —  trotz 
seiner  Vielweiberei  und  Tyrannei  im  Familienleben  ein  arger 
Pantoffelheld  —  tief  erschrocken  nnd  versprach  der  Hafsa,  die 
Koptin  Miriam  n'cht  mehr  bsrüliren  zu  wollen,  wenn  sie  das 
Geschehene  geheim  halte;  Jfafsa  aber  gab  sich  erst  zufrieden, 
als  ihr  der  Prophet  noch  ausserdem  zusagte,  dass  zum  Lohne 
ihres  Schweigens  ihr  Vntcr  Omar  nnd  Aischa?.  Vater  Abnbekr 
dereinst  seine  Nachfolger  in  der  Begierung  worden  sollten. 
Trotz  alledem  erzählte  Hafsa  der  Aischa  deu  Vorfall.  Nun 
erzürnte  ilohammed  und  zur  Strafe  für  die  Schwatzhafte  schied 
er  sich  einen  ganzen  Mouat  lang  von  allen  seicen  Frauen  nnd 
brachte  diese  Zeit  in  den  Zimmern  der  Mariam  zu,  bis  er  auf 
die  Verwendung  des  Engels  Gabriel  die  Hafsa  wieder  in  Gnaden 
aufnahm.  Die  Mariam  aber  behielt  er  nebst  ihi**  r  Schwester 
Schirina  ebenfalls  bei  sich  bis  zn  seinem  Tode;  Mariam  überlebte 
ihn  um  fünf  Jalire  und  lieg^  zu  Medina  begraben. 


_     26     — 

Diesen  Vorfall  maohte  Mohammed  zum  Thema  der  M.  Sure 
des  Korans,  betitelt  „das  Verbot'*,  wo  er  sein  Vorgehen  durch 
Gott  rechtfertigen  läast.  ,Es  hoisst  da:  „0  Praphet,  warum 
willst  Dn,  uro  das  Wohlgefallen  deiner  Weiber  zu  erlangen, 
Dir  verbieten,  was  Gott  Dir  erlaubt  hat?"  (In  der  5.- Sure  lautet 
ein  Vers;  „0  ihr  Gläubigen,  verbiett^t  euch  nicht  das  Gute,  was 
euch  Gott  erlaubt  hat."  —  Dieser  Vers  ist  gegen  das  asketische 
Mönchslebeu  gerichtet).  Da  der  Prophet  irgend  eine  Begebenheit 
einer  seiner  Frauen  als  Geheimnis  anvertiaute,  diese  aber  das- 
selbe ausplauO.erto,  wovon  (Jott  ilm  in  Kenntnis  setzte,  da  hielt 
er  ihr  einen  Teil  ihrer  Plauderei  vor  uud  einen  Teil  verschwieg 
er,  zu  ihre  Schonung.  Und  als  er  ihr  dieses  vorhielt,  da  fj-ag-to 
sie:  „Wer  hat  Dir  denn  Anzeige  davon  gemacht?*'  Er  aber 
p.pt wertete :  „Der,  so  da  alles  weiss  und  kcnut,  hat  es  mir  an- 
gezeigt." Wenn  ihr  Btlde  (Hafsa  und  Ajischa)  nun  euch  wieder 
zu  Gott  wenden  wollet,  da  euere  Herzen  abgewichen  sind,  so 
i^t  es  gut;  verbindet  ihr  euch  aber  wider  ihu  (Mohammed;,  so 
ist  sein  Schutz :  Gott  und  Gabriel .  . .  V/enu  er  sich  von  euch 
scheidet,  so  kann  es  sehr  kicht  sein,  dass  sein  Herr  ihm  zum 
Tausche  andere  Frauen  gibt,  die  besser  sind  denn  ihr,  nämlich: 
gütteigebene,  wahre  gläubige,  demutsvolle,  bereueude,  fromme 
und  enthaltsame,  die  teils  schon  Männer  erkaunc  habc-.ii,  teils 
noch  Jungfrau nn  sind." 

Diese  Drohuflg  half,  wie  wir  gesehen  haben.  Während 
jeder  Moslem  sich  an  das  Gesetz  halten  musste,  dass  seine 
Frauen  am  ibro  ihnen  bestimmten  Nächte  nicht  betrog^en  werden 
durften,  umging  hier  Mohariimed  zu  seinem  eigenen  Vt^.igniigen 
und  V(»rteil  das  Gesetz  durch  Gottes  Hülfe  und  Gnade,  indeci 
er  wiederum  für  sicli  alles  als  erlaubt  hinstellen  lässt. 

Kurze  Zeit  nach  diesem  Ereignisse  ging  es  ans  Sterben. 
Aber  schon  vom  Tode  gezeichuet,  heiratete  Mohammed  in  Schorf, 
6  Meilen  südlich  von  Mekka,  aiigethan  mit  dem  Ih»-äm,  den 
Pilgerldoide,  mit  Umgehung  des  Gesetzes,  das  den  Coitus  auf 
4ei  Pilgerfahrt  und  im  Pilgerkleide  verbietet,  noch  eine  Frau, 
die  elfte;  das  war  Maimanua,  Tochter  des  Ei  Harrith,  die  letzte 
seiner  legitimen  Gattinnen.  Bald  darauf  starb  der  Prophet. 
Als  Maniianiia  viele  Jahre  später  zu  Mekka  im  Sterben  la»;-, 
sagte  sie :  ^Traget  mich  hinaus  aus  Mekka;  denn  der  Apostel 
Allahs  hat  mir  vorhergesagt,  dass  ich    nicht   ia   dieser   Stadt 


--     2i     — 

sterben  solle."  Sie  Hess  sich  nach  Schorf  bringen  und  yei schied 
in  einem  Zelte  neben  jenem  Banme,  anter  dem  sie  ihre  Hoch- 
zeitsnacht mit  Mohammed  gefeiert,  hatte. 

Insgesamt  hatte  also  Mohammed  11  Krauen;  die  Maiiam 
blieb  nur  seine  Concubine.  Seit  de7n  Tode  CLaclidoChas,  welche 
Zeit  ihres  Lebens  die  einzige  gewesen  war,  lebte  Mohammed 
immer  mit  weit  mehr  Frauen,'  als  der  Islam  es  gestattet  hat, 
zuletzt  mit  9  auf  einmal;  denn  Sainab  I.  war  schon  vor 
Mohammedö  Tode  gestorben. 

Das  Andenken  aller  dieser  Frauen  ist  hochverehrt.  Alle 
führen  sie  den  Titel:  „Mutter  der  Gläubigen."  Selbst  Timur, 
der  ebenso  wie  gegen  die  Ungläubigen  auch  gegen  die  Gläur 
bigen  wütete,  besuchte  während  der  Belagerung  von  Damaskus 
die  vor  der  Stadt  gelegenen  .Gräber  der  0mm  Selma  oder 
Salama  und  der  Oium  Habiba  -  der  sechsten  und  der  zehnten 
Gemahlin  deä  Piopheten  —  um  ihren  sterblichen  Ueberresten 
den  Zoll  seiner  Ehrerbietung  darzubringen. 

Mohamjueds  Liebliug?,2'attiii  war  Aischa.  Der  Tradition 
zufolge  wohiiLe  sie  dem  Momente  bei,  da  der  Engel  des  Todes 
Ar^rail,  am  12.  Tage  des  Monats  Eebi  ei  Auel,  mittags,  im 
Jahre  XI  der  Hidsclu'et,  den  Propheten  um  spezielle  Erlaubnis 
bat,  bei  ihm  eintreten  und  seine  Seele  hin  wegnehmen  za  dürfen. 

Leichtes  Auskommen  dürfte  '.ler  Prophet  mit  allen  geineu 
Frauen  nicht  gehabt  haben.  Ausser  den  Beispielec,  die  scnoa 
früher  erwähnt  wurden,  mag  dies  auch  durch  Nachfolgendem 
erhärtet  werden,  welches  allerdings  abermals  beweist,  dass 
Allahs  Hülfe  nie  versagte. 

Als.  Mohammeds  Frauen  von  ihm  die  Mittel  zu  grosserem 
Luxus  forderten,  Hess  er  ihnen  die  Wahl,  bei  ihm  zu  bleibejui 
oder  sich  von  ihm  za  scheiden.  Aischa  wählte  sogieicli  Ersteres 
und  die  anderen  Frauen  folgten  "ihr  nach.  Darauf  bezieht  sich 
die  Stelle  in  der  33,  Stire  des  ICorans;  „Sage,  o  Prophet,  zu 
dfeinen  Frauen :  Wollt  ihr  den  Genuss  des  irdischen  Lebens  mit 
sdner  Pracht,  gut,  so  will  ich  euch  anständig  versorgen  und 
auf  ehrbare  Weise  entlassen.  Wollt  ihr  aber  Gott  und  den  Ge- 
sandten Gottes  und  die  Wohnung  des  zukünftigen  Lebens,  dann 
hat  Gott  für  die  Rechtsehaitenen  unter  euch  eine  grosse  Be- 
lohnung bereitet  O  ihr  Frauen  des  Prophetc-n,  wer  von  euch 
eijie  offenbare  Schändlichkeit  begeht,  deren  Strafe  soll  zwiefach 


OQ 

—  AI  O 

vprdoppf-:it  wfTüon  . .  .  Wer  aber  von  euch  Gott  und  seinem 
(ücsßn(iten  ifchorsani  ist  und  rcchfscliaffon  handelt,  die  belohnen 
wir  /.\viofcic-h  und  l^croiten  ihr  eine  ehrenvolle  Versorgung, 
0  ilir  Frrtucn  des  rrophoten,  ihr  seid  nicht  wie  die  anderen 
Frauen.  W<^rjn  ihr  Gott  fiir«:htet,  dann  seid  nicht  zu  freundlich 
in  Citren  Reden,  damit  nicht  der  nach  euch  lüstern  werde, 
dessen  Herz  Jiebeskrank  ist;  sondern  redet  nur  so,  TS-ie  es  sich 
scliickt."  Möhaninipd  richtete  sich  für  seine  Person  alles  nach 
seinem  Goschmacke  und  \Yunsche  ein;  >.0  ihr  F:au<-ü  des  Pro- 
pheten", sagt  er.  „bleibt  auch  hübsch  zu  Hause  .  .  .,  denn  Gott 
will  von  euch,  weil  ihr  zu  dem  Hause  des  Propheten  gehört, 
allen  Greuel  entfernt  and  mit  einer  besonderen  Reiaheit  euch 
g-ereinigt  sehen." 

Das  Beispiel  der  Uebei'tretung-,  das  Mohammed  gab,  da  er 
selbst  ni'^lir  als  vier  Frauen  heiratete,  blieb  bei  den  Kalifen  und 
Sultanen  nicht  ohne  Nachahmung.  Als  der  uiiersättlichen  Laune 
und  Lust  Sultan  Ibrahims  die  Horde  der  Sklavinnen  und  auch 
der  Hol  von  >>ioüCüSuiianini;en-C]!HSscki.  von  sieben  Frauen- Güdst- 
liuginnen,  noch  nicht  genügte,  vermählte  er  sich  eine  achte  als 
legiiiine  Genirhlin,  w!der  den  Kimun,  welcher  dies  osmanischen 
Herrschern  verwehrt;  ein  Kanun,  welchen  aber  schon  vor  Ibrahiu! 
Sultäu  SuleiDian  durch  die  Vermiihlnug  mit  Roxelane,  Osman  U. 
durch  die  Heirat  nnb  der  Tochter  des  damaligen  yratti  übertreten 
haben.  Der  Kislaraga  und  der  Grosswesir  waren  die  Bevoll- 
inächtigteo  des  Sultans  ibrahhn,  wclclie  für  ihu  den  Heirats- 
vertrai,'  unterschrieben.  Das  Vcrmühlungsfest  wurde  zu  Daud- 
pascha  gefeiert,  und  zum  Hochzeitsgeschenke  brachten  die  Wesire 
ausser  Schmuck  und  Kleinodien  jeder  eine  schöne  Sklavin,  so 
dass  das  Hochzeitsgeschenk  zugleich  den  Geschniack.  der  Braut 
UD(]  den  des  ßräutigi^us  zu  befriedigen  strebte. 


28.  Pflichten  und  Rechte  der  raos- 
lemischen  Eheleute, 


Die  tiattinnen-Rochte.  —  Dis  bosoDdere  Wohmins;  iciier  emzelnen  Frau.  — 
Die  Eiuteilui.g  der  Näolilc.  —  Der  Korua  ül)er  dea  G-ebcrsam  der  Frauen.  — 
Oiner  Eaiebv  über  'Pf[icht.eri  utiü.  Hechte.  —  Dio  Sklavin  als  Weib.  —  Mo3- 
lemisi:h-ofarist,li!rb!:-  £l>en.  —  Dc-,r  Korau  über  diese  Frage.  —  Ein  Fetwa 
dos  Muüi  AbdriUab.  —  Die  List  des  Pütriavv'iie.ri  Partb..-5üios.  — 
Osmanisch-byr.antiuiBcho  Fürsten-Ehen. 

üeber  die  Piiicbten  der  nioslemischen  Eheleute  geg^n- 
eir.anficr  lieisst  (;s  im  Koran  IV;  j.VN'enii  ihr  nuu  euere  Frauen 
freuadlicli  behandelt  und  euch  furchtet,  ihnen  ßose.«  zu  thun,  so 
v;eiss  Gott  wohl,  was  ihr  thut."  —  Ferner  in  derselben  Sure: 
„Es  kanu  uiehi  :>eii],  dass  ihr  alle  euere  Frauen  gleich  liebet, 
v/eun  ihr  es  fiucb  wolltet;  nur  wendet  eacli  nicht  von  eiuer  Fran 
mit  sichtbarer  Abneig-uug  ab,  lasst  E;ie  hierüber  in  Ungewi.ssheit," 

\Yeiin  man  schein  verheiratet  ist  und  sich  uech  eine  Frau 
Tiiinint,  Tuuss  Hi^ra  dieser  3  Nächte  nacheinander  widmen;  wenn 
sie  eine  Jirngfiau  ist.  so  gewähre  ;aio,u  ihr  7  Nächte  naeh- 
einaader.  OLne  .Zn.?timiRi]ug'  der  Frau  darf  der  Mann  in  der 
Wohuuiig,  die  ihr  eing-eräuiut  ist,  nicht  das  Kind,  das  er  von 
einer  andereu  Frau  hat,  ">veilen  lassen;  dasselbe  g^ilt  für  die 
Kindei;  ^sx-lche  die  Fruuee  früher  von  audereu  Mäunern  hatteHc 
Jede  der  Frauen  hat  Anrecht  auf  eine  bcL^ondere  Wohnung,  sei 
e?^  ein  Eaus  für  sicb^  o<Ier  sei  es  eine  von  allen  Seiten  separierte 
nnd  abpfeschiossene  Keiiie  von  Zimujern. 

Die  erste  Gattin  hat^  das  Fiechi  auf  besendcre  Aufmcrksam- 
keiten  und  Vorteile.  Wenn  tier  Mann  zur  zweiten,  dritten  oder 
vierten  Frfiu  eine  Witwe  oder  eine  von  ihm  selbst  Iriiher  ver- 
stossene  Frau  zu i'ück nimmt,  so  ist  er  verplliohtet^  ihr  3  Nächte- 
naoheiriander  zu  widmen. 


^     30     — 

„Könnt  ihr,"  fra;^  Omer  Haleby  die  ersto  Frau,  ..bei  eueren 
Vor.recli.'"a  deswegen  eifersüchtig  sein?  Werdet  ihr  eifersüchtig 
sein  ob  <!'^r  sieben  Nächte,  die  euer  Gatte  einer  Jung-frau  widmeu 
muss,  mi^  deren  Blumo  er  sein  Raus  schmückt?  Sind  das  nicht 
Dinge,  dereij  ihr  ench  auch  erfreut  habt?  Wachet  deshalb  nicht 
allzuitreng  über  eueren  Vorrechten!  Seid  nicht  ungeduldig  in 
Bezug  ttuf  die  Zärtlichkeiten,  die  ihr  von  euerem  Manne  er- 
warten dürft.  Sie  werden  euch  ohnehin  zu  teil.  Denn  wenn 
auch  der  i'ß!^M  :;<i55  Recht  hat,  seine  Zärtlichkeitf^n  qualitativ 
nach  seinem  Belieben,  nach  dem  ^'eoer  seines  Herzens  einzu- 
richteu,  so  hat  er  jcdcufalis  in  quantitativer  Hinsicht  die  Pflicht, 
seine  Nächte  abwechselnd  mit  seinen  Frauen  zu  verbringen,  darf 
er  nicht  die  eine  zum  Nachteil  der  anderen  liegünstigcn,  falls 
ihr  ihm  dies  nicht  freiwillig  gestaltet,  v:ie  es  Sauda  that,  da 
sie  —  vom  Proi)liGten  Verstössen  uni''  v/iedcr  geheiratet  —  ihre 
eiste  Nacht  und  ihre  Rechte  auf  das  Bett  des  gemeinsamen 
Gatten  au  Ai.^chp-  abtrat.  Wenn  Snnda  s:-'  j:e-iandolt  hat,  um 
nur  wieder  in  Gnaden  vom  Proplieten  zurückgcnomnicn  zu  werden, 
so  geschah  es,  weil  sie  ijichts  anderes  im  Auge  hatte,  als  sich 
am  Ta:;e  des  grossc^n  und  höchsten  Gerichtes  in  der  Reihe  der 
reinon  und  züchtigen  P>auen  unseres  heiligen  Propheten  zu  sehen. 
Weshalb  also  solltet  ihr,  o  Töchter  des  Islams,  eifersüchtig  und 
ungeduldig  sein,  da  doch  euer  Mann,  selbst  im  Falle  von  Krank- 
heiten verpflichtet  ist,  seine  Nächte  unter  seine  verschiedenen 
Frauen  zu  verteilen,  falls  ihr  ihn  nicht  ermächtigt,  bis  zu  seiner 
Genosunir  mit  einer  einzigen  seiner  Lebensgefährtinnen  zusammen 
ZQ  bleiben !  ?  —  Auch  hierfür  gibt  es  einen  Präzedenzfall;  Mohammed 
versanmielte  in  einer  schweren  Krankheit  alle  seine  Frauen  um 
sein  Bett  und  l)dt  sie,  ihm  zu  erlauben,  bis  zu  seiner  völligen 
Wiederberstcllung  bei  Aischa  zu  bleiben." 

Ob  die  J'>auen  der  BiiTo  wilirahrtcn,  das  berichtet  Omc^r 
Haloby  jedorli  uiclit.  Er  fügt  blos  hinzu,  um  etwa  Widerspei  sligo 
/i  warnen:  „Vergesset  niemals:  auch  wenn  ihr  das  gcietz- 
liche  l'ccht  habt,  euren  Mann  dafür  strafen  zu  lassen,  falls  er 
sich  gegen  die  Gleichlioii  vergeht,  die  er  allen  seinen  Frauen 
scliuldet  —  vnrgopset  )»i<;lit,  dass  or  auch  .''ok  I^Tht  hat,  «?ucn 
zn  8clmlmeistciTi  und  mit  Steckschlägen  zu  tri'.ktieren,  wenn  ihr 
seinen  Befehlen  ungehorsam  seid!" 


Bezüglich  dieses  Gehorsams  dor  Frau  gefren  den  Mann 
wird  im  Korau  IV  gesagt;  „Reohtschaffeue  Frauen  sollen  ge- 
liorsam  imd  verschwieL^ea  sein  .  .  .  J>oijjeni^en  Frauen,  von 
welchen  ihr  fiircbtet.  dass  sie  durch  ihr  Betragen  euch  erzürnen, 
gebet  Verweise,  enthaltet  euch  ihrer,  sperret  sie  in  ihre  Ge- 
miicher  und  züchtiget  sie.  Gehorchen  sie  euch  aber,  "'inn  suchet 
keine  Golegenheit,  gegen  sie  zu  zürnen." 

Tjnd  in  Bezug  auf  die  „Deniutspliicht"  der  Frauen  heisst 
es  in  der  60.  Sure  10—12:  ^ Allah  stellt  ein  Gleichnis  für  die 
Ungläubigen  auf:  Das  "Weib  Noaiis  und  das  Weib  Lots.  Beide 
standen  unter  zweien  unserer  rechtschaffeneu  Diener,  doch  ^'er- 
rieten  sie  Beide,  und  Beide  vermochten  nichts  für  sie  bei  Allah, 
Und  gesprocheji  T\Tvrd:  „i.xehet  rin  ins  Feuer  mit  den  Ein- 
gehenden I"*  .  .  .  Und  es  stellt  Allah  ein  Gleichnis  anf  für  die 
Gläubigen:  Das  ^Tcib  Pharaos,  da  es  sprach:  „Mein  Herr,  baue 
mir  ein  Haus  iiu  Pariidie:>e  und  retto  raich  vor  Pharao  und 
seinem  Tiiun."  l  ud  Marjani,  Tmrans  Tocliter,  die  ihre  Scham 
hütete.  DinvA  hauchten  v»-ir  unseren  Geist  in  sie,  sie  war  eine 
der  Demütigen.''  — 

„Vergesset  nicht,''  raft  dabej-  Omer  Haloby  den  moslemi- 
schen Fiaur^n  zu,  ,,dnss  der  Mann  dar  Ai'bciter  ist;  dass  von 
seinen  Werken  die  Zierden  stammen,  die  era-e  Schönheil  ver- 
mehren; dass  die  Kraft  seiner  Arme  euch,  euere  Kinder,  euere 
Dienerschart,  euer  Haus  schützt!  Dass  aus  seinem  membram 
■juere  höchsten  Wonnen,  euere  grössten  Glücksehgkeiten 
t'iiessen.  Ahmot  deshalb  in  Allem  und  Jedem  das  Verhalten  der 
vorchicen  Frauen  des  Propheten  nach:  üo  wie  jene  seid  auf- 
merksam, suchet,  nur  die  Vvünsche  und  Bedürfnisse  eures  Gatten 
zu  befiicdigen.  Yfenn  ihr  coitiret,  thut  es  mit  jenem  tiefen 
Gvlühl,  das  der  Grösse  des  Aktes,  den  ihr  erfülii,  vollauf  cnt- 
spiicht.  Gebet  euch  dem  Akte  ganz  hin,  leget  in  ihn  eure 
Seele,  eueren  Geist,  eueren  Leib'  üenkot,  dass  ihr  in  diesem 
bedeuisamcr  Momente  die  Mitarbeiterin  eueres  Mannes  v.ie  acs 
Universdlgeisies  der  Liebe  seid,  der  die  ganze  Natur  auf  erweckt 
in  der  Zeit  ües  schönen  und  wohlriechenden  Monats  Mai.  Wenn 
aber  dl'  Umarmungen  eures  Mannes  zu  hastig  sind,  um  die 
Freude  in  eueren  Busen  zu  senken,  wenn  ihr  nicht  an  seinen 
Gefühlen  ganz  teilnehmen,  seinen  Gtiiuss  durch  eueren  eigenen 
nicht  vermehren  könnt  —  dann  lasst  ihn  dies  wenigstens  glauben. 


—     32     — 

AJlriJj,  der  '^U€3  si'^-ht  und  barmherzig  ist,  wiid  euoli  diese  un- 
schuldige List  verzeihcDj  nnd  ihr  werdet  each  so  die  Zärtlich- 
j<eit  pures  Gatteii,  sdae  Achtung  .und  \Yertschätzucg'  aihalteii! 
0  Kranen,  sucb<-^t  nicht  euere  wahreü  Freuden  in  unreü'elmä^isigeni 
oder  beitigem  Coitus;  sacbet  sie  weder  in  der  Ouaiiio  wckhor 
Art  immer,  noch  in  der  Päderastie,  weder  In  den  Praktiken  der 
•^apphö,  noch  in  Haschisch trüamen  oder  Liebestränken!  Suchc'i 
sie  blos  in  der  ErfüUang  eurer  Pflichten  aii?  Frau,  als  Herrin 
des  Herdes,  als  Mutter  der  Fainilio.  Diese  drei  Ding-e  nebst 
dem  strong-gläubliren  Coitus  sind  die  einzigen,  die  cücb  öaf^ 
Pv,ecfct  auf  einen  Plat.<  im  Paradiese  graben  und  aus  euch  Huris 
machen  v>'crdeü.  eTvig  ooitierende  und  ewie;  iunc:{Täulich  bleibende. 
Seid  §iito  Mohammedanerinnen,  indem  ihr  nicht  blos  zum  ein- 
lachen  Vergnügen  coYtieret,  sondern  unr  dem  gTOSsen  C4csotae 
der  U]iivcrsalität  zu  gehorchen,  um  euer  Antlitz  mit  den  Fenern 
der  Mutterfreuden  zu  beleuchten,  um  ao  euere  Giucu'solijt/Keit, 
auf  Erden  und  im  ewigen  Leben'  zu  «ichern.  Rat  niclit 
Mcliarrinicd  gesagt,  dass  Gott  den  verfluche,  der  äeine  Fra-i  bl03 
aus  dem  Grunde  Verstösse,  weil  si'e  seine  Lüste  nicht  mehr  be- 
friedige!?  Und  sagte  Mohammed  nicht  seinen  Schülern:  „Re- 
spektieret die  Ehe  als  einen  Zustand,  der  die  Ausbreitung  des 
Mecschcngeschlechtä  zum  Ziele  hat!"  Und  ist  euch^  o  Fraaen, 
nicht  aas  diesem  Grunde  die  Möglichkeit  gegeben  "worden,  rlasä 
ihr  euch  voa  euerem  Manne,  wonu  er  impotcut  ist.  scheiden 
könnt?"  — 

An  einer  Stt^IJe  im  Koran,  Kapitel  IV  heisst  es:  „V/er  liichi 
Vermögen  genug  besitzt,  wm  freie  gläubige  PYaucn  heiraten  zu 
köanon,  der  nohme  gläubig  gewordene  Sklavinnca;  doch  heiratf-fe 
sie  nur  mit  Ein  willig  ang  ihrer  Herren.  Auch  diese  niüssec 
züchtig  und  uijrfen  nicht  schiecht  sf^in,  noch  sich  ircrade  Lieb- 
haber halten.*'  Dem  aber  lügt  dt-r  Kcran  etwa::;  apötev  iiooä 
hinzu:  „Sklavinnen  slud  nur  denij'-rtigen  erlaubr,  welclier  fi'(:ic 
LVaaou  fürchtec,  der  Sürido  wogen,  h\  welche  sie  leicht  ver- 
fallen.   Doch  i.?t*s  hesser,  k-eino  Skiavin  zu  uchmon." 

Die  Beiwohnung  durch  ihren  Herrn  calt  schon  bei  don 
Heljräorn  als  sicheres  Recht  der  Sklavin.  Da?  2.  Buch  Mosos 
XXI 10  erwähnt  als  Rechtssatzi...^-.-  „Wenn  er  sich  eine  Andere 
nimmt,  darf  er  joner  nichts  von  dem  abbrechen,  wag  sif  aQ 
Fieischnahi-ung,  luoidong  und  Beiwohnung  zu  beansprnchen  üa.r 


—     33     — 

Wenn  er  ihr  diese  drei  Dinge  nicht  leistet,  so  soll  sie  umsonst, 
ohne  Entgelt  frei  werden."  Das  moslemische  Gesetz  befiehlt  über 
die  Sklavin  als  Genossin  in  der  Ehe  und  in  der  Liebe  folgendes: 
Wenn  nian  eine  Sklavin  kauft,  darf  man  mit  ihr,  falls  sie  nicht 
mein-  Jungfrau  ist,  nicht  vor  einem  Monate  schlafen;  bei  den 
Sklavinnen,  die  noch  Jungfrauen  sind,  erwa,rte  man  zuerst  die 
Menstruation,  che  man  sie  berührt;  und  falls  sie  krank  ist,  warte 
man  drei  Monate.  Thut  man  anders,  so  ist  es  Sünde.  Wenn 
man  eine  Sklavin  verkaufen  wül,  muss  man  wenigstens  einen 
Monat  vor  jenem  Zeitpunkte,  an  dem  man  sie  weggibt,  mit  ihr 
zu  verkehren  aufhören. 

In  Persien  sind  die  Kinder  der  Sklavin  gesetzlich  anerkannt 
Sie  geniessen  volle  Gleichberechtigung  mit  denen  der  anderen 
Frauen.  Auch  hört  die  Sklavin  mit  dem  Äugenbück  ihrer  Nieder- 
kunft auf,  Sklaviu  zü  seiu. 

Omer  Halcby  gibt  eine  ausführlidie  Erläuterung  bezüglich 
der  tüi'kischen  Gebräuche  und  Gesetze,  die  sich  auf  die  Sklavin 
und  ihr  Verhältnis  zu  dem  mit  ihr  geschlechtlich  verkehrenden 
Herrn  beziehen ;  Die  Et-chte,  die  der  Herr  über  die  SkJavin  hat, 
iegitimieren  die  Kinder,  die  aus  ihren  gegenseitigen  Beziehungen 
entstammen;  doch  muss  zuerst  das  Erstgeborene  jeder  Sklavin 
ausdrücklich  anerkaiiLt  werden.  Wenn  der  Herr  für  das  Kind, 
das  sie  im  Leibe  trägt,  keinen  anderen  Vater  als  sich  selbst 
anerkennt,  hat  er  das  Recht,  das  Kind,  welches  die  Sklavin  in 
ihrem  Schosse  birg-t,  als  sein  eigenes  zu  betrachten.  Die  Legiti- 
mität des  Kindos  hängt  ab  von  der  freien  Anerkennung  des 
Vaters,  und  der  Let^ere  kann  das  Recht  der  Anerkenikung  aus- 
tibeu,  selbst  wenn  er  über  das  Schicksal  des  Kindes  schon  dis- 
poniert, es  weggegeben  oder  verkauft  hat.  Er  kann  gleichfalls 
das  Kind  anerkennen,  nachdem  er  die  Mutter-Sklavin  verkauft 
und  sie  dann  erst  geboren  hat,  falls  die  Niederkunft  in  den 
ersten  sechs  Monaten  nach  dem  Verkahf  stattg'efunden.  In 
diesem  Falle  resultiert  daraus  die  Legitimität  des  Kind©ä,  die 
teilweise  Befreiung  der  Mutter-Sklavin  und  die  Aufhebung  des 
Verkanfsvertrages.  Dem  Herrn  ist  es  freigestellt,  diQ  Sklavin 
nach  ihrer  Freilassung  zu  heiraten.  Wenn  aber  die  FroigeJasseBO 
die  Heirat  verweigert,  so  kann  er  sie  nicht  wieder  unter  seine 
Macht  zui'ückbringcn ,  noch  sie  zwingen,  seine  Hand  zu  accep- 
tieren.    Nur  die  Kinder,  welche  dem  illegitimen  Verkehre  eines 

Steru,  Mediäii,  Aberglaube  u.  Gesclüecbfcalebeii  in  der  Türkei.    IL  3 


—    u    — 

Mannes  mit  der  Sklavin  eines  anderen  entstammen,,  können  als 
Bastarde  angesehen  werden.  — 

Das  Los  der  Sklavin  ist  demnach  keinesw^egs  ein  so  trau- 
riges, wie  man  glauben  möchte;  manche  Sklavin  ward  Mutter 
eines  grossen  Herrschers  nnd  dann  selbst  Beherrscherin  des 
Harems,  oft  auch  des  Reiches;  die  Mutter  des  Abdul  Asis  war 
eine  kurdische,  die  Mutter  des  gegenwärtigen  Sultans  Abdnl 
Hamid  IL  eine  armenische  Sklavin.  vSchlecht  geht  es  den 
Sklavinnen  nur,  so  lange  sie  sich  beim  Sklavenhändler  befinden. 
So  geschah  es  zur  Zeit  Mustafas  in.,  dass  eine  SkJaviu  des 
Konstartinopeler  Sklavenmarktes  aus  Rache  für  üble  Behandlung 
dahin  getrieben  wurde,  die  Kinder  des  Sklavenhändlers  umzu- 
bringen; zur  Strafe  ward  sie  in  der  Ecke  des  Sklavenmarktes 
aufgehängt. 

Am  Sultanshofe  gab  es  manchmal  Zerwürfnisse  zwischen 
Söhnen  eines  Sultans,  die  einer  Ehe  mit  einer  vornehmen 
Dame,  und  solchen  Söhnen,  die  einer  Sklavin  entstammten. 
Als  berühmtester  Fall  sei  dieser  von  Hammer  erzählte  an- 
geführt: „Die  erst«  Sorge  Mohammeds  H.  nach  seiner  Thron- 
besteigung war,  den  Bruder  Achmed  dem  Vater  Murad  ins 
Grab  nachzusenden.  Achmed  war,  um  uns  des  Ausdruckes 
der  Byzantiner  zu  bedienen,  der  in  Purpur  geborene  Sohn 
der  Prinzessin  von  Sinope,  der  Tochter  Isfendiaroghlis,  wäh- 
rend Mohammed  von  einer  Sklavin  geboren  war;  nnd  un- 
erlässlich  schien  deshalb  dem  Sohne  der  Sklavin  der  Mord 
d68  im  Purpur  geborenen  Bruders  zur  Sicherung  des  Thrones. 
Während  die  Prinzessin  von  Sinope  im  Thronsaal  erschien,  über 
seines  Vaters  und  ihres  Gatten  Tod  dem  Stiefsohne-Sultan  ihre 
Trauer  zu  bezeigen,  sandte  dieser  Ali,  den  Sohn  des  Ewrenos, 
In  das  Harem,  ihren  Sohn,  seinen  Bruder,  im  Bade  zu  ersticken. 
Am  folgenden  Tage  ward  der  Sohn  des  Ewrenos,  der  Mörder 
selbst,  aus  dem  Wege  geräumt,  und  die  Mutter  des  Ermordeten, 
die  Prinzessin  von  Sinope,  ward  einem  Sklaven,  namens  Ishak, 
zum  Weibe  gegeben.  Gleiches  Los  hätte  Mohammed,  der  Sohn 
einer  Sklavin,  gern  seiner  zweiten  Stiefmutter,  weil  sie  ebenfalls 
eine  Prinzessin  —  eine  serbische  —  war,  zugedacht,  aber  aus 
Furcht,  dass  deren  Vater  Georg  den  Schimpf  durch  Krieg  rächen 
möge,  sandte  er  diese  Gattin  seines  verstorbenen  Vaters  ihrem 
Vater  auf  ehrenvolle  Weise  mit  Geschonken,  mit  Anweisung  an- 


I 


—     3ö     — 

sebnlichea  Witwengehaltes  und  mit  Eraeuerung  des  bestehenden 
Friedens,  zurück." 

Eine  wiolitig'e  Frage  im  Islam  w&r  allezeit  die  ob  des  Ver- 
haltens, das  man  g-egenübor  ungläiibigeu  Frauen  beobachten 
müsse.  Im  Koran  ii  220  heisst  es:  „Nehmet  keine  Götzen- 
dienerin  zur  Frau, .  bis  sie  gläubig  geworden.  Wahrlich,  eine 
gläubige  SkluYin  ist  besser,  als  die  freie  Götzendienerin,  und 
wenn  sie  euch  noch  so  sehr  gefällt.  Verheiratet  auch  keine  an 
einen  Götzendiener,  bis  er  glaubig  geworden." 

Koran  LX  Vers  10 — 12  ordnet  in  dieser  Angelegenheit  noch 
an:  „0  ihr  Gläubigen,  wenn  gläubige  Frauen  zu  euch  übergehen, 
dann  prüfet  sie  (ob  sie,  nur  um  aufrichtig  den  Islam  anzunehmen, 
und  nicht  aus  unreinen  Absichreu  zu  euch  übertreten) . . .  Lernt 
ihr  sie  nun  als  wahre  Gläubige  kennen,  so  schicket  sie  nicht 
Avieder  zu  den  Ungläubigen  zuriick;  denn  die  Eh<3  ist  ihnen 
gegenseitig  verboten.  Gebet  aber  ihren  Ehemännern  zurück, 
was  sie  für  ihre  Morgengabe  verwendet  haben  (das  w^ar  näm- 
lich eine  der  Fried ensbedingniugen  zu  Hodeibia).  Ihr  habt  dann 
keine  Sünde  davon,  wenn  ihr  sie  dann  heiratet,  insofern  ihr 
denselben  ihre  Morgengabe  gebet.  Verhindert  auch  euere  Frauen 
nicht,  sich  in  den  Schutz  der  Ungläubigen  zu  begeben  (sich  mit 
den  Ungläubigen  zu  verheiraten);  jedoch  könnt  ihr  das  zurück- 
fordern, was  ihr  für  ihre  Morgengabe  verwendet  habt,  ebenso 
wie  jene  zurückfordern  können,  was  sie  verwendet  zur  Morgen- 
gabe ihrer  Frauen,  die  zu  euch  übergegangen  sind  .  .  ,  Wenn 
einige  von  eueren  Frauen  zu  den  Ungläubigen  überlaufen,  und 
später  macht  ihr  Beute,  so  gebet  den  gläubigen  Männern,  deren 
Frauen  entlaufen  sind,  soviel  davon,  als  sie  für  deren  Morgen- 
gabe verwendet  Jbaben  ...  0  Prophet,  wenn  gläubige  Frauen 
der  Ungläubigen  zu  dir  kommen  und  dir  eidlich  versprechen, 
dass  sie  Gott  kein  Wesen  an  die  Seite  setzen  und  nieht  stehlen» 
nicht  huren  und  ihre  Kinder  nicht  mehr  töten  wollen  ...  so 
nimm  ihre  eidliche  Versprechung  an  und  bitte  für  sie  Gott  um 
Vergebung."  Die  Angelegenheit  ist  indessen  bis  heute  ziemlich 
ungeklärt  geblieben. 

Im  Jahre  1723  erliess  der  Mufti  Abdullah  zu  Stambul  ein 
interessantes  und  charakteristisches  „Fetwa".  Folgondermassen 
läutet  diese  Entscheidung  bezüglich  der  Vermischung  mit  nicht- 
moslemiscten  Frauen:   „Was  die  Ketzer,  die  Schiiten,  betrifft, 

3* 


—     36     — 

so  sind  die  Märmer  durch  Totschlag  auszurotten,  die  Kcaberi  und 
Weibor  i^klaven,  das  Gut  derselben  Beute.  Weiher  und  Knaheii 
werden  diirch  andere  Mittel  als  Totschlag  zur  Annahme  dej5 
Islams  gezwungen,  doch  ist's  nicht  erlaubt,  die  Weil)er  zu  be- 
scblafen,  ehe  sie  den  Islam  ani^enommen.  In  botreö'  der  ur- 
sprÜDgiicben  üng-iäubigcü,  der  Christen,  so  sind  KDaben  und 
Weiber  Sklaven,  die  Rabe  Beute,  ihre  Knaben  und  Weiber 
können  zur  Annahme  des  Islams  nicht  geziwungon  werden;  doch 
ist  es,  ihre  Weiber,  auch  ^  ean  sie  nicht  Mosleminnen  geworden, 
zu  bescblafen  erlaubt.'' 

Hammer,  der  dies  Fetwa  mitteilt,  fügt  hinzu:  Das  Ist  überaus 
feine  Unterscheidung  moslemischen  Kriegsrechtes,  vermöge 
welcher  der  Ketzerin,  aber  nicht  der  Ungläubigen,  der  Islam 
aufgezwungen,  jene  nur  als  Bekehrte,  diese  aber  auch  als  ün- 
bekehrtt^  dem  Moslem  geliefert  wird.  Dieser  Widerspruch,  wo- 
durch die  mohammedanische  Ketzerin  schlimmer  fährt,  als  die 
Christin,  insoweit  die  erste  zur  Glaul^ensänderimg  gezwungen 
werden  kann,  die  zweite  nicht,  nnd  wodurch  diese  schllm^joer 
daran  als  jene,  insoweit  sie  als  Christin  der  Notzucht  gesetzlich 
Preis  gegeben  ist,  erklflrt  sich  aus  der  dogmatisch -juridischen 
Ansicht,  yerm.öge  vvelcher  die  ursprüngliche  Ungläubige  keine 
Verbrecherin  in  Giaubenssachen,  weil  sie  nie  die  Lehre  des 
Islams  bekannt  hat,  die  Ketzerin  hingegen  als  eine  von  der 
wahren  Lehre  abfällige  Sträfiingin  zur  Wiederkehr  gezwuiigen 
wird;  a'oer  eben  weil  sie  dem  Islam  so  viel  näher  durch  früheren 
Abfall  und  nächsten  Zwang,  ist  ihr  Leib  zu  schonen,  sie  muss 
zur  Aenderung  ihrer  Glaubenslehren,  und  darf  nich'c  zur  Ent- 
ausserung  ihrer  Ehre  gezwungen  werden,  während  die  Christin 
zwar  frei  in  der  GhrubenswahL  aber  Gemeingut  der  Lust.  Dazu 
kommt  noch  die  politische  Rncksicht,  dass  der  Uebersprung  von 
dor  orthodoxen  Lehre  zu  einei-  ketzerischen  viel  leichter  voraus- 
zusetzen, als  der  Abfall  vom  I«laijü  zum  Christentum,  und  d&Br^ 
also  die  Verführung  in  GlaubenssacUen  weit  minder  in  den 
Armen  der  Christin,  als  in  denen  der  Ketzerin  zu  besorgen  Pteht. 

Zur  Zeit  des  Sultans  NU^hammed  IV.  erwirkte  der  griechische 
Patriarch  Paitbonios,  indem  er  sich  seines  Namens  —  des  ».Jung- 
fraulichen*'-- würdig  iseigte,  die  Abstellung  der  damals  vielfach 
üblichen  Mietchen  von  Türken  u-id  Griechinnen  Diese  Ehen, 
nur  auf  bestimmte  Zeit  geschlossen,  blossen  „Kabin,"   Kebsver- 


—     37     - 

träge.  Der  „eben  so  schlaue  als  jiing-fräuliche"  Patnaj-cli  ging 
ziim  Mufti  und  begehrte  Fetwa :  „Ob  es  den  Moslem;?  erlaubt,  sicli 
uiit  einem  Weibe,  das  Sc}i^\einelioisch  esse  und  Wciu  trinke, 
floisciilich  zu  veniilscLen,  uad  ob  Kinder,  aus  solcher  unreinen 
Yermischtuig  entsprossen,  nicht  schon  im  Mutterleibe  des  Islacjs 
unwüj'dig?"  Der  Mufti  antvvortete  nach  reiflicher  ücberlegung, 
dass  solche  Ehen  gesetzlich  nicht  erlaubt.  „So  müsset,"  ent- 
gegnete der  Patriarch,  „ihr  dieselben  in  Rumili  verbieten,  wo 
dieselben  nur  zu  g-eraein  sind."  Der  Mufti  besprach  sich  mit 
dem  Grosswesir,  und  es  erschien  ein  Befehl,  welcher  ilen  Mos- 
lems die  Ehe  mit  Christinnen  verbot,  es  sei  denn,  dass  sie  sich 
zuvor  zum  Islam  bekehrten.  Der  englische  Konsul  Rycaut  ist 
der  Gewährsmann  dieser  ebenfalls  von  Hammer  zitierten.  Eot- 
jicheidung.  —  Die  osmanischen  Sultane  haben  sich  nichtsdesto- 
V'Teniger  häufig  mit  Christinnen  vermählt. 

Saridsche  Pascha,  Beieh.lshaber  der  Flotte,  raubte  einst  am 
Eingang  der  Dardanellen  von  einem  fränkischen  Schiffe  eine 
für  den  Kaiser  von  Byzan.^  bestimmte  fränkische  Priuzes^iu  für 
das  Harem  Sultan  Bajesids,  der  schon  früher  mit  zwei  Chris- 
timien,  einer  Serbin  und  einer  Europäerin  ~  zwei  Prinzessinnen 
— -  vermählt  war. 

Kaiser  Cantac uzen  verlobte  im  Jahre  1346  seine  Tochter  dem 
Sultan  Uichan,  der  dreissig  Schiffe,  eine  Monge  Reiterei  and  die  An- 
gesehensten selüos  Hofes  die  kaiserlicho  Braut  zu  holen  schickte. 
Der  Kaiser  brach  mit  dem  Heere,  Hofstaate  und  der  Familie 
nach  Seiymbr-ia  auf,  v."o  iu  dar  Ebene  vor  der  Stodt  ein  mit 
Tüchern  verhängtes  Ge.cü3t  aufgeschlagen  ward,  auf  welchem, 
nach  dem  alien,  bei  VermäLIoiigeu  von  Prinzessinnen  an  Aus- 
wärtige üblichen  Zeremoniell  des  byzantinischen  Hofes,  die 
Braut  vor  ihrer  Abreise  dem  Volke  zur  Schau  gezeigt  werden 
musste.  Darxben  v/ar  das  kaiserikhe  Zelt,  worin  die  Kaiserin 
und  ihre  drei  Töchter  sich  befanden;  am  dem  zui'  üebergabe 
bestimmten  Abende  blieb  die  Kaiserin  mit  den  anderen  zwei 
Töchtern  im  Zelte,  der  Kaiser  sass  zn  Pferde,  aUe  Uebrigen 
standen  ririgsherum  erwartungsvoll;  da  fielen  auf  ein  gegebenes 
Zeichen  die  seidenen,  mit  Gold  durchwirkten  Vorhänge  des 
Schüugerüstes  von  .allen  Seiten  zugleich  nieder,  und  die  Braut 
des  Saitaus  rstaTid  in  der  Mitte  knieender  Eunuchen,  welche  sie 
mit  Fackeln   beleuchteten^   dem   Volke  zur  Schau.     Es  erscholl 


—     38     — 

der  Zusammeiistoss  von  Tiürapetoii,  Pfeifen  und  Schalmden  uüd- 
andertT  musikalischer  Instrumente,  und  als  derselbe  verhMllt, 
sangen  die  Sänger  die  zum  Preise  der  Braut  verfertiglen  IIv)3h- 
zeitsgediclite  ab.  Nach  den  anderen  gewöhnlichen  Uebergabs- 
Zercmoiiien  byzantiaiscber  Pj-inzcssinuen-Braute  wurden  Soldaten, 
StautsbeanitD,  Grieclien  undl'ürken  mcbreicTage  bindurcli  mitie^t- 
lic'i:*  i:j  *i!ahlc  bewirtet;  hierauf  ward  die  griechische  Prinzessin  mit 
Jubci -hinweggeführt  iusBraatbett  des  sechzigjährigen  osmanischen 
Bai'baren,  dem  als  zutilfjährigon  Knaben  dt-r  Vater  Osman  ein 
griechisches  SchloRsfräulein  zur  ersten  Braut  geraubt  hatte. 
Zwischen  der  ersten  und  z\voiten  Vermähliing  liegt  ein  halbes 
Jahrhundert  von  Eroberungen;  statt  der  geraubten  Griechen- 
braut  wurde  nun  dem  SrJtun  eine  mit  Staatsgepränge  wilJig 
überlieferte  griechische  Kaiserstothter  verniählt. 

Die  Beziehungen  z\\'ischen  den  so  vei't<".hw;.igorten  Herrscher-- 
häusem  '1er  Osraancn  und  Byzaniiuer  waren  infolge  dieser  Heirat 
von  auffallender  Freundschaftlichkeit.  i3'J-8  besuchte  Ürchan 
mit  seiner  ganzen  Familie  und  dem  Hofstaate  den  Schwieger- 
vater zu  Skutari  in  der  am  asiatischen  Ufer  gelegenen  Vorstadt 
seiner  Residenz,  und  mehrere  Tage  verflosjsen  in  Jagden  und 
Tafeln.  Der  Kaiser  mit  Urchafi,  seinem  Eidame,  sass  an  einem 
Tische,  die  ner  Söhne  des  Su'tans  von  früheren  Gemahlinnen 
an  einem  an.levea  danebe:.',  ri:ig>:herum  die  vornehmsten  Griechen 
und  Türken  auf  Teppichen,  die  auf  der  Erde  ausgebreitet  waren. 
Dann  blieb  Urchau  zwar  im  Lager  und  bei  der  Flotte  zu- 
rück, der  Kaiser  aber  mit  seiner  Tochter  Theodora,  der  sultani- 
schcn  Gemahlin,  ui;<.  ihre:i  vier  Stiefsöhnen  begaben  sich  nach 
Konstantinoj,ci,  wo  .sie  drei  Tage  lang  mit  der  Kaiserin-Mutter 
und  den  Prinzes.sinnen-Schwescern  zubrachte^!),  und  dann  reich- 
lich beschenkt  nach  Bithynien   zurückkehrten. 

Am  Höfe  Suieimans  des  Grossen  ward  eine  Russin  allmächtige 
Gcrir.hlin  des  Herrschers.  Durch  Reiz  und  Taii-nt  hotte  sie  sich  von 
der  Sklavin  nichr  uui-  zur  Gemahlin  Suleimans  aufgeschwungen, 
sondern  als  alleinij^e  Go.nosäln  solnes  Bettes  lenkte  sie  den 
Für.sten  auch  noch,  als  schoii  lange  die  Rohe  ihrer  Schönheit 
verblüht  sein  mussien,  durch  dve  üeberlegenheit  ihres  Geistes 
mul  riiarakrers  nach  ihront  ^^^lUen. 

Ein  saiw'tcr  Wille  v.m  .1;;^  yJcht,  denn  diese  Russin  Churrem- 
RoieJane   wird  von  der  Geschichte   O.qt  Hinrichtung  von  zwei 


—    a9    — 

Orosswesiren  -  Ibraliim  und  Achmed  —  und  des  Sohnesmordes, 
welchen  Siileiman  an  Mustafa  beginge  geziehön,  auch  wird  sie  be- 
schuldigt, im  Bruderzwiste  den  blutigen  Samen  des  Bruder- 
krieges, dessen  Folge  die  Massregel  der  Einsperrung  der  Prinzen 
im  Käfige  des  Harems  war,  ausgestreut  und  die  Entnervung 
des  Hen-schers  herbeigeführt  zu  haben;  ihr  Grabmal  im  Fried- 
hofe der  Suleimanije,  an  der  Seite  des  grössten  Kaisers  der  Os- 
manen,  den  das  Weib,  wie  er  das  Reich,^  unumschränkt  beherrschte, 
dieser  Russin  Grabmal,  sagt  Hammer,  steht  in  der  Mitte  der 
Kaiserstadt,  auf  dem  dritten  der  sieben  Hügel  Istambuls,  ein 
weit  ahnungsvolleres  Denkmal  als  auf  dem  Hippodrome  des 
griechischen  Konstantinopels  jene  Reiterstatue,  deren  Inschrift 
die  russische  Eroberung  der  Stadt  prophezeite. 

Von  anderen  FälleUj  na  fremdgläubige  Frauen  osmanische 
Herrscher  und  durch  sie  das  osmanische  Reich  beherrschten,  ist 
später  in  dem  Abschnitte,  der  den  Einfluss  des  Harems  aus- 
führlicher schildert,  die  Rede. 


29.  Der  Koran  über  Ehescheidung 
und  Witwen. 


Vorechriften  über  Versöhnungaveranche.  —  Familien-Schiedsrichter.  —  Bedenk- 
zeit, —  Geschenke  für  die  geschiedenen  Frauen.  —  Aufforderung  an  die 
Männer  zur  Milde.  —  Scheidung  in  Persien.  —  Alt-arabische  Scheidung  vom 
Bett,  aber  nicht  vom  Hause.  —  Mohammeds  Philippika  dagegen.  —  Moham- 
meds Uebertretung  eeines  eigenen  Gesetzes.  —  Allahs  Hilfe  für  Mohammed.  — 
Der  Koran  über  die  Witwen.     _ 

Der  Koran  befahl,  die  Ehescheidung  niciic  voreilig  auszu- 
sprechen, und  sagt  in  der  Sure  IV:  „Wenn  eine  Frau  von  ihrem 
Ehemanue  Zorn  oder  Abneigung  zu  befüiehten  hat,  so  ist  es 
keine  Sünde,  die  Sache  gütlich  unter  sich  beizulegen;  denn 
Wiedervereinigung  ist  besser  als  Scheidung,"  IV  39  ordnet  an: 
„Fürchtet  ihr  eine  Trennung  zwischen  Ehegatten,  so  beauftraget 
Schiedsrichter  aus  seiner  und  ihrer  Familie,  und  wollen  sie 
wieder  friedliche  Einigung,  so  wird  Gott  ihnen  huldvoll  sein . . . 
Wenn  ihr  euch  vertragt  und  euch  fürchtet,  ihnen  Böses  zu  thun, 
60  ist  Gott  versöhnend  .  . .  Wenn  sie  sich  aber  trennen,  wird 
Gott  Beide  mit  seinem  Ueberflusse  segnen"  —  nämlich  mit  Ruhe 
und  Frieden. 

Ferüor  heisst  es  im  Koran  über  die  Ehescheidung  in  der 
IT.  Sure  326 — 230-  ,,Die,  welche  geloben,  sich  von  ihren  Frauen 
zu  trennen,  sollen  vier  Monate  es  bedenken;  nehmen  sie  das 
Gelübde  dann  zurück,  so  ist  Gott  versöhnend  und  barmherzig. 
Bestehen  sie  aber  dann  durchaus  auf  Ehescheidung  so  hört  und 
weiss  OS  Gott  auch.  Die  geschiedene  Frau  muss  dann  noch  so 
lange  warten,  bis  sie  dreimal  ihre  Reinigung  gehabt,  nnd  sie 
darf  nicht  verheimlichen,  was  Gotc  in  ihrem  Leibe  goaehaffen. 


—     41     — 

Doch  billiger  ist  es,  dass  der  Manu,  weiin  sie,  es  wünscht,  sich 
wieder  ihrer  annimm}^,  und  dass  sie  gregenseitig'  cadi  bekannter 
Vorschrift  umgfehen ;  jedoch  hat  der  Mann  die  Horrschaf fc  über  sie  . . 
Die  Ehescheidung-  ist  z',veimal  erlaubt,  dann  müsst  ihr  sie  in  Güte 
behalten,  oder  mit  Vermögen  entlassen.  Es  ist  onch  nicht  er- 
laubt, etwas  von  dem  zu  behalten,  was  ihr  ihnen  vordem  ge- 
schenkt . . .  Trennt  er  sich  zam  dritten  Male  von  ihr.  so  darf 
er  sie  nicht  wieder  nehmen;  oder  sie  müsste  zuvor  einen  anderen 
Mann  geheiratet  haben,  und  dieser  hat  sich  von  ihr  scheiden 
lassen-,  dann  ist  es  keine  Sünde,  wenn  sie  sich  wieder  ver- 
einigx^u.'- 

Sich  von  bereits  beschlafencn  Fi-auen  zu  trennen,  bedarf  es 
demnach  einer  s'ierrnonatlichen  Bedenkzeit.  Die  Vorschrift,  dass 
eine  geschiedene  Fran  drei  Monate  warten  muss,  bis  sie  wieder 
beiraten  darf,  findet  sich  auch  in  den  jüdischen  Gebräuchen, 
wie  üllmann  nach  Gelger  erwähnt.  Um  sich  von  einer  noch 
nicht  berührten  Frau  zu  trenren,  bedarf  es  für  den  Moslem 
keiner  Bedenkzeit.  Es  heisst  nämlich  im  Korau  II  237-238: 
j,Es  ist  keine  Sünde,  sich  von  der  Frau  zu  trennen,  wenn  ihr 
sie  noch  niclit  berührt,  oder  ihr  noch  kein  Vermächtnis  ver- 
schrieben habt,  doch  müsst  ihr  dann,  der  Reiche  und  der  Arme, 
jeder  nach  Umständen  und  Billigkeit,  für  ihren  Unterhalt  sorgen. 
Entlasset  ihr  sie,  bevor  ihr  sie  ].)erührt,  aber  nachdem  ihr  ein 
Vermächtnis  verschrieben  habt,  so  erhalte  sie  die  Hälfte  des  Ver- 
schriebenen, wenn  nicht  anders  sie  oder  der,  welcher  die 
Ehepakten  in  Händon  hat,  in  dieser  Einsicht  Nachgiebigkeit 
zeigt ,  .  ." 

Koran  XXXHI  43;  ,,ü  ihr  Gläubige,  w^^nn  ihr  gdänbige 
Frauen  heiratet  und  euch  von  ihnen  trennen  woDt,  bevor  ihr  sie 
berührt  habt,  so  ist  keine  Zeit  für  euch  bestimmt,  wie  lang-e  ihr 
sie  noch  behalten  müsset;  gebet  ihnen  aber  Geschenke  und  ent- 
lasset sie  freiwillig,  auf  anständige  Weise." 

Koran,  65.  Sure:  „0  Prophet,  wenn  ihr  Weiber  scheidet, 
so  scheidet  sie  zu  ihrer  bestimmten  Zeit  und  berechnet  die  Zei 
genau...  Vertreibt  sie  nii^ht  aus  ihreü  Wohnungen,  welche  sie 
vor  der  ibnen  beslimmten  Zeit  nicht  verlassen  dürfen^  oder  sie 
hätten  sich  offenbarer  Schandthat  schuldig  femacht .. .  Dn 
i<annst  ja  auch  nicht  wissen,  ob  nicht  Gott  inzwischen  etwas 
Neues  eintreten  lässt  (nämlich:  etwas,  wodurch  sich  die  Gemüter 


—     42     — 

versöhnen  und  von  der  Sclieidung  abstehen).  Wenn  nnn  ihrt' 
bestimmte  Zeit  abgelaufen  ist,  daan  behaltet  sie  oder  trennt 
euch  von  ihnen  auf  billige  und  vorscbriftsmässige  Weise,  und 
nehmet  dazu  rechtliche  Männer  aus  euerer  Mitte  als  Zeugen,  und 
nehmet  auch  Gott  zum  Zeugen  ..." 

Koran,  65.  Sure  6:  „Die  Frauen,  von  welchen  ihr  euch  scheidet, 
lasset  wohnen,  y<o  ihr  wohnet,  nach  Bequemlichkeit  der  Woh- 
nung, die  ihr  besitzet,  und  thuet  ihnen  keine  Gewalt  an,  dass 
ihj-  sie  iu  Aengstlichkeiü  versetzet.  Sind  sie  schwanger,  so  ver- 
wendet für  sie,  was  sie  nötig  haben,  bis  sie  sich  ihrer  Schwanger- 
schaft entledigt  haben." 

Koran  II  242:  „Und  den  Geschiedenen  sei  eine  Versorgung 
nach  Billigkeit  festgesetzt;  dies  ist  eine  Pflicht  fiu-  einen  Goties- 
ftirchtigcn." 

In  Persien  erfolgt  die  Scheidung  —  „Telak"  —  in  der  Kegel, 
wenn  die  Frau  kinderlos  bleibt,  zweitens,  wenn  sie  liederlich 
und  der  Untreue  verdächtig  ist,  (.Irittens,  wenn  sie  der  Mann 
—  „bed  khadem"  —  von  bösem  Schritt  —  glaubt,  nämlich  wenn 
bald  nach  ihrem  Eintritt  ins  Haus  sich  ein  Unglücksfall  ereignet; 
man  hält  sie  dann  für  ein  böses  Omen  und  sucht  sich  ihrer  zu 
erUledigen.  Nur  in  den  seltensten  Fällen  erfolgt  die  Scheidung 
auf  Klage  der  Frau  wegen  Vernachlässigung  der  ehelichen  Pflichten 
von  Seiten  des  Mannes.  Ausser  diesem  Grunde  kann  der  Manu 
zur  Erteiluüg  des  Scheidebriefs  in  Persien  nicht  gesetzlich  an- 
gehalten werden. 

Sitte  der  Araber  war  q-z  —  sagt  Ullmaan  in  seinen  Be- 
merkungen zum  Koran  —  dass  sie,  wenn  sie  sich  von  einer 
Frau  schieden,  diese  aber  dennoch  im  Hause  behalten  wollten, 
solches  mit  der  Erklärung  thaten:  „Sei  mir  von  nun  an  wie  der 
Rücken  meiner  Mutter"  —  wodurch  die  Frau  für  den  Mann 
und  alle  übrigen  Verwandten  in  allen  Beziehungen  wirklich  in 
das  Verhältnis  einer  Mutter  trat.  Von  einer  Frau  namens 
Chanlall  bint  Thalabah  schied  sich  ihr  Mann  unter  der  Formel: 
„Du  bist  mir  wie  der  Rücken  meiner  Mutter".  Dai'auf  liess 
MohajQincd  in  der  58.  Sare,  welche  „die  Streitende"  betitelt  ist, 
in  Vers  1—4  Folgondos  verkünden:  „Gehört  hat  Allah  das  Wort 
jener,  die  mit  dir  über  ihren  Gatten  stritt  und  sich  bei  Allah 
beklayte;  und  Allah  hört  eueren  Wortwechsel;  siehe,  Allah  ist 
hörend   und   sehend.     Diejenigen   von   eucli,   welche   sich   voö 


—     43      — 

ihren  Weibern  scheideu,  indem  sie  sprechen:  „Du  bist  mir  wie 
der  Eücken  mein«-  Mutter''  —  ihrn  Mütter  sind  sie  nicbtl  Siehe, 
ihre  Mütter  sind  nur  diejenigen,,  welche  sie  geboren  haben;  und 
siehe,  wahrlich,  sie  sprechen  ein  widerwärti^s  Wort  und  Un- 
wahrheit .  .  .  Und  diejenigen,  weiche  sich  unter  solchen  Worten 
von  ihren  Weibern  scheiden  und  dann  ihre  Worte  Tviederholen 
—  die  Freilassimg-  eines  Sklaven  sei  ihre  Stiafo  dafür,  bevor 
sie  einaniicr  wieder  bernhren  dürfen." 

Ferner  wurden  Adoptivsöhne  wie  natürliche  Söhne  betrachtet., 
nnd  die  Hindernis.se  bei  Verheiratung-,  welche  letzteren  durch 
Vcrhäliniüse  (\<^r  Vei  wand  tschaft  im  Wege  standen,  galten  auch 
für  erüteiu  Beide  Sitten  wollte  Monamined  aufheben  und  sagte 
in  der  33.  Sure,  4:  „Gott  hat  niclit  zwei  Herzen  in  den  Menschen 
gelegt'',  nämlich;  eingebildete  "Verwandte  können  nicht  wie  wirk- 
liclie  leben;  feiner  bezüglich  des  anderen  Gebrauches:  „5^uch  hat 
Gott  nicht  euere  Frauen,  von  welchen  ihr  euch  mit  der  Erklärung 
scheidet,  dass  sie  euch  seien  wie  der  Kücken  euerer  Mtitter,  zu 
eueren  wirklichen  Mütiern  gemacht,  auch  nicht  euere  angenom- 
menen Söhne  zu  eueren  wirklichen  Söhnen."  Sure  33,  4ü.  Vers: 
,J3er  Prophet  ist  nicht  der  Vater  eines  unserer  Männer,  sondern 
Allahs  Gesandter  und  das  Siegel  der  Propheten.'' 

Mohammed  befahl  dies  vornehmlich  ans  persönlichen  Grün- 
den, weil  er  selbst  die  Frau  seines  Freigelassenen  Seid,  den  er 
als  Sohn  adoptiert  hatte,  geheiratet,  w^as  er  der  Sitte  gemäss 
nicht  hätte  thun  dürfen.  Ullmann  bemerkt  in  seinen  Kommen- 
taren ztti'  33.  Sure  des  Korans:  Seid  Ebu  Haretha,  früher  Sklave 
des  Mohammed,  dann  von  ihm  freigelassen  nnd  als  Sohn  ange- 
nommen, erhielt  von  ihm  die  Seineb,  Tochter  des  Dschahasch 
und  der  Amima,  welche  Mohammeds  Muhme  war,  zur  Frau. 
Später  aber  verliebte  sieh  Mohammed  selbst  in  die  Seineb  und 
wollte,  dass  sich  Seid  von  ihr  scheide,  damit  er  sie  heirate.  Die 
Seineb  und  ihr  Bruder  Abdallah  waren  aber  dem  entgegen, 
worauf  Mohaniined  scheinbar  von  seinem  Begehren  abstand,  bis 
es  ihm  endlich  dcch  gelang,  Beide  sowohl  als  auch  den  Seid 
für  sich  zu  gewinnen,  so  dnss  Seid  sich  von  Soineb  trennte  und 
Mohammed  Letztere  heiratete. 

Dies  rechtfertigte  der  Prophet  in  der  33.  Sure  des  Korans, 
ind<^Tn  er  Allahs  Hülfe  für  seine  Leidenschaft  und  seinen  Egois- 
mus in  Anspruch  nahm:  „Es  ziemt  nicht  den  giüubigen  Männern 


—     44      — 

uii'l  Frauen,  so  Gott  und  sein  Gc-sancitcr  irgend  eine  Sache  be- 
ßchlossen,  sich  die  Freiheit  herauszaneliniec,  anders  zu  wählen. . ." 
Mohammed  stellt  seine  Liebe  zu  Soineb  als  von  Gott  gebilligt 
und  bestimmt  hin.  Dann  iässt  er  sich  selbst  von  Gott  apostro- 
phieren: ,üu  sagt,cst  zu  dem,  dem  Gott  und  den!  du  Gnade  er- 
zeigt (uämlich:  zu  Seid,  dem  Goit  Gnade  erzeigte,  als  er  Mos- 
lem wurde;  dem  Mohammed  Gnade  c-rzoigto,  dass  er  i?m  zum 
Sohne  annahm):  „Behalte  dein  Weib  und  fürchte  Gott!"  T)a 
suchtest  du  die  Liebe  in  deinem  Herzen  zu  verheimlichen,  welche 
doch  Gott  veröffentlicht  haben  wollte.  .  .  Da  sich  endlich  Seid 
hinsichtlich  seiner  Frau  entschlossen  hatte,  da  gaben  wir  sie  dii* 
zur  Frau,  damit  die  Gläu])igen  sich  kein  Verg-ehen  mehr  daraus 
machen,  wenn  sie,  nachdem  sie  ihrethalben  sich  entschlossen 
haben,  die  Frauen  ihrer  angenommenen  Söhne  heiraten;  denn 
was  Gott  befiehlt,  das  muss  goschehen.  Was  Gott  dem  Propheten 
erlaubt  hat,  ist  auch  kein  Verbrechen  für  ihn."  Für  den  Pro- 
pheten war  eben  alles  erlaubt. 

Dagegen  sorgte  Mohammed  dafür,  dass  seine  von  ihm  ge- 
schiedenen Frauen  und  die  Witwen,  die  nach  seinem  Tode 
zurückblieben,  nicht  wieder  heirattm  dürften,  indem,  er  den  Glün- 
bigcn  verkündete:  „Dos  Propheten  Frauen  sind  euere  Mütter." 
Und  an  einer  späteren  Stelle  in  aer&elbon  Smc  Leisst  es:  ,.Es 
ziemt  sich  nicht,  dass  ihr  den  Gesandten  kränket  und  je  seine 
Frauen  nach  ihm  heiratet  (näailich;  die^  von  denen  er  sich  ge- 
ti-ennt  oder  die  er  nach  seinem  Tode  hinterlassen  i)at);  denn 
dieses  wäre  ein  schweres  Verbrechen  vor  Gott."  — 

Bezüglich  der  Witwen  ordnete  der  Koran  Folgendes  au. 
II  241 — 242:  „Diejenigen  von  euch,  welche  sf-erben  und  Gattinnen 
hinterlassen,  sollen  ihnen  Verscrguiig  für  ein  ganzes  Jahr  tes- 
tieren, ohne  sie  aus  dem  Hause  zu  vertreiben.  Gehen  sie  aber 
hinaas,  so  triitt  euch  keine  Schuld  für  das,  was  sie  mit  sic.h 
selber  nach  Billigkeit  thun." 

Ueber  die  Wiederverheiratung  di^r  Witwen  heisst  es  in  der 
Sure  IT  23-1  — 23G:  „Wenn  ihr  sterbet  und  Frauen  hinter! as-iet, 
so  müssen  diese  vier  Monate  und  zehn  Tage  warten.  Ist  diese 
Zeit  um,  dann  ist  en  keine  Sünde,  wenn  sie  mit  sich  nach 
Bilbgkeit  verfahren.  Auch  ist  es  keine  Sünde,  w^enn  ihr  vor 
dieser  Zeit  schon  den  Antrag-  zu  heiraten  einer  Witwe  machet,' 
oder  wenn  ihr  diese  Absicht  in  der  Brust  verborgen  haltet.  Vor- 


♦  —         4f3        — 

sprcebt  euch  aber  nicht  heimJich  mit  ihnen,  wenigstens  thut  es 
in  keusciien  Worten;  die  Verbindung  selbst  aber  schliessec  nicht 
vor  der  bestimmten  Zeit." 

Vor  Mohammed  bestand  die  Sittj,  dass,  wenn  ein  Manu 
stflrb,  dessen  Frau  einem  Vorwandten  anheimfiel  samt  ihrem 
Vermögen.  Der  Prophet  verlK't  dies  im  Koran  IV:  „0  ihr  Gläu- 
bigen, es  ist  nicht  erlaubt,  Frauen  durch  Erbschaft  sich  anzu- 
eignen; hindert  sie  auch  nicht,  einen  anderen  zu  nehmen,  um 
einen  Teil  ihrer  Mofgengabe  dadurch  zu  erhalten;  es  se!  denn, 
sie  hätten  ein  offenbares  Vergehen  begangen;  gehet  vielmehr 
billig  mit  ihnen  um.  Wenn  ihr  sie  aber  hasset,  so  kann  es 
leicht  sein,  dass  ihr  gerade  etwas  hasset,  worin  von  Gott  grosses 
Glück  für  euch  bereitet  ist." 

Das  Levirat  ist  vielfach  als  eine  Art  successive  Polyandrie 
und  Rest  früiieren  Anrechts  der  Brüder  an  denji  Weibe  aufge- 
fas§t  worden.  Joseph  Müilor  hat  in  seiner  kleinen  Schrift  über 
das  sexiiello  Leben  bei  den  Naturvölkern  zahlreiche  Beispiele 
zusammengefasst.  Ich  erwähne  hier  nur,  dass  es  nach  Moses 
5.  Buch  XXV  5  als  ein  Recht  dor  Frau,  für  den  Mann  als  lästige 
Pflicht  galt.  Von  den  Bdudschen  erzählte  Heinrich  Pottinger: 
„Das  Verlöbnis  hält  man  so  heilig,  dass,  wenn  der  Bräutigam 
vor  der  Vermählung  stirbt,  sein  Bruder  durch  die  Regeln  der 
Ehre  und  Schicklichkeit  sich  verpflichtet  fühlt,  die  Braut  zu 
heiraten."  Bei  den  Arabern  war,  wie  bei  den  Semiten  über- 
haupt, dc.s  Levirat  anerkannter  Brauch  gewesen.  Der  Koran 
verbot  später,  Frauen  gegen  ihren  Willen  zu  erben.  „Doch"  — 
sagt  Klemm  —  ,,es  schlägt  die  "Witwe  selten  den  Antrag  ihres 
Schwagers  ab,  weil  durch  solche  Vereinigung  das  Familieneigen- 
tum  beisammen  bleibt," 

Wlnckler  erwähnte  —  in.  einem  Vortrag  iu  der  Gesellschaft 
für  Ethnologie  1898  ~  eine  arabische  Inschrlfi,  welche  Vater 
und  Sohn  als  gemeinsame  Erzeuger  eines  amierea  Sohnes  an- 
führt; er  schliesst  darau?  auf  Weibcrkommunismus  im  Glücklichön 
Arabien.  Joseph  Müller  bestreitet  die  Berechtigung  dieser  Fol- 
gerung, zitiert  dagegen  —  in  seiner  Schrift  über  dvas  sexuelle 
Leben  der  Naturvölker  —  Stiabos  Mitteilungen  über  pnl3^an- 
driscbe  Verhältnisse  bei  den  Minyera  des  Glücklichen  Arabiens: 
Alle  Brüder  hätten  dort  eine  Frau  gem.einsam;  wer  zuerst  komme, 
stelle  seineu  Stab  vor  die  Thür,  gehe  hiuein  und  begatte  sich. 


-^     46     -- 

Mänr.er  3us  einer  anderen  Familie,  die  das  thaten,  galten  als 
Ehebrecher  und  wurden  mit  dem  Tode  bestraft.  Strabc  be- 
richtet weiter,  dass  die  Minj'er  sich  auch  mit  Mutter  und 
Schwester  begatteten,  also  eine  Art  Famiiicnkommunisiüus- inne- 
hielten Tmraor  aber  ist  dies  nach  Joseph  Müller  nicht  völlige 
Pi'omisküität;  denn  ein  Eindringling  musste  dies  mit  dem  Leben 
büssen. 

Strabo  erzählt  schliesslich  eine  amüsante  Geschichte,  wie 
eiuo  Königstochter  von  wunderbarer  Schönheit  sich  mit  List 
ihrer  fünfzüha  Brüder  erwehrte,  die  alle  nach  ihr  Lust  hatten. 
Sie  machte  Stäbe,  denen  der  Brüder  ähnlich,  und  stellte  sie  vor 
die  Thür,  immer  beobachtend,  dass  es  stets  ein  anderer  Stab 
war,  als  der  des  Bruders,  der  eben  hereinkam.  Als  einmal  alle 
Brüder  beisammen  waren  und  doch  noch  ein  Stab  vor  der  Thür 
der  Schwester  lehnte,  ward  die  List  entdeckt.  Was  dann  ge- 
schah,  darüber  schweigt  die  Geschichte. 


30.  Ehebruch. 


riebräische  Gesetze.  —  Der  Koran  über  Ehebrucb.  —  Strafe  der  Steinigung,  — 
Unterechicd  zwiscben  Freien  und  Unfreien.  —  Eine  türkische  Ansicht.  — 
Moslemische  Traditionen.  .  —  Persische  Strafen.  —  Der  türkische  Gesetz- 
gelehrte  Ibrahim  Ilalcby  üb«r  Ehebruch.  —  Die  Kronzeugen.  —  ötrafea  für 
Ehebxeehei'.  —  Der  einzige  Fall  einer  Steinigung  im  Islam.  —  Straflosig- 
keit in  bcBtimmten  Fällen.  —  Korrekt) onelle  Strafen.  —  Der  angebliche 
Ehebruch  der  Propheten gattin  Aischa.  —  Warnung  des  Korans  vor  Ver- 
leumdunger.  —  Politische  Polgen  der  Yerieuiridung  Äischas.  — 
Slldslävische  Ansicht  über  Ehebruch. 

Aöf  Ehebruch  war  bei  den  Hebräern  in  frühester  Zeit  die 
Todesstrafe  gesetzt;  so  verfügte  Moses  im  3.  Buche  XX  10  und 
im  5.  Buche  XXn  22.  An  der  letzt€ren  Steile  heisst  es  sogar: 
auch  Bräute,  die  dem  Bräutigam  die  Treue  brechen,  sollen  mit 
dem  Verführer  zu  Tode  gesteioigt  werden.  Später  wurde  dieses 
Gesetz  gemildert.  In  den  Sprüchen  Jesus  des  Sohnes  Sirachs 
heisst  es  XXin  19:  Ehebrecherinnen  und  Ehebrecher  sollen 
gestraft  werden;  aber  von  Todesstrafe  ist  hier  nicht  mehr 
die  Rede. 

Im  IV.  Buche  Moses  V  21  wird  die  Ehebrecherin  mit 
körperlichen  Leiden,  mit  einem  hoffnungslosen  Siechtum,  von 
Gott  selbst  bestraft:  „Jehovah  macht  dich  für  deine  Volks- 
genossen zu  einem  Bilde  feierlicher  Verwünschung,  indem  Je- 
hovah, wofern  du  schuldig  bist,  deine  Hüfte  schwinden,  deinen 
Bauch  aber  anschwellen  lässt,  wenn  du  ein  von  den  Priestern 
bereitetes  fluchwürdiges  Wasser  trinkst.  Dieses  Wasser  soll 
eindringen  in  deine  Eingeweide,  so  dass  der  Bauch  schwelle  und 
die  Hüfte  schwinde." 

Unerschöpflich  in  Verdammung  des  Ehebruches  ist  der 
Koran.  In  der  Sure  IV  heisst  es:  „Wenn  euere  Frauen  sich 
darch  Ehebruch  vergehen,  und  vier  Zeugen  aus  euerer  Mitte 


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bezeugen  dies,  dann  kerkert  sie  in  euerem  Hause  t*.in,  bis  der 
Tod  sie  befreiet  oder  Gott  ihnen  sonst  ein  Befreiung-smittol  an- 
weist" Vergehen  sich  Sklavinnen  nach  der  Verboiratuugr  durcli 
Ehebruch,  .,so  sollen  sie  die  Hälfte  derjenigen  Strafe,  welche 
freien  Frauen  auferlegt  ist,  erleiden."  Sklavinnen  ^rerdon  des- 
halb gelinder  bestraft,  weil  bei  ihnen  keine  so  gute  Erziehung 
vorauszusetzen  itt,  sagt  üllmann  in  seinem  Korau-Koinnienlar. 
Nach  der  Suana  sollen  Ehe'brecher,  wenn  sie  Freigeborene  sind, 
gesteinigt  werden;  wenn  sie  aber  Sklaven  sind,  erhalten  sie 
blos  hundert  Geisseihiebe. 

Der  Türke  Omer  Haleby  sagt  den  ehebrecherischen  Frauen 
—  denn  zumeist  hat  das  Gesetz  die  Frauen  im  Auge  —  Fol- 
gendes: „Ihr,  die  ihr  ehebrechet,  wisset,  dass  die  Bastonnade 
und  die  Todesstrafe  euch  bedrohen.  Höret,  wie  das  Benehmen 
der  Ammewij'j  war,  welche  sich  durch  Ehebruch  vergangen 
hatte:  sie  wurde  zur  Strafe  der  Steinigung  verurteüt;  aber,  da 
sie  schwanger  war,  wurde  ihre  Strafe  dem  Gesetze  gemäss  jsus- 
peudiert.  Nach  ihrer  Niederkunft  und  nachdem  sie-  mehrere 
Monate  die  Fi-ucht  ihres  Verbrechens  genossen  batt*;,  erschien 
sie  vor  dem  Propheten,  auf  ihren  Armen  das  Kind  tragend,  mit 
einem  Stück  Brod  in  den  Händen.  0  Herr,  rief  sie,  du  siehst 
das  Kind  schon  imstand;?,  seiner  mütterlichen  Pflege  entraten 
zu  können;  ändere  deshalb  nicht  mehr  die  gesetziicbt'  Strafe 
für  mein  Verbrochen.  Ich  könnte  vom  Tode  überrascht  und. 
verdammt  werden,  meine  Sünde  in  der  Hölle  zu  büssen;  es  ist 
deshalb  besser,  wenn  ich  das  Leben  dieser  Welt  verliere,  als 
die  Glückseligkeit  in  der  ewigen  . . .  Glaubet,  o  Töchter  des 
Islams,  dass  die  bitteron  Thr&nen  und  diese  Beweise  der  Reue 
der  frommen  Ammewije  ihre  Sünde  in  den  Augen  Gottes  und 
der  ^lenschen  hiawcgwuschen.  Denn  Gott  ist  gerocht  und 
barmb  erzig!" 

Ertappt  in  Persien  der  Mann  seine  Frau  in  flagranti, 
80  dürfte  er,  streng  genommen,  sie  töten.  Da  aber  der  Beweis 
mittels  Zeugen  schwer  zu  führen,  ja  nach  der  Forderung  Alis 
„Necesse  est  videre  st^^Lü  in  pixide",  kaum  möglich  ist,  zieht 
man  die  Scheidung  voi ,  selbstverständlich  muss  dann  die  Frau 
den  Ansprüchen  auf  ein  Heiratsgut  entsagen. 

Der  Code  des  Ibrahim  Haleby  behandelt  ausführlich  dis 
Arten  des  Ehebruches  und  die  entsprechenden  Strafen,  die  das 


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türkische  Gesetz  dafür  bestimmt.  Es  heisst  dort:  Ehebruch  ist 
oiii  Akt  der  ünreinlichJkeit,  dessen  maa  sich  mit  einer  Person 
schuldig  macht,  auf  die  man  keine  legitimen  Rechte  hat.  Be- 
weis des  Verbrechens  ist:  entweder  das  freie  Geständnis  der 
Solioldigen;  oder  die  Deposition  der  Zengen  vor  Gericht.  Im 
ersten  Falle  müssen  die  Verbrecher  ihr  Geständnis  viermal  in 
vier  verschiedeneu  Sitzurgen  des  Gerichts  wiederholen.  Danach 
ist  das  Verbrechen  erwiesen,  und  die  Strafe  tritt  ein.  Sie  sind 
keiner  Körperstrafe  ausgesetzt,  wenn  sie  sich  mit  Unkenntnis 
des  Gesetzes  oder  damit  entschuldigen,  dass  sie  sich  der  Schwere 
dos  Verbrechens  nicht  bewusst  gewuscQ.  Wenn  beispielsweise 
ein  Mann  mit  seiner  Frau  nach  einer  vollkommenen  und  kon- 
traktlichen Scheidung  schläft;  wenn  ein  Herr  mit  einer  Sklavin 
nach  ihrer  absoluten  Freilassung  schläft;  wenn  ein  Herr  mit 
einer  Sklavin  schläft,  die  ihm  als  Geissei  gegeben  wurde,  in 
Wahrheit  aber  einem  seiner  BJutsfreunde  gehört;  und  wenn  der 
Scliiildige  erklärt,  er  habe  nicht  gewusst,  dass  er  das  nicht  thim 
dürfe  — -  so  wird  ihm  die  Strafe  erlassen  ...  In  allen  diesen 
Fällen  ruft  der  BeiscWaf,  obgleich  er  illegitim  ist  und  das  Gesetz 
verletzt,  doch  keineswegs  eine  legale  Strafe  hervor;  denn  er 
verhindert  den  Vater  nicht,  das  Ejnd,  das  aus  einem  solchen 
Verkehre  hervorgeht,  anzuerkennen  und  zu  legitimieren.  Anders 
aber  ist  es,  wenn  man  das  Verbrechen  mit  der  Skhavin  eines 
Blutsverwandten  begebt;  ob  in  diesem  Falle  der  Schuldige 
Ignoranz  des  Gesetzes  vorschützt  oder  nicht  —  er  ist  strafbar. 
Im  Falle  ein  Ehebruch  durch  Zeugen  erwiesen  wird,  so 
ist  vorgeschrieben,  dass  vier  tugendhafte  und  glaubwürdige 
¥r-^ner  eine  einmütige  Deposition  beibringen.  Sie  müssen  gleich- 
zeitig vor  dem  Tribunal  erscheinen  und  einstimmig  deponieren, 
aber  nicht  unter  der  Benennung  einer  einfachen  „Dschima", 
einer  simplen  angcbh'chen  VereiTiigung  der  Schuldigen,  sondern 
unter  der  Benennung  „Sena",  Ehebruch.  Und  sie  müssen  sagen, 
dass  sie  Zeugen  des  Aktes  selbst  gewesen  seien,  sie  müssen 
kel  mil  ß  mikhale,  styJnm  in  pixide,  gesehen  haben.  In  solchem 
Falle  sollen  sich  die  Zeugen  keine  Skrupel  darüber  miichen,  dass 
sie  ihre  Bücke  auf  jene  Körperteile  ihrer  Nebenmenschen  ge- 
richtet hatten,  welche  der  Koran  und  die  Scham  unter  anderen 
Umständen  anzuschauen  verbieten.  Denn  in  solchem  Falle  hat 
der   Mensch    die   Ffiicht,   das   üebei  zu  betrachten,  am  es  zu 

St;>.ru.  Meiiiziu,  AberLla.'b«  a.  üüschlecht-jl'jbeii  in  der  Tüvk;?»,   11. 


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Strafen.  Im  übrigen  aber  sind  weder  Ohreiizeug-eii  noch  substi- 
tuierte Zeugen  von  der  Justiz  annenmbar-.  und  selbjt  die  Augen- 
zeugen gelten  dann  nichts  mehr,  wenn  ihre  Depositionen  einmal 
verworfen  woruun  sind,  weil  sie  uügenügond  waren.  Denn  diese 
Depositiouen  müssen  vollkommen  übereinstimmen  bezüglich  der 
Zeit  und  de;»  Ortes  des  Verbrechens  und  bezüglich  der  Mitschuld 
der  Frau.  Dem  Richter  ist  stren;rste  Vorsicht  und  Aufraerk- 
samkeit  zur  Pflicht  gemacht.  Der  geringste  Widerspruch  in  den 
ZeGgenauasagcn  über  die  Mitschuld  der  Frau  hebt  die  belasten- 
den Zeugnisao  anf.  Die  Deposition  der  Zeugen  mugs  in  Gegen- 
wart des  beschuldigten  Ehebrechers  statthaben;  die  beschuldigte 
Frau  aber  braucht  nicht  anweseud  zu  ücin.  Auch  muss  die  De- 
pociition  der  Zeugen  sofort  nach  dem  Verbrechen  erfolgen  und 
der  Termin  der  Verhandlung  sich  nicht  über  einen  Monat  er- 
strecken. Den  Zougeu  steht  es  frei,  auszusagen  oder  nicht;  und 
beides  ist  lobenswert.  In  ersterem  Falle  dienen  sie  der  Wahr- 
heit und  erhalteu  das  Verdienst,  ein  Verbrechen  entdockt  und 
die  Bestrafung  veranlasst  zu  haben,  und  sie  nehmen  teil  an 
der  Srhaltung  der  öffentlichen  Sittlichkeit.  Im  anderen  Falle 
aber  ist  ihr  Schweigen  ein  hnmanüi  Akt  gegen  den  Nächsten. 
Denn  der  Prophet  aa^te:  „Derjenige,  vreicher  de?  Moslem, 
seinen  Bruder,  dockt  —  der  wird  auch  seine  Frau  am  Tage  des 
Gerichts  von  der  göttlichen  Barmherzigkeit  gedeckt  aehen." 

Die  Strafe  für  Ehebrecher  ist,  wenn  die  Personen,  die  das 
Verbrechen  begangen  haben,  „Moücl  :^sin"  sind:  die  Strafe  Red- 
scliim,  die  Sti-afe  der  Steinigung.  Ais  „Moüchssin"  aber  be- 
trachtet man  solche  Männer  und  Frauen,  die  gros.sjäiuig  sind, 
gesunden  Geistes,  gesunden  Leibes,  moslemisch,  frei  und 
bereits  verheiratet  Fehlt  dem  Manne  oder  der  Frau  eine  dieser 
sechs  Eigenschatten,  so  können  die  Schuldigen  nur  zur  Strafe 
der  Auspeiisohung  verurteiJt  werden.  Ein  im  Fastenmonat 
Ramasan  begangener  Ebebnich  Vvird  m  jedem  Falle  mit  dem 
Tode  bestraft;  da  gib't  es  keine  Milderungsgrönde.  Das  Gleiche 
gescjiieht  im  Falle  der  Unverbesserlichkeit  und  der  Wieder- 
holung, oder  es  trifft  unabwendbar  den  Mtinn,  wenn  die  Frau 
infolge' eines  Aktes  der  Vergewaltigung-  stirbt. 

Die  Ausj^eitschung  besteht  in  hundert  Peitschenhieben  bei 
freien,  in  fünf/Jg  bei  dierenden  Personen.  Die  Hiebe  düifen 
nicht  allzuhefiig  sein,  damit  sie  nicht  den  Tod  der  Verbrecher 


—     51     — 

herbeit'üJiren;  uoch  allzuschwach,  so  das^^  sie  den  Zvfe<"k  dr>s 
Gesetzes,  das  die  Besserung-  erstrebt,  nicht  erfiilieu.  IMe  Iliobe 
diirferi  aaif  alle  Köri^erteile  -  -  den  Kopf  und  die  Geschlechts- 
teile ausgenommen  —  ausgeteilt  werden.  Der  schuldige  Manje 
mnss  bei  Empfang  der  Körperstrafe  aufrecht  stehen  und  ein 
Hemd  anhaben.  Die  bestrafte  Frau  muss  pitzen  und  beklcid3t 
sein,  darf  jedoch  kein  mit  Pelzwerk  gefüttertes  Kleid  anhaben. 
Unabhängig  von  diesen  Strafen  kann  die  Bchörue  als  Strafe  für 
den  Ehebruch  auch  die  Strafe  der  Verbannung  aussprechen. 
"Wenn  der  Ehebruch  mit  einer  geraubten  Sldaviu  au^!ge1i))t 
wurde,  so  mu^^s  der  .Häuber  nocii  eine  Entsctiilaiguag  in  Geld 
au  den  rechtmt^'siiigcn  Besitzer  der  Sklavin  zahlen. 

Die  Str-siV  <[tv  Steinigung  nmss  i-tfeutUcli  si'.ittfinden.  Der 
venuteiUe  Mani]  soll  mitten  in  einem  Felde  frei  stehen,  die 
verurteilte  Frau  aber  bis  zu  ihrem  Busen  in  einer  Grube  ein- 
gegraben sein.  Die  Zeugen  des  Verbrechens' müssen  die  cJisteij 
Steine  auf  die  Verurteilten  werfen;  dann  folgen  die  Mitgligder 
der  Behörden,  daun  nimmt  das  Volk  Teil  am  Steine  weilen, 
welches  so  lange  fortgesetzt  wird,  bis  die  Bestraften  kein  Lebeaa- 
zeichen  mehr  geben.  Wenn  die  Zeugen  sich  weigern,  an  der- 
Prozedur  teilzunehmen,  oder  wenn  sie  gar  niclit  um  'Ksge  des 
Gerichts  erscheinen,  oder  wenn  sie  in  der  Zeit  von  der  Fällung 
des  ürieils  bis  zur  Exekution  verstorben  sein  soUlen  —  so  hebt 
dies  die  Todesstrafe  für  die  Schtildigen  aar. 

in  dem  Falle,  dass  die  Ehebrecher  nicht  infolge  von  >^eagen- 
aussagcn,  sondern  infolge  ihres  eigenen  Geständnisses  verurteilt 
wui'den,  müssen  die  Mitglieder  der  Behörden  die  ersten  Steine 
werfen. 

Den  so  Bestraften  darf  die  Ehre  eines  Begräbnisses  nicht 
verweigeit  vrerden. 

Wenn  die  ei'ebrecherische  Frau  sich  im  Zustande  der 
Schwangerschaft  befindet,  so  hebt  dies  für  den  Augenblick  jede 
Strafe  auf.  Und  wenn  sie  ihr  Verbrechen  selbst  eingestanden 
hat,  so  erfr-vat  sie  sich  der  Freiheit  bis  raoh  ihrer  Nie;lerkunft, 
und  selbst  darüber  hinaus  tii)cli  so  lauge,  ab  das  Kind  ihrer 
Milch  urid  ihrer  niütterlichen  Sorge  bedarf. 

Zu  Zeiten  Mohammeds  IV.  wurde  zu  KoustaTiliuopel  eine 
Shebrecherin,  das  Weib  eines  Schub tlickers,  weiche  mit  einem 
Juden,    einem  Leinwandhändler,  beim  Ehebruch  ertappt  worden 


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war.  gcstcJnk't.  Seit  der  Gründung  dea  Islams  hatte  dies'  vor 
dem  Koran  für  den  Ehebruch  verhö.ugte  Strafe  nicht  stattge- 
fuiiden,  weil  der  Prophet,  als  die  Strafe  auf  einen  seiner  tapfer- 
sten Feldhorm  angewandt  werden  sollte,  ein  milder  Ausleger 
des  im  Namen  des  Himmels  zu  strenge  gegebeiicn  Gesetzes,  als 
unerlässliches  Bodinjrnis  die  Anssaeo  von  vier  wahrhaftigen 
Augenzeugen  gefordert  hatte,  so  dass  weder  damals,  noch  seitdem 
die  durch  den  Koran  verhängte  Strato-  der  Steinigung-  in  An- 
wendung gekommen  war.  Di**s  wai'  der  Kegierung  Sultan 
Mohammeds  IV.  unter  der  Ol^erstlandricbtcrschaft  Bejasisade 
Achmed  Efendis  vorhchalten.  Dieser,  ein  ehcnso  streaaei  v/io 
gelehrter  Orthodoxe,  Verfassor  der  „WilioRsandeutUTjg-  in  den 
Andachtsühungon  des  grössten  Imams",  ruhte  nicht,  bis  er  einige 
verdächtige  Zeugen  zur  Ablegung  des  Auarnbewoises  vermocht 
hatte,  worauf  dann  vor  der  Moschee  SuJtiin  Achmeds  eine  Grube 
gegraben,  das  Weih  des  Schuhflickers  und  der  Jucie  eingegraben, 
dieser,  weil  er  Tags  zuvor,  in  dfrlloffouiig,  sein  Leben  zu  reiten, 
Moslem  geworden,  aus  besonderer  Gnade  zuvor  geköpft,  das 
Weib  aber  vor  dem  Volke  unter  einem  Haufen  von  Steinen  be- 
graben wurden,  ücr  Sultan  hatte  sich  in  den  Palast  Fasllpaschas 
auf  den  Honuplatz  begcbcu,  um  diesem  Schauspiele  strenger  Ge- 
sctzanwciiduu'^"  sollisl  zuzuschauen. 

Nicht  als  Khehvecher  hi^t] achtet  werden  dai'f  der  Moslem^ 
welcher  einer  fi-nieu  Frau  dio  Gun^-tbczeugung  bezahlt  hat.  Des- 
gleichen kanu  \v('cer  iibur  Manu  noch  Frau  dit>  Todesstrafe  ver- 
hängt werden,  wenji  sie  den  Shcb7nch  in  einem  fremden  Lande 
oder  in  einer  gegen  den  legitimen  Souverän  revoltierenden 
Gegend  begangen  haben.  Tu  diesen  beiden  Fällen  darf  nur  einft 
korrektionelle  Strafe  diktiert  werden. 

Strafbar  sind  ferner  fremde  Männer,  die  des  Ehebruchs  mit 
einer  Frau  des  Landes,  oder  eiuheimische  Männer,  die  mit  einer 
fremden  Frau 'Ehebruch  verüben. 

Korrektionelle  Strafen  gebühren  insbesondere:  für  den  Ehe- 
bruch mit  einer  iiahen  Verwandten;  für  eine  unreine  Handlung, 
die  eine  unmündige  Person  begeht;  für  ein'.-  Handlung,  die  ein 
Maan  In  der  Duukellu'ii  und  aus  Irrtujn  begeht:  en  einer  fremden 
Frau,  an  einer  Sklavin  seiner  Frau,  seines  Vate.'-s  odev  seiner 
Mutier;  für  Liawta  oder  Päderastie  mit  einf  r  Person  männb'chen 
oder  weiblichen  Geschlechts;  für  das  verächtliche  Geschärt  der 


—     63     — 

Kuppelei:  für  Uiiziuht  mit  Ticmn;  für  Verheiratung  mit  einer 
Witwe  oder  geschiedenen  Frau,  so  langt  f>ic  noch  nicht  aus 
dem  Mdet  -  ans  der  Periode,  die  sie  bis  zw  Wiedervorheira- 
tunc:  abwarten  muss  —  heraus  ist;  für  den  fielen  Verkehr  der 
beiiicn  Geschlechter,  wenn  ein  Mann  und  eine  Frau,  die  nach 
dorn  Gesetze  sich  nicht  sehen  dürfen,  sich  in  familiärer  Weise 
treffen,  miteinander  plaudern,  schäkern  und  gemeinsam  ein 
Mahl  nehmen;  für  jeden  Mangel  des  Respekts  in  den  Gesten 
eines  Maunes  gegenüber  einer  Frau,  die  ihm  fremd  und  nicht 
verwandt  ist;  für  die  Vernachlässigung  der  Gleichheit,  die  der 
Mann  allen  seinen  legitimen  Frauen  schuldet;  aber  dies  gilt  nur, 
sobald  der  Mann  nach  einer  ersten  Verwarnung  sein  Vergehen 
TAiederholt;  endlich  gebührt  eine  korrektioneile  Strafe  für  den 
Ungehorsam  der  Frau  gegen  den  Willen  des  Mannes.  — 

So  wie  es  in  allen  diesen  Gesetzen  den  Richtern  vorge- 
schrieben ist,  sie  nur  mit  grösster  Vorsicht  und  nach  genauer 
Prüfui){:-  des  Thatbestandes  anzuwenden,  ebenso  wird  auch  den 
Gläubigen  anbefohlen,  in  ihren  Anklagen,  Beschuldigungen  und 
Aussagen  die  peinlichste  Wahrheitsliebe  zu  beobachten. 

Im  Koran  XXXIII  58  heisst  es:  „Und  diejenigen,  welche 
die  gläubigen  Männer  und  Frauen  unverdieuterweise  verletzen, 
die  haben  die  Schuld  der  Verleumdung  und  offenkundiger  Sünde 
zu  tragen.** 

Koran  XXIV  4—15,  18-20,  23—25  behandelt  die  falsche 
Anklage  des  Ehebruchs.  Der  Anlass  hierzu  war  folgender: 
Aischa,  die  dritte  und  liebste  Frau  des  Mohammed,  die  ihn 
bei  dem  Feldzuge  gegen  den  Stamm  Mozdalek  im  fünften  Jahre 
der  Hidschret  begleitete,  kam  in  der  Nacht  vom  Wege  ab. 
Safan  Ebn  Al'Moattel,  einer  der  vornehmsten  Heerführer,  blieb 
zufällig  auch  zurück  und  fand  des  Morgens  die  Aischa  schlafend. 
Als  Aischa  erwachte  und  Safan  erblickte,  warf  sie  den  Schleier 
übers  Gesicht.  Safan,  ohne  weiter  ein  Gespräch  mit  ihr  anzu- 
knüpfen, Hess  sie  sein  Kamel  besteigen  und  brachte  sie  zurück. 
Durch  diesen  Vorfall  suchten  Mohammeds  Feinde,  namentlich 
ein  gewisser  Abdallah  Ebn  Obba,  Aischas  Tugend  zu  ver- 
dächtigen, was  dem  Mohammed  grossen  Kummer  verursachte. 
Zu  seiner  Beruhigung  und  zum  Tröste  der  Aischa,  ihres  Vaters 
Abu  ^.ier  Ebu)  Bekr  und  des  Safan  wurden  in  der  XXIV.  Sure 
nachfoi^  ende  Verse  offenbart,  welche  diese  Verleumdung  als  eine 


—     51     — 

Prüfuni,^  und  zur  Erhöliiiug'  des  SeelcLiieils  der  Betroffenen  bei- 
tragend darstellt:  „.  .  .  Wer  eii:e  ehrbare  Frau  des  Ehebruchs 
beschuldigt  und  dies  nicht  durch  vier  Zeugen  beweiseji  kann, 
den  geisselt  mit  achizig  Hieben;  denn  er  ist  ein  Bösewicht; 
derjeniirc  sei  ausgenommen,  der  später  bereuot  und  sich  bessert; 
denn  Gott  ist  versöhnend  und  barmherzig  .  .  .  Haltet  die  Partei, 
welche  mit  der  Verleuradung  unter  euch  auftrat,  nicht  für  ein 
üabel;  im  Gegenteil,  dies  ist  gerade  besser  für  euch  (nämlich 
zur  Prüfung  und  Erhöhuug  des  Seelenheils  ueitragend).  Ein 
jeder  von  dieser  Partei  soll  nach  Verhältnis  des  Verbrechens, 
dessen  er  sich  iichuldig  gemacht  hat,  bestraft  werden  (in  dem 
in  Reiie  stehendun  Falle  ciFielten  vier  Personen  jeder  achtzig 
Peitschorjhicbe).  Der  Büclelsführer  aber,  der  die  Vcrlouni^^ung 
vergrössi.rt  hat,  s'Ml  peinliclie  Strafe  erleiden  (nfimlich:  Abdallah 
Ebn  OlVoa,  der  zur  Straf (i  nicht  Moslem  werden  durfte,  sondern 
dh  Ungläubiger  sterben  musste).  Haben  nicht  die  gläubigen 
Männer  und  die  gläubigen  Frauen,  als  ihr  dies  hörtet,  das  Beste 
davon  in  ihrem  Herzen  gedacht,  und  gesagt-  das  ist  offenbare 
Lüge?  Hatten  sie  vier  Zeugen  dafür  aufgebracht?  Da  sie  nun 
keine  Zeugen  a'afbringen  konnten,  so  werden  sie  von  Gott  als 
Lügner  betrachtet...  Waltete  nicht  Gottes  Gnade  über  euch... 
so  würde  euch  schwere  Strafe  getroffen  haben  wegen  der  Ver- 
lerjnduiig,  dio  üir  ausgestreut,  da  ihr  sagtet  mit  eurer  Zunge 
und  sprächet  mit  euerem  Muijde  Solches,  wovon  ihr  keine  Kenntnis 
hattet...  Warum  habt  ihr  nicht,  als  ihr  dies  gehört,  gesprochen: 
£s  ziejut  uns  nicht  davon  zu  sprechen;  bewahre  Gott!  Dies  ist 
ja  eine  grosse  Verleuüidur.g.  Gott  warnt  euch  nun,  dass  ihr 
nie  mehr  zu  ähnlichen  Vergehen  zurückkehret,  so  ihr  Gläubige 
sem  wollt."' 

D"c  Verlciiiiidung  der  Ai'scha  blieb  in  der  Geschichte  des 
Islams  nirht  ohne  üble  Folgen  D*is  erste  Heer  der  Schismatiker 
Motoselc,  der  Abweichenden,  v;ciche  dem  Eidam  des  Propheten 
den  Thron  streitig  machten,  wurde  von  dessen  erklärter  Gegnerin 
A'ischa  angeführt,  welche  dem  Ali,  Gemahlc  ihrer  Stieftochter  Fa- 
tima,  nie  verzieh,  dass  er  bei  Untersuchung  ihres  nächtlichen  Aben- 
teuers ndt  Safan  ni'-lit  blirdsings  ihre  Unschuld  geglaubt,  sondern 
wie  andere  Zvreitle?-  erst  durch  die  vom  Himmel  gesandte  Sure 
zum  Stillschweigen  gebracht  werden  musste.  Da  sie  selbst  auf 
einem  Kamele  der  Schlucht  beiwohnte,  hiess  diese  Schlacht  die 


tk'jj  Kumdsi  Das  Abüniöucr  iler  Liobiiü^'sgeraafcnii  dee  Propheten 
worden  ewijj'o  Kainpfesursfi^ihe  zwischen.  Porsern  aiui  ö.^iiianeii, 
Kwi^ulieü  Scikütcu  und  Simiiiteii;  umi  w^nii  mal  zwisciion  diesen 
bei(j<>n  Voikoni  «nd  Rclig-ionsgonosscftschaften  Friede  geschlossen 
■«Tirde,  £0  waren  dies  die  ständi^jca  Biauptbodiügjungon:  E.it- 
haltang  alles  Schimpfes  aur  die  Geräin'teii  des  ÄovOieten»  des 
Hochverehrten,  auf  die  Imarje,  die  im  heilig-eii  Kampfi  Bewährten, 
und  auf  die  Mutter  der  ßecütgläubltjen,  AiStT.p.  die  Keusche 

l/fis  Verlangen,  die  Elire  den  eifrerif^n  Mausei;,  der  eigenan 
geliebteston  Gattin  zu  schützen,  war  für  Kohammed  der  Grund, 
auch  Sebutz  für  anderer  Frauen  Ehre  festzusetzen :  vier  Zeugen 
sollten  also  den  Ehebruch  bestätig'cn,  sonst  galt  die  Bescbidcü- 
gTing'  als  Verleuuidung.  Ferner  heisst.  es  in  der  XXI7.  Sure: 
„Diejenigen,  welche  ibre  eig-enen  Fmuen  des  Ehebruchs  be- 
schuldigen und  kein  anderes  Zeugnis  als  ihr  cigtmes  daiiiber 
beibringen,  scUen  viermal  bei  Gott  schwören,  dass  sie  die  Wahrheit 
gesprochen,  und  das  fünfte  Mal  den  Fluch  Gottes  über  sich 
rufen,  so  sie  lügen."  Doch  soll  Folgendes  die  Strafe  von  der 
Frau  ab\v>^nden:  ..wenn  sie  vierinai  bti  Gott  schwört,  dass  der 
Gatte  ei»  Lügner  sei,  und  wenn  sie  dns  fünfte  Mal  den  Zorn 
Gott(is  über  sieh  ruft,  so  er  die  ^V'ahJbeit  gesprochen."  UHmaTin 
verweist  hierbei  auf  das  W.  Buch  Moses,  Kapitel  V  11— 3 1  und 
meint:  Mohammed  scheine  die  dort  enthaltenen  Gesetze  gekannt 
und  absichtlich  für  seine  Zwecke  abg-eändert  zu  haben.  — 

Bei  den  christlichen  Balkanvölkern  ist  die  Moral  laxer. 
Kamentlich  einem  ledigen  Manne  verübeln  es  die  Südsiaven 
nieht,  wenn .  er  das  'Weib  eines  Anderen,  das  sich  ihm  freiwillig 
ergibt,  beschläfl.  „Eh,  dala  mu  je'*  -  „nun,  sie  hat  ihm  ge- 
währt",, heisst  es  zu.  seiner  Entschnldigung-,  während  die  Ehe- 
brecherin zu  ihrer  Entlastnng-  auf  das  allgemein  gebräuchliche 
LiedßheB  sieh  berufen  kann:  „Jedes  Weib  ist  eine  liebe  Trottelin, 
die  nicht  blos  zweien,  dreien  gewabi-t;  denn  über  heute  und 
morgen  ist  man  schwarze  Erde."  Gebraucht  aber  ein  ver- 
heirateter Mann  eines  Anderen  ¥T&n,.  so  s^gt  man  zürnend: 
,,er  verheidBot  sich  mit  ilir";  und  „in  jener  Welt  wird  das  Weib 
an  den  Höli(3iJpfosten  mit  auseinandergespreizten  Beinen  auf- 
goh&Dgt  werden;  und  während  ihr  aus  ihrem  Geschlechtstsüe 
Wasser  tröpfelt,  mnss  ihr  Buhle  unter  ihr  stehen  mit  offenem 
Munde,  um  die  Tropfen  aufzufangen." 


3L  Sultanische  Heiraten  und  Hochzeiten. 


Äufänp:licLe  lutAessenheiraten.  —  Vermählung  ThronberecLtigtcT  mh  Skla- 
vinnen. —  Vermählungsfestlichkoitea.  —  Kostspielige  ELi:eniJ.inter.  —  D.ib 
HoclizeitHJaiir  1€12.  --  Die  Hochzeitspalmeu,  Symbole  niänolichor  Kraft.  — 
Milgiftssummer..  —  Brautgeschenke.  —  Eine  rieünfa-ohc  Hociizeit.  —  Fcet- 
essen.  —  Abnahme  der  reichen  Mitgift.  —  Handel  mit  Sultäustöchtern.  — 
Alter  der  Bräuie.  —  Unterschied  zwischen  Jungfrauen  und  Wifwen.  —  Die 
Brautnacht  einer  Prinzessin.  —  Nachteile  der  Ehe  mit  einer  Prinzessin. 

Die  Heiraten  der  osroanischen  Herrscher  waren  anfänglic!;, 
wie  bei  europäischen  Fürsten,  häufig*  mit  politischen  Intcressou- 
fragen  verknüpft.  Ich  habe  schon  früher  als  Beispie]e  osmanisch- 
byzantinische  Ehen  aisgeführt.  Auch  Sultan  Murad  verheiratete 
seinen  erstgeborenen  Sohn  Bajesid  Jildiriin,  t!cn  "Wetterstrahl, 
aus  Interessenpolitik  mit  der  Tochter  des  Herrn  von  Kermian, 
Tvelche  den  schönsten  Teil  der  Besitzungen  ihres  Vaters  dem 
Bräutigam  als  Mitgift  brachte.  Als  Brautwerber  gingen  der 
Richter  von  Brussa,  Chodscha  Efendi,  und  der  Fahnenträger 
Aksankor  mit  dem  Tchauschbaschi  Timurchan,  und  als  Be- 
glciteriunen  der  Braut  die  Frauen  des  Richters  und  des  Fahnen- 
trägers und  die  Amme  Bajesids,  mit  einem  Gefolge  von  drei- 
tausend Männern  und  Frauen,  nach  Kermian  ab.  Der  Fürst 
von  Kermian  empfing  die  Gesandtschaft  ehrenvoll,  übergab  die 
Tochter  den  drei  Frauen  und  bestimmte  seinen  Truchsess,  dass 
er  die  Braut  geleite  und  ihr  Pferd  führe.  Die  Hochzeit  wurde 
zu  Brussa  glänzend  gefeiert.  Es  erschienen  dabei  die  Gesandten 
nicht  nur  der  benachbarten  Fürsten  von  Aidin  und  Mentesche, 
von  Kastamuni  und  Karaman,  sondera  auch  Botschafter  des 
Sultans  von  Syrien  und  Aegypten  mit  reichen  Geschenken.  Sie 
brachten  arabische  Pferde  und  alexandrinische  Stoffe,  griechische 
Sklaven  und   Sklavinnen.     Ewrenosbeg  allein,  ein  griechischer 


Rcnojjfat.  brachte  von  <1p!'.  SoLufii  und  Tochtorn  seines  Vo.lk.os 
hundert  der  Fohöiisleii  KnaVifu  und  Ma(V.hei'  a!?  Sklaver  und 
Sklavimien  dai.  Jedei-  der  ersten  /rhn  Sklaven  tnij«  (-:ir.eTi 
goldenen  Tellei-  mit.  Golds-tiickf-n,  Jeior  der  fdlj^-euden  zehn  oinc 
silberne  Scliiisscl  mit  SiibenvtiK'kcn  aiifj?:ehLiuftj  die  anderea  arht- 
zeJin:  goldene  nnd  .silberne  K:\iineit  und  Waschbecken,  lait  Schmelz 
verzierte  Schalen  und  Ta.ster.,  inii  Juwelen  beset/.ie  Bechvr  nnd 
Gläser,  „so  dass."  ^vie  Iuris  »ag-t,  „d^s  Korans  Bcschreibnnir 
vom  Paradiese  erfüllt  ward:  Und  es  g-ehen  nni  sie  —  die 
Seii^'en  —  Gv^th;  jnug-e  Kinder  mit  Becken  nnd  Kannen  nnd 
Bechern."  Diese  Geschenke  werden  auf  türkisch  ,,Sats::Lu" 
—  „Strenwerk"  —  genannt,  vveil  die  gewöhnlichen  HochzeiLs- 
geschenke.  nändich  Gold-  und  Siihennünzen.  ü'.'jer  den  Kopf  der 
Braut  ausgestreut  werden. 

Eine  Interessen-Heirat  war  spüter  anch  die  der  Tochter 
Bajesids  mit  d<^rn  Prinzen  lilnhaniraed  Sultan,  Enkel  Timnrs, 
welche  mit  des  Letztoren  Erlaubuis  'luf  der  öäl.lich  von  Bnissa 
gelegenen  Ebene  von  Jenischehir  gefeiert  wurde:  aber  sie  hin- 
derte Timnr  nicht,  das  o.smanisc.he  Peicli  zu  zerstören  und  Ba- 
jesid  des  Thrones  zd  entsetzen.  Timnrs  Ehen  selbst  waren 
Nachahm  dng-ej  des  durch  DscLengiRchans  Satzung  und  Leben 
gegebenen  grossen  Beispieles  von  Stärke  der  Herrsch erra acht, 
die  sich  auf  zahlreichen  Faniilienverein  gründet.  Diesen  durch 
Vermählungen  immer  mehr  zu  erv/eitern  nnd  zu  befestigen,  war 
Timurs  Augenmerk  vom  Anfange  bis  zum  Ende  seiner  Re- 
gierung, weshalb  in  der  Geschichte  dersell)en  di',^  llochzeitsteste 
in  stehender  Artikel  sind. 

Als  Timur  erst  im  Aufsteigen  war,  warb  er  um  die  Hand 
der  Prinzessin  Tnrkan-Chan,  der  Schwester  des  Schach  HiL-cin, 
and  er  stützte  den  Thron  Huseins,  so  lange  dessen  Schvvester 
lebte;  aber  ihr  schon  vier  Jahre  nach  der  Vermählung  erfolgter 
Tod  zerriss  mit  den  Banden  der  Blutsverwandschaft  die  der 
Vasallenschaft,  und  Timur  stand  in  offenem  Kriege  wider  Eusein, 
den  Herrn  von  Chorasan  und  Transoxanien,  auf.  Ein  Friede 
wurde  zwar  geschlossen,  der  Krieg  aber  wieder  erneuert,  bis 
nach  der  Eroberung  Balchs  uml  Hu.=eins  Tod  Timnrs  Thron- 
besteigung widerstandslos  erfolgte.  Von  acht  Prinzessinnen, 
welche  im  Harem  Huseins  waren,  behielt  Timnr  die  Hälfte  für 
sich,    nahm    aber   nur    zwei  zu  Gemahlinnen    und  verteilte  die 


—     58     — 

andeven    vier   unter   die  Emire,    seine   Freunde,   SUrürd-   rind 
WaffongcnosF  on. 

Die  Feldzüge  'liinurs  wechFelten  iortnn  rddit  jnir  nüt 
Friedeiisbotecliafteii  und  Frietiencjsclilüssen,  sotidern  aach  mit 
Vermähl  au  gen  ab.  Sslion  nacli  deui  ersten  Feldzug-e  wider  dei: 
erwiiliiiteu  Schach  Ha:>eiii  von  Chuaresm  begchite  Tlraiu  univh 
Dotschaft  dessen  Tochter  Ohansade  als  Gemahlin  für  seinon 
ältesten  Sohn  Schihaugir,  nr.ci  Hnsein  Ssoü  vernxifitaltete  ein 
Fest,  das  ai).  Glan?,  mit  den  bernhniteR  VomillhiungsfeierHch- 
keitcii  der  arabischeu  Kiilifen  wcUeiffiite,  Die  Ausstattung'  der 
Braut  bestand  aus  kostbaren  Kronen,  aus  einem  g-old-vuen 
Tbrouo,  aas  Arnibändorn  und  Ohrgehängen,  Halsbäadern  und 
Giirielii,  aus  Truboj  voll  Edelsteinen  und  Perlen,  aus  Betten, 
Zelten,  Sofa^  nnd  iialdachiuen.  Als  Willkomui  streuten  die 
Grossen  dos  Reichs  über  den  Kopf  der  Braut  Golu.stilcko  und 
Perlen  aus,  Cdo.  Luit  war  \'on  Mc8chi:s  und  Ambra  durchduflet, 
der  Boden  mit  Tapeten  und  Goidsroff  beh8:t;  aus  allen  Städten, 
wo  die  Braut  durchzog,  gingen  ihr  die  Scheichi  und  Kadi,  die 
Iman:.e  und  MoUa  entgegen,  und  alle  diese  Feierlichkeiten 
^vurden  bei  ihrem  EmpfaDge  zu  Samarkand  verdoppelt.  T.'as 
Zell,  worin  die  Vermählung  stattfand,  stellte  von  innen  den 
Dom  des  HiroDiels  mit  Sternen  aus  Edelsteinen  besät  vor,  der 
Zcltknopi  war  aus  Ambra,  und  der  Vorhang  des  innersts^n  Ge- 
maches aus  Goldstotf.  Mehrere  Zelte,  mit  Kaftanen,  Schalen, 
Kleidern  und  Stoffen  gefüllt,  wurden  unter  den  Hofstaat  und 
ilic  Gäste  verteilt;  die  Astronomen  stellten  das  Horoskop  des 
p'lüc'klit'hei'  Augenblicks  der  VormählcLg,  und  diese  wurde  mh 
\'iüer  Pracht  vollzogen,  wovon  der  Osten  seit  den  schönsten 
Zeiten  des  Kalifats  icein  Beispiel  gesehen.  Mit  minderer  Praclit 
^'eierte  Timur  im  folgenden  Jahre  seine  eigene  Hochzeit  mit  der 
Prinzessin  Düschadaga,  der  Tochier  des  Sultans  der  Dschetcü, 
nachdem  (;r  dieselbe  auf  dem  zweiten  Feld^juge  wider  ihren 
Vater  gefangen  genommen.  Am5ser  mit  den  bereits  genannten 
Frauen  vcrmühlie  Timur  sich  auch  mit  der  Prinzessin  Tuman- 
aga,  Tochter  des  Emirs  Mnsa,  der  zuliebe  er  die  zwölf  könig- 
lichen Gürten  SciUiarkunds  in  einen  vcrelnig-te,  welcher  „Bagni 
ü;hi«cl!t,  d('r  Garten  des  Paradieses"  genannt  ward.  Die  Bande 
der  Versehwägerung   retteten   aber   den  Sultan   der  Dscheten 


-.     69     -- 

ebensowenig  wit  deu  Srhar-h  von  Ctuaresni  o^lcr  den  Snltan 
der  Osmanen  vou  ihrem  TJntcrgango. 

Im  Jahre  1396  feierte  Tiinn.r  ei?i<?  Doppellioclizeit,  die  der 
Prinzessin  Begisi,  seiner  Enk-jüii.  mit  dorn  Prinzen  Iskender 
Mirsa,  und  seine  ci(j;'c;ne  mit  TuwulcLanim.  der  Tochter  Kescr 
Ctiodschahs,  des  uiougoHschen  Prinzi»n,  die  er  im  siebenmal 
neunten  Jahre  seifte'S  Lebuus,  als  ncninte  seiner  Gemahlinnen, 
freite,  und  der  er  den  ücuangelegten,  herrlic]^sien  Garten  von 
Samarkand,  „Dilgüscha,  Herz  eröffnend"  genaimt,  widmete. 

Die  junge  Braut  konnte  —  wie  Hammer  schreibt  —  den 
alten  Eroberer  zu  keiner  Untreue  an  der  Braut  des  Siegs  und  der 
Eroberung  verleiten;  an  die  Zubereitungen  des  liochzeitsfestes 
schlössen  sich  die  des  Feldzugs,  und  von  dem  Brautbett  stand 
Timui'  zu  Indiens  Eroberung  auf. 

Des  Tatarenkaisers  geliebteste  Günstiingin  hiess  Tscholpan, 
Morgcnsteru.  Er  hing  so  an  ihr,  dass  er  sie  auf  allen  seinen 
Reisen  mit  sieh  führte.  Dieser  blutgierige  Despot  konnte  auch 
in  der  Liebe  masslos  sein;  merkwürdigerweise  nicht  blos  in  der 
Geschlechtsliebe,  sondei'n  auch  in  der  Familienliebe,  Seine  ein- 
zige Tochter  Sultan  Becht  konnte  von  seiner  Liebe  zu  ihr  alLes 
verlangen. 

Trotz  der  schlimmen  Erfahrungen,  die  der  osmanische  Hof 
mit  der  tatarischen  Verschwägerung  gemacht  hatte,  legte  er 
noch  lange  nachher  Wert  auf  vornehme  verwandtschaftliche  Be- 
ziehungen. So  zog  Siiltau  Murad  IL  mit  grossem  Pompe  nach 
Adri&nopel,  zur  feierlichen  Hochzeit  mit  der  ihm  verlobten 
Tochter  des  Fürsten  von  Sinopc.  Elwanbeg,  der  Obersttruchsess, 
in  dessen  Familie  dieses  Hochamt  und  das  der  Brautwerbungs- 
gesandtschaft  erblich  war,  wurde  mit  der  WitAve  Chalil-Paschas, 
weiche  unter  Siiitan  Mohammed  in  dessen  Harem  ei*zogen  wor- 
den war,  nach  Sinope  geschickt,  die  Braut  in  vollem  Staate  ath 
zoholen.  Der  Fürst  von  Sinopo  empfing  die  Botschaft  mit  geziemen- 
den Ehren  und  Würden;  er  übergab  die  Tochter  der  Gemahlin 
Chalil  Paschas.  Ueberal!,  wo  der  Zng  durchkam,  wurde  die 
Prinzessin  auf  das  feierlichste  bewillkommnet,  und  dann  zü 
Adrianopel  die  Hochzeit  des  Sultans  gefeiert. 

Auch  der  Winter  1438  war  zu  Adrianopel  den  FesUich- 
keiten  der  Vermählung  Murads  II.  mit  einer  anderes,  feiner  ser- 
bischen Prinzessin  gewidmet. 


„     60     — 

Tu  doinsRU)ci]  Jahre  feierte  'Älurad  fiiich  seines  Sohnes 
Möhaniujeds  Vermähliiüg  mit  der  PiiTizCvSsin  von  Sulkadr. 
Siileimanbeg.  der  turkmenische  Fürst  dieses  Landes,  hatte  fünf 
Töchter;  um  eine  derselben  ab  .Braut  für  den  osmaaischen 
Thronfolger  auszuwählen,  wurde  dio  Frau  Chisr  Agas  auf  Braut- 
bescbau  gesendet,  und  der  von  ihr  im  Namen  dos  Sultans  für 
seinen  vSohn  Gewäblten  steckte  sie  den  Verlobungsring-  an.  Zum 
zweiten  Male  ging  diese  Matrono  ndt  dem  Brantbewcrber 
Siridschi-Pascha,  um  die  Braut  abzuholen,  welche  von  den  Vor- 
nehmsten ihres  Landes  mit  dem  ßrautschatzv  nach  Brussa  be- 
gleitet ward.  Die  Richter,  die  LHema,  die  Scheiche  kamen  der 
Prinzessin  im  feierlichen  Zuge  entgegen;  die  Hochzeit  selbst 
wurde  zu  Adrianopel  nebst  vielen  anderen  Festlichkeiten  auch 
durch  GcdicLte  drei  Monate  lang  gof'dert. 

Seither  aber  berichtet  die  osnnLni^icbo  G'^schichte  nur  selten 
von  Hochzeiten  der  Sultane  oder  Sultans?öhne  rnir  Prinzessinnen; 
es  wurde  fast  Gesetz  für  die  Thronbnrcchtigten,  sich  nur  mit 
Sklavinnen  zu  verheiraten,  und  kein  Wert  ipolir  auf  vornehme 
Bezieh ungen  gelegt.  Desto  grösseren  Raum  beanspruchen  in  der 
osmaüischen  Geschichte  die  Verinählungsfestiichkeiton,  welche 
zu  Ehren  der  Sultanstöchter  stattfanden,  mjt  deren  Händen  und 
Herzen  aber  nicht  fremde  FürstJichkciten,  sondern  Günstlinge 
des  Hofes  beglückt  wurd'.m.  So  feierte  zu  Constantinopel  Sultan 
Suleiman  der  Grosse  mit  „bisher  noch  ungesehenen  Festen"  die 
Hochzeit  seiner  Schwester  mit  dem  Grosswesir  Ibrahim pascha. 
Auf  dem  Hippodrome  wurden  Zelte  und  ein  Thron  liir  den 
SuKau  errichtet.  Der  zum  Brautführer  ernannte  zweite  Wesir 
Ajaspascha  —  der  zu  Rhodus  als  Begierbog  Rumilis  vor  dem 
Bollwerke  der  Deutschen  gelegen  —  und  der  Janitscharenaga 
begaben  sich  ins  Sserai,  den  Sultan  zu  laden,  welcher  sie  reich 
beschränkte  und  den  Ibrahira  hochpries.  Durch  sieben  Tage 
wurden  die  Süihdare,  Sipahi,  Ulnfedschi,  Chureba,  Dschebedschi, 
Topdschi,  am  achten  die  Janitscharen  und  die  Wesire,  Begler- 
bege  :ind  Bege  auf  das  glänzendste  bewirtet.  Am  neunten 
Tage,  als  am  Vorabend  des  zui-  Abholung  der  Braut  aus  dem 
Sserai  bestimmten,  begab  sich  der  Sultan  „wie  zwischen  zwei 
Wänden  von  Goldstoff  und  seidenen  Decken,  womit  die  Fenster 
der  Gassen,  wodui-ch  er  zog,  behangen  waren",  nach  dem  Palaste 
Ibrahimpaschas. 


—     61     — 

Ben  fei<3rlicL9n  Zn«:  eroifnetec  die*  „ItO'^hreitspr'Jmen"  als 
aulVeciitstflicndf  Symbole  der  MaüJieskraft;  c-hv^  voa  ihjoü  be- 
stand ans  sf^chzit^iaEhend.  die  {indere  aas-  i?cchMr:i(lvi'.'r/i(rtyuien(l 
klüinpii  Stinken;  auf  üii-ea  wim^v  „rlio  sclly.ntist.iMi  Gr.'iiJ.l?  von 
lJii!i:rK,:n,  Rii;ni<';ii  \m<[  Wuudeitien'n,  finc  g-an/c  *^o!l^»|»^a.ü'a•  iiv»d 
Wniidoi  V,  :!(/'  zu  schauen.  Sociis  Tas:''^  «iuiiach  feruhfc  .Salcnnan 
auornials  sich  nach  (loni  avit  Hippudrojii  {/clontr,*:»»  Sseiai 
Iljrahiinpa^cticii  zi,i  yej-fii?(;ii,  mul  unlor  niariTiiur;.Jti,i?ri«  Schau- 
i?pielen  vr.n  riiijrerii,  Täiizerii  unJ  I'foilsdiiitzfn,  WVttrcuiien 
und  anderen  ^^Jrlustig-uöuen.  vcn  deri  Dichtei'i  üi;;  lloduoits- 
g(!dichtc  aDzuaohmen. 

Die  Hochzeit  eines  anderes  Ibrahim  mit  der  Suitanin  Aische, 
der  Tochter  Miirads,  fand  el)erfalh  'nit  gro-^sf-n^.  Gepräng-o  s^ratt. 
Duri.'h  R'anz  neue  ausscrordeniiiche  Be^'-ünstipung-  wiudc  die  nach 
dem  Kütism  ant  hundert tauseiid  Dukate;i  fcsti<cset/.le  Mitgift  der 
Prinzes^sin  auf  das  Dreifache  erhöht:  der  Brantftihici-  war  der 
KapudaivpaBcha  Kilidsch  Ali.  desson  Pp.EtutTe!i'TS€h'.'Hk:  allein 
fiiufzig'tausoiTd  Dukaten  bctrng,  mnl  der  noch  übcitaes  aUe  Jvosten 
des  Zuckerwerks  und  der  Hochzeitspalmen  bezahlte.  Ira  alten 
S.serai,  uin  die  Vcrlobnn;^-  zu  vollziehen,  angfianj^.,  wurden,  er 
und  der  Bei,ierbeg:  von  Runiili,  Mohamm^dpa.'^cha.  "üit  goldenen 
Ebrenhieidcvn  aüg-ethan,  und  in  allem  nach  den  Registern  drei- 
tausend Kafiaue  verceilt  Des  Saltans  Lehrer,  der  gelehrte 
Seadedcliü,  der  G«-sdiichtsehreiber,  hinterlegte  dii^  .^nnunc  von 
dreitausend  Dukaten  als  Mitgift^  woraus  zu  erseheu  ist,  dass 
Ehrenämter  bei  solchen  Verniähiangöfeierlichkoitea  nicht  wonig* 
kostspielig  waren. 

Am  neunten  Festtage  bewirtete  der  Br&ntigam  in  seinem 
Sserai  am  Hippodrom  —  demselben,  das  der  frühere  Ibrahini,  der 
Grosswesir  besass  und  jetzt  abermals  einem  Ibrahim  gehörte — , 
seine  Gäste.  Vieraig  Ringer  und  Sänger  unterhielten  die  Ge- 
sellschaft mit  ihren  Uebuugen  im  Bingen  und  Singen.  Nach- 
mittags erhob  sich  der  Hochzeitszug:  Voraus  zwei,  zwölf  Ellen, 
hohe  Hochzeitspalmen ,  und  eine  kleinere,  mit  Juwelen  besetzt, 

Ein  in  der  Christenheil,  wie  in  der  Ttirker  durch  feierliche 
Jlochzeilsleste  mit  unge\N-öbciicher  Pracht  ausgezeichnetes  Jahr 
war  1612.  In  Frankreira  und  Fpanlen,  Portugal  und  Deutsch- 
land —  konstatiert  Hammer  —  Vv^mde  damals  die  Doppelhochzeit 
Ludwigs  XIU.  mit  der  spajaischeii  Tnfantin  Anna  von  Oester- 


—     02     — 

reich  -und  dos  spanischen  Prinzen  mit  Prinzessin  Elisabeth 
Bourbon,  der  ältoston  Schwester  des  Königs  von  Frankreich,  ge- 
feiert. Zu  Konstantinopel  fand  die  Do['pelhochzoit  Machmuds, 
dey  Sohnes  Cicalas,  mit  einer  Schwester  Mohammeds  III.,  und 
Mohammeds  des  Ochsen,  des  Kapudanpascha,  mit  des  regierenden 
Biiitans  Achmed  ältester  Tochter  statt;  zugleich  wurde  die  jüngste 
Prinzessin  (ioni  Grosswosir  N^n-ssuh  in  des  Mufti  und  der  Wesire 
Gegen  wart  verlobt. 

Die  Prinze,-s.'=:iu-P>raut  Machmuds  war  die  Witwe  eines  frühe- 
ren Wci'irs,  >Iuc}tafa  Pa:ichas.  Nichtsdestoweniger  waren  die 
i*'eicrlichlceiteu  glänzende.  Der  Bräutigam  gab  Wettrennen  mit 
Stroickolben  und  Barren,  uTid  das  Banhett  kostete  zwanzigtausend 
f haier.  Zwanzig  Tage  darnach  wurde  mit  noch  grof^serem  Pompe 
—  Vvcil  einer  Jungfrau  zu  Ehren  —  die  Hochzeit  des  Kapudan- 
pascha,  Mohammeds  de^  Ochsen,  gefeiert.  Der  Braut  Aus- 
. staffienni;?  bestand  nach  Kammer  aus  dreimal  neun  Gaben:  Die 
erste  juwelenfunkelnder  Kopfputz  unil  goldene,  mit  Tfiikisen 
und  Rubinoi!  eingelegte  Pantoffeln,  das  urälteste  und  neueste 
Symbol  der  Oberherrschaft-  der  Frauen;  dann  der  Koran  in  gol- 
denem Bande  mit  bril'ajiteneu  Spangen;  ein  Juwcionkä.^tchen 
aus  Kristall ,  worin  grc--se  Diamanten  und  Perlen  zu  schauen. 
im  Werte  von  einmal  hunderte echzigtausend  Dukaten;  Arm- 
bänder, K:3!sbänd&r,  Gürtel,  Kopfreifen,  Ohr-  und  Finger-  und 
Knöchelringe,  als  die  sieben  Sphären,  in  denen  sich  die  Schön- 
heit des  Harems  bewogt;  zusammen  sieboniindawanzig  Gcschenko, 
von  siebenund zwanzig  Trägern  getragen.  Elf  vergitterte  Wagen 
folgten  voll  Zofen  und  Sklavinnen  zum  Dienste  der  Braut,  bei 
jedem  zwei  schwarz»^  Verschnittene;  viermal  sieben  Sklavinnen 
in  goldenen  Kleidern  zu  Pferde,  von  viernml  sieben  schwarzen 
VerschnittCi:.''n  hegleitet.  Zweihiindertvierzig  Maultiere  waren 
mit  Z<'lten,  Tapeten,  Gold-  und  Silberstoti.  Toppichen  und  Polstern 
hehden.  S'o  ward  die  Gabe  und  das  Gefolge  der  Braut  in  des 
Braut iß-ii JUS  FTaus  geleitet.  Ein  paar  Tage  hernach  sie  selbst. 
Ihren  Zng  eiöfV'noten  ftOO  Janitscliaron,  dann  achtzig  Emire,  jene 
in  ihren  Pil?haiiben,  di(»se  in  ihren  grünen  Kopfbinden;  dann 
kamen  die  Imaine  und  "Scheiche,  die  Wesire,  Muderris  oder  Pro- 
fessoren uvid  Danivchmende  oder  Studenten,  dio  Kiadoskere,  der 
Mvi^ti  zur  Linken,  der  Kaimakam  zur  Rechten,  jeder  den  höch- 
sten Ehrenplatz  füllend;  denn  nach  weiser  Anordnung  de?  Zere- 


—     63     — 

moniclls  ist  die  rechte  Hand  der  Ehrenplatz  für  die  Beamten 
des  Hofes  und  des  Heeres,  die  linke  der  Ehrenplatz  für  die 
Würde  des  Gesetzes,  so  dass  zwischen  den  Aga  und  Ulcma  un- 
möglich jemals  hierüber  Rangstreit  entstehen  kann,  indem  jeder 
den  ersten  Platz  einnimmt.  Der  tüi-kischen  Heermusik  folgte 
die  äg-yptische  mit  Halbtrommeln  und  Castag-netten,  der  Zithcm- 
uiid  Hajfenspieler  hochzeitliche  Gesänge  begleitend,  die  Arbeiter 
des  Arsenals  mit  Hauen  uiid  Hämmern,  mit  Stanj^en  und  Brech- 
eisen^ um  Baden  und  Häuser  niederzureissen,  welche  in  den 
Strassen  den  Zug  oder  die  freie  Bewegnng  .ler  ungeheuren 
Hcclizcitspalinen  hinderten.  Nach  den  Hochzoitspalmeu ,  „die 
dm'ch  ihre  himmelempoi'rageude  Höhe  das  Symbol  männ- 
licher  Kraft:,  durch  den  Reichtum  der  mannigfaltigsten  Früchte 
die  Fruchtbarkeit  der  Frauen"  darstellen,  gingen  zwanzig  Be- 
amte der  Kammer,  als  Vertreter  des  Defterdar-Braatführers, 
hinter  dem .  drei  Hochzeitsfackein  von  vielen  Sklaven  getragen 
wurden;  die  dritte  von  ungeheurer  Grösse  mit  Goldblech  be- 
schlagen und  mehr  durch  das  Gefunkol  kostbarer  Steine,  als 
durch  die  Flamme  leuchtend.  Der  Reis  Efendi  —  pJs  Haus- 
kanzler  und  Aufserzcr  des  Heiratsvertrages  -  folgte  mit  fünfzig 
Beamten  des  Hofstaates  der  Prinzessin. 

Dan»  der  hochzeiüicbe  TragMmmel  von  karmoisinrotem 
Sammt,  unfl  hinter  dcmseJben  ein  grösserer  mit  Goid[fiatton  be- 
deckter, dessen  goldene  Yorliäng*-  von  allen  Seiten  bis  zum 
Boden  niederhingon ;  unter  ihn;:  ritt  die  S altanin -Braut,  von 
schwarzen  Verschnittene!)  umgeben. 

Kieraui  ihr  Staat^^agcn,  mit  Gold  bedeckt,  von  vier 
Schimmcia  gezogen,  dann  acht  Wagen  Zofen  und  Verschnittene 
durcheinander  gemischt,  endlich  die  schönsten  ihrer  Sklamnen, 
f'irfönfkwaj^^ig  an  Zahl,  mit  fliegenden  Schleiern  und  Haaren. 
Solv-heo  hochzeitlichen  Pompes  Beschrf-ibung  ist  nicht  mir  in 
den  Jahrbüchern  osmanischer  Reichshistoriographen,  sondern 
aMch  son^t  am  Orte,  meint  Hammer,  weil  dieselbe  die  Un wandel- 
barkeit di-^r  Gebräuche  des  Osteas  von  der  ältesten  Zeit  her 
und  den  ZusammenhaDg  dei-selben  mit  römischen  und  griechischen 
Gebräuchen  darthut.  In  dert  Falmeu  haben  sich  die  Phallos- 
phcriea,  in  dem  karmoisiai  oteii  Schleier  des  TragMmmels  das 
Fhr-rieum,  in  den  Hochzeitsfackeln  die  Amors  und  Hymens,  in 
den  ägyptischen  ausgelassenen,   von  Halb  trommeln  und  Castag- 


—     64     -- 

nettt'ii  beglcil.eteü  LieUera  der  MutwiUe  der  fescemimisrhen  Ge- 
säüiTC  und  die  Ausgelassenheit  des  von  Krotalen  begleiteten 
KoryljaTitcn-Rcigeiis  fortg-opflauzt. 

Den  Festlichkeiten  der  Doppelhochzeit  folg-te,  wie  die  Gc- 
schicJite  erzählt,  auf  dem  Fusse  Anlass  von  Doppeltraiuvr:  _,,Die 
dorn  Grosswesii'  Nassuh  vorlobte  Tochter  des  Sultans,  die  jüngste, 
sTarb,  lind  am  Tag-e  nach  der  zuletzt  g-cscbiideitei)  Hochzeit  n)iss- 
handelte  der  Sultan  grausam  die  Sultaniu,  die  Mutter  der  dem 
Ivapudanpascha  vermählten  Prinzessin.  Sie  hatte  eine  schwarze 
Sklavin,  welche  dem  Sultan  eine  seiner  Schwestern  geschcnkr 
und  die  ihm  besonders  gefallen  hatte,  aus  Eifersucht  erwürgt, 
wie  sie  es  bisher  auch  schon  mehreren  anderen  gcthan.  sobald 
sie  vom  Sultan  guter  Hoffunng  zu  sein  schienen.  Sultan  Achmed, 
über  solche  Eifersuchtsmorde  endlich  ergrimmt,  prügelte  die  Ge- 
mahlin jämmerlich,  stach  sie  mit  dem  iJolfhc  in  die  WaTige  und 
trat  sie  unter  die  Füsse."  Ein  Der\^'iscli,  welcher,  Narr  oder 
Meuchler,  dem  Sultan  deshalb  einen  ungeheuren  Stein  nach- 
warf, der  ilin  zum*.Glück  nur  an  der  Scliuiter  traf,  wurde 
geköpft. 

Zu  Zeiten  Sultan  Mohammeds  TY.  wurde  die  Vcrmäiilnng 
seiuer  Tochter  Chadidsche  mit  dem  zweiten  V/esir-GüustlLüg, 
ilustafa  Pascha,  vierzehn  Tage  dui*ch  Einzüge,  Aufzüge,  Gast- 
mähler und  Schauspiele  gefeiert.  Das  Verlobuugsgeschenk  des 
Briintigaras,  ,.Nischan**,  das  Zeichen,  war  ausserordentlich  reich: 
Drcissig  'Iräger  brachten  Znckerv/erk,  zwarizig  Janitscharcn 
trugen  jeder  ein  mit  Scheibet  gefülltes  Gefiiss,  aus  dessen 
Mündung  ein  Baum  mit  Zwoi'j-en,  von  eingesottenen  Früchten 
schwer,  herauswuchs.  Vierzig  andere  trugen  zwei  Gärten,  sechs 
Schuh  im  Geviert,  mit  goldenen  Kjöschkeu  und  silbernen  Spring- 
quellen  geziert,  zehn  andere  blun.enbfcaeckte  Körbe  voll  Zueker- 
wcrk  auf  den  Köpfen.  Zwanzig  Tschaiische  kamen  mit  eher 
so  vielen  Hoch/X'ii^körbf  n  voll  seidener  Stoffe,  Musseline,  Shawlcn 
und  goldgesticktem  Badezeuge;  vicrunddreissig  mit  ebenso  \ielcn 
Körbej.  iji  deren  Jedem  drei  Stücki>  reichen  Stoffes  zur  Kleidung- 
der  Braut.  Der  Schmuck  wurde  von  zwanzig  Tschauschen  in 
silbernen  Becken  auf  gestickten  Tücheru  getragen;  darunter 
waren:  eiue  ll.iübe  von  felaeui  Sammt  mit  mehreren  kroneimrtig 
aufsteigenden  .Schirmen  von  Diamanten,  vier  diamantene  Gürtel 
für  die  Walidc,    die  grosse   rjid    die   kleine  Chesseki,    Giin.sl- 


~    S5    ^ 

ling'intien  des  Sultans,  und  die  Phnzessiii-Braat;  drei  dismantcno 
Neiger  fjir  die  Braut,  dwn  Kronprinzen  und  den  Sultan;  drei 
diaciajileue  Koi*f;?e^^1ndc  für  die  Braut,  die  gross©  Chussekl  des 
SuiUr^j,  lAixd  i&t  die  dem  Kaimakam  l^IiiHtafapascha  als  Braut  be* 
gtimrate  Tochter  der  Woiacn  Chussekl«,  zwei  Koran©  in  gold- 
gesticktem, jttwelenbesetÄtem  EtnbÄBde  fSr  die  Braut  and  den 
Bruder- Kronprinzen;  ola  Taar  smaragdene  0!ii:^h&age  von 
iitxnuert  karaica,  arei  Paar  diamantene  Armbändop  für  die 
S«ltanin- Kutter,  die  haltaiiiD-Ganstlingin,  die  Sultamn" Braut; 
diamaateue  Knö'pfc  I1lr  SeJne  Mtijestät  den  Padischab.  Ferner 
nur  für  «üe  Braut:  Zabel,  Ecrmelm  und  Lachs,  drei  Handpforde, 
deren  tecJcen  mit  Perlen,  Saphiren,  lisbiavn  und  Ttirldsea  Ijesät 
wajwi;  zw«i  öftrteB  Ton  Zucker,  Tici-xig  Palmen,  sechsundacfetöjt 
Maultiere  mit  dleia  Zubehöre  weibKcher  Schmuckwelt,  halb  be» 
deckt,  halb  oifea,  so  dass  die  periengestickten  Kissen,  ^ 
goldenen  Sclil<5ier,  das  funkelnde  Geschmeidis  bervorgtönzitx 
Den  Sciilasa  Mldetoa  zwölf  Wagen  mit  SklaTinnen  und  sech«- 
nnddreissii^  schwarze  Bdiuucben. 

Drei  Tage  dauerten  die  SchaJispiele  von  Gauklern  und  Ssfl- 
tänzern.  Am  vlerteu  Tj^'c  wiurde  die  Braut  voti  allen  Wesiren  und 
Grossen  aug  deui  kalserliclicn  Sserai  in  das  des  Bräutigams  ge- 
leitet. Zwei  mRfltholie,  mastdicke  Palmen,  dann  zwei  ideine 
«ilbeme  verherrlichten  den  Zug,  in  dem  die  Braut  in  einem 
»ll^rbescMageaen,  von  seiAs  Schimmeln  gezogenen  Wagen  mit 
langen,  in  die  Luft  hinausatrömenden  Streifen  von  Goldfiittera 
fahr.  Die  Saltauin  Chasseki,  Mutter  der  Braut,  kam  in  silber- 
besctlagenem  Wage^'  mit  zehn  anderen  Wagen  Gefolge  von 
Sklavinnen  und  Eunuchen.  IMe  Braut  wurde  „nur  zeremonien- 
Iialber  in  das  Brautgemach  geleitet,  da  «ie,  zur  VcHziehnug  der 
Ehe  noch  nlclrt  reif,  nur  iinterdeseen  verlobt  wai-  xur  Bezeiguag 
der  höchsten  Gunst,  oder  als  Gewinnatanschlag  anf  Uiren  Witweu- 
IpehaSt,  welchen  der  Bräutigam,  auch  wenn  sie  vor  vollzogener 
Ehe  stürbe^  dem  kaiserliehen  Schatze  mit  ßtickerstattung  der 
Aosstattm^  $chaldlg.'^ 

Im  J&hPo  1708  wurden  zur  Zeit  Sultan  Achmeds  die  i)ciden 
1^5ohter  des  iräheren  Sultans  Mustafa  H.,  Emine  und  AiBcha, 
Jena  mit  dem  Groaswesir,  diese  mit  Kuuman  Köprüisade,  dem 
Äwciten  Sehne  de»  tugendhaften  Köprili,  vermöhlt.  Da»  Hoch» 
jicitsfest  wurde  allerdings  noch  Immer  mit  grossem  Pompe  bc* 

8 tarn;  Metlwiin,  AbergUabe  n.  <-^e«cLlechtaleben  in  der  TürkoJ.  II.  5 


—     66     — 

gangen;  aber  die  aufgewendeten  Summen  wurden  iDrmer  gfermger; 
man  merkt  den  Niedergang  und  die  Verarmung  des  Staates  und 
Hofes.  •  Das  Heiratsgut  der  Prinzessin  betrug  nur  zwanzig- 
tansend  Dolraten,  alsö  ein  Fünftel,  ja.  ein  Zelintel  der  den 
Prinzessinnen  eJaemals  mitgegebenen  Suramen.  Das  Verloburgs- 
geschenk,  welches  der  Grosswesir  der  Prinzessin  brachte  und 
welches  zur  öl^entlicben  Schau  getragen  ward,  bestand  in  einem 
Kopfreiie,  einem  Halsbande,  Armbande,  Ringe,  einem  Gürtel, 
Ohr-  und  Knöchelreife  in  Diamanten  —  in  den  sieben  Ringen, 
der  siebenfachen  Sphäre  des  Tuorgenländischen  Weibes  —  ferner 
in  einem  mit  Edelsteinen  besetzten  Spiegel,  mit  Diamanten 
durchwirkten  Schleier,  Pantoffeln  und  Socken  mit  Perlen  gestickt, 
Stelz enwschuhen  fürs  Bad  aus  Gold  mit  Juwelen  besetzt,  zwei- 
tausend Dukaten  und  \aerzig  Tassen  Zückerwerk.  Nachdem 
diese  zwei  Sultaiiinnen,  die  Nichten  des  regierenden  Sultans 
Achmed,  vermählt  waren,  war  der  Letztere  auch  auf  die  Ver- 
mablurg  seiner  eigenen  vierjährigen  Tochter  Fatima  bedacht. 
Vergebens  suchte  der  Crrosswesir-Schwager  zu  hintertreiben, 
dass  ihre  Hand  der  Silihdarpascha,  der  erklärte  Günstling  des 
Saltans,  erhalte;  der  bekam  dieselbe  trotzdem  mit  einer  Mitgift 
von  vierzigtausend  Dukaten;  und  überdies  wurde  seinen  Kron- 
gütern die  Insel  Cj^pern  zugeschlagen.  Daü  Fest  war  um  so 
glänzender,  ein  je  grösserer  Liebhaber  Sultan  Achmed  von 
Festen  war.  Diese  Liebhaberei  bewies  er  etwas  spfiter,  als 
er  eine  neunfache  Hochzeit  —  Hochzeit  heisst  im  Öprachgebrauche 
der  Orientalen  auch  die  Beschneidung  —  die  Vermählung  dreier 
seiner  Töchter  und  zweier  seiner  NichteUs  und  die  Beschneidung 
vier  seiner  Söhne,  mit  einem  Glänze  feierte,  welcher  an  die 
splendidesten  Feste  MhCrcr  Zeiten  erinnert.  Die  Beschreibung 
dieser  neunfachen  Hochzeit  von  fünf  vormählt^en  Prinzessinnen 
und  vier  beschnittenen  Prinzen  füllt  im  Buche  des  Reichs- 
gcschichtschroiberis  Raschid,  aus  dem  ausführlichen  Hochzeits- 
buch Wehbis  ausgezogen ,  sechzehn  Folioblätter;  *  sie  ist,  wie 
Hammer  sagt.,  selbst  mit  ITebergehung  aller  vom  Reichshistorio- 
graphen  beschriebenen  Künste  der  Seil-  und  Schwertiänzer,  der 
Gaukler  und  Schauklor,  der  Becher-  und  Taschenspieler,  der 
Bullenbeisser  und  Posseureisser,  noch  immer  der  ausführüchen 
Erwähnung  wert,  weil  sie  die  (Ordnung  des  Ranges  und  der 
Kleider,  des  Festes  Zeremoniell  und   Stufenfolge  in  gedrängter 


—     67     — 

üebersicht  Busammengestellt  hat  und  30  Neues  und  Merkwür- 
diges beut.  Hanimer  hat  ihr  lange  Seiten  gewidmet;  ich  erwähnö 
hier -nur  die  Namen:  Die  fünf  Brautpaare  waren  der  Kapudan 
Suleimanpascha;  der  Nischandschipaacha  Mustafapascha,  der  Sohn 
Kara  Mustafapaschas,  Statthalter  von  Rakka;  und  Alipascha 
mit  drei  Töchtern  des  regierenden  Sultans;  femer  Sirke  Osman- 
pascha  mit  Prinzessin  ümmetuilah,  und  der  Statthalter  von 
NegropoEte,  Silihdar  Ibrahim,  mit  Prinzessin  Aische,  welche 
dem  verstorbenen  Köprilisade  Nuumanpascha  verlobt,  aber  nicht 
vermählt,  jetzt  als  Erbschaft  desselben  zu  vermählen  war.  Zum 
Erfordernisse  der  Festgelage  wurden  herbeigeschafft:  zehntausend 
hölzerne  Schüsseln,  siebentausend  neunhundert  Hühner  aus  den 
europäischen  Gerichtsbarkeiten  von  Rodosto,  Amedschik,  Schehr- 
köji,  aus  den  asiatischen  des  Sandactiaks  Ohndawenghiar,  tausend 
vierhundert  fünfzig  kalkutische  Hühner,  dreitausend  Junge  Hühner, 
zweitausend  Tauben,  tausend  Enten,  hundert  Tassen,  fünfzehn- 
tausend Lampen,  tausend  Lampenreife  in  Form  von  Halbmonden 
und  zehntausend  Kannen,  um  die  Sorbete  zu  kredenzen;  hundert- 
jswanzig  Schlaucbträger  in  juchtenen  Häuten  und  Hosen,  mit  ein* 
geölten  Schläuchen,  wurden  als  die  Wache  zur  Polizei  des 
Festes  bestellt,  dass  während  desselben  nicht  die  Keule  und  der 
Stock  walte,  sondern  blos  der  eingeölte  Wasserschlauch  die 
Ordnung  erhalte. 

Wir  haben  schon  gesehen,  wie  die  Summen,  welche  die 
Prinzessinnen  als  Heiratsgnt  vom  Hofe  erhielten,  immer  kleiner 
wurden.  Sultan  Sclim  hatte  drei  Töchter;  zwei  derselben  er- 
hielte je  hunderttausend  Dukaten;  Fatima  Sultan  wurde  gar 
nach  ihres  Vaters  Tode  von  ihrem  Bruder  Sultan  Murad  HE. 
dem  Slawascbpascha  mit  zweimaihunderttausend  Dukaten  Mit- 
gift vermählt.  Das  war  für  Wesire  und  Günstlinge  ein  gut^s 
Geschäft.  Namentlich  Renegaten  wurden  auf  diese  Weise  be- 
lohnt. So  erhielt  der  Wesir  Aehmedpascha,  „der  Grätzer",  die 
Hand  einw  Enkelin  des  grossen  Suleiman  und  wurde  durch 
sie  ungeheuer  reich.  Er  vermählte  seine  Tochter  mit  grosser 
Pracht  an  den  Janitscharcnaga  Dschighalesade;  das  Geschenk 
des  Brautführers  Siawusch  betrug  sechzigtansend  Dukaten,  die 
Hochzeitspalmen  allein  kosteten  tausend  Dukaten,  das  Kleid  der 
Braut  liunderttausend,  das  ausgestreute  Zuckerwerk  doppelt  so 
viel.     Diese    Unkosten    bestritt    für    den    Steiermärker   seine 

5* 


—     68     — 

Schwiegermutter,  die  alte  Sultanin  HüinriaL,  „Sonnenmond**,  die 
Tochter  Suleimaiis,  des  Grosswesirs  Kiisfem  Witwe,  deren  Ein- 
kommen auf  täglich  zweitausend  Dukalou  geschätzt  ward.  Der 
Kapudar.pascl'.a  Dschighalesade  wurde  i^r  die  Verleugnung  dos 
Glaubens  der  Väter  ebenso  dui'ch  die  Hand  einer  Sultanstochter 
belohnt,  wie  der  genuesische  und  der  aucoaitanfsehe  Renegate 
Cicala  und  Paggi  hierfür  zu  Wesiren  und  Eidamen  von.  aultanea 
wurden.  Schauspiele  von  öffentlicher  Pracht  gewährte  r.amentlich 
die  Vermähluiig  des  anconitanischen  Renegaten  Paggi.  mit  seinem 
türkischen  Nameu  Chalil.  Eine  ganze  Wnchu  lang  wurden  die 
Geschäfte  des  Diwans  uud  der  Pforte  ausgesetzt,  dreihundeit 
Palmen  verherriichteu  de:;.  Zug  der  Hochzeit;  am  Geburtstage 
des  Propheten  wuj-de  der  Vertrag  der  Vermähluug  im  alten 
Sseiai  von\  obersten  Verschnittenen  im  Namen  der  Sultanin- 
Braut,  uud  vom  Brautführer,  dem  Wesir  Mohaninicd,  im  Namen 
des  Bräutigams,  und  vom  Sultanslobrer,  dem  GpschicJilschreiber 
Seadeddin,  mit  einer  Mitgabe  von  dreimaJhiuulerttausend  Dukaten 
unterzeichnet.  Drei  Tage  lang  wurde  die  Ausstattung  von  drei- 
huudert  Reihen  Maultiere  durch  vierzig  Verschnittene  in  den 
Palast  dos  Bräutigams  geschafft.  Nach  altcöi  Branche  jnussten 
von  selten  des  Bräutigams  für  dio  Dienerschaft  des  Harems 
einmalhundert  achtzigtausend  Aspcrn  erlegt  wurden,  vor  deren 
Erlegung  keine  Hand  zur  Auflegung  der  Ausstattung  angelegt 
waid.  Drei  Tage  lang  wurden  die  Gesetzgelehrtcn  und  Staats- 
beamten herrlich  bewirlet  und  nach  dem  Herkoimnen  mit  Ele- 
fanten, Löwen,  Pferden,  Kamelen,  Giraffen.  Gazellen,  Falken, 
Papageien  und  Früchten  aller  Art,  aber  aus  Zncker,  beschenkt. 
Die  Prinzessin-Braut  wurde  unter  rot  atlassnem  Baldachin,  auf 
einem  mit  Juwelen  geschmückten  Gaul,  von  deu  Verschnittenen 
zu  Fuss  begleitet,  dem  Bräutigam  mit  vorausgctiagenen  Hoch- 
zeitspalinen  zugefühi"t. 

Aber  langsam  änderteu  sich  die  Zeiten;  eine  -Sultanstochter 
zu  heiraten,  blieb  nicht  mehr  eine,  ausgezeichneten  oder  beliebten 
Grosswesiron  zu  teil  gewordene  Gunst,  sondern  ward  ein  Dienst, 
eine  Opferung  füj^  den  Sückci  der  Podischahs.  Die  I*2i?>- 
zessinnen-Brilutc  erliielten  nur  geringe  Mitgift,  desto  mehr 
musst^n  die  We^^ive-Eidanic  für  die  Vennählungsgaust  herj,^cben. 
Auch  waren  dio  Bräute  entweder  so  jung,  dass  sie  die  alten 
Ehemänner  bald  überlebten  uud  schnell  neuerliche  Verwendung 


—     69     — 

finden  konnten,  oder  zu  alt:  so  vennÄhlte  Mustafa  111.  seine 
dreiundv'icrzigjälirigö  Schwester,  die  Snltanin  Aisch«,  mit  dem 
Wesir  SiKbdar  Jlohainmcdpascha,  dem  Intaber  des  Saudscliaks 
TirLjih,  mit  eiher  Ajsytcaer  von  nnr  fünftausend  Dukaten,  dem 
Zwanzigstel  der  vormaligen  Aussteuer  der  SiJtaniunen  unter 
Suliaii  Suleiman  dem  Oesetzgeber,  das  Acbtuudvierzigstel  der 
uinor  Murad  IV.  mit  dem  Hoiratsgute  eines  jährlichen  Ägyt»- 
tischen  Tributes  ausgeheirateten  Sultanin  Kia,  der  Gt-mablin 
Meiek  Achuiedpaschas.  Mustafas  III.  ebenfalls  dreiundvierzig- 
jf  hrigo  Schwester  Ssaliha,  eine  Witwe,  wurde  zu  gleicher  Zeit 
„zum  ilerkuiale  h«ichster  Gunst"  dem  Gross W(«ir  Kaghib 
vermählt  Tagrs  vorher  vSandte  der  Grosswesir  seiner  verlobten 
Draut,  um  sieb  nach  dem  Wohlbefinden  derselben  zu  erkundigen, 
zehn  silberne  Schüsacki  mit  silbernen  Deckein  auf  silbernem 
Tische,  eine  silberne  Tasße  mit  Zuckerwerk,  dreissig  Tassen 
mit  Blumen  und  fünfzig  mit  Früchten.  Vierzehn  Ta.?e  hernach 
begab  sich  die  Suiianin  ohne  feierlichen  Aufzug:,  weil  sie  V/'itwe, 
in  den  Palast  des  Grosswesirs;  ihre  Verse /.Jiterien  folgten  au» 
demselben  Gnmde  in  ihi-en  tS-g3''chen  Tui'bauen  und  ohne  Musik- 
kapelle. Deimoch  ist  gerade  diese  Ter^-iählung-  besonders  in- 
teressant, weil  bei  ihrer  Erwähnung  der  Historiker  das  istlme 
ZeremonicÜ  erzaiilt:  Nach  Sonnenuntergang  kam  nach  berge- 
brachtein  Gebrauche  der  Kislaraga,  um  die  verschämte  Braut  in 
die  Arme  des  Bräutigams  zu  führen. 

Die  Hofsitto  wiil,  ^ifiss  die  Prinzessin  ihren  Bräutigam  un- 
gnädig mit  Stolz  und  We^woisung  empfange  und  ihn  kaum 
würdige,  ihn  anznr-iulien.  ^.^?cbdem  die  stumme  Szene  einige 
Zeit  gedauert,  sieht  sie  plör.  lieh  mit  Ünwille3i  auf  und  zieht 
sich  in  ihr  inneres  Gemach  kiirück;  diesen  Augenblick  ergreifen 
die  Verschnictenon.  um  dem  Bräutigam  die  Pantoffel  auszu- 
ziehen, die  sie  auf  der  Schwelle  der  Thür  «lehen  lassen. 

Diese  Zeremonie  ist  von  der  höchsten  Wichtigkeit,  weil 
dadurch  der  Bräutigam  von  der  Herrschaft  des  Harems  Besitz 
nimmt;  dessen  Zugang  dem  Manne  allein  gestattet  ist.  Die  Ver- 
schnittenen ziehen  sieh  zurück,  der  Bräutigam  gebt  in  das 
„Innerste  der  Gemäcber,  wo  die  Prinzessin  auf  dem  Ehrenplatze 
des  Sofas  sitzt."  Er  wirft  sich  ilir  zu  Füssen  und  bleibt  lait 
•über  das  Krenz  gelegten  Händen  knJoen,  ein  günstiges  Wort 
der  ungnädigen  Gel)ieterin  schweigend    .rwartend.     Sie  sagt: 


—     70     — 

„Bring  mir  Wasser!"  Er  reicht  es  knieead  und  fieht  zugleich 
um  die  Gnade,  dass  sie  den  Schleier  aufzuschlag-en  geruhen 
möge.  Dieser  ist  mit  Blumen  und  Juwelen  gestickt,  und  die 
mit,  Gold  und  Perlen  durchflochtenen  Haare  •hängen  in  sieben 
Flechten  zur  Erde.  Kaum  hat  sie  das  Wasser  gekostet,  so 
bringen  die  Sklaven  zwei  Schüsseln,  in  deren  einer  zwei  ge- 
bratene Tauben,  in  der  anderen  kandierter  Zucker  sich  be- 
finden, urd  setzen  sie  auf  niederen  Tischen  mitten  im  Zimmer 
nieder;  der  Bräutigam  fieht  inständigst,  dass  die  Braut  davon 
kosten  möge;  sie  antwortet  hoch  und  stolz:  ^c'b.  mag  nicht;" 
der  Bräutigam,  in  VerzweifluBg,  nimmt  zu  anderen  Mitteln  Zu- 
flucht, um  die  Unerbittliche  zu  besänftigen.  Er  ruft  die  Eu- 
nuchen, welche  reiche  Geschenke  zu  ihren  Füssen  ausschütten. 
Hierdurch  zahm  gemacht,  erlaulit  die  erhabene  Braut,  dass  der 
Bräutigam  ihr  unter  die  Arme  greife  und  sie  nach  Hofsitte  zu 
Tische  führe.  Er  reicht  ihr  ein  Stück  gebratene  Taube,  und 
sie  steckt  ihm  ein  Stück  kandierten  Zucker  in  den  Mund.  Die 
Tafel  wird  aufgehoben;  die  Braut  nimmt  ihren  Sitz  wieder  auf  dem 
Sofa,  die  Eunuchen  treten  ab,  das  Paar  bleibt  eine  Stunde  allein, 
während  welcher  die  Hofsitte  nur  die  zeremonienvollste  Unter- 
redung erlaubt.  Der  Sultan  begiebt  sich  währenddem  aus  dem 
Harem  in  den  Audienzsaal,  wo  er  die  Glückwünsche  der  Wesire 
und  Grossen  ompfäng-t,  nachdem  er  die  der  Sultaninnen  im 
Harem  entgegengenommen  hat ;  Musik,  Tanz  und  Schattenspiele, 
denen  die  Jungvcrmählte  —  natürlich  ohne  den  Gatten  —  bei- 
wohnt, verkürzen  die  Nacht.  Endlich  wünscht  die  junge  Frau, 
ermüdet,  zu  Bette  zu  gehen;  die  Gesellschaft  verabschiedet 
sich.  Die  erste  Sklavin,  von  einem  Verschnittenen  begleitet, 
bringt  dem  Bräutigam  Kunde,  dass  die  Braut  zu  Bette  sei.  Er 
stiehlt  sich  in^  Schlafgemach,  entkleidet  sich  im  Stillen,  naht 
sich  knicend  den  Füssen  der  Braut,  die  er  sanft  berührt  und 
küsat,  und  wenn  sie  dies  gutwillig  leidet,  rückt  er  weiter  hinauf 
und  kommt  endlich  in  den  Besitz  der  ihm  von  der  höchsten 
Gunst  dos  Sultans  angewiesenen  Prinzessin,  Den  folgenden 
Tag  geht  der  Bräuti;,^am,  von  Staatsbeamten  und  Hofwürdenträgem 
begleitet,  ins  Bad;  der  Tag  heisst  „Tag  der  Schafsfüsse",  weil 
dem  Neuvermäblten  bei  seiner  Rückkehr  aus  dem  Bade  eine 
Schüssel  mit  Schafsfüsscn  vorgesetzt  \^ird.  Am  dritten  Tage 
sendet  der  Sultan   seinem  Eidam  oder  Schwager   eine  eiserne 


-.     71     — 

Kcale,  zur  Befugnis,  die  Braut  damit  tot  zu  schlagen,  wenn  sie 
ihm  am  dritten  Tage  noch  nicht  die  Rechte  des  Gemahls  ein- 
geräumt  haben  sollte.  Die  öo&chichte  erwähnt  keines  solchen 
MartjTtodeS; 

Noch  iiltcr  als  die  eben  genannten  Bräute  war  die 
Sttltanin  Fatlißti,  v/e!che  —  schon  über  das  halbe  Säkulnm 
hinaus  —  zur  Zeit  Mohammeds  IV.  dem  Statthalter  von  Silistra, 
Jussufpascha,  mit  ungemeinem  Pompe  yennählt  wurde;  aber  hier 
difffte  den  Bräati2:affi  das  fieiratsgut  eines  ägyptischen  Schatzes, 
sechamalhunderttausend  Dukaten,  wohl  genügend  getröstet  haben. 
Als  merktnirdigcs  Gegenstück  wurde  zur  selben  Zeit  einem  an- 
deren Jussufpascha  eine  andere  fia^dma,  Schwester  MohanmiedsIV., 
angetraut;  diese  »weite  Fatima  zählte  nur  2Va  Jahre. 

Die  dritthalbjahrige  Fatima.  wie  die  mehr  als  fün&igjährige 
Fatima,  diese  zwei  Sultjininiien-Bräute,  zeigen  sich  dem  Beobachter 
osmanischcn  Hofiebens  als  die  charakteristischen  unnatürlichen 
Lockspeisen  blinden  Sklavenehrgeizos  imd  als  Opfer  geldver- 
legener Herrscherpolitik. 

Die  Sultane  betrachteten  ihre  Töchter  und  Schwestern 
schliesslich  nur  iil's  möglichst  gut  zu  verkaufende  oder  möglichst 
häuög  umzupetzende  Waren.  Um  den  Staatsschatz  zu  füllen, 
wurden  von  Mustafa  ITI.  seine  einzige  noch  ähl  Leben  gebliebene 
Tochter,  die  Prinzessin  Schahsnltan,  dem  Grosswesir  Hamsa- 
hamed  verioht,  und  gleichzeitig  die  Wittwe  Eaghibpaschas ,  die 
früher  genannte  Snltanin  SsaliJia  die  unterdessen  um  manches 
Jahr  älter  geworden  war,  noch  einmal  dem  Kapudanpascha  yer- 
mählt.  Der  Grosswesir  inussto  seiner  Braut  vierzigtausend 
Dukaten,  ijttndeitzwan7,igtauscnd  Piaster  an  StofTen,  achtzigtausend 
für  Haubeinrichtung  senden  und  ausserdem  eine  gewaltige  Zahl 
Beutel  Goldes  an  die  Kasse  des  Sultans  abliefern. 

Des  Grosswesirs  Kara  Mufstafa  Sohn,  Alibeg,  hob  sich  durch 
die  Hand  der  kleinen  Prinzessin  Rakije,  nachdem  deren  Schwes- 
tern, die  Mut-  und  sechsjährige  Aische  nnö  Emine,  kurz  vorher 
dea  Stattlmitem  von  Damaskns  und  Ersernm,  Hasan  und 
Nuimianapascha,  verlobt,  richtiger  zugeschlagen  worden  waren; 
weil  aber  Hasanpascha  bald  hernach  in  Ungnade  üel,  wurde 
ihm  seine  Braut  einfach  wieder  abgonomroen  und  mit  ihrer  er- 
ledigten Hand  der  Siiihdar,  nachmaliger  Günstling  und  Groas- 
wesir.  Ali  Pascha  von  TschorU,  begnadet 


—       ( 4J      — 

Die  seltsamste  Verlobung  fand  ebenfalls  zweifellos  damals 
statt:  allen  Ernstes  feierte  man  nämlich  die  Verlobang  der  kaum 
vierteljährigen  Prinzessin  Hebetallah  mit  dem  SilihdarHamsapascha. 

Solche  jugendlichen  Bräute  wechselten  natürlich  häufig  die 
Männer,  denen  sie  nie  gehörten.  Manche  Prinzessin  kam  erst 
bei  ihrem  siebenten  oder  achten  Gatten  wirklich  ins  Hochzeits- 
bett Eine  Prinzessin  Aische  w'ar  schon  mit  drei  Jahren  dem 
Ipschii-pascha  verlobt,  mit  zehn  dem  Mohammedpascha,  Statt- 
halter von  Haleb,  vermählt  worden,  und  als  dieser  ob  falscher 
Münze  den  Kopf  verlor,  verheiratete  man  sie  neuerdings  mit 
Ibrahinipascha,  dem  Defterdar,  Statthalter  von  Kairo;  und  nach 
dessen  Tode  mit  Dschanbulnsade,  dem  ehemaligen  Statthalter 
von  Ofen.  Ihre  Schwester  Fatinia  ging  noch  häufiger  als  Ge- 
mahlin von  Wesiren  von  Hand  zu  Hand.  Sie  wurde  zum  ersten 
Male  dem  Wesir  Kenaaupascha,  zum  zweiten  Male  dem  W^esir 
Jussufpascha,  zum  dritten  Maie  dem  Kapudan  Sinanpascha,  zum 
vierten  Male  dem  Ismailpascha  und  zum  fünften  Male  dem 
Kasimpascha  vermählt;  der  Letztgenannte  war  ursprünglich  ein 
Wundarzt  und  bei  der  Beschneidung  des  Prinzen  Moliammed, 
des  nachmaligen  vierten  Sultans  dieses  Namens,  hatte  er  den 
zu  grossen  Blutverlust,  welcher  dem  Prinzen  eine  Ohnmacht  zu- 
gezogen, dm'ch  zusammenziehendes  Pulver  zu  stillen  gewusst; 
dafür  wurde  ihm  später,  als  Mohammed  Sultan  geworden  war, 
die  Statthalterschaft  von  Temesvar  verliehen. 

Als  Kasim,  von  Souches  geschlagen,  den  Kopf  verlieren 
sollte,  verweigerte  der  Sultan  aus  Dankbarkeit,  dass  der  Feld- 
herr einst  als  Wundarzt  ihm  das  Blut  gestillt,  jetzt  üen  Befehl 
zum  Vergicssen  des  seinigcn  zu  geben,  und  um  ihm  den  Kopf 
JEU  erhalten,  schenkte  er  ihm  die  Hand  seiner  Schwester,  welche 
nach  neunzehnjähriger  Ehe  mit  vier  Gemab.en  noch  immer  als 
unberührte  JuD;rfraii  iu  die  Hancl  ihre:,  fünfton  Gemahls  kam. 
Diese  Jungfrauschaft  hatte  sie  si:h  „infolge  eines  äusserlichen 
Hindernisses"  liGwahrt;  der  Geschichtsch reiber  beschreibt  letzteres 
nicht  genau,  erwähnt  abc]-,  dass  der  fünfte  Gemahl,  der  ehe- 
malige Wundarzt,  die  Braut  künstlich  einschläferte,  das  Hindernis 
durch  einen  geschickten  Schnitt  hinwegräumte  und  sich  dadurch 
die  höchste  Gunst  der  Prinzessin  und  die  besondere  Gnade  des 
Sultans  eiwarb.  Er  machte  sein  Glück  also  einmal  durch 
Stillung,  das  anderemal  durch  Vergiessung  von  BiaU 


—    73     — 

Zu  bemerken  ist,  dass  die  Vemiählimg  mit  Sultanstöchtern 
für  manchen  Moslem  deshalb  peinlich  sein  dürfte,  weil  man 
neben  einer  Prinzessin-Frau  keine  andere  Frau  haben  darf;  und 
—  falls  man  schon  früher  mit  Anderen  verheiratet  gewesen 
sein  sollte  —  sich  von  diesen  scheiden  muss. 

Auch  in  Persien  gilt  dies.  Polafc  sagt:  „Heiratet  ein  Chan 
eine  Prinzessin,  oder  wird  ihm  eine  solche  als  Fi'au  octroyiert, 
so  verlangt  es  der  Usus  —  nicht  das  Gesetz,  welches  keinen 
Unterschied  zulässt  —  dass  er  kein  anderes  Weib  neben  ihr  habe, 
ja  er  ist  sogar  gezwungen,  allen  anderen  "Weibern,  die  er  früher 
besass,  den  Scheidebrief  zu  geben  oder  sie  wenigstens  aus  dem 
Hause  zu  schicken  and  sich  jeder  ferneren  Kohabitation  mit 
Omen  zu  enthalten." 

Andererseits  muss  man  eine  Prinzessm-Gemahlin  mit  über- 
mässiger Aufmerksamkeit  behandeln.  Im  allgemeinen  ist  der 
Mann  im  Orient  unbeschränkter  Herr  über  alle  seine  Frauen, 
in  diesem  speziellen  Falle  aber  ist  er  der  erbärmlichste  Knecht 
und  Sklave  der  Einen. 

Als  im  Jahre  1541  der  Grösswesir  Lutfi  durch  zu  geringe 
Achtung  und  üble  Behandlung  seiner  Frau,  der  Schwester  des  Sul- 
tans, sündigte,  wurde  er  seiner  Stelle  entsetzt,  von  der  Sultanin, 
seiner  Frau,  getrennt  und  nach  Demitoka  verbannt. 


32.  Weibermaeht  am  Suitanshofe. 


Das  Thor  der  GlOckseligkoit.  —  Die  Sklavinnen  als  Herrinnen.  ~  Sultania 
Churrem  -  Roxelaae ,  die  Russin.  —  Ihre  Herrachaft  ttber  Suleiman  den 
Grossen.  —  Sultans-HaTem  und  Hohe  Ptorte.  —  Unter  Murad  II.  —  Die 
Venetianerin.  —  EirJues  von  Dienerinnen.  —  Ertiänknng  von  Zauberinnen. 
—  Unter  Obbimx  II,  —  Mohammed  III.  und  die  Frauen.  —  BaSa.  —  SuUanin 
Mondgeatalt  -  Kösem,  die  Oriechin.  —  Die  Polin  Tai chan.  —  Eifersuchts- 
tragödien. —  Sultan  Ibrahim,  der  Weiber- Sklave.  —  Ermordung  einer 
Sultanin -Mutter.  —  Reichtum  der  Sultans  -  Frauen  und  Favoritinnen.  — 
Schechsuwar.  —  Mustafa  in.  —  Guter  Eitüuss  von  Frauen.  —  Dienerinnen- 
Macht  —  Luxus  der  Frauen.  —  Katastrophen.  —  Die  KretenBerin.  — 
FrÜhlingerosentrank. 

Weiber- Macht  im  Osmanenreichc  klingt  beinahe  paraddx. 

Das  fiarem  führt  ici  osmanischea  Sprachgebrauche  den  schönen 
N&K?er.-  „Das  Haua  oder  das  Thor  der  Glückseligkeit"  —  „Dan" 
oder  „Doii  Beadet" 

Durch  das  Thor  4er  Glückseligkeit  führt  der  Weg  in  das 
Heiligtum  der  Glückaeligkeit,  in  das  Innerste  des  Hofes,  in  das 
Franengemach  ein.  Dort  aber  herrscht  nicht  immer  die  Glück- 
seligkeit; dort  herrschen  oft  TjTannei,  Willkür,  Unglück  mehr 
als  anderswo,  und  dort  werden  die  Herrscher  und  Tyrannen  am 
häufigsten  selbst  zu  Sklaven.  Suleiman  der  Grosse,  den  man 
als  den  solidesten  aller  osmanischen  Monarchen  bezeichnen 
könnte,  Suleiman,  «ler  mächtigste  und  bedeutendste  aller  osmani* 
sehen  ÄlleiiiiieiTschor,  war  der  geliebtesten  unter  seinen  Frauen 
knechtisch  ergt^ben,  Hess  sich  von  ihr  den  Sturz  seines  Freundes 
und  Günstlings  Ibrahim  diktieren,  verfiel  dann  erst  recht  ihrem 
aueschliessiichen  Einflüsse  und  übcrliess  auf  ihren  Wunsch  endlich 
die  Zügel  oberster  Macht  den  Händen  ihres  Eidams  Eustem, 
welcher  dieselben  aber  auch  nicht  nach  eigener  Willkür  führte, 
sondern  nach  der  des  Harems  und  seiner  Herrscherin.  Diese 
geliebteete  Bettgenossin  und  nacyhmahge  ordentlich  angetraute 


—     76     — • 

GemahBn  Suleimans,  die  Stiltanln  Churrem,  die  Fröhliche,  war 
nach  Hammer  eine  geborene  Russin,  welche  französische  Gc- 
schichtschreiber  ihrem  Volke  unter  dem  Namen  Roxelane  an- 
eignen wollten.  Sie  nahm  Einfluss  auf  Krieg  und  Frieden  des 
Reiches  und  regierte  nicht  blos  die  innere,  sondern  auch  die  äussere 
Politik.  Sie  suchte  die  erwünschte  Gelegenheit,  dem  Feldherrn- 
talento  ihres  Eidams,  des  Groswesirs  Rustempascha,  ein  weites 
Feld  zu  öffnen  und  auch  dem  ältesten  ihrer  drei  Söhne,  dem 
Prinzen  Selim,  Statthalter  von  Magnesia,  durch  die  Entfernung 
des  Sultans  die  Stellvertreterschaft  des  Herrschers  in  Europa 
zu  verschaffen;  und  deshalb  wurde  der  persische  Krieg  be- 
schlossen. Auch  ihr  .Cidam  beugte  sich  ganz  ihrer  Macht. 
Unter  Rustems  Grosswesirschaft  w^ird  zum  ersten  Male  der  ver- 
derbliche Einfluss  des  Harems  auf  die  grossen  Geschäfte  offenbar, 
und  wiewohl  dieser  Einfluss  des  Harems  zur  Stütze  der  obersten 
Gewalt  des  Grosswesirs  zu  dienen  and  dieselbe  scheinbar  zu 
verstärken  schien,  so  ward  die  GeT^■alt  des  Grossv/esirs  seit 
damals  der  des  Harems  in  der  That  untergeben,  weil  das  Harem, 
nachdem  es  einmal  den  Weg  zur  Pforte  gefunden,  in  der  Folge 
seine  Macht  statt  zur  Unterstützung  des  Grosswesirs  mehr  wider 
dieselbe  gebrauchte,  und  weil  späterhin  nicht  nur  die  Frauen, 
sondern  auch  ihre  Wächter,  die  Verschnittenen,  regierten. 

Unter  Murad  n.  waren  mächtiger  und  einfiussreicher  als 
alle  Gesellschafter,  Günstlinge  und  Lehrer  des  Sultans  der  ver- 
schnittene Obersthofmeiater  des  Palastes  und  mehrere  Frauen, 
alle  „Säulen  des  Harems". 

Zwei  ungarische  Knaben,  Brüder,  waren  als  SkJa^'en  unter 
Sultan  Selim  erst  zu  Moslems  beschnitten,  und  dann,  weil  der 
Sultan  mit  ihren  Diensten  als  Pagen  so  ausserordentlich  zu- 
frieden, für  den  Dienst  des  Harems  verschnitten;  der  jüngere 
hiess  Dschaafer  und  der  ältere  Ghasnefer;  letzterer,  von  auf- 
gewecktem Geiste,  bildete  denselben  durch  Studien  aus,  schwang 
sich  in  der  Gunst  Sultan  Selims,  dann  Sultan  Mnrads  erst  zum 
Odabaschi  oder  Vorsteher  der  Pagenkammer,  und  hierauf  zum 
Kapu  Aga  oder  Oberstallmeister  des  Palastes  auf  ucd  beklei- 
dete unter  drei  Sultanen  —  Selim,  Murad  und  Mohammed  — 
die  erste  Stelle  zwanzig,  die  letzte  dreissig  Jahre,  im  Dienste 
des  Hofes  mit  Gutmütigkeit  und  Macht  ergrauend.  Jene  ver- 
wehrte ihm  den  Missbrauch  dieser.    Neben  ihm  regierten  aber 


—     76     — 

mft  weniger  Gutmütigkeit  und  mehr  HissbraucJi  ibrer  Macht 
die  Frauen:  an  erster  Stelle  des  Sultans  Mutter,  Nar  Banu,  die 
„Lichtfrau";  der  Mutter  folgte  im  Ansehen  die  t  -ste  der  sulta- 
nischen  Gcmahliiineu,  Saaflijo,  „die  Keine",  eine  geborene  Ve- 
neiianerin  aus  dem  Hause  Baffa,  deren  Ven^andter,  der  Dichter 
Uaürt,  sich  dieser  Verwandtschaft  in  seinen  Reiiniotea  rühmte, 
deren  Vater  Statthalter  zu  Korfu  gewesen,  und  die  auf  dem 
Wege  von  Venedig  nach  Korfu,  als  zartes  MMehen,  von  Koi-saren 
gekapert,  ins  Harem  Murads  geliefert  worden  war;  als  Kiou- 
priuzen  sowohl,  wie  als  regierenden  Fürsten  beheiTschte  sie  ihn 
lange  so  ausschliesslich,  dass  er,  wiewohl  höchst  wollüstigen 
Temperaments,  dejinoch  ihr  einzig  ergeben  blieb.  Die  Muttor 
und  die  Schwester  Murads,  die  an  den  Gr^sswcsir  Sokolli  ver- 
mählte SuUanin  Esmachan,  waren  dessen  Rieht  froh;  sei  es  ans 
Farcht,  durch  solche  AIleinLeri-schaft  der  VenctiÄücrin  die  ihrige 
geschiuhlei-t  zu  sehen,  sei  es,  nm  duich  grossere  Zahl  der  Kinder 
die  Bürgen  der  Sicherheit  der  Thronfolge  zu  vermehren  —  sie 
ruhten  nicht,  bis  sie  seiner  Lust  zwei  Sklavinneu  aufdrangen,  deren 
eine  eine  gewandte  Tänzerin,  eine  TJngaiin,  mehr  schlau  und 
lobhaft,  als  schön,  die  Venotiauerin  eine  Zeitlang  aus  dem  Siimc 
des  Herrn  verdrängte  nnd  mit  ihr  das  Bett  und  die  Beherrschung 
<k-h  }^?ttgenossen  teilte;  aber  als  Mnrad  in  der  Folge  an  der 
Mannigfaltigkeit  so  gi-osscß  Geschmack  fand,  da^s  er  in  einer 
Isacht  denselboD  zwei  bis  di'cimai  wechselte,  blieb  doch  Ssaffijcs, 
der  Mutter  des  Erstgeborenen,  Mohammeds,  Einfluss  vovherr- 
Kcheud;  besonders  nach  dem  Tode  der  Walido,  der  Sultans» 
Mutter  Nur  Banu.  Diese  empfahl  dem  Sultan  Murad  auf  ihrem 
Totenbette  zur  Oberaufsichfc  des  j;c  zä]ilit3icheu  und  einer  die 
Ziig»?l  wohl  zusammenfassenden  }Ii»Td  bedürfenden  FiUuen- 
gemarhes  die  Frau  Dschanfedn,  „Secienöpfci'*,  v/oicLc  sofort  als 
Kiajai-Harera,  Oborsthofnioisteiin  des  Harems,  zwar  nicht  das 
Bett,  riber  wohl  die  Gunst  des  Sulti^ns  mit  den  von  ihr  fiir  den- 
80l])en  abgerichteten  Sklavinnen  teilte,  alle  Goschäfto  des  inner« 
sten  Hofstaates  a^;f  das  thätigste  besorgte  u-ui  sich  in  die  der 
fiuss'.ivn  Regierung  auf  das  T.'irkh^amste  miechte. 

Durch  däs,  was  hier  nach  Hammers  Darstellung  gesagt 
worden  ist  von  Muiads  Harig  und  Nachgiebigkeit  für  Weiber, 
ht  schon  gröb.stoatoils  des  verweichlichten,  schwachen  Sultans 
Ohfirnkterumriss  gegcbeu.    Unter  seiner  Hen-schaft  wurden  die 


—     77     — 

Minister  und  "Wüidoatrilger  uarxh  die  Harerasweiber  ernannt 
und  bestallt 

Siavmsch  (vard  Grosswc-sii*  durch  den  Einfluss  seiner  Ge- 
malilio,  der  Schwester  des  Suitaus,  und  ihrer  Mutter,  der  Sul- 
tanin Walide.  Solange  diese  noch  lobte,  vcnnoelite  uichts  wider 
Siawusch  die  ihm  feindseli<^  gesinnte  Sultanin-Ohasseki,  die 
Matter  des  Kronprinzen  Mohammed,  welche  dem  Sultan  in  den 
Ohren  lag:  Siawusch  trachtete  sie  und  ihren  Sohn  in  Ungnade  zu 
bringen,  um  seinen  eigenen  Kindern  den  Thron  zu  bereiten.  AI» 
die  Walide  an  der  Puhr  gestorben  war,  nicht  ohne  Verdacht  des 
Sultans,  d  iss  sie  vom  Ki'onprinzen  Mohammed  und  dessen  Mutter 
Tergiftet  worden  sei,  fiel  Siawusch  in  Ungnade,  und  nur  auf  Für- 
bitte seiner  Gemahlin,  der  Schwester  des  Sultans,  wurde  ihm  das 
Raheg"cld  der  abgesetzton  OroRswesire,  dreimalhunderttans^nd 
Asperc,  gewährt. 

Nach  deui  Tode  der  Walide  wurde  der  Einfluss  der  «liatsield, 
der  veaetianischen  Gimstlingin,  mid  einiger  Weiber,  we  he  als 
Scbaffnerinnen  des  Harems  dieses,  and  durch  dieses  den  Sultan 
beherrschten,  liiu  so  unumschränkter.  Oberhofmeisterin  war  die 
schon  erwähnte  Dschanfeda:  zwei  andere  elnflussr<;!che  Damen 
waren :  die  Frau  Hasije.  welche  den  Sultan  noch  als  Kronprinzen 
mit  W^ahrsagereien  uragarate  und  später  ihren  Schützling  Schud- 
ßchaa  vom  Giliiner  zum  einflussreichen  Scheich  beförderte;  und 
•ü'!*  Jüdin  Kira,  welche  das  Hareia  mit  Wai-en  und  Putz  ver- 
sah. Die  Prinzessin neii  von  Geblüte  >  deren  Eiiiliu^s  und  Kredit 
ihre  Männer  nnd  Scliützliuge  zu  den  ersten  Posten  des  Keichs 
beförderte  odor  in  densel))en  erhieU-,  oder,  wenn  sie  abgesetzt 
wurden,  ihren  Kopf  un<i  ihr  YerDiögen  rettcie.  waren  danuils 
die  drei  Tör-ti^sr  .Sultan  SgIIjüs,  Schwestern  JUarads,  nämlich 
die  Witwe  Sokollis,  die  Witwe  Piales  und  die  Oemahlm  i^ies 
Gross wesirs  Sia wusch :  dann  die  alte,  überaiio  reiche  JYau  Mihr- 
mfü,  ^Soniienmond",  die  Tochter  Suleimans  des  Grossen,  die 
Witwe  de»  Grosswesh's  Iiustenipf.scha ,  deroi.  Tochter,  dem 
Wesir  Achmedpascha  vermählt,  demselben  zwei  Töch,ter  gegeben 
hätte.  Diese  zwei  Urenkelinnen  Suleimans  des  Grossen  kamen 
beide,  erst  die  ältere,  und  nach  ihrem.  Tode  die  Jüngere,  als  Ge- 
BSahlinnen  in  das  Harem  dts  Kapudanpascha,  des  genuesischea 
Renegaten  Cicala,  welcher  durch  diese  Doppelverbindung  zu 
höchster    Würde   und   Macht   gelangte.    Auch    die   eifer-   und 


—     78     — 

herrschsüchtifjen  Witwen  des  Bosniers  Sokolli  und  des  KroÄtea 
Piale  ruhten  nicht,  bis  sie  wieder  vermählt  wurden.  Die  Witwe 
Piales,  die,  als  sie  eines  Tages  im  Spiegel  gesehen,  wie  ihr  Ge- 
mahl eine  Sklavin  im  ^'o^übe^gehen  am  Halse  angerührt,  die- 
selbe sogleich  mit  einem  Dolche  ermordet  hatte,  wurde  dem 
dritten  Wesir  Mohammedpascha  vermählt;  Esma,  die  Witwe 
Sokollis,  war  klein  und  hässlich,  aber  munteren  und  aufgeweckten 
Geistes  und  noch  kinderfähig;  sie  hatte  dreihundert  Sklavinnen, 
deren  keine  die  Nacht  überlebt  haben  würde,  in  welcher  sie  der 
Pa«cha  angerührt  hätte;  diese  angenehme  Prinzessin  gab  ihre 
Hand,  nachdem  sie  vergebens  damit  den  Eroberer  Daghistans, 
Osmanpascha,  zu  beglücken  gehofft  hatte,  dem  KalaiÜkos  Ali- 
pascha, dem  Nachfolger  Oweispaschas,  des  Statthalters  von  Ofen, 
einem  tapferen,  in  allen  Uebungen  der  Waffen  und  Reitkunst 
gewandten  Kiiegsmann,  dem  aber  bald  das  Los  verdienter  Ver- 
achtung ward,  weil  er  aus  Ehrgeiz  nach  der  Sultanin  Haad  sein 
erstes  liebendes  Weib  mit  den  Kindern  davongejagt.  Der 
Scheidungsbefehl  von  Weib  und  Kindern  wurde  von  Alis  bis- 
heriger Gemahlin  mit  Thränen  und  Verwünschungen  befolgt; 
„mit  Thränen",  sagt  der  Geschichtschreiber,  „welche  Ofens 
Bergfelsen  hätten  erweichen  mögen ;  mit  Verwünschungen,  welche 
des  Bräutigams  Leben  kürzten,  der  das  Jahr  darauf  in  den 
Weinbergen  Ofens  auf  einem  Hügel  beerdigt  ward.  Dort  be- 
suchen noch  heute  Türken  sein  Grab  als  das  Gülbabas,  des 
Bosonvaters,  eines  Glaubenskämpen  and  Blutzeugen  im  heiligen 
Kriege,  während  Ali  nur  Märtyrer  seines  Ehrgeizes  nach  den  drei 
Kossschweifen  und  der  Sulianin  Hand  war." 

Der  Wesir  Achmedpascha,  der  Nachfolger  Sokollis,  war  zur 
höchsten  WUide  des  Reichs  nicht  nur  durch  die  Reihe  der  Dienst- 
Jahre  als  der  zweite  Wesir,  sundern  auch  durch  den  Einfluss 
seiner  Gemahliu,  der  Tochter  Mihimahs,  gelangt;  er  hatte  ausser 
den  beiden  Töchtern,  welche  die  Frauen  Cicalas  geworden  wai*en, 
noch  eine  dritte,  welche  dem  reichen  flasanpascha  vermählt, 
und  eine  noch  uuvermählte  Schwägerin,  eine  Tochter  Rustem- 
pascbas,  «.lie  Sultanin  Aische,  durch  deren  Hand  der  als  Statt- 
haltt-r  von  Semendria  und  hernach  von  Güstendil  verungnadeto 
Staatssekretär  Feridunbeg  wieder  in  Gnailen  aufgenommen  und 
in  sein  voriges  Amt  ciugesetzt  ward. 


—    7a    — 

Der  Kredit  der  "Witwen  Sokollis  und  Piales  beförderte  zu 
hohen  Würden  die  beiden  Söhne  Sokollis  nnd  Piales,  denen 
entweder  wider  das  Gesetz  das  Leben  gelassen  wurde,  wenn 
sie  wirkliche  Söhne  von  Sultaniunen,  oder  die,  was  wahr- 
scheinlicher, Söhne  Ton  anderen  Ivanen  waren;  der  Sohn  Sokollis 
wurde  erst  Statthalter  zu  Haleb,  dann  Wesir  an  der  Pforte,  und  der 
Sohn  Piales,  erhielten  das  Sandschak  von  Klis.  D8chaaferi)ascha,  der 
Eidam  Sokollis,  war  schon  sechzig  Jahre  alt,  als  er  durch  der 
Weiber  Gunst  die  Statthalterschaft  von  Anatoli  und  dann  von 
Rumili  erhielt.  Während  dieser  durch  die  Weiber  bewirkten 
Veränderungen  der  Wesire  und  Statthalter  unterhielt  sich  der 
Sultan  im  Harem  mit  seinen  Sklavinnen,  „besonders  mit  den 
zweien,  ihm  von  der  Matter  und  »Schwester  eingeliebelten,  alle 
nestellösenden  und  kinderverbürgenden  Künste  versuchend." 
Als  er  schliesslich  impotent  wurde,  befahl  er,  sechs  Türkinnen 
und  Jüdinnen  „als  Zauberinnen,  welche  ihn  durch  Beschwörungs- 
formeln der  kinderzeugenden  Kraft  beraubt  und  ihm  die  fallende 
Sucht  angezaubert  haben  sollten",  ins  Meer  zu  werfen. 

Von  den  unmittelbar  durch  den  Sultan  das  Reich  beherr- 
schenden obigen  acht  Frauen  waren  vier  ausserhalb  des  Sserai: 
die  drei  Schwestern  und  die  alte  Tante,  Tochter  Suleimans;  und 
vier  innerhalb  des  Sserai:  die  Sultanin-Günstlingin,  die  Chasseki; 
die  Mutter  oder  Walide;  die  Kjaja,  die  Oberhofmeisterin,  und 
die  Wekili  Chardsch,  die  Schaffnerin  des  Harems,  die  Frau 
Rasije.  Das  waren  die  der  Pcfoon  des  Sultans  nächststehenden, 
ihn  umgebenden  Frauen,  Teilnehmerinnen  der  Regierung. 

Durch  ihren  Einfluss  wurden  die  Statthalterschaften  und  die 
Stelle  des  Grosswesirs  verkauft.;  Hasan,  der  Verschnittene,  und 
dann  Ibrahim,  waren  blos  durch  die  Walide  Grosswesirc  gewor- 
den; durch  seine  Frau,  die  Schwester  des  Sultans,  wiederum 
erhielt  sich  Chalil,  erst  als  Kapudanpascha,  dann  rJs  Wesir- 
Kaimakam,  Stellvertreter  des  Grosswesirs. 

Osman  11.  hatte  als  geiiebteste  Siütanin  „eine  gemeine 
Russin  von  ungemeiner  Schönheit",  welche,  aus  der  Sklaverei 
freigesprochen,  wie  einr,t  ihre  Landsmännin  Roxelane,  dem  Sultan 
nicht  andeis  als  gegen  Einräumung  aller  Rechte  freier  und 
rechtmässiger  Gemahlin  zu  Wülen  ward.  Als  sie  dem  Sultan 
einen  Sohn  gebar,  ward  sie  bei  ihm  allmächtig.  Nach  über- 
standenen  sechs  Wochen  kam  sie  mit  dem  Erstgeborenen  dem 


—     80    — 

SuHan  bis  Adürianope!  entge^eu,  wo  s!©  umI  des  Henschers  Be- 
fehl rem  aßcs  Wesiren  aaf  d^  Feierlichste  cmpfangcc  ward 
Die  Ver^ügnngeii  des  Harems  gowanneB  täglich  m-Ar  Htur- 
scbaft  über  Osniftn;  diö  Suttaüiü'Chassekl,  die  Bussiü,  OcaiaWiBj 
Jlntter  des  Kroiij«in2en,  genosa  fa  Fülle  dio  ihr^m  EÄngo  7«- 
kommenden  V<Mrzüge  und  Shren;  da  kam  sie  firfolge  oino«  ira- 
gischon  Vorfalls  nm  ftH  ilire  Maditj  Frenndin  von  Scheuspteloii, 
bat  sie  den  Solton  tuü  e!a  tBfl&naendes  Fest  kü  ütreti  Gliren^  upd 
auf  ihre  Bitte  verjiustaUete  ü»x  der  Sultan  ein  grossi»  Schao- 
gpiei,  trelcbes  den  polnigchon  Erleg  mit  Gor  Blrstünnimg*  von 
Stöckbetlen  aml  Sprengung  der  ISinen  vorstellte.  Da  verur- 
aachto  eine  onglackliche  Entladung  von  Flinten  des  Kron- 
prinzen Tod.  • 

Den  Vorluat  ac  ersctson,  sah  sich  Osman  nun  drei  Ge- 
mahlinnen anf  einmal  ans,  aber  nicht,  wie  bisher  osmanische» 
Hofes  Gebrauch  and  Sitte,  unter  de»  gelderikfcuften  Sklavinnen^ 
sondern  unter  den  freien  Töchtern  seiner  Üntertbanen,  wa^ 
—  nach  Hammers  Dai-stellnng  -^  "mder  allen  Katiun  eine*  Staats- 
gefährliche  Neuerung,  v/eil  von  der  Verblsdnag  des  Sultans  mit 
Töchttjm  m5(^tiger  Familioa  in  der  FoJge  deren  Anspräche  aii£ 
HeiTschaft  cnd  Thran  zu  befttrebten  wären;  d^l'db  scbüeast 
das  Gesetz  «war  nicht  Ohristinnen,  aber  fhjinde  Priiizossintien 
ans,  und  ebenso  die  freien  Töchter  de«  Landes,  ob  der  von  der 
Verwandtschaft  und  Sippschaft  auf  den  Thronfolger  hei-ein- 
schattende^  Gefahr.  Des  Herrschers  "Weib  soll  keine  Frau,  solj 
BUif  Sklavin  sein,  In  «crter  Jugend  ans  dem  Kreise  ihrer  Ver» 
IV  andtGB  gerissen,  ohne  Sehnt«,  ohne  Verblnd^ing,  ohne  Femüifin» 
röcksichten;  nur  als  Snltania^Cliass^,  als  Prinzenmnttcr,  soll 
sie  geehrt,  als  Sultanin- Walide,  a^s  Mntter  des  reglei enden 
Sultans,  noch  höher  gest^tatt  v/erden.  Der  8nli«n  selbst  sei 
,,nicht  der  Sohn  des  freien  Weibes,  sondern  der  Sohii  der 
Sklavin,  diu  so  rücksichtsloser  herrsdien  za.  können,  und  »um 
Tröste  der  Sklaven,  seiner  Diener,  weiciio  nicht  mit  Geld  ge- 
kaufte, sondern  nur  ins  Joch  gexwÄngio  Sklaven,  die  Geburt 
von  freier  Mutter  voraus  haben  vor  dem  Sohne  der  Sklavin  anf 
dem  Throne.**  Diesen  Gmndmaximen  des  Gerechtes  osmaaisclier 
Sullöne  zuwider  wollte  »ich  Osman  nnn  «n  gleicher  Zeit  vier 
gesetzmfts.sige  Gemahlinnen  beilegen,  was  jedem  seiner  ünter- 
thanen  nach  dem  Geaets»  des  Islams  nnverwehrt;  er  vermÄhlte 


—     81     •— 

sich  mit  der  Tochter  Pertewpascha!?  Tind  wollte  sich  auch  mit 
der  Tochter  des  Mufti  gesetzmässig  t}.aue»  lassen.  Er  wurde 
aber  so  schnell  durch  Mord  beseitigt^,  das»s  seine  Heiratspläne 
nicht  mehr  alle  ansigeiöhrt  werden  konnte». 

Nach  dem  Tode  Marads  ü.  gdangte  dessen  Witwe  ß^ffa 
als  Snltanin- Walide,  als  Mutter  des  i-egierenden  Sultans,  Ho- 
hammeds  IH.,  bald  noch  aa  grösserem  Ansehen  als  jravor.  Ihr 
verdankte  der  Sohn,  dass  er  ohne  Schwierigkeit  den  Thron  be- 
steigen konnte.  Sie  hatte  des  Gatten  Tod  selbst  den  Wesiree. 
geheim  gehalten,  so  dass  der  Bostandschibaschi  ohne  Schreiben 
v^n  denselben,  blos  mit  der  N'achricht  von  der  Mutter,  zmn 
neuen  Herrscher  eilte.  Mohammed  m.  war  schwach  «ad  nie 
der  Herrschaft  seiner  Mutter  entwachsen. 

Bis  aufs  moslemische  Jahr  1005  betrug  das  Schleier-  und 
Pantoffelgeld  der  Snltauinnen,  das  sogenannte  ^Pasclimaklüc", 
nie  mehr  als  neuntausend  neunhundert  neunundneundg  Asp^ijra, 
und  bis  dahin  wurden  nie  Lehen  als  Pantoffelgeld  Ycrliohön. 
Bis  in  das  Jahr  1005  wurdes  Kwerge,  Stumme  nnd  aridere* 
Diener  des  Hofes  and  Harems  nie  mit  Lehen  begünstig.  Ja1M 
wurde  es  anders.  Die  Einkünfte  Cyperiis  wurden  der  jeweiligen 
Sultans-Mutter,  der  Walide  eingeräumt,  so  dass  dio  Insel 
Aphrodites,  schon  von  römischen  Imperatoren  den  Sgyptlschen 
Königinnen  Arsinoo  »ind  Kleopatra  als  Nadelgold  geschenkt,  tiia 
solches  wieder  den  Frauen  anheimfiel. 

Die  Seele  der  Kegicmug  Mohammeds  HI.  blieb  tr<^2  de» 
Wechseis  der  Grosswesire  immerfort  dio  Venetiancrin  Bafta, 
welche  unter  Murad  II.  als  SaltaBin-Ciha8.^ek!,  Sultaniu-Günet- 
lingin,  den  Gemahl,  Jetzt  unter  Mohammed  als  Snlttinin-Walide, 
Sultanin-Muttcr,  den  Sohn  beherrschte,  doch  als  Mutter,  wie 
Hammer  sagt,  mehr  für  die  Dauer  ihi-ei  Herrschaft,  und  dahc? 
vor  des  Sohnes  beschlossenem  Auszug  ins  Feld,  wohin  sie  Din 
nicht  begleiten  könnt«,  zitternd.  So  weit  ging  üire  Ilen-sch- 
sncht,  dass  sie  in  der  Furcht,  durch  des  Sohnes  Entfernung  vca 
der  Hauptstadt  die  Gewalt  über  ihn  zu  verlieren,  alles  ajifbot, 
dies  zu  verhüten,  ja  sogar  alle  Banden  des  Glaubens  der  Tfit-er 
vergass  und  in  verzweifelter  Herrschwut  aUgemeiBes  Bluthad 
aller  Christen  vorschlug. 

Gleich  nach  dem  Kegierungsantritt  hatte  Mohammed  d^ 
Sultanin-Walide    täglich    dreitausend    Aspeitj,    nebst    dreimal- 

Steru,  Medizin,  Aberglüabe  a.  Geschlechtsleben  in  dee  TllrksL  IL  ^ 


*-     82     — 

huii  Jerttauseiid  Aspern  Wintergeschenk  und  ebensoTiel  Somincr- 
ger-^iienk  angewiesen,  welche  in  neuer  Münze-  bezahlt  werden 
mussten.  Bald  daranf  wurde  ihr  eine  Millioff  Aspern  als 
Pancoffelgeld  zugeschlagen.  Ihr  Eidam  IbröJiim,  weichen  sie 
schoa  zweimal  früher  aum  Grosswesir  xu  heben  versucht,  be- 
wirte ::e  von  Zeit  zu  Zeit  ihre  Sklavinnen  in  seinem  Garten  zu 
Jenil  issar  am  Büspoms,  und  der  Aufwand  eines  solchen:  Festos 
ward  auf  sechstausend  Dukaten  gerechnet.  Die  Sultanifi-Waliue 
Baffa  heh^'rrschte  aber  nicht  nur  das  Harem,  sondern  auch 
grösti-enteils  das  Reich  zu  dessen  sichtbaroDi  Vertierben.  Doch 
that  öle  »tanchcs  zum  Schmucke  der  Stadt;  so  baute  sie  eine 
nach  ihr  benannte  Moschee  7aU  Skiitari,  an  welcher  cme  AJcadeniie 
und  ITcberlieferiingsschttle  begründet  wurden.  Von  Zeit  zu  Zeit 
8cho8s  sie  aus  ihrem  ungeheareß  Scfeaijsc  auch  Geld  zur  Be- 
zahlurj|>:  der  Truppen  oder  zu  anderem  Kriegsauf  wände  vor; 
aber  noch  mehr  waren  die  schöaen  Sklavinnen,  ^m)  sie  dem 
Sohne  schenkte,  g-eeignet,  sie  in  dessen  dauernder  Ounst  zu 
erhalten. 

Die  bedeutendste  aller  Juanen,  welche  am  osDiaaischen 
Hofe  zu  Herrschaft  und  Macht  gelangten,  war  die  Sultanin 
K^sem  «jder  Mapheiker  =  Mondgestfclt,  die  Gattin  Achmede  L, 
Soltanln-Muttcf  Mwi^dg  IV.,  fttr  den  sie,  da  er  als  zwc^f  jähriger 
Knabe  den  Thron  bestiegen  hatte,  die  Eegierung  ftthrte.  Erst 
als  Munid  IV.  siebzehn  Jahre  alt  geworden  war,  fing  er  an, 
seine  Krrft  zu  fühlen  und  der  Vonnandschaft  der  Mutter  Mond- 
gestalt,  welche  bisher  mit  ihrem  Geschöpfe,  dem  Kislaraga 
Mustafa,  in  des  Sultan.*  Namen  gchorrscht  und  die  Grosawesire 
ernaunt  halte,  niüde  zu  sein.  Er  2lrnte  des  zu  grossen  Schutzes, 
den  fcie  i}.rem  und  des  Kislaraga  Geschöpfe,  dem  neuen  Kapn- 
danpascha.  ihrem  Eidara  Hasan,  gewahrte.  Um  seinen  Ünwilleu 
kuud  zu  geben  tind  Schwager  und  Mutter  gittern  zu  machen, 
liess  er  dem  Kapudanpascha  die  Gemahlin  >  seine  Schwester, 
wegnehmea.  Um  den  Sultan  zu  besänftigen  und  zu  versöhnen, 
wandt©  die  Walide  zehntausend  Dulcat^i-n  auf  ein  Fest,  das  sie 
doiH  Sohij  gib,  ausser  einem  Geschenke  von  Pferden  nrit 
Juweien-G' >:cliirr.  Und  so  gelaarg  es  ihr,  noch  einige  Jahre  als 
Waliiic  im  Hnrera  zu  herrschen.  Aber  <iie  Gemahlin  Murads, 
die  ChaSBi'kJ,  Griechin  von  Geburt  wie  die  Walide  Kösem, 
machte  Icutorer  den  Kang  streitig;  freilich  nicht  mit  daueradem. 


^     88     — 

Erfolge;  denn  sie  war  mehr  vcrschwenfierisch  als  freigreblg  und 
bei  Murad  deshalb  von  geriiig-erer  Macht  als  die  Mutter,  welche 
sich  als  äusserst  Torständige  und  staatskiuge,  fröhliche,  freigebige 
Fr<iu  üeigte  und  so  den  grossen  Einfluss,  den  sie  schon  unter 
ihres  Gemahls  Achmeds  I.  Regierung  duich  Schönheit  und  Ver- 
stand, und  als  die  Mutter  von  zehn  Kindern  —  fünf  Söhnen 
und  fünf  Töchtern  —  behauptete,  (\urch  die  ersten  fünf  Jahi-e 
von  Murads  Kegierang  gieichsam  als  Vormttnderin  übte. 

Die  Zustände  werden  am  besten  dadurch  beleuchtet,  dass 
sie  es  war,  die  den  Köprili  zum  Grosswesir  ernannte.  Köprili 
wurde  heimlich  vom  Kislaraga  zur  Walide  eingeführt  und  ant« 
wortete  auf  ihre  Frtge,  ob  er  den  ihm  bestimmten  Dienst  als 
Grosswesir  zu  versehen  sich  nicht  fürchte,  mit  dem  Begehren 
folgender  vier  Punkte:  erstens,  dass  jeder  seiner  VorschlRg'e 
genehmigt;  zweitens:  dass  er  in  der  Verleihung  der  Aemter 
freie  Hand  und  auf  die  Fürbitte  von  niemandem  zu  achten  habe, 
denn  die  Schwächen  entständen  aus  Fürsprechen;  drittens:  dass 
kein  Wesir  und  kein  Grosser,  kein  Vertrauter,  sei  es  durch 
Einfluss  von  Geldmacht  oder  geschenktem  Vertrauen,  seinem 
Ansehen  vorgreife;  viertens:  dass  keine  Verschwärzung  seiner 
Person  angehört  werde;  würden  diese  vier  Punkte  zugesagt,  so 
wolle  er  mit  Gottes  Hilfe  und  dem  Segen  der  Walide  die  Gross- 
wesirschaft übernehmen.  Die  Walide  war  zufrieden  und  beschwor 
ihre  Zusage  dreimal  mit:  „Bei  Gott  dem  Allerhöchsten!"  Kurze 
Zeit  darauf  hatte  Kösem  allerdings  ihre  Rolle  unter  Morad  IV. 
ausgespielt;  aber  zur  Zeit  der  IleiTschaft  ihres  anderen  Sohnes 
Ibrahim  L  und  dann  ihres  Enkels  Mohammed  IV.  erlangte  sie 
wieder  den  alten  Einfluss. 

unter  Mohammed  IV.  drängte  sie  anfangs  sogar  des  Sultans 
Mutter  Tarchan,  die  eigentliche  Walide,  in  den  Hintergrund. 
Ja,  Tarchan  vermochte  kaum  etwas  über  ihren  Sohn:  Moham- 
med IV.  ging  seit  seines  Sohnes  Gebuit  mit  dem  Gedanken  der 
Ermordung  seiner  beiden  Brüder  um,  um  dem  Sohne  und  sich 
selbst  die  Herrschaft  zu  sichern.  Seine  Mutter,  eine  Bussin 
oder  eigentlich  Polin,  die  Sultanin  Tarchan,  welche  das  Leben 
ihrer  jüngeren  Söhne  nicht  dem  älteren  zu  opfern  bereit  war, 
sondern  in  der  Erhaltung  des  Lebens  derselben  Muttefpflichl 
übte,  brauchte  die  Vorsicht,  die  Knaben  in  einem  Zimmer  des 
Harems  einzuschliessen,  wohin  kein  Zugang  führte,  als  durch 

6* 


—     «4     — 

das  ihrige.  Dessen  ungeachtet  kam  eines  Nachts  der  Sultan 
mit  g^ezückt^m  Dolche  in  das  Schlafgemach  der  Muttfr;  zwei 
ihrer  wachehabenden  Sklavinnen  weckten  sie  mit  Stössen.  weil 
sie  nicht  schreien  durften.  Die  Walide  fiel  dem  Sultan  in  die 
Arme  und  hat  ihn,  eher  sie,  die  Mntter,  als  die  Brüder  zu  er- 
gtechen.  Dem  Brudermorde  ward  so  Einhalt  gethan:  für  die 
getfiiischte  Erwartung-  %vTirden  blos  die  zwei  wacbsamon  Skla- 
vinnen gehenkt  Die  Furcht  der  Mutter,  dasa  der  eine  ihi'cr 
Söhne  ihre  anderen  töten  wttrde,  blieb  jedoch  wach;  und  als  sie 
auf  des  Sultans  Befehl  eine  Keise  nnterDehmen  musste.  erbafc  sie 
sich  das  Geleite  des  Grosswesir-Stoilvertreters,  des  Mufti  ujid 
der  Heeresrichter,  weil  sie  den  ihp  vom  Sohne  bestimmten 
Begleiter  als  das  zum  Brudermorde  ersehene  Werkzeug  er- 
kannte. Es  war  also  nicht  immer  eitel  Freude  und  Herrschafts- 
glänz  um  die  Würde  einer  Sultanin-Mutter. 

In  des  jugendlichen  Mohammeds  IV.  Namen  regierte  nut 
dessen  Grossmutter  Kösem,  so  dass  alle  Fäden  der  Herrschaft 
hl  ihrer  Hand  sich  befanden,  während  die  junge,  die  eigenth'che 
Walide,  Tarchan  Sultan,  wohl  im  neuen  Ssenii  wie  die  alte 
wobnte,  aber  lange  nur  eine  Schatten gesuilt  von  Sultansmutter 
war.  Unter  ihrem  Enkel  Ibrahim  war  K^sems  Einüuss  zwar 
grösstenteils  den  Launen  der  gebietenden  Günstlinginnen  unter- 
geordnet gewesen,  aber  dennoch  hatte  sie  schon  dq,nial?  manche- 
Neuerung  hinsichtlich  der  Ausstattungen  und  Nadelgelder  der 
Suitaninnen,  ihrer  Enkelinnen,  bewirkt.  Vonuals  war  es  kannn- 
mässig,  dass  die  den  Paschas  angetrauten  Suitaninnen,  sogleich 
aus  dem  Ssorai  entfernt,  mit  ihrem  Hofstaat  nicht  mehr  dem 
Sserai,  sondern  ihrem  Gemahle  zur  Last  Zielen.  Durch  Kösem 
wurde  dies  jetzt  daliin  allgeändert,  dass  die  PrinzessinenBräut*^, 
oft  zwei-  bis  dreijährige  Kinder,  an  die  Paschas  wohl  verlobt, 
aber  denselben  nicht  herausgegeben,  sondern  bis  zu  ihrer  Mann- 
barkeit im  Ssorai  erzogen  wurden,  zur  grössten  Last  des  Reichs- 
Bchatzes,  ihrer  unmüssigcn  Pantoffel-,  Schleier-  and  Gürtxjlgelder 
wogen.  Die  Sultanin-Wal ide  Koseni  selbst  hatte  iliren  Witwea- 
gehalt  bis  auf  dreimaD;uüdcrtiauscud  Piaster  gesteigert 

Endlich  aber  kam  die  Katastrophe;  die  Brnennung  eines 
neuen  Gropswesirs  oline  Zustimmniig-  der  alten  Sultan in-Mutter 
Kösera  offenbarte  das  Geheimnis  des  unter  sich  uneinigen  Harems^ 
und  einer  neuaufstetgenden,  die  Oberherrschaft  der  alten.  Walide, 


—     85     — 

welche  bisher  die  Zügel  der  Regiernug-  gelenkt  hatte,  über- 
»ICig-Gluden  Macht.  Das  neue  Licht  war  das  der  jungen  Walide 
Tarchan,  4iler  Mutter  des  Sultans,  oder  vielmehr  das  des  schwarzen 
Vcr>?chnitteuon  Suleiman,  des  Oberethofmeistoi-s  des  Sultans, 
welcher  mit  seinem  gauzoß  Anhange  von  Kämmlingen  sich  wider 
die  ilassregeln  der  alten  Waiide  auflehnte.  So  stand  also  der 
alten  Walide  Mahpeiker-Mondgestalt  oder  Kösem,  die  junge, 
'J'archan,  gegenüber  und  während  sich  um  diese  di^  vom  Ver- 
schnittenen Snleimanaga  angeführte  Hofpartei,  die  der  Eunuchen, 
sammelte,  traten  lür  die  Walide  Kösem  die  Aga  der  Truppen 
ein;  in  demselben  Augenblicke  aber,  als  Kösem  sich  anschickte, 
einen  Hanptschlag  zu  führen  und  —  wie  viel©  Geschichtschreiber 
behaupten  —  den  Enkel-Sultan  zu  töten  und  dadurch  seine 
Mutter  unschädlich  zu  machen,  wurde  Kösem  selbst  ermordet. 
So  endete  die  ki-äftigste  nnd  berühmteste  aller  Sultaninnen- 
Walide,  die  Einzige  in  der  osmanischey  Geschichte,  welche  die 
Kegierung  von  sieben  Sultanen  geseheii  mter  deren  Vieren 
—  Achmed,  Murad,  Ibrahim,  Mohammed  —  sie  dreissig  Jahre 
lang,  als  Gemalüin,  Mutter  und  Orossmutter,  nicht  nur  die  Ge- 
bieterin des  Harems,  sondern  auch  die  Herrscheri«  des  Reiches 
war.  Noch  am  selben  Abend,  da  sie  ermordet  worden,  zog 
aus  dem  Sserai  ihre  Leiche,  in  Begleitung  ihrer  ganzen  Frauen- 
welt, ins  alto  Sserai,  wo  sie  gewaschen  und  nach  gewöhnlichem 
Loichengebete  am  Grabmale  ihres  Gemahls  Achmed  an  dei"  von 
ihm  erbauten  Moschee  bestattet  ward. 

Hammer  sagt  von  ihr:  Eine  grossmtttige,  gi^ossgesinnte, 
königlidie  Frau,  von  hohem  Geiste  und  edlem  Heiden,  aber 
herrschsüchtigem  Chaiakter.  Die  jährlichen  Einkünfte  ihrer 
Krongtiter  in  Asien  und  in  Europa  —  jedes  trug  jährlich  füufzig- 
tauseud  Kronenthaler  —  verwandte  sie  auf  die  wohlthätigste 
W^eise  zur  Erbauung  des  nach  ihr  noch  heute  genannten  grossen 
Walide-Chan,  der  nach  ihr  genannten  Moschee  zu  Skutari,  der 
von  ihr  begonnenen  und  hernach  von  der  Mutter  Mohammeds  IV. 
vollendeten  Moschee  zu  Konstantinopel,  sui-  Wasserleitung  aus 
dem  Nil  ins  Kloster  der  Chalweti  zu  Kairo,  zum  Unterhalte 
der  Soid-e  oder  Propheten -Abkömmlinge  und  der  Armen  zu 
Mekka,  am  Befrehmg  zahlungsunfäliiger  Schuldner,  zu  Pen- 
sionen für  Witwen  und  Waisen.  Sic  Vt  less  sich  nicht  auf  die 
Sachwalter  und  An  walte  in  der  Austeilung  dieser  Wohlthaten, 


-^     86     — 

sondern  besnchte  selbst  die  Spitäler  und  Kerker.  Ihren  Skla- 
vinnen schenkte  sie  nach  einigen  gxitgeleisteten  Diensten  die 
Freiheit  und  rennählte  sie  mit  reicher  Ansstattimg-  an  verdiente 
Männer  des  Hofes;  arme  Mädchen  versorgte  sie  mit  Heiratsgut; 
Männer  und  Weiber  ihres  Hofstaats  bedachte  sie  reichlich. 
Solche  Wohlthätigkeit  bezeug  nicht  nur  allein  der  zeitgenössische 
Geschichtschreiber  Mohammed  Chaiife  —  damals  oberster  Kaffee- 
koch in  der  „grossen  Kammer"  —  sondern  auch  der  Geschicht- 
schreiber Scharihul-Minarsado;  doch  vergisst  Letzterer  nicht  zu 
betonen,  dass  Eösem  ihre  Privatkasse  auf  Kosten  des  öffent- 
lichen Schatzes  füllte  und  dass  sich  nach  ihrem  Tode  in  ihrem 
Hanse  zwanzig  Kisten  voll  Dukaten,  unter  ihren  Kleidern  zwei- 
tausend siebenhundert  Shawle  im  Werte  von  fänfzigtausend 
Piastern,  fanden.  Aber  sie  verschenkte  doch  auch  Schätze,  die 
sonst  vergeudet  worden  wären,  zu  guten  Zwecken.  Ihre  Leute 
behandelte  sie  mit  der  grössten  Milde.  Die  Pagen,  deren  liOs 
es  war,  von  den  Verschnittenen  so  viele  Schläge  zu  erdulden, 
hatten  in  ihrem  Hofstaate  nur  fünf  Wachen  die  Woche  und 
zwei  Tage  frei.  So  viele  Grossmut,  Milde,  Wohlthätigkeit  und 
Huld  —  sagt  Hammer  —  mit  einem  Worte,  so  gutes  Herz, 
gestatte  der  von  einigen  Geschichtschreibem  wider  sie  er- 
hobenen Anklage  des  von  ihr  angeblich  beschloi^Beuen  Enkel- 
mordes kaum  Platz;  sollte  sie  d^noch  von  diesem  Morde 
Kenntnis  gehabt  und  daran  teil  genommen  haben,  so  träfe  auch 
sie  das  über  andere  grosse  Geister  und  Gemüter  auf  dem  Throne 
ausgesprochene  Urteil  der  Geschichte;  dass  sie  mit  ihren  grossen 
Eigenschaften  ausgestattet,  nur  Verbrecherin  aus  Herrschsucht, 
im  übrigen  tugendhaft  war  —  sie,  die  Mutter  des  grössten 
Tyrannen,  Murads  IV.,  und  des  grössten  Wüstlings,  Ibrahims  I., 
die  Griechin  Kösem,  um  ihrer  Schönheit  willen  die  Mondgestalt 
beigenannt,  durch  den  Herrschei^lanz  von  vier  Kaisem  —  des 
Gemahls,  zweier  Söhne  und  des  Enkels  -  mehr  als  Agrippina, 
Neros  Mutter,  geschichtlich  verherrlicht,  durch  Milde,  Herrsch- 
sucht und  tragisches  Ende  der  osmanischen  Geschichte  weib- 
licher Cäsar. 

Nach  Kösems  Ermordung  wui'de  es  aber  keineswegs  besser. 
Die Weiberherrschaft  dauerte  fort.  Mohammeds  IV.  Nachgiebigkeit 
war  so  gross,  dass  er  selbst  das  Harem  in  den  Krieg  mitschleppte, 
und  die  Soldaten  murrten,  „das  Heer  der  Weiber  sei  nicht  viel  minder, 


—     87     — 

als  das  der  Männer;  Saltan  Murad  IV.  86)  jtiit  einem  Weibe 
und  zwei  Pagen  ins  Feld  gezogen,  wühi'cnd  jetzt  di(3  Wagen 
des  Ilarems  Über  hundert  waicu;  die  der  Sultanin-Chasseki 
•Wi*ren  mit  Süber  Losclilagen.  die  Kader  listten  sübenie  Speichen, 
Sattel  vjsd  Zeug  der  Zugpferde  war  mit  Sammt  gefüttert." 
Unter  der  Kegiening  Moluimnieds  JV.  sturb  die  ehemalige, 
achtzig  Jahre  ait  gewordene  Walide  Schechsuwar,  eine  geborene 
Kussiu;  sie  war  als  Mobamniedanerin  eine  so  fromme  Ii^au,  dass 
sie  nie  vom  Sofa  auf  die  Erde  trat,  ohne  vorher  das  Handwasser 
genommen  und  Abwaschung  Ycrrichtet  zu  haben,  und  dass  sie 
die  8m-e  de.«  Binheitsbekonntnis  fünfzehnhiicdertmal  in  einer 
Nacht  betete;  deshalb  erteilt  ihr  der  Reichsgeschichtschreiber 
Wassif  ausser  den  gcwöhRifchoü  Lobsprucbpu  der  Trauen, 
B&mlich:  „dass  sie  rein  wfe  Maria,  weise  wie  die  Königin  von 
Saba,  massig  wie  Asia  die  Schwester  des  Moses",  auch  den, 
„dass  sie  fromm  wie  ßüabia  Aduje,  eine  der  heiligsten  Frauen 
des  Islams"  gewesen. 

Von  Mustafa  HI.  erzählt  Hammer,  da&i;  :  besonders  zärt- 
liche Neigjjug  ffir  seine  xNichte  Niui  Chanumsultan  hatte,  die  Ge- 
mahlin des  Statthalters  von  Kutaili,  iiarhnialigon  Kapudaopaschas; 
sie  war  eine  schöne,  junge,  geistreiche  Prinzessin,  die  Mustafa 
taglich  besuchte,  und  die  durch  ihre  Oberherrschaft  über  den 
Sultan  auch  Einfiuss  auf  die  Geischäfte  nahm.  Durch  sie  ward 
Bekir,  dessen  Frau  eine  aus  dem  Sserei  verheiratete  Skla\1n 
Sultan  Machmuds  gewesen,.  Keis  Efendi,  Minister  des  Aeusseren; 
doch  wio  gewonnen,  so  zerronnen;  durch  seine  Fraa^  durch 
welche  er  aufgestkgen  wai",  wurde  er  wieder  abgesetzt,  weil 
die  Ft&n  ins  Sse/ai  berufen  und  befragt,  wohin  vormals  noch 
unter  der  vorigen  Regierung-  Sultan  Machmuds  I.  manche  Kost- 
barkeiten verstockt  worden  seien,  darüber  nicht  Auskunft  geben 
konnte  oder  wollte. 

Man  ersieht  aus  der  Rolle,  welche  bei  Mustafa  JII,  sein© 
Nichte  Nuri  Chanum  spielte,  dass  nicht  »ur  die  Gtinstlinginnen, 
sondern  zeitweilig  die  Mos  verwandten  Frauen  ebenfalls  zu  An- 
sehen gelangten. 

Auch  viel  froher  war  dies  bereits  der  Fall  gewesen:  Als 
Sultan  Murad  II.  von  Asien  einmal  nach  Europa  zurückkehrte, 
erwartete  ihn  das  Flehen  seiner  zweiten  Schwester,  der  Ge- 
mahlin des  von  den  Abendländern  gefang    jH  Machmud-Tache- 


—     HS      — 

lebi,  des  Statthalter»  von  Boü.  Dtiirch  das  Bitten  der  Schw-esU;r 
bewogen,  bescbioss  Murad  die  |iersteUuiig  des  Friedens  mit  den? 
Walachei,  Serbien  aiid  üngam.  Derselbe  wurde  im  Juli  1444 
zu  Szegediii  unt^r  lolgenden  Bedingungen  auf  zehn  Jahre  abgc- 
schIof:se2i:  erstens,  dass  Serbien  und  die  Hei-zegowina  an  Georg 
Blanko  vi  ch  zuiückgestelit  werde-  zweitens  die  Walachei  unter 
ungarischer  Herrschaft  bleil)e;  drittens  dass  fiir  Machmud 
Tschelebi  ein  I^ösegeld  von  70000  Dukaten  gezahlt  werde. 
Menschliches  Gefühl  des  rauhen  Herrschers  beweist  dies;  ein 
Gefühl,  das  von  zwanzig  Jahre  ununterbrochen  andauerndem 
Eriegsgotüso  nicht  erstickt  worden.  Die  Nachgie>^jgkeit  für 
seiner  Schwester  Bitten,  welche  den  Frieden  in  Asien  und 
Europa  erleichterte,  ist  eines  der  schönsten  Blätter  in  dem 
Lorbeerkranz©,  den  die  osmanische  Geschichte  diesem  ge- 
wiUtigea  Kämpen  de»  Islams  ge^vunden  hat 

Die  IfVanen.  Schwestern,  Tanten,  Töchter,  nutzten  die 
sultanischo  Gunst  freilich  n^cht  imsßer  für  Friedenszwecke.  So 
trieb  die  Tochter  Suleimans  des  Grossen,  die  Witwe  des  Gross- 
wesli*s  KuvStem,  die  Pforte  zx\r  Eroberung  üdaltius  und  rüstete 
selbst  auf  ihre  Kosten  vierhundert  Galeeren  aus. 

Am  eclihmmsten  war  es,  wenn  solcte  Frauen  im  Harem 
EinflusÄ  erlangten,  die  sich  Iß  niederen  und  niedrigsten 
Stellungen  befanden  und  doch  voa  dort  aus  die  wichtigsten 
Dingo  >icschlossen  nnd  durchsetzten.  Der  Jüdin  Kira  oder 
Cljiera  ist  schon  einmal  gedacht  worden.  Sie  war  als  Schaff- 
nerin des  Harems  unter  Sultan  Murad  eine  Macht  und  deshalb 
die  Zielscheibe  auflodernder  Meuterei  der  Sipahi,  weil  sie  »ich 
in  Verleihon«;'  von  Eeiterleheu  gemengt  und  durch  Bestechung 
unwürdigen  Stellung  verschafft  hatte.  In  vollem  Aufstande 
forderten  die  Sipahi  ihren  Kopf.  Da  der  Grosswcsir-StvCll- 
vertreter  Chalil  und  die  Walidc  mit  ihr  im  Bunde  wai-en  und 
Cbalü  fürchtete,  dass  der  Judin  versagter  Kopf  seineu  und  den  der 
Walide  kosten  könnte,  sandte  er  den  Tschauchbusohi  der  Sipahi 
Botschaft,  die  Kiiä  mit  ihren  Söhnen  in  Empfang  zu  nehmen; 
nnd  diese  Botschaft  schickte  der  schlaue  Chalil  durch  die  Opfer 
selbst;  die  Sipohi  fielen  über  die  Kira  und  üire  drei  Söhne  her, 
zerfleischten  sie  und  hingen  die  zeiTisscnen  Glieder  an  die  lliüien 
der  Grossen,  durch  deren  Mittel  Kh-a  Stellen  verkauft  hatte.  Nur  der 
viei-te  Sohu  der  Kira  rettete  sein  Loben  durch  Uebortritt  zum 


—     öl)     — 

Islam;  als  Moslem  wunle  er  Ajsak  Mustafa Tscliansch  genannt;  der 
Ertrag-  cter  weg^genommeiien  Habe  der  Mutter  bourog  nicht  weniger 
als  flinf  "Millionen  Aspern.  Ob  dieses  VeiTats  zerfiel  der  Gross- 
wesfr-Stellvertretcr  ChaVJ  init  dem  snUunischen  Harem,  und  der 
Vorfall  zo^  seine  Absetzung  als  Kainiakaui  nach  sicli.  K^ra 
hatte  auch  in  der  änsseroa  PoUlik  Einius«  gehabt.  Dem  Bot- 
scbafter  Soranaso  wurde  die  Geschäftsverliaitdlung',  ebenso  wie 
seinem  Nachfolger,  dem  Bailo  Giovanni  OoiTero,  hauptsächlich 
durch  Kira  und  den  in  alle  Geschäft!  des  Auslandes  eingeweihten 
jüdischen  Arzt  Saiomon  Nathan  EscLinasi  erleichtert.,  —  Auch  die 
einflüssreiche  Überstl  fineisteria  Dschanfeda  ist  !)ereits  erwähnt 
worden.  Sie  niachtcj  ihren  Bruder  sum  Statthalter  von  Di- 
arbekr;  als  er  wegen  Erpressung-cn  angeklajjt  war,  retteten 
ihn  nnr  rnigehe^iro  Geschenke  und  seiner  Schwester  Einüuss. 
Da  aber  der  Bruder  Dschanfedas,  nachdem  er  mit  g'*}n&uer  Not 
dem  Veitiefben  entgangen  war,  aui  der  Schwester  Macht 
bauend^  an  Erseram  eiueu  Janitscharen  zu  Tode  prügeln  lioss, 
enjpOrtea  sich  wider  ihn  die  Janitscharen  so  gewaltig,  dass 
ihn  der  Sultan  trotz  der  das  Haxem  beherrschenden  Schwester, 
in  die  sieben  Türme  werfen  lassen  musste. 

Je  grösser  der  Elnfluss  der  Weiber  ward,  desto  verweich- 
lichter wui-den  die  osmanlÄcheß  S^iltane,  die  einst  das  Abend- 
land in  Angst  und  Schrecken  gesetzt  hatten.  So  war  Sultan 
Achmed  m.  nichts  als  ein  Liebhaber  von  Frauen  und  Vögeln, 
von  Tulpen  und  Nelken,  von  Spiegeln  und  Lampen,  und  seine 
grössto  HciTscherthat  war,  dass  er  sechsunddieissig  Kinder  er* 
zeugte.  Er  beschäiftigte  sich  blos  mit  seinen  Frauen,  mit  iimeu 
stickend  und  kosend,  und  unterhielt  sie  mit  stets  neuen  Ifnter- 
haltimgen  von  Tulpenbeieuchtungen  und  Zutkergastereieu. 

Die  öi-irste  Periode  der  Üeppigkoit  der  Haremsherrschaft 
war  die  des  Wollüstlings  Ibrahim  I  Ibrabim  —  sagt  Hammer  — 
war  nichts  als  Lüstling  und  WtisUing.  Unter  seiner  Herrschaft 
war  des  fünfundzwanzigjährigen  venetianischen  Kiieges  Anlass 
und  das  endliche  Verderben  Kandias,  gleich  dem  Trojas,  die 
LiT-uno  eines  seiner  Weiber.  Ibrahim  sank  immer  mehr  in  den 
Pfuhl  der  Haremslust.  Anfangs  seiner  Eegierung,  als  er  der 
einzige  Sprosse  des  osmanisehen  Stammes  war,  scbieo  es  ȟeu 
Wesiren  hiichst  löblich,  den  Hang  des  Sultans  nach  Weibern 
durch  vervielfälti^rte  Gecichenke  voji  Skhivhmen  xii  begünstigen 


—     90      - 

uie  sie  ihm  wetteifernd  darbrachten.    Er  selbst,  so  oft  er  nm 

die  Stadt  ritt  oder  sich  anf  eiioe  Lnstfahrt  begÄ'gi,  sclien^te  an 

dem  Thore  den  Wachen  vier  bis  fünf  Bentei  GoM«s,  dass  sie 

für  ihn  um  Kinder  und  Nachkommen   beten  sollten;  bald  war 

dnrch  ein  halbes  Dutzend  von  Söhnen  die  Furcht  vor  dem  Aush 

sterben   des   osmanischen    Stauiinos   verschwanden,    aber    des 

Sultans  Wollust  war  um  so  gTussor  herangewachsen,  und  in  dem 

Masse,  als  das  Ansehen  und  der  Einfluss  der  Weiber  gestiegen, 

das  seine  gesunken.  Gleich  nach  Anfeitt  seiner  Haiem^berrschaft 

war  des  viemcdzwanzigjahrigen  Mannes  Nerveckraft  mit  der 

Unmässigkeit    seiner  Begierden   so  sehr  im   Einklänge,    dass 

er  einmal  binnen   vierundzwanzig  Stunden  vierundzwanzigmal, 

was  er  wollte,  vermochte.     Wir  v/issen  bereits  aus  dem  ersten 

Kapitel  dieses  Baches,  dass  der  Holarzt  Hammalsade  Mohacimod 

Efendi  für  die  hieraus  entstandene  Abspannung,  Schwermut  uad 

andere  bedenkliche  Wahrzeichen  schlagartiger  Krankheit  kein 

Mittel  anzuraten  wusste,   als  Mässigung  und  Ruhe,  und  dafür 

fioglelch  vc-rnngnadet  und  auf  die  Prinreninseln  verbannt  wurde. 

Di(5    Ohnmacht,    überstiegene    Begierden    zu    befriedigen, 

spannte  den  Sultan  Ibrahim  nur  noch  fester  an  das  Launenjoch 

von  Weibern  und  GönsilingeD,  von  Buhlennnen  und  Harems- 

Wilchtem.    Seine  Mutter  Kösem  war  darauf  bedacht,  des  Sohnes 

n&oiat-sigem  Wollusttriebe,   mit   welchem   die  Kraft,   denselben 

zu  befriedigen,  schliesslich  nicht  immer  gleichen  Schritt  hielt, 

durch  immer  neue  Sklavinnen  zu  fröhnen. 

Also  blieb  Ibrahim  ein  Spietball  «einer  Weiber.  Von  letz- 
teren führten  sieben  den  Titel  Chasseki,  „innigste  Günstlingin", 
bis  zuletzt  die  achte,  die  berahnrte  Telli,  „die  Drahtige,*'  ihm 
gar  als  Gemahlin  feierlich  angetraut  wuMe.  Eine  andere  hiess 
SsadF  .'hbagli,  „die  mit  den  aufgebundenen  Haaren."  Jede  dieser 
innigsten  Günstlinginnen  hatte  ihren  Hofstaat,  ihren  Kiaja,  die 
Einkünfte  eines  Sandschaks  als  Pantoffelgeid,  jede  hatte  einen 
vergoldeten  mit  Edelsteinen  besetzten  Wagen  und  Nachen  und 
kostbares  ßeitzeug.  Ausser  den  Sultamunen-Günstünginnen  hatte 
Ibrahim  Sklavinnen-Günstlinginnen,  deren  zwei  berühmteste  die 
Schekerpara,  „Zuckerstttck,"  und  Schekerbuli,  „Zuckerbulle."  Mit 
alledem  begnügte  sich  Sultan  Ibrahim  noch  nicht.  Er  begehrte 
auch  nach  den  Frauen  seiner  Wesire.  Und  dies  ward  Anlass 
zu  Rebellionen.    Der  Sultan  verlangte  vom  Statthalter  von  Siwas, 


—     91     — 

Wardar  Aüpaecha,  ihm  die  Frau  d^s  Freuades  Ipschirpagcha, 
die  schöne  Perichan,  die  Tochter  Marukchan's,  auszuliefcru. 
Wardar  Ali  trotzte  diesem  Befehl  und  seilte  deshalb  vom  Wesir 
Achmed  Pascha  verfolgt  und  vernichtet  werden.  Er  aber  em- 
pörte sich  und  zog  mit  wohlgerüstetem  Heere  uach  Skutari,  um 
die  acht  Köi)fe,  die  den  Sultan  schlecht  berieten,  die  Köpfe  des 
Grosswesirs,  des  Mufti,  des  Dschindschi  Chodscha,  des  Ober- 
landrichters Muiakkab,  des  Bcgtaschaga,  Tschelcbi  Kiaja,  Muss- 
liheddinaga  und  Karatschausch,  zu  begehren  und  um  au  Ach- 
ro.edpascha  Kache  2U  nehmen.  Kr  wurde  jedoch  selbst  von 
Ipachirpasclia  gefangen,  dem  er  die  Ehre  des  Hauses  vor  der 
WoDust  des  Sultans  1  .;hütet  hatte.  Als  er  Yor  Ipschir  stand, 
ü-agte  or  itm:  „Ist  dies  der  Lohn,  daes  ich  Dein  Weib  nicht 
schänden  Hess  und  Dir  dasselbe  za  Tokat  aufljewahrt?"  Die 
Antwort  Ipschirs  trennt©  Wardars  Kopf  vom  Halse,  und  Ipschir, 
dieses  seltene  Muster  von  Treue  und  Dankbarkeit,  sandte  das 
Haupt  des  Mannes,  der  seinetwegen  zum  Rebellen  geworden, 
nach  Konstantinopei,  dem  Sultan  Ibrahim.  Dessen  Zorn  war 
damit  uoch  nicht  befriedigt.  Er  befahl,  ,.als  ein  schandliches 
Lastvieb  seiner  Lust,"  der  niedrigsten  Eache  freien  Lauf  zu 
lassen  and  die  Gemahlin  Wardar  Ali's  nachts  bei  Fackeln  an 
vier  Pfühle  za  binden  und  öffentlich  zu  schänden,  weil  ihr 
Gexnahl  des  Sultans  Lust  im  Wege  gestanden. 

Der  Despotismus  der  Weiber  Ibrahims,  dos  Sultans  un- 
sinniger Lusais,  die  Sklaverei,  in  welcher  ihn  das  Harem  hielt, 
nad  die  Tyrannei  des  Grosswesirs  Achmedpascha  stiegen  von 
Tag  zu  Tag.  Achmed  Pascha,  sagt  Hammer,  ein  Abkömmling 
des  Mustafa  Tschausch,  des  Sohnes  eines  griechischen  Pfaffen, 
hatte  sich  aus  niedriger  Stellung  durch  die  Gmist  einer  Harems- 
dame, deren  Sachwalter  er  war,  bis  zudi  Grosswesir  geschwungen, 
ein  ungemein  thätiger,  der  Kanzleigeschäfte  v/ohl  kundiger,  aber 
höchst  despotischer  Grosswesir.  Um  seinen  Ehrgeiz  auch  als 
Eidam  des  Sultans  zu  befriedigen,  schied  er  sich  von  seiner 
Gemahlin,  der  TocJiter  Chanedansadeaga's  ~  des  ehemaligen 
Gesandten  in  Wien  —  welcher  ihm  vormals  aufgeholfen,  ver« 
bannte  die  Gemahlin  und  ihre  Mutter  aus  der  Hauptstadt,  rief 
sie  aber  dann  wieder  zurück,  worauf  der  Sultan  rlie  bisherige 
Gemahlin  des  Grosswesirs  für  sein  eigenes  Harem  nahm  und 
ihm  dafür  seine  jüngste  Tochter  Bibisuitan  antrauen  Hess.    Bei 


—     w     -^ 

dieser  GrelegeDheit  wurde  durch  den  Sultan  der  Luxus  der 
ilochzeitspälmen  aufs  Höcbsto  jetrieben;  zwei  derselben,  in  der 
Hölie  voa  Minares,  von  Gold  und  Silber  strotzend,  üijertrafen 
an  Grösse  und  Pracht  alles,  was  Athonäus  von  der  Pracht 
ägyptischer  Phalhisphorien  meldet;  in  Pracht  und  Verschwendung 
setzte  Jferahim  die  Grösse  und  den  Glanz  seiner  Regierung. 

Für  die  achte,  dem  Sultan  allein  förmlich  angetraute  OLas- 
seki  TeDi,  „die  Drahtige,'*  sollte  der  ihr  vom  Sultan  geschenkte 
Palast  Ibrahimpascha's  ani  dem  Hippodrome  ganz  mit  Pelzwerk 
ausgescbligen  werden;  statt  der  Teppiche,  stait  der  Tapeten 
nur  Pelzwerk,  „der  Verweichlichnng  weichster  Ruhestuhl  nnd 
LotterpfuM."  Der  Grosswesir  mid  der  DcftercrdÄr  Tschalidschi- 
sade  erschöpften  sich  in  gewaltsamen  fislialischen  Massregeln, 
UTj)  so  viel  Pelzwerk  aTifzubringen,  nnd  da  dies  trotz  aller  Tyrannei, 
wodurch  der  Markt  za  Grunde  gerichtet  ward,  unmöglich  war, 
mnsste  man  sich  begnügen,  ein  einziges  Kjöschk  des  Palastes 
mit  Zol>el  und  Luchs  enszuschlagen.  Als  ca  der  Sultan  besah, 
f-iXiiH  er,  dasä  auf  einem  einzigen  Flecke  die  Farbe  der  anein- 
ander geffigien  Folie  nicht  so  genau  in  einander  floss,  dass 
die  Fuge  unscheinbar  blieb,  und  deshalb  missfiel  das  Ganze  dem  peiz- 
wOhlcriscben  Wüstlinge  so  sehr,  dass  er  den  Finanzminister 
{«bisetiiti  und  einkerkern  liess. 

SnltÄU  Ibrahim  war  ein  spezieller  Freund  grandioser  Be- 
ieuchtuugen.  Von  einem  seiner  Grosswcsire,  H^rahim  Pascha, 
schreibt  sich  —  «ach  Kammer  —  die  Beleuchtnijg  der  grossen 
Moscheen  v\^ährend  der  Nächte  des  Ramasans  mit  den  Twampen- 
reifen  her,  welche  Monde  heiysea,  weil  sie  in  der  Nacht  ebca 
so  viele  Halbmonde  vorstellen  sollen,  gleich  denen,  die  Ijei  Tag 
im  Sonnenglaiize  von  den  Gipfeln  der  Türme  und  Dome  golden 
strahlen.  Unter  dem  Sultan  Ibrahim  und  Ibrahim  dem  Gross- 
wesir kamen  zuerst  die  Lampen-  und  Tulporicete  auf,  welche 
alljährlich  im  Frählingo  im  Garten  des  Sserai  oder  auch  in 
einem  der  üfoi'j»alaste  des  Bosporus,  statt  hatten.  Die  Tulpcn- 
beete  w^irden  mit  Lampen  beleuchtet.  —  „die  Pracht  der 
ältesten  P.bmenfeate  zu  Sais  war  von  den  Ufern  des  ^fü  an  die 
des  }^sponife  versetzt"  Das  glänzendste  solcher  Blumenfeste 
durch  die  Wunder  der  Beleuchtung,  und  überiiaupt  das  glän- 
zendste aller  von  Gross wesircn  einem  Sultan  je  gegebenen  Feste 
durch    die    Zahl   von   anwesenden    Sultanen    und    SultaDinnen, 


~     93     — 

Prinzessinnen,  Mütteru  und  Günstlingiti-aen,  war  das,  womit  iJor 
Grosswesir  Ibrahim  in  seinem  l<»slpalaste  zu  liescliiktiisch  den 
Sultau  Ibraliim  ur.d  das  ganze  Harem  bewirtete.  Es  jfauden 
«ich  bei  dieriem  Feste  ausser  dem  Saltan  ein:  vier  seiner  Söhne, 
sieber.  Soltauinnen,  seino  Tüctter,  die  Sultania-Giinstiin^iji,  Muttei: 
der  vier  PriXi»en,  viel-  Mütter  von  verstorbenen  Prinzen,  und  die 
xiinf  SultauiRüen-Gemablinneii  —  die  er«te,  «weite,  dritte,  vierte  und 
fftnfio  Fmu  —  Äüsararaen  z\\«H7Ag  Snltaninnen ,,  dann  sechzehn 
^kiaviimeu,  vertraute  GKinstliugiiinen  der  S^itltaninneu,  zehn 
A^ertraote  üt»  Soltanfi,  iiad  voa  den  Hofämiem  d^  imiersten 
Hofes  der  Kislaraga. 

Um  die  äugen  bUcküchen  L&nnen  der  Gebieterinnen  des 
Hareios  und  ihres  Sklaven,  des  Sultans,  zu  befriedigen,  musstea 
ztt  diea'sr  Zeit  die  Baden  oft  die  g:anze  Nacht  M  Fackelschein 
offen  gejmlten  werden  und  die  durch  Mangel  an  Bezahlung  jsa 
Omnde  gericbteteii  Kaufieute  den  Raüt«  noch  belouchten.  Bin 
andermal  ritt,  ein  .Eeisig:8r  vom  alten  Sseral  aus  den  ganzen 
Markt  durch,  mit  dem  Befehle,  die  Geschäfte  auj^enbüclclich  za 
schliessen.  In  ehoem  und  demselben  Aue:enblieke  worden  nicht 
nuf  alle  ßndec,  sondern  auch  die  Thore  Konstantinopels  ge- 
schlossen; dann  riefen  noch  am  selben  Tage  Anarufer  aus,  dass 
alles  wieder  geöffnet  werden  solle.  Die  Ursache  des  SchlJeßsens 
und  Wiederöiinens  blieb  gleich  unbekannt ,  entsprungen  aus 
blosser  Sidtnus-  und  Karomsiaune. 

Der  Lnxus  im  Pelzwerk,  erzählt  tins  Hammer,  war  so  gross, 
dass  graue  Fehe,  Luchs  nad  Hermelin,  garaicht  mehr  angesehen 
wurden,  sondern  nur  Zobel  allein  im  Schwünge  und  der  Preis 
desselben  jetzt  verzehnfacht  und  darüber  war.  Mit  dem  Ge- 
schmacke  Ibrahims  an  Weibeni,  Ambra  und  Zobelfelten  ging  der 
an  Blumenflor,  Kielderpracht  and  am  Spiele  Hand  in  Hand. 
Ibrahim  liebte  die  Blumen  als  Symbol  der  Frauen  wegen  ihrer  Zarö« 
heit,  Farbe  und  Duft.  Statt  der  diamantenen  Neiger,  welche 
den  Turban  des  vSuitaas  zieren,  pfiegte  er  Blumen  auf  den  Kopf 
oder  hint^  das  Ohr  zu  stecken,  was  in  der  Türkei  für  unan- 
sti'ßdijEr  giJt,  weil  dies  dort  nur  Sitte  der  Hetären.  Ibnibinj 
erfand  eine  Art  von  Lotterkleid,  in-  und  auswendig  gan.-?  mit 
Zobel  gefüttert  «nd  ausgeschlagen,  dann  ein  für  ihn  allein  be- 
stimmtes Staatsideid,  mit  Knöpfen  aas  Edelsteinen,  deren  jeAsr 
auf  achttausend  Piaster  zu  stehen  kamv. 


-       ~     94     -- 

Die  Pracht  der  F^-aneukleider  im  Harom  übertraf  alle 
ciamalig:e.  alle  vorborgeöende  und  nachfolgende;  die  fp.ingten 
eng-lischen  Tücher,  die  zartesten  französische«  Seidenstoffe,  die 
reichster  venetianischen  Samrate  and  Goldstoffe  gingen  in  reisseu- 
dem  Absätze.  Wenn  die  Kunde  eines  mit  Seiden  waren  oder 
reichen  Zeugen  a«  den  Dardanellen  angekonimeuen,  aber  dort 
darch  Nordwincie  zuritck«^ehaltcnen  Schiffes  nach  KonstaBtinopel 
kam,  sandten  die  Frauen  des  Harems  sog'lcich  Eilboten  in  Eil- 
böten nach  den  Dardati eilen,  wo  dann  oft  die  Waren,  ohne  zu 
handeln,  mit  Gewalt  weggenommen  wurden. 

Die  Sandschake  von  Boli  und  Nikopolis  wnrden  der  dritten 
und  sechsten  Chasseki  als  Pantoffelgeld  verliehen,  die  fünfte 
erhielt  das  Sandschak  von  Hamid,  und  die  siebente,  die  geliebteste 
von  allen,  die  Statthalterschaft  von  Damaskus,  so  wie  ehemals 
die  Gemahliunen  der  persischen  nnd  ägyptischen  Könige  die 
Einkünfte  von  Städten  zu  ihrem  Schleier-,  Gftrtel-  und  Pantoffel- 
geld erhielten;  ansserdom  verschafften  die  Haremsdamen  ihren 
Sachwaltern  und  Haushofmeistern  die  einträglichsten  Stellen  mit 
Üebergehung  und  Zarücksetssung  der  verdientesten  Geschäfts- 
männer. Eine  der  wichtijfsten  Angelegenheiten  des  Reiches  war 
damals  die  Herboischaffimg  des  nötigen  Schnees  vom  Olympos 
zur  Kühlung  der  Sorbete  im  Sserai.  Der  Richter  von  Brossa, 
Idris,  Hess  sich  dies  derartig  angelegen  sein,  dass  er  sich  selbst 
in  die  Schneeregion  wagte  und  dort  auf  einmal  verloren  ging, 
sodass  man  ihn  von  einer  Lawine  begraben  wähnte;  sogleich 
wurde  sem  Platz  einem  Schützling  der  Wäscherin  des  Harems 
verliehen,  und  als  Idris  wieder  zum  Vorschein  kam,  blieb  es 
dennoch  bei  der  neuen  Verleiknng:  die  Wäscherin  wurde 
hernach  diesem  ihrem  Schützling  verlobt,  und  da  eine  Saltanin, 
bisherige  Besit:^erin  des  Palastes  des  vormaligen  Grosswesirs 
Mustafa,  gestorben  war,  erhielt  deren  Palast  die  Wäscherin 
des  Harems. 

Des  Sultans  LiLst  an  weichstem  Pelzwerk  ward  schliesslich 
der  Anlass  der  härtesten  Bedrückung. 

Der  üffontliche  Hass  stieg  um  so  mehr,  als  zum  Teil  die  Pelz- 
lust des  Sultans  dem  Gvosswesir  zum  Vorwande  diente  zur 
Befriedigung  seiner  oiironen  Raublust. 

Die  Gelder  wurden  unter  dem  Titel  von  Zobel-  und  A.rabra- 
steuer  eingetrieben,   wozu  des  Sidtans  nnmässige  Begier  nach 


—     95     — 

Ambra  und  Zobel  den  sebeinbarsten  Grund  hergab.  Sultan 
Ibrahims  Pelzwut  war  TiOdi  um  so  höher  g-estiegcn,  seit  eine 
Wahrsagerin  nnd  Märchenerzählorin  aus  Ejub,  welche  all- 
nächtlich im  Harem  Märdien  erzählte,  eines  aufs  Tapet  brachte 
you  einem  grosf^en  Padischah  voriger  Zeit,  welcher  den  Zobel 
80  sehr  liebte  j  dass  alle  Kleider,  Kissen,  Tapeten  utid  Teppiche 
seines  Palastes  ans  Zobel  sein  mussten.  Von  nun  an  träumte 
Ibrahim  nichts  als  Zobel  und  es  ergingen  Diwan-Befehle  an  alle 
Grossen  des  Seiches,  Zobelpelze  einzuliefern.  Niemand,  weder 
die  Ülema  noch  die  Aga  wurden  mit  diesen  Zobelforderangen 
vcrachönt.  Nor  einige  hatten  freion  Sinn  und  Mut  genug,  die 
üllgemeiüe  Erbitterung  über  so  unwürdige  Bedrttcköag  auszu- 
sprechen. 

Ausser  diesen  Erpressungen  yozi  Zobel  und  Ambra  wurden 
Erbschaften  willkürlich  eingozogen,  und  dafür  wurde,  wie  früher 
ein  juwelenbesetzter  Wagen  fftr  die  Chasseki,  jetzt  ein  juwelen- 
besetater  Nachen  für  den  Sultan  angeschafft.  Zwei  Chasseki 
erhielten  ferner  förmliche  Kronen.  Nicht  genug  mit  solchen 
traurigen  Fiaanzmassregeln  im  Innern,  vergassen  Sultan  und 
Orosswesir  die  Würde  des  ßeichs  so  weit,  dass  ein  Bote  nach 
Persien  gesandt  ward,  nur  um  zwei  Elefanten,  fünfhundert 
Stücke  Goldst^ffe  und  Pelz  zu  begehren.  Die  Walide  Kösem, 
w^t4che  ihrem  Sohn  freundlichen  Hat  erteilte  ujjd  ihn  beschwor, 
dea  Ööeatlichen  Hass  Bicht  weiter  aufzureizen,  wurde  aus  dem 
Sserai  in  den  Garten  von  Isbendertschelebi  verwiesen.  Einige 
Tage  darnach  feierte  der  Grosswesir  im  Garten  beim  Kanonen- 
thore  die  Vermählung  seines  Sohnes  mit  der  achtjährigen  Tochter 
des  vormaligen  Grosswesirs  Kara  Mustafape.scha  in  unerhört 
verschwenderischer  Weise.  Gastmähler,  Taschenspielerfcönste, 
chinesisches  Schattenspiel  und  Tänze  wechselten  mit  einander 
ab.  Unter  den  Geladenen  waren  die  eirsöussreichsten  Obersten 
der  Janitscharen,  welche  die  erklärtesten  Widersacher  der  Zobel- 
und  Ambra-Steuer  waren;  der  Grosewesir  hoffte,  sich  ihrer  bei 
diesem  Feste  zu  entledigen;  sie  sassen  schon  im  Saale,  als  sie 
von  einem  Vertrauten  von  dem  Mcrdanschlage  Wind  erhielten 
und  ihsa  durch  schnelle  Entfernung  nach  Eause  entgingen. 

Das  brachte  die  Katastrophe.  Die  Janitscharen  empörten 
eich  und  drangen  in  das  Sserai  ein.  Dort  erschien  schleunigst 
die  SuJtaniu- Walide  Kösem  mit  schwarzem  Turban,  in  schwarzem 


—    96     — 

Schleier,  von  schwarzen  Sklaven,  die  ihr  Wind  zufächelten,  be- 
gleitet 

„Ist's  billig,  solche  ünnihen  herbeizuführen?  Seid  ihr  nicht 
alle  die  gnadengrenährten  Sklaven  dieses  Hauses?"  fragte  sie. 
Da  nahm  dor  alte  Wussliheddin  Weinend  das  Wort:  „Ailer- 
gnädigste  Frau,  die  Dankbarkeit  erlaubt  uns  nicht  länger,  dem 
Verderben  des  erlauchten  Hauses  und  des  Reichs  ruhig  zuzu- 
sehen. Seid  gnädig,  widersetet  euch  nicht,  ihr  werdet  nicht 
uns,  sondern  den  edlen  Gesetzen  widerstreben.'*  Die  Walide, 
wiewohl  von  Mitleid  ftir  ihren  Sohn  Ibrahim  erfüllt,  hatte  dennoch 
Ursache  genug,  ihn  zu  scheuen  und  zu  fürcliten.  Weil  sie  ihm 
wohlmeinenden  Rat  erteilt,  war  sie  auf  der  Günstlingianen  Ein- 
streuung aus  dem  Sserai  in  den  Garten  Iskendertschelebi's  ver- 
wiesen worden  und  soilt^i  nuu  nach  Ehodus  verbannt  werden. 
Sultan  Ibrahim  hatte  ihre  Töchter,  seine  Schwertern  Äische, 
Fatima,  Chansade  und  seine  Nichte  Kiasade  zu  wiederholten 
Malen  missh'andeit,  indem  er  sie  den  Günstiinginnen  als  Zofen 
zu  dienen,  ihnen  den  KaSee  darzubieten  und  die  Giesskanne 
zum  Waschen  zu  halten  zwang.  Dieso  Schmach  der  Prinzessinnen 
korjite  das  Weib,  konnte  selbst  die  Mutter  nicht  vergesset; 
dennoch  trug  Eösem  noch  einmal  auf  <üe  Fortdauer  der  Re- 
gierung Ibrskhims  unter  der  Vormundschuft  der  XJlema  und  der 
Wesire  an.  Endlich  nahm  ein  gewisser  Hanefisade  das  Wort: 
„x\llergnädigste  Frau!  Ihr  seid  nicht  nur  die  Mutter  des  Sultans, 
sondern  auch  die  Mutter  aller  Rechtgläubigen;  endet  diesen  Zu- 
stand je  eher,  je  besser.  Der  Gebetsruf  von  den  Minares  der 
-A  ja  Sofia  wird  durch  den  L&rm  der  Pfeifen  und  Trommeln,  der 
Cymbeln  und  Schalmeien,  die  vom  Sserai  horüberschalien,  Über- 
tönt Die  Märkte  werden  geplündert,  GünstÜnginnen-Sklavinnen 
regieren  die  Welt." 

Die  Walide  versuchte  dieEmpörer  noch  einmal  umzustimmen  und 
sagte:  „Wie  ist's  möglich,  ein  siebenjähriges  Kind  (Mohammed  IV.) 
auf  den  Thron  zu  setzen?"  —  „Nach  unserer  Schriftgelehrten 
Ausspruche,"  antwortete  Hanefi,  „ist's  nicht  erlaubt,  dass  ein 
Gross  jähriger,  der  von  Sinnen  ist,  herrsche,  wohl  aber  ein  ver- 
nünftiger Knabe;  darauf  ist  der  Inhalt  unseres  Fetwa  ge- 
gründet: mit  einem  vemünftigen  Knabfen  fördert  ein  weiser 
Wesir    die    Ordnung    der  Welt,   ein    unsinniger   grossjähriger 


—     97     — 

venviiTt  dieselbe  durch  Mord  und  Schändung,  durch  Bestechlicb- 
kejt  und  Verschw^^ndung.'* 

„Wohlan/'  sagte  eiidüch  die  Walide,  „so  will  ich  denn 
meinen  Enkel  Mohammed  holen  und  ihm  den  Kopfbund  um- 
linücn/' 

Als  die  Verschwörer  bei.  Ibrahim  eindrangen,  fuhr  er  sie 
an;  „Vcrräterj  bin  ich  nicht  Padischah,  was  heisst  das?"  Aber 
die  Antwort  lautete:  „Noinj  du  bist  nicht  Padischah;  indem  du 
Hecht  und  Glauben  für  nichts  achtest,  hast  du  die  Welt  ver- 
derbt; du  hast  deine  Zeit  mit  Spiel  und  Lust,  den  ßeichsschatz 
für  Nichtigkeiten  verschwendet!'' 

Das  Gefängnis,  in  welches  Ibrahim  gebracht  wurde,  be- 
stand nui-  aus  zwei  Zimmern,  einem  Kamine  und  Abtritte;  von 
oben  fiel  da«  Licht  durch  eine  schmale  Oeffnung.  Die  Fenster 
wurden  am  folgenden  Tage  alle,  bis  auf  eines,  vermauert,  durch 
welches  die  Speisen  gereicht  wurden,  und  die  Aussicht  von 
diesem  ging  nur  auf  die  gegenüber  aufgeführte  Mauer  des 
Kaaalausgusses.  Hier  warde  Ibrahim  mit  zwei  Sklavinnen  ein- 
g4sperrt,  vor  das  Thor  wa?-d  ein  eiseriier  Riegel  geschoben  und 
derselbe  mit  geschm-olzenem .  Blei  in  den  Stein  als  unzueröfmend 
eingefügt  So  war  ;,zii  schmachten  verdammt  der  Zobel  und 
Ambra  liebende  Wüstling,  im  harten  Kerker,  in  der  Nähe  des 
stinkenden  Ausgusses  des  Sserai;  noch  gestern  Abgott  des 
Sserai,  heute  dessen  Auswurf."  Er  brach  in  Verwünschungen 
und  Flüche  aus,  verfluchend  das  Volk  der  Türken  wegen  ihrer 
■'lYeulosigkelt  gegen  liire  Herrscher,  unter  diesen  Flüchen  ward 
ihm  die  Kehle  zugeschnürt. 

Die  Sklavinnen  und  Sultaninnea-Günstlinginnen  STiItan  Ibra- 
hims zog:on  sofort  nach  hergebrachter  Sitte  der  Thronveränöeriing 
ins  alte  Sserai,  nur  Mahpeiker,  „Mondgeshilt",  oder  Kösem,  die 
den  EnJ.{:el  auf  den  Thron  gesetzt  hatte,  blieb  und  hexTschte 
nun  in  seinem  Namen.  Die  Günstlingin  Frau  Zuckorstück  hatte 
sich  die  Ungnade  der  Kösem  so  sehr  zugezogen,  dass  sie  von 
derselben  mit  höchsteigener  Hand  geprügelt,  mit  ihier  ver- 
trauten FTeandin,  der  Frau  Hamida,  der  Tochter  der  sultanischen 
Hebamme,  aller  ihrer  Güter  beraubt  und  nach  Ibrim  in  Nnbien  ins 
Elend  verwiese^-  ward.  Eine  Sklavin  Hamidas,  welche  sich  bei 
der  Frau  Zuckerstück  im  Augenblicke  ihrer  Ergreifung  befand, 

gab  sich  für  die  Frau  Hamida  aus  und  ward  als  solche  ein- 
st ex  n,  Medizin,  Aberglaube  n.  GesobleclitBleboi}  iu  der  Türk&i.  U,  7 


—     &8     — 

geschifft,  so  dass  der  Sklavin  List  und  Treue  ihrer  Frau  zu 
statten  kam,  die  zu  Konstautlnopel  gelassen  ward.  Zwei  Ver- 
traute der  Fnin  Zuckerstück  wurden  über  deren  Schätze  pein- 
lich befragt;  es  fanden  sich  zweihundert  und  fünfzig  Beutel  an 
barem  Gelde,  eine  un;rrehcure  Menge  von  kostbareii  Kleidern 
und  Stoffen,  allein  zwejhund.:>rt  Decken,  deren  eine  mit  Perlen 
gestickt,  zAvei  aus  Goldstoff;  die  in  solchem  Keichtuni  ge- 
schwommen, wurde  ohne  Kleider,  ohne  Geld  eingeschifft,  vom 
höchsten  Luxus  ins  tiefste  Elend,  so  dass  sie  sich  glücklich 
schätzen  musste,  vom  Statthalter  Aegyptens  fünflinudert  Piaster 
zum  nötigen  Unierhalte  zu  erhalten.  Ihre  Vertrauten  wurden 
hingerichtet,  geköpft,  erwürgt. 

Das  Los  einer  Güastlingin  endete  häutig  so  traurig,  nm 
besser  zu  v/erden,  wenn  die  Günstlingiri  später,  oft  nach  langen 
Jahren,  als  Mutter  des  regierenden  Sultans  wieder  im  sul- 
tanischen  Harem  erscheinen  durfte. 

Als  Sultan  Mohammed  IV.  vom  Throne  in  dan  Kerker  ge- 
setzt  ward,  wanderte  seine,  seit  dem  Tode  der  V/alide,  Sultanin 
Tarchan,  der  geborenen  Russin,  aliein  das  Harem  und  zum  Teil 
das  Reich  beherrschende  Günstlingin ,  die  Sultanin  Chasseki 
Rebia  Gülnusch,  ,.Frühlingsrosentrank",  eine  auf  Retiir.o  ge- 
borene Griechin,  ins  alte  Sserai.  Die  Chasseki  Rebia  Gülnusch 
beschreibt  Hammer  als  „klein,  aber  sehr  schön,  länglichen, 
weissen  Gesichts,  blaacr  Augen,  kastanienfarbenen  Haares, 
ausserordentlich  einnehmend  und  geistreich,  und  ausserordentiicli 
eifersüchtig,  aber  dennoch  teils  aus  Leidenschaft,  teils  aus  Liebe 
weit  weniger  eifersüchtig  auf  die  Günstlinge,  als  auf  die  Günst- 
linginnen des  Sultans."  Den  Grad  dieser  Eifersucht  zu  schil- 
dern, genüge  folgender  Zug:  Zu  Kandilli,  ,, Leuchtendorf', 
welches  durch  die  ausserordentliche  Schönheit  seiner  Lage  die 
asiatischen  Ufer  des  Bosporus  erleuchtet,  ergötzte  sich  Sultan 
Mohammed  IV.  oft  in  einem  aufs  Meer  hinausgehenden  Erdsaale 
an  dem  schönen  Tanze  emer  tscherkessischen  Tänzerin,  in 
welcher  die  Sultan in-Günstlingin  eine  gefährliche  Nebenbuhlerin 
sah.  Um  sich  ihi-er  zu  entledigen,  bestellte  Rebia  Gülnusch 
einen  Verschnittenen,  welcher  im  Mohrentanze  ein  Meister, 
und  beauftragte  ihn,  dass  er  bei  einem  bis  an  den  Rand  der 
Terrasse  geführten  Tanze  die  Tänzerin  ins  Meer  stürze,  welches 
unter   dem    Kjöschke    leissend    strömte.     Des   Moreskotänzers 


~     99      - 

Salto  mortale  ward  für  die  Günstliugin  wahrhaft  tötlicb,  Sie 
wui-de  beim  Tanze  ins  Meer  hinabg-eschleudert,  nnd  der  Vorfall, 
der  als  Zufall  g-elteri  musste.  bestätigt  „däss  bei  den  Bällen  der 
Siiltaue  auch  der  Tod  mittanzt."  Untör  Ali  Köprilis  Gross- 
wesirschaft war  der  KinÜuss  der  Chasseki  Kebia  Giilnusch  auf 
die  Reichsg-eschäfte  unbedeutend,  sonst  aber  häutis-  übermächtig. 
Rebia  Gülnnsch  starb  viele  -Tahro  nach  der  Entthronung  ihres 
Gemahls,  am  22.  Februar  1716,  nachdem  sie  unter  der  Re- 
gierung der  Sultane  Suleiman  IL  imd  Achmed  IL,  der  Söhne 
Ibrahims  L,  acht  Jahre  lang  im  alten  Sserai  zugebracht,  dann 
aber  unter  ihren  eigenen  beiden  Söhnen  Mustafa  11.  und  Achmed  IIL 
noch  zwanzig  Jahre  lang  nicht  nur  die  höchsten  Ehrerbietungen 
als  Mutter  der  regierenden  Sultane,  sondern  auch  die  allgemeine 
Hochachtung  und  Liebe  als  Erbauerin  der  Moschee  zu  Skutari  und 
Galata  und  als  Stifterin  eines  Speisehauses  föi'  Arme  genossen 
hatte. 


38.  Hochzeitsbräüche  der  Völker  in 
der  Türkei, 


Armonisciies  Hochzeitsgebet.  —  Griechieehe  Kochzeitslieder.  —  Albanesiscbos. 
—  Mazedo-Wfüucheu  und  Rumänen.  -  Bulgaren.  —  Serben.  —  Monte- 
negriner. —  Spanioien.  —  Arabische  Juden.  —  Josiden.  —  Türken.  —  ße- 
duiiit-r..  —  Perser,  —  Kurden.  —  Der  Bsweis  der  .J\iagfranschaft.  —  Die 
Vorzöigung  dos  iiochzeitlichen  Betttut'-.cs.  —  Bei  den  Feilachen  in  Palästina 
und  Äeg:ypteii.  —  BiügariFche  und  ruDiänische  Sitlien. 

ueber  die  Hüchzeitsbräuch.'.  emig'er  orientalischer  Völker 
l^abe  ich  schon  in  .ineiDcni  Buclio  ,.Vom  Kaspi  zum  Pontus"  aus- 
führlich geschrieben.  Auch  andere  Autoren  haben  diesem  Ge- 
genstände genug-  Aüjinerksamkoit  g-ewi'iraet;  so  Bodenstedt, 
Schweig-er-Lcrchenfeld,  Düringsfeld,  Ami  Boue,  Adolf  Strauss, 
Friedlich  S.  Krauss,  Kanltz,  Halui.  Bndlich  veröffentlichte  mein 
Freund  D.  Theophil  Löbel-Efendi,  ottomanisclier  Zensurinspektor, 
vor  wenigen  Jahren  in  Amsterdam  ein  Buch,  in  welchem  er 
alle.s,  Wiis  über  die  Hochiicitsbräuchc  in  der  Türkei  gedruckt 
Worden,  nebst  vielen  von  ihm  selbst  gesammelten  AÜtteilcngen 
znsammenstellte.  Mit  Kizcksicht  auf  dieses  reiche,  vielfach  leicht 
erlangbare  ATaterial,  glaube  icli,  mich  in  diesem  Abschnitte 
kurz  fassen  und  nur  das  am  wenigsten  Bekannte  hervorheben 
zu  düri'en. 

Von  den  armenischen  Gebräuchen,  die  Bodenstcdt.  er- 
schopf(md  gesi>bildert  hat,  erwähuo  ich  blos  das  Gebet,  das  der 
Priester  beim  Abschlüsse  der  Elbe  s})richt:  „Ewiger  Gott  und 
Schöpfer  des  Weltalls!  Dich  bitton  und  zu  Dir  flehen  wir,  der 
Du  voll  Erbarmen  sorgest  für  Deine  Geschöpfe,  nimm,  o  roen- 
scheu  freundlich  er  Herr,  unsere  Bitten  gnädig  auf!  Wie  Do  die 
Ehen  unserer  Väter  geschlossen  hast  nach  dem  Gesetze  Mosis, 


—     101     — 

so  hast  Da  nach  der  Aufcrsteliuii.i:-  und  Hiniuielfahrt  Deines  Ein- 
geborenen ujis  ein  neues  Gebot  gelebn  und  das  heilige  Kreuz 
aufgestellt  ziir  Heilig img  der  Ehe;  derer,  so  aa  Dich  glan)3en 
und  an  Deinen  eingeborenen  SohTi.  Gib  auch  jetzt,  o  Herr, 
durch  das  allsiegende  Kreuz.  Kraft  und  Stärke  denen,  die  auf 
Dich  bauen.  Entferne  von  ihnen  den  Geist  der  Heuchelei  und 
des  Ungehorsams  und  alle  bösen  J^üste;  bewahre  sie  vor 
Schändlichkeiten,  vor  dankten  Wegen  und  vor  Unreinheit  des 
Waadelns.  Mache,  da,ss  dieses  Kreuz  sei  zur  Weihe  und  zur 
Grundlegung  eines  festen  Grundes,  darauf  das  Gebäude  der 
heiligen  Ehe  errichtet  wird.  Schmücke  ihr  Haupt  mit  der 
Krone  der  Schönheit,  sende  über  sie  den  Segen  der  heiligen 
Dreieinigkeit,  welcher  ihLCü  Not  thut  und  ihnen  Ruhm  bringt 
und  Ehre,  Jetzt  und  immerdar,  und  von  Evrigkeit  zu  Ewigkeit. 
Amen !  Friede  sei  mit  allen !  Heiliger  und  allgepriesener  Vater, 
der  Du  gesegnet  und  geheiligt  hast  dieses  Kreuz  im  Namen 
Deines  Eingeborenen,  durch  die  Hand  Deines  sündigen  Dieners, 
durch  die  Segnungen  Deines  heiligen  Geistes :  auch  jetzt  bitte 
ich  Dich,  o  Herr,  sende  Deinen  heiligen  Geist  hernieder  zur 
Weihe  des  GebäudeSj  welches  ich  jetzt  hier  gründe.  Erhalte 
diese  zwei  unbefleckt  gegeneinander,  geleite  und  führe  sie  zu 
der  Stunde,  in  weicher  ich  die  Krone  des  Ruhmes  auf  ihr  Haupt 
setzen  werde;  denn  Dir  allein  ist  die  Ehre,  und  Dir  allein  ge- 
bührt der  Ruhm  und  die  Macht,  jetzt  und  immerdar^  und  von 
Ewigkeit  zu  Ewigkeit.    Ame:)!'" 

Bei  den  Hochzeiten  der  Giiechen  wird  auffallend  \iel  ge- 
sung(m:  Während  der  Bräutigam  bei  der  Hochzeitstoüette  sich 
wäscht,  singt  man: 

Waschet  iiea  iuagea,  reichen  Manu  iü  ■:iiiem  Silberbecken, 
Die  Ente  briügt  d^is  Wassei  uud  die  E'ster  die  Seife. 

Während  des  Easierens  singt  man: 

Silbernes  Rasiermesset,  geh  langsam;  Iitr.g5am, 

Bleibe  nirgends  stecken, 

Daßs  du  nicht  das  Herz  zerhricb.vf  ui>fie:öm  jungen  reichen  Mftnia, 

Uaserera  schöneu  Stera. 

Wenn  die  Braut  gekämmt  wjtü^  wein-:  sie  heisse  Thränen;  aus 
den  Kehlen  der  neben  ihr  stehenden  i' .eundinnen  erschallt  fol- 
gendes, an  Heinrich  Herne  gemalmerjdes  Lied: 


—     102     — 

Du  hast  schönes  goldenes  Haar,  welches  herahhäugt  auf  deine  Schulter, 
j  Die  Engel  kämmen  es  mit  goldenen  Kämmen. 

Während  sie  angekleidet  wird,  fahrt  das  Lied  fort: 

Als  deine  Mutter  dich  geboren, 

Waren  alle  Bäame  mit  Blumen  bedeckt. 

Und  die  kleinen  Vögel  sangen  in  ihren  Nestern. 

Kach  Beendigung  der  Toilette  endlich: 

Heute  strahlt  der  Himmel, 

Heute  glänzt  der  Tag, 

Heute  wird  der  Adler  mit  der  Taube  vereinigt. 

Die  Braut  aber  rezitiert  mit  Vorliebe  dieses  Lied:  „Eine 
Baumwollenstaude  mit  ausgebreiteten  Zweigen  hatte  ich  in 
meinem  Hof,  ich  habe  sie  gepflegt  und  bespritzt  und  hoffte,  sie 
stets  zu  besitzen;  aber  ein  Fremder,  ein  Einsamer,  kam  und 
hat  sie  mii*  genommen.  Wie  oft  sagte  ich  dir,  liebe  Mutter: 
Lasse  nicht  diesen  Fremden  in  deinen  Hof.  Wie  oft  sagte  ich 
dir,  dass  er  dich  auslacht,  dass  er  dich  betrügt,  dass  er  die 
Baumwollenstaude  wegnehmen  wird.  Wie  oft  bat  ich  dich, 
dass  du  mich  versteckst,  Mutter,  dass  du  mich  versteckst,  dass 
der  Fremde  mich  nicht  nehme!" 

Wenn  der  Priester  die  Zeremonie  der  Vermählung  vor- 
nimmt, spricht  er:  „Es  vermähle  sich  der  Ejiecht  Gottes  (.folgt 
der  Name)  mit  der  Magd  Gottes  (folgt  der  Name)  im  Namen 
Gottes,  des  Sohnes  und  des  heiligen  Geistes,  jetzt  und  immerdar, 
und  von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit,  Amen!"  Darauf  macht  er 
mit  den  „Hochzeitskronen'"  dreimal  das  Zeichen  des  Kreuzes 
über  die  Braut  and  sagt:  „Es  vermähle  sich  die  Magd 
Gottes  mit  dem  Knechte  Gottes  im  Narjcn  Gottes  und  des 
Sohnes  und  des  heiligen  Geistes,  jetzt  und  immerdar,  und 
von  Ewigkeit  zu  Ewigkeit,  Amen!"  Dann  legt  er  die  Kronen 
auf  die  Häupter  der  Brautleute. 

Vor  der  Thür  des  Braurgejsachs  bringen  die  Männer  ein 
Ständchen:  „Erwache  und  küsse  einen  Körper  wie  eine  Cypresse, 
einen  weissen  Hals,  Brüste  wie  Zitronen,  wie  kaltes  Wasser." 
Li  vielen  Ortschaften  herrscht  die  Sitte,  dass  die  weiblichen 
Verwandten  und  Bekannten  dov  jungen  Fiou  am  dritten  Tage 
nach  der  Hochzeit  zu  ihr  koaimen,  um  s'ie  zum  Brunnen  zu 
führen.  Die  Neuvermählte  schöpft  hier  mit  einem  eigens  dazu 
bestimmten  Gefäss  Wasser  aus  dem  Brunnen  und  wirft  dann  in 


—     103     — 

ihn  Esswaron  iind  Brot  hmein.  Nach  einem  Rundtanz  um  den 
Brunnen  kehrt  man  zurück. 

In  Cappadocien,  erzäMt  Naumann,  herrscht  ein  Brauch,  den 
Neuvermählten  ein  Gemisch  von  Getreide  u^nd  Münzen  über  den 
Kopf  hijQzustreuen.  Ueher  da^  Geld  stürzt  dann  der  Tross  der 
Gassenbuben.  — 

Bei  den  Albanesen,  berichtet  Hahn,  verlobt  man  Kinder, 
so  lauge  sie  noch  in  Wickelbändern  sich  befinden;  ja  es  ge- 
schieht zuweilen,  dass  die  einer  Geburt  entgegensehende  Mutter 
für  den  Fall,  dass  sie  einen  Knaben  oder  ein  Mädchen  zuj  Welt 
bi-ingt,  schon  vor  ihrer  Niederkunft  die  Verlobung  dieses  Eandes 
zu  Stande  bringt.  Den  heranwachsenden  Kindern  wird  diese  Ver- 
lobung- erst  mitgeteilt,  wenn  sie  das  heiratsfähige  Mtoi  erreicht 
haben,  nämlich  wenn  das  Mädchen  zwölf  und  der  Knabe  acht- 
zehn Jahre  alt  geworden  sind.  Nicht  die  Liebe  ist  die  Eho- 
stifterin.  Die  Albanesen  kennen  keine  Liebe  für  das  gründlich 
verachtete  weibliche  Geschlecht.  Sie  nehmen  sich  aber  zeitig 
AVeibor,  um  rdch  zeitig  auf  die  faule  Haut  legen  zu  können. 
Die  Frau  ist  die  Arbeiterin  und  Ernährerin  des  Hauses;  sie 
ist  jedoch  mit  ihrem  Schicksal  so  vollkommen  zufrieden,  dass 
ihr  eine  zärtliche  Behandlung  seitens  ihres  Ehegatten  gar  nicht 
recht  sein  und  als  eine  Entwürdigung  desselben  erscheinen 
würde.  In  Kriegsfällen  sind  die  Albanesinnen  treue  Gefährtinnen 
ihrer  Männer,  sind  sie  die  Sanitätstnippen  und  nicht  selten  in 
Notfällen  das  entscheidende  letzte  Aufgebot. 

Die  Hochzeitsfeierlichkeiten  bei  den  Albanesen  beginiien 
mit  dem  Montag  der  Woche,  in  weicher  die  Hochzcir  gefeiert 
wird.  Dieser  Montag  heisst  „Mehlmontag",  weil  dann  der  zum 
Hochzeitsbrot  nötige  Weizen  zur  Mühle  geführt  und  unter  Ge- 
sängen nnu  Gewehrsaiven  von  den  Freunden  des  Bräutigams 
dorthin  begleitet  wii"d.  Nach  diesem  Mehlmontag  darf  die  Hochzeit 
nnr  inloige  eines  Todesfalles  oder  eines  anderen  ausserordent- 
lichen unglücklichen  Ereignisses  verschoben  werden.  Der  Don- 
nerstag i^t  der  „Holztag"  der  Hochzeit,  denn  der  Bräutigam 
lässt  alle  bcfi'eundeten  Familien  einladen,  zu  diesem  Tage  das 
nötige  Holz  zu  holen.  Der  im  Namen  des  Bräutigams  Ein- 
ladende sagt-:  „Ihr  seid  zum  Hochzeitsholz  geladen."  Am  Don- 
nerstag iii  aller  Frühe  ziehen  die  Weiber  in  den  Wald,  holen 
das  Holz,  und  in  den  Händen  rote  Tücher  und  Laub  schwen- 


—     104     — 

kendj  kehren  sie  singend  ins  Dorf  zurück  und  gehen  iu  das 
Haus  des  Bräutigams  za  einem  Schmause.  Nach  demselben 
beginnt  das  Backen,  wobei  eine  Jungfrau,  deren  Eltern  noch 
leben  and  die  viele  Brüder  bat,  zuerst  die  Hand  anlegt;  denn  eine 
solche  Jung-fran  verbürgt  dem  Hochzeitspaare  Kindersegen,  viele 
Söhne,  spätes  AJter  als  Eltern.  Unter  besonders  dafür  be- 
stimmten Gesängen  fängt  man  aHj  das  Brot  zu  kneten.  Mit 
dem  Teig  geht  die  Jungfrau  zum  Bräutigam  und  schmiert  iba 
an;  er  liChenkt  ihr  dafür  ein  Geldstück.  Sie  macht  dann  die 
Kunde  bei  der  anwesenden  Geseliscbaft^  schmiert  alle  an  und 
bekommt  von  allen  Münzen.  Das  Geld  gehört  ihr.  Der  Bräu- 
tigam darf  sich  erst  am  Hochzeitstage  putzen.  Damit  aber  die 
Gäste  ^dixm.  Jetzt  3cin  Festgewand  bewundein  können,  zieht  ein 
junges  Mädchen  dasselbe  an  und  zeigt  sich  so  den  Gästen.  Am 
Sonntag  findet  die  Yermäiilnng  statt.  Es  sind  bei  derselben 
alle  beireundeten  Familien  der  Brautleute  Yersammelt.  Wenn 
der  Zng  des  Bräutigams  und  der  Zag  der  Braut  vor  dem  Hau.'^e 
des  Bräutigams  angelangt  sind,  danü  erscheiat  im  Hausthor  die 
Mutter  des  Bräutigams  und  bewirft  unter  Glückwünschen  zuerst 
d«s  Brautpaar,  dann  alle  Gäste  nüt  Eeis^  als  dem  Symbole  der 
Fruchtbarkeit  und  des  P.eichtnins 

Die  Brautleute  müssen  beim  Ueberi^chreitea  dev  Thür- 
schvvelle  Acht  geben,  dass  sie  mit  dem  rechten  Fasse  ins  Zimmer 
treten.  Beim  Sintritt  hält  man  ihuan  einen  Rerl  vor,  durch  den 
sie,  sich  an  den  Känden  haltend,  zusammen  dira-hkriechon. 
Während  ihres  Durchkriechens  wird  der  Seif  zerbrochos  —  dies 
bedeutet  Vereirigung  l)is  zum  Tr,de.  Gleich  nach  dem  Eintritt 
entschleiert  der  5,Wiaro.'\  der  Brautfüiirer,  die  Braut,  vrcbel  ei 
den  Schieier  zumeist  mit  dem  silbernen  Griff  einer  WaÜe  antnebt. 
Hierauf  beginnt  die  Trauungszeremonic,  bei  welcher,  vrie  bei  den 
Griechen,  der  Beistand  —  aibaLcsioch:  „nun-i",  neugriechisch: 
„kum.baros"  genannt  — -  die  Kronen  über  die  Eäupter  des  Braut- 
paares hält. 

L^nter  den  Liedern,  die  bei  den  Hochzeiten  gesungen  werden, 
ist  dieses  kleine  charakteristisch:  „Der  Rabe  raubte  ein  Rebhuhn, 
was  will  er  mit  diesem  Rebhuhn  ?  Er  will  mit  ihm  spielen  und 
scherzen,  er  will  mit  ihm  das  Leben  verbringen." 

Am  Montagmorgen  führt  der  Wlum  die  Neuvermählten  in 
eine  Stube  und  gibt  ihnen  ein  mit  Honig  bestrichenes  Brot  zu 


—     105     — 

essen,  als  Zeichen,  dass  sie  sich  so  gut  vortid^on  iiiöcbten,  wie 
das  Brot  mit  'lern  Honig  Darauf  bringt  die  Muttor  der  Braut 
dem  jungen  Paare  allerlei  Nascbwerk.  und  Branntvroin;  der 
Scli\\iegersohii  küsst  ihr  dafür  die  Hand,  Man  begibt  sich  dimn 
in  grosser  Gesellschaft  zur  Dorfqueüe,  wo  die  jungen  Elieleate 
Wasser  schöpfen,  um  sich  gegenseitig  anzuspritzen. 

Dann  sind  alle  Förmlichkeiten  vorüber  und  am  Dior.stag 
Abend  tritt  der  junge  Ehemann  in  seine  ßeclite.  -- 

Bei  den  Mazede-Walachen  oder  üumänen  in  Mazedonien 
ist,  nach  Löbel,  der  Hochzeitstag  immer  ein  Sonntag.  Am 
Donnerstag  Yor  der  Hochzeit  vereinigen  sich  frühmorgens  sdia 
Freundinnen  der  Braut;  sie  reinigen  den  \Veizen  und  des  "Eeis 
und  schicken  einige  Bu.rsclien  zu  fh'Oi  verscMedeuen  Brunnes, 
um  Wasser  für  das  Kocii5.eitsbrot  zu  holen.  Während  des  Tages 
begibt  sich  die  ßraat  in  Begleitung  einiger  Freundmnen  ins 
Bad.  Freitag  werden  seitens  des  Bräutigams  Leute  zu  Pferde 
in  den  Wald  geschickt,  um  Holz  und  zwei  grovsse  Zweige  zu 
holen.  Das  HoIä  dient  zum  Backen  des  Brotes  und  zum  .Kochei). 
der  Ho elizeitssp eisen,  von  üe^i.  zwei  Zweigen  v?ird  der  eins  ara 
Kamin  des  BräutigamsLauses  und  der  andere  an  jenöni  des 
Brauthauses  angebracLv.    Am  A.benvi  F.ingt  nian  folgendes  Lied: 

Meine  Mutter  vri'd  Biich  nicht,  yericahicn, 

Sagt,  ich  8ol!  sie  nichr.  meür  quälcü 

Sagt,  ich  Vrilio  viel  2u  kküj). 

Klein,  kItiE  wie  eio.  llebbüliulo'n, 

ich,  JU'uiter,  ich  bitte  dicu, 

?erbeii.atc  ujich. 

Ich  bia  nicht  mehr  neun  Jahre  .  .  . 

Sonntags  wird  Hochzeit  —  ,.Nnmta*'  —  gehalten. 

Bevor  der  Bräutigam  sich  sm-  Hochzeit  begibt,  kommt  der  Bar- 
bier, dessen  erste  Operation,  das  Kopf'cvasehen  ist.  Währenddessen 
singen  die  im  Elternhause  des  Bräutigains  versammelten  Mädches 
und  Frauen  folgendes  Lied:  „Zu  rechter  Zeit  kommt  der  Barbier, 
wasch  mir  den  Kopf,  mein  lieber  Barbier.  Wasche  mir  raelas 
Ai-me  an  der  schattigen  Quelle.  Wasche  mir  Augen  und  Antlitz:, 
OS  wird  mir  plötzlich  so  helle.  Und  ich  sehe  einen  schwai'z- 
äugigen  Burschen,  schon  und  tapfer  im  Fechten,  und  einen  Bing 
hält  er  in  Händen,  einen  Silberring,  einen  echten.  0  tapferer, 
tapferer  Bursche,  man  hat  dich  räh.;aiend  mir  genannt,  als  der 


—     106     — 

Iteste  Silberarbeiter  im  Dorfe  bist  du  mir  schon  lange  bekannt. 
Ich  gebe  dir  eine  silberne  Münze,  für  die  Frau,  am  Halse  zu 
tragen." 

Nach  dem  Kopf  waschen  wird  der  Bräutigam  rasiert;  dabei 
singen  die  Versammelten:  „Zu  rechter  Zeit  kommt  der  Bai'bier, 
er  soll  den  Bräutigam  rasieren.  Barbier,  so  wahr  du  lebst,  du 
machst  mir  ihn  schön,  schön,  tür  den  Nun  und  den  Fartat,  und 
füi'  die  Frau  noch  schöner,  behaut  nur  an  seine  Augenbrauen, 
gleich  dem  Himmel  mit  den  Sternen;  schaut  nur  an  seine  Stirn, 
glücklich,  der  sein  Vater  ist;  schaut  nur  an  seine  Nase,  glücklich, 
der  ihn  sein  nennt;  schaut  nur  an  seine  Zähne,  glücklich  die 
seine  Elteiii  sind;  schaut  nur  an  seinen  Hals,  es  scliciut.  er  ist 
eine  Tone;  schaut  nur  an  seine  Brust,  es  scheint,  sie  i:^t  eine 
schöne  Nachtigall;  schaut  ihn  nur  mit  dem  Gürtel  an,  er  scheint 
wie  ein  Pferd  mit  Zügeln." 

Nach  dem  Rasieren  wenden  sich  die  Sängerinnen  dem  Bräu- 
tigam zu  und  tragen  ihm  nachstehendes  Lied  vor:  „Deine  Mutter 
ist  schön,  ir'e  des  Morgens  der  Morgenstern,  das  Gesicht  strahlt 
so,  mit  dem  geschmückten  Tuch.  Zu  dir  gingoTi  v,-ir,  da  trafen 
wir  uns  beide  am  Wege,  der  Weg  \Nar  eng  iiir  !>eide,  Last  ab- 
gelenkt vom  Wege,  wir  sollen  nicht  erstickt  werden;  nimm 
heraus  den  Beutel  und  mach  ein  Geschenk,  ein  Halsband  mit 
einem  Schlösschen,  die  Braut  trage  es  am  Halse,  nicht  dass  ich's 
will,  nicht  dass  ich's  verachte,  ich  gebe  darauf  das  Siegel  und 
versiegele  es."  —  Beim  Weggelien  der  Braut  aus  dem  Elternhause 
zur  Kirche  halten  zw'ei  Frauen  eine  Torte  —  „Kaniskula"  — 
über  den  Kopf  der  Braut,  und  eine  dritte  Frau,  welche  hinter 
der  Braut  steht,  hat' eine  Flasche  Wein  in  der  Hand. 

Bei  der  Verabschiedunir  der  Braut  von  ihren  Eitern  und 
Geschwistern  wird  folgendes  Lied  gesungen:  „Weine  nicht, 
Frau  und  Braut!  Weine  nicht!  Du  schadest  deiner  Schönheit!" 
—  „Es  soll  ihr  schaden,  wozu  brauch'  ich  sie  denn?  Ich  werde 
weinen! . . .  Wie  mein  Vater  um  mich  weint,  werde  ich  weinen!"  . . . 
Diesell.ten  Worte  werden  immerfort  wiederholt,  blos  ersetzt  man 
den  Vater  durch  die  Mutter,  die  Brüder,  die  Schwestern.  Das 
Gedicht  schliesst  dann:  „Ich  weiss  nicht,  wie  es  mir  ergehen 
wird,  ich  werde  weinen!"  ... 

Wenn  der  Hochzeitszug  vor  dem  Hause  der  Neuvermählten 
angelangt  ist,  trägt  die  Mutter  des  Bräutigams  der  Braut  ein 


—     107     — 

Kind  entgegen.  Es  ist  das  Symbol  des  heiligen  Zweckes  der 
Ehe.  Die  Braut  nimmt  das  Kind  in  ihre  Arme  und  küsst  es; 
darauf  wird  ihr  ein  zweitos  und  endlich  ein  drittes  Kind  über- 
reicht, und  sie  tliut  immer  dasselbe.  Beim  Betreten  der  Haus- 
thür  wird  ihr  ein  Teller  mit  Butter  dargereicht;  sie  nimmt  mit 
ihren  Fingern  ein  wenig  Butter  und  bestreicht  damit  die 
Schwelle  und  die  Thürpfostcn.  Nachdem  sie  sich  mit  einem  ihr 
verabi-elchten  Handtuch  die  Butter  von  den  Händen  abgewischt 
hat,  erhält  sie  einen  Apfel,  in  welchen,  den  Vermögensumständen 
nach,  Gold-  oder  Silbermünzen  eingesteckt  sind.  Beim  Anbruch 
der  Nacht  versteckt  sich  der  Bräutigam  im  Brautgemach.  Die 
Braut  wird  nach  vielem  Zureden  dorthin  g(;l)racht.  An  äer  Thür 
uoch  zögert  sie  und  will  nicht  hineingehen;  sie  wird  mit  Ge- 
walt hiueingestossen  und  die  Thili-  von  aussen  abgeschlossen, 
Mittwoch  früh  begibt  sich  die  junge  Frau  in  Begleitung  einiger 
Frauen  und  Musikanten  zum  Brunnen,  aus  dem  sie  ein  Gefäss 
mit  Wasser  füllt;  nachdem  dies  geschehen,  besobmicrt  sie  den 
Brunnen  mit  der  von  ihr  mitgebrachten  Butter. 

Bei  den  Bulgaren  ist  der  Hochzeitstag  ebentalls  iraro.er 
ein  Sonn-  oder  Feiertag.  Nach  der  Trauung  tritt  der  Patho 
zum  Bräutigam  aud  gibt  ibiu  einen  Knaben  auf  die  Hände, 
während  die  Pathin  der  Braut,  ein  Mädchen  auf  die  Arme  legt. 
Am  Abend  entschwindet  das  junge  Paar  in  die  Hochzeits- 
kammer, die  Gäste  aber  jubeln  ungestört  fort  bis  zum  Morgen. 
Nach  Sonnenaufgang  kommt  das  Ehepaar  wieder  unter  .die 
Gäste,  und  der  junge  Ehemann  verkündet  laut  und  jubelnd,  dass- 
es  ihm  gehingi^n,  die  ünscLuid  seiner  Braut  zu  bezwingen.  .  . 
Nach  dieser  Erklärung  wandert  alles  zum  Brunnen  des  Hauses^ 
wohin  zwei  Mädchen  je  einen  Kessel  au  einer  über  die  Schulter 
gelegten  Stange  tragen.  Der  Brautführer  füllt  am.  Braunen  die 
beiden  Kessel  mit  Wasser  und  stellt  sie  unter  einen  Baum, 
worauf  er  eir.e  Handvoll  kleiner  Münzen  in  jeden  Kessel  wirft. 
Dann  bricht  er  zwei  grüne  Zweige  vom  Baum  und  reisst  mit 
denselben  das  Kopftuch  der  jungen  Frau  herunter.  Ist  dies 
geschehen,  dann  tanzen  die  Brautführer  und  die  junge  Frau  drei- 
mal um  die  Kessel  hejum,  Vvobei  die  Jungvermähl tc  die  Kessel 
mit  dem  Fuss  umstösst.  — 

Bei  den  Serben,  diesem  liederfrohen,  liederreichen  Volke, 
sind    die    Hochzeitsfeste    natürlich    vom    Gesänge    beherrscht. 


—     108     — 

Merkv>iTrdigerwei?o  besingen  die  serbischen  Lieder  weniger  die 
glückliche  als  die  unglückjiche  Liebe  und  Ehe.  So  heisst  es  in 
einem  Liedo: 

Hohoi  Schaeö  fällt  am  Sanct  Georgstag, 

Aoli,  I:eir!  Vöglein  über  den  8chiaoc  211  fliegen  reraiag, 

Doch  'Jas  Mädchea  t?ielit  über  den  Scbnee, 

Ftirc'btet  nicLt  Schnee,  fürchtet  nicht  Weh. 

Klagt:  A.'  den  Füt-sen  friert  es  mich  niciit, 

Ob  sie  auch  uaj'Jct  sind.    Aber  mir  bricht 

Das  Herz  und  '^rlll  mir  '•chicr  erfiiereu, 

Doch  dio  Mutter  nsag's  nicht  Tühren, 

Mich  friort  vor  der  *i'Jgnen  Mntter  iucin. 

Die  will,  ich  seil  einen  Alten  froi''n.  • 

Aüclero  Lieder  beschäftigen  sich  gerade  in  diesem  hehren 
Moment 3  mit  Untreue  und  ünkeiischLeit,:  ein  Volkslied  klagt: 

Weh  dem  I<n!id,  wo  Heeie  weilen, 

Wo  Mädchen  selbst  zu  Männern  eilen. 

Und  cä  tragen  die  Männer  zu  der.  die  sich  scibgt  entehrt: 

WüTst  ^"ohi  nicht  areiaufen,  wärst  du  nur  etwas  wert. 

.im  Morg'en  vor  der  offiziellen  Yerlob^ing-  kommt  in  Serbien 
dar  Bräutigani  zu  seiner  AuserwäMten  und  überreicht  ihr  einen 
mit  einigen  Goldmünzen  geschmückten  Apfel,  Jabiika,  den  das 
MädciK-n  ergreift,  um  dann  ächücll  zu  ihrer  Matter  ;5u  eilen. 
Nacli  dem  Aiifel  heis.st  das  Brantgescheük  und  jedes  Geschenk 
überhaupt:  ,.Jabuka". 

"Es  ist  merkwürdig,  bemerkt  Löbel  -  Eteudi  räch  Ernst  von 
Dombro?Yski,  dass  sich  gerade  bei  den  Serben  die  Sitte  des 
Apfels  bei  der  Verlobung-  erhalten  hat,  und  nichc  bereits  wie 
bei  den  anderen  yiel  mehr  koiiseryativcn  Stämmen  von  dem 
abeiUibJniMriclien  VerJobung-sring'  verd.r>lngt  ist,  denn  es  heisst 
bereits  in  einem  etvva  aas  dem  achtzehnten  Jahi'hundert  stammen- 
den Volksgesangfe: 

Einen  Apfei  gibt  ab  Licbespi'and  man, 

Das  Basilikum  zr.in  Wohlgoruche; 

Doch  den  Ring  nur  gibt  man  zur  Yeilobung. 

Ein  linderes  serbisches  Lied  Jantet-: 

Auf  der  Wieso,  un'.onu  Ahorn,  riebolt  die  Quelic, 
Ko'ümi  uahCi  ein  :junge6  Mädcheii;  Wasser  .tu  schüpien; 
Unter  Belgrads  weisse  Walle  trägt  sie  Wasser. 
Einen  goldneu  Aptel  tragend,  tritt  zu  ihr  Mirko: 


—     109     — 

„Ni!nn\  c   AliJdchen  dusra  ApW,  werde  die  Moine!" 
Und  das  HilArlieu  rii.;nut  den  Apfel,  s\iTfr  ilia  zurücke:" 
„Will  dich  v''ch^,  noch  leinen  Apr'el,  ^eue  von  hiuaenl'' 

Auf  der  Wicse,  unlevm  Aliorn,  ricc-elt  die  Quelle. 

Kon-iat,  daher  ein  junges  Mädchen,  Wassei  zn  schöpter. ; 

unter  Belgrads  ^veiä£e  Wälle  trägt  dt-  des  Wasser. 

Einen  goidneu  JTr.lsscbiiin.ck  tragend,  tritt  ?:u  ihr  Mirko. 

„Nimm,  0  illädclion,  diesen  Kaisschmuck,  7forde  die  Meine!" 

Und  das  Mädchen  nimmt  den  Halsschnjuck  und  wirrt  ihn  -jurücker 

„Will  dich  nicht,  noch  deinen  Halss -huiuck!  Gehe  von  hinnen! 

Anf  der  Wiese,  unterni  Ahorn,  rieselt  die  Quelle. 

Eommt  daher  'üu  junges  Müdchen,  Wa.>3or  zu  schöpfen; 

Unter  Be'.,raä3  vreissc  Wälle  trägt  sie  das  V/asser. 

Einen  goldnen  Hing  iü  Händen,  tritt  ^u  ihr  Mirko: 

„NimiD,  0  Mädchen,  diesen  Ring  hin,  werde  die  Meine !" 

Und  da»  Mädchen  nahm  den  Eing  an,  steckt  aa  die  Hand  ihn: 

„Will  dich  wohl  i^amt  deinem  Ring!  Ich  bin  die  Deine!" 

Bei  der  HoclL/eitsfeier  dauert  das  Gelage  die  ganze  Nacht 
Wenn  die  Gäste  sich  zu  zerstreuen  anfangen,  dann  tritt  die 
junge  Frau,  die  „Mlada",  an  die  Thürscliwolle  und  Itüsst  jedem 
Weggoliendca  die  Wange,  wofür  ilir  dann  JGgllcuer  ein  JJoines 
Geschenk,  i^umeist  bares  Geld,  in  die  Hand  drückt.  In  einigen 
Gegendeo  g>.^s5t  die  serbische  junge  E'rau  am  frühen  Morgen 
nach  ihrer  Hochzeitsnacht  den  Gästen  Wasser  auf  die  Hände 
und  reicht  das  Tuch  zum  Abtrocknen.  Zum  Lohn  dafür  erhält 
sie  das  „Ecgiessgeld'",  Poljevacika.  -vveiche.s  man  in  die  Wasch- 
schüssel wirft.  Die  Erfiischung  ist  wohl  nötig;  denn  bei  den 
EocLzcitf-festen  der  Serben  geht  es  ausserordentlich  lustig  her. 
das  Sprichwort:  ,,Wie  e.ine  seinisclie  Hochzeit",  gebrancht  man, 
um  wüpte  J.'beloi  auszudrücken.  — 

Die  Tlodi/.eitsbräücbe  der  Montenegriner  unterscheide}!  sich 
von  denen  c?er  anderen  Südslaven.  Die  Stellung  des  montene- 
grinischen Wei;)es  bezeichnet  ein  eigenes  Sprichwort.  „Du  bist 
nicbt  eJnnsal  so  viel  wert  wie  ein  Mädchen!"  Ein  anderes  Sprich- 
wort sagf:  „L'änner  schlägt  man  mit  dem  Kugelrohr,  Weiber 
aber  mit  dem  Pfeiferirohrl"'  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  ein 
Schlag  rnit  dem  Pfeifer.roir,  wenn  er  einem  Maiiue  zugefügt 
wird,  für  die  g'-össte  Beleidigung  gilt  und  nur  ndt  Blut  getilgt 
Wf^rden  '■oll.  Selbst  ein  wohlhabender  und  nach  Landessitte 
und   nacli   I.andesglaube   gebildeter   Montenegriner   kann   nicht 


—     110     — 

umhin,  bei  der  Vorstellang  seinor  Frau  zu  sagen  t  „Entschuldig-en 
Sie,  es  ist  meino  Frau  1'^  ...  Ob  hier  nicht  ein  Missverstäudnis 
vorliegt,  lasse  ich  dahingestellt.  Es  könnte  auch  eine  blose 
Redensart  sein,  etwa  wie  uias  im  Deutschen  sagt:  „Gestatten 
Sie,  meine  Frau  vorzusteilen."  Nach  der  Trauuiig  wird  der 
jungen  Frau  vom  Schwiegervater  ein  Kind  dargereicht;  sie  lieb- 
kost und  hätschelt  es  zum  Zeichen,  dass  sie  von  jetzt  ab  ihre 
zukünftige  Mütterrolle  versteht:  mit  dem  Kinde  auf  dem  Arme 
tritt  sie  in  den  Saal,  unter  die  Gäste.  Man  bringt  ihi'  hier 
einen  Korb  mit  Früchten,  die  sie  unter  die  Anwesenden  verteilt. 
Auch  darin  liegt  eine  Bedeutung:  es  soll  als  Symbol  dienen, 
dass  der  Wohlstand  mit  ihr'  ins  Haus  gezogen  sei. 

Von  den  arabischen  Juden  sage  Löbei-Efendi,  dass  sie  die 
Sitten,  Gebräuche,  Sprache  und  Tracht  der  Araber  angenommen 
haben.  Das  weibliche  Geschlecht  lebt  bei  ihnen,  in  strengster 
Abgeschlossenheit,  im  Harem,  aus,  welchem  nur  wenige,  und 
dann  auch  nur  mit  dicht  verschleiertem  Gosichi,  herauskommen. 
Im  Gegensätze  zu  den  frommen  abendländischen  Jüdinnen,  weiche 
ihr  Kopfhaar  nach  der  Hochzeit  kurz  abschneiden  und  den  Rest  fortan 
jnlt  einem  Kopftuch  verhüllt  tragen,,  lassen  die  spanischen  Jüdinnen 
in  der  Türkei  ihr  Kopfhaar  unberührt  und  tragen  es  frei.  Da- 
gegen verhüllen  die  arabischen  Jüdinnen  ihren  Hals;  die  spanischen 
thun  auch  dies  nicht.  Geheiratet  wird  bei  den  arabisclien  Juden 
in  sehr  jugendlichem  Alter.  Besonders  das  weibliche  Geschlecht 
nimmt  zeitig  das  Joch  der  Ehe  auf  sich;  man  findet  hier  häufig 
Mütter,  welche  noch  nicht  das  zwölfte,  und  Grossmütter,  welche 
noch  nicht  das  fünfundzWauzigste  Lebensjahr  zurückgelegt  haben. 

Die  Polygamie,  welche  die  Bibel  nicht  verboten  hat,  herrscht  bei 
den  arabischen  Juden,  doch  nicht  in  derselben  Häufigkeit  wie  bei 
den  Mohammedanern;  den  Bann  des  Rabbi  Gerson,  der  die  Viel- 
weiberei verworfen  hat,  erkennen  sie  nicht  an.  "Während  seines 
mehr  denn  vierjährigen  Aufenthalts  in  Arabien  hatte  Löbel  mehrere 
Juden  kennen  gelernt,  welche  zwei  Frauen  zugleich  hatten.  Löbel 
kannte  in  Bagdad  einen  Juden,  dem  seine  erste  kinderlose  Frau 
zur  zweiten  Gattin  ihre  eigene  Nichte  anempfojilen  hatte.  Wie 
froh  und  glücklich  schätzte  sich  die  erste  Frau,  als  ihre  Nichte 
den  Onkel  und  gemeinsamen  Gatten  zum  Vator  machte!  .  .  . 

Die  Hochzeitsbräucbe  der  arabischen  Juden  sind  in  der 
Türkei   dieselben    wie  jene  ihrer  mohammedanischen  Mitbürger, 


~    111    -^ 

nur  dass  hier  statt  des  Imams  der  Rabbiner,  der  „Chacham", 
die  Ehe  nach  den  mosaischen  (besetzen  schliesst.  Die  Heiraten 
bei  den  spanioiischen  Juden  werden,  abgesehen  von  den  Liebes- 
heiraten, die  seltener  als  anderswo  vorkonimen,  dui'ch  Vermittler 
zustande  gebracht.  Die  Heiratsvermittler,  grösstenteils  Eabbiner, 
geben  sich  alle  Mühe,  jedem  Manne  ein  V/eib  und  jedem  Weibe 
einen  Mann,  zu  verscbaft\^n.  Sie  überbringen  die  gegenseitigen 
Anträge  und  verhandeli!  über  Mitgift  und  Aussteuer.  Für  ihre 
Vermittlung  erbalten  sie  drei  Prozent  von  der  Mitgift,  hiervon 
zahlen  ein  Prozent  die  Eltern  der  Braut  und  zwei  Prozent  gibt 
der  Bräutigam.  Wenn  zwei  befreundete  Familien  den  Besehluss 
fassen,  ihre  Kinder  miteinander  zu  verheiraten,  so  wird  doch 
iiumer  noch  eine  dritte  Person  zur  Vermittelung  herangezogen, 
welche  die  Anträge  überbringt  und  über  alles  unterhandelt 
Im  Uebrigen  warten  die  Heiratsvermittler  nicht  erst  ab,  dass 
sie  gerufen  werden.  Kaum  erblicken  sie  in  ihrem  Heirats- 
kandidaten-Merkbuche einen  jungen  Mann,  von  dem  sie  ver- 
muten, dass  er  hinreichend  genug  verdient,  um  eine  Frau  er- 
nähren zu  können  —  und  dazu  braucht  man  dort  iiicbt  sehr 
viel  —  so  überfallen  sie  ihn.  mit  allerlei  Antrügen  und  legen  ihm 
ein  ganzes  Mädchenverzeichnis  vor,  aus  welchem  er  nur  zu  wählen 
hat.  Die  Eine  wird  ihm  schöner,  liebenswürdiger  und  reicher 
als  die  Andere  geschildert;  kurz,  alles  Beste  wird  gesagt,  allen 
seinen  Wünschen  enigegengekomuien.  Die  Hauptsache  ist,  den 
Jüugling  zu  gewinnen;  mit  seinen  Eitern  und  den  Eitern  der 
Braut  wird  ein  Vermittler  leicht  fertig.  Die  allerwenigsten 
Schwierigkeiten  machen  die  Eltern  der  Braut,  namentlich  wenn 
sie  nicht  reich  sind.  Die  Eltern  des  Bräutigams  aber  legen  das 
Hauptgewicht  auf  die  Mitgift.  Bei  den  spanischen  Juden,  wie 
übrigens  im  allgemeinen  in  der  Türkei,  gibt  es  so  viele  Mädchen, 
dass  die  Eltern  sich  glücklich  schätzen,  wenn  sie  ein  Mädchen 
loswerden  können.  Die  Heiratsvermittler  lassen  einen  Heirats- 
kandidaten, wenn  sie  ihn  einmal  erwischt  haben,  nicht  los,  ehe 
er  versprochen  hat,  sich  auf  Brautschau  zu  begeben.  Die  erste 
Begegnung  der  jungen  Leute  findet  gewöhnlich  bei  einer  ver- 
abredeten Promenade  oder  bei  einer  im  Eltemhause  des  Mädchens 
veranstalteten  Zusammenkunft  statt. 

Die   Verlobung  —  spaniolisch:    „Esposoris"    —   findet  im 
Kreise  der  Verwandten  und  intimsten  Freunde  im  Elternhause 


—     112     — 

der  Braut  statt.  In  Gegenwart  von  Zeugen  wird  ein  Vertrag" 
aufgesetzt,  in  vveJcliem  die  Bedingungen,  unter  welchen  die  Elie 
geschlossen  vrird,  enthalten  sind.  Hierauf  liest  der  Kabbiner 
den  Zeugen  und  den  Bisutleuten  diese  Bedingungen  vor  und 
lässt  sie  einen  Eid  leisten,  auf  dass  sie  sich  einander  heiraten 
werden,  widrigenfalls  die  sich  sorücksiehende  Partei  der  anderen 
eine  gewisse  Sumrae  Geldes  zn  zahlen  habe.  Diese  Zeremonie 
heiöst  „Kißian"  und  wird  vollzogen,  indem  der  Eabbinvf  erst 
dem  Bräutigam  und  dann  der  Braut  das  eine  Ende  eines  Taschen- 
tuchs zu  halten  gibt,  vv^ährend  er  das  andere  hält.  Er  spricht 
dabei  Folgendes:  „Du  verpfiichtest  dich,  dieses  schöne  Mädchen 
—  folgt  der  Name  —  Tochter  des  N  N.,  nach  den  Gesetzen 
Moses'  und  unter  den  schriftlich  festgesetzten  Bediugimgen  zu 
heiraten."  Das  Gleiche  sagt  er  der  Braut.  Nachdem  die  Braut- 
leute „ja''  gesagt  haben,  lassen  sie  das  Tuch  los  und  unter- 
fertigen den  Verlobungsveiirag,  welcher  von  den  Zeugen  gegen- 
gezeichnet wird.  Dann  bestimmt  man  den  Hochzeitstag  und  der 
Vater  der  Braut  übergibt  aeinem  zukünftigen  Schwiegersohne 
einen  Tei]  der  versprochenen  Mitgift.  Wenn,  nach  dieser  Vcr- 
iobungs-Zeremonie  irgend  ein  Hindernis  eiiitaltt,  weiches  die 
zweite  Zeremoniej  die  Eheschlies&ung,  zu  feiern  verhindert,  sind 
die  Brautleute  derart  gebunden j  dass  nui'  eine  regelrechte,  den 
mosaischen  Gesetzen  entsprechende  Scheidung  das  Bündnis  auf- 
lösen kann. 

In  der  Zeit  zwischen  Verlobung  und  Hochzeit  steht  es  dem 
Bräutigam  frei,  seine  Braut  so  oft  er  will  zu  besuchen.  Er 
kann  sogar  mit  ihr  ausgehen  oder  au.^fahren,  doch  immer  in 
Begleitimg  ihrer  Mutter,  einer  älteren  Schwester  oder  eines 
BruQe.rs.  Wenn  der  Hochzeitstag  auf  einen  Sonntag  festgesetzt 
ist,  begiünon  schon  am  Freitag  die  Hochzeitsaufrufc,  „Prcgon" 
genannt.  Der  Pregonero,  der  Aufrofer,  begibt  sich  Freitag  in 
die  von  den  Brautleuten  bewohnten  Häuser  und  Samstags, 
wäiiiend  der  Gübetsstunden,  in  die  Synagoge  und  verkündet  die 
am  Sonntag  stattfindende  Hochzeit. 

In  Konstantinopei  wie  in  anderen,  von  spanischen  Juden 
bewohnten  Gegenden,  ist  es  Sitte,  dass  die  Jungveimählten, 
gleich  nach  der  Trauung,  über  einen  mit  frischen  Fischen  ge- 
füJlten  Teller  dreimal  hinuberspringen.  Es  ist  dies  ein  Sj^mbol 
der  reichen  l^Yuchtbarkeit;   und   die  Eheleute   entsprechen  ge- 


—     113     — 

Wohnlich  der  Erwaifeg.  Am  Samstag,  welcher  der  Hochzeit 
folgt  und  „Schiira"  oder  „Suschbin-Sabbat"  heisst,  begibt  sich 
der  Neuvermählte,  welcher  während  der  gajizen  ersten  Woche 
den  Namen  „Hattan"  führt,  mit  seiner  jungen  Gattin,  ihren 
und  seinen  Eltern  in  die^  Synagoge.  — 

Von  besonderem   Interesse  sind   die  Hochzeitsbräuche  der 
Jesiden    oder    Teufelsanbeter.     ¥an    hat    behauptet,    dass    die 
.Tffsideii  einen  Hahn  oder  Pfau,  genannt  „Melek  Ta^Uss",  „König 
Pfau     anbeten .    Ihre  Frauen   ermangeln  nicht  einer  gewissen 
Schönheit;  sie  sind  die  treuen  Begleiterinnen  ihrer  Gatten,  deren 
arbeitsreiches  und  gefahrvolles  Leben  sie  teilen ;  sie  werden  wohl- 
wollend bcbar-delt  "tind  dürfen  sich  ohne  Furcht  vor  Beleidignngen 
ihren   iraditioneUen   öffentlichen   Abwaschungen  widmen.     Das 
Gesetz  erlaubt  streng  nur  eine  Frau,  indessen  haben  die  Eäupt- 
liiigc  mehrere  Frauen;  Konkubinen   sind  jedoch  verboten.    Die 
Ehe  zwischen  Vei"wandten  ist  gestattet.    Die  Frau  kann  wegen 
schlechten  Betragens  heimgeschickt  worden,  und  der  Mann  ist, 
mit  Zustimmung  des  Scheichs,  autorisiert,  von  Neuem  zu  heiraten, 
während  der  Frau  dies  verwehrt  ist.     unter   „schlechtem  Be- 
tragen" der  liYau  ist  nur  Ehebruch  zu  verstehen.    Früher,  als 
die  Jesiden   selbst  ihre  Angelegenheiten  leiteten,   war  für  die 
ehebrecherische  Frau  Todesstrafe  bestimmt,   während  ein  ehe- 
brecherischer Mann  frei  ausging.     Nach    der  Gewohnheit,    die 
herrschte,  war  die  Frau  dem  Manne,  einfach  verkauft.    Daher 
das  ausschliessliche  Eigentumsrecht,  welches  die  Strenge  gegen 
ßiQ  Fiaa  rechtfertigte,  falls  sie  sozusagen  den  Kontrakt  brach. 
Die   Eltern   verlangten   ehemals   eine   grosse   Samme  für  ihre 
Töchter ;   und   da   die   Jesiden   nicht  reich  sind,  blieben  viele  ' 
Mä'Ichen  un vermählt.    Dieser  in  den  Provinzen  des  Orients  so 
selten«  Sustand  war  die  Quelle  zahlreicher  Klagen  der  Armen 
der  Gemeinde.    Die  Ehe  ist  auch  bei  den  Jesiden  eine  Gelegenheit 
für  Feste.    Sie  sind  yöt  allem  dut^ch  keine  religiöse  Zeremonie 
geheiligt,  die  Oeffentlichkeit,  die  man  ihnen  gibt,  ist  ilire  einzige 
Konsakration.    Bräntigam  und  Braut  erscheinen  vor  dem  Scheich, 
der  ihr  gegenseitiges  Einverständnis  zur  Kenntnis  nimmt.    Der 
Bräutigam  schenkt  seiner  Braut  einen  Ring  oder  ein  Geldstück. 
Darauf  bestimmt  man   einen  Tag  für  die  Unterhaltungen,  und 
an  diesem  Tag  trinkt  man  Sorbet  und  tanzt  wobei  es  je  nach  dem 
YcrTiiög-eu  der  Gastgeber  fett  oder  mager  hergeht.    Löbel-Efondi 

3teTn,  iTcdiciTi,  AbcTglaabs  n.  OesoLloclitslebon  'x»  der  Türkei,  n.  8 


—     214     — 

ircMidert  üaeb  Layard  foigendörixiasseu  eine  Jesideiihochzeit : 
Die  Kawiiis  spielen  auf  ülvqh  iystr unienten ;  d).i:i  Braut,  bedeckt 
mit  emed  Schleier  ^oiri  Kopjf  bis  ztu;-  Sohle,  and  Yfjrsteckt 
hinter  einem  YorliaGg'  irt  eiaeni  Winkel  des  ZmniQTB^  ioauss  so 
wäbrecd  dreiei  Tage  yerbleiböD.;  dann  holt  sie  der  Gatte  'aus 
jhrem  Versreck.  Dw  Kof  des  Kausys  ist  während  der  Feste 
enüik  Tun  TäDzero,  ircd  Tag  niad  Naciii.  Itört  man  uicht?  als 
die  frölilichen  P.üio  der  Frauen,  das  öeläm^  des  Tambüi'iüs  nad 
das  Pfeiiou  der  Flöten,  Am  dritten  Tag  rrdhiiiorgeaa  sncht 
man  den  jimgen  Gatten,  fülirt  iltn  im  Triumplie  von  Raus  zu 
Haus  und  gibt  ihm  üfoeraU  ein  kleines  Geschenk.  Dann  steHt 
man  ihn  inmitcen  der  Tänzer.  Bndiich  spei'i't  man  ilm  i?i  ein 
dunkles  Zimaser  und  gibt  ün  erst  fxei  gegen  Lösegeld.  — 

Bei  den  Türken  besteht  die  Verlobung  —  tilrkiacli.  „Niscliaa, 
N.'schaalannia'^^,  das  Zeicheii  genannt  — •  im  Abscblies^^on  eines 
Yei-trags,  in  -/irelcbeia  das  gegen seitige  EheveKpreclien  ontbalten 
ist,  nnö  ausserdem  die  SnuDii^ü,  wel«3?ie  bar  und  anf  Sebuld- 
scbein  zu  zahlen  sind,  bezeichnet  ?;' erden.  Beim  Abseid iessen 
dieses  Vertrages  wird  au<:;b  der  Hoebzeitstat''  besilrnmt.  Die 
Bract,  ..Gelin**  oder  „Nischani.yky?",  sendet  ^dem  Bräutigam. 
„Güweji'^'  oder  ,jNischo.n]y"j  yin  schönes  se^dene-s  Fä.ket  — 
„Bogbiscba"  —  entbaltend:  Tagbvifmdeu,  Tascbentücber,  ScMa?- 
rock,  Shawi,  silberne  Tabaksdose;  der  Bfäutigani  schickt  der 
Braut  nur  Silbergegenstäiide  „  T^ie  Spiegel  inj.  Süberrahmen  — 
dieser  darf  nie  fehlen  —  and  Bchmuckküitchon  .  .  . 

77ä]u*end  der  ganzen  Zeit  ihres  Verlcbtsebis  diirfea  die 
Brautleute  einander  nicht  sehen.  Die  Verndttlerin,  und  dies  seit 
kaum  dreissig  Jahren  and  nur  in  den  grösseren  Städten,  bringt 
indess  hie  und  da  ein  Rendezvous  zustande.  Der  Bräutigam 
sieht  dabei  seine  Braut  nur  durch  den  Schieier  und  —  in  einer 
gewissen  Püütferaang.  Er  darf  ihr  nicht  zu  nahe  koöimen,  nocb 
^^'enige^  sie  ansprechen.  Von  Eitern  gcrschiossene  Verlobungen 
z.Y.-'achen  Kindern  im  Altei  von  fü:nf  und  sechs  Jalireo,  \Tic  dies 
früher  oft  der  Fall  ■'.var,  koninsen  heute  seite^  vor.  Die  Foch-_ 
zeit  —  „Düiiur'  —  wird  in  beiden  Häusern,  b.'Inr!  Bräut'rgaiu 
und  bei  der  Braut,  gefeiert;  und  den  *v'(.)r3chriftrn  getreu,  beiladen 
fAtii  die  Frauen  im  Harem,  die  'Miiancr  im  Selandik 

Die  Hochzcirsfeierlichkeiteu  daueni  gewöhulich  fünf  Tage- 
Ton  Montag  l)is  Fi-eil:ag.    Mittwoch  wird  die  Braut  mit  grossem 


—      115     - 

Pomp  ius  Bad  gefilhrt,  'ivob.in  alle  FreundmRtn,  aber  aucb  die 
ariüoii  Frauen  dos  Stadtviertels,  in  ^em  die  Braut  wohiit,  ein- 
geladen v/erdeü.  Alu  Donnpfstag  frül*  vcrläi'St  die  Braut  in 
BegieitUDg  iiärsr  Mutter,  Schvresteni,  Vorwanclter..,  .DieüejmDeii, 
SkJavinnen,  Naehbariaiieii,  GMto  unJ  der  Al;geordnetej!  des 
33räutigams  ihr  Eiite.rDli.ays,  im:  sich  in  das  Han.?  ihres  baldigen 
Herrn  und  Gebiet^ers  zu  iiogebea.  Nicht  die  Brautleute  selbst, 
sondern  zwei  von.  ilmen  einaiintc  StcllTcrtreter  -■•  „Wekü''  — • 
scbliessen  in  Vhv&iL  Namen  die  Ehe.  Der  imam  spricht  unter 
anderen  folgende  Gebete  bei  der  EhescJiliessung.  Er  zitiert  den 
Satz  des  Korans:  .fDie  .Heira.t  ist  rtieln  Gesetz,  und  wer  mein 
Gesetz  verkennt,  den  verkenne  ich/^  ^Dann  j'ährt  er  fort: 
«jAjJali,  lasse  dies  Bündnis  nur  vod  G.liick  und  Segen  beoieitet 
sein,  .Lass  walten  Frieden  und  Häuslichkeit  zwischen  den 
Eheleuten,  niogen  stets  Liebe  und  RuJie  in  ihrer  Familie 
ben-ischen.  Aber  uiercais  Streit  und  Entfrerodung,  Wider v^'ilie 
und  Hasä;  ö  AJlab,  vereinige  sie,  wie  Du  oinot  Adam  und  Eva 
yercinigt  hast;  wie  Du  Mohammed  —  Friede  -.sei  mit  ihm!  — 
mit  der  grossen  Chadidsclie  —  Göi;t  sei  mit  ihr  zufrieden!  — 
um  wie  Du  einst  Ali  mit  Fatma  —  Gott  schenke  ihm  den 
Frieden  und  sei  mit  ihr  .zufrieden!  --  vereinigt  hast.  0  Allah, 
gib  den  neuen  Eheleuten  gute  Eioderj  langes  Leben  und  grossen 
Reichtum!  0  unser  Kerr,  gib  unft=  Freude  YO.ri  unseren  Gattinnen 
und  unseren  Kijadct*!}.  und  führe  nas  auf  .Pfaden  der  Frömmig" 
keit!  0  ujiser  Herr,  -jchenke  uns  dus  irdische  und  das  himm- 
lische Giiu:k  uBd  bewahie  uns  vor  der  Strafe  der  Hölle!  Ge- 
becodeit  sei  .kJlau,  der  Herr  der  Welt!  Friede .  sei  dem  Pro- 
pheten und  Lob  sei  OJott;''  Dann:  „Geb<medeit  sei  Mab,  der 
in  seinem  Buche  ger-agt  hat:  „Heiratet  eure  Jiini'fTaoen!*'  Friede 
und  Segen  sei  über  unseren  Proöheton  Moliammed,  der  die 
Armen  und  die  Waisen  liebt  1  Fritido  und  Seg_en  über  di;S  Pro-' 
phcten  i^'aniüie  und  seine  Jünger,  aU:  gr«.)^:-  mid  allwissend  sind, 
j^eliebe  .Allah,  der  die  Qaeile  des  Segens  und  des  Glückes  i:=t, 
die  Ehe,  weiche  wir  letzt  gesidüosseü  haben,  zu  segnen  and  zu 

beglücken!"'  j^ie  Anwesenden   sagen:  AmeD'  —   -—   ,.Dasti 

der  Herr  den  Jucgen  Ehelcuteu  langes  Lebeu ,  Gesundheit  und 
Woh-lmbenheit  und  beider  Welten  Seligkeit  gewähre!"  —  Amen! 
,J)=^ss  iir^  Herr  mit  Erfolg  alle  ihre  Tb^tcn  in  dieser  Welt 
krikie,   und   dass   er  ihiteu   alles  zuttü  werdrm  lasse,  was  zum. 


—    iie    — 

Glücke  jener  Welt  fiüirt!"  —  Amen!  —  „Dass  Gott  zwische» 
den  Neuvermälilten  Eiiitracht  und  Liebe  walten  lassei"  —  Ament 
—  „Dass  Gott  sie  würdig  halte,  sie  in  die  Eeilien  der  Frommen, 
der  Gottestrenen,  der  Weisen  und  der  Heiligen  aufzunehmen."  — 
Amen !  —  „Dass  Gott  sie  glücklich  mache,  sie  und  ihre  Kinder, 
und  dass  ihre  Nachkommen  bis  zum  jüngsten  Tag  leben !^'  — 
Amen!  —  „Dass  Gott  die  hier  anwesenden  Gläubigen  der  Selig- 
keit in  beiden  Welten  teilhaftig  werden  lasse,  und  dass  sie  sich 
eines  langen  Lebens  erfreuen  mögen!"  —  Amen!  —  „Dass  Gott 
unseren  Padischah,  den  Beherrscher  aller  Gläubigen,  erhalte,  auf 
dass  sein  Reich  bis  zur  Auferstehung  währe,  und  dass  unserem 
Padischah  und  Kalifen,  durch  Vca-mittelung  unseres  Herrn  des 
Propheten,  ein  langes  Leben  beschieden  sei!"  —  Amen!  — 
„Gelobt  sei  Gott,  der  Schöpfer  der  Welt,  Amen!" 

Der  Schlussakt:  Nach  dem  Abendgebete  und  nachdem  er 
seinen  Bitern  die  Hände  geküsst,  schleicht  sich  der  Bräutigam  ganz 
verstohlen  in  das  Brautgemach,  wo  seine  Gattin  verschleiert  und 
in  Gesellschaft  einer  Jenge  kadyn,  einer  alten  Matrone,  seiner 
harrt.  Kaum  tritt  derBs'äutigam  ins  Schlafgemach  ein,  so  steht  die 
Juijgvermählte  auf;  er  eilt  auf  sie  zu,  nimmt  sie  bei  der  Hand 
und  fragt  sie  um  ihren  Namen.  Sie  antwortet  nicht  sogleich; 
er  wiederholt  seine  Frage  und  nun  nennt  sie  sehr  leise  ihren 
Namen  Er  bittet  sie  um  Erlaubnis,  ihr  den  Schleier  abnehmen 
zu  dürfen;  sie  schaut  beschämt  zur  Erde  und  gibt  keine  Ant- 
wort. Er  wiederholt  nochmals  seine  Bitte,  und  da  ebenfalls 
keine  Antwort  erfolgt,  nimmt  er  ihr  den  Schleier  ab  und  über- 
reicht ihr  das  Hoclizeitsgeschenk  ,  —  das  „Jüz  Görüralük*^, 
wörtlich  ,,das  Gesicht  sehen"  —  gewöhnlich  einen  kostbaren. 
Ring;  sie  ergreift  rasch  seine  Hand  und  küsst  sie. 

liangsam  fasst  sie  Mut  und  beginnt,  sich  init  ihrem  Gatten 
zu  unterhalten.  Während  dessen  bereitet  die  Matrone  dem 
jungen  Paare  das  Hochzeitsesien;  sie  serviert  ihnen  den  schwarzen 
Kaffee  und,  naclidom  ihr  ein  TriDkgeld  verabreicht  worden  ist, 
zieht  sie  sich  zurück  ... 

Als  solche  mohammedanische  Grebräuche,  welche  von  den 
türkischen  abweichcu,  erwähnt  Löbel-Efendi  zunächst  einige- 
arabische,  nach  Mitteilungen  von  B'irckharüt,  der  über  das  Liebes- 
lebeu  und  die  Hochzeitsgebräucbe  der  Araber,  insbesondere  der 
Wtistenaraber,  der  Beduinen,  interessante  Mitteilungen  gemacht 


—     11.7     — 

hat.  Nach  ßarckhardt  sind  die  Beduinen  vielleiciit  das  einzige 
Volk  des  Morgenlandes,  unter  welchem  es  echte  Liebespaare 
im  eig:entlichen  Sinne  gibt.  Heg-olmäs-sig,  wenn  dem  Beduinen 
Gefahr  oder  Kampf  droht,  verabschiedet  er  sich  von  seiner 
Frau  oder  seiner  Geliebten  mii  dem  schönen  Worte :  „Ich  gehe 
in  den  Kampf  und  Tod  für  deine  Augen."  Und  in  einem 
Beduinenliede,  das  vom  Kampfe  singt,  heisst  es: 

Blutig  svill  ich  meine  Lanza  färben, 

Für  das  Auge  meinea  Mädchenr.  will  ich  sterben. 

Den  Zügel  des  ersten  Bosses,  das  er  erbeutet  hat,  schliagt  der 
Ki'ieger  um  die  Fand  seines  geliebten  Weibes. 

Während  in  den  Städten  die  mohammedanische  Sitte  die 
beiden  Geschlechter  auseinan-lerhältj  wird  bei  den  Beduinen 
zwischen  ihnen  ein  freier  Verkohl-  gestattet.  Man  leint  sich 
.keunen,  und  die  Liebe,  wenn  sie  in  zwei  Herzen  entsprosst, 
blüht  fort  durch  Jahre,  bis  sich  beide  Zweige  zu  einem  Baum 
vereinigen.  Aber  alles  gepchieht  in  ehrsamster  Weise,  selten 
oder  richtiger  niemals  kommt  auch  nur  die  geringsie  Ver- 
letzung des  Anstands  vor.  Der  Bräutigam  bringt  ein  Lamm 
vor  das  Zelt  der  Braut  und  i^chneidct  dem  Opfer  hier  vor 
Zeugen  den  Hals  ab.  So  wie  das  Laramblut  zur  PJrde  tröpfelt, 
gilt  die  Ehe  als  gescLlopsen.  Es  folgen  Tänze  und  Schmause- 
reien.  Beim  Anbruch  der  Nacht  begibt  sich  der  Bräutigam 
in  ein  Hochzeitszelt,  das  eigens  aufgeschlagen  wird,  und  er- 
wartet hier  seine  Braut  Das  Mädchen  aber  sucht  absichtlich 
in  seiner  Verschämtheit  in  ein  falsches,  ihr  befreijndetes  Zeit 
zu  gelangen,  bis  einige  Frauen  sie  einfangen  und  zum  Bräutigam 
zerren,  der  sie  mit  Gewalt  zu  sich  hineinzieht.  Wenn  sie 
hineingelangt  ist,  muss  die  junge  Frau  einen  Schreckensschrei 
Äusstossen;  dies  aber  darf  nur  ein  Mädchen  thun  —  für  eine 
Witwe,  die  schon  der  Ehe  Mysterien  kennt,  ist  es  nicht  schicklich, 
weil  unehrlich. 

Bei  den  Beduinen  des  Sinaibergea  wird  das  von  der  Weide 
heimkehrende  Mädchen  —  dort  sind  alle  Mädchen  Hirtinnen  — 
von  dem  Verliebten  und  seinen  Helfershelfern  überfallen  und 
gewaltsam  zum  Zelte  ihres  Vaters  geführt,  wo  der  Häuber  ihr 
einen  „Aba"  genannten  Mantel  überwirft  und  dabei  sagt:  „Es 
soll  dich  niemand  bedecken  als  ich."    Hierauf  führt  man  die 


—     IIS     ~ 

r.och  immer  i-\"h  ivehreiide  I'.raiit,  r'uciidem  clor  Bräutigam  sie 
neu  gekleidet  mid  reich  geschüiückt  hat,  2,üi  oinein  Kamele  in 
das  ZqH  cIg-.^  Bräiitigains.  Ist  fl&r  Tningfrau  der  Ehenmcn  witk- 
iicji  nicht  rechr,  so  kann  sie  am  näcb.steii  Morgen  seiner  wlcäcr 
ledig  werden;  sie  braucht  blos  zu  ihren  Eltern  zu  fiiehoü.  Ist 
sie  aber  mit  ihrejn  luiverhofften  Lose  -  denn  nicht  iLumer  liegt 
ein  Einverständnis  vor  —  zufrieden ,  so  mnss  sie  vierzehn  Tage 
lang  im  neuen  Hanse  bleiben,  ohne  einen  Schritt  aus  demselben 
zu  tbuu.     Höchstens  sind  ihr  nächtliche  Ausgänge  gestattet 

Bei  einigen  Sinaistämmen  geschieht  es,  dass  das  Mädchen 
nach  dem  Zijgedeckt-^erden  mit  der  Aba  ins  Gebirge  fiiehi  und 
Bich  suchen  lässt.  Bis  der  Bräutigam  die  Braut  findet,  vergeht 
der  Abend  —  es  v,ird  dunkle  Nacht,  und  das  Paar  feiert  die 
Eochzeitsnacht  im.  EVeien.  Cxrant  der  Morgen,  tiieht  die  JYau 
wieder  und  zwar  h\  das  Elternhaus.  Dort  bleibt  sie  tagsüber; 
nur  nachts  gibt  sie  ihrem  Gatten  B;T,dezvoi>s.  Erst  wenn  sie 
sich  Mutter  fühlt,  geht  sie  in  ihre«  G?^tten  Zelt. 

Bei  den  F'inaibeduin.en  muss  C'er  Bräutigam  deoi  Vater  der 
Braut  einen  Preis  zahlen,  je  r.ach  der  5'amilie  und  der  Sehcu- 
heit  der  Erwählien,  etwa  von  zwaniiig  bis  hundert  Mark.  Witwen 
und  Geschiedene  geltes  die  Hälfte  des  von  ihrem,  ersten  Manne 
gezahlten  Preises. 

In  manchen  Gegenden  sind  wiederum  die  Mädchen  billiger 
dagegen  die  Witwen  und  Geschiedenen  tesurer.  Und  es  kommt 
vor,  so  bei  den  Beduinen  im  Dschebel  Schammar,  uass  man  die 
Mädchen  auch  aiosonst  auf  kurze  Zeit  an  Fremde  verheiratet, 
dam^it  sie  nach  deren  Abreise  als  Witwen  oder  Gescmedene 
gelten  können.  — 

in  Persien  gehen,  wie  Dr.  Polak  erzählt,  die  Mädchen  vom 
neunten  Jahrr!  an  nur  noch  verschleiert  aus.  In  den  weniger  be- 
mittelten Familien  trachtet  man,  sie  schon  in  ihrem  zehnten  oder 
elften  Jahre  zu  ve.rheiraten ;  ja,  es  sind  nocb  in  neuerer  Zeit 
Fälle  bekannt  geworden,  wo  nach  erkauftem  Dispens  des  Priesters 
die 'Verheiratung  schon  im  siebenten  Lebensjahre  stattfand;  in 
guten  HäUL'ern  jedoch  werden  die  Töchter  erst  im  Alter  von 
zwölf  oder  dreizehn  Jahren  ausgei-^tartet.  Der,  welcher  ein 
Mädchen  zur  Frau  begehrt,  mui>s  den  Eltern  desselben  einen 
Kaufpreis  —  ,,Schir-e-buha",  Milchpreis  —  bezahlen,  und  ausser- 
dem der  Braot,   je  nach   ihrer  körperlichen  Schönheit  und  Ent- 


__    119    ™. 

wick.eluni',  ein  bedontcinies  Heirät«irat  —  „Macrieh"  ---  \e-r- 
scbreiben.  Der  (.'orTssicnspn  is  errcicLt  bisweilen  i^Üe  Surjuiie  von. 
:>00  Dukalen.  Daher  ver^endeii  dio  E]ti:;'ii  auf  Fliege,  KahriDag 
o.n.d  lüeidiiag  der  Mädchen  ailt;  mögliclie  Sor.g-fait,  ::oUteu  aacb 
die  übriarcn  Haur.g'inosseTi  <larberi  mü^.^e-ii.  Bei  emon  körperlich. 
schöBg-cliildeten  Mä(!clien  wkä  seltea  nach  Familie  und  Ab- 
stämmling gefragt,  sie  kann  die  .Frau  eines  Stammhaaptes,  det^  an- 
ge«olieiii'.teu  Staalsbeamteüj  ja  des  Köriigs  selbst  werden,  wie  Ing- 
liche  Beispiele  beweisen.  Hänfi;^-  vv  Q?den  die  Kinder  in  der  Wiege 
für  einaijder  bestimEit.  besonders  Vetter  und  Base;  Familien- 
boiraten  bilden  mg&T  die  Regel.  Vor  der  Hoebii/eit  begibt  sich 
die  Erant  in  BegleitTing  ihrer  Gespielinnen  ißs  Bad:  zu  dieser 
Gelegen.beit  scliickt  ihr  der  Bräutigam  eine  Quaniität  Hennah 
zum  FäL-ben  der  Haare  and  .Nägel  Aach  der  Bräutigam  'verfügt 
sich,  Yon  sei3.ieii  ireunden  begleitet,  ins  Bad.  Nacb  der  Ehe- 
schliessDjng  Ty'irc  die  junge  Fran  von  ibren  Genossijiaec  ins  .Haus 
des  Mannes  geleitetj  der  sie  nun  endlich  z"jjn  er&ten  Male  an 
sehen  bekoanjit.  Der  Anstand  verlangt,  dass  er  sie  aiii  Gewalt 
entscMeiere^  und  dass  sie  dabei  'Widerstand  leiste.  In  dem 
Momente,  wo  sich  der  Schleier  lüftet,  ruft,  der  Manu :  „Bismillah 
errahnian   errabitn!    —   Im  Namen  Gottes  des  Bavmberzlgen !" 

Die.  türkischen  Kurden,  Nachkommen  der  Karduchen,  Ky.rtier 
oder  Gordyäer  des  Aitertums,  leben  in  den  östlichen  ProvinKoa 
der  asiatischen  Türkei.  Die  Frauen  geniessen  bei  ihnen  grössere 
l^eiheir  als  sonst  in»  Orient  und  sind  gleich  dei?.  Männern  ihres 
Volkes  tapfer.  Ein  Beispiel  dieser  I'apferkeit  lieferte  die  .KiiCüiD 
Kara  .Fatma  aus  Rowandis,  einem  Distrikt  im  Tarn-as,  weiche 
beim  Ansbruch  des  KrimSmegeü  eine  Schwadron  irreguläi-er 
Truppen  .-^lisaminenbrachte -und  Lach  Koustanünopel  eilte,  um  sich 
zur  Verfügung  ihi-es  Monarchen  gPjgQn  die  .Rassen  zu  stellen. 

Die  kurdischen  Frauen  und  Mädchen  gehen  gewöhnlich  na- 
verhüllt  un:ilior,  hie  und  da  tragen  sie,  wenn  sie  der  reichen 
imd  s^ornehmen  Klasse  der  „Assketen"  —  Aristokratie,  im  Gegen- 
satz zu  „Goraßen",  dem  ackerbauenden  Arbeiterstand  —  angehören 
ein  rotes  Tuch  um  den  Kopf  gehängt. 

Das  gewuhniiche  Mtef,  in  welchem  man  zu  heiraten  pflegt, 
ist  für  Mädchen  14  bis  16  und  für  Männer  16  bis  20  Jahre.  Die 
gegenseitige  Zuneigung  spielt  bei  der  Vereheiichußg  eine  grosse 


—     120     — 

BoUe,  so  dass  bei  mangelnder  Zustimmung  der  Eltern  Entführ- 
ungen nicht  gerade  selten  sind. 

Dr.  Wntz  schrieb  an  Löbel-Efendi  über  die  kurdischen 
Hochzeitszeremonieen :  Anderthalb  Stunden  nach  Sonnenuntergang 
wild  der  Bräutigam  von  seinen  intimsten  Freunden  an  die  Thür 
des  Schlafzimmers  geleitet  und  den  dort,  harrenden  Weibern  über- 
geben. Diese  führen  ihn  dann  in  das  Brautgemach,  wo  bereits 
alles  zu  seinem  Empfange  bereitet  ist.  Hierauf  ziehen  sich 
die  Weiber  zurück  und  warten  in  einem  Vorzdmmer  der 
Dinge,  die  da  kommen  sollen.  Nachdem  der  junge  Ehemann 
seiner  ehelichen  Pflicht  genügt  hat,  wird  «las  Schlafgewand  der 
Braut  den  Weibem  überreicht,,  von  diesen  der  Mutter  des 
Bräutigams  und  von  dieser  den  Männern.  Letztere  binden  die 
Trophäe  an  eüien  Stock  und  tragen  sie  singend,  begleitet  von 
Musik,  im  Dorfe  herum.  Kachher  wird  sie  an  die  Muttor  der 
Braut,  die  allein  von  der  ganzen  Feier  ausgeschlossen  war,  über- 
bracht. Eierauf  erst  wird  die  übereingekommene  Mitgift.,  oder 
besser  gesagt  der  Kaufpreis,  ausbezahlt,  und  die  Hochzeitsfestlich- 
keiten erreichen  ihr  Ende.  — 

Die  Vorweisung  des  hochzeitKchen  Betttuches  geschieht 
auch  bei  einigen  anderen  Völiwern  des  Morgenlandes  und  des 
Balkans.  Denn  im  ganzen  Orient  ist  es  etwas  Bittörböses,  wenn 
die  Braut,  die  ntan  als  Jungfrau  genommen  hat,  sich  als  Ent- 
jungfeile  entpuppt. 

Wurde  bei  den  Hebräern  der  Eiiemann  klagbar,  dass  er 
seine  Frau  nicht  als  Jungirau  bekommen,  so  mussten  die  Eitern 
das  Tuch,  auf  dem  er  ilir  zum  ersten  Male  beigewohnt  hatte, 
vor  den  Aeltesten  der  Stadt  ausbreiten.  Fand  man  darauf  die 
Zeichen  der  Juugfi-auschaft  wirklich  nicht,  so  wurde  —  wie  im 
5.  Buche  Moses  XXIi,  13  bis  21  erzählt  wird  —  das  Weib  vor 
das  Thor  der  Stadt  hinausgeführt  und  dort  vom  Volke  ge- 
steinigt. Entdeckte  man  aber  die  Zeichen  wohl,  so  wurde  der 
Mann  als  Verleumder  gezüchtigt,  er  musste  dem  Vater  der  Frau 
hundert  Seh  ekel  Silber  entrichten  uud  das  Weib  behalten,  ohne 
sich  je  von  ihr  scheiden  zu  düi'fen. 

Die  Sitte,  das  Tuch  des  Hochzeitsbettes  als  Beweismittel  für 
die  Jun^^ii'äulichkeit  der  Braut  zu  benutzen,  ist  also  uralt.  Sie  hat 
sich  fast  in  derselben  Form  wie  bei  den  Hebräern  bei  den  Subba, 
einem    asiatischen  Volke,    erhalten.     Da  zeigt    der    Gatte    am 


—     121     — 

nächsten  Morgen  Dach,  der  Hochzeit  einigen  VertrauensmäExieni, 
gewöhnlich  den  Bejahrtesten  der  Gemeinde,  dss  blutige  Tuch 
des  Bettes.  Früher  wurde  letzteres,  selbst  in  den  {grösseren 
Städten,  Y»'ie  Bagdad,  Bassorali  und  Mossul,  in  Prozession  sogar 
durch  (\io  Strassen  getragen;  dies  kommt  heute  mir  noch  in 
.Dörfern  vor. 

Bei  den  Fellachen  in  Palästina  erscheinen  am  Morgen  nacli 
der  Eochseit  die  weihlichen  Vorwandten  im  Hause  des  jungen 
Ehepaares.  Der  wichtige  Anlass  dieser  Besuche  ist  die  Eoq- 
statierung  der  Jungfrauschaft  durch  VorTi'eisuDg  des  Alamet  el 
bokara,  des  Zeichens  der  Jungfrauschaft,  das  sich  auf  dem. 
Leintuch  des  Hochzeitsbettes  befmdet.  Dieses  Tuch  wird  dann 
in  der  Sanduka  oder  Truhe  der  Neu'vennähllen  auibewahrt 
Denr.  da  die  Fellachiunen  keinen  guten  E.uf  geniessen,  müssen 
sie  in  der  Lage  sein,  das  Alamet  el  bokara  stets  yorweiscn  zii 
können,  wenn  man   sie   einmal   nachträglich  vei'leamdea  wollte. 

Aehnlich  ist  es,  nach  Scbv/einfurth,  auch  bei  den  unteren 
Yolksklassen  der  Stadt-Araber  und  der  Fellachen  in  Aegypten. 
Die  Lelet  el  dachle,  die  Nacht  des  Eintritts,  die  Brautnacht,  ist 
von  den  eigentlichen  Festlichkeit en  erfüllt.  Die  geladenen  und 
auch  nicht  geiü^-denen,  neugierigen  Teilnehmer  und  Teünehmer- 
.innen  versammeln  sich,  die  Tabla  und  Rababe  ertönen  und  der 
Bauchtanz  beherrscht  die  Situation.  Die  Braut  ist  dem  mann- 
Mcheu  Publikum  natürlich  unsichtbar.  Sie  sitzt  in  einem  abge- 
sonderten Eaume  auf  einem  Diwan  oder  Teppich,  umgeben  von 
den  IB'rauen  der  Verwandtschaft^  tieiverschleiert  Zwischen  12 
Uhr  Mitievnacht  und  2  Ubr  nachts  wickelt  sich  der  Bräutigam. 
ein  weisses,  goldgesticktes,  gewöhinlich  mit  einer  Biumeii- 
broderie  versehenes  Sacktuch  um  den  Zeigefinger  äer  rechten 
Hand  und  tritt  7or  seine  Braut,  welche  in  diesem  Momente  von 
den  Freundinnen  entschleiert  wird.  Während  ihre  Mutter,  unter- 
stützt von  den  anderen  Weibern,  sie  festhält,  kniet  der  Bräutigam 
nieder,  fährt  mit  der  rechten  Hand  unter  die  Kleide.?  seiner 
Braut  und  zerstört  mit  dem  umwickelten  Zeigefinger  das  Hymen, 
wobei  er  keineswegs  zart  umgeht,  sondern  tüchtig  bohrt 
und  nach  allen  Seiten  stösst.  Darauf  geht  er  aus  dem  Zimmer, 
begibt  sich  zunächst  zum  Vater  der  Braut,  küsst  demselben  die 
Hand,  und  zeigt  dann  den  Gästen  das  blutige  Tach;  diese 
ZereBtönie   wird   von   der   Musik   mit   einem   Tusch   begleitet; 


~      123      — 

iiibelut],  «ng'tnd  unö  tanzend  geben  die  Männer  a^af  die  Gn-ise 
hinaus  und  U'ageii  die  blutij^ro  Trophäe  durch  den  Ort,  um  Rie 
allen  Leuten  zu  zeigen . . .  üüiBitielbar  nach  Entfernung  des  Pränti- 
gams  ist  Indessen  die  Braut  in  eine  ^itzwannt'  g-estiegen.  Die  Mutter 
neigt  E'icii  zu  ihr  nnd  reibt  ilir  ein  Pulver  fest  in  die  Sr-hoide, 
Das  Pulver  besteLt  zu  gleiclien  Teilen  aus  weissvoa  Zucljer,, 
kristallisiertem  Kandiszucker,  s'^hwaizem  Pfeffer  und  tannin- 
haltigeni  Qarad  oder  der  Hülse  der  Acacia  nilotica.  Dieces 
Pulver  brennt  an  der  wunden  Stelle  und  die  Braui.  schreit 
fürchterlich.  Das  h^ren  die  Gäiste  im  ganzen  Raute  und  auf 
der  Gasse,  und  sie  ant«'orten  mit  Jnbekafen  and  die  Musik  mit 
?,mcip  Tusch.  Denn  der  Anstand  erfordert,  (ja«>8  die  Braat  ihre 
Jnngiernschaft  mit  Schmerzen  verliere.  Sie  enifernt  das  Pulver 
aus  der  Stella  nk-ht,  bevor  es  tagt.  Die  hervorgerufene  Snt-- 
Zündung  braucht  weniptens  zwei,  manchnml  auch  nenn  Tage 
zsr  Heilung,  und  dann  erst  darf  der  junge  E-hen^aain  solner 
Frau  nahen.  Oftmals  h.at  der  ßräuligam  nicht  den  Mut,  die- 
geschilderte  Operation  vorznnehnjen,  oder  er  voüiühri  sie  an- 
.(enügend.  Daun  nimmt  die  Zerstörung  der  Jnngixanschait  die 
Galläne  vor,  eine  Frau,  die  bei  keiner  H'ochzeit  fehlen  darf. 
Die  Balläne  allein  darf  in  solchen  Fällen  die  Zerstörung  vor- 
nehmen, wo  das  Hymen  kelbi,  hnndartig,  ist;  darüber  bringen 
ich  im  Abschnitt  der  Vulva- Arten  Näheres. 

Der  bulgarische  Schriftsteiler  Tscholakow  erzählt,  da?s  es 
in  Biügarien  auf  dem  Lande  Brauch  sei.  in  der  Brautnacht  nach 
vollzogenem  erstem  Coitu?  das. Leintuch  unter  der  Braut  hervcr- 
zuzif'hen  und  auf  Biutspuren  zu  untersuchen.  Findet  man  v^' eiche, 
so  ruft  man  von  einem  Hügel  die  Keuschheit  der  jungen  Fräii 
ans.    Im  Gegenteilsfalie  jagt  man   sie  zu  ihren  Eitern  zurück. 

Krauss  bezeichnet  diese  .iVngabe  als  aiis  der  Luft,  gegi'ifi'en;. 
ich  weies  aber  nicht,  weshalb  der  Bulgare  sie  crfcnden  haben 
sollte.  Ich  erinnere  mich,  dass  ich  als  Knabe  bei  einigen  Hoch- 
zeiten, in  den  unteren  jüdischen  Volksklassen  liigo^  denselben 
Gebrauch  in  üeimng  sah;  und  obwohl  ich  ihn  dttnials  nicht 
verstand,  hat  er  s^!ch  doch  dem  kindlichen  Gedächtnis  fest 
eingeprägt. 

Bei  den  RumÜnen  auf  dem  Lande  empiängt  die  Schwieger- 
mutter am  Tage  nach  der  Hochzeit  die  Gtlste  in  ilirem  Kause 
mit  der   sogenamiten    „Brantsuppe";    dies   geschieht,    weil    das 


—     123     — 

Mädchen  als  sitte-üfein  ])cfaüdeo  ^arJ.  Ist  letaleres  aber  iiiclit 
der  Fall,  dann  wird  „der  Tag;  {^er  Braiitsuppe"  nicht  g-ehallcri. 
Bei  Erknndigimgeii  danach,  ob  die  Braut  nocii  nasch uldiig 
sei,  sagt  man  in  Dalmatieo  iind  Mo'ntenogTO  stereotyp:  ,,Es  wird 
genügend  Piza  fiir  den  Bräutijrain  da  sein  imd  aiicL  für  ail»-^  Hocli- 
zeitsgäste."  Oh  dieses  Sprichwort  als  ein  Ucberrest  des  fast  ent- 
schwundenen HetärisDJüs  der  Brautnacht  aufzufassen  sei,  oder 
wie  Krauss  meint,  blos  als  niodrig-e  Gemeinheit  zur  Veruneiiruni? 
der  Braut  erklärt  werden  ir.uss,  sei  iiier  nicht  untorsucht  Es 
sei  aber  erwähnt,  dass  Kratiss  selbst  nachweist,  ,.bei  den  Süd- 
sJaven  sei  früher  ein  Hetärisaius  in  der  ßrautnacht  \'orgc- 
komme:»!;  und  in  Morrteüeoro  komirie  er  vielleicht  roch  heute  vor." 


34,  Beschaffenheit  der  Braut  und  des 
Bräutigams* 


WCnsche  der  Fcllacheu  Falästtuafc.  —  Südslavische  Wünscbe.  —  Die  Braut 
fiJ«  Juügh'ä'u.  —  Ausspruch  Mohammeds.  —  Persische  Strenge  gegen  Ua- 
keuschheit.  —  Die  Jungfrau  im  Koran.  —  Die  Brüste.  —  Die  Haare.  — 
Indisches  Haarmittel.  —  Mohammed  und  die  Haare  von  Frau  und  Mann.  — 
Vorkommen  von  Schnurrtärteu  bei  Frauen.  —  Haarschnitt  der  Knaben.  — 
Arabische  Polizeigesetze  für  Friseure.  —  Der  Bari-  —  KahlköpSgkeit.  — 
Schamhaare.   —  Eathaaracg  der  Schamteils  hei  den   m-oslerciscLe-"  riauen. 

Der  Fellacheujünglii].^  in  Palästina  wünsclit  sieb  senio 
Braut  so:  .Rakikat  el  cüawasir,  sie  soll  yoe  scLlaiikem  Wuchs 
sein;  cbudud  Iiomr,  mid  hübsche  rote  Backen  soll  &ie  haben; 
ajun  mitl  el  ghasalj  miti  el  fanadschin,  anclAugjn  so  gross  xuid 
glänzend  wie  die  der  Gazelle,  oder  so  gross  wie  Kaäeetässchen : 
und  schöne  weisse  Zähne  soll  sie  haben  —  und  noch  ähnh"che 
Dinge,  die  auf  keineji  schlechten  Geschmack  de;-/ Mannes  schliessen 
lassen.  Die  Südslayen  dagegen  bevorzugen  brc' rhüftige  Fraaen  mit 
dicken  Hinterbacken.  Steatopygle  hält  man  tüi  eine  Bürgschaft 
der  Fruchtbarkeit.  Allerdings  darf  sie  nicht  aiku  ariäällig  sein; 
sonst  ist  sie  ein  Gegenstand  des  Spottes. 

Die  zur  Gattin  ausgewählte  Person  soll  eine  Jungfi-au  sein. 
Der  Prophet  Mohammed  sagte:  „Gehe,  nimm  zur  Frau  eine 
Jungfrau."  Die  Araber  bezeichnen  die  Jungfernschaft  mit  dem 
Worte  Sabah,  der  Morgen.  Verheiratet  sich  in  Persien  ein 
Mädchen,  so  muss  sie  Jungfrau  und  mit  dem  Hymen  versehen 
sein  —  „dachter-e-bakere*";  für  den  Mangel  des  letzteren  gibt 
es  keine  Entschuldigung,  vielmehr '  kann  die  Frau  in  solchem 
Fall,  auf  die  einfache  Aussage  des  Mannes  hin,  nach  der  ersten 
Nacht  Verstössen  werden.  —  Omer  Haleby  beruft  sich  auf  das 
zitierte  Propheten  wort   und    sagt:    „Schon  diesem  Worte   ent- 


—     125     -- 

apreciieiid  ist  es  für  die  Gläubisfen  vorteilhafter,  eine  Juügfrau 
ziir  Frau  zu  nehmen,  als  eine  Frau,  deren  Leib  bereits  unter 
dem  Stachel  des  üebels  erschauert  ist.  Aber  das  Leben  oiit 
der  Sonne,  den  Hausch  der  iiose  mit  ihrem  in  den  Kopf  stei- 
genden Dufte  "-  das  umschliesst  eine  Jung-frau,  deren  Flanken 
noch  von  jeder  Berührung  rein  sind."  —  Ein  indischer  Dichter 
schon  schildert  die  Jungfrau  als  eine  zarte  Eosenknospe,  deren 
Keich  noch  nicht  erschlossen  ist,  und  die  Dichter  aller  Zeiten 
und  Länder  haben  diesen  Vergleich  nachgesprochen. 

Eciüc  und  unbefleckte  Jungfrauen  sind  da.s  Ideal  aller  mos- 
lemischen Liebessehnsuch.t.  Mohammed  hat  dies  den  Gläubigen 
als  die  schönste  himmlische  Belohnung  aller  Tagenden  versprochen. 
So  im  Koran  II  23:  „Verkünde  denen,  die  da  glauben  und  das 
Gute  thua,  dass  sie  kommen  werden  in  Gvärten  .  .  .  Aijch 
reine  und  unbedeckte  Frauen  werden  ihnen  zuteil.'*  .  .  .  Und 
in  derselben  Sure  heisst  es:  „Dem  Menschoii  ward  eingepüanzfe 
Trieb  und  Begierde  zu  Frauen,  Kindern,  Gold  und  Silber,  ediert 
Pferdeji,  Viehherden  und  Aeckeni.  Doch  ist  dies  alles  cur 
Nahiung  für  dieses  Leben;  aber  dJe  schönste  Euckkehr  ist  zu 
Gott.  Saget  selbst:  Kaiin  ich  euch  Besseres  als  das  verkünden?- 
Die  Frommen  werden  von  Gott  einst  erhalten  Gärten  von 
Quellen  dnrchbirömt.  und  ewig  werden  sie  darin  verweilen.. 
Ünbefiecite  Frauen  werden  ihnen  zuteil  ..." 

Das  sind  die  .K-.iris.  Das  Wort  Haura  bedeutet  im  Ara- 
bischen: „Mädchen  mit  grossen  Augen,  in  denen  das  Schwarze 
und  Weisse  stark  hervortritt."  Diese  himrulischen  Jungfrauen 
sind  von  besonderer  Natur,  die  Giäubigen  werden  sie  stets  in?. 
Znstande  der  Jiingfernschafi  finden;  sie  bleiben  immer  schön, 
gebären  nie,  altem  nie.  Zahlreiche  Stellen  des  Korans  kommen 
auf  diese  himmlische  Verheissnng  zurück.  SoLXXVI  12 — 18 
und  21;  LV  70,  72  und  74:  „In  den  Paradiesesgärten  sind  gute 
und  schöne  Mädchen;  EnriSj  verschlossen  in  Zelten,  die  weder 
Menschen  noch  Dschicnen  zuvor  berührten";  XXXVI  55—57; 
XLIV  51 — 54:  „.  .  .  und  wir  vermählen  sie  mit  schwars- 
äugigen  Hmis'';  lill  17,  20:  „.  .  .  mit  grossäugigen  Huris"; 
27 — 3'9:  „Unter  doraenlosem  Lotus  und  Bananen  mit  Biüten- 
schichteu  und  weitem  Schatten,  und  bei  strömendem  Wasser 
und  Früchten  in  Menge,  unaufhöriich-.'n  und  unverwehrten,  da.. 
werden   sie   wohnen;    und   auf  erhöht-m   Polstern     .  .    Siehe, 


—     126     ~ 

wir  erschufen  die  Huris  in  "beeoü-dcnT  Schöpf ung  ucd  DiacLtea 
8)0  zu  JuLgfraüen,  zu  liebevoilöu  Altersgeiiössmnen  iür  die  Ge- 
fäTixten  der  Keciiieii'%  für  die  Seligen.  -  -- 

In  der  TS.  Sure,  Vors  31—33  hois&t  e&:  „Siehe,  für  die 
Gottesiiirchtigei)  m  ein  heiüger  Ort.  Gar^engehege  und  Wein- 
borge,  Juägfraaeii  mit  schwelleüden  Brüsten, •'  Die  ,,schwQii??jj" 
den  Briiste''  sind  aber  aiicli  schOL»  auf  Er'jen  er^^riinscht.  Bin 
bosiiischos  Lied  singt:  ,,0  närrisdi  BürscbJeir,,  leg  die  Hände" 
ÖLT  uaier  dio  iVchselhöbleu  üüd  niiaui  heraus  die  zwei  Aepfei.*' 
Oa$  Mädchen  gesteht  allerdings,  dass  sie  „noch  niclit  reif" 
ftieien;  dafür  aber  auch  „nicht  grün,  sondern  eben  geeignet  zum 
Kosen'*.  Bei  den  Hebräern  war  die  normale  EntAdcklung  der 
Brüste  eine  Vorhediiignag  fni-  die  Verehelichung  der  Mädchen.. 
Im  Hohelied  VIII,  7  heisst  es :  »AVir  haben  eine  kleine  Schwester, 
xtüch  ohne  Brüste:  v^'di  sollen  wir  mit  unserer  Schwester  thmi^ 
wenn  man  ..einst  niL  sie  wirbt?''  Im  Hohelied  Vill  9:  ,,Dein 
Wuch>^  da  "gleicht  der  Palme  und  deine  Brüste  den  Tranbeßt 
Möchten  doch  deine  Brüste  den  Trauben  am  Vv\nnätock  gleichen.' 
Im  Hohelied  IV  5:  „Deine  .Brüste  gleichen  zwei  Rehkalbchen, 
Gazelienzwillingen,  die  ia  den  Inlien  weiden.'*  l.a  Hesekiel  XVI  3 
heisst  es  symbolisch;  ,.D;i  wjchsest  inid  wnrdest  gross  und 
gelaiif-rtest  zum  höchsteE  Eeize.  Die  Brüste  waren  steif  ge- 
worden nud  dein  Haar  sprosüte  kräffig." 

Auch  &n  dnderevx  Soellen  ia  Alten  Tesiameni  wird  der 
reiche  Ha3rv\uch.s  der  Frau  gcrühnil.  Im  II.  Enche  Samuel 
XIV  wird  erwähnt,  dass  die  hel)räi.schen  Fraaen  ihre  Haa)-e 
salbtoü.  Sje  fiochten  nnd  kräuselten  eio:  Eichter  XVI  3  3; 
Jesaia  HI  24;  Judith  X  S. 

Den  indischen  Frauen  emnftehjT,  das  Kam^ifvatravn  iiur  Haar- 
pflege folgende  Mittel;  Myrobalanenfriichte,  vc.r.^jehon  mit  dem 
"Milchsäfte  vo.ii  .Euphorbia  anriquoruni,  Soma  und  ''lilotropis 
gigü.ntea  und  ö/Oin  Fiitcbteii  von  Vernonla  antheiiniuthiea  bewirken 
Vi'eissvverden  der  HaÄre.  Ein  Bad  mit  d(;n  Wurzeln  vom  aia- 
bischeci  Jasmin,  Wrightia  antidyseiiterica.  Kavaüjänij: ,  Olitoria 
Ternatea  und  Siaifsnapörni  bewirkt,  dass  die  Haare  \N'}eder 
wachsen.  Vrenn  man  sie  init,  einer  Salbe  be.^i-;  eicht,  die  man 
durch  soj'^*f 3 Itigcs  KivcheiL.  der.'jelben  Di:ige  erhiili,  so  werdt-;n 
sie  scbwarz  und  wachsen  allmählich  jjach 

Ein  moslemischer  Gesang  hegiiint  albo;  „ixuh;j).  sei  uoiu.  der 


~"     127     — 

dea  Bart  den  Mämieru  and  die  Haare  dan  Frauea  als  Zierde 
verliehen  hat." 

MohaDnaei  Setzte  Yollen  ß-^itpreis,  den  Tod.,  als  Strafe  im- 
don,  „der  das  Antlitz  f;iö.e3  Mannes  durch  VernicliMiag  der 
Augea-rtiUipern  oder  d^r  AugerJjraueD  oder  das  A.htlitz  einer 
Fr&n  durch  Vemlclitttiig  der  Haare  veranstaltet."  Es  wd'c-i  eia. 
Verbrechen  genarüit,  gleich  „einer  Operation,  die  den  Kächsten 
UTXi  &ei)iea  Yerstaiid,  um  oiaea  seiner  fiinf  Siitnc  bringt  oder 
eine  Frau  u.rif?.*achtbar  macht/'  Mohammed  hat  auch  die 
falschen  Hßare  ü-a^ch  Ailah  verfluches  lasser?,  vm\  „s(;wohl  äl2, 
weiche  darait  handeln,  als  die,  welclie  day«n  Cxe'ttraiich  machen^, 
i'jLTchtbar  yerdammt. 

So  vYillkoxaip.ea  deu.  Frauen,  die  Zierde  der  Kaare  ist,  so 
sDi^iiikomnien  ist  ßie  iiiiien,  weaii  sie  als  Schnii.rrbait  erscheiüt. 
Und  doch  ist  iöt:.?,teres  im.  Oiient  MuÖg.  Dr.  S.  Weinberg'  aus 
ElisaocthgTßd  bericlitete  au  die  Zeitscitrift  Cur  Ethnologie  —  Ver- 
handlungen XKjN  230  —  über  seine  Wahniehicimgen  bei  eiriem 
Gaiig-o  auf  der  Perasirasse  ifs  Konstantiaopei ;  er  zählte  15.1 
iYauou,  von  18  bis  50  JaiD^ea,  davon  il  mit  SchDurrbai  t ;  bei 
eincift  zweiteü  Gaage  273,  davon  H 3  mit  Sehnorrbait ;  bei  eliiem 
dritten  Gange  243^  resp.  26;  bei  einem  vierten  Gange  807,  resp. 
70;  bei  einein  frlnlten  Gange  eudlich  105,  resp.  9.  Insgesaint 
traf  er  also  bei  5  Oäng-en  1439  .Frauen  von  18  bis  50  Jahren; 
davon  hatten  i-iP  Schnurrbürte,  im  .Durchschnitte  also  10  Prozent, 
Er  sah  sämtliche  Uobergänge  von  einem  feiijien  Elaum  bis  zu 
einem  schneidig-eii  ."Schnurrbart.  "Sine  Backenbaiteutwickelung 
hatte  unter  den  149  Jedoch  3iUr  eine  einzige  ältliche  FraiL 

Den  Knaben  der  Palästina-Beduiuen  wird  am  siebenten 
Tage  nach  der  Gebui't  der  Kopf  rasiert. 

Bei  den  Jxidcn  Pa,I«?tinas,  ICleinasiens  und  Persiens  ist  es 
Sitte,  den  ersten  Kaarschnitt  eines  Knaben  am  Grabe  eines 
FrommpR  vorainiehrjen.  Das  sn  diesem  Zweck  meistbesuchte 
Grab  in  Jorus-ilem  ist  d.asjenig-e  des  Rabbi  Simeon  l»en  Jochai, 
des  vorgeblichen  thanaitischen  Verfassers  des  Sohar  oder  G-rnnd- 
bachs  der  Kabbalah.  .äjii  Todestage  des  Frommen,  am  IS.  des 
Monats  Jjar  oder  am  31  der  Scphir-ah,  um  Mitte  Mai,  versammelü 
nlch  hier  Juden  aus  Nah  und  Fern,  selbst  Pilger  aus  Xnnerasicn. 
Nach  derr«  Naciit^-ebet  tuid  de»  Lektüre  der  heiiigen  Schrift 
steigrt  eine  Flamnicnlohe  aus  feinstem  Gel  an  diesem  Grabe  zum 


—     12S     — 

HiiTim^^l.  AiTi  oiideren  Morton  nach  dorn  I*>ühgebet  führt  man 
iV.<}  Knaben  unter  Musik  und  Gesang  und  Tanz  zum  Grabe  des 
Rabbi  Siraeon,  und  an  der  Thür  des  hier  befindlichen  Bothanses 
wird  der  erste  Haarschnitt  vorj^enommen.  So  bericlitet  Moses 
hrn  Menachem  Mendel  Reischer  in  seiner  1878  in^Lc^mberg"  er- 
schienenen hebräischen  Schrift  ,,Schaare  Jeruscholaim  oder  die 
Pforten  Jerusalems,"  aus  welcher  1894  im  „Urquell"  ein  Aus- 
zug veröffentlicht  wurde. 

Den  moslemischen  Knaben  wird  inöt  allgemeinen,  und  be- 
sonders in  Bosnien,  nach  zurückgelegtem  vierten  Jahi'e  das  Kaar 
zum  ersten  Male  ganz  abgeschnitten.  Dies  g'eschieht  immer 
entweder  an  einem  Donnerstag  oder  an  einem  Soantag.  Das 
al.igeschnittener  Haar  wird  abgewogen,  und  der  Vater  des 
Knaben  verteilt  soviel  Münzen  unter  die  Armen,  aJj-  es  türkische 
Dram  \\'iegt  —  ein  Dram  ^=  400.  Teil  einer  Oka.  Der  Wert  der 
Münzen  richtet  sich  nach  den  Vermögensverh  iitnissen  des 
Spenders.  Aach  der  ßa^rbier,  der  die  Prozedur  vornimmt,  wird 
beschenkt. 

_  Im  Sultanshause  gibt  es  bei  solcher  Gelegenheit  grosse 
Feste.  Unter  Sultan  Achmed  II.  bekleidete  der  Grossweair 
Daltaban  mit  Zobelpelzen  den  Leibbarbier,  welcher  die  Freuden 
künde  gebracht^  dass  dem  Prinzen  Machmud  zum  ersten  Male 
der  Kopf  geschoren  worden. 

Die  alten  arabischen  Poiizeigesetze  hB,tten  spezielle  Ord- 
nungen für  die  Friseure  festgestellt:  „Sie  sollen"  —  heisst  es 
bei  Behrnauer  nach  Annabrawi  —  „von  schlanker  Taille,  sowie 
versiert  in  ihrem  Metier  sein.  Das  Rasierzeug  sei  immer  neu 
und  scharf.  Der  Barbier  darf  nichts  essen,  wae  seinem  Atem 
eiüen  anhaftenden  Geruch  geben  kann,  wie  Zvdebeln,  damit 
dieser  Geruch  die  Leute  nicht  geniere,  wenn  der  Barbier  ihnen 
nahe  tritt.  Der  Barbier  soll  die  Stiin  und  die  beiden  Schläfen 
in  einer  für  die  Haltung  der  behandelten  Person  dezenten  Weise 
arrangieren;  er  soll  nicht  das  Haar  eines  Kindes  rasieren  ohne 
Zustimmung  des  Vaters;  auch  soll  er  nicht  die  Wange  eines 
jungen  Mannes,  bei  dem  die  Haare  eben  hervorspriessen,  noch 
den  Bart  eines  Mannes,  der  zum  Coitns  impotent  ist,  rasieren  " 

Aus  Persien  erzählr  Polak:  Der  Barbier  entfernt  mit  einem 
Messer  die  i'berjiüssigeu  Haare  ^n  den  Extremitäten  und  am 
Kopf.      Priester,   überhaupt   Leute,    welche   noch    den    Turban 


—     189     — 

tragen,  lassen  sich  eigentlich  das  Hanpt  ganz  kahl  rasieren. 
Nach  der  neueren  Mode  bleiben  jedoch  die  Partieen  um  die 
Schläfe  nnd  am  Wirbel  unberührt;  erstere  werden  in  zwei 
Locken  vor  und  hinter  dem  Ohr,  letztere  zu  einem.  Schopf  oder 
einer  Art  chinesischem  Zöpfeben  vereinigt.  Die  Frauen  behalten 
ihr  volles  Haupthaar.  Von  den  Genitalien  und  aus  den  Achsel- 
höhlen müssen  nach  .dem  Ritualgesetz  die  Haare  entfernt 
werden   — 

Bei  den  alten  Hebräern  galt  das  Abschneiden  eines  Bartes 
—  wenigstens  in  gewissen  Fällen  —  als  eine  Schmach.  Im 
2.  Buche  Samuel  X  4  heisst  es  in  diesem  Sinne:  „Hanun  liess 
sie  ergTeifen  und  ihneii  den  Bart  abscheeren." 

In  der  osmanischen  Geschichte  wird  berichtet,  dass  ein  ab- 
geschnittener Bart  einmal  Ursache  von  Rebellion  und  Mord 
wurde :  Einem  alten  Turkmanen,  namens  Suklundkodscha,  welcher 
sich  beklagte,  dass  sein  Acker  mit  zweihundert  Aspem  zu  stark 
belastet  sei,  wurde  statt  Rücksicht  auf  seine  Beschwerde  der 
Hohn  abgeschnittenen  Bartes.  Der  durch  Verschneidung  seines 
Bartes  tiefer  als  durch  die  Beschneidung  seiner  Einkünfte  ge- 
kränkte Turkmane,  sein  Sohn  Suklun  Schah  Weli  und  ein 
Dritter,  Sulnunoghli,  stellten  sich  an  die  Spitze  melirerer  >turk- 
manischer  Stämme,  überfielieu  den  Laudesschreiber,  Richter  und 
Sandschakbeg  und  schlugen  sie  tot  .  .  . 

Nicht  minder  als  abgeschnittener  Bart  wird  geschmückter 
Bart  von  den  Orientalen  verhöhnt.  Die  osmanischen  Historiker 
erzählen  sogar  voll  abergläubischer  Scheu,  der  Despotismus  der 
Weiber  über  ihren  Sklaven  Sultan  Ibrahim  sei  so  weit  gegangen, 
dass  eine  seiner  Günstlinginnen  den  Sultan  gar  beredete,  seinen 
Bart  mit  Edelsteinen  zu  schmücken  und  sich  öffentlich  damit 
zu  zeigen,  was  für  schlimmstes  Wahrzeichen  galt,  weil  nach 
morgenländischer  Ueberlieferung  Pharao  allein  auf  diese  Art 
seinen  Bart  geschmückt,  — 

In  Simsons  Haaren  lag  seine  Kraft.  Im  Buche  der  Richter 
XVT  17  sagt  Simson:  „Auf  meia  Haupt  Ät  noch  kein  Scher- 
meflser  gekommen,  denn  ich  bin  ein  Gottgeweihter  vom  Mutter- 
leibe  an  —  wtlrde  ich  beschorön,  8o  wlirde  meine  Kraft  von 
mir  weichen.**     Und  so  geschah  es  bekanntlich.  — 

Storn,  Medisio,  AJbergUube  n.  Qesohleohtsleben  in  dei  Tiu-k-i.    II.  9 


—   1^0  — 

Den  Kahlköpfen  verbot  das  Gesetz  der  Hebräer  den  Ein 
tritt  ins  Priesteituni.    Die  Kahiköpfigkeit   ist  im  Orient  weit- 
verbreitet und  besonders  d^^rakteristisch. 

Während  im  zivilisierten  Europa  die  Idee  verbreitet  ist, 
dass  Kahlköpfigkeit  die  Prärogative  der  Gelehrtem  sei,  werden 
von  ihr  in  der  Türkei  zwei  Rassen  betroffen,  die  dort  beide 
nichts  weniger  als  ihr  Nervensystem  durrfi  üeberanstrengnng 
mit  seriösen  Studien  erschöpft  haben,  nämlich:  Türken  und 
Spaniolen. 

Ein  österreichischer  Arzt,  Schweiger,  ist  den  Ursachen  der 
orientalischen  Kahlfcöpfigkeit  einmal  uachgegangeu  und  hat  in 
einem  Briefe  aus  Widdin,  März  1885,  nach  Aufklärungen  eines 
Kollegen,  des  Dr.  Gelber,  in  der  österreichischen  Monatsschrift 
fiii'  den  Orient  XI  4,  folgende  Ee^oltate  uiedergeiegt;  Das 
orientalische  Weib,  dessen  Indolenz  aligemein  bekannt  ist,  zeichnet 
sich  mehr  durch  Ünterlassungs-  als  durch  Begehungssünden  aus. 
Am  meisten  leiden  dai'unter  die  hülflosen  Kinder.  Die  Haut- 
pflege der  Säuglinge  wird  von  Hebammen,  Müttern  und  Kinder-^ 
frauen  gleichmässig  vernachlässigt.  Das  neugeborene  Kind  wii-d 
in.  den  ersten  acht  Tagen  seiner  irdischen  I^aufbahn  täglich 
einmal  von  der  Wärterin  auf  die  üache  Hand  gelegt,  mit  \s  enig 
lauem  Wasser  über  einem  Waschbecken  abgespiUt  mid  sodann 
in  Fetzen  gehüllt,  und  zwar  in  farbige  Fetzen,  um  das  oftmalige 
Wechseln  zu  ersparen.  Auf  den  Kopf  setzt  man  dem  Säugling 
eine  gut  wattierte  Haube,  die  unter  dem  Küin  festgebunden 
wii*d.  Diese  Manipulation  wiederholt  man  in  den  nächstfolgenden 
Wochen  nur  je  eiumal  in  zwei  Tagen,  bis  dann  die  anstrengende 
Arbeit  ganz  eingestellt  wird,  da  man  fürchtet,  das  Kind  könnte 
sich  durch  zu  häufige  Waschungen  erkälten.  Dabei  ist  noch 
der  Aberglaube  zu  berücksichtigen,  dass  dem  Säugling  der  Kopf 
nicht  tüchtig  abgewaschen  werden  dürfe,  denn  die  Borke,  welche 
sich  auf  der  Kopfhaut  bildet,  sei  gesund  für  die  Augen.  Dieso 
Borke,  nichts  anderes  als  Schmutz,  vermischt  mit  dem  Sekret 
der  Haardiiisen,  bildet  einen  guten  Nährboden  für  verschiedene 
ptlanzliche  und  tierische  Parasiten,  welche  die  Sekretion  unter- 
drücken, die  Entwicklung  dei  Haare  hindern  und  die  schon 
vorhandenen  an  der  Wurzel  zu  Giiinde  richten.  Damit  aber 
die  wohlangelegte  Brutetätte  von  Trichophyteu  und  Mikrosporeu 
durch  die  liische  Luft,  die  Feiudin  aller  jütderen  Organismen, 


—    131  — 

nicht  etwa  zerstört  werde,  übernimmt  der  Ritus  die  Sorge;  nach 
letzrtxjreni  darf  sowohl  bei  Türkei]  als  bei  orthodoxen  spaniolischen 
Juden  die  Kopfbedeckung  nie  abgenommen  worden)  weder  bei 
Tage  noch  bei  Nacht,  Nachts  wird  blos  der  Fe?,  mit  einat 
Leinwandhaube  ähnlicher  Form  Tertauscht.  Unter  diesör  Kopf- 
bedeckung bilden  sich  verschiedene  Ekzeme,  welche  den  Haarr 
Wuchs  ruinieren.  ■— . 

Sowohl  der  Jüngling  als  das  Mädchen  gelten  im  Orient 
als  reif,  wenn  in  der  Schamgegend  die  Haare  hervorsprosseii. 
In  einem  bosnischen  Liede  fragt  ein  Jüngling  ein  Mädchen: 
„0  du  Mägdelein,  sind  dir  schon  hervorgesprosselein  wohl  auf 
der  Pitschka  die  Härelein?"  Und  sie  antwortet:  „Jawohl,  bei 
Gott,  0  Martin!  Sogar  bergauf  gestiegen,  über  den  Bauch  ge 
klommen."  ...  In  einem  montenegrinischen  Liedchen  gibt  das 
Mädchen  auf  die  Frage:  .,0  du  Mädchen,  Jungfer  fein,  sind  dir 
ersprosst  die  Härelein?"  eine  viel  einfachere  Antwort:  „0  du 
Büi-schleia,  Junker  fein,  komm  daher  und  schau  allein" 

Die  moslemischen  Frauen  reinigen  vorschriftsmässig  jeden 
Freitag  ihre  Schamteile  und  enthaaren  sie,  meist  durch  An- 
wendung der  Aiirumsalbe.  oder  lassen  sie  sich  von  geübten 
Kaseurinnen  im  Bade  wegrasieren.  — 

Aus  Persien  'oeriChtet  Polak:  „Die  Schamhaai'e  werden  dem 
Ritualgesctz  gemäss  durch  ein  Präparat  von  Auripigment-  -— 
„Zernich"  —  und  Kalk  entfernt;  man  nennt  dies  ;,hadschebi 
kescJuden",  sich  dem  Gesetzlichen  unterziehen;  olegante  Frauen 
aber  rupfen  sich  die  Haare  aus,  bis  endlich  der  Nachwuchs  von 
seibst  aufhört.  Auch  Männer  müssen  dieselbe  Vorschrift  befolgen; 
ein  Abweichen  davon,  sowie  das  Stehenlassen  des  Haares  am 
Vorderhaupt,  gilt  als  besonderes  Zeichen  der  Emanzipation  vom 
Gesetz.  Diese  Bestimmung  ündet  darin  ihren  Grund,  weil  zum 
Gebete  und  zu  jeder  religiösen  Handlung,  desgleichen  oach  jeder 
Excretion,  d-?s  Waschen  der  Genitalien  geboten  ist  und  die  Haare 
eine  genügende  Reinigung  fticht  zulassen  würder.''  —  Krauss 
behauptet,  dass  auch  bei  den  Südslaven  dieser  Gebranch,  nament- 
lich in  vornehmeren  christlichen  Kreisen,  in  Schwung  gekommen 
sei,  „weil  die  Männer  vor  den  verfilzten  und  übelriechenden 
Schambaaren  zurückschrecken". 

Am  Tage  vor  ihrer  Hochzeit  lässt  die  Feltachenbraut  in 
Syrien    ihrem  Leibe  eine    reichliche  Pflege    angedellipn.     Von. 

9* 


—     132     — 

Frenndinnen  und  Verwandten  begleitet  begiebt  sie  sich  ins 
Bad.  Dort  wird  sie  gewaschen,  gerieben,  geschminkt  and 
geschmückt.  Eine  wichtige  Aufgabe  der  Frenndinnen  aber  ist 
es,  mittelst  eines  aus  Honig  und  anderen  Ingredienzen  bestehen- 
den pechartigen  Pflasters  der  Braut  alle  Härchen  am  Leibe 
ausaurupfen  —  sie  wird  glatt  und  glänzend,  wie  ein  kleines 
unreifes  Mädchen,  Dann  kehrt  man  nach  Hause  zurück.  Hier 
werden  der  Braut  die  Kopfhaare  geflochten,  auf  ihrem  Gesicht 
klebt  man  einige  Schönheitspflästerchen  aus  Groldpapier  auf,  die 
Augenbrauen  werden  mit  Kohol  und  die  Finger  und  Füsse  mit 
Hennah  gefärbt 

Aehnlich  geht  es  nach  Schweinfurth  in  den  unteren  Volks- 
klassen der  ägyptischen  Stadt- Araber  und  der  Fellachen  zu. 
Einige  Tage  vor  der  Hochzeit  nimmt  die  Braut  ein  Bad.  An 
einem  bestimmten  Abend  kommt  sie  dann  mit  ihren  Freundinnen 
zusammen  und  sie  entfernen  sich  gegenseitig  an  sämtlichen 
Körperteilen,  den  Kopf  ausgenommen,  die  Haare;  sie  gebrauchen 
dazu  ein  zähes  Colophoniumharz,  das  sie  in  noch  halbflüssigem 
Zustande  auf  die  zu  entfernenden  Haare  aufgiessen  und  nach 
Erkalten  mit  den  Haaren  gewaltsam  abreissen.  Ein  schmerz- 
loseres, aber  mehr  Vorsicht  erforderndes  Verfahren  ist  mit  einer 
Salbe  zu  erzielen,  die  gewisse  Ingredienzen  enthält  und  mit 
Auripigment,  Silberglätte,  zersetzt  ist.  Vierundzwanzig  Stünden 
nach  dieser  Prozedur  folgt  die  Lelet  el  henne,  die  Nacht  der 
Heunah.  Die  Braut  und  andere  ihr  befreundete  Mädchen  und 
Weiber,  welche  im  Brauthause  zusammenkommen,  füllen  sich 
die  Hände  mit  Hennah-Pasta,  binden  sich  Hennah-Pasta  auf  die 
Sohlen  der  Füsse  und  halten  selbst  im  Schlafe  die  Fäuste  geballt, 
damit  der  Hennahbrei  nicht  abfalle.  Erst  am  andern  Morgen 
wird  der  Brei  entfernt  und  retouchiert,  und  dann  beginnt  die 
Verschönerung  der  Augenbrauen  und  Lider,  welche  man  mit 
Antimon  oder  Bleiglanz,  auch  mit  Eisenglimmer,  färbt.  Den 
Best  des  Tages  verbringt  das  Weibervolk  mit  Kauen  von  Mastix^ 
um  die  Zahne  blitzblank  zu  putzen. 


Fünfter  Teil. 


35,  Sexuell'Hs  Lexikon.  —  36.  Menstruation.  —  37.  Scham- 
>jefuhl  und  Keuschheit.  --  38,  üasferliaftigkeit.  —  39.  Oeffcnt- 
iiche  Pro'JitutiOfi.  -  40.  Das  Vorgehen  bei  der  Geschlechts- 
fuakfion.  —  41.  Die  Arten  der  Geschlechtsfunktiou,  — 
/<2.  Päderastie  und  Sodomie.  —  43.  Eunuchen  und  Per- 
versitäten. —  44.  Onanie  und  künstliche  Instrumente.  — 
45.  Geschlechtskrankheiten.  —  46.  Impotenz. 


35.  Sexuelles  Lexikon, 


Anständige  uud  luianständige  Benennungen  —  Jimgferjtihäutchen.  -—  Men- 
struation. —  Coitus,  —  Same.  —  Onanie.  —  ijesbiji'ive  Liebe.  —  KUppIei.  — 
Ehebrecher.  —  Prostitution.  —  Päderastie  —  Bezeichnungen  für  Viüva;  — 
für  Penis.  —  Poetische  und  verblümte  AuBdrücbe.  —  Tripper.  — -  Schanker.  — 
Das  Geaäss.  —  Ordinäre  Flüche. 

Havelock  Ellis  erwähnt  nach  Both,  dass  es  in  Queensland 
ein  anständig-es  und  ein  ananständiges  Vokabularium  gebe,  so 
dags  man  das  eine  Wort  für  Vulva  in  der  besten  Gesellschaft 
gebrauchen  kann,  während  ein  anderes  durchaus  verpönt  ist. 
So  gibt  es  auch  bei  den  Völkern  des  Orients  füi-  alle  Dinge,  die 
mit  dem  Geschlechtsleben  in  Beziehung  stehen,  ordinäre  und 
verfeiLierte,  unverhülite  und  symbolische  Benennungen. 

Nicht  unpoetisch  ist  es,  wenn  die  Türken  für  das  Jungfern- 
häutchen das  Wort  ,.Sabah"  gebrauchoil.  das  auch  den  Morgen 
bezeichnet. 

Für  Menstruation  bat  die  heilige  Schrift  fast,  immer  eine 
Bluraensprache.  Im  3.  Buche  Moses  XV  19 — 2  t  heisst  cr: 
„Wenn  das  Weib  flüssig  'v^'ird  . . ."  Im  3.  Buche  Moses  XX  18 
aber  wird  schon  dearlicher  vom  ,, Brunnen  ihres  Blutes''  ge- 
sprochen, oder:  „vom  Blutfiuss  ihreüj  Leibes".  Anr  der  letzt- 
erwähnten Stella  heisst  ■  es  auch:  „monatlicho  Kranlvheit".  Im 
3.  Buche  Moses  XII  2  und  in  Hcsokiel  XYUI  5  ist  aber  nur 
von  „der  Weiber  gewöhnlichen  Krankheit"  die  l(cde.  Im 
3.  Buche  Moses  XV  34  und  im  mlben  Buche  XXVII  2f>:  „Der 
Weiber  gewöhnliche  Zeit";  ebenda:  „Der  Weiber  Absonderung". 
Das  erste  Buch  Moses  XVIII  und  XXXI  25  spricht  von  „der 
Weiber  W^eise^'.  Im  ersten  Buche  Moses  XVIII  1 1  wird  erzählt, 
dass  „es  Sarah  nicht  mehr  erging,  wie  es  Frauen  ergeht";  und 
im  ersten  Buche  Moses  Xx^XI  35   entschuidisi;  sich  Sahel  vor 


—     136     — 

fiirem  Vater:  „0  Herr,  sei  nielit  böse,  wenn  ich  vor  dir  nicht 
itufstehe",  mit  Angabe  ihres  Menstruationszustandes  als  Bnt- 
schuldigimgsgrandes ,  „denn  es  ergeht  mir,  wie  es  Frauen  ijr- 
geht".  Auch  der  Ausdn^ek  „Monatsfluss"  wird  an  verschiedenoji 
Stellen  gebraucht.  Der  Koran  nennt  die  Menstmatioa  eiDfach: 
„Das  Monatliche";  so  in  der  65,  Sure.  Die  türkischen  Äusdr&cke 
für  Menstruation  lauten:  al  basclii  oder  haiz;  arabisch:  el  hizat, 
el  tems;  persisch:  eiadet,  ras  eschar;  indisch:  kamerie.  I^ür 
mangelnde  Menstruation  sagt  man  im  Arabischen:  kniet  (oder 
haps)  el  heis;  im  Persischen:  kalüet  (oder  habs)  ei  ade;  im  In- 
dischen: Ion  e  kammer  bend;  im  Türkischen;  silyk  (oder  eksiklik) 
kusur.    Die  Serben  bezeichnen  die  Periode-  als  „weibliche  Blüte". 

Der  Koran  sagt:  „Ihr  seid  den  Frauen  und  sie  sind  euch 
eine  Decke."  Bei  den  Südslaven  nennt  ein  Lied  die  Frau  „das 
Bett"  des  Mannes;  Sekula  der  Wuaderknabe  spricht  in  einem 
balgarischen  Heldeuliede  zu  seiner  Mutter,  als  er  ihr  seine  Beute 
aufzählt:  „Ich  brachte  mir  heim  ein  schmuckes  WeibchfMi,  dir 
ein  Ersatz  in  der  häuslichen  Arbeit,  mir  als  ein  Bett". 

Für  Coitas  sagen  die  Bibel  wie  der  Koran:  ,,beischkfen'*j 
„beiwohnen".  Bei  Moses  findet  man  öfter  den  Ausdruck:  „auf- 
decken". Im  2.  Buche  Samuel  XIII  1—14  kommt  die  Bezeich- 
nung „schwächen"  vor.  Das  türkische  Wort  lautet:  siklsch, 
auch  gebraucht  man;  bill  jatmaklik;  arabisch:  dschamea;  persisch.: 
mudschama;  iiulisch:  mudschema,  nal  sone.  Unendlich  ist  d!e 
Zahl  der  stidslavischen  Worte  für  die  Ausübung  des  Coitue; 
man  sagt:  jebati,  jebucati,  jebiti  se,  jepsti  im  ordinärsten  Ge- 
brauch. Umstihreibend  heisst  es:  Jahati,  reiten;  Nafrsdiiti»  voll- 
bringen; Mi'dati,  Trti,  reiben;  Poklopiü,  bedecken;  Prc&ti, 
Priischiti,  Kuudatschiti,  schalten;  Sigiati  se  sigre,  mch  spiekm 
Sich-Spiele.  Feinerer  Ausdruck:  Saprtschkati.  Ausserdem  fand 
ich  in  den  Bänden  des  Kraussschen  Buches  über  „die  Zengimg 
in  Brauch,  Glaube  und  Sitte  der  SüdsJaVen"  noch  folgende  Um- 
schreibungen: n  157:  trennen,  kneten;  I  349:  „Ach  Gevatterin, 
wie  gern  möchte  ich  dich  kneten";  IT  235:  Mehl  sieben:  H  109: 
einj-ammen;  I  289:  schachten;  I  225:  Sprung,  Häuägsprung; 
I  341:  zupfropfen;  I  315:  die  Vagina  auschmieden.  Endlich 
sagt  man:  „poJjubat  u  pitachku,  die  Vulva  kSasen",  für  den 
Coitus;  und  für  die  Ausübung  des  Coitus  a  retro  hat  man  das 
spezielle  Wort:  „podjebavati". 


_     137     — 

Koran  und  Bibel  gebrauchen  för  Sperma  das  entsprechende 
hebräische  oder  arabische  Wort.  Die  Südslaven  sagen:  das  Oel; 
60  bei  Krai^s  I  289.  Das  Zurückhalten  des  Sperma  heisst  im 
Türkischen:  As  oder  Srök;  Onanie:  Eummaira.  Araber  und 
Türken  gebrauchen  ferner  für  Onanie  den  Ausdruck:  itlam;  die 
Perser  sagen:  muscht  zenni;  die  Inder:  scheitan  kari.  Die  Süd- 
slaven gebrauchen  für  Onanie  folgende  Worte:  Odrati  Kurac, 
vom  Manne;  Pisdu  guiiti  oder  oguliti,  vom  Fraueuzimmer. 
Ausserdem  sagt  man:  Kiirtschati  se,  si  alter  alterum  fricat. 
Für  die  Bezeichnung  der  lesbischen  Liebe  sagt  man  südslavisch: 
Pisdekati  se,  etwa:  den  weiblichen  Geschleehtsteii  onanieren. 
Für  Pollution  sagt  das  3.  Büch  Moses  XVI:  „Wenn  jemandem 
der  Same  entgeht  .  .  .*'  Samenfiuss  nennen  die  Türken:  mote- 
lim;  arabisch:  suret  enzal;  persisch:  dscherian  emenni;  indisch: 
dat,  t-ant.  —  Besewenk  ist  das  türkische  Wort  für  Kuppler;  es 
wird  wie  im  Deutschen  als  Schimpfwort  gebraucht.  Denuoch 
wurde  unter  Sultan  Mustafa  III.  ein  Kuppler  eiumal  Grosswesir; 
das  war  Ali  Moidowandschi,  von  dem  Hammer  im  IV.  Bande 
seiner  osmanischen  Reichsgeschichte  sagt:  „Moldowani  oder 
Moidowandschi  bedenket  zwar  den  Moldauer,  aber  nur  den 
Sklavinnenverkäufer,  ein  Name,  der  dem  Bostandschi  Ali  in  nichts 
minder  als  ehrenvollem  Sinne  unter  Sultan  Osmans  Regierung 
beigelegt  ward,  wo  er,  wider  Strassenräuber  ausgesandt,  ein- 
gebrachte moldausche  Dirnen  mit  ihren  Kindern  verkaufte.  Vom 
gemeinen  Bostandschi  schwang  er  sich  in  dei  Folge  zum  Chasseki, 
zum  Sultansgünstling,  auf."  Das  ärgste  türkische  Schimpfwort 
ist:  Eselsf 

Die  Südslaven  haben  für  Ehebrecher  das  männliche  Wort: 
Preljub,  und  das  weibliche  Wort:  Preijnbniza;  verächtlich  sagt 
man;  Pogan,  Heide;  Pogana,  Heidiu. 

Die  Prostitution  heisst  im  Testament  wie  im  Koran  einfach: 
Hurerei.  Im  Türkischen  gibt  es  ferner  den  Ausdruck:  Kahba. 
Die  Südslaven  sagen  vom  Manne:  Jebac,  der  Hurer;  Jebalac, 
Jebatsch,  Kurvitsch;  femer:  Pisdolaw,  Pisdolovac,  wörtlich:  der 
Pisdajäger;  Pisdoiiz,  der  Pisdalecker;  Kurcoliz,  der  Penislecker; 
von  der  Frau  sagen  sie :  J  ebica,  die  Hure ;  auch  Jebitschina.  In 
allen  Balkanländern  nennt  man  die  Hure  aber  auch  populär; 
Frajle,  Fräulein,  Das  Schimpfwort  Hure  heisst  im  Südslavischen: 
Kurva. 


~     138     — 

Für  Päderastie  gebraacht  Ibrahim  Haleby  —  bei  Regia 
253,  6.  AbSäte  —  den  türkischen  Ansdruck  Liavta. 

Bei  den  Südslaven  nennt  man  den  Coitus  in  an  am:  U  dupe 
jebati,  wörtlich:  auum  coitieren.  Bei  den  Bulgaren  sagt  man 
unbestimmt:  da  ti  go  vkaram,  den  Penis  eintreiben. 

Für  die  weiblichen  Geschlechtsteile  hat  die  Bibel  die  Aus- 
drücke: „Schamspait^",  „weibliche  Scheide".  Die  Gebärmutter 
heisst:  Schoss,  Leib,.  Mutterleib.  In  Ruth  I  11  heisst  es: 
„Berge  ich  etwa  noch  Söhne  in  meinem  Schosse";  und  im  ersten 
Bache  Moses  XXY  24:  „dasä  Zwillinge  in  ihrem  Leibe".  Auch 
Öas  Wort  „llutterrnund"  kommt  vor.  Für  Mutterscheide  sagen 
Türken  und  Araber:  ferzedsch,  kus,  d^nat;  die  Perser  und  Inder: 
kus;  für  Gebärmutter  gebrauchen  die  Türken  den  Ausdruck: 
raam;  die  Araber  sagexi:  rehm  oder  beit  el  olöt;  die  Perser: 
betschedanj  die  Inder:  zedane, 

Sowohl  für  die  männlichen  als  für  die  weiblichen  Geschlechts- 
teile gebraucht  die  Bibel  bekanntlich  die  Worte:  „Scham", 
„Blosse",  lux  I.  Buche  Mos^s  IX  28  wird  erzählt:  „Sem  und 
Japhet.  deckten  die  Blosse  ihres  Vaters  Noah".  Im  EL  Buche 
Moses  XX  26  j  „Dass  nicht  etwa  deine  Schamtcilo  vor  ihnen 
entblösst  werden."  Für  den  männlichen  Geschlechtsteil  findet 
man  endlich  in  Hesekiel  XXIII  20  den  Ansdruck:  „Glied";  und 
im  ö.  Bache  Moses  XXIII  2  die  Bezeichnung:  „Harnröhre". 

Der  vulgäre,  grobe  türkische  Ausdruck  für  Penis  ist:  El 
s5bb;  der  feinere:  Dkbr  oder  Palawer;  ferner  sagen  die  Türken: 
sik;  erkogen  alcti;  die  Araber:  er,  kazib,  zeker;  die  Perser:  kir; 
die  Inder;  dendi.  Der  Koran  gebraucht  für  die  männlichen 
Geschlechtsteile  gewöhnlich :,. Blosse",  für  die  Weiblichen:  „Zierde". 

E'ür  Penis  sagt  man  serbisch  und  bulgarisch,  ?buch  chrowo- 
tisch  nnd  slowenisch:  Kurac,  Kurec,  Kuro,  Kur  (bulgarisch), 
Kurtschina,  Kurtschitsch,  Kurcckanjo,  Kurlekanjo.  Will  man  in 
gnter  Gesellschaft  das  aristö.ssige  Wort  vermeiden,  sagt  man,  be- 
sonders in  Bosnien:  Kudrac.  Südslavische  Umschreibungen: 
Bat,  Batina,  Cula,  die  Keule;  Glaviitschina,  das  knollige  Haupt; 
Mosur,  die  Weberspule;  Budza;  Glista,  der  Wurm.:  Klin,  der 
Keil;  Coro,  Einaug;  Rak,  ,der  Krebs;  Krastovac,  die  Gurke; 
Safalada,  die  Cervelatwurst  (nur  in  Städten  gebräuchlicher  Aus- 
druck); Tupak,  der  Stumpfe;  Litrenjak,  der  Litraschwere;  (!uka, 


—     139     — 

der  Iiidian;  Küj,  Kunduk,  der  Kolben  (bei  den  Balgaren).  Bei 
Knaben:  Resa,  ßesiza,  Palmkätzchen. 

In  den  sexuellen  Liedern,  die  Krauss  mitgeteilt  hat,  fand  ich 
noch  nachfolgende  Bezeichnungen:  I  312:  der  Stab;  I  360:  der 
Hase;  I  241:  der  süsse  Bissen;  I  246:  „der  Einspänner",  wobei 
femora  feminae  als  Deichselstangen  bezeichnet  werden;  I  236: 
das  Kühlrohr;  11 119:  Pflugnagcl,  Pfiugeisen;  I  348:  „Die  Ratte"; 
ein  Belgrader  Lied  singt:  Es  scherzte  die  Magyarin  mit  dem 
Raitzen,  rattum  inter  femora  sna  cucurisse;  neque  vero  rattus 
erat,  sed  Raitzeni  penis.  Ferner  II  235:  Schiefer  -Reuter; 
n  174:  Igel;  II  160:  Blindenachse;  II  237:  Rippen  des  Zumptos. 
Ausserdem  vsagt  man:  penem  fricando  porrigere :  Kurac  nadrkati; 
penis  se  erigit:  Kurac  se  dize;  penis  se  intendit:  Kurac  se 
napiuje. 

Bei  den  Südslaveu  sagt  man  für  den  weiblichen  Geschlechts- 
teil: Pitschka,  Pitschiza,  Pika,  Pica,  Pisda,  Pishdra,  Pisdra, 
Pisdura,  Pisdurina,  Pisdetina,  Pisdekanja,  Pisdenjak;  ferner  sind 
speziell  bulgarisch:  Putkata,  Putschica,  Ongnrica,  Dupka;  speziell 
serbisch,  auch  chrowotiscli  und  slowenisch,  sind  folgende  Um- 
schreibungen; Manda  öder  Mandra,  der  abgeschlossene  Raum: 
Koka,  die  Glucke;  Cm-ka,  die  Truthenne;  Vrtatscha,  das  Bohr- 
loch; Vagasch,  das  Geleise;  Rupa,  das  Loch;  Schupak,  die 
Höhlung. " 

Ferner  fand  ich  in  den  Kraussschen  Liedein  noch  folgende 
Umschreibungen:  VVeberwirtel;  Hafersack;  Büiiin  der  Vulva; 
Stirnleisten;  Darnuteriu;  Melone;  11  152;  rote  Kitzierburg.  Für 
labia  lautoi  eine  Umschreibung  in  einem  südslavischen  Liede 
bei  Krauf^s  I  322:  „Wimpern";  für  pubes:  „Wolle"  von  der 
Frau,  „Zopf"  vom  Manne. 

Die  Clitoris  wird  in  einem  serbischen  IJede  bei  Krauss 
n  274:  „Kamm"  geuaunt.  Statt  dieser  Umschreibung  gebraucht 
man  aber  im  f?-ewöhnlichen  Leben  das  Wort:  Imene,  Jezitschac. 
Von  der  Entstehung  der  Clitoris  erzählt  man  in  DaJmatien, 
Bosnien  und  Montenegro  folgende  Sage :  „Der  heilige  Elias  hieb 
das  Weib  durch  die  Mitte  durch;  er  spaltete  sie.  und  noch  jetzt 
ist  der  Axtriss  sichtbar  mitten  in  der  Piza."  Fiu-  das  orificium 
vulvae  gebraucht  ein  südslavisches  Lied  bei  Krauss  11  236  den 
Ausdruck:  Goschen,  Mündchen. 

SüdslavischeWorte  für  glans  penis  sind:  Glawitsch:  Njuschka, 


—     t40     — 

Schnupperer;  Propfkeil  (Krauss  I  286);  der  Kopf.  Für  Hoden: 
Mada,  Heljbice,  Mndica  (bulgarisch),  Kita,  Klupko,  Jaja,  Jajeta, 
Bucekanja;  umschreibend  femer:  der  Dndelsack  (Krauss  II  254). 
IHirkiscii  sagt  man  Kesa,  wörtlich:  der  Beutel  Manchmal  drückt 
man  sich  in  Bosnien  recht  poetisch  aus:  „0  du  mein  Mädchen 
aus  Silaj"  —  heisst  es  in  einem  Liede  bei  Krauss  I  244  — 
„möchtest  du  wohi  mit  mir  anzettelo?  ich  habe  eine  Spule  und 
zwei  Knäuel."  Und  sie  entgegnet;  „Unterhalb  des  Nabels  sprang 
die  Zuckermelone  auf,  ist  weder  reif  noch  grün,  sondern  kaum 
erst  rötlich  angehaucht." 

Einen  lustigen  Vergleich  gibt  ein  anderes  Lied:  „Was 
habt  ihr  euch  um  den  Reigen  aufgestellt,  wie  die  Ochsen  um 
die  Bürde?  Was  bewegt  ihr  eure  Schnurrbarte  wie  die  Mädchen 
die  Pitschkas?"  Das  Wort  Hürde  wird  auch  sonst  oft.  als  Um- 
scisroibung  für  die  Pitschka,  den  weiblichen  Geschlechtsteil,  'ge- 
braucht. So  singt  ein  Määchen  in  einein  Liede,  bei  Krauss  I  255: 
,.Jcli  pflegte  unterm  Nussbaum  zu  sitzen  und  meine  Höi'de  zu 
streicheln.'' 

Ich  erwähnte  den  südslavischen  Ausdruck  Hase  für  Penis; 
wir  werden  dasselbe  Wort  in  dem  Kapitel,  das  die  indische 
Einteilung  der  Männer  uud  Frauen  nach  den  Dimensionen  ihrer 
Ge>schlechtsteiie  behandelt,  wiederfinden.  Wie  die  Südslaven  für 
Penis:  „Ratte"  sagen,  so  wählen  auch  andere  Völker  ilire  Ver- 
gleiche für  das  männliche  Glied  unter  den  Tieren.  So  ist  der 
Ausdidck  Schl^Age  für  Penis  vielverbreitet.  Die  Suahelifraueu 
Deutsc.h-Ostafrikas  —  erzählt  Zache  in  der  Zeitschrift  für  Eth- 
nologie 1SÖ9,  73  --  haben  in  ihren  umschreibenden  Bezeichnungen 
das  Wort  Schlange  für  Penis.  Das  kriechende  Getier  wird  be- 
vorzugt bei  der  Auswahl  solcher  Umschreibungen.  Im  Berliner 
Museum  für  Völkerkunde  befindet  sich  eine  geschnitzte  Holzfigur 
aus  Nougijinoa,  die  ein  Weib  darstellt,  in  dessen  Vulva  ein 
Krokodil  seine  Schnauze  eiufühi't;  bei  einer  anderen  Figur,  die 
aus  de.jseiben  Gegend  herstammt,  kriecht  ein  schlangenähnliches 
Krokodil  aus  der  Vulva  heraus,  und  bei  einer  dritten  Figur  sieht 
man  eine  kleine  runde  Schlange  mit  kleinen«.  Kopfe,  dem  Penis 
ähniich,  am  Eingange  des  weiblichen  GeF,chlechtsteiles.  Bei 
Ploss  und  Bartels  sind  diese  Figuren  abgebildet. 

Harn  heisst  im  Türkischen:"  sidik,  beul,  iui  Arabischen: 
bou!.    .scbakh;    im  Persischen:   pischab;    im  ludischen:    karura^ 


— -     141     -* 

muter.«    Für  Harntröpfeln  sagt  man  türkisch:  damalajan  sidik 
arabisch:    boul    mutekathir;    persisch:    sinselet   eboul;    indisch 
pischab  ke  topka.    Tripper  heisst  türkisch:  belsokhighy;  arabisch 
harak  el  boul^  persisch  und  indisch :  suzzak  oder  korra,   Schanker 
nennen    die   Türken   und  Araber    eine  fränkische  Seuche;    die 
Türken  sagen:  freng  sameti,  die  Araber  kru  el  fi'eng;  die  Perser: 
zachm  atescheg;  die  Indier:  bad  ke  zachm. 

Für  das  Sitzfleisch  des  Menschen  hat  die  Bibel  den  ein- 
fachen Ausdruck:  „das  Gesäss".  Im  II.  Buche  Samuel  X  4  liest 
man:  „Hanun  liess  die  Kleider  halb  abschneiden  bis  ans  Gesäss." 
Türkische  Ausdrücke  sind:  göt  deligi  oder  beuzuk,  arabische: 
»yn  ettiz  oder  makat.  Persisch:  kun-,  indisch:  tschotter  oder 
pitschari.  Das  Rectum  heisst  türkisch:  dogbru  baghersak; 
arabisch:  miai  mustakim;  persisch:  makat;  indisch:  tundri.  Süd- 
slavisch  sagt  man:  Dupe;  Zadnjica,  wörtlich:  Hinterteil;  um- 
schreibend sagt  man:  Prkno;  Zrcalö,  der  Spiegel;  Tupi  Kraj, 
das  stumpfe  Ende-  Ferner  sagen  speziell  die  Serben:  Gus, 
Gusiza;  die  Bulgaren:  Guso. 

Die  Südslaven  nehmen  gleich  den  Russen  ihre  Flüche  aus- 
dem  sexuellen  Lexikon.  „Sie  sollen  ihm  seiner  Mutter  Seele 
entehren'i  (der  Originalausdruck  gebraucht  das  ordinärste  Wort), 
oder:  „Entehre  deine  eigene  Mutter"  —  das  hört  mau  so  leicht 
wie  „Guten  Morgen"  oder  „Guten  Abend".  Man  droht  feraer, 
sich  selbst  an  der  Mutter  des  Geschmähten  zu  vergreifen,  und 
geht  eo  weit,  dass  man  sagt:  „Matri  tuae  eum  in  anum  intro- 
ducam".  Oder:  „Ich  sodomiere  deinen  Vater!".  Selbst  das 
höchste  Wesen  wird  in  den  Streit  gezogen,  und  der  Gott,  sja 
dem  sich  der  Beschimpfte  bekennt  —  sei  derselbe  auch  oft  der 
Gott  des  Sehimpfenden  —  wird  in  der  gleichen  Weise  bedacht,, 
wie  Vater  und  Mutter  des  Geschmähten.  Desser  Eitern  und 
ihn  selbst  bringt  man  ferner  in  Beziehung  zum  Hündogeschlecht 
und  sagt:  „Ein  Hund  hat  deine  Mutter  beschlafen";  oder:  „Du 
bist  ein  Hunde-  und  Hurenbastard";  oder:  „Du  bist  auf  einem 
Hundefell  gezeugt  worden".  Milder  ist  der  Vorwurf:  „Du  bist 
in  einem  Strassengraben  gezeugt  worden".  Von  einem  Dummen 
sagt  man:  „Dein  Vater  hat  dich  nicht  zu  Ende  gemacht."  Der 
Originalausdruck  ist  der  ordinärste;  von  Krauss  werden  die  Original- 
ausdrücke wortgetreu  übersetzt.  Ich  ziehe  es  jedoch  vor,  mög- 
lichst umschreibende  Worte  oder  blos  Andeutungen  zn  wählen. 


-142.— 

Einen  Dulder,  einen  Menschen,  der  sich  alles  gefall&n  lässt,  be- 
zeichnet man  als  einen,  dena  man  selbst  das  Taschenmesser  oder 
den  Bobrer  oder  sonst  einen  Gegenstand  seines  Eigentums  coi- 
tieren  könne,  ohne  dass  er  Widerstand  leistet.  Die.  Worte: 
,,3ebem  ti",  „jebem  mu"  sind  ständig  gebräuchliche,  sagt  Krauss. 

Will  eine  Südslavin  jemandem  ihre  tiefste  Verachtung  aus- 
drücken, so  beugt  sie  sich  nach  vorn,  hebt  mit  der  Linken  den 
Rock  in  die  Höhe,  schlägt  sich  mit  der  Rechten  auf  den  Hinteren 
and  schreit:  „Na  ti  ovol  Da  hast  bu  biesi"  Man  nennt  diese 
schöne  Art;  ,,Pokasati  prkno,  den  After  zeigen."  Aus  Hass  sagt 
man  fast  wie  aus  Liebe  —  nur  der  Toji  nmcht  ded  Unterschied: 
„Osch  pitschke?  Möchtest  du  nicht  die  Pitschka  haben?"  Krauss 
erzählt  in  seinem  Buche  über  die  Zeugung  bei  den  Südslavcn 
I  201  eine  Anekdote  •„vx)n  Einem,  der  seine  Frau  zur  Sti-afe" 
begattet.  Für  den  Ausdruck  des  Götz  von  Berlichingen  ge- 
lirauchen  die  Südslaren  folgende  Varianten:  „Fahr  in  den  Zumpt, 
ajd  u  Kurac!''  Oder:  „Dir  den  Zumpt!"  Oder  man  zieht  die  Hose 
herauf  oder  herunter  und  zeigt  dem  Verachteten  das  Glied! 
Eine  anaere  Wendung:  „Per.ls  mens  tibi  in  anum  introiat!" 
ist  nichts  weiter  als  ein  Ausruf  der  Verwunderung. 

Diese  Ausrufe  sind  daix  Südslaven  unentbehrlich.  Wollen 
die  Leute  aber  höflich  sein  und  die  anstössigsten  Origiualworte 
vermeiden,  so  verstümmeln  sie  sie  ein  wenig,  sagen  statt  jcbeni 
ti:  jerem  ti,  statt  Kurac  für  das  männliche  Glied:  Kudrac. 

Statt  der  direkten  AuSorderung,  wie  sie  Götz  von  Ber- 
lichingen gebraucht,  sagt  man:  „Schreib  mich  in  anum!*'  .  .  . 
Dem  Niesenden  ruft  man  statt  „zur  Gesundheit"  freimdlich  zu: 
„Die  Nase  fahre  in  anuml"  Eine  Abweisung  im  Aerger  geschieht 
statt  mit  den  Worten:  Lass  mich  in  Frieden!  mit  diesem  Aus- 
druck: „Fahr'  in  anum".  Statt:  es  ist  mir  ganz  egal,  sagt  mau: 
„Mein  auus  ist  finster".  Einem  Dummen  ruft  man  zu:  „Sclbsi 
mein  penis  hat  einen  Kopf." 


36.  Menstruation. 


Beginn  und  Ende  der  Periode.  —  Aus  Persien.  —  Frühe  Reife.  —  Fördernde 
Mittel.  —  Hinderade  Mittel.  —  Svrisches,  —  Serbiscjies.  —  Eine  mosleioisciie 
Tradition.  —  Die  Schädlichkeit  der  Menstruieionden  fär  dio  Mitmenschen.  — 
Ethnographische  Parallelen.  —  Biblische  Reiainiscenzen.  —  iieiuijsjuugs- 
bäder.  —  Unreinigkeit  der  Menstruierenden.  —  Der  Be^fiiff  des  Tabu.  — 
Gute  und  böse  Eigenschaften  der  Menstruierenden  nn,ch  Plinius.  —  Aber- 
gläubische Andichten  der  Syrer.  —  Bei  den  Juden  Paläitinas.  —  Euro- 
päische Seltsamkeiten.  —  Meustruaiblut  als  Medikament  uad  Liebeszanbor- 
uitttel.  —  Vergleiche  zwiechcu  Tieren  und  Meuschen.  —  Menstruation  und 
Coitus.  —  Ordnung  des  Zcndavosfca.  —  Bibiische  Rege'.n.  —  Vnr- 
ächriften  des  Korans. 

Im  Orient  beginnt  »lie  Menstruation  meist  uiu  das  dreizehnte 
Lebensjalu-  und  endet  meist  mit  dem  dreissigbten.  Die  Orientalin 
altert  rascb.    Mit  35  Jahren  ist  sie  schon  eine  Matrone. 

Aus  Persien  erzählt  Polak:  Dio  „Scherifen''  —  weibliche 
„Seiden",  Abkömmlinge  des  Propheten,  also  arabischen  Ur- 
sprungs —  menstruieren  und  g'ebären  länger  als  Voilblnt- 
Perserinnen,  was  jedoch  dort  nicht  dem  Kasseuunterschied  zu- 
geschrieben, sondern,  als  Mirakel  ausg-ele^-t  wird.  Die  Fraueri  im 
Orient  kontrollieren  ihre  Meiistren  weit  leichter  als  die  Frauen 
in  Europa,  weil  jene  nach  dem  dort  gebräuchlichen  Kalender 
des  Mondmonats  zählen,  sodass  sie  genau  den  Mond-^Ta«:  ihrer 
Menstruation  kennen.  Dasselbe  gilt  auch  von  der  Berechnung  des 
Tages  der  Geburt,  welche  sich  genau  mit  dem  Tage  der  zelinten 
Mensti'uationsepoche  einstellt. 

Gesetzlich  soll  das  Mädchen  im  Orient  erst  nach  erlangter 
Yöller  Pul>ertät  heiraten,  „mit  sich  eiustelJeuder  Menstiiiation 
und  wenn  Schaüi-  und  Achsolhaaie  zu  keijnea  beginneu",  ähnlich 


—     144     — 

der  mosaischen  Vorschrift;  doch  hält  man  sich  —  wie  Polak 
aus  Persien  berichtet,  und  das  gilt  auch  für  den  übrigen  Orient  — 
in  der  ärmeren  Klasse  nicht  streng  an  dieses  Gresetz;  man  sucht 
sein  Kapital  so  schnell  wie  möglich  zu  verwerten,  und  der 
Dispens  von  einem  Mulla  ist  leicht  erkauft.  Es  heiraten  Mädchen 
mit  noch  unentwickelter  Menstruation  und  ganz  platter  Brust, 
jedoch  entwickelt  sich  beides  in  der  Ehe  rasch.  Dr.  Polak  er- 
zählt, dass  in  Persien  Fälle  von  Schwangerschaft  vorkommen, 
ehe  noch  die  Menstruation  sich  eingestellt  hat.  Letztere  beginnt 
im  nördlichen  Persien  erst  gegen  das  dreizehnte  Jahr,  im  süd- 
lichen jedoch  schon  gegen  das  neunte  oaer  zehnte  Jahr;  in  letz- 
terem Alter  auch  bei  Judenmädchen,  welche  trotz  ihrer  schein- 
baren Anämie,  infolge  der  gedrückten  Lebensverhältnisse,  früher 
menstruiert  werden. 

In  Schiraz  sah  Polak.  Frauen  von  zwölf  Mondjahren,  welche 
bereits  Mütter  waren,  während  in  Teheran  selten  eine  Frau  vor 
dem  dreizehnten  Jahre  gebiert.  Oft  sind  Weiber  von  30  Jahren 
schon  Qrossmütt.er;  Töchter  und  Mütter  kommen  zugleich  nieder. 
Dagegen  hört,  die  Menstruation  durchschnittlich  schon  gegen  das 
zwei-  bis  fünfuuddreissigsto  Lebensjahr  und  damit  auch  die 
facultas  gonerandi  auf,  zu  welcher  Zeit  demnach  die  Involu- 
tionsperiode beginnt. 

Die  Wurzel  des  Alizari  —  Rubia  tinctorum  —  gilt  bei 
einige a  nomadisierenden  Stämmen  ^^r  asiatischen  Türkei  als 
ein  die  Mensiraation  hervorrufendes-  Mittel,  das  bei  denselben 
Stämmen  auch  im  Wochenbette  angewendet  wird,  um  stocken- 
den Wochenbettfluss  wiederherzusteilei^.  In  Konstantinopel  — 
erzählt  Rigler  —  glauben  die  einheimischen  Aerzte  und  die 
PYaueu,  dass  man  einer  Frau,  wenn  man  ihr  am  Arm  zur  Ader 
iässt,  dies  auch  sogleich  am  Fusse  thun  müsse ;  sonst  werde  das 
Blut  nach  oben  gezogen  und  die  Periode  müsse  ausbleiben. 
Wenn  eine  moslemische  Frau  in  Syrien  sich  auf  ein  Pferd 
setzen  muss,  während  sie  sich  im  Zustande  der  Menatruation  be- 
findet, so  legt  sie  —  wie  Eijub  Abela  berichtet  —  erst  unter 
den  Sattel,  auf  den  blossen  Rücken  des  Pferdes,  etwas  Erde; 
dann  schadet  ihr  das  Reiten  nicht. 

Wenn  eine  Serbin  die  Regelmässigkcit  der  Menstruation 
verhindern,  „die  weibliche  Blüte"  zerstören  will,  so  braucht  sie 
sich  blos  beim  Eintritt  der  Periode  zu  waschen    und  mit  dem 


—     145     — 

Abwaschwasser  eine  rote  Rose  zu  begiesscn.  Eine  mosleniiscJio 
Tradition^  die  auf  den  Propheten  Mohammed  zuiUckführt,  gestattet 
der  Frau,  sich  der  Medikamente  zu  hedienen,  um  ihre  Regel  zu 
onterdrücken,  aber  unter  der  Bedingung:,  daas  diese  Medikamente 
ihr  nicht  schaden  und  ihr  Gatte  dem  zuHtimmt. 

Der  Glaub©  »n  die  Schädlichkeit  der  Menstruierenden  ist 
in  der  g^anzen  Welt  verbreitet.  Ich  habe  Beispiele  hierfür  ge- 
legentlich der  Schilderung  der  kaukasischen  Frauen  in  meinem 
Bache  „Zwischen  Kaspi  und  Pontus '  beigebracht.  Hier  will  ich 
noch  einige  femerliegende  erwähnen:  Bei  den  Negern  in  Suri- 
nam niuss  die  Frau  während  ihrer  Periode  einsam  leben;  es 
gilt  als  gefährlich  für  Mann  und  Weib,  sich  ihr  zu  nahem;  und 
wenn  sie  jemanden  von  ferne  kommen  sieht,  ruft  sie  selbst 
besorgt:  Mi  kay,  roi  kay,  ich  bin  unrein,  ich  bin  unrein!.  . 
Bei  den  Schwarzen  von  Issing  —  einzahlt  Trusen  -  -  ist  in  jedem 
Orte,  etwa  hnndert  Schritt«  von  ihm  entfernt,  ein  besonderes  Ge- 
binde, das  Bnmamon  gcnaunt  wird  und  dazu  bestimmt  ist,  die 
Kranen  während  der  monatlichen  Keiuignng  aufzanehmen.  Die 
Frauen  des  Königreiches  Angora  tragen,  so  lange  ihre  Monata 
zeit  dauert,  eine  Bimle  um  ihr  Haupt.  Bei  den  Hottentotten, 
auf  Ceylon  nnd  bei  den  Kalmücken  kann  man  die  gleiche  Ab- 
soilderang  beobachten. 

In  Elngland  sagt  eui  von  Ellis  zitiertes  Wort:  „Bin  Unhold 
bist  du,  roenstmirend'  Weib  —  ein  jeder  hilf  sich  streng  vor 
deinem  Leib!" 

Die  talmudischen  Gesetze  verpflichteten  die  Israelitinnen, 
nach  überstandener  Menstruation  —  gleichwie  nadi  dem  Wochen- 
bett —  in  Qnellwasser  zu  baden,  welches  die  Erde  noch  nicht 
verlassen  hat,  also  in  Flüssen,  als  den  Fortsetzungen  der  Quellen, 
oder  in  Quellen,  die  in  Kellern,  ge^vöhnlich  in  Synagogenkeliern, 
sich  befinden.  Quell-  und  Flusswasser  in  Badewannen  hat  die 
Erde  verlassen  und  ist  untauglich.  Auch  den  moslemischen 
Frauen  ist  das  Bad  nach  Absolviemng  der  Menstruation  oder 
des  Wochenbettes  vorgeschrieben. 

Die  Menstroierende  gilt  also  als  „unrein'*.  Sie  darf  daher 
keinen  geweihten  Ort  betreten,  hei  den  Moslems  nicht  die  Mo- 
iichdeni  bei  den  Christen  nicht  die  Kirchen,  bei  den  Juden  nicht 

Synagogen  besuchen. 

Stortt,  MhdUsln,  \bergI<iubo  a.  Ocsohteohttlobvn  In  d«r  Ttlrlmi.   U.         10 


—     146     -^ 

Zu  (lieser  Bxage  der  .,Unreinliclik?it"  bemerkt  Dr,  Havelock 
Ellis  in  seinem  Bache  über  Geschlechtstrieb  und  SchaxDgef ühl : 
In  friüien  KultTirperioden  wurde  riie  Menstruation  als  eiji  Prozess 
der  Reinigung  aaigeseben,  als  eine  gefahrbringende  Abscheidung 
verdorbener  Flüssigkeit^  daher  von  den  Griechen  Katharsis  ge- 
genannt; daher  auch  das  mittelalterliche  urteil  des  Boethius 
über  die  Frauen :  Malier  speciosa  templum  aedificatum  super 
cloacam  . . .  Bei  den  späteren  Juden  „besudelten"  die  heiligen 
Bächer  die  Hände  der  Leser  ebenso  wie  dic  Berührung  eines 
unreinen  Gegenstandes.  Bei  den  Syrern,  erzählt  Lucian,  wurde 
die  Taube  füi*  so  heilig  gehalten,  dass,  wer  sie  beriihito,  foi- 
einen  Tag  als  unrein  galt.  Unrein  soll  dcniuach  richtig;  heilig 
heissen.  Das  geht  so  weit,  dass  bei  den:  hei<:lnischen  Semiten 
unreine  Tiere  heilige  Tiere  waren:  Ein  im  religiösen  Sinne 
Unreiner  —  niggis  —  bringt,  nach  arabischem  Glauben  der  Per- 
son Unglück,  die  zuerst  am  Morgen  von  ihm  begrüsst  wiid,  und 
der  Znstand  eines  Kranken  verschlimmert  sich,  wenn  er  «ich 
diesem,  naht 

Wellliauseu  sagt  in  seinem  Werke  über  ßeste  arabischen 
Heidentums:  bei  den  alten  Araber u  bedeutete  rein:  unheilig  und 
erlaubt;  unrein:  heilig  und  verboten.  Jastrow  sagt  dasselbe  von 
den  babyionischen"  Semiten.  VVellhauseo  betont  jedoch,  d?^s  in 
prä-islamitischen  Zeiten  die  Bezeichnungen  nur  auf  die  Frauen, 
die  sich  in  oder  ausser  der  Monstrualperiode  befanden,  ange- 
wendet wurden  , . .  Frazer  wies  darauf  hin,  dass  die  Auffassun- 
gen über  Heiligkeit  und  Unreinheit  noch  nicht  differenziert  seien, 
so  dass  Frauen  im  Kindbette  und  während  der  Menstruation  auf 
derselben  jStnfe  stehen  wie  göttliche  Könige,  Oberhäupter  und 
Priester,  und  sich  denselben  Regeln  der  zeremoniellen  Reinheit 
zu  unterwerfen  haben.  Solche  Personen  von  der  übrigen  Weslt 
abzuschliessen,  daniit  die  gefürchtete  geisterhafte  Gefahr  sie  nicht 
erreicht  oder  von  ihnen  ausgeht,  ist  der  Zweck  des  „Tabu" , . . 
Nach  alledem,  meint  Ellis.  darf  also  das  Weib  nicht  betrachtet 
werden  als  durch  die  Menstruation  in  einen  Zustand  dei  i  j- 
niedrigung  und  Unreinheit  —  in  unserem  Sinne  —  versetzt, 
sondern  —  nach  der  ursprünglichen  Auffassung  —  als  ein  V/esen, 
das  in  hohe  Regionen  übematfirücher  Mächte  emporgehoben  wird. 

Pliniiis  zälilt  in  seiner  Naturgeschidite  —  VH  13  und 
XXVITJ  23     -  lange  Reihen  der  verschiedenen  guten  und  böse 


—     14V      — 

Eigenschaften  der  McnstTnierenden  auf:  Ha'^elstürme,  soj>-ar 
Wirbelwinde  and  Blitze  verjaürt  oiae  Frau,  wenn  sie  üiren 
Körper  während  der  Menstruation  entblösst.  Das  Gleiche  erfolüft 
bei  allen  anderen  Arten  von  Wetter  und  Sturm.  Auf  dem  Meere 
kann  ein  Sturm  dadurch  beruhigt  werden,  dass  ein  Weib  den 
Köri)er  entblüsst,  auch  wenn  es  zur  Zeit  nicht  menstruiert .  .  . 
Wenn  ein  Weib  während  d^r  Menstruation  nackt  um  ein  Weizen- 
feld herumf^eht,  fallen  die  Raupea,  Kilfer  und  anderen  Insekten 
von  den  Kornähren  ab  .  .  . 

Aber  auch  zu  anderen  Zeiten,  wenn  sie  nicht  im  Zustande 
der  Menstruation  sich  befinden,  können  die  Weiber  —  w.Hi'linius 
anführt  —  die  Obstgärten  vor  Raupen  schützen,  wenn  sie  in 
den  Gärten  nackt  herumgehen.  Pünius  berichtet  ferner,  dass 
namentlich  die  Kappadocier  die  Kanthariden  dujTh  nienstruiercndo 
Fröuen,  die  durch  die  Aecker  schritten,  zu  vertilgen  glaubten; 
doch  musste  dies  Mittel  vor  Sonnenauf g:an;?  erprobt  werden,  da 
sonst  auch  die  Saal  verdorben  wurde.  —   — 

Mit  sanitären,  ä.sthetischen  und  religiösen  Rücköicliten  geht 
der  Aberglaube  Hand  in  Hand.  Der  Syrer  Eijub  Abela  erzählt, 
in  seiner  Heimat  meine  man:  Wenn  eine  Menstruierende  sich 
an  das  Bett  einer  Wöchnerin  setzt,  so  ist  zu  befürchten,  dass 
das  neugeborene  Kind  eine  „Milchkniste"  bekomme. 

Die  Juden  in  Palästina  sagen:  In  das  Zimmer  einer  Kranken 
soll  man  keine  lebendigen  Tiere  und  keine  menstruierenden. 
Frauen  hineinlassen.  Ein  syrischer  Aberglaube  verbietet  Men- 
strniereoden  das  Einsalzen  oder  Eüimachen  von  Speisen,  da  sich 
nichts  halten  kann,  was  Frauen  thiin,  die  sich  in  solchem 
Zustande  befinden.  Hammer-PürgstaU  hat  bereits  in  seiner  Ge- 
schichte der  persischen  Redekünste  au  einer  Stelle  bemerkt,  dass 
der  Glaube  an  schädlichen  Einddss  der  Menstruierenden  auf  Back- 
werke und  Speisen  im  Orient  ziemlich  allgemein  verbreitet  sei. 
PUüins  VII  13  spricht  gleichfalls  von  dem  verderljHcben  Einüosse 
der  Frau,  wenn  sie  eine  Menstruierende  ist,  auf  Pflanzen, 
Früchte  und  Bienenstöcke.  Sie  veruichtet  die  Lebenskraft,  bringt 
Blumen  süum  Welken,  lässt  Früchte  von  den  Zweigen  fallen, 
nimmt  dem  Kom  die  erzeugende  Kraft,  tütet  Pfropt"r(?isor,  Aber 
auch  in  Europa  ist  dieser  Glaube  verbreitet.  In  <ien  gro.sseü 
Zackerraöinerien  Nordfrauki-eichs  —  so  berichtet  Ellis  nach 
Laurent  —  ist   es  streng  vei boten,   dass  eine  Frau  die  Fabrik 


—     148     — 

l)etritt,  während  der  Zucker  kocht  oder  abkühlt,  da  sonst  der 
Zucker  schwarz  werden  würde.  Aus  demselben  Gininde  Avird 
keine  Frau  bei  der  OpiunigewinnuDg  in  Saig-on  angestellt:  das 
Opium  würde  sich  verändern  und  bitter  werden. 

EUis  erzählt:  1878  wandte  sich  ein  Mitg-lied  der  British 
Medical  Association  an  das  Medical  Journal  mit  der  Anfrage, 
ob  es  wahr  sei,  dass  Schinken,  die  von  einer  Frau  während  ihrer 
Menstrualperiode  eingesaizen  werden,  verdürben;  er  wisse,  dass 
dies  schon  mehrmals  vorgekommen  sei.  Ein  anderer  antwortete: 
Es  bestehe  kein  Zweifel,  dass  Fleisch  verderbe,  wenn  es  von 
einer  Frau  während  ihrer  Periode  eingesalzen  werde;  die  That- 
sache  könne  er  mit  Bestimmtheit  bestätigen  .  .  . 

Dass  die  Wirkung  der  Menstruierenden  auch  eine  gute  sei, 
hat  uns  schon  Plinius  erzählt.  Nach  einem  Ausspruche  Aelians 
ist  das  Weib  in  der  Menstrualperiode  in  regelrechter  Ver- 
bindung mit  den  Steraen weiten.  Das  Menstrualbiut  wird  viel- 
fach als  Medikament  und  T.iebeszaubermittol  gebraucht. 

Der  Ursprung  der  geheimen  Kräfte,  die  dem  weiblichen 
Organismus  zugeschrieben  werden,  liegt  —  wie  es  bei  Ellis 
nach  Dürkheim  heisst  —  in  den  primitiven  Begriffen  über  das 
Blut;  nicht  blos  das  Mcnstruaiblut.  Jede  Art  von  Blut  ist  bei 
wilden  und  ])arbarischen  A'Olkern  der  Gegenstand  ähnlicher  Ge- 
fühle. Alle  möglichen  Vorsieh t«massvegeln  müssen  in  Bezug  auf 
das  Blut  beobachtet  werden.  In  ihm  wohnt  ein  göttliches 
Prinzip,  oder  —  wie  die  Röriier,  Juden  und  Araber  glaubten: 
das  Leben  selbst.  Durchweg  ist  Blut  „tabu":  es  heiligt  alles, 
was  mit  ihm  in  Berührung  kommt.  Nun  ist  das  Weib  chronisch 
das  Schauspiel  der  blutigen  Manifestationen  .  .  . 

Eine  Sekte  der  Valentinier  schrieb  dem  Menstrualblut  die 
Tilgenden  des  Sakramentes  zu  und  genoss  davon  ^ie  vom  Blute 
Christi.  Menstrunlblu1  ist  wertvoll  als  Liebestrank;  das  er- 
wähnte ich  schon  im  ivapitel  über  Liebesuiittel.  Aehnlich  wird 
es  im  Kaniasutram,  dem  indischen  Lehrbuche  der  Liebe,  als  „ein 
Trank,  wirkend  auf  Potenz  und  lange  Lebensdauer",  empfohlen: 
„Erstes  Menstrualblut  mit  Asparagus  racemosus,  xVsteracantha 
longifolia,  Melasscüaft,  Paste  aus  Piper  longuui,  Honig,  Kuh- 
milch und  Ziegenschmelzbutter."  Ferner:  „Erstes  Menstrual- 
blut mit  Asparagus  racemosus,  Asteracantha  longifolia,  Gmelina 
arboi'ta,   mit  vier  Teilen  Wasser  gekocht  bis  zur  rechten  Kon- 


—     149     — 

sistcnz."  —  Plinius  l:>erichtetc  von  den  Kappadociem,  dass  raaii 
bei  ihnen  p-laubte,  das  Blut  eines  menstruierenden  Mädchens 
TTiactie  die  Waffen  siegreich,  die  Panzer  uudurchdring-lich.  Diese 
Ansicht  hat  sich  bis  heute  in  Deutschland  erhalten.  Denn  in 
Bayern  sagt  man :  Ein  Kleidungsstück,  mit  jungfräulichem  Mcn- 
Strualblut  befieckt,  ist  ein  Schutzmittel  gegen  Hieb  und  Stich 
und  löscht  Fenersbranst 

Im  Mittelalter  —  bemerkt  Strack  —  war  Menstrualblut  ein 
vielfach  angewendetes  Mittel  gegen  Lepra.  Strack  erwähnt  auch 
Menstrualbhit  als  Liebeszaubermittel:  In  Deutschland,  sagt  er 
nuter  Anführung  von  Beispieleu,  verabreichen  noch  heute 
^lädchen  ihren  Geliebten  Tropfen  ihres  MenstrUalblutes  im  Kaffee 
um  sich  dersa  Liebe  zu  versichern  — 

Ullis  sagt:  Es  ist  l)enierkenswGrt,  dass  bei  Tieren  die 
Brunstzeit  die  einzige  Periode  des  geschlochtlichen  Verkehres 
ist,  wähn>nu  bei  den  Menschenrassen  gerade  die  Zeit  der  PerifKie 
die  einzige  ist,  während  der  ein  geschlechtlicher  Veikobr,  oft 
unter  schvereu  Strafen,  sogar  bei  Todesstrafe,  verboten  war. 
Schon  Ploss  und  Bartels  lenkten  die  Aufmerksamkeit  auf  diesen 
■Pulikt.  Sie  erwähnen,  dass  im  Mittelalter  die  Prediger  ihre 
Hörer  vor  der  Sünde  der  geschlechtlichen  Vermis«huug  während 
der  Menstruation  warnten.  Eilis  erklärt:  das  Verbot  des  ge- 
schlechtlichen Verkehrs  während  der  Menstruation  ist  ein 
Fiiudamentalelement  desßitus  v/ilder  Völkerschaften,  ein  Element, 
das  nur  deshalb  universell  ist,  weil  —  was  jetzt  allgemein  an- 
erkannt wird  —  die  Gründe  der  menschlichen  psychischen  Ent- 
wickliuig  überall  dieselben  sind.  Auf  psychischer  Seite  —  meint 
Ellis  weiter  —  sei  das  hauptsächlichste  normale  und  ursprüng- 
lichste Charakteristikum  des  Menstrualzustandes  die  Anwesen- 
heit vorheiTschender  geschleelitlicher  Triebe  .  .  .  Ellis  zitiert 
den  alten  Hiuduaizt  Susruta,  der  behauptet  hat:  die  Neigung, 
Männern  nachzulaufen,  sei  eines  der  Zeichen  der  Menstruation 
(Schmidt,  Beiträge  zur  indischen  Erotik,  p.  390.)  Dagegen  wird 
in  einem  arabischen  Buche  „der  duftende  Garten"  gesagt:  dass 
Frauen  während  der  Menstruation  eine  Abneigung  gegen  den 
Geschlechtsverkehr  haben.  Hippokrates  erteilte  unfruchtbaren 
Frauen  den  Rat,  ihren  Ehemännern  bei  Beginn  der  Periode  den 
Zutritt  au  ihrem  Schosse  zu  gestatten.    Im  Altertume  und  Mittel- 


—     150     — 

alter  bestand  indessen  der  Glaube,  der  geschlechtliche  Verkehr 
während  der  Meustruatioi)  erzeige  Mlssgebm-ten. 

Iva  Zusammcnhaug  mit  der  1  tzterw ahnten  Ansicht  mag 
eine  südslavische  Meinung  stehen.  Kranss  erzählt,  man  sage 
bei-  den  Stidslaven  von  einem  nichtswürdigen  Beamten:  „seine 
Mutter  hätte  Ihn  während  der  Periode  empfangen  und  er  wäre 
aus  der  Vagina  auf  einen  Düngerhaufen  gefallen."  -^  Bei  den 
Iraniern  gilt  —  so  erwähnen  Bloss  nnd  Bartels  —  die  Menstrua- 
tion als  eine  Schöpfung  des  bösen  Geistes.  Nach  dem  Avesta 
werden  die  Weiber  auf  einen  besonderen  Platz  verwiesen  und. 
dort  abgeschlossen.  Pflegen  sie  während  dieser  Zeit  Umgang 
mit  einem  Mann,  so  erhalten  sie  das  erste  Mal  30,  daiin  50 
Siemenstreiche.  Für  den  Mann  gibt  es  iiacli  Zoroaster  gai*  keine 
Sühne.  Er  mnss  bis  znr  Auferstehung  der  Toten  in  der  Hölle 
büssen.  Hatte  der  Mann  mit  seiner  eigenen  menstruierenden 
Frau  den  CoitQs  vollzogen,  so  wurde  er  unrein  und  bekam  200 
Eiemcnstreiche  oder  musste  200  Thaler  zahlen. 

Nach  den  mosaischen  Gesetzen  wurden  beide  Individuen 
verbannt,  wenn  ein  Mann  eine  Menstruierende  beschlafen  hatte. 
Das  3.  Buch  Moses  XV  19—24  enthält  folgende  strenge  Vor- 
schriften für  die  Menstruierende:  „Wenn  ein  Weib  flüssig  wird,, 
indem  sie  ihres  Leibes  Bluttluss  hat,  so  haftet  an  ihr  die  Un- 
reinigkcit  7  Taige  lang,  und  joder,  der  sie  berührt,  wird  unrein 
bis  zum  Abend.  Und  alles,  worauf  sie  liegt  wählend  ihrer  ün- 
reinlgkeit,  wird  uurein,  und  alles,  w^oranf  sie  sitzt,  wird  unrein. 
Und  jeder,  der  ihr  Tiager  berührt,  muss  seine  Kleider  waschen 
und  sich  baden  und  bleibt  unrein  bis  zum  Abend,  Und  jeder, 
der  irgend  ein  Geräte  berührt,  auf  dem  sie  sass,  mus«  seine 
Kleider  waschen  und  sich  baden  und  bleibt  unrein  bis  zum 
Abend.  Und  wenn  er  etwas  berührt,  was  sich  au!  dem  Lager 
oder  auf  dem  Geräte  befindet,  auf  dem  sie  sitzt,  so  wird  er 
unrein  bis  zum  Abend.  Und  wenn  einer  bei  ihr  liegen  sollte 
und  von  ihrer  Unreinigkeit  an  ihn  kommt,  so  bleibt  er  7  T^ge 
lang  unrein,  und  alle?  Lager,  auf  dem  er  liegt.,  wird  unrein"  . . . 
An  einer  anderen  Stelle  beisst  es  gar:  „.  .  .  Derjenige,  der 
bei  einem  Weibe  zur  Zeit  der  monatlichen  Krankheit  liegt  und 
ihre  Scham  cntblössi,  ihren  Brunnen  aufgedeckt  hat,  und  sie,  so 
den  Brunneu  ihr^s  Blutes  entblösst  bat  —  sie  sollen  mitten  aus 
ihrem  Volke  hinweggefegt  werden.** 


—     151     — 

Der  Koran  ist  nicht  so  streng:,  wie  das  Alte  Testament, 
obwohl  er  den  geschlechtlichen  Verkehr  in  der  Zeit  der  Men- 
struation Terurteilt.  In  der  Ü.  Snrfe  heisgt  es :  „Auch  über  die 
monatliche  Reinigfung  der  Frauen  werden  sie  dich  befragen. 
Sage  ihnen :  Dies  ist  ein  -Schaden,  darum  sondert  euch  während 
der  monatlichen  Reinigung  von  den  Frauen  ab,  kommt  ihnen 
nicht  zu  nahe,  bis  sie  sich  gereinigt  haben.  So  sie  sich  aber 
gereinigt,  möget  ihr  nach  Vorschrift  Gottes  zu  ihnen  kommen; 
denn  Gott  liebt  die  Frommen  und  Reinen."  Die  moslemischen 
Gelehrten  haben  diese  Koranstelle  häufig  kommentiert. 

Im  Sidi  Khebit,  einem  älteren  Gesetzbuche  der  Mohamme- 
daner, hoisst  es:  „Wer  mit  der  Absicht,  seine  Wollust  zu  be- 
friedigen, seine  menstruierende  Frau  besucht,  der  verliert  seine 
Kraft  und  geistige  Ruhe.** 

Der  moderne  osmanische  Verfasser  eines  Buches  über  die 
Geheimnisse  der  Liebe,  Omer  Haleby,  sagt  in  dieser  Beziehung: 
„Mohammed  befahl  uns,  immer  das  Gegenteil  von  dem  zu  thun, 
was  die  Juden  thuji,  ausgenommen  das,  was  die  fleischliche 
Vermischung  betrifft." 


37.  Schamgefühl  und  Keuschheit. 


Der  erste  Arzt  in  eiuem  moslemischea  Hareiii.  -  Moderne  Sitten.  -- 
Dr.  Spitzer  im  Harem  des  Sultans  Abdul  Medschid.  —  Aerztlirhe  Besuche 
in  Harems  von  Privatleuten.  —  Seltsame  Fragen  an  den  Arzt.  -  Konsul- 
tationen per  procuram.  —  Persisclie  Sitten.  —  Entstehung  des  bcliam- 
gefükls.  —  Kleidung  und  Sohamgefülil.  —  Bibel  und  ICoran  —  Verschleierung 
des  Gesichts.  —  Zur  Geschichte  der  Verschleierung.  -  Gesicht  und  regio 
aacropnbica.  —  Entblössung  der  Schamtcile.  —  Vorschriften  des  Korans.  — 
Nacktheit  und  Keuschheit.  --  Religiöser  und  abergläubischer 
Ursprung  des  Schamgefühls. 

Das  Familiecieben  in  der  Türkei  ist  noch  heute  häufig  ein 
Mysterium  für  fremde  Angen.  Selbst  die  Christen  und  Juden 
lassen  ihre  Häuslichkeil  nicht  gern  erforschen. 

Am  schwierigsten  ist  es  naturgemäss,  einen  Einblick  in  das 
intime  Leben  der  moslemischen  Frau  zu  gewinnen.  Der  erste 
nichtmoslemische  Arzt,  der  ein  Harem  betrat,  war  der  Christ 
Dschordschis  Ben  Bachtjeschuu,  Arzt  des  Spitals  von  Dschon- 
dschabur  in  Persien.  Nach  einem  auf  der  Wiener  Hofbibiiothek 
befindlichen  Manuscripte  des  arabischen  Arztes  und  Biographen 
der  Aerztc  Ihn  Ossaibije  berichtet  Hammer-Purgstall  in  seiner 
Geschichte  der  arabischen  Literatur  unter  1180  folgendes: 
Dschordschis  Ben  Bachtjeschuu,  mit  dem  Vornamen  Ebu  Bach- 
tjoschuu,  Arzt  von  Dschondschabur,  Verfasser  des  Kenasch 
oder  Buches  der  Pandekten,  gestorben  um  das  Jahr  154  der 
moslemischen  oder  771  der  cJiristlichen  Z:.'treclmung.  Als  der 
Kalif  Manssur  im  Jahre  148-=--7ß5  die  Stadt  Bagdad  erbaute, 
ward  er  von  Magenweh  und  ünfähigkeii  des  Zeuguugs Vermögens 
befalleii.  Alan  riet  ihm,  Dschordschis,  den  geschicktesten  Ai'zt 
seiner  Zeit,  den  Direktor  dos  Spitals  und  der  Mcdizinschulo  von 
Dschondschabur,   zu  berufen.     Dschordschis  kam  und  nahm  mit 


—     15  B      — 

sich  seine  Schüler  Ibrahim  und  Isa  ben  Schehla.  Der  Kalif 
sprach  mit  IJschordschis  persisch  uud  aral}isch  und  bewunderte 
des  Arztes  Geist  und  Ruhe,  liess  ihm  ein  schönes  Ehrenkleid 
auxieben  and  befahl  dem  Kämmerer  Rebii,  dem  Arzt«^  Wohnung 
im  schönsten  Teile  der  Stadt  anzuweisen.  Dschordsclus  heilte 
den  Kalifen  zu  ilessen  grosser  Freude.  Manssur  bewies  seine 
Dankbarkeit,  indem  er  dem  Arzte  3000  Dukaten  und  3  schöne 
i^klavinneu  sandte;  als  diese  Geschenke  kamen,  war  Dschordschis 
nicht  zu  Hause  und  sein  fSchüler  Isa  ben  Schchia  nahm  sie  ent- 
g-eg"en  Dschordschis,  der  sein  altes  Weib  zu  Dschondschabur 
gelassei.  liatte,  weil  sip  nicht  imstande  g-ewesen  war,  der  Reise 
Beschwerliclikeiteu  zu  ertragen,  schalt  den  Jüng-er  dafür  aus, 
dass  er  die  Sklavinnen  angenommen  hatte;  er  stoJlte  sie  dera 
Kalifen  sofort  zurück  mit  den  Worten:  „Ich  darf  als  Christ 
keine  andere  Frau  als  die  meine  berühren."  Von  diesem  Augen- 
blicke an  erhielt  Dschordschis  freien  Eintritt  ins  Harem  des 
Kalifen  Manssur.  — 

In  neuerer  Zeit  wai"  es  dem  Dr.  Sigmund  Spitzer,  Leibarzte 
des  Sultans  Abdid  Medschid,  auf  des  letzteren  eigenen  Wunsch 
vergönnt,  ein  kaiserliches  Harem  zu  betreten.  Er  berichtete 
darüber  in  seinem  Tagebuche  ausführlich,  .und  diost?  Schilderung 
vordient  ais  ein  merkwürdiges  Dokument  hier  mitgeteilt  zu 
werden:  „Freitag,  den  11.  August  1845,  traf  ich  den  Sultan 
in  sichtbarer  Aufregung.  Hierüber  von  mir  befragt,  bcFucrkte 
er  mit  gerührter  Stimme:  „Ich  sprach  dir  neulich  schon  von 
der  Krankheit  meiner  dritten  Gemahlin.  Sie  sowohl,,  als  ihr 
Kind  beiinden  sich  sehr  übel.  Das  letztere,  Reschad-Efendi 
(gegenwärtig  Thronfolger  nach  Abdul  Hamid  IL),  ist  unrettbar 
verloren.  Aber  auch  für  die  Erhaltnng  der  -Mutter  gibt  man 
wenig  Hoffnung.  Merjem  Hatun  (die  Armenierin  Maria  Dudu) 
und  ein  durch  sie  empfohlener  Arzt  namens  S.  behandeln  sie 
seit  mehreren  Monaten  fi'uchtlos.  Doch  will  ich  nichts  unver- 
sucht lassen  und  wünsche  durchaus,  dass  du  sie  sehest.  Denn 
wisse,  diese  Frau  ist  das  einzige  weibliche  Wesen,  für  das  ich 
wahre  Liebe  empfunden.  Mit  ihr  auferzogen,  hing  ich  von 
Jugend  an  mit  meinem  ganzen  Herzen  an  ihr.  Hältst  du  Rettung 
noch  für  möglich,  so  wirst  du  ihre  Behandlung  übernehmen, 
gibt,  es  keine  Hülfe,  so  bekenne  es  mir  ohne  Scheu.  In  diesem 
traurigen  Falle  wirst  du,  um  die  Kranke  nicht  zu  erschrecken, 


—     154     — 

die  bisher  von  den  Aerzten  ani^owendeten  Kittel  gniheissen  und 
dich  nicht  weiter  mit  ihr  befasv«!en.  Vor  allem  verlange  ich 
Wahrheit  von  dir."  —  Die  Thränen  traten  ihm  in  die  Augen, 
als  er  die  letzten  Worte  sprach. 

Er  liess  nun  den  Eunuchen  den  Befehl  erteilen,  die  Harems- 
pforte zu  öffnen  und  führte  mich  mittlerweile  in  den  Vorsaal 
hinaus,  in  welchem  er  bis  zum  Erscheinen  der  Schwarzen  in 
nngediüdiger  Hast  mit  mir  auf  und  ab  ging.  Endlich  hatten 
diese  die  Thüren  geöffnet,  die,  nachdem  vrfr  sie  überschritten, 
wieder  geschlossen  wurden.  Wir  befanden  uns  in  einem  Korri- 
dor, den  vor  mir  wahrscheinlich  ein  Fremder  nie  betreten  haben 
dürfte.  Denn  selbst  jene  Frauen  und  Aerzte,  die  bisher  in  das 
Harem  gekommen  sind,  w'aren  gewiss  nicht  in  der  Lage,  vom 
Selamlik  eingeführt  zu  werden.  Um  diesen  Korridor,  der  oft- 
mals in  Winkeln  gebrochen  ist,  zu  durchwandern,  brauchten  wir 
etwa  zehn  Minuten.  Die  zwei  Eunuchen  schritten  voran,  nach 
ihnen  kam  der  Sultan,  und  ich  folgte  in  einiger  Entfernung  mit 
gesenkten  Blicken.  So  oft  wir  zu  einer  Ecke  kamen,  rief  mir 
der  Sultan  lächelnd  zu:  „Restez!"  Ich  blieb  demnach  stehen, 
damit  unverschleierte  Frauen,  die  sich  ebenfalls  auf  unserem 
Wege  befinden  mochten,  und  deren  verworrene  Stimmen  sammt 
dem  Rauschen  von  Kleidern  und  dem  Getöse  hastig  zuge- 
schlagener Thüren  in  der  That  hie  und  da  an  mein  Ohr  drangen, 
zuruckgescheucht  würden.  Ich  setzte  mich  erst  in  Bewegung, 
wenn  der  Sultan,  den  trotz  seiner  inneren  Bewegung  die  Neu- 
heit des  Vorgangs  zu  ergötzen  schien,  mich  durch  das  Kommando- 
wort: „Avancez!"  dazu  ermächtigte.  So  erreichten  wir  eine  am 
Ende  des  Korridors  befindliche  zweite  Pforte,  an  welcher  der 
Kislar-Aga  —  Harems- Vorstand  —  den  Sultan  empfing,  indem 
er  mich  zugleich  mit  grossen  Augen  ansah. 

Wir  traten  in  den  Vorsaal,  wo  wir  eine  Weile  warteten, 
bis  die  Nachricht  von  unserem  Erscheinen  im  Inneren  des  Harems 
genügend  verbreitet  war.  Dann  gingen  wir  weiter:  voran  der 
Sultan  und  ich  hinter  ihm  her,  der  meine  Blicke  streng  be- 
wachende Kislar-Aga  mir  zur  Seit«.  Durch  ein  prachtvolles 
Kabinet  mit  reich  vergoldeten  Wänden  gelangten  wir  in  einen 
grossartigen,  wahrhaft  kaiserlichen  Saal,  der  sein  Licht  von  oben 
erhält,  und  dessen  Decke  von  zwei  Reihen  grandioser  Marmor- 
säulen  getragen  wird.    An  den  beiden  Längsseiten  bis  an  das 


—     165     — 

Ende  des  Saales  sah  ich  eine  Folge  von  Thüren,  die,  mit 
schweren,  rotCD  Vorhängen  bedeckt,  den  Anblick  dieser  Räum- 
liclikeit  noch  malerischer  machton.  Jede  dieser  Thüren  führt  in 
ein  Appartement.  Das  erste  linket  Hand  isJ;  jenes  der  Snltanin 
Mutter;  nach  diesem  kommen  die  Gemächci  der  legitimen  Ge- 
mahlinnen und  dann  die  dei  übrigen  Odalisken.  Der  Sultan 
näherte  sich  der  vierten  dieser  Thüren  und  hob  den  Vorhang, 
hinter  welchem  sich  jedoch  nicht  unmittelbar  die  Gemächci, 
sondern  ein  von  diesen  durch  einen  zweiten  Vorhang  getrennter 
kleiner  Gang  befindet. 

Beim  ersten  Schritte,  den  ich,  dem  Sultan  folgend,  in  diesem 
Gange  machen  wollte,  packte  mich  der  Kislar-Aga  beim  Arme, 
sodass  jener,   sich  umsehend,  ihm  mich  loszulassen  bedeutete. 
Gerade  in  diesem  Augenblicke  ging  auch  zufällig  ein  unver- 
schleiertes  junges  Mädchen  im  Saale  vorüber,  dem  mein  Begleiter 
grimmige  Blicke  zuwarf.    Der  Sultan  war  indessen  in  das  Ge- 
mach  getreten  und  winkte  mir,  desgleichen  zu  thun.    In  der 
Mitte  der  einen  Wand  des  reich  geschmückten  Zimmers  —  das 
näher  zu  lietrachten  mir  natürlich  die  Müsse  fehlte  —  sah  ich 
ein  mit  den  feinsten  Lahore-Shawlen  überhängtes  Ruhebett,  und 
auf  diesem  lag  unter  Decken  von  gleichem  Stoffe  die  kranke 
Sultanin,  das  Gtesicht  mit  einem  ähnlichen  Shawl  verhüllt   Der 
Sultan  näherte  sich  ihr  und  fragte  mit  zärtlichem  Tone:  „Wie 
geht  es  Ebnen,  Efendim?'*  —  „Iah  fühle  mich  wohl,  Efendimüs," 
antwortete  eine  sanfte,  wunderiiebliche  Stimme.  —  „Hier  ist  mein 
Arzt,"  versetzte  der  Sultan,  „mit  dem  ich  selbst  überaus  zu- 
friodeu  bin,  ich  wüiische,  dass  er  auch  Sic  behandele."  —  „Sie 
haben  zu  befehlen,"  erwiderte  die  Kranke.    Der  Sultan  ersuchte 
sie  nun,  mich  ihren  Puls  fühlen  zu  lassen,  worauf  sie  mir  eine 
zarte,  schön  geformte,  aber  ganz  abgemagerte  Hand  entgegen- 
streckte, die  allerdings  auf  ein  zehrendes  Leiden  zu  deuten  schien. 
Der  Sultan  fragte  mich  sodann,  ob  ich  nicht  auch  ihre  Znnge 
zn  besichtigen  wünsche.    Auf  meine  l)ejaheude  Antwort  schlug 
er  selbst  den  Shawl,  der  ihren  Kopf  bedeckte,  zurück,  und  ich 
sah  vor  mir  den  schönsten  weiblichen  Kopf,  den  ich  in  meinem 
Leben  gesehen,  und  der  duj-ch  den  leidenden  Ausdruck,  die  faiile 
Gesichtsfarbe  imd  die  infolge  der  Krankheit  gleichsam  verklärten 
Augen  nur  noch  anziehender  erschien.    Nachdem  ich  das  Er- 


—     156     — 

forderüche  gethaii;  brachte  der  Sultan  den  Shav^l  in  seine  vorige 
Lage. 

Mittlerweile  war  die  bekannte  Merjein  Hatuu  in  das  Zimmer 
getreteiij  und  es  entspann  sich  zwischen  ihr  und  mir  ein  sehr 
lebhaftes,  langes  Gespräch,  in  welchem  sie  mir  über  den  Zustand 
der  Sultaniu  Aufschlüsse  zu  geben  trachtete.  Während  tlesseiljen 
bemerkte  ich,  dass  der  Thiu-vorhang  von  aussen  ganz  leise  auf- 
gehoben wurde,  bis  endlich  durch  den  so  gebildeten  kleinen 
Spalt  eine  Stimme  der  armenischen  Doktorin  zurief:  „Du  weisst 
die  Sachen  nicht  recht  zu  erklären.  Der  Arzt  soll  dann  zu  mir 
kommen."  Es  war,  wie  ich  alsbald  erfahr,  die  Sultanin-Walide. 
Denn  nachdem  wir  das  Zimmer  der  Kranken  verlassen,  führte 
uns  der  Sultan  zu  jenem  seiner  Mutter,  ohne  cfe  jedoch  selbst 
zu  betreten.  Dui:cb  den  Vorhang  getrennt,  besprachen  wir  uns 
noch  ausführlich  mit  ihr  und  lebhaft  über  alles,  ^^'as  sich  auf 
den  Zustand  der  Krauken  bezog,  wol^ei  Merjem  Hatun  mit 
grösster  Ungezwungenheit  gegen  die  Ansicht  der  V7alide  den 
Eintritt  einer  wirklichen  Besserung  infolge  der  von  S.  einjs^e- 
leiteten  Behandlung  verfocht.  Der  Sultan  führte  mich  hierauf 
aus  dem  grossen  Saale  in  das  oben  crvv^äLintc  ivleinere  Gemach 
zurück,  wo  er  mich  hastig  um  meine  Meinung  fragte.  Da  ich 
nun,  was  imToer  meine  Ansicht  sein  mochte,  die  Yerautwortlich- 
keit  der  Behandlung  nicht  allein  übernehmen  konnte,  so  erklitrte 
ich  dem  Sultan,  dass  m<dne  ärztliche  Prüfung  zwar.  Dank  seiner 
persönlichen  Gegenwart,  vollständiger  gewesen  sei,  als  es  souat 
die  Etiquette  erlaubt  hätte,  dass  ich  aber  doch  nicht  im  stände 
sei,  allsogleich  ein  Urteil  abzugeben,  und  dass  mir  eine  Konsid- 
tation   mit  den  bisher  behandelnden  Aerzten  nötig  scheine.''  — 

Später  ei*zählt  Dr.  Spitzer  „Als  ich  gestern,  am  16.  Sep- 
tem her  184Ö,  in  Beglerbei,  bevor  ich  zum  Sultan  vorgelassen 
wurde,  mit  Hamid  Eey,  dem  ersten  Kämmerling,  zusammenkacj, 
kündigte  mir  dieser  an,  dass  ich  wieder  einen  Auftrag  für  den 
Haxem  erhalten  würde,  und  riet  mir  zugleich,  diesmal  meinen 
Widerwillen  gegen  derlei  Besuche  nicht  laut  werden  zu  hissen. 
So  vorbereitet  tivd  ich  beim  GrossheiTu  ein,  welcher  sogleich 
den  Gegenstand  berührte.  —  „Ich  weiss,"  sagte  er,  .jdass  du 
nlcfiit  gern  derlei  Auftiäge  erhält'^t.  Du  fürchtest,  in  deinem 
Benehmen  gegen  die  Etiquetie  zu  Verstössen:  auch  glaubst  du, 
dass  mit  den  Frauen  nicht  viel   auszurichten  sei,  und  besorgst, 


—     157     — 

dass  ich  dir,  wenn  deine  Behandlung"  nicht  den  erwünschten 
Erfolg  bat  böse  sein  werde.  Hierüber  kannst  du  vollkoinineQ 
ruhig  sein.  Ich  habe  dir  einmal  mein  Vertrauen  g-cschonkt 
und  weiss,  dass  deine  Medikamente  wenigstens  niemals  schaden 
können.  Gibt  der  Himmel  seinen  Seg-en,  so  führen  sie  zur 
Heilung-.  Was  aber  deine  übrigen  BesorgnisF  betrifft,  so  sind 
sie  besonders  in  dem  gegenwärtig-eu  Falle  ganz  unbegründet 
Denn  ich  will  dich  nicht  zu  einer  der  jüngeren  Frauen,  sondern 
zu  meiner  Mutter  führen,  die  eine  sehr  ruhige,  verständige 
Matrone  ist,  und  bei  der  du  in  der  Ausübung  deiner  Kunst 
auf  keinerlei  Vorurteile  und  Hindernisse  stossen  wirst.  Schon 
seit  einiger  Zeit  ist  ihre  Gesundheit  angegriffen,  und  neulicli 
fühlte  sie  sich  so  unwohl,  dass  sie  —  und  ich  mit  ibr  — 
bitterlich  wöinte."  --  Die  Thränen  standen  ihm  in  den  Augen, 
als  er  die  letzten  Worte  sprach.  —  Er  entfernte  sich  nun  durch 
die  Eingangsthür  des  Harems,  kam  aber  bald  mit  der  Nachricht 
zurück ,  dass  die  Sultanin  -  Mutter  eine  Spazierfahrt  nach 
Tschiragan  unternommen  habe.  Er  befahl  mir  daher,  mich  dort- 
hin zu  begeben,  und  wies  mir  einen  Eunuchen  als  Bogleiter 
zu,  den  er  beauftragte,  mich  dei*  Sultanin  als  seinen  Arzt  vor- 
zustellen und  sie  in  seinem  Namen  zu  bitten,  dass  sie  sich  von 
mir  behandeln  lasse  und  nötigenfalls  meiner  Schüchternheit  zu 
Hülfe  komme. 

Im  Hofe  von  Tschiragan  angelangt,  sah  ich  in  der  Ferne 
einen  Lehnstuhl,  auf  welchem  eine  in  Schleier  und  Mantel  ge- 
hüllte Dame  sass.  Es  war  die  Sultanin  Mutter,  welcher  ich 
mich,  meinem  schwarzen  Gefährten  folgend,  ehrerbietig  näherte. 
Nachdem  dieser  ihr  die  Botschaft  des  Sultans  ausgerichtet, 
empfing  sie  nüch  sehr  freundlich  und  lud  mich  ein,  mich  nieder- 
zusetzen, wozu  mir  allerdings  nur  der  Erdboden  zu  Gebote  stand. 
Durch  den  halbdurchsichtigen  Schleier  sah  ich  einen  Anflug  von 
freudi|>-er  Höte  auf  ihren  Wangen,  als  ich  ihr  von  der  zarten 
Sorgfalt  sprach,  welche  ihr  erhabener  Sohn  in  Betreff  ihrer 
Gesundheit  an  den  Tag  gelegt  hatte.  Ruhig  und  unbefangen 
beantwortete  sie  hierauf  meine  ärztlichen  Fragen,  und  nicht 
wenig  licl  mir  die  vollendete  Sch(»nhclt  ihrer  feinen ,  blendend 
weissen  Hand  sowie  die  Regelnlässigkeit  und  Energie  der  Ge- 
sichtszüge dieser  etwa  35  jährigen,  noch  sehr  "<vohl  erhaltenen 
Georgierin    auf.     Beim    Weggehen    entlicss   sie    mich    überaus 


—     lob     — 

$',nä(iig,  empfahl  mir,  die  ihr  nötigen  Arzneien  selbst  zu  bereiten 
and  holte  aus  dem  Sack  ihres  Peredsche  —  Mautel  —  eine  mit 
Gold  gefüllte  Bönse,  vi,^elche  sie  mir  durch  den  oben  erwähnten 
Eunuchen  überrc leben  Hess. 

Ich  eilte  {^odanu  ium  Sultan  nach  Beglcrbei  zurück,  um  ihm 
über  meinen  Besuch  Bericht  zu  erscatlen.  h^dom  er  mir  uoch- 
mals  die  sorgfältigste  Behandlung  seiccr  Mutter  ans  Herz  legte, 
sagte  er  mit  rührendem  Tone:  „Es  handelt  .sich  hier  nicht  um 
einjen  Baum,  der  aufblühen  und  neue  Früchte  tragen  soll,  aber 
möge  er  wenigstens  nicht  verdorren!"  Mit  naiver  GeralHlichkeit 
fragte  er  mich  auch,  ob  ich  nicht  seiner  Mutter  dieselbe  Arznei 
geben  könnte,  üie  er  unlängst  —  bei  einer  ganz  anderen  Un- 
pässlichkeit  —  mit  dem  besten  Erfolge  angewendet  hatte.  „War 
es  also  nötig  äugstlich  zu  thun?"  setzte  er  hinzu.  ,.Die  Europäer 
beurteilen  noch  immer  unser  Familianleben  von  eiuem  falschen 
Gesichtspunkte  aus.  Sind  wir  denn  nicht  alle  Menschen  wie 
du?  Hast  du  je  etwas  Unangenehmes  von  mir  oder  deu 
Meinigen  erfahren?  Sei  unbefangen,  wir  haben  Gelegenheit 
gehabt,  uns  gegenseitig  kennen  zu  lernen.  Dost  olduk  —  whr 
sind  Freunde  geworden!" 

Im  Allgemeinen  spielt  sich  das  Erscheinen  des  Arztes  im 
Harem  heute  schablonenmässig  in  folgender  Weise  ab :  Kommt 
der  Arzt  in  das  Harem,  so  verschwinden  die  Bewohnerinnen 
oder  verhüllen  sich  schleunig.  Ein  Eunuche  geht  dem  Arzte 
voraus  und  jagt  die  Frauen  aus  dem  Wege.  Der  Arzt  darf 
nicht  nach  rechts  noch  links  schauen.  Die  Kranke  findet  er  im 
Bette,  welches  auf  dem  Boden  aufgemacht  ist,  oder  auf  der 
Ottomane,  tief  verschleiert,  umgeben  von  der  ganzen  weiblichen 
Verwandtschaft  und  Dienerschaft  Der  Arzt  liekommt  vom  Ge- 
sicht nur  die  Zunge  zu  sehen-,  nur  wenn  er  schon  jahrelang  im 
Harem  bekannt  ist,  entschleiert  die  Patientin,  falls  es  unbedingt 
nötig  ist,  ihr  ga-nzes  Antlitz:  Betastung,  Beschauung  und  Unter- 
suchung der  übrigen  Körperteile  begegnen  selten  Hindernissen. 
Es  kommt  nur  manchmal  noch  vor,  das?  die  Kranke  sich  hinter 
einem  Vorhang  verbirgt  und  dem  Arzte  blos  den  Arm  heraus- 
streckt,  um  den  Puls  fühlen  zu  lassen.  Die  häufigste  Frage, 
w^ölche  eine  tftrki.sch(»  Frau  an  den  Doktor  richtet,  ist  die:  ob 
si''  schwanger  sei  odei-  nicbt;  im  bejabendcn  Falle:  ob  sie  einen 
Knabe' i  oder  ein  Mäüchou  gebären  werde? 


—    löy    ~ 

In  den  Provinzen,  wo  noch  gar  koino  Emanzipation  statt- 
gefunden hat  und  das  Harem,  auch  dem  Arzte  nach  wie  vor 
verschlossen  ist,  gehen  statt  der  weiblichen  PatienteD  deri'u. 
Männer,  Brüder  oder  Söhne  zu  den  Heilkundigen.  Da  sitzt  ein 
Mann  vor  dem  Arzte  und  klagt  über  Syj]ii»tonie  emer  KrankJieit, 
die  eine  Frau  in  gesegneten  Umstand eu  an  sich  gewalir  wird. 
Der  Arzt  ist  klug  genug,  die  Schainhaftlgkeit  der  Weiber  und 
die  Eifersucht  der  Männer  zu  schonen  »iid  rät  dem  angeblich 
kranken  Gaste  das  zu  thun,  was  der  wirklich  kranken  Frau 
daheim  frommen  k(hinte.  Freilich  ist  eine  solche  Behandlung 
auf  Entfernung  selten  von  Erfolg  begleitet. 

Früher  war  es  in  Persien  deus  Arzte,  Vv'enn  er  zu  einer 
kranken  Frau  gerufen  wurde,  nur  gestattet,  ihren  Puls  zu  fühlen, 
■doch  ist,  nach  P^laks  Versicherung,  die  Zivilisation  jetzt  auch 
dort  soweit  vorgeschritten,  dass  der  Arzt  bei  ernsterer  Er- 
krankung eine  allgemeine  physikalische  Untersuchung  vorn<^hmen 
darf.  Nur  einmal  verlangte  ein  Prinz  von  Dr.  Polak,  er  solle 
den  Zustand  einer  kranken  Frau  beurteilen,  während  sie,  hinter 
einem  Vorhang  stehend,  durch  einen  kleinen  Ausschnitt  in  deni- 
selb^  ihre  Hand  her  vorstreckte.  Bürgersfi-aueu,  ja  selbst  An- 
gesehenere besuchen  allein  den  Arzt 

Das  allerletzte  jedoch,  was  die  Orientalin  dem  Arzte  zeigt, 
ist  ihr  Gresicht.  Das  Geeicht  Lst  der  Brennpunkt  des  iveiblicheu 
Schamgefühls  im  Orient  —  eine  merkwürdige  Thatsache.  die 
ich  näher  erläutern  wilJ. 

Der  Urzustand  war  die  Nacktheit.  I.  Buch  Moses  II  25: 
„Und  sie  waren  Beid(j  nackt,  der  Mensch  und  sein  Weib,  und 
schämten  sich  nicht."  Aber  mit  der  Sünde  wurde  auch  das 
Schamgefühl  geboren;  schon  wenige  Seiten  weiter  nach  der  Kon- 
statierung des  Urzustandes  der  Nacktheit  berichtet  die  Bibel, 
I.  Buch  Moses  III  7:  „Da  waren  Beider  Aqgen  aufgethan,  und 
sie  wurden  gewahr,  dass  sie  n^ckt  .seien ...  Da  nahmen  sie  „Feigen- 
blätter und  ni achton  sich  Schürzen."  Die  erste  Tracht  \\ar  füi* 
Mann  und  Frau  die  gleiche;  und  sie  blieb  es  noch,  als  Gott  — 
im  ietztgeniinnten  Kapitel,  Vers  21/  —  ., dem' Menschen  und  seinem 
Weibe  Röcke  von  Fell  machte  und  sie  iliuen  anzog."  Erst  später 
wurde  es  für  nötig  befunden,  dass  Mann  und  Frar  separate 
Kleidung  haben  müssteii.  Im  V.  ]3uch  Moses  XXII  5  heisst  es: 
„Ein  Weib   soll   nicht  ManntjKgeräf,e  tragen,  und  ein  Mann  soll 


—     160     — 

nicht  WeiberkJeider   anziehen,    rtenu  jeder,    der  Solches  thnt, 
ist  Jehovah,  deinem  Gotte,  ein  Greuel." 

Bald  galt  dann  Enthlössung  als  Schande  nnd  Strafe.  Jesaja 
47,  2 — 3  sagt:  „Du,  Jungfrau,  Tochter  Babel,  hebe  die  Schleppe 
aaf,  entblösse  den  Schenkel,  aufgedeckt  werden  soll  deine  Blosse, 
ja  gesehen  worden  deine  Schande."  .  .  und.  in  Hosea  II  12 
wird  gedroht:  „Ihre  Scham  soll  enthüllt  werden  vor  den  Augen 
ihres  Buhlen." 

In  seiner  Schrift  über  Reste  arabischen  Heidentums  erwähnt 
Wellhausen  zum  Beweise  des  Schamgefühls,  das  schon  bei  den 
heidnischen  Arabern  herrschte,  dass  bei  ihnen  unzureichende 
Kleidung  verboten  war.  Wenn  bei  ihnen  Personen  nackt  auf- 
traten, so  geschah  es  immer  unter  ganz  besonderen  Umständen 
und  zu  ganz  bestimmten  Zwecken  Trauernde  Frauen  entblössten 
Gesicht  und  Busen  und  zerrissen  ihre  Kleider.  Ebenso  thaten 
Boten,  die  eine  böse  Nachricht  brachton;  Mütter,  die  auf  ihre 
Söhne  eine  Pression  ausüben  wollten,  legten  ihre  Gewänder  ab; 
Männer,  denen  es  verboten  war,  Rache  zu  nehmen,  gaben  ihrer 
Verzweiflung  dadurch  Ausdruck,  dass  sie  sich  die  Kleider  vom 
Leibe  rissen  oder  ihr  Gewand  von  hinten  über  den  Kopf  zogen. 

Als  Mohammed  den  Koran  offenbart  hatte,  kam  bei  den 
Arabern  der  Gebrauch  auf,  nackt  um  die  Kaaba  in  Mekka  herum- 
zugehen. Der  Koran  richtet«  sich  dagegen  und  befahl  in  der 
VII  Sure ;  „0  Kinder  Adams,  bedienet  euch  anständiger  Kleider. 
Sprich:  Wer  hat  denn  die  anständige  Kleidung  vor  Gott  ver- 
boten, die  er  ja  für  seine  Diener  geschaffen  hat?"  .  .  . 

Namentlich  den  Frauen  wurde  anbefohlen,  dass  sie  beim 
Ausgehen  ihr  Uebergewand  umwerfen  sollen :  „0  Propliet".  lautet 
Vers  59  der  XXXIII  Sure:  „sprich  zu  deinen  Gattinnen  und 
deinen  Töchtern  und  den  Weibern  der  Gläubigen,  dass  sie  sich 
in  ihren  Ueberwurf  hüllen;  so  ist  es  schicklich,  dass  man  sie  als 
ehrbare  Frauen  erkenne  und  sie  nicht  beleidige."  Schon  die 
Arabei innen  jener  Z6it  trugen  als  Uebergewand  den  nodi  heute 
in  Arabien  und  Aegypten  üblichen,  aus  weisser  Leinwand  her- 
gestellten Ueberw'urf,  das  die  Frauen  vom  Kopf  bis  zu  den  Füssen 
bedeckt  und  nur  vor  den  Augen  oine  kleine  Oeffnung  Jiat.  An 
einer  anderen  Stelle  der  XXXIII.  Sure  sorgt  Mohammed  besonders 
dafür,  dass  seine  eigenen  Frauen  vor  allen  die  unnalibai*sten 
bleiben  sollen     Da  Iioisst  es;  „Wenn  ihr  etwas  notwendiges  von 


~     161     — 

don  5Yaaen  des  Propheten  zn  fordern  habt,  so  fordert  es  hinter 
einem  Vorhange."  Nach  Ulimann  heisst  dies:  ein  Vorhang  sei 
zwischen  euch  und  den  Frauen;  oder  Vorhang  heisst  hier  soviel 
als  Schleier,  die  Frauen  seien  verschleiert.  Begründet  wii-d  es 
mit  der  Reinheit:  „Dies  trägt  zur  Reinheit  euerer  und  ihrer 
Herzen  wesentlich  bei  ...  .  Doch  haben  die  Frauen  des  Pro- 
pheten keine  Sünde  davon,  wenn  sie  unverhtillt  sprechen  rail 
ihren  Väteni,  Söhnen,  Brüdern  oder  mit  den  Söhnen  ihrer  Brüdei 
und'  Schwestern,  oder  mit  ihren  Frauen  oder  mit  ihren  Sklaven.*' 

Es  sei  nicht  unmöglich,  oieint  Ellis,  dass  der  mohammedanische 
Brauch  des  (iosichtverschleierns  von  der  Furcht  vor  dem  bansen 
Blicke  herstamme.  Man  dürfe  nicht  vergessen,  dass  dieser  Brauch 
nicht  mohammedanischen  Ursprunges  sei,  sondern  scheu  lauge 
vorher  bei  den  heidnischen  Arabern  bestanden  habe  und  von  Tor- 
tallian  in  „De  Virginibus  Velandis"  XVII  erwähnt  werde.  Im 
frühen  Arabien  versclileierten  auch  Männer  ihr  Gesicht,  wenn 
sie  auffallend  schön  waren,  um  sich  vor  dem  bösen  Blicke  zu 
schützen.  Nach  Wellbausen  hat  die  Annahme,  dass  das  Ver- 
schleiern des  weiblichen  Gesichtes  einer  rituellen  Vorslchtsmasa- 
regel  zuzuschreiben  sei,  viel  für  sich. 

Auch  Dürkheim  sagt:  Der  Schleier  habe  oft  den  Zweck, 
eine  Zauber  Wirkung  abzuwenden.  Auf  diese  Weise  entstanden, 
wurde  der  Brauch  boibehalteu  und  nach  und  nach  in  seiner  Be- 
deutuni,^  verwandelt.  Bei  den  luoslemischen  Frauen  ist  so  die 
Verschleierung  zu  einem  religiösen  Gesetz  geworden,  welches 
das  Gesicht  zum  Brennpunkte  des  Schamgefühls  gemacht  hat. 
Emin  Bey  bemerkte  —  heisst  es  bei  Ellis  --  dass  die  Frauen 
mancher  Afrikauerst&mme ,  die  nackt  gehen,  ihr  Gesicht  unter 
dem  Einflüsse  des  Schamgefühls  mit  der  Hand  bedecken.  Schon 
Martial  schrieb:  wenn  ein  unschuldiges  Mädchen  den  Penis  an- 
sehe, thue  sie  es  durch  die  Finger.  Als  Casanova  in  Konstan- 
tinopcl  war,  versicherte  ihm  Graf  de  Bonneval,  ein  zum  Islam 
bekehrter  Franzose,  dass  er  thöricht  handele,  wenn  er  das 
Gesicht  der  Fra«  zu  sehen  sich  bemühe,  während  er  doch  leichter 
weit  pikantere  Dinge  betracbt<m  könne;  die  zurticlvhalteudste 
l'ürkin  kenne  das  Schamgefühl  ntir  in  Bezug  auf  ilir  Gesicht 
und  erröte  vor  gar  nichts,  wenn  sie  nur  ihren  Schleier  vor  dem 
Antlitz  habe.  Wo,  wie  bei  den  mohammedanischen  Völkern, 
das  Gesicht  der  Brennpunkt  des  Schamgefühls  geworden  i^t,  da 


-^     162     — 

wu'd  die  Blossstellung  des  übrigen  Körpers,  sogar  der  regio 
sacropubica,  jedenfalls  aber  der  Beine  und  Oberschenkel,  ganx 
gleichgültig  behandelt.  Diesen  von  Ellis  ausgesprochenen  Satz 
kann  ich  bestätigen.  Li  den  belebtesten  Strassen  Konsiaati- 
nopels  sah  ich  tiefverschleierte  Frauen  stehen  bleiben,  um  sich 
ungeniert  die  Röcke  zu  heben  und  sich  in  der  Schamgegend  zu 
kratzen.  In  Beyrut  wohnte  ich  einmal  einer  Szene  bei,  wie 
türkische  Prostituierte  sich  zum  Coitus  auf  das  Lager  warfen, 
ohne  den  Schleier  fallen  zu  lassen.  Und  doch  hat  der  Koran 
da*  Eutblössen  der  Scbamgegend  nicht  minder  streng  verboten 
als  das  Entblössen  des  Antlitzes.  In  der  XXIV.  Sure  iieisst 
es;  für  Frauen,  die  keine  Kinder  mehr  gebären  und  sich  nicht 
mehr  veiheiraten  können,  sei  es  keine  Schande,  wenn  sie  ihre 
Obergewänder  ablegen,  aber  doch  müssen  sie  Acht  haben,  das« 
sie  dabei  ihre  „Zierde"  wohl  verbergen.  ijQer  ist  also  fast  klar 
die  Entschleierung  erlaubt,  aber  die  Enthüllung  der  Zierde  bleibt 
doch  nicht  weniger  verboten  als  früher. 

Die  mehrfach  erwähnte  XXIV.  Sure  des  Korans  setzt  in 
dieser  Beziehung  noch  folgendes  fest:  „Sage  auch  den  Glilubigen, 
dass  sie  ihre  A.ugou  abwenden  und  sich  bewahren  sollen  vor 
ihren  Schamteilcn;  so  ist's  am  schicklichsten  für  sie.  Sag«  auch 
den  gläubigen  Frauen,  dass  sie  ihre  Augen  abwenden  und  sich 
bewahren  sollen  vor  ihren  Schamtellen,  und  dass  sie  nicht  ihre 
Zierde  (nämlich:  ihren  nackten  Körper),  ausser  nur,  was  not- 
wendig erscheinen  muss,  entblössen,  nnd  dass  sie  ihren  Euseo 
mit  dem  Schleier  verhüllen  sollen.  Sie  sollen  ihre  Zierde  nur 
vor  ihren  Ehemännern  zeigen,  oder  vor  ihren  Vätern,  oder  vor 
den  V&tem  ihrer  Ehemänner,  oder  vor  den  Söhnen,  öder  vor. 
•den  Söhnen  ihrer  Ehemänner  (nämlich:  vor  ihren  Stiefsöhnen), 
oder  vor  ihren  Brüdern,  oder  vor  den  Söhnen  ihrer  Brüder  und 
Schwestern,  oder  vor  ihren  Frauen  (Kammerfrauen,  Gujipielinnen, 
Ammen),  oder  vor  ihren  Sklaven,  oder  vor  solchen  MäQncm 
ihre«  Gefolges,  welche  kein  Bedürfnis  zu  Frauen  fühlen  (näm- 
lich: vor  Verschnittenen  und  alten  Leuten),  oder  Vor  Kindern, 
welche  die  Blosse  der  Frauen  nicht  beachteu.  Auch  sollen  sie 
ihre  Füsso  nicht  so  werfen,  dass  man  gewahr  werde  die  Zicidr». 
welche  sie  verbergen"  —  das  heisst:  entweder  ihren  nacklon 
Körper,  oder  auch  allerlei  Zierrat,  welchen  die  orientaliseln'i 
Frauen  an  den  Knieen  zu  topfen  pflo<>ten.    Schon  Jesajas  1 1 1  i  H 


—     163     — 

warf  don  Hebräerinnen  „ihren  buhlerischen  und  verführerischen 
Gang-"  vor,  wodurch  sie  jenen  verborgenen  Schmuck  bemerkbar 
zu  machen  suchten.  Der  Talmud  ist  der  Ansicht,  dass  die  hier 
erwähnton  g-oldenen,  silbernen  und  anderen  kostbaren  Fesseln 
um  den  Unterteil  der  Füsae,  dicht  über  den  Knöcheln,  an- 
gebracht und  durch  eine  j^oldenc  Kette  verbunden  waren;  sie 
dienten  „bei  vornehmen  Mädchen  zur  Bewahrung  der  Keusch- 
heit". Nach  Trusen  wird  bei  den  Negern  am  Weissen  Nil  auf 
ähnliche  Weise  eine  künstliche  Gynatresie  der  Frauen  nach  jeder 
Entbindung  bewirkt.  Auch  bei  Türken  und  Arabern  soll  nodi 
haute  ein  Verfahren,  um  vorzeitige  Defloration  unreifer  Mädchen 
oder  Begattung  Uilerer  Sklavinnen  zu  verhindern,  in  der  Infi- 
liuiation  der  Pudenda  mittelst  Silbeidraht  bestehen. 

Vereinzelt  findet  man  die  Ansicht,  dass  die  Geschlechts- 
organe blos  deshalb  frühzeitig  verhüllt  werden  müssen,  um  zu 
verhindern,  dass  die  unangenehmen  Ausdünstungen  die  Umgebung 
erreichen.  Diese  Meinung  scheint  mir  wenig  stichhaltig  zu  sein 
Denn  so  zartfühlend  ist  kein  Volk  im  Orient,  dass  es  sich  just 
durch  unangenehme  Ausdünstungen  belästigt  fühlen  würde.  Der 
Koran,  der  in  der  XXIV.  8uic  das  Soheniassen  der  „Zierde'* 
vor  ^Sklaven  und  alten  Leuten"  und  „vor  Kindern,  welche  die 
Blosse  der  Fraueu  nicht  beachten'*,  gestattet,  bezeichnet  ea  aber  noch 
in  derselben  Sure  als  besonders  unschicklich,  sich  vor  Sklaven  und 
Kindern  unbekleidet  zu  zeigen:  „0  ihr  Gläubigen,  lasset  euere 
Sklaven  und  die  unter  euch,  welche  noch  nicht  das  mannbare 
Alter  erreicht  haben,  erst  um  Erlaubnis  fragen,  bevor  sie  zu 
euch  kommen,  und  das  drei  Mal  des  Tages,  nämlich:  vor  dem 
Morgengebet^^.  (in  der  Zeit  wo  man  aus  dem  Bette  kommt);  und 
wenn  ihr  des  Mittags  (um  der  Mittagsruhe  zu  pflegen)  onere 
Kleider  ableget;  und  nach  dem  Abumigebete  (Wo  man  sich  aus- 
kleidet, um  zu  Betto  zu  gehen).** 

Der  Bugi  iff  des  Schamgefühls  ist  ein  merkwürdig  undetiuier- 
bar«'r;  irh  niürhte  sagrn:  .j<>d«^RVolk  deutc't  ihn  «ndors.  Fleroriot,  I 
f^M  b  X  I  ru.ilinir.  ilass  es  '|>ei  diMi  Lydieni,  y>\y  »ibcHiaiipt  b«'i 
dcii  IImiImmii.  .'.••Ibvl.  Mir  cinrn  M.'iiin  ;i)s  riojis«;  Sili.iicle  i^jtlt, 
<'ii,l|,  >/(  (Ihm  i  wridm  lb»d  'iii  «  uiri  ,iii<l(  iimi  Sldir  rr;rjihh 
M  v'Mi  '!«  (I  WmI'iki  dui  <Hndvion,  d.i:>s  ,;!«  uil  il:i' n  kl'^leni 
s»»  viril"  KirnKii  von  l,<'<lcr  <i«ig«n.  abJ  '.i«^  riMt  uim-ih  Muntir  /.u 
ihiK'   )■•  b'il'i  .     .1'!  (|nj«'iM|«v"|  VV«'i'm-i    dl«    ;ni  /.  i!)l  '  i»|t  lni  lluncn 


—     164    — 

die  an  deren  übertraf  en,  wurden  als  die  allergeachtetaten  be- 
trachtet. Rudeck  berichtet  in  seiner  Geschichte  der  öffentlichen 
Sittlichkeit  in  Deutschland,  dass  dort  im  Mittelalter  jeder  beim 
Ziibcttegehen  sich  rollständig  auszog,  und  dass  in  den  Dampf- 
büdern  eine  Bedeckung  nicht  notwendig  war.  Von  der  Kaiserin 
Theodora  erzählt  Prokop,  ein  Geschichtschreiber  des  VI.  Jahr- 
hunderts, sie  sei  „öfters  fast  nackt  vor  dem  Publikum  erschienen 
und  wäre  ^Qin  völlig  nackt  gegangen,  wenn  es  nicht  dem  Weibe 
verboten  gewesen  wäre,  sich  bloss  zu  zeigen,  da  man  wenigstens 
kurze  Hosen  über  dem  tiefsten  Teile  des  Unterleibes  anhaben 
niusBte". 

Bei  den  Stidskven  ziehen  sich,  wie  Krauss  mitteilt,  Mann 
und  Frau  splitternackt  aus,  wenn  sie  sich  zum  Coitus  begeben. 
Jobnston  erzählt  von  den  Massai,  dass  sie  penem  suum  insueta 
longitudine  praeditum,  offen  tragen.  Auf  der  volkreichen  Brücke 
Karakö,  die  von  Gaiata  nach  Stambul  führt,  sah  ich  eines 
Tages  um  die  Mittagsstunde  einen  Derwisch  gemächlich  wandern, 
der  ingens  membrum  suum  offen  herabhäugen  Hess.  Nur  die 
Europäer  beiderlei  Geschlechts  wichen  ihm  erschrocken  aus. 
Die  Türken  und  Türkinnen  aber  fanden  dies  durchaus  nicht 
anstössig.  Es  war  ein  Büsser,  so  erklärte  man  mir ;  er  kasteite 
sich  durch  die  rücksichtslose  Blossst^llung  jenes  Körperteiles, 
durch  den  e**  seiner  Ansicht  nach  am  meisten  gesündigt  hatte. 
Ni'v.'mand  wagte  ihn  aufzuhalten  oder  wollte  dies  thun.  Un- 
bOi»indürt  ging  er  nach  Pera,  wo  die  Pclizei  erst  auf  Verlangen 
einiger  Europäer  ihn  bat,  den  Schauplatz  seiner  Kasteiung  in 
sein  Wohnhaus  oder  wenigstens  in  ein  türkisches  Quartier  zu 
verlegen. 

Wenn  bei  nnzivilisierten  Völkern  das  Glied  verhüllt  wird, 
80  geschieht  es  durchaus  nicht  immer  aus  Schamgefühl:  Eilis 
erzählt  nach  Somer^'illc,  dass  die  Männer  auf  den  Neuhebriden 
ihren  Penis  sorgfältig  verdecken,  aber  sie  thun  es  aus  Furcht 
vor  Narak,  dem  bösen  Zauber;  sie  glauben  nämlich,  dass  dar 
Anblick  des  unverhüllten  Gliedes  höchst  gefährlich  werden  kann, 
sowohl  für  den  Entblösaten  als  fw  deii  Beschauer.  Daher 
wickeln  sie  sich  viele  Ellen  Kaliko  oder  anderen  Stoff  am  ihr 
Glied,  bis  es  zu  einem  Bündel  von  zwei  Fuss  Länge  und  ent- 
sprechendem Durchmesser  vcrgrössert  ist;  dann  verzieren  sie  es 
an  der  Spitze  mit  blühenden  Gräsern  Ui.d  tragen  es  vermittelst 


-     16S     — 

eines  Gürtels  nach  oben  gerichtet.  Die  Testikel  bleiben  dabei 
unbedeckt  Auch  eine  Stelle  der  v<unna  lilsst  der  Meinuntr  T^aum, 
daas  diy  Verhüllung-  dor  Geschiechtsteilo  abergläubischer  P'arcbt 
eutstanime.  Dort  wird  vorg-eschrisbeu,  dass  kein  Mann  sich, 
selbst  wenn  er  allein  sei,  entblösson  oder  ganz  nackt  waschen 
dürfe,  aus  Forcht  vor  Gott  und  bösen  Geisitern;  man  meint,  Hioit 
mus3t43  deshalb  so  schwer  büssen,  weil  er  gegen  dieses  Gebot 
handelte.  Der  türkische  Schriftsteller  Omor  Raleby  schlios^T, 
daran  an  und  sag-t:  „Die  Gesetze  der  Schamhaftigkeit  verbieten 
jedem  Moslem,  gewisse  Teile  seines  eigenen  Körpers  zu  be- 
trachten. Um  wieviel  mehr  müsset  ihr,  o  Franen!  euch  hüten, 
das  zu. betrachten,  was  die  Scham  mit  einem  dichten  Schleier 
verhüllt!  Erklärte  Aischa  nicht,  dass  sie  sich  oft  mit  dem 
Propheten  zusammen  im  Bade  wusch  und  dass  Beide  stets  vius 
derselben  Urne  Wa.ssor  schöpften  und  dass  sie  dennocli  dabei 
einander  nicht  aosahen?  Und  hat  nicht  der  Prophet  gesagt: 
,,So])ald  ihr  euch  eueren  trauen  nähert,  bedecket  euch  vor  ein- 
ander, so  viel  als  möglich,  denn  die  Bücke  entnerven  dann  die 
Seele  und  sclivyfichen  die  Kräfte."  Seid  deshalb,  o  Franen!  dezent 
in  eueren  Blicken  und  in  allen  eueren  Handlungen  und  Gesten''- 


38.  Lasterhaftigkeit. 


Die  Jungfräulichkeit  bei  dem  iranischen  und  dem  hebräischen  Volke.  — 
ZoroaBters  Gebote.  —  Mosaisebe  Gcgctze.  —  Verletzung  der  Jungfrau- 
scbaft.  —  Der  Koran  über  Ausschweifungen.  —  Vorschriften  Hamsas  des 
Drusen.  —  Persische  Sitten.  —  Albanesischc  Strafe  für  Unzöchtige.  —  Ein 
christlich-orientftUschei"  Gebrauch.  —  SlldslaTischc  Ansichten.  —  Heitere 
Auffassung  in  Liedern.  —  Vergewaltigung  ist  Schmach.  —  Lascive  Lieder 
und  Feste.  —  Der  südslavische  Kolotanz.  —  Geschlechtstrieb  und  Jahres- 
zeiten. —  Ethnographische  und  histovische  Parallelen. 

Unter  den  Völkern  des  Altertums  waren  es  nur  dielranier 
nnd  die  Hebräer,  welche  ein  Verständnis  für  den  moralischen 
Wert  der  Keuschheit  hesassen..  Man  ehrte  zwar  auch  sonst  — 
in  China,  Hellas  und  Rom  —  die  Juni2:frau,  aber  mau  hielt  es 
nicht  für  sündhaft,  sie  gejfebenen  Falles  gewissenlos  zu  fmtchren, 
und  hielt  jeden  gesciilechtlichen  Akt  für  erlaubt,  sobald  er  nicht 
das  Recht  eines  anderen  verletztem;  beispielsweise  den  Verkehr 
mit  einer  Witwe  oder  mit  Jeder  anderen  Frau,  die  Herrin  über 
ihre  Person  war. 

Bei  den  anderen  Völkern  zog  man  aUerdings  auch  als  Frau 
©in  jungfräuliches  Mädchen  einem  anderen  vor;  aber  entpuppte 
ß^ch  die  Braut  als  eine  Entblätterte,  so  war  das  Unglück  nicht 
allzu  gross. 

Bei  den  Hebräern  und  den  Iraniem  aber  war  die  Jung- 
fräulichkeit der  Braut  ein  strengstes  Muss.  Die  sexuellen  Ge- 
setze der  Iranier  uud  der  Hebräer  stimmen  teilweise  wörtlich 
tiberein:  „Du  sollst  nicht  Unzucht  treiben,  dn  sollst  nicht  die 
Frau  deines  Nächsten  begehren;  du  sollst  die  fleischliche  Ver- 
mischung   nur    in     der    Ehe    ausüben :    du    sollst    nicht    ver- 


—     167    — 

schwenderisch  sein,  weder  mit  deinem  Leibe  noch  mit.  deiner 
Gewähmng"  —  das  sind  iranische  Gebote. 

Nach  der  Lüge  ist  in  den  Augen  Zoroasters  die  Aus- 
schweifung das  grösste  Verbrechen;  sei  es  die  Ausschweifung 
in  der  Form  der  Onanie,  der  unfruchtbaren,  unordentlichen  oder 
illegitimen  Liebe.  Der  Verlust  der  Fruchtkeime  wird  von  der 
Gesellschaft  Gottes  als  ein  schwerer  betrachtet.  "Ein  Tränier 
ohne  Frau  galt  als  das  niedrigste  aller  Wesen.  Wenn  der 
Mann  ein  Mädchen  geschwängert  hatte  und  sich  drückte,  so 
hatte  die  Betrogene,  falls  sie  Mutter  geworden  war,  das  Recht, 
den  Verführer  zu  toten. 

Auf  derselben  Höhe  der  Moralität  stehen  die  mosaischen 
Gesetze  im  V.  Buche  Moses  XXII  15  bis  27:  „Und  so  jemand 
eine  Jungfrau  verführt,  die  nicht  verlobt  ist,  und  liegt  bei  ihr, 
so  soll  er  sie  durch  den  Ehe-Kaufpreis  zum  Weibe  erwerben. 
Wenn  ihr  Vater  sich  weigert,  sie  ihm  zu  geben,  wäge  er  so- 
viel Silber  dar,  wie  der  Kaufpreis  der  Jungfrauen  beträgt"  — 
nach  Maimonides  50  Schekel  Silber.  Betraf  die  Verführung 
aber  eine  einem  anderen  verlobte  Juugfrau,  und  geschah  die 
Verführung  „innerhalb  der  Stadt,  wo  sie  hätte  rufen  können, 
dann  wurden  beide  gesteinigt;  die  Dirne  darum,  weil  sie  nicht 
uro  Hülfe  geschrieen;  der  Mann,  weil  er  seines  Nächsten  Weih 
verfülirt  hatte,  denn  die  Verlobte  wurde  schon  so  gut  wie  ver- 
mählt betrachtet. 

Wurde  die  Verletzung  der  Jungfrauschaft  mit  Gewalt  an 
einer  noch  nicht  verlobten  Jungfrau  verübt,  so  hatte  der  Haön 
dem  Vater  der  Vergewaltigten  50  Schekel  Silber  zu  entrichten 
und  musst«  das  Mädchen  heiraten,  unter  Verschärfung  dieser 
Strafe:  dass  er  sich  nie  von  ihr  scheiden  konnte.  Wurde  end- 
lich die  Notzucht  an  einer  mit  einem  anderen  verlobten  Jung- 
frau ausserhalb  der  Stadt  verübt,  so  wurde  sie  dem  Ehebruche 
gleich  geachtet  und  der  Mann  mit  dem  Tode  bestraft;  das 
Mädchen  aber  blieb  ungestraft,  weil  ihr  Hülferuf  vergeblich 
gewesen  wäre,  „wie  bei  einem  Morde." 

Im  n.  Buche  Samuel  XIII  1—14  erwähnt  die  Geschichte 
den  Fall  der  Notzucht,  die  Ammon  an  seiner  Schwester  Thamar 
beging.  Ihn  traf  jedoch  keine  öffentliche  Strafe,  sondern  sein 
Bruder  Absalon  liess  ihn,  nachdem  er  ihn  berauscht  hatte,  durch 
die  Knechte  töton.  —  Die  Verletzung  der  Jungfrauschaft  an  einer 


—     168     — 

Magd,  die  für  einen  andere u  bestimmt  war,  wurde  —  nach  dem 
HI.  Biiobo  Moses  XIX  20—22  —  mit  Geisselur.ir  des  llobel- 
thäters  bestraft;  aus.serdeia  musste  man  dann  einen  Widdc;  als 
Scliiildopfer  darbringen. 

Der  Koian  riclitet  sich  in  Bezug  auf  Keuschheitsvorsciiritteii 
ganz  nach  der  'liilvA.  Die  VI.  Sure  verbietet  die  „Ehe  mit 
schlechten  und  liederlichen  Frauen"  und  verlangt  von  den 
Sklavinnen,  die  man  zu  Frauen  nimmt,  dass  sie  züchtig  und 
nicht  schlecht  seien,  noch  sich  irenide  Liebhaber  halten 
XXIV.  Sure:  „Ausgelassene  Frauen  v/erden  im  zukUnttigau 
Leben  vereinigt  mit  ausgelassenen  Männern,  und  ausgelassene 
Männer  mit  ausgelassenen  Frauen;  gute  Fiauen  aber  mit  guten 
Männern,  und  gute  Männer  mit  guten  Frauen."  ....  „Ver- 
heiratet die  ledigen  Standes  unter  euch,  ebenso  euere  redlich'GU 
Knechte  und  Mägde,  und  wenn  auch  diese  arm  sind,  so  kann 
sie  Allah  ja  mit  seinem  Ueberflusse  reich  machen.  Aber  die- 
jenigen, die  keine  Aussteuer  zur  Verheiratung  finden  kunneu; 
mögen  sich  hüten  vor  jeder  Unkeuschheit.''  XVII.  Sui'C:  „Ent- 
haltet euch  der  Unkeuschheit;  denn  sie  ist  ein  Laster  ijuvliübi' 
auf  schlimme  Wege."  VH.  Sure  29:  ...  .  „aber schweifet  nichi 
aus,  denn  Gott  liebt  nicht  die  Ausschweifenden."  Mau  klage  in- 
dessen die  Frauen  nicht  ohne  genügenden  Grund  an,  dass 
sie  durch  freieres  Benehmen  und  ungezwungene  Haltung  Anlass 
zu  Tadel  geben.  3n  der  XXIV.  Sure  hoisst  es:  „Die,  welche 
ehi'bare  gläubige  Frauen,  die  leichtsinnig  in  ihrer  äusseren 
Haltung  scheinen,  fälschlich  verleumden,  sollen  in  dieser  und  lu 
der  zukünftigen  Weit  verflucht  sein  und  peinliche  Strafe  er- 
leiden." 

Als  ein  Beispiel  idealer  Keuschheit  erscheint  dem  Koran 
die  Geschichte  Josephs  im  Hause  der  Potiphar,  und  in  der  XU, 
Sure  sind  die  darauf  bezüglichen  Verse  22 — 35  und  50-54 
eine  der  schönsten  Stellen  dieses  heiligen  Buches: 

„Und  als  Joseph  seine  Vollkraft  erreicht  hatte,  gaben  wir 

ihm  Weisheit  und  \Vis.sen Und    sie,  in   deren  Haus  er 

war,  stellte  ihm  nach  und  verriegelte  die  Thüren  und  sprach: 
„Komm  her!"  Er  sprach-  „Allah  verhüte  esl  Siehe,  mein  Herr 
hat  mir  eine  gute  Wohnung  gegeben.  Siehe,  den  Ungerechten 
ergeht  es  nicht  wohl."  Und  sie  verlangte  nach  ihm;  und  auch 
er  hätte   nach  ihr  verlangt,    wenn    er  nicht  ein  Zeichen  von 


—     169      — 

seiuem  Hei  ru  «:cseheu  hätte.  Also  thatep  wir,  um  Schlecttigkeit 
nnc'  Sch^i]<Uichkcit  von  ihm  abzuwehren.  Sielie,  er  war  einer 
UDi^erer  lauteren  Diener.  Und  sie  iicfen  beide  zur  Thür,  und 
sie  zerriss  sein  Ilemd  von  hinten;  und  sie  trafen  au?  ihren 
Hcirn  vor  der  Thür.  Sie  sprach:  „Was  ist  der  Lohn  dessen, 
der  gegen  deine  Familie  Böses  im  ScLilde  führte,  das  Gefängnis 
oder  schmerzliche  Strafe?"  Er  sprach:  „Sie  stellte  mu-  nach."^ 
und  CS  bezeugte  ein  Zeuge  aus  ihrer  Fainilie:  „Wenn  sein 
Hemd  vorn  zerrissen  ist,  so  hat  sie  die  Widirheit  gesprochen, 
und  er  ist  ein  Lügner.  Ist  sein  Hemd  Jedoch  hinteu  zerrissen, 
so  hat  sie  gelogen  und  er  hat  die  Wahrheit  gesprochen."  Und 
4ia  er  sein  Hemd  hinten  zerrissen  sah,  sprach  er:  „Sieh?.^,  das 
ist  eine  eiu'er  Listen!  Siehe,  eure  List  ist  gross!  Joseph 
wende  dicJi  ab  hiervon,  und  du,  o  Weib,  bitte  ilin  für  deine 
Schuld  um  Verzeihung;  siehe.,  du  hast  gesündigt."  Und  es 
sprcschen  die  Weiber  in  der  Stadt:  „Die  Frau  des  Hochmögend en 
fuit  Ihrem  Burscheu  nachgestellt.  Er  hat  sie  zur  Liebe  ont- 
flummt.  Siehe,  wahrlich,  wir  sehen  sie  in  offenkundigen  Iit- 
tum,"  Und  als  sie  von  ihrer  Bosheit  vernahm,  schickte  sie  zu 
ihnen  und  bereitete  ihnen  ein  Gelage  und  gab  einer  jeden  von 
ihnen  ein  Messer  und  sprach  zu  Joseph:  „Komm  heraus  zu 
ihnen."  Und  da  sie  ihn  sahen,  rühmten  sie  ihn  und  schnitten 
sich  in  die  Hände  und  sprachen:  ,, Allah  behüte!  Das  ist  kein 
Mensch,  das  ist  ein  edler  Engel!"  Sie  sprach:  „Und  dieser 
ist's,  nm  dessentwillen  ihr  mich  tadeltet.  Und  Wiihrlich,  ich 
stellte  ihm  nach,  doch  widerstand  er.  Und  wahrlich,  wenn  er 
nicht  nach  meinem  Geheiss  tlmt,  soll  er  ins  Gefängnis  geworfen 
und  verächtlich  behandelt  werden."  Er  sprach:  „Meha  Herr, 
das  Gefängnis  ist  mir  lieber,  als  das,  wozu  sie  miclj  einladen. 
Und  w^enn  du  nicht  von  mir  ihre  List  abwendest,  gebe  ich 
ihnen  in  meiner  Jugend  nach  und  werde  einer  der  Thoren." 
Und  es  erhörte  ihn  sein  Herr  und  wendete  ihre  List  von  ihm 
ab.  Siehe,  Gott  ist  der  Hörende,  der  Wissende.  Alsdann  be- 
liebte es  ihnen,  nachdem  sie  die  Zeichen  seiner  Uiischuld  ge- 
sehen hatten,  ihn  für  eine  Zeit  einzusperren  .  .  ; Und 

es  sprach  der  König:  „Bringt  ihn  mir."  Und  als  der  Bote  zu 
ihm  kam,  sprach  er:  „Kehre  z  irück  zu  (feiiÄm  Herrn  und 
frage  ihn,  was  die  Frauen  vorhatten,  die  sich  in  die  Hände 
schnitten.     Siehe,    mein   Herr   kennt   ihre    List."     Er   sprach: 


—     170     — 

„Was  war  eure  Absicht,  als  ihr  dem  Joseph  nachstelltet?"  Sie 
sprachen:  „Allah  bohrte!  Wir  wissen  nichts  Böses  von  ihm.** 
Da  sprach  die  Frau  des  Hochmögenden :  ,^unmehr  ist  die  Wahr- 
heit offenknnd.  Ich  stellte  ihm  nach,  nnd  siehe,  wahrlich,  er 
Ijehört  zn  den  Rechtschaffenen."  —  „Dies,"  so  sprach  Joseph, 
„damit  mein  Herr  wfisste,  dass  ich  nicht  während  seiner  Ab- 
'Wesenheit  Verrat  wieder  ihn  geübt,  und  dass  Allah  nicht  die 
List  der  Verräter  leitet.  Und  nicht  rechtfertige  ich  mich  selber; 
siehe,  die  Seele  ist  geneigt  zum  Bösen,  es  sei  denn,  dass  sich 
mein  Herr  erbarmt;  siehe,  njein  Herr  ist  verzeihend,  barmherzig.** 
Und  es  sprach  der  König:  „Bringt  mir  ihn,  ich  will  ihn  für 
mich  haben."  Und  als  er  mit  ihm  geredet  hatte,  sprach  er: 
,ySiehe,  von  heute  an  bist  du  bei  uns  in  Amt  und  Vertrauen." 

Den  Drusen  hat  Hamsa  die  Keuschheit  in  folgenden  Worten 
empfohlen :  Die  tierischen  Begierden  des  Geschlechtstriebes  sind 
das  Erzeugnis  der  vier  Elemente.  Wer  sie  seiner  Religion  vor- 
zieht, steht  unter  den  Eseln  und  Ochsen,  nach  jenen  Worten 
des  Korans  in  der  fünfundzwanzigsten  Sure:  Sie  sind  wie  das 
unvernünftige  Tier,  ja  sie  irren  weiter  vom  richtigen  Wege  ab  als 
dieses!  -  Wer  sich  dagegen  von  den  viehischen  Leidenschaften 
frei  hält,  der  steht  höher  als  die  erhabensten  Engel.  Wenn  ein 
Unzüchtiger  Reue  zeigt,  muss  er  sich  sieben  Jahre  demütigen 
und  weinend  die  Eingeweihten  besuchen ;  wenn  er  aber  keine 
Reue  zeigt,  stirbt  er  als  Abtrünniger  und  Ungläubiger. 

Hat  in  Persien  das  Unglück  der  Defloration  bei  einem 
Mädchen  stattgefunden,  so  werden  Anstalten  getroffen,  um  die 
Schande  von  ihr  und  den  Eltern  abzuwenden.  Man  verheiratet 
sie  nämb'ch  an  einen  armen  Mirza  unter  der  Bedingung,  dass  er 
sich  nach  kurzer  Zeit  von  ihr  scheiden  lässt,  um  sie  dann  einem 
angesehenen  Mann  zuzugesellen;  oder  man  gibt  sie  einem  ganz 
jungen  unerfahrenen  Knaben  zur  Frau;  oder  es  wird  am  Tage 
der  Entscheidung  durch  einen  operativen  Eingriff,  worauf  sich 
einige  persische  Chirurgen  wohl  verstehen,  nachgeholfen. 

Das  Mädchen  wird  im  Orient  bekanntlich  nach  den  Wünschen 
seines  Herzens  nicht  gefragt,  sondern  gezwungen,  dem  Willen 
anderer  zu  folgen,  wenn  es  die  Wahl  eines  Gatten  gilt.  Die 
durch  die  TradMon  geheiligten  Mittel,  die  es  einem  Mädchen 
trotzdem  ermöglichen,  der  Ehe  mit  einem  ungeliebten  Manne  zu 
entschlüpfen,  sind  nicht  zahlreich.    Bei  den  Mirediten  in  Ober- 


—     171     — 

Albanien  gibt  es,  wie  Hahn  in  seinen  Albanesischen  Studien 
berichtete,  ein  solches  Mittel :  Weim  doi:t  eine  Jnngfraii  sich  vor 
der  Ehe  mit  einem  ihr  verhasstcn  Manne  retten  will,  ohne  da- 
durch die  obligate  Blutrache  des  verschmähten  Bewerbers  und 
seiner  Familie  auf  sich  und  ihre  Famüie  2u  laden,  so  geht  sie 
zum  Pfarrer  und  erklärt:  .,Ich  will  fortan  als  Mann  gelten 
nnd  leben!"  Und  der  Pfarrer  bringt  dies  nach  der  Messe  zur 
Kenntnis  der  ganzen  Gemeinde  und  gibt  dem  Mädchen  einen 
männlichen  Namen.  Die  Jungfrau  zieht  darauf  Männerkleider  an, 
und  alle  Welt  behandelt  sie  nunmehr  als  Mann.  Wehe  aber,  wenn 
sie  als  Manu  —  schwanger  wiid;  dann  ist  der  Tod  ihre 
Strafe. 

Bei  den  Christen  in  der  Türkei  ist  es  allgemeine  Sitte, 
dass  die  Braut  laut  weinen  muss,  um  schon  von  fern  vom 
Bräutigam  gehört  zu  werden,  wenn  er  kommt,  sie  in  die  Kirche 
zu  holen.  Denn  wenn  sie  nicht  also  laut  um  ihre  Unschuld 
klagt,  dann  ist  ihr  Schweigen  ein  Zeichen  dafür,  dass  sie  nichts 
mehr  zu  beklagen  habe. 

Vergeht  sich  bei  den  Südslaven  ein  Lediger  mit  einem 
Mädchen,  so  erscheint  dies  vor  Gott  als  keine  grössere  Sünde, 
„als  ob  ein  Mensch  ein  Blümlein  pflückte".  Die  Südslaven  sind, 
wenn  man  nur  die  von  Krauss  gesammelten  erotischeu  Lieder 
in  Betracht  zieht,  ausserordentlich  sinnlich.  Beim  Anblick  eines 
Frauenzimmers,  sagt.  Krauss,  denkt  der  Südslave  zunächst  an 
•die  Begattung.  Diesem  Empfinden  wird  in  den  Roigenliedci-n 
ungeschminkter  Ausdruck  verliehen.  So  heisst  es:  , .Lieber 
möchte  ich  neben  ilrr  stehen,  als  AVesir  in  Bosnien  sein;  lieber 
mochte  ich  sie  entkleiden,  als  mit  dem  Kaiser  zu  Nacht  essen; 
lieber  möchte  ich  sie  beschlafen,  als  mit  meiner  Seele  in  das 
Paradies  eintreten." 

Ein  anderes  bosnisches  Duett  lautet:  „0  du  Mädchen  aus 
Koraj,  du  wähnst,  dass  du  im  Paradiese  weilst".  .  .  „Und  sie 
wähnt,  dass  sie  im  Paradiese  sei,  weil  sie  von  Zumpten  gevier- 
teilt wird."  —  Nach  Milena  Mrazovic  wird  bei  den  Bosniern  ün- 
kenschheit  streng  bestraft;  die  lasterhaften  Mädchen  verachtet 
man,  man  schliesst  sie  aus  der  besseren  Gesellschaft  aus.  Das 
mag  sein.  Aber  dass  „die  Unkeuschheit  deshalb  selten  srorkommt, 
ist  nach  den  zahllosen  schlüpfrigen  Liedern,  die  dort  kursieren, 
gar  nicht  recht  denkbar.    So  singt  man  im  Bjelitiaer  Bezirke  in 


—     172     — 

Bosnien  dieses  Duett;  ,,0  du  Mädchen  aus  Dubica,  dein  Hemd 
reicht  dir  bis  zum  Gesäss  herab,  das  huntverzierte  Leibchen  bis 
7.1t  den  Rippen;  möchtest  du  wohl  mit  mir  schlafen?"  .  .  . 
„ftclnvoig,  Leid  dich  verschone,  wie  sollt  ich  denn  nicht? 
Pruherüc  peneni  prehensumquc  introducas/' 

Eine  Variante  dieses  Lieder^  singt  man  in  Vischegrad  in 
Bosnien:  Die  junge  Bäuerin  sitzt  beim  Meierhofe.  Das  Hemd 
reicht  ihr  bis  zum  Gürtel,  das  Tiichloin  bis  zu  den  Rippen. 
Dieselbe  Fra^o  und  dieselbe  Antwort  v/ic  früher.  —  Oder  in 
anderen  Jiosnischen  Orten:  „0  du  kleines  Mäjrdelein,  möchtest 
Du  mir  Pitschka  gewähren?''  .  .  .  .,0  dn  kleines  ßüi*scheloin, 
wer  wehrt  es  dir?  Schleich  dich  i^ach  VVolfsart  heran  und  über- 
sprinsie  nach  Jiasenart,  schau  dich  nach  Fuchsart.  um,  und  hübsch 
bleibt  der  Penis  in  der  Pitschka  stecken."  —  Oder: 

„()  du  brünettes  Mägdelein   thät'  ich  dich  vorführen, 
Tliätst  dn  da  krepiereii!'"  .  ,  . 
„Nein,  bei  Gott,  ich  thät'  niii  nichts  dr^ris  machen. 
Vielmehr  darüber  herzlich  lachen. "   — 

Ini  bosnischen  Drinagebiet  fragt  im  Reigenlied  der  Bursche: 

„0  ssg'  mir,  Mädchen,  Schminligefäse, 
Wo  ruht  zu  Nacht  heut  dein  Gesäss?"  — 

Und  sie  antwortet  prompt  im  Reime: 

„Wo  ich  auch  schlafe  überall,  ^ 

Entzifth'  juich  dir  auf  keinen  Fall."  — 

Häufig  stellt  das  bosnische  Lied  die  Mönche  als  geil  hin;  ,,Es 
schickte  mich  meine  Mutter,  mit  dem  Mönche  Grünzeug  klauben.  Der 
Mönch,  dc'  gibt  mir  keine  Ruh,  schaut  in  die  Piza  immerzu.*' 
Auch  die  Moslcihinnen  in  Bosnien  sind  den  L?edern  zufolge  nicht  all- 
znkeusch.  In  einem  bosnisch-moslemischen  Gedichte  heisst  es: 
„0  du  kleines  Mädchen,  machtest  du  mir  Piza  geben?"  —  „0 
du  kleines  Biirschchen,  wer  wehrt  es  dir  noch?  —  Führ  mich 
hinein  ins  Wäidchcn,  heb'  mir  empor  das  Schösseben,  beschaue 
dir  mein  Blösschen,  schneid'  zu  zwei  Gabelhölzchen  und  reibe 
steif  dein  Stelzchen." 

Auf  den  Vorhalt  leichtfertigen  Le1)enswindols  schlägt  sich 
die  südsl'jv'ischc  Städterin  mit  der  dachen  Hand  auf  die  Scham- 
teile und  deklamirt:  „Meine  Ware,  meine  Neigung;  wem  ich 
geneigt  war,  dem  gab  ich;    habe   mich  vor  niemand  gescheut." 


—     173    — 

Und  wie  die  Städterin,  denkt  und  singt  die  Bäuerin:  „Dala  eam 
i  datscLu,  i  pre  sara  i  satschu  —  ich  habe  gewährt  und  werde 
geben;  auch  früher  gab  ich,  und  so  will  ich  leben." 

In  Westsorbien  klanft  eine  Frau  im  Liede:  „Ach,  ich  kann 

ungev nicht  spinnen."    In  einem  auderon  serbischen  Liede 

singt  ein  Mildchtn:  „Ich  gäbe,  ja  ich  gäbe  hm  sogar  drei  Rappen 
und  einen  rnausfahlen  Renner  für  ein  beschwäuztes  Bürschelein.** 

In  zahllosen  Varianten  besingt  das  Lied,  wie  die  Mutter 
selbst  ihre  Tochter  der  Leichtfertigkeit  in  die  Arme  treibt. 

Ein  bosnisches  Lied:  „Der  Lüstling  steht  mit  der  Mutter 
an  der  Thür.  Penura  suum  fricat  und  zieht  einen  Silber* 
z\v<m7.iger  heraus.  «Was  soll  ich  thun,  Mutter.,  soll  ich  ihm 
gewähren?"  —  „Gewähr  ihm,  o  Tochter,  auch  die  Mutter  hat 
genährt."  — 

In  einem  Tiiede  in  Bosnisch  Brod  bleibt  die  Tochter  die 
Antwort  nicht  schuldig,  als  die  Mutter  das  Mädi'.hen  sagen  lässt, 
da.ss  es  sich  hergeben  solle:  „Hat  sie  es  gesagt,  soll  sie  dir 
selbst  hergeben."  — 

In  einem  bulgarischen  Liedchen,  das  in  der  Gegend  von 
Sofia  gesungen  wird,  fraj^-t  die  Tochter:  „Soll  ich  ihm  gewähren, 
Mutter?**  —  Die  Mutter  meint:  „Du  bist  jung,  du  wirst  ihm 
pencm  frangere."  —  Die  Tochter  aber  tröstet  die  ängstliche 
Mutter  mit  den  Worten;  „Ich  bin  jung,  ich  werde  ihm  penem 
CÄjofaccrc.** 

In  einem  Jiedcheu  aus  Bosnisch  Brod  klagt  die  Tochter: 

„Teuere  Mutter,  ich  habe  kein  TBchel.^ 

Prompte  Antwort.: 

„Soil  dir  der  eines  kaufen, 
D«T  für  die  Piza  tliut  raufen." 

Als  tiefe  Schmach  gilt,  nach  Krauss,  bei  den  Stidslaven 
bios  die  VorgewaJügung.  Ein  Mädchen,  das  infolge  eigener 
Unvorsichtigkeit  einem  Lüstling  zum  Opfer  fiel,  vdrd  als  entehrt 
betrachtet  —  also  genau  das  Gegenteil  der  althebräischen  Moral, 
wo  —  wie  ich  gezeigt  habe  -  in  einem  solchen  Falle  das 
Mädchen  straflos  blieb,  der  Mann  aber  gezüchtigt  wurde.  Bei 
den  Sddslaven  findet  wohl  eine  leichtfertige  Üinie,  aber  nicht 
ein  vergewaltigtes  Mädchen  einen  Gatten.  Dieses  ist  selbst 
gegjnübcr  jenen  Frauenzimmern  im  Nachteil,  die  als  Ledige 


—     174     — 

Mütter  geworden  siod,  ahor  sich  aus  Liebe  hingegeben  haben; 
und,  wie  Krauss  sagt,  wird  selbst  eine  für  Geld  Feile  einer  Ver- 
gewaltigten vorgezogen.  Der  Schänder  wird  je  nach  den  Um- 
ständen, unter  denen  sein  Streich  gelang,  bewundert  oder  ver- 
achtet. Die  nächsten  Anverwandten  des  Mädchens  aber  trachten 
ihm  nach  dem  Leben.  In  früheren  Zeiten  wurde  der  Schander, 
wenn  er  von  der  Familie  des  genotzüchtigten  Mädchens  erwischt 
wurde,  entmannt. 

Es  ist  deshalb  verständlich,  wenn  in  einem  der  Lieder  aus 
Bosnien,  die  sonst  von  Geilheit  und  Bejubelung  der  Wollust 
übortiiesscn,  in  einem  solchen  Falle  das  vergewaltigte  Mädchen 
einen  melancholischen  Ton  anstimmt  und  der  Mutter  klagt: 

„Ach  Mutter,  die  Schande  eu  sagen! 

Und  doch  inuss  ich  es  dir  klagen. 

Du,  dass  ich  lüge,  denke  nicht; 

Glaub,  dass  dein  Kind  die  Wahrheit  spricht. 

Ich  betrog  mich  und  schlief  ein, 

Unter  dem  Kirschenbaura  im  Hain. 

Und  während  auf  der  Bank  ich  nickte, 

Schlich  Einer  heran  und  drückte, 

Trieb  ihn  von  der  Seite  ein  und  schwieg  — 

0  Mutter,  denkt  nicht,  dass  ich  lijg", 

Und  als  er  aus  dem  Staiib  s-ich  machte 

Und  ich  dann  aus  dem  Scblaf  erwachte  — 

Ach  Mutter,  so  giT)S8  ist  die  Sciiaud, 

Ich  gerate  au»  Rand  und  Band." 

Solche  Lieder  singt  man  bei  den  Südslaven  zum  Feigen 
oder  Kolo,  der  ao  sich  keine.sweg-s  untüchtig  ist.  Das  Haupt- 
gewicht, sagt  Krauss  fällt  eben  auf  den  Inhalt  der  Lieder  Im 
Reigenhede  hören  Scham  und  Zucht  auf,  es  heri-scht  volle  Ge- 
sangsfreiheii  Die  obscönen  Schnadahüpfl,  meist  gereimt,  heisst 
man  in  Serbien  und  Bosnien:  ,.Zählverse'',  weil  man  den  Takt; 
gleichmäsaig  abzählt;  in  Kroatien  und  Slavonien  nennt  man  sie 
einfach  Reigenlieder  oder  IlüpfÜedchei»  Den  Ufiigen  verabreden 
nnd  biTufn»  MüdduMi  ein  iumI  sir  t;»nz«'r>  jbn  »ul^njfs  allein 
'•'rllni  (!fil>i  rs  .\mh  UnrsrhiMnrijtrrn,  rpd'M'h  h'nni  tn.ni  t!;ruiiMrlil<' 
t^olfou  df'H  M.idriirn  mihI  )liu';»lu»ri  'tm/iMi  !i  der  J^('ii*rn  Imi, 
eine  AiifOhterin,  die  zugleich  Vor:<UH^viin,  udrr  «'Uien  Anlllhm. 
**irh'U'U  Vor.silniror  ist  Man  hnbt  «U-n  {.'pigpo  an,  /.n«  est 
miissij»;,  dnun  lu-Nrln-r,   U'boiidtr'i,   W'»)»!!   iii;»m,  inil   \Mit!;ült('i,"l<'fn 


—     175     — 

Oberleibe,  und  die  Augen  zu  Boden  gesenkt,  die  Hüften  wiegt 
Den  Hintorbacken  ist  eine  grosse  Aufgabe  beim  Kolo  zuge- 
wiesen; „die  mit  ihnen  am  besten  wackeln  können,  gelton  als 
die  Yortreff liebsten  Tänzerinnen." 

Das  isr  der  in  den  Balkanländem  beliebte  „Hinterntanz", 
w&hrend  man  in  Konstantinopol  und  Kleinasien  den  Bauchümz 
dei'  Armenierinnen  und  Zigeunerinnen  vorzieht.  Die  Burschen 
lungern  herum  und  schauen  zu,  fangen  Feuer  und  hängen  sich 
oin,  wo  es  ibueii  am  sten  gefällt  Man  wird  lebhafter,  hält 
sich  nicht  blos  an  den  Händen,  sondern  umschlingt  sich,  tauzt 
Leib  au  Leib,  Lende  an  Lende  gepresst  Die  Burschen  treten, 
um  ihre  aufwallende  Leidenschaft  zu  zeigen,  den  Mädchen  auf 
die  Zehen,  beissen  sie  in  den  ^^acken  oder  Hals,  zcrreissen  ihre 
Halsschniire  mit  den  Zähnen  und  schnappen  uach  ihren  Ohren. 
Die  Musik  wird  70m  Dudasch,  dem  Dudelsackpfeifer,  besorgt, 
der  in  der  Mitte  des  Kolo  allein  tanzt  In  Bulgaritm  hat  man 
neben  donj  Dudasch  auch  einen  Fiedler  mit  einer  dreiseitigen 
Gusia.  Der  Gesang  ist  durchweg  lasciven  Inhalts.  Geschwängerte 
Mädchen  dürfen  im  Roigen  nicht  mittauzen. 

In  Serbien  spielt  man  ein  Mummenspiel,  dessen  Haupt- 
person Turiza  genannt  wird.  Bis  zur  völligen  Unkenntlichkeit 
vermummt,  schlägt  Turiza  unablässig  Lärm  und  macht  fort- 
während obscöne  Körperbewegungen. 

Die  eigentlichen  geschlechtlichen  Ausschreitungen  unter  den 
jungen  Leuten  fallen  hauptsächlich  in  die  erste  Herbstzeit  nach 
erledigter  Einheimsung  der  Feldfiüchte.  Es  kommt  einem  vor, 
als  ob  sich  die  mannbare  Jugend  während  zweier,  dreier  Wochen 
wie  liebestoll  geberdete;  sie  stampfen  ganze  Nächte  hindurch 
den  Reigen  bis  zum  Krschöpfen  und  singen  bis  zur  Heiserkeit 
die  ubscöasten  Lieder.  Der  wildeste  Cancan  ist  nichts  im  Ver- 
gleiche zu  dem  sudsl  avischen  herbstlichen  Kolo,  wenn  er  in 
ftihlem  Mondschein  von  b  och  geschürzten  Mädchen  mit  wallendem 
Busen,  geschmückt  jnit  stark  duftenden  Blumen  und  Kräutern, 
und  von  aug-t^runktMion  Burschen  getanzt  wird.  Die  sinnlich 
aufrogniMlr  Macht  die.sor  Tänzo  ist  verwirrend,  '^or  Aiislurin  der 
Oo:;(  It'uohtstriebes  entwurzelt  allen  Anstand  i'"l  luan  »'»ul  «o, 
V  10  0*1  dio  Vorfahren  alle  gethan  haben  -  .man  "'kday,«  <u'h 
mit  den  Weibern  in  die  Büsche." 


—     176     — 

Kraus»  meint,  es  lasse  sich  nicht  'v  on  vornherein  die  Ver- 
mutung abweisen,  dass  diesen  herbstlichen  Tänzen  nrsprflDglich 
religiö&e  Motive  mit  za  Grunde  gelegen  hätten.  Diese  Ansicht 
begfognet  sich  mit  der  von  Dr.  Havelock  EUis  in  seinem  Buche 
„Schamgefühl  und  Geschlechtstrieb"  aufgestellten  Behauptung. 
Johuston  erzählt  von  einem  unanständigen  afrikanischen  Tanze, 
der  ursprünglich  den  Akt  der  Begattung  darstellte,  im  Laufe 
der  Zeiten  aber  so  modifiziert  wurde,  dass  man  seinen  eigent- 
lichen Zv^eck  nicht  mehr  erkennt. 

Bei  den  Zigeunern  und  slavischen  Völkern  gab  es  früher 
Versammlungen  mit  voller  geschlechtlicher  Freiheit.  Bis  zum 
Beginn  des  16.  Jahrhunderts  fanden  an  den  Flussufern  in  der 
Nähe  von  Nowgorod,  erzählt  Kowalewsky,  am  Vorabende  des 
Festes  Johannis  des  Täufers,  das  in  heidnischen  Zeiten  der 
Gottheit  Jarilo  geweiht  war,  solche  erotische  Feste  statt.  Ein 
halbes  Jahrhundert  später  war  die  Ejrche  bestrebt,  die  Spuren 
dieser  alten  Feste  zu  zerstören.  Ein  allgemeines  Merkmal  bei 
jenen  Festen  war  das  Vorherrschen  zwanglosen  geschlecht- 
lichen Verkehres. 

Bei  den  Esthen  war  es  noch  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
Braucli,  sich  am  Abend  vor  Johannis  um  eine  alte  Kirchenruine 
zu  scharen  und  Feuer  anzuzünden,  und  sterile  Frauen  tanzten 
nackt  herum,  junge  Mädchen  aber  eilten  mit  den  Burschen  in 
den  Wald,  um  nach  Lust  mit  einander  zu  verkehren.  Noch 
heutzutage  sah  ich  Reste  dieser  altbaltiöchen  Feste  in  meiner 
liViüni/ischeii  Heimat;  aber  man  springt  barfuss  über  das  Feuer, 
bios  um  Gesundheit  zu  erlaügen  oder  um  fruchtbar   zu  werden. 

Bei  den  alten  Arabern  fiel,  nach  Wellhausen,  das  grosse 
Eaghab-Fest,  das  Ewald  und  Robertson  mit  dem  Passahfest 
identifizieren,  in  das  Frtihlingsende  und  den  Sommeranfang,  wo 
die  Kamele  und  andere  Haustiere  ihre  Jungen  werfen.  ' 

Babylonien  bietet  ein  lehrreiches  Beispiel  für  die  sexucilei 
Feste:  Das  Thamus-Fest  ist  dem  europäischen  Johannisfesl 
durchaus  analog.  Thamus,  der  Sonnengott  des  Frühlings  und 
der  Vegetation,  war  eng  verbunden  mit  Isthar,  der  Göttin  des 
Ackerbaues  und  der  Fruchtbarkeit  Das  Thamus-Fest  woide 
gleich  nach  der  ersten  Getreideernte  zur  SommersonneLwende 
gefeiert.  Es  begann  mit  einer  Fastenzeit,  der  ein  Fcstgelage  folgte. 
Es  war  ein  Bittfest;  die  Natur  wurde  angegangen,  ihr  Zeugungs- 


— '    177     — 

Vf^mögen  voll  zu  entfalten.  Sein  erotischer  Charakter  ersaht 
^ich  daiius,  dass  die  Priesterinreu  der  Görtin  Isthar  Prostituierte 
vvared. 

Ellis  hat  alles  •  ztisaminengestellt,  was  beweisen  soll,  dass 
es  jährliche  Wechsel  im  menschlichen  Organismus  giebt,  dio 
sich  jahreszeitlich  regeln  und  besonders  mit  den  Geschlechts- 
fnnktionen  in  Verbindung  stehen.  S(^hou  Laycock  hat  noch 
frilher  interessante  Beispic.'Ie  für  dio  Behan})tung  beigebracht, 
dass  das  Körpersystcm  zur  Zeit  der  Frühjahrs-  und  Hgrbst- 
Acquinoktien  Verändcrungdi  hauptsächlich  sexueller  Natur  unter- 
vvori'eu  ist.  Wcstermarck  gibt  Beweismateriul,  aus  dem  hervor- 
geht, dass  -das  splitc  Frühjahr  oder  der  Sommeranfang  eine 
Steigerung  des  Gesohlechtsinstinktes  mit  sich  bringt,  und  hält 
dies  für  einen  C'ebeiret.t  der  alten  Paarungszeit.  Cook  fand, 
dass  bei  den  Eskimos  wahrend  der  langen  Winternacht  die 
iiCidensclj arten  herabgesetzt  sind;  kaum  Lst  aber  die  Sonne 
■wieder  da,  so  zitteni  die  Leute  vor  sexueller  Leidenschaft.  Die 
beiden  Perioden  Irühjahr  und  Herbst,  die  Zeit  des  Erwachens 
der  Natur  und  die  Zeit  dos  Scliwelgens  im  Ueberfluss,  scheinen 
nach  der  Meinung  von  Ellis  in  der  ganzen  Welt  die  allgemeinsten 
Perioden  der  erotisch eu  Feste  zu  sein. 

Im  klassischen  Griechenland  nnd  in  E-om,  in  Indien  wie 
bei.  den  Indiüuern  Nord-  und  Südamerikas,  ist  das  Frühjahr  die 
Jahieszeit  der  Liebe,  wahrend  in  Afrika  besonders  die  Erntezeit 
der  JamsAvurzel  im  Herbst  dazu  auserkoren  wiid. 

Betrachtet  man  die  Feste  nüht-r,  die  auf  der  ganzen  Erde 
gefeiert  werden,  so  findet  man  zwar,  dass  sie  in  allen  vier 
Jahreszeiten  ijtattfinden :  Win:irsonuenweudc,  Frühhngsäqui- 
noktium,  Sommer>:onnenweüde,  Herbst.  Aber  gewöhnlich  feiert 
man  nur  zwei  Jahreszeiten  bei  einem  Volke. 

In  Australien,  heisst  es  bei  Ploss  und  Bartels  nach  MüUer, 
finden  die  Heirat  und  Empfängnis  während  der  heissen  Jahres- 
zeit statt,  und  bei  manchen  Stämmen  wird  die  Empfängnis  durch 
ein  Fest  gefeiert,  bei  Neumond,  wenn  die  Jamswurzel  reif  ist; 
ein  besonderes  Merkmal  dieses  Festes  ist  der  Mondscheintunz, 
der  den  Geschlechtsakt  symbolisch  darstellt.  Mit  ihren  Speeren, 
die  das  männliche  Glied  darstellen  sollen,  urt<'raehmen  die 
Männer  Aiigriffe  auf  Busche,  welche  die  weiblichen  Organe 
Tt^rsinnbiidlichen.       Nacü  Miklucho-Macleay  ist  dio  beste  Zeit  der 

Storn.  >|fdi7,i:i,  Aberjjlftuho  u    '.Jtäuchlonlitsloben  j'i  Uer  TtArkPi.    11.  12 


—     178     — 

Empfängnis  bei  den  Frauen  von  Neu-Guinea  hauptsächlich  gegfen 
Ende  der  Herbsternte.  Guise  beschreibt  das  grosse  alljähriiche 
Fest,  das  zur  Zeit  der  Jamswurzel-  and  Bananenemte  stattfindet, 
wo  die  Mädchen  feierlich  in  die  Vorgänge  des  sexuellen  Lebens 
eingeweiht  und  Heiraten  geschlossen  werden.  Johnston  erwähnt 
in  seinem  "VN''erke  über  Centralafi'ika,  dass  dort  zu  bestimmten 
Zeiten  geschlechtliche  Orgien  ernst  und  feierlich  begangen 
werden.  In  Neu-Britannien  —  zitieren  Ploss  nnd  Bartels  nach 
Weiss<jr  —  werden  die  jungen  Mädchen  sorgsam  vor  den  Jungen 
Männern  behütet.  Aber  zu  bestimmten  Zeiten  wird  abendr^  ein 
Trompetensignal  gegeben,  und  alle  jungen  Mädchen  erhalten  die 
Erlaubnis,  in  die  Büsche  zu  gehen  und  mit  den  Männern  zu 
verkehren.  Im  alten  Peru  begegneten  sich  im  Dezember,  weuu 
die  Fruchte  des  Paltay  reifen,  bei  einem  Feste,  das  einem  fünf- 
tägigen Fasten  folgte  und  das  sechs  Tage  und  sechs  Nächte 
dauerte,  Männer  und  Weiber  völlig  nackt  an  einer  bestimmten 
Stelle  der  Gärten;  alles  begann  einen  Wettlauf  nach  einem 
Hügel  und  jeder  Mann,  der  ein  Weib  einholte,  war  verpflichtet, 
in  geschlechtlichen  Vorkehr  mit  ihr  zu  treten. 

Dalton  erzählt  Achnliches  von  den  bengalischen  Völkern: 
Die  Ho,  ein  bindostanischer  Stamm,  der  nur  Ackerbau  treibt, 
haben  ihr  Hauptfest,  Magh  Parak,  im  Januar,  „wenn  die  Scheunen 
voll  Getreide  und  die  Menschen  voll  von  Teufeleien  sind"  -,  dieses 
Fest  dor  Ernte  bei  Beendigung  der  Arbeit  des  ganzen  Jahres 
findet  zur  Zeit  des  Vollmonds  statt.  Alle  Regeln  der  Pßicht 
und  des  Anstandes  werden  beiseite  gesetsjt,  Mädrhcu  und  Frauen 
erhalten  unbeschränkte  Freiheit  und  werden  Bacchanten  und 
Bacchantinnen.  Man  glaubt,  dass  zu  dieser  Zeit  Männer  und 
Frauen  „mit  Lebenskraft  so  überladen  seien,  dass  es  unbedingt 
nötig  sei,  ein  Sicherheitsventil  zu  öffnen".  Die  Ho-Bevölkornng 
ist  zu  anderen  Zeiten  rahig  und  gemessen,  gegen  Frauen  sanft 
und  anständig;  die  Mädchen  haben  sonst  angeborenes  Anstands- 
gefühl, schamhaftes  Auftreten.  Aber  zur  Zeit  des  Magh  Parak 
w'ojfeu  sie  alles  beiseite,  Kleidung  inclusive.  Alles  wetteifert 
in  groben  Reden;  sie  werden  tierisch  in  geschlechtlichen  Exzessen 
und  vollführen,  was  nur  je  die  Phantasie  von  bacchantischen 
F<'&ten  und  von  dem  Pan  geweihten  Orgien  sich  ausgemalt  hat. 

Das  Narrenfest  des  Mittelalters  war  eine  ebensolche  Orgie. 
V,y  fand  eine  Parodie  der  Messe  statt,  dann  tanzte  man  in  der 


—     179     — 

Kirche  lüsterne  Täuze,  Scham  und  Schüchternheit  schwanden, 
die  Leidenschaft  flutete  ungehindert.  Dieses  Fest  lässt  sich, 
sagt  Ellis,  leicht  zurückleiten  bis  zu  den  römischen  Satumalien. 
Mannliardt  verwies  in  „Wald- und  Feldkulte "  als  erster  darauf, 
wie  eng  die  Frühjabi-s-  und  Fruhsommorfeste  in  Europa  mit 
dem  I.jiehesworb»3n  und  der  Wahl  einer  Lebensgefährtin  zu- 
sammenhängen. —  Die  Hauptjahreszoit,  die  mit  erotischen  Zere- 
monien verbunden,  ist  in  p;'Q2  Europa  die  Zeit  der  Sommer- 
sonnenwende, der  Vorabend  des  Mittsommers-  oder  St  Johannistages. 
Erotisches  Zeremoniell  beherrschte  die  Feste  der  deutschen  Oster- 
fener,  die  keltischen  Maifcuwr,  die  Walpurgisnacht,  von  welcher 
Grimm  meinte,  dass  sie  einen  gemeinsamen  Ursprung  mit  den 
römischen  Floralicn  und  den  gdechischou  Dionysiou  habe. 


12* 


39*  Oeffentiiche  Prostitution. 


Buhleiinnen  bei  den  Hebräern.  —  Altaiabische  Strafen  für  Huren.  —  Der 
Koran  ober  Ilurerei.  —  Prostitution  in  den  moslemischen  Rf^ichen.  —  Das 
Gesetz  des  Sultans  Gliasan.  —  Prostitution'  in  Kairo.  —  Die  Huren  sind 
TJrsachn  der  Pest.  ~  Arabische  Polizeigesetze  gegen  Huren.  —  Sultan  Su- 
leiraans  Sittengesetze.  —  Reminiscenzen  aus  der  osmaaischea  Geschichte.  — 
Kleiderluxu8  und  Spaziergänge  der  Weiber  verboten.  —  Freiere  Sitten  bei 
den  Bedudneu.  —  Bei  den  Beduinen  Prostitution  fast  unbekannt.  —  Omer 
Ealcby  über  Prostitution.  —  In  der  heutigen  Türkei.  -  Im  Inneren.  — 
Die  Griechinnen  von  Sille  bei  Konia.  —  Die  Töchter  des  algerischen  Stammes 
Ulad  Na'il.  —  In  des  Hafeustädten.  —  .An  der  Karawnnenbiücke  in 
Smyrua.  -    In  Galata.  —  In  den  christlichen  Balkanländern. 

üebcr  Prostitution  heisst  es  im  alten  Testament  im  5.  Buche 
Moses  XXIII.  lä: .  „Unter  den  israeütiscliea  Mädclien  soll  es 
keine  im  Dienste  einer  heidnischen  Gottheit  der  Unzucht  Ge- 
weihte geben."  Im  2.  Buche  Moses  XXII  15  und  16  wird  jede 
ausseroheliche  Beiwohnung  unter  schweren  Strafen  verboten.  Im 
3.  Buche  Moses  XXI  9'  wird  gesagt:  „Wenn  sich  die  Tochter 
eines  l^riesters  entweiht,  so  entweiht  sie  damit  ihren  Vater; 
man  soll  sie  verbrennen."  Die  Verbrennung  geschah  nach  voran- 
gegangener Steinigung  als  Öffentliche  Beschimpfung  nach  dem 
Tode;  und  über  der  Verbrannten  wurde  ein  Schandhügel  von 
Steinen  aufgerichtet  —  Moses  1.  Buch,  XXXVJIi  24^  und 
3.  Buch  XX  14.  Trotzdem  waren  unter  den  Hebräern  die  „Buh- 
lerinnon"  keine  Seltenheit.  Unter  A?itiöchus  wurde  allerlei  Un- 
zuiht  mit  Weibern  au  heiliger  Stätte  getrieben. 

Wie  bei  /len  Hebräern  wurden  bei  den  Ii-aniern  von  Zoro- 
aster  Kindesniord  nnd  Konkubinage  mit  Todesstrafe  bedroht. 
Allein  das  Gesetz?  sagt  nichts  direkt  gegen  „Frauen,  die  öffeut» 


—     181      — 

lieh  sich  auf  den  Strassen  aufhalten,  heiter  und  zufrieden  sind 
and  sich  von  dem  nähren,  was  ihnen  der  Zufall  gibt." 

Die  heidnischen  Araber  begruben  ihre  Töchter  lebendig, 
wenn  sie  Ruien  geworden  waren.  So  bemerkt  Note  4  in  Ull- 
manns  Uebersetzung  der  81.  Sure,  Seite  523,  nach  einem  Kom- 
raeutator.  Abdallah  Ebn  Obba,  der  Aischa  verleumdete.,  dem 
Propheten  untreu  geworden  zu  sein,  führte  selbst  keinen  tadel- 
losen LebenswandeL  Er  soll  seine  Sklaviunen  gezwungen  haben, 
«ich  aJs  öffentliche  Dirnen  gebrauchen  zu  lassen  und  ihm  dafi'ir 
einf;  gewisse  Summe  zu  entrichten.  Dagegen  eifert  —  zwei 
Fliegen  mit  einem  Schlage  treffend  —  die  XXIV.  Sure  des 
Korans:  „Zwinget  euere  Sklavinnen,  wenn  sie  ehrbar  und  keusch 
sein  wollen,  nicht  zur  Hurerei,  der  zufälligen  Güter  des  Lebens 
wegen.  Wenn  sie  aber  doch  jemand  dazu  zwingt,  so  wird  ihnen 
Gott,  nachdem  sie  gezwungen  worden,  versöhnend  und  barm- 
herzig sein." 

Nach  der  Sunna  werden  eine  Hure  und  ein  Hurer,  wenn 
sie  Sklaven  sind,  mit  hundert  Schlägen  gegeisselt;  Freigeborene, 
die  solchen  Lebens  bezichtigt  sind,  werden  gesteinigt.  Der 
Koran  bestimmt  in  der  „das  Licht"  überschrie benen  XXIV.  Sure: 
„Eine  Hure  und  einen  Hurcr  sollt  ihr  mit  hundert  Schlägen 
geissein.  Lasst  euch  nicht,  diesem  Urteile  Gottes  zuwider,  von 
Mitleid  gegen  sie  einnehmen,  so  ihr  glaubt  an  Gott  und  den 
jüngsten  Tag."  Einige  Gläubige  sollen  bei  der  Bestrafung  als 
Zeugen  gegenwärtig  sein;  IV  19:  „Und  wer  von  eueren  "Weibern 
eine  Hurerei  begeht,  so  nehmet  vier  ron  euch  zu  Zeugen  wider 
sie.  Und  so  sie  es  bezeugen,  so  schlicsset  sie  ein  in  die  Häiiscr, 
bis  der  Tod  ihnen  naht,  oder  Allah  ihnen  einen  Weg  gibt.'' 
Ferner  befiehlt  der  Koran  an  derselben  Stelle;  „Der  Eurer  '•^qü 
keine  andere  Frau  als  nur  eine  Hure  oder  eine  Götzendienerin 
heiraten,  und  eine  Hure  soll  nur  eioen  Hurer  oder  einen  Götzen- 
diener zum  Manne  nehmen.  Den  Gläubigen  aber  ist  eine  der- 
artige Heirat  verboten."  XVII  34:  ,,lTnd  bleibt  fern  der  Hurerei; 
es  ist  eine  Schändlichkeit  und  ein  übler  Weg."  VII  31:  „Sprich: 
Verwehrt  hat  mein  Herr  nur  die  Schandbarkeiten,  die  öSentüchen 
und  geheimen  ..." 

Die  Prostitution  ist  durch  alle  diese  moslemischen  Gesatze 
In  den  moslemischen  Ländern   ebensowenig   gans   unterdrüci?:f. 


—     182     — 

wordeD,  wie  die  „Eahlorei"   durch  die  biblischeD   Waniiins-en 
bei  den  Hebriiem. 

Der  moslemische  Sultan  Ghasaa  -wm-  Persien  sah  sich  vr-r*ii- 
lasst,  ein  Deues  Gesetz  zu  erlasser,  welches  den  Versuch  mtchte, 
dio  Hurerei  auszurotten.  Wir  erfahren  durch  dieses  Gesetz,  dass 
die  Frostitation  damals  eiüe  vollkommen  organisiertQ  Einrichtimg 
war.  Es  gab  die  Charäbät-Häuser,  Bordeile;  und  ausscrdcra 
siedelten  sich  „liederliche  Frauen"  in  den  grossen  Städten 
namentlich  gern  ,„in  der  Nähe  der  Moscheen,  Medressen  und 
Klöster"  en,  wahrscheinlich  auch  in  der  Nachbarschaft  der  Ka- 
sernen —  ganz  wie  heute  und  2ti  alien  Zeiten  and  üijerall. 
Sultnn  Qhasan  befahl:  Die  Inhaber  der  C'har^bat-Häwsisr  sollten 
^einen  Mieren  Kaufpreis  für  Mädchen  bezahlen  IrIs  die  aiiderec, 
Tfotl  sie  sie  mehr  ausnütsen".  Ais  der  heuere  l^Ma  für  den 
Kauf  von  Mädchen,  die  tiXt  das  Gewerbe  der  Prostitution  erworbon 
wurden,  ül&  letztere  durchaus  nicht  veriniaderte,  ordnet«.^  der 
Suiten  EU,  die  Charäbät-Htluser  zu  schliesseo,  Dio  Waasregei 
stiess  iDdessea  auf  grosse  Hindernisse.  ]3ie  Inhaber  «ler  Häuser 
harten  ihre  Mädchen  gekauft, und  erklärten  sich  natilrlicb  ge- 
achadigt,  wenn  es  ihnen  verwehrt  wurde,  sich  gleiclifain  durch 
den  Umsatz  Ihrer  lebendigen  Ware  ])ezal)it  zu  niachen.  Dies 
scheint  dem  Suiten  eingeleuchtet  zu  haben;  er  befahl  schrUi- 
weise  vorzagehen;  ,.da  Intcressengiünde  die  Bordelle  seit  alten 
Zeiten  toleriert  haben  und  die  Prostitution  stark  eingerissen  ist, 
kann  roan  das  üebel  nicht  mit  einem  Schiago  veitilgen".  Man 
sollte  deshalb  zuuRchst  blös  „jene  Frauen  aus  den  (,'haräbats 
' befreien,  die  frei  sem  wollen";  die  anderen  aber,  die  mangels 
anderer  Sxistenzmittei  bei  dem  horizontalen  Gewerbe  bleiben 
museten  und  sich  selbst  damit  einverstanden  erklärten,  sollte 
man  vorlüufg  zurücklassen.  Doch  wurde  streng  verboten,  neiiO 
Frauen  und  Mädchen  an  die  Charabäts  zu  verkaufeD.  und 
schliesslich  iftxierte  der  Sulfin  für  jede  freigewordene  Prostituiei-te 
ebien  Preis,  der  ihrem  •  ursprünglichen  gesellschaftlicben  ßajvgo 
entsprach,  und  liesa  sie  legal  verheiraten.  Dieses  Mittel  wirkte 
noch  am  besten,  um  wenigstens  den  Eückfall  der  Bofroiten  zu 
verhindern.  Nach  einiger  Zeit  hätt«  man  den  Zweck  ganz  er- 
reicht, und  der  Historiker  Wassaf  sagt  von  der  neu  ang(  brochenen 
Zeit  der  Keuschheit  und  Reiniieit:  „Jedermann  sali  seine  Lügt 
nur  in  den  Augen  der  geliebten  Person;  man  hörte  ('.ic  Guitane 


—     18::i     — 

pur  noch  yod  der  XahM,  der  Venus  des  Himmeln"  —-  und  nicht 
mehr  Ton  rrostituicrteii,  wie  früiicr. 

Der  Zustand  dauerte  alleidiiigs  Dicht  lange,  und  bald  wieder 
und  bis  heute  klai^^en  alle  orientalischen  Historiker  über  die 
üDAUsrottbaro  Prostitution  in  den  moslemischen  Ländern. 

Als  im  1436.  Jahre  unserer  Zeitrechnung  in  Kairo  die  Test 
wütete,  befragte  der  Sultan  'Almalik  Älaschraf  Barsebai  die 
Weisen  des  Landes  über  die  Ursache  der  Seuche.  Und  die 
Weisen  erklärte«:  „Das  ist  Gottes  Zorn  ob  des  Skandals,  den 
die  lasterhaften  Weiber  Tag  und  Nacht  in  den  Strassen  und  auf 
den  Märkton  vermsjiciien".  Infolgedessen  befahl  der  Sultan 
diu  Anstellung  eines  Müchtassib,  eines  Polizeichefs  „von  grosser 
Statur",  um  den  Frauen  Respekt  einzuflössen.  Man  ^vählte  zum 
„Oberautseher  der  Weiber**  den  Wibischeu  defi  Sultans  ent- 
sprechend „einen  Mann  von  grosser  Statur,  Daidät  HadscLä 
Assalüri,  der  berüchtigt  war  ob  seiner  Strenge,  seiner  ünljarm- 
herzigkeit  und  seines  gewaltigen  Hochmutes.*'  In  dem  Diplom 
der  Bestalhiag  erklärte  der  Sultan,  es  sei  sein  dringender  Be- 
fehl, dass  der  neue  Müchtassib  „sein  schärfstes  Auge  auf  das 
Bei]  Ohmen  der  Frauen  richtig  und  insbesondere  keiner  einzigen 
gestatte,  sich  auf  der  Strasse  zu  zeigen*'.  Dies  berichtet  Behmauer 
nach  iirabischeu  Quellen  in  seinen  Mitteilungen  über  arabische 
FoHzeigesetze.  Auch  Dozy  erzählt  in  seinem  „Dictionnaire  des 
vetements  des  Arabos",  dass  nach  Ihn  Ayäs'  Geschichte  von 
Aegypten  der  genannte  Sultan  im  Jahre  840^=1436  den  Franen 
vcr])ot,  ihre  Häuser  zu  verlassen,  so,  „dass  selbst  die  Frau, 
weiche  die  verstorbenen  Frauen  zu  waschen  hatte,  um  ihr  Amt 
ausüben  und  das  Haus  verlassen  zu  könneu,  vom  Müchtassib 
einen  Erlaubnisschein  verlangen  musste;  diesen  Schein  trug  sie 
sichtbarlieh  auf  ihrer  Isabeh,  der  Kopffrisur,  damit  alle  ihren 
Bej'iif  schon  von  ferne  erkennen  sollten". 

Auch  im  Kanuname  d<^s  grossen  osmanischen  Sultans  Sulei- 
maü  nehmen  die  Sittengesetze,  als  zn  jener  Zeit  dringend  not- 
wendig, elnea  bedeutenden  Platz  ein:  Suleimans  des  Grossen 
Gesetzgel uing  befahl,  die  Vergehen  der  Hurerei  nach  Massgabo 
des  Vermögens  der  Schuldigen  mit  einer  Geldstrafe  von  1000 
Aspcru  füi*  die  Reichsten,  von  30  für  die  Aermsteu  zu  strafen. 
Entführer  von  Kcaben  und  Mädchen  büssfen  dafür  mit  dem 
Verluste   ihrer  Mannheit.    Wer  der  Frau    oder  To<:ütei    eine» 


—     184     — 

anderen  aufpasste,  um  sie  zu  schrecken,  und  sie  küsste,  erhielt 
scharfen  Verweis  und  zahlte  einen  Asper  für  jedes  Wort  und 
jeden  Kuss;  wer  desgleichen  mit  Sklavirmt-n  that,  kam  ur  die 
Hälfte  leichter  davon,  indom  er  nur  für  zwei  Küsse  und  zwei 
Worte  einen  Asper  zahlte.  '  Der  Anklage,  der  Yerführuni^  sollte 
ohne  Zeugen  nicht  Glaube  bcigemesseu  "werden;  beschwor  der 
Beklagte  das  Gegenteil,  so  erliielt  das  Weib  oder  Mädchen  noch 
richterlichen  Verweis  und  zahlte  einen  Asper.  Der  Vater,  der 
die  SklaViU  seines  Sohnes  heschlief.  nnterlag  keiner  Geldstrafe. 
Wer  sich  mit  Tieren  vorging,  zahlte  einen  Asper  für  jeden  Be- 
tretun  psfall. 

Raufton  sich  ehrbare  Frauen,  weh  he  unter  die  Verschleierten 
gehörten,  so  entliess  sie  der  Richter  mit  Drohungen  und  einer 
Strafe  \otl  zwanzig  Aspcrn;  Unverschleierto,  Unehrbare  aber  mit 
einem  Verweis  und  einer  Geldstrafe  von  zwei  Aspern  für  jeden 
Streich.  Suleimans  Sittengesetzc  waren  demnach  nicht  allzu- 
streng gey;en  die  Vergehen  der  Unsittlichkeit  und  eher  geeignet, 
letztere  zu  ermutigen,  als  in  Schranken  zu  halten.  Selbst  von 
der  Hauptstrafe  der  Steinigung,  welche  die  Gesetzgebung  des 
Islams  nach  dem  Koran  auf  Ehebruch  gesetzt  hat,  konnte  m-a>i 
sich  nach  dem  Gesetzhuche  Suleimans  durch  Geldstrafe  loskaufen. 

Man  glaube  also  nicht,  dai?.^  in  den  Reichen  der  Polygamie 
die  Unsittlichküit ,  die  Prostitution  und  die  Sucht  der  Frauen, 
auffallend  zn  erscheinen,  nicht  existieren  konnten.  Kein  Volk 
ist  so  reich  an  obscöner  Litteratm-  wie  die  Völker  des  Orients. 

Von  Sultan  Mohammed  IV  wird  erzählt:  Er  sass  eines 
Tages  in  Kjöscnke  Sultan  Achmeds  im  Sommerpalaste  zu  Bc- 
schiktasch  und  las  während  eines  Ungewitters  eben  in  den 
Satyren,  oder  vielmehi"  in  deti  sotadischcn  Pasguillen  Nefii's, 
welchen  dieser  ebenso  durch  Talent  wie  durch  Unsittlichkeit 
ausgezeichnete  Dichter  den  Titel:  Nefiische  Schicksalspfeile,  zu 
geben  sich  angemasst  hatte.  Da  schläg-t  es  vor  den  Füssen  des 
Sultans  ein,  die  Pagen  stürzen  hewusstlos  zu  Boden,  der  Sultan, 
erschrocken,  zerrejsst  die  Satyrensammlung  in  Stücke,  und  — 
lässt  dem  Dichter  seine  Unverschämtheit  und  Unsittlichkeit 
scharf  verweisen,  gibt  Almosen  und  thut  Busse  auf  die  Warnung 
d('S  Himmels  vor  solcher  Lektüre. 

Sultan  Achmed  II.  wiederum  erliess  eine  scharfe  Polizeiordnnng, 
welche  die  Zigeuner  zu  sittigen  befahl,  ,.indem  bisher  und",  wie 


—     18Ö     — 

(1er  Geschiclitschreiber  Moliaiimiedgh'ai  bemerkt,  „auch  seitdem 
die  Weiber  dieser  Horden  alle  Huren,  die  Männer  alle  Kuppler." 

Vor  den  wilden  Leidenschaften  des  empörton  Volkes  ist  dais 
Heiligtum  des  Harems  auch  nicht  geschützt:  Als  im  Jahre  1688 
eine  Emjiörerschar  den  Grosswesir  Siawuschpascha  bedrohte, 
fürohtete  der  zunächst  für  die  Entweihung  seines  Harems, 
welchem  das  l^aubgesindeJ  nahte;  „da  er  das  nicht  zu  crtrag-en 
vermoclito,  stellte  er  sich  mit  seinem  Aga  vor  die  Thür,  um  sie 
mit  PfcilcTi  und  Flinten  wider  den  anstürmenden  Tross  zu  ver- 
teidigen. Mohr  als  hundertfünfzig  lüsterne  Eaubgesellen  üolen 
tot,  ebenso  viele  wurden  verwundet.  Endlich  aber  brach  Sia- 
wusch,  der  so  tapfer  die  Ehre  seines  Harems  bis  auf  den  hetzten 
Athemzug  verteidigte,  als  Märtyrer  seiner  ritterlichen  Gesinnung 
zusammen.  Nun  stürzte  der  Strom  des  Raubgesindels  unauf- 
haltsam ins  Harem,  dasselbe  als  Beute  teilend  und  schändlich 
raissnandelnd.  Die  Sklavinnen  wurden  wie  die  Kisten  der  ge- 
raubten Einrichtung  von  Lastträgern  auf  dem  Rücken  fortge- 
tragen. Der  Schwester  Siawuschpascha's  und  seiner  Gemahlin, 
der  Tochter  Mohammed  Köprilis,  wurden  die  Hände  und  die 
Nasen  abgeschnitten,  und  die  verstümmelten  Frauen  dann  nackt 
durch  die  Gassen  geschleift." 

So  schändliche  Misshandlungen  waren  bei  keiner  der  vorigen 
Empörungen  und  Plünderungen  der  Ministerpaläste  vorgefallen; 
sie  wiederholten  sich  aber  später  so  häufig,  dass  der  Geschicht- 
schreiber es  bei  dei'  Schilderung  eines  zur  Zeit  Sultan  Achmeds  ILl. 
stattgehabten  Äufi-uhrs  in  Konstantinopel  besonders  zu  bemerken 
für  nötig  hält:  „Die  Polizei  ward  strenge  gehandhabt,  gegen 
zehntausend  Rebellen  waren  versammelt,  ohne  dass  gestohlen, 
geraubt  oder  eine  Frau  geschändet  ward;  kein  Magazin  wurde 
geplnndei;t,  kein  Knabe  angetastet,  kein  Betrunkener  gesehen." 

Die  Epoche  des  letztgenannten  Sultans  Achmed  IIL  war 
den  Freiheitsbedürfnissen  der  Frauen  ausserordentlich  ungünstig. 
Dem  Kleiderluxus  der  Weiber,  welcher  besonders  zur  Zeit  der 
Kriegsjahre  während  des  Aufenthaltes  des  Hofes  zu  Adrianopel 
zugenommen  hatte,  wurde  durch  die  Verordnung  gesteuert,  dass 
keine  Frau  einen  Krq,gen  länger  als  eine  Spanne,  ein  Tuch 
grösser  als  drei  Spannen,  ein  Band,  das  breiter  als  einen  Zoll, 
tragen  dürfe;  der  Gebrauch  der  Hermolinpelze  wurde  der  ge- 
meinen Klasse  untersagt.    Auf  die  Einhaltung    dieser  Kleider- 


—     186     — 

Ordnung  uiüssteu  die  Kicliter  yon  Konstantinopel,  Galatä,  Sku- 
tari,  Brnssa  und  Adrianopel,  some  der  Janitschareuaga  und  der 
Bostandschibaschi  schauen.  Auch  wurden  die  Tschardake,  die 
hölzernen  Gerüste  und  „Lng:insteld"  auf  den  Dächern  der  Häuser 
abgeschafft,  „sowohl  weil  dieselben  die  zünd barsten  Feuerleiter 
von  einem  Hause  zum  anderen,  als  auch,  weil  von  denselben 
Neugierige  das  Geheimnis  bena-^hbarter  Hai'ems  entweihen 
möchten." 

Das  Gesetz  wmde  wohl  bald  vergessen.  Denn  auch  zu 
Konsfcaatinopel  dauern  manche  Verbote,  wie  das  Volkssprichwort 
sagt,  nur  von  Mittag  bis  Nachmittag. 

So  sah  sich  Sultan  Machmud  I.  gezwungen,  das  frühere 
„Luxusgebot  wider  die  grossen  Umhängtücher  der  Weiber,  die 
gestickten  Pantoffeln  und  Hauben,  die  zwei  Elleü  langen  Kragen 
der  Mäntel  aus  Soidenzeug,  und  wider  die  zu  feinen  und  durch- 
sichtigen Schleier,  die  zu  knapp  anliegenden  Oberkleider,  welche 
zu  viel  von  Gesicht  und  Wuchs  verrieten",  zu  ernencm.  Einige 
Weiber,  welche  mit  so  verführerischer  Ti-acht  die  Moslems  ver- 
führen zu  wollen  beschuldigt  wurden,  ertränkte  man,  namentlich 
eine  unter  dem  Namen  der  Teufelsaufseherin  bekannte  Frau, 
welcher,  wie  der  Reichsgeschichtschreiber  sagt,  „auf  cntblösstem 
Leibe  der  blau  gewässerte  Seidenstoff  der  Meereswogen  als 
Kleid  angemessen  ward."    Und  wieder  half  alles  nicht. 

Die  erste  Regierungsmassregel  Sultan  Osmans  in.,  die  von 
ihm  selbst  kam,  war  ein  dreifaches  Verbot  wider  die  Wirts- 
häuser, die  Spaziergänge  der  Weiber  und  die  Kleider  der  Eajah 
gerichtet.  Femer  befahl  dieser  Herrscher:  Die  Weiber  sollen 
aii  keijiem  Dienstag,  Donnex"stag,  Freitag  auf  der  Strasse  sich 
zeigen  dürfen,  weil  an  diesen  Tagen  der  Sultan  selbst  ausgehen 
wollte.  E.s  schien,  sagt  Hammer,  dass  Osman  IH  seine  lange 
Kerkerhaft  eines  halben  Jahrhundeits  jetzt  den  Frauen  ent- 
golten lassen  und  das  auf  die  Stadt  übertragen  wollte^  was  blos 
Despot«Dsitte  des  Hatems:  Wenn  der  SuJtan  ins  Harem  tritt, 
trägt  er  Stiefel,  die  mit  grossen  silbernen  Nägeln  beschlagen 
sind,  damit  das  Getöse  derselben  auf  den  steinernen  Platten  der 
Gänge  von  weitem  dem  Harem  und  den  Sklavinnen  des  Herrn 
Gegenwart  künde,  auf  dass  sie  zeitig  genug  eutflichen  und  sich 
in  ihre  Zelte  und  Kammern  zurückziehen;  denn  die  unaufge- 
forderte Gegenwart  der  Weiber  könnte   dem   ausschliesslichen 


—     187     — 

Inhaber  eines  halben  Tausends  von  ihnen  Iftstig  fallen;  keine 
darf  es  wagen,  ongerafen  durch  ihre  Reize  dem  Blicke  des 
Gebieters  sich  aufzadräugen,  und  der  silberbeschlagene  Stiefel 
verscheucht  die  Herrschaft,  des  Pantoffels. 

Auf  Spionage-Runden,  Gespräche  unter  dem  Volke  und 
Kleiderordncngen  beschränkte  sich  Sultan  Osman's  HI.  Selbst- 
regierung. Wider  den  Luxus  der  FrauenkJeidungen  hatte  er 
noch  ein  zweites  Verbot  erlassen,  wodurch  den  Weibern  der 
Text  des  Korans,  dass  sie  sich  für  niemanden  als  für  ihre  Männer 
schmücken  sollen,  zu  Gemüte  geführt,  ihnen  die  Tracht  von 
engen  farbigen  0)>erkleiJern  mit  langen  Kragen  verboten  wai-d. 

Die  letzte  Massregel  Osmans  III.  war  ein  Verbot,  welches 
den  Weibern  das  unnötijge  Ausgehen  und  den  Besuch  öffentlicher 
Spaziergänge  untersagte,  die  sie  nur  besuchten,  um  zu  sehen 
und  gesehen  zu  werden;  und  die  Imame  der  Stadtviertel  er- 
hielten die  gemessensten  Befehle,  über  die  ursprtingiiche  Zucht 
des  Islams  und  des  Koraus  zu  wachen,  welche  den  Frauen  das 
Haus  zu  hüten  empüehlt.  Doch  ist  dieses  Verbot  wohl  nicht  zu 
beziehen  gewesen  auf  Chalwelfeste  oder  Spaziergänge  des  Harems, 
wo  daß  Chalwet,  die  Einsamkeit  des  Harems,  durch  die  Ver- 
bannung der  Männer  aus  den  Strassen,  durch  welche  die  Frauen 
und  Sklavinnen  ziehen,  gewahrt  wurde,  und  jeder  Mann,  der  dem 
Befehle  des  Rückzugs  nieht  gehorchte,  von  den  Verschnitt^en 
nicht  selten  den  Tod,  sicher  aber  Wunden  dm-ch  Prügel  oder 
Säbelhiebe  zu  gewärtigen  hatte. 

In  Betreff  der  Kleiderordaung  trat  Mustafa  IIL  ganz  in  seines 
Bruders  Osman  Fussstapfen,  indem  er,  nicht  minder  streng  als 
dieser  gegen  den  Luxus  der  Kleider  und  das  Erscheinen  der 
Flauen  auf  öffentlichen  Spaziergängen,  die  Verbote  seines  Bruders 
erneuerte.  Um  über  ihre  Vollstreckung  selbst  zu  wachen,  durch- 
strieh  er,  wie  Osman  III.,  unermüdlich  die  Gassen  Konstantmopeis 
and  dessen  Vorstädte.  Die  erste  Massregel  seines  Grosswesirs, 
d^  rohen  Serben  Daltaban,  war  ein  Kleiderverbot,  das  die  Weiber 
der  Moslems  traf.  Den  Weibern,  „welche  in  der  jüngsten  Zeit 
statt  weiter  MantelMeider  enge,  den  Wuchs  umreissende,  trugen 
und  sich  mit  dünnem  Musslin  verschleierten,  wodurch  das  Gesicht 
zu  sehen  war",  wurden  weite  Manteikleider  nttd  schwarze  Stirn- 
binde, um  das  Gesicht  zu  verschleiern,  geboten.  —  Besser  erging 
es  stets  den  Frauen  und  Mädchen  der  Beduinen.    Der  Beduine 


—     188     — 

ist  trotzdem  Licht  minder  ein  warmer  Verteidiger  seiner  Ehre  und 
besonders  der  Ehre  seines  Harems.  Für  seine  oder  seiner  Franen 
Ehre  kämpft  er  bis  zum  letzten  Blutstropfen.  Aber  das  hindert 
ihn  nicht,  ihnen  menschliche  Freiheiten  zu  gewähren;  ihre  Unter- 
haltungen sind  Märchen  und  nächtlicher  Gesang  in  hellem  Mond- 
scheine. Jünglinge  und  Mädchen  in  Gruppen  versammelt,  wieder- 
holen in  Gh<)ren  den  vom  Vorsänger  vorgetragenen  Vers,  den 
Gesang  mit  Händeklatschen  nnd  allerlei  Bewegungen  des  Leibes 
begleitend.  Zwei  oder  drei  verschleierte  Mädchen  tanzen  dem 
Chor  der  Jünglinge  entgegen,  denen  beduinische  Sittsamkeit  ver- 
bietet, die  Mädchen  beim  Namen  zu  nennen,  und  sie  nur  als  ,;junge 
Kamele"  anzureden  erlaubt.  Dieselbe  Melodie  des  Nachtgesanges 
ist  auch  die  des  vSchlachtgesanges;  bei  freudigem  Anlasse  ertönt 
das  LiJi  der  Weiber  stundenweit  in  die  Wüste,  und  bei  Sterbe- 
fällen der  Klagefrauen  Todesgeheul. 

Während  bei  den  Beduinpn  trotz  allen  freiheitlichen  Ver- 
kehres der  Geschlechter  die  Prostitution  fast  unbekannt  ist, 
dringt  sie  in  jenen  moslemischen  Ländern,  wo  die  Frauen 
noch  streng  abgeschlossen  gehalten  werden,  immer  tiefer  ein, 
und  immerfort  muss  gegen  sie  gepredigt  werden.  Deshalb  sagt 
der  Türke  Omer  Haleby  den  Gläubigen  warnend:  „Es  gibt 
Leute,  welche  euch  erzählen,  es  existiere  kein  Vers  im  Koran, 
der  direkt  die  Prostitution  verbieten  würde.  Antwortet  darauf: 
indem  das  heilige  Buch  den  Ehebruch,  die  Sodomie  und  den 
Sameuverlust  verdammt,  verurteilt  es  auch  die  Prostitution.  Aus- 
drücklich geschieht  dies  deshalb  nicht,  weil  die  Prostitution  bei 
den  Moslems  nach  den  moslemischen  Gesetzen  und  Sitten  gar 
nicht  vorauszusetzen  ist.  Die  Prostitution  ist  das  Resultat  der 
Moiiogamie,  sie  verschwindet  in  einer  polygamischen  Organv 
sation,  die  den  Individuen  alle  möglichen  Befriedigungen  gewährt 
und  ihnen  Uebcrflass  darbietet.  Fliehet,  o  ihr  Gläubigen,  alles  vas 
die  Prostitution  streift!  Fliehet  die  Prostitution,  denn  sie  ist 
ein  Werk  der  Götzendiener,  der  Juden  und  Christen  1  Fliehet 
sie,  denn  sie  bringt  euch  um  die  Gesundheit,  öffnet  eueren  Leib 
den  Einflüssen  des  Dämons  und  den  desorganisierenden  Winden 
des  üebels !  Fliehet  sie  um  eueretwillen,  um  der  Eueren  wülen, 
um  euerer  Freunde  willen!  Fliehet  sie  als  eine  der  Lehre  des 
Propheten  entgegengesetzte  Sache!" 

An    ehier  anderen  Stelle    meint  Omer  Haleby,   die  Prosti- 


—     189     — 

tution  sei  in  die  Länder  der  Moslems  und  namentlich  in  Stanibul 
nur  „durch,  die  zahlreichen  Berührungen  der  Gläubigen  mit  den 
Juden,  den  Götzendienern  und  den  Christen  eingedrungen".  Das 
erhelle  daraus,  dass  die  Prostitution  in  den  ersten  Jahrhunderten 
des  Islams  in  diesem  unbekannt  war.  Endlich  beantwortet  Omer 
Haleby  die  Frage,  ob  es  erlaubt  sei,  mit  einer  Prostituierten 
zu  verkehren,  nochmals  in  resümierender  Weise:  „Die  Ansichten 
hierüber  sind  verschieden.  Die  Einen  sagen:  Ja,  wenn  man  das 
Mädchen  generös  bezahle,  und  es  aus  gesundheitlichen  Gründen 
thue,  um  sich  von  Samenüberfluss  in  Abwesenheit  der  legalen 
Bettgenossin  zu  befreien,  und  nicht  aus  perversen  Gründen.  Die 
Anderen  halten  den  Coitus  mit  einer  Prostituierten  für  durchaus 
unerlaubt  und  vom  Koran  verpönt.  Meine  Meinung  ist:  Im 
Prinzipe  ist  es  nicht  einmal  erlaubt,  mit  einer  ungläubigen  Frau 
zu  schlafen,  weU  dies  allein  schon  Pfosticution  und  Schmutz  ist 
und  daraus  später  ein  böses  Beispiel  für  unsere  Frauen  und 
Töchter  resultieren  kann.  Aber  da  wir  genötigt  sind,  mitten 
unter  emer  Menge  Andersgläubiger  zu  leben,  und  die  Prosti- 
tuierten, die  uns  umgeben,  Gottlob  zu  diesen  Andersgläubigen 
gehören,  so  glaube  ich,  dass  man  mit  ihnen  sich  vermischen  darf, 
wenn  diese  Vermischung  uns  von  Ehebruch  und  Blutschande 
abhält''. 

Nichtsdestoweniger  dürfte  auch  der  brave  Omer  Haleby 
gewusst  haben,  was  jeder  Kundige  weiss,  dass  selbst  unter  den 
Türkinnen  und  den  Araberinnen,  und  selbst  in  den  innersten 
Provinzen  der  Türkei,  die  Prostitution  geduldet  ist.  Angora  ist 
seit  altersher  wegen  seiner  Sittenlosigkeit  verrufen  und  hat 
seinen  Euf  seit  der  türkischen  Herrschaft  nicht  verbessert.  Das 
türkische  Wüajet  Kastamuni  ist  von  der  Syphilis  total  verseucht 
Nach  dem  ganz  türkischen  Konia  kommen,  wie  ich  selbst  dort 
beobachtete,  vom  nahen  griechischen  Dorfe  Sille  die  Frauen  an 
bestimmten  Tagen  der  Woche,  wenn  ihre  Männer  auf  den 
Feldern  arbeiten,  herüber  und  verdienen  mit  der  Prostitution 
bei  den  Türken  beträchtliche  Summen.  Aehnlich  wie  diese 
Griechinnen  treiben  es  —  v/ie  Regia  in  den  Anmerkungen  zu 
El  Ktab  71,  ^ote  3  erzählt  —  die  moslemischen  Töchter  des 
Stammes  Ulad  Naü  bei  Biskära  in  der  algerischen  Provinz 
Constantine.  Sie  lassen  sich  von  einem  Jüngling  des  Stammes 
entjungfern   und   wandern   dann    von    Ort   zu   Ort  bis   Algier, 


—     190     — 

Ooustäiitme  und  Oran,  um  sich  der  Prostitution  in  solchen 
Häusern  zu  ergeben,  in  welche  man  nur  Beschnittene  —  Mos- 
lems und  Juden  ~  einlädst;  Christen  acceptieren  diese  Prosti- 
taierten  nur  mit  sichtlicher  Schanj.  Wenn  sie  dann  GvMd  erspaii; 
haben,  kehren  sie  heim  und  verehelichen  sich  trewöhnlich  mit 
dem  Manne,  der  sie  entjungfert  hat  und  dem  sie  nun  treu  bleiben. 
Weun  dem  so,  wie  geschildert,  im  Innern  ist,  dann  kann  man 
e*5  begreiflich  finden,  dass  in  den  riafenstädtcn  die  Sitten  noch 
weniger  rein  geblieben  sind.  Namentlich  an  drn  Küsten  Ara- 
biens und  Aegyptens  ist  ,der  Islam  kein  Hindernis  für  die  Pro- 
stitution. 

In  Srayrna  dagegen  ist  das  spezielle  Hiirenquartier  an  der 
Karawauenbrückc  —  ein  Rendezvousplatz  orientalischen  bunten 
LeliCüs  —  meist  von  Griechinnen  und  Armeuien/inen  bewohnt. 
Im  Konstantinopeler  Hafenviertel  Galata  sind  Prostituierte  aller 
Nationen  der  Welt  zu  finden. 

Bekannt  ist  die  Sittenlosigkeit  in  einigen  christlichen  Balkan- 
ländern. Selbst  in  den  besseren  Hotels  in  Bukarest  und  Belgrad 
gibt  es  unter  den  Bediensteten  stets  solche,  deren  spezielle  Auf- 
gabe es  ist,  den  Durchreisenden  i'rauen  zuzif (ihren;  diese  Frauen 
sind  durchschnittlich  für  zwanzig  Francs  zu  hal)en,  gehören 
manchmal  den  sogenannten  besseren  Ständen  an,  kommen  aber 
nur  zu  Fremden,  von  denen  ihnen  voraussichtlich  keine  Entdeckung 
droht.  Der  Verdienst  dient  nicht  dazu,  des  Lebens  Not  zu 
lindern,  eondern  geht  in  Parfüms  und  nichtig(;m  Tand  auf.  In 
kleineren  Städten  und  kleineren  Hotels  bieten  sich  die  Stuben- 
mädchen selbst  den  Fremden  an;  diese  Sorte  ist  auf  solchen 
Verdienst  als  einzige  Einnahmequelle  angewiesen,  ja  sie  muss 
den  Hurenlohn  oft  mit  den  Dienstgebern  teilen.  Nur  in  Bul- 
garien ist  durch  Stambulow  ein  strengeres  Hcgiment  eingeführt 
worden,  und  in  Sofia  und  Philippopel  sind  die  I*rostituierten  in 
besondere  Quartiere  ver])an]it,  deren  Häuser  die  x\ufschrift  tragen: 
jyPublitschny  dorn,  offen lliches  Hans". 

Der  Serbe  meint,  wie  es  in  einem  Liede  heisst,  eine  Hui'« 
Ifichl  von  anderen  Frauenximmern  zu  unterscheiden:  „Ich  stelle 
eiebon,  acht  Mädchen  zusammen  und  erkenne,  W(;lche  von  ihuoa 
eiue  Huie  ist:  jede  Hure  ist  in  der  Taille  dünn,  ein  anstäudigea 
jtfti'li.-hen  aber  ißt  in  der  Taille  dick." 


—     191     — 

Wenn  auch  die  Leichtfertigkeit  an  sich,  sobald  sie  aus 
Liebe  resultiert,  bei  den  christlichen  Balkanvölkem  nicht  als 
Bchinipflich  gilt;  wenn  man  sie  g-leichsam  mit  dem  hitzigen 
Temperament  der  Südländerinnen  natürlich  zu  erklären  und  zu 
entschuldigeh  sucht,  so  ist  doch  eine  Frau,  die  für  Geld  feil  ist, 
iu  allen  Fällen  gesellschaftlich  anrüchig  und  verachtet. 


40,  Das  Vorgehen  bei  der  Geschlechts- 

funktion. 


Defloration.  —  SchmieTeu  des  Penis.  —  Bei  den  ludern.  —  Bei  d«n 
Serben.  ~  Lieder  darüber.  ~  Unreinigkeit  des  Coitus.  —  Bei  den  Völkern 
des  Altertums.  --  Moj>lemische  Gesetze  und  Anachauungen.  -  Eütbaltung:s- 
g:elioto  ^jci  den  Moslems  und  dei;  Drusen.  —  Der  Türke  Omer  Haleby  über 
das  Vorgehen  beim  Coitns.  —  AbeTgläubische  Furcht  vor  dem  Dämon  beim 
Coitus.  —  Wf.schungen  und  Parfüms  nach  dem  Coitus.  —  Indische  Art  des 
V'^rgehens.  ~  Ein  türkisches  Kussgedicht.  —  Südslavisohe  Küsse.  —  Parallele 
ans  Ovid.  —  Zartheit  und  Leidenschaft.  —  Erotisches  und  Schweinisches.  — 
Das  Schlagen  und  Beissen  beim  Coitus.  —  Sinnlichkeit  und  Zank,  Liebe  und 
Zorn.  —  Beste  Zeit  zum  Coitus.  —  Türkische  Ansichten.  —  Süd- 
slavische Meinungen. 

Die  Defloration  ist  nicht  immer  eine  leichte  Sache  des  Ver* 
gnitgens.  Einen  schweren  Fall  schildert  in  humorvoller  Weise 
ein  wcitverhreiteios  bosnisches  Lied:  „Die  Pitschka  wand  um 
den  Penis  eine  Krause.  Als  der  Penis  in  «?ute  Laune  geriet» 
zersprangen  die  Knöpfe  um  ihn.  Ihm  wurde  übel,  weil  die 
Pitschka  sich  entkleidet  hat;  die  aber  ist  gutgestiiumt,  weil  sie 
sich  wacker  gehalten  hat,"  um  die  erste  immissio  penis  in 
vulvam  zu  erleichtern,  muss  man  ihn  schmieren. 

Bei  den  Lidern  wurde,  um  den  Penis  „gewinnend"  zu 
machen,  Folgendem  gethan  Man  bestrich  ihn  „mit  dem  mit  Honig 
ircmischtea  Staube  von  Datura  alba,  Pfefferstaudo  und  Piper 
long'um**.  Ferner  heisst  es  im  Kamasutram:  „Euphorbia  nerii- 
folia  und  Euphorbia  antiquoriim,  in  Stücke  zerschnitten,  mit 
Pulver  von  rotem  Arsenik  und  Schwefel  verseben,  siebenmal 
getrocknet  und  zu  Pulver  };erio])en,  damit  und  mit  Honig"  den 
Penis  bestrichen,  wirkt  ebenfalls  gewinnend." 

Der  Serbe  möchte  sich  bei  der  Defloration  nicht  gern  ab- 
mühen.   Er  schmiert   die   Oeflfuiing    der  V^ulva  und   .sich  selbst 


^     193    — 

das  Glied  und  den  Kodcmsaclc  mit  Fett  ein.  Ein  serbisches 
Li«dchen  lauiet;  „Die  Mizttf^r  sandte  Marie  Ju  den  Reigen,  hatte 
ihr  aber  <?ie  Piaa  mit  ünschlitt  versebmiert ,  damit  sie  nicht 
xerspriijg^e  döTch  eißen  dickcu  Penis.**  Auch  ein  polnisches 
Lied  —  Ki-yptadia  III  332,  Nuuiiner  60  —  bedingt  das  Ein- 
schmieren der  Vulva  mit  ünschlitt  Der  Serbe  wählt  za  diesem 
Zwecke  am  üebston  Fischfett.  Er  sirtgt:  „Gib  mir,  o  Gott, 
lan^^c  Boine,  damit  ich  den  langen  Teich  darcliwate^  damit  ich 
den  Recht  einfange,  damit  ich  ans  dem  Hecht  äen  Schmeer 
herausnehme,  d&md  ich  der  Piza  die  Goschen  beschmiere . . ." 
Ein  bosnischer  Sänger  gebt  noch  weiter,  indem  er  sein©  Helgen» 
naetibfidn  durch  das  Lied  auffordert,  selbst  die  Butter  ausza- 
lassen,  viomit  er  seia  Glied  salben  könnte,  um  sie  leichter  zu 
bezwingen:  „0  m  helistimnuges  Mädchen,  schmilz  mir  Batter, 
damit  ich  mich  mit  Butter  vollspeie,  um  dir  die  Piza  zu  spren- 
gen." Sin  anderes  bosnisches  Lied  empfiehlt  —  wie  das  Ka- 
Hiasutram  der  lodier  —  «Icn  Honig  za  diesem  Zwecke,  indem 
es  singt:  „Meißc  Mutter  schickte  mich  in  das  Milchkämmerchen 
um  die  kleine  jSiangenwaa^Ci,  dannt  ich  eine  Litra  Honig  ab- 
wäge, ^em  Penis  dm  Kippen  bestreiche,  um  der  Piza  den  Busen 
„durehsureissen*'. 

Die  Geschlechtsfunktionen  galten  schon  im  Altertum  als 
unrein.  Herodot  erzählt,  daas  bei  den  Babyloniern  beide  Oattcn 
nach  dem  Beischlafe  ein  Weihraachopfer  bringen  und  dann  bei 
Tagß&anbriifih  ein  Bad  nehmen  mussten. 

Die  Assyrer  hielten  sich  nach  dem  Ooitus  für  eben  so  un- 
ein,  als  hkti&n  sie  einen  Toten  berührt.  Bei  den  Jndeu  ver- 
unreinigte jede  Beiwohnung,  wie  es  im  8.  Buche  Moses  XV  18 
heisst,  beide  Teile  bis  zum  Abend.  Mantegazza  erwähnt  in 
„La  Donna",  dass  eine  jung\'erßeiratete  Lappländerin  ihi*  Gesicht 
zwei  Monate  lang  vor  dem  Gatten  verbergen  iiiüs.se  und  sich 
ihm  erst  nach  dieser  Frist  hiigeben  darf.  Schellong  eraahlte 
in  der  Zeitschrift  fiir  Bömologl*  i«8»  L  18,  dass  die  Pupuas 
in  Kaiser •Wilhclmslaud  den  CoUtts  nur  im  Oohofmen  ausüben; 
irer  sich  dabei  sehen  13«st,  gill  t\if  idiotisch  oder  wahnsinnig. 
In  Tahiti  aber,  bemerkt  Ellis  iach  Tautaln,  »rird  die  Ehe  am 
Hocbzeitstage  vor  Zuschauem  vollzogen.  Bei  den  SUbba  in 
Arabien  müssen  die  Eheleute  die  ersten  acht  Tage  beisammen 


—     194     — 

bleiben  und  «itirfen  mit  niemandem  in  Berührung  kommen,  denn 
sie  gelten  ajs  unrein. 

Anderwärts  dürfen  die  jung-en  Eliolcuto  wolil  mit  den  an- 
deren Mensclieu  in  Berührung  kommen,  Kber  nur  einzeln,  bei- 
sammen dürfen  sie  eine  Zeit  lang  nickt  gesellen  werden.  Uie 
katholischen  Maljsoren  in  Ohcralbanien  betrachten  es,  wie  Hahn 
berichtete,  als  eine  Schanae,  wenn  der  neuveruiählte  Mann  be- 
merkt wird,  wie  er  sich  zu  seiner  jungen  Gattin  begibt,  oder 
von  ihr  zurückkehrt.  Hat  das  junge  Paar,  etvv'a  bei  einer  zahl- 
reichen Familie  in  einem  iiicbt  wohliiab enden  Hause,  nicht  einmal 
ein  eigenes  Gemach,  danii  treffen  sich  Manu  und  Frau  bis  zur- 
Geburt  ihres  ersten  Kindes  nur  heimlich. 

Der  Koran  verbietet  den  Moslems  in  der  IV.  Sare  46:  zu 
beten,  wenn  man  sich  durch  Samenverlust  befleckt  hat,  bevor 
man  sich  gewaschen;  es  sei  denn  auf  der  Eeise:  „wena  ihr 
krank  oder  auf  der  Reise  seid,  oder  eure  Notdurft  verrichtet, 
oder  euere  Frauen  berührt  und  ündet  kein  Wasser,  so  nehmet 
feinen  reinen  Sand  und  reibet  Angesicht  und  Hände  damit  . .  .' 
Auf  denselben  Gegenstand  kommen  noch  mehrere  andere  Stellen 
zurück;  so  fast  wörtlich:  Koran  V,  9. 

Omer  Haieby  kommentiert  diese  Frage  im  „El  Ktab''  fol- 
gendermassen :  „Der  Coltus  ist  vom  Schöpfer  angeordnet  und 
daher  der  Schlüssel  zum  Gewölbe  der  Natur;  er  werde  ausge- 
übt wie  ein  Lobgesang  auf  den  allmächtigen  Gott,  den  Fruchtbar- 
machenden. Aber  er  ist  auch  die  Konzentration  aller  Angrifi;e 
des  Scheitan,  dessen  Aufgabe  es  ist,  sich  in  die  Trunkenheit 
und  die  Freuden  der  Menschen  einzudi-ängen,  um  die  Keinheit 
dieser  Genüsse  zu  trüben  und  ihre  himmlischen  Zwecke  zu  ver- 
unstalten. Dadurch  erklärt  sich  ,,der  unregelmässige  ("Koitus" 
"ond  die  Störung  in  den  Gcschiechtsorgauen  . .  .''  Omer  Haieby 
will  damit  sagen,  „dass  im  Momente  des  Eindringens  des  Mannes 
in  die  Frau  die  Dschinuen  und  bösen  Geister  ebenfalls  in  die 
Gebärmutter  zu  gelangen  trachten,  um  die  Ivinder  krank  oder 
zu  Missgeburten  oder  zu  moralisch  verkommenei  Wesen  zu 
machen."  Deshalb  soll  man  den  Coitus  mit  einem  Segensspruche 
einleiten  und  im  Momente  des  Samenergusses  abermals  ("Lottes 
Namen  anrufen.  Aehnlich  sagt  der  Scheich  Dschellaleddin  Abu 
Soleiman  Daud:  ,,Im  Momente,  da  man  den  Coitus  beginnt,  ist  es 
gut  und  löblich  zusagen:  „Bismillah!"  entsprechend  dem  Worte 


—     195     — 

dos  Propheten:  Wenn  einer  von  euch  seiner  Frau  sich  näliort, 
lind  dabei  spricht:  „Ln  Namen  Gottes!  0  mein  Gott!"  dann  jagt 
ihr  alle  Beide  den  Teufel  in  die  Flacht,  denn  es  ist,  als  wenn 
ihr  sagtet:  „0  Gott,  entferne  den  Teafel  von  den  Wohlthaten, 
die  du  uns  erweisest.*' 

Schon  Zoroaster  betahr dasselbe:  Der  eheliche  Akt  sei  ge- 
heilig't  durch  das  Gebet.  Man  rufe  aus:  „Ich  vertraue  euch 
diesen  Samen,  o  Sapondamad,  Tochter  des  Ormuzd  I .  . ."  An 
jedoni  Morgen  spreche  der  Gatte  seine  Bitte  an  Oschen  au^^,  der 
die  Frnchtkeime  spendet. 

Aus  solchen  Gründen  mag  auch  das  Gesetz  vorgeschrieben 
worden  sein,  welches  den  Moslems  den  Besuch  der  Frauen 
an  den  Tagen  des  Fastenmonats  Eamasan  verbietet;  in  den, 
Nächten  dieses  Monats  ist  er  jedoch  gestattet.  Im  Koran  II 
heisst  es:  „Es  ist  euch  erlaubt,  in  der  Nacht  der  Fastenzeit 
eueren  Frauen  beizuwohnen;  denn  sie  sind  euch,  und  ihr  seid 
ihnen  eine  Decke  (das  heisst  hier:  ihr  seid  euch  gegenseitig  uu- 
enlbehriich).  Gott  weiss,  dass  ihr  euch  dieses  versagt  habet,  aber 
nach  seiner  Güte  erlässt  er  euch  dieses;  darum  beschlafet  sie, 
bis  man  beim  MörgeUvStrahle  einen  weissen  von  einem  schwarzen 
Faden  unterscheiden  kann.  Dann  aber  haltet  Fasten  bis  zur 
Nacht,  bleibet  von  ihnen  . . ,"  In  demselben  Kapitel,  das  die 
Vorschriften  für  den  Beischlaf  im  Ramasan  enthält  und  das 
„die  Wallfahrt"  betitelt  ist,  heisst  es:  „Die  Wallfahrt  geschehe 
in  den  bekannten  Monaten,  Schewal,  Dhulkada  und  Dhühedscha. 
Wer  in  diesen  Monaten  die  Wallfahrt  unternehmen  v/ili,  der 
mnss  sich  enthalten  des  Beischlafes." 

Hier  will  ich  auch  erwähnen,  dass  die  Gesetze  der  Drusen 
die  Enthaltung  nach  Empfängnis  und  während  der  Stülnngszeit 
befehlen  und  ausseixiem  nur  eine  einmalige  Begattung  im  Mo- 
nate zulassen. 

Omer  Haleby  empfahl  ein  zartes  Vorgehen  beim  Coitus: 
„Wenn  ihr  den  Akt  beginnen  wollt,  so  zieht  eure  Frdu  sanft 
zu  euch  heran  und  sagt  ihr  süsse  Dinge,  die  sie  vorbereiten, 
eine  würdige  Teilnehmerin  an  euerem  Vergnügen  zu  sein. 
Liebkoset  sie,  und  sie  liebkose  euch.  Küsset  sie  auf  die  Wan- 
gen, auf  die  Lippen,  auf  den  Busen,  auf  den  Nacken,  ?.nd  spielt 
mit  ihren  Haaren.  Wenn  ihre  Natur  eiue  kalte  ist,  wenn  ihr 
sehet,  dass  ihre  Aufregung  mit  der  eueren  nicht  übereinstimmt, 

lö* 


—     196     — 

so  legt-  enere  Hand  auf  Ühre  Clltoris,  mnd  wena  ts  unbedingt 
nötig-  hfy  so  erreget  sie  dort  leicht  oder  energisch,  aber  ohne 
bis  zur  Onanie  zu  gehen;  denn  das  Gesetz  verpönt  im  Alige- 
Dieineo  solche  Praxis.  Diese  Zärtliehkoiteii  soll  äucIi  die  Frau 
cucb  erweisen;  ja  sie  soll  euch  sogar  in  dieseu  entziiciieiiden 
Spielereien  vorangehen,  so  wie  es  dar  heilige  Prophet  bei  ver- 
sciiiedeßen  Gelegenheit<in  empfohlen  hat." 

Auch,  das  indische  Lfehrbncb  der  hleha  cmpnehlt,  zu.  Beginft 
des  Cültus  die  Vulva  mit  der  Hand  zu  reiber?,  und  den  Beischlaf 
erst  asaszuüben,  wenn  die  Frau  bereits  Wollcstempiindnugen  hat. 
Man  kann  namentlich  —  heisst  es  dort  —  ein  Weib  Hastinij 
ein  "BJefantefl-Weib  —  nämlich  eines,  das  eine  übennässigf 
grosse  Vulva  besitzt  —  nicht  eher  befriedigen,  als  bis  mau  sie 
durch  B/Ciben  der  Vulva  heftig  erregt  hat.  Ebenso  heisst  es  bei 
Ovid:  Im  Bette  sollen  die  Liebenden  ihre  Hände  nicht  unb«^ 
vi'eglieh  halten;  ihre  Finger  sollen  sich  üben  in  dem  mystischen 
Asyle,  wohin  die  Liebe  gehoiin  einzudringen  liebt.  Wenn  ihr 
diese  Ge?renden  gefunden  habt,  die  eine  Frau  gern  benihvt  fühlt, 
so  soll  euch  thörichtc  Scham  nicht  hindorn,  eure  Hand  dort  ver- 
weilen zu  lassen  Ihr  werdet  in  den  Augen  der  Geliebteu  eine 
bewegäiciso  Helligkeit  aufblitzen  sehen,  eine  Helligkeit  wie  jene, 
wenn  sich  die  Strahles  der  Sonjie  in  den  Wasserweilen  erfri- 
&chen  Sie  wird  angenehme  Worte  reden,  iiebesseufzer,  Aechzen 
nnd  zartes  Girren  ausatossen. 

Wönis  „alles  bereit  ist  für  das  Eindringen",  wenn  die  Frau 
auf  solcb.e  Weise  erregt  wurde  und  „durch  schnellere  Atemzüge 
irnd  durch  leise  Ausrufe"  zeigt,  dasa  sie  Rieb  in  der  Lage  be- 
findet^ um  mit  Vorteil  den  „Sanienliqueur"  zu  empfangen,  dann 
—  sagt  Omer  Haleby  —  lege  sif^h  der  Mann  auf  sie:  Gesicht 
gtgen  Gesicht,  I^uch  gegen  Bauch;  nicht  brüsk,  aber  doch  mit 
einer  cuergischen  Sanftheit,  und  bcgiuno  mit  einigen  kräftigen 
Stössoü  einzudringen.  In  diesem  Momente  sollen  Beide,  um  den 
Teufel  IM  Yert:;^'eibDn,  ausrufen:  „Im  Nanum  Gottes!"  . . .  Und 
wenn  im  Angenblicko  des  Schlu.sskrampioF.,  im  Augenblicke  des 
Ergnsee,»^,  die  Frau  wie  in  Ekstase  uiibo^veglich  liegen  bleibt, 
dann  fuge  der  Mann  den  Rest  der  heih'gen  Formel  hirjju: 
„Barmherziger  und  Gn&digerT  . . . 

Wenn  mi^ti  also  hauAelt,  dann  wird,  nach  Omor  llalebya 
Aftsicat,  dftft  iiv.tK  f ankommen  sein,  and  das  Kin«l,  (ü&r  mau  in 


—     197     ^ 

diesem  Momente  gesdiÄffeii,  wird  nie  die  Hand  des  Dämons 
fühle«.  Nach  beendetem  Coitus  wasche  mac  sicli,  parfümiere 
man  sich  und  da?±e  abermais  Gott. 

Öen&u  so  wie  diese  türkische  Art,  sich  der  Frau  zu  näberß, 
ist  die  indischet  Vatsyäyana,  der  Verfasser  des  ipdiscbca  I'^hr- 
buches  der  Liebe,  empfahl  zartes  Vorgehen  beim  Liöbes werben; 
„Der  sieb  Nähernde  gehe  äu  Werke,  ohne  etwas  w  überhaste» 
Ulumenartig-  sind  ja  die  Frauen  aad  müssen  sehr  zart  umworben 
werden.  Wenn  sie  von  Leuten,  di«  ihr  Vertrauen  noch  aiuht 
besitzen,  ungestüm  umwörbon  werden,  lernen  sie  die  geschiecht« 
liehe  Vereinigung  ]<asseu/* 

Ein  anderer  indischer  Schrift-steller,  Bhartrihaii,  sagte: 
„GlückUch  die,  welche  küssen:  den  Honig  von  den  Lippen  der 
jnngen  Fi-anen^  die  m  ihren  Armen  ruhen;  welche  küssen:  die 
»nfgejöstea  Haare,  die  halbgeschiossenen  Augen ;  welche  küssen; 
die  Wangen,  feucht  vom  Schweisse,  den  die  Mühe  der  .Liebes- 
geniisse  erzeugt  hat." 

Bezüglich  der  Anwendung  der  Küsse  im  geschlechtlichen 
Verkelire  empfahl  das  Kamasutram  den  Indejrn  folgende  Regein; 
Während  des  ersten  Coitus  soll  man  sie  nicht  aliiahäufig  m\- 
wenden,  um  erst  Vertrauen  zu  erwecken.  Darauf  aber  sehr  eilig 
und  iß  besonderer  Häufung,  uni  die  Leidenschaft  auzüfechen. 
Auf  die  Stirn,  das  Haar,  die  Wangen,  die  Augen,  die  Brust, 
diu  Lippen  und  daa  Irmenmund  drückt  man  Küsse ;  hQ\  den  Be- 
wohnern von  Lata  auch  auf  die  Verbindungsstelle  der  Schenkel, 
die  Aiiühöhle  ncd  die  Gegend  unter  dem  Nabel. 

Ein  schönes  türkisches  Gedicht,  von  Griinfeid  übersetzt« 
folge  hier: 

ich  vrJU  nicJifc,  dass  der  Mond  Deiu  Antlitz  sieht, 
Wenn  er  zur  Nacht  an  Dir  vorüberzieht, 
Und  dass  des  Tages  Sonne  Dich  erwäru)!, 
Indes  sich  Kerem  wfinend  um  Dich  härmt. 

Ich  will  Dicht,  dass  der  ßegea  dich  ers^etzt, 
Wenn  alle  ander' n  Blumen  er  henetat: 
Ich  will  nicht,  dass  Dich  Deine  Mutter*  Hebt, 
und  dass  sio  ihit-m  Kinde  Küsse  gibt! 

Ich  will  Dein  Mond  um!  Deine  Sonne  sein; 
Und  dürstet  Dich,  bin  ich  der  Mandsehernk  Dein. 
Ich  will  Dich  lieben  jetzt  und  iaimerdar. 
Und  will  allein  Dir  küssen  Mond  and  Haai. 


—      t9S     — 

Die  Südslaven  kennen  eine  ganz  besondere  Art  des  Küssens, 
genannt:  „jezicati  se",  sich  züngeln:  i,I)or  Mann  stcslrt  dem 
Frauenzimmer  die  Zungenspitze  ti-jf  in  lici'.  Mund."  Die  biid- 
slavcn  glauben,  „dass  Frauenzhiimer  dadurcli  gescblechtlioh  uu- 
geheuerlicli  erregt  werden  -ind  sich  dein  Manne  wider&tand.slos 
hingeben''     .  . 

Aber  es  gibt  nichts  Nt'ues  unter  der  Sonne,  und  in  den 
Arten,  wie  die  Menschen  dm'  Lie1>e  fröhnen,  schon  gar  nicht. 
Sagt  doch  Ovid  in  scinijr  ,.Ars  amatoria'*  XIV.  Elegie  des  III. 
Buches:  „Es  gibt  einen  Ort  fürs  Sch\\=;elgen.  Dort,  erröte  nicht, 
dich  dort  von  der  leichten  Tunika  zu  befreien,  die  ;leine  Reize 
verhüllt,  und  dort  auf  deinem  Schenkel  den  deines  Geliebten 
zu  halten;  dort  möge  zwischen  deine  Rosenlippen  gleiten  seine 
Zunge,  tief  in  deinen  Mund"  .  .  . 

Der  Mann  wünscht  wohl  überall,  dass  es  der  Frau  an  lieiden- 
schaft  beim  Coitua  nicht  fehle.  Schon  ein  Fjpigiau;m  bei  Martial 
X  60  lautet:  „Ihr  fragt,  ob  Chloc  oder  Phlogis  besser  in  der 
Liebe  sei?  <';Uoe  ist  die  Schönere,  aber  Phlogis  ein  Vulican, 
der  Nestor  verjüngen  würde;  Cliloc  dngegen  fühlt  nichts.  .Man 
könnte  glauben,  sie  sei  abwesend  oder  aus  Marinor.  Gott  maclie, 
dass  Phlogis  die  P^ormen  von  Chloe  und  Ohloe  das  Feuer  der 
Phlogis  erhalte!*'  -  Die  ßalkanslaven  lieben  celeres  femiiiae  inter 
coituui  iactationes.  Sie  soll  venire  et  clunibns  „tüchtig  v.ackelu 
wie  mit  einem  Bafersacke",  wt'ihrend  der  Manu  „wie  mit  einem 
Weberwirtel  in  der  Vagina  heramarbeiten  soll."  So  singt  man 
in  Bosnien  allgemein. 

Und  so  sang  schon  Ovid:  ,,  .  .  •  dort  .spare  nicht  mit  süssen 
Worten,  mit  provozierenden  Zärtlichkeiten,  lass  dein  Lager  er- 
zittern unter  unzüchtigen  Bewegungen  .  .  ,  ."  In  zahlreiclien 
Liedern  feuert,  der  SüJslave  F:ich  an,  in  feminam  quam  lon- 
gissime  penetrare.  Ein  Moshirn  Lied  in  Doboj  in  Bo.snien  meint; 
Der  Penis  solle  „der  Pischka  die  Zähne  einschlagen  und  so  tief 
in  ihren  Rachen  dringer:,  dass  sie  nicht  mehr  piepsen"  könne. 
In  V^'estserbien  singt  man:  „0  Mädchen,  sollst  mir  gewähren, 
damit  ich  dein  Einspänner  werde,  deine  Beine  die  Deichsel- 
stangen; tibi  iilum  in  protiindum  impello  usque  ad  auumi" 

Von  dem  Erotischen  vorirrt  man  sich  manclimal  in  das  roh 
Schweinische.  '  So  wenn  man  im  Liede  dem  Mädchen  zuruft: 
„(.)  Mägdleiu,  Mägdlein,   fasse  es  als  Scherz  nur  auf)   dass  ich 


—     199     — 

iD einen  Einaug  in  deinem  Pisswasser  ersauf!"  Noch  ärger  ist 
es.  wenn  man  behauptet,  „eine  gute  Vagina  müsse  stinken"; 
oder  wenn  der  Mann  alle  Unsauberkeit,  die  sich  iuter  glaudem 
et  pracputium  penis  ansammelt,  sorgfältig  vschont,  weil  er  glaubt, 
ein  so  bedeckter  Penis  erhübe  die  Wollust.  Oder:  wenu  man 
vorlangt,  da.ss  die  Frau  beim  Coitus  eine  gewisse  üble  Musik 
anstimme,  was  im  Sprichwort,  mit  den  derbsten  Worten  ausge- 
drückt wird,  was  ich  hier  aber  so  übersetze:  es  giebt  nicht 
„Eius*^  ohne  das  „Andere".  Beim  Anblick  eines  begehrens- 
werten Weibes  ruft  man  in  den  Balkanländern  aus:  „Ha,  die 
würde  unter  mir  tüchtig  kaallenl"  Bin  derartiges  Schnadahüpfl 
will  ich  hier  noch,  der  Vollständigkeit  hall^er,  übersetzen;  ich 
überlasse  es  aber  dem  Leser,  sich  den  letzten  Reim  selbst  zu 
machen:  „Es  gibt  keinen  Regen  ohne  Donner  und  Blitzen,  und 
keinen  Fisch  ohne  Wasserspritzen;  keine  Pistchka  ohne  Hinter- 
backen; keine  Brust  ohne  Warzen  und  keinen  Coitus  ohne  — " 

Ein  russisches  Sprüchwort  sagt:  wer  seine  Frau  liebt, 
prügelt  sie.  Schon  das  indische  Lehrbuch  der  Liebe  widmete 
ganze  Kapitel  dem  Misshandeln  der  Geliebten,  des  Mannes  wie 
dor  Frau,  um  die  Leidepschaft  zu  steigern. 

A\'ie  der  Verfasser  des  indischen  Lehrbuches  sagt:  „Der 
Liebesgenuss  sei  eine  Art  Streit",  so  liess  schon  Hesiodus  in 
seiner  Theogonie  das  sinnliche  Vergnügen  und  den  Zank  als 
Zwiiiiijgo  geboren  werden. 

rropertius  meinte:  es  gebe  bei  einer  Frau  keinen  furiosen 
Zorn  ohne  heftige  Liebe.  Soll  man  an  ihre  Treue  glauben,  so  muss 
sie  sich  durch  Beschimpfungen  zeigen.  „Gott  der  Cythero,  gieb 
meinen  Feinden  eine  fühliose  Geliebte.  Meine  Rivalen  mögen 
auf  meinem  Busen  die  Zähne  meiner  Geliebten  zählen.  Die 
bläulichen  Linien  mögen  allen  zeigen,  wen  ich  neben  mir 
habe"  .  .  . 

Bei  Lucian  spricht  Ampelis  zu  Chrysis,  die  sich  über  die 
Schläge  des  Gorgias  beldagte:  ,.0  meine  liebe  Chi-ysis!  Die 
Eidschwüi-e,  die  Thräneu,  die  Küsse  —  alles  sind  nur  Zuff'Mo, 
die  sich  bei  einer  beginnenden  Liebe  äussern.  Allein,  v. 
man  dasjenige,  was  man  liebt,  schlägt  —  das  ist  die  Probe 
einer  grossen  Liebe  ...  Du  kannst  nichts  mehr  wünschen, 
als  dass  dein  Geliebter  in  dieser  Weise  fortfahre  .  .  ." 


^     200     — 

Das  Misshandeln  der  Frau  vor  dem  Coitus,  nra  d5e  »escMecht- 
liehe  Erregung  zu  steigern,  ist  bei  allen  Balkan  Völkern  in.  Ge- 
brauch. Zu  demselben  Zwecke  lassen  sich  doi-t  auch  die  Ifäuner 
TOD  den  Frauen  bescliimpfoii  imd  schlagen,  Boim  Coitas  acl^ 
es  die  iiöchste  Glut  a»,  wenn  man  sich  m  einander  verbeisöt- 
man  hat  dafür  bei  den  Balkanslavea  einen  i-pmieihn  Äasdrack: 
„giiskati  se".  In  einem  Liede  frag-fc  die  Matter  ihr  vom  Felde 
helmkehreades  Töchterchen:  „Was  sind  (lerne  Äugen  so  träl) 
geworden,  was  ist  dein  weisses  Angesicht  von  Ziilinejci  zerbissöB?" 
In  einem  anderen  Liedchen  jubelt  da3  Mädchen:  „Mit  doji  Zähiiön 
hat  er  mii*  (üe  Brlhte  wund  g-ebisseii."  Mit  solchem  Zeichen 
der  Mannesliebo  prunkt  föiTolich  die  .iangverLeiratete  »SädslaYin 
ebenso  wie  die  Indierin. 

Auch  der  Türke  Omer  Halcby  bekennt  sich  znm  Satze: 
„Ein  Weib  bewundert  donjenig-en,  der  sie  verachtet  uad  gelbst 
schlägt'* 

Am  besten  ist  es,  nach  türldscbe?  Meinung,  wie  sie 
im  El  Ktab  des  Hodscba  Omer  Haieby  Abu  Oisman  geäussert 
wird,  den  Ooitus  am  Abend  auszuführeii,  naoli  äer  Verdauung 
des  Abendessens,  wenn  der  Leib  in  öinem  massigen,  noiinalen 
Zustand  zwischen  Wärme  und  Frische,  xwischsn  Füllung  nnd 
üeberfiUlung,  mit  einem  Worte  in  einem  möglichst  mitteimässigen 
Zustande  sich  befindet.  Jedenfalls  ist  es  gut,  wenn  man  sich 
zum  Coitus  nicht  mit  leerem  Magen  begiebt;  „der  Sohn  Omers 
beschüel  nie  eine  Frau,  wenn  er  nicht  zuTor  gegessen  hatte",. 
Nach  der  Meinung  des  weisen  Dscheilaieddin  Abu  &*oleijiian 
Daud  darf  man  nicht  coitierea,-  wenn  man  müde,  sorgenvoll, 
bekümmert  ist  oder  eben  eine  Arznei  genommen  hat.  Die  beste 
Regel  ist,  nur  dann  zu  coitieren,  „wenn  das  Bedürfnis  dazu 
lebhaft,  vorhanden  ist  und  der  Wunsch,  den  Coitus  zu  vdlführen, 
weder  durch  gewaltsame  Mittel,  noch  durch  lüsterne  Blicke, 
noch  durch  erotische  Gedanken  herbeigeswungen  ist;  bios  die 
Anhäufung  des  Samenliqueurs  soll  askJmieren  imö  zw:  fleiscjb.lichan 
Vermischung  drängen". 

Die  Südslaven  halten  dafür^  wie  eß  in  einem  äer  Krauss'schen 
Lieder  heisst,  dass  ein  FrauenEimmer  acht  Tage  nach  einer 
glücklichen  Niederkunft  mit  einem  gesujiden  Kinde  „am  süssesten'* 
zu  finden  sei.  Als  beste  Tageszeit  sur  Ausübung  dm  Ooitus 
gilt  bei  den  Südslaven  die  Morgendämmerung.    Wenn  man  sein 


—     201     — 

Liebchen  besuchen  wolle,  heisst  es  m  einem:  weitverbreiteten 
ßeigenliede,  so  komme  man  zu  ijir  im  Morffengr^iUen;  „da  ist 
jedes  Lieb  am  angenehmsten". 

Die  Serben  sagen  in  einem  Liedej  „Nimm"  —  der  Original- 
ausdrnck  nennt  die  Sache  beim  ordinärsten  Namen  —  „nimm 
die  Alte  abends,  damit  sie  dir  ein  Hühnchen  brate;  das  junge 
Weibchen  im  Moi"gengrauen,  damit  du  von  ihr  ein  Hemd  be- 
kommst; doch  das  Mädchen  jedesmal,  so  oft  dir  penis  erigitur"... 


41.  Die  Arten  der  Geschlechtsfunktion, 


Einteilung  dor  Coitusarten  nacli  den  Dimeosioncu  der  Gcschlechtsteiic.  — 
Ovid^.  Sprüchlein.  —  Einteilung  der  ägyptischen  Fdlachenfrauen  uacb  der 
Form  ihrer  Vulva.  -  Südslavisohc  Liedei  übt:r  Rj.ge  oder  Weite  der  Vuhd  — 
Eine  Klage  des  Dichters  Martial.  —  Mitlei  ^iir  Vcrengcxung  «'.er  Vulva.  — 
Das  Geheimnis  der  Poppäa.  —  Indische  ^liHcl.  —  Serbische  Lieder.  —  V>&3 
männliche  (.rUed.  —  Loijhynn;t:'j  aiii  iif  giosHcn  und  kralligen  Glieder.  — 
^potilieder  auf  die  kleinen.  -  Das  Alte  Testuuiont  über  diesen  Punkt.  — 
luciiscbe  li.iutcilurig  dur  Vermifechungcn.  —  T'er  Koran  über  die  Coitus- 
Artcu.  —  Lehren  des  Türken  0/ner  Ralehy.  —  Türkische  Arten.  —  Süd- 
slavisches.  —  Bosnischer  Coitus  aul'  d-ra  Schosse.  —  Die  Unterlage  der 
Frau.  —  Der  serbische  Coitus.  —  Ealgarischc  Art.  —  Arabische  Art.  — 
Dalmatin-sche  und  kroatische  Art 

Die  orientalischen  Liebespliysiologon  IjemeHsen  fast  allo  die 
Stärke  des  Genusses  beim  Coitus  jo  nacl).  den  JJimensionen  der 
Gesctilecbtstoile  der  coitiorendcn  Personen.  Eine  kleine  Vulva 
wird  fast  iniiiier  bei  der  Fran  erwinisciit,  and  ein  kräftiger 
Penis  zicit  den  Mann  bes-mders. 

Man  kennt  Ovids  Sprüchlein,  wonacli  man  diese  Vorzüj^e 
der  Frau  oder  des  Mannes  schon  mit  einoni  ci'.izijj^en  Blicke 
ä'.isserlich  erkennen  kann:  „Bei  der  Frau  ■—  kleiner  Fuss,  kleine 
Vulva;  bei  dem  Manne    -    grosse  Xa.-^.o,  ;^tossos  Glied."*) 

Bei  den  äjr.viitischon  l''el]abiu  werden  nach  iSchweinfurths 
Bericht  die  Frauen  in  Hinsicht  ai:f  die  1^'orni  ihrer  Vulva  in 
drei  Gruppen  eingeteilt:  iii  die  Scbelenldjeh,  Ennabijeh .  und 
Kelbijeh,  Bei  den  Schelenkijeh-Frauen  iiffnet  sich  das  Hymen 
mit  einer  Länjifsspalte;  des  Blutveilust  bei  der  Zerstörung-  der 
Jungfernschaft  ist  nur  gcrinj^,  einige  Tropfen.  Bei  den  Ennabijeli 
ist  das  Hymen  fast  vollkommen  geschlossen;  es  zerplatzt  aber 

*)  Vgl.  Hagen,  die  sexuelle  Osphresiologie,  die  Beziehungen  des  Geruchs- 
Biunes  und  der  Gerüche  zur  nienachiicheu  Gcschleohtsthätigkeit  pag.  15  ff. 
(U-Tlin  loci. 


—     203     — 

beim  leisesten  Stosse  wie  eine  ICnnabi  oder  Weinbeere,  daher 
der  Namo  Enriabijeh;  del*  Blutverlust  ist  ebenfalls  gering.  Die 
Kelbijeli,  hundartitrc,  uonat  man  die  Frauen  der  dritten  Kate- 
gorie, bei  deuoi)  dus  Hymen  dick,  fleischig,  resistent  und  der 
ßlatverlust  *iclm  Oeffnen  heftig;  ist.  Die  Defloration  der  FeDa- 
chinnen  g'eschif.iht,  wie  in  ein^m  anderen  Abschnitte  bereits  er- 
zählt wurde,  häufig"  nicht  durch  den  Bräutigam,  sondern  durch 
eine  l.»esonders  hierfür  angestellte  Person,  die  T^ulhine,  wei'Jie 
das  Hymea  inii  doiu  Finger  durchreisst.  Namentlich  die  Kel- 
b]J8h-l:''rHuen  dürfe])  nur  durch  die  BalJano  defloriert  werden. 

Süd.siavische  Heigenlieder,  die  sich  mit  der  Zeugung  be- 
.schäftigen,  behandeln  eifrig  die  Enge  und  Weite  der  Vulva  und 
die  Dimensionen  des  Penis.  In  Zabrgje  in  Bosnien  horte  Krauss 
ein  Reigonlied  aus  dem  Mundo  einer  junyyerhciratcten  Bäuerin, 
welche  ihre  eigene  Defloration  schilderte:  „Ais  ich  noch  eine 
Ziegenhirtin  war,  war  niciue  Pitschka  so  wie  die  kleinste  Münze. 
Kurze  Weile  danacli  verheiratete  ich  mich,  mau  bog  micl)  um 
wie  einen  Fiedtdbogen,  schob  in  mich  ein  Ding  wie  einen  Pflug- 
uagel  ein,  zog  es  heraus  Avie  ein  Pflugeisen." 

J,)cr  Südslave  erwartet  bei  den  Frauen,  di(?  er  begiilckeii 
soll,  eiue  enge  Vulva:  die  grosse,  weite  aber  bi  ihm  ein  Circuel. 
Ein  bosnisches  rvoigenlied  singt:  „Am  Bachrand  sitzt  ein  Mail- 
chen;  sie  misst  ihre  Piza,  ob  sie  tief  sei.  Eine  Elle  lang,  drei 
Elien  breit,  fasst  achtzig  Oka.'' 

Die  serbischen  Weiber  in  UgljeWk  besitzen  in  dieh-er  Bo- 
ziohuug  eiuen  gar  üblen  Kuf.  Ein  lieigculied  verspottet  sie; 
„Bir  iingeschlachten  Mädchen  von  I'gijevik,  wie  sind  euere  ge- 
waltigr-n  Pizen  beschaffen,  gleichwie  Uüsere  langgedehriten  Wiesen; 
die  Wiesen  sind  von  Furchen  durcawüblt,  so  siud  euer»!  i'i/vn 
durchgearbeitet."  Das  letzte  Wort  lautet  dabei  iui  Oriiriual  so 
onlinär  ais  möglich. 

Schon  Martial  klagte  in  seinen  Epigrammen  XI  71:  „Lydia 
ist  ?o  w^eit,  wie  das  Hinterted  eiu(^  bronzeijen  Pferd(^s;  wio  ein 
}..irer.  in  Kot  gefallener  Schuh;  wie  eiue  des  Betttuches  beraubte 
Matratze.  Man  sagt,  ich  hätte  Lydia  iu  einem  MeerwasserlDC- 
hälter  hergenommen;  ich  glaube  jedoch,  daas  ich  in  den  Behälter 
selbst  hineingearbeitet  habe." 

Ein  bosnischer  Pope,  den  seine  Frau  in  einem  Licde  als 
Sodoiuisten  beschimpft,  wirft  ihr  zur  Revanche  die  Geräumigkeit 


—     204     — 

ihres  Geschlechtsteiles  mit  folgenden  Worten  vor:  „Hinein  kann 
eine  Gans^  hinein  können  zwei  tüj'kiscbe  penes  und  vier  waia- 
chische  nnd  ein  Tannenholzbrett  und  eine  deutsche  Katze.  .  ," 

Eine  Variante  dieses  Liedes  besagt  indessen,  dass  den 
Sodojnisten  gerade  die  enge  Vulva  etwas  Unangenehmes  ist* 
„Der  Pope"  —  heisst  es  da  —  „sodomierte  die  Stute  und  hält 
sich  an  den  Mähnen  fest.  Die  Popin  schreit:  Was  ist  da«,  Un- 
glftcicsmensch?  —  Der  Pope  erwidert:  Schweig,  du  wütende 
Hure,  deine  Plza  ist-  eng,  die  der  Stute  aber  geräuBÜg  seit  ihrer 
Entstehung.*' 

Da  bei  den  Baüvan Völkern  die  Männer  hei  den  Frauen  eiae 
enge  Vulva  haben  wollen,  so  ist  es  dort  allgemein  üblich,  dass 
sich  die  Weiber  Alaun  in  die  Scheide  streuen,  uin  ihren  Ge- 
schlechtsteil, wenn  er  weit  ist,  künstlich  zasamnienzu ziehen. 

Die  gute  Poppäa,  Neros  späteste  Lebensgefährtin^  scheint 
an  einer  weiten  Vnlva.  labcrierl/  zu  haben,  was  nicht  verwunde?^ 
lieh,  da  Nero  ihr  fünfter  oder  sechster  Mann  war.  Als  „Ge- 
heimnis der  Poppäa"  ist  folgendes  Mittel  in  der  dislcretcn  sexu- 
ellen Litteratur  überliefert  worden:  „Uro  stet-s  als  Jungfrau  au 
erscheinen,  waschet  euere  Geschlechtsteile  mit  einem  Wasser, 
weiches  durch  alkoholisches  Benzoe  eine  milchige  Färbung  er- 
halten bat;  trocknet  daiyi  euere  verborgene  Gegend  nut  feinem 
Leinen  und  bestreut  sie  mit  Stärke." 

Als  ein  Mittel  jsur  Verengernug  der  Vulva  empifiehlt  Jus 
Kämasutram  der  Inder:  „Eine  Salbe  aus  den  Früchten  von  A.^ter- 
acantba  lougifolia",  solche  Salbe  zieht  selbst  die  gewaltigste 
Vulva,  die  der  sogenannten  „Elefantenkuh",  für  eine  ganze  Nacht 
zusammen.  Für  den  möglichen  Fall  aber,  dass  man  eiue  allzu 
enge  Vulva,  die  „Gazellen"~Vulvai  erweitern  wolle,  gehrauche 
man;  ,,WoIüriecheudes  Pulver  aus  den  WurzelkaoUeu  des  Nelum- 
bium  speciosum  und  des  blauen  Lotus,  sowie  ans  Terminaiia 
tomentosu,  mit  Honig  zu  einer  Salbe  verrieben." 

Jn  eine  kleine  liebliche  Vulva  verliebt  sich  selbst  die  Be- 
sitzerin. In  einem  bosui sehen  Liode  kommt  es  vor,  dass  ein 
Mädchen  bei  Betrachtung  ihrer  Vulva  ganz  entzückt  wird.  Das 
MUdchen  kJettert^o  einen  Nussbaum  hinan,  der  rechte  Fuss 
rutschte  ihr  aus,  ausrutschend  zeigte  sie  ihre  Piza,  und  rief  aus: 
„O  meine  Glucke,  wie  schön  ist  dein  Zuschnitt!" 

Wenn  bei  den  Frauea  das  Kleine  Freude  macht,  so  ist  om- 


—     205     — 

gekehrt  bei  den  Mäanera  die  Grösse  massgebend.  Die  Araber 
zeichnen  sich  durch  mächtige  Zeug^ungsgrlieder  aus.  Es  woi*de 
mir  erzählt,  dies  komme  teilweise  daher,  dass  sie  von  Kiodbeit 
auf  nach  dem  Urinieren  den  Penis  an  Steinen  oder  in  Sand 
zwecks  Eeinigung  von  nachfiiesscndem  Was«er  lange  und  fest, 
abreiben. 

'Bei  den  türkischen  Hochzeiten  grosser  Herrschaften  wird 
in)  Festzuge  der  Brant  ü'ib  sogenannte  Hochiieitspalme  als  Sinn- 
bild der  anfrecbt  ^tobenden  männiichen  Kraft  voraugetragen, 
Wie  ich  dies  oben  wiederholt  erwähnt  habe. 

Der  SüdsiaTe  rühmt  selbst  seinen  „Litraschweren",  und 
das  Mädchen  hört  es  gem.  „0  du  schlankhüftig  Mädchen"  — 
so  v/arnt  ein  bosnisches  Liod  —  „nähere  dich  dem  Barschen 
nicht,  er  hat  einen  Penis  von  einer  Oka  Gewicht,  dein© 
Piza  wird  nass  bleiben."  —  Sie  antwortet:  .^Sehvveig,  Bürsch- 
lein,  drohe  Dicht,  meine  Piza  kann  es  ertragen  am  Samstag 
vor  Palmsonntag  " 

Allerdings,  wenn  auch  eh]  grosser  Penis  willkommen  ist, 
die  aileioige  Hauptsache  ist  das  nicht.  .In  Bosoieii  singt  ein 
Lied:  „Man  fragte  ein  Mädchen,  welcher  Penis  der  beste  wäre? 
und  sie  autwortet«;:  Weder  hebe  ein  langer  das  ICnde  erreicht, 
noch  ein  dicker  ansgofülit,  sondern  nur  dex-  Häufispäprung  be- 
friedigt." Bei  den  moslemischen  Sl&ven  in  Bosnien  hoisst  es 
in  einejn  IJede:  „Nirgends  besitzt  er  eine  Hürde  ^cr  eine  üm- 
«äunirng,  möge  ihn  Gott  töten!  Doch  hat  er  einen  tüchtigen 
Penis,  so  helfe  ihm  Gott  aus  den  Nöten !^*  Der  kleine  Penis 
ist  ein  Gegenstand  des  Spottes  und  der  Verachtiuig.  Darum 
sagt  man  in  Serbien  von  ihm:  „ein  kleiner  Penis  ein  Kuckuck"; 
dieser  Vogel  ist,  wie  im  Kapitel  über  di«  Orakeitiere  erzählt 
wird,  das  Sinnbild  des  JÄmmers. 

Stolz  dagegen  mit  ein  bosuischer  Bursche  seiner  Nachbarin 
im  Heigen  zu:  „0  da  MEdcheo,  luagnus  mihi  penfs  est;  hnmi 
"•oti'ahitar."  In  eioem  anderen  Liode  bestellt  sich  das  Mädchen 
beim  Schmiede  Äthanasins  einen  Penis  nach  ihrem  Geschmack: 
„Wie  ein  Kühirohr,  weder  zu  lang  noch  za  dick,  an  seineia 
Ki)(\e  sei  da  Propfkeü,  dass  er  tüchtig  tu  fühlen  sei,  wenn  er 
ih  (Ho  Pi^i.  Qinvilinjft.*' 

U\  etfto'"  lmÄtil««'Oon  \M(!>  fragt  iru'f«  ein  MlUlchoh,  «b  es 
Hvhon  2u  Naötit  gt'»rr;A«cn  Ji»bfc.    Sie  öhi^rgii^t:  „Hado  nichts  aa 


—     206     — 

Nacht  g-egessen,  als  eip  Häuptlori  Krioblaiiclij  es  vrar  mir  sein' 
schLclit  zu  Mute  —  donec  ille  in  mc  iiitravit,  crass: ':  ?^:icat 
braccliium";  danu  war  ihr  wohl,  und  sie  fühlte  keinen  Hnngor 
mehr.  Die  Anfängerinnen  tarnen  magno  meinbro  perterrcntnr: 
,,0  Mutter,"  jammert  ein  junges  Blut,  „Quam  magnus  est  ruber 
penis  vicini."  Manchmal  scheinen  auch  schon  eifahreuer'^.  Mild- 
chen vor  gewaltigen  Zeugungsinstrumeiiten  Angst  zu  cmpfiuden. 
In  einem  allgemein  bei  den  Balkanvölkern  verbreiteten  Liod- 
cheii  sagt  das  Mädchen:  „Ich  gebe  nicht  her,  hast  einen  ge- 
waltij^cn  Penis."  Nachdem  aber  der  Werber  erklärt  hat:  ,,Gib 
her,  ich  werde  den  Penis  beschneiden"  —  da  ist  sie  damit 
durchaus  nicht  einverstanden  und  ruft:  „Beschneide  den  Penis 
nicht,  den  süssen  Bissen.'' 

Auch  im  Alten  Testament  wird  einige  Male  der  Wunsch 
der  Frau  nach  einem  grossen  Penis  kundgethan.  Prophet  Hesc* 
kiel  XXni  20  sagt:  „Und  Oholiba  ward  brünstig  nach  ihren 
Bulilen,  die  Glieder  hatten  wie  die  Esel  und  Samen erguss  wie 
die  Hengste."  Die  Hengste  werden  noch  an  anderen  Stellen 
mit  der  Geschlechtsliebe  in  Beziehung  gebracht;  so  in  Jereniia 
V  8:  „Wie  feiste  Bosse  schweiften  sie  umher,  geil  wiehern  sie 
ein  jeder  nach  des  Anderen  Weibe." 

Von  allen  Völkern  des  Orients  haben  zweifellos  die  Inder 
die  Geschlechtsliebe  zum  Gegenstande  der  eingehendsten  Stu- 
dien gemacht,  die  peinlichst  genaue  Einteilung  der  Männer  und 
Frauen  nach  den  Dimensionen  ihrer  Geschlechtsteile  festgestellt 
und  die  meisten  Arten   der  Ausübung  des  Coitus  beschrieben. 

Nach  dem  Kfimasutram  teilt  man  die  Männer  nach  der 
Dimension  ihres  Penis  in  drei  Gruppen  ein:  in  Hasen,  Stiere 
und  Hengste.  Ich  will  hier  darauf  zurückverweisen,  dass  auch 
die  Südslaven,  wie  im  lexikalischen  Intermezzo  nachzulesen  ist, 
Männer  mit  kleinen  Gliedern  als  Hasen  bezeichnen,  und  dass  die 
Bibel  die  Männer  mit  grossen  Gliedern,  wie  ich  kurz  zuvor  aus- 
geführt habe,  mit  Eseln  und  H(mgsten  in  Beziehung  bringt..  Die 
Frauen  teilt  das  Kämasutram  ebenfalls  in  drei  Klassen:  in 
Gazoilen,  Stuten  und  Elefanten.  Danach  gibt  es  zwischen 
Männern  und  Frauen  drei  gleiche  Vermischungen:  die  der  Hasen 
mit  den  Gazellen,  die  der  Stiere  mit  den  Stuten,  die  der  Hengste 
mit  den  Elefanten;  und  sechs  ungleiche  Vermischungen,  die 
zwiseheu  üec    nicht   miteinander    koiTespondierenden   Gruppen 


—     207     — 

stattfinden.  Von  dJcsen  Yormischungeii  nonnt  luaii  jene,  hoi 
welcher  Stior  und  (.»azelle  oder  Hciigst  und  Stute  zusamfjieii- 
komrae^,  einen  höheren  Genuas;  jene,  bei  welcher  ein  Hengst 
eine  Cirazelle  bei^at^tet,  <leu  höclistcn  Genuss,  denn  das  ist  die 
Vt i-einigan^c  '^'/s  gT<;os-jm  lY-iii.^  mit  u'or  kleinsten  Vulva.  Da- 
g'eg'cn  bereitet  die  Vcrciuij^ung  eines  Hasen  mit  einer  Stute  oder 
eines  Stieres  mit  eiaen  Eluiautouwoibchen  eiaen  minderen  Ge- 
nuss, die  Vereiijigmig  des  Hasen  mit  'ior  Elefaiiienkuh  gar  den 
allorniedrigsten  Geuuss 

Aehnlich  Idarsiüzicrt  das  Kamasutruui  Mann  und  Frau  nach 
dem  Grade  ihrer  Leidenschaft  als  schwache,  mittlere  und  starke. 
Endlich  giebt  es  aucc  drei  Klassen,  je  nach  der  Zeit,  in  welcher 
den  Männern  ip.id  rk-n  Frauen  der  Same  kommt.  Bei  dem  ersten 
(Viitus,  meint  das  Kaiuasutram,  ist  gewöhnlich  die  Leidenschaft 
des  Mannes  die  heftigere  und  die  Dau«jv  seiner  Thätigkdi.  kia-z; 
bei  den  Wiederhol  im  gen  des  Ooitus  wird  seine  Leiden^vhaft 
immer  kühler,  und  sein  Same  braucht  stets  längere  Zeit,  bis  er 
sich  ergiesst.    Bei   der  Frau   aber   ist  es   in   allem  umgekebri. 

Der  Koran  hat  den  Moslems  alio  Arten  des  ('oitus  gestattet. 
Es  heist  in  der  II.  Sure:  „Die  Wei'eer  :ind  euer  Acker;  kommt 
in  eueren  Acker,  auf  welche  Weise  ihr  wollt."  Nur  befiehlt  aa 
derselben  Stelle  der  Koran,  „die  Seeje  zuvor  zu  weihen,"  durch 
ein  gutes  Werk,  Aluiosen  und  Gebet.  Omer  Haleby  sagt  lu 
seinem  El  Ktab,  dem  Buche  der  liebcSj^ehcimnisse:  „Die  kräftige 
und  gesunde  Jungfiau  ist  jener  n-uchtbare  Acker,  der  euch 
hundertfach  die  Freuden  und  '^fVnnkenheiteu  wiedcrgiebt,  deren 
Samen  man  ihm  •an\  eitraut."  Aber  die  Jungfrau  ist  auch  eine 
Quelle  der  Verdriesslichkeiton  für  den,  "welcher  sie  nicht  mit 
Klugheit  und  Sauftheit  zu  befTuchien  weiss  und  die  Blume  rauh 
und  roh  zerstört. 

Deshalb  empfiehlt  der  türkische  Liebesphysiologe  ebenso 
wie  der  indische  ein  zartes  "Vorgehen,  namentlich  bei  der  De- 
floration und  gegenüber  allen  Frauen,  welche  die  Liebe  noch 
weuig  genossen  haben. 

„Versuche  nichV,  warnt  er  die  allzu  Stürmischen,  „den 
Widerstand  des  geschlosseneu  Blumenkelches  durch  einen  hef- 
tigen Stoss  zu  zerreissen.  Vorstehe,  deine  Kühnheit  zu  zähmen. 
Und  wenn  die  Natur  dich  zu  stark  gebaut  hat.,  so  zögere  nicht, 
das  Ende  deines  Werkes   der  Entblätterung  auf  den  nächsten 


—     208     — 

und  gelbst  auf  den  fibemächsten  Tag  zu  verschieben.  Vergfcsset 
nlcbt,  0  Mejiscben,  dass  aus  dmr  heftigen  Handlung  für  die 
zarte  Blume  scliwere  Veiletsangen  entstehen  können,  und  daas 
solche  ünordnnng-en  d^nrcli  Depkzierung  der  Gebännutter  nach 
rechts  oder  links  aen'its^  Krankbeite«  der  Fraa  und  sogar  ihre 
Uofracbtbarkeit  im  Gefolge  haben  können,  Gebfanchet  dabo* 
die  Jungfrau,  die  Gott  eiich  anvertrantf  mit  Mässlgong;  kultiviert 
eueren  Acker  als  Kenschen,  die  auf  Douerhaftigkeifc  und  nicht 
auf  ephemere  Schnellig-keit  sinnen." 

Bei  den  Südslaven  „l'egt  im  Falle  des  grewöhnüchen  Ge- 
nusses das  Weib  stets  linkerhand  vom  Manne,  damit  er  sich 
bequem  auf  den  linken  Arm  stützen  kann,  wenn  er  sich  auf 
die  Frau  bäuchlings  legt."  In  einem  bnlgurischen  Liede  bittet 
eine  Frau  den  Mann,  sich  ,,zm'  Abwechselung*  einmal  rechts 
legen  zu  dürfen,  weil  ihr  die  linke  Seite  schon  weh  tbne " 

Ein  bosnisches  Lied  besingt  den  coit^u?  iß  greniio  in  folgen- 
der  Weise:  „Die Schwägerin  setzt  sich  dein  Schwager  supra  ova. 
Der  schreit:  Abi,  siulta;  testiculo8  mihi  frangis."  Die  Frau  setst 
sich  dabei  ritsklinga  &\it  den  sitzenden  Mann  Diese  Art  heisst 
in  Bosnien:  püivo  sije,  sie  siebt  Mehl.  Sie  gut  vielfach  als 
schimpflich  fü.r  die  Frau.  -  Em  bosnischer  Bursche  empfiehlt 
in  einem  anderen  Beigenliede  dem  Mädchen,  „eine  Unterlage 
zu  nehmen",  um  ihre  Leibesmitte  zu  erhöhen. 

Eine  spezielle  Art  ist  ier  srpski  jeb,  der  serbische  Coitus; 
in  einem  Liede  wird  er  auch  umschrieben  mit  den  Worten  i 
Die  Frauen  würgen.  Kiaass  beschrieb  diese  Manier  in  seinem 
Buche  ober  die  „Zeugung:-'  I  220:  Der  Mann  erfasst  von  vom 
das  Frauenzimmer  unten  an  den  Fussgolonkeu,  bringt  es  rück- 
lings 'iVL  Fall,  so  dass  sich  die  Umffeworfeue  mit  den  Händen 
am  Boden  festhalten  muss,  um  nicht  das  Genick  zu  brechen. 
Deiode  pedes  feminao  »^icut  forcam  in  hnmoris  suis  ponit,  h^Ut 
«ie  mit  der  vollen  Kraft  seiner  Arme  lest  und  stßsst  nieder* 
Jlnle<>nd  sein  Glied  in  sie  hinein,  wobei  er  sich  iii)f(<»zw'.«Dgen 
ifni  **o\ncT  Schwere  auf  sie  wirft,  unbeküuniicrt  um  ihr  Acchzen 
uikI  Stnhncn  .  .  . 

Krauss  meint,  man  müsse  bedenken,  «Iohm  ilie  Elien  frühtr 
IrttHMAUchlicQ  auf  Frnuenrauh  beruhten  und  dass  der  Uäubor 
Mni  (Uwin  thatsÄchlich  zum  Gatten  der  Geraubten  geworden  war» 


—     209     — 

wenn  er  sie  b€galtet  hatte.  Er  njusste  deshalb  allem  zuvor 
trachteii,  S6ino  Beute  diircli  eigene  Kraft  und  gegen  ifcxoji 
Willen  xvL  vergewaltigen,  oline  sie  halbtot  zu  scfclageia  oder 
sonstwie  zo  betäuben.  Auf  die  ^serbische  Art"  aber  War  deui 
Frauenzimmer  am  leichtesten  beizukoBimen,  wenn  es  sich 
wöJgerte,  dem  Manne  zu  Willen  zu  sein.  Aussoi-dem  mag  e» 
auch  sein^  dass  der  Mann  diese  Art,  der  Frau  voiu  ersten  Mo» 
mente  ab  sein  Uebergewicht  im  vollen  »Sinne  des  Wortes  ^  be- 
wdsen,  als  die  des  Oebieterö  vorzugsweise  wüi^iSige  foeit  achtete 
nnd  später  beibehielt.    Jetat  ist  sie  durch  den  Brauch  gefesti^:. 

Die  Helden  ä&r  Gaslarenlieder  gehen  nur  auf  diese  Weise 
vöy,  we^nn  sie  ihre  gei'aubtfeD  Brüute  Ixjgatten ;  ujid  eke  ständige 
Wendung  in  <öeae»  Liedern  lautet:  „Er  hebt  ihr  die  Fösse 
ge$eti  die  Zimmerdecke  und  magno  pene  intex  förnor»  Uli  pungit.*' 
Andere  Steilen,  der  Guslaretiliedor  erzählen  den  Fall  verbiümi: 
„Sie  spielten  miteinandei"  %lele  alierJei  Art,  zumeist  das  Spiel 
Enickdenhals.*' 

Eine  Variation  des  srpaki  jeb  ist  d^'ese:  Vir  pedos  feininae 
tettens  iliana  prae  se  &«e^teln  inter  coitum  prac  se  movnt  la 
einem  Liede  heisst  dlea:  „Dei)  griechischen  Wagen  oder  Schieb- 
karren ffiachen." 

Die  ,^bnlgarische  Art"  ist  die  gleiche  wie  die  serl:/l8che. 
Doch,  giefot  es  noch  eine  speziell  bulgarische:  Mann  und  Weib 
hockeaj  beide  dabei ;  yCfiese  Art  kann  anch  zu  Rosse  reifcend  aus- 
geführt Worden." 

Ich  hÄbe  von  eiw?r  äfenMcJien.  i,amb!schen  Art"  gehört.  Um 
Araber  sind  im  ganzen  Orient,  ebenso  wie  die  Armenier,  be- 
rühmt wegen  ihrer  ungeheuren  Zei^nng^lieder,  die  ee  ihneji 
ermöglichen  .sollen,  auf  dem  Boden  sitzend  eine  vor  ihten  rückr 
Irngs  sitzende  Frau  zu  coitieren-  —  Die  „dalmatinische  Art', 
oitöh  ,jitalienlsGho"  genannt,  geschieht  nach  Art  der  Hunde. 

Verpönt  ist  der  „hrvacki  jeb",  der  chrowotische  Coitu«,  bei 
den  Bttlkanvö-lkemj  da  der  Mann  nach  einem  solchen  Akte  ganz 
zewchlagen  ist:  Abiectis  vestimefitis  vir  in  cubili  supiöiv^  pro- 
cnmbit,  femina  tötum  illius  corpus  lingna  IcMaibit,  doaee  insanire 
coepit.  Qoae  postquam  hunc  in  modtun  virum  iaflammavit, 
8ttpra  euni  consedit  introductnque  pene  in  vaginam  eiunjbus 
agitot 

StATOj  ilt^iz'M,  Aberglattbe  u.  <3^«st^l6chtBleb«a  in  der  Türkei.  II.  i^ 


42.  Päderastie  und  Sodomie. 


Riiabealiebhaberei  bei  den  Griechen  uud  Eömern.  —  In  1001  Nacht.  -  Im 
Alten  Testament.  —  Im  Koran.  -  Abdul  Wahib  gegen  die  Unzucht,  -r- 
Knabenliebhaberei  in  der  osmanischea  Geschichte.  —  Am  Hofe  Sultan  Ba- 
jfcsidö.  —  Am  Hofe  des  Eroberers  Mohammed  11  —  Christenknaben  Opfer 
der  Unzucht.  —  Pagen  der  Sultane.  —  Vom  Geliebten  des  Sultans  zum 
Grosswesir.  —  Ein  Oberstlandrichter  als  Knabeuschänder.  —  Murad  IT. 
und  sein  geliebter  Page  Musa.  —  Knabenschändung  in  den  Bädern.  —  Mos- 
lemische Ansichten  über  Päderastie.  —  Bosnische  Lieder.  —  Das  Laster  in 
Konstaatinopel.  —  Lotterbuben  in  den  Kaffeehäui?ern.  —  Knabcnliebhaberpi 
in  ChorSSan  und  in  Albanien.  —  Unzucht  mit  Tieren.  —  Biblische  Ver- 
ur*;eilungen.  —  Alt-Aegyptisohes.  —  Modern-Aegyp  tische».  —  Ethnographische 
Parallelen  aus  Russland  und  Sizilien.  —  In  Bosnien.  —  Bosnische  Sodo- 
mistenlieder.  —  Osmanische  Aerzte  gestatten  Unzucht  mit  Tieren.  — 
Parallele  aus  Algier  und   aus  den  ßalkanländern.   —   Eine  Reiseerinnerung 

aus  Alexandrien. 

Das  I^aster  der  Pinabenliebhabcrei  war  wohl  nirgends  so 
stark  verbreitet  als  bei  den  alten  Griechen  und  Römern.  Catullus 
und  Tibullas  besangen  ihre  geliebten  Knaben  mit  einer  Innig-keit. 
die  nur  je  ein  Dichter  austli-iickte,  um  sein  geliebtes  Mädchen 
zu  feiern.  Nach  Catullus  war  die  Päderastie  zu  seiner  Zeit  faat 
allgemein  in  Rom  und  namentlich  in  der  A.rmee.  Xenophon 
erzählt,  dass  man  zwar  den  Söldlingen  das  Mitführen  von  Sklaven 
und  Beute,  als  don  Marsch  erschwerend,  verbot,  aber  man  konnte 
nicht  umhin,  einen  Knaben  für  .jeden  Soldaten  zu  {gestatten. 
Der  Ursprung  des  Lasters  ist  zweifellos  im  Orient  zu  suchen. 
Das  Ori}iinal  der  Erzöhlunpfen  der  lOOl  Nacht  ist  on  Sammel- 
surium von  päderastischcn  und  sodomitischen  Uebimjren. 

Im  Alten  Testament,  im  '6.  Buche  Moses  X^  1.3,  werden 
strengste  btrafeu  angedroht:  „wenn  jemand  bei  einem  Manne 
liegt,  wie  man  beim  Weibe  liegt.    Beide  haben  eine  Greuel that 


—     211     — 

verübt,  mit  aeia  Toae  soUen  «ie  bestraft  werden".  Derartl<>;e 
Unzucht  war  nicht  auf  ^vereinzelte  Fälle  »lescliränkt,  souaern  in 
ganzen  Gegenden  epidemisch.  Im  ersten  Ruche  Moses  XIX  4 
wird  berichtet,  dass  zwei  Engel  bei  Lot  in  Sodom  einkehrten: 
„Noch  hatten  die  Engel  sich  nicht  schlafen  gelegt,  da  umringten 
die  Männer  von  Sodom,  Jung  und  Alt,  das  Haus,  die  ganze 
Bevölkerung  von  allen  Enden.  Die  riefen  Lot  und  sprachen  zu 
iiiin:  „Wo  sind  die  Männer,  die  heute  Abend  zu  dir  gekommün 
sind?  bringe  sie  heraus  zu  uns,  damit  wir  ihnen  beiwohnen!" 
Vergebens  ermahnte  sie  Lot,  von  ihrem  Vorhaben  abzustehen; 
vergebens  erbot  er  sich,  der  Horde  seine  beiden  jungfräulichen 
T'ichter  preiszugeben.  Die  Strafe,  die  wegen  dieses  Verbrechens 
über  Sodom  verhängt  wurde,  hat  doch  nicht  verhindert,  dass 
sich  das  Laster  durch  alle  Zeiten  und  mehr  oder  minder  bei 
alieii  V'üikern  erhalten  hat.  Es  wird  auch  im  Neuen  Testament 
erwähnt,  „dass  Männer  den  natürlichen  Braucb  des  Weibes  ver- 
Uossen  und  an  einander  erhitzt,  in  ihren  Lüsten,  Mann  mit  Mann, 
Schande  getrieben."  Und  übereinstimmend  mit  der  Bibel  ver- 
weist der  Koran  an  vielen  verschiedenen  Stollen  immer  wieder 
warnend  auf  das  Schicksal  Sodoms:  So  berichtet  die  VIT  Sure 
?u — 81 :  „Erinnert  euch  auch  des  Lot.  Ais  dieser  zu  seinem 
Vcilke  sagte:  Wollt  ihr  denn  solche  Schandthaten  begehen,  wo- 
von ihr  nicht  bei  irgend  einem  Geschöpfe  ein  Beispiel  findet? 
Wollt  ihr  denn  in  lüsterner  Begierde,  mit  Hintansetzung  der 
Frauen,  zu  den  Männern  kommen?  Wahrlich,  ihr  seid  zügellose 
Menschen  ....  Und  wir  Hessen  einen  Stein-  und  Schwefel- 
regen über  sie  kommen.  Siehe,  so  war  das  Ende  der  Frevler." 
XI  72 — 84:  „Als  unsere  Boten  nun  zu  Lot  kamen,  da  ward 
es  ihm  um  ihretwegen  bange,  und  er  fühlte  sich  zu  schwach, 
sie  vru  beschützen  (vor  den  sündhaften  Absichten  seiner  Mit- 
bürger), und  er  .^agte:  „Das  ist  ein  schlimmer  Tag!"  Da  kam 
sein  Volk,  welches  von  früher  gewohnt  war,  Böses  zu  thun, 
auf  ihn  herangestüi-mt.  Er  aber  sap-te:  „0  mein  Volk,  hier  sind 
meine  Töchter,  welche  sich  m«?hr  für  euch  ziemen,  und  macht 
mir  keine  Schande,  indem  ihr  meine  Gäste  beleidigt.  I;^  .'enn 
kein  rechtlicher  Mann  unter  euch?"  Sie  aber  antworteten.  ,,,Du 
wejsst  ja,  dass  wir  kein  Recht  an  deinen  Töchtern  haben  wollen, 
und  weJsst  auch  recht  gut,  was  wir  eigentlich  wünschen"  .  .  . 
XV  57 — 81:    „Da  kamen   die   Stadtleute  zu  Lot,   von  Wollust 


—     212     — 

tranken.  Er  aber  sagte  zu  ihnen:  „Üie^e  Leute  sind  meine 
Gäste,  darum  beschämt  mich  nicht,  sondern  f^irchtet  Gott  und 
machet  mir  keine  Schande."  —  Sie  aber  antworteten:  „Haben 
wir  dir  nicht  verboten,  fremde  Leute  aufzunehmen?"  Er  aber 
antwortete:  „Hier  habt  ihr  meine  Töchter,  wenn  ihr  dar(^hatts 
Böses  thun  wollt."  —  So  wahr  du  "lebst,  Mohammed,  die  Leute 
beharrten  in  ihrem  Woilustraosche;  darum  erfasste  sie  mit 
Sonnenaufgang  der  Sturm,  und  wir  kehrten  die  Stadt  um,  von 
Unterst  zu  obcrsl;,  und  wir  Hessen  Backsteine  auf  sie  herab- 
regnen. Hierin,  in  dieser  gerechten  Bestrafung,  sind  deutliche 
Zeichen  für  nachdenkende  und  gläubige  Menschen  .  ,  .  ." 
XXVI:  „Ihr  Bruder  Lot  saf.'te  zu  ihnen:  .  .  .  Wollt  ihr  nun 
wobl  zu  den  männlichen  Geschöpfen  kommen  und  euere  Frauen, 
die  euer  Herr  fiXr  euch  geschaffen,  verlassen?  Aber  ihr  seid 
frevelhafte  Menschen  ...  ich  verabscheue  ihre  Handlungen  . . . 
0  Herr,  en-etie  mich  von  den  Schandthaiun,  welche  sie  ausüben." 
XXVII  65 — 59:  „Erinnere  dich  auch  des  Lot.  Dieser  sagt^e 
zu  seinem  Volke:  „Begeht  ihr  nicht  Schandthaten,  deren  Schänd- 
lichkeit ihr  selbst  einseht?  Wollt  ihr  wohl  ausser  zu  den  Frauen 
auch  wollusttrunken  zu  den  Männern  kommen?  Wahllich,  ihr 
seid  nnwisseude  Menschen.*' 

Nach  dem  Beispiel  der  Bibel  bedroht  aucii  der  Koran  das 
Laster  mit  Strafe  in  der  Sure  IV  20:  „Wenn  zwei  Männer  unter 
sich  durch  Unzucht  sich  vergehen,  so  strafet  sie  beide."  Aber  wie 
schwer  die  Strafe  sein  seil,  wird  nicht  gesagt.  Ja,  es  wird 
ausdrücklich  in  gewissen  Fällen  Straflosigkeit  zugesicheii;.  Und 
diese  Fälle  sind:  blosse  Heue!  .  .  .  „Wenn  sie  aber  bereuen  und 
sich  bessern,  so  lasset  ab  von  ihnen,  denn  Allah  ist  versöhnend 
und  barmherzig!"  .  .  . 

Die  Lehre  Abdul wahibE  dagegen  eifert  furchtbar  gegen 
diese  unnatürliche  Lust,  die  bei  den  Türken  allzu  häufig  ist. 
Fast  alle  Sultane  werden  dieses  Lasters  beschuldigt,  das  nament- 
lich seit  den  Zelten  Bajesids  im  Osmanenreiche  grassiert.  Baje- 
ßid  —  sagt  Hammer  —  von  den  Fittichen  des  Sieges  und  der 
Eroberung  emporgetragen,  fing  an,  sein  Reich  und  sich  selbst 
zu  vernachlässigen,  indem  er,  der  erste  der  osmanischen  Fürsten, 
wider  die  Satzung  des  Islams  Wein  trank  und  dem  Luxus  und 
den  widernatürlichen  Ausschweifungen  seines  Wesirs  Ali-Pascha 
gleichgültig  zttSfth. 


Soltan  Mohammed,  der  Erol>erer  Koiistantinopels,  war  eJn 
berüchtigter  KiiabecUebhaber.  Am  Ta^o  nach  der  Einnahme 
von  Byzaoz  veranstaltcto  er  im  kaiaerlichcii  Palast  ein  testliches 
Mahl  uud  ergab  sich  umnässig  rlem  Weine.  Halbtmnken  befahl 
er  dem  Obersten  -  Vcrachnitteuen ,  Lbm  den  ■vici'T^ehn jährigen 
jün},^eren  Sohn  des  Notaras,  dos  letzten  Grossherzo;?s  des  byzan- 
tiuischen  Reichs,  dessen  Schönheit  ihn  eDtzündot  hatte,  zu. 
bringen.  Der  Vater,  eijtsetzt  über  des  Tyrannen  Botschaft,  ant- 
wortete, dass  er  seinen  Sohn  nie  freiwillig  sdiändüchsr  I^-nat 
überliefen!  werde,  lieber  möge  der  Saltai;  den  Henker  schicken 
Der  Verschnittene  kehrte  mit  dieser  Antwort  znrtick,  und  Mo- 
hammed sandte  den  Henker  um  Notaras  mid  fceiiie  ganze  Familie. 
Notaras  folgte  ihm  mit  seinen  Söhnen  und  mit  Cantacozen.  Der 
Henker  Hess  sie  an  der  Schwelle  stehen,  und  schleppte  den 
Jüngling  als  Opfer  sultanischcr  Lust  fort,  den  Anderen  bracbte 
er  das  Todesurteil. 

Notaras,  der  sich  bei.  der  Einnahme  Konstantinopels  durch 
die  Osmaneu  durchaus  nicht  rühmlich  benommen  hstte,  fand  iu 
diesem  Augenblick  die  verlorene  Würde  der  Seele  und  des  Geistes 
wieder,  ermahnte  seine  Söhne,  als  Christen  zu  sterben,  und 
endete  seine  Re«le  mit  den  Worten:  „Gerecht  bist  du,  o  Herr!'* 
Die  Söhne  wurden  vor  des  Vaters  Augen  enthauptet ;  Notaras  bat 
den  Henker,  ihm  nur  wenige  Augenblicke  zum  Gebet  zu  lassen, 
das  er  in  der  nahe  gelegenen  Kapelle  verrichtete,  worauf  auch 
er  enthauptet  ward  und  auf  die  noch  zuckenden  Leichname 
seiner  Söhne  fiel.  Die  Körper  wui-den  nackt  und  unbegraben 
weggeworfen.  Die  Köpfe  wurden  dem  Tyrannen,  der  niclit  nur 
nach  Wein,  sondern  auch  nach  Blut  dürstete,  zum  Mahle  unter 
die  Becher  gebracht,  wie  sich  Marius  den  Kopf  des  Konsuls 
Antonius  hatte  zam  MaJile  bringen  lassen.  Mohammeds  natürliche 
Grausamkeit  wurde  noch  dnrch  einen  Fremden  entflammt  dessen 
Tochter  der  Ty^'ann  rasend  liebt«,  und  deren  Vater  zu  Gefallen 
er  die  Him^ichtung  aller  Griechen,  denen  er  Tags  vorher  das 
Leben  geschenkt  hatte,  befahl. 

Zur  Befriedigung  schändlicher  Lust  lockte  die  Oamanen  die 
Menge  chiistlicher  Knaben,  die  nun  nicht  mehr  blos,  wie  bisher, 
zu  Rekruten  der  Janitscharen,  zu  „Adschemoghlau",  sonlern 
deren  durch  schöne  Gestalt  und  Geist  Ausgezeichnetste  als 
„Pagen",  als  „Itschoghljin'*,   zum  innersten  Dienste   dev?  Hofes 


—     214     — 

gebraucht,  und  von  mm  an  aas  dieser  Laufbahn  zum  Besitze 
einträglicher  Lehen  und  der  ersten  Aeniter  des  Heeres  und  des 
Staates  befördert  wurden.  So  schlicli  sich  die  widernatürlichste 
Sittenverderbnis  des  Morgenlandes,  deren  erste  Einfühnm^ 
schon  in  der  ältesten  Zeit  die  Crriecben  den  Persern,  die  Perser 
den  Griechen  schuldgaben,  in  das  osmanische  Eeich  ein;  sie 
wucherte  nicht  nur  durch  das  Beispiel  von  Sultanen  und  "We- 
siren, sondern  auch  durch  das  von  Gesetzgelehrten,  vorzüglich 
vom  Stande  der  liichter,  so  ausgelassen  fort,  dass  sie  zum  aus- 
gezeichneten Liebiiugslaster  des  Hofes,  des  Heeres  und  des 
Volkes,  dass  sie  zum  wirksamsten  Mittel  der  Beförderung  zu 
Ehren  und  Reichtum,  und  nicht  selten  zum  triftigen  Grunde 
eines  Christenkrieges  ward,  dessen  Beute  die  verdünntcu  Reihen 
der  Rekruten  uud  ,,Pagen"  mit  neuem  Anwuchs  von  Macht  und 
Lust  zu  füllen  verhiess.  Wiewohl  das  Gesetz  des  Islams  nie 
zur  Duldung  solcher  Schändlichkeit  verdreht  werden  konnte, 
indem  es  sie  als  widernatürlich  verdammt,  so  sprach  ihm  doch 
von  jeher  im  türkischen  Reiche  die  verderbte  Sitte  offen  Hohn. 

Wenn,  wie  sich  aus  Herodots  und  anderer  Geschicht- 
Bchroiber  Zeugnis  wohl  nicht  bezweifeln  lässt,  die  schändliche 
Sitte  der  Knabenliebe  ui'sprünglich  eine  persische,  oder  eigeut- 
lich  eine  medische  ist,  welche  mit  dem  Luxus  der  Eunuchen 
innigst  verbunden,  mit  ihm  und  mit  den  langen  medischen  Ge- 
wändern zugleich  die  Perser  verweichlichte :  so  haben  die  Tüi'kcn 
doch  einen  anderen,  männlicheren,  staatsnützlicheren  Weg  ein- 
geschlagen, indem  sie  jene  uralte  medische  Verbindung  der  Ein- 
öden- und  Eunuchenschaft  aufgehoben,  und  diese  beiden,  vom 
persischen  Hofluxus  ursprünglich  vereinten  Systeme  jedes  be- 
sonders, das  eine  blos  zum  Dienste  des  Harems,  das  andere  zum 
Dienste  des  Staates  organisiert,  jedes  für  sich  fortgeführt  haben. 
Meder  und  Perser  verschnitten  die  schönsten  Knaben  nicht  nur  zu 
widern atüi-Iichen  Wächtern  des  Harems,  sondern  auch  zu  Werk- 
zeugen widernatürlicher  Lust,  und  versündigten  sich  doppelt 
gegen  die  Natur,  an  der  Freiheit  des  Weibes  und  an  der  Würde 
des  Mannes. 

Die  alten  Griechen  läutorten  das  Widernatürliche  in  der  the- 
banischen  Schar  der  Liebenden  und  in  der  mazedonischen  Schar 
der  Unsterblichen  zum  höheren  uud  reineren  Bunde  der  Jünglinge 
für  Freiheit  und  Vaterland;   die  Türken  ahmten  die  letztere  Ein- 


—     215     — 

richtung  durch  die  der  Janitscharenknabeii  und  Pagen  herab- 
würdig^enduacb;  aber  mit  wenigen  Ausnahmen  bli^^ben  dieselben 
nnenrmanTit,  und  die  Horden  der  weissen  Verscnnittenen  ^vllrden 
meistens  mn  aus  genrßrischen  und  cirkassiachen  Sklaven  und 
fticlit  aus  curopäisnoün  ergänzt 

Griechisf  be,  serbische,  bulgarische,  ungarisrbf  Fnaben  wurden 
nicht  als  Eunuehen  verschnitten,  sondern  nu'-  als  Moslems  be- 
schnitten, in  den  Uebungen  der  Waffen  unterrichtet;  imd  nach- 
dem sie  der  Lust  ihrei  Horron  und  Meister  getröhnt,  stand 
Iboen  der  Weg  zu  den  eröten  Stelieu  dee  Staates  und  des  Heeres 
durch  Gunst  und  Geschicklichkeit  offen.  Aus  diesen  Pflanz- 
schulen gingen  die  grössten  Männer  des  osmanischen  ßeiches 
hervor.  Der  zum  Gross wesir  und  Schwiegersohn  des  Sultans 
Suleiman  aufgestiegene  Rüstern  war  ein  ehemaliger  Zögling  der 
Pagenkammer  des  Sscral  und  gewann  Suleim-ans  Gunst  als  Werk- 
zeug seiner  Lust.     Rastern  war  ein  geborener  Ki"oate. 

Die  Sittenverderbnis  der  Ulema  imd  Richter  war  allezeit 
noch  ärger  als  die  der  Sultane,  Paschas  und  Wesire.  Als  das 
„grö.sste  Aoi'gernis  des  Gesetzes"  ^ilt  in  der  osmanischen  Ge- 
c-ichichte  der  Oberstiaa drichter  Tschiwisade,  „viel  berüchtigt  durch 
seine  Unwissenheit  und  Knabenschänderei."  Dem  Silihdar  Jusuf 
Pascha,  dem  „siegreichen  Mehrer  des  Seiches'*  und  Eroberer 
Aegyptens,  wagte  einmal  der  Grosswesir,  sein  Gegner,  in  hoch- 
mütigem, unanständigem  Tone  die  Worte  zuzurufen:  „Hör  einmal 
auf,  junger  Mann  zu  sein!'*,  eine  unanständige  Anspielung  auf 
des  Feldherrn  einstiges  Verhältnis  zum  Sultan,  aber  ebenso  un- 
schi'*Mch  als  unanständig  in  dem  Munde  eines  Grosswesirs,  der 
wahrscheinlich  auf  gleiche  Weise  zu  Ansehen  und  Macht  gelangt 
war.  Den  Grosswesir  traf  übrigens  für  seine  unbedachte 
Aeusseruug  gebührende  Strafe.  Als  er  nach  diesem.  Auftritte 
sich  im  Diwan  eher  wie  gewöhnlich  zur  Tafel  setzen  wollte, 
kam  der  Oberkünimerer,  ihm  das  Reichssiegel  abzufordern. 

Unter  Sultan  Murad  IV.  begehrten  die  Truppen  während 
eines  Aufruhrs  den  Kopf  des  Vertrauten  Musa,  ües  vom  Sultan 
persönlich  geliebtesten  Jünglings.  Der  Sultan  übergab  den  be- 
drohten Jüngling  zwei  hohen  Beamten  in  Obhut;  die  aber  — 
Redscheb  und  Dscbanbuladsade  Mustafa  Pascha  —  lieferten 
Musa  den  Em})örern  aus.  Als  der  Sultan  Redschebs  schändlichen 
Anteil  an  seines  geliebten  Jünglings  Musa  Tode  erfahren  hatte, 


^    2id    — 

»ahm  or  für  dieses  „Verbrochtai  beleidigter  Majestät'* ' fttrchter- 
liehe  Rache  aii  Redscheb,  seinem  Schwager  uiid  Gjnosswesir. 
Don  I'schaßbuladsade  traf  die  Strafe  für  den  Frevel  erst  spS^-^r. 
Der  SiiitciD  nahüi  einen  j^erinii-en  Anlass  wahr,  obs  det>  Belehl 
zu  seiner  Hinrichtung  zu  erteilen,  l^ta  der  vielen  im  Felde 
geleisteten  Dienste,  trotz  der  Hand  der  Snitanin  Aische,  welche 
Dschaabuladsadc  geheiratet  hatte,  konnte  üim  Mnrad's  imer- 
gritßdliche,  unversöhnliche  Rache  nicht  verzeihen,  äma  er  mit 
d&m  Grosswesir  Redscheb  Tormahs  für  des  Gtinstüags  Mosa 
Leben  ^i  gesagt  niid  denselben  dennoch  der  Wut  der  Auf- 
lübrer  {»reisgegeben  hatte. 

De*  Gfos-swesir  Süihdar  Mchaniüiedpsscha  war  in  seliiür 
Jißgeüd  Page  in-  iSsera;  und  T.iebiiug  des  Sultans  gewesen^  ab 
solcher  %&m  Trag  er  des  Tischluches,  des  Steigbügele,  deg  Mantel- 
sackes, des  Schwertes  aufgestiegon,  baUl  nach  der  Thronbest^^;ang 
Sultan  Musiafas  mit  der  Hand  der  Sultan  in  Aische  ansge* 
zeichnet  worden  nnd,  nachdem  er  die  Bahn  der  Wesire  dnwh- 
laufen  hatte,  zur  obersten  Würde  de.^  Reiches  vorgorückt  Aber 
»eme  eigene  Vergangenheit  vergessend,  eriiess  er  1771  im  Donaa- 
feld^ng,  uffi  l»csserc  Zucht  he'-zustellen ,  strenges  Gelmt,  alle 
Lotterbuben  aas  dem  Lager  zn  entfomeii  Da  l>egab  sich  im 
öffentlichen  Diwan  folgender  Anftritt,  welchen  der  Reichs- 
gi;scMcht3Chreiber  unter  dem  Titel:  „Selt.sauie  Erztlhlung"  attf- 
genommen«  Lat  und  die  im  Munde  eine?  Rdchs^fschichtsehreibers 
filrwöhr  als  eii\  seltsamer  Beleg  herrschender  Slttenverdärbnis 
und  gänzlichen  Mangels  an  Zucht  erscheinen  muss.  Der  Grosä- 
wesir  strafte  den  General  der  Zeng.schmi?de,  Gurd  Aga,  mit 
harten  Worten  ob  üebertretnng  obigen  Gebotes;  da  nahm  der 
BittschriftDioister  Munib  Efendi  dat^  Wort:  „Was  heisst  das? 
Wenn  der  I'adlschah  Juwelen  zu  tragen  streng  vorbietet,  er- 
lauben sich  die  Minister  nnd  Grossen  doch,  kleine,  mit  Steinen 
beäctxte  Messer,  die  nicht  ins  Auge  fallen;  und  mau  lässt  ihnen 
fli»i8,  ohne  davon  Kenntnis  äu  nehmen,  hingehen.  Wer  wird 
mii's  wehren,  einem  ikieinen  Knaben  vou  acht  Jahren,  der  mii' 
Zuwachs  von  Lebensfrist  schenkt  und  als  Gesundheits-Amulet 
dttsiüty  al£  .^inem  Sßeleukinde  einen  Bund  um  den  Kopf  zu  winden, 
nud  ibii  in  meinen  Diensten  zu  behalte'»,  statt  ihn  hiuauszustossen, 
audoren  tum  Opfer  der  Lust?"  Alle  schwiegen,  set^t  der  Ge- 
gcJuchtschreiher  hinzu,    niemand   widerlegte  dem  angesehenen 


—     JJ17      -- 

Untei'staatssekretär,   und  die  ihm  Gleichgesinnten  freuten  sich 
heimlich.  — 

Fast  im  ganzen  Orient  sind  die  MaHSOure  in  den  Bädera 
Jtin^Unge,  die  aicli  selbst  ftlr  Päderastie  iinMetcn,  und  niomals 
vergcbcoH.  Zwar  sagt  das  moslemische  Gesetz:  „Wenn  der  Mann 
Päderastie  tieibt,  dar!  die  Fran  die  iScheidung  zu  ihren  Gunstei; 
verlangen",  aber  es  gibt  kein  Beispiel  solcher  Scheidung, 

Der  Türke  Omer  Haleby  verdammt  gioichfaJla  die  Päderastie 
und  erklärt:  „Wenn  schon  die  Onanie  verpönt  ist,  um  wieviel 
mehr  ist  es  der  €oitnä  in  anum,  sei  es  mit  einem  Manne,  mit 
einer  Frau,  mit  eineni  Eunuchen  oder  einem  Tiere.  Wenn  man 
euch  sagt:  Alles,  was  4ie  Sinne  hefiiedigen  kann,  ist  erlaubt  — 
80  erwidert:  dies  sei  profen  und  ISgneriscii;  dies  i^  ein  unreiner 
C'oitns.  Und  vermisdhLt  each  deshalb  nicht  auf  diese  Weise, 
nicht  mit  Menschen,  nicht  mit  Tforec."  Omet  Haleby  kennt 
aber  soviele  „einsig«  Ansnuhmen",  dasa  «ini  Regel  ganz  auf- 
gehoben wird.  Er  sagt  nämlich:  „Was  aber  euere  eigenen 
Frauen  betrifft,  so  könnt  ihr,  felis  sie  selbst  desi  zustimmen, 
den  Coitiis  in  anum  in  dem  einzigen  Folie  ausöben,  wenn  Krank- 
heit sie  hindert,  euch  In  die  Vulva  einÄulasscn,  und  wenn  ihr 
nur  eine  einzige  Frau  habt.  Dann  treibet  mit  ihr  Sodomie  aus 
dem  Grunde,  weil  ihr  ihr  treu  bleiben  wollt,  aber  nicht  aus 
Perversität;  und  wenn  ihr  sündigt,  dann  ist  Gott  bÄriüheizig 
gegen  die  Bereuenden  und  vergibt.*'  An  einer  anderen  Steile 
hebt  Omer  Haleby  hervor,  dass  es  auch,  wenn,  dw  Mann 
geschleGhtskrank  ist,  ihm  erlaubt  sei,  mit  Negerjanen  Sodomie 
zu  trdben;  ob  diese  nun  Gläubige  clei*  Ungläubige,  FelLsch- 
diencfinnen  oder  Tenfeisanbeterlnnen  sind.  Docli  vergesse  man 
nicht,  im  Momente  des  Samenergusses  ausÄurut'ea:  „Im  Namen 
des  bannheraigoü  imd  gnädigen  Gottes!'',  denn  diese  Fonnel 
erleichtert  die  Heiiting  und  behütet  die  gebrauchte  Negerin  vor 
Ansteckung. 

Bosnische  Lieder  besingen  die  Päderastie  mit  Männern  und 
Frauen : 

«0  Börgchetefa  im  TttchreckeU»«^ 
La88  in  den  aoum  mich  hinein!" 

Ein  Sarajevoer  Lied  schildert  den  Schmerz  eines  von  einem 
PÄderastea  geplagten  Burschen: 


-    ■     218      — 

Der  biizerierte  Duka  jaminert  im  Bacbc, 
Die  buze.rierte  Mutter'  ruft  von  dem  Dache: 
„BuzerJerter  D»'aa,  was  plagt  dicli  für  Leid?"  — 
JÜer  Ii\clian  iöt  weiüh,  doch  mein  auus  tticW  weit." 

Ein  drittes  bosnisches  Lied: 

Drei  Zlügrel,  drei  Spagate, 
Drei  penes  sind  an  ihrem  anus, 
loh  zog  an  dem  Spagal> 
Der  penlb  fuhr  in  den  anus  grad; 

In  allen  Städten  des  Orients  bevölkern  Knaben  verschiedeuer 
J^ationen  die  öffentlichen  Hänser  in  nicht  viel  g-eringerer  Zahl 
als  Mädchen.  In  den  türkischen  Bädern  werden  einem  Knaben 
angeboten.  A;q  Feiertagen  sieht  man  solche  Knaben,  in  ihrer 
auffallend  reichen  weibischen  Tracht,  mit  falschen  Haaren, 
singend  nnd  tanzend,  selbst  in  den  StTassen  umherziehen  und 
Lüstlinge  locken.  In  Konstantinopel  trifft  man  sie  mit  bleichen, 
hageren  Gesiebtem,  in  weiten  goldgestickten  Hosen,  namentlich 
in  den  Kaffeescnänken  von  Galata. 

In  Stambul  existieren  besondere  Fi-eudenhäuser,  Imam- 
Eweler,  Häuser  des  Imams  genannt,  in  deneh  nui-  Knaben  die 
Funktionen  der  Freudenmädchen  ausüben.  Der  russische  Arzt 
Dr.  Rafaelowitsch  erwähnte  zehn  solcher  Stätten  unnatiirlichei' 
Wollust  schon  im  Jahre  1846.  Seither  hat  sich  die  Zahl,  nach 
einer  mir  von  einem  türkischen  Polizeibeamten  gemachten  Mit- 
teiluug,  verdreifacht.  —  Die  „Knaber.liebhaberei  Chorusans"  ist 
im  Orient  eine  alte  sprichwörtliche  Re::densait.  Nach  Saalebi 
erklären  die  Araber  dies  Spruch  wort  daher,  dass  die  Einwohner 
f 'horasans,  weil  sie  kriegerisch  und  unruhig  waren  und  auf  ihren 
Zügen  lanye  von  Ihren  Weibern  getrennt  blieben,  auf  diesen 
Missbrauch  hingedrängt  worden  seien.  —  EinalbanesischesSprücb- 
wort  sagt:  K,Wer  40  Oka  Skutariner  Wasser  trinkt,  wird  ein 
schlechter  Kerl:  wer  aber  40  Oka  Tiranaer  ^Vasser  trinkt,  der 
wird  em  Knaben liebhabcr."  Wie  Hahn  versichert,  ist  in  Albanien 
aas  fuj'chtbare  Laster  nicht  in  allen  Gegenden  gleich  arg  ein- 
gerissen; während  bei  den  Tosken  die  geschlechtliehe  Liebe  die 
Regel  und  die  unnatürliche  Knabenliebhaberei  die  Ausnahme 
bildet,  ist  es  bei  den  Gegen  umgekehrt.  Hier  ist  die  Knaben- 
liebhaberei unt(tr  (Ion  unverheirateten  Männern  eine  natiouale 
Leidenschaft.  Wie  anderswo  um  die  Huld  von  lieblichen  Mädchen, 


-'     219     — 

so  buhlt  man  hier  um  Knabengunst,  und  nicht  selten  gibt  es 
zwischen  Mimncrn  Mord  und  Totschlag  wegen  Nelienbuhlerschaft 
um  einen  Buben.  Das  Lasifjr  ist  sowohl  bei  den  Christen  als 
bei  den  Moslems  im  Gebi(3te  der  Gegen  verbreitet.  Zu  bemerken 
ist  jedoch,  dass  es  blos  bei  unverheirateten  Männern  anzutreffen 
ist,  und  dass  diese  TJunutürlichkeit  mit  dem  Augenblicke  der 
Verheiratung  geAVöhnlich  ihren  Abschluss  findet.  — 

Ein  anderes  unausrottbares  Uebel  des  Orients  ist  die  Un= 
zucht  mit  Tieren.  Darüber  heisst  es  im  2.  Buche  Moses  XXII  18: 
„Jeder,  der  mit  einem  Tiere  Unzucht  treibt,  soll  mit  dem  Tode 
bestraft  werden".  Im  d.  Buche  Moses  XVIU  23:  „Mit  keinem 
Tiere  darfst  du  dich  fleischlich  vermischen  und  dich  dadurch 
verunreinigen,  und  ein  Weib  soll  sich  nicht  vor  ein  Tier  hin- 
stellen, dass  es  sich  mit  ihr  begatte;  solches  ist  eine  schwere 
Schandthat'*.  Im  3.  Buche  Moses  XX  15:  „Wenn  sich  jemand 
mit  einem  Tiere  fleischlich  vermischt,  so  soU  er  mit  dem  Tode 
bestraft  werdeu,  und  auch  das  Tier  sollt  ihr  toten.  Und  wenn 
sich  ein  Weib  irgend  einem  Tiere  naht,  dass  es  sich  mit  ihr 
begatte,  so  sollst  du  das  Weib  samt  dem  Tiere  töten.  Mit  dem 
Tode  sollen  sie  bestraft  werden.  Blutschuld  lastet  auf  ihnen". 
—  Dieses  Laster  war  von  den  heidnischen  Völkern  übernommen 
worden.  Moses  warnt  die  Israeliten  im  "3.  Buche  XVIU  3: 
„Ehr  dürft  nicht  thun,  wie  man  im  Lande  Aegypten  thut,  in 
welchem  ihr  gewohnt  habt,  und  ihr  dürft  nicht  thun,  wie  im 
Lande  Kanaan,  wohin  ich  euch  bringe".  Von  den  Aeg3'ptern 
berichtete  Michaelis  —  bei  Trusen  —  dass  bei  einigen  ihrer 
Gottesdienste  öffentlich  Unzucht  mit  Vieh  getrieben  wurde.  In 
seiner  „Reisebeschreibung  von  Ober-  und  Niederägypten"  er- 
zählte Sonnini,  dass  um  1800  „die  Aegypter  das  männliche 
Krokodil  von  dem  auf  dem  Rücken  liegenden  weiblichen  ver- 
jagten, um  mit  letzterem  Sodomiterei  zu  treiben."  In  meinem 
Buche  „Die  Romano^^s"  erwähnte  ich  gelegentlich  einer  Schil-^ 
derung  der  Sitten  unter  den  ersten  Romanows  ein  von  Peter  dem 
Grossen  erlassenes  Kriegsreglement,  dessen  vierter  Artikel  be- 
sagt: „Die  Notzüchtiguug  zieht  unvermeidlich  die  Todesstrafe 
»ach  ?ich'S  und  dessen  fünfter  Artikel  lautet:  „Unnatürliche 
Unzucht  zwischen  Männern  unxl  Männern,  Kuabenschändung  und 
Unzucht  mit  einem  Viehe  soll  man  mit  dem  Feuertode  richten'*. 
• — Von  den  Weibern  au  der  Küste  Guineas  wird  berichtet,  dass 


—     220     — 

sie  ebenfalls  von  Tieren  sich  begatten  lossen:  sie  sollen  sich 
nainentln'h  dsn  AÄeu  ergeben  —  da  kann  Darwin  bald  mit 
seiner  Theorie  Recht  bekommen.  Dagegen  sollen  dort  die  Priester, 
wie  Blumenreich  schreibt,  sich  nur  an  das  Esolsgeschleeht  halten. 
1h  Sizilien  stehen  die  Ziegenhirten  im  Rufe,  dass  sie  ihre  Ziegen 
häufig  benützen.  In  Serbien  soU  einmal  Ivara  Gjorgje,  wie  Kraass 
erwäimt  die  Sodomie  mit  Ziegen  völlig  freig'cgebcn  haben.  In 
Bosnien  schreibt  man  jedem  Stande  eine  besondere  Vorliebe  für 
besondere  Tiere  zu.  So  sagt  n»an,  dass  die  Franziskaner  füi* 
ihren  Bedarf  llaasziecfen  füttern,*  während  andere  katholische 
Kapläiic  sich  den  Hühnern  und  Katzen  widmen.  Die  griechisch- 
orthodoxen  Popen  und  die  mosieniiscben  Hodgchas  lieben  mehr 
junge  Stuten.  In  Bosnien  ergeben  sich  Frauen,  wie  Krauts  mit 
eigenen  Augen  gesehen  hat,  nicht  blos  Bunden,  sondern  auch 
Katern.    In  Bogutovo  in  Bosnien  singt  mau  dieses  sinnige  Lied: 

Der  Hodsc'hft  buzerieri  dio  Stute  im  tiefen  Baohbettcheu. 
Vom  Saumsattel  herab  betracUfet  ihn  das  f/fädchen: 
„La5s  al»,  Hoclscha,  quäle  nicht  das  Tier, 
War'  (cli  nälier,  selbst  gewährt'  ich  dir!" 

Wie  die  römischen  Dichter  (iie  Knabenlierie  besungen  haben, 
so  apostrophiert  der  bosnische  Beimpoet  sein  geliebtes  Vieh  mit 
Zärtlichkeitsausdrücken  : 

.,0  Bräunlftin,  Rössleiu,  braves  Tier, 
Ein  rotes  BriSderleiu  sieh  bei  mir, 
Das  aus  den  Hnsen  zur  Erde  sieh  lässt, 
Öo  gross,  so  dick,  so  stark  und  fest. ' 

In  einzelnen  Fällen  —  sagten  berühmte  osmanischc  Aerzte, 
.*iüf  die  sich  Onier  Haleby  beruft  —  sei  es  gestattet,  „Tiere  von 
grossem  Bau"  zu  gebrauchen:  die  Ziege,  das  Maultier,  die  Stute. 
Solche  Fälle  seien  aber  „rein  medizinische  Dinge'*  und  dürften 
nur  „zu  Kurz  wecken,  einzig  und  allein  im  Interesse  der  Gesund- 
heit in  Frage  kommen.''  So  dürfe  n»an  weiblich(!  Tiere  gebraiicben, 
wenn  man  an  einem  Tripper  oder  an  anderen  Affektionen  des 
Penis  leidet;  ausgenommen  sind  Schanker  und  Wunden  und 
Geschwüre  welcher  Art  immer.  Die  Erfahrung  lehre,  dass  unter 
dem  Einflüsse  eines  solchen  Coitns  der  Mann  sich  seines  Uebels 
cjitledige,  ohne  dass  das  Tier  erkranke,  da  der  Eiter  durch  die 
grosse  Hitze  in  der  Vulva  des  Tieres  und  durch  die  Scliärfe  der 
tierisoh<Mi    .Schleimabsonderung   annihiliert  werde.     „Wenn   ihr 


—     221     — 

also  Jtr[>nk  seid  und  ohne  ärztlidie  Hülfe'*  —  meint  Omer  Haleby 
—  „oder  auch,  wenn  die  Aerzte  nichts  vennöj^on,  so  gebrauchet 
Tiere;  aber  dies  mu.ss  —  bei  der  Androhung  der  Strafe,  die  das 
Gesetz  des  Islams  anbefohlen  hat  —  in  dem  Momente  aufhören, 
wo  ihr  euere  Gesundheit  zurückerlangt  habt.''  Als  die  Franzosen 
Algier  erobeit  hatten  —  erzählt  Regia  —  hatten  die  Gerichte 
ununterbrochen  mit  Verhandlungen  zu  thun,  welche  Fälle  von 
Unzucht  mit  Tieren  betrafen.  Man  üben'aschte  die  Araber  in 
den  Ställen  der  Kavallerie  tagtäglich  in  der  Ausübung  des  Coitus 
mit  jungen  Stuten.  Die  guten  Moslems  waren  erstaunt,  als  man 
sie  deswegen  verurteilte,  und  entschuldigten  sich  mit  denselben 
Gründen,  die  ich  eben  von  Omer  Haleb}"  vorbringen  liess.  Auch 
in  den  christlichen  ßalkanländern  wird  der  Coitus  mit  Tieren 
als  ein  Mittel  z\im  Loswerden  des  Trippers  betrachtet  Man 
bedient  sich  aber  meist  einer  Henne.  Die  Wird  vor  allem  lebend 
gerupft,  dann  presst  der  Kranke  den  Penis  in  sie  hinein,  während 
ein  helfender  Freund  das  Tier  langsam  abschlachten  muss,  so 
dass  es  in  seinen  Todeszuekungen  die  Vagina  krampfhaft  zu- 
sammenzieht. Damit  die  Heilwirkung  nicht  ausbleibe,  muss  dann 
die  tote  Henne  gebraten  und  einem  durchreisenden  Fremden  zu 
essen  gegeben  werden;  der  nimmt  die  Krankheit  mit  Alle 
diese  Dinge  gehören  auch  teils  in  das  Kapitel  vol  Uebertragung 
der  Krankheiten,  teils  in  das  Kapitel  der  Geschlechtskrankheiten; 
ich  bringe  sie  aber  deshalb  hier  unter,  weil  ich  meine,  dass  die 
gesundheitliche  Begründung  der  Unzucht  nur  ein  Verwand  für 
die  Entschuldigung  viehischer  Triebe  ist  Krafft-Ebing  zitiert 
in  seiner  „Psychopathia  sexualis"  ähnliche  Fälle  in  anderen 
Ländern,  darunter  Mantegazzas  Mitteilung;  bei  den  Chinesen 
bestehe  ein  entsetzlicher  „Sport"  darin,  dass  sie  Gänse  sodo- 
raisieren  und  ihnen  im  Momente  des  Samenergusses  den  Hals 
absäbeln  lassen.  Ich  selbst  war  in  einem  Hause  in  Alexandrien 
Zeuge,  wie  einer  Henne  dergleichen  geschah.  In  demselben 
Hause  gaben  auch  einige  Araber  den  europäischen  Gästen  eine 
eigene  Vorstellung:  wie  man  den  Coitus  mit  einer  Eselin  aus- 
übt Letztere  Handlung  gilt  -brigens  im  ganzen  Orient  als  das 
Einiedrigendste,  das  man  sich  denken  kann,  und  einen  ganz 
verächtlichen  Menschen  bezeichnet  man  als  einen  Sselsf  .... 


43,  Eunuchen  und  Perversitäten. 


Weibliche  Eunuchen.  —  Ausschneidung  der  Eierstöcke  und  Verstümnielung 
der  Clitoris.  —  In  Aegypter...  —  Bei  den  Kopten.  —  Manuliehe  Ennucben.  — 
Ihre  Eollen  im  Orient.  —  Die  Bibel  über  Eunuchen.  —  Der  Korau  über 
VeTstummeluug.  —  Ursprung  des  Eunuchen wesens.  —  Semiramis.  —  Poti- 
phar.  —  Aethiopier  und  Kolchier.  —  Die  Eunuchen  in  der  osmanischen 
Geschichte.  —  Der  Charakter  der  Eunuchen.  ~  Ihre  ateUung  in  Persien.  — 
Die  Eunuchen  in  Rom.  —  Einteilung  der  Ei'nuchen  in  drei  Kategorieen.  ~- 
Die  Hodenzerquctschung.  ~  Ein  hiSLorisdif^r  Fall.  —  PJunuchen  als  Gatten.  — 
P.achsucht  der  Eunuchen.  —  Die  Eunuchen  in  Indien'  —  Von  Frauen  ge- 
liebte Eunuchen.  —  Unter  Frauen  ¥änT!er,  unter  Miinnern  Frauen.  ~ 
Der  Coitus  mit.  dorn  Munde.  —  Monumentale  Darstellungen  des  Mund- 
Coitua.  —  Mund-Coitus  bei  d£u  Römern.  —  Bordelle  £iir  Mund-Coitus  in 
Algier.  —  Den  Mund-Coitus  übende  Fraueu.  — •  Ein  Euiini  der  Zigeuner.  — 
Frauen  untereinander.  —  L'?sbischc  Liebe. 

Eine  orientalische  Merkwürdigkeit  sind  die  weiblichen 
Ennuchen.  Man  spaltet  Jimg-en  Mädchen  den  Banch,  um  die 
Eierstocke  zu  eifstirpieren.  Man  schneidet  die  ("Klitoris  bis  zur 
Wurzel  auf,  dann  schliesst  man  die  Vulva  und  zieht  die  Schani- 
lipper  durch  Nähte  zusammen.  Man  schafft  so  Wesen  ohne 
Geschlecht  und  ohne  Wünsche. 

In  Acg^pTeii  g-eschieht  die  Operation  bei  Mädchen  im  Ajter 
von  5 — 9  Jahren.  Nach  einigen  Berichten  wird  die  Clitoris 
■verstümmelt;  nach  anderen  werden  nur  di«  Schamlippen  teil- 
weise wegereschnitten,  weil  sie  '  m  den  Frauen  jener  Gegend 
häufig  von  ungewöhnlicher  Grösse  sind  und  während  der  Erektion 
beim  Coitiis  infolge  dos  woUüstigeu  Temperaments  der  Süd- 
ländorinnen  noch  /unehmen;  man  boscitigt  auf  diese  Weise  ein 
Hindernis  des  sinnlichen  Veignügens,  da  die  allzugrossen  Scham- 


—     223     — 

lefzen"  das  erwimschte  tiefe  Eindring'eii  des  perJs  verhindern 
oder  wenigstens  erschweren.  Kach  Angabe  der  einheimisclien 
Acrzte  wird  diese  Operation,  welche  Chasath  genannt  wird  uua 
das  Gescliäft  von  Spezialistinnen  ist,  blos  vorgenommen,  um 
Nervenkranklieiten  und  Hysterie  zu  verhüten.  Diese  Darstellung 
ist  aber  mit  Kecnt  zu  bezweifeln.  Alle  unbefangenen  Berichte 
stellen  fest,  dass  die  barbarische  Operation  aus  sinnlichen  Motiven 
herstammt.  Schon  Strabo  erwähnt  sie,  und  Xanthus,  ein 
griechischer  Historikerj  berichtet  über  die  Kastration  der  Frauen, 
welche  im  alten  Lydien  ausgeübt  wurde;  sie  wurde  dort  auf 
Befehl  des  Königs  Gyges  voilzogen;  einesteils,  damit  er  die 
Frauen  gebrauchen  konnte,  ohne  Folgen  zu  erwarten,  anderen- 
teils, um  den  Frauen  ihre  Jugend  und  Schönheit  länger  zu 
erhalten. 

Gegenwärtig  ist  die  Verschneidung  der  Mädchen  namentlich 
bei  den  Kopten  noch  stark  in  Gebrauch.  Die  Operation  betrifft 
sowohl  die  Verkürzung  der  kleinen  Schamlippen  als  das  Ver- 
nähen des  Mädchens,  derart,  dass  dej'  l^eischlaf  nicht  mehr 
durch  die  weiblichen  Teile  vollzogen  vrerden  kann,  sondern  auf 
unnatürliche  Weise  erfolgt,  wie  mit  einem  Kimben.  Ein  nicht 
vollständigem  Vernähen,  eigentlich  nur  eine  künstliche  Ver- 
engerung, tindet  manchmal  statt,  um  die  verlorene  Jungfrau- 
schaft vorzutäuschen  diese  Operation  wird  bei  Mädchen,  die 
man  der  käufliclien  Liebe  überantwortet,  gewöhnlich  mehreremale 
vollführt   — -  ~ 

Die  Rolle  der  männlichen  Eunuchen  im  Orient  ist  eine 
vielseitige.  |3ie  Eunuchen  sind  nicht  blos  die  Wächter  des 
Harems,  sie  dienen  auch  allen  möglichen  Perversitäten  als 
Willige  Werkzeuge;  und  schon  die  Lateiner  jirägten  auf  sie  das 
Wort:  „Unter  Frauen  Männer  —  unter  Männern  Frauen." 

In  meinem  Buche  über  den  Hofstaat  und  das  Harem  Abdul 
Hamids  habe  ich  den  Eunuchen  ein  besonderes  Kapitel  gewidmet 
Ich  gebe  hier  eine  Ergäi\zuug  besonders  nach  jener  Richtung 
hin,  welche  die  Eunuchen  im  sexuellen  Leben  der  Orientalen 
benandelt,  da  ich  diese  Fi-age  in  meinem  erwähnten  Buche  nur 
ieise  gestreift  habe. 

Im  5.  Buche  Moses  XXTIl  2  beisst  es-  „Der  Gemeinde 
Jehovahs  darf  keiner  angehören,  der  durch  Hodenzerquetschung 
oder  durch   das    Abschndden   der  Harnröhre  verstümmelt  ist." 


DeÄ  „V^»clmitteneji"  vmv  der  Besuch  ^r  bäiigea  Orte  ter? 
boten.  Tiey©  mit  aerqtietuditen  MbA&a  dffrften  —  wie  im  3.  Bache 
Moses  XXII  a4  eirjsÄhlt  wi?d  —  Jeb&vali  nicht  als  Opfer  dar- 
^bracht  werden. 

Der  Türke  OmeS*  Haleby  sagt  äbei  da«  Emuichenwesen:  es 
sei  mit  döm  Islara,  selufto  PrinKlpien  und  seiner  Moral  dorcbana 
im  Widersprach»  vstd  trügt:  „Habe»  wir  als  Wächter  der  Ehre 
unserer  Frauen  nicht  die  schweren,  v<mi  Koran  an^drohten 
StTJtfea,  aicbt  die  Geaetae  gegen  Ehebruch?  Bedurfte  unser 
Prophet  der  Btmwchen?  Bedient  sich  der  Araber  der  Wüste 
und  der  ZeUe  diesw  uj» vollkommenen  Menschen?  Die  Osmanli 
haben  die  Institution  der  Eurmchen  eisgcfüiirty  haben  sie  über- 
nommen von  den  verderbliche»  Gebriluchen  der  Griechen  und 
der  Völker  der  Decadence.  ihrem  Ursprünge  nach  ist  sie  mehr 
christlich,  als  !no8kn]ii3ci> ;  desin  sie  Ist  die  Basis  der  im 
III  Jahrhandort  berühmt  geweeien  Sekte  der  Valesianer.  Den 
Gebrauch,  den  die  Türkon  mit  dem  Padischah  «n  der  Spitze 
von  wefesen  und  schwajsrea  Eimnchen  ma«3hen,  kann  man  nur 
verdammen,  er  ist  geeignet,  die  Praxis  der  Kastration  zu  ver- 
ewij^eiL" 

Das  moslemische  Gesetz  droht  schwere  Strafe  an  fßr  Ver- 
wundungeu  oder  Verstümmelungen  des  Gliedes  bei  einem  Manne 
oder  einem  Knaben.  D<5r  Verlust  eines  Gliedes,  das  der  Mensch 
nnr  in  der  Einzahl  besitzt,  erfordert  den  gftozen  Blutpreia.  Zu 
diesen  nur  in  der  Einzahl  emüerenden  Oliedem  gehört  das 
ZeuguBgsör^n.  Der  Blutpreis  ist.  Blut  ura  Bißt,  Vergeltung 
des  Gleichen  mit  Gleichem;  wer  also  einem  Nebenmenschen  das 
Glied  vesistftmmeit  d<an  geschehe  in  derselben  Weise,  Dies  hat 
aUerdiJiigßß  niieht  Vf^rhaidert,  dass  in  den  moslemischen  Ländern 
noch  bis  heute  EumKiheu  gemacht  und  verwendet  werden. 

NÄc-h  Marcelliiiu«  hat  Semiramis  zuerst  den  Bct'rhl  gegebcm, 
junge  Knaben  zu  kastrieren.  Cicero  erzählt:  in  Griechenland 
herrschte  lange  der  uralte  Glaube^  dass  (^/ölns,  der  Himmel,  yon 
seineo)  Sohne  Saturnns  kastriert  worden  sei.  In  Aegypten  kannte 
man  schon  in  frühesten  Zeiten  EnnHf^en,  und  Potiphar  soll  ein 
Eonuch  gewesen  sein.  Zu  Cyrus'  Zeiten  waren  die  Aethiapier 
bereits  als  die  WeHliofersmten  TOto.  Bunu(5hen  bekannt?  ihre  Ab- 
gaben an  die  Persci  bestanden  1d  Knaben.  Auch  die  Koldußi' 
lieferten  ihren  Tribut  in  verschuitteßcn  Knaben. 


—     225     — 

Die  Osmanen  waren  von  allem  Anfan/?e  Liebbabcr  vg;i 
Eunuchen.  Als  im  Jahre  1547  zu  Kon  stau  tiuopel  der  Botschafter 
des  indischen  Sultans  Alaeddin  erachien,  welcher  'les  Sultans 
Hilfe  wider  die  Portugiesen  anflehte,  1)rachte  er  ausser  seltenen 
Tieren  nnri  Papageien  von  wunderbarem  Farbengemisch,  ausser 
köstlichen  Gewürzen  und  Wohlg-erüchen.  Harzen  und  Balsamen, 
als  ^Seltsamkeit:  eiuen  Sklaven,  der  blos  Menschenfleisch  frass, 
and  als  erwünschteste  Geschenke:  Neger  und  Verschnittene. 

Unter  Sultan  Achmed  HI.,  zu  Anfang  des  X^l.  Jahrhunderts, 
erliess  der  Grosswesir  Ali  Pascha  das  in  der  Türkei  höchst 
merkv^äirdige  und  menschenfreundliche  Gebot,  hinfür  in  Aegypten 
die  Neger  nicht  mehr  zu  verschneiden.  Der  betreffende  Befehl 
des  Grosswesirs  an  den  Statthalter  und  die  Richter  Aegj'ptens 
lautete,  dass  sie  durch  Verwehruug  solclien  Zwanges  und  Un- 
rechtes Lohn  und  Verdienst  erwirken  würdeu;  aus  einem  Bei- 
satze des  ßeichsgeschichtschreibers  scheint  indessen  fast  hervor- 
zugf'hen,  dass  nicht  die  .^lenschenfreundlichkeit  der  Grund  war, 
sondern  dass  es  des  Grosswesirs  Hauptzweck  nur  gciwesen,  das 
Sserai  von  Negern  zu  reinigen.  Das  Verbot  des  Grosswesirs 
Ali  wurde  übrigens  in  der  Folge  schiecht  beachtet,  und  das 
Eunuchen  Wesen  l)lieb  bis  heute  bestehen. 

Der  Schilderung  des  Eunuchen  Charakters,  welche  ich  in 
meinem  Buche  über  den  Hofstaat  Abdul  Hamids  gegeben  habe, 
füge  ich  hier  eine  Ergänzung  nach  der  Skizze  bei,  die  Dr.  Polak 
von  deu  Eunuchen  am  persischen  Königshofe  entwirft: 

Die  Eunuclien,  heisst  es  da,  sind  habsüchtig,  geizig,  eitel, 
abergläubisch,  da,bei  doch  durchaus  nicht  boshaft,  grausam  und 
heimtückisch,  wie  sie  uns  gewöhnlich  geschildert  werden.  Sie 
sind  piunkliebend  und  halten  namentlich  viel  auf  schöne  Pferde 
und  Yögal  Auch  für  Pflanzen  und  Blumen,  welche  sie  mit  be- 
sonderer  Vorliebe  kultivieren,  haben  sie  Passion.  Man  findet  in 
den  königlichen  Schlössern  kaum  eine  schöne  Blume,  weil  die 
Eunuchen  sie  sofort,  heimlich  sich  aneignen.  Vor  ailon  Dienern 
des  Hauses  geniessen  sie  den  Vorrang;  ihnen  koniint  der  Titel 
„chadsche''  —  Patron  —  zu.  Man  vertraut  ihnen  die  Schlüssf)! 
zu  allen  Habseligkeiten  an;  sie  erhalten  prächtige  Kleidung  urwi 
eigene  Dienerschaft  zu  ihrem.  Gebranch.  Wider  die  gesetzlich.) 
Bestimmung  wird  ihnen   sogar  gestattet,  eine  Frau  zu  nehmen, 

Stern,  Medizjji,  Abarglaube  n.  Geschiechts!«beD  in  der  Tlirkei.  11.         15 


—     220     — 

so  heiratete  der  erste  Eunuch  des  Königs,  Baschir-Chan,  nach 
dem  Tode  des  Mehmed  Schah  eine  von  dessen  schönsten  Frauen, 
in  welche  Wahl  die  Frau  aus  selbstsüchtigen  Zwecken  willigte. 
Zu  Zeiten  Feth- Ali' s  und  Mehmed  Schah?  gelaDj^'ten  mehrere 
Bmiachen  zu  den  höchsten  Stellen  und  Würden  des  Keichs.  Es 
waren  dies  Georgier,  welche  Agha  Miihammed  Chan,  der  erste 
Kad scharenfürst,  auf  seinem  Eaubaug  erbeutet  hatte.  Zwei  von 
ihnen,  Muhammed  eddauleh  und  Cosruw-Ohan  Vali,  stehen  heute 
noch  bei  den  Persern  in  grossem  Euf;  der  er^te  stellte  als 
Gouverneur  von  Ispahan  die  Sicherheit  der  Wege  und  Strassen 
her,  zerstörte  die  üaubschlösser  und  befestigte  das .  gelockerte 
Ansehen  des  Schah  in  der  rebelilschen  Provinz  Arabistan-,  der 
andere,  abwechselnd  Goaverneur  in  Yezd,  Kurdistan,'  Kaswiu, 
zeichnete  sich  durch  seine  besondere  KOrperstärke,  von  der  man 
iiTi  f;anzen  Land  die  abenteuerlichsten  .;\jiekdoten  erzählt,  aus. 
Unter  dem  Schah  Nassreddin  waren  der  Binfluss  und  das  Ansehen 
der  Eunuchen  sehr  gesunl?.en;  die  weissen  wurden  aus  über- 
triebener Eifersucht  gänzlich  aus  den  Harems  verbannt.  Der 
Chadsche  baschi  hatte  indessen  noch  die  Schlüssel  der  königlichen 
-OhatonHe  in  Verwahrung  und  versiegelte  noch  die  fiir  den  Schah 
bestimmten  Sp-^isen,  um  sie  vor  gefährlicher  Beimischung  zn 
sichern. 

In  Eom  waren  die  Eunuchen  sowohl  Frauenwächter  als 
Werkzeuge  der  Unzucht.  Ersteres  geht  aus  Ovid  11  her^or^ 
wo  Bagoas,  der  Eunuch,  aufgefordert  wird,  kein  allzustrenger 
Wächter  zu  sein:  „0  du  Bagoas,  der  du  weder  Mann  noch  Frau 
bist,  du  Hüter  memer  Herrin,  lass  ihr  ein  bischen  Freiheit!*' 

Die  Römer  unterschieden,  gleich  den  früheren  und  den 
t-jiUteren  Tölkern,  drei  Arten  Eunuchen:  Die  Oastrati,  die  Spa- 
dones  und  die  Tblibiae.  Die  Castrati  waren  diejenigen,  die  man 
aller  äus.seren  Ze  igungsorgane  beraubt  hatte ;  sie  waren  die 
meistgesuchtesten  und  teuersten.  Die  Spadones  waren  blos  der 
Hoden  beraubt.  Bei  den  Thlibiae  sah  man  äusserlich  kein 
Zeichen  der  Entmannung,  denn  ihnen  liess  man  die  Organe, 
man  zerschmetterte  blos  die  Hoden.  Dem  römischen  Reiche 
lieforten  lange  Zeit  die  Inseln  Chios  und  Dolos  die  meisten 
Eunuchen. 

Nach  Sueton. verbot  Domitian  die Castration  und  setzte  den 
Preis  für  Eunuchen,   die   noch   auf  dem  Markte  waren,  herab. 


_     227      — 

Der  Nachfolger  Domitians,  Kaiser  Neiva,  bestätigte  des 
ersteren  Edikt.  Aber  die  Erlässe  beider  Herrscher  wurden 
bald  immer  weniger  beachtet,  und  die  Zahl  der  Eunuchen  wuchs 
von  Neuem  au.  Heliogabal  gewährte  ihnen  Belohnungen  und 
hohe  Stellungen.  Um  dem  übermässigen  Anwachsen  der  Zahl 
der  Eunuchen  in  Rom  Einhalt  zu  thun,  fixierte  Aurelian  eine 
Norm,  nach  welcher  jeder  römische  Bürger  nur  soviele  Eunuchen 
halten  durfte,  als  es  seinen  vor  dem  Senate  deklarierten  Ein- 
nahmen entsprach.  Infolgedessen  —  erzählt  Flayius  Vopiscus 
—  steigerte  sich  der  Preis  der  Eunuchen  ins  Enorme, 

Damals  wurde  die  Kastriernng  häufig  auch  als  Streife  für 
Ehebruch  vollzogen.  Horaz  erwähnt  einen  solchen  Fall  Valerius 
Maximus  berichtet  von  der  Operation,  die  an  Attienus  aus- 
geführt wurde,  als  er  in  flagranti  von  Bibienus  ertappt  worden 
war,  und  von  dem  gleichen  Schicksal,  dass  den  von  Cervius 
überraschten  Marcus  Pontius  traf. 

Die  Epistel  60  im  ü.  Buche  Martials  erzählt  uns  ähnliches 
in  launiger  Form:  „Du  schwelgest  mit  der  Frau  eines  mili- 
tärischen Tribuns,  o  jugendlicher  Hylus;  gib  Acht,  du  wirst 
kastriert  werden.  Das  sei  nicht  erlaubt,  meinst  du?  Was  du 
aber  thust,  ist  das  denn  erlaubt?" 

Nach  Omer  Haleb}^  gibt  es  —  wie  bei  den  Römern  —  drei 
Arten  Eunuchen  auch  bei  den  Türken:  „Die  vollständigen,  die 
unvollständigen  und  die  der  dritten  Kategorie."  Ein  vollstän- 
diger Eunuch  ist  jener,  der  als  Kind  der  Zeugungsorgane  — 
des  Gliedes,  des  Hodensackes  und  der  Hoden  —  ganz  beraubt 
worden  ist.  Der  unvollständige  Eunuch  ist  jener,  dem  man  erst 
nach  Erlangung  seiner  Mannbarkeit  die  Hoden  ausgeschnitten 
hat.  Zu  der  dritten  Kategorie  gehören  jene  Eunuchen,  denen 
in  ihrem  Kindheitsalter  die  Hoden  zerquetscht  wurden.  Die 
Hodenzerquetschung  geschieht,  indem  man  die  Kriaben  in  Schüsseln 
mit  warmem  Wasser  setzt;  wenn  die  Hoden  erschlafft  sind, 
drückt  man  sie  mit  den  Fingern  so  lange,  bis  sie  nicht  mehr 
gefühlt  werden.  Bei  der  Verschneidung  fasst  man  den  Hoden- 
sack mit  der  linken  Hand,  spannt  ihn  an,  macht  mit  einer- 
Messer  über  dem  linken  Ei  einen  vSchnitt,  dass  es  herausspringt, 
schneidet  es  ab  und  lässt  blos  einen  Teil  des  Nebenhodens 
zurück. 

15* 


—     228    — 

Einen  historischen  Fall  von  Hodenzerqiietschung  berichtet 
Hammer  im  zweiten  Bande  seiner  osraanischen  Geschichte,  da 
er  Ton  der  Ermordung:  des  Sultans  Osman  erzählt:  „Daudpascha, 
der  Grosswesir,  kam  mit  seinem  Kiaja  Omer,  dem  Dschebedschi- 
baschi  und  dem  Polizeileutnant  Kalender,  der  den  Beinamen 
Oghri,  ,,der  Kinderräuber"  führte,  um  das  Henkerwerk  zu  voll- 
bringen. Sultan  Osman,  voll  rüstiger  Jugendkiaft,  wehrte  sich 
lange  wider  die  vier  Schwächeren,  endlich  warf  ihm  der  Dsche- 
bedschi  die  Halfter  über  den  Hals;  der  „Oghri"  quetschte  ihm 
mit  den  Händen  die  Geschlechtsteile,  und  die  Grenelthat  des 
ersten  Herrschermordes,  welcher  die  osmanische  Geschichte  be- 
fleckt, war  vollbracht.  Des  Ermordeten  abgeschnittc^s  Ohr  wurde 
zum  Zeichen  der  vollbrachten  That  der  Auftraggeberin,  der 
Walide-Sulta,nin,  der  Mutter  Sultan  Mustafas,  überbracht." 

In  Acgypten  war  von  jeher  die  Abtrennung  des  ganzen  Penis 
beliebt.  Diese  Operation  wird,  nach  Trusen,  besonders  in  Siut 
von  koptischen  Priestern  und  auch  von  christlichen  Aerzten 
vorgenommen.  In  Darfui-  wird  das  Kind  der  Länge  nach  in 
frischem  Sande  eingegraben,  so  dass  bloss  der  Kopf  und  die  zu 
operierenden  Teile  freibl8ii)en.  Die  Genitalien  werden  durch 
einen  einzigen  Messerschnitt  vollständig  vom.  Körper  getrennt; 
die  Blutung  wird  durch  schnell  über  die  Wunde  gegossenes 
siedendes  Blei  gestillt.  Nach  40  Tagen  soll  alles  wieder  ge- 
heilt sein  und  es  sollen  bei  dieser  Operation  nur  16  oder  17 
Prozent  zu  Grunde  gehen.  Das  Operationsmesser  ist  der  Jata- 
gan.  Wenn  auch  nur  ein  Teil  des  Penis  weggehackt  wird,  so 
bleibt  auch  nicht  viel  zurück.  Fritsch  produzierte  vor  der  Eth- 
nologischen Gesellschaft  in  Berlin  im  Jahre  1894  ein  Präparat, 
welches  als  Rest  eines  Eunuchen-Penis  ein  nussgrosses  Stück- 
chen zeigte;  näheres  darüber  in  den  Verhandlungen  dieser  Ge- 
sellschaft XXVI  455 — 458.  Manchmal  wird  die  Blutung,  wie 
Rigler  erzählt,  blos  durch  Anwendung  von  Stopfmitteln  oder 
durch  Ausbrennen  zu  stillen  versucht.  Andere  Operationsmethoden 
und  Stillungsmittel  habe  ich  in  meinem  Buche  über  Abdul 
Hamids  Hofstaat  nach  Angaben  eines  hoüäudischen  Arztes  mit- 
geteilt. —  Bei  einigen  Völkern  Afrikas  und  bei  den  Skopzen  ist 
die  Kastration  eine  religiöse  Zeremonie. 

Nur  die  Eunuchen  der  ersten  Art  liefern  eine  vollkommene 
Garantie,  dass  sie   den  Coitus  nicht   ausüben  können;  die  der 


—     22»     — 

zwei  anderen  Gruppen  aber  können  bis  zu  einem  gewissen  Alter 
coitieren  und  sind  um  so  gefährlicher  füi"  die  Moral  und  die 
guten  Sitten,  weil  sie  fähig  sind,  die  Frauen  zu  befriedigen,  oLne 
sie  zu  schwängern;  doch  solleTi  auch  in  letzterer  Beziehr, ;)g 
merkwürdige  Fälle  vorgekommen  sein,  wo  es  Eunuchen  gelang, 
die  Frauen  zu  befruchteu/'  — 

Die  Eunuchen  der  ersten  Gruppe  nähern  sich  dem  weib- 
lichen Geschlecht  infolge  ihrer  phj^sischen  Constitution,  ihrer 
intellektuellen  und  moralischen  Eigenschaften.  Sie  sind  bartlos, 
ihre  Luftröhre  l>chält  die  Dimension,  welche  sie  in  der  Kind- 
heit besitzt,  ihre  Stimme  bleibt  kindlich  und  durchdringend.  Sie 
leben,  namentlich  wenn  sie  der  schwarzen  Easse  angehören,  am 
längsten.  Die  Eunuchen  der  beiden  anderen  Kategorien  sind 
nicht  bartlos,  wenn  auch  ihr  Bart  hell  und  schütter  ist.  Ihre 
Stimme  ist  tief  und  schwor.  Ihre  geschlechtlichen  Begierden 
sind  häufig  lebhaft.  Ihi'e  intellektuellen  Fähigkeiten  nähern  sich 
denen  der  gesunden  Menschen,  werden  indessen  vorzeitig  schwach, 
und  ihr  Körper  verfällt  und  altert  früh. 

Die  Eunuchen  gelten  allgemein  als  leidenschaftlich  wild. 
Wenn  sie  sich  für  eine  Beleidigung  rächen  wollen  -  und  be- 
leidigt sind  sie  schon,  wenn  man  sie  nicht  genügend  beachtet  — 
so  erwarten  sie  mit  staunenswerter  Geduld  selbst  Jahre  hin- 
durch dten  günstigen  Augenblick.  Von  den  schwarzen  Eunuchen 
sagt  man:  „Wenn  ein  schwarzer  Eunuch  es  sich  in  den  Kopf 
gesetzt  hat,  jemanden  zu  töten,  so  tötet  er  ihn ;  gelingt  ihm  dies 
nicht,  so  tötet  er  sich  selber."  Die  weissen  Eunuchen  hält  man 
füi"  weniger  rachsüchtig,,  aber  dafür  für  betrügerischer. 

Den  Eunuchen  der  dritten  Gruppe  soll  es,  wie  schon  ge- 
sagt, manchmal  gelungen  sein,  Frauen  zu  schwängern.  In 
meinem  Buche  über  den  Suitaushof  erwähne  ich  einige  Fälle 
von  Euüuchenlie  bschaften.  Aus  dem  Harem  Abdul  Hamids  wur- 
den zur  Zeit  meines  Aufenthaltes  in  Konstantinopel  die  Eunuchen 
Muzaffer  Aga  und  Faik  Aga,  zv/ei  Lieblinge  des  Sultans,  nach 
Yemen  verbannt,  weil  sie  im  Harem  intime  Verhältnisse  mit 
sultanischen  Damen  angeknüpft  hatten.  Eegla  erzählt,  dass  eine 
Sklavin  im  Harem  Osman  Paschas  von  einem  weissen  Eunuchen 
der  (britten  Kategorie  zur  Mutter  gemacht  wurde;  das  Kind  kam 
jedoch  tot  zur  Welt. 

Zuweilen  dienen  die  Eunuchen  den  Frauen  nicht  mit  ihrem 


—     230     — 

Terstümmelten  Penis,  sondern  mit  dem  Munde.  Eine  ägyptische 
Prinzessin  in  Konstantinopel- Skutari  hatte  solch  ein  Verhältnis 
mit  einem  schwarzen  Eunuchen,  der  infolgedessen  1887  an  der 
Schwindsucht  starb. 

Die  Inder  sahen  die  Eunuchen  zum  Teil  als  eine  besondere 
Art  von  Hetären  an,  weiche  den  Genuss  der  Wollust  durch 
Mundcoitus  bereiteten. 

Dass  es  Frauen  gibt,  welche  Eunuchen  lieben  können,  haben 
schon  Juvenal  und  Martial  erzählt.  Juvenal  spottet  in  seiner 
YI.  Satire:  „Es  gibt  Frauen,  welche  die  schüchternen  Euimehen, 
ihre  weiblichen  Küsse  ohne  Hitze,  ihre  bartlosen  Gesichter  liehen. 
Mit  ihnen  dürfen  sie  sich  ganz  nach  Wunsch  vergnügen,  und 
sie  brauchen  nie  zur  Abortierung  Zuflucht  zu  nehmen."  Und  bei 
Martial  heisst  es  VI  67:  „Du  fragst,  Pannicus,  weshalb  Gellia, 
dein  Weib,  so  sehr  die  Eunuchen  liebe?  ~  Es  ist  deshalb,  weil 
sie  die  Liebe  gemessen  will,  ohne  Kinder  zu  bekommen." 

Als  Domitian  das  Eunuchonwesen  unterdrücken  wollte,  schrieb 
Majftial  ini  3.  Epigramm  seines  VI.  Buches:  „Man  machte  sich 
ein  Spiel  daraus,  die  heiligen  iiechte  der  Ehe  zu  verletzen,  ein 
Spiel  daraus,  unschuldige  Menschen  zu  verstümmeln.  Du  ver- 
bietest dies,  Cäsar!  und  du  erweisest  den  zukünftigen  Genera- 
tionen einen  Dienst.  Unter  deiner  Herrschaft  wird  niemand 
Eunuch  noch  Ehebrecher  sein.  Aber  vor  dir,  o  mores!  war  so- 
gar der  Eunuch  selbst  ein  Ehebrecher." 

Wie  die  Eunuchen  unter  Frauen  ti-otz  ihrer  Verstümmelung 
häufig  doch  die  Rolle  von  Männern  spielen,  so  geben  sie  sich 
noch  viel  mehr  den  perversen  Mäi^nem  im  Orient  als  Frauen  hin. 
Sie  sind  vor  allem  Werkzeuge  der  Päderastie,  und  Omer  Haleby 
sagt  mit  Bezug  darauf:  „Wenn  sich  diese  Eunuchen  a  retro 
gebrauchen  lassen,  so  sind  sie  die  schlimmsten  Feinde  der 
Frauen,  deren  peinlichste,  wildeste  und  eifersüchtigste  Wächter; 
und  sie  sind  nicht  blos  eifersüchtig  auf  die  I<>auen,  sondern 
auch  auf  einander." 

In  Indien  kleideten  sich  die  Eunuchen,  die  sich  solcher 
ßcschäfti.üung  widmeten,  einst  in  Frauenkleider.  Seit  Indien 
moslemisch  geworden  ist,  tragen  sie  jedoch  Männerkleider.  Denn 
nicht  die  Frau  ist  es,  die  man  sucht,  sondern  den  Mann  als 
Frau,  und  man  will  sich  in  seinem  widerlichen  Genüsse  gar 
nicht  über  die  Unnatur  hinwegtäuschen  lassen.    Diesen  Wüst- 


—     231     — 

lingcn  ist  das  Männliche  umsoviel  wallkommener  als  die  schönste 
■Weiblichkeit,  dass  sich  die  Bayaderen,  die  bei  mosleraischea 
Fürsten  singen  und  tanzen,  oft  Männertracht  anlegen  müssen, 
am  mehr  sinnlicheu  Heiz  auszuüben. 

Wie  den  P'raueu  dienen  die  Eunuchen  ferner  auch  den 
Männern  mit  dem  Munkle.  Bei  den  ludicrn  bediente  man  sieb 
der  F/anuchcn  für  den  Mundcoitus,  den  sie  bei  beiden  Geschlech- 
tem ausübten;  *ie  waren  gleichsam  Hetären  für  die  V/ollust  der 
Männer  wie  der  Frauen.  Der  Coitus  mit  dem  Muude  —  hdsst 
PS  im  Lehrbuch  der  Liebe  im  Abschnitt  über  fiie  Wiederer- 
weckung der  erstorbenen  Leidenschaft  —  dient  diesem  Zw(?cke 
bei  einem  Manne  vqn  mattem  T«?mperamente,  dessen  Jugend 
dahin  ist;  der  krJiftig,  aber  erschöpft  ist. 

Der  Coitus  mit  dem  Munde  heisst  Im  ladischen  Auparlsch- 
taka.  Dan  Eämasutram  sagt:  Das  Auparischtaka  ist  das  Existenz- 
mittel der  Eunuchen,  die  wie  Courtisanen  leben  und  da«  Metier 
eines  Masseurs  ausüben.  luter  fricationem  quasi  complectens 
membris  suis  amatoris  feraora  premat;  fainiliaritate  aucEa  f«.  lo- 
mm  radices  iina  cum  inguinibus  contingat;  et  illius  membrum, 
cum  erectnm  esse  iatelligit,  manu  fricans  excitet  rideasque  IHum 
oh  luricivium  quasi  obiurget.  Si  a  viro,  quaraquam  iadicia  praebet 
illiusque  naturjuü  monstruosam  inteliigit,  non  lUTitätur,  sua  sponte 
incipiat;  si  autem  invitatur  repugnet  aegreque  accedat. 

Das  Auparifichiaka  machon  aber  nicht  bios  die  Buöuchen, 
Kondern  nudi  —  wie  es  im  Kamasutram  htisst  —  „Die  Dianer 
ihren  Herren  and  Freuade  ujit«3r  einander."  Ferner  thun  dies 
Männer  ihren  Frauen  and  die  Fraaeu  j^Ioichzeitig  ib^ren  TdäunerE. 
„Aus  Leidenschnft  fiii-  dio?e  Art  de«  Vergnügens"  —  sagt  das 
KaDiasutram  —  „vorlasseii  Courtisanen  ihre  generüseu  und 
aUerU-i  gute  Eigenschaften  besitzenden  Liohliaber,  um  sich  au 
Sklaven  und  Eiefantenfülirer  wegznwerlen.''  Man  nenat  diese 
Art  des  Mund-Coitus:  „die  Krähe''.  Auf  den  architoKtonißchen 
und  l>iidhaueri3chon  Meisterwerken  der  alten  iTjder  sind  s-olcho 
Szenen  oft  in  übernatürlicher  Grösse  varowigt  worden.  Im 
unterirdischen  Elephauta-Tcmpel  befiudöt  sich  eine  Daratelluag 
der  Ejähe";  sie  ist  in  den  ^Gravnres"  des  Chevalior  Richard 
Payae,  welche  den  Kultus  des  Priapus  behandeln,  reproduziert. 
Auf  dem  heiligen  Wagen  des  Mazupatam  sieht  man  eine  Gruppf^ 


—     232     — 

von  sechs  Personen  in  übernatüiiicher  Grösse:  einen  Manu,  der 
fünf  Frauen  mit  seiner  Zunge  die  ,Jirähe"  macht.  Andere  bild- 
liche Darstellungen  dieses  JVIund-Coitus  findet  man  in  den  aui 
dem  achten  Jahi'hundert  stammenden  Tempeln  von  Liva  ..i 
Bhuwaneschwara  bei  Cuttak  in  Orissa  und  auf  dem  heiligen 
Wagen  des  Schandernagor ,  wo  lü'ischna  und  eine  Gopi  den 
Akt  verrichten.  Lamakesse,  erzählt,  dasö  in  Pondicheiy  Affen, 
die  sich  musturbiercn,  die  Oaryatiden  eines  Wagens  bilden.  —  Bei 
den  Römern  v.  ar  der  Mund-Coitus  das  letzt^e  AushiUfsmittel  der 
idton  und  rmpotenten.  Martial  IV.  50  fragt:  „Weshalb,  Thaj's» 
wiederholst  du,  ich  sei  zu  alt?  Man  ist  me  zu  alt  zum  Lecken." 
In  Algier  gibt  es  Bordelle,  in  denen,  meist  von  Arabern,  nur 
der  Muad-Ooitus  ausgeübt  wird.  Von  dieser  Unsitte  in  earopäi- 
sclien  Städten  will  ich  hier  nicht  sprechen,  sondeni  nur  bemerken, 
dass  Viele  behaupten,  man  könnte  aus  sauitäreu  Gründen  den 
Mund-Coitus  wohl  jedem  anderen  geschlechtlichen  Akt  vorziehen, 
weil  er  ebenso  befriedige  und  bei  der  inmier  zunehmenden 
syphilitischen  Seuche  am  unschädlichsten  sei. 

Die  christlichen  Balkanvöiker  in  der  Tüi-kei  meinen,  mau 
könne  einen  Tripper  los  werden,  wenn  man  ein  zartes  Mädchen 
gebrauche  oder  sich  von  einer  Frau  dfcn  Mund-Ooitus  machen 
lasse.  Aber  im  letzteren  Falle  —  fügen  -die  Südslaven  nach 
Krauss  I.  237  hinzu  —  ist  es  Bediugung:  ut  i'emina  semen 
diworet  Im  Uebrigen  gilt  es  bei  den  8üd;slaven  „als  Beweis 
]jesouderer  Liebe,  wenn  das  Frauenziminer  rijembrnm  viii  in  ortj 
j'orJt  id<iue  sugit,  donec  spcruia  ciacuiatur.  VerbuMte  Weiber 
tiniß  es  ihren  Männern  mit  Absicht,  bis  sie  impotent  werden, 
und  dann  hat  die  Frau  füi"  ihre  Liederlichkeit  die  beste  xVus- 
rede.'"  In  zahlreichen  Liedern  —  Kiauss  1.  210  —  s^'t  der 
Bui'sche  zum  Mädchen:  „Du  beissest  meinem  Penis  die  Schnauze 
ab."  Auch  der  Mann  thut  es  „aus  besonderer  Liebe"  seiner 
Frau  und  -.manche  Männer  mögen  nicht  eher  eine  Frau  ge- 
niessen,  priusciuam  eam  iaaubendo  vagiuam  inilaramaverunt." 
Die  Zigeuner  stehen  im  ganzen  Morgenlande  in  dem  Eufe,  im 
Muud-Coitiis  die  grösste  Volienduug  erlangt  zu  haben  und  ihn  mit 
"verliebe  auszuüben.  Ein  bosnisches  Lied  tragt  deshalb  spöttisch 
den  Zigeur.er:  „Du  Hundesohn,  kosest  du  uxorem  tuam  inter 
iemora,  ubi  barba  ei  crescit?"     Das  Auparischraka  machen  auch 


—     233     — 

die  indischen  Frauen  in  den  Harems  untereinander.    Mau  könnte 
dies  als  eine  Art  lesbisclier  Liebe  bezeichnen. 

Die  „Lesbierinnen"  legen  sich,  wie  Weib  und  Mann,  bäuch- 
lings ?nf  einander  und  cunnis  altera  altq|-ain  vehementer  fricant, 
donec  iugenteui  delectatiouem  adipiscuntur.  5)er  französische 
Schriftsteller  Pierre  Louys  hat  in  seinem  Roman  „Aphrodite" 
das  Leben  und  Lieben  der  Lesbierinnen  g-escbildert  und  diesen 
seltsamen  Kultus  förmlich  idealisiert.  Manche  behaupten,  dass 
Frauen,  die  sich  solcher  Praxis  hingeben,  für  Männer  keine 
Liebe  besitzen  können.  Krauss  berichtet  jedoch,  ihm  sei  erzählt 
worden,  dass  ..nach  südfjjavischen  Erfahrungen  keine  Frau  einen 
Mann  sinnlich  mehr  zu.  befriedigen  vermöge  als  eine,  die  von 
einem  anderen  Frauenzimmer  nach  iesbischer  Art  en'egt  worden 
sei."  Eine  türkische  Sappho,  welche  als  Dichterin  wie  als  Frau 
nach  dem  Vorbilde  ihrer  griechischen  Schwester  lebte,  erwähnt 
Hammer  in  der  Geschichte  des  o^manischen  Reiches  bei  der 
Schilderung  der  Merkwürdigkeiten  von  Amasia:  „Oestlich  von 
Ssamssnn  dehnt  sich  die  Ebene  von  Phanaräa,  welche  der  Iris 
durchfliesst,  und  weiterhin  die  von  Themiskyra  aus,  welche,  vom 
Thermodon  durchschnitten,  der  Sitz  der  Amazonen  war.  Am 
Iris  —  heute  Tscheharschenbessnji,  Mittwochswasser  —  liegt 
Amasia,  dessen  Name  —  eine  wahre  Seltenheit —  sich  von  der 
ältesten  Zeit  her,  durch  so  viele  -Jahrhunderte  und  in  dem 
Munde  so  vieler  Barbaren  bis  auf  den  heutigen  Tag  unverändert 
erhalten  hat;  den  Griechen  von  den  Danischmenden,  diesen  von 
den  Seldschuken,  den  Seldschuken  von  den  Isfendiaren,  diesen 
von  den  Osmauen  entrissen,  vor  anderem  sehenswert  durch  die 
Ruinen  der  alten  Königsburg  mit  ihren  den  Felsen  eingehauenen 
Königsgräbern,  durch  die  alten  "Wasserleitungen  und  durch  den 
Palast  Isfondiars,  ob  so  vieler  Vorzüge  insgemein  das  Bagdad 
Rums  genannt.  In  Amasia  befindet  sieh  das  Grab  der  Dichterin 
Mihiri,  welche  als  Sappho  der  Osmanen,  ihie  Gedichte  und  ihr 
lediges,  aber  nicht  jungfiäuiiches  Leben  der  Liebe  weihte.  Die 
turkmanischen  Schönen  Amasiens,  die  eigentlichen  Amasien 
Klcin-Asiens,  finden  reichen  Stofi  zu  romantischen  Liebesge- 
schichten und  Vorstellungen  des  sinesischen  Schattesspiels  in 
dem  Romane  Ferhad  und  Schirin,  dessen  Szene  die  tüi'kische 
Sage  hierher  verlegt,  nnd  die  alte  Wasserleitung  beglaubigt  sie 


—     234     — 

als  den  von  Ferhad  durch  den  Felsen  gehauenen  Kanal  für  die 
Milch  der  Schäfereien  Schirins;  und  den  Spaziergang  von  Kanli 
Binar,  die  „Strasse  des  blutigen  Brunnens",  bezeichnet  man  als 
den  Ort,  wo  Ferhad,  von  dem  alten  Weibe  mit  der  Nachricht 
von  Schirins  Tod  angelogen,  sich  in  sein  Beil  stürzte.  Diese 
neuere  Sage  genügt  den  Amasien  Amasiers  statt  der  alten  der 
benachbarten  Amazonen,  von  denen  sie  nichts  mehr  wissen." 


44.  Onanie  und  künstliche  Instrumente. 


Ableitung  des  Wortes.  —  Onanie  in  der  Bibel.  —  Onanie  im  Kamasutram.  — 
Masturbation  der  Fxauen  im  modernen  Indien.  —  Monumentale  Dai- 
stelluag«a  der  Onanie.  —  Ethnographische  Parallelen.  —  Der  Koran  über 
Onanie.  —  Omer  Halebys  Warnungen  und  Lehren  in  Bezug  auf  Onanie.  — 
Die  Onanie  in  den  Harems.  —  In  Pcra.  —  Badana.  —  In  Persien.  —  In 
Alexandrieu.  —  Bei  den  christlichen  Balkan  Völkern.  —  Der  künstliche 
Penis.  -  •  Künstliche  Vulva.  —  Verbreitung  des  künstlichen  Penis  in  der 
Weit  und  in  allen  Zeitaltern.  —  Ethnographische  Parallelen.  —  In  der 
heutigen  Türkei.  —  Bananen,  Gurken  und  Padlischan  als  Penes. 

Onanie  leitet  man  vielfach  vom  Namen  jenes  Onan  her, 
von  dem  im  1.  Buche  Moses  XXXVIII  8  erzählt  wird,  dass  er, 
so  oft  er  dem  Weibe  seines  verstorbenen  Bruders  beiwohnte, 
den  Samen  daneben  fallen  liess,  nm  die  Empfängnis  zu  ver- 
hindern. 

Im  indischen  Kamasutram  wird  die  Onanie  folgendermassen 
g-escLlldert:  „Wie  die  Frauen  bisweilen  ihr  Verlangen  stillen 
ohne  Männer,  so  thuu  es  auch  Männer,  die  keine  Frau  auftreiben 
können,  bei  der  Natur  zwar  nicht  entsprechenden  und  anders- 
artigen, aber  wei])llchen  Wesen,  bei  Schafen,  Stuten,  oder  durch 
blosses  Berühren  oder  durch  Eeiben  des  Penis,  beispielsweise 
bei  Ausübung  des  Löwenschrittes:  mit  den  beiden  auf  den  Fuss- 
boden  gelegten  Händen  sieh  stützend  und  mit  gerade  aus- 
gestreckten Füssen  dasitzend,  reibe  man  den  Penis  an  der  Mitte 
des  Armes;  das  ist  die  Ausübung  des  Löwenschrittes."  — 

Im  heutigen  Indien  ist  namentlich  die  Masturbation  der 
Frauen  eine  alltägliche  Sache.  Dem  Dr.  EUis  schrieb  ein  ärzt- 
licher Korrespondent  aus  Indien,  dass  er  die  Witwe  eines  reichen 
Mohammedaners  behandelt  und  von  ihr  erfahren  habe,  dass  sie 


—     236     — 

„schon  in  ganz  jungen  Jahren  zu  masturbieren  begonnen  hätte, 
wie  alle  anderen  Frauen".  Ferner  teilte  derselbe  Gewährsraann 
mit,  dass  sich  an  der  Fassade  eines  grossen  Tempels  in  Orissa 
Bas-Reliefs  befinden,  die  sowohl  Männer  und  lYauen  allein 
masturbierend,  als  auch  Frauen,  welche  die  Männer  masturbieren, 
dai'stellen. 

Die  Spanier  fanden,  als  sie  zuerst  in  Vizcaya  und  auf  den 
Philippinen  landeten,  dass  dort  die  Selbstbefleckung  unter  den 
Frauen  durchweg  verbreitet  w^ar.  In  Cocliinchina  wird  sie, 
nach  Lorion,  von  beiden  Geschlechtem  ausgeübt,  besonders  aber 
von  den  verheirateten  Frauen.  In  Japan  ist  sie  ganz  allgemein 
und  raffiniert.  Bei  den  Nama-Hottentotten  fand  Gustav  Fritsch 
die  Masturbation  unter  den  jungen  Witwen  so  allgemein,  dass 
sie  als  ein  Landesbrauch  angesehen  wird;  man  macht  gar  kein 
Geheimnis  daraus,  und  in  den  Legenden  und  Erzählungen  dieses 
Volkes  wird  sie  als  eines  der  gewöhnlichsten  Vorkommnisse  des 
Lebens  behandelt.  So  ist  es  auch  bei  den  Basutos,  bei  den  Kafferu, 
den  Balinesen.  Eram  bestätigt,  dass  im  ganzen  Orient  die 
Mastui'bation,   besonders   bei   den  jungen  Mädchen,  vorheiTScht. 

Der  Koran  II  verdammt  „die  Form  der  Onanie'";  daraus 
folgert  Omer  Haleby,  dass  man  im  Principe  jede  Samen- 
einbaltnijg  verbieten  müsse,  wie  auch  der  Modus  und  die  Manier 
des  Vergehens  sein  mögen.  Die  Gelehrten  des  Kitus  der 
Schafeiten  erklärten,  die  Sameneinhaltung  müsse  schon  deshalb 
verdammt  werden,  weil  sonst  das  Gesetz  der  Zeugiing  auf- 
gehoben würde.  Nach  den  Traditionisten  ist  die  Einhaltung 
des  Samens  indessen  erlaubt,  wenn  beide  Gatten  einverstan- 
den sind. 

Dschaber  erzählt:  „Als  dem  Propheten  der  Koran  vom 
Himmel  gesandt  wurde,  enthielten  Mohammed  und  seine  Frau 
sich  des  Schlussmomentes  des  Coitus,  der  Prophet  hielt  den 
Samen  zurück,  dass  er  sich  nicht  in  die  Zeugungsorgane  der 
Frau  ergiesse.  Der  Prophet  wm-de  darüber  befragt.  Er  verbot 
diesen  Modus  nicht  ausdrücklich,  aber  er  sagte:  „Kein  Lüftchen, 
keine  Seele  wird  geschaffen  werden  von  der  Kreatur  bis  zum 
Tage  der  allgemeinen  Auferstehung,  ohne  dass  dieses  Lüftchen 
seine  Existenz  haben  wird."  —  Alle  Seelen,  die  Gott  schaffen 
wird,  haben  demnach  ihre  Existenz  auf  Erden  in  menschlichen 
Formen.    Wenn  man  deshalb  auch  den   Coitus    nicht  vollende 


~     237     — 

—  ■kommentiert  Omer  Ealoby  —  so  werde  flas  Allali  nicht 
hindern,  „dass  euere  Frauen  auch  in  solchen  Fällen  Mütter 
werden".  Nach  Omar  verbot  der  Prophet  ausdrücklich,  „den 
unvollständigen  Coitus  oder  die  Einhaltung  des  Samens  mit  der 
freien  Frau,  wenn  sie  dem  nicht  zustimmt". 

Omer  Halehy  warnt  namontlicli  die  Frauen  vor  der  Onanie: 
„Höret  nicht,  o  Frauen  des  Islams,  auf  die  schlechten  Kat- 
schläge;  lasset  euch  nicht  verleiten  zur  Onanie,  zur  Pädemstio 
und  zu  sapphischen  Prakiiken,  ob  auch  diese  Ratschläge  noch  so 
oft  von  eueren  Dienerinnen,  eueren  Eunuchen  und  fremden 
götzendienerischen,  jüdischen  oder  christlichen  Frauen  in  euere 
Ohren  geträufelt  werden.  Alle  diese  Praktiken  werden  in  euere 
Lenden  den  tötlichcn  Schlag  der  Unfruchtbarkeit  führen,  eueren 
Geist  verwirren,  aus  euerem  Leibe  eine  Beute  der  Dämitnen 
machen  und  euer  erhabenes  Rayon  der  Keuschheit  und  Scham 
zerstören.  Seid  der  Engel  des  Herdes  und  nicht  seine  schruss- 
liche  Zwietracht." 

Omer  Haleby  giebt  dann  seinerseits  seine  Ansichten  über 
Onanie  ausführlich  kund:  Die  Onanie  sei  ^jede  Handlung,  die 
mit  der  Hand,  mit  dem  Munde  der  Frau,  durch  einen  t]unuchen 
oder  einen  jungen  Knaben  ausgeführt  wird  und  den  Zweck  hat, 
den  Samen  herauszupressen,  zum  Nachteile  des  natürlichen 
Coitus  und  zum  Nachteile  der  Frau".  Die  Onanie  mit  dem 
Munde  sei  bei  den  Christen  stark  verbreitet,  „als  ein  Rest  alter 
Orgien,  wie  sie  in  gewissen  heidnischen  und  götzendienerischen 
Tempeln  stattfanden".  Es  sei  nicht  zu  bezweifeln,  dass  diese 
Praxis  „ein  Vermächtnis  jener  barbarischen  üebungen  sei,  deren 
Urspj'ung  sich  in  der  Nacht  der  Zeiten"  verliere.  ,, Lasset  des- 
halb, 0  Gläubige!"  also  spricht  Omer  Haleby,  „solche  Dingo 
den  Christen,  den  Götzendienern  und  den  Juden;  denn  es  ist 
sicher,  dass  die  Onanie,  in  welcher  Form  immer  sie  ausgeübt 
Werde,  die  Ursache  von  Traurigkeit  und  Mangel  an  Mut  ist, 
dass  sie,  wie  schon  der  weise  Scheich  Dschellaleddin  Abu 
Soleiman  Daud  gesagt  hat,  die  sinnlichen  Naturtriebe,  die 
Wünsche  und  die  organische  Kraft  schwächt.  Viele  Gelehrte 
missverstehen  die  Worte  des  Propheten:  „Vermeidet  den  Ehe- 
bruch, denn  das  ist  eine  Schändlichkeit  und  führt  zum  Bösen; 
thut  alles  lieber,  als  dass  ihr  euch  zu  Ehebruch  und  Blutschande 
verleiten  lasset."     Diese  Gelehrten   behaupten  in  ihrem  Miss- 


.      _     238     — 

Verständnis:  in  gewissen  Fällen,  wenn  man  keine  Frau  bei  sich 
hat,  beispielsweise  anf  der  Reise,  sei  es  gestattet,  der  Natur  zu 
Hülfe  zu  kommen,  falls  sie  danach  yerlani^;  und  man  dürfe 
dann  einfache  Onanie  —  Eummaira  —  die  an  sich  selbst  mit 
der  Hand  ausgeführte  Masturbation  anwenden;  aber  man  dürfe 
dies  nicht  thun  um  perverser  Wollnst  willen,  sondern  wie  gesagt 
bios  um  der  Natur  nachzuhelfen." 

Im  Gegensatze  zu  dieser  Meinung  und  in  „Anbetracht 
dessen,  dass  die  Natur  ja  Mittel  hat,  sich  während  des 
Schlummers  durch  Pollutionen  infolge  eiTegender  Träume  selbst 
zu  hellen",  verdammt  Omer  Haleby  „solche  Weise  durchaus" 
nnd  erklärt  „mit  dem  Koran  in  der  Hand":  „dass  die  Onanie 
in  jeder  Beziehung  nnd  in  jeder  Art  als  eine  dämonische  That" 
zu  betrachten  sei,  als  eine  That,  „gefährlich  für  die  Gesundheit 
des  Körpers  und  des  Geistes,"  als  eine  That,  „die  fähig  ist, 
die  ärgsten  Uebel  anzustellen,  und  die  nnwürdig  ist  eines  ver- 
nünftigen Menschen  .  .  ."  Und  nach  dieser  furchtbaren  Ver- 
dammung schliesst  der  gute  Omer  Haleby  ziemlich  kleinlaut: 
„Aber,  o  Gläubige!  wenn  ihr  in  diesen  Irrtum  verfallen  seid, 
—  und  dieser  Irrtum  ist  doch  mehr  ein  Fehler  als  eine  grosse 
Sünde,  den  selbst  das  Buch  der  Christen  verurteilt  —  dann  o 
Gläubige,  wisset,  dass  Gott  gnädig  ist,  und  zu  verzeihen  liebt, 
sobald  die  Reue  in  unser  Herz  einkehrt." 

Und  dieser  „Irrtum"  herrscht  ziemlich  allgemein  unter  den 
Moslems,  und  Allah  hat  viel  zu  verzeihen.  Namentlich  bei  den 
mannbaren  und  unverehelichten  Gläubigen  ist  die  Onanie  stark 
eingerissen.  In  Arabien  ist  sie,  wie  bei  den  Hottentotten,  fast 
Landesbrauch  geworden.  Bei  Kindern  und  Knaben  findet  sie 
sich  allerdings  selten.  Auch  die  Frauen  der  Moslems  mastur- 
bieren  sich  verhältnismässig,  wenig.  In  grossen  Harems,  wo  sie 
oft  sehr  vereinsamt  sind,  treiben  sie  lesbische  Praxis,  aber  nie 
mit  Eunuchen,  sondern  mit  anderen  Haremsfrauen,  die  sich 
einen  künstlichen  Penis  um  die  Hüfte  schnallen  und  die  Rolle 
des  Mannes  spielen.  Dies  thun  auch  Witwen  untereinander. 
Mit  dem  Manne  treibt  die  Türkin  nie:  als  Onanie.  Sie  ist,  um 
dem  Mann  gefällig  zu  sein,  ihm  manchmal  ein  Werkzeug  der 
Päderastie,  weigert  sich  aber  entschieden,  ihm  den  Penis  mit 
der  Hand  abzureibcii  oder  ihm  die  „Onanie  mit  dem  Mundo"  zu 
thun;  selbst  die  Prostituierten  in  Algier  —  Moslenünnen,  die  zu 


— -     239     — 

den  verkommensten  Prostituierten  der  ganzen  Welt  gezählt 
wftrden  müssen  —  verabscheuen  solche  Praxis.  In  Persien  hat 
sich  die  Onanie  bei  jungfräulichen  Personen  fast  nie,  nur  hier 
und  da  bei  Witwen  und  streng  bewachten,  von  ihren  Männern 
vernachlässigten  Frauen  eingenistet. 

Unter  Peroten  und  Perotinnen,  Griechinnen  und  Armenier- 
innen in  Konstantinopel  kennt  man  eine  besondere  Art  Onanie, 
die  man  „Badana"  nennt.  Die  Jungtrauen  erlauben  alles,  nur 
nicht:  „stylum  in  pixide".  Das  Mädchen  nimmt  den  Penis  in 
die  Hand  und  reibt  mit  seiner  Spitze  ihi-en  Geschlechtsteil^  gibt 
aber  acht,  dass  der  Same  „danebenfällt",  um  den  altbiblischen 
Ausdruck  zu  gebrauchen.  Es  gibt  Hänser  in  den  perotischen 
Hurengassen,  wo  nur  Badana  ausgeübt  wird.  Die  Mädchen 
sammeln  so  eine  Mitgift  und  bleiben  doch  physisch  Jungfrauen. 

In  Aiexandrien  macht  man  Badana  mit  kleinen  Negeiinuen, 
die  noch  nicht  geschlechtlich  reif  geworden  sind,  aber  trotz 
ihres  zarten  Alters  den  Kaffees  entlang  ziehen,  um  Kundschaft 
in  ihre  Lasterhöhlen  zu  schleppen. 

Bei  den  christlichen  Balkanvölkern  versteht  man  unter 
Onanie  blos  das  Abreiben  des  Penis  mit  der  Hand.  Häufig- 
kommt es  vor,  dass  zwei  sich  gegenseitig  das  Glied  abreibon. 
Bei  den  Südslaven  sagt  man:  „Kurtschewanje  slagje  neg  jebanje, 
das  gegenseitige  Penisstreicheln  ist  süsser  als  der  Coitus." 
Krauss  beobachtete  dies  besonders  bei  den  serbischen  Schweine- 
hirten und  behauptet:  Onanistea  gehen  dort  den  Weibern  aus 
dem  Wege. 

Der  künstliche  Penis  —  Penis  succedanus  —  heisst  lateinisch: 
Phallus  oderFascinum;  französisch:  Godemiche;  italienisch:  passe- 
tempo  oder  DiUeto;  von  letzteren  Worte  stammt  die  in  England 
gebräuchliche  Bezeichnung:  Dildo;  der  indische  Name  ist:  apa- 
dravya. 

Der  entsprechende  Apparat  für  Männer  —  Cunnus  succe- 
danus —  wird  in  England  Merkin  genannt,  was  ursprünglich 
bedeutete:  nachgeahmtes  Haar  von  des  Weibes  verborgenen  Teilen. 

Der  Gebrauch  eines  künstlichen  Penis  zur  geschlechtlichen 
Befriedigung  war  ebensowohl  im  biblischen  als  im  klassischen 
Altertum  bekannt.    Ersteres  beweist  eine  Stelle  aus  EzechieL 

Die  lesbischen  Frauen  sollen  solche  Instrumente  aus  Elfen- 
bein oder  Gold,  die  mit  Seidenstoffen  und  Leinen  umhüllt  waren, 


—     240     — 

benützt  haben.  Aristophanes  spricht  vou  dem  Gebrauch  eines 
künstlichen  Penis,  der  Olisbos  genannt  wnrde,  bei  den  Mile- 
sierinnen. 

Herondas  lässt  in  der  Posse  „Die  geheime  Unterredung" 
zwei  Damen  den  Olisbos  oder  Bansson  rühmen,  „als  die  höchste 
Wonne  des  Lebens",  nnd  er  erwähnt  an  einer  ander  n  Stelle, 
dass  dieses  Instrument  öffentlich  verkauft  wurde. 

Im  Britischen  Museum  befindet  sich  eine  Vase,  auf  der  eine 
Hetäre  dargestellt  ist,  die  derartige  Instrumente  in  der  Hand 
hält.  Einige  solcher  künstlichen  Glieder  wurden  in- Pompeji  ge- 
funden und  werdesi  im  Musram  von  Neapel  aufbewahrt. 

Ellis  sagt;  Durch  das  ganze  Mittelalter  hindurch,  wo  die 
Kleriker  immer  wieder  den  Gebrauch  solcher  Instrumente  ver- 
boten, bis  zum  Zeitalter  Elisabeths,  wo  Marston  in  seinen 
Schi'iften  erzählt,  wie  Lucea  einen  .j-läsernen  Penis  einem  wai*men 
Bette  vorzieht,  ja  bis  zur  Gegenwart  können  wir  solche  Mittel 
auch  in  allen  Ländern  der  Zivilisation  angewandt  sehen.  Aber 
durchweg  scheinen  sie  hier  zum  grössten  Teile  mir  von  Prosti- 
tuierten und  solchen  Frauen  benutzt  zu  werden,  die  auf  der 
Grenze  eines  vornehmen  oder  haibkünstlerischen  Niveaus  ihr 
Leben  verbringen.  Ellis  zählt  seitenlang  solche  europäischen 
Instrumente  auf,  in  deren  Liste  nichts  fehlt  vou  der  Kerze  bis 
zur  Stricknadel.  Ich  übergehe  hier  natürlich  diese  Gattungen 
und  eröffne  blos  einen  Einblick  in  die  Künste  der  Orientalen. 

Schon  als  die  Spanier  in  Vizcaya  und  auf  den  Philippinen 
zum  ersten  Male  landeten,  erfuhren  sie,  dass  dort  die  Frauen 
sich  eines  künstlichen  Penis  bedienen,  um  sich  selbst  geschlecht- 
lich befriedigen  zu  können.  Bei  den  Balinesen  —  heisst  es 
bei  Ploss  und  Bartels  nach  Jacocs  —  findet  man  in  jedem  Harem 
einen  Penis  aus  Wachs,  dem  die  Frauen  viele  Stunden  der 
Einsamkeit  widme u. 

Die  Japanerinnen  können,  nach  übereinstimmenden  Berichten, 
die  Ellis  sowie  Ploss  und  Bartels  zitieren,  auf  den  höchsten  Grad 
der  Vollendung  in  der  Herstellung  mechanischer  Glieder  An- 
sprach machen,  Sie  benützen  vornehmlich  zwi  hohle,  aus 
dünnem  Messingblech  bestehende  Kugeln  in  der  Grösse  der 
Taubeneier;  die  '-ijie  ist  leer,  die  andere,  der  sogenannte  klebe 
Mann,  enthält  noch  eine  kleine  schwere  Met^iilkugel  oder  Queck- 


—     241     — 

Silber,  maucbma!  arich  MeiallziingeTi ,  die  —  in  Bewegimg  ge- 
setzt —  vibiierejB.  Wervlen  beide  Kugelu  nebeneinander  in  der 
Rand  iicehaiten,  so  sind  sie  beständig-  in  Bewegung-.  Die  leere 
Kutrei  wird  sraerst  in  den  öeschlechtÄteil  eincroftilirt,  bis  sie  den 
Uterus  berfibrt;  dann  folgt  die  andere.  Die  gcrinj?8to  Bewegung 
A<iS  Beckens  oder  der  Hüften  oder  jede  selbständige  Bewegung 
der  Baucliorgane  bringt  die  Metallkugeln  oder  das  Quecksilber 
zum  Rjlicn  und  die  dadurch  entstehende  Vibration  erzeugt  ein 
fortgesetztes  Kitzelgoftihl,  einen  sanften  Schlag  wie  von  einem 
scbwach(>n  elektrischen  Induktionsapparat.  Diese  Kugeln  werdeu 
,Rir]-no-tainii  genrtDiit  und  in  der  Vagina  mittelst  eines  Papier- 
tanpoiis  festgelialten.  Die  Frauen,  die  diese  Kugeln  benutzen, 
Wiegen  sich  mit  Vorliebe  in  Häogeuiatten  und  Schaukelstühlen, 
denn  die  sanften  Schwingungen  der  Kugeln  rufen  langsam  und 
aU mäh! ich  den  höchsten  Grad  sexueller  Erregung  hervor.  Joest 
erwähnt,  dass  dieser  Apparat  dem'  Namen  nach  auch  den 
japanischen  Mädchen  aus  dem  Volke  bekannt  sei,  dase  aber 
meist  nur  die  besseren  Geishas  und  die  Prostituierten  sich  seiner 
bedienen.  Sein  Gebrauch  hat  sich  fast  durch  den  ganzen  Orient 
verbreitet. 

In  China  kennt  man  femer  einen  aus  Harz  geschmeidig 
hergestellten  ro?entarbigen  Penis,  der  öffentlich  verkauft  und 
von  den  Frauen  ungeniert  verlaugt  wird. 

In  Cantoü  fabrizieft  man,  wie  Lamairesse  berichtet,  einen 
künstlichen  Penis  aus  einem  gummiharzigen  Gemisch  von  einer 
bedeutenden  Geschmeidigkeit,  färbt  das  Produkt  rosig  und  ver- 
sendet ea  nach  allen  Ländern.  In  Tientsin  verkauft  man  diese 
Instrumente  öffentlich  und  gibt  den  Käuferinnen  illustrierte 
Albums  dazu,  in  weichen  die  Bilder  den  Gebrauch  zeigen.  In 
den  Thestern  kommt  es  sogar  vor,  duss  eine  Person  sich  ein 
solches  Instrument  anheftet,  um  den  jungen  Frauen  ad  ocnlos 
zu  demonstrieren,  wie  anan  damit  verfahren  mtisse. 

In  def  Türkei  und  in  Aegypten  bedient  man  sich  gern 
solcher  Naturprodukte,  die  durch  ihr  Aussehen  dem  Penis  ähneln. 
So  ist  die  Banane  dnrch  Form  und  Grösse  dazu  wie  geschaffen. 
In  der  Mythologie  von  llawai  wird  von  Göttinnen  erzählt,  di*^ 
von  unter  ihren  Kleidern  verborgenen  Bananen  befruchtet  wurdeu. 
Das  Gleiche,  wie  von  der  Banane,  gilt  von  der  Gurke.    In  Kon- 

jSietn,  Mtdizin,  A.berglaul)e  a.  Geachlechtsleben  in  der  Türkei.  JI.  lö 


—     242     — 

stantinopel  benntzen  die  Frauen,  wie  mir  erzählt  wui-de,  die 
Padlidschan ,  Eierfrucht,  welche  man  röstet,  bis  sie  hart  ge- 
worden ist. 

Im  ganzen  Morgenlande  sind  schliesslich  auch  die  Pariser 
Fabrikate  verbreitet,  darunter  eines,  das  man  je  nach  Wunsch 
grösser  oder  kleiner  aufblasen  kann;  es  ist  mit  Milch  oder  einer 
anderen  Flüssigkeit  gefüllt  und  zerplatzt  nach  einer  gewissen 
Anzahl  von  Stössen ;  und  wenn  dann  die  Flüssigkeit  in  die  Vagina 
strömt,  so  ist  die  Illusion  möglichst  vollständig. 


45.  Geschleehtskrankheiten. 


Die  Bibtl  über  Tiiirdnen.  Fluss.  —  Syphiüb  in  moslemischeu  Läüdera.  — 
Fin  Wort  des  Grosswesirs  Rescliad  Pascha.  —  Beginn  der  Syphilis  in  Kon- 
f^tantinopel  zwischen  1827  und  1831.  —  Gei^enwärtige  Zustände.  —  Sanitäts- 
leforrrien  des  Professors  Dühring  Pascha.  —  Syphilis  in  den  Wilajets 
KasLamuni  uijd  Angora.  —  Syphilis  in  Syrien.  —  In  der  Armee.  —  Milde 
der  Seuche  in  Konstantiuopcl  und  Soiyrna.  —  Fraiieo  und  Priester  als 
S).i8zialisten  für  Syphilis.  —  Heilmethoden.  —  Ansichten  des  Türken  Omer 
Haleby.  —  Orientalische  Volksniittel  gegen  Syphilis.  —  Marokkanische 
Hcilmethodo.  —  Bosnische  Spottlieder. 

Im  HL  Buche  Moses  XV  1  heisst  es:  „Wenc  jemand  aus 
seiner  Scbam  einen  Fluss  hat,  so  ist  solches  ein  unreiner  Fluss"; 
und  es  wird  vorg-eschrieben.  dass  alles,  was  mit  einer  solchen 
Person  in  Berührung:  kommt,  uni'ein  sei;  „auch  wenn  der  Flüssige 
seinen  Speichel  auf  einen  Reinen  wirft,  so  muss  dieser  seine 
Kleider  vv^aschen  und  sich  baden  und  bleibt  unrein  bis  zum 
Abend,  .  ."  Die  mit  einem  Flusse  Behafteten  mnssten,  nach 
IV.  Moses. V  2,  ebenso  wie  die  Aussätzigen  oder  wie  solche, 
die  sich  an  einer  Leiche  verunreinigt  hatten,  aus  dem  Lager 
der  Israeliten  herausgeschafft  werden.  DI.  Buch  Moses  XX'II  4: 
„Und  wer  irgend  von  den  Nachkommen  Aarons  aussätzig  war 
oder  einen  Flnss  hatte,  durfte  von  den  heiligen  Gabei)  nicht 
mitessen."  Eine  Verwünschung  im  IL  Buche  Samuel  III  29 
lautet:  „Mögen  in  Joabs  Familie  kein  Ende  nehmen,  die  an 
Fluss  oder  Aussatz  leiden.'' 

In  den  Reichen  des  Islams  ist  die  Syphilis  bis  zum  neun- 
zehnten Jahrhundert  angeblich  unbekannt  gewesen. 

Noch  im  Jahre  1832  konnte  Fürst  Demeter  Maurokorüato 
m  einer  Berliner  medizinischen  Zeitschrift  niederschreiben:  Die 
Syphilis  sei  in  der  Türkei  selteo.    Sie  grassierte  damals  eigent- 

16* 


—     244     — 

licli  nur  in  den  vorwiegend  eliristlichen  Provinzen,  in  der  Moldau 
und  Walachei.  Bald  wurde  es  anders.  Der  berühmte  ungarische 
Gelehrte Vämbery  erzählte  mir,  dass  ihm  der  grosse  Wesir  Reschid 
Pascha  einmal  geklagt  hatte:  „Wir  senden  unsere  iungen  Leute 
nach  Europa,  damit  sie  zivilisiert  werden  j  sie  aber  kommen  zurück 
—  bios  syphilisiert."  Die  Beschneidung  und  die  KeiuJichkeit 
der  Türken,  die  vorgeschriebeneu  Waschungen,  die  Vorschrift, 
sich  nach  dem  Beischlaf  durch  ein  Bad  zu  reinigen,  der  Mangel 
an  öffentlichen  Häusern  —  das  alles  hatte  die  Moslems  lange 
vor  der  Syphilis  bewahrt.  Der  Beginn  dieser  Krankheit  in  Kon- 
stantinopel lässt  sich  fast  auf  den  Tag  feststellen.  Als  Mauro- 
kordato  1827  die  osmanische  Hauptstadt  verliess,  um  in  Berlin 
seine  medizinischen  Studieii  zu  vervollkommnen,  da  gab  es  in 
Konstantinopel  weder  Bordelle  noch  Syphilis.  Als  er  im  Jahre 
1831  von  der  Si)ree  an  den  Bosporus  zurückkehrte,  war  alles 
anders  geworden. 

Die  Polizei,  die  früher  unter  den  Türken  keine  Unsittlich- 
keit  geduldet  und  die  wenigen  Freudenhäuser  der  Frauken 
streng  bewacht  hatte,  kümmerte  sich  um  nichts  mehr,  und  in 
Stambal,  wie  in  Pera  und  Galata  grassierten  alle  Laster:  die 
Zeit  der  Reiormen  hatte  begonnen!  Venerische  Krankheiten 
wurden  allgemein.  Die  Konstant! nopeler  Aerzte  bcsassen  keine 
Erfahrungen  und  vergrösserten  das  Unheil.  Seither  sind  ganze 
Gouvernements  in  der  Türkei  verseucht  worden.  Berüchtigt 
sind  besonders  die  Wilajete  Kastamuni  und  Angora.  Professor 
von  Dühring  Pascha  hat  in  neuester  Zeit  zahlreiche  Vorschläge 
gemacht,  um  die  Seuche  in  diesen  Provinzen  zu  bekämpfen.  Die 
Regienmg  acceptierte  seine  Vorschläge  und  das  Budget  des 
i'inanzjahres  1315  hatte  bereits  die  nötigen  Gelder  verzeichnet. 
Dühriug  Pascha  verlangte:  die  Schaffung  von  Hospitälern  in 
Kastamuni,  Kenghiti,  Erekli,  Bartin,  Dustsche  und  im  Wilajet 
Angora;  die  Vergrüssernng  des  bestehenden  Hospitals  in  Bolu; 
eine  Summe  vcm  16  000  Pfund  für  diese  Zwecke;  eine  regel- 
mässige Inspektiou  der  verseuchten  Orte  durch  eine  aus  zwei 
AerztcD  und  einem  Apotheker  bestehende  Kommission,  um  alle 
angesteckten  Persoaen  iu  die  Hospitäler  zu  senden;  die  Er- 
nennung vofa  19  Spezialärzten  für  die  beiden  Provinzen;  die 
Gratislieferung  aller  Medikamente  an  die  Patienten.    Die  Mass- 


—     245     — 

regeln  wurden  auch  ia  Angriff  genoramen,  aber  das  Uebel  wird 
nicht  leicht  zu  bekämpfen  sein. 

Uebrigens  gibt  es  heute  schon  keine  Provinz  in  der  Türkei 
mehr,  die  von  der  Syphilis  frei  wäre.  In  Smyrna,  Konia,  Brussa 
nnd  Beyrut  sind  zahlreiche  Bordelle  mit  türkischen  Frauen,  die 
auch  den  Fremden  offen  stehen;  selbst  die  inneren  Wilajets  sind 
verseucht  In  einem  im  23.  Bande  der  Zeitsclirift  der  Deutschen 
Morgenländischen  GeseilschaiN;  enthaltenen  Briefe  des  Konsuls 
Wetzstein  an  Fleischer  wird  erwähnt,  dass  die  Syphilis  in  S^Tien 
zerstörend  grassiere.  Die  Krankheit  nennt  man  in  Damaskus: 
Kotal,  was  gleichzeitig  Aussatz  bedeutet,  auch:  „Frankenseuche" 
der  „Gliederfrass".  Der  von  der  Syphilis  Heimgesuchte  heisst 
Mudschaen  oder  Mudschasim. 

Stark  verbreitet  ist  die  Syphilis  gegenwärtig  in  der  Ariiiee. 
Die  Mehrzahl  der  in  den  türkischen  Militärspitälem  befindliclion 
Kranken  ist  daaiit  behaftet. 

Bei  dem  bedeutenden  Hafenleben  Konstantinopels  sind  öffeut- 
licbe  Freudenhäuser  ein  unvermeidliches  UebeL  In  Galata  sieht 
mau  Gassen  auf  und  Gassen  ab  nichts  als  Bordelle.  Polizeilich- 
ärztliche Aufsieht  hat  es  nie  gegeben,  daher  ist  die  Syphilis  häufig. 
Zum  Glück  ist  die  Krankheit  nach  allen  mir  bekannt  gewordenen 
ärztlichen  Mitteilungen  in  Konstantinopel  gutartig.  Das  Gleiche 
gilt  für  SmjTna;  hier  mildert  namentlich  das  herrliche  Klima 
die  Fälle. 

In  der  Türkei  haben  die  weiblichen  Aerzte  und  die  Priester- 
Aerzte  grossen  Ruf  in  geschickter  Behandlung  der  Syphilis.  Sie 
versuchen,  wie  Professor  Rigler  berichtet,  die  Heilung  durch 
Räuchcrungen  rait  Zinnober  oder  metallischem  Quecksilber,  welche 
mit  Sublimat  uiid  dem  Wurzelpulver  der  Hennah  verrieben,  mit 
etwas  Eiweiss  zu  einer  Paste  angemacht  und  auf  eii-  Kohlen- 
fener  geworfen  werden;  über  letzterem  sitzt  der  ia  einen  Mantel 
geliiiilte  Kranke.  Man  kennt  auch  die  Wirkung  der  Balsame 
sowie  der  Oubeben,  behaDdolt  primäre  Geschwüre  aii  den  Ge- 
schlechtsteilen mit  Präcipitit,  Kupfervitriol,  armenischem  Bolus, 
Hennah,  und  gebraucht  bei  sekundären  und  tertiären  Formen 
Hoiztränke  und  Sublimat.  Der  gemeine  Mann  ätzt  die  Geschwüre 
mit  Tabaksaft. 

Omer  Haleby  sagt:  „Teus'iia  —  Gonorrhöe  —  ist  die  i-"olge 
eines  allzuheftigeu  oder  eines  schnell  nacheinander  wiederholten 


Coitns;  eine  Folge  der  Brmüuung-  oder  die  Folge  desseU;  dass 
der  Mann  den  Coitus  knapp  vor  oder  g-leich  nach  der  Periode 
der  Fran  ausübte.  Sic  kann  feraor  entstanden  sein  dui'cti  über- 
mässigen Gebrauch  erhitzender  Speisen  und  Mittel,  wie  Pistcxien, 
bitterer  Mandeln,  Zwiebeln;  oder  sie  ist  endlich  eine  Ucse  Be- 
gleiterscheinung anderer  Krankhoiteii,  eine  eirifacbe  Blutschärfe 
Aber  dies  alles  gilt  nur  für  einfache  Gonorrhöe,  nicht  för 
syphilitische,  nicht  für  Geschwüre  und  Gewächse  in  Form  des 
Hahnenkammes,  der  Kohlblätter  und  der  Kietterpflauzen..  Die.s!e 
letzteren  Krankheiten  sind  Folg^en  der  Prostitution  und  physischer 
Unreiniichkeiten  bei  den  fremden  Vö]ker.t5,  wo  die  Dogotien 
vieler  Sekten  die  Unreiulichkeit  geradezu  grossziehen.  Flieliet 
deshalb,  o  Menschen!  was  in  dieser  Stambulstarlt  euch  in  jene 
unreinen  Tempel  lockt,  welche  die  sogenannte  Zivilisation  der 
Christen  und  Juden  in  so  grosser  Zahl  in  den  alten  Quartieren 
von  Galata,  Hasskiö  und  Jcnischehir  installiert  hat." 

Als  Mittel  gegen  gevschlechtliche  Krankheiten  aller  Art 
empfiehlt  Omer  Haleby  den  Moslems  Zuflucht  zur  religiösen 
Medizin  und  zur  Nathrah,  der  Besprechung  des  Wassers,  die  al?o 
geschieht:  man  lege  die  beiden  Hände  auf  die  Flüssigkeit,  die 
für  die  allgemeinen  Waschungen  dient,  und  spreche  die  beiden 
letzten  Suren  des  Korans,  113  und  114. 

Hierauf  sage  man;  „Durch  diese  Wort,e  bitte  ich  Gott  ura 
Schutz  vor  dem  Zorn,  vor  den  Eacheaktcn,  vor  allem  üebel, 
das  seinen  Dienern  von  den  Bosheiten  des  Dämons  zugefügt 
werden  kann."  Als  rein  medizinisches  Mittel  gegen  chronischen 
Tripper  nennt  Omer  Haleby  endlich:  Injektionen  mit  Gubeben, 
Copaivabalsam,  rotem  Pfeffer. 

In  Persien  wird  nach  Polak  gegen  Syphilis  ausf:chIiesslicJi 
Quecksilber  angewandt^  und  zwar  mischt  man  den  Tabak  unter 
dem  Kohlenbecken  des  Nargileh  mit  Zinnober  und  lässt  so  den 
Dampf  einziehen.  Die  Wirkung  ist  äusserst  rasch  und  iniensiv, 
eine  acht-  bis  zwölfmalige  Anwendung  reicht  ge'^ohnlich  zur  Knr 
hin.  Seltener  ist  der  innere  Gc])yauch  von  fein  verriebenem 
QueeksUber. 

Bei  Syphilis  richtet  sich  die  Kur  in  Marokko  nach  dem 
Temperament  des  Kranken.  Der  marokkanische  Arzt  leitet  die 
4  Temperamente  von  den  4  Elemr>nten  ab  und  behandelt  je  nach 


—     247     -v~ 

der  Eigenschaft,  welche  er  am  Patienten  zu  erkennen  glaubt, 
die  Krankheit. 

Bosnische  Reigenlieder  besingen  sowohl   den   Tripper  des 

Mannes  wie  das  Flussleiden  der  Frau: 


„Einmal  im  Leben  hab'  ieh'e  gethan, 
Und  gleich  kam  die  Krankbeit  mich  an. 
Eine  ganze  Apotheke  schon  ich  verbrauch, 
Nun  wollen  &ie  den  Penis  abhauen  auch" 

Ueber  den  Hain  der  .Penis  jaiumert, 
Die  Piza  weint  im  Garteneckchcn. 
Der  Penis  ist  von  Leid  uraklainmert, 
Die  Piza  ist  ein  Eitersäckchfjn 

Der  Penis  quält  mich, 
Pisse  ich,  wird  eE  mir  hoisti, 
Und  die  Stttine  zähl'  ich, 
Und  gerate  in  Mutisren  Schweiss. 


46.  Impotenz 


Tiripotenz  ein  Scheidungsgrund,  —  Abergläubische  Aasichten  über  Ursachea 
der  Impotenz.  —  Knotenknüpfen.  —  Keüungsmetbodeii  der  durch  Zauberei 
■verursachten  Impotenz.  —  Ein  Mittel  de»  ProphetüB.  —  Achmeds  Mittel.  — 
Omar  Halebys  Ansichten.  —  Das  Alter  als  Ursache.  —  Ein  bosaisclies 
Lied.  —  Geroconomie.  —  Der  Fall  des  Könige  David.  —  Alte  und  Jimge.  — 
Kampfer  als  schwächendes  Medikament.  —  Kastharidsapiüver  als  Aphrö- 
disiacum.  —  Marokkanische  Latwergen.  —  Ikre  Bestißdteiic  —  Rezepte 
Omer  Halebya.  —  Persische  Mittel.  —  Die  Zunft  der  osmanischca  Latr 
■wergenmachor.  —  PaBtllles  de  S6raiL  —  KoastaatLaopeler  PräparAte.  — 
Probate  Mittel  Omer  Halebjö-  —  Des  Propheten  MchaniiaiedB  Ratschiage,  — 
Jiier,  Hennah  und  Waschungen.  —  Potenz  erhöhende  Speisen.  -~  Eerissah.  — 
Mohammeds  Potenz.  —  Erzählungen  seiner  Litbiinj^fraü  Aischa.  —  Miisk.  — 
Rolle  von  Parfüms  beim  Coitas.  —  "Weitere  Rezopte  Omer  Habbys. 

Bei  dem  sinnlichen  Charakter  der  Orientalen  spielt  die 
JYage  der  Potenz  und  Impotenz  eine  bedeutende  Solle.  Bei  den 
Hochzeiten  der  Türken  trug  man  friUier  dem  Zuge  der  Braut, 
wie  erwähnt,  die  sogenannten  Hochzeitspalmen,  als  die  aufrecht- 
stehenden  S^^mbole  der  Manueskraft.^  voraus. 

Wenn  der  Mann  impotent,  verrückt  oder  allzu  dick  ist,  kauT?. 
nach  moslemischem  Recht  die  Frau  die  Scneidung  verlang'&n. 
Die  Levantiner  glauben:  wenn  eine  Braut,  nachdem  der  Tag  der 
Vermählung  bereits  festgesetzt  worden  ist,  noch  etwas  näht, 
dann  verliert  der  Bräutigam  seme  Geschlvchtskraft.  Um  ihm 
diese  zi'i.ückzageben,  muss  die  Braut  die  genähte  Arbeit  wieder 
trennen.  In  Syrien  muss  man,  wenn  man  einem.  Bräutigam  be- 
ll üflich  is*,  sein  Hochzeitsgewand  anzuziehen,  Acht  geben,  dass 
kein  Knotcii  geknüpft  oder  kein  Knopf  geknöpft  werde;  sonst 
haben  seine  JTeinde  Macht  über  ihn,  und  wenn  «e  wünschen, 
dass  er  impotent  werde  oder  seine  Frau  unfruchtbar  bleibe,  so 
können  ihre  Wünsche  in  Erfüllung  gehen,  um  den  Bräutigam 
vor  solchem  Unheil  zu  schützen,  muss  bei  den  spischen  Christen 


—     249     -^ 

dcshjiJb  aucli  die  Pathin  des  ßräötigams,  während  derselbe  sich 
ankJeicJet^  die  }Iäiide  hewcgen,  fi!s  ob  sie  bete. 

Aehniiches  glaubt  man  bei  den  anderen  Völkern  in  der 
Türkei:  Der  Ehomaan  ist  sieht  im  Stande,  seinen  ehelichen 
Pflichte?!  nach'/^LikorLiineD,  wenn  er  während  der  Trauuno:  in 
seinem  ßchiiupflach  'einen  Knoten  trägt  oder  die  üiivorsichtigkeit 
.hcg-eht,  iclQU'h  nach  der  Einsegnung  der  Ehe  den  Rock  zn/n- 
*(f!apC»>n.  Höbör  nennt  der  Türke  das  Kaoteakntipfen,  das  Aua- 
sprecheji  oder  Niederschreiben  von  magischen  Worten,  welche 
einen  Eiiifiizss  auf  den  Körper  oder  das  llan  einer  Person  ohne 
imciitielbarou  Kontakt  ausüben  sollen. 

Nach  Dschellaieddin  Abu  Soleiman  Daud  gibt  es  unter  den 
Kandlung-eu  der  Zauberer  Operationen,  die  toten ;  die  eine  Krank- 
heit hervorrufen;  die  einen  Mann  von  seiner  Fran  sondern,  in- 
dem sie  ihn  unfähig"  machen,  ihr  beizuwohnen;  Operationen,  die 
zwischen  Mann  und  Frau  Hass  erseug-ea,  oder  andere,  die  sie 
verliebter  ineinander  machen. 

Um  L'npotonz.  w^che  durch  Verschreiung  und  Bezauberung 
entstanden  ist.  unwirksam  zu  mat^hen,  sprefhe  mau  einen  Koran- 
vers.  Aischa  erzählte:  Als  jemand  vom  Kaiise  des  Propheten 
durch  Bezauberuüg  erkrankte,  besprach  der  Prophet  selbst  den 
Kranken  nud  rezitierte  die  zwei  1  Uten  Kapitel  des  Korans. 
Achmed  empfahl:  Der  Besprecher  lege  die  Hände  wie  eine 
Wölbung  über  das  Wasser,  das  der  Kranke  trinken  soll,  und 
spreche  das  vorletzte  Kapitel  des  Korans  —  dann  ist,  das  Wasser 
gefeit  vor  Zanbersi.  Hierauf  vollführe  der  ImpotcEiic  seine  Ab- 
wasch angen  und  spreche  seine  Gebete.  Scbiiesslidi  lege  er  den 
Zeigefinger  der  rechten  Hand  auf  seinen  Dkör,  den  Penis,  den 
Daumen  aber  auf  seine  Magengrube  und  schaue  den  Besprecher 
an.  Dfcser  versenke  seine  Blicke  in  die  des  Kranken,  spreche 
in  Gedanken  die  zwei  letzten  Kapitel  des  Korans  and  sage  mit 
lauter  Stimme  und  mit  machtvollem  Willen:  „Gehe,  von  diesem 
Augenblicke  an  ist  der  Zau])er  gebrochen,  und  da  bi^t  nicht 
mehr  impotent!"  Genügt  dies  nicht,  dann  wiederhole  man  die 
Handlimg  dreimal,  doch  lasse  man  von  einem  Male  zum  andern 
ehie  Pause  von  einer  Woche. 

Um  die  nicht  organische  Impotenz  zu  heilen,  Iiann  man 
nach  Omer  Haleby  ausser  Sahr  —  der  Made  —  auch  „hygie- 
nische und  pharmazeutische"'  Mittel  anwenden.    In  erster  Linie 


—     250     — 

sind  kalte  lokale  Wascliungeri  nützlich;  mar.  richte  kleine 
energische  Strahlen  anf  das  Glied."  x\uch  kann  man  dem  Gliede 
sehr  kalte  Wassereinspritzungen  machen,  und  zwar  eine  halbe 
Stnnde  vor  jedem.  Coitns  morgens  und  abends. 

Natürlich  ist   auch   das  Alter  Ursache  der  Impotenz.    Ein 
bosnisches  Lied  drückt  dies  drastisch  aus: 
Durchs  Stoppelfeld  ein  Alter  xieLt, 
Als  Zaunpfahl  schleppt  sirh  nach  sein  Glied. 

Allgemein  herrscht  die  Ansicht,  dass  Greise  durch  Ver- 
heiratung mit  jungen  Mädchen  erjüngt  werden,  diese  hingegen 
schnell  altern.  Im  ersten  Buch  der  Könige  I.  1 — 3  wird  erzählt: 
Als  König  David  alt  und  hocLb^tagt  war,  kounte  er  nicht  mehr 
warm  werden,  obgleich  man  um  in  Decken  hüllte.  Seine  Dieuer 
rieten,  ihm  eine  Jungfrau  zu  suchen,  dass  sie  ihm  aufwarte  und 
ihm  als  Pflegerin  diene.  „Wenn  sie  an  deinem  Ru^L^n  liegt'', 
sagten  sie  dem  alten  Könige,  „so  wirst  du  warm  werden. ■■  "Man 
fand  auch  ein  junges  Mädchen,  die  schöne  Abis:ig  von  Siinem, 
aber  Da"\nds  Impotenz  scheint  dadurch  nicht  l)ehoben  worden 
zu  sein,  dean  es  wird  erwähnt,  dass  der  König  der  Jungfrau 
nicht  beiwohnte,  dass  „er  sie  nicht  erkannte".  Professor  Ebstein 
nennt  diesen  Fall  den  Anfang  der  sogenannten  Goroconüniio, 
und  er  hat  über  diese  Versuche,  abgelebte  Greise  durch  Be- 
rührung mit  jungen  Personen  zu  verjüngen,  in  einem  Buche 
über  „die  Kunst,  das  menschliche  Leben  zu  verlängern"  in- 
teressant gescliriel^en.*) 

In  späteren  Zeiten  noch  glaubte  man,  dieses  Mittel  zur  Kräf- 
tigung erschöpfter  Menschen  beiderlei  Geschlechts  mit  vielem 
Nutzen  gebrauchen  zu  können,  wobei  man  jedoch  die  Bemerkung 
gemacht  haben  wollte,  d«««';  —  während  die  Alt(3n  munterer 
wnrden  und  an  Kraft  gewannen  —  die  jugendlichen  Personen 
durch  das  Beisammenschlafen  mit  Alten  augenscheinlich  an 
Kräften  verloren  und  dahinwelkten.  Höclist  \\'ahr.«;cheinlicli 
gründete  sich  auf  ähnliche  Ideen  der  hohe  Wert,  den  man  bei 
den  Griechen  und  Römern  auf  das  .Anwehen  eines  gesunden 
Mannes  setzte;  denu  Clodius  lienniipus,  ein  Mädch«'n-Schul- 
meister  zu  Ivom,  wurde  laut  seinci-  Grabschrift  ,,im  Kreise  janger 
Mädchen"  115  Jahre  und  5  Tage   alt,   und   der  umstand,   dass 

*)  "Vgl.  auch  dab  hereits  zitierte  Buch    von  Alb.  Hagen,   die  sexuelle 
Ospiirosiologie  Kap.  VI.  Dot  .Siinfimitismus  p.  191—211).    Derliri  1901. 


—     251     — 

man  unter  Schnlmännern  viele  Beispiele  eines  hohen  Alters 
lindet,  scheint  —  nach  Ansicht  Trusens  —  diese  Beobachtung' 
zu  bestätig-en. 

Traurig'er  noch,  als  wenn  ein  alter  Mann  nicht  mehr 
seine  Wnnsohe  erfüllen  kann,  ist  es,  nach  der  Mdnung  des 
ara])ischen  Arztes  Ihn  Kilde,  wenn  ein  junger  Mann  sich  einem 
alten  Weibe  nähert. 

Der  Serbe  allen^.ings  denkt  anders.  Wenn  einen  die  Leiden- 
schaft ergreift,  wenn  einem  „penis  erig'itu-r",  dann  nehme  man, 
was  zu  haben  ist;  in  der  Not  frisst  der  Teufel  Fliegen; 

Jede  Kuh  ist  in  der  Dankelheit  schwarz, 
Und  habe  ich  kein  Mägdelein, 
Willige  ich  auf  eine  Vettel  ein. 

Kampfer  —  türkisch:  Kiafur;  arabisch:  Kafur;  persisch: 
rauschk  Kafur;  indisch:  Kepiir  —  dient  verschmähten  Weibern 
als  Mittel,  um  sich  an  dem  unbeständigen  Manne  zu  rächen;  der 
Glaube  an  die  Fähigkeit  dieses  Ajzneikürpers,  die  Geschlechts- 
kraft zu  schwächen,  ist  weitverbreitet.  Man  bedient  sich,  nach 
Ri^ler,  als  Antidotum  d43r  Kanthariden,  welche  türkisch:  Kodos 
l>ödschigi  heisseu;  arabisch:  zerarih;  persisch:  meggcs  bra  dagh; 
indisch:  niekkien  daghyala.  Die  Kanthariden  werden  als  forcieite 
Kur  oft  bei  Blennorrhöen  der  Harnröhre  in  Gebrauch  gezogen. 
Das  KaiitharidenpulYer  ist,  nach  Quedciifeldt,  in  Marokko  auch 
als  Aphrosidiacum  —  türkisch  und  arabisch:  mubehyat  oder 
muschteh;  persisch:  kuvetba;  indisch:  dova  8  kuvet  —  bekannt 
geworden.  Die  marokkanischen  Städtebewohner  bedienen  sich 
seiner  in  einer  Latwerge,  die  Madschun  genannt  wird,  in 
ausgedehntem  Masse.  Die  Madschuu-Latwerge  hat,  nach  einer 
Mitteilung  Quedenfeidte  im  19.  Bande  der  Verhandlungen  der 
Bei^liner  Gesellschaft  fibr  Ethnologie,  folgende  Zusamiüensetzuug: 
Honig,  Eicheln,  Nüsse,  süsse  Mandeln,  etwas  Butter,  Mehl, 
Sesam,  Haschisch  und  Kantharidenpulver.  Man  beachtet  in  Ma- 
rokko ebensowenig  die  schädlichen  Einflüsse  des  Kantharidins 
auf  die  Urogenitalorgane,  besonders  die  Nieren,  als  man  die 
heilsamen  medizinischen  Eigenschaften  Jieses  Ärzneikörpers  kennt. 
Bei  der  Bereitung  des  Kantharidenpul?ers  bedient  man  sich  nicht 
allein  der  Lytta  vesicatoria  L.,  sondern  auch  noch  der  Lytta 
sericea  Walte  und  einer  violett  gefärbten  Art.  Eigentümlich  ist, 
dass  der  Marokkaner  dieses  Insekt:  Debtau  el  bind,  indische 


—■     252  ,  — 

Flie>g-e  nennt,  ebenso  unkorrekt,  wie  man  in  Europa  spanische 
Fliege  sagt.  Die  getrockneten  Käfer  sind  in  grossen  Städten 
in  allen  Attaria  oder  Drogenbuden  käuflich,  auch  sammeln  sich 
viele  das  Insekt  selber,  trocknen  und  zerreiben  es. 

In  Marokko  kennen  die  Mohammedaner  ausser  dem  Madschnn 
noch  eine  ähnliche  Latwerge,  die  nur  aus  Sässij^keiten  und  heil- 
samen Kräutern  bestebt  und  Takanit  genannt  wird.  Leo  Afri- 
canus  erwähnte  schon  eine  in  Marokko  Surnag  genannte  Wumel, 
welcher  die  Eigensobaft,  die  Potenz  zu  erhöhen,  zugeschrieben 
wurde;  ein  anderer  Reiseschriftsteller  berichtet  von  der  stÄrken- 
den  Kraft  einer  Krautwurzel,  die  man  nach  ihm  in  Marokko 
Kersäna  nennt. 

Omer  Haleby  gibt  folgendes  Rezept  eines  türkischen  Aphro- 
disiacums:  Man  nehme  aromatische  Blätterspitzen  von  Stoechas 
und  Safran blätter  je  15  Gramm,  Anis- und  wilde  Carotteu  je  20 
Gramm,  25  Stück  Orangen blütenbeeren,  50  trockene  Datteln, 
4  Stück  Gelbes  vom  Ei,  ÖOO  Gramm  reines  Brunnenwasser,  koche 
alles  25  Minuten  lang  in  einem  irdenen,  glasierten  festvei-schlosscnen 
Topfe;  hebe  es  dann  vom  Feuer  we?,  passiere  es  ordentlich,  und 
wenn  das  Ganze  massig  geworden,  füge  man  hinzu:  50  Gramm 
reinen  Honig  uud  das  frische  Blut  von  2  Tauben.  Das  lasse 
man  24  Stunden  sich  vermengen  und  verteilen,  indem  man  das 
Gefäss  3  oder  4  mal  umschüttelt.  Dann  passiere  man  es  durch 
ein  feines  Sieb,  und  man  hat  das  Mittel.  Man  nehme  davon 
eine  Woche  hindurch  1  bis  2  Kaffeelöffel  yoll  \/._,  Stunde  vor 
dem  Schlafengehen  und  vor  jedem  Coitus. 

Als  Aphrodisiaca  werden  in  Fersien  Pillen  von  gestossenen 
Perlen,  Rubinen,  Gold,  Ambra,  Bernstein  gekauft.  Auch  das 
Chinin,  abends  in  einer  Dosis  s'on  1—2  Gran  genommen,  erfreut 
sich  in  dieser  Beziehung  eines  guten  Eufes.  Dagegen  scheut 
man  in  Persien  die  Anwendung  des  Kampfers  als  die  Potenz 
herabsetzend  und  weil  es  Sitte  ist,  den  Toten  ein  Stück  Kampfer 
in  den  Mund  zu  legen. 

Die  Latwergeumacber  —  Meadschindschian  genannt  — 
bildeten  im  osmanischen  Reiche  seit  jeher  eine  besondere,  ver- 
breitete Zunft.  Als  ihren  Patron  betrachten  sie  den  Attar  oder 
Gev^'ürzhäudlcr  Obeid,  der  mit  Hamsa,  dem  Oheim  des  Propheten 
Mohammed,  in  der  Schlacht  von  Ohod  fiel  und  am  Fusse  des 
Berjres  Ohod  begr;',bon  liegt.    Bei  den  Aufzügen  der  Zünfte  in 


—     253    >~ 

früheren  Zeiten  erschienen  flic  Mca«3scluBdsphian  mit  Mörsern  in 
den  Händen,  in  denen  sie  Gewiirzo  stiesson,  oder  mit  silbciiieu 
Schaloa,  in  denen  sie  ihre  köstlichen  Latw'ergen  zuhorciti^ton, 
wovon  sie  im  Vorübergehen  den  neugierigen  Schönen  njutwilligr 
in  den  Mund  strichen. 

Die  türkischen  Wundermittel  gegen  gescL  wachte  Manues- 
kraft  waren  schon  vor  Jahrhunderten  in  der  g-anzen  VV  elt  be- 
rühmt Der  Sserai  der  osmaaischen  Sultane  befassto  sich  früher 
mii  der  Präparierung"  dieser  orientalischen  SpezialitÄten,  Die 
dritte  Kammer  des  Sultan palastes,  die  Kauimer  der  Speisen  niid 
Zuckerwerke,  erzeugte  nicht  blos  Esswaien,  sondern  auch  Lat- 
wergen aller  Art.  Die  Pagen  dieser  Kanmier  verfertigten  einen 
vorzüglichen  Wachstaffet,  den  man  —  je  eine  halbe  Elle  lang  — 
armen,  mit  Wunden  und  Geschwüren  behafteten  Leuten  schenkte. 
Am  berühmtesten  sind  aber  im  sechzehnten,  siebzehnten  und 
achtzehnten  Jahrhundert  ihre  Ambra-  und  Mosehuskügelchen 
oder  Churse,  und  ihre  Ambra-  und  Moschnsamulete  oder  Tensu 
gewesen,  welche  mit  türkischen"  Inschriften  versehen,  wie: 
„Linderung  der  Schmerzen  und  Heilung  der  Herzen",  unter  dem 
Namen  Pastilles  de  Serail  in  ganz  Europa  als  ^unfehlbare  aphro- 
ditische Stärkungsmittel  verkauft  wurden. 

Seit  der  Sserai  diese  Fabrikation  eingestellt  hat,  beschäftigen 
sich  zahllose  arabische  Wunderärzte  mit  der  Erzeugung  und  dem 
Verkauf  solcher  Kraftmedikamente  zu  unglaublichen  Preisen,  da 
sie  ihren  Kunden  vorschwindeln,  dass  in  dies.en  Arzneien  Lulu 
und  Elmas,  die  kostbarsten  Perlen  undiEd^elsteine,  verpulvert 
seien.  Der  Orientale,  der  manchmal  vier  und  noch  uiehr  Weiber 
»ein  eigen  nennt»  kann  kein  grösseres  Leid  erfahren,  als  das, 
welches  ihn  auf  cin^  Stufe  mit  seinen  Eunuchen  steiit.  Er  bringt 
deshalb  jedes  Opfer  und  zablt  selbst  drei  Pfund  für  ein  Pülver- 
chen,  wenn  ihm  dadurch  die  Hoffnung  winkt,  seine  Kräfto  wieder 
stäi'ken  zu  könaen. 

Ein  in  Konstantinopeler  Harems  vielfach  gebrauchtes  Medi- 
kament gegen  Impotenz  soll  aus  den  gepulverten  Pistillen  der 
Hanfblume  nebst  einem  Gemisch  von  Honig,  Muskatnuss  und 
Safran  bestehen.  Ein  anderes,  ebenfalls  in  den  Harems  von 
Konstantinopel  vielgebrauchte*  Aphrodisiacum  für  geschv^'ächte 
Männer  besteht  nach  einer  Untersuchung,  des  Professor?  Rigler 


—     254     — 

aus  Cannabis,  Nelken,  Moschus,  Ambra,  Cocusnuss,  Honig  und 
Perlen. 

Man  bekämpft  nacli  Ansicht  des  Türken  Oiner  Haleliy  d'ie 
Impotenz  am  besten,  „wenn  mau  sich  oft  das  Glied  strf^ichelt 
und  den  Beutel  kitzelt,  so  wie  es  der  Prophet  gethan  hat". 

Schon  Ovid  empfahl  im  2.  Buche  Eier  und  Honig  vom 
Hymettus  als  Aphrodisiacum.  Aucl)  nach  Omer  Haleby  ist  es 
gut,  Eier  zu  essen.  Nach  dem  ülema  Dschellalciddin  Abu 
Soliman  Daud  beklagte  sich  eines  Tages  jemand  beim  Propheten, 
dass  er  zu  werug  Kinder  zeugte,  und  der  Prophet  ordinierte 
ihm:  „Iss  Eier!" 

Das  Einreiben  von  Hennah  auf  den  Fingerspitzen,  auf  detn 
Schädel  und  an  den  Füssen  erregt  gloicbfaJls  die  Sinnlichkeit 
und  bekämpft  dio  physiologische  Impotenz;  auch  soll  man  die 
Schamhaare  häufig  abrasieren  und  die  Schamteile  dann  mit 
Hennah  einschmieren,  «Bestreichet  euch  niit  Kennah"  sagte 
Anas,  ,,es  verjüngt.,  es  verschönert,  es  treibt  zu  geschlechtlicher 
Vermischung."  Abu  Rafi  erzählt:  „Eiuei?  Tages  befand  ich 
mich  bei  unserem  heiligen  Propheten;  ich  sass  bei  ihm,  da 
legte  er  die  Hand  auf  mein  Haupt  und  sprach;  „Crut.  Machet 
Gebrauch  von  dem  Meister  der  färbeoden  Kosmetik,  vom 
Hennah.  Das  Hennah  stärkt  die  Jlaud,  animiere  zum  Coitus." 
Omer  Haleby  fügt  der  Mitteilung  dieser  Traditionen  hinzu: 
„Nach  meiner  eigenen  Erfahrung  gibt  es  wenige  Fälle  nicht- 
organischer  Impotoaz.  die  nicht  aufgehoben  werden  körmteB, 
wenn  man  morgens  und  abends  den  Dkör  mit  dem  Kitt  von 
Hennah  oder  mit  flüssigem  Hennuh  einreibt;  es  genügen  8  oder 
höchstens  14  Tü^ge,  um  auf  diese  Weise  vollständige  Heilung 
zu  erzielen." 

Eier,  Meerfische,  Schaffloisch  in  Kümmel,  Ä.nis  und  Fenchel 
gekocht,  Hoden  von  Stieren,  Höhnen  und  Igeln,  Kiu'otten, 
Spargel,  Pistazien,  geröstete  Nüsse,  asiatischer  Khamis,  den 
man  in  Damaskus,  Bagdad  und  Smyrna  kennt,  sov.ic  Terfas 
oder  Trüjö'oln  von  Algier  gelten  in  der  Türkei  als  Speisen, 
welche  die  Potenz  stärken.  Nai  entlieh  „dio  Terfas",  röhren- 
artige Champignons  von  exquisitem  Duft  und  ausserordentlicher 
Schmäckhaftigkeit,  ,, erleichtern  den  C(»ilus  duj'ch  ihre  stimu- 
lierende Wirkung  auf  das  Hirn  und  dwch  dio  Spannki-aft,  die 
sie  dem  ganzen  Nervensystem  verleLhcu."     Es   sei  deshalb  gut, 


—     256     — 

Kliamis  und  Terfas  zu  essen,  wenn  man  sich  zum  Coitus  vor- 
bereitet. Gut  sind  ferner  lokale  kalte  Bäder  in  der  Dauer  von 
60  Sekunden  bis  2  Minuten,  frfthmorftens  beim  Aufstehen.  Auch 
die  Selbstgcisselung  erregt. 

Eines  Tages  beklagte  sich  —  so  berichtet  der  Traditionist 
Abu  Horeirah  —  der  Prophet  selbst  beim  Eug-el  Gabriel,  dass 
er  zu  wenig  copulieren  könnte.  „Weshalb  isst  du  nicht  Herissah?" 
frag-te  der  Eng-el  Gabriel,  „im  Herissah  üe^t  die  Kraft  von  40 
Menschen."  Herissah  ist  nach  Regia  eine  Speise,  eine  Art 
Kuchen  aus  Mehl  und  Hammelfleisch;  man  kocht  jedes  separat, 
salzt  es  und  wüi-zt  es  mit  rotem  Pfeffer  hachiert  das  Fleisch 
und  mengt*  es  mit  dem  Mehl.  Zuweilen  fügt  man  dem  Hammel- 
fleisch auch  das  Fleisch  eines  jungen  Hahnes  samt  den  Hoden 
und  feingeschnittene  Trüfieln  bei. 

Verschiedene  Gelehrte  bezweifeln  übrigens  die  Wahrheit  livr 
Erzählung  des  Abu  Horeirah,  da  der  Prophet  eine  bewunderns- 
werte Gesundheit  hatte  und  Gott  ihm  besondere  Gnade  auch  in 
puncto  coitus  erwies.  Aischa  sagte  in  dieser  Beziehung  von 
ihrem  heiligen  Gatten  —  und  sie  musste  es  als  die  Licblings- 
frau  Mohammeds  wohl  wissen:  „Die  Naiur  des  heiligen  Propheten 
war  stark  wie  die  heilige  Natur  des  Korans."  Aber  der 
türkische  Liebesphysiolog  Omer  Haieby  nimmt  trotzdem  die 
Partei  des  Abu  Horeirah  und  sagt:  „Man  bedenke,  dass  der 
Prophet  doch  auch  nur  ein  Mensch  war;  man  bedenke  seine 
angestrengte  tägliche  Thätigkeit;  man  bedenke  die  endlosen 
Verführungen,  denen  er  bei  seinen  vielen  Frauen  und  bei  all 
seinen  Sklavinnen  ausgesetzt  w^ar,  denn  sie  alle  wünschten 
begreiflich  die  Ehre  zu  haben,  mit  dem  Gesandten  Gottes  zu 
schlafen.  Wenn  mau  das  alles  bedenkt,  mnss  man  zugestehen, 
dass  die  Erzählung  des  <^hrenwerten  Abu  Horeirah  nur  natürlich 
ist;  sie  zeigt  uns  blos,  dass  Mohammed  mehr  Kraft  von  Gott 
begehrte,  um  allou  Bedürfnissen  seiner  hohen  Stellung  gnädig 
und  voll  entsprechen  zu  können." 

Nach  Omer  Haieby  sind  die  Beizmittel,  welche  die  Potenz 
stärken  sollen,  einfache  oder  komplizierte.  Die  einen  dienen 
dazu,  um  auf  den  Coitus  vorzubereiten,  die  anderen  dazu,  um 
den  Coitus  zu  'neruhigen  und  die  verbrauchte  Kraft  neu  zu 
heben.    Der  Gebraucli  der  ersteren  stammt  direkt  von  Mohammed, 


—     256     — 

uje  aaderea  worden  voß  Tiaditionisteii  und.  ertV!u-p?^en  EoüscJjajs 
empfohlen. 

Unter  den  Mitteln,  die  sich  —  wie  Omor  Haieby  sagt  — 
in  seiuera  elj^enen  langen  Leben  am  meisten  bewälirt^n.  ist  in 
erster  Reibe  folgendes  zu  nencen:  Mssk.  oder  Müsi^:  Darüber 
hoisst  es  iiu  Koran  83,  Sure  22—23:  „Siehe,  die  Gerechten 
werden  wahrlich  in  Wonne  sein.  .Auf  ITochzeitsthionen  sitzend 
werden  sie  ausschauen.  Erkennen  kannst  du  mf  ihren  An- 
gesichtern den  Glttnz  der  Wonne.  Getränkt  werden  sie  von 
versiegeltem  Wein,  dessen  Sieg-cl  Moschus  ist:  und  hiernach 
mögen  die  Begehrenden  begehreü;  und  seine  Mischung  ist 
Wasser  von  Tasiiim,' einer  Qaelle,  die  zu  den  hohen  (lernächern 
der  Glänbigox!  im  Paradiese  hinauigeleitet  wird,  einer  Quelle, 
aus  der  die  AHah  Nahestehenden  ,  trinken."  Der  Araber 
Dschanhari  beschreibt  die  .Bereituötr  des  Mifsk:  Man  nimmt 
kleine  Taubon  oder  zaite  Kamele  und.  nährt  sie  durch 
sieben  Tage  .niit  den  allerbesten  Gewürznelken,  die  n\'ii  Rosen- 
was.ser  und  dem  Es^traki  aroniatiscljer  Blätterspitzen  bespriti-t 
sind,  dann  nimmt  man  einen  GIa.skelcb,  den  man  mit  Gel 
bestreicht,  und  liber  diesem  Glaskel.'-,h  erwürgt  man  jene  Tiere 
und  lässt  ihr  Blut  in  das  Glas  fJiessen,  welches  Biau  danach 
verschliesst  und  vor  Staub  schützt.  Wenn  das  Blut  in  dem 
Glase  getrocknet  ist,  fügt  man  davon  /u  einera  Grajnm  Mesk 
ein  fünftel  Gramm  und  gibt  die  Mixtur  ia  eine  Blase, 
welche  mit  Gummi  arabicum  bestrichen  wi^rde.  Dies  ist  die 
beste  Ai't  Müsk,  die  ich  je  gesehen." 

Omer  Haleby  sagt:  Müsk  ist  heiss  und  trocken  und  das 
edelste  aller  Parfüms,  das  zum  Coitus  meist  anregende.  Der 
Prophet  3olI  sich  stets  mit  Müsk  parfümierr  und  seinen  Frauen 
vorgeschrieben  haben,  sich  zur  Zeit  der  Periode  —  von  dem 
Beginn  derselben  bis  nach  der  Eeinigung  —  ebenfalls  damit 
zu  waschen.  Aischa  hatte  die  Ptlicht,  den  Propheten  mir  Müsk 
zu  parfümieren,  wenn  er  sich  zur  Pilgerfahrt  mit  dem  IhrAm, 
dem  Pilgerge wände,  bekleidete.  Gemäss  den  Vorschriften  des 
Propheten  masstcn  seine  JYauen  am  Freitag  ihre  Wohnungen 
mit  Müsk  parfümieren,  um  die  Luft  zu  verbessern,  bösen  ZaubÖJ 
unwirksam  zu  machen  und  den  Genuas  des  Coitus  zu  erhöhen. 

Eine  Thatsach'^  ist  es  nach  Ansicht  vieler  Autoritäten, 
dass  der  Geruchssinn  uüt  den  Geschlechtsverrichtung^a  in  einer 


—     257     — 

sympathischen  Beziehung  steht.  Plumer-dtifte  erregen  oft 
wollüstige  Empfindun.uen,  was  schon  in  der  hf^ilijjen  Schrift  -- 
Hohelied  Salouionis  TI  7  —  ang-odeutet  wird.  Der  woilüstigfc 
Morg'enländer  liebt  daher  die  Woblgerüche  über  alles.  Onier 
Haleby  sagt:  „Es  ist  gut,  sich  sowohl  vor  als  nach  dem  Ooitus 
mit  Müsk  zu  parfünüeren.  Wenn  man  dem  Müsk  den  Geruch 
von  Weihiauch  un<l  ]!ilyrrhe  hinzufüg-t,  indem  man  diese  beiden 
über  Kohlf^n  streut,  so  wird  man  sicher  sein,  mit  grosser  Kraft 
coitiereu  und  den  Abfluss  des  Samens  und  das  Endentzücken 
beschleunigen  zu  können.  Der  Duft  der  Myrrhe  animiert  zum 
Coitus,  Weihrauch  beruhigt  nachher.  Man  wende  dieses  Mittel 
in  kleinen  Dosen  an."  Die  Aral)er  erzählen,  dass  Adam  bei 
seinem  Weggang"  aus  dem  Parn diese  drei  Dinge  in  den 
iländpu  hielt:  ein':^  Myrrhe,  eine  Dattel  und  eine  Getreideähre, 
was  symbolisch  bedeuten  soll:  das  erste  der  Aromas,  die  erste 
der  Früchte,  das  erste  der  Nahrungsmittel.  Die  Myrrhe  war 
feiner  nach  derselben  Tradition  der  erste  Strauch,  den  Noah 
nach  seinem  Austritt  aus  der  Arche  pflanzte.  Die  Myrrhe 
heisst  türkisch:  mur  safi;  arabisch:  morr  mekki;  persisch:  bol; 
indisch:  hira. 

Omer  Haleby  gibt  folgendes  Eezept  noch  eines  anderen 
Parfüms,  das  die  Potenz  gut  beeinflnsst:  In  500  Gramm  Rosen- 
wasser gebe  man  2^i\  Gramm  Olibanum  oder  Weihranch  fein 
gepulvert,  ebensoviel  duftende  Blätterspitzen,  ferner  je  50  Gramm 
Müsk,  Myrrhe,  Kampfer,  alles  fein  gepulvert.  Man  schütte  es 
in  ein  Glas,  verschliesse  es  hermetisch  und  stelle  es  für  24: 
oder  48  Stunden  in  das  Sonnenlicht.  Dann  kläre  man  es 
ordentlich  ab;  filtriere  es  und  bewahre  es  im  selben  Glase.  Will 
man  das  Parfüm  für  lange  Zeit  haben,  so  gebe  man  dazu 
75  Gramm  rektifizierten  Alkohol  und  drei  Tropfen  Bagdader 
Rosenessenz.  Dieses  Parfüm  wirkt  auf  das  Gehirn,  das  Herz, 
die  Zeugungsorgane  und  das  Gedächtnis.  Man  schütte  davon 
einen  kleinen  Kaffeelöffel  in  das  Wasch wasser;  auf  die  Kleider 
gestäubt,  gibt  es  dem  ganzen  Körper  einen  ausgezeichneten 
Wohlgeruch,  behütet  ihn  vor  Insekten  und  den  bösen  Einflüsse;- 
des  Dämons.  Dieselben  Substanzen  mit  w^eniger  Rosenwasser 
und    weniger    Alkohol,    jedoch    mit    ^U    des    Gesamtgewichtes 

Steru-.  Medizin,  Aberglaube  ii.  Geschechtsleben  iu  ik-r  Tiirkei.    LI.  17 


—     258     — 

arabischen  Gummis  vermengt,  kann  man  auch  zu  haselnuss- 
grossen  Pastillen  präparieren.  „Im  glücksreichen  Zimmer",  in 
dem  man  coitiert,  lege  man  diese  Kugeln  auf  drei  verschiedene 
Kohlenherde  25  Minuten  vor  dem  Beginne  des  Coitus.  Wenn 
der  Mann  in  seinen  Liebesaktionen  schon  allznschwach  ist,  ver- 
doppele er  die  Dosis." 


Sechster  Teil. 


47.  Fruchtbarkeit  und  Unfruchtbarkeit.  —  48.  Abortus.  — 
49.  Hebammen.  ~  50.  Gebräuche  in  der  Schwangerschaft.  — 
5!.  Die  Niederkunft.  —  52.  Die  Wöchnerin.  --  53.  Mutter- 
milch und  Ammen.  —  54.  Das  Kind.  —  55.  Knaben  und 
Mädchen.  —  56.  Missgeburten  und  Namensgebung.  — 
57.  Beschneidung. 


47.  Fruchtbarkeit  und  Unfruchtbarkeit. 


Althebräische  Ansichlen.  -—  Die  Liebcßäpfcl  im  Alten  Testament  —  Ein 
liimiulisches  Medikament  für  Fruchtbarkeit.  —  Eiu  inüdernes  jüiliEchr-ä 
Mittel.  —  Judischer  Ahorglaiil>o.  —  UufrucLtbaTkeit  cm  Schcidungsgrund.  — 
Arabische  und  albauesische  Gebrauche.  —  Der  Koran  über  Frnf^htbarkeit 
und  Unfruchtbarkeit.  —  Falb  von  berühmter  Fruchtbarkeit  orientalischer 
Herrscher.  —  Androhung  von  Unfruchtbarkeit  I'rsache  ei?ic«  Aufstände».  — 
Ratschläge  de.s  Türken  Omer  Haloby.  —  AbergiäubiscUc  "littel,  um  fruchtbar 
zu  werden.  —  Bosnische,  scTbische,  albanesische  und  syrische  Gebräuche  — 
Der  Granatapfel.  —  Di^  Bäume  der  Fruchtbarkeit  aoi  Hermon.  —  Das  Apijuu- 
kraut  in  Bosnien.  —  Bosnische  Mittel.  —  Persische  Mittel.  —  Jordan- 
Avasser  und  Nilwasser.  —  Fruchtbar  machendes  Wasser  der  Juden.  — 
Volksmittel.  ~  Massagen.  —  Tampons.    . 

Schlimmer  als  den  Männern  die  Impotenz  erscheint  den 
Frauen  im  Orient  die  IJnü'uchtharkeit.  Letztere  galt  den  He- 
bräern und  anderen  Völkern  des  Altertums  geradezu  als  unehren- 
haft; die  Mutter  vieler  Kinder  aber  war  ein  Gegenstand  des 
Neides.  Als  Rahel  endlich  gesegnet  vrardo  und  einen  Sohn  ge- 
bar, da  sprach  sie:  „Gott  hat  meine  Schande  hinweggenommen." 
Im  1.  Buche  Moses  XXX  14—23  und  im  Hohelied  VU  12,  sowie 
an  anderen  Stellen  des  Alten  Testamentes  werden  als  Mittel 
gegen  Üüfruchtbarkeit  „Liebesäpfel"  erwähnt.  Hamilton  hält 
sie  für  die  ,.Früchte  von  Mandragora  officinalis,  einer  den  Sola- 
neen  zugehörigen  Pflan/v,  die  auch  in  Südeuvopa  heimisch  ist  und 
deren  Wui-zelstock  als  Zaubermittcl  und  Amulct  gebraucht  wurde." 
Ich  habe  über  Mandragora  bereits  in  einem  frühercTi  Abschnitte 
Ausfülirlichos  mitgeteilt.  Die  auf  die  Liebesäpfel  bezügliche 
Bibelstelle  lautet:  ^.ünd  Rüben  girg  zm  Zeit  der  Weizenernte 
und  fand  Dudaim  auf  dem  Felde,  und  brachte  sie  z«  Leah, 
fi'Mner  ?iTiiti;er.    Und  Eahci  sprach  zu  Leah:   Giel»  ndr  doch  von 


—     262     — 

den  Dudaim  deines  Sohnes.  Und  sie  sprach  zu  Dir:  Ist  es  zu 
wenig,  daes  du  meinen  Manu  genonuneu,  und  willst  auch  die 
Dudaim  meines  Sohnes  nehmen?  und  Rahol  sprach:  darum  liege 
er  bei  dir,  diese  Nacht,  für  die  Dudaim  deines  Sohues.  —  Und 
Gott  gedachte  an  Bahel  und  hörte  auf  sie,  und  öffaiete  ihren  Mutter- 
schoss.  Und  sie  ward  schwanger  und  gebar  einen  Sohn-,  da 
sprach  sie;  woggenommen  hat  Gott  meine  Schmach."  Aus 
gleichen  Gründen  stahl  Rahel  die  Theraphim  (Götter)  —  wie  im 

1.  Buche  Moses  XXXI  34—45  berichtet  wird  —  als  sie  das 
Vaterhaus  verliess,  denn  sie  hatte  damals  nur  einen  einzigen 
Sohn  und  hofEte  durch  den  Einiluss  der  Produktions-Symbole 
noch  Söhne  zu  bekommen.  Und  eben  deswegen  finden  wir  die 
Theraphim  im  Hause  der  Michal,  der  Tochter  Sauls,  welche 
ebenfalls  uiifruchtoai  war  und  in  ihrem  Leben  nicht  geboren 
hatte;  so  wird  erzählt  in  Saihuel,   1.  Buch  XIX,  13—16;  und 

2.  Buch  VI,  23. 

Im  Buche  der  Richter  XTTT  erscheint  ein  Engel  Jehovahs 
und  sagt  zur  Mutter  Simsons:  „Wohl  bist  du  uufruchtbiu:  und 
hast  nie  geboren.  Aber  du  sollst  schwanger  werden  und  einen 
Söhn  gebären.  So  nimm  dich  denn  in  Acht,  trinke  weder  Wein 
noch  berauschende  Getränke  und  iss  keinerlei  Unreines."  Und 
das  Weib  gebar  einen  Sohn  und  nannte  ihn  Simson.  —  Jetzt  kennt 
die  jüdische  Braut  schon  ein  anderes  leichteres  Mittel,  um  frucht- 
bar zu  werden:  sie  muss  bei  der  Hochzeit  blos  dreimal  über 
eine  silberne  Schüssel  springen,  auf  der  zwei  mit  Schaumgold 
und  Schaumsüber  überzogene  lebende  Fische  liegen;  alle  Gäste 
rufen  währenddessen;  „Peru  urwu!  Seid  fruchtbar  tmd  vermehret 
euch!"  imd  der  Segen  kann  nicht  ausbleiben. 

Wenn  eine  neuvermählte  Jüdin  in  tSyrien  nicht  pünktlich 
9  Monate  nach  der  Hochzeit  geboren  hat.  so  ist  flie  ßruache,  die 
böse  Hexe,  welche  den  Frauen  uachziij^tellen  pflegt,  im  Spiele. 
Man  muss  deshalb  die  Frau  unter  dem  Bauche  einer  trächtigen 
Stute  hinwegführen,  da  diese  auch  nicht  in  9,  sondern  erst  in 
11  Monaten  ihr  b'üllen  zur  Welt  bringt. 

Wie  den  Hebräern  alter  und  neuer  Zeit  erscheint  auch 
allen  anderen  orientalischen  Völkern  die  Unfruchtbarkeit  —  tür- 
kisch: haselsezlik;  arabisch:  aber,  aker,  akym;  persisch:  hamel- 
beuü;  indisch:  seu  —  als  das  ärgste  Uebcl,  das  einer  Frau  in 
dieser  Welt  zustossen  kann.     Wccd   die  Mohainmedaricriu  un- 


—     263     — 

fruchtbar  oder  verrückt  ist,  kann  der  Mann  die  Scheidung  nach 
dem  Gesetze  verlangen.  Die  Mohammedanerin  Bagdads,  die 
keine  Kinder  gebiert,  wird  gemieden  wie  eine  Dirne,  —  In  der 
albauesischen  Sprache  beisst  kinderlos:  renje  dallje,  wörtlich: 
wurzellos. 

Um  das  üebel  und  die  Schande  der  Unfruchtbarkeit  zu  ver- 
hüten, befolgt  man  alle  möglichen  Vorsichtsmassr^geln,  wendet 
man  allerlei  innere  und  äussere  Medikamente  an  und  sucht  Zu- 
flucht and  Hufe  bei  Wahrsagerinnen  und  wissenden  Weihern. 
Man  beginnt  schon  zeitig,  schon  als  Mädchen,  als  Braut,  bei 
der  Trauung,  und  dann  während  der  Ehe  zahllose  Gebräuche  zu 
beobachten,  um  fruchtbar  zu  werden,  und  auch,  um  nur  Ejiaben 
zur  Welt  zu  bringen. 

Im  Koran  II  heisst  es:  „Wünschet  wohl  einBr  von  euch  einen 
(jarten  zu  haben  mit  Palmen,  Weinstöcken,  mit  Quellen  be- 
wässert, alle  Alten  Früchte  enthaltend,  und  nicht  zugleich  auch 
hohes  Alter  und  Nachkommen,  die  ihm  ähnlich  sind?" 

Mohammed  bedroht  mit  Todesstrafe  denjenigen,  der  durch 
irgend  eine  Handlung  die  Unfruchtbarkeit  einer  Frau  verursacht; 
ebenso  den,  der  im  Schosse  einer  Frau  eine  schwere  Verwun- 
dung herbeiführt;  endlich  den,  der  eine  schwangere  Frau  so  ver- 
letzt, dass  sie  vor  der  Entbindung  oder  dass  das  neugeborene 
Kind  infolge  der  Verletzung  bald  nach  der  Geburt  stirbt. 

As  Bbn  Waijel  nannte  Mohammed,  als  ihm  alle  seine  Söhne 
gestorben  waren,  spottweise  „AI  Chautsar",  den  Kinderlosen. 
Dagegen  zürnt  die  so  betitelte  108.  Sure,  indem  sie  den  Spott 
mit  Fluch  zurückgibt:  „Wahrlich,  der,  so  dich  (den  Propheten) 
hasset,  soll  kinderlos  bleiben." 

Die  Geschichte  der  orientalischen  Völker  erwähnt  stets  Fälle 
auffallender  Fruchtbarkeit:  Von  Krischna  wird  berichtet,  dass  er 
161000  Söhne  gehabt  haben  soll.  Der  Perserkönig  Feth-Ali 
Schah  hatte  mehrere  hundert  Weiber,  und  da  ihm  alle  Kinder 
gebaren,  wuchs  die  Menge  seiner  männlichen  Descendenz  schon 
nach  etwa  80  Jahren  auf  über  5000  an.  Er  erhielt  deshalb  den 
Beinamen  Adam  e  ssani,  Adam  II. 

Der  osmanische  Sultan  Murad  ITI.  hatte,  als  er  50  Jahre 
alt  war,  102  Kinder.  Von  diesen  überlebten  den  Vater  sieben- 
undzwanzig Töchter  und  zwanzig  Söhne;  neunzehn  Söhne  blieben 
nach  dem  Reichsgesetze  des  Brudermordes  nur  bis  zu  des  Vaters 


—     264     —- 

Beerdigung  am  Leben,  vierandzwanzig  Stunden  später  folgte  die 
ihrige. 

Durch  eine  glückliche  Fruchtbarkeit  war  Sultan  Achmed  IIL 
ausgezeichnet.  In  den  ersten  zehn  Jahren  seiner  Regieru^.,: 
wurde  er  Vater  eines  Paar  Dutzend  von  Söhnen  und  Töchtcra. 

Im  Jahre  1595  ereignete  sich  etwas  Merkwürdiges.  Der 
Grossvvesir  Ferhad  erliess  einen  Tagesbefehl  an  die  Truppen,  worin 
es  hiess:  „Wisset  ihr  nicht,  dass,  die  ihren  Vorgesetzten  nicht 
gehorchen,  Ungläubige  sind,  und  ihre  Weiber  iinfrucMbar?"  Die 
Truppen,  denen  dieses  Wort  ga]t>  gingen  zum  Mufti,  sich  da- 
rüber zu  beklagen  und  Fetwa  widep  den  Grosswesir  zu  begehren. 
„Brüder,"  sprach  der  Mufti,  „hat  dies  der  Grosswesir  wirklich 
gesagt,  so  schadet  es  euch  nichts,  ihr  seid  döshaib  weder  Un- 
gläubige, noch  eure  Weiber  unfruchtbar;  gebt  euch  zur  Kühe/ 
—  „Seine  Hochwüi"den,  der  Mufti,  geben  kein  Fetwa  ohne  Geld," 
sagten  die  empörten  Sipahis  höhnisch,  und  zerstreuten  sich  unter 
die  Rotten,  den  Geist  des  Aufruhrs  verbreitend.  Am  folgenden 
Tage  -wurden  48  Millionen  Aspern  in  Gold  und  Silber  aus  dem 
Schatze  gefördert,  zur  Bezahlung  des  Soldes  und  der  Zulagen 
der  Sipahi.  Der  Geschichtschreiber  Selaniki,  als  Aufseher  der 
Soldzahiuüg,  besorgte  die  Aufschichtuug  der  Beutel,  aber  die 
Sipahi  rühi-ten  keinen  derselben  an,  sie  begehrten  den  Kopf 
Ferhads,  welcher  sie  Ungläubigej  ihre  Weiber  unfnichtbar  ge- 
scholten; vergebens  redeten  ihnen  die  Kadiaskere  und  der  Mufti 
ZU;  diesem  entgegneten  sie  Schimpf,  den  Wesiren  Steinregen. 

Sultan  Murad  III.  fröhnte  den  Vergnügungen  des  Harems 
80  unmässig,  dass  die  Zahl  der  Chasseki,  der  knabengebärenden 
Günstlinginnen,  auf' vierzig,  die  der  Kinder  über  hundert,  die  der 
Sklavinnen  auf  ein  halbes  Tausond  anwuchs,  und  der  Preis  der 
letzteren  zu  Konstantinopel  in  kurzer  Zeit  aufs  Huudortt'achc  stieg. 
Schliesslich  blieb  Murads  111.  Kraft  hinter  seiner  Lust  zurück,  was 
man  sogleich  magischem  Nestelknüpfen  der  Venetiauerin  Baffo,  der 
eifersüchtigen  Gemahlin  Sultan  Murads,  zusciirieb;  und  Jüdinneu 
uüd  Sklavinnen,  welche  von  der  Venetianerin  zu  solchen 
zauberischen,  entnervenden  KüiRten  gebraucht  worden  sein 
sollten,  liess  man  durch  die  Verschnittenen  foltern,  einige  ins 
^4'asser  werfen,  viele  nach  Rhodus  und  anderen  Inseln  ver- 
bannen.   Der  Verdacht  des  Nestelkuüi'fens  führte  unter  Murad  U.L 


—     2G5     — 

nof  h  häulic-  zur  Ertränkung-  von  Sklavinnen,  die  als  Zauberinnen 
denunziert  wurden. 

Da  die  ünfruclitbarkcit  ein  so  grosses  Unglück  für  die  mos- 
leniisclien  Frauen  ist,  rät  ihnen  Omer  Haleby:  „Wenn  das  Un- 
g-lück  euch  betroffen,  der  Engel  der  UnfruclitbHrkeit  sich  in 
eurer  Gebärmutter  niedergelassen  und  die  Zeit  da«  Vorhanden- 
sein und  die  Macht  dieses  Unglücks  zweifellos  konstatiert  hat, 
so  wählet,  0  Frauen,  selbst  unter  eueren  schönen  und  jungen 
Sklavinnen  jene  aus,  die  euch  \vährend  einiger  ^'ächte  auf  dem 
Lager  eueres  Gatten  ersetzen  soll.  Wenn  diese  Sklavin  Mutter 
geworden  ist,  macht  ihr  Kind  zu  dem  eueren,  und  lasset  ihm 
iSorge  angedeihen,  als  wäre  es  aus  euerem  eigenen  Schosse  her- 
vorgegangen. Durch  solches,  einer  wahren  Moslemiu  würdiges 
Vorgehen  werdet  ihr  die  Zuneigung  des  Gatten  und  tue  oberste 
Leitung  eueres  Hauses  behalten,  und  die  Frauen,  euere  Freun- 
dinnen und  Genossinnen,  werden  nicht  mit  I^'ingern  auf  euch 
zeigen  und  nicht  sagen  können:  Sehet,  das  ist  eine  Unfrucht- 
bare!"'  —  Aber  nicht  immer  mag  dies  den  Frauen  einleuchten, 
selbst  die  demütigen,  gehorsamen  moslemischen  Frauen  können 
sich  mit  dieser  Idee  nicht  befi-eunden  und  suchen  nach  Mitteln, 
um  lieber  sich  selbst  fruchtbar  zu  machen. 

Der  Aberglaube  erhält  da  einen  neuen  grossen  Spielraum: 
Bei  fast  allen  Moslems  und  Christen  in  der  Türkei  heiTscht  die 
Ansicht,  dass  die  Bänder  der  Unterhosen  der  jungen  Leute  in 
der  Hochzeitsnacht  mit  dem  Zweige  eines  \\'einstocks  einge- 
zogen werden  müssen,  damit  die  Ehe  nicht  kinderlos  bleibe. 
Wenn  die  christliche  Braut  in  Bosnien  sich  für  den  Gang  zui- 
Trauuiig  herausputzt,  hütet  sie  sich,  ihre  Kleider  auf  ein  Sauer- 
ki-autfass  hinzulegen;  soviel  Reifen  am  Fasse  sind,  soviel  Jahre 
bliebe  sie  kinderlos.  Die  serbische  Braut  bindet  vor  dem  Gange 
in  die  Kiiche  zur  Trauung  alle  Knuten  in  den  Kleidern  auf, 
damit  sie  dereinst  leicht  gebäre  und  vernünftige  Kiitder  be- 
komme. Auch  bei  den  übrigen  Südslaven  muss  die  Bnmt  darauf 
achten,  dass  ihr  Brautgewand  bei  der  Trauung  nicht  einen  ein- 
zigen Knoten  habe,  da  sie  sonst  unfrnchtba/  bliebe.  Letzteres 
kann  ferner  durch  Feindinneu  und  Rivalinnen  angewünscht 
und  angezaubert  werden :  \\'enn  beispielsweise  in  der  Umgegend 
von  Eibassan  in  Albanien  ein  christlicher  Witwer  nicht  einmal 


—     26Ö     ^- 

oiii  Jahr  um  seine  kurz  nach  der  Hochzeit  verstorbene  Gattin 
trauei-t  und  sicli  alkubald  mit  einer  Audereu  verheiratet,  so 
gehen  die  Verwiindten  der  ersten  Frau  zum  Grabe  dei-sclben 
und  schütten  \^'asser  darauf:  dies  niuss  die  zweite  Frau  un- 
fruchtbar machen. 

In  Syrien  rät  man  einer  unfruchtbaren  Frau,  unter  dem 
Bauche  eines  Elefanten  durchzugehen  oder  sich  unter  einen 
Gehängten,  während  er  noch  am  Galgen  baumelt,  /.u  stellen  — 
awei  Mittel,  die  als  \Yirksam  gelten  können,  weil  sie  nicht  leicht 
erprobt  werden  dürften.  Um  der  jiiugen  Frau  einen  reichen 
Kindersegen  zu  sichern,  befolgt  man  ferner  in  Syrien  auch  diese 
6ei)räuche:  Wenn  die  Braut  bei  der  l'hür  des  Hauses  ihres 
Bräutigams  anlangt,  befestigt  sie  über  dem  Eingang  ein  Stück 
Sauerteig  und  zertritt  auf  der  Schwelle  einen  (Granatapfel  Die 
Neuvermählte  darf  nur  von  einer  verheirateten  Frau,  welche 
Kinder,  besonders  Knaben  hat,  in  das  Zimmer  des  Gatten  ge- 
führt werden,  damit  die  junge  Frau  gleich  Ih  ei  Führerin  eine 
gesegnete  Mutter  werde.  Der  Granatapfel  spielt  auch  bei  den 
latoinischen  Christen  in  Sidon  eine  Kolle.  Dort  muss  die  Braut 
bei  der  Hochzeit,  wenn  sie  die  Thür  ihres  neuen  Heims  erreicht, 
über  dem  Eingang  eine  Hand  voll  Teig  mit  einem  Granatapfel, 
dem  einst  der  lebengebenden  Ast^rte  heiligen  Symbol  der  Frucht- 
barkeit, anbringen. 

Etwa  eine  Stunde  vom  Dorfe  Radschar  am  südlichen  Ab- 
hänge des  Hermon  stehen  nahe  bei  cinauder  einige  grosse  BÖuiue, 
die  von  den  nosahfischen  Einwohnern  Schadstharat  el  Aschara, 
Bäume  der  Aschara,  genannt  werden,  also  Bäume  jener  semiti- 
schen Göttin,  die  Genossin  de^  Baal  war.  Sie  gehören  --  wie 
von  Ebers-Gnthe  in  ihrem  Werke  über  Palästina  I.  24  und  504 
Mnä  n.  60  mitgeteilt  wird  —  zu  der  Gattung  der  in  Syrien  nur- 
selten  vorkommenden  Acacia  albida.  Die  Einwohner  von  Rad- 
Bcbar  sag-en:  Die  Bäume  gehören  der  grossen  Frau,  (jis  Sitt  cl 
Kebiri.  Diese  Sitt  cl  Kebiri  findet  man  überall  im  Libanon 
wieder.  Es  ist  kein  Zweifel,  dass  unter  der  grossen  Frau  die 
alte  Gottheit  zu  verstehen  ist.  Eine  Gruppe  gleicher  Bäume 
findet  man  in  der  Nähe  des  auf  Befehl  des  Kaisers  Konstantin 
zerstörten  Venustempels  beim  Dorfe  Alka,  au  dessen  Stelle  ur- 
sprünglich ein  Heiligtum  der  phönizisohen  Astarte  gestanden 
hatte.    Die  Bäume  werden  von  Christen  wie   Moslems  verehrt. 


—     267     — 

Man  hiing-t  an  ihre  Zwoig-o  Tücher  und  Lappen,  Fruchtbarkeit 
erflehend.  Es  sind  Reste  dos  alten  Dienstes  der  weiblichen 
Göttin,  der  hier  neben  dem  Baal  unter  verschiedenen  Namen 
gehiddigt  Avurde;  die  Phönizier  nannten  sie:  Astarte,  Baalat, 
Baalkis;  im  südlichen  Kanaan  hiess  sie:  Aschera;  jetzt  ehren 
die  syrischen  Frauen  die  Aschara. 

Die  kinderlose  Bosnierin  sucht  ein  Kraut,  welches  man  im 
Lande  Apijun  nennt,  schneidet  die  Wurzeln  klein  und  lässt  sie 
in  einem  Wasser  säuern,  das  Voda  pmaja,  Mühlradgischt,  heisst, 
weil  OS  aus  letzterem  aufgefangen  wird.  Dieses  Medikament 
trinkt  sie.  Dann  windet  sie  ihren  Brautgürtel  um  einen  frisch 
gepfropften  Obstbaum,  und  falls  das  gepfropfte  Reis  gedeiht,  wird 
auch  sie  in  die  glücklichen  Umstände  kommen,  die  sie  ersehnt 
Wenn  eine  Frau  im  zwölften  Jahre  der  Ehe  noch  kein  Kind 
bekommen  hat,  so  hilft  ihr  nach  bosnischem  Aberglauben  dieser 
von  Dragitschewitsch  im  „Urquell"  erwähnte  Zauber:  Eine 
schwangere  Frau  muss  einen  Stein  suchen,  der  zufällig  auf 
einem  Birnbaum  —  Kruschka  jagodnjatscha  —  liegen  geblieben 
ist,  als  jemand  mit  Steinwürfen  reife  Früchte  herunterschlug. 
Findet  die  Suchende  einen  solchen  Stein,  so  muss  sie  den 
Baum  schütteln,  aber  dabei  so  geschickt  sein,  den  Stein  mit  den 
Händen  aufzufangen,  damit  er  den  Erdboden  nicht  berühre.  Das 
Kleinod  trägt  sie  nun  im  linken  Schosszipfel  ilires  Rockhemdes 
zum  Bache,  füllt  über  den  Stein  hinüber  einen  Krug  mit  Wasser 
und  geht  heim.  Sodann  nimmt  sie  taufrisches  Gras,  Rossopadne 
trave,  und  spricht  in  den  Krug  hinein  die  BescJiwöning:  „Die 
und  die  soll  in  gesegnete  Umstände  kommen!"  Hiernach  über- 
bringt sie  der  Unfruchtbaren  das  Wasser  zum  Trinken  und  über- 
nimmt deren  'rrauuugsgevvaud,  das  sie  nun  so  lange  trägt,  bis 
die  eigentliche  Besitzerin  desselben  zu  fühlen  beginnt,  dass  sie 
Mutter  geworden,  dass  sie  ein  Kind  im  Leibe  nähre.  Die 
helfende  Freundin  darf  ausser  dem  Trauungsgewande,  das  sie 
nur  leihweise  erhält,  sonst  nichts  von  der  Anderen  oder  in  deren 
Hause  nehmen,  nicht  einmal  einen  Bissen  Brot;  sonst  ist  der 
Zauber  wirkungslos. 

In  Persien  gilt  gegen  Unfruchtbarkeit  der  Frauen  die  Wall- 
fahrt nach  Kum  oder  Meschhed  als  bewährtes  Mittel.  Um  dereinst 
in  der  Ehe  fruchtbar  zu  sein,  setzen  sich  die  persischen  Mädchen 
auf  die  Deichsel  einer   yon  Pferden   getriebenen  Papiermühle 


~     268     — 

nud  lasseil  sich  darauf  zwoiinal  um  die  Säule  ziehen.  "Wird 
eine  Frau  ohne  ihr  Wissen  mit  Schweinefett  iieschmiert,  so 
glauht  man  in  Persien,  sie  müsse  unfruchtbar  werden. 

Als  ich  eine  Ecise  nach  Jerusalem  machte,  beanftraj^te  mich 
eine  Griechin,  ihr  Jordanwasser  mitzubringen;  Jordan Wi',?sor 
tiinkeu  die  Levaiitinerinnen,  um  die  Unfruchtiiarkeit  zu  beheben. 
In  Ae^ypteu  trinken  die  Frauen  zu  diesem  Zweck  blos  Nil- 
wasr,er.  Bei  den  Juden  in  Palästina  trinken  kinderlose  Frauen, 
um  Kinder  zu  bekoninif^n,  das  Wasser,  in  welchem  ]>loo.s  von 
den  Ruinen  der  Tempelmauer  gekocht  wurde. 

Wenn  Talismane  und  abergläubische  Mittel  nicht  helfru, 
wenn  das  Anhauchen  der  Priester,  das  Lesen  gewisser  Stelien 
ttos  dem  Koran  oder  dem  neuen  oder  alten  Testament  keine 
iriife  bringen,  wenn  selbst  die  Wallfahrten  zu  heiligen  Orten 
umsonst  sind,  dann  versucht  man  alleilei  äussere  und  innei-e 
Volksmittel.  Man  lasst  Weiber  kommen,  dass  sie  der  L-ufrucht- 
hären  die  untere  ßauchgcgend  und  die  Lendengegend  sanft 
kneten  und  mit  Oel  einreiben;  man  macht  erweichende  Ein- 
spritzungen in  die  Genitalien;  oder  man  setzt  die  Frau  in  Kiid er, 
welche  mit  aromatischen  Substanzen  versetzt  sind;  oder  man 
legt  in  die  weiblicheu  Teile  Pfropfen  —  Tam})ons  —  mit  Zvrie- 
boln,  Viola  und  in  Weingeist  gelöstem  Mastix  oder  Pessarien  ans 
Nelken.  Zimmt,  Bezoar,  .-Vmbra  und  Moschus.  Traurige  Folgen 
unvernünftiger  Behandlung  sind  zuweilen  chi-onischc  Gei-ar- 
mutterentzündungen  und  andere  schwere  Frauenleiden,  Ijesondcrs 
livsterio. 


48.  Abortus. 


Altbebräisches.  —  Kernst antinopeler  Mittel  zur  Verhütung  der  Konzeption.  — 
Einfaches  Mittel  der  Serbin.  —  Mittel  zur  Hemmung  ij;esr]iohencr  Be- 
fruchtung. —  Bosnische  Aboi-tiva.  —  Der  Hodselui-Arzt  und  das  Vogcl- 
Amulet.  —  Abortu.s  in  Persieu.  —  Selbsthilfe.  —  Ooffcutlichc  Anstalten 
für  kriminellen  Abortus  in  Kcnstantinopel.  —  Eine  Statistik.  —  Ursachen 
der  gcwaltsaraeu  Aborticruugen.  —  Das  raoslemischQ  Gesetz  und  der 
Abortus.  —  Klagen,  Anklagen  und  Warnungen  des  Oroer  Ffahby. 

Merkwürdig-  ist  es,  dass  trotz  der  Sehnsucht  nach  zahl- 
reichen Kindern,  trotz  des  Wunsches  nach  Fruchtbarkeit,  die 
Verhütung  der  Befmchtung  und  die  Abtreibung  der  Frucht  kaum 
irgendwo  so  häufig  stattfinden  als  im  Orient. 

Obwohl  bei  den  Hebräern  Kindersegen  erwünscht  war, 
kannte  raan  doch  auch  bei  ihnen  bereits  alle  mJiglichen  Mittel, 
um  unerwünschte  Nachkommenschaft  zu  verhinderu.  Im  1.  Buche 
Moses  XXXVIII.  8  wird  als  flas  illteste  antikonzeptionelle  Mittel 
folgendes  erwähnt:  ,,.  •  •  Onan  Hess  den  Samen,  so  oft  er  dem 
Weibe  beiwohnte,  danebenfallcn",  um  keine  Nachkommen  zu 
erhalten. 

Um  die  Befruchtung  zu  verhüten,  wendet  man  heute  in 
Konstantinopel,  nach  Kigler,  folgende  Mittel  an:  Die  Frau  legt 
vor  dem  Akte  einen  in  Limonade  getauchten  Schwamm  ein; 
nachher  ersetzt  sie  ihn  durcü  eine  Paste  aus  Aloe,  liuta  gra- 
veolens  und  Gummi  oder  reibt  sich  mit  Tabaksaft. 

Wünscht  eine  Serbin  die  tasten  Jahre  ihrer  Ehe  kinderlos 
zu  bleiben,  so  kann  sie  sich  schon  bei  der  Trauung  vorsehen. 
Sie  nimmt  nämlich  vor  dem  Trauungsgange  ein  ^''orhängschloss, 
sperrt  es  auf,  legt  den  Schlüssel  in  eine  Ecke  des  Zimmers,  das 
SchJoss  in  eine  andere,  geht  zwischen  Schlüssel  und  Schloss  ein- 
mal mitten  durch  und  zurück,  sperrt  dann   mit  dem  Schlüssel 


—     270     — 

das  Schloss  wieder  zn  und  spricht:  ,.Kad  ja  ovaj  katanaz  otvorila 
onda  i  dete  ponila,  wenn  ich  einmal  dies  Schloss  aufsperre,  da 
soll  ich  auch  ein  Kind  empfangen!"  —  Sie  kann  sicb's  also  jetzt 
einrichten,  wie  es  ihr  passt. 

Um  die  geschehene  Befi'uchtung  zu  hemmeu,  wendet  man 
in  Konstantinopel,  wie  Rigler  erwähnt,  einige  brutale  Mittel  an: 
In  den  ersten  Monaten  der  Schwan g:erschaft  treibt  sich  die  Frau 
einen  Tabak-  oder  Olivenstengol  in  den  Matterhals,  in  den 
späteren  Monaten  schreckt  man  vor  der  Punktation  der  Eihäute 
nicht  zurück,  und  bedient  sich  dabei  der  Aloe,  des  Crocus  und 
konzentrierter  Limonade.  Sicherste  Wirkung  erwartet  man  von 
folgendem  innerlichen  Medikamente:  Man  geniesst  Tinctura  Helle- 
bori  nigri  Dr.  VI  mit  Tinctura  opii  crocata  Dr.  II  zu  20  Tropfen 
täglich;  gleichzeitig  gebraucht  man  zu  Auswaschungen  das  aus 
Weingeist,  verdünnter  Schwefelsäure,  Aloe,  Myrrhe  und  ('rocus 
zusammengesetzte  Elixirium  proprietatis  Paracelsi;  endlich  nimmt 
man  zu  Einreibungen  und  Einstreuungen  Sabina-  und  Aloe-Pulver. 

Ein  bosnisches,  auch  slawonisches  Mittel  zum  Abortieren  — 
„da  dete  u  sebi  otnije,  da  pobazi,  das  Kind  im  Leibe  zu  ver- 
giften" —  ist  das  folgende,  von  Krauss  mitgeteilte:  Die  Bäuerin 
nimmt  ^j^  Oka,  das  ist  etwas  mehr  als  '/^  Kilo  Färberrötel  oder 
Rubia  tinctomm  liinn.  und  verpulvert  den  Stoff,  kocht  ihn  früh- 
morgens ab  und  trinkt  auf  nüchternen  Magen  die  Brühe  so  heiss 
als  möglich.  Das  wiederholt  sie  mehrere  Tage  hintereinander. 
Dann  bringt  sie  ehestens  ein  totes  Kind  zur  Welt.  Manchmal 
geht  aber  auch  die  Mutter  bei  dieser  Kur  drauf. 

Ein  anderes,  ebenfalls  bei  bosnischen  und  slawonischen 
Bäuerinnen  gebräuchliches  Mittel:  Man  nimmt  Bilsenkrautwurzel, 
Hyosciamus  Linn.  oder  in  der  Landessprache:  Koren  od  bune, 
ferner  eine  traubenähnlicho  Bilsenkrautdolde,  endlich  Stochapfel- 
samen,  Datura  strammonium  Lina,  oder  slawonisch:  Sjemena  ot 
tabule,  und  pulverisiert  alles.  Das  schüttet  man  in  ein  Getränk 
und  geniesst  es;  es  ist,  wie  die  Weiber  sagen,  ein  entsetzlicher 
Trank,  auf  den  man  sich  sogar  i'ie  lieber  ausbrechen  könne. 

Manchmal  veranlasst  man  einen  Abortus  -  türkisch:  tschod- 
schuk,  duschurniek;  arabisch:  mosket  el  olat;  persisch:  liescheh 
richten ;  indisch :  noksan  —  wenn  inan  glaubt,  dass  die  Schwangere 
schlecht  gebären  werde.  Bei  den  Mohamniedimcrinueu  erscheint 
dann,  wie  Rigler  erzählte,  zumeist  der  Hodscha-Ai'zt  mit  einem 


—     271     — 

Amulet,  auf  dem  ein  Vogel  mit  grossem  Schnahel  aufgezeichnet 
ist,  und  macht  unter  Herleiern  yerschiedener  Sprüche  seinen 
Hoköspokus.  Die  MoKleriis  Urlauben,  dass  mit  der  Leibesfrucht 
zugleich  ein  Vogel  entsteht,  welcher  bei  der  Geburt  des  Kindes 
ontflioiit.  Durch  das  seltsame  Amulet  glaubt  nun  der  Hodscha 
den  \'ogel  zu  reizen,  sodaj^s  er  vorzeitig  die  Eihäute  zerreisst. 

Wenn  in  Persieu  ein  unverheiratetes  Mädchen,  eine  Witwe 
oder  eine  Geschiedene  gebären  sollte,  so  wäre  ihr  der  Tod  ge- 
wiss. Der  Fall  ist  aber,  nach  Dr.  Polak,  unerhört;  ein  unehe- 
liches Kind  —  haomm  zade  —  findet  sich  nirgends  unter  den 
Schiiten,  das  Wort  wird  nur  zum  Schimpf  gebraucht.  Alle 
aussorehclichen  Schwangerschaften  enden  mit  Abortus,  indem  man 
die  Eihäute  mittels  Haken  sprengen  lässt.  Von  den  Hebammen 
soll  diese  Operation  mit  besonderer  Geschicklichkeit  ausgeführt 
werden,  wenigstens  sind  in  Teheran  mehrere  deshalb  renommiert 
und  viel  besuehi.  Uebrigens  wird  die  Sache  ziemlich  publik 
betrieben  und  ihr  kein  Hindernis  in  den  Wog  gelegt.  Nur  einige 
unglückliche  Geschöpfe  wollen  sich  selbst  helfen;  sie  setzen 
massenhaft  Blutegel  an,  machen  Aderlässe  an  den  Füssen,  nehmea 
Brechmittel  aus  Snlfas  cupri,  Drastlca  oder  die  Sprossen  von 
Dattelkernen;  und  fruchten  all«;  diese  Mittel  nicht,  so  lassen  sio 
sich  den  Unterleib  walken  und  treten.  Sehr  häufig  —  sagt  Polak  — 
erwiderten  mir  solche  Unglücklichen,  wenn  ich  ihnen  die  Bitte  um 
ein  Abortivmittel  unter  Verweisung  auf  meinen  geleisteten  Eid  ab- 
schlug: ,.Euer  Eid  mag  wohl  für  Frcngistan  gut  sein,  wir  aber 
können  nicht  gebären,  sonst  werden  wir  samt  dem  Kinde  getötet. •* 

Pitzipios  Bey  erzählte  1858  in  sehiem  Buche  „Les  reformes 
de  rErapire  byzantin" :  „In  allen  moslemischen  Ländern  gibt  es 
öffentliche  Austaltien,  wo  sich  die  Frauen  die  L^besfrucht  ab- 
treiben lassen.  In  Konstantinopel  selbst  findet  man  auch 
mehrere  solcher  Anstalten,  welche  von  der  Regierung  geschützt 
oder  doch  geduldet  werden,  und  man  kann  türkische  Frauen  in 
Menge  dorthin  eilen  sehen.  Eine  dieser  Anstalten,  auf  grossem 
Fusse  eingerichtet,  ist  in  Tschubali,  in  der  Nähe  des  Phanaos. 
Hier  befand  sich  ia  der  Zeit  der  christlichen  Kaisqr  von  Byzanz 
das  Asyl  der  unehelich  geborenen  Kinder.  1852  liess  Kostakis, 
ein  Grieche,  ein  höherer  Poiizeibeamter,  die  Besitzerin  dieser 
Frucht- Abtreibnngsanstalt  dreimal  arretieren:  aber  ein  noch 
höherer  Funktionär  befahl  dem  Kostaki&,  die  Frau  in  Ruhe  zu 


Vm\  1&73  klagte  der  Koiistaiitinopolcr  Arzt,  Dr. 
Pardo:  „Ungeachtet  aller  Hinweisungeu  auf  die  Gefahr,  die  das 
Verbtechen  dor  Abtreibungen  auf  Individuen,  Familie  und  Staats- 
weMen  hat.  und  trotz  aller  A'crölTentlichnngpn  in  der  Konstan- 
tinaplcr  Gazette  medicale  d'Orient,  trotz  aller  sonstigen  Be- 
mühungen ernstdenkender  Aerzto  des  Landes,  hören  die  Ver- 
brechen nicht  auf,  werden  vielmehr  in  erschrecklichem  Massstabe 
fortg-esetzt.  Selbst  die  VorsteMung-en,  welche  die  Societe  Im- 
periale de  Medecine  an  die  Regierung  gerichtet  hat,  sind  ohne 
Erfolg.  Scheinbar  hatte  eine  neue  Aera  füi'  die  Türken  begonnen, 
Midhat  Paschas  ßeforiaen  und  fortschrittliche  Gesinnung  leiteten 
eine  neue  Zeit  eiri.  Aber  die  Laudessitte  der  Abtreibung  bleibt: 
das  ist  Thatsache,  eine  Thatsache,  welche  die  Einbildungskraft 
des  abendländischen  Lesers  nicht  ei)imal  in  ihrer  ganzen  Eut- 
setzHchkeit  erfassen  kann.  Diese  kriminelle  Abtreibung  ist  eine 
der  Hauptursachen  der  schrecklichen  Veiuiinderung  der  Bevöl- 
kerung, trotzdem  die  Tiiiken  eine  der  gestindesten  und  kräftig- 
sten Rassen  der  Menschheit  sind.  Eine  amtliche  Nachforschung 
ergab,  dass  in  Konstantinopel  mindestens  300  kriminelle  Ab- 
treibungen mojiatlich  statthaben.  Von  wie  vielen  Fällen  weiss 
man  nichts!  Welche  (Jrsaclien  treiben  zu  diesen  Uuthateu^  Jede 
derselben  mordet  nicht  nur  das  Kind  im  Mutterleibe,  sondern 
meist  auch  die  unnatüi'liche  Mutter  selbst." 

Wenn  in  Paris  bei  je  94  Abtreibungen  4'^  mal  die  Mutter 
zugrundegeht,  um  wie  viel  höher  umss  der  Opfeiproasentsatz  in 
Konstau tinopel  sein,  wo  man  nur  plumj^e  und  barbarische  Mittel 
anwendet!  Die  mohammedanische  Gesetzgebung  ist  in  diesem 
Punkte  von  jeder  Schuld  frei,  der  Koran  ist  im  Gegenteil  klar 
gegen  derartige  Vi.'rbrecheu  und  droht  der  t>au,  die  solcher 
Moral  huldigt,  mit  Strafe.  Ueberdies  ist  die  Bevölkerung 
Konstantiiiopels  nur  teilweise  mohammed{;ni§ch,  der  andere 
Teil  umfasst  mehr  Christen  verschiedener  Konfessionen  und 
Nationalitäten  sowie  Juden.  Bei  allen  ist  d;is  Laster  gleich 
häurig  zu  entdecken.  Es  ist  eben  der  allgemeine  Zustand  der 
Unbildung,  die  ki-asse  Unwissenhei' ,  der  Grund  dieser  Abnor- 
mität. Es  sind  hier  nicht  die  Ueberfeiuerung  und  der  kulturelle 
Ueberuiüt,  weiche  in  de]?i  wimderl.'aren  Roman  Zolas.  ,.Fecondite'* 
als  Ursachen  der  gleichen  Verbrechen  erschein»^!!,  sondern  im 
Gegenteil:    der  Mangel  aller   Kultur-    und   der   niedrigste   TIn- 


~     273     — 

Terstand.  Bei  den  inoslemiscben  Frauen  kann  man  noch  in 
Betracht  ziehen,  dass  sie  aus  Furcht  vor  Rivalinnen  und  vor 
Scheidung  ihre  Formen  möglichst  lange  zu  konservit-rcn  ver- 
suchen. Bei  den  anderen  Nationen  aber  geschehen  die  Ver- 
brechen meist,  um  Vergehen  ehelicher  Untreue  vor  der  Ent- 
deckung zu  bewahren. 

Es  ist  unglaublicb,  mit  welcher  Leichtigkeit,  uiit  welchem 
Leichtsinn  sich  die  Frauen  in  diese  gefährlichen  Dinge  schicken. 
Sie  begeben  sich  in  diese  fürchterlichen  Movdgruben  furchtloser 
als  selbst  zu  einem  Zahnarzt.  Kaltblütig  wird  der  Handel  mit 
dem  Arzt  oder  der  Hebamme  abgeschlossen.  In  mancher  Apotheke 
Stambuls  oder  Peras  sieht  man  häuilg  einen  Fötiis  ausgestellt:  es 
bedeutet,  dass  hier  ein  Arzt  ordiniere,  der  das  kriminelle  Ge-^chäft 
betreibt.  Als  die  Societe  de  Medeclne  einmal  einen  Arzt  wegen 
solcher  Handlungen  zur  Verantwortung  ziehen  wollte,  leugnete 
der  gute  Mann  gar  nicht  und  anstatt  sich  zu  verteidigen,  rühmte 
er  sich  seiner  Geschicklichkeit  und  legte  der  geehrten  Gesell-' 
Schaft  der  Aerzie  seine  Erfindung  vor,  womit  mau  die  Operation 
einfach,  rasch  und  schadlos  vollziehen  könnte:  dieses  neu  er- 
fundene Instrument  war  ein  gewöhnliches  Frisiereisen !  . .  .  Die 
Gewohnheit  der  Straflosigkeit  hat  die  Verbrecher  kühn  gemacht. 
Damals  wollte  die  Societe  aber  einmal  energisch  ihre  Pdicht 
thun.  Sie  denunzierte  den  Fall  der  Regierung.  Das  war  im 
Jahre  —  1859.  im  Jahre  1873  konstatierte  Dr.  Pardo,  dass 
derselbe  Arzt  noch  grössere  Praxis  als  früher  hatte,  und  er 
würde  noch  heute  der  Patientinnen  nicht  ermangeln,  wenn  er 
nicht  endlich  gestorben  wäre. 

Es  ist  schon  gesagt  worden,  dass  das  moslemische  Gesetz 
die  Frau,  welcJie  ihre  Fnticht  abtreibt,  zu  schwerer  Strafe  vei-- 
urteilt.  Omer  Haleby  kommentiert  dieses  Gesetz  weitläufig. 
Er  meint,  die  Prostitution  der  Götzendiener- V^ölker  sei  die  Ur- 
heberin des  verdamme  US  wertesten  aller  Verbrechen,  des  Abortus 
durch  Gewalt.  Der  Prophet  habe  die  Abti'eibung  ausdrücklich 
verboten;  indem  er  den  Menschen  zu  töten  verboten  habe,  sei 
damit  gleichzeitig  die  Tötung  des  Menschen  im  Mutterleibe  ver- 
urteilt worden,  die  Tötung  des  Kindes.  Denn  unter  dem  Woi  to 
Kind  müsse  man  den  Traditionisten  zufolge  schon  die  Fi'ucht 
»verstehen,  welche  sich  im  Mutterleibe  entwickelt.   Der  monströse 

Stern,  Medizin,  Abersjlttubs  u.  OesohlecJitsleben  iii  der  Türkei.    II.  18 


—     274     — 

Akt  der  gewaltsamen  Abortierung  sei  gleichsam  die  kalte  und 
vorbedachte  Tötimg  des  Engels,  der  auf  dem  Grunde  der  Gebär- 
nmtter  lebt  und  im  Augenblicke  der  Samen  Vermischung  ausruft: 
„Ein  Tropfen,  o  Herr!  eine  Frucht!"  Einige  Gelehrte  —  fährt 
Omer  Haleby  fort  —  betrachteten  die  Abortierung  eher  als  Wahn- 
sinn, denn  als  Verbrechen;  aber  sie  hätten  wahrscheiulich  jeue 
Worte  des  Propheten  vergessen,  v/elche  Asmah,  die  Tochter 
Jesids,  so  häufig  wiederholte:  ,, Tötet  euere  Kinder  nicht  heim- 
lich, in  einer  Weise,  die  ihr  nicht  begreift**  ....  „Lasset 
deshalb"  —  ruft  Omer  Haleby  aus  —  „diese  Praxis  der  Abortierung 
den  Epigonen  der  Römer,  den  Heiden  oder  Christen!"  Man 
müsse  leider  zugestehen,  dass  es  unter  den  Mosleminnen  viele 
gebe,  welche  das  Verbrechen  begehen  unter  dem  Vovwande, 
„dadurch  ihre  Brüste  in  jugendlicher  Härte  und  ursprünglicher 
Schönheit"  zu  erhalten  .  . .  „Aber  vergessen  sie,  dass  sie  sich 
gleichzeitig  dem  Tode  oder  im  besten  Falle  schweren  Zer- 
rüttungen ihres  Organismus  aussetzen?  Dass  mindestens  die  Un- 
fi-'jchtbarkeit  eine  Folge  des  Ver))rechens  ist?  Andere  folgen  den 
schlechten  Rate  Ihrer  Liebhaber,  ihrer  Gatten;  in  diesem  Falle 
l)rauchen  sie  sich  nicht  um  das  Urteil  der  Welt  zu  kümmern  -- 
aber  entgehen  sie  dem  Urteile  Gottes?  . . .  Man  sagte  einmal:  die 
Herbeiführung  des  Abortus  wäre  weniger  strafbar,  wenn  sie  im 
ersten  Monate  der  Schwangerschaft  geschähe.  Das  ist  eine  ge- 
fährliche Sophistik,  denn  das  unanfechtbare  Wort  des  Propheten 
beweist,  dass  schou  im  Spermatropfen  selbst,  der  nach  einer  Men- 
struation in  das  Mutterei  lliesst,  Leben  und  organische  Intelligenz 
sind;  sofort  wird  das  Ei  ein  Embryo  . , .  Und  um  den  grossen  Akt, 
der  sich  dann  in  der  Gebärmutter  vollzieht,  als  einen  hohen, 
und  um  das  Verbrechen,  das  durch  die  Abortierung  begangen 
wird,  als  das  niedi'igste  zu  charakterisieren,  hat  nicht  zu 
diesem  Z v/ecke  der  Prophet  gesagt:  „Die  Mutter,  die  unter 
Gfiburtsschmerzeu  stirbt,  wii'd  zum  Rang  der  Märtyrerin  er- 
h.oben  und  gelangt  unmittelbar  in  das  Paradies*'?  .  .  .  Fliehet 
deshalb,  o  ihr  gläubigen  Frauen!  alles,  was  euch  zur  Abortierimg 
verfiihjt-en  will.  Wenn  man  sagt:  eine  vom  Propheten  her- 
stammeode  Tradition  erlaube  der  Frau,  Medikamente  zn  nehmen, 
um  ihre  Periode  zu  unterdrücken,  sobald  diese  Medikamente  ilir 
nicht  schaden  können;  und  wenn  )nan  sagt:  daraus  resultiere, 
man  dürfe  in   gewissen  Fällen  durch  innere  und  äussere  Medi- 


—     275     — 

karoente  auch  die  Frühgeburt  hervorrufen  —  so  iinter]e,gt  man 
<lieser  Tradition  einen  falschen  Sinn,  einen  Sinn,  der  mit  dem 
Koran  und  dorn  Gesetze  des  Islams  in  Widerspruch  ist.  Die 
also  roden,  setzen  die  Finsternis  an  die  Stelle  des  Lichtes,  Die 
erwähnte  Tradition  und  die  ersten  Gelehrten  des  Islams,  die 
sie  wiedergeg-eben  haben,  wollten  in  Wirklichkeit  nur  sagen, 
dass  es  erlaubt  sei,  einer  Frau,  mit  ihrer  eigenen  Einvrilligung 
und  mit  Zustimmung  ihres  Gatten  oder  ihrer  Verwandten, 
Gewürze  zu  verabreichen,  um  einen  alizuheftigen  Blutverlust 
und  eine  Störung  der  Gesundheit,  beispielsweise  durch  eine 
Hämorrliagie,  zu  verhüten." 

Allem  zum  Trotz  aber  grassiert,  wie  ich  g^esag-t  habe,  auch 
unter  den  moslemischen  Frauen  die  Seuche  des  kriminellen 
Abortus  überaus  arg;  und  es  wird  behauptet  —  so  von  Regia 
—  dass  im  Harem  des  Sultans  eine  eigene  Frau,  genannt  „die 
blutige  Hebamme",  mit  dieser  furchtbaren  Praxis  betraut  sei. 

Der  Missbrauch,  der  in  der  Türkei  allgemein  ist,  dass  die 
Frau,  nachdem  sie  zwei  Kinder  geboren  hat,  mit  Wissen  ihres 
Mannes  von  nun  au  Abortus  hervorruft,  teils  um  ihre  Kb'rper- 
schönheit  zu  erhalten,  teils  um  die  Nachkommenschaft,  zu  ver- 
ringerDj  heiTscht  nach  Dr.  Polak  in  Persien  nirgends;  denn 
erstens  ist  es  ausserordentlich  selten,  dass  eine  Perserin  mehr 
als  zwei  Kinder  am  Leben  erhält,  zweitens  setzt  sie  einen  Stolz 
darein,  eine  zahlreiche  Nachkommenschaft  zu  besitzen,  die  ihr 
in  ihren  alten  Tagen  zur  Stütze  dienen  kann.  Wenn  Unfrucht- 
barkeit von  den  Frauen  aller  Länder  als  ein  Missgeschick  an- 
gesehen wird,  so  ist  sie  in  Persieu  wirklich  das  grösste 
Unglück;  die  Unfruchtbare  wird  fast  immer  vom  Manne  Ver- 
stössen, von  anderen  Frauen  des  Harems  verhöhnt,  und  steht 
in  ihren  alten  Tagen,  wo  die  Mutter  gewöhnlich  das*Obdach 
ihres  Kindes  in  Anspruch  nimmt,  isoliert  und  hilflos  da. 


49,  Hebammen, 


Bei  den  Völkern  des  Altertums.  —  Himmlische  Hebammen  bei  den  Ciial- 
däern.  —  Die  Göttin  Mylitta.  —  Der  Kultus  der  Astarte.  —  Griechisches.  — 
Iraalsi^fies.  —  Der  Mond  al3  Geburtshelfer.  —  Siidslavische  Geburts- 
göttinnen.  —  Geburtsgottheiten  der  Sabäer  und  Jesiden.  —  Die  Mandäer- 
Göttin  Ruoha,  —  Die  Mutter-Gottes  als  Geburtshelferin.  —  Die  Jericho-Rose 
bei  der  Geburt.  —  Zur  Geschichte  der  Hebammen.  —  Die  Hebammen  bei 
den- Hebräerinuea.  —  Hellenische,  römische  und  byzantinische  Hebamraen- 
kuGst.  —  Die  Hebammen  in  der  arabischen  Epoche.  —  Unwissenheit  der 
orientalischen  Hebammen.  —  Ihr  schlechter  Ruf.  -  Hebamme,  Kupplerin 
und  Kurpfuscherin.  —  Früherer  Zustand  der  Geburtshilfe  in  Konstantinopel. 
—  Reformen  unter  Sultan  Abdul  Medschid.  —  Die  Wienerin  Frau  Mes- 
saci.  —  Gegenwärtige  Zust&nde  in  der  Türkei.  —  Namen  für  Hebamme.  — 
Wichtigkeit  der  Hebamme  in  Bagdad. 

Die  alten  Völker  des  Orients  hatten  verschiedenen  Gott- 
heiten die  Rollen  von  Hebammen  zugeteilt.  Bei  den  Chaldäern 
war  die  Göttin  Thalat  die  unsichtbare  Helferin  der  Gebärenden. 
Mylitta,  die  Göttin  der  Fruchtbarkeit,  die  assyrisch-bab5ionische 
Astarte,  war  gleichzeitig"  Königin  des  Himmels  und  Königin  der 
Nacht,  himmlische  Jungfrau  und  Göttin  des  Empfangen s  and 
Gebarens;  zu  ihren  Ehren  fand  in  Babylon  religiöse  Prostitution 
statt.  Die  Verehrung  der  babylonischen  Astarte  wurde  vom 
Euphrat  und  Tigris  nach  Phönizien  getragen  und  verbreitete 
sich  in  ganz  Syrien;  siuch  hier  war  ihr  Kultus  mit  religiöser 
Prostitution  verbunden.  Die  phönizische  Astarte,  die  AUesge- 
bärende,  kam  dann  auf  den  Inseln,  welche  Kleinasien  benachbart 
sind,  vorp,ehmlich  auf  Cypem,  als  Aphrodite  zu  hohem  Ansehen. 
In  Phrygien  verehrte  man  die  Oybele,  die  versinnbildlichte  Erde. 
Zur  Zeit  Salomos  war  der  Kultus  der  Aschera,  die  im  Grunde 
mit  der  Astarte  identisch  ist,  populär  Die  alten  Araber  hatten 
als  Göttin  der  Fruchtbarkeit  und  Geburt  die  Mondgöttin  AI 
Jlahat,  von  Herodot  Alilath  oder  Alytta  genannt. 


—     277     — 

Mit  dem  Namen  der  habjlonisclieu  Astarte  schon  verband 
man  die  Idee  der  feuchten  empfangenden  fruchtbaren  Erde  und 
d(js  befruchteten  und  wieder  befiuchtenden  Mondes.  In  der 
Vorstellung  der  Griechen  identitizierte  sich  diese  Göttin  mit 
ihrer  Aphrodite.  Die  älteste  Göttin  der  Geburt  bei  den 
Hellenen  war  die  Eileithyia,  welche  von  den  Hyperboreern 
nach  Delos  gebracht  wui-de  und  dort  der  Leto  Hebammendienste 
leistete.  Dieser  Göttin  Sinnbild  am  Himmel  war  der  Mond,  der 
die  Sonnenstrahlen  empfangende  und  die  Erzeugung  und  das 
Wachstum  auf  Erden  fördernde;  dieser  Göttin  irdisches  Ebenbild 
aber  war  die  Kuh.  Eine  spätere  mythische  Geburtsgöttin  im  antiken 
Griechenland  war  die  Artemis,  während  die  Hera  als  Göttin  der 
Ehe  galt.  Die  Göttiunen  Geuetyliides  fungierten  als  Vor- 
steherinnen der  Zeugung  und  der  Geburt.  Bei  den  iranischen 
Völkern  Asiens,  den  alten  Persern,  Modern,  Baktrern,  wurde  in 
der  Religion  Zoroasters  dem  Monde  eine  Beziehung  auf  die 
Zeugung  zugewiesen;  er  stand  der  Geburt  vor.  Nach  Herodot 
riefen  die  Magier  den  Mond  als  wohlthätige  Hiramelsmacht  an, 
•wenn  sie  bei  gestörtem  Geburtsverlauf  oder  bei  Wochenbetts- 
leiden die  Wirkung  der  Krankheitsgeister  bannen  wollten. 
Anaitis,  Anahita,  Anaia,  Aine,  so  nannte  man  diese  Mondgöttin, 
diese  himmlische  Geburtshelferin,  bei  den  Persern,  Medern, 
Kappadociern  und  Armeuieru.  Auch  bei  den  slavischen  Völkern 
ist  die  Göttin  des  Mondes  die  Beschützerin  der  Geburten. 
Früher  unterschied  der  südslavische  Glaube  genau  z^vischen  den 
überirdisohen  Geburtsfräulein,  den  Beschützerinnen  schmerzens- 
freier  Geburten  und  der  glücklichen  Niederkunft,  und  den  Schick- 
salsfräulein, den  Bestimmerinnen  des  Schicksals  des  Neu- 
geborenen. Beiderlei  Gottheiten  vermischten  sich ;  während  aber 
einerseits  behauptet  wird,  dass  die  jetzigen  Balkanslaven  die 
Schicksalsgöttinnen  auch  als  Geburtsheschützerinnen  betrachten, 
hat  Krauss  überzeugend  nachgewiesen,  dass  es  dort  jetzt  nur 
die  Kategorie  der  Schicksalsfräulein  gebe. 

Die  Sabäer  und  die  Jesiden  kannten  als  Göttin  der  Zeugung 
und  lies  Gebarens  eine  der  Venus  ähnliche  Gottheit,  der  man 
mit  Safran  räucherte. 

Am  unteren  Euphrat  und  Tigris  verehrt  noch  heute  die  dort 
wohnende  Sekte  der  Mandäer  eine  Göttin  Rucha,  Mutter  des 
weUgrossen  Ungeheuers  Ur,  die  den  Gebärenden  Beistand  leistet. 


—     278     — 

Boi  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  gilt  die  Mutter-Gottes 
&h'  Beschützerin  der  Geburt.  Sie  ist  hier,  nach  Ansicht  von 
Sajaktzis,  die  Nachfolgerin  der  Hera,  einer  der  Beschützerinnen 
der  Gebuit  bei  den  Alten.  Sobald  die  Vorzeichen  der  Gebort 
eintreten,  wird  sofort  ans  Lämpchen  vor  dem  Muttergottesbilde 
angezündet;  es  bleibt  während  der  ganzen  Dauer  des  Wochen- 
bettes brennen.  Die  Hebamme,  aio  Frauen  der  Familie  \md  die 
Nachbarinnen  wünschen:  ,Jv^\i  Eleuteria,  gute  Entbindung,  und 
die  heilige  Jungfrau  möge  dir  die  Geburt  erleichtern!" 

Die  Hebamme  bringt  ausser  ihren  Instrumenten  die  Jericho- 
Ecse  Djitj  die  hier  Oheri  tis  Panagias,  Hand  der  Mutter  Gottes, 
genannt  wird.  Es  ist  ein  niederes  vielästiges  Kraut,  welches 
von  Pilgern  vom  Heiligen  Grabe  mitgebracht  wird.  Die 
Pflanze  hat  die  Eigentümlichkeit,  dass  sie  sich  in  aus- 
getrockD6t€»m  Zustande  zu  einem  gitterförmigen  Ballon  zu- 
sammenrollt, nach  Anfeuchtung  aber  wieder  ausbreitet  wie  eine 
menschliche  Hand,  Mit  Beziehung  hierauf  wird  erzählt:  sie  sei 
überall  dort  erwachsen,  wo  die  heilige  Maria  den  Abdruck  ihrer 
Hände  zurückiiess,  als  sie  allein  in  dichter  Finsternis  zur 
Schädelstätte  auf  Golgatha  emporklomm.  Während  der  Wehen 
benetzt  sich  die  I/eideude  das  Antlitz  und  die  Lippen  mit  einem 
Wasser,  das  durch  Eintauchen  der  Jericho-Rose  geweiht  worden 
ist:  dia  na  eleutoroti  m  eukolia,  damit  sie  leichter  über  die 
schwere  Stunde  hinwegkomme.  Man  findet  diesen  Gebranch  bei 
allen  griechischen  Familien  im  Orient.  In  Monastir  hält  die 
Gebärende  die  Jericho-Rose  auch  in  der  Hand,  ähnlich  wie  die 
Frauen .  des  Altertums  bei  der  Entbindung  den  heiligen  Lorbeer 
Apollos  in  die  Hand  nahmen,  üobrigens  wurde  die  Jericho-Rose 
unter  dem  Namen  Giykiside  im  Altertum  ebenfalls  verehrt. 

Bei  den  Hebräern  v/aren  die  Hebammen  eine  geachtete 
Klasse;  so  kann  man  aus  dem  2  Buche  Moses  I  21  ersehen. 
Die  Stolle  im  1.  Buche  Moses  XXXV  ll,  wo  von  der  Nieder- 
kunft Raheis  und  der  Gebuit  Benjamins  erzählt  wird,  kann  als 
die  älteste  Nachricht  über  Hebammen  in  der  heiligen  Schrift 
galten.  An  sie  reiht  sich  die  Mitteilung  über  die  zwei  Heb- 
ammen Sifra  und  Pua,  von  denen  im  2.  Buche  Moses  I  15  erzählt 
wird,  wie  klug  und  erfolgreich  sie  den  Befehl  des  Pharao,  die 
neugeborenen  hebräischeu  Knaben  zu  töten,  umgingen. 

Friedreich  -  bei  Trusen  —  meint,  dass  die  Geburtshülfe  bei 


—     279     — 

den  Hebräern  schon  zur  Zeit  der  Niederkunft  Ruheis  sich  auf 
der  Stufe  einer  gewissen  Vollkommenheit  befand.  Allerdings, 
lügt  er  hinzu,  beschränkten  sich  die  geburtshülflichen  Leistungen 
nur  auf  Vertrauen  zur  Selbsthülfe  der  Natur,  auf  Trost  und  Er- 
mahnung zur  Geduld,  auf  Anwendung  der  zweckmässigen  Lage 
während  der  Geburt,  auf  Empfangen  des  Kindes,  Behandlung 
der  Nabelschnur  und  Abreiben  des  Kindes  mit  Salz,  sowie  auf 
die  Einwicklung  des  Neugeborenen  in  Windeln. 

Ueber  die  Geburtshülfe  im  alten  Hellas  und  Rom  haben 
f*loss-ßarteIs,  sowie  Engelmann  alles  Wissenswerte  zusammen" 
gestellt.  Wir  erfahren  dort  durch  viele  Beispiele,  dass  die 
römische  und  später  die  byzantinische  Hebammenkunst  sich  unter 
dem  Einflüsse  der  hellenischen  bildete.  Auch  die  arabischen 
Aerzte  schöpften  einen  grossen  Teil  ihres  geburtshülflichen 
Wissens  aus  griechischen  Quellen.  Aber  während  nach  deai 
Zerfall  der  römischen  Weltherrschaft  alle  Wissenschaften  und 
Künste  bei  den  Arabern  neue  Heimstätten  suchten  und  fast  alle 
bei  ihnen  auch  zu  frischer  Blüte  gelangten,  blieb  die  Geburts- 
hülfelehre  der  Araber  eine  tote  Wissenschaft;  denn  den  Aerzten 
gestattete  die  Sitte  die  gerade  in  diesem  Fache  so  wichtige  Be- 
lehrung durch  persönliche  Kontrolle  und  Beobachtung  der  Vor- 
gänge nicht.  Die  Geburtshülfe  lag  nicht  in  den  Händen  gebildeter 
Aerzte.  sondern  war  vollständig  Hebammen  überlassen,  welche 
blos  geringe  Kenntnisse  besassen.  Nur  in  der  allergrössten  Not 
berief  man  den  ('hirurgen.  Der  aber,  unbekannt  mit  der  prak- 
tischen AuvStibung  in  einem  solchen  Falle,  bracht«  in  dieser  aller- 
grössten Not  nur  selten  Hülfe.  Mit  seinen  mäclitigen  Apparaten 
und  Instrumenten  übte  er  auf*  die  unglückliche  Frau  eine  tötlich 
beängstigende  Wirkung  aus.  Ueberstand  sie  den  Schrecken,  so 
wurde  sie  durch  die  Ungeschicklichkeit  des  Arztes  schwer  ver- 
letzt oder  umgebracht,  und  das  Kind  kam  selten  unzerstückelt 
aus  dem  Mutterleib. 

Schon  Hasselquist,  im  vorigen  Jahrhundert,  erzählte  viel  von 
der  Unwissenheit  der  orientalischen  Hebammen.  Titus  Tobier, 
Robinson,  Häntzscher,  Quedenfeldt  und  andere  Orientreisende 
bestätigen  dies  Urteil.  Oppenheim,  der  lauge  Jahre  als  Arzt  in 
Kleinasien  lebte,  tadelt  nicht  blos  die  krasse  Unwissenheit, 
sondern  auch  die  böse  Moral  der  Geburtshelferinnen.  In  neuerer 
Zeit  gab  der  Franzose  Eram  seine  Erfahrungen  mit  folgenden 


•—     280     — 

«charfen  Worten  bekannt .  „Das  Wissen  dieser  Frauen  ist  no- 
genügend.  unterrichtete  Hebamineu  gibt  es  nm*  in  den  Städten. 
Die  meisten  haben  ein  uDehrliclies  Leben  liinter  sieb.  Nebe'^ 
ihrer  geburtshiilflichen  Praxis  betreiijen  bic  das  Geschäft  eint. 
Kupplerin  und  Ebevennittlerii].  Ein  arabischer  Spruch  sagt 
sogar:  „Jede  Frau,  die  mit  der  Prostitution  begönnen  bat.  endet 
.mit  dem  Stand  der  Hebamme." 

üebc-r  den  Zustand  der  Geburtshülfe  in  Koostantinopel  zu 
Aufang  des  10.  Jahrhunderts  hat  uns  Dr.  Demeter  Maurokordato 
einen  zeitgenössischen  Bericht  hinterlassen:  Die  Hebammen  bil- 
deten damals  eine  besondere  Klasse;  ihre  Zahl  war  nnbesümmt. 
Sie  genossen  keinen  systematischen  Unterricht,  sondern  die  Eine 
vererbte  ihre  Erfahrungen  der  Anderen.  Von  der  Lage  des 
Foetus,  von  den  Diametern  des  Beckens,  überhaupt  von  ana- 
tomisch-physiologischen Kenntnissen  hatten  sie  entweder  gar  keine 
odei*  eine  falsche  Idee. 

Unter  Sultan  Abdul  Medschid  begründete  eine  gebildete 
europäische  Hebamme,  die  Wienerin  Frau  Messani,  eine  Heb- 
ammenschule. Seither  nahmeu  die  Greuel  früherer  Zeiten  ab, 
aber  kein  Ende.  Zwar  versuchten  einige  an  den  Schulen  Oester- 
reichs,  Deutschlands,  Frankreichs,  Englands  und  Italiens  aus- 
gebildete Aerzte,  sich  als  Geburtshelfer  einzuführen,  aber  ihr 
Wirken  stiess  auf  Schwierigkeiten. 

Im  Jahre  1873  noch  Idagte  der  Konstantinopler  Arzt  Doktor 
Pardo:  „Einige  wenige  rechtschaffene  nnd  wirklich  gebildete 
Damen  ausgenommen,  besteht  die  Zunft  der  Hebammen  aus  ver- 
rufenen, unwissenden  Frauenzmimein,  die  sich  !\famy  oder 
Hebammen  nennen,  um  nur  det^to  leichter  verbrecherische  Ab- 
treibungen vornehmen  und  das  Geschüft  von  Kupplerinnen  aus- 
üben zu  können.  Solche  Frauenzimmer  beflecken  die  Schwellen 
angesehener  Häuser  und  entehren  durch  ihi-e  Gegenwart  die 
achtbarsten  Familien.  Diejenigen,  welche  sie  zu  Fehltritten 
verleitet  hal)en.  führen  sie  dann  auf  die  Bahn  des  Verbrechens 
und  in  Unglück  und  Tod.  l'nd  dies  alles  geschieht  vor  den 
Augeij  aller  [iCute.  Es  existiert  keine  Ueberwachuug.  Erfolgt 
mal  eine  Anordnung  der  Behörden,  so  wird  sie  nicht  respektiert." 

Vielfach  stehen  al^'o  die  Hebammen  in  der  Türkei  noch  heute 
auf  tiefer  Stufe.  Unbokannt  mit  dem  ]\lochanismus  des  Geburts- 
Jiktes,  können  sie  im  Falle  eines  Geburtshindernisses  nichts  thun, 


—     2.Si     — 

als  abergläubische  Mittei  und  unnütze  Quälereien  anwenden.  In 
manchen  Fällen  ruft  mau  so^ar  mehrere  weise  Frauen,  und 
während  diese  miteinander  noch  über  die  Zweckmässiirkeit  der 
Mittei  streiten,  sind  Mutter  und  Kind  verloren.  Nur  selten  ent- 
schiiesst  man  sich,  einen  gebildeten  diplomierten  Geburtshelfer 
dem  intimen  Vorgang  beizuziehen.  Und  nebenbei  geniesscn  die 
Hebammen  auch  schlechten  moralischen  Ruf.  Sie  bcsor^^-en  ausser 
der  Goburtshülfe  mehr  das  für  sie  fruchtbarere  Geschäft  des 
Unfruchtbarmacheas  and  Ahtreibons,  und  sind  als  solche  würdig 
jenen  Weibem  an  die  Seite  zu  stellen,  welche  schon  Plinius 
beschrieben  hat.  Die  Thebanerin  Salpe  und  die  moderne  Mar- 
seilierin  Sotira  sind  ihre  Vorbilder.  Es  gibt  allerdings  einige 
ebenso  riihnüiche  als  seltene  Ausnahmen.  —  Die  Hebamme  heisst 
bei  den  Türken:  Ebe  Kade  oder  Maray;  bei  den  Arabern:  Kabli, 
Kabla,  Gabla,  wörtlich:  die  Empfängerin,  von  Kabul,  empfangen; 
manchmal  nennt  man  sie  auch  arabisch:  Tebiba,  Aerztin;  bei 
den  Persern  nennt  man  sie  ebenfalls :  Kabli  oder  Mamy;  bei  den 
Griechen:  Maray,  Mala  oder  Agetria;  bei  den  Gräkowalacheu: 
Mamy  oder  Mlampa;  bei  den  Tscherkessen :  Betia;  bei  den 
Spaniolen:  Mamy;  bei  den  Bosniern:  Hadschika;  in  Syrien  und 
Palästina:  Dye,  Daye.  Allgemein  bezeichnet  man  sie  als  die 
weise  Frau,  die  erfabreue  F'rau ;  weise  Frau  —  diesen  Ausdruck 
für  die  Hebamme  haben  alle  Völker  der  Erde  angenommen;  selbst 
die  Bewohner  der  Fidschi-Inseln  sagen:   Alewa  Wuku,  weise  Frau. 

Je  nach  den  Provinzen,  die  in  Betracht  kommen,  sind  die 
Gebui'tshelferinncn :  Araberinnen,  Türkinnen,  Armenierinnen, 
Griechinnen  und  Spaniolinnen.  Die  persischen  Hebammen  sind 
zumeist  Witwen.  Die  griechischen  Hebammen  benutzen  als 
Instrumente  ihre  eigenen  Hände,  die  sie  tief  in  die  Teile  der 
Gebärenden  hineinpressen.  Aehulicli  machen  es  die  helfenden 
Frauen  in  Palästina 

Die  Kabli  ist  in  Bagdad  bei  einer  Geburt  die  Hauptperson. 
Ihr  wird  geschmeichelt,  gehuldigt.  Während  sich  die  Wenigsten 
um  die  Wöchnerin  selbst  kümmern,  erweist  man  der  Hebamme 
alle  möglichen  Aufmerksamkeiten.  Als  Honorar  erhält  sie  selbst 
bei  wenig  wohlhabenden  Familien  wenigstens  5,  oft  aber  auch  . 
10  Pfund.  Sie  kommt  monateJaug,  ja  jahrelang  immer  wieder 
ins  Haus  und  erhebt  Tribut  beim  Zahnen,  bei  den  ersten  Geh- 
versuchen und  Sprechversuclieu  des  Kindes. 


bO.  Gebräuche  in  der  Schwangerschaft 


Die  Eütstenung  der  Frucht.  —  Bibel  und  Koran  über  Erschaffung  des 
Menschen.  —  Mosaische  Gesetze  zum  Schutze  der  Schwangeren.  —  Ein 
Kriegsbrauch.  —  Ahschlachten  Schwangerer.  —  Der  Koran  üher  Schwanger- 
whaft. —  Gedenkmünzen  betreffend  Schwangerschaft  von  Sultaninnen.  — 
Schwangerschaft  und  Coitus.  —  Mohammeds  Ratschläge.  —  Die  Diät  der 
Schwangeren.  —  Der  Granataplel.  —  Albanesische  Bräuche.  —  Serbischer 
Aberglaube.  —  Mohammedanische  Ansichten.  —  Bosnische  Sitten.  —  Gräko- 
walachiÄcho  Gebräuche.  —  Die  palästinensischen  Juden.  —  Syrisches.  — 
Schv^ängeruDg  durch  Baden.  —  Das  Versehen.  —  Volksmedizin. 

Im  Alten  Testamente  wird  wohl  häufig  die  Fi'ucht  oder 
Leibesfrucht  erwähnt,  aber  nichts  Näheres  darüber  gesagt,  „wie 
die  Gebeine  im  Leibe  Schwangerer  entstehen,"  um  die  Worte 
aas  Prediger  XI  5  zu  gebrauchen. 

Im  Psalm  139  heisst  es  Vers  13—16:  „Du  hast  mein 
Innerstes  geschaffen  .  .  .  wobst  mich  im  Mutterleibe  ...  Mein 
Gebein  war  dir  nicht  verhohlen,  als  ich  im  Verborgenen  gemacht» 
in  Erdentiefen  ^wirkt  wurde.  Deine  Augen  sahen  mich,  als 
ich  noch  ein  ungestaltetes  Klümpchen  war  ..." 

Aehnlich  im  Buche  Hieb  X  8—11:  „Deine  Hände  haben 
mich  sorgsam  gebildet  und  bereiteten  mich,  alles  zusammen, 
ringsum  . . .  Gedenke  doch,  dass  du  wie  Thon  mich  formtest . . . 
Hast  du  mich  nicht  hingegossen  wie  Milch  und  wie  Käse  mich 
gerinnen  lassen?  Mit  Haut  und  Fleisch  bekleidetest  du  mich, 
und  mit  Knochen  und  Sehnen  durchflochtest  du  mich  .  . ." 

Ich  verweise  bei  Anführung  der  nachfolgerden  Koranstellen 
darauf,  dass  Mohammed  seine  Büdnisse  von  der  Erschaffung 
dos  Meüschen  auch  nur  aus  dem  Alten  Testamente  schöpfte  und 
häufig  dasselbe  sagte. 


—     '^SS     — 

Stire  IV  ^6-  ,;  Siehe,  Allah  lässt  keimen  das  Korn  und  den 
Dattelkern.;  hervorbringt  er  das  Lebendige  aus  dem  Toten  und 
das  Tote  ans  dem  Lebendigen." 

Immer  wird  den  "Moslems  zu  Gemüte  gefülirt,  dass  Allah 
die  Menschen  eräüimf  und  sie  in  Geschlechter  teilte. 

Sure  42,  Vers  3:  „.  . .  und  bei  dem,  der  Mann  und  Weib 
erschuf . . ." 

Sure  78,  Vers  8:    „. ,  .  und  schufen   euch   zu  Paaren  . . ." 

XVI  74:  „Und  Allah  gab  euch  aus  euch  selber  Gattinnen 
und  gab  euch  von  eueren  Gattinnen  Söhne  ujjd  Enkel." 

IV  I:  ,..0  ihr  Menschen,  fürchtet  eueren  Herrn,  der  euch 
erschaffen  aus  einem  Wesen,  und  aus  ihm  erschuf  seine  Gattin, 
und  aus  ihnen  viele  Männer  und  Weiber  entstehen  liess  . . ." 

49.  Sure,  Vers  13:  „0  ihr  Menschen,  wir  erschufen  euch 
aus  einem  Manne  und  einem  Weibe  und  machten  euch  zu 
Völkern  und  Stämmen  . .  .*' 

Dies  alles  bezieht  sich  auf  die  Erschaffung  des  ersten 
Menschenpaares.  Was  aber  weiss  der  Koran  von  der  Art.,  wie 
jetzt  der  Mensch  geschalten  wird,  über  die  Entstehung  des 
Fötus?    Nicht  mehr  als  die  Bibel. 

Sure  XITJ.,  Vers  ^  sagt:  „Allah  kennet  die  Leibesfrucht 
jedes  Weibes,  und  wie  der  Mutter  Leib  sich  verengt  und 
dehnt." 

Lin  33:  „. .  .  Er  kannte  euch  sehr  wohl,  als  er  euch  aus 
der  Erde  hervorbrachte,  und  da  ihr  Embryos  wäret  in  euerer 
Mütter  Leibern." 

Die  76.  Sure  des  Korans  ist  „der  Mensch"  betitelt.  Hier 
heisst  es  in  Vers  1  und  2:  „Ist  denn  nicht  ein  grosser  Zeit- 
raum verstrichen,  seit  weichem  er  ein  unbemerkenswertes  Ding 
gewesen?"  —  nämlich  seit  seiner  Entstehung  im  Mutterleibe. 

VI  98:  „Und  er  ist's,  c^er  euch  entstehen  liess  aus  Einem 
Menschen;  und  er  gab  euch  eine  Stätte  und  einen  LageiTaum" 
—  im  Mutterscliosse, 

XXXIX  8:  „Erschaffen  hat  er  euch  aus  einer  Seele;  als- 
dann machte  er  von  ihr  ihre  Gattin  ...  Er  schafft  euch  in 
den  Schössen  eueier  Mütter-,  eine  Schöpfung  nach  einer 
Schöpfung  in  drei  Finscornissen**  —  hier  werden  die  Angaben 
etwos  geuauer  und  Leib.  Muttersehoss  und  Plazenta  augedeutet. 


—     2S4     — 

Nim  weiss  man,  wo  die  Fracht  sieb  befindet,  bis  sie  an 
das  Licht  der  Welt  tritt.  Aber  voraus  entsteht  die  Fracht? 
Da  wird  am  meisten  der  Samentropfen  direkt  erwähnt: 

Sui'e  XXXVI  77:  „Will  denn  der  Mensch  nicht  einsehen, 
dass  wir  ihn  ans  einem  Samentropfen  erschufen?" 

In  der  XXXV.  Sore,  Vers  12  aber  wii-d  der  Samentropfen 
als  zweite  Entstehung« Ursache  festgestellt.  Da  heisst  es:  „Und 
Allah  hat  euch  ireschaffen  aus  Staub,  alsdann  aus  einem  Samen- 
tropfen, alsdann  machte  er  euch  zu  Geschlechtem"  —  zu  einem 
männlichen  und  einem  weiblichen  Geschlecht. 

Oder  Sure  XVIII,  Vers  35:  „.  .  .  Glaubst  du  etwa  nicht 
an  den,  der  dich  erschaffen  aus  Staub,  alsdann  aus  einem  Samen- 
tropfen, alsdann  dich  gebildet  zum  Mann?" 

LVI  58 — 59:  „.  .  .Was  euch  an  Samen  entfliesst,  habt  ihr 
es  erschaffen  oder  erschufen  wir  es?" 

XVI  4:  „Erschaffen  hat  er  den  Menschen  aus  einem  Samen- 
tropfen." 

LIII  45—47:  „Und  dass  Er  es  ist,  der  tötet  und  lebendig 
macht;  und  dass  er  die  Paare  erschuf,  das  Männchen  und  das 
Weibchen,  aus  einem  Samentropfen,  da  er  ergossen  ward." 

Die  76.  Sure  erwähnt  die  Vermischung:  „Wahrlich  wir 
haben  den  Menschen  geschaffen  aus  dem  vermischten  Samen» 
tropfen  beider  Geschlechter." 

Au  anderen  Stellen  wird  statt  des  Samens  geronnenes  Blut 
erwähnt. 

XCVI  1 — 2:  „Lies,  im  Namen  deines  Herrn,  der  erschuf, 
erschuf  den  Menschen  aus  geronnenem  Blute." 

Wieder  an  anderen  Stellen  wird  auf  den  alttestamentlichen 
Vergleich  mit  dem  Thon  zurückgegriffen: 

LV  13:  „Erschaffen  hat  er  den  Menschen  aus  Lehm  wie 
ein  Thongefäss." 

XV  28 — 29:  „Und  gedenke,  da  dein  Herr  zu  den  Engeln 
sprach:  , Siehe,  ich  erschaffe  einen  Menschen  aus  trockenem 
Lehm,  aus  geformtem  Schlamm'." 

XV  26 :  „Und  wahrlich  erschaffen  haben  wir  den  Menschen 
aus  trockenem  Lehm,  aus  geformtem  Schlamm." 

Woher  kommt  der  ors^chaffende  Same?  Darauf  antwortet 
die  BS.  Sure  in  Vers  6  und  6:    „Erschaffen   ward  der  Mensch 


—     285     — 

aus    ausflicssendem    Wasser,    das    herauskommt    zwisclicn    den 
Lenden  des  Mannes  und  den  Brustbeinen  des  Weibes." 

XXTL  Sure:  „0,  ihr  Menschen,  bedenket  doch,  dass  wir 
euch  zuerst  aus  Staub  geschafi\m;  daun  aus  Samen;  dann  aus 
geronnenem  Blute;  dann  aus  einem  Stücke  Fleisch,  von  teils 
völliger  und  teils  unvülliger  Ausbildung  .  .  .  Wir  lassen  das, 
was  uns  gefällt,  ruhen  im  Mutterleibe  bis  zu  der  bestimmten 
Zeit  der  Entbindung." 

XXIU:  „Wir  erschufen  einst  den  Menschen  aus  geläutertem 
Lehm;  dann  machten  wir  ihn  aus  Samen  in  einem  sicheren 
Aufenthaltsorte  im  Mutterleibe;  und  dann  machten  wir  den  Samen 
zu  geronnenem  Blute;  und  das  geronnene  Blut  bildeten 
wir  zu  einem  Stücke  Fleisch,  und  dieses  Fleisch  wieder  zu 
Knochen,  und  diese  Knochen  bedeckten  wir  wieder  mit  Fleisch, 
woraus  wir  dann  erstehen  lassen  ein  neues  Geschöpf"  --  nämlich 
einen  Menschen,  der  aus  Leib  und  Seele  besteht. 

Die  Beseelung  und  Belebung  des  Menschen  durch  Gottes 
Wille  und  Kraft  schildern  nachfolgende  Koranstellen: 

XV  29:  „.  .  .  Und  wenn  ich  ihn  gebildet  und  ihm  von 
meinem  Geiste  eingehaucht  habe  .  .  ." 

XXXII  5 — 8:  „AJlah  kennt  das  Verborgene  und  das  Sicht- 
bare, er,  der  Mächtige,  Barmherzige,  der  alle  Dinge  gut  er- 
schaffen, und  der  des  Menschen  Schöpfung  aus  Tiion  hervor- 
gebracht hat.  Alsdann  bildete  er  seine  Nachkommen  aus  Samen 
aus  verächtlichem  Wasser.  Alsdann  formte  er  ihn  und  blies 
in  ihn  von  seinem  Geiste  und  gab  euch  Gehör,  Gesicht  und 
Herzen." 

LXXXIII  7 — 8:  „Der  dich  erschaffen,  gebildet  und  geformt 
und  in  die  Form,  die  ihm  beliebte,  dich  gefügt  hat  .  .  ." 

LXrV  2 — 3:  ,,Fir  ist's,  der  euch  geschaffen  .  .  .  und  euch 
geformt  nnd  euere  Form  schön  gemacht  hat."  • 

XVI  80:  „Und  iUlah  hat  euch  aus  den  Leibern  euerer 
Mütter  hervorgebracht  als  Unwissende.  Und  er  gab  euch  Gehör 
und  Gesicüt  und  Herzen." 

LXVD  23:  „Er  ist,  der  euch  erschaffen  und  euch  Gehör, 
Gesicht  und  Herz  gegeben  hat." 

XC  8—9:  „Machten  wii'  ihm  nicht  zwei  Augen  und  eine 
Zunge  und  zwei  Lippen?" 


—     286     — 

LXXVI  28:  „Wir  erschufeü  sie  und  stärkten  ihre  Sehnen j 
und  wenn  wir  wollen,  vcrtausclieu  wir  sie  mit  anderen,  die 
ihnen  gleich  sind."  —  -  — 

Im  2.  Buche  Moses  XXI  22—23  wiid  zum  Schutze  der 
Schwangeren  angeordnet:  „Wenn  Leute  einen  Eaufhandcl  haben 
und  dabei  ein  schwangeres  Weib  stossen,  so  dass  eine  Fehl- 
geburt erfolgt,  ohne  dass  w^eiterer  Schaden  geschieht,  so  soll  der 
Thäter  eine  Busse  entrichten,  wie  sie  ihm  der  Ehemann  des 
Weibes  auferlegt,  und  soll  bezahlen  nach  dem  Ausspruch  von 
Schiedsrichtern.  Geschieht  aber  ein  Schaden,  so  soll  Einer 
lassen  Leben  um  Leben,  Aug"  um  Äug  .  .  .'' 

Im  Alten  Testament  —  Prophet  Arnos  I  13,  2.  Buch  der 
Könige  VIII  12,  Prophet  Hosea  XIV  1  -—  wird  mehrfach  die 
grausame  Kriegsgepflogenheit  erwähnt,  die  Scüwangcrc^n  auf- 
zuschlitzen. 

Ein  fürchterlicher  Aberglaube  hen-scht  noch  heute  imtcj- 
bosnischen  Dieben  und  Räubern.  Sie  pflegen  ein  im  siebenten 
Monat  schwangergehendes  Weib  ab/*;uschlachten,  aufzutrennen 
und  das  Kind  ans  dem  Mutterleib  auszuweiden,  um  es  in  lange, 
schmale  Streifen  zu  schneiden.  Diese  werden  gedörrt  und  als 
Kerzen  benützt,  wenn  man  ein  Hüus  plündern  will.  Denn  kein 
Hausl)ewohner  kann,  so  glauben  sie,  in  jt'nem  Hause  erwachen, 
wo  Diebe  solche  Lichter  brennen. 

Der  Koran  enthält  nachfolgende  aut  Schwangero  und 
Schwangerschaft  —  türkisch:  schistan,  hebi;  arabisch:  güboh, 
hiimeiob;  persiscli:  schlkemdar,  harael;  indiscli:  umeidvar  — 
bezügliche  Stellen: 

XIIT  9:  Allah  weiss,  was  jedes  AVeib  im  Schosse  trägt  und 
um  was  sich  Schösse  verengen  nnd  ausdehnen. 

Vn  189— 1«0:  Allah  ist's,  der  euch  erschuf  von  einem 
Menschen,  und  von  ihm  machte  er  sein  Weil»,  auf  dass  er  ihr 
beiwohne.  Und  tla  er  bei  ihr  gerulit  hstt«,  trug  sie  eine  leichte 
Last  nnd  ging  umher  mit  ihr.  Und  da  sie  schwor  ward,  rief  sie 
zu  Allah  ihrem  Herrn:  „Wahrlich,  wenn  Du  uns  ein  Fehlerloses 
giebst,  wahrlich  dann  werden  wir  dankbar  sein.'' 

Der  Koran  befiehlt  in  der  65.  Sure,  dass^  wenn  man  sich 
von  einer  Frau  scheidet,  während  sie  sich  in  der  Schwanger- 
schaft befindet,  man  für  •^ia  verwenden  müssi;,  was  sie  nötig 
habe,  bis   sie  ihrer   Schwangerschaft   eutlodigt   sei.     „Die  Zeit 


—     287     — 

der  Schwangeren  ist,  bis  sie  sich  ihrer  Schwangerschaft  entledigt 
haben." 

Dass  eine  schwangere  Frau  nicht  mehr  aiboitsfähig  sei, 
hat  einst  der  Beglerbeg  von  Rumili,  Achmedpascha,  mit  einer 
charakteristischen  Wendung  ausgesprochen,  als  er  sagte,  „dass 
die  Tataren,  beutebeladen,  gleich  schwangeren  Weibern,  zu 
Kviegsunternehmungen  untauglich". 

In  früheren  Jahrhunderten  wurden,  wenn  eine  Sultanin 
guter  Hoffnung  war,  „Solota''  genannte  Kettenthaler  geprägt; 
Sultan  Achmed  besonders  verherrlichte  dui'ch  solche  Prägung 
die  häufigen  Schwangerschaften  seines  Harems. 

Das  Gebot  der  Suspension  der  Beiwohnung  in  der  Schwanger- 
schaft besteht  im  Orient  vielfach.  Schon  der  Talmud  sagt: 
„Wer  den  Beischlaf  am  90.  Tage  nach  dem  Beginn  der  Schwanger- 
schaft noch  ausübt,  begeht  eine  Handlung,  als  wenn  er  ein 
Menschenleben  vernichtet."  Bei  den  Javaaesen,  die  bekanntlieh 
grösstenteils  Moslems  sind,  wird  —  sobald  das  Weib  schwanger 
geworden  ist  —  das  eheliche  Recht  aufgehoben  und  die  Ent- 
haltsamkeit mit  religiöser  Aengstlichkeit  geübt.  Bei  den  Persern 
muss  die  Beiwohnung  nach  4  Monaten  und  10  Tagen  aufhören; 
der  Beischlaf  über  diese  Zeit  hinaus  gilt  als  todeswttrdiges 
Verbrechen,  da  man  glaubt,  dass  die  Leibesfrucht  geschädigt 
werde. 

Abu  Naim  überliefert  folgende  Worte  des  Propheten: 
„Gebet  eueren  schwangeren  Frauen  Olibanura  zu  essen;  wenn 
das  Weib  in  seinem  Leibe  ein  männliches  Kind  trägt,  so  wird 
dieses  Kind  einen  reinen  Körper  bekommen;  wenn  das  Weib  ein 
Mädchen  gebäien  wird,  so  wird  dieses  ein  rundes  und  üppiges 
Kreuz  erhalten." 

Wie  in  Europa  besteht  im  ganzen  Orient  die  Ansieht,  dass 
eine  scliwangere  Frau  von  allem  essen  müsse,  wonach  ihr  Herz 
begehrt.  In  vidcn  Gegenden  der  Türkei  darf  sie  sich  besonders 
jene  Speisen  nicht  versagen,  welche  ihren  Geruch  reizen.  Wenn 
sie  solche  Speisen  riecht  und  nicht  sofort  isst,  dann  besteht  die 
Gefahr,  dass  sie  ihr  Kind  noch  vor  der  Geburt  verliert.  Die 
Syrer  denken  nicht  so  gTausam.  Wenn  bei  ihnen  eine  Schwangere 
nicht  alles  isst,  wonach  ihr  Herz  begehrt,  so  muss  das  Kind 
deshalb  noch  nicht  zu  Grande  gehen.    Es  wird  blos  mit  einem 


—     288     —■ 

Muttermal  geboren,  das  in  der  Form  jener  Speise  ähnelt,  welche 
die  Mutter  während  der  Schwang-erschaft  sieh  vei^agt  hat. 

Wie  bei  den  Völkern  der  Verg'ang:enheit  und  den  meisten 
Völkern  der  Gegenwart  g-ilt  der  Granatapfel  auch  bei  den  Gegen 
in  Nordalbanien  als  Sjmibol  der  Fruchtbarkeit.  Aber  wenn  die 
Frau,  die  davon  ass,  um  fruchtbar  zu  werden,  wirklich  schwanger 
geworden  ist,  dann  darf  sie  während  ihrer  ganzen  Schwanger- 
schaft die  Granatfrüchte  nicht  mehr  geniessen.  Wie  bei  den 
alten  Griechen  ist  auch  bei  den  Nordalbanesen  die  Granatf nicht 
nicht  blos  mit  der  Vorstellung  von  Zeugung  und  Befruchtung, 
sondern  auch  mit  der  Furcht  vor  Vernichtung  und  Tod  ver- 
knüpft. Bei  den  Gegen  in  Nordalbanien  hat  eine  schwangere 
Frau  ferner  noch  Folgendes  zu  beachten:  sie  darf  ausser  den 
Granatf  rächten  auch  keine  Schnecken  essen;  und  sie  darf  sich 
während  der  ganzen  Schwangerschaft  höchstens  dreimal  die 
Haare  färben. 

Nach  serbischem  Aberglauben  darf  eine  schwangere  Frau 
nicht  das  Kreuz  küssen,  sonst  wird  ihr  Kind  epileptisch  sein, 
nicht  über  eine  Heugabel  hinw^eggehen ,  sonst  v/ird  ihr  Kind 
lahmen;  nicht  Hasenfleisch  essen,  sonst  wird  ihr  Kind  schielen; 
nicht  in  das  Blut  eines  geschlachteten  Schweines  treten,  sonst 
wird  das  Kind  rote  Flecken  im  Gesichte  bekomnjeri;  nicht  Fische 
essen,  sonst  wird  ihr  Kind  stumm  werden;  nicht  ein  fremdes 
Kind  küssen ,  sonst  setzt  sie  sich  einer  Superfötation  aus;  sie 
soll  sich  ferner  nicht  einen  kranken  Zahn  ausrcissen  lassen, 
sonst  wird  das  Kind  gleich  sterben;  und  endlich  mnss  sie  Acht 
geben ,  dass  niemand  einen  Schnitt  auf  ihres  Hauses  Schwelle 
macht,  sonst  wird  das  Kind  mit  einer  Hasenscharte  auf  die 
Welt  kommen. 

Mohammedanische  Ansichten  in  Bosnien :  Trifft  eine 
schwangere  Frau  eine  Schlange  oder  einen  Fuchs,  so  wird  ihr 
Kind  im  Leben  Glück  haben;  trifft  sie  einen  Hasen,  so  wird  es 
moralisch  verkommen  und  seinen  Mitmenschen  zum  Schaden  sein. 
Um  Totgeburten  zu  verhüten,  nimmt  die  moslemische  Frau 
in  Bosnien  einen  Nagel  aus  einem  Hufeisen,  das  einem  ver- 
endeten Pferde  abgenommen  worden  ist.  Aus  diesem  Nagel 
schmiedet  ein  Schmied  um  Mitternacht  einen  Reifen,  und  diesen 
trägt  die  Frau  bis  iiach  ihrer  Entbindung.  Dann  legt  sie  den 
Reifen  dem  Neugeborenen  unter  den  Kopf.   In  Bosnien  darf  eine 


229 

schwangere  Frau  nicht  kaltes  Wasser  trinken,  weil  sie  dadnrcb 
leicht  aboTtieren  könnte.  Wenn  die  Bosnierin.  Herzego winorin 
oder  Serbin  während  ihrer  Schwangerschaft  eine  weidende  Stuia 
sieht,  80  befürchtet  man,  sie  könnre  wie  eine  vStute  11  Mor^ate 
schwangrer  gehen  und  führt  ihr  ein  männliches  B'üllcu  7m,  dem 
sie  in  ihrem  Schosse  Über  die  Haussch welle,  Salz  zu  lecken  ^'bt 

Die  Gräko-Wttlachin  in  Monastir  beobachtet,  wie  Dr.  {Sajaktzis 
erzählt,  vom  ersten  Augenblicke  an,  da  sie  sich  Mutter  fühlt, 
eine  zahllose  Reihe  abergläubiscJier  Gebräuche  aufs  Peinlichste., 
um  ihrem  Kinde  dereinst  eiu  langes  Leben  zu  verbürgen.  Sm 
vernachlässigt  kein  Dogma  der  lYömmi^keit ,  sie  übt  unnnter- 
brochon  WohItliätiß:keit,  sie  trägt  alle  Talismane,  die  sie  für 
nützlich  hält,  sie  lunwauHelt  die  Kirche  mit  einer  geweihten 
Kerze  und  zündet  vor  dem  Mnttergottesbild  eine  Kerze  an,  die 
ihrer  eigenen  Grösse  genau  entspricht,  opfert  vor  dem  Altaie  ein 
Hemd,  Strümpfe,  weisse  Leinwand,  goldene  Bildchen  und  Figür- 
chen,  lässt  —  wenn  sie  wohlhabend  ist  -  das  Muttergottesbild 
ganz  oder  teilweise  vorgolden. 

.  Bei  den  Juden  in  Palästina  messen  schwangete  Frauen  mit 
einem  Seidenfaden  die  Tcmpelmauer  und  winden  den  Faden  dann 
um  ihre  Hüften;  dies  behütet  sie  vor  dem  Verloste  des  Segens 
ihres  Leibes.  Den  glöichcn  ZAveck  erfüllt  gut  ein  Gürtel^  mit 
welchem  in  der  Synagoge  eine  Thorarolle  umwickelt  war.  Andere 
Frauen  hängen  sieb  um  den  Hals  ein  Schlosfs,  dessen  Schlüssel 
sie  vorher  weggeworfen  haben. 

Bei  den  Christinnen  in  Syrien  steht  keint)  Schwangere  zu 
Gevatter,  da  man  in  solchem  Falle  eine  Fehlgeburt  odei  den 
Tod  des  Paienkinües  befürchten  müsste.  Wenn  ein  Obstbaum 
keine  Früchte  trägt,  so  braucht  nach  syrischem  Aberglauben  bios 
eine  schwangere  Frau  au  dem  Zweige  des  UnfruchtDaren  einen 
Kieselstein  zu  befestigen  —  und  der  Baum  wird  Früchte  tragen; 
allein  da  er,  finichtbar  wejdend,  die  Frau  um  ihre  eigene  Fi'ucat- 
parkeit  bringt  und  dieses  Exj)eriment  der  Schwangeren  eine  Fehl- 
tgfeburt  verursacht,  so  findet  sich  keine  Frau,  welche  il5  Wirk- 
samkeit des  Mittels  erprobt  hätte. 

Vielfach  wird  es  für  ntöglich  gehalten,  dass  die  Fravs  s^e- 
«ehwängert  werden  V.önne  durch  den  Aufenthalt  in  emeH}  Bade, 
ifi  dem  kurz  vorher  ein  Mann  sich  befunden  hatte.   Dass  man  im 

8t«xn,  Medüiri,  Aberglaube  d.  OfSf^Llechti-leben  in  «ier  TUrJceJ.  n  19 


—     290     - 

ganzen  Orient  an  die  I^Iöglichkeit  des  sogenannten  Versehens 
glaubt,  sei  hier  nebenbei  erwähnt.  Die  älteste  Mitteilung-  über 
das  Versehen  findet  Professor  Ebstein  in  der  Stelle  Moses  I. 
Buch  XXX  38;  hier  wird  bekunntlich  erzählt,  wie  Jakob  ge- 
fleckte Stäbe  vor  die  Schafe  hinstellte,  wenn  sie  sich  begatteten; 
„und  die  Schafe  warfen  gestreifte,  gesprenkelte  und  scheckige." 
Interes.saiite  Mitteilungen  über  dieses  merkwürdige  Thema  enthält 
das  Werk  von  Gerh.  v.  \Vtlse!ibu)-g,  „Das  Versehen  der  Frauen 
in  Vergangeiiiieit  und  Gegenwart". 

Nach  den  abergläubischen  Gebräuchen  sind  nunmehr  noch 
einige  volksmedizinisclie  zu  erwähnen;  Bei  Blutabgang  in  der 
Schwangerschaft  steckt  man  eine  geschälte,  mit  Pulver  von  ge- 
branntem Kaffee  bestreute  Zitrone  in  den  leidenden  Teil.  Inner- 
lich nimmt  die  Schwangere  eine  Abkochung  von  Zitronenschalen 
und  Aloe,  mit  weissem  Zucker  versüsst.  Bei  den  Tüikinneu 
wird  im  fünften  oder  sechsten  Monate  der  Schwangerschaft  der 
Leib  der  Mutter  mit  einer  festen  Binde  zusammengeschnürt; 
dieser  Druck  auf  den  Mutterleib  wii-d  fortan  bis  zum  Schluss  der 
Tragzeit  ausgeübt,  damit  das  Kind  nicht  zu  ^ gross  wachse.  In 
Sm5Tna  und  in  anderen  Gegenden  betrachtet  man  den  Aderlass 
an  einer  Schwangeren  als  Präservativ  gegen  die  Eklampsie  des 
lündes. 

Wenn  sich  gegen  Endo  dei  Schwangerschaft  die  Gebär- 
mutter senkt,  so  wiid  in  Konstantino pel  und  in  einigen  anderen 
Gegenden  der  Türkei  die  in  gesegneten  Umständen  Befindliche 
an  den  Schenkeln  ergriffen  und  iu  die  Höhe  gezogen  und  solange 
geschüttelt,  bis  man  glaubt,  dass  die  Gebärmatter  wieder  in  die 
richtige  Lage  gekommen  sein  könnte.  — 

Zum  Schlnss  ein  Kuriosum:  Von  der  Gebärmutter  sagen  die 
bosnischen  Frauen,  wie  Milena  Mrazovic  —  in  den  Verhandlungen 
für  Ethnologie  1896,  279—284,  51.  Antwort  —  erzählt  hat: 
sie  sei  ein  lebendiges  Wesen,  das  bei  der  Geburt  herunterfalle 
und  dann  wieder  auf  den  normalen  Platz  znrttrkkehre. 


51.  Die  Niederkunft- 


Gebäre  mit  Schmerzen!  —  Biblische  Schildorungeß.  —  LeicLVc  und  schwere 
Geburten.  —  Hebräerinnen.  —  Die  Bosnierin.  —  Die  albancsischon  Frauen.  -  - 
Die  Montenegrinerin.  —  Die  Griechin.  —  Türkin,  Porserin,  Kurdia  und 
Araberin,  —  Ansichten  der  Konstantinopelcr  Hebammen.  —  Geheimhaltung 
des  Geburtsaktes  vor  den  Minnern  und  vor  Fremden.  —  Bosnische  und 
gtäko-walachische  Gebräuche.  —  Griechisches.  —  Die  Hand  der  heiligen 
Jungfrau.  —  Ein  Opfer  für  Aeskulap.  —  Aberj^läubisohe  Mittel  zur  Er- 
leichterung der  (ieburt.  —  Serbiachecs  und  Bosnisches.  —  Amuletc.  — 
Türkisches.  —  Koliquien.  — -  Erden.  —  Wirksames  Wasser.  —  Krumen  vom 
Sultanstischo.  -  -  Syrisches.  ~  Armenisches.  —  Persische«.  —  Dan  Locken 
des  Kindes  durch  Süssigkeiten  und  Spielzeug.  —  Wohlthütigkeiteakte  bei 
den  Spauiolen.  —  Volksmittel  gegen  schwache  Wehen.  —  Altarabiache 
Mittel.  —  Bougies.  —  Blutcutzündungen.  —  Schütteln  der  Gebärenden.  — 
Massagen.  —  Das  Sitzen  auf  iSteinon.  —  Erschütterungen  der  Gebärenden.  — 
Die  Lagen  der  Patientin.  —  Das  Hocken.  —  Aus  der  Praxis  meines  FreundcB 
Dr.Beck.  —  Im  Schosse  der  Hebamme.  —  Der  Gebärstuhi.  —  Operationen.  — 
Kaiserschnitt.  —  Was  mir  Dr.  Gjorgjewitsch  erzählte.  —  Türkiacher 
Brauch.  —  Eine  furchtbare  Sitte  der  Juden  von  Beirut.  —  Nach  der 
Geburt.  —  Die  Nachgebart.  —  Die  Nabelschnur. 

Im  1.  Buche  Moses  heisst  es  —  Kap,  DI.  16;  „Ich  will  dir 
yiel  Mühsal  bereiten  mit  Schwangerschaften;  mit  Schmerzen 
sollst  du  Kinder  gebären."  Andere  Stellen  schildern  die  Art 
dieser  Schmerzen.  Psalm  48.  7:  „Beben  ergriff  sie,  Zittern  wie 
eine  Gebärende."  Jeremies  VI.  24  klagt:  „Schlaff  sind  unsere 
Hände,  Angst  hat  uns  erfasst.  Zittern  wie  eine  Gebärende." 
Jesaja  Xril.  8  sagt:  „Krämpfe  und  Wehen  packen  sie,  wie  eine 
Gebärende  winden  sie  sich."  Jeremias  IV.  34  ruft  ans:  „Ge- 
schrei höre  ich,  wie  von  einer  Kreissenden,  Angstruf  wie  von 
einer  Erstgebärenden."  In  Hosea  Xm.  13  werden  die  Schwier 
keiten  angedeutet,  die  den  normalen  Verlauf  hindern:  „G^burtd 
wehen  erfassen  es,  aber  es  gleicht  einem  unfolgsamen  Kinde, 
denn  wenn  es  Zeit  ist,  tritt  es  nicht  in  den  Muttermund."    la 

19* 


—     292     — . 

Jesaja  XXX VU.  3  heisst  es:  „Das  Kind  ist  bis  an  den  Mutter- 
mund gekommen,  aber  es  ist  keine  Kraft  da,  es  zn  gebären." 
In  solchen  Fällen  vertraute  man  der  göttlichen  Hülfe,  vertraute 
man  JelioYah,  der  in  Jesaja  LXVI.  9  tröstet:  „Werde  icb  etwa 
das  Kind  dein  Durch brucbe  nahe  bringen,  ohne  es  gebären  zu 
lassen?"' 

Die  hebräischen  Frauen  gebären  im  allgemßinen  leicht  Die 
äg^iüisciifa  Kebaoimen  sagten  zu  Phaiao:  «Die  hebräischen 
J>aUi3i3  smd  nicht  wie  die  ägyptischen,  sondern  kräftig,"  Sie 
schlosseü  dies  daraus,  dass  die  Hebräerinnen,  ehe  die  Hebammen 
zu  ihnen  gekommen  waren,  schon  geboren  hatten, 

In  Bosnien  ist  die  Niederkunft  im  Allgemeinen  leicht.  Die 
Gebiirtshtilfe  besteht  dort,  wie  Milena  Mrazovic  erzählt,  häufig 
blos  daiin,  dass  die  Gebärende  in  das  Gebärhaus  geführt  wird. 
Zur  Erleichterung  der  Niederkunft  nimmt  die  Gebärende  eine 
Mischung  von  Oel  und  Branntwein  als  innerliches  Medikament. 

Die  Aibanesinnen  lasse»  sich  durch  die  Schwangerschaft 
nicht  iß  ihren  gewohnten  Arbeiten  stören  und  kommen  häufig 
während  der  Feldarbeit  xdeder.  Dann  packen  sie  da«  Neu- 
geborene in  ihren  Brustlatz  und  eilen  heim,  um  sich  ins  Bett 
m  iegeUf  nicht  wegen  ihrer  Bequemlichkeit,  sondern  wegen  der 
Sitte  und  wogen  der  Angst  vor  dem  Verhextwerden. 

Auch  die  Montenegrinerin  kommt  häufig  auf  dem  Felde  oder 
im  Walde  nieder,  fern  von  aller  Hülfe.  Sobald  sie  sich  ela 
wenig  erholt  hat,  packt  sie  ihr  Kind  in  ihr©  Schürze  oder  in 
ihr  Kopftuch.  Im  nächsten  Bache  schöpft  sie  Wasser,  um  das 
Neugeborene  zu  waschen.  Dann  wandert  sie  heim  und  legt  sich 
ins  Bett,  um  ebenfalls  der  Sitte  eher  zu  folgen,  als  ihrem  wirk- 
lichen Ruhebodürfnis. 

Die  Griechin  hat  bei  der  Geburt  im  Allgemeinen  keine 
langwierigen  Schmerzen. 

Von  den  Armenierinnen  und  Türkinnen  iu  Konstantinopel 
berichtet  Rigler  aus  vielfacher  Erfahrung,  dass  sie  häufig  unter 
unregelmässigen  Geburten  leiden.  Im  Allgemeinen  und  besonders 
in  den  unteren  Volkskliissen  begegnet  6ie  Geburt  schon  deshalb 
keinen  grossen  Hinderoisseü,  weil  die  Frauen  Ton  Kindheit  auf 
gewöhnt  .sind,  auf  deji  Knieen  zu  sitzen  oder  mit  auseinander- 
gebrcitettn  Knßoen  zu  bocken j  weil  sie  ferner  eine  bequeme 
Klciduüg  tragen  und  ^icl  Dampfbäder  gebrauchen. 


—     293     — 

In  der  Beachrcibang  seittor  Reise  nach  Palästina  bemerkte 
Hasselquist  schon  vor  anderthalb  Jahrhnnderten:  ».Die  Fraaen- 
zimraer  hierzulande  g'ebären  ganz  loi'^ht  und  selten  hört  man, 
dass  eine  Fran  eine  schwere  Gebm*t  g'ehabt,  viel  weniger,  dass 
sie  iJir  Leben  dabei  zugesetzt  hätte.  Und  dies  gilt  besonders? 
von  türkischen  Frauen.*'  Und  Oppenheim,  welcher  im  ersten 
Drittel  des  neunzehnten  Jahrhnndertg  die  sanitären  Zustünde 
in  der  eui'opäischen  und  asiatischen  Tärkei  studieiie.  bestätigte 
diu  Angabe  von  Rasselquist  mit  folgenden  Worten;  ^Die  Ent" 
bindnugen  der  Frauen  sind,  da  U('))erkaltnr  und  Mode  den  Körper 
nicht  entstellen  und  verstümnielu.  nicht  mit  den  Schwiürigkeiten 
und  Beschwerden  verbunden,  wie. häufig  im  kultivierfcon  Europa. 
Sie  gehen  oft  ))ei  den  tüikischen  Weibei'i  so  leicht  von  statten, 
doss  sie  davon  überrascht  sind,  ehe  die  Hebanmie  da7.i]ikoxiinit** 
Das  Gleiche  sagt  Morier  von  den  Perserinnen:  „Sl<:  sind  oft 
bereits  entbanden,  bevor  die  Hebammen  ankommen,  niiä  die 
unteren  Klassen  entbinden  sich  solbst.**  Ohardin  bemerkte:  „Der 
Oeburtsakt  ist  hfü  der  Perserin  ein  normaler,  weil  der  Körper 
nicht  durch  Schntirbrüste  eingeengt  und  die  Kleider  nicht  am 
Bauch,  sondern  am  Hüftbeinkamm  gebunden  simi'*  Ebenso  leicht 
gebären  die  Frauen  der  Kardon  und  der  Beduinen.  Die  Araberin 
hört  man  kaum  schreien. 

Die  Eotbindnng  helsst  türkisch:  doghurlik;  arabisch:  tolad; 
persisch:  zaiden;  indisch:  dschomanö. 

Die  Konstantinoj)elfer  Hebamuien  bestimmen  gtswöhnlich  ans 
der  Zeit,  welche  bei  einer  Geburt  verÜiessi,  ob  dieselbe  his 
regelmässig  oder  unregelmässig  zu  gelten  habe;  je  scl^nellor  sie 
verläuft,  desto  besser.  8ie  fordern  die  Kreissende  fori  und  fort 
auf,  sich  zu  drücken.  Für  die  Leichtigkeit,  mit  woJcher  die 
Geburten  von  statten  gehen,  ist  d>vs  Wort  einer  berühmten  Heb- 
amme beweisgebeud,  welche  eine»'  Kreissoriden,  bei  der  sich  erst 
naeh  dreistündigen  Wehen  der  Muttermund  zu  i'Mnen  begönnen 
hatte,  zurief:  „Drücke,  drücke  nur  ein  bischen!  ist  'lenn  das 
Kind  ein  Stein  geworden?  Bei  Gott,  'ich  habe  noch  nie  in 
meinem  Leben  eine  Gebart  so  lange  dauern  sehen!" 

Bei  den  bosnischen  P'amilien  hält  man  den  Goburt.sakt  vo?- 
den  Männern  des  Hauses  möglichst,  geheim.  Besonders  ant  dem 
Lande  herrscht  dieses  Bestreben.    Wenn   die  Frau  die  Wehen 


—     294     ~~ 

2u  spüren  beginnt,  schickt  man  die  Männer  nnter  allerlei  Vor- 
wanden fort. 

Die  Gebräuche  bei  den  Gräko- Walach  en  in  Monastir  ver- 
langen ebenfalls  die  Heimlichkeit.  Dr.  G^org  Sajaktzis  hat  diese 
Sitten  seiner  Heimat  in  seiner  von  mir  bereits  mehrfach  erwähn- 
ten Abhandlung  in  der  Zeit  jhrift  des  Vereins  für  Volkskunde 
—  IV.  1896,  134—148  —  geschildert:  Sobald  die  Vorzeichen 
der  Geburt  emtreten,  wird  zunächst  das  Lämpchen  vor  dem 
Marienbilde  angezündet  und  heimlich  die  Wehmutter  gerufen. 
Die  Heimlichkeit,  welche  selbst  vor  den  Hauabewohnern  bewahrt 
wird,  geschieht  deshalb,  damit  die  bösen  Geister  nichts  erfahren 
und  den  Verlauf  der  Gebnrt  nicht  st<iren.  Die  Hebamme  hütet 
ebensolches  Stillschweigen,  selbst  ihrer  eigenen  Familie  gegen- 
über verrat  sie  nicht,  wohin  sie  gerufen  worden  ist.  Glaubt 
man  äbei?,  das«  trotz  aller  Vorsicht  lientc,  die  an  dem  Vorgang 
nicht  ganii.  intim  beteiligt  sind,  von  der  bevorstehenden  Nieder- 
kunft zufällig  erfahren  haben,  so  forscht  man  die  Betreffenden 
aus.  Ist  es  eine  Frau,  so  führt  man  sie  zßr  Gebärenden,  lässt 
sie  den  Mund  voll  Wasser  <%ehmen  und  die  Wöchnerin  damit 
besprengen.  Ist's  ein  Mann,  den  man  doch  nicht  zur  Wöchnerin 
führen  kann,  so  nimmt  man  heimlich  seine  Schuhe,  schüttet 
etwas  Wasser  hinein  und  lässt  es  auf  Lippen  und  Brust  der 
Wöchnerin  tröpfeln;  findet  man  seine  Schuhe  nicht,  so  nimmt 
man  ihm  sonst  einen  Gegenstand,  der  ihm  gehört:,  heimlich  fort 
und  lässt  ihn  bei  der  Wöchnerin  als  Versicherung  gegen 
Schaden. 

Wenn  in  einem  griechischen  Hause  eine  Geburt  bevorsteht, 
so  öffnet  die  Hebamme  alle  Schlösser,  alle  ThUrcm,  Kiiüten  und 
Koffer,  da  nur  dann  .die  Geburt  eip.e  leichte  sein  könne.  Wer 
im  Zimmer  der  Gebärenden  sich  bclindet,  darf  nicht  hinaus, 
ehe  nicht  das  Ereignis  vorüber  ist;  auch  lässt  man  währenddem 
keinen  Menschen  von  draussen  ins  Zimmer  herein.  Wenn  die 
Geburt  schwierig  ist,  klopft  der  ELemann  der  Frau  mit  einem 
Schuh  auf  den  Rücken  und  spricht:  „Ich  entlaste  dich,  wie  ich 
dich  belastet  habe."  Dieselben  Worte  spricht  zu  gleichem 
Zwecke  auch  der  serbische  Ehemann.  Zur  Erleichterung  der 
Geburt  hält  es  die  Griechin  ferner  für  dienlich,  dass  man  die 
Räume  des  Hauses  mit  einer  gewissen  Manze  bestreue;  diese 
Pflanze    nennt   man   wegen   ihrer   handähnlichen    Form:    Cheri 


—      295     — 

Panagfias,  die  Hand  der  heiligen  Jungfrau.  Geschrei  in  der 
Nähe  der  Gebärenden  hält  man  ebenfalls  für  nützlich. 

Bei  den  Griechen  "wird  zaweilen  Im  Augenblick,  da  das 
Kind  aus  dem  Mutterieibe  hervorzutreten  beginnt,  einem  Hahn 
der  Kopf  abfjescbnitten.  Der  deutsche  Konsol  Röser,  der  diese 
Merkwürdigkeit  bekannt  gab,  meinte,  man  könnte  daliei  vielleicht 

an  ein  Opfer  für  Aeskulap  denken,  dem  der  Hahn  heilii/  T\ar. 

Wenn  die  serbische  Frau  ihre  schwere  Stunde  nalien  fühlt,  so 
beginnt  sie  allerlei  abergläubische  Gebräuche  und  Formeln  zu  be- 
obachten, um  sich  eine  leichte  Geburt  zu  sichern.  Wie  vor 
ihrer  Trauung,  so  bindet  sie  alle  Kiiotou  in  ihren  GewUndora 
auf.  Sie  löst  jetzt  aber  auch  alle  Knoten  und  Flechten  in  ihrem 
Haar.  Durch  ihre  Remdbrust  wirft  man  ein  Ei  auf  den  Boden 
oder  Pulver  auf  ein  Feuer  und  zerreisst  dann  das  Hemd  von 
oben  nach  unten.  MancLTual  zieht  man  die  Gebarende  durch 
einen  Keifen,  der  von  selbst  vom  Fass  gesf>nuigtJi  ist.  Oder 
man  wendet  einen  Sack  auf  die  linke  Seite  und  gibt  dann 
daraus  der  Frau  Wasser  zu  trinken.  Nützlicher  ist  es  ihr  aber, 
wenn  sie  Wasyer  aus  den  Schuhen  ihres  Mannes  trinkt,  wie 
überhaupt  ihrem  Manne  ein  Teil  der  Aufgabe  zufällt,  dujch  aber- 
gläubische Mittel  der  Frau  Erleichterung  in  jener  Stunde  zu 
veischuiten,  die  sie  ihm  verdankt.  Er  trägt  sie  im  Zimmer 
herum  und  spricht  dabei:  „Ich  gab  dir  die  Last  und  will  dich 
auch  davon  befreien."  Und  er  bläot  dreimal  in  ihren  Mund 
und  sie  Idäst  dreimal  in  seinen  Mund.  Oder  der  Mann  nimmt 
ein  Gewehr  und  gibt  über  dem  Leibe  der  Frau  einen  Schuss 
ab,  um  das  Kind  zur  Bewegung  anzuspornen. 

Wenn  die  Wehen  stärker  werden,  bläst  die  Frau  kräftig 
in  ein  Rohr  oder  trinkt  Wasj^er  aus  dem  Munde  ihres  Mannes. 
Oder  sie  kriecht  ihrem  Manne  zwischen  den  Beinen  durch,  wäh- 
rend er  sie  mit  ihrem  Hochzeitskleid  auf  die  Kreuzgogend 
schlügt;  auch  wenn  man  sie  mit  einem  Stocke,  mit  welcliem 
man  einen  Frosch  von  einer  Schlange  befreit  hat,  auf  die  Kreuz- 
gegend schlägt,  ist  es  erleichternd  für  die  Geburt. 

Die  Bosnierin,  Herzegowinerin  und  andere  südslavische  Frauen 
beobachten  ähnliche  Gebräuche  zur  bleich terung  der  Geburt, 
wie  sie  bei  den  Serbinnen  üblich  sind:  sie  lösen  die  Knoten  in 
den  Kleidern  und  die  Flechten  in  den  Haaren  auf.  Sie  werfen 
ein  Ei  durch  den  Busen  auf  die  Erde  und  zwreissen  das  Hemd 


—     296     — 

yoffi  Brustlatz  bis  2nin  unteren  Kandsamn.  Daneben  sind  liier 
einige  besondere  Hüi'JsaiiUei.  bekannt:  man  betet  vor  allem  eine 
gewisse  ÄnzabJ  Vafceruut>cr.  Man  lässt  sich  mit  gerösteten  Meer- 
zwiebelschalen beräuc]iei7i.  Man  kocht  10  Eier  in  siedendem 
Wasser  solange,  bis  sie  ganz  zerspringen  und  dann  trinkt  die 
Ocbäreude  das  Vv'asser.  Auch  trinkt  sie  Wasser  aus  ihres 
Mannes  Händen  oder  Schuhen,  es  muss  aber  ein  vorher  unbe- 
rührtes, anbesprochenes  Weisser  sein  —  ein.  Wasser,  bei  dessen 
Transport  von  der  Quelle  bis  zum  Hause  die  Trägerin  kein  Wort 
sprechen,  ein  Wa^sor,  von  dem  für  andere  Zwecke  nichts  ge- 
nommen werden  darf.  Vorzögert  sich  die  Geburt  noch  immer, 
so  streut  man  Nüsse  zwischen  die  Füsse  der  Gebärenden, 
gleichsam,  um  das  Kind  zum  Spielen  oder  Naschen  zu  locken; 
oder  man  setzt  die  Gebärende  in  die  Nähe  des  Ofens  und  gibt 
ihr,  obeufalis  um  das  Kind  zu  locken,  in  die  rechte  Hand  eine 
Holzhacke,  in  ciie  linke  eine  Spindel:  ist  es  ein  Knabe,  so  lockt 
ihn  die  Hacke;  ist  es  ein  Mädchen,  so  lockt  sie  ciie  Spindel. 
Auch  legt  man  der  Fraa  ein  Ei  auf  uon  Nacken  und  lässt  es 
den  Rücken  binabroljeu.  Fernere  Sitten  sind:  flas  Bestreichen 
des  Unterlei))s  mil;  den  Zipfeln  der  Tücher,  weicht,  sich  l^Yauen, 
die  bereits  geboren  haben,  um  den  Leib  gewunden  hatten;  ein 
leichter  Scliiag  mit  dem  Gürtel  t?ines  Mädchens  auf  das  Kren?, 
der  Gebärenden,  wobei  eine  besondere  Formel  gesprocheL  wird ; 
das  liösen  der  Zöpfe  eines  Mädchens  über  der  Gebärenden. 

Wenn  die  Bosuierin  schv^er  entbindet,  begit  bt  sie  sjch,  wie 
M Ilona  Mrazovifc  ei-zählt,  zu  einer  Quelle,  füllt  eui  Gefäss  mit 
Wasser,  lässt  dieses  durch  ein  Loch  im  Boden  ausrinnen  und 
sagt  dabei:  „Prije  diete  palo,  neg  so  voda  iz  posude  izliia,  eher 
das  Kind  als  das  Wasser  aus  dem  Topfe." 

Die  bosnische  Mohammedanoriu  nimmt  bei  schworer  Ent- 
bi/idung  in  jede  Hand  das  Exemplar  eines  Araulets,  auf  welchem 
s»i«h  folgende  Fornjel  in  türkischen  Zitfern  befindet: 


—     397     — 

Ein  anderes  moslemisches  AmuJet,  das  der  Gebärende  n  auf 
den  Unterleib  gebunden  wird,  um  die  Entbindung'  zu  erleiclitern, 
oder  das  in  die  \'ier  Ecken  des  Zimmers  gelegt  wird,  enthält 
anf  Papier  die  Abschrift  der  ersten  Sätze  der  84.  Sure  des 
Korans,  der  „Sure  derZerroissung".  jjWenu  der  Himmel  zerreisat, 
gehorchend  seinem  Herrn  päichtgezwungen;  uad  die  Erdi  sich 
Ausdehnt  und  herauswirft,  was  in  ihr  ist:  und  sich  leeret, 
gehorchend  ihrem  Herrn  püichtgezwungen  —  dann,  o  Mensch, 
wirst  du  dich  bemühen,  um  zu  deinem  HoJTn  zu  gelangen,  den 
dn  auch  treiTtn  wirst." 

Wenn  eine  Türkb.  in  Geburtswehen  sich  befindet^  Iftsst  ihr 
Ehemann  die  Thüren  der  Dscbami  oder  Moschee  öffnen  und  übt 
wohlthätige  Werk*?,    beschenkt  die   Schulen,   verteilt  Almosen, 
jj  kauft  einen  VcgeJ  ujid  schenkt  ihm  die  Freiheit.     Die  Gebärende 
i'    nimmt  wenn  möglich  einen  Schluck  Wasser  vom  heiligen  Semsem- 
brunnen zu  Mekka,  von  jonem  Brunnen,  welchen  ein  Engöl  der 
Hagar  in   der  Wüsie   zeigte.    Auch  ein  Stückchen  Kerze,  das 
i   ein  Pilger  an  Mohurameds  Grabe  angezündet  und  heimgebracht 
■   hat,  ist  ein  gutes  Medikament. 

Bei   achwachen   Wehen    bringt   man   esinen    Haulen   Ente, 

^    stammend  aus  heiligem  Lande  —  sie  ist  für  solche  Zwecke  im 

1  Bazar  zu  haben  —  packt  ein  Säckehen  damit  voll  und  bindet 

,  es  der  Gebärenden  auf  den  Rücfcon.    Die  Mohammedauerinnen 

verwenden.  Erde,  welche  die  Pilger  aus  Mekka  mitbringend^ die 

'    Christinnen   und  Jüdinnen   beziehen   die  helfenden   Erdmassen 

aus  Jerusalem.    Aber  die  Frauen   aller  drei  Religionen  glauben 

inbrünstig  an  die  Wirksamkeit  des  Heilmittels. 

Zuweilen  nimmt  man  solche  Erde  sogar  als  innerliches 
Medikament  in  einem  Glase  Wasser.  Am  nützlichsten  ist  die 
Erde,  wenn  sie  von  den  Friedhöfen  helliger  Orte  stammt. 
Erden  werden  besonders  von  persischen  Frauen,  und  zwar  vor- 
zugsweise gern  in  den  letzten  zwei  Monaten  der  Schwanger- 
schaft in  den  Mund  genommen  und  langsam  verzehrt.  Zu  den 
beliebtesten  Erden  gehören  nach  Dr.  Polak:  zwei  indische 
Arten  tabaschir,  Magnesiakalk,  nämlich  labaschir-e-kalami,  aus- 
geglühte ßambusknoten ,  und  tabaschir-sadaft,  ausgeglühte 
Muschel;  gii-e-armeni,  armenischer  Bolus;  gil-e-daghi-stani, 
kaukasischer  Bolus,  und  mehmre  andere  Bolusarten;  padzeher-e- 
kaswini  oder  padzeher  maadeni,  Tailierde  von  Kaswin,  Halloisit 


—     298     — 

oder  Orawizit  von  Mahalat,  ein  Thonsilikat;  cinig-e  tierische 
Korkremente,  namentlich  Bezoar-  und  Harnstein.  Durch  Uebung 
erlangen  die  Pcrseiinnen  einen  feinen  Geschmack  für  Erden; 
sie  unterscheiden  sofort  die  verschiedenen  Arten  und  machen 
sich  gegenseitig  leckere  Bissen,  welche  sie  muatter  —  wohl- 
riechend —  nennen,  zum  Präsent 

Am  fünfzehnten  Tage  des  Monats  Eamasan.  der  Mittfpste, 
wird  in  Stambul  das  Kleid  des  Proplieten  in  des  Sultans  und  des 
Höfstaats  Gegenwart  enthüllt  und  zum  Küssen  gegeben.  Der 
Oberst  Waffen  Wäger  wischt  nach  jedem  Euss  das  heilige  Kleid  mit 
eiDcm  Musselintuch  ab,  welches  der  Küssende  als  angerührt  zum 
rührenden  Andenken  erhält  Nach  dem  Kleidkusse  wird  der  i^c- 
küsste  Teil  in  grossem  süberaen  Becken  gewaschen,  das  Wasser 
vom  Kislaragassi  in  viele  Fläychdicn  verteilt  und  mit  seiricm 
Siegel  vers(!hQü  denou,  die  der  Feierlichkeit  beiwohnten  ge- 
sendet. Die  Pri-^zen;  die  Sultaüinnen,  die  Statthalter  des  iloici.s 
erhalten  solche  Fiäschchen  heiligen  Wassers,  welche  den  lieber- 
bringern  reiche  Geschenke  eintragen.  Einige  Tropfen  dieses 
Wassers  werden  in  das  erste  Glas  Wasser  gegossen,  womit  an 
diesem  Abende  die  Faste  gebrochen  wird,  und  die  Kraft  des- 
scliicD  gilt  sowohl  als  liettung  bringend  bei  Feuersbrünsten  als 
auch  heilbringend  in  allen  Krankheiten,  besonders  bei  schweren 
Entbindungen.  Obwohl  die  Menge  des  zu  genanntem  Zwecke 
verbrauchten  Wassers  eine  ganz  geringe  ist,  wird  doch  im  Laufe 
eines  jeden  J;)iires  von  frommen  Leuten  eine  Rie;-;eümengo  ver- 
kauft und  gekauft. 

Einem  Beamten  der  sultanischen  Hofkücbo  verdanke  ich 
die  Kenntnis  eines  GebraucLes,  welcher  erst  in  den  letzten 
Jahren  aufgekommen  zu  sein  scheiLt.  Mohammedaner,  Christen 
und  Juden  srlaubeu  nämlich  alle  gleich  aufrichtig  d<iran,  dass 
die  Brotstücke,  welche  der  Padischah  abbricht  und  liegen  lässt 
die  Kraft  besitzen,  den  Frauen  ihre  schw  eren  Stunden  zu 
lindern.  Es  werden  deshalb  <!iese  Brotstückcben  sorgfältig 
gesammelt,  in  Tüll  gewickelt  und  verschenkt  an  Personen,  die 
danach  verlangen. 

Den  Metawilenfrauen  in  Syrien  legt  man,  um  die  Ent- 
bindung zu  beschleunigen,  ein  Papier  mit  t'olgeader  Inschrift 
auf  den  Kopf:  „Ich  habe  meine  Mahlzeit  gehalten  und  meinem 
Esel  zu  fressen  gegel)en;   es  ist  mir  gleichgiltig,  ob  die  Frau 


—     299     — 

des  Richters  niederkommt  oder  ob  sie  ihr  Leben  lang-  nicht 
niederkommt."  Die  gute  Wirkung  dieser  Forme],  die  man  sicher 
erwartet,  schreibt  mau  allerdings  nicht  dem  Wortsinu,  sondern 
der  geheimnisvollen  Zusammenstellung  der  Buchstaben  zu. 

Wenn  die  Entbindung  schwierig  ist,  trinkt  die  Syrerin 
Wasser  aus  cien  Schuhen  ihres  Mannes  —  es  ist  also  ein  ähn- 
licher Gebrauch,  wie  bei  den  sfidslavischen  Völkern,  auch  bei 
den  Bewohnern  Syriens  uud  Palästinas  anzutreffen.  In  Aleppo 
isst  die  (Jebärende  einen  mit  Tabakraueh  durchzogenen  bräun- 
lichen fetten  Thoü  —  l^etten  —  doit  Terebat  Halebieh  genannt. 
Dieses  iTcdikament  soll  einen  geringen  Kalkgehalt  und  keinerlei 
organische  Beimischungen  haben. 

In  den  Dorferu  der  Armenier  an  der  türkisch-persischen 
Grenze  ist  es  üblich,  neben  die  Gebännde  einen  Säbel  zu  legen 
und  auf  dem  flachen  Dache  des  Hauses  eine  Reihe  von  Puppen 
aufzustellen,  die  als  Sold.'itou  angezogen  sind  uud  durch  Fäden 
bewegt  werden;  auch  wird,  wie  bei  den  Serbinnen,  über  der 
Gebärenden  eiii  Schuss  ans  einer  Flinte  abgefeuert,  um  die 
Dämonen  zu  vertreiben.  Als  Geburtshelfer  dient  manchmal  ein 
—  Schimmel.  Man  legt  nämlich  auf  den  Busen  <!er  Frau  einen 
Haufen  Gerste  und  lüsst  letztere  von  einem  ungesattelten  Schimmel 
von  der  Brust  der  Schwangeren  wegfressen. 

Um  der  Perserin  die  Geburt  zu  erleichtern,  wendet  man 
sich,  wie  bei  den  Türken,  zunächst  au  die  Barmherzigkeit  Allahs. 
Man  beschenkt  die  Moschee  und  lässt  Gebete  sprechen.  Man  ge- 
denkt der  Armen  und  Krauken  und  lässt  ihnen  Almosen  zukommen. 
Wenn  der  Kojjf  des  Kindes  zum  Vorschein  gekommen  ist,  aber 
lange  zögert,  bis  er  sich  durchdrückt,  so  beginnt  die  Hebamme 
-  ganz  wie  bei  den  Südslavcn  und  Bosniern  —  das  Kind  zu  locken, 
indem  sie  vor  dcrOeffnung  Spielzeug  und  Süssigkeiten  uud  Wäsche 
hinlegt  und  dem  Kinde  winkt  und  sagt;  „So  komm,  so  komm  doch!" 

Wenn  eine  spauiolische  Jüdin  ihrer  Niederkunft  entgegen- 
sieht, so  präludiert  man  ihr  vor  allem  mit  wohltätigen  Werken. 
Beim  Eintritt  der  ersten  Wehen  hält  man  der  Frau  —  was  übrigens 
auch  bei  den  Juden  in  Europa  geschieht  —  eine  Schale  mit 
Gel  vor  das  Gesicht,  damit  sie  sich  darin  wie  in  einem  Spiegel 
an8(;haue ,  dann  schickt  man  das  Oel  in  die  Synagoge.  Zieht 
sich  die  Ge]>urt  in  die  Länge  oder  befürchtet  man  einen  schlimmen 
Ausgang,  so  vergräbt  man  die  Kopfbedeckung  der  Gebärenden 


~     300     — 

im  Grabe  eines  verstorbenen  Verwandten,  liest  im  Geburts- 
zimnier  einen  Woeheimbscbnitt  aas  der  Tbora,  lässt  über  dem 
Bette  der  Leidenden  „Scbofar'*  blasen  und  zahlt  der  Synagoge 
etwas,  damit  die  Bundesiarie  geöSnet  werde 

Bei  schwacben  Weben  sieben  neben  den  WuQdcrmitteJn  des 
Aberglaubens  verscinedene  v  olksraedlkameute  in  Gebrauch.    Von 
denselben  ist  besonders   ein  Pflaster  zu  erwäbnen,  weichen  in 
Konstatitinupel  gebraucüit  wird  und  nach  Professor  ßigier  folgende 
Substanzen    enthält;    Gniniai  ammoniacumj    Galbanum,  M3'rrbe, 
Olibanum,  Tutia  praeperaüi,   Minium,   Dracbenblnt  und  —  Perl- 
mutter.   Mehrere  dieser  Substauzen  sind  auch  in  der  europäi- 
scheu  MefUzin  bekannt    33as  Galibanum  boispielsweise,  ein  stark 
aromatisches,  terpentinartig  schmeekendes  Harz    das  aus  Persien 
stammt,  wurde  früher  in  Europa  innerlich  gogm   Frauenleiden 
verordnet  und  wird  jetzt,  wie  in  der  1'üxkei,  vi^üaeh  zur  Her- 
stellung von  Pflastern  gebraucht.    Minium  dient  in  Europa  eben- 
falls   als    Snbstanx:    für    Pflaster.      Da«    rote    Drachenolntharz. 
weiches    einst   im    Abendlaude   wie   Galbanum   ein  inneriiches 
Medikament  war,  wird  jetzt  allerdings  nur  noch  für  Zahnp\Uver 
benützt.    EndJich  sinct  auch  Olibanum,  Weihrauch  und  die  dem 
Weihrauch  verwandte  Myrrhe  in  Buropa  gut  bekannt.    Die  aus 
Arabien  stammende  Myrrhe  insbesonders  dient  als  innerliches 
balsuffiisehos   Mittel  gegen   Leiden   der   Atnmni^'Sörgane,    gegen 
Verdauungsstörungen,  Magenkatarrii,  äusserlich  ais  Tinktur  zum 
Verbinden   schlecht   eiternder  Geschwüre   und  schliesslich  auch 
zur  Herstellung  von  Mundwässern  und  ZahnmittoJn.    Die  Griechen 
gebrauchen  Myrrhe  in  den  Kirchen  statt  des  V.'eihraucbs.    Dieses 
Pflaster  klebt  man  der  Gebärenden  auf  df^n  Rücken.    Als  inner- 
liches Mittel  wird  der  Kranfeen  manchmal  ein  Medikament  aus 
Eigelb   mit   Branntwein   oder   eine    Mischutig   von   Weihrauch, 
Uusehlitt  und  Ruta  verabreicht.    Das  letztgenannte  Kraut  war 
auch  schon  bei  den  Alten  ein  beliebtes  Ärzueimittei  gegen  Ver- 
giftungen und  Pest;  es  wirkt  erhitzend. 

Da  die  Aerxtc  im  alten  Arabien  keine  oder  nur  seltene 
Gelegenheit  hatten,  praktische  Geburtshülfe  zu  treiben,  empfahlen 
sie  den  helfenden  Frauen  zumeist  zahlreiche  äussere  Mittel  bei 
schweren  Entbindungen.  Ali  ben  Abbas  riet:  neben  Bädern  und 
Oei-Einrejliungen  zu  Räucherungen  von  Mauleselhufen  Zuflucht 
zu  nehmen.    Rhasca  und  Abulicasem  empfalilen:  Oel-Binroibuugon, 


^     801     — 

Dampfbäder,  Injektionen  in  die  Geburtateile  and  Niessmittcl. 
Rbases  riet  den  Hebammen,  da  wo  es  nötig  soi,  die  Eihäute 
mit  de;:  Xä^eln  oder  mit  einem  kleiner  Messer  zu  öffuen,  v.as 
in  fiüheren  Zelten  auch  die  deutschen  Aerzte  thaten  In  der 
Türkei  ist  das  Sprengen  der  Blase  mit  einem  Stück  Holz,  um 
die  Geburt  zu  beschleunigen,  nicht  seiton;  dabei  geschieht  es 
manchmal,  dass  die  Kopfhaut  des  iündes  vom  Holz,  wenn  es 
kantig  ist,  zerrissen  wird. 

Die  griechischen  und  römischen  Geburtshelfer  benützten 
medikamentöse  Bougles  oder  Pessi,  die  man  in  die  weiblichen 
Teile  einlegte.  Der  lateinische  Name  Sief  longia  ist  in  dem 
Worte  Schiaf  bei  den  Arabern  und  Persern  ebenso  erhalten 
geblieben,  wie  das  damit  bezeichnete  iiittel  selbst. 

In  Konstantinopel  und  in  anderen  Gegenden  wird  häufig 
zur  Erö&umg  des  Muttermundes  an  denselben  Hasenschmalz  mit 
Honig  oder  gerösteten  Zwiebein  angelegt. 

Die  Bosnierinnen  legen  einen  mit  Gel   begossenen  und  er- 
wärmten Stein  an   die  Genitalien  oder  stellen  einen  Topf  mit 
warmem   Wasser  zwischen    die   Oberschenkel   der  Gebärenden  ^ 
und  geben  frische  Bdolraute  auf  ihren  Unterleib. 

Allgemein  hält  man  Blutentziehungen  für  nützlich,  um  die 
Entbindung  za  erleichtern.  Den  Griechinnen  entzieht  man  Blut 
an  der  Muttervene  oder  an  der  grossen  Zehe. 

In  Kleinasien  versucht  man  das  Kind  in  die  richtige  Lage 
zu  bringen,  indem  man  die  Gebärende  in  ein  Bettleintuch  legt, 
das  dann  von  vier  die  Enden  haltenden  Frauen  gehoben  und 
geschüttelt  wird.  Anderwärts  ^vird  die  Gehörende  an  den 
Beinen  in  die  Höhe  gehoben  und  auf  der  Erde  hin  und  her  ge- 
wälzt. Von  den  Aerzten  im  alten  Griechenland  wurde  die  Ge- 
bärende sogar  mit  dem  ganzen  Bette  in  die  Höhe  gehoben  und 
geschüttelt.  Zuweilen  nimmt  eine  kräftige  Frau  die  Gebärende 
auf  den  Schoss  und  massiert  ihr  fest  den  Unterleib,  wobei  die 
Leidende  liäuüg  selbst  mit  drückt. 

Bei  den  Tscherkessinnen  besteht  die  ganze  Hülfe  der  Hebamme 
darin,  da,ss  sie  der  In  knieender  Stellung  Gebärenden  den  Unter- 
leib streichelt 

Wie  die  deutschen  Aerzte  bis  zum  sechzehnten  Jahrbimdert 
grossen  Wert  auf  das  Streichen  und  Drücken  des  Unterleibes 
legten,  so  war  auch  von  jeher  und  ist  noch  heute  im  Orient  das 


—     302     — 

Mahisieren  als  Mittel  zur  Erleichterung  der  Geburt  üblich.  Viele 
arabische  Stämme  haben  eigene  Spezialistinnen  für  das  Reiben 
des  Unterleibes  und  der  Lendengregend  der  Gebärenden,  um  da- 
durch die  Wehen  zu  verstärken.  Die  Bearbeitung*  der  äusseren 
Weichteile  dauert  während  der  ganzen  Geburt.  Die  Hebamme 
dehnt  die  Teile  mit  den  Fingern  aus  und  massiert  die  Genitalen, 
bis  der  Kopf  des  Kindes  erscheint. 

Andere  Methoden  bestehen  in  bestandiger  Erschüttenmg 
der  Kniee  der  Gebärcndcu  oder  in  der  Beugung  der  Kniee  oder 
in  Bespritzung  des  Bauches  mit  kaltem  Wasser.  Auch  setzt 
man  die  Gebärende  auf  heissc  Ziegel  oder  auf  Gefässe,  in  wel- 
chen Heu  oder  Stroh  abgekocht  wurde. 

Der  französische  Arzt  Goguel  ward  auf  einer  Reise  in 
Arabien  im  Jahre  1858  in  das  Zelt  eines  Scheiclbs  gerufen,  um 
bei  einer  Entbindung  seinen  ärztlichen  Beistand  zu  leisten.  Wie 
er  später  in  der  Parisei  Gazette  medicale  erzählte,  fand  er  die 
Gebärende  auf  zwei  flachen  Steinen  sitzend.  Bei  jeder  Wehe 
zog  sie  sich  an  einem,  vom  Mittelbaiken  des  Zeltes  herab- 
hängenden Tau  in  die  Höhe,  um  dann  wieder  auf  die  Steine 
herabzusinken.  Zwei  helfende  Frauen  spannten  d^s  Tau  manch- 
mal höher,  um  die  Gebärende  zur  Entfaltung  grösserer  Energie 
zu  zwingen.  Auch  hoben  sie  beim  Eintritt  einer  Wehe  die 
Kreissende  an  den  Schultern  auf  und  schüttelten  sie  hin  und 
her  wie  der  Müller  den  Mehlsack  schüttelt. 

Bei  den  Spaniolinnen  wird  d:e  gebärende  Frau  gleich- 
falls tüchtig  geschüttelt,  damit  das  Kind  in  die  richtige  Lage 
komme;  zu  diesem  Zwecke  wird  sie  in  eine  Decke  fest  einge- 
wickelt und  dann  hin  und  her  geschleudert.  Bei  zögerndem 
Verlaufe  der  Gebort  reibt  die  als  Hebamme  fungierende  Person 
die  Kreozgegend  der  Leidenden  und  massiert  ihren  Unterleib. 
Schreit  die  Gebärende  nicht  stark  genug,  so  zwingt  man  sie 
dazu,  indem  man  sie  heftig  z-«ickt.  Manchmal  muss  die  Ge- 
bärende über  Stiegenstufen  springen,  mvt  die  Geburt,  zu  erleich- 
tem, oder  sich  auf  zwei  Stühle  setzen,  die  man  plötzlich  unter 
ihr  wejizieht. 

Verschiedenartig  sind  die  Lagen,  in  wtic-t.en  die  Frauen  in 
der  Tiirkoi  niederkommen.  Nach  den  FeststeDungen  von  Pioss- 
Barteis  and  Eugf^lmann,  welche  über  diesen  Gegenstand  aus- 
führlicher berichtet  haben,  als  ich  es  im  Rahmen  meines  Buches 


-      303     — 

zu  than  veruiag,  gebären  liegend:  die  spaniolischen  Jüdinnen; 
"halbliegend  oder  hintenflbergelelint  sitzend:  die  Griechinnen, 
Türkinnen,  Cypriotinnen,  Syrerinnen,  Araberinnen  und  die  Frauen 
in  Palästina;  sitzend:  die  Frauen  in  Palästina  und  Arabien; 
hockend  oder  kauernd:  die  Araberinnen  und  Perserinnen;  knieend 
endlich:  diö  Perserinnen,  Armenierinnen  und  zuweilen  auch  die 
Griechinnen. 

Im  alten  Griechenland  knieten  die  Frauen  oder  sie  befanden 
sich  in  halber  Kückenlage  auf  dem  Bette  oder  sie  sassen  hiutouüber- 
gelehnt  auf  einem  niedrigen  Sessel,  gestützt  auf  eine  Gchüllin; 
die  modernen  Griechinnen  gebären  zumeist  in  letzterer  Lage: 
auf  einem  niedrigen  SesFcl  sitzend,  richtiger  halbliegend,  ange- 
lehnt an   eine  helfende  Frau;   seltener  kommt  das  Knieen  vor. 

Die  Perserin  kniet  auf  zwei  Steinen.  Oder  sie  hockt  und 
stützt  Kniec  und  Hände  auf  je  drei  Zicgelst-eiue,  welche  in  ge- 
ringem Abstände  voneinander  aufgetürmt  sind. 

Die  Araberm  iu  Bagdad  hockt,  wie  mir  Doktor  Bernhard 
B«ck  berichtete,  auf  zwei  flachen  Steiiieu,  zumeist  ohne  jede 
Sttitze,  nur  zuweilen  klammert  sie  sich  ein  ein  Seil.  In  anderen 
Gegenden  kommt  die  Araberin  in  hall)liegcuder  Stellung  auf 
einem  Stuhl  oder  auf  dem  Schosse  einer  Gehülfin  nieder. 

Die  Armenierin  kniet  zumeist  während  ihrer  Niederkunft. 
Die  Türkin  befiuilet  sich  auf  dem  Schosse  einer  Qebüllin,  oder 
halbliegend  auf  der  Bettmatratze  oder  einem  niedrigeu  Sessel, 
oder  kauert  auf  dem  Errlboden  und  stützt  die  Hände  an  die 
Wand.  Die  Bauern  veiber  m  I'aiästina  setzen  sich  beim  Ge- 
bären auf  ein  Kissen  oder  hock(;u  auf  Steinen.  In  den  Städteu 
Palästioüs,  uamectlich  in  Jerusalem,  kennt  man,  ebenso  wie  in 
Syrien  und  vielen  anderen  Gegenden  der  Levante,  den  Gebär- 
stahl. In  Syrien  befindet  sich  die  Ki eissende  manchmal  auf 
einem  Schaukelstuid.  Die  gebärende  Frau  sasa  im  Schosse  diir 
Helfenden  auch  im  alten  Cypern.  P^wcis  eine  von  P!oss  im 
Louvre  zu  Paris  im  Jahre  1878  bemerkte,  früher  nicht  be- 
schriebene Thonfiguren-Gruppe  aus  Cypcna. 

Die  von  manchen  Autoren  vertretene  Ansicht,  dass  die  Hc- 
bT'ierimien  auf  dem  Schosse  anderer  ge"baren,  scheint  dem  Pro- 
fessor Ebstein  nicht  ausreichend  gestützt.  Er  sagt:  Im  1.  Buche 
Moses  XXX  3  fordert  Rahel  den  Jakob  auf,  dass  er  ihrer  Leib- 
magd Bilha  beiwohne,     damit  sie  auf  meinem  Schosse  gebäre." 


—     304     — 

Aber  im  5.  Verse  heisst  es  lediglich;  „«iid  sie  gebar  dem  Jakob 
einen  Sohn.'*  Dass  die  Entbindung  aof  dem  Schosse  einer  an- 
deren Person  erfolgte,  ist  nicht  ^esa^k  Deshalb  sind  Raheid 
Worte  rein  syiu bolisch  zu  nehmen:  „damit  mein  Schoss  «ns 
ihrem  Schosse  i^inder  gewinne''. 

iJem  Gebärsiabl,  v/elcher  gegenwärtig  ajisser  in  der  Türkei 
änch  nodi  in  China,  Japan,  Oriechenlaad  nnd  Ae^ypten  in  Ge- 
branch ist.  wird  ein  bobe.s  Alter  zn^escbrieben.  Die  Hebräerinnen 
im  .Alten  Palästina  diu-ften  iiin  gekannt  haben;  na<jh  anderen 
Ajisichten  eryrarteten  sie  jedoch  gleich  den  hentigen  Äraberinnen, 
ihre  Entbindnng  auf  zwei  Steinen  hockend. 

Professor  Ebstein  meint  aus  mehreren  Bibelworfen  ableiten 
zu  können,  daes  der  Gebärstuhl  bei  den  Hebräern  in  Gebrauch 
war;  er  zitiert  2.  X^nch  Moses  I.  15  and  Jercmias  XXX.  6: 
„Wänim  sehe  joh  denn  alle  Mitoner  mit  dun  Hlindcn  in  den 
Hüften,  eine)'  Gebärenden  gleich?*' 

Die  Ai-abeannor  aor  vergangciibeit  gebrauchten  den  von 
den  berühmten  arabischen  Aerzten  vielfach  enkpfoMonen  Gebär»- 
stnhl häufig.  JBtirdasVnrhöudcnseindesC^ebärstnhlsim  aben  Cyp^ra 
zeugt  eine  1871  auf  dieser  Disel  tod  Genenü  ai  Cesnola  entdeckte,  in 
New -York  befindliche  Gruppe,  welche  vor  2200  Jahren  ge- 
bild.et  wurde  nnd  eine  eben  beendete  (joburt  cTarsteilt  Ergel- 
mann  beschreibt  diese  Gruppe  folgend emiassen :  Auf  niederem 
■Sessel,  in  haibziirückgeiehnter  XjAge,  mbt  die  Wöcbacrin.  Ihre 
Beine,  noch  v^'dt  aüßeiKandergC!:)prej>*t.  siüd  mit  einem  Bettlaken 
bedeckt.  Während  hinter  ihr  t^ie  ßeiitau  kaiot  und  an  üirer 
Schulter  das  Haupt  der  Leidenden  lohnt:,  sitzt  vor  der  Lety.teren, 
zwischen  deren  Schenkel»,  ant  tini^Tn  ^:an'^.  räodrigfn  Schemel 
die  Hebamme,  das  eben  herausgezogeiie  Kind  auf  den  ArmoD 
haltend  . .  .  Dieses  vor  22  Jahjhjinderten  dargestellte  Gebären 
findet  Doch  hente  in  Oypern  fast  unverändert  $t,att.  Auch  die- 
Foroi  des  Gsbärstuhls,  welchen  die  irc-fiammen  in  O^'-peim  gegen-*- 
wärtig  gfcbraucheu,  und  der  sie  selbst  von  Hans  zu  Haus  tragen, 
ist  die  gleiche  wie  vor  Jahrtausenden:  der  Stahl  hat  zwei  Arm- 
lehnen, da«  Loch  im  Sitze  ist  mit  eiwe«r.  eigentümlichen  First" 
vei-sehen,  um  den  Schenkeln  das  weiteste  Auseinanderspreizen' 
zu  erloirhtem. 

Noch  vor  wenigen  Jahrzehnten  war  der  Gebärstuhl  in  ganai 
Kleinasien,  in  gi-csson  und  kleinen  Städten,  in  Döi-fern  und  auf. 


—     306     — 

» 

dem  Lande  fast  allgemein  in  Gebrauch.  Auch  heute  wird  er  in 
verschiedenen  Landern  des  türkischen  Reiches  vielfach  benutzt, 
namentlich,  wenn  die  Ci^burt  etwas  länger  dauert 

In  einigen  Gegenden  ist  der  Gebärstuhl  ein  grosser  hölzerner 
Stuhl  mit  grader  Lehne  uud  rundem  Ausschnitt  im  Sitz.  Docl 
ist  der  runde  Ansschnitt  der  seltenere,  der  gewöhnliche  dagegcL 
ist  halbkreisföimig.  Eigentümlich  ist  der  in  Syrien  gebräuchliche 
Gebärstuhl;  er  gleicht  einem  Schaukelstuhl  mit  beweglicher 
Lehne  und  gibt  der  Gebärenden  die  Möglichkeit,  dem  Körper 
verschiedene  Neigungen  zu  gestatten.  Der  Sitz  befindet  sich 
etwa  zwei  Fuss  über  den  Walzen  und  ist  derart  halbkreisförmig 
ausgeschnitten,  dass  er  den  Austritt  der  Frucht  ermöglicht. 
Während  die  Hebamme  mit  ihrer,  mit  Speck  oder  Olivenöl 
bestrichenen  Hand  den  Damm  der  Gebärenden  stätzt,  wird 
deren  Oberkörper  von  einer,  neben  oder  hinter  der  Ereissenden 
sitzenden  Gehülfin  im  Schosse  gehalten.  Jede  bessere  Diyeh 
oder  Hebamme  in  Syrien  hat  ihren  Geböxstuhl,  den  «ie,  wie 
ihre  ägyptische  KoDegin,  von  Hans  zu  Haus  trägt. 

Mein  vielzitierter  Gewährsmann  Dr.  Beck  hatte  in  Bagdad 
während  seines  mehrjährigen  Aufenthaltes  auch  häufig  als 
Geburtshelfer  assistiert.  Er  machte  mir  hierüber  folgende  Mit- 
teilungen: Die  Gebärende  erwartet  in  hockender  Stellung  das 
Erscheinen  ihres  Kindes.  Sie  hockt  auf  einem  am  Boden  auf- 
gehäuften Aschenhügel,  die  beiden  Füsse  ruhen  auf  flachen 
Steinen.  Li  dieser  für  eine  Gebärende  gewiss  nicht  bequemen 
SteQung  verharrt  sie  ununterbrochen,  mögen  die  Wehen  noch 
ßo  lange  dauern.  Vor  dem  Hause  erscheint  währenddem  nach 
Bagdader  Sitte  eine  Musikbande,  um  durch  Lärm  den  Schmerz 
der  Kreissenden  zu  betäuben  und  das  Kind  mit  Jnbel  zu 
begrtissen.  Auch  das  Zimmer  der  Gebärenden  ist  eine  Stätte 
wüsten  Geschreis.  Alle  Nachbarinnen  und  Verwandten  sind 
gekommen,  um  dem  Ereignisse  beizuwohnen.  Sie  essen  und 
trinken,  schwatzen  und  zanken,  rauchen  Nargilleh  und  verpesten 
die  Atmosphäre.  Geht  die  Entbindung  normal  von  statten,  dann 
gleitet  das  neugeborene  Wesen  auf  den  Aschenliaufen  und  man 
hilft  der  W^öchnerin  sich  eine  bequemere  Lage  zu  scheuen. 
Wenn  aber  die  Geburt  schwierig  ist,  dann  -vagt  die  Kabb*,  dje 
Hebamme,  unglaubliche  Greuel.    Man  stellt  aie  Frau  auf  den 

Stern,  Mediziu,  Aberglaube  n.  Gesobl«chtaIeben  in  der  Tttrkei.  ZI.  20 


—     306     — 

Kopf,  and  während  zwei  Weiber  die  Beine  der  Aermaton 
möglichst  weit  auseinanderreissen,  schneidet  die  Kabli  im  Mittel- 
fleisch mit  einer  gewöhnlichen,  manchmal  rostigen  Schere,  oder 
gar  mit  einem  Küehenmesser,  unbarmherzig  solange  herum,  bis 
die  Ooffnnng  so  gross  ist,  dass  man  das  Kind  herauszerren 
kann.  Wenn  die  Patientin  dabei  verblutet,  macht  man  sich 
nicht  viel  daraus,  denn  auf  die  Gebärende  wird  keine  grosso 
Rücksicht  genommen.  Unangenehmer  wird  dagegen  die  Sache 
für  die  Hebamme,  wenn  bei  dieser  barbarischen  Operation  viel- 
leicht dem  Kinde  eiü  Arm  oder  Bein  abgetrennt  wird.  Die 
Bagdaderin  ist  an  harte  Behandlung  gewöhnt,  und  daher  sind 
auch  die  Fälle  nicht  so  häufig,  wo  sie  durch  mangelhafte 
Pflege  oder  ungeschickte  Behandlung  bei  der  Entbindung  zu 
Grunde  geht. 

Bei  den  Beduinen  wird  das  Kind  manchmal  in  einem  Sieb 
aufgefangen,  während  die  helfenden  Frauen  den  Bauch  der 
Mutter  drücken. 

Kunstgerechte  Operationen  und  namentlich  der  Kaiser- 
schnitt werden  noch  immer  selten  ausgeführt.  Dr.  Wladan 
Gjorgjewitsch,  der  frühere  serbische  Ministerpräsident,  und 
Reformator  des  serbischen  Sanitätswcsens,  erzählte  mir  einmal 
von  einer  kühnen  Operation,  die  eine  Serbin  von  Pritschtina 
an  sich  selbst  vollführte:  Geplagt  von  dreitägigen  Wehen 
ergriff  sie  verzweifelt  ein  Rasiermesser  und  führte  an  ihrem 
Leibe  den  K.aiserschnitt  aus.  Eine  Nachbarin  nähte  die  Wunde 
zu.  Und  Mutter  und  Kind  blieben  wohl.  —  Don  persischen 
Aerzten  und  Hebammen  verbietet  das  Gesetz  den  Kaiserschnitt 
nach  deiii  Tode.  Es  befiehlt  sogar,  ein  Kind  zu  töten,  welches 
aus  dem  toten  Mutterleib  herauskomme;  da  Lebendes  nicht  von 
Totem  geboren  werden  könne,  kann  ein  solches  Kind  kein 
Geschöpf  Gottes,  sondern  nur  des  Teufels  sein. 

In  der  Türkei  umgeht  man  das  auch  dort  bestehende  Ver- 
bot, wenn  eine  Schwangere  stirbt,  das  Kind  aber  deutliche  Zeichen 
des  Lebens  gibt 

In  Palästina  begnügt  man  sich  gewöhnlich,  „das  Kind  aus 
dem  toten  Mutterleib  dadurch  zu  entfernen,  dass  man  einen 
Schlüssel  an  den  Mund  der  Toten  legt." 

Bei  den  Jude«  in  Beyrut  beobachtete  Lu4wig  August  Frankl 
eine  grauenvolle  Weise,  eine  als  Schwangere  verstorbene  Frau 


—     307     — 

«u  begraben:  Wenn  die  Leiche  gereinigt  nnd  in  das  Toten- 
gewand gehüllt  ist,  so  spähen  die  Leichenwäßcherinnen  mit  Ange 
nnd  Ohr,  ob  sich  in  der  Toten  das  junge  Leben  rege.  Ist  dies 
der  Fall,  so  schlägt  man  auf  den  Leib  der  Leiche  los,  bis  es 
in  ihm  völlig  mhig  geworden  ist.  Denn  entehrend  für  die  Tote 
und  ihre  Angehörigen  wäre  es,  wenn  man  ihre  Leiche  zu 
offnen  wagte;  und  Sünde  wäre  es,  das  Lebende  lebendig  zu 
begraben. 

Wenn  die  Geburt  glücklich  vorüber  ist,  so  erwartet  man  mit 
ängstlicher  Spannung  das  Abgehen  der  Nachgeburt,  die  man 
türkisch,  arabisch  und  persisch:  meschimeh  nennt,  während  sie  bei 
den  Gräko-Walachinnen  „das  Häuschen  des  Eandes"  heisst;  sobald 
sie  zum  Vorschein  gekommen  ist,  wird  sie,  nach  mazedonischeai 
Brauche,  entweder  in  der  Erde  des  Gartens  oder  in  der  Scheune 
vergraben  oder  in  fliossendes  Wasser  geworfen.  Das  gleiche 
Vorgehen  ist  in  Bosnien  üblich. 

Geht  der  Mutterkuchen  nicht  bald  ab,  so  wendet  man  in 
Konstantinopel  folgende  Mittel  an:  Man  durchsticht  die  Nabel- 
schnur, zieht  durch  die  entstandene  Oeffnung  einen  Faden  und 
bindet  die  Nabelschnur  so  an  den  Schenkeln  der  Leidenden  fest. 
Dann  gibt  man  der  letztei-en  Fischthran  oder  Branntwein  mit 
Pfeffer  zu  trinken;  oder  man  steckt  ihr,  um  sie  zum  Brechen 
zu  reizen,  einfach  den  Finger  tief  in  den  Hals;  oder  man  reicht 
ihr  eine  Flasche  zum  Hineinblasen. 

Aehnlich  ist  das  Verfahren  in  den  anderen  Gegenden  der 
Tttrkei,  um  die  Nachgeburt  herauszutreiben. 

Die  bosnischen  Mohammedanerinnen  werden  massiert  oder 
blasen  in  eine  leere  Flasche. 

Die  Griechinnen  lassen  sich  den  Unterleib  reiben  und  drücken 
•und  stecken  gleichzeitig  die  Finger  oder  gai-  ihren  Zopf  in  den 
Mund,  um  Brechreiz  zu  erzeugen.  Oder  man  hebt  die  eben 
Entbundene  mehiere  Male  hoch  empor  und  lässt  sie  dann  heftig 
herabfallen. 

Wenn  das  Kind  Muttermäler  oder  Auswüchse  hat,  ^'''^*-  man 
gewöhnlich  ein  Stückchen  des  frischen  Mutterkuchens  auf  die 
Fehler  und  hofft  dadurch  deren  Ausmerzung  zu  erzielen. 

Fast  in  der  ganzen  Türkei  ist  es  üblich,  das  neugeborene 
Kind  nicht  gleich  durch  Trennung  der  Nabelschnur,  sondern 
erst  zusammen  mit  dem  Mutterkuchen  zu  entfernen.   Erst  dann 

20* 


-.     308     — 

wird  die  Nabelschnur  mit  einem  Messer  oder  einer  Schere  oder 
einem  anderen  Instrument  dnrchschnitten,  znweüen  auch  ein- 
fach von  der  Mutter,  der  Hebamme  oder  einer  anderen  Frau 
durchbissen,  worauf  das  am  Kinde  befindliche  Nabelschnnrendo 
mit  der  Flamme  eines  Wachslichts  angebrannt  und  endlich 
unterbunden  wird.  Bei  den  bosnischen  Finnen  wird  die  Nabel- 
schnur nicht  mit  einer  schere,  sondern  gewöhnlich  mit  dem 
Messer  oder  der  Sichel  durchschnitten;  geschieht  es  mit  der 
Schere,  so  wird  das  nächste  Kind  ein  Mädchen. 

Die  syrischen  Frauen  warten  20  bis  40  Minuten  nach 
der  Entbindung  auf  das  Erscheinen  der  Nachgeburt.  Ist  diese 
in  dem  genannten  Zeitraum  nicht  abgegangen,  dann  schneidet 
man  die  Nabelschnur  durch  und  bringt  die  Wöchnerin  zu  Bett 
In  Jaffa  bemüht  sich  die  Hebamme,  sofort  nach  der  Entbindung 
die  Nachgeburt  herauszubringen.  Sie  drückt  auf  den  Nabel  mit 
aller  Anstrengung,  bis  sie  ihren  Zweck  erreicht.  In  Jerusalem 
bindet  die  Hebamme  die  Nabelfchnur  mit  einem  Bindfaden  am 
Fusse  der  Patientin  fest.  Dann  taucht  sie  ihre  Finger  in  Gel 
ein  und  schiebt  sie  in  das  Mittelfleisch,  um  die  Nachgeburt  zu 
erfassen  und  herauszuziehen.  Erst  nachdem  die  Nachgeburt  er- 
schienen ist,  unterbindet  die  Hebamme  die  Nabelschnur.  Sie 
lässt  beim  Durchschneiden  der  letzteren  einen  Rest  von  3  Fingern 
lang  am  Körper  des  Kindes,  umhüllt  diesen  Rest  mit  Watte  und 
Fäden  aus  Baumwolle  und  Zwirn  und  brennt  das  Ende  mit 
einem  Wachslichtflämmcheu  ab,  um  einer  Blutung  aus  dem  Nabel- 
strang vorzubeugen.  In  Eriwan  wird  von  den  armenischen  Heb- 
ammen die  Nabelschnur  gleich  nach  der  Geburt  mit  einem 
wollenen,  baumwollenen  oder  seidenen  Faden  unterbunden  und 
dann  mit  einer  Schere  durchschnitten,  ohne  Rücksicht  darauf, 
ob  die  Nachgeburt  schon  abgegangen  ist  oder  nicht.  D'e  Per- 
serinnen lasst'U  von  den  helfenden  Frauen  die  Nabelschnur  so 
lange  ziehen  und  reissea,  bis  die  Nachgeburt  zum  Vorschein 
kommt.  Die  Weiber  der  arabischen  Nomadenstämme,  welchp  bei 
den  Wanderungen  in  der  Wüste  in  ihrer  schweren  Stunde  häufig 
ganz  allein  in  ihrem  Zelte  gelassen  werden,  schneiden  die  Nabel- 
schnur selbst  ab. 

Im  A^ierglaiibcn  der  morgenländischen  Völker  nimmt  die 
Nabelsciiiiur  tei^ien  grossen  Plntz  ein.  Bei  den  Gräko-Walachen 
wird  der  abgefallene  vertrocknete  Nabelstrang   —  Afalos,   das 


—     309     — 

alt^'echische  Omphalos  —  von  der  Mutter  sorgfältig  aufbewahrt, 
besonders  vor  Nässe  geschützt,  da  sonst  das  Kind  an  Leibweh 
leiden  würde.  Nach  einigen  Jahren  wird  er  hervorgeholt  und 
dem  Kinde  gezeigt,  damit  ihm  alles,  was  es  unternehme,  ge- 
linge. Man  sagt  von  einem  Vielbeschäftigten:  „Der  hat  seinen 
Afalos  gesehen."  Die  Mutt«r  hütet  sich  aber,  den  Afalos  ihres 
Kindes  anderen  Kindern  zu  zeigen.  —  Die  Hebammen  in  Syrien 
geben  Acht,  dass  sie  deii  Neugeborenen  die  Nabelschnur  nicht 
zu  knapp  abschneiden ;  diese  Vorsicht  sichert  dem  Kinde  eine 
schöne  Stimme.  Wenn  es  ein  Mädchen  ist,  thut  man  zu  diesem 
Zwecke  noch  ein  Weiteres:  man  bestreicht  die  Lippen  der 
Kleinen  mit  Staub,  den  man  unter  der  Thürangel  des  Geburts- 
zimmers hervorkehrt.  Der  Nabelrest  muss  eingesalzen  werden  — 
sagt  man  endlich;  geschieht  dies  nicht,  dann  wird  das  Kind 
einen  üblen  Geruch  aus  dem  Munde  haben. 


52.  Die  Wöchnerin, 


Erste  Behandlung  der  Niedergekommenen.  —  Konntantinöpeier  Gebrauch  — 
Was  mir  I'r.  Beck  aus  Bagdad  berichtet.  —  Syrische  Wöchnerinnenkost.  — 
Jaffa.  ~  Palästina.  —  Benennung  der  Wöchnerin,  —  Die  40  Tage.  — 
Qräko -W^uachiache  Sitten.  —  Beräucherungen  ron  Mutter  und  Kind.  — 
Furcht  vor  Dämonen.  —  Unreinigkeit  der  Wöchnerin.  —  Hebräigchee.  —  Alt- 
Griechisch  ;3.  —  Neu-Griechisches.  —  Aberglanbieche  Aneicht jn.  —  Die 
Wöchnerin  nnd  die  Küche.  —  Wöchnerin  und  Coitus.  —  Marolüanische  Ge- 
bräuche. -  -  Schutz  der  Wöchnerin  vor  bösem  Zauber.  —  Bosnischer  Schutz- 
spruch.  —  Äibanesische  Schutzmethoden.  —  Gebote  und  Vi.rbcte  betreff* 
Wöchnerin  und  Neugeborenes.  —  Die  weissen  Nymphen  bei  den  Gräko- 
Walachen.  ~  Täuschung  der  Geister.  —  Das  Feuer  bei  der  Wöchnerin.  — 
Jüdisches  aus  Pal.stina.  —  Syrisches.  —  Vorschriften  über  Wöchnerinnen- 
Besuche.   —  Verbot  des  Verleihens  von  Feuer,  Salz  und  Brot. 

In  Konstantinopel  bearbeitet  die  Hebamme  gewöhnlich  den 
Körper  der  Niedergekommenen  in  folgender  "Weise,  um  den 
Teilen,  welche  durch  die  Entbindung  gelitten  haben,  die  alte 
Lage  wiederzugeben:  sie  drückt  den  Bauch,  sie  hebt  die  Hände 
der  Leidenden  in  die  Höhe  und  stösst  sie  hin  und  her,  dann 
umbindet  sie  den  Unterleib,  und  auch  den  Kopf,  fest  mit  Tüchern. 

Tn  Bagdad  müssen  die  Frauen,  wie  mir  Doktor  Beck  er- 
zählte, sofort  nach  der  Entbindung  eine  Riesenportion  gestossener 
Nüsse,  Mandeln  und  Pistazien  nebst  Zimmt  und  indischen  Ge- 
würzen verschlingen.  Das  nennt  man:  Hatter  kuwet  el  rasfad, 
wörtlich:  zur  Stärkung  der  Herzsi>itze.  Merkwürdigerweise 
schadet  diese  seltsame  Herzstärkung  nicht  allen  Wöchnerinnen. 

In  Syrien  gibt  man  der  Wöchnerin  am  ersten  und  zweiten 
Tage  Haramelbrühe  oder  Hühnersuppe;  darauf  sechs  Tage  hin- 
durch blähungtreibende  Getränke  und  Zimmttheo.  Erst  vom 
neunten  Tage  ab  bekommt  sie  feste  Nahrung,  anfangs  in  geringen. 


—     311     — 

dann  in  immer  grösseren  Portionen,  Wo  die  Volksmedizin  allein 
nichts  nützt,  muss  wieder  der  Aberglaube  aushelfen.  Einer  Frau, 
welche  nach  der  Entbindung  starke  Schmerzen  im  Untcrleibe 
erduldet,  gibt  man  in  Syrien,  aber  ohne  daas  sie  es  merken 
darf,  die  Schuhe  ihres  Mannes  unter  die  Kopikissen,  und  die 
Schmerzen  hören  sofort  auf. 

In  Jaffa  erhält  die  Niedergekommene  gleich  nach  der  Ent- 
bindung ein  kleines  Glas  BranntweiQ;  zuteilen  vorher  auch  ein 
Glas  Olivenöl.  In  Jerusalem  bekommt  sie  Branntwein  mit 
Muskatnuss  oder  Wein  mit  Olivenöl,  nach  di-ei  oder  vier  Stunden 
Kamillenthee  oder  Hühnersuppe,  manchmal  Chokolade.  Während 
40  Tagen  trinkt  sie  nie  frisches  Wasser,  sondern  nur  Ab- 
kochungen von  Orangen  bluten. 

Die  persische  Wöchnerin  isst  während  der  ersten  drei  Tage 
nur  Vegetabilien  in  Butter  und  Zucker. 

lü  Palästuia  legt  die  Hebamme  der  Patientin  einen  breiten 
Gürtel  um  den  Leib.  Die  ersten  zwei  Stunden  nach  der  Geburt 
lässt  man  die  Wöchnerin  aufrecht  auf  ihrem  Lager  sitzen,  damit 
das  Blut  nicht  zu  ihr  komme,  wie  man  sich  in  Palästina  aus- 
drückt. So  leicht  die  Niederkunft  selbst  von  statten  geht,  so 
schlimm  werden  manchmal  die  Zustände  der  Kranken  nach- 
her. Besonders  werden  die  Blutungen  so  stark,  dass  sie  häufig 
den  Tod  herbeiführen.  Um  die  Genitalien  wieder  in  Ordnung 
zu  bringen,  begleitet  die  Hebamme  die  Wöchnerin  auf  ihrem 
ersten  Wege  ins  Bad;  dort  wird  die  Wöchnerin  auf  den  Boden 
gelegt,  und  die  Hebamme  treibt  ibr  mit  aller  Kraft  einen  festen 
Gegenstand  mögiichyt  hoch  in  den  Unterleib  hinauf. 

Bei  den  Bulgaren  im  Ehodope  -  Gebirge  nennt  man  die 
Wöchoerin  Rozdeuica;  das  war  der  altslavische  Name  für  die 
Patronin  der  schwangeren  Frauen.  Die  Serben  und  Bulgaren 
haben  ihn  in  diesem  Sinne  schon  vergessen.  Bei  den  Griechen 
heisst  die  Wöchnerin:  Sarantisty,  die  40tägige,  oder  Lechusa. 
Mit  der  letzteren  Bezeichnung  verwandt  ist  die  albauesische: 
Ljechone  bei  den  Tosken,  und  Ljichone  bei  den  Ge^n;  in 
Monastir  sagen  die  Gräko-Walachen,  nach  Sajaktzis:  Lechonari. 
Ferner  konüt  man  in  Mazedonien  den  Ausdruck:  Rodulja.  In 
Palästina  nennt  man  die  Wöchnerin:  Nafsa  oder  Nifas. 

Vierzig  Tage  lang  gilt  die  Wöchnerin  überall  als  Patientin; 
aber  nicht  überall  ist  sie  es.    Unter  den  südslavischcn  Bäuerinnen 


—     312     — 

findet  man  selten  eine,  die  mehr  als  zwei  oder  dcei  Tage  zu 
Bette  ist.  Ja,  es  ist  schon  beobachtet  worden,  dass  eine  bos- 
nische Landfraü,  die  in  der  Nacht  geboren  hatte,  am  nächsten 
Tage  barfuäs  am  Bache  stand,  um  das  Eis  aufzuhacken.  Die 
Fellachenmiitter  in  Palästina  geht  schon  am  zweiten  oder  dritten 
Tage  nach  der  Entbindung  ihren  häuslichen  Geschäften  nach. 

Die  türkischen  und  arabischen  Frauen  in  Bagdad  erheben 
sich  schon  am  dritten  Tage.  Nur  bei  reichen  Leuten  göjint  man 
der  Frau  eine  längere  Erholungspause. 

Ueber  die  Gebräuche  bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir 
berichtet  Dr.  Sajaktzis:  Nach  der  Geburt  müssen  um  9  Uhr 
abends  alle,  die  engeren  Hausgenossen  ausgenommen,  fortgehen. 
Man  schliesst  die  Thür  ab,  zündet  in  dem  aus  uralter  Zeit 
überlieferten  Thymaterion  Räucherwerk  an,  mit  welchem  man 
an  diesem  Abend  sowohl,  als  die  folgenden  39  Abende,  Mutter 
und  Kind  beräuchert,  damit  die  Uebel,  die  Schatten  oder  bösen 
Geister  ihnen  nicht  schaden.  Diese  bösen  Geister  überfallen 
unter  verschiedenen  Gestalten  —  ak  Araberin,  schwarzer  Stier, 
Hund,  Ziege  —  die  Wöchnerin  im  Schlar;  sie  träumt  von  ihnen, 
schreit,  schaudert  vor  Angst,  verliert  Atem  und  Sprache,  wird 
zuletzt  ohnmächtig,  zuweilen  stirbt  sie.  Auch  schon  während 
ihrer  gesegneten  Zeit  sind  die  Frauen  diesen  Ueberfällen  aus- 
gesetzt und  erleiden  infolge  derselben  manchmal  eine  Fehlgeburt. 
Man  erklärt  sich  diese  Ohnmächten  so,  dass  die  bösen  Geister 
von  dem  Schatten  der  Ueberfallenen  Besitz  ergriffen  haben  und 
ihn  über  Land  und  Meer  entführen.  Solange  die  Frau  bewusstlos 
ist,  sucht  man  Hülfe  durch  allerhand  abergläubische  Mittel;  man 
hält  der  Kranken  angezündete  Fäden  —  Fäden,  die  am  Stocke 
des  WoJlhaspels  im  Laufe  der  Zeit  sich  entwickelt  haben  — 
unter  die  Nase:  wie  die  verwirrten  Fäden  durch  das  Feuer,  so 
soll  durch  den  Rauch  die  Verwirrung  der  Siane  gelöst  werden. 
Oder  man  hält  der  Bewusstloson  em  "Weberblatt  mit  seinen 
engen  Fächern  vor  die  Augen,  damit  sie  Sehkraft  gewinne. 
Endlich:  man  bildet  ans  Hochzeitsblumen  oder  Blumen,  die  beint 
Feste  Johannes  des  Täufers  als  Schmuclc  gedient  haben,  einen 
Kranz,  durch  den  die  Kranke  gezogen  wird. 

Die  Wöchnerin  galt  bei  den  Hebräern  als  unrein.  Im 
ni.  Buche  Moses  XII  2  heisst  es.  „Wenn  ein  Weib  niederkommt 
und  einen  Knaben  gebiert,  so  bleibt  sie  7  Tage  unrein;  ebenso- 


—     313     ~ 

lange,  als  ihre  Unreinigkeit  infolge  des  Monat<?flnssef!  •  währt,  ist 
sie  unrein.  Sodann  muss  sie  33  Tage  lang  im  Reinigungs- 
Mute  bleiben.  Sie  darf  nichts  Heiliges  berühren  und  nicht  iiis 
Heiligtum  kommen,  bis  die  Zeit  ihrer  Reinigung  um  ist.  Gebiert 
sie  aber  ein  Mädchen,  so  bleibt  sie  14  Tage  unrein,  wie  bei 
ihrer  monatlichen  Unreinigkeit,  und  66  Tage  muss  sie  im 
Reinigungsblute  bleiben.  Wenn  aber  die  Zeit  ihrer  Reinigung 
nra  ist,  mag  es  sich  nm  eirien  Sohn  oder  eine  Tochter  handeln, 
so  soll  sie  ein  einjähriges  Lamm  zum  Braudopfer  und  eine 
junge  Taube  oder  eine  Turteltaube  zum  Sündopfer  zum  Priester 
bringen.  Der  soll  die  Opfer  vot  Jehovah  darbringen  und  ihr 
Sübne  schaffen,  so  wird  sie  rein  von  ihrem  Blutflusse."  Am 
40.  Tage  macht  ein  rituelles  Bad  sie  völlig  rein. 

Bei  den  alten  Griechen  galt  die  Berührung  der  Wöchnerin' 
ebenfalls  als  unrein  und  der  Beruf  der  Hebamme  als  eklig 
Enripides  sagt  in  seiner  Iphigeuie  bei  den  Tauriem  V  381, 
dass  Artemis  von  ihrem  Altare  die  fernhielt,  weiche  mit  einer 
Wöchnerin,  einem.  Morde  oder  einem  I^eichnam  in  Berührung 
gekommen  waren:  „Zur  Reinigung  aber,"  heisst  es  dort  weiter, 
„wuschen  am  5.  Tage  nach  der  Geburt,  wenn  man  die  Amphi- 
dromien  feierte  und  die  Reinigung  des  Hauses  vollzog,  alle  mit 
der  Wöchnerin  in  Berührung  gekommenen  oder  mit  der  Ent- 
bindung beschäftigt  gewesenen  Heilenden  ihre  Hände." 

Die  Wöchnerin  im  alten  Athen  durfte  vor  dem  40.  Tage 
nicht  ins  Freie  gehen;  es  war  ihr  verboten,  den  Tempel  zu  be- 
treten, oder  eine  heilige  Handlung  vorannehmen.  Nach  dem 
40.  Tage  fand  ein  Fest  statt,  genannt:  Tesserakostos.  Dann 
nahm  sie  ein  Bad,  das  Reinigungsbad,  und  war  wieder 
die  Reine. 

Die  Gräko-Walachen  in  Monastir  haben,  nach  Sajaktzis, 
von  den  Alten  alle  diese  Gebräuche  übernommen.  Die  Wöch- 
nerin, das  neugeborene  Kind,  alle  Frauen,  die  mit  ihnen  in 
Berührung  gekommen  sind,  gelten  als  unrein.  Alle,  die  eine 
Wöchnerin  berührt  haben,  dürfen  nicht  kochen,  bevor  sie  ge- 
reinigt sind.  Letzteres  geschieht  in  Monastir  in  folgender 
Weise:  Der  Diener  des  Allerhöchsten  kommt,  beräuchert  alle, 
die  bei  der  Wöchnerin  sich  befinden,  sowie  diese  selbst  und 
das  neugeborene  Kind,  weiht  eine  mit  Basilikumkraut  ver- 
schlossene Wasserflasche  neben  der  Wöchnerin  und  spricht  ver- 


—     314     — 

schiedene  Gebete.  Alle  Anwesenden  benetzen  ihr  Gesicht  mit 
Weihwasser  and  besprengen  auch  die  Wöchnerin  nnd  das  Kind 
damit.  Die  Wöchnerin  und  das  Kind  werden  ausserdem  jeden 
Abend  bis  zur  Vorsegnung  mit  Weihwasser  benetzt  Die  Aber- 
glftubischeren  unter  den  Frauen,  sowie  die  Hebamme,  gehen 
gleich  nach  der  Entbinduug  nach  Hause  und  wechseln  ihre 
Kleidung,  was  man  auch  nach  der  Berührung  eines  Toten  zu 
thun  pflegt;  es  ist  also  eine  Parallele  zu  dem  von  Euripides  er- 
wähnten Gebrauche.  Selbst  das  Haus,  in  dem  die  Gebmt 
stattgefunden  hat,  gilt  als  Yerunreiaigt;  es  wird  berftuchert,  mit 
Weihwasser  besprengt;  im  Hause  brennt  Raucher  werk  allabendlich 
his  zum  40.  Tage  nach  der  Geburt.  Am  40.  Tage  werden  alle 
Möbel  gewaschen  oder  mit  Weihwasser  besprengt 

Die  Griechin  darf  während  der  ersten  40  Tage  nach  der 
Niederkunft  nicht  in  die  Kirche  gehen.  In  der  Nähe  des  Hauses 
einer  Wöchnerin  verliert  jeder  Talisman  seine  Kraft  Am 
40.  Tage  nimmt  die  Wöchnerin  ein  Keinigungsbad  und  begibt 
sich  zur  Danksagung  in  die  Kirche.  Es  sind  also  auch  hier 
fast  unverändert  die  altgriechischen  Gebräuche  erhalten  geblieben. 
Bei  den  Albanesen  gilt  die  Wöchnerin  bis  zum  40.  Tage  als 
unrein  und  darf  bis  dahin  nichts  kochen  und  nichts  backen. 

Die  Beduinenfrau  bleibt  nur  eine  Woche,  manchmal  weniger, 
selten  mehr  zu  Hause.  Aber  40  Tage  lang  gilt  sie  als  unrein,  nnd 
ehe  sie  wieder  als  reiner  Mensch  gelten  kanu,  müssen  auch  noch 
alle  ihre  Gewänder  gewaschen  sein. 

Die  Aegypterin  in  Kairo  gilt  40  Tage  als  unrein  und  nimmt 
dann  ein  Reinigungsbad.  Im  übrigen  Aegj'pton  ist  die  Periode 
der  Unreinlichkeit  der  Wöchneriu  von  verschiedener  Dauer. 

Die  Türkin  gilt  40  Tage  als  unrein,  ebenso  die  Armenierin 
und  die  Spaniolin. 

Die  marokkanische  Araberin  sondert  sich  für  volle  zwei 
Jahre  ab.  Ihr  Mann  jedoch  darf  sich  ihr  nähern,  sobald  sie 
seit  der  Entbindung  zum  dritten  Male  menstruiert  hat. 

Der  Aberglaube,  dass  die  Wöchnerin  leicht  bösem  Zauber 
erliege,  herrscht  bei  aüen  Völkern  im  Orient,  Man  behängt 
daher  die  Wöchnerin  über  und  über  mit  Amuleten,  man  sucht 
durch  Zaubersprüche  und  Zaubermittel  ilir  Zimmer  vor  Ki*ankli«;its- 
geistem,  vor  dem  bösen  Blick  und  vor  Neid  und  Rachsucht  zu 


—     316     — 

schützen.  Auch  lässt  man  die  junge  Mutter  und  das  Neugeborene 
gewöhnlich  nicht  allein. 

Die  Armenierin  bleibt  die  ersten  6  Wochen  nach  der  Ent- 
bindung nie  allein  im  Zimmer,  aus  Furcht  vor  dem  TeufeL 

Um  Wöchnerin  und  Kind  vor  bösen  Augen  zu  schützen^ 
löscht  man  in  Bosnien  vor  ihnen  Feuersglut  in  Wasser  und 
spricht  dabei:  „Das  sind  die  schwarzen  Augen,  die  N.  X» 
verschrieen,  ihm  Herzleid  brachten;  wenn  sie  es  sind,  mögen 
sie  auf  den  Grund  sinken;  wenn  nicht,  mögen  sie  oben  schwimmen." 
Hierauf  wäscht  man,  wie  Milena  Mrazovic  erzählt,  Wöchnerin 
und  Kind  mit  dem  Wasser  und  schliesslich  gibt  man  ihnen 
davon  auch  zu  trinken. 

Während  der  ersten  40  Tage  dürfen  bei  den  Albanesen, 
wie  Hahn  berichtet,  weder  die  Wöchnerin  noch  das  Kind  das 
Haus  und  nachts  selbst  das  Zimmer  nicht  verlassen,  in  welchem 
die  Geburt  stattgefunden  hat  Dies  geschieht  aber  nicht  aus 
Gründen  der  Gesundheit,  sondern  aus  Furcht  vor  Behexung.  Um 
sich  vor  der  Behexung  während  dieser  40  Tage  zu  hüten,  wird 
die  ganzen  6  Wochen  hindurch  im  Hause  sorgfältig  ein  Feuer 
unterhalten,  und  davon  darf  weder  ein  Span  noch  eine  Kohle 
verschenkt  werden;  wer  nachts  in  das  Haus  kommt,  muss  an 
der  Thür  über  eine  lodernde  Fackel  springen;  während  der 
40  Tage  darf  im  Hause  weder  getanzt  noch  gesungen  werden. 

Die  ersten  sieben  Nächte  hindurch  machen  die  Nachbarn 
und  Nachbarinnen  vor  der  Wohnung  einen  Heidenlärm,  um  die 
Wöchnerin  und  das  Kind  am  Einschlafen  zu  hindern,  weil  man 
fürchtet,  dass  böse  Geister  ihnen  während  des  Schlafes  etwas 
anthun  könnten. 

Bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  muss,  nach  den  Er- 
zählungen des  Dr.  Sajaktzie,  um  Wöchnerin  und  Kind  bis  zum 
7.  Tage  nach  der  Geburt  stets  eine  dritte  Person,  eine  Getaufte, 
weilen.  Nach  der  Taufe  des  Kindes  ist  diese  dritte  Person 
überflüssig;  aber  die  Mutter  muss  bis  zum  40.  Tage  ständig  bei 
ihrem  Kinde  bleiben.  Ist  sie  auszugehen  gezwungen,  so  stellt 
sie  neben  das  Kind  einen  Besen  zur  Gesellschaft,  Alles  dies 
geschieht  zum  Schutze  gegen  die  Anfechtungen  seitens  sicht- 
barer und  unsichtbarer  Geister,  welche  die  Wöchnorin  und  das 
Kind  bis  zur  Vorsegnung  oder  Taufe  verfolgen.  Nachts  darf 
die  Wöclinerin  um  keinen  Preis  ausgehen;  niemals  darf  sie  sich 


—     316     — 

onter  eine  Dachtraufe  setzen.  Denn  die  w<»issgekleideten, 
blnmengesclimückten  Nymphen  könnten  erscheinen,  die  Nymphen, 
die  man  schmeichlerisch;  „die  Weissen,  die  Weissen  und 
Freundlichen"  nennt  und  von  denen  man  glaubt,  dass  sie  Jung- 
frauen von  idealer  Schönheit  seien.  Sie  kommen  aus  den  kalten 
Luftwellen,  von  den  Gipfeln  der  Berj,^e,  sie  weilen  unter  Dach- 
rinnen, unter  Bäumen,  in  Brunnen;  oder,  wie  die  Klodoncn  und 
Mimn\alonen  der  alten  Mazedonier,  toben  sie  mit  Ilandpauken, 
tanzen  sie  unsichtbar,  thun  sie  üebles  durch  einen  heftigen 
Schlag,  erwürget  in  ihren  Armen  die  unglückseligen  Menschen, 
die  ihnen  in  den  Weg  laufen. 

Falls  eine  Wöchnerin  trotz  des  Verbotes  nächtlich  ausge- 
gangen und  von  den  Weissen  geschlagen  worden  ist  und  in 
eine  schwere  Krankheit  verfällt,  so  geht  die  Mutter  der  Kranken 
nm  die  Mitternachtsstunde  --  „wenn  selbst  das  Wasser  schläft** 
^—  zum  Hausbrunnen,  zur  Dachtraufe,  in  den  Hain,  zur  Garten- 
qnelle,  zum  Bächlein  im  Grase,  kurz:  zu  allen  schlafenden  Ge- 
wässern und  ruft  „die  Weissen,  die  Weissen,  die  Freundlichen 
und  Alierschönsten*'  mit  leisem  Liede,  in  dem  sie  der  Nymphen 
Güte  preist  und  sie  anfleht,  der  Kranken  die  unbilligerweise 
genommene  Gesundheit  wiederzugeben,  da  die  Arme  getauft  und 
eine  gute  Christin  sei.  Um  die  Geister  zu  versöhnen,  beträufelt 
die  Bittende  die  G«isterwohnsitze  mit  Honig.  Zuweilen  erhören 
die  Nymphen  das  Flehen;  zuweilen  aber  schlagen  sie  auch  die 
kühne  Mutter. 

Um  Wöchnerin  und  Kind  vor  den  „Weissen"  zu  behüten, 
dürfen  auch  ihre  Kleider  und  ihre  Wäsche  nachts  nicht  upter 
freiem  Himmel  bleiben.  Wenn  man  das  Kind  zur  Taufe  trägt, 
80  gibt  man  statt  des  Kindes  emen  Kopanos  oder  Wäscheschlägel, 
künstlieh  zurechtgemacht  und  in  einer  Decke  eingehüllt,  an  das 
Bett  der  Mutter,  damit  die  bösen  Geister  getäuscht  werden.  — 
Bei  den  Juden  In  Palästina  wird  die  ganze  erste  Woche 
am  Bette  der  Wöchnerin  gewacht;  Tag  and  Nacht  sitzen  Frauen 
bei  ihr,  und  in  einem  Nebenzimmer  lesen  Männer  ununterbrochen 
heilige  Bücher.  Man  hält  es  für  äusserst  gefährlich,  die 
Wöchnerin  auch  nur  einen  Augenblick  allein  zu  lassen.  40, Tage 
lang  brennt  im  Zimmer  der  Wöchnerin  eine  Lampe,  um  Mutter 
und  Kind  gegen  die  Annäherung  böser  Geister  zu  schützen. —  Die 
Christen  und  Moslems  in  Palästina  behüten   die  Wöchnerinnen 


—     317     — 

vor  dem  bösen  Blick  und  anderen  Uebeln  durch  Behftngen  mit 
allerlei  abergläubischen  SchutziTiitteln.  Das  wirksamste,  aber 
auch  seltenste,  ist  eine  Goldmünze  aus  yenetianischen  Zelten, 
die  man  als  Aniulet  Maschchas  oder  Muschchas  nennt.  Man  hält 
eine  Wöchnerin  äusserst  empfänglich  für  schSdliche  Einflüsse 
und  schwere  Krankheiten  und  sagt  von  ihr;  „Vierzig  Tage  lang 
steht  ihr  Grab  offen."  Nichts  Scbädliches  darf  man  von  ihr 
oder  vor  ihr  sprechen. 

Ganz  unzählbar  sird  die  syrischen  abei-glänbischen  Ansichten 
und  Gebräuche,  die  mit  der  Wöchnerin  und  dem  Wochenbett 
zusammenhängen.  Ich  erwähne  hier  nach  Eijub  Abela  nur 
folgende:  Wer  von  einem  Hause,  in  dem  jemand  gerade  gestorben 
ist,  sich  in  das  Haus  einer  Wöchnerin  begibt,  ohne  dazwischen 
auszuruhen  oder  zu  urinieren,  der  bringt  der  Wöchnerin,  nach 
einer  allgemein  verbreiteten  Volksmeinung,  den  Tod;  es  ist  ver- 
boten, im  Zimmer  einer  Wöchnerin  zu  stricken,  denn  das  könnte 
den  Tod  des  Neugeborenen  verursachen;  zu  einer  Wöchnerin 
darf  keine  Neuvermählte  kommen,  sonst  verliert  die  erstere  die 
Milch;  zwei  Wöchnerinnen  dürfen  während  der  40  Tage  nicht 
miteinander  sprechen,  sonst  verliert  dieienig:e,  die  zuerst  den 
Mund  öSnet,  ihr  Kind.  Auch  bei  den  Juden  in  Palästina  dürfen 
sich  zwei  Wöchnerinnen  während  des  ersten  Monats  nach  ihrer 
Geburt  nicht  besuchen;  gefährlich  wird  [die  Nichtbeachtung  dieses 
Verbotes  besonders  dann,  wenn  die  Mütter  bei  solchen  Besuchen 
ihre  Säuglinge  auf  den  Armen  halten.  Die  Wöchnerin  soll  nicht 
in  den  Spiegel  schauen,  sonst  wird  sie  schielend;  letzteres  passiert 
übrigens  Jedem,  der  nach  dem  Untergänge  der  Sonne  sich  im 
Spiegel  beschaut. 

Grimm  erwähnt  den  Gebrauch  im  Eragebirge:  Aus  dem 
Hause  der  Wöchnerin  darf  kein  Feuer,  kein  Salz,  kein  Brot 
ausgeliehen  werden.  Bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  ist 
es  nicht  erlaubt,  dass  vor  dem  40.  Tage  nach  der  Geburt  des 
Kindes  aus  dem  Zimmer  einer  Wöchnerin  Brot  und  Wein  «nt- 
femt  werden,  dt  mit  nicht  da«  häusliche  Glück,  dessen  Symbole 
sie  sind,  entiliete;  ebenso  darf  bis  zurr?  40.  Tage  in  das  Zimmer 
der  Wöchnerin  ein  brennendes  läcnt  weder  hineingetragen,  noch 
eines  daraus  entiernt  werden,  weil  die  Dämonen  durch  das  licht 
der  Muttermilch  schaden  könnten.   Die  Juden  in  Palästina  sagen: 


—     318     — 

Während  der  ersten  Woche  darf  aus  dem  Zimmer  einer 
Wöchnerin  nichts  iortgeliehen  werden;  am  wenigsten  darf  man 
Feuer  darans  nehmen  lassen.  In  Syrien  wird  ans  dem  Hause 
einer  Wöchnerin  solange  kein  Feuer  an  Nachbarn  hergegeben, 
bis  nicht  der  Nabel  des  Kindes  vollständig  geheilt  ist;  sonst  stösst 
dem  Neugeborenen  Unglück  oder  Krankheit  zu. 


53.  Muttermileh  und  Ammen. 


Dauer  des  S&ugens.   —   Verschreien  der  Milch.  —    Qräko-Walachiacho  Ge- 

bT&ache.  —  Älbaoeaische  Sitten.  —  Pemiftche  Sitten.  —  Säulen  ist  Mutter- 

pflicht.   —   IJezahlte  Ammea.    —  Ehrung:  der  Ammen   bei  den  Türken.  — 

Hittorisches.  —  Entwöhnung  des  Kindes.  —  Markt  für  Frauenmilch. 

Wenn  man  der  Wöchnerin  in  Palästina  ein  freundliches 
Wort  über  ihr  Aussehen  sagen  will,  so  vergisst  man  nicht,  wie 
Frau  Lydia  Einszier  erzählt,  zahlreiche  Wunschformeln  hinzuzu- 
fügen, damit  das  Lob  nicht  von  üblen  Folgen  begleitet  werde. 
Thut  man  dies  nicht,  so  ist  die  Wöchnerin  der  Gefahr  aus- 
gesetzt, eine  böse  Brust  zu  bekommen  und  die  Milch  zu  ver- 
lieren. Aus  Angst  vor  dem  Verschreien  und  Beneiden  hält  die 
Mutter  in  der  ersten  Zeit  des  Stillens  ihre  Brust  und  das  Kind, 
wenn  es  trinkt,  vor  neugierigen  Augen  verborgen.  Um  nicht 
die  junge  Mutter  ihres  Milchreichtums  zu  berauben,  nennt  man 
die  Sache  auch  nicht  beim  rechten  Namen.  Man  fragt  die 
Wöchnerin  nicht:  „Hast  du  viel  Milch?"  sondern:  „Kif  dirtik? 
wie  ist  dein  Fluss?"  Un^i  die  junge  Mutter  antwortet:  „Fi 
barake,  es  ist  Segen  da."  Selbst  wenn  dritte  Personen  von 
einer  Wöchnerin,  und  ihrer  Milch  sprechen,  gebrauchen  sie  diese 
Vorsicht.  Man  sagt:  „Dirratha  kanije,  ihr  Fluss  strömt."  Oder: 
„Dirratha  chafife,  ihr  Fluss  ist  leicht." 

Bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  erhält  —  wie  Dr. 
Sajaktzis  berichtet  —  das  Kind  als  erste  Nahrung  Kamillenthee; 
dann  kommt  es  an  die  Mutterbrust.  Während  es  zum  ersten 
Male  saugt,  hat  die  Muttor  in  der'  rechten  Hand  als  Sjnoabol  des 
Glücks  eine  Flasche  Wein,  während  eine  andere  Frau  über  dem 
Haupte  der  Wöchnerin  in  einem  Siebe  einen  Laib  Brot  hält 
Am  dritten  Tage  bäckt  man  zwei  Weizenkringel  —  einen  kleineren 


~     320     — 

für  das  Kind,  einon  grösseren  für  die  Mutter  —  „zur  Beförderung 
der  Milch."  Wenn  in  einer  Woche  keine  Milch  sich  zeigt,  so 
netzt  eine  alte  Frau  dea  Weizenkringel  der  Wöchnerin  bei 
Morgengrauen  in  3  Brunnen,  wobei  sie  kein  Wort  reden  darf, 
damit  die  in  den  Brunnen  badenden  Nymphen  sie  nicht  wahr- 
nehmen und  ihr  nicht  schaden.  Dieses  Weizengebäck  isst  die 
Wöchnerin,  „damit  ihre  Milch  fliesse,  wie  das  Wasser  von  den 
Brunnen."  Den  kleineren  Weizenkringel  aber  hängt  man  dem 
Kinde  um  die  Hüfte  bis  zum  40.  Tage;  dann  wirft  man  ihn  iu 
ein  fliessendes  Wasser,  „damit  das  Kind  das  Weinen  ablege." 
Um  sich  Milch  zu  sichern,  muss  die  Wöchnerin  femer  an  einem 
frühen  Morgen  selbst  Wasser  vom  Hausbrunnen  holen,  sich  damit 
waschen,  mit  den  Fingerspitzen  die  Brust  benetzen  und  dabei 
flüstern:  „Wie  dein  Wasser,  so  möge  bei  mir  die  Milch  fliesaen.'* 
Endlich  erwähnt  Sajaktzis  den  seitsamen  Gebraucjh  der  »Milch- 
entziehung" :  Hat  eine  Wöchnerin  keine  Milch,  die  Nachbarin 
solche  aber  in  üeberfluss,  so  thut  die  erstere  Folgendes:  Sie 
nimmt  zwei  Brode  unter  die  Achseln  und  ein  Fläschchen  Wsßser 
in  die  rechte  Hand.  Damit  schieicht  sie  vor  Sonnenaufgang 
heimlich  zu  einem  Baum  im  Hofe,  von  wo  aus  sie  die  Fenster 
der  Nachbarin  sehen  kann.  Wenn  sie  sieht,  wie  die  Nachbarin 
ihr  Kind  stillt,  hebt  sie  —  genau  bei  Sonnenaufgang  —  drei- 
mal  die  Flasche  in  die  Höhe,  murmelt  eine  Beschwörung  und 
—  trinkt  in  drei  Schlucken  mit  dem  Wasser  die  ganxe  Milch 
der  Nachbarin  aus,  die  nun  leer  wird  wie  die  Flasche  I  —  Eine 
halbe  Stunde  von  Monastir  entfernt,  bei  Debechane,  liegt  eine 
Wiese,  die  „Tisch"  genannt  wird.  Auf  dieser  Wiese  ist  ein 
Fleck,  welcher  „Blätter  des  Feigenbaumes"  heisat  Hierher 
wandern  die  Frauen  von  Monastir,  um  ihre  Milch  „abzuweiden." 
Sie  müssen  da  vor  Sonnenaufgang  und  nüchtern  ankommen,  wie 
Lämmer  auf  den  Boden  niederknieen  und  dreimal  eine  Blatt- 
spitze abbeissen,  hernach  mehrere  Blätter  nehmen,  d^o  zu  Haus© 
gekocht  und  genossen  werden  —  und  das  vermehrt  die  Milch. 
Die  Wöchnerin  nährt  sich  viel  mit  Bäckereien  und  Obst,  um 
sich  bei  Appetit  und  reichlicher  liich  zu  erhalten.  Bis  zum 
40.  Tage  darf  die  Mutter  kein  anderes  Kind  stillen,  als  ihr  eigenes; 
nur  im  äusscrsten  Notfall  bekommt  ein  Kind  eine  fremde  Brust. 
Nach  Hahn  bestehen  in  Albanien  noc^h  folgende  Gebräuche: 
Gleich  nach  der  Niederkunft  der  Frau  schickt  man  zum  Priester 


—     321     — 

oder  zum  TsnaFt  «ia  Gcffiss  mit  reinem  Wasser  znra  Einsegnen. 
Nachdem  üics  geschehen,  hringt  roaB  das  Wasser  in  das  HaXis 
der  Wöchnerin  zurück,  und  alie  diejenigen,  welche  Hebammen- 
dienste geleistet  hal)en  oder  "bei  der  Geburt  zugegen  waren, 
waschen  sieb  mit;  einem  Teile  des  geweihten  W^assers  die  Hände; 
das  GefSss  mit  dem  Rest  aber  wird  neben  dem  Bett  aufgestellt 
Alle,  welcliö  in  den  nächsten  Tagen  zu  Besuch  kommeUj  tauchen 
die  Finger  in  das  geweihte  Wasser  und  besprengen  die  Mutter 
und  das  Kin-l  mit  einigen  Tropfen,  dem  Kinde  dabei  gute  Ge- 
euDdheit,  der  Matter  reiche  Milch  wünschend.  Um  der  Mutter- 
Amme  viel  Milch  zu  sichern,  hängt  man  ihr  den  Gut  kju- 
mesti  oder  Miichsleio,  einen  niifehlbaren  Talisman,  an  einem 
farbigen  Bande  um  den  Hals.  Die  iCinder  wei-den  in  Albanien 
erst  gegen  dns  Ende  ihres  zweiten  Lebensjahres  Ton  der  Mutter- 
brust entwöhnt  In  der  leisten  Zeit,  da  sie  noch  an  der  Mutter- 
brast  sangeijj  xuerden  si6  aber  auch  schon  mit  fester.  Speisen 
gcfftttert,  wobei  die  Amme  nach  altgriechischer  Weise  die  Stöcke 
dem  Kinde  vorkaut  und  von  Mund  zu  M»»d  gibt  Um  den 
Tagung  zi\  kräftigen,  litsst  man  ihn  häu%  Wein  schlncküo. 
'»-  Die  Juden  in  Syrien  glauben,  wenn  man  einer  Wöchnerin  am 
HaJsc  oder  auf  dem  Kopf  das  Rückgrat  eines  fliegenden  Fisches 
befestigt,  mnss  die  Milch  der  Mutterbrust  reichlicher  fliessen. 
In  Konstantinopel  begibt  sich  die  Matter,  sobald  sie  das  Wochen- 
bett und  das  Zimmer  verlassen  kann,  gewöhnlich  iu  ein  warmes. 
Bad;  dort  macht  mau  ihr  Kataplasmen  aus  Bohnen  und  Zwiebeln 
über  Brust  und  Rücken,  und  dies  soll  die  Milchabsonderung 
befördern. 

Tritt  bei  einer  zuju  ei-sten  Mal  Gebärenden  die  Warze 
—  hulmeh  —  nicht  gehörig  hervor,  so  werden  in  Persien  wie  in 
der  Türkei  junge  Hunde  angelegt,  deren  es  in  den  Bazars  stets 
eine  grosse  Menge  gibt 

Allgemein  meint  man  im  Orient:  Wenn  eine  Mutter,  die 
ein  Kind  nährt,  kaltes  Wasser  trinkt,  dann  läuft  der  Säugling 
Gefahr,  an  Diarrhöe  zu  erk rankem.  Um  die  so  hervorgeifüfeiie 
Krankbeit  zu  bannen,  ist  Folgendes  zu  thuu  notwendig:  maa 
werfe  eine  Nadel  in  ein  Glas  lauen  Wassers  und  nehme  sie  nach 
einer  Stunde  heraus,  lasse  dann  die  Mutter  etwaa  von  dem 
Wasser  trinken,  benetze  mit  dem  Rest  die  Stirn  des  Kindes  — 

Stern,  Mediai«,  Ahejglaube  a.  O«»cblochts!obe»  in  de»  Ttuk«i.  11.         21 


—     322     - 

bei  den  Moslems  in  Form  eines  Haltjmonds,  bei  den  Juden  in 
Form  eines  Sterns,  bei  den  Christen  in  Kreuzform  —  und  endlich 
nxache  man  der  Moschee,  der  Synagoge  oder  der  Kirche  ein 
kleines  Sühngeschenk,  nnd  alles  mnss  sofort  gnt  werden. 

Im  afrikanischen  Tripolis  glauben  die  Ammen:  dass  ihre 
Milch  vergiftet  wurde,  wenn  ein  Dscbardun,  eine  kleine  harmlose 
Eidechse,  über  ihre  Brüste  gelaufen  ist.  Diese  Ansicht  ist  deshalb 
besonders  beachtcnsweit,  weil  bei  vielen  Völkern  die  Eidechse  — 
ähnlich  der  Schlange  —  in  Beziehung'  znm  Weibe  g-ebracht  wird. 
In  der  polynesischen  Mythologie  gilt  die  Eidechse  als  heiliges  Tier, 
nnd  die  Legenden  erzählen  von  Frauen,  die  Eidechsen  geboren 
haben.  Bei  dem  Port-Lincoln-Stamnie  in  Südaustralien  heisst  es, 
eine  Eidechse  habe  den.  Mann  von  dem  Weibe  gesondert  Frazer 
weist  auf  die  griechtsche  Sage  hin,  nach  der  eine  Prinzessin  in  der 
Pubertätszeit  sich  nicht  von  der  Sonne  bescheinen  lassen  soll,  da 
sie  sonst  in  eine  Eidechse  verwandelt  werde.  Sogar  im  modernen 
Europa  herrschen  ähnliche  Ideen.  Ellis  zitiert  die  Mitteilung  von 
Heys:  man  glaube  in  Portugal,  dass  Frauen  während  der  Men- 
struation leicht  von  Eidechsen  gebissen  werden;  um  sich  davor  zu 
schätzen,  tragen  sie  enganliegende  Beinkleider. 

So  lange  das  Kind  die  Muttermilch  erhielt  und  währejid 
seines  ersten  Alters,  war —  nach  Psalm  X2i,  6  —  den  Müttern 
oder  Ammen  der  Hebräer  empfohlen,  die  grösste  Sorgfalt  auf 
ihre  Nahrung  zu  verwenden,  den  Busen  nie  unbedeckt,  das 
Kind  weder  bei  Tage  noch  bei  Nacht  ganz  nackt,  es  nicht 
barfuss  oder  barhäuptig  gehen  zu  lassen,  es  nicht  an  Orte 
zu  bringen,  die  von  der  Sonne  zu  sehr  getrocknet  wurden, 
noch  es  dem  Mondlichte  des  feuchten  Abends  auszusetzen,  es 
weder  am  frühen  Morgen  aus  dem  Bad  zu  nehmen,  noch  es  oft 
zu  baden. 

Die  sogenannte  Milchgiotte  bei  Bethlehem,  in  der  die  heilige 
Jungfrau  die  Nacht  vor  der  Flucht  nach  Aogypten  zugebracht, 
sieht  bei  den  säugenden  Müttern  imd  Ammen,  deren  Milchfluss 
zu  versiegen  droht,  in  grossem  Rufe.  Die  weisse  Erdart 
—  Bolus  —  von  der  die  Bezeichnung  der  Grotte  entlehnt  ist, 
soll  der  Legende  zufolge  so  entstanden  sein:  Als  die  Jungfrau 
Maria  dem  Christuskinde  die  Brust  reichte,  ßoleu  einige  Milch- 
tropfen zu  Boden,  wodurch  derselbe  sogleich  das  Ansehen  milch- 


—     323     — 

weissen  Staubes  erhielt  Aus  der  Ei-de  der  Milchgrotte  bereitet 
man  kleine  runde  Kuchen,  denen  man  das  Siegel  des  heiligen 
Grabesord'rus  aufdruckt  und  Amuletenrechte  verleiht  In  Wasser 
aufgelöst  and  als  innerliches  MedUcament  genoronien,  sollen  diese 
Pastillen  die  verslegte  Milch  uieder  In  Fluss  bringen. 

Bei  den  Hebräern  galt  das  Säugen  als  eine  der  ersten 
I^Iuttejpfliohten.  Im  ersten  Buche  Moses  4ü,  25  wird  die  „Segens- 
fülle aus  Brüsten"  verherrlicht,  in  Hosea  IX  14  werden  die 
„trockenen  Brüste'^  beklagt.  In  den  Klageliedern  IV  3  ertönt 
der  VorNYiirt:  „Selbst  die  Schakale  entblössen  die  Brnst,  säugen 
ihre  Jungeu;  meines  Volkes  Tochter  war  grausam  ^  wie  die 
Straüsse  in  der  Wüste;  des  Säuglings  Zunge  klebte  vor  Dui-st 
am  Gaumen." 

Als  eine  der  fürchterlichsten  Begleiterscheinungen  „des  Erd- 
bebens zur  Zeit  der  letzten  Stunde"  prophezeit  der  Koran  in 
der  XXII.  Sure,  welche  „die  Wallfahi-t"  betitelt  ist:  „An  Jenem 
Tage,  da  wird  eine  jede  säugende  Frau  ihres  Säuglings  ver- 
gessen, und  jede  Schwangere  ihre  Bürde  abwerten." 

Gute  Beispiele  werden  in  der  Bibel  rühmend  erwähnt.  Die 
Mutter  der  Makkabäer  sagt  im  2.  Buche  VII  27;  „Drei  Jahre 
lang-  gesäugt  habe  ich  dich  .  .  ."  Hannah,  die  Mutter  des  Sa- 
muel —  erzählt  1.  Buch  Samuel  I  21  —  „blieb  zurück,  als  ihr 
Mann  Elkana  hinaufzog  mit  seiner  ganzen  Familie,  um  Jehovah 
öin  Opfer  darzubringen,  und  säugte. ihren  Sohn  bis  zu  seiner 
Entwöhnung".  Im  ersten  Buche  Moses  XXI  8  wird  berichtet: 
„Strflh,  die  90  Jahre  alt  war,  säugte  ihren  Sohn  Isaak.  Und 
der  Knabe  wuchs  heran  und  wurde  entwöhnt." 

Hekuba  nährte  selbst  den  Hektor,  Penelope  den  Telemach. 
Lykurg  verpflichtete  die  lacedämonischen  Frauen,  ihre  Kinder 
selbst  zu  saugen.  Demosthenes  verlangte  die  Bestrafung  einer 
Athenerin,  die  ihrem  Kinde  die  Milch  einer  fremden  Frau  gab. 
Die  alte  gute  Sitte  hat  sich  im  Orient  fast  überall  erhalten:  die 
Kinder  werden  von  der  Mutter  selbst  gesäugt.  Die  Mohammeda- 
nerin erbalt  in  diesem  Falle,  dem  Gesetze  gemäss,  vou  dem 
Gatten  einen  besonderen  Ammenlohn. 

Koran,  65<  Sure:  „Säugen  euere  Frauen  ihre  Kinder  für 
euch,  so  gebet  ihnen  ihren  Lohn"  (der  zu  ihrem  Unterhalte  und 
ihrer  Kleidung  hinreicht). 

Von  einem  recht  kräftigen  Knaben  sagen  die  Fellachen  in 

21* 


^     324     — 

Palästina:  „Raso  mal&n  min  halib  rsnimo^  sein  Kopf  ist  vcü  von 
sciaey  Mütter  Milcfe."  Oder;  „Hu  sclial)  aa  vom  haJib  uurnio, 
er  hat  sich  an  seiner  Mutter  Milch  satt  getrunken."  Wenn  ein 
Kind  nicht  kräftig  ist,  so  glaubt  man  d>^&  Grnnd  darin  zu  ftnden, 
dass  es  sieh  nicht  an  der  Muttermiich  satt  getrankea  habe.  Nor 
wenn  die  Mutter  stirbt,  gibt  man  dem  Kind  eine  Amme;  bia 
eine  solche  genmdefi  ist,  "«ird  der  yerwaiste  Säugling  Ton  einer 
oder  mebrcröR  Nachbarinnen  des  Hauses  grestiilt  In  einzelnen 
Fällen  geschieht  es,  dass  man  die  Kinder  an  Ziegen  grosszieht. 

Der  Imara  el  Haiemeim  schrieb  eine  ständige  Störung  seiner 
Gesundheit  dem  aoräckgebliebenen  Reste  Milch  einer  fremden 
Amine  zu,  ei\  der  er  als  SäugJlng  gesogen ^  als  seina 
Mutter  sich  unwohl  befanden  hatte-  Sein  Y&Uit  hatte  es  ge- 
sehen und  den  Säugling  sofort  auf  den  Kopf  gestellt,  damit  er 
das  Genossene  wieder  von  sich  grMn  sollte,  aber  einige  Tropfen 
waren  doch  zurückgeblieben,  und  daher  ßtÄmmten  alle  seine 
Leiden,  meinte  immer  der  weise  Maan, 

Gewohnlich  aimmt  man  nm*  dann  eine  Amme,  wenn  die 
Matter  nicht  imstande  ißt,  ihr  Kind  selbst  zu  säugen.  Trotzdem 
letzteres  bei  den  Hebräern,  als  eine  der  wichtigsten  Mutter- 
pflichten galt,  waren  auch  bei  ihnen  schon  bezahlte  Aromen 
nicht  unbekannt  Im  I.  Buche  Moses  XXJ.V,  59  und  XXXV,  8 
wird  Deborab,  die  Amme  der  Bebekk^,  erwähnt;  Deborah  blieb 
später  dauernd  bei  Rebekka,  genoss  grosse  Ehran,  nnd  als  sie 
gestorben  war,  begrub  meji  sie  unterhalb  Bsthei  unter  der  Eiche, 
die  seither  Klageeiche  hiess.  Ammen  waren  später  besonder 
in  den  Familien  der  Könige  häufig.  Im  2.  Buche  der  Könige 
XI,  2  und  im  2.  Buche  Chronik  XXIX,  11  wird  erzählt,  da«8 
Jehoas,  Sohn  des  Ath»sjahus,  vor  Äthaljaj  die  Ihn  wie  die 
übrigen  Königssöhno  töten  wollte,  mit  eeiner  Amme  in  der  Bett- 
kaimiiej"  versteckt  wurde. 

Iwi  Koran  n  heisst  es:  „Wenn  ihr  wollt,  so  kftnnt  ihr  auch 
eine  Amme  für  das  Kind  nehmen,  wenn  ihr  nur  den  Lohn,  den 
ihr  ejugegangen,  nach  Billigkeit,  ihr  gebet" 

Koran,  86.  Sure  sagt:  „Wenn  sich  ötne  Schwierigkeit  er- 
hebt, dass  die  Mütter  ihre  Kinder  selbst  säugen,  so  möge  der, 
w'elcher  viel  Venuögen  besitzt  (nach  Verhältnis  desselben  für 
Mutter  und  Amme)hergcben,  und  auch  der,  welcher  nur  kümmerlich 


—     826     — 

Tersorgt  ist,   gebe   verhältnismässig:   von   dem,   was  ihm  Gott 
verliehen." 

Zuweilen  ist  auch  der  Wimscli  der  Mutter,  die  Schönheit 
ihi'es  Büsona  zu  schonen,  der  Grund,  da«8  man  dtsm  Kiade  eine 
Ainnie  isfibt.  Die  Amaien  KonatABtiuopels  kommen  alle  aas  dem 
ArchipelagTis,  Ton  den  kleincü  griechischen  Inseln.  Froher 
lieferte  die  Insel  Tino  die  meisten  Ammen  nach  der  tftricischeii 
Hauptstadt;  jetjit  wird  der  Bedarf  auch  von  Naxoa,  Samos,  ChJo« 
und  selbst  von  Kreta  bosti'itten.  Während  der  kürzeren  *der 
längeren  Seereise  »mterhalten  die  Ammen  die  Milchabsonderung 
gewöhnlich  durch  junge  Rnnde. 

Bei  döß  Griechen  nennt  man  die  Amme:  Bagia,  B3rsestria, 
Trot'os  and  Paramana  oder  Paramanna.  Die  letztere  Bezeich- 
nnng,  welche  anch  Püegemiitter  and  Erzieherin  bedeutet,  ist  die 
in  Konstantinopel  gebräuchlichste. 

In  den  türkischen  Häiiserü  geniesst  die  Amme  ihr  Leben 
lang  das  höchste  Aasehen.  ^vena  die  Mutter  stirbt,  ist  die 
Amme  —  tiirklsch:  Sät  ana,  Milchmntter  —  die  erste  Person 
im  Hanse  des  Sohnes  oder  der  Tochter  Im  Snltanspalaste  wird 
nach  dem  Tode  der  Wallde,  der  Saltassmuttor,  die  Amme  zur  Walide 
«rhoben  and  die  angesoheE'^te  aller  i^Yanen  im  kaiserlichen  Harem. 

Als  der  grosse  Sultan  Bajesid  der  Wetterstrahl  sich  mit  der 
Tochter  des  Fürsten  von  Kermian  vermählte,  schickte  er  seine 
Amme,  um  seine  Brmi  abzuholen.  Im  Harem  des  gegenwärtigen 
Saltana  Abdul  Hamid  fniigiert  die  Amme  des  Sultans  als  Walide. 

la  Persien  erh&lt  das  Krnd  —  „baetscheh*'  ~  in  den  ersten 
zwei  Tagen  keine  andere  Nahrung  als  etwas  Butter:  vom  dritten 
Tage  an  wird  es  zwei  volle  Jahre  hißdurch  von  der  Mütter, 
in  Ausnahmefällen  von  der  Amme,  gesäugt.  In  giaiz  seltenen 
Fällen,  we3aa  die  Motter  erkrankt  u»d  in  der  Eile  keine  Brust 
zum  Säugen  findet,  wird  das  Neugeborene  einige  Tage  lang  mit 
Kuh-  oder  Ziegenmilch  genährt;  von  der  eigentlichen  künstlichen 
ErnftbiDiig  der  Kinder  aber  hat  man  in  Persiea  keinen  Begriff, 
Ist  das  Kind  schwächlich,  oder  sind  die  Eltern  sehr  besorgt 
ßiid  ängstlich  wegen  seines  Gedeihens,  so  geschieht  es  sogar, 
dMs  e«  erst  zu  Ende  des  dritten  Jahres  eatwöfeat  wird.  Nicht^ 
seit«»  hatte  Dr,  Polak  Gelegenheit,  Kinder  an  der  Mü.tf'' :b;  ^str 
zu  sehen,  welche  zur  gleidisn  Zeit  ein  itichüges  Stuck  J^.ojae 
in  der  Hand  hielten  uod  abwedise^A^i  Milci;  oder  Melone  genossen* 


—     326     — 

Als  Ammen  —  dajeh  —  liebt  man  Notnadenweiber  vom  Lande. 
Der  Pflegling  bewahrt  oft  eine  liebevolle  Pietät  gegen  die  Amme 
die  ihn  gesäugt,  bis  ins  reife  Alter,  nimmt  sie  in  ihren  alten 
Tagen  in  sein  Haus  auf  und  betrachtet  sie  fast  als  eine  zweite 
Mutter.  Ehen  zwischen  zwei  Personen,  welche  von  derselben 
Amme  gesäugt  wurden  —  baemsMreh,  lyiilcb genossen  —  sind 
gesetzlich  verboten.  Wie  von  os manischen,  wurden  auch  von 
persischen  Herrschern  ihre  Ammen  häufig  mit  wichtigen  Missionen 
vertraulicher  Natur  beehrt. 

Schah  Abbas  sandte  nach  Konstantinopel  die  Amme 
Kotschokopans,  welche  unter  dem  lltel  des  Grabbesuches  reiche 
Geschenke  für  die  Saltaniu  "Walide  brachte.  Die  Amme,  die 
Frau  Güliter,  frische  Rose,  wurde  ehrenvoll  im  sultanischen 
Harem  bewirtet. 

Am  osmanischen  Sultanshofe  spielten  die  Ammen  zuweilen 
bedeutende  politische  Rollen.  Sultan  Mustafa  I.  ernannte  im 
Jahre  1622  zum  Gross wesir  den  Mustafa  Pascha  aus  Lefke  nur 
deshalb,  weil  Mustafas  Gemahiin  des  Sultans  Amme  war. 

Berühmt  wurde  in  def  osmanischen  Geschichte  die  Sklavin- 
Amme  Frau  Meleki,  welche  an  den  obersten  Kaffeekoch  ver- 
mählt war,  Meleki  und  die  Frau  Antar,  ursprünglich  auch 
Lieblingsäklavin  einer  Waiide,  hernach  Gemahlin  Murtesapascha's, 
welche  ihrem  Gemahl  die  Statthalterschaft  von  Bagdad  erwirkte, 
gaben  zu  dem  nicht  grundlosen  Gerede  Anlass,  dass  „die  Herr- 
schaft der  Sklavinnen,  Günstlinginneu  und  Vertrauteii  wieder 
zu  erstehen  drohe".  Frau  Meleki  war  thatsächÜch  eine  tiber- 
mächtige und  übermütige  Günstlingin  und  fand  schliesslich  ein 
trauriges  Ende  bei  einem  Volksaufruhi.  Ihr  Gemahl  Schaaban 
Chalife,  welcher  die  Ehre,  in  Gesellschaft  vornehmer  Herren 
zum  Galgen  zu  schreiteu,  nur  seinem  Weibe  dankte,  bat,  nach 
der  Erzählung  dos  Historikers,  nicht  zu  ihr  aiifgehilngt  zu 
werden,  sondern  man  möge  sie  eher  herunternehmen.  „Diesem 
billigen  Begehren  ward  willfahrt;  nachdem  er  aber  erdrosselt 
worden,  wurden  beide  demioeh  neben  einander  aufgehäug-t, 
int  Leben  und  Tode  ein  unzertrennlichcb  Paar  von  Galgen- 
schwengeln**  .  .  . 

Das  Säugen  dit  Kinder  dauert  in  der  Türkei  niclit  Überall 
gleich  lange;  bei  einigen  Vöikejn  nur  1  bis  2^  bei  anderen  ä 
und  gelbst  ö  Jahre. 


—     327     — 

Bei  den  alten  Hebräern  wurde  das  Kind  auch  häufig  mehrere 
Jahre  lang  von  der  Mutter  genährt.  Professor  Ebstein  verweist 
in  seinem  Buche  über  dio  Medizin  im  Alten  Testamente  auf  die 
von  mir  auch  schon  früher  zitierte  Stelle  im  2.  Buche  der 
Maktabäer  Vn  27:  „Mein  Sohn,  erbarme  dich  meiner,  die  ich 
dich  9  Monat«  unter  meinem  Herzen  getragen  und  3  Jahre  lang 
gesäugt  habe." 

Der  Koran  sagt  in  der  II.  Sure:  „Die  geschiedene  Frau 
soll  ihre  Kinder  zwei  volle  Jahre  säugen,  wenn  der  Vater  will, 
dass  die  Säugung  vollständig  sei.  Ihm  liegt  es  dann  ob,  ihr 
Kleidung  und  Nahrung  nach  Billigkeit  zu  geben.  Niemand  ist 
aber  gezwungen,  über  seine  Kräfte  zn  leisten.  Weder  Vater 
noch  Mutter  können  hinsichtlich  des  Kindes  hierzu  gewungen 
werden.  Der  Erbe  (nämlich  der  Vormund)  hat  dieselben  Pflichten. 
Wenn  sie  das  Kind  vor  dieser  Zeit,  nach  gemeinscliaftlicher 
Beratung  und  Uebereinstimmung,  entwöhnen  wollen,  so  haben 
sie  keine  Sünde  davon." 

Von  Ploss-Bartels  ist  festgestellt  worden,  dass  die  Armenier- 
innen in  Eriwan,  die  Levantinerinnen,  die  fränkischen,  siavisehen 
und  griechischen  Frauen  die  Kinder  1  bis  2  Jahre  stillen;  die 
Türkinnen,  Perserinnen  und  in  einigen  Gegenden  die  Araberinnen, 
lassen  den  Kindern  etwa  2  Jahre  die  Mutterbrust;  die  Armenier- 
innen im  Allgemeinen,  die  Frauen  in  Syrien  und  zum  Teil  auch 
die  Frauen  Palästinas  säugen  die  Kinder  2  bis  3  Jahre,  so  wie 
es  der  Koran  und  der  grosse  arabische  Arzt  Avicenna  empfohlen 
haben;  in  einzelnen  Fällen  kommt  es  aber  vor,  dass  die  Kinder 
noch  mit  5  oder  6  Jahren  nicht  ganz  entwöhnt  sind,  so  zuweil<m 
bei  den  Fellachen  in  Palästina,  wo  man  glaubt,  dass  diejenigen 
Kinder  die  kräftigsten  werden,  welche  am  längsten  die  Mutter- 
milch genossen  haben.  Bald  wird  das  Kind  aber  auch  an  das 
Brotessen  gewöhnt  und  häufig  sein  Magen  mit  anderen  schweren 
Speisen  überfüllt.  Deshalb  sieht  man  in  den  Dörfern  Palästinas 
manchmal  Kinder  von  3  und  selbst  von  5  oder  6  Jahren  mit 
einem  Stück  Brot  in.  der  Hand  zur  Mutter  laufen  und  um  einen 
Massa.  einen  Schluck,  bitten.  Namentlich  ist  es  üblich,  dass 
Witwen  ihr  jüngstes  Kind  möglichst  lange  fortsäugen,  weil  sie 
meinen,  djimit  für  seine  Gesundheit  etwas  besonders  Nützliches 
zu  thnn. 


—     328     — 

Bei  den  Serben  datiert  das  StiUcn  der  Kinder  oft  bis  znm 
vierten  oder  füuften  Lcbensjahro.  Gewöbnllch  stillt  die  Mutter 
das  Kind  solange,  Ms  sie  wieder  schwanger  geworden.  Wenn 
bei  den  Serben  eine  lllutter  ilir  Kind  entwöhnesi  will,  so  „etzt 
sie  «ch  auf  die  Schwelle  des  Zimmers  und  reicht  dem  Säugling 
arüoi  letzten  Male  die  Brust.  Hierauf  stellt  sie  ihn  auf  den 
Boden»  versetzt  ihm  einen  leichten  Schlag.,  ^bt  ihm  ein  Stucfc 
Brot  i«  die  Hand  und  sag^t:  „Das  sei  deine  Mahrno^;  fort,  Kalb, 
»inter  die  Rinder!"  Ein  Kiad,  das  einmal  entwöhut  worden  i&t. 
darf  nach  serbischer  Meinung  nie  mehr  die  Brust  erhalten,  sonst 
bekoBimt  c»  böse  Augen,  Wenn  eine  Frau,  sei  es  auch  nur 
zelt^»eise,  nehea  ihrem  eigenen  Kinde  ein  anderes  fremdes  Kind 
stiüt,  so  können  sich  diese  l)ei<jßn  Kinder  nach  sferbischer  Sitte 
nie  heiraten,  sondern  werden  ate  Geschwist-er  betrachtet. 

Wird  einer  Serbia  ein  zweites  Kind  geboren,  währeM  sie 
noch  das  erste  sSugt,  so  inuss  das  erste  sofort  abgesetzt  werden, 
auch  wenu  das  zweite  tot  zur  Welt  gekoramen  ist.  Deu»  ein 
Kind  darf  nicht  zweierlei  Milch  trinken,  sonst  läuft  es  nach 
serbischem  Volksgfaubon  Gefahr,  ein  Hexorich  oder  eine  Hexe 
I ÄU  werden. 

Der  Augen  bück,  wo  em  Kind  entwöhnt  wird,  ist  nach 
syrischem  Volksglauben  nicht  bios  wichtig  für  sein  körperliches 
Wohlorgeheu,  sondern  kann  auch  für  seinen  Charakter  bedeutsam 
werden.  V\n  zu  verhüten,  dass  der  letztere  Fall  Bftscs  mit 
sich  bringe»  dass  der  Charakter  verdorben  werde,  wendet  man 
föifjfondes  Mittel  an:  Man  steilt  am  Abend  ein  Gefäss  auf  den 
Abtritt  and  läjäst  es  dort  die  ganze  Nacht  stehen.  Am  nächsten 
Morg^en,  dem  ersten  Morgen  nach  der  Entwöhnung-,  zieht  man 
dem  Kinde  zunächst  das  Hemd  verkehrt  an  und  dann  holt  man 
das  Gefäfs  aus  der  Retlrade  und  gibt  dem  Kinde  daraas  seine 
eiste,  nicht  von  der  Krust  stammende  Nahrung. 

Am  Tage  der  Sntwöhnung  des  Säuglings  fanden  schon  bei 
dt-n  alten  Hebräern  Opferfeste  und  besondere  Foieriic;hkeiten  im 
Kreise  '  der  Familie  statt.  Im  1 .  Buche  Moses  XXI  3  wird 
erzählt:  ^Abraham  aber  veranstaltete  ein  grosses  Mahl  an  dem 
Tage,  wt>  Isaak  entwöhnt  wurde. **■  Im  1.  Buch  Samuel  T  24 
werden  Cn-  Opfer,  die  aus  solchem  Anlasse  stattfauden,  erwähnt. 

Aus  der  Stelle  Jesaja  VU  14:  „Ein  jongös  Weib  wird  einen 
Soho   gebäreo,   von  Dickmilch  und  Honig  wird   er   (eben"  — 


—    329    -^ 

foljafert  Professor  Ebstein,  dass  schon  in  jener  Zeit  Ersatzmittel 
für  «lie  Fmuenmilcii  beizn  Aufziehen  der  .Kinder  benutzt  vurden. 
Heute  findet  man  solche  ErsatKinittel  in  allen  städtischen  Apo- 
tiieken  di^t  Türkei. 

Rekonvaleszenten  und  durch  Au.««v'<chwcif«jngen  geschwächte 
Personen  i?uchi»n  in  Persie«  durch  Genuss  von  Francumilcli  — 
scbire  dachter,  Tochtermiich  -  sich  die  verlorener  Kräfte  wieder 
zu  ersetzen,  und  '/war  in  vielen  Fällen  —  wie  Polak  berichtet  •— 
mit  unleugbar  g^iinstig'em  Erfolge.  Auf  dem  Strohniarkt  zu 
Teheran  kann  man  oft  Nomadenweiber  die  Milch  aus  ihrea 
vollen  Brfeton  an  Kraiske  verkaufen  sehen.  Interesisante  Details 
cfithält  das  Werk  von  Laurcnt-Nagour,  „Okknltismns  nnd  Liebe** 
In  dem  Kapitel:  ^Dfe  Zauberkrart  der  körj>erlichen  Ausdünstung- 
und  der  Frauenmilch".  S.  208  ff. 

Wie  m  dieses;  Fällen  die  Frauenmilch  den  Absterbenden 
das  Leben  neö  verschaRt,  so  glauben  die  Südslavei],  dass  Frauen- 
milch durch  gefährlichen  Zauber  das  grosse  Sterlien  herbeiführen 
könne:  wenn  jemand  dift  MJich  von  srvvej  Schwestern  zu  einer 
bestimmten  Stunde  in  ein  Grab  schüttet,  so  kommt  die  Pest  ins 
Land.  Edier  ist  die  Sage  der  Südslaven  ^  welche  von  einer 
jnngen  Frau  erzählt,  die  als  Bauöpfer  eingemauert  wurde  und 
die  Maurer  bat,  nur  soviel  Ranm  zu  lassen,  dass  sie  durch  den- 
selben ihrem  Sä^g-liner  die  Mutterbrost  reichen  könnte.  Zahllose 
bulgariscbfe  und  bosnische  Varianten  exivStieren  von  dieser 
rührenden  Geschichte  der  Mutterliebe  und  Muttej-treuet  Auf 
äer  alten  Barg  Tesasy  in  Bosniea  gibt  es  eine  Stelle,  wo  nach 
dem  "Voiksgiauben  aoch  heote  die  Mild«  aus  den  Bi-üsten  der 
ftla  ßauopfer  eingemauert-^n  jung'en  Frau  GojkoTlca  hervorquUtt; 
hierher  waMfahrten  moslemische  Frauen ,  deren  Mikh  versiegt 
ist.  und  schaben  von  der  Mauer  Staub  nud  Cement  ab;  dies  in 
MiU?h  eifis^nommen,  verhilft  ihnen  wieder  axl  Mikbreichtum. 

Schliesslich  verdient  der  Gebrauch  erwähnt  /.u  werden,  der 
bei  den  Armenierinnen  und  MaroBitinnen  im  Libanon  besteht. 
Diese  Mütter  nehmeö  ihre  Kinder  nicht  an  die  Brust,  um  sie 
zu  sängen,  sondera  köieeü  an  der  Wicg-e  nieder  und  beugen  sich 
mit  äer  Bmst  über  das  Kind  hin,  wobei  e:u  über  der  Wie^e 
befindlicher  Stab  ihnen  ak  »Stütze  für  die  Achselhöhle  dient. 


54.  Das  Kind. 


Glücksh'äubchen.  —  Das  Häubchen  als  Liebeszaubennittel  bei  den  Serbeo.  — 
"Weisse  und  rote  Häubchen.  —  Dalmatinischer  Aberglaube.  —  Gräko- 
walacbische  Ansichten.  —  Bosnisches  und  Syrisches.  —  Erste  Behandlung 
des  Neugeborenen.  —  Salz -Abreibungen.  —  Luft-  nnd  Sonnenbad  in  Pa- 
lästina. —  Blutentziehungen.  —  Erstes  Bad  des  Neugeborenen  in  Mo- 
nastir.  —  Medizinisches  und  Abergläubisches.  —  Das  Wickelkind.  — 
Schwärzen  des  Gesichts,  um  die  Geister  abzuschrecken.  —  Ohrringe.  — 
Schatzmünzen  und  Schutzzeichen.  —  Vorsichtsmassregeln  gegen  Krank- 
heiten. —  Albanesische  und  serbische  Mittel.  ~  Persische  Gebräuche.  — 
Syrische  Sitten.  —  Kussverbot.  —  Wiegen-Aberglaube.  —  Kinderkrank- 
heiten. —  Ihre  Verhütung  und  Heilung.  —  Menschenkind  und  Dschinnen- 
kind.  —  BMer.  —  Kinderwäsche.  —  Das  Naasmachen  der  Kinder.  —  Eine 
Ursache  der  Epilepsie.  —  Das  Zahnen.  —  Altarabischer  Milchzahn-Aber- 
glaube. —  Das  Gehenlemen.  —  Mittel  gegen  das  frühe  Sterben  der  Kinder,  — 
Gebräuche,  welche  das  einzige  Kind  betreffen. 

Unter  den  Gebräuchen,  die  das  Kind  in  seiner  ersten 
Lebenszeit  betareffen,  muss  ich  zunächst  diejenigen  erwähnen, 
die  an  das  sogenannte  Glückshäubchen  knüpfen. 

Bei  den  Serben  heisst  ein  mit  dem  Häubchen  geborenes 
Kind:  Widowit;  das  Häubchen  selbst  nennt  man:  Koschuljiza, 
Glückshemdchon.  Doch  unterscheidet  man  weisse  und  schwarze 
—  eigentlich:  rote  —  Hemdchen.  Ein  glücklicher  Mensch 
kommt  in  einem  weissen  Hemdchen  zur  Welt.  Das 
schwarze  Hemdchen  —  Crvena  Koschuljiza  —  bedeutet,  dass 
das  Kind,  wenn  es  ein  Knabe  ist:  ein  Hexerich,  wenn  es  ein 
Mädchen  ist:  eine  Hexe  werden  wird.  Wenn  man  das  Unglück 
rechtzeitig  kundmacht,  kann  es  nicht  geschehen.  So  erzählt 
Krauss  nach  Vid  Vuletitsch. 

Ein  Serbenmädchen,  das  mit  einem  Häubchen  geboren 
worden  ist,  trägt  dasselbe  stets  mit  sich.  Es  ist  namentlich  in 
Liebesdingen  wiiksam.     Verliebt   sich   eine  Jungfrau  in  einen 


—     331     — 

Jüngling,  und  der  bleibt  kühlen  Herzens  ihr  gegenüber,  so 
braucht  sie  blos  den  starren  Burschen  an  einer  nackten  Stelle 
seines  Körpers,  im  Gesicht,  am  Halse,  an  den  Händen  mit  ihrem 
Wundorhäubchon  zu  berühren,  und  aus  dem  Eisknaben  muss  die 
F3amn»e  lodernder  Liebe  zui*  Besitzerin  des  Amulets  hervor- 
scbla^en.  Auch  nach  dalmatinischem  Aberglauben  sind  die  mit 
weissen  Hilubchen  geborenea  Menschen  als  Kinder  des  Glücks 
zu  betrachten.  Das  Häubchen  wird  in  diesem  Falle  als  Amulet 
stets  am  Körper  getragen.  Wenn  aber  das  Glückshäubchen 
rötlich  ist,  so  kann  daraus  leicht  ein  Hexenhäubchen  werden: 
das  mit  einem  roten  Haubchen  geborene  Kind  läuft,  wie  auch 
die  Serben  glauben,  leicht  Gefahr,  ein  Hexerich  oder  eine  Hexo 
zu  werden.  In  Dalmatien  glaubt  mau  ferner,  dasa  Menschen, 
die  mit  einem  roten  Hemdclien  zur  Welt  kommen,  Repatsch  — 
geschwänzte  Menschen  —  seien;  solche  Geschwänzte  sind,  zorn- 
entbrannt, staiker  al»  andere  Menschen. 

Die  Öräko-Walacheu  in  Monastir  nennen,  nach  Dr.  Sajaktzis, 
ein  mit  dem  Häubchen  geborenes  Kind:  Me  t^^chi,  vom  Glück 
begünstigt.  Das  Hemdeben  wird  von  der  Hebamme  losgelöst  und 
auf  ein  Blatt  Papier  zum  Trocknen  aufgeklebt.  Da  die  weise 
Frau  dieses  vielgesuchte  Stück  zu  entwenden  Jiebt,  um  es  bei 
einer  auderen  Geburt  wieder  zu  produzieren,  so  gibt  die  Mutter 
daraof  Acht,  dass  es  nicht  abLanden  komme;  sie  nimmt  es  an 
sich  und  hält  es  unter  ihrem  Kopfkissen  bis  Sarantismos,  bis 
zur  Vorsegnung,  wenn  nämlich  die  Wöchnerin  den  kirchlichen 
Segen  erhält.  Dann  komuit  das  kostbare  Stück  in  die  Kirche 
und  bleibt  40  Tage  unt«r  dem  Altare  liegen.  Nachdem  es  so 
gcwdht  ist,  wartet  mau  ab.  bis  in  dem  Ort  ein  Metropolit,  der 
Statthalter,  der  Richter  oder  sonst  eine  Standesperson  zu  Besuch 
kommt,  und  legt  das  Hemdchen  in  diesem  glücklichen  Moment 
unter  einen  Steiu  am  W  ege  oder  unter  die  Brücke,  damit  die 
hohe  Person  daiüberschreite.  Dann  bringt  man  es  in  Sicherheit 
und  bewahrt  es.  Jetzt  ist  es  wirksam  immerdar.  Wenn  ein 
ungerecht  Verklagter  ein  kleines  Stück  dieses  Talismans  auf  der 
Brust  trägt,  braucht  er  um  den  Sieg  seiner  Verantwortung  keine 
Angst  zu  haben.  Während  der  Gerichtsverhandlung  lässt  er  bei 
der  Rede  des  Anklägers  den  Arm  lose  herabhängen,  und  diese 
Haltung  des  Talismanbesitzers  entkräftet  des  Gegners  Gründe. 
Spricht  der  Beschuldigte,  um  sich  zu  verteidigen,  so  presst  er 


-^     332     — 

den  Arm  an  sich,  aüd  darch  die  BerJbriing  mit  dem  Talisman 
wird  er  weise  und  seine  Gründe  siegen.  Manchmal  trägt  man 
das  Hemdchen  auch  unter  der  Achsel  oder  im  rechten  Schuli;  in 
letzterem  Fall  miiss  man  mit  dem  Fuss  so  umgehen,  wie  sonst 
mit  dem  Arm.  Der  Wanderer  trägt  sein  Hemdeben  mit  sich, 
und  jeder  Feind,  der  ihm  am  Wege  autlaiiert,  muss  erblinden. 
Herrschen  Zank  und  Hader  im  H&use,  so  ist  das  eine  Folg:c 
irgend  einer  bösen  Mageia,  Zauberei;  man  schneide  ein  Stückchen 
vom  Giäcksiiemdchen  ab,  verbrenne  es  and  werfe  es  in  das  Essen 
oder  in  das  Getränk,  und  gleich  ist  die  Mag-cia  unwirksam  und 
Zank  und  Streit  müssen  weichen.  Mehr  kann  man  schlecht^r- 
ding^s  auch  von  einem  Glückshäubchen  nicht  verlangen. 

Bei  den  Bosniern  schneidet  man  einem,  mit  dem  Häubchen 
»eborenen  Kinde  die  Haut  unter  der  Achsel  auf  und  legt  das 
Glückshäubchen  aui  die  fHsche  Wusdo,  dairiit  es  anwachse.  Ein 
solches  Kind  ist  sicher  vor  Vorzanberüng  und  kugelfest. 

Jj3  Syrien  :«agt  man  von  einem  mit  einem  Glückshäubchen 
zur  Welt  gekommenen  Kinde:  es  ist  unter  einem  guten  Stern 
geboren.  Zuweilen  wird  die  Glückshawt  getroeknet  und  ala 
Amulet  getragen,  aber  nicht  vom  Kinde  selbst,  sonders  von 
dessen  Yater. 

Wenn  man  von  den  abergläubischen  Gebräuchen  wenigstens 
sagen  kann:  sie  nützen  nichts,  schaden  aber  auch  nichts,  so  gilt 
das  keiaeswegs  von  den  volksmedizioiscben^  Diese  schaden  dem 
Kinde  häufig  so  sehr,  dass  es  noch  in  seinem  si>ätesten  Lebens- 
alter die  Folgen  dieser  Weiberweisheit  spürt. 

.Das  Neugeborene  wird  von  den  oricatalischen  Hebammen 
fast  immer  am  ganzen  Körper  mit  Salz  xin^L  Zimmt  bestreut 
Am  schlimmsten  treibt  es,  wie  mir  Doktor  Beck  erzählte,  die 
arabische  Kabii  in  Bagdad-  die  schüttet  auf  das  kleine  Wesen, 
das  eben  erst  die  Welt  erblickt  hat,  statt  eines  milden  Streu- 
pnJvers  stets  Spidschad  Sykajun  —  Zinnober  und  Bleiweiss. 
Die  häufigen  Folgen  sind:  Quecksilber- Vergiftungen  und  Biei- 
kolikeu. 

In  Palästina  wird  bei  den  Fellachen  das  Tünd  nach  der 
Gebui-t  nicht  gewaschen,  sondern  mit  fein  gestossenera  Salz  ein- 
gerieben. Dieses  Verfahren,  das  einige  Wocheu  i&ng  fortgesetzt 
wird,  soll  das  Kind  stärken  «ud  abhärteii.  Nicht  selten  erleidet 
OS  abei  dadurch  schweren  Schaden,  wie  Verlast  des  Augenlichts. 


Aber  wer  solche  Behandlung  übersteht,  wächst  kräftig  heran, 
gowöbiit  sich  an  das  rauhe  Leben.  Diese  Art  der  Behandlung 
des  Neugeboreiiön  ist  Bralt.  In  Hosekiei  ündet  sich  XVI  4 
folgende  ^childemag:  „  ...  An  dem  Tage,  au  dem  da  geboren 
Würdest,  wurde  weder  deine  Nftbelschunr  abgeschnitten,  noch 
wurdest  dn  mit  Wasser  abg-c waschen,  noch  mit  8alz  abgerieben 
und  in  di<'  Windeln  gewickelt.  Da  kam  ich  an  dir  vorbei,  und 
ich  «ah  dich  in  deinem  Blüte  zappeln.  Und  ich  badete  dich  mit 
Wasser  und  wasch  dii*  das  Biut  ab  und  salbte  dich  mit  OeL*' 
Die  Heünng  der  Kinderkrankheitreu  versucht  man  durch  aber- 
gläubische Mittel  herbeizuführen  oder  sie  wird  der  Natur  über- 
lassen. Wenn  das  KLad  wund  gerleben  ist,  so  bestreut  man 
es  mit  einem  in  Wasser*  -im  Brei  gequetschton  roten  Polver; 
dieses  Pulver  heisst  Zerakon  und  dürft<e  Zinnober  sein.  Bei  den 
Beduinen  Palästinöa  träkgt  der  Vater  —  wie  Pastor  Klein  be- 
richtet —  das  neugeborene  Kind  nackt  ins  Freie  und  legt  es 
aaf  ein  Platschen,  wo  es  zwei  bis  drei  Stunden  den  heissea 
Sonnenstrahlen  ausgesetzt  bleibt  Dies  geschieht,  um  die  Augen 
des  ICindes  zu  stärken. 

In  Konatantinopel  wird  bei  den  leisesten  Zuckungen  des 
Neugeborenen  dessen  Wirbelsäule  geschröpft.  Die  Behandiaug, 
die  bei  den  Gräko-Walachen  in  Monafe'tir  den  NeugeJjorenen 
zuteil  wird,  ist  nach  Dr,  Sajaktsis'  Mitteilungen  die  folgendet 
Die  Hebannao  giesst  laues  Wasser  und  eine  Handvoll  Salz  in 
ein  Becken,  manchmal  auch  einige  Tropfen  Wein,  wenn  das  Kind 
schwächlich  ist,  und  in  diesem  Bade  reinigt  sie  'ias  Kind.  Die 
Mutter  und  die  anwesenden  Frauen  werfen  in  das  Bad  einige 
Münzen  oder  Stückchen  Gold  und  Silber,  zur  symUoüscJhen  Be- 
deutung, dass  das  Kind  auch  im  späteren  Leben  vom  Gold.Suss 
geführt  werden  mdge.  Die  Münzen  wid  die  anderen  Dinge  ge- 
hören natürlich  d^r  Hebamme,  Wird  der  Topf,  in  dem  das  Wasch- 
wasser fäi"  das  Neugeb<'rene  erwärmt  wird,  nicht  zugedeckt, 
dann  wird  «ia*  Kind  angonieidend.  Nach  dem  Bade  hüllt  die 
Hebamme  das  Kleine  in  das  Hemdchen,  Röckchen  und  die  Win- 
deln: Hypokamissü,  Auteraki  und  Kolopans;  bedeckt  den  Kopf 
mit  einem  Häubchen,  wickelt  es  in  eine  grosse,  Spargano 
genannte  Windel,  bindet  es  mit  der  3  Eilen  langen  Binde 
oder  Fasskia,  legt  es  in  eine  Atlasdecke,  schnürt  es  um  die 
Hüfte  mit  einem  Tiich  und  bettet  das  Kind,   das  nunmehr  ein 


—     334     — 

Wickelkind  ist  und  Kopanon,  wörtlicli  Wäscherschlägel  geoannt 
wird,  in  sein  eigenes  Bettchen,  das  sich  neben  dem  der  Kutter 
befindet. 

Schläft  das  Kind,  so  bcg-löclcvrftnscht  endlich  die  Hebamme 
die  iVfutter  mit  den  Werten :  Na  ssass  sisse,  n)öge  es  dir  &r- 
halten  bleiben,  oder:  Kalomsika,  es  gedeihe  g-Iücklich.  ine  tus 
goneis,  möge  es  gross  werden.  Den  anwesenden  Frauen  sagt, 
sie:  Na  ssass  eine  gyiLsmena,  möge  die  Reihe  jetzt  an  ench 
kommen!  Dann  wäscht  sich  die  Hebamme  die  Hände,  die 
anderen  Frauen  thnn  das  Gleiche,  nnd  man  geniesst  Glyko, 
Süsse?,  und  Kajfltee.  Beim  Weggehen  sagt  man  zur  Wöchnerin 
nochmals:  „Es  soll  dir  erhiilten  bleiben!"  Und:  „Mit  voller 
Brust  und  mit  vollem  Arm"  —  nämlich:  mit  dem  Kinde  — 
„sollst  du  aufstehen!"  Die  erste  Windel  und  das  erste  Hemd 
für  das  junge  Wesen  werden  mit  grosser  Feierlichkeit  her- 
gestellt: Am  Vorabend  des  Gründonnerstags,  wenn  dieser  Feier- 
tag gerade,  in  die  Zeil  fällt,  da  man  das  Kind  erwartet,  ver- 
sammeln sich  die  Verwandten  der  gesegneten  Frau  in^  dem 
Hause  derselben;  die  ganze  Nacht  hindurch  wird  die  Wolle 
gewaschen,  getrocknet,  gekrempelt,  gewobt  —  bis  am  Morgen 
die  erste  Windel,  Kolopanon  genannt,  fertig  ist.  Zwei  Wochen 
vor  der  Geburt  nimmt  man  aus  drei  befreundeten  Hänsern  Lein- 
wand und  bringt  sie  einem  im  Nähen  nn erfahrenen  Mädchen, 
das  noch  Eltern  hat;  dieses  setzt  sich  im  Hofe  auf  einen  Stein 
und  muss,  am  Morgen  unter  Auieitung  einer  ei'fahreneh  Frau 
beginnend,  bis  z;um  Abend  ein  Hemdohen  für  das  erwartete 
Wesen  vollenden. 

Gleich  nach  der  ersten  Einwickelung  nim]r)t  eine  alte  Frau 
das  Kind  und  trägt  es  in  ein  gut  verschlossenes  Nebenzimmer, 
wo  sie  es  die  ganze  erste  Nacht  auf  den  Armen  hält,  damit  es 
nicht  durch  irgend  einen  Zufall  den  Boden  berühre  nnd  von 
bösen  Geistern  behext  werde.  Auch  kommt  es  vor,  dass  man 
dem  Kinde  das  Antlitz  schwärzt,  um  die  Ijösen  Geister  abzu- 
schrecken. Dem  Kinde,  ob  es  Knabe  oder  Mlidchen  ist,  wird 
vor  dem  ersten  Trinken  das  rcjhte  Ohriäppchen  durch- 
stocben  und  juit  einem  silberaen  oder  goldenen  Ohrring  ge- 
schmückt, welches  d^'o  ersten  Jahre  ununterbrochen  getragen 
wird.  Füi'  diewSu  Ohrringe 'hat  man  schon  lange  vorher  gesorgt:- 
am  Gründonnerstag  sucht  man  bei  drei  Familien,  wo  Kinder  mit 


—     335     — 

den  Namen  Konstantin,  Helene  oder  Marie  sind,  je  eine  silberne 
oder  goldene  Münze  zu  erlangen;  die  tiä?t  man  zu  einem  Gold- 
arbeiter, dass  er  daraus  einen  Ohrring  verfertige. 

Manchmal  kommt  es  vor,  dass  man  das  neugeborene  Kind 
Äu  einer  Frau  trägt,  von  der  man  weiss,  dass  sie  im  Besitze 
einer  ererbten  alten  silbernen  Münze,  die  Penezi  genannt  wird, 
sich  befinde,  damit  sie  mit  dieser  Münze  dem  Kinde  ein  Kreuz 
zwischen  den  Augenbrauen  einri^tze. 

In  Nordalbanien  hat  die  Mutter  der  Wöchnerin  das  Recht, 
das  neugeborene  Kind  zu  wickeln.  Während  der  ersten  Wochen 
besorgt  sie  dieses  Geschäft  unverdrossen.  Bevor  das  Kind  zum 
ersten  Mal  gewickelt  wird,  legt  man  ihm  auf  den  nackten  Banch 
einen  Augenblick  lang  eine  Sichel,  mit  welcher  kurz  zuvor  Stroh 
geschnitten  wurde.  Dieses  Mittel  behütet  das  kleine  Wesen  vor 
Bauchweh. 

Bei  den  Serben  verhindert  die  Mutter,  dass  ihr  Neugeborenes 
an  Magenschmerzen  leide,  indem  sie  am  ersten  Morgen  nach 
der  Geburt  ans  dem  Bettchen  -des  Kindes  ein  wenig  Heu  nimmt 
nnd  zwischen  ihren  Zähnen  hält 

Die  Kinder  werden  überall  fest  eingeschnürt  Zwischen  die 
Füsse  legt  man,  ihnen  aus  Gi-ünden  der  Reinlichkeit  ganze  Ballen 
Wasche,  die  Arme  werden  an  den  Leib  gepresst  und  mit  ein- 
gewickelt In  Bagdad  gibt  mau  den  Kindern  nach  Verlauf  von 
sechs  Wochen  die  Arme  frei;  anderwärts  ist  der  Termin  ver- 
schieden. 

Bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  darf  die  Mutter  de« 
Säuglings. dem  Bette  des  letzteren  niemals  den  Rücken  zukehren, 
sonst  bekommt  das  Kind  die  Gelbsucht  Um  es  davon  zu  heilen, 
wendet  mau  folgendes  Mittel  an:  Man  bindet  dem  Kinde  Dienstag 
abends  einen  gelben  Seidenfaden  um  den  Hals;  einen  anderen 
gelben  Seidenfaden  wickelt  man  um  einen  Rosenstrauch  im 
Garten;  Mittwoch  früii  vertausc^it  man  beide  —  und  das  Uebel 
muss  weichen. 

An  Händen  und  Füssen  ziemlich  fest  gewickelt  wird  das 
Kind  in  Persien  in  eine  Wiege  —  gewahreh  —  zumeist  jedoch 
in  eine  Hängematte  gelegt,  weil  die  Schwingungen  der  letzteren 
anhaltender  sind  und  der  Mutter  längere  Entfernung  gestatten. 
Zur  Beförderung  des  Schlafes  wird  ihm  häufig  schaerbete  chasch 


—     336     -~ 

—  Syrupos  di&codii  —  gereicht;  m  zweiten  J&hr  erhält  es  neben-" 
bei  Reiskost,  ir  ärmeren  Familien  auch  ver.^ohieflene  Früchte. 

Enfüos  sind  tue  von  Eljub  Ähelö  gePäöiiuelteu  ayrischen 
Gebräuche,  die  das  Kind  betreffen:  manche  derselben  gelten  auch 
für  aödere  Gegendon  und  aind  sog9x  in  Europa  vielfach  ver- 
breitet Sf>  dieser:  Ein  Kinderbett  an  wiegim  oder  Buzitdecken, 
wenn  das  Kind  nicht  jJdria  ist^  hat  üble  Folgen  für  die  Gesund- 
heit des  Kindes,  In  Syrien  speziell  meint  müii,  das  Kind  kr>nnte 
Bückeuschmerzen  bekommen.  Wird  ein  KJnd  allein  im  Bett 
gelassen,  so  soll  wenigsten»  zu  seinem  Schutze  vor  dorn  B9«ea 
ein  Besen  an  seinem  Hettchen  stehen.  D&ä  auch  in  Europa  all- 
gemein bekaruite  Verbot»  schlafende  Kinder  ztt  küssen,  fe^teht 
anch  bei  allen  Völkern  des  Orients,  bei  Christen,  Moslems  und 
Juden.    Am  stren^st^n  wird  es  von  den  Sfrenj  beobachtet. 

Andere  abergläublische  syrische  Ansichten  sind:  Wenn  man 
ein  neugeborenes  Kind  zum  ersten  Male  in  die  \Vi«?ge  legt, 
mache  man  mit  einem  kupfemon  Mörser  einen  heftigen  I4nn; 
daduich  gewöhnt  ßich  das  Kind  »ofort  an  das  laute  Geräusch 
auf  Eiden,  nnd  in  Zaknnft  wird  nichts  imstande  sein,  es  zu 
er&chrecken.  Damit  ein  Müdchen  nicht  haarig  werde,  wird  es 
gleich  räch  der  Gebort  mit  dem  fSIute  einer  Flodermans  be- 
strichen. Dem  orstr?!!  ISxkremente  de«  Kindes  widmet  man 
besondere  Aiifitierksamkeit.  Man  wickelt  es  In  Leinwand  uaA 
schiebt  das  liebliche  Päckchen  unter  die  Matte  neben  d(tT  Thür, 
welche  in  das  Zimmer  der  Wöchneria  iührt.  Hier  1)leibt  ea  drei 
Tas:c  iiefcen.  damit  alle  Besuche  darauf  treten.  Das  ist  ela 
gntop  Mittel  2ur  Behütung  der  Gesundheit  dos  Kindes.  Man 
lasse  die  Kinder  viel  weinen,  dann  bekonomeE  sie  schwarze 
Augen;  anderwärts  glaubt  man,  das  sei  ^mi  für  die  Lunge,  för 
die  Stimnio.  Wenn  ein  Kind  mit  den  StrtljnpfeR  zu  Bette  gelegt 
wh'd.  bekommt  es,  nach  Meinung  der  christlichen  Syrer,  Skropheln. 
Um  an  von  letzteren  za  heilen,  nimmt  die  Mutter  einen  Seiden- 
faden, gehl  mit  demselben  in  die  Kiiche,  macht  dort  bei  jedem 
Evangehttm  einen  Knopt  biuein,  eilt  nach  H-ause  und  bindet  deji 
Seidenfaden  um  den  Arm  dos  Kindos. 

Ein  auch  andei-swo  bekannter  Aberglaube  der  SjTer  ist  der: 
Man  daif  Über  ein  am  l^oden  liegendes  Kiod  nicht  hinweg- 
schreiten, sonst  läuft  letzteres  Grcfahr,  nicht  mehr  zu  wachsen. 
Hat  eine  Peison  indessen  solches  aus  Verselieu  gethau,  so  kann 


es  den  droJjpiidca  .'Schaden  i^aralysicreo,  wem  ste  sofort  in  Gr«n> 
gef/engi  sotztcT  iRich^risiji»:^  also  znrli.ck,  über  das  Kind  srhreitot. 
Aueii  wen»  man  kleinen  Kindern  die  Füsse  küpat.  behindert, 
n^an  nacü  synscher  Ansicht  ihr  WachstujL  Um  ein  Kind  von 
Fusseln  zu  befi^pien,  schlag^e  man  voi  iem  GesiciiTe  n<^s  Kindes 
mit  eiiKui  Feuer.^Tein  Funkerii.  Wenn  man  las  P"'euer  mit  dem 
McSvSor  seMrt,  bekommt  ein  Kind  dei  Familie  Oh»-en^ntzi<ndni)^^ 
Um  hei  einem  Kiudc  ein  Ohi^enleidcn  zu  behobon.  löst  lijui»  vorn 
Thon  aei  Backöfeu  ein  Stückchen  in  Wasser  auf  nna  bostreichl. 
mit  dem  letzteren  des  Kindes  Ohren. 

Um  ein  kleines  Kind  vom  Geifern  /n  heilen,  g^lanben  die 
Syrer  das?  es  gut  sei,  das  Kind  von  einem  Neger  küfesen  zn 
lassen.  Wenn  ein  kleines  Kind  au  einer  unbekannten  Krankheit 
dahinsiecht,  uo  meint  man,  dass  es  gegen  r^in  Dsj^hinnenkind 
ausgetanscht  worden  sei.  Die  Eltern  tragen  es  daher  zu  den 
Heiligengräbern.,  b<?i  aenen  sich  stets  Zistenieu  befinden,  ^n('i 
lassen  es  dort  in  eine  Zistenie  bis  ganz  nahe  ans  Wasser  hin- 
unter. Dann  .:iehen  sie  es  wieder  herauf,  überzeugt,  dass  die 
Fee  ihr  eigenes  Kind  wieder  an  sich  genommen  nnd  dafür  das 
Mensch eukind  zurückgegeben  habe. 

Man  bade  nie  ein  Kind  am  Sountag  oder  Freitag;  am  Sonntag 
nämlich  bei  Christen,  am  Freitag  bei  Moslems.    Thut  man  dies 
dann  bekommt  das  Kind  Zuckungen.   Um  di«  Zuctungen  wiedf  r 
verschwinden  zu   machen,   sind  zwei  Mittel  vor  alhm  geeignet: 
ScJiwefelwasser-  und  Stärkemehl-Einreibungen. 

Nehmen  Kinder  oder  Erwachsene  —  Christen  in  dci  Fasten- 
zeit, Moslems  im  Ramasan  -  ein  Bad,  so  werden  sie  von  furcht- 
baren Hautkrankheiten  befallen.  Piinderwäsche  soll  man  nicht 
dem  Mond  aussetzen,  sonst  erkrankt  das  Kind  an  Diarrhöe. 

Ti'ägt  ein  Kind  an  soiuer  Mütze  Goldmünzen,  no  müssen 
diese  über  Nacht  von  der  Mütze  herunter;  geschieht  es  nicht, 
dann  wird  die  Gesundheit  des  Kindes  iSchaden  leiden 

Um  einem  erwachsenen  Kinde,  das  sich  nachts  lioch 
immer  nass  macht  wie  ein  Wickelkind,  dies  Uebel  abzngewfthne», 
geben  ihm  die  Frauen  in  Syrien,  ohne  dass  es  da«  Ärbscheiüitjhe 
ahnt,  eine  gebratene  Maus  zu  essen.  Bei  den  Christen  der  Le- 
vante gilt  es  als  Uebel,  wenn  ein  Kind  auf  Asche  miniert-.  Ist 
dies  Unglück  geschehen,  dann  muss  man  dem  Kinde  schleunigst 
mit  Äsche  ein  Kreuz  auf  die  Stirn  malen.    Geschieht  dies  nicht 

ät«rn,  Mediüin,  Aberglaube  u.  Geschlechtsleben  in  oer  Türkei.    II.        22 


—     338     — 

sofort,  daiiD  wird  das  Kind  epileptisch.  Ist  das  Kind  aus  sol- 
chem Anlass  epileptisch  geworden,  dann  wird  auf  seiner  Stirn 
ein  Kreuz  mit  Indig-o  eingerieben.  Weicht  die  Krankheit  trotz- 
dem nicht,  dann  muss  dem  Kinde  ein  anderer  Name  gegeben 
werden.  Hilft  das  auch  nicht,  dann  ist  das  Kind  eben  unheil- 
bar, aber  niemand  kann  seinen  Eltern  den  Vorwurf  machen, 
dass  sie  nicht  uil(j.s  zu  seiner  Heilung  unternommen  hätten. 

Wenn  daa  Kind  schwer  schlicssende  Fontanellen  hat,  dann 
passt  in  Nord -Albanien  die  Mutt(!r  auf,  bis  die  Störche  kommen, 
wenn  sie  den  ersten  Storch  sieht,  legt  sie  ihrem  Säugling  einen 
Stein  auf  den  Kopf  und  spricht  einige  Beschwörungs Worte. 

Kindern,  welche  schwer  zahiien,  geben  die  Orientalen  ein 
Hasenhirn  zu  essen.  Wl'du  das  Kind  den  ersten  Zahn  bekommt,  so 
heiTScht  überall  gro^^seFx'eude.  Charakteristisch  ist  der  Jubelruf,  mit 
dem  die  Fellacbenfrau  in  Palästina  dies  Ereignis  begrüsst:  „Tela 
sinno,  chabbi  lc-hu])z  anno,  sein  Zahn  ist  heraus,  versteckt  das 
Brot  im  Haus!"  .  .  .  Wenn  das  Kind  schwer  zahnt,  dann  ruft 
maa  die  Hebamme  und  diese  brennt  mit  einer  glühenden  Nadel 
dem  Kinde  einige  Male  unterhalb  der  Zunge  die  Haut;  hilft  dies 
Mittel  nicht,  dann  ist  ihre  "Weisheit  zu  Ende,  und  man  muss 
Allah  die  weitere  Entwicklung  überlassen.  Wenn  das  Kind  in- 
folge schweren  Zahnens  eine  Gehirnentzündung  bekommt,  so 
sticht  mr».u  ihn  mit  einem  glidiendcn  Nagel  einige  Male  auf 
den  Kopf. 

Bei  den  a!tcn  Atabem  bestand  folgender  Brauch:  Wenn 
dem  Kinde  ein  Milchzahn  ausfiel,  nahm  der  Vater  des  Kindes 
den  Zahn  zwischen  Daumen  und  Zeigetiugor,  hielt  ihn  gegen 
die  Sonne  und  sagte:  „Gib  dafür  einen  besseren."  —  Dieser 
Brauch,  der  das  gerade  Wachstum  und  die  Schmerzlosigkelt  des 
neuen  verbürgen  sollte,  weist  auf  uralten  Sonnendienst  hin. 

Die  Moslems  in  SjTien  setzen  ein  Kind,  das  nach  Verlauf 
der  gew.dmlichcn  Zeit  noch  nicht  gehen  gelernt  hat,  in  einen 
Korb.  Döi  wild  von  zwei  grösseren  Kindern,  in  Begleitung 
«abireicher  Knaben  und  Mädchen  durch  die  Strassen  getragen, 
und  die  ganze  kleine  Gesellschaft  singt  dabei :  ,.Gebt  dem  Lahmen 
etwas,  damit  er  gehen  loroe.  Seine  kleinen  Zähne  sind  hervor- 
gekommen; möge  es  mit  seinen  Füssen  auch  so  gut  gehen!" 
Diese  Prozession  ist  am  wirksamsten,  wenn  sie  Freitags  um  die 
Mittagsi^tuude  abgehalten  v.ird. 


—     339     — 

Wenn  eine  Frau,  der  Kinder  gestorben  siöd,  sich  -wieder 
Mutter  fühlt,  so  ist  es  —  um  das  Leben  des  neu  erwarteten 
Kindes  zu  aicheru  —  bei  den  Gräko-Walachinnen  iji  Monaatir 
Sitte,  dass  die  Frau  von  einer  Pügerin  die  Phokea  —  einen  be- 
haarten Ledergürtel,  Gürtel  der  Mutterg-ottes  {,'enannt  —  entleihe 
und  ihn  bis  zur  Geburt  um  die  Hüften  trag-e.  Nach  der  Geburt 
legt  man  diesen  Gürtel  unter  das  Koptkissen  der  Wöchnerin. 
Ausserdem  ist  es  notwendig,  daas  alles,  was  auf  die  verstorbenen 
Kmder  Bezug  hat  —  Wiege,  Windein,  Wäsche,  Kleider  —  vor 
der  Giäburt  dos  neuen  Erdenbürgers  aus  dem  Hause  entfernt 
oder  an  die  Kirche  oder  Arme  vorschenkt  werde;  von  der  neuen 
Ausstattung  werden  Miit7:chen  und  Hemdclien  40  Tage  lang  in 
der  Kirche  unter  dem  Altar  zur  Weihe  aufbewahrt.  Nach  Hahn 
wendet  man  in  demselben  Falle  in  Albanien,  und  zwar  bei  den 
christlichen  JStämmen,  auch  folgende  Vorsichtsmassregel  an:  Man 
steckt  da?  junge  Kind  durch  einen  eisernen  Dreifuss,  Jiängt  ihm 
ein  Kreuz  auy  vSiiber  um,  das  neun  Frauen  mit  Namen  Maro 
gespendet  haben,  und  setzt  es  damit  an  einem  Kreuzweg  aas. 
Der  Erste,  weicher  hier  vorüberkommt,  tauft  das  Kind.  Dieses 
Mittel  kauu  aber  erst  am  41.  Tage  nach  der  Geburt  angewendet 
werden. 

Sterben  einer  Frau  die  Kinder  weg,  so  befiehlt  ein  Aber- 
glaube, der  in  Serbien,  Bosuieu  und  auch  in  Slawonien  Geltung 
hat,  dass  man  ohne  Wissen  der  betroffenen  Mutter  zum  Zauber, 
Kojoj  Gataju,  Zuhucht  nehme.  Irgend  eine  Freundin  verschafft 
sich  ein  Hufeisen  von  einem  verendeten  Boss  und  tibergibt  es 
einem  Schmied.  Der  muss  um  Mitternacht  daraus  einen  Belen- 
suke  oder  Armring  schmieden;  bei  dieser  Arbeit  muss  er  ganz 
nackt  sein,  „so  wie  ihn  die  Mutter  geboren  hat."  Wenn  die 
vom  Unglück  betroffene  Frau  einen  unter  solchen  Umständen 
hergestellten  Armring  erhält  und  immerdar  am  rechten  Arm 
trägt,  so  wird  ihr  kein  Kind  mehr  wegsterben. 

Ein  anderes  serbisches  Mittel:  Die  Mutter  schneidet  ein 
Rohr  ab  und  giesst  Wein  in  das  Rohr.  Dann  legt  sie  das  Rohr 
nebst  9  Kochen  von  Weizenmehl  und  einem  alten  Messer  in 
einen  ieineneu  Beutel  und  näht  letzteren  fest  zu.  Mit  dies<. 
Packet  watet  sie  i»  ein  fliesseudes  Wasser  hinein,  und  während 
sie  den  Beute!  unt^r  dem  linken  Arme  hält,  muss  jemand  am 
Ufer  für  sie  beten  und  alle  Heiligen  anrufen.    Hierauf  lässt  sie 

22* 


—     340     — 

d«n  Beutel  faiien  and  steigt  aus  dem  Wasser  in  einen  ans  Ufer 
htag^estellten  Kessel  mit  beiden  Füssen;  daraus  hebt  sie  ihr 
Gatte  heraus,  um  sie  auf  dem  Rücken  nach  Hause  zu  tj-a^n. 

Um  das  frühzeitige  Sterben  des  Kindes  zu  verhüten,  ver- 
fertigen ihm  die  moslemischen  Frauen  in  Bosnien  ein  Hemd  aas 
Lappen,  die  aas  den  Heiaden  von  9  Witwen  geschnitten 
wurden. 

Wenn  das  neugeborene  Kind  das  cjizige  der  Eltern  ist, 
dann  wird  es  bei  den  Gräko-Walachen  in  Mouastir  dmch  eiuen 
ehernen  ßeifen  gezogen  oder  mit  einem  eisernen  Dreifuss  in 
Berührung  gebracht,  damit  seine  Glieder  eisenstark  werden. 


55.  Knaben  imd  Mädehen. 


Nachfrage  nach  Mädpheo  hei  den  Kuruco  --  ^oraaf  der  Soabea  vor 
Mädchen  bei  allen  nsiderei  Oricntvölkera.  —  Wird  &&  cm  Bn«b«  oder 
3IM<:hen?  ~  Orientaiisece  iioschlechtsYoiai.sbestiniiöiiDg.  —  Veilisl?oa  der 
Schwangerea.  —  Vorbede utungeu.  —  Die  BetJeatuni^  des  Eabfeok^ftoüzeii« 
v.nd  des  Haüueaschreiö.  —  Spi-ichwörter.  —  Verlangen  nach  Knabensc^-Ti.  — 
Boscische  Mittel.  —  Serbische»  ALeVi?laul;e.  -•■  Das  4ltc:  Testaracat  ö»)«r 
En?b'.'n  iiad  MSdt'hen.  —  Ansicht  üe;  Juden  im  iüttfclalter,  —  Abörglaubö 
der  heutigen  Juden  ia  S.vrieD.  --  KUah  -Ikt  knabenbriusfer.  --  Syrische 
Gebriluche.  ~  AiatMSjcbe  Sitten.  —  Eiufachea  türkiäfiiea  Mittel.  —  Ueburts- 
feste  aa»  osrnaoisoheQ  «liitausäofe.  —  Uuterachied  c^ar  f  eietlichkciteu  tat 
Prinzen  und  PvinzessinagB.  —  Kittorfsohe  AmsnalunrtUiTi-.  •  Der  Köta»  übet 
d«n  Voirang  des  Manue«  vor  «ier  J^rau.  -•  Die  TK.^htcr  AHaiis.  --  Tötuag 
von  TtJciitera  bei  den  hdduisciien  lYAberr,  Per  Koraa 
über  die  (rebuTt  Jwu- 

Im  OjieJit  ziehen  cigeiitüch  blos  die  Kurflci?  die  Mädclien 
den  Knaöen  vor.  Die  btammesliäüptlinge  kamen  fljj-  ihre 
Harems  aur  Mäücuen  ihre«  Volkes  und  bezahlen  für  sie  hohe 
Preise.  Fremaer  Yöi&er  Töchter  nehmen  ^ie  nicht  gern  zu 
Friiueu,  höv-hfltens  als  v"^kißvinuen;  sie  zu  ehelichen,  gilt  als 
larchfcbRre  MesaUiance.  Die  Nachfrage  liach  KurdenmädcheH  L*i 
Jeshalb  gros»,  und  ein  tüchtiger  Familienvater  freut  aißh,  wenn 
ei  da«  Seini^e  leisten  fcaan.  Sonst  aber  sln^l  fast  aUgemem 
Knabon  crwünsebt. 

Wird  m  ein  Knabe  oder  ein  Mädchea?  Das  ist  tlie  tüch- 
tigste Frage,  die  in  emeni  Hause  g-^^ört  wir4,  \n:w  as  frendigc-s 
B'aialiieüereigiiis  .bevorstofci  ün»  sie  zu  entscbeidon,  liniuc!?t 
naan  aber  dort  nicht  erst  die  Schenk'sche  Theorie  za  erproben. 
Gibt  es  doch  genug  einheimische  Spezialisten,  welche  au«  im- 
trügüchen  Reichen  Sicheres  künden,  und  obwohl  diese  uttrü^'üchen 
Angat^tx  gewiihülich  nicht  aut^refien,  glaubt  man  ihnoa  immer 


—     342     — 

wieder.    Die  Frauen  beobachten  Tor  allem  peinlich  ihre  TTäume.  "" 
Diese  Beobachtung  hat  eine  unendliche  Menge  von  Verordnungen 
nad  Gebräuchen  ira  Gefolge. 

In  Mazedonien  entnehmen  die  serbischen  and  bulgarischen 
Frauen  aus  der  Art  ihrer  Träume  während  ihrer  Schwanger- 
schaft, ob  das  kommende  Kind  ein  Knabe  oder  ein  Mädchen 
sein  werde.  Träumt  beispielsweise  eine  schwangere  Frau,  dass 
von  ihrem  Ringe  ein  Stein  abgefallen  oder  zersplittert  sei,  so 
ist  sie  sicher,  einen  Knaben  zu  bekommen,  aber  sie  erhält  zu- 
gleich die  nnomstössliche  Überzeugimg,  dass  der  Knabe  bald 
nach  der  Geburt  vom  Tode  hingerafft  werden  wird. 

In  Albanien  wissen  die  schwangeren  Fi*auen,  dasä  sie  einen 
Knaben  zu  erwarten  haben,  wenn  der  Rabe  in  der  Nähe  des 
Hauses  krächzt  oder  der  Hahn  in  der  Nacht  ausser  seiner  Zeit 
kräht  Wenn  aber  die  Eule  schreit,  dann  wird  ein  Mädchen 
kommen.  Die  Mädchen  erwartet  man  keineswegs  freudig.  Man 
ersieht  dies  schon  daraus,  dass  dasselbe  Zeichen,  welches  die 
Geburt  eines  Mädchens  vorhersagt.,  auch  den  Tod  verkündigt. 
Ist  nämlich  keine  Schwangere  im  Hause,  so  bedeutet  das 
Krächzen  der  auf  dem  Dache  sitzenden  Eule  einen  bevorstehenden 
Sterbefall. 

Bei  den  Albanesen  und  Griechen  erscheint  die  Geburt  eines 
Mädchens  als  ein  Unheil,  das  man  nur  den  Yorwunschungen 
einer  Nebenbuhlerin  verdankt  Man  sacht  sich  daher  gegen  die 
Zauberkünste  der  Rivalinnen  oder  Neiderinnen  durch  allerlei 
Gegenzauber  im  Vorhercin  zu  schützen.  Die  Gräko-Walachen- 
Frauen  sagen:  „Der  Mann  wird  mit  'einem  Kreuze  auf  dem 
Kopfe  geboren;  wir  Frauen  aber  sind  arme  Evas."  Oder:  „Der 
Mann  kommt  mit  einem  Geldbeutel  um  den  Hals  zur  Welt" 
Wenn  bei  den  Gräko-Walachen  in  Monastir  ein  Knabe  zur 
Welt  gekommen  ist,  ruft  die  Hebamme  aus:  „Ach  ein  Mädchen!" 
Es  geschieht  dies,  um  dem  Neugeborenen  nicht  durch  grossen 
Jubel  den  Neid  der  bösen  Geister  einzubringen  Nach  dem 
ersten  Bade  des  Knaben  eilen  dessen  Geschwister  zu  den  Ver- 
wandten und  vorküudeu:  „Ein  Mädchen  ist  angelangt*  Dann 
erst  sagen  sie  die  Wahrheit.  Wenn  aber  das  neugeborene  Kind 
ein  Mädchen  ist,  durchsticht  die  Hebamme  ihra  gleich  nach  dem 
ersten  Bade,  bevor  es  noch  an  die  Brust  gelegt  wird,  die  Ohr- 
läppchen.   Wenn  ein  Madchen  wieder  nach  einem   Mädchen  — 


~     343     — 

und  nicht  nach  Knaben,  zwischen  denen  es  nicht  unwillkommen 
ist  und  sogar  freudig  tjogrüsst  wird  —  geboren  wurde,  so  trösten 
die  gräko-walachischen  Frauen  die  Mutter,  indem  sie  sagen:  „Es 
schadet  nichts,  möge  es  lebeu;  jeder  hat  sein  Geschick;  es 
leben  ja  die  Eltern,  also  das  Eächste  Mai  sei  es  ein  Knabe!" 

Die  Bosnieriii  kann  sich  schon  selbst  bei  der  Hochzeit  die 
Einteilung  von  männlicher  oder  weiblicher  Nachkommenschaft 
geben;  zieht  sie  ihr  Trauungsgewand  „vom  Nagel  aus"  an:  so 
wird  sie  Knaben  bekommen ;  will  sie  vollwangige  dralle  Mädchen 
gebären,  so  kleidet  sie  sich  j,vom  Polster  ans"  an:  sie  nimmt 
ihr  Gewand  nicht  vom  Nagel,  sondern  legt  es  erst  auf  die  Bett- 
kissen. Wenn  die  Braut  das  Haus  ihres  Bräutigams  betritt, 
wird  ihr  ein  Knabe  an!  die  Hände  gestellt,  den  sie  dreimal 
herumdreht,  küsst  luid  beschenkt.  Dadurch  sichert  sie  sich  eine 
fruchtbare  Ehe  und  das  Gebären  von  Knaben,  Wenn  eine  Frau 
nur  Mädchen  znr  Welt  gebracht  hat  und  sich  nach  einem  Knaben 
sehnt,  so  soll  sie,  nach  südslavischer  Ansicht,  das  GJückshemdchen 
—  oder  die  Nachgeburt  —  des  letztgeborenen  Mädchens  in  ein 
von  ihrem  Manne  bereits  getragenes  Hemd  einwickeln  und  ver- 
graben; dann  wird  das  nächste  Kind  ein  Knabe  seio. 

Nach  serbischem  Aberglauben  gilt  ein  Gcrsteukom  im  Auge 
einer  schwangeren  Frau  als  ein  Zeichen,  ob  sie  ein  Mädchen 
oder  einen  Knaben  zu  erwarten  habe:  befindet  sich  nämlich  das 
Gersteükom  am  unteren  Lid,  so  bedeutet  es  die  Geburt  eines 
Mädchens  -*-  am  oberen  Lid:  die  Geburt  eines  Knaben. 

Bei  den  Juden  waren  die  Knaben  stets  willkommener  als 
die  Mädchen.  Psalm  127,  3  sagt:  „Fürwahr,  ein  von  Jehovah 
verliehener  Besitz  sind  Söhne,  ein  Lohn  die  Leibesfrucht,"  Im 
3.  Buch  Moses  XU.  2  wird  in  drastischer  Weise  der  Unterschied 
zwischen  einer  Knaben-  und  einer  ^tfädchengeburt  dargethan. 
Hier  heisst  es;  „Wenn  ein  Weib  einen  Knaben  gebiert,  so  bleibt 
sie  7  Tage  unrein,  und  33  Tage  muss  sie  im  Reinigungsblute 
bleiben;  wenn  ein  Weib  ein  Mädchen  gebiert,  so  bleibt  sie 
14  Tage  unrein,  und  66  Tage  müss  sie  im  Keinigungsblute  bleiben.** 

Die  jüdischen  Frauen  im  frühen  Mittelalter  sagten,  wenn 
die  Hausschlangc,  die  man  im  Schlafzimmer  hielt,  auf  dai  Bett 
herabfiel:  Die  Hausfrau  ist  schwanger  und  wird  einen  Knaben 
geVären.  Die  Frommen  verdammtet  lolchon  Glauben  als  emo* 
ritiscben,  heidnischen  Qebravtoh. 


~      344     — 

Die  lientigen  Jnden  in  Byiien  sind  überzeugt,  dess  ein 
Ksabe  zur  Welt  koißinen  müsse,  Vvean  die  Huade  vor  dem  Hause 
der  öebärenden  sid*  sammeLu  ußd  beüen.  Die  gyrischcn  Jn  'id 
glauben  nämlich,  dass  die-  Hunde  bellen,  sobald  sie  den  für  die 
Meascnen  unsichtbar  bleibenden  Propiieten  Elias  erblicKeu;  ihm 
jabelö  die  Hun<!e  zu,  eingedenk  der  fetten  Mahkeit,  weiche  der 
Prophet  ihrea  Vorfahren  durch  die  Tötung  vier  Baalspriester  ver- 
schaffte. Den  Menschen  a])er  gilt  der  Prophet  Elias  als  der 
Beschützer  der  Entbindungen  jener  Frauen,  welche  Knaben  zur 
Weit  bring-en.  Im  ,.Urqueir'  iö9b  erzählt  Benjamin  Wolt'  Schiffer- 
-Eilah  der  Prophet  warnt  vor  drohenden  Gefahren,  spricht  Trost 
im  Leiden  zu,  reicht  seine  helfende  Hand»  wenn  man  sich  in 
Xot  befindet,  spielt  aurh  den  schlechten  Menschen  boshafte  Streiche, 
weilt  am  liebsteri  ia  den  Häusern  gastfreundlicher  Leute  und 
?iebt  die  Kinder.  Er  erscheint  in  verschiedener  Gestalt,  meist 
als  altes  kleines  Jüdel,  als  waadornder  Bettler,  seltener  als 
polnisch  sprechender  Wanderer,  ais  Bauer,  am  seltensten  als 
Rabbiner  oder  reicher  .Jude.  In  talmudischen  Zeiten  wählte  er 
öfter  die  Gestalt  cin<:^  wandernden  Arabers,  wenn  er  sitfr  sichtbar 
maichen  woljtcj  und  reichte  den  Kranken  Heilmittel,  rettete 
8torbende.  Er  fehlt  bei  keiner  Beschneidung.  Es  wiid  filr  ihn 
ein  Ehrenplatz  vorbereitet,  und  d^r  Knabe  wird  erst  auf  diesen 
g&lQgt,  ehe  er  beschiütler  wird.  Acch  am  Pessachfest  ei  w'artet 
TQÄii  den  GJückbriB^e)  Eliah;  mar  fillU  für  ihn  einen  Extrabecher, 
den  gposston  und  schbusitin,  mit  Meth  odez'  Wein. 

Ebenso  wie  bei  anderen  Völkern  des  Orients  beginnt  man 
auch  bei  den  Syrern  schon  hei  dor  Hochzeit  die  jungen  Ehe- 
Icato  zu  trainieren,  damit  sie  vomtihmJich  Knaben  das  Leben 
schenken:  Alte  BYaucn  i?eben,  erzählt  EijuD  Abela,  beim  Hoch- 
xdtsschmans  den  Neuvermählten  Oliven  zu  essen  —  das  ist  ein 
aasgezeichnetes  Mittel,  welches  sie  befähiget,  nur  -Knaben  zu 
schaffen.  Wenn  dann  die  Frau  schwanger  gewurden  ist,  beob- 
achtet sie  fort  und  fort  allerlei  abergläubischr  Gebräuche,  damit 
sie  ia  ^er  Hoffnung,  Knaben  asu  gebären,  nicrt  getäuscht  werde. 
Es  erscheint  ihr  als  ein  gutes  Zeichen  —  als  ein  Zeichen,  dass 
sie  einem  Knaben  das  Leben  schenken  werde  —  wenn  «ie  nn- 
absichtlich  einen  falschen  Schritt  thut.  Wenn  eine  von  einem- 
'%t.  schwörcr  in  Gegenwart  einer  schwangeren  Frau  vorgewiesene 
St-hlange   anbcACglich   auf  einem  Platze  verharrt,  so  kann  die. 


-       34ü     - 

Schwang-ore  (taraur  nic.hnen,  dass  sie  einen  JSohn  bekoiumi 
Weim  aber  ein  kleines  Mädchen,  das  noch  D^cht■  sprechen  kano, 
vor  den  Aug"en  der  schwangeren  Mutter  einen  Besen  packt  imd 
so  thut,  als  ob  sie  das  Zimmer  kehren  wollte,  dann  weisfe  die- 
Mütter,  dass  das  feommende  Kinü  auch  ein  Mädchen  sein  wird. 
Ist  dieser  Fall  eingetTeten,  dann  isst  die  W^irtinerin  m  Wochen^ 
bett  vie]  jp'ische,  damit  sie  wenig^ens  in  Zukunft  Söhne  geb^rr» 

Der  schiiJiobste  Wuüäch  der  arabischen  Dorfbewohner  in 
Palästina  ist  eine  zahlreiche  männliche  KEchkommenscbaft.  Bei 
der  Geburt  eines  Knaben  kommen  alle  Verwandtei»  nnä  Freunde 
und  Nachbarn  und  gratulieren  mit  6on  Worten:  ^Mubarak  ma 
adschak,  gesegnet  sei,  was  dir  gekommem  iist!"  Bei  Mäd'^hcn 
\vira  keine  Notiz  von  ihrer  Gebui't  genommen. 

Einem  aas  Eagusa  stammenden  dalmatimschen  Liede  zu- 
folge macht  es  der  Türke  ganz  einfach,  um  sich  eines  Lohnes 
Geburt  zu  versichern.  „Der  Türke."  heisst  es  da,  „schlägt 
seine  Frau  ani  den  Bauch,  verhoffead,  dass  sie  iha,  einen  Sohn 
gebären  werde,  una  bagt:  „0  dr^  Hündin,  gebier  mir  einen 
Sohn!^' 

Vom  Snltanshofe  wird  gewöhnlich  nur  (ü«  Gebun  der 
Prinzen  zur  Kenntnis  der  Oefientlichkeit  gebracht.  Von  Festlich- 
keiten zu  Ehren  der  Geburt  einer  Prinzessin  sprechen  die 
orientalischen  GeschJchtsehreiber  stets  als  Von  ansserorüendicheh, 
unerhörten  Ereignissen 

Ueberbrijiger  der  Fröudenbotschaft  einer  Priuzengeburt 
wurden  traditionell  ßtetb  reich  belohnt  Der  Vorsteher  der 
„gelockten  Baltadschi",  der  weissen  Verschnittenen^  überbrachte 
gewöhnlich  der  Hohen  Pforte  die  Freudenkunde  der  Geburt 
eines  Prinzen  und  wurde  dafür  ?om  Grosswesir  mit  handert 
Dukaten,  mit  reichen  Stoffen  und  meinem  Tuche  beschenkt;  zu- 
weiier  bpkam  „der  Vertraute,  welcher  die  kaiserlichen  Melde- 
schreiben der  Prinzen-Geburt  üherbrachitj,  nnd  welchen  die 
Tschansche  mit  Glückszuruf  begrüssten"  bis  achthundert  Dukaten, 
Pferde  und  Pelze. 

Mit  besonderer  Feierlichkeit  wurde  stets  eines  Prinzen 
Geburt  gefeiert,  wenn  seine  Mutter  auch  Günstiingin  war.  So 
sagt  der  Geschichtschreiber  von  Sultan  McAamm«!  fV.:  „Die 
siebentägige,  ob  der  Geburt  des  Prinzen  Mustafa  angeordnete 
Beleuchtung  \\-ar  für  den  Sultan  eine  umso  grössere  Freude,  als 


—     346     — 

die  Mutter  des  Prinzen  die  neue  Gttnstlingin  Sultanin  Chasseki 
war,  eine  geborene  Griechin  von  Kreta,  welche  bei  Rethimos 
Eroberung  als  Sklavin  weggeführt,  von  Dell  Husein  dem  Serdar 
hernach  dem  Sultan  dargebracht  worden,  und  als  Sultanin  Rebia 
Qülnusch,  Fröhlingsrosentrank,  hiess,  und  deren  Kredit  dem  der 
Walide,  der  Russin  Tarchan  Sultan  —  diese  eine  brennende 
Blonde,  jene  eine  dunkelnde  Braune  • —  das  Gleichgewicht  zu 
halten  anfing-*'  Eines  zweiten  Sohnes  Geburt.,  Achmeds,  tröstete 
später  den  Sultan  über  den  Verlust  der  Schlacht  bei  Chocim, 
und  dreinächtUche  Beleuchtung  ward  im  ganzen  Reiche  an- 
geordnet 

Um  jene  Zeit  berichten  die  Historiker  eine  Begebenheit, 
welche  die  Hauptstadt  als  etwas  Unerhörtes  beschäftigte:  das 
war  die  mit  Edelsteinen  besetzte  Wiege,  welche  die  Sultaniu- 
Günstlingin  ihrer  Schwägerin,  der  Snltanin-Gemahlin  des 
Kaimakampascha  Redscheb,  bei  ihrer  Entbindung  mit  einem 
Mädchen  zum  Geschenke  gemacht;  solches  Geschenk  und  solcher 
Aufruhr  wegen  der  Geburt  eines  Mädchens,  Tochter  eines  Wesirs, 
war  bis  daiun  unerhört  gewesen. 

Unter  Sultan  Achmed  in.  veranstaltete  der  Grosswesur 
Hasan,  Schwager  des  Sultans,  öffentliche  Stadtfeier,  um  die 
Geburt  der  Prinzessin  Fatima,  der  erstgeborenen  Tochter  des 
SultajM  zu  feiern;  Sultan  Achmed  HI.  war  einer  der  fruchtbarsten 
Osmanenherrscher,  und  die  vielen  Schwestern,  welche  der  eben 
genannten  Prinzessin  Fatima  m  den  nächsten  fünfzehn  Jahren 
folgten,  lassen  vermuten,  dass  ihr  in  den  verdossenen  fünfzehn 
Jahren  —  der  Sultan  zählte  bei  der  Gebart  der  Fatima  dreissig 
Jahre  —  wohl  ebenso  viele  Geschwister  vorhergegangen  sein 
würden,  wenn  den  im  „Käfige"  zur  Thronfolge  aufbewahrten 
Prinzen  andere  Weiber  als  unfruchtbare  gestattet  gewesen 
wären.  Wiewohl  von  der  Geburt  einer  Prinzessin  sonst  nicht 
besonders  feierliche  Kunde  genommen  »»ird,  so  wurde  diesmal 
doch  die  der  Erstgeborenen  doppelt  glänzend  gefeiert,  sowohl 
durch  den  Aufzug  der  Ziinfto  als  durch  ein  Feuerwerk  zur  See 
mittelst  flutender  Schlösser  und  Stückwällo,  welche  ein  alter 
fraiizösisobor  Renegat  von  MaraelUe,  Alipascha,  arrangierte. 

Auch  unter  Sultan  Mustafa  III.  wurde  die  Geburt  der  Prin- 
zeftsiu  HebetuUah,  des  ernten  Kindes  dep  Sultans,  mit  ausser- 
ord(3ntlichcr,  sonst  nur  für  Prinaengeburt  gewöhnlicher  sieben* 


—      347     — 

tägiger  Beloiichtung  gefeiert.  Schon  einen  Monat  vor  der  Ge- 
burt war  den  Vorstehern  der  Zünfte  und  des  Marktes  angesagt 
worden,  sich  auf  ausserordentliche  Ausschmückung  der  Stadt  und 
Beleuchtung  bereit  zu  halten.  So  schwamm  denn  die  ganze  Stadt 
in  Freude  und  Lichtäut;  von  allen  Seiten  regnete  es  Reim  und 
Witzspiele,  Schwärmer  und  Chronogramme,  von  deren  letzten 
über  tausend  gezählt  wurden.  Am  siebenten  Tage  brachte  der 
Minister  des  Innern  im  Namen  der  Wesire  eine  goldene,  mit 
Edelsteinen  besetzte  Wiege  dar,  die  vier  Kammern  und  Köschke 
des  Sserai,  das  der  Perlen,  des  Ufers,  des  Kanonen-  und  Garten- 
thores,  waren  auf  das  prächtigste  ausgeschmückt,  Über  dem 
kaiserlichen  Thore  waren  Staatszelte  aus  öoidstoft  aufgeschlagen, 
und  von  dem  ersten  hohen  Thore  bis  zum  dritten,  nämlich  dem 
der  Glückseligkeit,  bildeten  in  der  Nacht  \ierhundert  Fackeln 
eine  Bahn  des  Lichtes.  Befehle  in  alle  Läuuer  des  Reiches 
kündigten  die  freudige  Begebenheit  und  ordneten  Lichtflut  an; 
in  den  Strassen  der  Hauptstadt  w^ogten  die  Fluten  von  licht 
und  Volk  durcheinander.  Wenn  Mustafa  IIL  so  überschwäaglich 
die  Geburt  einer  Tochter  feierte,  dann  wird  es  nicht  verwundern, 
dass  er  bei  der  Geburt  des  Kjonprinzen  Selim  siebennächtliche 
Beleuchtung  der  Stadt  und  dreinächtliche  des  Meeres,  eine  Flut 
von  Licht,  anordnete.  Gefangene  wurden  aus  dem  Bagno  frei- 
gegeben, unter  ihnen  auch  katholische  Armenier.  Die  Mutter 
de«i  Prinzen  war  eine  georgische  Sklavin.  Die  Freude  wurde 
durch  den  Tod  der  erstgeborenen,  schon  in  der  Wiege  ver- 
lobten Tochter  Hebetullah  getrübt. 

Der  Koran  will  ftn  einigen  SteDen  von  einer  Bevorzugung 
des  Mannes  vor  der  B>au  nichts  wissen.  Sure  IV  36:  „Den 
Männern  soll  sein  ein  Anteil  nach  Verdienst,  and  den  Weibern 
ein  Auteil  nach  Verdienst" 

IV  98:  „Die  Männer  sollen  eine»  Teil  von  der  Hlnt^lasson- 
schaft  ihrer  Klteni  und  Verwandten  empfangen,  und  ebenfalls 
sollen  die  Weiber  einen  Teil  von  der  Hinterlassenschaft  ihrer 
Eltern  und  Verwandton  empfangen.  Sei  es  wenig  oder  viel,  sie 
sollen  einen  beatimmten  Teil  empfangen."  Ja,  der  Koran  wendet 
sich  mehi-mal«  sogar  äusserst  scharf  gegen  irgendwelche  Be- 
nachteiligung der  Frau;  so  m  VI140:  „Und  sie  .sprechen:  Was 
im  Schosse  dieses  Viehes  ist,  ist  unseren  Männern  erlaubt  und 
unseren  Gattinnen  verwehrt;   ist's  aber  tot  geboren,  so  haben 


—     348     — 

Beide  Anteil  daran  ...  Wahrlich,  lobueu  wird  Allah  ihnen 
ihre  Henanptaug'en.- 

Abor  iij  Widerspruch  zu  alledem  bevorzug^t  Mohammed 
selbst  doch  an  anderen  Steilen  die  Mäitmer  vor  den  Fraaen  ^mz 
oftenkaudig ;  IV.  Sure:  „Em  männlicher  Erbe  soll  soviel  haben 
als  zwei  weibliche .  *•  Denn :  „Die  Miinnei  sind  den  Weif)erij 
überlegen  wegren  ttessen,  was  Allah  den  Einen  vor  den  Anderen 
gegeben  hat,  und  weil  sie  von  ihreiu  Geide  für  die  Weioer 
auslegen.** 

Die  „rechtschafienen  Frauen"  müfjsen  deshalb  „den  Männern 
gehorsam,  und  sorgsam  in  der  AbweseoBoit  ihrer  Gauen  sein... 
Diejeni8:en  aocr,  deren  Widerspenatig-keit  ihr  fürchtet,  warnet 
sie»  Terbannet  sie  in  die  Schlaf greMächer  und  vseiil.a?et  sie.  Und 
so  (äie  euch  gehorchen»  suchet  köinen  Weg  widör  sie," 

Einfi  orierjtalische  Tradition  berichtet  folgfeadermassen  Über 
die  Erschattüu^  der  ersten  Mön.scaen:  Unter  den  ISugein  bei'and 
sich  Adam.  Wie  alle  Bewohner  des  Paradieses  war  er  ge- 
schlechtslos; er  tand  in  sich  selbst,  in  der  Macht  der  Einbildung, 
alle  Freuden,  die  er  Ä'ünschte.  Adam  war ,  aipo  ein  Zwitter, 
iir  befnichtete  sich  selbst,  und  so  entstand  Eva  ans  Adam. 
Adam  selbst  aber  war  die  Frucht  eines  ähnlichen  Aktes  des 
Schöpfei-s. 

Der  Koran  ist  allerdings  gegen  diese  x^uffassung.  In  der 
zweiten  Sure,  betitelt  „die  Kuh",  hoisst  es:  ,,Da  sagen  einige, 
Gott  habe  Kinder  gezeugt.  Fem  sei  dies!*'  In  der  XVI.  Sare, 
betitelt  „die  Bienen";  sagt  der  Koran:  ..Sie  eignen  Goit  Töchter 
ZVL.   heru  sei  dies  von  ihm!" 

Die  alten  Araber  hielten  nänilich  tue  Engel  für  Töchter 
Gottes.  Sie  selbst  wünschten  nur  Söhne  zu  zeugen.  Die  Geburt 
einer  Tochter  wui-de  als  ein  grosses  Unglück  betrachtet,  daher 
sie  diese,  jtleich  nach  der  Geburt,  oft  um«  Leben  brachten. 
Darauf  berfeljt  ti^U  die  Stelle  im  Koran  XVI.  ^*ure:  ,,Und  sie 
eignen  e^lch  selbst  nur  solche  Kinder  äu,  wie  ihr  Herz  sie 
wünschet.  Wird  einem  von  ihnen  die  Geburt  einer  Tochter 
verkündet,  dann  färbt  sich  aus  Kummer  sein  Gesicht  schwarz, 
4ind  er  ist  tief  hefcröbt.  Ja,  ob  der  üblen  Kunae,  die  ihm  ge- 
worden, verbirgt  er  sich  vor  den  Menschen  und  ist  im  Zweifel, 
ob  er  die  Tochter  zu  seiner   Schande  behalten  oder  ob  er  sie 


—     S49     — 

nicht  in  flie  Erde  vergral^eit  soll.  Ist  ein  solches  Crteilon  niclit 
schlecht?". . . 

Koran,  43.  Sure:  ^Wird  jemandem  von  ihnen  die  Geburr, 
eines  solchen  Kindes,  wie  man  es  dorn  AUbarmJierzJiron  zn- 
schreibt  (uSmtich  eines  Mädchens),  verkündet,  dann  wird  sein 
Gesicht  schwarz  nnd  Kuuimer  bongt  ihn  nieder." 

VI.  138:  ,Sie  haben  verlockt,  ihre  Kinder  zu  morden." 

VI.  141:  „Verloren  sind  diejenijron,  welche  ihre  Kinder 
thöricht  in  ihrer  UnwisscTiheit  mordeten." 

Nach  einem  Kommentator  hat  man  die  Töchter  nur  dann 
lebendig"  begraben,  wenn  sin  Huren  g-eworden  wareji. 

Der  Koran  vorkündete  in  der  öl.  Sure,  dass  man  bei  der 
Auferstehnnir  die  „lebendig-  begrabenen  Mädchen  befragen 
werde,  welches  Vorbrechens  wegen  man  sie  getötet." 

Koran,  43.  Sure:  „Wie  wollen  f^ie  aber  Gott  Kinder  weib- 
lichen Geschlechts  zuerteiien,  die  unter  eitlem  Putz  aufwachsen 
und  die  selbst  ohne  Ursache  streitsüchtig"  sind?  Wie  wollen  .'de 
die  Engel  welche  Diener  des  Allbarmbcrzigen  sind,  zu  Franen 
machen?  Waren  sie  denn  bei  ihrer  Erschaffung  gegenwärtig? 
Diese  ihre  Bezeugung  soll  niedergeschrieben  werden  und  sie 
sollen  einst  dafür  verantwortlich  sein  . . .  Aber  sie  haben  davon 
keine  Kenntnis  und  sprechen  nm  eitle  Lügen.  Haben  wir  ihnen 
denn  vordem  hferflber  eine  Schrift  gegeben?  Haben  sie  eine 
solche  in  Verwahrung?  Aber  sie  s^igen:  Wir  fanden,  doss  auch 
unsere  Väter  diese  Religion  ausübten,  und  wir  sind  in  ihre  Fuss- 
tapfen  geführt  worden  .  . ." 

LH.  39;  LIU  19—24:  „Oder  hat  Er  Töchter  und  habt  ihr 
Söhne?"  —  „Habt  ihr  nur  die  Söhne  und  Gott  nur  die  Töchter? 
Wahrlich,  das  ist  eine  ungoreehte  Verteilung  ..."  ,Nu.r  die,  so 
nicht  glauben  an  das  zukünftige  Leben,  geben  den  Engeln  weib- 
liche Namen." 

XXXVIII.  158:  „Und  sie  setzen  zwischen  ihm  und  den 
Dschinnen  Verwandtschaft." 

VI.  IfK)  -101 :  „und  doch  gaben  sie  Allah  zum  Gefährten 
die  Dschinn,  die  er  erschaffen,  und  logen  ihm  in  Unwissenheit 
Söhne  und  Töchter  an.  Preis  sei  Ihm  I  Und  erhaben  ist  er  Über 
das,  was  sie  ihm  zuschreiben.  Der  Schöpfer  der  Himmel  und 
der  Erde,  woher  sollte  er  ein  Kind  haben,  wo  er  keine  Ge- 
fährtin hat?" 


—     350     — 

XXX VIL  149—157;  XLIII  14:  „Und  doch  ^eben  sie  ihm 
einen  seiner  Diener  zur  Nachkomraenschatt.  Sollte  Allah  etwa 
von  dem,  was  er  schuf,  gerade  die  Töchter  für  sich  genommen 
und  die  Söhne  für  euch  ausgewählt  haben?'' 

LXXII.  3;  „Denn  Allah  hat  sich  keine  Genossiu  genomnien 
und  keinen  Sohn  " 

VII.  19ü:  ,, Wollen  sie  ihm  etwa  beigesellen,  wag  nichts 
erschaffen  kann  und  selber  erschaffen  ist,  und  was  weder  ihnen 
helfen  kann,  noch  sich  selber?" 

XXXI.  12:  .,Und  gedenke,  da  Lokman  zu  seinen!  Sohne 
sprach,  ihn  ermahnend:  0  mein  Söhnleli!,  gib  Allah  keine  Ge- 
fährten; siehe,  Vielgötterei  ist  ein  gewaltiger  Frevel." 

CXH:  „Sprich:  Er  ist  der  eine  Gott,  der  ewige  Gott;  er  zeugt 
nicht  und  wird  nicht  gezeugt." 

IL  110:  „Und  sie  sprechen:  Allah  hat  einen  Sohn  eraeugt." 

X.  69 — 70:  „Sie  si>rechen:  Erzeugt  hat  Allah  einen  Sohn... 
Habt  ihr  Bürgschaften  hierfür?  Oder  sprecht  ihr  wider  Allah, 
was  ihi-  nicht  wisset?  Sprich:  Siehe,  diejenigen,  welche  wider 
Allah  Lügen  ersinnen,  ihnen  wirds  nicht  wohl  ergehen."* 

IX.  30:  „Und  es  sprechen  die  Juden:  ,Esra  ist  Allabs  Sohn.' 
Und  es  sprechen  die  IS'azarener:  ,Der  Messias  ist  Allahs  Sohn. 
Solches  ist  das  Wort  ihres  Mundes  Sie  führen  ähnliche  Boden, 
wie  die  Ungläubigen  von  zuvor.  Allah  schlage  sie  tot!  Wie 
sind  sie  ver»tandeslos!" 

Koran  XJX:  „Die  Christen  sagen:  der  j^llbarmherzige  habe 
einen  Sohn  gezeugt.  Damit  äussern  sie  aber  eine  Gottlosigkeit, 
und  nur  wenig  fehlte,  dass  nicht  die  Himmel  zerrissen,  und  die 
Erde  sich  spaltete,  und  die  Berge  zusammenstür/?:ten  ob  dem, 
dass  sie  dem  AUbarmhorzigen  Kinder  zuschreiben,  ffir  den  es 
sich  nicht  ziemt,  Kinder  zu  zeugen  . . ." 

Demnach  ist  es  besonders  interessant,  was  im  Koran  XIX, 
16 — 36  geschrieben  steht,  wo  vod  der  Gebort  Jesu  Christi 
Mitteilung  gemacht  wird:  „Und  gedenke  auch  ira  Buche  der 
Maria.  Da  sie  sich  von  ihren  Angehörigen  an  <  iaen  Ort  gen 
Aufgang  zurückzog  und  sich  vor  ihnen  verscldeierto,  da  sandten 
wir  unseren  Geist  zu  ihr,  und  er  erschien  ihr  als  vollkominener 
Mann.  Sie  sprach:  „Siehe,  ich  nehme  muine  Zullucht  vor  dir 
zum  Erbarmer,  so  du  ihn  fürchtest."  Er  sprach:  r.Ich  bin  nur 
ein  Gesandter  von  deinem  Herrn,  um  dir  einen  reinen  Knaben 


—     351     — 

zu  bescheren."  Sie  sprach:  „Woher  soD  mir  ein  Knabe  werden, 
wo  mich  kein  Mann  berührt  hat  und  ich  keine  Dirne  bin?" 
Er  sprach:  „AJso  sei'sl  Gesprochen  hat  dein  Herr:  Daa  ist  mir 
ein  Leichtes,  und  wir  wollen  ihn  zu  einem  Zeichen  für  die 
Menschen  machen  und  einer  Barmherzigkeit  von  uns.  Und  es 
ist  eine  beschlossene  Sache.  Und  so  empfing*  sie  ihn  inid  zog- 
sich  mit  ihm  an  einen  entlegenen  Ort  zurück.  Und  es  über- 
kamen sie  die  Wehen  an  dem  Stamm  einer  Palme.  Sie  sprach 
„Dass  ich  doch  zuvor  gestorben  und  vergessen  und  verschollen 
wäre!"'  Und  es  rief  jemand  unter  ihr:  „Bekümmere  dich  nicht; 
dein  Herr  hat  unter  dir  ein  Büchlein  ftiessen  lassen;  und  schüttele 
nur  den  Stamm  des  Palmbaums  zu  dir,  so  werden  frische  reife 
Datteln  auf  dich  fallen.  So  iss  und  trink  und  sei  kühlen  Auges, 
und  so  do  einen  Menschen  siehst,  so  sprich:  „Siehe,  ich  habe 
dem  Erbarmer  ein  Fasten  gelobt;  nimmer  spreche  ich  deshalb 
heute  zu  irgend  jemand  ein  Wort."  Und  sie  brachte  ihn  zu 
ihrem  Volke,  ihn  tragend.  Sie  sprachen:  „0  Maria,  fürwahr, 
du  hast  ein  sonderbares  Ding  gethan!  0  Schwester  Arons, 
dein  Vater  war  kein  Bösewicht  und  deine  Mutter  keine  Dirne." 
Und  sie  deutete  auf  ihn.  Sie  sprachen:  „Wie  sollen  wir  mit 
ihm,  einem  Kind  in  der  Wiege,  reden?"  Er  sprach:  „Siehe,  ich 
biu  Allah's  Diener,  gegeben  hat  er  mii'  das  Buch,  und  er  machte 
mich  zum  Propheten.  Und  er  machte  mich  gesegnet,  wo  immer 
ich  bin,  und  befahl  mir  Gebet  und  Almosen,  so  lange  ich  lebe, 
nnd  Liebe  zu  meiner  Mutter;  und  nicht  machte  er  mich  hoffärtig 
und  unselig.  Und  Frieden  auf  den  Tag  meiner  Geburt,  und  den 
Tag,  da  ich  sterbe,  und  den  Tag,  da  ich  erweckt  werde  zum 
Leben!"  Dies  ist  Jesus,  der  Sohn  der  Maria,  —  das  Wort  der 
Wahrheit,  das  sie  bezweifeln.  Nicht  steht  es  Allah  an,  einen 
Sohn  zu  zeugen.  Preis  Ihm!  Wenn  er  ein  Ding  beschliesst,  so 
spricht  er  nur  zu  ihm:  „Sei!"  und  es  ist." 


56.  Missgeburten  und  Namensgebung» 


Das  Alte  Tesiament  über  Missgeburten.  —  Hässlichkeit  ein  Hindeniis  im 
osmanischen  Sttvatsdienst.  —  Angst  der  Orientalen  vor  Missgeburten.  — 
3Iiss;?estaltete  gelten  als  Tcrkappte  Dämonen.  —  Geschwänzte  MenBchen.  — 
Angebliches  YoriioinDiei)  solcher  Wesen.  —  Festgestellte  FüUp.  —  Alba- 
uesische und  walacbischo  Ansichten  äbei  Ursache  von  Missgestaltungen.  — 
Missgeburten  in  Kreta.  ~  Aus  meinem  Notizbuch.  —  Selt.sair»?  Miss- 
geburten in  Xouetantinopel  und  m  Cavadai.  —  Eine  biblische  Erwähnung 
von  Vieifingerigkeit.  —  Mittel  zur  Stärkung  schwächlicher  Kinder.  —  Be- 
lebung scheintoter  Kinder.  -~  Sciiutz  der  Neugeborenen  vor  bösen  Geistern. — 
Gute  Namen  für  das  Böse.  —  Intermezzo  über  Euphemismen.  —  Schreck- 
liche Namen  für  Kinder.  —  Die  Namenso^ebung  bei  den  Türken.  —  Die 
Patenschaft  bei  den  Moslems  in  Bosnien.  ~  Das  Wort  Ihn.  — 
Arabische  Namen.  —  Der  unglückliche  Name  Mustafa. 

Bei  den  Hebräern  konnte  —  nacü  Moses  11.  Bach  XXI  20 
-  niemand  zum  .Priesterdienst  zugelassen  worden,  der  mit  einem 
Gebrecöeu  behaftet  war;  als  mit  Gebrechen  behaftf^^  galten:  ein 
Lahmer,  ein  Blinder,  einer,  der  eine  tief  eingedröckto  Nase  oder 
der  ein  Glied  zu  laiig  hatte,  oder  ein  Mann,  der  einen  Bruch 
am  Fusse  oder  einen  Bruch  an  der  Hand  hatte,  oder  ein  Buckliger, 
eiTi  Zwerg,  oder  ^uner,  der  einen  Flecken  im  Auge  hatte,  ein 
Krätziger,  ein  Grindis'er,  endlich  einer,  der  ^erdrückte  Hoden 
hatte.  -  Die  ORmanische  Geschichte  berichtet  von  einem  merk- 
würdigen Falle,  welcher  beweist,  wie  hoher  Wert  im  Orient  auf 
wohlgobildeten  Körpj^r  gelegt  wird:  Unter  der  örossweairsf^haft 
Ragbibpaschas  empfahl  der  Kiajabeg  oder  Minister  des  Innern 
einen  Sohn  seines  vormaligen  Amtsgenossen  zur  Stelle  eines 
Eitt^chriftmcisters.  „Ic  aer  That",  sagte  ßaghib,  „habe  ich  die 
Freund  «chaftspflichten  gegen  seinen  V?ter  nicht  vergessen,  und 
könne     'ch  haarklein  des  Empfohlenen  Talent  und  Eifer,  allein 


—     353     — 

es  fehlt  dem  Abdurresak  an  Wuchs,  der  doch  die  Hälfr^  dos 
Ansehens  und  des  Glücks;  ich  würde  mich  blop  läcborlich  Riache.U; 
wenn  ich  einen  solchen  gevierteu.  untersetzten,  kurzheinig-en 
Knirps  zum  Dienste  des  Diwans  verwendete,  der  zuvörderst  An- 
sehen gebieten  mnss."  Mit  dieser  Aeusserung,  welche  zeigl,  wie 
viel  bei  den  Türken  stattlicher  Wuchs  gilt,  schnitt  der  (.Iross- 
wesir  Raghib  damals  dem  8ohne  seines  Amtsgenosseu  alle  Hoii- 
nung  zu  höheren  Staatsämtern  ab. 

Bei  dem  aborgläubis("hen  Charakter  der  Orientalen  ist  es 
nur  selbstverjständlich,  dass  man  in  Naturspielen  etwas  Beängsti- 
gendes sieht.  Die  Albanesen  haben  vor  Missgeburten  eine  ejit- 
setzliche  Scheu  und  muten  ihnen  alle  mögJichen  bösen  GeLeiia- 
kräfte  zu;  man  glaubt  aacli,  dass  manche  Geister  die  Formen 
von  Missgestalten  haben.  Das  in  den  Sagen  auftretende  weib- 
liche Ungeheuer  Sükjennesa  oder  Himdsauge  hat  vier  Augen- 
zwei  vorne,  zwei  hinten.  Bin  Kind,  das  mit  haarigen  Wülsten 
an  den  Schultern  zur  Weit  kommt,  ist  ein  Drangoj,  ein  Goist 
in  Menschengestalt;  es  kann  fliegen  oder  wenigstens  springen. 
In  stürmischen  Nächten  fliegt  der  Säugling  aus  dem  Elternhaus 
und  kämpft  mit  Dämonen.  Nur  die  Mutter  darf  die  Missgostaltung 
am  Körper  ihres  Kindes  sehen;  bemerkt  sie  auch  ein  Fremder, 
so  schwindet  die  Kraft  des  Kindes  und  sein  Leben. 

In  Süd-Albanien,  Griechenland  und  KJeinasieu  glaubt  man 
an  die  Existenz  geschw^änzter  Menschen  —  an  Menschen  mit 
Ziegenschwänzen  und  Menschen  mit  kleinen  Pferdeschwänscn. 
Man  erkennt  sie  zuweilen  äiisserlicii.  Sie  sind  ansserordentlicU 
stark,  untersetzt  gebaut  und  dabei  auffallend  tiichtige  Fussgäcger. 
Schon  Hahn,  der  dies  /:uerst  erwähnte,  bemerkte;  hier  liege 
mehr  als  Volksglaube  vor.  Aeltere  Fälle  dieser  Ai't  erzähite 
Meckel  in  seinem  1812  erschienenen  „Handbuch  der  patho- 
logischen Anatomie'*.  In  neuerer  Zeit  berichteten  AehnJicIies: 
Forster,  Gerlach,  Ncuma.yer,  Ornsteiu  und  Bartels.  Gcrlach  be- 
schrieb einen  Fötus  von  77  Millimeter  LMnge  mit  liHarfein  uns- 
laufendem  schwunzähnlichon  Anhang.  Doktor  Neumnyer  in 
Cincinuati  veröffentlichte  die  Abbildung  oin(\s  neugeborenen 
Knaben,  der  in  der  G<,^'end  des  Steisjsbeiney  eine  mit  normale 
Haut  überzogene  nnd  sich  etwas  härtiicli  anfühlende,  anderthsib 
Zoll  lange,  an  der  Basis  mehrere  Linien  dicke,  nach  dem  Pude 

S(  <>ri..,  Medizin,  AberRlituf«'  u.  Geschlechtsleheii  Uj  dep  T'lrkn     U.        yS 


—     354     -— 

zu  allinäblicb  sobmäler  wordende  Schwanzbiidun^-  besass,  die 
sieb  auch  bei  geringen  Reizungen  bewegte.  Den  interessantesten 
Fuil  gab  iJoktor  Otn.stein,  Chefarzt  der  gTi'ecbischen  Armee,  im 
öahre  1879  in  den  Vorband] ungen  der  Berliner  Anthropologischen 
iicrH-lIscbaft  bekannt:  Im  Juli  1879  war  ihm  ein  ans  Livadia 
gel>i!rtigor,  215  Jahre  alter  Grieche,  Namens  Nikolaus  Agos,  vor- 
gestent  •\\ürd';ii;  dieser  Mann  halte  hinten  einen  5  Zentimeter 
loViigen  Schwanz,  zur  Ilälfto  frei  heral »hängend. 

Die  (Iräko-Walachen  in  Mouastir  sajren  von  unregelsnässig 
ejit*.vickeiten  Kindern  oder  Missgeburten:  sie  tragen  ein  gött- 
lU'hi^  Y7ahrzeicben.  Als  phantastisch-abergläubische  Ursachen 
gilu  laaii  an:  den  Zorn  Gottes,  auf  der  Famüie  Isstenden  Fluch, 
scbsvfre^i  Vergehen,  die  zu  verbotene)!  Zeiten  erfolgte  Empfängnis. 

Kreta  scheini  ein  Land  schrecklicher  Mlssgeburteu  zu  sein 
—  als  Foi'lteii  jene  Sprachforscher  Hecht  behulteu,  welche  das 
"\\  ort  Ki'ctin  von  Kreta  ableiten.  Von  den  vielen  von  mir  ver- 
zeichneten Fällen  .--il]  ich  hier  nur  ein  paar  ganz  merkwürdige 
anführen:  Im  jlärz  1805  gebar  eine  GrJochin  in  Kauea,  wie 
daiuali^  von  türkischen  Blättern  berichtet  wurde,  ein  Kiüd  mit 
zwei  Zungen,  ferner  mit  sechs  Fingern  an  jeder  Hand  und  sechs 
Zohen  an  jeden'  Fusse.  Das  Kind  starb  nach  einigen  AVochen. 
Kiu  kürzeres  Dasein  war  einem  Wesen  beschieden,  das  im  Juli 
1895  in  dem  Dürfe  Sozurokefali  Pedias  auf  der  Insel  lijreta  vou 
einer  irrsinnigen  Griechin  geboren  wurde;  dieses  Wesen  war  ein 
menschlicher  Knabenlcib,  aber  mit  einem  Hundekopf,  mit  Huude- 
füssen  und  mit  Hundeziihnen.  Das  Ungeheuer  kam  lobend  zur 
Welt,  lebte  aber  nur  wenige  Minuten.  Am  15.  Mai  1895  kam 
in  Konstantiiiopel  ein  Kind  mit  zwei  Plöpfcn  aus  dem  Schoss 
einer  Türkin;  das  zweiköpfige  Kind  lebte  etv.-^  -r.ahv,  Wochen 
and  starb  am  22.  Juli.  Die  Zeitung  „Le  Progres  de  Salonique" 
ei/.Üiite  JT:  ii'r.u  Nummer  vom  18.  Mai  1900:  Eine  türkische  Frau 
i'.i  Cavadar  gebar  vor  eiiiigou  Tagen  zwei  tote  Kinder;  die 
Zwilli(ige  waren  mit  den  Unt/^rlcil}ern  zusammciigewaclisen, 
bildef'-n  einen  einzigen  Körper  mit  zwei  Köpfen,  vier  Armen 
und  vier  Füssen,  —  ganz  wie  die  berühmten  siamesischen 
Zwillinge. 

Das  älteste  Peispiei  vonVi'iJfmgeiigkeit,  das  in  der  T.itteratur 
berichtet  wird,  dürfte  nach  der  Meinung  des  Prntessors  Ebstein 
je^e  St,(4!e  im  1).  'lynche  Samuel,  '^l.  15—22  sein,  wc  v(m  den 


~     356     — 

vier  Riesenkindern  ans  Gath,  die  durch  die  Hand  Davids  und 
seiner  Geirenen  fielen,  erzälilt  wird.  Eines  von  den  4  Rif?»en- 
kjndem  hatte  je  6  Finger  an  den  Händen  und  je  6  Zehen  an 
den  Füssen. 

Bei  scheintoten  und  schwachen  Kindern  wendet  man  folgende 
Mittel  an:  In  Koustantinopel  steckt  man  scheintoten  Kindern 
den  Schuabel  eines  lebenden  Hahns  in  den  Mastdarm,  wobei 
man  den  Hahn  festhält.  Die  Zackungen  und  Bemühungen  des 
Hahns,  den  Schnabel  zu  befreien,  sollen  das  scheintote  Kind 
zum  Leben  erwecken.  Ist  das  Kind  blos  ohnmächtig,  so  muss 
man  den  Mutterkuchen,  noch  vor  der  Abtrennung  der  Nabel- 
schnur, auf  einem  Kohlenfeuer  braten;  man  glaubt,  dass  der 
dadurch  entstehende  Rauch  das  Kind  beleben  müsse. 

Wenn  man  bei  den  Gräko-Walachen  bemerkt,  dass  das 
Neugeborene  schwächlich  oder  sterbend  zur  Welt  gekommen  sei, 
kSo  bringt  mau  es  gleich  nach  dem  Bade  in  die  Kirche  zur  Taufe, 
damit  es  nicht  als  Heide  oder  Ebiiüüpulo,  als  Judenkind,  sterbe; 
stirbt  es  vor  der  Taufe,  so  wird  es  abseits  von  den  getatiften 
Menschen ,  ohne  kirchliche  Ehren  begraben.  —  Eine  bei  Ver- 
wachsung zweier  lebender  Bäume  entstandene  Spalte  erfreut 
sich  im  mmäuischen  Volksglauben  einer  besonderen  Bevor^ 
zugimg.  Man  zieht  durch  eine  solche  Spalte  schwächliche 
Kinder, 'damit  sie  uaclisen  und  gedeihen. 

Ueberall  ist  es  die  erste  Sorge  der  Eltern,  das  neugeborene 
Kind  vor  den  bösen  Dämonen  zu  schützen.  Das  unerlä^sliche 
Amulet  ist  ein  öttickchen  von  der  Nabelschnur,  welches  das 
Kind  mindestens  solange  an  seinem  Kopftüchlein  trägt,  als  es 
an  der  Mutterbrust  gehalten  wiid.  Wenn  die  Walachin  nach 
ihrer  Entbindung  ihr  neuge])orenes  lünd  zum  ersten  Mal  an  ihre 
Brust  drückt,  muss  sie  —  um  es  \or  allem  Uebel  zu  schützen  — 
laut  sagen:  „Möge  dem  bösen  Geist  ein  Sicm  in  den  Rachen 
fallen!"  Aber  in  Monaatir  sagt  man  euphemistisch:  „Das  kommt 
vom  Otiten!"  wenn  das  Kind  durch  die  Bosheit  eines  Geistes 
erkrankt. 

Aehnliche  Eui)hemismen  J?ind  schon  von  mir  früher  orwfthut 
worden.  Da  man  sich  fürchtet,  die  wahren  N'amen  der  Hexen 
und  Krankheitsgeister  zu  gebrauchen,  bedient  ii'an  sich  solcher 
Umschreibungen  und  Fälschungen.    Die  BalkaaMlr.ven  sagen  für 

23* 


—     356     — 

Hexo:  Mora  oder  Krstp.tscha,  die  mit  dem  Kreuze  Gezeichnete; 
oder  Rodulja,  die  Gehörnte. 

Die  Nordalbanesen  nennen,  nach  Hahn,  die  Poltergeister, 
die  nur  Böses  anstiften  und  allen,  denen  sie  erscheinen,  Krank- 
heit oder  Tod  bringen,  nichtsdestoweniger:  Stojzowale,  von;  vStoj 
zot  valet,  Vermehrer  des  Chors  —  nämlich  des  Chors,  welcher 
Lobhymnen  auf  Gott  singt.  Diese  fromme  Fezeichnang  soll  dio 
Poltergeister  freundlicher  stiiamen.  Wecn  man  von  ihnen  spricht, 
versteigt  man  sich  aus  demselben  Grunde  sogar  zu  dem  Wunsche; 
möge  Gott  sie  vermehren  wie  Gras  und  Blätter!  In  Süd- Alba- 
nien  gibt  man  den  Dämonen  ebenfalls  umschriebene  Namen 
Einmal  bezeichnet  man  sie  als  Jaschtschesmeja,  das  Auswärtige, 
entsprechend  dem  gi'iecLischen  To  exotikon.  Oder  sie  heissen: 
Fatmire,  die  Glücklichen;  Nus  e  Malljet,  Bräute  des  Berges. 
In  Elbassan  nennt  man  sie:  Ato  kjä  bantschine  naten  e  mire^ 
diejenigen,  welche  eine  gute  Nacht  haben  mögen. 

Die  Serben  sprec^ien  in  Pestzeiten  den  Namen  Kuga  nicht 
aus,  sondern  sagen:  Kuma,  Gevatterin.  Man  betrachtet  es  als 
sündhaft,  selbst  gefährlich,  den  Namen  des  Todes,  Smrt,  eitel 
auszusprechen,  man  sagt  einfach:  Bolestscbiza,  die  Krankheit; 
oder:  die  liebe  Krankheit;  oder  auch  Kuma,  Gevatterin. 

Um  nicht  das  Unheil,  welches  dio  Nachteule  zu  prophezeien 
pflegt,  herbeizurufen,  spricht  man  in  Bosnien^  namentlich  vor 
Kindern,  den  wahren  Namen  des  Vogels,  Jejina,  nicht  aus,  son- 
dern umschreibt  ihn  mit:  Velika  Buba,  grosse  Buba;  oder:  Velika 
Baja,  grosse  Zauberin. 

Entschlüpft  einem  zufällig  vor  Kindern  das  Wort  Jejina^ 
so  zieht  man,  indem  man  dabei  piepst,  die  Kleinen  aa  den  Ohren, 
und  vermeint  dabei  die  üble  Wirkung  zu  paralysieren.  Die 
Lüjth,  die  nach  jüdischem  Aberglauben  den  Wöchnerinnea  und 
Kindern  gefährlich  ist,  hat  den  Beinamen:  „die  Schöne".  In 
Damaskus  nennen  die  Mosleinr.  die  A'a?!sätzigen;  „die  Herren**; 
die  Christen  aber  sapen:  „die  Brüder''.  In  Jerusalem  gebraucht 
mau  Tiohen  „Madschuniiu"  oder  „^'er3tümmelte"  den  Ausdruck 
jjMe^sakin",  „dio  Ai'meu''.  Den  Wahnsinn  nennt  man  im  Ara- 
bischen: „die  sogen] )riDg(.nde  Prüfupg*' 

Ein  Beduine  heisst  die  ihm  so  oft  getUhiliche  Schlange  nie 
anders  als  „Mädchen".  Dei-  Me,  der  bei  den  Beduinen  als  un- 
heilbringend gilt,  wird  trotzdem  bei   ihneu  „der  Glücksbringer' 


—     357     — 

genannt.  Dem  Teufel  geben  sie  vorsichtig  blos  den  Titel;  CTrlcjui- 
hart.  Ist  man  in  solcher  Weise  beiüüht,  das  Böse  durch  fieund- 
liche  Benennungen  um/ustimmen  und  abzuwenden,  so  sucht 
man  umgekehrt  bei  der  Namensge])!^^  der  NeugeboreiH.'U  durch 
abschreckende  Namon  die  Täuschung  hervorzurufen,  als  sei  das 
Kind  hässlich,  abschreckend;  dadurch  glaubt  man  die  Krauk- 
heitsdämoDcn  von  den  Neugeboront^n  aozusohrecken. 

Ich  habe  ähnliche  kaukasische  Gebräuche  in  meinem  Buche 
„Zwischen  Kaspi  und  Fontus"  erwähnt.  Man  ilndet  diese  Sitte 
aber  auch  bei  den  Russen,  Kamtschadalen,  Tongkinosen,  Siaineser., 
selbst  in  vielen  (Jegendon  Europas.  Lilbeck  erzählt  in  geiner 
Schilderung'  von  den  „Kranklieitsdämonen  der  Balkanvölker"  im 
8.  Bande  der  ZeitGcbrift  des  Vereins  für  Yolkakuude,  dass  man 
sich  in  den  Balkanländerü  iioi  den  Slaven  des  Ausdrucks'  Gros- 
dauka  bediene,  was  nach  der  krü|»pclhat'ten  ^'oIksetymalogie 
etwa  ,.das  Grausliche"  bedeutet,  in  Wahrheit  jedoch  vom  alt- 
btUg-arischen  Grosd.  Traube,  abstammt.  Bin  Volkslied  boginnt: 
„Nicht  dauern  Deschkas  Geburten;  da  gebar  Deschka  ein  Mäd- 
cheu,  es  war  sehr  schön;  Deschka  staunte  und  sann,  mit  welchem 
Namen  sie  es  taufen  sulite;  da  taufte  sie  es:  die  Grausliche, 
damit  sein  Name  grauslich  sei." 

Die  Zeremonie  der  Namensg:ebun3  bei  den  Türken  kann 
dem  freserzc  zufolge  in  den  ersten  40  Tagen  nach  der  Ge>)'Qrt 
^statthaben.  A.bor  der  Gebrauch  will,  dass  sie  schon  am  Tage 
der  Geburt,  im  I.aufe  6er  ersten  3  Standen  erfolge.  Der  Imam 
braucht  nicht  anwesend  zu  sein.  Der  Vater  des  Kindes  —  in 
seiner  Abwesenheit  das  Oberhaupt  der  Familie  —  hat  da^s  Recht, 
dem  Kinde  den  Namon  zu  g-eben,  der  ihm  gefüllt,  die  Mutter 
wird  um  ihre  Ansicht  nicht  befragt  In  den  Städten  ist  es 
üblich,  zur  Zeremonie  den  Imam  zu  berafou;  aber  auch  da  ist 
es  nicht  obligatorisct.  Die  Namensgebung  ist  hö''.hst  einfach. 
Der  Namensgeber  nähert  sich  dem  rechten  Ohre  des  Kindes 
und  sagt  das  ,.Esana";  ,,Kohor  Gott!  Hoher  Gott!  Hoher  Gottl 
Hoher  Gott!  Ich  bezeuge,  daj;^  C3  keinea  Gott  gibt,  ausser 
Gott.  Ich  bezeuge,  dass  Mohammed  der  Prophet  Gottes  ist. 
Kommt  zum  Gebet!  Kommt  zum  Gebet!  Kcmmt  in  den  'iV^mpei 
des  Heils!  Grosser  Gott!  Oros<!er  Gott!  Es  gibt  l-ceiocü  Gott 
ausser  Gott!"  Darauf  neigt  er  sich  «am  linken  Ghre  des  Kindos 
und  spriclit  das  „ükameth*':  nämlich^  er  repetiert  das  Esaan  bis 


—     358     - 

ZU  den  Worten  „kommt  ux  den  Tempel  des  Heils'*  und  fügt 
hinzu:  „Siehe,  alles  ist  bereit  zum  Gebet  1"  Dann  gibt  er  dem 
Kinde  den  Namen:  „Dein  Name  ist  .  .  ."  Und  die  Zerem  nie 
ist  beendet 

Die  Moslems  in  Bosnien  kennen  bei  der  Namensgebung  des 
Kindes  auch  die  l*atenschaft,  eine  Sitte,  die  sonst  nirgends  bei 
den  Mohammedanern  üblicii  ist  nnd  aus  der  Zeit  stammt,  wo 
sich  noch  die  Bosnier  alJe  zum  Christentum  bekannten.  Ueber 
diese  Sitte  erzählte  ein  Schilderer  des  Landes  in  einem  Feuilleton 
der  „Kölnischen  Zeitung",  i90i,  Nummer  366: 

„Bei   den    bosnischen    Mohammeaanern    existiert    dreierlei 
Patenschaft:  bei  dem  ersten  Haarschneiden,  bei  der  Beschneidung 
und  der  Hochzeit.  Die  Annahme  einer  Patenschaft  wird  niemals 
rerweigert,  obwohl  sie  mitunter  bedeutende  Kosten  verursacht. 
Bei  armen  Leuten  und  namentlich  bei  schwachen  Kindern,  an 
deren  Lebensfähigkeit  man  zweifelt,  wird  manchmal  folgender 
Vorgang  beobachtet:  Am  frühen  Morgen  (noch  vor  Sonnenaufgang) 
„eines  jungen  Sonntags",  des  ersten  nach  dem  Neumonde,  oder 
am  Freitag,  dem  Festtage  der  Mohammedaner,  trägt  einer  der 
Hausleutö  das  Kind  vor  das  Haus  und   bittet  den  ersten  Vor- 
übergebenden, ohne  Rücksicht  auf  dessen  Glaubenskenntnis,  Pate 
zu  werden.    Es  wäre  eine  grosse   Sünde,   dies  zu  verweigern. 
Der  Huf  diese  Art  erworbene  Pate  schneidet  dem  Kinde  mit 
einer  Schere  die  über  die  Stirn  herabhängenden  Haare  ab  und 
hat  dadurch  die  Würde  des  Paten  erworben.    Zu  seinen  ersten 
Pflichten  gehört  es,  sein  Patenkind  und  dessen  Mutter  zu  be- 
fichcnkea,     Das  abgeschnittene  Haar  wird  mit  Wachs   an  der 
Zimmerdecke  festgeklebt.     Die  Patenschaft  beim  ersten  Haar- 
achneidcn  steht  bei  der  bosnischen  Bevölkerung  in  hohem  An- 
sehen.   Die  Paten  stehen  zu  einander  in  einem  engen  freund- 
schaftlichen Verhaltnisse,  sodass  die  Frauen  von  Paten  sich  vor 
diesen  nicht  verhüllen  und  deren  Kinder  einander,  als  wären 
sie  die  nächsten  Blutsverwandten,  nicht  heiraten  dürfen. 

Das  Wort  „Ibu",  das  in  den  moslemischen  Namen  vor- 
kommt, bedeutet  Sohn,  und  wenn  es  vor  einem  Namen  gebraucht 
wird:  „Sohn  des."  So  heisst  beispielsweise  Hasaan  Ibn-Mehmed: 
Hassan,  Sohn  des  Mehmed.  Bei  sehr  vornehmen  und  wichtigen 
Faiiiilien  wird,  wie  der  Roisende  Nolde  schon  erwähnt  hat,  der 
Name    eines  besonders  hervorragenden  Mannes    förmlich    zum 


— -     359     — 

FamüienuanieTt.  So  hiess  l)oiRpiclsAveise  der  Vater  des  Emirs 
van  Mail:  Ahdallah,  trot:.>!om  Eemit  man  den  Emir  nicht 
Ibnr  Abdallah ,  wohl  aber  Ilm-Ri:schid,  nach  einem  anderen 
berühmten  Vorfahren.  Ausserdem  xvjrd  bei  dem  Haupte  eines 
wichtigen  Hauses  ^uch  der  Voruame  ganz  weggelassen  und  nur 
bei  den  übrigen  jüngeren  Mits-lifdem  der  Familie  gebraucht. 
So  ist  denn  beispielsweise  kurzweg:  Ibn-Raschid,  Ibn~Haddal, 
einfach  das  AequiTalent  für:  „Der  Raschide",  „der  Haddal".  Dieses 
von  Nolde  gewählte  Beispiel  verdient  ein  besonderes  Interesse 
schon  deshalb,  weil  man  in  Europa  seit  Jahrzehnten  von  dem 
Emir  Ibn  Raschid  spricht,  ohne  zu  ahnen,  dass  es  bereits 
den  zweiten  oder  dritten  Träger  dieses  Namens  im  iemen 
Arabien  giebt. 

Der  Koran  verbietet  Fauiiliennamen,  als  ein  dem  mensch- 
lichen Hortimato  Vorschub  leistendes  Uebol.  Die  Araber,  Kurden, 
Aloanesca  und  andere  auf  ihre  Stammbäume  auaserordciitlich 
hallende  Völker  haben  sich  indessen  wegeu  Nichtachturig  dieses 
Gesetzes  entweder  einfach  mit  ihrem  Gewissen  abgefuudci»  oder 
dasselbe,  wie  oben  von  Noldc  beschrieberj.  umgangen. 

Ein  durch  traurige  Berühmtheit  ausgezeichneter  Name  in  d^r 
osmamschen  Geschichte  ist  Mustafa,  worüber  Hammer  im  vierten 
Bande  seiner  Geschichte  des  Osmanischen  Reiches  berichtet: 

Sultan  Mustafa,  der  Dritte  dieses  Namens,  Sohn  Achmeds  TD., 
war  in  dem  für  die  osmanischeii  Waffen  so  uijglückücbe«  Jehre 
des  Verlustes  des  Temeswarer  Banates  geboren,  und  sein  Name 
Mustafa  war  in  der  oamanisichen  Geschichte  vom  Anbeginn  de« 
Reiches  her  ein  unglücklicher.  Der  erste  Prinz  dieses  Namens, 
der  Sohn.Bajesids,  Avai-  in  der  Schlacht  von  Angora,  wo  sein 
Vater  von  Timm-  gefangen  genommen  woi*den,  in  Verlust  ge- 
raten, ohne  dass  je  von  ihm  -wieder  gehört  worden,  wenn  er 
nicht  wirklich  der  sogenannte  erdichtete  Mustafa  gewesen  ist, 
welcher  als  gefährlicher  Throniiebenbnhler  MohaiLmeös  I.  und 
Murads  II  in  Europa  aufstand,  lange  in  byzantinischer  Gewahr 
festgehalten,  dann  in  der  Schlacht  von  ülubad  besiegt,  an  einem 
Turme  Adrianopels  aufgehenkt  wyrd. 

Ein  anderer  Mustafa,  Börcklüdsche  Musitüu,  v':ir  das  Haupt 
des  grossen  Derwischen- Aufruhrs  in  Klein-Asien.;  er  wuruc  ge- 
kreuzig-t,  während  man  seine  Anhänger  vor  seinen  Ai-gen 
zusammenhieb.   Mustafa,  der  dreizehnjährige  Bruder  Murad's  IL, 


—.     3G0     — 

g.ucli  oin  Thronan  masser,  wie  die  drei  vorfi.ergelienden.  vravlo 
äm'ch  den  MnßdscJionk  Eühä  verraten  und  an  eineiu  Feigen- 
baamo  vor  Nicäa  aufgeheiikt.  Mustafa,  SoIiU  MohaniTneds  U., 
der  Feldherr  und  Statthalter  von  Karaman .  starb  frühzeitig, 
dein  Gerüchte  nach  vom  Vater  vergiftet,  Mustafa,  der  Sohn 
Sulcimans,  ein  Liebhaber  der  Wissen ischftften  and  Dichtkunst, 
fi;:i]  alä  ein  Opfer  der  fiäu|5:e  der  Snltaiiin  Roxeiane  nnd  ihres 
Eidams  Rüstern  Pascha,  zu  EregK:  eir  wurde  in  des  Vaters 
Gegen ^va^t  erwürgt.  Mustaia,  der  Sohn  Selinis  il.,  telUe?  bei 
der  Thronbesteigung  Mniads  UL  das  Los  seiner  fünf  Brü<^er: 
er  worde  nach  dem  Kamm,  dem  Gesetze  des  Frinzenmordcs, 
erwürgt.  Der  hoffnang-svöllste  der  neunzehn  Söhne  Mnrad's  IIL 
war  eiQ  Mnstr-fa,  dem  des  Vaters  'i^od  poetische  Klage  als  Vor- 
gef'ihi  des  eigenen  eiii|?ab.  Nach  acht  hingerichteten  Thronanmasseru 
mit  Naniejj  Mustafa  bestieg  endJich  Miistafa,  als  Saltan  der  erste 
diesoö  Namens,  zweimal  den  Thron,  von  we'cheui  ihn  zweimal  sein 
i^iödsinn  in  di.m  Kerker  des  Käügs  :5urückwarf.  Mustafa,  der  zweite 
SiiJ!.andiesesNai]H>nSj  Fliichtlingvcui  Schiaditt'eide  von  Zenta,Un^ 
Äelcbner  de>s  bis  auf  ihn  für  änf^  o«ina.m?cbc  Rchji  schirnptiichsteü 
Friedens,  näinlich  des  von  Kai'lowicz.  wurde  duich  Aufruhr 
entthrc-nt.  Nach  dIc??Cf'}  ungiücklichen  zehn  Mustafas  bestieg  der 
diitte  Sultan  dieses  Naiiseris  als  sechs  und  zwanzigster  Herrsciier 
der  Üsmanen  den  Thron;  (?r  ist  der  Einzige  seines  Namens*,  dei- 
weder  Thron  noch  Tje^ion  gewaltsam  verlor,  er  vcrBtand  e,s  eJnef: 
auch  nicht.,  dieses  nnd  ,jene3  rühralich  ausaufiillen. 


57.  Beschneidung. 


Die  mosR;si^lier  Vorsc)iT"ften.  --  Ansichten  von  M'ainionides.  ••  Der  Tttrlie 
Omer  TJaie'>y  über  Bes''hTield!i:;.g  bei  den  Moslems.  —  Die  Bftschaiiidimg  keiu 
rein  reMgÜiset  Abt-  —  iJiitcrsf'iüed  zwiKcbeu  dm'  jiidisch'jü  «od  df^T  :nc9- 
lemischön  inffassiißg.  -■  DieBesvLuoidncg  aicht  obügatorisch  fUrUeDegaten. 
Bsischneidung  und  (Tes(*b]echtslebon.  —  Kuriose  Auffassung  Ojner  HalebyS.  -- 
Dif  Zeremonien.  ~  Zeitpunkt  der  ßeschnfidung.  —■  Openition  bei  Er- 
v»aeh«en»jü.  —  Aus  der  Praxis  meines  FreauJes  Dr.  B«ck.  —  Bescl'ueiJiing 
in  I'ersien.  —  Boschneiduoi^-  uüd  Verniälilung  beisset  Hochzeit.  •■  Bc- 
SchoeiiJnn)rsfe3te  am  Opmaai«d'on  JJoi'e  —  Bcscliußi.Iüug:  von  Christcn- 
isnabefi  zu  j?.hre»j  ties  müsieinisciieT).  Glüiibem-  --  Beschnpidung  von 
Waiseu  ist  WchJthun 

Tto  1  Buche  Mosos  XVIII  11—14  wird  angcoreiriot:  ,,Be- 
schüddcij  ä^llt  ihr  das  FJeisch  eaerer  Vorhautj  und  das  sei  zum 
Zeiciien  des  Bundes  zwischen  mir  Uiid  imch.  Und  zwar:  acht 
IVigc  alt,  soll  bei  euch  beschnitten  worden  j(?^']iches  Nfrinnliche, 
der  Hansgeborene  und  der  für  Geld  von  jedon  Fremden,  der 
nicht  deines  iStammes  ist,  Erkaufte.  Aber  ein  vorhäatiger  Maim, 
der  picht  heKchnitten  v»'orden  am  Fleische  seiner  Vorhant,  dessen 
Person  «oll  ausgerottet  werden  ans  ihrem  Volke;  meinön  Bund 
iiat  er  gebrochen." 

-Dieser  Stelle  zufolge  wurde  die  B^eschneiduiiar  u«t.er  den 
alteii  Hebräern  Ton  Al'rahain  iro  Jahre  2107  seit  Adam,  sls 
Zeichen  des  Br»udes,  eiufic'^ft^-iirt.  Ob  die  Beschneidung  erst  von 
Abraham  original  'an«'g:eül't  warde,  oder  ob  sie  Abraham  von 
anderen  Völkern  —  etwa  den  Acgypteru  —  ü]>ernahm,  daruoer 
ist  luan  verschiedener  Ansii'ht  lieber  di«  Beschiaeidun^'"  bei 
der.  Hobräerrt  habea  ande>-e  Schriitsteüor  Geniig-eudes  gesagt. 
Ich  er^'älsne  nur  einip'cs.  was  für  die  moslesiische  Besehneidunür 
als  Parallele  herangezogen  werden  mma.    Mniniorddes  war  der 


—     362     — 

Ansiebt,  dass  die  BescJhneidüng  zurVerhütuBg  des  Missbranclies 
des  Geschlechtstflebcs  oingefülirt  wurde;  aucli  der  Türke  Omer 
Haleby  betrachtet  die  ßescbnciduDg-  baTiptsäcblich  vom  sexuellen 
Standpunkte.  Den  Befehl:  „am  achten  Tage  ist  die  Vorhaut  zu 
beschneiden"  —  kommentierte  Rabbi  Jakob  folgendermassen: 
Die  Beschneidung  könne  auch  später  vorgenommen  werden, 
wenn  das  Kind  am  achten  Tage  nach  der  Geburt  krank  sein 
sollte;  ebenso,  wenn  ein  Erwachsener  in  den  Bund  aufgenommen 
wurde  und  am  achten  Tage  krank  sein  sollte.  Ein  krankes 
Sind  soll  dann  nicht  eher  beschnitten  werden,  als  bis  es  voll- 
kommen gesund  geworden.  Man  zähle  vom  Genesungstage  ab 
sieben  Tage,  und  am  achten  finde  die  Beschneidung  statt  Ein 
Kind,  das  gelb  und  rot  am  Körper  ist,  dnrf  nicht  beschnitten 
werden.  Man  verzögere  stets  die  BeBchueidung,  wenn  man 
befürchten  muss,  dass  durch  sie  das  Leben  des  Kindes  gefährdet 
weiden  könnte.  Wenn  zwei  Söhne  des  Hauses  an  den  Folgen 
der  Beschnelüung  gestorben  sind,  darf  der  dritte  Sohn  un- 
bcschnitten  bleiben. 

Bemerkenswert  ist,  dass  gegenwärtig  in  vielen  jüdischen 
Familien  in  Europa  das  Gesetz  der  Beschneidung  nicht  mehr 
eingehalten  wird. 

Omer  Haleby  definiert  den  Akt  der  Beschneidung  bei  den 
Moslems  derartig,  dass  er  ganz  anders  erscheint  wie  bei  den 
Hebräern;  er  ist  kein  Zeichen  des  Bundes;  zum  Islam  über- 
tretende Christen  sind  nicht  gezwungen,  die  ßeschneidung  an 
sich  vollziehen  zu  lassen.  „Viele  glauben",  sagt  Omer  Haleby, 
„dass  die  Beschneidung  ein  rein  religiöser,  vom  Propheten 
befohlener  Akt  sei.  Das  ist  ein  Irrtum.  Bei  den  Hebräern 
war  die  Beschneidung  ein  Zeichen  ihres  Glaubens.  Aber  ?tie 
waren  nicht  die  Ersten,  die  so  thaten.  Vor  ihnen  gab  es  schon 
die  Beschneidung  bei  vielen  asiatischen  Völkern,  wenn  sie  dort 
auch  nicht  aus  religiösen,  sondern  aus  hygienischen  und  sozialen 
Gründen  geschah.  Die  Juden  entlehnten  diese  Operation  den 
Aeg5n)tern  und  machten  aus  ihr  in  dei*  Folge^das  unauslöschliche 
Zeichen  ihres  Glaubens,  eine  wahre  nationale  Taufe,  den  bedeut- 
samsten religiösen  Akt  des  Judentums.  Als  Mohammed  ims  die 
gute  Botschaft  des  Islams  verkündete,  existierte  die  Beschneidung 
nach  israelitischem  Modus  oder  nach  anderen  Methoden  bei  fa.st 
allen  Völkern  der  arabischen  Halbinsel  als  allgemeine  Gewohnheit^ 


—     363     — 

Kur  die  Christen  ünd  Sabäer  machten  eine  Ausnabme.  Die 
Schüler  des  Johann  Baptist  waren  indessen  und  sind  auch  heute 
Beschnittene;  aber  bei  ihnen  ist  die  Beschneidung  nicht  in  ein 
Zeichen  der  Taufe  vorwandelt  worden,  sondern  sie  ist  blos  eine 
hygienische  Massregel  und  ein  Zeichen  ihrer  israelitischen  Her- 
kunft.. Das  Gleiche  gilt  von  den  abessinischen  Christen. 
Mohammed  erkannte  die  guton  hygienischen  und  sozialen 
Wirkungen  der  Beschneidung  und  liess  die  Operation  unter  den 
Gläubigen  fortbestehen,  aber  ohne  aus  ihr  eine  absolute  religiöse 
Verpflichtung  zu  machen.  Es  ist  deshaü)  unrichtig,  in  der  Be- 
schneidnng  der  Vorhaut  bei  den  Moslems  eijt  religiöses  Dogma 
zu  sehen,  das  etwa  an  die  jüdische  Zeremonie  erinnert.  Die 
Beschneidung  ist  für  uns  nicht  eine  Art  Taufe>  noch  eine  Be- 
kräftigung unseres  Glaubens;  sie  ist  ein  Akt  nachahmender 
Verpflichtung,  von  der  man  sich  aber  im  Falle,  dass  sie  Gefahr 
ftir  das  Leben  bedeuten  sollte,  oder  im  Falle  natürlicher  Hinder- 
nisse, dispensieren  kann." 

Dies  sind  nachOmerHaleby  „die  Prinzipien".  Im  Allgemeinen 
ist  indessen  die  Beschneidung,  die  jeder  öffentliche  Barbier  vor- 
nehmen darf,  allen  guten  Moslems  als  eine  gesetzliche,  hygienische 
und,  wenn  man  sie  als  vom  religiösen  Gesetze  befohlen  ansehen 
will,  selbst  als  eine  religiöse  Uebung  zu  empfehlen.  Man  kann, 
wiederholt  Omer  Haleby,  auch  unbeschnitten  ein  guter,  dem  Ge- 
setze des  Islams  treuer  Moslem  sein ;  aber  die  Beschneidung  bringt 
so  viel  Gutes  mit  sich,  dass  jeder  gute  Moslem  seine  Kinder 
beschneiden  lassen  soll.  Das  Gute  besteht  zunächst  in  morali- 
schen Vorteilen;  die  Beschneidung  ist  —  wie  beispielsweise  bei 
den  Juden  —  ein  suggestives  Zeichen,  die  Symbolik  der  von 
einer  ganzen  religiösen  oder  politischen  Gemeinschaft  angenom- 
menen Prinzipien.  Dieses  Zeichen,  auf  jenem  Organ  angebracht, 
welches  in  direkter  Beziehung  mit  dem  Gehirne  steht,  ist  be- 
sonders für  Suggestion  geeignet.  Unter  der  Suggestion  eines 
solchen  Zeichens  fühlen  sich  alle  Beschnittenen  als  eine  einzige 
Rasse,  welche  dieselben  allgemeinen,  intellektuellen  und  physi- 
schen Chaiakterzüge  erhält.  So  ist  die  Beschneidung  ein  poli- 
tischer und  sozialer  Akt;  ein  Zeichen,  das  die  vereinigt,  welche 
in  gleichem  Glauben,  nach  gleichen  Prinzipien  leben.  Dadurch 
folgen  sich  Generationen  unter  Beibehaltung  der  gleichen  Ideen, 
der  gleichen  Gesetze,  der  gleichen  Eigenschaften,  der  guten^  wie 


„.     36 i     — 

der  schlcclit€D-  Dieses  atavistisch o  Gesetz  allein  erkläre  in 
Wahrlieit  die  Verewigung  des  .jüclisclien  Chirakiors  trotz  alier 
ZerstreuuBgen  imd  aller  Voi-foleiiui^'-en,  donoii  die  Kinder  Israels 
bis  heute  ausgesetzt  gewesen. 

Der  Einlluss  der  Eef»ciiiieidung  ist  bei  den  Moslems  in 
moralischer  wiv'  in  suggestiver  Beziehung  jedoch  anders.  Wohl 
existiert  io  ihr  auch  für  (ien  Islam  eine  suggestive  liraft,  welche 
um  alle  Moslems  eiü  Band  schlingt  Aher  diese  Suggestion  Ist 
njcht  dieselbe,  wie  bei  den  Juden.  Sie  beclcilusst  nur  wenig 
die  Verschiedenheit  der  Charaktere  und  die  physiologischen 
Typen,  welche  man  unter  den  vieiartigea  Vöik';rn  des  Islams 
tindet  Sie  hi  bei  den  Moaleiua  etwa  wie  bei  den  abessinischen  und 
koptischen  ('bristen,  wie  bei  den  Schülev»  des  Johann  Baptist 
und  dei?  Sabäem,  weiche,  auch  die  Besebneldung  beibehalten 
haben,  ohne  sie  als  absolutes  religiöses  Prinzip  zu  beti-achten. 
Sie  ist  vredtir  eme  Taufe,  noch  das  absolute  Symbol  des  Glaubens, 
sie  kanu  weder  die  Ausbreitung  des  Islams  unter  y.llcn  anderen 
V(>lkeni  hindern,  noch  die  Fonschriirc  der  Kasse  fürdorij.  Ihre 
hauptsächliche  Bedeutung  ist  hygienisch.  Und  unter  hygienisch 
versteht  unser  Freuu'i  Omcr  Haleby,  von  dem  wir  hiermit  gleich 
Abschied  nehmen,  Folgendes:  „Die  Abtrennung  der  Vorhaut 
hchiltel  das  Kind  vor  dem  Jucken,  welches  infolge  des  Uri- 
nierens  an  d^r  Eichel  entsteht,  und  hält  den  Knaben  ab,  sich 
den  Peuig  zu  reii)en,  bewahi't  ihn  also  vor  einem  unwillkürlichen 
Triebe  zur  Onanie.  Es  wird  ferner  durch  die  vollzogene  Opei'a- 
ti.'n  die  Entwicklurg  des  Dkör,  des  Gliedes,  erleichtert  und 
seine  Kraft  erhöht.  Und  wenn  der  Jüngliiig  in  das  Alier  tritt, 
wo  ihm  (iie  Morgeniöte  der  geschlechtlichen  Genuese  lacht,  ist 
sein  hescl:nitleues  Glied  vollkommen  entwicüeit  und  kräftig  und 
ermöglicht  es  ihm,  den  Coitus  mit  -geringerer  Gefahr  für  seine 
Gesuijdheii  und  mit  grösserem  Vergnügen  füi  die  Frau  auszu- 
üben, deren  Geschiechwteiie  voü  einem  durchaus  festen,  süssen 
und  vollkommenen  Dkor  beiührt  werden.  Vvenn  der  Mann  den 
(.oitus  mit  einer  Frau  ausübt,  die  krank  ist,  dann  ist  er  der 
(lefahr  der  Anstecknug  weniger  ausgesetzt  als  ein  Unbe- 
sclinitreiit^r;  und  wenn  er  krank  wird.  Raun  er  sich  leichter 
heilen.  Die  Beschneidung  ist  also  tiir  uns  eine  mannhafte  Macht 
gi'iTQn  die  Gn:-uii<N  \vcnn  wir  Kinder  sind,  nnd  gegen  die  ithy- 
I>hRllische}i  Unuioralitäleu,   wenc  wir  erwachsen  sind.    Aus  den 


~     365     — 

angegebenen   Gründen   beschneidet   also   eaere  Söhne  —   aber 
zwinget  die  Operation  dem  neuen  Mitgliede  des  Islams  nicht  auf!** 

Die  Zcreniünie  der  Beschneidung  kann  statthaben  in  den 
ersten  40  Tagen  nach  der  Geburt,  zugleich  mit  dor  Naniens- 
gebnng,  oder  separat.  Aber  das  Gesetz  setzrt  die  Zeil  nicht  genau 
fest.  Am  meisten  wird  die  Operation  an  K-indern  zwischen  dcui 
neunten  und  dreizehnten  Lebensjahre  vorgenommen.  Dr.  Bem- 
hai'd  Beck  erzählte  mir  jedoch,  dass  im  Inneren  des  Reiches, 
mangels  geeigueter  Operateure,  die  Operation  solange  aufge- 
schoben wii-d,  bis  die  jungen  Leute  zum  Militär  einnicken;  Dr. 
Beck  beschnitt  in  Damaskus  einmal  eine  ganze  Kompagnie,  diQ 
aus  KardiStaii  stammte.  Die  Soldaten  liessen  die  Vtei  Erwachsenen 
gewiss  nicht  leichte  Zeremonie  ohne  Klagelaut  an  sich  roilziehen. 

lu  Persien  findet,  wie  Polak  berichtet,  die  Beschneidung 
lim  das  dritte  oder  vierte  LebensjaLr  statt;  man  hält  sie  dort 
—  ganz  im  Gegensätze  zu  den  Ansichten,  welche  wir-  friihoi 
beim  Türken  Omer  Haleby  keüneu  lernten  —  für  den  wichtigsten 
Akt  bei  der  Bekehrung  zum  I&inm.  Die  Operation  wird  durch 
Einzwängen  des  Präputiunis-  in  ein  gespaltenes  Rohr  und  Abtragen 
der  Vorhaut  mittelst  eines  Rasiermessers  vom  Barbier  — dalak  — 
vollzogen.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  der  Juden  dadurch,  dass 
der  zweite  Akt,  nämlich  das  Einreissen  des  inneren  Blattes,  bei 
den  Persem  wegbleibt.  Die  Blutstillung  wird  mitteilst  btjpti&cher 
Pulver  bewirkt;  die  Applikation  von  Wasser  ist  streng  verpönt. 
Die  Zeremonie  ist  zwar  von  einigen  Festlichkeücu  begleitet, 
man  verteilt  Spenden  unter  die  Armen,  es  wf  rden  Gäste  geladen 
und  mit  Süssigkeiten  bewirtet,  der  Operierte  erhält  ein  neues 
Kleid,  im  Ganzen  jedoch  entfaltet  man  nicht  ein  solches  Gepränge 
dabei  wie  in  anderen  miiseimännischen  Ländern. 

Nach  dem  Sprachgebrauche  der  Aral)er  Perser  und  Türken 
führt  —  wie  Hammer  erklärt  —  nicht  nur  die  V(>rmählung  der 
Mädchen,  sondern  auch  die  ßeschneidi-ng  der  Knaben  den  Namen 
von  Hochz^jit;  nach  den  Begrifl'en  des  Morjrotiiäuders  wird  das 
Vermähiuii-rstest  nur  der  Braut  und  nicht  dem  Bräutigam  ge- 
geben, welciier  schon  als  Knahe  in  den  Erlustiguugen  des  Festes 
der  Be^chTicidmig  ilen  Ersatz  für  den  Schmerz  tJerseiben  empfangen 
hat,  indessen  die  Vermählungsfestliciikeiton  als  Ersatz  i'Ur  den 
.'Schmerz  des  Mädchens  die  ThrUnen  desselben  zu  trocknen  be- 
stimmt sind. 


—     366     — 

Die  Beschneidung'sfeste  warea  am  ösmanischen  Hofe, 
Hammers  Schild 3rnni5^en  zufolge,  stete  prunkvoll.  Als  Murad  I. 
BruHsa  verliesa,  um  in  Europa  seine  Eroberunjjen  fortznsetzen, 
feierte  er  vorher  —  im  Jahre  1387  —  das  Beschneiduijgsfest 
seiner  drei  Söhne  Bajesid,  Jakub  and  Saudschi  mit  Gastereien 
und  Verteilung  von  Geschenken  und  Ehrenkleidern  au  die 
Scheiche  und  Derwische.  Als  Sultan  Mohammed  im  Jahre  1467 
gezwungen  war,  mit  Schimpf  von  Belgrad  abzuziehen  und  nach 
Adrianopel  zurückzukehren,  war  er  bestre])t,  den  schlechten  Ein- 
druck der  Niederlage  bei  seinem  Volke  durch  Feste  und  Herrlich- 
keiten zu  verwische!] .  Er  veranstaltete  das  Bcschneidungsfest 
seiner  beiden  Söhne  Bajesid  und  Mustafa,  von  denen  jener  zu 
Araasia,  dieser  zu  Ma-gnesia  residierte.  Dieselben  wurden  mit 
ihrem  Hofstaate  nach  Adrianopel  geladen,  und  zugleich  ergingen 
Kreisschreiben  in  alle  Gegenden  des  Reiches,  nm  die  Emire  und 
Fakire,  die  Gesetzgelehrten  und  VVaffengefährten,  die  Richter 
und  Dichter  zur  Verherrlichung  des  Festes  einzuberufen.  Auf 
der  nahe  hei  Adrianopel  gelegeneu  lusel  wurden  Zelte  aufge- 
schlagen, und  unter  dem  für  die  feierlichen  Versammlungen  des 
Sultans  bestimmten  ein  Thron  aufgerichtet.  Vor  dem  Sultan 
Sassen  Chisr})cg-Tschelebi ,  der  erste  Richter  der  Flauptstadt 
Konstantinopel  nach  Eroberung  derselben,  und  Schukrullah,  der 
Arzt  aus  Schirwan,  als  die  Vorsitzer  der  GeJebten,  welche  vor 
dem  Sultan  den  Koran  lasen  und  tinslegt(.m,  oder  Gelegenheits- 
gedichte hersagte)!.  Den  Profe.^soren  wurden  Schüsseln  mit 
Zuckerwerk  vorgesetzt,  und  den  Kandidaten  der  Professoren- 
stellen, den  Danischmenden,  zum  Nachhausctragen  in  Schachteln 
ü])erreicht,  alle  mit  Ehrenkleidern  uud  Geld  reich  beschenkt, 
reich  entlassen.  Am  zweiten  Tage  wurdeu  die  Scheiche  und 
Fakire,  nachdem  sich  der  Sultan  mit  ihnen  in  geistlichen  G^ 
sprächen  unterhalten  hatte,  auf  diesell)e  Weise  bewirtet;  am 
dritten  Tage  fanden  die  Waffenübungen,  Pfevderenneu  und  Bogen- 
schiessübungeu  statt,  und  die  Sieger  wurden  kaiserlich  belohnt; 
am  vierten  Tage,  dem  letzten  des  Beschneidungsfest^s ,  wurde 
unter  das  Volk  Gcild  ausgeworfen.  Alle  Grossen  brachten  dem 
Sultan  Geschouko  dar. 

Sultan  Bajesid  II.  kam  im  Jahre  1491  eigens  vom  Felde 
nach  Koustautinopel  zurück,  um  das  Doppelfest  der  Beschneidung 
seiner  Enkel  und  die  Hochzeit  seiner  Tochter  zu  feiern.    Sultan 


—      3fi7     — 

Suleinian  wiederholte  das  Beispiel  des  Erohei-ors  Mohammed. 
Jq  der  Absicht,  den  Abzu«'  von  Wien  mit  dem  Anstriche  fl'ei 
beschlossenen  siegreichen  Eückznges  zn  fülsclienj  Avar  bei  der 
Rückkunft  Sulcimaus  nach  Konstanlinopel  sein  erstes  Augenmerk 
darauf  g-erichtet,  den  Mut  des  Kctres  durch  F^rol-sinn  zu  be- 
leben und  den  Verdruss  über  den  erlittenen  Schiffbruch  •?«.'inor 
Macht  durch  ^ die  Herrlichkeit  nener  Feste  und  da5>  Scb/mspiel 
nie  g-csehener  Pracht  zu  beschwichtigen.  Die  Gelegenheit  dazu 
gab  seiner  Söhne  ßeschneidung.  Ausser  den  gewöhnlichen  Kin- 
ladung.^schreiben  an  die  Statthalter  und  Grossen  des  Reichs 
erging  diesmal  auch  eiue.s  an  den  Dogen  von  Venedig,  um  den- 
selben als  Freund  und  Nachbarn  zD)n  Beschaoidungstesto  der 
vier  Prinzen  nach  Konstaninopel  zu  laden.  Ein  neuer  türkischer 
Botschafter,  ganz;  in  Gold  «i^ekleidet,  von  zwölf  Edlen  Venedigs 
iu  den  Senat  geführt,  kündete  demselben  die  bevorstehende  Be- 
schneidunq:  der  Prinzen  und  lud  den  Dogen  freundlichst  dazu. 
Dieser  entschuldigte  sich  aufs  beste  mit  seinem  Alter  und  der 
weiten  Reise,  aber  seine  Stelle  werde  ein  ausscrordcntliciicr 
Botschafter  vertreten,  und  sogleich  wurden,  ausser  dem  zu  Kon- 
stantinopel befind] icben  veuetiauischen  Botschafter,  Pietro  Zeno 
und  Mocenigo  als  glückwünschonde  Botschafter  und  Stellrer-, 
treter  des  Dogen  biäim  Beschueidungsfestc  abgesandt. 

Am  27.  Juni  1530  Mittags  -  berichtet  Hammers  Geschichte 
—  begab  sich  Suleiinan,  von  seinem  ganzen  Hofstaat  begleitet, 
nach  dem  Hippodrome,  auf  dessen  nördlicher  Seite  beim  Mchter- 
chane,  deii\  Orte,  wo  die  Heermusik  einquartiert  wa^,  ein  präch- 
tiger Thron  sieh  erhob  auf  Jazuruen  Säulen  unter  goldenem  Bal- 
dachin, mit  reichen  Stofiien  behangen,  mit  vielfachen  Teppichen 
belegt,  von  vielfachoi  Zelten  umgeben. 

Unter  den;  jubelnden  Getöse  der  auf  der  Südseite  dos  Platzes 
aufgestellten  Heennusik  nahm  der  Padischah  den  Thron  em  und 
empfing  den  glückwün sehenden  Handkuss  und  die  Goscheüko 
der  "Wesire,  der  A.ga,  des  Hofes  und  des  Heeres,  des  Mufti  und 
der  ülema,  worauf  alle  kaiserlich  bewirtet  wurdei;;  am  zweiten 
Tage  küs.stcn  dir  aK>ge.sotzten  Wesire  und  Statthalter,  welchen 
persönlich  beim  Feste  zu  erscheinen  gestattet  wai-,  glückwiiu- 
ßchend  und  gabendarbring'^nd  die  Hand  des  Herrschors. 

Der  dritte  Tag  war  zur  Annahme  der  Huldigung  und  Ge- 
schenke   der  Sandschakbege ,    kurdischen    Endre   und   frem.dcn 


—     368     — 

Gesandten  bestimmt.  Die  Zahl  der  venetiani sehen  deckten  den 
Mangel  der  anderen  Mächte.  Ausser  den  beiden  ausserordent- 
lichen Botsehafiern  Zeno  und  Mocenigo  wohnten  mit  Ihnen  noch 
der  ordentlich  residierende  Bailo  Bernardo  und  der  in  Snleimans 
Diensten  als  Bevollmächtigter  Zapolyas  stehende  Sohn  des  Dogen, 
Aloisio  Gritti  dem  Feste  bei.  Die  Pracht  der  Geschenke  über- 
traf aUe  je  vorher  gesehene  HeiTlichkeit  solcher  Feste.  Da  waren 
zu  sehen:  Syrischer  Daraast  und  ägyptischer  Kattun,  indische 
Shawle  und  MusseKne,  griechisches  Dünntuch  und  veut  tianischer 
Samrat,  silberne  Teller  mit  Goldstücken  und  goldene  Tassen  mit 
Edelsteinen  gefüllt,  lazurne  Schalen  und  kiistallene  Becher, 
chinesisches  Porzellan  und  tartarisches  Pelzwerk,  arabische  Stuten, 
turkmenische  Hengste,  Mamluken  und  gTiechische  Kna])en,  äthio- 
pisch(3  und  ungarische  Sklaven.  Des  Gross wesii-s  Geschenke 
allein,  betrugen  im  Werte  fünfzigtausend  Dukaten.  Als  Schau- 
spiel wurde  der  Sturm  zweier  hölzerner  Festungen  gezeigt,  deren 
eine  mit  Ungarn  gefüllt  war;  dann  wurden  mit  Fünteu,  öäbeha 
und  Lanzen  Scheingefechte  gehalten.  Am  vierten  Tage  warteten 
die  Lehrer  Snleimans  auf.  Sie  wurden  mit  den  leckersten  Braten 
und  ausgesuchtesten  Süssigkeiten,  mit  Sorbeten  und  Zuckerwerk 
bewirtet  tjnd  das  Volk  mit  Künsten  der  Becher-  und  Taschen- 
spieler belustigt.  Den  fünften  Tag  füllten  die  Gänge  der  Ringer 
und  der  Wettlauf  der  Mamluken,  welche  mit  Inalbeg,  dem  in 
Rumeli  belehnten  tscherkessischen  Beg,  aus  Aeg^'pten  gekommen 
waren  und  ihre  Reit-  und  Turnierkünste  in  höchstem  Glänze 
zeigten.  Der  Kaiser  blieb  bis  in  die  Nacht,  welche,  durch  Feuer- 
werk in  Tag  verwandelt,  das  Schauspiel  der  beiden  hölzernen 
Schlösser  in  Flammen  gab.  Der  folgende  Morgen  sah  an  ihrer 
Stelle  zwei  andere  Schlösser,  weiche  von  Dscharüm,  einem  in 
Reit-  und  Tnmierkünsten  vielberühmten  Meister,  an  Ort  und 
Stelle  gebracht  worden  waren;  jedes  war  von  hundert  schwer 
gewaffuelen  Kriegern  verteidigt,  die  wechselseitig  aus-  und  an- 
fielen, bis  das  eine  erobert  und  viele  schöne  Knaben  und  Mäd- 
chen als  Beute  von  den  Siegern  fortgeschleppt  wurden;  auch 
diese  Nocht  wnrde  mit  Feuerwerk  und  dem  Brand  der  Schlösser 
erhellt.  Am  siob<*nten  Tage  trugen  die  Jamtscbareu,  von  ihrem. 
Aga  und  den  Genf  raion  dci  Reiterei  angeführt,  in  feierlichem 
Aufzuge  die  Hochzeitf:'paimen  oder  sogenannten  Be^scbneidungs- 
kcrzeu  mit  mannigfaltigen  Blumen  luu)  Früchten,  Oer^talten  von 


# 


—     369     — 

Vögeln  üDÜ  Tierfiissigeu  Tieren,  auegeetattote  hohe  mit  C4o]d(iraht 
und  Flitteni  nrnwuiulene  Kegel  aJs  Natarsymbole  von  Frucht- 
barkeit und  zeugender  Krsft.  Den  achten  und  nr^unten  Na^h- 
mittÄg  füllten  Seilt&nzerkftnsto  und  Mutik  aus. 

Auf  einem  /wiecheo  der  !*!äale  und  dem  Obelisk  des  Hippo- 
droiTis  gespannt^jn  Seile  tbat  ein  ägyptischer  ScUtänzer  Wnnder 
sfiiner  Kunst,  auf  einem  mit  Oel  und  Ji-iolfe  glatt  geschmierten 
Mäste  versnchteu  Matrosen  und  JanitBchareu  ohne  Stricke,  bioa 
mit  Händen  und  Füssen  sich  bio  zu  der  Spitze  f-mporzuarbeitea, 
um  des  dort  harrende q  Preises  teilhaftig  zu  werden  Am  zehnten 
Tage  wurden  jene  Professoren,  deren  täglicher  Gehalt  abwärts 
von  fünfzig  Aspern  oder  beiläuüg  eineiu  üukaten  war,  und  ihre 
Gehilfen  fHowie  die  abgesetzten  Eichtor  und  Professoren  festlich 
bewirtet.  Luftspringer  erkletLcrton  dci»  Obelisk  and  die  Säule 
des  Hippodronuä.  Die  drei  folgenden  Tage  verflosseu  in  den 
Kunsttibungen  Ton  Gauklern,  Schattenspielern  und  Possen- 
reissern.  .:Viie  wurden  reichlich  beschenkt  mit  Goldstücken  und« 
Silberpfennigeo,  dij  ihnen  an  die  Stime  gedrückt  oder  an  den 
Kopf  geworfen  wurden.  Am  vierzehnten  Tage  begaben  Bich  alle 
Aga  des  Hofes  nnd  des  Heeres  in  das  alte  Sserai,  nm  von  dc7t 
die  Prinzen  nach  dem  Hippodrome  abzuholen,  wo  ihnen  die. 
Wesire  zu  Füss  entgegeukainen,  um  sie  dann  1;;.«  an  des  SultaT)?? 
Diwanssaal  zu  begleiLen.  Am  folgenden  'l'age  hatte  des  Saltaufi 
Bankett  statt 

Auch  im  Frühling  des  15S2.  Jahres  gab  es  in  Konstantinot>ol  ei« 
glänzendes  ßefichneidungsfest  am  Suitanshofe,  und  die  Monanrhon 
Asiens,  Europas  und  Afi-jkas  waren  hierzu  darch  Botschafter  ein- 
geladen worden.  Nach  allen  Seiten  des  Aus- uud  Inlandes  gingen 
Tschüüsche  als  Staatsbolen  und  Muteferrika  als  IFoffouriers,  bü- 
gleitet von  Truohsessen  oder  Tschagnegir  und  Kämmererii  oder 
Kapndschibaschi,  um  die  Monarchen  Asiens,  Europas  un»?  .\frikas 
und  die  Statthalter  des  Reichs  zum  Beschneidnngsfeat  &i  rufen, 
zwar  kamen  die  Monarchen  Europas  nicht  persönlich^  aber 
durch  aneehnliche  Geschenke,  welche  ihre  Botschafter  und 
Bestelltön  darbringen  muB&ten,  entasch oldigten  sie  ihr  Nicht- 
erscheinen. Die  Zubereitungen  zu  diesem  "l^östo  begannen  schon 
ein  Jahr  vorher.  Der  Erfolg  entsprach  den  Anstalten,  und  das 
Beschneidun  ggf  est  Murad»  lU.  für  seinen  Sohn  Mohammed  steht 

Steril,  M'dlzia,  Aberglaube  u.  QetcblecLtsltil'en  in  der  THi'keL   U.  -1 


—     370     — 

in  der  osmanischen  Geschichte  fast  unerreicht  da  durch  Glauz 
und  Keichtum  der  Anstalten  und  Länge  der  Dauer;  es  vereinte 
sich  alle  Fülle  der  Pracht  und  alle  Blüte  mechanischer  Kunst, 
die  sich  damals  in  der  Hauptstadt  entfaltet  hatte,  zu  einein 
Schauspiel  nicht  nur  aller  Gaulder,  Tascüenspieier,  Tänzer, 
Säuger,  JRicgor,  Fechter  und  Possenreisser,  sondern  auch  zu 
einem  Aufzuge  aller  Zünfte  und  Botschafter,  zo  einer  Einhebung 
dc8  Geschon kezolles  aller  Statthalterschaften  des  osmanischen 
■Reiches  und  der  fremden  Mächte.  Der  Hippodrom,  vierhundert 
Schritt  lang  und  hundert  Schritt  breit,  wurde  für  die  Erforder- 
nisse des  Festes  und  der  Zuschauer  eing-erichtet. 

Der  Kronprinz  Mohammed,  zu  dessen  Ehren  das  Fest  statt- 
fand, erschien  in  rotatlassnem  Kleide,  das  mit  handbreiter  goldener 
Stickerei  verbrämt  war,  mit  zwei  schwarzen  Neigem  auf  dem 
Kopfbunde,  einem  Rubin  am  rechten  Ohr,  einem  Smaragd  an 
der  rechten  Hand,  mit  einem  von  Edelsteinen  funkelnden  Säbel 
und  stählerner  'Streitkolbe,  deren  Kopf  aus  einem  vielseitig 
geschnittenen  Krystall  m  Gold  gefasst  war.  Die  Sultaninnen 
zogen  im  Geleite  des  Zucker werkes  auf,  wie  der  Sultan  im 
Geleite  der  tüimenden  JPalmen  gekommen  war,  dieses  männlicher 
Kraft,  jenes  weiblicher  Süssigkeit  entsprechendes  Sinnbild.  Den 
Zug  schlössen  zehn  bis  zwölf  Gefangene  der  ungarischen  u/id 
bosnischen  Grenze,  tollwackere  Waghälse,  die  sich  mit  Säbeln 
zerfleischten,  mit  Spiessen  durchstachen;  einer  gar  hatte  den 
Schaft  einer  Fahne  durch  Haut  und  Fleisch  durchgesteckt,  die 
Arme  mit  Pfeilen  durchstochen,  auf  dem  Rücken  Hufeisen  mit 
allen  sieben  Nägeto.  auigenagelt,  so  diiss  sie  von  Blut  über- 
ßtröniteu;  ein  jämmerliches  Schauspiel  verzweifelter  Bravo ur. 
Sie  wurden  nach  ihrem  Range  mit  Gehl  begnadigt;  der  Vor- 
nehmste unter  ihnen  mit  einem  Timar  von  viertausend  Aspern 
belohnt.  Da  aber  zwei  derselben  unter  diesen  Proben  unmensch- 
licher Selbstschinderei  tot  blieben,  wurde  solches  Schauspiel  für 
die  Folge  des  Festes  verboten.  Das  Zuckerwerk  stellte  vor:  neun 
Elefanteü,  .siebzehn  Löwen,  neunzehn  Leoparden,  zweiund zwanzig 
Pferde,  einundzwanzig  Kamele,  vierzehn  Giraffen,  neun  Sirenen, 
fünfundzwanzig  Geierfalken,  elf  Störche,  acht  Kraniche,  acht 
Enten,  einen  Springbrunnen  ganz  aus  Kandiszucker,  von  zwanzig 
Mann  getragen,  und  ein  von  ebenso  vielen  getragenes  Kastell, 
einen  Diw  oder  Waidteufel,  fünf  Pfauen  und  so  viele  Leuchter, 


—     371     — 

sechzehn  Krüge  und  so  viele  Giesskannen,  acht  Affen,  zwei  Schach- 
spiele, dreiunddreissig'  Schüsseln  mit  Früchten,  sieben  mit  Meor- 
fischen,  alles  tölpisch  genug.  Endlich  kam  das  essbai'e  Konfekt  auf 
fünfzehn  Saumrossen,  deren  acht  mit  rotem,  sieben  mit  silbernem 
Damast  bedeckt  waren.  Die  Zahl  der  Hochzeitspalmen  oder 
Besehneidungskerzen,  welche  von  mehr  als  80  Janitscharen 
getragen  wurden,  schien  endlos.  Einige  von  ihnen  waren  zwanzig 
bis  dreissig  Ellen  hoch,  in  sieben  Stockwerke  abgeteilt;  ihre 
Bestandteile  sieben  grosse,  künstlich  aus  vielfarbigem  Wachs 
geblasene  Hohlkugeln,  deren  unterste  ^ier  bis  fünf  Ellen  im 
Umfange,  eine  über  der  anderen  in  abnehmendem  Masse;  um 
sie  herum  sah  man  Vögel,  Tiere,  Früchte,  Spiegel;  jede  dieser 
Palmen  oder  Kerzen  war  eine  Welt  im  Kleinen,  ein  stehendes 
Symbol  imendlich  zeugender,  die  sieben  Sphären  diirchdringender, 
bildender  Weltkralt.  Um  dem  Aufzug  dieser  Palmen  gehörigen 
Raum  zu  geben,  mussten  Gassen  erweitert,  Dächer  abgetragen, 
Häuser  eingerissen  werden.  Am  Tage  darauf  brachten  Wesire 
ihre  Beschncidungsgeschenke  dar:  der  Grosswesir  Siuan  fünf 
reich  gezäumte  Rosse  dem  Sultan  Vater  und  drei  dem  Sultan- 
Sohn,  alle  ganz  von  Gold  klirrend  mit  perlen  gestickten  Schabraken, 
auf  vierzigtausend  Dukaten  geschätzt;  Siawuschpascha,  der  zweite 
Wesir,  schenkte  acht  Pferde  und  drei  goldstoffene  Kleider,  zwanzig- 
tausend Dukaten  wert.  Mesihpascha,  der  Verschnittene,  der  dritte 
Wesir,  brachte  vier  Pferde  dar,  davon  zwei  mit  Sattel  und  Zeug, 
und  hundertfünfzig  Kleider,  im  Werte  von  dreissigtausend  Dukaten; 
Mohammedpaseha  Dscherraeh,  der  W^undarzt,  so  zugenannt,  weil 
er  vom  Barbier  des  Sultans  zum  Wesir  erhoben  worden,  schenkte 
Pferde,  Kleider.  Sklaven  und  Silbergeschmeide,  an  die  fünfzehn- 
tausend Dukaten  im  Werte;  Osman,  der  Kiajabeg  oder  Minister 
des  Innern,  brachte  Silbergeschirr,  das  von  georgischen  und 
tschcrkessischen  Knaben  getragen  wurde  und  samt  den  Trägern 
den  Wert  von  zehntausend  Dukaten  hatte.  Fünfundzwanzig 
Tage  lang  dauerten  die  Herrlichkeiten  der  Beschneidungshochzeit, 
welche  Hammer  im  zweiten  Bande  seiner  Geschichte  —  53  7  bis 
527  —  ausführlich  genug  beschrieben  hat. 

Ein  seltsames  Beschneidungsfest  gab  es  im  Jahre  1649.  Da 
Hess  sich  der  regierende  jugendliche  Sultsui  selbst,  Mohammed  IV., 
gleichzeitig  mit  dreien  seiner  Brüder  beschneiden.  Weil  aus 
einem   Fehler   des  Verbandes   der   Sultan   noch  nach  der  Be- 

24* 


-       372     — 

schnc^duHj?  «einiges  Blut  vorgosH  und  düiilUnr  m  Ohninacht  fiel, 
wnrde  'leu'  Kj^lara^K^a  Ibrahim  zor  Strafo  dafür,  daH»  er  keinen 
geschickteren  Wundarzt  «'wfihlt  hatte,  nach  Aegypten  verbannt. 

Nach  dem  Muster  soiuer  Vor^än^er  suchto  Mohan  ^wpt]  IV. 
die  Schlappe  von  Chocim  über  den  Zubei  eitunrcn  zu  Festen 
einer  Doppelhochzeit^  der  Beschneidung-  seines  Srhncs  nnd  der 
Vermahlung  seiner  Tochter,  zu  y erpressen.  i)urch  .üo  Pracht 
dieser  Feste  wollte  <;r  die  Bewobn^jr  Adfianopels  erstaunen, 
abor  so  nrlänzend  sie  auch  ausftelen,  so  blieben  sie  doch  sowohl 
<ir.  Dauer,  alf»  an  Pracht  hinter  dem  Beschneiaangsfeste  unter 
Murad  TU.  zurÜcK. 

Vier  Tage  nach  dtr  Vermähfung-sh^^chzeit  4er  Tochter  waren 
noch  der  Vorbereitnnp  zu  der  Beschneidung  dos  Solmes  ge- 
wi-imet,  welch  letztere  volle  sechzehn  Tage  dauerte,  während 
deren  die  Aufzüge  der  Schauspieler,  die  Schauspiele,  die  Gast- 
mähler, die  Beleuchtungen  und  Feuerwerke  sich  abwechselnd 
folgten,  und  jeden  Tag  ein  paar  hnnciert  Knaben  armer  Leute 
beschnitten  wurden.  Binnen  der  vier  Vorbsreitungstage  wurden 
auf  dem  l*feilplatze  Hammel  als  Opfer  geschlachtet,  eine  hohe 
f^tange  zum  Klettern  und  Pfeilschiessen  and  ein  hohes  Köschk 
für  den  Sultan  emchtet,  ähnlich  dem  hohen  im  Lager,  welches 
das  Köschk  der  Gerechtigkeit  h^sst,  ^\ei\  vor  <lemseiben  die 
Köpfe  abgeschlagen  und  hingerollt  werden.  Es  wurden  Zelte 
aufgeschlagen  für  die  hundertfünfzig  Wundärate,  für  die  8änger, 
'i'anzor,  Ringer,  Gaukler,  für  die  Gäste,  weiche  man  mit  Kaffee 
und  8cherbct,  mit  Rosenwasser  und  Raucbwerk  bewirtete.  Mit 
v^onnejiaufgang  erschollen  immer  die  Pauken,  und  die  Schlanch- 
iruger  kelirten  und  reinigten  den  Platz.  Der  Snlt«u  zog  täglich 
iv.tt  den  Priüzen  aus  dem  Sseral  anf  den  Platz,  Ton  den  Ssolakeu 
lAiid  Peiken,  dorn  Bostandaclsibaschi  und  den  (^hasReki  umgeben, 
zu  siiner  Linken  die  Prinzen  in  Kaiumidschen  von  Silberatoff 
mit  den  runden  Turbanen,  den  Selimi,  und  die  W<::sire  mit  den 
pyrainidenfönnigen,  den  Kallawi,  die  ülema  in  den  grossen 
wul!^*^'^rmigeu,  den  Urf ,  die  Chodschagian  mit  den  walzenförmigen, 
d' n  Mudifchowwese.  Die  gröbste  Feier  des  Festes  war  zum 
Heile  des  Glaubens  und  deii  Reichs  die  Beschneidung  von 
dielt huseiid  ("hristenknaben,  wdche  mit  Gewalt  ihren  Eltern 
wvg«»'noniTncn  worden  waren.  Die  christlichen  Uiiterthanuu  des 
Äoches  Hiurdeu  dabei  noch  luehr  durch  Beisteuer  zur  "jtEentlichen 


—     3"- 3     — 

Freuiio  in  MitieWonschaft  gezogen.  Jede  griechische  Familie 
masjst'^  dreisaig  Aspern,  und  zu  Adrianopel  mussten  je  zehn  Kopf- 
stener  zahlende  Familien  sechs  Hühner,  zwei  fette  Güiise  und  vier 
Enten  lieferB;  ausserdem  mussten  alle  christlichen  und  jüdischen 
Famiiion  zur  Verfcrtig-un^  eines  grossen  kupfernen,  von  innen 
verzinnten  Kessels  beisteuern.  Von  Konstantinopel  worden  die 
geschiektestoE  arabischen  Feuerwerker  and  persischen  Ring- 
kftmpfpr,  Seiltänzer,  TasehpBspieier,  Gaukler  und  Possen  reisser, 
aus  dein  B&pio  zalüroicho  Galeerensklaven  zum  Baue  und  zur 
JBeniannung  von  Yachten  und  LustschiÖen  geholt;  man  wollte 
selbst  VOE  Yeuedigf  Schauspieler  und  Sänger  kommen  lassen,  um 
ein  giajiseades  Singstück  zu  geben. 

Das  Festla^;i)r  bildete  einen  halben  Mond  vor  dem  Sserai, 
diesem  zunächst  an  der  einen  Spitze  des  Halbmondes  waren  die 
Zelte  der  schwarzen  Verschnittenen  bis  hin  zu  den  kaiserlichen, 
wo  zwei  kieise,  sechs  Fass  erhöhte  Kjöschke  für  den  Sultan 
nnd  den  PrinKeo  Mustafa  bestimmt  waren.  In  kreisförmigen 
grossen  Zelten  worden  die  Gäste  bewirtet,  sie  sahen  den  Tänzern, 
Springern,  den  KÄmpfen;  Hetzen  und  Gaukelspielen  und  spat  in  der 
Nacht  doli  Fe«A6rwprkeß  zu,  „wobei  besonders  Bären,  Hunde  und 
Esel,  mit  apgebfindenen  Raketen  auf  den  niedrigsten  Pöbel  los- 
gelassen, d.en  höchsten  gar  sehr  erlustigtcn." 

Am  zehnten  Tage  wurde  der  Kronprinz  Mustafa  von  den 
Wesiren,  den  Grösston,  und  den  Ulema,  den  Besten,  in  feier- 
lichem Aufauge  ans  dem  alten  Sserai  abgeholt  und  zum  Hand- 
küsse zu  seinem  Vater  geleitet;  am  elften  wurde  das  Volk  der 
Stadt  gespeist;  am  zwölften  Tage,  welcher  zugleich  des  Propheten 
Geburtsfest,  wurde  nach  dem  Gottestiieuste  in  der  Moschee  und 
der  Bewirtung  der  Wesire  das  Signal  der  zu  voUziehendou 
Beschneiduhg  gegeben. 

Der  Kislaraga  hielt  den  Prinzen  in  seinen  Armen,  der 
Grossweslr  und  Wesir -Günstling  hielten  ihm  die  Hände,  der 
Kalma  kam  schioss  ihm  die  Augen.  Der  Beweis  glücklich  voll- 
zogener Beschneidung  wurde  im  goldenen,  mit  Edelsteinen  bs- 
hetzten  Becken  vom  Wundarzte  dem  Sultan  dargebracht,  der 
die  Geschicklichkeit  des  Wandarztes  lobte  und  reich  boJohnte; 
dann  trug  der  Kislaraga  dieses  kostbare  Unterpfand  zum  Gross- 
weslr, zuro  Mufti  und  den  Wesiren,  welche  es  mit  Geld  zudeckten, 
und  endlich  ins  Gemach  der  Sultaninnen  zur  feierlichen  Schau. 


—     374     ~ 

Sie  eüten  herbei,  den  Prinzen  über  seine  Schmerzen  zu  trösten. 
Die  Sultanin  Mutter,  dio  g^rosse  SuJtanin  Chasseki,  die  kleine 
Suitanin  Chasseki,  und  die  Günstlinginnen  vergossen  Tbränen  aber 
ans  verschiedenem  Anlasse;  die  Walido  Thi-äuen  der  Burcht, 
dass  nicht  des  Enkels  Beschneidung  das  Signal  zum  lang*  ver- 
gebabten  Morde  ihres  zweiten  Sohnes  Suleiman  werde,  die 
Mütter  des  Sohnes  Thränen  der  Erende  über  den  Erben  des 
Thrones;  die  kleine  Grünst) ingin  Thränen  ans  Aerger  und  Neid, 
nicht  auch  Mütter  eines  Kronprinzen  zu  sein.  Der  Kanonendonner 
des  Sserai  verkündete  die  glücklich  vollzogene  Beschneidung 
den  ängstlich  Harrenden  unter  dem  Zelt  und  der  "Welt.  Noch 
drei  Ta^e  dauerten  die  Festlichkeiten  der  Beschneidung  unter 
Gastmählern  und  Schauspielen,  Aufzügen,  Darbringung  von  Ge- 
schenken und  Feuerwerken  bis  tief  in  die  Nacht  fort.  Das 
anziehendste  Schauspiel  stellte  drei  Festungen  —  Neuhäusel, 
Kandia  und  Kameniez  —  vor,  die  alle  drei  im  ungarischen, 
kietischen  und  polnischen  Kriege  vom  Grosswesir  erobert  worden; 
sie  wurden  belagert,  erstürmt  und  zum  Teile  in  die  Luft  ge~ 
sprengt,  zum  Teile  unversehrt  in  den  Flammen  erhalten.  Beim 
Aufzug  der  Zünfte  brachten  die  Schuster  ein  Paar  gestickter,  mit 
Edelsteinen  besetzter  HaJbstiefel  dar,  die  Backer  und  Fleisch- 
hauer Kisten  Yoil  von  geschnittenem  Sanimte  und  persischem 
reichen  Stoffe;  der  Goldschmiede  Geschenk  stellte  einen  Garten 
vor,  Avo  auf  silbernen  Cypresf>en  Nachtigallen  sangen,  die  Huf- 
schujiede  streuten  silberne  Hufeisen,  die  Kesselschmiede  silberne 
Becken,  die  Seidenarbeiter  seidene  Teppiche  auf  die  zum 
Empfange  der  Geschenke  bestimmten  hüi;  die  Schwertfeger  vier 
Säbel  in  silbernen  vergoldeten  Scheiden  mit  Griffen  aus  Achat; 
Aloe  und  Walrosszahn;  die  Maurer  ein  bleibedecktes  tragbares 
Kjöschk,  in  welchem  drei  Springquellen;  die  Schneider  brachten 
nicht  Kleider,  sondern  vier  Becken,  vier  Wohlgeruchsgefässe  und 
vier  zum  ßauchw^erke.  Der  Pracht  der  Geschenke  onts])rach  die 
der  Aufzüge.  Sechsuuddreissig  in  Tigerfelle  goi;ieidete  Träger 
trugen  ein  ganz  mit  Zobel  bedecktes  imd  mit  anderen  kostbaren 
Fellen  ausgeschlag'enes  Gemach,  den  Trinrnpf  des  Luxus  an  dem 
so  peizli(.'honden,  pelzgierigen  Hofe. 

Yierundzw^anzig  kleine  und  zwei  grosse  künstliche  Hoch- 
zeitspalnien  stellten  das  Sinnbild  des  Festes  dar;  die  zwei  grossen, 
in  der  Höhe  von  Masten,  mittelst  sechs  Fahnenstangen,  sechs 


—     375     — 

gespannten  Seilen  und  sechzehn  Qaerstangcn  von  hundert 
Sklaven  g-eirag-en,  wurden  vor  dem  Sserai  wie  Obelisken  auf- 
gepflanzt; jede  derselben  bestand  in  zwölf  Stockwerken  und 
einem  mit  dem  Halbmonde  verzierten  reich  vergoldeten  Knaufe, 
welcher  den  Palmenkohl  vorstellte,  unter  welchem  unmittelbar 
auf  zwei  Seiten  drei  Paar  Fahnen  untereinander  aufgesteckt, 
mit  zwölf  flatternden  Zungen  in  die  Luft  hinaushingen.  Auf  der 
untersten  Abteilung  standen  in  zwölf  Gefässen  sechs  künstliche 
Oypressen  und  sechs  künstliche  Blumenstöcke  miteinander  ab- 
wechselnd: die  zweite  Abteilung,  ein  Wulst  von  grünem  Gezweig 
mit  Blumen  durcbflochteu,  mit  zwölf  erhabenen  \ielfarbigen 
Fünfecken,  welche  zwölf  ungeheuere  Edelsteine  vorteilten;  die 
dritte.  Abteilung  war  wie  die  erste,  die  vierte  wie  die  zweite,  die 
fünfte  ein  Eing  von  zwölf  brennenden  Wachskerzen,  die  sieben 
folgenden  W^ulste  von  Blumen  und  Fruchtgewinden,  je  höher 
dest^  kleiner  in  abnehmendem  Ma^isstabe  bis  zum  Knaufe;  also 
eine  Licht  and  Glanz  ausströmende,  Blüten  und  Frucht  aus- 
giessende,  masthohe,  mastdicke  Palme,  das  Sinnbild  zeugender, 
befruchtender  Kraft. 

Mit  den  Beschneidungsfesten  des  Hofes  wetteiferten  die 
Feste,  welche  die  W>sire  vei-anstalteten.  So  ^ird  namentlich 
von  dem  Feste  berichtet,  das  der  Grosswesir  und  allmächtige 
Günstling  Ibrabim  aus  Anläse  der  Beschneidung  seines  Sohnes 
g3ib.    Diesem  Feste  wohnte  selbst  der  Sultan  als  Gast  bei 

Die  nach  Abrahams  Beispiel  jedem  Moslem  znr  Pflicht  ge- 
machten Beschneidungen  wei'den  auch  heut«  noch  am  Sultans- 
hofe mit  grossen  Festlichkeiten  gefeiert;  aber  sie  sind  keine  Staats- 
handlungen mehi-  wie  ehedem,  und  die  Zeit  ist  vorbei,  wo  der 
Sultan  den  Dogen  und  den  Kaiser  in  Person  zur  Prinzen- 
beschneid iing  zu  erscheinen  einladen  durfte,  und  wo  die  aus- 
wärtigen Mächte  noiens  volens  zu  den  Festlichkeiten  kostbare 
Geschenke  als  unausweichlichen  Tribut  darbringen  mussten. 

Zum  Schlüsse  aber  will  ich  nicht  zu  erwähnen  vergessen,  dass 
die  Beschueidung  den  Osmanon  schon  oft  Gelegenheit  gal),  d^n 
ihnen  angeborenen  Edelmut  zu  beweisen,  selbst  gegenüber  Gegnern 
und  Feinden.  Der  Grosswesir  Ali,  der  Doktorsohn  —  so  wird 
berichtet  —  hatte  in  seinem  Testamente  besonders  den  ^'/cnsch 
ausgedrückt,   dass   seine  beiden  unmündigen  Söhne,  deren  ße- 


—     376       - 

sciinciduBgsfest  er  nicht  mehr  seibRt  feiom  konnte,  bei  nächster 
Gelegenheit  beschnitten  werden  möchten.  Dieses  gute  Werk 
des  Islams  nahm  der  Grosswesir  Raghib  auf  sich.  Bei  ier 
Beachneidung"  seiner  eigeneo  Söhne  wurden  zagleich  Hasanbey 
und  Suleimanbey,  die  Söhne  des  Doktorsohnes,  der  Söhn  des 
verstorbenen  Kiaja  Derv/isch  und  des  hingerichteten  Grosswes^rs 
SiliJidar  Ali,  beschnitten. 


Werke  von  Bernhard  Stern. 

BaUernfeld«     Ein  Dichterporträt.     Mit  peiftinlichen  EriunfTunggu.     1890. 

Fürst  Wladimirs  Tafelrunde.  AitmÄsische  Hüidensage-n  269  s.  i892. 

Vom   Kaukasus    zum   HiüdukuSCh.     15.eJ««inomeiite.     inustriert.     Mit 
einem  Anhang:   Kaukasische  Marschrouten,     -322  8.     JÄ93, 

Die   RomaiSOWS.     Intlmo  Episoden  aus  dem  ruesischan  Hoüsbeü.    ?J81  S. 
1808. 

Aus  dem  modernon  Russland.    kjs  s    las«. 

Von  der  Ostsee  zum  Stiiien  Osean.   Zuatkf.ijo.  vmd  stj^mcag^  im 

alten  nüd  inodemen  Sasr^Iaxjd,     80-5  B.     1097. 

Zwischen  Kaspi  und  Ponim.     K»ui(asi»che  Bki^^^      iiiustnwt. 

äücJ  a.     1897. 
An  dar  Wolga.    Sekamomentc.     t57  S.    1897. 

Abdul  Hamid  IL,  seine  Famüie,  sein  Hofstaat    Nach  eigenen 

Erraitteiungön.     284  S.     1901. 

JungtÜrkcn   und  Verschwörer.     Nach  eigerea  Ermittelung^  ynd  Mit- 
toilungftn  osioamBchör  PoUtiJter,     820  8.     lÖOl. 

Der    kranke    Mann.     Kii(mr».ilder  ans  der  Türke.     78  S.     1S02. 


Warnen-  und  Sachregister. 

(Vor  ilön  Seit«fizaiilen  des  «v»«itQi.  Bandet:  l.'efin''.e!:  si-.b  eine  römisch  o  Zw«i  (IT». 


Aarif.  TiOi^jarzt  S.  Mu- 

stfitas  rii.  4t. 
Abaiil    AlKh .    rfrUnder 

der    Fp.tiiniaen  Dy- 

caetie  S4. 
Abbrenriec  tl.Nabeischßur 

TT  308. 
Abiiai  Asis,  Suihui  ö8. 
Abdul  H»niid  3.  18    49. 
Abdul  Hftmia  ll.   i.  öü. 

104.  14«.  163.  ^S9. 
Abdul  ftTe<l5Phid  53-—^.». 

100.151.152    11 163  ff. 

280. 
Aali,  Gescbichtaebrftiber 

29. 
Abdel  Medüch'ds  Matter 

8!J. 

—  —  n.  d.  PocKen- 
IinpfuGg  552.  ^M. 

—  vVahib  gc^.  Ua/ucht 
IT  212. 

Abdullah  Kfendi.  CVi- 
»rat;  R8    tio.   H>2 

AbergUube  aet  KoreaDOir 
16'>. 

—  b^tr.  Fnicbd'Mk*»U  n 
ünfr-.iditb.  il  "205. 

--  tne'^iziK.  204. 

—  bctJc^^^Tid  Meustru- 
ttfior-  11  145  ff. 

—  berr.    d.    Wöchnerin 

~  Mitrcigeirt'n  Pest  288. 

—  Tod  and  Toi«  bri- 

—  und  Attfi'^ßtÄ  ll;i. 

—  und  ölanb^nNHutr^r- 
«ciiicd  '^i)U. 

—  verstnrbeDS  Kiuder 
beticftond  £84. 


Aberglaube  Ooi-  Koreauor 
i-i^ef<r.  in  d  Schv,-aa- 
!.rör'i<chaft  TT  2>!«. 

•  -  MaHSSoahuii^'n  r..  .Sicher- 
nnß:  der  Friii?btJ>Ar- 
keit  IT  iie.^i. 

—  "^orbed'^ititungep  372f(: 

AbililirnutTi^i  ü-?". 
Afi4reec)iIoH!»t'?;heit   d. 

früiien  li  28. 
Ah^eschnitteue   Haarr 

Äbf!:rtri3beriC    Loibos' 
trlj; lite  wf^nion  G<>i.st8r 
;^r>~. 

Abruaf^erim,'^  206. 

A^oiavniittVi  TT  'i7C- £f 

AV>ort.iis  20 ;  U  5,'6P  --'76. 

Alraliaui  u.  '1.  '-:e5:'^rjeT' 
(hms:  li  "^»51.  37&. 

ÄV.raüi.'-rte  Haoi-«  als  Ver- 

.AoHi-iicooksn  d,  ]">i<.montiti 

Absoridernni^  d,  Marok- 
kan-jria  nacii  d.  Ent- 
biiiduii}^-  11  314. 

Abszesse  5 1*.<^  —  1 94. 

Abc    Horeiza'j ,    üb.    e. 

mteu.Ä    d.    l'roptieteü 

TI  'iäö6. 
Abul  Kasiui,  arab.  Arzt 

141;  n  300. 
Aäii  Tschetebi.  Arst  88, 
Acluned  L    NRiTcnspit.al 

ir  K-i  «.raiitinopel  iOC. 
.\chmeii    II.     M.    236; 

n  123. 


Aciuaed  LT,  Cie.se'?;  betr. 

i.  Zigeuner  IT  1S4. 
Aohniod  TII.  4.3.  44.  46; 

i!   Sff. 

—  gründcf,   ,,Ga]a*a- 
Hserai"  51. 

-"  Liebha'jcr  v.  praur'O 
ll  89. 

—  BtT<ii\}gP.  ffftn.  Aus» 
Bchreituutfeu  II  l?b. 

■  -  Verbot  d.  Kastration 
V..  N^gera  II  iJ2'-. 

—  s.  ^ro.s&e  Zeiigun<>s- 
fähigkelt  11  264. 

—  iiDd  der  vorrückte 
Derwisch  169. 

Achtued  Eiendi,  Leibarzt 

46.  47. 
Aci^taed  FethJ -V^aacba  r/i. 

Acbirtcd  K''prili,   Qro.ss- 

wesir  H'i'l, 
Achmed  Nodsohib  Efßudi, 

Hofar?.t  54 

—  Teifaschi  üb.  Heil- 
krai;,  ,'.  Bidei-steiiseo 
2^6. 

Acker,  PezeichnnnG;'  f.  d. 

Frau  iiTi  Soian  Ji  207. 
Adam  e.  Zwitter  il  348. 
Aderlasse«  &l.  129.  140. 

1.53.  1$5.    ]97ff.  SOS. 

214.  'lU.  24«. 

—  bei  Cholera  ..'67, 

—  am  Donnerstag  'Md. 

—  jQ  ('...Scliwantrerscbati" 
11  2»0. 

—  bei  Tollwut  212. 
Adosside«,  Dr..  .V/ztlOd. 
Adri.iijoiwl.  Si)itx\  100. 


—     378 


Adrianopeler   Rosea- 

■•.vasser  70. 
Aeskulap,  modernes  Opfer 

für  ihn  II  29 f. 
Aethiopier ,    Lieferautea 

V.  Eunncben  II  225, 
Affe  im  Aberglauben  416; 

n  356. 

—  Eionuraentaie  Dar- 
stellung T.  sich  selbst 
mastarbiereQdeuIl232. 

—  luoslemisehe  Absicht 
V.  d.  Entatehungf  d. 
Affen  399. 

—  Sodomie  d.  Frauen  7. 
Guinea  m.  11  220. 

Afiiiü-Karahissar,  Mine- 
lalbad  86  ff. 

Afranira,  jüd.  Arzt  34. 

Airikanißche  Gebräuc.he 
16.  Vgl.  Kafferudoktor. 

Ägrippa  425. 

Aegj'ptens    Kranken- 
stationen 14. 

Ae;^ypter.  Alt  -  äpypt. 
iiediziu  17. 

Aegyptische    Schutz- 
mittel 306. 

Ähwas,  das  Fieber  von  5. 
249. 

Ajaa  Pascha.  Grosswesir 

Ajascb,  berühmte  Quellen 

87. 
A'xEcha,  Mohammeds  Lieb- 

lingsg'attin     248  ff. ; 

11  23.  30. 

—  wie  Mohammed  die 
Impotenz;  hekämpfto 
II  249. 

—  d.Schamhaftigkeitdes 
Propheten  11  165. 

—  üb  d.  unverwüBtl. 
geschlechtliche  Potenz 
f!cs  Propbeteti  11  255. 

—  Zweifel  nn  iln-.  Treue 
IT  53-55 

Äkif,  Dr.  57. 
„Akrabadyn"     berüUmU 

pharrna«.  Werk  68. 
Akupunktur    '.58,    225; 

iJ  338. 

—  im  Koran  102, 
Alaun  331. 

—  Mittel  7.  Verengerung 
d.  Vulva  11  204. 

—  als  .Schul^Toittel  297. 
;J04.  306. 


Alaun,  SchwarzBchloaBST. 

Albanesen,  ihre  Sehen  v. 

Missgeburten   11  353. 

—  Aberglauben  277.  294. 
308.  346. 

—  Ansichten  über  Epi- 
lepsie ISO, 

—  vom  Feuer  204.  206, 

—  ärztliche  Verhältnisse 
143. 

—  Beschwörung   geg. 
Tarauteistieh  211. 

—  Chirurgen  185. 

—  Gebräuche  175.  290. 

—  Geister  -  Aberglaube 
353  i. 

—  Hausschlaugeu  434  f. 

—  Hociizojtsbriucbe 
II  103-105. 

—  Hocjizeitslied  Jl  104. 

—  Snabenüabhaberei 
11  21%  ff, 

—  Legenden  v.  Krank- 
heiJ^dämonen  340-345. 

—  Mittel  b.  Rheimiatia» 
Eius  22&. 

—  Schamgefllhl  II  104. 

—  Schicksalsöuulein 
373  ff. 

—  Sitte  des  JIfl.nDwerdens 
e.  Mädchens  11  171. 

—  -  Vampyre  865. 

—  Vogelorakel  426  ff. 

—  Wundärzte  194. 
Albanien.    Ehe  15, 
Aleppoknoten  s.  Beulen. 
Alexander  IL  von  llusa- 

lajid  105, 
Ali  ben  Abbas,  arab  Arzt 
n  300. 

—  bei  Mo.ssal,  Schwetel- 
(luellen  90.  98. 

—  He.kimsade.  Gross- 
wesir 44. 

—Pascha,  Verbot,  Neger 
zu  Eunuchen  zu  vgf- 
schneiden  11  225. 

—  —  berüchtigt  aid 
Päderast  II  212. 

Alkohol  77. 

—  3.  aui'h    Branntwein. 
Allah  als  Arzt  145. 
AlleiuiaKsen  •  d.  Sterlten- 

deu  279.  281. 

„AllgcmeineZe!Tung'"'18. 

Allgift  ei  ehe  Pansf;hir. 

Allheilmjttei,  appetit- 
liches 207. 


Allheilmittel,  merkwürd. 

persisch.  207. 
Aloe  als  Schutzmittel  306. 
Alpiai,  Prosper  250. 
Alraun  s.  Mit,ndragora. 
Alte  Jungfer,  Aberglaube 

378. 

—  Leute.  Scheu  d.  Alba- 
nesen yor  277. 

Alter,  -vgl.  Langlebigkeit. 
Alte.s  Testament   über 

Pocken  2ül. 
Amasia,  Amazonen  11 22t. 
Amazonenstein  211.  2X7. 
Amhra  224. 
Ambra-Luxua  72. 
Ambv<'t.wasser  70, 
Ammcu  II  319— 329. 

—  Schlangen  als  4SS, 

—  Lohn  für  die  säugende 
MuLtor  II  328. 

Ämmou'6  Notzucht  an  s. 

Schwester  LI  167. 
Amre«t;e  als  Heilmittel 

in  JPersien  207. 
Anmlt-t,    neuen  tdecktes 

in  Babylon  339. 
Amulete   149.  207.  219. 

234.  246.  297  fi".  354ff. 

.u.  aiT. 

--  geg.  Tollwnt  212.213. 

—  d.    Glückshäubcheu 

11    S'tOH. 

—  Nabelstraugals  11309. 

—  z.  Erleichterung  d. 
Geburt  II  296  ff. 

—  u.  Talismaue  241 
Anatomie  vgl.  Sektionen. 

—  d.  serb.Volkschiiurgen 
185. 

Andrec,  ß.  9.  292.  358. 
359  tf.  36«.  S74ff:407. 
421  ff 

—  \ib.ai-ab.Aroulete3u6. 
AnRkdote,  wie  Elmlberc- 

kat  Arz.t  wurde  30. 

Angora,  LSittenlosigkeit 
(iort  II   189. 

Anhauchen    alb    Heil- 
mittel  171. 

Annahrawi,  arab.  Histo- 
riker 68.  69.  »2.  83: 
II  123. 

AnrufoEg'  Gottes  b.  Cc 
itus  iL  119.  194  ff. 
207. 

Ansahen  d.  Ammen  im 
Orient  II  325  tL 


—     379     — 


Ansichten    der    Balkan- 
völker üb.  (1.  Tod. 
278  ff. 

AntikonzeptioD.  Mittel. 
n  269. 

Antimon,  siehe  Kohol. 

AnwUuschung:  v.  Krank- 
heit 329  ff. 

Apfel ,  Symbol.  Bedeut. 
b.  Hochzeitsbräucheu. 
II  107  ff. 

Aphrodisiaca  321;  II  *26l 
bitt  258. 

Apijunkraut,  bosn.  Mit- 
tel f.  Fruchtbarkeit  11 
267. 

Apotheken  in  Bagdad.  67. 

—  in  Damaskna  147. 

—  in  Konstantinopel  66. 

—  in  Korea  157  ff. 

Apotheker  61.  128. 

—  erster  islamitischer 
68. 

—  -esamen,  komisches 
134—136. 

Apotheker-Kurse  56. 

April  385. 

ApnlejuB,    sein.  Liebes- 

trank  4. 
Araber,  die  alten,  u.  die 

Pest  267. 

—  berühmt  weg.  d.  Di- 
mension   ihres   peuis 
II  209. 

—  ihre  Massigkeit  g- 
rübmt.    81. 

—  Scheidungsgebräuche 
d.  alt.    n  42  ff. 

Arabien,  Onanie  in  II 
238. 

—  Spitäler  11 1, 

Arabischer  Aberglaube 
3S1. 

—  Amulete  307—309. 

—  Aerzte.  Berülimte 
4.  5. 

—  Auffassung  v.  d.  Stell, 
d.  Weibes  II  18, 

—  Coitus-Art  II  209. 

—  liänionenglaube  363. 

—  Geburtsbräuche  16. 

—  Glucks-  u.  Unglücks 
tage  376—378. 

—  heidu,  Sitten,  d.  Töch- 
ter betr.  n  18i. 

—  Hochzeitsgebräacüe 
U  116  ff. 


Atabische  Medizin  22, 

—  Buch  V.  Berth^rand 
12. 

—  Naturwissenschaft  24. 

—  Schlangenaberglaube 
433  ff. 

—  Sounendienst:  II 388. 

—  Wundheilkuust    192. 
Arbeitsunfähigkeit  d. 

Schwangeren.  II  287. 
Aristoteles  32.  141. 
Armee.   Sanit.  Verhältn. 

23. 
Armenärzte  142. 
„Arraenia"  19. 
Armenier,  berrjhmt  weg. 

d.  Dimension  ihr.  penis 

n  209. 
Armenische  Gebräuche  4. 

—  HoehzeitsgebetlTlOO. 

—  Mittel  z.  Erleichtej. 
d.  Geburt  U  299. 

—  Art  d.  Säogens  in 
Armenien  II  329. 

—  Spitäler  in  Jerusalem 
113. 

—  Spitäler  in  Konetan- 
tinopel  104. 

—  iu  Smvrna  111. 

—  Werwolf  359. 
AiTiauid:  Pest   in  Kur- 
distan 10. 

Arsenik  208.209. 
Arten  des  Coitus  II  202 
bis  209. 

—  d.  Eunuchen,  drei  bei 
Römern :  II  226;  drei 
bei  den  Türken;  II 
227—229. 

Arzt,  nichtmosl,  in  Ha- 
rems II  152  fi; 

Aerzte,  arabische,  über 
Bauer  82. 

—  Einteilung  128.  138, 
139.  140.  409. 

—  in  Korea  157. 
Asa  foetida  234. 
Asant  234. 
Asche,  s.  Urjniren. 
Asi)hodelns- Zwiebein  u. 

Krätze  74. 
A8.«iyriseh-babylon.  Amu- 
lete 307. 

—  —  Speziaigeister 
338—339. 

l'alismajie   301 

bis  302. 
Assyrische  Massage  18. 


Astarte  II  266  276 ff: 

Astrologie,  vgl.  auch 
Horoskop. 

Astrologie  und  Mediziii, 
48—49. 

Astronom  u.  Arzt  41. 

Aubert,  Dr.  20. 

Auffassung   des    Scham- 
gefühle II  161  f.  163. 

Aiäegen  d.   Hände    als 
Heilmittel  299; 

Augen,  grosse,  der  Braut 
1.1  124. 

Augenarzuei  164. 

Augenärzte  141. 164. 167. 

—  in  Damaskus  147. 
Augenbraucuiärbung    iu 

Persieu  75. 
Augenentzünduug  160. 
Augenkraiike,  Spital  für 

in  Jenxsalem  113. 
Augenkrankheiten.    In 

Aegypien  22. 

—  Heilkraui  dafür  381. 

—  Speziiüisten  für  139. 

—  geheilt  durch  das 
Wasser  der  Siloah- 
Quelle  94 

Augenleiden  148,  235^ 

—  kuriert  mit  Kohol  79. 

—  märchenhafte 
ScLüangensalbe  da- 
gegen 433. 

—  kuviert  m.  „Maschchas" 
305. 

—  —  mit    „Zadabijeh' 
304. 

—  und  Aberglaube :  381. 
382. 

—  und  Knoblauch  316, 
Augensamen,   siebe  Chi- 

chinsame  166. 
Augenschminke  10.  164; 
II  i;-?2. 

—  .siebe  Kohol. 

—  Verfertiger  von  139. 

—  -Stifte  aus   Hercula- 
nuni  78. 

August-Monat  386. 

Auparischtaka,  s,  Mund- 
Coitus. 
Aas  allen    Weltteilen'* 
17. 

Ausgaben  d.  Spitäler 
103—104.  105.  111. 

Ausgänge  d.  Frauen  ver- 
boten II  183.  186  iL 


380     — 


Ausgänge  d.  Wöcbneriü 

h.   Nacht  verboteü 

11  3l;)U. 
Auekeiaen  d.  Kraoklieit 

2-5. 
^.Aiialaii.t'MO.  U.lÄ.21. 

Rt).  ÖU  -107. 
AuEpeitschuiig,  Strafö  f. 

S!r.-bi-ueii  il  50  ff. 
Au.--  i:ii   iu  Europa   114 

AubsaU  sv,  tarnen   füi 

114. 
--ii<  L'iim.iak.iisill  —  j.l2 
Niuiio  (it:i:<jii!e  wie 

f.  äyiiliiüs;  0  "J-iS. 

—  h\  JyriiJüai«m   10 

:^2.  u:i.  12!). 
— Spifs'  in  Skiitiri  ii2 

Au.vsehl&a;-.-.  21  i. 

—  Bf: der,  ilt:I].ii)itiel  d»- 

;i46. 

—  --  um  Ürankhüif  zu 
lauüfin  30S> 

-  ■  ■—  nm  (j.  Tod  za  ret- 
•irboueöefi  2H2. 

voraitäter.,  Oflar.se,  Pä- 

—  Sr  •  t.  Ibrahi  TJä  4-2  —43. 
A(it<?<|ju:-köa  175.  40;j. 
A'.i?!fcra  aL<  lL-.i'.ikH.ii4C'iit 

Avicc-nisa  2i7. 

Ayi)    K-ibiif;;    Theraaea 

SG.  ?>». 
Azasitui.  arn;ci;i.>jcK-käth. 

Pavriarnii  4. 
ti/-'ii i.?   ^fi»;i.sf.erbeschwö- 


Itaha  o'tl. 
Babylaiiiiclicr  fcäcliutssgütt 

Bi"!i,Ati'izC  42V. 
B«wl    iter  Braut  IT  106. 
115.  13'J. 

—  '.ach.-!,  tniliwll  19.'?, 
'JH. 

—  d.  Wüchueiiu  II  311 
:K4. 


Bä.daiia,KoQAtantiaopeitf 
Arr,  V.  Oaitnie  II  a39. 

Badelebea  ic  Mesopota- 
mieü  9ö  -98. 

Badou  im  August  »eijfwJ- 
lich  fli:  die  liaitt  386- 

—  nach  d.  Essea  ub- 
gcjsuiid  .31.  38. 

--   •].   Kiude»   wihädlich 

atn  Ruhetag  Ji  88 V. 

-—  tl.  Saugliugs  II  322. 

~    b.   RegCii   gt'fü.hrl.  f. 

d.  ('vtuudheit  33rt. 

—  u.  <;IielichüTreu.-;II  il. 
Bäder*!-   5^9. 243;  ri268. 

—  waiOi.;  224.  242 

—  z.  Erifcifhteiuutf  A. 
Qehart  U  »00. 

Worüeabett   II.    146. 

—  PaiJi'rautie  in  d.  Bad. 
II  217. 

-—  maelifcu  Titlifiiaaüft 
UDWirkaam  SO;'v 

—  -KiMeiiuiig  8». 

—  ge«iir!e.r  von  8.  Mo- 
Iiitßüntd  JJ  liQ. 

—  ■l'i'Wzai.  arabische 
82—83. 

—  Queüci»  -  AügabüE  li 
bw  Vi. 

—  Rjper  darüber  5. 

gewesen.    Kohwäag-ejf 
<1.  Fif-.n  n  -^Bü. 

—  d.  }S'::u<''?l)(.>reufc;i  Ira 
Al»wg!a,u!jcr,  11  3.53. 

Baö'ft,  S'iltan.sfr't'finllftl. 
Bu^ddd  V6. 

—  N  aciitigallon  w<t  saer , 
Ileilj.nittel  Uvi  Taub- 
.sliimniliei!,  'Ji:.  222. 

-  .ScfdoTigenschuiz- 
tre'istfcr  4;i;'>. 

-  Skürpionr.'üstioheSl'J. 
Bajesid  IL,  Stdtan  '27.38. 

—  borücutigr.  Püderast 
II  iVZ. 

—  stiftet  eiu  Sjxtal  in 
Adrianopel  100. 

—  Wesir  Älölisrnmod»  i. 
'23. 

UakftLsadc,  Arzt  u.  Astro- 
nom 41. 


BakacliiBck  25* 
Baldi,  Dr.  274, 
BaJJkli-Wasser  380. 
BaiKaustaa{«u.  Wnuder- 
ärzttviu  d.  chn'stl  I42ff. 

—  Völker.   Onanie   im 
d.  II  2bö. 

BftUane,  dio  II 12«.  208. 
Ball&piul  uud  iCiephaati- 

a^s  34  t. 
Biiijuj  d'AvTicourti  Qiaf 

5«. 
Balukli.SpitAl  104—106. 
Baoaue  al;i  p&nis  11  ii4l. 
Bandagisteu  67. 
B;«idwii!m  'iSO— 'iSl. 
BaadÄiiriüer-ialTer   160. 
lisrbier,    Vf.m   B    inm 

Wesi-r  R\L 

—  sMh.  Foliseif esetzc  f. 
li  li«. 

barbiere  140.  141.  142. 

IW4.  202. 
--  iu  .Daaiaakii«  14». 
Bo.ri,  d.  br;  d.  Omataloa 

II  12Ö. 
Bartel.s,  Ü.  1«  vg:l.  t'r.>5ä. 
--    iibei     jifebohwäuzt« 

MeüR'iiWi  II  »63. 

—  WüLelraine  119. 
.r>Mv.färitcu  Vfi. 
bajthaare,    Zoichfcn    iiir 

Ri'nvj.  .151) 
Bart!'Oi>e,  Scktn  vor  298, 
.>>aRiJi«?!.{»"raiit  If  <6. 
Bastarde  JI  34. 
B?vu('iibiudi>T)  226. 
Bauchlajiz  II  175. 
Bäunie,    wundertliätige 

148.  220. 
B&aQisp&lto     iiu    Aber- 
glauben ii  365. 
Bauiischeidiismus  S25. 
--  iu  Pcraiim  200. 
Beaiifori     Mies  Eruily, 

IJeh.  (1.  Juden  Jeruüa- 

ieitia  10. 
Bech<ißob«it    (Rwhz^t), 

sult.  LsibariJt  13.  ö4. 

254.  a.'j.S. 
IJeck.,    Dr.   Bernhard  ,4. 

07.  171.  !72    1^7.221. 

222.  2üi.  ^i*:  il  30^: 

3Ö0.  ;;10.  332. 

—  üb.    Aleppoknoten 
231—202. 

—  Üb.  d.  „bös.  Oertich" 
2Ö6. 


381 


Beck  üb.  Blatentzioliung  j 
iulUifilad  195  — iS6.     ; 

—  ub.iLiupiuacher  laaffi.  ] 

—  üb.   mrsop.itamischei 
Badclefaen  ^>6  ff. 

—  (tine  ?('9t-Anckdote) 

—  tSb    Sjtitälw  in  Bag- 
dad 111. 

Bedci.kuug'  der  Eraat  b. 

iieduineu,    furcht    vor 
Htxtiei  14a, 

—  lr>»ier    Veriehr    der 
Gc»(lileclit«r  d.  11 188. 

J5oir:'.ttuß.2:.  li.  ä.  l'ruBen 

nur  «'iu.iidl  iui  Moual 

t'"j»t>bt  !1  n:>. 
h'cii  ie-'«|<.«'U     l>ei    serb. 

HueLititeii  11  109. 
B*^e;niulig«itg  eioes  vet- 

rJhi.ttu   ."iclisvarmers 

170. 
Keiiaacbeu    als    Meii- 

aiyihode  293. 
Beac-iie  Pläur,  w  HüusM 

««hruaüer,  l>r.  W.,  tib. 

Ai-ab.  PüUzei  a  Gesetze 
10.  08,  70,  II  128. 

—  üb.  SgypiiwUe  Hur«Q- 
P.>liaei  U  16». 

i<eil^idebcpu?he,    Aber* 

((iaubu  '284. 
Bei-^sca    in    die    gr«$.i« 

Zeh-  b;:  Eiälepsitt  1><1. 
HbkJbchiAlduludiKfeBdi 

Mimi  "i'ib. 
Ü{:[Küc\ii.\Hiu,e.u .   graodi- 

iisc  II  'jZff. 
Beuiidiht,   Dr.  M.,    Über 

e.  Fellah-Gehira  10. 
B?t)r<nii»ti.  j4d.  Arxt  40. 

Berber'tBfU  «27. 
üer^jfiepu  98, 
EörJin;»     küuiarke 

\\ fni>''asckrifc  20. 
"Beriiiird,  Dr.  C.  A.    iO. 

[,:>.  57.  «2. 

—  Mber  dia  l<ad«r  von 
Brue*&  S7.  88. 

Beitbürand,    über   Me<l. 

«Jfr  Araber  12. 
Beriihrtiuij  d.  Wöcbnerin 

»ruiireiniift  II  S13f. 
Beacb.iffenbeit ,  leibl.  d. 

Brautleute  H  124  ff. 


BeftohueiJer  3».  62. 
BetKjliBaidMisg     II    314. 
3öl~i76. 

—  Öclirift  TOB  Dr.  Bf  rg- 

BOI)    10. 

-■  iiigJer  darfiber  6. 

—  und  Cöituti  II  »«4. 
Beiid^rcisQ  2l.tt.  'dii. 
Beschwörer  U8.  143. 
KeadiworuB^Kii  268. 

364— »55. 

—  -gformei,  albaiiesiscbe 
225. 

—  bosüiscbe  bei  Giieder- 
reiip.^oB  228. 

—  bei  Bvüepsiifi  182. 

—  bei    GeihnwciJt    238; 

—  bei  Koiliuf  2:>'.>. 

~-  briKoplwebSi?  -5*20. 

—  jn  Palästina  :ia4ff. 

—  syrische,  bei  Nasea- 
biuttiD  S21. 

Beaen    Ij»    .^ergiaüber. 

■A96;  11  315. 
-  iia  serb.  Abergiattbeu 

182. 
Besessen  .^44. 

—  Tou  (itisitjra  348. 
iietie.-*Beuiieit  836. 
Besprecber,  Bajat«ch  142 

bis  143. 
Besprengen    de^    GelȊ- 

r enden;  II  294. 
BeBU  Zeit  zum  Reiratea 

387. 
BetRsteo   aif  Heilmittei 

171. 
Bot^iibt'Tide  Mittel.  Big- 

ler  darüber  %. 
BethlebfeDwr  Miichgrotte 

11  322. 
Be;ii3ed»  ^2— 9a. 
Bett,    d.,    »üüalav.    Bd- 

eeicbnung  lUr  d.  Frau 

II  186. 
Bettelei.    Hoilmitrel   lai 

WecL-^elfiebor  2i(i. 
Beulen.  .<vleppo-ßeaie  10. 

—  Tberapie  dea  Äleppo- 

kliOtOüB    17. 

Beuleiikvaukb(iiten,  Alep- 
pülißotou  231- 2S2. 

Bewegung,  Au  «Spruch  des 
.Propheten  2-48. 

Bewuuderüder  Blick  ge* 
tahrlich  293. 

Bej!0»r  210—211. 

Bibel  230. 


Bibel,  Bcs!.?)dmuugeu  für 
Meastvuaticiu,  CoituH 
und  sexuelle  Din^e 
II  t3»ff. 

—  ScbaUigesetzr:  für 
Sci»vfRüji';ere  11  '.iSti. 

—  über  AugeBsohmiiike 
76. 

—  t\b,  BoliRudlur  :  des 
NengeborenftO  II  33S. 

—  ftbcr  Bc«ci»n«dun£c 
II  361. 

—  über  BlumsU'tütto  als 
Krreger  wüiriietiK<.r 
EraptiBiluiijrer  il  257. 

—  ßb.d.Brübted»VVcilöB 
II  12«. 

—  üb.[>ä«K)nenS35.359. 

—  ob.  Di%uer  d.  Säueen» 
il  «27. 

—  »her  p]b«  11  19. 

»—  über  Ehebruch  II  47. 

—  Über  Kntsteh).  >.!^  d. 
FrucM  II  282. 

—  Üb.  Entwßhaön-^  d 
Säuglings  n  .S'j:s. 

—  ftber  KuftucheB  II  223. 

—  über  Fruclilbafkeit  ii. 
Ußirochtbark.  II  2611. 

—  «b.  d.  GtäbS-ren  I!  --291. 
~    über    Geis»3ktRJik- 

heiten  !72. 

—  Hb.  Gesfihieciitskraak- 
höiteu  U  243. 

—  üb.  d.  PuiarB  4. Wei  bes 
II   126. 

—  ebe?  Kahlköpfe  II 180. 

—  üb.  d.  McnB^mireuduß 
il  146. 

—  ilber  Musik  u.  WaLn- 
ssun  101. 

—  üb.  d.  Kutter  aln 
Amme  11  32d. 

—  üb«r    Nacktheit    ii 

—  üb.  paläst.  Bad w  02  ff. 

—  über  grosse  peues 
n  208 

—  über  Polygamie  il  15. 

—  über  ProBtitutioa  II 
180. 

—  über  d.  Rechte  d. 
Sklavin  II  Saß". 

—  tib.  d.  eherne  Schiauge 

431.   432. 

—  üb.  Sin'.sons  Kraft  II 
129. 


382     -- 


Bibel  üb.  d.  Unreinigketit 
d.  Beischlafes  If  19S. 

—  üb.  üuzucht  (Sodomie) 
n  167.  2iO.  219. 

—  üb.  Vielfiagerigkeit 
n  354. 

—  Über  Vorbedeutungen 
374. 

—  über  Wahnsinnige  1 69. 

und  Pest  26if. 

Zitate  als  Heilmittel 

171. 
Bibliothek,  med.  inGalata 
Sserai  55. 

—  von  30  000  Maimscr. 
34. 

Bilbarz,  Alphons,  über 
Eunuchen  12. 

Birlinger  419. 

Birnbaum,  d.,  im  Aber- 
glauben II  267. 

Bisehoff,  Dr.  Theod.  18. 
91. 

Bissen  v.  eigen.  Esisen 
an  andere  400. 

Bisswundeu  189—190. 

Biewas,  Abraham,  Zahn- 
arzt Macbiaudß  II  53. 

Blasen  in  e.  Flasciio  nach 
d.  Niederkunft  11  .S07. 

—  in  e.  Kohr,  um  d. 
E))ibindinig'  zu  er- 
leichtern il  29ö. 

Blasensteiu  I6l. 

—  kureanisohes  Mittel 
dageg:en  161. 

Blas'ihziebende       Mittel 

200  ff. 
Blattern.    Vgl.   Pocken, 

Pockenimpfung. 
Blau,  Dr.  0.  13. 
Blei,  siedendes,  als  blut- 

still.  Mittel  li  228. 
Bleicbsuclii  238.  242. 
ßleiguss- Orakel  292. 355. 
Blenden  im  Orient  )68. 
ßli'^k,    böser,    8.    Böser 

Blick, 
Blindheit,  gclieilt  durch 

die  QneUe  von  Siloah 

93. 
Blumen,  Aber^l.  in  Lio- 

besdin^fen  II  11. 
Blumouduft  und  Wolluat 

II  267. 
Blumenorakel  11  12. 
Blut   der   Fledermaua 

II  336. 


Blut,  Leber  und  Galle  des 
Hirsches  als  Medika- 
mente J60. 

—  -Beschwörung'  in  Lie- 
besdingen II  10, 

Blutej^eJ  22.  51.129.  140. 
166.   196.    197  ff.  230. 

—  bei  Cholera  257. 

—  in  Persieu  199. 

—  -Arznei  160. 
Händler  61. 

—  -Setzer  184. 
Blutontziehunaf  195  ff. 

224, 

—  z.  Erleichternng;  d. 
Geburt  II  301. 

Blutige   Hebammen   am 

Sukanßhofe  154. 
Biutreiniguug  227. 
Blutsaugftade    Geister 

356  ä. 
ßlutsegnimg  143. 
Blutvergiftungen  161. 
Blutsverwandte ,    Ehen 

zwischen  II  22. 
Bodensted  t ,   Friedrich 

II  100. 
Böhm,  Julius  285. 
Bohnenrac-bi  212. 
Bohrwiirnier  431. 
Bolus    mit    Citroiieusaft 

a.  blutstillendes  Mittel 

198. 
Bordelle  f.  Päderastie  «. 

Sodomie   II  218.  221. 

—  im  mittelalterl.  Per- 
sien U  182. 

—  in  der  Türkei  II  246. 
Boerhaves  Aphorismen  ins 

Türkiticlie  übers.  46. 
Bi>ser  Blick  13.  20.  290. 
331  ff. 

—  (Auge)  Räucherung 
322.  407. 

—  jüd.  Abergl.  338. 
auf  Wöchnerin  u. 

Nengaborenes  II  317. 

—  —  und  Penis  II  164. 

—  Geister  und  Coitus 
II  194. 

—  Geister,  Furcht  vor  b. 
d.  Niederkunft  II  2''4. 

bei  d.  Neugcbore- 

uenliariff.  »34.  »56. 

Taupcliung  der- 
selben II  842. 

im  Wöchneriunw- 

zimmer  II  315. 


Böser  Blick,  Geruch  295. 
296. 

—  Rede,    sieh«    Ver- 
schreien. 

—  Schritt  296;  11  42. 
Bositsch ,    bosnischer 

Wunderarzt  181 -182. 
Bosnien,  Gebräuche  174. 
Bosniscliei     Aberglaube 

10. 

—  Ausspruch  über  Medi- 
kamente 208. 

—  Beschwürung  d.  Rot- 
laufs 239. 

—  Gebräuche  6.  18.  23, 
221. 

lim  d.  Frau  Frucht- 
barkeit »n  sicbera  II 
267. 

—  —  b.  ersten  Haar- 
schnitt d.  Knaben  II 
128. 

—  Gesfhlecbtsbestiram- 
ung  II  342. 

—  Heilkunde  24. 

—  Hexenaberglaube  354. 

—  Liebeszauber  II 4  ff.  12 

—  Mittel  gegen  Augen» 
krankheiten  166.  167. 

gegen  Fieber  244. 

245. 

—  —  gegen  Schlangen- 
biss  211. 

—  Schutzmittel  297. 

—  Vergleich  f.  Mädcheu- 
briiste  II  126. 

Boykott  d.  Aerzte,  welche 
ttustookende  Krankhei- 
ten behandeln  270, 

Branntwein  44.  122.  190. 
214.  215.  230.  231. 
237.  240.  269. 

—  im  Aborjflauben  3Gi. 

—  ain  Medikauient  18&. 

—  mit.  Pfeffer  II  807. 

—  als  Stärkimgsmittclf. 
d.  Küilmndene  II  SU. 

Branzeaii,  Flebamrae  154. 

Braut,  leibl.  Beschaffen- 
heit II  124ff. 

— Betttuch,  Voracigungf 
Li  120  ff. 

— Geschenke,  2abl  de». 
41» 

Briiutignm,  leibUcho  Bo- 
schaffeuheit  II  124  ff. 

Brautuacht  in  Peraie» 
11  119. 


383 


Brautnacht   einer  Prin-  j 
zessju  11  69  f.  i 

—  einer  TUrkin  11  116. 

—  -Suppe,  Turcäü.  Brauch 
11  123. 

Brayer,  A.  18. 
Breuucyliniier  224.  226, 

—  bei  d.  asiatiscfeen  u. 
afrik.   Völkern  201  ff. 

Brennen  240. 

—  als  HeilraiUel  232. 
Brenner,  Ignatz  v.  über 
Brussa  il. 

Brenuesselzweige  303. 
Brombeerstranch    im 

Aberpflaubeu  182. 
Brot  244. 

—  im  Abergl.  II  8 '.9. 

—  -kneten  und  Kinder 
39«.  400. 

—  -Mesaer  als  chirurg. 
Iiistruiuent  lö7. 

—  -Orakel  II  1.3. 
Brötcbea -Amulette  213. 

219. 
Broussais  5].  140. 
Rrowniaiier  140. 
Brownianigmus  in  Koü- 

stantinopel  61. 
Brugsch  78.  79. 
Brunnen,  siebe  Qnelle. 

—  iraAbergl.Il320.837. 
Bran.«ttzett  u.  Alenötrua- 

tion  n  149. 
Brusche,  jüd.  Krankheits- 

(lämon  348, 
Brußsa  27.  3.8.  87.  88. 
Brüste  d.  Weibes  U  126. 

274. 
BlüFel,  im  Traume  II 12. 
Brustleiden  201. 218. 2S5. 
Brustschmerzen  197. 
Buch   der  Esel,   Bache- 

Bchritt  d.  Dichterarzte» 

Sinau'Scheichi  29. 
Bugvat,   B.  Hippokrates. 
Bnkare8terTageb]attl68. 
Bulard,  J*?.  20.  273. 
Bulgaristher    Coitua  II 

209. 
Balgarisch.Gehräucho  2S. 

—  Glücks-  u.  üiigliVcks- 
tagtt  878. 

—  Heilmethode    bei 
Eundebisseu  218. 

—  Vampyre  361. 
Burckhardt,  arab.  Hoch- 

zeitsbräache  11  117. 


BUsche,  symbolisch  £.  d. 

weibi.     GeecblechtBor' 

ganc  II  177. 
Buschige    Augenbranen, 

Scheu   vor,    298.  S51. 

U  9. 
Busioc-Kraut,  in  rumän, 

L  iebes  aauberliederu 

11  6. 
Busse,    Mittel  gegen   d. 

Pest  274, 

—  eeltsame,  durch  Offen- 
tragen d.  Penis  II 164. 

Butter,    Symbol.    Be- 
deutung iii  Hoehzeits- 
hiäuchen  II  107. 

Butyka  Dr.  232. 

ByzantiniBch-osDnHnische 
Ehen  II  37  ff. 

Cauiburogli,  Dr.  109. 
Capoleone,  Dr.,  Leibarzt 

C4--  65. 
Cavo,  Arzt  48. 
Carriören    r.    SaltÄUS- 

iavoriten,  Werkzeugen 

d.  Päderastie  II  214ff. 
Casanova,  in ,  Konstanti- 
nopel II  16 1. 
Cassi.i  230. 
Chadidschah,  1.  Frau  d. 

Profeten  II  23  f. 
Chaldäer  17.  22. 
Ohalil    bin    Ali    vgl. 

Hadschi-Pascha. 
Chamomillenpulver  284. 
Chamsa  294.  302  f(.  406. 
Chaplin,  engl.  Arzt  117. 
Charakter  d.   Eunucheo 

II  225.  229. 
Cnardin  227;  II  293. 
CharsaiDStag  234. 
Chasseki,  Bedeutung  d. 

Wortes  II  17.    " 
Cbichinsamen  166, 
China  nodosa   227.  223. 
Chinin  146. 
Chics,  Mastix  von  73. 
--  Med.  Schule  auf  &0. 
Chiiurgen  189.  141. 142. 

184.  202. 
Cbirui^ie  52. 
--  bei  d.  Koreanern  162. 
Chirurgischelnsttamoote 

Verfertiger  67. 
Cholera  161.  263  ff.  343. 

—  V.  Dohlen  angezeigt 
424. 


Cholera  -  Epidonie    in 
Palästina  258  ff. 

—  in  Eskischehir  16. 

—  in  Korea  161. 

—  in  Mesopotamien  13. 

—  u.  Vampyrismus  369. 
Chorasau,    Knabenlieb- 
haberei V.  II  218. 

Choärew    Auascharwan 
81. 

—  und  Schirin,  Gedicht 
des  Arztes  Sinaa  28. 

—  Pascha,    der    einzige 
osmau.   Selbstmörder 
278. 

CbosroesNaschirwan,  üb. 
<i.  Araber  31. 

Christenknaben  zu  Werk- 
zeugen d.  Päderastie 
geiiotziichtigt  11  213ff. 

Christliche  Aerzte  b.  d. 
arab.  Kalifen  38. 

Christlich  -  mosiemische 
Ehon  n  35  ff. 

Christus  w.  d.  böse  Blick 
290. 

—  u.  d.  Dänaonen  335. 
S36, 

Chrowotischer    Coitaa 

II  209. 
Churrtni  siehe  Roxelane. 
Citronenscheiben  219. 
ClitorJH,  Streichelji  ders. 

vor  (1.  Coitus  II  196. 
Ciot  Bey  20. 
Cocain  213. 

—  in  (1.  Türkei  verboten 
208. 

Cocchinellen  218. 
Otntoa   11   192  ff.  194  ff. 

—  Bad  darauf,  II  244. 

—  von  Eunuchen  U  229. 

—  -  mitGei8tcrn357~358. 

—  auf  d.  Schosse  II 208. 

—  in  d.  Schwangerschaft 
untersagt  287. 

—  Vorgehen  b.  II  31  ff. 

—  mit    Vampyren 
364—366. 

—  u.  Beschneidung  II 
864. 

—  u.  böser  Blicik  291. 

—  u.     Diät.    Gebete, 
Waschungen  247—248 

—  u.  Menstruation  H 
149  ff". 

—  u.  Parfüms   71—72. 

—  u.  Wöchnerin  II  3  U. 


;5S4 


Coitosü  Ziu.ineriiiueher-  \ 
Uitg  5126  "227. 

nunyen  'iaför   ]l  toO,  i 

n.e.aU.W.nlc  :H.dZ.  \ 

Gollyriniiij   ^iiel)-^    KoJiol.  . 

Coiiui>>.liitn(>,   jiifL    Lnib-  1 

ar/t  4S  1 

OjpTische    iScbiiiziaitte".  1 

'297,  I 

C7.<'rny,  Professor  IG. 
Cx,ctirkui,  russ.  Arzt  247, 

jr&ai'htraiiie  u.  Aber- 
giaubtn  346;  II    3l';5. 

DaJmatin.  A'<K*«-glaube 
'.•2.  -^9;:}. 

—  Geisteraberglaube 
3»l. 

—  Mittel  geg.  Ökrophelü 
241. 

—  VAinpyre  360. 

—  Tiober  249. 

—  Knlturstatisük  ;5, 

—  Ktjrpmsftber    in    t4*i 
Us  148. 

—  Sajiit,   Zust.'^ndo    !41 
i)ib    \42. 

—  der  Choiora  Bin 

— i  boi  (1.  Jndea  iw  Sj- 
rien  99, 

—  -I.jeb<»!  fllr  Kpiley- 
tisfhc  179. 

Dä'tionen,  v?)    Mi;>h 
Geister,  Krankbeitü« 
d.imoi.e. 

DüJi'pfe  226.    «l'A.    «89. 

Dar»iil\iberkulü«o  fii, 

„Das  <i' achtete'',  siebe 
Jlofublr    u.    Elmlborr'- 
kiit 

„D'Xsi  Ilnlond':;",  !>ied. 

Won;   4">. 

J^andjdil.  Arxr,  40— 41. 
I'iufr  <l.  Siingenfl  II 

Baurnas  4!:.8. 

Duveltiy.    fruuB.    ilissio- 

nar  i'>0 
Dawud  «lI  ßa<;sir  al  .\n- 

taki  UL. 


Tvoran   f.  '1.  Eli«;33i.!te  ! 

If  töii.  ii'r,.  I 

Delloratioa  (1  105.  | 

—  i^e^aits.  w    d.  Haad  ; 

n  t2i.  i 

l-biit  ii  7-2.  j 

D.iniirßhane  2S  , 

„Der  Tag"  15.  ! 

Debiw.foktiousmethotlea      1 

261.  : 

„Deiitacbe  Med.  Wochen-  | 

.Schrift"   14. 
„Deutsche  Kevue"  16. 

„D;  r  c;?  :)ie  Rundsebau" 
AubDr.  Spitzer«  Tai^e- 
buoli  ö.  50. 

Deutbcbtj  Spitäier  ii>  J'^- 
rii'iaieiTi  113. 

D.-^'-.t^cüer    WobJtb.'itig- 

Uie  ff. 
Dentsi  h-^.s  Hoaoi'al  iü 
Kon5>autii}i.>pel  i05  bia 

TIO. 

T"Seufsches  Master  ttir 

A!)i>l.bc;;.va  66, 
LiakoniH.suiruuä  vort 

KaiserS'-viirth  ICH. 
Di'.i rbc'Krl'i-  ;i;en  sjf.l.e 

—  -Fieber  *i49. 
Diarrhoen,    HUer,  H(m'!- 

inittel  «iag»:ifen  «j.^.  Iil6. 
22<:ff,  ^47  ff. 

— -  ii.  8äu;;!in/?8.  abftrgl. 
Mite.?!  itr-^eson  II  m. 

xa. 

Diät  '<Ji'»c 

-  n.  s-;.ur  2so. 

Dirke  <^.  HaDRea  r  in 
Scheihr!iafscrua<.l  ,U 

Dukn!iIcb)^C'iiu.«s   vor   d, 

L'ado)!  -.T,rboteu  U  >fy. 
üiebsbardon  in  Epidemie- 

xoiteiT  .:(>().  264. 
Di'ibBi.iihl  wuiiilcrwirketi- 

der  Dirije  304. 
Dioulftfoy  21). 
Dic!;,„Dorilcwllrdiglititei! 

AflioiiH'-  ?,H. 
Diniitri.j.».     ; -rb.    Volk«- 

:v]ponajzt  187. 
Dil>?'^o^i'!'^^■'  ix.  :J(». 
Dipbtbcrie  t04. 


Diiibthorif,   chiriosjsohes 

iitttfcl  'la^e^ea  'lv<3. 
—  anii  Vtt'npyrianins 

Diplome  vc-a  Aer;:ter. 

küufiicb  128.  130.  140. 
]">iKcht5obf,  Zahnäufe 

I'olilen  und  (^hoicrci.  424, 
Doktor   V.  QoltoriKt'f.dea 

144. 
i'okturp.r;,  erste  t\irk!r.;cbe 

66.  57. 
DoktorwUrtle  .'i*>. 
DolaLviea,  orieutaliscbes 

IjO'bgericjit  85. 
DoiTibrowski ,    E.    v.    II 

VJH.   109. 
i'crnitifin,  Verbot  d.  Kas- 

üatfV^n  II  'Jl'7.  230. 
Dossius,  Nikolaus,   .\ber- 

j^Iaube    'ler    hfitige» 

Oiiorheo.  l-i. 
T/racfu'i'hiiu  ao:'.. 
r>jT.cbenbli]t.h.irÄ  II  :{C0. 
Driiijit^ciiswitscL  7,  520. 

•244. 
iheifiiSfi  .(1  339. 
I'repanon,  sithe  J,ib'\v;v. 
Iho^rilyrer?  66.  6*?. 
riiuöeiK      Hanisa     über 

ivfe\;^onbr?it  13. 

-  -     K  n  tba  1  t?!i  rn V.  ei  t sgo 

:^(.re  ]T  i'ru 
Dsci'.MiJiiiriÄ ,     Proleten  • 

gattiM.  f!  24 ff. 
D.^cbifub.Tri,  htüo.  HiF;tor. 

Dsohanfcda  II  77  ff   H'j. 
D,.i' heduali ,   Epidemieea 

:n  '^}). 
D?;'iie  t'iied'lin  Abu  .Solei 

K'iai.'  Vmä  W  1^4.  249. 
D-.t'iie»»,  T'riux,  210. 
Dhcbemil  -  i:'aÄ<^'ha,    t'irk 

«.Uürurg  184. 
Dticbcri  iich,  siehe  Wuud. 

äryte. 

-  -  'H:^'<c}.ii,  Ober- Wund' 

»uzt  .S.  Murad.s  lil  \9. 
I.">8cji'.wttdl-'aui'hfe,  Uros9- 

W'jHir  !♦<». 
D  «oLr.jiidohi  CboiflciiA  II 

y«. 

n-i'biuuen  3f>2. 
liäi'iioiide.s'^bur  <«.  Ounde- 
iicbnpiir. 


.--     385     — 


T)3chorol?ch5a  B'-n  Baoüt- 

Dschyi^bsaß  oi.  Vyxcnnm 

■216 
DnUiiii'i  i..  Liebesäpfel. 
Dilhririß-   Ptwchit ,   Prof. 

Dr.  von  C-.b. 
—  VoTfjciiiiigö  X.  ünter- 

drilflrniig    d.   Svphslis 

il  ;M4--249. 
Dnäitisn}"  htn  TaiaJö,  jtid. 

Dttnüilhoisscifl   ä.   NafeeJ- 
.schnur  K  808. 

leiciieu  'd^l.  302  Ü. 
Dlirijitv^feld  31  100. 
l)ürifiI^im/H>.BIütrTl48. 
Dyseoilerie  22« 


.Ebstsiri,  Prof.  Dr.  11^. 
*25t.  .132;  II  H03.  Ä2'«\ 
3'29.  3M. 

—  yDieMs'JixmiaiAUea 
Testament"  9. 

—  über  GcroüOQomie  II 
250, 

Eba  Obeid,  anib.  Wuüd- 

arzt  185. 
Ebal    Aa-schair,    siebe 

Natbauidl. 
Ebulber-.kat  HebeUiüali, 

jüd.  Aizt  35 — SG. 
Ebui  Hakeai  32. 
Ede'siteiEe  als  Heilmittel 

220,  9;35. 
E'ler,  Dr.  60,  62< 
Ehdschab^  Airaüei  äOO .(. 
Eh6  18;  n  14  ü' 

—  Buch  d.  Erläuterung 
d.  Geheimuiaae  d.  Ehe. 
Ein  tttrk.  Manuskr.  18.  j 

—  in  Obei-Aibauieu  15. 
Ehebruch  JI  15,  9.0.  47.  1 

—  btideuJesideii  iniH.  | 

—  mild  bestraft  ll  184.  f 

—  J'ohanimed.'ä'll  25.. 

—  Namei:  dafür  11  137.  j 

—  -Gebränche,    aber- 
jfläiibi.'icha  Jl  1 1  ff. 

Eheli«;l;e  PWchter),  ihro  ! 
Vei'»iuc'b!ti3HfiT;«nB:  c.  ' 
Spileidi)r(t';rt§iuii<"i  Ii4>;.  i 

—  ünlreuc^i.BÄcienlUl.  ! 
EhCIlKir\lS,  s,   ililDo  li-  d.   j 

Niwierkunft  11  294.      i 
Ebeveibofa  IT  21.  | 

Stern,  AlVOixir-,  AboTglav 


Ebrang-  s*  Mur.ter  vicier 

Kiiiäei  n  i'ul  ff. 
El  h<\  AMr^hnhm  ;^54 ; 

11  295. 
Eihtflciiaalbe  531 
Eidccbae  «.  Ffaueamileii 

Vi  .i'Z'i, 

—  wvA  Men.stiUßtion 
II  S2ä. 

—  -ßchwanü.;  .Si;hat'/> 
mittei  geg.  Fieber  246. 

^Ati.  Mittel  geg.  Irapo- 

ViOZ  H  254» 
Eierschalen  als  Vergift 

liiigsiüittcl  200. 
EiiX)vsiJ(-bfc    im    Sultane- 

5j.!ircm  11  .'>4.  64.  88. 
Sibiiat^beiu,  Mittel  geg:. 

Fiebcp  2iü. 
Eijtib,  ünVvorsität  61, 
E'jub  Äbeia    221.    243. 

289,    304.    roO.    343. 

35f..  381.  41711;  II  il. 

144.    147.     S17.    3;]6. 

344. 

—  ßyri.scherBSderabergl, 

—  Uefcer  eyriacho  Ge- 
bräuche 8. 

Sinüuss,  gtiter,  v.  Ha- 
rensBdamen  11  88. 

Eingeweide ,  eigeatüml 
Art  d.  .Reinigung  401. 

Eiageweid'^brücbe  1Ö4, 

—  -Reinigung  bei  den 
Beduinen  20. 

EsnkEi'keruDg  d.  Kraak- 

beit.'-dämons  174. 
Einsalzen  d.  Nabel  reetea 

II  309. 
Eißgzier,  Dr.  119.  258, 

—  Frau  Lydia  8.  29L 
294  ff.  .'iOS  ff.  309  fL 
3S4  ff.;  n  B19. 

~  üb.   paiäst,   Geister" 

Abevgl.  34öfF 
Eisen   al^  ■  Abititer    dea 

Zaubern  .303.  366  ff, 
Elefant  u,  Fnidttbarkeit 

II  266. 
E!efayteal<u1i,  indjacbe     : 

Bezfiobn.  f.  e  Swx  m.  ' 

sehr  grosser  Vulva  II 

Ei-irfaf.iSdSia,  8.  241.         r 

Ei    Hadschadsch,    arab.  , 

S'ili.an  ?>Z.  i 

ibp  u.  Goschlcohtslel'ön  in  'loc 


ElHakeni,  iirabischerA  rzt 

S2 
Eiifvs,   T'rofeti   Kuabea- 

bringer  41«;    11  "44. 

—  iü  d.  Be3f.-bwüi-uug8- 
t'orüjeln  *T524. 

EJias  Fi'.3cha  Aag<;nar7.i. 

63. 
Elidßcfaa,  l'heymaSqueüe 

83. 
Ellis,  Dr.  H.    14.  336. 

435  IT.;  II  m.  161.<f. 

176. 

—  Utrsr  Ge.«!ehlceht.strieb 
XL.  /ahrBßZfti  tea  II 1 7  7ff. 

-  üb.  künstl.   penis  II 
240  ff. 

—  übor  Onajüe  11  üS5. 
Elster  iüi. 
EJterlicb.o     Grausiinikeit 

bei  AnssftlÄ  122. 
Emiu,  Dr.  56. 
Erair  Tsoheiebi,  Leibarzt 

41— L2 

—  AlnliammedSnjid.THrk, 
Hofarzt  18. 

Empfängnia  in  geheilig- 
ten Zeiten  verursacht 
MisKgeburten    II  354. 

Engeimanii,  Dr.  Ü.  9 ;  li 
802  ff. 

Engiiscbea  Mariaespital 
il)  Galat»  i.05. 

—  yp'täler  Ju  Jerusalem 
113. 

~  in  .Srayruff  lU,', 

Entbißdungr  s.  Nieder- 
kunft. 

Entdeckung  e.  Mineral- 
quelle durcb  Esel  94. 

Entö,  gebratene  240. 

Enthaltung  v.  Beischlaf 
in  d,  Schwanajerschaft 
II  287. 

EatHiinnuug,  Srrafe.  f, 
EntfüLrujig  II  183. 

Entweihung  d,  Kiretns 
0.   iÖ5. 

Entweibnung  d.  Säug- 
linge D.  o-li}.  ■A'L'^. 

Spidcroj^ü  251  ff. 

Epilepsie  e.  Kruf.kl\.- 
DärpQU  18. 

t48.    114     175-183. 
299.  346. 

—  aberijJ.  An-^icht  üb. 
d.  Ursache  II  2fS8. 

Tiiikt-i    li".  '.!5 


386 


Epilei)sie    d.    Kindes, 

abergi-üfsachellsas. 
Spiieptiker-Bad  99. 
Eram.Dr.P.,  „Uebcr  arab. 

Geburtsgebräuclie"  14; 

U  -279. 
Erblichkeit  dea  Aussatzes 

114,  119. 
Erblindung,  Gottoastrafe 

167.  168. 
Erbsen   als  FoutanelleE 

200  fl". 
Erdbfcerwarzeln  ^2^. 
Erde  von  heiligen  Stätten 

als  Heilmittel  207.214. 

306. 

—  wuuderwirkende,  zur 
Ericich  tex-ong  d.  Geburt 
II  297.  a99. 

Brdpech  (Mumiai)  per». 

HeJlcittel  193. 
Erliorene    Glieder    mit 

Hesnah  ^ehaIlüelt  75. 
Erkältung  208.  245. 
Erleichterung  derGaburt, 

Mittel  382;  II  294. 
Erlöuzweige  11  6. 
Bnnurdung  SuUäq 

Ibrahims  IX  97. 
Ermordung    der   Kösem 

n  84  ff. 
'Erotik  u.  Massage  216. 

217. 

—  und  Sßhlange  435  bia 
437. 

Brpcheiu  uag  der  Pest  266. 
.KrT.üogr.ii'S  Traum  392. 
Erfräuken     der     ^aoh- 
geburf  II  307. 

—  V.  Weibern  wehren 
luxuriöser  Trocht  Li 
186 

Eraerum,Thermalqn  eil  ea 

90. 
Erüf feinde  der  Pest,  die 

Hunde  266;   die  Eeol 

•><>7. 
Eschiuafci ,    Nathan    S., 

Jfid.    deutscher    Arzt 

am    Hofe    Suleiraans 

39.  40. 

—  's  Frau  al.^  Arzt  40. 
Eäel,  in  d.  Bibel  «mahnt 

■wegen     ihr.    groseea 

Glieder  II  208. 
Esel  uud  Peat  i.'87. 
Ese.liunou,  Werkzeuge  d. 

Sodomie  II  220. 


Eselsmilch  218.  234. 

Eskiachehir,  Mineralbad 
86. 

Essen  im  Aberglauben 
15.  399  ff. 

Egsgelüste  d.  Schwan- 
geren U  287. 

Essig  199.  210.  239.  241. 
249.  255.  256.  269. 

Es  Sychne,  Soolbrunnen 
91. 

Esthers  Grab  37. 

Esther  Kiera  40. 

Esthuische   Feste,    erot. 

n  176. 

Eulen  425—427. 
Euuuehen  15;  II  222  f. 

—  Buch  von  Bilbarz  12. 

—  am  Hufe,  Abdul  Ha- 
mide II  4. 

Eaphsmiämus   180.  '211. 

264.  338.  347;  11316. 

319.  355  ff. 
Europäische   Aerzte    in 

d.  Türkei  48.  50—65. 

Vgl.  Wiener  Schule. 

—  Teufalsaustxeibongen 
176. 

Euphrat  246.  247. 

Eusebins  92. 

Ewüa,  türk.  Histonk«", 

über  Spitäler  um  1750. 

100. 

—  Beschreib,  e.  Auftrags 
d.  ärzti.  Gilden  138  ff. 

Exkrement«,  eist*,  d. 
Kind23  II  336. 


Fagergren,  Paeudo-Arzt 

136. 
Fakir  als  Arzt  C4. 
FrJl.  öineiger,  ein.Selbst- 

murdes    in    der    osm. 

OcscMchfce  278. 
iallß  von  Langiabigkeit 

y78~277. 
FaUmerayer  274. 
Falsche   Haare,   r.  Mo- 
hammed        verüucht 

n  127. 
Falscher     Schritt      der 

Sdiwaageren,  Zeichen 

e.Kuabengebnrtll  314. 
FäUvhungen,  kosmet.  u. 

pharma»f"it.  10.  69. 
Familiengeaßimuis, 

mediz.  187.  lob. 


Familiftiinamen,  v.  Koran 
verboten  U  359. 

Färbemittel,  siehe  Hen- 
aah,  Kohol,  Safran, 
Basti  k  etc. 

Farben  204. 

—  blau  201.  220.  239. 
240.  323. 

—  blau  ist  Farbö  des 
böaeu  Blickes  298, 

—  blaue  schützt  vor 
bösem  Zauber  297. 

—  gelb  237.  238.  310. 

—  rot  ISl.  197.  206. 
284.  237.  302.  330  ff, 
355. 

—  schwarz:  181.  182. 
264.  268.  331. 

—  weisse  und  schwarze 
Heuuen  40O, 

Fusten,     Ausspruch     d. 

Propheten  248. 
Fastenzeit  u.  Coitus 

n  195. 
Fasttage  u.  Aberglaube 

II  337. 
Fataüamu.s  115.  329. 
Faucher,  Julius  12. 
Februar  366. 
Fehlgeburt,  abergl.  ür- 

sachea.II  289, 
Feierlichkeit  im  Sultans- 
hause  b.   erst.  Haar- 

gchnitte     d.    Prinzen 

n  128. 
Feigenbrei   gegen   Pest 

265. 
Feigliagö  mit  Henuah- 

Eiehl  beworfen  74. 
Fuidhaac  419. 
Feldscherer    siehe    Chi- 

riirgen. 
Fellachen,    Brautnachts- 

gebritüche  II  121. 
— braut,  intime  Toilette 

vor  d.  Brautuacht 

11  131  ff. 
Ferhard   Pascha,   Grois- 

wesir  40;  11  264. 
Ferreol,  Missionar  161. 
Feste,  erotinche  n  176  ff. 

—  osmaniBche,  bei  Be- 
Bchneidungen  v.  Prin- 
zen 11  566  ff. 

Festuageln   d.  Vampyr- 

huche  858. 
Fetiaugen-Orake!  382. 
Fett  werden  242. 


Fetwa,  Qaarf^ntäuea  ts- 
treffioni  275. 

—  übet  cürietL-moiiflm. 
Ebeu  II  »5. 

Feuev    im    AbergJ.    ^. 

Alban»»Bn  »82, 
SJtnsmer  d.WöcU- 

ne/in  11  buü- 
—-  seine  KdlsAokeit  204 

bis  206. 
F^aerdoktoreu  143. 
If'ieuerlod  tUrderZaabem 

Verdftditig;«  277. 
Feuerabcmist  in  Per»  iOft. 
Fichteiuiweige  II  S. 
Fi^jel-Böjscliol  aleScbata- 

inittel  8Q&. 
Fieber    160.    196.    197. 

24»  ff.  248—260. 

—  d.  V.  Ahwa»  6, 

—  ^Trost  im   Fieber", 
Schrift     des     armen. 
Arztes  Mochithar 
vXU.  Jahrb.)  19. 

—  wäscht,  die  Sündea 
fort  «40. 

Ficgeraäi^el  im  Abergl. 
»9;  n  l?, 

—  881. 

Finkci,  L.  Totsnbiüachä 

U. 
Fisch  m  Abergl.  II  S21. 

—  -«3S«0  vor  d.  B&den 
verboten  89. 

—  Symbol  d,  FnxoLt- 
barkait  431:  H  U2. 

—  u.  Qearhlecb^a- 
faestijmmang  II  345. 

Fiächtbrar.  e.  Stätknngs» 
mittel  II  307. 

Fisolenbobaea  ala  Fon- 
tanellen 190. 

Flachs,  Ad.  280.  281. 
S96.  420;  II  6.  6.  12. 

Flamme  (Hexen-Erschei- 
nung) 343.  $57. 

Flammflecken  180.  ISl. 

Flechten  im  Gesicht, 
Beschwörung  bei  ab- 
nehmend. Mond  384. 

Flecken  an  d.Händen  S96. 

—  im  öesiciit  n  288. 

—  auf  d.  Haut,  abergL 
Bedeatung  398. 

Fleisch  e.  Grosswesirs 
als  ilittel  ge^.  Glieder- 
reisäeu  223. 


i'jeiaci-jgpeissca   sch&diiüh  ; 

bei  rifcber  '446,  | 

Fleischer,  Prof,  14.111.  ; 
F\;jainea.   alban.  Kro-ak- 

heits^iäzaou  1>'0.  ; 

Fl«tcV.e  aus  ü.  sexaeilec  j 

Lexikon    u.    ordinäre 

Fificli«  n  1.5T.  Ulä.  i 

—  oidinäre  d.  ä&d«ilaTen  i 

ir  141  ff.  i 

Fiügel,  C*.  n.  18.  24. 
28,  41.  42. 

Flösse,  paradiesJBche  aof 
55n?ena  2*6.  ?47. 

Föhrenbacher,  Caroline, 
Diakonii^sin  119. 

Folgen  angidckl.  Kuren 
208, 

Fonaeca,   portug.   jüd. 
Arat  45. 

Fontanellen  II  338. 

Forsöt,  Dr.,  Üb.  Wahn- 
sinn  in  Syrien    \b. 
172—174. 

Forster  II  353, 

„Frankfart.  Seitang"  14. 

Fränkiache  Aeizte,  Ur- 
teile ar&b,  Kurpfoflcher 
über  sie  146. 

Fitinkl,  Ludw.  Aug.  in 
Jerusaicm  113.  348; 
II  306. 

—  Üb.  Dr.  Spitser  6.  58. 
F^ansisktuier,  Liebhaber  ; 

V.  Ziegen  IT  220,        j 
Frenzos,  Karl  Emil  270.  ; 

Fr»ni::öäiäche  Syitäter  in 
Jerusalem  U3. 

—  inKonstAntinopel  106. 

—  in  Smyrua  111. 
Frat  ben  S(;hachaa8a,  jUd. 

Arzt  33. 
Frau,  die,  b,  d.  Arabern 

II  18—19. 
Frau,   verghcheü  rc.  d. 

Tiere  II  11. 
Frauen   ala    Aerzte 

149—154.  187. 

—  Orient,  ».u  europ.  lö. 

—  d.  Proleten  lloham- 
med  n  23—28. 

—  ihre  StoUnng   b.   d. 
Montenegrinern    II 
109  2. 

—  —  im   Orieat  II 
16—17.  103. 

—  n.  Toteabrä'icho  279. 


Fr»  U3J1  bilde  r,    türkische 

Frauoileb:-«!  im  Baße  St/. 
F?aaßiikroTi'cKeitea,  Ka 

t2.p!asuinn  a.  Rosen  70. 
FtdMtnhidon  197.  5541. 
Frananisilch    «c.    Aber- 

gknben  XI  3»d. 

—  als  Stärkungsmittel 
SreschwäcJbter  Mänuer 
II  329. 

Franenraub,  ehem.  b.  d, 
Balkaaslttvon  II  208. 

Freiheit,  d,  Frauen  b.  d. 
Bednineii  ii  188. 

~  gescliieohti.  II  176. 

Freitagakinder  375. 

„F^emdenbiatt"  (Wien) 
tJb.  D.T.  S,  Spitzer  6. 

Friede,  d.  Haremefrauon 
veranlasat  il  88. 

Friedreich  9,^,  94;  ri>>78. 

FriedricbWilhelü),  Kron- 
priui;,  Besuch  im  deut- 
Söhen  Spital  in  Pera 
löB.  (Im  Text  mnss  eü 
1 869  statt  Ig76hei6sen. 
In  „KasBOT  Friedrichs 
Tageb.",  herausjgeg.  ▼. 
Marge  retha  von  Po- 
Mhibger,  2.  Aufi.  Berlin 
1902,  heisst  es  S.  62: 
„Bßs  von  Kaiser  8- 
werthorScbwesteni  ge- 
leitöte  Hospital  erhält 
sichaaseigeneuMittebi 
«Lud  «tyli  von  dar  Obei  in 
sehr  gut  geleitet  wer- 
den.*') 

Friedrich  Wilfael:ii  IV. 
108—109. 

Frilley,  (1,,  Wber  Monte- 
negro 19. 

Frisch,  G.  Verutstalt.  v. 
geuit.  Ofgayoj  15. 

Frituch,  Produzierung  e. 
Bttßußhea -Penis 
n  228. 

Frosch  248. 

—  als    Liebesaaube)'- 
mittel  II  12. 

—  u:  Entbindung  U  295. 
Protteur  88. 

Frucht,    Entstehung    d. 

II  282—286. 
Fruchtbarkeit  241  ff; 

n  6.   16.  261—268. 

—  auü'aliende  II  263. 

25* 


iSS     ^~ 


Fruchtbarkeit,  aberg-l. 
Massnahmen,  om  sie 
2H  sicKcvn  II 104. 107. 
110.  112. 

—  Fischeihi  Symbol  431 

—  ij.  PoJypatiie   II  19. 
— •  Sieatopy^ie  e.  Bürg- 

SühaU  III24. 
— '    s-    Kinderreich tiim. 
Ußfiij.chtbarke.'it. 

—  ('liaaclrago.'^';'  3äi 
FTrühiingskuren  3S6. 
Frühjahrskttr  227  ff. 
Fiülirerßtorbene  Kinder 

als  Geister  362.  357. 
Vixchri,  der  419. 

—  Begega.  e.  Schw^n- 
g^ren  m.  c.  H  28£. 

FuDken-(Jrake!  3 HS. 

—  Schlagen  vor  Rurz- 
aiciiti^eji  !dö. 

Flucht  vor  aiistockeuden 

Kraukbeit^n  iiö. 
FiuEari,  Seisewerk  15. 
„Flirbt'vier,  b.  NathaBid. 
Fürst,  Dr.  L.  Gcheioiüis- 

vollej}    in    der    Heii- 

koiidc  15. 
FiiSsscliiveiss  73. 
Fas.strittc     als    Heii- 

methoiie  206. 
Fiiznti,    Allegorie    il. 

lü-aakinMt  333.  S34. 

iGahfic!    (Dsctjibrall) 

—  Er A€U4;f'l  2i;?5  3  tl2B. 

—  iii    Besehvrürt'DgK- 
torindn  ülüi.  308, 

Gäimeit;  abergl.  Futcbt 
davor  3'j'/— 39S. 

üairfoz,  Htufi,  ab.  ToU- 
•ftjii  15.  213. 

Galatn  S?erai,  Medizin- 
schale  Ol  — ö6;  Ein- 
r.cbtuug  u.  Scliülfr 
G-*— 63. 

Galennfl  30.  82.  141. 

GuU^eii  »1  Pruchtbarkfcit 
1?  a6fi. 

üalÜHJ-Thal  23i». 

(^aliläisolio  Wälder  S14. 

Gall&pfel  74.  82«. 

Gallinscbfcjj  (Rctlzsöhulie) 
86. 

Gänse  als  Geißler  .*^6. 

—  Werkzeuge  d.  Sodo- 
mie IT  22J. 


QariSehaut  ö97. 
..Gartenlaube"   über  Dr. 

Spitzer  6. 
Gaselle.  ind.  Bezeiehug. 

.£  e.  Sehr  kleine  Vnifa 

n  ^04.  iOo. 

„Gazetie  medicate  d'Ori- 

Gebärmutter  II  10.  274. 
290. 

—  d.  bösou  Geistern  zu- 
gäöglicb  II  194, 

-r-    -EüS!t]    371. 

—  -Leiden  242. 
Gebärstiihl  U  304  f. 
GiibQr,  Prof.  L^r.  Ed.  232. 
Gfcb(;t    uud    Coitus     II 

194—195. 

—  u.  G^auudheit  247. 
Gebete  226.  235. 

—  als.  Heilmittel  272. 
274. 

—  Weiber,  'WolilgeTüciie 
71—72. 

Gebräunt,  türk.Ausdmok 
fOr  Epiiepsi«  ir>ü, 

Gebräuche,  ol>ergl.  z. 
7ferbiltuiig  d.  rmpoteiiäs 
n  248  ä", 

—  um  d.Kiaderv.früheiTi 
Ste.(bbn  äsu  Bchüt2f.n 
II  339 

Geburteu,  leichte  und 
.scbwere  b.  d.  verschied. 
Oriantvölkern  II 292  S. 

Gttburtsfräaleiu,  andsiav. 
I£  277. 

Qeburtsgebräuche.    Vgl. 

EugeiaiauE,    Eram.  I 

Niederkuutt,     V/öch-  j 

uerin,  Kind,  \ 

■—    b^i    Hebräern    rmd  ! 

J.rabern  1.5.  i 

—  uev  Rumänen  Sieben-  i 
Ijür.'TenB  9.0.  j 

GebiirtsbjJie  siehe  Heb-  ' 
•iiXiUie.a.  j 

—  iu  Smynia  UiK 
Geburtsnachr,  glückliche  I 

b.  d.MoeJems  388.  384.  j 

riehurtfiRch-uerzen  II  j 
291  ff.  I 

—  Äuübpr.  Mohamraedö  j 
H  274. 

GehufUteg,  der  Eiinjnel-  l 
fahrtata?  c.  ungliick-  I 
licl'er  ^S\.  387.  I 


GebTi,rrPtaoe  u.  Stunden, 
glückÜ-.'!;»;  u.  i'Dgliick- 
llcbo  376 — ;j7i. 

GedächlLsii  22t— 2l>2. 

Gef'ibreii,  welche  die 
vVoübaerin  bediohen 
11  313  if.  317 

Gefslleue  Eügei  als  Dä- 
mone  347. 

Gelieimhaitefi  •{  Geburt»- 
akte.=!  n  293  Ü". 

Gebeiranisvoüe    Eeil- 
pflanze  d.  Serben  1 92. 

Gehen  leruea  II  S38  tf. 

Gehirn,  ßlutauctlüssf:  ka- 
riert mic  Kohol  79. 

Geier  421— 42S. 

Geifern  d,  Kindes,  ge- 
heilt d  NegerküBse 
II  337. 

GeigeiiWiita  e.  Liebes- 
xauberniittel  II  5. 

Geister,  Tgl.  Krankheits- 
diinioiteu. 

—  aiüd    miasgestalt, 
Menschen  II  352. 

—  d.  d.  Wörbnerinnen 
nachstellen  II  3i2  ft'. 
310. 

Gciaterreich  dts  Talraud 
938. 

—  im  Zendavesta  337 — 
838. 

Öeisteskrankheitcii  148. 
Gel'/     der    Aussätzigen 

119  —  120. 
Gciher,Dr.,  ül-,  d.  K.;4}1- 

kcpfijarkeit  d-Orientalen 

n  130. 
Gelbsucht  iGO  1S6. -.iOC. 

210.  2.57.  2,?8. 

—  IndogerniHnisohtr 
Z.*uberspriich  15 

Geleadscbik.  „iu-äutliclie. 
Krankheit"  löj  — 1&3. 

GelenkeurKünduuf'cn  m. 
HeunAh  behau'ieit  75. 

Geausb,  hüibster  u.  nied- 
rigster, nach  iiidischer 
Auffassurg  !I  2u7. 

—  D.  Oiniens'oneft  d. 
Gfcsciilecbt«  teile 

II  20ift\ 

G'org,  der  Hl.,  iu  d.  Be- 
schwör ungsformeln 
2)3  ff.  321. 

Geraubtes    Wasser   ski. 

GerLu'h  II  3Ü3. 


o8i 


Oerocouoniia  II  \i'>ö  )T. 
Geroon,  ll&hbi  llhar  I((c- 

Bogßfnit?  II  15, 
Gerste  32*.  3S5. 
Gerstonküru  206. 

—  uMil  GeschlerJitsbe- 
bestimniupg  II  343. 

OevetenwRsser  24  ft. 
Gcruc.Jt,  bwer  i'^o  Vi« 
290. 

—  S.UH  d.  Tifuniio,  at)ergl. 
Ansißhi  401. 

.._   ...  verhUtel  iL    Ein» 
sahen  <i.   Naheh(;.ste3 

—  und  Goiius  If  266. 
Gßyüobri  "V*  uau  erwirkemlo 

Ma. 

Gerüclwslr.n  der 

ÜcWangaran  ll  "CHT. 
fjOsäss,  Naiuea  dafür 

G(^schieci^t.^be/.timauöng: 
418.  -i2t>E.;  -iCfi.  303. 

—  vßl.  K.nabt'.it.  .^täuehea, 

—  iu  Persiä.M  \'dl. 

—  u.  Abergfaube  3'7ß. 
Gescbl^chtgfuuktiou  s. 

Oc'itü?,  Vor^f.jhen   bei 
i>r  Ge.-'chlfchts- 
fo7jkr,iöi»),  ArlfcP  d.  Gs- 
achieübtsfauiition. 

—  •  krABkiiciten   II  243 
bis  L'i7. 

"•  um  «ie  äu  heilen,  isfc 

g$?T.'>.tt-.S,  11  2'Vt  er.eE- 
so  Souoüaie  mit  Ti«viß 
11  2S0. 
--  ua.-i    Jaares?;pjtea  II 

175  s:. 

—  teile,    ihre    Dimea- 
sioneu  IT  202—207. 

II  :>3i.  35Ü. 
Geschwüre  kuriert  ^Jorcfa 

<1.  Bädc').'  y.  AVQ  Xib- 

rit  98. 
Gesetze,  xnoslero.   gegen 

P^atmaiiuuRg  II  224. 
G?sicht,    Bi*«iaEpuakt  d. 

Schamgefühls  II  15Sf. 
Gestt-Gdheit  61.  2O3-7204. 
G«wür;',k.rä'aer  siehe  äi>o- 

tkeker  08. 
Gewürznelken  22G.  322. 


(ihajfifeddin,  ArzJ,  39. 
Gbasali,  arab.  Historiker, 

GliRsan,   Gesetze   pegen 

H)iren\virt8uhaftIIia-2. 
Ghohifi,   deutocher  Arzt 

14S. 
Gbuie  Sd2. 

Gi(*lit2i6.  217. '*'23.  224, 
Gift,  siehe  Verj^iftuDgen. 
(iJWemeister.Nachnchton 

•k'.i  Mukp»l.ia.si  12. 
öinsangwurzel  159.  iCO. 

102." 
Gjorfjjewitach,  Dr.  fi.  20, 

\Si,  186  3.  237  tf.  £45; 

II  »06. 
Glaskrautblatt  als  Mit*:el 

ge^.  A;:geljleitlea  I6ß. 
Giatibciisunteracbied     u. 

Krankheit  236. 
„iJ^obuä"y,  10.  li.  12. 13. 

20.  'J2.  23.  6-t.  91.349. 

i-lh  il 
Oi''!bt;;.Se,u  -235. 
GiiUk,  i/r.  Leopold.  6. 
GlücksLiiinbchsu  II  SSO. 
(jiiitkskin/ier  375. 
Gübafv  Frl.  116. 
Güguel.  L'eber  Geburis- 

gebr.  16,  IL  302. 
Göid  236. 

Goldfäiieii-Orakd  II.  12. 
-  Gold  i  ihev,  L  r^ftb.Zdhlen- 

Abergl.  15.  407  £f. 
Gi>mj>ere,  Dr.  Tb.  5.  59. 
Gor^dofcaabui  68. 
Gopzevjftj  Spli'idon  15. 
Gott  als  Avxt  93.  i  38. 139. 

14b.  Uu'».  202. 

—  aJ5  Gebii?tfthcifer  11 
292.  299. 

—  in  der  Medizin  17C. 
182.  194.  256.  258, 

"-  und  die  hetit  2ö4  ff. 
GottC'^    KiLder,   Aßfjicbt 

Bolcher  MögHchköit  v. 

Koran    verd&mmt 

II 348  s: 

Götliliciio  Geburtaheife- 
rißneu,  8.  H-immÜsciie 
Iie?lia,i3imen. 

Gräber,  beJiige,  ai«  Heil- 
orte  207. 

GräkO"'.vaiach,  AbergL 
.Sifct.  u.  Gebräuche.  Vgl 
Sajaktzis  u.   Ma^edo- 
liiea.  S85.  4Si. 


Grüko  -  \vala<^h,  Abev^l. 
G  eb  räu  cli  e  i .  d  .Sc  i-iwtm- 
gcr.«;chaft  li  280. 

G<!biäl;vih(.^,  d. 

■Wöc'b'.ieri'j     botr. 
II  »12  ff. 

Geburtagebr.    II 

278.  294. 

.Scbut«asittel  .^$03. 

Gräkowalarh^Ti ,  'BIi>=3?;ü- 
burtoa  giilLevi,  ihnen 
als  V.  Gottes  ^^otn  Ge- 
Keichn.  II  ?.6L 

QTAnatä])fel  tÖl;  11.  2G6. 
288. 

Gninaten  227, 

Qr3us.^TnkeÄt  g-eo.  Wahn- 
sinnige TGö. 

,, Grazer  Zeituii{.j;"  62. 

Greise,  d.  Bcrühtuji^  m. 

tigf  Li  2riO. 
Q  re'.iel.b.  J.  J*3nti.iiid  rnig  in 
Bagdad  11  ao5, 

i    Griechisoher  AberRiaoJre 

I        14.  294. 

I    —  Hochzcitsgeaäuge  11 
101  ff. 

!    —  Hofarzt  7..  Tode  ver- 
urteilt. 45. 

—  Spitäler  in  Jonisalens. 
li-S, 

—  —  in  KoaHtajitJQepel 
104—106.  in  Smjnja 

{  110—111. 

i  —  Yft-.npjrre  530.  ?.üi 

!  bis  H8-J. 

1  —  Vo]k;'.lebea  23. 

!  Grimm  429;.  K  8V7. 

1  Griud  403. 

1  Grippe  220. 

j  Gross wosir,  der  vo/j  100*> 

1  Stücken  224, 

Gruber,  Dr.  J.  20. 

i  GrÜBbauni,  M.  8,  .^-29. 

I  Grüodounerstag'  309;  Il 

I  334. 

[  Gr'oser  üb.  BesesseaheiL 

'  33Ö. 

j  Grüüteld,  Türkisch. Kasü> 

i  gedieht.  II  .197. 

!  GniHS,  tiirl:Isch«Y  >;-;. 

i  Grzesitzky, Apotheker  ^}  < , 

i  VÜ1.  132. 

j  Gubenmti.s  4..9.  42v'.  431. 

Gurke  aig  peuiB  II  iSS. 
24 1. 


390 


Gurke  aia  Ruaseres  küb- 
Gymsiastik  71, 


Haar,  goH!5ehiß}rai«rQdflaj 
EigejiRchaft  albnuss. 
öcistö?  541. 

~-  Schutz  reic'aeu  Haares 
V.  d.  insm  r>iif!k  298. 

Haere  >le,s  Weibe»  XI 126, 

Haarfarben  74. 

—  in  Persien  Ib. 
«.  SchivaügersciiHf«; 

U  2H'ö. 
~  üeciiten  u.  Abei'i^l&abe 

397. 
~  —  aylgc-fÖ8t,   am  ä.. 

teru  n  296. 

—  katüDiOB  am  Mittwoch. 
S78. 

—  Bcliüitt,  erst.  «.Eaahen 
11  127.  368. 

Haiire  »ö. 

—  bei    Be.scLwöruügen 

— uud  Augen  älb,'a\.3obBi- 

— .  u.  KopfßcamerÄ   S20, 
Haberiand,  0.  T.I •■?»).  Aber- 

gk'.'b-;  b.  k'men  15. 
„KaifOi-  el  kei"  (Hffjntii- 

HadBcbi  Cha^fi  STi-. 
Hartso'ipafirhd,  äszi  li. 

18,  27.  i28. 
Hafsi"«.    P?olütcnsfkitti3i 

Tl  Uü. 
EäSuj,    J.   G.    2il.   364. 

373.  381.  384;  II  tOO. 

lOS  5t.  194.  äl&.  SiJO. 

?.39.  ä&3.  $5&. 

—  A]banesi<)che!?  18&. 

—  üb,  Pädenjütio  w  Äi- 
bauien  II  -iS. 

HaJii)  S03. 

—  u.  Henna  icu  .Abergl. 
S9t,.  4'J9  ff. 

—  geacklßcbtet  b.  Be- 
giun  e.  Geburt  IT  Sft.'». 

—  oIk  Ojifer  i\.  Geisteja 
darf^'^breciir  4.45. 

HfeüJie,  Tcslikei  t..  ala 
l.iebeszaubermittelll  4 

baugsmitfrl  öcfcfcjntot. 
iCinder  II  356. 


H^atiaadft  Biflüdi  43. 
—' M-oliRium.  E/Jiin  46. 
HAiäse.b  irr;  ß?rü  97. 
Hftk~Näsat\  iü4.-yeTsi3ch. 

Halbmond  als  Schutir- 
mittel  -/M.  SOS, 

HaLwßk  197.  "23S/S.M. 
Hamaisäde     Mohamixs&i 

.Ifends  4'i\  4S. 
H&r).i'ia.,  s'jlt,  Kebamme 

n  97. 

HaiKÜwa  »06. 
HiXEmielökiauladö  &.«irsti. 

iHStruiaeiit  ^Sß, 
■—  •liSbe.r    Medikament 

^'gg.  Blia.iheit  t6'>. 
~-  "Milz  i!S5. 

—  -NetE  226. 
Hfcumio.r-Fiürgatäli  2ß.7  7. 

—  üb,  d.  ÄKiaz^uen  V. 
Ämasis  li  233. 

'■* —  C'05.='^fÄCtin(>]wli3  ss. 

d.  Bo5«o.»^y?  lOi:  l.?8. 
•—  üb.  PoiygfÄJtjJe  II  S6 

bis  19. 

—  —  Gesch.  A.  amb. 
Litttvatuy  4.  -5.  S3.  Sl. 
Si.  S3.  35.  68.  in. 
L-iö,  l^i.  20?.  SOS-. 
?C»7-  S6?i;  11  155. 

—  —  Gesch.  d.  ogra. 
5.l?ic'aes6.  27.  SO.  "170. 
171.  27rJ  301  tf.  404 
.5f  *'.U  .f£;  .0  9.  .HO. 
56  ff.  IBo.  21?>,  365. 

HaoMQtTBcblsgv  Doc.  3>r. 

Viktor  n, 
Hämorrhoiden  2SG. 
ERmgs.  lÄ. 

—  dni6ifi<jb.Kea9''hh6it8- 
TOiScliiirRrt  K  170. 

Fand,  im  Abergiauhsa 
4(>ö— 409. 

—  d.  iieil.\ge-ü  Juafiiö-an, 
PflftEzej  weichs  d.  Ge- 
burt f;r)e.idiiÄrt  U  5?&&. 

~  als  ScbutzDjittel  284.. 
30^  ff. 

—  IJiQrwii)ichkeit  d.  lia- 
k«ii  398, 

Häiidesjiifi.*  beim  Coitu« 

n  löö.    . 

Eatidel  KW.  Pntiont  u. 
Arat  '«S4. 

—  d.  öidriiße  uii*  ihren 
Törhtob  n  68  ff. 


SaKf^Iäfctor  2,i4. 
HaDigi^niifedeii.  244. 
Hi\iit2,?ch»  r  n  27Ö. 
Harem  B6;  il  17. 
}Ifti£:ni?wScbt«r ,     ^^unii- 
cheu  I.[.  22i<  Ö", 

—  uaü  Äl7.t  5.    20.  48. 
ilaiemslebtii  ii.  Hysterie 

241. 
HiiremaJ)»«»  224. 
Har^üs  (HarJ^Ds)  76. 
Haria  ben  Rüde  s,  Iba 

KJide. 
HferoL!araukbeit.  205.  230. 
Hau«  41«— 411Ö.  ■ 

—  jßfiiacbe  iitxöichnungr 
/t  es.  kieiuen  peaiß  K 
20  V. 

—  aüd&J.av.   Fiezeicba.  f. 

—  Bögega.  d.  Scbwaa- 
geren  m.  II  ?.HS, 

—  -FJeiech  eeeai»,  de» 
SchTOMgereu  viirbctea 
n  286. 

—  'Vüra,  Mittel  z.  Er- 
leicbtßfu!!^  d.  Zabueuä 
11  S3«. 

—  -Sebmais  bei  Eatb).tt- 
dunge.G  U  ;iOi. 

Hftijselquist  11  2<ö.  28S. 
Hä3»Iicbe     Abbild '.HDgeii 

aie  Atnuiete  .^02. 
.HäBaiä<^bkeit  e.  Hindernig 

im  osiüaii.  SUdt!«d.iejast 

Haudi,  tötltcher  277. 
Hacrif  .Toll,   ^Der  Lslam 

eft.^  18.  16. 
^T&ii}?  der  Glücksöligbeit 

IF  74. 
liausschlaage.Ts  siehe 

Sf.hIaiÄge. 
Haiwscbvrdle  'i3Ö. 
Haauusßcbiag«    kuriert 

d.   d.  Süder  V.   Äyn 

Kibrit  9S. 
Hautkraxidtbeiien  240. 

—  caJt  neuDfth  kurirtSö. 

—  «fehailt  durch  Jordau- 
Wa8«9r  94. 

Ilefcf.oxOMin  n  278  ff.  29S. 

vgl.  Abortus.  Niedeif- 

kuuf  t,  Wödtaeria,  Kiud 

etc. 
lipMainmaüt  FrauHesiMni 

64. 

—  m  Bagdad  150, 


391      - 


Hebainmes,  ihr  übler  Uat 
6S— 64. 

—  •Unterricht  36—56. 
Hebet  Allah,   berühmt. 

St«inoperat.  194. 
Hebräer,  Altjüd.  Medizin 
16. 

—  Angenschniinke  bei 
Ihnen  77. 

Hcbriii.soher  Abergl.  in 
Augenleiden  1»?7. 

—  BestiinDiunfren  üb.  d. 
Jungfrau  Hnhkeit  der 
Braut  II  166. 

—  Gebartagebr.  15. 

—  Hebammen  II  *278ff. 

—  Zauberformeia  {jegeu 
böse  Geister  3iJ6, 

Heidelbeeren  22c. 

Heider.  Karl  1X0 

Heilkraft  ri.  Meustrnal- 
blutes  n  148. 

Heilkräuter  b.  d.  Kore- 
anern 16  L 

Eeiluiittel  geg.  Pest  26R. 

Heilnngsbüclier  d.  waxbl. 
Aerzto  150. 

Heimeben  alh  Medika- 
ment 161. 

Heimlichkeit  d.  Coituö 
II  193.  194. 

—  d.  intimen  Ehdc1"»2s 

n  118. 

~  h.  Zaubermitteto  II 12. 

Heiraten  u.  Hocteeit.  am 
SuItAüßhofe  LI  56  ft'. 

Hoirfttsalter  II  Hü, 

HeidiTj,  kurdische  il  119. 

Heldinnai,  criaat.  II  18. 

Helerxi,  Kaifena  88.  89. 

Helioiiopoli.s  sieh  Jßlowa, 

Hellblaue  Augen—  böaer 
Blick  298. 

Hellmimdsche  Salbe  als 
Verbannnngsivrsache 
208. 

Hengat ,  indische  Be- 
zeichtoug  f.  e.  grossen 
penig  II  206. 

Heiigate,  in  d.  Bibel  er- 
wälmt  wesf.  ikree  star- 
ken   San;er.erguB3e8 
II  206. 

Hemiah  73  ff. 

—  u.  Aberglaube  38i. 

—  iui  Bade  88. 

—  ai.<j  Heiisiittel  74. 
geg.  IiEpotena  II 254. 


H«nne  99. 

—  In  d.  Mrb,  VoUwmeiii- 
?.in  191. 

— •  Werkzeug  d.  Sodomie 

H  2>1. 
Hennig,  t)r.  C  9. 
Henuing,  M.  üebers.  d. 

Koran  9. 
Heju-y  Bev  2fi8. 
Herbeizäuberung    der 

Fest  265.  266. 
HenBsab,  e.  d.  Potea«  er- 

höbeude  Speise  II  256. 
Herodot  433. 
Hertz,  Dr.  Wilhelm  »59. 
Herz.  Frau  Elise  118. 
Her«  V,  Hund  u.  Schwein 

-Z\2. 
Kersen  frcssendt Frank- 

beitsdämoneu  84r0.  354. 
Herzleiden  235~2a6. 
HfltÄvisrr.u»  11  123. 
Heu  im  Abergl,,  d.  Nen- 

geboreae  betr.  11  3S5, 
Heugabel  iroAberglauben 

n  288. 
Heuschrecken  als  Msdika- 

ment  161. 
Ee"c  d.  Wahnainna  343. 
Hexengeatalten  420. 

—  n.  Hexeriche  werden 
m.  rotem  Gltickshäub- 
chen  geboren  n  330. 

—  u.  Neumoud  3S4. 
Hexeasauber  u.  Geburts- 
tage 376. 

Hille,  Di'.,  über  Färbe- 
mittel 74. 

—  üb.  Kohol  77.  79. 
HimmÜBohe    Hebammen 

II  276. 
Hinriebtung  e.  verrückt. 
Dermsches  169. 

—  eines  Liebeszauberers 
II  8. 

— -  e.  in  e.  Suitansii  Yer. 
Hebten  II  8. 

—  e.  armtn  Weiberver- 
führer?? ir  9. 

Hinterbacken.,  dicke,  er- 

wänscht  II  124. 
Hintemtasz  II  175. 
Hiopokrates  SO.  82. 141. 
Hirsch,  Baron  108.  109. 

—  Baronin  110. 
HirschgeTTsih ,    Meüike» 
.    ment  159.  160. 


Hisflbifis,   arab.   Dichter 

13«. 
Hochzeit,    gl&okliche  u. 

«ngltickl.    Ta??ö    379. 

.«»80. 
Hoch:<{eit,  als  Heilmittel 

(Pest)  269. 

—  am  Sonntag  376. 

—  n.  Henuah  74. 

~  a.Beschneidnngliäoan 
in  d.  Orient.  .Sprachen 
daBselbö  Wort  il  .^^66. 

Hochzeitsbräucbe,  Vgl. 
Löbel,  Flachs, 

—  d.  Völker  in  d.Ttkrkei 
II  100—12».  265. 

—  Ho<ibzeitste.sto  li  56  ff, 
HoehzeitSgcschenke  b.  d. 

i       TilTken  U  iU. 
I   Hochseitsp&lmeu ,    Sym- 
bole   d.    Manneskraft 
I        II  61.  l>3.  92.  205. 
I   Hocken    bei    d.    Geburt 
I       IT  30S. 

I   Hodenzerqnetschung,  Ki- 
{       stör.  Fall  IT  228. 
!   Hoden  o.  Bauchweh  2^7. 
j    H-^^dschag  als  Aerzte, 
j       siehe  Fnester  als 

Aer?te. 
Hoförzte,  oemau.  26  bis 

65, 
Holländische'?    Spital  in 
I       SmyrDÄ  1 1 1 , 
i   Hölle,  Var3telluüg  bei  d. 

Balkan  pölkeru  278  t. 
Hölienfauer  ist  d.  Fieber 

nach  d.  Pro.teteu  Aus- 

sprrich  248. 
Hoizs'Asiimeln    z.    Hoch 

zeitshiotbacken  II 105 
HoLat$g  d-,  hei  d.  Alb&- 
I       neaea  II  103. 
}    Hoßiöüpatb  ia  E.onsta.ati- 
[       nopel  140. 
i    Honig    207.    Jt36.    330- 
1        II~253.  301. 
i    —  2.  ischmiereu  d.  Pe^ 
\       nh  n  192. 
j    -  -  f&r  Vergiftungen  §09.. 
!   Honigbsrgsjr,,  Dr.  8.  152. 
j        15:i.  2?<0.  '231,  269. 
~  über  .BRl)«t  al  kai 
I      «sä— ä5i<. 

j    ~   über  Man»  Dv.d»A 
j        löl—lfoS. 


üui 


vn^i.      Liebliag'sgetr. 
■248, 
Honoiave.    ärailichö   20. 
S4.  Iä2.  34Ö.   154-  bJS 
156.  193.  194. 

—  in  Afrika  16. 

—  in  Korea  157. 

—  für  ÄuHwasfcbeö  der 
Aogeii  76 

-—  tfefä.hrlicheä   d.    Be- 
scheaktcin  165. 

—  dev  fiebammeii    160. 

—  Gehalt  dca  Hokim- 
bascfci  unter  Abdul 
Mcclschid  62. 

der  Miliiä-rapotheker 
136. 

—  Pension  Bighvß  61. 

—  suii.   Gesciiesk  f.  <!. 

--  öeschööke  für  den 
SuU'.  Leibarzt  54. 

Hoj)f.  Dr.,  itb.  „Tier- 
ütakel  ctc,"  9.  416. 

ffficrnes'  Wisscaöch, 

u   Hcrzeg.  ö. 
H<>rü.:ik.oj)  f  ilr'a  Aderlassea 
198. 

—  in  der  Medizin  144. 
Eoes&li,  H.  „TJebsr  )iktOB. 

Lieiie"  Ib. 
H(,eS5t.  74.  407. 
Hr/tels  in  d.  Balkaji- 

liiü.deru,   ftft   BcriJeile 

II  190. 
llüb,  Waäsortopf  86 

Hübriuüial,  Dr.  C.  Uelt>e:r 

Cliolera  Vi. 
Hufe  T.  Mauleseixi..  e:o- 

ränclieii,  Mittel  z  Er- 

leit'btcrimg  ü.  Geburt 

n  aoo. 
Huibiecu   »li«  Talu^uiane 

29'.«.  ;^it(>;  Xi  2^8.  -.i'i^. 

—  «.  Zahr-Hchmer/  202. 
Hwfcliiuds    Journal    13 

18.  ^A. 
Hult»  und  Augeiiieidßn. 
166, 

—  als  Op;'(',f  2C4. 

—  iia  Aberglauben  1T9. 
181.  ISJ. 

Hiiliüur,  Sodomie  mit 
ir  -220. 


BübuergeJ"?    Kopf    als 

U.  4. 
HähBerlobfcr,    Heilroittftl 

(Pe.*5t.)  -26«.  2J-*8. 
HiHmeraogeti  bäuacfachoB 

132. 
Humai,  humajun  421  bis 

423. 
Huude   241    323.    &3i. 

350,  417  fl 

—  im  Aberg-lauben  5P1. 
396. 

—  2Bm  Aneauges  -ier 
Brostwaresn   H  321, 
325 

—  V.  bciin.  Fraues  ala 
Werkzeuge  d.  üjusucht 
gebraucht  II  9S0. 

—  und  üescaj.eclitßbe- 
Stimmung  IE  -Mi. 

—  -Gestalt  e.  Krank» 
heitsgeiste.«  ähl. 

Haude  bei  Ljijljcsssaaber 
II  6. 

—  b.  ö.  Mesopotaxnlem 
verachtet  *yi, 

Hund  und  Fieber  S46. 
Hunäartiges  Hymen 

II  122. 
IItmtli(;hen,   BezeichauBg 

für  Hitzbläscheu  5J!?. 
.Hunde  u.  Pest  gö^,. 
.HyndebeUeü,  Todesau- 

j^eichft'ii  'i.i. 
H'jad«bisse  kurieri:   mit 

Kohöl  -70. 
Hüiudstage  386. 
Haager^Worte  feeJeutoa 

Hungersuofc  S88iT. 
HüMseiu  r't«dnudsciu 

Chodseb;*,     btTiibmter 

oaman.  Beschwörer 

328—329. 
HuTäfl  1/  35. 
Hureri   aJa  Unsacbc    der 

Pf-slangelUagt  II 183. 
XlurJs,  Erklärung  dtis 

Wortes  II  126. 
.Unstefl  208 
Hypocbondrie  214. 
llyrt),  Jo.se.pb  5f>.  58. 
Hybterie  2*1. 

«Jacksoxi,  „Marocco"  73. 

407. 
Jabja  Fiievidi-  Mufti  41. 
Leibar/.t   43    44. 


sc5iieebt.i.icläe-  Aiis- 

sebreituti^öB  II.l7J>fi. 
Jabihimdert  im.  Aberj^I. 

413. ct. 
Jalirtausead  im  Aö^r«;!. 

414. 

Jatagat»  ais  Opera ticnis- 

m*;."S9er  II  2S8 
Jauberfc  89. 

Jakob,  j'M.Arzt,  30.  38. 
JilcAva,  Bad  88.  8J». 
.Jasmin  73. 
Ifcis,  Kosl'joiisciiGr  Name 

.-■.    5obft  I.r  358—351). 
Ibii  Batuta  i?&2, 
~  Dschenin,  fiehe 

MaÜjaniel. 

—  EbE    E'SDrtset^    aral.i. 
Wüsdarat  igg, 

—  Eüak^  Giftmigcheiiii 

—  KMe,  ch?'RÜ.Ax3t  31; 
II  vä.'/i. 

—  Oseaifesjs;,    Är/t. 
Bist^nker  3S.  $4.  207. 

n  251. 

--  Räsciiiö,  Herkuaft  d, 

—  Sina,  aralj,  i?zt  i4L 
S6S. 

Ibrftbim  J.,  42—4B.  72. 
224;  IX  >^S.  Suff.  129, 

—  Dr.  67. 

---  imeby  il  -üöff.  138, 

—  P-%schu  J4Ä. 

—  SckiaugaribescliwÖrer 
«tc,  41 

Idilet  73. 

.jftjf^xj  Dnscilj,  setb.Voiks- 

cbifjirg  .I.81. 
Jeremias,  Paijca  fL 

•jericÄG-ilcse  IT  27S.  29t. 
Jep«.ftlem  iO.  22. 

—  Larit«'  Jelirbufli»  16, 
■-  SpitÜJor  11  äff.. 
Jösiii'eu,  Hochzc'it«j- 

bränübe  d.  It  113. 

—  iltspekt  T.  Kriobiandi 
3lö, 

Jenm  Chri.Uus  XI  349 

bis  361. 
litii  352. 

Iguatiew,  Genera!  106. 
JiJjvnboinusa  (SthlaBgeJi- 

bcrn)  2U. 


JiJandschiktb'chl,  Spe- 
zialisten f.  Kotiauf  238. 

nja  Kaba  Sakat»,  Past- 
arzt 270, 

J  licskow ttj ,   ge.rb,  Volka- 

Iniani,  e.  Geist  in  Bagäad 

349— 3S0. 
luiam,.  Ewe)«r,  Bordelle 

f.  Päderastie  II  218. 
Iaiin«rgrün  11  ö. 
löipfang  in  Korea  162. 
--  in  Persiea  25S. 

—  in    dar  Türkei   352 
bis  2S3. 

Tmpotena  11  248—258. 

—  u.  büser  Blick  291. 
--    flarcb    öoister   v«r- 

yf sacht  35)8. 

—  durch  Mag.'ft   verur- 
sacht II  2ö5. 

—  uatl  SoheJdung  11  32. 
Indieu ,     EnoacLen     iö 

U  280—232 
Indigo    im  AbsrjfL    74, 

76;  II  :i3»i. 
Ißdisehö  Erotik  7— S. 

—  Filassage  2l(j. 
•-  Medizio  22. 

•       Mittel    gug.  Schlaf- 

losiffkftit  TiüO. 
lagwei-  82. 
Instrumente,  chirur- 
gische- 186. 
InteressojjJiöiraten    im 

osman.     Sultan^haasö 

ri  56 ff. 
Joann     too     Kronstadt 

170—179. 
Joh.innisfeuer  204— '206. 
Johauuismitter»Jacbt  266. 

330, 
JoliastoiS.  11  178. 
Jordan  Walser,  Mittel  fejr. 

ünfruchsbar.k«it  S4;" 

U  268, 
Joseph  Hamen,  jüd.  Hof- 
arzt SD. 
Joseph  u.  Potiphar, 

Schilderuug  d.  Eoraos 

n  lerff. 
Jüsephus  §4. 
JTcurual   de   GoBst&nti- 

Dopie"  55.  56. 
Jovirnal  des  Debats"  23. 
Irreftihrung    d.   Kraük- 

heitfidämoae  144. 
Irrenärzte  les— ]L79. 


Irrenhaas     v.     Moiiaiu-  , 

med  II  gegr.  50.         | 

Isa,  arabischer  Arzt  32.  ' 

{«a  ben  Musa,  Abbaside 

Xi.  i 

Isa  Et'eödi,  Leibarzt  43,  ! 

Isaac   Paacha,    Chefarzt  j 

ICS. 

Isinael  Efendi  62.  I 

laiuili,  jüd.  Arzt  34.  1 

Italienisches    Spital    in  | 

Tophajio  106. 

Jucken,  abergl.  Badeut.  i 

39Cf.  I 
Jada  Chari«!,  Dichtar  34, 

Jada  Malftvi,  Dichter  35.  \ 

Judeö  jn   Arabien,   ihre  | 

Hochzoitsb)'äache 

il  UOff.  I 

—  in  Beyrut,    gruu«a-  j 
volior    Gebrauch    des  | 
Begrabeus  einet  in  d. 
ößhivaagerechaft  Ver-  I 
atoriioneii  11  306.  j 

—  JeruBalems  10.  j 

—  in  Marokko  305 -.'306.  | 

—  apanioi.  Hochzeits- 
brHucha  11  110  ff.  ! 

—  Vorliebe   f.   Knabeu  ! 
II  343,  ! 

JüdiscUer    AbergL    336. 
399.-101.  421.  429. 

-~  —  au  gute   «.  bc3e 
Geburtsstüuden  «.        j 
Tage  37.^—376.  , 

'ira  Mittelalter  302    i 

—  —  in  Palästina  345.  | 

—  —  an  Vaiujfjre  366. 

—  Ansichten  üb.  d.  Mea- 
stTuifu-ende  11  U7, 

—  Aerzts    iic    Mittel- 
alter 19. 

iii  Persien  3G.  38. 

boi  den  arah.KHlifeu 

33—38. 
am  ösm.  Hofe  38. 

4!)- 41.  53. 

—  Auffasuaag  v.  Ehe  u. 
Liebe  11  14. 

—  Gebrauch  206.  406. 

—  ia  Palästina  ersuHaar- 
sohnitt  II  127. 

—  —  iu  d.  Schwanger- 
Schaft  II  28y. 

—  —  iü  Syriea  214. 

—  Haajwchiangen  434, 


•Jödi.scher  Abeigi.  Hof- 
ärzte d.  Oim.  J3uit.  30. 
39.  4f'.  46. 

—  Mittel  z.Krleichtenin)? 
d.  Geburt  11  299. 

um  d.  Fruchtbar- 
keit zu  sichern  II  262 

—  Pylygajcie  U  15. 110. 

—  Spitäler  in  Jerusalem 
113. 

iu  Konstantinopcl 

104. 
in  Smyrna  111. 

—  Yolköarrte  i  uPalästiua 
209. 

Jngeadliche  Bräute  II 66, 
71.  9fy.  110.  118.  1-93. 

—  Mütter  U  144. 
Juillarci,  Emile  IG. 
Junge  Mädchen  u-  Greife 

n  2o(i. 
Jungfernbäuichen,  arab, 

SeZ'P.irhu,  11  135. 
Jungtr&u,  b*;3.  Feierlichk, 

b.  ihrer  Hochzeit  II  62. 

—  bt^ondere  Hechte  der 
.11  rj. 

—  (1,  Wertschütiun^in 
Persien  II  124. 

—  die,  7,'<xv  Ehe  II  207 
JutigfraueuwaHsev       tkU 

HtUiuittfi  206. 

JcMgl'rivnüchkeit  d.  Brant 
II  tti'j,  167. 

Jungfra\isohait,  Bezeich- 
nung dcifilr  II  124.  ■ 

—  iiüfenU.  Verkündignng 
d.  Zerstörunif  b.  d. 
Hochzeit  II  ;07. 

Juasaf-Etendi,  Kuxr 

pfuafher  IS'J. 
Juvunal     üb.   Liebe    '7. 

Frauea    i.    Euriuehen 

II  ^ÜC. 
Ivicüövics ,     Kruüoslaw, 

dalm.  üifchter  266. 

Kaaba  406.  409 

—  in  Besoawö'rungs- 
fbrnieL'i  327. 

KäbJi  ti.  Hebaraaien  150, 
Sadr,  'ii.:  heilige  Nacht 

El  Kadr  379:  383. 
Käfer  idö  Wur.dnalit  189. 

—  Gesiali.  e.Kraakhcits- 
geisiO;;  3l7. 

Kaß^io  1*6.  -211. 

—  im  Eade  84. 


394 


Kaffee,  gestossecer.  als 
BlutstillungsmitteJ, 
198. 

—  vergifteter  210, 
KafPeiiidoktor,dcr  16.17. 
Kahlköpfigkeit  d.  Orien- 

tÄlen,    Ursac)«?»    ?l3j 

li  130. 
Kairo.  Schiangen-Schatiä- 

gfcister,  434  ff. 
KaiMfiracünitt,  b.  d.  Per- 

.sera  verboten  II  306. 
Kaisuuisade,  öie»l..ScxirjJt- 

steller  18. 
•jKaJaf",  Artifiebermittel 

25ü. 
KallimachJä,  Joannes  47 

bis  48. 
KaUirhöe,  Bäder  94. 
XaloiatrijFeldsöhore  185. 
KKiuasatram  8.   72.  80; 

n  199. 
--  Üb.  d.  Aaparifichtaka 

der  Eimuc'iea  FI  2,31. 

—  Einteilun|»der  Männer 
u.  Frauen  u.  <i.  Di- 
mensionei'  ihrer  Ge- 
öchlechtsteile  11  206. 

—  über  Haarpflti^eTniittel 
n  126. 

—  üb.  d.  Kräfte  ä.  Men- 
6trualblute8  II  148. 

—  über  d.  Krühe  424.     j 

—  über    LiebesKauber-  | 
mittel  II  6—6.  i 

—  Mittel  z,  Vereiigemag  ■ 
d.  Vulva  H  'im.  \ 

—  über  önaniö  II  236,  ; 

—  üb.   Schmieren    des  | 
penis  II  192.  ! 

—  üb.  d.  zarte  "Vorgehen  i 
b.  Coitujj  ir  197.  j 

Kamele,  ScUmcichehvame  ( 
f.  Mädf^hen  U  16S.       i 
Karapfer  6ö;  II  251.        \ 
KarapferqttsUe  H2.  ! 

Kauitz,  F.  12;  II  10«.  j 
Kanthariden  212:11201.  | 
Karudscha,  Dolmetsch  a. 

Arzt  47. 
Karadsics,  Vak  2GH. 
KarawauenbrUclse  in 
Sinyma,  Quartier  der 
Pro-stitoierteiv  li  190. 
Karikaturen    d.   Krank- 
bcitödänioae  302. 

—  d.  böeea  Auges  297, 
Karneol  235. 


Kasiktschi,  türk.  Chi- 
rurgen 194. 

Kamoi  Pascha,  Wund- 
arzt II  72. 

Kassieria  im  Bade  84. 

Kastamnoi,  Sypbilia  da- 
selbst n  189. 

Kastration,  siehe  Ea- 
nuchen. 

—  Strafe  t  Ehebruch 
n  227. 

Kataplasmen  241. 

—  bei  Fieber  246. 
Kater  350. 

—  V.  bosn.  Frauen  als 
Werkzeuge  d.  Unzucht 
gebraucht  II  2'20. 

Kätzchen,  hiebe  Rotlauf. 
Katze  222.  344.  848.  417. 

—  im  Aberglaube  S67. 
361. 

—  Sodomie  mir  IT  220. 

—  ala  Vampyr  364, 
KatzeneLson.  Dr.  med.  L. 

16. 
Kaufmann,  David,  üeber 

d.  jöfi.  Amt  Conoig- 

liano  45. 
Käuze,  ihr  schlechter  Suf 

426. 
Kaviar  219. 
Kaviar,  Mittel  bei  Fe3t 

269.  270, 
Kawehdfichi  und  Chirurg 

195—197. 
Kazwinj  236  f. 
KeiSenbrinck-Ascheraden 

Freifrau  von  117. 
Kehren  d.  Zimnaera, 

abergl.  Ans.  396. 
KeitBcbi,  Spezialisten  für 

Auüächiäge  241, 
Kerr,«  II  289. 
Kerzen  bei  Leichen  281., 
Korzeadochtpillcn  226. 
Keuchhusten  234. 
Keule,  um  allznkeuache 

Bräute   totzuschlagen 

II  71. 
Keuscher  Leate  Excre- 

mente   als  Heilmittel 

206. 
Keuschheit  s.  Lasterhaf- 
tigkeit, Ünkeuschheit 
Keuflchheit  11  152  ff. 
— e Vorschriften  Ha  msa'« 

d.  Drusen  II  570. 
des  Korane  II 168  ff. 


Kiainil-Paacha,  Mutessa- 

rif  116. 
Kind,  das  205. 

—  d.,  im  Aberglauben 
295.  806.  341.  343. 
846.  347.  849.  353  ff. 
S56.  399  ff;  II  127. 
130.  147.  961  ff,  380 
bis  341. 

—  in  moslem.  Gesetzen 
n  29. 

—  8ohDta  Vor  Zauber 
304.  307. 

Kinder,  Asiaten  u.  ihre 
Kinder  17. 

—  und  böser  Blick  293. 

—  Erziehung  b.  d.  Fella- 
chen 16. 

—  -frejjsende  Dämonen 
349.  350.  353.  364. 
856. 

—  -  Schleierkauz  426. 
~  Nervenkrümpfe   210. 

—  PÄege  b.  verschied. 
VoIkSHtämmen  9. 

—  u.  Verfichreinug  294. 

—  gefährliche  Dämonen 
341.  352. 

Kinderlofligkeit  346. 

—  als  ScbeJduagagrund 
H  42. 

Kinderreichtum  272. 

-—  -Spital  ia  Schischli 
M.  104. 

Kindesmord  mit  Todes- 
strafe bedroht  II  180. 

Kindsherg,  Diplomat  «78. 
273. 

Kira  fChiera),  einÖussr. 
.Türiin  n  77  ff.  88. 

Kiriktschi,  türk.  Wund- 
ärzte 193. 

Kirschenpfropfirei»  181. 
182. 

Kismet  371  ff: 

—  bei  du  Bftlkanslaven 
372. 

—  u.  Haasbau  372. 
Kleid  d.  Profeten,  Wun- 

denvirkuBg  11  5:98. 

KJeiderinxus  verboten  II 
185. 

Kleiderpracht  d.  Favori- 
tinnen n  93  ff. 

Kleidang  macht  d.  Aitt 
129.  181. 

Klein,  Pastor  78 ;  II  383. 

Klystiere  227  ff. 


396 


Eoabeo  n.  Mä-iobeu  376; 
II  841—351. 

—  Mittel  um  Knaben  ^. 
gebäreii  Ff  266. 

Kaabenliebiiöbevei  s.  Pä- 

derastie. 
KnJckdenhÄlB,  e.  aerbisch. 

Art  a.  C&itns  II  809. 
Knoblauch  196.  217.  244. 

257.    '269.    864..    4»*; 

n  206. 

—  geg.  Augenleiden  166. 
167. 

—  V.  Cholera  269. 

—  alainneroBMiftei316. 

—  a.  Liebesüacberciittel 
II  6. 

~  als  Sobulzmittel  181, 
■2ö.ii.  30:k  S04,  306  ff, 
314  ff.  3tJ2. 

Knochen  a.  HeJltaittel  «>d. 

—  —  V.  tot.  .Ifwteö  iie. 

—  V.  S?öieu  3h  Lieb^iß- 
zaubernvltte^  II  4. 

—  d.  Tiger»  aid  Arznei 
160. 

Knofrhenbyüohe  190, 193. 

—  -Pulver  f.  Kanael  als 
Aujaf«np'.ih'er  i^O, 

Knöpfen  im  ASergliaben 

IT  i'48  f. 
Knoten  244.  298;  II  265. 

2'v6. 

—  im  Aberglüuben  II 
248  f. 

Knarren  in  d.  Qedännen 
226. 

Koch,  Dr.  85.  90. 

Koch  und  Arzt  133.  134. 

Kohlblätterumsohläge 
213. 

Kohle  im  mediz.  Aber- 
glauben 245. 

Kohlen,  Spucken  anf 
glühende  222. 

Kohleo-Orakel  219.  323. 
325;  II  4. 

—  'Schaufel  bei  Be- 
BcUsvöruut^en  239. 

K«^ol,    Vgl.    Aygen- 

schminke. 
Kohol  76--H0. 
Kolik  22e. 
„Kolnificbe    Zeitonfr" 

16—17.    23.   3&4;    IT 

358. 

—  üb.  Mandr.^^ora  3  IS  ff, 
Kolo  {siehe  Reige)iiieder) 


Komet  nnd  Aberglanbe 

358. 
Konstantin  der  Grosse  88. 
KooRtantinopel  208. 
~  Hy^isue  273  ff. 

—  Narrenspital  100. 

—  Pestjahro  273. 

—  Zahl  d.  Spitäler  nm 
1760.    100— lül. 

—  Gebranch  b.  Epilepsie 
170. 

—  Heilmethode  biei  Gelb- 
snciit  237. 

—  il-ittel  bei  Baiich- 
schniara  226. 

bei  Haisweh  232. 

_  —  gegfln  Keuciihusteu 

234. 
gegen  Kopfscbnierz 

g«gen  Krätze  a. 

Grind  240. 
Konrusioneu  as.  Heanah 

behfindeit  75. 
KonvulHionen  2i:l. 
Kopfhaar  der  Jüdinnen 

n  110. 

Kopüsiden  201.  299. 
Kopfschmerzeu  148.  i96lL 
206.  218ff.  380. 

—  abergl.  Ursache  401. 

—  -  Ckorgstag  .'^81. 

—  im  Spieg;el  99. 

—  V.  d.  Fiusseu  aus 
kurieit  213. 

Köprili,  GroFswesir-  i 
Familie  4.5.  ! 

Koptfn,  Arwn  d.  Ka-  1 
stration  b.  d.  II  228.  | 

—  Verschneidung  der  { 
Mädchen,     Gebrauch 

n  223. 

Koralleu,    Schutzmittel  j 

292,  290.  30-i.  : 

Koran  17.'>.  209.  ; 

—  über  AiuuiöKiohn  i 

n  323.  I 

—  üb.  d.  Arten  d.  Co5tus  ' 
II  207.  ! 

—  über  Aerztp  139.       ^ 

—  Ilbei  Bestimniimg 
371,  6Ti. 

—  Üb.  Berorzug.  männl. 
\M;t  d,  weibl.  G»;schleeht 
II  347  ff. 

—  B-jz-'-ichnungen  fTft 
seiuelSeDiufl'e  li'iab^. 


K(<rau  tib.  Coitufl  in  d. 
Fascenzeit  II  19&. 

—  Üb.  d.  Dauer  d.  Säugens 
II  327. 

— ^  üb.  d.  Ehe  II  2t  ff. 
~  üb.  Ehebmch  II 47  ff. 

—  Entstehung  d.  Frucht 
II  282-286. 

—  u.  Epilepsie  180. 

—  üb.  Erblindung  167. 

—  üb.  Elrschnffung  d. 
Menschen  277. 

—  tib.  Familie  u.  Fröm- 
Biigkeit  II  15. 

—  üb.  Geister  352. 

—  üb   Hurerei  II  181, 

—  üb.  d.  Hnris  im  Para- 
diese II  125. 

—  üb.  Jesus  Christus  u. 
d.  .Tunglräulichkeit  der 
Gotteuroutter  II  349 
bis  3&1. 

—  Keuschiieitsvorsohrit- 
teu  II  138  if. 

—  über  Langlebigkeit 
277—278. 

—  üb   Lokman  32. 

—  üb.  d.  Matter  als  Animo 
II  323. 

—  Über  Nachkommen- 
schaft n  263. 

— ■  üb.  die  Nacht  El 
Kadf  383. 

—  üb.  Onanie  II  236. 

—  i\b.  Ptiichten  u.  Hechte 
d.  uioalem.  KholexUe 
II  29  tY. 

—  üb.  Poijken  2.5 1-— 262. 

—  üb.  parp.di'.'alecho 
Quellft«  S2. 

—  üb.  Salomo  312—313. 

—  über    Scheidung 
II  'IG  ff. 

—  üb.  Schniücknng  der 
Frauen  11  187. 

—  gegen  Sektionen  n3. 

—  üb!  Sodom  II  2U 
bi«  212. 

—  üb.  die  Todesstunde 
279. 

Saren  als  Beschwöv- 

iinj^;8lorrael  143. 

—  üb,  L'ngehdrsam  d. 
Frauen  U  3i. 

-  Verfluchung  d.  Selbst- 
mordss  278. 

—  über  Verunreinigung 
durcii  Coitus  II    194. 


S&6 


Koran-Vorloseo,  Beil' 
TflitUl  148. 

—  «. ,  Satzungen,  aaoh 
Mt>hamjiie'is  Berlürf- 
niasen  ge'^taltet  ü  S'». 

—  Ueberselzungen  9. 

—  Verse  als  Hevlmittel 
Üb:  167;  II  ".'46. 

...  _.  Mittel  K.  Erleidi- 

teruDg    ä.    (Geburt 

H  297. 
als  Heilmittel  b. 

Impotenz  II  249 
KorfiJiüisohö  M'-^diziK  IG, 

150—163. 

—  P)»aiinak(»Iogie  158 
bis  163. 

Kornelkirschenzweig  385 

Körper    des    (Äenschsn, 

Ansichten  serb.  Vol-js» 

äratÄ  24.^. 
Körte,  Alfred  5.6. 
Sösexn,  beiieucpucIsteSwi- 

trtDiu-Matter   17; 

n  82  ff.  0;3  f , 
Kosmetik  67—80. 
KoEiEctische    Schüren, 

sieben  ilO. 
Köster,  Pr>Ä.  Dr.  le. 
IKraW.i-n  im  Medikament 

36L 
£rache)i  v.GegonstSnden, 

böse  Aßz.ei('l'.eu  395  ö. 
Krähe,  di.".  424;  II  r>. 

—  il.  ihd.  Art  (l.  Mund- 
Coitus  II  2;?l, 

Kiviftc-Ebiüg  iiberchinps. 

„Siiort"     m,    Gäiiisön 

II  -J'il. 
Eraft    in    do«    Haaren 

Krämpfe  t48. 

—  der  Kinder  161. 

—  a.  Zittern  liurf^h  llr- 
schrecken  {»ebeJH  214. 

Kr.inlienbesiich  verbotcu 

9s 
Kr?.iikenwSrtor  41 . 
.Krankiiöit,     rat^fdliafte. 

Selirjis  I.  38. 
•-  u.  Un^IückstaKO  S78. 

—  u.  HeiliijJMel  203  bis 
242, 

—  f"stgeslel(t    durch 
Trüunne  33i)~.sy5. 

—  Anzeichen    S9llf. 
417  ff. 


Kiankbeitj  Dämoae  13. 
15.  (Pest)  267.  26e- 
333~.S7i>.  386. 

—  —  Der  Epilepai«- 
Dämon  Iß. 

Liibesk  in  Bezug 

auf  Sa>;ed.  6. 

—  —    Vgl.    Saiomo'a 
Siegel. 

KraßkheitsgtL-jter   172. 
21Ö.  'Ji;4. 

—  bei  d.  Hebräern  101. 

—  clor  Tod  ein  Geist  279. 
Srarkheitszauber    143. 

ÜSOff.  .^99.       . 
Krfit2e  240. 

—  IM.  A.^)>hodeluszwebel- 
saft  kuriert  74. 

—  Bäder,  Hcilniittei  da- 
§e^n  82- 

Krauss.  Dr.  Fr.  S.  181. 
ai.2.  2*.9.  28H.  279. 
3ö1,  307.  32&iL  .U3. 
356.  ST&.  ;^80.  S81. 
417  ff;  II  4.,  100.  122- 
131.  150.  164.  171. 
176.  208.  270.  H20. 

—  vjjl.  awch  Lieder  der 
SüdslÄveri,    südslav. 
öebrauche  etc. 

—  Foilflor.  Arbeiten    7. 

KrüntersavrtjnJer  67. 

—  in  Bosnien  20S. 
Krebs  242. 
KretefisJsfihf.   Misage- 

burten  II  %bi. 
Kreu?.,    d.    als    Änti- 
Znubei^mittpi  353. 

—  Heilmittel  234. 

—  als  .SchiUzraittel  2ö5. 
303  ff. 

—  seico  Zauberkraft  3-13. 
Kreuzesbroüerschaft; 

ruroäa.  Grbi'.  iSi, 
Kre«zk>is»en  d.  Scbv&n- 
geren  vt-rboteü  LI  288. 
Kreuzweg  im  Aberglau- 
ben 1Ö2.  306.  344. 
Kreuaxeicy-iei;  II  338. 

Krieg,  ti.  Haremofrauen 
vcrurbncht  II  86. 

Krifgs-Chfrurgiö  b.  d, 
Serben  XHH. 

—  -Gepilosenheit, 
SchwjvngerH    aufa»- 
Rciilitzen  11  2{*C. 

— VorbedeutuEgen  388. 


I   Krokodil,  Soüoaire  mit  d. 

!        II  219. 

j    Kronen  f.  sultaiu  Favo- 

;       ritiunea  II  96. 

I    Kif'tenknocbeu  f.  Liebee- 

j       Zauber  II  4. 

j    Kruiumer  Bück,  s.  böser 

j       Blick. 

]    Klicbeuraeister  432. 

Küchenmesüer    als    Chi- 
rurg-. Instrument  i88; 
I       IL  306 

j    Kuckuck  386.  427  0". 
I   Kiibmisl  m.  Hennftb  ge- 
I        niiffcbt  74, 
t   Kub -Teile   als   ßrweck- 
'       nucr.sinittei  bei  Schcin- 
I       tod  28ü. 
'    Kumis  218, 
I    Kitnstiiche  penas  II  238ß'. 
i    Künstliche  vilvn  II 235. 

Kupczanki^  7. 

Kujjf^r  323. 

Kuppelei  IT  53. 

-Kuppler,    Wameu    nnd 
Sc'airiipfworfc  II  137. 

Kupplerin  221. 

—  iicbiusinjen  aL-<  II  281. 
Kurden,   VHvtAruug    d. 

{vi.'obla'.Jcbs     u.    d. 
Zwiebeh»  316. 

—  HochzeiFsbräuobe 
11  119. 

Kurdistan  24. 
Kurpluöthor  27.  54. 

—  Apotheker  67, 

—  '(.Te.'f'ts  S-geit  sie  47. 

—  in  Korea  157  ff, 
~  in  Syrien  23. 

—  europäiscbö   in   der 
Türkei  127—137. 

—  orientaliscbe  137. 
KnrpfuBcherei  63. 
KÜ!)Sob>;ira  Ooitua  II 197. 

—  d.  Schwaageren,  böse 
Folgen  II  288. 

Küssen,  bästraft  11 184, 

—  BcblafendöT    Kinder 
verboten  II  336. 

Ku.^sgrodicbt,    türkisches 
il  i;)7. 

Kussmaul,  d,  Epilepsie- 
Dämon  in. 

KüBtendil,     Schwefel- 
qnellen  S6. 

K  Utah)  je    Mineralbädcr 
87. 

Kntbed    n,  Hofaizt  30. 


307 


IJaburta,  Krankheits- 

dämoaiu  339. 
Lacbon  u.  Weinen  393. 
Lage   d.   Kindes   bei  d. 

Geburt  11  301  ff. 
Lago,  Dr.  273. 
Lahmen  il.  Kindes, abergl. 

Ursache  II  288. 
Lähmuugea  M8.  174. 

—  d.  Ersctireckeu  be- 
hoben til*. 

—  kuriertduroh  d.  ß&dei*^ 
von  Ayn  Kibrit  98. 

LakritzeuKaft  22. 
Lamairesse,  E.  8 ;  II 232. 
LäfflDierblut  als   Arznei 

d8l. 
Langkavel  16. 
Langlebigkeit  276—278. 

—  abere!.  Gebrauch,  z. 
11  289. 

—  gcbirhert  d.  Men- 
strualDlut  ala  Heil- 
mittel II  U8. 

—  hundertjährige  Aerzte 
32. 

—  Türk.  Mauuscr.,  Ver- 
zeichnis altgewordener 
Profetcn  18. 

Lapadschi,    Peldseher- 

dubstitut  129, 
Lappen,  gesegnete  148. 
Lärm  um  Neugeboreuo 

II  336. 

—  vor  d.  Hause  d.Wöch- 
uerin  11  316. 

Lasterliaftigkeit  (vgL 
auch  Unzucht). 

—  II  166— 179' 

l  ^atiuek ,    Kurpfuscher 

i;^0— 133. 
Latwergenfabrikanteu 

68;  n  252. 
Launaj,  L.  de,  »Ib.  Ther- 

m>Ul'ädcr  12. 
Layard  22.  336. 
Leamkrturm    als    Pest- 

Hpitai  -i7'6. 
Lebendig  begrab,  Huren 

b.   d.   heidn.  Arabom 

II  181. 
Leber  des  Fisches  172. 

—  df>8  Hammels  geg. 
Angenleiiien  166. 

—  V.  Knaben  &h  Medi- 
kamanto  160. 

—  u.  (iallö  d.  Fisches 
ffcg.  Augenleiden  167. 


Leberleldea,  urcliei't  ia  d.  ' 

inf'BODotaiu.       Bäi'ara  i 

96.  98.  I 

Lebovicz,  Dr.  '^0.  | 

Lediger  Stand  iu  ruraän.  i 

Auffassang  II  15. 
Legenden    von   Q.iellen- 

vernnreinigung  90.        i 
Legh  über  die  Bäder  von  ! 

KaUirliöe  94. 
Lehmann,  C.  F.  18. 
Leibvvehu.Georg8tng38l.  j 
Leichtgläubigkeit    dpr     I 

Orientalen  128.  131.     ! 
Leidenschaft  b.  Co'tus    1 

11  198.  207. 
Leidesdorf,  Prof.  64.        1 
Lempriore,    W,,    Engl,  i 

Wundarzt  17  (daaellisi  | 

irrtümlich:     Wundtr-  ! 

arzt  gedruckt).  j 

Lenormant,  Fran^ois  17.  i 

417.  j 

Lepra  247.  i 

Lcsbische  Liebe  11  233. 

234. 

—  Praktiken    in    den 
Baden»  83. 

Levirat  It  46. 
Liebe  II  103. 
Lewy,  H.  22.  S66.  S99. 
401. 

—  M.  A.  33  >  ff. 
Lib.auoukrau'vheit    232. 

233. 
Liebe  Q  117-120. 

—  in  Albane8ieülll70. 

—  ihrBegriff  b.d.  Orien- 
tal3a  II  8. 

—  gefäbrlieho   11  8—9, 
~  und  Sunu«heji  II.  229. 

230. 
~  u.  Schläjjjc  1S9— 200. 
Liebesäpfel  Sil';  .11  261. 
Liebestränke  321 ;  II  3  iL 
Liiib8.szauber  281 ;  11  3  ff. 

—  d.  Glüvtohäubciien 
U  3.H0  — 331. 

—  unU   Meastrualbiut 
II  146. 

Liebätöcki  .(I  6. 
Lieder,    erot.ochs,    der 

Südslaveu    II  8.    126. 

127.     136—142.     150. 

171—174,  192  0":    198 

bis  208,  217—220. 247- 

2.'/0  ff. 

—  zurBczauberungllS. 


Lilith   386  ff.   347  ff. 

—  e.  Krajücheitsdäiaon 
838. 

Limonade  226. 
Limonensaft  228. 
Liudenkorile    als    Des- 

infektioi;  240. 
Linden mayr,  Dr.  E.  17. 
Lippenlaek,  iml.  72—73. 
LitteraturjCbscöne  II 5  84, 
Löbel  Efendi,    D.  Theo- 

phil  8 ;  II  lOü  ff 
Loehner,    Hans,    Nüra- 

berger  Arzt  16. 
Locken  d.  Kiadt's  bei  d. 

Gebalt  n  296.  299. 
„Lüdzer  Zeitung"  179. 
Löffel    in    Spoiberestea 

(Abergl)  220. 
Lokman  32. 
London,  Dr.  B.  17. 
Los  d.  Güüstl  in  ginnen 

n  98-99. 
Lorbeerzweige .     Ingre- 
dienz f.  Liebestränke 

U  4. 
Lorinser,  Dr.. 20. 
Lot  II  211—212. 
Loyer,    afrik,    Schröpf- 

niethode  195- 
Lübeck,  Dr.  6.  213.  243 

5:79.  34.4.  994,  II  357. 
Ludwig  L  V.Bayern  103 
Liegen,    Geburintag-   ai3 

Ursache  335. 
Langenkatnrrh  218. 
Lungenleidea  236. 

—  RosenTiucker  als  Heil- 
niiitel  70. 

Luntz,  Ä.  M.  16. 
Lüring-Dümichen  17- 
Lusr.han,  Dr.  F.  von  17. 
Lut.fi,  Gfosawesir  73. 
Luxus  d,  Froieteufrauea 

II  2Y-ä8. 
Luxus  der  Harem sfiaueu. 

n  98. 

—  d.    Sültansharems 
II  93  ff. 

—  Ursaclie   e.  SuUaus 
morde.s  '.iG. 

Machraud  1.  46.  48, 

—  Kleiderlisxasverbot 
11  186. 

—  Hol  ff.  60.  161.  162. 
274.  275. 

Mädchen  11  341-361. 


398 


Mädcheu,  Gebräuche  m. 
Abergl.  li  3'i<d. 

—  Geb«iTt  e.  Mädrheiss 
als  Unlieil  11  345J. 

~  statt  Xuabea,  v.  Ri- 
valinueu  angewüEesiht 
11  ;)4-i. 

—  Vorzug  derselben  b. 
.1.  Knrdeu  XI  341. 

Madderny  18. 
Magenpchwäche  226. 
Magnesia,  Spitai  100. 
Magnetische  Kuren  17&. 
Mfti- Monat  386. 
Mtämanna,  letzte  Fraa 

Mohammeds  II  26. 
Haimonides  36. 
Major,    ßotschaftspre- 

diger  108. 
Maltzan,  E.  v.   17.  330. 

331. 

—  über  Kosenöl  70.  71, 
Mamuü,  Kalif  68.  76. 207. 
Mandragora    316 — 321; 

II  261. 
Manc(al  (off.  Kohlexiherd) 

84. 
Mannfaardt  368. 
Maiios,  griech.  Familie  43. 

—  griech.  PseudodoktoE 
47. 

Maussur,  arab.  Kalif  83. 

Manua  228.  22Ö. 

Mamiscripte  17. 

Maria  Dudu  8.  150 ff.; 
II  lö». 

Maria,  Jungfrau  1X349— 
351. 

Mariam,  d.  Koptia  33; 
n  26  ff. 

Marko  Pascha,  Dr.  64. 

Marokkanischer  Aber- 
glaube 331.  343. 

i.  Tage  betreffend 

378. 

-—  Behandlung  A.  Sy- 
phiii«  ü  245. 

—  Gebräuche  166.  209. 

b.  Kopfsohmere  219. 

Qiiöienfeldt«  Ar- 
beiten 6. 

Marokkanisches  22i. 

—  Liebesmabermittcl 
n  U. 

—  Mittel  geg.  bösen 
Blick  13. 

geg.  Fieber  260. 

geg.  Krätze  240. 


Marokkanisches   Schtit.^- 

mittel  306— SOS, 
Marokko,  HeniiBh  74. 
~  Vgl.  Quedenfeldt, 

Lenipriere. 
Marouitenklosier  bei  Tti- 

poiis    als    liTenspitaJ 

\7A. 
Marotti,  Dr.,  verbannt 

208. 
Marr,  Wilhelm  18. 
MarijaJ,  über  Kunochen 

n  230. 

—  i\berKa3tra»JoaIl227. 
■—  üb.  sexuelle  Loideü" 

.schaftiiohkeil.  11  198. 
Märtyrarinrangf.Schwer- 

gebärende  11  274. 
Marx,  über  Liebesfcränke 

li  4. 
Mars  385. 
Märztadeu  303.  386. 

—  Neumondstage   im 
März  nicht  geheoer  384. 

Ma8cagua,griech.Aerzte- 

iamilie  110. 
Maschchas,  .ajmulet  304; 

H  317. 
Maeerdscheweih ,  jttd. 

Arzt  33. 
Masern  20, 
Masib  Ib?i  Jahja  141. 
Massage    18.   216—217. 

224  ff. 

—  nach  d.  Entbindung 
n  307. 

—  d.  Niederkommen'<!en 
n  Söi.  30«. 

Masseure,  Werkzeuge  d. 
Päderastie  II  217. 

Masseusen  u.  Frotteueen 
216  ff'. 

Mastix  22, 73. 323 ;  II 132. 

--  -pulver-Ranch  221. 

Matächka  b.Trapeznut  90. 

Mattioii  18. 

Maulbeerbaum  s.  Ver- 
brennung, e.  fromme 
That  383. 

—  -knospen  ala  Medika- 
ment 303. 

Maulwurf  und  Halsweh 

382. 
Maurokordato,  Dem.  18. 

18.     64.     140.     241; 

11  280. 

—  üb.  Syphilis  in  d. 
Türkei  II  248. 


Mäuee  ?22.  41  ö. 

—  gebrat.,  Mittel,  nm 
d.  Bet^pi.S8ea  absuga- 
wülinen  H  337. 

~-  tote,  als  Eciiffiittel 
221. 

Mawro^eni,  Gesandter 
58. 

MawrokordatOi  Alexand. 
grieeh.  Arzt  43.  47  ff. 

Mazödo  -  Walachische 
Küchaei  tagebräuche 
H  105. 

Mazedoni6%er  Be- 
schwör augs  -  Gebrauch 
h.  Erkrankungen  durch 
Schreck  2t  3 —214. 

~  Fiebereagen  243. 

—  Traum  -  Aberglaube 
'AU  ff. 

Mead  92. 

Mechithar,   arn?.«j,  Arzt 

19. 
Meckel,  üb.  ges^wäuzte 

Menschen  II  863. 
Meder,  Augenschminke, 

der  77. 
Medikamente  146. 
-—  köstliche  101. 

—  -Verferüger  189. 
Medinawarm  23  t. 
Meörschaum  69. 
Meerzwiebel  S2l. 
Mehmed-Schah  S7. 
Mehmoti  Ssaüh;^  Dr.  57 

bis  58. 
Mekka-Miich  218. 
~  and  Medina  pantfrei 

271. 
Melonen  227. 
Mer.Bcheu-  und  Pfarde- 

kot  als  Heilmittel  206. 
Menstrualblut  als  LiobeS" 

zaubetmittel  II  4.  11. 

12. 
Meufttruation  241;  US«. 

40,  814.  322, 

—  ••GebTäach<Mi.  Abergl. 
IT  143  ff 

—  c.  Schlange  ;.436. 

—  -]Öt«chwerden  206. 
Mciijem  Htttnn,  a.  Maria 

Dudu- 
Me»k,  mhe  Mtlsk. 
Mc9opot4imi6Q,  BKdei:  96 

bid  98. 

—  Bedien  6. 

—  Pest^pidcmie  4. 


399     — 


Jtfwrob   Dachennak,   ar* 

menisch-gregor. 

Bischof  4. 
Messani,  Frau,  Hebamme 

66;  280. 
Kesschfika,  [Michael  14. 

—  übftr  m«diz.  Verbält- 
nii;(ie  in  Damaskos 
111. 

—  über  syr.  ZdBtäude 
141—1*2. 

Mesäer  f.  magische  Kar 
149.  226.  S35  »66. 

Metzger,  Emil  42«. 

Metzowo,  Heimat  griech. 
Steinoperateure  194. 

Meyer's  Konvers.  Lexi- 
kon 22. 

Mic)\ael  ben  Maseweib, 
arab.  Arzt  207. 

Mietclieu  11  22. 

—  V.  Tiirkeu  mit 
Griechiimen  11  .^6, 

Mihiri,  die  türkischa 

Sappho  n  283  —  234. 
Milane  «.  Pest  421. 
Milch  227.  234.  266. 

—  V.  Tiereü  218. 
Milckentriehung  II  320. 
Milohgeschvriater  It  326. 
Milchgrotta  b.  Bethlehem 

II  322. 
lliichuer,  Dr.  Massage 

im  Altertum  18. 
UUchsteiii,  albanes.  Ta* 

lieman  zur  Förde  rung 

der  tfuttermilch 

II  320. 
Milchaahu  II  838. 
Milzkrankheiten  235. 
Minas,  Dr.,  österr.  Arzt 

275. 
MiueralqueUen  86ff,  89ff. 
Mineralwäetjer  22. 
Miuium  II  3C0. 
Mirobolaaara  229. 
Miß.-^ßebnr«;eQ  II  352  ff. 
gentaitcte,  Scheu  d, 

Aibauesed  vor  277. 

—  -gestaltete,  b.  d. 
Hebräern  v.  Priestar- 
dienste  anggescblosnen 
n  362. 

Mistkäfer    al«    Medika- 

meut  161. 
Mitgift  -U  24, 

—  durch  Proatitution 
erworbea  II  189. 


Mitgift    oamaD,    Prin- 
ze«Binuen  II  66.  67.  ß9. 

Mittr.gsstunde  375.  379. 

Mittagszeit  303. 

Mitteilungen  der 
Deutschen  Orient« 
geselUchaft  13.  389. 

Mittel  geg.  Syphilis 
n  245  ff. 

—  geg.  Unfruchtbarkeit 
II  268. 

—  volksmedian.  in  d, 
Schwangerschaft 

II  290. 

—  2.  Srleichterong  d. 
Eatbiudaug  II  296. 

—  z.  Hervorrufttng  d. 
Menstruation  n  144  f. 

—  B.  Milchförderung  d, 
Amme  II  322. 

—  z.  Unterdrück,  d.  Men- 
stniation  II  144. 

Mitternacht     182.    268. 

269.    ."^29.    357.    881; 

II  288.  339. 
Mitteruachtsstunde  375; 

U  816. 
Moawia  (Moawije),  Kalif 

31.  209. 
Mohammed,  Profet   185. 

—  Bekämpfung  d.  Im- 
potenz II  249.  254. 

—  ia  d.  Beschwörongs- 
formeln  826  £ 

—  n.  d.  böse  Blick  290 
bis  291. 

—  Aussprach  über  d. 
Coitas  II  16. 

—  über  Diät  248. 

~  üb.  Ehe  n.  Coitas 
n  32. 

—  Empfehlung  der  Aa- 
rufang  Qottes  b.Ooitus 
n  195. 

—  über  Ge.«iuadheit  203 
bis  204. 

—  üb.  Beschwörungen 
d.  Impotenz  3;:8. 

—  üb.  d.  Jungfrau 
II  124.  125. 

—  's  Kleid  als  Wunder- 
mittel II  296. 

—  's  LieblingMpeison 
316. 

—  Ueber  Medizin  l>ei 
den  Arabern  31. 

—  über  Onanie  II  236. 

—  alsPanioffelheid  n  25. 


Mohatiimed  gegen  Pest- 
abergl.  267. 

—  über  Polygamie  II 2 1  f. 

—  über  Häücheraüg  226 
bis  2;^7. 

—  'is  Sohamhaftigkeit 
11  165. 

—  (iroaetze  ss.  Schutze  d. 
Schwangereu  II  2G3. 

—  überSchwergebärende 
II  274. 

—  über  Spei^eu  d. 
Schwangeren  II  287. 

—  u.SuDun  der  Kopte  32. 

—  tiher  Träume  391. 

—  umgeht  d.  eigenen 
Ehegesetze  II  93. 

—  üb.  Unterdrück,  d. 
Menstruation  II  145. 

—  Verbot  d.  criminellen 
Abortü«  II  273. 

—  V  erbot  d.  Nacki.^ehens 
um  d.  Kaaba  it  IGO. 

—  Verfluchung  d.  falsch. 
Haave  II  127. 

—  als  verrückt  ver- 
schrien 16S. 

—  Vorgehen  b.  Coitua 
U  196. 

—  und  d.  Wasser  246 
bis  249. 

—  als  Zahnaizt  202. 

—  6  Zeu^^vingstähigkeit' 

n.  21. 

Mchammed  I.  Sult.  !:8-2ä. 
Mohammed  li.,   Freund 

d.  Aerzt«  29.  .30.  50. 
-—  berüchtigt.  Pä(iera?t 

II  213. 
Mohammed  III.,  Sultan 

41. 

—  beherrscht  T.  Weibern 
II  8).  ff. 

Mohammed  IV.  43.  223. 
234.  236 ff.;  II  88. 

—  durch  e.  Blitz  v. 
obßcö'ier  Lekiüre  ab- 
gescUitckt  II  lö't. 

—  Aga  Kreinli,  Wuudev- 
ar;:t  148. 

—  Ali  T.  Aegypten  140. 

—  Emin,  Arzt  49. 

—  Jenibagdschc,  Arzt  45. 

—  Karamaai,  öross- 
wesir  30. 

—  Ober-Vundant  39. 

—  Pascha,  gegen  die 
Päderastie  II  216. 


400 


14ohH.mme<l    IV.,    Sai'i, 
Atzt  M&chniuds  I.  46. 

—  Sohn  EaisuTii'.3;  Arat 
u.  Dichter  39, 

—  Sokolli,  wrossweäir 
89.  40. 

Mohammed  es  SSoI-io? 
tunesischer  Krank- 

Mchammedije'Scbale     8. 

ÜBiVt;r,sitS<:, 
Mobnsaft    bsi   den    Ko- 
reanern  i61. 
Mokka  84. 

Molken  217.  227.  »gfi. 
Moliah  Esaar.  Arat  geg. 

bösen  BUck  201  —  292. 
Moltke  in  d  T.iuk:ei  273 
Monate,   abergl.  Bedftis- 

tuBg  385. 
Mönche,     ibra     (s^Hheit 

II  172. 
Mond  332.  35(i.  3>i3. 

—  im  Trav-mö  Osmans 
393, 

Moödeuscheiö    a.    Qi\ai 

384. 
Mond.{3;ü{tin,    BesehiÜÄC- 

rin  der  Geburt  IJ.  277. 
Moödlieht  dorn  Säug^Sliog 

—  schädj.Eirut.'..ss:rr.^37. 
Mongeri,  Dr.  tOS. 
Monogamie.   nar.U  Ctinev 

Haleli.y ,     Ursache    d. 
Prostifut.ioi)  TI  iPS. 
Moutfii;«,     Lar'.y,     üb. 
Pi-aueiibädcr   ir>  &ijna 
83—84. 

—  und  die  PocK'f-n- 
itnpfunii;  2;'.?,, 

Montenegiiniacher  Aber- 
glaube 24;'..  343, 

s.  Tage  betreöeud 

38«. 

—  Austobten  üb.  Bl'^- 
lepsie  180, 

—  KauSSi-hiarjjJ;»?  435. 

—  Tlochzeiisbiituobo 
11  109 

-    Medizin  19. 

—  Mittel  gi-'g-.  H'alslf'idcii 
1854. 

—  Vampyrc  .'^<U. 
.Monuin«.'ntii(p  DiirhteJ- 

lu»£'   <1.    Mun(l-(7oitH« 

II  ^ai—aaa. 


M.'.vdtmaaH,  J)r.> 

(lerttscher  Arzr,  109. 
BlorgöB,  (!.,  feiab.  Bexeicl)* 

ausjg  f.  Jungf.-aujchaft 

II  rjt,  135. 
Morgrenstuude  im  Aber- 

glaabou  11  11. 
Morißr  II  290. 
Moseliiüsäriiol,   berühmte 

86. 
Müse  ben  Zadaka,  Arat 

34.  ac>. 
Moses'  Augenleiden  157. 

—  u.ij.Sprechfcb]er2'i2ff. 
--    Vcn-bot    auf   Vogel- 

geß'.hrei  wi acbf on  4V!1. 

—  BaniOD.  jüvl.  HofftVat 
39. 

Moskiiiisciier  Akerjjl.  tf. 
Tod  betr.  283. 

—  Ansiebt  üb.  Krat-k- 
hc-itsdäE\one  174. 

—  Gebräuche  h.  erst 
Haai-ychaitt  d.  Krabcx; 
n  128. 

—  Verehrung  d.  Wabn- 
siüiiigcn  1(53. 

Most,  Dr..  liber  Arauiete 

ä&9. 
,.31otebir'',    ru^A.   Werk 

Sb — 3ö;    siehe.    El'ul- 

bcrtk^it  uüd  ,.daH  Ge- 

ecbtete'-. 
Mctedir.  KaUi  68. 
Moxf.D  20li7.--250. 

Mrar.ovic,     M!in<a    19; 

II  200-  2'.;'2.  29o.  3i6.. 
Muchalc-s:?6h,  fftbeUwffceg 

Kraut  iilO, 
Mucbsiasade.  osinaa» 

(irossweöJr.jQS. 
Moderrb  Nu  aman,  Lulire 

V.  <l..  Vorbedeutaiiger» 

389 . 
Mufti.  Ein  Kofarzfc  wird 

MiifU  46. 
Jltihling.Dr.v.  dentschor 

Ax?it  109. 
MukaddasJ,  arab.  JNocb- 

richteu  12. 

—  Hb.  Talißtnune  3'}l. 
Midier.    Fricdr      Haua- 

vator  itij  d'Mitsoh.  \na 
BSf/ia^enspilal  iu 

.  Mftl.'er,    I>r.    Joibf  23; 
TV    1.", 


Mumai'^tiSMie],  erotisches, 

d.  Serbeii  II  j7.'i 
M«red-Oo-tu.s  n  2?.0ff. 

—  —  der  Etiniiehfin 
II  »30. 

MnBa^e«cb^.ire2g2. 223. 
Mungo-Park  afrik. 

Sciiröprmethode  19.^.   ■■ 
Münz,   Dr.  J.,    üb,   iüd. 

Aerzte  im  M  -A.  19. 
Müiiwii    als  Schutz-  n, 

Heiimiticl  i?*.).  I80.i81 

23S.    295.    297-    304  j 

11  317.  S3B. 

—  Im    Bad^'^vasser    d. 
Neugobureueu ;  II  333. 

M^uad  XI.   ofiisi.  Saltan 
29.  86, 

—  Siuäiiss    d,   Fxatiau 
auf  jhü  II  Ih. 

Moj-ad  IIT.  39.  100.  180. 

—  s-  ftr.  Z&Kirwngßktaft 

li  g*5!^. 

Miirad  III.  eiträukt 
Weiher  '.vegeä  Nestal- 
knl^pl'oaa  XI 264—265. 

Muiad  IV.   41.  42.   139. 
224.  Sa";  n  82 ff. 

—  8.  Liebe   f.  KjjRheu 
n  215. 

Murad  V ,  Sultan  64.  65, 

17C. 
Mu33,    Oeliebter    Mn- 

radu  iV.  '214, 

—  Leil-irzt  Oamans  IT. 

41 

„älr.ijk"     beiai    Coitus 
II  1Ö9. 

—  e.    IleilGiittel    geg. 
Wa'iGsinn  101. 

Müsk,  .Parfilm  n  »58. 
Mußkatuutsp  286. 
Hnptafa  II,,  44.1-70.  171. 
MyhtaiH  lil.  46.  49.  60. 
127.  138. 

—  V..  d.  Fmiieu  n  87. 

—  Verbofc    d.   Kleider- 
Jaxas  .11  187. 

M«.«(!vfrt  Itmael,  Dr  67. 
Murtoiaifi  \iume  Il3ä3ff. 
liuUlf'.r     dev     (iliLubigeja 

n  2V. 

Muii^^r  liorioa  IB'J, 
It  5>Vl   -UÖb. 

—  in     Ceschwöruüir»- 
foririolu  21,3.  814 


—     401 


Jfütterlicbd  Äul'oiiterung: 
f.  ü.  Säuglinjr,  bosn. 
Sage  II  329.' 

Mattemal  II  288.  807. 

Muttermilch  II 3 1 9-329. 

Myrrhe  69;  n  267.  SOO. 

Äabelschnar  n  307  ff. 

—  als  Aniiilet  11  308 ff. 
355. 

Nachfcüttrt  II  307. 
Teile  als  Mittel,  e. 

Uuttärmalz.beäeitigen 

II  307. 

—  Vei'breBQaug  V.Teilen 
dersribec  ,am  scbeiotot. 
Kinrler  z.belebcn  II365. 

Nachsterbeu  28 -2  ff.  402. 

—  Orakel  darüber  283. 
Nacht  d.  Diplome  bei  d. 

Moslems  333. 

Nacht  1001  n  210. 

Nächte,  bestimmte,  den 
nioslem.  Frauen  garan- 
tiert n  26.  29.  30. 

Nachtigall,  BiUbül  97. 

—  alsKraukeuspeiselOl. 
Nacktheit  II  159;  II 164. 

—  in  d,  Fraueubädem 
84—86. 

—  b.  Amuletverfertigen 
erforderl.  U  339. 

—  d.  Säuglings  gefähr- 
lich II  322. 

Nägel  d.  Finger  im  Aber- 
glauben 294. 
— färben  m.  Hennah  74. 

—  -färben  in  Per^ien  75. 
Nähen  des  Schleiers, 

abergl.  Ansichten  399 

—  e.  Kleides  am  Leibe 
399. 

—  und  Impotenz  II  248. 
Nahrung,  erste,  d.  Wöch- 
nerin II  311. 

Namen ,  ahschreckende, 
d.Neugehöreneu  II 357. 

—  altserbische,  f.  Bräu- 
tigam u.  Braut,  Gatte 
u.  Gattin  374. 

—  f.  Abortus  II  270. 

—  f.  Ammen  II  32&. 

—  f.  Amulete  301. 

—  f.  Apotheker  u.  Apo- 
theke 66. 

—  f.  Arzt  66. 

—  f.  Augenärzte  164. 

—  f.  Aussitzigel  11. 112. 


Namen  f.  Bad  86. 

—  f.  Beschwörungen  329 

—  bosond.      Bedeutung 
einiger  11  335. 

—  serbisch,  f.  Besprech- 
ungen 329. 

—  f.  Bezaubemng  II 10. 

—  f.  Bezoar  210. 

—  f.  blasenziehende 
Mittel  200. 

—  f.  Bleichsucht  238. 

—  t.  bOsen   Blick  290. 
292. 

—  per3.,fürBlntegell99. 

—  f.Brennmethodeu202. 

—  f.   Chirurg.   Täto- 
wierung 200, 

—  f.  Cholera  253-254. 

—  u.  Be-icichnuugen  f. 
Coitus  II  136. 

—  f.  d.  coitus  in  anum 
n  138. 

—  l'iir  Droguisten  67, 

—  f.  Ehebruch  u.  Ehe- 
brecher II  137. 

—  f.  Epidemie  261. 

—  f.  Epilepsie  180.  343. 

—  t  Eulen  427. 

—  pers.   i.   Fieber    u. 
Typhus  198.  250. 

—  südsiavischer,  f.  Fie- 
ber 243. 

—  f.  Fontanelle  201. 

—  f.  Gelbsucht  238. 

—  f.  d.  Gesäsa  II  141. 

—  f.  Gicht  224. 

—  für  Gonorrhöe  II  245. 

—  tiir  Harit  H  140.  I41i 

—  liir  Hebammen  II 281, 

—  für  Hy.'^terie  24i. 

—  f.    Jungfernhäutchen 
II  124.  135. 

—  arabischer,   f.   Juiig- 
franenschaft  II  124. 

—  für  Kampfer  II  251. 

—  für  kinderlos  II  263. 

—  f.  Knurren  in  d.  Ge- 
därmen 22Ö. 

—  iür  Kohol  77—78. 

—  für  Kolik  226- 

—  füj-  Kopfschmerz  218. 

—  d.  Krankl^it«n8.  19. 

—  f.  KTäuter^mler67. 

—  f.    kitiustl.    Penis    u. 
künstl.  Vulva  U  239. 

—  pers.,  f.  Lanzette  o, 
Venen  198. 


Sfern.  Medizin,  Aberglaube  u.  Geschlechtsleben  iE  der 


Namen  f.  die  mäunlich. 
GaschiechtsteileXT  K-8. 
140. 

—  f.  Massage  215-216. 

—  für  Ma^tii  73. 

—  fiir  Medikament  66. 

—  u.  Bezeichu.  f.  .Men- 
struation n  135. 

—  für  Molken  217. 

—  für  Niederknnft. 

—  für  Onanie  II  137. 
-—  lür  rsderastie  II 138. 

—  für  Pest  263.  264. 

—  lür  Pocken  sri?. 

—  f.  Prostitution  II 137, 

—  für  Rabe  423. 

—  f.  Räncherungeu  323 
bis  324. 

—  f.  Bhournatisma.?  224 
bis  22.=j, 

-^  für  Rosenesseua   70. 

—  für  Rotlauf  238. 

—  fiir  Skarifikation  u. 
Aderlass.  196. 

—  für  Schanker  II  141. 

—  für  Schropfköpfe  199. 
200. 

—  für  SchwrDger^;haffc 
n  286. 

—  für  Skropheln  241. 

—  für  Sperma  II    137. 

—  für  Syphilis  II  245. 

—  f.  Tod  u.  Sterben  279. 

—  für  Tripper  II   14i, 

—  türkischer,  f.  Üeber- 
tragung  329. 

—  für  Unfruchtbarkeit 
II  262. 

—  f.  Vainpyre  359.  362, 

—  für  die  weiM.  ö<i- 
Kchlechtsteile  11    133. 

—  f.  Wöchnerin  II  311. 
f.  pers.  u.  ti5rk.  Wund- 
&r7.te  193  If'. 

—  für  Zahnärzte  202. 

—  für  Zwiebf-ln  oH6. 

—  -Aendeningd.Ki)ide8, 
um  Krunkh.  z.  Lanuen 
II  338. 

—  -Gebuug,  türkische  H 
357—359. 

Nargilleh  96, 
Narkotikuui  (Mandrago- 

ra)  321. 
Narrenspital,  Konataati- 

ropel  100. 
Narrenwärter  139. 
Nase  j.  Abergl.  294.  297. 
Türkei.   II.         26 


40S 


Nasenbluten  220.. 
S'&ssi,  I'on  Josef  40— 41. 
NassiüGchen  «les  Einlies 

II  33?. 
NüSärcddiü-Schab  37. 
KathauieL  Ibn  Dscbeoin 

Äasc.haü  35. 
Nathrab,  BesprochuDg  d. 

Wassers  '20d> 
Nfttteriib  au  t,MedikaiEeut 

226. 
Naturwiaüeuschaf ten ..  b. 

4  Arabern  24. 
Naiimariü,   Dr.  Edmund 

11  103. 
Nedaji,  Dichter  u.  Arzt  39. 
Ncfii,  Verf.  cl>scön.  tiirk. 

(iedk'hte  IT.  184. 
Negeikass  als  Heilmittel 

11  :m. 
Neid  der  Rivalinnen  ver- 

nrsariht    Unfrnchtbftr- 

keit  n  SOb. 
Nei'i  von  Collegcn  29. 
Nervcrkrämpfe  d.  Kiuder 

2i0. 
Nerveiikiankheiteu   207. 
Nervosität  242. 
Nestelknüpfen  291. 
NaitdkttäpferinneiJ     er- 

träakr  II  264. 
„Neuo  Freie  Presse"  4. 

84.  369. 
^Nciiüs  Wiener  Tftgbl."  6. 

lleu^borenes,  s.  Bebaud- 

luug  II.  332  ff. 
NeiyaLreta^  II  12. 
Neuoiann'ß    Ä"iU<eu.   Lit. 

Netnn.^yer,  l)r,  II  v)5.i. 
Neumond  ^idö.  'A^h 

—  b«^i  d.  Aiba'iej:'^!!  :i'"i4. 

—  ti.   langes  llap.r  H84. 
Nezid,  bopu.  Kraukhc it«- 

^c\?>t,  V,19. 

Nichtalleiulasaen  der 
WöcliiierJn  u.  d.  Ncii- 
geboronen  II  .^16. 

—  .bt^itrtciU.WaweriUS. 

—  -firzütvlen   v.  liespre- 
chun[,':'^n  329. 

^pvochell  b.  Ent/iau- 

beruüsf  SOÄ.  806, 

—  -  -  üb.  GeiKtererschei- 
uun<:.  886. 

m;i.«ch*ueu  182.  ;:I4. 


Nichts  verleiben  n.  ver- 
schenken am  d.  Wöcb- 
norinnc-n  -  Zimrae?  II 
.■^15  f. 

Nidaji,  Vert.  «!n.,  t.tt?k. 
med.  Mannscr.  18. 

Niederkunft  II  2?i  l  -80ö. 

—  Behandlang  d.  Prao 
•  nach  ö.  II  3!0  ff. 

—  8  Tage  daraa!  bester 
Coitn.'.  nach  südsl.  An- 
siüht  II  200. 

~  u.  Hunde  4i8. 
Nie.sen  u.  Abergl.  397, 
Nikolaus  St.  in  Beschwö- 
rungsformeln 239. 
NUvva.sser  -246—247. 

—  Mittel  s:t:g-  luifi'ucht- 
barkeit  11^268. 

Nischan,    Verlob augyg-c- 

scheiik  li  64. 
Noah  in  Besehwörung«- 

iormeln  211. 
Nolde,  Baron n359- 360. 

Nördairikaii.   Sage  über 

Eliphantiasie  241 
Notaras,    letzter   Gross- 

herzos-  d.  byzant.  Bei- 

cües  II  213. 
Notziicbtigimg  v.  Chris- 

tiuneri  gestattet  II  36. 
Noveaiber  ;>8ö. 
NoM/ak    Opalilsch,    s«M- 

slav.    Liebesr-aubeter 

II  4. 
Nuh  Bfendi,  Ital-,  Rene- 
gat 44. 
Nur   Banu.,    Snltania 

Walide  II  76. 
Nus8,,    d.   u.  Fruchtbar- 

keiEsorakel  II  ti. 
—  ihri^  Rolle  b.  d.  Eut- 

biJiduniC  II  ■■i9>*. 


<>b»-.va«f-'C'iier    d.   Huren  j 

DJ  Kairo  II  1»3. 
Obscoao  T«iie  v.  Tieren 

als  Scliutzmitt-d    2i'-»,  ! 
übPt,    gekochtes,    Fest-  j 

mittel  269.  1 

Obstbaum  245.  \ 

-—     ü.    Fmcbtbarkeit      i 

U  2Ö7. 
O.lalisko,  drt.-*Wnrt  TH7. 
OleuvüluTnnirderi^chlag 

iils  Heilmittel  2ii3 


Ofenthou  als  Hei'jinittoi 
H  337. 

Oeif'önlliche  Häuser,  be- 
sonders bozciohiiet  in 
S('ti;i  II  190. 

Oetlentllchkeit  ;l  Deflc-- 
rati'.iu  11  19?.. 

Offentrar^-f^n    o,     f"?.nt.« 
U  164. 

Oeffaen  alles  Verechlosse- 
neu  b.  d  Niederkunlt 
II  294. 

—  v.  Fenstt'r  u  Thiiron, 
x\m  d.  Tod  hmaasMä- 
lag.sen  281. 

Ohn wachten  221. 

--  Roseuessig  als  Heil- 
mittel 70. 

Ohren,  ^TO?se  276. 

Obreutztiriuang  u.  Iviu- 
der.  abevgi.  Ursachen 
n  337. 

Ohretisangen.  .iborgl.  Be- 
deutung 3ä7. 

Oiiren'^cbmalz  l'iS. 

Oeliyo.  •y'i.2&n;  TT  2^0. 

Oelbanrft   l'A'i. 
Oole,  Baude!  niit  6«. 
OeleißJoibungen -2S5.2?i3. 
--  Erlei'-^iteruni^  d.  Ge- 
burt II  3C0. 

—  -  Mittel  gegen  PeHt265, 
Oelpre'^spr  67.  ihü. 
Üleftrius  208. 
OHbanufQ  226.  Til.  234. 

'269;  U  300. 
"-  Spsise  f.  iSchwaagere 

11  -287. 
Oliven  gi>g.    DijibteritiG 

163, 

—  er.sle  Nabcnn,?  der 
Wöchnerin  li  31 ".. 

Öliveuspeise  und  Oe- 
FclilecjitBiOHtlniMnng 
II  344. 

On-.av,  Kauf  -2'.*.  24^. 

Omer    Jjtendi,    L>f.ibiir«t 

41.   4{t. 

—  Hale^v  71-72.  329: 
11  10,  30.  48.    151. 

nb.  Beychr/cidung 

II  362  <r. 
ixb.  d.  bij&eu  Blick 

291. 

—  —  jjber  ä.  t'oituri 
1!   193 1. 

—  __  über  Eun'udKa 
II  2-i4.  ?527. 


403     — 


Omer    Haf«by    t5b.  (it-  j 
sehlechtskmiik/ieitey 

urd     ihr«     Heiluitg  ! 

U  245— 'i46.  j 

ihra    Bekämpfung  J 

II  249ff.  I 

—  —  libf.r  (i.  Jungfrau  1 

ir  2()7  f.  I 

iib.Ouaniö  ii.2S6ff.  j 

--  —  üb.  Pädftmstie  u.  j 

SotlofBiß;  8S;  II  217.  , 

—  —    Üb.   Prtljüfsßiie  I 
II  16.   if— 2a.  ' 

—  —   ob.   Proüütttüon  \ 

üb.  Sch»uaiuiif%- 

Keit  II  165. 

—  —  Üb.  d.  Sohia*i'eQ  ^«r  i 
Friaen  II  200."  j 

keit  n  265.  ' 
b.  Unzacht  xnlt  ; 

—  —  üb»  d,  Vorgäheu  ! 
b.  CoituB  IT  135 ff. 

—  —  CA,  "V^/aftchuijgen  ; 
u.  geschieditl.  Pofcena 
247.  j 

-- üt). «J.Weib als Jang-  i 

flau  n  i?.4. 
VQTf.  r.  „m  K;ah  , 

et«.-'  1.  \ 

—  Pascha,  »iilt.  Hareme-  ' 
arzt  197.  | 

Omra   Habiba  P/ofateu-  1 

gatti«   II  '2b.  \ 

--öäiama,Prufeteng-attla  : 

II 24.  ; 

Onan  II  235.  26Ö. 

Onanie  II  20.  '?'iZ.  n&  ff-  . 

-—  NArocmläfür  II  KiT  ' 

—  veihindert  durch  die  i 
Bescliueidung  II  a6i,  ' 

Opei-atiouen   b.   Entliiu-  I 

dungea  II  yo<J.  | 

—  auf  i\.  fxaase  165.  j 
Operative  üelbötliilf«  ia  ! 

Serbiöfl  187 -i«S.  I 
Opiuiö  20,  214.  226. 

ÖpiomesSftr  lü.  211.  ,' 

OpiwuheJm,  F.  W.   1»;  i 

U  tsTö,  «98.  •; 

OppoFt  330.  ' 

Ordination  auf  d.  Gibiese  ' 

148.  i 
~  in  ApQtbek«u  68, 
~  auf  Umvregfiu  Ill5i>. 


Ornitein,  Dr.,  üb.  ge. 
«ohwänzie  Menschen 
II  353, 

Ortsdfeinone  331. 

('siattdtti,  Dr.  Job, Fried- 
rich  -AO. 

Osmaa's  IraJUi»  395. 

(isaan   II.,   Sultan    41.  i 
3&;. 

—  Kiöidcrrai^toto  etc. 
11  186.  ! 

Uscan  III.,  Soltan  46.  ; 

—  Verbot  d.  Kieider- 
lusus  U  187. 

—  durci)  Ho'ieuzerquot- 
ft(.'h«ng    umgfcbraoht 
II  228. 

—  (ütuiac)  bin  AMw- 
rahmun,  Arsst  IS. 

—  Dr.  6«. 

„Osmani.TOht.'  Post"  106. 
OÄterfiint'c  in  ü  Grabes« 

!( »pelle,  seine  Keilsam- 
keit  205. 

—  -Storo)i  j-tati  ÜAiex- 
Kasu  431. 

„Oeeterr.  Med.  Wüclien* 
scbrift".  Rcprod,  Jier- 
uard!S<;b(^r  Berichte  11. 

„Oestetr.    M!»nntsächfift 
.f.  d.  Ovient**  10.   13.  ! 
23.  215.  ÄH6;  II  ISO,  I 

Spital  31»  Konstan-  i 

tiöopel  62.  lOo.  { 

-^  ii)  Smyma  lll. 

—  Aerzte  in  d.  Türkei  ! 
273.  I 

—  Siehe  Wiener  Acrzte  j 
Otf  Eddin,   Patroo  der  i 

Parfumeure  71.  I 

Ovid,    boor    Eunuchen  ' 

II  2S6.  ) 

—  üb.  K.ü.s»en  b.  Coitos  i 
n  198.  ' 

•—  üb.  d.  Vorgehea  b.  ' 

Coitus  n  las.  • 

—  SpTüchlcäu   betr.   d.  j 
Erkenuungsaeicben  d.  \ 
DiraetreioDsü  dci  Ge- 
scblecbtsteile  202.  { 

Ozraöl  (To<l*}e(engcl)  30ö.  ' 

Fd.acra'tJQ  4U5;   II.  20.  ! 

sii.  210,  ; 

—  \u  den  Büdecu  dB.      | 

—  Kutbeddiii,  Jlofarxt  u.  , 

—  N^mon  dafür  U 138.  j 


Falägtina  Thernien  Sl  ff. 

—  Viil  Tobkr. 

—  Ah«rgl.  345. 

--     biä.  Bück  298. 
--  Äiaulfcto  309 fC 

—  (icbräuibe  167.  iJOlff. 

—  iiiäuchei  ungen  323  ff. 
iS(hut>-,mittel    geg. 

b!js.  Bb;;k  <i03fT! 
PalgTivt,  W.  G.  20. 
Palineu,  Syrabole  cj.  penia 

II  177.  371. 
Paii-'chir  217. 
Pantoffel    ab!    Scbutz- 

mitlel  418. 
Geldd.IIweiupdamen 

11  810.  Ö4. 
Pardo,  Dr.  20.  6:>. 

—  üb.   kfiiniu.  Ahortoi; 
iu    KoustiUJtinop«! 
II  z7Z. 

—  iib.  d.  Kebamitten  in 
Koüsuntinop^jl  112)i<0. 

Partuweiire  67. 
Parfüms  u.   üoitus    Tl ; 

II  lt)7.  2öüS. 
Pattiiüiiios,,  Patriarch 

II  36  ff. 
Pitt-pati.  Alex.  G,,  grie^ 

cbiscjier  Atzt  80. 
Pastilles  de  Serail  II  253. 
Patenschaft,  b.  d,  Moa- 

ieros  ia  iiogaiert 

ir  S57. 

Patlidscbau  als  penis 

II  242. 
Pechiaube  241. 
Peclipflasler  »8, 
Peizivrerk ,     Luxus     7i. 

Pcoia  il  202  fF. 

—  u.  bitser  Blick  2»0. 

—  weg.  ihr.  Dimea- 
Hiouea  bcrühiBte  XI 209. 
-  ktjnsllicbor  11  238  ff. 

—  Naiuö!)  daiUr  tl  138 
bi»  140. 

—  Ofteutrageii  xmiVer- 
büUiuig  II  164. 

—  ScbmifcfeQ  de»  II 192 
bijs  19.3. 

—  aiymboUsiert  diucb 
jSpeerp  II  177- 

—  uad  böser  Zauber 
II  164. 

Perichan,  Fi'Mi  Ipachir- 
pascba'/s,  verg6waUig;t 
II  9i. 


"     404 


Perle,  ihre  Heilkraft 

236, 
Pftrsien  24. 

—  Defloration  eines  Mäd- 
chens n  ;l70. 

—  Enrittcheu  ia  EL  225 
bis  226. 

-•  Kechte  d.  Sklavin  m 

11  33. 
Persische    Abcrtiynnttel 

n  271. 

—  Aberglaube  betr.  Vor- 
bedeutuneen  296. 

—  Allbeilmittel  207. 
Persischer  Gebrauch  der 

Entfermiug  d.  Scham- 
haaxe  II  131. 

—  Färbe-  n.  Schößheitg- 
miltel  75  £ 

—  Frähjabrfikur  2^7. 

—  Gftbräßche,   Dr.    Po- 
iak's  Buch  6. 

—  Gesetze  gegen   Ehe- 
bvBch  11  49. 

—  Glücks-  u.  ÜP.gl&cks- 
tage  376. 

—  Liebes-  u,  Fruchtbar- 
keitsorakel U  8. 

—  Mas9£,5:;e  216. 

—  Mittel"  gegen  Fieber 
250. 

—  Mietehen  n  22. 

—  Mittel  a.  Erleichter- 
ung d.  G«burt  n  297. 

—  Polycrajoie,  II  17. 

—  Volkfeciftdizin  2*8. 

—  Wuudheilknnit  192 
bis  19^. 

Perversitäten,  s   Un- 
zucht, Päderastie,  So- 
domie, Emmcheu,  Ona- 
nie etc. 

Peskir,  bosn.Schatemittel 
297. 

Pest  10.  263  ff.  385. 

— Abei'gl.  Anzeichen  ihr. 
Erschein  an«  424. 

—  Bfizoar   SAhntzmittel 
210. 

^  Herbeiüanbcniiig  330. 
■66  \. 

—  Hunde  deren  Erz- 
feinde 417. 

~  u.  Milane  421. 

—  Ruta,  ein  Mittel  da- 
gegen IX  300. 

—  n.  Sftbbat  ne<). 

—  u.  Samum  340. 


Pest,  die  syrische  5. 

—  vorausgeahnt  v.  der 
Schlange  433. 

—  Dr.  B.  Beck  üb.  e.  Epi- 
demie in  Mesopota- 
mjea  4. 

—  die  Hiiren  angeklagt 
al?  IJrsacb»a  d.  Pest 
in  Ewo  n  183, 

—  Qaeüea-An^aben  20. 
Pestärzte  27  0,^' 
Pefithran  und  Pest- 

ech^vfesterii  2  64  ff. 
Pestspital  in  Smyrna 
110, 

—  u.  d.  Waschungen  d. 
Mosloms  247, 

Pea  i  2an  her  d  iixch  Frauea- 

Biiich  11  329. 
Peter  d  Gr.  öeset«  geg. 

Ünzacht  II  219. 
Perroienni  als  ein  iiinerl. 

Medikament  230. 
Pelrowit'sch  20. 
Pfeöer  209.  257. 

—  roter,  als  Sch^itsmittel 
297. 

Mittel  gb^.  Tri^^er 

II  246. 
Pfeffermünze  256. 
Pferd,  daß  420. 
Pfiaster  z.  Veiatätk.  d. 

GebnnsAvehen  II  SOO. 
Pflichten^  eheJ,,  Strafe 

f.  ihre^  Venaadhlägsig. 

n  53.- 

—  d.  moslamJBchen  Ehe- 
leute IX  2Sff. 

Pforte  der  öes^pidheit, 

Dar  et  g<-riaa&^  pere. 

Name  t  Spital  100 
Pharraaaie  €6—70. 
Piedioa",  Totoßfessd  t. 

Lieteä»ai]i)enmttel28l 
Picron,  H.  390- 
Pipko.,  Julius  340  ff.- 864, 

88«, 
Pistäzienwaiidelu,  Pe«t- 

niittel  269, 

Pitzipios  Boy,  .T.  S,  SO, 

—  Abortus  in  Konstant. 

n  271. 

Plato,  ira  Orient  «tls  Arzt 

verehrt'82. 
PHoioa  »4.  293. 

—  üb.  d.  MtnetruireüMie 
II  146  ff. 


Pliniirs    tiboif    Stiwmi 

(Kohd)  79. 
Plcsä  "Bartels  9.  4865 

160.  177.  802.  827. 
Pock?iii  20.  251. 

—  in  Kore^  161  -r-  162,. 

—  Heilung  Sult.  Mo- 
baTßirted8  40. 

Pöiak,  Dt.  J.  K  M5. 
210.  216.  -218.  227. 
233.  289.  2'^3.  29Ö; 
II  8,  15.  22.  73.  118. 
128.  13-1.  143.  271, 
2-7.^.    326.    'Ji29. 

—  „Per»ien,  Land,  und 
Le'.i!te''  6. 

—Ue{>er  Bäder  in  Persien 
12. 

—  Über  Beschnöidung  in 
Persden  31  SS5. 

—  übfer  Biuiieatiäsb.    in 
Persien  198  ff. 

—  ilbar  DeÄcftation  in 
Persien  II  170. 

—  •aber  Eunu'Then  in 
Peisien  II  225. 

~  enrop.  Fseadöärzte  in 
Perti^  136. 

—  jßid.  Aerate  im  >«Qt 
P«*ideti  87. 

—  Päderastie  bei  den 
Poraern  88. 

—  Sber  pers.  Kosmetik 
75  ff.' 

—  über  PuiafüiilBn  I8i. 

—  ^ker  Talismane  in 
Pei-sien  301. 

—  ober  pere.  Wusd&nste 
192—198. 

PoÜBei,  med.  d.  Ajaber, 

10. 
Pclizeigesetze,  aTal>.,be^ 

treffend  die  Frisenre 

n  128 

Pölliitionen  U  288. 
Poll/^geiöter  357. 
Polygamie  H  15  ff. 

—  der  arabischen  Jnden 
n  110. 

Pope  im  Aberglauben 
395. 

—  als  So*Wni8tfl(B  be- 
lüchtägt  n  209. 

—  Sodontie  mit  Stat«a 
n  220. 

PopoTitzscb,  Spitalarzt 
öl. 


405 


Foppäa,    ihr   Geheimnis 

der   Verengerung  »ler 

Vulva  n  204. 
PorzcUau-Bod  (Tachiidli- 

Hammaiii)  in  Konetau- 

tiuopel  83. 
Potenz,  Menstmaiblut, 

Mittel  z.  ibjer  Stärk- 

nug  n  148. 

—  äiittei  z.  Hebung  d. 
sexuell  227. 

zur  Wiedei'gewiu- 

nuug  'i3b. 

Poyet,  <L  Aussätzigiai  ia 
Jerusalem  10, 

Prachtkleid  Sultau  Ibra- 
hims II  93. 

Preise  für  die  Frauen 

n  iisfi: 

—  f,  Sklavinnen  n  16. 
Pxeuasische  Phanuakopöe 

67. 
Praxi,  Eob.  20. 
Priester  im  Aberglauben 

398. 

—  als  Aerzte  142.  148. 
174  ff.  235.  ♦i37ff.  286; 
II  245.  Ü68.  271. 

—  als  Ileilküustler  148. 
Priesterbesuche,  böseVor- 

bedeutuug  22. 
Priuzengeburt  g'efeiert 

II  345. 
Prinzessingeburt  gefeiert 

II  H46. 
Prinzessin  als  Frau  II 73. 
Promovirung  vürk.  A  erzte 

in  Wien  58—59. 
Prostitution  II  244  bis 

245. 

—  b.  d.  Beduinen  unbe- 
kannt II  188. 

—  Namen  dafür  II 137. 

—  öffentliche  II 180  bis 
191. 

—  Sultan  Soloimans  Un- 
zucht-Gesetze 5,  10. 

Prostituirte,  ihr  Scham- 
gefühl, d.  Entschleier- 
ung betr.  II  162.         I 

—  -Quartiere  ia  d.  ori- 
entai.  Lättdöru  II  190.  j 

Pruner  20.  i 

PiUsfühien   131.  132; 
II  159,  I 

—  ia  Korea  158.  j 
•—  Schrift  d.  Arztes  Is-  | 

raiii  34.  I 


Pulver  V.  Menschen-  u. 

Tierkuocben  209. 
Pythagoraa,  im  Orient 

als  Arzt    vorehrt  S2. 

C^agraatäne  16.  22.  269. 
261. 

—  Anstalten  in  Son- 
stantinopel  62. 

Quecksilber,  Anvyendung 
in  Gepchlechtskrank- 
heitea  n  245.  246. 

Quecksiibcrregcu  352. 

Qoedent'eldt  6.  74.  166. 
209.  220.  305.  406;. 
II  S51.  279. 

—  über  Hargus  76. 
Quelle  und  Brunnen  in 

Brauch  u.  Aberglauben 
n  105.  107.  296. 

„Quetschnng"  d.  Kranken 
durch  d.   Teufel  174. 

Quitte  226. 

JBabbinische  Ueher- 
lieferungv.d.  Schlange 
435, 

Eaben,  ihre  böae  Be- 
deutung 423  fil 

Kabenartiges  Krähen  d. 
Hähne  423 ff.  429. 

Radloif  21. 

Eudwanner,  Dr.  J.  21. 

Raüel  der  Engel  als 
Wunder  arzt  167. 

Kafaelowitscb,  Dr.  21. 
62. 

—  üb.  d.  Aussätzigen  in 
Jerasalem  114. 

—  über  Päderastie  in 
Stambul  n  218. 

—  über  Spitäler  100. 
Ra^hab-Fest,  das  II  176. 
Hajahs  als  Aerzte  51. 
Eajasich,  ßuch  üb.  Süd- 

slaven  22. 
Bambam  (Maiuionides) 

35. 
Rasch,  Gust.,  „d.  TLlrken 

in  Europa"  22. 
Rasieren  d.  Augcnbraaen 

76. 

—  d.  Kopk*  13  127  fi" 

—  der  Schamhaare  j 

II  131.  i 

—  am  Mittwoch  378,      i 


Rasije,  eiufludsreicheFraa 

n  77  t. 
Rastik,    Augenschminke 

80. 
Ratte,  Name  für  Penis 

II  139,  140. 
Rauch  234. 

—  Mittel  gegen  Grippe 
220. 

—  Mittel  gegen  Ohn- 
mächten 221. 

Rauchen  96. 
ßäucherungen  207.  209. 

239.   250.   265.  322  fl. 

i35.  346;  II  295.  300. 

—  bei  der  Entbindung 
11  296. 

—  als  Deslnfckt.-Mittel 
265.  270. 

Raucherwerk,  Handel  mit 

öa 

Rebia  GUlnüsch,  Xreten- 
serin  98  ff. 

Rechte  d.  moslem.  Ehe- 
leute II  29 ff. 

—  besond.  d.  erst.  Gat- 
tin II  29. 

EegsDwasöer  246. 
Regenwurm,  chinesisches 

Mittel  geg.  Diphteritis 

163. 
Regenwürmerpulver  160. 
Regia,  Paul  de  7.  164. 

—  üb.  Prostitution  in 
Algier  II  189—190. 

„Reiber  des  Bades"  (Fla^- 
nellhandschuh)  256  bis 
257. 

„Reichs wehr"  (Wien) 
über  boßu.  Aberglauben 
10. 

Reife,  v.  d.  Begiim  des 
Sprossens  der  Scham« 
haare   datiert  II  131. 

—  und  MoüBtruatiou 
II  143  ff. 

Reifen,  s,  Rolle  b.  Ent- 
bindungen II  288.  295. 

Reigeniieder  d.  Südslaven 
JI  174  ff. 

Reiaicke  22. 

RöiaigUDg  V.  ÄToscheeu 
mit   Kosen  wasser   70 

Efetidichkeit,  Begriff  d. 
orieutaiiscliea  Sl.  96. 

—  der  Moslems  b.  Ssseu 
4'"0 


406 


E^insberg  -  Düringsfeld 

22. 
Eeiii wald,  Dt.  ans  Wien. 

G-2. 
„Ke's"   (Vorsteher)    der 

Aerzte  30. 
Heis,  Symbol  d.  Pmcht- 

barkcit  II  !04. 
He^tJec.    Montat'^     ffün- 

stig-it.  Tag  f.  :(7f. 

—  Uiiglückstaga  datür 
37S. 

Eeneiraton ,  vücktjkllige 
als  Wabnsirijiige  er- 
klärt, mi.  102. 

—  Verheiratung  m.  os- 
man.     Priiizops'uiieü 

n  68. 

—  Vixl  Nim  Eltudi  46, 
lieng-Pa^ta  7.5— 7G.         j 
Eei><.lii'l-Pa6cl!a,  üb.  8y-  i 

philiä  II  244.  I 

Rfciie  schützt  Vi:v  Strafe  { 

f.  VorgeliOD   geg-.   dirt  | 

.SitUi«-hkPit  II  238.  i 

Keumout,  Alfred  24-.  j 

Kezepte,  latoiijisch.  ita- 

lieiÜRch  67. 
Rhabarbej  22d.  2  :D.  230. 
EUaaeP  II  SOO-  :J01, 
Rbasi,  arab.  Arzt  lil. 
Eiicuinatisniufc  22'. 

—  V.  d.  Schwefelbäder 
V.  Tibt:ria3  05. 

—  in  McüopotainJeu  98. 

—  u,  Gicht,  (geheilt  in 
inG>'op.  Bädcru  üö.  ^8. 

Richter  iJ-2, 

Fvichterliclie  Erlaubuia  i. 

Operatiüuou    184    bis 

185. 
i.  Steinoporationeu 

195. 
.RicJHUsöi  228.  229. 

—  als    Beleuchtur-ge- 
iDittel  2V9. 

EicsPiiboiiorare    arab. 

Aeixte  !  56— 156. 
Bigier,  Prof.   Dr.  L.   5. 

59  — C2.  P5.   193.   197. 

22r,.    230.    2S2,     241; 

■Vi.  144,  24t.  2.58.  270'. 

•J92.  800. 

—  ..Die  TOrkfii  u.  d.  Be- 
"Wdhner  efc."  5. 

—  üh.  Abortus  bervor- 
nifeude  Mittel  11269. 


Rigler.  Prof.  Dr.  L.,  üb, 
KaBtrations  -  Ope- 
fationen  II  228. 

—  üb.  Maria  Dudu  151 
bis  153 

—  Üb.  e.  Steinoperation 
t©4. 

—  über  Nut«en  v.  Talis- 
manen 299. 

Ring  des  Saloroo  311. 

Riqne,  C.  üb.  arab.  Me- 
dizin 22. 

Robert,  Bericht  über 
Albanien  143. 

Roberts,  Lord,  Glaube 
an  d.  Kraft  v.  Talis- 
manen 299. 

Robiuson  92,  93;  11279, 

Rochbolz  Al7it. 

Rohlffi.  Oerhard  107, 

Rohr  im  Aber<rlauben 
II  339. 

RjJhrenwasser,  Scheu  d. 
Türken  vor  2ja. 

Roscllini  77. 

Rosen  22. 

Rosenes3eii7.  70—71, 

Rosenfeld,  Diony.?  108if. 

Rostnkonfekt  207. 

Rosenöl  224. 

Rosenvrasser  207.  969 
842. 

—  -Bereitung  ö9 — 70. 

—  -Erzeuger  67. 

—  -Verkäufer  139. 

Rosen zucker,  Heilmittel 
70, 

Roser,  deutscher  Konsul 
II  295. 

Rosinen  269. 

Roteisenstein  77. 

Rotes  V/a.sssr.  Medika- 
ment 151. 

Roth,  Job.  A!.  S.  J.  22. 

Rotlauf  240. 

Rotlauf  stein  2.38. 

Rothschild,  Baron  Salo- 

moii  ni. 
Rothschildspitai  in  .Jeru- 

saiem  11 S. 
Roxdane  11  17.  38  ff.  76. 
Rövle  22. 
Rüben,  rohe  geg.  I'iph- 

tcritiH  163, 
Rucha,    görtl.    Gebarts- 

bclferin  li  27 
Rudeck,  Dr.  W,  It  164. 


Rüdiger,  Ferd.  im  Aus- 

agtzijreiippital  »n  .Teru- 

salem  llC 
Rwhetage,  Ihrt  Eütheili- 

gnasr  d.  Kravikheiteu 

gestraft  380. 
RuEsäniscbeF-AbeiTlaube 

343.  344. 
ä.  Tod  betr.  394  ff. 

—  Bebandl.    d    Wabn- 
.siunigeu  168 — 169. 

—  GobTirtsgehr.    verg!, 
Prexi 

—  (ilücks-  11.  Ungiücks- 
tage  371».  380.  " 

—  Hansfcblaiigc-'^  435. 

—  Hexen- A^bergi.  3i)l  ff. 

—  Hochizeits-  u,  Toten- 
gebräucha,  vgl.  E!aohs. 

--  Hochuaitslied.II  106. 

—  Kraukheitvgeii^i'iT 

35G  ff. 

—  LieheHovakellt  12. 13. 

—  Liebesxauberniifreill 
5  f, 

—  Quälgeister,  vgl.  Vam- 
pyre. 

—  Sitten  y,  Oebr.  2:i, 

—  Totenbräücho  280  bis 
281. 

—  Vgl.  Prex), 
Rttadgr'haü  f.  (ieographia 

n,  Statistik  23J. 
Russegicer,  .'oseph,  üb.  d. 

Türkei  22. 
Ruasel  l  „Natnrgescuichte 

V.  Aleppo"  78. 
R'as.'^inaeu    ais    Sr.itaaä- 

Günstlioginuenll  74ff. 

71*  fi.  87. 
Russisch.  Scblangensalbs 

433, 

—  Spitäler  ia  Jerusalem 
ii3. 

—  Spitedi.Paukaldi  1C5. 

—  •■  "reufeliiansf  rei  bungen 

179. 
.Ruta  II  300.' 


Saad-Abdaulla,  jöd.  Arzt 

36. 
SaaJsbi  5.  249. 
Sabäer    (Subba)    Tot<>n. 

brauche  285. 
Sfibcl,,   uD>   d.    Kind   zu 

locken    (bei   schweren 

Eutbi.üdnnge!i)  II  299 


—     407     — 


Sab...    Ibu    ßaiil    aral. 

Sac/  13. 

Sftdi  31. 

S*fii&a  R.  Färt'oaiJttei  80. 

S&üa,  Propheteagüttiü  II 

24. 
Sufraa  -  SSuciieruag    zu 

E).u"ej;  (*.  Geburtsgilttiu 

äasfsj)  (Pe.»«age«i;  243  f. 
Sa^orJ,  Hejjr»)ii  derührat. 

albau.  Wu^iliivzte  löö, 
Saluci    el    (jl^insi,    amb. 

Aiai;  iJt. 
Said  VFohamaied  46. 
ÖRirtktxis,    £)r.    8.    808; 

Ü  278.  2&<>.  31'2.  Si.o. 

SsJn.'ib  Z*fiö.  Prcfetec- 
gfittJunen  11  S4, 

Saiheif,  iiaiidei  mit  68. 

Salep  Sä.  234.  2S6. 

SaJkOAViski ,  KohcJ  und 
Baätik  80. 

Sftlor«Kt,  Beiten-gcher  der 

—  ja  'S},  Bescbwöruiigs- 

—  u,  (i.  3)äiaüusÄ  all  if. 
Sft?. 

öaloüiiki,  Hjgion,  Ver- 
hÄitüiiäHe  2L 

—  Spi'äl  no. 

■Sali;  -i4.i.  257.  Sa4. 

—  vu  Aiverul.  II  6.  S8§. 
-  &.ls  Sf^butzmiUei  "-"iJS. 

—  Sprängen  d.  Eibviute 
dftmir,   am  ü.  Sutbin- 

H  aoi. 
Saiä^rubsxi  95.. 
S*c>«i.  EeasidiDUEge»  f. 

Saianel    Sciialana,    jtiö. 

Äüst  40. 
S«Hii«ni  Büd  Pe^t  840. 
S&ppho  <I.  tärk.  n  238. 
SftrdikK.  bisbe  SoSst.. 
Sarsaparille  227.  229. 


SatiOT-.irepo- Formel  M. 

2ir>. 
Saoila,  Profeteagattia  21 

«ä.  30. 
SaueykWfciitfas«  «.  Fmcbt- 

barkeit  .fl  265. 
Sa«ertei»r,    Symbol    der 

Fruchtbarkfet  IT  S6fi. 
Sausten  iet  MuiLeypfiiebt 

n  sts. 

ääagliüg  s.  Uittterinilüb 

u.  Amcaeu. 
Sftrtslein,   Dr.    Af2t  109. 
Scbaabdü,  Arzt    414.  45. 
Scbwii   Hekim ,    Arzt 

Eijeüida  IT  Z%. 
Sehacimasa    Eieuü, 

W'uiiiiiMt    itt   Yildiü 

Schach  KasöreiUlin,  Geg- 
ii8r  4-  Blutourzüibunc; 
198. 

Schachsawar,  Rössir.  II 
87. 

Sclsätieiform  d.  Türk.  t4. 

SelaakJr  Jinsseia  Dr.  67. 

öcbamaaectiiTo  21. 

Schamgemhi  H  i52  fif, 

—  d.  .N^euvennähltea  IT 
193.  194. 

—  d,  Perserin  '200. 

—  Verlet.'iung  desselben 
Btiafbar  II  6a. 

—  verscLied.  AcffassUKg 
207. 

—  u.  Coitu3  II  l&ö. 
Schamhaare ,    ihre    Ent- 

haaruMg  II  13»— 132. 

—  ihr  Sttros.sea  e.  Zeichen 
d,  Eeife  II  i43, 

—  -Teile,  EntblösuuEg 
T  erbot eu  li  V'A. 

—  iai  oft.  Baue  z.  ver- 
liUUeu  8cv. 

—  ihr  ^iiischaueu  m  be- 
Rtinimtoü  iräilen  voia 
xuosieni.  Geseta  ge- 
stattet IX  49. 

Schsade  d.  Sinderlosjjg-- 
keit  261  .f.  2ö5. 

Sehanker  darch  Soüoraie 
kuriert  11  2äCi. 

—  Namea  daflir  11  IV.. 
Sobüttea,  abergi.  Puicht 

vor  382. 

SchatEfuQd  399. 

Schaul<eletulii  als  Gebär- 
stuhl I.I  303. 


■Scheich  d.  heisieodcuD«?'^ 
■»180*16  dfi  Wijad«r- 
arat  206. 

Sd^äüehi,  PseudoBVia  des 
SlÄAn  '28.  29. 

Schejduüg  n  40  ff. 

—  erHe  im  1.^Iimr  If  24. 

—  lujpotfcaz  GniTi'i  e, 
n  248. 

—  u.  lapoteiia  11  32. 
Scheintoten-  iät«veckang, 

•.  d.  Küittü  280. 

—  Siwder,  Mittol  /.  B*- 
lebuajf  n  'Abb. 

Scboitaatik,    Verguügeu 

ß7. 
Schar öort  66. 
Schere,  rostige,  fr.  Opcra- 

tiouMaeiser  IX  306. 
Scberaer,  Dr.  Cavl  v.  22. 

ill. 
Schicküalsfrtiuleind  Süd» 

siaveu  .-J'-i— 37S;  der 

Albttnesaa  Ä73- .S74. 
SchiebkarreD  ii>iicheß,8er- 

biache  Coitus-An":  11 

Schledarichter  in  Schei- 
duiigeangelegh.  fl  40. 

Schieieu  d.  üludcsll  Ä88. 

SchieaeaveTbande  büi  d. 
Serben   19ö;   bei   den 

Schiesäen,  um  d.  Gebart 
a.  evieJchiem  XI  256. 
299. 

Schiesispulver  in  Brannt- 
wein 209. 

Schiessrulversdbea  24^ 

Schitaj),  Arzt  44—45, 

Sf.'hijßer.  Ben)    Wolf  IS 

.344. 
gcbJkefctebaend  per».  Chi- 

rurgeu  li»~. 
Sckildkrütenschaka     als 

Aniulet  obb, 
Schiic  ael,  d.,  als  0  gbur  is- 

helfer  11  299. 
gchiiapnvort,  türk..    luf 

Leute,  d.  Esslinae?}  g«- 

braii(t>o.D,  pnge'vstidirt 

n  220.  sai, 

SchiniptVorte,  ordiji'ii'sis 

II  i3v\ 
Schiüksn  31 
8'u>lafeii   u.   ScMaüOisig- 

keii  148.  -320.  2Sy. 


408 


Schl9ge  T.  Geistern  335. 
S  Sti  ff.  ^44. 
Schlagüii  als  Krankheits- 
ursache 180. 
Schliigende    Krankheits- 
'    geistcv  2.54.  343. 
Schlagen  d.  Geliebten  19. 

—  a.  Frauen  II  199  bis 
200. 

—  d.  Frauen  aus  Ver- 
achtung II  109. 

—  auf  d,  Kreuz  d.  Ge- 
b.ärenden  II  295. 

Schlange  339.  350. 

—  Amnlet,    serbisches 

—  Begegnung  d.  Schwan- 
geren m.  e.  II  288. 

—  Bezeichnung  f.  Penis 
II  140. 

—  u.  Erotik    435—437. 

—  u.  Geschlechtsbestim- 
mung II  :54;:iff. 

—  u. Niederkunft  j^  295. 

—  u.  P.-,st  2(57. 

—  u.  Rotlauf  238. 

—  n.    Schlangenkultua 
'-'.  4ol— 437. 

—  u.  Weib  II  322. 

— ■  nmschreibeuder  Name 
11  350. 
-  ah'.T\>.ppenzeichen  43. 

Scltlar.sfenbeschwürer  n. 
Ar^c  41. 

Schiäjigenbiese    (Jilan- 
hoinoH)  ICO.  211. 

---  köieaniachet!  Mittel 
dagegen  161. 

Sclil^.uiieuhaut,    Mittel 
geg.  Diphterie  434. 

Schiangenhoru  211. 

Schlangen  u.  Halsweh 
iäai. 

Sclilecbta  -Wssehrd  48. 
333. 

Schltchtendal  317. 

Schlehdorn  367. 

„Schlcsisclie  Zeitung"  11. 

SohlJessou  V.  Thüren  u 
Fenstern,  um  d.  Köck- 
kehr  d.  Toten  zu  ver- 
hindorn  283. 

Schloss,  V.  d,  Schwange- 
ven getragen  n  289. 

"-  z.  Verliindem  d.  Kon- 
zeption II  269. 

Schlucken,  abergl.  Be- 
deutung 39IÖ^ 


Schlüssel,  um  d.  Kind  a. 
d.  toten  Mutterleib  zu 
locken  II  306. 

Schmach  d.  a'jgeschnitt. 
Bartes  II  129. 

Schmetterling  als  Krank- 
heitsgeist 357.  431. 

Schmidt,  Dr.  Bernhard 
ä63. 

—  Griech.  Volksleben  23. 

—  üb.  Vamp.vre  360. 

—  Dr.  Rieh.,  üebersetzer 
d.  „Kamaautram"  8. 
424;  II  6tf. 

Schmieron    d.    penis 

II  192—293. 
Schnecken    al»    Medika> 

nient  161. 

—  zerstossene,  als  Anti- 
fiebermittel  246. 

Schneider,  üb.  d.  Aus- 
sätzigen V.  Jerusalem 
114. 

Schnitt  auf  d.  Schwelle, 
böse  Folgen  n  288. 

Schnupfen,  abergl.  Ur- 
sache 401.'" 

Schnurrbarte  der  Frauen 

n  127. 

Schofarblasen,  ura  die 
Geburt  zu  erleichtern 
n  300. 

Schönheit  d.  Frauen  v. 
Es  Sychne  91. 

Schönheitsmittel  72—80. 

—  siehe  Kosmetik. 
Schoss,  Coitus  auf  dem 

II  208. 

—  Geburten  auf  dem 
n  303 ff. 

Schreck,   Erkrankungen 

durch  213.  214. 
Schreien    d.    Braut   bei 

d.  Defloration  n  117. 

122. 
Schröpfen  129.  196. 

—  des  Neugeborenen 
II  33?5. 

Schröpfhom  in   Persien 

199—200. 
Schröpfmittel  140. 
Schtrighea    (Schtriku) 

277. 
Schubert,   Hausvater  d. 

dcutschenAusgätzigen- 

spitals    z.   Jeroa^m 

114.  119. 
Schücking,  Dr.  Adrian  23. 


Schuhe  im  .Ujergl.  II 896. 

—  im  Abergl.  bei  d. 
Niederkunft  H  294. 

—  im     mediz.    Aber- 
glauben 244. 

—  de»  Ehemannes,  ihre 
Rolle  b.  d.  Entbindung 

11  294—299.   311. 

Schukrullah,  Hofarzt  Mo- 
hammeds II.  29—30. 

Schule  d.  Arzneiknnde 
in  Konstant.  47. 

Schulen  der  Medizin  6. 

—  f.  Medizin,  Moham- 
raedijo  191. 

—  mediz.  in  Damaskus 
14,  111. 

Schürfa  (Schurafa),  Zau- 
berävztc  14:3. 

Schürhaken  bei  Be- 
schwörungen 2 ''9. 

Schuster  u.  Volksarzt 
2:^2. 

Schütteln  d.  Entbundenen 
II  807. 

—  der  Gebärendou 
II  30t,  302. 

—  der  Kranken  188. 

—  der  Schwangeren 
n  -290. 

Schutz  d,  Kindes  vor 
üblen    Einäüssen   auf 
8.  Gesundheit  11  3S7f. 

—  d.  Wöchnerin  II  812. 
Schutzmittel  (Pest)  269. 

—  gegeu  Vampyre  366 
bis  36^. 

—  gegen  Zaubär  385. 
Sobuuri,  Arzt  u.  Gelehrter 

43. 
SoLwächliche   Kinder, 

Mittel    zur    Stärkung 

II  365. 
Schwalbe  246.  386.  427. 

Schwangere,  ßegognong 
m.  e.  Fnchs  419. 

—  aus  Aberglaube  ab- 
geschlachtet u.  autge« 
pchlitzt  II  «86, 

—  Schutzgesetze  II  286. 

—  und  Schlange  ^34. 

—  und  ünfrachtbare 
n  289. 

Schwangerijcbaft  131. 

—  Aderlass,  in  der  197. 

—  n.  Coitus  II  287. 


409 


ScliwaütjörscLAfh,  C'oüujJ 
während  ihrer  Dauer 
b.  d.  Drusen  uutarsagt 
II  195. 

—  verhindert  Bestrafting 
II  61. 

—  vor  Menstruation 
II   U4. 

—  und  Sclieidang  11.42. 

—  -Gebräuche  II  289— 
•290. 

—  -Thaler  f.  SultaniDnen 
geprägt  II  287. 

Schwäuirening  im  Bade 
»•9;  II  289. 

—  durch  Eunuchen 
li  229. 

S(!hwavz,  Dr.  S.  226. 
Schwärzen    {\.   Antlitzes 

d.    Neugeborenen 

LI  334. 
Schwefel  «Ja  Medikament 

2S4. 
Schwetclsalbeii  240. 
Schwi-igrir-Widdin  23. 
Sci'>>vip,.  i,    Dr.,    üb,  d, 

Kaiilkopfigkeit  d.  Ori- 

eutalen  LL  130—  131. 

—  -i.uxcueufeld  II  100. 
Schwein,  das  220. 
Schweinfurth  200 ;  II 121 

—  üb.   d.  Einteilung  d. 
ägypt  Fellachentrauen 
nach   d.  Form  ihrer 
Geschlechtsteile  II 202 
bis  203. 

Schweinsborstenorakel 

n  12. 

Schwellen  v.  Tboren  und 
Xhüren  imAbexglaabcn 
345.     346;     n    109. 
288  £t 

Schwirjm  -  Mittel  aus 
Dattelzweigea  96. 

Schwindsucht  201.  217 
236.  !'.i^. 

Schwitzen  209. 

Seegras  gegenDiphteritis 
163. 

Seideur&upen  als  Medi- 
kament 161. 

Seideu;jchwanz  424. 

Seife  im  Aberglauben 
898. 

—  als  Medikament  231. 

—  2A3  Verzauberungs- 
miitol  3sO. 

Seifenpilleu  228. 


Sekeira  beu  et  Tlxaifur, 

arab.  Arzt  «8. 
Sektionen  52  ft*    67.  58. 
Selbstbefruchtung  Adams 

II  348. 
Selb-stgeisaelung  II  370. 
Selbstuiord,  vom  Koran 

verdammt  278. 
Seiim  I.  Sultan  38. 
Selim  II.  IS. 
Selim  HI.  60.  51.   113. 
„Sellsame    Erzählung" 

(Päderastie)  II  216. 
Semirarais,  IJefehlKnaben 

zu  kastrieren  II  224. 
Semsem  -  Wasser  207. 

306. 
Scnfpfiaäter  200.- 
Sensenmaun  als  Person- 

ailikatiou    des    Todes 

unbekannt  279. 
Serbien,  vergl.   Gjorgje- 

witsch  Lindenmayr. 

—  Sodomie  mit  Ziegen 
II  220. 

Serbischer  Aberglaube, 
den  Sonntag  betrafieud 
880. 

die  Sciiwangeren  j 

betr.  II  288.  ! 

—  Amuiete  299.  307. 

—  Art  des  Coitus  U  208. 

—  Beschwörungen  329f. 
des  Kotlaiifs  239. 

—  Erkennungszeichen  d, 
Huren  II  190. 

—  Gebräuche  .206. 

—  Gebräuche  bei  iEpi- 
lepsie  1S2 — 183. 

—  Heilung  des  Fiebers 
245. 

—  Hochzeitslieder 
II  107—109. 

—  Huraoralpathologen 
245. 

—  Liebeszauber  11  6. 

—  Mittel  z.  ünterdrük- 
kun^  d.  Menstruation 
n  144  ff. 

—  Mittel  z.  Verhinder- 
ung der  Konz=^pi^''00 
II  269  fi". 

—  Totenbräuche  279. 

—  ^'olksärzte  149. 

— -  Volkßchirurgea  185  ff. 

—  Volksglaube  ?.  Tode 
372. 

—  Volfomedizio  20. 


Serbischer  Aberglaube. 
Zau  ber  bann     (Fi  eher) 
244. 

—  Heilmiltei  bei  Gelb- 
sucht 237—238. 

Serdabs,    Gewöibewob- 
uung  98. 

Sexuelles  Leben  d.  Na- 
turvölker 23. 

—  Lexikon  135—142. 
Shaw  408. 

Siadct  Alhib,  Kalif  34. 
Siawusch  Pascha.  Gro^s- 

wesir,  40. 
Sichel    im    Aberglauben 

U  336. 

—  im  serb.  Aberglauben 
182. 

—  Abschneiden  d. Nabel- 
schnur m.  e.  II  308. 

Sieb,  Neugeboreue.s  auf- 
gefangen in  e.  11  306. 

Siebold,  Marie,  Aerztin 
154. 

Siegel,  gesiegelte.  AmU'- 
löte  810. 

Siegelring  Salomos  312. 

Sigismuud  August  von 
Polen  u.  d.  Arzt  Es- 
chinasi  40. 

Sille  bei  Konia,  gewerbs- 
mässige Prostitution 
dortiger  Frauen  II 189. 

Siioah-QueJle  93. 

Siloam,    Aussätzigen- 
ppital  116  f. 

Simeon  ben  Jochai,  Haar- 
schnitt Zeremonie  a.  s. 
Grabe  n  127—128. 

Siiuilia' similibuu  curan- 
tur  205.  206.  212.  235. 
237  ff.  2ft7  ff.;  H  146. 

Sinan  auu  Kermiau,  Hof- 
arzt 28—29. 

Sinnlichkeit  II  8. 

—  d.  Orientalen   II  15. 

—  d.  Südslaveu  n  171. 
Sittlichkeit  18. 

—  bei  d.Beduinen  U  li7. 
-.  beid.Jesiden  II 113. 
Skinasi,  Dr.,   Geburts- 
helfer 64. 

Sklavin,  die,  als  Fmu 
II  19.  32. 

—  als  Ehebrecherinnen 
n  48. 

—  als   Sultansmutter 
II  34. 


410 


Siiiavinv  sittliche  Ver- 
jBfeiien  geg..  sie  stet» 
halb  bpslyal't  H  184. 

—  nur  BoHen  SultRüs- 
frauen  sein  II  80. 

SkJavinneBöaudel  II  16. 
Skorpion  '6b<). 

—  in  der  BJ.bel  482. 
Sfeoroiojjen  -  MedJkai»«st 

Skorpi.ouensiioho  810  bis 

m. 

SkTOphelii  217.  240.242. 

—  &hergl.  lirsacha  1X336, 
Sk«Uri  "Was.^e?  und 

U  äl8. 
Ssj'irb  93, 
SsKi.yrna,    Hjgiene    27S. 

274. 
~  Spitäler  110. 
Sofii'uuie,  ■<.   aach  PRdft- 

rnstift,  Onar.i'»,  E«au- 

—  n  21011. 

~    in,  Tiereu  mild  be- 

Sttsft  11   184. 
SodoHjisteft,.    Abüeignng 

gt?g.  Mad  'ihcu  e.Fr&vu?n 

n  211. 
Sofia,  Miseia/.bad  89. 
Sokmte«,  um  Orient  aJg 

A.Tzt  veyehrt  32.  j 

Soldaten    als    Krauikeü-  i 

Wärter  61. 
Sclvwitien  227  t 
Sonne  u.  Milch  AOhn  TI5Ä8. 

—  VI.  Mondfinsternigse, 
abergl.  Bedeutung  887. 

Soüueusticii  u.  Küoblaach 
Ute. 

—  kariert  fi.  Molken- 
««ischJäi>e  217. 

Sorüit.ag    a75.  3?G.  S9e. 
SeaDtagökinder  S75, 
SoolbrußQe«  yi. 
SpanioÜBohe  Krftßkheite- 

Aua?äucherang    5-22. 

323. 
Spaniscbe  FWeaen  190. 
;ijeck  gegen  Skropheln 

24i. 
Speere,    pymboiiich    für 

Ponio  n  177. 
iSpeiehe)  IbS. 
>-   liij)   Heilwjittel    143. 

Iö7.  Sil. 

—  ü.  ypuckeu  206, 


SpeJso»,  siebe  Ssseo, 

—  äcbüdl.  SiuÜuM  d. 
Me^struiei-eudcit  aaf 
n  147—148. 

_^  -<_  »_  der  Wöchnerin 
ftUt  n  31S— 314. 

—  weiche  die  Potenz  ei- 
höliea  II  264, 

Speiser^te,  gliickbrin- 
fende  373.  400. 

—  V,  Soitanstiscne, Mittei  j 
i.  Erleichteranj^fLGe-  j 
hxiSt  n  298. 

%«är)iia|r6jiJ5re-Flncbtbe"  j 
«beutet  Ausbruch  d.  I 
Peer  4'i;4,  i 

t—  -blnt  als  Meüikaßsent  | 
234. 

—  -birjia*sLie*5eszaTiber-  j 
tnitiei  II  4. 

Spiegel  3<)&;  LI  .317.        i 

—  SinscImJieri  d.  G*v  | 
bäreadea  II  29i>.  j 

—  im  Abergiawben  41ö„  j 

—  and  Bad  9&.  j 
Spiessj^iöQz,  siehe  KohoJ.  ' 
Spiunen  als  Medikament  ' 

Spinarookeuwisseusohaft  ' 
289,  i:90.  1 

Spirituoeen  25*5.  267.       ! 

Spitäler  55.  100—123.     i 

— ■  geetiJtet  v,  osm.  Sal-  j 
tanea  100.  ; 

—  in  Konstantinopel  23,  j 
Spit*l  vonMaltape60-5i,  j 
Spi^lwesen  in  Konetan-  ; 

tinopel  6.  I 

Spitzer.  Dr.  S.,  Hofarzt  j 

Abdul    Medschide    5.  j 

67  ff.  66.  252.  25S,        | 

—  im  Harem  d.  Suitaas  j 
ÄbduiMesehidlllS.Sff. 

Spott^-edieht  auf  e.  j&d.- 
arab.  Axfit  36. 

Sipirache  d.  Tiere  erlern- 
bar 433. 

Sprengel,  Prof.  34. 

Sprüche  aai  Amuleten 
307. 

Spräche  JesoB  Siracbs 
220. 

Sprüchwort,  »«rbisch- 
bulgar.  V.Traume  394, 

Sprftchwört«r  (Pest)  263. 
264. 

Spnckeu  895. 

—  als  Schutzmittel  294. 


Spuckaxi  g^.  bc9.  Blio^- 

Sfea^js,  sieh«  BaCtfl.. 
Ssaida,  Naefc)toaj!«ea 

Zaaberärate  I-ih. 
Ssalfvsddin,  Scltan  35» 
S3»hhEtendi.Leib&rst.i3. 
Stahl     «Ja    Schuteaiittai 

3ßS. 
-StabliaÄsl    sIs   medizra. 

In?tvKntf5Dt  ??S. 
Sgalih  Hirazaet, '  Dr.,  ".7. 
S«aUh  Ismael,  Dr.  5fi— 57. 
Ssuak.    Zaiiäjrefrdgu.njB;«- 

miltel.  73.. 
Stab,  Bezeichn.  J.  8üd- 

ßlaven  f.  pviia  II  139. 

—  Geschichte  e,  .Stabs» 
in  kouirauaist.  Ehe 
n  4t). 

8tap.ijA  «erb.  Tolks- 

cbirnrgin  186. 
StäikuD^sitsIttel  1.  d.  Ent- 
bundene .IX  380* 
StJ.ttei),  heilijye,  alö  Heü- 

orte  '207. 
Stehlen  t.  i.m«!et8u 

n  S31. 
Steine,  heiege,  als  Sit%- 

pintz    d.   Gebärendes 

IX  301.  802. 
StainiguBg,  Strafe  f.  Bfef- 

hrueh  TI  51, 
SteiEOperationen  194. 
Steinschneider  35. 
Stellung  d,  Frau  bei  d. 

Beduinen  H  117. 

—  d.  Frao  bei  d.  Jesidea 
n  113. 

Stetben ,  Grosses  von 
Varopyrcn  verorsacht 
362.  307. 

3teirbUd)ke;t  in  d.  Spi- 
tÄlern  «0,  61.  lOSif. 

Stern,  .Frftc  Adele,  über 
.Frftuenbftder  in  Kon- 
etftntinopei  84—86. 

Stiefel  d.  Sult&iJS;  m. 
Kägel    bescb  lagen 

Stier,  indische  BezeJcU- 
nnn^  f.  e.  penis  nvitt' 
lerer  Gröiise  II  SOS. 

Still  uögsaeic,     Coitu» 
•wähf.   ders.    verbot«» 

n  195.   . 


Stimme,  schSne,  d.  Kinde 

«fesicliert,  darch  fegei- 

rpcfate«  Absehaeid«!  d. 

NobfäStran^es  II  309; 

dur«A   Bß.,trd<;beji   d. 

LippoB  m.  Staub  v,  d. 

Tbliraiirel  II  309. 
iStiiniilaniJa.   Törk.  Ma- 

)iuskri);t  18. 
''duken  a  Vagina,  bei  d. 

.Südslaveii    bnüebt 

II  199. 
Stochowe,  Viucpnt  y.  42. 
Stoll,  Dr.,  üentscher  Arzt 

1C8. 
Stoicli,  der  430—4.3!, 

—  im  Ab*Tg-».  II  338. 

—  als  OüüerJia.'^e  385. 
„St.  Petcrti)uig(?r  Zeitg'." 

^6.  15(:.  170.  i 

Strack,  über  ^J.-r.iHfrual-  j 

Wut  JI  14 i).  I 

Strafe,  nn»? l-'m.  f.  Abortus  i 

II  27;i.  ! 

—  ^*?.  üisch  Todes8traft='.  i 
Kiitinaiiuurig.  j 
--  t.Eiiebrüd>n48ff.  ' 

—  f.  So.lomie  (Bihal  u.  i 
Korau)  11  3iö.  212.      i 

—  f.  Ünkcnschueit  iu  { 
Albanien  U  i?!.  I 

Straiis«,  Adolf  33 ,-  [I  i  oo.  | 
St.rou]>ulv,;r,  Bahn.  f.Keu- 

gobo?'ei)e  II  3S->, 
Stieuw'frk,  Horijzeitßge- 

sf Lenke  1{  67,  ' 

StioUbalm    als    Erauk-  i 

beitssreist  3.57.  j 

Strümpfe  im  Aberfflaub. 

II  336.  '  i 

Sföcker,  H.  2.H. 
StuTmnbcit  »iä.  857. 402.  ' 
Stuujniwerdtia  II  iss.      I 
Stunde,  Bedeutung  d.  Oe-  I 

bHrtMtonde  374—876.  ' 
Stllrnic,   abergi,    Bedca-  I 

tODg  S87.  I 

Stute,  iud.  BcKeicbnung  \ 

f.  e.  Vulva  mittlerer  ! 

Grösse  II  206.  1 

—  »■  Schwangere  11 289.  ' 

—  Sodoroie  mit  U  ü20. 
Stutenmilch  218. 
Subbi's    Boerhaveüber- 

setzung  46. 
Südslaven,  Sitten  u.  Ge- 
bräuche 22. 


—      411      -.. 

Südslaven,  Anffa-^sung  d. 
KbeLnichee  II  .»is. 

—  A «.sieht  lib.  Keaucii- 
iieit  II  m. 

—  AQBic>:t  ober  Toll- 
j  Trat  212. 
j  —   Bpvorzuguug    breit- 
I  nuftJgerF»H:ienai24. 
j  —     BezeieJitiuugen     n.  j 
(  Namen  isexuelleDiiiire  i 
j  II  136ff.                  *    I 
I  —    erotische    Lieder    s.  j 
1  Lieder. 

j  —  Fieber.sagen  242.         j 

j  —  Gclräiiclie  22;j. 

j l'tiniCwitn.s  II 164.  , 

j  —  --  bei  d.  Kntbindune-  • 

j  II  294  ff.                     ^  i 

,' d.  Eni.f,>riuing  d.  | 

;  Schonihaare  II  IHI,      | 

I bti  Epilepsie  181.  > 

i  —  Oeisterg-Ianbe  843.       | 

j  —  Hexenglanbe  8*4  bis  i 

!  345.                                 .  j 

{   —  Mittel  bd  Bancliweli  ; 
!         2'J7.  1 

! ■  bei  Kopfweh  219.  1 

—  Liebeszan-ermittj?! 
II  4  ff.  ! 

—  Personnifikation  d. 
Hexen  .S;Vj.  | 

—  Eei^cnlicder  If  I74ff.  ) 

—  Sddckeaislränleiii  ! 

372— a7a.  j 

—  Öciilaa8:eti.=)clmtz-         i 
geister  4.S,5.  I 

—  Sitten   uijd  B-äuf-be.  ! 
Vgl.  Bo?!n-'Sflhe.s ,  Ser-  j 
bisches,   KHlgr.ri.sche'=!.  ' 
Die  Arbeitten  v.Krar.ss, 
r'ragi  tRchev\-!T  scb, 
Kiippzanko. 

—  Tierorakd  41 7  ff. 
Sugla,  siehe  JaIo\x-a. 
Su)eiinafl  d.  Grn.*Eo  39. 

II  74  ff. 

—  in  d.  Bädern  v.BruSsa 
87. 

Siildmau  IL  43.230.237. 

—  Sittengeactze  11  183. 

—  Zwi-,!-bea  Sultaji  27. 
Saitanin  -  Mu  t^er,     .siehe 

Waiide, 
Sültansbarem,  Zahl  sult. 

Frauen  II  i87, 
Salukuoh),    s.  Blntege'- 

Setzer. 


!  Sttndfc   ,}■,.  naokten  Kopf 

I  T.  »chlafon  220. 

I  Sntiun,  der  K.«pte  i2.  33. 

j  Superföratjon  II  288. 

;  Suppe  b.  ftknten  Leiden 

[  ßchädiiob  208. 

I  Snppeu  270. 

I  Sjhan  odf^r  Cydijn>-  24«. 

Symbol  ik  in  Liebefitrftffen 

II  5.  ■ 

SjnM:ü}i..che  Vorbi.M- 

miu>;    V.   Kranktioite- 

2a<ib  rcrn  .l:n.  -^»2. 
Syphihf»  II   180. 
Syphii:-;  im  Orioiir 
^  1'  2 43  ff. 
Syriui.     B^hundliiDg    d. 

Wiihiisiiiiis   i-,. 
Sj-iischer  Aleifi-l<niben 

^"'ü.    -218.    27«.  •:Hi>n. 

294.    207.    h<H.    34?;. 

347.  349.  .>:,ö.  SWff. 

—  —    f'ie   .S'.'iiwai)j>-er9 
bf-ir.  11  288. 

d.  Tage  l)etrt>Äou<l 

S82. 

den  Tod  ottr.  288. 

~  Anmiete  ülO— 311. 

—  ^risichten  205.  222. 
Syrische      Rcachwömiig 

des     ii'korpiDnen.stichß 
203—212. 

—  -Gebrauch    am    Epi- 
phaiiias- Abend  »S3. 

~ um  d.>rau  Fnu-ht- 

barkeit     z.    Bicite'n 
TT  266. 

—  -  hl  d.  Menstruation 
n  144. 

—  —  in  d.  Scbwauger- 
sot.aft  II  289. 

—  Geb.''üuche.  Mitilgen. 
V.  Eiiul)  Abel*  s. 

—  (liück.s-  u.  Uugliicks- 
tage  ,j78.  380  ff. 

—  Liebeszaabermictel 
IT  11. 

~  M;usaa^e  216. 

—  Mittel    bei    ^^ascn- 
bluten  221. 

gegen  Herzklopfen 

236. 

—  —  bei  Schreck  2 14. 

—  Pest  5.  27(1. 
--  IVsr Jahre  271. 

—  Rezepte  iür  Augeu- 
leideu  166. 


—     412     -— 


Syrische  Sauitätsverhält- 
nieee  HO — 141. 

—  Voj?e!-AbeTgIaabe 
4l6ff. 

—  ZahußcLmerzzauber- 
kur  20i. 

—  Zustände  23.  140ff. 

Tabadük,  Arzt  u.  Lehrer 

33. 
Tabak   im  Aberciauben 

361. 

—  Gebrauch  bei  Cholera  j 
13. 

—  mid  Pest  270, 
Tabaklaoge  211. 
Tabakrauch  II  299. 

—  -sait,  Mittel  geg. 
Syphilis  U  245,  246. 

—  -Stengel  als  Abortiv- 
mittel 11  üTO. 

Tage,  Socutag  376  ff. 
37 9 ff',;  K  l-JS.  337. 

—  u.  Feiertage  als  guta 
Hochzeitstage  II  107. 

—  Montag  69.  ISl.  876. 
379;  II  103 ff. 

—  Dieiu-ätag  352.  376. 
877  ff;  n  186. 

—  b.  d.  Bulgaren  37 

—  Mittwoch  .';-76.  378 
II  114. 

—  —  der  Charwoche  in 
Syrien  3fei. 

—  d.  letzte  Mittwoch  tl. 
arab.Müuats  Saffer  376. 

—  Donnerstag  3 10. 375ff. 
378 ff.;  II  t03.  105. 
1Ü8.  1S6. 

—  Freitag  181.329.375. 
378ff.;  II  106.  114. 
186.  337, 

—  —  u.  Ooitiis  im  Sul- 
tansUause  378.  379. 

—  Samstag  181.375,380. 
— Nüciit  u.Vampyrfe 

3Ü7. 

—  Sabbat  u.  Pe»t  380. 

—  Alleiseelentag  382. 

—  Aiiterscehangetag382. 

—  liatbaratag  382. 

—  ChaiireitÄg  381. 

—  Drei  Köuigstag  356. 
38a  ff. 

—  Epiphaaia&tag  383. 

—  FaRChingsahend  353 
36i. 

—  Faschingauachte  382. 


Tage,  Festtage  vmöAber- 
glaabe  380  ff. 

—  Tag  d,  Geburt  im 
Abergl.  375—376. 

—  Georgstag  381  ff. 

—  Jobaimistag  382. 

—  Jobaunis-ilittemacht 
381. 

—  Gründonnerstag  309. 

—  HicDiaeifahrtstag  381. 

—  Der  Tag  d.  heü.  Loreuz 
245. 

—  der  2t.  März  310. 

—  Neiyahrstag  383. 

—  Oatern  379. 

—  Ostersouutag  353. 

—  Pfingstca  382. 

—  Südslavischc    ün- 
gliickstage  380. 

—  Weihaachtea  863. 
379.  382. 

—  wichtige  in  d.  osro. 
Geschichte:  Montag, 
Donnerstag,  Samatag 
376—378. 

Tahir  Pascha,  ttirk.  Chef- 
arzt 67. 
Taille,  dicke,  serbisches 

Kennzeichen  e.au8täQd. 

Mädchens  IT  190. 
— :  dünne;   serb.  Eeonz. 

e.  Hure  II  190, 
Takieddin,   Eofaetronom 

388. 
TaJaktschi,  Speziallst  f. 

Milzkraiikheitou  235. 
Taliamane    406  ff.    vgl. 

AUi.ulet.e. 

—  im  südafrikan,  Kriege 
299. 

—  8chädi.  Einäuss  d. 
Wöchnerin  auf  II 314. 

—  für  Schwangere 
n  289. 

Talmud  222    297.  418. 
Tamarinden  229.  230. 
Tampons  II  1^68. 
Tär.ze,  erotische  11  175. 
Tappe,Missionär  117.1 18. 
Taraatelstiche  21 1, 
Tai<!hän,d.PoliaII83ff. 
Tascheniriesser  als 

Chirurg.  loötrument 

188.  220. 
Taschtib,  rit«en 

(schröpfen)  196. 
Tascbtschi,  tUrk.  Stein- 

operateure  194. 


Tatarische  Werwölfe  3B8. 
Tätowierungen  bei  Ge- 
schwülsten 200. 

—  der  Fellachinnen  79. 

—  in  Persien  75. 
Tattelbaum,   Pseudoarzt 

l»6.  187. 
Taube  360, 
Tauben    als    Speise    f. 

Kranke  lOl. 

—  Spiel  mit  97. 

—  -blut  Tl.  Hera  als 
.  Liebestrank  nnd  Zau- 
bermittel II  4. 

Taubstumme  221. 

Taukdsebi  Hassan,  Leib- 
arzt 44. 

Teejesuk,  s.  Theodokus, 
chrisfcl.  Arzt  32. 

Teiglämpchcn  246. 

Telli,  Qünstlingiu  Ibra- 
hima  I.  II  90—97. 

Temperamente,  d.  vier, 
in  d.  marokkau.  Heil- 
methode II  246.  2-17. 

Testikel  v,  Tieren  als  Li©- 
b(eszaubermittel  n  4. 

Tcufälsaustreibnng  173 
bis  180. 

Thamusfest,  das  II  176 
bis  177. 

Thoe  257.  258. 

TheodokuB,  christl.  arab, 
Arzt  219. 

Theriak  257. 

Tholozan,  L.  D.  20. 

Thräneu  und  Toteu- 
klagca  283. 

ThUraugel-Staub,  Mittel 
f.  c.  schiJue  Stimme 
II  809. 

Thllrschwelle  236. 

—  im  Aberglauben  866, 
Tiberiae,   Schwefelbäder 

94, 
Tierorakel  4i6ff. 

—  u.  Geschlechtsbeatim. 
II  342. 

Timur  405. 

—  's  Heiraten  II  57  ff". 
Tinte  für  Amulete  310. 
Tobias'  Augenleiden  167. 
Toblcr,  Tita»,  Arzt   24; 

LI  279. 
Töchter  v.d.  beid.Araberu 
lebendig  begraben 
II  181. 


—     413     - 


Töchter  v.  d.  alt.  Arabfiru  [ 
getötet  II  849  f. 

—  Gottes  («.  Engel)  j 
n  Ä48.  I 

Tod,  Ah&Tgl.  Anzeichen  ! 

u.Vorbe'leutuageB8S5.  i 

To«l,    d.,   tanzt   auf   d.  j 

Ballca  a.  Sultane,  türk.  ' 

SprUchwort  XI  99.  j 

—  bei  den  Rumtinfe«  22.  j 

—  Aoeichten  in  Serbiea 
a.  Bulgarien  SSO.  i 

—  und  Fieber  248. 

—  und  Pest  in  denVolkg' 
aageu  265  f.  ! 

—  Tote  «.  Tiftutne  284.  i 

—  u.  Tot^nbTäuclie  276ff. 

—  u,  Wöchnerin  II  317.  j 
Todes- Atiaei<ihen   394 C  , 

41Tff.  j 
Tod«aeng^l  der  Moeleaas 

280.  ! 

—  . strafe  f,  Coitns  wHh-  \ 
reud  d.  MenatraatiOD  ' 
II  149.  " 

—  für  Sodomie  11  219.  [ 

—  f.Venirsachimgd.UiJ-  i 
frnchtbarkeit  II  263. 

Todesursache,  abergl. 

n  2!58. 

Todes- Verheimlichaugea 

29.  SB.  89. 
Todes-Vorbedeutuügea 

360  ff. 
Todsünde  266, 

—  oud  Tod«aquaIen  879. 
Tollwut    15.  206.  212  tt 

—  n.  Aberglaube  318. 
— -   vgl.  Sator  -  Arepo- 

Formel. 
Tüteu  d.KiiuSdsim  toten 

Kutterieib  U  30?. 
Toteiibertihriin?  a.  Heil« 

Wirkung  285. 
Totönbräadie  vgl.  Fiake, 

Flach.«!. 

—  der  ßumäneu  Siebea- 
biirgeiis  20. 

Totenhand  209. 241.  245. 

Tot«nw<eib  (Umiratwühka) 
d.  Serben  372. 

Totgeburten,  abergl  Mit- 
tel zn  ihr.  Verhütung 

rr  2&3. 

Tötung  Wahnsinniger 
168. 

—  V.  Mädchen  b.  d.  alt 
Arabern  II  349  ff. 


Toiirnefort  89. 
Trauben  227. 
Ttaumdetrtar  a.  Arat  41. 
Träame  8^0—396.  Sä9; 
II  12. 

—  y.  Gesclileclit«- 
ieötimmuug  II  S42. 

—  in  Liebeadiagen  IT  6. 

—  Tod  und  Tote  284. 3.^0. 
Traunngagewand  II 295. 
-r  u.  Fruchtbarkeit 

n  267. 
Treten  a«f  etwas  220. 
~  in  Blut  n  2S8- 

Krankheiten  344. 

Treae,  abergl.  Mittel  zu 

ihr.  Festignng  n  lit 

—  von  SjtlavinncD  H  97 
bis  98. 

Tiicbinen-Epidemie    am 

Jordan  24. 
Tripolis  (Afrika)  17. 
Tripper^    kuriert    durch 

Mund  Ccitus  II  232. 

—  d.   Sodoinie    kuriert 
H  220ff. 

—  Mittel  dagcgoi, 
H  2451. 

—  Namen  daför  II 141. 
TroU.    6u8t.,    üher  Al- 

i^ol  215. 
Trünimalkrug.    Dtusbuk 

97. 
TrönjonelBudit  216. 225ff. 
Trüffeln,   6.   d    Potenz 

«■höbemdö  Speise 

n  254—255. 
Trubelka,  Giro  24. 
Trunksucht   osjn.  Eerr- 

-8c5er  42    44.  64.  237, 
Trosöl.J.P.  9.92ff.  112. 

—  liber  BS^er  Palästinas 

—  üb.  DäTüonenglaufaen 
831  ff, 

—  üb.  Geburtshülfe    b. 
d.  Hebräern  H  27§ 

—  Ob.  Oeroconojiiie 
II  251. 

—  üb.  Sodcnie  TJ  21 1\ 
Tschardach,  arab.  Bade- 

anstaiu  96. 
Tschclebi  Mustafa.  Arzt 

46. 
TscherkessischeSitten  23. 

Tflohikiktschi,  titrk.  Chi- 
rurgen 193—194. 


•  TscMwisikiäe.  berößlit. 

;       Pädev^t  It  Ji5. 

1  T8chQl8kow,b!xJlg.Schrifl» 

I       steiler  H  122, 

i  Tunis  17. 

j  Tapfen  im  Gesichte  76. 

I       formsln  2-13.  214. 

1  Tüikiunen    »iä    Proati« 

\       tuiene  II  24ö. 

i  Türkischer  Aberglaube 

i        10. 

j  —  Hocliztitabränche 

!     n  luff. 

{  —  HocbzeitsgcbetmiS. 
I  — •  Pe^t  (RedeoÄSWt)  268. 
'  —  Schritten  üb.  Medizin 
i        17.  18. 

-  Sitten  23.  24. 

—  Spital«  iE  JertmiHem 
113. 

I  —  —  in  Stnyma  lix. 

j  —  Zft.'tnagen  geg.  d. 
I       etrop.  Chariatans.  68. 

!  Turteltaube  386.  4r27. 

I  Typhn8  245. 

i 

j   HebertragoJig  des  Fie- 

!       bers  246.  . 

1 "!n  Mazedonien  33'^. 

I    —  V.  Krankheiten  323, 

829i?,  403. 
I   —  d,  Krankheit  auf 
I       Haode-agS.  381. 

—  V.  Zalinschmerze»  auf 
i       Bäume  332. 
j   üha-Auepicien  4  34  ff. 

Uloroa  geg.  Post   Vor- 

aichtstuaMregeln  274. 
Uilmann,    Dr.    9.    280 

n  41.  48. 
ülpiMie,  siehe  KSscendii. 
ümackcrtjng  269. 
ünjgekehrt,  übles  Zeiehea 

889. 
Tliokleiden    d.   Kranken 

203.   342. 
UojBchi'eibnngen    au« 

Aberglauben  29»  ff." 
üm^Yege,  unx  d.  Böae  ab- 
zulenken   284—285. 

342, 
ünappct j  liicbe   Mittel 

«05- 2(»7 
Unbefleckte  Juugfxaaeß. 

e.  mosleui.  Verheissnng 

n  125. 


414 


ÜBbespröChenes  Wassef 
dos.  S4»i  II  ?-&6.  320. 

gftieter  18S. 
üntrnchtbftrköit.    HS; 
II  261—268. 

—  (In  roh  (icistar  vetnt- 
baelit  3f>e. 

—  ^>tiiob«j  iittäfolj  ein« 
Scfcw»ogeiPc  Ti  289. 

—  ilf-Tf  u  ABürohang"  Ui:- 
saohe    e-    AuiVuUrs 

n  264. 

ÜngÄPieche  Re))ejiöu  46 
hjg  4*». 

—  Tän/.eriij,  GlUiaciiugin 
MurA(?5  XL  IX  "iti 

Uusiciiorsauß  'hr  snoslttia. 
Pruuo^,  if)tr&t«yi  dafSr 
II  30— ül. 

—  «i  Fraa  beßtraft  TI 5B. 

Unger»d(i   Zaliieu    ^ä. 

4Uffi  II  n, 
üngssalaeae^  Brot.  Aber- 

gl&uba.  üS9  ü: 
UnxewMdieae*«  OeeoUJrr 

11.  Pf'St  257. 
Uug!äul)i<je-T6tös    jkls 

Weriderar^te  143. 
ITii^Siiekakis^'  r  37R. 
lJuR«eotum  'i'is'ei'ja  ocl" 

Wirkung  iya 

Jotveirsi  tÄwa  iu  d  .T&iiuii  { 

50  ff.  j 

hm.    Scbasiigefiih!,      j 
Lasttirhaiügirei?;  eto.    ; 

—  Le<HgerFriiui'fl,inPer-  j 
siec  uiierborfc  1.4  *i7l.  j 

—  in  Serbii;i>  v.  VoJiss-  j 
Uedo  (leklajft  Tl  108.  ; 

Üonior.'xi  u,  Ak:rgiaiibe  < 

3b7.  i 

„üureinlit.'liVcir«'.'-     {Ipm  | 

Biuties,  Stib.  Aasii  hteit  ; 

Uni-ftinigkeit    «J.    Coitus  I 

IT  J<J3.  i 

—  d.    Meiie>truiün:ntl^ii  1 
U  145  ff.  ; 

—  (J. Wöchnerin  na i2 ff.  • 
lTn*itTlic>ibeit  aiUnr  AuB- 

K'itKigtiü  Ml.tW.ifl.  ; 
UnterLoSeu  r   v'iiruolit- 
bftrkfit  I?  aes.  i 


Catcriage    d     5'rau     b. 

Ccttu«  ir  208. 
Ua7«c^t.  EüTiuoheii  iiii'ö 

■  -     30.    ßtrafa    liedroüt 

—  mit  TieidÄ  li  ft3. 
Urin  di. 

—  als  Heiijmttel  2ü£. 
--  als  LJcbesswnberniitf fci 

li  11. 
(rrhxiftreB  i  Kindes  au 
Aiscis«  li  oif?. 

—  nach  Sch>-e<^k  2H. 
~   Qiö   <},  Üebcl  abzu- 

leeteu  [I  S17. 

—  T.  ainderf»  a!»  WjkseJi- 
wasaer  «OS.  207 

~  ».  ZauberiHP.cht  206. 

340  ff, 
„lirquftl]"    7.    24.    167. 

181.  22a.  »44.;  II  »44. 

Amt  9'j. 


Vftcub6ry,p!<jf.Ani>.us  S. 
Ä-V.  IC»b;  n  244. 

4S5, 

—  -gia^^  0.  10.  S68Ä 

—  Hii»äR ,  Quäl  gei#4erg* , 
Vgä-:iW<te.   N  890. 
Vatermoid  »ws  Eifersucht 

(hiüvxi.  Sage)  II  4. 
Teit  T.  Me-.gentlieiin,  ür, 

2S.  ^ 
Vöracbttinif  d.  g^owerbo- 

teäsaigeo    Prostituifji- 

tdu  il  HJJ 
VerbdT.iiuag   d.   M&ntier 

aus  d.  Strassen   b<?jm 

Naheu    d.   Pfauen 

n  im. 
Verbot  <i,  AysgehooB  d, 

Frauen  11  188. 

—  (1.   Wü.ibueriö   ))etr. 
II  317. 

Verbreitung    <i.    Poly- 

»».«ijuifc  JI  16. 
Verbr*jnnuiigf  v.  Teisfelg- 

namen  \76. 

—  —    Vaatpyrleiohen 
863.  »68—8/0. 

"Vetein  fllr  inneie  Medi- 
zin, Berlin  18. 


VeTöugerun^,  könstl..  d. 

Vulva  11  a04. 
ViM-erbuBi;  Üretl.   Knast 

141.  146-  iSS. 
i,ä  dü*i  Soi-eauera 

5a?tf. 
VerijoH-ailtijp-ir.g,  Xt  Hl 

bis  IWi. 
~    iiitsele!».    Straf«    £ 

II  60. 

—  eiae  riehmacb  II  173. 
yevg;iitUligou     35.      59. 

2Ü9— ÜU. 
-~  Rufcü,  e,  Mittel  tta- 

gegon  II  .^'(iO. 
Verjfiabon  abr^vaiertef 

Haare  82«. 

—  V.  JÜBJdera  .i.  Kran- 
kea  lül.  214. 

~    V.  Kleiduri^Jtl'.ckeui 

Vergivbbn  d~  NÄcbgcburfc 

li  ;i.»7. 
VeiJiasidluugaü   d.   B«r- 

Itnei"  Ggijcttf öh.  ('.  Eih» 

Dolojtjiü  n.  10.  13.  1«. 

lö».  2!^.  78  ff.:    II  ti90. 
yeriiei'niifhiragf  q.  Prin- 

Ktiu- Geburt  49. 
76chün«af    des:    Penis 

n  181. 

Verkehr,    fr^'i^r    bei   d. 

ßerfuineu  ii  U7. 
Vöj-kehrte«    l.'hun    393; 

II  li.  3iiö.  3^e. 
VeTl3mij<i»m:^  IT.  53. 
Verlobuugsrinjf,    Apfel 

stftit  iL  ttin^fts  II  t08 

bis  109. 
Verrwikuttgeu  183. 
Ver.sebleicj-ou^  II  ll8ff, 

lüoff. 

—  u.  bössT  Biick  29Ü. 
V2r8.'::b)«cke)i    b,    E:<,sen 

Vergcljroifiu    299  ft"    32S. 

—  d.Muaeraiiiob  II  Si9. 
VerBchiJtt  r-tt  y.  W^ftrauken 

401. 
"  V.  öAla  u.  Oöl  401. 
Versftb'jW,    y\ax,    in    der 

Si'liwaag'iir.schaft 

11  .;&<>. 
V«r8ta<jde«veirlust  98. 
VtrBtopi'iiOg  löO. 
VeiiÄu^cbuiijf  v.  i^'rauim, 

\.  Mohamiuadi verboten 

II  Ui*. 


—     416 


Verwiinschungeu  v,  Ri- 
valiutipn  8"4e.  S47. 

Vesikaiitien  20% 

Yleltioj^rigkeit  II  864. 

Vier  uQd  eins  «tatt  5. 
40Y. 

Vier  Frauen,  Sultane  la. 

.«  mehr  als  II  2Ö. 

Viia  (Vilea)  244. 

Vijer.'ibriShe  aSß. 

Yirciiöw,  Rudolph  24. 

—  üb.  Äntiffiicii  ih  Ae- 
gyplCß  78. 

—  Seife  als  Kultar- 
mes'ser  81. 

—  Archiv  i  path.  Ana- 
•  toüiio  etc.  'M. 
Vogel-Avfittiet,   Mittel  2. 

Ahortauvu  11  271. 

—  'flas:  im  «erb.  Aber- 

VogeigCrJchrei  421  ff. 
Völkimitte!    b.    Ingen- 

kjiibkljeit<n  166  ff. 
VcJiiaioydi  329. 
~    Bezeichnung   f-   Mö- 

bslBiOtOia   '691, 

—  "Bathte  u.  Aberij^iaube 
361. 

—  -zesi,  gliicW-  Heirats- 
©eit  ;<8ü. 

VolSiüre,  „Gtescii.  Katla 

XIL"  4&. 
Vorh-ideutcageu  14.  22. 

871  S.  3S7ff. 

—  twise  il  I2y. 

-—    i.    d.    Scbwaagerea 

n  288. 
Vorgehea    b.     d.     G«- 

scblev'.htsfunktio» 

II  I9i— 2<U. 
Vorhaßg-,  KoasuU&tioii 

dordi  d.  n  län. 
Vorkeiieji  d.  Na!. rang;  f, 

Vorsiciit  b.  d.  Madika- 
öj^i'lisTujvg  .;07— 208. 

Vtfsevifj,  Sfcr').  Sckritt- 
steJki'  Hb»,  löl. 

V»il«)üt«ci:  li  aäo. 

—  cwge  «.  weite  U  ^Oa 
bis  Sü7. 

—  kViHötlicbo  11  239. 
~  Naujca  dafür  II  ja^. 

iH9.  140. 

—  ayroboiisiert  äurvh 
Büsofce  II  177. 


Wache    am    Bett«    d. 

Wöchnerin  ia  d.  erst. 

Woche  U  316. 
V/achamänncben,  Lieben- 

zauber  TI  5. 
Wachstum    d.     Kindeu, 

•bergl.Vorflicht  II 3H6. 
Wage»,     griecbischcii 

macheu,    e.    8erbi>3che 

Coitusart  II  5i09. 

—  jaireteuhi^tater,  i. 
Favoritinoea  II  05. 

Wa^pier,  Aloriz  24.  H'jff.  { 

Wafeusinn    l68~i7».      j 

298.  345.  3&7.  [ 

—  's  Geister  356.  j 

—  koreanisches    jtfittel  ' 
168.  j 

—  durch  Musik  beaäuf"  I 
tigt  101.  j 

—  im    Hause    Osmaas  j 
170  —  171.  j 

—  Mittel,    Me)sscheu      j 
Wahns,  z.  machen  2 1  ö:  ; 

—  Marads  V.  64.  j 
■~  Behandlung  in  Syrien  { 

16. 

Wahnsionii^a  13ö. 

— ,  BehaiidJung  102. 

~  Spitäler, liehandlungs- 
weise  iU. 

Wahrsager  in  der  Medi- 
zin 142. 

Walachischer    Abei- 
giaube  10. 

—  Vampjre  358. 

—  Gebrauch  220. 
Wallfahrten,  Mittel  g;eg, 

ümruchtbarkeit  H  267 

bis  268. 
WaUnus8bama  TS. 
Warthichler,  Dr.  62. 
Warz««  4').^. 
Waschsa  u.  Aberglaabe 

398. 
Waichi-Tigen  247. 
--  lokale,    b.    Inipoteiu! 

TI  24».  -^bi). 

—  -  -    7.,    iOrböhung    d. 
Poteuz  ir  25Ö. 

—  b.  Verkäsen  d.  Harenas 
81. 

—  n.  Coitü-«  247. 
Wasser,  abergl.lleükfulr,, 

l<ei»prüciiei)e8  «.  uube- 
.<<prucheiio.s  205.  303. 

—  ausgeflossenes  •?^44. 

—  auaeohtitten  323. 


Wass«r  ausBchütten  ver- 
ursacht Utiffuchtbar- 
köjt  il  2oö. 

—  Bespreeauiig    de« 
n  246. 

—  bespvoch.,  Hwlmittel 
b.  Imvüterw  II  249. 

—  fli«Mende8 11  :iU7.  bS». 

—  trnehtbarmaohondee 
11  268. 

—  i^esegnetes  171. 

—  i^'eweüa  aa>  Drei- 
kottigatttff  isa. 

—  hyiE{ieu.Bedeutung71. 

—  k&ltea  2 iL 

d.   Amuie  schäd- 

iicja  II  »21. 
trinken  d.  Scbwen- 

gerenuntwsa^  il  2rf9. 

—  unbesprocbene?  II 296. 

—  va,  iL  d(s  Proittftu 
Kleid  gevraschen,  Mit'- 
td  55.  Erleichterung  d. 
(ieburt  II  29e. 

—  u.  Fieber  246. 

—  u.  Tote  281. 
Wa«sorkrieg    (Ilarb    el 

mfii)  97. 
Wasaersuoht  23C--2Ü7. 

—  u.  Branntwein  44. 
237. 

Wfi«8ilj.Tag  234. 
Wecheeiäeber    148.  209. 
Weiflecrea  <L  Krankheit 

HiOJf.   ä4  5fi'. 

Weiburkommanismus 
11  45. 

—  'HiacütaniSultaaBhofe 
II  74  ff. 

—  -milch  gegen  Angen- 
ieidfeu  168. 

Weibiichö  Aery.te  1«2. 
225.  2'JS;  if  245. 

—  —  in  Korea  !58. 

—  Euniicheu  11  2^2  bis 

—  Vfilksärziro    in    Al- 
banien 150. 

—  —  in  Serbien  149  bis? 
li^.ü. 

\\''tiivleubläitf-:r,  Erfrisch- 
ungMiuitlel  boi  Fieber 

246. 
W  itihrauch,  in  Bädern  82. 

—  als  Scrhuiiiiuitt^)!  »t>9. 
Weihrau  ;liwahiar  70. 
Weil,  bibi.  Lei,^tjudeu  d. 

MuBeim.  23. 


416 


Weis  alß  Antiseptikum 
108—189. 

—  a.  Medikament  246. 

—  f.  SäugÜBge  II  321. 

—  2.  Stärknufir  d.  Keu- 
geborenen  II  883. 

Weinberg,  Dr.  S.  11 127. 
Wei  11  berger,  Ku  ri)hTScbei" 

133. 
Weinen  d.  Braut,  z.  Be- 

Aveise  ihrer  Jaugfiäu- 

liebkeit  II  171. 

—  d.  Kindes  niltziich 
II  536. 

Weinstein  74. 
Weintrauben  als  Fieber- 

erregei   249. 
Weifibach.  Dr.  A.  24. 
Weise  alte  Frauen  205. 
Weisiidorn  181. 523.354. 

357.  867  ff. 

—  -pfähle  181.  362. 
Weizenmehl  161. 
Wellhausen  290;  11176. 

—  üb.  d.  Bedeutung  v. 
Rein  u.  ünreiu  II 146. 

—  üb.arab.Scbaragefühi 
II  160. 

—  üb.Verscbleierung  als 
rituelle  VorBichtiiimass-. 
Tegel  II  161, 

Welseubuvg,  Dr.  Gerh.v. 

n  290. 
Wely  Bey,  Sekretär  d. 

Sultans  9. 
Wermut  243. 
Wetzstein,  J.G.  146  ff.; 

307. 
White,  Cbavlpg  24. 

—  Üb.  Tcntel'a'istreib. 
in  Starabul  176. 

Wickelkind,  d.  im  Aber- 
glauben II  336  ff. 

Wickeln  d.Neuj^eboreneu 
II  335. 

Wiedenmnn  24. 

Wiederholung  v.  Worten 
bei    Beschwörungen 
'ii3.  214. 

Wiege,  Ab«rglaub©  betr. 
II  .^36. 

Wiegen  84—85. 

Wiener  Anthropol.  Ges. 
7.   17.  24.  263. 

—  Hofbibliothek  11. 17. 
IB.  19.  28.  3.3.  41.  42; 
U  162. 

—  Pharmakopoe  67. 


Wiener  Schnie  in  Kon-  ] 
stantinopel  27.  66.        ', 

—  Zeitung    üb.    Dr.      ; 
Spitzer  98. 

Wieseliieisch    als    Heil- 
mittel 553. 
Wilhelm  I.  107. 

—  II.  iu  Jerusalem  117. 
Wilhelm.    Prof.    Engen 

206. 
Winckler  IT  43. 
Winde   als  Krankbeits- 

bringer  339—340. 
Wiud- Orakel    d.  Alba- 

neseu  382. 
Windeln  85:  n  344. 
Wirmond,  Graf  45.  46. 
WitTve,  ihr  ßenehmeu  b. 

d.  Wiederverheiratung 

II  117. 

—  d.  Koran  üb.  d. 
II  44—45. 

Witvpen    vorgezogen 

n  118. 
Wlahovits,  Jovan.    Vgl. 

Frilley. 
Wlislocki,  Heinrich  von 

24.  3iS6  ff. 
Wöchnerin  H  310—318. 

—  im  Aberglauben  305, 

—  Schutz  vor  Zauber 
303  ff. 

—  u.  Feuer  203. 

-  Plagegeister  der  W. 
348  ff. 

Wohlthaten ,  Mittel  z. 
Erleichterun.if  d.  Ge- 
bart II  296—299. 

Wohustätt^n  d.  Krauk- 
heirsdämone  344.  345. 

Wolt,  Philipp  IS. 

Woit'sartiges  Heulen  d. 
Hundes  419. 

Wortaget,  Dr.  John-  24. 

Wörterbuch ,  med.  in 
Orient.  Sprachen,  v. 
Honigberger  8, 

Wratschar ,    Zau berer- 
Arzt  142—143. 

Wrcde  25.  401.  434. 

Wundärzte,  Einteilung 
184. 

—  siehe  auch  DsK'herracb. 
Wunden  kuriert  mit  Ko- 

hol  79. 

—  mit  Henuah  behan- 
delt 74. 

Wunderärzte  219. 


W  underärzte ,  weibliche 
205. 

Würden,  ihr* Verleihung 
d.Haremsdamen  U  77fi 

W^örg:en  d.  Frau,  s.  „»er- 
bische Art  d.  Coitus". 

Wann ,  südalay,  Be- 
aeichn.  f.  Penis  11 138. 

Würmer  als  Toilwat- 
erreger  212. 

Wnrzbsch,  üeb.  Ür.  S 
Spitzer  5. 

Wurzellos  ist,Tver  kinder- 
los n  263. 

Wüstenfeld,  erwähnt  v. 
Verfasser  4. 

Wüttk-i  430. 

Wutz,  Dr.  II  120. 

Ypsilantis,  AI,  Pforten- 
dolmetsoh.  n.  Arzt  48. 

Zadabije,  wunderthätige 
Pflanze  167.  3G4. 

Zahl  V.  Sultansfraaen  u. 
Sklavinnen  II  187. 

Zählen  abwärts  223.  239. 
323;  U  12. 

Zählen  gefährlich  293. 

—  d.  Stßme  gefährlich 
403. 

Zahlen  206. 

—  die  Eins  403. 

—  die  Zwei  403. 

—  die  Drei  162.  219. 
223.  225.  237.  23d. 
245,  303.  324.  329  ff. 
843.  374.  403  ff;  n  29. 
249.  320.  354. 

—  die  Vier  404-*-4«5. 

—  die  Fünf  406— 4ü9. 
— •  die  Schlang«  u.  die 

Ftinfzabl  432. 

—  d.  Fünf  als  Sc^voUs^ 
mittel  294. 

—  die  Sechs  409. 

—  d.  Sieben  172.  220. 
249.  269.  306.  308. 
351.  356.  389.  409  ff; 
n  29. 

—  die  7  Därme  d.  un- 
gläubigen 243. 

—  die  Acht  411-412. 

—  die  8  Tage  im  mediz. 
Abergl.  212.  214.  287. 

—  d.  Neun  181.211.223. 
2.^9.  329.  332.  355  fL 
Z^\    412;  n  62.  340. 


417     — 


Zahlen  d.  Zehn,  lOO  a. 
1000  412—414. 

—  <1.  L>rf;izthii"22.  414ff. 

—  Zwivnzig  a»>6. 

—  <tif.  'U   405. 

—  die  ao  404. 

—  Vierzig  20b.  80a. 
S05.  362.  405;  II  218. 

—  in  (1.  Medizin  yl8. 

—  -  d.  40  Tage  d.  Wöch- 
aerin  II  all  ff. 

-    77Vi  344. 

—  -  d.  80  b.  d.  Epilespie 

181. 

—  <1.  nng<>rad.4l4~4l5. 

—  im  Ahergiauben  15. 
402—416, 

—  -Wiedeiholiinpbi«  10 
324. 

ZaLnärzte  53.  184.  202. 
Zäboe    im   Traum    vex- 

lierea  39ft. 
Zalmcn  d.  Kinder  201; 

ri  S38. 
Zähne,    auseincuiiler- 

otehetidc  298. 

—  ansreifcBea  lassen,  d. 
ScJ)wanfi;'ercu  verhoten 
II  28'.^/ 

ZäliU'.^,  weitest,  d.  Braut 

11   12  1 
ZaJinryiiügun^mitfd 

Zalinacbtnerzeu  118.  211). 

Ziiinbeco-Pastrha.Dr.  1  \  3. 

Zanni,  Dr.  Jor,.,  H.jiVlv3- 
miker  4. 

Zauber    d,    Au:?spnpkeu 

tiitkrfiftei  i06. 
--  ub/^i'Vr-cfudet   d    Vcf- 

schleif^ruii/^  II  10 1. 
--  liissclii{>;.  Autjeiibrav  u 

U   3. 


Zauber -Ring-e  f.  Liebes- 

(iiDge  II  4—5. 
Zaubersprucb,    indcger- 

mauischcr  15. 
Zeit,   beste  z.  Coitns  II 

200. 
Zeitpunkt   d.   Beechnei- 

duug  II  366. 
Zoitscbriff,  Berl.  f.  allg. 

Erdkunde  18. 

—  d.  OeutBchen  Mor»?en- 
ländi.schcu  G csellschaft  I 
5.   12.   14.  20.  22.  ?.d.  I 
24.  74,    78.    92.    111.   | 
112.   146.    -iiy,.  42U. 

—  d.  DeiJt-sch.PaläMJna- 
Vereiiis  8.  11.  12.  16. 

~  i'.  Ethnologie  II  193. 

—  d.  Veiein.N  für  Vnlks- 
kumle   6.    7.    10.  34*; 

II  294. 

—  i".  Vjrl.  Sprachwis»  16. 

—  f.  VölkerpfycboJogie 
u.  Sprach  vvlsärusch.  16. 

Zf^reuioaie  d.   Beschnei-  I 

duug  iiu  SuItaii.'ihauKe 

U  »73—374. 
Zei-reisseti  d.    Toteutklei- 

dnng  28."». 
Zcröcbneiden  d.  Wassers 

bei  JJeschw'jrung  ein. 

Vorzauberuug  355. 

—  d.  Kinde«  bei  d.  Ge- 
burt II  30 V. 

Zettelcben,  geweihte,  als 
öohutzmittei  298,  304. 
307. 

Zeugen  des  Ehebrucbee 
II  48  ff. 

Ziege  420. 

—  ^'^>(io»lie  raJt  II  220. 
Zicgcttmilch  II  325. 


Zierrie,  Ausdruck  (  den 
weibl.  Geüchlechtsteil 
II  162. 

Zigijuncr  u.  Zigeunerin- 
nen, ihrscblechteraitt- 
licher  Ruf  Et  186. 

Zigernerianen,  ihr  Lie- 
beszauber II  5. 

Ziinrner  d.  Gebärenden 
II  294. 

Zimnit  22S. 

Zorniger  Blirk  292. 

Zoroaster,  Auordnang  d. 
Coitus  durch  d.  Gebet 
zu  lieiligcn  II  195. 

—  üb.ProstitiiirtelllHi. 

—  Gesetze  geg..  d.  (Ju- 
zucbt  II  KiB— 167. 

—  Suafen  f.  Kindesrnord 
II.  KoukubiiiHgeli  180. 

Zucken  d    Augen,  aber- 
gj.  Bedeutung  397  £f. 
Zuck(!r  214.  2'J6. 

—  geätoss.,  als  ßlut- 
.stiiiuug.smlttol  198. 

Zuckerstuok,B'rau,Güast- 
Hngin  JI   90.  97—98. 

Zudecken  d.  Wasserbe- 
hvilter  im  Hause  e.  Ver- 
storbeneu 281. 

.. Zugleich"  ibt  gefäbrüch 
41)2. 

Zuniekscbauei.    gefährl. 

282 
Zweierlei     Amnjenroiic!» 

getährlirb.  TI  ,128. 
Zwetschkenbaum  244, 
Zwiebel    266.    267    26^. 

316. 

—  ßer(<3tete  11  30  J 

—  Snit  219. 

Zwölf  plu8  statt  13  415. 


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481  Seiten.    Grosse.^  Format.     Broch.   LO  Hk.,  geb.  11  Mk. 
Bd.  2  erBchien  soeben  in  uiidercm  Veilagc,  ist  aber  auch  durch  mich  zu 
beziehen.) 

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Die  sexuelle  Osphresiologie. 

Die  Beziehungen  des  Gfinch^sii.üGs  und  der  Gerüche  zur  mensch lielicu 

Gcs.iib'i'htäthätiRkcit. 

Von  Dr.  Alb«»rt.  llakfi;(Mi  (Dr.  iiJuirou  DUhrf^u.) 

Grosse:-   Format.     Eleg.    broch.    7   Mk.     .Ekg.  Orig.-Leinwiiüdband    S  Mk. 

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VII. 

Kicbard  Ulapcr  und  die  Romosexualitäl. 

mit  i»e(onderer  BezusRahme  auf  die  sexuellen  lln«>nialien  meiner  Gestalfen. 
Von  Hanns  Fachs. 

Grosses  Foimat.     1903.    Eleg.  broch.  Mk.  4.~,  Orig.-Leinwdb.  Mk.  5. — . 

Vlll. 

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Von  Beiuh.  Oerling. 

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Der  goldne  €$cl 

Satyrisch -mystischer  Roman  des  Apnlejus. 

Uebersetzt  von  Aug.  Rode. 

Ofiginalgetreu  nach  der  Ausgabe  von  1783  reproduziert. 

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M.   G.  Conrad.     Rleß;.  gebunden  Mk.  4,50. 

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IJtbfv.-» '-•'./ Hl» t<  vor  und  liieret  oiit  seintn  il'^rb-drastiscbeu  Darstellungen 
der  >iti«  u  lind  Öitienlosigkeit  dns  ausgeh'iinlen  Altertums  ein  getreues 
Budi  «io-r  sHtlichen  Cormption  in  der  römiselion  Kaiser^ioit. 

Prdkti$cDe$ 
CcbrDucb  der  Gynäkciogie. 

Von 

Prof.  Dr.  n.  JlHvard. 

Auiorisierte  deutsche  Übersetzung  von  Dr.  med.  R.  Löwenhaupt. 
Nebst  einJoitendom  Vorwort:  von  Professor  l>r.  H.  Frltsch. 

792  Seiten.    Lexikon-Format.   Mit  655  Text-Abbildungen 
und  12  Chromotafeln. 

Elegant  brochiert  M.  21  — ,  Orig -Ralbfranzband  M.  25. — . 

Das  in  vortrefflichor  U«ber8etz\ino;  vorliegende  ^^'erk  des  be- 
iti}»i"ftton  Pariser  Gj'uäkolojren  vf^ruipidet  alle  Diskussionen  und  will  nur 
lür  den  praktischen  Arzt,  der  liatur^emäss  niidit  selten  dvn  Wunsch 
lu'gt,  sich  schnell  und  doch  avisführlich  über  Diagnose»  und  Thurapift  der 
botr.  Krankheiten  zu  informieren,  ein  praktifx'h^^  Lclirbuch  sein.  Es 
vertritt  den  Standpunkt  der  imucren  fninr-üpisrheii  Ö<  hule,  wulcho  z.  Zt. 
die  operative  Gynäkologio  mit  vicleri  neuen  Operationen  bereichert  hat. 
Der  Wort  des  Buolics  wird  durch  dio  ausserordontlich  grosse  Anzahl 
treftilcher  AVbildungob  —    es  =<ind  ♦355  —  erhöht. 


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L'aionr  et  theologie  kMone  et  misDiiDane. 

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p.  Paul  de  R^gla.    Lex.  8»     288  pag.    Paris. 

2. 

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Traduit  p.  E.  Lamairesse,    Lex.  8'\    296  pag.    Paris. 

Le  Prem  Sagar,  ocean  d'amour. 

Traduit  p.  Lamairesse.     Lex.  8*'.     346  pag.    Paris. 

4. 

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Par  Mirkhond.    Trad.  p.  Lamairesse.    Lex.  8^    358  pag*.   Paris. 
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DJ«»   hocJiintoroKMiufr    Wirk    biMct  njnj  M.'n«ati()ii<llo    Noiii(?kcit    niif 
diitir;lcnj  <{i)biiU'. 

I  ••■.ki..»l-(  ,.i,..lill..i.ri    I..  »•'.■    A. 


Im  Verlage  von  HERMANN  BARSDORF  in  BERLIN  W  30  erschien: 

Geschichte  der  öffentlichen  Sittlichkeit  in 
DEUTSCHLAND 

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MEDIZIN,  ABERGLAUBE  UND  XI  *T  D  1^  P  I 
GESCHLECHTSLEBEN  IN  DER     *  U  I\  IV  L-f  1 

MIT    BERÜCKSICHTIGUNG    DER    MOSLEMISCHEN    NACHBARLÄNDER    UND 
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Von  BERNHARD  STERN 

Zwei  Bände.     Lexikon -Oktav.     854  Seiten.     Broschiert  ä  M.  15.—,  gebunden 

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—  BAND  II  das  intime  Geschlechtsleben.    Eine   unerschöpfliche   Fundgrube  Hir 

Ärzte,  Kultur-  und  Sittenschilderer  usw. 

Geschichte  der  öffentlichen  Sittlichkeit  in 
RUSSLAND 

KULTUR,  ABERGLAUBE,  SHTEN,  GEBRÄUCHE 
Von  BERNHARD  STERN 
Zwei  Bände.  Lexikon-Oktav.  Ca.  1000  Seiten.  Mit  vielen  teils  färb,  interessanten 
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EINZELN  KÄUFLICH  :  I.  Brosch.  M.  15.—,  geb.  M.  19.—.  II.  Brosch.  M.  20.—, 
geb.  M.  24.—.  ABTE  ILUNGS  ÜB  ER  SCHRIFTEN  üede  Abteilung  zerfäUt  in 
zahlreiche  Kapitel).  ERSTER  BAND:  L  Kultur  und  Aberglaube.  II.  Die  russische 
Kirche,  der  Klerus,  die  Sekten.  III.  Russische  Laster.  IV.  Russische  Ver- 
gnügungen. V.  Russische  Leiden.  ZWEITER  BAND:  VI.  Russische  Grausamkeit. 
VII.  Weib  und  Ehe.  VIIL  Freie  Liebe  und  wilde  Ehe.  IX.  Unsittlichkett 
(Prostitution.  Onanie,  Päderastie,  Sodomie,  Syphilis).  X.  Dokumente  der  Un- 
sittlichkeit  (Gesetze  gegen  die  Unsittlichkeit.  Unsitllichkeit  in  Kunst  und 
Literatur.    Folkloristisches,  geheime  obszöne  Lieder  usw.,  erotische  Erzählungen.) 

SEXUELLE  miRRUNGEN:  SADISMUS  UND  MS0CHI8MUS 

Von  Dr.  E.  LAURENT.    Deutsch  von  DOLOROSA 

Neunte  Auflage.  264  Seiten.  Elegant  brosch.  M.  6.50.  Originalband  M.  9.—. 
INHALT:  ERSTER  TEIL:  Wollust  und  Grausamkeit.  Der  Sadismus  und 
die  sadistischen  Verbrechen:  1.  Ursprung  des  Sadismus.  2.  Ursachen  des  Sadis- 
mus.    3.    Formen    und    Manifestationen    desselben.     4.  Sadismus    des    Weibes. 

5.  Leichensadismus.  6.  Die  sadistischen  Verbrechen.  7.  Der  Sadismus  in  der 
Literatur.  8.  In  der  Weltgeschichte.  9.  Der  Sadismus  der  Massen.  10.  Verant- 
wortlichkeit der  Sadisten.  11.  Gerichtliche  Medizin  und  Sadismus.  12.  Therapie 
des  Sadismus.  ZWEITER  TEIL:  Wollust  und  Leiden.  Der  Masochismus: 
1.  Begriff  des  Masochismus.  2.  Ursprung  des  Masochismus.  3.  Ursachen  des- 
selben.   4.  Masochismus  des  Weibes.    5.  Formen  und  Arten  des  Masochismus. 

6.  Masochismus  und  Selbstmord.  7.  Masochismus  in  sozialer  hinsieht.  8.  Bibliographie. 
Dieses  zumeist  auf  französischen  Quellen  beruhende  Werk  ist  von  der  bekann- 
ten Schriftstellerin  DOLOROSA  geradezu  meisterhaft  übersetzt,  es  erfordert  aber 
mehr  wie  jedes  andere  Buch  außerordentlich  starke  Nerven,  da  der  Verfasser 
in  die  tiefsten  Abgründe  der  Nachtseite  des  menschlichen  Lebens  hinableuchtet. 


Im  Verlage  von  HERMANN  BARSDORF  in  BERLIN  W  30  erschien: 

Neue  Studien  zur  Geschichte  des 
menschlichen  Geschlechtslebens 

(Folge  der  „Stadien  zur.  Geschichte  des  menschlichen  Geschlechtslebens"  heraus- 
gegeben von  Dr.  EUGEN  DÜHREN:  I.Band:  Der  Marquis  de  Sade  und  seine  Zeit 
2.-4.  Band:  Das  Geschlechtsleben  in  England.) 
ERSTER  BAND: 

Marias  jungfräuliche  Mutterschaft 

Ein  völkerpsychologisches  Fragment  über  Sexualsymbolik 
Von  A.J.  STORFER 
Mit  Abbildungen.  1914.  Elegant  broschiert  M.  6.—.  In  Originalband  M.  9.—. 
Inhalt:  I.  Elnleltang.  Ober  den  Stoff.  Ober  die  Methode.—  H.  Analyse.  Marias  Darbringung: 
Der  mythische  Stoff.  Weihe  und  Tempelprostitution.  Fackel,  Kerze.  Der  Segen  des  Priesters. 
Ausgebreitete  Arme.  Stufensteigen.  Weben.  Aufgelöstes  Haar.  Gottgeweihte  Jungfrauen.  Schleier, 
Lilie,  Myrte.  —  Josefs  Auserwählung:  Der  mythische  Stoff.  Stab,  Rute.  Wettbewerb.  Sieg.  —  Marias 
Verkündigung:  Der  mythische  Stoff.  Schlange.  Wort.  Zunge.  Hauch,  Wind.  Blick.  Strahl,  Regen. 
Flügel.  Zweig,  Szepter.  Schwert,  Einhornjagd,  Mühle.  —  Maria -Symbole :  Vorbemerkung.  Arche, 
Schiff.  Buch.  Erde.  Paradies.  Brunnen,  Quelle.  Qefäß.  Stadt,  l'estung.  Tempel,  Brautgemach, 
Bundeslade.  Verschlossen.  Tor,  Tür,  Fenster.  Schwarz.  —  Die  phallischen  Komponente  der  Christus- 
Vorstellung :  Vorbemerkung.  Ego  et  pater  unum  sumus.  Die  Geburt  des  Helden.  Der  Medizin- 
mann.   Vorhaut.    Fisch.     Esel.    Hammer.    Kreuz.    Tod  und  Auferstehung.    HI.  Scblafi.    Register. 

ZWEITER  BAND: 

Isoldes  Gottesurteil 
in  seiner  erotischen  Bedeutung 

Von  J.  J.  MEYER,  Professor  an  der  Universität  Chicago 
Mit  einleitendem  Vorwort  von  Prof.  Dr.  RICHARD  SCHMIDT 
Ca.  300  Seiten.  1914.  Elegant  broschiert  M.  6.—.  In  Originalband  M.  9.—. 
In  halt:  Einleitung.  Sitte,  Sittlichkeit,  Sittsamkeit.  Das  Weib  ist  Eigentum.  Geringe  Wert- 
schätzung weiblicher  Tugend.  Warum  ist  Ehebruch  ein  Vergehen.  Altdeutsche  Anschauung  vom 
Weibe.  Anschauung  im  Mittelalter.  Die  Anstandspflicht  der  mittelalterlichen  Frau  war  Ehebruch 
und  Unzucht  Die  mittelalterliche  Anschauung  von  der  Liebe.  Sie  ist  allmächtige  Urkraft;  bringt 
Leid;  bringt  den  Tod;  bringt  Freude  und  alles  Große;  bringt  Ehre  und  ist  Pflicht.  Die  Frau  muß 
„lohnen".  Zorn  gegen  die,  die  nicht  „lohnt".  Die  „romantische"  Minne  unwahr.  Wirkliche  Treue 
Beim  Mann  nicht  nötig,  ja  lächerlich.  „Doppelte  Moral."  Verschwiegenheit  in  der  Liebe.  Die  huote 
Rücksichtslosigkeit  der  Minner.  Die  Minne  und  die  Religion.  Das  Mittelalter  ist  nicht  die  Zeit  der 
wirklich  romantischen  Liebe.  Nur  Wolfram  und  Gottfried  haben  die  vertiefte  Liebe.  Gottfrieds  An- 
schauung von  der  Liebe.  Ist  sein  Tristan  unsittlich?  Parteilichkeit  für  die  Verliebten.  Auch  für  Gott- 
fried ist  die  Liebe  eine  unwiderstehliche  Macht.  Die  Liebe  ist  die  völlig  freie  Königin.  Die  bUr|erllche  Moral 
ist  eigentlich  die  schlimmste  Unsittlichkeit.  Sein  Ideal  der  Liebe  und  ihre  Herrlichkeit.  Gottfrieds  idea- 
listischer Pessimismus.  Gottfrieds  moralische  Rechtfertigung  seines  Liebespaares.  Seine  Ansicht  von 
den  BetrügerstUckchen  der  beiden  und  seine  Parteilichkeit  für  sie.  Religion  und  Liebe  bei  Gottfried. 
Beim  Gottesurteil  hat  Isolde  recht  I  Gott  ist  hantierlich  wie  ein  Ärmel  usw  usw.  Parallelstellen.  Register. 

Russische  Grausamkeit  Einst  und  jetzt 

Ein  Kapitel  aus  der  Geschichte  der  öffentl.  Sittlichkeit  in  Rußland 
Von  BERNHARD  STERN 
279  Seiten  mit  12  Illustrationen.    Broschiert  M.  9.—.    Gebunden  M.  12.—. 
Inhalt:    1.    Grausamkeit  der  Herrschenden.     2.    Grausamkeit   in   der   Verwaltung.    3.   Todes- 
strafen und  Gliederslrafen.  4. Prügelstrafen  und  ZUchtigungsinstrumente.  5.  Gefängnisse,  Verbannung, 
Folter.  6.  Sklavensinn  und  Leibeigenschalt.   Grausamkeit  im  Familienleben. 

Die  Grausamkeit 

JVlit  besonderer  Bezugnahme  auf  sexuelle  Faktoren 

Von  H.  RAU 

Dritte  Auflage.      272  Seiten.       Mit  24  Illustrationen.       1913. 

Elegant  broschiert  M.  6.50.    Gebunden  M.  9.5a 

Inhalt:    Einleitung.    1.  Die  Grausamkeit  in  der  Philosophie  ;    2.  in  der  Psychologie;    3.  in  der 

Religion ;  4.  in  der  Rechtspflege ;  5  in  der  Sklaverei ;  6.  in  der  Erziehung;  7.  im  Verbrechen ;  8.  im  Kriege 

und  im  Volksleben;  9.  in  der  Gegenwart;  10.  in  der  Literatur.  Jedes  Kapitel  enthält  zahlreiche  „Fälle". 


Sptmersob«  Baohdruekerel   Ui    Lclpilff. 


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DR  Stern,  Bernhard 
22  Medizin,   Aberglaube  und 

S7  Geschlechtsleben  in  der 

V.2  Türkei