Skip to main content

Full text of "Mithridates, oder allgemeine Sprachenkunde"

See other formats


UNIVER5ITY  OF  PITT5BURGH 


JDarlington  Aiemorial  LiLi 


iry 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2009  witii  funding  from 

University  of  Pittsburgii  Library  System 


littp://www.arcliive.org/details/mitliridatesodera312adel 


Mithridates 


oder 


allgemeine 

S  p  r  a  c  li  e  n  k  u  n  d  e 

mit 

dem  Vater  Unser  als  Sprachprobe 

in   beynahe 

fünfhundert    Sprachen    und    Mundarten, 

von 

Johann  Christoph  Adelung, 

Hofrath  und  Ober-Bibliothekar  zu  Dresden. 


Mit 
Benützung  einiger  Papiere  desselben  fortgesetzt, 

II  n  d 

aus   zum   Tlieil   ganz   neuen 

oder 

wenig  bekannten  Hülfamitteln  bearbeitet 

von 

Dr.  Johann  Severin  Vater, 

Professor  der  Theologie  und  Bibliothekar  zu  Königsberg. 


Dritter  Theil. 

Erste     Abtheilung. 


Berlin, 

in   der  Yossischeii   Buchliandlung, 
1   Ö   1   ^. 


<!fe. 


Anzeige  der  Verleger. 


W  ir  liefern  hier  die  erste  Abtheilung  von  dem 
dritten  Bande  des  Mithridates  von  Hrn.  Adelung, 
der  durch  die  sorgfältige  Übersicht  und  Bear- 
beitung des  Hrn.  Professors  Vater  nicht  wenig 
gewonnen  hat.  Er  enthält  die  bisher  bekannt 
gewordenen  Sprachen  in  Afrika.  Zugleich  be- 
nachrichtigen wir,  wegen  der  vielen  an  uns  er- 
gangenen Anfragen,  das  gelehrte  Publicum, 
dafs  noch  zwey  Abschnitte,  und  zwar  bald,  nach- 
folgen werden.  In  dem  zweyten  kommen  die 
Sprachen  von  Amerika  vor.  Auch  wird  der 
Hr.  Prof.  Vater  dahin  sehen,  dafs  das  Vater  unser 
in  fünf  hundert  verschiedenen  Sprachen  gelie- 
iert  werde.  Dann  werden  Zusätze  und  Verbes- 
serungen von  Hrn.  Adelung  selbst  folgen,  und 
das  Werk  beschliefsen  Berichtigungen  und  Zu- 
sätze zum  ersten  Abschnitte  des  zweyten  Bandes 
des  Mithridates  über  die  Cantabrische  oder  Bas- 
Ifische  Sprache  von  des  Hrn.  Ministers  voji  //zz/tz- 
ÄoW^  Excellenz ,  dessen  Nähme  allein  schon  die 
beste  Empfehlung  für  diese  beträchtliche  Berei- 
cherung des  Mithridates  ist,  und  die  Aufmerk- 
samkeit eines  jeden  Philologen  erregen  mufs. 


o 


JdLöchst  dankbar  gegen  die  Vorsehimgj 
welche  mich  ein,  vielleicht  zu  kühn  begon- 
nenes Werk,  glücklicher,  als  ich  hoffen 
durfte ,  hat  zu  Stande  bringen  lassen ;  höchst 
dankbar  gegen  meine  mich  gütigst  unter- 
stützenden Gönner  mid  Freunde,  übergebe 
ich  meinen  Lesern  den  dritten  Band  des 
^lithridates,  dessen  zweyte  Abtheilung,  jetzt 
schon  unt^r  der  Presse  befindlich,  alsbald 
nach  der  Messe  ausgegeben  wird.  Ihr  wer^ 
den  eben  so  unmittelbar,  ebenfalls  schon  in 
die  Druckerey  gegebene  Nachträge  zum  er- 
sten Bande  von  meinem  gütigen  Freunde^ 
dem  gelelurten,  für  Sprachforschung  uner- 
müdet  und  so  glückhch  thätigen  Herrn 
Etatsiath  ^072  Adelung  und  zum  zweyten 
besonders  von  dem  gleicli  scharfsinnigen 
als  gelehrten  Staatsmanne  Hrn.  Minister 
\'Ofi  Hwnboldt  folgen.   Wie  viele  vorher  fast 


IV 


eanz  unzugängliche  Hülfsmittel  zum  Studium 
dei  Amerikanischen  Sprachen  ich  dem  Wohl- 
wollen des  Letzteren  und  seines  allgemein 
verehrten  Hrn.  Bruders ,  und  wie  viele,  von 
Dr.    Seetzen  zu  Kahira   gemachte    Sprach- 
sammlungen  ich  der  Güte  des  Hrn.  von  Lbi- 
denau  verdanke,  habe  ich  schon  sonst  ge- 
rühmt, kann  ich  aber  nicht  genug  rühmen. 
Auch  dem  würdigen  Hrn.  Bischof  Munter 
und  Hrn.  Prof.  Ebeling,  Hrn.  Prof.  Lichten- 
stein,  Hrn.  Dr.  i^fb/vV/o  zu  Göttingen,  Hrn. 
^z/a72<ir  zu  Herrnhuth  danke  ich  nochmahls 
"  für  ihre  wohlwollendeUntejstützung.  Wirk- 
lich bin  ich  im  Besitze  von  so  vielen  Hülfs- 
mitt ein  über  die  Sprachen  Afrika  s  und  Ame- 
rika's,  dafs  der  Reichthum  der  daher  geflos- 
senen Nachrichten  für  jede  billige  Erwar- 
tung überraschend  grofs  seyn  wird.     Meine 
sehr    ansehnliche    linguistische    Sammlung 
enthält  die  von  mir  eigenhändig  gemachten 
vollständigen  Auszüge  od  er  Ab  Schriften  auch 
der  dicksten  Amerikanischen  Grammatiken, 
welche  vor  des  Hrn.  Kammerherrn  Alex, 
von  Humboldt  nicht   genug  zu  preisenden 
Interesse  und  Aufopferungen  für  die  Kennt- 
nifs    Amerikas    und    die    Wissenschaften, 


•y 


gröfsteiitheils  in  Europa  noch  nicht  gesellen 
warei^    nncl   welche  Grammatiken   in    der 
Form,  in  die  ich  sie  mir  brachte,  zum  TJieil 
erst  das  sind,  was  sie  seyn  konnten.     Ich 
darf  .mir  diese  seit  1808  gemachten  Arbei- 
ten, die  mtihevollesten  unler  allen  den  mä- 
hevollen schriftstellerischen  Arbeiten,  zu  de- 
nen mich  mein  Durst  nach  Belehrung  ge- 
führt hat,  anrechnen.    Aber,  fern  von  allem 
Ansprüche,  sage  ich  es  laut,  dafs  ich  nur 
Steine  zusammen  trug  zu  einem  Gebäude, 
das  vielleicht  erst  in  hundert  Jahren  aufge- 
richtet werden  kann,  nur  Winke  zu  seiner 
Anordnung  geben  konnte.     Wie  viele  Män- 
gel und  Unrichtigkeiten  möfi:en  die  folgen- 
den  Bogen,   aller  meiner   Aufmerksamkeit 
imgeachtet,  enthalten!   Berichtige  sie,  wer 
es  vermag:  ich  begnüge  mich  auch  mit  dem 
geringen  Verdienste,  dazu  die  Veranlassung* 
gegeben  zu  haben.     Es  wäre  selbst  möglich,, 
dafs  hier  und  da  irgend  Ein  Afrikanisches 
oder  Amerikanisches  Volk 'unter  z\veyerley 
Nahmen   aufgestellt  wäre,   wo   es  die  vor- 
liandenen  Nachrichten  so  verlangten.   Übri- 
gens habe  ich  nur  diejenigen  Völker  aufge- 
stellt, iiber  deren  Sprache  in  jenen  Nach- 


richten  mehr  oder   weniger  bemerkt   war. 
Diefs  ist  auch  in  Beziehung  ^ui  Lewis' s  und 
Pike's  Reisen  geschehen,  welche  ich  mich 
sehr  freute,  noch  benutzen  zu  können.   Eine 
Gleichmäfsigkeit  der  Behandlung  ist  nicht 
überall  mögUch  geworden,  da  wir  noch  von 
dem  Inhalte  und  Umfange  der  vorhandenen 
Nachrichten  zu  sehr  abhängen:    Gleichmä- 
fsigkeit in  Absicht  der  geographischen  Be- 
stimmungen wäre  gegen  den  Zweck  gewe- 
sen;  ich  gebe  sie  genauer,  wo  sie  nöthig 
.  waren,  und  mufste  mich,  zu  Schonung  des 
R^aumes  des  Bekannteren  enthalten.    Indes- 
sen habe  ich  bey  Amerika,  wo  das  Detail 
gröfser,  und  Orientirung  nöthiger  ist ,  durch 
eine  Menge  von  Erklärungen  der  Art  i»  der 
EinleitungjedenLeservorzubereitengesucht. 
Königsberg  inPreufsen,  Aen 2.6. Umz  1^12. 


vti 


n     h     a     1 


Einleitung.     S.  3. 
1.  Nord- Afrika,     S.  27. 
Berber.    27. 

1.  Amazirg,  Scbilha.    42. 

2.  Kabylen.     4.5. 

3.  Tuaryck.     44- 

4.  Tibbo.     45. 

Guanchen.     57. 


2.  Mittel -Afrika, 

61. 

I.  Nordöstliche 

)  Völker. 

64. 

A.    Kopten. 

64. 

B.   Völker  von  Nubien  und  Habesch. 

101. 

1.    Amhara. 

109. 

2.    Haüasä   in  Tiggry, 

Argubba ,    Massua, 

Suaken. 

119. 

3.  Agows  von  Tschera  und  Damot, 

122. 

4.    Gafat.     1 

24. 

5i  Falascha. 

125. 

6.   Dungala,  Barabra.     127. 


Vlll 

IL  Länder  zwisclien  der  Saliara  und  dem 
Gülbi.      152. 

1.  Länder  unter   dem  westlichen   Theile  der 
Sahara.     135. 

2.  Sudan  unter  dem  östlichen  Theile  der  Sa- 
hara.    i33- 

5.   Fulah.     142. 

4.  Mischungen  der  Negern  und  Nord- Afrika- 
ner.    i48- 
IlL   Das  eigentliche  Mittel -Afrika,    ei- 
gentliche Negern.     154. 

1.  Jalofs.     156.  • 

2.  Sereres.     159. 

3.  Serrawalli's.     160. 

4.  Mandingo,      5.  Bambarra,      6.  Benibuck, 
.7,  Jallonka.  ß-  So}iko  (Mandingo-Spirach- 

stamm).     iGa. 
9.   Felups,      10.   Banyonen,      11.   Timaneys, 

12.  Eullani.     169. 
15.  Susu.     171. 

14.  Kanga,    15.  Mangree,    16.  Gien.      179» 
17.  Quoja,    iß.  Hondo.     180. 

19.  Issinesen,    Quaqua.     182. 

20.  Fetu,    21.  Fante,    22.  Akripon,   23.  Ami-j 
na,  24.  Akkim  (Amina-Sprachstamm).  134. 

25.  Akra,    26.  Adampi.     194. 

27.   Ada.    201.  .    . 


IX 

28-Widah,  29.  Papaa  ,  50.  Watje,  51.  Ardrah, 

52.  Dahomey.     202. 
33.   Calbra ,     34.    Camacons,     35.   Cap  Lobo 

Gonsalvos.     206. 
36.  Loango,  57.  Kakongo,  38- Kongo,  39.  An- 
gola, 40.  Maricloiigo,   i^i.  Cäiahix  (Ko/ig/)- 

Spj'acJistaaim).     207. 
42.  Karabari,   43.  Ibo,    44.  Mokko,    45.  An- 
.   ziehen.     224. 

46.  VVawu,     47.  Tenibu.     226. 
48«  Krepeer,    49.  Assianthen,    50.  Aquapim, 

Qi.Kassenti,    52.  Eurabrong,    53.  Pctcha- 

ries.     228. 
54.  Bornu,    55.  Gaog,    56.  AfFadeh.     231. 
57.  Mobba,    58.  Dahera,    59.  Schilluk.     235. 
60,  Där-Fnr,  61.  Zeghawa,    62.  Dar-Ruiiga, 

Dar-KuUa.     259. 

IV.  Wenig  bekannte  Länder  im  Innern 
von  Afrika  zwischen  dem  Mond- 
gebirge ,  der  Meerküste  unterhalb 
Habesch,  dem  Lupatischen  Ge- 
birge bis  zur  Südost- Gränze  von 
Kongo  ,  und  die  Insehi  jener 
Küste.     244' 

1.  Gallas.     247. 

2.  Agagi,  Schaggaer.     251. 


5.  Zanguebar,  Anjoane.     254. 
4.  Madagaskar.     255. 

V.  Kaffer- Länder  von  Qailoa  bis  zu  den 
Hottentotten.     267. 

1.   Quiloa,   Mosambique,   Sofala,    2.   Lagoa- 
Bay.     275. 

3.  Koossa,  Mathimba,  Maduanas.     277. 

4.  Beetjuanas.     283. 

3,    Südspitze  von  Afrika.     289. 
Hottentotten.     ^89. 

1.  Dammaras,  Namaaquas ,   Coranas,  Gona- 
aquas.     297. 

2.  Huswana.    3.  Saabs,  Bosjesmans.      300. 


Mitliri' 


MJthridates, 


oder 


allgemeine     Sprachenkunde, 


Dritter      Band. 

Erste    Abtheilung. 

Afrikanische-    Sprachen. 


Einleitung. 


JLJle  angenehme  Hdlbinsel  Afrika ,  dreymahl  so 
grofs  als  Europa,  hängt  mit  x\sien  nur  durch  die 
Erdenge  von  Suez  zusammen,  vvelche,je  mehr  der 
ganze  nördhche  Theil  von  Ägypten  bey  Men- 
schengedenken den  Fluthen  des  mittelländischen 
Meeres  entstieg,  erst  zu  einiger,  und  nach  und 
nach  zu  ihrer  jetzigen  Breite  von  ungefähr  zwölf 
Meilen  gelangt  seyn  mag,  einst  wohl  blofs  eine 
Kette  von  Felsen  und  Klippen,  die  Vormauer, 
welche  dem  Eindringen  des  Arabischen  Meer- 
busens in  das  mittelländische  Meer  widerstand, 
ein  offenbar  sehr  schmaler  Steig  für  einwandern- 
de Asiaten,  unzureichend  für  Völkerzüge. 

Ein  wenigstens  angemessener  Übergangs- 
punct  wäre  die  Meerenge  zwischen  Süd  -  Ara- 
bien und  dem  Aethiopien  der  Alten  für  die  Afri- 
kanischen .Stämme,  die  entweder  ^ewifs  aus 
Asien  kamen,  oder  wenigstens  wahrscheinlich 
mit  den  Völkern  der  übrigen  Welt  in  einem 
Abstammungs-Zusammenhange  stehen:  sey  es 
nun  übrigens,  dafs  die  Verbindung  beyderV^elt- 
theile,  erst  durch  das  Einströmen  des  Indischen 
Meeres  durchbrochen,  vor  der  Verbreitung 
jener  Menschenstämme  noch  vorhanden  war, 
oder  dafs  schon  die  ersten  Asiatischen  Ansiedler 
über  die  schmale  Strafse  Bab-el-mandel  nach 
Afrika  kamen. 

A  2 


DieSäulendes  Herkules bötheti  einen sndern, 
vom  Meere  nur  wenig  unterbrochenen  Weg  der 
^Bevölkerung  Afrika's  dar;  aber  schwerlich  hatte 
die  Endspitze  von  Europa  Menschen  für  sie, 
und  die  Ausdehnung  einer  breiten  Sandwüste, 
unmittelbar  unter  dem  benachbarten  Nc^rden 
von  Afrika,  spricht  noch  mehr,  als  selbst,  die 
physische  Beschaffenheit  der  Afrikaner  wenig- 
stens gegen  einen  beträchtlichen  Einflufs  einer 
Bevölkerung  von  dorther. 

Auch  Arabien ,  selbst  eine,  obwohl  weit  ver- 
bundenere,  Halbinsel,  \var,  so  weit  die  Sparen 
der  Geschichte  irgend  reichen,  nie  der  Schau- 
platz von  aus  dem  Innern  Asiens  gekommenen 
Völkerzügen.  Die  gewöhnliche  Ursache  dersel- 
ben ist  unverhältnifsmäfsig  angewachsene  Volks- 
menge :  aber  sollten  seit  der  Zeit,  wo  Geschichte 
oder  Sage  das  Schauspiel  der  Völkerverbreitung 
luiserm  Auge  öffnet,  sich  aus  dem  südlichen 
Winkel  jener  Halbinsel  Völkerströmungen  er- 
gossen haben,  zureichend  für  die  Bevölkerung 
eines  ganzen  Welttheils? 

Eine  Menge  in  Afrika  Migesiedelter  Araber 
zeigt  der    Aug;enschein.      Auch    Menschen    von 

o  o 

dem  entfernteren  Maleeischen  Stamme,  die  nur 
auf  einer '  gefährlichen  Meerfalirt  an  die  Ost- 
seite von  Afrika  gelangen  konnten,  scheinen 
lange  vor  den  Einflüssen  Europäischer  Schiff- 
fahrt dahin  gekommen  zu  seyn.  Horden  wach- 
sen zu  Völkern  an.  Aber  die  Bevölkerung  des 
ganzen  Afrika  aus  Asiens  uns  bekannten  Völker- 
zuständen  abzuleiten:  dagegen  tritt  die  Unwahr- 
scheinlichkeit,  welche  aus  diesen  Zuständen  und 
der  Lage  beyder  Welttheile  entspringt. 

Einmahl  hat  Arabien  Kriegerzüge  nach  vielen 
Richtungen  umher  getrieben.     Ein  sehr  grofser 


Tlieil  beyder  Welrtheile  gehorcht  noch,  wo 
nicht  Nachkommen  der  S.iracenen,  doch  dem 
mit  ihnen  gekommenen  Glauben.  Afrika  zeizt 
die  Einflüsse  dieser  Revolation  noch  in  seinem 
riefen  Innern,  wohin  ein  von  Orte  zu  Orte  fcrt- 
ziindendes  Loderfeuer  des  Fanatismus  seine 
Wirkungen  verbreitete.  So  weit  dran^  als  Spra- 
che des  Gottesdienstes  das  Arabische  vor;  weit 
und  breit  an  der  Nord-  und  Ostkiiste  auch  aLs 
S]jrache  des  Landes.  Von  dieser  Verbreitung 
der  Arabischen  Sprache  ist  im  ersten  Bande 
S   398.  gehandelt  worden. 

Allein,  konnte  Arabien  mehr  als  Ein  Mahl 
solche  Meuscher.menge  von  sich  treiben?  Und 
würden  sich  davon  nicht  vielmehr  oder  wenig- 
stens eben  so  gut  in  seinem  breiteren  Zusam- 
menhange mit  Asien  Beweise  zeigen?  wovon 
aber  auch  nicht  eine  Spur  da  ist.  Jene  Erobe- 
rungen sind  etwas  anderes,  als  Strömungen  der 
Nationen  zur  Bevölkerung  eines  ganzen  Welt- 
theils,  die  als 'lange  fortdauernd  gedacht  wer- 
den müssen,  um  das  Daseyn  so  vieler  und  so 
verschiedener  Stämme  und  Sprachen  zu  erklä- 
ren. Kurz,  die  gesammten  Be\vohner  Afrika's 
von  Asiens  uns  bekannten  Nationen  abzuleiten, 
hat  die  gröfste  Bedenklichkeit,  auch  abgesehen 
davon,  dafs  die  ganze,  über  den  gröfsten  Theil 
von  Afrika  verbreitete  Race  der  Negern  ein  un- 
übersteicxliches  Hindernifs  entg;ea;en.  zu  stellen 
geschienen  hat. 

Wäre  das  Hindernifs  unübersteiglich,  so  er- 
sparte diefs  eben  dem  Forscher  seine  Hebung. 
Allerdings  unterscheidet  sich  der  bey  weitem 
gröfste  Theil  der  Afrikaner  nicht  blofs  durch  die 
schwarze  Hautfarbe  und  das  krause.  Haar,  son- 
dern  auch    durch    weit  .  eingreifendere    Eigen- 


thümlichlceiten  des  Knochenbaues  am  Kopfe, 
und,  wie  neuerlich  gezeigt  worden  ist,  selbst 
des  NfTvenlaufs  *)  von  allen  übrigen  Erdbewoh- 
nern mehr,  als  irgend  eine  Classe  der  Menschen 
von  der  andern.  Physiolofren  von  ausgezeich- 
netem Hange  haben  die  Negern  entscheidend 
vom  übrigen  Menschengeschlechte  ganz  abge- 
schnitten. In  ihre  physiologischen  Gründe  mit 
An.^pruch  einzugehen,  kömmt  dem  Geschicht- 
und  Sprachforscher  nicht  zu.  Auf  sie  dürfte  er 
verweisen,  und,  enthoben  der  Untersuchung 
über  Abbtammungs- Zusammenhang  aller  soU 
eher  Afrikaner  mit  andern  Nationen,  und  über 
Herkunft  aus  andern  Welttheilen,  sich  begnü^ 
gen,  wo  möglich  Vereinigungspuncte  dieser 
Kace  und  ihre  Ursitze  zu  suchen. 

Indessen  einer  nähern  Bestimmung  des  Be- 
griffes etner  so  abgesonderten  Menschen-Kace 
bedarf  es  auch  für  uns,  und  einer  Prüfung  der 
Folgen  ihrer  Annahme,  bevor  das  Resultat  einer 
ganz  unterschiedenen  Abstammung  als  fest  be- 
trachtet werden  kann. 

Wir  legen  nicht  blofs  die  Wirkungen  des 
Klima  überhaupt  in  die  Wageschale,  obwohl 
dieses  —  die  Hitze  der  Umgebungen  der  Linie, 
die  Einflüsse  der  Sandsteppen  und  der  Feuchtig- 
keiten des  dunstenden  ßodrus  nach  der  periodi- 
schen Regenzeit  und  den  Überschwemmungen 
der  Flüsse  -,—  in  diesem  Zusammentreffen  aller 
solcher  Umstände  nirgends  weiter  so,  wie  hier 
in  Afrika,  vorzukommen  scheint;  obwohl  die 
schwarzen  Portugiesischen  Juden  auf  der  West- 
küste ein  Beweis  der  Folgen  jener   Umstände, 

*)  Sömmeiing  iiber  die  körperliche  Verschiedenheit 
der  Mohren  und  Europäer.     Mainz,  1735. 


aufserhalb  aller,  bey  dieser  Nation  wegfallen- 
den, Vermischung  sind,  und  die  Ein\virkiing 
jener  Umstände  ^venigstens  auf  die  weicheren 
Theile  des  Körpers,  und  mancher  Übergang 
zu  den  äufsern  Beschaifenheiten  der  Negern  ge- 
\\'\k  sind. 

Wenn  nun  aber  weder  die  Beschaffenheit 
der  Hautfarbe  und  des  Haars  für  sich  allein  ent- 
scheidet, noch  auch  der  Schedelbau  für  üich 
allein  eine  vollkommene  Absonderung  einer 
Menschenabrhellung.  begründet:  denn  ist  nicht 
eine  eigenthümliche  Beschaffenheit  des  Unter- 
kiefers Charakter  der  Jüdischen  Nation,  die  ab- 
gesondert unter  allen  Völkern  lebt,  und  in  der 
Abstammung  gewifs  mit  andern  Völkern  der 
Vorzeit  zusammen  hängt,  und  eben  so  bleibend 
als  gegen  das  Gewicht  eines  solchen  Momentes 
sprechend  ?  denn  hat  nicht  die  Kalmücken-Phy- 
siognomie und  Schedelverschiedenheit  die  ent- 
schiedenste und  gleichbleibendste  Fortdauer 
zwischen  Völkern  anderer  Art,  ohne  dafs  ihre 
Herkunft  defbhalb  so  von  allen  andern  Völkern 
abgeschnitten  würde,  wie  man  die  Negern  abge- 
schnitten hat?  denn  erblicken  wir  nicht  in  den 
Lappen  offenbar  zurück  gedrängte  Völker,  de- 
ren Zusammenhang  mit  südlicheren,  gröfser 
und  nichts  weniger  als  Mongolisch  gebauten. 
Nationen  ihre  Sprachen  beurkunden?  VV^enn 
also,  sageich,  keine  von  jenen,  die  Negern  aus- 
zeichnenden BeschafTenlieiten  des  Körpers  ein- 
zeln für  völlige  Trennung  der  Herkimft  entschei- 
det: wie  könnten  sie  vereint  das  Gewicht  abso- 
luter Entscheidung  erlangen,  und  jene  Ausschei- 
dimg der  Negern  aus  der  Reihe  der  übrigen 
stammverwandten  Menschen  gegen  alle  sonsti- 
gen Möglichkeiten  sichern? 


Selbst  Bhunenhach  "')  sagt:  „  dafs  auch  nicht 
eine  einzige  der  körperlichen  Verschiedenheiten 
bey  irgend  einer  Menschen- Varietät  sey,  die 
nicht  durch  so  unendliche  Nuancen  allmählich  in 
der  andern  ihre  überfliefst,  dafs  derjenige  Na- 
turforscher oder  Physiolog  wohl  noch  geboren 
werden  soll,  der  es  mit  Grund  der  Wahrheit 
wagen  diirfte,  eine  bestimmte  Gränze  zwisclien 
diesen  Nuancen  und  folglich  selbst  zwischen 
ihren  Extremen  fest  zu  setzen."  Und:  "*)  „Ich 
kenne  keinen  einzigen  auszeichnenden  Charak- 
ter, der  den  Negern  eigenthiimlich  wäre,  und 
sich  nicht  bey  mehreren  noch  so  entfernten  Völ- 
kerschaften finden  sollte,  keinen,  der  den  Ne- 
gern in  gleichem  Grade  gemein  wäre,  und  wor- 
in sie  nicht  'sviederum  mit  andern  Völkern  durch 
unmerkliche  Übergänge  gleichsam  zusammen 
flief-en  sollten,  so  wie  jede  andere  Menschen- 
Varietät  mit  ihren  benaclibarten  Völkerschaften 
zusammen  fiiefst." 

Aber  isolirt  mufsten  sich  die  Juden  haben, 
bevor  ihre  Nation  jenen  Charakter  eines  Sche- 
delknochens  annehmen  konnte;  und  ohne  dafs 
sie  ein  in  sich  bestehender  und  ausschliefsend 
zusammenhängender  Stamm  waren,  konnte  un- 
möglich die  F(.)rm  ihres  Schedelbaues  gleichblei- 
bend und  fortdauernd  werden. 

Je  gröfser  die  Verschiedenheiten  der  physi- 
schen Beschaffenheit  eines  Menschenstammes 
sind,  desto  mehr  bedarf  es  der  Voraussetzung 
seiner  Isolirung.  Schon  dem  zu  Folge  sind  die 
ei^gentlichen  Negern  in  der  Mitte  Afrika's,  nach 
dieser  nothwendig  vorauszusetzenden  Isolirtheit 

*)  Beyträge  zur  Naturgeschichte.  Th.  I.  S.  52. 

**')  Eben  das.  S.  74. 


9 

ihres  Urstamms,  immer  eine  ganz  besondciy 
zu  betrachtende  Abtheilung  des  Mensclienge- 
schlechts;  mögen  sie  nun  in  Afrika  selbst,  als 
ein,  mit  den  übrigen  Menschen  gan2  und  gar 
nicht  zusammenhängender  Stamm  entstanden, 
oder  so  fryh,  vor  allen  in  der  Sagengeschichte 
der  Vorwelt  erreichbaren  Zuständen  der  uns 
bekannten  Völker,  dahin  gekommen  seyn,  dafs 
ihr  physischer  Charakter,  als  Folge  der  Landes- 
beschaüenheit,  sich  fester  setzen  konnte,  als 
bey  keinem  der  später  eingewanderten  Völker, 

Gleiche  Ursachen  haben  gleiche  Wirkungen 
hervor  gebracht.  Diegewifs  oder  wahrscheinlich 
eingewanderten  Afrikaner  erblicken  wir  entwe- 
der den  Mulatten  ähnlich,  oder,  wenn  ihre 
Lebensweise  sich  der  der  Negern  genähert  liat, 
mehr 'oder  weniger  negrisiit  zu  beyden  Seiten 
der  eigentlichen  Negern.  Aber  es  gibt  keine  Ge- 
währ, dafs  dasselbe  Zusammentreffen  der  er- 
\vähnten  Local- Ursachen  in  einer  langen  Reihe 
von  Jahrhunderten  jemahls  andere  eingewanderte 
Stämme  zu  completten  Negern  gemacht  habe 
und  machen  konnte. 

Bey  diesen  eigentlichen  Negern  also  müssen 
wir  noch  andere  Umstände,  und  allerwenigstens 
eine  so  frühe  und  dauernde  Isolirtheit  voraus 
setzen,  dafs  die  physische  Beschallenheit  dieser 
Menschen -Classe  so  radical  werden  konnte,  v/ie 
sie  es,  inierreichbar  allen  später  in  dasselbe 
Local  Eingewanderten,  wirklich  geworden  ist. 

So  also  betrachten  wir  die  Race  der  Negern, 
sclion  in  so  fern  berechtigt,  sie  völlig  abzuson- 
dern von  dem  übrigen  Menschengeschlecht,  und 
aufzugeben  die  Frage  über  ihren  Zusammen- 
hang mit  den  Urbewohnern  anderer  Welttheile, 
die  hier  wenigstens  nicht,  und  überhaupt  sclnver- 


lieh  vollkommen  entschieden  werden  kann ; 
wenn  nicht  auf  der  einen  Seite  einst  irgend  ein 
unerwartlich  glücklicher  Fund  im  Innern  des 
eigentlichen  Negerlandes  Sprachenzusammen- 
hang zeigen  sollte,  der  gar  nicht  als  Folge  spä- 
terer Einwirkung  und  Nachbarschüft  gedacht 
werden  könnte,  oder  wenn  nicht  auf  der  andern 
Seite  fernere  Untersuchungen  der  Physiologen, 
an  möglichst  vielen  Negern  aller  Art  angestellt, 
zu  noch  bestimmterer  Unterscheidung  der  Ne- 
gern von  dem  übrigen  Menschengeschlecht,  und 
zwar  nicht  blofs  nach  Art  und  zum  Behuf  wissen- 
schafdich  formeller  Anordnung  der  Gegenstände 
der  Naturbeschreibung  berechtigen  sollte  *). 

Für  uns  steht  sie  schon  abgesondert  da,  die 
Race  der  eigentlichen  Negern,  zu  beyden  Seiten 
umgeben  von  Völkern,  die  ihnen  ähnlich,  aber 
nicht  gleich  sind,  so  dafs  Mischungsverhältnisse 
der  eigentlichen  Negern  mit  andern  alten  Völkern 
nicht  nur  v/ahrscheiulich  sind,  sondern  in  einer 
Menge  von  Übergängen  sich  zeigen,  die  wohl 
schwerlich  blofs  als  Folgen  verschiedener  Wir- 


*)  Es  war  eine  Zeit,  seit  welcher  die  so  lange  nncl 
go  mannigfaltig  thatige  Werkstätte  der  todten  Natur, 
■wenigstens  innerhalb  der,  den  Menschen  bekannten, 
innern  Rinde  der  Erde  gleichsam  feiert,  nnd  seit  vvel- 
cher  alle  die  vielen  Gestalten  ihrer  Körper  vorhanden 
sind,  ohne  dafs  sie  ferner  entstehen.  War  etwa  jen- 
seits dieses  Zeitpnnctes,  oder  unmittelbar  nach  demsel- 
ben Klima  und  Local  auf  damahls  schon  vorhandene 
Menschen,  und  eingreifender  wirkend,  um  die  aus- 
zeichnenderen  Verschiedenheiten  hervorzubringen,  als 
eben  jenes  Klima  und  Local  seitdem  hervor  gebracht 
haben?  Diefs  sind  Fragen  in  einem  Felde,  wo  kauni 
VermuLhung  vorzuschreiten  wagt,  und  die  am  wenig- 
sten hier  als  Hypothese  aufgestellt  werden  sollen! 


II 

kungen  der  Local- Ursachen  und  ihrer  unglei- 
chen Dauer  zu  betrachten  sind. 

Wo  hatten  jene  isohrte  Negern  ihre  Ursitze? 
Auch  dahin  vermögen  kaum  Vermuthungen  vor- 
zudringen. Der  Mangel  aller  Geschichte  der 
auch  nur  wenig  früheren  Zeit  bey  allen  Neger- 
völkern, der  Mangel  an  genauen  Nachrichten 
von  dem  Innern  ihrer  Länder,  und  an  tieferer 
Kenntnifs  von  den  Sprachen  dieses  Inneren 
macht  es  wenigstens  bis  zum  Aufschhisse  jener 
Kenntnisse  zum  vergeblichen  Unternehmen, 
Vermuthungen  zusammenzustellen,  die  zu  wirk- 
licher Wahrscheinlichkeit  ansteigen  möchten. 

Die  Nordküste  Afrika's,  östlich  vom  Atlas,  ist 
dem  Meere  abgewonnen.  Gleichsam  aus  einem 
Sandmeere  emporgestiegen,  oder  neben  dem- 
selben ausgebreitet,  sind  die  bewohnten  Gegen- 
den nach  dem  Innern  hin;  südlich  vom  Gülbi 
ist  festes  Gebirgsland,  das  Mutterland  der  Ouel- 
len  grofser  Ströme;  feste  Gebirge  umgeben"  das 
Bett  des  ganzen  Ober-Nils:  ein  höheres  Alter- 
thum  der  dortigen  Länder  beurkunden  jene 
Gebirge.  Nach  dorthin  haben  wir  wenigstens 
festen  Boden  für  die  Ur- Neger;  aber  nur  einen 
Blick  in  ein  inneres,  wildes  und  unbekanntes 
Land.  Ein  Vorhang  ist  uns  gleichsam  aufgezo- 
gen, der  in  eine  graudämmernde  Ferne  hin- 
schauen läfst,  in  das  Vaterland  der  Neger- Na- 
tionen —  wir  kennen  es  nicht.  Aber  eben  dort 
südlich  dem  Gülbi  und  dem  Senegal  und  an  der 
Ostküste  herab  sind  wenigstens  jetzt  zuverlässige 
Sitze  der  eigentlichen  Negern,  die  sich  von  da 
wahrscheinlich  nach  Süden,  und  nach  Osten  bis 
zum  Mondgebirge  erstrecken. 

Und  die  Nicht-Negern,  welche  Afrika  bewoh- 
nen,  im  Norden  wie  im  Süden,   letztere  den 


Negern  weit  ähnliclier  als  jene  —  ihren  Zusam- 
menhang mit  andern  Erdbewohnern  wissen  wir 
weder  zu  beweisen,  noch  auch  durch  Vermu- 
thiincren  zu  erspähen.  Aber  wahrscheinlicher 
sind  die  Länder  des  Ober-Nils  das  Vaterland  der 
'gesammten  Nord- Afrikaner,  als  es  die  Höhen 
des  Atlas  selbst  sind;  und  wahrscheinlicher  er- 
scheint ihr  Zusammenhang;  als  dafs  auf  beyden 
Puncten  Urbewohner  von  verschiedenen  Stäm- 
men gelebt  haben  sollten.  Auch  für  die  übrigen 
Völker  Afrika's,  die  von  Osten  her  einwander- 
ten, sey  es  aus  Arabien  oder  vielleicht  auch  aus 
Indien,  waren  die  Länder  vom  Ober-Nil  der 
theils  wahrscheinliche  theils  gewisse  Weg  80- 
wohl  in  der'Vorvvelt  als  bey  Menschengedenken. 
»  Je  un gewisser  und  unbegränzter  alle  diese 
Ansichten  sind,  um  desto  schwieriger  ist  es, 
diese  Afrikaner  in  ihre  Stämme  abzutheilen, 
•  nnd^nach  ihrem  Zusammenhange  die  Völker  au 
einander  zu  reihen  ,  die  wir  nur  unvollkommen 
kennen,  und  von  deren  Vorfaliren  unsere  Kennt- 
liifs  noch  weit  unvollkommener  ist.  DennHero- 
düts  Abtheilung  der  Afrikaner  im  Norden  imd 
derÄthiopen  *),  mit  krausem  Haare,  im  Süden, 
lind  wie  er  diesen  Nahmen  braucht,  von  Ober- 
JigypTen  und  Arabien  an  bis  zum  fernen  W^esten, 
läfst  alles  Übrige  unbestim'mt.  Sallustius  **) 
initerscheidet  unter  jenen  die  Urbewohner,  die 
südlicheren  Gätulier  und  die  dem  mittelländi- 
schen Meere  näheren  Libyer  von  den  eingewan- 
derten Medern,  Persern  und  Armeniern,  die  er 
als  Reste  des  H^eeres  des  Herkules  aus  Spanien 
zu  Schiffe  dahin  kommen,  und  von  ersteren  die 


*)  B.  IV.  C.  197.    B.  VII.  C.  70. 
**)  B.  Juguith.  C.  18. 


13 

Mauren,  von  letzteren  die  Numidier  ihren 
Ursprung  haben  läfst,  so  dafs  sich  die  Libyer 
bezwungen  unter  ihnen  verloren.  Wir  haben 
damit  höchstens  eine  Aussage  des  Alterthums 
luid  zwar  benutzter  Karthagischer  Schriften, 
über  jene  Priorität  der  Gätulier.  Leo  der  Afii- 
Jcaner,  nach  seinen  Arabern,  konnte,  neben 
den  eingewanderten  Arabern,  auch  nur  die 
Abtheilung  der  braunen  Aiiikaner  von  dtn  Ne- 
gern, und  Stämme  der  ersteren  und  Reiche  der 
letzteren  nachweisen.  Südlichere  Negexiänder 
waren  ihm  unbekannt. 

Noch  also  kann  die  Abtheilimg  nur  dem  Lo- 
cal  folgen,  und  dabey  die  Kunde  der  Völker 
inid  Sprachen  so  weit  l^enutzen,  als  sie  vorhan- 
den ist. 

Wir  theilen  Afrika  und  seine  Bewohner  (mit 
Ausschlufs  der  schon  abgehandelten  Mauren)  in 

1.  Nord  -  Afrika,  bis  zur  südlichen  Gränze 
der  Sahara;  die  Bewohner  unterscheiden 
sich  in  ihrer  Körperbeschaflenheit  wenig 
von  den,  eben  erwähnten,  eingewander- 
ten Arabern; 

2.  Mittel- Afrika,  von  da  bis  zu  dem  Lande 
der  Hottentotten,  mit  Völkern,  welche  von 
den  Merkmahlen  des  Äuf^eren  der  Negern 
entweder  einige  oder  sie  alle  haben  ; 

I.  an  dem  Ober-Nil  und  der  Küste  des 

Arabisclien  Meerbusens; 
IL  von    da,    die   Südgränze  der  Sahara 

entlang,    bis   zum    Gülbi    und    dessen 

südlichen  Ufern ; 
in.    von  da  östlich  bis  zu  den  Gebirgen 
■  von  Nubien  undHabesch  und  bis  zum 


i4 

Mondgebirge,  westlich  bis  7:ur  Küste 
am  Senegal  und  südlich  bis  zu  der 
Südgränze  von  Congo ; 

IV.  von  der  östlichen  Gränze  von  Congo 
bis  zum  Mondgebirge,  der  Meerküste 
unterhalb  Habesch,  und  von  Congo 
bis  zum Lupatischen  Gebirge; 

V.  Kaffer- Länder  von  Quiloa  bis  zu,  den 
Hottentotten. 

3.  Die  Süd  spitze  von  Afrika^  Land  der 
Hottentotten,  Menschen  mit  einem  von 
obigen  Classen  ganz  unterschiedenen  kör- 
perlichen Charakter. 

Eine  Menge  von  Völkern  sind  in  diesem  un^ 
gefahren  Umrisse  begriffen.  Je  unverbundener 
ein  grofser  Theil  von  ihnen  mit  seinen  Nachbarn 
lebt:  desto  gröfser  mufs  die  Anzahl  der  unter 
ihnen  geredeten  Sprachen  seyn.  Dr.  Seetzen^ 
welcher  zuKahira  denZusammenflufs  von  Frem- 
den aus  dem  ganzen  nördlichen  Afrika  vom 
Nil  bis  zum  atlantischen  Ocean,  und  vom  mit- 
telländischen Meere  bis  zum  Senegal,  Gülbi 
und  bis  südwärts  von  Habesch  nach  Zanguebar, 
zu  interessanten  Nachforschungen  bey  vielen 
Individuen  benutzte,  die,  kundig  genug  des 
Arabischen,  um  Mittheilungen  empfangen  und 
machen  zu  können,  Nachrichten  über  ihr  Va- 
terland und  ihre  Muttersprachen  geben  konnten, 
bemerkt  *),  dafs  sich  die  Anzahl  der  Afrikani- 
schen Sprachen,  nach  einem  ungefähren  Über- 
schlage,   auf  hundert^   vielleicht  bis  Ruf  hundert 


*)  Vorbericht  zu  den  Beyträgen  zur  Kenntnifs  der 
unbekannten  Länder  von  Afrika.  (^MonatL  Correspon- 
denz.     April  i^io). 


\  15 

und  fünfzig  belaufen  möge.  Gewifs  eine  nicht 
zu  hoch  angegebene  Zahl,  da  der  Sprachen  und 
Mundarten,  von  welchen  wir  aus  Reisebeschrei- 
bungen mehr  oder  weniger  Wörter  kennen, 
oder  von  welchen  Oldendorp  dergleichen  erfragt, 
oder  Seeticn  reiche  Sammlungen  oder  wenig- 
stens Nachweisungen  gegeben  hat,  schon  mehr 
als  siebzig  sind. 

Eine  Sammlimg  aller  dieser  Wörterverzeich- 
nisse liegt  den  folgenden  Angaben  zum  Grunde. 
Ihr  Umfang  und  Gehalt  hängt  von  dem  Umfange 
und  Gehalte  der  oft  nur  zu  dürftigen  Nachrichten 
ab.  Bey  diesen  darf  man  nie  ihre  Quelle  aus 
dem  Auge  verlieren,  wenn  man  nicht  die  Aus- 
sprache der  mitgetheilten  Wörter  unrichtig  auf- 
fassen will.  Die  Aussprache  des  Engländers, 
des  Franzosen,  des  Italiäners,  des  Dänen  mufs 
berücksichtigt  werden ,  wenn  man  den  wahren 
Laut  ihrer  Angaben  erreichen  will.  Diesen 
Zweck  sichert  gewifs  die  Beybehaltung  der 
Schreibart  jeder  einzelnen  von  diesen  Nationen, 
sobald  nur,  wie  überall  in  dem  Folgenden,  die 
Art  der  Quelle  bestimmt  ist,  aus  welcher  die 
Wörterverzeichnisse  geflossen:  ihre  Umformung 
in  die  Deutsche  Schreibweise  würde  zu  leicht 
irre  geführt  haben. 

*  * 

Bevor  wir  aber  zu  den  einzelnen  Classen  der 
Afrikaner  von  dieser  Einleitung  und  von  dem 
allgemeinen  Überblicke  über  die  möglichen 
Wege  der  Bevölkerung  dieses  Welttheils  über- 
gehen: scheint  es  zweckmäfsig,  auf  die  Frage 
über  die  Umschiffung  Afrika'©  vor  dem  Anfange 
imserer  Zeitrechnung  noch  wenigstens  einen 
Blick   zu  werfen,    damit   die    Rücksicht   ihres 


r6 

etwanigen  Einflusses  auf  jene  Bevölkerung  nicht 
vergessen  scheine. 

Die  glaubwürdigste  unter  den  Nachrichten 
über  einen  so  wichtigen  Fortschritt  der  frühe- 
sten Weltkunde  ist  die  bey  Herodot '-')  über  die 
Umschiffung  Afrika's  durch  Phönicier  auf  Veran- 
staltung des  Necho,  Königs  von  Ägypten.  He- 
rodot hat  sie  offenbar  für  wahr  gehalten,  und  er 
ist  dabey  desto  unparteylicher,  je  offener  er 
seine  Zweifel  gegen  den  Umstand  darlegt,  dafs 
den  Umschiffern  die  Sonne  zur  Rechten  gegan- 
<Ten  sey,  welcher  Umstand  nach  neueren  For- 
schern gerade  die  Wahrheit  des  Factums  ver- 
bürgt. 

Himmelweit  unterscheidet  sich  die  schlichte 
Erzählung  von  dem  Gewäsche  des  Eudoxus  *'•'), 
welches  durch  Einflechtung  der  lächerlichsten 
Angaben  allen  Anspruch  auf  Glauben  verscherzt, 
und  bey  welchem  man  selbst  noch  nachweisen' 
kann,  woher  es  zusammen  geschrieben  ist. 
Nüchterner  und  ansprechender  ist  die  Nach- 
richt, welche  Posidonius  von  diesem  Eudoxus 
gibt  '-**).  Aber  nach  diesem  hat  er  Afrika  gar 
nicht  umsegelt,  nur  den  Plan  dazu  hat  er  ge- 
habt, weil  er  an  der  Ostküste  von  Afrika  jen- 
seits der  Ägyptischen  Seestädte  Schiffstrümmer 
gefunden;   von  denen  das  Vordertheil,    das  er 


*)  B.  IV.  QP42.  (Man  kann  über  dieselbe  auch 
die  Abhandlung  vergleichen  von  Gast.  Knös  de  fide  hi- 
storica  Herodoti,  qua  perhibet,  Phönices  Africam  riuvi- 
bus  circumvectos  esse.   Gott.  1805.) 

**)  Mela,  B.  III.  C.  9  und  10.  Plinius  H.  N. 
B.II.    C.  67. 

***)  EeyStrabo,  B.II.  8,98. 


17 

mit  sich  nach  Alexandrien  genommen,   für  ein 

Gaditanisches  gehalten  worden  sey.  Interes- 
sant wäre  es  wenigstens  von  des  Eudoxus  Auf- 
merksamkeit auf  die  Sprachen  der  Völker  einige 
Früchte  zu  ernten.  An  demselben  Orte ,  wo 
er  jenes  Vordertheil  eines  Schiffes  gefunden, 
habe  er  sich  die  dort  wohnenden  Äthiopen  zu 
Freunden  gewonnen,  und  einige  ihrer  Wörter 
aufgeschrieben.  Er  habe  zu  einem  Versuche 
der  demnach  für  möglich  erachteten  Umschif- 
fung Afrika's  nun  zu  Massilien  und  Gades  möp;- 
lichst  Viele  ermuntert,  sich  auch  eingeschiftf, 
und  sey,  nach  der  Ermüdung  seiner  Genossen 
und  dem  Verluste  seines  Schiffes,  auf  einem  Bo- 
the  weiter  gegangen,  bis  er  Menschen  erreicht, 
Avelche  dieselben  W^örter  sprachen,  die  er  vor- 
her aufgeschrieben  hatte,  und  daraus  ersehen, 
dafs  sie  mit  jenen  Äthiopen,  wo  er  einst  gelan- 
det, verwandt  seyen,  und  ähnlich  denen,  die  er 
im  Pallaste  des  Bocchus,  Königs  von  Mauritanien, 
gesehen,  wohin  Eudoxus  hierauf  gereiset  sey, 
aber  vergeblich  dort  den  Plan  zu  einem  neuen 
Versuche,  Indien  zu  erreichen,  betrieben  habe. 
Möchte  Eudoxus  immer  Afrika  nicht-  umschifft, 
und  Indien  auf  diesem  Wege  nicht  erreicht  ha- 
ben: wenn  nur  durch  ihn  als  Factum  gesichert 
vor  uns  läge  die  Gleichheit  oder  Verwandtschaft 
der  Sprache  damahliger  Bewohner  der  West-  und 
der  Ostküste  Afrika's.  Dafs  südlichere  Äthio- 
pen am  Hofe  des  Bocchus  gewesen,  ist  ein  gar 
nicht  unglaublicher  Umstand:  aber  sollen  wir 
jene  Sprachähnlichkeit  (auch  ganz  abgesehen 
von  den  Tollheiten  des  andern  Berichtes  des  Eu- 
doxus bey  Mela)  für  bewährter  halten,  als  dafs 
man  zu  Alexandrien  in  einem ,von  der  Küste  des 
Indischen    Oceans    dahin   gebrachten   Vorder- 

Uithrid.  Ul.  B 


theile  eines  gestrandeten  Schiffes  ein  Gaditani- 
sclies  erkannt  habe?  Bemerkungsvverth  wäre 
auch  die  Angabe  in  des  Eudoxus  Berichte  bey 
Mela,  dafs  diePharusii,  von  denen  wir  ander- 
wärts *)  lesen,  dafs  sie  und  die  Nigritae  die 
&üdhchsten  Colonien  der  Karthager  zerstört  ha- 
ben, und  die  jener  Bericht  des  Eudoxus  unmit- 
telbar unter  die  nomadisiren<len  Nigritier  und 
Gätuler  setzt,  und  unterhalb  welcher  nach  Pli- 
nius  '•''•-■)  nur  Wiiften  und  weiterhin  fabelhafte 
Gegenden  sind,  einst  reich  gewesen,  jetzt  aber 
roh  seyen ,  und  sich  von  ihren  Herden  nähren. 
Indessen  wie  viel  Gewicht  haben  solche  Angaben 
neben  den  wunderlichsten? 

Dafs  Viele  in  jener  Zeit  an  die  Möglichkeit 
einer  Umschinung  Afrika's  glaubten,  diefs  er- 
hellet aus  den  mehreren  Versuchen  derselben 
und  nahmentlich  daraus,  dafs  Sataspes  '•='^* )  vom 
Persischen  Könige  Xerxes  sie  zur  Aufgabe  er- 
hielt, deren  Lösung  ihm  das  Leben  gerettet  ha- 
ben würde.  «Begreiflicher  ist  diese  Ansicht  der 
Alten,  wenn  man  bedenkt,  dafs  sich  nach  der- 
selben Afrika  kaum  halb  so  weit  nacli  Süden  er- 
streckte, als  es  sich  wirklich  erstreckt;  obwohl 
der  Glaube  an  diese  Möglichkeit  der  Kenntnifs 
von  den  Monsoons  und  Strömrmgen  entbehrte, 
durch  welche  man  behauptet  hat,  dafs  ein  Schiff 
zu  gewissen  Zeiten  des  Jahres  theilweise  um 
Afrika  herum  getrieben  worden  seyn  könne.  Die 
Berechnung  dieser  Wirkungen,  die  noch  weit 
unsicherere  Berechnung  der  dazu  nöthigen  Ta- 
gefahrten der  alten  Schiffer,  wobey  auf  den  bey 

*)   Strabo,   B.  XVII.   S.Qq.6. 
**)   H.  N.   B.  VI.   C.  30. 
***)  Herodot,  B.  IV.   C.  43. 


'9 

Schifffahrten  unendh'ch  oft  eintretenden  Wech- 
sel ganz  unbesriminbar  fortdauernder  Umstände 
zu  wenig  gerechnet  ist,  erlieben  das  Gewicht  je- 
nes Glaubens,  dafs  die  Umschiffung  geschelien 
könne,  schwerlich  zur  Gewähr  der  Wahrschein- 
lichkeit, dafs  sie  in  dieser  frühen  Zeit  wirklich 
geschehen  scy. 

Diese  Wirklichkeit  behaupteten  Mela  und 
Phnius.  Aber  ist  es  nicht  im  hohen  Grade  auf- 
fallend, dafs  keiner  von  beyden  und  eben  so  we- 
nig vor  ihnen  Polybius  in  seinen  nachmahls  anzu- 
führeaden  Untersuchungen  über  diesen  Gegen- 
stand von  der  merkwürdigsten  unter  allen  dies-  « 
falsigen  Nachricliten,  von  der  erwähnten  Erzäli- 
lung  bey  Herodot  auch  nur  den  geringsten  Ge- 
brauch machen?  Sollte  sie  der  Umstand,  der 
auch  dem  Herodot  selbst  unglaublich  schien,  ge- 
gen die  ganze  Nachricht  eingenommen  haben? 
Indessen  gerade  Umstände  und  Schilderungen 
von  Dingen,  welche,  jenen  Alten  als  unbegreif- 
lich erschienen,  ihnen  um  desto  mehr  nur  durch 
den  Augenschein  könnten  bekannt  geworden 
seyn,  und  welche  die  neuere  Weltkunde  in  je- 
nen Gegenden  entscheidend  wahr  befände,  wür- 
den die  bey  weitem  sicherndsten  Beweise  ge- 
währen, dafs  solche  Gegenden  vorlängst  einmahl 
besucht  %varen  *). 


*)  Die  Bemerkung  aber,  dafs  die  Sonne  von  der 
andern  Seite  aufgehe,  und  sich  fort  zu  bewegen  scheine, 
konnte  nicht  blofs,  sobahl  die  Linie  passirt  war,  son- 
dern in  den  Soiiiiiienuonathen  schon  bald  jenseits  dea 
Wendekreises  gemacht  werden.  Die  UmschifFung 
Afrika's  verbürgt  eine  solche  Beobachtung  nicht,  und 
steht  am  wenigsten  in  irgend  einem  Bezüge  auf  eine 
zweyte  Erreichung  der  Linie  an  der  Westseite. 

13    2 


20 

So  viel  begreiflicher  auch  alle  jene  Versuche 
und  Meinungen  sind,  wenn  denselben  wirklich 
die  Umscliillung  Afrika's,  absichtlich  oder  zufäl- 
lig erfolgt,  ganz  oder  zum  Theil  gelungen,  zum 
Grunde  lag:  in  ein  sicherheitsloses  Diinkel  mufs 
Zeitferne  jene  Sagen  eingehüllt  haben.  Denn 
dieser  Schleyer  ruht  sichtbar  über  allen  Vorstel- 
lungen der  Alten  über  Afrika,  und  diese  Vorstel- 
lungen hätten  nicht  so  sonderbar  geworden  seyn 
können,  wenn  es  eine  eigentliche  Schifffahrt  um 
Afrika  und  eine  sicherere  Kunde  ^on  der  Be- 
schaffenheit und  dem  Umfange  dieses  Welttheils 
gegeben  hätte.  Nähmlich  unter  den  Gelehrten 
zu  Alexandrien,  wo  man  doch  Nachrichten  von 
der  unter  Necho  veranstalteten  Fahrt  erwarten 
möchte,  herrschte  die  Ansicht  *),  dafs  Afrika 
die  Gestalt  eines  Trapezion  oder  die  eines  recht- 
winkeligen Dreyeckes  habe,  dessen  senkrechte 
Seite  die  Ostküste  und  dessen  Hypotenuse  die 
Westküste  von  den  Säulen  des  Herkules  bis  ge- 
gen den  Einflufs  des  Nils  aus  dem  Ocean  im  Sü- 
den bilde.  Hipparch  im  zweyten  Jahrhundert 
dagegen  gab  der  Ostküste  von  Afrika  eine  weite 
Ausdehnung  nach  Osten ,  so  dafs  es  sich  an  Ost- 
Indien,  an  die  Ufer  des  Ganges  anschliefse,  und 
diese  Meinung  erhielt  sich  in  solchem  Ansehen, 
dafsMela,  Ptolemaeus,  Marinus  Tyrius^  Isido- 
rus  Hispalensis,  Edrisi''*)  ihr  folgen,  und  auch 
bey  ihnen  jene  östliche  Dehnung  Afrika's  zum 
Theil  auch  Zusammenhang  mit  Ost- Indien  be- 
haupten. 


*)   Strabo,  B.  II.  S.  130. 

**)  EdrisCs  Weltkarte  von  Bredow  in  den  geogra- 
phischen Ephemeridin  1802.   S,  <203. 


21 

So  wie  erstere  Vorstellung  von  dem  sehr 
schrägen  Fortlaufen  der  Westküste  nach  jener 
fast  senkrechten  0>>tseite  (welche  sich  aucli  ne- 
benletzterer erhielt  und  damit  verbunden  wurde, 
und  schon  fi.ir  sich  zu  der  Vermuthung  geleitet 
haben  mag,  dafs  Afrika  eine  Halbinsel  und  um- 
scftiffbar  sey;)  kaum  entstanden  seyn  könnte, 
wenn  man  blofs  das  zuweilige  schräge  Abfallen, 
der  höheren  Westküste  gekannt  hätte,  und  nicht 
Schiffe  wirklich  um  das  Palmen- Vorgebirge  her- 
um, die  Zahn-  und  Goldküste  entlang  gegan- 
cren  waren:  so  ist  die  Entstehunir  und  Herrschaft 

o  o 

der  Vorstellung  Ffipparchs  wohl  kaum  anders 
erklärlich,  als  dafs  man  bev  der  Küstenfahrt  auf 
der  Ostseite  von  Afrika  wohl  bis  zur  südlichen 
Breite  von  Mosambique  auch  wohl  Sofala  ge- 
kommen, bey  diesen  Fahrten  Kunde  von  dem. 
in  Osten  sich  fortziehenden  Lande,  von  Mada- 
gaskar erhalten,  aber  weder  die  nördliche  Spitze 
von  dieser  Insel,  noch  das  Ende  des  Canals  von 
Madagaskar  erforscht  hatte. 

Unvollkommen  und  unbestimmt  waren  ajso 
diese  Ansichten  ,  wahrscheinlich  zum  Theil 
selbst  kn  Dunkel  der  Sagen  ^mpfangen,  Ihre 
Unvollkommenheit  und  Unbestimmtheit  erhellet 
noch  deutlicher,  wenn  wir  bey  Strabo  "')  lesen, 
dafs  alle,  die  vom  rothen  Meere  oder  von  den 
Säulen  des  Herkules  aus,  um  Afrika's  Küste  ge- 
schifft, bald  umgekehrt  seyen,  aus  Furcht  vor 
den  grofsen  Schwierigkeiten ;  wenn  er  wieder- 
hohlt  ''"^')  und  eben  so  Plinius  '^•'''•')   das  Unge- 


*)   Strabo ,  B.  I.  S.  52. 

**)  B.II.  S.  13a.    B.  XVII.  S.  859- 

***)  B.  V.   S.8.a.E. 


wisse  und  Schwankende  der  Kenntnifs  von  Afrika 
versichert;  wenn  es  noch^  dem  Forscher  Poly- 
biiis,  der  selbst  von  Karthago  aus,  eben  nach 
dessen  Zerstörung,  die  Nord- Westküste  von 
Afrika  beschiffte,  um  alle  Niederlassungen  der 
Karthager,  von  welchen  die  Römer  grofse  Er- 
v/artungen  hatten,  dort  aufzusuchen,  wenn  %s 
dem  Polybius  *)  noch  zweifelhaft  ist,  ob  sich 
Afrika  jenseits  der  Mündung  des  Arabischen 
Meerbusens  ins  Unendliche  fort  erstrecke,  oder 
nicht  sehr  fern  davon  vom  Ocean  begränzt  wer- 
de; wenn  noch  zu  Alexandrien  bezweifelt  wurde, 
ob  in  der  heifsen  Zone  Menschen  wohnen  kön- 
nen **),  bis  Elephantenjäger  und  Seereisen  bis 
ungefähr  zum  12  Grade  nördl.  Breite  kamen; 
wenn  jener  Polybius  in  einer  eigenen  Abhand- 
lung pliysikalische  Gründe  aufsuchen  mufste,  um 
zu  beweisen,  dafs  die  Gegenden  des  Äquators 
bewohnbar  seyen  ,  und  nicht  Facta  dafür  aufzu- 
stellen hatte.  Waren  Schiffe  dem  Äquator  sehr 
nahe  an  der  Zahn-  und  Goldküste  gewesen;  die 
Sagen  davon,    und   die  Unvollkommenheit  der 


*)  Hist.  B.  III.  C.  18. 

**)  Gemini  Ehm.  Östron.  C.  15.  —  Zwar  reichte 
selbst  Ägypten  bis  zu  dem  Wendekreise,  und  der  An- 
fang der  heifsen  Zone  war  also  bekannt  genug.  Aber 
diefs  hinderte  nicht  die  Fortdauer  jener  Zweifel.  Stra- 
bo  (B_  II.  S.  95. )  wirft  sie,  nachdem  er  selbst  die 
über  Ägypten  wohnenden  Äthiopen  und  das  Zimnit- 
Land  (Zpoo  Stadien  unter  Syene)  angeführt,  und 
also  schon  einen  beträchtlichen  Theil  der  heifsen  Zone 
unterschieden  hatte,  doch  auf.  Die  Alten  scheinen 
es  nälaulich  schon  in  den  Begriff  dieser  heifsen  Zone 
gelegt  zu  haben,  dafs  sie  vor  Hitze  nicht  bewohnt 
werden  könne,  und  müssen  nicht  durch  bestimmte 
Erfahrungen  vom  Gegentheil  überzeugt  worden  sefn. 


ä3 

an  die  Küste  gefesselten  Schifffahrt  der  Aken 
hatte  es  weder  zu  einer  genauen  Vorstelhmg  von 
dieser  Westseite  Afrika's  (denen  die  östliche 
Richtung  der  Küste  aufhebender  Winkel  luid 
deren  Fortgang  in  fa:st  ganz  südlicher  Richtung 
kaum  bekannt  oder  anerkannt  gewesen  seyn 
kann)  kommen  lasten  ,  noch  auch  zurKenntnifs 
des  Fortlaufens  der  Ostküste  nach  Süden  hin 
ohne  irgend  einen  Zusammenhang  mit  einem 
andern  Lande. 

Verloren  geht  die  Kunde  von  manchen, 
einem  kühnen  Seefahrer  Einmahl  gelungenen 
Fahrten;  Afrika  könnte  umschifft  ^vorden  seyn, 
ohne  dafs  man  es  später  mehr  wüfste,  um  so 
mehr,  je  weniger  genaue  Bestimmungen  der 
Höhen  damahls  möglich  waren.  Aber  diefs  kann 
schwerlich  von  andern  als  von  ein  oder  einige 
Mahl  zufällig  gelungenen  Fahrten  gelten.  Um  so 
wahrscheinlicher  ist  es,  dafs  die  Umschiffung 
Afrika's  wenigstens  nie  eine  gewöhnliche  und 
gangbare  Fahrt  war,  eine  Falirt,  welcher  Ein- 
llufs  auf  die  Bevölkerung  entfernterer  Th  eile  von 
Afi'ika  zugeschrieben  werden  dürfte.  Hätten  die 
Phönicier  gewöhnlich  Afrika  umschifft,  und  mit 
Unterthanen  Salomo's  und  Josaphats  einen  sol- 
chen Handelsweg  zu  verfolgen  gepflegt:  Kar- 
thago, die  Tochterstadt  von  Tyrus,  hätte  docli 
wohl  davon  einige  Kunde  gehabt,  und,  wo 
nicht  Andere,  z.  B.  die  forschenden  Geographen 
AJexandriens,  wenigstens  Polybius,  der  Führer 
der  ersten  Römischen  Flotte  an  die  Westküste 
von  Afrika,  zu  Karthago,  wo  ihm  jede  Auskunft 
zu  Gebothe  stehen  mufste,  und  in  den  Niederlas- 
sungen an  jeuer  Westküste  wenigstens  eine  Ah- 
nung von  einem  solchen  Kandelswege  erhalten. 
Auch  in  dem  interessanten  Berichte  des  Kartha- 


gers  FTahno,  der  in  früher  Zeit  mit  einer  Kartha- 
gischen Flotte  die  Westküste  befuhr,  liegt  keine 
solche  Ahnung.  Wüfsten  wir  doch ,  ob  auch  in 
dem  Karthagischen  Originale  dieses  Berichtes  die 
darin  genannten  Athiopen  der  Westküste,  wie 
bey  den  Griechen  einerley  Nahmen,  mit  den 
östlichen  und  eigentlichen  Athiopen  geführt, 
und  zwar  einen  National- Nahmen,  der  nicht 
biüfs  die  Farbe  bezeichnete,  um  ihn  mit  Stamm- 
nahmen  der  Neger- Nationen  wo  möglich  zu 
vergleichen,  und  vielleicht  eine  Spur  zu  finden, 
welche  die  von  einander  abweichenden  Nahmen 
der  Örter  und  Völker  bey  den  Alten,  theils  falsch 
aufgefafst,  theils  von  ihnen  selbst  gegeben,  theils 
von  Dolmetschern  eines  einzelnen  Volkes  erfah- 
ren,, nicht  gewähren. 

Wichtig  wäre  es,  wenn  Hanno,  so  wie  Po- 
lybius,  wie  Gosselin  *)  darzuthun  sucht,  nur 
bis  Cap  Bajador  gekommen,  und  sich  demnach 
zu  Hanno's  Zeit  die  Athiopen  so  weit  herauf  er- 
streckten. Es  ist  hier,  wo  es  uns  blofs  um  Afri- 
ka's  Bevölkerung  zu  thun  ist,  nicht  der  Ort, 
Gosselin's  gehaltvolle  Gründe  anzugeben,  sie 
mit  Rennel's  entgegen  gesetzten  Ansichten  zu 
vergleichen,  und  eine  Prüfung  bey  der  zu  ver- 
suchen. Wir  können  uns  nicht  von  jedem  Re- 
sultate jener,  aber  noch  weit  weniger  von  diesen 
überzeugen,  und  müssen  für  diese  Vorstellung 
hier  nur  ein  paar  Gründe  aufetellen.    Ptolemäus, 

*)  Gosselin  über  die  Kernitnifs  der  Alten  von  der 
West-  und  Ostküste  Afrika's  und  über  die  Umschif- 
fung dieses  Erdtheils,  RenneVs  System  der  Geographie 
Herodots,  Vincent  über  den  Handelsverkehr  der  Alten 
mit  Indien  und  über  ihre  Kenntnifs  von  der  Ostküste 
Afrika'«  im  Auszuge  übersetzt,  und  durch  Anmerkun- 
gen und  eigene  Untersuchungen  berichtigt  und  eiwei- 
tert  von  G.  G.  Brtdoiv. 


welchem  man  bey  den  bestimmteren  Angaben 
südlicherer  Puncte  der  Westküste  am  meisten 
gefolgt  ist,  scheint  die  ganze  Anlage  seiner  Dar- 
stelhing  dieser  We-stküste  Afrika's  durchaus  zu 
südlich  genommen  zu  haben.  Die  südliclisten 
seiner  Insulae  fortunatae  Pintuaria  und  Canaria 
liefen  im  ii°  N,  B.,  da  doch  selbst,  wenn  man 
an  eine  Verwechselung  unserer  Canarischen  und 
Capverdischen  Inseln  nach  dunkeln  Nachrichten 
von  mehrerley  Fahrten  denken  wollte,  die  süd- 
lichste von  den  Capverdischen  Inseln  im  15°, 
also  beträchtlich  nördlicher  liegt.  Ptolemäus 
könnte  wohl  unmöghch,  die  Afrikanische  Küste, 
den  südlichsten  glücklichen  Inseln  gegen  über, 
sich  zwar  ein  wenig  einwärts  biegen,  nach  dieser 
sehr  geringen  östlichen  Biegung  aber  alsbald 
wieder  westlich  auslaufen  und  in  dieser  Richtung 
fortgehen  lassen,  ohne  dafs  auch  nur  eine  Spur 
von  der  Kenntnifs  der  ganz  entgegen  gesetzten 
Beschaffenheit  der  Küste  nach  dem  5°  bemerk- 
lich wäre :  wenn  er  nicht  etwas  nördlicher  lie- 
gende Gegenden  gemeint,  und  auf  Nachrichten 
von  diesen  sein  System  aufgebaut  hätte.  Eben 
so  ist  ja  bey  ihm  auch  JgiigUi  im  32°  angesetzt. 
Gigel,  Jigel  an  der  Küste  des  mittelländischen 
Meers  im  Algierischen.  Versehen  der  Art  bey 
dem  grofsen  Unternehmen  des  Ptolemäus  sind 
wohl  so  natürlich,  dafs  eine  vollkommene  Rich- 
tigkeit jeder  Angabe  ein  Wunder  seyn  würde. 
Und  es  bedarf  demnach  wohl  nicht  der  Annah- 
me Gosselin's:  dafs  bey  Polybius  drey  Reisen  an 
derselben  Küste  für  Reisen  an  drey  verschiedene 
Theile  der  Küste  genommen,  vmd  als  südwärts 
auf  einander  folgend  an  einander  gereiht  wor- 
den, welche  übrigens  so  sinnreich,  und  fast  zu 
sinnreich  ausgeführt  worden  ist,   als  dafs  man 


sich  ihr  anvertrauen  könnte.  Weit  natürlicher 
ist  eine  andere  Bemerkung  Gosselin's,  daf«  der 
Kartenzeichner  die  Mafse  in  gerader  Linie  ohne 
Rücksicht  auf  die  Neigungen  der  Küste  genom- 
men, und  schon  dadurch  Alles^  südhcher  gerückt 
wurde.  Schon  so  vermindert  sich  das  Gewicht 
von  Gosselin's  Einwurfe,  dafs  Ptolemäus  eine 
vielfach  bewohnte  Küste  da  ansetze,  wo  blofbe 
Sandwüsten  seyen. 

Das  Cap  Bajador  soll  nach  Rennel  der  grofse 
Alias  des  Ptolemäus  seyn;  unwahrscheinlich  an 
sich,  gerade  den  grofsen  Atlas  in  diesem  Süden 
und  dieser  Entfernung  vom  Hauptgebirge  ange- 
setzt zu  sehen.  Aber  wenn  nun  Rennel  selbst 
sagt,  dafs  von  Cap  Bajador  an  die  Angaben  des 
Ptolemäus  alle  falsch  seyen:  so  ist  damit  ausge- 
sagt, dafs  seine  übrigen  Annahmen  alle  blofs 
gerathen  und  unbegründet,  und  also  die  ge- 
sammte  Hypothese  desto  unwahrscheinlicher 
sey.  Kerne  liegt  bey  Ptolemäus  im  25°  40', 
also  über  14°  nördlicher  als  sein  Canaria.  Wenn 
nun  dieses  Kerne  sehr  vielen  Neueren:  Arguin 
im  20*^'  26'  ist:  so  sieht  man,  dafs  diese  Hypo- 
these Kerne  um  so  viel  südlicher  rückt,  da  man, 
eben  weil  er  offenbar  Alles  zu  südlich  angesetzt 
hat,  seine  Örter  etwas  nördlicher  suchen  müfste. 
Ob  man  sie  vv^irklich  noch  alle  wiederfinden 
werde,  sey  dahin  gestellt.  Dafs  aber  nach  dieser 
Lage  der  Sache  an  keinen  bedeutenden  Einflufs 
dieser  Schifffahrten  auch  an  dieser  Küste  auf  die 
Bevölkerung  Afrika's  zu  denken  ist,  leuchtet 
wohl  ein,  geschweige  an  EinOufs  auf  die  Bevöl- 
kerung entfernter  südlicher  Puncte  durch  Afri- 
ka's Umschifiüns;. 


27 


1.  Nord-Afrika, 

bis  zur  südlichen  Glänze  der  Sahara. 


Völker,  die  sich  in  ihrer  Körper  -  Beschaff cn- 

heit  wenig  von  den  eingewanderten 

Arabern  unterscheiden. 

Uer  Worden  von  Afrika  zerfällt  schon  bey  He- 
rodot  *)  in  drey  Haupt-Regionen;  dieLänderam 
Meere,  über  diesen  die  Gegenden  der  wilden 
Thiere,  jetzt  zum  Theil  unter  dem  Nahmen  des 
Dattellandes  bekannt,  und  die  Sandsteppen, 
die  sich  von  Theben  in  Ägypten  bis  zu  den  Säu- 
len des  Herkules  ziehen,  womit  ohne  Zweifel 
die  Sahara  gemeint  ist.  Aus  der  ersten  und  zum 
Theil  auch  aus  der  zweyten  Region  sind  die 
alten  Einwohner  von  den  Arabern  verdrängt 
worden,  die  theils  noch  diesen  Nahmen,  theils 
den  der  Mauren  fi.ihren,  und  welche  von  gegen- 
wärtiger Abhandlung  der  Afrikanischen  Völker 
und  Sprachen  gänzlich  ausgeschlossen  sind,  da 
von  ihnen  Bd.  I.  S.  398.  gehandelt  worden  ist. 

Aber  vorzüglich  in  den  Sandsteppen  haben 
sich  alte  Afrikaner  erhalten,  ein  zahlreiches  Volk. 

Berber. 

Vom   Fufse    des    Atlas  bis  zu  den   Gränzen 
Ägyptens  erstreckt  sich  eine  Nation,  die  Berber, 

*)  B.  IV.  C.  18»,  vergl.  auch  B.  II.  C.  52. 


Genossen  Einer  Sprache ,  über  alle  bewohnbare 
l^lärze  der  Sahara,  die  etliche  und  dreyfsig  Oasen 
oder  Inseln  in  jenem  Sandmeere,  und  mehr  oder 
weniger  auch  über  die  benachbarten  Länder  in 
Nordwesten  und  Süden. 

Ahnen  liefsen  Shaw's  Entdeckungen  eine 
östliche  Erstreckung :  den  Zusammenhang  aller 
Berber  in  Einer  Sprache  kennen  wir  durch  Hor- 
iicmann. 

Für  Mauren  galt  ein  grolser  Theil  dieser 
Berber,  obwoiü  Leo  der  Afrikaner  längst  diese 
Nation  und  ihre  Stämme  ausgezeichnet  hatte; 
luid  auch  nach  Hoest,  der  diese  alten  Bewohner 
der  Gegenden  des  Atlas  genau  in  ihrer  Eigen- 
thümlichkeit  und  National- Sprache  beschrieben 
hat,  dauerte  die  Verwechselung  der  Berber  vie- 
ler anderen  Gegenden  mit  den  Mauren  fort. 
Nomaden,  wie  die  auch  in  den  Nordländern 
Afrik  's  herumziehenden  Arabischen  Horden, 
und  ihnen  nicht  erst  ähnlich  geworden  *);  gröfs- 
tentheils  eifrige  Mohammedaner,  wie  sie;  durch 
diese  Religion  an  den  Mitgebrauch  der  Arabi- 
fichen  Sprache  und  an  Arabische  Nahmen  der 
Personen  gewöhnt,  ihnen  bey  gleichem  Klima 
und  Local  in  der  Körper- Beschallenheit  gleich 
oder  ähnlich,  waren  die  Berber  einer  solchen 
Verwechselung  mit  den  Mauren  ausgesetzt,  und 
es  ist  begreiflich,  dafs  sie  da,  wo  ihr  Ursprung 
vmd  der  Unterschied  ihrer  Sprache  nicht  be- 
kannt war,  mit  Mauren  in  Eins  zusammen  ge- 


")  Schon  Strabo  (B.  XVII.  S.  855.)  fügt,  als  er 
von  Gätuliern  und  Garaiiianten  gesprochen,  hinzu: 
-,Sie  shul  in  ihrer  Lehensweise  sehr  frugal,  haben' 
viel  Frauen  und  Kinder,  und  sind  im  Übrigen  den 
Arabischen  Nomaden  ähnlich." 


werfen  wurden,  und  vielleicht  aus  Mangel  an 
genauen  Nachrichten  über  manche  Gegenden 
noch  werden. 

Offenbar  undeutliche  Begriffe  von  ihnen  hat 
Poiret  *).  Mungo  Park  **)  läfst  gleichsam  einen 
Gürtel  von  Afrika  vom  Senegal  bis  nach  Ägypten 
von  Mauren  bewohjien,  Golberry  '^'''^)  spricht 
auf  Veranlassung  der  Völker,  in  deren  Händen 
der  Gummi -Handel  ist,  von  der  Verbreitung 
dieser  Mauren  bis  nach  Bornu  hin,  über  die 
Oasen  der  Wüste  und  in  den  von  ihnen  am 
Senegal  und  Gülbi  gestifteten  Reichen.  Beyde 
reden  von  Marktplätzen  des  Maurischen  Handels 
im  Süden  der  Sahara,  Mungo  Park  davon,  dafs 
Dschenneh  am  Gülbi,  welche  Stadt  er  nicht 
mehr  erreichte,  eine  eigentlich  Maurische  Stadt 
sey,  und  dafs  von  da  weiter  bis  nach  Tombuxtu 
hin,  alle  Örter  im  Besitze  der  Mauren  seyen.  Sie 
ahneten  nicht,  wie  bald  östlicher  die  Entdek- 
kung  gemacht  werden  würde,  dafs  die  Bewoh- 
ner wenigstens  der  etwas  östlicheren  Oasen, 
eben  die  einen  Gürtel  von  Afrika  bis  nach 
Ägypten  bewohnenden  Völker,  Berber,  die 
Hauptbesitzer  des  Handels  nach  dem  Süden  der 
Sahara,  wenigstens  im  Osten  von  Tombuxtu 
sind;  sie  und  die  alten  Bewohner  um  den  Fufs 
des  Atlas  Genossen  Einer  Sprache  —  wirklich 
eine  der  sehr  interessanten  Entdeckungen  der 
neuesten  Zeit. 

*)  Er  unterscheidet  S.  5.  seiner  Voyage  en  Barba- 
rie:  die  Mauren  an  den  Küsten ,  die  Araber  im  Innern 
des  Landes  und  die  Beduinen- Araber  oder  Berber, 
herumschweifende  Räuber. 

**)  Berliner  Übersetzung,  S.  97. 

***)  Fragm&ns  d'un  voyage  en  Afrique  1805  -  7,?^'' 
S.  M.  X  Go/terry,  T.  I.  p.  294. 


50 

Aber  die  ältete  Geschichte  dieses  grofsen, 
über  ganz  Nord -Afrika  verbreiteten  Volkes,  die 
Geschichte  seiner  Einheit  und  der  Trennuno- 
seiner  Stämme  liegt  im  Dunkel,  Ihr  Band  und 
die  Bürgschaft  jener  Einheit  ist  die  Fine  Sprache, 
die  einzige,  welche  in  Nord  -  Afrika  zwischen 
der  Maurisch- Arabischen  und  den  Sprachen  der 
Neger- Nationen  geredet  wird. 

Was  nicht  ganz  ausgestorben  ist  von  den 
Völkern,  welche  vor  imd  neben  den,  an  der 
Küste  des  mittelländischen  Meeres  eingedruncre- 
nen,  Griechen,  Karthager:?,  Römern,  Vanda- 
len  in  Nord  -  Afrika  wohnten,  oder  was  sich 
nicht  schon  an  jener  Küste  unter  einer  der  ge- 
nannten, dort  herrschenden  Nationen  verloren 
hat:  das  mufs  sich  unter  den  Berbern  oder  unter 
den  Arabern  verloren  haben.  Denn  eine  andre 
Sprache,  als  diese  beyden,  findet  sich  in  ganz 
Nord -Afrika,  mit  Einschlufs  der  Sahara,  nach 
Allem,  was  hierüber  erforschet  worden,  wei- 
ter nicht. 

Also  Reste  der  Urvölker,  welche  ims  Griechi- 
sche und  Römische  Schriftsteller  *)  im  Norden 

*)  Es  lohnt  sich  wohl  der  Mühe,  diese  Völker  hier 
nus  Herodot  und  Ptohmäus  anzuführen,  denn  Plinius 
und  Mela  haben  zu  wenige,  und  nach  dem  Gehalte 
des  Ganzen,  was  sie  über  Afrika  geben,  zu  schwan- 
kende Nachrichten,  als  dafs  ihre  Notizen  mehr  als  be- 
rührt und  eingeschoben  zu  werden  verdienten. 

Herodots  Abrifs  der  Völker  der  Nordküste  Afrika's 
erstreckt  sich  hauptsachlich  bis  zu  der  Gegend  von 
Karthago,  vgl.  B.  IV.  C.  168—199.  Zunächst  neben 
Ägypten  wohnten  damahls  die^dyrmachitae  mit  vielen 
Agyptisclien  Sitten,  aber  Libyscher  Tracht,  neben  die- 
sen die  Giligammae  in  Sitten  den  übrigen  Afrikanern 
fast  gleich,  zunächst  westlicher  die  Asbystae^  jux 
Innern   der  Küste   von   Kyrene,  noch  westliclrer  die 


von  Afrika,  und  von  da  nach  dem  Innern  zu, 
nennen.   —   Reste  mancher  von  diesen  Völkern 

.4uscJnsae  oherhalh  Carka,  bpy  den  Hesperiden  bis  ans 
Meergestade,  und  in  der  Mitte  iiires  Landes  die  Kaba- 
les (deren  Nähme  lanwillkiihrlich  an  die  Kabylen  im 
lieuticen  Algier  erinnert),  ein  kleines  Volk.  Im  We- 
sten stolsen  an  die  Auschisae  die  Nasavioues ,  ein  zahl- 
reiches Volk,  die  im  Sommer  ihre  Herden  an  der 
Küste  lassen  ,  und  iim  Aiigila  Datteln  sammeln  (wie 
noch  jet/t  die  Bewohner  der  Küste  von  Derna  ),  nnd 
von  welchen  einige  (nach  B.  II.  C.  52.)  bis  an  einen 
grolsen  FJiiIs  jenseits  der  Sand  wüste,  der  von  Westen 
nach  Osren  laufe,  wohl  den  Niger  der-Tiömer  gekom- 
men waren.  Sie  hatten  auch  das  Land  der  Psylli  inne, 
innerhalb  der  Syrte,  die  nach  den  Berichten  der  Afri- 
kaner zu  Grunde  gegangen  waren  (nach  des  Plinius 
Ansicht j  aufgerieben  von  den  Nasamonen).  Im  Sü- 
den von  diesen  in  der  thierreichcn  Ablheilung  von 
Nord -Afrika  woimen.die  Gin  aniante.s ,  westlich  den 
Nasauioncn  am  Meere  die  Macae,  neben  diesen  die 
Gindanes,  neben  ihnen  die  Lotopliagi,  neben  Jieseu 
am  Meere  die  Macidyes  am  Flnsse  Triton,  und  so  wie 
ihre  Nachbarn  die  Aus^s  um  den  Tritonischen  See  — 
sammtlich  Nomaden  in  Hiitten  von  Hahnen  in  dem 
niedrigen,  sandigen  Lande  wohnend.  Von  da  aber 
folgt  ein  bergigeres  Land  mit  Wäldern  und  wilden 
Thieren,  wo  Ackerbau  getrieben  wird  und  festere 
Wohnungen  sind.  Zunächst  den  Machlyern  wohnen 
die  Maxyes,  die  von  Trojanern  abstammen  sollen, 
schon  Ackerbauer,  neben  diesen  die  Zuuekes  und  ne- 
ben diesen  die  Gyzantes.  Schon  an  die  Maxyes  und 
ihr  mit  Löwen  und  Elejihanten  erfülltes  Land  sind 
unbestimmte!  e  und  wunderliche  Sagen  ,,der  Afrika- 
ner" angeschlossen,  und  wegen  des  übrigen  Landes 
aufserhalb  der  Säulen  beruft  sich  Herndot:  auf  die  An- 
gabe der  Karthager,  dafs  es  bewohnt  sey. 

Ptolemäus  ß.  IV.  C.  1 — 5  stellt  in  seiner  von  ge- 
nauer Kunde,  deren  Verdienst  man  doppelt  hoch  an- 
schlägt, sobald  man  vergleicht,  wie  wenig  jetzt  noch 
sich  speciellere  Anordniingen  der  Völker  vieler  von 
diesen  Gegenden  geben  lassen,  und  von  grofser  Sorg- 
falt zeugenden  Beschreibungen  Afrika's  folgende  Vül- 


mögen   in   die   Nation  zusammen  geschmolzen 
seyn,    die   wir  jetzt   als    die    Berber    kennen; 


ker  neben  und  unter  einander.  (Ich  bemerke  dabey 
nur,  dafs  bey  denen  durch  und  oder  ferner  verbundenen 
Nahmen  man  nicht  gewifs  wird,  welches  das  östli- 
chere oder  westlicliere  der  genannten  Völker  sey.  Wo 
aber  die  östlichere,  festlichere,  südlichere  oder  nörd- 
lichere Lage'der  Völker  irgeml  bemerkt  ist,  da  ist  dar- 
nach die  folgende  Stellung  bestimmt): 


"  ,  (Mauritania 

Metagonitae 

an  der  Mtcrehge, 

iiiiter  ihnen 
Masices, 

hierauf 
Verbicae, 
tiiitcr  diesen 
Salinsae  und  Kausini, 

_  hierauf 
Bacualazy 

unter  ihnen 
Macanitae. 


Tingitana. ) 


Uerues, 
am  Iberischen  Meere, 
unter  ihnen 
Voä  und  ßi/ianif 
hierauf 
Jangncaucani, 
unter  ihnen 
NehtibZres, 
um  50"  50'  N.  Br. 
unter  diesen 
Zegrensiif 
hierauf 
taniubae  xmd  Vacuatae, 


IS  "> 

s  5 


a. 


(Mauritania 

Herpiditaniy 
unter  diesen 
Sorei  und  Teladusii, 


diesen 

sVidlicher 

Masesylij 

S^- 

unter  ihnen 

Si> 

Dryitae, 

PQ  «< 

und  hinter 

F  n 

dem  Berge 

Dardonus 

^ 

Elulii.To/otae 

tz 

und  Nacmusü 

S  S 

bis  zu  den 

•>.  fi 

Mont.  Gara- 

f^o 

phis 

.Q 

(28°  N.  Br.) 

^ 

diesen  östlich 

MachusJi, 
unter  ihnen 
hinter  d.  Berge 

Zalrtcus 

(3i°40'N.  Br.) 

Mazices, 

hierauf 

Banfiirari, 

u.  unter  dem 

M.  Garaphis 

Nacuensii, 

Mycini  und 

Maccurae. 


Caesarit^nsis.) 


Oberhalb  dei 

Meeres 

östlicher  alsd. 

Berg  Zalacus 

Machurebiy 

unter  ihnen 

Tulensiif 

hierauf 

"Baniuri, 

unter  diesen 

MachureSy 

ferner 
Salampsiiy 
Machoubii. 


Ostlicher    ? 

Mucuiii,    ^ 

und         £ 

Chituae,    °S, 

unter  ihnen 

Cötamusüf 

hierauf 

Ducae  bis  zu 

der  Quelle  des 

Ampsaga. 


besonders  Reste  von  dem  Völkerverein,  welche 
bey  den  Römern  unter  den  Nahmen  der  Maurita- 


a. 


(Numidien.) 


A  A 

Meere : 

Ostlicher, 

«i  •■ 

Cyrtesü  und  Nahrath.ae, 

durch 

t<  • 

südlich 

unter  d.  Cyrt. 

Uumidieu 

5;  j  5 

lind 

Numidien , 

lontüy    hierauf 

unter  dem 

L  Berge  Audum 

Mideni,    wo 

(3o*  - 

•  29°  30'; 

unter       -K-arthago 

I^S 

Misulami, 

diesen 

unter 

südlich  den 

lAbyop  h  önices^ 

diesen 
I^asabutes. 

Misul 
Miaedii^ 

südlich  davon 
Bazacitisy 

liiiter  dies. 

unter  diesen 

Musynif 

£zuri, 

dann  unter 

dann 

dem  Berga 
Thimhe 

Xerophaei 

(27°  50') 
SabubureSy 

und 
Mampsari, 

unter  diesen 

Tind  unter  dem 

Haliardii. 

Berge  Mampsarus 
(27°  30' -26°  15') 

♦ 

. 

Mototurii. 

L   i  b 

y  s  c   h   c 

\     Wüste. 

(Afrika.) 


Neben    den  Libyophönic 

bis  zur  kleineu  Syrte 

Machyni, 


unter  diesen 

MachryeSy 

dann  die 

GepheSy 

nach  diesen 

Mimaces ; 

•».  tmter  dem 

Uasalaetischen 

Gebirge 

528°  — 26*30' 

Uzara  ey 

von  da  Anfang 

der  Wüste. 


unter  diesen 

Cinethiiy 

unter  ihnen 

Giplonsii, 

dann 
Acfiämänes^ 

dann 
Burturgures^ 
unter  ihnen 
Muchdusii. 


Östlicher 

bis  zum   Flusse 

Cyniphus : 

Nigintimi, 

unter  diesen 

AstaAures. 


um  den  Fluli 
Cyniphus  : 

Lotophagi, 

unter  diesen 

Eropaeiy 

dann 

DolopeSy 

unter  diesen 

Erebidae. 


Libysche     Wüste. 
G    t    r    a    jna    n     t    es, 
Mithrid.  IIL  C 


b'f 


ner  und  Numidler  erscliciiien,   und  von,  Gae- 
tuliern  und  Gaiamanten.    Nach  deutlichen  Spu- 


Q  B   2 

II 


;j  s  H-s^.?  ^"s.^ol^^ia  i-li'  §  •        « 


3-  lUlll^  «  -  ^s-ä 


|! 


p''i' 


*l 


ren  der  Geschichte  (s.  Appian  v.  Punischen  Kr. 
'S.  10.  ed.  Toll.)  bestanden  dieNamidier  aus  vie- 
len kleineren  Völkerschaften,  die  ihre  eigenen 
Könige  hatten  (ganz  nach  Art  der  Verfassung 
der  Mandingos,  Jalofs),  unter  welchen  Scylax, 
König  der  Massisyler  und  Gala ,  Vater  des  Masi- 
nissa,  König  der  Massyler  und  Nachbar  von 
Karthago ,  die  mächtigsten  waren.  Da  sich  Ma- 
sinissa's  Reich  bis  nach  Cyrenaica  ausdehnte, 
und  die  Gesammtregierung  jener  Gegenden 
unter  dem  gewaltigen  Einwirken  der  Römer 
fester  wurde:  so  mögen  um  so  leichter  die  ein- 
zelnen Völkerschaften,  und  auch  östlichere,  zu 
einem  Ganzen  verschmolzen  seyn,  unter  und 
neben  der  Gewalt  fremder  Herrscher  sich  an 
einander  schliefsend.  Und  ähnlich  mögen  die 
Verhältnisse  in  dem  Mauritanischen  Reiche  der 


Von  den  bisher  aufgestellten  Völkern  des  Ptole- 
jnäus  lassen  sich  freylich  nur  die  bekannteren  in  an- 
deren Schriftstellern  nachweisen,  und  noch  weniger 
aus  der  blofs  allgemeinen  Übersicht,  die  diese  geben, 
irgend  chronologisch  die  Wohnsitze  jener  Völker  ver- 
folgen. Die  Angaben  des  etwas  früheren  Strabo  (B.  II. 
S.  i5iO  sind:  dafs  am  südlichsten  zerstreut  Äthio- 
thiopen,  nach  ihnen  Garanianten,  Mauritanier  und 
Nigriten ,  noch  nördlicher  Gätulier ,  in  der  Nachbar- 
schaft des  Meeres  oder  am  Meere  nach  Ägypten  zu 
Marmaridae  bis  nach  Cyrenaica,  vv^ohnen,  neben  ihnen 
und  den  Syrten  Psylli,  Nasaniones  und  ein  Theil  der 
Gätulier,  hierauf  Sintes  und  Eyzacii  bis  zu  der  Gegend 
von  Karthago,  an  welche  die  Numidier  stofsen,  die 
westlichsten  sind  die  Mauritanier.  —  Edrisi  hat  so  gut 
als  nichts  von  den  Völkern  (Afric.  cur.  liarhnanni 
S.  £7.)  —  Nur  eins  der  Völker  des  Ptolemäus,  die 
Teknsii,  kommen  bey  Leo  als  Volk,  und  in  dem 
Stadtnahmen  Teknsin,  bey  Abulfeda  und  Edrisi  (a  a. 
Ü.  S.  191.)  Telemsan,  bey  Shaw:  Tlemsan.  bey  Hoest 
und  Herbelot:  Telmessan,  deutlich  erkennbar  vör. 

C    2 


Boccili  gewesen  oder  geworden,  und  unter  die- 
sen Völkern  auch  die  Lixiten  "")  des  Hanno  ent- 
halten seyn,  von  welchen  dieser  einige  bey  sei- 
ner weitem  Küstenfahrt,  als  Dolmetscher,  mit 
sich  nahm. 

Olienbar  und  anerkannt  sitzen  in  den  Gebie- 
then  dieser  ehemahligen  Reiche  und  Gätuliens 
noch  eine  beträchtliche  Anzahl  ihrer  alten  Be- 
wohner auf  und  an  dem  Atlas.  Aber  auch  in 
dem  südöstlicheren  Gätulien  und  in  dem  Lande 
der  Garamanten  sind  diese  Berbern  Nachkommen 
der  alten  Einwohner  bis  gegen  die  Gränzen  von 
Ägypten  hin  entdeckt.  Gätulien  erscheint  bey 
Ptolemäus  im  Süden  beyder  Mauritanien;  nach 
Plinius  (B.  V.  C.  1.)  waren  sie  und  andere  süd- 
lichere Völker  in  die  Länder  der  Mauri  und 
Massesylii  eingedrungen ,  als  diese  nicht  mehr 
waren.  Nach  Strabo  (B.  XVIL  S.  826.)  sind 
die  Gätulier  die  gröfste  Libysche  Nation  gewe- 
sen, und  ein  Theil  derselben  erscheint  bey  ihm 
noch  östlich  neben  den  Psyllen  über  den  Gara- 
manten (B.  IL  S.  131.  B.  XVIL  S.  835).  Die 
weite  Ausdehnung  des  Landes  der  Garamanten 
belegt  letztere  Stelle  auch,  sie  erstrecken -sich 
bey  Ptolemäus  über  den  ganzen  Süden  von  dem 
eigentlichen  Afrika  und  Pentapolis,  und  nah- 
mentlich  ''*)  von  den  Quellen  des  Flusses  Bagra- 
des  ***)  bis  zu  den  Nubi,  deren  See  nach  Ptole- 

*)  Nach  Strabo  (B.  XVIL  S.  825.)  hiefs  die  kleine 
Stadt,  welche  Eratostheues:  Lixus  nenne,  bey  Arte- 
niidor  :  Linga,  und  bey  den  Barbaren:   Tinga. 

**)  B.  IV.  C.  6. 

***)  Bey  Ptolemäus  /liefst  der  Bagrades  nach 
B.  IV.  C.  3.  vom  Berge  Manipsarus ,  nach  C.  6,  vom 
Berge  Usargula,  welclae  beyde  in  einerley  westlichen 
Liinge,  aber  in  verschiedener  Breite  angesetzt  sind. 


maus  im  15°  N.  Br.  liegt;  im  19°  ihre  Hauptstadt 
Garama,  bey  Edrisi  Germa,  in  seinen  Ruinen 
'nocii  im  Andenken  des  Volkes  von  Fezzan,  wel- 
cjier  Nähme  wohl  ohne  Zweifel  schon  in  Phaza- 
nia  beyPlinius  (B.  V.  C.  5  )  an  der  Wüste  über  der 
kleinen  Syrte  erscheint.  Die  Garamanten  waren 
nach  Herodot  scheu  und  abgesondert  von  allem 
Verkehr  mit  andern  iNationen,  auch  unkriecie- 
risch.  Indefs  schildert  auch  Herodot  (B.  IV. 
C.  183.35  ^^''^  sie  auf  die Troglodyten  Jagd  mach- 
ten, und  den  Römern  vermochten  sie  bis  zu 
Vespasians  Zeit  zu  widerstehen,  wo  Cornelius 
Baibus  ihr  Land,  Garama  und  Cydamus,  ero- 
berte. (Plinius  gibt  die  beym  Triumphe  auf- 
geführten Städte  derselben  an.) 

Dieser  grofsen  Völker  Reste  also  und  viel- 
leicht unter  sie  verschmolzene  Reste  vieler  von 
den  nördlicheren  Völkerschaften,  vereinet  jetzt 
das  Band  der  Einen  Sprache,  die  der  Berbern 
Sprache  an  dem  Atlas  ist.  Es  läfst  sich  nicht 
entdecken,  nicht  vermuthen,  ^velcher  von  jenen 
alten  Nationen  die  Grundlage  der  heutigen  Ber- 
ber-Sprache vorzugsweise  angehörte.  Aber  am 
begreiflichsten  wird  der  Verein,  wenn  die  Mimd- 
arten  wenigstens  der  gröfsern  von  den  genann- 
ten Völkern  vom  Atlas  bis  zur  östlichsten  Oase, 
wo  sich  jetzt  Beweise  von  der  Sprachen -Einheit 
finden,  auch  schon  eliemahls  verwandt,  und 
Eine  Sprache,  wenn  auch  bey  mancherley  Ver- 
schiedenheit des  Dialektes  waren.  So  konnten 
sie  sich  vollends  nähern. 

Von  der  Zeit,  wo  diefs  geschehen  seyn 
mufs,  von  den  Zeiten  zwischen  den  letzten 
Nachrichten  Afrikanischer  Kirchenväter  und  dem 
Leo  Africanus  schweigt  die  Geschichte  ganz  von 
einem  solchen  Vereine  oder  Zusammenhanc^e. 


5S 

Denn  die  Araber  gewähren  kaum  ein  paar  un- 
sichre Angaben  von  Völkern,  die  dem  Stamme 
der  Berbern,  wie  wir  ihn  nun  kennen,  zuge- 
hören *). 

Doch  dafs  wir  ihn  genauer  kennen,  und  dafs 
ihm  jene  Völker  ziigehören  ,  verdanken  wir  .dem 
Leo  Africanus.  Dieses  Schrifistellers  Verdienst 
ist  erst  neuerlich  vollkommen  anerkannt  wor- 
den *"),  und  seine  W^inke  \verdtn  Entdeckim- 
gen  der'  nächsten  Zeit  hoflentlich  noch  weiter 
verfolgen  lassen. 

Leo  unterscheidet  die  Völker,  die  wir  jetzt 
zusammen  Berber  nennen,  aufs  bestimmteste 
von  allen  seit  Mohammed  nach  Afrika  gezogenen 
-Arabern,  er  stellt/«/?/' Völker  (subfusci  coloris) 
auf,  die  er  ausdrücklichst  von  Einem  Stamme 
herleitet,  und  denen  er  Eine  und  eben  dieselbe 
Sprache,  denen  in  Städten  wie  den  Nomaden, 
beylegt,  und  die  W^ohnsitze^  die  er  ihnen  zu- 
theilt,  liegen  von  der  Nordwestspitze  Afrika's 
bis  gegen  Bornu  hin  neben  einander.  Er  spricht 
immer  ausdrücklich  von  den  fünj  Stämmen 
und  ihrem  Zusammengehören,  aber  er  gibt  "an 
zwey  verschiedenen  Orten  seines  Werkes  diesen 
fünf  Stämmen  verschiedene  Nahmen,  nähmlich 


*)  Die  Portugiesen  haben  die  Assenaghen ,  Se- 
neghien  (die  bald  anzuführenden  Sanhagier,,  gefunden, 
(s.  Alois,  von  Cadamosto  SchilTfahrl;  im  J.  1455.  in 
Sprengeis  Beyträgen  zur  Länder-  und  Völkerkunde, 
B.  XI.  S.  103  f.).  Aber  dafs  eben  jene  Nahmen,  wel- 
ches sehr  merkwürdig  scyn  würde,  bey  Ptolemäus 
vorkämen,  ist  vinwahr,  ob  es  wohl  Renml  a.  n.  O. 
zwey  Mahl  S.  572,  und  713.  mit  dem  Beysatze  be- 
hauptet, dafs  Arsinarhim f  Cap  verd,  von  ihnen  den 
Nahjnen  liabe. 

**)  £i//jsü  Afric.  cur.  ^Uartmannl ,  S.  XX. 


39 

S.  14.  fF.  Sarj/iagü,  Masmiidae,  Zeneti,  Hauan\ 
Guineri.  Nur  von  dem  zweyten  und  rünfteu 
dieser  Völker  sagt  Leo,  dafs  sie  nach  ihren  Chro- 
niken einst  von  dem  Islam  bestimmte  Wohn- 
plätze, jenes  ini  westliGhen  Theile  des  Atias, 
Susu.  s.w. ,  dieses  auf  den  Mauritanischen  Ber- 
gen, von  der  Meerenge  östlich  den  ganzen  Flufs, 
den  sie  Rifa  nennen,  inne  gehabt,  die  übrigen 
seyen  durch  ganz  Afrika  zerstreut  gewesen ,  und 
einige,  wie  der  Stamm  der  Zeneti,  habe  über 
ganz  Afrika  hin  ein  Reich  besessen.  Auch  jene 
zwey  V^ölker  haben  seit  dem  Einbrüche  der  Sara- 
cenen  kein  Land.  Alle  sind  Nomaden  und  in 
hunderteriey  Zweige  *)  zertheilt,  und  haben  fast 
immer  unter  einander  Kriege  geführt.  Fez  sey 
von  den  Zeneti  besessen,  diese  von  den  Luntu- 
nae  aus  dem  Stamme  der  Sanarii,  die  Marokko 
gestiftet,  überfallen,  und  diese  von  einem  Für- 
sten der  Itargii,  aus  dem  Stamme  der  Masmu- 
dae,  vertrieben  worden,  von  dem  die  Herr- 
schaft auf  einen  aus  dem  Stamme  der  Sanhagii 
gekommen,  bey  dessen  Familie  120  Jahre  geblie- 
ben, und  fast  über  ganz  Afrika  ausgedehnt  ge- 
wesen sey.  Die  Benimarini,  aus  dem  Stamme 
der  Zeneti,  haben  diese  vertrieben,  und  170 
Jahre  geherrscht,  imd  mit  dem  Könige  der  Te- 
lenser,  der  vom  Stamme  der  Sanhagii  und  mit 
dem  Könige  von  Tunis,  der  von  den  Hentati 
und  Masmudae  abgestammt,  Kriege  geführt. 

So  die  Angaben  an  jener  Stelle.  Leo  kömmt 
S.  43  —  50.  nach  einer  allgemeinen  Schilderung 
der  Nordafrikanischen  Völkerschaften,    die  auf 


*)  Viele  Stämme  der  Sanhadscher  fmdet  man  aiifge- 
zählet  und  genannt  in  Ebül  Hassan's  Geschichte  .Mau- 
ritaräscher  Könige,  übers,  von  Doiubay,  Th.  I.  S.  174- 


4o 

ihre  grofse  Mischung  hindeutet,  zu  Jen  „fünf 
schon  vorher  aufgezählten  Völkern''  zurück, 
luid  nennt  sie  hier  Zenagates,  Guansigates ,  Ter- 
gates ^  Lentatae,  ßardeirae ;  und  fügt  hinzu,  dafs 
sie  bey  den  Römern:  Numidier  heifsen.  Es 
folgt  keine  Angabe  ihrer  Wohnplätze,  nur  dia 
Schilderung  ihrer  Lebensweise,  worin  man  die 
jetzigen  Bewohner  dieser  Gegenden  wieder  er- 
kennt. Aber  S.  631.  632.  sind  die  vom  mittel- 
ländischen Meere  bis  nach  Bornu  reichenden 
Wüsten  in  fünf  nach  jenen  Völkern  bestimmten 
Abtheilungen  so  aufgezählt,  dafs  die  der  Zan- 
haga  vom  mittelländischen  Meere  im  Westen 
sich  bis  zu  den  Salinen  von  Tegasa  erstrecke, 
nördlich  bis  zu  den  Numidischen  Ländern  Sus, 
Haccha  und  Dara ,  südlich  bis  zum  Lande  der 
Nigritae,  nähmlich  bis  zu  den  Reichen  Tombuktu 
und  Gualata  reiche;  die  der  Zuensiga  (so  sind 
sie  hier  geschrieben)  von  Tegasa,  östlich  bis 
zur  Wüste  Hair,  welche  das  Volk  Targa  be- 
wohnt, nach  Norden  bis  an  Segelmessa,  Tebel- 
bek  und  die  Wüste  Senigorai,  und  in  Süden  bis 
an  die  Wüste  Ghir,  die  an  das  Reich  Guber 
stöfst;  die  der  Targa  von  jenem  Hair  nach  Osten 
bis  zur  Wüste  Ighidi,  nach  Norden  bis  zu  den 
Wüsten  Tuath  Tegorarin  und  Mesabe,  und  im 
Süden  bis  an  die  Wüste  Agadez;  die  der  Lemta 
im  Norden  bis  an  die  Wüste  Tech  ort,  Guargala 
und  die  (Insel  —  Oase)  Gademis,  im  Süden  bis 
zu  der  Wüste,  die  zu  dem  Reiche  Cano  führt, 
im  Osten  bis  zu  der  des  Stammes  Berdoa  reicht, 
die  sich  wiederum  nach  Osten  bis  zur  Wüste 
von  Angela  erstreckt,  und  im  Norden  die  Wü- 
sten von  Fezzan  und  Barka,  im  Süden  die  Wüste 
von, Bornu  hat.  (Noch  weiter  nach  Ägypten 
hin  sey  die  Wüste  von  Arabern  und  ursprün^^- 


4i, 

liehen  Afrikanern  bewohnt,  die  man  Leuata 
nenne.  Edrisi  erwähnt  sie  a.  a.  O.  S.  495.) 
Unter  diesen  zwey  Reihen  der  Nahmen  der  fünf 
Völker  trifft  nur  der  erste  zusammen,  dient 
zwar  zur  Bestätigung  der  an  sich  deutlichen  An- 
sicht, dafs  einerley  Völker  gemeint  sind,  und 
zum  Beweise,  dal»  der  berühmte  Stamm  der 
Sanhager  es  auch  fortdauernd  unter  diesem 
Nahmen  gewesen  ist.      (Die    Besiegung   dieser 

Sanhatrier    und   der  Zeneter  durch  die  Araber 

... 
unter  Zeiri  in  der  Mitte  des  zehnten  Jalirhun- 

derts  meldet  auch  ausdrücklich  die  Geschichte). 
Allein  auffallend  ist  die  Verschiedenheit  auch 
aller  übrigen  Nahmen.  Und  sie  ist  wohl  auf 
keine  andre  Weise  erklärlich,  als  dafs  Leo  einen 
Blick  in  die  ältere  Geschichte  dieser  Stämme 
gethan  hatte,  und  am  ersten  Orte  gibt,  was  er 
davon  wufste ,  die  Zerspaltnngen  der  Stämme, 
und  die  fünf  Hauptstämme,  aufweiche  alle  übri- 
gen in  der  Vorzeit  ziniick  geführt  wurden,  am 
zweyten  und  dritten  Orte  aber  die  immer  noch 
in  fünf  Hauptstämme  getheilten  Völker,  Aveiche 
aber  nach  der  damahls  vorlierrschenden  Völker- 
schaft andere  Nahmen  führten,  und  ihren  von 
Leo  geschilderten  Wohnplätzen  mittheilten.  Leo 
kannte  diese  Gegenden  genau,  und  schildert 
seinen  Aufenthalt  bey  einem  Sanhaga- Fürsten, 
mit  welchem  er  nur  durch  Dolmetscher  sich  un- 
terhalten konnte.  Er  nennt  die  Sprache  dieser, 
nach  seinen  ausdrücklichsten  Äufserungen  Eine 
Nation  ausmachenden  Völker  so,  wie  sie  noch 
jetzt  am  Atlas  heifst,  und  seine  Angaben  jener 
Wohnsitze  vergleichen  sich  sehr  passend  mit 
den  neuesten  Entdeckungen  über  die  Ausdeh- 
nung dieses  grofsen  Stammes:  sie  erläutern  sich 
Kornemann  erwähnt  die  Ähnlich' 


keit  der  Nahmen  Targa  und  Tuaryci.  Wenig- 
stens residirt  der  mächtige  Sultan  von  Asben 
von  einem  Stamme  der  Tuaryk  zu  Agades,  und 
beherrscht  mit  seinen  Stammgenossen  jene  Ge- 
genden; viele  südwestliche  Länder  sind  ihm 
tributär.  Im  Besitze  des  Handels  nach  Siiden 
und  bis  nach  ßornu,  sind  Tuarycks,  so  wie 
wahrscheinlichst  Berbers  aus  den  Gegenden  des 
.Atlas  im  Besitze  des* Handels  von  da  nach  Tom- 
buktu  ■-'). 

In  dem  Zwischenräume  mehrerer  Jahrhun- 
derte seit  Leo's  Erfahrungen ,  mögen  zum  Theil 
andere  Unterabtheilungen  eines  jener  Stämme 
sich  empor  gehohen  haben,  so  dafs  sie  jetzt  de- 
ren Nahmen  führen.  Jetzt  sind  vier  Hauptab- 
theilungen  derBerbern,  nach  ihren  Wohnplätzen 
und  ihrer  nähern  Stammverwandtschaft  zu  un- 
terscheiden. 

I.    Amazirg.     Schilha. 

Den  ersteren  Nahmen  legen  sich  diese  Ber- 
bern selbst  bey,  und-  die.Vergleichung  desselben 
mit  der  Stelle  bey  Leo  Africanus  '•'^•')  wo  er  ihre 
Benennung  ihrer  Sprache:  aquelamarig^  anführt, 

*^  He  er  eil  in  den  leiten  über  Politik,  Vermehr  und 
Handel  der  allen  Welt,  Th.  I.  S.  5j6.  f.  sagt:  „Men- 
schen, die  an  feste  Wohnsitze  und  den  Aufenthalt  in 
Städten  gewöhnt  sind,  passen  nicht  fixr  das  unstäte 
Caravanen-  Leben.  In  Arabien  so  wie  in  Afrika  wur- 
den daher  von  je  her  diese  Handelsgesellschaften  durch 
Nomadische  Hirtenvölker  gebildet,  niit  denen  der  gröfste 
Theil  jener  weilläufigen  Länder  angefüllt  ist.  Wenn 
diese  durch  ihre  Lebensart  am  geschicktesten  dazu 
sind,  so  geben  ihnen  ihre  Herden  zugleich  die  Ka- 
ineele  und  iibrigen  Lastthiere,  deren  sie  dabey  be- 
durien. " 

**)  A.  a.  O.  S.  18. 


-  ■  45 

und  bemerkt,  dafssie:  lingiia  nobilis,  bedeute, 
Jäfst  vielleicht  schliefsen,  dafs  jener  Nähme  ein 
Ehrennahme  sey.  Nur  von  den  Berbern  im  Ge- 
biethe  des  Kaisers  von  Marokko  wissen  \yir,  dafs 
sie  sich  diesen,  Nahmen  beylegen,  und  unter 
demselben  alle  ihre  dortigen  Stammgenossen 
begreifen.  Sclülha  ist  der  Nähme,  welchen  ih-. 
iien  die  Mauren,  neben  dem  Nahmen  Berber 
oder  Breher  ^  beylegen.  Letztere  Averden  unter 
ims  jetzt  ge\vöhnlich  in  der  weiteren  Bedeutung 
für  alle  Stämme  dieser  gesammten  Nation  ge- 
nommen. Aber  nach  Venture  nennen  sich  die 
Bewohner  der  Gebirge  Schiduhli  (der  Plural  von 
Schilha),  die  der  Ebenen,  welche  meistens  un- 
ter Zelten  nach  Art  der  Araber  leben:  Berber. 
Wenn  Chenicr  sagt,  dafs  die  Scliellu  eine  mit  den 
Berbern  zwar  verwandte,  aber  doch  verschie- 
dene Völkerschaft  seyen:  so  ist  jener  Nähme 
ohne  Zweifel  nur  eine  andere  Aussprache  der 
angeführten.  Sie  wohnen  in  Flecken,  Dörfern 
oder  einzelnen  befestigten  Häusern ,  in  den  hö- 
heren Gebirgen  auch  in  Höhlen,  zum  Th»il  dem 
Kaiser  von  Marokko  unterworfen,  welcher  die 
Kinder  der  Vornehmsten  ihrer  Stämme  als  Gei- 
fseln  bey  sich  behalt,  um  ihrer  Treue  gewifs  zu 
seyn,  da  durch  Gewalt  wenig  gegen  sie  auszu- 
richten ist,  oder  frey  unter  erblich  herrschen- 
den kleinen  Königen,  und  selbst  gewählten 
Schechs  der  einzelnen  Dörfer. 


2.    Kabylen,  Cabayli,  Gebali. 

Sie  leben  in  den  crebirgisen  Gegenden  von 
Algier  und  Tunis,  mehr  mit  Ackerbau  als  mit 
Viehzucht  beschäftigt,  die  auf  den  höchsten 
Bergketten  unabhängig,  die  übrige  weit  gröfsere 


/14 

-Zahl  dem  Dey  tributpflichtig  in  schlecht  ge- 
bauten Dörfern  unter  Scheichs  oder  Stamm- 
ältesten, besonders  aber  von  ihren  Marabuts 
geleitet. 

5.  Tuaryck. 

Wir  kennen  diese  (so  wie  den  folgenden 
vierten  Hauptstamm)  nur  durch  Hornemann; 
die  Tuaryck  besitzen  nach  ihm  das  ganze  Land 
zwischen  Fezzan,  Marokko,  Tombuktu,  Sud^n, 
Bornu  und  den  Wohnplätzen  der  Tibbo.  Die 
Tuaryck  sind  in  viele  Stämme  getheilt,  die  alle 
Eine  Sprache  reden,  aber  der  Hautfarbe  und 
Lebensweise  nach  verschiedenen  Ursprungs  zu 
seyn  scheinen  würden.  Die  vornehmsten  dieser 
Stämme  sind  der  der  Kollowy  im  Süden,  wel- 
chen das  Reich  Asben  oder  Agades  gehört,  der 
H/mdjara- Stamm  im  Osten,  unter  und  neben 
Fezzan,  der  der  Matkara ,  dessen  Wohnsitze 
Hornemann  nicht  näher  bestimmt,  und  der  der 
Tagama,  in  der  Nähe  von  Tombuktu  und  Sudan, 
Erstei«  sind  schwarz,  aber  ohne  Negerzüge,  die 
mittleren  zwey  schwärzlich  gelb,  wie  die  Ara- 
ber, die  letzteren  aber,  und  überhaupt  die  west- 
licheren Stämme,  so  weifs,  als  es  Klima  und 
Lebensart  nur  gestatten.  Die  Oasen  Syuah  und 
Audjelah  bewohnen  Tuaryck.  Die  Tagama  sol- 
len Heiden  seyn;  die  meisten  übrigen  sind 
gleich  den  übrigen  Berbern,  Mohammedaner  und 
gröfstentheils  eifrige.  Viele  von  ihnen  zeigen 
Talente  und  Klugheit,  Freyheitsliebe  beseelt  sie. 
Die  meisten  östlichen  führen  ein  herumschwei- 
fendes Leben.  Die  Dörfer  der  Hhadjara  beste- 
hen z.  B.  aus  25  —  30  steinernen  Häusern ,  aber 
zur  Zeit  der  Märkte  wohnen  Hunderte  in  ihren 
ledernen  Zelten  dabey. 


45 
4.  Tibbo. 

Ihre  Wohnsitze  sind  südöstlich  von  Fezzan, 
und  erstrecken  sich,  den  Süden  von  Harüdje 
und  die  Wüste  von  Audjelah  entlang,  östlich 
bis  zur  grofsen  Sandvvüste  der  Lebetae,  die  an. 
Ägypten  stöfst.  Die  Stämme  derselben  sind  der 
von  Rechädth^  oder  die  Tibbo' der  Felsengebirge, 
die  in  Höhlen  oder  vor  diesen  für  den  Sommer 
aufgeschlagenen  Hütten  wohnen,  aber  auch 
Städte  z.  B.  Tegatzy  haben,  und  südwärts  unter 
einander  die  von  Febabo  ^  von  Burgu^  Borgu  oder 
Birgu  (^velches  man  der  Lage  wegen  mit  dem 
erwähnten  Berdoa  des  Leo  Africanus  verglichen, 
hat),  von  Bil/na,  noch  südlicher  unter  letzteren 
andere  nomadische  Tibbo  bis  nalie  bey  Bornu. 
Östlich  neben  den  von  Febabo  und  Burgu  sind 
die  Tibbo  von  Arna,  westlich  reichen  Tibbo 
an  das  Reich  Asben  oder  Agades.  Die  von 
Burgu  sollen  Heiden  seyn  und  ein  sehr  schönes 
fruchtbares  Land  besitzen. 

Sprache. 

Alle  diese  Nationen  vereint  Eine  Sprache, 
deren  Kenntnifs  sich  stufenweise  erweitert  hat. 
Bey  den  Amazirg  heifst  ihre  Sprache,  die  vor- 
züglich durch  Hoesl  näh^r  bekannt  geworden  ist, 
Tamazeght  '•'),  bey  den  Kabylen:  Schowiah^  wel- 
, ^ 

*)  In  dem  Wortregister  von  J.  Jones  ist  dieses 
Wort  als:  prouincia,  bedeutend  angeführt,  und  der 
Nahiue  der  Sprache  ist  bey  ihni  Tannazeght  oder  lin- 
gua  Shilhensis.  Jene  Verschiedenheit  ist  wohl  blofs 
abweichende  Aussprache,  wie  sie  bey  einer  ungere- 
gelten Volksiiiundart  oft  vorkömmt.  Aber  soll  Tama- 
zeght^ da  t  in  dieser  Sprache  den  Wörtern  sehr  oft  vor- 
gesetzt w^ird,  nicht  auch  mit /ImazzV^  verglichen  wer- 
den? Wäre  dagegen  Amazeght  ein  von  dem  Nahmen 


46 

che  letztere  Shaw  zuerst  dargestellt  hat.  Der 
Nähme,  welchen  sie  bey  den  Tuaryk  undTibbo 
führen  mag,  ist  nicht  bekannt:  aber  a,us  den 
von  Hornemann  zu  Syuah  aufgefafsten  Wörtern 
der  Tuaryk  hat  Marsden  entdeckt,  dafs  sie 
einerley  Sprache  mit  jenen  bey  den  reden;  und 
die  Tibbo- Zahlwörter  treffen  auch  mit  denselt- 
ben  zusammen.  Über  die  grammatischen  Ver- 
hältnisse der  Schowiah- Mundart  hat  Shaw  Win^ 
ke  gegeben:  Venture  hat  seinen  mehrjährigen 
Aufenthalt  zu  Algier  benutzt,  um  die  genaueren 
Mittheilungen  ihrer  grammatischen  Formen  zu 
gewahren,  indem  er  dabey  die  Sprachen  der 
Berbern  von  Marokko,  Algier  und  Tunis  zusam- 
men fafst.  ^ 

Hr.  Marsden  und  Langhs  *)  stimmen  überein, 
dafs  diese,  mit  den  genannten  Völkern  quer 
über  Afrika,  zwischen  den  Sprachen  der  Negern 
und  der  Maurisch -Arabischen  verbreitete  Spra- 
che einst,  vor  den  Eroberungen  der  Saraceneri 
die  allgemeine  Sprache  von  Nord-Afrika  gewesen 
sey,  und  dafs  sie,  aufser  den  durch  den  Islam 
eingeführten  Arabischen  Wörtern,  eine  starke 
Verwandtschaft  mit  den  Semitischen  Dialekten 
zeige,  vielleicht  ein  verdorbenes  Punisch  sey^ 
vermischt  mit  Wörtern,  welche  durch  Griechi- 
sche, Römische,  Vandalische  Colonien  und  Ar- 
meen eingeführt  worden. 

OffenlTar  müssen  die  Verhältnisse  der  Berber- 
Sprache  zu  anderen  wo  möglich  erörtert  wer- 
ter Nation  verschiedenes  Stammwort:  so  würde  eä 
wenigstens  einiger  Aufmerksanikeit  werth  seyn,  dafs 
in  der  Sprache  von  Affadeliy  nahe  bey  Bornu,  von  der 
in  der  Folge  die  Rede  seyn  wird,  das  Wort:  amazihg: 
Sprache,  bedeutet. 

*)   Voyage  de  F.  Hornemann,  P.  II.  S.  410.  411. 


47 

den /und  man  ist  gedrungen,  dabey  gar  sehr 
an  das  Punische  zu  denken;  aber  das  Berberi- 
sche für  ein  verdorbenes  Punisch  zu  halten, 
dazu  finde  ich  wenigstens  keine  Gründe.  Die 
Nationen,  unter  welchen  die  Karthager  ihren 
Staat  errichteten,  müssen  ihre  für  sich  beste- 
hende Sprache  gehabt  haben.  Die  Punische 
konnte  auf^dieselbe  Einflufs  gewinnen,  aber  sie 
gewifs  um  so  \Veniger  verdrängen,  je  mehr  die 
Lage  des  Karthagischen  Staates  deutlich  zeigt, 
wie  geiuige  die  Anzahl  seinernationalen  Bewoh- 
ner gegen  die  der  umgebenden  Völker  war,  aus 
denen  er  seine  Hülfs-  und  Mieth- Truppen  ent- 
lehnte. 

Dafs  die  Numidische  Sprache  von  der  Puni- 
schen  verc,chieden  war,  erhellet  aus  Sallust  *). 
Es  ist  wohl  natürlich ,  diese  Numidische  Sprache 
als  die  Grundlage  der  Berber -Sprache,  wenig- 
stens als  eine  ihrer  Grundlagen  zu  betrachten. 
Einflufs  gewinnt  die  grammatische  ausgebilde- 
tere Sprache  leicht  auf  die  rohere,  und  gerade 
in  grammatischen  Formen,  nähmlich  der  Verba 
zeigt  sich  auch  am  deutlichsten  die  Ähnlichkeit 
des  Punischen  mit  dem  Berberischen,  wenn  nicht 
etwa  diese  Ähnlichkeit  der  Formen  erst  Folge 
des  Einflusses  des  Arabischen  wären.  Da  das 
Punische  lange,  und  nahmentlich  bis  nach  Au- 
gustini Zeit  die  Sprache  der  Küste  blieb  **): 
so  ist  wohl  die  Erklärung  aus  diesem  früheren 

*)  Bell.  Jugtirth.  C.  78-  —  Dafs  die  Numidier 
auch  eigenthüniliche  Buchstabenzeichen  gehabt,  er- 
bellet aus  l^akr.  Maxim.  B.  I.  C.  i.  a.  E. 

**)  Mehr  will  auch  wohl  Procopius  nicht  sagen, 
■wenn  er  (de  hello  Vandal.  B.  II.  C.  lo.)  von  den  Ein- 
wohnern ( Mauritaniern  und  Numidiern)  schreibt: 
Phomicum  lingua  ctiamnum  utuntur  incolae. 


40' 

Einflüsse  natürlicher  als  aus  einem  späteren.. 
Von  solchem  Einflüsse  auf  Bildung  der  Verbal- 
P'ormen  aus  einer  ins  Land  gekommenen  Spra- 
che biethet  das  Amharische  ein  ganz  ähnliches 
Beyspiel  dar. 

Interessant  wäre  es,  \venn  sich  in  den  Berbe- 
rinen (Berbers),  den  Einwohnern  von  Berbera 
am  Arabischen  Meerbusen  Ähnlichkeit  mit  der 
Sprache  unserer  Berbern  finden  sollte.  Aus  den 
bekannt  gewordenen  Wörtern  lassen  sich  noch 
keine  entdecken.  Aufser  dem  würde  man  diese 
grofse  Nation  bis  an  den  Arabischen  Meerbusen 
hin  ausdehnen  können.  Und  dann  würde  die 
Ähnlichkeit  bemerkenswerther  seyn,  welche 
zwischen  dem  Verbum  substantivum  des  Am- 
harischen  und  dem  unserer  Nord  -  Afrikaner 
nicht  blofs  in  den  Wurzelbuchstaben,  sondern 
in  der  ersten  Person  auch  in  der  Form  Statt 
findet. 

Berberisch:         tUigh^  ullid,        illa,        nilla, 

ich  bin.  du  bist.        er  ist.     wir  sind. 

Amharisch:       'äl'dchu,  älä, 

ich  bin.  er  ist. 

Auch  Punische  und  Arabische  Wörter  müssen 
in  das  Berberische  übergegangen  seyn,  bey  dem 
dauernden  Einwirken  dieser  Nationen.  In  der 
folgenden  V.  U.  -  Formel  bemerkt  man  manche 
Wurzel  vom  sogenannten  Semitischen  Stamme. 
Aber  sie  sind  auch  sämmtlich  religiöse  Aus- 
drücke, aufweiche  die  Sprache  des  Islam  leicht 
Einfiufs  gewonnen  hat.  Selbst  er/^y  (Herr)  wird 
man  wohl  besser  aus  dem  Arabischen,  als  aus 
dem  Punischen  herleiten.  Bey  andern  Wörtern 
zeigt  sich  wenig  Beziehung  auf  jenen  Stamm. 
Elinwirkung  desselben  ist  deutlich  bey  den  Zahl- 
wörtern  65   8,  noch  mehr  bey  den  höheren: 

20, 


49 

20,  100,  1000.  Aber  gerade  die  geringeren 
Zahlwörter  haben  gar  keine  Ähnlichkeit  mit  den 
Semitischen,  und  bestätigen  so  die  obige  An- 
sicht. Die  mit  den  Buchstaben:  Ras  anfangen- 
den Nahmen  der  Örter  bey  Ptolemäus:  Rusatzis, 
Rnsippisir ,  Rusuccurum ,  Rusubhicaris ,  Rus^^onia, 
Rusadir,  in  Mauritania  Caesarienbis  und  Tingi- 
tana,  haben  darin  höchst  wahrscheinlich  den 
Punischen  Anfang.  Die  vielen  Nahmen  der 
Städte  bey  Leo,  \velche  dieser  als  Städte  der 
Afrikaner  (Berber)  nennt,  werden  sich  dagegen 
ohne  Zweifel  zumTheil  aus  der  Berber- Sprache 
erklären  lassen ,  wenn  diese  erst  genug  bekannt 
ist,  und  umgekehrt  vielleicht  wieder  Notizen 
jjr,  über  ihre  frühere  Beschaffenheit  darbiethen. 

Venture  sagt,  dafs  die  Grundlage  dieser  Spra- 
che blofs  der  Jargon  eines  wilden  Volkes  sey, 
dafs  sie  keine  Wörter  für  Abstractionen,  z.  B. 
nur  B.nndung,  Träg/zevV,  habe,  sondern  sich, 
statt  derselben,  mit  den  Adjectiven  behelfe;  dafi; 
Abstractionen  anderer  Art  und  Ausdrücke  für 
Künste  und  Religion  aus  dem  Arabischen  ent- 
lehnt sind  —  wie  es  natürlich  ist  bey  einem  zer- 
streuten Volke,  dessen  Familien  oder  Haufen, 
auf  dem  einen  Berge  isolirt,  von  da  aus  immer 
noch  mit  dem  nächsten  Bergbewohner  im 
Kriege  lebt. 

Bey  dieser  Zerstreuung  mufs  noth^vendig 
manche  dialektische  Verschiedenheit  Statt  fin- 
den. Sie  erscheint  am  stärksten  in  den  Tibbo- 
Wörtern,  welche  Homemann  angibt.  Es  ist  al- 
les Mögliche,  dafs  sie  sich  in  den  bekannt  ge- 
wordenen Proben  der  Wörter  der  Tuaryck 
nicht  abweichender  von  den  Atlas -Bewohnern 
und  überhaupt  nicht  stärker  zeigt.  Vv'^as  einer 
Nachricht,  die  in  Ebül  Hassan's  Geschichte  Mau- 
Mitlirid.  Iii.  D 


ijtanisclier  Könige  *)  erhalten  ist,  dafs  im  An- 
lange des  zehnten  Jahrhunderts  (unserer  Zeit- 
rechnung) die  Vornehmen  der  Sanhadscher  ge- 
gen ihre^ii  Könii^  aufgestanden  seyen,  ihn  ge- 
?ödtet,  die  Stamme  oich  getrennt,  und  nie- 
mand unterworfen  haben,  und  dabey  auch  ihre 
Sprache  sich  verändert  und  mehrere  Dialekte 
bekommen  habe  —  was  diesem  Wahres  zum 
Grunde  liegt,  gehört  hierher. 

H  ü  1  f  s  m  i  t  t  e  l. 
^Geo.  Hoest  eftcrretninger  om  Marökos  og 
Fes.  Kiöbenh.  1779  4to,  Deutsch,  ebendas. 
^781.  4to.  Mit  einem  Wörter-Verzeichnisse  der 
Berber -S^x:iche.  S.  128  fi'.  Deutsche  Übers. 
S.  136.  f. 

Jezr.  Jones  dissertatio  de  lingua  Shilhensi, 
unter  den  :  Dissertationes  ex  occasione  sylloges 
orationum  dominicarum  scriptae  ad  Joan.  Cham- 
berlaynium.  Amstel.  1715,  an  dieser  Vater- 
unser -  Sammlung. 

T/iom.   Shaw's    travels  into   several  parts   of 

Barbary  and  the  Levant.     Oxf.  1738    Fol.    mit 

einem  Wörter- Verzeichnisse  der  Showiah-S^rs.- 

•che    mit    einigen    Flexionen    der    Nennwörter 

und  Verben,    S.  52. 

Voväcre  de  Fred.  Hornemann  dans  l'Afrique 
septentrionale  — -  traduit  de  l'Anglais  —  et  aug- 
ipente  de  notes  et  d'un  Memoire  sur  les  Oasis 
ly&v  L.  Langles.  Part  I.  II.  Par.  1803.  Mit  zer- 
streuten linguistischen  Notizen  von  J.  Horne- 
mann.  T.  I.  besonders  S  37  u.  145,  und  P.  II. 
3.  405.  Bemerkungen  über  die  Sprache  voir 
Syuah,    von    W.  Marsden,     S.    413.      Nachricht 

^')  Übersetzt  von  Dombay,  Th«  I.  S.  174.'  v: 


51 

von  der  Berber- Sprache,  wo  auf  grammatische 
Bemerkungen,  S.  430  —  450,  ein  Wörter- Ver- 
zeichnifs  dieser  Sprache,  beydes  von  Venture  *). 

Gesprochen  über  diese  Sprache  hat  auch 
Chenier  in  seinen :  Recherches  sur  les  Arabes. 

Grammatischer     Bau     der     Berber- 
Sprache    ••'••'). 

1.  Die  Berber -Sprache  bedarf,  aufser  den 
Buchstaben  des  Arabischen  Alphabets,  der  drey 
Persischen;  Gamma  {Gain)  und  Theta  sind  vor- 
henschende  Laute;  Wörter  mit  kha,  dhad  und 
dha  sind  nicht  ßerberischen  Ursprunges. 

2.  Die  aus  dem  Arabischen  entlehnten  Sub- 
stantive nehmen,  nach  W^egvverfung  des  Arabi- 
schen Artikels,  vorn  ein  t,  und  am  Ende  /  oder 
nit  an,  z.  B.  el  mukhal  wird  zu  temuhhalt  oder  ie- 
muhhalnit  ^  thiimlim  von  medbiat,  wofür  also  das 
nomadische  Volk- kein  Wort  hatte  (welche  t  ülm- 
gens  Föminin-Form  sind:  z.  B.  emchkh^  in  Ma- 
rokko: mouch^  Kater;  temchicht ^  in  Marokko  ta-^ 
moucht ^  Katze;  mezzi^  kleiner,  tamzint^  kleine;) 
die  Adjective  vorn  da^  z.  B.  vom  Arabischen 
qadym  wird  daqadym ,  alt. 

3.  Die  Bildung. dfes  Plurals  der  Nennwörter 
ist  sehr  schwierig  durch  mancherley  Verände- 
rungen der  Vocale  in  den  Sylben  des  Worts, 
Versetzungen  der  Consonanten,  und  mehrerley 
jiinzutretende  Endungen  (weiche  vielleicht  als 
das  Resultat  des  Einflusses  und  der  Mischung 
mehrerer  Sprachen  angesehen  werden  können.) 


*)  Über  dessen  Verhältnisse  zu  Algier  u.  s.  \v. 
ver^l.   S.  404. 

**)  Nach  Venture f  mit  Anzeige  des  Besondern, 
was  Shaw  hat. 

D   2 


Die  Biegimgs- Endungen  sind  /;;,  awen ,  mi,  cn, 
f,  uen,  idn%r.  Beyspiele  sind:  eiazid ,  Hahn, 
p'lur.  iouzad,  aidi,  Hund,  Plur.  idan  *),  der  Sing, 
bey  Hoest:  «/V/,  bey  Jones:  zWee,  erg/zflz,  Mensch, 
Plur.  irghazen,  bey  Shaw:  ergez,  Plur.  ergessen; 
ihhf  oder  aqaroui,  Kopf,  Plur.  ikhfav.^en  oder  iqa^ 
raouin,  bey  Jones:  eag/iph,  Plur.  eoghjan,  der 
Sing,  bey  Hoest:  agüio ;  edrar,  Berg,  Plur.  idou- 
rfr  °bey  Shaw:  athrair,  Pluv.  hhourar,  der  Smg. 
bey  Hoest:  adardr. 

4.  Die  Casus  werden  durch  Präpositionen 
ausgedruckt,  der  Genitiv  durch  e/7,  o«,  3,  ghi, 
auch  72,  eb,  nou,  cghy ;  der  Dativ  durch  z,  gher , 
se,  es,  ghi^  der  Ablativ  durch  zigh,  ghafnnAso, 
7.  B.  amoLiqran  g/ii  Fellssen,  der  Scheigh  von  Fe- 
lissen  {amourjran  bedeutet  eigentlich :  grofs,  und 
hat  dann  im  Föminin:  mouqrh);  i  ouerghaz,  dem 
Menschen,  s'ahham^zM  Hause,  zigh  t/iesirt ,  von 
der  Mühle. 

r^  Die  persönlichen  Pronomina  selbst  hat 
nur'Sliaw  angegeben,  eben  derselbe  auch  die 
Pronominal- Adjecrive  oder  Possessiva  als  für 
sich  stehende  Wörter,  welche  alle  mit  ea  oder 
ai  anfangen,  woran  der  Pronominal- Laut  dann 
angehängt  ist;  aber  diese  Pronominal- Adjecrive 
\verden  auch  durch  Anhänge  am  Ende  der  Sub- 
stantive ausgedruckt,  wobey  mein:  nou,    dein; 


*)  Diese  Wörter  nach  Venture^  die  folgenden  nach 
den  angeführten  Berichtstellern,  welches  ich  aus- 
driicklich  mit  der  nochmaliligen  Bitte  anfiihre,  dafs 
der  Unterschied  der  Pronunciadon  des  Franzo;^en, 
En2;länilers,  Dänen  dabey,  und  in  andern  ähnlichen 
FälTen  immer  beriicksichtigt  werde;  z.  B.  auch  bey 
chouloithhs ,  welches  als  der  Plural  von  Jones  s  Shilha 
angegeben  wird.  {Bereber  soll  der  Plural  xon^Bcrber 
eeyn,  Hoest  schreibt:  Buber.) 


nek  oder  nah,  ihr,  auf  PlurrJe  bezogen:  sen  lau- 
tet. Eben  solche  Anhänge  drucken  den  Accu- 
sativ  oder  Dativ  der  Pronominen  an  den  Ver- 
ben aus,  /,  mich,  th  (in  Arab.  Schrift  mit  drey 
Puncten),  ihn  oder  ihm.  Aufbcr  dem  stehen  jene 
Pronominal  -  Accusative  oder  Dative  vor  dem 
Verbum,  und  z\var  so,  dafs jenen  Anhänge-Pro- 
nominen  immer  die  Sylbe  adk  vorgesetzt  ist, 
z.  B.  adhi^  mir,  adliasen^  ihnen.  Steht  die  Ne- 
gation beym  Verbum,  so  vv'ird  der  Pronominal- 
Laut  daran  gehängt  und  so  vor  das  Verbum  ge- 
stellt, z.B.  ouagh  ynvet  ^  nicht  uns  man  schlägt. 
Bey  den  Pronominen  der  zwe^^ten  und  dritten 
Person  hat  der  Bezug  auf  Föminin- Substantive 
besondere  Formen,  wie  in  den  Semitischen 
Sprachen. 

6.  Der  Wurzellaut  des  Verbum  ist  der  Im- 
perative Um  Praeterita  zu  bilden,  wird  in  der 
ersten  Person  vom  Singidar  am  Ende^//,  in  der 
zweyten  am  Anfange  /,  am  Ende  d,  in  der  drit- 
ten im  Masculin  am  Anfange  /,  im  Föminin  am 
Anfange  /,  in  der  ersten  Plural- Person  am  An- 
fange/2, in  der  zweyten  am  Anfange  /,  und  über 
diefs  am  Ende  im  Masculin  w,  im  Föminin  /;?/, 
in  der  dritten  am  Ende  im  Masculin  /z,  im  Fö- 
minin nt  angehängt.  (Ähnlichkeit  mancher  die- 
ser Formen  mit  Semitischen,  besonders  des  so- 
genannten Futurum  erkennt  man  leicht.)  Das 
PräseDS  wird  ausgedruckt,  indem  man  vor  da-^ 
Präteritum  ed  oder  e  setzt.  Der  Imperativ  hat 
im  Plural  im  Masculin  die  Endungen,  im  Fömi- 
nin imt.  Nach  Shaw  wird,  in  den  von  ihm 
beobachteten  Gegenden,  das  Präsens  g;ar  nicht 
flcciirt,  und  im  Präteritum  die  Endung  gas  an- 
gehängt, in  beydtn  Fallen  aber  den  einzelnen 
Personen  das  Personal -Pronomen  vor^resetzt. 


54 

Sprach  proben. 

Nur  Jones  hat  eine  Formel  des  V.  U.  angege- 
ben, welche  in  den  folgenden  Sammlungen  wie- 
derhohlet  ibt. 

337. 
Berberisch. 

Herr  unser     Vater        Gott,  welrlier  im  Himmol, 

Amazeagh    na    baba   erby    glii    y  giniia 

Gehei]i2;t  v/erde      Nähme  dein  , 

Berkat  ysmanick 

Dein      Reich  sey      kommend       Königthuni  grofs, 

Yi  hackein  geegutüsked  ougusseeda  beherra 

Es  geschehe  Wille  dem      wie  auf         Erden        so  im  Himmel, 

Isker    omomick  ophodn  doonit  wi  y  ginna 

Gib  uns  Brot    unser  fiir  taglich 

Fkee     na    iiogh     oglioromna     ogliaghossa 

Herr     unser        Gott, 

amazeaghiia  erby 

Erlafs  Sünden  unsre  wie  erlassen  wir 

T'opphur     diiwbnogh     zoond.     smahiiogh 

andern  Sündigem  gegen  uns, 

yeadnm  elmochottyeen  üplialanoch 

Uns  nicht  lafs  gehen        in     Versuchung, 

Addaii  woortphilt  eii  yxshem  y  allowwr 

Sondern  uns        bewahre  vor  Übel, 

Adonogh  tiphkeet  oghodii  diioob 

Weil  dein  ist  Reich  '      Erde, 

Dwynnick  ega  lioutkemt  ogho  downit 

Gewalt     ist  Gewalt  dein, 

Omor  ega  omomick 

Ruhm  dein  ist  über    Sonne  u.  Licht        immer 

Tphulkeet    ghowy     11     taphookt     abadan 

und  inuiier.  Amen        so  gescheh  es.  •• 

WO  abadau       Amen  oghozont. 


Anmerkungen  zum  V.  U. 

Amazeagh  hängt  ohne  Zweifel  mir  der  oben 
erwähnten  Bedeutung:  nobilis ,  zusammen. 

Na,  unser,  bey  Venture:  ;/o//,  in  andern 
Worten  dieser  Formel:  nogh^  wofür  ein  Mah!, 
wohl  fehlerhaft:  noch,  steht. 

Erbi,  bey  Venture:  rebb'i ,  ohne  Zweifel  Ara- 
bischen Ursprungs  aus  dem  Koraii,  denn  Phö- 
nizisch  wäre  dieser  Nähme  wohl  nicht  in  die- 
ser Bedeutung  und  Form. 

Qinna^  bey  Hoest  ist  igna,  Himmel,  bey 
Shaw:  t'igenoute  (wolil  nur  andere  Form  mit 
vor-  und  nachgesetztem  /)  Ein  ähnlicher  Unter- 
schied findet  zwischen  einem  Worte  der  zwey- 
ten  Bitte  und  der  Doxologi,e  Statt;  bey  Jones: 
ist  hakemn,  Gewalt.  Dafs  am  Ende  der  Formel 
für  letzteres:  houtkemt  steht,  könnte  in  Absicht 
der  Endung  t  eine  andere  Form  seyn,  die  übrige 
Verschiedenheit  ist  Folge  imrichtiger  Auffas- 
sung oder  unbestimmter  Aussprache. 

Berkat ,  wahrscheinlich  von  dem  Hebräischen 
und  Arabischen  barak.  Knie  beugen,  segnen. 
Eine  grammatische  Form  für  t  ist  nicht  nachzu- 
weisen, aufser  wenn  es  etwa  als  Vorsatz  zum 
folgenden,  offenbar  Semitischen  Worte  gehört. 

Nick,  dein,  bey  Venture:  neck.  Aber  das 
folgende  yi  kann  so  einzeln  schwerlich  dein  be- 
deuten, das  für  sich  stehende  Possessivum  ö'e//z 
lautet  bey  Shaw:  eanick. 

Ob  geegn  mit  dem  nachher  einige  Mahl  ste- 
henden ega:  ist,  zusammen  gehört,  läfst  sich 
nicht  bestimmen;  bey  Venture  kömmt  das  Prä- 
sens des  Verbi  substantivi  nicht  vor,    sondern 


nur  das  Präteiituni  ella  oder  illa,  er  war,  und 
das  Futurum:  ///. 

Ediqad^  bedeutet  nach  Venture  bey  ^^n 
Marokkanischen  Berbern:  komme,  diefs  nach 
der  Französischen  Aussprache  des  ch  liegt 
nicht  fern  von  der  Wurzel  des  tusked,  und  das 
vorgesetzte  /  ist  Charakter  des  Föminin  der  drit- 
ten Sing.  Person. 

Ysker^  ist  die  dritte  Singul.  Person  im  Mascu- 
lin,  voneshr,  machen,  also  nicht  Passiv,  son- 
dern wohl  impersoneli. 

JDojmit y  Erde,  bey  Venture  iegoimits,  bey 
Shav/  tamoiit  ^  wie  solche  Abänderungen  bey  un- 
fixirten  Volks- Mundarten  gewöhnlich  sind. 

Z/X*/ ist  bey  Venture,  ifkee  bey  Shaw:    gib. 

^^/zroz/m  ist  bey  Venture,  argrum  bey  Shaw: 
tagora  zu  Siuah:  Brot;  das  Shilhaische  unter- 
scheidet sich  demnach  durch  die  o  statt«. 

Oi/ö^  ist  bey  Venture,  assa  bey  Shaw:  Tag. 

Dow b  xxndi  das  folgende  dnoob ^  Übel,  Böses, 
können  leicht  Ein  W^ort  seyn. 

Elmachottyeen  ist  das  Arabische  Particip  mit 
dem  Artikel,  chliata  sündigen,  ist  im  Hebräi- 
schen bekannt. 

Addan  uns,  ad  ist  die  Nota  Dativi.  In  der 
übergeschriebenen  Übersetzung  bey  Jones  ist 
i^lschlich  diefs  für  das  Verneinungswort  ausge- 
geben. 

Wer  oder  cur  sind  bey  Venture  die  Vernei- 
nungswörter, und  diefs  liegt  offenbar  in  woor 
tpliilt. 

In  dwmnlck  ist  nick  wohl  dein,  dagegen  in 
tphulkeet  dieses  Pronomen  wohl  fälschlich  an- 
gesetzt. 


Dowiüt  ist  wahrscheinlich  das  da  gewesene 
doimit  ^  Erde. 

Ormornick  ist  ohne  Z^veifel  Schreibfehler 
statt  derWiederhohlung  des  omor,  welches  auch 
schon  oben  für:  Wille,  da  war. 

Tephoiikt  ist  bey  Venture,  tafogt  bey  Hoest, 
/ß/?/20w/e  bey  Shaw,  itjouii  zuSiuah:  Sonne. 

Oghozont^  zout  steht  in  der  fünften  Bitte  für: 
\sie,  in  ogho  steckt  wohl  eine  andere  Form  vom 
Verb,  substant.  egci. 

Viele  Zusammenstellungen  der  verschiede- 
nen Mundarten  dieser  Sprache  sind  schon  p;ege- 
ben,  nur  die  Zusammenstellung  einiger  Zahl- 
wörter füge  ich  noch  hinzu. 


15  e  r  ö  e  r 

TihbOy 

riacii  Jones. 

nach  Hoest. 

nacli  Venture, 

hey  Hornemann. 

1 

Yeaii 

Jen 

Ouan 

Trono. 

2 

Seen 

Sin 

Tlienat 



3 

Crat 

Kaiad 

Kerat 

Aguesso. 

4 

Koost 

Kiis 

Gouz 

Fuusso. 

5 

Sununost 

Senilis 

Summ  US 

Fo. 

iO 

MlllTOW 

Merau 

Meraoiaa 

Marko  un. 

G  u  a  n  c  h  e  11. 

Guanchen  nannten  sich  die  Bewohner  der 
Kanarischen  Inseln,  die  nach  der  Erweiteruncr 
der  SchifFfahrt  im  vierzehnten  und  fünfzehnten 
Jahrhunderte  von  den  Europäern  dort  angetrof- 
fen wurden.  Jener  Nalime  bedeutet  in  ihrer 
Sprache:  Männer  oder  SöJme.  Selbst  ihre  Besie- 
ger, die  Spanier,  schildern  sie  als  ein  Volk  von 
Kraft  und  Muth,  von  grofsem,  starkem  Kör- 
per, hellem  Verstände,  von  bürgerlicher  Cul- 
tur,  Familien -Sinn  und  reinen  Sitten.  Sie  leb- 
ten unter  Königen ,  getheilt  m  Adel  und  Land- 


58 

leUte,  von  dem  Ertrage  ihrer  Herden,  unter 
Gesetzen,,  die  nicht  blofs  für  Ordnung,  sondern 
auch  für  MoralitUt  sorgten.  Die  Kanarischen 
Insehi  wurden  ungefähr  um  1330  durch  ein 
vom  Sturm  verschlagenes  Französisches  Schuf 
entdeckt,  schon  1337  suchten  sich  die  Spanier 
'ihrer  zu  bemächtigen,  konnten  aber  erst  zwi- 
schen 1360  und  1370  auf  Lanzerota  festen  P^ifs 
fassen ,  von  wo  aus  die  übrigen  Inseln ,  zu- 
letzt und  zwar  erst  1495,  nach  dem  tapfersten 
Widerstände,  Tenerifia  erobert  wurde.  Möchte 
jemand  von  jener  Beschreibung  dieser  Einwoh- 
ner einen  Bhck  auf  die  Bewohner  der  fabelhaf- 
ten Atlantiden  und  Hesperiden  werfen  wollen, 
auf  die  Inseln  der  Glücklichen,  welche  Plutarch 
im  Leben  des  Sertorius,  der  von  denselben 
Nachrichten  eingezogen  hatte  (Cap.  S)?  so  schil- 
dert, wie  es  auf  Fortaventura  und  Lanzerota  zu 
passen  scheint.  Kurz  nach  Sertorius  hat  Sebo- 
sus  von  diesen  Inseln  Nacln^icht  gegeben,  s.  Pli- 
nius  in  der  Hist.  natin\  B  VI.  Cap.  36  NicJit 
lange  hernach  liefs  König  Juba  der  Jüngere  sie 
durch  ausgeschickte  Schiffe  untersuchen,  aber 
wir  haben  die  dadurch  erlangten  Nachrichten 
bey  Plinius,  B.  VI,  Cap  37,  entweder  nicht 
vollständig,  oder  sie  waren  sehr  mangelhaft. 
Hier  kömmt  der  Unterschied  zwischen  den 
glücklichen  und  den  Purpur- Inseln  zuerst  vor. 
Einige  derselben  fand  man  ohne  Spuren  von 
Wohnungen,  auf  andern  fand  man  dergleichen. 
Dafs  die  damahligen  Einwohner  dieselben  waren  , 
ivelche  nachmahls  von  den  Spaniern  darin  ange- 
Tfotfen  wurden,  ist  durcli  nichts  zu  beweisen, 
aber  bey  Inseln  doppelt  wahrscheinlich.  Den 
Guanchen  soll  sich  die  Tradition  erhaben  ha- 
ben,   dafs    sie    von  einem   alten,    grofsen    und 


69 

mächtigen  Volke  abstammten;  imd  recht  merk- 
würdig sind  sie  \vegen  der  bey  ihnen  herrschen- 
den  Gewohnheit,  ihre  Todten  einzubalsamiren, 
und  wegen  mancher  Ähnlichkeit  ihrer  Sprache 
mit  den  Dialekten  der  Berber- Sprache.  Eben 
dadurch  erhalten  sie  einen  schicklichen  Platz 
ZAvischen  den  Berbern  und  den  Ägyptern.  In- 
dessen kann  ^vegen  ersterer  Ähnlichkeit  mit  den 
Ägyptern  noch  nicht  ihre  Abkunft  von  diesen 
behauptet  werden,  und  auch  die  Znsammen- 
stimmung ihrer  Sprache  mit  der  Berberischen 
bedarf  einer  nähern  Untersuchung,  um  ihren 
Umfang  zu  bestimmen,  und  das  Recht,  auf 
Gleichheit  der  Abstammung  beyder  Völker  zu 
schliefsen.  Jedoch  wenigstens  Verkehr  dersel- 
ben voraus  zu  setzen,  ist  man  durch  jene  Zusam- 
menstimmung  einer  nicht  unbedeutenden  An- 
zahl von  Wörtern  schon  vollkommen  berechtigt. 
Diese  Zusammenstimmung  hat  zuerst  der  Pier- 
ausgeber von  Bory  de  St.  Vn?ce?n's  Geschichte 
und  Beschreibung  der  Kanarischen  Inseln  (Wei- 
mar, iHo4->)  nachgewiesen.  Wörter- Verzeichr 
nisse  der  Sprache  der  Guanchen  nach  den  Dia- 
lekten der  verschiedenen  Inseln  haben  der  er- 
wähnte Bory  de  St.  Vuicent .,  S.  54  ff.  f  der  Über- 
setz.) und  vor  ihm  der  Engländer  'Glas  in  d*er 
Geschichte  der  Entdeckung  und  Eroberuno;  der 
Kanarischen  Inseln  nach  einer  Spanischen 
Handschrift,  «lebst  einer  Beschreibung  der  Ka- 
narischen Inseln.  (Lond.  1764.  Leipz.  1777.) 
S.  184 — 192  gegeben.  Eine  Beschreibung  der 
alten  Guanchen  und  ihre  Art,  die  Todten  einzu- 
balsamiren, liejt  man  besonders  bey  Golberry  '"), 
welcher  eine  ihrer  Mumien  vor  sich  hatte. 

*)  Fragmens  (l'un  voycije  en  J/riquc^   T.  I.  S.  83-95- 


üo 


*)  Berber -Nahmen  für  das  erste  der  folgenden 
Wörter  sind:  tigot^  für  das  dritte:  acho ,  ogfaiy  für  das 
vierte:  toinzeen,  für  das  sechste:  tigameen,  für  das  sie- 
bente: cariaUy  für  das  achte:  tahnik,  für  das  neunte:  anan, 
für  das  zehnte:  thikhsi.  Auch  die  Ähnlichkeit  des  Nah- 
mens  Gomera  mit  dem  oben  erwähnten  Berber -Stam- 
me Gomer  ist  in  Anschlag  gebracht  worden. 


6i 
2.  Mittel-Afrika, 

mit  E  i  II  s  c  h  I  u  f  s  Ägyptens. 


Völker,  welche  einige  oder  alle  Merkmahle  des 
auf  sein  Charakters  der  Negern  haben» 

Oo  auszeichnend  und  ergreifend  auch  der  An- 
blick einer  Neger- Physiognomie  ist,  des  Kopfes 
mit  hervorspringendem Untertheile  des  Gesichts, 
mit  breitgedriickter  Nase,  Wurstlippen,  krau- 
sem Haare  und  der  den  ganzen  Körper  bedek- 
kenden  schwarzen  Farbe:  so  schwer  ist  es  gleich- 
Avohl,  die  einzehien  Theile  dieses  charakteristi- 
schen Ganzen  durch  die  ganze  Reihe  von  Völ- 
kern zu  verfolgen,  welche  sich  dadurch  an  die 
durch  die  Gesammtheit  derselben  ausgezeich- 
neten, eigentlichen  Negern  mehr  oder  weniger 
nnschliefsen.  Guinea  mit  seiner  östlichen  Nach- 
barschaft und  der  sich  südlicher  erstreckenden 
Westküste  Afrika's  ist  wenigstens  das  jetzige  Va- 
terland der  eigentlichen  Negern.  Aber  nicht 
einmahl  in  Guinea  haben  alle  dort  wohnenden 
Negern  die  Gesammtheit  jener  Neger- Charak- 
tere an  sich,  und  noch  weniger  haben  sie  die 
Völker  der  Länder,  welche  in  Nordost,  Ost  und 
Süd  an  jene  Wohnsitze  der  eigentlichen  Negern 
gränzen. 

In  diesen  leben  Völker  mit  der  Neger- Phy- 
siognomie ohne  Neger -Farbe,  mit  beyden  ohne 
breitgedrückte  Nase,  mit  minder  dicken  Lip- 
pen, und  mit  schlichtem  oder  starr  herab  hän- 
gendem Haare,  und  mancherley  Nuancen  die- 
ser Eigenschaften.  Besonders  die  Hautfarbe 
zeigt  sich  in  vielfochen  Abstufungen;  und  diese 


6:i 

Beschaffenheiten  sind  oder  sclieinen  national. 
Eine  Hauptschwierigkeit  der  Behandlung  die- 
ser IMationen  liegt  darin,  dafs  das  Urtheil  über 
diese  nationale  BeschaÜenheit,  aus  Mangel  an 
genauen  Nachrichten  über  diese  Umstände,  we- 
nigstens b&y  sehr  vielen  Neger -Völkern  mehr 
oder  weniger  unbestimmt  und  unsicher  bleibt. 
Es  reicht  nicht  hin,  dals  ein  Reisender  ein  paar 
Individuen  eines  Volkes  gesehen  hatte:  wir  be- 
dürfen der  Überzeugung,  dafs  die  Beschaffen- 
heit dieser  Individuen  der  gemeinsame  Charak- 
ter der  gesammten  Völkerschaft  sey.  Aber  von 
wie  vielen  Völkerschaften,  in  welche  sich  Afri- 
ka's  Bewohner  zerspalten,  ist  diefs  noch  zu  er- 
forschen! Die  Nachrichten  der  Reisenden  selbst 
gehen  oft  nicht  ein  in  das  Detail ,  welches  für 
unsere  Beurtheilung  nöthig  wird.  Sie  haben 
sich  oft  in  der  Schilderung  blofs  Einer  Nation 
verloren;  und  je  beyläufiger  die  Angaben  über 
andere  sind,  die  ihnen  immer  bekannt  genug 
waren,  um  von  ihnen  genauer  über  das  Vor- 
kommen jener  äufsern  Merkmahle  zu  sprechen, 
desto  leichter  kommt  es  zu  einem  scheinbaren 
oder  wirklichen  Gegensatze  gegen  eine  Behaup- 
tung eines  Andern  von  eben  demselben  Volke. 
Im  Ganzen  sind  indessen  solcher  Abweichungen 
der  Nachrichten  wenige,  und  sehr  erfreulich 
ist  die  Ausbeute,  welche  die  F'orschungen  der 
neuesten  Zeit,  von  mehreren  Puncten  aus  ange- 
stellt, der  Kimde  von  Afrika  gewähren.  Aber 
sie  sind  bey  weitem  noch  nicht  hinreichend, 
um  jene  Ungewifsheiten  zu  heben,  nicht  hinrei- 
chend, um  über  den  Zusammenhang  dieser 
Nationen  ein  genaues  und  umfassendes  Urtheil 
zu  fällen,  oder  es  zu  fällen  über  die  Ursachen 
der  Abstufungen  jeuer,   bey  dem   eigentlichen 


63 

Neger  vereinigt  vorJcommenJen  pliveischen 
Merkmalile,  unter  andern  Nationen  im  Si.iden 
lind  Osten  des  mittleren  Afrika's,  welche  ent- 
Aveder  in  der  Mischung  der  Neger -Race  mit 
Völkern  anderer  Art,  oder  in  der  Ge\valt  des 
Klima's,  denl^Einflusse  des  Bodens  und  der  Le- 
bensart, oder  in  beyderley  Ursachen  zugleich 
gesucht  werden  können.  Um  so  mehr  also  müs- 
sen alle  Völker,  \velche  jene  IVIerkmahle  sämmt-r 
lieh  oder  zum  Theil  haben,  wenigstens  zunächst 
zusammen  gefafst  werden,  um  den  Zusammen- 
hang der  Abstammung  weder  abzuweisen,  noch 
zu  bestimmen. 

Es  seyen  demnach  zu  beyden  Seiten  der  ei- 
gentlichen Negern  und  der  Mitte  von  Afrika  zwey 
Hauptfächer  der  Abstufungen  jener  Charaktere 
gesetzt,  zwey  in  Nordost  von  jenen  und  zwey 
im  Süden,  letztere  theils  für  die  weniger  be- 
kannten Negern  zwischen  Kongo,  dem  Mond- 
gebirge und  der  östlichen  Meerküste  unterhalb 
Habesch,  theils  für  die  KalFern;  die  zwey  nord- 
östlichen aber  sowohl  für  die  gröfstentheils 
auch  noch  weniger  bekannten  Negern  an  dem 
Gülbi  und  zwischen  diesem  und  der  Sahara  auf 
der  einen,  und  den  Gebirgen,  welche  an  die 
Nil-Thäler  reichen,  auf  der  andern  Seite,  als 
auch  für  die  Anwohner  des  Arabischen  Meer- 
busens. Mit  Grund  beginnt  diese  Völkerreihe 
von  den  nordöstlichsten.  Denn  ist  anders  eine 
Verbreitung  der  Afrikaner  und  ihres  Charakters 
von  anderwärts  her  erfolgt:  so  ging  sie  durch 
diese  Gegenden. 


64 

I.  Nordöstliche  Völker  Afnka's, 

AU  der  Westküste  des  Arabischen  Meerbusens  und  auf 
beyden  Sehen  des  Nils. 

A.    Kopien    in    Ägypten. 

Die  Kopten,  ungefähr  der  hundertste  Theil 
der  heurigen  Bewohner  Ägyptens,  enthalten 
ohne  Zweifel  in  sich  Reste  der  Ur- Ägypter.  _ 

Dieses  uralte  Volk,  bewundert  wegen  seiner 
zu  hoch  angeschlagenen  Weisheit,  ab«:  gewifs 
im  Besitze  einer  damahls  auszeichnenden,  beson- 
ders politischen  Cultur,  hatte  den  Samen  der- 
selbenwahrscheinhch  aus  dem  südlicheren  Äthio- 
pien erhalten,  und  er  war  in  dem  reicheren  Bo- 
den weiter  gediehen. 

Dunkel  ist  die  Geschichte  seiner  neben  ein- 
ander bestandenen  Reiche,  die  sich  allgemach 
auch  über  das  vom  Meere  verlassene  Nieder- 
Ägypten  erstreckten.  Nur  für  Momente  er- 
scheint Ägypten  in  der  Geschichte  unter  den 
zur  Weltherrschaft  aufstrebenden  Mächten,  weit 
öfter  als  die  Beute  seiner  Nachbarn  und  ent- 
fernter Nationen:  seit  drey  und  zwanzig  Jahr- 
hunderten schmachtet  es  unter  solchem  Joche. 

Gewüthet  haben  die  Fremden  gegen  das 
Ägyptische,  gegen  Ägyptens  Religion,  Kunst 
und  Sprache.  Aber  keine  dieser  Einwirkungen, 
keine  Mischung  fremder  Völker  hat  vermocht, 
<ranz  die  Nationalität  auszurotten,  den  Charak- 
ter der  Ur-Ägypter.  In  den  Kopten  dauert  er 
noch  fort.  Zurück  gezogen  in  das  Innere  von 
Ober -Ägypten,  wohin  die  Ur-Ägypter  zurück 
p^edrangt  wurden,  und  der  bey  weitem  gröfseste 
Theil  der  Kopten  noch  lebt,    haben  sie'diesen 

Ursprung- 


65 

ursprünglichen  Charakter  wenigstens  zum  Theil 
behauptet. 

Schon  vor  der  Eroberung  Ägyptens  durch 
die  Perser  litt  diese  Nationalität,  nicht  blofs  von 
auften ,  auch  schon  in  ihrem  Innern  erschüttert. 
Die  Perser  suchten  besonders  den  alten  Reli- 
gions -Dienst  der  Ägypter  zu  zerstören.  Unter 
den  Griechischen  Beherrschern  wurde  die  Lan- 
dessprache in  das  Innere  des  Landes  ver- 
drängt; unter  den  Byzantinischen,  und  seit 
dem  Ende  des  ersten  Jalirhunderts  der  Moham- 
medanischen Zeitrechnung,  eben  so  unter  den 
Arabischen  Beherrscliern  ihr  Gebrauch  in  öf- 
fentlichen Angelegenheiten  verbothen. 

Perser,  vor  ihnen  vielleicht  schon  die  Hyk- 
sos,  Griechen  theils  unter  Psammetich,  theils 
unter  den  Ptolemäern,  und  später  unter  den 
Byzantinern,  vor  letzteren  die  eigentlichen  Rö- 
mer aus  dem  Abendlande,  hatten  sich  mit  der 
Ägyptischen  Nation,  wenigstens  zum  Theil  und 
einiger  Mafsen  gemischt,  obwohl  bey  der  stäten 
Absonderung  der  Ägypter  von  ihren  Gebiethern 
der  Umfang  und  Einiiufs  dieser  Mischung  nicht 
hoch  anzuschlagen  ist,  aufser  etwa  der  so  lange 
dauernde  Eiuflufs  der  Griechen.  Was  nun  aber 
die  Saracenen  bey  ihrer  Eroberimg  im  Lande 
fanden,  die  ursprünglichen  Einwohner  und  die 
Reste  ihrer  wechselnden  Herren,  diese  Mi- 
schung, welche  sie  fanden,  sind  die  Kopten^ 
und  letzterer  Nähme  ist  wahrscheinlich  eine  Ab- 
kürzung von  AiGYPTos.  Die  Scharen  von 
Arabern,  welche  das  nahe  Ägypten  überström- 
ten, haben  zu  jener  Mischung  noch  ferner  we- 
nigstens Einiges  beygetragen.  Aber  immer  ist 
das.Ejgenthümliche  der  Ur-Ägypter  in  Körper- 
bildung und  Sprache  der  vorwaltende  Charakter 

Mithrid.    III.  £ 


66 

der  Mischung    geblieben..    Physiognomie    und 
Sprache  beurkunden  es. 

Die  Mumien  der  Ägypter,  und  Denkmäh- 
1er  mit  Abbildungen  seiner  Urbewohner  zeigen 
die  Merkmahle  der  Neger- Physiognomie.  Und 
wenn  neben  den  Mumien  mit  diesem  Charak- 
ter andere  einen  anderen  und,  wie  man  be- 
hauptet, den  Indischen  zeigen;  so  liegt  darin 
um  desto  mehr  die  Gewähr,  dafs  neben  diesem 
auswärtigen  jenes  der  inländische  und  nationale  , 
Charakter  sey. 

Dafs  aber  dieNational-Züge  derKopten  noch 
jetzt  diesen  Charakter  der  Neger- Physiognomie 
an  sich  tragen,  bezeugen  Voinfiy  und  Ledyard  *). 
Und  um  so  einleuchtender  ist  d^r  Zusammen-, 
hang  dieser  Kopten  mit  den  Ur- Ägyptern,  und 
mit  den  Völkern  des  Ober-Nils;  um  desto  ge- 
sicherter der  Platz ,  den  sie  hier  einnehmen. 

Man  hat  die  A'tägyptische  Sprache  nach  ei- 
ner Ansicht,  welche  sich  bey  dem  Dunkel  des 
Ägyptischen  Aiterthums  nicht  völlig  begründen 
oder  bestimmen  läfst,  die  Pharaonische  nennen 
wollen,     fviit  oder  ohne  diesen  Nahmen  blicken 


*)  S.  Jones  bekannte  Reise  nach  Syrien  und  Ägyp- 
ten,  B.  IL  S.  65  ff.;  und  die  ProceeiÜDgs  of  the  So- 
ciely  for  proinoting  ihe  discovery  of  the  interior  F^arts 
of  Africa;  iibersetzt  in  dem  Magazine  der  Reisebe- 
schreibungen ,  Bd.  V.  S.  1252. 

In  den  Fundgruben  des  Orients,  St.I.  S.63,  fiihrt 
Dr.  Seezen  aus,  wie  die  Vergkichung  der  Physiogno- 
mie der  Kopten  mit  den  allen  Staluen  imd  Figuren 
beweiset,  dafs  die  Kopren  so  ziemlich  unvermischte 
Nachkommen  der  alten  Ägypter  sind,  und  auch  die 
Zähne  keinen  Unter.^chied^uiachen ,  da  die  stumpfen 
Zälme  der  Mumien  es,  wie  sich  deutlich  zeige,  durch's 
Abfeilen  geworden  seyen. 


.     67 

Wir  auf  die  Sprache  hin,  welche  vor  und  zu  der 
Zeit  der  Pharaonen  in  Ägypten  gesprochen  wur- 
,  de.  Das  nahe  Verhältnifb  dieser  zur  Koptischen, 
wie  wir  sie  kennen,  leuchtet  ein  aus  den  sich 
deutlich  bewährenden  Erklärungen  einer  Menge 
von  Altägyptischen  Wörtern,  welche  letztere 
in  Schriftstellern  des  Griechischen  und  Lateini- 
schen Alterthums  erwähnt,  und  von  Kennern 
der  Koptischen  ^  Sprache  aus  derselben  aufs 
glücklichste  erläutert  sind  *).  Integrirende 
Theile  dieser  Koptischen  Sprache  also  waren 
jene  Altägyptischen  Wörter;  und  je  gröfser  de- 
ren Anzahl  ist,  desto  gewisser  ist  die  nahe  Ver- 
wandtschaft der  einen  mit  der  andern,  welches 
Verhältnifs  indessen,  besonders  in  Absicht  des 
grammatischen  Baues,  ganz  genau  zu  bestimmen, 
jene  einzelnen  erhaltenen  Fragmente  des  Alt- 
ägyptischen nicht  zureichen. 

ßey  der  Verwandtschaft,  welche  man  zwi- 
schen den  Ur- Ägyptern  und  den  Indiern  ver- 
muthet  hat,  wäre  es  sehr  interessant,  Spuren 
der  Verwandtschaft  dieser  Koptischen  Sprache 
mit  der  alten  Sprache  Indiens,  dem  Sanskritt, 
und  dessen  Töchtern  nachzuweisen.  Wenn 
das  Koptische  auU ^  Hof,  wirklich  ein  ursprüng- 
lich Ägyptisches  Wort  wäre  =•='•'),  welches  dem 

*)  S.  die  iiachmahls  anzuführenden  Schriften,  be- 
sonders: P,  Fj.  Jahlonakü  opuseuhif  den  ersten  Band. 
—  Zwar  wollte  ^n.dr.  Acolutlius  (in  Schlesien)  ausfüh- 
ren, daf?  sich  diese  Altägyptischen  Wörter  weniger 
aus  dem  Koptischen,  als  aus  dem  Armenischen  erläu- 
tern lassen;  aber  La  Croze  und  Leibnitz  zeigten  ihm 
das  Chimärische  dieser  Vox-stellung. 

**)  Aher  in  seiner  Schrift:  Über  die  Samslrdami' 
sehe  Sprache  (Wien,  1799),  S.  100,  hat  diefs  behaup- 
tet.    Aber  schwerlich  wird  sein  Grund  hinreichen  zu 

E  2 


68 

Sanskritt-  Worte  für  denselben  Begriff:  aala^  s® 
nahe  kömmt,  und  sich  mir  ein  Dutzend  gleich 
ähnlicher  Laute  für  gleiche  BegrifTe  fänden,  so 
würde  sich  ein  Verhältnifs  beyder  Nationen  be- 
währen. Aber  die  Vergleichung  einer  beträcht- 
lichen Anzahl  von  Wörtern  beyder  Sprachen 
hat  mir  keine  bedeutenden  Resultate  geliefert  *). 
Seit  Psammetichus  hatten  die  Griechen, 
und  ohne  Zweifel  auch  schon-damahls  ihre  Spra- 
che, Einflufs  auf  Ägypten.     Offenbar  groft  war 

.  dieser  Einflufs  unter  den  Ptolemäern,  deren  Hof 
Griechisch  redete,  und  die  Griechischer  Gelehr- 
samkeit einen  ihrer  Hauptsitze  zu  Alexandrien 
stifteten.  Eine  grofse  Menge  von  Griechischen 
Wörtern  und  Gräcismen  mufste  in  das  Alt- 
ägyptische    übergehen,     und    gerade    so    zeigt 

^ich  die  Koptische  Sprache  in  ihrer  uns  bekann- 
ten Gestalt.  Sie  ist  voll  von  ganz  Griechischen 
Wörtern.   Diese  Koptische  Sprache  ist  die  Spra- 

einern.  sichern  Beweise,  dafs  das  Koptische  Wort  nicht 
aus  dem  Griechischen  entlehnt  seyn  könne,  dessen 
naiie  Verv/and tschaft  mit  dem  Sanskritt  offenbar  ist. 

*)  Denn  dafs  die  Mutter  im  Koptischen  mauy  im 
Indostanischen  von  Decan  unA  Mukan  mn  heifst,  ist 
hey  diesem  Begriffe  das  Zusammentreffen  eines  viel- 
leicht blofs  iiatürlichen  Lautes,  und  eben  so  wenig 
kann  die  Ähnlichkeit  vom  Koptischen  alia:  so,  wel- 
ches eben  diefs  im  indostanischen  von  Multan  bedeu- 
•  tet,  des  Koptischen  Je:  oder,  mit  dem  Indostanischen 
von  Decan:  ja,  etwas  beweisen,  die  andern  noch 
etwas  ähnlichen  Laute  aber:  fuhu  Koptisch:  Knabe, 
iiti  Sanskritt:  bala,  l^as  Koptisch:  Bein,  im  San- 
skritt: kikcsUf  ehre  Kopfisch:  Speise,  Indostanisch 
von  Decan  chorak,  sin  Koptisch:  liegen,  und:  säen, 
im.  Sanskritt:  slitdc,  liegen,  sind  sich  nicht  nahe  ge- 
nug, um  eher  fi'ir  Merkmahle  des  Zusammenhanges  zu 
gelten,  als  bis  dieser  durch  unzwey deutigere  ßeweise 
öchon  gesichert  ist. 


«9 

che  der  Bibel -Übersetzungen  und  gottesdienst- 
lichen Schriften,  wovon  jene  gewifs  sehr  bald 
nach  der  frühen  Verbreitung  des  Christenthums 
in  Ägypten  verfertigt  worden  tind.  Diese  Spra- 
che harte  dadurch  einen  neuen  Einflufs  des  Grie- 
chischen Originals  jener  Übersetzungen  und  der 
Griechischen  Geistlichkeit  zu  bestehen-  Grie- 
chisches Vv^esen  der  eigentlich  gottesdientli- 
chen. Ausdrücke  geht  ohne  Zweifel  von  da  aus; 
aber  die  übrigen  aus  dem  Griechischen  entlehn- 
ten Wörter  konnten  in  diesen  Schriften  wenig;- 

o 
stens  nicht    in   der  Menge    gebraucht   werden, 

wenn  sie  nicht  gröfstentheilb  schon  früher  einge- 
führt waren  *). 

Was  in  der  Koptischen  Sprache  nicht  Grie- 
chisch ist,  darf  man  wohl  im  Ganzen  für  Alt- 
ägyptisch halten  **),    wenn   auch  mit  Voraus- 

*)  M.  vgl.  ancli  Barth  iltmy  reßexions  generaks 
siir  hs  rappoTts  des  Langaes  Egyptienne,  Phenicienne  et 
Gr^cque,  in  den  JVIenioiies  de  l'Acadeniie  des  belles- 
lettres,  T.  XXXII. 

**)  Höher  herauf  in  der  Zelt  brächte  uns  die  In- 
schrift von  l'osette,  wenn  sie  gedeutet  wäre,  und  sie 
würde  besonders  die  Überzeugung  befestigen,  dafs 
wir  in  unsenn  Koptischen  die  Sprache  noch  haben, 
welche  auch  auf  nffentiichen  Denkmähiein  als  die  Alt- 
ägyptische anerkannt  wurde.  Ihre  Deutung  wäre  also 
groiser  Gewinn,  und  hat  schon  ^die  vorzuglichsten 
Gelehrten  ,  Sü^'tstre  de  Sacy  ,  und  Ackerblad  beschäftigt, 
seit  der  Zeit  nach  den,  auch  in  den  Ku]jfern  zur 
Allgeni.  Litt.  Zeitung  1802.  Bd.  IV.  (hegleitet  von 
einem  Auszuge  der  Schrift  des  Ersteren ,  worauf 
N-  347  —  S49-  ein  Auszug  aus  der  Schrift  des  Letzteren 
folgt),  und  1805.  Bd.  II.  bekannt  gemachten  Theilen, 
vielleicht  auch  andere  Gelehrte.  Sie  inufs  sich  durch 
fernere  Classificirung  aller  vorkommenden  Züge, 
durch  Bewährung  der  wiederkehrenden  Gruppen  von 
Zügen,  lind  Übertragung  vieler  Hauptbegrilfe  der  Grie- 


Setzung  der  Möglichkeit  mancher  Modlficatio- 
nen.  Auch  den  in  der  noch  vor  uns  liegenden 
Koptischen  Sprache    gewöhnlichen  Artikel   hat 

chischen  Inschrift  ins  Koptische,  die  dann  eben  so, 
wie  die  schon  scharfsinnig  gesuchten  Eigennahmen 
zur  Leitung  dienen  können,  erzwingen  lassen,  so- 
bald die  ganze  Altägyptische  Inschrift  lange  genug 
vor  den  Augen  vieler  Forsi:her  liegt.  Zwar  ginge  man, 
wie  icii  glaube,  zu  weit,  wenn  man  in  alten,  neben 
einander  stehenden  Inschriften  von  mehreren  Spra- 
chen eine  ganz  buchstäbliche  Übereinstimmung  der- 
selben suchen  v.'ollte.  Schwerlich  möchte  die  Annah- 
me dieses,  unter  uns  gewöhnlichen  Zusammenpassens 
durch  ähnliche  Beyspiele  alter,  auch  neben  einander 
stehender  Inschriften,  z.  B.  der  Persepolitanischen, 
bestätigt  werden.  Bey  der  Inschrift  von  Rosette  ist  es 
wolil  an  sich  nich'  sehr  walnscheinlich ,  dafs  die  Ge- 
nitivi  consequontiae,  voix  welch.-n  in  der  Griechischen 
Inschrift  di«  Leitung  der  ganzen  Rede  abhängt,  eben 
so  in  der  Koptischen  gestanden  haben,  ob  sich  schon 
im  Ko])ii3chen  neuen  "^iestamente  Beyspiele  dieser 
Consiruction  finden,  z.  B.  Evang.  Marc.  C.  9.  V.  8, 
die  aber  leiclit  blofse  Nachahmungen  des  N.  Testament- 
lichen O.iginals  waren,  ohne  dem  Koptisclien  selbst 
anzugehören,  von  welchem  in  der  Inschrift  vielleicht 
eine  iir :prünglichere  Gestalt  zu  erwarten  ist.  Und 
doch  wird  volle  Sicherheit  der  Deutung  zuletzt  auch 
auf  solchen  Einzelnheiten  beruhen. 

Schade,  dafs  die  Entdeckung  des  Schlüssels  dieser 
Inschrift  nocii  wenig  Licht  iiber  die  von  dem  beri'jhm- 
ten  Deii'jH  aufgefundenen  und  bekannt  gemachten 
Schtifjarten  auf,  Aaelleicht  beträchtlich  älteren,  Mu- 
mien-Bandagen verbreiten  würde.  Dem  mir  sehr 
Schätzbaien  W'ohlvvollen  dieses  Gelehrten  verdanke  ich 
Abzüge  tier  Kupferplatten ,  welche  jene  Schriftarten 
darstellen  ,  und  iiabe  um  desto  mehr  alle  mir  mögliche 
Miihe  angewendet,  um  in  sie  einzudringen.  Aber 
weiler,  als  bis  zur  Classificirung  sämmtlicher  Züge  in 
etliche  und  dieyfsig,  und  zur  Auszeichnung  der  zwey 
bis  drey  grölsern  Grujipen  von  Zügen,  dergleichen 
sich  in  jeder  dieser  verschiedenen  Schriften  durch  ihre 


7i 

man   m   den  erwähnten  Erklärunfifen  Altä2;yDti- 
scher  Wörrer  gerunden. 


wiederkehrende  Vereinigung  unterscheiden,  habe  auch 
ich  noch  niclit  gelangen  können. 

Da  die  Buchstaben  dieser  Denkuiahler  bey  ihre;a 
ineh>iiiahligeii  Vnrkoaimcn  offenbar  diese  oder  jene 
kleine  Verschiedenheit  zeigen:  so  könnren  vi-jlleicht 
did.^e  kleiüen  AhweiLiiimgen' als  An/eigen  der  V'.-cale 
angesehen  werden,  wie  dief-  in  der  .Schrift  des  benach- 
barten Ätiiiopiens  der  Fall  ist.  Oder  man  könnte 
\'^ocal  •  Buchstaben  zwischen  nnd  neben  den  iibrigen 
Buchstaben  suchen  ,  oder  verniuthen,  dai's  soy/ohl  Vo- 
caU  Buchstaben  als  Vocal- Zeiciien  gebraucht  worden 
seyen,  wie  letzteres  beydes  bey  der  Koptischen  Schrift 
zusammen  vorköiiamt.  Zuei^a  will  zwar  in  den  vor 
jenen  Inschriften  bekannt  gewordenen  Denkmählern, 
welche  man  in  Ca^lus  Racudl  (T.  L  PI.  XXI-  XXVI. T.V, 
PI.  XX  VI- XXIX.)  hndet,  nur  Consonanten- Schrift 
annehmen  ,  Bezeichnung  von  fiinf  und  zwanzig  Bnch- 
etaben  ,  welche  Anzahl  diese  Sprache  nach  Plutarch  de 
Isid^  (S.  59*^).  T.  II.  S.  354-.)  hatte:  aber  die  Schwierig- 
keit der  Deutung  erhei.«;cht  wohl  jede  Art  von  Versuch. 
Die  Koptisciie  Schrift  iiat  ihre  meisten  Züge  aus  der 
Griechischen,  man  wurde  das  Zusammentreffen  dem 
Phönici-^clien  Alphabet  als  geuieinschafrlicher  Quelle 
zuschreiben  können,  wenn  nicht  deutlich  wäre,  dafs 
die  Ägypter  eben  ältere  Schriftzüge,  als  diese  Kopti- 
schen hatten  Aber  lUe  wenigen  Züge,  welche  dem 
Koptischen  eigenthiiiulich  sind  ,  könnten  vielleicht  als 
Beste  der  älteren  Schrift  ange.sehen  werden,  und, 
selbst  bey  mancher  Veränderung  der  Form^  wovon 
schon  das  Schreibe  -  Material  eine  Ursache  gewesen 
seyn  nujchte,  ein  paar  Winke  zu  ihrer  VViederentdek- 
kung  enthalten.  Auch  Quütremere  scheint  dieser  Mei- 
nung zu  seyn.  Dafs  diese  übrigen  Züge  mit  den  jetzt 
bekaimten  Arabischen  und  Äthiopischen  zusammen 
siimmen,  wie  Wilkiiis  bemerkt  (Abhandl.  an  Chani- 
berlayne,  S.  93.),  würde  weit  eher  einer  gemeinschaft- 
lichen alten  niorgenh'indischen  Quelle  zugeschrieben 
werden  dürfen.  Dafs  die  vor  uns  liegende  Koptische 
Schrift  nicht  vor  dem  dritten  Jahrhunderte  nach  Chri- 
sto eingeführt  worden,    möchte  ich  nicht  mit  Zoega 


Sehr  wichtig  und  interessant  für  die  Bestim- 
mung der  Verhältnisse   dieses  eigentlich  Kopti- 


aus  einer  Stelle  des  Redners  Aristides  (Orat.  Aegypt. 
-  ed.  Jebb.  T.  JI.  S.  560.)  achliefsen  ,  wo  der  Ägyptische 
Nahiue  Kanöb  y  welchen  die  Griechen  von  dem  Steuer- 
nianne    des  Meneiaus    ableiteten,    Arietides   aber  mit 
einem  darüber  befragten  Ägyptischen  Priester  für  weit 
älter  als  iVlenelaus  und  aureum  solum  bedeutend  hält, 
wo  also  dieser  Nähme  ein  schwer  zn  schreibender  ge- 
nannt wird.     Da  er  nach  jener  DeTitung  wahrschem- 
hch    aus    kühi  Erde,    vmd    nuh    Gold,    zusammen    ge- 
setzt ist,  so  war  ersteres  Wort  für  den   Griechen  aller- 
dings mit  dem  im  Ägyptischen   gcwifs    bezeichneten 
Aspirations  -  Buchstaben    kaum   auszudrucken.       Mit 
dieser  aus  dem  Griechischen    entlehnten  Schrift  mag 
auch  die  Richtung  derselben  von  der  Linken  zur  Rech- 
ten eingeführt  seyn,  da  nach  Herodot  (ß.  II.  C.  36.) 
die  damahlige  Äg*yptische  Buchstabenschrift   von  der 
Rechten  zur  Linken  fortging,   welche  Richtung,  eben 
vso  wie  die  früher  entdeckten,    anch  die  Dmouschen 
Inschriften  deutlich  zeigen.      Nach  den  mit   Herodot 
sehr  vereinbaren  Stellen  bey  Diodor  (ß.  I.  C.  gi.)  und 
Clemens  Alex.  (Strom.  B.  V.  C.  4.  Pott.  Ausg.  S.  6,57.) 
gab  es  bey    den   Ägyptern   neben    den    Hieroglyphen 
noch  zwey  Schriftarten  ,    eine  heilige  und  eine  gemei- 
ne oder  Briefschrift.     In  der  Rosettischen  und  den  De- 
n<:>nschen  Inschriften  haben  wir  M-enigstens  dreyerley 
Züge,  ohne  defshalb  eben  so  gewifs   mehrerley  ^r/e/i 
von  Schrift  zu  haben,  als  jene  alten  Schriftsteller  nach- 
\yeisen.     Man  sieht  bey  Qiiatrcmere  keine  Spur,    dafs 
es  der  Thätigkeit  für  Wissenschaft  während  des  Auf- 
enthalts der   Franzosen   in   Ägypten   gelungen   wäre, 
bestätigt  XU  sehen,   was  Fonha!  (nach  Niebuhr's  Be- 
schreibung von  Arabien,  S.  go.)    von  einem  Kopten 
hörte,  dafs  sich  in  einigen  Klöstern  Bücher  mit  Alt- 
ägyptischer Schrift  fänden,   welche  die  Kopten  selbst 
nichtzu  deuten  vermöchten. 

Üeber  diese  Ägyptische  Schrift  vgl.  man  Zoega  de 
origine  et  usu  obeliscorum.  Sect.  IV.'C.  II.  S.  424 — 63 
und  497  ff.,  und  Th.  Q(.  Tydiseris  Bibliothek  der'alten 
Litteraturund  Kunst,  St.  VI. 


,    73 
sehen   Wörterschatzes   wäre  es,    wenn    es   sich 
erweisen  liefse,  dafs  diese,    in  den  Koptischen 
Bibel- Übersetzungen  befindliclien  Wörter,  oder 
dafs  die  bey  den  alten  Schriftstellern  erhaltenen 
Altägyptischen  Wörter  mit  einer  andern  Spra- 
che  der  alten  Welt  in    einer  genauen  Verbin- 
dung standen.     Aufser  dem  erwähnten  Sanskritt 
ist  der  Sprachstamm,  aufweichen  sich  die  Auf- 
merksamkeit  bey   dieser  Vergleichuncr   vorzüff- 
lich  richtet,  der  so  genaimte  Semitische.    Unter 
letzterem  ist  die  Sprache  Phöniciens  mit  begrif- 
fen,  von  dessen  Verhältnissen  zu  Ägypten  man- 
cherley  Anzeigen  in  der  Geschichte  der  Vorwelt 
liegen.     Bey  der  so  nahen  Verwandtschaft  der 
Sprache  Phöniciens  mit  der  Hebräischen,    und 
in  Rücksicht  der  Verhältnisse  des  Hebräischen 
Volkes  zu  Ägypten,  liegt  es  wohl  am  nächsten, 
seine    Spraclie    mit    der   Ägyptischen    zu    ver- 
gleichen. 

Its  findet  sich  Ähnlichkeit  von  einer  so  be- 
trächthchen  Anzahl  von  Wörtern,  dafs  man  ein 
gewisses  A^erhältnifs  beyder  Sprachen  nicht  ver-  ^ 
kennen  darf,   obwohl  daraus  noch  nicht  Stamm- 
verwandtschaft folgt. 

Koptisch.  Semitisch. 

i:iam,  Vorhof,  Hebr,  iilam  od.  elam,  Halle, 

bedeckter  Vorplatz. 

T/om,  Furche,  Uehr.thälm,   Ar  ah.  thalam. 

larvLi ,  Flu'iS,  Hebr.  j'or. 

Sahidiscli  iero. 

Kfl^c/j,  Stoppel,  Hehr.  kascJi. 

Mo achi,  herum  gehen f  Arah.  mnschai. 

Siß,  Schwert,  Arab.  sckif. 

SVnf,  was  gehört  wird,  Arab.  sama,  hören. 

Siui,  Dorn,  Hebr.  sir. 

i^orsc/z,  ausbreiten.  Hehr,  faras. 

Öiliy  Widder,     '  Hebr.  6jil. 


74 


Koptisch. 
Schemschi  f  dienen, 


Semitisch. 


Snau  ,  zwey, 
Schmun,  acht, 
Schtäh,  Gasse 


Syr.  sclimasch. 
Hebr.  sehne. 
Hebr.  scl:mona. 
Syr.  schtah. 
Usch^al*),  deponiren,     Ar.  Dsc//"«/,  legen,  stellen. 

und:  enjpfehlen.  Syr.  g'a/,  eu)pfehlen. 

ScJierschor  oder  Ar.  scharschar  von  scharrUf 

Schorscher,  zerstören,  zerschneiden,  zerbeissen, 

abwüsten. 
Chmom,  Hitze  u.  heifs     Hebr.  u.  Syr.  chmam. 

seyn. 
Chirn.  1  ,    .  r 

.  chemy'^'^' '^y""- 

Sahid.  not,  fliehen,  Hebr.  nöd. 

Noch  bedeutender  ist  das  ZusammentrefFen 
der  Pronominen. 

Koptisch,  Semitisch. 

Anuh ,  ich,  Hebr.  anochi. 

Antu,  duj  Arab.  antha. 

Das  angehängte  /  mein,;^  dein,  an  unser,  wie 
im  Hebräischen,  und  dafs  /  und  ti  im  Koptischen 
der    Charakter    der    ersren    Singular-,     an   der 


*)  Diirch  dscJi^  habe  ich  das  gj  der  Italiäner  aus- 
drucken wollen,  und  bekannrlich  sprechen  Hebräer 
und  Syrer  das\g,  wie  wir  es  im  Deutschen  ausspre- 
chen, w.'  die  Araber  jenen  weichen  Zischlaut  hat- 
ten. —  Übrigens  hatten  sich  weit  mehrere  Wörter  aus 
l)  ill'iu's  angefiiiiiter  Abhandlung  (S.  ii'^.  ff.),  aus 
J.  R.  Forster  de  bysso  antiquorum,  Lond.  1776,  ^auch 
aus  O  (r  Tychsi^trs  befreyteuj  Tentamen  Zusati,  S.  45.) 
aufstellen  lassen ,  ich  habe  blofs  die  sicherern  ausge- 
wä'lt,  uiul  z.  B.  selbst  das  Koptische  mu  Tod  und 
Sterben,  nicht,  weil  der  letzte  Radical  des  Hebräischen 
Wortes  fehlt;  auch  nicht  Ä/AJ,  welches  nach  Hierony- 
rnus  u  Jo  as  C.  IV.  v,  6.  so  viel  bedeutete  ais^daa  He- 
bräische Kikaion. 


der  ersten  Plural -Person  in  dem  Präsens  der 
Verben  sind. 

Bey  keiner  Sprache  wird  man  ein  solches 
Zusammentreffen  für  ganz  zufällig  erklären;  es 
kann  eben  so  wenig  für  Folge  der  Eindränguncr 
Arabischer  Wörter  seit  der  Einführung  der  Mo- 
hammedanisclien  Religion  gelten:  aber  doch  ist 
es  wohl  mehr  für  Folge  des  Zusammenlebens 
der  Völker  zuhalten  ,  als  Stamm  Verwandtschaft 
derselben  und  ihrer  Sprachen  darauf  zu  bauen. 
Der  ganze  grammatische  Bau  der  Koptischen 
Sprache  ist  ein  ganz  anderer  als  der  Bau  der  Se- 
mitischen, und  auch  die  Koptischen  Wurzeln 
haben  eine  ganz  andere  Beschaffenheit  als  die 
Semitischen.  Was  jenen  grammatibchen  Bau 
des  Koptischen  betrifft:  so  wird  die  folgende 
Charakteristik  desselben  Jeden,  der  die  Semiti- 
schen Sprachen  kennt,  überzeugen,  dafs  er  in 
jener  eine  ganz  andere  Anlage  vor  sich  habe. 
Und  wer  das  Koptische  Wörterbuch  aufschlagt, 
findet  nicht  nur  überall  gaqze  Seiten  von  Wör- 
tern, bey  welchen  sich  eine  Annäherung  zu 
Semitischen  selbst  nicht  durch Künsteley  erzwin- 
gen läfst,  sondern  Wurzeln  wie  die  Koptischen 
/  gehen,  en  führen,  se  trinken,  seht  messen, 
(und  es  gibt  dergleichen  hier  in  gröfster  Menge) 
sind  ihrer  ganzen  Art  und  Kürze  nach  abwei- 
chend von  der  Beschaffenheit  der  Semitischen 
Wurzeln*). 

Die  Äufserung  des  Hieronymus  über  die  Ver- 
wandtschalt des  Ägyptischen  mit   der   Sprache 

*)  Das  Gewicht  der  grofsen  Ähnlichkeit  des  antu, 
du ,  mit  dem  Semitischen  Pronomen  verringert  sich 
vielleicht  etwas,  wenn  man  die  ganze  Anfangs- Sylbe 
desselben  in  dem  Koptischen  aniuf,  er,  aniuSf  sie, 
wieder  erblickt. 


der  Hebräer  und  Kaiianäer  '')  ist  übrigens  zu 
unbestimmt  und  unbedeutend,  als  dals  eine 
solche  Verwandtschaft  irgend  auf  ein  solches 
Zeugnifs  auch  nur  mit  einem  Schein  von  Siche- 
rung gebaut  werden  könnte. 

Wie  interessant  bey  dem  Zusammenhange, 
den  man  zwischen  Ägypten  und  Indien  verrp.u- 
thet  hat,  es  wäre,  einen  Wink  für  eine  solche 
Verbinchuig  in  der  Sprache  zu  finden,  ist  oben 
S.  17  u.  67.  schon  bemerkt  worden.  Die  Verglei- 
clnmg  von  250  Wörtern,  bey  welcher-  ich,  was 
nur  irgend  verglichen  werden  möchte,  zusam-. 


*  )  Hieronymus  sagt  in  seinem  Coninientar  zu 
Je».  19,  iQ:  Ergo  et  nos  licet  sancti,  quamdiu  in  Aegypto 
sumus  et  in  islius  mundi  versamur  tsnebris;  non  possiimus 
Joqiä  Ungna  Hebraea,  sed  lingua  ChanavAtide.,  quae  infer 
Aegyptiam  et  Hebraemn  media  est,  et  Hebraeae  magna 
ex  parte  conßuis.  Aber  hieraus  folgt  wenig,  da  die 
ganze  Stelle,  wie  avich  hier  schon  aus  den  ersten  Wor- 
ten erhellet,  nneigenllich  gesprochen  ist,  nnd  man 
also  gar  nicht  darauf  rechnen  kann,  dafs  das  Einzelne 
eigentlich  zu  verstehen  s-ey,  und  da  iiberhaiipt  das 
Äi;yp'ische  nur  i;n  Vorbeygehen  erwähnt  ist,  und  was 
noch  bestiixni.ter  gefolgert  werden  könnte,  das  Kanaa- 
Tiitische  oder  Phönicische  bt'trifft:.  Wie  weit  man  aber 
überhaupt  den  Kenntnissen  des  Hieronymus  von  Spra- 
chen aulscr  der  Hebräischen  trauen  l:önne,  dagegen 
entsteiien  Zweifel,  wenn  man  bedenkt,  dafs  er  von 
dem  Wunderbaum  im  Jonas  sagt,  er  heiföe  in  der  lin- 
gua Syriaca  et  l*unica:  FJfceroa,  welches  doch  offenbar 
den  Arabischen  Artikel  an  sich  trägt.  —  Übertreibung 
der  Verwandtschaft  des  Hebräischen  und  Ägyptischen 
ist  in  Joh.  Bupt.  Passerii  diss.  de  Hebraisino  Aegyptio- 
Tuni;  und  eben  desselben  Lexicon  Aegyptio-'Hebrai- 
cum  seu  vocum  Aegypriarum,  quae  ex  Hebraica  lingua 
derivantur  (in  A.  l'\  Gorii  Syuibolis  litterariis  T.  iV. 
Dec.  I.)  in  Pe/i/y 's  Aufsatz  in  der  Encyclop edle  eleuient. 
T.  II.  S.  599.  S. 


men  gestellt,  zeigte  kaum  ein  paar  scheinbare 
Beriilirmigen  *). 

Noch  war  übrig  eine  Vergleichung  mit  der 
Äthiopischen  und  der  vorher  abgehandelten  Ber- 
ber-Sprache anzustellen,  aber  auch  sie  hat  zu 
keinem  Resultate  geführt,  welches,  wo  nicht  Ver- 
wandtschaft, doch  Verhältnisse  dieser  Sprachen 
und  Völker  nachwiese.  Folgendes  ist  Alles,  was 
die  Vergleichung  von  fast  zwey  hundert  Wörtern 
auch  nur  einiger  Mafsen  ähnlich  zeigte: 

Koptisch: 

Mu,  Wasser,  Tigrisch:  mi. 

Sc/jo,  Sand,  Tii^risch:  häschoa. 

Naa,  grofs,  Tigri^ch:  rtaiiy. 

JErodf  Milch,  Aiuharivch;  wärothe. 

Koptisch:  Berberisch: 

Tehni,  Stirn,  tewtnza. 

Mort,  Bart,  tamärt. 

Af,  Fleisch,  -tefi. 

KaSf  Bein,  ighas. 

Thiu,  Wind,  adou. 

Sahidisch  :  hü  ,  Tag,  ouas. 

Üüschs,  breit,  iiisa^ a. 

Sß  oder  so,  trinken,  sew. 

Aha,  nein,  ur  oder  oJiho. 
Uuiy  Sahidisch:  ua,  eins,  van ,  Jen. 

Snauy  zwei,  sin  oder  thenat. 

Das  angehängte  Pronomen  i  mir,  mich, 
und  k  dir,  dich,  dein,  ist  beyden  Sprachen 
mit  den, Semitischen  gemein;  Ähnlichkeit  Kopti- 
scher Formen  der  Nomen  oder  Verben  findet 
nirgends  Statt,  denn  dafs  sowohl  unter  den  vie- 
len Koptischen  als  auch  den  vielen  Berberischen 

*)  Fat  im  Koptischen:  Fi/.ss,  im  Sanskritt:  pada, 
im  Pali :  bat  ^  gehört  auch  wohl  unter  diese  ntir  schein- 
baren Reruhrnnaen,  wenn  nicht  die  Ähnlichkeit  des 
Griechischen  Wortes  für  diesen  Begriff  die  Ursache  des 
Zusammentreffens  ist. 


78 

Plural -Endungen  /ist,  darf  kaum  für  einen 
Schein  von  Ähnlichkeit  gelten. 

Seezen  schVieht  (a.  a.  O.  S.  65.)  aus  der  bey 
Mumien  gefundenen  Beschneidung,  dafs  die 
alten  Ägypter  aus  dem  inneren  Afrika  gekom- 
men, wo  man  dieselbe  antreffe,  ohne  dafs  an- 
zunehmen sey,  dafs  diese  Sitte  von  den  alten 
Ägyptern  herrühre.  Dieser  Grund  dürfte 
schwerlich  zureichen.  Indessen  auch  mit  Spra- 
chen der  südlicheren  Nationen,  so  weit  wir  sie 
kennen,  habe  ich  das  Koptische  verglichen, 
ohne  Ähnlichkeiten  zu  finden  *). 

Diese  Koptische  Sprache  war,  wie  sich  aus 
Leo  Africanus  schliefsen  läfst,  um  dessen  Zeit 
schwerlich  mehr  herrschende  Sprache  in  Ober- 
Ägypten;  und  schon  in  der  zwischen  1130  und 
40  von  Jakobitischen  Patriarchen  von  Alexan- 
drien  gehaltenen  Synode**)  war  verordnet,  dafs 
dem  Volke  das  Symbolum  und  V.  U.  in  seiner 
Landessprache  erklärt  werden  solle.  1633  starb 
im  achtzigsten  Lebensjahre  der  letzte,  von  Rei- 
senden bemerkte  Kopte,  welcher  diese  Kopti- 
sche Sprache  wie  eine  lebende  in  seiner  Gewalt 
hatte.  Dieses  Leben  war  aber  ohne  Zweifel 
schon  seit  langer  Zeit  nur  das  Fortleben  einer 
alten  Sprache  unter  Gelehrteren. 

Mundarte?!  der   Koptischen  Sprache. 

Zwey  Mundarten  der  Koptischen  Sprache 
liefs  der  Unterschied  zwischen  Ober-  un"d  Nie- 

*)  Denn  dafs  Koptisch  mrow:  Flufs,  und  in  Darfiir 
ro  eben  diefs  bedeutet,  kann  überhaupt  schwerlich  in 
Anschlag  gebracht  werden,  noch  weniger  aber,  da  ro 
in  Darfur  nicht  blofs:  Flufs,  sondern  überhaupt:  Was- 
ser, bedeutet. 

**}  Renaudoli  historia  Patriarchar.  Alexandr.  S.512. 


79 

<ler  -  Ägypten  und  den  in  beyden  gestifteten 
Reiclien  erwarten.  Der  Niederägyptische  Dia- 
lekt,  welcher  den  Nahmendes  Memphitischen 
führt,  ist  der  bekanntere,  und  in  ihm  .sind  die 
meisten  der  auf  uns  gekommenen,  religiösen 
Schriften  verfafst;  er  wird  von  den  meisten  Ge- 
lehrten, dhev  nicht  \on  Quatremere^  als  der  rei- 
chere angesehen,  wie  sich  diefs  bey  der  Nähe 
von  Alexandrien  und  dem  gröfseren  Einflüsse 
dortiger  Kenntnisse  erwarten  läfst.  Woide  hält 
auch  die  Memphitische  Bibel-Übersetzung  für 
älter,  als  die  Sahidische,  doch  sind  die  Gründe 
sowohl  für  diese  als  die  entgegen  gesetzte  Mei- 
nung nicht  entscheidend.  Ober -Ägypten  von 
Kahira  bis  nachAssevan,  bey  den  Arabern  El 
6'ß/(f  genannt  (daher  jener  Nähme),  hatte  in  sei- 
nem Dialekte,  welcher  aus  entgegen  gesetzten 
Gründen  vielleicht  treuer  bey  mancher  ur- 
sprünglichen Beschaffenheit,  und,  wenigstens 
nach  der  Zeit  des  gräcisirenden  Psammitichus 
und  der  übrigen  Saitischen  Herrscher,  freyer 
von  ferneren  Einflüssen  des  Griechisclien  blieb, 
aber  bey  geringerer  Ausbildung ,  der  unmittel- 
baren Aufnahme  noch  mehrerer  Griechischen 
Wörter  in  die  Bibel -Übersetzung  nöthig.  Er 
zeichnet  sich  durch  mancherley  andere  Ar- 
ten der  Aussprache  aus,  welche  vorzüglich  in 
der  Setzung  anderer Vocaie  und  darin  bestehen, 
dafs  er  gewöhnlichst /5>,  zuweilen  auch  n  statt  y, 
öfter  sk  statt  dsch,  besonders  aber  c?  statt  t  und 
th  setzt,  und  in  diesen  Buchstaben  und  der 
Vermeidung  der  Aspiration  mehr  Weichheit 
zeigt  (Sali  und  Said  gehören  wohl  auch  zu  die- 
sem Unterschiede).  In  den  Formen  der  Decli- 
nation  und  Conjugation  ist  übrigens  wenig  Un- 
terschied, der  in  letzterer  blofs  die  Vocaie  be- 


80 

trifft,  auch  die  abgeleiteten  Verbal- Formen  sind 
sich  in  beyden  Dialekten  sehr  ähnlich,  so  dafs 
also  beyde  einander  sehr  nahe  stehen,  und 
durch  ihr  Zusammentreffen  in  den  grammati- 
schen Einrichtungen  das  Alter  derselben  be- 
währen. 

Seit  einigen  Jahrzehenden  hat  man  auch  von 
einem  dritten  Dialekte  einige  Kunde  aus  dem 
Anhange  zu  Anton.  Georgii  Fragmentum  evan- 
gelii  Joannis  Graeco-Copto-Thebaici^  und  aus 
Frid.  Munter i  cnmmentatio  de  indole  verslonh  Sa- 
hidicae  ").  Es  befanden  sich  im  Ma&eum  des 
Cardinais  Borgia  Membranen,  deren  Dialekt  mit 
keinem  der  bdyden  bekannten  ganz  überein 
trifft,  aber  sich  doch  dem  Sahidischen  gar  sehr 
nähert,  und  nur  in  Kleinigkeiten  davon  ab- 
weicht, nähmlich  in  der  Setzung  mancher  Vo- 
cale,  imd  der  Verwechselung  der  Gaurn-  und 
Zahn- Buchstaben,  besonders  des  r  mit  /,  des 
j)h  in  b^  von  welchen  Verschiedenheiten  viele 
vielleicht  im  Munde  der  alten  Ägypter  weniger 
bemerklich  waren,  so,  dafs  sich  Munter  noch 
nicht  dafür  entscheidet,  ob  diese  Abweichung 
für  einen  besondern  Dialekt  zu  halten  sey.  In 
den  grammatischen  Formen  zeigt  sich  in  den 
Proben  des  Textes  dieses  Dialekts  bey  Munter 
(S.  78  —  80)  keine  bedeutende  Verschiedenheit. 
Pvlan  hat  denselben  den^a^cy^/zzwrischen  oder  J/77- 
7?20/7ischen  genannt,  jenes,  weil  Arabische  Gram- 
matiker, \vie  Atlianasius,  Bischof  von  Kus  (in 
seiner  handschrifdichen  Koptisch -Arabischen 
Grammatik ) ,  von  einem  dritten  Dialekte  des 
Koptischen    unter    ersterem    Nahmen    geredet 

haben; 

*)  s.  75  ff. 


haben  "');  aber  dieser  Baschmurische  Dialekt  ist 
völlig  unbekannt,  und  scheint  nach  des  Euty- 
chius  Äufseriingen  weit  abweichender  gewesen 
zu  seyn.  Der  Nähme  Ainmonisch  aber  ist  von 
Georgi,  und  aus  der  Nachricht  Herodots  ent- 
lehnt, dafs  die  Amrnonier  aus  Ägyptern  und 
Äthiopiern  gemischt,  eine  gemischte  Sprache 
redeten,  welches  aber  keinesweges  noch  ein 
Beweis  ist,  dafs  dieser  Dialekt  ihnen  angehörte. 
Ein  paar  Wörter  mögen  zur  Probe  dieser  Ver- 
schiedenheiten dienen: 


Gott 

Sohn 

Gesicht 

Wir 


■Meniphi  tisch 


Nutz 
Bschiri 
Hra 
Anon 


Sahidisch. 


Pnuta. 
Bschuara 
Akra 
Anon 


Illter  Dialekt. 


Pnut. 
Schall. 
Ala. 
Anan. 


■Litter atur  der  Koptischen  Sprache. 
Über  die  Koptische  Lirteratur: 

Tromler  Specimen  Bibliothecae  Copto-Jaco- 
biticae,    Lips.  1767. 

•)  Man  hat  Basmur  verglichen  mit  dem  Kopti- 
schen Pfiü-rnxr  jenseits  i\vs  Flusses,  und  die  Gegen- 
den westlich  vom  Nil  bis  iia^  h  NifiiLien  verstanden. 
Inde-jcn  ist  Baschunir  bey  Abuljhla  die  In-el  zwischen 
den  beyden  Annen  des  Nils,  dem  von  Aschniun  Tin- 
nag  imd  deuj  von  Damiette.  S.  Abuißulae  descripU  Ae- 
gypti,  ed.  J.  D.  Mic!  aelisj  p.  10;  und  i'iber  PümyriSf 
den  Nahmen  des  Delti  nach  E  horus,  vergl.  Ja- 
blonskii  opusculä,TA.S.Q.i'J.  Eine  sehr  gelehrte  Un- 
tersuchung über  Baschmvir,  dessen  La^e  in  Nieder- 
Ägypten,  und  alle  damit  zu  veraleichende  Notizen 
vS.  in  QLLatninere  anzuführenden  Kecherches ,  S.  147 
—  255.  Zwey  Baschuuirische  Wörter  hat  dieser  ge- 
lehrte Forscher  in  Arabischen  Schriftsteilern  entdeckt, 
wovon  aber  das  eine  in  den  Handschriften  zu  verschie- 
den geschrieben  ist,  als  dafs  es  sich  bestimmen  liefse; 
das  andere  ist,  biöhisch  erklärt:  endroit  o\\  le  lit  d'un 
torrent  s'enlargit  pour  recevoir  les  eaux,  s.  S.  214.. 
Mthrid.  III.  F 


8-^ 

\''ergl.  Dhhnni  Taurln'ensis  literaturae  copti- 
cae  rudimentiim,  S.  16 — 36. 

Notizen  über  die  Koptischen  Bibel -Über- 
setzungen und  ihre  Sprache: 

S.  in  Maturin  Veyssiere  de  la  Croze  thesaurus 
epistolicus,    T.  I — III. 

C  G.  Woide  in  Crameis  Beyträgen  zur  Beför- 
derung theolog.  Kenntnisse,  Th.IIl;  und  in  dem 
Journal  des  Savans  pour  1774. 

/.  D.  Michaelis  orientalische  und  exegetische 
Bibliothek,  Th.  I.  III.  IV.  VI.  X.  XIII.  XVil. 
Neueo'u.  e.  B.  Th.lV. 

/.  D.  Michaelis  literarischer  Briefwechsel, 
Bd.  I.  u.  III. 

/.  G.  C.  Adlers  Übersicht  seiner  biblisch  -  kri- 
tischen Reise,  S.  184. 

Fr.  Münteri  Specimen  versionum  Danielis 
Copticarum. 

Engelbrccht's  Verzeichnifs  Coptisch-biblischer 
MSte  des  Musei  Borgiani,  in  Ammon's,  Hän- 
leins  und  Paulus's  theologischem  Journal, 
Bd.  VI. 

Fr.  Mi'/nler  über  das  Alter  der  Koptischen 
Übersetzungen  des  N.  T.  in  Eichhonis  Bibliothek 
der  biblischen  und  morgenländischen  Littera- 
tur,  Th.IV.  St.  1.  U.5. 

E.  F.  K.  RoseiviiiÜlers  Handbuch  für  die  Litte- 
ratur  der  biblischen  Kritik  und  Exegese.  Bd.  III. 
S.  145-lf. 


Äthan.  Kircheri  prodromus  Coptus  sive  Aegyp- 
tiacus.  Rom.  1636.  4.  Der  Verfasser  war  der 
erste,  welcher  die  Aufmerksamkeit  auf  diese  Spra- 
che weckte,  man  hat  ihm  aber  viele  Unrichtig- 
keiten nachgewiesen. 


83 

Äthan.  Kirchen  lingua  Aegyptiaca  re.stituta, 
quo  linguaeCoptae  plena  instaiiratio  continetur, 
cum  supplemento  et  indiceLatino.  Rom,  1644.  4- 
(Worin  er  die  Meiniuig  widerruft,  daft  die  Kop- 
tische Sprache  die  Mutter  der  Griechischen  sey.) 

Brian.  JVa'loni  Introductio  ad  lectionem  lin- 
guarum  orientalium.  Lond.  1653.    12. 

7.  H.  Hottingeri  Bibliotheca  orientalis.  Hei- 
delb.  1658.  Lib.  m.  P.  II.  C.  5. 

Gull.  Bonjoiir  exercitatio  in  mon.umenta  Cop- 
tica  seu  Aegyptiaca BibliothecaeVaticanae.  Rom. 
1699.  4.  (Von  demselben  Verfasser  erhielt  man 
eine  Grammatik,  die  bis  jetzt  Handschrift  '^-e- 
blieben  ist, ) 

Dav.  Wilkbi's  Diss.  de  lingua  Coptica,  in  den 
Dissertat.  ex  occasione  Sylloges  orationum  do- 
minicarum  scriptae  ad  Joan.  Chamberlaynium. 
Amst.  1715.  S.  76 — 124. 

Jo.  Hager  Commentatio  de  lingua  Aegyptia- 
ca,  in  dem  Apparatus  litterar.  Societatis  colli- 
gent.  Coli.  IL  Viteb.  1717. 

6'r/?/;?zV/ Opuscula,  quibus  res  x\egyptiae  ex- 
plicantur. 

S.  T.  Gihuher  JVahl's  allgemeine  Geschichte 
der  morgenländischen  Sprachen  und  Litteratur. 
Leipz.  1784.    Abschn.  III. 

Vorzüglich  aber  Etieime  Quatremere  Recher- 
ches  critiques  et  historiques  sur  la  langue  et  la 
.litterature  de  l'Egypte.  Par.  1  S08-  Mit  den  voll- 
ständigsten und  gelehrtesten  Erörterungen  über 
die  Schicksale  der  Koptischen  Sprache,  ihre 
Dialekte,  die  handschriftlichen  Reste  des  Kopti- 
schen, und  bisher  unbekannten  Fragmenten  des 
dritten  Dialekts. 

F  2 


84 


Chr.  Gotth.  Blumherg  Fimdamenta  lingime 
Copticae.  Lips.  1716.  8-  (Ein  unvollkomme- 
ner Versuch,  begleitet  von  einer  grammatischen 
Erklärung  des  V.  U.)  kritisirt  von  La  Croze  im 
Thesaiir.  epist.  III.  S.  29.  73. 

AlphabetumCoptumseuAegyptiacum.  Rom. 

177^-  8- 

Rudimenta  linguae  Coptae  seu  Aegyptiacae 

in  usum    collegü    urbani    de    propaganda   fide. 

Rom.   1771.    8-     (Von  P^oph.  Tuki  ausgearbeitet, 

<eine    Sammlung    grammatischer    Regeln    ohne 

Ordnung    und  Deutlichkeit  zusammen  gestellt, 

aber  belegt  durch  eine  aufserordentliche  Menge 

von  Beyspielen  aus  den    Bibel-Übersetzungen, 

welche  das  Hauptsächlichste   in    dieser    Samm- 

luno-  sind,  und  durch  welche  die  ersten  Proben 

der^Sahidischen  Übersetzung  bekannt  wurden, 

aber  oft  durch  Druckfeliler  entstellt  -). 

Christ.  Scholtz  Grammatica  Aegyptiaca  utri- 
usque  Dialecti,  quam  breviavit,  illustravit,  edi- 
dit  Car.  Godofr.  IVoidc.  Oxon.  1778.  4-.  (Jener 
Verfasser  dieser  vortrefflichen  Gram.matik  hatte 
von  seinem  Schwiegervater  P.  E.  Jablonski,  die- 
ser von  La  Croze  Unterstützung  des  Studiums 
der  Koptischen  Sprache  erhalten.) 

Didymi  Taurinensis  litteraturae  Copticae  rudi- 
mentum.  Parm.  1783.  (Kurz  und  zu  einer  ziem- 
lich deutlichen  Übersicht  führend,  verfafsf  vom 
Abt  von  Caluso,  Thom.  Valperga,  welcher  dabey 
die  Scholtz -Woidische  Grammatik  und  Wörter- 
buch nicht  benutzen  koimte. 


*)  Bey  Hervas  v>/ird  auch  eine  1773  bey  *ler  Pro- 
paganda gedruckte  Küpdsche  Graauuatik  erwähnt. 


85 


Lexicon  Aegyptiaco  -  Latinum  ex  veteribus 
illius  lincruae  monumentis  summo  studio  coUec- 

o 
tum  et  elaboratum  a  Maturino  Veyssiere  la  Croze^ 

quod  in  compendium  redegit,  ita   ut  nullae  vo- 

ces  Aegyptiacae,    nuilaeque   earum  jrignificatio- 

nes    omitterentur,    Christianus    Sc/io/tz,    notulas 

quasdam  et  indices  adjecit   Car.'  Godofr.    JVoide. 

Oxon.  1775.  4. 

Hadr.  Relaudi  epistola  ad  Bav,  Wilkins,  über 
die  Überbleibsel  der  alten  Ägyptischen  Sprache 
in  den  classischen  Schriftstellern,  in  des  letzte- 
ren Dissertatio  de  lingua  Coptica  an  Chamber- 
layne's  Vater-Unser-Sammlung,  S.  94 —  1 12. 

Pauli  Ern.  Jaölonskii  o-puscu'lTi  ^  quibus  lingua 
et  antiquitas  Aegyptiorum,  difFicilia  librorum 
sacrorum  loca  et  historiae  ecclesiasticae  capita 
illustrantur,  magnam  partem  nunc  primuni  in 
lucem  protracta  vel  ab  ipso  auctore  emendata  et 
locupletata  edidit  atque  animadversiones  adjecit 
Jo77a  Güiliehn.  te  Water.  Lugd.  Bat.  1804.  T.  I. 
Collectio  atque  explicatio  vocum  Aegyptiaca- 
rum ,  quarum  mentio  apud  scriptores  veteres 
occurrit,  undAuctarium  vocum  paucarum  recte 
aut  secus  pro  Aegyptiacis  habitarum,  S.  425.  ff. 

Christ.  Scholzii  explicatio  vocabulorum  Copti- 
corum  in  scriptoribusHebraicis  acGraecisobvio- 
rum,  in  Eichhornes  Repertorium  für  biblische 
und  morgenländische  Litteratur,  Th.XIlI.  Leip- 
zig»  1783- 

Psalmus  L  V.  1.  s.  Coptice  et  Latine  edid.  LH. 
Hollinger.    Heidelberg,    1660.   4. 

Psalterium  in  lingua  Coptica  edid.  Theod.  Pr- 
traeus.  Lugd.  Bat.  1663.  4.  Nur  der  erste  Psalm 
zur  Probe  (von  demselben  Verf.  hat  die  Königl. 


80 

Bibliothek  zu  Berlin  mehrere  Koptische  Manu- 
scripte). 

Tria  caplta  Matthaei  Coptice  cum  versione 
Latina  et  öbserv. ;  nur  Ein  Bogen,  der  Anfang 
einer  Ausgabe  des  Koptischen  N.  T.  von  Mar- 
shall ^  die  dessen  Tod  unterbrach. 

Novum  Testamentum  Aegyptium,  vulgoCop- 
ticum  e  MSris  Bodlejanis  descripsit  cum  Vatica- 
nis  et  Parisiensibus  contulit  et  in  Latinam  lin- 
guam  convertit  jOö{\  Wilkins.      Oxon.  lyiö.  4. 

Eiisth.  Renaudot  coUectio  liturgiarum  Orien- 
tali um.     Par    1716.  T.  I. 

Quinque  libri  Moysis  Prophetae  in  lingua 
Aegyptia  ex  Msstis  Vaticano,  Parisiensi  et  Bod- 
lejano  descripsit  ac  Latine  vertit  Dav.  Wilkins, 
Lond.  1731.  4. 

Psalterium  Alexandrinum  Copto- Arabicum. 
Rom.  1749.  4    (ohne  Latein.  Übersetz.) 

Euch()log]um  Alexandrinum  Copto -Arabi- 
cum, Vol.  1  —  V.  editum  Rom.  4.  nähmlich: 
Missale  X746.  Pontificale  in  2  Vol.  1761.  Rituale 
1763.    Theotochiae  1764. 

Jos.  Aloys.  Assemani  Codex  liturgicus  eccle- 
siae  universae.  Rom.  1749.  T.  I.  Ordo  ad  facien- 
dum  catechumenum,  T.  IL  Ordo  baptismi,  T. 
III.  Ordo  confirmationis,  T.  VII.  P.  II.  Missale , 
alles  Koptisch  und  Lateinisch. 

■  Diurnum  Alexandrinum  Copto  -  Arabicum. 
Rom.  1750.  8-  t)er  I32ste  Psalm  in  Daniel  se- 
cundum  SeptuagintaexTetraplisOrigenis.  Rom. 
1772.    Dis.^^ert  II.  pag.  371 ,  72. 

Fragjnentum  Copticiim  ex  Actis  S.  Coluthi 
Martyris  erutum  ex  membrani.s  vetustiss.  se- 
t^uli  V.,  ac  Latine  redditum,  quod  nunc  pri- 
mum  in  lucem  profert  ex  Museo  suo  Stephan, 
Borgia.     Rom.  1781.  8.  (ist  Sahidisch). 


87 

Mingarelli IKegyptioTiim  codicumreliquiaeVe-  ^ 
netiis  in  bibliotheca  Naniana  asservatae.     Fascic. 
1.  II.     Bonon.  1785-  4- 

.    Frld.  Münteri  Specimen    versionum  Daiiielis 
Copticarum  Mempliit.  et  Saliicl,  Rom.  1786.   8- 

Frid.  Münteri  commejitatlo  de  iiidole  versionis 
N.  T.  Sahidicae,  accedunt  fragmenta  epiotoln- 
rum  Paulli  ad  Timotheum  in  membranis  Sahidi- 
cis  musei  Borgiani  Velitris.     Hain.  1789.  4- 

Fragmentum  evangelii  Joannis  Graeco-Copto- 
Thebaicum  ,  ed.  Anton.  Georgius.    Rom.  1  789.   4- 

De  miraciüis  S.  Colutlii  etreliquiis  actornm 
S.  Panesmji,  Thebaica  fragmenta  duo,  ed.  Aiit. 
Georgius.    Rom.  1793.    Fol. 

Appendix  ad  editionem  N.  T.  Graecl  e  codi- 
ce  MS.  Alexandrino  a  C.  G.  Woide  desciipti,  in 
qua  continentur  fragmenta  N.  T.  juxta  interpre- 
tationem  superioris  Aegypti,  quae  Thebaica  vel 
Sahidica  appellatur  cum  dissertatione  de  ver- 
sione  Bibliorum  Aegyptiaca,  quibus  subjicitur 
codicis  V'aticani  cüllatio,    Oxon.  1799.    Fol, 

Grammatischer  Charakter  der  Koptischen 
Sprache. 
1.  Das  Genus  der  Substantiven  unterscheidet 
sicli  nicht  durch  eine  besondere  Endung,  son- 
dern durch  den,  bey  Masculinen  anders,  als 
bey  Femininen  lautenden,  bestimmenden  Arti- 
kel, und  durch  die  auf  jene  Substantive  bezoge- 
nen Pronomen  und  Verben,  ^velche  unterschei- 
dende Formen  für  die  beyden  Geschlechter  ha- 
ben. Bey  den  Adjectiven  wird  zuweilen  /"  an 
die  Masculine,  s  an  die  Föminine  hinten  ange- 
hängt, häufiger  aber  jenen  af\  diesen  as  vorge- 
setzt, welche  beyden  Formen  vom  Proiiomen 
der  dritten  Person  entlehnt  sind. 


2.  Der  Numerus  der  Substantiven  zeichnet 
sich  wiederum  durch  den  vorgesetzten  Artikel 
an,  indem  sowohl  der  bestimmende,  als  der 
unbestimmte  seine  Plural-Form  hat.  Eine  be- 
deutende Anzahl  von  Substantiven  aber  nimmt 
auch  auszeichnende  Plural- Endungen  ,    ay ,    ai, 


üyi,    iifyi,    uy,    my,    uy  u.  s.  w., 


an. 


Audi 


einige  Adjective  haben  diese  Endungen. 

3.  Der  bestimmte  Artikel  hat  den  Ä-Laut  vor 
Masculinen -),  den  rf- Laut  vor  Fömininen,  im 
Plural  für  beyde  Geschlechter  ///  oder  n.  Der 
unbestimmte  y\rtikel  lautet  für  beyde  Geschlech- 
ter im  Sinciulare  uy  ^  im  Phirale  liaii. 

4.  Vano  hat  behauptet,  dafs  die  Koptische 
Sprache  nur  Einen  Casus  habe,  womiit  wohl  ge- 
meint ist,  dafs  die  Substantive  gar  keine  Abwand- 
lung am  Ende  für  diese  Verhältnisse  erfahren. 
Man  hat  das  vorgesetzte  am  oder  an  als  eine 
Art  Casus-  Zeichen  betrachtet,  aber  es  ist  m.ehr 
Anzeige  der  Nomen  als  ihrer  Casus.  Diese  sind 
entweder  gar  nicht  oder  dadurch  bezeichnet, 
dafs  dem  Nomen  im  Nominativ  andscha^  Sahi- 
disch>  anshl^  im  -  Genitiv  flw/«  vorgesetzt  wird. 
Gewisse  andere  Präpositionen  zeichnen  unsern 
Accusativ  und  Ablativ  aus.  Der  Dativ  der  Pro- 
nomen ist  gleichmäfsig  durch  ein  vorgesetztes  n 
bezeichnet. 

5.  Es  gibt  eine  hinlängliche  Anzahl  von  For- 
men zu  abgeleiteten  Nomen,  alle  diese  Formen 
bestehen  in  vorgesetzten  Sylben;  mad  oder  mat 
bezeichnet    Abstractionen  ,    ref   Wörter ,     wie 


*)  In  den  meisten  V.  U. -Formeln  ist  er  durch 
p  und  f  ausgedruckt,  weil  im  Kopti?chen  der  Griechi- 
sche Buchstab  n  steht,  der  aber  dort  eben  so'wie  das 
Griechische  t  eine  weichere  Aussprache  hat. 


89: 

Schöpft/-,  dschin^  Sahidisch  skin  Wörter,  wie 
Schö^'tung;  am,  an,  Adjective  der  Materie,  sa 
der  Angewohnheit,  wie  mendaa^;  ad  oder  «/, 
im  Sahidischen  nur  erstere  die  zugedachte 
Verneinung,  sc/ai  die  intensiva,  rarn  die  Gen- 
tilitia,  z.  B.  ramchimi ,  Sahidisch  ramhima  der 
Ägypter  von  Chymi,  Kyme  Ägypten.  Die  Zu- 
sammensetzung mit  ma  Ort,  mai  lieben,  bil- 
det andere  Nomen,  letztere  ähnlich  den  Grie- 
chischen mit /?///7o^ 

6.  Der  Comparativ  wird  anders  ausgedruckt, 
wenn  kein  verglichener  Gegenstand  dabey  steht, 
als  wenn  er  dabey  steht.  Den  Superlativ  be- 
zeichnen die  Beysätze  seJii\  oder:  unter  allen. 
Zuweilen  mii-iSen  beyde  Grade  der  Vergleichung 
blüfs  aus  dem  Zusammenhange  ersehen  werden. 

7.  Fi.ir  die  Pronominal  -  Adjective  gibt  es 
theils  einzeln  stehende  Wörter,  theils  an  die 
Substantive  angehängte  Laute,  und  zwar  theils 
solche,  die  vorn  zwischen  dem  i\.rtikel  und  dem 
Substantive  eingeschoben,  theils  solche,  die  hin- 
ten angehängt  werden.  Letztere  stehen  zugleich 
als  Accusafive  und  Ablative  der  Pronomen,  hin- 
ten an  die  Verben  und  Präpositionen  gehängt. 

8-  Die  Verben  habew  alle  nur  einerley  Con- 
jugation,  aber  imterscheidende  Formen  für 
Präsens,  Imperfectum,  Präteritum,  zwey  Plus- 
quamperfecte,  drey  Futura  und  ffir  den  Opta- 
tiv und  auch  für  das  Gerundium.  In  der  zwey- 
ten  und  dritten  Person  werden  beyde  Geschlech- 
ter unterschieden,  das  Masculin  hat  in  der  zwey- 
ten  Person  k,  das  MascrJin  der  dritten  J\  das 
Feminin  der  letzteren  s  zum  Charakter.  Diese 
Charaktere  werden  gewöhnlicher  vor-,  zuweilen 
nachgesetzt,  und  bilden  ziemlich  gleichmäfsig 
die  Flexion  der   einzelnen   Tempora,   die  sich 


wiederum  durch  die  Vorsetzung  ihres  Charak- 
ters, z,  B.  das  Imperfectum  durch  das  vorge- 
setzte a/,  im  Priiteritum  durch  seh  bilden.  Der 
Imperativ  ist  der  Wurzellaut,  und  bleibt  ohne 
Flexion  ,  und  hat  ma ,  der  Optativ  in  der  ersten 
Person  mar'im  dem  Masculin  der  zvveyten  marek 
M.  s.  w.  vor  sich.  Nur  das  Particip  hat  einen  End- 
Zusatz  zum  Charakter  aber  über  diefs  oft  das 
Relativ -Pronomen  vor  sich. 

q.  Eine  Passiv  -  Form  ist  nicht  vorhanden, 
sondern  es  wird  durch  die  dritte  Person  des 
Activs  ausgedruckt.  Gewöhnlich  sind  mancher- 
ley  Zusammensetzungen  mit  andern  Verben, 
•z.B.  xmx.tra  machen,  woran  ein  Pronominal- Ac- 
cusativ  gehängt  wird,  für  das  Piel  oder  Hiphil 
der  Hebräer,  mit  ti  geben,  und  mancher  Substan- 
tiven und Adjectiven  mit  ar  seyn,  oder:  machen. 

S p  räch   -    Proben. 

Die  Formel  des  Koptischen  V.  U.  machten 
Athanas.  Kircher  und  Lud.  Picqnes  im  Commercio 
litterar.  S.  332  zuerst  bekannt  *).     Andere  Auf- 


*)  Eine  schon  vorher  in  Petr.  (TAvity  Afrika  pag. 
197  bekannt  gemachte,  und  in  die  Sammlung  von 
Gramaye  und  von  da  in  die  von  Maller  (Lüdeken) ^  die 
Londoner,  die  von  (jliamberluyne,  die  Leipziger,  die 
von  Llervas  und  Fiy  übergegangene,  angeblich  Ahm 
ägyptische  Formel  des  V.  U.  jnuis  aus  der  Reihe  der 
.übrigen  Formeln  ausgestrichen  werden.  Sie  lautet 
also: 

Theut  habh  atast  en  ornos 

Pienspliah  arich    eho 

Abspinih  Balil  eho 

Erup  vlid  ]]eo  ah  en  orna,  si  ben  isi 


Stellungen  desselben  verdanken  wir  Ladvlf^  B.  r~ 
nqrd^  IVilkins  und  La  Croze.  Sie  weichen  mei- 
stens nur  in  der  Aussprache  einzelner  Consonaii- 
ten  und  Vocale,  in  einigen  Nebenwörtern,  und 
vorzüglich  in  der  richtigen  oder  zum  Tlieil  sehr 
unrii^uigen  Abtheilnng  der  Wörter  von  einan- 
der ab.  Über  die  letztere  wird  man  aus  der 
nachfolgenden  grammatischen  Analyse  des  V^  U. 
leicht  selbst  urtheilen  können.  Über  die  Aus- 
sprache war  IVilhins  selbst  nicht  mit  sich  einia, 
um  so  mehr  folgen  bey  ihrer  Ungewifsheit  alle 
die  einzelnen  Angaben  dieser  Formel,  auch  die 
von  den  fünf  hey  Hervas,  welche  nicht  aus  den 
auch  hier  benutzten  Hiilfsmitteln  entlehnt  sind. 
Die  grammatische  Analyse  von  Blumbera  ist  von 
La  Croze  verworfen  worden.  Die  jetzt  vorhan- 
denen Hülfsmittel  machen  sie  leicht,  ich  habe 
die  Aussprache  bey  Chamberlayne  dabey  zum 
Grunde   gelegt,    und    erst   nachmahls    die    von 


Beko  hibh  pueum,  thet  hio  memah, 

Fib    Äff  hla    ihos    gipsa    hio;    omfho    afflom , 

gipsam  hia, 
Sib  auk  quarb  en  Zharafhi, 
As.  afsh  hio  malach.     Amin. 

Sc\io-n  Wilkins  ^  in  der  Vorrede  zu  seinem  N.  T.  p.  E16, 
erklärte  sie  für  ein:  Chaos  vocniu  Aegyptiaciirum , 
Hebraicaruni,  Graecaruni ,  (|uae  nusquaui  in  Jingna 
Coptica  fuerant  in  usu,  sed  ab  auctore  Grainayii  ef- 
fictae.  E'gentlicli  haben  diese  sonderbar  zusanunen 
gesetzten  Laute  mit  gar  keiner  bekannten  Sprache 
Ähnlichkeit.  Sie  sind  wenigstens  nicht  Ägyptisch. 
Schlau  ist  der  sehr  wahrscheinliche  Betrug  dadurch 
versteckt  worden  ,  dafs  man  da  einerley  Laute  wieder- 
liohlt  findet ,  wo  man  sie  zu  erwarten  hat. 


G2        , 

Wilkins  selbst  in  der  angeführten  Dissertat. 
gegebene  Analyse  damit  verglichen,  und  eini- 
ges Abweichende  hinzu  gefügt.  Die  Doxologie 
fehlt  an  den  Koptischen  Formeln,  wie  eine  vor 
mir  liegende  eigenhändige  Bemerkung  La  Cro~ 
zes  ausdrücklich  sagt,  und  auch  77z.  S.  Bay^r  im 
Preufsischcn  Zehenten  ^  Bd.  II.  S.  147.  Übrigens 
haben  mehrere  Koptische  Formeln  einen  ande- 
ren Zusatz  am  Ende,  den  Müller  nur  mit  Latei- 
nischen Buchstaben  angibt,  imd  dessen  Kopti- 
sche Form  aus  der  verschiedenen  Schreibart 
nicht  deutlich  genug  wird.  Die  Koptische  Ver- 
zeichnung des  V.  U.  bey  Chamberlayne  weicht 
von  einer  von  La  Croze  aus  seinen  Handschrif- 
ten genommenen  Abschrift  nur  darin  ab,  dafs 
diese  in  der  fünften  Bitte  am  Ende  n  vor  tane- 
rbou  nicht  hat,  und  übrigens  genauer  abgetheilt 
und  accentuirt  ist.  Im  Sahidischen  Dialekte 
steht  das  V.  U.  in  Ant.  Georgii  angefülirtem  Frag- 
ment. Evang.  Joan.  S.  415. 


338. 
Koptisch. 

'Aus  Cham.berlayne's  Sammlung ,  aber  ahgetheilt  nach 

La  Cr  uze's  in  der  Bartschischen  Sammlung 

befindlichen  Handschrift, 

Unser  Vater     Her  in     ceu  Himmeln 

Peniut  etilen  iiiphaoui, 

Dfifs  er  gelieiliget  werde  dein  Nähme    • 

Marephtoiibo       ngie  pekran, 

Dafs  sie  komme  deine  Herrschaft 

Maies  i       ngie    tekmetouro, 


95 

Der  Wille  dein        dafs  er  geschah  wie        ^  in 

Petelmak       marephscopi      inphiädhi     hen 

dem  Himmel       auch  über         der  Erdo 

tpliä       iiem  higien  pikahi, 

Das  unser  Brod  von     morgen  gib  uns  heute 

Peiioik         nte  rasdhi  maiph  iiaii  mplioou, 

Und       lasse  was  wir  schuldig  sind    uns      weg  «ie 

Ouoh  cha       neteron       iiaii  eböl  mpliiadhi 

wir       Avir  lassen       weg       das      was  sie  schuldig  uns 

hon  neencho  ebol  niia    eteouonntan 

sind. 

erooli, 

Und         nirht     fähre  uns  innerhalb  in     Versuchung 

Ouoh  mper  enteii  ehoun  e  pirasmos. 

Sondern  errette  uns  von  dem  Übel. 

Alk    nahmen  ebolha  pipethoou. 


Dasselbe. 

^us  Hervas  nach  dem   Psalterium   Alexandr.-Copt.' 

Arab.    Rom.  1749,   und  Äthan.   Kirchcrl 

0  ed ip u s. 

Gen  penjot  et  che  niphioej, 
Älareftoevo  nge  -  pekran, 
Maresinge  tekmetoero, 
Marefsciopi  petehnak  mphridj  chen  diphe 

neni  higen  pikachi, 
Penojk  nde  racdi  meif  nan  mphone 
Oeoh  xa  nniedieron  nanevol  mphridi  hon 

ntenxoevol  n  ni  oeon-ntan  erooe 
Oeoh  mperenden  ehoen-e  pirasmos 
Alla  nahmen  ha  pipethooe 

in       Christo     Jesu  nüsiro  Signore. 

Hen   pxs     jis     penos.      Amin.    AUeiuja, 


340. 

Dasselbe. 

Aus  Kircheri  Prodromus   in  Jo.    Gottfr.    Otrttlii 

tlieolog.  Aetlnop.  p.  234. 

Peniot  etclien  nipliivi. 
Marevtubo  ngepekran. 
Maresi  Ngetekmeturi 
Petehiiak    mare«vshcopi    mplirid    clientphe 

nem  hiciien  picalii. 
Peiiolk  nterast  miianam  mphooii. 
Voll    chaiii    eterroiinane   fol   m'plirid    hon 

iitenlioefol  nnieteouon  ntanerou. 
'Voh  mperentenehuii  Epirasmos. 
Alla  nahmen  ebolha  pipethoou.     Amin. 

341. 
Dasselbe. 

yliis  Andr.  Mülleri  Epist.  ad  Job.   Ludolfum  *). 

Banijiid  adchan  nifaiii, 
Marafdiivu  ansjabakran, 
Marasi  ansjadakinaduru, 
Badahnak  marafschiibi  amibradi  chan  idbe 

nam  liisjan   bikähi 
Banoik  andaräsclidl  meifnan  amfiiu 
Ouoli  kaniadaruji  nan  aiiii  Tamibradi  hiiii 
adanku  auül  annia  dauün  dän  arun. 

*)  Bey  Aug.  Pfeiffer  steht  in  der  ersten  Bitte: 
MarejUuvunsja ,  in  der  lünften :  avu  lannia ,  bex  E.  G. 
Jinppd  indcv  iünhen:  nania  duüdn. 


95 

Oiio  ambaranclaii  acliun  abirasmüs 
Alk  nahmau  auül  habibadhuu 

Chan  Bichristus  Ysüs  banscheus. 

342. 
Dasselbe. 

Aus  dem  Munde  eines  Kopten  in   Lüdekui's  (^Müllers') 
Sammlung,  S.  Q.Q. 

Peiiiot  et  dien  nipheoui 

Maref  toiibo  enge  pecran. 

Maresi  -enge  teknietoüro 

Petehnac  maref  shopi,  emfredi  dien  etplie 

nemhi  gen  picälii 
Penoisi  eiiterasdi  meifnan  emphoou 
Chane    eteron    naiiebol  eniphredi  ho  enteil 

dioebol  neeteouon  entaneroe. 
Emperenten  achoun  e  pkasmos 
AUa  nahmen  ebolcha  pipehou 

Chen  pi  Christos  Jesus  pensuais. 

343- 
Dasselbe. 

^us  Barn.  Hagii  QAndr.  Müller i}  Auclarlum 
vtisiun.  Orot.  Dominic.  N.  7. 

Banajot  at  chän  nifawi, 

Marafdovvn  hu  vvu  andha  bacran, 

Marasi  andha  dak  mader, 

Badak   nak    maras   slioti  am    abradi    chan 

idbä  namhi  d  hambi  cahi, 
Banoik  andarasdi  maiaf  nan  afuvon, 


9« 

Caniadaroii  nanavvol  ainibradi  hon  andans(> 

avvol  annya   daoii  aiidam  avoh, 

Evvo  ämbarandam   aclioii  abirasmos, 

Alla  nehman  avvol  liabi  tat  lio. 

344. 
Dasselbe. 

Mit    Äthiopischer    Schrift     in    Job.    Ludolfi    historia 
Aethiop.  S.  565.    und   dessen  Grammat.  Äethiop. 
Francof.  1702.  S.  i83-     iDi^ßiH^^re  Quart- 
Ausgabe  hat  es  nfc/;f.) 

Benajot  at  cban,  iiipbawi 
Maraf  dowu  huwu  audha  bacran; 
Marasi  andba  dak  mador; 
Badah   nak   maras    shobi   am   abradi   clian 

edba  namhi  dhainbi  calii; 
Banojk  andarasdi  maraf  iian  afiiwu; 
Caiii  adaron  nanawol  amibradihon   andaii 

coawol  amiijadaoii  andanaroli; 
Ewo  ambar  andaii  achon  abirasmos; 
Alla  nehman  awoj  habt  bat -ho.  •  j 

Chan  ßaChristos  Jsus  banshojos.  ^ 

345. 
Dasselbe. 

Wi^   es  Professor   Bernard   von    Oxford   in  Jegypten 

erhalten,  in  Ludolfi  Gramm.  Acth.  S   j84-    ^^nd 

Hagii   {Müileri)    Auctar.    n.  SO  . 

Peniot  et  chen  nipheoui, 
Maref  toLibo  enge  pecran; 


Maresi  enge  teKmetom^o, 


Peteh- 


97 

Petehnac  maref  sliopi,  emfredi  clien  etphe 

iiemhi  gen  picähi; 
Penoik  enterasdi  meifnan  empliooii; 
Chane  eteron  nanebol    emphredi   hoenten 

choebol  neeteouon  entaneroo; 
Emperenten  achoiin  e  pirasmos; 
Alla  nahmen  ebolcha  pipehoou. 

Chen  pi  Clnistos  Jesus  pensiuüs. 

346. 
Dasselbe. 

Aus   C.    G.   Blumberg's   angejührtir  Grammatik. 
Peniot  etchen  niphiui, 
Mai-evtufo  nge  pekran 
Maresi  nge  tekmeturo, 
Petehnak    niarevschopi     mphrid    chentphe 

nem  hichen  pikahi, 
Penoik  nterast  miivnan  mphou, 
Üoh  chanieteronnanefol  mphrid  hon  nten-  ' 

choefol  nnieteouon    ntanerou 
Uoh  mperentenehun  epirasmos 
A.ila  nahmen  efolha  pipethöu. 

347. 
Dasselbe. 

Nach   Hervas  n.  «299. 

Penioe  et  chen  niphoej, 
Maref  eoe  vonge  pekran, 
Maresinxee  keme  eoero, 
Keeezna  Kmarefciopi  mphrndi  chen  ephe- 
nem  zigeen  pikazi, 

Mithrid.  Hl.  G 


9B 

Penoit  nerao  tmeifn  anm^ibooe, 
Oeozxaueeron  nane  volmphritzö  neen  xoe 

vol  iinieee, 
Oeom  perene  choe  enjrasmos, 
Allana  zmeue  vol  cheppjpeezmoe. 

348. 
Dasselbe. 

Aus  HervaSj  wie   es  der,  aus  seiner    Vaterstadt    Ka- 

hirüf   nach   Rom  gel'ommene    Raphael    Baske 

nach  Ägyptischem    Accent  aussprach. 

Gia  bäiiiot  et  xanifaüi, 
Maräfdlio   ia  bakran, 
Marafssiori  xandibha  nam  higian  bicai", 
Bänuek  indarasdi  niäifnan  infüo, 
Oüli  xanninderoii  nan  vol  imbradihon  in- 

doxevol  inniedeüiitan  eruo, 
Uö  imberandän  ahon  ebirasmos, 
AUä  naman  ba  bibatbö, 
Hain  Beberestos  Isos  benös. 
Amin,   alleluya. 

349- 
Dasselbe, 

Aus  Fry's  Pantograph.  46. 

Peniot  etcbennipbeoul. 
Mareftoubonje  pecran. 
Maresinje  tecme  touro 
Pet  ehnacmarefscbopi , 
Phredicbentplienemhi  jenpicahi. 


99 

Feiioiki  terasti  meifnanphoou. 
Ouohchanieteron  nanebolmpliretitio 
TencHoebol  neete. 
Ouo   omper  tenecliou  epirasmos. 
Alla  nah  menebolch  enpipethmou. 

Grammatische  Aiialyse  der   ersten   von 
diesen   Ko p tischen   Formeln. 

Pe-n-iöt,  pe  ist  der  bestimmende  Artikel  der 
Masculine,  n  das  eingeschobene  Pronominal- 
Adjectiv:  unser,  iöt  Vater. 

Et  das  Relativ- Pronomen. 

Hen  die  Präposition :  in. 

Ni-phäoui,  ?ii  ist  der  bestimmende  PhiraK 
Artikel,  phä  Himmel,  üi  die  Plural -Endung. 

Mare  - ph  -  toubo ,  mare  Form  des  Optativs, 
/der  dritten  Mascuhn- Person  im  Singular,  tübo 
heiligen. 

Ngie  ist  eine  nota  nominativi. 

Pe-k-ran^  pe  der  Artikel,  k  das  eingescho- 
bene Pronominal- Adjectiv:  .dein,  ran  Nähme. 

■    Mare-s-i,    s  ist  Form   der  dritten  Föminin- 
Person,  /  heifst:  kommen. 

Te  -  k  -  metouro,  te  ist  der  bestimmende  Ar- 
tikel der  Föminine  (daher  vorher  ^;,  metüro  das 
abgeleitete  Substantiv  der  Abstraction  von  uro 
König. 

Pet-ehn-ak^  pet^  aus  dem  Artikel /?,  und  dem 
Pronomeurelativum  et  zusammengesetzt,  wächst 
oft  mit  dem  Nomen  zusammen,  ehne  ist  Wille, 
ak  das  hinten  angehängte  Pronominal- Adjectiv: 
dein. 

Mare  -  ph  -  scöpi j  scbpi  bedeutet:  seyn,  ge- 
schehen. 

G    2 


lÜO 

MpJirädhi^  wie;   hen  8.  oben. 

T-phä^  t  der  Föminin- Artikel. 

Aem'auch. 

Higjen  über.      ■     ■ 

Pi-hahi^  kahi  Erde.  - 

P-en-oik,  ersteres  s.  oben,  oik  Brod. 
•  A'/e  sollte   wohl   andä   gesprochen  werden, 
ist  nota  Genitjvi. 

Rasdhl  morgen. 

Moi  mni^  mäiph,  geben. 

Nan,  der  Pronominal- Dativ. 

Phou  heute,  mit  vorgesetztem  m,  welches 
oft  zwischen  die  Wörter  geschoben  wird. 

IJoh  und 

Cha  legen,  mit  der  Präposition  ebol  weg-le- 
gen,  erlassen. 

Net-eron^  net  aus  dem  Plural- Artikel  und 
dem  Pron.  relativ,  zusammen  gesetzt,  ero-n  wir 
sind  schuldig. 

Neen  -  cha,  neen  der  vorgesetzte  Charakter 
der  ersten  Plural- Person  der  Imperfecta. 

OnoniUan  eröou^  üon  ero  ist  nach  dem  La 
Croze-,  Scholtz-Woideschen  Wörterbuche  S.  70 
schuldig  seyn,  6w  ist  Charakter  der  dritten  Plu- 
ral-Person, und  /  wie  bey  enten  eingeschoben; 
vielleicht  dafs  auch  die  Ableitung  von  üon  ha- 
ben, tan  als  Charakter  der  ersten  Plural-Person 
des  Präsens  pafste.  Wilhins  nimmt  üon  in  seiner 
andern  Bedeutung:  aliquid.   ■ 

En-t-en^  das  erste  en  ist  dasVerbum:  führ 
ren,    das  zweyte  das  Anfänge- Pronomen. 

Ehoini  bedeutet:  hinein,  und  ist  noch  "^mit 
der  zweyten  Präposition  c,  in,  verbunden. 

Alla  ist  ganz  die  Griechische  Conjunction. 


loi 

Nohem  oder  nahem  bedeutet:  erretten. 
Pi-pethöoUy  peihooii  Böses,  mit  vorgesetztem 
Artikel. 

B.  Völker  von  Nu bien  und 
H  a  b  e  s  c  h. 

Trümmer  uralter  Reiche  enthalten  diese 
Länder,  und  wahrscheinlich  hatten  sie  auf  die 
Bevölkerung  eines  beträchtlichen  Theiles  von 
Afrika  einen  nocli  früheren  Einfiufs.  Uralt  er- 
scheint Meroe ,  welches  im  heutigen  Sennar  auf 
einer  Insel,  umflossen  vom  Atbar  oder  Tacazze 
und  vom  Bahar  el  Abiad  lag,  und  nach  Hero- 
dot's  Nachrichten  und  Ansichten  sowohl  der 
Griechischen  Orakel- Stadt  Dodona,  als  dem- 
Ägyptischen  Theben  und  der  Oase  mit  dem 
Heiligthame  des  Jupiter  Ammon  ihren  Götter- 
dienst gab,  der  Hauptsitz  des  Karavanen- Han- 
dels zwischen  Süd-Arabien,  Ägypten  und  Nord- 
Afrika,  nicht  um  sich  greifend  durch  Eroberun- 
gen, aber  desto  fester  gegründet  durch  Reich- 
thum  und  das  Ansehen  alterthümlicher  Heilig- 
keit. So  scheint  es  sich  bh  gegen  oder  kurz 
nach  dem  Anfange  unserer  Zeitrechnung  erhal- 
ten zu  haben.  Leicht  zerfielen  dagegen  Reiche, 
in  denen  zuweilen  nomadische,  oder  an  den 
Boden  und  Local- Verhältnisse  gefesselte  Völker 
für  einige  Zeit  einen  Vereinigungspunct  za 
einiger  Verbreitung  gefimden  liaben  mögen. 
Verweht  ist  ihre  Spur.  Von  einem  alten  mäch- 
tigen Reiche  i^-i  diesen  Gegenden  um  700  vor 
unserer  Zeitrechnung,  welches  bis  über  Ägypten 
herauf  herrschte,  zeugen  Fragmente  der  Ge- 
schichte in  der  Bibel;  wo  es  war,  und  wie  lange 


lOÄ 


es   stand    oder  dauerte,   bestimmen   sie  nicht, 
und   das  Reich   der   Makrobier  -  Äthiopen  läfst 
sich  nicht  in  ein  sicheres  Verhältnifs  damit  brm- 
gen.      Neuere    Forscher    haben    es    wegen    des 
grorsen  Reichthums  an  Gold  weit  südlicher  ge- 
setzt.    Aber  wenigstens  die  Habessynische  Pro- 
vinz Enarea  und  das  Land  der  Gafats  haben  viel 
Gold,  und  vielleicht  steht  auch  der  Nähme  Nu- 
bien  in  Verhähnifs  zu   der  Koptischen  Benen- 
nung des  Goldes:  Nöb.     Das  spätere  Reich  von 
Axum,    welches    von    den    Moschophagen    bey 
Suaken   bis  Berbera  reichte,    und  vorüber   ge- 
hende  Eroberungen   in   Arabien   machte,    und 
von  welchem  Artemidor    bey  Straba    und   der 
jüngere  Juba  bey  PUnius  noch  nichts  wissen,  ist 
wahrscheinhch    die    Pflanzstätte     des    Christen- 
thums  in  jenen  Gegenden  gewesen.      Aber   ob 
es  mit  dem  Untergange  von  Meroe  in  Verbin- 
dung stehe,  und  von  Meroiten  oder  ob  es  von 
Bewohnern  des  schon  bey  Juba  erwähnten,  von 
entlaufenen  Ägyptischen  Sclaven  gestifteten  Han- 
delöortes  Adule  gestiftet  sey;  oder  endlich,  ob 
in  Axum's,  wie  in  Meroe's  Ruinen,  den  Trüm- 
mern grofser  Anlagen,  öifentlicher  kolossalischer 
Gebäu'de,  Spuren  einer  früheren  Blüthe   erhal-, 
ten  sind  *),  einer  mit  Meroe  gleichzeitigen  Blü- 
the eines  Zwischenpunctes    des    Handels  nach 
Arabien,     dergleichen    es    einen    dort    gegeben 
haben  mufs,  und  der  mit  Meroe  verfallen ,  spä- 

*)  S.  die  scharfsinnigen  Erörterungen  in  B.  G. 
Niebtihr,  über  das  Aker  der  zweyten  Hälfte  der  Aduli- 
tischen  Inschrift  in  F.  A.  Wolf  und  P.  Buttmann's 
Museum  fiir  Alterthums -Wissenschaft,  Bd.  IL  St.  III. 
S  606  ff.;  in  A.  H.  L.  Hceren's  Ideen  iiber  Polit.  u. 
Handel  d.  alt.  W.  B.  I.  S.  515  ff.,  vergl.  L.  Langles 
zum  Voyage  dcF.  Hornemann.  P- 1.  S.  ao.  21. 


I03 

ter  der  Mittelpunct  eine«  dortigen  Reiches 
werden  konnte ,  läfst  sich  hier  nicht  weiter  aus- 
mitteln. 

Die  eigenthchen  Be^vohner  von  Habesch 
sind  nicht  Negern,  aber  mit  ihnen  verwandt  (von 
den  mehr  oder  weniger  wirklichen  Negern,  die 
sich  beträchtücher  Theile  dieses  Landes  und 
Nubiens  bemächtigt  haben,  ist  hier  nicht  die 
Rede).  Die  Habessynier  haben  weder  die 
Wursthppen  noch  das  woUicIfte  Haar  der  Ne- 
gern, auch  nicht  Nasen,  wie  diese,  sondern  gut- 
geformte kleine  plartgedriitkte  Nasen,  und  ihre 
Hautfarbe  ist  mehr  dunkelbraun,  oder  ins  Gelb- 
liche übergehend,  alo  schwarz.  Nlebuhr  rech- 
net sie  zu  den  schwarzen  Völkern.  Schwarz 
sind  die  Schankala's,  und  in  Nubien,  wo  unter 
den  mancherley  Völkern  noch  mehr  Neger- 
artige sind,  nahmentlich  die  Barabras  *). 

Die  älteste  Schilderung  der  Völker  dieser 
Gegenden  verdanken  wir  Herodot,  dem  Vater 
der  Geschichte.  Man  erblickt  in  seinen  Schil- 
derungen die  Bewohner  desselben  Bodens  und 
die  Wirkungen  derselben  Local- Verhältnisse, 
wo  sich  die  dortigen  Menschen  noch  jetzt  befin- 
den. Noch  bewohnen  eine  Menge  derselben, 
abwechselnd  Höhlen,  wenn  nicht  ihr  Hirten- 
leben sie  herum  treibt,  oder  selbst  in  Städten 
Höhlen  ähnliche  Hütten,  die  an  die  Wände  der 
Berge  geklebt  sind.  In  ihren  Sitten,  wilden 
Ehen,  Fleischnahrung,  Gebrauch  des  Meths 
erkennt  man   auf  dieser  troglodytischen   Küste 


*)  Ludolph  gibt  die  Worte  des  Tellez  in  der  Hist. 
Aeth.  L.  I.  C.  14,  N.  29.  iaber  die  Habessynier.  Nie- 
biihr  im  Neuen  Deutschen  Museum  1790»  Bd.  II. 
S.  965. 


schon  bey  Herodot  die  Vorfahren  der  Habessy- 
nier,   und  eben  so  bey  Agatharc/udes  sowohl  sie 
als  die  Schankalas,  nach  den  verschiedenen  Le- 
bensweisen, welche  die  Stämme  dieser  führen, 
zum  Theil  vom  Fleische  der  Elephanten  ernährt, 
welches  noch  der  Hauptzweck  ihrer  Jagd,  eben 
so  wie  zu  den  Zeiten  der  Ptolemäer  ist,  die  ver- 
gebens zu  bewirken  suchten,  dafs  diese  Thiere 
geschont   würden,      Artemidor   verfolgt    genau 
die  Völker  und  Örter  der  troglodytischen  Küste, 
und  nach  ihm  führt  Ptolemäus  *)   am  südlich- 
sten die  Külbi,   nach  ihnen   mittäghch  die  Ta- 
bieni,  nach  ilmen  die  Sirtibes,  nach  diesen  die 
Attiri,   hierauf  die  Babylonier,    und    die  Kizo- 
phagi,  sodann  die  Auxumitae,   und  die  Sabor- 
dae  auf.     Sodann  folgen  die  Molibae,  die  Mega- 
bradi  und  INubae,  welche  die  westlichsten  der 
Avalitae    sind,    sodann   unter   den  Molibae  die 
Blemmyes,    unter    diesen     die    Didascae,    und 
zwischen    dem    Flufs   Astapus    und    dem   Berge 
Garbatus  die  Pechini.     Diesen  östhcher  wohnen 
die   Struthophagi,   westlicher  dem    Berge    aber 
die   Katadrae,    und  nach   dem  Koloer-See  die 
.  Mastitae  bis  an  die  Sümpfe  des  Nils.     Die  Ge- 
gend westlich  vom  Nil  aber  nach   der  grofsen 
Katarakte    die  Bewohner   des  Triakonta   Schö- 
nos,    und   südlich  von  ihnen  die  Euonymitae, 
•  dann  folge  das  mitdere  Äthiopien,  die  Sibridae 
und  Meroe,   und  hierauf  d'ie  Gapachi;  unter  ih- 
nen die  ptoemphanes,  unter  diesen  die  Kadupi, 
und  unter  ihnen  die  Elephantophagi,  unter  diesen 
die  Pesendarä,  bey  Meroe  die  Memnones,  süd- 
licher die    Sapaei.      Ob    diejenigen  von   diesen 
Völkern  der  alten  Schriftsteller,  welche  man  in 

-      ')  B.  IV.  C.8. 


IQ5 

der  Beschreibung  bey  Bruce  wieder  erkennt, 
unverändert  in  diesen  Gegenden  geblieben  sind, 
ob  man  sie  in  entfernten  Theilen  Afrika's  in  Völ- 
lcern von  ähnlichen  Sitten,  z.B.  in  den  Busch- 
männern *),  wiederfinde,  und  an  ihre  Stelle 
getretene  Xölker,  durch  dieselben  Local- um- 
stände genöthigt,  dieselbe  Lebensweise  ange- 
nommen haben,  läfst  sich  wohl  kaum  entschei- 
den; und  nicht  bestimmen,  in  wie  vielen  Völ- 
kern dieser  Länder  wenigstens  Reste  alter  Völ- 
ker geblieben  sind.  Vereinigt  sehen  wir  die 
Bewohner  derselben  eine  Reihe  von  Jahrhun- 
derten hindurch  unter  dem  mächtigen  Habessy- 
nischen  Reiche  bis  zu  dessen  Zerrüttung  durch, 
innere  Kriege  und  die  Einfälle  der  seitdem  im- 
mer weiter  um  sich  greifenden  Gallas  **);  und 
die  Abreifsung  der  Nubischen  Länder  durch  die 
Türken  und  westlichen  Neger- Völker;  aber  zu- 
sammen geschmolzen  waren  durch  jene  Verei- 
nigung unter  Einem  Zepter  diese  Nationen 
nicht,  und  eben  so  wenig  ihre  Sprachen  zu  Ei- 
ner gemeinschaftlichen  geworden,  wenn  sie 
auch  Einflufs  aufeinander  gehabt  haben  mögen. 
Auch  fremde  Sprachen  haben  solchen  Ein- 
flufs gehabt.  Dafs  sich  Araber,  seit  der  Ausbil- 
dung ihrer  Sprache,  auf  der  Küste  Afrika's  fest 
setzten,  davon  ist  die  Geez- Sprache  ein  unum- 
stöfslicher  Beweis.  Wenn  und  wie  sie  ihren  Platz 
auf  der  Afrikanischen  Küste  eingenommen  habe, 

*)  S.  d.  angef.  Museum  für  Alterthunis Wissen- 
schaft,  S.  Go6. 

**)  Sie  haben  seit  Bruce  noch  welter  um  sich  ge- 
griffen. S.  Lord  Vakniias  Voyages  and  Travels, 
Lond,  1809.  Vol.  III.  S.  165.  (Über  die  Sprachen  Ha- 
bessyniens  enthält  dieses  Werk  keine  näheren  Bestim- 
mungen. ) 


io6 

davon  sagt  die  Geschiclite  nichts.  Die  Zeit  der 
Eroberungen  Axumirischer  Könige  in  Arabien 
ist  viel  zu  spät,  und  dieselben  wären  auch  zu 
vorüber  gehend  gewesen,  als  dafs  ihnen  irgend 
ein  solcher  Erfolg  zugeschrieben  werden  dürfte. 
Von  den  erwähnten  Blemmyes  und  Megabari, 
wie  sie  Eratosthenes  bey  Sirabo  nennt,  die  keine 
festen  Wohnsitze  hatten,  ist  vermuthet  worden, 
dafs  sie  Araber  gewesen  seyen;  sie  heifsen  auch 
bey  Strabo:  Äthiopier,  welches  bey  dem  wei- 
ten Umfange  ciieser  Benennung  wenig  Ausschlag 
gibt,  uaid  nur  Flinius  setzt  auf  die  Autorität  des 
Juba  Araber  in  diese  Gegend.  Um  indessen 
aufser  dem  blofse  Einwirkungen  der  Arabischen 
Sprache  auf  die  der  gegen  über  liegenden  West- 
küste des  Arabischen  Meerbusens  zu  erklären, 
bedürfte  es  nicht  einmahl  des  Blickes  auf  diese 
Nähe  und  auf  das,  offenbar  früh  schon  lebhafte, 
Verkehr  zwischen  beyden  Ufern:  die  fiühe  Pflan- 
zung der  Arabischen  Sprache  auf  dieser  Küste, 
und  die  noch  in  Nubien  herumziehenden  Stäm- 
me, z.  B.  der  Dschahalin-,  Adelaia-,  Abadde- 
Araber  ergeben  noch  nähere  Berührungen. 

Nach  Herodot  *)  wohnten  Ägypter  und 
Äthiopen  vermischt  unter  Ägypten  bis  zur  Insel 
Tachompso,  welches  vielleicht  Gitsche  auf  Nor- 
den's  Karte  ist.  Was  für  Äthiopen  indefs  diefs 
waren,  auf  welche  demnach  Ägypten  und  ohne 
Zweifel  auch  dessen  Sprache  Einflufs  gehabt  hatte, 
erhellet  nicht.  Die  Sprache  der  Ammonischen 
Oase  war  nach  Herodot  **)  aus  der  Ägyptischen 
und  Äthiopischen  gemischt.  Aber  es  gibt  nä- 
here Spuren  eines  V^erhältnisses  zwischen  bey- 
den.    Wenn  Diodor  von  Sicüien  ***}  sagt,  dafs 

•)B.1I.  C.29.      **^)  B.ll.  C.4.2. 


107 

die  Bilder-  und  Buchstaben-Figuren  der  Ägypter 
von  den  Äthiopen  entlehnt,  und  die  Ägypti- 
sche gemeine  Schrift  zwar  Allen  bekannt,  die 
heilige  hingegen  ausscliliefsliches  Figenthum  der 
Priester  gewesen  sey,  statt  dafs  sich  in  Äthio- 
pien Alle  dieser  Charaktere  bedienten:  so  zeigt 
diefs  einen  Eiiiflufs  der  Äthiopen  auf  Ägypten, 
der  schwerlich  ohne  Wirkung  auf  die  Sprache 
gedacht  werden  kann.  Verbindet  man  damit  He- 
rodots  erwähnte  Nachricht,  dafs  Theben  und  die 
AmmonischeOase  ihren  heiligen  Dienst  von  Me- 
roe  aus  erhalten,  welche  dazu  recht  wohl  pafst; 
so  ist  zugleich  der  Theil  Äthiopiens  geschildert, 
zwischen  welchem  und  Ägypten  gegenseitige 
Ein\virkung  der  Sprachen  am  natürlichsten  ver- 
muthet  werden  kann.  Einen  vielleicht  nicht 
unbeträchtlichen  Einflufs  der  Ägyptischen  Spra- 
chen auf  unsere  Gegenden,  und  nahmentlich 
auf  Meroe,  hatte  höchst  wahrscheinlich  die  Fest- 
setzung der  Ägyptischen  Krieger- Kaste  unter 
Psammetich  in  der  Nähe  von  Meroe,  wo  sie 
sich  unter  der  Hoheit  dieses  Staates,  vielleicht 
auf  dem  jetzigen  Gojan  (oder  wie  man  nach  dem 
gebornen  Äthiopier  bey  Hervas  sprechen  und 
schreiben  soll:  Gocham)  fest  setzten  ,  der  Sebri- 
den  *).  Aber  verwischt  sind  alle  Spuren  eines 
solchen  Einflusses.  Was  Meroe  für  eine  Sprache 
redete:  darüber  läfst  sich  nicht  einmahl  eine 
Vermuthung  aufstellen.  Und  wie  so  fast  gar 
keine  Berührungspuncte  zwischen  der  Kopti- 
schen Sprache  und  wenigstens  den  noch  bekann- 
ten Sprachen  Nubiens  und  Habessyniens  schei- 

*)  S.  über  sie  auch:  A.  H  L.  Heeren  de  inilitnin 
Aegypdoruni  in  Aethiopiam  iiiigratiniie  et  colonii^  ibi 
coxiditis,  in  den  Coimneat.  Soc.  Gotting.  Vol.  Xil.  p.3, 


nen  gefunden  werden  zu  können,  ist  oben  bey 
den  Vergleichiuigen  der  Koptischen  Sprache 
mit  andern  S.  76  fF.  angegeben  worden.  Die 
unter  den  Ptolemäern  gtstitteten  Ägyptischen 
Pflanzstädte,  die  Küste  des  Arabischen  Meerbu- 
sens entlang,  mögen  wohl  auf  der  andern  Seite 
dieses  Theils  von  Afrika  Einwirkungen  der 
Ägyptischen  Sprache  verbreitet,  aber  nichtsehr 
lange  gedauert  haben.  Dauernder  möchte  der 
Einflufs  der  wahrscheinlichst  aus  diesen  Küsten- 
plätzen nach  ihrem  Verfall  entwichenen  Ägypti- 
schen Sclaven  gewesen  seyn,  welchen  die  Stif- 
tung des  Handelshafens  Adulis  zugeschrieben 
wird;  aber  ob  man  am  natürlichsten  die  Ägypti- 
sche Sprache  auch  als  die  ihrige  anzunehmen  ha- 
be, steht  dahin.  Ichthyophagen,  welche  zu- 
nächst unter  den  sowohl  von  Ägyptern  alsÄthio- 
pen  bewohnten  Lande  die  Küste  bewohnten,  ver- 
standen die  Sprache  der  Makrobier -Äthiopen, 
und  der  Persische  König  Kambyses  bediente  sich 
derselben  als  Kundschafter  '):  allein  darauf  läfst 
sich  nur  die  Voraussetzung  eines  Verkehrs  zwi^ 
sehen  beyden  Nationen,  nicht  die  Behauptung 
einer  Verwandtschaft  ihrer  Sprachen  gründen; 
und  demnach  erhellet  die  Unfruchtbarkeit  jener 
Nachricht  für  die  Erörterung  desZusammenhan- 
g6s  der  Afrikanischen  Sprachen. 

Der  vermuthete  Einflufs  Indiens  auf  Äthio- 
pien und  Ägypten  fordert  zu  einer  Vergleichung 
des  Sanskritt  und  seiner  Töchter  mit  den  Spra- 
chen dieser  Gegenden  auf  Aber  wenigstens 
die  Zusammenhaltung  einer  Menge  von  Wör- 
tern hat  kein  Resultat   gegeben,    und  nur  ein 


*)  HerodQt  B.  III.  C.  19. 


lOj) 

paar  bedeutende   Ähnlichkeiten   ermuntern  zu 
weiterer  Vergleichung. 


Amharisch 

Sprache 
V.  Argabba 

Sanskritt 

Dialekt 
V.  Multan. 

OJir 

Shoro 

•     •      • 

Shrorra  oder 
shravana. 

Jun'ifrau 

Denegele 

.     . 

. 

Nenger\ 

H.iar 

Tschegäre 

» 

Tschiciira. 

Wald 

Dure 

. 

Taru,  Baum. 

Haus 

. 

Garr 

Gralia 

Gar'  u.  eben 

Gut 

TJere, 

in  der  Geez- 

Spiache : 

here 

Tscharu. 

so  in  Decan 
und  Benga- 
Icn. 

Die  Amharische  Sprache  ist  wenigstens,  so 
weit  sich  darüber  urtheilen  läfst,  die  älteste  in 
diesen  Ländern.  Dafs  schon  Agatharchides  *)  sie 
nahmentlich  anführt,  und  sie  gesprochen  zu 
haben  versichert,  ist  bereits  Bd.  I.  S.  40g.  er- 
wähnt. -  Die  Völker  dieser  Länder  vermögen 
wir  nicht  nach  ;hrer  Abkunft  und  ihrem  ehe- 
mahligen  Zusammenhange,  sondern  nur,  so  wie 
sie  jetzt  neben  einander  stehen,  aufzustellen;  wir 
können  eben  so  wenig  jede  einzelne  Provinz 
oder  Völkerschaft  besonders  aufzählen,  sondern 
nur  die,  von  welchen  Nachrichten  über  ihre 
Sprache  vorhanden  sind.  Aber  an  der  Spitze 
von  allen  steht  natürlich  die  Amharische  Spra- 
che, eben  vveil  sie  als  die  am  frühesten  in  die- 
sen Ländern  herrschende  auftritt. 

I.   Amhara   oder   Amara. 
Jetzt  eine  südliche  Provinz  auf  und  an  der 
Gebirgskette,    welche    diese    ganze    Küste   des 


*)  Geogr.  minor,  ed.  Hudson.  Bd.  L  S.  46.  Er 
nennt  nähuilich  die  Sprache  von  Kamara,  als  er  die 
Troglodyten  dieser  Gegenden  beschreibt,  und  diefs  ist 
ohne  Zweifel  unser  Auiara  oder  Hamara. 


1  IQ 

Arabischen  Meerbusens  entlang  fortläuft,  und 
sich,  Habesbynien  südlich  umscliliefsend,  land- 
einwärts zieht,  wahrscheinlich  das  Vaterland 
des  Volkes,  welches  sich  der  Herrschaft  über 
diese  Länder  bemächtigt  hatte.  .  Agatharchides 
führt  sie,  ohne  irgend  einen  Unterschied  zu 
machen,  als- die  auf  dieser  troglodytischen  Küste 
herrschende  Sprache  an,  und  sie  herrscht  noch 
in  einer  grofsen  Anzahl  von  Provinzen  aufser 
Amhara,  welche  Bd.  I.  S.  409.  aufgezählt  sind. 
Sie  ist  nicht  eine  Tochter  der  dort  S.  404.  mit 
Recht  als  Dialekt  der  Arabischen,  abgehandel- 
ten Geez-Sprache  oder  der,  eigentlichst  so  ge- 
nannten Äthiopischen  *),  und  ihre  Erwähnung 
gehörte  nicht  an  jene  Stelle.  Aber  sie  hatte, 
wir  wissen  nicht  zu  welcher  Zeit,  einen  sehr 
beträchtlichen  Theil  von  Wörtern  dieser  Geez- 
Sprache,  der  ehemahligen  Sprache  •  des  Hofes 
und  der  Religion,  in  sich  aufgenommen,  und 
ist  in  ihrer  reinen  und  ursprünglicheren  Gestalt 
verloren;  wir  können  dieselbe  nur  in  den  ihr 
eigenthümlichen  W^örtern  noch  verfolgen.  Sie 
■unterscheiden  sich  zum  Theil  schon  durch  die 
sieben  eigenthümlichen  Buchstaben,  deren  es  ne- 
ben jenen  Äthiopischen  bedarf,  um  ihre  Wör- 
ter auszudrucken.  Auch  in  ihren  Formen  ist 
zwar  eini^ier  Einflufs  der  Äthiopischen  Sprache, 
also  des  Semitischen  Stammes,  nicht  zu  verken- 
nen, aber  er  ist  nicht  grofs,  und  nach  diesen 
Formen  wenigstens  ist  man  niclit  berechtigt,  an 
diese  Sprachen  die  Amharische  anzuschliefsen. 

*)  Wenn  Leo  African.  B.  L  S.  19.  sagt:  Servatur 
et  Nubae  regno  sernio  qnidaiii,  qui  cum  Arabica  lin- 
gua,  cum  Chaldaica  et  Syriaca  magnam  habet  afHuita- 
tem;  so  ist  wohl  die  Geez- Sprache  oder  das  durch  sie 


über    den    grammatischen    Charakter    der 
Amharischen    Sprache    *). 

1.  Die  Bildung  der  Wörter  aus  der  Geez- 
Sprache  ist  nicht  durch  eine  ihr  parallel- lau- 
fende Abstammung  aus  gemeinschaftlichen  Wur- 
zeln, mit  solcher  Beybehaltung  ihres  Cliarak- 
ters,  wie  bey  den  andern  Semitischen  Sprachen, 
erfolgt,  sondern  zeigt  mehr  einen  Übergang  aus 
unvollkommener  Auffassung  durchs  Gehör,  so 
in  den  Verben  mit  zwey  Radicalen,  in  welchen 
der  Äthiopische  Guttural  am  Ende  weggelassen 
istj  eben  so  in  vielen  andern,  z.  B. 


Kuh 

Naeht 

Er  leuchtete 


Geez- Sprache 


Lahäme 
Zename 
Lelire 
'Izübähä 


Aniharlscb 


Lame. 
Zenabe. 

LtUre  und  lete. 
Jzäwu/iä  ■**). 


2.  Bey  der  Declmation  setzt  zwar  der  Dativ 
nuch  /  vor,  wie  in  den  Semirischen  Sprachen; 
dafs  der  Accusativ  am  Ende  ri  anhängt,  könnte 
als  aus  dem  Griechischen  entlehnt  gedacht  wer- 
den; aber  dafs  der  Genitiv j«  vorsetzt,  und  die- 
ses zugleich  das  Relativ- Pronomen  ist,  gehört 
keiner  von  jenen  Sprachen  an. 

3.  Die  Pronomen,  welche  an  die  Verben 
angehängt  werden,  unterscheiden  sich  von  den, 
an  die  Substantive  angehängten,  Pronominal- 
Adjectiven.     Letztere   für  die   Plural -Personen 


*)  Nachtrag  zu  den  ßd.  I.  S.  4»o.  gegebenen  Be- 
merkungen. 

**)  Auch  das  Saniaritanische  hat  Verwechsehin- 
gen  der  Gmtiiral- Buchstaben  ,  aber  doch  nicht  so  viele 
eigenthümliclie  Wörter,  und  nicht  eine  so  ganz  eigen- 
thümliche  Einrieb tuni^  seiner  Formen. 


tl2 

haben  den  Charakter  der  Phiral-Endung  der 
Substantive  vor  sich,  um  die  Phiralität  zu  be- 
_zeichnen,  die  in  unser ^  euer  ^  ihr  hegt. 

4.  In  den  Verben  kann  man  die  Spuren, 
des  Einflusses  des  Semitischen  Sprachstammes 
nicht  verkennen,  aber  nicht  im  Ganzen  steht 
die  Bildung  der  Verbal -Personen  unter  diesem 
Einflüsse.  Im  Präteritum  ist  in  der  1.  Person 
hue  ,  in  der  'i.  im  Mascul.  che,  im  Fömin.  sche^ 
in  der  3.  im  Fömin.  t]e  angehängt;  im  Plural  in 
der  1.  Person  /z,  in  der  2.  tjehue.  Das  Futurum 
hat  noch  mehr  Semitische  Flexion,  z.  B.  im  gan- 
zen Singular,  im  Plural  einfacher  vorn  in  der  3. 
Person  ye,  hinten  die  Plural- Endung  w,  in  der 
2.  vorn  te,  hinten  w,  in  der  1.  vorn  ne.  Aber 
das  so  genannte  Präsens  ist  eine  Zusammen- 
setzung dieses  Futurum  mit  dem  Verbum  sub- 
stantivum,  nach  Art  der  Zusammensetzung  des 
letztern  mit  dem  Futurum  im  Arabischen  in  ei- 
ner andern  Bedeutung,  und  zwischen  diese  so 
zusammengesetzten  beyden  Verben  werden  hier 
die  etwa  regierten  Pronominal- Accusative  ein- 
geschoben. 

5.  Von  den  vier  Conjugationen  sind  die  drey 
letzteren  abgelehete  Formen,  die  zweyte  und 
vierte,  mit  den  Vorsätzen,  bey  jener  ä,  bey 
dieser  äse^  bringen  den  Begrifi:  machen  hinzu, 
die  dritte  mit  vorgesetztem  tä  hat  die  Passiv- 
Bedeutung.  Es  gibt  eine  Menge  von  angenom- 
menen oder  eigenthümlichen  Verben  mit  nur 
zwey  Radicalen,  und  sie  haben  manche  Eigen- 
thümhchkeit  der  Flexion. 

6.  Viele  Conjunctionen  stehen  erst  nach  ih- 
ren Verben. 

Sprache 


.113 

S p  r  a  c  hp  r  o  b  e, 
350.. 

A  m  h  a  1  i  s  c  h     *). 

Vater  unser     im  Himmel     der  bist  du 

Abatatjene  basamaje   jalache 

Geheiligt  werde   Nähme  dein 

Jeqädase        semeche  •^''') 

Es  komme  zu    uns     Königreich  dein 

Jenetza  laue  manegeseteche 

Willo  dein  anch  geschehe  im  Himmel 

Fäqadecheme     jehuene     basäinaje 

so  wie  auch  ja  auf  Erden, 

eiiedaläcliedschige  baniedereme 

Brot   unser      jedes  Tat;s  sein    heute      gib  uns, 

Sisajatjeiie    eja'elätu     zare   setaiie 

Schuld  unsrer     erbarm  dicli  unsrer     wir  auch 

Bädälatjene      meliärane       egname 

defs  welcher  beleidigt  uns     so  wie     wir  uns  erbarmen, 

jäbädäläiie         eiiedä     nemehere 

In  Versuchung      w^ir  gehen         dafs         nicht  du  lassest  uns, 

Hämäiiesiite  negaba  mätane     atetäwane 

Errette   uns  aber       von  böser      Sache.' ' 

Ädeliäiiänedje   kabise  nagare. 

Grammatische   Analyse  des   V.    U. 

Abatatjene,  äba  Vater,  tjene  unser,  nähm- 
lich  aus  der  Plural- Endung  der  Substantive  tj^ 
und  dem  Pronominal-Laut  ne  zusammengesetzt: 

*)  Eben  daher,  wie  Bd.  I.  S.  41  < ,  aber  nach  einer 
Lesung,  in  welcher  man  die  Äthiopische  Schrift  leich- 
ter vvieder  erkennen  wird.  Bey  der  Analyse  ist  die  in 
Ludolph's  Sprachlehre  benutzt  und  erweitert. 

**)  Die  erste  Bitte  hatLudoif,  wie  er  selbst  sagt,. 
hinzu  gesetzt. 

Mithrid.  IIU  H 


«>4 

ta  ist  eingesciioben,  wie  immer,  wenn  das  Sub- 
stantiv vor  dem  Pronominal  -  Adjective  mit  a 
endet. 

Bösämaje  ist.äus  der  Äthiopischen  oder  Geez- 
Sprache. 

Jaläche^  ja,  oder  wie  es  nach  der  Sprach- 
lehre heifsen  mufs,  und  in  der  fünften  Biue 
heifst,  ja,  das  vorn  angehängte  Relativ- Prono- 
men, che  die  Flexions  -  Endung  der  2.  miinnl. 
Person;  äUi  ist:  seyn  (wie  das  Äthiopische /?a/o) 
der  Anfangsbachstab  ist  nach  jenem  vorgesetz- 
ten Pronomen  eÜdirt. 

Jeqädäse  ist  nach  dieser  Aussprache  die  dritte 
Conjugation,  indem  das  Futurum  der  ersten 
nachldem  Paradigma  jeqädise  heifsen  würde,  die 
dritte  Conjugation  hat  die  Passiv -Bedeutung, 
sie  hat  im  Präter.  und  Imperat.  tä  als  Charakter 
vorgesetzt,  aber  vor  den  Flexions -Vorsätzen 
des  Futurum  fällt  dieser  Charakter  immer  hin- 
weg. Nach  der  Vorschrift  der  Grammatik  wird 
in  dieser  Conjugation  der  2.  und  3.  Radical  ver- 
doppelt also :  jeqqäddäse. 

Semeche^  che  dd^s  Pronominal-Adjectiv:  dein. 

Jenctza^je  der  Vorsatz  der  3.  Sing.  Masc. 
Person  des  P'uturum ,  /7z^7zö' kommen  (nach  der 
Geez- Sprache),  indem  in  mehreren  Formen  die- 
ses Wortes  n  statt  m  gesprochen  wird. 
"''  Läne,  /<^i 'Kennzeichen  des  Dativs:  ne  An- 
fänge-Pronomen. 

Mänegeseteche,  mä  und  te  sind  die  A])lei- 
tungs-Zusätze  des  mit  negiis  l\.6mg,  zusammen- 
hängenden Wortes. 

Füq  ade  ist^ns  ilev  Geez -Sprache;  sehr  viele 
Amharische  Substantive  endigen  auf  ein  solche.-» 
li-urzes  dumpfes  e  (welches  mit  dem  Französi- 
schen e  m  que^  me,  verglichen  wird),  und  wie. 


115 

aus  Wörtern,  wie  das  vorhergehende,  die  fast 
blofs  diesen  einzigen  Vocal  haben,  erhellet,  aus- 
gesprochen worden  seyn  mufs. 

Jehuene^  der  Subjunctiv  von  hunä ^  welches 
vielleicht  mit  dem  Arabischen  kana  verglichen 
werden  kann. 

£/7^^Za  bedeutet:  so  wie,  aläche:    auch,  und 
dschige  ist  ein  Bestätigungswörtchen. 
Medere  ^Jide. 

Sisaje  nach  der  Geez- Sprache:  Speise,  Brot, 
vor  dem  angehängten  Pronominal-Adjectiv  wird 
der  End- Vocal  des  Substantivs  in  a  verwandelt. 

Ejä  ist  ein  Distributiv-Adverbium ,  'eläte  Tag, 
ist  aus  der  Geez -Sprache,  u  ist  das  Pronominal- 
Adjectiv:  sein. 
Zare  heute. 

Setä  gehen,  Imperativ  5^7^%  vor  dem  Prono- 
men setd. 

Bädäla  Schuld ,  indem«  wiederum  vor  dem 
Pronominal  -  Adjective  steht,  TJe  die  Plural- 
Endung  gehört  zu  ne  unser,  und  wenn  das  Sub- 
stantiv der  Plural  wäre,  so  würde  dieses  Kenn- 
zeichen des  Plurals  doppelt  stehen  (wie  zwar 
nicht  aus  einer  ausdrücklichen  Read  der  Ludol- 
fischen  Grammatik,  aber  aus  dem  Beyspiel  S.  55. 
iäledßtjatje/m ,  eiiern  Söhnen,  erhellet.) 

Mehäre  erbarme  dich,  ä  wegen  des  Anhanges. 
Jäbadalone,    vor  dem   Relativ  -  Pronomen  /ä 
mufs  wie  immer  in  den  Semitischen  Sprachen: 
demjenigen,  hinzu  gedacht  werden;  w  uns. 

Nemehere,  dem  Futurum  gehört  der  Vorsatz 
der  ersten  Plural- Person,  und  auch  die  V^erän- 
derung  des  Vocals  ^  in  e  an. 

Ha  die  Präposition  zu,  das  Substantiv  ist  aus 
der  Geez -Sprache. 

H  2 


ii6. 

Negäha,  die  erste  Plural- Person  des  Futurs 
statt  des  Subjunctivs  mit  nachgesetzter  Con- 
junction. 

Äteümäne,  ä  das  Verneinungs-  oder  Abhal- 
TuncTsvvörtchen,  te  die  zweyte  Masculin- Person 
des'^Futurs  statt  des  Subjunctivs,  ä  wegen  des 
anc^ehängten  Pronomen. 

"" Ädehänänedje,  dje  abgekürzt  aus  enedje:  aber 
m  das  Pronomen,  das  Übrige  der  Imperativ  der 
Geez-Sprache. 

A7i  diePräDOsition:  von;  zur  Umschreibung 
des  .mangelnden  Neutrum  ist  der  Substantiv: 
Ding,  Sache,  hinzugesetzt. 

Dialekte     des     Amharischen     und     übrige 
Sprachen  Habessyniens  und  Nubiens. 

Nach  den  von  Ludolph  *)  eingezogenen 
Nachrichten  nähern  sich  die  Sprachen  der 
benachbarten  Provinzea:  dem  Amharischen, 
doch  mit  dialektischer  Verschiedenheit,  so  dafs 
Beaemder  "einen  eigenen  Dialekt,  aber  Angota, 
ira?a,  Gocham  und  Shevva  einen  gemeinschaft- 
lichen hatten.  Nach  den  übrigens  damit  uber- 
ein  stimmenden  Angaben,  welche  /:ferva.5  **) 
von  einem  gebornen  Habessynier,  Tobia  Gior- 
oio  einzog,  sprechen  auch  Diemba ,  Mechä 
und  Damot  Amharisch,  und  werden  die  ge- 
wöhnlichen Schriften  am  Habessynischen  Ho- 
fe, und  die  Kaiserlichen  Verordnungen  in 
dem  Dialekte  von  Cancam,  einer  Provinz  im 
Reiche  Dembea,  ausgefertigt.  Wenn  der  Je- 
suit Tellez  meldete :  „  Es  gebe  hier  so  viele  Spra- 


*)   Histor.  Aethiop.   B.  I.  C.  15. 
'**)  Saggio  pratico,  S.  85-  "•  i77' 


chen  als  Reiche;  in  Gocham  finde  man  nicht 
weit  aus  einander  liegende  Dörfer  mit  Einwoh- 
nern aus  Damot,  Gafat,  Shewa  u.  a.  aufser 
den  Agows  und  Gongas  und  den  Eingebornen, 
deren  Dialekte  stärker  von  einander  abweichen, 
als  Portugiesisch  vom  Italiänischen  imd  Franzö- 
sischen; bey  den  Vornehmeren  und  Gebildete- 
ren finde  man  indefs  in  ganz  Habessynien,  dafs 
sieAmiiarisch  reden";  so  sieht  man  dabey  deut- 
lich, dafs  die  Abkömmlinge  verschiedener  Na- 
tionen, durch  ihre  Lebensweise  in  Eine  Provinz 
zusammen  geführt,  es  vorzüglich  sind,  welciie, 
•wie  auf  Guinea,  die  dort  unter  einander  wohnen- 
den Völker,  unvermischt,  imd  ihren  Kational- 
Sprachen  treu  geblieben,  jene  Verschiedenheit 
der  Sprachen  vorziigHcii  verursachen.  Auch 
//eA-pfl6''s  Vermuthung,  dafs  die  grofse  Verschie- 
denheit der  Dialekte  in  mehreren  Provinzen 
zum  Theil  von  Verderbung  der  Sprache  durch 
die  der  Gallas,  die  sich  vieler  Provinzen  be- 
mächtigt haben,  und  in  noch  andere  eingedrun- 
gen sind,  herrühren  möge,  ist  wahrsclieinlich 
und  verdient  hier  ihren  Platz.  Nach  Ludolph 
hat  Dembea  eine  von  der  Geez-  und  AmJiari- 
schen  gänzlich  verschiedene  Sprache;  auch  ha- 
ben eben  so  verschiedene  Sprachen  die  Gafats, 
Gongas  (letztere  eine  gemeinschaftliche  mit 
Enarea,  der  südlichsten,  christlichen,  aber  dem 
Habessynischen  Zepter  nicht  unterworfenen 
Provinz),  Cambat,  dessen  Einwohner  sich  Seb- 
a-hadja  nennen  (daher  bey  Ludolph:  Hadien- 
ses),  und  die  Schankala's. 

Die  Sprache  der  Schankala's,  -svelche  zu- 
nächst unter  Sennar  wohnen,  und  von  Bruce 
ausführlich  geschildert  werden  ,  heifst  nach  den 
Nachrichten  bey  Hervas  in  Habessynien:  Agomo-. 


dar  oder  auch  Lasla.  Bruce  hat  zwey  Wörter 
der  Schankala's:  kuaraSonne^  beja  Mond,  wo- 
von jenes  sich  auch  in  der  Falascha- Sprache 
findet.  ,  Ein  Beyspiel  von  den  Sprachen  von 
Dembea  und  Enarea  ist  bey  Ludolph.  Herr 
heif'it  dort:  jeg-jn^  hier  donzo  (im  Tigrischen: 
Haclari ^  im  Amharischen:  abet). 

Nach  Ludolphs  Rechnung  Wären  mit  Eln- 
schhifs  der  Geez-  und  Amharisclien  Sprache 
und  der  derGallas  (von  welcher  an  einem  andern 
Orte  Abschn.  IV.  die  Rede  seyn  wird)  acht  ver- 
schiedene Sprachen  in  Äthiopien  *).i 

Nach  Bruce  kommen  die  Sprachen  der 
Agows  von  Damot  und  Tschera,  und  die  der 
Falascha  hinzu,  auch  bemerkt  er,  dafs  die  Hei- 
den im  Dorfe  Waido  am  See  Tzana  eme  von  al- 
len Dialekten  Habessyniens  abweichende  Spra- 
che reden  '•'*).      Vielleicht  ist  gerade  sie  sehr  alt. 

IN  ach  den  Naclinchten  bey  Hervas  haben 
auch  die  bey  den  Nationen  die  Cuara^  welches 
Bruce  zwischen  Dembea  und  Nara  aufstellt,  und 
die  Gurnvpn^  welche  in  der TvJähe  von  Shoa,  siid- 
ostwärts  von  Gocham  wohnen,  sowohl  von  ein- 
ander als  von  dem  Äthiopischen  verschiedene 
Sprachen,  jene  Nation  ist  christlich,  und  dem 
Habessynischen  Zepter  unterworfen,  diese  ist  es 
nicht. 

Durch  T)T.Seetzen\eTnQX\  wir  noch  Dialekte  des 
östlicheren  Habessyniens  kennen,  den  von  Haiia- 
sa.  in  Tiggry,  von  Argubba,  Massua,  und  von 


*)  Der  Araber  Marrjz/ sagt,  dafs  man  wohl  fünf- 
zig Dialekte  der  verschiedenen  Provinzen  Habessy- 
niens anführen  könne,  die  alle  mit  denselben  Butli- 
staben  geschriebf-n  würden. 

*')   Bruce  Bd.  III.  S.  40U 


Süäken  in  Nubien,  welche  unter  sich  Verhält- 
nisse und  ^^er^vandtschaft haben,  deren  Grad  in- 
dessen noch  nicht  genau  bestimmt  werden  kann. 

2.   Ilaüasä  in  Tiggry,   Argubba,    Mas- 
sua,  Suakeii. 

Tigre,  zwischen  den  Flüssen  Mareb  und  Te- 
cazze,  eine  grofse,  weitläufige,  gebirgige  Pro- 
vinz, noch  jetzt  wichtig,  weil  alles,  was  aus 
Arabien  nach  dem  übrigen  Habessynien  geht, 
hier  durchgebracht  ward,  sonst  der  Sitz  der  Re- 
gierung, deren  Hauptstadt  Axum  war,  soll  ei- 
nen der  alten,  dort  herrschend  gewesenen  und 
auch  Ungim  Tigrana  genannten  Geez- Sprache 
noch  am  meisten  ähnlichen  Dialekt  behalten  ha- 
ben, ^vie  Ludqlphs  Athiope  versicherte  *).  Lu- 
dolph  hat  ein  Wort  dieses  Dialekts  neben  dem 
Amiiarischen  in  seinem  Wörterbuche:  guale 
Tochter.  DieSprachen  von  Haüasa  in  dieser  Pro- 
vinz und  von  Argubba  haben  Verwandtschaff. 
Wörterverzeichnisse  von  beyden  verdanken 
wir  Dr.  Seetzenb  handschriftlichen  Sammlungen, 
so  wie  das  vonder  eig;enthümlichen  und  für  sich 
bestehenden  Sprache  von  Suäken,  und  ein  klei- 
nes von  Massua.  Massua  ist  die  Insel,  dem  be- 
kannten Hafen  Arkiko  gegen  liber,  und  davon 
nur  zwey  Seemeilen  entfernt,  sie  selbst  ein  un- 
fruchtbarer Felsen,  kaum  -|  Meilen  lang  und  eine 
halbe  breit,  welche  alle  ihre  Lebensmittel  aus 
Arabien   oder  Habesch  erhält,    aber   einen  be- 


■'-^  Nach  Vahnüa's  travels ,  Vol.  III.  S.  «264,  ist 
auch  jetzt  in  Tigre  das  Übergewicht  derMaciit,  und 
der  dortige  Ras  hat  die  constitutionelle  Gewalt  des 
ersien  Ministers. 


I20 


trächtlichen  Handel  führt,  und  jetzt  den  Tür- 
ken, nach  einer  andtrn  Angabe  '•=)  wieder  dem 
Zepter  von  Habesch  unterworfen.  Suaken  (Suä- 
kein,  Suachiri)  in  Nubien  im  19°  20' N.  Br.  ist 
eine  durch  Handel  reiche,  den  Türken  unter- 
worfene Stadt  auch  auf  einer  Insel  in  einer  Bncln, 
zu  welcher  ein  Canal  führt.  Die  Karavanen  aus 
Sud^TU  nach  Mecca  gehen  über  Suaken.  Auch 
der  Dialekt  von  Suaken  zeigt  einige  Berührun- 
gen mit  dem  Tigrischen  und  Amharischen,  ei- 
nige auch  Wörter  von  Massua.  Vielleicht  darf 
man  voraus  setzen,  in  dem  Gemeinsamen  dieser 
Sjjrachen  die  alte  Kamara- Sprache  der  Troglo- 
dytischen  Küste  vor  sich  zu  haben,  deren  Ver- 
breitung über  diese  ganze  Küste  aus  ihren  an 
so  entfernten  Puncten  vorkommenden  Resten 
erhelle. 

Sprach  proben. 


Haüasä 
in  Tigre. 

Argubba. 

Suaken. 

Gott 

E^gil 

• 

Ana/i. 

Himmel 

Szemmey 



Tebre. 

Erde 

Mcddrlh 

Wuhäsch. 

Wasser 

Mi 

Me       '     '    ' 

Ejern. 

Feuer 

Hauy 



Ton  .  ih. 

Sonne 

'luah'iey 

Toin. 

Mond 

Wurrhy 

lotrig. 

Mensch 

Szebbät 

Odey 

Manu 

S::ebbey 

Anarlseh 

üräk. 

Weib 

Szcbhcity 

Indähe 

Titakkät. 

Kind 

Änl/d 

Vater 

Abucy 

Anarhien 

Bab/L 

Mutter 

Enney 

Endeiirjän 

Deton. 

Solm 

Haubey 

Wiiorün. 

Tochter 

(<uäley 



Toolbn. 

Bruder 

Haüwc.h 

Flaüwijen 

Eszanün. 

*)   In  den,   der  Leu  er  a  di  S.  Ignazio  di  Loy 
Claudio  imperatnre  delV  FAiopiaf  Rom.  1790,  vorgesetz 
en  Nachrichten. 


ola   a      , 
2setz-    I 


121 


Haiiasä 
in  Tigre. 

Argubba. 

Suaken. 

Schwester 

Kopf 

Auge 

Ohr 

Nase 

Zunge 

Haar 

Hand 

Fufs 

JBrot 

Tag 

Geben 

Haütey 
Räassih 
Aineha 
Ashinhä 

Ajjinkjäha 

Mülhassh 

Szäggurih 

Tarhias 
Indjerräh 
Mäaltih 
Inka 

Märirjen 
Dimmäha 
Aina  addella 
Ishenäh 
AJftnkJäch 

Hat 

Tökwatön. 
Ogürmä. 
Egöat, 
VJongwil, 
QSnnf. 
Emidäp. 
Tähamä. 
Tedembetön. 
Regget, 
Wühardeh. 
Wiirabe. 
Hitökenehj  ich 
gebe. 

Man  vergleiche  damit  das  Amharische  mederi 
Erde,  enate  Mutter,  siiwe  Kind,  äfanetscha  Nase, 
mälase  Zunge,  tschegüre  Haar.  Zahn  heifst 
auf  Amharisch  terese  ^  in  Haiiasa  tirszehä^  in 
Argubba:  drrssa ;  Hals:  kmh-dvisch  häJiegete,  in 
Haüasä  dngatak^  in  Argubba  ängettä;  Fleisch  in 
Haiiasä  eben  so  wie  in  Massua:  sziggd,  Amha- 
risch schega  Nacht,  in  Haüasä  Ut'y ;  Sand:  Amha- 
risch häschäwa,  in  Hanasi  häscJiod;  Gold:  Amha- 
risch {v/7rr-;Z-^\  in  Hanasa:  wurk'y .,  womit  vielleicht 
worrak  Silber  in  Massua  zusammen  hängt;  Ochs: 
Amharisch  äurera  bere,  in  Haüasä  bäarey,  in 
Suaken  bära;  roth  in  Haüasä  keijich,  in  Argubba 
kahheh;  ich:  Amharisch  tW,  in  Haüasä  öw/z,  in 
Suaken  a;?e<^o;  du:  Amharisch  änete^  in  Haüasä 
enta;  eins  Amharisch  hänede ,  in  Haüasä  haddy^ 
in  Argubba  hat;  zwey  Amharisch  huliile.,  in 
Haüasä  ^///(j; ,  in  Massua  ZvV/o/;  drey:  Amharisch 
sosete.,  in  Argubba  szost ,  in  Haüasä  szel'esly ,  in 
Massua  szälis.  Die  übrigen  Zahlwörter,  aber 
nicht  die  von  Sufiken,  sind  deutlich  Semitischen 
Ursprungs,  jedoch  überall  mit  Veränderungen, 
und  auch  der  Dialekt  von  Haüasä  zeigt  im  Gan- 
zen  gar   die   Annäherung   nicht,   welchen    das 


12^ 

Tigrisclie  nach  obiger  Nachricht  zeigen  soll, 
welcher  aber  in  einzehien  Wörtern,  vielleicht 
auch  im  Accente  der  Aussprache  Statt  gefunden 
haben  kann.  Dafs  dieser  Dialekt  die  Endung  ey 
liebt,  ist  aitch  schon  deutlich  aus  diesen  Proben, 
und  vielleicht  liegt  in  ty  eine  Föminin-Form, 
(man  vergleiche:  Weib,  und:  Schwester)  von 
der  jedoch  keine  weiteren  Spuren  sich  haben 
verfolgen  lassen. 

Die  Sprache  von  Siiähen  bewährt  sich  schon  in 
den  hier  aufgc  .teilten  Wörtern  als  eine  beson- 
dere Sprache ,  abersteht  hier,  da  sie  doch  we- 
nigstens mehr  Berührungen  mit  den  eben  abge- 
handelten Sprachen  (auch  das  Wort  für:  Fufs, 
gehört  zu  diesen  Ähnlichkeiten)  zeigt,  als  mit 
den  Sprachen  von  Nubien,  von  welchen  wir 
Etwas  wissen.  Dafs  lön  in  dieser  Sprache  von 
Suäken  oft  am  Ende  der  Wörter  vorkommt, 
besagen  auch  schon  obige  Proben.  Viele  andere 
Wörter  endigen  auf  bo.  Flexion  der  Verben 
am  Ende  scheint  in  den  ßeyspielen  derselben  zu 
liefen.  Bey  der  Isolirtheit  dieser  Sprache  ver- 
dienen wohl  noch  die  zvvey  einzigen  anderen  ge- 
fundenen (vielleicht  einiger  Mafsen  vergleichba- 
ren) Ähnlichkeiten  bemerkt  zu  werden,  Auge 
heifst  in  Suäken  egoat,  bey  den  Falatija  giteh^ 
Knabe  in  Suäken  wur,  in  Argubba  wullcl,  in 
Aflfadeh  bey  Börnu:  wull^  schwarz  in  Affadeh 
zelim,  in  Flaüasä:  szelUm.  . 

3.  Agows  von  Tschera  und  Damot. 

Tschera  ist  die  Hauptstadt  eines  Stammes  und 
Districts  in  der  Nähe  von  Lasta  und  Begemder, 
der  denTacazze  an  seinem  Ursprünge  umwohnt, 
eine  zahlreiche  und  kriegerische  in  fünf  Völker- 
schaften getheilte-  Nation,  unter  eben  so'  vielen 


123 

Oberhäuptern,  in  einem  felsigen  und  rauhen 
aber  von  der  Natur  mit  Lebensmittehi  versora- 
ten  Lan({e. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e. 

Bruce  hat  in  der  Sprache  dieser  und  der  zu- 
nächst folgenden  vier  Nationen  die  ersren  nenn 
Verse  des  ersren  Capitels  vom  Hohenliede  aus 
Habessynien  mitgebracht.  Ich  sehe  sie  nirgends 
aus  der  Äthiopischen  Schrift,  worin  sie  bey 
Bruce  sich  finden,  in  unsere  Schrift  übercretra- 
gen;  sie  folgen  demnach  hier  in  derselben. 

Ane  mofjägane  dafsäru  käfsawu  niofsägane 
jäfsäionione  ni;  kämobi  knfsänjawu  kursänä ;  kä>.vä- 
jene  käfsä  änechn  dafsane  kunjiräne  iiirä  knchuräwa 
wnkä  käschäku  iewufs3njer?ä  äläqatzeteqi  kufsäiiiofsä 
njiräta  änekafsä;  änefsetä  njinekaka  äkanäku  änge- 
rewa  tanekänunu;  charäda  charä  konä;  neguniäni 
tägulidä  miszkä;  käda  dafsävva;  ängnvva  käwäjene 
daäräkonä;  kuwa  änekänenje  gegerä  debi  nä;  käiä- 
rufsalemo  änekäkä  käfsa  niareketa  zilänitä  oodje 
fsäloinoneta  derjekuarafa  äiuäräz  rsäiijuchu  sarekäta 
kaneddan;  'uso  kanetije  jetu  jerä  jebana  djaferon; 
wäjene  manedaneku  nekaina  änkurimä;  jäwufsä 
wäjene  santäjä;  jeschäso  änekanetävvcfsa  deku;  wu- 
schäwa  zanegerete;  wuschäwa  hurä  barcge  schäschä; 
ägäbatarä  ägefsäta  dtä  jelsäbeki  luorntälsi;  njaräje 
täkäfsä  kukäna  äinäretä;  niorätcfsi  fsaguno  täkenetäta 
ru  febajeti  Isawaneku  mäneti;  äbalänio  fsäferäda 
zekunekufsä;  rorälsije  ärehane  ruräfsäfsä  fsärägälija 
järuretzane  fsärägälija. 

Damot    Agows. 

Andere  Agows  wohnen  gegen  Norden  des 
Reiches  Damot,  oberhalb  Maitscha,  d.  i.  des 
platten  Landes  an  beyden  Seiten  des  Nils  bey 
seinem  Ursprünge,  im  Osten  der  Schankala's,  in 
einem  fruchtbaren  Lande,  eine  zahlreiche  Na- 
tion, die  von  den  Gallas  gelitten  hat.     Sie  ver- 


124 

führt  Lebensbedürfnisse  in  grofsen  Karavanen 
zur  Hauptstadt  von  Habesch,  treibt  auch  mit 
den  Schankala  an  verabredeten  Plätzen  Handel, 
führt  aber  ein  elendes  Leben.  Die  Jesuiten  hat- 
ten ziemlichen  Eingang  bey  ihnen  gefunden. 
Die  Sprache  scheint  keine  Ähnlichkeit  mit  der 
der  Agovvs  von  Tschera  zu  haben. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e. 

Nach    Bruce. 

Mazenä  hejo  luazenä  jäfsalopäne  an  je;  nieclju 
äniaqä  käwajene  neku  äkiiscliä  äniäpenju;  häroschä 
häru  kähäro  njoqe  änietänu;  keschunje  häberu 
keschunje  härekaiijo  äkänefsoku  njematäne  inequ 
eqenu;  kegere  tikonu  kähäre  häru  fcränäkun  ne£;use 
tzavvälä  deqä  ketljäqa  äuitäuiäkune  äquthäne  käwa- 
jene hejäku  äqäiiäkune  ketä  qanäkune  tschekeku 
gäbe  änje;  käjärusalinie  niequ  hejiku  njetscherune 
mequ  gudjänje  Isakenjone  deknnenjo  geränie  tzebu- 
ne;  nersciienikune  äiäta  korä  aleje;  jedjässä  huriP 
jeniatschenje  qäräschu  wädäne  mequ  jeru  isäqnruj 
]u\vu  wäjene  leniiteqärä;  äzäne  äqenedadine  deqn ; 
äwara  futärane  äwära  gezärane  fsäte  gize  äschäschäkä 
hhäwäkersäku  kotzauiepä  nienega;  käwiirä  jeräke- 
järä;  äqnne  giräuicre;  järiiänersatjäschine  fsäwäne 
tikene  difc;  fatscherä  täbotä  luniitsch  lueka  butä 
eku;  däfaräzä  jäfärä'äne  faräzä  jäteru'äne  ämodiräqä. 

4.     G  a  f  a  t. 

Dieser  Nation  eigen  ist  em  kleiner  Strich 
Landes  in  der  Nähe  von  Damot  an  den  süd- 
lichen Ufern  des  Nils,  den  sie  so  wie  die  Ag;ows 
verehren,  übrigens  aber  wohnen  sie  durch  alle 
Provinzen  zerstreut,  barbarisch  und  unruhig. 

Sprach  probe. 

Nach    Bruce. 

Jeh  iäfsälom.one  ädjäwate  ädje  äda  bäfsäqiot  ädjä 
ätzatzauio    ätzatzaiuäne ;    mojete    ätekaqä    nebo   di  , 


1^5 

äzenedi  gunä;  änerudifsä  änef  älämu  jegadje;  fsä- 
anojätedi  dabälo  fsämowiiteh  änedä  gariä  ätzrnokä; 
javvutato  zäjatedje  vvädehi;  iiiälefenahhene  qäthälä- 
anä;  bänerndi  äneruwä  änetabure;  negiise  ätegebanje 
bätschoguleschä  bajete  dafsä  jebele  nebudi  niojenä 
jSgadi  änewäde;  jete  wäjode  giinä  zäwätä  jeqani; 
käjärufsalämä  niäzäjätje  ditäkaqä  ägäkadjähu;  äneda 
äjäbanio  dekamädi  änedä  fsaloinone  luadenekuani 
==  guna  gadjähuma  dedjä;  ägätzänehuiiio  ätedanje 
thäbärät  äbadjätjeme;  äiiiuiäLe  buschätje  janete 
jebekti  jetetzuleme;  niajeneschä  äqabu  bele  ätewäne 
janätene  wäjenä  äkoqäbehiiiiie;  ISbudjäjakäläfsäne 
jewudi;  jefenä  tazänägäre  jefenetStegädäle  qanescliä- 
küjä  ,  jetetäwäke  iiialehoni  inalätjedje  uiänegä; 
dumahhäschi  jateschäli  anetätje  giinä  chuschäli; 
jägunatjene  luäfsäkimi  qäneje  nedaje;  jänejälotje- 
schäne  näbotedqebi  babolämeschi  botä  äqebi;  fare- 
jaschine  jäfar'one  feredescbi  baleschin  jäfar'oiie 
baleschu. 


Bey  Ludolph:  (Hist.  Aetli.  L.  I.  C.  lo.  n.  60.) 

Sabogn  tahzalam,  homineni  nori  laedo. 
Blegn  tal  balam,  fruiiientuin  non  edo. 


5.     F  a  1  a  s  c  h  a. 

Dieses  der  Jüdischen  Religion  zugethane 
Volk,  lebt  theils  zerstreut  in  mehreren  Reichen 
und  Provinzen  von  Habesch,  besonders  in 
Dembea,  als  Weber  und  Schmiede,  theils  zahl- 
reich iu  dem  gebirgigen  Lande  Samen,  welches 
von  Sire  durch  den  Tecazze  getrennt  wird,  des- 
sen Felsen  in  der  Geschichte  der  Kriege  der  Kö- 
nige von  Habesch  gegen  sie  beri.ihmt  sind,  und 
wo  sie  einen,  über  den  gröfsten  Theil  der  Pro- 
vinz verbreiteten  Staat  unter  einem  Könige  Gi- 
deon und  der  Königinn  Judith,  bilden,  theils 
endlich  westlicher  aufserhalb  der  zu  Habesch 
gerechneten  Gegenden.     Dafs  auch  in  Arabien 


126 

bis  ins  sechste  Jahrhundert  ein  Jüdischer  Staat 
bestand,  der  von  Habesch  aus  gestürzt  wurde, 
lehrt  die  Geschichte.  Diese  Falascha  sollen 
einst  mehrere  Provinzen  besessen  haben,  und 
und  ihr  Nähme:  Exulanten,  bedeuten.  Über 
ihre  Religions-Bücher  sind  die  Nachrichten  Lu- 
dolf's  und  ßruce's  verschieden. 

Sprach  probe. 

Nach    Bruce. 

^Jä  Sälomone  bazeliku  baze  schäraw  ba^e  nimä- 
keze  jeniahoku;  schära  kingngn  wäjene  wäschäwe 
kinjerasä  nira  naliki  cherä  schära  kischiwulize  njira 
tädäbalika;  änzi  jekune  jekäleno;  änbagissa  wätärä- 
xiäwu;  kinjirize  njira  gessano;  äschäne  ninegeli 
fegäw;  wäjen  liweschäwu  kinegugiifsä  jekabonäwu; 
kijekäleni  lita  äne  schäiuäntu  känäru;  äjärursäleme 
schakeiieli  äne  kizäku;  zäbane  guadje  kina;  fsolo- 
nioniwu  clänekuone  käna;  Tsajuäneta  änäku  hhäleta; 
kuara  hälekäje;  jegena  hhuru  jegäri  käruchifsuräwu 
wäjene  fsäberäfsä  melätegäru  jete  jekaläjeti  deqi 
'^^^^^.  fsäkabefsäja  ^ägutä  ganerljägene  hhäfsähhäfsä 
gizäze  äggina  wänetä  tärnnjo  kiinägiwa  linja  kija- 
gefsä  äbekärä  jeqineliki  anete  schärarä  änetäf  nale- 
kufsä  fsäkobefsäwäli  fenetiri  täbotäfsä  meläti;  letä- 
nelä  nafsiriwa  däferäzäze  faro'ocha  fsärägabane  *). 


)  Zu  möglichat  deudicher  Darstellung  der  Äthio- 
pischen Lettern  ist  iiberall,  auch  am  Ende  der  Wör- 
ter, das  knrze  dumpfe  e  ausgedruckt  worden.  Durch 
eine  wiederhohlte  sorgfältige  Durchsicht  dieser  Stücke 
mit  Verglelchung  sowohl  der  Griechischen  Bibel,  als 
der  Übersetzung  in  der  Geez.  Sprache,  woraus  obige 
Übersetzungen  der  ersten  9  Verse  des  Hohenliedes 
geflossen  seyn  müssen,  hoffe  ich  folgende  Wörter 
iiach  ihren  Bedeutungen  entweder  gefunden  zu  ha- 
ben, oder  vermuthen  zu  können  (in  letzterem  Falle 
setze  ich  ein  Fragezeichen  bey  ).  Vielleicht  dienen  sie 
zu  weitei'er  Aufsuchung  der  übrigen. 


127 

6.    Diirigala,    Barabra. 

In  dem  zunächst  an  Habesch  glänzenden 
Sennar  herrsdiet  seit  dem  Anfange  des  XVlten 
Jahrhunderts  ein  Theil  der  Neger-Nation  6V///7- 
hik,   und  höchstwahrscheinlich  ist  ihre  Sprache 


Tscherasz. 
Agows. 

Daniot- 

Agovvs. 

Gafat. 

Falascha. 

Lud 

mofsägan 

mazenä 

üdjäwat,üdjt 

baze. 

Mund 

kamobi 

T  medju 
j  ämaqä 

Küssen 

kufsanj 

ätzatzam 

Brust 

änga  ? 
anchu  ? 

akiischä  oder 
äquihiin 

neüodi 

kingugu. 

Wein 

wajn 

wajn 

mojt, 
mojnä, 
ämajätf 
mojnschä 

wajn. 

Wohlge- 

kunjiran  ? 

1  hüroscfiä 

1  änerudifsä 

kinjrasä. 

Ti\di 

\hüru 

J  kähäTO 

\äneruwä 

kinjiriz. 

Myrrhen 

nirä 

j  bänerudi 

njira. 

König 

negumani  ? 

negus 

negus 

gcfsano  oder 
äschäne  oder 
ninegli. 

Lieben 

änkänenj 

eqenu 

wädehi 

jekalonäwu. 

däänekonä 

äqcinahun 

änewäde 

hijekähni. 

änekajsä 

qüaiikun 
äqenedadin 

wäjode 
jewudi 

jekaläjeti. 

Ich 

nä  ? 

an  .? 

.... 

an. 

Schwarz 

gegera  oder 

tschekeku  od. 

zäwütü  ? 

känäku  Cviel- 

niareketa 

njetscherukun 

oder 
njetscherun 

leicht  erste 
Person.) 

Tochter, 

änkäkä 

.     .     .     . 

zäjatedj  _ 

Madehen 

mäzäjätj 

scMkeneli, 

Schön 

debi  ? 

gab  ? 

jeqcmi  ? 

kizäku. 

Wie 

.... 

.... 

qänej  ? 
anedä ,  wie 
im  Ainliar. 

hina ,   käna. ' 

Zelttep. 

denekuaneta 

dekunenjo 

madenekuaru 

dänekuon. 

pich. 

Sonne 

'llSO    ? 

kartl  ? 

kuara. 

Überselicn 

kantidan 

älüta 

.     .     '.     \ 

hhäleta. 

Wachen 

kantid 

ahj  ? 
qäräschu 

jänet 

hhälekäj, 
meläte. 

Wo 

jänäten 

meläti 

vuschäwa 

Iwärä 

jefenä 

gUtUf 

Weiden 

.     .     . 

fätänun 

jefen 

igutä.\ 
(säkabefsäja. 

/ 


ganz  oder  zum  Theil  mit  ihnen  dahin  gekom- 
men. Im.IIIten  Abschnitte  wird  von  ihr  die 
Rede  seyn. 

Von  dem  Könige  derselben,  ehemahls  wohl 
von  dem  Kaiser  von  Habesch,  ist  der  Mek  oder 
König  von  Durigola  abhängig,  dessen  Einwohner 
durch  Handelsverkehr  mit  Kahira  reich  sind, 
aberanfser  ihrem  Könige  in  Hütten  von  Kreiden- 
erde und  Stroh,  oder  in  Höhlen  wohnen. 

Unterthänig  diesem  Mek  von  Dungola  sind 
die  Barabras  oder  B  arber  ins ,  deren  Hauptsitz 
Barbar,  oder,  wie  es  auf  der  Danvilleschen  und 
Bruceschen  Karte  und  bey  Denon  '^)  heifst:  Ba- 
rabra,  am  Einflüsse  des  Tacazze  oder  Atbara  in 
den  Nil  ist,  eine  schwarze  Nation,  der  Moham- 
medanischen Religion  zugethan,  in  jenen  Sitzen  , 
von  einem  Scheich  ihrer  Nation  regiert,  der 
ihre  Streitigkeiten  schlichtet.  Sie  führen  ein 
einfaches  Leben,  und  gehen  haufenweise  nach 
Kahira;  wo  sie  als  treue  Knechte  dienen,  um 
mit  dem  geringen  Erwerbe  nach  Hause  zurück 
zukehren.     An  den  Sinus  Barbaricus,  welchen 

Ptole- 


*)  Der  Beschreibung:  dieser  Nation  in  der  Foyag'e 
dans  la  basse  et  la  haute  Egypte  par  Viv.  Denon,  Par. 
ip,02,  5-48}  gebührt  hier  ein  Platz:  Une  autre  race 
d'hommes,  nombreuse  en  individus,  a  des  traits  ca- 
racteristiques  tres  prononces:  ce  sont  les  Barabras  ou 
gens  d'en  haut,  qui  sont  les  habitants  de  la  Nubie  et 
des  frontieres  de  TAbyssinie.  Dans  ces  climats  brii- 
lants,  la  nature  avare  leur  a  refuse  tout  superilu:  ils 
n'ont  ni  graisse,  ni  chair,  mais  seulenient  des  nerfs, 
des  muscles,  et  des  tendons  plus  elastiques  que  forts: 
ils  fönt  par  activite  et  par  lestete  ce  que  les  autres 
fönt  par  puissance:  il  semble  que  l'aridite  de  leur  sol 
ait  poinpe  la  portion  de  substance  que  la  nattire  leur 
devoit;  leur  peau  luisante  est  d'un  noir  transparent  et 


I2t) 

Ptolemäus  um  die  Linie  setzt,  und  Eerbera  im 
Periplus,  darf  man  bey  jenem  Nahmen  dieses 
Volkes  vvolil  nicht  denken;  aber  näher  läge  die 
Vergleichung  der  Berbern  in  Nord-Afrika,  da  sich 
diese  fast  bis  gegen  Ägypten  hin  erstrecken;  da  es 
nicht  unwahrscheinlich  ist ,  dafs  sie  von  Osten 
her  in  ihre  gegenwärtigen  Sitze  kamen,  imd  da 
sich  wenigstens  einige  Ähnlichkeiten  zwischen 
ihrer  Sprache  und  der  Amharischen  zeigten. 
Dagegen  zwischen  der  Sprache  jener  Baiberins 
und  der  der  Berbern  haben  sich  in  einer  bedeu- 
tenden Anzahl  verglichener  Wörter  blofs  fol- 
gende Berührungen  gefunden,  die  einiger  Ma- 
fsen  für  ähnlich  gelten  können : 


Earabras 

Dungnla 

Berbers  in 

in  N 

ibien. 

Nord -Afrika. 

Hals 
Jalir 
Wasser 

amänga 

gurnmurA 
szuuga 

esomjhas. 
aman. 

Die  Sprache  dieser  Barabras  oder  Barbarins 
imd  die  von  Dungola  kennen  wir  nur  aus  ei- 
ner handschriftlichen  Wörtersammlung  ,  die  Dr. 


ardent,  seniblable  absolument  a  la  patine  des  bronzes 
de  l'autre  siecle:  ils  ne  resseniblent  point  du  tout  aux 
Negres  de  Tonest  de  TAfrique:  leurs  yeux  sont  pro- 
fonds  et  e'tincelans,  sous  un  sourcil  surbaisse;  leurs 
Harines  larges ,  avec  le  nez  pointu,  la  bouche  evasee, 
Sans  quo  les  levres  soieijt  grosses,  las  cheveux  et  la 
barbe  rares  et  par  petits  flacons :  rides  de  bonne  heute, 
et  restanfc  toujours  agiles,  Tage  ne  se  prononce  chez, 
eux  qu'a  la  blancheur  de  la  barbo;  tout  le  reste  du 
Corps  est  grele  et  nerveux:  leur  physionouiie  est  gaie; 
ils  sont  vifs  et  bons  :  on  les  eniploie  le  plus  ordinaire- 
iiient  a  garder  les  niagasins  et  les  chantiers  de  bois;  — 
ils  gagnent  peu,  se  nourrissent  de  presque  rien  ,  et 
restent  attacheö  et  fideles  a  leurs  aiaitrea. 
Mithrid.  Ul.  .  I 


i^>o 


Seelzen  in  Kaliira  aufnahm.  Beyde  Sprachen 
sind  sehr  verwandt,  und  vielleicht  aus  einander 
gegangene  Dialekte  Einer  Hauptsprache,  wie 
aus  den  folgenden  Proben  erhellen  wird  ♦). 
Fast  die  Hallte  der  mitgetheilten  Wörter  beyder 
Sprachen  sind  gleich  oder  ähnlich,  aber  ihre 
Endungen  sind  oft  verschieden,  die  Wörter  der 
Barberins  endigen  meistens  auf  fl,  die  von  Dun- 
gola  häufigst  auf  k  oder^,  und  zwar  oft  deutlich 
bey  gleicher  Abstammung,  z.B.  wenn:  böse, 
imd:  häfslich  Berber,  iisa^  Dungolisch  üsk  heifst, 
und  bey  den  blofsen  Ähnlichkeiten  zeigt  sich 
eine  Verschiedenheit  der  Behandlung 
Hauptlaute. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e. 


gleicher 


Hiinuiel 

Wa.^äcr 

Feuer 

Sonne 

Mond 

Müziu 

Weib 

Vater 

Mutter 

Üiuder 

Schwester 

Auge 

Olli- 

Nase 

Zunse 

Hand 

Tufs 

PvlOt 

Tag 


Barabrisch. 

Dungolisch. 

lürifia  (bedeutet 

artigge. 

aucli  Scliatt-h_) 

shemnia 

szemma. 

iskilta 

arikka. 

amänga 

csseg. 

ika 

)k. 

maschckka 

TnasiJk. 

önarejä 

scharäupa. 

ad&mga 

ogikh. 

etlinga 

enga. 

al'ogo 

ainbahk. 

arienga 

mdih. 

aninga 

oinbish. 

anissegä 

onissegd. 

mangn 

missigh. 

likkegä 

ulnk. 

szurringa 

mirringa. 

närka 

nädku. 

iddegh 

ihg. 

ointüga 

osserituge. 

kabäkka 

kaJg. 

ogreska. 

ogreska. 

*)  Dr.  Seetzen  hat  sein  Woitervcrzeiclinifs  über- 
schrieben: Wörter-  itnd  Redensarten  in  der  Sprache 
der  Herber  und  der  Einwohner   von  Düiigala  al  Ad- 


131 

Das  Arabische  Szemma,  Himmel,  kann  in 
diesem  Verzeichnisse  nicht  auffallen.  Nicht  we- 
niger begreiflich,  aber  immer  bemerkenswerth 
sind  ein  paar  Berührungen  mit  der  Sprache  von 
Darfür. 


Süber 


Bret 
Pferd 


Barabrisch. 


kabakka 
mürtegä 


fori  Joga, 
aber  aucii  anders. 

ku/g 

kakk 


Darfurisch. 
jodda: 

käng. 
murtä. 


In  der  Sprache  der  auch  in  Sennär  herr- 
schenden Schilluk  heifst  miirteneh  Pferd;  viel- 
leicht dafs  bey  der  Nähe  der  Schilluk  bey  Dar- 
für  dieser  Nähme  aus  der  einen  Sprache  in  die 
andere  übergegangen  ist.  ^(^o^o,  Vater,  könn- 
te mit  abdko  in  der  Sprache  der  Galla's,  anenga 
mit  demAmharischen  engite  verglichen  werden- 
indessen  letzteres  ist  nicht  ähnlich  genua,  und 
ersteres  vielleicht  von  einer  allgemeineren  Wur- 
zel ab.  Wenigstens  aber /Tza/?^^' Auge,  und  ka- 
minja  in  Regirma  auch:  Auge,  lassen  sich  nicht 
vergleichen,  da  inja  eine  gewöhnliche  Endung 
letzterer  Sprache  ist. 


sdiiLS  im  Königreich  Sennär.  Die  Zusanimenstelhm'^ 
setzt  aufser  Zweifel,  dafs  die  so  genannten  Barberins 
gemeint. sind.  Zmnahl  da  monad.  Correspondenz  «Sio, 
Sept.  Stück,  S.271,  Barbar  als  der  Sitz  eines  Sultans  der 
Berbern  erwäiint  ist.  Vielleicht  sind  sie  auch  gejueint, 
wenn  im  Titel  des  Kaisers  von  Bornu  Berbern  als  Un- 
terthanen  desselben  aufgeführt  sind. 


132 


n.  Länder  zwischen  der  Sahara 
und  dem  Gülbi, 

deren  Bewohner  nicht  alle  körperliche  Eigenthiimlich- 
Uchkeiien  der  Negern  zu  haben  scheinen^  aber 
diesen  sehr  nahe  kommen.  > 

Je  weiter  von  den  der  Meeresküste  näheren 
Ländern  Afrika's  sich  der  Blick  des  Forschers 
entfernt,  desto  weniger  sieht  er  sich  unterstützt 
durch  Nachrichten  dahin  schon  vorgedrungener 
Europäer,  und  desto  weniger  lassen  sich  die  Ver- 
hältnisse der  dort  wohnenden  Völker  unter  sich, 
und  die  Bcschafienheiten  ihres  Körpers  und  ih- 
rer Sprache  bestimmen.  Genug,  wenn  die  Ver- 
muthung  wenigstens  einen  festen  Boden  erlangt, 
von  wo^sie  ausgehen,  und  auf  den  sie  sich  stü- 
tzen kann. 

Die  Behauptung,  dafs  zwischen  der  Sahara 
und  den  eigentlichen  Negern  hinter  dem  Gülbi , 
dafs  also  zwischen  beyden  Völker  wohnen,  wel- 
che eine  Mittelart  zwischen  diesen  und  den 
übrigen  Menschen,  und  wohl  aus  einer  Mi- 
schuncr  beyder  entstanden  sind',  ist  vielleicht 
mehr  als  Vermuthung ,  und  wird  sich  hoffent- 
lich durch  genauere  Kenntnifs  der  bezeichneten 
Länder,  und  vorzüglich  der  Gegenden  von 
Afnu  oder  Kaschka  bestätigen.  Aber  wenig- 
stens der  Vermuthung  dürften  die  Gründe  ihren 
Boden  sichern,  welche  nach  einer  Beschreibung 
dieser  Gegenden  die  in  Rücksicht  auf  die  Unge- 
wifsheit  ihrer  Lagf  sowohl  als  auf  ihre  Sprachen 
hier  nothwendiger  wird,  sogleich  folgen  sollen. 


153 

Die    Narlnichtfn    c]pr   Alren    '"')    ii])er  diese 
Länder  pewähren  bis  jetzt  nocli   keine  Anwen- 

*)  Diese  Nachrichten  verdanken  wir  fast  einzig 
dem  foischenden  Fleiise  des  rtolemiius.  Wir  vereini- 
geh  hier,  was  er  über  die  Liinder  unterhalb  der  oben 
beschriebenen  vsagt,  nnd  beaierken  hier  zum  voraus, 
tlafs  er  die  (mit  Cursiv- Schrift  gedruckten)  Gebirjre 
iSagapoLi  in  den  2,0,°  d.  Er.  ,  Usargala  in  d.an  20°,  aber 
weit  östhcher,  noch  östlicher  Girgir  in  den  21°,  fa^t 
iinter  ersteres  das  Gebirge  Mandrus  in  den  19°  setil, 
etwas  ö^vtHcher  in  den  1 1 "  das  Rysadische  Vorgebirge,  und 
unter  ihm  in  den  10'^  das  Gebirge  Kaphas,  noch  ein 
wenig  östlicher  aber,  in  den  15°  das  Gebirge:  der  Wagen 
der  Götter,  mit  dem  Kaphas  in  gleicher  Breite  aber 
noch  östlicher  als  Usargaia  das  Gebirge  Thala,  und 
noch  viel  östlicher  das  Garamantische  Thal,  Unter 
crstereni  aber  in  den  5°  wird  dasGebivee  Arualtes,  und 
östlicher,  doch  nicht  so  östlich  als  iei;ies  Thal  in  den  1° 
das  Gebirge  Aranges  gesetzt.  Der  Flufss  Gir  verbindet 
dieses  Thal  mit  dem  Üsargala,  der  Niger  verbindet  die 
Gebirge  Mandrus  und,  Thala.  Die  Völker  sind  auf 
teilt: 


AutoLilae. 

Ph: 
Sirangae.    ^''' 

firusü. 

gapola..                        M  c  1  ;i  n  0. 
Saliithi. 

Daphuit.ie.                                     G  ä  t  u  1  i. 
Zamazi. 

.  Maysocki. 
Rabii. 

Malkoae. 

Arrokkae. 
Mandnu.           Tckp^ni. 

Man-                                                   !N  igritae 

dori.                                                            A  e  t  h  i  0  p  u  n:. 

Daradae.  Deoriim      pgj.„rsi_ 

Macluirebi.  curyns. 

Sophiikäi. 

Solveatii.  Or- 

Amikoli(od.  Phaiirnsü)    plies. 
Chiiritae.        Jiysadium. 

'  Stachirae.  Leiikäthiopcs. 

Kaphizf.  O  drangidae  Aethiopes. 

Tariialtae. 

Matites. 

Aphricerones. 

Aganginae 
Aethiopes. 


1^4 

diing;  aber  gevväliren  sie  vielleicht  künftig,  wenn 
wir  erst  das  Local  und  die  Verhältnisse  der  darin 
vvoliuenden  Völker  genauer   kennen,    und    die 


Lygamat 

ae.     Sainamykii. 

^'^afem^1es. 

G    i 

T    -:    i    r. 

Vuirjjila.              Ga- 

Makoi. 

Suburpores.                            ra- 

Dauchitae. 

Pyr. 

man 

Kalitae. 

rliaei 
Libyscher 

Alitambi. 

Aethi- 

opes 

tes. 

Miibisoher  See 

Cvom  Flusse  Git 

gemacht.) 

K  ubae. 

Manrali. 
Thala. 

Armiae. 
Dolopes. 

Thalae.                       Garamanten- 
Astakuri.           SchlucUteu. 

Mimaivi. 

Gongalae 

Naiiosbes. 

Kabathrae. 

D  e  r  m  o  n  e  ». 

AriuütP.s.          X  y  1  i  k  k  e  s    Aethi 

Dorbiki.       Arokkä. 

jpes.                Arangaf. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  die  Auszeichining meh- 
rerer von  diesen  Völkern  durch  den  Beynahuien  Äthio- 
pen,  der  ohne  Zxveifel  völlige  Negerartigkeit  bezeich- 
nen soll.  Wenn  dagegen  die  Nigriten  z.  B.  bey  Mela 
von  den  Athiopen  unterschieden  werden  :  so  geschieht 
es  unter  dürftigen  Nachrichten,  welche  mit  dieser 
Aufzählung  der  Völker  nicht  verglichen  werden  dürfen. 

Die  Garamanten,  welche  von  den  Quellen  des 
(übrigens  nach  dem  mittelländischen  Meere  hin  flie- 
l'senden)  Bagrades  bis  zum  Nubischen  See  wohnten, 
wurden  das  Ziel  Römischer  Kriegszüge,  und  Plinius 
(Hist.  Nat.  B.  V.  C.  5.)  zählt  alle  Städte,  Völker, 
Flüsse  und  Berge  dieser  Provinz  her,  welche  bey  dem 
Triumphe  des  Cornelius  Baibus  über  sie  aufgeführt 
wurden,  so  dafs  über  ihr  Daseyn  und  die  Wahrheit 
der  dabey  angegebenen  Bestimnmngen  kaum  irgend 
ein  Zweifel  erhoben  werden  kann.  Schade,  dafs  die- 
selben noch  nicht  mit  dem  jetzigen  Zustande  dieses 
Landes  verglichen  werden  können  ,  welches  sich  offen- 
bar bis  tief  in  das  jetzt  so  genannte  Sudan  oder  Haüssä 


135 

von  Ptolemäus  angegebenen  Gebirge,  Flüsse 
und  Seen  sorgfältig  aufgesucht  und  bestimmt 
seyn  werden. 

Von  den  Reichen,  welche  Leo  Africanns  *) 
in  diesen  Gegenden  nennt,  und  selbst  bereiset 
liatte,  haben  sich  mehrere  in  den  Berichten  der 
Neueren  über  dieselben  mit  mehr  oder  weniger 
Sicherheit  wieder  gefunden.  Es  ist  um  so  noth- 
^vendiger,  alle  diese  neueren  Nachrichten  unter 
einander  zu  vergleichen,  da  sie  alle  nur  mittel- 
bare, von  Lucas,  Niebuhr,  Einsiede!  hlok  erfragt, 
nicht  von  diesen  selbst  an  Ort  und  Stelle  einge- 
zogen sind  *■'*■=).  Nahmen  von  Ländern  oder  \^öl- 
kern  finden  wir  in  manchen  derselben  alsStädte- 
nahmen  aufgeführt:  und  auch  so  sind  sie  Bestä- 
tigungen des  Daseyns  und  der  Wichtigkeit  der- 
selben, wenn  auch  die  Kenntnisse  der  Mitthei- 
ler nicht  genau  genug  waren. 

I.  Länder  unter  dem  westlichen  Theile 
der  Sahara. 

In  dem  westlichen  Theile  der  Länder  unter 
seinen  fünf  Völkern  subfusci  coloris  stellt  Leo 
die  Reiche  Gualata,  Ginea,  Melli,  Tombuktu, 
Cabra  und  Gago  auf,  deren  Bewohner  zu  Einer 

hin  erstreckte.  Die  kurzen  Angaben  Strabo's  über  das 
Innere  von  Afrika  gehen  so  wenig  ins  Detail,  dafs 
sich  daraus  gar  nichts  zur  näheren  Bestimmung  jener 
Länder  und  Völker  entnehmen  liilst. 

*)  B.  VII. 

**)  Unternehmungen  der  Gesellschaft  zur  Beförde- 
rung der  Entdeckungen  im  Innern  von  Afrika,  im:  Ma- 
gazin derReisen,  Bd.V.  8.255.1?.  Neues  Deutsches  RIu- 
seum  1790  Oct. ,  1791  May.  6u/.'n's  Samml.  nierkwür- 
diger  Reisen  in  das  Innere  von  Afrika,  Th.lll.  S.  455.  ff. 


Classe  von  Völkern  zu  rechnen  sind,  da  sie  nach 
Leo  Eine  gemeinschaftliche  Sprache  reden.  Gua- 
iata,  in  einer  grofeen  Oase  in  der  Wüste  hun- 
dert Lieues  über  dem  Senegal,  ^vo  sich  noch 
1787  ein  nach  einem  Aufstände  flüchtig  gewor- 
dener Prinz  des  Marokkanischen  Hauses  festge- 
setzt hatte  '■') ,  -war  nach  Leo  ehemahls  der  Haupt- 
sitz des  nachmahis  besonders  nachTombuktu  ge- 
zogenen Handels  mit  dem  Innern  von  Afrika. 

Unter  Ginea  ist  ohne  Zweifel  Jc?me  oder 
Dschcnneh  bey  Mungo-Park  (bey  Einsiedel:  Jen- 
ni)  zu  verstehen  ;  Mungo-Park  kam  bis  ungefähr 
zwey  kleine  •Tagereisen^'von  dieser  beträchtli- 
chen Stadt,  welche  nur  dem  Nahmen  nach  zu 
dem,  nachmahis  bey  den  Mandingo's  zu  erwäh- 
nenden Königreiche  Bambarra  gehöre,  und 
hinter  welcher  nach  zwey  Tagereisen  der  Gülbi 
oder  Niger  einen  grofsen  See  Dibbi  oder  den 
schwarzen  See  bilde,  aus  dem  verschiedene 
Ströme  hervor  gehen,  wovon  die  zwey  nach 
N.  O.  und  O.  sich  bey  Cabra  wieder  vereini- 
gen -). 

Mein  im  Süden  vom  Ginea  und  vom  Niger, 
an  Avelchem  es  sich  ungefähr  fünf  und  zwanzig 
Deutsche  Meilen  bis  zum  Ausgange  eines  Flusses 
erstreckt,  stöfst  in  Westen  an  sehr  grofse  Wal- 
dungen, die  bis  an  das  Atlantische  Meer  rei- 
chen, im  Süden  an  Wüsten  und  dürre  Gebirge, 
im  Osten  an  das  Gebieth  von  Gago.  Die  Ein- 
wohner sind  die  geschicktesten,  gebildetesten 
und  gewerbfieifsigsten  unter  allen  diesen  A^'öl- 
kern,  und  haben  unter  ihnen  zuerst  die  Moham- 

*)  Golberry  Voyage,  P.  I.  S.  221. 
**)    Minisro   Park's  Reisen.      Berlin.     ÜelTertetz. 
S.  190.  f. 


137 

medanische  Religion  angenommen.  So  Leo. 
In  letzterer  Beschreibung  erkennt  man  Mandin- 
go's,  und  da  sich  Haufen  dieser  Nation  mancher 
Reiche  in  diesen  Gegenden  bemächtigt  haben: 
so  wäre  diefs  in  keinem  Widerspruche  mit  Leo's 
Behauptung,  dafs  die  Einwohner  von  Melli  mit 
den  übrigen  hier  genannten  Reichen  zu  Einem 
SprachsTamme  gehören.  Bey  den  grofsen  Wal- 
dungen wird  man  sehr  leicht  an  die  Avaldigen 
Gegenden  erinnert,  durch  welche  Mungo  Park 
seine  Rückreise  nahm,  und  welche  sich  viel- 
leicht bis  zu  den  Quellen  des  Gambia  und  Sene- 
gal fort  erstrecken  ='•*).  • 

Tombuku  hat  zu  seinem  Hafenplatze  Cabra, 
wie  letzteres  bey  Leo  in  der  Angabe  liegt,  dafs 
die  nach  Melli  und  Ginea  Handelnden  dort  einla- 
den, und  mit  sichernder  Übereinstimmung  eben 
80  bestimmt  von  Mungo -Park,  als  von  dem  Be- 
richtsteller bey  Einsiedel  gesagt  wird.  Tom- 
buktu,  dieser  Hauptplatz  des  grofsen  Handels 
im  Innern  von  Afrika,  mit  Scharen  von  Kauf- 
leuten und  Kunstarbeitern ,  der  Besitz  eines  rei- 
chen und  mächtigen  Königs,  dessen  Vorgänger 
nicht  lange  vor  Leo's  Zeit  viele  benachbarte  Rei- 
che durch  Gewalt  oder  Treulosigkeit  überwun- 

*)  Die  Lage  dieses  Melli  bleibt,  wenn  auch  im- 
mer unbestiuinit,  doch  nicht  ungewifs  ,und  inan  darf 
es  nicht  an  die  Pfefrerküste  versetzen  (so  dafsJMalaguet- 
ta,  dort  Pfeffer,  selbst  für  Nahuiens-Ahnlichkeit  gelte), 
nocli  eine  Laut-Ähnlichkeit  Lainlaui ,  dem  Lande  bey 
Edrisi  (ed.  Hartniann,  S.  56)  erzwingen,  welches 
Lamlam,  nach  Edrisi's  Angaben,  doch  wolil  östlicher 
liegen  möchte,  Bey  Lamiam  kann  hier  noch  bemerkt 
werden,  dafs  Lemlam  in  der  Sprache  der  verbreiteten 
Falitija:  Salz,  bedeutet.  Nach  Edrisi  ist  die  Sprache 
von  Lamlam  ganz  verschieden  von  der  von  Gana  imd 
Älekzara. 


i5a 

den  oder  von  sich  abhängig  gemacht  hatte  *), 
ist  das  Ziel  der  in  das  Herz  von  Afrika  einzudrin- 
gen suchenden  Europaischen  Forscher,  und 
die  Kenntnift  seiner  geographischen  Lage,  so 
wie  die  seiner  Umgebungen,  wird  uns  gewifs 
nicht  melir  sehr  lange  vorenthalten  bleiben. 
Fast  südöstlich  von  Tombuktu  ist  Gago  eine  rei- 
che Stadt.  Bey  Niebuhr  gehört  Kogo  zum  Ge- 
biethe  des  Sultans  von  Kaschna. 

z»   Sudan  unter   dem   östlichen   Theile 
der  Sahara. 

Die  Länder  unter  dem  östlichen  Theile  der 
Sahara,  gewöhnlich  unter  dem  Arabischen  Nah- 
men: Sudan,  bekannt,  welcher  eben  so  wie  Ni- 
gritien:  Land  der  Schwarzen,  bedeutet,  heilst 
bey  denEingebornen:  Afnu;  nach  Hornemann  ist 
der  im  Lande  gewöhnliche  Nähme  Haussa,  der 
Nähme  desselben  in  der  Sprache  von  Bornu: 
Assna.  Der  Handelsverkehr  ist  von  Fezzan  aus 
hierher  und  nach  Südosten  gerichtet,  so  wie  der 
nach  Tombuktu  besonders  von  Marokko  aus 
geht.  In  diese  Gegenden  setzt  Leo  folgende, 
wiederum  durch  eine  gemeinschaftliche  Sprache 
zusammen  hängende  Reiche. 

Guber  ist  von  Bergen  umgeben,  und  beym 
Anschwellen  des  Niger  von  demselben  über- 
schwemmt; es  hat  Einwohner,  die  sich  theils 
auf  Viehzucht  legen,  theils  Handwerke  treiben, 
zu  Leo's  Zeit  von  Tombuktu  unterjocht,  nach 
Hornemann  jetzt  in  den  Händen  eines  Sultans, 
der   sich   zwar  Zanfarä's  bemächtigt  hat,    aber 

*)  Der  Nähme  desselben,  Abubekj-  Ischia  (Leo 
5-  ;657)>  hat  Ähnlichkeit  mit  Habessynischen  N^hiuen 
bey  Bruce. 


selbst  dem  Sultan  von  Asben  zu  Agades  tilbmär 
ist,  und  liegt  nach  eben  denselben  Nachrichten 
südöstlich  von  Asben,  nordwestlich  von  Kasch- 
na,  nördlich  von  Zanfara,  welche  Lage  nicht 
ganz  zu  der  von  Leo  angegebenen  pafst.  Dieser 
<zibt  Zanfara  rohe  Einwohner  von  sehr  schwär- 

D 

zer  Farbe  und  sehr  breitem  Gesicht,  und  setzt 
es  in  Osten  vom  Reiche  Zegzeg^  welches  im  Süd- 
osten von  Cano,  zum  Theil  eben,  zum  Theil  gebir- 
gig sey,  und  welches  man  wohl  in  dem  Sogsog  bey 
Einsiedel  wieder  findet,  dem  man  letzteres  im 
Westen  von  Hafnu  nannte.  Beyde  Reiche  kennt 
Leo  als  abhängig  von  Tombuktu.  Von  Agades 
(bey  Edrisi:  Andagast)  ist  oben  bey  den  Tua- 
rycks  gehandelt  worden ;  Leo  nennt  seine  Ein- 
Avohner  die  weifsesten  unter  allen  INigriten. 
Cano  nennt  Leo  ein  grofses  Land  mitAVüsten  und' 
Waldgebirgen,  das  gröfstentheils  von  Viehhirteii, 
oder  Ackeileuten  bewohnt  werde,  und  setzt  es 
ungefähr  500  iMiJliarien  vom  Niger.  Man  hat  es 
mit  Gana  bey  Edrisi  verglichen;  bey  Einsiedel' 
ist  Cona  Residenz  des  Königs  von  Afnu;  bey 
Hornemann  sind  Cano  und  Kaschna  beyde  Re-. 
sidenzen  mächtiger,  aber  doch  an  Bornu  Tri- 
but zahlender  Sultane,  und  sind  nur  beyde  Län- 
der unter  dem  Nahmen  Afnu  begriffen,  wenn. 
er  eigentlichst  gebraucht  ward. 

Casena  liegt  nach  Leo  im  Osten  von  Cano, 
ein  gebirgiges,  aber  fruchtbares  Land,  mit  Ein-, 
wohnern  von  sehr  schwarzer  P'arbe,  grofsen  Na- 
sen und  liervor  stehenden  Lippen.     Nach  Ein-' 
siedeis    Nachrichten    sind    die    Einwohner    von^ 
Afnu  viel  schwärzer,    als  andere  Völker   dieser^ 
Gegenden,  und  ist  Kaschna,  welches  mit  jeiiem~ 
Casena  natürlich  für  einerley  gehalten  worden 
i^t,  die  Haupt- Niederlage  des  Handels  zwischen 


i4o 

Fezzan  und  den  Nigritischen  Ländern,  und  zwar 
nach  den  Nachrichten  bey  Niebuhr  auf  dem 
Wege  von  Sänfara  (hier  Residenz  des  Königs 
von  Afnu)  nach  Fezzan. 

Guangara  stellt  Leo  südöstlich  von  Zanfara. 
Leicht  vergleicht  sich  damit  Vankara  bey  Edrisi, 
welches  an  die  Gränze  von  Cano  ostwärts  gesetzt 
wird,  so  dafs  esLamlam  im  Westen  habe.  Als 
reich  an  Gold,  welches  nach  dem  Sinken  des 
Niger  gesammelt  werde,  ist  *es  bey  Edrisi  und 
Niebuhr  beschrieben;  der  Name  Kankara,  wel- 
ches bey  letzterem,  obwohl  als  zumGebiethe  des 
Sultans  von  Kaschna  gehörig  vorkömmt,  pafst 
genau;  nach  den  spätem  Nachrichten  bey  Hor- 
nemann  *)  wird  Vanquarah  von  Statthaltern  aus 
dem  östlicheren  Bornu  regiert. 

Hornemanns  Nachrichten,  von  mehreren 
unterrichteten  Männern  aus  Bornuiund  Haüssa 
eingezogen,  scheinen  um  so  mehr  Aufmerksam- 
keit zu  verdienen,  je  genauere  Kenntnifs  die 
Unterscheidung  der  Nahmen  eben  desselben 
Landes  bey  verschiedenen  umliegenden  Völkern 
voraus  setzt.  Nach  diesen  Nachrichten  sind  diese 
Reiche  überhaupt  nicht  von  so  beträchthchem 
Umfange,  als  sonst  angenommen  wurde,  und 
nach  eben  denselben  sind  die  Einwohner  von 
Haüssa  „zwar  ohne  Zweifel  Negern,  aber  nicht 
ganz  schwarz.  —  Die  Nase  ist  klein  und  nicht 
platt  gedrückt.  Auch  ihre  Statur  ist  nicht  so 
unangenehm,  wie  die  der  Negern." 

Im  Osten  der  genannten  Länder  kommen 
noch  andere  mit  Einwohnern  vor,  welche  auch 
nicht  alle  Charaktere  der  Negern  zu  haben  schei- 
nen.    Begarmi,  südöstlich  von  Bornu,  hat  nach 

•)  S.  S.  170. 


i4l 

den  Nachrichten  des  Scherif  Immahed  bey  Lu- 
cas *),    Einwohner,  die  „  zwar  von  Farbe  ganz 
schwarz  sind,  aber  doch  nicht  zum  Negerstam- 
me    gehören.""    Auch    Edrisi,    der:    Begama, 
schreibt,  erwähnt  die  Schwärze  der  Einwohner. 
Dr.  Seetzen  fand  einen  jungen  Mann  aus  diesem 
Lande  fetter  als  sonst  Negern  sind,    und  nach 
dessen  Erzähhmg  gab  es  in  diesem  Lande  man- 
che Weifse,  die  nach  Dr.  Seetzen's  Dafürhalten 
vermuthlich   aus    der    Barbarey   kamen    (wenn 
nicht    weifse  Tuarycks    darunter    zu    verstehen 
sind).     Dieser  war  Mohammedaner,  so  wurden 
die    Einwohner  von  jenem    Scherif,    aber   als 
Christen,    und    abhängig    von   Bornu    wurden 
sie  Niebuhr  geschildert.     Letzterer  nennt  in  den 
iii?;?^// eine  benachbarte  Nation,  welche,  gleich 
den  Einwohnern  von  Sennär,  langes  Haar  haben. 
Ob  nun  die,  auch  im  Osten  der  geschilder- 
ten Länder  befindlichen  Reiche  Kanem^  welches 
nach  dem  envähnten  Scherif  auf  der  Karavanen- 
Strafse  zwischen  Fezzan  und  Bornu  zehn  Tage- 
reisen von  letzterem,  nach  den  Angaben  eines 
Negers  aus  der  Nähe  von  Bornu  **)  westwärts 
davon  liegt,  welches  Langles  mit  dem  Kanena 
bey    Hornemann    im   Norden  von    Bornu   ver- 
gleicht, und  auch  Einsiedeis  Berichtsteller  kannte, 
und  Kühl  welches  nach  Eon  al  Vardi  von  grofsem 
Umfange,  voll  sch\varzer  Einwohner  war,  und 
nach  Abulfeda  im  Westen  an  Gana,  im  Osten 
anCanam  gränzte,  nach  Hornemann''s  Nachrich- 
ten aber  bey  den  Eingebornen  .F/V/^/r/,  bey  den 
westlicheren  Völkern  Liissi^   und  nur  bey  den 
östlicheren  Kuku  heifst  (an   einem  See,    nach 

*)  Magazin  der  Reisen,  Bd.  V.  S,  556. 

"*)  Monatliche  Correspondenz,  igio.  Ocfcob.  5.552. 


Verschiedenheit  des  Anschvvellens  durch  Regen  , 
vier  bis  acht  Tagereisen  im  Umfange  liegt),  und 
ehemahlsauch  überBegarma  und  Wady  herrsch- 
te; ob  dieses  JVady,  welches,  ebenfalls  nach 
Hornemann,  im  Westen  von  Kuku  liegt,  und 
im  Osten  Darfür  hat,  ehemahls  aus  mehreren 
kleinen  Staaten  bestand,  daher  auch  noch  mehr 
als  zehn  Sprachen  dort  im  Gebrauche  seyen, 
aber  von  Arabern,  dergleichen  auch  in  den  Räu- 
men im  Norden  zwischen  Begarma  und  Wady 
herum  streifen,  erobert  und  vereinigt  wurde; 
ob  ferner  die  von  Haüssa  aus  südlichen,  aber 
hoch  oberhalb  des  Gülbi  oder  Niger  befindli- 
chen Reiche,  die  Hornemann  anführt:  Nyfe, 
bey  Einsiedel  Naß^  Cabl^  vielleicht  das  Ekabli 
bey  Einsiedel;  ob  sie  in  diesen  oder  den  folgen- 
den Abschnitt  gehören,  mufs  aus  Mangel  an  be- 
stimmten Nachrichten  ungewifs  bleiben. 

5.     F  u  1  a  h. 

Aber  gewifs  gehören  die  FulaJis  am  Senegal, 
nnd  unter  ihm  bis  zum  Sierra  Leone,  und  über 
ihm  am  Gülbi,  und  über  diesem  zwischen  jenen 
westlichen  und  östlichen  Reichen,  bis  gegen 
Fezzan  herauf;  gewifs  gehört  diese  ausgebrei- 
tete Nation  der  Fulah's  zu  einer  Mittelgattung 
zwischen  den  eigentlichen  Negern  und  den 
Afrikanischen  Weifsen.  Sie  selbst  halten  sich 
für  besser,  als  alle  eingebornen  Negern,  und 
rechnen  sich  im  Gegensatz  anderer  Nationen 
immer  zu  den  Weifsen  *).  Eben  so  unterschied 
sich  ein  Fulah  bey  Oldendorp  =^'*)  von  den  Ne- 

*)    Mungo-Park,   Berl.  Übers.   S.  49. 
**)    Geograph,  n.  politisclie  Nachricliien  voi:^  Afri- 
kanischen Nationen,  m  der  Geschichte  der  Mission  der 


gern,  seine  sch^varzen  Haare  waren  wie  die  der 
Europäer,  seine  Farbe  weniger  schwarz  als  die 
der  Negern,  die  Nase  nicht  so  stumpf,  die  Lip- 
pen sch\varz,  nicht  roth  wie/beyden  Negern. 
Jobson  am  Anfange  des  siebzehnten  Jahrhun- 
derts *)  erwähnt  auch  des  langen  schwarzen, 
bev  weitem  nicht  so,  wie  bey  andern  Negern 
krausen  Haares  seiner  Fulbies,  ^vie  er  sie  nennt. 
Nach  Mungo -Park  *'•')  haben  wenigstens  die 
am  Gambia  wolnienden  Fulah's,  weiches  Seiden- 
luar,  und  mehrentheils  eine  braungelbe  Far- 
be, und  feine  Gesichtszüge;  ihre  Farbe  weiche 
indefs  in  verschiedenen  Districten  von  einander 
ab,  und  sey  nahmentlich  in  Bondu  und  andern 
Königreichen  in  der  Nachbarschaft  des  Mauri- 
schen Gebiethes  gelber  als  in  den  südlichen  Staa- 
ten, Golberry  nennt  ihre  Farbe  in  ihren  Haupt- 
bitzen  noir  roi/ge,  und  schreibt  ihnen  regelmäfsi- 
ge  Züge  und  längere,  nicht  so  wollichte  Haare 
zu,  als  andere  Negern  haben,  und  einer  ihrer 
Colonien,  den  Peuls  am  Senegal,  eine  schwarze 
mit  rothem  Kupfer  vermischte  Farbe.  Auch 
Lamiral  unterscheidet  die  schwarzen  und  rothen 
Fulah's,  von  denen  jene  anderen  Negern  ähnlich, 
stark  und  tapfer,  .diese  von  sclnvacher  Consti- 
tution seyen.  Andere  unterscheiden  die  unab- 
hängigen Fulier,  oder  jene  Peuls,  von  den  ab- 
hängigen, unter  ihrem  Siratik  stehenden,  der  ost- 
wärts an  beyden  Ufern  des  Senegal  herrscht  ***). 

evangelischen  Brüder  auf  den  Caraibischen  Inseln. 
Eaiby,   1777.    S.  274. 

*)   Allgem.  Historie  der  Reisen,  Th.III.  S.  177. 

**)   S.  lo.nnd  48. 

***)  Bruns  systematische  Erdhesclireibimg  von 
Afrika ,  B.  IV.  S.  25G.  f.     B.  V.  S.  556.  i". 


144 

Das  Corps  der  Nation  unter  dem  eigentli- 
chen Nahmen  Fulahs  besitze  ein  grofses  Gebieth 
um  die  Quellen  des  Rio  grande  unter  der  zehn- 
ten Nördl.  Parallele  und  zwischen  dem  fünfzehn- 
ten und  zwölften  östlichen  Meridian  von  Ferro. 
Dort  ist  Teembu,  eine  sehr  volkreiche  Stadt, 
80  Lieues  von  Sierra  Leone,  die  Hauptstadt  die- 
ser grofsen  Nation,  welche  noch  gegenwärtig 
einen  grofsen  Theil  der  Länder  zwischen  dem 
I4ten  und  iiten  Grade  N.  Br.  beherrscht  *). 

Den  Umfang  der  Colonien  dieser  starken, 
tapferen,  klugen,  verständigen  und  gefürchte- 
ten Nation  bestimmt  Golberry  von  der  vierten 
nördlichen  Parallele  bis  über  die  mittäglichen 
Ufer  des  Senegal,  und  nennt  in  jenen  südlich- 
sten Puncten  die  Fulah-Suso,  unter  welchem 
Nahmen  sie  an  den  nördlichen  Ufern  des  Flus- 
ses Mesurade ,  auf  der  Gebirgskette  Sierra  Leo- 
ne, an  dem  Scherbroo,  Rio  Sestos,  und  an  den 
Caps  de  Monte  und  dePalmes  bekannt  seyen  ''*). 
Im  Norden  habe  eine  Colonie  dieser  Nation, 
welche  man  die  Foules  oder  Penis  nenne,  das 
Negerreich  zwischen  Podhor  und  Galam  gestif- 
tet, 

*)  S.  Golberry  Voyage  en  Afrique,  T.  I.  p.  loi.  102. 
Auch  der  Englische  Verf.  des  Wörterbuches  der  Susoo- 
Sprache  schreibt  diese  Stadt:  Teembo,  er  nennt  dar- 
in einen  gelehrten  Fulier:  Abdu  Allahi  Abüdu,  Mungo 
Park,  Übers.  S.Z1.9.  u.  020.  nennt  das  eigentliche  Vater- 
land dieser  Nation  Fulada  zur  Seite  von  Sibidula. 

**)  Dafs  die  Suso's  nicht  Fulah's  sind,  beweiset 
ihre  Sprache  deutlich,  und  in  so  fern  irrt  Golberry, 
wenn  er  jene I  zu  diesen  rechnet  (S.  11/f).  Ob  aber 
nicht  eine  Mischung  beyder  Nationen,  oder  Fuliern 
unterworfene  Suso's  in  den  benannten  Orten  wohnen, 
wollen  wir  dem  sorgfältigen  lieisenden  keineaweges 
abstreiten. 


i45 

tet,   welches  den  Flufs  in  der  Weite  von    130 
Lieiies  beherrsche  *), 

Über  diese  Verbreitung  der  Fulah's  über  den 
Senegal  gibt  Mungo-  Park  Aufschlüsse.  Das  Kö- 
nigreich Bondu,  in  der  Mitte  zwischen  dem  Se- 
negal und  Gambia,  der  Mittelpunct  des  innern 
Handels,  vergröfsert  durch  erzwungene  Abtre- 
tungen von  dem  in  Osten  angränzenden  Reiche 
Bembuk,  eben  so  das  Königreich  Massina  am 
nördlichen  Ufer  des  Gülbi,  nicht  weit  von  Süla, 
dem  letzten  Orte,  den  Mungo -Park  auf  seiner 
ersten  Reise  betrat,  und  von  Dschenneh,  ist 
von  Fulahs  bewohnt,  die  sich  überall  in  den 
von  diesem  Reisenden  besuchten  Ländern  durch 
sorgfältige  Betreibung  des  Ackerbaues  und  der 
Viehzucht  ausgezeichnet.  Er  schildert  ihre  Re- 
gierungsform, als  nach  dem  Koran  eingerichtet, 
und  die  Bekenner  dieses  Korans  als  eitrig  in  Er- 
richtung von  Schulen,  in  welchen  auch  die  Kin- 
der der  neben  jenen  wohnenden  heidnischen 
Fulah's  Unterricht  suchen,  und  meistens  alle 
etwas  Arabisch  lernen.  Der  Verfasser  einiger 
Nachrichten  über  benachbarte  Völker,  welche 
dem  Susu- Katechismus  beygefügt  sind,  sagt 
bestimmt,  dafs  alle  Criminal- Sachen  nach  der 
Sonna  entschieden  werden.  JNach  eben  diesen 
Nachrichten  heifst  das  ihren  übrigen  Ortshäup- 
tern vorgesetzte  Oberhaupt,  dessen  Macht  jener 

*)  A  a.  O.  und  S.  25g.  60.  Anderwärts  T.  IL 
S.  105.  ist  bonierkt,  dafs  dieses  Land  und  das  eben  an- 
zuführende Bondu  ehemahls  7 um  grofsen  Heiche  der 
Jolofs  gehörte.  Nach  T.  II.  S.  227.  sind  Niederlassun- 
gen der  Fonlahs  auch  am  Rio  de  Nuno  Tristao ,  des- 
sen Ausflufs  iju  10°  15'  N.  Br.  sich  befindet,  unter 
den  dortigen  Negern,  die  Naloez  heifsen,  und  unter 
Nachköuiuilingen  der  Portugiesen. 
Mithrid.  111.  K 


i46 

Verfasser  aber  nicht  genau  zu  bestimmen  ver- 
mag: Alamammee  (wobey  man  sich  an  den  Nah- 
men des  Königs  von  Bondu,  bey  Mungo-Park: 
Almanni,  erinnert;  auch  der  König  der  Fuhlah- 
Peuls  bey  Golberry  *)  heifst  Almami). 

Aber  noch  weit  nordösthcher ,  als  jene  Fu- 
lahs  in  Massina ,  wohnet  ein  Theil  dieser  Nation, 
unter  dem  Namen:  Phälatija-  odev  P/wHdta-AvR- 
ber.  Sie  wohnen  neben  und  zwischen  Tuarycks 
und  Negern  in  Haüssa  und  der  benachbarten 
Sahara.  Ein  Abkömmling  dieses  Volks,  von  wel- 
chem Dr.  Seetzen  ein  Wörterverzeichnifs  auf- 
nahm, war  von  Ader,  einer  Stadt  fünf  Tagerei- 
sen südlich  von  Fezzan  gebürtig,  und  „seine 
Hautfarbe  war  schwärzlichbraun,  ein  wenig 
dunkler,  als  man  sie  gewölmlich  bey  Habessy- 
niern  findet.  Er  hatte  grofse  schwärzliche,  glän- 
zende Augen,  eine  grofse  gebogene  Nase,  einen 
weiten  Mund,  dünne  Lippen  und  ungemein 
schöne,  weifse  Zähne.  Der  Theil  des  Gesich- 
tes von  der  Nasenwurzel  bis  zum  Kinn  war 
etwas  mehr  hervorspringend,  als  man  ihn  ge- 
wöhnlich bey  Europäern  antrifft,  indessen  wür- 
de ihn  dieser  Umstand  selbst  bey  uns  nicht  häfs- 
lich  gemacht  haben."  Er  geJiörte  „zu  dem  weit 
verbreiteten  Stamme  der  Araber,  die  unter  dem 
Nahmen  der  Phelläta  bekannt  sind,  und  sich  in 
einem  grofsen  Theile  des  nördlichen  Afrika'« 
aufhalten,    welcher   unsern    Geographen   unter 

*)  T.  l.  S.  £59.  Dafs  dieser  Nähme:  Haupt  der 
JP/iesfer  bedeuLe,  wie  Lauiiral  sagi,  paTst  zu  der  Ab- 
leitung aus  dem  Arabischen  und  zu  der  Entthronung 
des  Königs  der  Peuls  durch  seinen  Marabut,  welche 
1785  erfolgt  seyn  soll  (s.  Bruns's  Erdbeschreibung  a.  d. 
a.  Orten),  aber  schwerlich  zu  der  angegebenen  Ver- 
breitui:;:;  dieses  Nalimens. 


'47 

dem  Nahmen  Belad  el  Dejerid  (Bilednlgerid) 
und  Szalihara  (Sahara)  bekannt  ist."  Ader  o-e- 
hört  nach  seinen  Aussagen  einem  Sultan,  der 
vom  Sultan  von  Agades  abhängig  ist,  den  er  das 
Haupt  aller  Tuarycks  nannte.  Von  Ader  nach 
Sanlara  seyen  vier,  oder,  vväe  er  ein  anderes  Mahl 
sagte,  acht  Tagereisen,  auf  dem  Wege  dahin 
\vohnen  Phelldta  und  Negern.  Der  jetzige  Re- 
gent von  Sanfara  heifse  Osmän  ibn  Phodudh,  er 
seySchech  eidin  oder  Patriarch  über  alle  Moham- 
metianische  Neger- Länder  und  man  wallfahrte 
zu  ihm,  er  sey  von  schwarzer  Farbe,  aber  vom 
Stamme  der  Phelläta.  In  Tombi'iktu,  Tafilät, 
Boberd,  Djaka  und  Massena  treffe  man  Phelldta. 
Mässend  führt  uns  zu  Massina  zurück,  an  dessen 
Gränzen  Mungo- Park  war  '•■). 

Dafs  nun  diese  Phelldta  ein  Theil  der  Fulah- 
Nation  sind,  wird  nicht  blofs  durch  dieses  Zu- 
sammentreff'en  der  Nachrichten  über  Mässend, 
vielleicht  selbst  durch  die  Ähnlichkeit  des  Nah- 
mens  wahrscheinlich,  sondern  das  Zusammen- 
treffen der,  so  imbezüglich  auf  ein  solches  Re- 
sultat, an  weit  von  einander  entfernten  Örrern 
aufgenommenen  Wörter-Verzeichnisse,  welches 


*)  Der  Phelläta  kannte  den  grofsen  Strom  Gülbi, 
welches  Wort  bey  den  Negern:  Meer,  bedeute,  wie 
die  Ägypter  den  Nil  auch  nennen,  aber  die  Orte  wel- 
che dieser  bey  seinem  LanFe  berühre,  gab  er  nur  iin- 
bestinimt  an;  er  kannte  Begirnia,  B^Tnu,  Gobir  (ohne 
Zweifel  das  erwähnte  Gubtr)  welches  er  einniahl  nur 
sechs  Tagereisen  von  Ader,  und  dieses  drey  Tagerei- 
sen von  dem  Negerlan.ie  Kassena  setzte,  Kano",  die 
Insel  Melli,  welches  (wegen  dieses  Beynahniens,  nach 
Seetzens  wahrscheinlicher  Vermuthung.  sich  zwischen 
zwey  Hauptarmen  des  nierkwiirdigen  Stroms  befinden 
mag,  und)  sehr,  sehr  weit,  das  letzte  ihm  südlich  be.- 

K    2 


i4ö 

ich  mit  Vergnügen  entdeckt  habe,  und  die  fol- 
genden Sprachproben  belegen  werden,  setzt 
diese  Einerleyheit  der  Nation  aufser  allen  Zwei- 
fel, und  der  Nähme  Phelläta-  Araber,  den  sie 
führen,  ist  wohl  nur  eine  Unterscheidung  von 
denTuarycks  auf  der  einen,  und  den  Negern  auf 
der  andern  Seite ,  und  bey  dem  Einflüsse  Arabi- 
scher Mitbekenner  des  Koran  wohl  nicht  schwer 
zu  erklären.  So  also  rücken  die  Fulahs  bis  zum 
25°  N.  Br.  herauf. 

4.    Mischungen  der  Negern  und  Nord- 
Afrikaner. 

Bis  über  die  Gegenden  südhch  von  Fezzan 
nach  dem  Gülbi,  ihren  Niger,  hin  haben  die 
Römer  Kriege  geführt,  und  für  eine  gewisse  Zeit 
geheiTScht-:  wäre  es  nicht  wahrscheinlich,  dafs 
diefs  manchen  Einflufs  auf  die  dortigen  Völker 
gehabt,  auf  die  Mischung  der  Negern  mit  Nord- 
Afrikanern  ,  mit  Stämmen  der  Garamanten,  Nu- 
midier  und  Gätuher,  die  grofseniheils  an  unge- 
wisse W^ohnsitze  gewöhnt,  und  doch  wenig- 
stens zum  Theil  dem  Ackerbau  nicht  feind,  jetzt 
durch  den  Druck  der  Römischen  Macht  südli- 
cher gedrängt,  dort  an  schwarze  Nationen  an- 
kannte Negerland  sey,  von  wo  intlefs  Filgrimme  so 
wie  von  Dschenneh  und  Tombuktu  über  Ader  nach 
Mecca  gegangen,  nnd  er  liefs  die  Negerländer:  Käsee- 
nä,  Wagoborü,  Bauljii,  Gürma,  Jai'iwur,  Gonja, 
Kano,  Bargu,  Jirnia ,  Kuära  u.  e.  a.  zusammen  den 
allffemeinen  Namen  Haüssä,  führen.  Er  berichtete, 
dais  die  Tuarycks,  mit  welchen  die  Phellatae  im  bes- 
ten Vernehmen  stehen,  bis  drey  Tagereisen  von  Ägyp- 
ten streifen,  die  Karavanen  von  Fezzan  in  die  südli- 
chen Länder  führen,  und  bis  Borna  und  in  andere 
weit  enti^rnle  Länder  reisen. 


«49 

geschlossen,  oder,  wo  nicht  schon  früher,  da- 
niahls  mit  ihnen  verbunden  worden   seyn  mö- 
gen '••).     Die  Meläno-Gätuli,    und  die  Leukä- 
thiopes  bey  Ptolemäus  sind  ziemlich  deutliche 
Anzeigen   solcher  Mischungen.      Für   Gätulier 
der  Abstammung    nach    müssen  jene    gegolten 
haben,  sonst  konnten  sie  nicht  ihren  Nahmen 
führen ,  und  ihre  Schwärze  blofs  dem  Einflüsse 
des  Klima  zuzuschreiben,  ist  nicht  ohne  Schwie- 
rigkeit.    Noch  bestimmter  aber  werden  letztere 
sowohl  als  Negern  betrachtet  und  doch  an  die 
Weifsen  angeschlossen.     Und  da  wir  bey  Ptole- 
mäus so  bestimmt  Völker,  welche  als  Äthiopen, 
als  Negern,  aufgestellt  werden,  zwischen  andern 
ohne  diesen  unterscheidenden  Beynahmen  fin- 
den, ist  da  nicht  eine  Mischung  dieser  Völker 
an  sich  wahrscheinlich?  besonders  zu  einer  Zeit, 
wo  noch  Jahrhunderte   lang    die    Scheidewand 
fern  blieb,  welche  später  die  ßekenner  des  Islam 
von    Heiden    absonderte,    obwohl    auch    noch 
nicht  völlig  trennt,  wie  schon  das  Beyspiel  der 
halb  heidnischen  halb  Mohammedanischen  Fu- 
lah's  am  Gambia  nachweiset. 

Nach  einer  Bemerktmg  des  Ptolemäus,  die 
mitten  in  dessen  Einleitung  zu  seiner  Geogra- 
phie eingewebt  ist  '^*),  waren  die  Garamanten 
öchon  selbst  Äthiopier  und  hatten  Einen  König 
mit  ihnen.  Jenen  Nahmen  möchte  Ptolemäus 
nicht  von  ihnen  haben  brauchen  können,  wenn 

*)  Vielleicht  clafs  sich  bey  näherer  Kenntnifs  dsv 
Länder  von  Haüssä  noch  Spuren  des  Einflusses  der 
Römer  in  der  Art  der  Betreibung  der  Handwerke  fin- 
den, welche  in  jenen  Gegenden  einen  gewissen  Grad 
der  Vervollkounnnung  erreicht  habeti  soll. 

*•)  B.I.  C.8. 


1 5'o 

er  nicht  an  Abstämmlings-  oder  Mischungsver- 
hältnisse gedacht  härte.  Verhältnisse  letzterer 
Art  sind  fast  ül)erall  die  Folge  der  Vereinigung 
unter  eineiley  Herrschaft  gevvesen.  Und  diese 
Vereinigung  hat  auch  spätt-r  Statt  gefunden.  Leo 
Africanus,  der  selb.st  m  die.-;en  Ländern  Avar, 
Sägt  uns  ausdrücklich,  wenigstens  vom  wesftli- 
cheren  Thcile  derselben,  dafs  er  lange  unter 
der  Herrschaft  der iiinf  Völker  subfusci  coloris, 
der  Berbern  gestanden,  und  dafs  ersi  der. zu  sei- 
ner Zeit  zu  Tombukfu  regierende  Konig  wieder 
ein  Schwarzer  war,  und  stineii  Vorgä-iger  vom 
Stamme  der  Berbern  verdrängt  hatte.  Wie  man- 
ches Negerreich  in  dem  östlicheren  Theile 
dieser  Länder  noch  jetzt  vomSnltan  derTnaiyck 
zu  Agades  abhängig  ist,  wjc  der  Handel  in  den 
öi-thchen  und  westlichen  Ländern  unter  der  Sa- 
hara sich  in  den  Häi.deii  der  lierbern  befindet, 
ist  schon  bemerkt  worden,  Reiche  und  einflufs- 
volle  Kauflf  Ute  dieser  Nation  sitzen  ohne  Zwei- 
fel an  vielen  Puncten  dieser  Länder  angesiedelt; 
sollte  nicht  eine  Mischung  derselben  mit  schwar- 
zen Einwohnern  an  sich  wahrscheinlich,  und  es 
noch  mehr  seyn,  da  es  auch  fast  ganz  sciiwarze 
Tuaryck's  gibt?  Sollte  nicht  selbst  Guber  der 
iMahme  des  Reiches,  welches  von  Leo  geschil- 
dert wird  und  noch  besteht,  der  Nähme  eineS 
der  alten  Berber -Stämme  Gumer  seyn?  Jenes 
Reich  Guber  nennt  er  als  Hauptsitz  der  einen 
von  den  beyden  Spracheri,  welche  er  seinen. 
Nigriten,  den  südlichen  Nachbarn  der  Berbern, 
zuschreibt. 

Die  Sprachen  dieser  Länder  der  Nigriten 
unter  der  Sahara  nähmlich  thedt  Leo  in  zwey 
Stämme,  in  die  Guber -^^xzch.^  der  östliisheren 
Reiche   Guber,    Cano,    Chesena,   Zegzeg    und 


15' 

Gangara,  und  in  die  Ä;?^^^- Sprache  der  west- 
licheren Reiche  Gualata,  Tombuktu,  Ginea, 
Melli  und  Gago.  Von  letzterer  nennt  er  Gualata 
den  Hauptsitz.  Guahitaliegtmitten  in  den  Gegen- 
den, ^velche  von  Leo  als  der  Wohnsitz  des  Ber- 
ber-Stammes Sanhaga  betrachtet  \verden.  Dafs 
der  Nähme  Guber  auf  den  Berber- Stamm  Gu- 
mer  hinführen  möchte,  ist  schon  bemerkt  wor- 
den: neue  Winke  für  ein  näheres  Verhältnifs 
der  Bewohner  dieser  Gegenden  zu  den  Berbern. 
Auch  Marsdcn  findet  es  sehr  w^ahrscheinlich,  daft 
sich  die  Berber- Sprache  noch  weit  nach  Süden 
in  den  Dialekten  der  Negern  fort  erstrecke  ';). 
il/z/,'7^o-Pßr/'berichtet,dafs  dieSprache  vonDschen- 
neh  sich  von  d^n  von  ihm  bis  dahin  gehörten 
Sprachen  ganz  unterscheide,  sie  heifse  bey  den 
Negern  Dschennch-Kumma^  oder  bey  den  Mau- 
ren (mit  dem  vvohl  aus  dem  Arabischen  entlehn- 
ten Appellative) :  Kalam  Suchday  '■''■'').  Diefs  ist 
ohne  Zweifel  der  Nähme  der  Sprache  nach 
ilirem  allgemeineren  Gebiethe,  während  jener 
örtlich  erscheint,  und  dieser  Nähme  Suchday, 
führt  er  nicht  auf  eine  unerwartete  Weise  zu- 
rück auf  den  ähnlichen  Nahmen  der  Surigoy- 
Sprache  bey  Leo,  deren  Hauptsitz  Gualata  in 
der  Nähe  der  Berbern  ^var  •^*-)? 


*)  Voyage  de  Fr.  Hornemaiin,  P.  II.  S.  4in. 

**)  Mungo -Parks  Reisen,  Berl.  Übersetz.  S.  189. 

***)  Moore  und  Burbot  nahmen  das  Jiiiofisclie  für 
diese  Simgay- Sprache,  und  scheinen  Gualata  für  d^s 
Land  der  Jalofer  zu  halten  ,  evsterer  gibt  aucli  an  ,  dafs 
der  Familien -Nähme  des  Königs  von  Barsalli,  der 
ein  Jalof  ist,  Sungay  sey;  da  er  aber  anderwärts  diesen 
Nahmen:  Niay  schreibt,  so  siebt  man  die  Erlciinste- 
hmg.     S.  Allgem.  Hist.  der  Reisen ,  Th.  III.  S.  !;i2i. 


152 

5.  Sprachen  und  Sprachproben. 

Von  den  Sprachen  Afnu's  ist  erst  noch  nä- 
here Kunde  zu  erwarten,  wobey  sich,  bey  der 
Wahrheitsliebe  und  Sachkenntnifs  Leo's,  ohne 
Zweifel  dessen  eben  dargelegte  Eintheilung  der 
Sprachen  dieser  Länder  von  der  Sahara  bis  an 
und  um  den  Niger  oder  Giilbi  bestätigen  wird, 
so  dafs  der  westliche,  so  wie  der  östliche  Theil 
derselben  ,  jeder  eine  gemeinsame  Sprache, 
vielleicht  mit  mancherley  dialektischer  Verschie- 
denheit zeigt.  Dafs  die  Sprache,  welche  in  Nie- 
buhr's  Nachrichten  Afnu,  von  Lucas's  Bericht- 
steller Kaschna  beygelegt  wird.  Eine  und  die- 
selbe sey,  wird  die  Vergleichung  zeigen.  Die 
wenigen  Wörter  von  Begirma  verdanken  wir 
Dr.  Seetzen's  handschriftlicher  Sammlung,  eben 
so  ihm  das  ausführliche  Verzeichnifs  der  Phel- 
lata- Wörter,  welches  ich  im  ersten  Stücke  des 
Königsberger  Archivs  für  Philosophie,  Theologie, 
Sprachkunde  und  Geschichte,  S.  51  —  59.  habe 
abdrucken  lassen,  das  der  Fulier  am  Senegal  ist 
von  Barbot  mitgetheilt  (Descript.  Guin.S.  416.  ft.) 
und  a.  d.  Französ.  in  der  Allgemein.  Historie  der 
Reisen  Th.  III.  S.  222.  ff.) 

1 .   Begirma  -  Wörter. 


Gott    ' 

rah. 

Kopf 

cludjoßddingeh. 

Auge 

käminjä. 

Nase 

ümminjd 

Ohr 

binjäh. 

Zuitge 

dgullenjd. 

Haar 

bigangaga. 

Fufs 

gümtenjenga. 

1. 

kidde. 

2. 

siah. 

5- 

mettä. 

i55 


2.  Afnu 

-und  Kaschne  -  Wörter. 

Afnu. 

Kaschne. 

Wasser 

grua. 

Mann 

motun. 

Weib. 

bavia. 

Brot 

ghurassa  '). 

1. 

deijah 

deja. 

2. 

bin 

biju. 

3- 

ukku 

oku. 

3.  Phelläta-  und  i^z/ö/z- Wörter. 


Phelläta. 

Fulah. 

Gott 

diömiräo 

allah. 

Himmel 

sze.mma 

hyalla. 

Erde 

lissedih 

lehidy. 

Feuer 

nj'itz 

gia  -  Iiingol. 

Sonne 

nönge. 

riahangue. 

Mond 

liulü 

leoure. 

Mensch 

nikdo. 

Manu 

gürko 

gorko  mahodo. 

Weib 

d.bbo 

debo. 

Kind 

bito  -gürko. 

Vater 

bäba. 

, 

Mutter 

inna. 

Sühn 

biem. 

Tocliter 

biem  debbo. 

Brnder 

szekkikiräs. 

Schwester 

szekkikiras  debbo 

Kopf 

höre 

horde. 

Auge 

giteh  _ 

hyterr. 

Ohr 

nuppi 

noppy. 

Nase 

njidlünerät 

he.ner. 

Zunge 

demgal 

d^heingall. 

Haar 

gässahoTZ 

ioukendo. 

Hand 

niworeh 

youngo. 

Fiifs 

küssengäl 

kavassongal. 

Brot 

rämszedje 

bouron. 

Gib 

njellauma. 

hökomä. 

1. 

go 

guh. 

2. 

didi 

didy. 

3. 

tetti 

taty. 

*)  Die  iibrigen  bey  Niebuhr  aus  dem  Munde  eines 
Sclaven  aus  Afnu  aufgezeichneten  Wörter  sind:  Mäd- 
chen, ja;  Flufs,  Aoromti,-  Bar^ ,  dudsji ;  Gold ,  dsienari; 
Silber,  dobmai  Stadt,  berni  11.  e.  a. 


«54 

Noch  eine  bedeutende  Zahl  gleich  oder  älin- 
lich  lautender  Wörter  habe  ich  a.  a,  O.  S.6o.  aiis 
Barbot  aufgestellt,  und  dessen  Wörterverzeich- 
nifs  mufs  überhaupt  ganz  mit  dem  von  mir  be-, 
kannt  gemachten  Seetzenschen  verglichen  wer- 
den. Grammatische  Formen  lassen  sich  aus  kei- 
nem von  beyden  entnehmen,  aufser  etwa,  dafs 
bey  Barbot:  kossede  als  der  Plural:  Füfse,  von 
kavassonßal  angegeben  ist,  und  bey  den  Phel- 
läta:  länowal^  Scliifl",  Flur,  lanadje,  ein  sich  wech- 
selseitig bestätigendes  Zusammentreffen  *). 

IIL  Das  eigentliche  Mittel-Afrika, 

Länder    zwischen  dem  Senegal   und  dem  schwarzen 
Vorgebirge  in  Westen^  von  da  bis  zum  Vaterlande  der 
Mandingo's  im  Innern ,  voji  da  bis  zum  Mondgebirge, 
den  Gebirgen  der  Nil-  Thaler  in  Osten ,  und  bis  zum 
Giilbi  in  Norden  mit  ihren  Bewohnern^    den  eigent- 
lichen Negern    von   schwarzer    oder    schwarzbrauner 
Farbe,  eingedruckter  Nase,  hervorspringendem 
Unterkiefer  j   krausem  Haar  und  dicken 
Lippen. 

Von  Westen  her  beginne  die  Reihe  dieser 
Nationen.  Nur  von  der  kleineren  Anzahl  der- 
selben vermögen  wir  die  Gränzen  ihres  Ge- 
biethes  ziemlich  zu  bestimmen.  Die  Nach- 
richten von  den  Sprachen  eines  andern  grofsen 
Theiles  derselben  sind  aus  Oldendorp's  arigeführ- 


*)    Tje  ist  die  Ainharische  Plural -Enclung;    zur 
Vergleichung  dieser  und  jener  sind  wir  aber  defshalb 


*5ä 

Ter  Geschichte  der  Mission  der  evangelischeu 
Brüder  auf  den  Caraibischen  Inseln  *)  geschöpft, 
welcher  den  verdienstlichen  Einfall  hatte,  die  in 
jenen  Colonien  befindlichen  Afrikanischen  Ne- 
gern zu  verneiiinen,  und  ihnen  über  ihre  vater- 
ländische Gegend  und  Sprache  Naclirichten  ab- 
zufragen. Mögen  die  Wörter  auf  diesem  Wege 
nicht  mit  aller  Genauigkeit  angegeben  seyn:  im 
Ganzen  bestätigt  sich  die  Wahrheit  der  Aussa- 
gen, welche  oft  schon  durch  das  Befragen  meh- 
rerer Individuen  aus  Einer  Gegend  gesiclicrt 
war,  noch  sehr  aubdrücklich  durch  auf  anderen 
Wegen  erhaltene  Nachrichten.  Weit  magerer 
sind,  neben  andern  ergiebigeren,  die  Angaben 
über  das  Vaterland  mancher  dieser  Negern  '^'"), 
aber  auch  sie  sind  danke^werth.  Rbnier''s  und 
Iseifs  Nachrichten  betreffen  die  Umgebungen 
der  Dänischen  Colonien.  Neuere  Quellen  an- 
derer Nachrichten  sind  besondt  rs  Mungo-  Park» 
Golberry,  und  bey  den  Neger- Volkern  in 
Osten  Seetzen's  handschriftliche  Sammlungen. 

Nur  in  einzelnen  Italien  reichen  diese  Nach- 
richten hin,  um  die  Nationen  nach  dem  Yer- 
hältnifs  ihrer  Verwandtschaft  oder  Vereinigung 
neben  einander  anzuordnen.  Ähnlichkeiten  der 
Wörter  ihrc!r  Sprachen,  welche  sich  hier  und 
da  bemerken  lassen,  reichen  nicht  hin,  um  zu 
bestimmen,  ob  das  Verhältnifs  dieser  Sprachen 
von  Verwandtschaft  oder  von  Verkehr  herrühre. 
Aber  gleichwohl  müssen  wir  nach  diesen  W'in- 
ken  die  Völker  zusammen  stellen,  um  diesem 
Verhältnifs  deutlicher  zu  machen,  und  die  Ver- 
gleichung  zu  erleichtern;  auch  selbst  um  dem 
Schein  auszuweichen,  als  solle  die  Möglichkeit 

*)  S.  344.  fF.  **)  S.  272  —  292. 


156 

oder  Wahrscheinlichkeit  der  Entstehung  dieser 
Ähnlichkeiten  aus  Stammverwandtschaft  geläug- 
net  werden. 

I.    Jalofs,  Walofs,   Yolofs. 

Die  Yolofs  sind  nicht  so  zahlreich  als  die 
Fulah's  und  Mandingo's,  aber  immer  ein  mäch- 
tiges, thätiges,  kriegerisches  Volk,  welches  den 
Strich  zwischen  dem  Senegal  und  dem  Mandin- 
go- Staate  am  Gambia  bewohnt  (diefs  sind  Mun- 
go-Parks Worte);  oder  nach  Golberry's  ge- 
nauerer Bestimmung  das  Land  zwischen  dem 
Ocean,  den  Ufern  des  Senegal  bis  Podhor,  den 
Gränzen  des  Reichs  der  Fulah-Peuls,  dem  west- 
lichen Ufer  des  Flusses  Feleme,  und  einer  Li- 
nie, die,  hinter  den  Quellen  dieses  Flusses, 
dem  nördlichen  Ufer  des  Gambia  in  einer  Ent- 
fernung von  zwanzig  Lieues  folgt,  und  an  den 
Quellen  des  Flusses  von  Salum  endiget,  welches 
Königreich  ein  Zubehör  dieser  Nation  ist.  Sie 
seyen  die  schönsten  Negern  in  diesem  Theile 
von  Afrika,  wohl  gebaut,  mit  regelmässigen  Zü- 
gen, einer  ein  wenig  abgerundeten  Nase,  ein 
wenig  dicken  Lippen,  wollichtem  und  gekräu- 
seltem Haar,  und  ganz  dunkel-  und  glänzend- 
schwarzer *)  Haut.  Auch  Mungo -Park  sagt, 
dafs  sie  die  schwärzesten  unter  allen  Negern, 
■und  ihre  Nasen  nicht  so  eingedrückt,  ihre  Lip- 
pen nicht  so  aufgeworfen  sind,  als  die  der  übri- 
gen Afrikaner.  Ihre  Lebensweise  und  Regierungs- 
form läfst  er  der  der  Mandingo's  am  ähnlichsten 
seyn.  Bestimmter  belehrt  uns  über  letztere  Gol- 
berry.  Sie  waren  sonst  in  Einen  National- Kör- 
per vereinigt  und  von  Einem  Fürsten  regiert, 

*)  Joloj  bedeutet  in  ihrer  Sprache  auch:  schwarz. 


157 

welcher  den  Titel  Biirb-l-Yolof,  Kaiser  der 
Yolof,  führte.  Aber  das  Reich  ist  jetzt  in  meh- 
rere kleinere  zerschlagen,  welche  zum  Theil 
von  National- P'ürsten  besessen  werden,  deren 
einer  der  Damel,  König  von  Cayor  imd  von. 
Baol  ist,  zum  Theil,  nähmlich  Bondu  und  das 
Land  der  Foulah- Penis,  und  Unter -Yani,  in 
fremden  Händen  sind.  Aber  der  Bmb-i- Yolof 
regiert  immer  fort  eine  grofse  Strecke  Landes 
im  Innern,  das  wenig  von  Europäern  besucht 
wird,  und  bekommt  von  jenen  Prinzen  auch 
noch  einige  Beweise  des  Respects,  und  sie  er- 
'kennen  ihn  als  den  Chef  ihrer  Nation  an.  .  Sie 
behaupten  eine  sehr  alte  Herkunft,  und  sind 
stolz  auf  dieselbe  '•'). 

Die  Wörter  ihrer -Sprache  sind  von  Barbot 
in  der  Descript.  Guin.  S.  416  fF. ,  und  eben  da- 
her in  der  Allgemeinen  Historie  der  Reisen,  Th. 
in.  S.  222  ff. ,  theils  in  der  Description  de  la  Ni- 
gritie,  Amst.  1759,  in  Voyage  fait  par  ordre  du 
Roi  en  1771  et  1772,  par  Mss.  de  Verdun  de  la 
Crenii2  etc.  Par.  1779.  T.  I.  p.  180.,  bey  Golber- 
ry^  Tom.  II.  S.  135  —  146.  aufgezeichnet,  der 
ihre  Sprache  sehr  wohllautend,  reich  an  Voca- 
len ,  und  leicht  zu  erlernen  nennt.  Kleine  Ab- 
weichungen dieser  Angaben  rühren  diefs  Mahl 
nicht  von  der  Auffassung  von  verschiedenen  Na- 
tionen her,  da  alle  jene  Berichtsteller  Franzosen 

*)  S.Mungo -Park,  S.  14. 15;  Golberry,  T.I.  S.  103 
bia  109,  wo  unter  Anderem  auch  bemerkt  ist,  dafs 
diese  Jolofs  die  Negern  von  St.  Louis  am  Senegal,  un<l 
dafs  sie  ein  Beweis  sind ,  dals  die  Hautscbwärze  nicht 
von  der  Sonnengluth  der  Linie  hen-ühre,  da  sie  ge- 
rade die  nördlichsten  unter  den  Negern  sind,  und  die 
Schwärze  der  Haut,  je  näher  man  der  Linie  koinme, 
desto  weniger  dankel  und  rein  sey. 


158 

sind,  sondern  von  verschiedener  Auffassimg. 
Die  Zahlwörter  hat  auch  Mungo -Park.  Man 
bemerkt  bald,  dafsBarbüt  in  den  vielen  Wörtern, 
denen  bey  ihm  sma  vorgesetzt  ist,  ein  Pronomi- 
nal-Adjectiv  mit  aufgefafst  hat  Es  bedeutet  niein^ 
der  Neger,  auf  dessen  Kopf  oder  Fufs  man  zeigte, 
Uta  den  Nahmen  dieses  Gliedes  zu  erfahren,  gab 
diese  Antwort.  Es  sind  noch  die  Wörter  der  Se- 
reres,  einer  sogleic'n  nachher  zu  charakierisiren- 
den  Völkerschaft  zur  Seite  gestellt. 


S  p  r  a  r  1 

h  p  r  0  b 

e  n. 

Y  a 

I  o  f  s 

Serere 

• 

in   der 

bey  Verdun 
de  la  Crenne. 

' 

bey  Earbot. 

Descript. 
de  la  Nigr. 

bey  Golberry 

Gott 

i  .  halla 

alla 

yalla 

j  .  alta 

aogue. 

Himmel 

assaman 

.     . 

assamane 

assaman 

rogue. 

Ei-ae 

.ojfi 

.     .      . 

souffe 

. 

lancek. 

Wasser 

ni  doch 

doc 

dock. 

Feuer 

safara 

safara. 

Sonne 

ghiantefinkan 

guiance 

burhum  sa- 
fara 

josseye. 

Mond 

lihaaire 

•     •      • 

verr 

burhum  safa- 
ra lionn 

coli.       '  1 

Mensch 

, 

gour 

garr 

g^ur 

core.       1 

Mann 

goourgm 

guiacar 

guiaccar 

. 

cow. 

Weib 

digin 

.     . 

guiguienne 

diguen 

tewe. 

Vater 

.     .      . 

ba.e 

bail 

f^pe. 

Mnrter 

. 

mandeil 

deyie 

de 

yaye. 

Torhter 

. 

guiguenn. 

Bruder 

.     .      . 

quiamegne 

rack  goiir 

quiamcwn 

Sciiwester 

. 

.     .      . 

guiguienne 

rack  diguen 

quitguitm 

Kopf 

^mababb 

boppe 

happe 

bop 

coque. 

Anj;o 

smahutt 

.     .      . 

harte 

. 

quittc.     'l 

Ohr 

smanoppe 

nope 

noppe 

. 

nojje. 

Nase 

smak  -  hookan 

hacann 

boucanne 

baccane 

gu/^se. 

Ztinge 

Inrning 

lamai 

lammegue 

lamin  oder 

de/emme. 

lamai 

Haar 

kaghovar 

.     .      . 

quiocque 

. 

fambop. 

Hand 

Mio 

•     •      • 

loco  (  eigent- 
lich:   Arme) 

lokoo 

hayie. 

Tufs 

simatank 

.     .      . 

tangue    ■ 

. 

guiaf.       « 

Brot 

bourou 

•     •     • 

.       .        . 

bourou,          ' 

bey  Barbot. 


lelegh 


ben 
yaare 


der 
Desciipt. 
Nigr. 


lel 


1  o  f 


boy  Verdun 
de  la  Crenne 


hu  er 


monj's 
benm 
gniart 
gnitl 


bann 
gnare 
gnette 


bey  Golberry 


benhiiU  *). 

diock. 

bahout. 

ben 

yar 

nitC 


159 


Se 


fingue. 

dach. 

tadacJt. 


Barbot  hat  einige  Phrasen  des  Jalofischen, 
so  wie  des  Fuhschen  auf  das  Wörterverzeichnils 
folgen  labsen.  Sie  gewähren  aber  keinen  tiefe- 
ren Blick  in  die  Sprache,  \vie  es  wenigstens  eini- 
ger Mafsen  folgendes  von  Verdun  de  la  Crenne 
mitgetheilte  Zeilen  thun: 

Damel     juUe     a    village     le        Yene,         emmene        ensemble 

Daniel    lel    na    dac   oiib  Yene,   yobbouv       ale 

il  a        est         ma        inaitresse       captive,     depuis  temps    ce        jusqu^k 

na    quia   sama   quioro    guianie ,    boba  le        bei 

aiijourd'luii        pris  j'ai      cliagriii  tant  que  ne  veux  pas        je 

teye         quilna  **)  nja   iiaccar     bei     bouggatou   lua 

boire  vin  de  Palme   iie  veiix  pas       je      maiiger 

nane     sangue     bouggatou  nia  lecque  u.  s.  w. 

In  den  Jalof-Wörtern  für:  Mann,.  Ohr,  Brot, 
wird  man  Ähnlichkeit  mit  denen  der  Fulah's,  in 
dem  Jalof- Worte  für:  Weib,  einige  Ähnlich- 
keit mit  dem  der  Susu  finden. 


2.   Sereres,  Serreres, 

eine   In  verschiedene  Stämme  abgetheilte  Völ- 
kerschaft,   die,   in   republikanischen  Vereinen, 


*)  Ist  JEm  Tag. 

**)  Wahrscheinlich  befleutet  na  auch  hier:  haben, 
und  gehört  zum  folgenden  rtia^  ich,  so  dafs  die  Über- 
schrift: a\  je,  seyn  sollte  ;  nach  Golberry  bedeutet  htn- 
guena ,  ich  will ,  bougouma ,  ich  will  nicht. 


einfach  in  ihren  Sitten  und  Bedürfnissen ,  nackt, 
in  der  Nähe  der  vorhergehenden  Nation  und  der 
Mandingo's,  vorzüghch  aber  um  das  grüne  Vor- 
gebirge, der  Viehzucht  ergeben,  lebt,  und  von 
allen  ihren  Nachbarn  abgesondert,  besonders 
sonst  mit  den  Jalofs,  beständigen  Krieg  führte  '')  , 
und  von  deren  Wörtern  auch  Verdun  de  la 
Crenne  a.  a.  O.  ein  Verzeichnifs  gegeben  hat. 

Unter  diesen  Wörtern  hat  blofs  tewe^  Weib, 
einige  Ähnlichkeit  mit  dem  Fulah- Worte  deho', 
aber  eine  bedeutende  Anzahl  von  Wörtern  läfst 
sich  mit  der  Sprache  der  Jalofs  vergleichen, 
aufser  denverzeichneten  Ausdrücken  für:  Bru- 
der, Schwester,  Ohr,  Zunge,  gehören  hierher: 


Jolofisch 

nach  Verdun 

Sererisch. 

de  la  Crenne. 

Haut 

derre 

dole. 

Herz 

col 

cod. 

Gold 

vourousse 

vourousse. 

Silber 

caline 

caline. 

Ochs 

nague 

naque. 

Stier 

jacque 

goch. 

Kuh 

nagguer 

nague  reve. 

Hahn 

sec 

sich. 

Alt 

maguiettc 

nagoyie. 

3.  Serrawalli's,  Serawulli's,  Seracolet's. 

Letzteres  ist  der  Französische  Nähme  dieses 
Volks,  indessen  hat  Golberry  den  ersteren,  der 
zweyte  ist  bey  Mungo -Park.  Ihnen  gehört  das 
Königreich,  weiches  die  Franzosen  :  Gallam^  ge- 
nannt haben,  und  welches  nach  Mungo -Park 
im  Norden  den  Senegal  hat,  in  Süden  und  Süd- 
osten Bembuk,  im  Westen  Bondu,   und  in  der 

Landes- 


')   S.  AUgem.  Hist.  d.  Reisen,  Th.  II.  S.  303. 


i6i 

Landessprache  Kadschaaga  halfst.  Mungo  -  Park 
sclireibt  ihnen  eine  dunkelbraune  oder  glän- 
zend-schwarze Farbe  zu,  so  dafs  sie  in  dieser 
Hinsicht  von  den  Yolofs  nicht  zu  unterscheiden 
seyen,  er  beschreibt  ihre  Verfassung  als  ziem- 
lich uneingeschränkt  monarchisch,  und  als 
ziemlich  rechtlich  beym  Handel  ").  Nach  Labat 
und  der  Descript.  de  la  Nigrit.  waren  sie  grau- 
sam und  treulos.  Nach  Golberry  werden  sie 
von  mehreren  von  einander  unabhängigen  Für- 
sten beherrscht,  welche  unter  sich  eine  Art  von 
Föderativ- Republik  bilden,  in  der  Galam  die 
Hauptstadt  ist.  Der  König  von  Galam  geniefst 
eine  Art  von  Übergewicht  des  Ansehens,  weil 
dieser  Ort  der  Mittelpunct  alles  Handels,  und 
der  Hauptmarktplatz  des  Sclavenverkaufs  aus 
dem  Innern  geworden  ist.  Die  Serawallischen 
Fürsten  sind  demnach  unter  sich  überein  gekom- 
men, dafs  sie  der  Reihe  nach  und  in  bestimm- 
ter Folge  diesen  Thron  einnehmen,  und  der 
Rechte  desselben,  und  der  Einkünfte  der  Abo-a- 
ben  von  jenem  Handel  geniefsen  **). 

Von  ihrer  Sprache  sagt  Mungo -Park,  dafs 
sie  in  den  Königreichen  Kassan,  Kaarta,  Lada- 
mar  und  dem  nördhchen  Theile  von  Bambarra , 
wo  überall  die  Serawallih  vorzüglich  Handel 
treiben,  verstanden  werde,  und  dafs  sie  viele 
Kehlbuchstaben  habe,  und  unangenehmer  als 
die  Fulahische  klinge.  In  derselben  heifst  der 
Beamte  jedes  einzelnen  Orts:  Duti.  Ihre  Zahl- 
wörter sind  das  einzige,  was  er  uns  davon  gibt, 
nur  2.  und  8-  haben  einige  Ähnlichkeit  mit  den 
Mandingoischen  Zahlnahmen: 

1.  bani.  5.  sicco.  5.  karrago.      7.  nero.  g,  kabbo. 

i2..ßllo.  4.  narrato.       6.  toomo.         Q,  sego,         ii>.  tamo. 


*)  Mungo -Park,  S.53.         **)  T.  I.  S.  371  £F. 
MUhrid.  in.  L 


l62 

4.   Mandingo, 

mit 

5.   Bambarra,     6.   Bembiicky 

und  den 

7.  Jallonka,   8-  Sokko. 

Mandingo  -  S  p  r  a  c  h  s  t  a  mm. 
Die  Mandingd's  sind  eine  der  Verbreitetesten 
und  -angesehensten  Nationen  in  diesem  Theile 
Afrika's,  und  sind  recht  eigentliche  Negern  mit 
tiefliegenden  kleinen  Augen,  starken  Gliedern, 
aber  nicht  sehr  schwarz.  Sie  tragen  Barte,  ha- 
ben spitzgefeilte  Zähne,  und  werden  als  sehr 
'häfslich  geschildert.  Sie  sind  klug,  industriös, 
thätig,  und  der  Handel  dieser  Gegenden  wird 
vorzüglich  von  ihnen  betrieben.  Ihre  Mara- 
buths  (d.  i.  Priester)  sind  in  vielen  Ländern  in 
grofsem  Ansehen,  durchreisen  des  Handels  we- 
gen einen  orofsen  Theil  von  Afrika,  und  die.ser 
Handel  und  die  vielen  Colonien  dieser  aufser- 
ordentlich  verbreiteten.  Nation  haben  ihre  Spra- 
che zur  bekanntesten  in  diesem  Theile  von  Afrika 
gemacht.  (Auch  die  Einwohner  der  Cap-  Verdi- 
sehen  Inseln ^  die  übrigens  bey  ihrer  Entdeckung 
unbewohnt  gefunden  wurden,  stammen  von 
Mandingo's  ab,  vielleicht  aber  von  dahin  ge- 
brachten Sclaven.  Ihre  Sprache  ist  aber  sehr 
mit  dem  Portugiesischen  vermischt  *) 

Dafs  ihr  eigentliches  Vaterland  tiefer  in 
Afrika  liege,  wufste  schon  Labat  '=*);  Mungo- 
Park    spricht   eben  so  davon,    es  wird  an    die 

*)   Allgeiu.  Historie  der  Reisen,  Tb.  II.  S.  159. 

**)  Allgein.  Historie  der  Reisen,  Th.  II.  S.  574, 
■wo  aufser  diesem  Lande  im  Süden  von  Bembuk  noch 
ein  anderes  Land,  Yaya  genannt  wird,  woher  viele 
Mandingo's  gekommen. 


i65 

Quellen  des  Gambia  gesetzt.  .  Dort  soll,  nach 
Mungo_-Park,    ihre    Verfassung  republikanisch 
seyn,    in   den   von   ihnen    auswärts   gestifteten 
Staaten  ist  sie  beschränkt  monarchisch.     Solche 
Staaten  sind  bey  Mungo -Park  die  Königreiche 
WuUi,  welches  im  Süden  den  Gambia,  im  We- 
sten Walli,  im  Nordwesten  den  kkinen  Walli- 
flufs,  im  Nordosten  Bondu,  in  Osten  die  Sim- 
banische  Wüste  hat;  Kassan,  auch  Kaarta  (wo 
wenigstens  zu  Foningkidi  Mandingoisch  gespro- 
chen wird),  Bambarra,  nach  Golberry  eben  so 
'die  Reiche  Barra,  Kollar,  Badibou,  Haut-  und 
Bas-Yani,  alle  auf  der  rechten  $elte  des  Gam- 
bia, und  vorzüglich  auch  Bembuk  oder  Bambuk. 
Nach  älteren  Nachrichten  ward  auch  Caen  und 
Tomany  bey  den  Brittischen    Factoreyen    Tan- 
crowall  und  Yamyacunda  von  Mandingo -Köni- 
gen beherrscht,  und  sie  hatten  sich  in  Galam 
lest  gesetzt  *).  Golberry  hat  die  Geschichte  meh- 
rerer dieser  Eroberungen  angegeben.     Bembuk 
wurde  nach  den   Nachrichten,    welche  die  Na- 
tion bewahrt,  am  Ende  des  i\mhQT\  Jahrhunderts 
der  Mohammedanischen  Zeitrechnung,  also  un- 
gefähr ums  Jahr  1100  der  unsrigen,  von  einem 
Mandingo -Krieger  Abba-Manko,    zualeich  ei- 
nem eifrigen  Verbreiter  des  Islam,  erobert,  und 
auf  seine  drey  Söhne  vererbt,  unter  die  er  das 
eigentliche  Bembuk  (dessen  Einwohner  eigent- 
lich:   Malinkupen,    geheifsen  haben  sollen  **'), 
mit  den  reichen  Goldminen  von  Natakon  und 
Semayka,  und  die  Länder  Satadou  und  Konkou- 
dou    so   vertheilte,     dafs   letztere    unabhängige 

*)  Siehe  über  die  Länder  der  Mandingo's  im  An- 
fange des  aiebzehnten  Jahrhunderts:  Allgem.  Reisen . 
Ih.  II.  S.  572;   Th.  III.  S.  184. 

*")  Allg.  Hist.  der  Reis.  Th.II,  S.  374. 
L  2 


i64 

Staaten  waren.  Sie  sind  es  noch,  aber  die  Kö- 
nige beyder  letzteren  erkennen  den  Siratik  von 
Bembuk  noch  für  ihren  Chef,  der  auch  den  Vor- 
sitz bey  der  Versammlung  der  Vornehmsten 
aller  drey  Reiche  führt,  die  sich  jährlich,  oder 
bey  aufserordentllchen  Vorfällen  öfter,  ver- 
sammeln. Nach  ihrer  Tradition  wurden  sie  im 
neunten  Jahrhundert  jener  Zeitrechnung  von 
den  Portugiesen  unterjocht,  machten  sich  aber, 
nachdem  "sicli  dieselben  geschwächt  hatten, 
durch  eine  Verschwörung  und  Ermordung  der- 
selben an  Einem  Tage  wieder  frey.  Die  Könige 
dieser  Länder  retteten  sich  von  einer  Verschwö- 
rung der  Marabuths,  die  sich  in  Besitz  i]irer 
reichen  Minen  setzen  wollten,  und  noch  jetzt 
darf  keines  dieser  drey  Reiche  ein  Marabuth  be- 
treten. Die  Eroberung  der  Reiche  Barra,  Kol- 
lar  und  Badibou  setzt  die  Tradition  der  Man- 
dingo"8  in  den  Anfang  des  zehnten  Jahrs  *)  der 
Hedschra.  Amari-  Sonko  griff  mit  einem  Heere 
seiner  Landsleute  den  König  von  Salum  an,  und 
ward  und  blieb  Herr  von  Barra ,  Kollar  und  Ba- 
dibou, wovon  ersteres  Reich  (18  Meilen  lang 
und  14  breit),  gelegen  an  der  rechten  Seite  des 
Ausflusses  des  Gambia,  begränzt  in  Norden 
von  den  Staaten  des  Bur  Salum  und  von  Kollar, 
und  in  Osten  von  Badibou,  dem  ältesten  Sohne 
jenes  Amari- Sonko  zufiel,  dessen  Nachkommen 
es  so  besitzen,  dafs  von  den  fünf  Zweigen  dieser 
Familie  die  ältesten  Söhne  der  Reihe  nach  die 
Köniaiiche  Würde  von  einander  erben.  Dafs 
auch  um  Sierra  Leone  viele  Mandingo's  sitzen, 
lehren  die  Nachrichten  von  der  dortigen  Colonie. 

~  *)  Soll  wohl  heifsen:  Jahrhunderts,  oder  weil 
ausdrücklich  dabey  steht,  dafs  es  die  früheste  Erobe- 
rung gewesen,  vielleicht  dCvS  zweyten,  dixieme  statt 
deuxieuie. 


1Ö5 

Von  der  Sprache  der  Mandingo's  haben  Bar- 
bot a.  a,  O.  S.  415.  Allgem,  Hibtor.  der  Reisen, 
Bd.  III.  S  430,  und  Mungo-  Park  in  seinen  Rei- 
sen, nach  der  Hamburg.  Übersetzung,  S.  4.25. 
Wörterverzeichnisse  geliefert;  in  Mungo -Park's 
Reisen  sind  aucli  viele  andere  Wörter  dieser 
Sprache  zerstreut  angefiilirt  *),  Den  ganzen 
Gambia  entlang  sprechen  die  Mandingo's  nur 
Eine  Sprache  *'').  Aber  als  mehr  oder  weni- 
ger ausgeartete  Dialekte  der  Mandingo- Sprache 
sind  die  Sprachen  von  Bambarra  und  von  Bem- 
buk  anzusehen.  In  Bambarra  am  Giilbi,  dessen 
Hauptstadt  Sego  ist,  spricht  man  hauptsächlich 
ein  plattes  Maiidingoisch  ,  welches  Mungo-Park 
nach  einiger  Übung  verstand,  und  ohne  Schwie- 
rigkeit sprach,  wovon  er  aber  nm^  ein  einziges 
Beyspiel  auf  S.  145  anführt:  ma  dummido:  Men- 
schenfresser, weiches  sich  aus  dem  Mandingoi- 
schen  mo:  Mensch,  und  adummo:  essen,  sehr 
leicht  erklärt.  Golberry  bemerkt,  dals  die  mei- 
sten Sclaven  in  die  Französischen  Comptoirs  am 
Senegal  aus  BambaiTa  kommen,  woUichtes  ge- 
kräuseltes Haar,  einen  runden  Kopf,  eine  platte 
Nase,  dicke  Lippen,  hervorstehende  Backen- 
beine, krumme  Füfse  haben,  dick  und  stark, 
stupid,  aber  fröhlich  und  gut  waren,  und  eine 
rauhe,  wilde  Sprache  redeten:  aber  nicht  alle 
Sclaven  aus  Bambarra  sind  Bambarraner,  und 
es  werden  in  einzelnen  Gegenden  dort  mehrer- 
ley  Sprachen  geredet,  wovon  die  von  Dschen- 
neh  schon  erwähnt  ist,   und  die  Dschalonkaische 

*)  Berlin.  Übersetz.  S.  20,  1:9.  50.  55.  70.  87.  i68' 
169.  i7i.,i75.  174.  igo.  195.  208-  Gio.  212.  ?4i.  242.  244. 
24b.  249.  262.  -^69.  270.  293.  298.  522.  Auch  bey  Bar- 
bot findet  man  viele  Wörter  zerstreut. 

'*)   Allgem.  Hist.  der  Beisen ,  Th.  III.  S.  180. 


i65 

es  zunächst  wird.  Zu  FafFara  fand  Mungo -Park 
"wieder  reines  Mandingoiseh.  Von  der  Sprache 
von  Bembuk  sagt  Golberry:  dafs  es  eine  Mi- 
schuifg  von  verdorbenem  Mandingoischen,  Jo- 
loffischen,  Fulischen  und  Maurischen  sey,  eine 
grobe  Sprache,  in  der  man  auch  viele  Portu- 
giesische Wörter  finde,  eine  schwer  zu  verste- 
hende Art  Patois,  in  welcher  man  das  Mandin- 
goische  mit  Mühe  wieder  erkenne  =•').  Der  erb- 
liche Herr  jedes  Orts  heifst  hier  Farirn, 


s 

p    r    a    c 

h    p    r    0    b    e    n. 

M  a  n  (1  ] 

n  g  o 

nach  Barbot. 

nach 
0/dendorp. 

nach  Mungo  -  Park. 

Gott 

alla 

hanniba 

alla. 

Himmel 

' 

. 

Santo    ( bey  den    Mo- 
hamnied.  Manding. 
il  Jinna. 

Erde 

banko 

. 

banko  (Land:  doo). 

Wasser 

Ji 

. 

gee. 

Feuer 

dimbau 

• 

deemba. 

Sonne 

titlo 

tiäe 

teehe  (auch:  Tag.)- 

Mond 

korro 

pandintee 

korro. 

Mensch 

• 

mo. 

Mann 

Aea 

.       .       . 

fato   (^kea  bedeute: 
male.^ 

Weib 

muhsa. 

Kind 

ding    (bey  Barbot: 
nding  klein. ) 

Vater 

fait 
bau 

ba 

fa. 

Mutter 

jem 

ba. 

Tochter 

. 

ding  moosa    (ileino 
Frau    oder    weib- 
liches Kind.  ) 

Bruder 

barrin  -  kea 

•      '       ' 

ba  -  ding  -  kea  (mo- 
ther's  male  child.) 

Scliwester 

barrin  muhsa 

. 

ba  ding  moosa. 

Kopf 

kutig 

. 

koon. 

Auge 

.       . 

.       .        . 

nea. 

*)   Mungo  -  Parkt 
Loo.  583- 


i8o.  £o8.      CoJbeny,  T.   l. 


i67 


Olli- 
Nase 
Zunge 
Hanä 
Fiifs   • 
Brot 
Gib 
Böses 

2. 

3- 


M.  a  n  d  i  n  g  o 


nach   Barbot. 


buUa 

sing 

mungo 

muTiberty. 
kUUn 
fuhla 
sabba 


nach 
Üldendorp. 


bulla 


nach  Muni^o    Park. 


toola. 

noong. 

rnng 

boula  (Ilandiincl  Arm.) 

sing  C^'i^ls  und  i^eiii.} 

miinho. 

miO/7^^  (geben.) 

hilün. 
JQola. 
sabba. 


Die  Negern  am  Gambia,  in  Parhinsnn'sYoj^i- 
ge  (Lond.  1793),  S.  206,  deren  Zahlwörter 
1.  hilling^  2.  foohi,  ^! saba  u.  s.  w.  dorr  angeführt 
werden,  sind  ohne  Zweifel  Mandingo's.  Unter 
den  Mandingo's  reden  die  Männer  bey  gewissen 
Gelegenheiten  eine  Sprache,  welche  die  Wei- 
ber nicht  verstehen.  Wie  gering  oder  mehr 
oder  weniger  beträchtlich  aber  der  Umfang  die- 
ser Männersprache  sey,  läfst  sich  aus  den  Nach- 
richten nicht  bestimmen. 

JaUonka  oder  Jallunkan.     Sokko  oder 
Asokko   ='). 

Sprach -Ähnlichkeit,  wohl  aus  Stamm- Ver- 
wandtschaft (oder  aus  Verkehr)  entstanden, 
schliefst  zw^ey  andere  Völker  an  die'Mandingo's 
an,  wovon  die  letzteren  Nachbarn  und  Feinde 
der  Amina  in  den  von  der  Goldl  nste  einwärts 
liegenden  Ländern,  also  entfernt  genug  von  den 
Mandingo's  sind.  Denn  sechs  bis  sieben  Wochen 
sollen  die  Sokko  brauchen,  um  aus  ihrem  Lande 

*)  Dieses  Asollo  Icann  dann  nicht  mit  dem  Asokko 
im  Lande  der  Issinesen  zu  verwechseln  seyn,  welches 
AUg.  Hist.  d.  Reisen ,  Th.  IIL  S.  43Ö  u-  457  vorkömmt. 


i6'8  ^ 

zur  Küste  zu  kommen,  und  so  wie  sie  auf  der 
einen  Seite  mit  den  Amina,  so  auf  der  andern 
mit  den  Uwang,  einer  übrigens  unbekannten 
Nation,  gränzen.  Oldendorpen  verdanken  wir 
die  Nachricht  von  ihnen,  und  die  Wörter  ihrer 
Sprache,  welche  sich  in  verschiedenen  Gegen- 
den in  verschiedene  Dialekte  theilen  soll.  Sie 
scheinen  mehr  Civilisation  zu  haben,  als  andere 
umliegende  Nationen,  und  ihre  Religion  ein 
Gemisch  von  Christenthum  und  Mohammeda- 
nismus zu  seyn ,  wobey  wahrscheinlich  auch 
LandesbegrifFe  und  Gebräuche  zum  Grunde  lie- 
gen. Diese  Nation ,  deren  König  immer  Mansa 
heifst,  ist  theils  wegen  jener  merkwürdigen 
Weise  der  Gottes  Verehrung,  theils  wegen  der 
wahrscheinlichen  Verwandtschaft  mit  den  ent- 
fernten Mandingo's  besonders  des  Bemerkens 
und  einer  genaueren  Untersuchung  werth.  Jene 
Trennung  verringert  sich  etwas,  wenn  jene  Ent- 
fernung von  der  Goldküste  in  nordöstlicher 
Richtung  zu  verstehen  ist,  und  diese  dem  ei- 
gendichen  Vaterlande  der  Mandingo's  wenig- 
stens ein  wenig  mehr  nähert. 

Desto  näher  diesem  ist  das  Land  Jallonkadoo  ^ 
unter  anderen  mit  der  Stadt  Manna,  wo  Mun- 
go-Park war,  wo,  wie  dieser  sagt  '•'),  einzelne 
Oberhäupter,  wie  bey  den  Mandingo's,  aber  von 
einander  unabhängig  und  nicht  in  so  freund- 
schaftlichen Verhältnissen  sind,  dafs  sie  einan- 
der bey  Kriegen  mit  Andern  beyständen.  Viele 
Wörter  ihrer  Sprache,  fälirt  er  fort,  haben  eine 
grofse  Verwandtschaft  mit  der  Mandingoischen, 
doch  sieht  man  sie  als  eine  ganz  verschiedene 
Sprache  an.     Mungo -Park  hat  die  Zahlwörter, 

*)   S.  301.  502. 


169 

Oldendorp   aufser  dem  auch  andere   gegeben 
die  Wahrheit  der  letzteren  wird  durch  das  Zu- 
sammentreffen der  ersteren  bestätigt,  und  auch 
die  Vergleichung  mit  dem  Mandingoischen  da- 
durch gesichert. 


Gott 

Himmel 

Sonne 

Mond 

Mensch 

Mann 

Weib 

Kind 

Vater 

Mutter 

Kopf 

Hand 

Fufs 


S  p  r  a 

Jallonka 
bey  Mungo-Park 


hp 


kidding 
ßdding 
sarra 
nani 

SQOlo 

seni 

soolo  ma ßdding 
soola  ma  sarra 
ioolo  ma  nani 


Jalunkan      |        Sokko 


bey 


Oldendorp. 


largetangala 

meirgetangala 

teile 

karree 

mogee 

kai 

musez 

ledinge 

messee 

minzi. 

ikkunjee 

ibolee 

ifgenge 

keling 

ßlla 

saba 

nani 

lolu 

worro 

orwila 

sagi 

kononto 


urbar if   dauni. 
mansa^  allah. 

bandee. 

tillee. 

kalla.       ■ 

manni, 

kjä. 

mussu, 

nadi, 

fa. 

na. 

ukkung, 

bulla,  blu, 

afo. 

külle. 

felaa. 

sauaa, 

nani. 

duli. 

woro. 

ornala. 

sctti. 

konundo. 


9.  Fellup,  Felups.  10.  Banyonen.  n.  Ti- 
maneys.  12.  Bullam. 
Die  Felupen,  Flüps  wohnen  an  den  Ufern 
des  Casamanca  und  ihr  Hauptort  ist  Vintain. 
ihre  ganze  Physiognomie  und  Sitten  haben  etwas 
Barbarisches  und  Wildes,  sie  sind  mürrisch  und 
unversöhnlich,  aber  auch  ehrlich  und  dankbar  *). 

•)  Mungo. Park,  S.  14.     Golberry,  V.  I.  S.  xog. 


i7o 

Die  Banyonen,  die  unter  ihnen  wohnen,  hält 
man  für  gesitteter  *).  Diesen  wird  '•'■*)  eine 
besondere  Sprache  zugeschrieben,  von  der  der 
Felup  hat  Mungo -Park  die  Zahlwörter: 

1.  eriory.  4.  sibukeer.  7.  Jootuck  cookaba. 

2.  ückaba  od.  cookaba.    5.  Jooruck.  8-  Jootuck  sisajac 
5.  iiscijee.                            b-  fooruck  enory.    g.  footuck  sibakeer. 

'  10.  sibankonyen. 

Im  Süden  des  Gambia  wohnen  demnächst 
eine  Menge  von  Völkern  bis  zum  Palmen-Vor- 
gebirge, an  zwanzig,  sagt  GolbeiTy,  z.  ß.  die 
Haptls  an  den  Ufern  des  St.  Domingo,  des  Giba 
lind  auf  allen  Bissayos  Inseln ,  vvelche  grobe 
Züfje  und  einen  wilden  Charakter  haben  Au- 
fser  dem  findet  m^ni  nach  eben  diesem  Schriftstel- 
ler ar>  dieser  Seite  des  Gambia  mehr  unter  ein- 
ander zerstreute  Horden,  als  vereinte  Völker- 
schaften. 

^och  südlicher  wohnen  die  B ii IIa m's  und  Ti- 
maneys  *** ;,  deren  König  die  Inseln  Forbana,  Fom- 
bana,  Robana,  Gambia  und  den  Flufs  Sierra 
Leone  besitzt,  und  die  Bagoes,  alle  wohl  ge- 
baute und  wackere  Ntrgern.  Von  der  Sprache 
der  Timaney's  hat  Golberry  ****)  die  V/örter 
aufbehalten:  atot ,  atot ,  atot,  miingo  ouuiferay 
d.  i.  bon,  bon,  bon,  le  roy  blanc.  Der  Kö- 
nig der  Bullam's  trat  den  Engländern  Plätze  für 
ihre  Colonie  .von  Sierra  Leone  ab.  In  dem  Ac- 
count of  the  native  Africans  in  the  neighbour- 
hood  of  Sierra  Leone   by    Tliom.    Winierbottom. 

*)   Allgem.  Hist.  der  Reisen,  Th.  III.  S.  49. 

**)   Eben  daselbst,   S.  222. 

***)  Ob  sie  mit  dem  bey  den  Mandingo's  erwähil- 
'ten  Reiche  Toiuany  in  Verhältnissen  stehen ,  ist  nicht 
Uar. 

****)  T.II.   S.  263. 


i7i 

Vol. LH.  Lond.iSo3.  8-  befindet  sich  ein  VVör- 
Terverzeichnifs  der  Sprache  der  Timmany  und 
derBullam.  Sie  soll  Nasal- Vocale,  viele  Con- 
sonanren,  aber  keine  Zischlaute  haben.  Nach 
der  Nachricht  am  Schlüsse  des  Susu-Katechis- 
mus  soll  das  Land  der  Timmany  sparsam  be- 
wohnt, und  mehr  nach  Art  der  FiilaJi,  als  nacii 
Art  der  Mandingo,  Susa,  und  Baga  regiert  seyn. 
Die  Baga- Städte,  welche  der  Verfasser  kann- 
te, wurden  alle  eben  so,  wie  die  Susu- Städte  re- 
giert, die  Timmany's  hielt  er  für  roh  und  wild. 

15.     SuSLi,    Susoo. 

Die  Susu's  bilden  die  nächste  i'/z^o- Umge- 
bung der  interessanten  Englischen  Niederlas- 
sung Sierra  Leone;  durch  die  Englischen  Mis- 
sionairs unter  ihnen  sind  uns  die  Örter  ihres 
Landes  eben  so  wie  ihre  Sprache  bekannter  Ge- 
worden -).  Jede  dieser  Städte  wird  von  ein^m 
Oberhaupte:  Munhge,  oder  7i// Zy//?^;7  genannt, 
mit  Zuziehung  der  älteren  Einwohner ^für  sich 
regiert,  ohne  von  einer  andern  Stadt  abhängig 
zu  seyn.  Sie  bilden  oft  freywillige  Verbindun"^ 
gen,  sowohl  in  Hinsicht  bürgerlicher  Angele- 
genheiten, als  der  Ausübung  der  Criminal-Ju- 

*)  Die  am  Rio  Pongas  heifsen:  Eareja  ,  Barikga- 
larg,  Basheia,  Bungka,  Dembaia,  Dommgji,  Fam- 
bade, Funawhuri,  Juhheiuatode,  Juhhemahe,  Kaiw- 
huritai,  Kaniatauibeia  ,  Kengshebürung  ,  Kising, 
Rondaia,  Konawhuri,  Lisa,  Mansungji,  Moraia,  Sa- 
inasera,  Sunkgueia,  Tapesa,  Tugekiring,  Wohha- 
whun,  Wondeti,  und  nordwärts  von  Dembaia-  Ha- 
bering, Labaia,  Shemasbä,  Snmbure,  Töramila. 
Wunsang,  letzteres  mit  fast  tausend  Einwohnern. 
Wunsang  bedeutet:  Entlassung  der  Versaumilung, 
konawhuri,  Brechung  des  Schwurs  oder  Gelübdes. 


173 

'  stiz,  deren  angekündigten  Aussprüchen,  auch 
Todesurtheilen,  sich  widersetzen  zu  wollen, 
gefährlich  seyn  würde.  Golberry  ist  vielleicht 
zu  bestimmt,  wenn  er  die  Suso's  (welche  er,  wie 
schon  bey  den  Fulah's  erwähnt  worden,  Fala- 
Suso  nennt,  und  fälschlich  zu  den  Fulah's  rech- 
net), zwischen  Sierra  Leone  und  dem  Cap  de 
Monte  in  fünf  Völkerschaften  theilt,  welche  eine 
Föderativ -Republik  bilden,  deren  jede  beson- 
dere Obrigkeiten,  und  ein  geheimes  Gericht 
von  fünf  und  zwanzig  Mitgliedern  tür  sich  habe, 
in  welches  nur  Männer  über  dreyfsig  Jahr  mit 
Vorsicht,  nach  Bestehung  fürchterlicher  Pro- 
ben, feyerlich  aufgeuommen  werden,  und  von 
welchen  Purrah's  die  ältesten  Mitglieder  die  all- 
gemeine Purrah  für  alle  fünf  Völkerschaften  aus- 
machen, die  bey,  zwischen  ihnen  selbst  entste- 
henden Feindseligkeiten  heimlich  im  Gebiethe 
der  neutral  Gebliebenen  versammelt,  und  de- 
ren ausgesprochene  Strafe,  z.B.  Plünderung  der 
Schuldigen  für  vier  Tage,  von  neutral  Geblie- 
benen vollstreckt  werde  *). 

Hülfsmittel  der    Susu-Sprache. 

Kaire-fe  sinkge  Susu  dimediek  be  fe  ra; 
nung  Mawhoring  fe  die  iorek  be  fe  ra.  A  spel- 
ling  book  for  the  Susoos  and  a  Catechism  for 
little  Children.     Edinb.  1802.  8- 

Mawhoring  fe  Singe  Susu  whi  nung  Furto 
whi  ra  Susu  dimediek  be  fe  ra.  First  Catechism 
in  Susoo  and  English  for  the  use  of  the  Susoo 
Children.     Edinb.  1801.  8-  .       ^ 


•)  Golberry,  T.  I.   S.  114. 


^  173 

Mawhoring  fe  firing  Siisu  dimediek"be  fe  ra. 
SecondCatechism  for  the  Susoo  Children.  Edinb. 
iSoi.    8. 

Mawhoring  fe  shükung  Susu  Dimediek  be  fe 
ra,  Third  Catechism  for  the  Susoo  Children. 
Edinb.  1802.    8- 

Mawhoring  fe  näni,  fe  fange  maseng  fe  ra, 
nahhän  fama  Susue  be,  hha  ehha  vvhi  hharang 
fe  ringka  nung  siba  fe.  Fourth  Catechism,  in- 
tended  to  point  out  the  avantages,  that  would 
arise  to  the  Susoo  People  form  their  learning 
read  and  write  their  own  Language.  Edinb. 
1802.    8. 

Mawhoring  fe  shüli,  bonie  teri  fe  maseng  fe 
ra,  Susue  nahhan  shukuftia  Allah  be.  Fifth Cate- 
chism, intended  to  expose  the  absurd  notions; 
that  the  Susoos  entertain  concerning  Religion. 

Mawhoring  fe  sheni  Susu  dimediek  be  f e  ra 
Maseha  maninga  fe  ra  nung  ahha  seli  fe,  Moha- 
medu  fokhera  nung  ahha  seli  fe  fokhera.  Sixth 
Catechism  for  the  Susoo  Children,  intended  as 
a  comparison  between  Christ  and  his  religion 
and  Mohammed  and  his  religion, 

A  Grammar  and  Vocabulary  of  the  Susoo 
Language.     Edinb.  1802.   8. 

Grammatischer   Charakter  der   SusU' 
Sprache. 

1.  Die  Vocale  sind  von  sehr  vielfacher  Aus- 
sprache, ß,  /  und  o  haben  zweyerley,  u  dreyer- 
ley ,  e  viererley  Aussprache.  Es  gibt  einen  sehr 
tiefen  Kehllaut,  der  sehr  häufig  vorkömmt,  und 
der  mit  dem  Laute  verglichen  wird,  welchen 
man  in  der  Northumberländischen  Volksspra- 
che dem  r  gibt.    Dafs  manche  Arabische  Wörter 


174 

in  dieser  Sprache  vorkommen,  kann  bey  dem 
Einflüsse  der  Mohammedanischen  Lehre  auf 
diese  Gegenden  bey  keiner  ihrer  Sprachen  auf- 
fallen. 

2.  Die  Substantive  haben  keine  auszeich- 
nende Endung,  doch  scheinen  belebte  Subjecte 
mehr  auf  e  auszugehen,  unbelebte  mehr  auf  e, 
zum  Unterschiede  des  Geschlechtes  wird,  wenn 
es  nöthig  ist,  und  niclit  verschiedene  Wörter 
für  die  beyden  Geschlechter  da  sind,  hhame 
männlich,  gine  [g  ist  immer  hart,  wie  bey: 
Gold)  weiblich  angehängt.  Diminutive  werden 
gebildet,  indem  man  c?/  (welches  Kind  bedeutet) 
hinten  anhängt,  z,  B.  lingka  di  kleiner  Tisch. 

3.  Abgeleitete  Substantive  werden  durch 
Setzung  der  Sylbe/e  nach  der  Wurzel  des  Ver- 
bum  gebildet,  z.B.  /«sterben,  tu  fe  Tod,  gähu 
fürchten,  gähufe  Furcht.  Das  angehängte  muhhe'e 
bildet  Abstracta  der  Personen,  lokha  bezeichnet 
die  Zeit,  ire  den  Ort,  z.  B.  kongdie  sha  muhhe 
Richter,  hongdie  she  ire  Gerichtsplatz,  kongdie  she 
logha  Gerichtstag;  das  angehängte  she  das  In- 
strument. 

4.  Der  Plural  hat  nicht  immer  eine  bestimm- 
te Endung,  doch  ist  es  gewöhnlich,  coderein 
dumpfres  e  hinten  anzuhängen,  ohne  dafs  da- 
durch der  End-Vocal  des  Substantivs  hinweg 
genommen  wird.  Die  Casus  werden  durch  hinten 
angehängte  Laute  ausgedruckt ;  derGenitiv  durch 
hha^  der  Dativ  durch  be,  der  Accusativ  durch 
ra,  der  Vocativ  durch  ö,  der  Ablativ  durch  ma; 
doch  wird  die  Endung  des  Genitivs  oft  wegge- 
lassen, und  die  des  Accusativs  dann,  wenn 
Ortsverhältnisse  bezeichnende  Präpositionen 
dabey  stehen. 


17 '5 

5.  Die  Adjective  erfahren  keine  Verände- 
rung der  Endung,  sie  stehen  immer  hinter  dem 
Substantive  imd  auch  hinter  dessen  Casus -En- 
dung. Um  den  Comparativ  auszudrucken,  wird 
pisa  oder  dangu  nach  dem  Adjective  hinzu  ge- 
setzt, eben  so  bey  dem  Superlative,  wo  man 
dann  noch  üder  alle  hinzu  fügt.  Der  angeführte 
Nachsatz  mu/i/ie  bildet  auch  Adjective,  die  sich 
von  Verben  ableiten,  z.  B.  s/ie  ra  Jala  miihhee^ 
arbeitsam,  thätig  (von /-ß/ö/c  thun,  .s/ze  Sache). 

6.  An  die  Pronomen:  ein  ich,  e  du,  «er, 
sie,  es,  muha  wir,  wo  ihr,  e  sie,  \vird  oft  lang 
hinten  angehängt,  ohne  weitere  Bedeutung, 
oder  Zw?^  angehängt,  welches:  selbst,  bedeu- 
tet. Die  Pronominal -Adjective  bilden  sich  da- 
von, indem /^Aa  nachgesetzt  wird,  emhha  mein, 
oder  she  Ding,  oder  be  she,  z,  B.  em  she  das  Mei- 
nige. Bey  jeder  Person  der  Verben  stehen  die 
Pronomen  vor  dem  Verbal -Laute- 

7.  Das  Verbum  hat  neun  Formen,  um  die  ver- 
schiedenen Tempora  auszudruken,  indem  im 
Präsens  (welches  auch  in  der  Bedeutung  des  Fu- 
turum steht)  ma  hinten  angehängt  wird,  im  Im- 
perfectum  der  Erzählung  die  Wurzel  allein 
steht,  im  Präter.  compos.  banta  vorgesetzt  wird. 
Das  Imperfectum  der  eigentlichen  Währung 
setzt  mi  vor  das  Präsens,  dasPlusquamperfectum 
nu  vor  die  Wurzel,  oder  nü  banta  vor  das  Prä- 
sens, das  Futurum  fama  vor  die  V/urzel,  oder, 
um  auszudrucken-:  ich  war  im  Begriff,  Etwas  zu 
thun,  wird:  7m  fama,  um  das  Futurum  exactum 
zu  bezeichnen:  fama  gel  vorgesetzt.  Der  Impe- 
rativ wird  durch  jnüssen  ausgedruckt:  e  hha,  du 
rnufst;  der  eigentliche  Conjunctiv,  welcher  die 
Stelle  des  Infinitivs  vertritt,  durch  das  hinten 
zugesetzte /e  ra,  z.B.  em  lü  Je  ra ,  dafs  ich  sey. 


176 

Aber  noch  sieben  Formen  '  drucken  dem  Con- 
junctive  verwandte  Modificationen  des  Verbal- 
Begriftes  aus,  vermittelst  des  Hülfs-Verbum 
fäta  können,  geschickt  seyn:  Präsens  emfäta  lü, 
Imperfectum  ern  nü  fäta  lü,  Präter.  compos.  em 
banta  fata  lü ,  Plusquamperfect.  em  nu  banta  fäta 
lü,  Futurum  em  fäta  fa  lü,  Futurum  exact.  cm 
fätafagei  lü,  und  für:  ich  würde  im  Begriff  gewe- 
sen seyn,  em  nü  fäta  fa.  Das  Pö55zV  bildet  sich, 
indem  erst  das  erwähnte  Verbum  substantivum, 
welches  ganz  gleiche  Biegung  mit  den  übrigen 
Verben  hat,  vor  die  Wurzel,  und  hinten  nach 
dieser  hhe  gesetzt  wird,  z.  B.  em  lüma  rafala  hhe^ 
ich  werde  gemacht. 

Man  sieht  hieraus;  dafs  diese  Sprache  ausge- 
bildet genug  ist,  um  die  mancherley  Verhält- 
nisse des  Subjects  und  Prädicats  gehörig  aus- 
zudrucken. 

Sprachprobe, 
Susuisch. 

'Aus  dem  Spelling  Book  for  the  Susoos. 
Unser  Vater      welcher      dort    Himmel       in 

Mukuhha  Tafe  nahhäri  na  araiani  kue, 

Dein     Nähme    mufs  seyn        heilig 

Ehha  hhili  hha  lü  hhadüsa  ra, 

Dein  Reich         mufs  kommen 

Ehha  melküta  hha   fä, 

Die  Menschen  müssen  thun      Erde       auf,         was 

Mulihee      hha    fe  ra  bä  böhhe  ma  nahhän 

gefällt  dir,      gleich       Himmel        in       wie 

niuhhung   e  be   eme    araiani  kue   ke 

was  bey 

nahhdn  ma 


-  177 

Du  mnfst        Speise       geben  uns  Tag     für     Tag 

E  hha  doiig  she  fe  muku  ma  logha  ö  lokha 

Dumufst         unser  Schlechtes         wegthun  uns, 

E  hha  mukuhha  fee  niähhe  ra    bü    muku  be 

gleich     wir  Schlechtes        wegthun        Leuten, 

eme  muku  fe  niähhe  ra  bümamuhhee  be 

w^elche  Schlechtes  thun  uns. 

nalihäii  fe  niähhe  ra  bäma  muku  be. 

Du      nicht  uns  einlasse       Schlechtem     zu 

E  na  ma  muku  ra  sho  she  niähhe  ma, 

Sondern       du   mufst       uns  wegnehmen  Schlechtem 

Kono,    e   hha  muku    tonkga    she,   nialihe 

bey. 

fema.         Amen. 


Grammatische  Erklärung  des   V.    U. 

Mukuhha^  ehha;  Ma  ist  der  Anhang,  der  aus 
dem  Pronomen  das  Pronominal -Adjectiv  macht. 

Na/ihdn  das  Relativ -Pronomen. 

Na  das  Adverbium,  Aue  die  nachgesetzte  Prä- 
position. 

Hha  vor  dem  Verbum  lü  der  Ausdruck  des 
Imperativs. 

Hhadüsa  und  melküta  Arabische  Wörter,  ra 
ein  oft  nicht  zu  übersetzender  Anhang. 

Fa  kommen. 

Fe  ra  die  Umschreibung  des  Infinitivs,  ba 
ist:  thun. 

Ma  die  wieder  nachgesetzte  Präposition,  oft 
aber  auch  Zeichen  des  Ablativs  und  Dativs. 

Be  das  nachgesetzte  Zeichen  des  Dativs. 

Nahhan  ma  dieser  für  uns  unnöthige  Zusatz 
vermuthlich  eine  der  Eigenthümlichkeiten  dieser 
Sprache,  welchen  diese  Formel  sehr  genau  an- 
gepafst  erscheint. 

Mithrid.  III.  M 


175 

E  dt\;  mah  ^vülcle  sehr  irren,  wenn  man  c 
M/tt  mit  dfeih'  vorhergehenden  eh/ia  verwechsehi 
Nvqll.te. 

D'Ö77;g  essen,  she  ein  Ding,  eine  Sache,  /<?,. 
]iernachyc<?,  ein  unbestimmter  Zu&atz,  der  be- 
deutet: was  gehört  zu,  was  betrifit,  und  Ver- 
bal-Substantive  bildet. 

Lohha  Tag,'  und  Zeit  überhaupt. 

üöT  das  Zeichen  des  Accusativs,  der  vorher 
geht. 

Bü  wegnehmen,  ha  thnn,  im  Wörterbuche 
weniger  unterscliiederi.  Büma  und  bäma^  mit 
dieser  Flexion  ma^  welche  das  Präsens  be- 
zeichnet. .  , 

Na  sowohl  als  ma  Bezeichnungen  der  Ver- 
neinung, 

Sho  eigentlich :  eintreten. 

Bey  tonkga  she  scheint  hinzu  verstanden  wer- 
den zu  müssen  :  wenn  wir  sind,  bey  dem  Bösen.  ' 

Unter  den  bisher  angeführten  Wörtern  der' 
Afrikanischen  Sprachen  und  einigen  anderen 
zeigt  sich  blofs  zwischen  dem  Siisuischen  gine 
Weib,  und  dem  Jalöfischen  c/igin,  zwischen 
dem  Susuischen  IiungKopf,  72/0  Auge,  ;z/e;7gZahn, 
de/ah/ie  Ha-nd  und  AriVi,  sang  Fufs,  i7ie  hören, 
Je  Wasser,  uri  Holz,  oder  Baum,  Ju/i/ie  Fisch, 
wJwne  Vogel,  banhhi  Haufs,  g^H .{S  ^^^'^  ausge- 
sprochen) Krieg,  mungwas?  kiririg  i ,  nani  ^y 
jnauhojiia  20,  keine  100,  woWicme  lopo,  und 
den  Mandingoischen  gleichbedeutenden  Wör- 
tern: klinge  nia,  ^^^^S-,  balla^  ^i^'^^-)  ^^^yj^y  ^^^^ 
(bey  Mungo -Park  nach  der  Englischen  Ausspra- 
che), _yeo,  cono^  boong  ( beydes  bey  Mungo- 
Park)  /'////,  mun^  /iil/in,  nani,  wwau  ^  kemmy^ 
wublly,  mehr  oder  weniger  Ähnlichkeit.  Ver-; 
kehr  mit  den  Mandingo's  würde,  wenigsten^  dar- 


^79 

aus  erliellen,  wenn  man  auch  nicht  schon  wüfste 
dafs  die  Mandingo's  zahlreich  in  diesen  Ge- 
genden wohnen.  Wenn  diefs  nicht  der  Fall 
wäre,  so  würde  man  aus  jenen  Ähnlichkeiten 
mit  einigem  Grunde  selbst  auf  Abstammunas- 
Vervvandtschaft  schliefsen  können. 


14.  Kanga. 


15.  Mangree. 


16.  Gien. 


Wir  kennen  diese  Nationen  blofs  aus  den 
Aussagen  einiger  Negern  bey  Oldendorp,  und 
sie  setzen  nicht  in  den  Stand,  die  Wohnsitze 
derselben  näher  zu  bestimmen.  Dafs  die  Kan^a 
nach  diesen  Aussagen  an  Mandingo's  undFulah's 
gränzen,  bestimmt  ihnen  diesen  Platz.  Es  ist 
sehr  möghch,  dafs  sie  defshalb  doch  an  die 
PfefTerkiiste  gehören,  da  wir  die  südliche  Gränze 
der  Niederlasstmgen  der  Mandingo's  undFulah's 
nicht  genau  kennen,  und  Golberry  wenigstens 
die  Fulah's  bis  zum  Palmen-Vorgebirge  erstreckt. 
Die  oben  genannten  drey  Völkerschaften  grän- 
zen an  einander,  zwischen  den  beyden  letzte- 
ren, deren  Sprache  wenig  verschieden  sey,  sich 
aber  nicht  so  zeigt,  fliefse  ein  grofser  Flufs;  die 
ersteren  wohnen  an  der  Küste ,  sollen  sich  aber 
weit  ins  Land  erstrecken,  die  Mangree  tief  im 
Lande  wohnen. 

Sprach  proben. 

Kans;a. 


Gott 

Himmei 

Sonne 

Mond 

Mensch 

Mann 

Weib 

Kind 


nesua 
nesua 
Jiro 
fjo 

njumho 
nebeju 
j'unoo 
omannaju 


Mangree. 

Gien. 

jankombum 

tata 

Iataa 

mia 

laniu 
auwae 
pikkcninne 

grebo, 
lam. 
jinaa, 

SU. 

me. 

nnsoibe. 
lung. 
no. 

i8^ 


Kanga. 

Mangree. 

Glen. 

Vater 

mi 

amee 

indaa. 

Mutter 

ni 

pakkahel 

enne. 

Kopf 
Hand 

nandewu 

tri 

ungo. 

nakoa 

ikho. 

Fufs 

namboQ 

trippi 

nuget^ 

1. 

aniandu 

do. 

2. 

anlassen 

sung. 

3. 

anietan 

ta. 

17.  Quoja.     18.  Hondo. 

Auf  der  Pfeifer-  oder  Körnerkiiste  zeigen 
uns  die  alten  Reisebeschreibungen,  die  Dapper 
benutzte  *),  das  Reich  Quoja  am  Cabo  Monte, 
mit  den  Ländern  Vey  und  Fuy,  das  Reich  Fol- 
gia,  mit  der  Landschaft  Karu,  und  ein  noch 
tiefer  einwärts  liegendes  mächtiges  Reich,  von 
dessen  Nahmen  nachher  die  Rede  seyn  wird, 
und  von  welchem  zu  jener  Zeit  der  König  von 
Folgien  eben  so  abhängig,  als  der  der  Quojer 
des  letzteren  Vasall  war.  Alle  diese  Völker  füh- 
ren den  Beynahmen  Monau  oder  Monu,  welcher: 
Volk,  bedeutet,  und  so  ist  von  den  Bobn-Mo- 
nau  am  Palmen -Flusse,  von  den  Z////z- Monau, 
von  den  Ouilllga-Monu,  von  den  Gedde-Monu, 
von  den  £aru-Monzu ^  von  den  Oi/ß^/- Monau, 
Ton  den  Karradobu -  Monsiu ,  von  den  Z^ogo- Mo- 
nu, von  den  jF/om/ö- Monu  gesprochen,  welche 
alle  in  die  Nähe  der,  Q'^oja  gesetzt  werden. 
Dogo  ist  eine  Landschaft  von  Hondo ^  von  den 
Honda-Monu  sind  die  Gala  vertrieben  worden. 
Nachkommen  der  rechten  Völker  Galas  **), 
welclie  nach  dieser  Vertreibung  und  ihrem  Ver- 
hältnisse zu  den  F/ oder  Vey:  Galavl,  d.i.  halbe 

*)    Dapper's  umbständliche  und  eigentliche  Be- 
schreibung von  Africa.     Amsterd.  1670.  S.  536.  fF. 
*•*)  A.a.O.  S.  388. 


I 


Galas,  und  halbe  Vi  genannt  werden,  am  Ur- 
sprünge des  Flusses  Movah  vor  einem  grolsen 
Gehölze,  als  Unterthanen  der  Quojer,  wohnen, 
statt  dafs  die  rechten  Galas  hinter  jenem  Walde 
(auf  dessen  anderer  Seite  nordöstlicher  Hondo 
ist),  unter  der  Herrschaft  des  oben  erwähnten 
mächtigen  Reiches  und  einem  Anführer  Gal/a^ 
falli  leben.  Dieses  mächtige  innere  Reich  wird 
Manu  genannt,  welches  höchst  wahrscheinlich 
nichts  anderes  als  jenes  Monau^  Monu  Volk,  und 
also  ein  Appellativum  ist,  denn  diese  Männer 
heifsen  Mendi-Manu,  d.  i.  Herren -Volk,  und 
werden  von  denFolgiern  durch  die  Flüsse  Junko 
■und  Arvoredo  geschieden,  welche  beyde  zehn 
Meilen  vom  CapMesurado  im  p,°  N.  Br.  ins  Meer 
fallen,  imd  an  welchen  auch  die  Landschaft  Kam 
liegt,  deren  Einwohner  von  den  Folgiern  über- 
wunden und  mit  sich  verbunden  wurden;  Kam 
gehörte  zur  Zeit  dieser  Nachricliten  zu  dem  von 
den  Karu  eroberten  Ouoja,  der  König  von  Ouoja 
war  ein  Karu.  Das  Land  Vi  oder  Ouoja,  Hegt 
östlich  von  Gebbe,  durch  den  Plufs  des  heiligen 
Pauls  getrennt.  Die  Ko^ide-  Quojas  oder  Hoch- 
Quojer  wohnen  bey  den  Hondo. 

Die  Sprachen  dieser  beyden  x\rten  der  Quo- 
jer sallen  sich  wie  das  Niederdeutsche  und 
Hochdeutsche  unterscheiden.  Ausgezeichnet 
werden  neben  ihnen  "')  die  Sprachen  der  Hon- 
do, der  Folgier,  und  der  Gebbe,  und  auch, 
obwohl  nicht  so  deutlich,  die  Timmasische ^  die 
Quilligische,  die  der  Vey  und  die'  der  Puy. 
Letztere  beyde  Völker  waren  zahlreiche  Einwoh- 
ner des  Landes  vor  den  Eroberungen  der  Fol- 
gier, und  von  diesen  unterstützten  Karuer  (wel- 

*)  A.  a.  O.  S.  386.  406.412. 


i^2  '    . 

che  sich  bis  an  den  Sierra  Leone  erstreckt  ha- 
ben). Die  Sprache  der  Folgier  sey  die  schönste, 
edelste  und  zierlichste  unter  diesen,  und  von 
der  Gebbe-Monuischen  ein  .wenig,  unterschie- 
den. -  Ob  diese  Folgier  (mit  den  Gebbe)  in  ir- 
gend einemVerhäitnisse  zu  den  iv^/Ze/"« stehen  (von 
denen  im  zvveyten  Abschnitte  die  Rede  gewesen 
ist)^  lälst  sich  aus  Mangel  an  Nachrichten  von 
jenen  Sprachen  nicht  ausmitteln.  Übrigens 
werden  den  Ouojas,  Gala -Vi,  Gala,  Hondo, 
Karau,  Folgias,  und  Manau  fast  einerley  Sitten 
und  Gottesdienst  zugeschrieben.  'Zu.ersteren 
gehört  auch  ein  geheimer  ßimd  und  Strafgericht 
Belli' Paaro  *),  welche  mit  der  Purah  der  be- 
nachbarten Susu  grofse  Ähnlichkeit  hat. 

Von  der  Sprache  der  Quoja  sind  in  der  an- 
geführten Beschreibung,  nächst  einigen  Thier- 
und'Pfianzennahmen,  folgende  Wörter  angege- 
ben: himdedung  Kopfweh,  iidung  Zahnweh,  le- 
ßng  Kasten,  Becken  (etwas  darein  zu  legen), 
ko  Sprache,  dondag  König,  mendi  Herr,  ding 
Lobgesang,  horedo  Schild,  namady'ich.  danke  dir., 
bquA§  Xyo^Xt^t  e\\c\\^  claii  <?  hört  auf  zu  klagen, 
sovahy  sovac/i  oder  suah  böses,  bö$er  Einfall, 
Zauberey,  Teufel. 

19.  Issinesen,  Quaqua. 
Die  Issini  oder  Osclvin  wohnten  bis  gegen 
das  Ende  des  siebzehnten  Jahrhunderts  zehn  See- 
meilen unterhalb  des  Vorgebirges  Apollonia; 
nach  einem  un^liicklicheu  Kriege  mit  dem  Volke 
Ghiomo  an  diesem  Vorgebirge,  suchten  sie  an- 
dere Wohnsitze  und  zwar  etwas  nördlicher  bey 
dem  Volke  Veleres  d.  i.  Flufsßscher ,  welche  si,Q 
aufnahmen,  und  mit  Hülfe  derselben  die  Esieps 

*)  A.  a.  O.  S.  415. 


185 

austrieben,  die  sfe'iäifdi  vorher' auf^renommen 
hatten,  die  sich  ihnen  aber  jetzt  lästig  machten. 
Nun  \vohnen  also  jene  beyden  Völkerschaften 
in  diet^m  kleinen  Reicho,  welches  auch  Albini 
genannt  wird,  indem  die  Veteres  'um  dea  ^Flufb 
Issini  -und  andere  FKisse  von  der  Fisohorey  auf 
denselben,  die  Issiuesen  an  der:  Kiiofe  Ifeben. 
Letztere  sind  wohlgestaltet,  und  es  befinden 
sich  wenige  plattnasige  unter  ihnen.  Täglich 
verrichten  sie  des  Morgens,  wenn  sie  sich  im 
Flusse  gewaschen  haben,  ein  Gebeth ,  welche^s 
uns  in  ihrer  Sprache  aufbehalten,  und  -das  ein- 
zige ßeyspiel  derselben  ist*) : 

Anghiumt  maim  mdrö ,  maTna  orie,  mame  sl^ifilie 
e  ohhni^mameajiukuf  mame  brenibi  ^  maiiie  anguaii 
e  aivnsan; 

welches  so  übersetzt  wird : 
Mein    Gotc   gieb    mir   diesen   Tag  Reifs   unH 
Yäuis,  gib  mir  Gold  und  Ai^ris,  gib  mir  Sclaven 
imd  Reichthümer,  Jtib  mir  Gesundheit,  und  dats 
ich  möge  hurtig  und  schnell  seyn. 

Genau  ist  dieUbersetzuug  nicht,man  sieht  bal^, 
dafs  mamc,  gib,  bedeuten  mufs,  und  wir  finden 
■  dasselbe  Wort  in  ^er  Auiina-S])rache,  znoro  Vvird 
Reifs,  o/icYsms,  sÄiU-e  Gold,  oÄ/,on  Aigris,  aJ^aka 
Sclaven,  brembl  Reichthiimer,  anguaii  und  awnsan 
gesund  und  schnell  seyn.      - 

Aüfser  dem  aber. igt  sowohl  die  PfeiTer-  oder 
Körnerküste,  als.  jene  ^ah.n-  oder  Elfenbein- 
Küste  bisher  ohne  Ausbeute  für  linguistisch^ 
Forschungen.  Da  auf  beyden  Küsten  keiue  Nie- 
derlassungen der  Europäer  sind:  so  gebricht- :-ei5- 
selbst  an  Angaben  über  ein  paar  einzelne  Wör- 
ter der  dort  wohneudeu  Völker.  Man  liefet 
nur,  däfs  auf  ersterer  Küste  eine  sehr  schwere 


/ 


*)   S.  Alig.  Hist.  der  Reisen,  Th.lII.  S.455  fF.  und 
407.   nach  Loyer. 


iS4 

Sprache  geredet  werden  soll  *),'  und  dafs  auf 
letzterer  die  Quaqua,  ostwärts  vom  Cap  la  Hon, 
Laho,  diesen  ihren  Nahmen  daher  haben  sollen, 
weil  sie  Kommenden  quaqim!  zurufen,  welches 
nach  Des  Marchais  einen  Grufs  bedeutet,  nach 
VV.  Smit/is  new  voyage  to  Guinea  (Lond.  1744) 
S,  113.  aber:  Elfenbein.  Indessen  wenn  man 
also  keinen  Grund  für  eine  von  beyden  Bedeu- 
tungen hatte:  so  würde  es  wenigstens  eben  so 
naheliegenden  Znxn'i  quaqua  den  Haupt-Han- 
dels-Artikel: Sclaven,  bedeuten  zu  lassen;  zu- 
mahl  da  nicht  blofs  in  der  Sprache  von  Völkern, 
die  neben  und  unter  den  Amina  wohnen,  we- 
nigstens bey  den  Assianten:  aqua  oder  quaqita 
bestimmt:  Sclave ,  bedeutet  --) ,  und  in  obi- 
aem  Gebethe  der  diese  Küste  bewohnenden  Issi- 
nesen  das  noch  ähnlichere  ahaka  diesen  Sinn  hat. 
Vielleicht  dafs  diese  beyden  Sprachähnlichkei- 
ten dazu  dienen ,  künftig  Spuren  irgend  eines 
Verhältnisses  der  Völker  dieser  Küste  mit  den 
südlicheren   aufzufinden. 

20.  Fetü.      21.  Fante.      22.  Akripon. 

:23.  Amina.      34.  Akkim. 

{Amina  -  Spr  ach  s  t  am  m.) 

Mehr  läfst  sich  aus  den  Nachrichten  über  die 

Goldküste  schöpfen.     Dänen  verdanken  wir  die 

meisten  und  die  genauesten. 

Von  Fetii^  der  bey  südlichem  Herabsteigen 
nächsten  Landschaft,  gibt  WUh.  Joh.  Müllers' 
Afrikanische  Landschaft  Fetu  (Hamb.  1673)  aus- 

*")  S  Voyage  du  Chevalier  Des  Marchais  en  Gm* 
n^e  et  a  Cayenne  par  le  P.  Labat ,  T.  I.  S.  165.  und 
die  fnlaeiide  Angabe  S.  G06. 

**)  Römer's  Nachr.  S.  i85-     Isert's  Reise,  S.ßgS- 


185 

fuhrliche  Bemerkungen  über  die  Beschaffenheit 
der  Einwohner,  welche  ganz  schwarz  sind,  eine 
breite  ebene  Nase  und  dicke  Lippen  liaben, 
über  ihre  Lebensart,  und  alle,  besonders  na- 
turhistorische Merkwürdigkeiten  des  Landes  und 
auf  fünfzehn  Biiittern  ein  Wörterverzeichnifa. 
Die  Landschaft  Fetu  wird  zwisclien  Cap  Corso 
und  die  Gränzen  des  Königreichs  Abraham -Bü 
gesetzt,  seine  Breite  von  dem  Seehafen  Annoma 
Graffu,  welcher  zwischen  dem  Berge  Congo  im 
Lande  Sabü  und  Amamfro  oder  PYiedrichsburg, 
dem  Dänischen  Castell,  gelegen  ist,  bis  an 
Commende  gesetzt,  ungefähr  4°  50'  N.  Br.  Sie 
hat  also  im  Osten  Sabü,  im  Süden  das  Meer,  im 
West-en  Commende,  im  Norden  Abraham -Bü, 
und  mitten  durch  diese  Landschaft  fliefst  süfses 
Wasser,  welches  sich  bey  dem  Holländischen 
Castell  St.  George  del  Mina  ins  Meer  ergiefst. 

Fante,  Fantju  in  den  Allgem.  Reisen:  Fan- 
tm,  zuweilen  ein  allgemeinerer  Nähme,  indem 
die  Einwohner  der  Landschaften  Agona  ,  Akron 
und  Fante,  sämmtlieh  westlich  vor  dem  nach- 
her besonders  anzuführenden  Akra  an  der  Küste 
liegen.  Die  Fanteischen  Länder  mögen  sich 
fünfzig  Meilen  hinauf  ins  Land  erstrecken.  Fante 
liege  zwanzig  Meilen  über  Akra  an  der  Küste, 
sey  volkreich  ,  die  Fanteer  arbeitsam  und  Über- 
winder von  Agona  und  Akkron.  Oben  vor  Fante 
liege  Akkron,  welches  etwa  zwanzig  Meilen  von 
der  Küste  bewohnt,  d.  i.  hin  und  wieder  mit 
einigen  Neger-Wohnplätzen  versehen  sey,  und 
gegen  Nordost  mögen  sich  in  einer  grofsen  Er- 
streckung hohe  und  unübersteigliche  Berge  be- 
finden *).      Sollte  vielleicht  Akripon  mit  jenem 

*)  So  B-öma'  in  den  Nachrichten  von  der  Küste 


186 

Akkron  einerley  seyn?  Oldendorp,  der  Wör- 
ter der  Akripon  aufstellt,  liat  von  ihnen  selbst 
keine  Nachricht  gegeben ,  als  die,  dafs  sie  die 
Sprache  der  Amijia  reden  und  mit  ihnen  glän- 
zen, aber  einen  besondern  Staat  anter  einem 
eigenen  Könige  bilden.  Das  Verhältnifs  det 
Sprache,  das  nur  auf  jener  Aussage  beruht,  wer- 
den die  nachfolgenden  Proben  einiger  Mafsen 
bestimmen.  Aufser  den  Zahlwörtern  zeigt  ein 
■einziges  Wort  Ähnlichkeit. 

Die  Amina  sind  eine  grofse  Nation ,  so  weit 
verbreitet,  dafs  ein  Theil  vierzehn.  Andere  nur 
^Eine  Tagereise  von  der  Kü*te  -^imd  dem  Engli- 
schen Casrell  entfernt  sind.  vSie  stehen  unter  ei- 
nem Könige  und  dessen  Unte-rkönigen,  handeln 
mit  Gold,  Elfenbein,  indem  besonders  einer 
ihrer  Stämme  Ouahu  sehr  viele  Elephanten  töd- 
tet,  und  mit  Sclaven,  die  sie  in  ihren  vielen 
Kriegen  mit  den  Fante,  Akkim,  Akkran,  ßere- 
mang,  Assein,  Kisseru,  Atti,  Okkan  und  Ada'n^i 
erbeuten.  So  erfahr  es  Oldendorp  von  glaub- 
^würdigen,  einst  angesehenen  Gliedern  dieSer 
Nation.  Übrigens  kömmt  der  Nähme  Amina 
•selbst  weder  in  der  allgemeinen  Historie  der 
Reisen  ,  noch  bey  Römer  und  Isert  vor. 

Die  Akhim  wohnen  nach  Oldendorp  der  Kü- 
ste näher,  da  einer  von  dieser  Nation,  der  die 
Sprache  der  Amina  redete,  aber  aucli  die  der  Korn- 
mu^  Assie,  Fante,  Agiimma,  Tjiiru^  JVamwi,  jDe?itjel(t, 
Akkran  und  W^<7(^/'i?-' verstand,  versicherte,  dafs  ei* 
imr  eine  Tagereise  weit  von  dem  Dänischen  Ca- 
stell  gewohnt  habe.  Aber  nach  Römers  bestimm- 


Guinea.  Kopenli.  1769,  S.  92.  12,7.  Äitere  ScbiUle- 
rungen  s.  in  der  Ällg.  Hist.  der  Reisen,  Th.  IV.'  S.  75. 
aus  üuibot,  Des  Maichais  und  Bosaiann. 


187 

teren  und  zuverlässigeren  Nachrichten  ist  Ak- 
kim,  welches  aus  drey  Reichen  besteht,  und 
A-^on  eben  so  vielen  Königen  regiert  wird,  im 
Nordosten  von  Aquamboe,  welclies  letztere 
oben  vor  Akkra,  fünf  Meilen  gegen  Nord- 
\vest  liegt,  und  die  Gränzen  der  Akkim  fangen 
160 --r- 200  Meilen  weit  im  Inneren  des  Landes 
an.  Nach  dem  ersten  Viertel  des  achtzehn- 
ten Jahrhunderts  bezwangen  sie  die  Aquamboe, 
eine  Nation,  die  durch  die  Unterwerfung  dei 
Akkräer  mächtig  bis  zur  Küste  geworden  war  *) ; 
aber  sie  wurden  1741  selbst  von  den  Assianteu 
überwunden  imd  unterjocht,  und  ihre  Könige 
von  diesen  abhängig  *'•'). 

Durch  das  Band  einer  gemeinsamen,  aber 
dialektisch,  ohne  Zweifel  mehr  oder  weniger 
verschieden  gewordenen  Sprache  hängen  diese 
Nationen  zusammen,  so  oft  sie  sich  auch  aus 
Leidenschaft  und  Herrschsucht,  besonders  aber, 
um  den  Europäern  für  ihreWaaren  Sclaven  ver- 
kaufen zu  können,  gleich  den  andern  Negern 
von  fremdem  Stamme  bekriegt  haben.  Ich  gebe 
das  Zuverlässigste,  wenn  ich  die  eigenen  Worte 
aus  der  Vorrede  von  Christ.  Protterfs  Schrift, 
dem  einzigen  Hülfsmittel  über  die  Sprache  der 
eigentlichen  Fanteer,  übersetzt  liefere.  Sie  hat 
den  Titel:  En  nyltig  grammaticahk  Indledehe  til 
tvende  hidindtil  gaiuUhe  iibckiendle  sprog,  Fanteisk 
og  Acraisk  [paa  Gold-Eüsten  udi  Guinea),  efter  den 


*)  Die  Überbleibsel  dieser  bekamen  hernach  zu- 
fällig wieder  einen  König,  und  wohnten  in  der  Mitte 
des  Jahrhunderts  auf  einigen  Inseln  40  Meilen  hinauf 
im  Rio  Volta ,  50  bis  60  Meilen  von  Ada. 

**)  S.  R6me.r  a.  a.  O.  S.  92.  i£2.  130.  155.  1.61. 
»85«  »93-  .         . 


188 

Danske  Pronu?iciation  og  Udtale.     Kiobenh.  1764. 
8.  *)   und  es  heifst  dort  also: 

„Die  Fante-  oder  Amina- Sprache  ist  v/eit  ver- 
breitet und  so  allgemein,  dafs  man  sagen  darf, 
sie  wird  von  Allen  auf  der  ganzen  Goldküste  von 
Guinea,  welche  von  Axim  bis  Rio- Volta  60  Mei- 
len längs  dem  Meere  reicht,  verstanden,  und 
erstreckt  sich  auch  viele  Meilen  in  das  Land  hin- 
,ein,  und  über,  nach  der  Art  dieses  Landes 
mächtige  Königreiche.  Denn  die  //a/zrßmsche', 
Ol>uiu\&che,  yjy^mische,  und  die  Sprache  einiger 
Adampischen  Berg-Negern  ausgenommen,  wird 
die  Fante-  oder  Amina -Sprache  von  Axim  ge- 
rade bis  Rio -Volta,  Crepe  oder  Popo  nächst 
der  Neger-Portugiesischen  verstanden,  und  von 
allen  Classen  als  allgemeine  Sprache  gespro- 
chen." 

„Aber  eigentlich  ist  diese  Fante-  oder  Ami- 
na-Sprache  die  Mutter-  oder  National- Sprache 
folgender  Völkerschaften,  kleiner  Königreiche, 
Fürstenthümer  oder  vielmehr  Herrschaften : 
Denkira  **),  Vassa  u.  s.  w. ,  Accumani,  Agualo, 
worunter  eigentlich  Delmina,  das  Haupt-Castell 
der  Holländer  liegt,  Afutu  '^■**),  Gap  Cors,  das  I 
Haupt-Castell  der  Engländer,  Annojnabo  ****)^ 
Coromante ,  Agla ,  Ahron ,  Dago ,  Tmöa  (  Winne- 
ba),  Afutu  breku  \i.  s.w.  Die  letzten  zehn  oder  j 
noch    mehrere    Nahmen    können  ganz  bequem  j 

*)  Vor  den  Grammatischen  Regeln  stehen  die 
meisten  Hauptatäcke  des  Katechismus  in  beyden  Spra- 
chen, aber  ohne  Übersetzung. 

**)  Wohl  die  bey  Römer  S.  136  als  von  den  Assi-  f 
anten  ansoerottet  erwähnte  Nation  Dinkero. 

***)  Sollte  nicht  unter  Afutu  die  Fetu  gemeint 
seyn? 

*****)   Annoma  bedeutet:   Vogel. 


IS9 

auf  den  Nahmen  Fante  zurück  geführt  werden, 
so  wie  auch  die  Königreiche  einwärts  im  Lande 
Aziantli(B^  Aldm,  Kuau,  Aquambu  '•').  Die  Kuau 
und  Aquambu  sind  zwar  jetzt  wegen  Uneinig- 
keit und  innerer  Kriege  in  schlechtem  Zustan- 
de ,  waren  aber  sonst  das  Schrecken  ihrer  Nach- 
barn. Weil  Fante  den  Europäern  am  meisten 
bekannt  ist,  und  gröfstentheils  an  der  Küste 
liegt:  so  wollen  wir  nachher  von  dieser  Sprache 
den  Nahmen  Fante  gebrauchen ;  denn  die  übri- 
gen unterscheiden  sich  doch  nur  wenig  im  Dia- 
lekt, Accent  und  einigen  Wörtern,  auf  alinli- 
che  Weise  wie  Seeländisch  und  Jütländisch, 
und  Norwegisch,  Dänisch,  Schwedisch"  '^'•=). 

Grammatischer  Charakter   der   Fante- 
Sprache. 

1.  Substantive  und  Adjective  sind  ohne  alle 
Flexion;  auch  keine  Form  oder  Endung  des 
Plurals  ist  vorhanden,  aufser  dafs  bey  ein  paar 
Wörtern,  aboa  Thitv,  amioma  Vogel  der  Plural 
durch  Verwandlung  des  ersten  a  in  e,  bey  ein 
paar  andern  Wörtern  enlpa  Mensch,  empa  ßett, 
durch  Anhängung  der  Sylbe  ?iwn  gebildet  wird. 

2.  Die  Adjective  stehen  immer  hinter  dem 
Substantive.  Der  Comparativ  wird  durch  Hin- 
zufügung des  verglichenen  Gegenstandes,    der 


*)  Man  erkennt  leicht  das  angeführte  Quahu  und 
Aqnaniboe.  Dafs  aber  die  Assianten  eine  weit  ver- 
schiedenere Sprache  reden,  wird  nachuiaiils  aus  ihrem 
Wörterverzeichnisse  erhellen. 

**)  Nach  einer  mündlich  erhaltenen  Nachricht 
sollen  die  Priester  der  Negern  um  Delmina  eine  eigene 
Sprache,  oder  wenigstens  eigenthümliche  Ausdrüciie 
für  viele  Gegenstände  haben. 


lyo  •     ■ 

Superlativ   durch  Vergleichung  mit  Allen  aus-J 
gedruckt. 

3.  Die  Pronomen  sind  mi  ich,  ü-o  du,  aä-no 
er,  Jäng  \v\r^  hiimu  ihi,  väni  sie.  Vor  den  Per- 
sonen der  Verben  stehen  letztere  fünf  Pronomen 
oft  abgekürzt:  ooder«,  da,  Ja,  hiim,  vä.  Die 
Pronominal- Adjective,  die  vor  den  Substantiven 
stehen:  mi  mein,  o  dein,  ;7esein,  nanna  deren. 

4.  Das  Verbum  hat  nur  einerley  Conjuga- 
tion.  Es  bildet  vier  Tempora  (auch  durch  Bey- 
satz  eines  Adverbium  aufser  dem  das  Plusquam- 
perfectum),  und  den  Imperativ  und  Infinitiv. 
Das  Präsens  und  der  Imperativ  sind  ohne  die 
hinzuzusetzenden  Pronomen  der  W^urzellaut,  im 
Imperfectum  wird  an  demselben  ji  angehängt, 
im  Präteritum  0,  im  Futurum  bä  vorgesetzt, 
wovon  jenes  in  manchen  Personen  mit  den  End- 
Vocalen  des  vorstehenden  Pronomen  zusammen 
zu  fliefsen  scheint. 

5.  Die  Präpositionen  stehen  hinter  den  Sub- 
stantiven. 

Sprach  -  Proben. 

352. 
Fanteisch. 

Aus  P rotten s  Indledelse. 
Unser     Vater   du  Himmel       in 

Jäng  agia  o  eo  vo  Niame  mu, 

Dein  Nähme 

O    Ding  ne  nliu  enfi, 

Dein  Reich  nns        zu 

O  lienedi  mang  mba  jang  ho, 

du  hebst  Erde 

Vänjä    adde    apa    vo    assasse,   tassä'  vo 


191 

Himmel      in 

jiiamä  mu, 

Gib     unser      täglicli 

Ma  jäag  eiidei  ndaina  da  abode, 

uns  wir 

Giare   jang  aiio   ntoa   ekridi   mbrosa  jang 

wir 

SOSO    ja    giare    van    akridia    va    iitoa 

uns         zu 

bribi  anno  vo  jang  ho, 

uns 

Mä  enso  jang  enhya, 


uns 


Na  ge  jang  eqvang  vo  Ni  bonni  ni  nsamu. 

Reich 

Na  mang  no  na  ahuding  nambo  animjani 
ndejina  aa  o  daba  jyva. 

Die.  Prottensche  Grammatik,  so  hinlänglich 
sie  das  Skelett  der  wenigen  Formen  dieser  Spra- 
che hinstellt,  ist  doch  übrigens  so  mager,  so 
entblöfst  von  Beyspielen  und  Anführungen  der 
Substantive  und  Verben,  und  aus  den  Haupt- 
stücken des  Katechismus  lassen  sich  die  Wörter 
des  V.  U.  so  wenig  entnehmen,  dafs  der  vorste-» 
henden  Formel  hur  die  wenigen  Erklärungen 
haben  beygefügt  werden  können.  Mang  bestim- 
me ich  nach  dem  zweymahligen  Vorkom.men, 
die  Präpositionen  nach  der  Tabelle  derselben 
bey  Protten,  imter  dessen  Adverbien  endäl  (die 
Orthographie  bleibt  sich  nicht  ganz  gleich)  vor- 
kömmt. Pä  heifst:  lieben,  das  vorgesetzte  ab- 
gekürzte Pronomen  erblickt  man  hier  bey  ä  und 
nachmahls  hey  ja;  assasse  ist  nach  einem  so- 
gleich anzuführenden  Wörterverzeichnisse  von 
diesem   Sprachstamme:   Erde;    in  giare  würde 


ich:  verzeihen,  suchen,  wenn  nicht  g/öre,  d.i. 
auf  jene  Seite,  unter  den  Präpositionen  stände, 
es  bedeutet  demnach  wohl  soviel  als:  hinweg. 
In  den  wiederkehrenden  Wörtern  ntoa  ekridi, 
akridia  —  ntoa  erkennt  man  die  Begriffe,  die  in 
dieser  Bitte  wiederhohlt  sind. 

Die  folgenden  Wörterverzeichnisse  sind  aus 
Oldendorp,  aufser  den  Wörtern  von  Fante  und 
gerade  dem  ausführlichsten  Verzeichnisse  von. 
Wörtern,  welche  offenbar  diesem  Stamme  an- 
<Tehören,  und  welche  man  in  ArtJius  Orientali- 
schem Indien  Th.  VI.  S.  1 12.  findet.  Am  genaue- 
sten scheinen  sich  letztere  Wörter  an  die  Fan- 
teischen, die  wir  kennen,  anzuschliefsen.  Die 
Bezeichnungen  des  Begriffes:  Mensch,  kommen 
bey  den  Fetuern,  Fanteern  und  Akkimisten 
überein ,  eben  so  ist  annoma  Vogel  den  Fetuern 
nnd  Fanteern  gemein,  bey  jenen  ist  cossi,  bey 
diesen  kese  grofs,  bey  Arthus:  kassi-,  die  Fetu- 
Zahlwörter  anan  4,  amim  5,  efsjä  6,  essam  7, 
aogidS-,  acong,  edu  10,  haben  die  gröfste  Ähn- 
lichkeit mit  denen  der  Amina:  ananni^  anum, 
eschee,  essun,  auquee,  akkrun,  edu;  die  kleineren 
Zahlen  zeigen  diefs  Verhältnifs  gar  nicht. 


Gott 


Himmel 

Erde 

Wasser 

Feuer 

Sonne 

Mond 

Meuscli 


Fe  tu 

Fante 

Goldküste 

bey  Maller. 

bey  Protteu. 

bey  Arthus. 

Jan  comme   oder 

niankompong. 

Jan  compon 

(welches  beydes 

auch:  Luft,  Re- 

gen, Donner, 

Blitz  bedeutet. 

arni.äni 

njame. 

aräddc. 

ensu 

.     .     .     . 

enchion. 

ecljä. 

egwju 

.... 

uwla. 

osran 

.     .      .     . 

assarOf^ 

nipa 

enipa. 

193 

Fetu 

Fante 

Goldküste 

* 

bey  Müller. 

bey  Protten. 

bey  Arthus. 

Mann 

banning. 

Weib 

bubafsja 

«     .     • 

hiro. 

Kind 

ubbä. 

Vater 

adja 

agia 

o£gia  (mein  V.) 

Mutter 

enna. 

Sohn 

ubbä-  baning. 

Tocluer 

ubbä .  masjä. 

Bruder 

unä 

.... 

minnuwa  Cm  ein 
Bruder. ) 

iScIiwesier 

unä .  bä 

.     .     .     . 

maggaba  (mein« 
Schwester.) 

Kopf 

eeyr 

.    . 

eteri. 

Auge 

enniba 

.... 

eniba. 

Ohr 

asschaba 

.     . 

asso. 

Nase 

erigvvinni 

.     .     .     . 

o-u.  7iom. 

Zunge 

teckremä 

.... 

decrame. 

Haa? 

egn-i 

.     . 

enwi. 

Hand 

ensäh. 

Tufs 

anan. 

Brot 

.     .     . 

ekoufou. 

Tag 

adä. 

Gib  mir 

.... 

.    . 

mame. 

Böses 



bonni^ 

I. 

Kanni 

.     . 

abiuncon. 

'2. 

abicn 

.     .     .     .       abiennoii. 

5« 

abiessan 

.... 

abiessa. 

Wörter  der  Amlna 

,   AMi/n  und 

Akripon. 

Amina        |       Akkini 

Akripon. 

nach  Ol 

dendorp. 

Gott 

jankombum 

Jankombum 

kinAu. 

Himmel 

Jankombum 

ja/ünne 

aduankam. 

Sonne 

eiwiaa 

awia 

QU 

Mond 

osseram 

osseramii 

ofendi. 

Mensch 

ojippa 

nippa 

osse. 

Mann 

obaini    . 

obdlima 

unji. 

Weib 

cbbaa 

obia 

otjee. 

Kind 

abovraa 

mobaa 

mibi. 

Vater 

atja 

atja 

messet. 

Mutter 

minna 

anaa 

rriinji. 

Kopf 

ütieri 

metih 

nuntji. 

Hand 

ensaa 

ensaa 

obaa. 

Fufs 

onang 

Snang 

djabi. 

1. 

ahkun 

biak/iunQ 

ekoo. 

2. 

ennu 

miennu 

emmo. 

s* 

essa 

biansang 

issan. 

Mithrid.  III. 


N 


i!j4 

25.  Akra.     26.  Adanipi,    Taiuhi. 

Die  Ahräcr  waren  nach  Römer  und  Isert  elie- 
mahls  eine  mächtige  Nation  an  der  Küste  in  der 
Nähe  von  Christiansburg,  aber  sie  wurden  von 
den  Aquamboern  besiegt;  einTheil  der  Nation 
fiiichtete  mit  Personen  des  königlichen  Hauses 
«ach  Klein-Popo,  wo  sie  einen  neuen  Staat  bil- 
deten, die  übrigen  blieben  in  ihren  Wohn- 
sitzen als  Unterthanen  und  Mittelspersonen 
des  Handels  ihrer  Sieger,  bis  dieselben  den 
Akkimisten  und  diese  den  Assianten  unter- 
lagen "). 

Die  Vorfahren  der  Adaniper  und  Berg- Negern 
sind  nach  Römer  ehedem  Leibeigene  der  Ak- 
kräer  gewesen,  denen  man  theils  an  der  Küste 
Wohnungen  gab,  um  Fische  zu  fangen,  theils 
auf  dem  ansteigenden  Lande,  um  auf  dem 
fruchtbarsten  Boden-  Pflanzungen  anzulegen, 
und  welche  sich  aufserordendich  vermehrten  **j. 
(Die  Berg -Negern  oder  Aquapimmer  nach  Isert 
trennen  wir  von  jenen  Adampischen  Berg-Ne- 
frern,  und  jene  werden  bey  den  Assianten  vor- 
kommen ).  Dafs  die  Sprache  jener  ehemahligen 
Sclaven  der  Akkräer  mit  der  Sprache  dieser  we- 
nigstens ziemlich  überein  stimmen  werde,  liefse 
sicii  demnach  von  selbst  schliefsen,  aber  fol- 
oende  Nachricht  von  Protten  a.  a.  O.  über  die 
Akkräische  Sprache  macht  diese  Yermuthung 
gewifs. 

„Die  Akra- Sprache  wird  nicht  weiter  ge- 
sprochen, als  diese  Nation  sich  erstreckt,  also 
ungefähr   in   einer   Entfernung    von   liöchstens 

*)  Römer,  S.  99— 102.  P.  E.  Ism's  Pieise  nack 
Guinea,   S.  goo. 

**)   Ilijimr,  a.  a.  O.  S.  100- 


195 

9 — 10  Meilen  *),  n.ihmlich  von  dem  Engli- 
schen Fort  St.  James  auf  der  Akra -Küste  bis  zu 
dem  Orte  Temma,  oder  höchstens  bis  Ningo 
oder  Say ,  und  in  diesem  Umfange  liegen  9 —  10 
kleine  Ortschaften.  Die  Sprache  ist  für  Fremde 
sehr  schwer  zu  erlernen,  und  man  mufs  die 
genaue  Aussprache,  so  zu  sagen,  mit  der  Mut- 
termilch bekommen  haben.  Alle  Akräer,  kei- 
nen ausgenommen,  verstehen  Fanteisch;  hin- 
gegen bekümmern  sich  die  übrigen  Nationen 
wenig  oder  gar  nicht  darum,  das  Akräische  zu 
erlernen,  wenn  sie  nicht  als  Sclaven  oder  wecken 
anderer  Ursachen  dort  zu  wohnen  gezwungen 
sind.  Die  Sprache  einiger  Adampischer  Berg- 
Negern  ist  nur  ein  Dialekt  der  Akräischen." 
Letztere  Bemerkung  und  die  vorher  gegangene 
Versicherung,  dafs  die  Sprache  der  Akräer  auf 
diese  Nation  eingeschränkt  sey,  wird  uns,  in 
Rücksicht  der  Ähnlichkeit,  \velclie  die  Sprache 
der  Tambi  bey  Oldendorp  mit  den  Akräischen 
Wörtern  hat,  berechtigen,  diese  mit  jenen 
Adampi  für  einerley  zu  haken. 

Aufser  der  bey  Fante  angeführten  Protten- 
schen  Schrii't,  die  auch  das  Akräibclie  begreift, 
haben  wir  für  letzteres  noch:  De  ti Bad ^  äet  ono- 
stolisHe  Syinbohnn  og  Fader  Vor,  oversalte  i  det  Ac- 
craiske  Sprog  af  C.  Schonning.   Kiobenh.  1805.     In 


*)  Oldendorp  hörte,  dafs  diese  Akran,  wie  sie 
bey  ihm  lieifsen ,  ein  zu  den  Aniina  gehörendes  Volk 
seyen,  iin-d  deren  Sprache  verstehen.  Diefs  würde 
gegen  das  Unheil  Protten's,  der  sowüiil  das  Fanleische 
als  Akräische  genau  kannte,  kein  Gewicht  haben;  aber 
der  Neger,  der  es  mittheilte,  wollte  damit  wolil  auch 
Nichts  sagen,  was  Protten  widerspräche,  da  die  Akra 
den  Akkim  unterworfen  sind,  und  deren  Spraciie  ge- 
redet haben  werden. 

N  2 


Betreff  der  Ab\veichnngen  beyder  Quellen  der 
V.  U.  Formel  von  einander  dient  zu  bemerken, 
dafs  beyde  Formeln  ofienbar  ganz  zweyerley 
Übersetzung,  und  in  so  fern  verschieden  sind. 
In  Ansehung  der  Aussprache  eben  derselben 
Wörter  kann  man,  besonders  bey  einem  Zwi- 
schenräume von  40  Jahren,  auf  dialektische  Ver- 
schiedenheit rechnen.  In  Manchem  mag  Prot- 
ten,  der  als  Lehrer  der  jungen  Mulatten  zu 
Christiansburg  angestellt,  und  selbst  dort  gebo- 
ren war,  den  Vorzug  verdienen,  vor  dem  nur 
eine  kürzere  Zeit  dort  gewesenen  Gapitän,  der 
sich  dagegen  die  Mühe  "gegeben  hat,  seine  Auf- 
satze durch  eine  wörtlich  untergesetzte  Über- 
setzung brauchbarer  zumachen,  wefshalb  auch 
seine  Formel  zuerst  stehen  wird.  Wo  die  Über-; 
setzun^  nicht  genau  untergesetzt  war,  ist  nach- 
geholfen worden. 

Grammatischer   Charakter    der    Akra- 
Sp  räche. 

1.  Die  Aussprache  ist  bey  manchen  Wör- 
tern sehr  schwer,  so  dafs  man  keinen  Buchstaben 
zu  ihrem  Ausdrucke  finden  kann,  z.  B.  in  Akra 
heifst  emHund  niclit  be,  auch  nicht /7e,  sondern 
das  beyden  ähnliche  Wort  wird  aus  der  Kehle 
mit  Geschwindigkeit  hervor  gestofsen.  Be  da- 
gegen bedeutet  eine  gewisse  Zeit,  pe  etwas  Un- 
bestimmtes, und  be  zanken,  bä  ist  das  Verbum 
substantivum  mit  Einschlufs  der  Negation,  ne- 
ben bbe  Hund,  ist  mi  bbe  ich  schlage  derb,  und 
bbä  der  Weg.  Ähnliche  Zusammensetzungen,' 
Wie  pp,  mp,  bp,  bm,  pml,  ng ,  Tik,  bhn.,  inbl^ 
u.  s.  w.  müssen  njDthwendig  auf  die  ganz  eigen- 
thümliehe  Weise  dieses  Volkes  pronuncli^  wer- 
den, oder  sie  bedeuten  Nichts  oder  etwas  An- 


197 

deres.  Der  l^nterschied  der  Vocale  läfst  sich 
durcii  das  Dänische  e  und  ä ^  o  und  aa  noch  am 
bequemsten  ausdrucken,  z.  B.  haa  bedeutet 
flechte  z.  B.  die  Haare,  /w  gehe  vorbey.  Vor 
viele  Consonanten  wird  n  gesetzt,  blofs  um  zu 
zeigen,  dafs  sie  durch  die  Nase  ausgesprochen 
werden  sollen,  und  die  Bedeutung  ist  aufser  dem. 
eine  andere,  z.  B.  Zo  bedeutet:  nimm,  nimm 
weg,  und /z.'^o  beifse. 

2.  Die  Substantive  haben  im  Plural  die  En- 
dimg /,  sind  aber  übrigens  indeclinabel.  Die 
Bildung  dieses  Plurals  mit  /  hat  noch  manche 
Eigenthiimlichkeiten,  indem  statt  /bey  manchen 
Wörtern  g/ angehängt,  und  dafür  die  Endsylbe 
des  Wortes  weggelassen  wird  z.  B.  iikin  Haus, 
Plur.  nhingi^  Iqfino  Vogel,  Plur.  loßnoi  besser: 
loßgi.  Die  mit  7ig  endigenden  Wörter  be- 
halten im  Plural  dasg,  aber  lassen  n  aus,  z.  B. 
;72(3/2^  Stadt,  Land,  Reich,  magi. 

3.  Die  Adjective  stehen  immer  nach  dem. 
Substantive.  Auch  sie  bilden  auf  jene  Weise 
Plural- Formen,  z.  B.-  ejäiig  weifs,  ckjuru  todt, 
Plur.  ejägi,  ekjund ^  besser:  eJijiigi.  Der  Com- 
parativ  und  Superlativ  wird  eben  so  wie  bey 
den  Fanteern  umschrieben. 

4.  Die  Pronomen  sind  wi  ich,  bo  du,  lä  er, 
sie,  es,  ro  ^vir,  77/ß  ihr,  ammä  sie,  bey  der  Con- 
jugation  der  Verben  steht  vor  diesen  in  der  zwey- 
ten  Person  o  du,  e  er^  sie,  es.  Die  Pronomi- 
nal-Adjective,  die  vor  den  Substantiven  stehen, 
sind  777/ mein,  o  dein,  e  sein,  vo  unser,  jjjä  euer. 
(Einige  Ähnlichkeit  dieser  Pronomen  mit  den 
Fanteischen  kann  man  wohl  von  der  Nachbar- 
schaftherleiten). 

5.  Die  Conjugation  ist  nur  Eine.  Die  Un- 
terscheidung der  Tempora  Präsens,    Imperfec- 


tum,  Präteritum  und  Futurum  erfolgt  gröfsten- 
theils  nur  durch  den  Accent,  doch  hat  das  Prä- 
sens in  manchen  Personen  mi  zwischen  dem 
Pronomen  und  Verbal -Laute,  das  Futurum  va 
zwischen  denselben  zum  Cliarakter.  Das  Plus- 
quamperfectum  läfst  sich  durch  ein  Adverbium 
ausdrucken.  Eben  so  ist  der  Infinitiv  nur  durch 
den  Accent  unterschieden.  Der  Imperativ  wird 
durcli  Vorsetzung  der  Sylbe  ha  negativ;  es  gibt 
eine  Verbal -Form  für  den  Optativ,  und  einen 
besondern  Vorsatz  bani^  der  bey  allen  Verbal- 
Formen  vor  das  Pronomen  gestellt  werden  kann, 
uhd  die  Bedeutung  verstärkt. 

6.  Die  Präpositionen,  stehen  nach  den  Sub- 
stantiven. 

Sprach  proben. 

353- 
A    k    r     ä    i     s     c     h. 

"Nach    S  chonning. 
Unser  Vater  der  du      bist      Himniel 

Vä    tjä,    monäh  o  jave  nghoi, 

Dein  Nabnie   sey  vereJirt 

O     dbäi   a    tiä, 

Deine      Herrschaft        lafs  kommen  uns      zu 

O      lummo  jele  a     ba     vä  'tin, 

Was        du  beliebst  lafs  geschehen  Himmel    und        Erde 

Nonne  o  sino    a       fe       nghoi  ka  sipong, 

Gib    uns     täglich         Brot,  was      hinlänglichsey  uns  für. 

Ha  vamonnä  abullo  nonne     ässiae     va  na, 

Nimm  unsre  schlechteil    Thaten      veigib  uns,     gleichwie  wir 

Ngä    \ä    essia   feramo  keii   vä,    tanka   ya 

i)ehraen  Sclil*?clites,  wir,  vergeben  Andern 

Bi^ä    cssiale   va      keli    meiklokkome, 


^99 

Nicht   lasse     Jernaiid     vcrfrihren  uns, 

Ka     ha  iiiokko  lakka    va, 

Nimm  weg  jjoses  von.  unsrer  Peisün, 

Diemo  essia  e     va     lie, 

]3u     bist         Herr,  du  machend  alles,     du    bist     verehrt 

J]o    ji  Inmmo,    bo    feo     nä,   bo    ji  oiiLipa 

nun        und      immer. 

bianä  ka  iiälmo. 

334. 
Ebendasselbe. 

Aus  P rotten. 

Vä  kiä,  boni  o  ja  ja  iiguai, 
O  byäi  lie  akie, 

O  limo  jeli  mang  abba  vo  iigo, 
Nba  ate  iioni  o  siimo  ja  sippong  tamo  aka 

ja  iiguäj  lä 
Nba  vo  miända  vo  by  fa  abolo 
Rä  kagia  vo  na  tomnioi  assä,  tamo  akka 

vo  nhu  gia  vo  na  toraoloi  assä, 
Käka  vo  okuä, 
Si  here  mo  vo  jamo, 
Zia  lä  ndä,  si  limo  mangla  ononi,  iieva  la 

onon,  ka  uno  la  onnon. 
Ahu  ka  bä  nakumo  amen  (abani). 

Einige  Anmerkungen  zu  beyden  Formeln. 

Das  Relativ- Pronomen  ist  in  Prottens  Gram- 
matik Jio  ne  angegeben,  öoni  und  monäh  sind  ab- 
weichende Aussprachen.  Nachmahls  in  der  drit- 
ten Bitte  steht  bey  Trotten  jmni,  bcy  Schon- 
ning  nonne. 


20U 


Injäve  und Jo  ja  liegt  das  Verbum  substanti-' 
vum ,  so  wie  nachmahls  in  Ji  der  erstem  Formel. 

Himmel  und  P>de  scheinen  ohne  Präposition 
zustehen,  t?^^/«/ bedeutet  eigentlich:  oben,  das  ^ 
Obere. 

0  ist:  dein,  htmmo  und  limo  Reich,  in  der 
Prottenschen  Formel  gehört  hier  und  am  Schlüsse 
mang  Reich  neben  limo  zu  diesem  Begriffe. 

Ba  bedeutet:  kommen. 

Ngo  ist  die  nach  dem  Pronomen  stehende 
Präposition. 

Ha  und  nha  gib,  abullo  und  abolo  Brot. 

Essiä  ;?(2  bedeutet  nach  Schonning:  hinläng- 
lich efsbar. 

Tamo  akhä^  so  wie  bey  Schonning  tanhü. 

In  ngd  ^  und  bey  Protten  in  kagia  wnd'  nlin 
gia  liegt  das  :    vergeben. 

Femmo  ist  nach  Schonning  das  Particip  vom 
Verbum /e//  machen,  thun.     In  Protten's  Gram-  \ 
matik  ist  nichts   von   einer  Particip  •  Form   be-   \ 
merkt.  / 

Bani  ist  das  Bestätigungswörtchen,  wovon 
bey  dem  Verbum  die  Rede  gewesen  ist. 

Andere  Wörter  dieser  Sprache  mögen  noch 
zur  Veiigleichung  mit  den  übrigen  hier  stehen. 


fioft 


Erde 

Wnsser 

Feuer. 


Akräisch 


nach 
Protten. 


niombo 
ng,uäi 


ilppOTlg 


ynuh. 
\la. 


nach 
Isert. 

nach 
Oldendorp. 

1 

•      •     • 

niombo 
jankoinbum 

\lmn 


nach 
Schon  nii 


joiv^ma 
nghoi    Cauch 

Donner, 

Luft) 
sii>ong. 


racli 
Oldendorp 


tjembotjam 
giom. 


pum. 


20I 


A  k  r 

ä  i  s  c  h 

Tambi 

nach 

nach 

nach 

nach 

n.ich 

Proteen. 

Iseit. 

Oldeiidorp. 

Schonning. 

üldciidorp. 

nd 

(liibliman 

'lorambi. 

nscJx 

biomo 

.      .      . 

hiommo 

.     .... 

numcro. 

ter 

kiä 

.      .      '' 

ofjf.e 

'-tjä 

tsc'iiä/i. 

Iter 

mia 

.      .      . 

0/IJ& 

nlije 

ijia. 

nn 
üb 

.      .      . 

nu 

njumniu. 

nga   ' 

in 

hgä 

in. 

n 

.      .      • 

.      •      . 

• 

bi. 

d 

•      .      • 

obi 

.... 

hju. 

?f 

.      .      . 

ie/iu 

oitju 

:      ... 

ii. 

.    •      ■      • 

hininä. 
toy.    . 

id     . 

'..      .  ■    . 

nindeh 

(linde 

nindi 

nindi. 

(Arm) 

s 

nanne. 

nande 

. 

nandi. 

(Schenkel) 

t 

aholo 

abulli) 

•     .     .     . 

abullo. 

. 

.      .      . 

.      .       . 

eaAu 

.     .     .     . 

kaki. 

• 

:.      .      . 

.       .       . 

eenjo 

.... 

ennu. 

•      •      • 

ettt 

.... 

ette. 

Dafs  einige  Pronomen,  und  manche  andere 
Wörter  mit  der  Fante-Spracliezusammen  tref- 
fen, kann  wohl  Folge  der  Mittheiking  einzehier 
Ausdrücke,  und  kein  Gegengrund  gegen  Prot- 
ten's  ausdrückliche  Versicherung  seyn,  dafs 
beyde  Sprachen  sich  gänzlich  unterscheiden. 


27.      A  d 


a. 


Die  Adäer  sind  die  Negern,  welche  westlich 
dem  Rio-Volta,  also  am  Anfange  der  Sclaven- 
küste,  oder  auch  auf  dessen  Inseln  wohnen,  und 
mit  den  Völkerschaften  der  Ostseite,  besonders 
den  Auguanern,  häufigst  über  die  Fischerey  im 
Flusse  im  Streite.  Sie  waren  noch  im  ersten 
Drittel  des  achtzehnten  Jahrhunderts  angese- 
hen lind  mächtig,  und  erst  1776  wurden  sie  von 
iliren  Feinden  fast  aufgerieben,  zu  jener  Zeit 
nannte  sich  ihr  König  numbo  kus  pwitsej  d.  i.  Herr 


a03 

Über  Himmel  und  Erde  *).  Dicfs  sind  aber  auch 
die  einzigen  Wörter,  welche  wir  von  ihrer  Spra- 
che wissen.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dafs 
nwnbo  mit  dem  Akräischen  ji/ombo,  welches  dort: 
Gott,  bedeutet,  einerley  Wort  sey. 

ag.   Widah,   Fida,  Judab.       2g.   Papaa. 
4     30.    Watje,    Atje.       51.   Ardrah. 
32.  Dahomey,  oder  Foy. 

Widah  oder  Whidah,  wie  Engländer,  Fida, 
wie  Holländer  imd  Dänen,  Ouidah  oder  Judah, 
wie  Franzosen  schreiben,  war  eben  so,  wie  Ar- 
dra,  sonst  ein  mächtiges  Königreich ,  und  zwar 
noch  früher  Widah  eine  Provinz  von  Ardrah, 
welches  sich  noch  nach  jener  Abtrennung  tief  ins. 
Innere  erstreckte,  und  dort  die  ansehnliche  Breite 
des  Zwischenraums  zwischen  den  Flüssen  Volta 
lind  Benin  hatte.  Isert  **)  sagt,  dafs  Fida  das 
ehem ahlige /«c//<?«  seyn  müsse,  denn  Fida  sey  ei- 
gentlich der  Nähme  der  ganzen  Provinz.  Die 
ausführliche  Beschreibung  beyder  Reiche  findet 
man  nach  den  Englischen  und  Französischen 
Nachrichten  bis  zum  Anfange  des  achtzehnten 
Jahrhunderts,  in,  der  Allgemeinen  Historie  der 
Reisen,  Bd.  IV.  Wahrscheinlich  verweichlicht 
durch  das  Verkehr  mit  Europäern ,  sind  beyde 
Reiche  im  Anfange  des  achtzehnten  Jahrhun- 
derts eine  Beute  eines  Eroberers  aus  den  tiefer 
einwärts  gelegenen  Gegenden  geworden,  des 
Königs  von  Dahomey,  dessen  Vorfahren  hun- 
dert Jahre  früher  nur  noch  ein  Dorf  regierten. 
Auffallend  ist  in  jenen  beyden  Reichen  ein 
aufserordentlich   grofser    Einflufs    der    Priester 

•)  S.  Isert,  S.  4.0  —  44.  '       **)  S.  15.5. 


und  ihres  übermächtigen  Oberhauptes.  Widah 
zeichnet  sich  nach  allen  Nachrichten  durch  In- 
dustrie aus.  Das  jetzige  Dahomey  hat  fast  die- 
selbe Staatseinrichtung,  wie  vorher  jene  beyden 
Reiche;  in  ihnen  allen  \vird  unter  den  Söhnen, 
die  der  verstorbene  König  als  König  gezeugt  hat, 
von  den  ersten  Ministern  der  Nachfolger  er- 
wählt, eben  so  wie  in  nordöstlicheren  Ländern 
im  innern  Afirika.  Die  sclavische  Unterwürfig- 
keit der  Unterthanen  ist  in  Dahomey  nur  noch 
so  gesteigert,  dafs  sich  auch  niemand  gegen  die 
ausgesuchtesten  und  grausamsten  Mafsregeln 
des  Despotismus  zu  erheben  vermag. 

Von  der  Sprache  von  Judali  haben  wir  ein 
ziemlich  ausführliches  Wörterverzeichnifs  in 
Des  Marchais  voyage  en  Giiince  et  a  Cavenne,  par  le 
P.  Labat.  T.  IV.  S.  670^  681.  unter  der  Über- 
schrift: Grammaire  abregee  ou  entretien  en  lan- 
gue  Frangoise  et  Celles  des  Negres  de  Juda,  tres 
utile  i  ceux  qui  fönt  le  commerce  des  Negres 
dans  ce  royaume  et  pour  les  chirurgiens  des 
vaisseäux  pour  interroger  les  Noirs  lorsqu'ils 
sont  malades.  Ce  qui  peut  servir  pour  compo- 
ser  un  petit  dictionaire,  —  nur  dafs  jener  Titel: 
Grammaire,  höchst  unpassend,  und  das  Ganze 
nichts  weiter  als  ganz  gewöhnliche  Gespräche 
über  Haushaltung,  Handel  und  Krankheit,  ohne 
irgend  eine  Spur  von  grammatischer  Aufmerk- 
samkeit, sind,  und  die  beystehende  Übersetzung 
ist  selbst  zu  frey,  als  dafs  sich  daraus  etwas  Ge- 
naueres entnehmen  liefse. 

Was  die  Sprache  von  Ardrah  betrifft,  so  le- 
sea  wir  davon  nur  die  dürftige  Bemerkung  *), 

*)  Allgem.  Hist.  der  Reisen,  Th.  IV.  S.  451.  aus 
Barloty  S.  548.  553. 


dafs  die  Ardräer  ihrer  Sprache  die  U!/;am\sche 
vorziehen,  und  diese  lieber  reden,  weil  sie  sie 
für  angenehmer  und  zierlicher  halten.  Barbot 
stellt  diese  Ulkami  mit  den  Oyos  (oder  Ayos) 
zusammen,  von  denen  in  der  Folge  die  Rede 
seyn  wird.  Vergeblich  sucht  man  auch  nur  ei- 
nige Wörter  von  jener  Ardräischen  Sprache 
selbst.  Indessen  da  Des  Marchais  auf  das  aus- 
führlichste und  mit  allen  Nebenumständen  er- 
zählt hat  *),  wife  der  König  von  Widah  jedes 
Mahl  von  einem  Grofsen  aus  Ardrah,  dessen 
Familie  seit  undenklichen  Zeiten  dieses  Recht 
gehabt,  gekrönt  wurde,  und  dabey  erzählt,  wie 
dieser  mit  den  Widäern  zusammen  lebt,  bethet, 
sie  haranguirt  und  von  ihnen  haranguirt,  und 
nirgends,  wie  bey  andern  daneben  erwähnten 
Audienzen  der  Europäer,  eines  Dollmetschers 
gedacht  wird:  so  geht  daraus  die  Wahrschein- 
lichkeit hervor,  dafs  Ardräer  und  Widäer  einer- 
ley  Sprache,  oder" wenigstens  so  verwandte  Dia- 
lekte redeten,  dafs  man  sich  verstand. 

Die  Kenntnifs  von  der  Sprache  von  Ardrah 
hat  dadurch  eine  besondre  Wichtigkeit,  weil 
sie  die  Sprache  des  jetzt  in  diesen  Gegenden 
mächtigsten  Reiches  Dahomey  ist.  Denn  aus- 
.drücklich  sagt  A^o/-m  '•"^):  ,.; Die  Sprache,  die  in 
dem  Reiche  Dahomey  gewöhnlich  gesprochen 
wird,  ist  die  von  Adschirrah,  oder  der  eigen- 
thümliche  Dialekt  des  Reiches  Ardrah,  dessen 
Gebieth  sich  ehemahls  von  dem  Flusse  Volta  bis 
nach  Lagos  erstreckte.  In  eben  diesem  Striche 
Landes  wird  sie  noch  jetzt  gesprochen,  indessen 
ein  wenig  durch  Provinzial-W^örter  und  Redens- 

*^   Ebendas.   S.  556  ff. 

*•)   S.  JMag-iftin  der  Reisen,  Btl.  V.  S.  443  f.    - 


205 

'Jlen  verdorben ,  welche  sich  von  verschiede- 
nen Völkern  herschreiben;  Adschirrah  war,  ehe 
die  Dahomeyer  1724  das  Königreich  Ardrah  er- 
oberten, eine  grofse,  volkreiche  Stadt,  und  ist 
auch  noch  jetzt  nicht  unbeträchtlich.  Ihre  Ent- 
fernung*-von  Griwhi  oder  Grigue,  der  Haupt- 
stadt von  Widah,  betrug  ungefähr  sieben  Stun- 
den." Von  der  Sprache  von.Dahomey  führt 
IMorris  leider  nur  ein  paar  Wörter  an,  homey 
Bauch,  sim  grofs,  bomey  Haus;  dafs  nun  zu  W'i- 
dah  conie  Bauch  heifst,  ist  jener  Voraussetzung 
wenigstens  nicht  ungünstig.  Nach  INorris  heifsen 
die  Dahomer  eigentlich  Foys  ^  und  führen  im 
Lande  gewöhnlich  diesen  Nahmen. 

Die  IVatje  bilden,  nach  Oldendorp,  ein  eige- 
nes Königreich,  welches  sich  tief  land-eimvärts 
erstreckt,  und  die  Sokko,  Amina  und  Kassenti 
zu  Nachbarn,  die  Atjc^  mit  denen  sie  fast  einer- 
ley  Sprache  reden,  zu  Stammverwandten  hat. 

Die  Popaa  bev  Oldendorp  haben  ollenbar 
eine  grofse  Sprachverwandtschaft  mit  Widah , 
und  diese  Verwandtschaft  bewährt  sich  eben  so 
sehr  dadurch  ,  dafs  man  in  West-Indien  alle  Ne- 
gern von  Wldah,  welche  sich,  eben  so  wie  in 
in  ihrem  Vaterlande,  selbst,  durch  Arbeitsam- 
keit, Thätigkeit  und  Lenksamkeit  auszeichnen, 
Papaws  nennt.  Nach  Oldendorp  sey  Popo  eine 
unrichtige  Aussprache  von  Papaa,  und  gehören 
zu  dem  Königreiche  Papaa  die  Apassu  oder  Ape- 
schi,  die  Nagoo,  die  Arrada  oder  Allada,  die 
Attolli  und  Affong  oder  Fongj  welche  letztere 
sich  die  übrigen  unterworfen  haben.  Sollten 
etwa  die  Fong  und  jene  Foy  einerley  Volk 
seyn  ^ 


20  G 


.s 

P 

rachprobe 

n. 

Widah 

Papaa 

Watje 

nach  Lab 

lt.    nach  Olclendovp. 

aus  Oldendorp. 

Gou 

,       , 

ma.  und  gajiwodu  jembay ;  djaubenje ; 

gimoihu ;    miassu 

bey  den  Atjo : 

gajiwodu. 

Himmel 

. 

jittt/. 

Wasser 

asioui. 

Sonne 

. 

wetaga 

uä. 

Mond 

SU  -  ede. 

Mensch 

emme 

ammee. 

Mann 

messu/iu 

uzu. 

Weib 

djonnu 

jonnu. 

Kind 

wibee 

v^injte. 

Vater 

tai 

tai. 

Mutter 

nai 

naye. 

Kupf 

ta 

ta. 

Aiiscn 

noucou. 

Ohren 

Otto. 

Nase 

aonty. 

Hand 

alo 

allo 

aschi. 

Fufs 

^ßo 

afo 

afo. 

Brot 

couman. 

I. 

dt 

dcpoo 

de. 

s. 

aoue 

auwi 

ewee. 

3- 

0 

'ton 

ottong 

eteng. 

35.  Calbra.     54.  Camacons.     35.  Cap 
Lobo  Gonsalvos. 

Von  der  Sprache  des  südlicher,  sehr  mäch- 
tigen Reiches  Benin  haben  wir  gar  keine  Nach- 
richten, und  aus  diesen  Gegenden  überhaupt 
nur  ein  paar  sehr  dürftige  vom  Daseyn  dreyer 
besonderer  Sprachen,  von  ersteren  beyden  nur 
die  Zahlwörter: 


Calbra 

Camancons 

an  der 

Küste. 

nicht  weit  davon. 

1. 

barr& 

mo. 

2. 

ma 

ba. 

O" 

ttrrt 

melella. 

4- 

ni 

meley. 

5- 

ionni 

mal  Uli. 

.?07 


Am  Cabo  Lobo  Gonsalvos  ^vird  eine  Sprache 
geredet,  aus  der  in  Arthiis  orientalischem  In- 
dien, Th.  VI.  S.  111.  folgende  Wörter  ange- 
führt sind: 


Scliiff 

Eiftnbein 

Eisen 

Messer 

Schöne  Frau 

Kaufen 


sauepongo. 

longo. 

manimomeeau. 

pe/i.'i^O. 

tögna. 

moftendoßno. 

sromba.  f 


Essen 

Gehet 

Grofs 

Gut 

Böse 

Krank 


koria, 

qutn'do. 
pällie. 
fino, 
Jiivndtllo. 
petollo. 


56.  Loango. 
59.    AlK 


-^.T.  Kakongo. 


58- 


oia. 


4i. 


40. 
Camba, 


IVIaiidongo. 


Kongo. 


{Kongo  -  Sprachstamm.) 

Ein  grofser  Sprachstamm  mit  ziemlich  weit 
\on  einander  entfernten  Ästen.  Von  der  Linie 
bis  wenigstens  zum  fünfzehnten  Grade  südlicher 
Breite  reicht  er  an  der  Küste,  auch  tief  ins  In- 
nere, wie  ^veit  dahin,  ist  unbestimmxt.  Zwi- 
schen den  Nahmen  der  angeführten  Länder  und 
Völker  (den  letzten  ausgenommen)  fällt  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  in  die  Augen,  die  dadurch 
noch  mehr  bestätigt  wird,  dafs  gerade  in  den 
Sprachen  dieses  Stammes  vorn  oder  auch  hinten 
ungehängte  Artikel  einen  wesentlichen  Theil  der 
Sprachformen  ausmachen.  Da  einer  dieser  vor- 
gesetzten so  genannten  Artikel  TTZß  ist,  vermöge 
dessen  der  Genitiv  ausgedruckt  wird,  und  die  Kö- 
nige, Fürsten  oder  Gouverneurs  eines  Landes 
oder  einer  Provinz  in  diesen  Sprachen  durch 
den  Nahmen  des  Landes  oder  der  Provinz  mit 
Vorsetzung  der  Syibe  ma  bezeichnet  werden,  so 
dafs  man  dieses  ma  daher  oft  als  zum  Nahmen 
des  Landes  gehörig  betrachtet  hat:   so  schlösse 


&ich  der  Nalime  Maiidougo  um  so  mehr  an  die 
übrigen  an,  als  n  in  diesen  Sprachen  häufigst 
blofs  vorgeschlagen  wird,  selbst  wenn  man  nicht 
wüfste,  dafs  Angola  oder  ein  Theil  davon  auch 
Dongo  heifst;  und  die  Ähnlichkeit  mit  dem 
Nahmen  der  Mandingo  erscheint  um  desto  zu- 
fälliger. 

Loango  ist  unter  den  Küstenreichen,  von 
dem  Äquator  bis  zum  Flusse  Zaire,  oder  unge- 
fähr dem  sechsten  Grade  südlicher  Breite,  die 
Proyart  schildert,  und  denen  er  einerley  Spra- 
che zuschreibt,  das  merkwürdigste.  Es  erstreckt 
•sich  von  dem  Dorfe  Makanda  ungefähr  im  4P  5' 
S.  Br.  längs  der  Küste ,  und  hört  bey  dem  Flusse 
Luango  Luisa.auf,  der  unter  5°  5'  S.  Br.  fiiefst. 
Die  Hauptstadt  ist  Buali,  und  liegt  ungefähr 
unter  4°  45'. 

KaJiongo  liegt  südlich  von  Loango ,  die  Eu- 
ropäischen Seeleute  pflegen  es  Malinbe^  nach 
dem  Hafen  dieses  Nahmens,  zu  nennen,  und 
auch  südlich  das  Reich  N'GoJo,  nach  den  Fran- 
zosen, oder  Angoji,  \velches  vorl  den  Europäi- 
schen Seeleuten  nach  dem  dortigen  Hafen  Ca- 
binde  genannt  zu  werden  pflegt.  Nördlich  von 
Loango  liegt  ein  Reich  Jomba^  welches  (nach 
dem  angeführten  Gebrauch  und  Mißbrauch  der 
Vorsylbe  mci)  von  Seefahrern  und  Erdbeschrei- 
bern:  Ma-jomba  genannt  worden  ist,  und  nicht 
mit  einem  andern  Reiche  desselben  Nahmens, 
welches,  so  wie  das  Reich  N'teha^  im  Osten  von 
Loango  liegt,  verwechselt  werden  darf. 

Die  Sprache  von  Loango,  Kakongo,  N'Gojo, 
Jomba  und  andern  kleinen  benachbarten  Staa- 
ten schildert  Proyart  als  fast  einerley;  wenn  er 
aber  hinzu  fügt,  dafs  sie  von  der  Sprache  des 
Königreichs   Kongo   gänzlich   abweiche  j   so  ist 

damit 


damit  gewifs  wenigstens  niclit  mc^Iir  gesagt,  als 
dais  ^ie  eben  so  von  einander  nbweichen,  wie 
Englisdi  und  Dänisch,  so  gGwlh  beyde  zu  Ei- 
nem Stamme  gehören.  In  derAL-gem.  Historie 
der  Reisen,  Th.V.  S.  35,  ist  dasVeihältnifs  der 
SpVachen  von  Angola  Und  Kongo  so  angegeben , 
dafs  sie  wie  das  Portugiesische  vom  Kastiliani- 
schen,  oder  vielmehr  wie  das  Venetianische  vom 
Calabresischen,  nähmlicii  meistens  in  der  Aus- 
sprache von  einander  abweichen,  und  demnach 
wie  zwey  verschiedene  Sprachen  klingen. 

Die  Ca'inba  wohnen,  nach  der  Aussage  bey 
Oldendorp,  nahe  bey  Loango  und  bey  der  Pro- 
vinz Sundi,  der  nördlichen  des  Königreiches 
Kongo.  Es  wäre  zu  gewagt,  Camba  mit  dem 
erwähnten  Jamba  zu  vergleichen. 

Kongo,  o^gs^^^  dessen  Könige  wenigstens  elie- 
mahls  fast  alle,  in  Norden,  Süden  und  Osten 
umlie2;enden  Reiche  in  einer  Art  von  Abhängig- 
keit  standen,  reicht  nördlich  an  den  Flufs  Zayre, 
und  von  da  südlich  bis  ungefähr  zum  neunten 
Grade  südlicher  Breite,  nähmlich  bis  an  die  ho- 
hen Gebirge  und  sandigen  Wüsten  von  AngoFa 
und  an  den  Flufs  Denda;  gegen  Westen  gränzt 
es  an  Matamba  und  andere  noch  weniger  b&- 
kannte  Reiche.  Die  Geschichte  des  Landes  ist 
seit  dem  letzten  Theile  des  fünfzehnten  Jahr* 
hunderts  bekannt,  wo  sich  die  Portugiesen  zu- 
erst dort  fest  setzten.  Die  Könige  von  Kongo 
bekannten  sich  bald  zur  christlichen  Religion, 
blieben  in  einem  Verhältnisse  zu  Portugall,  und 
sichtbar  erscheinen  Einflüsse  seiner  Wirkungen 
auf  dieses  Land. 

Angola,  N'gola  oder  Dongo  erstreckte  sich 
vom  Flusse  Dande ,  ungefähr  8^'  30'  S.  Br.  nach 
seinen  alten  Glänzen  bis  zum  iQ° ,  mit  Einschlufs 

MithriJ.  W.  O 


2IG 

von  Bengilda;  Länder,  in  denen  die  Viehzucht 
mehr  alö  in  den  bisher  betrachteten  Ländern  be- 
trieben wird.  Loav.da  San  Paolo  in  Angola  ist 
die  Hauptstadt  der  Afrikanischen  Besitzungen 
der  Portugiesen,  weiclie  diese  Küste  entlang 
noch  mehrere  befestigte  Plätze  haben.  Beyde 
Länder  haben  unter  den  Portugiesen  ge%visse 
Privilegien  behalten.  Der  Benguelischen  Pro- 
vinz, Ober-  und  Nieder- Bembe,  wird  eine 
von  den  benachbarten  Nationen  verschiedene, 
schwer  zu  verstehende  Sprache  zugeschrieben. 

Die  Mandongo  wurden  Oldendorpen  als  ein 
weit  ausgebreitetes  Volk  beschrieben,  welches 
aus  drey  Stämmen:  den  Colambo,  Cando  und 
Bongolo^  bestehe,  und  von  drey  besonderen 
Fürsten  regiert  werde,  die  aber  die  Oberherr- 
schaft eines  Mächtigeren  anerkennen.  Bey  dem 
letzteren  dieser  Nahmen  wird  man  natürlich  auf 
Benguela  geführt,  und  dadurch  Avird  es  viel- 
leicht nocli  ansprechender,  den  Nahmen  Man- 
dongo mit  Dong,  d.i.  Angola,  zu  vergleichen, 
wenn  auch  keine  von  beyden  Vergleichungen 
zur  Gewifslieit  erhoben  werden  kann.  Auf  je- 
den Fall  müfste  von  inneren  Theilen  von  Angola 
und  Benguela  die  Rfede  seyn,  da  diese  Nation, 
als  tief  im  Lande  wohnend,  geschildert  wird  *). 

Hülfsmittel  des  KongO' Sprachstammes. 
Über  die  Sprache  von  Loango  und  den  be- 
nachbarten Reichen  handelt  Proyart  in  der  Hi- 

*)  Wenn  Oldendorp's  Mandongo-Negern  beachte- 
ten, dafs  sie  von  ihrem  Lande  bis  nach  Loango  ein 
ganzes  Jahr  gebraucht  haben:  so  ist  dieses  Mafs  der 
Zeit  vmd  des  Kanmes  am  sichersten  daraus  zu  bestiiu- 
inen,  dafs  sie  einen  Monatb  gebraucht,  um  von  Ätin 
Loango  bis  zur  Küste  zu  kommen.  Die  Entfernung  ist 
denmach  nicht  zu  grofs,  iim  jener  Ansicht  entgegen 
zu  stehen. 


2TI 

stoire  de  Loango,  Kakongo  etc.  Par.  1776.  8. 
Deutsch,  Leipz.  1777.  S.  150—  163. 

Von  der  Sprache  von  Kongo  sind  die  Wör- 
ter, welche  in  der  Allgem,  Historie  der  Reisen, 
Th,  IV.  S.  651,  angegeben  sind,  a.uä  Ast iey  ent- 
lehnt, der  wiederum  Dopper's  Auszügen  aus 
früheren  Berichten  folgte. 

Ein  Wörterverzeichnifs  steht  auch  in  G.  Ma- 
rolla  relazione  del  Viaggio  nel  Congo,  Neap. 
1726.  8.   S.  311  — 316. 

Die  neuesten  V^örterregister  von  Kongo  ha- 
ben Grandpre  gegeben,  in  seinem  Voyage  a  la 
cote  occidentale  d'Afrique  fait  dans  les  annees 
17SÖ  et  1787.  Par.  1S02.  T.  I.  S.  156 — 162; 
und  Baitdry  de  Z.ozleres  in  seinem  second  Voyage 
de  la  Louisiane.    Par.  1803. 

Aber  in  das  Innere  der  Kongo- Sprache, 
welche  aucli  besonders  wegen  mancher  künstli- 
ciien  Bezeichnungen  merkwürdig  ist,  dringt  man 
nur  durch  folgende  Schrift  ein:  Hyazinthi  Bru- 
sciotti  ä  Vetralla  regulae  quaedam  pro  difficillimi 
Congensium  idiomatis  faciliori  captu  ad  Gram- 
maticae  normam  redactae,  Rom.  1659.  8-  Schade 
nur,  dafs  aufser  den  einzelnen  Beyspielen  auch 
gar  keine  Sprachproben  beygefügt  sind. 

Von  der  Sprache  von  Angola  besitze  ich  eine 
ganz  kurze  handschriftliche  Grammatik,  welche 
sich,  thätigst  sammelnd,  Herr  i'on  Murr  von  Ita- 
liänischen  Missionären  verschafft  hatte.  Auch 
ünde  ich  angeführt:  Pedro  Dias  arte  da  lingua 
de  Angola,    Lissab.  1697.   8. 

Sprachproben  enthält  auf  115  Quartseiten 
(neben  der  Portugiesischen  und  Lateinischen 
Übersetzung):  Gentilis  Angollae  fidei  mysteriis 
Lusitano  olim  idiomate  per  Antonium  de  Coacto^ 
«ociet.  Jesu  theologum,  nunc  autem  Latino  per 

O  2 


Fr,  Antofiium  Mar'iam  Pramlomonlanum  Concionar. 
Capucinum  instructus  atque  locLipletatus.  Ro- 
mae,   1661. 

Grammatischer    Charakter    der    Loango- 
und    Kakongo-  Sprache. 

1.  H,r,x  fehlen  der  Sprache,  in  nicht  ein- 
heimiochen  Wörtern  wird  /  statt  r,  k  statt  c  vor 
<7,  0,  w,  und  5  statt  c  vor  e,  z,  g  statt y,  u  statt  ü 
o-esetzt.  Das  den  Anfangs- Consonanten  häufig 
vorgeschlagene  m\  ;?',  wird  so  leise  gesprochen, 
dafs  man  es  kaum  bemerkt,  die  Sylben  sind  mei- 
siens  einfiich,  0  und  o  sind  die  gewöhnlichsten 
Vecale,  die  Wörter  enden  oft  mit  ihnen. 

2.  Die  Substantive  haben  eigentlich  keine 
Formen  für  Genus,  Numerus  und  Casus,  son- 
dern drucken  letztere  durch  Artikel  aus,  deren 
folgende  dem  Singular  eigen  sind:  /,  bu,  //,  ku^ 
i('/,  u;  dem  Plural  aber:  /,  ba,  bi,  ma,  mi^  21; 
und  diefs  ist  der  schwerste  Theii  der  Sprache. 

"  Nicht  jeder  Artikel  kann  bey  jedem  Substantive 
stehen;  manche  stehen  bey  einem  Theile  der 
Wörter  vorn,  bey  andern  hinten,  oder  diese 
Stellung  bezeichnet  den  Casus,  z.B.  der  Artikel 
//  vor  dem  Substantive  den  Nominativ,  hinter 
demselben  irgend  einen  andern  Casus,  ma  den 
Plural -Genitiv,  besonders  in  der  obgedachten 
Beziehung.  (Von  den  übrigen  Casus -Formen 
ist  nichts  Genaueres  angegeben.) 

3.  Die  Adjective  werden  am  gewöhnlich- 
sten durch  Substantive  umschrieben,  z.  B.  mazei 
mlr-n~bazLi  ist:  Wasser  (vom)  Feuer,  d.  i. 
heilses  Wasser.  Der  Comparativ  wird  durch 
den  Verbal -Begriff:  übertreffen,  der  Superlativ 
durch  Verdoppelung  des  Adjectivs  ausgedruckt. 

4.  Die  Pronomen  sind  Hch,  w  du,  ka  er^  tu 
tvir,  iu  ihr,  ba  sie.     Die  Pronominal -Adjective 


215 

nme  mein,  aJiu  dein,  andi  sein,  welche  nach  den 
Substantiven,  und  gemeiniglich  8o  gesetzt  wer- 
den ,  dafs  ein  Artikel  noch  dazwischen  steht. 

5.  Die  Verben  erleiden  entweder  eine  Ver- 
änderung der  Anfangs -Sylbe  oder  nicht;  erstere 
sind  die  geringere  Zahl,  und  bey  ihnen  fällt  in 
gewissen  Fällen  ku  weg,  und  /wird  zu  d ,  v  zu. jy. 
Die  Sprache  ist  reich  an  Zeitforiuen,  indem  sie 
alle  Tempora  der  Franzosen,  und  auch  aufser 
dem  feinere  Unterscheidungen  haben,  z.  B.  von 
Uka  essen,  i~Ua  ich  habe  vor  einer  unbestimm- 
ten Zeit,  /-////  ich  habe  seit  einiger  Zeit,  jd-litl 
ich  habe  vor  langer  Zeit,  ja-lia  ich  habe  vor 
sehr  langer  Zeit  gegessen. 

6.  Einen  grofsen  Reichthum  dieser  Sprache 
machen  die  abgeleiteten  Verben  aus,  und  es 
gibt  gar  keine  Wurzeln,  von  welchen  nicht 
dergleichen  Modificationen  auscrino-en,  z.B.  sa- 
Ula  die  Arbeit  erleichtern,  salisia  mit  jemand  ar 
beiten,  saVisUa  zu  jemandes  Vortheil  arbeiten, 
sazia  jemanden  im  Arbeiten  helfen,  sallsionu: 
flir  einander  arbeiten,  salanga  gewolint  seyn  zu 
arbeiten,  salangana  geschickt  seyn  zur  Arbeit, 

7.  Die  Präpositionen  scheinen  wenigstens 
zum  Theil  in  A^w  Artikeln  zu  liegen;  die  Adver- 
bien werden  meistens  durch  Verba  umschrie- 
ben; Conjunctionen  sind  wenig  oder  gar  keine 
vorhanden,  selbst  und  wird  durch  die  Präposi- 
tion: mit^  oder  Wiederhohlung  des  Subjecto 
oder  Prädicats  umgangen. 

Grammatischer    Charakter    der  Sprache 
von    Kongo. 

1.  *)  Die  Kongo- Sprache  ist  aufserordent- 
lich  sanft,   fliefsend  und  biegsam,   sie  ist  nicht 

*)  Beinerkxingen  über  die  Laute  der  Kongo-Spra- 


2l4 

sehr  sonor,  aber  angenehm.  Die  Diphthongen 
folgen  rasch  auf  einander;  für  Heftigkeit  und 
weiche  Darstelhingen  ist  sie  gleich  geschickt. 

2.  Die  nrtikel  der  Substantive,  welche  an 
dieselben  hinten  angehängt  werden,  sind  ein 
schwerer  Theil  dieser  Sprache.  Die  Eigennah- 
men und  die  Nahmen  dtrr  Menschen  und  Thiere 
brauchen  keine  Artikel,  wenn  sie  mit  Verben 
verbunden  stehen;  aber  wolü  liaben  Nahmen 
der  Menschen  und  Thiere  Artikel,  und  zwar 
eigenthümliche,  wenn  sie  mit  dem  Verbum 
su'bstantivum  oder  mit  Adjectiven  stehen.  Die 
Substantive  theilen  sich  in  acht  Classen,  nach 
Mafsgabe  der  Artikel,  welche  sie  im  Singular 
und  Plural  annehmen,  und  nach  Mafsgabe  der 
Anfangsbuchstaben  der  Substantive,  welche  sich 
nach  der  Anfügung  der  Artikel  oft  ändern. 
Diese  Artikel  sind  bey  den  Singularen:  ria,  i'ia, 
qida,  yo,  cua,  ca^  lua,  tiia;  bey  den  Pluralen: 
7770,  mi,  y,  za,  tua^  tu.  Dem  Vocativ  wii'd  e 
vorgesetzt. 

3.  Abgeleitete  Substantive  sind  nicht  blofs  die 
Diminutive,  welche  sich  durch  Verdoppelung  des 
Wortes  und  Vorsetzung  der  Sylbe  qui,  im  Plu- 
ral /,  bilden,  z.  B.  quilequeleque  der  kleine  Kna- 
be, ilequekque  die  Knäbchen;  sondern  es  gibt 
eine  Menge  von  Verbal  -  Substantiven,  von 
bhanga  mächen,  tanga  lesen  oder  zählen,  ist  qiä- 
bfiajiga  oder  mubhangui  (Plur.  ibhangui  oder  ablian- 

che  hat  die  angeführte  Grammatik  nicht,  indessen  er- 
hellet die,  auch  hier  bey  allen  mit  h,  </,  /»,  Sy  z,  v, 
anfangenden  Substantiven  gewöhnliche,  Versetzung 
des  n'  aus  ihren  Beyspielen.  Was  hier  über  die  Spra- 
che überhaupt  bemerkt  wird ,  ist  aus  negrandpre  a.  a. 
O.  S.  56.  57.  entlehnt.  Jene  Grauuuatik  bedient  sich 
der  Portugiesischen  Ausspractie. 


215 

gul)  der  Wirkende,  Scliöpfer,  qidbhangua  das 
Werk ,  quhanga  oder  mutaiigui  der  Lehrer  oder 
Leser,  antangiiilu  der  Ort  des  Lehreiis,  quhan- 
gidlu  die  Art  des  Lehrens,  Lesens,  Zählens; 
letzterer  Begriff' wird  auch  dadurch  ausgedruckt, 
dafs  man  miiami  vor  das  Verbum  setzt.  Die 
Substantive  der  Handlung  setzen  qui  oder  lu  vor 
das  Verbum,  z.  B.  von  tumbu^  oder  als  eigent- 
licher Infinitiv  culumhu  corrigere,  kömmt  qiiU 
tumbu  oder  luiumbu  correctio. 

4.  Die  Adjective  stehen  immer  hinter  dem 
Substantive  mit  zwischen  gesetztem  Artikel 
oder  Demonstrativ- Pronomen.  Mit  ersterem 
schmilzt  z.  B.  das  Adjectiv  eoic ^  gut,  zusammen. 
DerComparativ  wird  durch  den  Verbal -Begriff: 
übertreffen^  durch  ein  ähnliches,  einen  noch  hö- 
heren Grad  ausdruckendes  Verbimi  bezeichnet, 
so  dafs  dabey  die  Zeit  und  der  active  oder  pas- 
sive Zustand  der  gesteigerten  Eigenschaft  mit 
ausgedruckt  werden  kann. 

o 

5.  Abgeleitete  Adjective  bilden  sich  durch 
Vorsetzung  der  Sylbe  quia  vor  die  Wurzel  des 
Verbum,  und  die  von  Transitiv -Verben  abge- 
leiteten verwandeln  demnächst  den  End-Vocal 
in  ua.  INegative  Adjective  werden  gebildet,  in- 
dem man  vor  die  Äbstracta  des  Gegenstandes 
que^  und  co  nachsetzt,  oder  quiamucambua  vor 
das  Abstractum  der  Handlung,  z.  B.  qulacanua 
etwas  Bestimmtes,  quequlacaituaco  etwas  Unbe- 
stimmtes, lucanu  Bestimmung,  quiamucambua 
lucami  auch:  etwas  Unbestimmtes. 

6.  Die  Pronomen  sind:  meno  ich,  ngue  du, 
oyandi  er,  etu  wir,  enu  ihr,  au  sie;  sie  lauten 
aber  anders ,  und  zwar  den  Loangoischen  Pro- 
nomen ähnlicher,  wenn  sie  bey  der  Conjuga- 
tion  vor  den  Verben  stehen.     Sie  lauten  anders 


^  1  ü 

mit  den  Präpositionen,  welche  den  Dativ  und 
Ablativ  ausdrucken,  indem  bey  jenem  öZia,  bey 
diesem  amu  vorgesetzt,  und  bey  beyden  na  an 
dfen  veränderten  Pronominal- Laut  angehängt 
wird.  Die  Pronominal -Adjective  oder  Genitive 
eind  /72emein,  a^dein,  7?f//sein,  etu  unser,  eivt 
euer,  au  ihr,  und  dieselben  werden  unmittel- 
bar an  die  hinter  den  Substantiven  stehenden 
Artikel  geliängt,  deren  Endung  a  dann  vor  dem 
Anfangs -Vocal  der  letzteren  Pronominal- Ad- 
jective wegfällt,  z.  B.  r/öwe  mein ,  bey  den  Sub- 
stantiven, die  diesen  Artikel  haben.  Die  Pro- 
nominal-Accusative  werden  in  der  Conjugation 
der  Verben  selbst  ausgedruckt.  Sehr  zusam- 
men gesetzt  ist  der  Gebrauch  des  Demonstrativ- 
Pronomen,  indem  es  mit  den  Artikeln  zusam- 
menschmilzt, z.B.  aus  na  dann  eri  wird,  und 
also  sein  Gebrauch  bey  jeder  der  obigen  acht 
Classen  der  Substantive  verschieden  ist. 

7.  Die  Verben  haben  eine  bedeutende  Zahl 
Von  Formen  der  Tempora  und  Modi  *).  Das 
Präsens  ist  entweder  zugleich  Präteritum  ho- 
dierni  diei,  oder  Präteritum  continuativum. 
Jenes  verändert  den  Wurzellaut,  und  setzt  ihm 
die  Pronomen:    Sing.  1)  ;z',    2)//,    3)  «;    Plur. 

*)  Degrandpre.  behauptet  zwar,  S.  57,  dafs  die 
Kongo  -  Sprache  blofs  die  zwey  Tempora :  Präsens  nnd 
Präteritum,  hübe,  und  durch  ersteres  auch  das  man- 
gelnde Futurum  bezeichne.  Dafs,  wie  er  bemerkt, 
eile  Verba,  die  auf«  endigen,  diefs  im  Präteritum  in  i 
verwandeln,  trifft  mit  unserer  Grammatik  zusammen, 
ist  aber  nur  Eine  der  Veränderungen  dieser  Zeitform. 
Da  die  übrigen  Formen  mehr  an  den  Pronomen  be- 
zeichnet werden;  so  ist  entweder  diefs  der  Grund  des 
Milsverständnisses ,  oder  vielleicht  ist  eine  weniger 
ausgebildete  Sprache  des  gsmeinen  Lebens  die,  welche 
Degrandpre  schildert. 


2  I  7 

l)  tu,  ^)nu,  3)  fl  vor;  dieses  verändert  die 
Wurzel  nicht,  und  setzt  die  Pronomen  also  vor: 
Sing,  l)  ya,  2)üa,  3)0;  Plur.  1)  tua,  2)  nua, 
3)  a.  Das  Präteritum  imperfectum ,  perfectum 
und  plusquamperfectum  hat  die  Form  von  er- 
sterem,  oft  aber  auch  ein  angehängtes  /7,  und 
die  Proneminal-Vor.^tze  von  letzterem  Präsens. 
Der  Infinitiv  und  das  Futurum  imperfectum 
setzen  der  Wurzel  cu  vor,  letzteres  demnächst 
die  Pronomen:  Sing.  1)  n,  2)  und  3)  o;  Plur. 
1)  tu,  2)  nu,  3)  €.  Das  Futurum  perfectum  setzt 
zwischen  die  Pronominal- Vorsätze  jenes  Futu- 
rum und  dessen  Vorsylbe  cu  noch:  cuquinga. 
Im  Imperative  wird  in  der  zweyten  Person  v  der 
Wurzel  vorgesetzt,  aufser  dem  aber  das  eigent- 
liche Personal-Pronomen  noch  nachgesetzt.  Bey 
Vornehmen  gebraucht  man  statt  der  zweyten 
Person  des  Imperativs  die  erste  Plural- Person. 
Der  Optativ  setzt  nguabho ,  d.i.  utinam  oder 
ozolao  nzamb'ianpimgu ^  d.  i.  wollte  Gott!  vor  das 
zweyte  und  dritte  der  genannten  Tempora;  vor 
eben  dieselben  der  Conjunctiv:  munacubho  bha- 
blio.  Die  Conjunctive  beyder  Futura  werden 
durch  Umänderung  der  Pronominal-Vorsätze 
derselben  in  folgende  ausgedruckt:  Sing.  1)  nan, 
i)no,  3)  w,-  Plur.  i)notu,  i)mnu,  ^)ne.  Das 
Gerundium:  um  zu,  ist  der  Infinitiv  mit  vorge- 
setztem muna-,  das  Gerundium;  bey,  in  dem 
z.  B.  Sprechen,  ist  der  Infinitiv  mit  vorgesetz- 
tem ya. 

8.  Das  Verbum  substantivum  wird  theils  im 
Präsens  und  Imperfectum  durch  die  blofsen  bey- 
den  Pronominal  -  Vorsätze  dieser  Tempora , 
beym  Imperfectum  mit  daran  gehängtem  ri, 
und  mit  Vorstellung  der  gewöhnliclien  Personal- 
pronomen ausgedruckt,    z.  B.  iigue  u  du  bist. 


218 

menoyari  ich  war,  theils  auch  in  diesen  und  den 
andern  Zeitformen  durch  das  Verbum  stehen. 
Das  Passiv  der  Transitiv- Verben  hat  ein  vor  dem 
End-Vocarder  Wurzel  eingeschaltetes  u  zum 
Kennzeichen.  Die  Conjugation  desselben  ist, 
einige  Abänderungen  ausgenommen,  die  vor- 
her erwähnte. 

9.  Es  gibt  eine  groEse  Menge  abgeleiteter 
Verben,  nähmlich  mehrere  Formen,  welche 
die  V^^iederhohlung  der  Handlung  ausdrucken, 
neben  der  Verdoppelung  des  Verbal-Lautes, 
welche  übermäfsige  Wiederhohluns;  bezeich- 
net.  Ein  paar  Formen  der  Verben  haben  den 
Zweck,  Zusammensetzungen  mit  unserer  Prä- 
position: vor,  auszudrucken,  theils  dafs  etwas 
früher,  theils  dafs  es  vorzüglicher  ist.  Verben 
mit  dem  Begriffe  der  Verneinimg  haben  ihre  ei- 
genen Zusätze,  an  welchen  dann  die  Flexion 
erfolgt,  und  zwar  entweder  mit  mehr  oder  we- 
niger Nachdruck,  und  mit  Unterscheidung  des 
Falles,  wo  der  ganze  Satz  oder  ein  einzelner 
Begriff  negirt  wird.  Auch  besondere  Formen 
für  die  Anordnung  einer  Handlung  bildet  diese 
Sprache  durch  Anhängung  der  Sylbey^ö. 

10.  Aber  eine  ganz  besondere  Art  abgeleite- 
ter Verben  haben  den  Zweck,  den  Bezug  auf  ei- 
nen andern  Gegenstand  oder  Ort  recht  ausdrück- 
lich zu  bezeichnen  neben  den  Formen,  die 
zwar  transitivisch  ,  aber  doch  auch  absolute  ste- 
hen, z.B.  r///z/«^ß  bauen ,  davonkömmt:  cutun- 
guila^  wenn  man  bestimmt  vom  Bauen  eines 
Hauses  an  einem  gewissen  Orte  redet.  Eben  so 
zum  Unterschiede  des  Ankommens  überhaupt 
von  der  Ankunft  an  einen  gewissen  Ort  *),    Sind 

*)  Nur  in  den   Amerikanischen^  Sprachei!   wird 


-^9 
aber  Pronomen  das  Ziel  der  Handlung:  so  wird 
zwischen  die  erwähnten  Pronominal -Vorsätze 
der  einzelnen  Personen,  und  den  Wurzellaut  72 
für:  mich,  cu  für:  dich,  rnu  für:  ihn,  tu  für: 
uns,  71U  für:  euch,  a  für:  sie,  eingeschoben, 
und  beym  Präteritum  jenem  Pronominal -Vor- 
satze noch  das  eigentliche  Personal -Pronomen 
mit  einigen  Veränderungen  vorgesetzt.  Aulser 
dem,  dafs  auf  diese  Weise  auch  der  Rückbezug 
auf  die  handelnde  Person  ausgedruckt  werden 
kann;  gibt  es  doch  noch  eine  eigene  Modifica- 
tion  der  Conjugation  für  dieses  Reflexiv -Ver- 
hältnifs. 

11.  Die  Adverbien  werden  von  Substantiven 
und  Verben  gebildet,  indem  man  ya  vorsetzt; 
die  negativen  haben  muque  (ohne)  vor,  und  den 
Charakter  der  Negation  bey  den  Verben  co  hin- 
ter sich.  Die  Frage  wird  ausgedruckt,  indem 
am  Ende  des  ganzen  Fragesatzes  e  angehängt 
wird. 

12.  Die  Präpositionen  stehen  theils  vor,theils 
hinter  den  Substantiven.  Jene  werd(?n  bey  man- 
chen der  acht,  bey  der  Lehre  vom  Artikel  er- 
wähnten, Classen  der  Substantive  auf  etwas  ver- 
schiedene Weise  vorgesetzt. 

Grammatischer  Charakter  der  Angola- 
Sp  r  a  c  h  e. 

1.  Kein  Wort  (die  Frage- Adverbien  ausge- 
nommen) endigt  auf  einen  Consonanten.  Das 
r  wird  nie  verdoppelt.  Vor  allen  W^örtern,  wel- 
che mit  bj  fi?,  g^  V,  z  anfangen,  wird  n  voro-e- 
schlagen.     Man  macht  oft  Zusammenziehungen 

man    eine  so   aufmerksame  Bezeichnung   des   Bezugs 
der  Verben  auf  andere  Gegenstände  wieder  finden. 


220  * 

mit  Weglassung  einiger  Vocale,  z.B.  m'onauetn, 
filiiis  noster,  spricht  man  man'  etu.  Viele  Wör- 
ter sind  durch  den  Accent  unterschieden. 

2.  Die  Artikel  vor  den  Substantiv'en  sind  im 
Singulare  der,  und:  den,  quid  des,  a  dem,  co 
von  demj  Plural:  co  die,  und:  von  den,  gia 
der,  o  den.     V^or  dem  Vocativ  steht  he. 

3.  Der  Comparativ  der  Acjective  wird  durch 
ch'inmc  mehr,  der  Superlativ  durch  chinene  neue 
ausgedruckt. 

4.  Die  Pronomen  sind:  em  ich,  c/edu,  vlna 
er,  essue  wir,  eine  ihr,  enue  sie;  die  Pronomi- 
nal-Adjective:  c/2flwz/mein,  ^^^/cedein,  quienu 
sein,  quiessue  unser,  quielue  euer,  quidu  ihr. 
Vor  den  Verben  steht  pghi  für:  ich,  v  für:  du, 
und:  er,  tu  für:  wir,  fnu  für:    ihr,  und:  sie.  . 

5.  Zur  Bezeichnung  des  Präteritum  und  Futu- 
rum wird  dort  ekle,  hier  ugsa  hinten  an  das  Ver- 
bum  angehängt.  Der  Imperativ  besteht  aus  der 
Wurzel.  Das  vorgesetzte  cu  scheint  auch  hier 
Zechen  des  Infinitivs  zu  seyn.  Vor  dieses  cu 
wird  noch  ä  gesetzt,  um  das  Passiv  zu  bilden, 
z.  B.  acubanga  ich  werde  gemacht,  und  mit  ya 
das  Gerundium  yacubanga  faciendo. 

Sprach  proben. 

Nur  von  der  letztern  Sprache  haben  wir  das 
V.  U.,  die  zweyte  der  folgenden  Formeln  ist  aus 
eben  derselben  handschriftlichen  Quelle  ent- 
lehnt. Sie  sind  beyde  ohne  Interlinear- Über- 
setzung, und  sie  kann  nur  bey  den  gewissen 
W^örtern  beygesetzt  werben.  Bey  den  übrigen 
Sprachen  müssen  wir  uns  mit  der  Vergleich ung 
einzelner  Wörter  begnügen.  Man  findet  darin 
7720CO  al§  Plural ;  Äugen  nebeiit  coro,  und  elDen  so 


221 

maiu  liehen  kulu  Fufs;  jenes  vielleicht  auch  der 
Plural ,  und  eine  dialektische  oder  Flexions- 
Verändening.  Es  erhellet,  dafs  sich  die  Man- 
dongo- Wörter  etwas  weiter  entfernen,  aber 
auch  wieder  bald  der  einen,  bald  der  andern 
dieser  Sprachen  nähern. 

355. 
Angolanisch. 

Nach   Ant.  de  Coacto. 
Vater    unser    du  bist  Himmel 

Tat'  etu  Liecala  co  maiilu, 

dein 

Accondeque  o  rigina  riae 

dein 

Heze  CO  tuecala  o  quifuclü  quiae, 

dein       wie  wie 

Aciizelese  o  muchiina  uae  inga  boxi  iiiga 

Himmel 

beulu, 

unser 

O  mussa  uetu  na  izita  yesse  tubeo  rierino , 

unser       wie 

Tuequie  o  macongo  etu  in  guequi  tuequia 

aiiha  a  turiä  o  macongo, 
Cotuequie  pe  curigia  nioquit  uxi, 
Tubauguelebo  mo  quialba.     Eyiie. 

336. 
Eben    dasselbe. 

Mit    etivas    '^'ersckiedener  Accentuation. 
Tat'  etil  uecala  co  maukij 
Accondeque  o  rigine  riae, 


2  22. 

Hez6  CO  luecala  o  quifuclii  quiae, 
Acuzelese    o  niuchima  uae  inge  baxi  inge 

beulu, 
O  mussa  uetu  ua  iziia  yesse  rubeo  rierino, 
Tuequie  o  macongo  etu  inguequi  tuequia 

aiilia  aturiä  o  macongo, 
Cutuequie  pe  curigia  mo  quit  uxi, 
Tubäuguelebo  mo  qniaibo.     Egiie. 

Einige     grammatische     Anmerkungen 
zu    diesen    Formeln. 

Etu  bedeutet  in  der  Kongo -Sprache:  unser: 
in  eben  derselben  ist  cuicala:  seyn;  das  vorge- 
sezte  V  bezeichnet  den  Angolanern  die  zweyte 
Person  der  Verben. 

Mdulu  und  das  folgende  beulu  stehen  für: 
Himmel,  die  Anfangs- Sylben  mögen  verschie- 
dene Präpositionen  seyn. 

ae  bedeutet;  dein,  man  sieht,  dafs  das  in 
obiger  grammatischer  Regel  den  Pronominal- 
Adjectiven  vorgesetzte  qui  nicht  immer  dazu  ge- 
hört, wenn  sie  nach  ihren  Substantiven  stehen. 
In  der  nächsten  Zeile  ist  es  da. 

0  ist  als  Artikel  des  Nominativs  und  Accusa- 
tivs   angegeben. 

Tuequie  enthält  wahrscheinlich  den  Begriff: 
vergeben;  /;2ß<:o^2^o  den  Begrifl:  Schuld,  oder: 
Sünde.  Auffallend  ist,  dafs  jenes  wieder  den 
Anfang  der  nächsten  Bitte  ausmacht,  aber  der 
Begrill  dieses  Verbum  mufs  diese  Wendung  der 
Bedeutung  zulassen;  co  ist  im  Kongoischen  Be- 
zeichnung der  Verneinung. 


Kongo  -  Wörtei 


jott 

-limrnel 

Srde 

iVasser 

"euer 

lonne 

^lenscli 

»laiin 

Veib 

[ind 

^ater 

lütter 

ohn 

[opf 

fand 

ufs 


lach  Briisciotcu   iiacii   den         nach  nach 

VetralJa.        ali^.  Reis.  Oldendorp.  Dcgrandpre, 


ri'zambianpurigu 


tubhia 
n'tazi 


eiecala  •  muntu 


esse 

nguadi  .  ngua 

muana 

moco  (Plural) 

cumoci 

cole 

cutatu 


•ckala 


sambiam- 
pungo 
sullu 

toto 

niasa 

tuhia 

fangu. 

gonde 

mundu. 

jahkda 

kentu 

moane 

tarame 

eguanila   Igoamee 

muana 


onfii, 
kook 
malu 
moschi 
sole 
Itattu 


zambi 


mazia 
bazou 

gonda. 

hacala. 
quinto. 
moina. 
tata 
mama , 


\fi 


moeka 

wall 

tacou 


Angola- 
niach. 


sambi. 

iilu 

roto  -  boxi, 

masa. 

tubia. 


tata  •  tac. 

mama, 

mono. 


qmno, 
moxi. 
yari. 
tatu. 


Loans;o  -  Wörter. 

Mandongo 

!     Camba 

nachProyart. 

nach  Oldendorp. 

nach  Old 

endorp. 

Ott 

.       .       . 

sambiampungo 

sambi 
sambiainpungo. 

sambi. 

immel 

. 

iru 

sambiampungo 

lulo. 

/asscr 

mazei. 

euer 

bazu. 

)nne 

. 

tangoa 

attaschi 

tango. 

oiid 

. 

gonda 

agonns 

gonda. 

ensch 

, 

mond 

mu/te 

moncimi. 

ann 

bakala 

bakkara 

najalaka 

olummi. 

^eib 

kento 

tjendo 

okeetu 

ukassi. 

ud 

bana 

moanna 

mn  -  ana 

wann. 

iter 

tatta 

saminatta 

täte. 

utter 

mama 

e.ngoami 

mama. 

M 

tu 

motu 

motu. 

ind 

kogo 

koko 

koko. 

if» 
.1. 

kulu 
boosse 

kolo 
omma 

kulu. 
moschi. 

2. 

quari 

mecre 

so/i. 

^-  ..     ' 

tattu 

mstatu 

tattu. 

224 

357- 
Aus       Angola. 

Nach    Hervas. 

Tota  a  monte, 
Hosa  azore, 
Macla  agisa, 
Anfonsa  ara  quereola  aziireta  o  aamano  a 

sonni  monte, 
Jouro  toma  montiouro  a  fauco, 
O  augamont  pleclia  mon  aimon  augomos 

plechomont, 
Ouaii  mon  calt  plutech, 
Si  auermont  moiue. 

Aus  Angola  mag  diese  Formel  seyn,  aber  sie 
gehört  gevvifs  nicht  dem  Volke  an,  dessen  Spra- 
che die  eigentliche  dieses  Landes  ist,  und  jenen 
Nahmen  vorzugsweise  fuhrt.  Manche  andere 
Völkerschaften  mögen  Äort  noch  wohnen,  und 
in  der  Mundart  einer  derselben  wurde  vielleicht 
diese  übrigens  unerklärliche  Formel, übersetzt. 

'42.  Karabari.     45«  Ibo.     44«  Mokko, 
45.  Anziehen. 

Unterhalb  Angola  wissen  wir  sehr  wenig  von 
dortigen  Völkern,  noch  weniger  von  ihren 
Sprachen. 

Von  den  bisher  betrachteten  Küstenländern 
gehen  wir  also  rückwärts,  wieder  nach  der  Li- 
nie hin,  um  Völker  mit  besondern  Sprachen 
aufzustellen,  welche  hinter  der  Küste  nach  dem 
Innern  zu  wohnen.  Die  Camba  haben  uns 
lehon  Widder  von  Angola  hinter  das  nördlichere 

Loango 


325 

Loango  geleitet,  und  wir  gehen  zu  den /lö/ci^fir;-/ 
über,  die,  nach  Oldendorp,  vermuthlich  am 
Flusse  Kalabar  wohnen,  oder  wenigstens  dort 
verhandelt  werden,  und  Nachbarn,  Freunde  und 
Sprachgenossen  eines  zahlreichen  Volkesder 
Ibo  seyenj  ab  verbunden  in  letzterer  Hinsicht 
zeigen  sie  die  Proben  ihrer  Sprache.  Aber  wir 
lesen  nichts  Näheres,  als  dali»  die  Ibo  bis  nach 
Ägypten  handeln,  und  dorther  Waffen  und 
Kleidungsstücke  ziehen,  dafs  sie  beständige 
Kriege  mit  den  Igan  und  Evo  *),  so  wie  sie  und 
die  Karabari  mit  andern  eben  so  feindseligen, 
menschenfressenden  Nachbarn,  den  Bibi,  füh- 
ren, und  dafs  die  Karabari  auch  mit  den  Mokko 
gränzen  sollen,  von  deren  Sprache  Oldendorp 
auch  Wörter  hat,  ohne  die  Nation  näher  zu  be- 
zeichnen. Als  Vermuthung  und  Frage  stehe 
hier,  ob  nicht  dieser  Nähme  Mokko,  vermöge 
des  erwähnten  Gebrauchs  der  Vorsylbe  ma 
vielleicht  einerley  sey  mit  Makokko, 

Man  hat  das  Reich  dev  Anslho^  wie  diese  Na- 
tion bey  Dapper  heifst,  welches  man  mit  Bat- 
tel's  Grofs-  Angeka,  und  mit  Proyart's  im  Osten 
von  Loango  lieg;endem  N'tcka  vercjliciien  hat, 
auch  als  das  Reich  von  Makokko  bezeiclmet,  da- 
her jene  Vergleichung.  Die  Anzichi  oder  An- 
ziques  werden  als  tapfere  Krieger  und  geschicktss 
Bogenschützen  geschildert,  bey  denen  Men-. 
schenfleisch  gleich  anderem  Fleisch  öffentlich 
verkauft  wird,  ihre  Sprache  aber  als  gänzlich 
verschieden  von  der  Kongoischen,  und  rauh 
und  hart,  so  dafs  die  Kongo  er  sie  schwer  erler- 


*)  Sollte  dieCü  das  in  Norri's  Reise  nach  Dahomej 
erwähnte  Land  Eyo  aeyn,  wo  baumwollene  Zeuge  ver-» 
•fertigt  werden,  die  in  Dahoniey  gewöhnlich  sind? 
Mithrid.  111.  P 


^:S 


nen,  statt  dafs  die  Anziqiien  sich  leicht  der 
Kenntnifs  der  Kongoischeii  Sprache  bemächti- 
gen. Sie  sollen  bis  an  Nubien  gränzen.  Ge- 
setzt auch,  dafs  diefs  nur  auf  Verhältnisse  zu 
Völkern  dieser  nordöstliclien  Länder  hin  deute- 
te: so  gehen  wir  doch  zu  diesen  Völkern  von  den 
Ibo  und  Anziehen  bequemer  über,  so  bald  wir 
noch  von  den  Völkern  östlich  von  der  Sclaven- 
küste  und  Senegambien  gehandelt  haben,  über 
deren  Sprachen  Nachrichten  vorhanden  sind. 

Sprach  proben. 


Karaba  ri 

Ibo 

Mokko 

H. 

.cL  Olderdorp. 

Gott 

tschukhj. 

tSChukko, 

tschnhkuabamma 

tsckukkoahiamay 

ahassi^ 

Himmel 

eluAivee 

tschukko.    ellu 

ibanju. 

Sonne 

anjam 

a  -  un.    anjau 

eju. 

Mond 

Oiima 

ongma,    aom^h 

affiam» 

Mensch 

mad 

mach,   mad 

auwo. 

M.mn 

mammoku 

mook.  dikAom.  dim 

idert. 

Weib 

mangman 

mal.     wci 

ii'rtn. 

Kind 

mantakri 

unju.  watta.  voam 

eijcnowo. 

Vater 

na 

inna.  nain,  urinam 

aiteh. 

Muirer 

neam 

ne.    nem 

kakomo. 

Kopf 

issi 

issi 

iboil. 

Hand 

okuh 

okuh.     hukko 

ononuba. 

Tuh 

akhah 

akhau 

ygod. 

i. 

otuh 

otuh 

kiä. 

2. 

abelam 

aboa 

iba. 

3. 

attoo 

attoo 

itta. 

46.  Wawu.  47-  Tembu. 
'  Die  Waivu  wohnen,  nach  den  Aussagen  bey 
CMdendorp,  Jm  Innern  des  Landes  in  der  Nach- 
barschaft der  Tofa  ,  Jani ,  Taku  ,  Akisa  ,  Fo, 
Dahomee  u.  a.  Durch  letztere  wird  demnach 
ihr  Platz  wenigstens  einiger  Mafsen  bezeichnet, 
und  wir  haben  sie  östlicii  von  den  Akra  und 
f  ante  im  Innern  des  Landes  zu  suchen.      Dafs 


ein  Tlieil  dieser  Nation  sich  nach  der  Küste  ge- 
zogen habe,  ist  bey  den  Wanderungen  dieser 
Völker  wohl  begreiflich.  Wenn  dessen  bey  Ol- 
dendorp  auch  angegebene  Wörter  für  die  Iclei- 
neren  Zahlen  i  bis  5  dann  ganz  mit  den  Papaa- 
Zahlwörtern  stimmen,  so  ist  dieft  eben  so  be- 
greiflich, die  höheren  Zahlwörter  stimmen  eben 
so  wenig  mit  jenen  als  mit  denen  der  tiefer  woh- 
nenden Wawu. 

Die  TembiL  oder  Attembu,  welche  tiefer  im 
Lande,  als  die  Amina,  mit  diesen  und  den  Kas- 
senti  gränzen,  und  zum  Theil  nicht  über  vier 
Tagereisen  von  den  Akkräern  wohnen  sollen, 
sind  demnach  nicht  mit  dem  Reiche  Matamba 
östlich  von  Kongo  zusammen  zu  steilen,  so  sehr 
sonst  die  Ähnlichkeit  des  Nahmens  nach  Weg- 
lassung  der  Vorsylbe  Ma  ins  Auge  fallt.  Dals 
der  rechte  Nähme  der  Kassenti  Tjemba  seyn  soij, 
würde  auch  einen  Vergleichimgs-Punct  darble- 
then,  wenn  nicht  die  Sprachen  zu  verschieden 
ere.chlenen.  In  drey  Wörtern  zeigt  letztere 
Sprache  Berührung  mit  der  Sprache  der  Tambi, 
6.  No.  23. 

Sprach    proben. 


Wawu. 

1    Tembu. 

nach  Ol 

tlentJorp. 

Gott 

barriuJcKl 

SU.     nabulhu. 

Itimmel 

burriadud 

so. 

Sonne 

jirri 

wif. 

Mond 

mont 

i^oJu. 

Mtnsch 

see 

iraa. 

Mann 

gone» 

ibalu. 

Weib 

arma 

cic. 

Kind 

all  inet 

tu. 

Vater 

anti 

tja. 

Muitev 

ar.ibu 

0, 

Kopjr 

an^oni 

k;.!jus9^ 

P  u 


!558 


Hand 
Tufs 


Wawu,     I    Teiub 
nach  Oidendorp. 


bc 

gann 

haha 


nin. 

navorre. 

kuddum. 

noulce. 

nodosoo. 


;o.  Aqua- 


Biimbroiig. 


4s.  Krepeer.     49-  Assianthen.     ^y 
pim.       51.  Kassenti.      53. 
55.   PeLcharies. 

A7-e/?e  heifsen,  nach  Römer '•') ,  alle  die  Land- 
schaften, welche  von  Rio-Volta  nach  Südost  lie- 
gen, und  nach  der  Karte  bey  Römer  führt  das 
ganze  südliche  Ufer  des  Rio-Volta,  unterhalb 
sowohl  der  Alckim  als  der  Assianthen,  und  die 
p:anze  östliche  Umgebung  der  Sclavenküste ,  den 
Nahmen  Kiepe,  so  dafs  die  Krepeer  von  jenen 
beyden  Völlcern  nur  durch  den  genannten  Flufs 
getrennt  sind.  Dorther  erhielt  man  in  Frie- 
denszeiten fast  alle  Sclaven;  dorthin  reiseten 
Kaufleute  aus  Fante,  Akra  und  aus  Europa,  um 
Sclaven  aufzukaufen.  Nach  Isert  ''*)  waren  auch 
die  eigentliümlichen  Einwohner  des  nachmahls 
von  Akräern  bevölkerten  Landes  Klein- Popo: 
Krepeer. 

Die  Assianthen  und  die  Berg- Negern  oder 
Aquapim  (welche  von  den  Adampischen  Berg- 
Negern  (s.  N.  23.)  Wühl  zu  unterscheiden  sind, 
haben  allezeit  eine  dunklere,  schv.ärzere  Farbe, 
sie  sind  gelenkiger  als  die  Strand -Negern,  und 
gemeiniglich  a^uch  von  einer  angenehmeren 
Taille  '''*^').      Aquapim  liegt  unterhalb  des  Rei- 


)  S.  ii8.  290. 
■**)   Isert,   S.   197. 


**)   S.  133. 


229 

ches  der  Akkim.  Es  soll  zuerst  von  einer  höher 
im  Lande  liegenden  Nation  bevölkert  worden 
seyn,  nnd  diefs  dadurcli  wahrscheinlich  wer- 
den, dafs  der  Nähme  selbst  von  aqua  Sclave, 
und  pim  tausend  so  viel  als:  tausend  Sclaven, 
bedeute.  Die  Spraclie  dieser  Aquapimmer  sey 
gänzlich  verschieden  von  der  Akkräischen,  habe 
eine  grofse  Gleichheit  mit  der  Sprache  der  Assi- 
anthen,  und  sey  von  dieser  nur  durcli  den  Dia- 
lekt unterschieden.  Die  Aquapim  leben  in  ei- 
nem Zustande  der  Unschuld  der  Vorwelt  =--). 

Assianthe  wird  bey  Römer  unmittelbar  an  die 
Nordseite  des  obern  Rio-Volta  gesetzt.  Von 
dem  unternehmenden  Könige  dieser  Nation,  der 
bis  zur  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  re- 
gierte, hat  Römer.  Nachrichten  gegeben.  Ak- 
kim  und  Akra  hatte  er  sich  unterworfen,  und 
so  bis  zur  Küste  sein  Reich  ausgedehnt.  Daher 
CS  denn  erklärlich  ist,  dafs  Assianthisch  und  ne- 
ben diesem  Krepeisch,.  wie  Isert  sagt,  bis  nach 
Akkra  hin  die  gebräuchlichsten  Sprachen  sind. 

Die  Kassianteer  wohnen  neben  Assianthe» 
und,  wenn  sich  Römer  recht  erinnerte,  nach 
Südost.  Nach  Oldendorp  heifsen  diese  Kassenti^ 
wie  er  sie  schreibt,  eigentlich  Tjemba^  so  dafs 
jener  Nähme  bedeute;  ich  verstehe  euch  nicht, 
welches  sie  ausrufen,  wenn  sie  unter  die  Amina 
kommen,  daher  diese  ihnen  jenen  Nahmen  ge- 
geben. Sie  heifsen  überdiefs  nach  den  verschie- 
denen Provinzen  ihres  weitläufigen  Reichs:  Not- 
barri,  Ajanga,  Brück,  Tampruma,  Bambom- 
ba,  u.  $.  w.  j  ihr  König  heifse  ^SS.q-lq'ix  Attabi ^  und 

*)  Siehe  alle  tliese  Angaben  bey  Istrty  S.  aö^.' 
ff-  297. 


^5ö 

li'ef.idire   in    der   grofsen    Stadt    Gamhaak.     Ihr« 
Naclibarn  seyen  die  Aela,  Attem  und  Bombra. 

Letzterer  Nähme  erinnert  an  die  Bumbrongs ^ 
■^velclie  nebst  den  Petcliarics^  als  sehr  tief  in  dem 
Lande  woJmende  Nationen  (deren  Glieder  je- 
doch als  Sclaven  an  den  Gambia  gebracht  wer- 
den), und  als  Nationen  von  unterschiedenen 
Sprachen,  nach  Moore^  in  der  Allgem.  Historie 
der  Reisen  erwähnt  sind  '•'). 


Sprach  proben. 


K  r  e  p  e 

er 

Aesianthen 

nach 

Jseit. 

Gott 

irimmel 

\\:-.-.sei- 
Teuer 

iichi' 

diO 

inssuo. 
egia. 

Mensclj 



\A"eib 

ICifid 

Vnter 

IvJiiuer 

Kopf 

Aiia;e 

oi;r 

Käse 
A\n^ 
Sdienkel 
Erot 
1. 

oru 

onuku 

otuh 

amonthi 

assij 

ajjoh 

apo  'lae 

otri 
wannua. 

uwasso. 

ohüny, 

osa 

onänn 

abodo. 

3- 

.     .     . 

•    '    . 

K  as  sen ti 
nacliOldendorp. 


uwcentjauKH. 
kiak. 


uwin. 

ungmar. 

umir. 

otja. 

uppi. 

tibbik. 

ubija, 

onaa. 

dür. 


Hand:   inno. 
Fufs  :    itta„ 

obaa. 
ilUe. 
iltaa. 


*)  Th.  III.  S,  142.  222.  Die  dort  in  der  Anmer- 
kurie  des  Übersetzers  geäufserte  Vermuthiing,  als  ob 
die  Buiiibrong  die  bey  den  Mandingo  erwähnten  Bam- 
barra  seyen,  pafsf  nicht  zu  den  Wohnsitzen  sehr  tief 
im  Lande,  imd  das  bey  der  Sammhuig  der  Nachrich- 


54.  Bornu.      So^  Gaog.      56.  Affadeh. 

So  sind  wir  denn,  vom  Senegal  herab  bijf 
jiach  Bensuela,  die  Westküste  Atrika's  durch- 
<^anc[en-  und  von  ienem  Südpuncre  die  Küsten- 
reiche  entlang  östlich  von  aiesen  Vvieder  naca 
Norden  aufsteigend  die  tiefer  im  Lande  woh- 
nenden Nationen,  so  weit  Nachrichten  über 
ihre  Sprachen  uns  zu  ihnen  fiihrten.  Wir  fan- 
den unter  ihnen  wenigstens  zwey  X'ölker,  deren 
nordöstliche  Ausdehnung  bis  nach  Nubien  hin 
sich  erstrecken  soll. 

Dahinwärts  wenden  wir  uns  von  ihnen,,  zu 
dortigen,  dem  Nile  näheren  Neger- Nationen. 
Dazwischen  liegen  mag  noch  eine  Menge  von 
Völkern  und  Reichen ,  wer  weifs  mit  wie  vielen 
Sprachen.  Aber  wir  kennen  weder  diese,  nogh 
iene;  kennen  keine  -weiteren  V^erbindungen  zwi- 
Jüchen 'dem  nördlicheren  Afrika  und  diesen  Län- 
dern, wenn  sich  nicht  die  Vermuthung  bestäti- 
gen sollte,  dafsDegomba,  das  Ziel  der  Reisen 
des  Sherif  Imhammed,  mitKassianthe  und  Tjem- 
ba  einerley  sey.  Glückliche  Entdeckungen  der 
Zukunft  mögen  uns  in  diese  tieferen  Gegenden 
zwischen  den  genannten  Völkern ,  den  Quellen 
des  Senegal  und  Gambia,  und  den  Gebirgs- 
ländern  und  W^üsten  südlich  vom  mittleren  Gül- 
bi  schauen  lassen.  Wir  schreiten  über  bis  dort- 
hin, und  über  den  Guangara  umströmenderi 
grofsen  Flufs  nach  dem  imgeheiiern  Reiclie 
Bornu  fort.  Reichen  wirklich  Ibo's  und  Anziehen 
»ehr  weit  nordöstlich,  so  ist  die  Leere,  die  wir 


ten  Olcleiidorp's  keinesweges  beabsichtigte  Zu'^ammen- 
ivefFen  mit  jenem  Nabiuen  ist  wenigstexis  etwa»  an- 
•prechender. 


lassen  müssen,  wenigstens  nicht  unbegränzt  und 
unübersehbar. 

Borna  oder  Bärnu,  in  der  Landessprache: 
Birni^  zu  des  Leo  Africanus  Zeit  ngch  bey  wei- 
tem nicht  das  ungeheure  Reich,  welches  es  jetzt 
ist,  hatte  darpahls  zu  seiner  Westgränze  Guan- 
gara,  nördlich  erstreckte  es  sich  fast  bis  zur 
Wüste  Barca.  Nachher  hat  dieses  Reich  eine 
Menge  von  den  benachbarten  mehr  oder  weni- 
ger abhängig  von  sich  gemacht,  und  ein  sehr 
langes  Verzeiclniifs  solcher  abhängigen  Reiche 
lesen  wir  in  der  monathlichen  Correspondenz 
1810,  Februar,  S.  138.  139,  andere  minder 
ausführliche,  aber  vielleicht  desto  wahrere, 
eben  daselbst  im  Octoberhefte ,  S.  331.  332;  und 
bey  Hornemann,  P.  I.  S.  170;  selbst  ein  grofser 
Theil  der  Reiche  von  Sudan  ist  dem  Sultan  von 
Bornu  tributär. 

Eine  beträchtliche  Anzahl  von  Sprachen  wird 
in  diesem  grofsen  Reiche  gesprochen.  Ein  Ne- 
ger von  AiTadeh,  einem  Orte  in  der  östlichen 
Nähe  des  eigentlichen  Bornu,  hat  dem  Dr.  See- 
tzen  einige  derselben  aufgezählt  *),  nähmlich 
Aicma  Birniby ^  die  Sprache  der  Stadt  Bornu, 
Amszihg  Mpäde ,  die  Sprache  von  Mpäde,  einem 
Lande,  welches  sechs  Tagereisen  nordwärts 
(nach  einer  andern  Stelle,  wo  die  ostwärts  von 
Bornu  befindlichen  Länder  Aifadeh,  Mpade, 
Bagirmy  und  Wadey  oder  Mobba  so  aufgezählt 
werden,  östlich)  liegt,  und  Mszam  mkalone  Kdm- 
ma,  die  Sprache  eines  Landes,  welches  bey  den 
Arabern  Kaiphey  heifse,   sieben  Tagereisen  öst- 


•)    S.  monathliehc  Correspond.  ißJO,  October, 
S.  340.  34». 


^55 

lieh  von  AfFadeh,  und  seine  Muttersprache:  Afr^ 
szigh  Afadhh.  Nur  die  Sprache  des  eigentlichen 
Borna,  und  die  von  Afl'adeh  sind  uns  unter  den- 
selben etwas  näher  bekannt.  Von  jener  haben 
wir  wenigstens  die  Zahlwörter  durch  den  She- 
rif,  dem  Lucas  seine  Nachrichten  verdankte  "). 
Auch  dieser  Sherif  sprach  davon ,  dafs  mehr  als 
dreyfsig  Sprachen  im  Reiclie  Bornu  gesprochen. 
werden.  Von  der  Spraclie  von  Affadöh,  welche 
einige  Laute  hat,  die  für  den  Deutschen  völlig 
unaussprechlich  sind,  hat  Dr.  Sectzen  ein  aus- 
führliches Wörterverzeichnifs  aufgenommen, 
wovon  die  ausgewählten  Wörter  nachher  fol- 
gen. Vom  grammatischen  Charakter  dieser 
Sprache  läfst  sich  daraus  Nichts  entnehmen,  als 
dafs  die  Adjective  hinter  den  Substantiven  ste- 
hen. Mit  der  Sprache  von  Gaog,  welches  an 
Dungala  und  Ägypten  gränzte,  und  ^velches  Leo 
selbst  besuchte  und  genauer  kennen  lernte,  fand 
er  die  Sprache  von  Bornu  durchgangig  ähn- 
lich **),  und  eine  Anmerkung  des  Gefährten 
jenes  Sherifs  a.  a.  O.  sagt,  dafs  die  Sprache  von 
Bornu  mit  der  der  benachbarten  Negern  grofse 
Ähnlichkeit  habe.  Ob  das  Reich  Cucu  oder  Gou~ 
goii  *=^*),  wenigstens  seiner  Lage  nach,  einen 
Vergleichungspunct  mit  jenem  Nahmen  darbie- 
the,  läfst  sich  hier  eben  sowenig  entscheiden, 
als  oben  *'^=**),  w^o  die  mehreren  Benennungen 
des  Landes  Kuku  angeführt  worden  sind. 

Aber  ob  überhaupt  die  eigentlichen  Bornuer 
vollkommene  Negern  sind,  ist  noch  nicht  völlig 

•)  Magazin  der  Reisen ,   Th.  V,   S.  530. 
"**)   Leo  African.   S.  19. 

***)  S.Edrisij  S.55iF. ;  und -E/nsief/ers  Nachrich- 
ten bey  Cuhn ,   Th.  III.  S.  436.  458. 
****)   Abschn.  II.   z.  a.  E, 


234 

ausgemacht.  In  den  erwähnten ,  von  der  Afri- 
kanischen Gesellschaft  zu  London  bekannt  ge- 
machten Nachrichten  heifst  es  *):  „Die  Einwoh- 
ner bestehen  zwar  aus  einer  solchen  Menge  von 
Völkerschaften,  dafs,  \vie  es  heifst,  dreyfsig 
Sprachen  in  dem  Keiclie  gesprochen  werden: 
aber  in  ihrer  Farbe  sind  sie  einander  alle  gleich , 
nähmlich  ganz  schwarz,  doch  ohne  zu  dem  Ne- 
gerstamme zu  gehören."  Indessen  diese  unbe- 
stimmte Angabe,  durch  welche  vielleicht  nur 
gesagt  ^V'erden  soll,  dait*  defshalb  kein  Abstam- 
mungs-Zusammenhang  mit  den  Negern  von  Se- 
jiegambien  und  der  Gold-  und  Sclavenküste 
anzunehmen  sey,  kann  wohl  keinesweges  der 
ganz  bestimmten  Aussage  im  Wege  stehen  ,  wel- 
che Hornemann  von  einem  unterrichteten  und 
angesehenen  Sherif  aus  Boriiu  selbst  entlehnte: 
„dafs  die  Einwohner. von  Bornu  schwärzer  als 
die  von  Haussa  ,  und  vollhommeiie  Negern 
vseyen  **)."  Dalier  haben  sie  diesen  Platz  er- 
halten. 


S  p  r  c 
Born  11. 

i  c  h  p  r 
Affahd 

0 

e 

b  c  n. 
h  -  Wörter. 

Z.  a  h  1  w  Ö  r  t  e  r. 

j.  lakka  •**). 
2.  eiikee. 
5.  nieskoo. 

Gott 

Himmel 

Erde 

Wasser 

Feuer 

kmani, 
d'tlko. 
jtüng. 
■   ameh. 
hu. 

*)  Magazin,  Tb.  V.   S.  321. 

**)  P.  I.  S.  160.  Da  nach  Leo  Africanus,  S.  Öj6. 
cler  damahlige  Sultan  von  Bornu  selbst  von  dem 
Libyschen  Volke  Berdoa,  also  voni  Berber -Stamme 
abstammte,  vielleicht  ein  empor  gestiegener  Kauf- 
mann dieser  Nation,  so  sind  verschiedenib  Urtheile  über 
die  KörperbeschafFenheit  der  Einwohner  begreiflich. 

•**)  Englische  Aussprache.  "^ 


235 


B  0  r  n  u. 

Affadeh 

-Wörter. 

4.  d^hoo. 
fy   o/too. 

Sonne 

z;/. 

Moud 

tedi. 

ti.  arasko«. 

Menschea 

mngu. 

7.  haskoo. 

8.  raUört. 

Mann     ' 

bc/ö. 

Weib 

hf.rim. 

9.  filkar. 

10.  mtiko. 

Vatar 

dba. 

Muiter 

ija. 

ji.  /7Z«io  /a^/ia. 

Sohn 

wühngii. 

H.  ».  V»  . 

Tochter 

wülogü. 

Bruder 

ümsztnäne. 

Schweswx 

ulmäne. 

Kopf 

SO.    ko. 

AUZQ 

szanko. 

Oh? 

szemmankö. 

Nase 

dimuliungenkb. 

Zunge 

essiinkö. 

Haar 

imszigge  -  sziggo^ 

Hand 

bümszeli. 

Fufs 

inszih. 

Tag 

phadeensno. 

Gib 

ih. 

1. 

te. 

2. 

anszi/i. 

3' 

anhrö   *). 

57.  Mobba.      58-  Dahera.     59.  Scliilluk. 

Möhba  oder  Dar-SzeVeh^  bey  den  Einwohnern 
von  Dar  Für:  Bdrgu'^-^),  ist  auch  eins  von  den 
von  Bornu  abhängigen  Heichen,  übrigens  von 
seinem  eigenen  Sultan  regiert.  Es  liegt  in  süd- 
westlicher Richtung  von  Dar  Für,  und  hat  zur 
Hauptstadt  der  Residenz  des  Sultans  Vära  (wel- 


*)  Einige  Ähnlichkeiten  mit  AfFadeh- Wörtern 
sind  oben  bey  Habbesch  erwähnt  worden. 

**)  In  der  nionathlichen  Correspondenz  1810, 
October,  S.  531  n.  532,  setzt  der  Neger  von  AfFadeh 
bey  der  Aufz.äblung  der  Bornu  unterworfenen  Reiche 
VVade\i  oder  Mobba  zusammen.  Sind  beydes  Nahmen 
Eines  Reiches,  so  pafst  zu  der  Vielheit  der  dortigen 
Sprachen  vortrefhich  die  aus  Hornemann,  oben  Ab- 
"^  schnitt  II,  z.  a.  E.  angeführte  Nachricht. 


ches  unsere  neueren  Karten  nachweisen),  aber 
noch  eine  Menge  anderer  Städte,  und,  beson- 
ders seitdem  das  (obenerwähnte)  Reich  Bagir- 
ma  damit  nach  einem  auf  Befehl  der  Bornu- Sul- 
tane geführten  Kriege  verbunden  sey ,  eine  sehr 
grofse  Ausdehnung,  so  dafs  aufser  der  im  gan- 
zen Lande  verstandenen  Sprache,   wovon  her- 
nach Proben  folgen,  und  aufser  der  Arabischen, 
welche  die  dort  wohnenden  Araber  neben  der 
Landessprache    beybehalten,     und   welche    als 
Sprache    der    dort    durchgängig    herrschenden 
Moliammedanischen  Religion  selbst  in  einigen 
Schulen  gelehrt  wird,    nach  der  Angabe   eines 
Mobbaers  zu  Kaliira  noch  folgende  Sprachen  in 
dem  Reiche   Mobba  gesprochen  werden:    Kad' 
sehen  jäh ,  Upderrak  ,  Alih ,  Mingon ,  Mdrarh ,  Massd- 
litf  Szongor,  Küka ,  Dädschu  ^  Bändaläh^  Mdsmajdh^ 
Njorga,  Dembe,  Mdlangä,  M/mi,  Köruboih,  Gonitk, 
Kcibka^  Gürrangük,  und  Dschelläba^  die  Sprache 
der  zu  Wära  ansässigen  Dar  Fürcr  Kaufleute. 
Wie  viele  von  diesen  Sprachen  blofse  Dialekte 
anderer  sind,  darüber  läfbt  sich  aus  diesen  An- 
gaben auch  nicht  das  Geringste  bestimmen.    Die 
Wohnungen  dieser  Negern  sind  von  Rohr,   mit 
einem  konischen  Dache   (eben  so  wie   die  der 
Negern  an  der  Westküste);  nur  der  Sultan  und 
die  Kaufle.ute  aus  Dar  Für  haben  Wohnungen. 
von  Lehmwänden.      Dr.  Seetzen  verdanken  wir 
die  Nachrich<-en  von  diesem  Lande,  welche  be- 
kannt geworden   sind  ♦),    und  ihm  ein   hand- 
schriftliches   Wörterverzeichnifs   jener    Haupt- 
sprache von  Mobba,    aufser  welchem  in  dem 
gedachten    Aufsatze    auch    noch   Nahmen    von 
mancherley  Bäumen  enthalten  sind. 

*)  Monathliche  Correspoiidenz,   igio,  Februar, 

S.  157.  ff. 


i;.^>7 


Die  SchiUuk  sind  durch  den  Nil- Arm  Bahher 
elÄda  von  Dar  Für  getrennt,    und  haben  die 
Einwohner   von   Habbesch   zu    ihren    östlichen 
Nachbarn  ,  mit  welchen  bie  in  beständiger  F  ende 
leben.     Der  merkwürdige  Haupt-Nil  -Arm  Bah- 
her el  Abbicid    durchströmt    das    Land.       Die 
grofse  Stadt  Tembele  ist  die  Residenz  des  Bueh 
Kadscheh ,  d.  i.  Suhans  der  Schilhilc.     Die  Woh- 
nungen dieser  Negern,  aufser  den  Städten,  ste- 
hen'einzehi,   nicht  in  Dörfer  verbunden,   sind 
von  Lehmwänden  errichtet,  und  mit  Schilf  ge- 
cedeckt.  Die  Schiiluk  sind  im  Besitze  guter  Fähr- 
boote über  die  Flüsse  ihres  Landes,  und  halten 
dergleiclien    zur  Überfahrt,    wie  auch  der  Ne- 
ger\on  Mobba   *)    bestätigt,    so  wie  dafs  die 
Schiiluk  Heiden  sind,  jedoch  ohne  Götzenbil- 
der, und  theils  Bäumen,  thells  rohen  aufgerich- 
teten Steinen  götthche  Ehre  erweisen.     Sie  ge- 
hen nackend,    und  sind  die   einzigen  Negern, 
mit  welchen  die  Kaufleute  von  Dar  Für  sidwarU 
von  ilirem  L^nde  freundschaftliche  Handelsver- 
bindung   unterhalten.     Handschriftliche    Nach- 
richten von  Dr.  Seetzen  sind  die  Quelle  der  obi- 
gen Angaben,  und  des  nachfolgenden  Wörter- 
verzeichnisses. 

Ein  Theil  dieser  Schiiluk  hat  sich  im  Anfange 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  in  den  Besitz  von 
Sennar  gesetzt,  und  die  Stadt  dieses  Nahmens, 
die  Hauptstadt  ihres  dortigen  Reichs,  errichtet. 
Sie  haben  dort  die  Mohammedanische  Rehgion 
anaenommen,  und  sich  den  Arabischen  Nah- 
men Fwwe,  d.  i.  Übe^^vinder,  gegeben.  Ihre 
Sprache  mag  dort  durch  ihre  Umgebungen  ver« 


•)  A.  a.  0.  S.  142. 


558 

muthlicli  -eine  dialektische  Veijjchiedeiiiieit  er- 
halten haben. 

Eine  heidnische  Nation  DaJiera^  Anbether  des 
Mondes,  nicht  der  Sonne,  Negern  mit  platten 
Nasen  und  woUichtem  Haare,  reden  eine  wohl- 
klingende, von  den  Sprachen  ihrer  Nachbarn 
verschiedene  Spräche,  von  der  wir  nichts  Nä- 
heres wissen.  Sie  bilden  dem  Beherrscher  von 
Sennar  ein  Heer,  um  die  unruhigen  Araber  im 
Zaume  zuhalten,  und  wohnen  auf  der  grofsen 
Ebene  zwischen  dem  Nil  und  dem  Dender.  Sie 
werden  gekauft  oder  mit  Ge\valt  aus  Fezuelo 
und  den  südlichen  Provinzen  Dyre  und  Tegla 
weggenommen. 


Sprach  proben. 

M  o  b  b  a         I      S  c  h  i  1 1  u  c  k 


Gott 

Aaid.^ 

Himmel 

szemma. 

Erde 

barr. 

Wasser 

endschy 

Feuer 

wussik 

Sonne 

enjik 

Mond 

ük. 

Mann 

Weib 



Vuur    • 

monüng. 

Mutter 

minjing. 

Sohn 

mirr. 

Tocbter 

muce. 

Bruder 

kalnkehwuk. 

Schwester 

Adkaläkebwäi. 

Brot 

njirik. 

m 

dalkälu 

ennili. 

I. 

tön 

2. 

bah 

3- 

Aungit 

ke/ge. 


mage  (auch;  Kälte). 
mässze. 

röongih, 

tabänje, 
ureh. 


weine.    ' 

pidd. 

koddiis. 


259 

Ein  paar  kleine  Volkslieder  aus  Mobba  be- 
finden sich  in  der  monathlichen  Correspondenz, 
Februar  1810.  S.  151,  die  höchst  einfach  sind, 
aber  deren  Hrn.  Seetzen  mitgetheilte Übersetzung 
leider  ihrem  Zwecke  nicht  entspricht,  da  sie  zu 
frey  ist;  die  Abtheilnng  hat  sich  hier  schon  eini- 
ger Mafsen  berichtigen  lassen: 

1.  Soll  heifsen  : 

Andurriggo  iiiatah  JV er  ruft  mich '^   Woher '^ 

Lebbeiiik  Karäh  Freund!  homin' ! 

Njangäh  njangah.  Trink  Dur rabUrl 

2. 

Wara  kaniaTii  Von  War a  gehen  ivir, 

Zeringda  mani  Zu  Gaste  gehen  jv/r, 

Tuniiiiang  inäni.  NacJi  Tummäng  gehen  wir. 

Von  ersterem  Liede  ist  nnr  njangäh  in  dem  von 
Dr.  Seetzen  mitgetbeilten  Wöiisrverzeichnisse  ange- 
geben, und  bedeutet  eine  Art  Branntwein;  (Durra 
aber  heifst  küschmii).  Man  sieht,  dafs  das  Wort  an- 
lockend und  versprechend  wiederhohlt  ist,  nicht  ein 
Wort  für  Trinken,  welches  tangjih  heifst,  iiu  Liede 
steht.  In  dem  im  zweyten  Liede  wiederhohlten  mani 
mag  der  Begriff:  gehen  ,  liegen  (obwohl  in  dem  Wör- 
terbuche tattey  für:  gehen,  angegeben  ist)  ohne  dafs 
eine  Flexion  sichtbar  würde;  übrigens  bedeutet  erphikek 
Freund,  mdngdum  wir.  Vielleicht  dafs  fca  in  der  er- 
sten Zeile  bedeutet:  von,  weg,  und  dann  zu  Wara 
gehört;  Wara  ist  die  Hauptstadt  von  Mobba,  und 
kommt  schon  auf  Browne's  Karte  vor. 

60.  Dar  Fiir.    61.  Zeghawa.   62.  Dar  Riinga. 
65.  Dar  Kulla. 

Dur  Fär  d.  i.  das  Land  Für,  ein  Reich  zwi- 
schen dem  16  und  11°  N.  Br.  und  dem  26  und 
30°  der  Länge,  in  seinem  Osten  von  Dungola. 
und  dem  südlicheren,  von  den  Furiern  gröfs- 
tentheils  unterworfenen  Kardofan,  in  seinem 
Nordwesten  von  Mobba  besriinzt,  welches  bey 


Browne:  Bergoo,  heifst.  l3ie  Identität  beyder 
IN'ahmeii  beruht  auf  Seetzen's  ausdrücklicher 
Versicheriuig,  dafs  Mobba  bey  den  Arabern 
DarSzeleli,  bey  den  Furiern  aber :  Bargu  (bey 
den  Bornucrn:  Wadey)  heifse  *).  Der  Neger 
aus  der  Nahe  von  AfFadeh,  der  a.  ob.  a.  O.  eine 
sehr  grofse  Anzahl  der  von  Bornu  abhängigen 
Reiche  aufzählt,  rechnet  auch  Dar  Für  dazu; 
und  die  Wahrheit  dieser  Aussage  sey  ganz  dahin 
gestellt;  Browne  fand  Dar  Für  mächtig,  im  be- 
ständigen Streite  mit  Mobba  (Bergoo),  und 
feiegreich  gegen  seine  östlichen  Nachbaren.  Er 
theilt  der  Herrschaft  des  Sultans  von  Dar  Für 
aufser  dem  genannten  Kardofan  noch  die  Bego 
oder  Dageou,  ein  besondres  Volk,  die  sonst 
Hen^en  ihres  Landes  waren,  und  kleinere  Kö- 
nigreiche z.  B.  Dar  Berti  u.  a.  zu.  Auch  die 
Zeghawa^  sonst  ein  besondres  Reich,  dessen 
HeiTscher  ein  Heer  von  tausend  Reitern  aufstel- 
len konnte,  und  welche  eine,  von  der  der  Fu- 
rier verschiedene  Sprache  reden,  sclieinen  da- 
hin zu  gehören.  Dar  Runga  hat  einen  eigenen 
König,  der  von  Dar  Für,  aber  noch  mehr  von 
Bergoo  abhängig  sey.  Nur  von  Dar  Runga  hat 
Browne  ein  Wörter -Register  gegeben,  welche 
von  der  Sprache  von  Dar  Für,  deren  Kenntnifs 
wir  Dr.  Seetzens  handschriftlichen  Sammlungen 
verdanken,  ganz  verschieden  ist. 

Die  Furier  unterscheiden  sich  nach  Browne 
in  ihrer  Person  von  den  Negern  aus  Guinea,  sie 
haben  indessen  kurzes  woUichtcs  Haar  und  nur 


*)  So  greifen  cTie  Nachrichten  ganz  verschiedener 
Reisenden  eo  fest  in  einander,  dafs  wir  sicher  aiif 
diesen  unl)eabsichtiij,tenZusaunnenhang  und  dieQuel- 
len  dieser  Nachrichten  bauen  können. 


a4i 

einige  wenige  langes  Haar,  welches  für  eine 
Schönheit  gehalten  wird.  Dagegen  haben  Scla- 
ven,  Avelche  nach  Dar  Für  aus  dem  Lande  Fertit 
d.  i.  der  Götzendiener  gebracht  werden,  ganz 
das  Ansehen  der  Negern  aus  Guinea.  Dieses  Aus- 
sehen der  aus  Dar  Fiir  nach  Kahira  kommenden 
Sclaven  bestätigt  auch  Ledyard  *). 

Die  Furier  scheinen,  wie  Browne"*)  sagt, 
vor  der  Gründung  des  Islam  und  des  König- 
thums  unter  ihnen  vor  ungefähr  150  Jahren, 
gleich  andern  benachbarten  Völkern  aus  wan- 
dernden Stämmen  bestanden  zu  haben.  Browne 
erinnerte  sich  in  einem  Manuscript  Arabischer 
Geschichte,  einen  Stamm  Für  unter  den  Völ- 
kern genannt  gefunden  zu  haben,  auf  welche 
die  frühen  Verbreiter  des  Islam  von  Mittel- 
Ägypten  aus  nach  Süden  stiefsen.  Von  den  Da- 
geou,  die  früher  als  die  Furier  in  ihren  Gegen- 
den mächtig  waren,  glaubt  er,  dafs  sie  ursprung- 
lich aus  iNorden  kamen,  aus  den  Ländern,  dTe 
jetzt  unter  Tunis  stehen,  ausgetrieben  (und 
dann  wären  diese  keine  eigentlichen  Negern). 

Dar  KuUa  ist  ein  südliches  Land,  wohin  man 
aus  Für  und  Bergoo  bisweilen  reiset,  um  sich 
für  dahin  gebrachtes  Salz  Sclaven  zu  verschalten, 
und  dessen  Einwohner  zum  Theil  Necrern  ,  zum 
Theil  von  einer  rothen  Farbe  oder  kupferfarben 
seyn  sollen.  (Man  hat  in  diesem  Falle  an  Ein- 
wanderungen und  Mischungen  entweder  östli- 
cher oder  nördlicher  Völker  "zu  denken,  wie  sie 


*)  Magazin  der  Reisebeschreib.  Bd.  V.  S.  258- 
*)  Die  Stellen,  wo  Browne  diese  und  die  vor- 
hergehenden Angaben  hat,  befinden  sich  in  seinen 
Travds  in  ^frica,  Egypt  and  Svria  1702  —  1703. 
CLond.  1799.)  S.  280.  285.  286.  296.  3n.  Deutsche 
übersetz.  S.  599.  ff.  423. 

Mitluid.  111.  Q 


I 


in  diesem  Theile  von  Afrika  häufig  sind).     Die 
Sprache  von  Dar  Kulla  soll  voll  von  Nasenlau- 
ten, aber  einfach  und  leicht,  die  Nation  durch 
Keinlichkeit  und  redliche  Erfüllung  ihrer  Ver- 
sprechungen ausgezeichnet,  und  heidnisch  seyn. 
Die  Sprache  von  Dar  Für,  von  welcher  al- 
lein unter  diesen  Sprachen  eine  gröfsere  Wör- 
termenge in  den  Scetzenschen  Sammlungen  vor 
uns  liegt,  ist  voll  von  Arabischen  Wörtern.  Der 
Einfluf?  dieser  Sprache  auf  die  eigenthümliche 
der  Furier  erscheint  so  grofs,  dafs  er  kaum  von 
dem  blofsen  Zusammenwohnen  zahlreicher  Ara- 
bischer Korden,  wie  sich  auch  in  mehreren  der 
bisher  aenannten  Länder  zwischen  Bornu  und 
dem  nTi   aufhalten ,    auch  wohl  nicht  von  der 
blofsen  Einwirkung  der  Mohammedanischen  Re- 
ligion,   sondern   demnächst  noch   von    irgend 
einem  anderen,  uns  sammt  der  früheren    Ge- 
schichte des  Volkes  unbekannten  Ereignisse  her- 
zuleiten  ist:    wenigstens   zeiget   sich  in  keiner 
Sprache    auch  Mohammedanischer  Völker  der 
Seetzenschen  Sammlung  eine  solche  Menge  von 
Wörtern,  deren  Arabische  Abkunft  sicher  oder 
wahrscheinlich  ist.     Sie  machen  mehr  als  den 
fünften  Th eil  der  ungefähr  sieben  hundert  Furi- 
schen  Wörter  jenes   Verzeichnisses    aus.     Die 
meisten  derselben  (aber  freylich  der  bey  weitem 
oröfsere  Theil  jener  Verzeichnisse  überhaupt) 
sind  Substantive,  der  Ähnlichkeiten  der  Adjecti- 
ve  und  Verben  sind  wenige.    Die  Adjective  sind 
zum  Theil  mit  der  vorgesetzten  Sylbe  du  aufge- 
fafst,  welche:  Mann,  bedeutet.     In  dem  Wör- 
terverzeichnisse ist  aufserdem,   dafs  von  iierreh^ 
Stern,    ein  Plural  üerrend^   angegeben  ist,  und 
sich  h'ieniü  Mädchen,  eben  so  von  kueh  Knabe, 
wie  Tochter  von  Sohn  ableitet,  keine  Spur  .von 


243 

irgend  einer  Flexion  sichtbar,  wohl  aber  eine 
Ableitungsendung  dunga,  welche  Wörter,  wie 
Kaufmann,  Fischer,  Schuhmacher,  erstere  an 
dem  aus  dem  Arabischen  entnommenen  Laute, 
welche  aber  auch  andere  Wörter:  wie:  Magen, 
Schlüls  (zum  Verschliefsen ) ,  Kinn,  und  Süd, 
Nord,  West,  Ost,  haben.  Von  Berührungen 
des  Furischen  mit  andern  Afrikanischen  Spra- 
chen liefs  sich  blofs  kälge  Gott,  arih  Gesicht, 
772w/-m  Pferd ,  kängBrot^  ähnlich  dem  Schillucki- 
schen  kelge,  dem  Sahidischen  und  dem  Duiiga- 
Yischen  Jiiiirtegci  wnd  kalg,  bemerken.  Sonderbar 
genug  bedeutet  derma  in  Dar  Für,  wie  im  Grie- 
chischen: Haut. 


Sprachprob 


e  n. 


Dar  Fiir, 

Dar  Runga, 

nach  Seetzen. 

nach   Browne. 

Gott 

käfgi 

hinga   (welches 
auch:  Kegeu, 
bedeutet. 

Himmel 

szemma. 

Erde 

s^uru. 

Wasser 

köro 

tta> 

Feuer 

Otl'l 

nissiek. 

Sonne 

duleh 

aghing. 

Mond 

kämmer 

medding. 

Menschen 

kod. 

Manu 

dueh 

Aamere. 

Weib 

Jänkueh 

mmi. 

Kind 

kuitinga. 

Vater 

dengdbey. 

Mutter 

dengdmmey. 

Sühn 

dinkoih. 

Tochter 

dinkoehniüht 

Eruder 

dimbard. 

Schwester 

dambijih. 

Kopf 

tabu. 

Ange 

nünjiih. 

khasso. 

Oh? 

dild 

nesso. 

Nase 

diirmih» 

Q. 


-^44 


Dar  Für, 

Dar  Runga, 

jiAcii  Seetzen. 

nach  Browne. 

Zunge 

duU  (auch  für: 

Messer). 

Haar 

njetu. 

Hand 

enkcjjy  (Handflä- 
che). 

tusso. 

Fufs 

tärinniüfsaly 
(von :  tär  Kiiö- 
chel). 

itar. 

Brot 

häng. 

Tag 

Ib. 

Gib 

djeh. 

1, 

dik 

kadenda. 

2. 

au 

embirr. 

3- 

ilis 

attik. 

IV.  Gröfstentlieils  wenig  bekannte 
Länder  im  Innern  von  Afrika 
zwischen  dem  Mondgebirge,  der 
Meerküste  unterhalb  Habesch, 
dem  Lupatischen  Gebirge  bis  zur 
Südost- Gränze  von  Kongo. 

Völher,  von  welchen  es  gewifs  oder  wahrscheinlich  ist, 
dafs  ihnen ,  bey  aller  Annäherung  an  die  Charak- 
tere der  eigentlichen  Negern,  Etwas  davon  fehle. 

Eine  Menge  von  Völkern  mögen  zwischen 
den  bisher  aufgezählten  eigentlichen  Negern 
imd  dem  Kafferstämme  wohnen,  an  welchen 
Modificationen  des  Charakters  der  Negern  und 
Übergänge  von  dem  einen  zum  andern  erschei- 
nen. Wenn  wird  es  geUngen,  sie  zu  einer  voU- 
ständi<^en  Reihe  an  einander  zu  schliefsen,  und 
ihre  Verkettungen  zu  verfolgen?  Weit  wichti- 
ger würde  für  Völkerkunde  im  Grofsen  dieses 


^45 

Innere  von  Afrika  seyn,  als  selbst  der  Zugang 
ziiTombuktu,  wenn  man  ihn  blofs  an  und  für 
sich  oder  in  Bezug  auf  die  nächsten  Umgebun- 
gen,  und  nicht  melir  als  Mittel  zu  jenem  gröfse- 
ren  Zwecke  betrachtet.  Und  wenn  auch  der 
Umrifs  im  Ganzen  schon  so  vor  uns  läge,  wie 
er  von  den  Küstenländern  und  den  nächst  west- 
lichen wenigstens  ungefähr  gegeben  werden, 
konnte:  was  würde  erst  dann  noch  zu  ftagen 
und  zu  erforschen  seyn  ,  um  unsere  Vorstellun- 
gen von  diesen  Völkern,  ihrer  Beschaffenheit 
und  ihren  jetzigen  und  früheren  Verhältnissen 
zu  ergänzen  und  zu  vertiefen?  Manche  dieser 
Fragen  hätten  die  älteren  Portugiesen  lösen  kön- 
nen, da  es  sehr  v/ahrsciieinlich  ist,  dafs  wenig- 
stens ehemahls  eine  Communication  zwischen 
ihren  Besitzungen  an  der  West-  und  Ostküste 
durch  das  Innere  von  Afrika  hindurch  Smtt 
fand  '•"),  und  nächst  ihnen  jene  Maillys  oder  Mal- 
lays,  welche  Desmarchais  in  Whidah  und  Ardrah, 
wohin  sie  seit  den  ersten  Jahren  des  achtzehn- 
ten Jahrhunderts  handelten  **),  und  Norris  in 
Dahomey  antrafen  *"=*^,  welche  aber  noch  kei- 
ner der  dortio;en  Ein^ebornen  in  ihr  entlegenes 

DO  _  O 

Vaterland  im  Norden  von  Afrika  zu  begleiten 
gewagt  hatte.  Interessant  wäre  eine  genaue 
Kenntnifs  ihrer  Wohnsitze  um   zu  wissen,    ob 


*)  Die  Engländer  Cauiphdl  und  Edwards  schrei- 
ben von  regehiiäl^igen  Karavanen  zwischen  Loanda 
und  Mosanibique,  s.  Spre/t^e/s  Auswahl  von  Nachrich- 
ten der  Länder-  und  Völkerkunde,  Bd.  I.  S.  -^g.,  und 
die  gleichiiiäisige  \'erpicherung  eines  roitngiesiachen 
Siaatanianns  in  WaldsUvri'Cs  Veraucii  über  Kalonienj 
S.  154. 

•*)  Voyage  Tom.  IL  Chap.  IX.  S.  375  ff. 

***)  Magaz.  der  Reisebescbreib.  Tb.  V.  S.  Z9o-  — 


ihre  Handelsreisen  irgend  mit  den  Handelsrei- 
sen vergliclien  werden  können,  von  denen 
Slierif  Imhammed  berichtete  *),  ob  sie  nicht- 
vielleicht  selbst  die  Mittelspersonen  der  Expor- 
tation  aus  Habesch  nach  der  Westküste  sind, 
von  der  Labat  und  Bruce  reden  :  aber  noch  weit 
interessanter  wäre  es,  mit  forschendem  Blicke 
ihren  Weg  verfolgen  zu  können,  und  nicht 
blofs  Reise-Stationen,  sondern  die  Beschaffenhei- 
ten aller  daz.wischen  liegenden  Länder  und  Völ- 
ker genau  aufzufassen. 

Von  manchen  der  nahmentlich  bekannten, 
Habesch  näheren  Völker  wissen  wir  nicht  be- 
stimmt, ob  sie  nicht  zu  der  Ra^e  der  eigentli- 
chen Negern  gehören,  leider  haben  die  Beschrei- 
ber  derselben  zu  wenig  von  dem  Charakter  ihres 
Äufsern  gesagt,  so  von  den  Mac/iidas,  einem 
mächtigen  Volke,  deren  König  indessen  von 
den  alten  Königen  von  Habesch  abstammen 
soll,  von  den  Mossegucios,  ^vclche  einst  blofse 
Hirten  gewesen  seyn  sollen,  die  sich  durch  Em- 
pörung gegen  ihre  Herren  zu  einem  eigenen 
Volke  vereinigten. 

An  der  ganzen  Küste  .von  Habesch  bis  nach 
Zanguebar  hin,  wohnen  Araber,  seit  den  Jahr- 
hunderten nach  Mohammed  dahin  gekommen} 
in  Adel,  Melinde  bis  nach  Quüoa  hin,  sprechen 
sie  noch  Arabisch,  und  viel  weiter  südlich  ha- 
ben sich  zuweilen  ihre  Eroberungen  und  wenig- 
stens ihre  Einwirkungen  verbreitet.  Deutlidie 
Zeugnisse  der  letztern  sind  auch  auf  den  Inseln 
Johanna  und  Madagascnr  vorhanden.  Der  weit 
frühere  Einüafs  Arabiens  auf  diese  Küste  ist  auch 
durch  die  Nachrichten  der  Griechen  belegt,  luid 

*)  Magaz.  cl«i  Reiscbeschreib,  Tb.  V.  S.  347.  ff.     ^ 


dort  der  unterschiedenen  Sprache  dieses  Afri- 
kanischen Küstenlandes  gedacht.  Die  Griechen 
kennen  die  Küste  bis  zum  Vorgebirge  Rhaptum, 
wo  man  an  den  kleinen  Sehilien  der  Eingebor- 
nen  die  Seitenbretter  an  das  Hauptbrett  ange- 
/?«/// fand,  wie  sie  die  Portugiesen  zu  Mozambi- 
que  und  besonders  zu  Quiloa  wieder  gefunden 
}iaben,  aufweichen  letztern  Ort  auch  die  Mafse 
der  Entfernungen  zu  passen  scheinen,  welche 
die  Alten  angeben,   Ptolemäus  '■^')  bis  zu  einem 

Vorgebirge  Prasum.     Dafs  durch  die  Handels- 

o  o 

fahrten  der  Ptolemäer  auf  dieser  Küste  von  Bar- 
baria  und  Azania,  dem  heutigen  Ajan,  welchles 
aber  eine  kleinere  Ausdehnung  hat,  mehrere 
Puncte  bekannt  und  besucht  gewesen  seyn  mö- 
gen, als  sie  jetzt  durch  Europäischen  Handel 
sind,  ist  glaublich  genug:  aber  .die  Niederlas- 
sungen haben  ohne  Zweifel  zu  kurze  Zeit  ge- 
dauert, um  Einflufs  auf  Bevölkerung  und  auf 
Sitten  und  Sprachader  Küstenbewohner  zu  ha- 
ben. Und  so  müssen  wir  ohne  weitere  Unter- 
stützung aus  Nachrichten  der  früheren  Welt, 
auch  nicht  unterstützt  durch  die  Arabischen 
Geographen,  von  denen  Edrisi  **).  Afrika  auf 
dieser  Seite  nur  bis  Sofala  kennt,  und  eben  sa 
wenig  als  die  übrigen  für  uns  fruchtbare  Anga- 
ben, z.  B.  von  einem  Lande  Vakvak,  hat,  zu 
den  jetzt  bekannten  Völkern  dieser  Gegenden, 
übergehen. 

I.     G  a  1  1  a  s. 

Die  Gallas  sind  die  wilde,  mächtige  Nation, 
durch  deren  Einfälle  Habesch  ganz  vorzüglich 
gelitten  hat,  und  eines -grofsen  Theils  seiner  be- 

*)  B.  IV.  **>  Ed.  Hartmanni  S.  5.  123. 


2/i8 

sonders  dei*  südlichen  Provinzen  beraubt  wor- 
den ist.  Gegen  die  Mitte  des  sechzehnten  Jahr- 
.hnnderts  haben  diese  Einfälle  angefangen,  und 
<ias  Übergewiclit  dieser  Nation  in  dem  ge- 
schwächten Habesch  hat  in  den  neuesten  Zeiten 
•fast  noch  Zugenommen  *).  Ludolph  und  beson- 
ders Bruce  *•'•' }  haben  uns  dieselbe  geschildert. 
Die  Farbe  ihrer-Haut  ist  braun,  die  Farbe  derer, 
welche  sich  in  Thälern  niedergelassen  haben, 
schwarz  ,  ihr  schwarzes  Haar  ist  lang.  Sie  sollen 
aus  südlicheren  Gegenden  auch  an  der  Ostküste 
von  Afrika  in  die  Nähe  von  Habesch  gekommen 
seyn.  Manclie  Karten  weisen  auch  südliche 
Gallas- Länder  nach;  doch  ist  das  Factum  ihres 
Dortseyns  noch  nicht  bestimmt  ausgemittelt; 
eben  so  wenig  ein  Zusammenhang  dieser  Nation 
mit  Völkern  cier  Westküste,  welchen  manche 
neiiere  Geographen  angenommen  haben  *='"^). 
Indessen  recht  merkwürdig  ist  es  doch,  dafs 
nicht  sehr  fern  von  dem  Vorgebirge  Mesurade 
und  der  Pfelierküste  mehrere  Stämme  eigentli- 
cher Negern  mir  eben  demselben  Nahmen :  Gala, 
vorlängst  von  Reisenden  sind  angetroffen  wor- 
den, welche  schwerlich  irgend  ein  Interesse  da- 


*)  Valentfa's  Voyages  and  travels.  Lond.  ißog. 
Vol.  IIL   S.  163. 

**)  Ludolph  Histor.  Aethiop.  I.  iß.  16.  Bruce's 
Reise.  Bd.  II.  vS.  205  —  '22/{, 

***")  Indem  Ehrmatiii  (Geschichte  der  merkwür- 
digsten Reisen ,  ßd.  IX.  S.  101.)  voraussetzt,  dafs  un- 
sere Gallas  ein  Zweig  der  nachher  anzuführenden 
Schaggaer  seyen,  und  darauf  die  VernuUhung  baut, 
dafs  sie  samnit  diesen  von  Sierra  Leone  ausgewandert 
seyen.  —  Wenigstens  an  das  Reich  Galam  über  dem. 
Senegal  wegen  der  scheinbaren  Nahinens- Ähnlichkeit 
7.n  denken,  kann  diese  keineswegs  berechtigen.  Siehe 
übrigens  unten  von  ^\.<in  Schaggaern  S.  251.  ff. 


für  hatten,  den  Gedanken  an  Zusammenhan<T 
mit  östlichen  Horden  zu  erregen.  Diese  Gala 
wohnen  an  den  Gränzen  der  Länder  Hondo 
lind  Manu  *),  und  haben,  wie  oben  erwähnt 
worden,  ihre  eigene  Sprache,  deren  Vercrlei- 
chung  mit  der  Sprache  unserer  Gallas  unter 
Habesch  einen  vollständigen  Aufschlufs  über 
diese  so  sehr  interessante  Frage  geben  würde. 
Von  der  Sprache  der  letzteren  lesen  wir  Proben 
bey  Ludolph  und  Bruce,  aber  von  Unterschie- 
den der  Sprache  der  drey  Hauptstämme  dieser 
Gallas,  der  Berluma-  d.  i.  östlichen  Gallas  und 
der  Boren-  Gallas  d.  i.  der  westlichen,  welche 
letztere  die  Halbinsel  Gojam  und  Damot  umge- 
ben, und:  Boren  schlechthin,  so  wie  die  östli- 
chen: Galla  schlechthin  genannt  werden,  und 
des  im  Mittelpuncte  beyder,  im  Süden  der  Ha- 
bessynischen  Provinz  Shoa  gebliebenen  Stam- 
mes ,  deren  jeder  wieder  in  sieben  Abtheilun^en 
zerfallen  soll,  wovon  besonders  die  westlichen 
Edjou  Habesch  drücken;  und  von  der  Verschie- 
denheit der  Dialekte,  in  welche  die  Sprache 
bey  den  einzelnen  Unterabtheilungen  der  Stäm- 
me zerfallen  m.ag,  wird  nichts  näheres  berich- 
tet, als  dafs  der  König  der  Avestlichen  Gallas: 
lubo:  der  der  östlichen  mooty  heifse  '■■'^). 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  Ji. 

Nach  Ludolph. 

Himmel        ivaq.  mein  Btnder  ohaUscha. 

Wasser         bischan.  meine  Schwester  obaleti. 

Feuer  ibida.  Jirot  budegnü, 

•)  S.  oben  S.  igo.  und  Dapper's  Africa  S.  388  J^- 
Die  Beschneidung  ist  auch  unter  den  dortigen  Gala, 
wie  unter  ihren  Nachbaren  ,  eingeführt.  , 

**)  S.  Bruces  Reise  iju  Original  Bd.  11,  S.  2iC  ß", 
und  die  Aufzahlunz  QinU 


Ä50 


Aus    Bruce^    I.    Bd. 

'  Die  ersten  Verse  des  Hohenliedes. 
Kino  gälätä  ärädjeru  gälätä  jäfsälonien  ifsä;  äfani 
jegotä  änäd  äiiegutä;  wäjen  erädjeru  hhäreniike  gä- 
jiiätu;  wureganeke  wurega  wurega  dij  ärädjäru  inä» 
'«lakoti  dabalo  juäqako  äqä  wurcgawa  änädjälätjefsa ; 
liänaru  dibärä  fsitjälätini  dibäke  Isidikäideniu  wure- 
gaketi  wurega  ädeuiena;  meti  deneqa  änafsenefsifse ; 
isiti  gäinädena;  lihärämike  käwäjen  ärädaru  däläna 
fsihhi  daläfsa  qädälä  dibi  jefsä,-  käjärufsaleiu  dibäri 
jere  dutäjadjera;  äqä  tikefsitu  tufsa  käfsälomen  dane- 
kuan  niidäge  ture :  datäjedäre  känänifsäla  ]i  änänibale 
chädäkä  nidäle  äneäfedägani  wäloläni;  wäjen  gej  änä- 
darälätifsäni  wejen  kuä  hinigeni;  qälebikä  känedäläti 
änätihinii  efsa  ädoninfete  efsä  nidetitschefeta  fsafe- 
wäti  'ona  sonareä  käinitähi;  niräjaneke  chudä;  kua- 
täneke  bekibate  nädeäwan  kanieläradi;  nädänäkäke 
kote  däkadinete  bächu;  räjätäke  nebot  egi ;  igedevvan 
iräge  känedärän  färädäko  jäfärä'on  färädä  fsärägeläjän 
jäfärä'on  fsärägelä. 

Am  wahrscheinlichsten  liegen  hierin  folgende 
Callas  -  Wörter ,  deren  Wurzeln  sich  freylich 
noch  nicht  sog;leich  mit  der  wiinschensvverthen 
Bestimmtheit  von  den  Zusätzen  untersclieiden 
lassen : 


Erust                     hhäremike. 

schwarz  vielL 

qädala. 

Wein                     wajen. 

Tochter 

dibärä. 

Woh]°;cnich 

Madchen 

dibäri. 

und^Myrräen   "'"^^'i'^'^- 

schön 

dibi. 

König  wohl         miti. 

dibäke. 

vergl.   den     angegebenen 

wo 

ej'sä. 

Nahmen     desselben     bey 

weiden 

ädomufete. 

den  Ost-GaÜas. 

lieben                     däläna. 

dalässn. 

känedäläti. 

Das  letzte  Glied  ist  hier  doppelt,  aus  Versehen 
oder  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Begriffe,  fsä- 
rägelä ist,  wie  bey  den  Falascha,  aus  der  Gecz- 
Sprache. 


?5l 

2.  Agagi,  Gagas,  Giaclü,  Jagges,  Scliaggaer. 

Die  Agagi  *),  wie  sie  sich  nach  Lopez  selbst 
nennen  sollen,  sind  eine  andere  fürchterlich 
wilde,  kriegerische  Nation,  welche,  ohne  feste 
Wohnsitze,  seit  dem  Anfange  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  durch  ihre  Einlälle  und  Streifzüge 
über  ganz  Nieder-Guinea,  besonders  auch  über 
Benguela  und  noch  ^veiter  südwärts,  Schrecken 
und  Verlieerung  verbreiten,  und  wie  es  scheint, 
einst  durch  das  ganze  innere  Afrika,  z.  B.  bis 
nach  dem  unter  dem  Nahmen  Monomotapa  be- 
kannt g;emachten  südöstlichen  Reiche,  und  bis 
nach  Mosambique  und  Melinde  hin  ihre  Züge 
erstreckt  haben,  von  welcher  letztern  Gegend 
sie  zurück  geschlagen  worden,  und  vielleicht 
nicht  wieder  erschienen  sind.  Ünm.enschlich 
grausam,  immer  gierig  nach  Menschenfieisch 
und  Menschenblut,  fast  keines  ihrer  Kinder  er- 
ziehend, sondern  aus  geraubten  Knaben  und 
Mädchen ,  von  welchen  jene  nicht  eher  einen 
Platz  unter  ihnen  erhalten,  bis  sie  ihn  sich  durch 
Grausamkeit  und  Tapferkeit  erwerben,  sich  im- 
mer von  neuem  zusammensetzend ,  verdienen 
sie  kaum  den  Nahmen  einer  für  sich  bestehen- 
den Nation,  und  es  würde  sehr  trieglich  seyn, 
den  ph^'sischen  Charakter  eines  so  gemischten 
Haufens  genau  bestimmen  zu  wollen.  Ihr  Ober- 
haupt, welches  i)V//e/  **)  kennen  lernte,  hatte 


*)  Schon  Bruce  vergleicht  diesen  Nahmen  mit 
den  Agazzi  in  Habeseh  (in  seiner  Reise  Bd.  I.  S.  402.), 
aber  diese  blofse  Ähnlichkeit  würde  wenig  zur  Be- 
gründung eines  Zusammenhanges  dieser  Nahmen 
bey  tragen. 

**)  S.  den  Auszug  aus  Battel  an  ProyarCs  Ge* 
schichte  von  Loango,  8,295, 


langes  Haar.  Aber  eine  genau  abgemessene, 
enge  verbindende  Verfassung  mit  Einrichtun- 
gen und  Geräthschaften,  die  eine  gewisse  Cul- 
tur  der  Art  voraussetzen,  hatten  diese  Horden 
schon,  als  Battel  im  Anfange  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  unter  ihnen  lel3te.  Auf  Gesetzen, 
welche  Quixilles  *)  heifsen,  gegeben  von  einer 
unmensclilichen  Anführerinn,  welche  ilire  Ge- 
setzgebung und  den  Charakter  derselben  durch 
eine  unerhörte  Grausamkeit  gegen  ihren  eigenen 
Sohn  gleichsam  besiegelt  haben  soll,  beruht 
jene  kriegerische  Verfassung;  doch  sollen  noch 
vor  dieser  Gesetzgebung  Abtheilungen  der 
Schaggaer- Haufen  unter  einzehien  Anführern 
sich  niedergelassen  und  besondere  Reiche,  zum 
Theil  in  öenguela  gestiftet  haben. 

Ob  die  Gallas  unter  Habesch,  ob  die  Anzi- 
ehen im  Osten  von  Loango,  ob  die  Ayos  im 
Osten  von  Dahomey  mit  diesen  Schaggaern  zu- 
sammen hängen,  und  als  Zweige  Eines  Stammes 
zu  betrachten  seyen,  diefs  sind  Fragen,  iiber  die 
sich  nicht  wohl  entscheiden  lassen  wird,  bis 
sich  aus  näheren  Untersuchungen  Zusammen- 
hang der  Sprachen  ergibt.  Die  Schaggaer  be- 
haupteten, wie  Battel  **)  von  ihnen  hörte,  lui- 
gefähr  fünfzig  Jahr  früher  von  Sierra  Leone  ge- 
kommen zu  sevn,  ob  aber  diefs  von  einzelnen 
Haufen  oder  von  dem  ursprüngliclien  Stamme 
dieser  Horden  überhaupt  zu  verstehen  sey, 
bleibt  dahin  gestellt,  auch  wenn  man  in  die  Zu- 
verlässigkeit der  Aussage  jener  Schaggaer  selbst 

*)  Daher  sind  in  HuUmanri's  Lehrbuch  der  Errl- 
bescbreibung,  Th.  IL,  diese  inneren  Gegenden  Afri- 
ka'a  unter  dem  Naliinen  Q^uixilkskn  oder  Afrikanisches 
üündtnerland  aufgefiihrt. 

*')  A.  a.  0,8.232. 


keinen  Zweifel  setzt.  Es  soll  am  Sierra  Leone  ein 
menschenfressendes  Volk  grausam  und  kühn  ae- 
ben, die  Kumbas-Manez,  welche  in  den  ersten 
Jahren  des  sechzehnten  Jahrhunderts  aus  dem 
Innern  von  Afrika  gekommen,  und  die  friedli- 
chen Anwohner  jenes  Stromes  überfallen  haben, 
und  welche  von  den  Portugiesen  in  Konao  und 
Angola  für  stammverwandt  mit  den  Schaggaern. 
und  den  Gala -Manu  in  der  Gegend  des  Vorcre- 
birges  Mesurade  gehalten  worden  seyn  sollen^*). 
Indessen  in  der  Beschreibung  letzterer  Gala- 
Manu  bey  Dapper  ist  auch  niclit  die  geringste 
Spur  einer  Geneigtheit  zu  solcher  wilden  inid. 
grausamen  Lebensweise,  obwohl  geheime  Ver- 
bindungen der  dazu  geweihten  Männer  bey  den 
Nationen  von  jenem  Vorgebirge  an.  bis  nach 
Sierra  Leone,  und  nahmentlich  auch  bey  den. 
Gala-Manu  Statt  finden,  und  bey  diesen  auch 
eine  geheime  Verbindung  der  Frauen  *-•').  Be- 
merkenswerth  ist  auch,  dafs  die  Gallas  unter 
Habtsch,  so  lange  sie  im  kriegerischen  Herum- 
schweifen sind,  ebenfalls  ihre  Kinder  bisweilen 
in  den  Wäldern  aussetzen,  so  dafs  sich  keiner 
im  Lager  ihrer  annehmen  darf.  Übrigens  ist 
zwar  die  Behandlung  des  Königs  eine  ganz  an- 
dere bey  diesen  Gallas  als  bey  den  Schaggaern, 
aber  die  der  letzteren  die  allgemeine  bey  den 
westlichen  Völkern  bis  zur  Sclavenküste,  und 
von  da  leicht  angenommen.  Endlich  das  Zu- 
sammenti^eflen  der  von  so  ganz  verschiedenen 
Seiten  berichteten  Zeit,  wo  diese  Gallas  um 
Habesch,   die  Schaggaer  um  Kongo  und  jene 


*)  Allgem.   Histor.   der  Reisen,  B.   III.  S.  2^. 
nach  Barbot.  ^ 

**)  Dapper's  Afrika,  S.  413.  und  417. 


254 

Kumbas  -  Manez  am  SieiTa  Leone  aufgetreten 
seyn  sollen,  gibt  der  Vorstellung  von  irgend 
einem  Zusammenhange  dieser  Züge,  sey  es 
durch  Stammverwandtschaft  der  Unternehmer 
oder  auch  durch  eine,  die  Völker  aus  einander 
treibende,  übrigens  unbekannte  Revolution  im 
Innern  von  Afrika,  ein  gewisses  Gewicht.  Aber 
dieses  Gewicht  bedarf  einer  Verstärkung,  urti 
darauf  weiter  zu  bauen,  und  jene  Vorstellung 
von  einem  Zusammenhange  der  Horden  selbst 
erst  zu  einer  Deutlichkeit  und  Festigkeit  zu 
bringen. 

Sprach  proben. 

Aus  den  angeführten  Werken  sind  folgende  we- 
nige Wörter  der  Schaggaer  gesammelt,  welche  hier 
stehen  mögen ,  da  sie  vielleicht  zu  Sprachvergleichun- 
gen, und  dadurch  zu  Aufschlüssen  über  die  für  das 
innerste  Afrika  ao  sehr  merkwürdigen  Horden  die- 
nen können. 

Axt  casengala.  Soldat  gonso. 

Lager  oder  Priester  oder 

Bnr^  chilombo.  Zauberet-      singhili, 

ColambolOy    tendala^    lumbo ,    illunda^    mani  curia,    sind 

Nahmen  der  Anführer  würden  ira  Lager. 

5.   Zanguebar,    Anjoane. 

Mögen  an  der  Ostküste  von  Afrika,  ober- 
halb Quiloa  mancherley  Sprachen  geredet  wer- 
den, und  in  einem  Zusammenhange  mit  ande- 
ren stehen:  wir  lesen  bestimmt  von  der  Sprache 
der  Comoro  -  Insel  Anjoane  oder  St.  Joanna 
(eigentlich:  H'mzuan)^  deren  Einwohnern  ein 
starker  Körperbau,  eine  Farbe,  welche  das 
Mittel  zwischen  Schwarz  und  Olivenfarben  hält, 
etwas  dicke  Lippen,  langes  schwarzes  Haar  zu- 
geschrieben werden,  dafs  sie  eine  gemischte 
Sprache  reden,   gemischt  aus  dem  Arabischen 


255 

und  der  Zangue6ar -Sprache,  welche  auf  der  ent- 
gegen gesetzten  Kü&te  geredet  wird  *).  Die  Ein- 
wohner dieser  Küste  von  Zanguebar  werden 
schwarz,  wohlgebildet,  ihr  Haar  lockig  ge- 
nannt, und  sie  wohnen  mit  Arabern  gemischt, 
deren  Sprache  eine  dialektische  Verschiedenheit 
von  der  ihres  Mutterlandes  und  des  Korans  hat. 

4-  Madagaskar. 
Diese  am  Schlüsse  des  fünfzehnten  und  mit 
dem  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhunderts  von 
den  Europäern  besuchte,  und  an  einem  Theile 
der  Küste  schon  mehrere  Jahrhunderte  früher 
von  Arabern  besetzte  grofse  Insel,  zeigt  in  ihren 
Einwohnern  zwey  oder  drey  Arten  von  Men- 
schen, welche  aber,  die  Einpflanzung  oder  Ein- 
wirkung des  Arabischen,,  besonders  im  nord- 
westlichen Theile  der  Insel  und  dialektische 
Verschiedenheiten  **)  abgerechnet,  im  Ganzen 
einerley  Sprache  reden  sollen,  deren  Zusam- 
mentreffen mit  einzelnen  Malayischen  Wörtern 
Reland  und  Hervas  gezeigt  haben,  ohne  da- 
durch noch  mehr,  als  Eingang  mancher  von 
Malayen  dahin  gebrachten  Ausdrücke  zu  bewei- 

*)  J.  H.  Grofse  Reise  S.  13  —  45.,  Asiatikal  resear- 
chts  T.  II.  und  daraus  in  Jones  Abhandlungen  übers, 
von  Kkuker,  und  in  Forsters  und  Sprengeis  ßeyträgen 
zur  Länder-  und  Völkerkunde  St.  XIII.  Dafs  auf  jener 
Insel  auch  Arabisch  geredet  werde ,  wie  man  AUgem. 
Historie  der  Reisen  Bd.  V.  S.  217.  lieset,  steht  nicht 
im  Widerspruche,  die  Sprache  der  entgegen  stehenden 
Küste  ist  aber  ohne  Zweifel  die  eigentliche  dieser  und 
der  benachbarten  Inseln. 

**)  Diese  sollen  nach  Dapper's  Beschreibung  der 
Afrikan.  Inseln  (S.  44.)  besonders  in  Länge  oder  Kürze 
der  Aussprache  der  Wörter  bestehen  ,  und  jene  beson- 
ders bey  ienMahaf allern  Statt  finden. 


256 


sen,  denn  Gleichheit  der  Abstammung  dieser 
und  der  Malcgaschen  oder  Madekassen,  wie  sich 
die  Einwohner  von  Madagaskar  nennen,  folgt 
daraus  noch  nicht.  Eben  so  wenig  liefse  sich 
aus  ein  paar  schwachen  Ähnlichkeiten  der  Wör- 
ter oder  Sitten  dieser  Einwohner  mit  denen  der 
Kaffern  oder  Hottentotten  auf  einen  Abstam- 
mungs -Zusammenhang  derselben  schliefsen. 


Brust 

Trinke 

Zahn 

Kopf 

Frau 

Suis 


Malaisch. 


tana 

bappa 

minoin 


Marian- 
Ixiseln. 


niphin 
Hon 


Tagalisch.    Madagask 


olo 
vabai 


tan. 

baba. 

minum. 

ijß,  niß. 

loha. 

vayave, 

mame. 


Beetjuana- 
KafFern. 

Coraiia-  Hot- 
tentotten. 

Madagask. 

Auge 

viuhtu 

massou. 

Hand 

. 

e^koam 

tang"  am. 

Nase 

on^ko 

. 

orong. 

Ohren 

zebc 

. 

soffi. 

Mund 

mulume 

. 

mulur. 

Zunge 

lolemi 

, 

le.lla,  leula. 

raacho 

.       . 

ray. 

Grofs 

. 

e^haib 

jackebey. 

Alt 

indala 

. 

anUls. 

Jung 

.       .       .       . 

t'*aa 

jaja. 

Dafs  auch  viele  Arabische  Wörter  in  die 
Sprache  dieser  Insel  übergegangen  sind ,  ist  na- 
türlich, und  es  läfst  sich  aus  jenen  Wörtern 
nicht  mit  Court  de  Gebelin  auf  einen  Einflufs 
der  Phönicier  schliefsen. 

Die  ursprünglichen  und  die  von  Arabern  ab- 
stammenden Einwohner  sind  in  Kasten  abge- 
theilt,  und  die  Kasten  der  letzteren  die  angese- 
hensten,   besonders   durch  das  ausschiiefsende 

Recht 


257 

Recht  zweyer  derselben ,  Thiere  zu  schlachten, 
in  welcher  Absicht  sich  alle  übrige  an  sie  wen- 
den müssen.  Übrigens  begreifen  alle  diese  Ka- 
sten freye  Menschen,  die  unterste  der  ursprüng- 
lichen Bewohner  abgerechnet,  welche  aus  ge- 
bornen  Sclaven  besteht.  Diese  ursprünglichen 
Bewohner  sind  theils  dunkelschwarz,  theils 
schwärzlich  von  eben  so  kurzem,  krausen  Haare, 
als  die  Neg;ern  auf  der  Küste  von  Afrika,  dagegen 
jene  kupfer  -  oder  olivenfarbigen  Einwohner 
keine  so  eingedrückte  Nase,  nicht  so  aufgewor- 
fene Lippen,  eine  breite  und  offene  Stirn,  und 
nicht  krauseres  Haar  als  die  Europäer  haben  '••'). 
Unter  den  vielen  Gegenden  mit  verschiedenen 
Nahmen,  in  welche  die  Insel  getheilt  ist,  haben 
vornehmlich  Matatan  und  Karhanossi  in  ihren 
Zauberern  und  Äerzten  eine  Art  von  Schrift- 
gelehrten. Diese  Ombiassen  lehren  besonders 
in  letzterer  in  öffentlichen  Schulen  Geometrie 
und  Astronomie,  und  bereiten  eine  Art  Papier, 
worauf  sie  schreiben,  sie  haben  Bücher  in  der 
Madekassischen  Sprache,  aber  mit  Arabischer 
Schrift. 

Der 

Hülfsmittel  der  Madekassischen  Sprache 
gibt  es  mehrere,  aber  zu  einer  genaueren  Kennt- 

*)  Rochon  Pieise  nach  Madagaskar  und  Ostindien, 
übers,  von  G.  Forster,  im  Magazin  der  Reisebeschrei- 
bungen  Th.  VIII.  S.  lo.  ff.  Sonnerat  voyages  aux  In- 
des orieiitale's  et  ä  la  Cbine,  Par.  i'jQi.  V.  IL  S.  56.  un- 
terscheidet die  schwarzen  Einwohner  mit  krausem 
Haare  von  den  auch  schwarzen  mit  langem  geraden 
Haare,  die  den  Malayen  gleichen,  und  die  von  Ara- 
bern abstammenden  Einwohner  der  Insel.  Flacourt 
fand  das  Haar  der  Insulaner  nicht  so  kraua,  als  auf 
dem  festen  Lande. 

Muhrid.  lil.  Jl 


rifs   dieser   Spraclie    sind    sie    doch    nicht    zu- 
reicliend. 

Corn.  van  Hceinskerk  Journal  of  a  Voyage.  \"o- 
cabularv  of  words  spocken  ?n  the  Island  of  St. 
Laurent  (  Madagaskar)  etc.   Amsterd.  1603.  4. 

Fred,  de  Houtmaun  Spraak  ende  woord-boeck 
in  de  Maleysche  ende  Madagaskari^clie  talen. 
Amst.  1603.    4. 

Hieron.  Megis£r''s  Beschreibung  der  maciiti- 
gen  und  weitberiihmten  Insel  Madagaskar,  sonst 
St.  Laurenz  nebst  Dictionario  der  Madagaskari- 
schen Sprache.  AUenb.  1609.  8-  u.  1623.  12. 
(Das  Wörterbuch  S.  73  —  179.  ist  aus  dem 
Munde  von  Sclavezi  aufgenommen.) 

Got/i.  Anhusü  Cülloquia  Latino  -  Maleyica  et 
Madagascarica.   Frfti.  1613.  4. 

Thoni.  Herbert  travels  into  divers  Parts  of  Asia 
and  Afrlca.  Lond.  163S.  f.  mit  Madaga^car.  und 
Maleyischen  Wörtern. 

?rajig.  Cauchc  Voyage  de  Aladagascnr,  Par. 
1651.  1658-  4-  mit  Wörtern  und  einigen  Ge- 
sprächen niMadagask.  u.  Franz.  Sprache,  die  aber 
nach  Flacourts  Unheil  sehr  unrichtig  sind. 

Et.  Flacourt  Relation  de  Tisle  de  IVIadagascnr, 
Par.  1658- 11-  1661.  4.  mit  Nachrichten  über  die 
Sprache,  Gebethen  u.  s.  w.  S.  192.  202  If.  Dar- 
aus auch  in  der  allgemeinen  Historie  der  Reisen. 
Th.  VIII.  S.  595  ff. 

In  Melch.  The'.'enot's  Rei<:en  (Par.  1672)  stehen 
einige  Madas^ask.  Wörter,  de.scfleichen  in  le  i^ei- 
///  voyage  dans  les  mers  de  l'Inde.  Par.  1782, 
T.  IL  's.  386.  3-7. 

Madagascar,  ou  jRoZ».  i)rz/r<.'s  Journal  dnring 
his  fifteen  years  captivity.    Lond.  1728-  u.  1731.    . 
8.  mit  einem  Wörterbuche  S.  437  —  64. 


25(1 

Rochon  Voyages  ä  Maclagascar  et  aux  Indes 
orientales.  T.  1.  1791.  T.  II.  et  III.  1802.  im 
IL  Th.  ein  Madagask.  Wörterbuch.  Der  erste 
Theil  Deutsch  von  Ge.  Forster  im  Magazin  der 
Reisen  T.  VIII.  mit  einer  Beschreibung  einiger 
Bäume,  Strauche  und  Pflanzen  aus  dem  nördli,- 
chen  Theile  von  Madagascar  mit  ihren  dortigen 
Nahmen,  von  Ge.  Förster  in  alphabetische  Ord- 
nung gebracht,  S.  129  —  142.  Letzteres  Ver- 
zeichnifs,  so  wie  ein  Verzeichnifs  der  dortigen 
Thiere  mit  den  inländischen  Nahmen  nach  Fla- 
cüurt,  auch  in  5/-//;2^'s  systemat.Erdbeschreibuno- 
von  Afrika,  Bd.  IIL  S.  101  —  138.  '^ 

Catechisme  abrege  en  la  langue  de  Madagas- 
car pour  instruire  sommairement  ces  peuples, 
les  inviter  et  les  disposer  au  Bapteme  (Mit  Er- 
laubnifs  der  Congreg.  de  Propag.  F.  I785.)«  Mit 
überstehender  lateinischer  Übersetzung,  die  aber 
nicht  immer  genau  pafst,  auch  ist  die  Orthogra- 
phie des  Madagaskarischen  sehr  ungleich. 

Chansons  Madegasses  par  le  Ch.  de  Porny. 
Par.  1787. 

Sprach  proben. 

Unter  den  V.  U.  dieser  Sprache  ist  das  mit 
dem  Anfange:  Amproy  früher  bekannt,  als  das 
mit  dem  Anfange  Rah ;  jenes  soll  dem  nördli- 
chen Theile  der  Insel  angehören,  und  mit  weni- 
gen Verschiedenheiten  haben  es  auch  Müller  und 
Happel.  Erst  Hervas  hat  es  besser  abgetheilt, 
und  eine  Übersetzung  darüber  gegeben  ■•'), 


*)  Man  vergleiche. übrigens  Dan.  Wilkins  in  sei- 
ner Vorrede  zu  der  Chaniberlayner  Sanmilung.  Lacro- 
ze's  dort  angezogene  Aufserung  steht  im  Thesaur« 
epistol.    T.  II.   S.  243. 

K  2 


aöo 

338. 
M  a  d  a  g  a  s  k  a  r  i  s  c  h. 

Jus  Flacourt,  AUgeiii.  Histor.  d.  Reis.  Bd.  VIII.  S.596. 

Amproy  antsica  izau  lianautang  and  an- 
ghitsi. 

'Ängharanau  hostissahots ,  vahu  achanau  hoa- 
wi  amiriay. 

Fiteiannau  hoefaizangli  an  tane  tua  andan- 
ghitsi. 

Maliumebohanau  anru  aniu  abinaihane  ant- 
sica, anianhanau  manghafaca  lia- 
iiay  ota  antsica. 

Tonazabai  mangbafaca  hota  anreo  maiiu- 
anai  amanbanau  aca  raabatetsea- 
nai  abin  fiuetsevetse  ratsi. 

Feba  banau  metezabanai  tabin  baratsiian 
abi.     Amen. 

359- 
Dasselbe. 

Bey  Dapper  a.   a.   O.     S.    44. 

Amproy  Antsica  izau  banoutang  an- 
dangbitsi , 

Ängbaranau  bofissab.ots , 

Vabovacbanau  boavi  aminay, 

Fitejannau  boefaizangan  tane  toua  andan- 
gbitsi , 

Maboumebanau  anrou  aniou  abinaibane 
antsica , 

Amanbanau  mangbafaca,  banay  ota  ant- 
sica, tona  -  zabai  mangbafaca  bo- 
ta  anreo  inavouany, 


s6i 

Amanlianau  acu  Maliatet  se  anay  abin  fiuet 

seuetse  ratsi, 
Feba  hanau  Metezaha  hanay  tabiu  herat- 

siian  abi.     Amin. 

360. 
Dasselbe. 

Nach  Spanischer  Orthographie,  bey  Hervas, 
n.  506. 
Vater  unser  der  du  bist         im 

Amproi   antsica    izau  hanau    tang    an- 

Himmel, 

danghitsi , 

Nahroe        dein  sey  grofs ,  ' 

Anghara-nau  hofissahots, 

Reich  dein     komme        zu  uns, 

Uahuach-nau  hoaui  aniiiiai, 

Wille      dein  sey  gothan  auf  Erden       wie       im 

Fite|a-nau  hoe-iaizaugh   an -taue   tüa   an- 

Himmel , 

danghitsi , 

Gib  uns  Tag  diesen,     alles         Brot 

Mahumehohanau   anru    aniu    abi-naihane 

unser, 

antsica, 

Und        uns  vergib  Schuld        unsre  wie 

Amanhanau  manghafaca  hota  antsica  tona- 

■\vir  vergeben  Schuld  au 

zahai     manghafaca     hota     anreo 

Beleidiger, 

„  mouanaiy 

Und    lasse  uns  nicht  in  VersucHuHg, 

Amanhanau  aca  mahatet  seanai^ 

Sondern  befreye  von  Sachen  sclilechten. 

Abin  huet   seuetsie   ratsi. 


361. 
Dasselbe. 

Aus  dem  Catechismo  von  1785.    p.   13. 
Vater      unser    im  Himmel 

Kalt  -  sicä  an  -  danghitsi, 

_Nahme      dein      sey      giufs 

Angäre  änö  hö  fissa  tif^, 

y  Reich        dein     komme      bey  uns 

I  fänsaq  änö    ävi    äminaie 

Wohlgefallen  Herzens  dein  v/erde  vollbracht  es     auf      Erden 

Amörömpö    -    änö   hö  -  efä,    iz    an  tänn*^ 

■wie         im  Himmel 

oücoüä  an  -  dänghitsi 

Gib  uns  Tage         diesem        Brot        alle« 

Mähoüme  änäie  änroü-änne  moiife  äbi, 

Erlasse  uns  o  Gott  Gedanken 

Fähe  -  iöü  zähäi^  o  Zänhär,    gui  fännähe - 

unsre     böse      alle      wie     wir     erlassen        Gedanken 

näie  rätsx  äbi  toüa  zai«  mlväle  i  fännähe- 

schlechte  Feinden  unsern 

rätsi  ä  gni    räfl    näi^, 

Nicht  führe  uns  Gedanken  böse 

Acä  mänätitse  änäie  vetse  -  vetse  rätsi, 

Sondern  du,  befreye  uns  von      Bösem    allem 

Fcä    äno   mittenezä   änäie   tabin  rätsi  äbx 

Es  werde  vollbracht. 

Amen  (oder)     hö     efä.     "^^j 

*)  Hervas  hat  n.  305.  eben  diese  Formel'',  wie  er 
sich  ausdruckt,  nach  Spanischer  Orthographie  gegeben, 
so  (lafs  das  Französische  ou  durch  i/,  und  die  kleineren 
Endvocale  gleich  den  übrigen  Buchstaben  gedruckt, 
und  die  Bezeichnungen  der  Länge  und  Kürze  der  Vo- 


s63 


Proben   anderer    W  ö  r  t  e  r. 


Nach 

N.ich 

Nach  «lern 

rs'acn 
Flervas  Vocib.  Polvcrl. 

I^I  c  ^  i  s  e  r. 

Parkinson. 

Catechismo. 

.    .       ^o 

jii  7,\vey  -biaiekieii. 

Janga  hary 

zan!:ar 

ianär 

zahanhare. 

l 

aicinco 

•       •        • 

dun^t^hilsi 

Idinch 

Langkiti. 

tany 

dctanj^a 

tan-.i-- ,   zann<-- 

tan 

tane. 

rano ,  rana 

♦       . 

. 

rano 

ranii. 

leloiJu 

masso  anro 

. 

müssö  ündröü 

massoam 

massoanrä. 

woelau 

. 

votan 

bo  ,  holen 

i'ülan. 

oe/un 

. 

uluny  uiun 

olon  f  ulon. 

/e/ay 

orrang 

llhhcy    lühc, 
iahe. 

. 

väiuLve 

bavave 

'ampele. 

. 

. 

zäzä/ä. 

ray 

. 

biiba 

ranmproye. 

reovy 

. 

. 

reu 

renrampoin- 

jatinelay 

• 

zanac ,    zun, 
anaq. 

dre. 

jadda  vavy. 

rahi  leby. 

er 

arma  kavy. 

loha 

lohn ,  dcoha 

. 

Ina 

loha. 

massou 

massoo 

masso 

massorohi. 

soujfy 

socji. 

m             • 

orujtg 

arnn 

oron. 

lella 

Lula 

icicb 

Icla 

lela. 

widlo ,  woeihi 

vovlaon 

... 

burundua 

Cd« 

volundoha 
Kopfes.) 

fang'  am 

fangan 

•     . 

tangan 

tangh. 

hoots,  lefack 

ungQor 

. 

lafatungu 

tombut. 

warribntn. 

arcik   ando, 

: 

, 

antu 

andru. 

majava 

In  BaivkesK 

orfh^s  Accoii 

\t  of  Voya- 
390. 

amprya^ 
mahing. 

ycse 

tc.  T.  Ili.  ö. 

isiu 

fssee,  essu 

issa. 

\roo 

root. 

riia. 

\iello 

tulloo 

tJloo. 

cale  weggelassen  sind.  Hervas  hat  dabey  einen  Ma- 
dagaskarischen Zögling  der  .  i*ropagaiKla.  zugezogen. 
Aufrierdeni  weicht  seine  Formel  nur  noch  dadui-ch  ab, 
dafs  in  der  4ten  B.  Taixi'ie,^  und  in  der  5ien  iane-iu  steht. 


264 

Grammatische  Bemerkungen  über  die 

Madagaskarische    Sprache    und 

die    V.    U. 

1.  Diese  Sprache  verändert  manche  Anfangs- 
Consonanten  der  Wörter  bey  der  Zusammen- 
stellung mit  andern  Wörtern:  so  wird  aus/a^^o: 
Sand  und  pestade,  nach  der  Präposition  an: 
ampnsso,  so  aus  vohils  Btrg:  amboits:  im  Berge. 
Ähnlich  scheint  d  und  /  in  einander  überzuge- 
hen, z.  B  danghitsi  und  /ö;?^////^/ Himmel,  loha 
und  duha  Kopf.  Eben  so  findet  sich  bald  ma- 
hoLime,  bald  nahoume  für:  geben,  mivelam  und 
räveloin  für:  lebendig,  geboren,  velon  *)  nasci- 
mur;  velom  vita. 

2.  Eine  Flexion  der  Nennwörter  zeigt  sich 
nirgends,  weder  für  den  Numerus,  noch  für 
das  Genus.  Ein  einziges  Bey^piel  für  den  Nu- 
merus suffi  Ohr,  soffi  Ohren ,  steht  bey  Megiser, 
ob  mit  Recht  und  nach  einer  allgemeineren  Ana- 
logie, ist  nicht  zu  entscheiden.  Bey  Dapper 
(a.  a.  O.)  wird  die  Sprache  wegen  ihres  Reich- 
thums  in  der  Bezeichnung  gerühmt,  indem  eben 
derselbe  Gegenstand,  mi"t  der  oder  jeuer  Eigen- 
schaft zusammen  gedacht,  dann  einen  andern 
Nahmen  habe. 

3.  Die  Adjective  stehen  hinter  dem  Substan- 
tive. Das  Adjectiv  be  grofs,  aber  auch:  sehr, 
dient  zugleich  zum  Ausdrucke  des  Superlativs, 
welcher  aber  daneben  auch  durch  Verdoppe- 
lung des  Adjectivs  ausgedruckt  wird ,  z.  B.  be  be 
sehr  grofs,  tsara  Li  sehr  gut,  rdts)  rdtsi,  oder 
auch  rätsl  ralsi  be  sehr  böse.  Bey  Le  Gentil  (a. 
a.  O.)  liest  man  die  Bemerkung,    dafs  um  den 

*)   Catechisme  S.  iß.  Mitte. 


^6s 

Superlativ  zu  bezeichnen,  die  erste  Sylbe  cre- 
dehnt  werde  rdt~chi  schlecht:  rät-chi  sehr 
schlecht  -).  Diefs  mag  provinciell  seyn,  für 
obige  Weise  enthält  der  Catechisme  eine  Menag 
von  ßeyspielen. 

4.  Die  Personal- Pronomina  sind  co  oder  zaho 
ich,  anö  (welches  nach  einer  ausdrücklichen  An- 
merkung im  Catechisme  S.  17.  unuo  auszuspre- 
'  chen  ist)  du ,  /z/,  ho,  aze,  er,  ?7aie  (  ein  Mahl  steht: 
zaie,  im  V.  U.  auch:  zahale)  wir,  anareo^  ihr, 
eben  so  in  dem  Dativ  und  Accusativ;  und  we- 
nigstens co,  ano^  izi,  izo  stehen  auch  als  Prono- 
minal-Adjective  immer  hinter  dem  Substantive, 
so  auch  «a/d  für:  unser,  statt  dessen  dann  aber 
auch  ^Ä/Vß  gesetzt  wird  (doch  ist  wenigstens  im 
Catechisme  diefs  nur  der  Fall  bey  den  Substanti- 
ven: Gott,  und:  Herr).  Von  0/20  dein,  wird« 
weggelassen,  wenn  das  vorhergehende  Substan- 
tiv oder  die'Präpositionauf  einen  Vocal  oder  ?i 
endigt.  Fälschlich  ist  im  V.  U.  Rait-sica  getheilt, 
es  mufs  Rai-tsica  heifsen.  In  der  ersteren  For- 
mel haben  die  Pronomen  izau,  hanau  (mit  vor- 
gesetztem h)^  nau  (oder  nay  ^  hanay)  diese  kleine 
Abweichung  der  Aussprache  der  Endsylbe. 

5.  Das  Verbum  hat  gar  keine  Flexion  (die 
zweyte  grammatische  Bemerkung  bey  Le  Gentil, 
welcher  mangui  schweig !  und  :  schweigen ,  vese, 
schwimm,  und;  schwimmen,  anführt.  Nähm.- 
lich  es  treten  blofg  die  Personal -Pronomen  hin- 
zu, und  zwar  werden  sie,  nach  vielen  ßeyspie- 
len zu  urtheilen,   gewöhnlich  nachgesetzt.     In- 


*)  Wenn  unmittelbar  darauf  ie  gut,  Äe  sehr  gut, 
heifsen  soll,  so  ist  diefs  wohl  nicht  provinciell,  son- 
dern Irrthum,  der  vom  Französischen:  bim:  gut, 
und:  viel,  sehr,  ausgehen  mag. 


1166 

dessen  bildet  sich  durch  eine  Art  Iliilfsverbum 
ifä  (er  hat  vollbraclit)  eni  Präteritum  z.B.  Zan- 
har  efa  mahoiime  aiio  iteq  varang  Deus  finiit  dare 
tibi  unura  corpus;  izi  efa  mivili  nai'  ameni  rha  an 
azey  is  finiit  redirnere  nos  ex  sanguine  suo.  Es 
erhellet  leiciit,  daft  diefs  für:  dedit  und:  redemit 
gesagt  ist.  Eben  so  scheint  in  dem  vorgesetzten 
Jio  Zukunft  ausgedruckt  zu  seyn :  ho  fatte  mori- 
turus ,  ho  avi  veniet  * ) ;  ho  e/fl  hat ;  ho  ßssa  tife 
magnificetur  im  V.  U.  ist  wohl  ungefähr  eben  da- 
hin zu  rechnen.  Auch  tnaha  vor  dem  Verbum 
scheint  eine  Modification  desselben,  etwa  durch 
den  Betriff  der  Möglichkeit,  auszudrucken,  so 
wird  maha  fantz :  capax  noscendi,  übersetzt,  von 
frmtz  intelligere,  womit  vielleicht  fannahe  im  V. 
U.  zusammen  hängt.  Beyspiele  des  Activs  und 
Passivs  kommen  ohne  Veränderung  der  Form 
vor  **)..' 

6.  Die  Präpositionen  stehen  vor  den  Substan- 
tiven. Der  Einflufs  der  Präposition  an  in,  auf, 
bey  der  Aussprache  des  folgenden  Consonanten 
ist  schon  bemerkt.  In  der  5ten  Bitte  kommt  gni 
vor,  es  scheint  nach  andern  Beyspielen  fast  vor 
allen  Substantiven  zu  stehen,  welche  keine  Prä- 
position vor  sich  haben;  es  liegt  wenigstens  \ye- 
der  die  bestimmte  Bezeichnung  des  Accusativs 
noch  des  Dativs  darin,  auch  vor  dem  Genitive 
finde  ich  es  ein  Mahl.         * 

Die  Verschiedenheiten  der  ersteren  und  letz- 
teren Formel  bestehen  übrigens  theils  in  unrich-t 
tigen  Abtheilungen  der  ersteren,    theils  in  derV 
Wahl  anderer  Wörter.     Jene  ersieht  man  bald 


*)    Catecliisme  S.  ii.  Mitte  und  15.  Mitte. 
**)  Mandzacay  und  midzaca^   richten,   eben  das. 
S.  9,  u.  15. 


267 

durch  Vergleichui-ig  des  Richtigeren,  auch  die 
3te  Bitte  ist  überladen  mit  der  dazu  gezogenen 
Hälfte  der  4ten,  die  yte  hängt  an  der  6"ten,  und 
eine  Art  Doxologie  steht  statt  dessen  besonders. 
Unter  den  andern  Wörtern  htßfeia  von  t/iea  wol- 
len (auch:  wohlwollen,  lieben),  und  amorompo 
dagegen  mit /7o,  Herz,  zusammengesetzt. 

V.   Kaffer -Länder  von  Ouiloa  bis 
zu  den  Hottentotten. 

Völker    von    bräunlicher    Farbe    (immer    schwärzer 
nach  dem  Aequator  hin)    und  unvollkom- 
mener Neger -Bildung. 

Den  neuesten  Untersuchungen  eines  gründ- 
lich forschenden  Beobachters  verdanken  wir  die 
Ansicht,  dafs  das  ganze  südliche  Afrika  von  Ben- 
guela  auf  der  einen,  und  Quiloa  auf  der  andern 
Seite  bis  zu  der  Südspitze  der  Hottentotten  von 
Völkern  Eines  Stammes  bewohnt  wird,  die  In- 
nern und  westlichen  Gegenden  eben  so  wie: 
die  südwestlichen  Küstenländer,  deren  Bewoh-, 
ner  unter  dem  Nahmen  dev  Kaffern  längst  von: 
andern  Menschengattungen  unterschieden  sind. 
So  unpassend  übrigens  dieser  Nähme,  welcher 
den  Mohammedanischen  Nachbarn  Ungläubige 
bezeichnet,  für  einen  Menschenstamm  ist:  so 
ist  er  doch  im  Gegensatze  der  Nahmen  seiner 
einzelnen  Zweige  der  verständlichste  Nähme 
der  Menschenclasse ,  welche  unter  dem  Nah- 
men: Kaffern,  einmahl  bekannt  ist,  und  welche 
unser  einsichtsvoller  Führer,  so  wie  er  sie  auf 
«ehr  von  einander  entfernten    Puncten   Afrika's 


ä6cS 

gefunden  hatte,  also  charakterisirt  '-'):  „Der 
Schedel  der  Kaffern  ist  hochgewölbt  und  von  an- 
genehmer F'orm,  das  Auge  lebhaft,  die  Nase 
nicht  platt,  sondern  mit  erhabenem  Rücken, 
die  Zähne  von  blendender  Weifse,  Die  Män- 
ner besonders  sind  von  schönem,  kräftigen, 
schlanken  Bau,  ihre  Glieder  haben  das  kräftig- 
ste Ebenmaafs. "  „Ihre  Farbe  ist  braun,  das 
Haar  schwarz,  kurz  und  wollicht.  Ihre  Ge- 
sichtszüge sind  ganz  charakteristisch  und  gestat- 
ten nicht,  dafs  man  sie  ausschliefslich  zu  einer 
der  angenommenen  Hauptragen  des  Menschen- 
geschlechts zähle.  Mit  den  Europäern  haben  sie 
die  hohe  Stirn  und  den  erhabenen  Nasenrücken, 
mit  den  Negern  die  aufgeworfene  Lippe,  mi|:  den 
Hottentotten  den  vorragenden  Wangenknochen 
gemein.  Der  Bart  ist  schwäch,  aber  stärker  als 
bey  den  Hottentotten."  •'*) 

Diese  Charaktere  und  Übereinstimmungen 
mancher  Lebenssitten  finden  sich  bey  den  Völ- 
kern zwischen  den  südlichen  Hottentotten  bis 
zu  den  bezeichneten  nördlichen  Gränzen  hin, 
imd  wo  die  Beweise  des  Zusammenhanges  aller 
in  dieselben  eingeschlossenen  Völker  weniger 
deutlich  sind,  da  liegt  es  wahrscheinlichst blofs 
an  dem  Mangel  ausführlicher  Nachrichten  von 
ihnen.     So  besonders  in  den  westlichen  Gegen- 

*)  Hr.  Prof.,  Dr.  Hdnr.  LicJitenstein  in  seinen  Rei- 
sen im  südlichen  Afrika  in  den  Jahren  iß^^S — 6,  Th.L 
(Berl.  ißii  )  S.  4ü6'  S.  auch  Ebendtss.  Bemerkungen 
über  die  Sprachen  der  Südafrikanischen  wilden  Völ- 
kerstämme in  Bertuch's  und  Vater's  Ethnographisch - 
linguistischem  Archiv,  Bd.  I. 

**)  Man  vergleiche  damit  T/mnJerg's'und  Ffl'V/ani'a 
Beschreibungen  der  KalFern,  bey  diesem  erste  Reise 
S-  3§6>  hey  jenem  Th.  I.  S.  188  >  «nd  Barrov/  S.  •249^. 


269 

den  von  den  südlichsten  Granzen  der  mit  Kon^o 
zusammen  hängenden  Länder  bis  zu  den  Hotten- 
totten-Stämmen und  den  Beetjuana  -  Kaffern. 
Hier  fehlen  alle  Nachrichten  von  den  Zwischen- 
gliedern dieser  \^ölkerreihen,  und  einzelne 
Denkwürdigkeiten  und  Übereinstimmungen  ia. 
Gebräuchen,  die  sicli  aus  den  älteren  Portugie- 
sen und  aus  Degrandpre's  bey  Kongo  angeführ- 
tem Werke  nach\veisen  liefsen ,  sind  Fingerzeige 
dessen,  was  man  zu  suchen  habe,  noch  nicht 
näherer  Beweis.  Aber  desto  mehr  erhöht  sich 
auf  der  Ostseite  Afrika's  die  Sicherheit  der  Merk- 
mahle des  Zusammenhanges  mit  den  Kaffern  fast 
mit  jedem  Schritte.  Auch  von  der  Gegend  um 
Quiloa  gibt  es  noch  keine  anderen  Naciirichteii 
als  die  von  Barrow  imd  Bareta.  Diese  aber  be- 
schreiben ihre  für  Negern  geltenden  Bewohner 
in  Sitten  und  Gebräuchen  den  Kaffern  so  ähn- 
lich, dafs  sich  eine  Verwandtschaft  derselben 
mit  diesen  wohl  gar  nicht  abläugnen  läfst.  In 
Thomaiis  Beschreibung  derMosambiquer  =•'=)  und 
White  s  Beschreibung  der  Bewohner  der  Lagoa- 
Bay  *'^)  wird  diese  Verwandtschaft  immer  deut- 
licher. Die  Menge  Mosam.biquer-Sclaven,  wel- 
che man  auf  der  Südspitze  von  Afrika  sieht,  zei- 
gen alle  einen  robusteren  Körperbau,  und  eine 
bräunliche  nicht  so  sammtartig  glänzende  Haut- 
farbe, als  der  Körperbau  und  die  Hautfarbe  der 
Negern  von  Guinea  und  dem  Senegal  ist.      Der 


*)  S.  dessen  Reise  -  und  Lebensbeschreibung 
Augsb.  1788. 

**)  Journal  of  a  voyage  perfornied  froni  Madras 
to  Colombo  and  da  Lagoabay  in  the  year  1798  with  so- 
iiie  account  of  the  niaiiners  and  custoius  of  the  inha- 
Ibitants  ofda  Lagoabay,  Lond.  1800. 


Ä70 

Unterkiefer  ist  bey  diesen  Mosambiquern  bey 
weitem  weniger  hervorstehend,  es  ist  ein  Nasen- 
rücken vorhanden,  oft  selbst  bedeutend  erha- 
ben, und  im  Auge  liegt  ein  ganz  eigenthümli- 
cher  Ausdruck,  der  sich  deutlich  bey  den  Kaf- 
fern wieder  findet.  Die  Mosambiquer-Sclaven, 
welche  Dr.  Lichtenstein  auf  seiner  Reise  zu  den 
Beetjuanen  bey  sich  hatte,  fanden  sich  bey  die- 
sen gleichsam  wie  zu  Hause,  und  waren  ihnen 
in  den  meisten  körperlichen  Eigenschaften  ähn- 
lich, verstanden  auch  einige  einzelne  Wörter 
derselben,  und  ihre  Sprache,  die  sie  freylich 
meistens  früh  mit  dem  Portugiesischen  oder  Hol- 
ländischen gemischt  haben,  klingt  im  Ganzen 
der  KafFerischen  sehr  ähnlich.  Dieser  Sprachzu- 
sammenhang wird  klar  bey  den  Bewohnern  der 
Lagoa-Bay,  wenn  man  White's  Wörterregister 
mit  dem  Kafferischen  vergleicht.  Die  nördlich- 
sten Kafierstämme,  von  denen  sich  mittelbar 
Nachrichten  einziehen  liefsen,  können  sich  mit 
den  südlicheren  wenigstens  verständigen  '••),  und 
die  Verschiedenheit  zwischen  der  durch  Dr. 
Lichtenstein  erst  bekannt  gewordenen  Sprache 
der  Beetjuanen  und  der  schon  vorher  wenigstens 
nach  ein  paar  Wörterregistern  bekannt  gewese- 
nen Sprache  der  Kaffern  im  Osten,  ist  gerade 
von  der  Art,  wie  er  sich  bey  weit  von  einander 
getrennten  Stämmen  Eines  Hauptstammes  erwar- 
ten läfst.  Und  hierauf  beruht  die  „Überzeu- 
gung, dafs  alle  diese  Völkerstämme,  alle  Wil- 
den, südlich  von  Ouiloa  und  östlich  von  der 
Cap-  Colonie  als  eine  grofse  Nation  gedacht  wer- 
den müssen,  die  sich  auf  der  einen  Seite  eben 
«o  scharf  von  den  Negern  und  Mohammedanern, 

*)   Dr.  Lichunsteia's  Heise  S.  394. 


27  7. 

als  auf  der  andern  Seite  von  den  Hottentotten 
iicheidet,  und  die  wir  einstweilen  mit  dem  ge- 
meinsamen Nahmen  Kajfern  bezeichnen  wolleh. 
Ich  trage  kein  Bedenken,  die  Gränze  ilires  Ge- 
•biethes  westlich  bis  an  den  Meridian  des  Cap 
Acrulhas  auszudehnen,  denn  bis  so  weit  erstrek- 
ken  sich  Kafiersclie  Stämme  im  Innern  des  Lan- 
des unter  25°  S.  B.  Von  dort  aus  aber  mufs  die 
Linie,  welche  sie  von  den  Korana -Hottentotten, 
f\er\.  Buschmännern  und  Cap- Colonisten  schei- 
det, in  südöstlicher  Riclitung  gegen  die  Ouellen 
des  Orangeflusses  hin  und  von  diesem  Punct 
gerade  nach  Süden  gezogen  werden."  '•"') 

Diese  Ansicht  mufste  der  früheren  Zeit  ver- 
schlossen bleiben,  da  man  diesen  grofsen  Völ- 
kerstamm nur  von  zwey  ganz  verschiedenen 
Puncten  aus,  und  zwar  zum  Theil  nur  unvoll- 
kommen und  nur  an  den  Endpuncten  seines 
Vorkommens  kannte,  an  deren  einem  sich  die 
Portugiesen  um  Sofala  und  Mosambique  fest  ge- 
setzt hatten,  und  deren  andern  die  Niederlassun- 
gen Holländischer  Colonisten  vom  Vorgebirge 
der  guten  Hoffnung  aus  berührten.  Von  letzte- 
rer Seite  gingen  die  näheren  Untersuchungen 
über  die  Kaffern  aus,  von  daher  die,  neues 
Licht  verbreitenden,  Lichtensteinischen  Ent- 
deckungen. Bis  Sofala  waren  die  Araber  als  Er- 
oberer vorgedrungen;  aus  den  Schriftstellern 
derselben  liefsen  sich  wenige  Nachrichten  über 
diese  südlichen  Völkerstämme  ziehen;  mehrere 
aus  den  Berichten  der  Portugiesen,  aber  unbe- 
stimmt waren  diese ;  und  zum  Theil  auf  Mifsver- 
ständnissen  mag  der  Nähme  und  Umfang  man- 

*)   Diefs  sind  Hrn.  Dr.  Lichtenstein  s  Worte  in  sei- 
ner Reise  Th.  I.  S.  595  -  94. 


eher  im  Innern  angesetzten  Reiche,  wie  Mono- 
motapa,  Torroa,  Butiia,  beruhen  Es  ist  eine 
sehr  sinnreiche  Vermuthung,  dafs  in  denr  Worte 
Benomotapa^  wie  in  den  alten  Portugiesischen 
Schriftstellern  fast  durchgängig  für  Monomotapa 
vorkömmt:  Bemt  Motapa  (nach  der  Arabischen 
Bedeutung:  Miethvölker,  da  vielleicht  die  tropi- 
schen Mauren  ihre  Mierhsoldaten  dorther  nah- 
men) liege  *);  sey  es  nun,  dafs  Motapa,  als 
Appellativ- Substantiv  diese  Benennung  herbey 
geführt  habe,  oder  darin  der  Eigennahme  eines 
Stammes  liege,  da  er  ja  von  andern  Nahmen  der 
Stämme  derselben  nicht  so  entfernt  ist. 

Die  Geschichte  dieser  Stamme  und  angebli- 
chen Reiche  liegt  im  Dunkeln,    und  eben  so  we- 
nig läfbt  sich  die  ganze  Kette  der  Stämme  dieser 
grofsen  Nation   verfolgen.      Scharfsinnige  Ver- 
muthungen  über  den  Zusammenhang  der  Kaf- 
fern mit  Habessynischen  Völkern  mit  der  Asiati- 
schen dorthin  gekommenen  Menschenrage   hat 
Dr.  Lichtenstein  zusairwmen  gestellt  ''*).      Längs  | 
der  gebirgigen,  tiefer  ins  Land  hinein  (als  es  die 
Westküste  ist)  bewohnbaren  Ostküste  läfst  er  die 
Vorfahren  der  Kaffern  als  Hirtenvölker  langsam 
herab  ziehen,  und  sich  so,  als  ein  kräftiger  Men-  I 
schenstamm,    nach  Süden    ausbreiten,    wo  sie,  • 
bis  zu  ihren  jetzigen  südöstlichsten  Wohnsitzen  j 
vordringend,  von  dort  Hottentottische  Stämme  | 
verdrängten,  denn  Flüsse  und  Berge  führen  noch  t 

jetzt  I 


*)  Dr.  Lichtenstein  im  ethnographisch -linguisti- 
schen Archive,   Bd.  I.  S.  295.  f. 

**)  Reise  S.  397  —  402.  Auch  Barroiv  glaubt 
die  Kaffern  von  den  Arabischen  Beduinen  ableiten  zu 
müssen,  3.  dessen  Reise  S.  q.6q. 


275 

jetzt  dort  Hottentottische  Nahmen,  und  wo  sie 
'auf  eine  niedrigere  Stufe  der  Cultur  gekommen 
aind,  als  ihre  Stammgenossen  in  den  be^ünstig- 
teren ,  innerern  Ländern.  Eine  auffallende 
Übereinstimmung  der  Kaffern  und  Mosambiquer 
und  Madagaskaren  und  Zangebaren  und  Habes- 
eynier  u.  s.  w.  in  Gestalt,  Sitten  und  Lebensart 
sey  erweislich,  dagegen  liege  in  den  Mienen  der 
Kaffern  etwas  eigenthümlich  Nationales,  was  sie 
schon  für  sich  allein ,  auf  den  ersten  Blick,  von 
dem  Europäer  unterscheide,  mit  dem  sie  nur  in 
den  festen  Lineamenten,  den  Gesichtsknochen 
und  der  Schedelbildung  einige  Ähnlichkeit  ha- 
ben. Der  Einflufs  des  neuen  Klima's  auf  die 
Haut,  welche  indefs,  von  allen  fremden  Über- 
zügen gereinigt,  mehr  hell-  als  dunkelbraun 
sey,  und  auf  den  kraus  werdenden  Haarwuchs, 
sey  nicht  anders  als  in  einer  langen  Reihe  von 
Jahrhunderten,  aber  in  derselben  begreiflich. 
Die  um  die  Ptuinen  von  Butua  wohnenden  Völ- 
ker werden  den  Kaff'ern  sehr  ähnlich  beschrie- 
ben, und  ihre  Entstehung  könne  an  die  Karava- 
nen- Züge  Äthiopischer  Völker  von  Meroe  aus 
erinnern.  Auch  manche  Übereinstimmung  de* 
Arabischen  Sprachstammes  mit  Kaff'er-Vv^örtern 
gebe  deriVnnahme  einer  solchen  Verwandtschaft 
der  Kaffern  und  der  Asiaten  ein  Gewicht  *). 
Diese  Wörterähnlichkeiten  erregen  auf  jeden 
Fall  die  Aufmerksamkeit  in  einem  hohen  Grade, 


*)  Interessante  Vergleichnngen  KafFerscher  und 
solcher  Wörter,  und  Erklärungen  KafFerscher  Appel- 
lative und  Eigennahmen  aus  denselben,  von  Dr. 
Lichtenstein,  dem  Vater,  siehe.im  ethnographisch -lin- 
guistischem Archiv,  Bd,  I.  5.299  —  303. 
mthrid.  JH,  S 


374 

und  nur  citr  Umstand,  dafs  der  Einflufs  der 
Sprache  und  Sitten  der  Arabischen  Eroberer  auf 
diese  Ostkiiste  Afrika's,  wenigstens  bis  Sofala 
hin,  und  die  umliegenden  Inseln  auf  jeden  Fall 
orofs  gewesen  seyn  mufs,  magnuniiberdiefs  Ahn- 
fichkeit  der  Abstammung  schon  früher  gewirkt 
haben  oder  nicht,  hindert  vor  weiterem  Eindrin- 
gen in  jene  inneren  Länder  und  ihre  Sprache 
noch  bestimmt  dafür  zu  entscheiden,  dafs  jene 
zusammen  stimmenden  Wörter  nicht  dort  ange- 
nommen und  übergegangen,  sondern  wirklich 
ursprüngliche  Kaffer- Wörter  seyen. 

'  Die  Sprache  der  Kaffern  ist  „eine  volltö- 
nende, weiche  und  wohlklingende,  die  aus  ein- 
fachen, selten  mehr  als  zweysylbigen  Wörtern 
Gebildet  ist.  Durch  die  langsame  bedeutende 
Ausrede,  durch  den  Reichthum  an  einfachen  of- 
fenen Selbstlautern  und  die  deutliche  Betonimg 
der  vorletzten  Sylbe  bekömmt  die  Sprache  ihren 
eigenthümlichen  Wohlklang  '■).  "  So  zeigte  sie 
sich  wenigstens  in  den  bekannt  gewordenen  Dia- 
lekten. Diese  haben  wenig  Nasal-Töne  und  sehr 
wenig  Gutturale.  Unter  den  Zischlauten  haben 
sie  einige  eigene,  den  Europäischen  Sprachen 
völlig  fremde  Modulationen.  Wenigstens  den 
Dialekten  der  Beetjuanen  und  Koossa  gemein- 
schaftlich ist  ein  gewisses  Lallen ,  welches  durch 
ein  leises  Andrücken  der  Zungenspitze  gegen 
den  Gaumen  hervor  gebracht  wird,  und  mit 
Sch^  SJ,  TJ,  5/ ausgesprochen,  jene  eigenthüm- 
lichen Zischlaute  bewirkt  *♦).  Mannigfache 
Verschiedenheiten    aller    dieser    Dialekte     bey 


*)  Dr.  Lichtenstein' s  Reise  S.  637. 

••)  Ethiiogr.  linguist.  Archiv,  5.  095  —  95- 


2/5 

den  vielen  einzelnen  Stämmen,  welche  bislier 
noch  nicht  beobachtet  worden  sind,  werden 
noch  einen  reichen  Stoff  intereäsanter  Bemer- 
kungen darbiethen. 

Dr.  Lichtenstein  theilt  das  w^eite  Gebieth  die- 
ser Stämme  im  Allgemeinen  nach  einem  unge- 
fähren Umrisse,  wie  es  jetzt  schon  möcrlfch 
ist,  in  vier  grofse  Regionen  ein,  die  nörd- 
liche, gleichsam  noch  terra  incognita  um  Oui- 
loa,  Mosambique,  Sofala,  die  schon  nach'^be- 
srimmteren  Zügen  der  Bewohner  bekannte  La- 
goa-Bay  und  das  noch  südlichere  Land  der 
Koossa  im  Osten,  und  das  Land  des  grofsen 
Beetjuanen- Stammes  im  Westen  von  beyden, 

I.    Quiloa,  Mosambique,  Sofala. 
2.  Lagoa-Bay. 

Die  Beschreibungen  der  Einwohner  in  erste- 
ren  beyden  Inseln,  auf  der  entgegen  gesetzten 
Küste  und  in  Sofala  verlieren  dadurch  an  Inter- 
esse, dafs  die  eingewanderten  Arabischen  Ein- 
wohner nicht  genug  von  den  ursprünglicheren 
unterschieden  werden,  mit  denen  sie  gemischt 
smd.  Sie  AVöiden  schwarz,  ihre  Lippen  sehr 
stark  geschildert.  Wenn  wir  lesen,  dafs  in  Qui- 
loa Arabisch  gesprochen  werde,  so  gilt  diefs  von 
jenen  erobernden  Ansiedlern;  wenn  bey  deil 
schwarzen  Einwohnern  von  An^rora  auf  der 
Küste  Sena  der  Gebrauch  der  Landessprache  ne- 
ben der  Arabischen,  und  gerade  eben  diefs 
bey  den  schwarzbraunen  Einwohnern  von  So- 
fala bemerkt  wird:  so  ist  dadurch  jene  Unter- 
scheidung deutlich  genug  ausgesprochen,  aber 
auch  nicht  das  mindeste  Nähere  von  dieser  Spla- 

S   2 


376 

che  oder  Sprachen  gesagt.  Nur  ein  V/ort  au* 
dortiger  Gegend  Moz//?w,  welches  ungefähr  für 
den  Begriff:  Gott,  steht,  ist  erwähnt,  und  son- 
derbar «renug  trifft  es  mit  dem  Beetjuanischen. 
Morimo  Gott  nicht  blofs  durch  diese  Ähnlichkeit, 
sondern  noch  mehr  dadurch  zusammen,  dafs  die 
Beetjuanen  häufig  r  sprechen,  wo  die  östliche- 
ren Koossa  s  in  ihren  Wörtern  haben,  so  dafs 
beydes  recht  wohl  Ein  Wort  seyn  kann.  *) 

Von  den  Bewohnern  der  Lagoa-Bay  hat 
White  **)  ein  Wörterverzeichnifs  gegeben,  wel- 
ches wenigstens  zureicht,  um  einen  bestimmte- 
ren Blick °auf  ihre  Sprache  zu  richten,  und  in 
den  abwechselnden  Übereinstimmungen  mit  an- 
dern Kaffer- Sprachen,  der  Annäherung  bald  an 
diesen,  bald  an  jenen,  und  der  Art  der  Entfer- 
nung von  beyden  eine  sichernde  Gewähr  des 
Zusammenhanges  zu  finden,  und  schon  die 
nachher  aufzustellenden  Proben  werden  dahin 
leiten,  ob  wohl  in  andern  als  den  dort  gewählt 
ten  Wörtern  das  Übereintreffen  noch  deutlicher 
ist,  z.  B.  Zahn  ist  bey  den  Beetjuanas  meno^  an 
der  Lagoa-Bay:  menho  ,  Elephant  hier:  lofo,  bey 
den  Koossa:  unglovo ,  Rind  bey  beyden  Kaffer- 
Stämmen  komo,  bey  den  Bewohnern  der  Lagoa- 
Bay  homo,  Schaf  hier  imphuh,  bey  den  Koossa 
imfuh.  Regen  bey  jenen  umphulo^  bey  diesen  //z- 
fuhla.  Wenn  den  westlicheren  Beetjuanen/ und 
w  ganz  fehlen ,  diese  Laute  dagegen  in  der  Spra- 
che der  östlicheren  Koossa  vorkommen,  so  ist 
dieses  die  Lagoa -Sprache,  wie  dem  Orte  nach. 


*)  Ethnographisch -linguistisches  Archiv  8.292.94. 
•*)  A.  a.  O. 


277. 

so  in  dieser  Beschaftenlieit  näher,  dafs  sie  jene 
Laute  häufig  braucht. 

5.  Koossa,  Malliimba,  Maduanas, 

d.  i.  die  Kaffern,  welche  unter  diesem  Nahmen: 
Kafi^rn,  von  Sparrmann,  Le  Vaillant,  Barrow 
geschildert  worden  sind,  und  von  deren  Spra- 
che eben  dieselben  einige  Wörterverzeichnisse 
gegeben  haben.  Vor  der  Besuchung  der  Beet- 
juanen im  Westen  kannte  man  nur  diese  südli- 
chen Kaffern.  Die  Westgränze  der  Koossa  ist 
der  grofse  Fischflufs,  obwohl  ein  Theil  dersel- 
ben sich  bis  zum  Sonntagsflusse  erstreckt,  gegen 
Nordwesten  begränzen  sie  hohe  Gebirge,  zum 
Theil  bis  tief  in  den  Frühling  mit  Schnee  be- 
deckt, von  denen  die  meisten  Flüsse  entsprin- 
gen, welche  das  Land  bewässern,  nach  Osten 
die  Meeresküste,  nach  Süden  Hottentotten- Stäm- 
me und  Besitzungen  der  Colonisten  vom  Cap  '■•). 
Wenn  man  den  Flufs  Basseh  überschreitet: 
.so  kömmt  man  in  das  Gebieth  devMathimba  oder 
(bey  Barrow:)  Tambukld^  die  in  enger  Verbin- 
dung mit  den  Koossa  stehen,  und  von  denen 
letztere  ihre  Lieder  lernen,  die  nicht  ganz  aus 
W^örtern,  sondern  gröfstentheils  aus  ihnen  selbst 
unverständlichen  Sylben  bestehen  *").  Wenn 
man  die  Küste  von  ihnen  weiter  verfolgt,  80 
kommt  man  zu  den  Mambiikki^    unter,  welchem 

*)  Dr.  Lichtensteins  Tieise  S.  466.  ff.  494.     Noch 
einige  Absonderungen   dieses   Stammes   enthalten  in' 
van  der  Kemp's  Bemerkungen  über  die  Kaffern   (aus 
d.  Evan^elical  Magazin  Feb-r.  i8<^2.)  in  den  geographi- 
«chen  Epbenieriden  Jul.  und  Septemb.  igoa.  S.  £04, 

*  * )  Dr.  Lichtenstdns  R^ise  S.  417. 


^78 

Nahmeri  sie  den  Cap-Colonisten  durch  die  Go- 
iiaaqua- Hottentotten  bekannt  sind,  die  aber  in 
{-an  Reenens  Reise:  Hambona:  bey  den  Koossa: 
Immbo  heifsen,  mögen  nun  diese  Nahmen  ganz 
einerley  Stamme  zugehören,  oder  Unterabthei- 
limgen  desselben  bezeichnen.  Verfolgt  man  da- 
gegen jenen  Flufs  Basseh  stromaufwärts:  so  blei- 
ben, ziemlich  tief  im  Innern,  südlich  von  die- 
sem Flusse  die  Ahbatoanas  liegen,  und  man  ge- 
langt weiterhin,  an  den  Ufern  dieses  Flusses 
selbst,  zu  den  Madaanas ,  einem  zahlreichen 
Volke,  bey  welchem  sich  der  Holländer  Buis 
längere  Zeit  aufgehalten  hatte.  W^enigstens  zwi- 
schen den  Mathimba,  den  Maduanas  und  den 
Koossa  findet  eine  solche  Gleichheit  der  Sprache 
nnd  Sitten  Statt,  dafs  sie  sich  wenig  oder  gar 
nicht  von  einander  unterscheiden  *). 

Sprache    der    Koossa, 

Die  VN^örterverzeichnisse  dieser  Sprache  bey 
Sparrmann  ,  le  Vaillant,  Barrow  gaben  nur  eine 
sehr  unvollkommene  Ansicht  von  denselben. 
Wir  sind  so  glücklich,  jetzt  eine  so  vollkommene 
Sciiilderung  der  Sprache  dieses  Stammes  (so 
wie  der  der  Beetjuanen  und  Hottentotten}  zu 
besitzen,  als  nur  von  irgend  einer  Sprache  sol- 
cher Völker,  die  noch  nicht  in  Grammatiken 
aufgefafst  sind,  in 

Dr.  Lichtenstein' s  Bemerkungen  über  die  Spra- 
chen der  Südafrikanischen  wilden  Völker- 
stämme, nebst  einem  kleinen  Wörterver- 
zeichnisse aus  den  gebräuchlichsten  Dialek- 
ten der  Hottentotten  und  Kaffern  (in  Ber- 

*)  Dr.  LkJuensteins  Reise  S.  494.  95. 


^79 

tuch's  und   Vatei's    ethnographisch -lingui- 
stischem Archive,  Bd.  I.  S.  259  —  331.)' 
und  über  den  Dialekt  derKoossa  insbesondere  in 
eben  desselben  Reise,  Bd.  I.  S.  635  —  672.  erster 
Beylage:    Bemerkungen   über   die  Sprache 
der  Koossa,  nebst  einem  kleinen  VVörter- 
verzeichnisse. 
Das  VVörterverzeichnifs  ist  nicht  klein,  eine 
besondere    Sorgfalt    ist     auf    die    Entwickelang 
grammatischer    Bemerkungen    gewendet,    und 
eine  Reihe  von   Redensarten   erläutern   die  Be- 
«chaftenheit  des  Ausdrucks  in  dieser  Sprache. 

Dieser  Dialekt  zeichnet  sich  im  Allgemeinen 
durch  die  Abwesenheit  des  /*,  wofür  er  immer  s 
setzt,  und  des jf  (/ ist  zuweilen  da)  und  durch 
die  Annahme  einiger  Schnalzlaute  von  den  be- 
nachbarten Hottentotten  aus.  Ein  paar  Wörter 
mitr,  die  er  hat,  sind  fremd,  und  die  meisten 
Koossa  sprechen  auch  in  ihnen  mehi*  /  als  r. 
Noch  ein  Unterschied  dieses  Dialekts,  wenig- 
stens von  dem  Beetjuanischen,  besteht  darin, 
dafs  vor  dem  Aussprechen  vieler  Wörter,  be- 
sonders der  Substantive,  die  mit  einem  Conso- 
nanien  anfangen,  ein  stummes  m  vorgeschlagen 
^vird,  welches  seltner,  wie /?  klingt,  häufig  aber 
noch  einen  Vocal  vor  sich  erhält,  so  dals  eine 
volle  Sylbe  am^  om^  um ^  vorklingt,  z.  B.  ammaas 
Milch  (  bey  den  Beetjuaaas:  maassi).  In  jeder 
Sylbe  hört  man  bey  den  Koossa  einen  einfachen 
Vocal,  am  gewöhnlichsten  w,  am  seltensten  o. 

Grammatischer   Charakter  der  Sprache 
der  Koossa. 

1.  Diese  Sprache  hat  martcherley  regelmäfsig 
und  angemessen  gebrauchte  Formen  der  Ablei- 


I 


«8o 

timg,  zum  Theil  auch  der  Flexion.  Auch  bey 
den  Substantiven  zeigen  sich  dergleichen,  asi 
ist  eine  allgemeine^  weibliche  Endung,  'z.  B. 
in  umfdsi  FiRU,  //7z/a^a«  Hündinn  *).  y4/2a  ist  die 
Diminutiv -P'.ndung  z.  B.  uhmtodna  Menschlein, 
indodäna  Männchen ,  von  den  in  den  nachmahli- 
gen  Sprachproben  anzuführenden  Wörtern.  In 
denPluralen  2.B. gadabaantb  Völker,  \on gabaanto 
Volk,  Stamm,  Iminu  die  Finger,  von  omnu  der 
Finger,  scheint  eine  Verlängerung  des  Worts, 
in  ersterem  die  Verdoppelung  einer  Hauptsylbe 
zu  liegen,  aber  eine  bestimmte  Analogie  liefs 
sich  aus  den  gesammelten  Plural-Formen  nicht 
aufstellen.  Desto  bestimmter  zeichnete  sich  eine 
Collectiv-Form  durch  Vorsetzung  der  Sylben  am- 
ma  aus,  z.  B.  thumbo  Darm,  ammathumba  die  Ge- 
därme, sshinju  Zahn,  ammasshinju  die  Gesammt- 
heit  der  Zähne,  das  Gebifs,  osowane  die  Zehe, 
cmmasowane  die  gesammten  Zehen. 

2.  Die  Adjective  sind  zum  Theil  Wurzel- 
wörter, zum  Theil  abgeleitet,  und  haben  dann 
die  Sylbe  ile  angehängt.  Z.B.  k'  hbkaUiigey 
davon:  k' hohandile  lügenhaft,  oder,  auch  substan- 
tivisch :  Lügner.  Der  Superlativ  scheint  durch 
den  Beysatz:  grofs,  ausgedruckt  zu  werden, 
z.B.  Vumfaas'  ufilile  hakuhlu  die  Frau  (ist)  reich 
grofs  d.  i.  sehr  reich. 

3.  Die  Pronomen  sind  mlna  oder  miina  ich, 
oenna  du,  liihmto  er,  vmd  auch  im  Plural  sie, 
offenbar  zusammen  gesetzt  aus  uhmto  Mensch 
und  /<?,  /o,  welches  als  eine  Art   Artikel  ^oder 


*)  Durch  das  übergesetzte  ~  whd  das  oben  erwähnte 
Lallen  bezeichnet. 


28  t 

Demonstrativ -Pronomen  vorgesetzt  zu  werden 
pflegt,  thinawiT,  nina  oder  nini  ihr;  die  Prono- 
minal-Adjective,  welche  hinten  an  die  Substan- 
tive, zum  Theil  mit  Wegiassung  des  Endvocals 
derselben  angehängt  werden  :  eaam  mein,  a-ethu 
THiser,  saam,  aho  oder  laho:  dein,  und:  euer, 
Khaluhmto:  sein,  oder:  ihr  (auch  für  den  Plu- 
ral)  wörtlich :  zu  diesem  Menschen. 

3.  Jene  Pronomen  kommen  häufig  vor,  z.  B. 
in:  mina  umluhngo  ^  ich  (bin)  ein  Colonist  (denn 
das  Verbum  substäntivum  hat  in  dieser  Sprache 
keine  Bezeichnung  und  wird  immer  ausgelassen, 
so  wie  auch  andere  leicht  hinzu  zu  denkende 
Verben,  wie:  kommen,  haben).  Indessen  alle 
jene  Pronomen  haben  dreyerley  ganz  andere 
und  nach  des  Missionärs  van  der  Kenip  Aussage, 
sehr  bestimmt  so  gebrauchte  Formen,  wenn  sie 
zur  Biegung  der  Verben  dienen,  wo  sie  vor  die- 
sen stehen;  und  jede  dieser  dreyerley  Formen 
bezeichnet  ein  anderes  Tempus. 


Gegenwart» 

Vargangciiheit. 

Zukunft. 

ich 

dia 

di  oAev  indi 

dp 

au 

uja 

uba 

0. 

er 

ea 

ebe 

fVO. 

wir 

sija 

sibe 

so. 

ihr 

nija 

nibe 

no. 

sie 

paja 

ebe. 

bona. 

so  dafs  jede  Person  ihren  eigenen  charakteristir 
sehen  Buchstaben  und  jedesTempus  seinen  eige- 
nen charakteristischen  Vocal  hat.  Die  Pronomi- 
nal-Formen  der  dritten  Person  stehen  begreif- 
lich nicht,  sobald  ein  Subject  dabey  steht.  Als 
Casus  obliqui  der  Pronomen  und  nach  den  Prä- 
positionen scheinen  theils  diese,  theils  jene  For- 
men gebraucht  zu  werden. 


%■ 


4,  Die  Vetben  endigen  alle  auf  ß,  die  intran- 
gitiven  sind  meistens  das  Substantiv  oder  Adjectiv 
selbst,  mit  welchem  sie  zusammen  hängen,  in- 
dem/ö/w^ß  Hunger,  /Äfl/ö  vergnügt ,  nur  mit  den 
Pronomen  zusammen  gestellt  wird,  z.  B.  dt  lamba, 
di  tsü/a,  um:  ich  bin  hungrig,  ich  freue  mich, 
auszudrucken.  Solche  sind  Wurzelformen.  Eben 
so  sind  es  die  meisten  einfachen  Transitiv- Ver- 
ben, und  gleich  jenen  meistens  zweysylbig. 
Aber  mehrsylbig  sind  die  abgeleiteten  Verben,' 
welche  die  Endungen  ana,  ela  und  besonders  essa 
führen.  Letztere  druckt  gewöhnlich  sowohl  das 
intransitive : /^flWc//? ,  als  auch  das  transitive:  ma- 
chen aus,  z.  ß.  longa  gerade,  /o;?^/^^^«  rechtschaf- 
fen seyn  und  handeln,  funda  lernen,  miika  yNQg- 
^Qhew^  fiindiessa^  mukiessa  lernen  machen,  leh- 
ren, weggehen  machen,  wegbringen,  thamba 
Mark,  Fett,  thambiessa  mit  Fett  einschmieren 
(fett  machen). 

5.  Die  Personen  und  Tempora  der  Verben 
werden  blofs  durch  die  angeführten  Pronominal- 
Formen  ausgezeichnet,  jedoch  dient  zuweilen 
dia  ku  ich  gehe,  auch  zur  Umschreibung  des  Fu- 
turum, z.  B.  dia  ku  peeta  o'enna  ich  werde  dich 
schlagen  (vielleicht  mehr  mit  einem  Nebenbe- 
grifie:  ich  gehe  damit  um,  komme  schon,  dich 
zu  schlagen).  Für  den  Imperativ  ist  eben  so  we- 
nig eine  besondere  Form  da.  Die  Imperative 
aber  mit  beygesetzten  Pronominal  -  Dativen, 
z.  B.  mir,  scheinen  mehr  durch  die  Pronomen 
di^  do:  ich,  ausgedruckt,  so  dafs  der  Gedanke 
dadurch  eine  andere  W^endung  erhält,  z.  B. 
do  usehle  (von  useJda  braten):  brate  mir,  et- 
wa :  ich  will  gebraten  haben.  Eine  Art  Particip 
scheint  *ich  von  den  Verben  durch  die  ange- 


28  V 

iiihrte  Adjectiv-Form  ihle  zu  bilden,  z.  B.  von 
///;72<7/o  beifsen  kommt:  m-dlluniihle:  ich  bin  ge- 
bissen, welches  zugleich  als  Beyspiel  der  Be- 
zeichnung des  Passivs  dienen  kann.  Besonders» 
die  Verben  werden,  wenn  ein  besondrer  Nach- 
druck daraufliegt,  mehrmahls  schnell  hinter 
einander  wiederhohlt,  und  oft  dadurch  die  Ver- 
ben zu  wahren  Frequentativen. 

6.  Die  Präpositionen  stehen  in  den  angege- 
benen Beyspielen  vor  dem  Substantive  und  Pro-: 
nomen.  Sehr  oft  scheinen  aber  diese  Kaffern- 
ohne  diese  Verbindungswörter  zu  sprechen, 
z.  B.  in-di  lumihle  inzja  ich  (bin)  gebissen  (vom) 
Hund.  DerConjunctionen  scheinen  sie  ganz  zu 
entbehren,  z.  B.  i'heeta  Khakülu  dl  esiieh  sprich 
laut,  (dafs)  ich  verstehe.  Indessen  ist  «e,  nd, 
rf  der  Verbindungslaut  zweyer  Substantive,  z.B. 
indoda  -  ri  -  umfasi  Mann  und  Frau,  oft  auch 
durch:  mit,  auszudrucken:  fhuhnga-nin- am- 
maas  Korb  mit  Milch. 


4.   Beetjuanas:   Maatjaping,  Muhriilong^ 
Mätsaroqua,  Wänketsi,   Thammacha,    .j 
Chojaa,  Muchuruhzi,  Macquini. 

Das  Volk  der  Beetjuanas,  ungefähr  150  Deut- 
sche Meilen  von  den  Koossa  entfernt,  zerfällt, 
nach  Nachrichten,  welche  auf  Träter's  und  Lich- 
tenstein's  Reisen  zu  ihnen  eingezogen  wurden, 
wenigstens  aus  den  in  der  Überschrift  angegebe- 
nen Stämmen  *). 

*)  S.  den  Auszug  aus  Träters  Tagebuche  in  Bar- 
rojy's  Reisq,   und  Pr; -Lic/ifcnjs^em  ,•   Über  die  Beetjua- 


284 

Die  Maatjaping,  bey  welchen  be^^de  Reisende 
xvaren,  wohnen  am  Flusse  Kuruhmana  unter 
dem  24°  30'  bis  zum  25°  S.  Br.,  die  Muruhlong 
am  Setaabi- Flusse  einen  Grad  nördlicher,  die 
Muruhlong  an  den  Quellen  des  Ridibanni  nord- 
östlicher als  jene,  die  Matsaroqua  am  untern 
Theile  des  Kuruhmana  unter  dem  24°  30'  S.  Br. 
im  Osten  des  Hottentotten -Stammes  der  Dam- 
maras,  die  Wdnketsi  und  die  Thammacha^  ]^^^ 
nordöstlich ,  diese  südlich  von  den  Muruhlong 
des  Ridibanni,  die  Thammacha  auch  nur  wenig 
nördlicher  als  die  Kharemankeys,  ein  Hotten- 
totten-Stamm der  Coranas,  die  Chojaa  nordöst- 
lich von  den  Thammacha,  die  Muchuriihzi  in  ge- 
rader Richtung  gegen  Norden  von  den  Chojaa 
und  nordöstlich  von  den  Wanketsi ,  endlich  der 
gröfste,  mächtigste  und  reichste  dieser  Stämme, 
nordöstlich  von  den  Muchuruhzi,  die  Macguini\ 
welche  wahrscheinlich  im  Osten  mit  Portugiesi- 
schen Besitzungen  zusammen  stofsen  oder  in 
Verhältnissen  stehen,  und  auch  den  Koossa  un- 
ter diesem  Nahmen:  Macquina,  als  ein  im  In- 
nern weit  gegen  Nordwesten  wohnendes  Volk 
bekannt  waren,  welches  die  übrigen  Kaffer- 
Stämme  mit  von  ihnen  gegrabenem  und  verar- 
beiteten Kupfer  und  Eisen  versehe.  Scharfsin- 
nig wird  ihr  Nähme  mit  dem  Arabischen  Makini 
Eisenschmid  von  kana^  Eisen  schmieden,  ver- 
glichen *).  Kein  festes  Band,  als  das  der  Spra- 
che und  des  öfteren  Verkehrs  verbindet  diese 
Stämme,  aber  es  ist  unter  ihnen  Sitte,  dafs  die 


Äcn,    in    clen    Geographischen    Ephemeriden ,    May 
1807,  S.  10  fF. 

*)  Ethnograph.  Unguis t.  Aichiv  S.  502. 


Söhne  atigesehenw  FamiliÄn,  besonders  der  kö- 
niglichen, Reisen  zu  den  entfernteren  Stämmen 
machen,  und  so  mit  ihnen  bekannter  werden, 
als  es  jener  gewöhnliche  Verkehr  der  Nach- 
barschaft mit  sich  bringt. 

Sprache  der  Beetjuanas, 

Die  erste  Bekanntschaft  mit  derselben  ver- 
danken wir 

Dr.  Lichtenstein! s  angeführten  Bemerkungen  im 
Ethnographisch -linguistischem  Archive, 
und  sie  sind  das  einzige  Hülfsmittel ,   worau»  sie 
erhalten  werden  kann  *). 

Den  Beetjuanen,  und  nahmentlich  zunächst 
den  Maatjaping,  bey  welchen  die  folgenden 
Sprachbeschaffenheiten  aufgefafst  sind,  fehlen 
die  Laute/,  v,  w ;  das  fehlende /"  wird  durch /^ 
oder  c//,  auch  wohl  durch/?  ersetzt,  z.  B.  sehuba 
Hals,  puhla  Regen,  wo  die  Koossa  isifuba,  in- 
fuhla  sagen.  Die  Beetjuanas  verwechseln  häufig 
die  Labial- Laute  <5»  und /?2;  sie  haben  das  r,  sie 
haben  auch  in  manchen  Wörtern  den  Diph- 
thong ö,  da  diesen  KafTer- Sprachen  sonst  die' 
Diphthongen  ganz  fehlen  (noch  seltner  haben 
die  Koossa  ein  ü). 

Grammatischer  Charakter   der  Beetjua' 

nen  -  Sprache. 

1.  Auch  die  Beetjuanas  haben  charakteristi- 
sche Anhänge  für  abgeleitete  Substantive,  er/für 
die  Föminine,  JanalüT  die  Diminutive,  letzte- 
res bedeutet  auch  :  ein  wenig. 

*)  Bis  in  der  Forteetzang  der  Lichtensteinischen 
Reisen  vielleicht  noch  ausführlicher  darüber  geh»u« 
i^elt  wird. 


2.  Auch  dieser  Dialekt  bildet  abgeleitete  Ad- 
jective  auf  ile^  wahrscheinlich  gehört  auch  bu6- 
sehle  hell,  im  Gegensatze  von  bussecho  dunkel 
hierher,  überhaupt  endiget  ein  beträchtlicher 
Theil  der  angeführten  Adjective  auf /e,  /a,  lu. 

3.  Die  Pronomen  sind  ke  ich,  oina  du, 
muhnto-si^  er  (wiederum  aus  muhnto  Mensch, 
und  si^  >velches  das  Demonstrativ- Pronomen 
oder  eine  Art  Artikel  der  Beetjuanas  ist),  tjona 
wir,  noüia  ihr,  baato-si  sie.  Von  oina  du ,  kommt 
eine  Beugung  Jijena^  welche  fast  durchgehends 
als  der  Accusativ  dieses  Pronomens  angesehen 
werden  kann.  Die  Pronominal- Adjective  sind: 
aami  mein,  welches  aber  nur  Substantiven  der 
äufsern  Dinge  nachgesetzt  wird,  statt  dafs  vor 
Nahmen  der  Glieder  des  eigenen  Körpers  und 
der  Eigenschaften  desselben  he^  ich,  wieder- 
hohlt  wird,  z.  B.  ke  bola  ke  kohho  ich  leide  ich 
Kopf  (habe  Kopfschmerz),  ke  bola  ke  tjala  ich 
leide  ich  Hunger,  welches  also  als  eine  nach- 
drücklich-e  Auszeichnung  des  ich  anzusehen  ist. 
Chago  ist:  dein,  akkamuhnto :  sein,  atjona  unser. 

4.  Die  Personen  der  Verben  werden  durch 
die  vorgesetzten  Personal-Pronomen  (unter  wel- 
chen dann  o  statt  oina  gesetzt  wird  '•=)>,  unter- 
schieden, die  Tempora  nicht  durch  Abwande- 
lungen der  Pronomen,  sondern  durcli  ein  paar 
Hülfsverben  acho  für  die  vergangene,  rata  für 
die  zukünftige  Zeit,    z.  ß.  von  roballa  schlafen, 


*)  Dafs  o  auch  in  der  Akra-  und  in  der  Amina- 
Sprache  Bezeichnung  der  zweyten  Person  vor  den  V'er- 
ben  ist,  kann  freylich  keinen  Zusammenhang  begrün- 
den, aber  doch  angenierkt  weiden. 


287 

Praeter.:  keacho,  oacho  roballa  ich,  du  hast  ge- 
schlafen, Futur,  kerata,  orata^  tjonarata  roballa 
ich  ,  du ,  wir  werden  oder:  wollen  schlafen.  Rata 
nähmlich  bedeutet  eigentlich:  wollen,  und  wird 
auch  in  Phrasen:  wie  ich  will  dich  gesagt. 

5.  Die  Verstärkung  des  Verbal -Begriffs  und 
die  Bedeutung  der  Frequentative  wird  bey  den 
Beetjuanas  besonders  durch  Wiederhohlung  der 
Adverbien  und  schnelles  Zusammensprechen 
derselben  bewirkt,  vorzüglich  durch  das  Adver- 
bium (und  Adjectiv)  tatta  welches:  schwer, 
hart,  stark,  heftig,  sehr,  und  durch /?2//7z/ wel- 
ches: viel,  bedeutet,  z.  B.  tsama  tatta  tatta,  tattOy 
sehr  schnell  laufen;  itzin-zin-zinzi  sehr  viel.  Die 
Adverbien,  auch  der  Frage,  stehen  immer  am 
Ende  der  Phrase.  Durch  heia  nur,  nichts  weiter, 
werden  eine  Menge  Gedanken  kurz  ausgedruckt, 
indem  man  überhaupt  eine  Menge  leicht  hinzu 
zu  denkender  Verben  ausläfst,  und  Verbindun- 
gen sowohl  zwischen  den  hinzutretenden  Bestim- 
mungen, als  zwischen  den  Sätzen  in  der  kurzen 
abgebrochenen  Rede  übergeht. 

Sprach  proben. 

Schade,  dafs  wir  nicht  ein  V.  U.  in  der  Spra- 
che, wenigstens  der  Koossa- Sprache  von  dem 
Missionär  van  der  Kemp  erhalten  haben.  Wör- 
terverzeichnisse der  Kaffer-  Sprachen  sind  theils 
a.  d.  a.  O.  enthalten ,  theils  bey  Sparrmann  in  des- 
sen Reise  (übers.  Berl.  1784.)  S.  623.,  dessen 
W^örter  aber  eigentlich  von  den  bey  ihm  S.  359. 
*o  benannten  Bastard -Hottentotten  aufgenom- 
men sind,  die  er  für  eine  Mischung  von  Kaffern 
und  Hottentotten  hielt,  und  in  Barrow's  Reise? 
in  das  Innere  von  Afrika.,  S.  272. 


J 


288 


K6os3a 


jBeetjt 


nach  White. 

nach 

nacl 

nach  Lic 

htenstein. 

Sparrmann 

Barro 

Ilirnmol 

isuhlu 

maaro. 

Eide 

umtslaha 

lehaatsi. 

Wasser 

ammaansi 

meetsi 

matea 

maasi 

amaan\ , 

J'cuer 

umlüo 

mulelo 

lilo 

Uaw. 

Sonne 

lelanga 

leetshaatsi 

diambo 

lelanga 

eliang. 

Mond 

injanga 

köhri 

moomo 

janga 

inyanijc 

Mensch 

uhmto 

muhnto 

monhae. 

Mann 

indödct 

monüna 

.     . 

doda 

abaatn,} 

Weib 

umfäsi 

mastdri  oder 
bassari 

aduhast 

.     .     . 

omjaaiv 

Kind 

uhmtoana 

unJana 

lasaccna. 

Vater 

bao 

raacho 

.     .      . 

bao. 

Mutter 

uhma 
mao 
unina 
kunina 
njoho.      ^ 
alt.  umklueh. 

maaeho 

mau. 

Bruder 

mmhulüäh. 

\\va^.ommnäwi 

Scliwestor 

udeda 

naka. 

Kopf 

klogo^ 

köhho 

lücko 

loko. 

Auge 
Ohr 

amesligo 

lihlo 

ttwho. 

elebe 

zibe 

gevea. 

Nase 

poomlu 

ongkö 

numpho. 

Zunee 

miime 

lolemi 

loodjem 

Haar 

inüöle 

murihr. 

Hand 

isanga 

sseaakja 

mundha 

fansa. 

Fufs 

jenjäo 

lönao 

chizcnda 

tnjau. 

Eiot 

is&nka 

maheli. 

S-i 

imine 

motsichari. 

pe  oder  niki 

leekoanno. 

Eüses 

kumba 

bussuhla 

umphanth. 

1. 

ihnje 

mongahela 

chingea 

enje 

eenye. 

2. 

mabirii  oder 
sombini 

habtri 

severey 

babini 

zimbeet 

5- 

mat'hätu 

c'harro  oder 
bar  an  0. 

trira/ou. 

a .  tatu 

zintate 

Lagoa-Bay 


Kaffern 


5.   Süd- 


«89 


3.  Südspitze  von  Afrika. 

Völker  mit  platter  ^  zwischen  den  Augen  fast 
ganz  verflachter  Nase,  breit  hervorragenden 
Wangenknochen  und  von  gelbbrau- ^  ^ 
ner  Farbe, 

l\.n  der  Südspitze  von  Afrika  haben  die  Europäer 
einen  dort  hinab  gedrängten  Völkerstamm  gefun- 
den, welcher,  obwohl  durch  krauses  Haar, 
dicke  Lippen,  den  Negern  einiger  Mafsen  ähn- 
lich, sich  von  ihnen  durch  Farbe  und  einen  aus- 
zeichnenden Bau  des  Schedels  und  Körpers  völ- 
lig unterscheidet,   die 

Hottentotten. 

So  wie  die  Europäer  die  Südspitze  Afrika's 
besuchten,  mufsten  ihnen  die  vielen  Eigenthüm- 
lichkeiten  dieser  Menschen -Rage  und  ihre  ganz 
ausgezeichnete  Sprache  auffallen,  die  bald  mit 
der  Ausrede  Stammelnder,  oder  der  Alpen-An- 
wohner mit  Kröpfen,  bald  mit  dem  Geschrey 
der  Truthähne,  und  deren  Hervorhohlen  der 
Töne  aus  der  Kehle,  oder  mit  dem  Geschrey 
der  Älstern  und  dem  Geheule  der  Eulen  vergli- 
chen worden  ist.  Seit  den**  Niederlassungen  der 
Europäer  an  einer  so  wichtigen,  so  besuchten 
Küste  haben  ihre  ursprünglichen  Bewohner  fast 
alle  Selbstständigkeit  verloren,  viele  Eigen- 
thümlichkeiten  ihrer  Lebensweise,  grofsentheils 
ihre  Lebensweise  innerhalb  der  Europäischen  Be- 

Mithrid.  III.  T 


Sitzungen  abgelegt.  Verschwunden  sind  die 
sonst  oft  genannten  Kochoquas,  Sonquas,  Hes- 
soquas,  Attaquas,  Houteniquas,  und  wie  die 
übrigen  z.B.  hey  Bapper  und  zumTheil  noch  bey 
Tlninherg  =•• )  aufgeführten  Stämme  heifsen;  nur 
die  Stätte  kennt  man  noch ,  wo  sie  einst  waren, 
ehe  Europäische  Colonisten  alle  diese  Gegenden 
besetzten. 

So  sind  die  ihrem  alten  Herkommen  nach 
gerreuen  Hottentotten  wieder  nördlicher  hinge- 
schoben, südlich  von  den  Beetjuanen,  westlich 
von  den  Koossa  undMathimba  wohnen  sie  noch: 
aber  einst  wurden  sie  südlicher  hinab  gedrängt. 
Für  gewisse  Gegenden  ist  diefs  völlig  erweislich, 
indem  Berge  und  Flüsse  des  Landes,  wo  jetzt 
die  Koossa  wohnen,  in.  ihren  Hottentottischen 
Nahmen  den  sichern  Beweis  an  sich  tragen,  dafs 
sie  einst  ein  bleibender  Besitz  der  Hottentotten 
gewesen  sind. 

Scharfsinnigen  Vermuthungen  ihres  neuesten 
Beobachters  zu  Folge,  möchten  sie  längs  derWest- 
küste  Afrika's  hinab  nach  Süden  gezogen  seyn, 
deren  flache,  südlich  vom  Äquator  aber  ganz 
sandige  Beschafienheit  seine  Bewohner  mehr  zur 
Jagd,  als  zum  Hirtenleben,  und,  desto  mehr 
abgezogen  von  Cultur,  durch  das  Klima  und  die 
Unstätigkeit  eines  güterlosen  Lebens  gedrungen, 
schneller  nach  der  Südspitze  getrieben  habe, 
bevor  die  Kaifern,  die  Osrküste  entlang,  meh- 
rere Jahrhunderte  später  eben  dorthin  gekom- 
men seyen.  In  den  öden  und  dürren  Thonebe- 
nen  zurück  geblieben,  seyen  die  Saabs  oder 
Buschmänner  immer  tiefer  auf  die  niedrigste 
Stufe    des  physischen  Lebens  herab  gesunken, 

•)  ReiseTh.I.Abth.  1.271. 


wälirend  andere  Stämme  in  dem  gemäfsigteren 
Klima,  z.  B.  die  Gonaaquas  an  den  fruchtbaren 
Ufern  des  Chamtoos- Flusses,  wieder  zu  friedli- 
chen Hirtenvölkern  geworden  waren,  und,  sich 
immer  weiter  nach  Osten  verbreitend,  das  Land 
ergiebigerfanden,  bis  sie  von  dort,  schon  lange 
vor  der  Portugiesischen  UmschifFung  Afrika's, 
von  Kaffer  -  Stämmen  wieder  zuriick  gedrängt 
wurden  *). 

Die  nocli  übrigen  selbstständigen  Hottentot- 
ten zerfallen  in  diese  zwey  Hauptstämme,  den 
der  Buschmännerund  der  übrigen  Hottentotten, 
welcher  letztere  sich  wieder  in  mehrerley  Äste 
zertheilt.  Die  Sprache  beyder  hat  Vieles  ge- 
mein, und  mufs  um  so  mehr  für  Eine  Sprache 
gelten,  je  begreiflicher  ihre  Abweichungen  von 
einander  bey  Völkern  von  dieser  Lebensart  und 
auf  dieser  Stufe  der  Cultur  sind ,  wo  an  feste 
Haltung  ganz  gleich  bleibender  Bezeichnungen 
durch  Gleichmäfsigkeit  des -Verkehrs  und  Auf- 
merksamkeit nicht  gedacht  werden  kann.  Es  hat 
sich  selbst  factisch  gezeigt,  wie  sich  in  wenigen 
Jahrzehenden  bey  der  nomadischen  Verfassung 
dieser  Völker  Bezeichnungen  geändert  haben,  je 
nachdem  die  Ausdehnung  und  Macht  eines  Stam- 
mes allgemeiner  herrschend  geworden,  und  da- 
durch die  vorher  anderwärts  üblichen  Nahmen 
verschwunden  waren  **). 

Hottentotten  -  Sprache. 

Die  Sprache  der  Hottentotten  schildert  Dr. 
Lichtenslein  so,  dafs  man  „eine  Menge  ziemlich 
schnell  und  mit  rauher  heiterer  Stimme  au'sge- 

*)  Dr.  üc/jrens/em's  R.eisen  Bd.  I.   S.  400  fF. 
**)   Ethnographisch -linguistiaches  Archiv  S.  £65. 

T  2 


2yi         , 

sprochener ,  ans  holiler  Brust  hervor  gestolscner, 
aber  schon  tief  in  der  Kehle  von  scharfen  Aspira- 
tionen begleiteter,  auf  der  Zunge  mit  Schnalzen 
empfangener  Laute  höre,  in  welchen  lange,  of- 
fene Doppellauter,  wie  oou,  aau,  oo,  und  ww 
besonders  häufig  vorklingen,  und  ein  langes  sin- 
gendes ing  nicht  selten  die  Rede  schliefst  *)." 
Das  Schnalzen  mit  der  Zunge,  eine  der  aus- 
zeichnendsten  Besonderheiten  dieser  Sprache, 
haben  Thimhtrg  und  Le  Vaillnnt  zum  Theil  rich- 
tig beschrieben.  Es  gibt  mehrerley  Arten  des- 
selben ,  aber  imter  den  feineren  Nuancen  zeich- 
nen sich  drey  aus,  welche  durch  Abziehen  der 
Spitze  der  Zunge  von  den  obern  Schneidezähnen 
oder  den  obern  Backenzähnen  und  des  Rückens 
der  Zunge  von  dem  Gaumen  hervor  gebracht  wer- 
den, un°d  wovon  der  mittlere  der  stärkere,  der 
letzte  der  stärkste  ist  --).  Die  gröfste  Schwie- 
rigkeit dieser  Laute  liegt  nun  noch  darin,  dafs 
nach  denselben  ohne  irgend  einen  Zwischen- 
ra^um  die  Consonanten  k,  g,  ch  (zuweilen  auch 
72,  seltener  s)  nach  den  leichteren  Zungenschlä- 
gen auch  d,  ^  z,  ausgesprochen  werden  müs- 
sen, welches  Alles  kaum  irgend  einem  Fremden. 
geUngt,  aufser  etwa  einem  oder  dem  andern  von 
Juaend  auf  daran  gewöhnten  Colonisten-Sohne. 
Dahir  sind  aber  die  Sprachwerkzeuge  der  Hot- 
tentotten ganz  eigenthümlich  gebaut,  der  knö- 
cherne Gaumen  ist  an  sich  viel  kleiner  und  kür- 
zer, und  im  Verhältnisse  zu  dem  der  Asiaten  und 
Europäer  nach  hinten  zu  nur  schwach  gewölbt. 


*)  Ethnographisch -linguistisches  Archiv  S.  270  f. 

**)  Dr.  Lichtenstein  hat  sie  durch  f  ^ ,  f^f  «'^, 
bezeichnet,  r'  mit  dem  Apostroph  hatte  schon  Sparr- 
rnann  «rewählt. 


^93 

Dabey  Imt  der  Hottentott,  gan?,  besonders  aber 
der  Bosjesman  eine  viel  rundere,  dickere  und 
kürzere  Zunge,  als  andere  Volker,  und  noch 
manchen  feineren  Unterschied  der  Gröfse  und 
Stellung  der  Stimm -Organe. 

Der  Hottentottischen  Sprache  fehlen  ganz 
die  Zischlaute,  und  /,  /,  v,  w,  dagegen  ist  sie 
reich  an  allen  Nuancen  der  Kehllaute.  Unbe- 
stimmt ist  der  Gebrauch  und  die  Verwechselung 
des  d  und/7,-  t  und  s,  b.  und  0',  d  und  g  werden 
oft  verwechselt  Unter  den  Vocalen  kommen  o 
und  u  am  häufigsten,  e  am  seltensten  vor.  Aul- 
fallend grofs  ist  die  Menge  ähnlicher  Laute  mit 
ganz  verschiedenen  Bedeutungen,  auch  eine  der 
Folgen  eines  ungeregelten  Gebrauchs  der  Be- 
zeichnungen ohne  analogische  Anwendung  von 
Wurzein  abgeleiteter  Laute  und  Begriffe.  Der 
Berührungen  dieser  so  eigenthümlichen  Laute 
mit  andern  Sprachen  zeigen  sich  wenige,  und 
nur  die  Aufmerksamkeit  auf  solche  Vergleichung 
bezeichne  die  Bemerkung,  dafs  koa  in  Dar  Kür: 
Mensch,  und  eben  diefs  bey  den  Coranas:  koiih 
bedeutet,  bey  den  Bosjesmans  aber  t' '^  koang 
einen  jungen  Menschen.  77z.  S.  Bayer  wollte 
Spuren  der  Habessynischen  Sprachen  in  der 
Hottentottischen  finden  '•' ),  aber  schwerlich  wa- 
i'en  es  Spuren  wirklicher  Ähnlichkeit. 

Grammatische  B emerkujigen   über  die 
Hottentottische  Sprache. 

I.  Die  Substantive  sind  ohne  Biegung  für 
Numerus  und  Casus,  aber  das  Genus  hat  bey 
den  Coranas  charakteristische  Endungen,  b  oder 
jn  zeichnen   das   Mascuiin,   s  das  Föminin  aus. 

')   La  Crozii  Thesaurus  epistol.  T.  I.  p.  £0. 


294 

/'  ^  guhb  ist  ein  Schafbock  ,  t"  ^  gnhs  ein  Mutter- 
schaf *).  Vielleicht  kann  bey  Hen  Bosjesmans 
?'  ^  goal  Stier,  /'  3  goaiti  Kuh ,  auch  für  Spur  einer 
solchen  Analogie  gelten. 

2.  Die  Pronomen  sind  bey  den  Coranas  :  tire 
ich,  saats  odGT  taats  du^  i"  ^  naa  heiib  er,  eigent- 
lich: dieser  Mann,  sida  wir,  sakaau  ihr,  /' 3  ' 
naakaauut^  ?/z  mein ,  Kodein,  bey  den  Bosjes- 
mans: öß  oder  m/Tz  ich,  öö  du,  haliaQH,  //oder 
slsi  w'iT,  ü-ü  ihr,  also  fast  durchgängig  blofs  Zu- 
sammensetzungen von  Vocalen,  72/7^  mein,  c<2/^ß 
dein,  haaka  sein,  ä/V/'/'a  unser,  also  jene  Perso- 
nal- Pronomen  selbst  mit  angehängtem  ka.  Bey 
beyden  scheinen  diese  Pronominal  -  Adjective 
nicht  einzeln,  sondern  nur  in  Verbindung  mit 
einem  Substantive,  bey  den  Coranas  immer  vor 
demselben.,  bey  den  Bosjesmans  entweder  vor 
oder  hinter  demselben  zu  stehen.  Letztere  schei- 
nen, das  Pronomen  mm  ich,  nicht  zu  sagen,  ohne 
dafs  /'  ^  koang^  Jüngling,  dazu  gesetzt  werde. 

3.  Die  Verben  sind  ohne  Biegungen,  die 
V*/endungen  zu  willkührlich  und  für  einerley  Be- 
griff zu  mannigfaltig,  als  dafs  sich  irgend  eine 
Regel  darüber  aufstellen  liefse.  Von  dem  Cora- 
nischen:  t^^kuhng,  gehen,  lautet  in  der  Phrase 
du  gehst,  du  kommst:  V"^  kuhb  saat ,  von  dem 
Bosjesmanischen  /'  3  aai^  gehen ,  lautet  t'  3  aimidi 
du  gehst.  In  den  aufgestellten  Beyspielen  Bos- 
jesmanischer  Sprache  ist  keine  Spur  eines  Bey- 
sntzes  des  Pronomen  als  Person  des  Verbum,  son- 
dern in  der  kurzen  abgebrochenen,  eine  Menge 
von  Bestimmungen  überspringenden  Pvede,  an 
welcher  man  in  einem  noch  höheren  Grade,  als 


*)   S.   auch   waclmiahls:     Mann,    Frau,    Brader, 

Schwester. 


2<j5 

in  der  Snrache  der  Coranas  sehen  kann,  wie  die 
Mittheilung  des  Menschengeschlechts  auf  einer 
sehr  niedern  Stufe  des  Cultur-Zustandes  möge  be- 
schaffen gewesen  seyn,  mufs  diefs  alles  hinzu 
verstande°n  werden,  und  die  Verständhchkeit  ist 
desto  erschwerter,  je  weniger  aus  dem  Zusam- 
menhange zu  entnehmen  ist.  Auch  das  Verb  um 
substantivum  fehlt  diesen  Sprachen  ganz. 

4.  Sie  haben  ein  Heer  von  Pariikeln,  wiU- 
kührlich  zwischen  die  Wörter  gesprochenen  Ver- 
bindungen und  Einschiebseln,  welche  bey  dem 
einen  Stamme  anders,  als  bey  dem  anderen  sind, 
auf  den  ersten  Anschein  für  eine  Art  von  B<egung 
gehalten  werden  könnten,  ohne  es  zu  seyn,  und 
das  Verständnifs  erschweren,  und  die  Analyse 
des  Gesprochenen  fast  unmöglich  machen. 

Die  Sprache  aller  jetzt  noch  bestehenden 
Stämme  der  Hottentotten,  auch  der  Bosjesmans, 
ist,  wie  schon  bemerkt  worden,  Eine  Sprache, 
nur  dialektisch  verschieden;  diefs  erhtUet  aus 
der  Gemeinschaftlichkeit  vieler  Eigenthürahch- 
keiten,  ja  Sonderbarkeiten,  und  aus  der  Ähn- 
lichkeit vieler  Wörter,  wovon  die  folgenden 
Sprachproben  Beyspiele  darbiethen.  Weit  be- 
trächtlicher aber  als  die  Dialekte  der  sogleich 
anzugebenden  Stämme  der  eigentlichen  Hotten- 
totten von  einander,  weicht  die  Sprache  der 
Bosjesmans  von  ihnen  allen  ab.  ^ 

Dialektische  Verschiedenheiten  sind  ohne 
Zweifel  auch  manche  Abweichungen  in  den 
gröfseren  oder  kleineren  Verzeichnissen  Kotten- 
Tottischer  Wörter.  Diese  finden  sich  in  folgen- 
den Werken  : 

Herbert  travels  into  divers  parts  of  Asia  and 
Afrika.  Lond.  1638.  f.  S.  ig. 


TenRhyne  Schediasma  de  promoniorio  bonae 
spei  et  Hottentottis  Scafiisii  1686.  8-  Basel  1716. 
Junkeri  Commentatio  de  vitä  et  scriptis  Lu- 
dolphi,  Appendix  IL  specimen  linguae  Hotten- 
totticae.  Frft.  et  Lips.  1710.  8.  Diese  Sprach- 
proben sind  aus  Ludolphs  Papieren,  und  diesem 
von  Witsen  mitgetheilt.  Es  sind  zweyerley  Rei- 
hen von  Wörtern,  vermuthlich  aus  dem  Munde 
verschiedener  Individuen  aufgenommen,  welche 
in  den  folgenden  Sprachproben  unter  No.  1. 
und  2.  neben  einander  gestellt  sind,  die  unter 
No.  2.  sollen  aus  der  nächsten  Gegend  beym 
Cap  seyn. 

Kolb's  Caput  bonae  spei  hodiernum,  d.  i. 
Vollständige  Beschreibung  des  Afrikanischen 
Vorgebirges  der  guten  Hoffnung.  Nürnb,  1719. 
fol.  (Holländisch  Amst.  1727). 

T/nmhergs  Reise  durch  einen  Theil  von  Eu- 
ropa, Afrika  und  Asien  1770  —  177g.  Aus  dem 
Schwedischen  (das  Original  Upsala  1791).  Ber- 
lin 1792.  Das  V^örterverzeichnifs  Bd.  I.  Abth.  2. 
S.  62.  fl.  Auch  im  Auszuge  im  VIT.  Bd.  des  Ma- 
gazins der  Reisebeschreibungen,  S.  83. 

Sparrmann's  Reise  nach  dem  Vorgebirge  der 
guten  Hoffnung  (Stockh.  1782.  8.)?  übersetzt 
Berhn  1784.  8.,  das  Wörterverzeichnifs  S.  618. 
if.  (wo  S,  624.  auch  eine  Hottentottische  Melo- 
die angegeben  ist,  wozu  der  Gesang  nur  in 
folgenden  W^orten  laestand: 

Majema,  mqjema,  huh,  huh^  huh). 
Lc  Vaillants  (erste)  Reise  in  das  Innere  von 
Afrika.  Francf.  1790.  Bd.  I.  II.  (gedrängter  im 
Magazin  der  Reisebeschreib.  Bd.  II.  (das  W^ör- 
ter-Register  daselbst  S.  288. 293.  ff. )  Im  Magazin 
Bd.  XII.  und  XIII.  ist  die  Übersetzung  der  zwey- 
ten  le  Vaillantsclien  Reise  enthalten,  von  letzte- 


^97 

rer  Reise  hat  Le  Vaillant  keine  Wörter-Register, 
wohl  aber  nachher  anzuführende  Nachrichten 
,  über  die  Sprachen  der  einzelnen  Stämme  gege- 
ben. Jenes  kurze  Wörterverzeichnifs  aber  hat 
von  den  Wörtern  der  folgenden  Sprachproben 
blofs  V  /lameWsLüseT,  und  ist  also  dort  nicht  be- 
sonders aufgeführt,  eben  so  wenig  als  das  kurze 
Wörterverzeichnifs  im  V.  Bd.  der  allgemeinen 
Historie  der  Reisen  S.  149.  und  50.,  wo  die  (auch 
von  Hervas  in  seinem  Vocabul.  Polyglott,  aufcre- 
ilommenen)  /^fzV^f/^schen  Wörter,  wie  es  heilst, 
mit  einiger  Verbesserung  zur  Bezeichnung  des 
Klatschens  mit  der  Zunge,  stehen,  welches 
aber  unter  unsern  Wörtern  blofs  bigua  Kopf, 
betrüFt. 

Barrow's  Reise  in  das  Innere  von  Afrika. 
Übers.  S.  272. 

Hottentotten  -  Stämme: 

I.  Dammaras,  Namaaquas,  Coranas, 
Gonaaquas. 

Die  Dammaras,  noch  am  wenigsten  bekannt, 
wohnen  weit  im  Norden,  jenseits  der  Kupfer- 
gebirge im  Westen  der  Mitsaroqua  -  Kaffern, 
an  der  sandigen  Westküste  bis  zum  20°  S.  Br. 
So  nach  Lichtenstein,  dessen  Bestimmungen  *) 
ich  hier  überall  folge.  Barrow  **}  hielt  die 
Dammaras  für  Kaffern. 

Namaaquas^  Namiquas^  welche  auf  Le  Vail- 
lant's  und  Barro\v's  Karte  an  der  südlicheren 
Westküste,    die  Klein -Namaaquas  noch   etwas 

*)  Ethnographisch-  linguistisches  Archiv  S.  286. 
••)S.486. 


^98 

südlicher  als  die  Grofs-Namaaquas  erscheinen, 
nach  Lichtensteiii  gröfstentheils  nord- ostwärts 
gezogen  sind,  wo  sie,  wenige  Tagereisen  jen- 
seits dem  grofsen  oder  Aranje- Flusse,  unter  der 
patriarchalischen  Leitung  eines  ehrwiirdigen 
Missionärs  eine  interessante  Colonie  bildeten. 
Wenn  man  Le  Vaillartts  Nachrichten  damit  zu- 
sammen stellt:  so  Schliefben  sich  nach  dessen 
Äufserungen  zunächst  an  die  Namaaquas  einige 
andere  kleinere  Stämme,  die  nördlicher  und 
östlicher  wohnen,  die  Kabobiquas ,  KoraqiiaS, 
Geissiquas.  Von  den  mittleren  sagt  er  bestimmt, 
dafs  sie  die  Sprache  und  Sitten  der  Namaaquas 
haben  *),  und  noch  ausdrücklicher  sagt  er  es 
von  den  Kaminuquas,  dafs  sie  durchaus  in 
Nichts  von  den  Grofs-Namaaquas  unterschieden 
seyen  **).  Auch  die  Kabobiquas  konnten  sich 
den  Namaaquas  einiger  Mafsen  verständlich  ma- 
chen, und  die  Geissiquas  hält  Le  Vaillant  für 
eine  Mischung  der  Namaaquas  und  der  Kaf- 
fern ***). 

Die  Coranas  bewohnen  einen  ausgedehnten 
Strich  Landes  zwischen  dem  23  und  29°  S.  Br., 
unter  dem  Meridian  der  Plettenberg's-Bay  zwi- 
schen dem  Vaale-  und  Hart- Flusse,  im  Mittel- 
puncte  des  südlichen  Afrika's,  und  sind  beson- 
ders ein  Gegenstand  der  Lichtensteinischen  Be- 
obachtungen gewesen.  Ein  Stamm  derselben 
sind  die  Kharemankeys  ^  Nachbarn  der  Thamma- 
cha-Kaflfern. 

Die  Gonaaquas  (ehemahls  Khomtover  genannt) 
wohnen  im  Osten  der  Cap- Colonie,  und  ihr 


^)   Zweyte  Reise  Th.  II.  S.  94. 

'*)  ELen  das.  S.  4. 
'")  ^hcn  das.  S.  324. 


^99 

Dialekt  unterscheiclet  sich  aiifser  einigen  andern 
Besonderheiten,  durch  eine  beträchthche  An- 
zahl Kafierscher  Wörter,  die  sie  vou  ihren 
Nachbarn  angenommen  haben*).  Daher  kommt 
es  auch,  dafs  sie  von  den  vorhergehenden  Rei- 
senden für  eine  Mischung  von  Kallern  und  Hot- 
teiitotten  gelialten  werden  **}.  Auch  scheinen 
sie  in  dieser  Nachbarschaft  ein  rüstigeres  Volk 
geworden  zu  seyn,  als  die  übrigen  Hottentotten- 
Stämme  sind. 

Nach  Dr.  Lichtensleins  ausdrücklicher  Versi- 
cherung stimmen  alle  jener  Stämme  Dialekte 
in  den  meisten  Hauptwörtern,  bis  auf  Abwei- 
chungen in  der  Stärke  des  Schnalzens,  ziemlich 
mit  einander  überein,  und  es  vereinigt  sich  da- 
mit selbst  das,  was/.e  VaiUant  sagt  ***),  dafs  bey 
den  Unterredungen  seine  Kabobiquas  ihre  Worte 
zuerst  an  die  Koraquas,  diese  an  die  Namaa- 
quas,  und  diese  an  die  Hottentotten  der  demCap 
näheren  Horden  gesagt  hätten.  Die  Divergenz 
und  die  Unregelmäfsigkeit  der  Laute  solcher 
zerstreuten  Stämme,  und  der  Mangel  des  Ver- 
kehrs, welcher  die  Verständlichkeit  der  Laute 
bewirkt,  aufser  mit  den  nächsten  Nachbarn, 
würde  selbst  diefs  begreiflich  machen.  ****) 

*)  So  wie  von  tliiko ,  Gott  bey  clen  Gonaaquas, 
clie  Kaffern  wiederuiu  ihr  tJieuko  oder  tliauqua  ange- 
nomnien  haben. 

**)  Sparrmann's  Reise  S.  334.  Le  VaiUant  a,  a.  O. 
S.  324.     Barrow^s  Reiso  S.  232. 

:;;,)s.  134. 

****)  üb  die  Dialekte,  \wQ\che  Ihrvas ,  anfser  eini- 
gen genannten ,  als  solche  aufötellt  im  Cataiop;o  delle 
Lingue  p.  040.  41.  Gungeman,  Kakaqua  (es  sollte  hei- 
fsen:  Kookaqua),  Sueaqua ,  Odiqua,  Khirigrlqua  od  .r 
Hirigriqua,  Ataqua,  Khorogüuqna ,  Ko]>nian,  Hsxa- 
qua,  Gaura  oder  Gauriqua,  Dunqua,  Daniaqua,  Hon- 


300 

Von  der  Sprache  der  Einwohner  der  Saldan- 
na-Bay,  welche  zwischen  der  St.  Helena- Bay 
und  der  Tafel -Bay,  ein  wenig  südlicher,  als 
erstere,  liegt,  hat  Flacourt  als  Anhang  zu  sei- 
nem bey  Madagaskar  angeführten  Wörter-Regi- 
ster der  dortigen  Sprache  einige  Wörter  ange- 
geben, welche  offenbare  Ähnlichkeit  mit  andern 
Hottentottischen  haben,  und  welche  nachher 
folgen,  wie  sie  in  Hervas  Vocab.  Polygl.  stehen. 

a.  Huswana.     5.  Saabs,  Bosjesmans. 

Die  Huswana  stehen  auf  Le  Vaillant's  alleiniger 
Auctorität  hier.  Dieser  Reisende  stellt  dieselben 
als  eine  zahlreiche,  sehr  kriegerische  Nation  in 
die  Gebirge  und  Gebirgsschluchten,  noch  im 
Norden  seiner  Kabobiquas,  in  ein  weites  Land, 
das  zwischen  den  Grofs  -  Namaaquas  imd  den 
Kaffern  von  Osten  nach  Westen ,  und  beträcht- 
lich auch  nach  Norden  hin  reiche,  und  denen 
er  Hottentottische  Physiognomie  und  ein  nur 
noch  stärkeres  Schnalzen  beylegt.  Alle  die  vor- 
her genannten  Völker  seyen  aufser  Stande  gewe- 
sen, etwas  aus  ihrer  ganz  eigenthümlichen 
Sprache  zu  verstehen,  Le  Vaillant  möchte  sie 
als  den  Urstamm  aller  der  Nationen  ansehen, 
welche  jetzt  das  südlichste  Afrika  bewohnen, 
also  auch  der  Hottentotten,  so  dafs  sie,  früher 
zwischen  den  Schneebergen  und  den  Kaffern,  als 
friedliche  Nachbaren  der  sich  bis  dahin  ausbrei- 
tenden Coloni§ten  gelebt,  hernach  aber  von  die- 


teniqua,  wirklich  jemahls  unterscheidbar  existirt  ha- 
l-tn  ,  kann  dahin  gestellt  bleiben.  Mehrere  jener  Nah- 
men sind  offenbar  blofs  Holländische,  andere  dauern 
nur  noch  als  Nahmen  von  Gegenden  fort,     ■ 


301 

seil  bedrängt  und  beraubt ,  sich  in  die  Gebirgs- 
schluchten zurück  gezogen  hätten.  Le  Vaillant 
sagt  bestimmt,  dafs  sie  wegen  ihrer  halbweifsen 
Farbe  auch  den  Nahmen  der  Chinesischen  Hotten- 
totten führten  ■•').  Sparrmann  schreibt  diesen  eine 
gelbliche  Farbe  lind  einen  eigenen  Dialekt  zu, 
von  dem  er  einige  Wörter  anführt  =-•• ). 

Wasser         t'' kae.  i.  t"" koa. 

Feuer  t' ei.  2.  tinnano. 

er  t' natko,  5.  tinnankaita. 

Bis  wir  genauere  Nachrichten  erhalten, 
bleibt  billig  dahin  gestellt,  in  welchem  Verhält- 
nisse des  Abstammungs  -  Zusammenhanges  Le 
Vaillant's  Huswanas  zu  den  sogenannten  Busch- 
männern oder  Bosjesmans  stehen,  von  welchen 
vielleicht  ein  noch  weniger  bekannter  Theil  in 
einem  etwas  besseren  Zustande  und  mehr  unter 
einander  verbunden  leben  könnte,  als  die  vom 
Cap  aus  bekannter  gewordenen. 

Bosjesmans  ist  der  Holländische,  Saabs  der 
nationale  Nähme  eines  Volkes,  welches  in  klei- 
nen Haufen,  die  ganze  nördliche  Gränze  der 
Cülonie  entlang,  vom  Raube  lebt,  der  Gegen- 
stand des  Hasses  und  der  Furcht  derKafFern  und 
Hottentotten,  schon  bevor  Europäer  diese  Kü- 
sten besuchten ,  und  durch  kein  National  -  In- 
teresse vereinigt,  an  keinen  Vertrag  gebunden, 
auf  der  niedrigsten  Cultur- Stufe  steht.  Diese 
zeigt  Lebensweise,  Sprache,  und  schon  der 
wilde  scheue,  unsichere  Blick,  der,  verbunden 
mit  wollüstig  schlaffen,  aber  listigen  Gesichtszü- 
gen den  Bosjesman  von  der  gutmüthigen  Phy- 

*)  Barrow  dagegen  S.  2og.  meint,  dafs  die  Hani- 
bonas  an  der  Ostltüste  Sparrmanns  Chinesische  Hot- 
tentotten seyn  mochten. 

**)  S.  dessen  Reise  S.  450  und  622. 


302 

siognomie  des  eigentlichen  Hottentotten  aus- 
zeichnet; auch  der  Schedelbau  ist  auffallend 
kleiner  und  die  etwas  abweichende  Form  der 
Basis  des  Schedels. 

Kein  Hottentott  versteht  ein  Wort  des  Bos- 
jesmanischen  *).  „ImJUifsern  unterscheidet  sich 
dasBosjesmanische  vomCoranischen  durch  häu- 
figer und  stärker  vorkommejides  Schnalzen,  hel- 
lere Nasal-Töne  und  ein  besonderes  Singen,  wo- 
mit manche  ihrer  Reden  schliefsen.  Besonders 
ist  diefs  den  Bosjesmans  jenseits  des  Aranje- Re- 
viers eigen,  und  klingt  in  der  Ferne  als  ob  man 
laut  jauchzen  hörte,  indem  ein  hoher  Ton  5  bis 
6  Secunden  angehalten  wird,  und  endlich  in 
einem  leiseren  und  tieferen  verhallt.  "  *'•') 

Sprach  proben. 

Der  Missionär  van  der  Kemp  ^  Kenner  der  Kaf- 
fer- und  Hottentotten -Sprachen  durch  vieljäh- 
riges, von  Gelehrsamkeit  unterstütztes,  Stu- 
dium, hat  einen  Katechismus  in  letzterer  Spra- 
che mit  einer  kleinen  Handdruckerey  selbst  ge- 
druckt ***),  vielleicht  dafs  er  auch  das  V:  U.  ent- 
hält. Vor  dem  Bekanntwerden  desselben  müs- 
sen wir  uns  mit  folgender  Formel  begnügen, 
welche  Ze/Z'w/z  in  seinen:  Collectaneis  etymolo- 
gicis  T.  II.  S.  375.  mittheilt,  wie  er  sie  von  Wit- 
sen-empfangen,  und  welche  Hervas  Saggio  pra- 
. 1 

*)  Dr.  Xzc/jre?is?e/ns  Reise  S.  185.  87-  Die  folgen- j 
den  Bände  derselben  und  die  Karte  werden  die  Kunde 
von  diesem  Volke,  so  wie  von  den  Hottentotten  über-] 
haupt,  und  vielleicht  auch  von  den  Sprachen  derselben 
xiogIi  beträchtlich  erweitern. 

**)  Ethnographisch- linguistisches  Archiv,  S.  £38* 

***)  Ebexrdas.  S.  274. 


303 

tico  S..223.  Übersetzung  wlerlerkehrender  Wör- 
ter etwas  gleichmäf&iger  gemacht  hat. 

362. 

Hottentottisch. 

Nach    Witsen. 

Cita  bo,  t?  liomme  inga  t'  siha, 

Unser  Vater  der     du     filückselig     bist, 

T?  sa  cli  kamink  ouna 

Geheiligt     werde     dein     Nähme. 

Hern   kouqueent  see 

Deine         Herrschaft     komme. 

Dani  hinqua  t'  sa  inhee  k  ?  choii  ki  quiqiio 

Dein     Wille  geschehe  auf     der     Erde       als 

t?  ho  mm    inga, 

iu  dem         Himmel 

Maa  cita  beci  cita  köua  sequa  bree, 

Gib         uns      heute     unser  täglich  Brot 

K?  hom    cita    cita  hiahinghee  quiquo   cita 

Vergib  uns       unsere  Schuld  gleickwie     wir 

k?  hom  cita  doua  komia. 

vergeben     unfern        Schuldnern, 

Tire  cita  k?    chöä  t?  Authiimma, 

Führe     uns     nicht       in       böse      Versuchung, 

—  k'hamta   cita   hi    aquei  hee   k'dou 

Sondern  erlöse  uns  von  dem         buSeu 

auna, 

Manne. 

—  t?   aats    kouqueetsa,    hique    t?    aats 

Kenn      "dein  ist  das  Königreich  und  die 

diaha,  hique  occisa  ha,  nauwi. 

Macht       und  die      Herrlichkeit      in  Ewigkeit. 


5o4 


Proben    anderer    Wörter. 


Bosjesmans 

Coronas 

Hottentotten 

nach  Lic 

htenstein. 

bey  Sparrmann.' 

bey   Thunb 

Himmel 

t'^gachuh. 

Erde 

t"  '  kanguh 

r' »  kehaaub. 

"Wasser 

t" '  kohaa 

/' '  kamma 

/'  kamma 

kamma. 

Feuer 

t"  ^jih 

t'  =  aib 

t'  ei 

t'  'ei  eip ,  nei 

Sonne 

t'^/töctra 

soTöhb, 

Mond 

f  *  Aäukäruh 

t"  khaam. 

Mensch 

f  "  küi 

C  kohn. 

Mann 

t'  ^  na 

Aöuhy  kauhy 
chaib 

kupp. 

Weib 

e  I  aifi 

chaisas 

hörines ,  kus. 

Kind 

t'  »  ka 

f  I  kob. 

Vater 

öa 

aboob 

bOy  t'  o 

ambup,  tikki 

Mutter 

chöa 

eijoos 

mamäy  saust 

andesy  tissos 

Bruder 

t'  =  Aanß 

t'^kaam 

(älterer:)  t' ai 
( jung. . )  ^'  kana 

kdrupf  tikdk 

Schwester 

€  8  kaach 

t'  2  kaam 

(ältere:)  t'  kaes 
(jiing.:)   t' kangs 

kons,  tikänd 

Kopf 

f  ^  naa 

minuong. 

Auge 

f  t  saguh 

muhm 

mo 

muy  mum 

Ohr 

f^  no.  cingtu 

f  ' naum 

t'  nunka. 

Nase 

f  '  nuhntu 

e  ^geub 

i"  koi 

koyb. 

Zunge 

i"  *  inn 

t»mma. 

Haar 

e  I  uU 

f  ^  ouköa 

r'  hum. 

Hand 

t'  ^  aa 

t"  *  köäm    '■ 

t'unka. 

Tufs 

r'  »  oöah 

f  I  keib. 

ßrot 

e  »  koruh 

smiim 

brä 

brL 

Tag 

f^gaa 

sorököa. 

gib 

aaki 

maa 

mart. 

iföses 

kaisi. 

I. 

t'  ^  köay 

t'^kö'.ey  * 

ui 

koise. 

2. 

e^kuh 

t' '  koam 

{''  kämmt 

kämse. 

3- 

.       .       . 

t' '  norra 

r'  haoka 

äruse. 

Gott 

Himmel 

Erde 

Wasser 

Feuer 


Hottentottische   Wörter 


Ten 

Rhyne. 


ecy 


Witsen. 


qu  au 


kämme 
.      I      .       . 


bey 
Ä'olbe. 


tikqüoä 

kamkumma 
kamma 


bey 
Barrow. 


koo 
kam 


Saldanxi 
Bay 

bey 
Hervas 


ga. 

homma. 
hü. 
ouacut 


So 


oOo 


Hottentottiscl 

le  Wörter 

Sa\äay\r\li- 

_^ 

Bay 

bey 

tlnrn 

bev                1 

bey 

bey 

R'^ync. 

lV>r 

sen. 

Kolbe. 

Barrow. 

Heri'as. 

I. 

snre 

2. 
sorrie 

sorrk  ^  sorri 

surrie 

sore. 

i'  eha 

rga 

tohä 

ka 

gam. 

k"  quique 

zohte 

quoique 

quaina 

quieh^is. 

k"  quiquis 

zohees 

kyviquis 

quaiicha 

ankona. 

tieheis. 

.     .      . 

bo. 

toma. 

koo 

.      . 

kvo. 

kos 

ko 

. 

hona. 

biquäau 

biqua 
moe 
110  uw 

biqua. 

mu. 

nouw 

naho. 

qui 

ture 

r/iuAe ,  quoi 

.      .      . 

tut.  zakui. 

.      .      . 

tamma 

tamma 

tamme. 

muquaau 

nuqua-an. 

omma 

omma 

. 

cnecoa. 

y 

hriz 

•      •      • 

coap. 
bre .,  ba. 

cui 

k'  qui 

q'  kui 

qua. 

rem 

k'  kam 

k'  kam. 

ku)m. 

n 

ina 

i'  ouna 

k' oune 

göna. 

Mithridates 

oder 

allgemeine 

Sprachenkunde 

mit 

dem  Vater  Unser  als  Sprachprobe 

in   beyn.ihe 

fünfhundert    Sprachen    und    Mundarten, 

von 

Johann  Christoph  Adelung, 

Hofrath  und  Ober-Siblio  thekar  zu  Dresden» 


Mit 
Benützung  einiger  Papiere  desselben  fortgesetzt, 

aus  zum   Tlieil   ganz   neuen 

oder 

wenig  bekannten  Rülfsinitteln  bearbeitet 

von 

Dr.  Johann  Severin  Vater, 

Professor  der  Theologie  und  Eibliotliekar  zu  Königsberg, 


Dritter  Thcil. 

Zweyte    Abtiieilung. 


B  e  r  1  i  n, 

in   der  Yossischen   Buchhandlung, 
18  15- 


M  i  t  h  r  i  d  a  t  e  s 


od 


allgemeine     Sprachen  künde. 


Dritter      Theil. 

Zweyte   Abtheilung. 

Amerikanische    Sprachen, 


hUthrid.   llh 


u 


Einleitun 


XN  och  ist  Amerika  übrig.  Geschieden  vom  gan- 
zen alten  Continente,  erst  seit  drey  Jahrhunder- 
ten allgemach  dem  Blicke  der  Europäer  geöff- 
net, steht  diese,  fürwahr  neue  Welt  vor  uns  mit 
Hunderten  von  Völkern  und  Sprachen,  und  al- 
len schwer  zu  lösenden  Problemen  der  Herkunft 
jener  und  ihres  Zusammenhanges.  Auch  nur' 
erst  die  Frage  über  die  Bevölkerung  des,  weiter  als 
alle  übrigen  Welttheile  von  einem  Pole  zum  an- 
dern ausgedehnten,  zwischen  seinen  zwey  Hälf- 
ten durch  einen  schmalen  Erdstrich  verbunde- 
nen, und  im  Osten  von  diesen  in  eine  Menge 
von  Inseln  zerrissenen  Amerikas^  und  ob  diese 
Bevölkerung  von  einem  Puncte  ausgegangen 
seyn  könne,  zu  lösen  oder  aufzuklären,  ist  noch 
weit  schwerer,  als  die  über  Afrika's  Bevölkerung. 
Eine,  dem  ganzen  alten  Continente  fremde 
Mensch  en-Ra^e  sollen  die  ursprünglichen  Bewoh- 
ner Amerika's  (den  hohen  Norden  ausgenom- 
men) alle  seyn,  Abkömmlinge  Eines,  für  sich 
bestehenden,  obwohl  in  tausend  Zweige  zeräste- 
ten Stammes.  So  wenigstens  haben  die  ein- 
sichtsvollsten Beobachter  die  rothen  Menschen 
betrachtet,  welche  über  die  ganze  Ausdehnung 
des  neuen  Continents  bis  über  den  60°  nach 
Norden  ausgebreitet  sind.  Und  nicht  blofs  auf 
die  Kupferfarbe  der  Haut,   auf  das  glatt  herab- 

U  2 


5IO 

hängende  schwarze  K'aar,  oder  auf  die  Bartlo- 
sigkeit,  welche  weder  alJaemein  in  Amerika  -), 
noch  auch  unterscheidend  genug  von  Nordost- 
Asiaten  und  Süd -Afrikanern,  überall  zum  Theil 
Folge  sorgfältiger  Ausziehung  der  Haare  an  allen 
Theilen  des  Körpers  aufser  dem  Oberhaupte  ist, 
besonders  auf  den  Schedelbau  selbst  ^vird  jene 
Behauptung  gestützt,  und  einerley  Schedel  al- 
len x\merikanern  zugeschrieben. 

„Der  Amerikanische  Schedel  ist  in  Absicht 
der  zygomatischen  Fortsätze,  der  Richtung  dcv, 
Facial -'Linie  und  der  fast  liundartigen  Crista  dys 
Stirnbeins  vvesenthch  verschieden  vom  Tatari- 
schen-, obwohl  diesem  näher  verwandt,  als  dem 
der  Negern."  **)  —  „Die  Ureimvohner  vonNeu- 
Spmiien  sind  im  Allgemeinen  denen  von  Kanada, 
Florida,  Peru  und  Brasilien  ähnlich,  ihre  Farbe 
ist  ebenfalls  schwarzbraun  und  kupferartig,  das 
Haar  glatt  und  gerade  herabfallend,    der  Bart 

*)  Von  niancherley  Ausnahmen,  z.  B.  Barten  in 
3Jatao;onien ,  den  Knebelbärten ,  in  Mexiko  selbst  als 
Kenn/eichen  der  tributären  Classe  betrachtet,  und 
auch  an  der  Nordwest -Küste  von  Amerika  gefunden, 
von  den  lange  Barte  tragenden  Yahipais  in  der  Nahe 
der  Casa  grande,  A^on  dem  Ausziehen  der  Haare,  die 
allerdings  auch  den  Amerikanern  an  andern  Theilen 
des  K<)rpers  wachsen ,  aber  nicht  bey  allen  Nationen 
ausoezosien  werden,  von  dem  Wachsen  des  Bartes 
nacTi  dem  Rasiren  8.  die  Belege  in:  Viaje  al  estrecho  de 
Ma-^ellanes  S.  '?j3i  ;  Humboldt's  Essai  politique  de  la 
noiivelle  Espagne  S.  86-  ^-  3o5;  FoMey's  Tableau  du 
Climat  et  du'Sol  des  Etats  unis  d'Amerique  T.  IL 
S.  4  «2,-  D.  h'elix  (rAzaras  Beise  nach  Süd -Amerika  in 
den  Jahren  1781  —  iBoi  (Berl.  ^8'o)  S.  226,-  GumiL 
la's  Histoire  naturelle,  civile  et  geographique  de  1  Ore- 
noque,  T.  I.  S.  105.  *         .,         .       i 

■     •*)    Humboldt's  Urvölker  von  Amerika,    *i  .der 
Berlin.  Monatschrift,   März  180Ö.   S.  197. 


unbedeutend,  der  Körper  untersetzt,    das  Auge 
in  die  Länge   gezogen,    und   die  Winkel  nach 
oben,  nach  den  Schläfen  gekehrt,  die  Backen- 
knochen   hervorspringend,     die   Lippen,   breit, 
der  Mund  hat  einen  Ausdruck  von  Sanliheu,  der 
mit  dem  tiefen  und  ernsten  Blicke  contrastirt." 
..Die  Gesichtslinie  neigt  sich  bey  dem  Amerika- 
ner mehr,  ist  aber  ger'ader  ,  als  bey  dem  Neger. 
Die  Backenknochen  stehen  bey  dem  Amerikaner 
fast  eben  so  hervor  als  bey  den  Mongolen,  aber 
die  Umrisse  sind  runder,  und  die  Winkel  weni- 
ger scharf.     Die  untere  Kinnlade  ist  breiter ,_  als 
bey  dem  Neger,    und  ihre  Äste  stehen  weniger 
von  einander  ab,    als  bey  den  Mongolen;,    der 
Hinterhauptsknochen  ist  weniger  gewölbt,  und 
diebeyden  Erhöhungen,  denen  Gall  eine  grofse 
Wichtigkeit  zuschreibt,  sind  wenig  bemerkbar." 
—  „Die  anfserordentliche  Abplattung  des  Stirn- 
beins   charakterisirt    die    Amerikanische    Ra^e, 
Keine  Ra^e  auf  der  Erde  hat  ein  so  nach  hinten 
eingedrücktes  Stirnbein,  oder  iiberliaupt  so  we- 
nig Stirn. "  —  „Auf  750000  Ouadrat-Meilen  von 
ci°n  Inseln  des  Feuerlandes  bis  zum  St.  Lorenz- 
Flusse  und  derßerings-Strafse  wird  man  überall 
überrascht    von    der    Ähnlichkeit,    welche    die 
Züge  der  Ureinwohner  auf  den  ersten  Anblick 
zeigen.    Man  glaubt  anerkennen  zu  müssen,  dafs 
sie   alle    von  ^inerley  Stamme    ausgehen."    — 
„Man  erkennt  in    Volney's  vortrefflichem  Bilde 
von  den  Nordam.erikanischen  Eingebornen   die 
Einwohner  der  Gefilde  vom  Rio  Apure  und  von 
Carony  wieder.     Ein  Typus  herrscht  in  beyden 
Amerika's. "  *  )  ■ 

*)  Htimboldt  angef.  Espai  poUtiqiie  S.  52.  89- ö^- 
Vues  des  Cordilleres  S.  48-  und  Belege  dieser  vScliikle- 
lunaen  jgi  Blummbach'ä  Decas  V,  craniorum  Tab.  46. 


313 

Auch  Ulloa  und  Georg  Förster  "•=)  sprachen 
für  die  Identität  des  Äufsern  der  Amerikaner, 
ohne  noch  so  bestimmte  Züge  desselben  zu  ent- 
wickeln. Das  Melancholische  und  die  Nieder- 
geschlagenheit des  Sinnes  und  Blickes,  in  wel- 
chem, so  wie  in  den  übrigen  Gesichtszügen,  sich 
nie  eine  Gemüthsbewegung  oder  Leidenschaft, 
wohl  aber  Ernst  und  Wildheit  ausdruckt,  be- 
schreibt Smith  eben  so  bey  den  Nord- Amerika- 
nern, in  ihrer  Nähe  lebend,  als  Azara  diefs  wie- 
derhohlt  von  den  einzelnen  Nationen  am  Para- 
guay erwähnt  **). 

Dagegen  wenigstens  die  Kupferfarbe  der 
Amerikaner  hielten  schon  Viele  für  ein  Pigment, 
für  Folge  des  Klima  und  anderer  äufserer  Ein- 
wirkungen auf  die  Haut,  und  einer  der  ausge- 
zeichnetesten Länderbeobachrer  hat  jene  An- 
sicht durch  die  eigene  Aussage  eines  Hauptes 
Nordamerikanischer Eingeborn er  unterstützt  f). 

n.  a.  Man  vergleiche  ferner  Volneys  angef.  Tableau 
T.  II.  S.  439,  und  die  Nachrichten  von  Californien, 
(Mannh.  177^)  S.  89  u-  90.  mit  GurmUas  Beschrei- 
bung der  Orinokvsen  in  der  Histoire  de  TOrenoque 
T.  I.  S.  105.  f.  und  mit  D.  Fd'ix  dC^zara  Reise  nach 
Süd -Amerika  S.  2G9. ;  auch  Sam.  Stanhope  Smith  on 
fhe  varietys  of  the  human  species  S.  37.  44.  52.  Dage- 
a,en  sagt  freylich  Oldendorp  (  -"eschichte  der  Mission 
S.  22.):  „Wenigstens  ist  die  Stirn  der  Caraiben  in 
Guiana  so  gewölbt,  wie  eine  Europäische." 

*)  Jener  in  den  physikalischen  und  historischen 
Nachrichten  vom  südlichen  und  südöstlichen  Ame- 
rika, Th.  IL,  dieser  in  der  Geschichte  der  Reisen  in 
die  nordwestliche  und  nordöstliche  Küste  von  Ame- 
rika, Th.  III.  S.  63. 

"**)  Jener  a.  d.  a.  O. ,  dieser  S.  177.  211.  229. 

•{•)  Volney  a,  a.  O.  S.  455'  Wenn  nach  eben  die- 
ser Aussage  die  Kinder  dieser  Stämme  weifs  geboren 
werden,  so  stimme»  damit  die  Nachrichten  von  Kali- 


315 

Gesetzt,  dafs  die  Nation  des  letzteren  und  ihre 
Nachbaren  von  etwas  hellerer  Farbe  seyen,  als 
andere  Amerikaner;    Dunkelheit   der   Farbe  ist 
nicht  allgemein,    und  hängt  eben  so  wenig,  als 
hey  den  Negern,  mit  der  Nähe  des  Äquators  zu- 
sammen, wie  sorgfältige  Beobachtungen  bevvah- 
ren      Längst  sind  im  südlichen  und  nördhchen 
Amerika  Völker  bemerkt  ^vürden,    deren  Haut- 
farbe sich  der  Europäischen  näherte  (zum  Theil 
auch  die  Haare  den  Haaren  dieser);  so  ehemahls 
oder  noch  jüngst  die  Bewohner  des  Nootka- Bun- 
des und  der  Cloack-Bay  und  mehrerer  Pancte 
von  Louisiana,    so  die  Miges  in  der  Mexikani- 
schen Provinz  Zapoteia,     die  alten  Anwohner 
von   Antiochlen  und  S.  Fe    de    Bogota,    so   die 
Guaicas,  Guajariben  und  Arigues  ni  Guiana  und 
überhaupt  die  Bewohner  der  Wälder   uni  den 
Orinoko  (statt  dafs,  die  Wilden,  die  im  offenen 
Lande   wohnen,    schwarzbraun  sind,)     so   die 
Guayana  am  Paraguay,  die  Malopoques  m  Bra- 
chen,   die  Scheries  am  Rio  dePlata,  und  vie  e 
Bewohner  von  Chili  und  dem  gebirgigen  Theile 
von  Peru.      In  Mexiko,  an  der  Moskito -Küste, 
in    Florida    und    auf    den    Westindischen    In- 
seln hatten   die  ursprünglichen  Einwohner  die 
aelbliche.    Ostindische  Schattirung,    m   Brasi- 
fien  waren  sie   von  bey  nahe  schwarzer  Farbe. 
Volney  erinnerten  Farbe  und  Gestalt  vieler  Inaia- 
uer    zu   Poste  Vincennes  und  Fort  De.troit  m 
Nord-Amerika  an  die  Fellahs  in  Ägypten, und  an 
die  Beduinen '''"). 

formen  S.  qo.  Aber  ganz  das  Gegentheil  vvird  von 
Peru,  Quito,  den  Ge£,enden  des  Orinoko,  Caraccas, 
Mexiko  versichert  in  Bumbolüfs  Essai  poht.S.  85- 

*)    S.   Forster  a.  a.  O.      Buache   memoire    sur  les 
pays  de  l'Asie  et  de  V Amerique.    Uark^'oix  hastoire  et 


314 

So  über  die  ganze  Länge  von  Amerika  aus- 
gebreitet sind  schon  in  Absicht  der  Farbe  Varie- 
täten,   welche  zu  einer  näheren  Überleguna  so- 
wohl der  Annahme  der  Identität  der  Amerikani- 
schen Rage,    als   ihrer  Absonderung   von    dem 
übrigen  Menschengeschlechte  auffordern.     Und 
es  gibt  noch  weit  mehrere  und  wichtigere  Varie- 
täten in  beyden  Amerika's:   „Reisende,    die  nur 
Einzelne  an  den  Küsten    beobachteten,    haben 
die  Ähnlichkeit  der  Amerikanischen  Ra^e  auCser- 
ordentlich  übertrieben"   —    „Sie  umfaf  st  Völ- 
ker,   die   durch    ihre  Züge   eben  so  wesentlich 
von  einander  unterschieden  sind,    als  die  A^arie- 
täten  der  Kaukasischen  Ra^e,  die  Tscherkassen, 
Mauren  und  Perser.     Die  empor  gestreckte  Ge- 
stalt der  Patagonier,  welche  das  südlichste  Ende 
von  Amerika  bewohnen,    findet  sich  gleichsam 
in  den  Kariben  auf  den  Ebenen  zwischen  dem 
Delta  des  Orinoko   und    den    Quellen   des    Rio 
Elanco  wieder       Welcher  Unt'erschied   ist  zwi- 
schen dem  Wüchse,    der  Gesichtsbildung    und 
der  physischen  Constitution  dieser  Kariben,  wei- 
che m.an  zu  den  robustesten  Völkern  der  Erde 
zählen  mufs,    und    nicht   mit  den   ausgearteten 
Zambas,    auch  Kariben  genannt,    auf  der  Insel 
St.  Vincent,    verwechseln    darf,    und    zwischen 
denChaymas  in  Cumana?  V/elcher  Unterschied 
^wischen  den  Tlascalesen  und  den  Lipans  und 
Chichimechen  im  nördlichen  Mexico?"  '•')    Zwi- 
schen dem  „schwarzen  Guianesen  und  Brasilia- 

tlescription  generale  de  la  nouvelle  France,  Discours 
preliminaire,  S.  57.  de  Laet  orbis  novus  s.  descriptio 
Indiae  occidencalis,  S.  579.  387-  Humboldt  K^&pä  po- 
lit.  S.  84.  Gumilla  a.  a.  O.  Th.  I.  S.  loß.  Azar-n  a.  a. 
O.  S.  221.  Volney  a.  a.  O.  S.  459.  40. 
*)  Humboldt  Essai  polit.   S.  83.  84. 


515 

near,  dem  grofsen  stark  gebauten  Chilesen,  dem 
zarten  schlanken  Peruaner,  dem  dicken  Mexi- 
kaner, dem  handfesten  Irokesen,  dem  schwam- 
migen iXutkacr,  und  wie  die  unzähligen  Zwi- 
schenschattirungen  heifsen  und  bezeichnet  wer- 
den?"*) „Die  Paraguayer,  Cajanen  und  Ma- 
gellanen  haben  alle  auffallend  von  einander  un- 
terschiedene Züge  '^*  )  ",  die  Abiponer  zeichnen 
sich  durch  Habichtsnasen  aus,  welche  auch  auf 
den  bildlichen  Darstellungen  der  Amerikaner  als 
ein  allgemeinerer  Charakter  dieser  Rage  erschei- 
net**-), aber  weder,  nach  G//;72/7/ß's  Beschrei- 
bung, die  Nase  der  Orinokesen ,  noch  nach 
Volney  und  Smith  Charakter  der  Nordamerikani- 
schen Eingebornen  ist.  Wird  erst  einst  die 
vergleichende  Anatomie  ihre  Thätigkeit  über 
ganz  Amerika  verbreiten:  wahrscheinlich  wird 
sie  noch  bestimmter  andere  eben  so  bedeutende 
Verschiedenheiten  des  Knochenbaues,  und  nah- 
mentlich  auch  des  obern  Schedels,  beobachten. 
Wenigstens  die  Chanci  in  der  Gegend  der  Pro- 
vinz de  los  Pastos  hatten  bey  einem  länglichen 
Gesicht  eine  offene  Stirn,  statt  dafs  die  Panches, 
welche  zu  eben  der  Zeit,  inrsechzehnten  und  sieb- 
zehnten Jahrhunderte,  in  den  tieferen  und  hei- 
fseren  Gegenden  rings  um  Bogota  wohnten,  sich 
durch  eine  kürzere  Stirn  vor  Anderen  auszeich- 
neten t).  Den  Nahmen  der  sehr  weit  ausge- 
breiteten Nation  der  Homagua  hat  man  von 
dem  Peruanischen  Worte  uma  Kopf  abgeleitet, 
weil  bey  ihnen  noch  die  Gewohnheit  sey,    den 


fc 


*)   G.  Forster  a.  a.  O. 

**)  Molina  suUa  storia  naturale  clel  Chili.   S.  336. 
***)  Humboldt  Vues^les  Cordillerea   S*  47. 
f )  De  Laet  a.  a.  O.   S.  530.  591. 


5i6 

Kopflänger  zu  machen,  und  die  Stirn  der  Kin- 
der zwischen  zwey  Bretter  zu  pressen;  und  sie 
heifsen  bey  den  Portugiesen  von  Para  in  der 
Brasilischen  Sprache:  Cambems,  welches:  Platt- 
topf, bedeute  ").  Volney  schildert  die  Stirn 
seiner  Nord- Amerikaner  dagegen  als  wohlge- 
baut  -*).  ,  AI 

Sey  es  auch,  dafs  die  oben  erwähnte  Ab- 
plattung der  Stirn  der  Amerikaner  allgemeinerer 
Charakter,  und  dabey  die  unnatürliche  Zusam- 
jnendrückung  der  Stirn  und  des  Hinterkopfs 
durch  den  Kindern  angelegte  Bretter,  welche 
bestimmt  auch  von  den  Palta^,  nicht  sehr  fern 
vonCuzco**^'^'  eben  so  wie  anderwärts  eine  ähn- 
liche Zwingung  des  Kopfs  in  eine  pyramidale  Ge- 
stalt erwähnt  wird,  gar  nicht  als  Ursache  voraus 
zu  setzen,  sondern  vielmehr  Folge  einer  jene  na- 
türliche Beschaflenheit  übertreibenden  falschen 
Vorstellung  vonSchönheit  seyt):  auch  so  bedeu- 
tende Verschiedenheiten  des  Schedelbaues  ge- 
ben keine  sichere  Gewähr  für  die  völlige  Isolv 
rung  der  Amerikanischen  Ra^e,  ■ 

Denn  hatte  sich  nicht  der  Schedelbau  der 
vielerley  Bevölkerer  Griechenlands  in  den  Zeiten 
des  classischen  Alterthumes  schon  so  gemischt, 
dafs  das  Unterscheidende  in  gegenseitiger  Em- 
wirkima  verloren  war?    Haben  sich  nicht  Ger- 


*)  Hervaa  Catalogo  delle  lingne  conosciute,  S.  66, 
Condamine  relation  (Vun  voyage  en  descendant  la  ri- 
viere  des  Aiuazoues  (Par.  1745),   S.  72. 

**)   A.  a.  O.   S.  459. 

*«*)  Be  Luft  a.  a,  O.  S.  417.  Er  sagt,  dafs  s\e 
sich  durch  fi antun  iatum  et  pandum  ausgezeichnet 
hahen. 

V)  Hiutiboldt  Essai  polit.  S.  90.  Anm.' 


317 

manische  Völkerschaften,  welche  Italien,  Frank- 
reich und  Spanien  überströmten,  mit  den  zahl- 
reicheren Bewohnern  dieser  Länder  gemischt 
oder  unter  ihnen  verloren,  und  in  Spanien 
wieder  Saracenen  in  dieser  Mischung  ,  so 
dafs  von  den  körperlichen  Eigenthümlichkeiten 
jener  und  dieser  weiter  keine  Spur  ist?  Wie  vie- 
lerley  Mischungen  haben  nicht  die  ungeheuren 
Strömungen  der  Mongolen  zur  Folge  gehabt? 
Sind  nicht  Finnen  und  Esthen  mit  ihrem  ge- 
streckten Körperbau  offenbar  Ein  Stamm  mit 
den  Lappen  am  Eismeer?  deren  Zusammentref- 
fen mit  dem  Körperbaue  der  nördlichsten  Ame- 
rikaner und  der  nördlichsten  Asiaten  augen- 
scheinlich ist,  so  wenig  irgend  jemand  behaup- 
ten darf,  dafs  diese  Polar  -  Menschen  alle  Ein 
Volk  und  von  Einem  Stamme  seyen ,  da  sie 
wahrscheinlichst  verschiedene,  aus  südlicheren 
Gegenden  nach  dem  äufsersten  Norden  herauf 
gedrängte,  und  dort  in  ihrem  Körperbau  modi- 
iicirte,  Völkerschaften,  die  Lappen  aber  diefs 
so  gewifs  sind,  als  ihre  Sprache  mit  der  Finni- 
schen und  Esthnischen  Eine  und  dieselbe  ist. 
Lassen  wir  auch  hier  Finnen  unter  frühere  Be- 
wohner Lapplands  gedrängt  und  gemischt  wer- 
den: ihre  Anzahl  müfste  wenigstens  sehr  grofs, 
imd  vielleicht  die  überwiegende  gewesen  seyn, 
da  sie  ihre  Sprache  den  angeblichen  Urbewoh- 
nern  mitgetheilt  hatten,  und  da  gerade  in  Lapp- 
land diese  mit  schärferer  Hervorhebung  ihrer 
Eigenthümlichkeiten  geblieben  ist.  Und  dann 
müfste  offenbar  wenigstens  das  angenommen 
werden,  dafs  der  Schedelbau  aller  dieser  sich 
eben  so  verloren  habe,  als  es  von  der  ganzen 
Masse  der  Lappländer  [anzunehmen  ist,  wenn 
sie  überhaupt  mit  Finnen  und  Esthen  Ein  Volk 


^.l 


sind.  Die  Veränderung  des  Scliedel-  und  Kno- 
chenbaues mit  der  Versetzung  in  andere  Länder 
ist  aLso  unläu,qbar. 

Die  Kinder  der  in  V^'est- Indien  gebornen 
Engländer  haben  erhabenere  Backenknochen 
und  tiefer  liegende  Augen  und  herabhängendere 
Augenlieder,  durch  welches  alles  sich  die  Augen 
vor  dem  schädhchen  Zurückprallen  der  Sonnen- 
strahlen schützen ,  und  von  Generation  zu  Ge- 
neration nehmen  sie  dort  und  in  Nord -Amerika 
eine  theils  bleichere  theils  dunklere  Farbe  an, 
die  sich  der  der  Amerikanischen  Urbewohner 
nähert.  Deutlicher  sind  diese  Wirkungen  in, 
dem  mittleren  und  südlichen,  als  in  dem  nörd- 
lichen Theile  der  vereinigten  Staaten;  deutli- 
cher im  flachen  Lande  und  am  Meere,  als  in  der 
INähe  der  Apalachischen  Gebirge;  deutlicher  in 
der  niedern  arbeitenden  Classe,  als  bey  den  Vor- 
nehmeren. Erstere  ist  in  den  tieferen  Gegenden 
von  Carolina  und  Georgien  nur  ein  wenig  heller 
als  die  Irokesen,  und  auch  die  Straffheit  der 
Haare  nimmt  mit  jeder  Generation  zu  -).  Mö- 
<ten  also  immer  die  Nuancen  der  Farbe  der  ur- 
sprünalichen  Bewohner  von  Amerika  nicht  von 
den  scheinbar  zu  erwartenden  Wirkungen  der 
Local- Verhältnisse  (z.  B.  der  Nähe  der  Lmie) 
zusammenhängen,  in  welchen  v^ir  sie  jetzt  er- 
blicken:   so  m.üssen,  nach  den  angeführten  Er- 

*)  S.  Sam.  Stanhope  Smkh  a.  a.  O.,  mit  dessen 
B-^merkrngen  ein  anderer  aufmerksamer  Beobachter 
Amerika's,  I/r./üy  (s.  dessen  Nachrichten  von  dem 
westlichen  Lande  der  Nordamerikaniachen  Freystaa- 
ten, S.  ia6.  in  dem  Magarin  der  Reisen  Bd.  IX.,  Berl. 
170^)  zusammen  stimmt,  und  Chr.  GirUinner  iiher  d. 
Kaiitische  Princip  für  die  Naturgeschichte  (.Gott.  179Ö) 
S.  102  ff. 


319 

fahrungen,  die  Local  -  Verhältnisse  doch  im 
Ganzen  unter  die  Ursachen  der  Farbe  und  des 
Haarwuchses  gehören. 

Nimmt  also  auch  jeder  auf  den  ersten  Bhck'-') 
die  Amerikanischen  Eingebornen  für  Einen 
Stamm,  ja  für  Ein  Volk:  so  sind  dabey  theils  die 
angeführten  bedeutenden  Verschiedenheiten  der- 
selben eben  so  übersehen,  wie  die  Römer 
sämmtliche  Germanen  nach  einem  allgemeinen, 
nähmlich  dem  am  meisten  in  die  Augen  fallenden 
Charakter  beschreiben  ;  theils  sind,  wenn  durch 
jen,e  Vereinigung  aller  Amerikaner,  aufser  den 
Eskimos,  in  Einen  Stamm  die  Möglichkeit  ihrer 
Verwandtschaft  mit  andern  Stämmen  des  alten 
Continentes  ausgeschlossen  werden  soll,  über- 
sehen jene  Übergänge  des  Europäischen  Kör- 
pers zu  dem  Amerikanischen  Charakter,  jene 
Europäischen  Gestalten  in  Amerika,  und  be- 
sonders die  so  grofse  Ähnlichkeit  des  Körpers 
der  Ur- Amerikaner  mit  dem  der  Tataren. 

„Die  Ähnlichkeit  der  Tataren  mit  den 
Nord-Amerikanern  istAllen  aufgefallen,  die  beyde 
gesehen  haben."  **)  —  Bey  aller  Verschieden- 
heit der  Amerikanischen  von  der  Monsolischen 


*)  Auch  Condamme  druckt  sich  darüber  so  aus, 
dafs  wie  ein  Asiate  an  allen  den  verschiedenen  Euro- 
päern eine  geiueinsanie  Ähnlichkeil:  finden  werde,  er 
sie  in  Amerika  gefunden  habe,  dafs  luan  aber,  uii>. 
einen  vollständigen  Begriff  von  den  Amerikanern  zu 
geben ,  fast  so  \Mele  Beschreibungen  liefern  müsse, 
als  es  Nationen  gibt.  S,  Relation  d'un  voyage  dans 
rinterieur  de  l'Amerique  meridionale,  S.  50.  51. 

**)  Volney  a.  a.  O.  S.  437.  Aber  nicht  die  Eski- 
mo's ,  nicht  die  Bewohner  des  Archipels  im  Nutk:^!- 
Sunde  mit  grauen  Augen  haben  diesen  Tatarischew. 
Charakter,  ebendas.  8,459. 


520 

Rage  zeigt  sich  doch  gerade  in  den  oben  erwähn- 
ten Eigenthümlichkeiten  der  ersteren  „  die  Ähn- 
lichkeit beyder,  nähmlich  in  der  Farbe  der  Haut 
und  Haare,  in  dem  wenigen  Barte,  in  den  her- 
vorspringenden Backenknochen  und  der  Rich- 
tung der  Augen.  Man  kann  sich  nicht  enthal- 
ten, anzunehmen,  dafs  das  Menschengeschlecht 
keine  einander  nähere  Rag.en  hat,  als  die  der 
Amerikaner,  der  Mongolen,  der  Mantschu  und 
der  Malayen  sind."  *) 

Ist  dem  zu  Folge  die  Bevölkerung  der  neuen 
Welt  noch  nicht  so  entschieden  abgetrennt  vom 
alten  Continente,  und  die  Isolirtheit  der  Ameri- 
kanischen Rage  nicht  in  dem  Grade  und  auf  die 
Weise  gesichert,  wie  die  der  Negern  **);  so 
bleibt  es  gleichwohl  immer  noch  schwieriger,  als 
bey  Afrika,  über  diefs  alles  ein  eingreifendes 
Urtheil  zu  fallen.  Der  Mangel  aller  älteren.  Nach- 
richten über  Amerika  raubt  fast  jede  Hoffnung 
eines  bestimmten  Resultats. 

Das  Daseyn  der  Negern  in  ihrer  heutigen 
Abgesondertheit  von  allen  übrigen  Menschen 
steht  fest  in  den  ältesten  Urkunden  der  Ge- 
schichte: aber  von  den  Amerikanern  ist  auch 
keine  Ahnung,  nicht  die  entfernteste  Spur  in  ir- 
gend einer  Nachricht  der  Völker  der  alten  Welt. 
Wenn  nicht  Plato's  Atlantis  mehr  als  ein  Traum, 
und  diese  oder  die  grofse  Insel,  wohin  Phönicier 
von  der  Küste  Afiika's  durch  Stürme  getrieben 
worden  seyn  sollen  ♦**),  für  Amerika  zu  halten 
ist:  so  reichen  selbst  ein  paar  ganz  einzelne  Sa- 
gen von  irgend  einer  entfernten  Bekanntschaft 


)  Humboldt  Ess.  pol.   S.  Qg. 

*)   S.  oben  S.  9. 

**)   Diodor.  Sic.   B.  VI.   G.  7. 


21 


mit  Amerikanischen  Küstenländern  nicht  bis 
zum  Jahr  looo  nach  Chr.  Geb.,  und,  voraus- 
o-esetzt,  eine  historische  Grundlage  der  hiero- 
glyphischen Gernählde  von  den  Zügen  der  Tol- 
teken  und  die  Bestimmung  aller  ihrer  Zeitanga- 
ben :  —  selbst  dann  gehen  diese  nicht  über 
600  Jahr  nach  Chr.  Geb.  hinauf. 

Wie  also  sollen  wir  die  Urvölker  Amerika's 
suchen?  wenn  auch  nicht  Urvölker  im  streng- 
sten Sinne  des  Wortes  *),  wenigstens  die  ver- 
g] eichungsweise  ältesten  von  den  Vorvätern  sei- 
ner jetzigen  Einwohner,  um  festeren  Schrittes 
allmählich  aufzusteigen,  ohne  inderLufthängen- 
den  Hypothesen  hingegeben  zu  seyn.  Wenn 
die  Geschichte  des  Nordens  von  Europa  auch 
erbt  um  1000  Jahr  nach  Chr.  Geb.  anfängt,  und 
die  frühere  Zeit  ungewifs  und  in  Dunkel  gehüllt 
ist:  nicht  emmahl  damit  vergleichbar  ist  Ameri- 
ka's Vorzeit.  Demi  dort  fehlen  blofs  die  Nach- 
richten von  den  früheren  Schicksalen  der  da- 
selbst lebenden  Völker:  dafs  sie  aber  dieselben 
längst  vorher  bewohnten,  und  dafs,  so  weit  auch 
nur  die  Sage  der  Vorzeit  reicht,  dort  nicht  Völ- 
ker von  anderem  Stamme  einwanderten,  ist  we- 
nio^stens  so  ^veit  gesichert,  dafs  keine  weitere 
Untersuchung  darüber  Bedürfnifs  ist. 

Hingegen  wie  sehr  ist  sie  es  bey  der  Frage 
über  die  Bevölkerung  Amerika's,  bey  den  Fra- 
gen :  waren  die  erste?!  Bewohner  der  neuen  Hell  ein. 
eigenes  dort  entstandenes  Menschengeschlecht?  oder 
woher  sind  sie  gekommen?  und  wie  sind  sie  das  ge- 
worden^ was  sie  bey  der  Entdeckung  Amerika'' s  waren 
und  noch  sind  ? 

*)  S.  Humboldt  Urvölker   von  Amerika  a.  a.  O. 
S.  177.  194-  »97- 


322 

Für  die  erste  dieser  Fragen  kann  es  schwer- 
lich Gründe  zu  voller  Entscheidung  geben.  Ver- 
mag die  Physiologie  des  Menschen  schwerlich, 
sie  darzubiethen:  die  historische  Untersuchung 
hat  gar  keine  Befugnifs  zu  Verneinungen  dessen, 
was  ihr  unerldärbar  erscheint.  Aber  nicht  blofs 
der  Rückblick  auf  die  Möglichkeit  eines  in  Ame- 
rika entstandenen  Menschengeschlechtes  bleibt 
ihr  in  der  Ermangelung  anderer  Erklärungs- 
gründe des  Ursprunges  Solcher  Urvölker,  son- 
dern er  kann  vielleicht  als  Bedürfnifs  auftreten. 
Und  selbst  wenn  der  Zusammenhang  Amerika- 
"inisch  er  Völker  mit  dem  alten  Continente,  z.B.  der 
Übergang  vieler  Nordost-  Asiaten  über  die  Beh- 
rings-Strafse  factisch  nachgewiesen  wäre:  auch 
daraus  würde  noch  keinesweges  folgen,  dafs  alle 
Amerikaner  aus  dieser  Quelle  hervor  gegangen 
seyen,  und  niciit  die  Ankömmlinge  anderer 
Welttheile  sich  blofs  gemischt  haben  mit  in  Ame- 
rika selbst  entsprungenen  Ureinwohnern,  so 
dafs  die  Amerikaner,  die  man  bey  der  Ent- 
deckung dieses  VVelttheiles  fand,  Erzeugnisse 
dieser  Mischungen  wären.  So  bleibt  nur  die 
zweyte  und  dritte  jener  Fragen  übrig:  ob  nnd 
wolier  einst  Bewohner  anderer  Weltgegenden 
nach  Amerika  gekommen  seyen?  und  wie  die 
Amerikaner  das  wurden,  was  sie  bey  der  Ent- 
deckung des  neuen  Continentes  waren  und 
noch  sind? 

Wichtig  für  die  Erörterung  beyder  ist  es, 
im  voraus  zu  blicken  auf  die  Zustände  der  CuU 
tur  und  Civilisatlon^  auf  deren  früheres  Daseyn 
sich  aus  den  Beobachtungen  über  Amerika  sei^t 
seinerEntdeckung  schliefsen  läfst.  Die  bekannte 
Politik,  womit  die  Monarchen  von  Peru  und  Me- 
xiko regierten,  ist  nicht  das  Haupt-Moment  die- 
ser 


n-  -  '^  ^ 

»er  Betrachtung.  Denn  wer  wollte  messen,  wie 
.viele  Zeit  dazu  gehöre,  um  Herrscher- Genies 
hervorzurufen,  welche  unter  günstigen  Umstän- 
den Reiche  empor  heben,  und  ihre  Bewohner 
durch  künsthche  Fesseln  zusammen  halten? 

Weit  beschäftigter  ruht  jener  Bück  auf  dem 
so' häufigen  Gebrauche  hieroglyplilscher  Aufsätze 
zu  Mexiko,  dafs  jährlich  löooo  ßallots  des  aus 
Agave  Americana  bereiteten,  zu  jenen  hieroa;ly- 
phischen  Aufsätzen  nöthigen  Papieres  demMo- 
tezuma  von  fünf  Städten  als  Tribut  geliefert  wer- 
den mufsten  *).  Dargestellt  wurden  in  ihnen 
die  Umstände  gerichtlicher  Streithähdel,  aufge- 
nommen wurden  darin  Verträge  und  historische 
Überlieferungen  für  künftige  Zeitalter.  Kurz 
wie  wenige  Zeit  hätte  es  noch  bedurft,  um,  be- 
sonders wenu  die  gräfsliche  Barbarey  zahlloser 
Menschenopfer  eingestellt  worden  wäre,  in 
einem  Reiche,  wie  das  Mexikanische,  ein  so  ab- 
gerundetes System  solcher  rafimirten Politik  und 
so  bewundernswürdiger  Halb-Cultur  zu  erzeu- 
gen, als  uns  China  und  Japan  darstellen;  ohne 
dafs  gleichwohl  dadurch  ein  Schlufs  auf  solche 
Zeitferne  begründet  Avorden  wäre,  als  wenig- 
stens China  seinen  Einrichtungen  zuschreibt. 

Mögen  diese  Hieroglyphen  auf  einer  niedri- 
geren Stufe  der  Graphik  gestanden  haben,  und 
mehr  Mahierey  gewesen  seyn,  als  zweckmäCsi- 
ger Fortschritt  zu  eingreifendem  und  ausgedehn- 
tem Gebrauch  einfacher  Hieroglyphen,  von  de- 
nen man  einige  hatte;  mag  die  grofse  Geläufig- 
keit des  Gebrauches  dieser  Hieroglyphen  im  Ge- 
schäftswesen,  und  die  dah.er  entstehende  Ge- 
bundenheit an  einerley  Zeichen  selbst  ein  Flin- 

*)  Humboldt  Vues  des  Corclilleres,  S.  51. 
MUhriJ.  IIL  X 


derniis  des  Fortganges  zu  tiieils  denBegrllien  an- 
gemesseneren, theils  gesdimackvolleren  Dar- 
stellungen gevvorden  seyn:  eben  jene  Geläufig- 
keit solclier  mahleuden  Hieroglyphik  *)  ist 
schon  eine  Merkwiirdicvkeit,  wovon  kein  ande- 
rer  Ort  der  alten  oder  der  jetzigen  Welt  ein 
auch  nur  älinliclies  Beyopiel  darbiethet. 

Mahlende  Hieroglyphik,  der  Mexikani- 
schen frappant  ähnlich,  war  verbreitet  über 
ganz  Aivierika.  Laftteau  fand  sie  bey  Huronen 
und  Irokesen.  Die  alten  Virginier  stellten  durch 
sie  in  ihren  Gemählden,  Sagkokok  genannt,  hi- 
storische Begebenheiten  dar.  Eben  dergleichen 
hieroglyphische  Zeichnungen  auf  Bäumen  fand 
P//^e**)  unweit  des  Rio  delNorte  und  anderwärts 
im  südlichsten  Louisiana.  An  den  Ufern  des 
Ucayale,  im  Osten  von  Peru,  bey  den  imabhän- 
gigen  Panos  fand. ein  Missionär  noch  gegen  die 
Mitte  des  verflossenen  Jahrhunderts  Bücher  mit 
hieroglyphischen  Darstellungen  und  isolirten 
Charakteren,  die  sie  von  ihren  Vorfahren  als 
Überlieferungen  ihrer  früheren  Schicksale  erhal- 
ten haben  wollten. 

Zwischen  dem  Cassiquiare  inid  Conorichite 
sind  in  einer  erstaunlichen  Höhe  die  Granitfelsen 

*)  S.  über  dieselbe  Humboldt  Vues  de  Cordille- 
res  S.  57.  ff. ,  und  über  das  Folgende  ebendas.  S.  72 
bis  76.;  vergl.  auch  die  Philosöphical  Transactions, 
Vül.  LXIII.  l\  I.  (Lond.  1775.)  S.  145.  ^ 

**)  Voyage  au  noaveau  Moxique  ä  la  suite  d'une 
expedition  ordonnee  par  le  Gouvernement  des  Erats- 
uniä  pour  reconnoitre  les  sources  des  rivieres  Arkan- 
sas, Kanses,  la  Plate  et  Pierre- Jaune  dans  l'interieur 
de  ia  Loiilsiane  occidentale,  piecede  d'une  excursion 
auxsonrces  tln  Mississippi  pendaiit  les  annees  '-805  —  7> 
par  le  Major  2!al}.  Moiitgomriuiy  Pike,  traduit  par  M. 
ßreioii  (Par.  ißts)  T.  I.  S.  5.55. 


3^5 

bedeckt  mir  eingegrabenen  Bildern,  und  ähn- 
liche Zeichnungen,  welche  auch  symbolisch  zu 
seyn  scheinen,  hat  man  im  Norden  und  Westen 
an  den  Ufern  des  Orinoko  bey  Encaramada 
und  Caicara,  an  den  Ufern  des  Cauca,  bey 
Timba,  zwischen  Cali  undjelima,  endlich  auf 
dem  Plateau  der  Cordilleren  selbst,  in  Parama 
de  Guauacas  gefunden,  überall  unter  V-^ölkern, 
welche  den  Gebrauch  metalHscher  Werkzeuae 
nicht  kennen,  und  diese  Zeichnungen  Zeiten 
vor  der  Ankunft  ihrer  Vorfahren  zuschreiben. 

Diese  Bildnerey  in  Stein,  welche  Fortschritte 
hatte  sie  in  Mexiko  gemacht.  Mit  Bewunderung 
erblickt  man  die  Büste  der  Mexikanischen  Prie- 
sterinn  in  dem  härtesten  Basalt  mit  ganz  unzu- 
länglichen Werkzeugen,  mit  welcher  Künstlich- 
keit ausgeführt.  Gleich  bewundernbwürdig  sind 
die  Figuren  des  Pveliefs  an  der  Pyramide  von 
Xochichalco  *). 

Mit  ähnlicher  Geschicklichkeit  gebrauchten 
die  Peruaner  ihre  eben  so  unvollkommenen 
Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des  Äufseren  steiner- 
ner Denkmähler  und  Gebäude.  Grofse  Denk- 
mähler  der  Baukunst  enthielt  das  Peruanische  und 
Mexikanische  Reich  '•'*).  Nach  Garcilasso  de  la 
Vega  ***)  gab  es  dergleichen  Baue  schon  vor 
den  Inca's,  diese  fanden  die  Bergebenen  von 
Tiahuanacu  schon  bedeckt  mit  Ruinen  von  aus- 


•)  Humboldts  Vuea  de  Cordilleres,  Tab.  I.  IL 
und  X. 

**)  Ebenda3.S.58 — 74.  108  —  xio.,  und  von  dem 
Mexikaniscnen  Reiche  und  dessen  Cultur  insbesondere 
Clavigcro  Storia  di  Messico.   1".  IV^   Dias.  VI. 

^**)  Comment.  de  Incas.   B.  III.  C.  I, 

X    -2 


326 

gezeichneter  Gröifce;  nach  Garcia  f)  fand  man 
bey  der  Eroberung  von  Tabasco  schon  zer- 
trümmerte Gebäude  mit  Spuren  des  höchsten 
Aherthums.  Eine  Menge  .von  Bauen  der  Inca's 
tragen  in  ihren  Überbleibseln  das  Gepräge  ver- 
einter Simplicität,  Solidität  und  Symmetrie  +t). 
Dortioe  Befestigungen,  gleich  denen  in  Kanada 
luid  Ost- Asien,  die  durch  den  ungeheuren  Um- 
fang gezogener  Gräben  und  Wände  Aufmerk- 
samkeit erregen,  verraihen  Völker,  die  Schwie- 
rigkeiten zu  überwinden  strebten.  Oaxaca,  der 
Hauptort  von  Zapoteca,  mit  einer  hier,  so  wie 
auf  der  Halbinsel  Yucatan,  weiter  als  ander- 
wärts Gediehenen  Civilisation,  zeigte  besonders 
in  demPallaste  von  Mitla  eineschon  ausgebildete 
Baukunst.  Nahe  der  nördlichsten  Gränze  der 
Spanischen  Besitzungen  stehen  die  Casa  grande 
am  südlichen  Ufer  des  Glla ,  eilf  Tagereisen  von 
dem  Presidio  de  Horcasitas,  und  die  Casa  grande 
in  Neu  -  Biscaya  z\vischen  dem  Presidio  de  Ga- 
nos  und  dem  de  San  ßuenoventura,  jene  nicht 
fern  von  den  Moqui,  Völkern  am  Yaguesila  von 
gewisser  Civilisation,  mit  Städten  und  steiner- 
nen Häusern  von  fast  derselben  Bauartj  welche 
jene  Casa  grande  zeigt. 

Von  mehr  als  blofs  bürgerlicher,  von  einer 
gewissen  Geistes- Cultur  zeugen  diese  Anlagen: 
aber  wahre  Gröfse  spricht  sich  aus  in  Neu -Spa- 
niens Pyramiden,  besonders  der  von  Cholula, 
welche  eine  Grundfläche  von  439  Metres  oder 
ungefähr  1400  Fufs  an  jeder  ihrer  vier  Seiten 

f)  Orig.  de  los  Indios,  B.  I.  C.  1.  §.  4'>  vergl.  die 
Fortsetzung  B.  IV.  C.  24.  §.  1. 

ff)    Condamim  Memoire  de  Berlin,   An.    174^» 

s.  441. 


527 

3iat,  und,  in  Terrassen  empor  steigend,  54  Me- 
Tres  hocli  ist.  Sie  unterbcheiden  sicli  durch  die- 
ses Vörhältnifs  der  Grundfläche  zur  Höhe  und 
durch  die  Bauatt  überhaupt  beträchtlich  von 
den  Ägyptischen,  ähnlicher  den  Beschreibungen 
des  Tempels  des  Belus  zu  Bab^^lon  *),  aber  sind 
eben  so  merkwürdig  als  jene,  auch  in  ihrer  ge- 
nauen Srellung  nach  den  vierHimm.elsgegenden, 
\vorin  sich,  wie  in  dem  tropischen  Jahre  der 
Mexikaner,  das  fast  identisch  mit  dem  der  Astro- 
nomen des  Chalifen  Almamon  gefunden  worden 
ist,  unerwartete  Kenntnisse  verrathen. 

Sind  also  nicht  diefs  alles  gleichsam  Frag- 
mente einer  höchst  beachicnswerthen  Cultur? 
liingestreut  über  Amerika,  \vie  die  Trümmer 
von  künstlicher  fayenceartiger  Thonarbeit  um 
die  Casa  grande  am  Gila,  dergleichen  auch  von 
Orellana  am  Amazonen -Flusse  gefunden  wur- 
den, Überbleibsel  künstlicher  Beschäftigungen 
anderer  Art. 

Aber  sind  schon  jenes  Spuren  einer  gewis- 
sen, gestiegenen  früheren  Cultur,  von  welcher 
diese  Amerikanischen  Völker,  eben  so  wie  an- 
dere, z.  B.  Avie  Ägypter  und  Ost-Indier,  unter 
manclierley  Wechsel  wieder  herab  in  ihren 
jetzigen  Zustand  gekommen  sind  *"):  weit  auf- 

*)  Heroc^ot  B.  I.  C.  »81  —  83-  Diodor.  Sic.  T.I. 
B.  II,  S.  123.  b.  Wesseling. 

**)  Ztnu  Theil  sind  sie  nicht  einniahl  ganz  herab 
gesunken.  Sinn  und  Geschicklichkeit  Füi- eolche  Maa- 
ierey  hat  sich  im  Peruanischen  und  Mexikanischen, 
AYO  sie  herrschte,  erbalten.  Das  Zuri"id<»inken  aus 
einer  Halb-Cultur  in  den  jetzigen  Zustand  vieler  Ame- 
rikanischen Wilden  kann  um  so-  weniger  auffallen, 
wenn  selbst  aus  Griechenland  geworden  ist,  was  es 
jetzt  ist,  v/enn  versprengte  Völker,  2umahl  in  Wild- 
nissen ,  von  einer  Stufe  der  Entbehrungen  zur  andern, 


5^8 

fallendere  liegen  in  Amerika's  Sprachen.  In 
Grönland  wie  in  Peru,  am  Hudsons  -  Flusse 
im  heutigen  Massachuset  wie  in  Mexiko,  und 
an  den  Ufern  des  Orinoko  wurden  Sprachen  ge- 
redet mit  so  künstlich  abgesonderten  und  so  vie- 
len Formen,  wie  nur  wenige  Sprache«  in  der 
Welt  besitzen;  Formen  von  einer  so  eigenthiim- 
lichen,  ihnen  gemeinschaftlichen  Richtung,  die 
durch  keine  Einwirkung  der  Europäischen  An- 
kömmlinge erst  erzeugt  seyn  konnte  —  der  fol- 
gende Abschnitt  wird  sie  darstellen.  Ohnt;  eine 
wirklich  höhere  Cultur  gedeihen  solche  künst- 
liche Sprach -Einrichtungen  nicht,  erhebt  sich 
der  Geist  nicht  zu  der  Bemerkung  jener  Unter- 
scliiede,  von  welcher  Einführung  auszeichnen- 
der Formen  lind  gleichmafsige  Anwendung  der- 
selben ausgeht. 

Wenn  nun  diese  künstlichen  Formen  auf 
so  viele  Hunderte  von  Meilen  von  einander  ent- 
fernten Puncten  eine  eben  so  gleichartige,  als 
von  fast  allen  anderen  Sprachen  der  Welt  un- 
terschiedene Richtung  genommen  haben:  so 
ist   wohl   der   Gedanke   der   natürlichste,    dafs 


und  mit  ihnen  oft  zur  Stumpfheit  und  Rohheit  hinab 
steigen.  Wenn  in  den  kläglichsten  Lebens^eustand 
zurück  gedrängte  Lappen  in  den  feinen  und  richtigen 
L!nterscUieden  ihrer  14.  Casus  die  frühere  Cultur  beur» 
künden,  die  sie  besessen  haben  müssen,  und  wenn 
eine  Menge  netter  Sprach- Einrichtungen  ,  welche  der 
ganze  Stamm  z.  B.  der  Slawischen  oder  der  mit  der 
Hebräischen  verwandten  Sprachen  hat,  bey  denStamm- 
Nationen  vor  der  Zerspaltung  in  ihre  Äste,  also  in  ih- 
rem damahligen  Zustande  entstanden  scyn  mufs:  so, 
sieht  man  ,  dafs  der  jetzige  Zustand  der  AmeriHani- 
schen  Eingebornen  den  Blick  auf  jene  Civilisalion 
lind  die  eben  zu  entwickelnde  Sprac;h  -  Cy^tijr  nit^ht 
hindert. 


329 

diese  gemeinsame  Riclituiig  von  Finem  Puncte 
ausgehe,  von  einem  Mittelpuncte  der  Amerika- 
nischen Spracli-  C'ultur. 

Auch  schon  die  Eigenthiimlichkeit  des  nir- 
gends in  der  Welt  so  verbreiteten  Gehrauches 
der  Hieroglyphen  konnte  jenen  Gedanken  eines 
solchen  Mittelpunctes  derCultur  überhaupt  her- 
bey  führen  ").  Nach  der  Tradition  sollen  Tol- 
teken,  ans  dem  westlichen  Norden  Amerika's 
gekommen,  jene  Hieroglyphik  wenigstens  bis 
nahe  an  die  Meerenge  von  Panama  verbreitet 
liaben.  Wir  suchen  nicht  in  jenem  westlichen 
Norden,  in  einem  fabelhaften  Quivira,  noch 
eine  Stelle,  welche  als?  der  Sitz  der  Urcultur 
l^eyder  Amerika's  angesehen  werden  könne. 
Durch  die  Missionäre  Franc.  Garces  und  Font  **) 
und  durch  die  Länderforscher  Lewis  undClarke, 
und  Mackenzie  ist  der  Westen  von  Nord -Ame- 
rika nach  so  verschiedenen  Linien  bis  zum  Süd- 
meer hin  durchschnitten  worden,  dafs  dort  nir- 
gends mehr  an  ein  Reich  zu  denken  ist,  welches, 
noch  bestehend,  sich  als  die  Wiege  der  Urcul- 
tur Amerika's   und   als   der    bisher   verborgene 


*)  Ich  rechne  darauf  mehr,  als  auf  die  Ähnlich- 
keit gewisser  Ausdrucksweiseu  ,  die  leiciit  von  der 
Gleifiiniiifsigkeit  des  Naturziistandca  ausgehl,  von 
der  aber  Gily  im  Saggio  di  Storia  Aniericana,  T.  III. 
App.  P.  II.  C.  XIII.  ü.  541.  sagt:  Wären  die  Vv'ildeii 
iiniiier  auf  sich  selbst  oder  auch  nur  auf  ihre  nächsten 
ISachbarn  eingeschränkt  gewesen:  wie  könnten  die 
Orinokesen  dieselben  Ausdrucks- Weisen  haben,  wie 
Algonkins,  Mexikaner  und  Chilesen?     ^ 

**)  1773«  S.  Chronica  serafica  de  el  Colegia  de 
Propaganda  Fede  de  Qneretano  por  Fr,  Dom.  AtcicU 
V//61,  Mexic.  17g:;,  T.  IL,  und  HumbolUt  Esaai  po- 
fit.    S.  297  u.  305, 


Mittelpnnct  der  Civilisation  und  Sprachbildung 
seiner  Bewohner  ankündige. 

Wenn  wenigstens  jene  gemeinsame  künst- 
liche Sprach  -  Einrichtungen  wahrscheinlichst 
ejnen  Mitttlpunct  ihres  Entstehens  haben:  so 
folgt  daraus  noch  nicht,  dafs  dieser  der  Mittel- 
punct  der  gesammten  Bevölkerung  Amerika's 
bey.  Warum  sollen  wir  überhaupt  bey  der  Auf- 
suchung des  Ursprunges  der  Bevölkerimg  Ame- 
rika's uns  auf  eine  einzige  Quelle  beschränken, 
bis  wir  dazu  jrenöthigt  sind?  Gleichsam  in  Strah- 
len kann  jene  Cultur  der  Sprachbildung  und 
bildlichen  Darstellung  ausgegangen  seyn  unter 
die  sonst  ganz  von  einander  unterschiedenen 
Bewohner  entfernter  Länder,  und  sich  unter 
mancherley  Modificationen  üb^r  Menschen  von 
ganz  verschiedenem  Ursprünge  verbreitet  haben. 
Mag  diese  Cultur  in  einem  von  beyden  Ame- 
rika's selbst  entstanden  seyn  oder  nicht:  auch 
im  letzteren  Falle  hat  ihre  Entstehung  vielleicht 
nur  eines  Anstofses  von  aufsen,  nur  des  ersten 
Samens  bedurft,  in  ersterem  vielleicht  zuweilen 
neueNahrung  von  aufsen  erhalten.  Immer  ist  jene 
Cultur  ein  bedeutendes  Moment  bey  der  vorher 
:mfgeworfenen  Frage:  woher  kommt  die  Bevöl- 
kerung beyder  Amerika's?  ist  ihre  Quelle  im 
alten  Continente  zu  suchen? 

Ein  Heer  von  Vermuthungen  ist  aufgestellt 
worden,  um  den  Ursprung  der  Amerikaner  aus 
den  verschiedensten  Puncten  der  alten  Welt  zu 
entlehnen.  Jede  Art  von  Ähnlichkeit  <ler  Ame- 
rikaner mit  anderen  Nationen  der  Vorwelt  und 
der  späteren  Zeit  hat  man  hervor  gesucht,  ufn 
sie  abzuleiten,  z.B.  aus  Ägypten,  auf  dessen 
Hieroglyphen,  Pyramiden,  Zeit  -  Abtheilung 
und    GewoJinheiten    der   Lebensweise  bauend, 


35 1 

und  bald  Mexikaner,  bald  Peruaner,  bald  mit 
diesen  Ägyptern  *)  vergleichend,  bald  mit  den 
Chinesen,  deren  Feste  mit  denen  der  Peruaner 
zusammen  treffen,  und  die  sich  statt  der  schrift- 
lichen Bezeichnung  einst  eben  solcher  Knoten 
von  verschiedener  Farbe,  wie,  vor  der  Hiero- 
glyphik,  die  Nationen  von  Peru,  Mexiko  und 
Kanada,  bedient**),  so  wie  andere  diesen  ähn- 
liche Gewohnheiten  gehabt  haben  sollen,  auch 
in  ihrer  Geschichte  Data  von  Auswanderungen 
einzelner,  gleichsam  verloren  gegangener  Stäm- 
me, nach  Norden,  oder  durch  Sturm  zerstreute 
Unternehmungen  ihrer  Mongolischen  Beherr- 
scher nachzuweisen  scheinen.  Aber  sind  nicht 
jene  vergleichbaren  Umstände  gröfsten  Theils 
Folge  davon,  dafs  in  der  Physionomie  einer 
gewissen  Halb  -  Cultur  und  der  kindlichen 
Menschheit    überhaupt    überall    eine    gewisse 


*)  Sprach -Ähnlichkeiten  zwischen  dem  Kopti- 
schen und  Amerikanischen  Völkern  gesucht,  möchten 
etwa  folgende  seyn: 

Vater:     Mhaya  (im  Westen  des  Paraguaj")  jodi.  Kopt.  iod. 
Solin:      Qiiicliiia  (in  Peru,  Span.  Ausspr.)  <^^'"''''     —     schiri. 

JBauch :     Mexikanisch hitetl.     —    hit, 

{tl  ist  Endung.) 
Tod:        Kora  (in  Neu- Mexiko)       .     .     mueat,    —    muy. 
(wo  at  Endung  ist.) 

Wasser:  Noitonstrafse mooe.      —    moui. 

Frucht:    Tarahumarisch     ....        khutagala.    —     Utah, 
(in  Neu- Mexiko.} 

Wurzel:  Kora nanat,    —    nuni, 

Gut:        Abiponisch   (im  Westen  des  Pa- 
raguay)         7766/7.      —    nane. 

Das  Gewicht  ihrer  Vergleichbarkeit  ist  sichtbar  sehr  ge- 
ring, und  sowohl  hier,  als  bey  den  zunächst  folgen- 
den Vergleichungen  desto  geringer,  je  entfernter  und 
zerstreuter  die  genannten  Orter  sind. 

**)  Vues  des  Cordilleres,  S.  69,  In  Peru  hieCsen 
Äiese  Knoten:   Quippus, 


S5^ 

Ähnlichkeit  gefanrjen  wird?  und  sind  nicht  die 
Untei'schiede  jener  einiger  Maften  gemeinschaft- 
lichen Phänomene  groft  genug,  um  jede  Über- 
schätzung der  Vergleichbarkeit  zu  hindern? 
wenn  auch  die  Ungünstigkeit  der  Winde  zur 
Fahrt  von  Japan  *)  und  China  nach  Amerika  hin, 
kein  unübersteighches  Hindernifs  wären,  da  ja 
auch  Malayen  **)nach  Oweihi  kamen. 


*)   Folgende  Japanische  Wörter  sind  mit  Ameri- 
kanischen verglichen  : 

a/isi  od.      Tiiscavoras       auchsee  od.  auchshee. 
atschi,  (eine  der  6  verbünd. Nationen  iu 

Nord  -  Amerika.) 
phesc/ice      Choktah  (im  Osten  des  Missisippi  ) 
phitchek  od.  photck:  k, 
föne.  Muskohge   (im    Osten   des    Missi- 

sippi)    ifoni. 
ame.  Tnpi  Ci"  Brasilien)  nman. 

Gunrany   (im  Osten  des  Para- 
guay)    amä. 
mahha.  Liaymonisc]i  (i.  Kalifornien) »zancu. 

tori.  TamakaniscJi  (jivo  Orinoko)  toroni. 

chukut.         Cliikkasah   (im    Osten   des     Missi- 

scht.  sippi )     chaohka. 

cva.  Mexikanisch       .     .     qua. 


Fiifs:         Japan 

Stern  : 
Knochen : 
Reaen : 


heifs: 

Vogel: 

Uaiis: 


**)    Folgende  Wörter  von  Völkern  von  Malayi- 
sciiem  Stamme  sind  mit  Amerikanischen  verglichen  : 

Vilela    (im    Westen    des 

Parae;"ay)      .     inake. 
Am  Penobskot(i. 
Norden  d.  Ver- 


Sohn u. 
Tochter ; 
Mund : 


Malayisch  u.  Ta- 
gn  lisch     .     .     anak. 

Freundschafts-  u. 
Marquesas-Iu- 


Ufer: 
Haus : 

Speise: 

ph: 

ist: 


er: 
■wir: 
ihr: 
■  Avey  i 


panfe. 
bahai. 


maccannan. 
liiseln  hoe. 
.     dia. 


ein.  Staaten       madoon. 
Qiiicliiia      .     .     pata, 
Äru wakisch    (in 

Gniana)        .     ba/iii. 
Qiiichua      .    .    miccuna. 
Tarahumarisch    hoic, 
Yarura  (im  We- 
sten   des    Ori- 
■hoko)       .     .     dl. 
Tagal.  Tl.  Malayisch  iya.       Tarahumarisch     iche. 
Malayisch  hamy^  Tagal.  camiy    Abiponisch  akarn. 
—         kämu,       —      camo ,  —         akainyi. 

— .  fig*^  t     Chippewavisch  /oj/zj'. 

Neu -Seeland  toroa  ^   Yaruu  tarani. 


sein 
Malayisch 
Tagalisch 

Malayisch 

Sandwichs« 

Malayisch 


351 

.  Mit  der  Götterlehre  der  Hindus  haben  nicl.t 
blofs  7b/?f i- ,  sondern  auch  die  neuesten  Forscher 
die  der  Peruaner  verglichen.  An  eben  dieselben 
konnte  die  bey  den  Pastoux  herrschende  Enthal- 
tung von  allen  nicht  vegetabilischen  Speisen, 
welche  auch  die  Frauen  vieler  Nationen  im  in-^ 
nern  Süd- Amerika  immer  oder  zuweilen  beob^ 
acliten,  und  die  Seelenwanderungs- Lehre  der. 
Tlascalesen  erinnern  *).  Besonders  aber  hat 
man  Scharfsinn  angew^endet,  um  die  Ähnlich- 
keit zwischen  Amerikanern  und  den  alten  Israeli- 
ten ins  Licht  zu  setzen  ,  und  den  Übergang  eines, 
Theiles  der  nach  Assyrien  geführten  zehn  Stäm- 
me durch  Asien  nach  Amerika  wahrscheinlich  zu 
machen,  wobey  Allelujah,  Refrain  der  Gesänge 
sowohl  der  Suriquois  in  Aradien,  als  der  Chee- 
rake,  Chikkasah  inid  Choktah  im  Westen  von 
Caro'itia,  und  die  bey  einigen  Völkern  am  Ori- 
noko eingeführte  Beschneidung  **),  welche 
aber  leichter  von  Ankömmlingen  aus  Afrika  ab- 


*)  Humboldt  Vues  des  Cordilleres,  S.  92.  95. 
Azara  a.  a.  O.  S.  248.  Bey  vielen  Süclaiiierikani?chen 
Stämmen  tödten  die  Mütter  ihre  meisten  Töchter  so- 
gleich nach  der  Geburt:  auch  bey  Sfämmen  der  Hindii 
hat  dieser  grausaiue  Gebrauch  bis  jetzt  geherrscht.  — 
Folgende  Wörter  des  Sanskritt  od.  ihm  verwandter 
Sprachen  sind  mit  Amerikanischen  verglichen: 

Sonne :       Indisch   indre.         Quicliua inti. 

Liebe :  —        manya.  —         muriay, 

laclien :  —        Jiosoho.  —         acini. 

grofs;  —        vipulo.  —         veypul. 

Wange:  —       gal.  Huastekiscli  (im  Noi;d- 

osten  von  Mexiko)   AaL 

(Span.  Ausspr.) 

**  )  S.  c/e  Lait  a.  a.  O.  S.  53.  Adair,  welcher  die- 
ser Hypothese  S.  15  —  212  seiner  History  o£  the  Ayie- 
rican  Nations  gewidmet.  S.  auch  Charlevoix  in  s.  an- 
gaftihrten  Histoire  de  son  voyage  ,  B.  VI.  S.  72. 


3d4 

geleitet  werden  könnte,  zumahl  da  sie  aiich  die 
Mädchen  trifft,  die  noch  am  meisten  in  die  A\i- 
gen  fallenden  Umstände  sind.  Noch  eher  wür- 
den sich  freylich  religiöse  Gebräuche  erhalten 
haben,  als  das  Andenken  an  die  Form  zu  Baby- 
lon gesehener  Gebäude  auf  die  Gründung  der 
ähnlichen  Pyramiden  der  Mexikaner  EinfluTs  ge- 
habt haben  möchte.  Oder  man  hat  Ähnlichkei- 
ten des  Götzendienstes  der  Cananäer  und  Phö- 
nicier,  besonders  aber  die  Schillfahrt  der  letzte- 
ren und  der  Karthager  *),  und  die  Winde  in 
Anschlag  gebracht,  welche  zuweilen  von  gewis- 
sen Höhen  neben  der  Westseite  von  Afrika  fast 
von  selbst  nach  Amerika  hin  treiben.  Mit  süd- 
licheren Afrikanern  liefs  sich  die  schwarze  Farbe 
der  Brasilianer  und  Guianesen  vergleichen. 

*)  Die  Vergleichung  der  wahrscheinlichst  auch 
Phönizischen  Pronominen  ani  oder  eno  ich,  at  du,  mit 
den  vielen,  (bey  der  Zusammenstellung  Asiatischer 
ähnlicher  Laute)  anzuführenden  Amerikanischen 
Pronomen  der  ersten  Singular- Person  und  mit  at 
du,  im  fokonchischen  (in  Süden  von  Mexiko),  wo 
nuichf  bedeutet,  ist  zu  beschränkt.  Einige  den  ent- 
sprechenden Amerikanischen  ähnliche  Laute  von  der 
Westküste  Afrika's  müssen  hier  wenigstens  auch  noch 
bemerkt  werden: 

Matter:      Fulier     .     .     .      hamma.  Shebayi      .     .      tiamma. 
Mann :        Giianchen  in  Te- 

Quichua       ,    .       cari. 
Sapibocona    (im 

Osten  V.Peru)   ana. 
Quicliua       .     .       nai"a, 
Kofiiimiscli    (in 

Kaliforn.)    .      gomma. 
Tarahumariscli      cuyue, 
Vilela(i.  Westen 

des  Paraguay  )    7na. 
Maypurisch  (im 

West.  d.  Oiinoko)  cainö. 
Toionakisch  (im 

Ost.  v.  Mexiko  )  caqui- 
liLiin. 


Weib: 

nerifFa      .     . 
Wawu         .     . 

coran, 
ana. 

.MUch: 
Mond: 

Mandingo    ,    . 
Karabari      .     . 

nanna. 
omina. 

Naclit : 
Wasser: 

Susu      .      .    . 
Mauritauisch 

ma. 

Sand: 

Mandingo        * 

hini. 

Berg: 

Fetu        .     .     . 

coquö^ 

3o5 

Audi  an  Spanien  hat  man  gedacht  *),  des- 
sen Einwoliner,  erst  von  Karthagern,  dann  von 
Römern  verdrängt,  sich  dem  auch  von  ihnen 
befahrenen  Ocean  anvertraut  hätten  **);  oder 
an  Irland,  zwischen  dessen  Sprache  und  der  der 
Algonkins  man  ein  paar  Ähnlichkeiten  aufgefun- 
den zu  haben  meinte  ***jj  oder  an  Norweger 


Fisch : 

Susu        .     .     .      juht. 

Kora        .    .     .      huear. 
{at  ist  häufige  Endung) 

T]iicr: 

—          ...      miahe. 

Homagua(a.  Ma- 
ranon )     .     .       mia. 

Schaf: 

Mandingo        .       comg.1. 

Totonakisch            calnal. 

H.nirl: 

Guauch.  in  Palma  aguyan. 

Hinonen      .         aguienon. 

Haus : 

Akra     .       kiu  od,  nkiu. 

Otkomisch         ku  od.  ngu. 

schwarz: 

KoTigo     .     .     .      ßoU. 

—              .       i>odi. 

roih: 

Susii        ,     .     .       coco. 

Mexikanisch  quacocoztic. 

du: 

Fante       ...       d-o. 

Mixtekisch(i.Sü- 

den  V.  Mexiko)  doho. 

ja: 

Kongo     ,    .    .       iTJga, 

Grönländisch          ingek. 

nein: 

Maiii-itanisch         ma. 

Pokonchisch     .       ma.^ 

wo: 

Kongo     .     .     .       cuebi. 

Taraliuinarisch       caba. 

*)  s 

.  auch  Oviedo  Stör.  Nat. 

des  Ind.    B.  IL   C.  5. 

**)  Folgende  sehr  wenige  Äehniichkeiten  zwi- 
schen Baskischen  nnd  Amerikanischen  Wörtern  ha- 
ben sich  aus   den  zuganglichen   Hülfsmitteln   aufsu- 

Quiclma     .     .     capintin. 
Abiponisch         nepark, 
Yukatan     .     .     luun. 
Mexikanisch       ytztic. 

itic  ist  häufige  Endung.^ 
Totonakisch         cata. 
Mexikanisch       trpiton, 
Qdichua      .     ,     yurak. 
TaraJiumarisch  tsttü. 
Homagua         .    iruacä. 

***)■  Folgende   Wörter  von    Völkern  Keltischen 
Stammes  sind  mit  Amerikanischen  verglichen: 
Schwester:     Keltisch   hör,  huar.  Yavi  (in  Guiana  )  waryte, 
Bauch:  —         bru.  Kiriri    (in  Brasi- 

lien) a.  Maranon  byrg» 
Lebendig ;  _        bi.  Otiiomisch  (i.  Nor- 

den r.  Mexiko  )     byy. 
Stamm;  ~        xipp,  Quichua     .    .    .    capintin. 


chen  lass 

en 

Stamm; 

Baskisch 

.     zepois. 

Feld: 

— 

.     park. 

,Erde: 



.     lurra. 

kalt : 

— 

.     otza. 

klein: 



,    guti. 

— 

.     tipia. 

weifs: 

_ 

.     churia. 

böse: 

— 

.     zitula. 

drey: 

— 

.     iru. 

53^ 

und  Normannen  übeiliaupt,  die  unmittelbar 
über's  Meer  oder  über  Grönland  nach  Amerika 
gekommen,  und  für  deren  einstiges  Erscheinen 
an  der  Ostküste  von  Nord-  Amerika  selbst  einige 
Facta  zu  sprechen  schienen.  Man  hat  Sprach- 
Ähnlichkeiten  selbst  zwischen  Bewohnern  des 
Kaukasus  und  Amerikanern  zu  entdecken  ge^ 
glaubt  *);    und  überhaupt  alle  Sprachen  des  al- 


Horn: 
toth : 

schlafen ; 
Seh : 


au: 

Insel : 

Wassert 
weich : 
alles : 
jede  Sache  t 


Irisch        öiri.  Grönländisch      .     nerksiik. 

(^suk  ist  eine  häufige  End.) 
Bretagnisch  kok.  Mexikanisch  quacocoztic. 
Irisch       go.  Mujska    (in  Neu- 

Grenada  ) 

Kovnwales     kusga.    Kora       .     .    . 

Irisch       aime.  —         ... 

—  me.  Nddowessisch 

Yarura        •     . 

Mexikauisch 


Breiaghitcli  te. 


Wales 

irisch 


ye. 

ims, 
gai. 
uisce. 
bog. 

cac '  uile. 
cac '  eini. 


Algon  tisch 


chho. 

cufzö. 

ame. 

rmo. 

mene. 

te. 

yye, 

inis. 

ga. 

isca. 

böge, 

kqk  eli. 

kak  ina. 


*)  S.  Srnüh.  BartorCs  New  views  oftheorigin  of 
the  tribes  and  narions  of  Amerika  (Philadelphia  1797 
M-  1798)  i^iit  interessanten  Benierk'ingen  über  alle 
diese  Gegenstände  und  reichhaltigen  Saiumlungen 
besonders  für  Nordamerikanische  .Sprachen.  —  Die 
gefundenen  ähnlichen  Laute  Kaukasischer  Sprachen 
sind  vornehmlich  folgende: 

Schwester:      Lesgisch     ahiessio,  Onondagos  (eine der 
6  verbünd.  Nat.  in 
Nord  -  Amerika  )     akzia* 
Tscherkass.  ne.  Quichua        .     .     .     ne. 

—  nata. 


Auge : 
Stirn: 


Haart 

Regen : 
Erde : 

Khlte: 


Kartalinski  toma. 

Lesgisch  kema. 
Tschet- 

schengski  latta. 

Leagiseia  Tohi. 


Katahba  fi.  Osten  d. 

nied.  Missisippi)  netaup. 
Woccons  (im  Süden 

der  verein.  Staat.)  tumme. 
Alconkins        .     .     ktmtwan. 


Quicima 
Brasilisch 


lacta. 
nrig. 


337 

Ten  Continentes  mit  den  bekannt  gewordenen 
Wörtern  Amerikanischer  verglichen,  olnid 
inelir  als  ein  vielleicht  blofs  zniälliges  Zusam- 
men'^reifen  ein  paar  einzelner  Wörter,  oder  auch 
nur  gleichbleibend  wiederkehrende  Ähnlichkeit- 
ten  eben  derselben  Sprachen  nachweisen  zu 
können.  , 

Besonders  nbei;  hat  man  die  grofse  körper- 
liche Ahniiclikeit  der  Tataren  mit  den  Nord- 
Amerikanern,  die  außerordentliche  Nähe  der 
Nordost  -  Asiaten  bey  Amerika,  wohin  sie 
gleichsam  nur  einen  Scliritt  zu  thun  hatten, 
luid  die  Verbindung  beyder  W'elttheile  durch 
eitle  fast  luiunterbrochene  Reihe  von  Inseln, 
als  Gegenstände  besonderer  Aufmerksamkeit 
geltend  gemacht,  oder  begreiflich  mehrere  der 
angeführten  Meinungen  unter  mancherley  Mo- 
dificationen  verbunden  *). 


Mond :  Lesgiscli      muts.       Mexikanisch     .     .     tmtztli. 

^tli  ist  Endung.^ 

Sicin:  —  teb.  Karaibisch         .     -.     i'.bou. 

daselbst:  Karialinski  ika.         Dclawarisch  .     ika. 

Aber  die  Spiacrien,  wclrhe  dieses  Lesgische  umfafst, 
sind  selbst  «:anz  verschiedene,  wie  aus  KlaproÜCi 
kritischen  Untersuciiuiigen  eriiellet. 

*)  Der  Eiitwickeluns  und  Priilung  aller  jener  ein- 
fachen oder  zusanuiien  gesetzten  Ansichten  sind 
Smith  Bartons  eben  angef.  Views,  mid  sind  uieii^e; 
Untersuchungen  über  Amerika  s  Bevtdktrung  aus  dem  al- 
ten Co  nt  in  ente  (Leipz.  »gio)  gewidmet.  Ich  habe  da- 
bey  ihre  Urheber  und  deren  Schriften  genannt,  auch 
Vergleichungen  einer  Menge  von  Wörtern  aus  Ameri- 
kanischen Sprachen  und  denen  des  alten  ContinenttiS 
auch  entferntv^ren  z.  B  des  Fninischen  Stammes  (die 
niciit  unbedeutende  Summe  der  letzteren  verringert 
sich  bey  dein  Blick  auf  die  vieleriey  verglichenen 
Amerilianischen)  beygefngt.  Zu  den  dort  angeführten 
Bey  spielen  unvorietziicher  Fahrten  nach  Amerika  ge- 


338 

Und  aus  allen  jenen  Ähnlichkeiten  und  See- 
fahrten  der  Nationen  ergibt  sich  gleichwohl  auf 
keine  Weise  mehr  als  die  unbestreitbare  Mög- 
lichkeit: dafs  die  Bewohner  der  Westküsten  Afri- 
ka: s  und  Eurepa's  und  der  Ostküste  Asiens  Beiträge 
zur  Bevölkerung  Amerikas  geliefert  haben  können. 
Das  Gewicht  der  Gründe,  welche  für  diese  Mög- 
lichkeit sprechen,  ist  zu  stark,  als  dafs  sie  jemahlg 
übersehen  werden  dürfte. 

Sind  Menschen  Malayischen  Stammes  auf 
die  Südsee -Inseln,  ja  bis  nach  Oweihi,  gekom- 
men, wovon  der  über  alle  Zweifel  erhobene  Be- 
weis in  dem  deutlichsten  Zusammentreffen  der 
Sprachen  liegt,  und  hat  .man  eine  Menge  von 
Beyspielen  unglaublicher  Fahrten  in  elenden 
Fahrzeugen  über  ungeheure  Strecken  des  wei- 
ten Meeres:  so  ist  es  selbst  mehr  als  möglich; 
wahrscheinlich  ist  es,  dafs  dem  fast  rings  vom 
Meere  umflossenen  Amerika,  auch  auf  diesem 
Wege  von  irgend  einer  Seite  irgend  einmahl  An- 
kömmlinge zugeführt  worden  seyn  mögen;  und 
diese  Wahrscheinlichkeit  wächst  mit  den  Ähn- 
lichkeiten der  Völker  und  der  Häufigkeit  ihrer 
Seefahrten. 

Aber  selbst  wenn  sich  irgendwo  so  unbe- 
streitbare Belege  von  Wörtern  des  alten  Conti- 
nentes  in  dem  neuen  fänden,  dafs  sich  an  der 
Abkunft  derselben  aus  Einer  Quelle  gar  nicht 
zweifeln  liefse:  so  würden  zwar  unzweifelhafte 
Facta  des  Überganges  solcher  Menschen  nach 

Ame- 


hört  auch  das  bey  Gumilla  a.  a.  O.  T.II.  S.Qoß.  9.,  dafs 
eine  Barke,  die  von  Teneriffa  nach  einer  andern  Cana- 
riichen  Insel  segeln  wollte ,  an  die  Trinitäts  -  Insel  am 
Ausflüsse  des  Orinoko  getrieben,  dort  landete. 


Amerika  da  stehen:  jedoch  keinesweges  noch 
irgend  eine  Sicherheit,  dafs  diefs  mehr  als  blo> 
fse  Einwirkungen  mehr  oder  weniger  zahlrei~ 
eher  Ankömmlinge  auf  eine  schon  vorgefundene 
Bevölkerung  seyen ,  und  dafs  es  nicht  mehrere 
Quellen  solcher  Einwirkungen  gegeben  habe. 

Und  so  steht  nach  allen  diesen,  seit  der  Ent- 
deckung von  Amerika  gemachten  Erklärungsver- 
suchen nur  erst  durch  Beobachtungen  der  neue- 
sten Zeit  der  Satz  fest: 

im   östlichsten   Norden   von   Amerika,     in 
Grönland  und  an  der  Küste  von  Labrador, 
wie    auf    seiner   westlichen,    Asien    nahen 
Küste  wohnt  Ein  Volk,    und  ist  Ein   und 
und  dasselbe  Volk  mit  den  Bewohnern  der 
Nordost  -  Küste  Asiens  und   der   zwischen 
beyden  Welttheilen  liegenden  Inseln. 
Welch     eine      ungeheure    Ausdehnung     Eines 
Stammes!      Dafs  Eskimos,    die    Nachbarn    und 
Stammverwandte   der   Grönländer,     an  andern 
Puncten    der    Nordküste    Amerika's    gefunden 
worden  sind,    war  eine  Frucht  der  Reisen  Eng- 
lischer   Länderforscher  ;     auch    Grönländische 
Wörter  hatte  man  dort  bemerkt,    deren  Zusam- 
mentreffen nicht  dem  biofsen  Zufall  zugeschrie- 
ben werden  konnte,    aber  auch  nicht  mehr  als 
die  eben  berührte  Art  der  Einwirkung  bewies. 

Jetzt  ist  der  vollständigste  Beweis  geführt, 
dafs  die  Tschuktschen  in  Nordost-Asien  -) ,  die  Be- 
wohner der  Nordwest-Küste  von  Amerika  und  der 
zwischen  liegenden  Inseln  Eine  Sprache  mit.  den 

,  *)  Nähmlicli  eile  Sidfitscher  Tschuktschen,  wie 
wir  sie  ietzt  nach  den  Wörtersamnilungen  in  Saryt- 
schew's  Reise,  sten  Theil  (Petersb.  181 »,  welche 
bald  iibersetzt  aus  dem  Russischen  erscheinen  wird) 
unterschtjiden  können. 

Mirhnd.  JII.  Y 


54^ 

Grönländetn  reden.  Auf  eine  bevvimderiiswLirdige 
Weise  hat  sich,  unter  von  einander  so  entfernten 
Zweigen  eines grofsenStammes,einesolcheGleich- 
heit  der  Sprache  erhalten,  dafs  über  die  Identität 
der  Abstammung  nicht  melir  Frage  seyn  kann.- 

Die  Belege  dieser  Gewifsheit  gibt  ihr  so 
scharfsinniger  als  gliicklicher  Urheber  in  den 
Nachträgen  zum  Mithridates  "•');  andere  zu,  wo 
möglich,  noch  vollständigerer  Überzeugung  von 
diesem  so  gewissen  als  merkwürdigen  Factum, 
von  mir  aufgesucht  aus  eben  den  neuen  Hülfs- 
mitteln,  aus  welchen  jene  noch  weit  augen- 
scheinlichere flössen,  mögen  hier  stehen: 


Grönländiscli 
jEskimo 


Tschügazzi.f) 
Kadjak. 


Gott 
J3ruac 


ßum 
angcjuk 


Schwester  noia,nuka\\\') 

I  neiaga 

Mädchen 


jMensch 


hillik 


killik 


Tschuktscheii 
Sidiitscher. 

iKotschu- 
jn  scher. 


\mchluktih 


aßauin        .     . 

againi 
atmciigaha 

annegaka 
alkaka         .     .      najägak. 

elkaga  \  nagaka, 

achajach 

achojogak 
schuk     .     .     . 

schuh, 
ingaläk       .     . 

ingelak. 


apanagak. 


Kurilen :     hamui 

Sachalin :  **)   ha 

Kuljiisclii;    acha 

tt) 


Alcutcn:   ayag 


Kurilen:   ük. 


*)  Nähmlich  zvi  Bd.  I.  S.  567.  t)  Tschugazzi  an  dem  Meerl 
<rleiches  Nahuiens ,  der  Insel  Kadjak  gegen  über,  von  wo  sie^abs 
naen  sollen,  um  den  60°  N.  Br.  und  zwischen  145  —  150°  W.  L 

**)  Sachalin,  sonst  auch  Tschoka  genannt,  Halbinsel  östlicl 
dem  Ausflusse  des  Amur,  vf )  I^oljuschi,  wohnen  von  den  Chi 
ten-  Inseln  um  den  SS'^  N.  Br.  bis  fast  zur  Behrings -Strafse  herai 

***)  Auf  den  Aleuten:  agi,  auf  den  Kurilen:  kiki,  auf  Sach 
f/Ä;,  bey  denTungusen:  akl  Oi\er  aha.  vjv)  Tungusisch:  nokwm 
nokun-aschadka;  letzteres  ist  ein  Zusatz,  der,  auch  an  den  Ausc 
für:  Kind,  gesetzt:  Weiblichkeit  bedeutet. 


54 1 

Grönläncllsch 

Tschugazzi. 

Tschuktschei 
Sidätscher. 

Eskimo 

Kadjak. 

Kotschu- 
juscher. 

e 

kingak        .    , 

knak       .     .     . 

chynga. 

kingaA 

knaaka 
gnaga. 
kank. 

chunga  •) 

Aleuten :  angu. 

' 

siut  .... 

schiutüchka 
tschudik. 
tschjutuchka. 

'schiutuk    .     . 

—         tutuschik. 

ungit      .     .     . 

,     ungit 
ugnit. 

UgJVt. 

Jen 

toko        .     .     . 

tok-ok        .     . 
tokorschokok. 

tokok. 

:n 



konijgaga 

konukaka  **) 

—         kingotahok. 

ner 

/fa/Ze-i     .     .     . 

kallik.         .     . 
kahchtok. 

. 

Kenai  '*'):   kuktatl. 

1 

iaj'ai     .     .     . 



chajak  f  )       . 

Aletuen:    ilijah. 

kajak 

chajachpak. 

Norton-Slrafse:  cajak. 

kejanakau 



kanjukakok      . 

Aleuten:    kinakak. 

n 

hUk        .     .     . 



Kamtschatka;   kikka. 

■ 

immak  .     ,     .  ■ 

immak        .     . 
imak 

mok. 

imak. 

i 

hook       ... 

kuik        .     .     . 

kiuk\\). 

kOQk 

kuik. 

sikko      ,     .     . 

tschikok. 

dkko       . 

tschikoh 

tschikuta. 

kakkak        .     . 

ingek      ... 

kangak  \\\) 

Aieuten :    aigih» 

kakkak 

ingejek. 

ijurak         .     . 

uigak. 

kihertak      .     . 

kükechtouak. 
kakechtak. 

1 

?auik      .     .     . 



tschawükü. 
tschavik. 

'schavikak. 

mannik       .     . 

manni.  •)            1 

mannU:        |          manik.          \                               1 

*)Kamtschatschii:    MkMo  od.  kiking ,   bey  den  Jukagiren ;  j^rngn/, 

Ijjongla.     **)  Kamtschatka:  hanimchd.      ***)   Die  itenai  wohnen 

21-  Bucht  ihres  Nahmens  über  den  Tschugazzi. 

T)  Auch  bey  den  Samojeden  amMangasea  heifst  der  Kahn:  Acjüä. 

•j-r)  Kamtschatka  r  Ayg,  kyig  oder  kigk,    Samojedisch:  kyge. 

fff )    Kamtschatka:   hingekhan.       *)    Samojedisch  auch:     inanni 

bst  Eathniscli  mimna). 

V    2 


Höchit  wichtig  ist  dieses  Factum.  Nicht 
Möglichkeit,  sondern  schlagende  Gewifsheit  ist 
der  Übergang  der  Asiaten  nach  Amerika,  oder 
der  Amerikaner  nach  Asien,  nicht  blofs  zu  den 
Kämpfen,  zu  welchen  jährlich  Tschnktschen  die 
oegen  über  liegende  Küste  von  Amerika  betre- 
ten: nein,  es  ist  ausgemacht,  dafs  die  Bevölke- 
rung sowohl  des  Ostens  und  Westens  von  Nord- 
Amerika,  als  des  Nordöstlichsten  Asiens  Eine 
und  dieselbe  ist. 

Nur  aufjene  Facta  also  bauen  wir  diese  Ge- 
wifsheit: aber  liohe  Wahrscheinlichkeit,  welche 
gelehnt  an  jene  Gewifsheit,  noch  höher  steigt, 
sprach  schon  längst  für  einen  engen  Zusammen- 
hancT  zwischen  Nordost-Asiaten  und  Nord-Ame- 
rikanern überhaupt. 

Die  Vergleichung  dieser  mit  jenen,  nähm- 
lich  die  Vergleichung  anderer  Nord -Amerika- 
ner, als  jene  Eskimos  an  den  Küsten  sind,  der 
Jägervölker  ,  welche  Nord  -  Amerika  durch- 
streifen, mit  Nordost- Asiatischen  Nationen, 
mit  Tataren  undTungusen,  erzeugte  jene  Wahr- 
scheinlichkeit. Versetze  sich  der  Geist  meiner 
Leser  unter  diese  wilden  Nord  -  Amerikaner, 
z.  B.  in  und  hinter  Kanada;  aus  den  Beschrei- 
bungen ihres  Seyns  und  Wirkens  trete  vor  die 
Erinnerung  jeder  Zug  ihres  Bildes:  vollständig 
wird  man  dieses  Bild  in  der  folgenden  Be- 
schreibung erblicken : 

Schwarz  und  gerade  ist  das  JTaar,  der  Bart 
dünn,  bey  Vielen  gar  nicht  vorhanden.  Star- 
ker Haarwuchs  an  andern  Theilen  des  Körpers 
ist  so  selten,  dafs  er  für  Wirkung  des  Teufels 
eilt,  Gefühl  und  Gesicht  sind  fast  unglaublicli 
scharf.  Viele  sind  an  den  Backen,  der  Stirn, 
dem  Kinn  auf  versclücdene  Weise  tattuirt.     Die 


34-5 

Frauen  sind  nicht  fruchtbar,  wenig?  Mütter  ha- 
ben vier  Kinder.  Jene  haben  leichte  Geburten, 
und  werden  nach  denselben  vier  Wochen  als 
wnrein  betrachtet.  Ihre  kleinen  Kinder  traf^en 
sie  in  kleinen  Behältnissen  in  zeriMebenem,  mul- 
migen Holze  ,  mit  ein  paar  Pelzlappen  be- 
deckt. Jagd  oder  Fischfang  sind  ihre  Beschäfti- 
gung und  die  Quelle  ihrer  Nahrung,  jene  im 
Winter,  dieser  im  Sommer.  Pleisch  und  Fi- 
sche verzehren  sie  geräuchert  oder  an  der  Luft 
getrocknet,  ohne  weiteres  Kochen.  Beyder 
Nahrungszweige  wegen  schweifen  sie  in  den 
Waldungen  ihrer  ungeheuren  Wildnisse  bestän- 
dig umher,  und  bleiben  kaum  länger ,^  als  ein 
paar  Tage,  an  Einem  Orte.  Meistens  schwär- 
men sie  so  in  einzelnen  Familien  umher,  bleiben 
aber  auch,  mit  andern  Stammgenossen  zusam- 
men trefiend,  für  einige  Zeit  in  ihrer  Gesell- 
schaft, um  sich  ohne  Umstände  wieder  zu  tren- 
nen, und  dann  auch  ein  anderes  Mahl  von  neuem 
eben  so  zu  verbinden. 

Aber  aus  der  Beschreibung  der  Tungusen 
sind  alle  diese  Züge  Wort  für  Wort  entlehnt  =•=), 
und  sie  sind  der  sprechendste  Beweis  der  gröfs- 
Ten  Ähnlichkeit  zwischen  diesen  Nordost- Asia- 
ten und  jenen  Nord- Amerikanern,  nicht  blofs 
in  ein  paar  einzelnen  Gebräuchen,  nein  in  dem 
ganzen  Charakter  der  Lebensweise  selbst,    ver- 

*)  S..  GeorgVa  Beschreibung  tler  Natioiien  tles 
Russnchen  Reichs  ,  S.  509  —  325.  Es  ist  dabey  von 
deiu  gröfseren  Tbeile  der  Tongusen  die  Rede,  wei- 
che, ahne  irgend  ein  Rsnnthier  zu  besitzen,  blofs 
von  der  Jagd  und  dem  Fischfange  leben.  Diese  Ton- 
gusen sind  Nachbarn  der  Korjaken,  letztere  und  die 
Xo/sc/!z/J/^<:t7(/st7ie;Tschuktscken  sind  nach  ihren  Spra- 
chen die  aufs  engste  verwandten  Völker. 


344 

folgt  bis  iii  das  Innere  ihres  Hauswesens  *).  Und 
dieis  sind  dieselben  Nordost -Asiaten,  von  de- 
nen, wie  oben  bemerkt  ward,  Volney,  fünf 
Chinesische  eben  nach  Philadelphia  gekommene 
Tataren  (in  der  weiteren  Bedeutung  dieses  Wor- 
tes) mit  Nordamerikanischen  Wilden  verglei- 
chend, spricht:  Die  Ähnlichkeit  der  Tataren 
mit  den  Nordamerikanischen  Wilden  ist  Allen 
aufgefallen,  die  beyde  gesehen  haben;  von  de- 
nen Augenzeugen  der  Beschaffenheit  von  Nord- 
ost-Asien sagen:  Nach  allen  Nachrichten,  die 
ich  von  den  Eingebornen  von  Kanada  gehört 
oder  gelesen  habe,  gibt  es  kein  Volk  in  der  W^elt, 
dem  sie  so  ähnlich  sind,  als  den  Tungusen  **). 

Bedarf  es  einer  anderen  Annahme,  um  zu 
erklären,  wie  von  solchen  Stammvätern  in  Nord- 
ost-Asien Volker,  wie  die  jetzigen  Amerikani- 
schen Wilden,  ausgehen,  sich  so  zerästen  konn- 
ten, wie  diese  sich  zerästet  haben,  und  über- 
haupt das  werden  mufsten,  was  sie  sind?  Hin- 
gezogen fühlt  man  sich  zu  der  Überzeugung, 
dafs,  wenn  Menschen,  wie  die  geschilderten, 
in  früher  Zeit,  wo  man  in  diesen  Gegenden  noch 
nicht  die  Bedürfnisse  und  Lebensweise  indefs 
weiter  zur  Civilisation  fortgeschrittener  Stamm- 

.  *)  Wörtlich  stimmt  jene  Beschreibung  der  Be- 
handlung der  kleinen  Kinder  mit  Long's  Voyages  and 
travels  (Lond.  1791)  S.  54.  überein.  Ein  Znaammen- 
treffen  in  eo  vielen  Umständen  ist  nicht  blofs  vona 
Zufall  und  der  Gleichheit  der  Local- Verhältnisse 
erzeugt. 

'  **)  Voyage  de  Mr.  Antermony  ^  Gentilhomme  a  l'a 
SHite  de  ['Ambassadeur  de  la  Russie  a  Chine.  J.  BelVs 
Travels  from  St.  Petersburgh  in  Russia  to  various  parts 
of  Asia  (Edinb.  1788- )  Vol.  1.  S.  280.  Man  vergleiche 
auch  Humboldrs'  angeführte  Erklärung,  dafs  „das 
Menschengeschlecht  keine  einander  nähere  Racen  habe, 
als  die  der  Amerikaner,  der  Mongolen  und  Mantchu." 


345 

verwandten  und  Nachbarn  kanute,  wo  noch  nicht 
mächrige  Reiche,  wie  China  und  Riifsland,  auf 
den  Zustand  jener  Bewohner  der  Wihlnisse  ein- 
gewirkt hatten  ;  wenn  damalils  solche  Menschen 
von  dort  übergegangen  waren  in  das  so  nahe 
Amerika:  so  konnten  diese  die  Stammväter  der 
jetzigen  Amerikanischen  Vv^ildenvveTden,  eben 
so  gut  wie  Tschuktschen  ge\vifs  von  Einem 
Stamme  sind  mit  den  noch  nördlicheren  Be- 
wohnern der  neuen  Welt.  Wer  möchte  in  den 
schwachen  furchtsamen  Eskimos  an  deräufsersten 
ISiordküste  von  Am.erika  die  Stammg^env0ssen  der 
kriegerischen  Tschuktschen  erkennen,  und  dock 
sind  sie  augenscheinlich  so  nahe  verwandt,  und 
der  Zn>,tand  jener  ist  selbst  erklärlich  aus  ihrer 
Zersprengung.  Auch  wenn  jenes  Zusammen- 
treffen der  Lebensv/eise  und  Körperbeschaften- 
heit  der  zunächst  unter  jenen  Eskimos  \vohnen- 
den  Nordajnerikanischen  Jägervölker  mit  den 
Tungusen  nicht  so  vollständig  und  schlagend 
wäre:  sie  könnten  sich  durch  veränderte  Local- 
\'erhältnisse  verändert  haben,  und  doch  zusam- 
men hängen.  Ich  rede  aber  nicht  blofs  von  den 
Tungusen  und  ihren  noch  jetzt  bekannten 
Stammgenossen,  sondern  von  allen  ähnlichen 
Völkern  jener  Wildnisse  in  Nordost-Asien,  die 
eine  gleiche  Lebensart  führen,  oder  vielleicht 
vor  den  jetzigen  Tungusen  in  eben  denselben 
Gegenden  führten.  Und  man  wende  nicht  ein 
die  Verschiedenlieit  der  Sprachen  Amerika's, 
den  Mangel  aller  Hausthiere  bey  den  dasigen 
Wilden  und  aller  Viehzucht  wenigstem^  in  der 
ganzen  nördliclien  Hälfte  der  neuen  Welt, 

Wer  vermag,  die  Umstände  zu  berechnen, 
unter  welchen  Völkerhorden  aus  dem  einen 
Welttheil  in  den  andern  kamen  ?    Hunde  fanden 


34<5 

sie  in  Amerika  nicht  oder  nur  wenige.  Erfolgte 
der  Übergang  solcher  Menschen  in  der  gleich- 
sam an  einander  hängenden  Kette  von  Insel  zu 
Insel,  wo  man  vom  Fischfange  leben  mufste:  so 
wäre  die  Vernachlässigung  auch  jenesHausthieres 
be-Jreiflich  genug.  Auch  der  Tunguse  mochte 
einst  so  gut  als  gar  keine  Hausthiere haben:  da 
die  Benennungen  derselben  in  seiner  Sprache 
fehlen,  und  die,  welche  sie  haben,  aus  fremden 
Sprachen  entlehnt  sind  '•').  Dafs  den  Nord- 
Amerikanern  Viehzucht  fehlt,  kann  theils  an  der 
Seltenheit  zähmbarer  Thiere  liegen,  theils  ist 
die  Frage,  ob  die  Einwanderung  in  Zeiten  er- 
folgte, wo  die  der  Viehzucht  gemeiniglich  vor- 
her gehende  Jagd -Periode  wenigstens  in  diesem 
Norden  Asiens  schon  vorüber  war,  oder  ob  nicht 
jene  Asiaten,  wenn  ihre  Vorältern  die  Viehzucht 
gekannt  hatten,  in  Wildnisse  zurück  gedrängt, 
und  durch  die  gewaltsamsten  Veränderimgen 
davon  entwöhnt,  sie  beym  Übergange  selbst 
wirklich  nicht  mehr  hatten,  und  bey  dem  Auf- 
enthalte auf  Küsten  und  Inseln  von  jedem  Ge- 
danken an  Zähmung  und  häusliche  Benutzung 
der  Thiere  entwöhnt  wurden.  Wie  mancherley 
Schwierigkeiten  der  Viehzucht  und  Zähmung 
der  Thiere  auch  in  Süd -Afrika  entgegen  stan- 
den, hat  Lieh lenst ein  in  seiner  angeführten  Reise 
gezeigt  und  weiter  auszuführen  versprochen. 
Wenigstens  die  Süd- Amerikaner  „haben  gegen 
die  Milch  einen  entschiedenen  Abscheu"  -•■*): 
wie  mancherley  andere  Umstände,  die  in  der 
bey  Übergängen  der  Völkerhorden  aus  Asien 
nach  Amerika  voraus  zu  setzenden  langen  Zeit- 
reihe eintreten  konnten,  mag  die  Dunkelheit 
der  Vorzeit  und  die  Unbekanntschaft  mit  allen 

*)  Mithrid.  Th.  I.  8.528-     **)  Äzara  a.  a.  O.  S.  246. 


347 

Local- Verhältnissen  verbergen.  Hat  doch  der 
nördlichste  Amerikaner  auch  nicht  die  Renn- 
thierzucht,  welche  die  nahen  Stammverwand- 
ten, die  Tschuktschen,  mehr  als  irgend  eine 
andere  Nation  ciiltiviren  gelernt  hat. 

Haben  diese  Tschuktschen  auf  die  auffal- 
lendste Weise  mit  jenen  Bewohnern  des  äufsersten 
Nordens  von  Amerika  so  augenscheinlich  einer- 
ley  Sprache  behalten:  so  folgt  daraus  nicht,  dafs 
andere,  vielleicht  einzelner,  über  die  Inseln 
übergegangene  Horden  die  Spuren  ihres  Ur- 
sprunges und  Zusammenhanges  in  ihren  Spra- 
chen eben  so  treu  und  sichtbar  bewahren  mufs- 
ten.  Blieben  jene  isolirter,  umgeben  von  Ge- 
genständen eben  der  Art,  als  sie  vorher  gehabt, 
ohne  das  ßedürfnifs  neuer  Benennungen;  und 
wurden  dagegen  diese  vielen  Veränderungen 
ausgesetzt,  und  bald  umgeben  von  mancher- 
ley  früher,  schon  veränderten  oder  von  andern 
Stämmen  ausgehenden,  vielleicht  eingebornen 
Völkern:  so  wird  selbst  jene  Sprachverschieden- 
heit  ursprünglicher  Stammgenossen  begreif- 
lich. Und  wer  wollte  noch  verzweifeln,  dafs 
nicht  unter  den  sehr  vielen  Amerikanischen 
Stämmen  zwischen  demMissisippi  und  demGila, 
von  denen  wir  wohl  wissen,  dafs  sie  verschie- 
dene Sprachen  reden,  aber  ohne  diese  näher 
zu  kennen,  noch,  wo  nicht  eine  so  vollkom- 
mene Sprachverwandtschaft  ,  wie  jetzt  erst 
zwischen  Tschuktschen  imd  Grönländern  ent- 
deckt worden  ist,  doch  wenigstens  manche,  den 
Asiaten  nähernde  ,  auffallende  Sprachähiüich- 
keiten  aufgefunden  werden  mögen?  V^ürden  sie 
indessen  auch  nicht  aufgefunden:  so  entbehrt 
die  Überzeugung  von  der  hohen  Wahrschein- 
lichkeit des  Zusammenhanges  Nordwest- Ameri* 


S48 

kanisclier  unä  Nordost- Asiatischer  Völker  zwar 
dieses  Beleges  der  Gewifsheit,  aber  das  Gewicht 
der  übrigen  Gründe  bleibt  ungeschwächt,  und 
die  Voraussetzung,  dafs  jene  Völker  auf  diese 
Weise  das  wurden,  was  sie  noch  sind,  den  zu  er- 
klärenden Umständen  vollkommen  angemessen. 
Unter  den  folgenden  ähnlichen  Lauten  Ame- 
rikanischer und  Nordost- Asiatischer  Sprachen 
mag  ein  grofser  Theil  gerade  hin  für  ein  zufälii- 
ges^^Zusammentreilen  gelten,  ziimahl  je  gröfser 
die  örtliche  Entfernung  der  Nationen  ist,  die 
diese  Laute  gebrauchen.  Ob  unter  den  übrigen 
nicht  so  entfernten  Völkern  wenigstens  ein  An- 
fang sich  zeigender  Sprach venvandtschaft  ge- 
fanden sey,  mag  unentschieden  bleiben,  bis 
vielleicht  diese  Winke  genauere  Untersuchungen 
der  verglichenen  Sprachen  veranlafst  haben. 

Vater:  Vilela,  im  Westen  des  P;iragiiay,     .     .  op. 

Koiowskiscli  und  Assanskisch,    an  der 

Osiscite  des  Jenisei, op. 

Mutter:  Tuscaror..;,  eine  der  C  verbündeten  Na- 

tionen  in  Nord- Amerika,       .     .     .  a?mh. 

Tungusiscb «"ßc. 

Grönlandisch ananak, 

Tatariscli  ^na  od.  anakai. 

Sohn:  Am    Pcnobskot,      an     der    Nordgränze 

der  verein.  Staaten  , navmn. 

Samojedisch nioma. 

Bruder:  Quichua  in  Peru      . Imaquey. 

Tungusisch  und  Lamuiisch      .     .        akki  od.  aki. 

Illinois,  zwischen  Missisippi  und  Ohio 

{mein  Bruder), rii^"- 

Samojedisck         . neLa. 

Mann:  Tuscaroras nehcts. 

Kalmücken "ököf. 

Weib:  Tuscaroras kateocca. 

Tatarisch ^'(^dxli. 

Kind:^  Narragansets,   in  der  Bay  dieses  Nah- 

mens,  die  Rhode  Island  umschliefst  pappoos. 

Koiowskisch pap. 

Dela  warisch         nüsc/j. 

Samojedisch  nürschu. 

Mensch:         In  Akadien kasona, 

Ostiakisch    • kassee. 


549 

In  Neu -England peechten. 

SaiTJOJedisch         patsch. 

TaraJiumariscIi,  im  Norden  TOn  Neu- 

Mexico,        jachcala. 

Jukagiriscli  an  der  Lena jongla. 

Kataliba,    an    der    Ostseite    des   untern 

Missisippi neetooh. 

KalmiitJcisch         nidun. 

Mahikuntiiscli  inNew-York.  und  Mas- 

sacliuset         ketksq. 

Tatarisch kus. 

Brasilisch         dua. 

Imbazkisch,    ein  Ostiaken. Stamm   am 

Jt-nisei,  dees. 

Chilesen pilun, 

Osriaken pit. 

Huastekisch,  im  Nordosten  von  Mexiko,  ^cal. 

Nach  Spanischer  Aussprache.  *) 

Mongoliscli cha/ga.; 

in  Yiikatan cal. 

Kalmückisch. chol. 

Quichua       .........     kalla  od.  kalli. 

Mongolisch  und  Kalmückisch        .     .     kyle,  keien. 

Karibisch  inigne. 

Tiingiisisch ingni. 

Tarahumarisch '  .     .     etsc/iaguala. 

Tjtarisch     .     ♦ sagcd  od.  sa/ial, 

Kaliriückiseh         sachy/, 

Huastekiscli fiyic. 

Mongolisch      ...........  tac/ioi. 

Sabipokonisch,  im  Osten  von  Peru,     gunaipuime. 

Anf  Knrilischeu  Inseln puim. 

Karibische   Weibersprache        ....  nire. 

Mongolisch ,  nyre. 

In  Yiik-Ttan kaba. 

Bey  den  Mantschu Aebou. 

In  Neu- England com. 

Tatarisch  kun, 

Tarahumarisch  taica. 

Korakiscli        tüikät, 

Arn  wakisch  in  Guiana cattehee, 

Kurilisch kitta. 

Huastekiscli ot. 

Tatarisch oda. 

Algonkins,  Delawaren,  Chippeways,  alank. 


*)  Man  wird  übrigens  nach  [den  Ländern,  unge- 
fähr unterscheiden,  was  nach  Russischer,  Engli- 
scher, u.  s.  w.  Aussprache  aufgefafst  ist.  Künftig 
wird  es  jedes  Mahl  angezeigt. 


550 

Stern : 
Wind : 
Tag: 
Jahr: 
Wasser: 


Meer  t 
Flufs: 
I'euer : 
Stein  t 

Banni: 

Holz: 

Rinde: 

Feld: 
Getraide  I 
Tis<^^ : 


Federt 
Berg : 

Haus : 
Brot : 


Kotow  «tisch        aLrtjean. 

Assanskisch a^aL 

Honiagua  am  Maraiion         .     .     ...     .  ehuctu. 

Ostiakisch ^at. 

Yarura,  westlich  vom  Orinoko,'     .     .  <^»« 

KtiriUsch         ..........  doh. 

Quidma huafa. 

0.sfi:>kisch        ^loet. 

Mexikanisch         «''^' 

Wogulisch  in  Tübolsk «.gfA 

Delawarisch         ^^i'. 

In  Neu -Schweden h]' 

Samojedisch  *^'' 

Norton -Strafse  .     .     .     .     .     .     •     •  mcoe, 

Tunsusisch "7a. 

Mexikainscli •  "'V«""- 

Jakutisch  au  der  Lena bajagal. 

Vilela '(fi^- 

Tatarisch         . ^del. 

Brasilisch        . 'afa- 

O'-tiakisch fat. 

Mexikanisch         tetf. 

Kora  in  Neu -Mexiko teteti. 

Tatariscli ff^'- 

Mossa,  in  der  Mitie  von  Süd- Amerika,  jucuchu 

Ostia»,  isch >c/^ 

Chippewaviscli        mitttc, 

Saraoiedisch rnide. 

Quichua cara. 

Ostiakiscli fiar. 

Tatarisch         f^a^ry. 

Ylaxtx coniico. 

Jakutisch chonu. 

Kora  für  Mais y^i""- 

Tatarisch  für  Rocken        aryt, 

Kochiniisch  in  Kalifornien       ....  cahal. 

SaiTiojedisch         kual. 

0«tiakisch kul. 

Pokonchi  im  Süden  des  Mexikanischen 

Reiches ^ar. 

Samojedisch         karre. 

Mobiuia  im  Osten  von  Peru         .     .     .  bilau. 

Tatarisch balyk^ 

Tarahumarisch lupa/a, 

Tungiisisch iepero. 

Mexikaniscli         *     •     •  tepetl, 

(tl  ist  Endung.) 

Tatarisch  f^pe-_ 

Mexikanisch         C"^'''- 

Wogulisch ^a^- 

Cliikkasah    an    der  Ostseite   des  untern 

Missisippi Mv./oo. 


351 

PompokoIIi,  an  dar  Westseite  des  Jenisei,  kotta. 

In   Yucatan      .     ,     .     .     .     ...     .     .     .  zac. 

Mongolisch     ..,..-....  zagan. 

Deiavvarisqh         suckeu. 

Sainoiedisch         sage. 

C!liiesi^cll curi. 

Tatai-isch         Aara. 

Chippewayisch         achib. 

Tarariscli aschil. 

IVIbaya,  an  der  Westseite  des  Paraguay,  am, 

Woguliscli am. 

WaiKuriscli  in  Kalifornien  * )      .     ,     .  bi, 
MongoliscJi,  Mandsclmrisch  und  Tun- 

gusiscli bi, 

Delawaviscli  ' ni, 

Muskohge,    an  der  Ostseite  des  Missi- 

sippi aneh  u.  aiUKli. 

Pirnas,  im  Norden. von  Neu  -  Mexiko,  ani. 
Chiquitos,  an  der  Westseite  des  obern 

Paraguay, ni. 

Mexikanibcli  ne. 

Algoiikiscli ni. 

Mongolisch ni, 

Tiingusisch nai. 

Motoren  ,     z-wischen    Samojeden    und 

Tataren, .  ne. 

Hnastekisch tata. 

Jukagiriscli tat. 

Chippewayisch njin, 

Osiiakiscli  u.  Wogulisch      .     .     .     nan,  nin,  non. 

Galibisch  tcrL 

Samojedisch te.rtm. 

Mahikannisch aschta, 

Lannitiscii attschci, 

Totonakisch,    im  Osten  von  Mexiko,  ento. 

Tarariscli onda. 

Algonkisch mandadihi, 

TatariscJi,  für:  liier,         munda. 

Lille,  im   Westen  des  Paraguay,      .     .  czt. 

Tataiisch  ust. 

Tarahumariscii  alt. 

Wogulisch .  all. 

Chilesisch        hula. 

O'^tiaki'^ch kolim. 

Totonakisch  tati. 

Samojediscii         ttiti. 


*)  Hervas  will  Sprach  ähiilichkeiten  zwisclieti 
Kalifornien  und  den  Tataren  bemerkt  haben,  \v;ihi- 
scbeinlich  sind  die  hier  und  bey:  Fisch,  benierkteji 
Fälle  senieint. 


Aber  kamen  Asiaten  nach  Amerika,  nicht 
umgekehrt  Amerikaher  nach  Asien  .?  so  dafs  letz- 
teres die  Ursache  des  Zusammenhanges  zwi- 
schen beyden  wäre.  Diefs  ist  nicht  blofs  an  sich 
möglich  erschienen:  wahrscheinlich  hat  es  Jef- 
ferson  durch  Gründe  zu  machen  gesucht,  wel- 
che auf  die  Menge  der  Sprachen  in  Amerika  ge- 
baut sind  *  ).  Man  finde,  wenn  man  die  Spra- 
chen der  Völker  Amerika's  und  Asiens  nach  ih- 
rer wahrscheinlichen  Abstammung  ordne,  im- 
mer zwanzig  verschiedene  in  Amerika  gegen 
Eine  in  Asien,  nähmlich  so  verschiedene,  dafs 
die  Aehnlichkeit  zwischen  ihnen  ganz  verloren 
ist.  Nun  sondere  sich  zwar  in  einigen  Jahrhun- 
derten ein  Dialekt  von  dem  andern;  aber  eine 
ungeheure  Zeitlänge  sey  erforderlich ,  um 
selbst  die  Spuren  ihres  gemeinschaftlichen  Ur- 
sprunges zu  verwischen.  Diese  lange  Zeit-Pe- 
riode also  sey  bey  den  Amerikanischen  Sprachen 
voraus  zu  setzen,  eine  weit  gröfsere,  als  bey 
den  Asiatischen;  jene  seyen  älter  als  diese,  und 
Amerika  also  früher  bevölkert  gewesen  ,  als 
Asien. 

Diese  Gründe  würden  zu  viel  beweisen.  In 
den  feuchten  Ufergegenden  des  Orinoko,  wel- 
che die  Jugend  ihrer  Befreyung  von  Wasser 
verkündigen,  aber  bewohnt  sind  von  Menschen, 
die  eine  Menge  von  radical  verschiedenen  Spra- 
chen reden,    müfste   das   überwiegend  höchste 


*)  Notes  on  die  State  of  Virginia  (Lond,  1787) 
S.  160  ff,  —  Nicht  diese  Beziehung  haben  Gi/y's  aus 
der  Armuth  und  Einfachheit  vieler  Amerikanischen 
Sprachen  hergenommene  Gründe  für  die  Höhe  des 
Alters  der  Bevölkerung  von  Amerika,  auch  kann 
dieselbe  daraus  noch  nicht  gefolgert  werden. 


355 

Alter  dieser  Sprp^chen  voraus  gesetzt  werden, 
wenn  jene  Gründe  bänden,  und  nicht  die 
schnelle  Zerastung  der  noch  an  keine  feste  Re- 
gel gefesselten  Sprachen  in  einander  ganz  un- 
ähnlich werdende  Zweige  bey  der  Zerstreuung 
roher,  nur  noch  die  ersten  iNaturbedürfnisse 
benennender  Horden  hinlänglich  motivirtj  und 
auch  anderwärts  durch  eine  Menge  von  Beyspie- 
ien  belegt  wäre.  Z.  B.  nicht  blofs  unter  den  Sa- 
mojeden  und  ähnhchen  Völkern  in  Nord -Asien 
sind  sich  die  Sprachen  einzelner  Stämme  auch 
so  gut  als  ganz  unähnUch  geworden,  ohne  dafs 
defshalb  diese  Völker  schon  eine  so  ungeheure 
Zeitlänge  dort  gesessen  haben  müssen,  als  die 
Verschwendung  fast  jeder  Ähnlichkeit  ihrer 
Sprachen  unter  andern  Verhältnissen  erfordern 
mag:  sondern  selbst  in  Ländern,  deren  Bewoh- 
ner Cultur  an  einander  und  an  den  Boden  bin- 
det, z.  B.  in  Esthland  und  in  Deutschen  Wald- 
gebirgen reden  oft  nachbarliche  Dörfer,  jedes 
gleichsam  eine  andere  Sprache,  nicht  blofs  ver- 
schieden durch  die  Aussprache  sehr  vieler  Wör- 
ter, sondern  auch  oft  durch  ganz  andere  Benen- 
nungen nicht  weniger  Gegenstände:  die  Zer- 
streuung dieser  Menschen  in  endlose  Wildnisse, 
die  Aufhebung  aller  Communication  zwischen 
ihnen,  das  um  desto  häufigere  Hinzukommen 
seit  der  Zerspaltung  entstandener  Ausdrücke 
und  Verscliwinden  der  ehemahligen  gemein- 
schafflichen,  würden  ihren  Dialekten  bald  das 
Ansehen  eigenthümlicher,  durchaus  verschiede-, 
ner  Sprachen  geben.  *) 

*)  Ein  merkwürdiges  Beyspiel  des  Verannens 
tler  Sprache  bey  in  Wildnissen  getrennten,  fort- 
dauernd ganz  isolirten  Wenigen  s.  in  den;  Nach- 
richten über  Kalifornien  S.  176. 


554 

In  Nord -Amerika  sind  alle  die  angedeute- 
ten Ursachen  vorhanden,  um  eine  völlige  Tren- 
nung der  Sprachen  seiner  zerstreuten  Bewohner 
zu  erklären:  und  kennen  wir  denn  alle  jene 
Sprachen  irgend  genau  genug,  um  zu  behaup- 
ten, dafs  sich  nicht  noch  zerrissene  Fäden  des 
Zusammenhanges  wieder  an  einander  reihen, 
und  sich  nicht  viele  dieser  Sprachen  eben  so  auf 
eine  gemeinschaftliche  Quelle  der  Entstehung, 
oder  wenigstens  zu  einer  dauernden  Berührung 
hinführen  lassen,  als  eben  solche  Fäden  bey  dem 
Sanskritt,  Griechischen,  persischen,  Germani- 
schen und  Slawischen  gefunden  worden  sind,  ob 
sie  wohl  lange  für  durchaus  verschiedene  Spra- 
chen gehalten  waren.  Um  der  Sprachen  willen 
haben  wir  also  nicht  nöthig,  den  Ursprung  des 
gezeigten  Zusammenhanges  Asiatischer  und 
Amerikanischer  Völker  aus  Amerika  abzuleiten. 

Gewichtvolle  Gründe  führen  uns  nach 
Asien,  um  die  Quelle  dieses  Zusammenhanges 
dort  zu  suchen,  besonders  die  Strömungen  und 
Bewegungen  der  Nationen,  welche  in  früherer 
Zeit  offenbar  auf  der  ganzen  Nordost  -  Seite 
Asiens  Statt  gefunden  haben. 

Kriege  und  Anhäufungen  der  Menschen- 
menge in  noch  nicht  bebaueten  Ländern  zeigt 
die  Geschichte  als  die  Ursachen  des  Umher- 
schwärmens  der  Nationen.  Kriege  der  Ameri- 
kanischen Horden  mögen  immer  geführt  worden 
seyn,  aber  von  einem  dadurch  veranlafsten  gro- 
fsen  Aufbruche  vieler  Nationen  ist  in  Amerika 
keine  Spur.  Entweder  wir  setzen  in  Amerika 
in  der  frühesten  Zeit  eine  ganz  andere  Be- 
schafienheit  der  Länder  und  seiner  Bewohner 
voraus,  als  irgend  jemand  jemahls  dort  ge- 
'  funden  hat,  und  als  auch  nur  irgend  eine  Spur 

dort 


355 

dort  vermuthen  läfst  *) :  oder  besonders  letztere 
Veranlassung  der  Strömungen  der  Nationen  hat 
dort  nicht  Statt  gefunden.  Es  ist  höchst  wahr- 
scheinlich, dafs  sie  von  x\siens  bekannter  Men- 
schenfiille  ausgegangen  sind,  nicht  aus  der 
Menschenleere  beyder  Amerika.  **) 

Fast  blofs  auf  dem  grofsen  Plateau  ron  Me- 
xiko'und  in  manchen  Theilen  von  Süd- Amerika 
fand  man  eine  sehr  zahlreiche  Bevölkeruncr. 
Wir  lassen  jetzt  Süd- Amerika.  —  Die  ungeheu- 
ren Strecken  von  Neu-Mexiko  und  Neu-Bis- 
caya  waren  im  sechzehnten  Jahrhundert  noch 
weniger  bewohnt,  als  sie  es  jetzt  sind,  und  jetzt 
kann  man  im  Durchschnitt  auf  die  Ouadrat- 
Lieue  kaum  neun  Menschen  rechnen  **").  In 
Mexiko  und  Peru  selbst  v/urden  die  Menschen 
in  einer  sichtbaren  Jugend  aller  Local -Einrich- 
tungen und  in  erst  vor  ein  paar  Jahrhunderten 
entstandenen  verbindenden  Reichen  gefunden, 
während  in  Asien  dasMenschengeschlecht  schon 
durch  lange  Perioden  vielfacher  Veränderim<yen 
durchgegangen  war.  Würde  es  in  Amerika  so 
viel  weniger  zahlreich  scyn  ,    wenn  es  dort  älter 


*)  Die  Voraussetzung  einer  Criiheren  Halb-Cul- 
tur  auf  liiehreren  Puncten  von  Amerika,  die  wir  nö- 
thig  fanden,  ist  nicht  Voraussetzung  der  Umstände 
für  ein  Uaiherströmen  der  Völker. 

**^  Von  dieser  Menschenleere,  zum  Theil 
auch  ihren  Ursachen  siehe  Gumilla  a.  a.  O.  T.  II. 
S.  12a  fF.  u.  Si6  ff.  HumhoJdrs  Ansichten  der  Natur, 
S.  11.  25.  153.  Ess.  poiit.  S.  285.  Azara  a.  a.  O. 
S.  17.  Nachi"ichten  von  Kalifornien,  S.  91.  IT.  Char~ 
levoix  im  angef.  Journal  d'un  voyage  dans  TAmeV, 
sept.  T.  V.  S.  66.  Volnefs  angeführtes Tableau,  T.  IL 
S.  464.  65. 

***)  Humboldts  Essai  polit.  S.Qo. 
Miihrid.  III.  Z 


35Ö 

wäre,  als  in  Asien  r"  Also  das  Unwalirschein- 
lichste  ist,  dafs  die  in  beyden  Wehtheilen  be- 
findlichen Menschen  Eines  Stammes,  Einer  Le- 
bensweise aus  Amerika,  die  Jiöchste  Wahrschein- 
lichkeit, dafs  sie  aus  Asien  kamen. 

Auch  selbst  Besonderheit  des  körperlichen 
Charakters  übergegangener  Asiaten  ist  begreif- 
licher in  Amerika,  als  es  im  umgekehrten  Falle 
seyn  würde,  nirgends  in  Asien  auch  nur  eine 
Spur  mitgebrachter  Eigenthümlichkeiten  der 
Amerikanischen  Rage  zu  finden,  welche  gewifs 
mit  den,  nicht  erst  seit  dem  Übergange  entstan- 
denen Local- Verhältnissen  zusammen  hängen, 
also  wenigstens  zum  Theil  nach  Asien  mit  über- 
ö-e^rangen  scyn  müfsten,  wohl  aber  sich  bey  und 
durch  den  Übergang  der  Asiaten  in  die  dortigen 
Local  -  Verhältnisse  so  ausgebildet  haben  kön- 
nen, wie  sie  jetzt  gefunden  werden. 

JNoch  eine  wichtige  Begründung  der  Über- 
zeugung, dafs  der  gemeinschaftliche  Stamm 
Asiatischer  und  Amerikanischer  Völker  in  Asien 
zu  suchen  sey,  liegt  in  der  gröfseren  Bevölke- 
runcr  der  Westküste  von  Nord -Amerika,  und 
in  der  Richlimg  der  Strömungen  Nord.amerikani- 
scher  Völker.  Die  Erwägung  besonders  des 
letzteren  Umstandes  wird  noch  mehr  dazu  bey- 
tragen,  um  auch  die  letzte  der  aufgeworfenen 
Fragen  zu  beantworten,  nähmlich:  wie  die  Ame- 
rikaner das  wurden,  was  sie  zur  Zeit  der  Erobe- 
rung waren  und  noch  sind. 

Als  die  P^uropäer  Nord- Amerika  in  Besitz 
nahmen,  fanden  sie  den  westlichen  Theil  dieser 
Länder  weit  dicker  bevölkert,  als  den  östlichen. 
Diefs  sagen  alle  frühe  Besucher  Amerika's,  und 
längst  ist  diefs  Argument  gebraucht  worden,  um 
ichon  aus  ihm  allein  die  Bevölkerung  Amerika's 


357. 

von  Asien  her  zu  behaupten.  Mögen  viele  Völ- 
kerstämme ,  schon  zerstreut  und  zerspalten 
bey  dem  Durchgange  durch  Wildnisse,  an  der 
Ostküste  gewohnt,  und  erst  seit  der  Festsetzung 
der  Europäer  von  da  westwärts  gedrängt,  sich 
an  den  Ufern  des  obern  Missisippi  und  des  Mis- 
suri  gehäuft  haben;  mag  das  Klima  der  Ost- 
kiiste  verhäknifsmäfsig  kälter  seyn,  als  das  der 
Wesdcüsie :  immer  ist  die  Anhäufung  der  Men- 
schen an  dieser  ein  Grund  mehr  für  die  Behaup- 
tung, dafs  sie  die  Quelle  wenigstens  eines  Thei- 
ies  von  der  Bevölkerung  Nord- Amerika's  war, 
und  dafs  diese  auf  die  Weise  leichter  aus  Asien 
abgeleitet  werden  kann,  als  es  umgekehrt  wäre, 
anzunehmen,  dafs  die  zahlreich  bevölkerte  West- 
küste sowohl  der  Ostküste  Amerika's  als  Asien 
Einwohner  gegeben,  oder  selbst  die  ihrigen 
von  der  Ostküste  der  neuen  Welt  bekommen 
hätte. 

Alle  die  Nordamerikanischen  wilden  Na- 
tionen waren  wandernde.  Die  Richtung  der 
Strömungen  aller  derselben  zu  ihren  nachmahli- 
gen  oder  gegenwärtigen  Sitzen  ist,  nach  wun- 
derbar übereinstimmenden  Traditionen,  von 
Nordweiten  her,  von  da  theils  nach  Süden, 
tl^eils  nach  Süd  -  und  Nordosten  gegangen. 
So  behaupten  wie  die  Muskohge,  auch  die  Chik- 
kasah,  wie  die  Mahikans,  so  die  sechs  Natio- 
nen, dafs  sie  über  den  Missisippi  aus  Westen 
oder  Südwesten  gekommen.  Die  Bewohner 
von  Neu  -  England  sahen  den  Südwesten  als 
ihr  ursprüngliches  Vaterland  an,  und  hofften, 
nach  ihrem  Tode  dahin  zurück  zu  kehren. 
Von  Norden  vom  rothen  Flusse  des  Winni- 
pie-Sees  südlich  an  den  Missuri  gedrängt  woh- 
nen die  Poncars  und  Chvennes,    einst  respec- 

Z    2 


558  • 

table  Nationen  *}.  Die  Völkerschaften  in  Cina- 
loa  am  Kalifornischen  Meerbusen,  von  ihrem 
Missionär  Ribas  sorgfältig  über  ihre  Herkunit 
befraget,  versicherten  alle,  nahmentiich  auch 
die  Ahome  undGuayave,  einstimmig,  dafs  aus 
ihren  von  andern  Völkern  im  Kriege  eroberten 
Ländern  ihre  Vorältern  aus  dem  Norden  einge- 
wandert seyen  **).  Von  fast  alkn  Völkern  des 
grofsen  Plateau  von  Mexiko  sagen  alle  ihre  frü- 
heren Schriftsteller,  ihre  Traditionen  und  ihre 
historischen  Hieroglyphen,  dafs  sie  einst  nörd- 
licher wohnten,  und  sie  weisen  die  Züge,  be- 
sonders der  Tolteken  und  Azteken  (oder  Mexi- 
kaner) bis  über  den  Flufs  Gila,  der  unweit  des 
Einflusses  des  Rio  Colorado  in  den  Kalifornischen 
Meerbusen  um  den  34°  in  jenen  fällt,  und  die 
Ruinen  der  erwähnteri  beyden  Casas  grandes  als 
Aufenthalts-  Örter  ihrer  Züge  nach. 

Auch  ist  die  gegenwärtige  Lage  der  Nord- 
amerikanischen Völker  unter  jenen  Voraus- 
setzungen sehr  erklärlich.  Wäre  die  Westküste 
selbst  und  für  sich  die  Quelle  der  Bevölkerung 
eines  grofsen  Theiles  von  Amerika  gewesen:  ihre 
Bewohner  würden  sich  früher  in  bleibenden 
Wohnsitzen  zu  einiger  Civilisation  erhoben  ha- 
ben. War  aber  die  Westküste  einst  der  Weg 
zu  verschiedenen  Zeiten  durchgehender  Hor- 
den, die  theils  dort  sitzen  blieben,  thcils  sich 
über  die  östlichen  Länder  verbreiteten,    theils 


*)  Lewis^s  und  Clarkes  Reise  an  den  Missuri, 
übersetzt  in  Dippold  und  KötJie's  allgein.  histor.  Ar- 
chiv, B.  I.  H.H.  S.  177.  188- 

**)  Andr.  Perez  de  Bibas  historia  de  los  trium- 
phos  de  nuestra  eanta  fee  (Madrid  1645)  B.  I.  C.  VI. 
S.  10.    B.  in.  C.  IlL  S.  145. 


55^ 

südlicher  zogen:  so  pafst  sich  cLizu  ganz  der  Zu- 
stand, in  welchem  die  Westküste,  und  über- 
haupt Nord -Amerika  gefunden  worden  ist.  In 
der  Kette  von  Gebirgen,  welche  die  Westseite 
von  Amerika  auch  dort  durchlaufen,  vereinzel- 
ten sich  die  durchgehenden  Völkerstämme,  und 
titatt  dafs  die  Bewohner  der  Westküste  sich  vom 
Fischfange  nähren,  wurden  die  Gastlich  ziehen- 
de» Stämme  Jagdvölker,  «chon  bevor  sie  der 
Ostküste  näher  kamen,  an  welcher  sie  damahls 
ein  wenig  mehr  civilisirt  geworden  zu  seyn 
scheinen, ;  als  sie  es  seit  ihrer  Zurückdrängung 
von  derselben  sind.  Südlicher  ziehende  Stämme 
konnten  sich,  nach  Osten  gewendet,  zwischen 
demMissisippi  und  Rio  delNorte  verbreiten  und 
ansiedeln,  oder  ganz  nach  Süden  gehen,  wo  sie 
weder  in  Kalifornien,  in  welchem  sich  nr.r  flie 
hende  Völker  defshalb  verloren  haben  und  dort 
geblieben  seyn  können',  um  desto  sicherer  vor 
den  sie  vertreibenden  Feinden  zu  seyn*),  noch 
in  Neu -Mexiko  und  Neu-Riscaya,  fruchtbare 
Gegenden  und  Anlafs  zu  bleiben  fanden,  und 
überhaupt  nicht  eher ,  als  auf  der  grofsen 
Bergebene  von  Mexiko.  Hier  hatte  die  Natur 
gleichsam  selbst  einen  Ruhepunct  gegeben. 
Die  grofse  Anhäufung  den  Menschen,  in  dersel- 
ben, die  mehr  als  dreyfsig  radical  verschiedenen 
Sprachen,  welche  bey  der  Eroberung  des  Mexi- 
kanischen Reiches  dort  geredet  wurden,  sind 
nur  dann  erklärlich,  wenn  dorthin,  nach  ein- 
ander zu  verschiedenen  Zeiten  folgend,  mancher- 
ley  Völkerströmungen  kamen,  Nationen  von 
verschiedener  Art  und.  Abstammung,  oder  durch 
vielerley  Umstände  eines, langen  Umherschwei- 

*)  Nachrichten  über  Kalifornien  »  S.  99. 


36o 

fens  veränderte  Völkerstämme  dort  zusammen 
gedrängt  wurden,  vielleicht  von  Süden  wie  von 
Norden  einströmende  Völker:    so  wie  auch  ein 
einic^er  Mafsen  vergleichbares  Zusammentreffen 
vonVölkern  und  Sprachen  verschiedener  .Art  in 
Klein -Asien  Statt  fand,   nach    den  Zügen  der 
Völker  dahin,    theils  von  Thracien  her,    theils 
aus  Armenien  und  Syrien;   nur  dafs  diese  Züge 
nicht  durch  solche  ungeheure  Wildnisse  erfolg- 
ten,    wie    die    zur    Bevölkerung    der    Gebirgs- 
ebene  von  Mexiko,  Anahuak  genannt:    oder  so 
wie  der  Kaukasus  mancherley  Überbleibsel  dort 
sitzen    gebliebener   Theile   von   vorbey-    oder 
durchgezogenen    Nationen   enthält.      Dafs   wir 
von  den  Zügen  der  Völker  von  Norden  herab 
an  der  Seite  von  Kalifornien  nicht  mehr  Spuren 
finden,  nicht  Überbleibsel  der  durchgegangenen 
Völker:    wer  wollte  daran   einen   Anstofs  neh- 
men? Zeigt  uns  etwa  die  Nordküste  des  schwar- 
zen Meeres,    zeigen  uns  Bessarabien,  die  Mol- 
dau und  Wallachey,  oder  auch  die  Gegend  von 
Aquüeja  und  Triest  noch  Spuren  und  Überbleib- 
sel der  Hunderte  von  Völkerzügen,  welche  durch 
sie  zur  Bevölkerung  Europa's,    oder  zur  Uber- 
strömung  der  schon  besetzten  Länder  mit  neuen 
Bewohnern    erfolgten?      Oder   haben    sie    uns 
etwa  Nahmen  erhalten,    welche    die  durchzie- 
henden Völker  in   ihren    Sprachen    einzelnen 
Gegenden   beylegten?     und    haben   wir   mehr 
Recht,    zu  erwarten,   dafs  Tollan   und   andere 
Nahmen  der  Wohnsitze  der  Tolteken  jetzt  noch 
wieder  aufgefunden  würden? 

Vielleicht  dafs  auch  Züge  von  dem  Pla- 
teau von  Mexiko  weiter  nach  Süden  herab  er- 
folgten. Die  Verbreitung  der  Mexikanischen 
Hieroglyphen  und  Sprache  bis  zum  10°  nörd- 


5^1 

lieber  Breite  *)  ist  ein  Beleg  dazu.  A''ielleicht 
dafs  die  Strahlen  eines  Centrum  älterer  Cultur, 
von  wo  die  künstlichen  Spracheinrichtungen  in 
Peru  und  am  Orinoko  ausgingen,  über  Ana- 
huak  fortgepflanzt  wurden,  und  dafs  jenes  Cen- 
trum in  Ländern  zu  suchen  ist,  von  weichen  aus 
auch  ähnliche  Strahlen  nach  Grönland  und  an 
den  Hudsons -Flufs  gesendet  werden  konnten. 

VVelcherley  abwechselnde  W^irkungen  und 
Gegenwirkungen  der  Völker  auf  einander  mö- 
gen in  diesem  \veiten  Welttheile  seit  der  Grund- 
legung seiner  Sch-icksale  erfolgt  seyn,  zumahl 
wenn  den  ursprünglicheren  Bewohnern  von  Zeit 
zu  Zeit  von  mancherley  Seiten  her  neue  An- 
kömmlinge zugeführt  wurden,  an  der  Ostküste 
aus  der  Mitte  der  durch  ihre  Seefahrten  bekann- 
ten Nationen,  an  der  Westküste  etwa  Seeräu- 
ber, welche  die  entgegen  gesetzte  Küste  Asiens 
vielleicht  schon  längst  hatte ,  oder  Trümmer 
Mongolisch  -  Chinesischer  Flotten. 

Ob  nicht  die  in  das  nahe  Nord  -  Amerika 
übergehenden  Asiaten  auch  dort  schon  Bewoh- 
ner vorfanden;  ob  nicht  Süd-Amerika  seine  ei- 
genthümlichen  Bewohner,  entweder  dort  ent- 
standen, oder  weit  früher  dahin  gekommen, 
schon  hatte  —  wer  wollte  diefs  entscheiden? 
wer  den  dichten  Schleyer  heben,  welcher  die 
ältesten  Schicksale  der  neuen  Welt  überdeckt? 
Ob,  als  schon  die  Welt  Menschen  hatte,  noch 
Nord  -Amerika  mit  Asien,  vielleicht,  wie  man 
gemeint  hat,  Süd- Amerika  mit  einem  andern 
\Velttheile  zusammen  gehangen  habe:  darüber 
.iibt  es  ganz  und    gar   keine  ßejahungsgründe, 

* )    Siehe    Hervas.    Saggio    pratico     delle    lingue  . 

S.  72. 


5Ö2 

Ist  die  vegetabilische  Schöpfung  ge'wifs  eine 
eigene  in  jedem  Welttheile  :  so  mag  es  auch  die 
thierische  seyn,  obwohl  von  25  Kamtschadali- 
schen  Landthieren  17  in  Nord- Amerika  gefun- 
den werden,  und  viele  Amerikanische  Thiere 
sich  bestimmt  und  in  bestimmter  Reihenfolge 
von  dem  nördlichen  Amerika  aus  im  südhchen 
ausgebreitet,  und  selbst  die  Spuren  des  We- 
ges, den  sie  einschlugen,  gelassen  zu  haben 
scheinen  *).  Wir  übergehen  die  Fragen  über 
die  Möglichkeit,  die  ganze  thierische  Schöpfung 
beyder  Amerika  auf  die  der  alten  Welt  zurück 
zu  bringen:  mit  dem  Menschengeschlecht  ist 
es  etwas  anderes.  Diefs  zusammen  zu  führen 
entweder  zu  einer  Quelle,  oder  zu  so  vielen 
Stämmen,  als  sich  wahrscheinlich  machen,  oder 
es  in  seiner  Zerästung  zu  beobachten,  hat  ein 
anderes  Interesse,  und  hat  andere  Merkmahle, 
worauf  sich  dabey  bauen  läfst. 

Auch  die  Beschaffenheit  der  Bevölkerung  in 
Süd -Amerika  ist  ein  wichtiger  Gegenstand  der 
Jlrwägung.  Dort  sind,  wo  möglich,  noch  mehr 
Wildnisse  ,  noch  mehr  und  ausgedehntere  sum- 
pfige Steppen  um  die  Ufer  ungeheurer  Ströme 
oder  wasserlose  Ebenen  **),  dort  ist  noch  mehr 
Sprachverschiedenheit;  die  Spuren  älterer  Cul- 
tur  finden  sich  nur  in  dem  oberen  Theile  der 
oft  schmalen  westlichen  Meeresküste,  und  be- 
sonders auf  den  Rücken  benachbarter  hoher 
Gebirge. 

Die  Identität  der  Rage  der  Süd-  und  Nord- 
Amerikaner  ist  zwar  von  Vielen  behauptet  ***), 

*)   Azara  a.  a.  O.  S.  149. 
**)  Azara  a.  a.  O.  S.  i^^.  15. 
***)  S.  oben,, 5.30911. 


56> 

aber  aiicli  von  Männern  von  Gewicht,  wie  Clavl- 
gero ,  gerade  hin  geläugnet  worden,  der  —  er 
selbst  in  Amerika  geboren  —  ihre  Verscliieden- 
heit  zu  grofs  findet,  als  dafs  er  sie  auf  Einen 
Stamm  zurück  zu  fi.ihren  vermöchte.  Hervas 
vermuthet  wegen  des  Mangels  fast  aller  Spracli- 
ähnlichkeit  dasselbe  *).  Schwer  ist  die  Entschei- 
dung bey  Völkern  von  der  verschiedensten  Art 
und  Lebenssitte,  und  bey  der  Wahrscheinlich- 
keit, dafs  auch  mancher  Beytrag  zur  Bevölke- 
rung der  Küsten  von  auswärt^  her  gekommen 
seyn  könne.  Wir  durchdringen  auch  hier  niclit 
den  Schleyer  der  Vorzeit. 

Aber  da  auf  sehr  hohen  Bergrücken  die  äl- 
testen Denkmähler  dortiger  Cultur  und  dieRuhe- 
puncte  der  frühesten  Sagen  sind,  da  anderwärts 
Sumpfländer  an  den  jetzt  fast  unzugänglichen 
Gipfeln  ihrer  Gebirgswände  bildliche  Darstel- 
lungen zeigen,  die  kaum  anders  als  bey  einem 
andern  Niveau  desThaies  dahin  gekommen  seyn 
können:  ist  da  nicht  der  Bück  von  selbst  ge- 
führt auf  eine  andere  einstige  Beschaffenheit  die- 
ser Länder,  als  Amerika  bereits  bewohnt  wurde? 
Schon  Darwin  schlofs  aus  der  gröfsern  Höhe  der 
Berge,  der  gröfseren  Kälte  der  respectiven  Kli- 
mate  und  aus  dem  geringeren  Grade  der  Stärke 
der  Thiere  und  der  Ausbildung  der  Bewohner 
auf  eine  gröfsere  Jugend  des  Amerikanischen 
Bodens.  Wenn  dieses  auch  in  dieser  Ausdeh- 
nung eine  unerweisliche  Hypothese  wäre,   we- 

*)  Proleg.  ad  Vocab.  poligloto,  S.  51.  Aritnie- 
tica  delle  nazioni,  S.  95.  —  Dafs  Guaicuren  am  Pa- 
raguay und  in  Kalifornien,  unweit  von  jenen  Yameoa, 
unweit  von  diesen  Yuuiaa,  dafs  Guainia  inSonora  und 
in  Veragua,  Guama  am  Orinoko  v/ohnen,  ist  noch 
kein  Beweii  der  Identität  dieeer  Völkerschaften. 


nigstens  die  Südamerikanischen  Grasfluren  müs- 
sen zum  Theil  erst  später  hervor  getreten  seyn  aus 
ehemahligen  Seen.  Vielleicht  dafs  ein  beträcht- 
licher Theil  von  Amerika  erst  später  bewohn- 
bar wurde. 

Um  desto  erklärlicher  wird  der  Zustand  der 
zahllosen  Nationen  im  Innern  von  Süd  -  Ame- 
rika,  die  zum  Theil  selbst  bekennen,  dafs  sie 
nicht  die  ursprünglichen  Einwohner  ihrer 
Wohnsitze  sind,  wenn  sie,  dahin  einst  theils 
von  den  Inka,  theils  von  den  Cariben,  hierauf 
von  den  Europäern  zurück  gedrängt,  und  dabey 
in  den  Wildnissen  mannigfaltigst  zerästet,  das 
wurden,  was  sie  jetzt  sind.  Wenn  die  Missio- 
nen der  Jesuiten  in  der  Provinz  Popayan,  unter 
andern  Völkern,  vorzüglich  auch  unter  den 
Quaquas,  Paes  und  Timanaes  errichtet  waren, 
und  wir  Quaquas,  Paos  und  Tamanacas  am 
Orinoko  erblicken  '•'):  wächst  da  nicht  die 
Wahrscheinlichkeit  jener  Vermuthung?  so  wie 
durch  die  Vergleichung  der  vielen  Nationen  mit 
ganz  verschiedenen  Sprachen  in  einer  den  Ein- 
wirkungen der  Europäer  bisher  eben  so  wenig 
als  das  Innere  vom  obern  Süd- Amerika  ausge- 
setzten, und  zum  Zufluchtsorte  der  Unabhängig- 
keit geschickten  Gegend,  an  den  Ufern  des 
obern  Missisippi  und  des  Missuri,  welche  Na- 
tionen sich  wahrscheinlichst  auch  dort  erst  zu- 
sammen gedrängt  haben,  und  sich  ohne  Zweifel 
in  ihrer  Abstammung  zum  Theil  nahe,   schon 


•)  Auf  Karten  der  Histoire  generale  des  Voya- 
ges  finde  ich  auch  die  Avanes  und  Salivas  westli- 
cher. Wohnten  sie  wirklich  daniahls  dort:  so  diente 
auch  diefs  zur  Bestätigung  dieser  Ansicht,  Dafs  die 
Guama  wahrscheinlich  aus  wesdicheren  Gegenden 
4£azuen>  hat  Gily  bestimmt  bemerkt. 


vorher,  bey  ihrem  Umherschweifen  bis  zum 
Aufenthalte  in  anderen  Gegenden,  und  dann 
zwischen  und  an  jenen  Flufsgestaden  un- 
ter mancherley  Wechsel  ihrer  Schicksale  und 
Nachbarschaften  in  Wildnissen  so  zerästet  ha- 
ben müssen,  dafs  auch  in  ihren  Sprachen 
nicht  mehr  Spuren  ursprünglicher  Vereine 
übrig  sind. 

Dagegen  erscheinen  die  Guaranies,  verbrei- 
tet über  die  gröfsere  Hälfte  des  mittleren  Süd- 
Amerika,  überall  noch  als  nahe  verwandte 
Stämme;  selbst  in  mancher  Zerstreuung  haben 
sie  die  Gewähr  ihrer  einstigen  engen  Verbin- 
dung in  der  Gleichheit  der  Sprache  behalten. 
Eng  und  fixirt  mufs  der  Verein  gewesen  seyn ,  so 
dauernd  fixirt,  dafs  es  auch  der  ganze  Umfang 
ihrer  Ausdrücke  und  Sprachformen  geworden 
war,  bevor  manch e'Stämme  von  ihnen  getrennt 
wurden.  Diefs  führt  auf  ihren  ruhigen  Auf- 
enthalt in  ihren  Wohnländern  und  auf  einen 
bleibenden  Zusammenhang  dieser:  von  der  gro- 
fsen  Nation  der  Guaranies,  zu  bekannt  durch 
die  Furchtsamkeit  ihres  Charakters,  als  dafs  ihre 
Verbreitung  kriegerischen  Unternehmuiigen  und 
Verdrängungen  anderer  Völker  zugeschrieben 
werden  könnte,  und  von  den  kräftigeren  Ho- 
magua  möchte  wohl  Süd-Amerika's  ursprüng- 
lichere und  hauptsächlichste  Bevölkerung  abzu- 
leiten seyn,  neben  ihnen  von  ein  paar  anderen 
auch  verbreiteten  und  fest  sitzenden  Nationen; 
andere  aber  theils  eingewanderte  Ankömmlinge, 
theils  Zerästungen  in  ihrer  Gesammtheit  ver- 
schwundener Völker  oder  auch  von  jenen  früh 
getrennter  Stämme  seyn.  Ähnliche  Zerästun- 
gen und  ähnliche  Einwanderungen  von  Völkern 
müssen  im  höheren  Nord -Amerika  voraus  ge- 


366 

setzt  werden,  neben  der  Haupt- Nation,  zu 
der  die  Mahikans,  Chippeways,  Algonkins  ge- 
hören ,  deren  Stämme  sich  aber  unter  mancher- 
ley  ungünstigeren  Local- Verhältnissen  und  bey 
einem  unternehmcndeien  Geiste  etwas  früher 
und  etwas  weiter  von  einander  entfernt  haben, 
da  die  Verschiedenheit  ihrer  Ausdrücke  und  der 
Sprachbildung  gröfser  ist,  als  bey  den  Stämmen 
der  Guaranies,  und  deren  zersprengte  Äste  zum 
Theil  bis  zum  Missuri  verpflanzt  worden  seyn 
mögen,  wie  man  Beweise  davon  in  dortigen 
Sprachen  gefunden  hat. 

Die  meisten  dieser  Völker  stehen  jetzt  auf 
der  untersten  Stufe  der  bürgerlichen  Verfassung, 
zum  Theil  ohne  Begriff  von  Eigenthum,  fast 
noch  tiefer,  als  die  Völkerschaften  der  südlichen 
Hälfte  Afrika's,  bey  deren  Mehrzahl  ein  näheres 
Zusammentreten  der  Einzelnen  unter  sich  oder 
an  Oberhäupter  bemerklicher  ist  als  in  Amerika. 
W'^ir  machen  aus  jenem  Cultur -Zustande  nicht 
sogleich  einen  Schlufs  »uf  die  Jugend  der  Völ- 
ker; trüglich  genug  würde  er  z.  B.  bey  den 
Feuerländern  seyn,  deren  Vorfahren  wahr- 
{«cheinlichst  als  versprengte,  so  früh  dorthin  zu- 
rück'gedrängte  Menschen  anzusehen  sind,  dafs 
sie  in  ihren  einstigen  Wohnsitzen  noch  nicht 
einmahl  an  der  Art  von  Cultur  Antheil  genom- 
men hatten,  welche  die  auch  so  weit  zurück  ge- 
drängten Grönländer  mit  sich  in  ihr  noch  kälte- 
res Land  gebracht  haben  myogen.  Aber  wenig- 
stens Spuren  ihrer  Vorzeit  und  früher  gehabten 
Sitze  sind  bey  jenen  Afrikanischen  Völkern  vor- 
handen: in  Amerika,  besonders  dem  südlichen, 
sind  sie  alle  verwischt,  ist  nirgends  auch  nur 
eine  Tradition  über  Einflüsse  der  wenigen  Rei- 
che, die  sich  empor  gehobeÄ  hatten  (das  Mexi- 


367 

kanische  ungefähr  so  wie    das  von  Dahomey), 
auf  die  tieferen  und  entfernteren  Länder. 

In  Nord- Amerika,  am  Missuri  und  in  West- 
Florida  sind  noch  Anzeigen  neuerer  Zerästuna 
einiger  Völkerschaften:    wenn  und  wie  hat  sie 
dort,  wenn  und  wie  in  Süd -Amerika  aufgehört? 
wenn  und  wie  sich  der  jetzige  Zustand  der  Völ- 
ker fixirt?     Auch  die  kleinen  Völkerschaften  des 
alten  Griechenlandes  setzten  sich  neben  einander 
fest,  aber  noch  nicht  so  getrennt  durcJi  Sprach- 
verschiedenheit und  unter  ganz  andern  Verhält- 
nissen,   als  in   den  Amerikanischen  V^ildnissen 
Statt  finden.      Die  Völkerschaften  in  Senegam- 
bien  haben  sich  in  einander  geschoben,     aber 
nicht  Jagdvölker,    sondern  Landbebauer,    zwar 
beweglich,    weil  der  fruchtbare  Boden  überall 
die  leicht^  Nahrung  darbiethet,  aber  die  Stamm- 
verwandten einander   bey  abwechselnder  Spal- 
tung näher  bleibend,    weil  sich  ihre  Sprache  in 
einem  schon   vorherigen,    dauerhaften  Zusam- 
menleben fixirt  haben  mufs.     Die  Völker  in  Süd- 
Afrika,  auch  zertheilt  in  Stämme,  wandernd  und 
ohne  feste  Verbindung,  haben  sich  nicht  in  dem 
Grade  zerästet,  wie  in  Amerika,    denn  überseh- 
barer sind  die  Steppen   ihrer  Züge,    gleichsam 
verwachsen   in   seinen.  Wildnissen,    mehr  und 
dauernder  getrennt  die  Zweige  Amerikanischer 
Völkerstämme.    Die  Nordost- Asiatischen  Jäf^er- 
völker  sind  sich  nicht  mehr  so  überlassen,  wie 
die  meisten  Amerikanischen  in  ihren  Wildnissen, 
und  gewöhnter  an  die  Verhältnisse  zu  ihren  Ge- 
biethern und  an  manche  Bedürfnisse  dieser;  und 
nicht  einmahl  sie  also  biethen   einen   vollkom- 
men passenden  Vergleichungspunct  dar.     Wir 
finden  fast  nirgends  diesen  Punct  zur  Verglei- 
^hung  jener Zerästung,  und  überhaupt  des  jetzi- 


368 

gen  Zustandes  der  Nord  -  und  besonders  der 
Südamerikanischen  wilden  Völker:  wenn  er 
nicht  etnva  in  den  zersprengten  Jägervölkern  im 
Norden  von  Indien,  die  Arrian  beschreibt,  oder 
auf  dem  Kaukasus ,  oder  vorzüglich  in  der  Aus- 
fviefsuns;  grofser  Völkerstämme  in  dunkler  Vor- 
zeit über  die  damahligen  Wildnisse, 'z.  B.  Foh- 
lens und  Germaniens,  zu  finden  ist.  Nur  die 
Völker,  welche  auf  dem  grofsen  Plateau  von 
Mexiko  zusammen  getroffen  waren,  mögen  sich 
einiger  Mafsen  mit  dem  Zusammentreffen  der 
erwähnten  Kleinasiatischen,  so  wie  auch  der  Ita- 
lischen Völkerschaften  vorRom's  Gründung  ver- 
gleichen lassen,  jedoch  auch  letztere  waren 
nicht  zunächst  in  solchen  Wildnissen  zerstreut' 
und  isolirt  ^vorden,  wie  wir  eine  solche  Zer- 
streuung und  Isolirung  vor  dem  Zusammentref- 
fen voraus  setzen  müssen,  um  den  Zustand  der 
Völker  Anahuaks  zu  erklären. 

Seit  der  Entdeckung  Amerika's  haben  je 
mehr  und  mehr  die  Besitzungen  und  Einwirkun- 
gen der  Europäer  den  weiteren  Strömungen  und 
Wanderungen  der  Amerikanischen  wilden  Völ- 
ker ein  Ziel  gesetzt,  und  ihre  Zusammendrän- 
gung in  innere  Länder,  ihre  Beschränkung  auf 
die  wildesten  und  der  Cultur  in  der  üppigsten 
Vegetation  entgegen  strebenden  Gegenden  ver- 
anlafst,  wo  sie  grofsen  Theils  in  einem  traurigen 
Zustande  leben,  gedrückter  durch  die  äufsere 
Lage  viele  Völkerschaften  im  höheren  Nord- 
Amerika;  roher  viele  Völkerschaften  an  den 
feuchten  Fluls- Ufern,  z.  B.  des  Orinoko  in  Süd- 
Amerika;  fast  alle  in  einen  melancholischen  Chau 
rakter  versunken;  häufig  im  Mangel  der  noth- 
wendigsten  Nahrungsmittel  ;  ohne  zahlreiche 
Naclikommenschaft,   zum  Theil  auch  dadurch, 


3^9 

dafe  bey  vielen  Südamerilcanischen  Völkern  die 
Mütter  ihre  meisten  Kinder  vor  oder  nach  der 
Geburt    vernichten  ;     nicht    blofs    geschvväclit 
durch  Krankheiten  und  innere  Kriege  des,  auch 
neben   ihren  fremden  Feinden,    ohne  Versöh- 
nung fortdauernden  National -Hasses,   sondern 
oft  fast  aufgerieben  durch  diese  grausamen  Krie- 
geszüge,   welche,    besonders  in  Süd -Amerika, 
nicht  die  Erwerbung  von  Unterthanen  oder  die 
Behauptung  eines  Herrschergebiethes    für    die 
Nation  oder  für  ein  um  sich    greifendes  Ober- 
haupt, sondern  nur  Mord  und  Raub  zum  Zwecke 
haben;    eines  ungeheuer  ausgedehnten  Jagdge- 
biethes   bedürftig,    um  genug  Wild   zu   haben, 
oder  zusammen  gedrängt,    und  desto  mehr  in 
Streitigkeiten,     selbst    des  Unterhaltes    wegen, 
verwickelt;  bey  ihrer  Lebensweise,  einer  stäten 
beschvv-erlichen  Jagd,    \vovon  ihre  Nahrung  bey 
nahe  allein  abhängt,  und  wozu  den  Nord- Ame- 
rikaner der  Absatz  des  Pelzwerks  an  die  Euro- 
päer einladet,  immer  unstät,  wild  und  zerstreut, 
auf  seine  eigenen  Kräfte  beschränkt  und  sie  mit 
Gefahr  aufopfernd,   unabhängig  und  unverträg- 
lich,   zu  Haufen,    aber  nicht  zu  Gesellschaften 
vereint,    ohne  Sinn   für  Erhaltung,    und  nicht 
angezogen  an  den  Boden;     und  doch    gröfsten 
Theils  zu  ohnmächtig,    um  sich  nach  Gefallen 
auszubreiten;  von  den  benachbarten  Europäern 
entweder  nur  geduldet,    oder  wenn  auch  in  ih- 
ren Gebirgen   und  Wildnissen  unüberwindlich, 
lind  in  ihrem  ursprünglicheren  Zustande  erhal- 
ten, wie  z.  B.  die  fünf  Nationen,  die  Apaches 
und  di-e  Patagonier,   doch  kaum  im  Stande  zu 
irgend  einer  gröfseren  Unternehmung,  alle  an- 
dere   bey    getheiltem    Interesse    ohne    Vereini- 
gungspuncte,  bey  dem  Gefühle  der  Einzelnen 


570 

für  das,  was  sie  einst  waren,  und  dem  Be- 
wufstseyn  persönlicher  Tapferkeit,  ohne  Kraft 
der  Erhebung  '•^). 


Von  Süden  fangen  wir  die  Betrachtung  der 
Amerikanischen  Völker  und  Sprachen  an,  theils 
weil  wir  eben  Afrika  abgehandelt,  und  angese- 
hene Gelehrte  an  einen  einstigen  Zusammen- 
liang  Afrika's  mit  Süd- Amerika  geglaubt  haben, 
wenigstens  aber  Beyträge  zur  Bevölkerung  der 
neuen  V^^elt,  von  Afrika  nach  Süd -Amerika 
übergegangen,  nichts  weniger  als  unwahr- 
scheinlich sind;  theils  weil  überhaupt  ein  gro- 
fser  Theil  der  Bevölkerung  Amerika's  von  Nor- 
den her  erfolgte,  und  die  ursprünglicheren  Ame- 
rikaner,  auf  diese  Weise  nach  Süden  gedrängt, 
in  diesem  Süden  entweder  überhaupt  oder  we- 
nigstens vorzüglich  und  weniger  gemischt  zu 
suchen  seyn  dürften. 

VVir  theilen  demnach  Amerika  also : 
1,   Süd- Amerika  mit  den  sich  dRT^Ln  schliefen* 
den  Inseln,  und  zwar: 

I.  die  Südspitze  im  Westen  bis  Chüi,   im 

Osten  bis  zum  Rio  de  Plata; 

II.  die  Ostküste  vom  Rio  de  Plata  und  Uru- 

aay    bis    zum  Ausflüsse    des   Maranon 
oder  Amazonen -Flusses  und  Para; 
ni.  Länder  am  Parana  und  der  Ostseite  des 
Paraguays  uj 

IV.   Läp- 


*)  Siehe  auch   Fo/ncy's  treffliche  Schilderung  im 
angeführten  Tableau ,  T.  II.  S.  479.  80. 


571 

IV.  Länder  an  der  Westseite  des  Paraguay 
bis  zu  den  sumpfigen  Steppen  und"" Ge- 
birgen im  nördlichen  Chaco^ 

V.  Küstenland  Peru; 

VI.  Länder  im  Osten   von  Peru  bis   gegen 

den  Ucayale  herauf; 
VIL  Länder  im  Osten  von  Quito  am  obern 

Maranon  bis  zum  Rio  neg;ro  ; 
VIIL  Länder  zwischen  dem  Rio  negro  und 

dem  obern  Orinoko; 

IX.  Länder  zwischen  dem  Cusanare  und 
tiefern  Orinoko; 

X.  Nordküste; 

XL  Nordwestlichste  Gebirgsländer  bis  zur 
Erdenge  Darien. 

2.  Mittel. Amerika^    das  merkwürdige  Plateau 

von  Mexiko  und  die  damit  zusammen 
hängenden  Länder  südlich  bis  zur  Erd- 
enge Darien,  nördhch  bis  zu  dem  Rio 
Colorado  über  Kalifornien  und  dem  Rio 
del  Norte. 

3.  Nord-  Amerika: 
I.  V^estküste  bis 

IL  Länder  zwischen  dem  Arkansas,  JVIis- 
suri  und  Missisippi; 

IIL  Länder  an  der  Ostseite  des  Missisippi 
bis  über  den  obern  Ohio  nach  den  öst- 
lichsten grofsen  Seen  herauf; 

IV.  nördlichere  Länder  von  der  Ostküste 
und  der  Hudsons -Bay  an  über  und 
unter  den  grofsen  Seen  bis  gegen  die 
westliche  Gebirgskette; 

V.  nördlichste  Küstenländer  von  Labrador 

und  Grönland  an  bis  zu  und  unter  der 
Behrings  -  Strafse     und    den     dasigen 
Inseln. 
Mithiid.  IIL  A  a 


372 


Die  Menge  der  Sprachen,  welche  beson- 
ders in  Süd- Amerika   geredet  werden,    macht 
eine  Abtheilung  des  letzteren  in  so  viele   Iheiia 
nothwendig,  sie  bind  mit  Bezug  auf  Zusammen- 
hang; und  Verhältnisse  der  Sprachen  so  angeord- 
net      In  keinem  der  andern  Welttheile  ist  die 
Menae  der  Sprachen  so  grofs,  aber  auch  hier  ist 
sie  imter  den  angeführten  Umständen  der  Zer- 
ästuno-  und  Isolirung  der  Äste  und  Z^velge  der 
Völkerstämme    nicht   so    ganz  unverhähnifsma- 
fsicT  -),  als  es  scheinen  möchte.     Man  hat  deren 
an^MaraHon  an   150   gerechnet:    aber  man  be- 
•denke  auch  den  Lauf  dieses    ungeheuren  Stro- 
mes.     Dem  tiefsten  Kenner   und  neuesten  Be- 
obachter eines  sehr  grofsen  Theiles  der  neuen 
W^elt  erschien  es  nicht  unwahrscheinhch,  dals 
sich  die  Anzahl  ihrer  Sprachen  auf  vier  hundert 
belaufen  könne.      Man  hat    früher   ungeheure 
Zahlen     angegeben;     aber    selbst    Missionäre, 
welche    in    Amerika    mit  Aufmerksamkeit   auf 
ihre     und     andere    Missionen     gelebt    hatten, 
schätzten  die  verschiedenen  Sprachen,  mit  Em- 
schlufs  ihrer  Dialekte,    auf  1500  bis  2000   **); 


•)  Da  wir  ja,  unserer  nianeelhaften  Kenntnif»  ^ 
des  Innern  von  Afrika  ungeacht^et,  zwischen  dem 
Gixlbi,  den  Gebirgen  von  Habesch  und  Kongo,  kaum 
dem  fünften  TheileAfrika's,  schon  wenigstens  sech- 
zig Sprachen  und  Dialekte  unterscheiden:  und  wie 
viele  Sprachen  oder  Dialekte  gab  es  zur  Zeit  der  Ro-  j 
mer  am  Kaukasus.   S.  Plinü  Hist.  Natur.  B.  VI.  C.  5. 

**)  Giöv.  Stanisl.  Royo  und  Giov.  Franc.  Lopez  in 
Hervas  Catalogo  delle  lingue  conosciute,  S.  21.  Aber 
diese  Zahlen  scheinen  doch  mehr  auf  Schlüssen 
und  ungefährer  Schätzung,  als  eigentlicher  Berech- 
nung zu  beruhen. 


373 
GUy  •'),  welcher  die  Sprachen  Ame'rika's  zum 
eigentlichen  Gegenstande  seiner  Forschuncren 
gemacht  hat,  erklärt  sich  laut  dagegen,  cTals 
der  Amerikanischen  Sprachen  „unendlich  viele 
unzählige"  •  seyen,  aber  es  gebe  sehr  viele 
Dialekte.  Im  eigentlichen  Mexiko,  wo  die  Ursa- 
chen der  Zerästungen  der  Völkerschaften  mehr 
und  mehr  verschwunden  waren,  allein  bemerkte 
Clavigero  -*)  fünf  und  dreyfsig  verschiedene  Spra- 
chen, und  die  beträchthche  Anzahl  davon,  die 
wir  aus  Schriften  kennen,  sind  ganz  radical  ver- 
schieden, und  so  gut  als  ohne  allen  Zusam- 
menhang. 

Der  Sprachen  Amerika's,  welche  sich  ein- 
zeln und  nahmenthch  aus  den  Nachrichten  der 
Missionäre  und  Reisebeschreiber  aufzählen  las- 
sen, und  in  den  folgenden  Abschnitten  dieses 
Werks  nach  und  nach  theils  geschildert,  theils 
wenigstens  genannt  werden  sollen,  sind  mehr  . 
als/z/A?/  hundert.  Mag  eine  nicht  unbeti-ächtliche 
Anzahl  derselben  ausgestorben  seyn,  sie  waren 
wenigstens  vorhanden.  Schhefst  auch  jene 
Summe  eine  noch  beträchtlichere  Anzahl  zusam- 
men hängender  Mundarten  in  sich  ein:  immer 
ist  die  Menge  der  Amerikanischen  Sprachen  sehr 
grofs.  Unter  den  schon  vorher  entwickelten 
Umständen  und  Verhältnisseh  der  Völker,  wel- 
che in  Amerika  Statt  fanden,  mufsten  die  dialek- 
tischen Unterschiede  der  Sprechweise  der  ge- 
trennten Stämme  bald  so  zunehmen,  dafs  sie  zu 
völlig  verschiedenen  Sprachen  wurden. 

*)  Saggio  di  Storia  Americana,  T.  IIL  Append.  IL 
C,  IIL  S.  282.  Der  Stammsprachen  fand  er  am  Ori- 
noko für  ein  so  ungeheures  Land  nicht  zu  viele,  ver- 
gleiche eben  das,  Bd.  II.  S.  200. 

**)   A.a.O.  T.  IV.   Dissert.  z.  u.  2. 
Aa  a 

I 


5/4 

Gruppen  eng  verwandter  Sprachen  treten 
zvyar  nicht  blofs  *im  äufsersten  Norden  in  den 
Sprachen  auf,  in  deren  augenscheinlich  grofser 
Ähnlichkeit  sich  die  enge  Verbindung  der  nord- 
östlichsten und  nordwestlichsten  Amerikaner  be- 
urkundet, sondern  auch  die  Sprachen  der  zu- 
nächst folgenden,  weit  ausgedehnten  Länder  bis 
zu  und  unter  den  grofsen  Seen  bilden  einen  gro- 
fsen  Sprachstamm,  zu  welchem  Knisteneaux, 
Chippeways  und  Mahikans  u.  a.  m.  gehören. 
Aufser  manchen  anderen  Verbindungen  der 
Sprachen  mehrerer  Völker  im  Westen  der  süd- 
lichen Provinzen  der  Amerikanischen  veremig- 
ten  Staaten ,  im  Vv^esten  des  Orinoko ,  in  Peru 
und  Chili,  wo  wir  überall  Sprachen  von  einem 
bedeutenderen  Umfange  erblicken  */,  hat  in  Sü- 
den besonders  der  Karibische  Sprachstamm  eine 
grofse  Verbreitung,  und  der  Guaranische  einen 
eben  so  aufserordentlichen  Umfang  seines  Ge- 
brauches, als  jene  nördlichen  Sprachen  und  als 
in  Europa  der  Slawische  Sprachstamm  hat. 

Jedoch  auch  diese  Gruppirungen  vermin- 
dern die  Anzahl  der  wirklich  verschiedenen 
Sprachen  Amerika's  nicht  so  beträchtlich ,    dafs 


*)  Eine  Übersicht  von  einigen  solchen  Verbin- 
dungen erhält  man  aus  Hervas  Proleg.  z.  Vocab  po- 
ligl.'S.  a6.  —  Künstlich  bewirkt  war  im  Mexikani- 
schen und  Peruanischen  Reiche  die  Verbreitung  ihrer 
Sprachen,  und  auch  die  Missionäre  haben  die  Mafs- 
reeel  ergriffen,  ihre  Neubekehrten  aus  mancherley 
Stämmen  zum  Gottesdienst  in  Einer,  schon  allgemei- 
ner verbreiteten  Sprache  zu  vereinen,  welches  wieder- 
um zur  Vereinzelung  der  Glieder  dieser  Stämme  und 
ihrer  Dialekte  beygetragen  hat.  In  manchen  Mis- 
sions-Dörfern  von  werTigen  Familien  redet  jede  eine 
andere  Sprache. 


sie  nicht  auffallend  bliebe,  und  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  verdiente.  Indessen  eben  so 
wenig  sind  diese  jetzt  durcliauS  verschiedenen 
Sprachen  alle  als  eigentliche  Stammsprachen 
und  als  verschieden  in  ihrer  ersten  Abstammung 
zu  betrachten.  Die  Ursachen  derVölligen  Zer- 
ästung  der  Völker-  und  Sprachstämme  in  Ame- 
rika's  Wildnissen  sind,  so  viel  es  bey  solchen 
Blicken  in  ungemessene  Räume  der  dunkeln 
Vorzeit  möglich  ist,  in  der  vorher  gegangenen 
Einleitung  angedeutet  worden  *),  und  zugleich 
die  Theile  von  Amerika,  in  welchen  jene  Zer- 
ästung  wahrscheinlich  noch  mehr  als  anderwärts 
vorkommen  mufste  und  vorkommt.  Überhaupt 
aber  ist  es  an  sich  gänzlich  unmöglich,  dafs  so 
viele  eigentliche  Srammsprachen  neben  einander 
entstanden  seyn  könnten.  Es  mufs  weit  meh- 
rere einstige  Vereine  jener  vielen  Sprachen  ge- 
geben haben,  wenn  sie  auch  jetzt  nicht  mehr 
nachzuweisen  sind.  Bey  ganz  vertrauter  Be- 
kanntschaft m.it  jenen  Sprachen  werden  gewifs 
noch  manche  Annäherungen  derselben  an  einan- 

*)  Auch  GumWa  (a.  a.  O.  Th.  II.  S.  197.)  hat: 
über  das  Entstehen  dieser  VerscliiedeBheit  der  Spra- 
chen einiae  Benierknngen  £;ehefert.  Gily  (Sajig.  T.  lil. 
B.  Ill  C.  X.  S.  19R. )  unterscheidet  gewisse  akerthüm- 
liche  \\  örter  am  Orinoko,  welche  neben  der  gewöhn- 
lichen Sprache  in  Gesängen  nnd  Erzählungen  übrig 
ceblieben  cind,  und  welche  also  in  die  Zeit  vor  der 
Zerästung  zurück  fi'ihren.  Einen  beträchtlichen  An- 
iheil  an  der  Verschiedenheit  der  Dialekte  schreibt  Gf/y 
d''ni  ehemahhgen  häufigen  Verkehr  mit  andern  Natio- 
nen oder  auch  der  Miscriurig  einzelner  HauFen  zu,  die 
ihre  Muttersprachen  halb  vergafsen,  hall)  verändert, 
nnci  durch  aufgenommene  fremde  Ausdriicke  ver- 
mehrt, behielten.     S.  eben  das.  Append.  P.  II.  C.  IV. 


37& 

der  entdeckt  werden,  und  theils  Verwandtschaft 
theils  gegenseitigen  Einflufs  verrathen.  Spuren 
eines,  freylich  vielleicht  oft  nur  zufälligen  Zu- 
gammentreffens,  durch  sorgfältige  Vergleichung 
der  zu  Gebothe  stehenden  Hülfsmittel  aufgesucht, 
sollen  bey  den  einzelnen  Sprachen,  wo  sie  vor- 
kommen, dargelegt  werden:  sie  können  wenig- 
stens Fingerzeige  für  künftige  Forschungen  seyn, 
zum  Theil  auch  schon  jetzt  einige  Resultate  ge- 
währen. 

Spuren  von  Ähnlichkeit  zwischen  Nord- 
imd  Südamerikanischen  Sprachen  sind  sehr  we- 
nicT  vorhanden.  Gily  '•')  findet  zwar  die  Ähnlich- 
ke?t  der  Amerikanischen  Sprachen  überhaupt  in 
der  Stellung  der  Wörter;  welche  aber  ja  die 
meisten  kunstlosen  Sprachen  unter  sich  gemein 
haben,  in  der  Gleichheit  einiger  vorgesetzten 
Possessiv- Pronominen,  z.  B.  im  Maypurischen 
nnd  Mexikanischen ,  in  diesem  und  dem  Tama- 
nachischen  (aber  leicht  ist  diese  zufällig,  und 
wir  bemerkten  dergleichen  auch  in  Afrika  *=•=), 
ohne  defswegen  des  näheren  Zusammenhanges 
benachbarter  Sprachen  versichert  zu  seyn)  und 
in  der  Ähnlichkeit  einiger  Wörter.  Hervas  dage- 
gen läugnet  diese  Ähnlichkeit  gänzlich,  indem  er 
blofs  die  Einflüsse  einiger  zerstreuten  Stämme 
der  Karibeii  in  beyden  Amerika'«  ausnimmt  ***), 
Allerdings  sind  von  den  folgenden  ähnlichen 
Wörtern,  welche  sich,  mir  bey  der  Vergleichung 
Süd-,  Mittel-,  und  Nordamerikanischer  Spra- 
chen fast  aliein  dargebothen  haben,  noch  die, 
meisten  aus  dem  Karibischen  entlehnt. 

*)   Saggio  di  Stör.  Aiperic.  T.  III.  Append.  T.  IL 
C.  Xlll.  S.  S40  £F. 

**)   S.  obenS.  197. 

***)  Proleg.  z.  Vocab.  i^oligl.  S.  31. 


577 

Colt:  Oihounsch,  im  Norden  VOR, Mexiko,     oqha. 

liiuoniscii fcki. 

Yutr;  Pokonchisch,  im  Süden  von  Mexiko,  tat. 

Grönländisch atat. 

Mexikanisch       , tatii. 

Nadowessisch         otak. 

Aleutiscii ata. 

Mossa,     über    den    Chiquitos    in    der 

Mitte  von  Süd -Amerika,      .     .     .  tata. 

Vilela ,  im  Westen  des  Paraguay,     ,     .  täte. 

Karaibisch baba. 

Tuscarorisch,  eine  der  6  verbündeten 

Nationen  in  Nord- Amerika,        ata  od.  baba. 

Mtitter:  Mexikanisch nantU. 

Pottawatamisch  um  Fort  Detroit    .     .  nanna. 

Vilela         nane. 

Brasilisch  imd  Guaranisch      .     ,     .     .  si. 

Totonakisch  im  Osten  von  Mexiko      .  tzü 

Sohn:  Gröniandisdi      . nuka. 

Vilela .  inake. 

Eruder;            Maypurisch,    südwestlich   vom   Ori- 
noko   aji. 

Aleutisch agi. 

Tücliter:  Yaoi,    an    der   Nordküste    von  Süd - 

Amerika, .  cami. 

Totonakisch       .........  c.am_, 

mit  dem  Beysaize  der 
Weiblichkeit. 

;M?nschj          Pokonchisch,    inj  Süden  d^s  Mexika- 
nischen Reiciies,     ......  vinic, 

Yucatanisch  und  Huastekisch,   letzte- 
res im  Nordosten  von  iVIexiko,     .  innic. 

Grünländiscji innuk. 

Köpf:  Yaai .  boppe, 

Karibisch boupou, 

Woccons,   im  Süden  der  Nordameri- 

känischen  vereinigten  Staaten  ,     .  poppe. 

Auge:  Cliilesisch ne, 

Katahba  im  Westen  von  Carolina       .  neetooh. 

Othomisch daa. 

Aleutisch       ..........  dag. 

Fufs :  Karibisch naugouti. 

Miamisch  am  Flpsse  Wabash      .     .     .  neecahteCi. 

Nase:  Mobimisch  im  Osten  von  Peru        .     .  chini, 

Othomisch         xinu. 

Mexikanisch yacafl. 

Koliuschi,  an  deyN.ordwestküste         .  chatlju. 

Eart ;  Qtüchiia cunca. 

Grönländisch      .     ..,....,  ungit. 

Sonne :  Gröjlhindisch sckkinek. 

Mossa sacche. 

Mond :  Mohiixiisck         .....     ....  yehi/ia. 


578 

Mond:             Seneka,    eine   der  6  verbündeten  Na- 
tionen      ^    .    .     .     .  yächquau. 

Kiriii,    am  niedern  Maranon  in  Bra- 

silien, cayacu. 

Ugaljachnuti  neben  der  Belirings-Strafse  kacha. 
Erdet                Gaiibisch    und    Tanianakiscli    an    der 

Nordküste  von  Süd -Amerika       .  nono. 

Karibisch        rronum. 

üiunländisch     , nuna. 

Meer?  Haitisch bagua. 

Tarahumarisch,  im  Norden  von  Neu- 

Mexiko, paugui, 

mit  dem  Beysatze  manila. 

Tag^  Vilela oto. 

Kochimisch  in  Kalifornien     ....  ilo. 

Eskimo uolok. 

Nacht:  Qiiichua_        •     .  t^ta. 

Koijuschi       . tat. 

Feuer;  Brasilisch       .'.     .     ...     .     •     .     •     •  tata. 

Muskohge,  im  Westen  von  Carolina,  toatkah. 

~    .'  Yukatanisch        • k^  akk. 

Koijuschi kah. 

Natche^  in  Louisiana,     ,,....  oua. 

Karaiben '     '  .  •  ouattou. 

Wald,  Holz:  Zamnca  in  der  Nähe  der  Chiquitos,  in 

der  Mitte  von  Süd -Amerika     .     .  cgat. 

Nadowessisch         ochaw. 

Baum:  Mossa jucuchi. 

Aleutisch •     •    jag»,jasak.. 

Stein  J  Mexikanisch       . teil. 

Koijuschi        t^- 

Thier:  Zamuca cuchap^ 

■   Pokonchisch chicop. 

Vogel:  "Yukatanisch-        ,-.     .-. cliik' eh. 

Koljnschi j     .     .     .     .  chük. 

Aleutisch        schuk. 

Henne;  Mexikanisch       .....:...  totolin. 

Tarahumarisch        . totoli. 

Fisch;  Quichua    und    Aymarisch     (auch     in 

Peru) challua. 

Kadjak  (Insel  unter  der  nach  den 
fuchs  -  Inseln  reichenden  Nord- 
west-Spitze) und  die  gegen  über 
Vi^ohntnden  Tschugazzi  ,     ,     ,     ihalljuk. 

Haus;  Muvsca  in  Neu -Grenada        ....  gut. 

Oihomisch          ,     .     .     .     .     .     •     .     •     ngu. 
Grofs:  Othomisch  mannohö. 

C]iippewayisch       .     .     ...     .     .     .  mnnatou. 

Weifs:  Mnkobi  ,  im  Westen  des  Paraguay ,      .  yalaga. 

Kochimisch        ^«^«. 

Klein;  Totonakisch cnta. 

Tarahumarisch       .     .     .     ,     .     .     .     .     hhutä. 


■  379 

Gut :  Quicliua  in  Peru        alli. 

HnastekiscJi        ,     •  alhua. 

Y^'ioi     • eaure. 

Sdukikani ouret 

Essen;  Mexikanisch       .........  qua.' 

Tarahumariscli        .     ." coa 

Lieben:  Yiikataniscli        yacunah. 

Huasrekisch         canezul. 

„   ,.  ,         ,      ,  (^;a^  ist  blofee  Endung  ) 

Kadjak  und  TscJuigazzi Aonukaka. 

Schmerz:         Quichua         nanay 

'      .,  Othornisch  nany.' 

vjio:  lukaiaHisch        caa. 

Taraiiiunariscli        /^la] 

Ich:  Lule,  im    Westen  des  Paraguay,     .     .  qui's. 

Totonakisch        quit. 

WaikuriscJi  in  Kalifornien     ....     tutau. 
Ja=  Mexikanisch yy^^ 

Miamisch '     i    ve 

Nein:  Quichua  .'     .'     .'     ^^„'^^ 

Pokonchisch mana  od.  ma. 

Wi«  wenige  sind  nicht  dieser  Ähnlichkei- 
ten gegen  die  Menge  der  verglichenen  Spra- 
chen? und  sind  sie  Reste  eines  ehemahligen 
Verkehrs  der  Nationen,  oder  grofsen  Theils  Zu- 
fälligkeiten? Um  auch  nur  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit Verhältnisse  zwischen  diesen  Spra- 
chen annehmen  zu  können,  bedarf  es  weit  meh- 
rerer Anzeigen.  Zwischen  Sprachen  von  Süd- 
-Amerika,  Sprachen  von  Nord -Amerika,  Spra- 
chen von  Mittel- Amerika  werden  sie  nachge- 
wiesen werden,  z.  B.  zwischen  der  Sprache  Kora 
in  Neu -Mexiko  und  der  Mexikanischen,  wo- 
durch auch  die  Vergleichung  der  Tarahumari- 
schen,  aus  der  Nachbarschaft  von  jener,  mit 
dieser  einen  Anhaltpunct  erhält.  Bey  dem  Me- 
xikanischen wird  auch  dessen  Vergleichung  mit 
den  Sprachen  der  Nordwestküste  angestellt. 
Verhältnisse  im  Grofsen,  zwischen  entfernten 
Puncten  des  ausgedehnten  Welttheiles,  haben 
sich  bis  jetzt  nicht  weiter  nachweisen  lassen. 


380 

Eben  so  wenig  wird  es  möglich  seyn,  über 
die  Amerikanischen  Sprachen  überhaupt  und  im 
Allgemeinen  Vieles  zu  sagen ,  über  eine  solche 
Menge  begreiflich  so  ungleicher,  unter  Menschen 
von  so  verschiedenen  Lebensumständen  und  ver- 
schiedener Mittheilungsweise,  wahrscheinUchst 
auch  von  mancherley  Abstammung  entstandener 
Sprachen.  Auch  stehen  nicht  alle  auf  einer  so 
niedern  Stufe  der  Sprach- Cuhur,  nicht  alle  ha- 
ben ihre  Grammatik  blofs  durch  Anhänge  an  den 
Anfang  oder  das  Ende  der  Wurzeln  auf  eine  ge- 
gen zweckmäfsige  Behandhmg  dieser  Wurzeln 
und  gegen  geschickte  Flexion  so  zurückstehende 
Art  gebildet,  dafs  nicht  das  Licht  zu  nachtheilig 
w^äre,  in  welchem  sie  nach  der  Darstellung  eines 
scharfsinnigen  Forschers  *)  erscheinen  möchten. 

Wenigstens  der  Mangel  gewisser  Buchsta- 
ben, der  sich  in  vielen  Amerikanischen  Spra- 
chen findet,  trifft  mehr  den  Wohlklang,  in  so 
fern  er  in  möglichster  Abwechselung  der  Laute 
liegt,  als  die  zweckmäfsige  Bezeichnung  der  Ge- 
danken. B,  d,  /,  fehlen  im  Grönländischen, 
Mexikanischen,  Totonakischen,  der  Quichua 
undLule,  im  Waikurischen,  und  an  der  Nord- 
westküste über  Kalifornien  um  Monterey  **)j 
aufserdem  d  in  der  Kora,  Muyska  und  Mossa; 
/im  Brasilischen  und  Guaranischen ,  in  der  Mo- 
kobi,  Mbaya  und  Mossa,  dem  Aruwackischen, 
und  nach  Gily  in  allen  Sprachen  am  Orinoko, 
aufber  der  der  Guama,  welche  aber  nicht  ältere 


♦)  Fr.  Schlegel  über  die  Sprache  und  Weisheit 
aer  Indier,   S.  50  ff.  ,    „   .  rr    tt 

**)  S.^Lamanon  in  La  Peyrouse  s  Reise,  1.  U. 
S.  211-  Übersetzung  im  Magazin  der  Reisen, 
Th.  XVI.  S.  238. 


l 


3Si 

Anwohner,     sondern  aus  Westen   vom  hohen 
Apure  gekommen  zu  seyn  scheinen;   s  fehlt  im 
Brasilischen,    Guaranischen,    der  Mokobi,    Ya- 
rura,   Tamanaka  und  dem  Othomischen,    /im 
Othomischen,   der  Miiyska  und  Mossa.     Aber 
wenn  nun  die  meisten  dieser  Sprachen  statt  je- 
ner beyden  weichen  Laute  nur  die   härteren  t 
und  p,    oder  häufig  genug  das  weiche  w  brau- 
chen: so  ist  diefs  nicht  wesentliche  Unvollkom- 
menheit,  und  ein  oft  in  nahe  verwandten  Spra- 
chen   vorkommender    Unterschied.       Ist    doch 
zwischen  den  Dialekten  des  Maypurischen  das 
Verhältnifs  der  Laute,  dafs,  wo  die  eigentlichen 
Maypureny  sprechen,  häufig  die  Guipunaven  d, 
die  Kaveren  schaben,  und  die  Avanen  auch  bald 
d,  bald  umgekehrt  .r  (nach  Spanischer  Ausspra- 
che  dem  J  gleich )    statt    des   Maypurischen    t. 
Die  Gleichmäfsigkeit  des  Mangels  des/  und  an- 
derer genannter  Laute  an  von  einander  so  ent- 
fernten  Puncten,    so    bemerkenswerth    sie  ist, 
kann  auch  für  sich  noch  nicht  die  Behauptung 
eines  gleichmäfsigen  Ursprunges  der  Sprachen, 
wo  er  Statt  findet,  begründen,  wenn  diefs  auch 
z,  B.  bey  der  Allgemeinheit  des  Mangels  des  f  in 
den  Sprachen  am  Orinoko  so  scheinen  könnte, 
sondern  eben  so  gut  von    einer  gleichmäfsicren 
Wirkung  gewisser  Local  -  Verhältnisse   auf  °die 
Sprachwerkzeuge    auch    auf  so    verschiedenen 
Puncten  herrühren. 

Mancherley  Vorzüge  Amerikanischer  Spra- 
chen hat  G//y  *)  aus  einander  gesetzt,  ohne  ihre 
Mängel  zu  verschweigen.  Diese  Vorzüge  be- 
treffen die  Kraft  und  Nettigkeit  des  Ausdr'iickes, 
die  scharfe  Unterscheidung  mancher  Zeitunter- 


*)  A.  a.  O.  App.  P.  II.   C.  6.  u.  7.  S.  295  ff. 


582 

schiede  bey  den  Verben  und  Ableitungsformem 
derselben  u.  d.  Man  wird  Belege  von  dem  Al- 
len in  dem  Folgenden  finden. 

Grammatik  können  nicht  alle  Amerikani- 
sche Sprachen  haben,  am  wenigsten  die  Spra- 
chen der  rohesten  und  unbeholfensten  unter  den 
Völkern  dieses  Welttheiles  ein  weitläufiges  Ge- 
bäude von  Formen  und  Regeln.  Aber  ist  es 
nicht  überraschender,  ein  solches  Gebäude, 
künstlich  und  mit  Überflufs  aufgeführt,  bey  so 
vielen  Völkern,  die  wir  jetzt  alle  nicht  in  einem 
dazu  leitenden  Zustande  sehen,  zu  finden,  als 
so  häufige  Unvollkommenheit  bey  der  weit 
überwiegenden  Mehrzahl?  Von  mehr  als  drey- 
k\<y  Sprachen  Amerika's  kennen  wir  einen  durch- 
aus verschiedenen  grammatischen  Bau,  bey  den 
meisten  derselben  ist  er  recht  künstlich  ange- 
ordnet. Wir  würden  ihn  noch  von  mehreren 
kennen,  wenn  es  überall  Beobachter  gegeben 
hätte,  die  für  die  Auffassung  eines  solchen 
Baues,  die  mit  nicht  geringen  Schwierigkeiten 
verbunden  ist,  empfänglich  und  aufmerksam  ge- 
nug und  es  lange  gewesen  wären. 

Der  Unterschied  aller  dieser  grammatischen 
Formen  und  Einrichtungen  ist  ein  höchst  we- 
sentlicher Unterschied  der  Sprachen  selbst,  und 
wir  sehen  eben  dadurch  uns  gehindert,  Spra- 
chen als  genau  verwandt  zu  betrachten,  welche 
aufser  dem  manche  V^^örterähnlichkeiten  zei- 
gen =•').     Aber  freylich  mögen  Sprachen  in  ihrer 


•)  Herthas  hat  diesen  Grundsatz  der  Beurtheilung 
näherer  Verwandtschaft  der  Sprachen  selbst  aufgestellt, 
aber  er  kannte  die  Grammatik  der  Homa^aa- Sprache 
noch  nicht,  als  er  diese  aller  £;ramniatischen  Verschie- 
denheit unbeachtet  an  die  Guaraiiische  anschlofs. 


385 

Abstammung  genau  verwandt  gewesen  seyn, 
bevor  sicli  einzelne  ihrer  Dialekte  eine  gramma- 
tischere Ausbildung  gaben,  wie  z.  B.  neben  dem 
grammatischer  Formen  vielleicht  ganz  entbeh- 
renden Chippewayischen  die  Sprachen  der  Na- 
ticks  und  Mahikans.  Eben  diefs  Verhältnifs  mag 
neben  der,  an  grammatischen  Formen  so  reichen, 
Grönländischen  Sprache  und  vielen  ihrer  west- 
lichen Schwestern  Statt  finden  *), 

In  keiner  der  oben  gemachten  Abtheilun- 
gen Amerika's  fehlt  es  an  Sprachen  mit  gramma- 
tischen Flinrichtungen.  Auf  den  verschieden- 
sten Puncten,  im  äufsersten  Norden  wie  im  Sü- 
den, ist  die  Anordnung  die&er  grammatischen 
Formen  besonders  künstlich,  und  ein  Überflufs 
bald  von  dieser  bald  von  jener  Art  von  Formen 
vorhanden.  Die  Sprachen  des  grofsen  Plateau 
von  Mexiko  haben  den  hinlänglichsten  Vorrath 
grammatischer  Formen,  das  Mexikanische,  die 
Quichua,  das  Tamanakische  am  Orinoko,  die 
Sprache  der  Naticks  über  dem  Hudsons -Flusse 
haben  einen  Überflufs  an  Verbal -Formen,  die 
Timucuanä- Sprache  in  Florida  an  Formen  an- 
derer Art,  die  Sprache  des  kalten  Polar- Landes 
Grönland  ist  reicher  an  Formen,  als  vielleicht  fast 
irgend  eine  Sprache  der  Welt.  Freylich  sind 
manche  dieser  Formen  über  einander  gehäuft; 
und  so  leicht  und  zart  bewegt  sich  die  Flexion 


*)  Es  ist  schwierig,  bey  tler  grofsen  Ähnlich- 
keit vieler  Wörter,  und  der  daraus  entstehenden 
Wahirscheinlichkeit  ,  dafs  die  Trennung  nicht  so 
sehr  spät  erfolgt  sey,  die  Ursachen  eines  so  eingrei- 
fenden Unterschiedes  zu  entwickeln.  Aber  das  Fac- 
tnni  selbst  liegt  vor  uns;  die  Urajichen  verhüllt  uns 
die  Dunkelheit  der  Umstände,  unter  welchen  dietä« 
Nationen  lebten. 


584 

nicht,  wie  in  deHJenigen  Sprachen  Europa*s,  die 
mit  Recht  Anspruch  auf  den  Ruhm  dieser  Vor- 
züge haben:  aber  immer  sind  auch  sie  Beleg  tie- 
fer und  dauernd  verbreiteter  Reflexion. 

Die  gemeinsame  Richtung  einer  Art  jenes 
Überflusses  an  Formen  mufs  hier  noch  genauer 
dargelegt  werden.  Sie  geht  dahin,  den  Bezug 
der  Handlung  auf  ihr  Object  so  genau  und  so 
ausdrücklich  als  moglicli  zu  bezeichnen,  und 
scharf  die  Fälle  zu  unterscheiden,  wo  kein  sol- 
cher Bezug  auf  ein  Object  der  Handlung  vor- 
■  handen  ist.  Diefs  geschieht,  z.  B.  im  Mexikani- 
schen, auch  wenn  jenes  Object  noch  ausdrück- 
lich dabey  steht,  ^dadurch,  dafs  z.  B.  das  Perso- 
nal-Pronomen, weiches  sonst //lautet,  dann  in 
tic  verwandelt  wird.  Sobald  die  Handlung  aber 
kein  Object  hat,  so  wird  an  jenes  //,  wenn  von 
Personen  die  Rede  ist;  te^  wenn  von  Sachen: 
tla  angehängt,  z.  B.  von  qua  essen :  tlaqua  etwas 
essen,  tetlaqualtia  einem  etwas  zu  essen  geben. 
Sind  die  Objecte  durch  Pronominen  ausge- 
druckt: so  hat  jeder  dieser  Pronominal- Accusa- 
tive  seine  besondere  Form.  Aber  nicht  zufrie- 
den ,  diese  Verhältnisse  auf  die  sorgfältigste  und 
deutlichste  Weise  so  bezeichnet  zu  haben,  er- 
fand diese  vSprache  auch  noch  besondere' En- 
dungen der  Verba,  wenn  sie  sich  auf  ein  Object 
beziehen;  sie  hängt:  //a,  oder  wenn  der  Über- 
gang der  Activität  noch  stärker  ausgedruckt 
werden  soll:  tU'ia  an  ihre  Verba,  und  conjugirt 
diese,  also  gebildeten,  Formen  '•■)  dann  eben 
so  weiter,  als  das  Stamm-Verbum  selbst.  Selbst 
an  den  abgeleiteten  Verbal  -  Substantiven  blei- 

*)   Sie  heifsen  bey   den  Spanischen  Grammati- 
kern: Applicativ  -  Formen. 


385 

4- 

ben  jene  Anzeigen  der  Beziehungen  auf  Person 
oder  Sache,  z,  B.  femac/itiani  l^ehreT  (indem  er 
jemanden  belehrt)  von  machti  (mit  der  Par- 
ticip- P^ndung  ani). 

Diese  so  sorgfältige  Bezeichnung  dieser  Ver- 
hältnisse, diese  Richtung  der  Conjugation  findet 
nun  nicht  blofs  im  Mexikanischen  und  der  Qui- 
chua- Sprache  (der  herrschenden  des  Peruani- 
schen Reiches)  Statt,  nicht  blofs  iij  der  Toto- 
naka  und  Kora  (welche  letztere  in  Neu- Mexiko 
geredet  wird,  und  unbestreitbare  Ähnlichkeit 
mit  dem  Mexikanischen  hat),  und  in  der  Ayma- 
rischen  Sprache  (in  der  nächsten  Nachbarschaft 
von  der  Quichua),  so  dafs  sie  aus  diesen  Spra- 
chen der  beyden  gebildetsten  Reiche  von  Ame- 
rika auf  ihre  Nachbarinnen  übergegangen  wäre, 
sondern  eben  so  im  tiefsten  Süden  in  Chili,  an 
der  Westküste  bis  zum  43°  S.  Br. ,  im  äufsersten 
Norden  in  Grönland,  und  fand  eben  so  einst  in 
dem  heutigen  Massachuset  in  der  Sprache  der 
Naticks  Statt. 

Hier  ist  gar  nicht  blofs  von  einer  Einschie- 
bung  des  Pronominal  -  Accusativs  zwischen  das 
Subjects- Pronomen  und  den  Verbal -Laut  die 
Rede,  wie  sie  manche  Sprachen,  selbst  die 
Französische,  haben:  sondern  theils  von  Be- 
zeichnungen der  Pronominal- Accusative,  wel- 
che dem  Pronomen  oft  völlig  unähnlich,  und 
mit  den  Personal  -  Formen  der  Verba  ganz  zu- 
sammen gewachsen  sind,  theils  von  ganz  eige- 
nen Endungen  und  Biegungen  der  Verbal -Per- 
sonen selbst,  zum  Theil  Biegungen  ohne  Ende, 
welche  ein  sehr  zusammen  gesetztes  System 
ganz  eigener  Conjugationen  bilden,  z.  B.  be- 
sonders im  Grönländischen,  so  dafs  nur  die 
geduldigste  Forschung   sich   durch   das  f®rtge- 


setzteste  Studium  einen  vollkommen  klaren 
Überblick  über  den  Zusammenhang  dieser  For- 
men ''•■)  und  ihre  eigentliche  Bestimmung  er- 
wirbt, Pronominal- Accusative  und  Beziehun- 
gen auf  das  Object  der  Handlung  auszudrucken. 
Die  Spracherfiudung  hat  bey  diesen  Sprachen 
gleichsam  Einen  Gegenstand  der  Bezeichmmg 
besonders  ins  Auge  gelafst,  und  den  gröfsten 
Reichthum  von  Formen  über  ihn  ausgegossen. 

Blofs  in  der  Sprache  von  Kongo  ist  eine  ähn- 
liche Art  der  Bezeichnung  gerade  dieser  Ver- 
hältnisse "*) ;  und  eine  Menge  von  Formen  für 
dieselben  findet  sich  in  der  uralten  Biscayischen 
Sprache  ='='-'=-^).  Letztere  wollte  schon  ihr  Gram- 
matiker Larramendi  für  das  Bild  der  Amerikani- 
schen Sprachen  halten:  aber  von  einem  Missio- 
när, einem  gebornen  Biscayer,  erhielt  Gily  die 
Versicherung,  dafs  wenigstens  zwischen  dem 
Ottomachischen  am  Orinoko  und  dem  Biscayi- 
schen nicht  die  geringste  Ähnlichkeit  der  Wör- 
ter zu  bemerken  t)  ?  und  nur  manche  Wendung 

des 


*)  Die  Spanischen  Grammatiker  haben  diese  Con- 
jngations- Weisen  in  Paradigmen  unter  dem  Nahmen  : 
Transitio  prima,  secunda  u.  s.  w.  aufgestellt,  je  nach- 
dem der  Bezug  auf  die  erste  oder  zweyte  Person  u. 
8.  w.  Stattfand.  Dafs  sie,  und  überhaupt  die  Missio- 
näre, diese  Richtung  der  ausgebildeten  Amerikani- 
schen Sprachen  nicht  in  dieselben  hinein  gebracht  ha- 
ben können  ,  bedarf  kaum  einer  Erwähnung:  sie  wür- 
den ihnen  eine  ganz  andere  gegeben  haben. 

**)   Sieh  üben  S.  2i8.  '9- 

***)  Sieh  einige  derselben  in  den  Nachträgen 
zum  IL  Bd.  d.  Mithridates. 

f)  Nur  sehr  wenige  ähnliche  Wörter  haben  sich 
bis  jetzt  auch  aus  andern  Amerikanischen  Sprachen 
gben  andeuten  lassen. 


00/ 

des  Ausdrucks  vergleichbar  sey.  Ich  wage 
nicht,  bestimmen  zu  wollen,  wie  viel  Gewicht 
der  eben  angegebenen  Ähnlichkeit  dieser  beyden 
Sprachen  mit  den  Amerikanischen  zuzuschrei- 
ben sey;  der  menschliche  Geist,  der  an  dem 
einen  Orte  solche  Formen  erfand,  könnte  unab- 
hängig davon  sie  eben  so  wohl  anderwärts  er- 
funden haben:  aber  es  hat  mir  doch  interessant 
genug  geschienen ,  gerade  an  der  Amerika  zu- 
gekehrten Westseite  der  alten  Welt  zwey  Natio- 
nen mit  jefier  Richtung  der  Bezeichnung  des 
Bezugs  der  Verbanachge\viesen  zu  haben,  welche 
sich  wenigstens  schwerlich  in  irgend  einer  andern 
Sprache  der  alten  Welt  findet,  und  welche  mit- 
getheilt  seyn  könnte,  auch  ohne  dafs  übrigens 
die  Quelle  der  Bevölkerung  und  Sprachen  Ame- 
rika's  überhaupt  eben  dieselbe  \väre. 

Wenn  man  die  Auffassung  der  Wörter  Ame- 
rikanischer Sprachen  als  höchst  schwierig  und 
unsicher  schildert:  so  haben  die  Reisebeschrei- 
ber,  welche  es  thun  *),  gar  nicht  Unrecht  in 
deni  Gefühl  dieser  Schwierigkeiten,  aber  wohl 
würden  die  daraus  gezogenen  Folgerungen  leicht 
unrichtig  seyn  können.  Wer  von  dem  Gesichts- 
puncte  unmittelbar  und  zunächst  ausgeht,  diese 
Sprachen  so  aufzufassen,  wie  man  sich  in  ihnen 
mittlieilen  könnte,  der  mufs  doppelt  die  Schwie- 
rigkeit der  Auffassung  von  Lauten  fühlen,  zu 
deren  vollständigem  Ausdrucke  unsere  Organe 
sich  vielleicht  gar  nicht  gewöhnen  lassen,  und 
die,  den  Äufserungen  dieser  entsprechenden 
Buchstaben  unserer  Sprachen  nicht  zureiehen. 
Diese  Schwierigkeiten  haben  die  Missionäre  und 


*)   Azara  a.  a.  O.    S.   170. 
Mthrid.  III.  Bb 


Grammatiker,  welchen  wir  nähere  Kenntnifs 
von  den  Amerikanischen  Sprachen  verdanken, 
nicht  verschwiegen.  Aber  sie  haben  es  durch 
tieferes  Studium  derselben  möglich  gemacht,  in 
denselben  verständlich  zu  werden,  wenn  sie 
auch  nicht  jeden  der  härtesten  Kehllaute  der- 
selben erreichen  konnten.  Die  Übersicht  des 
von  ihnen  aufgefafsten  Baues  der  Sprachen  ist 
so  gut  als  unabhängig  von  jener  Schwierigkeit, 
und  für  unsere  Sprachvergleichung  Haupt- 
sache. Indessen  auch  die  aus  jenen  Sprachen 
aufgefafsten  Wörterverzeichnisse  reichen,  selbst 
bey  mancher  Unvollkommenheit  der  Auffassung 
hin,  um  bey  dieser  Vergleichung  der  Sprachen 
über  ihre  Ähnlichkeit  oder  Unähnlichkeit  und 
den  Grad  derselben  ein  mehr  oder  weniger 
entscheidendes  Urtheil  zu  fällen.  Wenigstens 
hat  die  Auffassung  der  Amerikanischen  Spra- 
chen kaum  mehrere  Schwierigkeit,  als  die  Auf- 
fassung vieler  anderer  Sprachen  roher  Natur- 
menschen in  andern  entfernten  Weltgegenden; 
sie  sind  dort,  wie  hier,  (wo  wir  nicht  Nach- 
richten der  Spanier  folgen  können)  gröfsten 
Theils  von  Engländern  und  Franzosen  aufge- 
fafst  worden,  deren  imvollkommene  Darstel- 
lung ihrer  Laute  es  noch  schwieriger  macht, 
sich  eine  deutliche  Vorstellung  von  der  Aus- 
sprache zu  erwerben.  Gleichwohl  hat  die  Men- 
schenkunde, wie  jedermann  weifs,  unendlich 
viel  durch  die  Aufmerksamkeit  auf  die,  ob- 
wohl nicht  vollkommen  auffafsbaren  Laute  die- 
ser Völker  gewonnen,  und  die  herrlichsten  Ent- 
deckungen sind  dadurch  gemaclit  worden,  Bey 
den  Amerikanischen  Sprachen  hat  man  diese 
Schwierigkeiten    stärker    gefühlt ,     wegen    der 


389 

aufserordentlich  grofsen  Menge  der  beobach- 
teten, und  der  dadurch  so  sehr  wachsenden 
Menge  der  Unterschiede  von  unsern  Sprachen; 
und  \veil  man  tiefer  in  diesen  Welttheil  und 
in  den  Zweck  vollständiger  Mittlieilung  in  den- 
selben  eingegangen  ist. 

Defshalb  verkennt  man  also  nicht  die 
Schwierigkeiten,  welche  es  bey  sehr  vielen 
Lauten  dieser  Sprachen  hat,  sie  genau  zu  be- 
stimmen, und  wie  viel^  Fehlgriffe  dabey  ge- 
schehen können,  wenn  man  rohe,  an  Unter- 
scheidung der  Begriffe  gar  nicht  gewöhnte 
Menschen  nach  einzelnen  Wörtern  fragt,  und 
dieselben  begreiflich  von  ihnen  so  vernimmt, 
wie  sie  in  der  Rede  contextmäfsig  vorkom- 
men, ganze  Phrasen  und  construirte  Ausdrücke 
statt  einzelner  Wortformen,  nähmlich  beson- 
ders Anhänge  am  Anfange  und  Ende  der 
Wörter,  welche  sie  nicht  von  denselben  zu 
Trennen  wissen.  Daher  besonders  manche  der 
ungeheuer  langen  Wörter,  welche  man  aus 
den  Amerikanischen  Sprachen  auffafste.  Oft 
hörten  die  Missionäre  erst  nach  langem  Um- 
gange mit  den  Wilden  Wörter,  zu  deren  Ge- 
brauch früher  überhaupt  keine  Veranlassung, 
oder  wenigstens  nicht  das  Bedürfnifs  bestimm- 
terer Begränzung  eines  Begriffes  gewirkt  hatte. 
Fälschlich  würde  man  einen  völligen  Mangel 
derselben  voraus  gesetzt  haben. 

Weissen  wir  nun  gleich  von  diesen  Ame- 
rikanischen Sprachen  bey  weitem  nicht  so  viel, 
als  wir  selbst  von  jeder  einzelnen  erfahren 
möchten:  so  dürfte  doch  schon  das  überra- 
schend viel  seyn,  was  die  folgenden  Blätter 
von    ihnen    sagen.      Und    vielleicht   tragen    die 

Bb  2 


darin  liegenden  Beyspiele  der  Erforschung, 
Vergleichung  und  Würdiguno;  dieser  Sprachen 
dazu  bey,  dafs  sich  neuer  Eifer  zur  Vermeh- 
rung unserer  Kenntnisse  von  mehr  oder  we- 
niger bekannten  oder  unbekannten  Sprachen 
dieses  merkwürdigen  Wehtheiles  mit  der  neuen 
Erregimg  mancher  seiner  Kräfte  zugleich  ver- 
breite, ähnlich  dem  edeln  Eifer  wackerer  Mis- 
sionäre und  aufmerksamer  Länderbeobachter, 
denen  möglichste  Verbreitung  der  Religion 
und  der  Menschenkunde  als  heilige  Pflichi 
erschien. 


391 


1..    S  ü  d  -  A  m  e  1  i  k  a, 


Jxn  Flächeninhalt  anderen  ganzen  Welttheilen 
raehr  als  gleich,  merkwürdig  durch  die  unge- 
lieure  Menge  von  Völkern,  welche  diese  von 
der  Natur  gröfsten  Theils  durch  die  üppigste  Ve- 
getation und  an  sehr  vielen  Orten  durch  Schätze 
im  Innern  des  Bodens  ausgezeichneten  Länder, 
fast  alle  ohne  Annäherung  an  bürgerlichen  Ver- 
ein, nur  wenige  vorherrschend,  in  festen  Sitzen 
oder  umherschweifend,  fast  alle  tapfer,  schlau 
und  kräftig,  bewohnt  haben  oder  noch  bewoh- 
]ien,  verdient  Süd- Amerika  eine  so  sorgfältige 
Betrachtung  seiner  einzelnen  Theile,  als  die 
Summe  der  darüber  schon  bekannt  gewordenen 
Nachrichten  nur  immer  erlaubt.  Von  Süden 
hinaufsteigend  fangen  v.ir  mit  der  fast  am  we- 
nigsten bekannten  Südspitze  an, 

J.   Südspitze  von  Amerika,  im  We- 
sten bis  Chili ,  im  Osten  bis  zum 
Rio  de  Plata. 

I.      F   e  u  e  r  1  a  11  d. 

Die  Einwohner  dieser   Insel   unterhalb   der 

Magella nischen  Strafse  werden  für  das  elendeste, 
die  Stufe  ihrer  Lebensweise  ilir  die  niedrigste 
unter  allen  Völkern  der  Erde  gehalten.  Mitten 
im  kalten  Klima  des  53  —  5^^"  südlicher  Er.  le- 


39^ 

ben  sie  nur  halb  becleckt,  in  den  schlechtesten, 
zum  Theil  offenen  Hütten  von  dürren  Zweigen, 
im  Gefühl  dieser  Witterung  und  ihrer  Bedürfe 
nisse  von  stinkenden  Nahrungsmitteln  *).  Viel- 
leicht aber,  dafis  jene  Menschen  nur  Flüchtlinge, 
aus  bessern  Gegenden  der  Insel  dorthin  zurück 
gedrängt  waren,  wenigstens  fand  man  auf  der 
Ostseite  der  Insel  bey  der  Succefs-Bay  um  den 
55°  Menschen  in  einem  behaglicheren  Zu- 
stande. Auf  allen  bey  Cooks  Reise  besuchten 
Puncten  der  Insel  schien  die  Sprache  dieselbe, 
wenigstens  ertönte  auf  allen  fast  gleichmäfsig 
das  Wort  PescJieräh  oder  Passeray,  welches  man 
erst  für  ein  Liebkosungs-  oder  Bewillkom- 
mungswort,  dann  abgr  doch  auch  für  eine  Be- 
zeichnung einer  Sache  hielt.  In  den  andern 
Wörtern  bemerkte  man  viele  Consonanten  und 
Gutturale,  und  den  Laut  il  hervorstechend 
häufig  **).  Nach  Nachrichten  Jesuitischer  Mis- 
sionäre***) sollen  Menschen  derselben  Nation 
auch  auf  der  Westküste  von  Patagonien  in  der 
Nähe  der  Magellanischen  Strafse  gefunden  wer- 
den. Zusammenhang  zwischen  Völkerschaften 
auf  beyden  Seiten  der  Magellanischen  Strafse  ist 
wohl  für  sich  wahrscheinlich,  und  dwrch.  Falk' 
ner's  bey  Patagonien  anzuführende  bestimmte 
Angaben  gewifs:  aber  ob  nicht  aufser  diesen 
stammverwandten  Völkerschaften  beyder  Kü- 
sten in  dem  Feuerlände  noch  ein  dahin  zurück 
gedrängtes  Volk  von  anderem  Stamme  und  an^ 


*)  J.  R.  Forster's  Beraerkungen  auf  seiner  Reise 
um  die  Welt,   S.  257.  58. 

**)  Hervas  Catalogo  delle  lingue  conosciute, 
S.  15. 

***)  Sieh  eben  das. 


39o 

derer  Spraclie  wohne,  läfst  sich  aus  Mangel  an 
Nachrichten  bis  jetzt  noch  nicht  ausmachen. 
Die  von  Laet  gesammelten  Nachrichten  *)  alter 
Holländischer  Seefahrer  schildern  die  Bewohner 
des  Feuerlandes  als  sehr  roh,  aber  mit  ziemlich 
gut  gearbeiteten  Kähnen  und  Waffen,  und  künst- 
lich aus  Vogelfellen  zusammen  genäheten  Klei- 
dungsstücken versehen ,  übrigens  von  fast  glei- 
cher Gröfse  und  Weifse,  wie  die  Europäer,  aber 
mit  roth  gefärbtem  Körper.  Dafs  von  ihren 
Kriegen  mit  den  landeinwärts  wohnenden  Völ- 
kern die  Rede  ist,  zeigt,  dafs  auch  die  an  der 
Küste  des  festen  Landes  Wohnenden  mit  einbe- 
griffen sind;  eben  diefs  machen  die  diesen  Wil- 
den**) beygelegten  Begräbnifsplätze  mit  einer 
Art  von  Mojiumenteri  wahrscheinlich,  derglei- 
chen auch  die  Bewohner  der  Ostküste  von  Pata- 
gonien haben.  Auf  der  gröfsern  Insel,  dem 
eigentlichen  Feuerlande,  unterschieden  sich 
nach  jenen  Nachrichten  bey  Laet  die  Stämme 
Kemerietes^  Kennekas  und  Karaikas  ^  wovon  viel- 
leicht der  mittlere  Nähme  mit  dem  im  südlich- 
sten Patagonien  gewöhnlichen  Worte:  Kiinny^ 
Volk,  vergleichbar  ist.  Von  andern  Wörtern 
dieses  Volks  führten  jene  Holländer  nur  noch 
zwey  an,  nähmlich:  compogre  ein  Pequen,  und  ' 
oripoggre  ein  aus  Fellen  dieser  Vögel  zusammen 
genähter  Mantel.. 

2.    Patagonien    und    Chili. 

Eine  Art  von  Unordnung  pder  Verwirrung 
erschwert    die    Vergleichung    der    Nachrichten 

*)  Orbis  iiovus  s.  descriptionis  Indiae  occidentalis 
libriXVIll.  (Leid.  1655)  S.  51X.  516—18. 
**)   Eben  das.  S.  520. 


394 

über  die  Nationen  und  Sprachen  in  und  unter- 
halb Chili  and  dem  Ausflusse  des  La  Plata- Stro- 
mes. Die  Ursache  davon  liegt  vornehmlich  in 
den  Nahmen  der  dortigen  Völker,  welche  blofs 
örtliche  Verhältnisse  bedeuten:  Puelche  Ostlän- 
der, Huelche  Westländer,  also  Nahmen  sind, 
welche,  rücksichtlich  auf  die  eine  oder  andere 
gegenseitige  Lage  der  Völkerschaften  Stämmen 
verschiedener  Nationen  gegeben  seyn  können, 
so  dafs  z.  B.  nicht  von  Allen  ,  welche  Puelche  ge- 
nannt werden,  defshalb  Gleichheit  der  Abstam- 
mung ausgesagt  ist.  Eben  so  unbestimmt  ist 
auch  der  Nähme  Te/tuelhet,  und  bedeutet  auch: 
Südländer. 

Die  Sprachen  allein  sondern  sicherer  diese 
Völkerschaften  ,  oder  schliefsen  sie  an  ein- 
ander. Das  ChilesiscJw  oder  Araukanische  oder 
Mohichische,  wovon  wir  Wörter  und  grammati- 
sche Anweisungen  haben,  ist  noch  ungefähr 
vom  28°  S.  Br.  bis  zur  Insel  Chiloe,  an  der  Mee- 
resküste und  bis  zu  und  über  die  Cordilleren 
verbreitet.  Die  südlichsten  von  diesen  Völker- 
schaften, eben  bis  zur  Insel  Chiloe,  heifsen 
HuUliche^  d.  i.  Südländer.  Eben  dafs  diese  Huil- 
liche  nach  überein  stimmenden  Nachrichten  bis 
über  die  Cordilleren  hin,  Chilesisch  reden,  zeigt, 
dafs  sie  zu  jenem  Stamme  gehören. 

Kennten  wir  eben  so  genau  die  andern  in 
den  südlichem  und  östlichen  Gegenden  einhei- 
mischen, unterschiedenen  Sprachen;  so  würden 
sich  die  Verhältnisse  der  V^ölker  Patagoniens  bes- 
ser aufklaren  ,  und  auch  die  Begriffe  von  ihren 
Mischungen,  welche  wir  bemerkt  finden,  be- 
stimmter sevn. 


595 

Nach  FalJmer's  *)  Nachrichten  reden  die 
Völkerschaften,  welche  von  Chiloe  bis  zu  der 
Gebirgskette  wohnen,  die  sie  von  den  südlich- 
sten fehuelhet  trennt,  eine  aus  dem  Moluchi- 
schen  und  Tehuelischen  gemischte  Sprache, 
und  sind  also  wohl  eine  Mischung  beyder  Na- 
tionen. 

Verschieden  von  jener  und  verschieden  un- 
ter sich  seyen  die  Sprachen  der  Tchuelhet  im  Sü- 
den ,  und  der  Puelche  oder  Ostländer  im  Osten. 
Von  der  Sprache  der  Tehuelhet  hat  Falkner  einige 
Wörter,  nur  ein  paar  von  den  Puelche.  Die 
Sprache  der  Puelche  ist  bey  ihm  nicht  genau 
charakterisirt;  nach  einer  Angabe  bey  Hervas  ist 
die  Sprache  der  Puelche  gutturaler  als  die  übri- 
gen. Wahrscheinlich  ist  ein  Theii  der  bey  Falk- 
ner angeführten  Orts  -  und  Fiufsnahmen  des 
östlichen  Patagoniens  Puelchisch  ,  und  ihre 
Nahmen  mögen  die  bekannteren  seyn,  da  sie 
die  Nachbaren  von  Buenos  Ayres,  und  selbst 
die  ehemahligen  Bewohner  dieser  .Spanischen 
Besitzung  sind.  Auch  Havestadt  sagt**),  dafs 
die  Sprache  der  Puelche  von  der  Chilesischen 
ganz  und  gar  verschieden  sey,  dafs  sie  aber  mei- 
stens beyde  Sprachen  und  auch  das  Spanische 
verstehen  und  sprechen. 

Dagegen  werden  manche  Puelche  selbst  zu 
den  Moluchen  gerechnet,  man  findet  schon  auf 
alten  Charten  Pukhes  d.  i.  Puelche  auf  den  zu 
Chili  gehörigen  Cordilleren.   Dahin  gehört  auch 


*)  Beschreibung  von  Patagonien  und  den  an- 
gränzenden  Theilen  von  Süd- Amerika,  aus  dem  Eng- 
lischen des  Herrn   Th,  Falkner  (Goth.  1775)   S.  124. 

**)  In  seinem  nachmahls  anzuführenden  Chili- 
dugu,   S.  917. 


die  Nachricht  bey  i'l/o///7ß  *),  dafs  ein  Theil  der 
eigentlichen  Chilesen,  die  Hue/ir^es,  wie  er  die 
Huilliche  nennt,  sich  im  siebzehnten  Jahrhun- 
dert mit  den  Puelche  vereinigt  habe,  und  dafs 
die  Sprache  der  Patagonier  von  dem  Araukani- 
schen  nicht  verschieden  sey,  wie  aus  den  von 
Reisenden  erhahenen  Wörtern  derselben  er- 
helle. Bestimmt  sagt  Hervas  **)  nach  seinen, 
von  Camano  erhaltenen  Nachrichten,  dafs  die 
Puelche  auf  dem  Casuati  und  andern  Gebirgen 
imd  um  den  28°  S.  Br.  Araukanisch  reden.  Ent- 
weder also  sind  hier  unter  den  Puelche:  östliche 
Araukaner  gemeint,  oder  es  herrscht  bey  einer 
Mischung  von  Völkerschaften  von  beyden  Stäm- 
men die  Sprache  der  letzteren. 

Eine  andere  Mischung  der  Sprache  der 
Puelche  mit  der  der  Tehuelhet  herrscht  nach 
Falkner  bey  den  Leuvuches,  dem  nördlichsten 
Stamme  der  Tehuelhet,  bey  welchen,  da  sie  zu- 
nächst an  die  Puelche  gränzen,  jene  Mischung 
natürlich  ist. 

Nach  diesen  Bestimmungen  wird  die  Abthei- 
lung der  Völker  und  Stämme  von  Chili  und  Pa- 
tacTonien  bey  Falkner,  Molina  und  Hervas  klärer 
nufgefafst  und  beurtheilt  werden  können.  Falk- 
iier's  Nachrichten  sind  übrigens  so  verständig, 
rrofsen  Theils  aus  eigener  Bekanntschaft  mit 
allen  diesen  Völkerschaften  geschöpft,  so  ge- 
ordnet und  möglichst  vollständig,  dafs  sie  sich 
volles  Zutrauen  erwerben,  und  unbestimmteren 
Nachrichten  vorgezogen    werden  müssen,    mit 


*)    S.  dessen  nachher  anzuführendes  Saggio. 

•*)  A.  a.  O.  S.  19.  —  S.  17.  werden  diese  Arau- 
kanisch redenden  Fxielche  ausdrvirklich  von  den  an- 
dern Puelche  unterschieden. 


597 

denen  sie  sich  indessen  meistens  in  einige  Ver- 
bindung setzen  lassen. 

Falkner  *)  theilt  die  Völker  von  Patagonien 
und  dem  oben  daran  stofsenden ,  durch  Gleich- 
heit der  Abstammung  der  Bewohner  damit  ver- 
bundenen Chili  in  drey  Haupttheile,  wovon  er 
den  ersteren  als  Menschen  von  nicht  grofser, 
aber  untersetzter  Statur,  die  übrigen,  die  Pata- 
gonier,  als  länger  beschreibt,  aber  ausdrück- 
lich hinzu  fügt,  dafs  die  Statur  von  sieben  und 
einem  halben  Fufs  nur  Einzelnen  zukommt,  und 
andere  von  eben  dem  Stamme  nicht  über  sechs 
Fufs  grofs  sind. 

I.   Moluchen  oder  Araukanen, 

wovon  der  erstere  Nähme:  Kriegsleute  (von  7770- 
/«/2  Krieg  führen,  und  che  Mensch)  bedeutet, 
der  letztere  aber  von  Arauko  ( zwischen  dem 
37  und  38°  S.  Br.)  entlehnt,  und  verallgemeint, 
indessen  auch  mit  aucaes^  welches  in  der  Perua- 
nischen oder  Quichua  -  Sprache:  Rebellische, 
Wilde,  heifst,  verglichen  worden  ist  **).  Sie 
wohnen  auf  der  Ost-  und  Westseite  der  Cordil- 
leren,  vmd  von  der  Südgränze  Peru's  bis  zur  Ma- 
gellanischen Strafse.  (Die  nördlichste  und  süd- 
lichste Ausdehnung  mufs  mit  einiger  Einschrän- 
kung genommen  werden,  da  im  Süden  unter 
Chiloe  nach  den  folirenden  Angaben  nur  eine 
Mischung  von  Abkömmlingen  dieses  Stammes 
mit  anderen  wohnt,  und  da  im  Norden  die  Ein- 
gebornen  sich  meistens  bis   unterhalb   St.  Jago 


*)  A.  a.  O.  S.  120  ff.  U.S.  T40. 
••)    Azara  a.  a.  O.  S.  202.  niniiut  die  Aucai  für 
einen  Theil  der  Araukanei-. 


5j8 

vor  den  Spaniern  zurück  gezogen  haben  sollen. 
Wenn  aber  Molina  zwischen  den  24  und  37^, 
also  von  der  Gränze  von  Peru  bis  zu  dem  Biobio- 
Flusse  folgende  Stämme  setzt:  die  Coguimbana, 
Qi/illotana,  Mopoc/ima,  Promaucai,  Curi ,  Cau- 
qui^  Pencona^  wovon  nur  sehr  wenige  Über- 
bleibsel noch  vorlianden  seyen,  und  welche  er 
nicht  bestimmt  zu  den  von  ihm  unterhalb  des 
Flusses  Biobio  gesetzten  Araukanern  rechnet: 
so  setzt  er  diese  offenbar  südlicher  als  Falkner, 
und  von  diesem  scheinen  auch  jene  nördliche- 
ren V^ölkerschaften  alle  zu  eben  diesem  Stamme 
gezählt  zu  werden.)  Die  Moluchen  theilen  sich 
nach  Falkner  1)  in  die  P/r//72f/;evon/;/a^77  nördlich, 
und:  c/^e  Menschen ,  Volk,  welche  die  Gebirge 
von  Coquimbo  bis  etwas  unter  S,  Jago  bewoh- 
nen, und  sich  im  Osten  nicht  ganz  bis  Mendoza 
erstrecken,  welche  östlichen  eben  auch  Puel- 
che  genannt  werden;  2)  in  die  Pehuenche^  von 
pehuen  Fichte,  von  welcher  Baumart  ihr  Land 
voll  ist,  und  dem  erwähnten  c//e,  welche  von 
der  Südgränze  jener  oder  vom  35°  S.  Br.  bis 
Valdivia  gegen  über,  oder  bis  gegen  den  40° 
wohnen,  und  von  jenen  nördlicheren  Stämmen 
zuweilen  auch  schon  Huilliche  genannt  werden; 
3)  Huilliche  d.  i.  südliche  Leute,  von  Valdivia 
gegen  über  bis  zur  Magellanischen  Strafse,  von 
welchen  aber  nur  Ein  Stamm,  der  von  Valdivia 
gegen  über  bis  zum  Archipel  vonChiloe  und  jen- 
seits des  Sees  Nahuelhuanpi  wohnt,  die  Chilesi- 
sche Sprache  rede,  die  drey  übrigen  aber,  wel- 
che zusammen  genommen  Vuta  Huilliche  oder  die 
grofsen  Südländer  heifsen ,  nähmlich  die  Chanos 
(auf  den  Charten  und  bev  Hervas  steht:  Chojms) 
auf  den  Inseln  des  Archipels  von  Chiloe,  die 
Poy  Yus  oder  Peves  vom  48°  bis  etwas  über  den 


399 

52°,  und  die  Key  Yus  oder  Key  Yuhues  oder  Key  es 
vom  52-''  bis  zur  Magellanischen  Strafse  eine  Mi- 
schung des  Moluchischen  und  des  angränzenden 
Teliuelischen  reden.  Vidaure'^)  redet  nur  von 
Einer  Nation  in  Chili,  deren  verschiedene 
Stämme  in' der  Sprache  und  den  Sitten  überein 
kommen;  Viele  haben  sicli  den  Spaniern  unter- 
worfen oder  seyen  ausgewandert,  so  die  Copia- 
per ^  und  die  andern  vorher  aus  Molina  (hier 
mit  einiger  Verschiedenheit  der  Schreibart)  an- 
geführten Völker  Coquimber  u.  s.  w.  Die  freyen 
Ein^ebornen  wohnen  entweder  in  Gebirgen, 
nähmlich  die  Chiqu'illaner ^  deren  Sprache  ein  ver- 
dorbenes Ghilesisch  sey;  die  Pequencher  (wie  Vi- 
daure  statt  Pehuenche,  so  wie  peqiien  statt  pe- 
huen:  Pichte,  schreibt)  und  Puelcher  aber  in  den 
Thälern  des  Andes;  die  Bewohner  der  Ebenen 
seyen  die  Huilicher^  Cuncher  und  Arauker ^  letz- 
tere die  zahlreichsten  und  tapfersten.  Nach  Mo- 
lina ,  der  nur  von  dem  ersten  dieser  Stämme  bis 
nach  Chiloe  hin,  den  Hueliches,  spricht,  woh- 
nen zwischen  diesen  und  den  Araukanern  die 
Junkos,  welches  von  jimco  Traube  abgeleitet 
wird,  aber  weit  natürlicher  von  dem  Worte  der 
Peruanischen  oder  Quichua-Sprache  j/z/;?co  (valle 
calida,  heifse  Bergebene)  herzuleiten  ist,  und 
örtliclie  Verhältnisse  bezeichnet.  Von  den  Pe- 
huenche waren  ohne  Zweifel  auch  die  Einge- 
bornen ,  welche  nach  Laet  **)  auf  die  Insel 
Moclia  geflüchtet  waren,  und  dort  ihre  Unab- 
hängigkeit gegen  die  Spanier  vertheidigt  hatten. 
Überhaupt  waren  die  Pehuenche  und  besonders 
die  Picunche  so  tapfere  Feinde  der  Spanier,  dafs 


*)  Geschichte  von  Chili,  Übers.   Harn.  1782. 
**)    Orb.  nov.    S.  433. 


/\00 

diese  zuweilen  in  Gefahr  schwebten,  durch  sie 
aus  Chili  ausgetrieben  zu  werden  *);  zu  Falk- 
ners Zeit  aber  durch  ihre  vielen  Kriege,  durch 
das  Übermafs  geistiger  Getränke  und  durch  die 
.Kinderpocken  so  herab  gekommen  waren,  dafs  sie 
zusammen  nicht  einmahl  4000  Krieger  ins  Feld 
stellen  konnten. 

Hiermit  lassen  sich  auch  die  Nachrichten 
des  P.  Jos.  Garcia  über  Patagonien  **)  verglei- 
chen, der  mit  einigen  gebornen  Chilesen  die 
Westküste  bis  zum  48°  S.  Br.  in  kleinen  Barken 
befuhr,  aber  dort  wegen  seiner  Begleiter  Furcht 
vor  den  wilden  Anwohnern  der  Küste  umkehren 
mufste,  ohne  das  Ziel  der  Reise,  die  Magellani- 
sche Strafbe  erreichen  zu  können.  Er  erfuhr, 
dafs  unterhalb  des  48°  noch  zwey  Nationen 
wohnen,  die  Lechcyel  und  die  Yeluna/me,  und 
dafs  keine  von  beyden  Araukanisch  rede.  Letz- 
terer Nähme  trifft  mit  dem  nachher  anzuführen- 
den Stamme  der  Tehuelhet:  Yacana- Ciinny  zu- 
sammen, ersterer  ist  vielleicht  mit  den  angeführ- 
ten Key  zu  vergleichen.  Um  den  48°  fand  er 
die  Cß/e/?  und  Taijataf^  deren  Sprache  sehr  gut- 
tural und  Eine  sey,  so  dafs  beyde  Völkerschaften 
einander  verstehen,  obwohl  jede  derselben  ih- 
ren eigenthümlichen  Dialekt  zu  haben  scheine; 
mit  der  Araukanischen  habe  sie  nichtsÄhnliches. 
Von  da  bis  zu  dem  Archipel  von  Chiloe  nennt 

*)  S.  auch  La  Peyrouse's  Entdeckungsreise,  Über- 
setz. Bd.  I.  S.  löo. 

**)  Hervas  a.  a.O.  S.  i5ff.  Aufser  dem  sind  die 
Twe/c/;e  genannt,  und  ohne  Zweifel  die  Tehuelhet  ge- 
meint, da  tehuel  sn6\ich ,  und  het  so  viel  als  che  Volk, 
bedeutet.  —  In  Chili  v^erdtn  eben  das.  S.  19.  aufser 
den  Puelche  die  Pehuendie,  Pkwiche,  Ranquelche, 
Moluche  und   yUimoluche  eiwahnt. 


er  die  Kaiikihiies  und  Chonos^  wovon  letztere 
auch  bev  Falkner  genannt  sind.  Jede  von  bey- 
den  Völkerschaften  habe  ihre  eigene  Sprache, 
doch  wufste  P.  Garcia  nicht  zu  bestimmen,  ob 
sie  radical  verschieden,  oder  von  einerley  Stam.- 
me  seyen.  Die  Chonos,  welche  er  auf  den  süd- 
lichsten Inseln  jenes  Archipels  fand,  seyen  frü- 
her die  Bewohner  der  ent2;egen  gesetzten  Küste 
des  festen  Landes  gewesen.  Mit  Chiloe  fange 
das  Gebieth  des  Araiikaniscben  an,  man  spreche 
es  aber  in  dieser  Gegend  gemischt  mit  vielen 
Spanischen  Wörtern,  welche  indefs  alle  Biegun- 
gen des  Araukanischen  angenommen  liaben, 
und  nicht  hindern,  dafs  nicht  alles  Übrige  rein 
Araukanisch  sey. 

Andere  dialektische  Verschiedenheiten  der 
Moluchischen  oder  Araukanischen  Sprache  wei- 
set Falkner  nach,  dafs  nähmlich  die  Pehuenche 
und  ihre  Nachbarn  die  Huilliche  (bis  Chiloe) 
kein  r  und  kein  d  haben,  sondern  statt  beyder 
Buchstaben  s  setzen  ;  dagegen  die  Picunche,  die 
kein  s  haben,  oft  dafür  r  oder  <■/,  auch  statt  eines 
ch  öfters  t  sprechen,  so  dafs  z.  B.  bey  letzteren 
domo  Frau,  vuta  grofs,  huaranca  tausend,  ist, 
bey  ersteren  hingegen  diese  Wörter:  somo ^  vu- 
cha,  /wasanca  lallten.  Einige  grammatische  Un- 
terscheidungen nachher  bey  der  grammatischen 
Übersicht  dieser  Sprache. 

Zwischen  der  Araukanischen  und  andern 
Amerikanischen  Sprachen  habe  ich  nur  wenige 
Berührungen  bemerkt;  begreiflich  ündet  man  in 
jener  einige  Quichua- Wörter,  z.  B. 

Sonne  Honig  Fiscli 
Quichua:                             inti.  mis^i.  chalgua. 
Araukanisch :                     antu.  '  r:iiiki,  ohallt^u. 
bey  Falkner:  anlaigh. 


402 

Haus  bedeutet  im  Araukanischen  ruca,  im  be- 
nachbarten Guarani-Stamme  og,  bey  den  Tupi 
oca^  in  den  nachher  zu  schildernden  Sprachen 
der  Omagua  uca,  der  Mobima  roya^  in  der  Lide- 
Sprache  uya^  Regen  im  Arauk.  maun^  bey  den 
Tupi  aman. 

Aber  mit  dem  Griechischen  imd  Lateinischen 
hat  Molina  ''•')  Ähnlichkeiten  geftmden,  die  er  in- 
defs  selbst  nur  für  zufällig  nimmt,  wie  es  gevvifs 
bey  den  Empiindungslauten  im  Lateinischen  der 
Fall  ist,  das  Zusammentreffen  der  Bedeutungen 
ist  auch  nicht  recht  genau :  *  ••- ) 


Griechisch. 

Araukanisch. 

Lateinisch. 

Araukanisch. 

aldein. 

aldun. 

an. 

am. 

hdc. 

ale. 

arderc. 

aren. 

ahuein. 

nlcun. 

cujiere. 

cupa. 

anienein. 

amun. 

dapinare. 

dapin. 

kai. 

cai. 

''ja. 

eja. 

Actos. 

chepun. 

(ijulare. 

ejun. 

/OßOS. 

dugu. 

kern. 

em. 

dymi. 

dümen. 

heu. 

eu. 

ga. 

ga. 

hui. 

hui. 

genesthai. 

gen. 

ieiis. 

/.■(■. 

Jampein. 

lampaicon. 

lumen. 

liimium'en. 

me. 

mü. 

Ihx. 

luv. 

myllein. 

mülan. 

manus. 

man. 

nai. 

nai. 

multus. 

mu. 

pelos. 

pele. 

munus. 

munum. 

eipein. 

pin. 

non. 

no. 

reuma. 

reuma. 

petere. 

petun. 

reein. 

renn. 

petulcus. 

peroican. 

tirpein. 

thepzn. 

polare. 

putun. 

typein. 

tipun. 

tempus. 

ehen. 

ia/ere. 

valin. 

i'e. 

VC. 

vellem. 

velem. 

Hulfs. 


*)   Saggio  S.  284- 
**)    Z.  B.  man  ist  nicht: 
mancue  rechte  Hand. 


Hand ,   sondern  rechte. 


405 

Hülfsmittel   der    C/iilcsischen    oder 
Ar  au  h  a  n  is  ch  e  n    Sp  räche. 

P/Wro  0/Trt  Arauco  domado,   159g,  4. 

Luis  de  Valdhia  Arte  Grammatica,  Vocabu- 
lario  en  la  lengua  de  Chile,  Lima  1608,  8- 

Vocabula  linguae  Chiliae,.  in  Gasp.  Barlaei 
historia  rerum  in  Brasilia  gestarum ,  Amst. 
1647,  fol. 

Vocabulary  of  the  Chilesian  language,  in 
John  (75/%'s  America,  Lond.  1671,  Fol. 

Ab.  Andr.  Fehres  Gramatica  y  Diccionario  de 
la  lengua  de  Chili,  Lima,   1765. 

Thomas  Falkner's  Description  of  Patagonia 
and  the  adjoining  parts  of  South -America,  He- 
reford  1774,  4. 

Beschreibung  von  Patagonien  und  den  an- 
grenzenden 1  heilen  von  Südamerika,  aus  dem 
Engl,  des  Hrn.  Thom.  Falkner,  nebst  einer  neuen 
Karte  der  südlichen  Theile  von  Amerika,  Go- 
tha 1775,  8.  ~  S.  132  —  144  des  Originals, 
S.  163—  181  der  Übersetzung,  eine  Grammatik 
der  Mohichischen  Sprache  und  ein  kleines  Wör- 
terbuch derselben. 

Bern.HavestadtCh.\\\di\<^\\  sive  res  Chilenses 
vel  descriptio  Status  tum  naturalis  tum  civilis 
tum  moralis  regni  populique  Chilensis,  inserta 
suis  locis  perfectae  ad  Chilensem  linguam  manu- 
ductioni,  Monast.  T.  L  IL  1777.  in  7  Part,  wo- 
von P.  IlL  einen  Katechism  in  Prosa  und  Ver- 
sen, letztere  in  Musik  gesetzt,  enthält. 

Auch    Vidaure  a.   a.   O.    S.  115  - —  ng.  hat 
grammatische    Bemerkungen   über   das  Chilesi- 
sche,   die  mit  den  folgenden   meistens  zusam- 
men treffen. 
wthrid.  in.  Cg 


4^4 

Gior.  Ign.  Molina  Saggio  sulla  storia  del 
Chili,  Bologna  1782,  8,  S.  334  —  67.  Gram- 
matische und  Lexikalische  Angaben,  und  zum 
Schlüsse  Anführung  einiger  Hülfsniittel,  nähm- 
lich,  aufser  dem  genannten  Ona  und  Fcbres,  noch 
Gaör.  Vega  Grammatica  y  notas  a  la  lengua,  de 
Chile,  Alonso  Ercllla  hxdLUCdJi^i.  ^  Dlcg.  Saiithteiüm 
Os&rlo  Araucana,  ein  Gedicht,  alle  drey  gedruckt. 
Pletr.  Garreta  Grammatica  de  la  lengua  Cliilena, 
ein  Mst. ,  auch  Havestadts  Werk  ist  dort  noch 
als  M.'st. ,  aber  eines  Bern.  Plalberstadt's,  ange- 
fiihrt  =•■=). 

Hcrvas  hat  aufser  den  in  seinem  ^^ocabola- 
rlo  poliglotto  angeführten  Wörtern  noch  einige 
andere  im  Anhange  dazu,  S.  220.,  die  Zahlwör- 
ter in  der:  Aritmetica  delle  nazioni,  S.  95.,  und 
eine  Darstellung  des  Araukanischen  Verbum  in 
d.  Origiue,  formazione,  Meccanismo  ed  armo- 
nia  degr  Idiomi,  S.  164.  65. 

Ein  Wörterverzeichnifs  hat  auch  Dapper 
(Amerika  S.  629.)  nach  Ellas  Herckmanu ^  ein 
kurzes  R.  Förster  in  s.  a.  Bemerkungen,  das  aber 
aus  Dapper  entlehnt  ist. 

Grammatischer     Charakter     der     Clillesi- 

sehen     oder     Araukanischen     Sprache 

nach  Molina,    Havestadt,    Falkner. 

1.  Diese  Sprache  hat  kein  5,  aufser  etwa  in 
20  Wörtern,  und  auch  da  nicht  am  Ende,  hat 
sehr  selten  z;   b  geht  oft  in  p  über,  sie  hat  ein 


*)  Vergl.  dazu  Havestaclt's  Werk,  S.  885.  Dem 
Molina  folgt  GzVy  in  seinem  Saggio  di  Storia  Aiue- 
ricana,  wo  T.  HI.  S.  261  IF.  ein  Auszug  der  Gram- 
matik, S.  383.  ein  kvxrzes  Wörterverzeichnifs  des  Arau- 
kanischen steht. 


4o^ 

Nasal-g,    -welche.^  wie /?^  lautet,    und  übrigens 
mehrere  Spanisclie  Laute,    z.  B.  Lf^   ü ;    das  ih 
welches  durch  Berührung  des  Gaumens  mit  der 
Zunge  ausgesprochen,    und  zierlich   zu   einem 
sanften  c  werde,  erwähnt  Havestadt  nicht,  aber 
er  und  Molina  unterscheiden    von    dem  u  das 
wie  das-Französische  u  gesprochene  ü.  Die  Wör- 
ter endigen  nur  auf  einen  dieser  6  Vocalc,  oder 
die  Consonanten  />,  d,  /",  g,  /,  /?z,  /2,  /•  oder  ^^ 
2.  Substantive,    welche  sich  von  Verben  ab- 
leiten,    haben   die    Endung  voe  oder  ve  für  die 
handelnde   Person,  ue^  al,  om^  un,  um  für  die 
Handlung;     es  gibt   eine    Menge    Nomina    ab- 
,  «tracta  auf^e/z,  die  Endung  für  den  Ort,  beson- 
ders wo  sich  etwas  in  Menge  findet,  ist  ntu:  kuen, 
hinten  angehängt,  bedeut  v  Genossenschaft,  co- 
nalmen.   Mit  Soldat.      Das  Geschlecht  kann  nur 
durch  die  Beysätze  aica  Mann,    o'owo  Frau,  an- 
gezeigt   werden.       Diminutiv  -  Formen   gibt   es 
nicht,  nur  einige  Diminutive  werden  durch  lieb^ 
lichere  Buchstaben  gemacht,  z.  ß.  vocium  Söhn- 
chen, von  Votum  Sohn. 

3.  Der  Dual  ist  bey  den  Substantiven  und 
bey  den  Verben  bezeichnet,  und  hat  bey  jenen 
die  Endung  egu,  der  Plural  hat  entweder  die 
Endiuig  ica  oder  igen^  oder  hat  statt  derselben 
vor  sich/?//,  oder  wenn  ein  Adjectiv  bey  (nähm- 
lich:  vor)  dem  Substantive  steht ,  so  kann,  um 
den  Plural  anzuzeigen,  auch  blofs  zwischen  beyde 
(]U€  gesetzt  werden.  Falkner  hat  in  der  ihm  be- 
kannt gewordenen  gewöhnlichen  Sprache  des 
Lebens  nur  das  vorgesetzte /?w  als  Plural- Form 
bemerkt,  auch  keine  Dual  -  Endung  der  Sub- 
stantive, sondern  dafs  derselbe  durch  Vorset- 
'tung  des  Zahlwortes  epu,  zwey,  ausgedruckt 
werde.     Bey  allen  drey  Arten  des  Numerus  wer- 

Cc  2 


4o6 

den  die  Casus  auf  gleiche  Weise  durch  ange- 
hängte Endungen,  der  Genitiv  durch  ^m,  der 
Dativ  durch  meii  oder  mo,  der  Vocativ  durch 
ein  voraesetztes  «oder  hinten  angehängtes  e;7z, 
der  Ablativ  durch  mo  oder  engu  bezeichnet.  Bey 
den  doppelten  unter  diesen  Bezeichnungen  hat 
Molina  nur  die  erstere.  Falkner  hat  für  den  Ge- 
nitiv///  Br  den  Dativ  nur  7710,  und  eben  dieis 
für  den  Accusativ,  der  nach  Molina  und  Have- 
stadt  dem  Nominative  gleich  lautet,  una  beyde 
Endungen  des  Ablativs.  Der  Genitiv  steht  mei- 
stens vor  dem  andern  Substantive. 

/.   Von  den  Adjectiven  gibt  es  aufser  den  pri- 
mitiven,   z.  B.  cumc  gut,    eine    Menge   abgelei- 
teter;   tu  ist  die  Endung  der  Adjective  dei'  Ma- 
terie    z  B  von  mf  Erde:  tuetu\xA&n,    a  für  Ad- 
iective  von  Verben,  z.  B.  c/z//77a  weise,  von  cJa- 
men  ich  weifs,    vallu,   bey  Havestadt  v«/.z ,   für 
Möalichkeit,  z.B.flf/W/«amabilis       Wenn  die- 
sen" Endungen  no  vorgesetzt  wird,    also  notu, 
nocL  novallu:  so  ist  diefs  Ausdruck  der  Negation. 
Der  Comparativ  und  Superlativ  werden  an^e- 
zeiat,  jener,  indem >/ oder  Jo/ d.  i.  mehr,  die- 
ser,  indem  cad  oder  mu  dem  Adjective  vorge- 
setzt  wird        Falkner   hat  von   den   Aajectiven 
nichts  angegeben,  als  dafs  sie  selbst  keme  Ver- 
änderung des  Numerus  oder  Casus  naben. 

r  Die  Pronomen  sind  inche  (bey  MoUna: 
mrcfich,  e/Wdu,  teye  oAex  vey  er.  Dual:  bichiu 
wir  zwey,  eimu  ihr  zwey,  teyengu  sie  zwey_,  Plu- 
ral: /;7f/z/>;2wir,  eimu  Ihr,  teyengn  %iq.  Die  Ca- 
sus derselben  bilden  sich  fast  durch  dieselben 
"Endungen,  wie  bey  den  Substantiven,  aber  ich 
und  du  haben  einen  besondern  Accusativ  me 
mich,  te  dich.  Auch  bey  den  Genitiven  ist 
einige   Abweichung.     Diese  Genitive  oder  Ab- 


/|07 

kiirzungen  derselben  stehen  für  die  Pronominal- 
Adjective,  inc/iegni  oder  gni  mein ,  eimirni  oder 
«z/dein,  teyegni^  oder  wie  Falkner  hat:  '/z,  sein, 
inchiiiyu  unser  zwey,  inchignigii  unser,  eimiimu 
oder  mu  euer. 

6.  Die  Verben  haben  alle  einerley  Conjuga- 
tion,  ohne  Aiisnalimen,  die  Endungen  der  Per- 
sonen sind  Singular  i  P.  ;?,  2  P.  imi ^  5  P.  /, 
Dual  i  P.  yii^  2  P.  imu^  3  P.  gu  ( bey  Havestadt 
ingu)^  Plur.  1  P.  g/z,  2'P.  im'en^  3  P.  ig'en'-^) 
(bey  Havestadt:  ign^  imn^  ^^W^-  Falkner  hat 
wie  Havestadt,  aber  in  der  ersten  Plural-Person: 
i?2:  Vidaure  in  der  1  P.  des  Duals:  hi,  in  der 
3  P.  des  D^ials  und  Plurals  ig/iu,  ighen).  Wenn 
aber  die  Wurzel  des  Verbum  selbst  auf/  endigt, 
80  wird  dadurch  zugleich  das  Anfangs  - /diesev 
Endungen  verschUmgen.  Die  Wurzel,  mit  die- 
sen Endungen  flectirt,  ist  das  Präsens;  um  die 
übrigen  Tempora  zu  bezeichnen,  werden  zwi- 
schen die  Wurzel  und  jene  Endungen  folgende 
Sylben  eingeschoben,  im  zweyten  Präsens  che, 
im  Imperfectum  bu  (Vidaure  schreibt  t'w),  im 
Perfectum  uye^  im  Plusquamperfectum  uyebu^ 
im  ersten  Futurum  a,  inri  zweyten  wyea,  im  er-. 
sten  Aoriste  ahii^  im  zweyten  uyeabu,  so  nach. 
Mölina;  bey  Havestadt  ist  blofs  das  Imperfec- 
tum, erste  Perfectum,  Plusquamperfectum  und 
erste  Futurum  angegeben,  bey  Falkner  alle 
abigen  aufser  dem  sogenannten  zweyten  Präsens. 

7.  Der  Imperativ  hat  auch  Formen  für  die 
erste  Person,  dergleichen  kaum  in  irgend  einer 
andern  Sprache  erwähnt  werden,  Sing.  1  P.  ci 
(so  bey  Molina  nach  Italienischer  Schreibart, 


*)  e  bey  Molina  scheint  ein  dumpfere»  c  aus- 
drucken zu  sollen. 


4c8 

bey  Havestadt  nach   Spanischer  c///),    2  P.  ge, 
7ige,  3  P./>e,  Dual:    i  P.  iu,  2  P.  mu,   3  P.  ngu, 
Plur.  1  P.  ign,  2  V.mn,  3  P.  ngn.     Jenes  chi  wird 
indessen  auch  als  eine  Anhänge- Partikel  für  den 
Wunsch   angemerkt,    und  sowohl  diese  als  vel 
und  velem^xi  den  Indicativ  oder  den  Subjunctiv 
angehängt,  um  den  Optativ  auszudrucken.     Der 
Subjunctiv  hat  //  zu  seinem  Charakter,    welches 
in    allen  vorher   aufgezähhen  Tempus- Formen 
an  die  Stelle  des  n  der  Endung  der  ersten  Per- 
son tritt,  und  /bleibt  in  allen  übrigen  Personen 
herrschend:  2  P.  hni,  3  P.  le.  Dual  i  P.  Uli,  2  P. 
Imii,    3  P.  Igu  oder  Ingu,    Plur.  1  P.  Ugn,    2   P. 
Imm  oder  linn,  3  P.  Igen  oder  Ingn  (bey  Falkner: 
//,  ////2/,    //v,    Dual:    /m,    ///?2w ,    ///7gw,    Plur.  Um, 
lim'n,  lingn.     Der  Infinitiv  endigt  eben  so,    wie 
die  erste  Person  des  Singulars  im  Indicative  auf 
n,  aber  die  vorgesetzten  Pronominal-Adjective 
zeichnen  ihn  aus.      Das  Gerundium  im  Dative 
hat  die  Endung  3;w/72,  0/ um  :  durch,  yabiim  um: 
bey,     oder:    während,    auszudrucken.  ,   Diese 
Gerundia  werden   auch  von  mehreren  der  er- 
wähnten Tempora  gemacht.      Das   Particip  bil- 
det sich  von  jedem   Tempus,    indem  statt  der 
Personal- Form  lu  angehängt  wird. 

8.  nie  ausgebildeteren  Amerikanischen  Spra- 
chen haben,  wie  schon  in  der  Einleitung  ange- 
deutet worden,  bey  nahe  alle  den  gemeinschaft- 
lichen Charakter  besonderer  Verbal-Formen,  wo- 
durch der  Bezii^  aufPronominal-Accusative  oder 
auch  Dative  ausgedruckt  wird.  Ob^vohl  diese 
Pronominal-Accusative  und  Dative  auch  ßir  sich 
ihre  Bezeichnung  haben:  so  gibt  es  besondere 
Flexionen  der  ersten,  zweyten,  dritten  Person, 
wenn  sie  sich  auf  Accusative  der  zweyten,  drit- 
ten oder  ersten  Person  beziehen.     Die  Spani- 


4o9 

sehen  Grammatiker  nennen  diese  Formen  die 
erste,  zweyte  u.  s.  vv.  Transicion,  und  je  ver- 
breiteter diese  sonderbare  Bezeichnungsweise 
über  die  südlichsten  und  nördlichsten  Theile 
von  Amerika  ist,  desto  merkwürdiger  ist  sie  =■•'). 
Liehe  elun  cimimo  bedeutet:  ich  gebe  für  dich, 
aber  eluehnl  ich  gebe,  dir,  elußimu.  i.  g.  euch 
zweyen,  elueimn  i.  g.  euch  (vielen),  und  je 
naciidem  dazu  inchiu  wir  zwey,  incliign  wir 
(viele)  gesetzt  wird:  so  ist  auch  hier  der  ver- 
schiedene Numerus  angezeigt 5  der  Conjunctiv 
hat  eluehni  i.  g.  dir,  ehiclmu  i.  g.  euch  zweyen, 
eluehnn  i.  g.  euch  (vielen  ).  Eluvin  (Havestadt 
schreibt  f/«^//v)  heifst:  ich  gebe  es,  oder:  g.  ihm, 
eluvinl  du  g.  ihm  od.  es,  ehwi  er  g.  es  od.  ihm, 
u.  s.  w. ;  im  Subjunctiv:  eliwili  Die  Transition 
von  der  zweyren  auf  die  erste  Person  ist,  dafs 
c/j  angehängt  wird,  ^/«e/2,  Subjunctiv  e/we//,  da 
gibst  mir,  ekimon  ihr  gebt  mir,  clwnolu  du,  oder: 
ihr  g.  uns  zwey,  e/umoign  uns  (vielen).  (Hier 
weicht  Falkner  etwas  ab. )  Der  Subjunctiv  die- 
ser Formen  ist  elumoll,  elumoliu,  ehimoUn.  Elue- 
iieu  (bey  Falkner  ist  eleuneu  wohl  Druckfehler), 
bedeutet:  er  gibt  dir,  Subjunctiv  elmimo  u.  s.  w. 
Der  reflexive  ßezu^  auf  das  Subject  selbst  wird 
dadurch  bezeichnet,  dafs  man  u  (nach  Falkner 
bu\  welches  wie  wu  ausgesprochen  werde),  zwi- 
schen die  Wurzel  und  die  Flexions-Endung  ein- 
schiebt, z.  B.  a'^un  ich  liebe,  ayuun  ich  liebe 
mich,  r/y««/ er  liebt  sich ,  ayiiimn  ihr  liebt  euch 
einander.  Alle  diese  Formen  v»^erden  durch  alle 
Tempora  und  Modi,    auch  im  Gerundium,   für 


*)  Ich  habe  davon  auch  in  meinen:  Untersuchun- 
gen über  die  Bevölkerung  Anierika's,  S.  206.  fF,  ge- 
handelt- i\iy-f        i 


4 1  o 

alle  diese  Arten  der  Beziehungen  gebildet,  und 
es  finden  neben  den  genannten  Formen  noch 
einige  andere  für  eben  denselben  Zweck  Statt, 
so  dafs  es  recht  offenbar  wird,  wie  sehr  die  Auf- 
merksamkeit der  Sprachbildner  bey  der  Ausbil- 
dung der  Amerikanischen  Sprachen  auf  diesen 
Gegenstand  gerichtet  gewesen  ist. 

9.  Das  Passiv  bildet  sich  von  den  Activen, 
indem  überall  vor  den  Flexions  -  Endungen /zge 
eingeschoben  wird,  z.  B.  elungen  ich  werde  ge^ 
geben.  Auch  bey  dem  Participe  ist  diefs  der 
Fall;  elungelu^  Imperfect.  elungehulu  u.  s.  w.;  aber 
es  existirt  noch  ein  besonderes  Particip  für  Sa- 
chen auf  el\  eluel  ist  die.  gegebene  Sache,  und 
diefs  wird  auch  für  die  Personal-Formen  des  Pas- 
sivs gesetzt;  die  wirkende  Ursache  steht  dabey 
im  Genitive.  Von  jedem  Adjective,  oder  auch 
von  Substantiven,  bildet  sich  durch  den  Anhang 
Tigen  ein  Verbum  neutrum;  z.  B.  von  cume  gut: 
Climen  gen  (  aber  auch  cumen  und  cum  eleu  )  gut 
«eyn.  Auch  ein  Impersonale  wird  von  jedem 
der  erwähnten  Tempora  durch  das  hinten  ange- 
hängte am  gebildet,  im  Subjunctiv  kam. 

10,  Von  allen  diesen  Formen  entsteht  eine 
vollständige  Conjugation  des  Verbum  negativum, 
indem  unmittelbar  nach  der  Wurzel  oder  in  den 
Formen,  wo  an  diese  uye  tritt,  nach  letzterem: 
la  im  Indicative ;  im  Indicativ  des  Futurum  und 
im  Optative /ß/,  im  Subjunciive  ,  Infinitive  und 
den  Participen  770,  im  Imperative  qui  (bey  Mo- 
lina nach  Italienischer  Schreibart  chi)  eingescho- 
ben wird,  der  Imperativ  nimmt  dabey  die  Per- 
*onal- Endungen  des  Subjunctivs  an. 

11.  In  dieser  Sprache  gibt  es  eine  aufseror- 
dentlich  grofse  Anzahl  von  Ableitungs- Formen 


4h 

der  Verben,  die  mit  den  Italienischen  Deutun- 
gen Molina's  liier  stehen  mögen:  eluclen  (star 
dando),  eluduamen  (voler  dare),  ekijecumen  (ve- 
nirdando),  elwnen  (andar  a  dare),  elupan^Ye- 
nir  a  dare),  elupun  (passar  dando),  elunanen 
(dar  alimproviso),  e/^vß/e/z  (poter  dare),  eliipin 
(prometter  di  dare),  elugum  (dar  di  piu), 
tluyaun  f andar  dando),  elidlen  (dar  davvero), 
elumon  (bisognar  dare ) ,  elupen  (dubitar  di  dare), 
elurchen  (parer  di  dare),  elutun  (tornar  a  dare), 
eluvalun  (hnger  di  dare),  elumepran  (andar  a  dare 
invano,  bey  Vidaure  elupran^  ohne  we),  bey 
eben  demselben  elukon  ich  gebe  zugleich  mit 
einem  andern;  yecu^  oder  yecuumen  ^  cuiimen 
oder  mecuümen,  an  Verben  gehängt,  bezeichnen 
das  Verharren  in  diesem  Zustande.  Die  Verba 
neutra  werden  activ,  wenn  ca,  Ica^  fe,  Id^  ma 
oder  ü  angehängt  wird,  oder  so  ^vie  von  lan 
sterben:  langmn,  tödten,  ron  ;?ßg'/z  fallen :  7?^^- 
cumen  fallen  machen  ,  kömmt;  von  aucan,  rebel- 
liren,  ist:  aucaiiui ^  noch  ein  Mahl  rebelliren. 
Die  Verben  werden  mit  Partikeln  zusammen  ge- 
setzt, und  diese  Zusammensetzungen  dann  re- 
gelmäfsig  conjugirt,  z.  ^.pen  ist:  sehen,  pevin 
(s.  N.  8.)  ich  sehe  ihn,  vemge  auf  diese  Weise, 
davon  mit  der  Negation  (s.  N.  \o.)  pevemgelavin 
ich  sehe  ihn  nicht  aut  diese  Weise,  pevemgela- 
vini^  d.  s.  i.  n.  a.  d.  W.,  von  in  essen,  duam 
wollen,  clo  mit,  zusammen,  und  den  eben  da 
gewesenen  Anhängen  bildet  sich:  induamdolavin 
ich  will  nicht  mit  ihm  essen,  uxid  hat  die  ganze 
erwähnte  Conjugation  von  ehm.  Noch  mehrere 
Anhänge-  oder  Einschiebe-Sylben,  welche  die 
Bedeutung  der  Verben  erweitern,  verändern, 
oder  auf  irgend  eine  Weise  afficiren,  hat  Have- 
stadt  S.  84  ff. 


412 

12.  Die  Praepositionen  stehen  thoils  vor, 
theils  hinter  den  Substantiven.  Es  ist  eine  be- 
sondere Endung  für  die  von  Adjectiven  oder  Ver- 
ben abgeleiteten  Adverbien  vorhanden:  geti. 

13.  Von  Abweichungen  der  oben  erwähn- 
ten Dialekte  in  Absicht  der  grammatischen  Bie- 
gungen bemerkt  Falkner  folgende:  Die  Huii- 
liche  setzen  als  Endung  des  Perfectum  nicht  uye^ 
sondern  uvi^  Subjunctiv  z/ic///,  bey  ihnen  ist  der 
zweyte  Aorist  und  das  zweyte  Futurum  nicht  ge- 
bräuchlich, sondern  nur  bey  den  Pikunche. 
Bey  der  Transition  von  der  ersten  auf  die  zweyte 
Person  wird  nach  Havestadt  (S,  80.)  in  vielen 
Missionen  n  von  ehm  in  ein,  in  einigen  in  eieiij 
auf  der  Insel  Chiloe  in  eiu  verwandelt,  und  blofs 
im  Imperative  das  für  diese  Transirion  sonst  ge- 
wöhnliche bi  beybehalten ,  und  voi pe  gesetzt. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  n. 

363. 

-A  r   a  u  k   a  n   i   s   c   h. 

"Nach    II  e  r  V  a  s    Saggio  pratico,   N.  1. 
Unser  Vater     Himmel         in  bist 

Inchin-taln  chao  huenu  meu  ta-mleimi; 

Vereint     sey       dein  Nähme 

Ürchigepe  tami  -  ghui.; 

Dein  Reich         uns  zu  komme 

Eimi-tami  reino  inchiii -  meu  ciipape; 

Wie  dein       Wille         eb<!n    so  Him- 

Chumgeclii  tami  -  piel  vemgekei  ta  liiieini- 

mel  in  eben  so         n'itch         gethan     werde 

mapu  meu  vemgeciii  cai  vemgepe   Ui 

Eide  in 

tue -mapu  meu; 


rieiue        gib  uns      inisfr  jeden     Tag  Brot 

Chai  elumoin  taiin  vill  antü  couke; 

Vergib  uns  inisre  Sfinde  Avie 

Perdonnanmamoin  taiü  huerilcam,    chuin- 

wir  vergeben  ihnen  wir     unsern    Süii- 

gechi  incliin  perdonnakeviin  tain  hue- 

digevn 

rilcaercu; 

uns 

Lelmokiliü  tain  hueiilcanoam; 

Aber  alle     schlechte    Sache       voa  befreye 

Huelukemai  vill  huera  dugii  nieu  montül- 

uns . 

moin. 


364. 
Dasselbe, 

Nach   Havtstadt  T.  IL  S.  539. 

Inchigii  taigii  chao  liuenu  mo  ta  mlelu; 
Ufchingepe  ta  mi  iiüi; 
Eimi  ta  mi  Rejno  inchign  mo  cupape; 
Cliumngechi  ta  mi  piel  vemngeqiiei  haenu 

mapu  meu  vemngechi   cai  vemngepe 

ta  tue  mapit  meu; 
Chai  elumoign  ta  ign  vill  antü  cofque;       ' 
Perdonanmamoign     ta     ign     puhuerilcan, 

cliumngechi  inchign  perdonaquebiigu 

ta  ing  puhuerileteu; 
Lelmoquilign  ta  ign  huerilcanoam; 
Huera  meu  montulmoign.     Amen, 


AH 

365.     . 
Dasselbe. 

Bis  2ur  diittm  Bim  nach    Falkner,   S.   175. 

Incliin  in  chao  Imenumeuta  mleymi; 
Ufchiiigepe  mi  wi; 
Eymi  mi  toquin  incliinmo  cupupe; 
Eymi  mi  piel  chumgechi  vemgey  hiienii  ma- 

pumo  wemgechi  cay  vemengepe  tue- 

mapmixo. 

366. 
Dasselbe. 

In  gereimten   Versen  bey  Havest adt,   S.  585. 

Dios  Cliao  HueiiLi  mo  mlelu, 
TJfchingepe  ta  mi  iiiii;  » 

Vill  ta  mi  piel  opulquelu, 
Hueim  mapu  mo  prachi. 

Ta  ign  ial  ekimamoinca ; 
Ta  ign  vuta  que  huerilcan 
Inchign  perdonanmamoingca, 
Chmimgechi  in  chign  ta  ign  perdonan, 

Marichi  lelmoquieli 
Ta  gni  cupa  huerilnoam, 
Qiiigne  antü  chei  elmigeli 
Pill  an  ta  gni  liuera  glam. 

Huera  dngu  mo  montuUeen 
Ado,   ta  gni  lan  antü  cai: 
Eimi  mo  min  yavuluquen 
Gni  plaque  cai  tva  magnumai. 


Xjrammatische   Anmerkinißen    zu   die- 
sen   V.    U. 

Einige  hat  auch  Hervas  S.  87.  '-«JU  seiner 
Formel. 

Inchiri  s.  die  grammatische  Übersicht  N.  5. 
in  ist  das  abgekürzte  Pronomen,  als  Possessi- 
vLim,  ta  eme  Sylbe,  welche  oft  ohne  weitere 
Bedeutung  eingeschoben  wird,  hier  soll  es  zur 
Unterscheidung  von  in  essen,  stehen,  s.  Have- 
stadt  S.  182.  Ta  mi  im  Folgenden  ist  eben  so 
zusammen  gesetzt  mit  dem  Pronominal- Adjec- 
tive  mi  dein,  und  wenn  nachmahls  eimi  tami 
steht:  so  ist  das  Pronomen  eimi  dabey  eben  so 
noch  ein  Mahl  vorgesetzt,  als  hier  inchiri. 

Mleimi^  mien  heifst:  seyn,  sich  aufhalten, 
imi  Endung  der  2ten  Person;  ta  ist  überflüssig 
eingeschoben;  men  ist  beym  Ablative  erwähnt; 
nachher  steht  meu  für  den  Dativ. 

Uvchigepe,  {urcliigepe  beyde  Mahle  bey  Her- 
vas ist  ohne  Zweifel  Druckfehler)  oder  ufchigepe 
ist  von  ufchin  Ehrerbietung  beweisen,  mit^e  der 
Form  des  Passivs,  und  pe  der  Form  der  3ten 
Person  des  Imperativs.  Das  Wort  für:  Nähme, 
'ist  in  allen  drey  Formeln  dasselbe,  nur  nach 
verschiedener  Schreibart. 

Cupan  ich  komme,  oder:  kommen;  schon 
pa  ist:  kommen,  und  wird  so  zum  Ausdruck  des 
Lateinischen  Supinum  an  die  Wurzel  der  Verba 
angehängt,  pe  ist  wiederum  Imperativ-Endung. 

Piel  eigentlich  das  Passiv- Particip  von  p in  sa- 
gen, befehlen:   das  Befohlne. 

Toquin  in  der  Falknerschen Formel  bedeutet: 
Herrschaft,  Gerichtsbarkeit,  Gesetz. 

Von  que^  Italienisch  geschrieben  ke^  bemerkt 
Havestadt,  dafs  es  theils  überflüssig  «tehe,  theil» 


4t  6 

Gewöhnlichkeit  und  Wirklichkeit  der  Handlung 
bezeichne;  ca/ bedeutet:  auch. 

Mapu  ist:  Land,  Welt,  und  ist  hier  so  mit 
huenii  Himmel,  und  hernach  mit  tue  Erde  zusam- 
men gesetzt. 

Vemge  so^  auf  diese  Weise  mit  dem  bedeu- 
tungslosen Zusatz  c/ii;  vemgen  bedeutet:  so  seyn, 
ähnlich  seyn,  pc  der  Imperativ. 

C/za/ heute;  ehimoin  ist  die  in  der  grammat. 
Übersicht  n.  8-  erklärte  besondere  Flexionslorm 
fiir  den  Bezug  der  zweyten  Person  als  Subject 
auf  die  erste  als  Object.  Eben  so  ist  nachmahls 
perdonanmamoin^  wo  das  eingeschobene  ma  noch 
ausdruckt:  zum  Vorrhcil  (für  uns).  Perdona-' 
vün  ist  eben  dort  erklärt  von  der  Transition  von 
der  ersten  Person  auf  die  dritte,  und  fjiie,  wie 
in  der  dritten  Bitte. 

Huerilcan^  Sünde,  bey  Havestadt  mit  dem 
vorgesetzten  pu  zur  Bezeichnung  des  Plurals; 
das  Wort  geht  von  huera:  Böses,  welches  nach- 
mahls mit  der  Praeposition  mo  von,  vorkömmt, 
aus,  hueracan  beleidigen. 

LelmoquUin  weifs  icli  nur  von  lein  wegneh- 
men, weggehen  lassert,  abzuleiten,  mo  steht 
auch  zuweilen  an  Verben ,  qui  aber  hat  freylich 
der  negative  Imperativ  mit  nachfolgendem  //, 
welches  sonst  dem  Subjunctiv  zukömmt,  aber 
qui  steht  für  cu  auch  an  Verben,  welche  vor  6>Qn 
Biegungssylben  einen  Consonanten  haben;  n  be- 
zeichnet den  Bezug  auf  die  erste  Person. 

Montun  bedeutet:  ich  entgehe,  rette  mich: 
montuln  ich  befreye.     MoiYi  ist  vorher  erklärt.  *) 

*)  Andere  Wörter  zur  Probe  folgen  nachher. 


4l7 

II.    Telmelliet, 

nach  ilirer  Sprache  Tehuel-  Canny  d.  i.  südliche 
Menschen,  südhches  Volk..  Sie  zerfallen  in 
mehrere  \^ölkerschaften. 

Die  Yacana-Cunny^  welches:  Fufsvolk,  bedeu- 
tet, bind  die  südlichsten  von  ihnen,  und  wohnen 
im  Osten  der  Key- Yus;  von  diesen  durch  eine 
Bergkette  getrennt.  Sie  wohnen  zu  beyden  Sei- 
ten der  Magellanischen  Strafse,  gehen  oft  über 
diese,  einander  zu  bekriegen,  leben  hauptsäch- 
lich von  Fischen,  und  werden  von  den  übrigen 
Tehuelhet  und  andern  Nachbarn  oft  als  Sciaven 
■weggeführt.  Falkner,  dem  wir  diese  und  die 
folgenden  Nachrichten  verdanken  *),  bemerkt 
Nichts  von  einem  Unterschiede  ihrer  Sprache 
von  der  ihrer  Stammgenossen ,  er  hat  selbst  mit 
einem  ihrer  Kaziken  verhandelt;  aber  wenn  sie 
viel  unter  diesen  Stammgenossen  leben ,  so 
Avürden  sie  sich  gleich  diesen  haben  verständlich 
machen  können,  ohne  dafs  diefs  dialektische* 
Verschiedenheit  ausschlösse. 

Die  Sehuau-Cunny^  von  seliuau^  welches  in 
ihrer  Sprache:  Kaninchen,  bedeutet,  wohnen 
zunächst  nördlicher  über  jenen,  und  über  ihnen 
ihre  nächsten  Stammverwandten,  die  Culilau- 
Cimny.  Falkner  rechnet  alle  diese  drey  Völker- 
schaften zusammen,  als  Zweige  Eines  Stammes, 
sagt  aber  nur  von  beyden  letzteren  bestimmt, 
dafs  sie  in  ihrer  »Mundart  wenig  von  den  übrigen 
nördlicheren  Tehuelhet  unterschieden  seyen, 
und  mit  diesen  von  einerley  Abkunft  zu  seyn 
scheinen;  die  Abweichung  der  Sprache  möge 
von  ihrem  Verkehr  mit  den  Poy-Yu5  und  Key- 

*)   A.  a,  O.   S.  120  fF. 


4i8 

Yus  hen^ühren.  Falkner  glaubt,  dafs  die  Mis- 
sionäre zuweilen  die  Sehuaü  -  Ciinny  mit  den 
Poy-Yus,  welche  näher  an  der  Küste  wohnen, 
verwechselt  haben.  Die  Moluchen  begreifen 
nicht  bloCs  die  oben  genannten  ihnen  südlichen. 
Völker  der  Westküste,  sondern  auch  diene 
Sehuau-,  Culilau-  und  Yacana  -  Cunny  unter 
dem  Nahmen  Vucha  -  Huilliche.  Jene  beyden 
Völkerschaften  sind  die  südlichsten,  die  auf  Pfer- 
den reiten. 

Über  den  Culilau- Cunny  wohnen  die  eigent- 
lichen Tehiielhet  ,  {het  bedeutet:  Menschen, 
oder:  Volk  wie  südlicher:  cunny,)  die  zahlreich- 
ste und  räuberischeste  Nation  dieser  Gegenden, 
Feinde  der  Moluchen,  welche  von  ihnen  be- 
zwungen seyn  würden,  wenn  sie  eben  so  gut  mit 
Pferden  versehen  wären.  Man  nennt  sie  auch 
CaUilehet  d.  i,  Bergvolk ,  bey  den  Spaniern :  Ser- 
ranos ,  weil  ihr  Land  gebirgig ,  von  tiefen  Thä- 
lern  durchschnitten  ist.  Ihre  westlichen  Nach- 
barn sind  die  eigentlichen  Huillichen  zwischen 
Chiloe  und  ungefähr  dem  44°  S.  Br.,  im  Osten 
bis  zur  Küste  haben  sie  die  ungeheure  Wüste, 
welche  sich  nicht  sehr  weit  unter  dem  schwar- 
zen Flusse  anfängt,  und  fast  bis  zur  Magellani- 
«chen  Meerenge  fort  erstreckt,  und  in  welcher 
nur  die  Begräbnifsplätze  der  Tehuelhet  und  ih- 
rer nordöstlichen  Nachbaren,  der  Chechehet, 
angemerkt  werden.  Die  Tehuelhet  und  Che- 
chehet und  auch  die  Moluchen  und  anderen 
Puelchen  skelettiren  ihreTodten,  jedoch-erstere 
beyde  auf  eine  etwas  andere  Weise,  als  die  letz- 
teren, und  stellen  die  Gerippe  zusammen  ge- 
fügt, jene  unter  Hütten  und  Zelten,  diese  in 
Gewölben,  unter  der  Aufsiclit  von  Matronen, 
welche    die    Erneuerung    der   Bekleidung    und 

Schmückung 


419 

Schmücknng  der  Skelette  besorgen,   zwischen 
den  Skeletten  ihrer  Pferde  auf. 

Eine  Mischung  der  Tehuelhet  und  ihrer 
nordöstlichen  Nachbarn,  der  Chechehet,  schei- 
nen die  Lemuche  zu  seyn,  welche  indessen  die 
Sprache  der  Chechehet  mit  geringer  Untermi- 
schung Tehuelischer  Wörter  reden.  Sie  crrän- 
zen  gegen  Osten  an  die  Chechehet,  aecren  Nor- 
den an  die  nachher  zu  erwähnenden  Divihet, 
gegen  Westen  an  die  Huilliche,  gegen  Süden 
an  die  übrigen  Tehuelhet,  und  sie  scheinen  ein 
Übergewicht  über  die  übrigen  Tehuelhet  und 
die  Chechehet  zu  behaupten,  so  dafs  ihr  erbli- 
cher Kazike  auch  gleichsam  ein  erblicher  Anfüh- 
rer ihrer  Unternehmungen,  zu  welchen  auch 
Huilliche  und  südliche  Pehuenche  zu  stofsen 
pflegen,  und  eine  Art  kleiner  Monarch  ist,-  zu 
Falkner's  Zeit  waren  aber  auch  sie  geschwäch- 
ter als  ehemahls.  Buenos  Ayres  war  der  vor- 
mahlige  Wohnsitz  der  Chechehet. 

III.    Puelche, 

welches  also  auf  Chüesisch:  östliche  Leute,  be- 
deutet. Sie  zerfallen  in  dreyerley  Stämme: 
1 )  die  Chechehet^  von  welchen  ausdrückhch  an- 
gemerkt wird,  dafs^^ie  eine  andere  Sprache,  als 
die  Tehuelhet  reden.  Sie  wohnen  zwischen  dem 
Flusse  Hueyque  und  dem  Rio  Colorado  und  von 
da  bis  zu  dem  schwarzen  Flusse,  schweifen  aber 
beständig  umher,  sie  sind  auch  sehr  herab  cre- 
kommen.  2  )  Die  D'mhet  haben  im  Westen  die 
Pehuenchen,  neben  denen  sie  vom  25°  bis  zum 
28°  S.  Br.  wohnen,  ihr  Land  breitet  sich  längs 
den  Flüssen  Sanquel,  Colorado  und  Hueyque, 
nach  der  östlichen  Seite  des  Casuhati  hin,  aus. 

Mithrid.  Ul.  D  d  .       » 


420. 

3)  Die  Taluhet  yNohnen  im  Westen  der  Pikunche 
bis  an  die  Seen  von  Guanacache,  vormahls  auch 
bis  nach  Cordova  und  dem  vierten,  dritten  und 
zweyten  Flusse  hin  und  bis  in  das  Gebieth  von 
Buenos  Ayres.  Sie  und  die  Divihet  sind  sehr 
herabgekommen,  und  die  Tahihet  konnten  zu 
Falkner's  Zeit  kaum  200  Krieger  aufstellen ,  die 
Divihet  nicht  viel  mehrere,  sie  schweifen  beyde 
fast  immer  imstät  umher,  u-nd  machen  zuwei- 
len gemeinschaftliche  Züge,  bey  denen  ihnen 
auch  wohl  Pikunche  und  Pehuenche  beystehen, 
cecren  die  Spanier,  reiben  sich  dadurch  auf,  und 
feiden  auch  viel  durch  die  Ueberfälle  ihrer  südli- 
cheren Nachbarn.  Falkner  -)  bemerkt  ausdrück- 
lich, dafs  die  Taluhet  und  Divihet  den  Spaniern 
unter  dem  Nahmen 

Pampa 

bekannt  sind.  Wenn  also  von  einer  besondern 
Sprache  der  Pampas  die  Rede  ist,  die  mit  den 
dort  gewesenen  Missionären  gleichsam  begraben 
sey  *°'):  so  läfst  sich  um  desto  bestimmter  be- 
haupten, dafs  darunter  die  Puelchische  zu  ver- 
stehen sey.  Auch  Azara  ***)  sagt,  dafs  diese 
Pampa  sich  den  Nahmen  Puelche  zu  geben  schei- 
nen, und  stimmt  darin  mit  dem  Berichtsteller 
bey  Hervas  überein,  dafs  sie  dieselbe  Nation 
sind,   welche   die    ersten  Spanischen  Eroberer 


*)  S.  125. 

**)  Hervas  Catalogo  delle  lingue  conosciute,  S.  19. 

***)  Don  Felix  von  Azara  Reise  nach  Süd- Ame- 
tika  in  den  Jahren  1781  bis  1801 ,  a.  d.  Spanischen  von 
Walkenaery  deutsch  von  Weiland  übersetzt  (Berlin 
igio)  S.  192  ff. 


421 

unter  dem  N zhmen  Q^uerandi  *)  anführen.  Sie 
schweiften  damahls  auf  dem  südlichen  Ufer  des 
La  Plata- Stromes  umher,  den  bald  anzuführen- 
den Charrua  gegen  über,  aber  ohne  mit  diesen 
in  irgend  einem  Verkehr  zu  stehen ,  da  sie  den 
Strom  gar  nicht  befahren.  Gegen  Westen  gränz- 
ten  sie  damahls  an  dieGuarany  von  Monte^rande 
und  der  Valle  St.  Jago,  und  auf  den  andern  Sei- 
ten hatten  sie  gar  keine  nahen  Nachbarn.  Sie 
widersetzten  sich  der  Erl)auung  von  Buenos  Ay- 
res  hartnäckigst,  und  zogen  sich  südlicher,  als 
sie  die  Festsetzung  der  Spanier  nicht  hindern 
konnten.  Die  Anhäufung  der  von  den  Spaniern 
zuerst  dahin  gebrachten  verwüderten Pferde  und 
Kühe  zog,  wie  Azara  versichert,  hierauf  meh- 
rere der  westlicheren,  nähmlich  der  Araukani- 
schen  Völkerschaften,  und  der  südlicheren  aus 
Patagonien  denselben  Gegenden  näher,  und  auf 
diese  Weise  habe  demnach  der  gegenwärtige 
Zustand  dieses  Theiles  von  Süd- Amerika  sicli  aus- 
gebildet. Von  diesen  Völkerschaften,  welche  den 
Nahmen  Pampa  führen,  und  dreyzehn  Jahre  vor 
Azara's  Abfassung  seiner  Nachrichten  mit  denSpa- 
niern Friede  machten,  sagt  er,  dafs  ihre  Sprache 
von  all-r  übrigen  von  ihm  beobachteten  Nationen 
Sprachen  verschieden,  und  ohne  alle  Nasen- 
und  Kehllaute  sey,  die  sich  nicht  durch  das  Spa- 
nische Alphabet  ausdrucken  lassen;  ihre  Stimme 
sey  voller  und  wohlklingender,  als  die  anderer 
Nationen.  Uebrigens  bedeutet  Pampa  in  der 
Peruanischen  oder  Quichua- Sprache:  Gefilde, 
Grasflur  ,  und  der  Nähme  der  Nation  ist  von  ih- 
rem Umherirren  in  solchen  unermefsliclien  Ebe- 
nen zwischen  dem  36°  und  39°  entlehnt. 
■ » 

*)  Quirandks  bey  De  Lact  a.  a.  O. ,  S.  526. 
Dd   2 


42Ä 


S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  n. 


A^r  avikanisch 

na'ch 

'   ' 

Herkmann, 

falhner. 

Molina, 

Havestadt.  , 

Gott 

,     .     . 

dios 

.     .      > 

ngen     (  ist : 
Wesen). 

Himmel 

hueno 

huenu 

huenu 

huenu. 

Erde 

Wasser 

Teuer 

tue 
ko 

§ueful,  guB' 
tal 

tue 
k'tal  ' 

mapu 

CO 

kuthal 

mapUf  tue» 

mouke. 

ctal. 

Sonne 

ante 

antuigh  *) 

antü 

antu. 

Mond 

tien 

cuyemy  ki- 
yem 

cuyen 

cuyen. 

Menschen 

Mann 

Weib 

wento 
domo 

che 
huentu 

cfu 
domo 

che, 

huentu. 

malluen. 

Kind 

Vater 

penien 
chou 

jmen 
chao 

.     • 

pncn,  yau. 
chao. 

Mutter 

nenque 

■     •     ♦ 

•     .     . 

gnuquef   pa~ 

pai. 
votm,    cogni. 

Sohn 
Tochter 

botum 

.     . 

votum 

neaqu& 

nahue 

.    «    , 

nahue  y  cogni 
domo. , 

Bruder 

penu 

peni 

.     .    . 

peni. 

lamyen, 

lonco, 

nge, 

pilun. 

Schwester 
Kopf 
Auge 
Ohr 

lamoen 
lanco 
ne 
pilum 

lonco 
nge 

g^ 

Nase 

7" 

yu 

yu 

yu. 

Zunge 
Haar 

quewen 
lonce 

gchuun 
lonco 

thopel 

queuiln, 
ra-^il  ea- 
liuellu. 

Hand 

.  cue 

cuugh 

cuu 

CllÜ, 

Tufs 

namon 

namon 

namun 

namun. 

Brot 

copque 

cofque 

.     .     . 

cofque. 

Böses 

ante 

antuigh 
ata 

•     •     • 

antu. 
cuniy  ella. 

1. 

quyn 

quine 

.     .     . 

quigne. 

2 

eppo 

epu 

epu. 

3 

quila 

quila 

cüla. 

*)   Die  Endlwclistaben  ßh  sind  nach  Englischer 
Aussprache  zu  nehmen. 


433 

Hervas,  der  In  seinem  Vocabolario  polialoto 
bey  den  Araukanischen  Wörtern  wahrschein- 
lich gröfsten  Theils  dem  MoHna  gefolgt  ist,  hat 
nur  einige  kleine  Abweichungen  von  demsel- 
ben, Erde:  tue^  für  Auge:  ge^  für  Zunge:  ie«7Z, 
für  Mutter:  papai^  welches  oder  pai  nach  Ha- 
vestadt  der  weibliche  Nähme  für  diesen  Begriff, 
so  wie  denn  dergleichen  Unterschiede  der  Be- 
nennungen der  Männer  und  Frauenspersonen, 
wenigstens  in  Absicht  mancher  Wörter  bey  den 
Araukanern,  wie  bey  vielen  Südamerikanischen 
Völkern  Statt  findet;  eben  diefs  ist  der  Unter- 
schied bey  votm  nahue,  welche  der  Männer- 
sprache, und  cognt^  cogni  domo^  welche  dey 
Weibersprache  angehören. 


Tuelhet.  *) 

Puelche. 

Araukan. 

höclistes  Wesen 

soichu 

Menschen 

cunny,    het 

het 

che. 

Vater 

magltter  (mein  V.) 

.     . 

chao. 

JMutter 

ma  meme  (meineM.) 

.     . 

gnuijue^papai. 

Fufs 

yacanu 

.     . 

namun. 

Wasser 

yagiy 

CO. 

Berg 

catille 

casu 

calul. 

Guanaco 

pichua 

Luhuan ,    huan- 

grofs,  hoch 

hau 

que. 
vuta^  vucha. 

*)    Nach   Falkner y  .S.    138.,    wo    auch    die  paar 
Puelchischen  Wörter  stehen,    und  nach  Hervas  Ca- 


talogo ,   S.  20. 


4^4 

n,  Ostküste  vom  Rio  de  Plata  und 
Uruguay  bis  zum  Ausflusse  des 
Maranon  oder  Amazonen-Flusses 
und  Para. 

A.  Einige  einzelne   Völker. 

I.    Charrua 

waren  zur  Zeit  der  Eroberung  dieser  Gegenden 
eine  herum  wandernde  Nation  an  den  nördlichen 
Ufern  des  La  Plata- Stromes  von  Maldonado  an 
bis  zum  Uruguay,  nach  Norden  höchstens  drey- 
fsig  Stunden  weit  in  paralleler  Richtung  von  er- 
sterem  Strome,  ausgebreitet,  und  in  Norden 
durch  eine  grofse  Wüste  von  einigen  Ortschaf- 
ten der  Guarany  getrennt.  Seit  der  Anhäufung 
und  dem  Vordringen  der  Spanier  haben  sie  sich 
zwar  nördlicher  gezogen,  aber  mit  den  nachher 
zu  erwähnenden  Minuanes  vereinigt,  ihre  Kriege 
fortgesetzt,  zum  Theil  aber  auch  im  Spanischen 
,Gebiethe  niedergelassen.  Jene  noch  freyenChar- 
ruas  wohnen  am  östlichen  Ufer  des  Uruguay  im 
31°  bis  32°  S.  Br.  Sie  haben  keinen  Landbau, 
haben  ihn  auch  wohl  nie  gehabt,  sondern  essen 
Fleischspeisen.  Sie  haben  keine  Oberhäupter, 
sondern  leben  in  der  vollkommensten  Gleich- 
heit. Mit  Anbruch  der  Nacht  kommen  die  Fa- 
milien-Häupter zusammen,  um  Schildwachen  zu 
ihrer  Sicherheit  auszustellen,  oder  näclitliche 
Unternehmungen  zu  bereden,  die  alle  vor  An- 
bruch des  Tages  ausgeführt  werden.  Ihre  Ge- 
fangenen genicfsen  bey  ihnen  aller  möglichen 
Freyheit,   und  schliefsen  sich  gewöhnlich  ganz 


an  sie  an,  ohne  jemahls  wieder  zu  ihren  Lands- 
leuten zurück  zu  kehren.  Die  Art,  wie  diese 
und  die  ferner  aufzuzählenden  Eingebornen 
ihre  Haare  tragen,  oder  abschneiden,  und  einige 
Bedeckungen  des  Körpers' haben,  ist  national, 
und  unterscheidet  die  einzelnen  Völkerschaften. 
Besonders  aber  ist  auch  national  die  Art  des 
Barbot,  das  ist  ein  4  —  3  Zoll  langes,  etwa 
2  Linien  dickes  Stückchen  Holz,  welches  bey 
den  meisten  von  nun  zu  erwähnenden  Nationen 
dieses  und  der  nächsten  Abschnitte  in  einem 
bald  nach  der  Geburt  allen  Knaben  von  der 
Mutter  dicht  an  der  Zahnwurzel  durch  die  Un- 
terlippe gestochenen  Loche  für  die  ganze  Le- 
benszeit getragen  wird  *). 

2.  Yaro,  5.  BohaiiGj  4-  Ghana, 

drey  Völkerschaften,  welche  so  gut  als  nicht 
mehr  existiren,  ers'tere  beyden  von  den  erwähn- 
ten Charrua  ausgerottet,  letztere  um  einem  ähn- 
lichen Schicksale  zu  entgeiien,  unter  den  Spa- 
niern in  der  Colonie  Santo  Domingo  Soriano 
aufgenommen  und  unter  die  Spanier  gänzlich 
gemischt.  Ziu'  Zeit  der  Eroberung  dieser  Ge- 
genden wohnten  die  Yaro,  kaum  hundert  Krie- 
ger stark,  auf  der  Ostseite  des  Uruguay  zwischen 
dem  S.  Salvador  -  Flusse  und  dem  schwarzen 
Flusse  im  Westen  der  Charrua,  und  im  Süden 
der  Bohane  und  der  Ghana,  die  Bohane,  noch 
schwächer  als  jene,  wohnten  also  nordwärts  an 
dem  schwarzen  Flusse,  die  Ghana  auf  den  Inseln 
des  Uruguay,  dem  schwarzen  Flusse  gegen  über. 
Von  allen  drey  Nationen  sagen  die  alten  Nach- 

*)  Azara  a.  a.  O.  S.  174. 


426 

richten,  wie  Azara*)  versichert,  dafs  jede  der- 
selben eine  eigenthümliche  Sprache  gehabt 
habe. 

5.  Minuane 

zur  Zeit  der  Ankunft  der  Spanier,  in  den  Ebe- 
nen nordwärts  vom  Parana  -  Strom;  in  dieser 
Richtinig  ungefähr  30  Stunden  weit,  wo  uner- 
mefbliche  Wüsten  ilire  Gränze  ausmachten,  von 
Osten  nach  Westen  aber  von  der  Vereinigung 
des  Uruguay  mit  dem  Parana  bis  gegen  die  Stadt 
Santa  Fe  ausgebreitet.  Sie  sind,  seitdem  sich 
die  Charrua  nördlicher  zogen,  mit  diesen  auts 
genaueste  vereinigt,  bey  nahe  ganz  gleich  in  der 
Lebensart,  aber  die  Sprachen  beyder  Nationen 
haben  nach  Azara's  Versicherung '^*),  durchaus 
keine  Aehniichkeit  mit  einander. 

6.   Guenoa 

nach  Hervas  ***)  eine  auf  der  Ostseite  des  Uru- 
guay, im  Süden  der  Guarany-Missionen  umher 
schweifende  V^ölkerschaft,  mit  einer,  wie  er  aus 
einem  kurzen  Katechismus  ersähe,  von  andern 
Paraguayern  ganz  verschiedenen  Sprache.  Er 
nennt  die  Yaro  einen  Stamm  dieser  Guenoa, 
und  sagt,  dafs  auch  die  Minuane,  Bohane  und 
Charrua  ursprünglich  einerley  Stammes  mit  je- 
nen seyen,  doch  finde  man  bey  den  Minuane 
und  Charrua  eine  von  den  andern  Guenoa-Stäm- 
men  etwas  verschiedene  Mundart. 


*)  A.  a.  O.  S.  i88-  89. 
*•)  A.  a.  O.  S.  190. 

***)  Catalogo  delle  lingue  conosc. ,  S.  46. 


7.  Kasigua 

wohnen  im  Osten  des  Uruguay  nach  seinem  Ur- 
sprünge hin,  im  Norden  des  Guarany-Missions- 
Dorfes  S.  Angelo,  und  haben  nach  den  Angaben 
des  P.  Techo  und  des  P.  Charlevoix  und  auch 
neuerer  Missionäre  eine  eigenthiimliche,  schwer 
auszusprechende  Sprache.  Sie  seyen  zuweilen 
fälschlich  mit  den  Guarany  verwechselt  und  ihre 
Sprache  für  Guaranisch  gehalten  worden ,  weil 
Kasigua  ein  Guaranisches  Wort  für :  im  Walde, 
ist,  also  die  wilden  Guarany  in  den  Wäldern 
auch  so  genannt  werden,  und  Gefangene  von 
jener  besondern  Nation  sich  nicht  nöthigen  las- 
sen zu  sprechen,  und  dadurch  einen  deutlichen 
Begriff  von  ihrer  Sprache  zu  geben. 

B.    Guarany  -  Sprachstamm. 

Über  die  ganze  OstHiste  von  Süd-Amerika 
vom  RiodePlata  und  Uruguay  bis  zum  Ausflasse 
des  Maraiion  ausgebreitet  ist  der  Stamm  des  gro- 
fsen  Volkes  der  G//fl7-<772y.  Wenigerbestimmbar  ist 
seine  Ausdehnung  nach  Norden,  ^vo  er  vielleicht, 
WieAzara  *)  glaubt,  bis  ganz  nach  Guiana  reichte; 
eben  so^venigsind  es  die  Gränzen  der  westlichen 
Ausdehnung  von  dieser  Ostküste  in  dem  heuti- 
gen Brasilien,  dessen  gröfster  Theil  indessen 
wahrsclieinlich  von  Völkern  dieses  Stammes  be- 
wohnt wurde.  Bestimmbarer  ist  die  Verbrei- 
tung im  Süden,  über  den  Charrua,  Bohane  und 
Minuanevom  32  bis  zum  16°  S.  Br. ,  und  zwar 
bis  an  den  Parana,  über  welchen  sie  zur  Zeit 
der  Eroberung  nur  an  einigen  Puncten  überge- 

*)  A.  a.  0.    S.  206  ff. 


4^8 

gangen  waren ,  selbst  dicht  bey  der  heutigen 
Stadt  Buenos  Ayres  besafsen  sie  das  Gebieth  von 
S.  Ysidro  und  alle  Inseln  des  Parana.  Aber  sehr 
weit  nach  Westen  hatten  sie  sich,  über  den 
obern  Paraguay  gegangen,  ausgebreitet,  in  der 
jetzigen  Provinz  Chiquitos  und  Chaco,  wo  sie 
sich  bis  an  die  Vorberge  der  grofsen  Andes-  Ge- 
birge und  in  die  Thäler  der  Anden  erstreckten, 
und  unter  den  Nahmen  der  Chiriguana  und 
Guarayi  gewohnt  haben,  und  noch  wohnen. 

Eine  Menge  von  Haufen  oder  kleinen  Horden, 
nur  durch  die  gemeinschaftliche  Sprache,  nicht 
durch  ein  politisches  Band  vereinigt,  jede  von 
ihrem  Kaziken  oder  der  Gegend  ihres  Aufent- 
haltes benannt,  bewohnte  diesen  Ungeheuern 
Flächenraum  eine  unkriegerische  Nation,  wel- 
che einigen  Landbau  betrieb,  und  von  dem  Er- 
trage desselben  und  wilden  Früchten  Magazine 
anlegte,  übrigens  von  einiger  Jagd  und  vom 
Fischfange  lebte*).  Da  sie  demnach  feste  Wohn- 
sitze hatten,  und  bey  der  Furchtsamkeit,  womit 
sie  auch  vielfach  überlegen,  jeden  Kampf  mit 
andern  Indianern  vermeiden ,  und  welche  ohne 
Zweifel  hauptsächlich  verursacht  hat,  dafs  wäh- 
rend andere  wilde  Horden  kaum  durch  irgend 
ein  Mittel  zu  ruhigem  Wohnen  in  etwas  civili- 
sirten  Colonien  haben  gebracht  werden  können, 
die  Guarany,  in  der  kürzesten  Zeit  von  den  Spa- 
niern in  solche  Colonien  vereinigt,  von  den  Por- 
tugiesen zu  Sclaven  gemacht  worden  sind,  ist 
jene  ungeheure  Ausbreitung  dieses  Volksstam- 
mes wohl  nicht  die  Folge  kriegerischer  Unter- 
nehmungen, sondern  eines   längeren  ungestör- 

*)  De  Laet  a.   a.   O.   S.   526.     Azam    a.  a.   O. 
S.  209.  215. 


/,2() 

ten  Besitzes  jener  Länderräüme,  und  die  jetzt 
zwischen  dem  westlichsten  Gebiethe  dieser  Spra- 
che und  dem  östlichen  Hauptgebiethe  derselben 
wohnenden  Völker  sind  wohl  als  eingedrun- 
gen *),  die  Guarany  aber  als  die  vermuthlich 
ursprünglicheren  oder  ursprünglichsten  Bewoh- 
ner von  Süd- Amerika  zu  betrachten. 

Noch  mehr  verändert  hat  sich  der  Zustand 
und  die  Verbreitung  dieses  Volkes  durch  die 
Folgen  der  Eroberungen  der  Europäer.  Theils 
habeti  die  Jesuiten,  da  sie  diese  Sprache  so  all- 
gemein fanden,  zu  ihren  Guarany- Missionen 
auch  andere  Völkerschaften  geschlagen,  welche 
andere  Sprachen  redeten,  aber  Religions-Unter- 
richt und  Religions- Übung  in  dieser  bekamen, 
theils  haben  die  Portugiesen  viele  Guarany- Hor- 
den in  vorher  von  Spanien  in  eine  Art  von  Be- 
sitz genommenen  Gegenden  überfallen  und  so 
hart  behandelt,  dafs  sich  dieselben  in  dieSpani- 

*)  Die  Guarany  unterscheiden  sich  von  diesen  ih- 
ren Nachbaren  auch  dadurch,  dafs  sie  um  vieles  klei- 
ner sind,  und  sehr  viele  von  ihnen  ein  wenig  Bart,  ja 
sogar  auch  Haare  am  Körper  haben.  S.  Azara  a.  a.  ü. 
S.  210.  Eben  derselbe  niatht  S.  293.  besonders  wegen 
der  vorher  oben  angeführten  Umstände  geltend  :  „dafs 
zwischen  den  Guarany  und  allen  übrigen  (Paraguayi- 
schen) Nationen  eine  weit  gröfsere  Verschiedenheit 
Statt  hat,  als  zwischen  den  Nationen  der  alten  Welt, 
und  sogar  auch  als  zwischen  vielen  Quadrupeden  von 
verschiedener  Art."  Auch  ist  eben  daselbst  S.210.  be- 
merkt: „Ein  Mann  ,  der  sehr  lange  unter  den  christli- 
chen Guarany's  gelebt  hatte,  hat  auf  ihren  Begräbnifs- 
plätzen  vielfältig  die  sonderbare  Bemerkung  gemacht, 
dafs  sich  ihre  Knochen  weit  schneller  in  Erde'verwan- 
deln,  als  die  der  Spanier."  Ein  Barbot  haben  die 
noch  wilden  Stämme  der  Guarany,  aber  nicht  von 
Holz,  sondern  von  einem  durchsichtigen  Harze. 
S.  Azara  a.  a.  O.  S.  2i2. 


450 

sehen  Provinzen  Tape,  Guaira  und  Itatin  zwi- 
schen dem  Parana  und  Paraguay  gezagen  ha- 
ben *),  wo  also  jetzt  auch  Guarany,  ungefähr 
bis  zum  23°  S.Br.  wohnen.  In  der  ganzen  Unge- 
heuern Portugiesischen  Provinz  S.  Pablo  haben 
selbst  die  Portugiesen  ihre  Muttersprache  ver- 
gessen, und  das  Guaranische  herrscht  alige- 
mein **). 

Die    Guarany  -■  Sprache 

hat  viele  Kehl-  und  Nasenlaute,  zu  deren  An- 
deutung die  Jesuiten  eigene  Zeichen  ausgewählt 
haben.  Dagegen  mangeln  ihr  /,  /,  //,  rr,  s, 
imd  das  eigentliche  z.  Die  Unterscheidung  der 
Laute  durch  den  blofsen  Accent  ist  sehr  häufig, 
die  meisten  Wörter  sind  einsylbig,  die  meisten 
mehrsylbigen  zusammen  gesetzt.  Einerley  Laut 
hat  eine  Menge  von  Bedeutungen,  dagegen  wird 
ihr  ein  grofser  Reichthum  zugeschrieben,  und 
sie  für  die  reichste  unter  den  Sprachen  Südame- 
rikanischer Wilden  gehalten,  ob  ihr  gleich  wie- 
derum Ausdrücke  für  eine  Menge  unserer  Be- 
griffe fehlen  '^*'=). 

So  bestimmt  wir  versichert  lesen,  dafs  bey 
allen  einzelnen  Zweigen  dieser  Nation  die  Spra- 
che die  nähmliche  sey,  welches  sich  auch  da- 
durch bestätigt,  dafs  des  P  Ruiz  anzuführende 
Grammatik  für  diese  Sprache  sowohl  in  Peru, 
als  in  Paraguay  und  am  La  Plata  gelten  soll:  so 
wird  es  doch  ohne  Zweifel  manch erley  dialekti- 

*)  Gily  a.  a.  O.   T.  III.  S. 

**)  Azara  a.  a.  O.   S.  242. 

***)  S.  Azara  a.  a.  O.  S.  209.  Hervas  Origene 
degli  idiomi ,  S.  55  —  57.  u.  61. ;  Vocabolario  poiigl- , 
S.  221.,  und  Aritm^tica  delle  Nazioni,  S.  95. 


431 

sehe  Verschiedenheit  geben,  für  welche  bis  zu 
genauerer  Kenntnifs  des  Einzelnen  wenigstens 
Fächer  angelegt  werden  müssen.  Wir  unter- 
scheiden I.  die  Süd- Guarany  in  den  eigentlichen 
Guarany- Missionen  der  Jesuiten  am  Parana  und 
Uruguay  zwischen  dem  27  und  30°  S.  Br.  imd 
dem  220 — 225°  d.  Länge;  II.  die  West-Gua- 
rany  oder  Giiarayi  und  Chiriguana  in  den  Pro- 
vinzen de  los  Chiquitos  und  Chako  bis  zu  den 
Gränzen  von  Peru;  III.  die  Nord-  Guarany  in 
Brasilien,  einen  Inbegriff  mehrerer  Völkerschaf- 
ten  ,  deren  Sprache  den  Nahmen  der  Tupi,  der 
Völkerschaft  zwischen  der  Bay  de  todos  los  San- 
tos  und  dem  Flusse  Francesco  de  Sur,  um  den 
12°  S.  Br.,  der  ersten,  welche  in  diesen  Gegen- 
den das  Christenthum  annahm,  führt  *). 

I.     Süd -Guarany. 

Von  den  Jesuiten,  Lehrern  in  den  bezeich- 
neten Missionen,  ist  diese  Sprache  aufgefafst 
worden.      Fast  alle  Guarany   dieser  Gegenden 


*)  Dafs  man  hierbey  nicht  auf  die  Homagua- 
Sprache,  die  von  Hervas  u.  A.  als  ein  Dialekt  der 
Guarany -Sprache  betrachtet  wird,  Rücksieht  genom- 
men findet,  davon  werden  im  VlI.  Abschn.die  Gründe 
folgen.  Ein  paar  andere  Ähnlichkeiten  von  Wörtern 
des  Guaranyschen  Stammes  mit  anderen  mögen  hier 
stehen,  uxa  nicht  übersehen  zu  scheinen: 

Guarany.  Cayubaba.  Mbaya. 

Gesiclit        toba  ....  natobh 

Schulter       atucupe  itoco. 

Nicht  erheblicher  ist  die  Ähnlichkeit  von  dem  Guara- 
nyschen iaca  Flufs,  und  dem  gleichbedeutenden  ioga 
bey  den  Otomachen  am  untern  Orinoko. 


432 

sind  zum  Christenthume  bekehrt.      Der  Pater 
Anton  Riiiz  de  Montoya^  aus  Lima  gebürtig  * ) ,  hat 
Tesoro  de  k  lengua  Guarani,  que  se  usu  en 
el  Peru ,  Paraguay  y  Rio  de  la  Plata.    Ma- 
drid 1639.   4. 
Arte   y  Vocabulario  de    la    lengua  Guarani, 
Madrid  1640.  4. 
herausgegeben ,  eine  vom  P.  Franc.  Legal  mitge- 
theilte  Darstellung   der  Guaranischen  Gramma- 
tik   hat    GUy    im    Saggio    di    Stör.    American. 
S.  248  —  61.     Ferner  ist  darin  gedruckt: 

Ant.  Ruyz  Catecismo   de   la  lengua  Guarani. 

Madrid  1640.   12. 
Jos.  Insauralde  ara  poru  aguiyeghaba  (  d.  i.  gu- 
ter Gebrauch  der  Zeit),  Madrid  1759. 
Die  Bacmeistersche    Formeln    in    von  Murr's 
Journal,  Bd.  IX.  S.  101  ff. 

Grammatischer  CharaJiter  der  Guarany- 
Sprache  {im  eigentlichen  und  engeren  Sinne). 
Diese  Bemerkungen  sind  aus  einem  ziemlich 
ausführlichen  Auszuge  aus  Ruiz  entlehnt  **), 
welcher  von  zvvey  Missionären,  Kennern  dieser 
Sprache,  durchgesehen  und  berichtigt  war. 

1.  Der  Unterschied  der  Werter  bey  ver- 
schiedener Aussprache  und  Betonung  ist  beson- 
ders hier  sichtbar:  aba  ist:  Haar,  ßZ'ä  Mensch; 
ß/726  entfernt,  0/720  verwandt;  a-pe  kleiner  Kör- 
per, d-pe  Zaun;  /7z>a  Fisch,  /?//•«  blutig.  Bey- 
spiele  der  vielen  Zusammensetzungen  der  Wör- 
ter hat Hervas  an  dem  Worte  po,  Hand,    gege- 


*)  S.  über  ihn  des  P.  Techo  Histor.  del  Para- 
guai,   B.  IV.  C.  11. 

**)  Ich  verdanke  ihn  Hrn.  Lor.  Hervas'a  und 
Hrn.  Min.  W.  von  Humboldt^  Güte. 


'435 

ben*);  Eben  derselbe  hat  das  Verhältnifs  der 
Häufigkeit  der  Anfangslaute  der  Guaranischen 
Wörter,  von  denen  die  meisten  mit  0,  dem- 
nächst mit  /  und  /?,  demnächst  mit  ä,  c  oder  k 
anheben,  und  die  verschiedenen  Anfangssylben 
aufgezählt**). 

2.  Die  Substantive  haben  zur  Bezeichnung 
der  Casus  (  aufser  dem  dem  Nominative  gleichen 
Accusative  und  Vocative)  im  Genitive:  mbae 
(welches:  Sache  bedeutet),  im  Dative  upe, 
beym  Dativus  commodi:  güdrdmd,  im  soc^e- 
nannten  Ablative  gui  (bey  Gily  ghi)  oder  rehe 
von,  me  oder  repe  in,  oder  einige  andere  solche 
Anhänge  nach  dem  Substantive.  Zur  Bezeich- 
nung des  Plurals  wird  heta,  und  noch  hinter  die- 
sem das  jedesmahlige  Casus -Zeichen  angehängt. 
Wenn  das  Substantiv  ein  Adjectiv  bey  sich  hat: 
so  steht  dieses  nach  dem  Substantive,  und  hin- 
ter dem  Adjective  erst  das  Casus -Zeichen.  Ver- 
bal-Substantive  zur  Andeutung  der  Zeit,  des 
Ortes  oder  Instrumentes  der  Handlung  oder  des 
Zustandes  bilden  sich  von  jedem  Verbum  durch 
Anhängung  der  Sylben  haba,  und  sind  sogar 
einer  Bezeichnung  der  vergangenen  oder  künf- 
tigen Zeit  der  Handlung  fähig. 

3.  Die  Adjective  werden  zu  Comparativen, 
wenn  man  an  dieselben  hinten  be  und  an  den 
verglichenen  Gegenst?.nd  gui  oder  hegid  anhängt. 
Ete  statt  jenes  be  angehängt,  druckt  einen  höhe- 
ren Grad,  und  dieses  ete  mit  mancherley  andern 
Zusätzen  den  Superlativ  aus,  welcher  aber  auch 
durch  Wiederhohlung    des   Praedicat-Nomen& 


•)   Origene  d.  id.    S.  55.  56. 
**)  Eben  das.  S.  156.  139. 


4S4 

oder  Verbum  bezeichnet  wird.  Jener  Bezeich- 
nung des  Comparativs  sind  auch  die  Verba  fähig. 
4.  Die  Pronomen  sind  che  ich  (bey  Gilyce) 
ore  xm^nände  (Gily  gnände)  wir,  jenes  mit  Aus- 
schlufs  mancher  andern,  dieses  mit  Einschlufs 
aller,  nde  du,  pec  ihr,  co,  au,  dng  (oder  auch 
mit  dem  Anhange  bae^  z.  B.  cobae)  das  Prono- 
men der  dritten  Person  im  Singular  und  Plu- 
ral. Den  Verben  aber  zur  Bezeichnung  der 
Personen  vorgesetzt  lauten  die  Pronomen  a  ich, 
oro  wir  (exclus.),  ya  oder  iia  wir  (inclus.),  ere 
du,  pe  ihr,  o  er,  sie,  im  Singular  und  Plural. 
Jene  Personal -Pronomen  werden  mit  den  Casus- 
Anhängen,  gleich  den  Substantiven,  flectirt. 
Eben  dieselben  dienen  auch,  vor  die  Substan- 
tive gesetzt,  als  Pronominal- Adjective.  Jedoch 
wird  das  Pronomen  der  dritten  Person  vor  den 
Präpositionen  (Postpositionen)  und  eben  so  seih 
Posse^sivum  anders  ausgedruckt.  Es  wird  nähm- 
lich  /;e,  reßexivisch^z/e  vorgesetzt,  und  bey  den 
vielen  Substantiven,  die  mit  t  anfangen,  wird 
dieses  gewöhnlich  sogleich  in  h  verwandelt  (vor 
andern  Pronominal- Adjectiven  in  /•),  z.  B.  tero 
Nähme,  cherero  mein  Nähme,  hero  nomen  ejus, 
guero  nomen  suum.  Zuweilen  werden  diese 
Possessiva  der  dritten  Person  auch  durch  /,  re- 
flexivisch durch  o ,  am  Anfange  oder  Ende  der 
Substantive  angegeben. 

5.  Der  Wurzellaut  ist  der  Infinitiv.  Die 
demselben  vorgesetzten,  angegebenen  Personal- 
Pronomen  der  Verben  bilden  das  Praesens.  Das 
Imperfectum  entsteht,  wenn  hinten  an  dieses 
noch  hif^ia  oder  biä  (welche:  demnach,  bedeu- 
ten); das  Praeteritum  einer  Begebenheit,  die 
man  gesehen  hat,  wenn  racb  oder  nach  {won-ra: 
schon,  ehemahls,   und  na  gewifs  mit  dem  De- 


4  55 

monstrativ- Pronomen);  oder  bey  einer  Bege- 
benheit, die  man  nicJit  selbst  gesehen  hat, 
wenn  rae;  das  Futurum,  wenn  ne  angehängt 
wird;  das  Futurum  exactum  druckt  sich  durch 
die  eigenthchen  Pronomen,  z.  B.  che  vor  dem 
Verbum,  und  den  Anhang  rire  oder  ramoe  aus. 

6.  Im  Imperative  wird  in  der  2ten  Singular- 
Person:  e  oder  lere  (letzteres  mehr  als  Erlaub- 
nifs),  im  Plurale /?e  oder  tape,  in  der  3ten  /a 
sämmtlich  vor  das  Verbum,  zu  Bezeichnung  des 
Optativs  tamb^  des  Conjunctivs  rdmb  hinten  an 
die  Personal -Formen  des  Praesens  gesetzt.  Eine 
andere  Art  von  Modus  bildet  sich  mit  aipola  ich 
will  z.  B.  caru  essen:  acarupota  oder  checaru  aipola 
ich  will  essen.  Der  Infinitiv  des  Praeter,  hat  Iid- 
guama,  der  des  Futuv.  rdnguera  nach  sich.  Die 
Participien  haben  entweder  die  Endung  /lara  an 
dem  Wurzellaute,  oder  Ime  an  der  Form  der 
dritten  Person;  /larera,  harämd,  /?ardnguera^  bae- 
cucra^  baerdmd^  baerdngucra  sind  die  Formen  für 
dieselben  im  Praet^ritum,  Futurum  und  nicht 
erfolgten  Piusquamperfectum. 

7.  So  die  Verba  activa  alle,  (nur  ein  paar 
irreguläre  ausgenommen,  die  kleine  Abweichun- 
gen halicn):  ihre  Passive  werden  gebildet,  in- 
dem /  (in  einigen  Fällen  //)  vor,  und  nach  der 
Wurzel  ^cTra  (/guttural  gesprochen)  und  hinter 
diesem  die  Personal -Pronomen  die  u.  s.  w.  ge- 
setzt werden.  Im  Praeteritum  wird  p'^irera,  im 
Futurum :  plrdmd  statt  plra  gesetzt.  Das  Particip 
setzt  temi  ( mit  nach  Mafsgabe  der  N.  4.  gemach- 
ten Bemerkungen  veränderlichem  t)  vor  den 
Wurzellaut,  imd  vor  jenes  die  Pronominai- 
Adjective,  um  die  wirkende  Ursache  auszudruc- 
ken,  z.  B.  mboe  unterrichten,  cheremimbce  der 
von  mir  unterrichtete ,    mein   Schüler.      Wenn 

MitJirid.  Ul.  Ee 


43«        , 

hinten  noch  cuera^  rämä  oder  ranguera  angehängt 
wird,  so  unterscheiden  sich  die  Tempora  auch 
bey  diesen  Participien.  Eine  andere  Art  Particip 
z.  B.  imboejnramb  bildet  mit  dem ,  nach  den  Per- 
sonen flectirten,  Verbum  substantivitm  (wel- 
ches diese  Sprache  sowohl  für  diese  Zusammen- 
setzung, als  auch  noch  insbesondere  hat)  eben- 
falls Passive;  auch  mit  dem  Reflexiv -Pronomen 
bilden  sie  sich  zuweilen. 

8.  Die  Verba  neutra  zeichnen  sich  beson- 
ders dadurcli  aus,  dafs  nicht  jene  Personal- Vor- 
sätze der  Verben,  sondern  die  eigentlichen  Per- 
sonal-Pronominen  che  u.  8.  w.  selbst  den  Ver- 
ben vorgesetzt  werden,  in  der  dritten  Person 
des  Singular  und  Plural:  /.  Auf  gerade  eb<?n 
dieselbe  Weise  v/ird  aus  jedem  Substantive  oder 
Adjective  ein  Verbum  neutrum,  z.  B.  von  aha 
Mensch,  märangütu  gut,  che  abä  ich  bin  ein 
Mensch,  imärängatu  er  ist  gut.  Auch  Participien 
werden  auf  solche  Weise  gebildet:  abacue  der 
ein  Mensch  war,  abardma  der  ein  Mensch  seyn 
wird,  oder  hätte  seyn  sollen,  abarcniguera  der 
ein  Mensch  hätte  gewesen  seyn  sollen.  Es  läfst 
sich  gröfsten  Theils  nach  den  Anfangsbuchsta- 
ben bestimmen,  welche  Verba  neutra  sind. 

g.  Es  gibt  eine  Menge  von  abgeleiteten  Ver- 
ben. Die  Neutra  werden  activ,  wenn  man  zwi- 
schen sie  und  das  Personal -Pronomen:  mo ,  oder 
mbo  ^  ro  oder  statt  desselben  in  andern  Fällen  no 
einschiebt.  Am  Ende  der  Verben  ano-ehän^t, 
bringen,  als  Zusatz  zur  Bedeutung  der  Verben, 
ß,  den  Begriff:  nehmen,  e;  abgesondert,  ei: 
aus  eigenem  Antriebe,  /.-  ausdauernd,  o;  ver- 
decken, ce;  begehren,  te:  irrig.  Fortdauer  und 
W^iederhohlung  der  Handhmg  wird  durch  Ver- 
doppelung des  Verbal- Lauts  bezeichnet. 


437. 

10.  Um  "die  Verneinung  auszudrucken,  be- 
kommen die  Verba  activa  in  ihren  verschiedenen 
Formen  mehrerley  Veränderungen  und  Zusätze, 
in  der  isten  und  3ten  Singular- Person  wird /?, 
in  der  2ten  Singular-  und  isten  Plural -Person 
nde^  in  letzterer  mit  Ei-nschlufs  Aller:  /?/,  Inder 
2ten  Plural -Person  na  vorgesetzt;  im  Futurum 
wird  aufser  dem  vor  dessen  Endung  ne  noch  ce 
eingeschoben.  In  den  Infinitiven  und  Partici- 
pien  wird  eimci^  ejm  oder  ej  angehängt.  Die  Per- 
sonen der  Verba  neutra  haben  fast  eben  diesel- 
ben Vorsätze  vor  ihren  Pronominen,  aber  am 
Ende  noch  den  Anhang  ri.  Die  Passive  nehmen 
statt  ihrer  Form/?Tra  dann/?T/-e7wß  an  sich. 

11.  Das  Object  der  Handlung  hat  keine  be- 
stimmte Stelle,  und  der  transitive  Bezug  auf  das- 
selbe hat  durch  Pronominen  ausgedruckt  eigene 
Formen  und  Arten  der  Zusammensetzung.  Die 
Accusative:  dich,  und:  euch  lauten,  wenn  die 
handelnde  Person  die  erste  ist,  oro  und  opo^  und 
das  eigentliche  Personal- Pronomen  steht  dann 
auch  vor  dem  Activ- Verbum,  z.  B.  che  oromboe 
ich  unterrichte  dich,  ore  opomboe  wir  unterrich- 
ten euch.  Für  die  Accusative :  mich,  und:  uns, 
steht  dagegen  che  und  ore  vor  dem  Verbum, 
wenn  die  handelnde  Person  die  zweyte  ist,  und 
für  diese  eue  du,  epeyepe  ilir^  und  zwar  (ganz  ge- 
gen die  sonstige  Stellung  des  Pronomen)  nach 
dem  Verbum,  z.  B.  che  mboe  epe  unterrichte 
du  mich. 

12.  Die  Präpositionen  stehen  nach  den  Sub- 
stantiven, sind  Postpositionen. 

IL    West  -  Giiaraiiy. 
Chlriguana  und  Guarayi  wohnten  wahrschein- 
lich sonst  östlicher  und  in  unmittelbarer  Berüh- 

Ee  2 


4.5  B 

rung  mit    den  Stammverwandten,     oder  wur- 
den von  ihnen  durch  dazwischen  eingedrungene 
Völker  getrennt.      Die  Chiriguana  wohnen  vor- 
züglich zwischen  dem  18°  und  22°  S.  Br.  und 
dem  314  bis  316°  d.  L.  um  den  Pihmayo  und 
bis  nacli  S.  Cruz  de   la  Sierra.     Die  aus  ihnen 
gebildeten   Missionen  hat  Hcrvas  *)  angegeben. 
Die  bekehrten  Guarayi  sind  von  den  Jesuiten  zu 
den   Missionen   der  Moxos   geschlagen  worden, 
doch  leben   auch  noch  wilde,    heidnische  Gua- 
rayi in  den  Wäldern.     Auch  südlicher  in  Tueu- 
man  gehörten  die  i)/agi«V«,  durch  Ruhe  und  Thä- 
tigkett    ausgezeichnet    unter    ihren    Nachbarn, 
ohne  Zweifel  zu   diesem  Volksstamme,    da  die 
Sprache   der   Diaguitae   die    gewöhnliche  Spra- 
che   der   Provinz    S.   Cruz    de    la    Sierra    und 
der  benachbarten  Provinzen  gewesen  seyn  soll, 
ob  dieselben  gleich  neben  dieser  noch  vier  ande- 
re    den  einzelnen  Völkerschaften  eigenthümli- 
che  hatten  **).     Auch  noch  im  Norden  der  Stadt 
S.  Cruz  de  la  Sierra  schweift  eine  Völkerschaft 
umher,  die  Cicionos ,  deren  Sprache  sich  als  ein 
Dialekt  des  Guaranischen    zeigt.     Sie  sind   uns 
gleichsam  das  Band,  welches  diese ;West -  Gua-- 
rany   an    die   Nord  -  Guarany   in    Brasilien  an- 
schliefst,   und  wir    wissen    von   ihnen    nur  ein 
Wort  ihres  Dialekts:  c/^e-zez-e  meine  Hand,  Gua- 
ranisch:    che-zin,   welches   die  Verwandtschaft 
beurkundet.     Dafs  aber  überhaupt  diese  west- 
lichen Guarany  die  vorher  geschilderte  Guara- 
iiy-Sprache  reden,    erhellet  wie  schon  bemerkt 
worden  ist,  daher,  d^kRi/iz  selbst  in  der  Über- 
schrift seiner  Grammatik  die  Sprache  der  Guara- 

♦)  Catalogo  d.  1.  c.  S.  G3. 

**)  De  Laet  Novua  Orbis  S.  463.  555.  - 


459 

ny  in  Peru  und  der  vom  Paraguay  und  Rio  de 
la  Plata  als  Eine  ankündigt. 

'  IIL   Nord  -  Guarany, 

das  ist 
T ü p  i  * )  o der  Ureinwohner  Brasiliens. 

Die  ganze  Küste  Brasiliens  entlang  wohn- 
ten eine  Menge  von  Völkerschaften,  sich  zum 
Theil  tief  in  das  Land  erstreckend,  deren  Spra- 
chen als  blofs  dialektisch  verschieden  von  der 
Sprache  der  Tupi  (an  der  Bay  deTodos  los  San- 
tos  beschrieben  wird).  De  Laet  **)  nennt  die 
Sprache,  deren  sich  ungefähr  zehn  Völkerschaf- 
ten Brasiliens  bedienen,  die  gemeinsame  dieses 
grofsen  Landes,  obwohl  bey  den  übrigen  Hor- 
den vielerley  Sprachverschiedenheit  Statt  finde, 
und  nennt  als  jene  Völker:  die  Petiguares  am 
Flusse  Paraiba,  und  ihre  Freunde  und  Stamm- 
verwandte die  Viatan^  die  Tupinaba  am  Rio  Real, 
an  CiQn  Gränzen  der  Landschaft  los  Ilheos,  die 
Caeiae  am  Flufse  S.  Francisco,  die  Tup'inaquini 
von  letzterer  Landschaft  bis  zur  Provinz Espiritu 
Santo,  die  Tapigiiae  von  der  Provinz  St.  Vincent 
bis  nach  Fernambu.c,  in  ihrer  Nachbarschaft  die 
Apigapitangae  und  Mariapigtangae ^    die    Guaracoy 


*)  Azara  a.  a.  O.  S.  217.  fF.  führt  die  Tupy,  als 
eine  besondere,  zwischen  Guaranys  in  dichten. Wal- 
dungen an  dem  östlichen  Ufer  des  Uruguay  von  der 
Mission  S.  Xaver  bis  zum  28°  S.  Br.  wohnende  kriege- 
rische Völkerschaft  an,  deren  Sprache  weder  Nasen- 
ijoch  Kehllaute  habe ,  und  olme  Schwierigkeit  ge- 
f-'irieben  werden  könne.  Sollte  diefs  dessenungeachtet 
ein  entfernterer  Zweig  ditses  Stammes,  oder  das  Zu- 
sammentreffen des  Nahiuens  zufällig  sevn? 

*•)  A.  a.  0.  S.  545. 


44o 

oder  Itati,  die  Tummimm  und  die  Tamvme  am 
Rio  Janeiro,  und,  dort  fast  ganz  aufgerieben, 
im  Innern  der  Landes  unter  dem  Nahmen  Ara- 
rapae  wohnend.  Auch  von  den  Gegenden  am 
Ausflusse  des  Maraiion  und Para  sagt r/eZße/*)  aus- 
drücklich, dafs  ihre  Einwohner  Titpinambi  ^eyen^ 
und  das  dortige  Vorgebirge  Tapuyotapera  führt  in 
seinem  Nahmen  auf  diesen  Stamm.  —  Zwar  ist 
von  den  Arbeiten  der  Jesinten  in  Brasilien  wenig 
bekannt  geworden,  und  ihre  Missionen  sclieinen 
mit  der  Aufhebung  dieses  Ordens  meistens  zu 
Grunde  gegangen  zu  seyn.  Aber  nach  dem, 
was  sich  aus  kirchliclien  Nachrichten  über  diese 
Gegenden  schöpfen  liefs,  führt  Herms  **)  als 
Völkerschaften,  die  das  Tupische  mit  weniger 
Verschiedenheit  sprechen,  auf:  die  Cariyo,  im 
Süden  der  Tupi,  bis  zum  32*^  S.  Br. ,  Tamoyo  im 
Norden  der  Tupi  bis  zum  22°  S.  Br. ,  Tnpinaqui 
zwischen  den  Flüssen  Guiricare  und  [Camamu. 
Timimino^  Tubayaro  und  Tup'mambo ^  zwischen 
•jenem  Flusse  und  dem  von  S.  Francesco  del 
IVord,  und  an  der  Küste  bis  zum  Para  und  Ma- 
rafion,  Tupinaensi^  Amoipiri  (welches  auf  Guara- 
nisch  bedeute:  Volk  des  andern  Flusses)  und 
Ibicayaro  ^  im  Innern  am  Rio  grande,  Potigiiari^ 
am  Paraiba  und  vom  Gap  Augustin  bis  zum  Rio 
grande  del  Nord,  Apanto ^  Tupigoa^  Ariboyaro^ 
Rarigoarai.  Die  Sprache  der  Caetei  werde  auch 
zum  Brasilischen  gerechnet ^  von  andern  aber 
merklich  verschieden  davon  gefunden.  [Die  gro- 
fse  Übereinstimmung  zwisclien  diesen  und  jenen 
Nahmen  verbürgt  jene  Nachrichten, 


)  A.  a.  O.   S.  624. 

*)  Catalogo  S.  24.  25. 


411 

In  Purchas's  Pllgrimes  stehen  Wörter  der 
Sprache  dt^  Petivares,  in  dem  Vocabolario  Po- 
ligiorto  von  Hervas  sind  neben  den  Tupi- Wör- 
tern noch  die  des  Brasile  volgare  aufgefiilirt,  aber 
dieser  Unterschied  läfst  sich  bis.  jetzt  noch  nicht 
in  Beziio;  auf  die  nrjchher  anzugebenden  Vater- 
JLInser-Foi'mehi  verfolgen,  und  überhaupt  nicht 
weiter  als  in  Nebeneinanderstellung  derverschie- 
nen  Angaben  von  W^örtern ,   welche  folgende 

Hülfsmittel  der    Brasilischen   Sprache 

enthalten. 

Brasilische  Wörter  sind  gesammelt  in: 
Jo.  de  Lsry  Histoire  d'un  voyage  en  la  terre 
de  Brasile,  Rochelle  ifj78.  8-;  auch  (vermuthlich 
zu  Genf )  1580.  (Eben  das.  1594  und  160a.  8.) 
Lateinisch  vom  Verfasser  selbst,  Genf  1586  und 
1594,  Deutsch:  Münster  1794,  aufser  mit  einem 
Wörterverzeichnisse,  einem  Gespräch  in  Brasili- 
scher Sprache  (in  der  Deutschen  Übersetzung 
S.  331.)?  titid  einigen  grammatischen  Bemer- 
kungen. Daher  genommen  sind  Auszüge  in  der 
AUgem.  Historie  der  Reisen,  Th.  XVI.  S.  263  ff". 
Viele  jener  W^örter,  sind  auch  in  die  Nachrichten 
von  Brasilien  in  de  Laet  orbis  novus  verwebt,  der 
auch  von  einem  Holländer  Brasilische  Wörter 
hatte,  s.S.  599. 

Ein  Brasilianisches  Wörterverzelchnils,  ge- 
sammelt von  De  Moraes  ^  steht  in  Dappers  Arne- 
rika  S.  412.,  airch  itl  Marcgravii  historia  natura- 
lis Brasilias,  Lond.  u.  Amsterd.  1648.  8-  und  in 
Relandi  Dissertatt.  miscell.  T.  Ilt.  S.  173. 

Ein  kleines  Wörterverzeichnifs  ist  auch  in  Pi- 
g^/<?«ripremier  Voyage  autour  du  monde.  S.24I- 
Ans.  Eckarrs  Zusätze'  zu  Petr.  Cudena's  Be- 
schreibung von  Brasilien,    in  von  Murr  &  Pveise» 


442 

einiger  Missionarien    der   Gesellschaft  Jesu    in 
Amerika,  Th.  I.  von  S.  459.  an  zerstreut. 

Catecismo  Rrasilico  dado  a  luz  pelo  Ant.  de 
Araiijo  (der  1632  als  Missionär  starb)  e  pelo  Ber- 
toldel.eam^  Lisb.  1686.   8. 

Die  Bacmeistersche  Sprachprobe  ins  Brasili- 
sche übersetzt  vom  Missionär  Anselm  Eckart  ^  mit 
Anmerkungen  in  von  Miirr^  Journal  zur  Kunst- 
geschichte und  allgemein.  Litteratur,  Bd.  VI. 
S.   197—211. 

Grammatiken  haben  geschrieben: 

Jos.  de  Anchiela  arte  de  grammatica  da  lingoä 
mais  usada  na  costa  do  Brasil,  Coimbra  1595.  8., 
und  im  Auszüge  in  der  angeführten  Histor.  na- 
tur.  Brasil,  und*  in  RiDlandi  Dissertatt. ,  T.  III. 
S.  179  ff. 

Auch  Eman.  Vega,  zu  eben  derselben  Zeit 
vieljähriger  Missionär  in  Brasilien,  hatte  einen 
Katechismus,  Sprachlehre  und  Wörterbuch  in 
der  Brasilischen  Landessprache  geschrieben, 
welche  aber  wahrscheinlichst  niemahls  gedruckt 
worden  sind  '^). 

Luis  Figueira  gramatica  de  la  lengua  del  Bra- 
sil, ist  dagegen  öfter  zu  Lissabon  gedruckt  in 
12.,    und  zuletzt  in  8. 

Die  folgenden  Bemerkungen  sind  aus  Fi- 
gueira gezogeh,  und  dabey  mehrere  von  den 
übrigen  Hülfsmitteln  benutzt. 

Grammatischer  Bau   der  Brasilischen 
Sprache. 
1.  Die  Substantive  haben  keinen  Unterschied 
des  Numerus,    oca  ist:    Haus,    und:    Häuser, 

*)  Mouboddo  vom  Ursprung  und  Fortgang  ;der 
Sprache,  übers,  v.  Schmidt^  Th.  1.  S.  354.  führt  eine 
iSSgrzw  Madrid  gedruckte  Guaranische  Grarnuiat-ik  an. 


443 

apyaba:  Menscli,  und:  Menschen.  Das  an:7G- 
hängte  /  ist  eine  gewöhnliche  Diminutiv- En-. 
dufig ,  z.  B.  pitanga  Kind ,  pitangai  Kiiidlein.  Von 
Verben  abgeleitete  Substantive  haben  die  En- 
dungen ara  oder  ajia  für  die  handelnde  Person 
(auch  ora,  wenn  von  Fortdauer  der  Handluncy 
die  Rede  ist),  aba  für  Zeit,  Ort,  VVerkzeucr  der 
Handlung,  pyra  (mit  vor  das  Wort  gesetztem  ;') 
fiir  das  Gewirkte,  -welche  Form  eigentlich  das 
Passiv -Particip,  und  des  Ausdrucks  der  ver- 
schiedenen Tempora  fähig  ist.  Z.  B.  jucacara 
Tödter,  juca-gaba  Instrument  zum  Tödten, 
v  'juca-pyra  das  Getödtete.  (Zwischen  jene  En- 
dungen und  das  Wort  selbst  wird  f ,  t  oder  ein 
anderer  Consonant  eingeschoben.)  ' 

2.  Die  Casus  werden  ausgedruckt,  indem 
der  Genitiv  vor  dem  ihn  regierenden  Worte 
steht,  der  Dativ  die  Endung /?e  oder  cupe  hat. 
Im  Vocative  verlieren  die  Wörter,  welche  den 
Ton  in  der  vorletzten  Sylbe  haben,  und  auf 
einen  Vocal  endigen,  diesen  Vocal,  oder  haben 
den  Ausruf  ^i/z  oder  gue^  im  Munde  der  Weiber 
/«oder/o,  vorsieh.  Die  nachgesetzte  Präposi- 
tion c/z/ von,  aus,  kann  fiir  den  Ablativ,  pe^ 
pyri:  zu,  rupi^  bo:  durch,  für  den  Accusativ 
gelten,  wenn  dieser  nicht  blofs  neben  dem  Ver- 
bum  in  unbestimmter  Stelle  steht. 

3.  Die  Adjective  haben  beym  Ausdrucke  des 
Comparativs  die  Endung  ete  und  der  verglichene 
Gegenstand  hat  die  Praeposition  fz// hinter  sich. 
Der  Supsrlativ  hat  dieselbe  En-dung  mit  dem 
Beysatze :  über  alle  u.  dgl.  Nach  Eckart  wird  zu 
jenem  Zwecke  die  Präposition  roce  über,  nach- 
gesetzt, oder  auch  das  x\d\ ^vhintn  pyry  mehr, 
gebraucht.  .     :;.-     .         ;    :,.     ., 


444 

4.  Die  Pronomen  sind:  v-f  ich,  yxebe  oder 
yxcbo  mir,  nde  du,  ndebe  oder  7?f/e^o  dir;  orb 
(exclusivisch)  und yande ,  (inclus.)  wir;  /;ee  ihr, 
feeme  oder peemo  euch  ( Dativ) ,  opo  euch  (  Accus.) 
ae  oder  «Äeer,  Plural:  aöe  sie;  nach  Lery  lau- 
ten sie  so:  che  ich,  te  du,  ö/ze  er,  or  wir;  /7ee 
jhr,  aurahe  sie.  Jene  Dative  und  Accusative 
werden  bey  den  Verben  zwischen  diese,  und 
die  eben  anzugebenden  Personal- Vorsätze  ein- 
geschoben. Vor  den  Personen  der  Verben  vor- 
gehängt werden  als  Pronomen:  öich,  oro  und 
^'ßwir,  e/'c  du,  /?eihr,  o  er,  sie.  Für  die  Prono- 
minal-Adjective  werden  den  Substantiven  vor- 
gesetzt a:e  für:  mein,  ore  und  yande  unser,  nde 
dein,  pe  euer,  _y  sein ,  ihr.  Wenn  letzteres  re- 
flexivisch steht:  so  wird  zuweilen  der  Anfangs- 
buchstab des  Substantivs  verwandelt  z.  B.  c  in 
X,  t  oder  g  in  ;•. 

5.  Der  Infinitiv  ist  die  Wurzel,  im  Praesens 
treten  blofs  die  erwähnten  Zeichen  der  Perso- 
nen vor,  bey  vielen  Activen  vvird  an  den  Pro- 
nominal-Vorsatz  noch /angehängt.  Im  Imper- 
fectum  wird  hinten  ßerc/72e,  im  Perfectum  z/wö/z, 
im  Plusquamperfectum  uman  aereme  angehängt, 
im  Futurum  ne.  ( Nach  Lery  im  Imperfectum 
aquoeme,  im  Perfectum  aquoe-mene^  im  Futurum 

6.  Im  Imperative  wird  in  der  2ten  Person  e, 
im  Plurale  pe  vorgesetzt,  in  der  3ten  f  vorge- 
setzt und  o  hinten  angehängt;  die  2te  Person 
des  Futurum  mit  vorgesetztem  t  ist  mehr  manda- 
tivisch.  Der  Permissivus  setzt  ?  vor  die  Perso- 
nal-Vorsätze, und  im  Imperfectum  mo,  im  Per- 
fectum uman-mo  hinten  ans  Wort,  Für  den 
Conjunctivvvird  reine  an  die  W^urzel  gehängt, 
wenn  sie  mit  einem  einfachen  Vocal,   me  vvenn 


445 

sie  mit  einem  Diphthonge,  neme  wenn  sie  mit  ei- 
nem gedehnten  Vocal,  aber  e  wenn  sie  mit  w, 
eme  wenn  sie  mit  andern  Consonanten  endicrt. 
Im  Optativ  des  Praesens  wird  temema^  im  Prae- 
teritum  meima  oder  meimona^  im  Futurum  nioma 
hinten  angehängt.  Der  Infinitiv  des  Praeteri- 
tum  hat  den  Anhang  agoera,  der  des  Futurum 
ramboera^  das  Gerundium  bo^  für  den  Begriff: 
um;  äoama.  Im  Participe  wird  bae  an  die  Form 
der  3ten  Person  gehängt. 

7.  So  die  Activ- Verben.  Im  Passive  wird 
7jbe  oder  ye  zwischen  die  Personal- Vorsätze  und 
den  Wurzellaut  eingeschoben.  Eben  so  wird 
porb  eingeschoben,  wenn  die  Active  sich  auf 
keinen  bestimmten  Accusativ  beziehen.  Das 
Passiv- Particip  setzt  mi  an  den  W^urzellaut. 

8.  Die  Verba  neutra  werden  zum  Theil  mit 
eben  denselben  Personal- Vorsätzen,  wie  die 
Active,  zum  Theil  mit  Vorsetzung  der  angege- 
benen a:e,  nde^  u.  s,  w.  (welche  vordem  Nenw- 
worte  das  Pronominal- Adjectiv  ausdrucken) 
conjugirt.  Letztere  Conjugations-VVeise  findet 
immer  Statt,  um  von  Adjectiven  Verba  neutra 
zu  bilden,  indem  man  diese  Vorsätze  vor  die 
Adjective  stellt,  und  dann  das  Verbum  substan- 
tivum  hinzu  denkt.  Die  Formen  der  Tempora 
und  Modi  sind  übrigens  bey  dieser  zvveyten  Con- 
jugations- Weise  eben  dieselben,,  wie  bey  der 
ersten.  Die  Verba  neutra  werden  zu  Activen, 
indem  man  ihnen  mo  vorsetzt,  und  sie  dann 
mit  den  ersteren  Pronominal  -  Vorsätzen  und 
zwar  mit  dem  diesen  angehängten  /  conjugirt. 

9.  Das  Verbum  negativum  setzt  n  oder  nd 
vorn  und  /  hinten  an.     Im  Futurum  wird  dann, 


446  ^     .  :■ 

aalserjenem  Vorsatze  n  odernd,  hinten  angehängt 
ic'ücne,  im  Optativ  des  Praesens  xoete,  des  Praeter. 
xoe,  des  Futurum  ixoe,  im  Imperativ  mid  Per- 
mi ssivt/me,  imConjunctiv  0v;ze,  im  Iniinitiv  und 
Gerundium  eyma. 

10.  Die  Praepositionen stehen  nach  den  Sub- 
stantiven. 

Sprach  proben.  J 

*  Eine  V.  U.  Formel  dieses  Sprachstammes  ist  \ 
schon  in  den  ältesten  Sammlungen  aber  unter 
dem  Nahmen:  Mexikanisch  bey  Megiser,  Lü- 
deeke,  Schulz,  Hensel,  und  noch  eben  so  benannt 
in  der  Pariser  Sammlung,  schon  vorher  in  Du- 
ra Thresor  des  Langues  S.  944  enthalten,  vergj. 
auchThevetCosmograph.  B.21.  CS-;  sie  gehört 
einem  Guaranischen  oder  Brasilianischen  Stam- 
me an,  und  die  kleinen  Abweichungen,  mit 
denen  sie  abgedruckt  ist,  sind  unbedeutend. 
Die  erste  Formel,  welche  Chamberlayne  von 
Rob.  Nelson  hatte,  und  Brasilianisch  nennt, 
gibt  Hervas  als  die  Mundart  eines  den  Spaniern 
unterworfenen  Guaranischen  Stammes,  und  sie 
bewährt  sich  als  solche  durch  ihr  Zusammentref- 
fen mit  der  folgenden ,  wovon  wiederum  N.  369. 
nur  in  der  Schreibart  abweicht.  Wenn  aber 
Hervas  auch  N.  371.  solchen  Guaranys  zuschreibt, 
so  irrt  er,  da  sie,  so  verdorben  sie  ist,  doch 
mehr  Brasilianisches  zeigt;  eine  Brasilische  ist 
aus  ^inem  der  erwähnten  Katechismen ,  mid 
eine  andere  rhit  einigen,  wenigstens  des  Anfüh- 
rens  werthen  Abänderungen  hat  Eckart  in 
Murr'ä  Journal  gegeben: 


von 


4^7 
G   u   a   r   a   n  i   s    G  h. 

j^us  Chamberlayne,   S.  91. 
Unser  Vater     Himmel  in  du  bist  der 

Oreruba     ibäpe     ereibae; 

verehrt  dein  Nalnne       «ey 

Imboyerobia  ripiramo  iiderera  tojcö; 

komme  «lein  Seyn  gut  uns  zu 

Tounderecomävan  gatiiorebe; 

dein  Wille  sich  tliue  Erde  auf  Himmel  in  sich 

Nderemiinbotära    tiyaye    ibipe  ibape    yya- 

th;u  auch 

yeyabe; 

IJnsre  Speise       Tag      jeden  geliörig         gib       diesen  Tag  an 

Orerembiii  ara  naboguara    emee  coara  pi- 

uns 

peorebe; 

Verzeiiie         unsere  Sünden  uns 

Ndeiiyro  oreynängai   päbaeupe   orebe  mä- 

wir  verzeihen 

rähärupe     orenyr     onungä    haeorepo 
eyarime ; 
Toremboa  imegan   oaipä; 

uns  bfcfreye       vielmehr       Sache         üble       von 

Orepicyro  epecatu  mbae  pochi  giu.     x4meH. 

3^8.  . 
G  u  a  r  a  11  i  s  c  h. 

Nach  Ant.  Ruyz  Caiädsmo  ie,  la  h.iigua  Cuarani. 

Oreruba 

ibape  erei'  bae; 


448 

Imboyerobi^  ripira  mö 

Nderera  toyco; 

Tou  ndere  comaran  gatüorebe; 

Nderemi'  mbotara, 

Tiyaye  ibipe 

ibäpe  yyayeyabe; 

Orerembm 

Ära  iiAboguara 

Emee   coara  pipeorebe; 

Ndenyro 

Oreynangai  pabaeupe, 

Orebe  niaraharupe 

Oreiiyronungä 

Haeorepo  eyarime; 

Toremboä  imegauoaipa 

Orepicyro   epecatii; 

Mbae  pochi  gui. 

Amen  Jesus. 

369. 
Dasselbe. 

Nach  Ant.  Sepp   und  Ant.  Böhm  Reiseheschreibung 
nach  Paraquarien.  (Nürnb.  1696.  12.)  S.  213. 

Ore  ruba 
ibape  ereibac 
Imboyero  bia  ripiramo 
Nderata  maranga  tu  toyco 
Tou  ndereco  maranga  tuorebe 
Tiyaye  nderimimbotara 
Quia  ibipe 
ibape  yyaie  üabe 


449 

Orerembiu 

Aranabo  guara 

Eiiiee  CLiri  orebe 

Ndefiyro 

Oreyiiangai  pabae  upe 

Orere  recomengu  ahara  upa 

Oreiiyro  iiünga 

Hae  eipotareme 

Angaip  ape  orca 

Orepiciro   epecatii 

iiibae  pochia  giia. 

Amen  Jesus. 


370. 
Dasselbe. 

Nacli  Marl.  D obritzhof&r  in  von  Murr's  Journal 
f.  K.  u.  L.    Th.  IX.  S.  106. 

Ore  ruba,  ybape  ereibae, 

Ymombeu  catupiramo  toico  angu  nderera 
marangatu , 

Ndereco  niaraügatu  tou  anga  orebe, 

Nderemlmbota  tiyaye  anga  coibipe,  ybape 
yyaye  nabe , 

Orerembiura  ara  nabongoara  teremee  an- 
ga orebe. 

Ndenyro  anga  ore  ynangaypabae  upe,  ore 
rerecohare  upe  orenj'ro  nabe. 

Oremboa  eme  angaypä  pipe. 

Orepibiro  epe  opämbuepochi  heqiii.   Amen. 


37«- 
Brasilianisch   oder  Guaranisch, 

(anter  dem  falscLen  Nahmen    Mexikanisch). 

Aus  Dur  et  Thres.  de  L.  S.  944. 

Ore  iure  vbacpe ,    Toi  coap.      Pauemgatu 

aua  vbu 

Jagaton;     oquoavae     cbaraib' -  amo     de- 
rera  rico 
Oreroso  Jeppevuacpe.     Toge  mognanga 
Deremi  potare  vbupe  vuacpe  igemoiiang 
iaue. 
Araiauion  ore   remiouz   imeenycori   oraue. 
De  gouroii  oreuo 
Orememoan  angai  parce  supe,  orereme- 
moa    sera   supe    oregiroii 
iaue. 
Eipotarume  aignang  oreme  moauge.     Ei- 
peapauemgne  ba  emenio- 
am  ore  suy, 
Emona  ne  toico.     Jesus. 

372- 
B  r  a  s  i  1  i  a  n  i  s   eh. 

ISachdtmCaiedsmo  Brasüico,  \6l\\.  i2. ,   aus  Jordan  » 
Supplem.  zu  Lüdeken ,  S.  59. 

Ore  rub  ibacipe  tecoär 
Imongara  ibipiramo  rera  toico 
Tour  nde  reiuo  ^    ,.^ 

Toyemonhang  nde  reniimotara    ibipe  iba- 
cipe oyemonhaiiga  jabe 


,4o^ 

Ore   remiu  ara  yabiödc>ära    eimeeng   cori 

ori-he 
Nde  nliirö  ore  angaipaba  rece  orebe,    ore 

reconiemoäiicara  ciipe  ore  nhiröjabe 
Ore  mboarume  yepe  tentacaö  pupe. 
Ore  piciio  te  yepe  mbae  aiba  cui. 
Reino,  popiratä,  moetecäba  116  nde  mbae- 

ramo  cecorime  auyeramanhe.   Amen. 

373- 
Dasselbe. 

yius  dem  Catecismo  BrasUico    (Lisb.   1636.    8-)    5.  1., 
und  eben  so  in  von  Miirfs  Journal,  Bd.  VI.  S.2ii. 

Ore  Rüb,  ybäkype  tecoar; 

Imöete  pyranio  nde  rera  toicö; 

Tour  nde  Reino  ; 

Tonhemonhc4ng  nde  remimotära  ybype  ybä- 
kype inliemonhangajabe; 

Ore  rebiti  ara  jabie  ndoara  eimeeng  cori 
orebe; 

Ndehiro  ore  angaipaba  rece  orebe,  ore  re- 
recomemoäcära  cupe  orenbirö  jabe. 

Orememoaracarunie  jepe  tentacaö  pupe; 

Orepycyrö  jepe  mbiie  aiba  cui  ^).     Amen. 


*)  Nach  JEckart in  v.  Murr's  Journal  steht  Bitte  III. 
inhemonhan  g ,  B.  IV.  rembin,  cori  ohne  Acceiitj 
B.  V.  nthbyro  und  orenbyro ,  B.  VI.  ore  moaracdrynu, 
jepe  ohne  Accent,   tentacaö,  B.  VII.  mbae  und  ^ui. 

Ml!  In  id.  III,  Ff 


452 

Grammatische  Anmerkungen  zu  diesen 
V.  U. 
grofsen  Theils  nach  Eckart  in  von  Murr's  Journal, 
B.  VI.  S.  212-,  und  Hervas  im  Saggio  pratico, 
S.  95.  (dort  über  N.  373. ,  hier  über  Hervas  For- 
mel N.  10.,  welche  von  der  folgenden  N.  367. 
aufiser  den  anzugebenden  Fällen  nur  in  der 
Schreibart  abweicht)  mit  beygefügter  Erklärung 
der  meisten  Abweichungen  der  übrigen  Formeln. 

oreruöa,  orerubvon  tudaY^tev,  davon  ist  im 
Brasihschen  das  a  weggefallen,  weil  es  der  Vo- ,  j 
cativ  ist,  tuid  der  Aniangsbuchstab  t  wird  in  r  ! 
verwandelt  -•^),  s,  N.  4.  der  Bemerkungen  über 
den  grammatischen  Bau  beyder  Sprachen;  ore 
wir,  mit  Ausschliifs  der  anderen  fremden. 
Rure  ist  ein  anderer  Dialekt  oder  ein  Fehler. 

ibape,  ybähype  von  ibag,  ybclka  Himmel,  bey 
dem  Hinzutritt  der  Praeposition  ist  bey  jenem  g 
weggefallen,  bey  diessm  a  \n  y  verwandelt,  pe 
ist  die  nachgesetzte  Praeposition  für:  in.  Die 
kleinen  Abweichungen  der  beyden  übrigen  For- 
meln erklaren  sich  durch  das  Obige. 

ereibae'm  N.  367.  368.  erei  ist  die  2te  Person 
von  Ol  ich  bin  (Snfinitiv  i  seyn  —  das  /  durch 
die  Nase  gesprochen),  bae  ist  der  Anhang,  der 
Participien  macht,  also  durch  dasPronomen  rela- 
tivum  ausgedruckt  werden  kann;  bac  in  N.  369. 
ist  Druckfehler. 

tecoär  N.  372.  73.  ist  nach  Eckart  das  Partici- 
pium  des  Praesens  von  aicö  ich  bin.  Die  Gram- 
matik von    Figueira    zeigt    übrigens  nicht  eine 

*)  Daher  dieselben  Wörter  in  dem  einen  Ver- 
7.eichnifs  nüt  r,  in  dem  andern  mit  /,  fälschlich  auch 
mit  d  anfangen.  2 


455 

solche  Particip- Form,  und  bey  Lery  heifst  das 
Particip  von  aico:  recorure. 

imboyerobmripiramo ;  das  vorgesetzte  /  und 
hinten  angehängte /?/>ö  (vvobey  dieses  /  durch 
die  Kelile  ausgesprochen  werden  soll,)  sind  die 
Form  des  Passivs,  ramb  (wovon  die  erste  Sylbe 
mit  jener  P'.ndsylbe  zusammen  gefallen  ist)  die 
Form  des  Conjunctivs;  ramd  wäre  die  Form 
eines  Particips,  in  welchem  auch  der  Begriff  un- 
gewisser Zukunft  und  einer  zu  verrichtenden 
Sache  liegt.  Dafs  nun  aber  auch  rämb  so  parti- 
cipialisch  gebraucht  werde,  erhellet  daraus,  dafs 
es  als  eine  Umschreibung  des  Passivs  angesehen 
wird,  die  Endung /^/ramo  mit  dem  Verbum  sub- 
stantivum  nico ,  ich  bin,  zusammen  zu  setzen. 
Ki  ist  des  Wohlklangs  wegen  eingeschoben,  und 
mboyerobia  heifst:  verehren,  indem  mbo  dazu 
dient,  Neutra  in  Active  umzuwandeln.  Viel- 
leicht ist  in  N.  372.,  welche  sonst  beynahe  über- 
all mit  N.  373.  zusammen  trifft:  imongaraibipiramo 
dieselbe  Wurzel  für:  verehren,  nur  mit  etwas 
veränderter  Aussprache. 

imoetepyramoin  N.  373.  kommt  von  amoete  ich 
ehre,  die  hinzu  getretenen  Sylben  sind  im  Vori- 
gen erklärt. 

/■C/-Ö  Nähme  (s.  Guarany- Gramm.  N.  4.,  wo 
aber:  rero  iüv:  Nähme,  angegeben  ist),  nde 
dein  [rera  allein,  wie  N.  372.  steht,  bedeutet: 
sein  Nähme). 

toico,  die  3te  Pers.  des  Imperativ  hat  t  vor 
sich,  o  ist  Charakter  der  3ten  Person  überhaupt, 
rico  in  N.  371.  soll  wahrscheinlich  eben  dahin  ge- 
hören, obwohl  die  Grammatik  den  Vorsatz  r 
nicht  nachweiset,  derera  \venigstens  ist  sicher  das 
dort  vorhergehende  :  dein  Nähme. 

Ff  2 


454 

toiiy  toi'ir^  t  und  o  ge]iörei\  der  3teii  Person 
des  Imperativs  an  5  u^  Brasilisch  ur  ist:  ko'mmen. 

nderecb ,  teco.  Verbal  -  Substantiv"vom  obigen 
ako  ich  bin ,  /  ist  auf  die  erwähnte  Weise  nach 
dem  Pronominal  -  Adjectiv  in  ;■  verwandelt. 
N.  373.  hat  das  Portugiesische:  Reino,  bey- 
behalten. 

In  dem  Zusätze  marängatü  orehe  in  N.367.  be- 
deutet das  erstere  Wort:  gut,  {mdvan  in  N.  367. 
ist  Versehen  für  maran)^  das  zweyte  ist  der  Da- 
tiv: uns:  vielleicht  dafs  in  ore  roso  von  N.  371. 
ein  ähnlicher  Bezug  liegt;  das  doilige jeppe  ist 
ein,  den  Nachdruck  vermehrendes,  Hülfswort, 
welches  auch  später  in  N.  373.  vorkommt;  wie 
aber  itvacpe  im  Himmel  hierher  in  N.371.  komme, 
sieht  man  nicht. 

nderemimholä  in  N.  367  —  370.  ist  von  pola 
wollen  {aipota  ich  will)  mit  vorgesetztem  temi^ 
welches  das  PassiV'Particip:  das  Gewollte,  Be- 
gehrte, ausdruckt  [t  ist  nach  nde  dein,  in  r  ver- 
wandelt). Nde  remüneia  in 'N,  ^j^.  ist  dasselbe, 
nur  mit  anderer  Schreibart,  vvobey  b  (eigent- 
lich/?) vielleicht  nachlässig  ausgelassen  ist. 

tiyaye  und  yyaye  in  N.  3Ö7.,  jenes  die  316  Per- 
son des  Imperativs,  dieses  des  Praesens  von  aye 
thun,  mit  eingeschobenem  _y,  welches  das  Re- 
.  flexiv  •  Pronomen  ist ;  an  yyaye  ist  N.  367.  68.  y<:i 
de,  N.  369.  naöe  ungenau  angehängt. 

tanbemonhdng  —  inhemonhdng  in  N.  373.;  je- 
nes die  dritte  Person  des  Imperativs,  dieses  des 
Praesens  von  amonhang:  iCh  tliue,  welches  im 
Brasilischen  durch  Vorsetzung  des  nhe  zum  Pas- 
sive wird. 

ibi,  yby  Erde,  pe  in,  auf. 

nabe,  jabe  wie. 


455 

In  N.  371.  ist  diese  Bitte  deutlicher,  als 
andere,  enthalten:  togemognanga  und  igeinonang 
.sind  ebenfalls  die  3te  Person  des  Imperativs  mit 
vorgesetztem  t  und  o,  und  die  3re  des  Praesens 
mit  vorgesetztem  /,  die  Wurzel  ist  eine  andere 
Aussprache  von /;?o/7//(7;?_g- thun,  in  IM.  '^n'2.  jye- 
remipotare  ist  Ein  Wort:  dein  Wilie,  wie  N.gu-^j 
vbu  statt  /Z»/,  iaiie  stsitt Jaöe.  ' ' 

orerembui^  temiü  oder  tembiii  ist  das  Passiv- 
Particip  von  ü  essen;    oreremiou  hat  auch  N.  2 


1. 


aranabouguara  von  ara  Tag,  nabo  eni  jeder, 
giiara  angehören.  In  N.  373.''steht  für  letzteres 
iidoara^  undjabiZ  für  nabo.  '  Diese  Veränderung 
ist  analog  der  \onjabe  und  riabe  wie.  N.  371.  er- 
kennt man  in  «ra/az^/o/z  leicht:  Tag,  und  Jabie 
jeden. 

tpremee-,  N.  371  —  73.,  eimeeng  in  N.  373., 
von  mee  geben  ,  hier  meerig.  Die  zweyte  Person 
des  Imperativ  setzt  entweder  tere  oder  e  vor  die 
Wurzel. 

caarapipe  N.367.  von  ca  dieser,  ara  Tag,  und 
pi oder pipe  in,  an.     corl  N.  371  —  73.  heute. 

orebe  uns,  N.  371.  oreue. 

ndenyro  in  N.  367.  ist  auch  2te  Person  des 
Imperativs,  aber  von  einem  Verhum  zweyter 
Conjugation,  welche  die  sonst  als  Possessiva  ge- 
bräuchlichen Pronominal- Vorsätze  zum  Unter- 
schiede d^erPerson-haben;  niro:  vergeben,  selbst 
soll  aus  nl  sich  zusammen,  zurück  ziehen,  und 
ro  legen,  setzen,  bringen,  zusammengesetzt 
seyn.  Bey  Hervas  N.  10.  wo  iandeniro  steht,  ist 
/a  Vorsatz  dieser  Person  des  Imperativs,  wie /o 
der  dritten.  J/?^^a  bedeutet:  jetzt.  Doch  finde 
ich  ,  dafs  nga  eine  Partikel  ist,  welche  den  Affect 
der  Zärtlichkeit  und  zugleich  der  Ehrfurcht  aus^ 
druckt,  w^elches  wohl  noch  besser  hierher  pafst. 


466 

ndehyro  in  N.  373.  von  anbyro  ich  vergebe;  \ 
orenhyro  und  orenyro  sind  hernach  die  ersten  Flu* 
ral -Personen  derselben  Verben;  degouron  in 
N.  371.  ist  von  einem  andern  Wurzelworte  mit 
vorgesetztem  de^  welches  hier  immer  statt  nde 
steht;  dasselbe  Wort  hegt  nachmahls  wieder  in 
ore  giron  wir  vergeben. 

oriynangaipabaeupe  in  N.  367.  ist  von  ore  un- 
ser, (üigaipa  Sünda  (welches  wiederum  aus  a?ig 
Seele  ,  und  pah  enden,  zu  Grunde  richten,  zu- 
sammen gesetzt  seyn  soll) ,  und  bae  Endimg  des 
Particips^//  soll  des  Wohlklanges  wegen  einge- 
schoben und  /das  Reflexiv-Pronomen  seyn,  wel- 
ches sich  wohl  passen  würde,  wenn  anga/paver- 
sündicien  heifst.  Upe  ist  die  Endung  des  Dativs, 
im  Bra'üischen  pe  oder  gupe;  letzteres  steht  in 
N.  373.  im  zweyten  Theile  dieser  Bitte,  (hier 
m-e  wegen;)  in  N.  372.  steht  beyde  Mdihle  ^upe, 
in  N.  371.  mit  anderer  Schreibart  supe. 

Orememoa  in  N.  371.  ist  von  der  andern  WW- 
zel  memoa^  welche  im  zweyten  Satze  auch  in 
N.  373.  vorkömmt,  und  male  traeiavh  übersetzt 
ist.  Wenn  aber  in  N.  371.  auch  noch  angai parce 
steht;  so  kann  man  darin  eine,  zwischen  jenes 
Wort  und  siipe  eingeschobene,  zweyte  Überse- 
tzung desselben  Begriffes,  nähmlich  jenes  angai- 
pa  mit  dem  erwähnten  rece  erkennen. 

In  dem  Folgenden  weicht  die  Formel  bey 
Hervas  N.  10.  beträchtlich  von  den  angeführten 
Guaranischen  Formeln,  mit  denen  sie  sonst 
übereinstimmt,  ab,  und  mufs  von  dieser  fünf- 
ten Bitte  an  um  so  mehr  noch  besonders  hier 
aufgeführt  werden,  da  sie  sich  vorzüglich  zur 
Erklärung  nach  den  benutzbaren  Hülfsmitteln 
«ignet,  diese  aber  hierzu  bey  den  letzten  Bitten 


457 

der  übrigen  Guaranischen  Formeln  nicht  über- 
all, ausreichen. 

374. 
Guaranisch. 

Bey     Hervas    Saggio,     No.    10. 
Verzeihe  doch         uiisern  Srijir1ia<'n(3en         uns 

Taiideiiiro  anga   oreinangalpabaeape    ore- 

Thiienden  Soiiadcii  wir  ver>.eihen 

rereco  -  mcguahareraupe     oreniro 

■wie 

nünga ; 

wolle  nicht  SünJe  in         unsern  Fall 

Eipotareinti    angaipapipe     orea ; 

uns  befreye  vielmehr         SacJie         üble  von 

OrepiciroepecatLi  mbae  pochi  hegui. 

rereco -megitaharera  in  N.  374.  —  reco  heifst: 
thun,  megua:  Schaden,  /^ßz-era  ist  die  Endung 
des  Particips  vom  Praererirum  ;  das  vorgesetzte 
re  gehört  zu  dem  in  der  Guaran  Gramm,  n.  5. 
bemerkten  Falle;  z/y;e  wiederum  Dativ -Endung; 
nunga  ist :  ^vie. 

rerecomemoacära  in  N.  373.  ist  eben  dasselbe 
mit  dem  erwähnten  Worte  memoa;  (^ara  ist  im 
Brasilischen  die  Endung  abgeleiteter  Substantive 
der  handelnden  Person;  in  N.  371.  steht  dafür 
wiederum:  sara. 

eipotareme  in  N,  374.  von  dem  evw'Xhnteu  pota 
wollen;  im  Imperative,  dessen  2te  Person  das 
vorgesetzte  e,  so  wie  i  den  activen  Bezug,  aus- 
druckt, wird,  wenn  die  Negation  hinzu  gedacht 
werden  soll:  eme  angehängt;  wenig  unterschie- 
den  ist  N.  371.,  wo  hernach  das  angeführte  VVur- 


458 

zelwort  memoa  nochmahls  folgt,  und  vielleicht 
selbst  in  der  letzten  Bitte  fiir:  Uebel,  steht. 

moarucäryme  in  N.  373.  von  dr  fallen,  mit  vor- 
gesetztem mo,  wodurch  das  Verbum  neutrum 
zum  activum  wird;  yme  ist  die  Endung,  welche 
die  Negation  ausdruckt;  in  N.  372.  ist  ucä:  nicht, 
eingeschoben,  und  iime  stthx  statt_y/?2e. 

ort?«  von  fl  Fall,  Vergehung. 

orepicyro  epecatu  in  N.  367  —  69  und  374.  von 
plcyro  belreyen,  welches  ohne  die  folgenden 
ßeysätze  auch  in  N.  373.  steht.  Epe  ist  die  Be- 
zeichnung der  2ten  Person,  wenn  sie  Subject, 
und  die  erste  Object  ist;  catu  bedeutet:  viel- 
mehr. 

7?2/?(7e  die  Sache;  /jocAz  in  N.  367  —  70.,  und 
ciba  in  N.  373.  bedeuten:  schleclit,  dort  ist //e- 
gui ^  hier  cui^  woiiir  in  N.  371.  suy  steht,  für  die 
Präposition :  von. 

In  N.  372.  folgt  noch  die  Doxologie,  in 
N.  371.  ein  anderer  Zusatz,  in  welchem  das  in 
dem  Eingang  erwähnte  toico  wieder  vorkömmt. 

Proben   anderer    Wörter. 


Gemein- 

Brasilia 

Guaraniscb 

Guaraniscb 

Tupi 

Brasilia- 

nisch 

nisch  - 

racli  den 

i 

j 

Hollände 
bey  Lact 

na  eil    Giiy. 

bey    Beri^c 

IS. 

Gott 

tupä 

lupa 

tupä 

tupän. 

Himmel 

Ibog 

ibag 

[ibäca. 

Erde 

Ibl 

ibi 

ibi 

bu. 

Wasser 

l 

i 

i 

hu. 

Feuer 

tata 

(ata 

tatä 

tata. 

eonne 

qiiarasi 

cuarazi 

coäracy 

arassu. 

Mond 

jast 

yaci 

iacy 

jassu. 

Mensch 

abä 

aba 

aba 

apuaba. 

Mann 

mL 

Frau 

cugnä 

cuuä 

cunhä 

cunhan. 

Xiiul 

mita 

J 

459 


[  Gern  ein- 

Brasilia- 

Guaranisch 

Guaranisch 

Tupi 

Brasilia, 
1      nisch 

nisch 
nach  dem 
Hollander 
böy  Laer. 

nacli   Gi7y. 

bey  H^arvas. 

er 

tuba 

tuha 

tuba 

ruba. 

tter 

r 

S! 

talra  bey  den 

zi 

zi 

si. 

n 

Manfiern 

mtmbi  h.  den 

< 
1 

Frauen 

raji  bey  den 

liter 

Männern 

membi   b.  d. 

Frauen 

der 

/vesrer 

f 

acd 

acang 

acänga 

aeanga 

yahange. 

e 

tesä 

teza 

tecä 

lessä 

scescah. 

nambt 

hu,  tu 

,    . 

•     •     * 

namby. 

'•' 

un 

una 

ty. 

ge 

cu 

cu 

apecu 

apocitm 

ypecou. 

• 

og 

oca 

uca 

ava. 

d 

po'     '    ' 

po ,  mbo 

p09 

po 

poh. 

^'. 

pi,  mbi 

pi 

purumga 

ypuch. 

flra 

ara 

arä 

ara. 

]. 

.     .     . 

nepetei ,    pe. 
tei,  moiiepe. 

2. 

.     .     . 

mocci. 

5- 

?nbokapi. 

Brasilianisch 

B  r  a  s  i 

1  i  a  n  i  s  c 

h 

in   der  Bay 

nach 

Traycion  *) 
bev    Laet. 

L.C  ry. 

Mor 

a  es. 

E 

Chart. 

rael 



rupana 

tupanc 

U 

vach 

ibaca. 



ubuy 

ibi 

yby. 

ser 

.     .     .  .  ♦     . 

.     .     . 

ig 

y 

r 

tata 

tata 

tata. 

le 

*     •     •     •     • 

cuarassi 

•     • 

• 

coarac 

i. 

•)   Die  Bay  Traycion   oder  der  Verräther  liegt  in  der  Pro- 
L  Paraiba  unter  dem  Flusse  Camaratuba,    und   dort  wohn- 
die  Petiguares. 


4^0 


MoniJ 

Mensch 

Mann 

Weib 

Kind 

Valcr 

Mrntcr 

Soliil 

Tüchter 

Bidder 

Schwester 
Kopf 

Ohr 
jSJase 
Zunge 

iUav     ■ 
Hand 

T'iifs 

Gib 
i. 


Brasilianisch 

in   der  Bay 

Traycion 

bey 


L, 


acan. 

desa 

nambi 

tin 

ajji'cong 


po  oder  S''P° 


Brasilianisch 

nach 


■ayt 


acan 

dcssa 

nembi 

tili 

apccou 

po 
povy 

amabe 
oii/iepe. 
Ällg.  Reisen 

augepe. 
moküelng. 
Ailg.  Reisen 
I        mocucin. 
nwssapiit 
Al]g.  ß.eisen 
eben  so. 


jaci. 
nba. 


cuniia. 
pitar.ga 


taiiira 
bira. 


apeciin 

aba 

nibo 

pi 

ara 

mceriga. 


abäy  apyaba, 

pitanga. 
ruba. 

cy. 
cunumi. 


l\ 


Iterer  rykyyi 
Jüngerer  ryb 
f  altere  teindii 
L   lungere /"/ijrue 

acanga, 

teca. 

nambi. 

/^ 

apecun, 

aaa, 

po. 

py- 

ara. 


46i 

'III.  Länder  an  der  Ostseite  des  Para- 
guay ,  am  Parana  und  Urugay. 

1.  Ein  und  fünfzig  Völl:erschafteji  Bra- 
siliens, welche  andere  Sprachen,  als 
die  der  Tupi,  reden. 

Diese  ein  und  fünfzig  Völkerschaften  wer- 
den in  den  historischen  Nachrichten  von  den 
Jesuitischen  Missionen  als  Sprach -verschieden 
von  dc-rgeschilderten  Brasilischen  Landessprache 
aufgestellt.  Hennis  *;  hat  diese  Nahmen  und 
Bemerkungen  entlehnt  theils  aus  den  gedruck- 
ten Werken  von  Acuiia  U.A.,  theils  vorzüglich 
aus  handschriftlichen  Nachrichten,  die  sowohl 
der  P.  Camana  aus  seinen  Sammlungen,  als  der 
Portugiesische  Ex-Jesuit  Franc.  Gomez  mittheil- 
ten, oder  aus  handschriftlichen  Bemerkungen 
des  P.  Ant.  Fonseca,  aus  einer  handschriftlichen 
Geschichte  von  Brasilien,  und  aus" Abschriften 
der  Geschichte  des  F.  VasconCellos,  und  der 
von  P.  Vieira  beschriebenen  Mission  von  Ibiapa- 
ba.  Die  örtliclien  Bestimm^mgen  sind  aus  einer 
vortrefiiichen  handschriftlichen  Karte  genom- 
men. 

T.  Drey  Stämme  der  Gonitaca  oder  Goaitaca- 
ee  Nation,  die  Goaitacamopi^  die  Goaiiacagnassu 
und  die  Goahacalacocito  wohnen  in  den  fruchtba- 
ren Goaitaceses  -  Ländern  an  der  Meerküste 
zwischen  dem  21°  und  22°   S.  Br. 

2.  Die  Aimore,  welche  ofienbar  zu  verglei- 
chen sind  mit  den  Aimuri  oder  Guaymuri  bey  de 

*  )  Catalogo  delle  liiigue  conosciute  S.  26.  fF. 


462 

Laet  *),  welche  dieser  in  die  Nähe  des  Gouver- 
nements Ilheos  setzt. 

3.  Die  Guayana  in  der  Nähe  derTiipi. 

4.  5.  Die  Goanase  und  die  Yugnarnana. 

6.  Die  Carariu:  oder  Acarirhi  oder  Tocarm 
oder  Caratiu. 

7.  8.  Die  Anace  oder  Auaci  und  die  Acnngussu, 
welche  die  Jesuiten,  nächst  Anderen,  in  der 
Mission  Ipiapaba  vereinigt  hatten. 

9.  Die  Aroa  oder  Aroan  an  der  Mündung  des 
Para. 

IG.  Die  Teremeinhre  oder  Trememhre^  welche 
an  der  Küste  zwischen  den  Flüssen  Parnaibo  uncl 
Siarä  wohnen. 

11.  Die  Payacu^  welche  in  dem  Gouverne- 
ment Siarä  wohnten,  und,  bekehrt,  in  die  Mis- 
sion Podi  gezogen  wurden. 

12.  Die  Grens  im  Innern  der  Provinz  Ilheos. 

13.  Die  Kiriri^  welche  das  Gouvernement 
Baia  beunruhigten,  und  aus  wejchen,  nach  ihrer 
Bekehrung,  in  der  Mitte  des  XVIIten  Jahrhund, 
die  Missionen  Canabrava,  Saco,  Natuba  und 
Juru  gebildet  wurden. 

14.  Die  Curumare  auf  einer  Insel  des  Flusses 
Araguaya,  vyelcher  im  12°  S,  Br.  und  dem  326° 
d.  L,  in  den  Tocantin  fällt.  Bekehrt,  wurden 
sie  von  den  Jesuiten  in  die  Mission  S.  Anna  an 
der  südlichen  Gränze  des  Gouvernements  von 
Goyaces  gebracht. 

15  und  16.  Die  Tapirapez  und^aoa,  Bewoh- 
ner von  Goyares,  erstere  nach  der  geographi- 
schen Karte  auf  einer  Insel  des  Araguaya. 

17.  Die  Bacure  oder  Giiacwe  gegen  Matto- 
grosso  hin  an  der  Südgränze  von  Brasilien, 

*)  Oth.  nov.  S.  586. 


463 

_  IS.  Die  Parlsi,  Paresi  oder  Paraci,  welche 
zwischen  Cuyaba,  Mattogrosso  und  der  Provinz 
der  Chiquitos  wohnten,  zum  Theil  unter  letz- 
teren, und  von  Spanischen  Jesuiten  besucht. 

19.  Die  Barbudo  im  Nordosten  von  Guyaba. 

20.  Die  Bororo  im  Osten  von  Cuyaba,  wel- 
che Azara  für  eineriey  mit  den  Xarayes  oder 
Yaraies  halt  *). 

21  bis  24.  Vi'xQ  Potentu^  die  Maramomi  oder 
Guaramomi,  die  P«j'ßj/a,  die  C^^ra// auf  den  Ber^ 
gen  von  Ibiapaba. 

25.  Die  Curuni,  Nachbarn  der  Curumares 
S.  N.  1 4. 

26.  Die  Barbado  (vgl.  N.  19.)  in  dem  Gou- 
vernement Maranon,  in  zwey  Jesuitischen  Mis- 
sionen  im  Süden  der  Hauptstadt. 

27.  Die  Caraya  oder  Carara  (vgl.  N.  6.)  über 
dem  Flusse  Pindare  in  dem  Gouvernement  Ma- 
ranon ,  in  Missionen. 

28.  Die  Yacaraiba  oder  Yacarayaba,  in  der 
Nachbarschaft  des  Nordostens  von  Goyaces, 
nachher  wahrscheinlich  gröfsten  Theils  in  den 
Missionen  S.  Joseph  und  S.  Xaver  in  dem  östli- 
chen Theüe  jenes  Gouvernements,  welche  ab^r 
eingegangen  sind. 

29.  30.  Die  Arayo  oder  Araya  im  Süden  der 
Yacaraibas ,  und  die  Gayapi  im  Süden  des  Gou« 
vernements  von  Goyaces. 

31.  32.  Die  Cavaleiro  und  die  Imare  am  Flus* 
se  Taquari ,  welcher  in  den  Paraguay  fällt. 

33 —  36-  Die  Coroado  oder  Coronado  im  We- 
ten  der  Goaitacac'es  (s.  N.  1.)  hinter  den  Ber- 

*)  A.  a.  O.  S.  287.  Aufder  Karte  des  Enelischen 
Atlas  von  Amerika  stehen  die  Bororo  der  Lamuna  de 
Xarayes  gegen  über  auf  der  Ostseitu  des  Paraguay. 


464 

gen  der  Meerküste,    die  Machacnri  und  die  6b- 
jnanacho  in  der  Nähe    des   erwähnten    Gebirges 
unter  dem  18°  "nd  20°  S.Br.,  die  Patacho  oder   ^ 
Patacio  auch  in  der  Nähe  jenes  Gebirges,  aber  | 
nördlicher,  jetzt  sämmtlich  sehr  verringert.  \ 

■xn  bis  42.  Die  Guegue,  die  Timbira^  die  Acroa- 
mirim,  die  Paracati,  die  Geico,  die  Anapuru  odev 
Amapuru  in  dem  grofsen  ^Lande  von  Plagui  im 
Gouvernement  von  Marailon. 

43  bis  45.  Die  Guanare  ^  die  Aranlii  oder  ^/'ß/z- 
£//,  die  Caicahe  oder  Cö/cö/ (vgl.  N.  l.)  auch  zu 
den  Missionen  der  Jesuiten  im  Gouvernement 
Maranon  geschlagen. 

46.  4^.  Die  Aturari  und  die  Menhari  oder  Me- 
nari  am  Rio  Grande  del  Norte. 

48  bis  51.  Die  Goaregoare,  die  Jessarussu, 
die  Amanipuque  und  die  Payayace. 

Welche  von  diesen  Völkerschaften  unter  sich 
verwandt  sind,  und  mehr   oder    weniger    ver- 
wandte Sprachen  reden,  ist  aus  Mangel  an  Pro- 
ben von  letzteren  nicht  zu  bestimmen.     Euiige 
Vergieichungen  derselben  sind  schon  angemerkt 
worden;  Hervas  vermuthet,  dafs  N.  46.  und  47.  3 
Stämme  der  Aimure  (s.  N.  2.),  und  dafs  die  eine  \ 
von  den  zwey  Völkerschaften  N.  31.  und  32.  ein  j 
Stamm  von  den  Guachica  oder  Guachie,  der  an- 
dere von   den   Mbaya   oder    Guaikuru   sey  *), 
(wovon  erstere  noch  in  diesem,  letztere  im  fol- 
genden Abschnitte  vorkommen  ).     Mit  letzteren  l 
könnte   auch    der  Nähme   Guacure  (s.  N.  17.) 


*)  Die  vor  der  Hand  wenig  beweisenden  Gründe  s. 
anderwärts :  Catalogo  S.  4.4. 


465 

vergl<^chbar  scheinen,   und  mit  N.  23.  die  auch 
dort  zu  erwähnenden  Payagua*). 

Wörter  von  den  Sprachen  dieser  Völker- 
schaften hat  man,  wie  schon  bemerkt  ^vorden, 
noch  nicht;  blofs  von  den  Curumare  (N.  14.) 
wird  das  Wort  aummiuv:  höchstes  Wesen,  an- 
geführt, und  von  der  Sprache  der  Ä7/7>z  erhielt 
Hervas  ein  kleines  Wörterverzeichnifs  (man  fin- 
det sie  in  seinem  Vocabolario  poligloto),  auch 
ist  in  dieser  ein  Inbegriff  der  christlichen  Lehre 
oder  Katechismus  vom  P.  Mamiani  gedruckt  *  *)  , 
welcher  auch  eine  Grammatik  dieser  Sprache 
geschrieben  hat. 

Herms  hat  Ähnlichkeit  zwischen  Kiriri  Wör- 
tern und  TamanakhcJien  gefunden,  welche  letz- 
tere Sprache  er  für  den  verderbtesten  Dialekt 
des  Koraibischen  hält,  von  welchem  Dialekte 
an  der  Nord-  Seite  desMaranon  gesprochen  wer- 
den wird,  und  vergleichtselbst  den  Nahmen  Kiriri 
mit  dem  Nahmen  der  Karaibischen  Nation  O^/zV/- 
quiripas,  und  der  Nation  dev  Klriguges  \xr\6.  Kira- 
las,  welche  letztere  als  eine  Feindinn  der  Aguas 


*)  Wenn  man  übrigens  zu  diesen  ein  und  fünfzig 
Völkerschaften  die  fünfzehn  mit  den  Tupi  verwandten 
rechnet:  so  trifft  diefs  mehr,  als  sich  bey  Nachrichten 
von  so  verschiedener  Quelle  erwarten  liefse,  zusam- 
men mit  der  Zahl  der  siebzig  Volkerschaften  von 
meist  verschiedenen  Sprachen  oder  Mundarten  ,  welche 
Zahl  de  Laet  in  Brasilien  angibt;  und  wenn  die  Jesui- 
tischen Manuscripte,  wie  Her:' as  sagt,  noch  ungefähr 
sechzig  andere  Völkerschaften  in  Brasilien  nennen, 
ohne  von  ihren  Sprächet)  etwas  zu  sagen :  so  ist  man 
nicht  fern  von  der  Zahl  150  ,  welche  Zahl  von  Sprachen 
nach  alteren  Nachrichten  am  Maranon  Statt  gefunden 
haben  sollte. 

**)  Lissabon  1608. 


466 

crenannt  wird ,  und  von  den  Curirias  abstam- 
men soll.  Von  diesen  Nationen  wird  im  IX.  und 
X.  Abschnitt  die  Rede  seyn.  Die  Ähnlichkeiten 
bey  Hervas  sind  übrigens  nur  folgende: 


1 

Kiriri. 

Tanianaka. 

Fleisch 

cradzd 

charatü. 

Morgen^ 

carantzi 

coronare. 

Solm 

inura 

emuru. 

Zunge 

nunu 

nnru. 

Schwarz 

kotkö 

kineme. 

Nacht 

kaya 

koko. 

Wir  können  hinzu  setzen:   uve  auf,  über,  Ta- 
manakisch:  cme. 

Dagegen  lassen  sich  einzelne  Ähnlichkeiten 
auch  mit°anderen  Sprachen  aufstellen. 


Monat 
Fufs 
Feuer , 
Gott 
Zunge 


Kiriri. 


cayacü 

by 

luü 
\tupä 
\nunü 


Mossa. 


coje. 
iucü. 
nunene. 


Guarani 

und 

Tupi. 


pi  oder  py. 

tupa. 


Ein  Resultat  geben  diese  Vergleichungen 
nicht,  aber  man  kann  Winke  verfolgen;  um  zu 
sehen,  ob  sie  zu  etwas  führen.  Die  Aussprache 
aller  dieser  Kiriri-Wörter  und  des  folgenden 
V.  U. ,  welches  Hervas  mit  dem  des  erwähnten 
Katechismus  übereinstimmend  fand,  ist  die  Por- 
tugiesische, die  zweyte  Formel  erhielt  Hervas 
so  geschrieben  wie  sie  folgt,  als  Kiririsch,  und 
man  sieht  manche  Übereinstimmung  auch  bey 
den  eben  so  bemerklichen  Veränderungen. 

Sprach' 


467 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  n, 

375. 
K  i  r  i  r  i. 

ISIach  Hßrvas  Saggio  pratico,  N.  25. 
Unser         Vater        bist  du  welcher     im       Himmel 

Bocii-Padziia       dibari       mö  arakie: 
Do  iietsovvoiihe  adze  inhäa; 
Dö  di  ecanghite  hidyode: 

werde  getlian  auf        Erde  wie  im 

Do       moro       acate   mö    radä    morö    mö 

Himmel 

arakie : 

^  heute 

Do  di  hiamitede  ena  liidiohode  do  ighi: 
Dö  priere  mö    liiboanghetede    morö   sipri- 
hirede  dö   dibuangheri  hiaide; 

lasse   nicht 

Dö     dikye     eiiä  hihebupide  nosumaraanhi.- 
Dö  nuiilie  hietzade  enä  boburete. 

376. 
Dasselbe. 

Nach  einem  andern  Dialekt  *)  bey  Hervas  Saggio 
praticof   N.  26. 

Cu-Padzii-a  nhinha  dibbali  mo  aranke 
Do-netsoa  onadcedchanaclea  andremie 
Duca  adöo  dseho  whoye 

*)  Zum  Theil  ist  es  ungenau  geschrieben,  Her- 
vas nennt  es:   rozzo  Kiriri. 

Mithrid.  III.  Gg 


Do-nanhe-hidommode  bo  imwj  jaccede  do 

annunhiu  do  innea  buye  do  amuikede 

mozadda. 
Mono  innea  buye  do  amuikedde  mo  hemwj 
Doddi  enna  hiammitede  mohenenaham  do- 

cabbi  enna  hidoode  mo  hibuangatede 

anheiy 
Mono  wo  hicabbide  do  dibuangali 
Hie  ide  do  pecrodee. 

Einige  grammatische  Bemerkungeji. 

Hervas  bemerkt  zu  der  ersten  Formel  noch: 
dafs  ^ocw  aus  ^o  alle,  alles,  und  cu:  unser,  zu- 
sammengesetzt sey,  welches  letztere  nach  einem 
bey  solchen  Possessiven  sonst  nicht  ervvartlichen 
Unterschiede  im  Vocative  so,  im  Nominative 
aber  ketza  laute;  padzu  heifse:  Vater,  a  sey 
Bezeichnung  der  Menge  (vielleicht  wegen  des 
Bezugs  auf  die  Pluralität,  die  in:  unser,  liegt); 
db  sey  eine  vielfältig  gebrauchte  Partikel,  für 
den  Artikel  und  Praepositionen,  und  bey  fort- 
laufenden Substantiven,  die  zu  Einem  Verbum 
aehören;  7720^6' sey  ein  Passiv- Verbum,  /f/e  die 
Negation  bey  den  Verben,  radä  Erde,  in  dem 
Wörterverzeichnisse  steht  dafibü  Erde  (welches 
.  mit  demBetoi-Worte  dahü  wenigstens  Ähnlich- 
keit hat ).  Übrigens  bemerkt  man  in  den  Sylben 
de  und  t'ede  offenbare  Endungen  oder  Anhänge, 
vielleicht  dafs  auch  te  in  den  ersten  Bitten  :  dein, 
bedeutet;  e?7ß  scheint :  uns,  zu  bedeuten,  und 
in  hibuänghetede  und  dibuangheri  möchte  wohl  die 
Wurzel  buanghe  liegen,  und  das  Übrige  Form 
seyn;  übrigens  htd^uXtl buanghe  nach  dem  Wör- 


469 

terverzeichnisse:    Hand,  aber  bey.dem  Zählen 

wird  für;  fünfe:  mi di/ie  mysa  Eine  Hdind  also 

mysa,  gesagt. 


Proben 

anderer    W 

örter. 

Mensch 

tzohö,  ere. 

Auge 

pö. 

Wasser 

dzü. 

Nase 

nynbi  •) 

Sonne 

uchi. 

Haar 

di. 

Mond 

cayacü. 

1 

bihe. 

Frau 

Tute. 

2 

wachani. 

Mutter 
Kopf 

ide. 
tzambü. 

5 

wachanidiMc 

1,    Einige  andere   südlichere    Völker^ 
Schäften  *^i=*}. 

1.  Guaclüka,  welches  Nahmens  sich  die,  im 
folgenden  Abschnitt  zu  erwähnenden  Mbaya  von 
dieser  Nation  bedienen,  theilen  sich  in  folgende 
Stämme:  Guachika^  Giiachie,  Guagie,  Guaginie, 
und  Guachage^  und  ihre  Spraclie  ist  eine  eigenl 
tliümliche,  wenigstens  unterschieden  von  der 
der  Guarani,  Mbaya,  Guana,  und  Payaguä, 
von  welcher  letzteren  Nation  sie  unversöhnlTche 
feinde  sind.  Den  Stamm,  welchen  die  ersten 
Eroberer  dieser  Länder  Guasarapds^  die  jetzigen 
Einwohner  von  Paraguay:  Guachie  nennen,  be- 
schreibt auch  Azara.  Diese  haben  nie  ihre  in 
den  Lagunen  auf  der  Ostseite  des  Paraguay,  in 

*)  Im  Guaranischen  bedeutet  dieser  Laut:  Ohr. 

**)  Diese  und  die  folgenden  Zahlwörter  findet  man 
nicht  in  der  Aritmetiea  delle  nazioni,  sondern  im  An- 
hange zum  Vocabolario  poligloto  S.  257, 

*•*)  Nach  Hervas  im  Catalogo.  S.  /\i\.  if.  Er  vermu- 
thet,  dafs  die  Guacbika  bey  den  ersten  Eroberern  den 
Nahmen  Guati  geführt  haben.  Azara  (S.  224.)  stellt 
die  Cuato  auf  das  westliche  Ufer  des  Paraguay. 

Gg  2 


A70 

welchen  sich  ein  aus  demselben  entspringender 
Flufs  im  19°  46'  S.  Br.  ergiefst,  im  Innern  aes 
Landes  belindlichen  Wohnorte  verlassen,  und 
sind  nur  zuweilen  bey  den  Mbaya,  ihren  Freun- 
den und  Bundesgenossen,  gesehen  worden. 
Sie  leben  von  wildem  Reifs  und  P  ischen  -  ). 

2    Die  ^r/z/Z'/V sollen  auch  eine  Sprache  reden, 
die  nach  der  Aussage  der  Mbaya  von  der  ihrigen 
urd  der  der  Guachika  verschieden  ist,  (und  mit 
'    den  im  folgenden  Abschnitte  N.  8-  zu  erwähnen- 
den Inemnga  zusammen   wohnen).     P.  Camaiia 
vermuthet,    dafs  sie  Stämme  der  Nation   sind, 
welche  die  Portugiesen  Porrudos  nennen,    und 
von  der  ein    grofser  Flufs  seinen   Nahmen   hat, 
'welcher,   nachdem  er  den  von  Cuyaba  aufge- 
nommen hat,    sich  um  den  18°  S.  Br.   ni  den 
Paraguay  ergiefst. 

3.    Guanana,    Guayana.     Unter  jenem  Nah- 
men   stellt   Hervas    eine    Nation    auf,    welche 
wohne  oder  umher  schweife  in  den  Wäldern, 
die  im  Osten  des  Parana  sich  zwischen  demsei- 
*  ben  und  dem  Urugay ,  im  Norden  der  Guarany- 
Missionen  ausdehnen.     Diese  Nation  nenne  sich 
auch  selbst:    Gualacha,    welchen   Nahmen  man 
■  auf  äheren  Karten  findet.      Sie  wohnte  firiiher 
hin  nördlicher,  jenseits  des  Flusses  Ignazu,  wel- 
cher in  den  Parana  fällt,  und  von  den  Bekehrten 
hatten  die  Jesuiten  zwey  Missionen:    Conception 
undS.  Peter,  gebildet,  welche  aber  von  denPor- 
'      tuaiesen  zerstört  wurden.     Von  ihrer  Sprache 
haUeP.  Franc.  Diaztano  eine  Grammatik  entwor- 
fen, die  sich  mit  einem  Wörterbuche  vermeint 
in  der  Guaranischen  Mission  Candelaria  befand. 

*)  Azara  a.  a.  O.  S.  £25.  24- 


471- 

Azara  '••)  beschreibt  die  Guaynna  als  die  Bewoh- 
]ier  der  dichten  Wälder  auf  dem  östlichen  Ufer 
des  Urugay  von  dem  Flusse  Guairay  an  gegen 
Norden  zu,  so  wie  auch  der  Wälder  auf  dem 
östlichen  Ufer  des  Parana  oberhalb  der  Colonie 
del  Corpus,  und  ihre  besondere  Sprache  als 
ausgezeichnet  durch  einen  starken,  gellenden 
imd  unangenehmen  Ton  der  Stimrpe.  Sie  le'.en 
vom  Landbau,  wilden  Früchten  und  Horug. 

4.  Die  6^//ffVfl/(7  wohnen  im  Westen  des  Flus- 
ses Parana  in  den  Wäldern,  die  sich  im  iNJorden 
des  zu  den  Guaranischen  Missionen  ge'iörigen 
Dorfes  Gesu  ausdelnien,  in  welchen  sich  Hand- 
schriften über  die  besondere  Sprache  der 
Guayaki  befinden.  Diese  Sprache  unterschied 
sich  nach  dem  Berichte  des  mit  diesen  Gegenden 
bekannten  P.  Jos.  Cardiel  von  der  der  Guafiana, 
Guarany  und  den  andern  benachbarten.  Einige 
Guayaki  sind  in  Guarany- Missionen  aufgenom- 
men worden  ,  auch  mögen  die  Guayaki  manche 
Wörter  von  in  denselben  W^äldern  umher 
schweifenden  Guaranys  angenommen  haben, 
aber  sie  seyen  defshalb  eben  so  wenig  Guara- 
ny, als  die  Angaben  anderer  Missionäre  be- 
gründet, die  sie  Guailana  oder  Guayana 
nennen. 


*)  A.  a.  O.  S.  221. 


472 

IV.    Länder  an  der  Westseite  des 
Paraguay  bis  zu  den  sumpfigen   ] 
Steppen  und  Gebirgen  im  nörd- 
lichen Chako  herauf. 

Die  Westseite  des  Paraguay  verfolgen  wir  bis 
zu  der  angegebenen  Höhe,  weil  nach  Azara  (s. 
dessen  Karte)  unter  den  Gebirgen,  welche  sich 
fünf  Grade  der  Länge  westlich  vom  Paraguay  er- 
strecken, von  jenem  westlichen  Puncte  vom  17° 
bis  zum  20°  S.  Br.  Länder,  die  zu  gleicher  Zeit 
mit  der  Lagune  des  Xarayes  überschwemmet 
werden,  schräge  herab  bis  zu  dem  grofsen 
Walde  fortlaufen ,  welcher  im  19°  S.  Br.  einige 
Stunden  von  dem  Paraguay  seinen  Anfang 
nimmt,  sich  tief  in  die  Provinz  Chako  erstreckt, 
und  die  Provinz  Chiquiros  von  den  Ländern 
trennt,  in  denen  die  Guana  und  Mbaya  wohnen. 
Hier  scheint  also  eine  natürliche  Gränze  der  ge- 
nannten und  der  etwas  nördlicheren  Nationen 
Statt  zuffinden,  welche  die  östlichsten  von  den 
nachmahls  im  VL  Abschnitt  abzuhandelnden 
sind;  und  welche  noch  nördlicher  auch  mit  den 
westlichsten  von  den  im  HI.  Abschnitte  genann- 
ten Völkern  zusammen  stofsen. 

Das  gesammte  Land  der  folgenden  Völker- 
schaften ist  in  einer  grofsen  Strecke  von  Osten 
und  von  Westen  zwischen  Völkern  von  Guara- 
nyschem  Stamme,  welche  sowohl  einen  be- 
trächtlichen Theil  der  Ostseite  des  Paraguay  be- 
sitzen; als  auch,  nähttilich  die  Chiriguani,  und 
tiefer  in  Tukuman,  (wohin  südlicher  die  Lule 
und  andere  Nationen  unsers  Abschnitts  gehö- 
ren,)  die  Diaguitae  und  ihre  Stammverwandten 


473 

im  Westen  des  Chako  wohnen,  so  dafs  viel- 
leicht die  hier  zu  schildernden  Völkerschaften 
als,  zwischen  die  Zweige  des  Guarany- Stam- 
mes eingedrungen,  anzusehen  sind. 

Wir  gehen  zunächst  zu  einigen,  den  im  vo- 
gen  Abschnitte  zuletzt  genannten  Horden  gegen 
über  wohnenden,  Völkern,  von  welchen  ein 
paar  selbst  auf  der  Ostseite  des  Paraguay  festen 
Fufs  gefafst  haben  ;  und  gehen  von  ihnen  dann 
südlicher  zu  den  tieferen  Gegenden  des  Flusses 
^Pilkomayo,  und  von  da  zum  Rio  Grande  oder 
Vermejo  und  Salado,  und  aufwärts  zwischen 
diesen  Strömen  fort. 

1.  Aquitcguedichaga  wohnen  gegen  den  19° 
S.  Br.  auf  einem  kleinen  Berge  in  der  Nähe  des 
Paraguay- Stromes,  friedlich  und  in  festen 
Wohnsitzen ,  wo  sie  gröfsten  Theils  vom  Land- 
bau leben:  in  Hütten,  die  sie  fast  ganz  nach  der 
Art  der  Pampas  bauen.  Jetzt  wahrscheinlich 
nicht  über  fünfzig  streitbare  Männer,  die  sich 
durch  bunte  Steinchen  unterscheiden,  die  in 
den  Ohren  imd  an  den  beyden  Seiten  der  Nase 
hängen;  die  Frauenzimmer  unterscheiden  sich 
durch  ihre  langen  Ohren,  die  sie  fast  bis  zu  den 
Schultern  herab  dehnen.  Azara  '^),  aus  dem 
diese  Angaben  entlehnt  sind,  vermuthet,  dafs 
sie  der  Rest  von  den  alten  Cacocy  seyen,  wel- 
che von  den  ersten  Eroberern  Orejones  oder 
Langohren  genannt  wurden.  Sie  haben  eine 
eigene  Spriche. 

2.  Guato  in  der  Nachbarschaft  jener,  in  einer 
Lagune,  welche  von  den  Jesuiten:  Laguna  de 
la  Cruz,  benannt  worden  ist,  wo  sie  zur  Zeit 
der  Eroberung  lebten ,  und  noch  leben ,    und  in 

*)  A.  a.  0.  S.  225.  26. 


474 

welcher  sie  in  kleinen  Kanots  umher  schiffen, 
ohne  von  da  heraus  zu  gehen:  sie  fliehen,  so- 
bald sie  einen  Fremden  erblicken,  oder  verber- 
gen sich  im  tiefsten  Schilfe.  Sie  sollen  nicht  ein- 
mahl dreyfsig  streitbare  Mänuer  stark  seyn. 

3  Ninnquiguila  in  dem  erwähnten  grofsen 
Walde  zwischen  den  Provinzen  Chako  und  Chi- 
quitos,  ziemhch  zahlreich  und  in  melirere  Hor- 
den ab^ietheih,  die. sämmtlich  niemahls  ihre  Wäl- 
der verlassen  ,  mit  den  siidlicheren  Mbaya  in 
ziemlich  freundschaftlichem  Vernehmen,  mit 
den  nördlicheren  V^ölkern  in  beständigem  Kriege. 
Die  Weibspersonen  haben  Halsbänder  von  bun- 
ten Bohnen,  die  Mannspersonen  auf  den  abge- 
schnittenen Haaren  des  Kopfes  Kronen  von 
Federn  *). 

4.  Guana  wohnten  zur  Zeit  der  Ankunft  der 
Spanier  in  der  Provinz  Chako,  und  bis  zum 
Jahr  1673  zwischen  dem  20°  und  22°  S.  Br. ;  in 
gedachtem  Jahre  aber  ging  ein  grofserTheil  von 
ihnen  über  den  Paraguay,  und  breitete  sich  auf 
der  Ostseite  deshelben  aus,  wo  diese  jetzt  zwi- 
schen dem  21°  und  26°  d.  Br.  in  sechs  Horden, 
manche  davon  aus  1800  —  2000  Seelen  beste- 
hend, leben.  Die  gesammte  Volksmenge  der- 
selben ^ihxAzara^  der  sie  beschreibt  **),  über 
8000  Seelen  an,  Andere  weit  liöher,  wahr- 
scheinlich besonders  mit  Inbegriff  der  auf  der 
Westseite  des  Paraguay  Gebliebenen.  Immer 
sind  sie  nach  den  Guarany  die  zahlreichste  Na- 
tion im  ganzen  Lande,  auch  am  wenigsten  wild, 
^reinlicher,  \uiter  sich  gesprächiger,  als  andere, 
und  gastfrey.      Ihre  Horden  führen  besondere 


')  Azara  a.  a.  0.    S.  226, 
'*)  A.  a.  O.  S.  2^7  —  38- 


475 

Nahmen,  und  diese  sind  sehr  oft  für  Nahmen 
besonderer  Völkerschaften  genommen  worden, 
weil  die  benachbarten  Nationen  es  mit  diesem 
Unterschiede  nicht  so  genau  nehmen.  Jede  die- 
ser Horden  hat  mehrere  Kaziken  oder  Ober- 
häupter, unter  denen  jedoch  einer  für  den  vor- 
nehmsten gehahen  wird.  Diese  Würden  erben 
regelmäfsig  auf  den  ältesten  Sohn,  in  Ermange- 
lung der  Söhne  auch  auf  die  Töchter  fort,  ge- 
ben aber  nicht  die  gerino-sten  Einkünfte  oder 
sonstige  Auszeichnungen.  Die  Kaziken  müssen 
sich  eben  so  gut,  als  andere,  ihren  Unterhalt 
selbst  verdienen,  haben  nichts  zu  befehlen, 
scheinen  aber  doch  einer  gewissen  Achtung  zu 
geniefsen,  und  haben  bey  ihren  nächtlichen  Be- 
rathschlagungen  über  öflentliche  Angelegenhei- 
ten gröfberen  Einflufs.  Zuweilen  wird  auch  we- 
gen besonderer  Verdienste  ein  Guana  von  seinen 
Nachbaren  zum  Kaziken  erhoben,  und  der  bis- 
herige dann  ohne  Weiteres  abgesetzt:  die  um 
die  Zeit  der  Geburt  des  Sohnes  des  Kaziken  ge- 
bornen  Guana  werden  als  abhängig  vom  jungen 
Kaziken,  und  nicht  als  abhängig  von  seinem  Va- 
ter betrachtet.  Die  Horden  haben  ihre  Wohn- 
plätze zwischen  zv/ey,  4^  Toise  von  einander 
entfernten,  Parallel -Linien.  Die  Hütten  sind 
in  der  Richtung  dieser  von  Baumzweigen  aufge- 
schlagen, und  mit  Stroh  bedeckt;  mehrere  Fa- 
milien, oft  zwölfe,  wohnen  in  Einer  solchen 
Hütte,  ohne  Scheidewände  oder  die  geringste 
Absonderung.  Die  Bettstellen,  durch  deren 
Gebrauch  sie  sich  auszeichnen,  bestehen  eben- 
falls aus  Pfählen,  die  in  die  Erde  gesteckt,  und 
worüber  andere,  dann  Zweige,  Stroh  und 
Häute  gelegt  sind.  Die  Anzahl  der  Weibsper- 
sonen ,  die  gröfsten  Theils  bald  nach  der  Geburt 


476, 

von  ihren  Müttern  getödtet  werden,  ist  sehr  viel 
geringer,  als  die  der  Mannspersonen.  Ein  Mahl 
im  Jahre  feyert  die  ganze  Horde  ein  groftesFest, 
der  Familienfeste  gibt  es  mehrere.  Sie  leben 
vom  Landbaue,  führen  nie  einen  Angriffskrieg, 
aber  vertheidigen  sich,  überfallen,  mit  vieler 
Tapferkeit.  Sie  verdingen  sich  noch,  wie  es 
schon  zur  Zeit  der  Ankunft  derSpanier  geschah, 
an  die  Mbaya,  die  von  ihnen,  ohne  ihnen 
übrigens  Lohn  zu  geben,  aber  auch  nur  im  ge- 
ringsten wie  Sklaven  zu  befehlen,  oder  sie  so  zu 
behandeln,  ihr  Feld  bebauen  lassen.  Eben  so 
verdingen  sich  Haufen  von  50  bis  100  Guana 
liäufigst  an  die  Spanier  zum  Feldbau,  auch 
wohl  als  Matrosen,  wo  sie  dann  bis  Buenos- Ay- 
res  hinunter  gehen,  und  kehren  hernach  mit  dem 
Erworbenen  zu  ihren  Familien  zurück,  oder  las- 
sen sich,  zum  Christenthum  übertretend,  in 
Spanischen  Ortschaften  nieder. 

Ihre  Sprache  ist,  wie  Azara  ferner  versi- 
chert, von  den  Sprachen  aller  übrigen  dortigen 
Völkerschaften  gänzlich  verschieden,  und  we- 
gen der  vielen,  darin  vorkommenden  Nasen- 
und  Kehllaute  aufserordentlich  sclnver  '^). 

Auch  bey  Hervas  * '')  sind  Zeugnisse  der  Mis- 
sionäre aufgestellt,  dafs  die  Sprache  der  Guanas 
eine  ihnen  eigenthümliche  sey.  Sie  werden  von 
ihm  auch  auf  der  Westseite  des  Paraguay  um 
den  320°  der  Länge  und  zwischen  dem  20°  und 
22°  der  Breite  als  sehr  zahlreich  geschildert, 
und  vier  ihrer  Hauptstämme  angegeben,  welche 
bey  den  Spaniern  Ghana ^  Eterena^  Echoaladi  und 
Eguimqumao  heiisen ,   und  in  sieben  Ortschaften 

*)  A.  a.  O.  S.  229. 

**)  Catalo§o  de  L.  c.  S.  43.  44. 


477 

feste  Wohnungen  haben.  Die  Ghana  sollen  der 
südliehste  Stamm  seyn,  und  vielleicht  ehemahls 
ein  allgemeinerer  Nähme,  da  die  älteren  Nach- 
richten die  Ghana  als  eine  friedliche,  geleh- 
rige, arbeitsame  Nation  schildern,  und  damit 
wohl  dieselbe  Nation  meinen,  die  jetzt  den 
Nahmen:  Guana,  führt.  Auch  diese  Nachrich- 
ten betrachten  die  Sprache  der  Ghanas  als  ganz 
verschieden  von  den  anderen  in  Paraguay.  Von 
der  Sprache  der  Guana  weifs  man  nur  die  Wör- 
ter: bocharä  ein  Spanier,  cho'ine  (carobo)  und 
oronegaguati  Holz  ins  Kreuz.  Die  Jesuiten  ha- 
ben nur  mit  dem  Ghana  -  Stamme  Verkehr  ge- 
habt, diese  heifsen  bey  den  Mbaya:  Layana; 
und  die  Mbaya  versichern,  dafs  die  nördliche- 
ren Stämme  einen  etwas  verschiedenen  Dialekt 
reden. 

5.  Mbaya ^  die  mächtigste  imter  den  Natio- 
nen dieser  Gegenden. 

Man  hat  Wortähnlichkeiten  zwischen  ihrer 
Sprache  und  denen  der  nächstfolgenden  vier 
Nationen  gefunden.  Aber  schon  Hervas  *)  be- 
merkt, dafs  der  grammatische  Bau  dieser  fünf 
Sprachen  keine  Ähnlichkeit  zeige,  und  dieser 
zunächst  über  solchen  Zusammenhano-  ent- 
scheide. Manche  Ähnlichkeiten  können  von 
dem  Verkehr  dieser  nachbarlichen  Nationen  un- 
ter sich  herrühren.  Indessen  erscheinen  auch 
diese  in  den  vorhandenen  Hülfsmitteln  nur  auf- 
fallend zwischen  der  nachher  besonders  zu  schil- 
dernden Mokobischen  und  Abiponkchen  Sprache, 
wo  zugleich  Annäherungen  des  grammatischen 
Baues  bemerklich  sind,  wie  dort  gezeigt  wer- 
den wird. 

*)    Catalogo  S.  41. 


Hier  mö2;en  nur  die  Pronomen  dieser  drey 
Nationen  stehen,  welche  allerdings  einen  Wink 
zur  Aufsuchung  auch  näherer  Verhältnisse  mit 
der  Mbaya  oder  Guaikurischen  Sprache  geben; 
imter  den  übrigen  bekannten  Wörtern  dieser 
sind  kaum  ein  paar  andere  jenen  ähnlich  *). 


Mbaya 

oder 

Mokobi. 

Abiponisch. 

Guaikurisch. 

ich 

e  oder  eo 

ayiin 

aym. 

du 

acami  oder  am 

acami 

acami. 

er 

jy  oft  ata 

iniii 

bey   verschiedenen 
Verben     ver- 
schieden. 

wir 

oco 

ocom 

akam. 

ihr 

acami  <fr]^reayi 

ocamigi 

akamy.  **) 

sie 

jyobale  diguogi 

idiba. 

Die  Mbaya  unterscheidet  Azara  von  den  Guai- 
hureri^  welche  letztere  er  als  eine  der  zahlreich- 
sten, tapfersten  Völker  der  dortigen  Gegenden 
in  den  früheren  Zeiten  nennt,  sie  habe  in  der 


*)   Vornähinlich    würde    sich 

etwa  hiervon   an- 

führen lassen 

Hals. 

Fisch. 

Jahr. 

Mbaya 

niguiyodi. 

nagoycgi. 

ihicra  (auch:  die 
Blüihe  des  Je 
hannisbrotes). 

Abipon. 

ni  acayate. 

noayi. 

ivoega. 

IWokobi 

.     .     . 

noay. 

tmegro. 

Alfl  Aehnlichkeit  noit  der  Peruanischen  und  Aymari- 
scheu  Sprache  möchte  sich  yemani  ich  will,  begehre, 
Vermn.  miinay ,  Aymar.  muna  Wille ,  anführen  lassen. 

**)  Die  Vergleichung  der  damit  auch  zusammen 
tvefFenden  Malayischen  tmd  Tagalischen  Pronomen 
dieser  Personen  siehe  in  der  Einleitung  und  in  mei- 
nen: Untersuchungen  über  die  Bevölkerung  Ame- 
rika's,   S.  202. 


479 

Provinz  Chako,  der  Stadt  Assiimtion  bey  nahe 
gegen  über,  gewohnt,  blofs  von  der  Jagd  ohne 
Landbau,  gelebt,  und  sich  durch  ihre,  an  Kehl- 
lauten aulserordenthch  reiche  Sprache  von  allen 
andern  Nationen  unterschieden:  zu  Azara's  Zeit 
sey  sie  bis  auf  einen  einzigen  Mann  ausgestorben 
gewesen,  der  sich  zu  den  Toba  gesellet  habe  *). 
Azara  kannte  die  Mbaya  ziemlich  genau;  aber 
nur  eine  Vergleichung  der  Sprache  dieser  mit  der 
(vielleicht  halb  vergessenen)  Sprache  des  Einen 
Guaikuren  würde  die  Verschiedenheit  dieser 
Sprachen  haben  beurkunden  können.  Sie  isc 
schwerlich  angestellt  worden.  Die  handschrift- 
lichen Hülfsmittel  aus  den  ehemahligen  Jesuiti- 
schen Missionen  nennen  die  Sprache  ausdrück- 
lich: Giiaicur LI  od.QV  Mbaya ^  und  saften,  dafs  die 
Nation  selbst  sich  und  ihre  Sprache  Eyiguayegi 
nenne,  und  eben  so  sagt  Gily,  dafs  die  lingua 
Mbaya  auch  Guaicura  genannt  werde  '•''*). 

Die  Mbaya ^  von  welchen  Azara  ausführlich 
handelt  ***),  lebten  bey  der  Ankunft  der  Spanier 
alle  auf  der  Westseite  des  Paraguay  in  Chako 
zwischen  dem  20°  und  22°  S.  Br.  in  einer  grofsen. 
Menge  einzelner  Horden.  Erst  im  Jahre  166  li 
brachen  Mbaya-Horden  auf  der  Ostseite  des 
Paraguay  um  22°  5'  ein,  und  bemächtigten  sich 
bis  1673  der  ganzen  Provinz  Ytati,  welche  im. 
24°  7'  an  dem  Flusse  Jesuy"  ihren  Anfang  nahm 
und  sich  immer  an  der  Ostseite  des  Paraguay, 
nach  Norden  bis  an  den  See  Xarayes  erstreckte, 
drangen  auch  bis  in  den  25°  ein,  und  verbrei- 


')  Azara  a.  a.  O.  S.  273. 

'*)  Saggio  di  Storia  Americ.  T.  III.  S.  Sgc 

'**;  A.  a.  O.  S.  «258  bis  252. 


480 

teten  überall  Verwüstung,  bis  1746  Friede  zwi- 
schen ihnen  und  den  Spaniern  geschlossen  wur- 
de, der  nur  1796  für  kurze  Zeit  unterbrochen 
war,  wo  die  Mbaya  dann  auch  verheerende  Ein- 
fälle in  die  Provinz  Chiquitos  machten,  aber 
seitdem  wieder  hergestellt  ist.  Sie  hatten  wäh- 
rend dieser  Zeit  ihre  Waffen  gegen  andere  wilde 
Nationen  gekehrt,  und  mehrere  derselben  ganz 
oder  bey  nahe  aufgerieben,  indem  sie  überall 
alle  Mannspersonen  erschlagen ,  und  Weiber 
und  Kinder  zu  den  ihrigen  annahmen.  Diese 
ihre  Sclaven  imd  ihre  Guana,  mit  welcher  Na- 
tion sie  im  freundschaftlichsten  Verhältnisse  ste- 
hen ,  und  in  der  ganzen  Lebensweise  fast  voll- 
kommen überein  treffen,  bauen  für  sie  das  Feld, 
und  übrigens  leben  sie  vom  Fischfange  und  der 
Jagd.  Pferde  haben  sie  seit  jenem  Übergange 
über  den  Paraguay  erbeutet,  und  machen  dar- 
auf ihre  gefährlichen  Kriegszüge,  bey  denen  sie 
sich  indefs  immer  mit  einem  Siege  begnü- 
gen. Sie  haben  bey  diesem  eben  so  wenig  als 
zu  Hause  ein  Oberhaupt  oder  Anführer;  blofs 
bey  den  allgemeinen  Zusammenkünften  haben 
die  Kaziken  und  Greise  wichtigen  Einflufs.  Ihre 
Horden  lassen  sich  ^uf  vier  Haupthorden  zurück 
führen.  Eine,  welche  den  Nahmen  Catigueba 
führt,  theilt  sich  wieder  in  zwey  Theile,  wovon 
dereine  im  21°  5'  auf  der  Westseite  des  Para- 
guay (an  der  Lagune,  welche  ehemahls  den 
Nahmen  Ayolas  hatte)  lebt,  und  ungefähr  aus 
1000  Seelen  besteht,  der  andere  aber  in  zwey 
Abtheilungen  von  ungefähr  300  und  300  Seelen, 
so  wie  die  drey  übrigen  Haupthorden,  zusam- 
men ungefähr  2000  Seelen  auf  der  Ostseite  des 
Paraguay  zwischen  20°,  40'  und  -21°  S.  Br. 
wohnen. 


481 

Die  Sprache  sey  von  den  Sprachen  aller  an- 
_deren  dortigen  Eingebornen  sehr  verschieden, 
aber  leicht  auszusprechen,  denn  es  seyen  durch- 
aus keine  Nasen-  und  Kehllaute  darin,  auch  fin- 
det Azara  es  merkwürdig,  dafs  der  Buchstab 
y  gänzlich  darin  fehle.  Aber  nicht  blofs  dieser 
ßuchstab,  sondern  auch  das  Spanische  j  oder 
X,  k,  //,  /T,  r,  V,  z  fehlen  ihr  nach  den  anzufüh- 
renden handschriftlichen  Hülfsmitteln.  Azara '•■), 
der  viel  Verkehr  mit  dieser  Nation  gehabt  zu 
haben  scheint,  gibt  noch  die  Sonderbarkeit 
von  dieser  Sprache  an ,  dafs  die  Mädchen  und 
die  jungen  noch  unverheiratheten  Mannsperso- 
nen den  Wörtern  eine  ganz  andere  Endung  ge- 
ben, als  die  verheiratheten  Personen,  sich  auch 
sehr  häufig  ganz  anderer  Ausdrücke  bedienen, 
so  dafs,  wenn  man  sie  reden  höre,  man  glauben 
solle,  sie  sprächen  eine  ganz  andere  Sprache. 

Nach  der  Versicherung  des  Missionärs  La- 
brador redeten  die  Kaziken  aller  der  Horden, 
welche  in  die  Mission  Belen  auf  der  Ostseite  de« 
Paraguay  kamen,  einerley  Sprache,  obwohl 
mit  bemerklichen  Unterschieden  der  Ausdrücke 
und  der  Aussprache.  Und  es  liefsen  sich  zwey 
merklich  verschiedene  Dialekte  unterscheiden, 
der  eine,  welcher  die  Mbaya- Sprache  heifse, 
der  andere ,  welchen  die  sogenannten  wilden 
Guaikuru  oder  Enakagas  reden.  Hierdurch  er- 
klärt sich  vielleicht  die  envähnte  Unterscheidung 
des  Dialektes  eines  einzelnen,  fast  ausgestorbe- 
nen Guaikuru -Stammes. 

Wörter  der  Mbaya- Sprache  hat  Gily  in  sei^ 
nem  Saggio  di  Storia  Americana  T.  III.  S.  367 
bis   71.  nach    Spanischer  Orthographie,   ohne 

*)  A.  a,  O.  S.  24a. 


4ö3 

Zweifel  aber  nach  Italienischer  Hervas  im  Yocsl- 
bolario  Poliglotto,  und  einen  Nachtrag  im  An- 
hange zu  diesem  Vocabol.  S.  222.  Die  Zahl- 
wörter in  zwey  Dialekten  stehen  in  der  Aritme- 
tica  delle  Nazione  S.  99. ,  das  V.  U.  mit  Anmer- 
kungen im  Saggio  pratico  n.  23.  S.  106.  Alles 
diefs,  nebst  einer  Grammatik  dieser  Sprache, 
aus  deren  Abschrift  ich  folgende  Schilderung 
ihres  Baues  entworfen  habe,  erhielt  Hervas  von 
dem  erwähnten  Spanischen  Missionar  Jos.  San- 
chez  Labrador. 

Grammatischer  Charakter  der  Mbaya- 
Sprache. 

1.  Die  fehlenden  Buchstaben  sind  schon  an- 
gegeben; gi  wird  auf  die  sanfteste  Weise  ausge- 
sprochen. 

2.  Die  Substantive  stellen  niemahls  mit  ihren 
blofsen  Wurzelbuchstaben ,  sondern  haben 
entweder  die  Pronominal- Adjective  vor  sich, 
oder,  wenn  diese  nicht  anwendbar  sind,  m,  vor 
einem  Vocale  n.  —  Abgeleitete  Nennwörter 
bilden  sich  für  den  Begriff,  dafs  eine  Sache  Et- 
was hervorbringt  oder  enthält,  durch  Anhän- 
gung des  igo ,  für  die  handelnde  Person  durch 
Anhängung  des  chaga  oder  layo ,  dafür,  dafs  Et- 
was eine  gewisse  Reschaffenlieit  hat,  oder  zu. 
Etwas  gehört,  durch  Anhängung  des  migi  oder 
auch  naga.  Das  Genus  der  Nennwörter  wird  in 
manchen  Fällen  durch  Anhängung  der  Endim- 
gen  <// bey  Masculinen,  do  bey  Fömininen  aus- 
gedruckt, welche  aus  nogodi  oder  godi^  nogodo 
oder  ^o<'/o  abgekürzt  sind. 

3.  Für  die  Casus  -  Verhältnisse  werden  fol- 
gende Endungen  gebraucht,  ye'gi  oder  loguodi 
für  den  Genitiv,  tema  für  dQn  Dativ,   aber  auch 

für 


485 

für  die  Präposition:  von;  für  den  sogenannten 
Ablativ  mit  der  Präposition:  in:  tigi  oder  tini, 
für:  durch:  teque,  talo ,  oder  diöequi.  Im  Plu- 
ral finden  eben  diese  Endungen,  und  zwar, 
wie  es  seh  ei  rrt,  mit  einer  gewissen  Veränderung 
des  Nennwortes  Statt.  Die  Adjective  stehen  zwi- 
schen dem  Substantive  und  diesen  Casus -Par- 
tikeln. 

4.  Die  Pronomen  sind  e  oder  eo  ich,  oco  wir, 
acami  oder  am  du,  acami  diguagi  ihr,  jyobate  er, 
und  mit  dem  Plural -Beysatz:  diguagi  &ie.  Um 
das  Reflexiv  -  Pronomen  auszudrucken,  wird 
mag':  selbst,  zwischen  das  doppelte  Pronomen 
gesetzt:  oco  WQg  oco  wir  selbst.  Diese  Prono- 
men haben  die  Casus- Endungen  grofsen  Theils, 
^vie  die  Nomen,  und  stehen  von  Verben  regiert 
auch  so.  Für  die  Pronominal- Adjective  wird 
vorn  an  die  Substantive  gesetzt  nach  V^erschie- 
denheit  des  Anfangs  derselben:  y  odev  yn  mein, 
CO ^  ccn  oder  cod  unser,  ca,  canodeTcad  dein,  / 
oder  n  sein,  und  bey  letzteren  beyden  diguagi 
noch  hinten  abgehängt,  um:  euer,  und:  ihr, 
zu  bezeichnen. 

5.  Die  Activ -Verben  haben  vorn  entweder 
folgeivle     Pronominal  -  Anhänge ,     1    Pers.    ya^ 

2  Pers.  a,  3  Pers.  e  und  hinten  te,  Plural,  1  Pers. 
ya,  hinten  aga,  2  und  3  Pers.  wie  im  Singular, 
aber  hinten  noch  diguagi.  Bey  andern  Verben 
werden  die  ervv-ahnten  Personal- Pronomen  vor- 
gesetzt. Die  Verba  n'eutra  werden  aufverschie- 
denerley  Vveise  mit  mancherley  Abänderungen, 
des  Vocals^der  Pronominal -Vorsätze  conjugirt: 
iPers.  _yß  oder  ye  u.s.^v.;   2  Pers.  a  ödere  11.  s.w.; 

3  Pers.  da  oder  de  u.  s.  w. ,  letztere  mit  hinten 
angehängtem  te;  oder  1  Pers.  yda  oder  yna, 
2  Pers.  ad  oder  c/za,  3  Pers.  da  oder  na  u.  s.  w. 

Mu/uid.  HL  H  h 


484 

6.  Fiexiüiis- Formen  zum  Unterschiede  der 
Tempora  gibt  es  nicht,  die  erwähnten  gelten 
für  das  Präsens,  im  Praeteritum  wird  quine  oder 
;?<?,  im  Futurum  quide  oder  de  noch  vor  die  Pro- 
nominal-Vorsätze  gesetzt;  durch  andere  Parti- 
keln werden  genauere  Zeitbestimmungen  ausge- 
druckt; im  Optative  wird  taga^  im  Siibjunctiv 
7we  vorgesetzt,  auf  eine  von  beyden  Weisen  der 
Infinitiv  ausgedruckt;  das  Gerundium  hat  die 
Endung  übiio ,  das  Particip  die  männliclie  En- 
dung ogodi  oder  die  weibliche  ogodo. 

j.  Das  Passiv  wird  durch  ein  Passiv -Parti- 
cip,  welches  die  Endung  /g/ annimmt,  m.it  Vor- 
setzung der  Personal- Pronomen  ausgedruckt. 

8.  Die  Praepositionen  stehen  theils  nach, 
theils  auch  vor  den  Substantiven. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e. 

Die  folgende  V.  U.  Formel  scheint  Hervas 
von  dem  Missionär  P.  Sanchez  entlehnt  zu  ha- 
ben, doch  hat  er  die  fehlende  letzte  Bitte  au& 
den  erwähnten  Hiilfsmitteln  supplirt.  (Andere 
Wörter  dieser  Sprache  werden  nachher  den 
Mükobi- Wörtern  und  den  Abiponischen  zur 
Seite  gestellt  werden.) 

377- 
Mbayisch    oder  Guai kurisch. 

Nach  Hervas  Sagg.  prat.    N.  25. 
Unser       Vater  bist  in         hoher       Wolinung  '   ' 

Cod  -  iodi  anconi-tini  titipi-guiinedi 

DaTs       glücklicli  sey  dein         Nähme 

An-eleguaga  tagui-miite  caboonagv-^de 

komme         zu     uns  schöne       g'Ue       deine  V>  ohiuai^ 

Eiiagui  togodonlibinie  ]iigui  cadgiiceiadi    -•■ 


485 

Werde  £:etlian        dein      Wille  wie     auf        Erde       ho- 

Diguibuo   cademanigue  minataga  iego    ti- 

Ler       Wohnung     wie         in  gescliielit 

tipi-gumedi  niiiiataga  nieibuo 

Unsere     Speise         Tag     jeden  für  gib  uns 

Cogeceiiigiii  nocododi  yagui  aneiübogodou 

an  diesem       Tag 

inatigui-noco 

Unsre  Scliulden     vergib     in       wir  schlecht  so 

Codelagiia  anogotiiii  oco  aneyovigui  moco- 

wie         unsre  Schuld       wir  vergeben  unsern 

taga    codeiaga     codigotiiii     conoel- 

Feinden 

godipi 

Und  auch         nicht  lafs  wir  fallen  in  Betruo- 

Ninaga    yinagde    codenicatini    laleganaga 

des  Teucels 

ayangugodi 

sondern     wende  ab     uns         vom       Schlechten, 

Iiiatita    auigi    oco  tema  beagi. 

Anmerkungen  nach   Hervas  und  der  hand- 
schriftlichen   Grammatik. 

JodiVRXer^  nähmlich  diefs  ist  der  Wurzellaut, 
aber  die  Substantive  stehen  entweder  mit  vorae- 
setzten  Pronominal- Adjectiven ,  oder  mit  vor- 
gesetztem ;z,  ni:  (j'«//72/heifst  auch:  mein  Vater 
aber  bey  solchen ,  die"  des  Vaters  Stelle  nach 
dessen  Tode  vertreten  ). 

ß;?f 0/7/ soll  von  eyoni  ich  bin,  herkommen 
(die  Grammatik  weiset  aber  weder  erste  Perso- 
nen, die  mit  e  anfangen,  noch  eine  Einschie- 
bung  des  ni  in  der  zweyten  Person  nach,  deren 
Charakter  a  ist.  Auch  kein  besonderes  Verbum 
suhstantivum  führt  die  Grammatik  an,  in  deren 
Beyspielen  vielmehr  deutlich  liegt,    dafs  es  oft 

Hh  2 


48^ 

liinzii  verstanden  werde,  und  dafs,  um  es  aus- 
zudrucken,  die  Adjective  selbst  einige  Tempus- 
Endungen  annehmen;  wohl  aber  scheint  in  eini- 
gen Beyspielen  der  Grammatik  oni  als  Stamm- 
laut für:  stehend,  seyend  zuliegen. 

•\  ütipi  hoch  vom  Orte,  mmedi  bewohntes  Land 
(wchey  m  wohl  der  erwähnte  Vorsatz  ist,  wel- 
schen die  Substantive  haben,  wenn  sie  ohne Pro- 
jiomiual  -  Adjectiv  stehen.  Da  tibegui  als  Präpo- 
sition'iaiigeführt  ist,  so  ist  vielleicht  ein  Theil 
der  Laufe  des  Textes  dafür  zu  rechnen).  Man 
sage  näcli  Hervas  auch  iti  ebigimcdi  für:  ist  in 
der  Höhe.  Das  vorhergehende  t'ma:  in,  steht 
sonst  nach  den  Substantiven. 

Dab  Stammwort  von  mieleguaga  ist  nicht  an- 
gegeben ,  doch  sagt  eine  beyläufige  Anmerkung 
der  Grammatik,  dafs  es  auch  Participe  mit  aiie 
gebe. 

boonagadi hedevitet:  Eigennahme,  ca  dein. 

3/fl7?<:/gw/ ich  komme,  «2^2^^^^/ du  kommst,  ena- 
gui  er  kommt;  togodon  (nach  der  Grammatik; 
dogodom)  der  Dativ  von  oco  wir. 

guceladi  Wohnung. 

Von  yoeni  ich  mache,  kommt  nach  Hervas: 
digidbiio^  indem  igid  (nach  Italienischer  Aus- 
sprache, nach  der  Spanischen  in  der  Gramma- 
tik igi')  hinten  ans  Verbum  gehängt,  allerdings 
die  Form  des  Passivs  ist,"  und  dabey  statt  der 
aiicieführten  Personal- Vorsätze  die  eigentlichen 

o  o 

Pronomen  selbst  vorgesetzt  werden  —  aber  von 
jener  W^urzel  kann  demnach  diese  Form  sich 
nicht  ableiten. 

yemani  ich  will,  begehre,  davon  das  Passiv- 
Particip  mit  dem  vorgesetzten  ;z,  wenn  es  abso- 
lute steht:  nemanigi^  nacli  Italienischer  Ausspra- 
che nemanigui  (in  der  Formel  steht  gue  wohl  aus 


487, 

\'ersehen,  wenn  nicht,  da  auch  ncmani :  Wille, 
\'ciiangen,  bedeutet,  gue  irgend  ein  anderer 
Zusatz  ist);  cö^ steht  für:  dein,  wenn  das  Wort 
mit  einem  Vocai  aniängt. 

minataga  nach  Hervas:  wie  in,  nach  der 
Gi'ammatik:   dort,  hier. 

Da  iigodi  Erde,  bedeutet:  so  liegt  im  vego 
wohl  dieses  Wort,  so.  dafs  itn  folgenden //viei- 
leicht  die  Endung  di  absorbirt  ist 

gecenigui  und  lügueenigi  ist  nach  Hervas  hey- 
des. :  Speise,  m  ist  der  Vorsatz,  wenn  das  \\'ort 
absolute  steht,  /gz  oder /gw/ wohl  wiederum  En- 
dung des  Passiv  -  Particips,  die  übrige  Ver- 
schiedenheit vielleicht  Versehen  oder  verschie- 
dene Aussprache. 

'W enn  ajieni :  gib,  bedeutet:  so  würde  _y;^2d/zz; 
ich  gebe  seyn,  «ist  Vorsatz  der  2ten  Person  des 
Imperativs,  bogodon  statt  des  vorherigen  togodon 
ist  wohl  blofses  Versehen, 

noco  Tag,  dodl  hey  Hervas:  jeder,  nach  der 
Grammatik:  dadl. 

■  codelagua  ohne  Zweifel  dasselbe,,  wie  nach- 
her codelaga  das  erste  Mahl  activisch,,  das  andere 
Mahl  passivisch,  wie  auch  unser:  "^clmld,  auf 
doppelte  W^eise  gebraucht  werden  kann. 

anogotin! ^  codigothü:  gotini  scheint  die  Vv  ur- 
zel  des  Verbum  zu  seyn;  co;:/ dieser  vorgesetzt, 
nimmt  nach  der  Grammatik  vor^  noch  ein  /  an 
sich;  dieis  ist  dann  die  erwähnte  andere  Art  der 
Conjugation.  —  Die  Imperativ  -  Form  dieser 
zweyten  Congugationist  in  der  Grammatik  nicht 
abgegeben ,  und  also  am  nicht  zu  erläutern. 

conoelgodipi,  pi  ist  in  einem  Beyspiele  der 
Grammatik  eine  Plural- Endung;. 


488 

ninaga  ist  die  gewöhnliche  Copula. 

Prohibition  wird  nacli  der  Grammatik  durch 
ymaga  odtr  yinagae  ausgedruckt,  so  dafs  das  Ver- 
bum  in  seiner  Person  folge ;  die  kleine  Abwei- 
ch vmg  in  der  Formel  ist  vielleicht  blofses 
Versehen. 

//;?/:  in;  oro  das  Pronomen:  wir,  und:  uns. 

Die  Genitiv -Endung,  die  man  bey  ayangu- 
gofll  erwarten  möchte,  ist  nach  der  Grammatik: 
yegi  oder  loguodi 

lema  von  ,  oder  auch  für  den  Dativ,  hat  sonst 
seinen  Platz  hinter  dem  Substantive. 

6.   Payagua. 

Eine  starke  und  mächtige  Völkerschaft,  bey 
der  ersten  Ankiinft  der  Spanier  aus  zwey  Hor- 
den bestehend,  welche  aich  in  die  Herrschaft 
des  Paraguay -Stroms  getheilt  hatten,  und  im 
ausschliefsenden  Besitze  der  Schifffahrt  auf  dem- 
selben in  den  sogleich  zu  bezeichnenden  Gegen- 
den waren.  Der  Strom  selbst  hat  nach  Azara  *  ) 
aus  dem  diese  Nachrichten  entlehnt  sind  ,  von 
dieser  Nation  seinen  Nahmen,  und  hiefs  ehe- 
mahls:  Payaguay.  Die  eine  Horde  wohnte  im 
21°  5'  S.  Br. ,  wo  jetzt  ein  Theil  der  Mbaya 
wohnt,  der  andere  im  25°  17'.  Die  eine  nennte 
sich:  Cadigue  *,*),  die  andere  Magacli ^  die  ge- 
sammte  Nation  :  Nayagua;  jetzt  nennen  die  Spa- 
nier den  nördlicher  wohnenden  TheiLSßr/^z^e,  den 

*)  A.  a.  O.  S.  252. 

**)  Womit  der  Nähme  der  einen  Mbaya- Horde: 
Catigueba  zu  vergleichen,  und  vielleicht  Einer  und 
derselbe  ist. 


4S9 

andern  Tacunhu  *).  Sie  lebten  als  die  erbltterte- 
sren  Feinde  der  Spanier,  der  Portugiesen  der 
Provinz  Kuyaba,  und  anderer  benachbarter  wil- 
der Völker,  bis  sich  1740  die  Tacunbu  bey  As- 
sumtion,  der  Hauptstadt  von  Paraguay,  welche 
dem  Einflüsse  des  Pilkomajo  gegen  über  begt, 
niederliefsen,  womit  sich  1790  auch  die  zweyte 
Horde  verband.  Sie  treiben  auch  dort  keinen 
Ackerbau,  sondern  nähren  sich  vom  Fischfange, 
nlstreue  Bundesgenossen  und  nützliche  Gehalten 
der  dortigen  Spanier,  aber  ohne  von  ihren  Sitten 
und  ihrer  Lebensweise  abzugehen,  und  durch 
die  gemachten  Versuche  zum  Christenthum  ge- 
bracht werden  zu  können. 

Ihre  Sprache  beschreibt  auch  Hervas  als 
gänzlich  Yerschieden  von  allen  anderen  bekann- 
ten ,  Azara  aber  als  so  schwer,  dafs  kern  Spa- 
nier zu  Assumtion  im  Stande  gewesen,  sie  zu 
lernen,  welches  auch  nicht  nöthig  sey,  da  alle 
Payagua  Guaranisch  verstanden.  Sie  werde  so 
stark  durch  die  Kelde  gesprochen,  dafs  es  un- 
möglich sey,  diese  Laute  durch  die  unsrigen  aus- 
zudrucken. An  einem  andern  Orte  =' ')  führt 
Hervas  die  Payagua- Sprache  als  verwandt  mit 
der  Homagua-  Sprache  auf,  allein  wenigstens 
die  folgende  Sprachprobe,  welche  ohne  Zwei- 
fel eine  Folge  der  gedachten  Rekehrung^ver- 
suche  ist,  zeigt  keine  Spur  davon. 


*)  Hervas  Catalogodelle  Lxngue  con.  S. 45.  schreibt: 
Zarngue.  oAqx  ZaraguyZy  und  nennt  die  andere  Hon^e: 
Payasna ;  er  beschreibt  sie  als  die  betriegerischeste  ui:ter 
den  in  Assumtion  verkehrenden  Völkerschaften,  nicht 
80  der  lange  dort  gewesene  Azara. 

**)  Eben  das.  S.  65. 


490 


Sprach  probe. 


\.  Yam  clacesiui  leuachi  colemi  kidoga  nahea  y 
olgu  nüi..oo,  cinaza  haiiauadake  colemi  hanauaki, 
haui^sahal.la  kealeo  i/Hteaea  da  cariaza  vaha  acoda  hi- 
cha-!jj;i  kcanolha  ,  danedis  oa  canaza  vaha  acoda  yam 
ki.ioaa  hifhamja  kean(  Iha,  yaui  Valgas. 

2.  Cbagaria  y  ol^n  didodegne,  seuielae;as  colemi 
kidoga  letiachi,  haui  ligui  teaeay  ehöii leuachi  acoda 
loJgii  idoga  leuachi   yaiune!  ' 

3.  Chagada  nedis  kidoga  leuachi  codogu,  yam 
seba.u  le.iachi  idoga  keai  mai  yadau,  satan  ilguibi 
tagaiui  kina.  ° 

Italienische  *)  Übersetzung. 
_  1.  Mi  dnlgo  moltissiuio  de'  niiei  peccati  da  tutto 
mio  euere  soj.ra  tutte  cf.se  ahoniinabili,  solamente 
per  tuo  puro  amore  non  guardando  altra  cosa ,  e  non 
guardando  altra  cosa  il  -  dolore  del  mio  cuore,  mio 
äignore. 

2.  Sncgedesse  io  avessi  un  dolore  somidIani-e  al 
dolore  de  santi  e  come  per  tuo  amore  rompeVasi  loro 
il- cuore  per  commessi  sbagij ! 

^  5.  Succedesse  ancora  ,  che  coaie  essi  si  pentirono, 
10  ancor.  /ni  pentissi  di  aver  sba^liato  per  non  ritor- 
nare  a  peccare  '*). 


)  Da  die  Übersetzung,  wie  jedem  eine  aufmerk- 
s^ame  Vergleichimg  zeigen  wird,  ohne  diefs  schon  sehr 
Irey  ist,  so  würde  sie  durch  die  Übertragung  ins  Deut- 
sche noch  untauglicher  zu  ihrem  Zwecke  geworden 
^sy"^^  Aufschlüsse  iiber  das  Original  zu  geben. 

**)  Es  ist  sehr  schwer,  auf  eme  solche  Übersetzuna- 
Vermuthungen  über  die  J3edeutung  der  einzelnen  Wör- 
ter  zu  bauen,  und  die  Mühe  vieler  darauf  gewendeter 
fctundcn  belohnt  zu  sehen  :  aber  gleichwohl  fü-.>  ich 
so  imsprnchslos  es  geschieht,  em  paar  Vermuthun"en 
hier  an:  ich  möchte  in  dem  oft  wiederkehrenden  \ma. 
Chi  kidoga  ungefähr  den  Begriff:   Schmerzen  fühlen. 

suchen,undsfineöftere\Viederhohlunedaiin,dafsauch 
das  Bereuen  in  N.3.  dadurch  ausgedruckt,  in  derÜber- 
setzung  aber  vaviirt  ist,  in  Ö/5,/,  ö/gu,  \olgu:  Herz,  in 
Uam:  Liebe,  m  Qanaza  —  Imncuaki:  sopra  cose  abo- 


491 
7.  Lenguas.     8-  Enimaga.     9.    Giien- 

tuse.  10.  YakuiTire. 
Die  Lenguas  waren  ehemahls  (und  noch  zu 
den  Zeiten  der  Missionare  ,  aus  deren  Nachrich- 
ten Hervas  schöpfte)  eine  der  krie^'zerischesteu 
und  furchtbarsten  Nationen  in  Chako,  ^v^elche 
dort  ein  herumziehendes  Leben  führte,  nach 
jenen  Nachrichten  aber  besonders  die  Gegenden 
vom  22°  S.  Br.,  nähmlich  zwisclien  denTpilko- 
majo  und  Paraguay,  bis  zur  Vereinigung  dieser 
Ströme  beheiTSchte.  Zu  Azara's  Zent  w^ren  sie 
bis  auf  14  Krieger  herab  gekommen.  Ausge- 
zeichnet sind  sie  durch  die  Art  ihres  Barlwt, 
durch  die  Ausdehnung  ihrer  Ohren  vermittelst 
eines  eingesteckten  Holzes :  sonst  haben  sie  in 
ihren  Sitten,  besonders  auch  bey  Todesfällen, 
viele  Ähnlichkeit  mit  den  Mbaya.  Keine  andere' 
Nation  versteht  sie,  ihre  Sprache  ist  also  eine 
eigenthiimliche,  und  die  Missionarien  versicher- 
ten, dafs  sie  mit  keiner  bekannteren  Ähnhch- 
keit  habe*) 

Enimaga  wohnten  nach  der,  unter  ihnen 
herrschenden  Tradition,  bey  der  Ankunft  der 
'Spanier  in  z^vey  Horden  getheiit,  am  östlichen 
Ufer  desPilkomajo  im  Innern  der  Provinz  Chako 
in  einer  Art  von  Übermacht  über  benachbarte 
Völker,  z.  B.  über  die  Mbaya,  und  auch  nach- 
her in  beständigem  Kriege,  der  sie  zuletzt  auf- 
rieb, so  dafs  die  eine  Horde  i5oK2:ieger  stark 
sicli  nördlicher  an  das  Ufer  eines  Flusses,  der 
Chako  mitten  durchströmt,  und  im  24°  24'  S.Br. 

minabili,  in  cunaza  vaha  —  keanolha:  non  euardando 
altra  cosa,  m  ynm  das  Pronomen :  ich,  mufniein,  in 
valgas:  Herr.  ' 

*)  Azai^a  a.  a.  0.  S.  274.   Henas  im  Catalog  S.  42. 


492 

in  den  Paraguay  fliegt,  zurückziehen,  die  an- 
dere Horde  aber,  noch  bey  weitem  geschwäch- 
ter, sich  in  den  Schutz  der  Spanier  begeben 
mufste.  Sie  sind  in  vielen  Stücken  der  Lebens- 
weise den  Lenguas  sehr  ähnlich:  ihre  Sprache 
ist  äufserst  schwer  auszusprechen  *).  Möchte 
nicht  diefs  dieselbe  Nation  seyn,  welche  nach 
von  den  Mbaya  ihren  Feinden  erhaltenen  Nach- 
richten der  Missionäre  bey  Hervas  **)  auf  der 
Ostseite  des  Paraguay  wohnen  sollen ,  dort /;?e- 
maga  s^enannt,  und  mit  den  im  vorigen  Ab- 
schnitte, 2,  N.  2.  angeführten  Echibie  zusam- 
men gestellt  werden,  von  denen  vielleicht  die 
dort  angegebenen  Ortsbestimmungen  gelten? 

Guentiise^  ehemalils  und  noch  jetzt  vertraute 
Freunde  und  Nachbarn  der  Enimaga,  denen  sie 
in  ihre  nördlicheren  Wohnsitze  nachgefolgt  sind, 
ungefähr  300  Krieger  stark.  Ihre  Lebensweise 
ist  auch  wie  die  der  Lenguas,  nur  dafs  sie  und 
die  Enimaga  ihre  Kinder  nicht  vor  der  Geburt 
tödten,  und  etwas  Ackerbau  treiben.  Ihre 
Sprache  sey  eine  Mischung  von  der  der  Lenguas 
und  der  der  Enimaga  ''*''). 

rakurure,  eine  vielleicht  gänzlich  aufgerie- 
bene Völkerschaft,  von  welcher  ein  paar  Ver- 
sprengte gegen  die  Mitte  des  achtzehnten  Jahr- 
hunderts zmschen  dem  V^ermejo  und  Salado  ge- 
funden und  bekehrt  wurden,  nach  deren  Aus- 
sage sie  zwischen  dem  Vermejo  und  Pilkomajo 
gelebt  und  durch  die  Kriege  der  Abiponen  und 
Mokoby  so  viel  gelitten  hatten.  Ihre  Sprache 
war  von  denen  dieser  Völker,  der  Mataguaya, 

*)   Azaraa.  t».  O.  S.  Q^o.  8i- 

**)  Catalog.  S.  44-  j 

***)  Azani  a.  a.  O.  S.  zQu  1 


493 

Vilela,  Lule  gänzlich  verschieden,  und  auch 
ihre  übrige  Beschaffenheit  schien  sie  als  eine 
ganz    eigene  Nation  auszuzeichnen  *). 

II.   Macliikuy.     12.   Matagiiaya. 
13.   Malhalae. 

Machikuy,  eine  aus  neunzehn  Horden  beste- 
hende Nation,  von  denen  eine  Guiabamaelma- 
yt?sma,^  die  andere  Guiguailyeguaypon,  eine 
dritte  Ycreaguayenene,  eine  vierte  Sanguotaiya- 
moctoc  heifst.  Sie  wohnen  im  Innern  von  Cha- 
ko  an  einem  Baciie,  der  in  den  Pilkomajo  fällt, 
bevor  sich  dieser  in  den  Paraguay  ergiefst,  die 
eine  Horde  in  Höhlen,  die  übrigen  in  Zelten. 
Ihr  Barbot  ist  Ww.  das  der  Charrua.  Krieg  fuh- 
ren sie  nur  zur  Vertheidigung,  vier  Hord^en  zu 
Fufs,  die  übrigen  zu  Pferde,  zusammen  etwa 
1200  Krieger  stark.  Ihre  Sprache  ist  voll  von 
Nasen-  und  Kehllauten,  und  ganz  überladen 
mit  Consonanten,  und  alle  diese  Töne  lassen 
sich  genau  mit  Spanischen  Buchstaben  auflas- 
sen **). 

Mataguayen,  zwischen  dem  21°  und  24-S.  Br. 
und  3150  bis  317°  d.  L.,  Nachbarn  der  Chiri- 
guani,  die  schlechteste  Nation  von  Chako,  und 
sehr  zahlreich.  Die  Stämme,  die  mit  den  Spa- 
niern zunächst  Verkehr  trieben,  hiefsen  A<yoyas, 
Tcutes,  Tainoes  odev  Tüinuyes ,  Palomos,  Oxotos] 
jetzt  nenne  man  nicht  jene  Nahmen,  sondern  nur 
\die  Matakos,  Hueshms,  Pesatupos,  Abuchelas, 
Jmakos  u.  a.  als  solche.     Alle  diese  Horden  rede- 


)  Hervas  im  Catalog.  S.  42. 
*  )  Azara  a.  a,  0.  S.  £73. 


494 

ten  mit  einiger  weniger  Verschiedenheit  einer- 
ley  Sprache  *). 

Malhalae,  eine  nicht  zahlreiche,  aber  sehr 
kriegerische  Völkerschaft  mit  einer  eigenen 
Sprache,  jetzt  so  gut  ajs  ausgestorben.  Denn 
sie  ist  bis  auf  wenige  Familien  herab  gekommen, 
■welche  unter  den  Mataguayi  und  den  bald  zu 
beschreibenden  Mokoby  und  Vileli  zerstreut 
leben.  Ob  ihre  Sprache  einer  dieser  Nationen 
wenigstens  verwandt  war,  weifs  man  nicht  ''*) 

14.   Pitilaga.      15.   Toba. 

Beyde  Völkerschaften  sind  nach  Azara***)^äu-- 
hg  vereinigt,  wenn  sie  zu  räuberischen  Zügen 
über  den  Paraguay  setzen,  und  einander  sonst 
ahnlich.  Die  Pitilaga  setzt  Azara  an  den  Pilko- 
majo  in  eine  Gegend,  wo  es  mehrere  salzige 
Lagunen  gibt,  wo  sie  in  Einer  Horde,  etwa  200 
Krieger  stark  leben.  Auf  Karten  findet  man  un^ 
gefähr  in  derselben  Gegend  den  Nahmen  Zapha- 
lagiia^  welcher  wohl  dieselbe  Nation  bezeichnet. 
Bey  Hervas  sind  die  Tnpitalaga  als  eine  Völker- 
schaft in  Chako  erwähnt  t),  deren  Sprache  von 
der  Mokobischen  und  Abiponisciien  nicht  mehr 
unterschieden  sey,  als  das  Spanische  vomltahe- 
nischen.  Die  Sprache  der  Toda,  welche  nach 
Azara  im  District  Chako  zwischen  dem  Pilko- 
majo  und  Vermejo  ungefähr  500  Krieger  stark 
wohnen  tt),  nennt  er  gänzlich  abweichend  von 
denen    der    übrigen    Nationen,     und    aufseist 


")  Hervas  im  Catalog.  S.  52. 
**)  H&rvas  a.  a.  O.  S.  58. 
***)  A.  a.  O.  S.  282. 
t)  Catalogo.  S.  40. 
VY)  A.  eben  a.  0. 


^95 

schwer  zu  erlernen,  die  Völkerschaft  selbst  den 
Lengua  und  Payagua,  jenen  im  Körperbau  und 
Lebensart,  diesen  in  Absicht  der  Ohren  und 
des  Gebrauchs,  alle  Kinder  aufzuziehen,  ähn- 
lich. Eine  Mission,  aus  Toba  gebildet,  befand 
sich  um  23°  11'  S,  Br.  und  313'^  18'  d,  L.,  und 
bestand  aus  600  Seelen.  Ohne  Zweifel  ist  daher 
das  V.  U.  entlehnt,  welches  Hervas  mit  der  Über- 
setzurtg,  aber  ohne  weitere  Bemerkungen  liefert, 
imd  die  Orthographie  ist  also  wohl  Spanisch  und 
X  darnach  auszusprechen ,  wenn  auch  k  viel- 
leicht von  Hervas  für  seine  Italiener  gewählt  ist. 
Ob  die  Überserzung  überall  ganz  genau  sey, 
wage  ich  nicht  zu  bestimmen,  z.  ß.  ob  nicht 
wenn  neco:  geschehe,  heifst,  das  darauf  fol- 
gende jiacaeno  eben  daherkomme:  ob  nicht  in 
caditca  eben  wegen  des  vorstehenden  ca  schon 
das  Wort  für:  unsere  Sünden,  zu  suchen  sey. 
Auch  würde  vermuthet  werden  können,  dafs  in 
aditiogoden  ein  dem  Mbayaischen  ogodon  ähnli- 
cher Pronominal-  Dativ:  uns,  liege,  wenn  niclit 
das  folgende  sUiogodejiax  fast  erwarten  liefse,  dafs 
die  Wurzel  des  Verbum' jene  Buchstaben  mit 
in  sich  schliefse:  doch  könnte  dabey  auch  ein 
Versehen  oder  eine  solche  Wendung  des  Lautes 
in  der  Plural -Form  Statt  finden.  Ein  paar  an- 
dere Bemerkungen  mögen  bey  dem  Mokobi- 
schen  zur Vergleichung  folgen: 

378- 
Toba. 

'Nach  Hervas  Saggio  prat.    n.  20. 
Unser  Vater   der  du  bist       dort  oben 

Go-taa  adoonatä  keda  piguem 

Verehrt  sey         dein  Nähme 

Yaüateton  adeiiagati 


auf 

enä 

Eide 

aliia 

Unser  Brot 

Canadeiia 

für 

cac 

uad 

om 

Und  auch 

unsere 

496 

Lafs      kommen      zu  uns     dein  Reicli 

Llaca  -  anac   comi   abogot. 

Dein  Wille       geschehe       dort  oben  so     wie 

Contidi  -  neco     kedä    piguem,     nacaeno 


alle  Tage     diesen  Tag  uns 

niza    naax     sinaax     ocom 


Schuld  vergib  wie 

Caditca    mantiguema    aditiogoden    emeke 

wir         uiisern  Beleidigern       veraebcn 

comi       scaüema     sitiogodenax 

Nicht  lasse  unsern  Fall  in  Schlechtes 

Tacame  catiiio 

Auch     erlöse  vom  Uebel        uns 

Calac       sanem       comi. 


16.   Abipon.     17.  Mokoby.     ig.  Aguilot. 

Die  Nation  der  Abiponen  lebte  ehemahls  in 
der  Provinz  Chako  um  den  28°  S.  Br. ,  die  Mo- 
koby leben  nodi  im  Innern  jener  Provinz  an 
den  Ufern  des  Vermejo  und  Ypita,  beyde  stolz 
und  kriegerisch,  aber  die  Mokoby  so  mächti 
dafs  sie  ungefähr  2000  Krieger  aufstellen  kön- 
nen; dagegen  waren  die  Abiponen  schon  ehe- 
mahls weit  weniger  zahlreich,  und  durch  einen 
Krieg  mit  den  Mokoby  im  Anfange  des  XVII. 
Jahrhunderts  genöthigt,  sich  unter  den  Schutz 
der  Spanier  zu  begeben;  ja,  von  der  Rachsucht 
ihrer  feindseligen  Stammverwandten  verfolgt, 
mufste  zuletzt  ein  grofser  Theil  der  Abiponen 
über  den  Parana- Strom  gehen,  wo  sie  im  Jahre 
1770  die  Colonie  de   las  Garzas   anlegten,    im 


i 


497 

Grunde  aber  fast  noch  allen  Gebräuchen  ihrer 
alten  Lebensweise  treu  geblieben  sind.  Es  wer- 
den drey  Stämme  der  Abiponen,  die  Naquegtga- 
guehee^  die  Rücaliee  und  die  Jacoiiaiga  genannt  *) 
Die  Moküby-Colonien,  die  man  a-izulegen  ver- 
sucht hat,  haben  nie  Bestand  gehabt,  und  kaum 
ein  paar  sind  davon  noch  übrig.  Die  Mokoby 
leben  blofs  von  der  Jagd  und  dem  Fleische  des 
Vieiies,  das  sie  theils  erziehen,  theils  immer 
fort  den  Spaniern  wegstehlen,  ohne  Ackerbau. 
Die  Agüilot  haben  diesen  Nahmen  bey  den  Eni- 
maga,  sie  zälüen  nicht  über  loo  Krieger.  Sie 
wohnten  sonst  im  Innern  von  Chako  an  dem  Ufer 
des  Vermejo,  vereinigten  sich  aber  ungefähr 
IG  Jahre  vor  Azara's  I3ericht  mit  den  Pitilaga. 
Sie  haben  übrigens  in  Absicht  der  Lebensweise 
und  körperlichen  Beschaffenheit  viel  Ähnlich- 
keit mit  den  Mokoby,  und  auch  ihre  Sprache 
ist  von  der  iVIokobischen  nicht  wesentlich  ver- 
schieden **). 

Die  Stamm- Verwandtschaft  der  ersterenbey- 
der  Nationen  erhellet  deuthch  genug  aus  folgen- 
den Beyspielen  der  Ähnlichkeit  ihrer  Sprachen. 


Abipon. 

Mokoby. 

Mutter 

yoare 

yaate. 

Mensch 

yoaU 

yoale. 

Eide 

aaloä 

alobä. 

Fisch 

noayi 

noay. 

Sirafse 

ncaUii 

CO  die. 

See 

cojem 

caim. 

T'.s 

Jieogä 

nagä. 

Jahi-^ 

ineiga 

iniegrd. 

Himmel 

ipigem 

ipiguem. 

Stirn 

naatop 

yatap. 

*)   Hervas  Catalog.  S.  59. 
**)  Azara  a.  a.  Ö.  S.  aSS« 


L 


498' 

Auch  Aehnllchkeiten  nicht  blofs  der  Prono- 
men, sondern  selbst  grammatischer  Formen 
werden  sich  im  Folgenden  zeigen.  Die  Über- 
sicht der  Abiponischen  Grammatik  ist  aus  Mart. 
Dobrltzhofer  historia  de  Abiponibus,  Viennae 
17845  Deutsch:  Geschichte  der  Abiponen,  eben 
das.  beyde  in  3Bden  8-  und  zwar  aus  Bd.  II.  ent- 
lehnt (wo  also  Deutsche  Orthographie  zu  erwar- 
ten ist);  die  der  Mokoby- Sprache  aus  einem 
Mst.,  welches  Hervas  nach  den  Miitheilungen 
des  Missionärs  Raim.  Termeyer  ,  entworfen  hat, 
Dobritzhofer  hat  auch  die  Bacmeisterschen  For- 
meln ins  Abiponische  übersetzt  geliefert  in  von 
Mwr/-'^  Journal  z.  K.  u.  L.  Bd.  IX.  S.  loi.  ff. 

Grammatischer  Charakter  der  Abipo- 
nischen  Sprache. 

1.  Unter  den  Lauten  zeichnet  sich  ein  Mittel- 
laut zwischen  r  und  g^  gleichsam  ein  stammelnd 
gesprochenes  r  aus  (welches  durch  /"  angezeigt 
ist);  die  Abiponen  haben  das  Deutsche  o,  wel- 
ches man  durch  e  bezeichnet  hat,  und  das  Spa- 
nische fi.  Der  Unterschied  von  übrigens  ganz 
gleichen  Wörtern  liegt  oft  blofs  im  Accent.  Die 
Sprache  ist  sehr  gesangmäfsig,  hat  lange  Wör- 
ter und  wenige  einsylbige  *). 

2.  Die  Verschiedenheit  des  Genus  kann  nur 
aus  dem  Gebrauche  erlernt  werden.  Aber  der 
Plural  hat    sehr  verschiedene  Formen,   indem 

sich 


*)  Ihrvas  im  Catalogo  S.  39.,  der  DobritzJwfefs 
Werk  noch  nicht  benutzen  konnte,  ben^ierkt,  dafs  sich 
das  Abiponisclie  kürzer  ausdrucken  könne,  als  andere 
mit  ihr  vervv^andte  Sprachen,  und  sie  also  vielleicht j 
für  die  Mutter  derselben  zu  haken  sej.  j 


499 

sich  t  am  Ende  In  c/// verwandelt,  der  End-Con- 
sonanty^  wegfällt,  und  Endungen  wie  A'e,  /e,  r/, 
ß,  e  oder  ena  u.  s.  w.  :angenommen  werden. 
Auch  findet  ein  zweyter  stärkerer  Plural  durc];i 
die  Endung  ripi  Statt.  Die  Wörter  haben  keine 
Veränderung  der  Endung  zur  Bezeichnung  des 
Casus. 

3.  Abgeleitete  Substantive  gibt  es  durch  fol- 
gende Endungen,  für  die  Diminutive  ist  das 
avalk  oder  o/eZ',  für  Substantive,  wie  Liebe:  Ja, 
für  die  handelnde  Person,  wie  das  Lateinische: 
tor:  nik  odev  ikj  für  Person  oder  Sache,  worauf 
gewirkt  wird:  ^k,  für  Zeit,  Ort,  Werkzeug: 
7ankate^  für  Werkzeug,  Mittel,  Theil  auch: 
/ö/za,  für  Gefäfs,  Ort:  reki^  Tiuch.  laylt  odev  late, 
für  eine  Sache   von    einem  gewissen  Stoffe :  it. 

4.  Die  Adjective  haben  theils  z^veyerley  En- 
dung für  die  beyden  Geschlechter,  ik  für  das 
männliche  z.  B.  tachergaik  alt,  ye  für  das  weibli- 
che, theils  nur  Eine,  z.  B.  neen  guter,  gute.  Der 
Comparativ  wird  durch  die  Negation ,  der  Super- 
lativ durch  den  Beysatz  der  Begriiie:  über  Alles, 
umschrieben. 

5.  Die  Pronomen  sind:  aym  ich,  ahami  du, 
aham  wir,  ckamyi  ihr,  die  der  dritten  Person 
sind  verschieden  nach  Mafsgabe  der  Verben, 
bey  denen  sie  stehen,  und  haben  einen  Unter- 
schied für  Masc.  und  Föm.  Die  Bezeichnung 
der  Pronominal  -  Accusative  s.  hernach  N.  8. 
Die  Pronominal-  Adjective  werden  durch  Vor- 
sätze vor  das  Substantiv  ausgedruckt,  yi:  mein, 
gre:  unser,  gre  mit  hinten  ans  Wort  gehängtem 
c/z/,  yi:  dein,  euer,  le :  sein,  und:  ihr;  doch 
auch  dabey  finden  mancherley  Veränderungen 
Statt.  Das  Substantiv  ohne  diese  Possessiva  hat 
jie  vor  sich  (ähnlich  dem  Pvibayischen). 

miijuid.  HL  li 


500 

6.  Nur  Eine  Form  der  Flexion  der  Personen 
ist  vorhanden ,  welche  folgende  Personal- Cha- 
raktere vor  sich  hat,  und  für  das  Praesens  steht: 
iste  Pers.  ?/,  2  Pers.  gr,  gre  oder  gra,  3  Pers.  n; 
Flur.  1  Pers.  gr  mit  der  Endung  ak^  2  Pers.  gr 
mit  der  Endung  chä,  3  Vers.gr  mit  der  Endung  e. 
Im  Singular  hat  die  2te  Pers.  aufser  jenem  Vor- 
satz auch  noch  eine  von  mehrerley  P^ndungen, 
worunter  cJddxe  hauptsächlichste  zu  seyn  scheint, 
anderwärts  ist  sie  blofs  /,  bey  andern  Verben 
llndet  gar  Jceine  solclie  Endung  Statt.  Über  diefs 
zeigitäpek  oder  /«r/ hinten  an  den  Zeitwörtern: 
jetzt,  aber  la  vor  denselben:  schon  an. 

y.  Eben  jene  Flexionen  haben  die  anderen 
Tempora,  welche  ausgezeichnet  werden:  das 
Perfectum  durch  das  .  hinten  angehängte :  kan 
oder  kanlgra.^  das  Plusquamperfectum  durch  das 
vorgesetzte  kanigragehe,  das  Futurum  durch' das 
hinten  angehängte  am.  Vor  das  Futurum  wird 
c/u't  oder  chigc  gesetzt,  um  Verbothe  auszudruk- 
ken;  vor  dem  Praesens  steht  tack  oder  tak  für 
den  Imperativ.  Den  Conjunctiv  bezeichnen  die 
vorgesetzten  Conjunctionen:  ket ,  amaniach  odev 
hetmat:  wenn,  lach:  aufdafs;  im  Infinitive  wird 
zwischen  das  regierende  Verbum  und  den  Wur- 
zellaut des  regierten  m  eingeschoben. 

8.  Die  Pronominal- Accusative  ^ve^den  auch 
hier  durch  besondere  Formen  der  Verben  ange- 
zeigt; als:  von /-//^ö/'zV,  ich  liebe,  kommt:  rihapi- 
chieToa  ich  liebe  dicli,  grkapichioa  du  liebest  mich, 
nhapichioa  er  liebt  mich,  nkapichieroa  er  liebt  dich, 
grkapitae  wir  lieben  ihn,  grhapUla  wir  lieben  sie. 
g.  Passiv- Formen  leiten  sicli  von  d^n  Acti- 
ven  nicht  ab,  sondern  werden  auf  eine  impersor 
nelle  VV^eise  ausgedruckt,  aufser  dafs  es  ein  Pas- 
siv-Particip  mit  der  Endung  chehit ^  im  Föminhi 


5öi 

clielate  gibt,  welches  aber  nur,  mit  Pronominal- 
Adjectiven  verbunden,  gebraucht  wird.  Wenn 
an  Adjective  die  Endungen  kachit  oder  ruJattie- 
ten:  so  werden  sie  zu  Activ- Verben,  indem:  red- 
dere,  dazu  gedacht  ^vird;  ken  oder  Gö^e  hinten 
angehängt,  gibt  ein  abgeleitetes  Verb  um  für: 
pflegen. 

10.  Die  Präpositionen  stehen  vor  den  Sub- 
stantiven.    Adverbien  der  Beschaffenheit  werden 
durch  die  Adjective  ausgedruckt. 
\ 

Grammatischer   Charakter  der  Mokoby- 
Sprache. 

1.  Den  Mokoby  fehlen  folgende  Laute  des 
Spanischen  Alphabets:  f,  ke,  ki,  II,  r,  s,  ^,  und 
sehr  selten  sind  n  und  co. 

2.  Das  Genus  der  Substantive  läfst  sich  nur 
durch  die  Beysätze:  Mann,  Frau,  unterscheiden. 
Die  Plural-  Form  ist  bey  den  wenigen  Wörtern, 
die  aufi  endigen,  ein  angehängtes  /,  bey  den 
übrigen  wird  ipi  angehängt.  Um  Diminutive 
zu  bilden,  wird  o//<2,  und  zu  einer  noch  stärke- 
ren Verkleinerung  olec  angehängt.  Das  ange- 
hängte ludegat  bildet  eine  Are  Augmentative. 

3.  Die  Adjective  stehen  vor  d^n  Substanti- 
ven, dem  Comparativ  Wwd  gaatebec  vorgesetzt; 
im  Superlativ  wird  daran  noch  za  gehängt,  und 
diefs  so  hinter  das  Substantiv  gesetzt. 

4.  Die  Pronomen« sind:  ayim  ich,  acaml  du, 
imii  oder  enä  er,  idi  oder  adi  sie ,  Flur:  ocom  wir, 
ocamigi  ihr,  idibä  sie.  Eben  dieselben  Wörter 
werden  als  Possessiva  gebraucht,  nur  mit  Vor- 
setzung eines  c  oder  k, 

5.  Nur  Ein  Tempus  wird  durch  Flexion  ab- 
gewandelt, nähmlich  das  Praesens,  die  übrigen 
werden  durch  vorgesetzte  Partikehi  ausgezeich- 

li  2 


net.  Aber  diese  Flexion  des  Praesens  uiiler- 
sdieidet  sich  auf  sechserley  Art,  auf  dreyeriey 
bey  den  Verben,  die  auf  Consonanten,  und  auf 
dreyeriey  bey  solchen,  die  auf  Vocale  endigen. 
Die  Endung  der  i  und  3  Pers.  im  Singular  ist 
gleichlautend,  die  2  Pers.  endet  auf/,  bey  zwey 
jener  Arten  der  Verben  auf  e.  Im  Plural  nimmt 
die  1  Pers.  überall  ac,  (vgl.  das  Abiponische), 
die  2  Pers.  überall  z7,  die  3  Pers.  e,  bey  einigen 
auf  Vocale  endigenden  Verben  e  an;  bey  einer 
dieser  auf  Vocale  endigenden  Conjugationen 
wird  vor  den  Personal-  Formen  /  oder  (/  einge- 
schoben, bey  zwey,  welche  beyde  auf  fc  endi- 
o-en,  dieses  das  eine  Mahl  in  gu,  das  andre  Mahl 
in  ^a  verwandelt,  u.  s.  w,  ^ 

6.  Die  Form  des  Imperfectum  ist  lalum  oder 
latumca,  des  Perfectum  naglaca,  der  sehr  ent- 
fernten Zeit  nagladlca,  des  Futurum  der  hinten 
ans  Praesens  gesetzte  Vocal  o,  des  Gerundium 
iapec;  beym  Infniitiv  wird  zwischen  das  regie- 
rende Verbum  und  den  Wurzeliaut  des  regier- 
ten m  gesetzt  (wie  bey  den  Abiponen)j  beym 
Imperative  wird  giac  vorgesetzt,  beym  Optative 
jiozog'  odi,  beym  Conjunctive  enomal,  und  bey 
dem  des  Imperfectum  nküet. 

Sprach  proben. 

Die  folgenden  V.  U.  Formeln  sind  aus  Haras 
Saggio  pratico  entlehnt,  sie  sind  dort  ohne 
Übersetzung  der  einzelnen  Wörter,  indessen 
werden  sich  mehrere  derselben  aus  den  folgen- 
den Anmerkungen  durch  Vergleichung  finden 
lassen. 


505 

379- 
Abiponisch. 

w^z/s  Her'.'as   Saggio  prcticOf    n.  22. 

Gretaa,     encaaiiiaegmeegtie   keera   Iiipl- 

guem; 
Ciiigrieecät  raaguiat  gracalatahuicliit  ; 
Tit  Ja  anaguagaeam  giiercapichkegoa  acami; 
Cliigrie  la  greeketegue  keii  aaloba  grichiii 

iiien,  meram  yeeketetegue  eco  ncaa 

iiiitagoat  ker  hipigueni  ; 
Eco  gnaca  iiaagüengakenort:  iieogata  ealat 

naniegarenran  ke  iieoga; 
CaUchca  eenäm  güercabokegoa  keno  naaye 

graegaeca,  meraa  giiercabogala  keco 

iiacayeteragoa; 
Gliitguita  oagayitaalam  am  layam  graaiiini 

eno  loencatagüe  gueca  ecä  nam  nda 

keegLiet; 
Ich  groangacliitapcam  ke  no  naaye, 

380. 
M  o  k  o  b  i  s  c  h. 

Aus  Hervas  Saggio  pratico,    n.  2i. 
Cotaa,  nconiae  kipiguem; 
Nozogdi  at  naaqiüä  cadenagti; 
Aiiabogolket  gdcoitiagbÄ; 
Nozogdi  at  ipeketelec  ena  alobä  meii  ipi- 
guem ,  ena  namagdi.  gdioiti  mi  ini ; 


5o4 

Ena  namoti  conocken  kenobä  nagata  abie 
enegui ; 

Notiaca  iiiigue  gdcobegae  kenoä  gnazob- 
gaco,  rne  ena  namoti  iciiiagguegdco- 
begga  kenoba  n  nokialedogba; 

Toton  gdazogninio  latenatancate  nogüet 

Calagam  gdoamagti  kenoa  n  naaye 

Amen,  d.  i.  ncaeno. 

Einige  Anmerkungen. 

Tna,  Vater,  ist  der  Toba-,  Abipona-  und 
Mokobi  Sprache  gemeinschaftlich,  erstere  und 
letztere  haben  co,  die  mittlere  gre  für:  unser. 

Piguem  ^  ipiguem,  hipiguem,  ist  ebenfalls  ge- 
meinschaftlich für:  Himmel;  in  dem  Abiponi- 
schen  encaariiae  und  dem  Mokobischen  nconiae 
ist  die  Aehnlichkeit  deutlich. 

Nuzog'  odi  ist  im  Mokobischen ,  chigriech  im 
Ahiponischen,  als  die  Form  des  Optativs  ange- 
geben. 

Das  Ablponigche  rcaguiat  und  das  Mokobi- 
sche  naaguia  haben  grofse  Aehnlichkeit,  eben  so 
das  Mokobische  cadenagti  mit  dem  Tobischen: 
adenagati. 

Tob.  aha,  Mok.  aloba,  Abip.  aaIoha:'Evde. 

Im  Mokobischen  scheint  kenoä ^  kenoba  uns, 
zu  bedeuten,  acamiist  das  deutliche  Abiponische 
Pronomen,  in  den  andern  Fällen,  wo  wir  hier 
Pronomen  zu  suchen  haben,  sind  sie  durch  die 
angeführten  Formen  ausgedruckt,  z.  B.  güerca- 
hokegoa  ist  ohne  Zweifel;  vergib  uns,  eben  d\e- 
ses  giicrca  aber  auch  Flexions- Vorsatz  der  ersten 
Plural -Person.     Vielleicht  dafs  in  dem  im  Mo- 


505 

kobischen  V.  U.  wiederhohlten  gdcobegga  eben 
dieselbe  Wurzel  liegt.  Mit  dem  Vorsiitz  gdco 
ist  wohl  in  den  folgenden  Bitten  gdazo  und  gdo 
verwandt;  wie  viel  überhaupt  vielleicht  unge- 
naues Aufschreiben  mancher  Laute,  besonders 
in  Tormeln  ohne  Übersetzuno;     Abweichungen 

c  o 

veranlafst  hat,  ist  nicht  zu  berechnen.  Zwi- 
schen dem  Mbayischen  gotini  und  dem  Tobi- 
schen goden  scheint  eine  Vergleichung  angestellt 
\verden  zu  dürfen. 

Das  Tobische  naax  (Span.  Ausspr. ),  Tag, 
das  Abiponische  neoga,  das  Mokobische  nagata 
liaben  Aehnlichkeit,  eben  so  am  Anfange  der 
siebenten  Bitte  Tob.  calac^  Mok.  ca/agam,  mit 
dem  Abiponischen  caldchca  am  Anfange  der 
fünften. 

Naaye  ist  dem  Mokobischen  und  Abiponi- 
schen gemeinschaftlich,  in  letzterem  gibt  die 
Grammatik  cldt  als  den  prohibitiven  Vorsatz  an: 
er  findet  si'ch  voy  der  sechsten  Bitte. 

■Proben   anderer    Wörter. 


Mbaya 

Abipona 

Mokobi 

nach    Gily. 

nach    Dobritzhofer, 

nach  Henas. 

<Jott  4 

conoenaragodi 

aboi;di. 

Himmel 

yrltii^igime 

/tipigem  od.  chajeni 

ipiguem. 

Wasser 

niogodi 

cnara.j 
bevHerYas:  enagap 

ebagyac. 

Feuer 

nulzdl 

nkdatek 

anodek. 

Sonne 

aU'-e.sa    (bey   ller- 

^rahaulai    (b.  Her- 

daazoä. 

vas :  alijega) 

vas  :  graolaec) 

Mond 

epenal 

grauek     ( bey    Her- 
vas: graguec) 

chidaigö. 

Mensch 

unelelgua 

joalc 

yoale. 

Mann 

. 

. 

cuaiegzac. 

Weib 

igualo 

camlina  (b-HervO 

aalö^  coenaC. 

Kind 

nlqaingT. 

Vater 

ehodl  (  bey  Hervas : 
iodi^ 

netä 

ytatalzat. 

Mutter 

elodo 

yaote 

yaati,. 

{,öf» 

^ 

JMbaya 

xiblpona 

Mokohi 

nach.    Gily. 

nacli    Dobritzliofer. 

nacli  Htrvaa, 

Solin 

ydnlgl 

naetalat. 

Toditer 

yönaga. 

Bruder 

«         • 

nenäk  (der  jüngere 
Bruder). 

Kopf 

ncguilo 

nanaiat ,   napanik 
(b.  Hervas :    ^zee- 
magaC) 

icaie. 

Auge 

nigecogee  (h.  Ilerv. 
nigüecogüe) 

natode 

nicote!. 

Ohr 

napagate. 

Nase 

nionigo  (bey  Herv. 

bey  ITervas:   ncaa- 

yimie. 

r.ifnigo) 

^a^fl/jjcrr 

Zunee 

noguellgl 

« 

lagra. 

Haar 

bcy  Herv.  namodi 

ncctegiiic 

naccula. 

Hand 

nibaagadl 

b.  nerv%  napakena 

napoguena 
od.  ycadgrai. 

Fafs 

nogonagl  (b.  Herv. 
nogonagüi) 

•         •         • 

capiate. 

Tag 

nocco 

/ico^ä 

liagä. 

\ 

uninitegiii 

. 

iniatedä. 

itoata  od.  itobata 
(anderer  Dialekt: 
iniguata  ) 

•        *         • 

inabacä. 

5 

dagani   od.  tagadl, 

*        ,        « 

inabacao  ■ 

dagßdi 

caiüi. 

(andr.  Dial.   ini- 

' 

ßuata    dugaru. 

IQ. 

Chumipy.      2 

3.  Vilela.     21 

.  Lille. 

Von  den  Chumipy  erfuhr  Azara  *)  nichts,  als 
was  Lenguas  und  Enimaga  berichteten,  dafs  sie- 
ungefähr  igo  Krieger  stark  auf  dem  südlichen 
Ufer  des  Vermejo  in  der  Gegend  der  Stadt 
Salta  in  Chako  wohnen,  friedfertig  und,  neben 
Jagd  und  Fischfang,  vom  Ackerbau  leben,  und 
eine  von  den  andern  bekannten  Völkerschaften 
verschiedene  Sprache  reden. 

Die  Vileui  kannte  Azara  auch  nur  aus  eben 
solchen  Nachrichten,  welche  dieser  Völkerschaft 


I 


*)  A.  a.  O.  S.  s86. 


6o^ 

eben  diese  Wolinorte,  Starke  niid  Lebensweise 
beylegteii,  und  die  Verschiedenheit  ihrer  Spra- 
che versicherten.  Von  den  Vileli  aber  haben 
wir  auch  andere  Berichte  aus  den  Jesuitischen 
Missionen,  die  in  der  Diöces  Tukuman  von  Vi- 
leli gestiftet  ^Verden  waren,  ^v^Lhrend  andere 
Stämme  dieser  Völkerschaft  in  den  W^äldern  am 
Vermejo  herum  schweiften.  Jene  Missions- 
Orte  sind  am  Flusse  Salado,  zwey  um  den  25- 
S.  Br.  und  den  313  und  314°  d.  L.,  in  jedem  von 
beyden  etwa  200  Menschen;  ein  anderer  um 
den  26°  S.  Br.  und  315°  10'  d.  L.,  wo  1767  etwa 
650  Personen  dieser  Nation  \v-aren.  Auch  gibt 
€S  nahe  bey  Cordova  ein  kleines  Dorf  mit  Viteli. 

In  den  ersteren  beyden  Oertern  wohnen  die 
Stämme  Ontoampas^  Yeconoampas ,  Ipas^  und  die 
Pasahies,  alle  zum  Christenthum  bekehrt.  An- 
dere Stämme,  d\&  C/mnupies,  Foocs,  Yecoanitas, 
Ocoles,  Vaeaas,  Atalalas  und  Sivinipis  schweifen 
in  den  Wäldern  am  Vermejo  umher.  Die 
Stämme  Giiamalcas  und  Tequetes,  welche  aucli 
die  Vilela- Sprache  redeten,  sind  entweder  aus- 
gestorben oder  unter  andere  Stämme  gemischt. 

Die  Missionäre  unterscheiden  zwey  Dialekte 
dieser  Sprache,  wovon  der  eine  den  Ontoam- 
pas  in  Ortega,  dem  westlichsten  von  den  zuerst 
genannten  beyden  Missions-Dörfern  zukomme, 
welche  kein  r  aussprechen  können,  sondern, 
wo  es  ihre  Stammverwandte  haben,  dafür  d 
setzen.  Der  andere  Dialekt,  welcher  Vilela 
schlechthin  heifse,  sey  der  der  übrigen  Stämme. 

Die  schon  sonst  bemerkte  *)  Aehnlich- 
keit   der  Vilela-   und  der  Lule- Sprache  zeiot 


*)  Hervas  Catal.  S.  33.,  wo  man  ander«  nicht  so 
ahnliche  Wörter  zum  Beleg  angeführt  findet. 


508 

sich    allerdings 
tern,    z.  ß. 


einer    Anzahl     von    Wör- 


Vilela. 

Lille. 

Zunge 

lekip 

leku 

Eauch 

Ulip 

ep. 

I^aelit 

ui 

uyba. 

anima 

goce 

ice. 

demonio 

goz 

icdo. 

Herz 

gase 

icct. 

Hand 

isip 

is. 

weifs 

poh 

poop. 

Schminkbohnen 

porote 

polütö. 

Nalime 

hüat 

üeip. 

Uebrigens  zeiat  die  Vergleichnng  der  nach- 
folgenden Sprachproben,  dafs  wenige  Aussicht 
zur  Auffindung  grammatischer  Belege  einer  nä- 
here^ Verwandtschaft  vorhanden  ist.  Ob  aber 
nicht  bey  solchen  Sprachen  solche  Aehnlichkeit 
wahrscheinlich  vieler  Wörter  einem  gewissen 
Zusammenhange  der  Abstammung  zuzusehrei- 
ben sey,  oder  blofs  vom  Verkehr  nahe  bey  ein- 
ander lebender  Völkerschaften  abgeleitet  wer- 
den müsse,  ist  vor  einer  genaueren  Bekannt- 
schaft mit  diesen  Sprachen  schwer  zu  ent- 
scheiden. 

Die  Lule  *)  sind  wahrscheinlich  nur  ein 
Stamm  einer  aus  mehreren  Stämmen  bestehen- 
den Nation,  welche  sämmtlich  die  Lule -Spra- 
che xeAeten.  Die  Missionäre  vom  Anfange  des 
siebzehnten  Jahrhunderts  sagen,  dafs  sie  da- 
mahls  ftinf  zahlreichen  Völkerschaften  gemein- 
schaftlich gewesen  sey:  den  Lille,  den  Is/sthm^ 
Tohistine,  Oristine  und  Tonecote^  welche  damalils 
in  Dörfer  vertheilt  gelebt,  die  letzteren  in  <ie^ 


*)  Hervas  Catalog.  S.  35.  ff. 


Nähe  von  Concezione  an  einem  See,  unv/eit  von 
dem    Vermejo,    (eine   alte  Nachricht   erwähnte 
auch,  dafsTonocoti  in  der  Mitte  des  sechzehnten 
Jahrhunderts   bey  der  Ankunft  der  Spanier  aus 
Tukuman  bis  an  den  Pilkomajo  geflohen  seyen:) 
die  vier  übrigen  aber  unweit  Talavera  di  Madrit, 
noch  Esteca  genannt,  am  Salado,  welcher  Ort: 
i'om   Erdbeben    zerstört  wurde,    ^vorauf  diese 
Stämme  in  die  Wähjer  flohen.     Hertas  nimmt 
an,  dafs  die  Matara  die  wahren  Tonocote,  und 
.vegen  der  Einfälle  der  Abiponen  ,  Mokoby  u.  s. 
^.  an  den  Fhifs  Salado  im  28^  S.  Br.  und  312° 
1.  L.  versetzt,  aber,  sonst  gar  zahlreich,    jetzt 
ehr  geschwächt  seyen.     Matara  bedeute  in  der 
Juichua-Sprache  eine  in  ihrem  Lande  häufige 
pflanze.     P.  Tcc/w  berichte  in  seiner  Geschichte 
'on  Paraguay,  dafs  die  Lule  damahls  dreySpra- 
;hen  geredet,  die  Quichua- Sprache  der  Inkas 
^on  Peru,    ihrer  Herren,    die    der  Tonocote, 
ait  denen  sie  gelebt,  und  die  A'ö/y/;?^- Sprache, 
i-elche  ihren  Nahmen  von  dem  Ouichua- Worte* 
faka  Berg,   habe,    und  demnach   ihnen   eigen- 
hiimlich  und  von  der  der  Tonocote  verschieden 
;ewesen  sey,  (ob  wesentlich  verschieden,  würde 
laraus  noch  nicht  folgen  ).     Sehr  zweifelhaft  sey 
s,  ob  diese  Kakana- Sprache  mit  der  heutiaen 
AÜe- Sprache  einerley  sey,    und   die  heutigen 
.ule  von  jenen  bey  P.  Techo  herkommen,  ^u- 
lahl  da  man  im  jetzigen  LuJe  kein  Spanisches 
Vort  antreffe.     Diese  heutigen  Lule  irrten  bey 
en  Einfällen    anderer   Völkerschaften    umher, 
is  in  der   Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts 
ich  550  Lule  bey  Miraflore  oder  St.  Stefano  setz- 
en ,  welclies  wieder  hergestellt  wurde,  und  zu 
ben  der  Zeit  die  Isistine  und  Tokistine  aus  ih- 
m  Wäldern  aufbrachen,    und  sich   bey  Val- 


510 

biiena  oder  St.  Giovanni  Battista  niederliefsen*)* 
Der  Stamm  Oristine  sey  vielleicht  der  ehemahls 
auch  Lille  genannte,  und  möge  sich  auf  den 
Wanderungen  verloren  Jiaben.  Der  Nähme 
Lule  selbst  ist  auch  unter  jenen  nicht  gewöhn- 
lich, sondernsienennensich:/?e/e  d.i.  Menschen. 
Jenen  von  Missionären  behandelten  Lule  ge- 
hört cjie  Sprp.che  an,  von  v/elcher  wir  Wörtei 
und  eine  Grammatik  besitzen.  Letztere  hai 
V.  Anton. Machoni^  General -Procurator  der  Jesui- 
ten in  Paraguay,  1.732  zu  Madrit  drucken  las- 
sen: ein  von  Lor.  Hervas  daraus  gemachter  AuS' 
zug,  der  nebst  einem  kurzen  Katechismus  uhc 
einem  Wörterbuche  handschriftlich  vor  mi: 
liegt,  ist  die  Quelle  der  folgenden  Erörterungen. 

Grammatischer  Charakter  der  Lule-  . 
Sprache.  \\ 

1.  Dieser  Sprache  fehlen  die  Buchstaben:  l 
d^  f,  g^  j,  (ohne  Zweifel  das  Spanische)  72,  r,% 
Sehr  gewöhnlich  ist  eine  Anhäufung  der  Consoi 
nanten  am  Ende  der  Wörter. 

2.  Die  Bezeichnung  der  Verhältnisse  der  Sub 
stantive  ist  unvollkommen,  und  deutHch  nich 
durch  Formen,  sondern  adjectivische  Zusatz 
erfolgt.  Die  Diminutive  werden  nur  durch  Zu 
Setzung  der  Adjective  ceces,  scesces ^  klein,  aus 
gedruckt,  der  Plural  aber  durch  Zusetzung  de 
Adjectivs*cw//?  viel,  oder  cuipan.  Nur  .zwe 
Wörter  haben  Ip  zur  Plural-P^ndung,.  aber  a. 
viele  Vv^örter  wird  hinten  il  angehängt,  um  de* 
Plural  anzuzeigen.     (  Bey  manchen  Wörtern  d€ 


*)  Auf  der  Karte  des  Englischen  Atlas  von  Am» 
rika  sind  die  Isistines  un  £7°  S.  Br.  und  ungefähr  dea 


6H 

Mokoby- Sprache  ist  auch  //  Plural-Endung  ) 
Eb  gibt  keine  Casus-Endungen,  die  Präpositio- 
nen ma:  m  mit  dem  Ablativ,  la:  in  mit  dem  Ac- 
cusativ,  ya:  mit,  sämmtlich  hinten  nachc^esetzt 
ersetzen  einige.  ^  ' 

3.  Die  Adjective  der  Materie  werden  um- 
schrieben ,  z.  B.  irden  durdi  a  Ic  tipan,  d.  i.  a  Erde, 
^  aus,  tipan  gemacht.  Der  Comparativ  wird 
durch  das  Verbum  apa?nc,  ich  übertreffe,  um- 
schrieben, der  Superlativ  durch  die  hinten  zu- 
5ej,erzten  Adverbien  a^/>  oder  /^£^/>viel,  cuiquip 
äehr  viel.  '        i    r 

4.  Die  Pronomen  sind  gms  ich ,  ue  du ,  ua  wir, 
7iil^hv,mcoto  er,  und  Plur.  sie.  (Als  Casus 
)bliqai  aer  Pronomen  dienen  ^venigstens  nach 
ien  Beyspielen  der  V.  U.  Formel  dieselben  An- 
lange, welche  bey  den  Substantiven  für  die 
ronominal- Adjective  hinten  angehängt  wer- 
ten.)  Sie  sind:  s  oder  c  mein,  ce  dein,%  sein, 
an  unser;  lom  euer,  paji  ihr. 

5.  Bey  den  Verben  dienen  diese  eben  ano-e- 
;ebenen  End-Anhänge  zum  Charakter  der  etn- 
einen  Personen  des  Präsens;  für  das  Praeteri- 
um  einer  nicht  sehr  entfernten  Zeit  wird  in 
mer  sehr  entfernten  ß/^,  für  das  Futurum 
:  zwischen  den  Wurzellaut  und  jene  Personal- 
Lnhänge  eingeschoben.  Durch  einiae  ancre- 
ängte  Partikeln  ^vird  d?r  Unterschied  der  Tem^ 
ius  und  kürzere  und  längere  Dauer  noch  ge- 
.auer  angedeutet. 

i  6.  Der  Imperativ  und  Infinitiv  sind  gleich^ 
[wird  an  den  End-Consonanten  gehängt,  oder 
er  End-Vocal  verdoppelt.  Die  Persolien  des 
tnperativs  haben  folgende  Zusätze:   Sino-.  3  p 


512 

pep  oder  tu,  Plural  iV.  pe,  2  V.uan,  3  P. /7ö;^ 
oder  npan.  Für  den  Conjunctiv  wird  an  alle 
Personen  des  Praesens  hinten  noch  Je  angehängt 
Der  Optativ  wird  durch  das  Verbum  maicic  icl 
will,  mit  angehängtem  no ,  welche  Zusammen- 
setzung hinten  an  den  Wurzellaut  desVerbun: 
ancrehängt,  von  diesem  aber  ein  oder  zwey  End- 
Consonanten  vorher  weggelassen  werden.  Di< 
Endungen  des  Particips  sind  ton,  beym  Futurun 
iiton^  des  Gerundium  im  Dativ  0/?,  ep^  ip ,  01 
oder  up ,  im  Ablative  le  oder  lnquil. 

7.  Es  gibt  keine  Passiv -Form,  sondern  e; 
ward  durch  Constructionen  umschrieben.  £1 
oibt  kein  Verbum  substantivum,  aber  wohl  eh 
Impersonale  sit  es  gibt,  ist  vorhanden.  Man  ha 
Formen  der  Verben,  um  anzuzeigen,  dafsdi. 
Handlung  unvermerkt,  oder  dafs  sie  geschwint 
erfolge.  Diminutive  der  Verben  bilden  sid 
durch  Verdoppelung  ihrer  ersten  Sylbe. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  n. 
Die  V.  U.  Formeln  der  Vileli  und  der  Lul 
sind  aus  Hervas  Saggio  pratico  genommen 
Wörter  von  beyden  Sprachen  hat  eben  derselb. 
im  Vocabolario  poliglotto  gegeben,  und  in  de: 
Aritmetica  d.  naz.  S.  97.  98.,  noch  mehrer. 
Wörter  der  Lule  im  Anhange  zum  Vocab.  po 
ligl.  S.  223.  und  in  d.  Örigine,  formazione,  mec 
canismo  ed  armonia  degl'  idiomj,  S.  49.  unc 
1^8.  Von  Guy  sind  in  seiner  Storia  Ameri 
cana  T.  III.  S.  363  —  6&.  auch  VVörter  bey 
der  Nationen  einander  gegen  über  gesteil 
worden  (die  der  Lule  nach  Spanischer  Or 
thographie). 


51.5 
381. 
V  i  1  e  1  i  s  c  h. 

Aus    Hervüs    Saggio  prat.    n.   ig. 
Vater     unser  Rohen    der     in     stellend 

Täte  -  kis  laue  -  1  -  ät  yasit; 

Nahn.c      dein      geküsset       er         sey 

,Hüat  -  mi  ilcinibe  -p  puop  ; 

Rcjdi         das       dein     zu  uns     es       über    komme 

Leiiiö  -  pe  -  mi   nakis  p  -  uple  nop; 

WoiieH    dein     gethanes        sey      welche    ^rt       Höhenden 

Aßiole-mi  dabe-p  puop   tag-eset    laue-1- 

in         so      diese      Erde       in         auch 

lät  eset  he  bäsle-le  umkel; 

T.g        Tag         Brot        von  unsern      jetzt        Ta-  uns 

Olo-oio    tanta-pe-kis    guae    olö    nakis 

gib  es 

lem-m  -  on; 

welche  Art  uns^       übel     thun  sie  welche  Nachsichthaben 

lag  eset  nakis  ugue    da  -  1  -  et       tocalam- 

7!^        so  du  übel        thun      wir         un, 

kis    eset   nam    ugtie    dit  -  kis   nakis 

Nachsiclit  habe  du. 

tocalamon; 

Uns  lasse  nicht    bösen  Geist  Schaden      den         in 

Wakis    yaiie  -  men       goz       casle  -  pe  -  be 

fallen    wir 

ilseanikis 

Auch        dem      üebel       von        uns      mache        erlösen. 

juac  -  tic  ugue  -  led  nakis  um  -  moyom. 

382. 

L  u  1  i  s  c  h. 

Aus  Hervas  Saggio  praticQ ,  N.   ig. 
Vater  unser   oben     in 

Pecen     zo  -  le 
^ootce  üetpce  zukipep. 


5i4 

Reich  dein    uns  zw  komme 

Leiiioce  ua-tayiile  nepep, 

Wollen  dein  thuo  man     oben        in  wie  Erde  auf 

Maitee     tiipep      zo   -  tä    nioketö      ama 

gleichfalls 

tekesi, 

Tage         alle  Brot     unser    Tag  an   uns     gib 

liii  yaüoni  tanta-ceii  iiiitä  üa  cei, 

-Vergib  Sünden     unsre  wie  uns   beleidigen 

Lopsaid  eicLipü-cen  mekeketö  üa    ticas- 

sie        vergeben        wir 

paii  lopsaüi-cen, 

Uns    lasse    nicht        Sünde         in        fallen  wir 

Ua  esi-uye  eicupti-le  tolmat-cen, 

Uebel      von     uns       erlöse. 

Oseyu-le  üa  tacsesi. 

Anmerkungen  zu  diesen  V.  U. 

theils  nach  den  Anmerkungen  bey  Hervns 
entlehnt,  theils  aus  der  Lule- Grammatik  ge- 
zogen. 

Cen  bedeutet  in  der  Lule:  unser,  ce  dein. 
Solche  Aehnlidikeit  des  Pronomens  der  2tenSin- 
sul.  und  der  i  Flur.  Person  ist  auch  schon  sonst 
vorgekommen.  In  der  Viiela  bedeutet :  Jus  uns,, 
luid:  unser,  jni  ist:  dein. 

lootce  ist  nicht  erklärt,  sondern  blofs  über- 
setzt: che-sei-bene-tu. 

hüat  Nalime ,  hat  um  so  mehr  Aehnlichke.l 
mit  dem  Lule -Worte  uetip ,  da  der  letzte  Vocal 
in  der  Zusammensetzung  ausgelassen  wird,  und 
dessen  verwandte  Formen  uetz.  ich  nenne ,  uetitiZ 
ich  gebe  Nahmen,   den  Wurzellaut  zeigen. 

^  zukipep 


Si5 

^      zukipep  von  zucz   ich  küsse,    zuM  küsse     es 
ist  als   Particip  übersetzt,    aber  die  Grammatik 
iehrt,    dafs  kerne  besondere  Passiv- Form  vor 
handen,  ,und  dafs  pep  die  3te  Singular- Person 
des  Imperativs   bezeichnet.     In    der  Vilela  gibt 
Hervas  bey  ilchubhp  ausdrücklich  ^^/j  als  die  Form 
des  Particips  an,   und  üb  ersetzt /;z/o/>  beydeMahl 
durch;  sey,  ob  es  wohl  nicht  als  Verbum  sub- 
stantivum  sondern  als  eine  Partikel,  die:  seyn 
bedeute,    betrachtet  werden  müsse;    vielleicht 
aber  leitet  das  Zusammentrefien  beyder  Endfor 
men  auf  eine  nähere   Vergleichung    derselben 
^  leino  nibeyden  Formeln  das  Spanische  Wort  • 
reino,  zum  ße^veise,    dafs  diesen  JMationen  das  r 
lehlt.     Man    vergleiche    die   obige    Bemerkung 
uoer  die  Ontoampas,  an  deren  Dialekt  man  also 
bey  diesem  V.  U.  zu  denken  hat,   und  dafs  bey 
diesen  Amerikanischen    Horden   fast    nirgends 
eine  Spur  von  Herrschaft  gefunden  worden  ist, 
wodurch  em  Wort  für  diesen  Begriff-  entstanden 
wäre. 

nepep-pep,  hier  und  in  tiipep  die  schon  anae- 
fnhrte  Form  der  3  Pers.  des  Imperativs,  von  lez  ' 
ich  komme  tiz  ich  thue,  (z  ist  hier  eine  andere 
Schreibart  der  in  der  Übersicht  der  Lule- Gram 
matik  bemerkten  Endung  der  1  Singular-Person  • 
/7z^/z  bedeutet:  ich  will,  maltiz  ich  mache  was 
ich  (essen)  will;  yompiz  ich  will  nicht. 

Die  Fostposition  ma  ist  in  der  grammatischen 
Übersicht  angeführt. 

Auch  irupan  bedeutet:  jeden  Tacr 

Tantam  beyden  V.  U.,  das  Quichua-W^ort 
für:  Brot,  ßeyde  Nationen  hatten  derglei- 
chen nicht.  ^' 

Lelosaiieiz  ich  verzeihe,  soll  ein  sehr  irregu- 
läres Verbum  seyn  und  lopsaid  davon  kommen 


5i6 

Tlcasz  'ich  beleidige,  pari  ist ^Äe  Endung  der 
a  Plural- Person.  _ 

Esi  ich  verlasse;  der  Imperativ  der  Verben, 
die  auf  einen  Consonant  endigen,  nimmt  emen 
Vocal  an  ,  also  esi.Mye  ist  Negations-Adverbium. 

In  der  Vilela  in  yanemen  ist  men  die  Prohibitiv- 

Partikel.  .    .      . 

To/zist:  ich  falle,  eyiiz  mir  ist  übel,  €yu\jQ- 
bei,  ICrankheit. 

Proben    anderer    Wörter. 


Gott 
Himmel 


EriJe 

'V\^^■sser 
peuer 
Sonne  u. 

Tag 
Mond 
IVlenscli 
Mann 
■Weib 

Kind 

Vater 

Mutter 

Sohn 

To  eiltet 

Kopf 

Auge 

Ohr 

Nase 

Zuue;e 


Vilela 


nacli  G//_y.     nach.' Hervas. 


laui  (bedeu- 
tet auch: 
oben  ). 

basle. 

ma 

nie 

olö 

copi 
nitemoi 
guima  *  *) 
ciuisle 


Otts 

op ,  täte 

nanb 

inake 

inake 

niscone. 

toque 

maslup 

limic 

lequip 


L  IX  1  e 


baslk 
ma 


olö 


COpl 

nitemoi 


op,  täte 

nani 


mscone 
toke 

nihibcp 
hkip 


nach  Hervas. 


nach  Gily. 


to 

icue 

ini 

alit 
pele 


pe 
anüe 


toco 

zu  ,  zuiake 


nus 
le.ki 


fö  *) 
jucue. 
inni. 

allit. 
pele. 

cumueptitö. 
vacal ,    lucU' 

eptüö. 
cue.  ^ 

pe. 
umue. 
cue. 

cue.  , 

tocco. 
chic. 
cusp. 
nus. 
leqiii. 


*)  Eins  von  beyden  ist  Versehen  der  Verwechse- 
lung des  ähnlichen  Consonanten. 

**)  Mehr:  coniux,  für  bey de  Geschlechter. 


517 


Vilela 

L  Ti  1  e 

Xictcl 

GS/y. 

nach  Htrvat. 

nach   Hervas. 

nach 

Guy. 

Haar    . 

,     . 

caplhe 

ISlp,    lS!g 

'S. 

Fufs 

ape 

ape 

elu,  ei/u 

eilt. 

1 

yaasüa,    od. 

alapea. 

a^mt                                     1 

2 

i-'^e                    tamoD.             \ 

5 

'    • 

\ 

nipcluäz 

tainiip.            j 

V.    Küstenland   Peru. 

Einer  der  interessantesten  Pancte  von  Ame- 
rika war  das  Reich  Peru,  das  eine  von  den  zvvev 
Ländern  des  neuen    Continents,    wo  zwischen 
Nationen,  die  fast  alle  olme  irgend  ein  Band  nä- 
herer Vereinigung  auch  nur  unter  selbst  gewähl- 
ten  Überhäuptern  lebten,    sich  Herrscher  em- 
por geschwungen  hatten,  (wie  einst  in  der  Vor- 
zeit in  den  Ebenen  des  mittleren  Asiens  eben  so 
zuerst  zwischen  Horden  Herrscher  aufgestiegen 
zuseyn  scheinen;)  und  mit  dem  engeren Anein- 
anderschliefsen  der  Einzelnen  eine  Art  von  Civili- 
sation  gegründet,  und  die  Ausdehnung  des  über- 
mächtigen Küstenstaates  zuerst  vorbereitet  wur- 
de, welche  dann  mitdem  V^achsthum  der  Staats- 
kräfte  immer  weiter  gedieh.      Im  Gefolge   des 
Wohlstandes  und  der  Macht  höherer  oder  er erin- 
gerer  Gebiether  erfolgten  Einrichtungen,  gegen 
welche    der  Zustand  der    benachbarten  rohen 
Völker  sehr  abstach,    und  nicht  blofs  Anfänge 
derCultur,  sondern  ein  gewisses  Fortschreiten 
derselben*),    ähnlich    der  Cultur    der   Reiche 


*)  Von  dem  Zustande  der  Baiikunst  in  Peru  ist  in 
der  Einleitung  gesprochen  worden. 

Kk    2 


518 

Afrika'sund  Asiens,  die  entweder  in  derVorvvelt 
zwischen    iinorganisirten    Horden,'   oder  isolirt 
in     unverwandter    Erhaltung    einseitiger   Fort- 
schritte einer  gewissen  blofs  bürgerlichen  Cul- 
tur  verblieben.     Daher  auch  besonders  zwischen 
diesem  Staate  und  dem  Chinesischen  oder  Japa- 
nischen Vergleichungen  angestellt,  und  dadurch 
Vermuthungen   begründet  worden  -sind,    dafs 
die,  der  Peruanischen  Tradition  nach,  zu  Herr- 
schern empor  gestiegenen  Fremden  aus   jenen 
Gegenden   ausgegangen  seyen,    und  nach  dem 
Vorbilde  vaterländischer  Einrichtungen  dort  ge- 
wirkt  haben,    ob  wohl    auch  der  menschliche 
Geist  in  seinen    Erfindungen    unter    ähnlichen 
Umständen  offenbar  ähnliche  Wege  einschlagen 
kann.     In  jenem  Falle  würden  sie  mit  den  Frem- 
den, die  in  der  Griechischen  Vorwelt  nach  Athen, 
Boeotien  und  den  Peloponnes  gekommen,  Für- 
sten dortiger  Staaten  wurden,    zunächst  zu  ver- 
gleichen seyn.     Immer  sehr  merkwürdig  ist  die- 
ses Peruanische  Reich  in  seiner  Ausdehnung  vom 
1*^  14'  N.  Br.  von  Pastos,  nähmlich  Citta  S.  Gio- 
vanni 54 Stunden  von  Quito  an,  bis  zum  Maule- 
Flufs  in  Chili  im  35°  S.lBr.  in  der  Länge,   und  in 
einer  Breite  von   60  bis    150  Stunden,    welclie 
auch  einen  grofsen  Tlieil  der  Cordilleren    und 
Anden  mit  in  sich  begriff;  und  es  biethet  in  den 
Anstalten  derStaatskuiist  seiner  Monarchen,  wo- 
durch sie  unter  anderem  auch  die  Erhahtmg  der 
gemachten   entfernten  Eroberungen    sicherten^ 
und  wohin,    wie   einst  in  Mittel- Asien,    aucli 
Verpflanzungen   der  Einwohner  besiegter  Län- 
der gehörten,  dem  Menschenbeobachter  ein  in- 
teressantes Schauspiel  dar,    wovon  einzelne  Zü- 
ge zu  schildern  hier  eben  so  wenig  der  Ort  ist, 
als  zu  der  Erörterung  der  nicht  zu  lösenden  Auf- 


61.9 
gäbe,  woher  die  Mas,  die  Herrscher -Familie 
von  Peru,  mit  ihrem  Sonnen- und  Sternendienste, 
eigenthch  gekommen  sind,  welche  reliaiösen 
iinirichtungen  doch  nicht  so  ganz  die  einzigen 
m  Sud-An-,erika  waren  ;  wie  wir  in  Neu-Granada 
und  bey  Bogota  de  S.  Fe  sehen  werden),  und 
ob  die  herrschende  Sprache  dieses  Reiches 
von  Peru 

I.  die  Quichua-Sprache 
von  den  Inkas  vorgefunden  oder  auch  durch  die 
Ankunft  dieser,    wie   es  scheint  *),    einzelnen 
l^remden  nur  modificirt  worden  sey.     Siemuftte 
es  wenigstens  mit  den  Fortscliritten  der  bürger- 
lichen Cultur  unter  der  Regierung  dieser  inkas 
werden     so  wie  sie  dadurch  einen  grofsen  Ein- 
Hufs auf  die   benachbarten  Länder  und  Völker 
bekam,  wo  sie  wie  in  Quito,  einem  grofsen  Theiie 
von  Tukuraan   und  einem  nicht  gerinaen   von 
Chili  gesprochen  wurde,    oder  aufweiche  we- 
nigstens  eme  Menge    vbn    Ausdrücken    dieser 
Sprache  im  Verkehr  überging  --)•    zumahl  da 
der  Vater  aer  bevden  unglücklichen  Brüder,  die 
durch  ihre  Entzwevung   und   die  Spanier  ihres 
Herrscherhauses  letzte  würden,  die  Söhne  der 
Vasallen  und  deren  Verwandten  aus  allen  Thei- 


)  Diefs  schemt  übrigens  nicht  die  Meinuns;  de.-! 
J  erfassers  der  Hmoria  del  Peru  iai  III.  Bd.  von  Rarcia 
Histonaclores  priuüdvos  (Madrit  1749)  ^u  seyn ,  der 
yn  dem  kriegerischen  Volke  der  Inkas  spricht,  die 
sich  iJ^ngnm  (welches  Ohr,  bedeutet)  nnd  ihren  Für- 
Sten  tapalla  Inga  d.  i.  Alleinherr,    nennen. 

**)  So  sind  z.B.  besonders  auch  die  Wörter  für: 
Wachs,  Honig  Bienen  ,  in  viele  Sprachen  übergegan- 
gen,  8.  hervas  Origme ,  formaz.meccanisiu.  degtiidio- 


r,20 


len  seines  Reiches  in  seiner  .Residenz  versam- 
meke,    damit  sie  seine  Sprache  lernen  —  zu- 
aleich  aber  auch  ihm  zu  Geiseln  dienen  sollten. 
Die  Spanier  konnten  demnach  nach  der  Erobe- 
rung vermittelst  dieser  Sprache  von  Kuzko,  der 
Residenz,    bis    in    die    bezeichneten   entfernten 
Puncte  des  Reiche;*  überall  sich  yerständhch  ma- 
chen *),  und  ihre  Fortschritte  wurden  dadurch, 
lind  überhaupt   durch   die   Organisation   dieses 
K-^ciu  ,s  bey  weitem  mehr  erleichtert,    als  wenn 
si-  Hch  dtru  Weg  durch  blofs  wilde  Horden  zu 
babner.  hat-en.     Übrigens   bedeutet  ^uechuam 
dieser  Sprache  das  ebene  und  niedrige  Land  an 
der  Südsee  mit  gemäfsigtem  Klima,   runka  Ebe- 
nen, Ami  Gebirgsgegenden  mit  immer  heifsem 
Klima  und  rerrneii.ch,    Örho  Gebirgsland,    das 
schon  angefülnte  Kalm  Alpen  -  Gebirge'*^),   und 
darnach    snid  zum   Theil    die    Sprachen    dieses 
Reic!ies  benannt  worden. 

Die  pinchua-Sprache  hat  nur  wenige  Wörter, 
die  .sich^blofs  durch  den  Accent  unterscheiden. 
Die  Verhältnisse  der  Häufigkeit  der  einzelnen 
Buchsraben  sind  von  Herms'''''),  und  von  eben 
demselben  sind  die  Anfangssylben  aufgezahlt, 
die  in  dieser  Sprache  vorzukommen  pflegen  t). 
Sie  wird  als  an^ienehm  und  harmonisch  geschil- 
dert; durch  die  Stelle  des  Accents  und  die  Häu- 
figkeit der  Vocale  sey  sie  es,  so  wie  sie. sehr 
reich  und  empfänglich  für  jede  rlietorische  und 

*)  Rarda  historiadores  piimidvos  T.  III.  Cap.  6. 

**)  S  Hervas  Catalos;»  d.  lins;,  con.  S.  53;  über 
aiese  Localitäten  iedoch  ohne  Bezug  auf  iene  Nahmen 
s,  '.'.  Zflc/t's  moiiatl.  Correspondenz  1801. Bd.  111.  b.  457. 

**•)    Origine,   formaz.  lueccanisiu.   etc.   6.   134.. 

35-  38-  ,       ^  , 

f)  Eben  das.  ,S.  i39- 40' 


521 

dichterische  Schönheit  sey;  im  Ausdruck  der 
Zärtlichkeit  und  Plmpfindung  werde  ihr  kaum 
irgend  eine  Sprache  gleich  kommen. 

Die  vornehmsten  Dialekte  der  Ouichua- 
Sprache  waren  ^iiiiena  um  Quito,  Lanuwo  um 
Truxilio,  Chinchaisuyo  um  Lima,  Cuzaicnno  um 
Kuzho^  der  Residenz  derinkas,  welches  der  am 
meihten  ausgebildete  Dialekt  war,  und  Calchanid 
m  Tukuman.  Die  aus  d&n  anzuführenden  Hiiiis- 
mitteln  entlehnten  Wörter  gehören  dem  Dialekt 
von  Kuzko  an  ,  Hervas  hat  im  Vocabolario  poli- 
gloto  auch  Wörter  des  Quitena- Dialekts,  die 
aber  bey  weitem  häufigei^Überein  stimmen  als 
a^bweichen.  In  manchen  Abweichungen  .dieser 
Dialekte  mögen  auch  Überbleibsel  anderer  dort 
von  der  Ouichua  verdrängter  Sprachen  liegen. 

Nach  einer  auch  von  Hervas  mitgetheilten 
Handschrift,  in  welcher  manche  nützlLche  Bemer- 
kung über  die  Ouichua- Sprache  enthalten  ist, 
waren  dem  ungenannten  Verfasser  von-den  an^ 
gegebenen  'Dialekten-,  folgende  Besonderheiten 
bekannt,  dafs  das  Chinchaisuyo  wenia^tens  180 
eigenthümliche  W^örter  *),  und  aufser^^dem  noch 
mancherley  Abweichungdn  der  Aussprache,  z.B. 
a./  statt  des  Frageworts'r/??/,  pis  statt  der  Copula 
pas,  iqui  statt  der  Endung  der  zweyten  Person 
nqiii  u.  dgl,  gehabt  habe,  '; 

Der  Lamano,  oder  wie  er  hier  heifst:  Lami- 
5^ß-Dialekt  habe  ebenfalls  viele  eigenthiimliche 
Wörter,  und  nicht  wenige  mit  abweichender 
Bedeutung  besonders  unter  den  zusammen  ge- 
setzten Verben.     Diese..r  Dialekte  fehle  das  gut- 


*)  In  den  Wörterbächern  sind  einise derselben an- 
geoeben,  die  gar  sehr  wenig  abweieheHden  Zahlwörter 
auch  bey  Hervas. 


52« 

turale  ^,  und  dafür  stehe  gcAVölmlich  g,  z.  B. 
canga  für  canha^  auch  sey  hier  immer  o  in  m,  e 
in  /,  und  f/z  am  Ende  in  c/iz,  oft/?  inZ»,  t  m  d^ 
hin  s,  und  *  in  ein  aspirirtes  sh^  dem  Laute 
nach  dem  Italienischen  sc  ähnlich,  verwandelt 
worden.  Die  Zahlwörter  treffen  bey  nahe  durch- 
gängig mit  denen  des  folgenden  Dialektes  zu- 
sammen, und  weichen  nur  äufserst  wenig  von 
dem  Haupt -Dialekte  ab. 

Das  Öulteno  hat  eben  diese  Veränderungen 
und  noch  weit  mehrere  andere,  z.  B.  k  und  c 
werden  in  (das  Spanische)  j  verwandelt,  und 
man  sagt  maiia  mayati  oder  mainan  für  mana  mai- 
can  (  niemand  ).  Durch  die  Menge  eigenthümli- 
cher  Wörter'')  imd  Veränderungen  oder  Ver- 
derbung der  grammatischen  Flexionen  zeichne 
sich  dieser  Dialekt  vor  allen  anderen  aus,  und 
das  darin  Geschriebene  sey  anfangs  kaum  ver- 
ständlich. 


*)  Aus  Hervas  vocabolario  poligloto  lassen  sich 
folgende  eigen thümliche  Wür-ter  dieses  Dialekts  nach- 
weisen ; 


Haar 

Seele 

Tliier 

hell 

Schenkel 

unrer 

Auge  ' 

dunkel 


Ouitena. 


accha 

aya 

uausa 

ancha 

changa 

urac 

nägui 

amsa 


Quichua. 


chüccha 

songo 

Ilaina 

Ulan 

chaki. 

urapi, 

na  hui. 

tutayo-sca. 


q  ui 

c  h  u  a 

von 

1560. 

yacc/ia. 
camakenc. 

cauiac. 
illari. 

In  andern  Wörtern  ist  die  Abweichung  entweder 
nur  sehr  gering,  oder  trifft  bey  v/irklicher  Verschie- 
denheit entweder  mit  dem  einen  oder  andern  Qui- 
chua-Worte ,  etwas  seltener  aber  mit  denen  voh 
1560  überein. 


Da2;egen  unterscheide  sich  der  TukuTnanlsch& 
Dialekt  wenig  von  der  eigentlichen  Quichaa- 
Sprache  von  Kiizko,  aufser  durch  viele,  in  die- 
ser Provinz  darein  aufgenommene  Spanische 
Wörter,  und  durch  einige  Umwandelungen  der 
Laute,  so  wird  zuweilen :  hms,  /'in/,  /"in/?, 
k  am  Ende  immer  in  x^  wie  es  im  Spanischen: 
velox,  lautet,  in  der  Declinations-  und  Conju- 
gations -Endung  chik  aber  in  ^  verwandelt,  die 
Accusativ- Endung. lautet  /a,  niemahls  da. 

Uebrigens  haben  die  Peruaner  überhaupt 
die  in  Domingo,  Kuba  u.  s.  w.  von  den  Spa- 
niern vorlier  angenommenen  Benennungen  all- 
gemein gewölnilicher  Gegenstände  von  diesen 
Spaniern  angenommen,  und  mit  ihnen  die  Statt- 
halter: Kaziken ,  das  Getreide:  Maiz,  das  Ge- 
tTänk:  chicha  genannt,  obwolil  ihre  Sprache 
dafür  die  Wörter  :  curaca^  cara  und  acua 
hatte  *). 

Nach  dem  Inka  GarcUasso  de  Ja  Vega  **)  sol- 
len zu  Kuzko,  woher  dieser  gebürtig  ^var,  Ko- 
mödien und  Tragödien,  längst  vor  Ankunft  der 
Spanier,  in  der  Landessprache  vorgestellt  wor- 
den seyn,  von  denen  letztere  die  Grofsthaten 
früherer  Könige  zum  Gegenstande  hatten.  Auch 
verhebte  Poesien  habe  man  gehabt,  ähnlich  den 
Spanischen  Redondillas.  Man  habe  auf  Sylben- 
mafä  gesehen,  Reimte  aber  nicht  gebraucht; 
der  Poet  habe  Iiaraiiec  '■-••==;=)  geheifsen. 

*)    Barcia  histor.  prim.  T.  III.  C.  lo. 

**)  Commentarios  reales,  qne  tratan  del  origen 
de  losYncas,  reye^  que  fueron  del  Peru  (Lisb.  1609) 
fol.  52.  u.  55. 

***)  Gare,  de  la  Vega  sagt,  dieses  Wort  be- 
deute: Erfinder,  es  soll  wohl  heifsen :  harainc,  (nach 
der  nachmahls  anzuführenden  Endung  solcher  Wör- 


5^4 

Von  allen  solchen  Erzeugnissen  ,  so  viele 
oder  so  wenige  derselben  vorhanden  gewesen 
seyn  mögen,  ist  nichts  mehr  übrig,  als  ein  klei- 
nes Lied,  welches  Garcilasso  de  la  Vega  in  sei- 
nem Werke  anführt,  und  (zum  Theü  nicht  ge- 
nsu)  übersetzt.  Ich  habe  es  in  Wielamh  neuem 
Teutschen  Merkur  (Januar  1799)  abdrucken 
lassen,  und  es  dort  grammatisch  genau  erklärt. 
Von  einer  Ode  im  Sapphischen  Svlbenmafse, 
welche  nach  der  Eroberung  Peru's  in  der  Qui- 
chua  versucht  worden  ist,  und  in  der  Arte  de 
Ruhio  steht,  soll  nachmahls  die  erste  Strophe 
als  Probe  folgen. 

Demnach  mufs  die  Kenntnifs  dieser  Sprache 
fast  allein  aus  Grammatik  und  Wörterbuch  ge- 
schöpft werden,  welche  ausführlich  genug  be- 
arbeitet sind. 

Hülfsmlttel  der    Q^uichua  -  Sprache. 

Domingo  de  S.  T/iomas  gV3imm7xXica.  6  arte  de 
la  lengua  general  de  los  Indos  de  los  reynos  de] 
Peru  (llamada  Ouichua),  Vahadolid  1560,  8- 

Eben  dess.  Aif^e  y  VocabuJario  en  la  lengua 
general  del  Peru  llamada  Quichua.  Cividad  de 
los  Reyes  1586,   8- 

Grammatica  y  Vocabulario  en  la  lengua  ge- 
neral del  Peru,  llamada  Quichua  y  en  la  lengua 

ter)  von  harauini:  ein  Lied  von  geschehenen  Thaten 
oder  von  geliebten  Gegenständen  singen,  das  Lied 
heifst:  haraui.  Uebrigens  scheinen  die  Spracbkennt- 
nisse  dieses  von  der  Familie  der  Ynkas  von  mütter- 
licher Seite  abstammenden  Eingeleornen  nicht  grofs 
aewesen  zu  seyn,  da  er  fol.  117.  den  Nahmen  Püc/id- 
yachachic,  der  dem  Prinzen  Viracocha  gegeben  worden, 
iibersetzt:  criador  universal,  da  er  offenbar:  Welt- 
Lehrer,  oder:  allgemeiner  Lehrer,  bedeutet. 


m  525 

Espauola,  Sevilla  1603  '•'),  nach  der  Unterzeich- 
nung unrer  der  Dedication  von  Diego  de  Torres 
Riibio  verfaföt. 

Grammatica  y  Arte  niiova  de  la  lengiia  Oqui- 
chna  o  del  liica,  general  en  todo  el  Peru,  com- 
poito  por  el  Padre  Diego  Goncalcz  Holguin,  de 
la  Compania  de  Jesus,  naturel  de  Cageres 
Impr.  en  la  Cividad  de  los  Reyes  del  Peru,  1607. 

Eden  dess.  Vocabulario  de  la  lengua  general 
de  todo  el  Peru,  llamada  lengua  Oquichua  o 
del  Inca,  corregido  e  renouado  conforme  a  la 
proprietad  corresana  del  Cuzco,  dividido  en  dos 
libros,  que  son  dos  Vocabularios  enteros  (nähm- 
lich  Ouichua- Spanisch  und  Spanisch -Onichua) 
en  que  Sälen  a  luz  de  nuero  las  cosas,  que  fal- 
tauan  al  vocabulario.     Eben  das.    1608  *■•'). 

Dieg.  de  Ohnos  Grammatica  de  la  lengua  ge- 
neral ( del  Peru),     Lima  1633.  4. 

In  Gily  Saggio  S.  233  —  43.  ist  eine  gramma- 
tische Uebersicht  dieser  Sprache  gegeben. 

Aulser  dem  sind  Wörter  dieser  Sprache  an- 
gegeben in  Gily  Saggio  S.  355  ff.,  in  Hervas  Ori- 
gine,  formäz. ,  meccan.  degli  Idiomi,  S.  45.  und 
177-  178.J    die  Wörter  für  Geräusch  eben  das. 

*)  Die  Grammatik  besteht  aus  lyo  Octav  -  Blät- 
tern, das  Wörterbuch  Quichua  -  Spanisch,  Bogen 
A  —  L,  Spanisch -Qiiich.  Bogen  A — M.  Der  Ver- 
fasser unterzeichnet  sich  als  Jesuit  und  Procurator 
der  Provinz  Peru, 

**)  Beyde  Werke  im  ordentlichen  Quart- Format, 
doch  so,  dafs  es  der  Zählung  der  Blätter  nach  breites 
Octav  seyn  soll,  jenes  145  Blätter,  dieses  575  und 
35Q  Seiten.  Von  der  Proinmciation  sind  in  dieser 
Grammatik  keine  Regeln  gegeben,  aber  wohl  in  der 
Vorrede  des  Wörterbuchs  und  in  dem  angeführten 
Manuscript,  dessen  Verfasser  diese  HiiUsiuittel  ge- 
braucht hatte. 


5^^6 

S.  49.,  ferner  in  /-/erfa^ A^ocabol.  pollgloto,  theils 
nach  dem  gegenwärtigen  Gebrauche,  theils,  wie 
sie  es  1560  waren;  anch  im  Anhange  zu  diesem 
S.  224.  ist  von  der  Quichna-  und  Quitena-Spra- 
che  einiges  bemerkt,  und  in  der  Aritmetica  delle 
nazioni  sind  von  beyden  und  dem  Lamano-  und: 
Chinchaisuyo- Dialekte  die  Zahlwörter  angege- 
ben, und  durch  Bemerkungen  erläutert.  S.  iüo 
und  101. 

Grammatischer  Charakter  der  Qui- 
chua-Spr  ache. 

1,  Dieser  Sprache  fehlen  die  Buchstaben  ^,  d, 
fi  §i  (Spanisches)  x,  v  als  Consonant,  sie  hat 
kein  einfaches,  sondern  dafür  immer  das  (Spa- 
nische) Doppel-//,  dagegen  kein  doppeltes /•;•, 
sondern  immer  nur  das  einfache  r.  Die  Aus- 
sprache macht  Fremden  keine  Mühe,  ausgenom- 
men dafs  das  gutturale  k  Aufmerksamkeit  erfor- 
dert, damit  man  es  nicht  mit  c  oder  q  verwech- 
sele. 

2.  Die  Sprache  hat  nach  der  Bemerkung  des 
angeführten  MSts.  den  Charakter  einer  primiti- 
ven Sprache,  indem  sie  gar  keine  irregulären 
Verben  haJ:,  und  die  Wurzel  bey  allen  Flexio- 
nen bleibt.  Alle  Verben,  und  alle  Nennwörter, 
die  nicht  von  Verben  herkommend  schon  Ab- 
leitungszusätze haben,  auch  viele  Adverbien 
sind  zweysylbig.  Solche  Ableitungsendungen 
sind:  cay,  casca^  canca^  diedrey  Infinitive (Praes,, 
Praeter.,  Futur.)  des  Verbum  substantivum, 
durch  deren  Anhängung  an  Nennwörter  Ab- 
stracta  entstehen,  z.  B.  dioscay  die  Gottheit, 
wörtlich:  das  Gott  seyn;  yoc^  niyoc^  queyoc  für 
den  Besitzer,  camatoc  für  Personen  von  gevvibscn 
Ämtern  und  Beschäftigungen,  anaiiw  daslnstru- 


5-7 

jnent.     Diminutive  gibt  es  wenige,  liebkosend 
wird  zuweilen  dafür //«V  angehängt, 

3-  Das  Genus  kann  nur  durch  den  Zusatz 
von  Wörtern,  wie  Mann,  Männchen  u.  d.  aus- 
gedruckt werden.  Für  den  Plural  gibt  es  sieben 
Arten  der  F.ndungen,  die  allgemeine  ist  cuna^ 
sie  hat  nicht  die  Nebenbedeutungen  der  folaen- 
den, /7W/-Ö  od.ev puranlin  steht,  wenn  Mehrere  un- 
ter einander  etwas  thun,  chac ,  diaquen  oder  diac- 
nin  bey  Adjectiven  im  Falle  einer  Vergleich ung, 
rotin  bey  Theilen  eines  Ganzen.  Im  collectivi- 
schen  Sinne  wird  das  Wort  verdoppelt,  im  Falle 
der  Doppelheit,  also  für  den  eigentlichsten  Dual 
fiirap  oder  purapnin  vor  das  W^ort  gesetzt.  D  urch 
die  Zusammensetzung  dieser  Formen  entstehen 
Jioch  sieben  andere  Ausdrucksweisen  des  Plu- 
rals. Wenn  Numeralien  vor  den  Stibstantiven 
stehen,  so  braucht  man  nicht  eine  Plural- Form 
zu  setzen.  Die  Casus  werden  durch  folgende  En- 
dimgen  ausgedruckt,  der  Genitiv  durch  p  oder 
Pö,  der  Dativ  durch  pac ^  der  Accusativ  durch  ta 
oderov/.  Beym  Vocativ  wird  a  oder  v«  vorge- 
setzt, für  d.Q\-\  Ablativ  eine  der  Praeposition'en 
hinten  angehängt.  Alles  diefs  erfolat  eben  so 
nach  Anhängung  der  erwähnten  Plural -En- 
dung cwia. 

4.  Die  Adjective  stehen  immer  vor  dem  Sub- 
stantive, aufser  wenn  sie  als  Apposition  gesetzt 
werden,  die  Participien  vor  oder  nach  dem  Sub- 
stantive. Die  Adjective  der  Materie  werden 
durch  das  Substantiv  dieser,  welches  dem  an- 
dern Substantive  blofs  vorgesetzt  wird,  und 
überhaupt  viele  Adjective  durch  den  Genitiv 
eines  Substantivs  ausgedruckt,  so  dafs  dieser 
Genitiv,  wenn  das  Adjectiv  substantivisch  zu 
verstehen  ist,    dann  tortdeciinirt  wird.     Uebri- 


gens  aber  sind  die  Adjective  ohne  alle  Declina- 
tion.  Hini^  nirac,  auch  _y  sind  Endungen  der 
Adjective,  welche  Aehnlichkeit,  ymanac  derer, 
welche  Negation  (wie  das  vorgesetzte  un  im 
Deutschen),  nisca  derer,  welche  die  Bestim- 
mung, ninca  derer,  welche  die  Geschicktheit  zu 
etwas  bezeichnen.  Der  Comparativ  wird  entwe- 
der durch  ein  an  das  Adjectiv  gehängtes  /7z  oder 
nec^  oder  durch  das.  vor  das  Adjectiv  gesetzte 
asliuan^  oder  dadurch  ausgedruckt,  dafs  der  ver- 
glichene Gegenstand  mit  der  Praeposition  munta 
oder  im  Genitiv  vor  das  Adjectiv  gesetzt  wird. 
Den  Superlativ  drucken  chacamanta  oder  suUull- 
manta  oder  haycaypas  oder  huanuy  oder  inillay  vor- 
gesetzt, aber  auch  noch  mehrere  Formen  aus. 

5.  Die  Pronomen  sind  rioca  ich,  cam  du,  pay 
er,  sie,  Plural  mit  Einschlufs  fiocaric/uc  oder  no- 
canchiccu  oder  nocanchiccuna  ^  mit  Aiisschlufs: 
fioeaycii  oder  nocaycucima  wir,  camchic  oder  cam- 
cuna  oder  camchiccuna  ihr,  paycuna  oder  paypay 
sie.  Sie  decliniren  sich  mit  den  angeführten 
Casus-Endungen,  aber  die  Pronominal- Accu- 
sative  werden  auch  durch  besondere  Formen 
der  Verben  ausgedruckt.  Die  Pronominal -Ad- 
jective sindj'  mein,  yqui  dein,  n  sein  oder:  ihr, 
ncIdc  unser,  yqukhic  euer,  n  oder  neu  ihr.  Sie 
stehen  hinter  den  Substantiven,  aber  zwischen 
diesen  und  ihren  Casus -Endungen. 

6.  Die  Personal -Flexionen  der  Verben  hat 
fast  jedes  Tempus  ein  wenig  anders,  jedoch  im-, 
mer  so,  dafs  nächst  der  ersten,  nachher  anzu- 
führenden Person,  die  2  P.  auf  iiqui,  die  3  P. 
auf  n,  im  Plural  die  1  Pers.  inclusivisch  auf  cf/ic^ 
exclusivisch  auf  c«,  die  2  P.  ^uf  ?2c/iic,  die  3  P. 
auf  neu  endigen.  Die  Endung  der  1  Pers.  im 
Praesens  ist:  ni,  im  Imperfectum  chcarcani,  im 


5^9 

bestimmten  Pi\TeterItum  rr*?/?/,  im  unbestimmten 
scam  cani^  im  Plusquamperfectam  scain  carcani, 
im  Futurum  sac^  im  Futurum  exactum  scaia 
cassac. 

7.  Die  sogenannten  Modi  haben  eine  Menge 
von  Foimen,  der  Imperativ  (aufstr  dtii  ül)rigen 
Personen)  die  2te  Singular-  Person  y,  Plural: 
Vc/iic,  jene  im  Imperativ  des  Futurum.:  nqui,  im 
Imperative  des  zusammen  gesetzten  Praeteri- 
tum:  sca  cay;  nachgebender  Weise  wird:  pas^ 
nachlassend  im  Zorn:  kaa  angehängt,  und  oft 
zur  Verwünschung  die  eine  oder  andere  Partikel 
vorgesetzt.  Der  Optativ  hat  aa  vor  sich  und  fol- 
gende Endungen,  im  Praes.  nian^  im  Imperfec- 
tum :  chcayman^  im  Perfectum:  scacayman^  im 
Plusquamperfectum:  ymancarca  oder  sca  Cayman 
carca^  im  Futur.  j7/za/2,  im  Futur,  exact.  ncay  can- 
man.  lieber  diefb  hat  ein  Optativus  imperativa- 
tus,  ein  prohibitivus,  ein  dubitativus,  ein  re- 
prehensivus,  ein  subjunctivatus  jeder  seine  be- 
sondere Form.  Der  Subjunctiv,  der  nie  ohne 
Verbindung  mit  einem  andern  Satze  (aber  nicht 
bey  den  Conditional- Sätzen  des  Plusquamper- 
fectum, welches  dann  im  Optative  gesetzt  wird,) 
steht,  hat  die  Endungen  im  Praes. :  ptiy,  im  Im- 
■peikct.  chcaptiy,  im  Praeteritum  perfectum:  sca 
capiiy  oder:  scaycaptin,  im  Futurum:  ncaycaptm. 

8.  Alle  diese  und  die  folgenden  F^ormen  wer- 
den an  die  W^urzel,  z.  B.  muna  lieben,  ange- 
hängt, aber  auch  der  Infinitiv  ist  nicht  die  blo- 
fse  Wurzel,  sondern  hängt  daran  im  Praesens j, 
im  Praeter,  sca^  im  Futur.  Jica.  Die  Partici- 
pien  endigen  für's  Praes!  auf  c,  für's  Futurum, 
auf  nca,  für's  Praeter,  des  Passivs  auf  sca;  sie 
werden  decliniit.  Auch  dem  Lateinischen  Su- 
pinum  entsprechende  indeclinable  Formen  gibt 


530 

es  auf  €  bey  Verben,  wie:  gehen,  ^/jö  bey  Ver- 
ben, wie:  kommen,  und  Geiundia  auf  j/>flc, 
ycapac  und  spa. 

g.  Besondere  Formen  haben  die  Verben  für 
den  Ausdruck  des  transitiven  Bezugs  auf  den 
Gegenstand  der  V/irkung  (in  den  Spanischen 
Grammatiken,  wie  schon  angemerkt  worden  ist: 
Transiciones  genannt).  Nähmlich  der  Accusativ 
des  Pronomens  der  dritten  Person  wird  ordent- 
lich gesetzt,  aber  für  den  Fall,  dafs  die  erste 
Person  das  Subject  und  die  zweyte  das  Object 
ist:  so  verdrangt  yqui  als  Pronominal- Anhang 
der2ten  Pers.  (s,  N.  5.)  die  Endungen  der  ersten, 
die  erste  Person  endet  dann  im  Praesens  statt  jü 
aui  yqui,  im  Praeter,  statt  rctmi  2i\xi  rcoyqiii,  im 
Futur.  2iu[  scayqiil ;  wenn  die  2te  Person  aber  das 
Object  und  die  3te  das  Subject  ist,  so  hat  diese 
im  Praes.  statt  n  oder  sca  die  Endung  ssunqid,  im 
praeter,  snrcanqm,  im  Futur,  ssunqid ;  Wenn  die 
erste  das  Object  ist,  und  die  2te  das  Subject:  so 
endet  diese  im  Praes.  imd  Futur,  auf  huanqui^  im 
Praeter.  2.ui huarcanqui ;  wenn  die  erste  das  Ob- 
ject und  die  3te  das  Subject  ist,  so  endet  diese 
im  Praesens  auf  huan^  im  Praeter,  ^uf  /luarcan, 
im  Futur,  auf  huanca.  Auch  die  Formen  des 
Optativs,.  Subjunctivs,  Particips,  Gerundium 
inodificiren  sich  auf  diese  Weise. 

10.  Das  Verbum  substantivum  ca;?/,  welches 
selbst  ganz  regulär  und  vollständig  conjugirt 
wird,  liegt  einem  Theil  der  bisher  schon  ange- 
führten Formen  ziun  Grunde,  aber  besonders 
wird  das  ganze  Passiv  durch  eine  Zusammenset- 
zimg des  erwähnten  Particips  mit  diesem  cani 
gebildet,  z.  B.  munascam  cani  ich  werde  geliebt. 
Das  Verbum  tiicuni^  ich  werde  zu  etwas,  verän- 
dere mich,  bildet  ebenfalls  hinten  an  den  Infinitiv 

der 


53i 

der  x^ctiV- Verben  angehängt,  eine  Passiv- Form. 
Aber  es  gibt  auch  andere  Zusammensetzuncren 
des  V^erbiim  substantivum  mit  dem  Gerundmm, 
und  die  Endung  ypaajnca77i  bedeutet:  ich  habe 
zu  z.  B.  mit  muna  lieben:  ich  soll  lieben.  Die 
Form  ankam  bedeutet:  ich  pflege  zu,  und  an- 
dere ähnliche  Zusammensetzungen  sind  für: 
ich  bin  würdig  zu,  uhd  für  eine  grofse  Anzahl 
solcher  Begriffe  sind  noch  andere  da. 

11.  Aufserdem  gibt  es  noch  eine  sehr  ansehn- 
liche Menge  von  abgeleiteten  Verben,  welche 
von  jedem  Verbum  gebildet  werden  können; 
indem  gewisse  Laute  zwischen  die  Wurzel  und 
die  Personal- Endung  eingeschoben  werden, 
z.B.  cha  um  den  Antrieb  zu  einer  Handlung.;;«  um' 
den  Anfang  derselben,  andere  um  die  Vollen- 
dung und  ähnliche  NebenbegrifFe  zu  bezeichnen; 
Fortdauer  der  Handlung  ^vird  durch  Verdoppe- 
lung der  Wurzel  ausgedruckt. 

12.  Es  findet  eine  sehr  regelmäfsige  Stelluncr 
der  Vv^örter  Statt,  wobey  die  allgemeine  Regel 
ist,  dafs  das  weniger  Bestimmte  zuerst,  das  Be- 
stimmende zuletzt  gesetzt  wird.  Das  Verbum 
steht  also  zuletzt,  die  Casus  obliqui  stehen  nach 
gewissen  Regeln  vor  dem  Nominative,  die  Ad- 
verbien vor  dem  Verbum.  oder  Nomen,  zu  dem 
sie  gehören,  die  Conjunctionen  am  Schlüsse 
des  ersten  der  Sätze,  die  sie  verbinden,  die 
Praepositionen  hinter  ihren  Substantiven. 

Sprach  proben. 
Das  V.  U.  ist  aus  Hervas  entlehnt,    Anmer- 
kungen sind  auch  dort  beygefügt,    die  folcrgn- 
den  sind  mit  Vergleichung  der  Grammatik  ""ent- 
worfen. 

Mirhrid.  UT,  LI  ' 


63*  . 

383- 
Q  u  i  c  h  u  a. 

Nach    Hervas    Saggio    pratico.- 
Vater  unser  Himmeln  in       soyend 

YayaycLi  hanacpachacmiapi    cac; 

Kahme  dein  vereint  werdö 

Si^tiyqui   muchasca   cachmi; 

Ko'uig     reich       dein  uns  zu  komme 

Kapac  cayniyqui  nocaycuman  hamuchun; 

Wille         d.in  gethan  werde  _     wie 

Munayinyqui      rarasca      cachun      imanam 

Himmel  in        so  auch  Erde  in 

hanacpachapi,  hinatac  caypacliapipas ; 

Ta^e  alle  Brot     unser  jetzt  gib    uns 

Pauchauniiicunatantaycucta  cunan  cuaycu; 

S.inJe  unsre  aber  vergib  una  wie 

Huciiayciictari    pampachapuaycu    imanam 

wir         auch  uns         gegen  Süncligen- 

hocaycupas  hocaycuman  huchailicuc- 

den  verzeihen     wir  wie 

CLiuacta  pampachaycu  hiaa; 

Nicht  auch  lasse  unä  Versuchung     in      j 

Amatac     cacharihuaycuchu    liuatecca)  man  | 

fallen       uns       zum 

urmancaycupac  ; 

Vielmehr  auch  nicht    Guten    von  erlöse  uns. 

Yalliiirac  manaallimanta  qquespichilmaycu. 

Grammatische  Afimerkunge/i. 

Yaya  Vater,  ycu  unser,  nähmlich  wenn  es 
nicht  mit  absoluter  Umfassung  gesagt,  z.  B.  mit 
Aiibschlufs  der  Nichtchristen  ;  ncÄ/c,  unser, 
würde  auch  diese  und  Ai.le  iin  strengsten  Sinne 
einschliefsen. 


•     '  535 

hanacpacha  Himmel,  mit  der  angehänaten 
Plural-Endung  cuna  (nachmahls  steht  es  im  Sin- 
gulare,) und  der  Praeposition  pL 

cßc  das  Particip  des  Praesens  von  cani  ich  bin 
sud  Nähme ,  yqul  dein. 

miicham  ich  verehre,  sca  die  Endung  des  Pas- 
«iv-Particips;  hierzu  gehört  cötz,  die  |te  Sing uI 
lar-  Person  von  jenem  cani,  aber  vor  der  Perso- 
nal-Endung ist  das  bittende  dm  eingeschoben 

_  A>ac König,  zusammen  gesetzt  nSt  dem  Infi- 
nitivdesVerbumsubstantivumc^j;,  wodurdi  der- 
gleichen abgeleitete  Substantive  gebildet  werden 
Vorj/^wzdem,  wird /?/ eingeschoben,  wenn  das 
vorhergehende  Substantiv  mit  2  Vocalen  oder 
einem  Consonanten  endigt. 

;  An  dem  Pronomen  nocaycu  wir  (exclusi- 
visch),  steht  die  Prae(post)position  man. 

^  humum  ic\i\QvcimQ,  hat  auf  eben  die  Weise 
wie  das  vorher  erklärte  cachun  den  Imperativ      '  ' 

munay,  der  Infinitiv:  das  Lieben,  oder: 'das 
Wollen;  die  Infinitive  sind  zugleich  die  Form 
tur  solche  Substantive,  wie;  Liebe,  Wille-  niv. 
qui  steht,  wie  an  Kapac.  '     ^ 

rurani  ich  thue,  die  Form  ist,  wie  bevwz/- 
chasca.  ^ 

pacha  eigentlich:  Ort,  aber  auch  für:  Welt 
und  in  mancherley  Zusammensetzungen,  für- 
Welt,  mit  dem  Demonstrativ- Pronomen-  cay- 
diese  Welt,  statt  dafs  die  Himmelsbewohner  da- 
von urapacha:  Unterwelt,  sagen  würden.  Das 
angehängte  ;;flc:  auch,  steht  ebenfalls  für:  und^ 

punchaui:^g.^  mit  angehängtem  ncuna     wel- 
ches, oder  wenn  zwey  Vocale  vorhergehen-  nln- 
cuna,  alles,  jeder,  bedeutet,  und  mit  der  Plural 
'Endung    in     einem    Verhältnisse     zu     stehen 
scheint. 


LI 


2 


554 

iantäht:  Brot,  sowohl  aus  Weitzeii,  als  äus 
Mays,  ctadle  Accusativ  -  Endung,  (v/eim  nur 
Ein  Vocal  vorher  geht;  nach  zwey  Vocalen  oder 
Einem  Consonanten  steht:  /ß.) 

cuni  ich  gebe,  steht  im  Imperative,  wenn 
das  Pronomen  der  ersten  Person  hinzu  tritt, 
eiaentlich  mit  Einschiebung  'des  hua  (wie  es 
ii5:hmahls  bey  cacharini  eingeschoben  ist,):  cu- 
huaycu ,  ,gib  uns  ,  hier  ist  sie  unterbheben. 

Der  Accusativ  von  hucha  Sünde,  hat  noch  n 
nach  sich,  welches:  aber,  bedeutet.  Von  eben 
dem  Stamme  ist  nachmahls  huchallkiini  ich  sun- 
dige,    wovon  das   Particip  im  Plural- Accusa- 

tive  steht.  .  ,     ..,  , 

Pampachani  bedeutet:  ich  übertrete,  aber 
auch,  besonders  mit  eingtschobenem /;w,  wel- 
ches: zur  Liebe,  zum  Vortheil,  ausdruckt,  mit 
demAccusative:  verzeihen.  Nachher  folgt  die 
erste  Plural-Person  desselben  Verbura. 

Die  Gonjunction  Jüna  steht,  wie  alle  Con- 
Functionen  arn  Ende  des  Satzes. 

Ama  und  mana  sind  Negationen,  tac  bedeu- 
tet- eben  so,  oft  auch  blofse  AfiTnmation. 

'azc/wnm  ich.  lasse,  verlasse,  der  Imperativ 
mit' dem  erwähnten  bittenden  dm. 

huateccani  ich  versuche,    der  InOnitiv:    die 

Versuchung.  .       o      •  ^  ^ 

z.r;72fl/2z  ich  falle,  imSupmum,  welches  /f^z 
oder  nca  zur  Endung,  und  daran  das  Possessi- 
vum  und  die  Dativ- Endung /?^c.-  zum,  hat. 

yallin ist  :^.Überschreitung  des Mafses,  rac  auch._ 
alli  gut,'  mit  der  Negation,    und  der   Prae- 
rpost)position,  die  von,  weg,    bedeutet. 

qquespichini  ich  errette ,  wohl  von  qquesp'i  hell, 
und  ch'ini,  welches  zur  Bildung  von  Verben  an- 
gehängt, bedeutet:  machen,  dafs  Etwas  so  sey. 


2.    Äymara. 

Im  Osten  des  untersten  südlichsten  Theiles 
der  schmalen  Küste  des  eigentlichen  Per,,,  ^ve^ 
clie  erst  gegen  Kuzko  hin  breiter  ,vi.d,  bis  ae- 
gen  d.ese  Gegend  heranf,  und  dann  noch  weiter 
ostwärts  nach  Potosi  nnd  dem  Anfange  desPiiko. 
majo  h,n,  m  der  bisherigen  Diöcel  dalla  Paz 
und  etnem  Thede  von  Chucjnisaca,  also  zu  bey- 

beth   einer  vercre.teten  Sprache,  der  Ayniari- 
schen    Der  an.Mftduende  Grammatiker  ')-ne..nt 

C«™.,  Co/.-«,  callagi^a,,  Luj,acns,  Pacases ,  Ca. 
-a.cas,  0,arcas,  es  gebe  aber  deren  noch  meh- 
leie,  und  s,e  seyen  so  verschieden  in  ihrer 
Sprache,  als  in  ihrer  Anzalil.  Den  ersten  Fiat? 
;  "nter  d,es.n  Dialekten  Jiabe  die  Pacasa     sie    ey 

IsteVe' >  r'';"'T  ^''''"  Sprachweisen;  doch 
Uteheihrdieder  Lupacas  nicht  nach,  welche 
j  letztere  eigentlich  der  Gegenstand  der' bekannt 

gewordenen     grammatischen     Anweisung     ist. 

heyde  Dialekte  haben  ihren  Vorzug  wold  zun 

d^^-^  \^  '^'  ""''  ''">"^'=  Völkerschaften  in 
j0er  Mitte  der  übrigen  Aymaren  wohnen:  die 
-Lupacas  ze.c  uien  sicli  vor  allen  durch  grülsere 
und^ volkreichere  Ortschaften  aus,  in  welchen 
tlVn'  P,  S  Priester  res.dirten,    daher  die- 

ser Dialekt  vorzüglich  gelernt  worden  ist;  indes- 
■„:  "'"','''««  denen,  welche  diesen  Dialekt  woM 
lernt  haben  gar  nicht  schwerer  fallen,  die 
ndern  Dialekte  derselbe^  Nation,  und  nah- 
«lentiich  d,e  der  Pacases,  Carancas  und  Char- 
^uszu  verstehen  und  zu  sprechen,    als  man  in 

fSTTT: —  — — -  

*)   Vorrede  S.  lo. 


536 

Spanien  die  Eigenthümlichkeiten  der  Wörter 
ieder  Gegend  auffasse  *).  Die  Pacages ,  Caran- 
cas,  Charcas  sind  auf  unsern  Karten  angeführt, 
letztere,  bisher  noch  auch  als  Provinz -Nähme 
gebraucht,  führt  uns  in  die  Nachbarschaft  der 
Ghiricvuani,  welche  zum  Guarani- Sprachstamme  - 
gehören,  so  wie  denn  diese  Sprache  auch  zu  den 
beträchtlichsten  des  Reiches  der  Inkas  gehörte, 
imd  in  die  Nähe  des  im  vorigen  Abschnitte 
abgehandelten  Chako. 

Die  Aymarische  Sprache  steht  an  feinerer  Aus- 
bildung durch  abgemessene  Regeln  den  vorzug- 
licheren   dieses    Welttheiis  wenig   nach.      Ihr 
Reichthum  wird  aus  der  Menge  der  anzugeben- 
den Formen  erhellen,  und  z.  B.  daraus,    dafs  es 
hier  zwölf  Verben  für:   tragen,    gibt,    je  nach- 
dem man  eine  schwere  oder  leichte,    grofse  !3a- 
che,  Thiere,  Menschen  u.  s.  w.  oder  etwas  Un- 
belebtes trägt.      Sie  hat  nach  Hertas  ^)  wenige 
Wörter ,  welche  sich  blofs  durch  den  Accent  un- 
terscheiden.     Dagegen   unterscheiden  sich  die 
Wörter  oft  blofs   durch  eine  Modification  der 
Aussprache,    z.  B.  Jocca  mit  schnalzender  Zunge 
cresprochen,    bedeutet:    Knabe,     «der:    Sohn 
mit  nur  etwas  schnalzender:    em   Stuck  Brot, 
ohne  Schnalzen:  einen  Schwamm  ^    -). 


*)   Eben  das.  S.  la.     Einige  dieser  Dialekte  fand 
auch  in  He,vas  Saggio  prat.   S.  60.  angeführt. 

**^)    Oricuie,  lorm.  nieccan.  degü  iJiomi ,   S.  58. 

Eben  das.   ST  x77.  sind,    zunx  ß^-^^^^^ J  nrafeTerl 
thums,  die  zwölf  Wörter  diesei  Sprache  für  che  ver 
echiedenen  Lebensaher  des  männhcben  und   weibli- 
chen Geschlechts  angeführt. 

•*•)    V.  Murr's   Journal  für  Kunst  und  Littera-^ 
tur,  Th.  I.   S.  115. 


637 

Die  Aymarische  Sprache'  hat  viele  Wörter 
mit  der  Ouichua  gemein,  selb&t  einige  gritnvr.a- 
tische  Formen,  z,  B.  die  Endung  der  Wörter 
für:  Instrument,  die  Bildung  der  Substantiva 
abstracta  durch  Anhängung  des  Infinitivs  des 
Verbum  substantivum.  Diese  Wörter  können 
übergegangen  seyn.  Gleichheit  oder  auch  nur 
näherer  Zusammenhang  der  Abstamnunig  kann 
daraus  schwerlich  noch  gefolgert  werden,  zu- 
mahl  da  beyde  Sprachen  neben  einander  einen 
so  parallelen  Gang  genauerer  grammatischer 
Ausbildung  genommen  haben,  und  sich  auch  in 
den  gewählten  Formen  ähnlicher  seyn  müfsten, 
wenn  die  Grundlage  gleich  wäre.  Aber  vielleicht 
war  die  eine  Sprache,  und  zwar  wahrscheinlich 
die  Quichua,  eine  Art  von  Vorbild  der  ande- 
ren zur  Vervollständigung  der  grammatischen 
Ausbildufig. 

Bey spiele  jener  Wort ähnlichkeit  sind: 


Aymara. 

Quichua. 

Jahr 

mara 

Hals 

conca 

cwica. 

Damonio 

suj>ayu 

Wille 

niitna 

inunay. 

reiclx 

luckana 

rukana 

Frau 

guarmi 

uarmi 

Blitz 

illappa 

Ulapa  . 

Feuer 

nina 

nina 

Honig 

miski 

miski 

Fisch 

c/iallua 

.     .     . 

Fufs 

cayu 

chaki 

Sonne 

inti 

inti 

oben 

alacpacba 

anacpi. 

Quichua 


zupai. 

rucana, 

guarme. 

illappa, 

nina, 

miski.\ 

chuHua, 

chncki. 

indi. 


Vielleiclit  dafs  sich  künftig  auch   noch  von 
weit  mehreren  Wörtern  Aeimiichkeit  nachwei- 


sen  läfst,  wenn  auch  nicht  immer  gleich  nahe, 
und  in  Wöi  t  ern ,  z.  B.  wie 


Wassei- 
lehren 
icli  bin 


Aymar«. 


huma 

yaticha 

canca\\\ti 


Quichua. 


yachachi. 
can'i. 


Quichna 

von     1560. 


(tha  und  msind  die  Personal- Endungen)  etwas 
Zusammentreffendes  zeigen  läfst. 

Half s mittel    der   Aymarischen   Sprache. 

Ludov.  Bertenio  Arte  breve  de  la  lengua  Ay- 
mara  para  introduction  del  arte  grande  de  la 
misma  lengua,  Rom  1603.  8- 

-  Eben  dess.  Arte  y  grammatica  muy  copiosa 
de  la  lengua  Aymara,  Rom.  1603,  8-,  bey 
Marsden  ist  noch  eine  Ausgabe  von  1612,  8- 
angeführt. 

Wörter  stehen  bey  Hervas  im  Vocabolario 
poligloto,  die  Zahlwörter  in  dessen  Aritmet.  d. 
naz,  S.  101. 

In  V.  Mwt''s  Journal  für  Kunst  und  Litter. 
Th,  I.  S.  112  —  121.:  Von  der  Aymarischen 
Sprache  in  Peru  steht  eine  von  dem  Ex -Jesuiten 
JVolfg.  Bayer  gehaltene  Aymarische  Predigt  mit 
der  so  genauen  Lateinischen  Ueberserzung,  dafs 
über  das  Aymarische  und  das  gleichbedeutende 
Lateinische  Wort  immer  einerley  Zahl  gesetzt 
ist.  Fortgeführt  ist  diese  Predigt :  über  die  Lei- 
densgeschichte Jesu,  im  li.  Th.  S.  277  —  334. 
und  Th.  in.  S.  55  —  104.  Im  Ganzen  stimmen 
die  Formen  mit  der  angeführten  Grammatik: 
einige  wenige  Abweichungen ,  welche  ich  bey 
der  Verglcichung  dieser  P'ormen  aufgefunden 
habe,   werden  bey  der  grammatischen  Üeber- 


539 
sieht  angegeben  werden.  In  eben  dieses  Mis- 
sionärs: Reise  nach  Peru,  stehen  Aymarische 
Gebethe ,  auch  das  V.  U. 

Grammatischer    Charakter  der   Aymari- 
sehen   Sprache. 

1.  Es   fehlen    dieser  Sprache    die  Laute   b 

''>  f,  g- 

2.  Unter  den  Substantiven  sind  viele,  wel- 
che die  Wurzeln  der  davon,  durch  Anhängung 
der  Personal -Flexionen,  gebildeten  Verben  ent- 
halten, z.  B./?ßca  Leben,  M/wfl  Tod,  zV/i.';  Sclilaf. 
(Aber  auch  die  Infinitive  hacana  u.  s.  w.  bedeu- 
ten eben  diefs, )  Die  Substantive  der  handeln- 
den Personen  haben  die  Endung  ;/,  die  der  ge- 
schehenen Sache  ta  oder  ui  (so  wie  die  Partici- 
pien),  z.  B.  lurhi  Thäter,  hirala,  litravi  TJiat, 
Werk.  Die  Endung  vi  bezeichnet  auch  den  Ort 
der  Handlung,  na  auch  das  Instrument,  z.  B, 
umana  Trinken,  und,  das,  womit  man  trinkt, 
na  oder  cancona  sind  die  Endungen  der  Nomina 
abstracta,  z.B.  hcncona  oder  hancocancanaVJ e'ike. 
Verdoppelung  des  Substantivs  bezeichnet  Men- 
ge, und  so  drucken  sich  Wörter,  wie:  arbore- 
tum,  aus. 

3.  Die  Substantive  haben  die  Endung  naca 
zur  Plural  -  Form.  Die  Casus  -  Endungen  sind 
im  Singulare,  wie  im  Plural:  Genitiv  na^  Bz. 
tiv  taqid,  Vocat.j',  Accusativ,  wie  der  Nomina- 
tiv, aber  fiir  Bewegung  an  einen  Ort  wird  /-o, 
(bey  Bayer:  rii)  fiir  den  Ablativ  in  der  Bedeu- 
tung der  Begleitung  mpi,  der  Bewegung  vom 
Orte  ta,  der  Ruhe  am  Orte  und  des  Instruments 
71a  angehängt. 

4.  Die  Adjective  stehen  vor  den  Substanti- 
ven.    Für  Adjective  der  Materie,  des  Orts  oder 


Mo 

der  Nation  steht  oft  das  Substantiv  derselben, 
ohne  Genitiv-  Form,  vor  dem  dadurch  bezeich- 
neten Substantive.  Adjective  der  Möglichkeit 
haben  die  Endung  na,  z.  B.  iillana  sehbar;  die 
Negation  wird  durch  ein  angehängtes  maa  aus- 
gedruckt, z.  B.  /.///fl/77^ö!  nicht  gesehen.  Der 
Comparativ  wird  ausgedruckt,  indem  die  über- 
troffene  Sache  mit  Anhängung  der  Praepositio- 
nen  tasa^  tsa^  macampi  oder  hucampi  vor  das  Ad- 
jectiv  gesetzt  wird.  Der  Superlativ  wird  auf 
eben  die  Weise  durch  den  Zusatz:  Alle,  oder 
durch  Constructionen  wie :  Sapientium  sapiens, 
regum  rex,  ausgedruckt. 

5.  Die  Pronomen  sind:  na  ich,  nanaca  wir, 
exclusivisch,  huissanaca  inclusivisch,  /luma  du, 
humanaca  dir,  Impa  oder  iica  er,  hupanaca  sie, 
wo  die  regelmäfsige  Ableitung  dieser  Plurale 
von  den  Singular  ^Pronomen  noch  mehr,  als 
bey  der  Quichua,  bemerkenswerth  ist.  ^  Die 
Casus^ieser  Pronomen  werden  eben  so,  wie  die 
der  Substantive,  gebildet.  Die  Pronominal- 
Atljective  sind:  ha  mein,  und:  unser  (exclus. ) 
mfldein,  und:  euer,  pa  sein,  und:  ihr,  ssa  das 
inclusivische:  unser.  Sie  stehen  zwischen  dem 
Substantive  und  seinen  Casus-Endungen.  Jene 
Plurale:  unser,  euer,  haben  eigentlich  zur  Aus- 
zeichnung des  Plurals  die  Genitive  ;7a/Mca/zö,  hu- 
manacana,  noch  vor  ihrem  Substantive. 

6.  Die  Wurzel  der  Verben  liegt  theils  in 
Substantiven  wie  das  angeführte,  theils  in  der 
dritten  Singular- Person  des  Praesens;  nur  wenn 
diese  auf 0  endigt:  so  wird  dieser  Vocal  in  e  oder 
i  verwandelt.  An  die  Wurzel  hängt  sich  im  Sing. 
in  der  1  P.  tha,  iV.ta,  plural  1  P.  inclusivisch  : 
ph-catana,  exclas.  piscat/ia  2?.  plicata,  3  P,piS' 
(]uL     Das  Praeteritum  lautet  ganz  eben  so,  nur 


64i  ' 

dafs  die  3  P.  im  Singular  na^  im  Plural  phcand 
zur  Endung  erhält.     Das  Futurum  hat  1  P.  /<«, 

2  P.  hata^  '^  P.  7?/,  Plural  1  P.  inclus.  p'iscatmia^ 
exelus.  phcaha ,  2  P.  piscahata,  3  P.  piscani.  (In 
der  Z?öi'<?'''schen  Predigt  findet  man  statt  dieses 
pisca  wiederkehrend  pja^  die  3  P.  im  Plural  im 
Praeter,  pjana^  die  a  P.  im  Plural  im  Praesens 
pjta  und  pjiijuila^  die  3  P.  im  Plural  pje  und  pjquL 

y.  Der  Imperativ  hat  in  der  2  P.  wo,  im 
Plural /j/iTfl/a/zö,  der  Optativ  im  Praesens:  1  P. 
s/7fl,  2P.  OTza,  3P.,.Y'ö,  Plural  1  V.plscana^  2  P. 
piscasma,  3  P.  piscaspa,  im  Plusquamperfectum 

1  P.  sahmia^  2  P.  sahama ^  3  P.  sapana^  und  eben 
so  im  Plural  mir  vorgesetztem /^/^^z//.  Der  Sub- 
junctiv  hat  im  Praesens:    1  P.  hana^  1  Y.mancL, 

3  P.  pana^  im  Imperfect.  1  P.  riet  ha  ^  2  P.  ricta, 
3  P.  /-///wf;    im  Plusquamperfectum  1  P.  ricaiha^ 

2  P.  ricata^  3  P.  licana;  der  Plural  aller  drey 
Formen  eben  so  nur  mit  vorgesetztem  pisquu 
Der  Infinitiv  endigt  auf /7a,  das  Gerundium  im 
Nominative  auf5.v/;?6r,  im  Accusative  D.ui' nataquiy 
das  Supinum  und  das  Activ-Particip  auf /-/,  das 
Passiv -Particip  im  Praeter,  auf /a  oder  vi,  im  Fu- 
turum auf  t;^. 

8.  Der  transitive  Bezug  auf  Pronominal- Ac- 
cusative wird  auch  in  dieser  Sprache  durch  be- 
sondere Formen  der  Flexion  der  Personen  be- 
zeichnet, und  die  Formen  der  Bayerschen  Pre- 
digt treffen  mit  denen  der  Grammatik  darin  zu- 
sammien.  Im  Praesens  wird  t/ia  der  1  Pers.  d. 
Sing,  tmd  Plur.  in  s?]ia,  im  Praeter,  in  smaiia  ver- 
wandelt, um  auszudrucken  :  ich  lehre  dich  ,  wir 
lehren  euch  ,  im  Futur. /2a  in //zß/??^/,  imSubJunc- 
tiv  tha  auch  in  sma;  um  z.  B.  er  lehrt  dich  zu  sa- 
gen, wird  /a  der  2  Pers.  im  Praes.  in  tama^  im 
Praeter,  in  tamaiia,  im  Futurum  in  ipa,  im  Impe- 


54'^ 

rative  pa  in  hatpana  verwandelt;  um  z.  B.  du 
lehrst  mich  zu  bezeichnen,  wird /a  im  Praesens 
in  tta^  im  Praeterit.  in  tata^  im  Futur,  haia  in 
tahala^  im  Imperatire  /«a  in  la  verwandelt;  end- 
lich um  z.  B,  er  lehrt  midi  auszudrucken ,  an  die 
3te  Pers.  im  Praes.  ta  angehängt,  im  Praeter,  ana 
in  itana,  im  Futur,  anim  itani  verwandelt,  u.  s. 
w.  auch  in  den  Formen  der  übrigen  Tempora 
und  Modi. 

9.  Das  Passiv  u'ird  durch  das  Passiv-Particip 
mit  Nachsetzung  des  Verbum  substantivum  can- 
catha  ich  bin ,  cancata  du  bist,  canqui  er  ist,  wel- 
ches ganz  regulär  conjugirtwird,  gebildet,  oder 
auch  so,  dafs  an  jenes  Passiv-Paiticjip  blofs  die 
Endung  der  Person  angehängt  wird,  z.  B.  j/ß//- 
chalatha  ich  bin  unterrichtet,  wo  aber  statt,  er, 
sie  ist:  hua  oder  pi  gesetzt  wird.  Abgeleitete 
Verbal -Formen  entstehen  demnächst  durch  Zu- 
sätze, z.  B.  wenn  ca  zwischen  die  Wurzel  und 
die  Personal- Endung  eingeschoben  wird:  so  be- 
deutet das  Verbum  das  wirkliche  Begriffen -Seyn 
in  der  Handlung  oder  dem  Zustande,  iquicatha 
ich  schlafe  wirklich,  pta  den  Anfang,  chuqid  die 
Vollendung,  z.  B.  iquichuqiütha  ich  schlafe  aus; 
hacha  oder  iiach.a  Verlangen  nach  etwas  haben; 
77/  gehen  etwas  zu  thun,  z,  B. /Vw/w/Aß  ich  gehe 
schlafen;  chatha  an  Substantive  gesetzt,  bildet 
Verben:  die:  machen,  bedeuten,  z.B.  iitachatha 
ich  mache  ein  Haus,  sumachaiha  ich  mache  schön. 
Und  so  gibt  es  noch  eine  Menge  Zusammenset- 
zungen, um  auszudrucken,  dafs  etwas  zum 
INutzen  oder  Schaden  schnell,  unfehlbar,  oft, 
gegenseitig  u.  s.  w.  geschehe.  Der  verdoppelte 
Wurzellaut  bezeichnet  auch  _  Wiederhohlung 
der  Handlung. 


645 

10.  Die  Wörter  für  Praepositionen  stehea 
alle  ]-)inT(rr  den  Substantiven,  die  Conjunctionea 
werden  auch  tlieils  nach-,  theils  vorgesetzt. 


Sprachproben. 

Von  den  beyden  V.U.  ist  das  eine  d^ns Hervas^ 
das  andere  aus  den  Mittheilungen  des  Missionärs 
W.  Bayer  entlehnt.  Sie  weichen  nur  in  einigen 
Ausdrücken  von  einander  ab,  die  Bayersche 
Formel  ist  grammatisch  genauer. 

384. 
A  y  m  a  r  i  s  c  h. 

Isadi   liervGs   Saggio  praticOf     n.  3. 
Unsrer  Vaterunser     Himniel  bist 

Kanacana  atikiha  älapacba  cancta; 

Nahsne  dein         verehrt  sey 

Sutima    hanippa'dta    cancpa ; 

Reich  ciein      u:i3         zu       koinme 

Kapac  cancaria  ma  iianacaru  hutpa; 

Wille^    dein      geiLaii  «ey  so         wie        Him- 

IMimanama  lunva  cancpa  cami-sau  alapa- 

mel     in  Er.'e         in  gleichfalls 

'   chansa  acapbansa  utkamaraqiü; 

täglich  Brot    iin?er         uns       zu        gib     unsi 

Huruna  ttanttaha  nanacaru  churita; 

Sünde     uriive         vergib  uns  so         w\e         uns 

Huchanaha  pampachakita  cami-sau  nana- 

gegen  Beleidigende  vergeben      wir 

caru    liuchacharitinaca     pampachapta 

gleichfalls 

utkamaraqui; 


544 

Nichl       Schuld  i'h 

Hani  Imcharu  tincuistati; 

alle  Uebel  eilusa       uns 

Take  nankcata  kespiakita. 

385. 
Dasselbe. 

Nach  Bayer  in  v.  Murr's  Journal,  Th.  III. 

s.  175.  74. 

Nanacan'  Auqui-ha,    halajpacliau    can- 

cata; 
Suti  ma  yupaycliata  cancapa; 
Reyiio-ma  nanacaru  hutpa; 
Munaüa-ma  lurata  cancapa  halajpachansa, 

acapacliansa  uc'hainaraqui ; 
Ttanta-fsa  nanacaru  hicliuni  churita; 
Huchanaca  -  fsa  -  sca   pampacliarapita,    ca- 

misa    hiussanaca  -  taqui   hucliachasiri- 

naea  fsaru  pampacliapjthua  uc'hama; 
HaniraquiliLia  hiiatecanaru  tindiiyanabatati; 
Maasca  taque  chighiacatha  kespiita.    Amen. 

Anmerkungen  zu  diesen   V.   U. 

aus  der  Grammatik  entlehnt  (einige  wenige  hat   ; 
auch  Hervas). 

Nanacana  der  Genitiv  von  nanaca  Vv'ir,  wel-  1 
eher  regelmäfsig  vorgesetzt  wird,  wenn  ha, 
welches:  mein,  und:  unser,  bedeutet,  letzteres 
deutlich  bezeichnen  solL  Jndessen  steht  nach- 
mahls  bey  der  vierten  und  fünften  Bitte  blofs  ha 
für:  unser.  Augui,  nach  Italienischer  Schreib- 
art: auki:  Vater. 


5li 

An  alapacha  sollte  wohl  na:  in,  hängen;  n  in 
der  zvveyren  Formel,  und  nachmahls  in  beyden 
ist  für  na  gesetzt. 

Cancatha  ich  bin,  cancata  du  bist,  canctaisi 
eine,  vielleicht  unregelmäfsige  Zusammenzie- 
hntig.  Eben  so  ist  cancpa  zusammen  gezogen 
aus  cancapa^  und  dieses,  nach  der  Grammatik 
eigentlich  mit  der  Endung  spa:  die  dritte  Person 
des  Optativs:    eben  so  bey:  hut/?a. 

Hamppatita ^  yupaychata  ^  nachher  lurata  —  ta 
die  Form  des  Passiv -Particips. 

Kapac-cancana,  kapac  das  Quichua-Wort  für 
König,  cancana  der  Infinitiv  des  Verbum  sub- 
stantivum,  wodurch  Nomina  abstra^a  gebildet 
werden,  ma  dein. 

Nanacaru,  das  Pronomen  nanaca  mit  der  Prä- 
position ro  oder  rz/,  welche  Bewegung  an,  gegen 
etwas  bezeichnet. 

sa  ist  wie  das  Lateinische:  que,  für:  und,  hin- 
ten angehängt,  und  steht  eben  So  doppelt. 

Huru  Tag,  na  ist  wohl  die  erwähnte  Praepo- 
sition,  hichuruliGxixe. 

Ttanta  das  schon  sonst  erwähnte  Quichua- 
Wort. 

Churita ta  ist  hier  und  in  den  folgenden 

Bitten,  wo:  uns,  als  Anhang  an  Verbal- Perso- 
nen ausgedruckt  ist,  die  Form  der  sogenann- 
ten Transicion  der  2ten  auf  die  i  Pers.  ist  ha, 
oder  ta  an  die  3  Pers.  des  Praesens  gehängt. 

Huchanaha^  wohl  aus  blofsem  Versehen  statt 
hucJtanaca,  indem  hucha  (welches  in  der  ersten 
Formel  nachmahls  auch  mit  ru  vorkommt)  das 


i4ö 

schon  in  derQuichua  vorgekommene  Wort,  und 
jiaca  die  Plural- Form  ist;  na  würde  hier  keinen 
Sinn  haben;  //z/c/;öf//ö5/ ist  wahrscheinlich  :  Sün- 
de tJmn^  in  der  Grammatik  ist  chata  als  die  Ver- 
bal-Form  für  diesen  Begriff  angegeben,  n  ist 
die  Endung  der  Activ-Participe;  die  Plural- 
Form  nacaist  auch  hier  zugesetzt;  ssa  ist:  unser, 
exclusivisch,  ru  die  erwähnte  Präposition. 

Nanaca-taqui  in  der  Bay ersehen  Form.el  ist 
die  ordentliche  Dativ -Form  des  Pronomen  in- 
clusivum;  /luhsanaca,  bedeutet:  wir,  mit  Aus- 
schlufs  z.  B.  der  Nicht -Christen.  ^ 

Pampacharapita ,  pampachakita  ,  pampachapta^ 
pampachapjthua ,  in  den  ersten  beyden  For- 
men bedeutet  sowohl  rapi  als  qui  eine  Ver 
Stärkung  der  Bitte,  rapi  übersetzt  die  Gram- 
matik: aus  Liebe,  qiä  druckt  die  Zärtlichkeit 
des  Verlangens  aus;  pampacha  ist  die  auch  schon 
in  der  Ouichua  -  Formel  vorgekommene  Wur- 
zel, pjthLia  ist  ohne  Zweifel  für  die  exclusivische 
Plural -Form  der  i  Person:  plscalJia,  nach  der 
in  der  grammatischen  Übersicht  (N.  6.)  ange- 
merkten Abweichvmg  bey  Bayer;  pta  in  der  an- 
dern Formel  wohl  blofs  unregelmäfsige  Zusam- 
menziehung. 

Harn  ist  die  Megations-  und  Prohihitiv- Par- 
tikel, ata  ist  sonst  die  Endung  der  abgeleiteten 
Verben,  welche  etwas  geschehen  lassen  oder 
geschehen  machen  bedeuten.  Niancca  ist  in  der 
Bay  ersehen  Predigt:  böse,  schlecht;  ta  ist  die 
hinten  angehängte  Präposition  für  Entfernung 
von  etwas. 

Die  Endung  von  hespika  und  auch  das  in  der 
ersten  Formel  eingeschobene  qui  sind  schon  vor- 
her erläutert. 

Proben 


547 


Proben   anderer    Wörter. 


Q  u  i  c  li  u  a 

nach 

Aymara 

nach 

Hervc.T. 

Torris. 

Holguin. 

Hervas. 

)tt 

rnpac  dios 

dios 

pachae  camac. 
1560  :  oyuac. 

mniel 

hanakpacha 

hananpacha 

1560 :    hananc. 
pacha. 

de 

allpa 

allpa 

allpa           1560 : 
pacha.allpa. 

urakke. 

asser 

unu  ,  yacu 

unu  ,  yacu 

yacu 

hmna. 

uer 

nina 

nina 

15^0:  raurasca 

nina. 

nne 

. 

inti 

1560:  indi 

inri. 

oiid 

. 

quilla 

killa^  hiz 

pagsi. 

ensch 

runa 

runa 

cäri 

1560  :  runa. 

hake. 

ann 

. 

ccari 

eib 

. 

huarmi 

1560:  guarme. 

nd 

huahua 

liuahua,huarma. 

ter 

yayay 

yaya 

1560:  yayanc 

haki,  ald. 

utter 

mamay 

mama 

mama 

taica. 

hn 

liuahuay 

der  Vater  sagt: 

churi. 
d,  Mut.:  huahua. 

)cLter 

ussussiy 

der  V.  sagt :    us- 

SUSI. 

i^.'iAnX..:  huahua. 

uder 

huaqueyy  panay 

der  Mann  sagt: 

pana. 
d.Vr&w:  huaoque. 

liwester 

turay ,  nanay 

der  Mann  sagt : 

Iura. 
die  Frau :  Tiana. 

)pf 

uma 

1560 :  homa 

pegke. 

Ige 

naui 

haui 

hahui 

naira. 

1560 :   alcatlaui. 

!ir 

. 

rinri. 

ise 

. 

cenca 

ißöo:   cinga 

ncsa. 

mge 

cailu 

kallu 

halä 

lagra. 

ar 

chucciia 

1560 :     chaccha^ 
yaccha 

naccutsc. 

nd 

. 

maqni 

maki 

ampara. 

fs 

. 

chaqui 

chaki 

cayu. 

ot 

. 

v.Weiz.:  ttanta 
v.Mays:  ganco. 

'S 

1 

. 

punchau 

punchau 

uru. 

l 

huc 

huc  oder  suc 

mai. 

2 

'. 

ycay 

iscai  oder  is/icai 

paya. 

:-3 

. 

quinga 

kimsa                    1 

kimsa. 

Mi 

thrid.  JII. 

Mm 

548 

5.    Die  Paquiua- 

und 

4«    <^i®  Yunka -M  ochikä -Sprache 

gehörten,  nächst  den  genannten,  zu  den  allge- 
meinen Sprachen  des  Peruanischen  Reiches. 
Da  Yunko  im  Quichuanischen:  die  heifsen  Ebe- 
nen oder  Valles  bedeutet:  so  ist  zum  Theil 
schon  dadurch  der  Platz  der  letzteren  bestimmt, 
Garcilasso  de  la  Vega  *)  setzt  die  Yunca  in  die 
Valle  Cincha  und  andere  benachbarte.  Hervas 
sagt,  dafs  sich  diese  Sprache  noch  erhal- 
ten habe. 

Die  Puquina- Sprache  aber  wurde  bestimmt 
noch  in  einer  Mission  der  PP,  Mercenarj  m  der 
INähe  der  Pucarani  und  in  einigen  Dörfern  auf 
den  kleinen  Inseln  des  Chuquito-Sees  in  derDiö- 
ces  della  Paz  und  in  einigen  Gegenden  der  Diö- 
ces  Lima  geredet  **), 

Puquini  waren  eifersüchtig  auf  ihre  Sprache, 
und  wollten  sie  nicht  von  Fremden  lernen  las- 
sen. Da  sie  alle  die  Ouichua- Sprache  verstan- 
den: so  wurde  darin  die  Religions-Uebung  ver- 
waltet. Hervas  bett*achtet  die  Puquina -Sprache 
als  eine  radical  von  andern  verschiedene  (  Aehn- 
lichkeiten  mit  der  Aymara  sollen  indessen  her- 
Jiach  nachgewiesen  werden  ),  und  legt  der 
Yunka -Mochika  keine  Aehnlichkeit  mit  irgend 
einer  andern  Sprache  bey. 

Sprach  proben. 

In  beyden  Sprachen  ist  das  V.  U.,  aber  nur 
dieses  und  ohne  alle  Uebersetzung  und  Erklä- 

•)  A.  a.  O.  P.  I.  B.  VI.   Cap.  i8.  u.  29. 

**)  Hervas  Catalogo  S.  55.  56.   Saggio  prat.  S.  64. 


549 

rung,  in  der  Puquina- Sprache  selbst  ohne  or^ 
deutliche  Abtheilung  der  Bitten  vorhanden.  Her- 
vas,  dem  wir  die  Bekanntmachung  beyder  For- 
meln verdanken,  fand  niemand  unter  deii  Ex- 
Jesuiten,  welcher  diese  Sprachen  gekannt  hätte. 

386. 
Puquina. 

Nach  Hervas  Saggio  pratico,  N.  7. 

Seiiiki,  hanigo  pacas  cunana  ascheno 
pomana  upalli  suhanta  po  capaca 
aschano  sengiita  huachuntapo  hatano 
callacaso  Hanta  kiguri  hanigopa  casna 
ehe  cahu  cohuacasna  hamp. 
Kaa  gamenke  ehe  hesuma : 
Senguta  cam eil  seil  tanta,  seh 
hochahe  pampache  sumao  kiguiri 
seil,  senguta  huchaohas  keno  gata 
pampaclianganclicagu:  Amaehe 
acrosuma  huchaguta  senhotonavä 
cnahata  entonana  keipina  sumau. 

387- 
Mochica  di  Yuncas. 

Nach   Hervas   Saggio  pratico,  N.   Q, 

Muchef,  acazloo  cuzianguic; 
Zunk  oc  liciim  apmucha; 
Piican  nof  zungcuzias; 
Eyipmang   zung  polengmun   mo  uzicapuc 
cuzianguic  mrni; 

Mm  2 


65« 

Ayoineng  inengo  much  soiloii  pücam 

nof  allo   moluii; 
Ef  kecan  iiof  ixllis  acaii  mux  efcö , 

xiiaiig  museyo  much  ziomim; 
Amus   tocum   liof  xUamgmuse    iz 

puzereiiic  namnum; 
Lesnam  efco  uof  pissiii  kich. 

Einige  Anmerkungen.  | 

In  der  Puquina  -  Formel  könnte  iJd  Vater  | 
vielleicht  mit  dem  aki  oder  aqui  der  Aymara'i 
verglichen  werden. 

6'e72  scheint:  unser,  und:  uns,  zu  bedeuten, 
wenigstens  würde  man  es  auch  im  Folgenden  so  | 
erklären  l*önnen,  wenn  das  dort  darauffolgende 
guta  Dativ -Endung  oder  solche  Präposhion  ist. 

hanigo  pacas  g&hön^  da  nachmahls  //öm^o/?a 
casna  verbünden  ist,  wo  es  wahrscheinlichst 
auch:  im  Himmel,  bedeutet,  zusammen.  Viel- ^ 
leicht  dafs  casna:  in,  ist,  dann  würde  dort  ro- 
huacasna:  Erde  in  ,  bedeuten,  und  also  das  Wort 
für:  Erde,  gefunden  seyn. 

Vielleicht  ist c.Jc/V/20 ,  aschano:  dein,  und  inj 
nta  eine  Endung  des  Optativs. 

Kiguri,     nachher  kiguiri,     wahrscheinlichst: 

wie. 

Tajita  wahrscheinlich  das  Ouichua-Wort 
für:  Brot,  hocha^  hiicha  Sünde,  Böses  (wo  zu- 
letzt wieder  die  Endung  guta  vorkommt)  und 
pampacha  sind,  wie  in  der  Aymara,  walirschein-^ 
lieh  aus  der  Quichua  entlehnt,  aber  mit  eigen- 
thümlichen  Flexionen  behandelt;  vielleicht  dafs 
keipina  auch  mit  dem  Aymarischen  kespia  -  kita 
vert^lichen  werden  kann. 


551 

In  der  Mochlha  ist  cf  ohne  Zweifel:  unser, 
und  nof  uns;  zunh,  zwig  wahrscheinlich:  dein, 
cuzianguic  bedeutet:  Himmel.  Wenn  mun  da- 
bey  die  nacho;esetzte Präposition  wäre:  so  würde 
in  dem  entsprechenden /7o/g7/g/72z/7z  das  Wort  für: 
Erde,  aufgefunden  seyn. 

Uebricrens  kommt  wiederhohlt/?//rö;7,  nähm- 
lich  pi'icam^  in  der  zweyten  und  vierten  Bitte, 
xUangmuseyo  in  der  fünften,  xUangmuse  in  der 
sechsten  vor. 


VI.   Länder  im  Osten  von  Peru  bis 
gegen  den  Ucayale  herauf. 

An  die  nördlichsten  von  den  im  IV.  Ab- 
schnitte geschilderten  Nationen  gränzen  die 
Provinzen  Los  Chiqidtos  und  Los  Moxos^  wo 
durch  die  Jesuitischen  Missionen  eine  bedeu- 
tende Anzahl  anderer  Völker  zu  den  Missionen 
aesclilagen  sind,  welche  vornehmlich,  jene  aus 
der  C/üV/wz/ischen,  diese  aus  der  Moxi^chan  (nach 
Italienischer  Aussprache  und  Schreibart:  Mossi- 
sehen)  Nation  bestanden.  Die  Sprachen  bey- 
der  Nationen  werden  vorzüglich  hier  beachtet 
werden  müssen,  aufser  ihnen  aber  gibt  es  dort 
noch  viele  andere,  die  wir  mehr  oder  weniger 
kennen.  Die  Provinz  los  Chiquitos  ist  südlich 
vom  Chako,  und  östlich  vom  Paraguay,  der  sie 
von  West  -  Brasilien  trennt ,  eingeschlossen. 
Statt  diesem  Strome  noch  nördlicher  zu  folgen, 
zieht  sich  die  nördliche  Gränze  jener  Provinz 
ziemlich  horizontal  nach  Westen,  bis  sie  beyni 
Anfange  der  Provinz  los  Moxos  wieder  eine 
nördliche  Richtung  nimmt.     Die  groföe  Provinz 


I55^ 

los  Moxos  dehnt  sich  vom  20°  bis  zum  15°  S. 
ßr.  aus;  zwischen  diesen  Graden  zerstreut  wurde 
die  Moxa- Nation  zuerst  von  den  Jesuitischen 
Missionären  gefunden.  *)  In  derselben  und  dar- 
über hinaus  strömt  der  Momore-  Flufs ,  der  sich 
nördlicher,  mit  dem  ihm  östlichen,  die  West- 
gränze  des  dortigen  Brasilischen  Gebiethes  ma- 
chenden Itenes,  der  vorher  den  Baure -Flufs 
aufnimmt,  und  sodann,  nordöstlich  strömend, 
in  Brasilien  mit  dem  westlicheren,  in  gleicher 
Richtung  gebogenen,  grofsen  Bene-  oder  ßeni- 
Flusse  verbindet,  und  so  den  Madera  -  Strom 
bildet,  wie  ein  Theil  der  Nachrichten  angibt, 
da  sich  der  Beni-Strom  nach  anderen  wenig  be- 
gründeten Angaben  im  12°  S.  Br,  mit  dem 
Ucayale  verbinden  sollte,  wogegen  auch  Con- 
damine  spricht,  der  den  Beni  ohne  Vereinigung 
mit  dem  Mam^ore  (der  selbst  bey  den  Portugie- 
sen: da  Madeira,  heifse)  neben  diesem  in  einer 
Entfernung  von  40  —  50  Meilen  fortströmen 
lälst,  so  dafs  bey  de  unmittelbar  in  den  Mara- 
fion  oder  Amazonen-Strom  fallen,  und  der  Beni- 
Strom  nach  Veigl's  Bemerkung  in  der  That  kein 
anderer  wäre,  als  der,  welchen  die  Portugiesen 
bey  seiner  Mündung  Purüs  nennen,  P.  Friz  auf 
seiner  Charte  aber  Cuchivarä  **).  Westlich  von 
diesen  Flüssen,  welche  als  Leiter  der  folgenden 
geographischen  Bestimmungen  dienen  können, 
bis  gegen  den  noch  westlicheren  Ucayale  hin, 
wohnen  Völker  mit  eigenthümlichen  Sprachen, 
von  denen  sich  auch  Nachrichten  und  Proben 
geben  lassen. 


*)    TIervas  Orig.  d.  idiom.    S.  80. 
**)  Heivas  Sagg.  prat.  S.  62.      Murr^s  Reisen  ein. 
MissionHäre,   S.  104.  5. 


1^55 

I.     Z  a  ni  u  c  a. 

Die  Zamuca- Nation  und  Sprache  gehört  in 
die  Provinz  los  Chiquitos,  zwischen  welchem. 
Volk  und  den  im  IL  Abschnitte  S.  437.  erwähn- 
ten Chiriguani  sie  z.  B.  auf  der  Karte  in  Jefferys's 
Americ.  Atlas  erscheinen.  —  Hervas  •••)  gibt  an, 
dafs  ihre  Sprache  in  den  Missionen  S.  Giovanni, 
S.  Jage  de  Chiquiti,  imd  S.  Ignazio  gesprochen. 
^vorden  sey,  bo  wie  von  andern  Stämmen,  wel- 
che sich  in  den  Wäldern  umherschweifend  auf- 
hielten. Eben  derselbe  meldet,  dafs  den  Mis- 
sionären c^rev  Dialekte  dieserSprache  bekannt  wa- 
ren, nähmlich:  I.  die  eigentliche  Zamucay  ge- 
redet von  den  Zamncas,  von  welchen  ,  als  den 
zuerst  bekehrten,  die  ganze  Nation  und  Sprache 
ihren  Nahmen  erhalten  habe,  und  den  Sadenos 
geredet,  nach  Einigen  auch  von  den  UgaranoSy 
die  aber  nach  Andern  sich  einer  davon  etwas 
verschiedenen  Sprache  bedienen;  II.  der  CaipO' 
/oz-ßf/e- Dialekt,  gesprochen  von  den  Caipotora- 
des^  Tunac/ios^  Imonos  und  Timinalms ;  III.  der 
ilforo?oco- Dialekt,  geredet  von  den  MorotocoSy 
Tamoenos ,  Cucurates  oder  Cucutades,  Panonas 
und  vielleicht  auch  von  den  Careras  und  den 
Ororebates  ■•'  '•' ). 

Grammatische  .Bemer kungen  über  die 
Zamuca, 

Was  die  Sprache  selbst  betrifft:  so  entbeh- 
ren wir  einer  grammatischen  Einleitung  in  die- 
selbe. Dafs  sie  indessen,  grammatische  Formen 
hat,    zeigen  die  Beyspiele  derselben  in  den  an- 

•)   Sagg.  prat.   S.  65. 

**)  Gatalogo  d.  L.  c.  S.  5a. 


554 

zuführenclen  Sprachproben:  doe  und  noe  sind 
Formen  des  Plurals  der  Nennwörter,  co  ist  Form 
der  ersten  Plural  -  Person  der  Verben,  wenig- 
stens im  Praesens,  denn  die  erste  Singular- Per- 
son des  Futurum  hat  die  Endung  iiri^  wie  aus 
den  Beyspielen  yipiazuri  und  yayauri  in  dem 
zweyten  Gebethe  erhellet. 

Auch  nuri:  ich  werde  seyn ,  ist  wahrschein- 
jichst  Zusammensetzung  dieser  Endform  mit 
dem  nu  ich.  Die  Pronomen  sind ,  so  weit  sich 
aus  beyden  Gebethen  schliefsen  läfst: 

nu  ich,  mich.  y  mein 

^uä  du ,  dir  a  dein 

idd&  dieser  d  sein 

fioc  und  yoc  wir,  uns. 
ore  scheint:  sie,  zu  bedeuten. 

Der  Berührungen  mit  anderen  Sprachen  ha- 
ben sich  nur  sehr  wenige  auffinden  lassen. 

Oniagua. 


Zamuca. 

Chiquita. 

Mos3a. 

guiate 

dirip 
puroro 

iyai, 
purucibi. 

titibe. 

ehuate.  mai' 
ritama. 


Himmel, 

Hohe 

Vater 

lüfs 

Tveifs 


Sprach  proben. 

Hervas  hat  nicht  blofs  das  V.  U.  mit  der  Ue- 
bersetzung  und  höchst  wenigen  Anmerkungen; 
«ondern  auch  ein  anderes  Gebeth  mit  wörtlicher 
Uebersetzung  im  Anhange  zum  Saggio  pratico 
S.  229.  230.,  welches,  der  Seltenheit  solcher 
Sprachproben  wegen,  auch  hier  stehen  mag. 
Wörter  hat  Hervas  im  Vocab.  poligl.;  die  Zahl- 
wörter aber  in  der  Aritmet.  d.  naz.  S.  97.    ßeyde 


555 

werden  nachmahls,    mit  den  Wörtern  der  Chi- 
quitos  und  Moxos  zusammen  gestellt,    folgen. 

3S8. 
Z  a  m  u  k  i  s  c  h. 

■Ans  Hervas  Saggio  pratico,    No.   17. 
Unser  Vater     er        welcher  bist  in       Höhe 

Yebia   guite    erigu  daquchi  hi  guiate 

O!  verehrt  sey    dein  Nähme 

Nacii    piionerac     aireö 

Höchstes  Gutseyn    in       Höhe  komme 

Azogadipuz    hi  guiate  tennogui  gaddö 

O!     gethan  werde  dein  Wille  auf        Erde  dieser       wie 

Naco  piorac  ayutigo  hi  numitie  idde  cho- 

auch   gethan  wird    in        Höhe 

puz    piorac     hi  guiate 

Gib         an  uns        un?re   Speisen  läglicli  gehörig 

Azi  ome  yoc  addibozodoe  diriao  gannene 

an         Tag         diesem 

hi  diritie  idde 

Verzeih       uns       bey     unsern  Thaten       Saclien        schlechte 

Azore  yoc    hi   addipiazup    cuch-uzudadoe 

W^ie       wir  verzeihn      bey  unsern        Hassern 

cho    aiyozoco     hi    addichetezeranoe 

allen 

nez 

Nicht  lasse      dafs        wir   thun  unsre  Thaten         Sachen 

Aca   aur   ega   chipiaco    addipiazup    cuchu- 

schlechte 

zodatie 

Befteye      uns     bey      Sachen  schlechten      allen 

Arota  yoc  hi  cuchuzudadoe  nez. 

Einige    Anmer klingen. 
Yehia  Ist  nach  Hervas :    unser,    und:    mein 
Vater,  im  Vocatiye,   statt  dafs  man  im  Nomina- 


55ß 

tive  sage:  yai:  mein  V. ,  ai :  deinV.,  dai:  sein 
V.,  jecfoch  wahrbcheinlich  sind  letztere  S^ormeii 
ein  andere»  Wort  als  das  bey  yeMa  zum  Grunde 
liegende.  In  der  Chiquita  ist  sowohl  i'yai  als 
Ixupu  (in  letzterem  x  nach  Spanischer  Ausspra- 
che) für:  Vater,  angegeben,  welche  beyde 
FormenaufahnlicheWei.se,    wie  jene,    neben 

einander  stehen. 

gmatehi:  Höhe,  mit  vorgesetzter  Präposi- 
tion, reo  ist  bey  Hervas  (Orig.  d.  Idiom.  Tav. 
XLIX.)für:  Nähme,  angegeben,  vielleicht  daft 
ireö  richtiger  wäre. 

piiz  bedeutet,  wie  auch  ?.us  dem  anderen  Ge- 
bethe  erhellet:  sehr,  viel. 

Dafs  gaddb:  zu  uns,  bedeuten  könne,  hefse 
sich  nach  den  übrigen  Lauten,  die:  uns,  be- 
deuten, kaum  wahrscheinlich  finden,  wenn 
nicht  in  dem  addipiazup:  unsere  Thaten,  ein 
vergleichbarer  Laut  liegt;     vielleicht  bedeutet 

gaddb:  herbey. 

azi:  gib,  mit  nachfolgender  Präposition  ome 
kommt  auch  in  dem  anderen  Gebethe  vor. 

Der  Stammlaut  des,  wie  es  scheint,  passivi- 
schen/^/or^c  ist ,  wenn  man /7Zßz«/?;  That,  und 
»/•ßco  wir  thun,  vergleicht:  pia  oder  pi,  welches 
sich  noch  dadurch  bestätigt,  dafs  co  auch  bey 
alyozoco:  wir  vergeben,  als  Form  der  e;-sten 
Plural- Person  der  Verben  erscheint.  In  dem 
andern  Gebethe  steht  das  Futurum  yipi^zun. 

diriao  scheint  das  Adverbium,  diride  das  No- 
men; Hervas  bemerkt,  dafs  tie  Nominal  -  En- 
dung ,  und  doe  und  noe  die  Endungen  des  Plu- 
rals der  Nennwörter  seyen:  sie  kommen  beyde 

hernach  vor.  ,       ^     ,  .,  •  •       n      • 

aca  ist  nach  Hervas  die  Prohibitiv  -  Parti- 
kel, (und  also  nicht  vergleichbar  mit  dem  Ka- 


657 

rai]>ischen  ccä;  und.,  womit  dort  dieselbe  Bitte 
anfängt.) 

Dafs  ega  die  Conjunction:  dafs,  weil,  sey, 
erhellet  auch  aUvS  seinem  Vorkommen  in  dem 
nachfolgenden  Gebethe. 

Anderes     G  e  b  e  t  h. 

Vater     Jesu  Christ  Gott     wirkliclier        du     Mensch 

Yebia  Jesu-Kito,  Tupa  -  piii,  giiä  nani- 
wirklicher  und  du  gestorben  am  Kreuz  einst  für  uns 
piiz,  apo  gua  atoi  aha  curwcere  icaite  na  iioc. 
mein  Herz  bedauert  sehr  meine  Tliaten  Sachen  schledite 
Yayugbddoe  dozo  -  puz  yipiazup  cuchuzodaddoe 
c;egen    dich     wegen  deiner,      weil  gut      selir       du         ich 

oiue  guä  guibne  gua,  guioze  gomi-puz  guä;  ai- 
liebe     auch  dich     alle    alle  Sachen       alles  liber  nicht  dafs 

jnacf^r  apo  gua  eraponaiie  cuchaddoe  nez  gai;  docate 
du  wirfst  mich  Haus  Teufels  (wenn)  ich  sterben  werde  unten 
acuaz     nu   guideda      idaitie  yitoiri  nei; 

erbarme  dich  meiner  Vater  nichtichthun  werdesieauch  künftig, 
azore    -     nu       yebia,  ca     yipiazuri      ore  apo      nei 
ich  unterlassen  werde  sie    Vater.     Nicht  mehr,   Vatei  ,      von 

yayauri  ore  yebia.     Tirogoiö    yebia     yipia- 

jneinen  Thaten     ich  vertraue    dir         gib       an     mich  dein  Ee- 
zuboddoe.        Agaroita     gua,     azi   ome   nu       agra- 
gnadigen   -weil     gut      sehr     ich  seyn  werde  künftig. 
ciare,     ega  gomi  -  puz  nuri  nei. 

a.     C  li  i  q  u  i  t  o  s. 

Die  Chiqnitos,  welche  sicli  selbst  naquino- 
neis  d.  i.  Mensch,  Mann,  nennen*),  wohnen 
in  der  von  ihnen  benannten,  vorher  beschrie- 
benen Provinz  neben  Abkömmlingen  anderer 
Völkerschaften,  welche  in  den  dortigen  Missio- 
nen von  den  Jesuiten  vereinigt  worden  sind. 
Vier  bis  fünf  Dialekte  dieser  Sprache  imterschie- 

•)  Hervas  Catal.  d.  L.  c.  S.  G6. 


den  eben  so  viele  Hauptabtheilungen  dieser  an- 
.  sehnlichen  Nation:    aber  nur  zwey  dieser  Dia- 
lekte sind  noch  übrig,    deren  jeder  wieder  von 
einer    beträchtlichen  Anzalil  von  dadurch  ver- 
einigten Stämmen  geredet  wird.     In  den  Nah- 
men  dieser  Stämme  ist  ca  die  Plural- Endung, 
die  Chiquiti  setzen  vor  diese  Nahmen  auch  noch 
?na,  welches  eine  Art  Artikel  ist.     Ausgestorben 
sind  die  Penoqid,  ein  sehr  zahlreicher  und  krie- 
gerischer Stamm,    mit  ihrem   eigenthümlichen 
Dialekte,    oder    vielmehr   einige    Ueberbleibscl 
derselben  in  Gegenden  versetzt,  wo  der  Pinoco- 
Dialekt    gesprochen    wird.       Ausgestorben    ist 
wahrscheinlich   auch   der   M^/mzz- Dialekt,    in- 
dpm  die  Jesuiten' die  Ueberbleibsel  der  Stämme, 
die  ihn  redeten:    die  Manzica,    Sibaca,    Cuzica, 
Ouimomoca,    Tapacuraca,    Yuracareca,     Yiri- 
tuca  in  Gegenden  versetzt  haben,    wo  der  Tao- 
Dialekt   gesprochen   wird.       Von   diesen  zwey, 
noch  vorhandenen  Dialekten  wird  Tao  geredet: 
vondenTao,    Boro,    Tabiica,   Tauepica,    Xu- 
hereca,  Zamanuca,  Bazoroca,  Punaxica,  Qui- 
biquica,    Pequica,     Bocca,    Tubacica,    Arupo- 
reca  und  einem  Theil  der  Piococa;  der  Pinoco- 
Dialekt  aber  von  denPinoca,  dem  andern  Theile 
der  Piococa,  den  Ouimeca,  den  Guapaca,  den 
Quitaxica,    Poxiso'ca,    Motaquica,    Zamaquica, 
Taumtoca  *).  . 

Die  Nachrichten  von  der  Sprache  der  Chi- 
■   quitos  gibtGihj-)  aus  den  Papieren  des  Abtes 
Camano!    Die  Auss'prache  ist  hell  und  sanft,  ob- 
wohl  sie  etwas  Nasales  oder  Gutturales,    oder 


^  H(Tva$  Caialog  S.  3t.         . 

'}  Sag-,   di  stör.  Amer.    S.  244-  —  48  "«d  S. 


334  —  ^59« 


559 

aus  beyden  Gemischtes  hat,  und  die  Abkürzung 
der  Wörter  durch  Elision  der  Endvocale  häufig 
ist.  Aufserordentlich  grofs  ist  der  Reichthum 
dieser  Spraclie,  und  die  Präcision,  mit  wel- 
cher Unterschiede  des  Bezugs  der  Eigenschafrs- 
begriffeauf  die  verschiedenen  Arten  der  Gegen- 
stände ausgedruckt  werden.  So  z.  B.  druckt  den 
Begriff':  Höhe,  aus:  abaiqiiis,  wenn  von  einetTi 
Baume,  opetaiciris^  wenn  von  einem  Thurme, 
itacuiciris  wenn  von  einem  Hause,  die  Rede  ist; 
quisuriquis  \Qt:  gelb,  von  einer  langen,  tasiiri- 
quis  von  einer  runden  Sache.  Und  auf  solche 
Weise  sind  feine  Unterschiede  der  Zustände  des 
täglichen  Lebens  und  eben  so  die  Nuancen  der 
Zustände  und  Affecten  des  Gemüthes  ausge- 
zeichnet. Die  Sprache  der  Männer  ist  in  vielen 
Wörtern,  Arten  des  Ausdrucks  und  der  Bie- 
gung von  der  der  W^eibspersonen  unterschie- 
den, und  auch  die  Männer  bedienen  sich  dieser 
weiblichen  Flexionen  der  Nennwörter  und  Ver- 
ben, bey  andern  Dingen,'  als:  Gott,  Engeln, 
Menschen. 

Grammatische  Bemerkungen  über  die  Chi^ 
quita  -  Sprache. 

1,  Die  Substantive  lassen  sich  auf  fünf  De- 
clinationen  zurück  führen ,  aber  sie  haben  keine 
Elexion  durch  Endungen  für  die  Casus,  sondern 
drucken  diese  blofs  durch  angehängte  Präposi- 
tionen aus,  den  Dativ  durch  mo,  den  Ablativ 
durch  /z,  welche  letztere  wiederum  für  sich  al- 
lein nicht  vorkommen.  Eine  Bezeicluiung  des 
verschiedenen  Genus  mufs  Statt  finden,  indem 
Camano  bemerkt,  dafs,  wenn  die  Männer  aus- 
drucken: mortuus  est  frarer  meus,  qui  servato- 
rem  iiostrum  summo  amore  colebai:   die  Wei- 


5^a 

her  sagen  würden:  moitua  est  frater  mea,  quae 
servatorem  nostram  summa  amore  colebat.  Auf-   j 
fallend  häuiig  sind  die  Endungen  w*,    /^  (zuwei-   1 
len  auch  as,    os)  bey  den  Nennwörtern. 

2.  Als  Pronomen  führt  Hervas  in  den  Orig. 
formaz.  mecan.  e  armonia  d.  id.  Tav,  5I  ff.  an: 
m  ich,    ni  du,    onl  oder  207/2/ wir,   ano  ihr,  im 
Sa  gg.   prat.  S.    100  ist   unama\    sie,    angeführt. 
Die   Casus   dieser  Pronomen  bilden  sich  (nach 
Hervas  eben  daselbst  (Sagg.  prat.  S.  100),  der 
diese  Bemerkungen  auch  vom  Abt  Camano  hat)  ., 
also:    ieza:    meiner,    incmo   mir,    zoZ>/ von   mir;  1 
fzczfl  deiner,  fl€?/7zo  dir,  o<^/ von  dir;  ezö5/i  seiner,  \ 
7770// ihm,  o/V/ von  ihm;    <?z^t  ihrer,  /wo  ihr,    obh   \ 
von  ihr;   zoinemo  uns,   zodoi  yoii  uns  (  beydes    ' 
exclusivisch);  aufjie  euch,    abol  von  euch;    von 
ihnen  Masc.  olma,   Föm.  o/wL     Die  Pronominal« 
Adjective  werden  durch  Versetzung  der,    zum 
Theil  schon  eben  vorgekommenen  Zeichen  der 
Pronomen  ausgedruckt,    z.  B.  von /7005  Haus: 
ipoo  mein  Haus,    apoo  dein  Haus,    ipoosti  sem 
Haus,    ipoos  ihr  Haus,    opoo  unser  Haus  (mit 
Einschlufs  Aller),  zoipoo  unser  Haus  (mit  Äus- 
*schlufs  Einiger),  aupoo  enev  Haus,   ipoosma  ihr 
Haus  (Masc),  jo/^üo*  ihr  Haus  (Föm.). 

3.  Die  Adjective  sind  von  viererley  Art,  zwey 
derselben  gehören  zu  den  Nennwörtern,  zwey 
zum  Verbum.  Der  Comparativ  läfst  sich  nur 
durch  Umsclireibung  derVergleichung  ausdruk- 
ken,  der  Superlativ  nur  durch  Zusetzung  des 
apoezo:  viel,  sehr. 

4.  Die  Verben  zerfallen  in  fünf  Conjugatio- 
nen;  neben  den  Activen  findet  nicht  Biegung 
für  ein  Passiv  Statt,  wohl  alier  hat  die  directe 
Conjugation  oft  neben  sich  eine  relative,  in  wel- 
clier  das  Pronomen  des  Objects  der  Handlung 


5^1 

mit  eingeschlossen  ist,  und  welche  relativa  drey- 
erley  Conjugation  haben,  z.  B.  isamutee:  ich 
thue  es,  Beyspiele  anderer  Verbal-Formen  sind 
in  den  Anmerkungen  zum  V.  U.  bey  Hervas  ge- 
geben: iiianau:  sey  geehrt,  m'oyee:  komme,  der 
Imperativ,  der  durch  m  :  dafs,  auf  dafs,  aus- 
gedruckt wird;  ache  o\h  ^  acheca  geben,  yacheca 
ich  gebe.  Uebrigens  bedeutet  nau  hinten  an 
die  Verben  gehängt:  können.  Es  gibt  kein  Ver- 
bum  substantivum,  sondern  diefs  wird  durch 
die  Personal  -  Pronomen  oder  andere  Wörter 
ausgedruckt. 

Sprach  proben. 

Das  V.  U.  hat  Hervas,  Wörter- Verzeichnisse 
Gilij  ,  ^a.  a.  O.  T.  IIL  S.  357  —  363,  auch  nach 
Camano  und  in  Spanischer  Aussprache,  und 
Hervas  im  Vocab.  poligl,  welchem  von  beyden 
Dialekten  diese  Formel  und  Wörter  angehören, 
ist  nicht  gesagt.  Zahlwörter  hat  diese  Sprache 
nicht,  sondern  die  Spanischen  angenommen, 
wie  Gilij  bey  den  angeführten  granmiatischen 
Angaben  ausdri.icklich  sa^^t. 


3S9. 
C  h  i  q  LI  i  t  i  s  G  h. 

Aus   Her<.as    Sagi^iu  pratico,    N.  16. 
Unser  Vater  der  seye    hoch 

Zoiyai  ii'aca  ape; 

geeViit  sey     dein  Nalune 

Aiiauscia    n'iri ; 

dafs  kornme^  uns  zu        enden  könnend  nicht    unser  Seyn 

Arayee-li    zoinemo  iitaquinuiiaLÜ    zubacd- 

kijnftig  dii-  bey   oben 

bo    aeza  aoe: 


562 

erfüllt  werde  Wille  liier  Erde  wie 

Oximacacia    n'oiiema    auna    aaqui  tacana 

dir  bey    oben. 

aeza  ape 

ßib  uns  jetzt      gewöLnlidie    unsre  Nahrung 

Ache  zoiiiemo  caimaa  anatäs  zojn-otuburio 

versöhne  dich  nochmahls  uns  mit         wegen        Versündigungen 

Aiximacai  ito  zoinemo  yucatii  n'omiiiahiti 

uns  von  wie  wir       VYir  versöhnen  uhs  auch 

zobvi,  tacaaa  zomi   zopiximacat  ito 

mit         denen  die  hassen  uns 

mo  Liiiama  pocheneiieco  zumanene. 

nicht  lasse       Versündigung  unsvon 

Tap'  ataisoca    inahid    zobi 

bewahre  uns       vor        Bö3cm 

Aitaicimimozo  zomi  ii  n'inahiti. 

Anmerkungen 

gröfsten  Tlieiis  nach  Hervas ,  der  auch  sie  vom 
Abt  Camaijo  hatte. 

Zo:  unser,  /y«/ ist  sonst  für:  Vater  angege- 
ben, so  dafs  i  weggefallen  wäre,  statt  d als  wir 
bey  zoipoos:  unser  Haus,  es  neben  zo  finden: 
letzteres  bezeichnet  übrigens:  unser,  mit  Aus- 
schlufs  der  laicht- Cliristen.  Bey  der  Quichua 
in  Peru  war  dieser  Unterschied  des  Pronomen 
der  ersten  Plural- Person  erwähnt. 

TÜ  bedeutet  nach  Hervas  hier  das  Pronomen 
relativum,  nachmahls  aber  in  der  letzten  Bitte  ist 
es  als  eine  Art  Artikel  angegeben:  vielleicht  dafs 
es  ein  Laut  ist,  der  häunger  zwischen  die  Wör- 
ter eingesprochen  wird:  öcßsoll:  Wesen,  Da* 
seyUy  bedeuten. 

Zanauca  wird  als  Wurzel  des  Im.perativs  anaus- 
cia:  sey  verehrt,  angegeben,  übrigens  aber 
laute  der  Imperativ  auch  iiianau^  indem  ni  :  auf 

dafä, 


563 

dafs,  bedeute.  Uebrlgens  wird  bey  oximacacia 
auf  die- Gleichheit  der  Endung  mit  dieser  Form 
verwiesen,  und  beyde  für  ein  Verbum  passivum 
erklärt,  für  welche  es  jedoch  nach  den  ange- 
führten grammatischen  JSemerkungen  keine  be- 
sondere Form  geben  soll. 

ayee  ist  als  das  Verbum  angemerkt,  //  als 
zierlicher  Anhang  an  die  Verben  ohne  besondere 
Bedeutung,  taquinu  als  die  W^urzel  von  laqui- 
ruzo:  es  endigt  sich,  und  ric  sey  wiederum  in 
77U  verwandelt,  wegen  des  angehängten  nau^  i 
drucke  die  Negation  aus,  bo  aber  an  dem  er- 
wähnten aca  etwas  Zukünftiges,  aeza  oder  a-eza: 
bey  dir,  und  den  Besitz  :  deiner. 

77'  onema  soll:  dtin  Wille,  seyn,  aber  Gilij 
führt  nonema  für:  Wille  an  (T.  III.  S.  337.)  so 
dafs  n  als  radical  erscheint,  für:  dein,  ist  auf 
keine  Weise  eine  Anzeige. 

otuöiiri  soll:  Nahrung,  o  die  Zukunft  be- 
zeichnen. 

In  inahitiliegi  mit:  peccata  facta,  oder  viel- 
mehr in  zoboi  liegt  das :  von ,  welches  den  Urhe- 
ber der  Handlung  ausdruckt.  Uebrigens  steht 
inahiti  in  der  letzten  Bitte  für:  Böses,  Uebel, 
überhaupt. 

unama  ist  als  Masculin- Artikel  des  Plurals  an- 
gegeben, welcher  vor  Verben  bedeute:  die, 
welche;  pocheneneco  aber  als  Verbum  neutrum, 
und  tap"  als  abgekürzt  aus  tapi,  und  Bezeich- 
nung der  Prohibition. 

5.     M  o  X  o  s    oder    M  o  s  s  i. 

Die  grofse  Nation  dieses  Nahmens  Moxa 
edel  Moha,  welches:  Räude  bedeuten  soll,  be- 
wohnt eine  bedeutende  Anzahl  zahlreicher  Mis- 
sions -  Oerter,     und    hat    ihre    eigenthümliche 

Mithrid.  III,  N  U 


564 

Sprache,  welche  in  mancherley  Dialekte  zer- 
fällt. Erwähnt  sind  davon  theils  das  Baure  und 
Tlcomeri  '^),  welcher  letztere  Nähme  indessen 
in  der  Moxa  -  Sprache  bedeuten  soll:  andere 
Sprache  oder  Rede,  und  zum  Beweise  diene, 
dafs  die  Ticomeri  wenigstens  eine  beträchtlich 
abweichende  Sprache  redeten,  und  bey  der 
Moxa -Nation  dafür  bekannt  waren,  theils  das 
Chuchucupenno  ^  Comoboconp  ^  Mosotie,  Moc/io- 
cono,  welche  letztere  vier  Dialekte  in  der  Mis- 
sion S.  Xaverio  gesprochen  wurden  **).  Nach 
Hervas  liatte  P.  Pet.  Marban  1701  eine  Gramma- 
tik dieser  Sprache  ans  Licht  gestellt,  und  Her- 
vas erwähnt  auch  einen  darin  gedruckten  Kate- 
chism.  Von  der  auffallenden  Aehnlichkeit  die- 
ser Sprache  mit  der  Maipurischen  zwischen  dem 
Maranon  und  Orinoko  und  an  diesem  wird 
bey  dem  Maipurischen  Abschnitt  VIII.  ge- 
handelt. 

Grammatischer  Charakter  der  Moxa- 
Sprache  ***). 

1.  Das  Verhältnifs  der  Buchstaben  in  dieser 
Sprache  hat  Hervas  entwickelt  f) ,    es  fehlen  die 

*)  S.  Hervas  im  Caialogo  d.  1.  c.  S.  56.  In  dieser 
und  der  folgenden  Stelle  sind  die  Missionen  ge- 
nannt, wo  diese  Dialekte  gesprochen  werden.  Der 
V.  Xaver,  Iiüizos,  von  dem  auch  Hervas  seine  Nach- 
richten erhielt,  hatte  eine  Geschichte  der  Missionen 
und  Sprachen  in  der  Provinz  los  Moxos  geschrie- 
ben, die  im  Jesuiter-  Collegium  in  Lima  verwahrt 
wurde. 

**)   Hervas  Saggio  nrat.  S.  61  — 63. 

***)  Nach  Gilij  T.  III.  S.  258  —  245. 

f)  Origine  forniaz.  niecanism.  e  armon.  d.  id. 
S.    136. 


Buchstaben  </,  y,  /,  die  Consoiianten  werden 
nie  verdoppelt ,  und  sind  schön  mit  Vocalen  ge- 
mischt; die  Aussprache  sey  sehr  sanft  und  an- 
genehm. Der  Unterschied  der  Männer  -  und 
Weibersprache  ist  auch  hier  vorhanden,  und 
in  mehreren  Beyspielen,  z.  B.  beym  Pronomen 
sichtbar.  Vom  Substantive  und  Adjective  sa<Tt 
Gilij  nichts  genaueres,  in  den  Anmerkungen 
zum  V.  U.  bey  Hervas  ist  no  als  Plural -En- 
dung genannt. 

2.  Die  Personal  -  Pronomen  sind:  Jiuti  ich, 
piii  (hl,  ema  in  der  Männersprache,  egni  in  der 
Weibersprache:  er,  esu  sie,  biti  wir,  eti  ihr, 
eno  sie.  Für  die  Demonstrativ-Pronomen  sind 
andere  Wörter  bey  abwesenden,  andere  bey  Ge- 
genwärtigen Personen  und  Sachen,  und  unter- 
schiedene im  Munde  des  einen  und  des  andern 
Geschlechts. 

3.  Statt  jener  Personal  -  Pronomen  stehen 
Abkürzungen  derselben  sowohl  vor  Substanti- 
ven für  die  Pronominal- Adjective,  als  vor  Ad- 
jectiven  statt  der  Personen  des  Verbum  sub- 
stantivum  und  auch  vor  den  Verben,  zur  Be- 
zeichnung der  Personen ,  nähmlich  nu  für:  ich, 
und:  mein,  /»/für:  du,  und:  dein,  bi  inv,  wir, 
und:  unser,  e  für:  ihr,  und:  euer,  und  das 
abweichende  i/ für:  er,  sie,  sein,  ihr,  doch  so, 
dafs  im  Plural  die  Endung  ono  ans  Wort  tritt, 
welche  auch  die  Pronomen:  wir  und  ihr,  hinter 
sich  haben  können.  Wenn  diese  Possessive  für 
sich  allein  stehen:  so  haben  jene  kürzeren  For- 
menjee  unmittelbarnach  sich,  z.  B.  nujee  mein, 
oder:  der  meinige,  pijee  dein,  bijee  oder  bijcenb 
unser,  ejee  oder  ejeenb  euer ,  majee  in  der  Män- 
nersprache, nijee  in  der  Weibersprache:  sein, 
stijee  ihr,    vom  Föminin- Singular,    najee  oder 

r^n  2 


5^0. 

najeenh:  ihr,  vom  PluYal.  Pvian  vergleiclie  über 
die  Ähnlichkeit  auch  dieser  Prünominal  -  For- 
men das  Maipiirische. 

4.  Die  Verben  zerfallen  in  zwey  Conjugatio- 
nen,  wovon  die  erste  auf  ro,  die  zwey te  auf  co 
endigt,  jene  hat  in  den  einzelnen  Personen  die 
erwähnten  Pronominal- Vorsätze  nu^  pi  n.  s.  \v. 
vorsieh,  die  2te  für:  ich:  ?iiodtrne,  für:  du: 
pi  odev  pe,  für:  er:  //  oder  te,  doch  für  die 
dritte  Person  aucli  ma^  im  Plural  na.  ImPrae- 
teritum  wird  hinten  an  das  VV^ort  im\  im  Futu- 
rum Jato/  angehängt,  welches  letztere  auch  für 
den  Optativ  steht.  Im  Imperative  steht  pa  statt 
pi  vor  dem  Verbum  auf /'o ,  die  auf  co  verwan- 
deln diefs  in  ca.  Das  Particip  bildet  sich,  indem 
an  die  Ili.  Person  rai  angehängt  wird. 

5.  Das  Verbum  negativum  hat  die  Negation 
i/oi  zur  Auszeichnung,  demnächst  aber  in  der 
ersten  Conjugation  in,  den  Personen '  statt  der 
Vorsätze  77/,  pi:  ;?a,  pa^  statt  e;  c,  in  der  2ten 
Conjug.  ihre  gewöhnlichen  Personal- Vorsätze, 
aber  statt  der  Endung  ro;  ca.  Imjverbiethenden 
Imperative  wird  nach  pi:  cu  eingeschoben. 

6.  Passive  werden  nur  von  Verben,  die 
Schmerz  anzeigen,  mit  einer  auszeichnenden 
Form  gebildet,  und  es  scheint  nach  den  Prono- 
minal-Vorsätzen  ca  eingeschoben,  und  die 
Stammbuchstaben  ein  wenig  verändert  zu  wer- 
den, Frequentative  sind  sehr  häufig,  und  ha- 
ben pbroco  hinten  ans  Verbum  gehängt  zu  ihrer 
Form. 

Sprachpro  hen. 

Das  V.  U.  hat  Hervas,  Vv^örter  Gilij  T.  III. 
S.  367  —  371  (in  Italienischer  Aussprache),  auch 
Hervas  hat  dergleichen  im  Vocab.  poliglot.  und 


667 
die  Moxischen  Wörter  für:  Geräüsc?!  in  d.  Oria, 
form.  mec.  ed.  aimon.  d.  id.  S.  136.,  die  Zahl- 
wörter aber  Aritmet.  d.  naz.  S.  103.,  so  wie  auch 
Gilij  T.  III.  S.  243  :  welcher  Dialekt,  oder  wel- 
cher Mission  Sprachweise  dabey  zum  Grunde 
liege,  ist  nirgends  bemerkt, 

390. 
M  o  X  i  s  c  h. 

Nach  Hervas   Saggh  praticoy    N.  4. 
Unser  Vater    (3ii  ^         du     bist  Flimmcl  in 

Biya     piti  piobirico  layee  aniimo.cu; 

Verelirt  werde        dein    Nalima 

Muiiaina  -yab  oi     pihare ; 

kommen  uns  möge       dein  Reich 

Tautasiiiabi-yaboi  pireino; 

unten 

Nasuopapi-yaboi  epokiererano  nacuti  ya- 

Himmel 

boi  aiiLimocurano; 

Du  geben  uns       mögest         unser  Herr         unser  ]3rot 

Pihorocabi-yaboi    binituina    biniriina    ta- 

tägliclx 

Ganibinicosauo  ; 

Vergib  uns       unsere         Sünden  wie         wir     un- 

Paliapanuabi  bicapecaturarai   pacutiabi  bi- 

Sern     Beleidigern 

hapaiiucocorai; 

Dil  nicht  lasse  uns  Versuchung  in 

Piciünacobi     namoitLimrusiabi  ereonö; 

D,.  befrcye  uns  all^m  Bösen 

ricatmchabi      tahahiporoco       ticohachore 
oiie. 


568 


Anme  r  ku  ng  en 
zum    Theil   nach    Hervas. 


B'i  unser  ya  Vater,  wenigstens  führt  Hervas 
pliya  für:  dein  Vater,  maiya  sein  Vater,  suiya  ihr 
(weibl. )  Vater  an.  Sonst  aber  ist  beyGilij  und 
Hervas  lata  für:  Vater,  angegeben,  offenbar 
ein  anderes  Wort,  und  nicht,  wie  Hervas  un- 
terscheidet: mein  Vater,  obwohl  lata  als  An- 
rede: Vater,  auch  für:    mein  Vater  stehen  mag. 

piti  das  Personal-  Pronomen ,  pi  davon  abge- 
kürzt: dein,  z.  B.  vor  dem  Spanischen  reim 
Reich ,  und  vor  den  Verben :  du. 

piobirico.  P.  Marban  hat  in  seiner  Gramma- 
tik/^///c//«  für:  dub'ist,  aufgestellt,  daher  Her- 
vas es  für  Form  eines  andern  Dialektes  nimmt. 

tayee  nach  Hervas  eine  Präposition,  welche 
blofs  bey  todten  Sachen  gebraucht  werde,  die 
Bedeutung  ist  nicht  angegeben;  cu  an  miumo: 
Himmel,  bedeute:  innerhalb. 

Gilij  g\ht  javbi  als  die  Form  des  Futurum  und 
auch  des  Optativs  an,  offenbar  ist  y ahoi  hier  und 
in  der  zweyten  und  vierten  Bitte  eben  dasselbe, 
aber  die  dabey  stehenden  Wurzellaute  der  Ver-^ 
ben  sind  nicht  weiter  zu  erklären.     , 

hare  ist:  Nähme,  nähmlich  der  Männer,  hara 
der  Weiber. 

nasuopapi-yaboi  ist  bey  Hervas  übersetzt:  es 
geschehe  dein  Wille.  Vielleicht  waltet  hier  ir- 
gend ein  Irrthum  ob,  /?/ würde:  dein,  bedeu- 
ten, aber  _yß/^oz  ist  nicht:  Wille ,  sondern  viel- 
leicht mit  einem  ähnlichen  Laute  von  dieser  Be- 
deutung verwechselt.  In  vielen  V.  U.  Formeln  i 
ist  der  Begrifi  des  Thun  in  der  zweyten  Hälft« 
der  Bitte  wiederhohlt,  und  yaboi  ist  wirklich  wie- 
derhohlt,     aber  naculi  ^    welciies   dort   vorher 


569 


geht,  schehit  mit  dem  pacuti:  wie,  in  der  fünf, 
ten  Bitte,  eineiiey  Wort  seyn  zu  sollen :  diese 
Dunkelheiten  lassen  sich  nicht  heben. 

epo.kierera77o  ist  hey  H-QW^s  übersetzt:  so  auf 
der  Erde,  aber:  Erde,  bedeutet  ein  anderes 
Wort:  e/?o/^/ hingegen,  Gilij  schreibt  (?/?öcA'/<?,  ist : 
unten. 

piboroca  ist  der  Imperativ  der  z\veyten  Con- 
jiigation,  wo  die  Endung  co  dann  in  ca  verwan- 
delt *vird,  s.  die  gramm.  Bemerk.  N.4.  Bey  der 
ersten  Conjugation  hat  der  Imperativ  in  der 
II.  Person  pa  vor  sich ,  wie  in  pahapnnuahi. 

binituina  hat  Hervas  aus  dem  erwähnten  ge- 
druckten Katechism  aufgenommen  ,  niiuina  be- 
deute: Herr;  in  der  Formel  de's  Ex- Jesuiten, 
die  übrigens-  zum  Grunde  zu  liegen  scheint, 
stand:  biokemi^  welches  auch:  unser  Herr,  be- 
deuten soll. 

Für  Brot  sind  nach  Hervas  in  dieser  Spraclie 
noch  die  Wörter  :  oborare,  miobora^  ticaobo- 
racore. 

pecatii  ist  das  Spanische  W^ort,  rai  die  En- 
dung des  Particips.  Eben  dieselbe  steht  her- 
]iach  bey  bihapanucocorai ^  Avelches  vielleicht  ge- 
trennt bihapanu  cocorai  zu  schreiben  v/äre ,  da  in 
ersterem  Laute  doch  der  Begriff:  vergeben,  zu 
erwarten  ist. 

picLiinaco  ist  Beyspiel  eines  negativen  Impera- 
tivs, wo  eil  nach  pi  eingesclioben  wird. 

Von  den  übrigen  Formen  hat  weder  Hervas 
eine  erläutert,  noch  gibt  Grammatik  oder  Wör- 
terverzeichnifs  darüber  Aufschlufs.  Indessen 
ist  pbroco  die  Form  der  Verba  frequentativa, 
und  die  Uebersetzung  bey  Hervas,  der  für  diefs 
und  das  vorher  gehende  Wort  hat:  libera  -  ci 
ma,  ohne  Zweifel  nicht  genau  genug. 


* 

§7o 

:4 

n  d  e  r  e 

W  ö  r 

t  e  r. 

' 

Zamuca 

Chiquita 

Mossa 

Mossa 

Mossisclii 
Dialekt 

nach 
Uercas. 

i 

nach 

Gilij. 

nach  Hervas. 

Gott 

tupadz 

tupäs 

maimöna 

maimöna 

maimöna»  . 

Himmel 

guieate. 

apäz 

anumo 

anumo 

anumö. 

Erde 

nu'p  od.  numi 

qulis 

moteji 

motehi 

motegi. 

Wasser 

yot 

tuiis 

unt 

une 

uni. 

Teuer 

f)i&c 

peez 

jücu 

ijucu  od.  nu- 
jucunc 

jucü. 

Sonne 

guUdde 

suüs 

säcce 

saache 

sacche. 

Mond 

hetoxei 

paäs 

cöje 

cohe 

CO /e  od.  cok 

Mensch 

nani 

noneis 

acciäne 

acham 

achiäns. 

Weib 

chskä 

pais 

aeno 

eseno. 

Vatei- 

yai 

iyai  od.  ixupu 

lata 

lata 

täta. 

Mutter 

ob6 

ipagni   oder 
ipapa 

meine 

meme 

meme. 

Sühn 

,    ,     . 

zai 

nuciccia. 

, 

TücLur 

ichaquimoco 
oder    ichize 
(d.  Männer) 

iziche     (die 
Weiber) 

Kppf 

yatoitae 

taanis 

nucluti 

niichiiti 

nuchiuti. 

Au;ie 

yedü 

sutos 

nuchi 

aaino 

nuki. 

Ohl- 

.     .     . 

utnapus 

nucioca. 

Nase 

yucunachu 

iilas 

nitsiri 

nus'iri. 

Zunge 
Haar 

otüs 

nunene  *) 

nunene 

nunene. 

.     .     . 

(beyHervas: 

.     .     . 

nuchutisi  od. 

taanis  ) 

nuchutinoco. 

Hand 

yumanai 

ees 

nuböu 

nuhoupi 

nubou. 

Fufs 

iriz 

popez 

nibops 

nibope 

nibope. 

Tag 

dim 

anenez 

saccerii 

saache 

saccherei^ 

1. 

chomara 

.     .     . 

etöna 

etonä. 

2. 

gar 

.     .     . 

apina 

apina. 

3' 

gaddioc   od. 

.     . 

mopöna 

mopona. 

\ 

gandioc 

*)  Bey  mehreren,  vielleicht  allen  Moxischen  Wörtern,  \ve 
che  nu  vor  sich  haben,  ist  diefs  wahrscheinlich  das  Possess 
vum :  mein ,  obwohl  diefs  in  den  Hiilfsniitteln  nicht  angi 
zeigt  ist.  Vielleicht,  dafs  in  den  Anfängen  yu,  ya  bey  d« 
Zaniuca  ein  ähnlicher  Pronominal  -  Laut  liegt.  Üebrigens 
tiipade  und  tupcis  aus  der  Guarani- Sprache  angenommen,  uf 
durch  die  Missionäre  von  da  dorthin  verpflanzt. 


67» 

4«     Mobimi,     Caynbabi,    Itonami,    Sapi- 
boconi. 

Diese  vier  Völkerschaften  befinden  sich  in 
Missionen  der  Provinz  los  Moxos,  welche  bey 
Hervas  *)  aufgezählt  sind,  die  ersteren  werden 
auf  der  Karte  in  Jefierys's  American  Atlas  (Lond. 
177S)  uiTi  den  14°  S.Br.  unter  dem  Nahmen  Mo- 
bidas ,  der  ohne  Zweifel  dasselbe  sagen  soll, 
eben  daselbst  um  den  12°  ein  wenig  östlicher 
die  Cayuhabas  bemerkt,  welche  also  mit  der 
Brasilischen  Provinz  Cuyaba  schwerlich  in  ir- 
gend einen  Zusammenhang  zu  bringen  sind. 
DerNahmeSapibocona  wird  auch:  Zapibocona, 
geschrieben. 

Hervas  fand  riicht,  dafs  die  Sprachen  dieser 
vier  Völker  unter  sich  irgend  eine  Verbindung 
zu  haben  schienen,  jedoch  lassen  sich  wenig- 
stens folgende  Berührungen  dieser  Sprachen 
mit  andern  bemerken: 


Sapibocon. 

Mobim. 

Cayub. 

Moxa. 

Quichua. 

chöra 

iyocori. 

emata 

.     ♦ 

•     • 

.    .    . 

matti. 

ilapa 

.     .     . 

.     .     . 

•    .    . 

illapo. 

tumu 

.     • 

•    «    • 

Tumi, 

etippi 

dibo. 

mara 

•     •     « 

.     .     . 

.    .    . 

mara. 

eubihure 

.     .     . 

icuri 

cakiüre. 

*)  Catalogo  d.  L.  S.  56.  Sagg.  prat.  S.  63.  64.  Dort 
werden  auch  die  Missionäre  genannt,  denen  Hervas 
die  Wörterverzeichnisse  und  V.  U.  Founeln  dieser 
Spraciien  verdankte. 


Grammatische    Bemerkungen   über   die 
Itonama  -  Spraclie 

nach  dem  V.  U.  und  Hervas's    Anmerkungen 
zu  demselben. 

1.  Die  Pronomen  sind:  os?ni  ich,  onhi  duy" 
ogni  er,  dignit  wir.  Mit  einiger  Veränderung 
stehen  eben  dieselben  für  die  Pronominal -Ad- 
jective  osmimiie  mein  Vater,  onimue  dem  Vater, 
ognimue  sein  Vater,  dignimue  unser  Vater,  sigmi^, 
mue  euer  Vater,  doch  scheint  nach  dem  V.  U., 
auch  doU:  unser. 

2.  Vor  den  Verben  stehen  die  Pronomen  zur 
Anzeige  der  Personen  in  noch  veränderterer 
Form,  z.  B,  simacu  ich  gebe,  omacu  du  gibst, 
ogmacu  er  gibt,  digmacu  \vir  geben,  nigmacu 
ihr  gebt. 

Die  Mobima  ist  nacli  Gilij*)  eine  sehr  rauhe. 
Sprache. 

Sprach  proben. 

Die  V.  U.  der  ersten  und  dritten  dieser  Spra- 
chen hat  Hervas  und  zwar  letzteres  mit  Anmer- 
kungen; eben  derselbe  auch  von  dreyen  dersel- 
ben Wörter  im  Vocab.  polig].,  und  von  zweyen 
die  Zahlwörter  in  der  Aritmet,  d,  n.  S.  102. 

Mobimisch. 

Aus    Hervas    Saggio   praiicoy     N.  5. 
Vater     unser     der  du  bist       in  Hölie 

Papa  isti  diascuri  nas  benrra; 

o  dafs         vereint  sey    dein  Islaiime 

Dissana  uyenaba  as  eslan; 
*)  T.Iil.  S.258. 


o  dafs  komme  uns   c!ein       Rrich 

Dissana  ibacuancaya  isti  as  reiiion; 

o  dafs       dir  gehorsamt  sey    auf  Eide  o  doch 

Dissana  aibancayan   nis  yanlomah  dissana 

wie         in  Ilöke 

eya  is  nis  benrramah; 

jetzt  was  essea 

Ilcoah   coahcuancaya   nocob    ilchomcana 

wir 

isti; 

vergib  uns  wie    wir  vergeben 

Humapohdoha  isti  il  eya  isti  humaponnaba 

w^ir    di«  hassen  uns 

isti  il  chalonibacaya  isti; 

nicht  verlasse  uns 

Caill  namrancaya  isti; 

nicht  dafs  unterliegen  wir     hej  Sacli«n 

Porral   bispaoslecaya  isti  nis   atacarrä  di- 

schreckbaren. 

tinnocuanne. 

392.  ^ 
I  t  o  n  a  m  i  s  c  h. 

Aus   Hervas   Saggio  pratico^    N.  6. 
Unser      Vater        du  du        bist  hoch 

Digna-me    oniti  okichauco  ognano; 

o  dafs  verehrt     scy  dein         Nahmt 

Kicapachurasna  omi-cadayat; 

dein        Haus 

Okimacumo  omi  -  onau ; 

o     dafs  respectirt     sey  hier     unten  also 

Kacisikicapachurasnebe  kinicosnone  kima- 

wie  dort  oban 

tecaka  kinumane; 

gib  Speise 

Caimaku  dokiterekeke  okipelecha; 


674 

Uns       vergib  ursre  Fehler  so  wie 

Pkipakiyumalaua    digma-chagualu    cuma- 

■wir  wir  vergeben 

tena      dignit      dagnaipakiyumaläca 

unsein         Hassern 

digni-puyaate; 

uns 

.Okiclianomoguana     kipusacchomo     dignit 
chokigLia; 

Du  uns         befreye  alles  I?Öse. 

Öiiiti  signagüegnebe  cuenake-kisiliiane. 

Einige   Anmerkungen     . 
aus  den  V.  U.  Formeln  selbst,  und  Hervas's  An- 
merkungen über  die  letztere  entlehnt. 

In  der  Mobima  -  Formel  ist  isti  offenbar :  uns, 
und:  unser,  und  «^  dein. 

caya  ist  eben  so  deutlich  Verbal  -  Endung, 
da  die  meisten  vorkommenden  Verbal -Formen 
sie  haben. 

nis  für:  in,  auf,  und  eya  für:  wie,  sind  durch 
den  Zusammenhang  bestimmt. 

Erde  ist  nach  dem  Wörterverzeichnisse:  Ha- 
camha^  benrra:  Himmel. 

Das  Chiquitische  hapanu:  vergeben,  würde 
eine  Vergleichung  mit  hwnaponna  verstatten, 
doch  scheint  der  entferntere  Laut  hwnapoh  der 
radjcale  für  diesen  Begriff  zu  seyn. 

In  der  Itona?na-¥ oimel  ist  nach  den  Anmer- 
kungen bey  Hcrvas  dignimue  mit  i  für;  unser 
Vater;  cAaa  bedeutet:  ist. 

ki  soll:  Verlangen  ausdrucken,  vielleicht 
vielmehr  kica^  welches  kica  in  der  lil.  Bitte  noch 
ein  Mahl   steht. 

pachura^  welches  in  der  I.  und  III.  Bitte  vor- 
kömmt,  ist  ohne  Zweifel  der  Wurzellaut,  der: 


57^ 

Verehrung  und  Leistung  des  Gehorsams  aus- 
druckt. 

okimacLimo  mnheTsetzi:  uns  komme;  aufser 
dem  wurde  man  eine  Ähnlichkeit  mit  dem  fol- 
genden macu  geben,  finden  können:  xon  okl 
nachJier. 

In  der  IIL  Bitte  ist  kimatecaha^  in  der  V.  cu-. 
matena  für;  wie. 

onait  bedeutet  nach  Hervas  ein  grofses  Haus* 
einer  fiirsthchen  Person,    indem   die  Itonama- 
Nation   kerne  Idee  von  einem   Reiche    r^ehabt 
habe.  ° 


/^.^/(•e  nach  Hervas:  Speise,  nach  eben  dem- 
selben: omacu  gib  du  ,  caomacu  uns  gib. 

okispelecha  ist  bey  Hervas  übersetzt:  oacri  di 
contmuo,  o^/ ist  sonst  für:  du,  genommeS^  so 
steht  es  auch  m  okipaJdyumalana ,    welches  Her- 
vas übersetzt:    tu  -  ci  ^  perdona.      Wenn  man 
damit  dagnaipakiyiLmalacaxev^e-xc^^x,  zu  welchen 
beyden  Formen   Hertas  ausdrücklich  bemerkt, 
dals  paki:    uns,    \\n&  yumalana:  vergeben     be 
deute:    so  wird  man  darauf  geleitet,    dafs'letz- 
tere    Wurzel    eine    Reflexiv  -  Bedeutung   habe, 
z.   B.  wie:    beruhige  dich  über  uns,    wir  beru- 
higen  uns,    und  es  ist  vielleicht  Irrthum,    dafs 
.^7  Indern.  Bitte  durch:  uns,  gedeutet  ist,  ob- 
lyohl  auf  eine  sonderbare  Weise  mehrere  Ame- 
rikanische Sprachen  darin  überein  kommen,  dafs 
las  Pronomen   der  II.  Singular-    und   das  der 
..Phiral- Person  Ähnlichkeit  haben,    wie  auch 
ner    der  Fall  und  jene  Verwechselung  leicht 
vare,  wenn/;a/./und  in  der  IV.  Bitte  dohizu  letz- 
erem  gehören ;  signa  in  der  VIl,  Bitte  steht  viel- 
eicfit  blofs  aus  Versehen  für  dign. 

puyaate   n^^\,    Hervas:  .  Gehassete,    Feinde. 
^as  Vocab.  poligl.  hat  keine  Itonama- Wörter, 


57^ 

und  also  auch  keine  Auskunft  über  das  Uebrige. 
Die  VI.  Bitte  ist  übersetz/c:  tu  -  non  -  permetti 
pigliare  noi  diavolo. 

Andere     Wörter 
der 


Mobinia , 

Cayubaba, 

Sapibocona, 

iiacli    Hervas, 

Gott 

bolau 

maimona 

eruchi. 

Himmel 

benia 

idah 

euacuepana. 

Eide 

llacamha 

idatii 

mechi. 

Wasser 

tomi 

ikifä 

eubi. 

reuei- 

vec 

idcre 

cuati. 

Sonne 

mossi 

itoco. 

Mond 

ychcho 

irart 

bari. 

Mensch 

itilacüa 

jadsi 

reanci. 

Weib 

cucya 

itorcwz 

anu. 

Vater 

pa 

idabapä. 

lata  od.  checua. 

Mutter 

ma 

idite 

cua. 

Kopf 
Auae 

bacuacua 

abaracama 

ec/iuja. 

chcra 

iyocori 

efuachiiru. 

Nase 

clüni 

ibariohö 

evi. 

Zunge    ' 
Haar 

rulcua 

ine 

eana. 

. 

apotacarne 

echau. 

Hand 

chopa 

arua 

etne. 

Tufs 

zoipoli 

ahü 

ebbachi. 

Tag 
1. 

emes 

iriarama 

cliine. 

pebhi 

carata. 

2. 

,         •         • 

bbeta 

mitia. 

3- 

. 

kimisa. 

curapa. 

5.     Noch   viele    andere   Völker  und  Spra- 
chen dieser  Gegenden,    die  Herise- 
bocana,   Canesiana,  Pana, 
Rema,   Pira  u.  s.  w.  ^ 

Als  besondere  Sprachen  werden  in  diesen 
Gegenden  der  Moxos  noch  aufgeführt:  die  He- 
rhebocana,  welche  Völkerschaft  ehemahls  in  der 
Mähe  der  ßaure  gewohnt  hat,  und  welche,  wie 


^77, 
Hervas  sagt,  mit  der  Orocoiana  und  Rocotana. 
venvandt  zu  seyn  scheine,  ferner  die  Chiriba 
und  C//o//7fl/zfl*),  welche  unter  sich  verwandt 
scheinen,  die  Mexe-  und  Mure-  oder  More-  Spra- 
che in  ihrer  Wildheit  verbliebener  Eingebornen 
an  den  Granzen  der  Moxos,  welche  sowohl 
als  die  Cauisiana  oder  Canesiana  wahrscheinlich 
Srammsprachen  seyen,  ferner  die  Mopeziana, 
welche  so  wie  die  Icabizizi  unter  sich  und  von  an- 
dern verschieden  erscheinen;  endlich  werden 
auf  dieser  Seite  des  ehemaligen  Peruanischen 
Keiches  noch  erwähnt  die  Ca/6///rt,  Capingd,  Ca- 
hciorio  und  Ucoino ,  ohne  dafs  von  letzteren  wei- 
tere Naclirichten  vorhanden  sind  ^■^*).  Auf  dem 
Wege  von  Cuzco  nach  la  Paz  wohnten  unter- 
halb der  Cavinae,  die  steinerne  Häuser  baue- 
ten,  die  Collae,  welche  Chausseen  errichteten, 
sich  durch  eine  Art  von  Cultur  auszeichneten 
Jahres-  und  Monats-Berechnung  zu  führen  wufs- 
ten,  und  das  Jahr:  mari,  den  Tag:  aura,  den 
Monath  und  Mond  alespoquexe  nannten  ***) 

Nördlicher  von  diesen  gegen  und  an  dem 
Ucayale  an  dem  einen  der  acht  Fiübse,  aus  wel- 
chen jener  Strom   entsteht,    und  von  welchen 


.rnr.  t  .1  T  t'  "T"""  '^'^  Entfernung  nicht  zu 
grofs  st,  vielleicht  bey  cheiem  Nahmen  andfe  amEnde 
des  folgenden  Abschnitts  zu  erwähnenden  Tkuna  den- 
ken,^die  bey  den  Portugiesen:  Chumana  heifsen. 

**)  Hcrcü*  in  Catal.  d.  L.  S.  56.,  wo  auch  dif» 
Missionen  aufgezählt  sind,  in  welchen  dieTorerwäh" 
en  Sprachen  noch  geredet  werden,  und  S.  57,  wo 
t,l'';irilT:,r^-^'  --^-^    und  .be^J  dess. 


57S 

noch  nicht  genug  bekannt  ist,  welches  der 
Hauptstrom  sey,  nähmlich  an  der  Pachitea,  hal- 
ten sich  die  Carapuchos  auf,  deren  Sprache  so 
sehr  durch  die  Gurgel  gesprochen  werden  soll, 
dafs  sie  dem  Bellen  der  Hunde  gleiche,  und  die 
sich,  so  wie  die  an  demselben  Flusse  lebenden 
Casibos  ,  unversöhnliche  Feinde  der  Bewoh- 
ner cler  Pampa  del  Sacramento,  vom  Menschen- 
ileische  nähren,  und  von  ihnen  noch  etwas 
nördlich  an  dem  auch  in  den  Ucayale  fallenden 
Pisquique,  die  Sipibos  oder  Sapebos,  unmittel- 
bare Nachbarn  der  Pßno5*),  welche  letztere  so 
wie  die  Piri,  Caniöi,  Campa,  Comavl  u.  a.  Völ- 
kerschaften am  obern  Ucayale  durch  einen  all- 
<Temeinen  Aufstand  1695  sich  allem  Einflüsse 
der  Jesuitischen  Missionäre,  die  dort  152  Mis- 
sions-Dörfer errichtet  hatten,  und  der  Spanier 
entzogen.  Hervas  **),  der  jene  Völker  also  auf-' 
zählt,  setzt  sie  zwischen  den  6°  und  9°  S.  B. 
und  303°  d.  L. ,   nach  Jesuitischen  Nachrichten 

(auf 


*)  Beschreibung  der  Montana  Real  [d.  i.  des  niedrigen 
Landes,  welches  sich  von  dem  Fufse  der  CordlUeras 
(der  Gipfel- Gebirge  der  Andes,  welches  letztere  der 
Nähme  der  ganzen  Gebirgskette  ist,  die  gegen  Werten 
unterhalb  jener  Spitzen  sehr  hohes  bewohnbares  Land, 
die  Sierra  hat,  das  sich  noch  weiter  gegen  Westen  ge- 
gen die  Valle,  das  ßache  Land  an  der  Küste,  ganz 
senkt)  nach  Osten  bis  nach  Brasilien  erstreckt,  und 
grbfsen  Theils  aus  fast  undurchdringlichen  Wäldern 
besteht,  die  man  dort  Montanas  nennt]  oder  Montaiia 
de  los  Andes,  aus  dem  Viagero  universal,  Quad.  59. 
in  V.  Zadis  monatlicher  Correspondenz  Bd.  111.  (iS^O 
S.  466,  welche  aus  den  Nachrichten  des,  den  Ucayale 
400  Lequas  weit  aufwärts  schiffenden  Missionärs,  P. 
Narciss.  Girval  de  Barcela  entlehnt  ist. 
**)  Catalogo  d.  L.  c.  S.  60. 


679 

(auf  der  Velglischen  Karte  erscheinen  die  Piros 
zwischen  dem  9°  und  12°S.  Br. ,  welches  aber 
wohl  etwas  zu  südlich  ist,  da  die  Chipeos,  die 
zu^  den  Panos  geliören,  auch  in  den  y°  S.  Br. 
auf  unsern  bester.  Karten  gestellt  sinxl  ).  Diese, 
den  Jesuitischen  Kfissionen  nachher  unzugäng- 
lichen V'^ölker  dieser  Gegenden  zählt  der  Missio- 
när Fr.  Xav.  Veigl  in  seinen  das  Gepräge  der  ver- 
ständigsten Auffassung  und  Darstellung  an  sich 
tragenden  Nachrichten  *)  in  folgender  Ord- 
nung auf:  Ciaiivos.,  Manana/iuas,  Moc/iovos,  Co- 
mavds ^  Campas.,  P^emos  und  P'iros.  Die  Cu/iivos 
und  Piros  \varen  es,  welche  den  Aufstand  anfin- 
gen, und  die  dort  vom  P.  Heinr.  Richter  durch 
die  gröfsten  Anstrengungen  zu  Stande  gebrachte 
Mission  (von  9  Dörfern  1698)  zerstörten.  Ein 
anderer  allgemeiner  Aufstand  im  J.  1740  rich- 
tete andere,  u,nter  andern  Völkern  des  Ucayale 
gestiftete  Missionen  zu  Grunde,  (und  erst  gegen 
das  Ende  des  Jahrhunderts  fanden  einige  Fran- 
ciscaner  aus  Peru,  z.  B.  der  eben  erwähnte  Narc. 
Girval  einigen  Eingang). 

Von    den    Sprachen    dieser  V^ölker  ist  dort 
nichts  bemerkt,   aufser  von  den  Panos *^'),  dafs 


*)  Gründliche  Nachrichten  über  die  Verfassung 
der  Landschaft  von  PJayiias  in  Süd- Amerika  bis  zunx 
J.  1763,  in  Ch.  G.  von  Murr  Reisen  einiger  Missio- 
Tiarien  der  Gesellschaft  Jesu  in  Amerika  (Nürnb.  1785) 
S.  106.  ff.  Dort  ist  auch  die  oben  erwähnte  instructive 
Karte  desMaranon,  so  weit  er  im  Spanischen  Gebiethe 
läuft,  angehängt. 

**)  Unter  den  Panos  ist  eine  Art  von  Beschneidung 
eingeführt,  nach  Veigl  (a.  a.  O.  S.  67.)  nur  bey  Mäd- 
chen und  nur  bey  den  Panos,  nach  P.  Gir\-al  bey  aileri 
Völkern  am  Ucayale  und  bey  beyden  Geschlechtern. 
(Monntl.  Corresp.  a.  a.  O.  S.  463.) 

iVäthrid.  IlL  ü  O 


58ö 

sie    ihren  Nahmen  von  dem  Vervvunderungs- 
wörtchen  pcmo   haben,    welches    sie  immer  im 
Munde  führen,  und  dafs  unter  diesem  Nähmen 
mehrere  Stämme   des  Volks  der  Chepäer^   oder 
•wie  man  sie  auch  nenne:   Chipäer,  Zipivos,    Xiti- 
pos  (oder  Mananagua,   welches  bey  ihnen:   Ge- 
birgsbewohner,   bedeute)^     zusammen  begrif- 
fen  werden,     zu  welchem   P.    Veigl   auch    die 
Chamicuros^    eine  in  den  Wäldern  ostwärts  von 
dem  im  folgenden  Abschnitte  zu  erwähnenden 
Flusse  Guallaga  getroffene  Völkerschaft,  als  einen 
Zweig  rechnet,    weil  ihre  Sprache  mit  der  Che- 
päischen  viele  Ähnlichkeit  habe.     Von -letzterer 
saat  er,    dafs  sie  viele  Consonanten   zusammen 
häufe,    vorzüglich  5fA,    und  dieselben  fast  ohne 
Bewegung    der   Lippen    so  leise   innerhalb  des 
Mundes  vorbringen,  dafs,  wer  daran  nicht  wohl 
crewöhnt  sey,    aus  ihren  Reden  nicht  leicht  ein 
Wort  vernehmen  könne*).      In  dem  Verzeich- 
nisse der  eigenthüraliche  Sprachen  oder  Dialekte 
redenden  Völkerschaften  der  Jesuitischen  Mis- 
sions-Provinz  Mainas**),    von  wo  aus  sich  die 
Wirkungen    vor    den  gedachten  Zerstörungen 
derselben  bis  in   diese    Gegenden    erstreckten, 
sind  die  genannten  also  aufgestellt.    Als  Stamm- 
sprachen sind  betrachtet:    die  Cuniva  oder  Cu- 
niba''**),  die  Comava  oder  Comaba ,  Can?pa,  Pira 
und  Pana;    als  Dialekte  sind  der  Ciüiha  zuge- 


*)   Veigl  a.  a.  O.  S.  62.  63.  u.  56. 

**)  In  Hervas  Catal.  d.  L.  c.  S.  61.  u.  62. 

***)  Beydes  ganz  einerley  nach  Spanischer  Ausspra 
che,  welche  bey  allen  diesen  ,  von  Spanischen  Missio 
nären  im  Westen  und  Süden  von  Süd  -  Amerikaj  auf 
eefafsten  Nahmen  zu  beobachten  ist,  so  dafs  di  auch 
vorc,  o,  u  wie  isc/i  lautet. 


581 

theilt:  das  Manama-hobo  und  Mananahiia  (soll 
wohl  der  erwähnte  Nähme  J/ff/7<?;?fl/(i/(2  seyn);  der 
Coinavai  das  (tz///7z/«,  Inuaco  ^  Ruanababo  ^  Zepo : 
der  Cauipa:  das  Amjemhuaco ^  Curano ,  Manna, 
Nanerüa^  Nesahuaco^  Sepaunabo^  Tasio;  der  Pira: 
das  Cusithiavo,  Manaiinavo,  Upatarinavo ;  dev  Pana: 
das  Pelado  und  Xltipo  oder  Jitipo  ^  und  so  treffen 
bey  letzterem  die  Nachrichten  von  einander 
ganz  unabhängiger  Quellen  zusammen;  den  Gz- 
7?7aco7i  a.beT ,  welche  vielleicht  die  von  Veigl  zu 
letzterem  Stamme  gerechneten,  indessen  bey 
Herras  auch  ein  Mahl  genannten  Chamicuros  seyn 
sollen*),  schreiben  jene  Nachrichten  als  einen 
Dialekt  der  Stammsprache  G//?o/-/ zu,  deren  an- 
dere Dialekte  das  Acamaori,  I/ieconeJori,  Panajori, 
Tremojorl  seyen;  die  Mochova  aber  führen  sie 
blüfs  ausdrücklich  als  eine  merklich  von  ande- 
ren verschiedene,  die  Rema  als  .eine  ausgestor- 
bene Sprache  an.  Von  den  Panos  sind  schon 
bey  einer  andern  Veranlassung  **  )  die  alten 
hieroglyphischen  Gemähide  mit  Figuren  von 
Mensdien  und  Thieren  und  einer  grofsen  An- 
zahl isolirter,  in  bewundernswürdiger  Ordnung 
und  Symmetrie  in  Linien  abgetheilter  Charak- 
tere angeführt  worden,  welche  der  P.  Narcisso 
Gilbar  an  den  Ufern  des  Ucayale  ein  wenig 
nördlich  von  dem  Einflüsse  des  Sarayasu  fand, 
die  zusammen  gelegt  unsern  Ouartbüchern  völ- 
lig ähnlich  waren,  und  welche  der  Missionär 
mit  grofser  Mühe  durch  Manoa,  der  einzigen 
(eben  bey  den  Campa  erwähnten)  Völkerschaft, 


*)  Anderwärts  (eben  das.  S.  65.)  ist  die  Chamicura 
als  verwandt  mit  der  Mapaarina  angeführt,  ohne  von 
beyden  etwas  Näheres  zu  sagen. 

**)  Einleitung  zu  Amerika,  S.  324. 
-      Oo  2 


682  .  • 

welche  die  Panos- Sprache  verstehe,  erlangte, 
da  die  Panos  den  Inhalt  als  ein  vor  den  Weifsen 
zii  bewahrendes  Gelieimnifs  betrachteten.  Ein 
alter  Panos  erklärte  am  Fufs  eines  Palmbaums 
jüngeren  Stammgenossen  jenen  Inhalt,  der  ehe- 
mahhge  Wanderungen  iind  Kriege  ihres  Volks 
betreue,  aus  diesen  Ueberlieferungeh  ihrer 
Väter  "). 

VlI.     Länder  im  Osten  von  Ouito, 

am  Maraiion  bis  gegen  den  Rio 

negro  hin. 

Die  Länder  abwärts  am  Ucayale  sind  über 
hundert  Meilen  weit,  ja  wohl  dreyfsig  Tagerei- 
sen von  der  Mündung  aufwärts,  so  gut  als  ganz 
menschenleer''*);   und  so  gelangen  wir  unmit- 


*)  Humboldt  Vues  des  Cordilleres,  S.  72.  73. 

**)  Vgl.  Ve.igl  a.  a.  O.  S.  59.  und  105.  106.  Nähni- 
lich  das  unruhige  Betragen  der  Völkerschaften  am 
Ucayale  und  die  geringe  Anzahl  der  Missionäre  am 
Maianon  veranlars?.e  die  Direction  der  Jesuitischen 
Mission  die  bekehrten  Völker  jenes  Flusses  an  der 
Guallaga  zu  concentviren ,  und  nur  Muthnialsungen. 
i.md  halb  sichere  Nacht4chten  lassen  zwischen  der 
Guallaga  und  dem  Cassavaräi  noch  einige  Chiciunas, 
Ivlussiuios  und  Rfaparinas,  und  zwischen  dem  Tapissi 
undYahuari,  und  in  den  obern  Gegenden  des  Cussi- 
qnina  und  Ytiniui  noch  Mayurunas  ^  Ünivos ,  CassivariSy 
Schi?'obüS  iibrigseyn,  wovon  die  Mayurunas  (s.  ebend. 
S.  87.  880  ohne  förmliche  Wohnsitze  am  Yahuari  tief 
in  das  Land  hinein  uuiher  schweifen  ,  und  ihre  eigene 
Sprache  haben.  Sie  stecken  u])i  die  obere  unri  untere 
Lippen  in  eine  l^eihe  eingebohrter  Löcher  zwey  Zoll 
lange  schwarze  Holzstückchen,  um  sich  ein  fürchter- 
liches Ansehen  zu  geben ,  und  erinnern  an  das  Barbot 
der  südlicheren  Völker.    - 


telbar  zum  obern  Maranon,  in  dessen  Umge- 
bungen bis  über  den  Einflufs  des  Napo- Stroms 
der  Missions -Provinz  Mainas,  von  der  zuerst 
darin  bekehften,  ansehnlichen  Nation  dieses 
Nahmens  so  benannt,  Jesuitische  Missionäre, 
von  Quito  aus,  lange  mit  Erfolge,  auch  für  die 
Kunde  der  Sprachverschiedenheit  dieser  Gegen- 
den gewirkt  haben.  Geleitet  von  Ve^gl  durch- 
schreiten wir,  den  Lauf  des  Marai~©n  von  We- 
sten nach  Osten  verfolgend,  diesen  ungeheuren 
Raum,  schliefsen  Nachrichten  von  nördlich  be-«- 
nachbarten  Völkern  an,  und  überhaupt  alles, 
was  sich  aus  Hervas''s  auch  von  andern  Jesuiti- 
sclien  Missionären  entlehnten  Angaben  und  eini- 
gen anderen  Quellen  schöpfen  läist. 

I.    Aguanos,  Xeberos,  .Ciitinanas,  Chaya- 

bitas,    Muniches,    Mainas,    Aiidoas,    Aya- 

core,    Paräiia,   Encabellados,    Quixiis, 

Qiütus,  Masteies,  Yquitos,  Gaes, 

Piiiches,  Urariuas,  Yamaeos. 

Am  südlichen  Ufer  des  Maranon  zwischen 
dem  Einfalle  des  Ucayale  und  der  \v'e8tlicheren 
Guallaga  wohnen  die  Cocama  und  Cocamilla, 
von  welchen  am  Ende  dieses  Abschnitts  bey  den 
Oma^gua  die  Rede  seyn  v.ärd,  und  die  im  vori- 
gen erwähnten  Panos  und  Chamucuros,  nähm- 
lich  die  bekehrten,  wie  eben  angeführt  worden, 
ist,  dahin  durch  die  Missionäre  versetzt,  obwohl 
die  letzteren  schon  ursprünglicher  diesen  Ge- 
genden naher  gewohnt  haben  sollen.  Die  Agua- 
nos sind,    wie   Veigl  bemerkt  *),    das   einzige 


0  A.  a.  0.  S.  57. 


584 

Ueberbleibsel  von  allen  Völkern,  welche  vor- 
mahls  auf  der  Ostseite  der  Guallaga  ihre  Wohn- 
plätze hatten ,  und  haben  ihre  eigenthümliche 
Sprache. 

Auf  der  Westseite  der  Guallaga  sind  die  Xe- 
heros  über  die  ganze  Ebene  ausgebreitet,  welche 
im  Süden  vom  Paranapura- Flusse  im  Westen 
von  dem  grofsen  Gebirge  begranzt,  von  mehre- 
ren kleinen  Flüssen,  besonders  der  Aipena, 
durchschnitten  wird,  und  nördlich  bis  an  den 
Marauon  reiclit.  Sie  sind  am  frühesten  nach  den 
Mainas  zum  Christenthum  übergegangen,  imd 
ihren  Missionären  und  den  Spaniern  überhaupt 
ununterbrochen  treu  geblieben.  Ihre  Sprache 
ist  nicht  so  unangenehm  als  die  der  Mainas,  ob- 
schon  auch  sie  von  zusammen  stofsendenConso^ 
nanten ,  besonders  dem  gl  und  //  strotzt. 

Zweige  dieser  Nation  und  Sprache  sind:  die 
Cutina?ms ,  die  auch  bey  dem  Samirie- Flusse  an- 
.retroffen  worden  sihd,  die  ebenfalls  die  nähm- 
liche  Sprache  mit  etwas  verschiedener  Mundart 
redenden  Paranapuras,  die  C/ioyabltas,  ursprüng- 
lich in  den  Bergen,  aus  welchen  der  Sillai-Flufs 
hervor  bricht,  die  sich  für  eine  andere  Nation 
lialten,  aber  eine  der  der  Xeberos  so  ähnliche 
Sprache  reden,  dafs  beyde  sich  unter  einander 
besprechen  und  verstehen  könnet! ,  und  die 
Munic/ies ,  die  zwar  nicht  sicher  diesem  Stamme 
zugetheilt  werden  können,  aber  doch  eine  ähn- 
liche Sprache,  imd  ihr  Vaterland  in  dem  Ge- 
birge im  Süden  des  Paranapnra- Flusses  bis  ge- 
gen die  sogenannte  Landschaft  Lamas  haben  *). 
Bey  Hervas  **)  hat  die  Xebera-   oder  Jebera- 

*)   Fe/g/a.  a.  O.S.35— 38. 


«« 


)  Catalogo  d.  L.  c.  S.  6 


Sprache  das  Tiputhü  und  Tibilo  zu  Dialekten,  die 
Sprache  der  Muniche  ist  als  Stammsprache  be- 
trachtet, und  hat  das  Muchimo  und  Otanabe  zu 
Dialekten,  und  das  Paranapuro  ist,  so  wie  das 
Cahiiapauo^  welche  Nation  bey  Veigl  am  Flusse 
gleiches  Nahmens  der  Marona  gegen  über 
wohnt,  und  ihre  eigenthümliche  Sprache  hat  *), 
als  Dialekt  der  als  Stammspraclie  betrachteten 
Ciiavavka  ange^^eben. 

Auf  dem  nördlichen  Ufer  des  Maranon  sind 
nach  den,  am  obern  St.  Jago- Flusse,  in  den 
ihn  umgebenden  unwegsamen  Gebirgen  und 
Thälern  wohnenden  Xibaros '^'■''')  ^  einem  kriege- 
rischen, noch  nicht  für  das  Christenthum  ge-^ 
wonnenen  Volke,  welches  ohne  Zweifel  seine 
eigne  Sprache  hat,_  obwohl  diefs  von  Veigl  nicht 
ausdrücklich  gesagt  ist  **'''),  die  westlichsten 
der,  durch  eigenthümliche Sprachen  ausgezeich- 
neten \''ölker  die  Mamas ^  welche  ihre  frühesten 
bekannten  Wohnsitze  von  dem  östlichen  Ufer 
des  Moröna -Flusses  an,  über  beyde  Seiten  der 
uiedern  Pastaza  bis  zu  den  Gegenden  erstreckr- 
ten,  wo  die  beyden  kleinen  Flüsse,  der  Nucu- 
rai  und  Chambira,  iliren  Ursprung  nehmen, 
zahlreich  und  kriegerisch  waren,  ilire  Sprache 
sey  überaus  rauh,    und  habe  keine  Verbindung 


*)  A.  a.  O.  S.  42. 

**)  Auch  bey  diesen  Nahmen  ist  x  überall  Spanisch 
auszusprechen,  also  wie j  oder  eh. 

***)  Veigl  a.  a.  O.  S.  102.  fF.  Hervas  aber  im  Catal. 
d.  L.  c.  S.  67.  hat  die  Xibara  unter  der  Liste  der  ver- 
öcJüedenen  Sprachen ,  und  benierl^t  S.  63.,  daf^  diese 
Sprache  voll  von  Spanischen  Wörtern  sey;  im  sech- 
zehnten Jahrhundert  hatte  das  Christenthum  unter 
dieüsr  sehr  verbreiteten  Nation  Eingang  gehabt. 


586' 

mit  irgend  einer  anderen  *).  Hervas  hat  das 
V.  U.  der  Cerros  (d.  i,  Bergbewohner)  di  Mainas, 
ohne  eine  genauere  Angabe,  ob  diefs  irgend 
ein  besonderer  Dialekt  der  Sprache  der  M^inas 
8ey,  zu  welcher  er  iüorigens  das  Chapo^  Coro- 
nado ^  Humurano  und  Roaniabio  als  Dialekte  rech- 
net "'^).  Die  Roamninas  setzt  Veigl  an  dtn  Pas- 
taza  -  Flufs  ,  vier  Tagereisen  oberhalb  seines 
Ausflusses,  und  nennt  sie  eine  vormahls  kriege- 
rische und  grausame  Nation,  die  endlich  durch 
-die  unermüdete  Bemühung  der  Missionare  in 
Dörfer  zusammen  gebracht  worden,  aber  so  sehr 
ausgestorben  sey,  dafs  dermahlen  von  ihr  nichts 
als  der  Nähme  übrig  geblieben  ''"''*). 

Neben  den  am  obern  Guassäga- Flufs  und  zu 
beyden  Seiten  der  obern  Marona  angetroffenen 
Muratas ,  welche  mit  den  westwärts  angränzen- 
den  erwähnten  Xlbaros  im  besten  V^ernelimen 
stehen,  und  von  deren,  vielleicht  an  eine  be- 
nachbarte sich  anschliefsenden  Sprache  niclits 
ausdrücklich  erwähnt  ist,  aufser  dafs  diese  ganze 
Völkerschaft  wahrscheinlich  zu  den  eben  anzu- 
führenden Andoas  gehöre,  hatten  diese  Andoas 
ihr  Vaterland  am  Fufse  des  gegen  Norden  lie- 
genden Gebirges  zwischen  den  Flüssen  Morona 
undPastaza,  welche  anfangs  unbändig  endlich 
von  den  Missionären  in  ürdnuno;  und  Abhän- 


*)    Vdgl  a.  a.  O.  S.  29.  u.  51. 

**)  Gatal.  d.  L.  c.  S.61,  und  Sagg.  prat.  S.64.  Das 
Humurano  wird  übrigens  (Catal.  S.  59.)  als  in  der 
Blission  Pueblo  novo  im  4°  S.  Br.  und  d.  304°  d.  L. 
geredet,  angeführt. 

**^0  A.  a.  O.  S.  42.  43. 


B^7, 
gigkeit  gebracht  worden  sind  "■').  Uv-ber  den 
Andüas  wohnen  an  beyden  Ufern  des  obern  Cu- 
rarai  (der  östlich  fliefsend  in  den  Napo  fallt), 
die  Ayacöre  und  die  Parana^  beyde  mit  eigen- 
thümlichen  Muttersprachen  und  unbezvvun- 
gen  **).  Die  nördlicJicren  \^ölker  am  obern 
Napo-Strome  reden  mit  geringer  Verschieden- 
heit in  der  Mundart  eine  einzige  Spraclie,  und 
sind  demnach,  ob  sie  sich  schon,  nähmlich  die 
Abkhiras,  Anguteres^  Cunc/iics,  Ycahuates ,  Poya-  '  \ 
guas,  für  verschiedene  Völker  halten,  doch  nur 
verschiedene  Z^veige  einer  ganzen  Nation,  wel- 
cher die  Spanier  den  Nahmen  Encahellada  zu  ge- 
ben pflegen  *"■). 

Noch  nördlicher  hatten  die  Ouixos  und  die 
Qjntus,  die  eigentlichen  Einwohn'er  des  König- 
reichs Quito,  welche  von  den  Peruanern  be- 
zwungen, deren  Sprache  grofsen  Theils,  aber 
in  einem  etwas  abweichenden,  S.  522.  im  V.  Ab- 
schnitte beri.ihrten  Dialekte  annahmen  f),  fer- 
ner die  Völker  landeinwärts  von  dem  Flafen 
Manta  eigenthiimliche  Sprachen;  und  von  den 
Mas /des,  Chorri  ^  Pidnlumbiiy^  und  Qiiillacingae^ 
welche  an  die  im  XI.  Absclmitt  abzulTandelnden 
Gegenden  von  Popayan  anstofsen,  werden  eine 
Anzahl  Ortsnahmen  aus  ihrer  Sprache  ange- 
führt tt),    die   aber  vielleicht  in   der  Enduno- 


*)  Vdgl  a.  a.  O.  S.  47.  Von  den  Murataa  ist  S.  49. 
gebandelt. 

**)  Eben  das.  S.  iii. 

***)   Vdgl  a.  a.  O.  S.  99. 

f)  Hervas  im  Catal.  d.  L.  c.  S.6^.  sagt,  dafg  sie 
bezwungen  von  den  Bewohnern  der  Küste  des  Siul- 
aiieeres,  den  Sdri^  deren  Sprache,  einen  Dialekt  der 
Quichua,  angenommen. 

ff)  J5e  Laa  Nov.  Orb.  S.  39. 


58$ 

etwas  durch  das  Spanische  modificirt  sind.  Auck 
gehören  hierher  noch  die  Cofane,  die  nach  Her- 
vas  *)  sehr  zahlreich  im  lo'  S.  Br.  und  301°  50' 
d.  L.  vorzüglich  sesshaft  waren,  und  im  XVI. 
Jahrhunderte  bekehrt,  im  Anfange  des  XVII. 
alle  abfielen. 

Doch  wir  kehren  zu  den  südlicheren  Umge- 
bungen des  obern  Napo  zarück,  wo  die  Yquiios 
(deren Nahmenähnlichkeit  mit  den  Quitus  noch 
^cein  Beweis  irgend  eines  Zusammenhanges  ist,) 
von  dem  südlichen  Ufer  des  Curardi  bis  zu  den- 
Ursprüngen  des  Nanäi  und  Rioblanco  (und  bis 
cremen  das  Land  der  nachher  zu  erwähnenden 
Yamaeos),  und  im  Westen  bis  an  den  obern  Ti- 
ger-Flufs  wohnen:  sie  haben  eine  ganz  beson- 
dere Sprache.  Westlich  von  ihnen  hatten  ihn 
Vaterland  in  den  obersten  Gegenden  des  Tiger- 
und  Curarai- Flusses  die  jetzt  ausgestorbenen 
Gaes^  und  die  Ssemigads,  Zweige  Einer,  von 
andern  ganz  verschiedenen  Nation,  die  also  auch 
durch  ihre  Sprache  abgesondert  seyn  mufs;  und 
von  dem  südlichen  Ufer  des  oberen  Tiger- Flus- 
ses bis  zu  der  (bey  den  Andoas  verlassenen)  Pas- 
taza,  so  wie  in  weiter  gegen  Osten  gelegenen 
W^äldern  ist  das  Vaterland  der  Pmc/ies ;  Zweige 
dieser  Nation  sind  die  Arazas,  Pavas ,  Uchpas, 
Auch  diese  Nation  hat,  wie  Veigl  versichert  *% 
ihre  eigenthümliche  Sprache. 

Verfolgen  wir  das  südliche  Ufer  des  Tiger- 
Flusses  abwärts  bis  zu  den  kleinen  Bächen,  aus 
welchen  die  zwischen  dem  Tiger  und  der  Pastaza 
üiefsende  Chambira  entsteht :  so  sind  wir  im  Vater- 


*)  Catal.  d.  L.  c.  S.  63. 
♦*)  A.  a.  O.  S.  44.  und  über  die  vorherigen  Volke» 
8,  S.  76.  und  50. 


5S9 
lande  der  Urariras,  welche  auch  ihre  ganz  be- 
sondere Muttersprache  haben  *),  und  die  Chan^- 
bira  entlang  bis  gegen  und  zu  ihrem  Einfall  in 
den  Maranon  theils  gezogen,  theils  durch  die 
IVlissionäre  versetzt  worden  sind. 

Auf  der  Ostseite  des  Tiger-Flusses  von  sei- 
nem Ausflasse  an,  auf  beyden  Seiten  des  untern 
Nanaivvohnendiel7/77?^eo^,einehemahls  sehr  zahl- 
reich es  und  srreitbaresVolk,  welches  in  bestimmte 
Zünfte  abgetheilt  ist  (  deren  eine  Napeanos 
heilst)  ,  die  jedoch  immer  in  einer  gewissen  Mi- 
schung bleiben,  dafs  sich  niemahls  Personen 
Einer  und  eben  derselben  Zunft  mit  einander 
verheirathen.  Ihre  Sprache  ist  eine  der  härte- 
sten, weil  sie,  wie  sich  V^eigl  ausdruckt:  „die 
Wörter  sehr  verzückt  und  unbegreiflich  ausspre- 
chen". Das  V.  U.  als  Probe  wird  hernach  anae- 
führt  wenden.  Zweige  dieser  Nation  sind  die 
Ämaonos^  ferner  die  Massamaes  an  dem  etwas 
nördlicher  ms  rechte  Ufer  desNapo  einfallenden 
Massa-Flusse,  welche  sich  blofs  durch  eine  et- 
was wenig  verschiedene  Mundart  auszeichnen, 
und,  wie  Veigl  behaupten  zu  können  glaubt, 
auch  die  Cahuaches  2iui der  Ostseite  des  Napo  am 
Maranon,  welche  den  Yamaeos  in  Geberden 
Bowohl  als  in  der  Sprache  sehr  ähnlich  seyen, 
ob  sie  wohl  einander  sehr  hart  und  nur  mit  we- 
nigen Worten  verstehen  *'^' j. 

Das  angeführte  Verzeichnifs  der  Sprachen 
3eyHervas  *-**jtrifit  im  Wesentlichen  mit  obioen 


*)  Eben  das.   S.  Gg. 

**)  A.  a.  O.  S,  70  —  75.  ,Auch  Cnndamim  (Relat. 
le  son  voy.  S.  72.)  bestätigt  dieses  Unheil  von  der 
\aubigkeit  (rudesse)  und  Schwierigkeit  der  Yamea. 

*")  Catal.  d.  L.  c.  S.  61. 


59^ 

genaueren  Nachrichten  überein,  ordnet  aber 
die  Sprachen  zumTheil  etwas  anders.  Nähmlick 
der  Andoa  sind  als  Stammsprache  mehrere  Dia- 
lekte zugetheilt  (und  darunter  Sprachen,  wel- 
che Veigl  als  eigene  betrachtet),  als:  das  Araso, 
Chudavmo^  Gae,  Guazago ,  Murato ,  Pavo  oder 
PöÄo,  Pinche,  Simrgae  und  Bodonazo ,  und  dem- 
nächst ist  d3S  Si/nigae-Ciirarai,  als  eine  beson- 
dere Stammsprache  mit  ihren  Dialekten:  dem 
An/zo  (  einer  blofs  andern  Schreibart  des  ersten 
Dialektes  der  Andoa),  Iginori ,  Nevo ,  Oa  (wel- 
che in  der  Mission:  Puerto  Napo,  im  2°  30' 
S.  ßr.  und  dem  300°  d.  :L.  gesprochen  werde), 
und  dem  Zaparro  aufgeführt,  obwohl  deutlich 
erhellet,  dafs  der  Nähme  Simigae-  Curami  nichts 
anderes,  als  eine  Zusammensetzung  von  Cura- 
rai,  dem  erwähnten  Flusse,  der  in  den  Napo 
fällt,  uwA  Simigae  isi^  also  nur  einen  Zweig  des 
Ssimigae- Volks  bezeichnen  kann,  dergleichen, 
wie  auch  Veigl  vermuthet,  in  Wäldern  verbor- 
gen seyn  mögen.  Von  den  Ihike  (essoUolme 
Zweifel  heifsen  Ikite)  del  tigre  bemerkt  Hervas, 
dafs  ihre  Sprache  von  der  der  Ikita-Nanai  ver- 
schieden,  und  dafs  mit  jener  die  ausgestorbene 
Eriieina  verwandt  gewesen  sey*).  Die  erwähn-te 
Ausdehnung  des  Gebiethes  der  Yquitos  (von  de- 
nen jenes  nur  die  Italienische  Schreibart  ist)  be- 
greift  beyde  genannte  Flüsse.  Ferner  sind  als 
Stammsprachen  aufgestellt:  die  Encabelloda  mit 
den  Dialekten '*'*):   Guajbyo^    Guencbyo ,   Neocbyo^ 


*)  Catal.  S.  63. 

**)  In  den  Missionen  Trinitä  c!i  Capucui,  S.  N.  di 
Gesü,  S.  Micliele,  und  S.  N.  di  Maria  zwischen  dem 
1°  go'  bis  zum  2°  20'  S.  Br.  nnd  dem  502  —  4"  d.  L. 
werden  nach  S,  59.  eben  das.  diese  Sprachen  geredet.  , 


!  -    591 

\Zaparro  ~odev  Encabellado    (im  engeren  Sinne, 
;das   Zaparro   war  auch  schon  bey  dem  vorher 
|geh enden  Stamme  aufgeführt),-    die   Urarhm  mit 
den  Dialekten  i?ß/-^z/fl'o,  Itucale  (welches  in  der 
Mission  S.  Saverio  im  5°  S.  Br.  und  303°  d.  L., 
die  von   einer  andern  Mission   eben  desselben 
Nahmens  zu  unterscheiden  ist,  geredet  werde) 
}fayorimo  und  dem,   nachmahls  als  ausgestorben 
feenannten,    Muslmo;    die  Yamea  mit  den  Dia- 
ekren:    Amaono ,    Nahuapb,    Napeano ,  Masamae, 
und    die  Sucumbia  mit  den  Dialekten  Putumayo, 
p/e,     Zeokeyo,    von   welchen  nichts  weiter  ag! 
jagt  ist,  als*)  dafs  die  Tete  eine  Völkerschaft  am 
■lapo   nn  Lande  der  Encabellados,   m.it    einem 
em    Omaguischen    verwandten    Dialekte  sey, 
Me^auch    nachher   bey  den   Omagua   erwähnt 
;erden  wird,  von  welchen  ersterer  aber  in  die 
K>ch  östlicheren  Gegenden  des  Putumayo  ver- 
fetzt, welcher  bey  den  Portugiesen  Iga  heifst**). 

!")  Eben  das.  S.  6^. 
**)  Hertas  hat  aus  den,  von  ihm  gesannnelten 
achnchten  nocii  folgende  Sprachen  als  diesen  von 
mto  aus  betriebem-n  Missionen  zugehörig  genannt. 
Kl  zwar  als  merklich  von  andern  verschieden:  die 
mann  Alabona,  Ahunala,  Choncha,  Cutinana,  Ica- 
fau  (die  m  der  Mission  S.  Saverio  im  2°  50'  S.  Br 
;ncl3o4  1^0  d.  L.  gesprochen  werde),  Iluru,  Maca- 
'"•a.  Pandaveke;  als  unbekannte:  die  Cane/a,  Frasca. 
^'la,  Himuetoca,  Iziba,  Jamsrne,  Mighiana,  Napotoa, 
.aratoa,  Pama,  Zapa;  als  ausgestorben  aber:  die 
jrMa5,/j/zne  (welche  indessen  such  in  der  Mission  Cum- 
iza  im  7  S  Br.  und  502°  d.  L.  neben  der  auch  so- 
Jeich  au^ufuhrenden  Caacaosoa  geredet  aufeestellt 
TVo  ^^i^c^^l  ^"^h  ^"  der  Mission  Michael  del  Porto 
1  7  20  S.  Br.  und  502°  50'  d.  L.),  die  Archidona 
Uelche  also  der  Gegend  von  Archidona,  einem  Flek- 
n  im  Sudosten  von  Quito,  nahe  dem  obersten  Napo 
gehört),  d.ie  Atahuate,  Atuara,  Akore  (s.  oben  die 


69^ 

Sprach  proben. 

Hervas  hat  V.  U.  von  der  Sprache  der  Cerros 
diMamasxmil  von  der  Yamea,  jene  mit  einigen 
^venige^  Anmerkungen,  beyde  mit  der  Ueber- 
setzung. 

393- 
M   a  i  n   a  s. 

Aii^  Hervas  Saggio  pratico ,   No.  9. 
Vater  unser  seyend  Himmel  in 

Papampoa  ya-tiranso  iiiapake; 

Nähme  dein  vereint^  sey 

Apuriiieu  kema  niucharinso  -  ni; 

iv^^),  Bhocuru,  Calza-blanca,  Coscoasoa ,  Eyeye.\ 
Ihanoma,  Kirwina,  Kilwita,  Moülona  oder  Lamista.:^ 
Sin^atuchusca,  Suchiciü,  Ta6a/osa  (wogegen  eben  das,^ 
S  ?q  erwähnt  ist,  dafs  die  Moülona  oder  Lamista  in 
den  Missionen  S.  Regis  und  S.  Croce  di  Lamas  uii| 
6°  ^o'  und  7°  10'  S.  Br.  und  302°  und  301°  5«  d.  LJ 
in  letzterer  auch  die  Suchichi;  und  die  Fab^^losa  irj 
einer  Mission  dieser.  Nahmens  im  7°  3«  S.  Br.  unc; 
^01°  ^o'  d.  L.  gesprochen  werde),  Umbuesa,  Uspc 
?wenn  diefs  nicht  die  als  Zweig  derPinches  erwähnter 
Uc^wa  rausgesprochen:  Uischpa]  seyn  sollen)  unc 
die  Yapua  In  der  (auch  in  den  früheren  Angabei 
benutzten)  Tabelle  der  Missionen  von  Maranon,  La^ 
naas  und  dem  Napo,  und  der  darin  geredeten  Spra 
rben  rCataloff.  S.  58-  59-)  »in«^  "^ch  angeführt:  di. 
i" /.;  CÄna  u'nd  ^o'nc'..  alle  drey  in  der  M  s.or 
Concezioneim5^und5^4o'S.B.und3oi°und5o20      L 

Endlich  anfser  diesen  erhielt  Hervas  (  s .  1.  Catal 
d  L  c  S  67.)  ein  Verzeichnifs  von  117  Sprachen 
welche  ehemahls  in  den  sieben  Districten  von  Quito 
Atacames,  Gnayaquil,  ^^^^^^^  ^^'"'^^^.^'''''^1 
Ouixos  gesprochen  worden  seyn  sollen.  (Die  weniger 
schon  erwähnten  schliefse  ich  in  Klammern  ein.  D, 
ihrer  so  wenige  sind :  so  ist  zu  vermuthen ,  dals  unte  | 
manchem  dieser  Nahmen  eine  andere,  auch  anders  be? 
nannte  und  schon  erwähnte  Völkerschaft  gemeint  sey 
Da  das  Verzeichnifs  die  Nahmen  blofs  alphabetisch  ai 


595 

deinen     Himmd       uns  gib. ' 

K-ema  inapa  keyavei; 

_dein  wollen  getLan  «y  sowie 

:kema  lovaiituranso    leiiiiso  -  ni   mompure 

Himmel  ia 

ii.'apake 

so  ebciifaUs  Erde      auf      auch 

iiiapiipintiiiati  isse  -  ke  -  nta 

I        Brot  unser  Tage  alle 

jCussaru  -  mpoa  taveri  rosa  nanni 

i  uns  gib         jetzt 

'ketuke  ipure;  ^ 


iieinander  reiht ,  und  von  diesen  Völkerschaften  nichts 
iweiter  gesagt  wird:  so  läfst  sich  daraus  über  ihren  Auf- 
eiithalt  nicht  urtheilen).     Diese,  demnach  durch  ihre 
.verschiedenen  Sprachen  unterschiedenen  Völkerschaf- 
ten sind;  die  AbaUcoa,   Acaneos,    Ancutnes,  AchuoaU 
las,   Apichiques,    Anlas,    (Aicores),    Atacames ,   Ba. 
4uaqnes     Becavas ,  Cahusquits ,  Catuayes^-^Canaris ,  Ca- 
nanbambus,    CaniUoas ,    Caras,    '-'Caranquis,    Caraqves 
Caxüs,  Cayamhes,  Cayampas,   Chanchanes ,    Chanduves* 
lhapanas,Chavelos,-Cherinas,  ChiUos ,  Chimbos ,  CV/o- 
u.s,Uiongones,  Chotas ,    Chufias ,    Chwumas ,    Cinubos, 
t..'irries),-Colimas,   CollaguazoSy  Colunches,  Colorados, 
^Umbes      Coracaches,     Cubigies ,    Cungies,     ''Dauks, 
i^s:7jcraldas,    Gasuntos ,   Gayes  (wohl  die  angeführten 
--ues)    Guacas;  Huanoboyas ,   Huamotes ,    Huancaham- 
>ao,    Imacüs,  Inuris ,  Ipapuisas,  Iscuandees  ,  Izapiles, 
[^^goas,    Langasies,      Lapunaes ,      Machas ,    Manavis, 
^^antas,  Maspas,   Mayaskeres,    Mindos,    ^  Miscuatas, 
\locias,  Mulahaloes,    MuUiambatos ,    Nausas ,    Ogibas, 
^tübalos,  Pacamores,  Pachanlicas,  Panzaleos,  Passaos 
yhusemekts,   Pezionses,  Peguas ,  Pichunsis,    Pimal 
IS,   Pimampaguases ,  Pimampitos,   Plateros  ,   PomaU 
mas,     Porianas,    Puerhuayes,   -  Quilcas ,     (iOuitus\ 
luisnas,   (Qma:os:),    Sakisileis ,    Senos  oder  ZeTios,  st 
uanchis,    SUos      ^Succumbios) ,    Suyas,    Tabacundas, 
.acuagas,   Tambas ,    Teoxucas ,    Tikasambis,    Tixancs, 
osaguas,    ( Tungas),    Tusas ,    Utcuxies,    CXaguas\ 
^araguazas,    Xuramax^s,  iXibaros),    Yacuales ,    Ya- 


694 

Schiiia  unsere       auch     vergib  uns         so  wie  uns 

Hucliampo-aiita  anisuke  mompupe  campo^ 

audi  beleidi-en  die         welche      vergeben 

auta    aloyotupe    saya  -  pita    anisere. 

wir  auch 

campo  -  aiita; 

nicht  fallen  Versuchung  in       nicht  lasse  uns 

Co  apukesiie  tentacioneke    co  anotakeve; 

unter     dessen  befreyeuns      aus  das     nicht       gut  was 

Ina  -  kera  ateeke  cainpu  kera  co  ioyave  pita. 

394. 


cuarzengos,   Tamkies ,    Yumbos,   Yungas  oder  Tuncas. 
Blüfs  von  letzteren  und  den  Colorados  ist  gesagt,  dals  ,: 
ihre  Sixachen  verwandt  seyen,  welche  Notiz  aber  bey  , 
der  Unbestimmtheit  des  Peruanischen  Nahmens:  Yun-  •, 
ca     wein<-  hilft.     Ein  Theil    der   Colojados    soll   den 
Beynahmen  Angamarai  fuhren,  ein  anderer  Zwe^g  an  : 
den  Flüssen  Toachi  und  Oninindi  wohnen.     A^^h  bey  | 
De  Laet  sind  kaum  ein  paar  dieser  unbekannten  Nah- 
inen  zu  finden  (die  Nahmen  sind  mit  einem  Sternchen 
bezeichnet,  die  De  Laet  auch  oder  wo  er  wenigstens 
einen   vergleichbaren    Ort  hat;    sie  sind  bey  ihm  bey 
nahe  sämmtlich  zu  Peru  gerechnet).     Manche  von  ih- 
n^n  mögen  einzelne  kleinere,    erstorbene  Zweige  be- 
zeichnen,  von  auch  ganz  erstorbenen  Stämmen  oder 
noch  bekanntere.     Immer  erhellet  daraus  die  Menge 
von    Völkerschaften   dieses   Inneren   vom  obern  bud- 
Amerika.      Mag  unter  diesen  Sfirachen  die  eine  oder,, 
andere  seyn,  welche  gleichsam  ein  Band  zwischen  der 
Mossa  und  bald  zu  schildernden  Maipura  ausmachten.  , 
—  Uebrisens  bemerkt  Hertas  (im  Catal.  d.  L.  c  ö.  du;  ^ 
dafs   die  Missionäre    i)  Lucero ,   2)   Richter,   3)  ir/z, 
A^Zumilkn,  ß-)Grebmer  und6)  Widman  über  manche  von 
den   Sprachen   dieses   Abschnittes   theils    Grammatik,  .' 
theils  Wörterbuch  und  Katechismen  schriftlich  aufsetz- 
ten,   vorzuglich    1)  über   die   Paranapura,     Cocama, 
2)  über  die  Campa,  Pira,  Cunlva ,    Comava,   5)  viber 
Omagua  und  Jebera,  5)  über  Omagud  und  Cocama,  und 
P.  Lüzo  über  die  Jurimagua. 


S95. 

.;  394. 

Y    a    m    e    a. 

Aus  Hervas  Saggio  pratico^   No.  24. 
Unser        Vater         Himmel  seyend 

Neike  alieii  arresiuma  abecin; 

alle  Menschen     sollen  verehren  deinen  Nahmen 

Termo  atiahua  renumucha  lioe  tanla; 

uns  bey 

Habecia  nei  -  niii; 

wie  ^  Himmel  dein  Wille  sollen  sie 

Anto  nein  arresiuma  hoe  baceiada  reuua- 

tliun         so  aucli       hier       Erde  auf 

nanca  naerrä  iiio  popo-nin; 

und  alle  Tage  unsre       Speise  gib 

Minie  termo  pahoinlama  nei  amiziarä  ain- 

uns  jetzt 

tanei  errama; 

vergib  uns    unsre       Schuld  wie      wir     vergeben 

Halajan  nei  nei  hucliania  tirra  nei  Iialayan 

die         sie  beleidigen  uns 

lobua  remorezio  -  nei; 

nicht  lasse  uns     fallea     Schuld  in 

Lara  hiamuerra  nei  han  hucha  -  nen; 

schlimmen  Dingen  von  befreye  uns. 

Tairre   ala  ninzi  harramale  nei. 

Einige  AnmerkungeTi. 

Dafs  bey  den  Mainas  mpoa  hinten  angehängt: 
unser,  bedeute,  erhellet  aus  der  Formel  selbst, 
eben  so,  dafs  campo:  wir,  uns;  und  >^ß  als  An- 
hang ebenfalls:  uns,  so  wie  dafs  kema:  dein,  ist. 

Papa  ist:  Vater,  inapa  Himmel,  diefs  bemerkt 
Hervas  auch  ausdrücklich,  so  wie  dafs  ke  hier 
und  nach  /^^e  Erde,  die  Präposition:  in,  be- 
deute. 

Mifhrid.  in.  PP 


59Ö 

Eben  derselbe  hat  schon  gefunden,  dafs  die 
Oiiichua- Wörter  muclia  von  mmhani  verehren 
mid  hucha  Schuld,  in  diese  Sprache  übergegan- 
gen sind:  jedoch  bemerkt  man  an  ersterem  die 
Endung  inso-ni,  welche  ihm  und  dem  folgen- 
den lePimo  -  ni  oemeinschaftlich  ist,  und  worin 
wahrscheinlich\^ine  Form  der  lli.  Person  und 
wohl  des  Passivs  liegt;  levanturanso  zeigt  fast 
eben  dieselbe  Endung  auch  eines  Verbum.     _       , 

mompuye^  nachmahls  wo;??/?;//?.":  sowie,  eines 
von  bevden  ist  offenbar  falsche  Schreibart. 

Der  Anhang  nta^  womit  ohne  Zwellel  das 
folc^ende  anta  zu  vergleichen  ist,  soll  nach  Her- 
vas"":  und,  auch,  bedeuten,  ro^ß  und  nachher 
pUa  eine  Art  Artikel  seyn,  die:  der,  die,  wel- 
cher, ausdrucken. 

Die  übrigen  Wörter  sind  nach  der  Ueber- 
setzung    bey    Hervas    gedeutet,     eben    so    wie 

in  der  ,       o- 

.rö;??m- Formel,  wo  indessen  der  Smn  von 
ein  paar  Wörtern  entweder Schwierigkeuen  hat, 
oder  aus  der  nicht  einzeln  genug  vertheilten 
Uebersetzung  nicht  germg  erhellet. 

ncz  bedeutet  sowohl:  unser,  als:  uns,  wie 
man  diefs  deuthch  aus  dem  häuftgen  Vorkom- 
men ersieht,  ob  aber  ke  beym  Anfange  dazu  ge- 
höre, oder  nicht,  läfst  sich  nicht  beurtheilen, 
in  der  vierten  und  fünften  Bitte  ist  von  diesem 
Anhange  Z-e  keine  Spur;  /zoe  ist:  dein. 

Demnach  ist  die  Uebersetzung  der  Wörter 
der  zweyten  Bitte  bey  Hervas:  habecia :  venga- 
a-noi,  nei-nin:  tuojuogo,  ohne  Zweifel  falsch, 
da  nei-jun  offenbar:  uns  zu,  ausdruckt,  sowie 
nin  nachmahls  in  der  III.  und  ne7i  in  der  VI.  Bitte 
steht,  und  die  Begriffe  dein  Reich  komme,  oder 
was  nun  davon  ausgedruckt  werden  sollte,  hegt 


597 

"in  hnbecla,  nur  aber  nicht  das  :  dein,  wenn  nicht 
//a,  vielleicht  aas  Versehen  so  geschriebejj  ihn 
enthält. 

termo:    alle,    kehrt  wieder,    und   ist  beyde 
Mahle  so  übersetzt. 

mucha  ist  auch  hier,  so  wie  nachmahls  in  der 
V.  und  VI.  Bitte  hucha  aus  der  Ouichua,  aber 
mit  einer  ganz  andern  Form  als  bey  den  Mainas, 
nähmlich  mit  dem  Vorsatze  roiu,  der  sowolil  flie- 
ses  Wort  als  das  renuananca  aiiszeiclmet,  mwX 
auch  das  remorezio  der  V.  Bitte  hat  einen  ähnli- 
chen ,  vielleicht  auch  nur  verschriebenen  Vor- 
satz :  nach  der  Uebersetzung  bey  Hervas  soll  re- 
immiidia:  riveriscano,  also  in  der  Ili.  Person  be- 
deuten, daher  ich  renuananca^  dort:  facciamo 
übersetzt,  auch  so  genommen  habe.  ' 

2.    O magna    oder  Homagua,    Yunimagua, 

Aissuaris,  Yaliiia,  Pevas,   CahLimaris, 

Ticüiia. 

Eine  sonst  grofse  und  mächtige,  merkwür- 
dige Nation,  welche  die  Phönicfer  der  neuen 
Welt  wegen  ihrer  Geschicklichkeit  in  ßefahrung 
des  Marahon  und  anderer  Flüsse,  und  wecren 
ihres  Unternehmungsgeistes  genannt  wurde. 
Noch  bis  vor  einem  Jahrhundert  vor  Condamine 
hat  sie  allein  die  Inseln  und  Ufer  des  Maranon 
in  der  Ausdehnung  von  ungefähr  200  Lieues  un- 
terhalb des  Napo- Flusses  besessen.  P.  Girval 
setzt  sie  an  die  Ufer  des  Yapura  -),  (der  so  bey 
den  Portugiesen,  bey  den  Spaniern  Caqueta 
heifst  und  zwischen  dem  Putumajo  und  Rio  ne- 
gro  in  den  Marafion  strömt).      Wahrsdieinlich 


*)  Monatl.  Corrosp.  a.  a.  O.  S.  465. 
Pp   2 


59cS 

\var  ein  bedeutender  Theil  der  zahlreichen  Völ- 
kerschaften, welche  Orellana  an  den  Ufern  und 
Inseln  des  Pvlarafiion  fand,  Omagua  -  Stämme  *). 
iNjocli  jetzt  befinden  sich  dergleichen  dastlbst, 
obwohl  zwischen  Pevas,  der  letzten  Spanischen, 
luid  S.  Paul,  der  ersten  Portugiesischen  Mission 
jetzt  keine  Wohnungen  irgend  eines  Volkes  am 
Ufer  des  grofsen  Stromes  angetroiitn  werden. 
Aber  die  Omagua  galten  nicht  für  die  urspiüng- 
lichen  Bewohner  dieser  Gegenden,  undConda- 
iiiine  findet  es  wahrscheinlich,  dafs  sie,  vor  den 
sich  i'ent  setzenden  Spaniern  fliehend  ,  einen  der 
Ströme  herab  gezogen  sind,  welche  ihre  Quel- 
len in  Neu- Granada  haben.  Dort  wenig^stens 
näher  den  Quellen  eines  dieser  Flüsse  lebe  eine 
Völkerschaft  mit  eben  demselben  Nahmen,  die 
sich  eben  so,  wie  jene  Omagua  am  Marafion, 
durch  Bekleidung  des  Körpers  vor  andern  Natio- 
nen dieser  Gegenden  auszeichne  **).  Dagegen 
sagten  den  Missionären  die  Omagua  von  Quito, 
dafs  der  Stamm  ihres  Volks  am  Maranon  zu  su- 
chen und  dort  die  zahlreichsten  Haufen  seyen. 
Bey  dem  Anblicke  der  Spanischen  von  Pizarro 
abgesendeten  Barken  seyen  sie  in  das  Innere  des 
Maranon,  an  den  Rio  Negro  und  Tocantin,  ge- 
gen den  Orinoko  hin  und  in  andere  Gegenden 


*)  Bemerkenswerth  ist  wegen  Orellana's  Ang;a- 
ben  von  vorgefundener  Fayence  auch  die  Geschick- 
lichkeit der  Omagua  -  Weiber  in  Verfertigung  fester 
Thongeschirre,  die  mit  lebhaften  Farben  und  Figu* 
ren,  auch  schriftartigen  Zügen  bemahlt  werden,  s» 
Veigl  a.  a.  O.  S.  ßö-  Da  auch  andere  Völker  am 
Orinoko,  jedes  auf  seine  Weise,  irdene  Gsfäfse  be- 
reiten, s.  Gilij  a.  a.  O.  T.  II.  S.  315  —  ig.:  so  ist 
klar,  dafs  diefs  nicht  erst  von  Europäern  erlernt  war. 

**)    Condamhie  Relation  de  soh  voyage  S.  70. 


599 

von  Neu- Granada  geflohen  *).  Veigl  end- 
lich **)  hält  lür  wahrbcheinlicher,  dafs  die 
Omagua  sammt  den  Cocama,  die  man  zuerst  am 
Ucayale  fand,  von  Süden  her  an  den  Maranoa 
gekommen,  wegen  der  grofsen  Ähnlichkeit  ih- 
rer Sprache  mit  der  Brasilianischen,  und  weil 
man  sogar  in  den  Beschreibungen  von  Paraguay 
viele  in  die  Sprache  der  Omagua  einschlagende 
Wörter  finde  (welche  aber  eben  aus  jener  Ähn- 
lichkeit des  Omaguiachen  und  Guaranischen, 
zu  welchem  auch  die  Chiriguani  in  Paraguay 
gehören,  erklärlich  sind,  ohne  eigentlich  Oma- 
guibche  zu  seyn).  Sey  die  eine  oder  die  andere 
Gegend  ihr  ursprünglicher  Sitz:  weit  verbreitet 
ist  die  grofse  Nation  nördlich  und  südlich;  eine 
bedeutende  Anzahl  anderer  Völkerschaften  be- 
greift *sie,  welche  schon  durch  ihren  Nahmen 
an  die  Omagua  angeschlossen  werden.  Zer- 
streut in  Neu-  Granada  und  über  die  Ebenen  des 
Orinoko  um  den  9-  N.  Br.  und  den  314°  d.  L., 
so  wie  in  der  Provinz  Venezuela  im  10°  N.  Bj. 
und  den  305°  d.  L.  hat  man  die  Agim  gefunden, 
eine  zahlreiche  Bevölkerung  von  dieser  Nation 
im  Innern  im  4°  S,  Br.  und  305°  d.  L. ,  so  wie 
am  Flusse  Yurum  oder  Yurua  (der  von  Süden 
her  in  den  Marai^on,  zwischen  dem  Einfall  des 
Pulumajo  und  Yapura  von  Norden,  einströmt), 
sich  dieselbe  Nation  Yurimagua  nennen  soll;  die 
Omagua  am  Guaviäri  nennen  sich  Enägua  •••'^*). 

')  Catalog.  d.  L.  c.   S.  63.  Not. 

")  A.  a!o.  S.  79. 

'*•)  S.  Gilij  im  Sagglo  di  Stör.  Americ.  T.  I. 
S.  157.  In  einem  Briefe  Gilij's,  der  in  Huvas's  Ca- 
talogo  d.  L.  S.  65,  in  d.  Note  anoefiihrt  ist,  wird 
bemerkt,    dafö    die   nach  seiner  Abreise  aia  Orinoko 


Diese  Nahmensähnlichkeit  scheint  recht 
deutlich  darauf  zu  leiten,  dafs  A^-yua  der  Haupt- 
laut dieser  Nahmen  verwandter  Stämme  sey  *). 
Der  Nähme  Omagua  soll  nach  den  übereintret- 
fenden  Naclirichten  der  Männer,  welche  diese 
Gegenden  besucht  haben:  Plattkopf,  bedeuten, 
und  von  dem  Qiiichua- Worte  i/ma  Kopf  kom- 
men, weil  sie  den  Kopf  neugeborner  Kinder 
zwischen  zwey  Bretern  zusammen  pressen;  und 
dadurch  ihre  Köpfe  eine  solche  Gestalt  bekom- 
men, daher  die  Omagua  auch  bey  den  Portu- 
giesen von  Paraden  ebendasselbe  in  der  Brasi- 
lischen Sprache  bedeutenden  Nahmen  Cambevas 
führen  ■•"').  Wenn  P.  Camano  aber  nun  das  von 
om-agua  dann  übrig  bleibende  <7^wa  oder  ahua 
von  dem  Omagua- Worte  ava:  Mensch,  ablei- 
tet: so  würde,  voraus  gesetzt,  dafs  dieses  ava 
bey  den  Omagua  wirklich  ähnlich  dem  o/iua  ge- 
sprochen werde    (im   Guaranischen    lautet   es: 


gefundenen  Pnraguana  eben  dieses  Staunues  seyen. 
—  Indessen  der  wohlunterrichtete  Veigl  (a.  a.  O. 
S.  54.)  niiujut,  wie  auch  am  Ende  dieses  Abschnitts 
erwalint  werden  wird,  die  Yurumagua  fiir  eine  be- 
sondere Nation  mit  einer  besonderen  sehr  rauhen 
Sprache.  Ob  sie  dessen  uno;eachtet  nicht  mit  jenen 
verwandt  sey,  läfst  sich  delshalb  nicht  entscheiden. 
• —  Uebrigens  ist  Achua  der  Nähme  einer  Palme,  von 
deren  Asten  aus  ilen  äufsersten  ganz  dünnen  Häut- 
chen eine  Art  Tuch  gewebt  wird:  Cachivango  ge- 
nannt. 

*)  Vielleicht  dafs  auch  die  Pavagua  am  Paraguay 
(Abschn.  IV.  S.  4880  "nd  die  Aclmgua  am  Orinoko 
(Abschn.  ^  III.)  hierher  gehören,  von  denen  diefs  nicht 
.behauptet  ist,  und  die  Vergleichnng  der  Sprachen  al- 
lein eine  solche  Behauptung  sichern  würde. 

**)  Condamim  a.  a.  O.  S.  72.  P.  Camano  in 
Hervas's  Catalogo  S.  65. 


.  6öi 

al/a),  dieser  Nähme  eines  Volkes,  dafs  es  sich: 
Männer,  nennt,  zwar  seJir  angemessen  und 
ähnlichen  Arten  der  Benennung  bey  andern  Völ- 
kern analog  seyn:  aber  nur  das  Quichua-Wort 
dann  kaum  als  vorcresetzte  Unterscheidung  pas- 
sen, zumalil  es  nicht  einmahl  den  Begriff  der 
Plattheit  des  Kopfes  aussagt,  sondern  vielleicht 
eben  so,  wie  die  anderen  Vorsätze  von  anderen, 
zum  Theil  örtlichen  Veranlassungen  herrühren, 
P  Aciiaa  wollte  das  Ouichua-Wort  c/ii^a:  aufser- 
haib,  vergleichen,  weil  sie  auTserhalb  der  Pro- 
vinz Mamas  wohnen;  dann  würden  aber  sclnver- 
lieh  diese  Völkerschaften  selbst  sich  einen  damit 
zusammen  gesetzten  Nahmen  beylegen. 

P.  Vclasco  war  der  Meinung,  dafs  alle  die 
Zweige  der  Nationen,  welche  in  Neu-Granada 
imd  anderen  Gegenden  nördlich  und  südlich 
vom  Maranon  zerstreut,  imd  an  1500  Leghen 
von  einander  entfernt  leben ,  und  mit  dem  Gua- 
ranischen  oder  der  Omagua  verwandte  Dialekte 
reden,  von  den  Omagua  herkommen  *).  Aus- 
drücklich aber  wird  die  Verbindung  mit  diesen 
erwähnt  von  den  Cocama  am  Ucayale ,  die  zwölf 
Tagereisen  von  seiner  Mündung  angetroffen 
wurden,  von  den  Yete  am  Napo  und  von  dea 
sehr  viel  östlicheren  Tocantm  am  Flufse  gleiche». 
Nahmens,  der  in  den  Para  fällt.  Die  Sprache 
der  Cocama  hat  wiederum  zwey  Dialekte  neben 
sich,  den  Cocamillo  und  Huel^o.     Nach  einer  Be- 


*)  Ob  auch  die  vallis,  wie  Omaguacarum,  die 
besonders  reich  an  wollenen  Kleidern  und  mit  Pe- 
Tuvianischen  Schafen  im  Ueberflusse  versehen,  weit 
südlicher  und  näher  der  Provinz  Tukutuan  gefun^ 
den  wurden,  wie  d^  Laet  a.  a.  O.  S.  550.  anführt, 
lih  rii^:;r  o:ehören ,  läfft  sieb  nicht  bestimmen.  Axc 
eben  das.  S.  554.  wird  Omeguaza  erwäiint. 


602 

meikung,  bey  der  oben  erwähnten  handscbrift- 
lichen  Guarani- Grammatik  und  auch  bey  Her- 
vas  '■')  versicherte  P.  Ullauci,  welcher  mit  den  Co- 
cam.a  im  Dorfe  de  Laguna,  dem  Hauptorte  der 
Mission  de  Mainas,  verkehrt  hatte,  dafs  diese 
Cocama  am  Ucayale  mit  wenigen  Eigenrhiim- 
lichkeiten  Omaguaisch  spreclien,  Eben  diefs 
versichert  Veigl,  und  dafs  die  Cocamilla  ganz 
eben  derselbe  Stamm  seyen,  und  ihren  IMahmen 
daher  haben,  weil  sie  an  einem  kleinen,  jene 
an  einem  grof->en  See  wohnten  **).  Hervas 
schliefst  eben  daselbst  aus  einer  Änfsernng  des 
P.  Rüdriguez,  dafs  die  vom  Ucayale  1680  in  die 
Wälder  fliehenden  Eingebornen  ihrem  Missio- 
när P.  Lucero  zuriefen:  caquire  tanu  Papo .,  ca- 
quere  ura  Dio  ica  totanace^  ^welches  bedeutet: 
uomo  coraggioso  a  Dio  che  ti  dia  longa  vita,) 
dafs  diefs  Völker  von  diesem  Stamme  gewesen 
seyen,  da  nach  dem  Guarani- Wörterbuche  des 
P.  Ruiz:  papa  V'dter,  z/ra  gehen,  /co  Leben,  und 
in  der  Omagua:  tanu:  unser,  bedeute.  Von 
den  Yete  wissen  wir  nur,  dafs  sie  am  Napo  im 
Lande  Encabellados  wohnen  sollen.  Die  To- 
cantin  wohnen  am  Flusse  Tocantin  im  5°  S.  Br. 
inid  325°  d.  L,  Man  bemerkt  jenen  Elufs  deut- 
lich auf  Condamine's  Karte.  Hervas  hat  diese 
Tocantin  bey  seinen  Nachrichten  von  der  Gua- 
rani-Sprache  zu  dieser,  und  zwar  zu  dem  Dia- 
lekte der  Tupi  gerechnet,  erinnert  aber  selbst, 
dafs  sie  vielleicht  eine  andere  Sprache  als  die 
Tupi  reden,  „weil  sie  sich  merklich  der  Oma- 
gua nähere."      Vielleicht  dafs   sie  ein  Gemisch 


*)   Catalo>^o  d.  L.   S.  65.  Not. 
**)  A.  a.  0.    S.  58  — 60. 


6o5 

von  den  zvvey,  hier  an  einander  stofsenden,  ur- 
sprüngli.ch  auch  verwandten  Sprachen  reden. 

Und  so  biethet  sich  hier  der  schicklichste 
Platz  zum  Uebergange  zu  Bemerkungen  über 
die  Ähnlichkeit  des  Guaranischen  mit  der  Oma- 
gua  dar,  wovon  schon  oben  bey  ersterem  hin- 
gewiesen worden  ist. 

Die  Anzahl  der  Wörter  beyder  Sprachen,' 
welche  eine  auffallende  Ähnlichkeit  haben  *^, 
ist  ansehnlich,  z.  B. 


Omagua. 

Guarani. 

Tupi. 

Brasilia, 

uisch. 

Baum 

ehuera 

ibirai. 

Wind 

ehuttu 

ibitü 

ybitü 

ubtii. 

Waid 

Cava 

cad 

caga 

caguessa. 

Stein 

itä 

itä 

•     • 

ita. 

Herr 

yara 

yara 

Löwe 

yahuarahu. 
assu 

yaguati 

Hund 

yahuara 

ijaguä 

Vogel 

huera 

guirä 

gi^rä.    , 

Thier 

mia 

mimbä 

Fleisch 

zu 

£00 

Re^en 

amana 

ama  .  ngi 

Ru'äer 

yapucuita 

igapicuitä 

Zalin 

dai  (od.  sai) 

täi 

tanha 

tanActo 

Brust 

putia 

potia. 

Selmlter 

yatucitpi 

atucupä 

Cucupk 

Mund 

yuru 

yuru 

puru 

Bein 

sotema 

tjma 

... 

tetuman. 

Haus 

uca 

"■? 

oca. 

Strafse 
hoch  od. 

pe 

pe 

pat 

pae. 

über 

ehuatc 

ibitu 

ybitü 

ubtü. 

Saatfeld 

cu 

cog. 

Tabak 

petema 

pety. 

.  *)  Mehrere  derselben  sind  auch  in  Heivas's 
Orig.,  form.,  mec.  ed.  armon.  d.  L.  S.  73.  79  ,  im 
Catal.  d.  L.  c.  S.  24.  zusammen  gestellt,  andere  bey 
GWj  in  dessen  Wörterverzeichnisse.  Ersterer  bemerkt 
Übrigens  (im  Catai.  d.  L.  c.  S,  64.:   das  Guaranische 


6o4 

Neben  solchen  Ähnlichkeiten  darf  auch  das 
Guaranische/?/ö;  Herz*)  mit  dem  gleichbedeu- 
tenden Omagua- Worte  ya  verglichen  werden, 
da  das  angeführte  /)///•//  und^wm;  Mund,  dafür 
die  Analogie  gewährt.  Aufser  diesen  Wörfern 
sind  die  Ausdrücke  der  Omagua  für:  Mensch^ 
EJiewann,  Weib ^  So/m,  wie  ihn  Männer,  und 
•wie  ihn  Weiber  nennen  '••••'),  Sonne,  Moud, 
Tag,  Feuer,  Nase,  Hand,  und  das  Z,ihlwort: 
zwey,  sämmtlich  sehr  ähnlich  den  ßezeiqh- 
Tiungen  dieser  Begriffe  in  den  Sprachen  des 
Guaranischen  Stammes. 

Unwidersprechlich  ist  ein  näheres  Veihält- 
nifs  dieser  Sprachen  und  der  grofsen  Guarani- 
schen Nation:  ihr  zur  Seite  steht  ein  Neben- 
stamm  in  der  Nation  der  Omagua,  welche  als 
die  zahlreichste  im  nördlicheren  Süd -Amerika 
betrachtet  wird.  Vielleicht  dafs  beyde  ursprüng- 


scheine  das  ältere  zu  seyn ,  weil  darin  Ein  mit  ver- 
sdiiedeneni  Accent  ausgesprochener  Laut  eben  so 
vieleriey  Bedeutungen  habe,  welches  in  der  Omagua 
nicht  so  der  Fall  sey.  —  Einige  wenige  Ähnlichkei- 
ten der  Omagua  mit  der  Quichua  können  hier  ihren 
Platz  finden: 

Mutter  Kind  Wasser 

Omagua  mama  huahua  uni 

Quichua  mama  huahua  unu 

Anch  die  Biene  mapa  mama  d.  i.  Honig  -  Mutter, 
führt  GiHj  T.  III.  S.  57o-  a's  ähnlich  mit  der  Qui- 
chua an,  wo  aber  mis'kt  Honig  bedeutet,  und  jene 
Ähnlichkeit  sich  auf  den  nichts  beweisenden  Natur- 
laut:  mama,  zu  beschränken  scheint. 

*)  Gili]  hat  indessen  mhm,  Hervas  neben  je- 
nem auch  peavg. 

**)  Zwischen  deren  Ausdriicken  also  auch  hier 
Unterschiede  Statt  finden,  die  in  unsern  Hiilfsiuit- 
ttln  nicht  genauer  erörtert  sind. 


6o5 

lieh  von  Einer  Wurzel"  ausgingen,  für  blofse 
Folge  des  Verkehrs  möchte  das  Zusammentref- 
fen der  Bezeichnung  sehr  verschiedenartiger  ße- 
grifle  kaum  zu  halten  seyn. 

Aber  die  Omagua  für  einen  Neben -Dialekt 
der  Dialekte  der  Guaranischen  Sprache  zu  er- 
klaren-), dagegen  stellt  sich  das  Zeugnifs  Con- 
thirnints,  der  ausdrücklich  versichert,  dafs  die 
Sprache  der  Omagua  sehr  sanft  und  leicht  aus- 
zusprechen und  selbst  zu  erlernen  sey,  und  kei- 
nen Zusammenhang  (rapport)  weder  mit  der 
Peruanischen  noch  mit  der  Brasilianischen  habe, 
wovon  die  eine  über,  die  andere  unter  dem 
Lande  der  Omagua  die  Ufer  des  Maranon  ent- 
lang gesprochen  werde  *"').  Also  wenigstens  der 
Eindruck  des  Ganzen  der  beyden  Sprachen 
mulste  bey  diesem  ausgezeichneten  Beobachter 
von  der  Art  seyn,  dafs  das  Brasilianische  und 
die  Omagua  als  zwey  gänzlich  verschiedene 
Sprachen  erschienen. 

Dafs  die  Grammatik  der  Guaranischen- und 
der  Omagua-Sprache  so  gut  als  völlig  verschie- 
den sind,  ist  schon  oben  bemerkt  worden,  nur 
ein  paar  Ähnlichkeiten  haben  sich  auffinden 
lassen,    nähmhch  dafs  in  der  Guarani- Sprache 


*)  Am  wenigsten  Rücksicht  verdient  die  Behaup- 
tung bey  Rervas  im  Sagg.  prat.  S.  94;  dafs  die  Oma- 
gua ein  durch  Worte  aus  der  Ouichua  und  dem  Karai- 
bischen  verdorbenes  Guaranisch  sey,  denn  davon  ist 
weder  in  deui  Karaibischen  Wörterschatze,  noch  in 
den  Formen  eine  Spur  bemerklich,  und  die  wenigen 
angeführten  Ähnlichkeiten  der  Ouichua  sind  fiir  sich, 
erklärlich  genug  Hey  der  Nähi  des  Gebiethes  beyder 
Sprachen;  ein  solches  Urtheil  auch  nur  eii.iaer  Ma- 
Isen  zu  begründen  ,  sind  sie  keineswegs  tauglich. 

**)  A.  a.  O.  S.  72, 


6o6 

der  Dativ  upe ^  m  der  Omagua  neben  maera^indi 
siipe  zur  Endung  hat,  und  dafs  das  Pronomen 
•  der  2ten  Plural- Person  im  Guaranischen /?et  in- 
der  Omagua  epe  lautet.  Uebrigens  hat  keine 
von  den  angegebenen  Formen  irgend  einen  Zu- 
sammenhang, wie  der  folgende  grammatische 
Charakter  dieser  Spraclien  zeigen  wird,  und  wir 
konnten  defswegen  eben  so  wenig  die  Omagua 
zu  dem  Guarani- Stamme  rechnen,  als  z.  B.  das 
Persische  zum  Deutschen,  ob  letztere  wohl  of- 
fenbarer verwandt  sind, 

i 

Grammatischer    Charakter    der    Omagua-\ 

Sprache^  l 

1.  Die  Substantive  haben  keine  Bezeichnung 
des  Genus,  aber  wohl  des  Numerus  und  des  Ca- 
sus. Den  Plural  druckt  die  Endung  caiia  au8'=),\ 
der  Genitiv  ist  dadurch  ausgezeichnet,  dafe  er. 
im.mer  vor  dem  ihn  regierenden  Substantive 
steht,  der  Dativ  durch  die  Endungen  moera  oder 
supe^  der  Ablativ  durch  die  Endungen  cale  und 
sue^  jene  für:  in,  diese  für:  von. 

2.  Abgeleitete  Substantive  für  den  Ort,  wo 
sich  etwas  befindet,  oder  überhaupt  das,  worin 
etwas  enthalten  ist,  bilden  sich  durch  die  En- 
dungen zhirii  oder  topa.  Adjective  werden  zu 
Substantiven,  indem  mai  a.n  sie  angehängt  wird. 

3.  Die  Adjective  haben  keine  Comparation, 
jedoch  wird  dadurch,  dafs  see  oder  stemai^  wel- 
ches eigentlich:  süfs,  bedeutet,  oder  tira  hm- 
ten  an  die  Adjective  gehängt  wird,  eine  Art  Su- 
perlativ ausgedruckt, 

4  Die  Personal- Pronomen  sind:  ta  oder  ü: 
ich,  ere:   du,  cuiguiara  oder  cuJgi/iarea:  er,  fano 


')  Die  Quichua  hat  cu/ia  zur  riurxil.li.rulung. 


6o:7 

oder yejine  wir,  epe  oder  epecana  ihr,  culguiara- 
cana  oder  cuiguiarana:  sie.  Sie  haben  die  er- 
wähnten Casus- Endungen,  und  sie  dienen  auch 
zu  Possessiven,  indem  sie  als  solche  geradehin 
vor  die  Substantive  gesetzt  werden. 

5.  Die  Conjugation  ist  sehr  einfach.  Der 
Wurzellaut  des  Verbum  ist  dessen  Infinitiv  und 
mit  vorgesetzten  Personal  -  Pronomen  das  Prä- 
sens. Im  Praeteritum  wird  avi  noch  vor  das 
Pronomen,  im  Futurum  ß/z/ hinter  den  Verbai- 
Laut  gesetzt. 

6.  Der  Conjunctiv  hat  mia  hinter  dem  Ver- 
bal-Laute, der  Imperativ  in  derll.Pers.;/« hinten 
am  Worte,  in  der  lil. :  tenera  vorn.  Zum  Aus- 
drucke des  Particip  wird  im  Präsens  mm^  im 
Präteritum  tara  hinten  angehängt,  durch  An- 
hängung des  ta  aber  ein  Passiv-Particip  gebil- 
det. Wenn  hinten  an  den  Infinitiv  Partikeln 
angehängt  werden:  so  dient  diefs  zum  Ausdrucke 
des  Gerundium,  und  auch  die  Personal -Prono- 
men können  vorn  dabey  stehen. 

.^  7.  Wenn  ca  hinten  an  die  Verben  gehängt 
A^'ird:  so  bezeichnet  diefs  die  wechselseitige 
Handlung;  wenn  tu  zu  einem  Nennworte  g'e- 
setzt  ist:  so  entstehen  daraus  Verben  mit  der 
Bedeutung;  dazu  machen,  was  das  Nennwort 
aussagt. 

Sprach  proben. 
Das  V.  U.  hat  Hervas^  und  zwar  eine  bey 
den  Omagua  im  Reiche  von  Quito  aufgenom- 
mene Formel,  eben  derselbe  andere  Wörter  im 
■Vocab.  poligl.  und  die  Zahlwörter  in  der  Arit- 
met.    d.  n.    S.  96,    Gilifs  Omagoisches  Wörter- 

verzeichnifs  steht  a.  a.  O.  T.  lil.  S.  371   73. 

Beyde  folgen  den  Angaben  des  P.  Camano,  Gi- 


6o8 

lij  auch,  wie  er  ausdrücklich  bemerkt,  der  Spa- 
nischen Orthographie  desselben.  Die  Abwei- 
chungen beyllervas  sind  zu  geringe,  als  dafs  sie 
im  nachfolgenden  Wörterverzeichnifs  eine  be- 
sondere Stelle  erhalten  dürften. 


'      395- 
O  m  a  g  u  i  s  c  h. 

Ans  Hervas  Sagg.  prat.   S.  98. 
Unser      Vater  liolieni  Wohnplatz  in 

Tariu  papa  ehuatirami  cate  yuri  timcui 

dein     Nähme         sey  gehenedeit 

Ene  sciia  tenera  muchamura 

dein        grofser       Wohiiplatz      korame  uns 

Ene  nuamai  ritama  teneruri  tanu  in 

dein       Wille  sey  erfüllt  wie 

]Lne  putari  tenera  yahuckemura  maerama- 

hohem  Wohnplatz      in  wie 

nia  ehuatemai    ritama    cate    maerai 

auch  diesem  niedern       Wohiiplatz       in 

veranu    aikiara    tuyuca    ritama   cate 

auch 

veranu; 

unsere  Speise  gib  jetzt  uns 

Tanu   eocmai  neyume  icume   tanu   supe; 

begnadige  uns         unsere       schlechten  (Thaten)  w 

Tenepatatanu  tanu   eraecmamaicana   mae- 

auch  wir        begnadi^ien      unsere 

ramania   tanu    tenepeta  tanu  sa- 

Feiiidc 

huayaiacana; 


609 

.  nicht  lasse  uns  fallen 

Eiiaiiie      neischari      taiiu      ucucui     niaca 

sclilechtes 

eraeciiiaiiiai; 

l^ö-'-'Hi  von  befreye  uns 

Ayaisimarae  siii  nimimuy  epetatanu. 

c 

Einige  Anmerkungen. 

Tanw.  unser,  und:  uns,  in  der  Grammatik: 
tano^  u  und  o  sind  in  mehreren  dieser  Sprachen, 
nahaienrlich  in  der  Quichua  so  gut  als  Em  Laut). 
EnexhX:  dein,  und:  du. 

euaie  bedeutet:  hoch,  cate  ist  Endung  des 
Ablativs  für;  in;  ritama^  welches  in  der  II.  und 
[III.  Bitte  vorkömmt,  wird  in  der  bey  Hervas 
|bcygefügten  Uebersetzung  überall:  citta,  ge- 
deutet, ich  habe  das  aligemeinere;  Wo'hnplatz, 
gewählt,  weil  die  gröfsere  Allgemeinheit  den 
unbcbtimmteren  Begriff  solcher  Völker  von 
einem  solchen  Gegenstände  eher  einschlieibi, 
und  vermuthe,  dals  in  dem  e/iZ/ö/Zrc/??/ eben  das- 
selbe Wort  auch  lieat. 

o 

,  tenera  ist  in  der  Grammatik  als  vorzusetzende 
Form  der  III.  Person  des  Imperativs  angegeben, 
und  diefs  pafst  ganz  zu  dieser  Stelle  und  dem 
folgenden  tenerari^  tenera  yahuckemiira;  mucha- 
'mura  ist  übersetzt:  felice,  aber  natürlicher  ist, 
Jan  das  Quichua  -  Wort  /tzwc/za;?/  verehren,  zu 
denken ,  ni  nmra  könnte  eine  Modification  jenes 
Begriffs  liegen,  wahrscheinlicher  aber  ist  es  die 
Passiv -Form,  da  eben  dieselbe  hcy  yahucke- 
mura  passend  ist. 

maera  mufs  in  Verbindung  mit /nc;?/«  oder 
mit  W/W?//;  auch,  bedeuten:  so,  wie,  denn  es 
kommt  drey  Mahl  so  vor  (ein  Mahl  ist:  maerai 


>  10 

geschrieben);   nach  der  Grammatik  sind  maera 
und  das  nachmahls  bey  tcmu  supe  vorkommende    j 
supe  Endungen  des  Dativs,    und  so  mag  in  der 
VII.  Bitte  bey  ayaislmarae  die  ganz  ähnliche  En- 
dung zu  nehmen  seyn. 

eo  bedeutet:  essen,  und  wa/ macht  derglei- 
chen Attributive'  zu  Substantiven  der  Abstracta, 
also  eocmai,  das  was  gegessen  wird. 

veyume  bey  Hervas:  da-a-noi,  übersetzt,  hat 
schwerlich  dieses  Pronomen  in  sich,  denn  das: 
a  noi,  ist  durch:  tanu  supe  ausgedruckt.  Der 
Imperativ  lautet  nach  der  Grammatik  von  iisu 
gehen:  usiiyaene^  und  man  könnte  vermuthen, 
da fö  es  vielleicht:  Azej/öe/ze  heifsen  solle,  indessen 
auch  bey  dem  folgenden 

ienepata  (in  dem  zweyten  Satze  steht,  das  eine 
Mahl  aus  Versehen:  tenepeta)  ist  kein  weiteres 
Zeichen  des  Imperativs,  und  eben  so  wenig  bey 
den  Imperativen  der  letzten  Bitten.  Die  Perso- 
nen, wie  hier  die  erste,  stehen  übrigens  immer 
ohne  weitere  auszeichnende  Form,  als  dafs  das 
Personal- Pronomen  vorgesetzt  wird. 

Bey  eraecmamakana  ist  cana  die  Plural  -  En- 
dung (in  der  VI.  Bitte  steht  der  Singular),  mai 
aber  die  erwähnte  Form  der  zu  Substantiven  ge- 
wordenen Attributive  oder  Participien. 

ayahimarae  sid.  In  der  Grammatik  kommt 
als  ßeyspiel  vor:  Dios  yomuera  aiaije  mai  cana 
supe:  Gott  zürnt  auf  die  Bösen,  welches  zugleich 
die  Art  der  Stellung  dieser  Zusätze  zeigt,  in 
diesem  aiaiye  mag  das  nur  anders  geschriebene 
V^^ort  liegen,  wodurch  hier:  Böses,  ausgedruckt 
wird:  bey  Hervas  ist  übersetzt:  avversitä;  sui 
ist  auch  eine  andere  Schreibart  der  Prae(post)- 
position:  von. 

Ändert 


6u 


Andere 

Wör 

ter 

nach 

Gilij. 

Gott 

Dios. 

Tochter 

taira. 

Himmel 

ehuat&mai  ritama. 

Kopf 

yacae. 

Erde 

tujuca. 

Auge 

sfissa  zaicana. 

Wasser 

um'. 

Csßssa  ist:     Ge- 

Feuer 

tata. 

sicht.) 

Sonne 

huarassi. 

Ohr 

nami. 

Mond 

yase. 

Nase 

t'i. 

Mensch 
Mann 

ava. 
mena. 

Zunge 

(bey  Hervas)j    cw- 
muerm. 

Weib 

Sprache  der  Männer : 

fiand 

pua. 

p^'eta. 

huarassi. 

huaina. 

Fufs 

Sprache  der  Weiber : 

Tag 

cunia. 

Kind 

huahua. 

Vater 
Mutter 

papa. 
mama. 

Zahlwörter 

Solin 

Sprache  der  Männer : 

nac 

h    H  e  r  V  a  si 

teagra. 
Sprache  der  Weiber : 

1. 

2. 

uyepe. 
mucüica. 

memuera. 

3. 

iriiaca. 

Die  Aissuaris.^  so  wie  die  Yuruma^iia,  wur- 
den durch  die  beständigen  Einfalle  der  Portugie- 
sen von  Para  aus,  da  sie  bis  dahin  beyde,  so 
viel  man  weifs,  ihre  Wohnsitze  noch  östlich  von 
der  Provinz  Omaguas,  die  Aissuari  am  Putumajo 
hatten,  sehr  beunruhigt.  Beyde  Völkerschaften 
hatten  sich,  als  P.  Sam.  Friz  mit  unermüdlichem 
Eifer  in  jener  weitläufigen  Provinz  Omaguas 
Missionen  errichtete,  willig  an  sie  angeschlos- 
sen, und  unvermögend,  jenen  Anfällen  zu  wi- 
derstehen ,  und  ohne  Hülfe  von  Spanien ,  mufs- 
ten  sie  ihrem  Vaterlande  entweichen  und  fan- 
den erst  an  der  Guallaga  Ruhe,  ein  Theil  der 
Yurumagua  muftte  auch  in  der  Gewalt  der  Por- 
tugiesen bleiben.  Ob  die  Sprache  beyder  Na- 
tionen verschieden  gewesen  ,  weifs  Veigl  -) 
nicht  zu  bestimmen,    Hervas  hat  in  den  ange- 


*)   A.  a.  O.    S.  54.. 

Mithrid.  HI. 


Qh 


6ia 

führten  Verzeichnissen  jede  besonders  aufge- 
stellt Veifl  die  der  Yurumagua  sehr  rauh  ge- 
nannt. Die  Yahuas,  gröfsten  Theils  unbelcehrt, 
die  Pevas,  von  denen  der  erwähnte  Missions- 
Ort  den  Nahmen  Rihrt,  ohne  mehr  Individuen 
dieser  unbändigen  Nation  zu  besitzen,  haben 
iede  ihre  eigenthümliche  Sprache,  auch  die  Ca- 
humans  sollen  sie  haben,  obwohl  Veigl  nicht  zu 
entscheiden  wagt,  ob  ihre  Sprache  mit  einer  der 
beyden  eben  genannten  in  gar  nichts  uoerem 
komme.  Die  obersten  Gegenden  des  Huereri- 
Flusses  sind  der  Yahuas,  die  der  Schiquitta  der 
Pevas  Vaterland.  Beyde,  besonders  letztere, 
zeichnen  sich  durch  Bereitung  eines  merkwurdi- 
<Ten  Pflanzengiftes  aus.  Girval  nennt  die  es  be- 
seitende Nation  amPutumajo:  Yuri  Die  Ti- 
CLirm,  von  den  Portugiesen  Oiiunana  genannt, 
sind  die  östhchste,  von  den  Spanischen  Missio- 
nären zur  Provinz  Mainas  gerechnete  Nation  am 
Putumajo,  auch  mit  einer  eigenen  Sprache  *). 

Die  Völker  noch  östlicher  am  niederem  M3l-  | 
rai~on  sind  weniger  bekannt,  von  den  Portugie- 
sischen Missionären  ist  nur  wenig  an  uns   ge- 
langt, wie  schon  im  II.  Abschnitte  erwähnt  wor-   , 
den       Omagua  indessen  erstrecken  sich  weiter  | 
nach  Osten,    und   da  sie  auch  in   nördlicheren  > 
Gegenden  sich   befinden,    so   bilden    sie  einen 
Uebergang  zu  diesen. 


*),  S.  üb'er  diese  Völkerschcfien  Vc.igl  a.  a.  O. 
S  gQ  —  Q-7.  Hervns  im  Catalogo  d.  Linp;.  c.  S.  63. 
nennt  die  Ticuna  und  die  Sprache  der  Pevas  vei- 
wandt. 


ÖI3 

VIII.    Länder  zwischen   dem   pJo 
negro  und  dem   obern   Ori- 
noko 


^  "   :'.0 


Von  der  beträclitlichen  Anzahl  von  Völker- 
schaften, welche  zwischen  dem  Rio  neo^ro  und 
dem  obern  Orinoko  wohnen  mögen  '•'*),  wie 
sich  auch  aus  den,  bey  weitem  nicht  genua  Se- 
stimmten    Angaben    der    Völkerliste    bey  t-!  j 

•)    Die  am    Tuo  ne2:ro   wohnen<1en   Eingebornen 
nennen  ihn  Guaida.     Die  AnAohner  des  obern   Ori- 
noko nennen  dres<?n    Pa''äv<,  (solife  (hVfs   «1.^,1  2u- 
«aniiuenhaiig   mit  pa-'va  haben,    wonu't  die  ßra'^i]ia- 
11er  «las   iVJeer,    und   sie  nnd   die  Hmnugua  auch  gro- 
fse  Flüsse  benennen?),  die  Ottoniaken'    joi-o  apun'ira 
d,    i     grofen    Hüls,     die    i  ainanak.Mi    nnd    Kariben: 
Oiln'icii.     (C.  Oll  an  dt  in   der  Nai  hrirbt  von   Sunninie 
schreibe:  die  O/a-oie.)     Uebiioens  lauft  der  Orinoko 
bis  zum  Eintritte  des  Guaviare  längs    dem  siidliclien 
UFer  des   Gebirges  Jarinie.      Jener    Eintritt    des  (ma- 
viare   nnd    A  abupo    nöthigt    den  Strouj ,    sich  plör^- 
lirh  gegen  Norden   zu  wenden,  er  durchbricht  einen 
Tlieil   der   LTebirg^kette  selbst,    wo    dann    die  groT'^en 
Wasserralle  vorkommen,   von  dem  Eintritte  des  Apure 
aber   verlaTst    der   Strom     die    Granit  -  Kette ,     geo^en 
Osten   oeri  htet    «cbeidet    er  bis    zum   Ocean    bin  ^ie 
undurchdringlichen    Wälder    der    Guayana    von     den 
Grasfluren.      Siehe   Humbuldt's    Ansichten    der  Natur 
S.  £97  u,  501. 

**)  Einer  der  neuesten  Reisenden  in  -^üd- Ame- 
rika Depons  in  s.  Voyage  d.  l'Atuer.  merid.  T.  L 
_Ch.  IV.  (S.  21/4.  d.  En^l.  Liebersetz.)  führt  aus,  dafs 
im  Südwesten  von  Guiana  unterhalb  des  Wasserfalls 
von  Ature  zwischen  den  Quellen  des  Orinoko  und 
dem  Maranon  die  meisten  un  bekehrten  .'.merikaner 
wohnen,  zuf/ie.ien,  sich  im  Besitz  ihrer  WohupL^tze 
zu  erlialten,  und  nicht  gefährlich  den  Europäischen 
Besitzungen. 

Qq   2 


6i4 

schliefsen  läfst,  sind  uns  einige  auch  durch  ihre 
Sprachen  bekannt  und  merkwürdig. 

I.    Die  Maipuren 
reichen  von  dereinen  Seite  schon  betrachteten 
südlichen,    auf  der  andern   nördlichen  Völker- 
schaften die  Hand.     Sie  wohnen  von    55    bis 
f,o  .0' nördl.  Br. ,  ziehen  aber  auch  am  l^^o  "e-; 
Sro,  Marailon  und  Obern  Orinoko  herum.    Mis- 
sions-Oerter,  von  dieser  Nation  bewohnt,  sind 
z.  B.  unweit  des  grofsen  Wasserfalles  der  Aturi, 
die  dort  mit  jenen  zusammen  wohnen  *),     am 
Veiitituäri,    auf  der  rechten  Seite  des  Orinoko, 
wo  auch  Meepüri  sind.      Ihre    Sprache  schliefst^ 
eine  grofse  Anzahl  von  Völkerschaften  an  diesen. 
Flüssen  an  einander,    wie  Gilij  berichtet     dem, 
wir  die  Kunde  von  dieser  Sprache  vornehmlich 
danken,  ernennt  ausdrücklich  die  Sprachen  der 
Amne,  Meefmre,   Cavere,  Parene,  Gmpuna.e    Onr- 
üpa  als  Dialekte  des  Maipurischen  =--).     Unter 

*)   GUij  Sagg.  di  Storia  Am.    T.  I.    S.  14.  35-  --    1 
Die    Bemerkungen    über   die   Sprachen    am   Orinoko,      1 
welche  dieses  Werk  enthält,  sind  zwar  f^^^.^H^^'^  .| 
schienen   in    von  Murfs    Reisen  em.ger  Missu^na^ien 
der  Gesellsch.  Jesu  in  Amerika,  S-  3^5  -  45o  '   ^^;^ 
es    sollen    einige   Verbesserungen    ^^^  7J^^^^\^^  ^J^/ 
wähnten  Ab.    Vdgl  hinzu  gekommen  seyn ,     v^dche, 
wenn  sie   nur   auszusondern    waren,    gewifs    bemei-       , 
rLnswerth  seyn  würden;  -  allein  ]-"«  Uebei^et^ung       , 
ist  oft  so    nnbegreiflich    fehleri.aft,    dafs    n^^n   mcht 
selten  das  Original  kaum  darin  wieder  erkennt.     IsC 
sie   nun    gleich   in   Ermangelung    des    Originals    em 
xiützlicher  BebelE,    so   kann    doch   in   den  folgenden 
Bemerkungen    nicht    auf    sie    ^^vickskht    genommen 
werden.     Auch   fehlen    die    vergleichenden   Wortei- 
verzeichnisse ,  die  Gilij  hat.  t-   m    q    m- 

•M  G/7iy  Saagio  di  Storia  Americana.  i.  111.  .*5.  -03. 
Avani  und  Chinupi  wohnen,  am  kleinen  Flusse  Au- 


6i5 

diesen  Nationen  werden  die  Cavere  oder  Cabres 
als  die  bedeutendste  von  denen  betrachtet, 
durch  deren  Vertreibung  die  Karaiben  sich  ih- 
res grofsen  Gebiethes  bemächtigt  haben  *),  und 
Nationen  vom  JMaipurischen  Stamme  reichten 
also  weit  über  Süd- Amerika  bis  gegen  die  Küste 
des  Atlantischen  Oceans  vom  obern  Orinoko 
hin,  wohin  die  Cabres,  die  auch  Gumilla  als 
sehr  zahlreich  schildert  (er  nennt  sie  Caber- 
res  **)),  gesetzt  werden.  An  diesem  obern  Ori- 
noko sind  die  Guipiinavi  eben  solche  Eroberer 
als  die  Karaiben  am  niedern,  und  diese  Guipu- 
naven  haben  mehr  regelmäfsige  Anordnung  in 
ihren  öffentlichen  Angelegenheiten  und  ihrer 
Kriegführung,  als  andere  dortige  Nationen, 
auch  Befestigungen  ihrer  Wohnplätze.  Sie,  die 
Cabres  und  Pareni  waren,  zu  Giiij's  Zeit  wenig- 
stens noch,  dem  Gebrauche  des  Menschen- 
ileisch-Essens  ergeben,  zuweilen  auch  Avanen, 
Maipuren  (  und  Karaiben).  Aufser  dem  gehör- 
ten die  Guipunaven  unter  die  achtbarsten  Natio- 
nen, die  sich  in  jedem  Verhältnifs  ähnrieh  den 
Europäern  zu  benehmen  v»^issen  ***).  Uebrigen» 
schlägt  Gili]  die  Anzahl  der  noch  übrigen  Caveri 


väna ,  der  auf  der  rechten  Seite  in  die  Tipapa  fällt 
(die  selbst  auf  der  rechten  Seite  des  Orinoko  sich 
mit  diesem  vereinigt)  s.  eben  das.   T.  I.   S.  36. 

•)  V.  Humboldt  Essai  politique  de  la  nouvelle 
Espagne,  S.  85-  Wenn  dagegen  Gilij  T.  I.  S.  53.  sagt, 
daCs  die  Karaiben  bey  den  Cabres  und  Giiipunavi 
Widerstand  gefunden  haben,  den  sie  nicht  überwin- 
den konnten:  s©  ist  dadurch  noch  nicht  ausgeschlos- 
sen, di  .3  jene  sich  zurück  gezogen  haben  mögen. 

*•)  T.  I.    S.  170. 


•  •« 


)   Gilij  a.  a.  O.  T.  II.    S.  45. 


Guipiinavl  und  Pareni  sehr  gering  an  *).  Be- 
weise der  wahrsclK-inlich  hehr  nahen  Vervvandt- 
schüi't  de-,  Avaiuscheii  lassen  sich  geben,  und 
sind  ziinjeich  Sprachproben  des  letzteren  ;  Her- 
vashat  sie  **)  aujh. 


ich 

ich  gehe 

1  ).iU 

Beil 

Ani.:rikan.  Brot 
7iger_ 
Reibeisen 


Maipurisch. 


nu\a 

niuacäu 

linioki 

yavati 

(tssi 

cuatiki 

aya 


Avanisch. 


nujn. 

mujacau 

inioji. 

yavnji, 

pussi. 

cuajiji, 

ada. 


I 


Man  bemerkt  hier  eine  Analogie  der  Art  der 
Verschiedenheit,  eben  so  stellt  Gilij  eine  ähn- 
liche Analogie  zwischen  andern  jener  Dia- 
lekte auf  ***j. 
I 


Tabak 
Bers 


Maipu- 
risch. 


iema 


Gu'pnna- 
visch. 


dtrra 
dapa 


Caverisch. 


{cema. 
iciapa. 


Eine    solche    Anah^gie    der    Veränderungen 
wird  überzeugend,    wenn  auch,    wie  Gihj  hin- 
zu setzt,    andere  Wörter  dieser  Sprachen  ganz  | 
verschieden   sind.      Von   dem   Avanischen   sagt 
Gihj  eben  dort,    dafs,   in  Vergleich ung  mit  dem  ) 
. ^ . i 


*)    T-  I.  S.  .51. 

•*)  Origine  MIg  lingue  S.  80.    ""'1  ^ie  Tabelle 
N  Xn  ,  aus   tili}  a.  a.  O.   S.   199. 

***)    A.    a     O.   S.  G02.     (Die   Ort.bographie  uTid  ' 
Aussprache  ist  1  all  nisch,  bey  den   folg.  ntlen  Mo-^sa- 
W"   rterri    i>;'   sie  es  auch,    doch  beiuoikt  Gihj,    dais  J 
nach  opauiBcUüi-  Weise  zu  leaen  8c>.) 


I 


6i7 

Maipiirischen,  die  Aussprache  des  ersteren  rauh 
und  unangenehm,  sehr  guttural,  und,  um  al- 
les kurz  zu  sagen,  überall  verstümmelt  sey. 
Sie  sprechen  übrigens  äi  und  au^  wo  die  Mai- 
puren ohne  aufgelöste  Diphthongen  e,  ö  spre- 
chen. Das  Maipurische  laute  artig  und  schön, 
imd  zeige  überall  die  Merkmahle  ursprüngliclier 
Reinheit,  obwohl  die  Avanen  sich  mit  ihrem 
Kaudervvälsch  brüsten,  und  die  Maipuren  spöt- 
tisch von  bey  diesen  sehr  gewöhnlichen  Sylben 
die  Medmetlckbn  nennen. 

Durch  das  Maipurische  wird  man  am  ganzen 
obern  Orinoko  vei'btänd.'ich,  es  soll  leicht  zu  er- 
lernen seyn:  auch  am  niedern  Orinoko  wohnen 
hier  und  da  Maipuren.  Doch  besonders  merk- 
würdig ist  das  Maipurisclie  dadurch,  dafs  eine 
so  beträchtliche  Anzahl  seiner  Wörter  mit  der 
erwähnten  Mossa  -  Sprache  im  Süden  überein 
Trifft.  Und  nicht  blofs  die  Maipurische,  son- 
dern wahrscheinlich  von  daher  selbst  die  Tama- 
nakische  Sprache  hat  das  Quichua  -  Wort  für: 
W^achs.  —  Auch  dasTamanakische  hat  mehrere 
Ähnlichkeiten  mit  dem  Maipurischen,  und  die- 
ses dehnt  auch  in  so  fern  seine  Verhältnisse  bis 
zum  nördlichen  Ocean  aus. 


Ueber  *  ) 

zwey    unbelebte 

Dinge 
Ameise 


Mossisch. 


cniikie 

apuhi 
cc  ctiiru 


Maipurisch. 


aniuke, 

apechi. 

cuc/ii. 


*)  Die  meisten  von  diesen  äbniichen  Wörtern 
sind  schon  von  Hervas  Origine  delle  lingue,  Tabelle 
N.  XL  gegen  einander  über  gasteilt,  neben  densdivin 
aber  auch  andere,  wo  kaum  Ein  Consonant  beydw-n 
Sprachen  gemein  ist. 


6i8 


Mossisch. 

Maipurisch. 

Nacht 

jatti 

yatti. 

Tiger 

ichiki 

cuatiki. 

Ruder 

naurupt 

nau. 

Ohr 

nuchoa 

nuakina. 

schweigen 

nucoi-äco 

nuviaco. 

gut 

nuuri 

sonirrz. 

schlafen 

timoca 

imaca. 

Wdsser 

um 

neni.         ' 

Kopf 

nuchiuti 

nukihucu. 

Sriin 

nunau 

nunukipä. 

Z-.-nge 

nunem 

nuare. 

IVIoj.fl  und  Monath 

coje. 

kejapi. 

H'.<n!g 

moporno 

mapa. 

Nase 

nushi 

nukirri. 

ich  esse 

numco 

nuiiaca^ 

du  issest 

pintco 

pinaca. 

wir  essen 

vfnrco 

uanaca. 

sie  esse» 

nanico,  tinico 

ninaca. 

Tamanakisch.  *) 

Maipurisch. 

Eine  Art  Kürbis 

cavjamä 

aviama. 

Eine  Art  Melone 

patia 

patia. 

Merei 

uoröi 

urui. 

Papaia 

mapqja 

mapäja. 

Baum  der  Chica 

craviri 

chirräviri. 

Gallinazos 

chirimü 

currumu. 

Affenart  Mico 

juaracaru 

uavari. 

Affenart  Araguäto 

aravatd 

marave. 

Ädückenart:      Ro- 

dador 

mapiri 

mapini. 

{ 


*)  Nach  zerstreuten  Anführungen  in  G'üij  Sag- 
gio  T.  IL  Ob  übrigens  diese  ähnlichen  Nahmen 
Folge  des  Verkehrs  oder  ursprünglich  sind,  läfst  sich 
noch  nicht  entscheiden ;  die  zuletzt  erwähnte  Mük- 
kenart  hat  bey  den  Tanianaken  aufser  dem  auch  den 
Nahmen:  uuruäche^ 


6i9 

'Grammatischer    Charakter    der    Maipur i- 
scheu  Sprache. 

Die  folgenden  Bemerkungen  sind  aus  Gilij 
Saggio  T.  III.  S.  185  ff.  entlehnt, 

1.  Diese  Sprache  hat  nicht  einen  so  künstli- 
chen Bau  von  Sprachformen,  als  die  nachher  zu 
beschreibende  Tamanakische,  aber  sie  ist  nett 
jund  ausdrucksvoll.  Das  Geschlecht  der  Sub- 
istantive  unterscheidet  sich  nicht  sehen  durch 
Üie  Endung,  so  dafs  che  Endform  der  Mascu- 
ine,  c«z/ der  Föminine  ist,  tumetec/ii ist:  Knabe, 
\.wuotochi:  Mädchen,  caperu  Alter ,  capecau  zlte 
IFrau, 

i  2.  Der  Plural  der  Substantive  hatdreyerley 
Endungen,  bey  einigen  ?ie,  bey  andern  tepe, 
wenn  aber  das  Substantiv  mit  einem  Possessiv- 
pder  Personal -Pronomen  zusammen  gesetzt  ist: 
|io  hat  es  im  Plural  ani  oder  ni  zur  Endung.  Die 
I^asus  werden  nicht  durch  besondere  Formen, 
1er  Genitiv  aber  dadurch  bezeichnet,  dafs  der 
•egierte  Gegenstand  vor  dem  regierenden,  und 
m  diesen  hinten  re  gesetzt  wird. 

3.  Der  Gomparativ  der  Adjective  wird  da- 
lurch  ausgedruckt,  dafs  ifuä  hinten  ange- 
längt Mnrd. 

4.  Die  Personal- Pronomen  sind:  mija:  ich, 
na:  du,  la:  er,  Jiija:  s've ,  iiaja:  wir,  nia:  ihr, 
v^elches  nia  aber  auch:  sie,  für  beyde  Ge- 
chlechter  des  Plurals  bedeutet.  Gleichbedeu- 
end  diesen  sind  canä:  ich,  capi:  du,  che:  er, 
au:  sie,  cavi:  wir,  caiii:  ihr,  und:  sie.  Ga- 
us der  Pronomen  oder  Zusammensetzungen 
lerselben  mit  hinten  angehängten  Präpositio- 
len  zeigt  die  V.  U.  Formel  von  dem  Pronomen: 
ins.      Die  Possessiva  oder^  Pronominal  -  Adjec- 


620 

tivesind:  nuche:  mein,  piche:  dein  jWz.:  ihr 
(  in  Bezua  auf  Föminine,  sein,  wird  beym  be- 
zua  auf  eine  bestimmte  Person  nicht  weiter  aus- 
oedruckt,  beym  Bezug  auf  eine  unbestimnue 
durch  das  vorgesetzte  jm),  uaiche,  veche  oücr 
uamche:  unser,  nkhe:  euer,  und:  ihr.  Den 
Substantiven  aber  vorgesetzt  stehen  sie  ahge- 
kürzt,  z.  B.  m/äni,  mein  Sohn,  /7zani,  aein 
Sohn,  .ßäni,  unser  Sohn,  man i  euer  und:  ihr 
Sohn,  hni:  sein  Sohn,  juam:  ihr  Sohn  (von 
einer  Frau).  Und  auch  diese  Pronommal- Vor-i 
Sätze  haben  grofee  Ähnlichkeit  mit_  den  Moxi,: 
sehen,  nähmlich  mit  m^  mein,  /7z  dem,  bi  (bpa-i 
nisch  ausgesprochen  gleich  dem  ui)  unser,  und 
auch  dort  wird>  angehängt,  wenn  üiese  Fos; 
bessive  allein  stellen :  mijee  wie  hier :  nuche. 

F,  Die  Verben  haben  im  Infinitive  dev 
Stammlaut,  die  Active  zeichnen  sich,  einigt 
Ausnahmen  abgerechnet,  durch  die  ^.ndung  fl 
die  Passive  und  Neutra  durch  die  Endung  ai 
aus,  z.  B.  das  Verbum  substantivum :  camacau  ^ 
Die'  ate  Masculin -Person  im  Singular  ist  ohn. 
auszeichnende  Vorsylbe,  die  übrigen  Personei 
haben  folgende  Vorsätze,  im  Sing.  &.^l.Y.nu 
II.  «/,  lII.Föm.  ]u,  Plural  I.  ua,  \l.  una  lil.  m*  ) 
eben  so  wie  die  Vorsätze  bey  den  Sul^stantivei 
für  die  Possessive. 

6  Der  Imperativ  zeichnet  sich  durch  Nicht 
von  der  2ten  Pers.  des  Praes.  aus,  prohibitiviscl 


*)  Welches  eich  mit  dem  Peruanischen  verglei. 
chenläfst. 

*M  Im  Arawaldschen  sind  der  Charakter  der  2tö; 
Singül.  Pers.  hii,  der  1.  PI.  P.  ^a,  der  111.  PI.  P.  na. 


62  l> 

wird  maca  hinten  angeliängt.     Im  Optative  wird 
den  Personen  panicä  nachgesetzt,    welches  sich 
aber  nie  auf  eine  vergangene  Handhnig  beziehen 
kann,    im  Conjunctive  folgt  maciimä  hinter  dem 
^Verbnm,    und   naä^     wenn,    wird  vor  dasselbe 
geserzr.     Das  Gerundium  fiii':    um,  wird  durch 
Jas  nachgesetzte  naiinä  oder  nicuti  ausgedruckt 
das  P.:rticip  z,  B.  tamäu^  gehend,  wird  zum  Fö- 
ninin,   wenn  manyV^  vorbetzt. 
I      7.    Die    Präpositionen  stehen  alle  nach  Aqx\. 
Substantiven,    so   auch  mehrere  von  den  weni- 
[en  Conjunctionen,    welche  diese  Sprache  hat 
.    B.    uat'i   nachgesetzt,    bedeutet:    wann.      Die 
^djtcTive  dienen  auch  statt  der  von  ihnen  abzii- 
eitenden  Adverbien. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  €  n. 

Das  V.  U.  hat  Hervas  von  Gilij  mit  einiaen 
:rammanschen  Anmerkungen.  Letzterer  ha?  in 
emem  Saggio  di  Storia  Amer.  T.  III.  S.  208. 
"ne  Rede  über  die  Schöpfung  in  dieser  Sprache 
it  beygeserzrer  vvördicher  Uebersetzung ,  und 
at  em  V^erzeichnifs  Maipurischer  Wötter  *), 
»ich  T.  II.  S.  333.  die  Angabe  der  Maipuri- 
chen  Zahlwörter,  die  mit  einigen  Abweichim- 
en  gebraucht  werden,  je  nachdem  die  gezähl- 
m  Gegenstände:  Menschen,  Thiere ,  Kleider 
,  e.  a.  smd.  Hervas  gibt  in  seinem  Vocabolar 
ohgl.  viele  jener  Wörter,  und  die  Maipuril 
-hcn  Zahlwörter  Aritmet.  d.  naz.  S.  104. 


)  Zerstreiu  sin.]  andere  riehen  den  gleichbedeu- 
nden  lauianakischen  ange^tuen.  T.  IL  S.  g^.  xoA. 
5Ö  ~  139.  njy.  206:  209.  222.  229-  %».  £Q2.  2y2. 
^4.309.339.505.  i^       4-        9       ^94 


632 

Maipurisch. 

Aus   Hervas   Soggio  pratkoy    N.  £9. 
Unser        Vater        Himinel      in  dein  Seyn 

Ua-kivacane  eiio-icuüri  picamau. 

Sie  Süllen  erkennen  ey  docli  deinen  Nahmen 

Niviä         päiüca  pi  -  ti; 

aub.inse         uns     deiner  Wohnung       zu 

Picapia   cavi  pinaucare  -  ike; 

Himmel  i»  wie  wir  SQyen  Erde  auf, 

Eno    -   icutiri    ve    uacamacau   peni   -  lat 

wie       du  willst      uns    mit 

veiä  piajäsari  vi  ina 

du  gib        uns  heute     wir  essen      immer  ^ 

Pitaa  veke  yacapi  uaca  pacatia 

du  vergib  uns       wie       wir  vergeben  ^  auch        übW 

Pikinanä   cavi  veiä  uakinaiiari  -  ma  matt 

was    (geschehn)  ist      uns 

beri  caniacau   uaike 

nicht        dalasse      Teufel       schaden       uns^ 

Nuca  piveka  vasuri  meniä  cavi 

du  nimm  weg  ans  von         Böses 

Piveka     vettuä  maisuini. 

Einig  eA  71  merkungen 
meistens  nach  GiliJ. 
Ua:  unser,    pi:  dein,    d.  grammat.  Bemerf 

N.  4.  .  T.   ; 

Caniau   (nachmahls  steht  so  wie  es  auch  1 

den  grammat.  Bemerk,   angegeben  ist:)    Jseyr 
Aufenthalt. 

via  erkennen,  ni  Charakter  der  2ten  un. 
3ten  Pkiral- Person.  Das  Adverbinm  panica  n 
imltal:  disrazia,  übersetzt. 


o>5 

cap'ia:  tragen,  bringen,-  naucare  ^ ohxwxno -^ 
\ke  ist  eine  Postposition. 

veia  und  das  daraus  abgekürzte  ve  bedeu- 
ten: wie. 

wfl,  vorher  als  Pronominal -Adjectiv,  ist  hier 
Vorsatz  der  ersten  Plural -Person  des  ervvähn- 
;en  Verbum;  pi  bezeichnet  auch  beydes. 

yaÄß  bedeutet:  wollen,  ?öa;  geben,  cß;  essen, 
inana:  vergeben,  veka:  wegnehmen,  befreyen. 
,  matibe  ist:  übel,  schlecht,  ri  druckt  hier 
find  2in  piajäsa  das  Relativ-Pronomen  aus. 

Andere  Wörter  folgen  hernach  bey  der 
laliva. 

2.     S   a   1   i   V   i. 

Die  Sallvi,  welche  Gumilla  als  eine  acker- 
buende  und  verhältnifsmäfsig  gebildetere  Völ- 
kerschaft nennt-),  leben  zum"  Theil  in  einer 
f/Iission,  im  5°  12'  N.  Br.  und  im  309°  50'  d.  L., 
hemahls  aber,  nach  dieser  Nachricht  eben  so 
ne  nach  Gumilla,  am  Flusse  Vichada,  ein  an- 
erer  Missionär  setzte  sie  in  der  Nähe  der  Karai, 
en  **).  Bestimmter  sagt  Gilij  **♦),  dafs  sie  im 
rsten  Drittel  des  achtzehnten  Jahrhunderts 
2hr  zahlreich  waren,  und  von  den  Jesuiten  in 
ier  nicht  kleine  Ortschaften  vereinigt  wurden, 
.ndere  zogen  vor  am  Macüco  zu  wohnen,  noch 
ndere,  in  gutem  Vernehmen  und  im  Tausch- 
andel  mit  den  Karaiben,    zogen    an   den    Ori- 


I      *)  Histoire  de  l'Orenoque   T.  I.  S.  161.     Auf  der 
^bev  gegebenen  Karte  befinden  sich  die  Wohnplätze 
ieser  Na^i-.n  im  1°  N.  Er.,    am  nördlichen  Ufer  des 
rmoko  zwischen  den  FHissen  Bichada  und  Guabiare. 
\      *•)  Retvas^^s.^  prat.  S.67. 

***)  Sagg.  d.  Stör.  Amer.  T.  I.  S.  67. 


624 

noko,  wo  sie  an  drey  verschiedenen  Piincten 
lebten.  Nachher  verringerte  sich  die  Zahl  die- 
ser Nation  sehr,  ^ivul  :.ie  wurden  zu  Caricciäua 
vereinigt,  und  sind  noch  daselbst. 

Von  der  Sprache  der  Sali  vi  sagt  eben  der- 
selbe*), dafs  sie  immer  ein  wenig  durch  die 
Nase  reden.  Dialekte  des  Salivischen  reden  die 
Ature,  Qiiäqua  und  Piaroi,  ersterer  Andenken 
erhält  der  von  ihnen  benannte  Wasserfall  des 
Orinoko  ,  letztere  beyde  sind  wild,  die  Wäldei 
liebend;  die  Quaqui  leben  auf  beyden  Seiten 
des  Cuccivero  **).  in  dem  Lande  der  noch  v/il 
dem  Piaroi  entspringt  der  kleine  FlufsCateni^pn, 
welcher  zunächst  bey  dem  Wasserfalle  der  Aturi 
auf  der  rechten  Seite  des  Orinoko  ist***).  Die 
Sprache  der  Piaori  fand  Gilij  allerdings  schwie- 
rig,  und  weifs  nicht  mit  welcher  nnsriaen  er  sie 
ve'igleichen  soll,  er  gesteht  aufrichtig,  nicht 
einen  ihrer  Laute  gefafst  zu  haben,  ob  sie  wohl 
zu  seiner  Pllege  gehörten.  Sein  Vorgänger?/ 
Gonzalez,  der  über  diese  Sprache  etwas  schrift- 
lieh  ausgearbeitet  hatte,  verglich  sie  mit  dem 
Blöken  d'er  Schafet).  Nächstdem  sey  nur  nocl 
das  P//G^z/ß  so  schwierig,  welches  klinge,  als  ot 
sich  Xine  Frau  leise  gegen  eine  vertraute  Be- 
kannte erbofstc. 

Sprach  proben. 
Kurze    Proben    dieser    Sprache  hat  Gilij  tt;| 
cionerro,  anda  quiquaqua  taiidemä^    (Freund,  waSj 

*)  T.  HI.  S.  158,  wo  auch  von  der  Qnaqna.  EbeTi| 
aaselbst  S.  410.  ist  erwähnt,  daf^  P  Aniason  pjr.e  hand-: 
schriF; liehe  Grauiinatik  der  Saliva  hinterlassen  hat. 

'*)  T.  1.  S.  1^7.  T.ll.  S.  45. 

*•*  )  T.  1.  S.  5^>. 

t)  T.  HI.   S.  »54. 

ff)  T.  ill,  S.  X50. 


6..5 

:issest-du  morgen?;  aus  Gumilla  -),    der  noch 
die  Antwort  dazu  hat  (mit  Französ.  Aussprache 
[Und  Orthographie):  tandemä  chonego  chicuadicua 
(morgen,   Freund,  esse  ich  nicht), 
f        Hervas   hat  im  S^gg.  prat.  das  V.  U.,    aber 
bhne  beygefügte  Uebersetzung,     aber  im   An- 
hange S.   230.   ein    anderes    Gebeth,     welches 
ruch  hier  stehen  mag. 
397- 
Salivisch. 

Aus   Hervas   Saggio  pratico,    No.  30. 

Babba  temodi  mumekene  ciiinca; 
Santipicado  cui  micha; 
dueme  reino ; 
i^egadama   kenacusi   cuigga    comua  kene- 

ada  sekene  miimeseke  nejecana; 
feiiabd  tandema  pameata  pigiia  1100    iclü- 

ciisi  ; 
^ebetakada   idekiciisi  jigiia  jecanä  accu  ti- 

decase  jebetakedä  ciisi  accut  isi; 
>Li;be  ba,  dicusi  jaitepa  tekua  tentacioii-ne 
^eiopakeda  cusi  sudda  ta  tegua. 
Ommuche,    oder:   Amen. 

«^  '  Einige  Anmerkimgeji. 

Ne  ist  Postposition  für:  in,  so  auch  nach  dem 
panischen:  tentacion,  welches  man  eben  so  wie 
antipicado ,  reino ^  leicht  erkennt.  Mumeseche 
edeutet:  Himmel,  oder  eigentlich:  Land  oben; 
Irde  ist  nachmahls  sehe,  und  Himmel:  miime- 
^^e  geschrieben,  hier  ist  die  Sylbe  se  entweder 

')  T.  II.  S.  194. 


626 

ausgelassen,  oder  blofs  der  Begriff:   oben,    aus- 
gedruckt. 

In  an  könnte  man  das  Pronomen  der  2ten 
Person,  und  dessen  Adjectiv  z.  B.  in  cuimicha 
vermuthen ;  vielleicht  dafs  in  der  Endsylbe  von 
cuinca  auch  das  Verbum  substantivum  ähnüch 
dem  cani  der  Quicliua,  dem  caniau  des  Maipuri-) 
sehen  liegt,  indessen  scheint  in  dem  nachtolgen-i 
denGebethecwf  das  Pronomen  relativumzuseyn. 

In  cusi  vermuthe  ich  das  Pronomen:  wir; 
jecanamdev  3ten  und  ^ten  Bitte  möchte:  wie. 
bedeuten. 

tandema  nach  der  angeführten,  vielleicht 
nicht  genauen  Deutung  bey  Gumilla:  morgen, 
steht  hier  für:  heute. 

jebetakeda  und  jebetakedä  könnte  dem  Begriff;! 
vergeben;  accut  vielleicht  dem  Begriff:  Böses, 
Schuld,  entsprechen,  denn  ich  glaube  m  dei 
Mitte  dieser  Bitte  das  folgende  t  zu  accu  ziehen, 
und  dann  idecase  mit  dem  zweyten  Worte  der- 
selben  idekicusi  vergleichen  zu  müssen.  Allem 
da  zWecflmase  in  dem  folgenden  Gebethe  auch; 
vergeben,  begnadigen  heifst:  so  bleibt  letztere? 
Wörterpaar  fiir  diesen  Begriff",  und  jeb et akeda 
gehört  vielleicht  auch  noch  zum  Ausdrucke  des- 
eelben. 

In  der  sechsten  Bitte  ist  tekua  eben  dasselbe 
mit  anderer  Schreibart,  was  in  der  yten  tegua 
lautet:  Uebel.  Die  Orthographie  ist  in  sot 
chen,  besonders  den  ohne  Uebersetzung  fortge- 
pflanzten, Formeln  niemahls  zuverlässig  genug. 

Andere 


627, 


Anderes   Gebet. 


Ich  glaube  an  Gott   Vater  allmächtigen 

Omonumechincocia    Diosi    baba    si   tiai  yaicabodi, 
alles  machenden  über  Erde    Erde  ich  glaube 

tiai    kerepa    niuine  -  seke    seke;     oinonuiiiechincoda 
an  Jesus  Cliristus     in       seinen    Sohn      einzigen  unsern  Herrn 
Jesu     Kerisito     si     emodi    neve    jotapa       taicodi, 
Mensch  gemacht  worden       (/eist         lieilige        durch         heilige 
coco       kerepakaja      EsepiriLu   Sanito  oiiiusege  Saiiita 
Marie  Jungfrau  durch  sie  geboren  er  MiihseJigkeiien  gelitten 
Maria  guapicu  sejata  sa[»era-itoca,       tidepana        jiaja 
er       Pontius     Pilatus     befehlend       er  nabelte  ihn  an     Kreuz 
-jioca  Ponicio  Pilato  niaguineje,     paijacuä     se  kiruce 

Holz  starb  er         sie  begruben     liin     in  Grab 

huene,    caobea  -  jioca,   piidciaeua  -  jioca  se   cucu   ne, 
Unterwelt     ging  hinein  drey  Tage  Toi^ten 

suddoveta    daiachiba;     kenjuapadi    iiucuidimä    caub© 
mit    unter       wieder  belebt       hernach      über         Erde        zu 
pade  joata  giiatapavodiamä  ecöbe  niume  -  seke-  nata 
aufstieg  er        sitzt         Rechte        Gott     Vaters         all- 

nniniearaä  -  jioca   engui    jojovena   Diosi   baba  si  tiai 
mäclitigen  Ton  da      wird  er  zurück  kehren      w^iid  lichten 

yaicabodi      yeyetao       pogadauiacua,       peiadaciiama 
Lebendige  Todten  mit    was   gethan       er  ich  glaube 

pavanu  caube-pade  cui  ker^ja  jioca;  Oiuoiiuiiiechin- 
Geist         heilige         heilige  Kirche  catholische  Heilige 
coda  Esepiritu  sanito  si  sanita  Igelesia  catoÜca  sanitosi 
zusammen  Gott       begnadige      Todte 

yemederie,    caobepade-guata     Diosi   idecaiiiase  caube 

wieder  leben  werden  immer        Leben  So  sey  es 

pade  gaeta  jamacua  singayia  pavodiava.     Omokeria!*J 

*')  CaobepadC'guata,  welches  ich  ohne  Ueberset- 
I  ziiTig  gelassen  habe,  ist  bey  Hervas  übersetzt:  fattori- 
jdel-male;  ich  halte  es  fiir  eine  aus  Versehen  virdop- 
Ipelte  Setzung  der  nachher  noch  ein  Mahl  folgenden 
I  Wörter,  die  wenigstens  hier  nicht  einen  so  abweichen- 
i  den  Sinn  haben  könnten.  —  Man  kann  aus  dem  Gan- 
izen  einige  Vertnuthungen  über  das  Daseyn  graianiati- 
8cher  Formen  machen:  aber  sie  bleiben  docü  noch  zu 
tinbestimmt. 

Mit/irid.  llh  Rr 


^28 


Andere      Wörter. 


M  a  i  p  u  r  i  s  c  h 

S  a  1  i  V  i «  c  h 

nacli  GiliJ. 

nach   Heri'nx 

nach  -ri/ij. 

na  h  He.'cat. 

Gott 

purrüna-mi- 
nari 

purrüna  mi- 
nan. 

Himmel 

eno 

.     .     . 

mumeskche 
(d.  i.  obe- 
res Land). 

Erde 

peni 

.     .     . 

sechs. 

Wasser 

neni 

.     .     • 

cagiia. 

Teil  er 

catti 

.     .     . 

e.iiuslä. 

Sonne 

chi'e. 

mumesärhe- 
cocco  (d.i. 
Ilimmrls  - 
Mensch). 

Monü 

chejäpi 

.     .     . 

vexio. 

iVlenscli 

cajarrachini 

cajarakin'i 

cocco. 

IVlnnn 

nio. 

Weib 

tir.ioch't 
(odev  nua- 
nitu  y   d.  i. 
Mutter     e. 
Sohns) 

tinioki. 

Kind 

tumetechi 

Vater 

nape 

.     ,     . 

.     .     . 

bappa. 

Mutter 

inä 

Sohn 

nuäni    (d.  i. 

mein    Sohn 

od.  Tochter; 

Bruaer 

oji- 

Scliwester 

ajäa. 

Kopf 

nuchibucü 
(d.  i.  mein 
K.) 

Auge 

nupürichi 
(m.  A.) 

nupürichi 

pacutk. 

Ohr 

nuachini 
(m.   O.) 

... 

aicupana. 

Nase 

nuchirri 
(m.  NO 

.     .     . 

incuu. 

Zunge 

nnarz 

nuare. 

Cm.  Z.) 

Haar 

nuipana 

(m.  n.) 

... 

ihee. 

' 

Hand 

nucäpi 
im.  H.) 

nucapi 

iimnomo 

immomö. 

6-29 


Maipuriscli 

Salivisch 

A 

nach  Gilij. 

iiacli  Uenas. 

nach  Gilij . 

nach  Htrvas. 

Fufs 

nuchii 

nucsz 

caabana. 

Brot 

USl 

.     .     . 

peibe. 

Tag 

pecumi 

pecümi 

Böses 

maisuini. 

papkta   oder 
papaita. 

S.. 

.     .     . 

aianume. 

3- 

•     •     • 

apekivä. 

I 

5*    Guaivi,  Ciricoa,  Massannau,  Kaiukus 
siaiiu  Assawanu,  Saliwanu,  Wajudu. 

Die  ersten  beyden  Völkerschaften  sind  bey 
Gumilla  und  Gilij  erwähnt,  letzterer  nennt  die 
Ciricoa  den  einzigen  Dialekt  der  Guaiva- Spra- 
che, Gumilla  aber  bemerkt,  dafs  mehrere 
Zweige  der  Guaiva  bey  den  Chiricoa  (so  schreibt 
er  nach  Französischer  Aussprache)  im  Gange 
sind*  ).  Gilij  setzt  die  Guaivi  in  die  Gegend  des 
Macüco,  auf  der  linken  Seite  des  Orinoko,  und 
beschreibt  sie  als  imbezwungen,  durch  die  Waf- 
fen der  Spanier  oder  den  Einflufs  der  Missio- 
näre, deren  Furcht  sie  vielm.ehr  seyen,  in  Ge- 
bräuchen und  in  der  Behendigkeit  und  Stärke 
seyen  sie  den  Yaruri  ähnlich**).      Die  Schnel- 

*)  Hist.  de  rOren.  T.  II.  S,  195.  --  Sollten  vieU 
leicht  die  Cjiiiö,  welche  (/c  Iflef'(a.  a.  O.  S.  ögo.  u.  684-) 
als  eine  im  Süden  von  Venezuela  um  Barquisimeto 
ausgebreitete  Nation ,  deren  Völkerschaften  aber  sich 
in  ihren  Sprachen  nicht  wenig  unterschieden,  mit  den 
Guaivi  zu  vergleichen  seyn?  Wenigstens  scheint  diefs 
die  schicklichste  Stelle  ihrer  Erwähnung. 

**)  Sagg.  d.Stor.Amer.  T.  III.  S.  205.  T.  I.  S.  44. 
u.  150.  Nach  T.  III.  S.  410.  hatte  P.  Roxas.  hand- 
schriftlich über  die  Guaiva  und  Ciricoa  gesanamelt* 

Rr  2 


630 

liakeit  ihrer  Aussprache  und  der  der  Chiricoa 
erwähnt  Gümilla  '");  man  könne  nur  mit  Mühe 
die  eine  Sylbe  von  der  andern  unterscheiden. 
Auf  Gumilla's  Karte'  sind  beyde  Nationen  nahe 
mit  den,  südlicher  als  beyde  gesetzten  Salivi 
zusammen  gestellt,  so  dafs  die  Guavi  noch  nord- 
westlicher als  die  Chiricoa  stehen. 

Die  fünf  zuletzt  genannten  Völkerschaften 
wurden  von  den  Arawaken  als  entferntere  süd- 
lichere und  zwar  als  solche  genannt,  welche  je- 
des seine  eigene  Sprache  haben.  Die  Massan- 
nau  wurden  näher  dem  Amazonen-Flusse,  die 
Kajukussianu  oben  an  die  Kujaname,  die  übri- 
gen drey  alle  oben  an  den  Orinoko  gesetzt  **). 
Wissen  wir  auch  nicht  etwas  genaueres  übör 
ihre  Wohnplätze  und  über  ihre  Verhältnisse  zu 
anderen,  vielleicht  in  anderen  Abschnitten  er- 
wähnten Völkerschaften:  so  gehöret  doch  die 
Erwähnung  dieset  unterschiedenen  Sprachen 
zunächst  in  diesen.  Die  Ähnlichkeit  der  End- 
s^dben  von  vier  dieser  Völker  könnte  zur  Ver- 
muthung  einer  Verwandtschaft  derselben  leiten, 
ist  aber  vielleicht  auch  nur  gemeinsame  En- 
dung der  Völkernahmen  in  einer  benachbarten 
Sprache. 

4.    A  c  h  a  g  u  a. 

Die  Sprache  dieser,  den  Völkern  der  nächst- 
folgenden Abtheilung  näher  wohnenden  Völker- 

*)  A.  a.  O.  S.  195.  —  !*•  Jos.  Roxas  hatte 
handschriftlich  über  beyde  Sprachen  gesammelt. 

**)  S.  C.iOuandt's  nachmabls  genavier  anzufiih- 
rende  Nachricht  von  Suriname  S.  G90.  91.,  welcher 
diese  Angaben  für  zuverlässiger  als  manche  andere, 
nnd  für  einen  Beweis  hält,  dals  in  diesen  von  der 
Küste  entfernteren,  oberen  Gegenden  viele  kleine  Na- 
tionen wohnen.  — 


651 

Schaft,  ist  von  Hervas  für  einen  Dialekt  des 
Maipurischen  gehalten  worden  ,  und  P.  Padilla, 
der  in  jenen  Gegenden  gelebt  hatte,  hat  diefs 
ivenigstens  zugegeben.  Aliein  P.  Gumilla,  wel- 
cher auch  just  diese  Gegend  und  ihre  Sprachen 
hauptsächlichst  zu  seinem  Studium  gemacht 
hatte,  und  die  Achagua  als  eine,  gleich  den  Sa- 
livi,  ackerbauende  und  verhältnifsmäfsig  gebil- 
detere Völkerschafe,  und  ihre  Sprache  als  die 
sanfteste,  zierlichste  und  am  leichtesten  auszu- 
sprechende, schildert,  sagt  ausdrücklich,  dafs 
Ähnlichkeiten  zwischen  dem  Maipurischen  und 
der  Achagua  blofs  vom  Verkehr  herrühren  =••). 
Auch  sind  diese  Ähnlichkeiten  zugleich  die  ein- 
zigen Proben  der  Achagua  —  welche  Hervas  in 
den  Pronominen  mitgetheilt  hat  **),  nicht  so 
grofs,  um  ein  näheres  Verhältnifs  anzukündigen, 
vielleicht  aber  Beweis  einer  gewissen  Regel-^ 
Hiäfsigkeit  der  Achagua-  Sprache : 


Maipurisch. 

Achagua. 

ich 

nura  od,  canä 

ntiya. 

du 

P'a  od.  capi 

giya. 

er 

ia  od.  hz 

piya. 

sie 

yyjU  od.  cau\ 

ruya. 

wir 

uaya  od.  cavi 

guaya. 

ihr 

nid  od.  cani 

lyä. 

sie 

nia  od.  cani 

naya. 

*)  A.  a.   O.    T.  I.    S.  175.  u.  T.  II.  S.  193.  194, 

üebrjgens  hatte  P,  Giov.  Ribero  handschriftliche  Arbei- 
ten über  diese  Sprache  gemacht. 

**)  Origine  e  Form,  d,  id.  Tab.  XJf. 


632 

IX,    Länder  um  den  Casanare  und 
niederem  Orinoko. 

Der  Casanare  oder  Cazanare  ist  zwar  nicht 
ein  so  bedeutender  Flufs,  dafs  er  defshalb  eine  ; 
Auszeichnung  verdiente;  aber  gerade  in  den 
Ebenen  zwischen  der  Meta,  die  auf  dem  linken 
Ufer  in  den  Orinoko,-  und  zwischen  dem  Ca- 
sanare, der  auf  dem  linken  Ufer  in  die  Meta 
fällt,  wohnen  beträchtliche  Völkerschaften,  zum 
Theil  von  den  Missionären  dahin  geführt,  mit 
imterschiedenen  Sprachen,  die  von  Missionaren 
^lufgefafst  und  dargestellt  worden  sind;  statt 
dafs  die  Gegenden  südlichere  Ebenen  von  den 
Quellen  des' Rio  negro  an,  und  in  einer  gewis- 
sen Entfernung  den  Orinoko  entlang  fortlau- 
fend, als  in  der  Regenzeit  immer  mit  Wasser 
bedeckt,  und  also  w^eniger  bewohnbar  angege- 
ben werden.  Am  Casanare  wohnen  die  Betoi^ 
mit  deren  Sprache  die  der  Yariira'')  und  Ele 
so  verwandt  sey,  wie  es  das  Spanische,  Italie- 
nische und  Französische  sind.  Dem  P.  Padüla, 
der  sich  darüber  in  einem  Schreiben  an  Hertas 
geäufsert  hat,  schienen  auch  die  Airlca-  und  die 
.5//i(/fl-''=*)  Sprache,  beyde  untev  sich  sehr  ähn- 

*)  In  der  vor  mir  liegenden  Abschrift  des  Briefs 
des  P.  Padilla  steht  Sirara  statt  Yarura;  auf  Guinilla's 
JCarte  aber  heifst  die  Nation  zwischen  der  Meta  und 
den  Otomaken:  Sarura.  Sollte  letzteres  nicht  vielleicht 
damit  im  Zusammenhange  stehen,  dafs  die  Yarura 
Icein  s  sprechen,  aber  das  gutturale  j  häufig  haben, 
Vind  vielleicht  eine  ähnliche  Aussprache  des  nachher 
zu  erwähnenden  Nahmens:  GiVflfi,  Verwechselungen 
veranlafst  haben? 

**)  Gumilla  schreibt  sich  gleichbleibend  Sitiifa- 
gpraehe  mit/,  und  auch  er  betrachtet  diese  beyden  ge^ 


635 

lieh,  mit  der  Betoi  verwandt.  Er  gedenkt  aufser 
der  erwähnten  Achagua-  und  der  Guaiiera-  auch 
der  Tuneba-  Sprache  am  Casanare  als  unter  sich 
und  von  andern  verschieden,  von  der  Manare- 
Sprache  und  Nation  wiifste  er  nichts  Nälieres 
zu  sagen*).  Auch  die  schon  erwähnten  Guaiva 
und  Chiricoa  setzt  Hervas  jener  Ebene  an  der 
Meta  näher.  Vielleicht  dafs  die  Völkerschaft 
der  Toneves^  von  denen  Gumilla  beyläiifig  *♦) 
nur  das  Wort:  aba:  Vater,  erwähnt,  in  diesen 
Abschnitt  gehört,  vieÜeicht  eiiierley  Nähme 
mit  dem  vorher  erwähnten :    Tuneba  ist, 

I.     Y   a   r   u   r   a. 

So  heifst  diese  Völkerschaft  gewöhnlich,  sie 
selbst  aber  nennt  sich  Japiirin  (dasy  wie  im  Spa- 
nischen gesprocheu;  Jupiiin  heifsen  sie  nach 
Gilij's  Vöiktrverzeichnifs  bey  Maipuren  oder 
Ottomachen).  Tien  Ursprung  ihres  Nahmens 
hat  der  Missionär  Joli  Mar.  Fonieri.,  dem  wir  die 
folgenden  Bemerkungen  liber  diese  Sprache  ver- 
danken, nicht  entdecken  können.  Vielleicht 
liegt  er  in  dem  sehr  beträchtlichen  Flusse  Yu- 
puru    (der    höher    herauf  Caqueta  heilst),    der 

nannten  Sprachen  als  Dialekte  der  Betoi,  vgl.  T«  II. 
S.  195.,  W'>  n  ch  mehrere  Dialekte  der  5e/oya  und 
Jiraia,  die  beyde  als  .Stauunsprachen  betrachtet  wiir- 
den,  genannt  sind:  iVie  Lvculia,  Jabüe^  Arau ca  (soWle 
Arvakisch  gemeint  seyn?),  OtLili[ay\  Anabnli,  Lalaca, 
Atabaca.  ~  Da  der  Airico  ein  groCser  Wald  in  Niiovo 
Beyno  nicht  sehr  weit  von  der  Stadt  S.  Giacoino  ist 
(den  Gilij  a.  a.  O.  T.  I.  S,  156,  erwähnt:)  so  ist  da- 
durch die  Gegend  wenigstens  der  Ayrica  genug  be- 
sthuaitt 

*)  Hervas  Catalogo  d.  I.  c.  S.  51.  5c. 

**)  T.ll.  S.205. 


634 

zwischen  dem  Rio  negro  und  dem  Putumajo 
(der  beym  Einflufs  Iqa  heif(>t),    in  den  Maranon 
einfällt,    und  dessen  Quellen  Condamine    (auf 
seiner  Karte)  näher  Popayan  setzt.     Vielkicht 
daf^    aus     nordwestlicheren     Gegenden    dieses 
Stroms  diese  Nation  stammt,  oder  dafs  sie  süd- 
licher an  demselben  wohnte.      Hervas  setzt  den 
Wohnort  derselben  in  den  5*='  N.  Br.   und  den 
310°    d.  L.  *).      Bestimmter   sagt    Forneri:   sie 
wohnt   in    den    Ebenen   an  der  linken    auf  der 
linken  Seite  der  Meta,    und   dehnt  sich   bis  an 
den  Flufs  Casanare  aus,    und  *bis  an  den  Flufs 
Arauca,    den  grofsen  Flufs  von  Neu-  Granada, 
welcher  von  dem  Gebirge  Bogota  herab  kömmt, 
und  durch  die  Ebenen  des  Casanare   und   der 
Meta  strömt.     P.  Olmos,  der  übrigens  aus  jenem 
.Nahmen    der    Nation   auf  ihre  Verwandtschaft 
mit  Japan  schliefsen  zu  können  meinte,  führte 
eine   Colonie   derselben  an   die  Ufer  des  Ori^ 
noko  **),     und  bald  nach  dieser  Wanderung 
ward  Ab    Forneri  sein   Nachfolger,    und  fand 
diese  Völkerschaft  behandelbar,    gelehrig,   fast 
f.hne  alle  Polygamie  und  Ehescheidung,    nicht 
der  Trunkenheit  ergeben,   auch  nicht  dem  un- 
menschlichen Gebrauche,    Menschenfleisch  zw 
essen,  aber  erstaunlich  träge,  selbst  in  Herbey-» 
Schaffung    der    Lebensmittel  durch  Sammlung 

*)  Aritmetica  d.  n.  S.  105. 

**)  Und  zwar,  wie  Gilij  (a.  a.  O.  T.  I.  S.  56.)  e» 
bestimmt,  Zuerst  an  den  kleinen  Fluls  Anaveni,  eine 
Tat^ereise  weit  vom  Wasserfalle  der  Atari,  Forneri 
er  t  verlegte  die  Mission  auf  das  entgegen  gesetzte  linke 
Ufer  in  die  Nähe  det  Wasserfalls  Atavaie,  und  Forne- 
ri's  Nachfolger  noch  an  einen  andern  von  jenem  nicht 
»u  sehr  entfernten  Ort. 


635 

von  Waldfrüchten  5  Fischfang  und  Jagd.  Nicht 
ohne  Mühe  konnten  der  Ackerbau  und  einige 
nothdürftige  Künste  unter  ihnen  eingeführt  wer- 
den. Durch  jenen  gewannen  sie  'bald  mehr, 
als  sie  brauchten,  so  dafs  sie  verkaufen  konn- 
ten; und  sie  verrichteten  die  Feldarbeiten  ge- 
meinschaftlich, heute  die  eine,  morgen  die  an- 
dere Familie.  P.  Olmos,  sehr  vertraut  mit  der 
Sali va  -  Sprache,  welche  auch  die  Yarura  verr 
standen,  hatte  sich  darin  mit  ihnen  unterhalten, 
jedoch  auch  schon  einige  unvollkommene  gram- 
matische Bemerkungen  über  ihre  eigenthümliche 
Sprache  gemacht;  P.  Forneri  brachte  durch 
dreyjähriges  Studium  eine  vollständige  Gram- 
matik und  ein  vollständiges  Wörterbuch  zu 
Stande,  welches  beydes  er  seinem  Nachfolger 
iiberliefs,  so  dafs  sie  nachher  bey  der  nicht  mehr 
Jesuitischen  Mission  geblieben  sind;  er  selbst; 
hat,  vom  Ab.  Hervas  ersucht,  aus  dem  Ge- 
dächtnisse nachfolgende  grammatische  Angaben 
in  Spanischer  Sprache  niedergeschrieben ,  und 
in  einem  zweyten  Briefe  darüber  noch  mehrere 
Autklärungen  gegeben;  das  daraus  von  Hervas 
Zusammengestellte  ist  handschriftlich  in  meine 
Hände  gekommen,  und  die  Grundlage  des  Fol- 
genden. 

Grammatischer     Charakter    d^r     Yarura- 
Sprache. 

1.  Die  Laute  J,  z,  //fehlen.  Das  gutturale 
Spanische  j  ist  häufig,  der  Diphthong  eu  ist, 
dem  Französischen  ähnlich,  vorhanden.  Der 
Ton  liegt  auf  der  letzten  Sylbe  der  Wörter. 

2.  Die  Substantive  köimen  den  Unterschied 
des  Genus  nur  durch  Beysetzung  von  Wörtern, 
wie:    Mann,    Männchen,   Weib    {oi?idi,   iöini) 


636) 

ausdrucken.  Eine  Ableitungs-Endung  der  Sub- 
stantive ist  77^0,  der  Lateinischen  Endung:  men- 
tum,  gleichbedeutend. 

3.  Der  Numerus  linterscheidet  sich  für  die 
Casus  obliqui  dadurch,  dafs  an  dieselben  das 
Pronomen  der  drirteu  Person,  bey  \velchem 
diese  Ca.>us  im  Singular /7//,  im  Plural ey'//?/ lau- 
ten, hinten  angehängt  werden,  gleichsam  wie 
eine  Art  Artikel.  Die  Casus  werden  aufserdem 
durch  hinten'  angehängte  Präpositionen  be- 
zeichnet. 

4.  Die  Pronomen  sind:  codde  ]ch^  mene  du, 
juddi  er,  jinna  ?ie,  anone  wir,  meneno  ihr,  jud- 
d'ino  sie.  Es  ist  sonderbar,  dafs  sich  von  eini- 
gen Pronomen,  luid  nahmentlich  von  codde^  ich, 
ein  Föminin  durch  Anhängnng  der  Sylbe  ni  bil- 
det. Der  Dativ  und  Accusativ^ist  coä  oder  qua 
mir  und  mich,  med^  dir  und  dich,  ibhe  uns, 
dibhe  euch,  jui  ihm,  jini  ihnen.  Die  Pronomi- 
nal-Adjective  sind  bey  den  ersten  Personen  be- 
sondere Worter  caha  mein,  jiana  dein,  aufser 
dem  die  Genitive  ibbeä  unser  (nostri),  dibbed 
euer  (vestri). 

5.  Die  Adjective  haben  zum  Theil  zugleich 
die  Bedeutung  der  Substantiva  abstracra;  sie  be- 
zeichnen ihren  Comparativ  durch  das  hinten  an^ 
gehängte  andern^  den  Superlativ  durch  das  hin- 
ten angehängte  tin.  Sie  werden  mit  dem  Ver- 
bum  substantivum  zusammen  gesetzt. 

6.  Bey  dem  Verbum  ist  die  Seele  der  ganzeti 
Conjugation  das  Verbum  substantivum.  Es  lau-^ 
tet  im  Präsens:  1.  P.  qiie^  II.  P.  me,  III.  P.  d'i^ 
Plural:  I.  P.  0//0,  II.  P.  meneno^  III.  P.  dino. 
Vor  diesen,  als  Endung  anzuhängenden  Laute<i, 
\vird  im  Imperfectum  /•/,  im  Perfectum  ««,  im 
plusquampeifectuni  rian,    \m  Futur,  i  gesetzt. 


6'37 

Im  Conjunctive  tritt  an  jene  Endungen  noch  /•(?, 
also  im  Imperfectum  rire  u.  s.  w.  Im  Impera- 
tive ist  be  sey  du,  ttedi sey  er,  Ueano  seyen  wir, 
chimbe  seyd  ihr,  ttedino  seyen  sie!  Aber  dieses 
Verbiim  substantivum  steht  nie  so  für  sich  al- 
lein, sondern  hängt  an  Substantiven  oder  Ad- 
jectiven,  oder  gerade  eben  so  an  den  Wurzeln 
der  Verben. 

n.  Von  den  Verben  selbst  ist  also  anfserdem 
■wenig  anzumerken,  aufser  die  Bildung  des  Par- 
ticips,  indem  im  Singular  we,  im  Tlurale  ym/, 
des  Gerundium,  indem  Zc,  der  Frohibilion,  in- 
dem che  angehängt  wird.  Die  biofse  V^urzel 
steht  als  luhnitiv  nach  Verben,  wie  eaque  icli 
will.  Das  Passiv  steht  selten,  und  nur  in  der 
dritten,  impersonell  gebrauchten  Person,  und 
z..  B.  auch  mit  Einschiebung  der  Negation  de  vor 
der  Personal-Endung. 

8.  Die  Präpositionen  werden  alle  hinten  an 
die  Substantive  gehängt.  Die  Adverbien  des 
Orts  haben  gleichmäfsige  Endformcn  für  die  Be- 
zeichnung des  Aufenthalts  oder  der  Richtuno- 
dahin, 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e. 

Die  V.  U.  Formel  steht  bcy  Hervas  mit  eini- 
gen Anmerkungen,  in  Absicht  Aveicher  und  der 
dem  V.  U.  beygesetzten  Uebersetzung  einige  ge- 
nauere Erörterungen  hinzu  zu  fi.igen  seyn  wer- 
den. Andere  Yarura- Wörter  aus  Gilij  Wörter- 
tafel,  aus  Hervas  Vocabolar.  poligl.  und  aus  den 
wenigen  Anführungen  der  handschriftlichen 
Grammatik  entlehnt,  werden  hernach  mit  den 
Betoi-  Wörtern  und  den  Ottomachischen  zu- 
sammen folgen.  (Die  Yarura -Sprache  hat  meh- 
rere Ottomachische  Wörter  in  sich,    aber  wie 


«38 

ausdrücklich  bemerkt  wird,  durch  Verkehr  auf- 
genommene.) Die  Zahlwörter  stehen  auch 
nach  Forneri  sowohl  in  Hervas  Aritmet.  d.  Naz, 
S.  105.,  als  auch  bey  Gilij  T.  II.  S.  334. 

39s. 
Yarurisch. 

Aus    Bervas    Saggio  pratico,  N.  23. 
Unser      Vater    Himmel   in  seyend 

Ibbea  Aya   ande  -  re  conome; 

Heilig         werde  dein         Nähme 

Ciantopattedi  nanan  Kuen; 

Dein       Reich  komme  zu  uns 

Nanan  bee  mannattedi  ibbe  ; 

Dein     Wille        geschelxe  Erde       auf  Himmel       in 

Nana   eä    jappettedi   dabu  -  re  ,    ande  -  re 

wie  . 

mejandi ;  j 

Unser        Jirot  täglich  gib         uns     diesen 

Ibbeä  tambe  doppemenatä  yoro-ibbe  joä, 

Tag      an 

do  -  re  ; 

Gleichfalls      vergib  uns  Uebel-  thäiern 

Ado      jonemiri    ibei     chatanda    jappajini 

eben  so     wie        wir     vergeben        unsern     Feinden 

oamexandi  jonenmiriano  ibbea  nive; 

Dessen -in         hilf  uns  Böses  in         lasse 

Juindure    ebba   ebbe   chattainda  -  re   jappa 

nicht 

che ; 

Auch  bewahre  uns  Bösem  von. 

Andein  chinappa  ibbe  chattainda -ri. 
Einige   Anmerkungen. 

Ibbea  unser,  naria  dein,  s.  die  vorherg.  grain. 
Bemerkung  iN.  4. 


659 

conome,  me  ist  die  Endung  der  Singular -Par- 
ticipe,  in  der  Wurzel  co7io  könnte  man  Ähnlich- 
keit mit  dem  Peruanischen  cani  und  Maipuri- 
schen canicau  finden. 

cianto  ist  das  Spanische:  Santo,  ^  kann  diese 
Nation  nicht  aussprechen;  pa  ist  eine  Abkür- 
zung vonjappa  thun,  welche,  an  die  Verben 
oder  Adjective  angehängt,  den  Begrifi':  red- 
dere,  hinzu  bringt;  itedi  ist  Endung  der  3ten  P. 
des  Imperativs,  s.  N,  6.,  eben  so  wie  inmanna" 
ttedl  von  manna  kommen ,  und  mjappattedi. 

eäque  ich  will,  eä  als  Infinitiv,  eaneä  s.  die 
gramm.  Bemerk.  N.  2.  Wille. 

Bey  joro  sollte  die  Endung  be  des  Imperativs 
noch  angehängt  seyn;  dafs  sie  wegen  des  dabey 
stehenden  ibbe  weggefallen,  sagt  Hervas;  bey 
dem  folgendenyoTze/wW:  Mitleid  haben,  ist  der- 
selbe Fall,  ibei^  nachher  ebbe  aber  und  das  ein- 
geschobene/z  bey  der  Wiederhohlung  jenes  Ver- 
bums sind  wahrscheinlich  nur  abweichende  Or- 
thographie oder  Versehen.  Die  Endung  ajio  bey 
dieser  Wiederhohlung  s.  N.  6. 

Die  Endung /7/2Z  hey Jappajim  ist  in  den  gram- 
matischen Bemerk.  N.  3.  und  7.  erklärt;  dafs  es 
das  Parricip  sey,  wie  Hervas  sagt,  liegt 'schon 
in  der  Stellung,  nicht  blofs  in  dieser  Enduncr, 
vor  welcher,  als  der  Plural -Form  der  Participe, 
die  erwähnte  Singular  -  Form  derselben  me 
wegfällt. 

chatanda^  chatainda^  wohl  wiederum  nur  ver- 
schiedene Schreibart,  von  letzterem  sagt  Her- 
vas, dafs  es  eigentlich :  bruttezza,  bedeute;  das 
Wiedervorkommen  in  der  letzten  Bitte  zeigt, 
dafs  der  Begriff  der  ganz  allgemeine:  Uebel^ 
Böses,  sey. 


fe4o 


dure,  r«,  ri  sind  in  der  Grammatik  erwähnte 
Prä-  oder  Postpositionen. 

Ob  ebba,  wie  die  bey  Hervas  beygefugte 
Uebersetzung  sagt:  hilf,  bedeute,  kann  nicht 
wohl  ausgemacht  werden;  wenn  aber  in  dieser 
Uebersetzung>//?/7ßc/2e;  cadlamo  non,  gedeutet 
wird:  so  ist  diefswohl  so  gewifs  unrichtig,  als 
die  angegebene  Bedeutung  vonjoppa  sicher  ist; 
dafs  übrigens  c/ie  Negation  und  Prohibition  aus- 
drucke, s.  gramm.  Bern.  N.  7.  ' 

^.   Betoi,   Situfa,   Girari. 

Die  Betoi  wohnen  im  5°  N.  Br.  Die  Ähn- 
lichkeit ihrer  Sprache  mit  der  Situfa  -  und  der 
.4//7CO -Sprache  ist  schon  bemerkt  worden.  Er- 
stere  müssen  auch  in"  der  Nähe  wohnen,  Gu- 
milla  sagt  von  ihnen:  dafs  sie  durch  die  Kehle 
sprechen  *).  Letztere  wohnen  selbst  wenigstens 
zum  Theil  in  dem  erwähnten  grofsen  Walde 
Airico,  im  Nuovo  Reyno  --).  Auch  erwähnt 
Gilij  in  diesen  Gegenden  einige  Mahle  der  G/- 
rßr/.Sprache,  wo  an  eine  Verwechselung  mit 
den,  sonst  von  ihm  anaeführten  Yarura  gar  nicht 
zu  denken  ist,  und  wo  er  ihnen  so  wie  den  Si- 
tufi  und  Guama  den  häufigen  Gebrauch  des/ 
zuschreibt,  und  sie  zu  den  erst -an  den  Orinoka 
gekommenen,  dem  Casanare  angehörigen  Vol, 
kerschaften  rechnet  '^**).  Diese  Nation  der  Be-, 
toi  wurde  vom  P.  Gumilla^    dem  Verfasser  der  ,j 

*)   Histoire  de  rOren.  T.  IL  S.  195. :    „ilsnoyenrj 
les  consonnes.  "  '  * 

*^)  Diefs  liegt  in  der  Erzählung  in  Gilij  T»  h 
S.  140. 

***)  T.  III.   S.  151. 


oft  erwähnten  Hisroire  de  I'Orenoque  zuerst  be- 
iehrr,  und  möchte  sich  schon  vor  der  Aufhe- 
hiius,  des  fesuitcr-  Ordens  vielleicht  ganz  in  Mis- 
sionen befunden  haben,  die  zu  dem  Erzhisthum 
S.Fe^  de  Bogota  gehörten.  P.Jos  Padilla,  Gu- 
milla's  Nachfolger,  erhielt  von  diesem  einekur?e, 
aber  so  mangtlhafte  Grammatik,  daf-:*  er  diese 
Sprache  lieber  ans  dem  bestandigen  Gt-spräche 
mit  den  Eingebornen  auffafsre,  und  so  Manches 
darüber  niederschrieb,  welches  in  den  Händen 
des  die  Missipn  übernehmenden  Dominicaners 
blieb.  Im  Alter  aus  dem  Gedächtnisse  die  Gram- 
matik niederzuschreiben,  welche  handschrift- 
lich den  folgenden  Bemerkungen  zum  Grunde 
liegt,  vermochte  ihn  Ab.  Hervas. 

Gramman'sc/ier   Charakter  der  Betoi- 
Sprache. 
^       1.  Die  Buchstaben/;,  /~,  //,  fehlen,  dagegen 
ist/,   und  ein,  dem  Spanischen  ähnliches'/ sehr 
[  häufig  (Gumilla  merkt  die  auszeichnende''Häu- 
,  figkeit  des  r  ausdrücklich  an  j.    Der  Ton  liegt  im- 
j  .mer  auf  der  letzten  Sylbe. 

\-_  2.  Die  Substantive  haben  keinen  Ausdruck 
.für  das  Genus,  aufserwenn:  Mann,  Weib,  da- 
:  zu  gesetzt  wird.  Der  Plural  ist  am  gewöhnlich- 
:sten  durch  die  Euduna;  Jana  (die  mit  der  Ya- 
rura-Endung>/Ahnl;chkeit  zeigt,)  durch  sola, 
oder  ennge  andere  ausgezeichnet.  Die  Casus- 
|ll.ndungen  sind  für  den  Dativ:  wnicä,  für  den 
Accasativ  lü,  für  den  Ablativ  ufocd. 
!  3.  Die  Pronomen  sind,  /-^z/ ich,  ujü  du,  yoiti 
: (soll  wohl  heifseny^//-/:)  er,  raußsüca  Wxv ^  um- 
rou  ihr,  yarorola  sie;  sie  haben  jene  die  Casus 
bezeichnenden  Anhänge.  Das  Frage- Pronomen 
bat    drey    Geschlechtsendungen  :     madoi  wer? 


6/l2 


I 


mado  welche?   majaduca  was?     Als  Pronominal- 
Adjective  werden  jene  Personal -Pronomen  vor 
die  Substantive  gesetzt,     z.  B.'   raü  -  tucu   mein  j 
Haus.     (Es  ist  nicht  bemerkt,   was  aus  beyläu-  j 
figem    Anführen    wenigstens    solcher    Substan-  \ 
tive,  die  mit  einem- Vocale  anfangen,    erhellet, 
dafs  das  vorgesetzte  /'  mein,    das   vorgesetzte  y 
dein,  bedeuten,  z.  B.  remoca  mein  Fufs,  Jemoca 
deiuFufs.) 

4.  Die  Adjective  haben  (welche  Seltenheit 
hier  besonders  zu  bemerken  ist)  dreyerley  For- 
men zur  Bezeichnung  des  Geschlechts,  im  Mas- 
kulin 0/,  im  Föminin  o,  im  Neutrum  q/'e,  und 
Fline  gemeinschaftliche  Endung  für  alle  Genera 
im  Flurale,  die  aber  nicht  bey  allen  Adjectiven 
gleich  ist;  dazu  treten  die  Casus- Endungen  im 
Singulare  und  Plurale.  Für  die  Anzeige  des 
Grades  ist  blofs  das  Adverbium  naisw.  sehr,  da. 

5.  Eine  Hauptschwierigkeit  dieser  Sprache 
liegt  in  sonderbarer  Art  des  Gebrauchs  der  ab- 
gekürzten Personal  -  Pronominen  zur  Conjuga- 
tion,  selbst  der  Substantive  und  Adjective,  und 
zwar  mit  Verdoppelung  oder  Verdreyfachung 
der  Pronominal -Zusätze,  wodurch  mit  Anwen- 
dung der  dreyerley  Geschlechtsendungen  der 
Adjective  eine  Menge  von  Formen  hervor  gehen. 

6.  Aber  eben  so  schwierig  ist  die  Conjuga- 
tion  der  Verba  selbst,  bey  welcher  die  Conjuga- 
tion  des  einen  Verbum  substantivum  (sie  haben 
deren  zwey)  zum  Grunde  liegt.  Dieses  hat  im 
Präsens  die  Pronominal  -  Zusätze  vorn,  im 
Präteritum  urid  Futurum  hinten,  im  Optativ, 
Conjunctiv  und  Gerundium  wieder  vorn,  doch 
so,  dafs  bey  jeder  dieser  Formen  andere  Verbal- 
Laute  verbunden  sind:  rucä  ich  bin,  jucd  du 
bist,    ucd  er  ist,    rumaica  wir  sind,  jujaica  ihr 

seyd, 


J 


645 

seyd,  ubica  sie  sind;  Praeter,  manu  ich  war, 
maju  du  warst  u.  s.  w.,  farrü  ich  werde  seyn, 
fqju  du  LI.  s.  w  ,  ju  sey  du !  i  Pers.  im  Conjunc- 
tiv:  ruida^  im  Optativ  ridda-odda,  Gerundium 
Tudianu. 

7.  Diese,  also  gebildeten  Tempus- und  Mo- 
dus-Formen liegen  nun  als  Hauptlaut  in  der 
Conjugation  der  Verben  selbst,  so  dafs  der  Wur- 
zellaut  darein  wunderbar  eingeschoben  ist,  und 
sich  schwer  heraus  findet,  z.  B,  rijuca  ich  sterbe, 
II.  ?.jijuca,  III.  P.  ijiica^  Plur,  I.  P.  rijumaica, 
11.  P.  iji/jaicai,  lll.  ijudica;  FTaemr.  marriju ;  Fu- 
tur, farriju. 

8-  Neben  dieser  Conjugation  der  Verben 
geht  von  denselben  noch  eine  Art  Participia  aus, 
welche  \vieder:im  Personal- Flexion,  wenigstens 
ein  Praesens  haben,  in  dem  vorn  Pronominal- 
Laute,  und  dieselben  noch  einMahl  hinten,  und 
wie  eben  so  auch  bey  der  Conjugation  der  Sub- 
stantive undAdjective  (s. N.  5.)  vorkommen,  z.B. 
rijoirru  ich  gestorben,  11.  P.  Jijoiju.,  III.  P.  ijoi 
u.  s.  w.  Eine  besondere  Passiv  -  Conjugation 
gibt  es  nicht,  aber  viele  impersonelle  Passiv- 
Constructionen. 

g.  Neben  dem  Verbum  substantivum  sowohl 
als  den  Activ- Verben  geht  eine  Negativ- Conju- 
gation, welche  aus  der  Negation,  hier  ome,  und 
dem  vorgesetzten  Pronominal- Laute  zusammen 
gesetzt  ist;  nieme  ich  bin  nicht,  IL  P.  Juome  u. 
s.  w. ;  dieses  Praesens  tritt  vor  die  übrigen  Tem- 
pus-Formen des  Verbum  substantivum;  z.  B. 
ruome-marru  ich  war  nicht,  und  der  Wurzellaut 
der  Activ -Verben  wird  auch  mit  jenem  negati- 
ven Praesens  verschmolzen,  und  geht  so  ferner 
in  die  übrigen  Tempora  über,   z.  B.  rijome  ruca. 

iMithrid.  III.  S  $ 


644 

ich    sterbe    nicht;    IL  P.    üjome  Juca,    Praeter. 
rijome  manu  ü.  s.  vv. 

10.  Neben  dieser  Conjugations-Weise  gibt  es    ^ 
noch  andere,  accidentell  verschiedene,   welche    \ 
nähmlich  die  Veränderungen  der  Personen  nicht 
in   der  ersten  Sylbe,    sondern   in   der  zweyten  ' 
oder  dritten  haben,     z.  B.   orrohaca    ich  rathe, 
II.  P.  ojebaca,  anusebaca  (soll  wohl  heifsen:  anu- 
rebaca^  ich  bin  giaiuiam),  II.  P.  anujebaca. 

11.  Die  Bezeichnung  der  Praepositionen 
sind  Anliänge  am  Ende.  Um  Fragen  anzudeu- 
ten, wird  que  ans  Wort  gehängt. 

Sprue  li  proben. 

Das  V.  U.  in  Betoi- Sprache  hat  Hervas  mit  ,i 
der  Ueberserzung,  aber  ohne  Anmerkungen;  . 
Hervas  hat  Betoi  -  VVörter  im  Vocabol.  poligl,, 
die  aber  nicht  ganz  mit  jener  Formel  zusam- 
men stimmen.  Ein  paar  Phrasen  in  derselben 
hat  Gumilla  *)  zur  Vergleichung  mit  der  Siliifa- 
S}>rache,  und  zum  Bevvei:?e  der  vielen  r  der 
Betoya: 

Situfa:  Marlagena  ntfecola  falohidoju?  Ebamuca, 
dayjalabomdu,  gotubica.  (Que  te  disent  tes 
parens?  11s  ne  nie  disent  rien,  ils  s'aniasent 
ä  boire. ) 

Betoya:  Day ,  raaquirrabicanu  rornu?  robutriu- 
barr  ouä  ä  caju.  (Pourtjiioi  nie  voles-voua 
inon  liiaiz?  Je  vous  doiiiieiai  des  coups  de 
buton.) 


*)  Hist.  d.  rOien.   Bd.  IL   S.  195. 


645 

399- 
B  e  t  o  i  s  c  h. 

^us   Hervas  Saggio  pranco y    N    G7. 
Unser  V;iter      der       Hohe     in       si^sanA 

RauHsucä  Babi  teo   ubo-iiu  juida; 

O    dafs  übeiall 

Odija  ubujenuma  bolanuma   omeabicaju; 

Dein        Land  iu  rufe   uns 

Uju  ajaboia  cofajanuto; 

Dein     Wollen       wie  so  Erde  anf         dein      Land  in 

Uju  ojaca  oami  mai  umeiiami  uju   ajaoiiu 

sey   ebenfalls  getlian 

faiTocafada  sadianü ; 

Nöthige     Tägliche  gib  uns  heute 

Duiji  ijeiiuma  jumuanuto  maidda; 

Auch  unser  Böses         verzeih  uns  wir 

Ibutu   raufisaca   fofei  jusucanuto  rauLüaca 

wie         Andrer       Böses         vert  hen 

oaiiü  iarola  fofei  rusumaica; 

Auch  lasse  nicht  Teiifel  schad^-n  uns 

Ibitu  jitebometü  mernelu   oieanuio; 

Sonlern  ailes  Böse  b".Pre\e  uns  g"rf 

Uita  bagenuma  fofei  camijanuto;  inamidje. 

Einige  Anmerkungen. 

^Dafs  die  Personal  -  Pronomen  raufisiicn  wir, 
uju  du,  auch  für:  unser,  und:  dein,  gebraucht 
werden,  s.  d.  gramm.  Bemerk.  iN.  3. 

nu  bedeutet  nachgesetzt  die  Präposition:  in, 
für:  Aufenthalt,  das  nachgesetzte /'0  ist:  in,  für: 
Bewegung  an  einen  Ort. 

Juida  ist  die  II.  Pers.  des  Conjunctivs,  die 
erste  ist  ruida;  es  soll  mehr  dem  Gerundium, 
indem,  </tz  ich  bin,  entsprechen. 


67,6 

odda  ist  die  Endung  des  Optativs,  womit 
wohl  oö'^'ö  zusammen  hängt. 

ubujenwna  bey  Hervas  übersetzt:  in  -  ogni- 
luogo,  ist  ohne  Zweifel  einerley  Wort  mit  hage- 
numa  in  der  letzten  Bitte,  welches:  da  tutta, 
übersetzt  wird.  Auch  bolanuma  ist  übersetzt: 
tutti,  und  eben  so  in  der  Grammatik  dafür  an- 
geführt. 

oami  übersetzt:  wie  (come),  wohl  aus  Ver- 
sehen für:  oami^  wie  es  nachmahls  in  der  fünf- 
ten Bitte  heifst;  da  oanu  in  der  Grammatik  als 
das  Pronomen:  medesimo,  angeführt  ist:  so 
stimmt  diefs  überein. 

;7«ro  steht  als  Endung  der  ersten  Plural-Per- 
son oder  vielmehr  als  angehängtes  Pronomen 
dieser  Person,  an  manchen  Formen  der  Conju- 
gation,  hier  und  in  den  folgenden  Beyspielen 
also  wohl  auch  für  den  Accusativ  dieses  Pro- 
nomens. 

Für  Erde  hat  Hervas's  Vocabolario  poligl.r 
daßbu. 

ajoanu  andere  Schreibart  als  vorher  ajaboTiu. 

ffirrocafada,  übersetzt:  coai  ancora,  sadianu 
übersetzt;  facciasi.  in  jenem  liegt  wohl  farru 
oder  vielmehr  die  III.  V.  fau  des  Futurum  des 
Verb  um  Substantiv  um.  Saomemau  ,  saomefau^ 
sind  in  der  Grammatik  für:  non  si  fece,  non  he 
farä,  angegeben,  nnd  da  oniemau^  omefau  die 
Endungen  der  entsprechenden  Person  des  ne- 
aativen  Verbum  substantivuni  sind:  so  mufs  6\iz 
die  W^urzfl  des  Verbum :  machen,  seyn. 

Das  Adverbium  maidda  erläutert  sich  durch 
das  in  der  Grammatik  vorkommende  maidacassi: 
presentemente,  adesso. 


6|7 

ibutu  bedeutet:  darüber,  noch  mehr,  und 
dient  bey  der  Zahl:  drey,  indem  die  Betoi  nur 
besondere  Wörter  fi.ir:  i.  2.  haben  (höhere  Zah- 
len drucken  sie  dann,  wie  auch  manche  andere 
dortige  Völkerschaft,  durch  Vorzeigung  einer 
Hand  oder  zvveyer,  oder  mehrm ahlige  Vorzei- 
gimg derselben  aus).  Doch  ist  ibutu  auch  aus- 
drücklich als  Copulativ-Conjimction  angegeben. 
Nachmahls  steht,  Avohl  aus  Versehen:  ibitu. 

fofei  Adjectiv:  Böses,  sowohl  die  Masculin^ 
Endung,  wenn  nicht  ein,  Schreiblehler  ob-. 
waltet. 

rusumaica  ist  di-e  ref^eimafsioe  erste  Plural- 
Person,  di  nimnica  s.  N.  6.'.  wir  sind,  bedeutet, 
so  dafs  Äw  die  Wurzel  seyn  mufs.  Was  den  vor- 
liergehenden  Imperativ  dieses  Verbums  betrifft: 
sa  istju:  sey  du,  der  Imperativ  des  Verbum 
substantivum,  so  dafs  sich  dadurch  auch  in  der 
vierten  Bitte Jumuanuio  gib  uns,  erklärt,  wovon, 
mu  oder  mua  Wurzel  ist, 

Jitebometu,  das  vordereyV  ist  wohl  aus  Verse- 
hen statt  des  eben  erklarten. y"//,  und  da  ometu^ 
die  Endung  des  negativen  Imperativs,  ist:  so 
bleibt  die  Wurzel  teb  nhi'ig.  Vielleicht  dafs  auch 
in  dem  folgenden  cumijanuto  vorn  cu  Schreib- 
fehler statty^z  ist, 

mamiaje.  vielleicht  eine  Art  Adverbium  vom 
Adjectiv  mamlajoi  guter,  mamiajo  gute,  mamior 
jüje  gutes.  Dafs  etwa,  der  Imperativ:  sey,  mit 
darin  liege,  darüber  geben  wenigstens  die  For- 
men der  erwähnten  Art  der  Gonjugation  dex 
Adjective  keine  Ausi;unft. 


648 


Ottoraäken,  Guama,  Guaneri. 


Erstere  ei(ie  machtige  Völkerschaft  von  hei- 
terem Smiie  in  den  höheren  Gegenden  am  Ori- 
noko, im  Lande  Ottomacu^  diese  zweyten  Vamu 
oder  Pai/  genannt  •^),  so  dafs  wir  durch  letzteren 
Nahmen  auf  einen  Zusammenhang  mit  den  Paos 
geleitet  werden,  welche  inGilij's  eben  angeführ- 
tem X'ölker- Register  nicht  weiter  erwähnt  sind. 
Auf  Gumilla's  Karte  sind  die  Guama  auf  die 
Nordseire  des  Apure  näher  bey  seinem  Einflüsse 
in  den  Orinoko  gestellt,  Paos  eben  daselbst  auf 
die  Südseite,  noch  melir  an  den  Orinoko  selbst, 
und  die  Otomaca  zunächst  diesen  Paos  den  Ori- 
noko herauf  bis  zu  dem  Sinaruco  (zwischen  wel- 
chem und  der  Meta  die  erwähnten  Sarura  ange- 
geben sind).  Üttumaku,  womit  ohne  Zweifel 
eben  diese  Nation  gemeint  ist,  werden  in  C. 
Quandt's  Nachricht  von  Suriname  *'^)  zwischen 
den  Orinoko  und  den  Amazonen -Flufs  gesetzt. 
Auch  bewohnen  Ottomaken  (  und  Kabren )  einen 
grofsen  Missiuns- Ort  unweit  des  Berges  Uruäna 
am  linken  Ufer  des  Orinoko.  ***)  Nach  Gilij 
sind  die  Guama  vom  höheren  Apiire  herab  ge- 
zogen t),  und  unterscheiden  sich  durch  die 
Art    ihrer    Kähne    und    manches    Andere     ff). 


'■*)    (r////'s  Orinokesisches  Völker. Register  im  Sag- 
gio  di  Stör.  Amer.  T.  1.  S.  AXXVII. 

«*-)  S.  290.     -    ■ 

*-*)    Gilij  a.  a.  O     T.  I.   S.  57. 

f)   Eben  das.  T.  III.  S.  151. 


Von  den  Sprachen  dieser  Alölker  wissen  wir  we- 
nig, und  dieses  Wenige  blor>5  durch  Gi//J.  Die- 
ser sagt  t),  dafs  die  Giiama-  Sprache  blofs  djie 
der  QjKiquäro  zum  Dialekte  habe,  die  davein 
ganz  abgesonderte  Ortomaca  bhifs  die  Taparita^ 
und  was  den  Accent  der  Aussprache  betrifft:  so 
vergleicht  er  den  der  Guama  mit  dem  Deut- 
schen, und  den  der  Ortomaca  nennt  er  plump 
und  Lachen  erregend  •■•=),  Die  Guaneros  setzt 
Giüj  auch  an  den  Apure  **). 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  h  e  n. 

Von  der  Ottomaca  hat  Gilij  in  seiner  Ver- 
gleichungstafel  nur  ein  paar  Wörter,  sonst  aber 
zerstreute  Proben  **")  gegeben,  zu  denen  auch 
aa\  ja,  ghirivla  die  Art  Melonen,  die  bey  den 
Maypuren  und  Tamanaken:  paiia  heifst,  pnpdi: 
Papaio,  770  ich,  /du,  tritt.  Ein  Wort  der  Gua- 
nera,  nähmlich /7ö/;ö- oder /jßyöa/*?  Vater,  hat  Gu- 
milla  tt).  Wir  stellen  zur  Vergltichung  die 
Wörter  der  Yarura  und  Betoi  neben  die  Ot- 
tomakischen 


f )  T.  III.  S.  205. 

*)  T.  III.   S.  158. 

**)  T.  II.  S.  133.  "nd  T.  I.  S.  43.,  wo  eine 
Mis<!ion  von  Gaami,  Guanerl  und  QiiHfinari  unweit 
der  kleinen  Siadt  Barinas,  ungefähr  zwanzig  Tage- 
reisen vom  Einflüsse  des  Apure  erwähnt  ist. 

***)  Eben  das.  S.  154.  i74'  u-  ein.  and.  T.  II. 
S.  137-  i5'4-  565- 

ff)  A.  ».  0.  T.  II.  S.  205. 


650 


'Andere     Wo  r  t  er 

der 


nach    Gilij  oder 
dei   Grammatik. 


Gott 

HJmmel  \-inde 

E-i: ;  ,(iibü 

Wasser  \'u 

Tc-.-.-r  Urmdä 

Sor.cir  \do 

RQ..   seh 


Weib 


Vater 

Miüter 

Kopf 


Auge 
Nase 

Zunge 
Haar 

Hand 


Fufs 


:me 


ibi 


(nach  der  Gram, 
matik /»accAß 


(  nach  der  Gram- 
matik icchimo~) 


(nach  der  Gram- 
matik taonepe) 


"Brot  von  tambe    (ist    Ca 
Cttsave      save  nach  Gi- 

Tag  I        .     .     .    . 

Nach  d.  Gramm. 
(meame 
novni 
tarani 


nach 
Hervas. 


andere,  conome 

(in  de 

dabü 

uvi 

condh 

do 

goppe 

pumme 


aya 
aini 

pacchü 

jonde 
nappe 

topponb 
keün 

icchi 


do 

canaame 

noeni 

tarani 


Betoi 

Ottomac 

nach  Hervas 

nach      : 

oder 

der  Grammatik, 

Gilij. 

memelit. 

ten  . tucu 

caga. 

daßbü 

poga. 

octidü 

ia. 

jurui 

nüa. 

reo  .  umasoi 

teö-ro 

umasoi        (die 

andua. 

Gram,  schreibt: 

' 

humasoi) 

rö  (die  Gramm. 

ondua. 

ro     ohne    Ac- 

cent) 

babi. 

i 

mamä 

rosaca     ( mein 

Kopf). 
ufoniba. 

jusaca  (  wohl : 

deine  N. ). 

ineca. 

rubuca    (wokl: 

mein  H.) 

rumrosi. 

(nach  der  Gram- 

matik'^'//wocojo 

mein  H.) 

remocä. 

(n.  d.Grammat. 

remoca  o.  Acc. 

mein  F.) 

.... 

perega. 

munitä. 

'i 

edojojoi. 

1 

edoi. 

1 

ibutic. 

1 

i        m 

^5 1 

Wie  übrigens  so  mancherley  Völker  und 
Sprachen  auch  in  diesen  und  den  westlicheren 
Gegenden  noch  wenig  oder  gar  nicht  bekannt 
«ind,  erhellet  aus  dem  Verzeichnifs  der  Völker, 
auf  welche  die  Missionen  aus  Venezuela,  vor- 
nehmlich Capuciner- Missionäre,  vom  Capitel 
zu  Carraccas  gesendet,  Einflufs  gewonnen  ha- 
ben, und  „deren  jedes  eine  besondere  Sprache 
oder  einen  eigenthiimlichen  Dialekt  rede," 
nähmlich:  die  Goainos,  Atatures^  Cucaros,  Giia- 
rivos ,  (  CJüricoas , )  Goarauoas ,  (  Olomacos , )  Amul- 
hos ,  Xaruros ,  ChJrigns ,  Atapaimas ,  Dazaros ,  Cher^ 
rechennes ,  Zaparipas,  Goaigoas  ^  Guires,  GayoneSy 
(Ac/iaguas,  Guayquiris,  Mapoeys  ^  Tamanacos  ^\ 
Atysasamas.  *). 

X.    Nordküste   von  Süd -Amerika: 

Tamanaken ,   Guaraunen ,    Ära- 

wacken,  Karaiben. 

Die  Tamanaken  wohnen  den  behandelten 
Völkern  am  niedern  Orinoko  am  nächsten.  Die 
Guaraunen  wohnen  auf  den  niedrigen  Inseln, 
welche  die  Arme  des  Orinoko  bey  seinem  Aus- 
flusse bilden  *^').  Die  Arawacken  östlicher  um  Su- 
riname.    Die  Karaiben  sind  über  die  aanze  Küste 


*)  S.  Depons  Voyage  T.  I.  eh.  4.  S.  547.  Nur 
die  in  Klainmeni  geschlossenen  Völker  sind  ander- 
wärts genannt  und  im  Vorhergehenden  oder  Folgen- 
den erwähnt. 

**)  Nach  Depons  neuesten  Nachrichten  (Voy. 
T.  I.  eh.  IV.  S.  si6.)  8000  Mann  stark,  unabhän- 
gig und  nie  bekehrt,  und  nach  den  Otomaken  das 
heiterste  unter  diesen  Völkern. 


6S2  I 

zwi«^chen  dem  Orinoko  verbreitet:  ihnen  und 
den  Tamanaken  durch  die  SpiTiche  verwandte 
Nationen  besitzen  auch  die  übrige  Nordküste 
vom  Aiisflnsse  des  Orinoko  nach  Westen.  Von 
den  Giiaraunen,  deren  Nähme  wohl  einer  Ver- 
gleichimg  ihrer  Sprache  mit  der  Guaranischen 
ein  näheres  Interesse  gäbe,  und  von  den  Ara- 
waken  wufste  Gilij  nur,  dafs  ihre  Sprachen  für 
cigenrhumliche  galten.  Die  der  Araw.aken  ist 
neuerlich  genauer  bekannt  geworden.  Auch 
sie  steht  in  einem  Verhältnisse  zu  der  Karaibi- 
schen  Sprache,  nocli  mehr  aberfindet  ein  nähe- 
res Verhältnifs  zwischen  dieser  und  der  Tama- 
nakischen  Sprache  Statt,  so  da(s  Gilij  letztere 
für  einen  Dialekt  von  der  Karaibischen  erklärt. 

I.     T  a  m  a  11  a  k  e  n. 

Auf  der  ei.ieu  Seite  ist  das  Zusammentreffen 
der  Wörter  und  unter  diesen  auch  der  Prono- 
men der  II.  und  III.  Person  und  einiger  Prono- 
minal-Adjective,  zwischen  dieser  und  der  Ka- 
raibischen Sprache  zu  bedeutend,  und  das  Ur- 
theil  eines  Ohrenzeugen,  wie  Gilij,  zu  wichtig, 
als  dafs  sich  die  Nähe  des  Verhältnisses  bezwei- 
feln liefse;  auf  der  andern  Seite  ist  der  Unter- 
schied der  grammatischen  Ausbildung  der  einen 
und  der  andern  Sprache  zu  grofs,  als  dafs  sie 
sich  bestimmt  vereinigen  ,  und  dafs  sich 
schon  jetzt  entscheiden  liefse,  ob  jenes  Zusam- 
raentrefien  der  Wörter  Folge  des  häuficren  Ver- 
kehrs, oder  Folge  eines  solclien  Verhältnisses 
sey,  wie  zwischen  dem  Ptrsi-^ch.en ,  Griechi- 
schen imd  Deutschen  Statt  findet.  Ob  sich  auf 
eine  noch  entferntere  Weise  auch  das  Arawakisciie 
anschliefsen  lasse,    darüber  mag  auch  nur  vor- 


läufig  ans  der  Zusammenstellung  der  grammati- 
schen Formen  und  der  Wörter  ein  Urtheil  ge- 
fällt werden. 

Die  vielen  Dialekte,  welche Gilij  demKaraihi- 
schen  Stamme  zuschreibt,  theilen  wir  demnach 
zwischen  diese  Karaibische,  und  die  Tamanaki- 
sche  Sprache  so,    daft  letzterer  die    beygelegt 
werden,    von  welchen    Gilij    ausdrücklich   sngt, 
dafs  sie  mit  der  Tamanakischen  Sprache  so  gut 
als  eins  seyen  *).     Diefs  sind  die  der  Parec/ii,  von 
denen  Gilij  sagt,  dafs  wer  das  Tamanakische  ver- 
stehe,    auch  jenes  leicht  fasse,  und  bey  denen 
eben  so  wie  bey  den  Tamanaken  und  den  Avari- 
cotti  d  nnd  ga  fehlen;  der  [Joc/ieari,  welche  jähr- 
lich ein  Mahl  mitden  Sole  Donne  zusammen  leben 
sollen,  welche  aber  Gilij  **)  nicht  über  60  See- 
len stark  fand,  der  Uaraca-paccili  d,  i.  Schwester 
des  Bären,  der  Uara-  Mucuru  d.  i.  Söhne  der  Pal- 
me Muriace,  der  Paiure,  von  denen  Gilij  das  Be- 
jahungbwort:  ö/>,   anführt,  der  Ac/ierecotti,  von 
letzteren  in  Gebräuchen  und  Denkart  verschie- 
den,   \md  von    den   Karaiben    fast  aufgerieben, 
der  Oje,  oder  0/7,    welche  wie  mehrere  andere 
kleine  Völkerscliaiten  am  Flusse  Cuccivero  (auf 
der  rechten  Seite  des  Orinoko)  und  zwar  in  den 
höheren  Gegeuden  des  ersteren  Flusses  wohnen, 
ihre  Waldtr  noch  nicht  verlassen  haben,    aber 
sich  dem  Gilij  mild  und  liebenswüidig  zeigten  ***). 
Verschiedener  sey  der  Dialekt  der  Avaricotti,  aber 
doch  auch  durch  das  Tamanakische  verständlich. 
Gilij  nimmt  ferner  an,  dafs  die  C/nric/nn'pi (^welche 
auf  Gumilla's  Karte  Oiiirguiripo  heifsen,  und  zwi- 

*)  ^'/y  *>  «Se.  'li  '^tor.  Anier.  T.  I.  S.  127.  150. 
*--')  A.  a.  O.  T.  l!I    S.    loo. 
***)  Gz7// T.  1.  ij.  38-  127.  174. 


^54 


sehen  Karaiben  auf  der  Ostseite  des  Orinoko  an- 
gehetzt sind ),  wie  die  Tamanaken  reden,  und  so 
auch  die  Sole  Donne  oder  Amazonen  am  Cuccivero. 
Nicht  zu  sehr  verschieden  seyen  die  Mappoi  und, 
andere  Völkerschaften.  Andere  Dialekte  haben! 
solche  V^erliältnisse,  Wie  das  Französische  und 
Italienische.  Auch  die  Maccliiritäri,  Areveriani\ 
Camanacotii  und  clie  Bewohner  der  Küste  von  Pa- 
ria können  Tamanaken  genannt  werden,  aber 
ihre  Sprache,  obwohl  dem  Tamanakischen  ver- 
wandt, fordere  mehr  Aufmerksamkeit,  um  sie 
zu  erlernen  *).  DasDaseyn  der  erwähnten  Sole 
Donne  hält  Gilij  für  desto  gewisser,  je  mehr  die 
Nachrichten,  die  er  dort  darüber  einzog,  mit  den 
Angaben,  welche  Condamine  auch  von  einge- 
bornen  Bewohnern  dieser  Gegenden  erhielt, 
selbst  in  der  Angabe  ihrer  Wohnplätze  zusam- 
men treffen  **).  Von  der  Pareca  führt  Gilij  an, 
dafs  sie  immer  ^c/sage,  wo  im  Tamanakischen 
cia  (nach  Italienischer  Aussprache  zu  nehmen) 
und  im  Karaibischen  flaute,  z.  B.  Napf  heifse  in 
der  Pareca:  sciarera^  im  Tamanakischen  aV/m-«, 
im  Karaibischen  ^ßrez-ß;  auch  wird  von  ihm  aus 
der  Pareca:  Mamma:   Mutter,    angegeben;    von^ 

«*)  Gf/y  a.  a.  O.  T.  III.  S.  2oi.  auch  T.  I.  S.  127. 
nennt  er  die  Dialekte  \'erschieden  und  schwer.  Der 
bedeutende  Unterschied  der  Sprache  dieser  Camanatotti 
in  der  Gegend  von  Cuixiana  vom  Karaibischen,  wird 
bey  diesem  bemerkt  werden.  Übrigens  hat  P.  Riiiz 
eine  Grammatik  der  Sprache  der  Cunianacotti  (so  sind 
sie  hier  geschrieben)  drucken  lassen.  7) 
t)    Gi/r/  T.  Iir.  S.  /,jo. 

**)  ConfLu??/ne  relation  de  son  voyage  S.  103IF.  Gilij 
a.  a.  O.  T.  I.  S.  ißo.,  wo  er  die  Ähnlichkeit  des  Cucdvero, 
an  welchen  seine  Nachrichten  diese  Amazonen  setzten, 
mit  dem  Flufsnahmen  Cuclüvara  gelrend  macht,  an 
Tvclchem  sie  nach  Condamine's  Nachrichten  wohnen. 


3en  Avericotti  sagt  er,  dafs  sie  häufigst  den  Laut 
•e  einschieben,  so  \vie  die  Karaiben  ^e,  die  Ta- 
r.anakischen  Männer  ue,  die  Tamanaki.schen 
A^eiber  nie  *).  Ein  paar  andere  Beyspiele  des 
/erhältnisses  dieser  Sprachen  und  Dialekte  sind 
nderwärts  angeführt  **). 


ich 
du 


Taixiana- 
kisch. 


ure 

amäre 

Ute 


Avaricot- 
tisch. 


ure 

amu'ert 

achtja 


Pajurisch. 


ama 
u 


Karaibisch. 


au. 

amdro, 

eräpa. 


Durch  das  Tamanakische  konnte  sich  Gilij 
lit  fast  allen  Völkern  am  niedern  Orinoko  un- 
srhalten  "''*).  Der  Accent  der  Aussprache  ist 
^eich  und  schlaff,  so  wie  auch  diese  Völkerschaft 
älbst  in  steter  Furcht  vor  den  Parechi  und  Qua- 
ui  lebt  t).  Die  Sprache  ist  besonders  in  Be- 
ug auf  die  Formen  der  Verben  aiifserordentlich 
usgebildet,  und  zeichnet  die  Unterschiede  die- 
sr  Verhältnisse  so  fein,  als  fast  irgend  eine  der 
ebildetsten  Sprachen  aus.  Die  Sprache  der 
■esänge,  auf  den  Bällen  dieser  Wilden  (bey 
•eichen  die  Pciacl  d.  i.  Ärzte  [diefs  ist  ihr  Tama- 
akischer  Nähme,  bey  den  Parechi  lautet 
[•  Jaci']  vorsingen  ,  und  erst  die  Frauen, 
ann  Alle  harmonisch  antworten)  besteht  bey 
fen  Tamanaken  in  einer  alterthümlichen 
edeweise,  die  dem  gröfsten  Theile  derer, 
ie  sich  ihrer  bedienen,  selbst  unbekannt  ist. 
[anche  V^örter  derselben  haben  mit  den  jetzt 


*)  Gilij  a.a.O.  T.  III.  S.  153.  161. 

**)  T.  m.  s.  202. 

***)  Eben  das.  S.  149. 

i)   T.m.S.158.   T.  I.    S.  129. 


656 

gewöhnlichen  Ähnliclikeit,  andere  sind  nur  in 
der  Endung  verschieden  tf).  Übi'gens  lebten 
die  Tamanaken  vor  Gilij's  Ankunft  in  drey  von 
einander  getrennten  Abtheilungen  ,  (aber  unter 
einerley  Klima)  wovon  jede  gewifser  Mafsen  an- 
ders redete,  und  über  den  Accent  der  andern 
spottete,  doch  galt  der  von  Maitäno  für  den  vor- 
züglichsten, und  sie  verliefsen  den  von  Crataima 
und  vom  Cuccivero*).  Doch  setzt  Gilij  die  Ta- 
manaken überhaupt  in  den  311°  d.  L.,  also  aui 
die  OsTseite  des  niedern  Orinoko,  und  in  den 
-7°  N.  ßr. ,  andere  in  den  6°. 

Grammatischer  Charakter  der   Tama-   \ 
nakischen  Sprache  **). 

1,  Die  Tamanakische  Sprache  hat  fast  nie  Ä, 
sondern  dafür/?,  weit  mehr/  als  d,  kein/,  kein 
i-,  sondern  für  letzteres  ci  (Italienisch  gespro 
chen)  keinSpanischesy,  kein  ^  (wie  es  im  Italic 
iiischen  vor  a  gesprochen  wird,  eben  so  wenig 
als  wie  schon  erwähnt  worden,  die  Avericotti 
und  Parechi  ein  solches^  haben,  übrigens  wird 
^bey  den  Tamanaken  mehr  wie  im  Italienischen. 
im  Parechischen  mehr  wie  im  Französischen 
pronuncirt).  Die  Tamanaken  verwechseln  /  mii 
/-,  die  Vocale  am  Ende  der  Wörter  werden  oü 
weggelassen.  Die  Sprache  hat,  so  wie  die  Mai- 
purische,  nicht  blofs  kurze  Wörter,  sondern 
viele  drey-  und  viersylbige. 

2.  Ableitungs  -  Endungen  der  Substantive 
sind  te  oder  vate  für  Abstracta,  z.  B.  checche  odel 

ff)  T.II.  S.  S78. 

*)  T.  Ili.  S.  284. 

**)  Nach  Gilij  T.  III.  S.  171.  174.  ■»75-  176.  ff.  "n^ 
5<äo  ff.  Eben  derselbe  spricht  auch  S.  xb'x.  von  seinei 
liaaLlschriftiichen  GramiiiaLik  dieser  Spraciic. 


I  -  ^57 

cheictiväte  Gröfse;  das  hinten  angehängte  taic 
macht  Pejorative,  die  sehr  gewöhnhch  auch  als 
Familien  -  Schimpfwörter  gebraucht  werden. 
Ei)ke  Form  zur  Unterscheidung  des  Geschlecht!» 
gibt  es  nicht,  eben  so  wenig  als  eine  Form  der 
Adjective  für  den  Comparativ,  der  durch  Nach- 
setzung der  Präposition  /(?/;ö/e  (  über  )  ausgedruckt 
wird.  (  Viele  andere  Sprachen  dieser  Gegenden 
haben  zum  Ausdrucke  desselben  blofs  negative 
Con^trucriünen.  )  Die  Superlativ  -  Adverbien 
werden  ausgedruckt,  indem  man  ne  ans  Adjectiv 
hängt. 

3.  In  Absicht  der  Plural -Form  zerfällt  die 
Classe  der  Substantive  in  i-,echs  Declinationen  : 
I.  die  auf  o  hängen  im  Piurale  mw.'ö,  II.  die  auf 
€  hängen  nemo  an,  III.  bey  versciüedenen  Singu- 
lar-Endungen wird  chemo  angehängt,  IV.  die  auf 
eme^  ci.e^  g/ie  haben  im  Pluraie  amo^  so  dais  eme 
darein  verwandelt,  und  che  zu  camo  wird,  V.  den 
Plural  .int  ptui  haben  andere,  zum  Theil  mit  Ver- 
änderung des  Singular-Lautes,  VI.  die  Substanti- 
ve für  unbelebte  Gegenstände  haben  meistens 
zur  Plural-Endung  das  angehängte  c-,'ie.  Was 
die  Casus  anbetrifit:  so  hat  der  JNominativ  in  ge- 
wissen Fällen,  der  Dativ  aber  immer:  uja  n^di 
sich,  der  Genitiv  ist  durch  seine  Stellung  vor 
das  ihn  regierende  Wort  ausgezeichnet,  der  so 
genannte  Ablativ  hat  vi'ne  nach  sich. 

4.  Die  i^ersonal-Pronoinen  sind;  ure  ich, 
amare  du,  macche  er,  jwnna  wir,  amgnnmbro  ihr, 
mucchiamo  sie.  Ihnen  in  vielen  Fällen  gleichbe- 
deutend, und  besonders  den  Dativ -Bezug  be- 
zeichnend, sind  ///a,  ich,  mir,  aujä  du,  dir,7/ci//ä 
er,  sie,  ihm,  ihr,J«/w/w-w/ö  wir,  uns,  aujac-ue 
(das  Pronomen  i'iir :  du,  mit  der  einen  Plural- 
Endung)  ihr,  euch,  iteujac-ne  ^\q,  ihnen.     Di« 


658  , 

Bezeichnung   der  Possessive    oder  Pronominal-   ^ 
Adjective  ist  verschieden,  je  nachdem  das  Wort  j; 
mit  einem  Vocale  oder  Consonanteii anfängt,  im  | 
ersteren  Falle  erfolgt  sie  also  von  apbto  (Casiqne,  ^ 
kleiner  König)  ]apotbi:  mein  K.,    avapotbi:  dein  * 
K. ,    itfi/90/oi;  sein  K.,  jumna  japotöi:  unser  K.,    ; 
avi7/7o/6i-chem6.' euerK. ,    ita/^o^öi-chemo;  ihrK.,    : 
im  zweyten  also  von  mata  Feld :  matav'i :   mein  F., 
Simatari:  dein  F.,  imatarl:  sein  F.,  jumna  matnri, 
unser  F.,    imatarghemb :  ihr  F.,  jedoch  mit  dem 
Unterschiede  bey  der  ersten  Plural- Person,  dafs 
jener  Ausdruck  des:  unser,  ein  allgemeiner  und    ! 
unbestimmter  ist,  und  dafs,  wenn:  unser,  von 
den  zwey  Redenden  allein  zu  verstehen  ist:  capo-    . 
toi,  chi  mataii,  und  wenn  es  sich  blofs  auf  die  | 
Nationalen  und  National- Gemeinschaft  bezieht,  ; 
mit  der  Plural -Endung  chemo:    capotbi- chemo^  1 
chi  /??ö/örghem6  ,  gesagt  wird.  j 

5.  Die  Activ- Verben  zerfallen  ihrer  Form  J 
nach  in  sechs  Classen  oder  Conjugationen;  nach  j 
dem  Infinitiv  lassen  sich  diese  Classen  unterschei-  j 
den,  indem  er  bey  den  ersten  drey  aufn,  bey  1 
der  vierten  auf /-w  endigt,  und  bey  der  I.  mityV/, 
z.  B.Jarerl  tragen,  bey  der  IL  mity>,  bey  der  III. 
mitjo,    bey  der  IV  mit ^7/  anfängt,    bey  der  V. 
fängt  er  mit  /  an,   und  endigt  mit  rl,  bey  der  VI. 
fäiigt  er  auf  mehrerley   V^eise  an,    und  endigt 
mit  ri  oder  ru.     In  der  ersten  Plural -Person  un- 
terscheidet sich    der  Bezug  auf  zwey,    und  der 
auf  die  Nationalen  von  der  unbestimmten  Zusam- 
menfassung ,  s.  N.  3.    Der  Tempora  sind  sehr  viele. 
Das  Praesens,  wenn  es  die  Handlung  selbst  be- 
deutet,   lautet:  jaier-bac-ure  ich  trage,  Javer- 
bache-amare  du  trägst  u.  s.w.  mit  diesen  Personal- 
Pronomen;  wenn  aber  von  einem  Habitus  des 
Handelns  die  Rede  ist:  so  kann  entweder  jenes 

Verb  um 


059 

Veibum  mit  der  zweyten  Art  der  Personal- Pro- 
nomen i/ja  ich,  auja  du,  welche  hinten  ohne 
Ei'ischiebiing  des  hac  angehängt  werden,  oder 
die,  nachlier  anzuführende,  Frequentativ-Form 
stehen.  Ein  Präsens  permissivum,  wenn  man 
nähmlich  die  Erlaubnifs  begehrt,  welches  von 
demnacliher  anzugebenden  Optative  unterschie- 
den ist,  lautet,  wenn  es  nahe  Gegenstände  be- 
trillt: tavecciä:  ich  trage  dann  doch,  bey  ent- 
fernten Gegenständen  lav^tlapi:  so  gehe  ich  und 
trage.  (Im  Plurale  ändert  sich /a  wieder  inya; 
Jiinnmjaieccia  w.  g.  u.  tr.  u.  s.  w.  ) 

6.  Die  Praeterita  ,  Futura  und  Optative  ha- 
ben die  Personal- Vorsätze  also:  I  Singular-Per- 
son /r/,  II  P.  nui,  III  P.  na  oder  Ja,  letztere  zvvey 
eben  so  im  Plurale,  wo  sie  aber  durch  die  En- 
dung \^om  Singulare  unterschieden  sind,  die  sie 
mit  der,  auf  die  Nationalen  eingescliränkten, 
I  Plural-Person  gemein-chafrlich  haben,  statt 
dafs  die  unbestimmte  I  Plural- Person  und  ihr 
Dual  sich  nicht  in  der  Endung,  sondern  blofs 
durch  ihre  Vorsätze,  jene  durch Jumna  na,  diese 
durch  chec-cia^  von  den  Singular- Formen  un- 
terscheiden. Der  Praeterita  sind  viele:  I,  was 
vor  Einem  Tage  geschah:  taiei,  die  in  den  er- 
wähnten Personen  geänderte  Plural- Endung 
verwandelt  i  in  teve  *  i;  II.  vor  einer  oder  zwey 
V^^ochen:  iarejac-ne,  jac-ne  wird  in  jenen  Plur. 
Pers  znjalek-ne',  III  vor  einem  bis  sechs  oder 
mehreren  Monathen  tavkine,  aus  mewird  in  jenen 
Plur.  Pers.  tomne;    IV.  von  längst  geschehenen 

*)  Eine  Ähnlichkeit  wird  bey  dem  Karaibischen 
bemerklich  werden,  dafs  da  i  des  rraeieritnms  auch 
in  der  Q.  und  3.  Plural  -  Person  verwandelt  wird. 
ii;i!)mlich  in    'ou. 

MUhriJ.  111.  *  ^ 


66  o 

Dingen;  taverinyjac-ne,  aus  dieser  Endung  wird 
in  jenen  Pli'.r.  Pers.  riihjatcve;  Aorist  für  allt  Prä- 
terita  tarecce  mit  der  zweyten  Art  der  Pronomen, 
die  aulser  der  ersten  Person  hier  coz-gesetzt  sind; 
Futuriun  1,  (mbc^timmt,  wie  unsere  Futura :  ta- 
Tecci^  ans  cci  wird  in  jenen  Plur.  Pers,  tecci-^ 
iL  für  entfernte  Dinpe.-  tavetämncci,  aus  welcher 
Endung  in  jenen  Plur,  Pers.  tämdecci  wird;  be- 
sonders flir:  ich  werde  gehen  um  zu  tragen, 
wird  diefs  Futurum  gesetzt;  III.  im  directen 
Nach.satze  einerBedingung  (z.B.  lege  es  hierher;  ^ 
so  werde  ich  es  tragen  ):  taieige,  aus  ige  wird  in  .  | 
jenen  Plural- Personen  teige. 

7.  Der  Imperativ  ist:  jareche^  für  entfernte 
Dinge:  jäTetu,  und  hat  auch  Formen  der  3.  imd 
der  1.  Plur.  Pers.;  der  Prohibitiv  lautet  tanorei-, 
abex  es  existirt  daneben  noch  ein  besonderer 
Modus;  carerena,  siehe  dich  vor,  nimm  dich  in 
Acht,  <lafs  ich  nicht  dich  trage,  Plur.  caveien- 
ghemb ,  (woneben  aber  3.uch Jarenena  ich  fürchte,  I 
hüthe  mich,  dafs  du  nicht  mich  tragest,  gesagt 
wird,)  der  I.Optativ  ist:  tarere,  der  IL,  welclier 
das  Imperfectum  ausdruckr,  selten  das  Plus- 
quamperfectum;  taierirlje,  der  Conjunctiv  in  al- 
len Personen /flre/--yßc'e,  so  dafs  diese  Personen 
durch  Fo/'setzLing  der  zweyten  Art  der  Personal- 
Pronomen  njä  u.  s.  w.  luiterschieden  werden. 
Die  Gerundien  sind:  javecce  zu  tragen,  jaretep- 
cidve  vor  dem  Tragen,  jaTetpe.ph  nach  dem  Tra- 
gen,  jaxeteclwmne  bald  nach  dem  Tragen,  jane- 
getpe  odtT  ja£egeipa7n  um  zu  tragen:  jaie-tepb 
zum  Tragen.  DieParticipien  lauten:  arene  oder 
üre/e  tragend,  ohne  Verbindung;  y^re/ze/ in  \^er- 
bindung  mit  einem  Substantive;  naieri  was  ich 
trage;  naretpe  was  ich  getragen  habe;  naregell 
was  ich  häufig  getragen  habe;  javegiäc-pe  etwas 


66 1 

Getragenes,  Vlur.  invecciamo ;  taxecceme  was  ge- 
Traaeii  wird,  tavaccemhe  was  getragen  werden 
\^nu.  —  Uebrigens  gibt  es  mancherley  irregu- 
läre Verben,  besonders  in  der  sechsten  Con- 
JLigation. 

8-  Das  Verbum  substantlvum  uocciri  seyn, 
dieijt  zur  Bildung  der  Pa->sive,  indem  uaccla^ 
ueccie,  uoccio  u.  s.  w. ,  oder  eigentlich  uacc^  uecCy 
uorc  vor  die  Active  treten ,  je  nachdem  diese  mit 
ja,  7e,  jo  anfangen.  Wenn  aber  die  Verben 
einen  Consoiiariren  zum  Anfangsbuchstaben  ha- 
ben; so  tritt  wr//',  uot^  vor  dieselben.  Die  Verba 
neutra  haben  in  der  Regel  die  Endung  muri,  aber 
führen  -sich  leicht  auf  die  Conjugationen  der 
Verba  activa  oder  passiva  zurück. 

9.  Abgeleitete  Formen  der  Verben  sind  fol- 
gende: die  Prequentative  drucken  sich  aus,  in- 
dem pta  vor  der  Endung  ri;  mecu  vor  der  En- 
dung ru  eingesch(jben,  oder  endhch  mit  Ein- 
schiebung  eines  p  und  Auhängimg  der  Endung 
0///7,  z.  B.  2iy\s  jeneri  beschauen,  jepneotiri:  oft 
besehen,  wird.  Wenn  po  vor  rz  eingeschoben 
lü^ :  so  wird  dadurch  der  Begriff:  geben,  oder 
auch  diefs  bezeichnet:  dem  andern  sagen,  dafs 
er  thue,  was  das  Verbum  bedeutet;  ma  zuwei- 
len vor  ri  eingeschoben,  bedeutet:  reddere, 
machen;  /•/ in  gaz  verwandelt,  wegnehmen;  ipi 
vor  r/ eingeschoben:  das  wollen,  was  das  Ver- 
bum sagt;  re  hinten  ans  Verbum  gehängt:  zu- 
rück; tari  an  Substantive  oder  Adjective  ange- 
hängt: das  werden,  was  diese  bezeichnen.  Das 
Verbum  nesativum  wird  durch  Nachsetzung  der 
INegativ- Partikel  pra  gemacht,  welche  sich,  so 
wie  die  andern  Negativ- Partikeln,  immer  mir 
dem  Hauptworte  des  Satxes  verbindet. 

Tt  2 


66'^ 

10.  Die  Praepositionen  werden  alle  durch 
hinten  angehängte  Laute  ausgedruckt,  in  ihrer 
Zusammensetzung  mit  den  Personal -Pronomen 
erfolgt  bisweilen  Veränderung  dieser,  z.  B. 
chere:  mit,  h^t Jachere:  mit  mir,  avadiere:  mit 
dir,  itachere:  mit  ihm,  cachere:  mit  uns  zweyen, 
cacherecne:  mit  uns,  avacherec-iie:  mit  euch. 
Die  Adverbien,  die  sich  von  Adjectiven  ablei- 
ten, lauten  ganz  wie  diese. 

Sprach  proben. 

Wörter  der  Tamanakischen  Sprache  hat 
GiliJ '•')  avifgestellt,  nach  ihm  Hervas  im  Vocab. 
poligl. ;  ersterer  hat  eben  denselben  Aufsatz  über 
die  St:höpfung,  den  er  auch  Maipurisch  gelie- 
fert, im  Tamanakischen,  so  wie  eine  Menge  ein- 
zelner Wörter  und  Phrasen  **).  Die  Zahlwör- 
ter hat  Hervas  in  der  Aritmet.  d.  naz,  S.  104., 
GUij  T.  II.  S.  332.,  und  das  V.  U.  jener  mit  An- 
merkungen im  Sagg.  prat. 

4©0. 
T  a  m  a  n  a  k  i  s  c  b. 

Aus   Hervas   Saggio  jvaticoy    N.  32. 
Unser       Vater     Iliinniel     in  iler 

Yumna-irau^  cap-yave  maiieclii; 

Deinen  Nahmen  erkennen  niöc,on  alle 

Avegeti     ambuctere     tenigiare; 


*)  T.  IIL  S.  375  —  582.  386  —  389-  Die  hier  an- 
zuführenden wertleu  bey  dem  Karaibiscben   tollen. 

**)  Jenen  T.  ill.  S.  2*0.,  niese,  ani'ser  an  den 
schon  bey  dem  Maiparischen  erwähnten  Stellen  liocb 
T.  II.  125.  132.  150.  151.  155.  i6ii.  176.  177.  «86. 
197'.  201.  ßi4.  CIQ7.  23 ik  032.  244.  255.  2C4.  501.  3«». 
514.  515-  32^-  3^5- 


663 

Deine  Woliniing  in       uns  bringe 

Aj:>atalyacä     yiuiuia     iiiarcclii; 

Gcliovsam  seycii  Erde         auf  welche 

Tacreche    aictere    nono  -  p6    matomnamo 

Hinunlische  wie 

caponocam  gaige; 

Heute  gib  uns  Speise 

Arneiiare     anuke     yumna-uya     tacheme 

stetige 

ipocorono; 

Bösen  uns  vergib  wir 

Petkebuni    yurana     ipurecke    yumna-uya 

vergeben  wie  ßöses  w^elche 

pureciir     gaige    petkebra    mauecbi 

uns  gegen 

yumna-pake; 

BetriegeT         unter  un»  mache        fallen     nicht 

AiigLiptene  yave  yumna  muclii  atca-prä; 

ßöses  wirf  uns  von 

Petkebra  imake  yumna  pocono. 

Anmerkungen 
nach  Hervas   und  der  Grammatik. 

Yumna  unser.  Wenn  nach  Hervas:  papa 
mein  Vater,  emo  dein  V.,  imu  sein  V.  hiefse:  so 
würde  nicht  einmahl  diefs  letztere  eine  Anwen- 
dung auf  den  gegenwärtigen  Fall  haben,  noch 
weniger  irgend  ein  Zusammenhang  der  Stamm-! 
sylbe  7^0  oder  mu  mit  papa  ^  oder  eine  Anwen- 
dung der  oben  N.  4.  des  grammatischen  Charak- 
ters angegebenen  und  auch  hier  in  der  folgen- 
den Bitte  angewendeten  Formen  der  Possessiva 
sichtbar  seyn.  Ohne  Zweifel  ist  imu  Form  eines 
andern  Dialekts.  Uebrigens  ist  das  Unbestimm- 
te :  unser,  ausgedruckt,  (und  papa  bey  den 
Guaneres:  Vater.) 


664 

In  den  Wörterverzeichnissen  ist  eapu  für 
Himmel  angegeben,  doch  liegt  die  Abkürzung 
auch  in  der  von  Gilij  bemerkten  Form  cap-ponb, 
welche,  weder  genau  geschrieben,  noch  erläu- 
tert, in  der  dritten  Bitte  vorkömmt,  aber  bey 
Gilij  als  Zusammensetzung  mit  der  Prae-(Post-) 
Position /?o  angeoeben  wird;  po  undlyave  oder 
Jave  bedeuten:  in,  Jocä  zu,  hin  zu. 

manechi  hier  und  m  der  fünften  Bitte  das  Pro- 
nomen relativum ,  in  der  dritten  matomnam» 
nach  Her\-as  der  Plural  von  jenem. 

Vor  Wörtern,  die  mit  Consonanten  anfan- 
gen, wie  das  folgende /?ß/ß.-  Wohnung,  ist:  g, 
vor  solchen,  die  mit  Vocaien  anfangen:  ßi' Be- 
zeichnung des  Pronominal -Adjectivs:  dein.  An 
den,  mit  diesen  zusammen  gesetzten  Substanti- 
ven bemerkt  man  am  Ende  den  Anhang!/  oder 
ri,  wohl  zum  ATizeichen,  dafs  sie  nicht  absolut 
stehen;  vielleicht,  dafs  auch  hier  /  ein  solcher 
AnhancT,  und  bey  patal:  l  statt  /  verschrieben 
wäre,  doch  ist  zu  bemerken,  dafs  //  eine  häufige 
Endung  im  Tamanakischen  ist.  Dafs  übrigens 
v^j/e/ZmeinNaiame,  z/f?^ge// sein  N.  bedeute,  sagt 
Hervas,  und  bezeugt  dadurch,  dafs  g  und;/ nur 
verschiedene  Schreibart  oder  eins  davon  Verse- 
hen ist. 

ambuctere  nach  Hervas  vom  Verbum  puturu: 
erkennen;  auch  hier  möchte  vvchl  Versehen  der 
Schreibart  oder  dialektische  Ungenauigkeit  im 
Spiele  seyn,  wenn  man  nicht  auf  die  Irregulari- 
tät nicht  weniger  Verben  zu  blicken  hat.  Uebri- 
gens  läfst  sicli^zwar  re  als  Endung  des  Optativ» 
(3.  N.  7.),  nnd  zwar  tere,  als  Endimg  einer  Plu- 
lal-Persbn,  eben  so  wie  bey  dem  folgenden 
^i.r/ere  erkennen;  aber  von  dem  auszeichnenden 
Vorsatze  der  Person  ist  hier  keine  Spur, 


o55 

morechl^  bey  Gilij  lautet  die  2  Pers,  des  Fu- 
ti'.r.  I.  nach  Itaiienischer  Aussprache:,  marecci, 
nach  welcher  das  erstere  zu  nehmen  sey,  ist 
nicht  klar. 

tacreche^  zwar  ist  che  nicht  als  Particip-En- 
dung  angegeben,  aber  wohl  führt  Gilij  an:  ton- 
noclie,  der  eine  Nase  hat,  von  /onna/-/  meine 
JNaye.  Ucbrigens  hat  Hervas:.  j«r/-f/7  gehorchen, 
wovon  li  Infinitiv-Form,  ya  veränderlicher  Con- 
jugations- Charakter  ist. 

uocciri  bedeutet:  seyn ,  bey  Hervas  imrich- 
tig  uochili  mit  /;  davon  soll  aictere^  über  dessen 
Endung  vorher  gesprochen  ist,  kommen. 

/;o,  3L\\ch.  \uv  caponocam  ist  oben  erklärt,  die 
Plural- Endung  com,  eigentlich  camo ^  kommt 
von  Siugularen,  welche  mit  che  endigen,  wie 
die  vorher  angeführten  Wörter. 

amenare  ibt:  heute,  und:  jetzt;  um  letzteres 
bestimmter  auszudrucken,  wird  cenerepe:  in  die- 
sem Zcitpuncte,  zugesetzt. 

jumna-uja  s.  N.  4.,  anuke  soll  nach  Hervas 
von^z//'o.-  geben,  herkommen,  übrigens  ist  Cy^e 
Endung  des  Imperativs,  und  tui  ich  habe  gege- 
ben ,  nun  du  hast  gegeben, 

tachcme  soll  nach  Hervas  ein  Verbal- Nomen, 
von  yacurü:  essen,  seyn,  übrigens  bedeutet 
2i\xC\v  nauäpi :  Speise. 

ipakere  nach  Hervas:  immer,  und  davon 
durch  die  Endung  720  ^as  abgeleitete  Adjectiv. 

petchebra  ist  auch  bey  Gilij :  böse,  übel,  pu- 
Tccura  nach  Hervas:  Mideid  haben.  Der  Ge- 
brauch der  zweyten  Art  von  Pronomen  bey  der 
Wiederkehr  des  Worts  soll  mehr  den  Habitus, 
als  die  einzelne  Handlung  ausdrucken. 

ß/z^z/'/j/e/ze  nach  Hervas:  Betrieger,  von  _yö/z- 
gi/Z/Ycribetriegen,  muchi^oVi  sich  von  iri:  legen. 


setzen,  a/ca  von  uatcari:  fallen,  ableiten.     Die 
Negation /?/*ß  ist  erwähnt. 

imake  nach  Hervas  von  imari  wegwerfen  ,  mit 
der  angeführten  Imperativ- Form  che^  nach  der 
Schreibart  bey  Hervas  ke. 

2.    A  r  a  w  a  c  k  e  ru 

Die  Arawncken  wohnen  zunächst  den  sonst 
Holländischen  Colonien  Suriname  und  Berbice, 
an  den  Flüssen  dieses  Nahmens.      Schon  bey  de 
Laet  sind  sie,  und  Wörter  ihrer  Sprache  erwähnt; 
aber  eine  genaue  Darstellung  ihrer  Lebensweise 
und  Sprache  verdanken  wir  dem  Missionär  der 
Brüdergemeinde  unter  denArawacken  C.  Qjiandt^  | 
der  ihren  Nahmen  also  schreibt '•').     Sie  gränzeii  1 
an  der  oberu  Berbice  mitKaraiben  und  mit  zwey  | 
andern  Nationen,  den  Waqtiaien,  womit  wolü:  \ 
Ouaqua  gemeint  seyn  möchten,  und  den  Wara-  i 
jien^  von  welchen  letzteren  die  meisten  die  Ära-  \ 
wackische  Sprache  verstehen,  aber  auch  eine  ei- 
gene haben**).     Diese  und  die  Karaiben  sehen 
sie  als  Landsleute   an,    die  südlicher   nach  dem  i 
obern  Orinoko  und  Amazonen- Flusse  wohnen-.  1 
den  Völkerschaften  werden  von  ihnen  als  Frem- 
de  betrachtet.     Auch    die  Karaiben  betrachten 
sie  als  aus  einem  andern  Lande  in  das  ihrige  ge- 

*)  In  seiner  Nachricht  von  Suriname  und  seinen 
Einwohnern,  sonderlich  denArawacken,  Waranen  uHd 
Karaiben,  von  dtn  nützlichsten  Gewächsen  und  Thie- 
ren  des  Landes,  den  Geschäften  der  dortigen  Missiona- 
jien  der  Brüder  -  Unität,  und  der  Sprache  der  Ara-s  i 
wacken,  Görlitz  1807.  ^| 

*•)  Wie  Hr.  ^«anJf  in  einer  schriftlichen  Mitthei«  | 
lüng  mir  von  dieser  Völkerschaft  und  der  der  Akuliu  ] 
ansdrücklich  versichert.  ' 


6'6'7 

kommen,  und  haben  mit  ihnen  s©  lange  Krieg 
geiiihrt,  bi'5  die  Holländer  zwischen  diesen  drey 
Nationen  Frieden  gesrifret  haben.  Viele  Ara- 
wacken  haben  sich  zum  Christenthnm  bekehren 
la.s>sen,  sie  leben  auf  eine  andern  dortigen  Einge- 
bornen  ähnliche  Wei-^e,  vom  Landbau  und  der 
Jagd,  sind  aber  nicht  so  wild,  als  viele  andere, 
und  werden  fiii^  schöner  als  die  meisten  andern, 
dortigen  Nationen  gehalten. 

Qrammatischer    Charakter   der   Arawacki- 
sehen  Sprache 

1.  Unter  den  Buchstaben  (deren  Ausspra- 
che hier  die  Deutsche  ist )  fehlen  c  und/";  r  und  / 
aber  sind  zuweilen  schwer  von  einander  zu  un- 
terscheiden. 

2.  Von  den  Substantiven  werden  sehr  we- 
nige ohne  Beyfiigung  eines  Possessivi  gespro- 
chen. Bey  der  Verbindung  mit  demselben  lei- 
det aber  das  Wort  mehrentheils  einige  Verände- 
rung, indem  oft  die  Endimg  hü  wegfällt,  und 
der  Anfangs-Vocal  des  Substantivs  ni  den  des 
vorgesetzten  Pronominal- Adjectivs  verwandelt 
wird. 

3.  Was  die  Bezeichnung  der  Casus  betrifft: 
so  ward  im  Dative  umi'in^  im  so  genannten  Abla- 
tive uria  oder  uwur'ia  hinten  angehängt.  -^Der 
Plural  der  Substantive  bildet  sich ,  indem  hinten 
null  oder  enuti^  zuweilen  mit  Weglassung  eini- 
ger Laute  des  Substantivs,  angehängt  wird. 
Aber  auch  schon,  wenn  ein,  sich  auf  Mehrere 
beziehendes  Pronominal  -  Adjectiv  mit  einem 
Substantive  verbunden  ist,  erhält  dieses  defshalb 
eine  andere  Endung,  und  c//,  nati-,  odev  einti 
werden  angehängt. 


ms 

4.  DiePersonal- Pronomen  sind  dni  oder  da- 
iia'ich,  bi'ii  oder  bokkia  du,  likia  er  (just  wie  in. 
der  Karaibischeii  Insular -Sprache),  turreha  sie 
oder  es,  wai  oder  wak'ia  wir,  lad  oder  hühia  ihr, 
r/ö/ oder  nak'ia  (gen,  commun.)  sie.  Vor  den 
Bersonen  der  Verba  stehen  die  kürzeren  von 
diesen  Formen  (an  den  längeren  bemerkt  man 
leicht  die  gemeinsame,  also  liinzu  gekommene 
Endung,  wie  eine  andere  eben  so  gemeinschaft- 
liche oben  bey  den  Achagua,  gefunden  ward,  ) 
lind  von  der  dritten  Person  auch  solche  kürzere: 
/wvom  Masculin,  tu  vom  Förninin  und  Neutrum. 
Aufserdem  stehen  noch  kürzere  Formen  sowohl 
für  das  handelnde  Subject,  als  für  den  Accusa- 
tiv,  das  Object,  auf  welches  gewirkt  wird,  doch 
wie  es  wenigstens  nach  den  Beyspielen  scheint, 
nur  dann,  wenn  ein  Pronominal- Accusativ  bey 
4em  Verbum  steht,  nähmiich:^ 


vorn 


hinten 

Sing.   1  Pers.         da        de 

2  Pers.         ha         '^'^ 

3  P.  Masc.  la  i 

Föm.  ta  '^ 

Plur.  1  Pers.  wu        " 

2  Pers.  ha         •  ^^'^ 

3  Pers.  na         -  J^' 

Die  vorn  stehenden,  mit  der  Dativ-Endung  zu- 
sammen gesetzt,  bilden  die  Dative  dieser  Prono- 
men, doch  sagt  man  auch  z.  B.  Ukia  umiln:  ihm. 
Die  Pronominal- Adjective  werden  durch  die  An- 
fangs-Consonanten  der  oben  angegebenen  Pro- 
nomen ausgedruckt,  wobey  h  der  2  Pers.,  /  der 
dritten ,  wiederum  mit  der  Karaibischen  Insular- 
Sprache  zusammen  trifft. 


66o 

5'.  Die  Adjective  sind  eigentlich  von  Verben 
kommende  Farticipien,  wovon  das  Masculin  //, 
da.^  Feminin  ///  zui  Endung  hat,  im  Plural  haben 
bfcyde  Geschlechter  //.  Andere  Adjective  ha- 
ben in  beyden  Geschlechtern  im  Singular  issia 
oder  ilss:a,  im  Plural  issiajvm. 

6.  Die  Verben  sind  in  ihrer  Biegung  theils 
regulär;  theils  irregulär  :  jene  zerfallen  in  folgen- 
deiüni  Classen  oder  (  onjugationen ,  nachihien 
Infinitiven  hier  geordnet:  die-^er  lautet  lau-  ?>?, 
Z//2,  nn^  II  auf  än^  welche  Verben  oft  das  Hülfs- 
Verbiun  ka:  seyu ,  am  pjide  annehmen,  iflauf 
unnua,  die  Endung  der  Passiva  und  Neutra,  IV  auf 
c/.',  V  Avie  bev  I,  aber  so  daf?»  die.-.e  \''erben  meis- 
tens das  Hülf^-Verbum  ka  annehmen,  und  die 
Pronomen  hinten  haben.  Die  Pt-rsoJial- Prono- 
men, die,  wie  auch  au3  der  V.  U.  Formel  erhel- 
let, bald  unabgekiirzT  vorn,  bald  abgekürzt  vorn 
oder  hinten  stehen,   sind  N.  4.  angegeben, 

7.  Die  Tempora  bilden  sich,  indem  im  Prae- 
sens die  Endung  des  Infinitivs  in  a  verwandelt 
wird ,  woran  im  Praeteritum  vorlängst  vergange- 
ner Zustände  kuba  gesetzt  wird.  Die  übrigen 
Tempora  haben  statt  des  71  des  Infinitivs  —  das 
Praeteritum  für  heute  Geschehenes:  bi^  für  ges- 
tern Geschehenes /^ima,  das  Futurum /7tf.  Unnua 
der  dritten  Conjugation  wird  im  Präsens  in  oa^ 
vor  den  Endungen  der  übrigen  Tempora  in  u 
.verwandelt. 

§.  Für  den  OptatiT  und  Conjunctiv  wird  an 
jedes  dieser  Tempora  ma  angehängt,  im  impe- 
rative an  das  Präsens  te  oder  Ite^  im  Gerundium, 
an  den  Infinitiv  te  oder  nibia-^  der  Infinitiv  der 
Praeterita  und  des  Futurum  hat  die  Form  dieser 
Tempora,  aber  ohne  Personal  -  Pronomen  ;  im 
Particip  des  Praesens  wird  n  des  Infinitivs/in  ti, 


670 

beym  Föminin  in  tu  verwandelt,  für  die  übrigen 
Tempora  wird  vor  ilirer  Eiidiiiig  //  eingescho- 
*ben.  Wenn  eben  so  ssia  angehängt  oder  einge- 
schoben wird:  so  entsteht  dadurch  für  alle  Tem- 
pora der  Verba  transitiva  ein  Particip  dessen, 
was  bewirkt  ist,  also  eigentlich  ein  passivisches, 
wobey  aber  die  Person  durch  Pronominal - 
A^orsätze  bemeiklich  wird,  z.  B.  von  abulitin: 
schreiben,  oder:  bunt  machen,  ^«*^w//Vw5zär;  was 
ich  schreibe  C eigentlich:  mein  Geschriebenes), 
dabullthsiabi^    was    ich  heute  geschrieben  habe 

u.  s.  w. 

g.  Uebrigens  wird,  um  das  Passiv  zu  bilden, 
das  n  des  Infinitivs  in  hün  verwandelt;  in  nmia 
aber,  um  das  Reciproke  oder  Reflexive  auszu- 
drucken, in  kuttim  bey  Hinzuiügung  der  Be- 
griffe :  machen ,  oder  lassen ,  z.  B.  von  assukus- 
SLin  waschen:  assukissunima  sich  selbst  waschen, 
assukussukuttun:  waschen  machen,  oder:  wa- 
schen lassen.  Das  Passiv  von  letzterem  assukis- 
sukuttunrtua  steht  oft  statt  des  unmittelbaren  Pas- 
sivs assuhussahün.  Das  negativische  Verbum  wird 
durch  das  vorgesetzte  m  gebildet,  z.  B.  akutiun 
essen,  makutliLn  nicht  essen,  dansika  ich  liebe, 
mansika  ich  hasse. 

10.  Die  Präpositionen  scheinen,  wenigstens 
so  weit  die  Bevspiele  der  folgenden  Sprachpro- 
ben reichen,  hinter  den  Substantiven  zu  stehn. 
Auch  die  Stellung  der  Conjunctionen  ganz  an-ä 
Ende  des  Satzes  erhellet  aus  dem  V.  U. 

Sprach  probe. 

DasV.  U.  in  der  Arawackischen  Sprache  ist 

in  dem  angeführten  ^uandtischen  Werke  mitge- 

theilt  (in   der  untergelegten  Uebersetzung    ist 

Yon  dtm  Buchdrucker  einiges  falsch  gestellt), 


671 

und  zeichnet  siuh  durch  das  sichtbare  Bestreben 
aiis,  die  im  V.  U.  vorkommenden  IJegrifFe  auch 
für  die  Fassungskraft  der  Nation  und  ihre  Art 
dc'^  Ausdrucks  deuthch  zu  machen.  Der  gütigen 
Mirrhcilung  eben  desselben  Verfassers  verdanke 
ich  die  von  ihm  verfertigte  Ueberserzung  mehre- 
rer Stücke  vom  Anfange  des  ersten  Buches  Mosis 
mit  einem  kleinen  V^erzeichnisse  von  Wörtern, 
wtlcl'e  nicht  in  dem  bey  jenem  Werke  befindli- 
ch t-u  Wörterverzeichnisse  stehen.  Aus  beyden 
sind  die  am  Schlüsse  dieses  Abschnittes  folgen- 
den Arawackischen  Wörter  entlehnt.  Die  der 
Arvacca  bey  de  Laet  stehen  in  dessen  Orbis  no- 
\-u8  S.  642. 

40  T. 

A  r  a  w  a  c  k  i  s  c  h. 

Nach    Q  uan  dt'' s   Nachiidit  von  Suii(iain&  S.  507. 
Gv)tt  ^)n^e^•     Herr  un>er     Vater         Hölie 

.    Jebovah,  Wadajjahün,    Wattiiiati,   aiju- 

in  seyend 

niiinti 

Du         beknsmi  geniachfvvevf'ien  sollst  allen 

Bokkia  adittlkittumiuabia   namaqua  umün, 

Dtiiie  Familie  werden  sollen  sie 

B i'ikk ürkiattini    biaje ; 

Dein   Wille       i;e'Jip.n  werden   soll  Erde  auf 

Baiisissiä      aiiihüniiibia     wniiabu     ubanna 

ganz       sie  thtiu     Höhe     in        wie 

mäii  iianiu  aijiimän  dm; 

Unser    Brut  gib  uns  heute 

Wa'xkalle  bussika  AvaiuLiu  danulni; 

Alles  Ei)se       von  mns  gethan       ver^iessen     witst 

Tumaqiia  aboatti     ^Yallissia     baüaikasöiapa 

dir   V(ia       uns    zu   gut  wir  auch  ver- 

buurüa    wuiiiüii,     wakia    badia    aliai- 


gessea  Anäcrev         Gethane«         uns    ^    gegen 

kassiäii     ab  bann    amissia   waijalukku 

uns  von     ihnen  zu  gut     wie 

waurua    iiaiiiLin    din; 

Ivichis  Bo^es      überwieo;end  kfs      uns  werden 

Hamniakurru  aboatu   tattani    bia  wallin Liä; 

Aber  mache  los  allem  Bösen  von 

Kau  bupussidate  tumaqua  aboatu  uriau; 

Du  Herr  alles  über  stark 

Bokkia    adaijahün    tamaqua    ociiii,    tattan 

alles  über 

ukunna     namaqua     adiii  ,      kamüniii 

auch  alles  Wohlseyn  imnierdar 

badia  tumaqua  üssakoaiia  immehuabiij 

w^eil. 

ndumma.     Amen. 


Grammatische   Anmerkungen. 

üdaijahü  Herr,  w  unser,  letzteres  eben  so  be^ 
dem  folgenden  Worte,  welches  aufser  dem, 
den  s.  oben  N.  3.,  angegebenen  Anhang  erhält^ 
weil:  unser,  sich  auf  eine  Pluralität  bezieht. 

m/i«  scheint:  in,  zu  bedeuten,  und  // die 
Endung  des  Masculin-Particips  zu  seyn,  und, 
mit  dem  vorhergehenden  Worte  zusammen  ge- 
setzt, das  Verbum  substantivum  auszudrucken. 

adittin  bedeutet:  wissen,  davon  mit  dem  An- 
hange: kuttun  (hier  ist,  ob  ab,^ichtlich,  vielleicht 
wegen  des  vorher  gegangenen  /,  wird  nicht  klar, 
Mttun  geschrieben):  wissen  machen,  bekannt 
machen;  das  noch  hinzu  tretende  nua  bildet  das 
Passiv  davon:  das  noch  mehrmahls  vorkom- 
mende bia  bedeutet:  mögen,  sollen;  in  der 
zweyten  Bitte  steht  es  mit  dem,  bey  NacMGlznng. 
de$  Pronomen  gewöhnlichen  Anhange /e. 


673 

I  umim  ist  die  Dativ- Endung  bey  wami'm  uns, 
\narnw}  ihnen,  ist  sie  mit  dem  Pronominal- Vor- 
sätze zii^arrimen  geM'achsen. 

Für  hiihkOrhJattlnl  führt  das  Wörterverzeich- 
nifs  ükürJiküahü :  Familie,  Gemeine,  an.  Die 
Wegfillnng  des  ////  darf,  s.  N.  3.,  bey  der  Vorse- 
tziii.gdtSii'  für:  dein,  nicht  auflallen;  dieEndung 
stellt  vielleicht  auch  in  einem  Zusammenhange 
mir  ilem  erwähnten  hiitun  ^  oder  macht  wenig- 
stens aus  dem  Nomen  ein  Verbum. 

<'////>?  hei fst :  thun,  wovon  am  Ende  der  Bitte 
nanin,  mit  dem,  s.  N.  4.,  wenn  die  Pronomen 
vorn  stehen,  gewölmliciien  Vorsatze;  hier  ist  es 
durch  Anhängung  des  Iiün^  s.  N.  9.,  zum  Pas- 
sive geworden. 

uhtmna:  ist:   in,  auf,  din:  wie. 

halii  Rrot,  Cossabi,  wai'xii:  unser,  aber  auch 
mit  der  Dativ -Endung  zusammen  gesetzt. 

(issikln  ist:  geben,  setzen,  bringen:  die  Form, 
des  Imperativs  ist  vielleiclit  irregulär,  jedoch  be- 
merkt irian  /;  als  Vorsatz  der  zweyten  Person. 

wan'issia^  wiederum  von  anin  das  N.  8-  ange- 
gebene Parricip  mit  w;  imser,  also:  unser  Ge- 
Ithsnes;  amissia  nachher  ist  ohne  Zweifel  Druck- 
fehler statt  (inissia. 

pa  in  baiiaihassiapa  ist  Endung  des  Futurum, 
I  welches  auch  die  Bedeutung  der  Hülfs- Verben  : 
I  können,  wollen,  mit  einschliefst,  b  Charakter 
'  der  2ten  Person ,  bey  der  Wiederkehr  jenes 
I  Verbum  im  Präsens  ist  das  vollständige  Perso- 
I  nal- Pronomen  vorgesetzt. 

I         uria:  von,    so  im  Wörterbuche,  hier  beyd« 
i  Mahle:    urua^    iiachmahls:    urlau  ^    wahrschein-^ 
lieh  nur  verschiedene  Aussprachen. 


Da  abbahün:  ein  aiK^eresMahl,  abbnmün:  an- 
derswo, bedeutet:  so  ist  der  Sinn  von  abbaim 
dadurch  bestimmt. 

/zömwa  bedeutet:  etwas,  kurru  nicht. 

tattan  h^'i^sv.  hart,  aber  auch:  stark  sevn, 
tatlan  alinua:  überwähigen,  womit  sich  vielleicht: 
fl/z/z  der  etwas  macht,  vergleicht. 

bupussidale ,  das  hinten  angehängte  te  ist  Cha- 
rakter des  Imperativs,  bu  oder  bü  Vorsatz  der 
2ten  Person. 

adi  ist  nach  dem  handschriftlichen  Verzeich- 
iiiisse:  über,    also  wohl  auch:    adin,    wofüv  odin 
vielleicht  blofses  Versehen  ist.     Die  Conjunction 
\udumma:  weil,  steht  ganz  zuletzt. 

üssan  bedeutet:  gut  seyn. 


K  a  r  a  i  b 


e  n. 


Weit  verbreitet  ist  die  Nation  der  Karaiben 
über  die,  den  bisher  bet;chriebenen  Völkern  östli- 
[chen,  nordöstlichen  und  nördlichen  Küstenlän- 
der; und  ein  grofser  Theil  der  kleinen  Antillen 
'oder  Karaibischen  Inseln  gehörte,  wie  schon  der 
{Nähme  aussagen  soll,  Menschen  dieser  Nation, 
^^velche  man  im  sechzelinten  Jahrhunderte  vom 
[Aequator  oder  vom  Ausflüsse  des  Amazonen-Flus- 
ses an  der  Nordgränze  Brasiliens  bis  zu  den  Jung- 
fern-Inseln ausgebreitet  fand  n.  Auf  dem  festen 
Lande  fand  man,  wie  auch  Gilij  sich  ausdruc.a: 
ehemahls  vom  Ujapi  (welcher  sich  nicht  weit 
vom  Cuccivero  awf  der  rechten  Seite  in  den  Ori- 
noko ergiefst,  ungefähr  einen  Grad  höher  an  die- 
sem Fhisse  herauf,  als  auf  der  linken  Seite  des 

Apure 


•)  Humboldt  Essai  politique  de  la  nouv.  Esp.  S.  85- 


^75 

Apure  einfällt,)  bis  zum  Meere  nichts  als  Karai- 
ben.  So  lang,  und  vielleicht  auch  so  breit,  war 
der  ungeheure  Strich  von  Gewässern  und  Län- 
dern, welche  die  Karaiben  einnahmen,  und 
Pwuäi  lange  ihr  Königssitz.  Sie  wollten  sich 
nicht  blofs  die  kleinen  Nationen  unterwerfen, 
sondern  auch  die  mächtigen  Cabres  imd  Guipu- 
navi,  an  denen  aber  ihre  Gewalt  sich  brach  -). 
Genannt  als  roh,  wild  und  grausam  sind  beson- 
ders die  Kannibalen  der  Karaibischen  Inseln: 
aber  auch  die  Karaiben  des  festen  Landes  sind 
noch  die  rohesten  und  grausamsten  Völker  am 
Onnoko;  Räuber,  die  alle  ihnen  nicht  gewach- 
sene Haufen  als  ihre  Knechte  betrachten  und 
behandeln,  sie  unaufhörlich  überfallen,  ihnen 
rauben,  was  diese  sich  erbaut  haben  **).  'Ob 
alle  Zweige  dieser  Nation  sich  hierin  gleich, 
oder  welche  in  höherem  Grade  die  Geifsel  ihrer 
Nachbarn  sind:  darüber  geben  die  bisher  be- 
kannt gewordenen  Nachrichten  noch  keine  be- 
stimmte Auskunft.  Als  solche  Zweige  dieser 
grofben  Nation  des  festen  Landes  hat  Gilij  eine 
^lenge  von  Stämmen  angegeben,  indem  er 
20  Dialekte  des  Karaibischen  aufstellt,    nähm- 


*)  Gih]  Saggio  di  Stör.  Amer.  T.  I.  S.  40.  Aus 
Quandt's  Nachricht  von  Suriname  S,  £91.  gehöre 
noch  hierher:  „Von  der  Berbice  bis  an  die  Oranoke 
wohnen,  so  viel  ich  erfahren  habe,  keine  Karaiben, 
sind  an  der  Oranoke  von  den  Spaniern  für  vogel- 
frey  erklärt,  und  dürfen  aich  daselbst  gar  nicht  se- 
hen lassen  " 

**;  Die  Karaiben  sagen  nach  Gumilla  T.  I.  S.  171. 
ana  carina  rote  d.  i.  wir  die  Carina  (d.  i.  s.  nachher 
ihr  Volksnahme)  sind  ein  Volk;  amucön  papororo 
itato  nantö  d.  i.  alle  andere  Völker  sind  unser« 
Sclaven, 

Mkhrid.  lll  y  XX 


676 

lieh  das  Tamanaki^che  und  die  bey  diesem  von 
uns  angeführten  Dialekte  desselben ,  und  aufter 
dem  die  nachher  anzuführenden.  Wir  haben  alle 
anderen  zerstreuten  Äufserungen  Giiij's  benutzt, 
um  die  Dialekte  auszusondern,  welche  er  für 
sehr  nahe  mit  dem  Tamanakischen  verbunden 
erklärt,  und  welche  also  zu  dieser  (zwar  mit  dem 
Karaibischen  verwandten,  aber  doch  von  ilim 
ganz  abzusondernden)  Sprache  gehören,  diesel- 
ben dorthin  geordnet,  und  behalten  demnach 
von  jener  Liste  Giiij's  als  Dialekte  des  eigentli- 
chen Karaibischen  übrig:  die  der  Alapbje,  Gua- 
chiri,  Guaidiirle  und  Palenco^  (^velche  letztere  an 
die  Guama  und  Ouaquara  stofsen,  und  auf  de 
Laet's  Karte  als  eine  grofse  verbreitete  Nation 
erscheinen.)  Zu  grolser  Bestätigung  dieser  so 
gefundenen  Abtheilung  dient  es,  dafs  Gumilla 
bey  der  Aufzählung  der  Dialekte  der  Karaibi- 
schen Sprache  mit  sehr  geringer  Abweichung 
just  die  genannten  angibt,  nähmlich  :  die 
Guayana^  Palenca^  Guyri^  Gay  quin  ^  Mapuy  und 
Cwiianagota  *)♦  Was  die  Sprachen  der  Paria- 
cotti  vmd  eben  erwähnten  Cumanacotti  betrifft, 
deren  Dialekte  Gilij  selbst  als  etwas  entfernter 
vom  Tamanakischen  aufstellt:  so  bliebe  unent- 
schieden, ob  sie  sich  mehr  dem  Karaibischen 
nähern,  zu  welchem  ja  Gumilla  die  Cumana- 
gota  rechnet.  Wenigstens  möchten  jene  Paria- 
cotti  oder  Anwohner  des  Golfs  von  Paria,  deren 
Sprache  der  Missionär  Pelleprat  auf  der  Küste  so 
verbreitet ,  und  mit  der  Karaibischen  von 
Cayenne  übereinstimmend  fand,  vielleicht,  mit 
Vergleichung  beyder  Nachrichten,  für  einen 
Mittel -Dialekt  zwischen  dem  Karaibischen  und 

*)    Gumilla  a.ü.  O.   T.  II.   S.  193. 


Tamanakischen  zu  halten  seyn,  und  die  noch 
■vvchtlichcren  Cumanacati,  denen  jener  Missio- 
när durch  jene  Sprache  nicht  verständlich  wur- 
de, sodann  den  Uebergang  zu  dem  folgenden 
Abschnitte  bilden.  In  wie  vielerley  Stämme 
mögen  die  Bewohner  der  Antillen  haben  können 
unterschieden  werden,  da  sie,  auf  einzelnen 
Inseln  w^ohnend,  sich  in  Absicht  des  Zusammen- 
hanges der  Sprache  und  mancher  anderer  Ar- 
ten der  Verbindung  noch  begreiflicher  von  ein- 
ander entfernen  konnten.  Indessen  finden  wir 
in  den  über  sie  vorhandenen  Nachrichten  nichts 
von  solchen  Verschiedenheiten  bemerkt. 

Die  Kiiraiben  des  festen  Landes  glauben  aus 
den  Antillen  abzustammen,  und  von  dort  auf 
diese  Küste  gekommen  zu  seyn  *).  Dagegen  er- 
fuhr Breton  auf  den  Karaibisclien  Inseln,  dafs 
nach  dortiger  Tradition  diese  Insulaner  von  dem 
festen  Lande  gekommen,  und  von  ihnen  die  ur- 
sprünglichen Bewohner  der  Inseln  ausgerottet 
worden,  mit  Ausnahme  der  Weiber,  welche 
unter  sich  etwas  von  der  ursprünglichen  Sprache 
beybehalten  hätten  **).  Vielleicht  hängt  aber 
diese  Sage  auch  mit  der  nachher  zu  erwähnen- 
den von  Euiwanderung  vom  festen  Lande  des 
nördlichem  Amerika's  zusammen,  und  betrifft 
dann  das  Verbal tnifs  zu  den  Karaiben  inCayenne 
nicht.  Wenigstens  die  Identität  der  Abstam- 
mung dieser  beyden  Hauptstämme  bewährt  sich 
durch  die  Uebereinsrimmung  der  Ansichten  vie- 
ler Kenner  dieser  Länder  j    und  auch  die  Karai- 


*)  Gilij  a.  a.  O.  T.  III.  S.  204.  vergl.  mit  T.  L 
S.  119.,  wo  bemerkt  wird,  dals  sio  sirh  von  Cayenne 
aus  bis  zum  Flusse  Caua  ausgebreilet  haben. 

**)  Breton  Dictionnaire  Caraibe-  Frajicois,  S.  229. 

Uu  2 


678 

ben  der  Antillen,  welche  sich  selbst  in  der  Spra- 
che der  Männer:  Callinago,  in  der  Sprache  der 
Weiber  CaU'iponau  nennen,  unterscheiden  sich 
von  den  Karaiben  des  festen  Landes  nur  durch 
den  Beysatz:  oubaöbanum  (von  oübao:  Insel,) 
und  jene  von  sich  durch  den  Beysatz  baloiif^ba- 
vwjT  (von  balüüe  grofses,  festes  Land.)  Die  Ka- 
raiben des  festen  Landes  sind  von  den  Französi- 
schen Schriftsteilern  durch  den  Nahmen  Galibi 
ausgezeichnet  worden,  sie  selbst  abernennen 
sich  Cariim  (mit  dem  blofsen  Unterschiede  des 
/uVid  /•  beyder  National -Benennungen  ;  die  Ot- 
tomaken nennen  sie:  Cariptna,  die  Maipuren: 
Car'ipima. )  * ) 

Das    Verliältnifs    der    Karaibischen    Wörter 
beyder   Hauptstämme    zu  Tamanakischen   und 
Ar:nvackischen  wird  wenigstens  zum  Theil  aus 
den  nachfolgenden  Wörterverzeichnissen  erhel- 
len ,  vnid  z."B.  die Aravvackischen  Ausdrücke  für: 
Hand  ,1,2,  trefien  sehr  mit  der  Männerspra- 
clie  der  Inseln  zusammen  (einige  grammatische 
Ähnlichkeiten  zwischen  beyden    sind   auch  bey 
Entwickelung     des    grammatischen    Charakters 
der  Arawackischen Sprache  angedeutet  worden). 
Das  Zusammentreffen  der  Karaibischen  Wörter 
beyder  Hauptstämme  unter  sich  (vergl.  Wasser, 
Feuer,    Sonne,   Mond,    Mensch,   Kopf,   Auge, 
Fufs)  ist  zwar  gröfser,  obwohl  das  der  gramma- 
tischen Formen  vielleicht  geringer:  indessen  die 
obigen   Umstände  verbürgen    auf  historischem 
Wege     die    Identität    beyder    Stämme,     deren 
Sprachformen  sich  seit  der  Trennung   in  eben 
dem  Grade  von  einander  entfernt  haben  können, 
als  sich  einige  auf  dem  festen  Lande  wieder  an 


)   Gilij  T.  I.  S.  XXXV. 


^"79 

die  schon  länger  dort  gewesenen  Bewohner  an- 
schlössen. 

Die  Vorältern  aller  dieser  Stämme  sollen 
nach  einer  Sage,  die  aus  mündlichen  Erzählun- 
gen th:eils  der  Karaiben  ,,  theils  der  Apalachen  in 
Florida  entlehnt  seyn  soll,  ursprünglich  ober- 
halb Florida  gewohnt,  .in  letzterem  Lande  aber 
von  den  Apalachen  fruchtbarere  Wohnplatze, 
als  sie  vorher  besessen,  erhalten  haben  * ). 
Nach  mancherley  Entzweyungenc  mit  den  Apa- 
lachen habe  sich  ein  grofser  Theil  der  bis  dahin 
so  genannten  Kofachiten  **)  an  die  Religion  und 
Lebensweise  der  Apalachen  angeschlossen,  und, 
unter  bie  einverleibt,  den  Nahmen  Karaiben, 
d.  i.  fremdes,  tapferes  Volk,  geführt.  Dagegen 
sey  der  kleinere  Tlieil  der  Nation,  der  Freyheit 
und  Unabhängigkeit  für  sein  höchstes  Gut  ge- 
halten  habe,  vertrieben,  an  die  östliche  Küste, 
und  von  da  zu  den  Lqkayschen  oder  Bahama- 
Inseln  gekommen,  und  habe  yon  de^i  dortigen 
Einwohnern  Unterstiitz.ung  erhalten,  um  die  bis 
dahin  unbewohnte. Inse|.  St.  Croix  zu  bevölkerni, 
von  wo  sich  dieser  $tamm  über  die  übrigen  Ka- 
raibischen  Inseln ,  und  von^da  auf  der  Insel  Tri- 
nidad und  auf  dem  festen  Lande  über  das  nord- 
östliche Süd-Amerika  ausgebreitet  habe.  Woher 
aber  auch  die  Bewohner  der  Karaibischen  Inseln. 


^■'•y  Rochefort Histoire  des  AntiHes,  T.  I.  —  Auch 
Petrus  MJi-tyr  (bey  Raiiiiüsio  ed.  d.  Ginnd,  T.  III. 
S.  16.)  reüv-t  von  einer  Reise  des  Alfonso  Fogh^da 
in  Nord- Aniörika:  ■  ,.Er  kam  in  die  Provinz  Uraba 
an  den  Ort,  der  Caribana  hiefs,  dalier  die  Meinung» 
dafs  die  Kariben  auf  den  Inseln   daher  gekommen.'* 

*')  Bey  der  Unternehmung  Hernands  a  Soto 
werden  die  Cofachi  im  nördlichen  Florida  häufig  er- 
-«vähnt,  s.  de  Latt  nov.  orbis»  S.  101  ff.       ,..;_; 3 jiCx"' 


680 

gekommen  seyen,  sie  thaten  den  Spaniern  und 
den  übrigen  dort  sich  niederlassenden  Europäi- 
schen Nationen  tapfern  Widerstand,  und  machten 
sich  oft  durch  Einfälle  auch  in  diegröfseren  nörd- 
lichen Antillen  fürchterlich,  aber  manche  dieser 
Inseln,  z.  B.  Barbados  und  St.  Croix,  wurden  von 
den  Europäern  ganz  unbewohnt  gefuilden,  und 
andere  nur  sehr  schwach  bewohnte  Inseln,  wie 
St  Thomas,  wurden  bey  der  Besitznahme  der 
Europäer  vollends  verlassen.  In  der  neueren 
Zeit  I760  haben  die  Karaiben  mit  den  Euro- 
j)äern  Frieden  gemacht,  besitzen  aber  seit  dem 
Pariser  Frieden  von  1763  keine  ihrer  Inseln  mehr 
ausschliefslich ;  neue  entstandene  Feindselig- 
keiten sind  bald  beygelegt  worden.  *)  Was 
übrigens  jene  noch  unerweisliche  Abk'unft  dieser 
Karaiben  aus  Nord- Amerika  betriift:  so  wür- 
den sich  überzeugende  Beweise  davon  geben 
Tassen,  wenn  die  Sprache  der  Karaiben  mit  der 
der  Apalachen  oder  anderer  Nordam.erikani- 
^hen  Völkerschaften  überein  träfe.  Wir  kennen 
d'ie  Sprache  der  Apalaclien  nur  nach  ein  paar 
Wörtern,  zv/ischen  welchen  und  Karaibischeh 
Wörtern  sich  freylicli  keine  Berührung  zeigt, 
und  auch  nicht  zeigen  mufs,  da  Apalachen  ußd 
Karaiben,  auch  in  jener  Sage,  als  zwey  von  ein- 
ander verschiedene  Völkerschaften  betrachtet 
werden,  und  nur  die  mit  den  Apalachen  verein, 
^igten  Karaiben,  nach  der  Trennung  der  Be- 
Völker er  der  Karaibischen  Inseln,  auf  die  Spra- 
che jener  Einflufs  gewonnen  haben  möchten. 
Aber  wenn  man  überhaupt  die  Südamerikani- 
lehen Sprachen  mit  Nordamerikanischen  ver- 

^!?n.*J      ■ : 

«•  fv  :»y  Öldendorp  Geschichte  der  Mission  auf  den  «a* 
Taibischen  Inselti,   Th.  I.  S.  13—  17. 


(581 

gleicht,  so  sind  es  allerdings  einige  wenige  Ka- 
raibische  Wörter,  und  fast  sie  allein,  welche 
noch  einige  Ähnlichkeit  mit  Nordamerikanischeii 
Sprachen,  und  vielleicht  darin  einen  Wink  zu 
genauerer  Aufsuchung  mehrerer  Ähnlichkeiten 
an  Ort  und  Stelle  zeigen  *),  z.  B. 

Kopf.  Hund. 

WoGGons  über  Tarahtima- 

Florida         poppe,  riseli        cocotschl. 

Jr\s.Kd.xAibenboupou,  Ins.  Karai- 

Yaoi                   boppe.  ben        caicouchi. 

Ein  paar  Ähnlichkeiten  der  Karaibischen 
Sprache  des  festen  Landes  mitBrasilischen  Wör- 
tern sind  bey  der  Nähe  beyder  Völker  begreif- 
lich genug;  viel  wichtiger  wären  Ähnlichkeiten 
der  Insidar- Sprache  mit  der  Guaranischen,  es 
läfst  sich  aber  davon  nur  wenig  nachweisen. 


gut. 
Sankikani     curet, 
Land-Ka- 

raib.         courame. 
Yaoi  conre. 


Meer 

Henne 

Berg 

Himmel 

Karaibiscli  auf 

den  Inseln      balänna. 

tapoucichoytm. 

oüebo. 

oubecQU, 

Karaibis.li  auf 

dem      festeu 

Land«            balana  od. 

parana. 

.... 

ouiboui. 

Guaraniscli        .... 

.     .     .     . 

ibiti. 

ibag. 

Brasilisch         paranä. 

fapucaya. 

ubytyra. 

ybähe. 

Von  der  Sprache  der  Karaiben  sind  Wörter 
und  grammatische  Formen  auf  mehreren  Punc- 
ten  aufgenommen  wotden,  theils  wurden  sie  es 
\on  Breton  (iMissionär  auf  der  Insel  Gardeloupe 
und  den  übrigen  umliegenden )  auf  den  Karaibi- 
schen Inseln,  und  vne  es  scheint  besonders  auf 
Dominique,   theils  von  Boyer  um  Cap  Nord  in 


*)  Uebrxgens  scheint  der  Laiit  XuaJa  (Span, 
Ausspr. )  ,  welchen  Nahmen  ein  Cofachisches  Thal 
bey  der  Unternehnaung  Hernands  a  Soto  führte,  inx 
Karaibischen  keine  Bedeutung  zu  haben ;  ouUtttou 
aber,  oder  ouUntou  (Franiös.  Ausspr.)  bedeutet:  tief. 


6<S2  .      . 

Cayenne,  theils  von  PeJleprat  nm  Flusse  Ourabi- 
che,  der  in  den  Meerbusen  von  Paria  führt;  wa- 
Iiin  sein  Vorgänger  in  der  Mission  Meland^  wel- 
cher die  Liebe  der  Karaibischen  Insulaner  ge- 
wonnen hatte,  von  ihnen  durch  die  Bocca  de 
Dragos  gebracht  wurde.  Pelleprat  bemerkt, 
clafs  die  dort  erlernte  Sprache  so  verbreitet  war, 
dafs  ihn,  wenn  er  darin  predigte,  blofs  die  Ca- 
managotes  in  der  Gegend  von  Cumana  nicht  ver- 
standen. Ferner  cind  Wörter  der  Sprache  der 
Yaoi  aufgenommen,  welche  de  Lact  *),  als  dierer- 
breiteteste  in  diesen  Gegenden  am  Flusse  Cajana 
schildert,  und  welche  offenbar  zum  Karaibischen 
Sprachstamme  gehöret ,  obwohl  de  Lact  die  Yaoi 
von  den  Kariben,  als  den  ältesten  Bewohnern 
dieser  Küste,  unterscheidet,  indem  die  Yaoi 
später,  seit  den  Eroberungen  der  Spanier  auf 
den  Inseln,  von  diesen  auf  das  feste  Land  ge- 
kommen seyen  —  mögen  sie  allerdings  später 
als  andere,  ihrer  früher  auf  dem  festen  Lande 
festgesetztenStammgenossen  sich  auf  diesem  aus- 
gebreitet, und  mar/cherleysuccessive  Eiiiwande- 
jungen  dahin  Statt  gefunden  haben. 

Das  Zusammentreffen  der  Wörter  von  so  ver- 
schiedenen Gegenden  ist  grofs  genug,  um  die 
Identität  dieser  verschiedenen  Zweige  der  eigent- 
lichen Sprache  zu  beweisen,  und  die  Abweichun- 
gen sind  bey  der  Trennung  dieser  Stämme  und 
<iem  Mangel  an  Fixirung  ihrer  Dialekte  ganz  na- 
türlich. Aber  sehr  wünschenswerth  wäre  es, 
diese  Abweichungen,  besonders  in  sofern  sie  die 
grammatischen  Formen  betreffen,  näher  bestim- 
men zu  können,  als  es  jetzt  schon  möglich  seyn 
^\ird.     Es  ^vürden  sich  dann  die  Zweige  dieses 

*)  A.  a.  O.  S.  640  —  /^. 


6ö3 

Stammes  eben  so  bestimmt  von  einander  son- 
dern und  in  ihrem  \'erhältnisse  aufstellen  lassen 
Sih  etjbev  andern  Sprachstämmen  geschieht.  Die 
"Weiher  haben  bey  einer  bedeutenden  Anzahl 
Südamerikanischer  Sprachen  für  manche  Ge- 
genstände andere  Ausdrücke,  wie  bey  den  ein- 
zelnen Völkern  angedeutet  worden  ist:  die  Wei- 
ber der  Karaibischen  Inseln  unterscheiden  sich 
aber  in  dieser  Beziehung  mehr,  als  es  irgendwo 
bemerklich  ist,  von  ihren  Männern,  jedoch  er- 
hellet aus  Breton's  anzuführendem  VVörterbu- 
che*),  dafs  beyde  einerley  Flexions-VVeise  beob- 
achten, einerley  grammatische  Formen  haben 
müssen. 

Hülfsmittel  der  Kar aihen-Sprache. 

Relation  du  voyage  du  Sieur  de  Bretiany  ä 
rAmeritjue  occidentale  en  1643.  (Par.*  1654. 
8.)  S.  193,  ff.  ein  Wörterbuch  von  Paul  Boyer  ^  der 
ein  Jahr  in  Cayenne  gewesen  war. 

Relation  des  Missions  des  Peres  de  la  Compa- 
gnie  de  Jesus  dans  les  Isles  et  dans  la  terre  ferme 
de  l'Amerique  meridionale  par  le  P.  Petleprat 
(Par.  1655.  12.),  mit  einer  Introduction  a  la  lan- 
gue  de  Galibis. 

Voyage  de  la  France  equinoxiale  en  l'Isle  de 
Cayenne,  entrepris  par  les  Francois  en  1652,  di- 
vise  en  trois  livres  par  Ant.  Biet  (Par.  1654.  4.) 
mit  einem  Wörterbuche  und  einigen  wenigen  all- 


*)  Breton  hat  zwar  nicht  ausdrücklich  genug  von 
cllesem  Uatsrschiede  der  Männer-  und  Weibersprache 
geredet;  aber  die  Wörter,  die  im  Französisch  -  Karai- 
bischen Wörterbuche  mit  vorgesetztem  /  angeführt 
sind,  gehören  der  Weibersprache  an,  wie  sich  darch 
Vergleicferung  anderer  Nachrichten  ergibt. 


684 

gemeinen  Bemerkungen.  Jenes  Wörterbuch  ist 
im  Grunde  das  von  Boyer,  nur  durch  einige 
Phrasen  bey  fast  jedem  Worte  vermehrt,  deren 
Erklärung  aber  nicht  wörtlich  genau  ist. 

Dictionaire  Caraibe -  Francois  et  Francois - Ca- 
raibe,  mesle  des  quantite  de  remarques  histori- 
ques  pour  l'esclaircissement  de  la  langue  par  le 
P.  Raym.  Breton  de  l'Ord.  d.  fr.  Prescheurs,  Mis- 
sion. (Auxerre  1665.  8  )?  die  Phrasen  sind  auch 
nicht  \vörtlich  genau  erklärt. 

Petit  Catechisme  ou  Sommaire  des  trois  pre- 
mieres  parties  de  laDoctrine  Chrestienne  traduit 
du  Francois  en  la  langue  de  Caraibes  Insulaires 
par  le  P.  Raym.  Breton  (Aux.  1564.).  Die  Über- 
setzung dient  höchst  wenig  dazu,  um  in  den  Sinn 
desEinzelneneinzudringen,undnichteinmahldas 
Wörterbuch  gibt  über  die  meisten  Wörter  Auf-  j 
schlufs,  da  Breton  versichert,  in  der  Orthogra-  I 
phie  der,  vermuthlich  zum  Theil  schon  vorge- 
fundenen Formeln  nichts  geändert  zu  haben,  da 
es  eine  delicate  Sache  sey.  J 

Dictionaire  Galibi,  presente  sous  deux  For-;  \ 
mes  I.  commen^ant  par  le  mot  Francois,  II.  par 
le  mot  Galibi,  precede  d'un  essai  de  Grammaire 
par  M.  D.  L.  S.  (Par,  1763.  8.)  eine  sorgfältige,    j 
aber  nicht  reiche  Compilation  aus  den  drey  zu-    1 
erst  genannten  Hülfsmitteln  und  einigen  andern, 
mit  genauer  Unterscheidung,   aus  welcher  von 
jenen  drey  Quellen  W^örter  und  Phrasen  entlehnt/'^; 
sind.  ' 

Die  drey  Artikel  des  Christi.  Glaubens  habe 
ich  im  Königsbergej'  Archiv  für  Philosophie,  Theo- 
logie, Sprachkunde  und  Geschichte,  1812,  St.  IV. 
abdrucken  lassen ,  und  in  den  Erläuterungen  die 
Grammatik  der  Insular-Sprache  hervor  gehoben. 


6.85- 

Grammatischer  Charakter  der  Karaibenm 

Sprache. 

Die  folgenden  Bemerkungen  sind  theils  aus 
den  eben  angezeigten  Hülfsmitteln  entlehnt, 
nicht  blofs  aus  dem  neuern,  sondern  auch  aus 
dem  älteren  Wörterbuche,  welches  manche  ab- 
weichende Formen  enthält,  theils  aus  einer  hand- 
schriftlichen Grammatik  in  Spanischer  Sprache, 
deren  Mittheilung  ich  Hrn.  AI.  von  Humboldt  ver- 
danke, und  welche  ein  Auszug  und  Übersetzung 
eines  vom  Pr.  Fern.  Ximenez  verfafsten  Originals, 
vom  P.  Sebast.  Garcia  gemacht,  ist.  Schade, 
dafs  sich  aus  dem  MSt.  keineswegs  bestimmen 
läfst,  welchem  Theile  de.-»  Karaibischen  Sprach- 
gebiethes  die  dort  angezeigten  Formen  zunächst 
angehören,  aufser  dafs  die  Zahlwörter  denen 
feey  Pelleprat  nahe  kommen  *). 

1.  Die  Buchstaben /und  ;■,  ^und/7,  cund^ 
werden  auf  einerley  Weise  ausgesprochen  und. 
verwechselt,  z  B.  balana  und  parana  bedeutet: 
Meer,  buito  und /70//0  jung,  Calina  und  Galina  ein 
Karaibe.  Es  würde  aber  schwer  seyn,  den  um- 
fang dieser  Verwechselungen  bestimmen  zu  wol- 
len. Andere  Abweichungen  sind  Folge  davon,' 
dafs  die  Orthographie  nicht  durch  die  gedruckt 
ten  Bücher  fixirt  ist,  man  schreibt  bald  he.^  bald 
que.f  ce  oder  se^  hue  oder  we  oder  (i'fl/,  aouara  ne- 
ben ouara  und  oura.  D  und  y  scheinen  blofs  in 
einigen  ausländischen  Wörtern  vorzukommen, 

*)  Die  verschiedenartigen  Formen,  die  in  diesen 
HülFsmitteln  angegeben  werden,  sind  mit  Untersci-ei- 
dungder  jedesniahligen  Quelle  zur  Vergleichung  neben 
einander  gestellt.  Die  Grammatik  der  Insular- Spra- 
che kann  noch  nicht  vollständig  genug  gegeben  wer- 
den ,  tim  einen  ganz  abgesonderten  Platz  zu  erhalte»; 


686 

auch  g  und  s  wenig  zum  Anfange  der  Wörter, 
Wühl  abtr  besonders  gu  in  der  Mitte.  In  der  Ka- 
raibischen  Insel- Sprache  findet  sich  zuweilen/?/. 
Gilij  bemerkt,  dafs  die  Wörter  fast  aller  Orino- 
kesischen  Sprachen  mit  einem  Vocale  endigen:' 
diefs  ist  auch  bey  dem  Karaibischen  der  Fall. 

2.  Hen  Reichthum  der  Karaibischen  Sprache" 
bezweifelt  M.  D.  L.  S.,  aber  wenigstens  in  Bre- 
ton's  Wörterbuche  zeigt  er  sich  auffallend  in  dem ' 
Daseyn  so  vieler,  von  ganz  verschiedenen  Wur- 
zeln herkommender  Wörter  für  fast  einerley  Be- 
griff*), wozu  auch  gehört,  dafs  diese  Begriffe, 
negativisch  ausgedruckt,  häufigst  wiederum 
durch  ganz  andere  Wurzeln  bezeichnet  werden, 
obwohl  eine  besondere  Form  für  die  Negation, 
nähmlich  w,  vor  das  mit  einem  Vocale  anlnngen- 
de  Wort  gesetzt,  vorhanden  ist,  z.  B.  ämoymlen- 
gdnti,  es  ist  sehr  kalt,  mämoyenlengdnti  es  ist  nicht 
kalt.  Übrigens  weiset  die  Grammatik  von  M.  D. 
L.  S.  weder  Ableitungs-  noch  Biegungs- Formen 
der  Nennwörter  nach.  Dagegen  zeigt  die 
Sprache  der  Karaibischen  Inseln  bey  Breton  meh- 
rere Ableitungsformen  derselben:  oni,  auch  ßm 
oder  enni  bezeichnet  Substantive  der  Handlung 
lind  das  Product  derselben ,  z.  B.  von  aboucoura 
(gouverner  un  canot)  laboucouroni  (son  gouver- 
neraent);  von  aobourra  (enveloppef)  aobouroni 
(enveloppe);  von  apara  (battre,  uier)  naparoni 
(celui  que  j'ai  battu)  ;  von  aonihay  (dormir)  aoni- 
cani  (sommeil);  von  animat er a  (se  moquer)  «m- 
rhaterenni  ( moquerie  ) ;  aca  ist  Endung  des  Instru- 
ments,  z.  ß.  aboucouraca  (gouvernail);   ti,  gle^ 

*)  Vgl.  bey  Breton  z.  B.  die  Wörter  für:  donner, 
couler,  manger f  courir,  und  was  die  Negativ- Wörter 
betrifft y  z,  £.  croire,  joyiuXf  pkunr^  compassion. 


Endungen  der  handelnden  Person,  z.  B.  aptirouti 
oder  aparacauti  [vatuTXiiev) ^  /o^iä/ow/  (voleur), 
ioüäloucani  ( volerie  von  ioüälouca:  voler,  bri- 
gander),  aor?«'^//?  (commandeur)  neben  aonicani 
commandement;  dagegen  eben  diese  Endungen, 
auch  bey  andern  abgeleiteten  Personen-Nahmen 
stehen :  ff/?a/-owozi'// ( assasbine  ) ,  balanagle  (Christ, 
•\velches  ohne  Zweifel  von  balänna^  Meer,  her- 
kömmt). 

3.  Endungen  des  Numerus  oder  Genus  hat 
M.  D.  L.  S.  nicht,  sondern  sagt  vielmehr,  dafs 
jener  blofs  durch  die  Adjective:  viel,  alle,  aus- 
.  gedruckt  werde,  das  Genus  nöthigen  Falles  durch 

dieBeysätze:  Männchen,  Weibchen;  das  erwähn- 
te MSt.  aber  gibt  Endungen  des  Numerus  und 
der  Casus ;  va  als  Endung  des  Dativs,  pona  als  die 
des  Accusativs,  la  oder  W/io  als  die  des  Ablativs 
an  ,  und  con  als  die  Endung  des  Plurals,  welche 
vor  jene  Casus -Endungen  gesetzt  werde.  In 
<iem  nachher  anzuführenden  V.  U.  der  Insular- 
Sprache  ist  Himmel  ein  Mahl  durch  oubecou,  das 
r.ndre  Mahl  durch  oubecouyum  ausgedruckt,  und 
yiim  wird  als  Plural- Endform  angegeben,  wie 
auch:  z.  B.  eyeri  Mensch,  eyrnz^/w Menschen ,  abou- 
ligoiül  (homme  perdu),  abou!egoutium{  gans  per- 
dus). 

4.  Die  Pronomen  sind  bey  M.  D.  L.-  S.  aou, 
auf  den  Inseln  do  oder  inara  bey  den  Männern, 
bey  den  Weibern  noucoüya  oder  inoura:  ich;  bey 
M.  D.  L.  S.  ainore^  im  MSt.  amoro ,  auf  den  In- 
seln ibourra  oder  ämank:  du,  moce ^  im  MSt,  mos- 
CO ,  auf  den  Inseln  likia:  er;  bey  M.  D.  L.  S.  ana, 
im  MSt.  jmna:  Wir;  bey  M.  D.  L.  S.  amore,  im 
MSt.  amoiTuiro ,  auf  den  Inseln //oroj'fl,  huiyenra: 
ihr;  im  MSt.  inoscan  oder  modan  sie^  Für  die 
Pronominal- Adjective  werden  vorgesetzt  c  für-. 


688 

mein,  ß  für:  dein,  o  für:  sein,  wenn  nicht  di« 
Personal -Pronomen  selbst  dazu  dienen,  im  M.St. 
ist  ein  Unterschied  zwischen  der  Bezeichnung 
bey  belebten  und  unbelebten  Gegenständen  ge- 
macht, öw  ist  vor  beyden:  mein,  ay  vor  jenen, 
a  vor  diesen:  dein,  /sein,  moscaro  ihr  (plura- 
lisch), übrigens  stehen  die  angezeigten  Perso- 
nal-Pronomen. In  der  Insular- Sprache  bedeu- 
tet  der  Vorsatz  n  mein,  b  dein,  /  sein,  k  unser, 
und  die  Plurale:  meine,  und  unsere,  werden 
auch  durch  ^ausgedruckt,  in  der  Sprache  der 
Weiber  aber  ist  oüa:  unser. 

5.  Die  Adjective,  deren  Steigerung  nach  M. 
>  D.  L.  S.  blofs  durch  tipouime:  viel,  ausgedruckt 

wird,  scheinen  in  der  Insular- Sprache  c/z// oder 
//  zu  einer  ihrer  Enclungen  zu  haben.  Die  Per- 
sonal-Pronomen zu  den  Adjectiven  gesetzt  ver- 
treten die  Stelle  des  Verbum  substantivum.  Im 
MSr.  scheinen  die  Adjective  immer  hinter  dem  '■ 
Substantive  zu  stehen. 

6.  Die  Verba  stehen  nach  M.  D.  L.  S.  theils 
ohne  Flexion  so,  dafs  der  Infinitiv  durch  die  blo- 
fse  Vorsetzung  der  Pronomen  zum  Praesens  wird, 
und  durch  Zu'setzung  der  Adverbien  penare  (  ehe- 
mahls),  aboroue  bald ,  zum  Praeteritum  und  Fu- 
turum ;  theils  aber  unterscheiden  sich  die  Perso- 
nen durch  Vorsätze,  die  I  hat  s,  die  II  m,  die 
Hin  (der  Plural  wird  durch  Zusetzung  des papo 
viel  bezeichnet),  und  die  Tempora  durch  En- 
dungen: das  Praesens  durch  ssa^  das  Praeteri- 
tum durch  dui  oder  //,  das  Futurum  durch  tague 
oder  tigue.  In  dem  MSt.  ist  eine  vollständigere 
Conjugation  angegeben.  Die  Personal- Vorsät- ; 
ze  sind  auch  hier  regelmäfsig,  I  P.  s,  II  m,  III  n 
oder  Z'e/z,  Plur.  I  nana  n--  die  übrigen  wie  im 
Singulare.  Die  Endformen  sind  im  MSt.  im  Prae- 


6'89 

sens  ^,  in  der  II  und  III  Plural -Person  tou^  im 
In 'p  ex  fr  er  um  nipa^  im  Perfecta  m  /,  in  der  !I  und 
lil  Plural- Ptrson  Lou^  im  Plusquamperfectuin 
iripo  ^  im  Futurum  imperfectum:  take^  in  der  II 
U)id  Iil  Plural  Person  sloii^  im  Futurum  exac- 
tum  iuare.  Der  Imperativ  hat  eben  daselbst  die 
Endung  co^  bey  Prohibition  wird  hen  vorgesetzt, 
und  ne  hinten  angehängt,  ne  ist  auch  die  Endung 
des  Praesens  im  Optativ  oder  Subjimctiv.  Die 
Endiuig  des  letzrt-rn  im  Imperfectum  ist  riripo^ 
in  der  11  und  HI  Plural- Person /-/co/z/v/^o,  im  Per- 
fectum  riseme^  im  Piusquamperfectum  rinaripo^ 
im  Futurum  ridaconare.  Der  Infinitiv  des  Prä- 
sens und  Futurum  hat  die  Endung  /-,  oder  puir, 
und  noch  mancherley  Verschiedenheit,  zum 
Aus'ituck  der  Negation  wird  dabey  ana  vorge- 
setzt und  spa  hinten  angehängt,  im  Genitiv  des 
Gerundium  wird  ///  oder  zVo,  bey  andern  Verben 
topo^  im  Dative  tone^  im  Ablativ yvoco  angehängt. 
In  der  Insular  -  Sprache  scheint  n  Vorsatz  der 
I  Pers.,  b  der  11,  // Endtnig  der  III  zu  seyn,  k 
steht  vor  der  ersten  Person  im  Phirale;  die 
I  Pers.  im  Singular  aber  liat  ollenbar  die  Endung 
/e//7,  z,  B.  naparoyem  ich  schlage,  tödte,  naoni- 
cayem  ich  schlafe,  naonacayem  ich  befehle,  neye- 
yecayem  ich  singe,  davon  heyeyecad  er  singt  gut 
(wo  der  Vorsatz  X'  das:  gut,  andeutet);  näoeiii" 
boetdketiem  ich  endige,  davon  aoünboeketaha  endige; 
doch  scheint  es  auch  eine  Form  der  I  Person  mit 
der  Endung  tina^  wahrscheinlich  eigentlich  für 
das  Praeteritum,  zu  geben,  z.  B.  noubacaiatina 
ich  bin  gesichert.  Der  Imperativ  hat  hier  nach 
vielen  Beyspielen  die  Endung  ba.  Die  Tempus- 
Formen  lassen  sich  aus  dem  Wörterbuclie  nicht 
rein  auffassen;  einzelne  Beyspiele  sind:  chibaha 
wasche  du,   madäboyem  (vielleicht;    nadiiboyeni) 


()9o 

ich  wasclie,   clnhadthia  ich  habe  gewaschen,    s. 
auch  N.  8.     Die  Verha  neutra-  haben  nach  dem 
MSt  Abweichungen  der  Flexion,  die  aber  nicht 
genau   angegeben  sind.       Auch    stellt    dasselbe 
mehrere  irreguläre  Verba  auf,  und  hat  in  eini- 
gen Fällen  der  Veiba  Spuren  von  Dual  Forme lu 
7.  Nach  dem  MSr.  macht  ein  vorgesetztes  t 
das  Passiv -Particip,    und  dieses  mit  angeiiäng- 
tem  Verbum    substantivum   vase  ich  bin,    manci 
du  bist,  na  er  ist,    Plural:    I  nanana^  II  mainou 
\W.nantou  drucket  das  Passiv  aus.     In  der  Insu- 
lar-Sprache  scheint  ali  Endung  des  Passivs  oder 
Verbvim  substantivum  zu  seyn ,  z.  B.  aparaali  er 
^"isf^eschlagen  worden,    s.  auch  6  Formen  der 
•Männer-   und  Weibersprache,     die  alle  mit  ah 
endigen,    unter:    il  est  deschire.      In  eben  der- 
selben druckt  ß/?«  vor  den  Verben:    stete  Fort- 
■  datier   der  Handlung,     die  Verdoppelung  der 
Wurzel  den  Begriif:  jeder,  jedes  Mahl,  aus. 

8-  Die  Pronominal-  Accusative  werden  nach 
dem  MSt.  dadurch  bezeichnet,  dafs  vor  die  an- 
wendbaren *)  Personen  statt  ihres  sonstigen  cha- 
rakteristischen Vorsatzes:  A',  und  vor  diesem  das 
"SubjeGts- Pronomen  gesetzt  wird:  aukasacäe  ich 
•  Iren ne  dich,  amoro  kaaacae  du.  trennst  mich,    au 
' liüsacätoii  ich.  11  enwe  euch,    amoro  kasacätoü   du 
'trennest  uns,  amonaro  kasacätoü  ihr  trennet  mich, 
oder:     uns,    luma  kasacätoü  wir    trennen   dicli. 
Beyspiele  aus  der  Insular- Sprache  sind:    erel>ae 
nimm  es,    neererläiR  ich  nehme  es,    ereetina  icli 
■  ;    .  habel 


*)  In  der  Auswahl  dieser  Personal- Formen  für' 
diesen  Zweck  wird  man  auch  hier  mnnches  Analoge' 
mit  der  Bezeichimng  der  ao  genannten  Transitionen 
in  andern  Ämeriiianischen  Sprachen  linden. •.. 


Labe  es  genommen,  vän^iieerei fem  ich  nehme j 
nababatoyenü  ich  nenne  ihn  meinen  Vater,  incha^ 
hae  schicke  ihn,  ninclmgoyenli  ich  schickp  ihn, 
ninchoubali  ich  werde  ihn  schicken;  naboidicone 
arnanle  du  riciuest  mich  zu  Grunde,  kahoulecoüati 
hat  amanle  du  richtest  dich  zu  Grunde  von  abou- 
lecoüa  zu  Grunde  richten ;  :aräfnetabae  verbirg  es, 
ardmetacoäa/iiem  -ich  vei'berge  ,mich.  Diefs  sind 
zugleich  Beyspieie  des  reflexiven  Ausdrucks  und 
Belege  der- Bemerkung,  die  Breton  maclit,  dafs 
coiia  an  den  Verben  diesen  Begriff,  an  den  Nenn- 
wörtern aber  den  verwandten:  selbst,  eigen- 
thiimlich,  bezeichne.  In  der  Spraclie  des  MSts. 
wird  das  Reflexiv-Pronomen  ausgedruckt,  iri- 
dt-m  iTian  vat ,  vet,  oder  vot  in  der  l  Pers.,  mat  in 
■der  II,  ;7c/.  in  der  III  vor  das  Verbum  setzt,  die 
'Endung, der  Tempora  aber  dabey  nicht  verän- 
dert. Der  Imperativ  hat  «^,  prohibitivisch  ^//a/ 
vor  sich.. 

9.  Statt  der  Praepositionen  werden  nach 
M.  D.  L.  S.  Anhänge  am  Ende  der  Nennwörter 
gebraucht.  Beyspiel  der  Praepositionen  mit 
Pronomen  sey  aus  Breton:  pioüanni  enli  ibouie 
idihirioüe  äcae  ioüanniem  bibouic i{vo\xs  pensez  ä 
moy  ä  mon  Dien,'  et  je  pense  a  vous).  Von 
ioLianni^  coeur,  ame,  kömmt  das  hier  ge^ 
brauchte  Verbum. 

S  p  r  a  c  h  p  r  o  b  e  n. 

Das  Karaibische  V.  U.  ist  nur  in  dem  ange- 
führten Katechism ,  also  in  der  Sprache  der  In- 
sel-Karaiben  bekannt;  da  das  bey  Hervas  auf- 
gestellte damit  fast  überall  zusarrirncu  siimrat,  so 
Jkann  es  aucli  keine  and'ere  Ou eile  haben.  Her- 
vas hat  keine  Uebersttzurig,  und  auch  nacJi 
müf'Samer    \'ergleichüng    anderer    Theile    clei 

MuhnJ.   111.  '  '  Xx 


693 

Katechism  und  des  Bretoiischen  Wörterhiiclies, 
welches  aber  mit  jenem  nicht  genug  zusammen 
trifft,  vermag  ich  nur  bey  einem  Theile  der 
Wörter  ihre  Uebersetzung  beyziisetzen.  Man 
Icönnte  aus  einigen  Wörtern  schhefsen  wollen, 
dafs  diese  Formeln  vorzüglich  der  Sprache  der 
Karaibischen  Weiber  fol-en,  aber  es  ist  auch 
eben  so  möglich,  dafs  der  Uebersetzer  es  mit 
dem  Unterschiede  derselben  nicht  so  genau  ge- 
nommen habe,  zumahl  da  die  andern  Wör- 
ter, die  in  Breton's  Wörterbuche  stehen,  der 
Männei;^prache  zngetheilt  sind. 

Andere  Wörter  sind  aus  den  erwähnten 
Hiilfsmitteln  aufgestellt,  Hervas  hat  in  seinem 
Vocabol.  poligl.  keine  von  dieser  Sprache,  aber 
die  Zahlwörter  nach  zwey  Dialekten,  nähmlich, 
nach  Pelleprat  und  Boyer,  im  Anhange  zu  je- 
nem Vocab.  pol.  S.  237. 

402. 
K  a  r  a  i  b  i  s  c  h. 

Aus  dem  Petit  Catediisme   von  i584- 
Unser     Vater  ist  Himmeln 

Kioiimoue   dtauyeni  oubecoiiyiim; 

Gelieüigt  Naiune 

Saiiüquetäla  eyeti; 

Komme  dein       Reich 

Nembo  äla  biouboLitiumali-bätali; 

Gehorsam  docli  ,.,"^^^. 

Maiiigatte-catou-thöattica  ayeoula  tibomc 

Erde  wie  über  Himmel 

nionha  caclii  tibouic  bali  oubecou; 

Gib  ßiot 

Huerebali    im  -  eboue   bimäle    luago    iica 

Tag  jetzt 

hiievoLi  icoiaue; 


695 

doch       auch  Sunde 

E6ya-catou-Kia-bänum   huenocaten   hui- 

wie 

ouine  cachi  roya  -  ouabali  nliiouine 

Beleidigern 

iniioGatitium  oiiaone; 

Und  niclii 

Aca   menepeton   ouachattica   toroman   ta- 
cliaouonne-tebouironi; 

^erireibe  ^  schlecht 

IrheLi  chibacaiqueta  baoua  touaria  toulibani. 

wirklicli  j'a. 

Haiiliau-catou. 


403. 
Eben    dasselbe. 

.Aus    Hervas   Saggio  pratico,    No.  31« 

Kiümiie  titaniem  übecüyum; 
Santiketäia  eyeti; 

Mem  büilla  biLi  bü  tu  mali-batali; 
Mingatte  -  carü  -  thoattica     ayeüla    tibiÜG 

monha  cachi  tibouie-baU  übecü; 
Huere  -  bali    im  -  ebüe    bimäle    lüago  -  hca 

hueyü  icoigne; 
Roya-  catü  -  kia  -  banum  huenocaten  |hui- 

üine    cachi   roya-uabali   nhiuine   in- 

nocatitium  üäone, 
Aca  menepeton- oühattica  toroman  tacha- 

oüuonne  -  tebuironi  ; 
Irheu    chibacaiketa  -  baua    tiiaria     tühbani 

-  hanhancatü. 

XX    Q 


(^4 

Einige    Anmerkungen. 

Baha  ioiiman  sind  im  Wörterbuche  dieUeber- 
ft-etzung  für:  Vater,  ioümoue  kann  nar  für  abwei* 
chende  Aussprache  genommen  werden,  der- 
gleichen in  Bretons  Wörterbuche  so  oft  selbst 
zwischen  beyden  Theilen  desselben,  noch  mehr 
aber  zwischen  diesen  und  dem  Katechism  Statt 
findet;  ^' ist  Pronominal- Vorsatz  für :  unser. 

Titans^em  finde  ich  in  der  Phrase:  cäte  titanyem 
yata  (qui  est  lä  dedans?)  neben  tita  oui  dedans. 

Yum  bey  oubecou  ist  die  Plural- Endung. 

In  santiquetala  erkennt  man  das  Lateinisch- 
Spanische  Wort,  die  Endung  ß/a,  die  liier  und 
in  der  folgenden  Bitte  vorkömmt,  steht  vielleicht 
mit  der  N.  7.  der^Uebersicht  der  Grammatik  an- 
gemerkten Endung  ali  in  Verbindunfr. 

ö  o  o 

Jeli^  f.'jiiti,  mein  Nähme,  hat  Breton's  Wör- 
terbuch, wovon  offenbar  eyed  herkömmt;  man 
sollte  wohl  den  Vorsatz  l?  erwarten,  der  nach- 
her bey:  Reich,  vorköm.mt,  welches  im  Wör- 
terbuche: iouboiäoLi/nali  l3.u{tt;  nach  ebendem- 
selben ist  nemboüi  kommen. 

Maingatedna  löne  bedeutet  nach  dem  Wörter- 
buche: ich  gehorche  ihm;  calou  ist  eine  Af- 
firmation. 

Tibouic  und  boulc  kommt  in  Phrasen  für: 
über,  an,  vor,  tiboide  in  der  Formel  bey  Her- 
vas  ist  Schreibfehler.  Cacid  bedeutet  nach  dem 
VVörterbuche :  wie,  monha,  eigentlich  in  der 
Sprache  der  Karaibischen  Weiber:  Erde. 

Für:  donne-moi,  sind  im  Wörterbuch  eben 
so  viele  verschiedene  Wörter,  als  Phrasen  mi; 
verschiedenen  gegebenen  Gegenständen  aufge- 
stellt; ob  jene  in  Bezug  auf  diese  wechseln  ,  läfst 
sich  daraus  nicht  bestimnjen,  bey:  donne-moi  des 


patates  steht;  lerehali  im  bornan^  ohne  da fs  homan: 
des  patates,  becieuten  kann  (das  Karaibisch- 
Franzöbische  Wöirerbuch  weiset  letzteres  Wort 
eben  so  wenig  als  einen  sehr  grofsen  Theil  ande- 
rer im  Französisch  -  Karaibischen  angegebenen 
Wörter  nach).  JerebaJi  ist  offenbar  Ein  Wort 
mit  hiierebali  des  Textes.  Bey:  pain,  sind 
durchaus  andere  Wörter  als  die  folgenden,  aber 
unter:  cassaue,  sind  zwar  auch  bey  allen  den 
verbchiedenen  Arten  derselben  ganz  andere 
Laute  bemerkt,  aber  die  Phrase  :  donne-moide 
la  cassaue ,  ist  übersetzt:  irebali  im  bimäle^  wel- 
ches imsere  gesuchten  Wörter  sind. 

Hueyou  und  icoigne  sind  mit  den  angegebenen 
Bedeutungen,  kiazls:  und,  auch,  ßfa  als:  und, 
wenn,  owaals:  nicht,  bedeutend  angeführt. 

Innocätiti  bedeutet  nach  dem  Wörterbuche: 
il  est  grandement  mechant,  //  ist  Endung  der 
dritten  Person;  aber  //  ist  auch  Endung  der  ab- 
geleiteten Substantive  für  den  Thäter,  und  tium 
die  Plural-Form  dieser  W^örter. 

Den  übrigen  Wörtern  dieser  Bitten  habe  ich 
weder  durch  Aufsuchung  aller  irgend  ähnlichen 
Formen  oder  Bcgrifie  in  beyden  Wörterbü- 
chern ,  noch  durch  wiederhohlte  Durchsicht 
des,  durch  die  dabey  stehende  Uebersetzung 
nur  sehr  wenig  aufgeklärten  Katechism  auf  die 
Spur  kommen  können.  Nur  huenocaten  Sünde, 
fand  ich  in  letzterem  so  geschrieben:  es  ist  in- 
defs  ohne  Zweifel  dasselbe  Wort  mit  innocätiti^ 
und  das  Wörterbuch  weiset  in  c/iakicoüati  oder 
diaicouati:  er  vertreibt,  wohl  die  Wurzel  xon 
chibacaiqaeta  nach,  zumahl  da  cliiba  sich  vor 
mehreren  Imperativen,  also  wahrscheinlich  als 
blofser  Vorsatz,  findet. 


^9« 

C)w//(^fl// eben  daselbst:  il  est  mechant,  72/ ist 
uie  in  der  grammatischen Uebersicht  N.  2.  ange- 
gebene Endung,  t  ist  Vorsatz  der  Passiv- Parti- 
cipien ,  wenn  sie  nicht  die  Pronominal  -  Vor- 
sätze vor  sich  haben,  scheint  aber  in  dieiem 
Falle  auch  vor  vielen  anderen  Substantiven  zu 
stehen,  z.  B.  tiouma  und  liowna:  Schnabel,  ist 
beydes  im  Wörterbuche  als  Ein  Wort  und  als 
gleichbedeutend  aufgeführt ,  obwohl  liowna 
eigentlich:  sein  Schnabel,  bedeutet. 


Proben    anderer 

Wörter. 

Karaibencles  festen  Landes 

Tamanaca 

nach    Gilij. 

■  Yaoi 

nach   Boyer. 

nach  Pellcnrat. 

nach  Laef^ 

©Ott 

amaävacä 

tameussicabo 
(der Alte  des 
Himmels) 

tamougau 

Himmel 

capu 

cab» 

cahou 

capou. 

Erde 

non» 

nono 

neno 

soye. 

Wasser 

. 

touna 

touna 

Feuer 

. 

ouata 

ouaro 

ouapot^i^] 

Soniis 

. 

veiou 

hueiou 

weyo . 

Müii.i 

.         . 

nouno 

nonum 

nonna. 

iVieiiäch 

.         . 

oquiri 

oukili. 

Mann 

nuani  chivacane 

yon 

Weib 

aicä  y  puti 

apoiiitime 

oulian. 

Kind 

inurc 

pitani,  tigami 

sibiou. 

Vater 

papa 

baha 

youaman 

pape. 

Mtjucr 

occiu 

tibi 

bibi ,  issano 

immer. 

Sohn 

emuru 

. 

mouroa. 

Tochter 

jamgili  (  meine 
T.) 

pourounö 

.         .         . 

comi. 

Bruü£S 

d.  Mann,  lui  (der 

gröfsere) 
jacomnöne 

(der    klei. 

neie)i 
d.    Weib,     pipi 

(mein  ßr.) 

batntn,  heu-ay 

biou 

huoroy^^ 

Schwester 

d.  Mann,    naciü- 
tu    (meine 
Schw.} 

oua  ouaca 

enauti 

waryee. 

Ö97 


Karalben  des  festen  Cancles 


Tainanaca 

^ 

Yaoi 

nacli    Gilij. 

iiacli    Boyer. 

nach  Pelle.prat. 

nach  Laet. 

cliwestei" 

d.   WeiK.   panoi 
(  d.  grüfsere,"; 

y;//2     '-die 
kleu;.re) 

[opf 

priitpe  (mein  K.) 

oupoupou 

oubonpou 

boppe. 

)lir 

janüru  (mein  A.) 

e.nowou 

ycnourou 

vaere. 

pannri  (mein  O.. 

pa/ia 

. 

pannaeg. 

'Jase 

jonnari    ( lueinc 
N.) 

enetcJi 

imtale 

hoenali. 

Iiinsfe 

nuTU 

nouTou 

enourou. 

laai? 

cijioti 

prutpe  -jareri 

ioncai^  ioncay 

yoncetti, 
Piar.    eigna. 

land 

jam^näri 

ani'fcu 

' 

eignalc. 

^ufs 

ptari 

ipoupou 

Plur.  boubou- 
rou. 

3rot    von 

Casave 

Uta 

meion^ 

eraba. 

rag 

ano 

cüurita 

. 

weyo^ 

petc':ibra 

iioupa  Qi/a 

yaouame 

icone. 

A<iratbisc]ieZaliJ- 

w('ii-tev    nach   der 

ii.uidsclirifi  liehen 

Giaiuniadk. 

3. 

ovin 

iiuniq 

oouin. 

tcwyn. 

oea 

ouecoLi 

occo 

tagä. 

^! 

orva 

oucua 

oroa 

rcrewaw. 

Karalben 

des  festen 

L;indes 

nach  ßief. 

JOtt 

iiruaiel 

tamoiissi  ca. 

bo 
capou 

iide 

Y.TSser 

touna 
ouato 

joiing 
Vload 

{■eiou 
fiouna 

Insel -Karaiben 

Ära wacken 

nach  Breton. 

nach 

Männer. 

Weiber, 

Laet. 

Ouandt. 

icheiri ,  iou- 

chemiin. 

loiicu 

oubecüu 

.     .     . 

.     .     , 

münti  [Hölu' 
1     kassakku. 

nonum 

monha 

.     .     . 

wunabu. 

töne 

• 

.     .     . 

wuniabu. 

tlleme  ouät. 

.     . 

.     .     . 

elelndun 

ton 

(Flamme;. 

hueyu 

cacJii 

adaly 

haddalli. 

nönum 

chirititi- 

catuhee. 

«98 


Karaiben 

Insel -Karaiben 

Arawacken      \ 

des  festen 

nach  Breton. 

nacJi                  i 

Landes 

nach  Biet. 

Männer. 

Weiber. 

Laet. 

Quandt, 

Menscli 

oqaili 

oüekeUi 

eyeri 

.     .     . 

lukkuhu', 
luhku. 

Mann 

bignoeml  dein 

becjno-    >  M. 

ytm     3 

biraitiem. 

Weib 

.     .     . 

Quelle. 

inhara 

.     .     . 

hläru.          ■'• 

Kind 

tigami 

Pliir.   moule- 

Plur.     ynan. 

.     .     . 

elonti^  ustg, 

httinm 

Aaenum 

hü. 

Vater 

baba 

baba  iouman 

noucoüchili 

pilplü 

ittihüy  atii. 
nati. 

Mutter 

bibi 

ichanum 
ichantuke 
bibi 

noucou 

saeckze. 

Solm 

•    •    • 

imäcojixheii, 
imoulou 

itaganum , 
iraheu  im. 

Kopf 

Opoupou 

boübou  ichic 

,     .     . 

wassijehe. 

ichcuke 

■  -\ 

A.ij^e 

enourou 

erioufou 

acou 

wackosije. 

Onr 

pana 

arican 

.     .     . 

wadyckt. 

iä 

Nase 

nata/i 

ichiri 

' 

ZM.ige 

nourou 

inigne 

Haar 

jonce,  Jon- 
cay 

oueche 

itibouri 

•     •     • 

ubarrahü. 

Hand 

apori 

noucabo^mt\- 
ne  Hand 

.     .     . 

.     .     . 

ükabbuhu._ 

Fufs 

ipoupou 

oupou 
ougoutti 

•     •     ♦ 

dackosye. 

Btoi  von 

Cas.ve 

mejou 

aleiba 

viarou 

kallL 

Tag 

courita 

alloucouni , 

.     .     . 

hassakkahu, 

ihueyouli 

Böses 

ireupa  oua 

oulibani 

.     .     . 

•     •     • 

aboatu. 

1. 

auniq 

Abauy 
amoin 

.     .     . 

abba. 

£. 

ouecou ,  oc- 
quo 

bidma 

•     •     • 

biama. 

i- 

oroua 

eleoüa 

•     •     • 

.     .     . 

kabbuin. 

XL   Nordwestliche  Gebirgsländer 
bis  zur  Erdenge  Darien, 

I.  Mursca  oder  Mozca,  Kiminzake. 

Zunächst  dem  Gebiethe  der  bisher  beschriebe- 
Ken  Völker-  und  Sprachen -Stämme  wohnen  zwi- 
schen Maracaibo  und  Rio  de  la  Hache  die  Gonhi- 
ros  und  Cocwas ^  diese  ösdicher  als  jene,  und  in 
einer  Art  von  Abhängigkeit  von  jenen ,  die  Goa- 
hiros  ganz  roh  und  wild,  und  selir  kriegerisch, 
noch  von  alter  Zeit  her,  wegen  einer  von  einem 
Missionär  erfahrnen  Beleidigung  unversöhnliche 
Feinde  dieser,  und  der  Spanier  überhaupt  (aber 
neuerdings  in  Handelsverbindungen  mit  Jamai- 
ka, )'^)  von  welchen  zwar  nicht  bekannt  ist,  wel- 
che Sprache  sie  reden,  welche  aber  sehr  wahr- 
scheinlich eine  besondere  haben.  Manche  Völ- 
kerschaft und  Sprache  mag  von  da  bis  zu  den  hö- 
heren Gegenden  der  Ströme  Magdalena  und 
Martha  untergegangen  seyn.  Hervas  **)  nennt 
zehn  Sprachen,  als:  die  Agnala,  Caivarm,  Chimi- 
ca,  Kurumeiie^  Gorrane**^)^  Guaraepoajia^  Guarica^ 
Natagaima,  Cueca  oder  Queca^  und  Chiaizake  z\i 
ausgestorbene  Sprachen  des  Reiches  Neu -Gra- 
nada. Der  Nähme:  Zake  der  letzteren  führt  auf 
die  Provinz  Zake,  deren  Beherrscher,  Zake  ge- 


'"')  Depons  Voyage  Vol.  I.  eh.  4..  S.  £17. 

**)  Catalogo  (1.  L.  c.  S.  53. 

**")  Die  Nahmensähnlichkeit  der  imVII.  AbschnitC 
N.  1.  aus  de  Lact  erwähnten  C/jorn  (wenn  ch  Hollän- 
disch otier  Lateinisch  ausgesprochen  wird)  ist  zwar  nur 
geringe,  aber  bey  der  Unbestimmtheit  der  geographi- 
schen Angaben  ist  man  nicht  berechtigt,  sie  ganz  zu 
übersehen. 


7001 

nannt,  in  Tuinja  wohnte,  welches  nördlicher 
liegt,  als  S.  Fe  de  Bogota,  die  Residenz  des  an- 
dern von  den  angeseheneren  Herrschern,  wel- 
che die  Spanier  in  diesen  Gegenden  fanden. 
Eine  Sage,  welche  sich  auf  dem  Plateau  vonS.  Fe 
de  Bogota  vorfand*),  setzte  dorthin  die  An- 
kunft eines  mit  einem  grofsem  Barte  erschienenen 
Mannes  von  einer  andern  Menschenart,  welcher 
■unter  dreyerley  Nahmen:  Bochica ,  Nemquetlieba 
oder  Ziihe  bekannt  war,  und  welcher  nach  einer 
Überschwemmung  die  dortigen  Volkerstämme 
vereinigt,  sie  die  Cultur  des  Rodens  gelehrt  ha- 
be, und  für  sie  das  gewesen  sey ,  was  Mancoca- 
pac  für  Peru  gewesen  seyn  soll.  Offenbar  hat  in 
diesen  Gegenden  eine  gewisse  Cultur  geherrscht, 
die  ihre  Bewohner  vor  ihren  Nachbarn  auszeich- 
nete. De  Laet's  Nachrichten  bezeugen  diefs 
ausdriicklich  von  den  Einwohnern  von  Bogo- 
ta und  Tunja,  und  beschreiben  selbst  die  kör- 
perliche Bescliaffenheit  dieser  in  der  Gebirgs- 
ebene  und  ihrem  gemäfsigten  Klima  wohnenden 
Menschen  anders,  als  die  der  Panches^  von  wel- 
chen dort  gesagt  wird,  dafs  sie  roh  sind,  und 
dafs  sie  die  Wohnländer  jener  umgeben'^*  ).  Die 
Gewohnheit,  die  diesen  Panches  zugesclirieben 
wird,  die  Köpfe  ihrer  Kinder  zusammen  zu  pres- 
sen, würde  noch  nicht  berechtigen,  sie  für 
stammverwandt  mit  den  Abschnitt  VII.  beschrie- 
benen Omagua  zu  halten,  obwohl  das  Zusam- 
mentreffen mit  deiiselben  in  dieser  Einrichtung 
des  Lebens  und  die  Verbreitung  des  Omagua- 
Stammes  auch  in   nördlichen  Gegenden    dabey 

*)  Humboldt  Vues  des  Cordilleres  S.  20. —  Die  Ge- 
birgszüee  in  Neii-Granada  sind  eben  das.  S.  13.  be- 
schrieben. 

**)  De  iaef  novus  orbis,  5.579» 


701. 

bemerkenswerth  bleibt.  Übrigens  lassen  diese 
iNfachrichtcn  bey  de  Laetaa  derGränze  voiiBogo-* 
ta  imdTtinja  die  Miidi und  Colymae wohnen, gWich 
als  ob  erstere  zu  utiterscheiden  seyen  von  den 
Moxae,  welche*  in  eben  dieselbe  Gegend  gesetzt, 
aber  als  eii;i  gnnz  anderes  Volk  al>i  die  Moxi  in  Pe- 
ru betrachtet  werden,  von  denen  im  VI.  Abschnitte 
die  Rede  gewesen  ist.  Offenbar  sind  durchjene 
unsere  /V/z/y^r^  gemeint,  welche  nach  Gumilla*) 
einst  eine  sehr  zahlreiche  Nation  waren,  und 
nach  Hcrvas**)  ursprünglich  Chibcha  genannt 
wurden.  Jetzt  sind  sie  so  gut  als  ausgestorben, 
indessen  führen  noch  Dörfer,  die  sie  einst  be- 
wohnten', Nahmen  aus  ihrer  Sprache,  z.  B.  Ico- 
nonzo  ***).  Der  grammatische  Bau  der  letzteren, 
die  in  dieaen  Gegenden  die  ausgebreiteteste  war, 
ist  entwickelt  in  der  Gramatica  en  la  lengua  gen^ral 
del  fiuevo  regno  UamadaMosca^  compostopor  el  P.  Fr. 
Bern  deLugo.  Madr.  1619.  8-i  woran  die  Man- 
damientos  in  dieser  Sprache  mit  bey^esetzter 
Spanischer  Übersetzung  angehängtsindf)  , schon. 
zu  Gilij's  Zeit  war  auch  diese  Sprache  ausgestor- 
ben, indessen  waren  damahls  noch  einige  in  der- 
selben von  den  Jesuiten  verfertigte  Bücher  vor- 
handen tt). 


*)  Hist.  de  rOren.  T.  II.  S.  225. 

**)  Catal.  d.  L.  c.  S.  52. 

***-)  Humboldt  a.  3i.  O.  S.  10. 

7)  Zusammen  158  Seiten.  Die  Aussprache  der 
Muysca- Wörter  ist  überall  die  Spanische.  Die  aufmerk- 
same Leetüre  zeigt  eincMeng«  von  Druckfehlern,  wel- 
che sich  aus  anderweitigeiu  Vorkommen  derselben  Wör- 
!   ter  verbessern  lassen. 

ff)  Sagg.diSror.Amer.  T.III.  S.  142.  AuchP.Darf- 
dei  hatte  eine  Grauunatik  in  derselben  drucken  lassen.. 


702 


ijrammatischer  Bau  der  Muy s c a-S p r ache\ 

1.  Die  Laute  6?,  /  und  z,  welches  letztere 
wenn  es  auch  in  Muysca-Wörtern  vorkömmt,  wie; 
s  gesprochen  wird,  feiilen.  Dagegen  sind  einige^ 
Laute  da  ,  welche  unseren  Sprachen  fremd  sind,* 
die  dafür  keine  Zeichen  haben,  und  welche  sehr.) 
guttural  sind. 

2.  Das  Genus   der  Nennwörter  kann  blofs 
dl  irch  Beysetzung  von  chha  Mann ,  fhuchha  Weib, 
ausgedruckt  werden,  und  wird  auch  durch  eben 
diese    Wörter  bey  Thieren  und  Vögeln  unter-  ; 
schieden»      Der    Plural    hat  die  Plndung    mabie^  \ 
welche:  viel,  bedeutet,  zu  seinem  Charakter.      j 

3.  Die  Casus  werden  also  bezeichnet:  der  ■ 
Genitiv  hat  in  gewissen  Bedeutungen  besonders  l 
des  Besitzes,  die  Endungen  e/^^'z/ß  oder //^«ywa,  in 
anderen  unterscheidet  ihn  blofs  seine  Stellung 
vor  das  ihn  regierende  Wort;  der  Dativ,  wel- 
cher den  Begriff  des  Schadens  oder  Vortheils 
ausdruckt,  hat  die  Endung  ^//cira;  der  Accusa- 
tiv ,  wenn  Bewegung  an  einen  Ort  gemeint  ist, 
die  Endung  ca ,  aufser  dem  ist  er  durch  seine 
Stelle  nach  dem  Nominative  ausgezeichnet;  der 
Vocativ  hat  o  vorsieh;  der  so  genannte  Ablativ 
die  Endung  nä  für:  in,  des  Aufenthalts,  bhb- 
hhhd  für  Instrument  oder  Begleitung ,  7?y/7:r/ für: 
von  wo,  s  oder  72  für  Bewegung  über  einen  Ort  hin. 

4  Das  Adjectiv  hat  seine  Stelle  zunächst  nach 
seinem  Substantive,  und  noch  vor  der  Casus- 
Endung.  Der  Comparativ  der  Adjective  hat  i/2- 
^y  vor  sich,  der  Superlativ  //2nach  sich,  vor  wel- 
chem letzteren  die  Adjectiva,  die  auf  a  endigen, 
das  a  wegwerfen. 

5.  Die  Pronomen  sind  hychha  ich ,  mue  du,  05* ;' 
^^  cJüe  oder  chiechi  wir,  mie  oder  miemi  ihr,  aiw^ 


703 

biJihho  iic.  Diese  werden  mit  den  Casus- Parti- 
keln declinirt,  doch  steht  dabey,  und  für  die 
Possessiva  für  die  1  Fers,  hhhy^  für  die  II  P,  z//??, 
für  die  III  P.  a  im  Singulare,  im  Plurale  du  für 
die  I,  m/für  die  II,  a  für  die  III  F.,  und  letztere 
Formen  stehen  auch  vor  den  Verben  zur  Bezeich- 
nung ihrer  Personen. 

6.  Die  Verben  zerfallen  in  zvvey  Conjugatio- 
nen,  wovon  die  eine  auf  5^z/ß,  die  andere  auf 
süca  endigt.  Der  Unterschied  der  Conjugation 
beyder  besteht  hauptsächlich  darin,  dafs  die, 
bey  beyden  vortretenden  Pronomen,  bey  der 
ersteren  noch  ein  b  an  sich  nehmen ,  und  hhhyb, 
ab  u.  s.  w.  lauten.  Übrigens  sind  die  Endungen 
der  Tempora  bey  beyden  meistens  gleich,  das 
Praesens  hat  die  er^vähnten  Endungen,  das  Im- 
perfectum  setzt  an  dieselben  nuoa  oder  bhöhlihd, 
das  Praeteritum  ist  die  Wurzel  ohne  jene  Uiiter- 
scheidungsendung  der  Conjugation,  das  Plus- 
quamperiectum  setzt  an  diese  Wurzel  ypquana^ 
das  Ftiturum  ebenfalls  an  die  W^urzel  in  der  er- 
sten Conjugation  np^a^  in  der  zweyten  Tiynga. 

7.  Der  Imperativ  ist  die  Wurzel  ohne  Prono- 
minal-Vorsätze,  oder  so  dafs  wa  vorgesetzt  wird; 
auch  wird  von  der  U  Person  des  Futurum,  woran 
CO  gehängt  wird ,  ein  Imperativ  des  Futurum  ge- 
bildet, der  Subjunctiv  aber  mit  Anhängung  der 
Sylbe  ndn  am  Ende  aller  Tempora,  aufser  dafs 
im  Plusquamperfectum  statt  dessen  asacan  ange- 
hängt wird.  Der  Optativ  setzt  ve  an  die  Wur- 
zel, das  Particip  des  Praesens  in  der  ersten  Con- 
jugation sca  an  die  Wurzel,  in  der  zweyten  süca 
(gleich  dem  Praesens),  das  Particip  des  Furu- 
rum  mit  dem  Begriffe  der  Nothweüdifjkeitzu  han- 
deln, endigt  in  der  I  Conjugation  auf /7gß  oder 
ngüpqua^   in  der  zweyten  auf //>77ga  oder  nyjiua; 


<7o/{. 

eine  Infinitiv -Form  ist  nieht  vorhanden,    aber 
ein  Gerundium    bildet  blch   durch    die  Endung 
yüa,  welches  Gerundium  auch  die  Personal-  Pro-' 
nomen  vor  sich  hat.     Von  diesen  Conjugations- 
Weisen  gibt  es  manche  Ausnahmen. 

ß.  Eineso  genannte  TU  Conjugationistdie  ne- 
gative, wo  hinten  am  Praesens  und  Praeteritum 
MM  angesetzt,  beym  Imperfectum  und  Futu-  ' 
rum,  dem  Optativ  und  Subjunctiv  aber  dieser 
Laut  zwischen  deren  Endung  tmd  das  Wurzel- 
wort eingeschoben  wird,  das  Plusquamperfec- 
tum  aber  hlihansan  oder  hhhaqhucd  zur  Endung  '. 
hat;  eine  so  genannte  IV  die  Conjugation  für 
Frage,  wo  überall  hinten  gud  angehängt  wird. 

9-  Die  so  genanntenPraepositionen  scheinen 
alle  hinter  ihren  Substantiven  zu  stehen. 

Sprach  proben. 
Die  angeführte  Grammatik  enthält  lo  Man- 
damientos  für  Beicht  hörende  Geistlichein  die- 
ser Sprache  mit  zur  Seite  gestellter  Spanischer 
Uebersetzung;  und  eben  so  noch  eine  allgemei- 
ne Beicht,  aber  die  Uebersetzung  scheint  nicht 
wörtlich  ,  die  Grammatik  selbst  hat  nur  sehr  we- 
nige Vvörter  zu  Beyspielen,  so  dafs  sich  weder 
jene  Proben  hinlänglich  erklären,  noch  mehrere 
als  die  nachfolgenden  daraus  aufstellen  lassen. 
Die  V.  U.  Formel  enthält  jener  religiöse  Anhang 
der  Grammatik  nicht.  Ein  paar  Beyspiele  mö- 
gen hier  stehen  *). 


*)  Dxedabey  stehende  Spanische  Uebersetzung  ist: 
Amas  a  tu  Dios  que  te  criö? 
Has  lieclao  Santuaiio  ? 

Has  inandado  a  alguna  iDcrsona  que  haya  sanl-.iario? 
Has  Uabajado  estos  dias  de  Domiiigos  y  fiestas  ? 
Mataste  a  alguna  persona  ? 


7c5 

Deinen  Varer  Gott     oich  gemacht  3n    lieTjest 
Um  Taba  Dios  mne^qyyaumtbyiihhysugua? 

Heiligrlium  du  gemacht 

Chhuinsna  guya   uiuqygiia? 

Meusclien  einem  du  aufg^traseii  Fleüi'gthum  er  mache 

IViu>sca  atabe         unjtynscbbusua         hhby   abqygua? 

Soximag       Fesrtag         Arbeit         du  i^tiJian^ 
Doiuingo,  fiesta  cbboqynyn  umqyqiia? 
Mansch     einen     du  getidiet. 


Meysca  atabe  uii 

& 

'^S 

ua? 

A 

n 

d 

e  r  e 

W  ör  t  er. 

Sonne 

suä. 

Wtib 

Jhuchha  od.  luchha^ 

Vatei- 

pnba. 

Haus 

£UC. 

Mutier 

guaya. 

grofs 

qliuma. 

Men-ch 

tiiuysca. 

gut 

chho. 

Mann 

chlia. 

essen 

guasquä. 

2.  Sprachen  von  Popayan  und  Darien. 

Popayan^  welcher  Nähme  selbst  von  den\ 
Nahmen  eines  beym  ersten  Besuche  dort  gefun- 
denen kleinen  Königs  entlehnt  ist,  nehmen  wir 
hier  in  seiner  älteren  Ausdehnung,  wo  es  sich 
unmittelbar  mit  der  Westgränze  von  Neu -Gra- 
nada anfängt,  und  wir  rechnen  also  schon  die 
Völker  hierher,  welche  an  dem  östliclien  Uier 
des  Flusses  Martha  wohnen.  Die  ursprünglichen 
Bewohner  von  Cartama  redeten  eben  dieselbe 
Sprache,  wie  auf  der  Westseite  der  Martha  in 
der  Provinz  Caramanta,  wo  ein  kleiner  König 
den  Nahmen  Cauroma  führte,  und  wie  um  An- 
tiochien  und  Auzerraa  (zwischen  welchen  Oei-- 
tern  jedoch  viele  Einwohner  bey  der  Besitznah- 
me der  Spanier  weiter  —  also  wohl  östlich  — 
zogen).  Der  Naiime  Auzernm  kommt  dahtr, 
weil  man  fand,    dafs  in  der  Landessprache  aa- 


7o6 

zer:  Salz,  bedeutete*).  In  den  Provinzen  Arma 
und  Pancura  wurden  verschiedene  Sprachen  ge- 
redet. In  der  Sprache  der  Einwohner  von  Co- 
pia^  welche  man  so  wie  die  von  der  Gegend  um 
Popayanselbstcivilisirter  als  ihre  Nachbarn  fand, 
führten  die  bösen  Geister  denNa-hniGn  Xixaramas^ 
die  Spanier  wurden  Taramacas  genannt**). 

In  der  von  den  Jesuit/en  von  Quito  aus  be- 
suchten und  in  Missionen  eingerichteten  Provinz 
Popayan  waren  vor  Alters  52  Völker  bekannt. 
Die  südlicheren  waren  durch  die  Waffen  unter- 
worfen, auch  einige  von  Norden  und  Osten,  die 
übrigen  durch  die  Missionäre.  Die  bekannten 
Missionen  waren  unter  den  Andakie,  Citarae,  Cho. 
CO,  Quagua,  Guanaca,  Neiva,  Paes,  Timanae''**). 
Die  Guanaca-und  die  6ßC<7/zwca- Sprache  waren 
aufserordentlich  schwer  und  guttural,  auch  die 
Paes  redeten  eine  von  ihren  Nachbarn  verschie- 
dene, eigentliümliche  Sprache;  von  den  nörd- 
lich'bn  Völkerstämmen  ,  die  unterschiedene 
Sprachen  redeten,  seyen  viele  untergegangen  f). 

Die 


_*)  Die  Endung  ma  dieser  Völker  und  Nahmen 
scheint  fast  auf  etwas  Gemeinsames  zu  fiihren  ,  (indes- 
sen läfstsich  damit  doch  schwerlich  das  m«  vergleichen, 
welches  die  Ghiquitos  als  eine  Art  Artikel  den  Nahmen 
vorsetzen.) 

**)  Diese  Nachrichten  sind  aus  de  Laet  novus  or- 
bis  S.  5Ö5  bis  89  entlehnt. 

***)  Die  grofse  Ähnlichkeit  einiger  dieser  Völker- 
iiahmen  mit  Völkern,  die  jetzt  ;im  Orinoko  wohnen, 

/  ist  oben  S.564.  schon  bemerkt  wonien,  auch  der  K;ih-      J 

me  Guame  wird  unter  den  südlicheren  Völkerschaften      1 

I  erwähnt.  1 


f )  So  Hervas  imCatalogod.L.  S.C9,  wo  auch  jene 
ß2  Völker  nahmentlich  aufgetührJ;  sind. 


i 


707, 

Die  Erdenge  Darien  und  das  ihr  nördliclie 
Gebirgsland  Veragua  ist  immer  zu  TeiTa  fir- 
ma  gerechnet  worden,  und  die  ursprünglichen 
Einwohner  derselben,  von  denen  viele  erst  in 
den  neuesten  Zeiten  in  eine  Art  von  Unterwer- 
fung unter  die  Spanier  eingegangen  sind,  möch- 
ten wohl  melir  mit  denen  von  Süd -als  von  Mit- 
tel-Amerika in  Verbindung  stehen,  wenn  auch 
der  Vermuthung  des  Ab.  Velasco,  von  welchem. 
Hervas  die  angeführten  Nachrichten  über  Popa- 
yan  entlehnte,  dafs  die  Sprache  der  Guaimie  oder 
Hutilmie,  w^ eiche  Veragua  bewohnen,  so  wie 
auch  die  der  Urabae  oder  Idibae^  welches  die 
Nahmen  derBewohner  von  Darien  sind,  imd  wie 
andere  Sprachen,  in  südlicher  Nahe  bey  der 
Erden g;e  von  Panama  sämmtlich  Dialekte  der 
Karaibischen  seyn  möchten,  welche  auf  den  An- 
tillen gesprochen  werde*),  noch  gar  sehr  die 
Begründung  mangelt,  um  auch  nur  für  wahr- 
scheinlich gehalten  zu  werden.  Die  Sprache 
von  Darien^  wie  die  Französischen  und  Engli- 
schen Schriftsteller,  oder  Dariel^  wie  die  Jesui- 
tischen Missionäre  in  Italien  die  Erdenge  und 
den  Flufs  bey  derselben  vorzugsweise  zu  schrei- 
ben scheinen,  zeigt  Avenigstens  in  den  von  ihr 
aufgezeichneten  Wörtern  keine  Berührung  mit 


^')  EcH'ds  im  Catal.  d.  L.  S.  72.  —  Wenn  übrigens 
in  der  allgemeinen  Historie  der  Reisen  Tb,  IX.  S.  93. 
von  Carthagena,  Panama  und  Portobelio  gesagt  wird, 
dafs  ibre  Sprache  vieles  Besondere  habe,  und  sie  luan- 
cberley  nicbt3  bedeutende  Zusätze  an  die  Wörter  an- 
sprechen, und  dafs  in  jeder  dieser  Städte  auf  eine  ei- 
gene Art  der  Ton  gesetzt,  und  die  Wörter  verstiiiumelti 
werden:  so  ist  ni^ht  von  einer  ursprünglich  Anieril 
nischen  Sprache ,  soildcrn  von  ihrem  Dialek:;e  ät 
Spanischen  die  Rede. 

Mithrid.  111.  Yy 


7^8 

irqend  einem  P^älelte  des  Karaibisclieft  Spracli- 

Stammes*    / 

/  Sprach  proben. 
Die  erwähnten  Wörter  sind  von  Wajfer  aiif- 
<refafst  wordea  *),  und  befinden  sich  auch  in 
3er  Alledem.  Historie  der  Reisen  Th,  XV.  S.  280. 
Man  bemerkt  darin,  dafs  die  meisten  Wörter 
auffl//  endigen. 


Wasser 
Mond 


dulaK  Bruder       rupah. 

Tochter      ninah. 


nie. 


Vatii-  /a"^«/^**)  J-  cupego. 

IVIutter       naunah.  2-  poquah. 

Frauv        poonah.  5-  pauquaK 

Die  einfache  Verbindung  der  Wörter  erhellet 
aus  ein  paar  eben  daselbst  angegebenen  Phrasen. 


=•0  Vosas,t&  de  LionmJ  Waffer  traduits  par 
Montvüt,  bey  den  Voy.  de  Guill.  Dampier  Amst.  1705. 
S.  250. 

*  *  )  tataVater  U  der  Moxa  und  Sapibocona  (  Abscli. 
AI.)  ist  zu  sehr  Naturlaut,  üls  da td  eine  solche  Aehn- 
ÜGhlseit  irgend  Riicksiclit  verdiente.  .W^t^m^, 


•I 


'Ifr;!!