UNIVER5ITY OF PITT5BURGH
JDarlington Aiemorial LiLi
iry
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Mithridates
oder
allgemeine
S p r a c li e n k u n d e
mit
dem Vater Unser als Sprachprobe
in beynahe
fünfhundert Sprachen und Mundarten,
von
Johann Christoph Adelung,
Hofrath und Ober-Bibliothekar zu Dresden.
Mit
Benützung einiger Papiere desselben fortgesetzt,
II n d
aus zum Tlieil ganz neuen
oder
wenig bekannten Hülfamitteln bearbeitet
von
Dr. Johann Severin Vater,
Professor der Theologie und Bibliothekar zu Königsberg.
Dritter Theil.
Erste Abtheilung.
Berlin,
in der Yossischeii Buchliandlung,
1 Ö 1 ^.
<!fe.
Anzeige der Verleger.
W ir liefern hier die erste Abtheilung von dem
dritten Bande des Mithridates von Hrn. Adelung,
der durch die sorgfältige Übersicht und Bear-
beitung des Hrn. Professors Vater nicht wenig
gewonnen hat. Er enthält die bisher bekannt
gewordenen Sprachen in Afrika. Zugleich be-
nachrichtigen wir, wegen der vielen an uns er-
gangenen Anfragen, das gelehrte Publicum,
dafs noch zwey Abschnitte, und zwar bald, nach-
folgen werden. In dem zweyten kommen die
Sprachen von Amerika vor. Auch wird der
Hr. Prof. Vater dahin sehen, dafs das Vater unser
in fünf hundert verschiedenen Sprachen gelie-
iert werde. Dann werden Zusätze und Verbes-
serungen von Hrn. Adelung selbst folgen, und
das Werk beschliefsen Berichtigungen und Zu-
sätze zum ersten Abschnitte des zweyten Bandes
des Mithridates über die Cantabrische oder Bas-
Ifische Sprache von des Hrn. Ministers voji //zz/tz-
ÄoW^ Excellenz , dessen Nähme allein schon die
beste Empfehlung für diese beträchtliche Berei-
cherung des Mithridates ist, und die Aufmerk-
samkeit eines jeden Philologen erregen mufs.
o
JdLöchst dankbar gegen die Vorsehimgj
welche mich ein, vielleicht zu kühn begon-
nenes Werk, glücklicher, als ich hoffen
durfte , hat zu Stande bringen lassen ; höchst
dankbar gegen meine mich gütigst unter-
stützenden Gönner mid Freunde, übergebe
ich meinen Lesern den dritten Band des
^lithridates, dessen zweyte Abtheilung, jetzt
schon unt^r der Presse befindlich, alsbald
nach der Messe ausgegeben wird. Ihr wer^
den eben so unmittelbar, ebenfalls schon in
die Druckerey gegebene Nachträge zum er-
sten Bande von meinem gütigen Freunde^
dem gelelurten, für Sprachforschung uner-
müdet und so glückhch thätigen Herrn
Etatsiath ^072 Adelung und zum zweyten
besonders von dem gleicli scharfsinnigen
als gelehrten Staatsmanne Hrn. Minister
\'Ofi Hwnboldt folgen. Wie viele vorher fast
IV
eanz unzugängliche Hülfsmittel zum Studium
dei Amerikanischen Sprachen ich dem Wohl-
wollen des Letzteren und seines allgemein
verehrten Hrn. Bruders , und wie viele, von
Dr. Seetzen zu Kahira gemachte Sprach-
sammlungen ich der Güte des Hrn. von Lbi-
denau verdanke, habe ich schon sonst ge-
rühmt, kann ich aber nicht genug rühmen.
Auch dem würdigen Hrn. Bischof Munter
und Hrn. Prof. Ebeling, Hrn. Prof. Lichten-
stein, Hrn. Dr. i^fb/vV/o zu Göttingen, Hrn.
^z/a72<ir zu Herrnhuth danke ich nochmahls
" für ihre wohlwollendeUntejstützung. Wirk-
lich bin ich im Besitze von so vielen Hülfs-
mitt ein über die Sprachen Afrika s und Ame-
rika's, dafs der Reichthum der daher geflos-
senen Nachrichten für jede billige Erwar-
tung überraschend grofs seyn wird. Meine
sehr ansehnliche linguistische Sammlung
enthält die von mir eigenhändig gemachten
vollständigen Auszüge od er Ab Schriften auch
der dicksten Amerikanischen Grammatiken,
welche vor des Hrn. Kammerherrn Alex,
von Humboldt nicht genug zu preisenden
Interesse und Aufopferungen für die Kennt-
nifs Amerikas und die Wissenschaften,
•y
gröfsteiitheils in Europa noch nicht gesellen
warei^ nncl welche Grammatiken in der
Form, in die ich sie mir brachte, zum TJieil
erst das sind, was sie seyn konnten. Ich
darf .mir diese seit 1808 gemachten Arbei-
ten, die mtihevollesten unler allen den mä-
hevollen schriftstellerischen Arbeiten, zu de-
nen mich mein Durst nach Belehrung ge-
führt hat, anrechnen. Aber, fern von allem
Ansprüche, sage ich es laut, dafs ich nur
Steine zusammen trug zu einem Gebäude,
das vielleicht erst in hundert Jahren aufge-
richtet werden kann, nur Winke zu seiner
Anordnung geben konnte. Wie viele Män-
gel und Unrichtigkeiten möfi:en die folgen-
den Bogen, aller meiner Aufmerksamkeit
imgeachtet, enthalten! Berichtige sie, wer
es vermag: ich begnüge mich auch mit dem
geringen Verdienste, dazu die Veranlassung*
gegeben zu haben. Es wäre selbst möglich,,
dafs hier und da irgend Ein Afrikanisches
oder Amerikanisches Volk 'unter z\veyerley
Nahmen aufgestellt wäre, wo es die vor-
liandenen Nachrichten so verlangten. Übri-
gens habe ich nur diejenigen Völker aufge-
stellt, iiber deren Sprache in jenen Nach-
richten mehr oder weniger bemerkt war.
Diefs ist auch in Beziehung ^ui Lewis' s und
Pike's Reisen geschehen, welche ich mich
sehr freute, noch benutzen zu können. Eine
Gleichmäfsigkeit der Behandlung ist nicht
überall mögUch geworden, da wir noch von
dem Inhalte und Umfange der vorhandenen
Nachrichten zu sehr abhängen: Gleichmä-
fsigkeit in Absicht der geographischen Be-
stimmungen wäre gegen den Zweck gewe-
sen; ich gebe sie genauer, wo sie nöthig
. waren, und mufste mich, zu Schonung des
R^aumes des Bekannteren enthalten. Indes-
sen habe ich bey Amerika, wo das Detail
gröfser, und Orientirung nöthiger ist , durch
eine Menge von Erklärungen der Art i» der
EinleitungjedenLeservorzubereitengesucht.
Königsberg inPreufsen, Aen 2.6. Umz 1^12.
vti
n h a 1
Einleitung. S. 3.
1. Nord- Afrika, S. 27.
Berber. 27.
1. Amazirg, Scbilha. 42.
2. Kabylen. 4.5.
3. Tuaryck. 44-
4. Tibbo. 45.
Guanchen. 57.
2. Mittel -Afrika,
61.
I. Nordöstliche
) Völker.
64.
A. Kopten.
64.
B. Völker von Nubien und Habesch.
101.
1. Amhara.
109.
2. Haüasä in Tiggry,
Argubba , Massua,
Suaken.
119.
3. Agows von Tschera und Damot,
122.
4. Gafat. 1
24.
5i Falascha.
125.
6. Dungala, Barabra. 127.
Vlll
IL Länder zwisclien der Saliara und dem
Gülbi. 152.
1. Länder unter dem westlichen Theile der
Sahara. 135.
2. Sudan unter dem östlichen Theile der Sa-
hara. i33-
5. Fulah. 142.
4. Mischungen der Negern und Nord- Afrika-
ner. i48-
IlL Das eigentliche Mittel -Afrika, ei-
gentliche Negern. 154.
1. Jalofs. 156. •
2. Sereres. 159.
3. Serrawalli's. 160.
4. Mandingo, 5. Bambarra, 6. Benibuck,
.7, Jallonka. ß- So}iko (Mandingo-Spirach-
stamm). iGa.
9. Felups, 10. Banyonen, 11. Timaneys,
12. Eullani. 169.
15. Susu. 171.
14. Kanga, 15. Mangree, 16. Gien. 179»
17. Quoja, iß. Hondo. 180.
19. Issinesen, Quaqua. 182.
20. Fetu, 21. Fante, 22. Akripon, 23. Ami-j
na, 24. Akkim (Amina-Sprachstamm). 134.
25. Akra, 26. Adampi. 194.
27. Ada. 201. . .
IX
28-Widah, 29. Papaa , 50. Watje, 51. Ardrah,
52. Dahomey. 202.
33. Calbra , 34. Camacons, 35. Cap Lobo
Gonsalvos. 206.
36. Loango, 57. Kakongo, 38- Kongo, 39. An-
gola, 40. Maricloiigo, i^i. Cäiahix (Ko/ig/)-
Spj'acJistaaim). 207.
42. Karabari, 43. Ibo, 44. Mokko, 45. An-
. ziehen. 224.
46. VVawu, 47. Tenibu. 226.
48« Krepeer, 49. Assianthen, 50. Aquapim,
Qi.Kassenti, 52. Eurabrong, 53. Pctcha-
ries. 228.
54. Bornu, 55. Gaog, 56. AfFadeh. 231.
57. Mobba, 58. Dahera, 59. Schilluk. 235.
60, Där-Fnr, 61. Zeghawa, 62. Dar-Ruiiga,
Dar-KuUa. 259.
IV. Wenig bekannte Länder im Innern
von Afrika zwischen dem Mond-
gebirge , der Meerküste unterhalb
Habesch, dem Lupatischen Ge-
birge bis zur Südost- Gränze von
Kongo , und die Insehi jener
Küste. 244'
1. Gallas. 247.
2. Agagi, Schaggaer. 251.
5. Zanguebar, Anjoane. 254.
4. Madagaskar. 255.
V. Kaffer- Länder von Qailoa bis zu den
Hottentotten. 267.
1. Quiloa, Mosambique, Sofala, 2. Lagoa-
Bay. 275.
3. Koossa, Mathimba, Maduanas. 277.
4. Beetjuanas. 283.
3, Südspitze von Afrika. 289.
Hottentotten. ^89.
1. Dammaras, Namaaquas , Coranas, Gona-
aquas. 297.
2. Huswana. 3. Saabs, Bosjesmans. 300.
Mitliri'
MJthridates,
oder
allgemeine Sprachenkunde,
Dritter Band.
Erste Abtheilung.
Afrikanische- Sprachen.
Einleitung.
JLJle angenehme Hdlbinsel Afrika , dreymahl so
grofs als Europa, hängt mit x\sien nur durch die
Erdenge von Suez zusammen, vvelche,je mehr der
ganze nördhche Theil von Ägypten bey Men-
schengedenken den Fluthen des mittelländischen
Meeres entstieg, erst zu einiger, und nach und
nach zu ihrer jetzigen Breite von ungefähr zwölf
Meilen gelangt seyn mag, einst wohl blofs eine
Kette von Felsen und Klippen, die Vormauer,
welche dem Eindringen des Arabischen Meer-
busens in das mittelländische Meer widerstand,
ein offenbar sehr schmaler Steig für einwandern-
de Asiaten, unzureichend für Völkerzüge.
Ein wenigstens angemessener Übergangs-
punct wäre die Meerenge zwischen Süd - Ara-
bien und dem Aethiopien der Alten für die Afri-
kanischen .Stämme, die entweder ^ewifs aus
Asien kamen, oder wenigstens wahrscheinlich
mit den Völkern der übrigen Welt in einem
Abstammungs-Zusammenhange stehen: sey es
nun übrigens, dafs die Verbindung beyderV^elt-
theile, erst durch das Einströmen des Indischen
Meeres durchbrochen, vor der Verbreitung
jener Menschenstämme noch vorhanden war,
oder dafs schon die ersten Asiatischen Ansiedler
über die schmale Strafse Bab-el-mandel nach
Afrika kamen.
A 2
DieSäulendes Herkules bötheti einen sndern,
vom Meere nur wenig unterbrochenen Weg der
^Bevölkerung Afrika's dar; aber schwerlich hatte
die Endspitze von Europa Menschen für sie,
und die Ausdehnung einer breiten Sandwüste,
unmittelbar unter dem benachbarten Nc^rden
von Afrika, spricht noch mehr, als selbst, die
physische Beschaffenheit der Afrikaner wenig-
stens gegen einen beträchtlichen Einflufs einer
Bevölkerung von dorther.
Auch Arabien , selbst eine, obwohl weit ver-
bundenere, Halbinsel, \var, so weit die Sparen
der Geschichte irgend reichen, nie der Schau-
platz von aus dem Innern Asiens gekommenen
Völkerzügen. Die gewöhnliche Ursache dersel-
ben ist unverhältnifsmäfsig angewachsene Volks-
menge : aber sollten seit der Zeit, wo Geschichte
oder Sage das Schauspiel der Völkerverbreitung
luiserm Auge öffnet, sich aus dem südlichen
Winkel jener Halbinsel Völkerströmungen er-
gossen haben, zureichend für die Bevölkerung
eines ganzen Welttheils?
Eine Menge in Afrika Migesiedelter Araber
zeigt der Aug;enschein. Auch Menschen von
o o
dem entfernteren Maleeischen Stamme, die nur
auf einer ' gefährlichen Meerfalirt an die Ost-
seite von Afrika gelangen konnten, scheinen
lange vor den Einflüssen Europäischer Schiff-
fahrt dahin gekommen zu seyn. Horden wach-
sen zu Völkern an. Aber die Bevölkerung des
ganzen Afrika aus Asiens uns bekannten Völker-
zuständen abzuleiten: dagegen tritt die Unwahr-
scheinlichkeit, welche aus diesen Zuständen und
der Lage beyder Welttheile entspringt.
Einmahl hat Arabien Kriegerzüge nach vielen
Richtungen umher getrieben. Ein sehr grofser
Tlieil beyder Welrtheile gehorcht noch, wo
nicht Nachkommen der S.iracenen, doch dem
mit ihnen gekommenen Glauben. Afrika zeizt
die Einflüsse dieser Revolation noch in seinem
riefen Innern, wohin ein von Orte zu Orte fcrt-
ziindendes Loderfeuer des Fanatismus seine
Wirkungen verbreitete. So weit dran^ als Spra-
che des Gottesdienstes das Arabische vor; weit
und breit an der Nord- und Ostkiiste auch aLs
S]jrache des Landes. Von dieser Verbreitung
der Arabischen Sprache ist im ersten Bande
S 398. gehandelt worden.
Allein, konnte Arabien mehr als Ein Mahl
solche Meuscher.menge von sich treiben? Und
würden sich davon nicht vielmehr oder wenig-
stens eben so gut in seinem breiteren Zusam-
menhange mit Asien Beweise zeigen? wovon
aber auch nicht eine Spur da ist. Jene Erobe-
rungen sind etwas anderes, als Strömungen der
Nationen zur Bevölkerung eines ganzen Welt-
theils, die als 'lange fortdauernd gedacht wer-
den müssen, um das Daseyn so vieler und so
verschiedener Stämme und Sprachen zu erklä-
ren. Kurz, die gesammten Be\vohner Afrika's
von Asiens uns bekannten Nationen abzuleiten,
hat die gröfste Bedenklichkeit, auch abgesehen
davon, dafs die ganze, über den gröfsten Theil
von Afrika verbreitete Race der Negern ein un-
übersteicxliches Hindernifs entg;ea;en. zu stellen
geschienen hat.
Wäre das Hindernifs unübersteiglich, so er-
sparte diefs eben dem Forscher seine Hebung.
Allerdings unterscheidet sich der bey weitem
gröfste Theil der Afrikaner nicht blofs durch die
schwarze Hautfarbe und das krause. Haar, son-
dern auch durch weit . eingreifendere Eigen-
thümlichlceiten des Knochenbaues am Kopfe,
und, wie neuerlich gezeigt worden ist, selbst
des NfTvenlaufs *) von allen übrigen Erdbewoh-
nern mehr, als irgend eine Classe der Menschen
von der andern. Physiolofren von ausgezeich-
netem Hange haben die Negern entscheidend
vom übrigen Menschengeschlechte ganz abge-
schnitten. In ihre physiologischen Gründe mit
An.^pruch einzugehen, kömmt dem Geschicht-
und Sprachforscher nicht zu. Auf sie dürfte er
verweisen, und, enthoben der Untersuchung
über Abbtammungs- Zusammenhang aller soU
eher Afrikaner mit andern Nationen, und über
Herkunft aus andern Welttheilen, sich begnü^
gen, wo möglich Vereinigungspuncte dieser
Kace und ihre Ursitze zu suchen.
Indessen einer nähern Bestimmung des Be-
griffes etner so abgesonderten Menschen-Kace
bedarf es auch für uns, und einer Prüfung der
Folgen ihrer Annahme, bevor das Resultat einer
ganz unterschiedenen Abstammung als fest be-
trachtet werden kann.
Wir legen nicht blofs die Wirkungen des
Klima überhaupt in die Wageschale, obwohl
dieses — die Hitze der Umgebungen der Linie,
die Einflüsse der Sandsteppen und der Feuchtig-
keiten des dunstenden ßodrus nach der periodi-
schen Regenzeit und den Überschwemmungen
der Flüsse -,— in diesem Zusammentreffen aller
solcher Umstände nirgends weiter so, wie hier
in Afrika, vorzukommen scheint; obwohl die
schwarzen Portugiesischen Juden auf der West-
küste ein Beweis der Folgen jener Umstände,
*) Sömmeiing iiber die körperliche Verschiedenheit
der Mohren und Europäer. Mainz, 1735.
aufserhalb aller, bey dieser Nation wegfallen-
den, Vermischung sind, und die Ein\virkiing
jener Umstände ^venigstens auf die weicheren
Theile des Körpers, und mancher Übergang
zu den äufsern Beschaifenheiten der Negern ge-
\\'\k sind.
Wenn nun aber weder die Beschaffenheit
der Hautfarbe und des Haars für sich allein ent-
scheidet, noch auch der Schedelbau für üich
allein eine vollkommene Absonderung einer
Menschenabrhellung. begründet: denn ist nicht
eine eigenthümliche Beschaffenheit des Unter-
kiefers Charakter der Jüdischen Nation, die ab-
gesondert unter allen Völkern lebt, und in der
Abstammung gewifs mit andern Völkern der
Vorzeit zusammen hängt, und eben so bleibend
als gegen das Gewicht eines solchen Momentes
sprechend ? denn hat nicht die Kalmücken-Phy-
siognomie und Schedelverschiedenheit die ent-
schiedenste und gleichbleibendste Fortdauer
zwischen Völkern anderer Art, ohne dafs ihre
Herkunft defbhalb so von allen andern Völkern
abgeschnitten würde, wie man die Negern abge-
schnitten hat? denn erblicken wir nicht in den
Lappen offenbar zurück gedrängte Völker, de-
ren Zusammenhang mit südlicheren, gröfser
und nichts weniger als Mongolisch gebauten.
Nationen ihre Sprachen beurkunden? VV^enn
also, sageich, keine von jenen, die Negern aus-
zeichnenden BeschafTenlieiten des Körpers ein-
zeln für völlige Trennung der Herkimft entschei-
det: wie könnten sie vereint das Gewicht abso-
luter Entscheidung erlangen, und jene Ausschei-
dimg der Negern aus der Reihe der übrigen
stammverwandten Menschen gegen alle sonsti-
gen Möglichkeiten sichern?
Selbst Bhunenhach "') sagt: „ dafs auch nicht
eine einzige der körperlichen Verschiedenheiten
bey irgend einer Menschen- Varietät sey, die
nicht durch so unendliche Nuancen allmählich in
der andern ihre überfliefst, dafs derjenige Na-
turforscher oder Physiolog wohl noch geboren
werden soll, der es mit Grund der Wahrheit
wagen diirfte, eine bestimmte Gränze zwisclien
diesen Nuancen und folglich selbst zwischen
ihren Extremen fest zu setzen." Und: "*) „Ich
kenne keinen einzigen auszeichnenden Charak-
ter, der den Negern eigenthiimlich wäre, und
sich nicht bey mehreren noch so entfernten Völ-
kerschaften finden sollte, keinen, der den Ne-
gern in gleichem Grade gemein wäre, und wor-
in sie nicht 'sviederum mit andern Völkern durch
unmerkliche Übergänge gleichsam zusammen
flief-en sollten, so wie jede andere Menschen-
Varietät mit ihren benaclibarten Völkerschaften
zusammen fiiefst."
Aber isolirt mufsten sich die Juden haben,
bevor ihre Nation jenen Charakter eines Sche-
delknochens annehmen konnte; und ohne dafs
sie ein in sich bestehender und ausschliefsend
zusammenhängender Stamm waren, konnte un-
möglich die F(.)rm ihres Schedelbaues gleichblei-
bend und fortdauernd werden.
Je gröfser die Verschiedenheiten der physi-
schen Beschaffenheit eines Menschenstammes
sind, desto mehr bedarf es der Voraussetzung
seiner Isolirung. Schon dem zu Folge sind die
ei^gentlichen Negern in der Mitte Afrika's, nach
dieser nothwendig vorauszusetzenden Isolirtheit
*) Beyträge zur Naturgeschichte. Th. I. S. 52.
**') Eben das. S. 74.
9
ihres Urstamms, immer eine ganz besondciy
zu betrachtende Abtheilung des Mensclienge-
schlechts; mögen sie nun in Afrika selbst, als
ein, mit den übrigen Menschen gan2 und gar
nicht zusammenhängender Stamm entstanden,
oder so fryh, vor allen in der Sagengeschichte
der Vorwelt erreichbaren Zuständen der uns
bekannten Völker, dahin gekommen seyn, dafs
ihr physischer Charakter, als Folge der Landes-
beschaüenheit, sich fester setzen konnte, als
bey keinem der später eingewanderten Völker,
Gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen
hervor gebracht. Diegewifs oder wahrscheinlich
eingewanderten Afrikaner erblicken wir entwe-
der den Mulatten ähnlich, oder, wenn ihre
Lebensweise sich der der Negern genähert liat,
mehr 'oder weniger negrisiit zu beyden Seiten
der eigentlichen Negern. Aber es gibt keine Ge-
währ, dafs dasselbe Zusammentreffen der er-
\vähnten Local- Ursachen in einer langen Reihe
von Jahrhunderten jemahls andere eingewanderte
Stämme zu completten Negern gemacht habe
und machen konnte.
Bey diesen eigentlichen Negern also müssen
wir noch andere Umstände, und allerwenigstens
eine so frühe und dauernde Isolirtheit voraus
setzen, dafs die physische Beschallenheit dieser
Menschen -Classe so radical werden konnte, v/ie
sie es, inierreichbar allen später in dasselbe
Local Eingewanderten, wirklich geworden ist.
So also betrachten wir die Race der Negern,
sclion in so fern berechtigt, sie völlig abzuson-
dern von dem übrigen Menschengeschlecht, und
aufzugeben die Frage über ihren Zusammen-
hang mit den Urbewohnern anderer Welttheile,
die hier wenigstens nicht, und überhaupt sclnver-
lieh vollkommen entschieden werden kann ;
wenn nicht auf der einen Seite einst irgend ein
unerwartlich glücklicher Fund im Innern des
eigentlichen Negerlandes Sprachenzusammen-
hang zeigen sollte, der gar nicht als Folge spä-
terer Einwirkung und Nachbarschüft gedacht
werden könnte, oder wenn nicht auf der andern
Seite fernere Untersuchungen der Physiologen,
an möglichst vielen Negern aller Art angestellt,
zu noch bestimmterer Unterscheidung der Ne-
gern von dem übrigen Menschengeschlecht, und
zwar nicht blofs nach Art und zum Behuf wissen-
schafdich formeller Anordnung der Gegenstände
der Naturbeschreibung berechtigen sollte *).
Für uns steht sie schon abgesondert da, die
Race der eigentlichen Negern, zu beyden Seiten
umgeben von Völkern, die ihnen ähnlich, aber
nicht gleich sind, so dafs Mischungsverhältnisse
der eigentlichen Negern mit andern alten Völkern
nicht nur v/ahrscheiulich sind, sondern in einer
Menge von Übergängen sich zeigen, die wohl
schwerlich blofs als Folgen verschiedener Wir-
*) Es war eine Zeit, seit welcher die so lange nncl
go mannigfaltig thatige Werkstätte der todten Natur,
■wenigstens innerhalb der, den Menschen bekannten,
innern Rinde der Erde gleichsam feiert, nnd seit vvel-
cher alle die vielen Gestalten ihrer Körper vorhanden
sind, ohne dafs sie ferner entstehen. War etwa jen-
seits dieses Zeitpnnctes, oder unmittelbar nach demsel-
ben Klima und Local auf damahls schon vorhandene
Menschen, und eingreifender wirkend, um die aus-
zeichnenderen Verschiedenheiten hervorzubringen, als
eben jenes Klima und Local seitdem hervor gebracht
haben? Diefs sind Fragen in einem Felde, wo kauni
VermuLhung vorzuschreiten wagt, und die am wenig-
sten hier als Hypothese aufgestellt werden sollen!
II
kungen der Local- Ursachen und ihrer unglei-
chen Dauer zu betrachten sind.
Wo hatten jene isohrte Negern ihre Ursitze?
Auch dahin vermögen kaum Vermuthungen vor-
zudringen. Der Mangel aller Geschichte der
auch nur wenig früheren Zeit bey allen Neger-
völkern, der Mangel an genauen Nachrichten
von dem Innern ihrer Länder, und an tieferer
Kenntnifs von den Sprachen dieses Inneren
macht es wenigstens bis zum Aufschhisse jener
Kenntnisse zum vergeblichen Unternehmen,
Vermuthungen zusammenzustellen, die zu wirk-
licher Wahrscheinlichkeit ansteigen möchten.
Die Nordküste Afrika's, östlich vom Atlas, ist
dem Meere abgewonnen. Gleichsam aus einem
Sandmeere emporgestiegen, oder neben dem-
selben ausgebreitet, sind die bewohnten Gegen-
den nach dem Innern hin; südlich vom Gülbi
ist festes Gebirgsland, das Mutterland der Ouel-
len grofser Ströme; feste Gebirge umgeben" das
Bett des ganzen Ober-Nils: ein höheres Alter-
thum der dortigen Länder beurkunden jene
Gebirge. Nach dorthin haben wir wenigstens
festen Boden für die Ur- Neger; aber nur einen
Blick in ein inneres, wildes und unbekanntes
Land. Ein Vorhang ist uns gleichsam aufgezo-
gen, der in eine graudämmernde Ferne hin-
schauen läfst, in das Vaterland der Neger- Na-
tionen — wir kennen es nicht. Aber eben dort
südlich dem Gülbi und dem Senegal und an der
Ostküste herab sind wenigstens jetzt zuverlässige
Sitze der eigentlichen Negern, die sich von da
wahrscheinlich nach Süden, und nach Osten bis
zum Mondgebirge erstrecken.
Und die Nicht-Negern, welche Afrika bewoh-
nen, im Norden wie im Süden, letztere den
Negern weit ähnliclier als jene — ihren Zusam-
menhang mit andern Erdbewohnern wissen wir
weder zu beweisen, noch auch durch Vermu-
thiincren zu erspähen. Aber wahrscheinlicher
sind die Länder des Ober-Nils das Vaterland der
'gesammten Nord- Afrikaner, als es die Höhen
des Atlas selbst sind; und wahrscheinlicher er-
scheint ihr Zusammenhang; als dafs auf beyden
Puncten Urbewohner von verschiedenen Stäm-
men gelebt haben sollten. Auch für die übrigen
Völker Afrika's, die von Osten her einwander-
ten, sey es aus Arabien oder vielleicht auch aus
Indien, waren die Länder vom Ober-Nil der
theils wahrscheinliche theils gewisse Weg 80-
wohl in der'Vorvvelt als bey Menschengedenken.
» Je un gewisser und unbegränzter alle diese
Ansichten sind, um desto schwieriger ist es,
diese Afrikaner in ihre Stämme abzutheilen,
• nnd^nach ihrem Zusammenhange die Völker au
einander zu reihen , die wir nur unvollkommen
kennen, und von deren Vorfaliren unsere Kennt-
liifs noch weit unvollkommener ist. DennHero-
düts Abtheilung der Afrikaner im Norden imd
derÄthiopen *), mit krausem Haare, im Süden,
lind wie er diesen Nahmen braucht, von Ober-
JigypTen und Arabien an bis zum fernen W^esten,
läfst alles Übrige unbestim'mt. Sallustius **)
initerscheidet unter jenen die Urbewohner, die
südlicheren Gätulier und die dem mittelländi-
schen Meere näheren Libyer von den eingewan-
derten Medern, Persern und Armeniern, die er
als Reste des H^eeres des Herkules aus Spanien
zu Schiffe dahin kommen, und von ersteren die
*) B. IV. C. 197. B. VII. C. 70.
**) B. Juguith. C. 18.
13
Mauren, von letzteren die Numidier ihren
Ursprung haben läfst, so dafs sich die Libyer
bezwungen unter ihnen verloren. Wir haben
damit höchstens eine Aussage des Alterthums
luid zwar benutzter Karthagischer Schriften,
über jene Priorität der Gätulier. Leo der Afii-
Jcaner, nach seinen Arabern, konnte, neben
den eingewanderten Arabern, auch nur die
Abtheilung der braunen Aiiikaner von dtn Ne-
gern, und Stämme der ersteren und Reiche der
letzteren nachweisen. Südlichere Negexiänder
waren ihm unbekannt.
Noch also kann die Abtheilimg nur dem Lo-
cal folgen, und dabey die Kunde der Völker
inid Sprachen so weit l^enutzen, als sie vorhan-
den ist.
Wir theilen Afrika und seine Bewohner (mit
Ausschlufs der schon abgehandelten Mauren) in
1. Nord - Afrika, bis zur südlichen Gränze
der Sahara; die Bewohner unterscheiden
sich in ihrer Körperbeschaflenheit wenig
von den, eben erwähnten, eingewander-
ten Arabern;
2. Mittel- Afrika, von da bis zu dem Lande
der Hottentotten, mit Völkern, welche von
den Merkmahlen des Äuf^eren der Negern
entweder einige oder sie alle haben ;
I. an dem Ober-Nil und der Küste des
Arabisclien Meerbusens;
IL von da, die Südgränze der Sahara
entlang, bis zum Gülbi und dessen
südlichen Ufern ;
in. von da östlich bis zu den Gebirgen
■ von Nubien undHabesch und bis zum
i4
Mondgebirge, westlich bis 7:ur Küste
am Senegal und südlich bis zu der
Südgränze von Congo ;
IV. von der östlichen Gränze von Congo
bis zum Mondgebirge, der Meerküste
unterhalb Habesch, und von Congo
bis zum Lupatischen Gebirge;
V. Kaffer- Länder von Quiloa bis zu, den
Hottentotten.
3. Die Süd spitze von Afrika^ Land der
Hottentotten, Menschen mit einem von
obigen Classen ganz unterschiedenen kör-
perlichen Charakter.
Eine Menge von Völkern sind in diesem un^
gefahren Umrisse begriffen. Je unverbundener
ein grofser Theil von ihnen mit seinen Nachbarn
lebt: desto gröfser mufs die Anzahl der unter
ihnen geredeten Sprachen seyn. Dr. Seetzen^
welcher zuKahira denZusammenflufs von Frem-
den aus dem ganzen nördlichen Afrika vom
Nil bis zum atlantischen Ocean, und vom mit-
telländischen Meere bis zum Senegal, Gülbi
und bis südwärts von Habesch nach Zanguebar,
zu interessanten Nachforschungen bey vielen
Individuen benutzte, die, kundig genug des
Arabischen, um Mittheilungen empfangen und
machen zu können, Nachrichten über ihr Va-
terland und ihre Muttersprachen geben konnten,
bemerkt *), dafs sich die Anzahl der Afrikani-
schen Sprachen, nach einem ungefähren Über-
schlage, auf hundert^ vielleicht bis Ruf hundert
*) Vorbericht zu den Beyträgen zur Kenntnifs der
unbekannten Länder von Afrika. (^MonatL Correspon-
denz. April i^io).
\ 15
und fünfzig belaufen möge. Gewifs eine nicht
zu hoch angegebene Zahl, da der Sprachen und
Mundarten, von welchen wir aus Reisebeschrei-
bungen mehr oder weniger Wörter kennen,
oder von welchen Oldendorp dergleichen erfragt,
oder Seeticn reiche Sammlungen oder wenig-
stens Nachweisungen gegeben hat, schon mehr
als siebzig sind.
Eine Sammlimg aller dieser Wörterverzeich-
nisse liegt den folgenden Angaben zum Grunde.
Ihr Umfang und Gehalt hängt von dem Umfange
und Gehalte der oft nur zu dürftigen Nachrichten
ab. Bey diesen darf man nie ihre Quelle aus
dem Auge verlieren, wenn man nicht die Aus-
sprache der mitgetheilten Wörter unrichtig auf-
fassen will. Die Aussprache des Engländers,
des Franzosen, des Italiäners, des Dänen mufs
berücksichtigt werden , wenn man den wahren
Laut ihrer Angaben erreichen will. Diesen
Zweck sichert gewifs die Beybehaltung der
Schreibart jeder einzelnen von diesen Nationen,
sobald nur, wie überall in dem Folgenden, die
Art der Quelle bestimmt ist, aus welcher die
Wörterverzeichnisse geflossen: ihre Umformung
in die Deutsche Schreibweise würde zu leicht
irre geführt haben.
* *
Bevor wir aber zu den einzelnen Classen der
Afrikaner von dieser Einleitung und von dem
allgemeinen Überblicke über die möglichen
Wege der Bevölkerung dieses Welttheils über-
gehen: scheint es zweckmäfsig, auf die Frage
über die Umschiffung Afrika'© vor dem Anfange
imserer Zeitrechnung noch wenigstens einen
Blick zu werfen, damit die Rücksicht ihres
r6
etwanigen Einflusses auf jene Bevölkerung nicht
vergessen scheine.
Die glaubwürdigste unter den Nachrichten
über einen so wichtigen Fortschritt der frühe-
sten Weltkunde ist die bey Herodot '-') über die
Umschiffung Afrika's durch Phönicier auf Veran-
staltung des Necho, Königs von Ägypten. He-
rodot hat sie offenbar für wahr gehalten, und er
ist dabey desto unparteylicher, je offener er
seine Zweifel gegen den Umstand darlegt, dafs
den Umschiffern die Sonne zur Rechten gegan-
<Ten sey, welcher Umstand nach neueren For-
schern gerade die Wahrheit des Factums ver-
bürgt.
Himmelweit unterscheidet sich die schlichte
Erzählung von dem Gewäsche des Eudoxus *'•'),
welches durch Einflechtung der lächerlichsten
Angaben allen Anspruch auf Glauben verscherzt,
und bey welchem man selbst noch nachweisen'
kann, woher es zusammen geschrieben ist.
Nüchterner und ansprechender ist die Nach-
richt, welche Posidonius von diesem Eudoxus
gibt '-**). Aber nach diesem hat er Afrika gar
nicht umsegelt, nur den Plan dazu hat er ge-
habt, weil er an der Ostküste von Afrika jen-
seits der Ägyptischen Seestädte Schiffstrümmer
gefunden; von denen das Vordertheil, das er
*) B. IV. QP42. (Man kann über dieselbe auch
die Abhandlung vergleichen von Gast. Knös de fide hi-
storica Herodoti, qua perhibet, Phönices Africam riuvi-
bus circumvectos esse. Gott. 1805.)
**) Mela, B. III. C. 9 und 10. Plinius H. N.
B.II. C. 67.
***) EeyStrabo, B.II. 8,98.
17
mit sich nach Alexandrien genommen, für ein
Gaditanisches gehalten worden sey. Interes-
sant wäre es wenigstens von des Eudoxus Auf-
merksamkeit auf die Sprachen der Völker einige
Früchte zu ernten. An demselben Orte , wo
er jenes Vordertheil eines Schiffes gefunden,
habe er sich die dort wohnenden Äthiopen zu
Freunden gewonnen, und einige ihrer Wörter
aufgeschrieben. Er habe zu einem Versuche
der demnach für möglich erachteten Umschif-
fung Afrika's nun zu Massilien und Gades möp;-
lichst Viele ermuntert, sich auch eingeschiftf,
und sey, nach der Ermüdung seiner Genossen
und dem Verluste seines Schiffes, auf einem Bo-
the weiter gegangen, bis er Menschen erreicht,
Avelche dieselben W^örter sprachen, die er vor-
her aufgeschrieben hatte, und daraus ersehen,
dafs sie mit jenen Äthiopen, wo er einst gelan-
det, verwandt seyen, und ähnlich denen, die er
im Pallaste des Bocchus, Königs von Mauritanien,
gesehen, wohin Eudoxus hierauf gereiset sey,
aber vergeblich dort den Plan zu einem neuen
Versuche, Indien zu erreichen, betrieben habe.
Möchte Eudoxus immer Afrika nicht- umschifft,
und Indien auf diesem Wege nicht erreicht ha-
ben: wenn nur durch ihn als Factum gesichert
vor uns läge die Gleichheit oder Verwandtschaft
der Sprache damahliger Bewohner der West- und
der Ostküste Afrika's. Dafs südlichere Äthio-
pen am Hofe des Bocchus gewesen, ist ein gar
nicht unglaublicher Umstand: aber sollen wir
jene Sprachähnlichkeit (auch ganz abgesehen
von den Tollheiten des andern Berichtes des Eu-
doxus bey Mela) für bewährter halten, als dafs
man zu Alexandrien in einem ,von der Küste des
Indischen Oceans dahin gebrachten Vorder-
Uithrid. Ul. B
theile eines gestrandeten Schiffes ein Gaditani-
sclies erkannt habe? Bemerkungsvverth wäre
auch die Angabe in des Eudoxus Berichte bey
Mela, dafs diePharusii, von denen wir ander-
wärts *) lesen, dafs sie und die Nigritae die
&üdhchsten Colonien der Karthager zerstört ha-
ben, und die jener Bericht des Eudoxus unmit-
telbar unter die nomadisiren<len Nigritier und
Gätuler setzt, und unterhalb welcher nach Pli-
nius '•''•-■) nur Wiiften und weiterhin fabelhafte
Gegenden sind, einst reich gewesen, jetzt aber
roh seyen , und sich von ihren Herden nähren.
Indessen wie viel Gewicht haben solche Angaben
neben den wunderlichsten?
Dafs Viele in jener Zeit an die Möglichkeit
einer Umschinung Afrika's glaubten, diefs er-
hellet aus den mehreren Versuchen derselben
und nahmentlich daraus, dafs Sataspes '•='^* ) vom
Persischen Könige Xerxes sie zur Aufgabe er-
hielt, deren Lösung ihm das Leben gerettet ha-
ben würde. «Begreiflicher ist diese Ansicht der
Alten, wenn man bedenkt, dafs sich nach der-
selben Afrika kaum halb so weit nacli Süden er-
streckte, als es sich wirklich erstreckt; obwohl
der Glaube an diese Möglichkeit der Kenntnifs
von den Monsoons und Strömrmgen entbehrte,
durch welche man behauptet hat, dafs ein Schiff
zu gewissen Zeiten des Jahres theilweise um
Afrika herum getrieben worden seyn könne. Die
Berechnung dieser Wirkungen, die noch weit
unsicherere Berechnung der dazu nöthigen Ta-
gefahrten der alten Schiffer, wobey auf den bey
*) Strabo, B. XVII. S.Qq.6.
**) H. N. B. VI. C. 30.
***) Herodot, B. IV. C. 43.
'9
Schifffahrten unendh'ch oft eintretenden Wech-
sel ganz unbesriminbar fortdauernder Umstände
zu wenig gerechnet ist, erlieben das Gewicht je-
nes Glaubens, dafs die Umschiffung geschelien
könne, schwerlich zur Gewähr der Wahrschein-
lichkeit, dafs sie in dieser frühen Zeit wirklich
geschehen scy.
Diese Wirklichkeit behaupteten Mela und
Phnius. Aber ist es nicht im hohen Grade auf-
fallend, dafs keiner von beyden und eben so we-
nig vor ihnen Polybius in seinen nachmahls anzu-
führeaden Untersuchungen über diesen Gegen-
stand von der merkwürdigsten unter allen dies- «
falsigen Nachricliten, von der erwähnten Erzäli-
lung bey Herodot auch nur den geringsten Ge-
brauch machen? Sollte sie der Umstand, der
auch dem Herodot selbst unglaublich schien, ge-
gen die ganze Nachricht eingenommen haben?
Indessen gerade Umstände und Schilderungen
von Dingen, welche, jenen Alten als unbegreif-
lich erschienen, ihnen um desto mehr nur durch
den Augenschein könnten bekannt geworden
seyn, und welche die neuere Weltkunde in je-
nen Gegenden entscheidend wahr befände, wür-
den die bey weitem sicherndsten Beweise ge-
währen, dafs solche Gegenden vorlängst einmahl
besucht %varen *).
*) Die Bemerkung aber, dafs die Sonne von der
andern Seite aufgehe, und sich fort zu bewegen scheine,
konnte nicht blofs, sobahl die Linie passirt war, son-
dern in den Soiiiiiienuonathen schon bald jenseits dea
Wendekreises gemacht werden. Die UmschifFung
Afrika's verbürgt eine solche Beobachtung nicht, und
steht am wenigsten in irgend einem Bezüge auf eine
zweyte Erreichung der Linie an der Westseite.
13 2
20
So viel begreiflicher auch alle jene Versuche
und Meinungen sind, wenn denselben wirklich
die Umscliillung Afrika's, absichtlich oder zufäl-
lig erfolgt, ganz oder zum Theil gelungen, zum
Grunde lag: in ein sicherheitsloses Diinkel mufs
Zeitferne jene Sagen eingehüllt haben. Denn
dieser Schleyer ruht sichtbar über allen Vorstel-
lungen der Alten über Afrika, und diese Vorstel-
lungen hätten nicht so sonderbar geworden seyn
können, wenn es eine eigentliche Schifffahrt um
Afrika und eine sicherere Kunde ^on der Be-
schaffenheit und dem Umfange dieses Welttheils
gegeben hätte. Nähmlich unter den Gelehrten
zu Alexandrien, wo man doch Nachrichten von
der unter Necho veranstalteten Fahrt erwarten
möchte, herrschte die Ansicht *), dafs Afrika
die Gestalt eines Trapezion oder die eines recht-
winkeligen Dreyeckes habe, dessen senkrechte
Seite die Ostküste und dessen Hypotenuse die
Westküste von den Säulen des Herkules bis ge-
gen den Einflufs des Nils aus dem Ocean im Sü-
den bilde. Hipparch im zweyten Jahrhundert
dagegen gab der Ostküste von Afrika eine weite
Ausdehnung nach Osten , so dafs es sich an Ost-
Indien, an die Ufer des Ganges anschliefse, und
diese Meinung erhielt sich in solchem Ansehen,
dafsMela, Ptolemaeus, Marinus Tyrius^ Isido-
rus Hispalensis, Edrisi''*) ihr folgen, und auch
bey ihnen jene östliche Dehnung Afrika's zum
Theil auch Zusammenhang mit Ost- Indien be-
haupten.
*) Strabo, B. II. S. 130.
**) EdrisCs Weltkarte von Bredow in den geogra-
phischen Ephemeridin 1802. S, <203.
21
So wie erstere Vorstellung von dem sehr
schrägen Fortlaufen der Westküste nach jener
fast senkrechten 0>>tseite (welche sich aucli ne-
benletzterer erhielt und damit verbunden wurde,
und schon fi.ir sich zu der Vermuthung geleitet
haben mag, dafs Afrika eine Halbinsel und um-
scftiffbar sey;) kaum entstanden seyn könnte,
wenn man blofs das zuweilige schräge Abfallen,
der höheren Westküste gekannt hätte, und nicht
Schiffe wirklich um das Palmen- Vorgebirge her-
um, die Zahn- und Goldküste entlang gegan-
cren waren: so ist die Entstehunir und Herrschaft
o o
der Vorstellung Ffipparchs wohl kaum anders
erklärlich, als dafs man bev der Küstenfahrt auf
der Ostseite von Afrika wohl bis zur südlichen
Breite von Mosambique auch wohl Sofala ge-
kommen, bey diesen Fahrten Kunde von dem.
in Osten sich fortziehenden Lande, von Mada-
gaskar erhalten, aber weder die nördliche Spitze
von dieser Insel, noch das Ende des Canals von
Madagaskar erforscht hatte.
Unvollkommen und unbestimmt waren ajso
diese Ansichten , wahrscheinlich zum Theil
selbst kn Dunkel der Sagen ^mpfangen, Ihre
Unvollkommenheit und Unbestimmtheit erhellet
noch deutlicher, wenn wir bey Strabo "') lesen,
dafs alle, die vom rothen Meere oder von den
Säulen des Herkules aus, um Afrika's Küste ge-
schifft, bald umgekehrt seyen, aus Furcht vor
den grofsen Schwierigkeiten ; wenn er wieder-
hohlt ''"^') und eben so Plinius '^•'''•') das Unge-
*) Strabo , B. I. S. 52.
**) B.II. S. 13a. B. XVII. S. 859-
***) B. V. S.8.a.E.
wisse und Schwankende der Kenntnifs von Afrika
versichert; wenn es noch^ dem Forscher Poly-
biiis, der selbst von Karthago aus, eben nach
dessen Zerstörung, die Nord- Westküste von
Afrika beschiffte, um alle Niederlassungen der
Karthager, von welchen die Römer grofse Er-
v/artungen hatten, dort aufzusuchen, wenn %s
dem Polybius *) noch zweifelhaft ist, ob sich
Afrika jenseits der Mündung des Arabischen
Meerbusens ins Unendliche fort erstrecke, oder
nicht sehr fern davon vom Ocean begränzt wer-
de; wenn noch zu Alexandrien bezweifelt wurde,
ob in der heifsen Zone Menschen wohnen kön-
nen **), bis Elephantenjäger und Seereisen bis
ungefähr zum 12 Grade nördl. Breite kamen;
wenn jener Polybius in einer eigenen Abhand-
lung pliysikalische Gründe aufsuchen mufste, um
zu beweisen, dafs die Gegenden des Äquators
bewohnbar seyen , und nicht Facta dafür aufzu-
stellen hatte. Waren Schiffe dem Äquator sehr
nahe an der Zahn- und Goldküste gewesen; die
Sagen davon, und die Unvollkommenheit der
*) Hist. B. III. C. 18.
**) Gemini Ehm. Östron. C. 15. — Zwar reichte
selbst Ägypten bis zu dem Wendekreise, und der An-
fang der heifsen Zone war also bekannt genug. Aber
diefs hinderte nicht die Fortdauer jener Zweifel. Stra-
bo (B_ II. S. 95. ) wirft sie, nachdem er selbst die
über Ägypten wohnenden Äthiopen und das Zimnit-
Land (Zpoo Stadien unter Syene) angeführt, und
also schon einen beträchtlichen Theil der heifsen Zone
unterschieden hatte, doch auf. Die Alten scheinen
es nälaulich schon in den Begriff dieser heifsen Zone
gelegt zu haben, dafs sie vor Hitze nicht bewohnt
werden könne, und müssen nicht durch bestimmte
Erfahrungen vom Gegentheil überzeugt worden sefn.
ä3
an die Küste gefesselten Schifffahrt der Aken
hatte es weder zu einer genauen Vorstelhmg von
dieser Westseite Afrika's (denen die östliche
Richtung der Küste aufhebender Winkel luid
deren Fortgang in fa:st ganz südlicher Richtung
kaum bekannt oder anerkannt gewesen seyn
kann) kommen lasten , noch auch zurKenntnifs
des Fortlaufens der Ostküste nach Süden hin
ohne irgend einen Zusammenhang mit einem
andern Lande.
Verloren geht die Kunde von manchen,
einem kühnen Seefahrer Einmahl gelungenen
Fahrten; Afrika könnte umschifft ^vorden seyn,
ohne dafs man es später mehr wüfste, um so
mehr, je weniger genaue Bestimmungen der
Höhen damahls möglich waren. Aber diefs kann
schwerlich von andern als von ein oder einige
Mahl zufällig gelungenen Fahrten gelten. Um so
wahrscheinlicher ist es, dafs die Umschiffung
Afrika's wenigstens nie eine gewöhnliche und
gangbare Fahrt war, eine Falirt, welcher Ein-
llufs auf die Bevölkerung entfernterer Th eile von
Afi'ika zugeschrieben werden dürfte. Hätten die
Phönicier gewöhnlich Afrika umschifft, und mit
Unterthanen Salomo's und Josaphats einen sol-
chen Handelsweg zu verfolgen gepflegt: Kar-
thago, die Tochterstadt von Tyrus, hätte docli
wohl davon einige Kunde gehabt, und, wo
nicht Andere, z. B. die forschenden Geographen
AJexandriens, wenigstens Polybius, der Führer
der ersten Römischen Flotte an die Westküste
von Afrika, zu Karthago, wo ihm jede Auskunft
zu Gebothe stehen mufste, und in den Niederlas-
sungen an jeuer Westküste wenigstens eine Ah-
nung von einem solchen Kandelswege erhalten.
Auch in dem interessanten Berichte des Kartha-
gers FTahno, der in früher Zeit mit einer Kartha-
gischen Flotte die Westküste befuhr, liegt keine
solche Ahnung. Wüfsten wir doch , ob auch in
dem Karthagischen Originale dieses Berichtes die
darin genannten Athiopen der Westküste, wie
bey den Griechen einerley Nahmen, mit den
östlichen und eigentlichen Athiopen geführt,
und zwar einen National- Nahmen, der nicht
biüfs die Farbe bezeichnete, um ihn mit Stamm-
nahmen der Neger- Nationen wo möglich zu
vergleichen, und vielleicht eine Spur zu finden,
welche die von einander abweichenden Nahmen
der Örter und Völker bey den Alten, theils falsch
aufgefafst, theils von ihnen selbst gegeben, theils
von Dolmetschern eines einzelnen Volkes erfah-
ren,, nicht gewähren.
Wichtig wäre es, wenn Hanno, so wie Po-
lybius, wie Gosselin *) darzuthun sucht, nur
bis Cap Bajador gekommen, und sich demnach
zu Hanno's Zeit die Athiopen so weit herauf er-
streckten. Es ist hier, wo es uns blofs um Afri-
ka's Bevölkerung zu thun ist, nicht der Ort,
Gosselin's gehaltvolle Gründe anzugeben, sie
mit Rennel's entgegen gesetzten Ansichten zu
vergleichen, und eine Prüfung bey der zu ver-
suchen. Wir können uns nicht von jedem Re-
sultate jener, aber noch weit weniger von diesen
überzeugen, und müssen für diese Vorstellung
hier nur ein paar Gründe aufetellen. Ptolemäus,
*) Gosselin über die Kernitnifs der Alten von der
West- und Ostküste Afrika's und über die Umschif-
fung dieses Erdtheils, RenneVs System der Geographie
Herodots, Vincent über den Handelsverkehr der Alten
mit Indien und über ihre Kenntnifs von der Ostküste
Afrika'« im Auszuge übersetzt, und durch Anmerkun-
gen und eigene Untersuchungen berichtigt und eiwei-
tert von G. G. Brtdoiv.
welchem man bey den bestimmteren Angaben
südlicherer Puncte der Westküste am meisten
gefolgt ist, scheint die ganze Anlage seiner Dar-
stelhing dieser We-stküste Afrika's durchaus zu
südlich genommen zu haben. Die südliclisten
seiner Insulae fortunatae Pintuaria und Canaria
liefen im ii° N, B., da doch selbst, wenn man
an eine Verwechselung unserer Canarischen und
Capverdischen Inseln nach dunkeln Nachrichten
von mehrerley Fahrten denken wollte, die süd-
lichste von den Capverdischen Inseln im 15°,
also beträchtlich nördlicher liegt. Ptolemäus
könnte wohl unmöghch, die Afrikanische Küste,
den südlichsten glücklichen Inseln gegen über,
sich zwar ein wenig einwärts biegen, nach dieser
sehr geringen östlichen Biegung aber alsbald
wieder westlich auslaufen und in dieser Richtung
fortgehen lassen, ohne dafs auch nur eine Spur
von der Kenntnifs der ganz entgegen gesetzten
Beschaffenheit der Küste nach dem 5° bemerk-
lich wäre : wenn er nicht etwas nördlicher lie-
gende Gegenden gemeint, und auf Nachrichten
von diesen sein System aufgebaut hätte. Eben
so ist ja bey ihm auch JgiigUi im 32° angesetzt.
Gigel, Jigel an der Küste des mittelländischen
Meers im Algierischen. Versehen der Art bey
dem grofsen Unternehmen des Ptolemäus sind
wohl so natürlich, dafs eine vollkommene Rich-
tigkeit jeder Angabe ein Wunder seyn würde.
Und es bedarf demnach wohl nicht der Annah-
me Gosselin's: dafs bey Polybius drey Reisen an
derselben Küste für Reisen an drey verschiedene
Theile der Küste genommen, vmd als südwärts
auf einander folgend an einander gereiht wor-
den, welche übrigens so sinnreich, und fast zu
sinnreich ausgeführt worden ist, als dafs man
sich ihr anvertrauen könnte. Weit natürlicher
ist eine andere Bemerkung Gosselin's, daf« der
Kartenzeichner die Mafse in gerader Linie ohne
Rücksicht auf die Neigungen der Küste genom-
men, und schon dadurch Alles^ südhcher gerückt
wurde. Schon so vermindert sich das Gewicht
von Gosselin's Einwurfe, dafs Ptolemäus eine
vielfach bewohnte Küste da ansetze, wo blofbe
Sandwüsten seyen.
Das Cap Bajador soll nach Rennel der grofse
Alias des Ptolemäus seyn; unwahrscheinlich an
sich, gerade den grofsen Atlas in diesem Süden
und dieser Entfernung vom Hauptgebirge ange-
setzt zu sehen. Aber wenn nun Rennel selbst
sagt, dafs von Cap Bajador an die Angaben des
Ptolemäus alle falsch seyen: so ist damit ausge-
sagt, dafs seine übrigen Annahmen alle blofs
gerathen und unbegründet, und also die ge-
sammte Hypothese desto unwahrscheinlicher
sey. Kerne liegt bey Ptolemäus im 25° 40',
also über 14° nördlicher als sein Canaria. Wenn
nun dieses Kerne sehr vielen Neueren: Arguin
im 20*^' 26' ist: so sieht man, dafs diese Hypo-
these Kerne um so viel südlicher rückt, da man,
eben weil er offenbar Alles zu südlich angesetzt
hat, seine Örter etwas nördlicher suchen müfste.
Ob man sie vv^irklich noch alle wiederfinden
werde, sey dahin gestellt. Dafs aber nach dieser
Lage der Sache an keinen bedeutenden Einflufs
dieser Schifffahrten auch an dieser Küste auf die
Bevölkerung Afrika's zu denken ist, leuchtet
wohl ein, geschweige an EinOufs auf die Bevöl-
kerung entfernter südlicher Puncte durch Afri-
ka's Umschifiüns;.
27
1. Nord-Afrika,
bis zur südlichen Glänze der Sahara.
Völker, die sich in ihrer Körper - Beschaff cn-
heit wenig von den eingewanderten
Arabern unterscheiden.
Uer Worden von Afrika zerfällt schon bey He-
rodot *) in drey Haupt-Regionen; dieLänderam
Meere, über diesen die Gegenden der wilden
Thiere, jetzt zum Theil unter dem Nahmen des
Dattellandes bekannt, und die Sandsteppen,
die sich von Theben in Ägypten bis zu den Säu-
len des Herkules ziehen, womit ohne Zweifel
die Sahara gemeint ist. Aus der ersten und zum
Theil auch aus der zweyten Region sind die
alten Einwohner von den Arabern verdrängt
worden, die theils noch diesen Nahmen, theils
den der Mauren fi.ihren, und welche von gegen-
wärtiger Abhandlung der Afrikanischen Völker
und Sprachen gänzlich ausgeschlossen sind, da
von ihnen Bd. I. S. 398. gehandelt worden ist.
Aber vorzüglich in den Sandsteppen haben
sich alte Afrikaner erhalten, ein zahlreiches Volk.
Berber.
Vom Fufse des Atlas bis zu den Gränzen
Ägyptens erstreckt sich eine Nation, die Berber,
*) B. IV. C. 18», vergl. auch B. II. C. 52.
Genossen Einer Sprache , über alle bewohnbare
l^lärze der Sahara, die etliche und dreyfsig Oasen
oder Inseln in jenem Sandmeere, und mehr oder
weniger auch über die benachbarten Länder in
Nordwesten und Süden.
Ahnen liefsen Shaw's Entdeckungen eine
östliche Erstreckung : den Zusammenhang aller
Berber in Einer Sprache kennen wir durch Hor-
iicmann.
Für Mauren galt ein grolser Theil dieser
Berber, obwoiü Leo der Afrikaner längst diese
Nation und ihre Stämme ausgezeichnet hatte;
luid auch nach Hoest, der diese alten Bewohner
der Gegenden des Atlas genau in ihrer Eigen-
thümlichkeit und National- Sprache beschrieben
hat, dauerte die Verwechselung der Berber vie-
ler anderen Gegenden mit den Mauren fort.
Nomaden, wie die auch in den Nordländern
Afrik 's herumziehenden Arabischen Horden,
und ihnen nicht erst ähnlich geworden *); gröfs-
tentheils eifrige Mohammedaner, wie sie; durch
diese Religion an den Mitgebrauch der Arabi-
fichen Sprache und an Arabische Nahmen der
Personen gewöhnt, ihnen bey gleichem Klima
und Local in der Körper- Beschallenheit gleich
oder ähnlich, waren die Berber einer solchen
Verwechselung mit den Mauren ausgesetzt, und
es ist begreiflich, dafs sie da, wo ihr Ursprung
vmd der Unterschied ihrer Sprache nicht be-
kannt war, mit Mauren in Eins zusammen ge-
") Schon Strabo (B. XVII. S. 855.) fügt, als er
von Gätuliern und Garaiiianten gesprochen, hinzu:
-,Sie shul in ihrer Lehensweise sehr frugal, haben'
viel Frauen und Kinder, und sind im Übrigen den
Arabischen Nomaden ähnlich."
werfen wurden, und vielleicht aus Mangel an
genauen Nachrichten über manche Gegenden
noch werden.
Offenbar undeutliche Begriffe von ihnen hat
Poiret *). Mungo Park **) läfst gleichsam einen
Gürtel von Afrika vom Senegal bis nach Ägypten
von Mauren bewohjien, Golberry '^'''^) spricht
auf Veranlassung der Völker, in deren Händen
der Gummi -Handel ist, von der Verbreitung
dieser Mauren bis nach Bornu hin, über die
Oasen der Wüste und in den von ihnen am
Senegal und Gülbi gestifteten Reichen. Beyde
reden von Marktplätzen des Maurischen Handels
im Süden der Sahara, Mungo Park davon, dafs
Dschenneh am Gülbi, welche Stadt er nicht
mehr erreichte, eine eigentlich Maurische Stadt
sey, und dafs von da weiter bis nach Tombuxtu
hin, alle Örter im Besitze der Mauren seyen. Sie
ahneten nicht, wie bald östlicher die Entdek-
kung gemacht werden würde, dafs die Bewoh-
ner wenigstens der etwas östlicheren Oasen,
eben die einen Gürtel von Afrika bis nach
Ägypten bewohnenden Völker, Berber, die
Hauptbesitzer des Handels nach dem Süden der
Sahara, wenigstens im Osten von Tombuxtu
sind; sie und die alten Bewohner um den Fufs
des Atlas Genossen Einer Sprache — wirklich
eine der sehr interessanten Entdeckungen der
neuesten Zeit.
*) Er unterscheidet S. 5. seiner Voyage en Barba-
rie: die Mauren an den Küsten , die Araber im Innern
des Landes und die Beduinen- Araber oder Berber,
herumschweifende Räuber.
**) Berliner Übersetzung, S. 97.
***) Fragm&ns d'un voyage en Afrique 1805 - 7,?^''
S. M. X Go/terry, T. I. p. 294.
50
Aber die ältete Geschichte dieses grofsen,
über ganz Nord -Afrika verbreiteten Volkes, die
Geschichte seiner Einheit und der Trennuno-
seiner Stämme liegt im Dunkel, Ihr Band und
die Bürgschaft jener Einheit ist die Fine Sprache,
die einzige, welche in Nord - Afrika zwischen
der Maurisch- Arabischen und den Sprachen der
Neger- Nationen geredet wird.
Was nicht ganz ausgestorben ist von den
Völkern, welche vor imd neben den, an der
Küste des mittelländischen Meeres eingedruncre-
nen, Griechen, Karthager:?, Römern, Vanda-
len in Nord - Afrika wohnten, oder was sich
nicht schon an jener Küste unter einer der ge-
nannten, dort herrschenden Nationen verloren
hat: das mufs sich unter den Berbern oder unter
den Arabern verloren haben. Denn eine andre
Sprache, als diese beyden, findet sich in ganz
Nord -Afrika, mit Einschlufs der Sahara, nach
Allem, was hierüber erforschet worden, wei-
ter nicht.
Also Reste der Urvölker, welche ims Griechi-
sche und Römische Schriftsteller *) im Norden
*) Es lohnt sich wohl der Mühe, diese Völker hier
nus Herodot und Ptohmäus anzuführen, denn Plinius
und Mela haben zu wenige, und nach dem Gehalte
des Ganzen, was sie über Afrika geben, zu schwan-
kende Nachrichten, als dafs ihre Notizen mehr als be-
rührt und eingeschoben zu werden verdienten.
Herodots Abrifs der Völker der Nordküste Afrika's
erstreckt sich hauptsachlich bis zu der Gegend von
Karthago, vgl. B. IV. C. 168—199. Zunächst neben
Ägypten wohnten damahls die^dyrmachitae mit vielen
Agyptisclien Sitten, aber Libyscher Tracht, neben die-
sen die Giligammae in Sitten den übrigen Afrikanern
fast gleich, zunächst westlicher die Asbystae^ jux
Innern der Küste von Kyrene, noch westliclrer die
von Afrika, und von da nach dem Innern zu,
nennen. — Reste mancher von diesen Völkern
.4uscJnsae oherhalh Carka, bpy den Hesperiden bis ans
Meergestade, und in der Mitte iiires Landes die Kaba-
les (deren Nähme lanwillkiihrlich an die Kabylen im
lieuticen Algier erinnert), ein kleines Volk. Im We-
sten stolsen an die Auschisae die Nasavioues , ein zahl-
reiches Volk, die im Sommer ihre Herden an der
Küste lassen , und iim Aiigila Datteln sammeln (wie
noch jet/t die Bewohner der Küste von Derna ), nnd
von welchen einige (nach B. II. C. 52.) bis an einen
grolsen FJiiIs jenseits der Sand wüste, der von Westen
nach Osren laufe, wohl den Niger der-Tiömer gekom-
men waren. Sie hatten auch das Land der Psylli inne,
innerhalb der Syrte, die nach den Berichten der Afri-
kaner zu Grunde gegangen waren (nach des Plinius
Ansicht j aufgerieben von den Nasamonen). Im Sü-
den von diesen in der thierreichcn Ablheilung von
Nord -Afrika woimen.die Gin aniante.s , westlich den
Nasauioncn am Meere die Macae, neben diesen die
Gindanes, neben ihnen die Lotopliagi, neben Jieseu
am Meere die Macidyes am Flnsse Triton, und so wie
ihre Nachbarn die Aus^s um den Tritonischen See —
sammtlich Nomaden in Hiitten von Hahnen in dem
niedrigen, sandigen Lande wohnend. Von da aber
folgt ein bergigeres Land mit Wäldern und wilden
Thieren, wo Ackerbau getrieben wird und festere
Wohnungen sind. Zunächst den Machlyern wohnen
die Maxyes, die von Trojanern abstammen sollen,
schon Ackerbauer, neben diesen die Zuuekes und ne-
ben diesen die Gyzantes. Schon an die Maxyes und
ihr mit Löwen und Elejihanten erfülltes Land sind
unbestimmte! e und wunderliche Sagen ,,der Afrika-
ner" angeschlossen, und wegen des übrigen Landes
aufserhalb der Säulen beruft sich Herndot: auf die An-
gabe der Karthager, dafs es bewohnt sey.
Ptolemäus ß. IV. C. 1 — 5 stellt in seiner von ge-
nauer Kunde, deren Verdienst man doppelt hoch an-
schlägt, sobald man vergleicht, wie wenig jetzt noch
sich speciellere Anordniingen der Völker vieler von
diesen Gegenden geben lassen, und von grofser Sorg-
falt zeugenden Beschreibungen Afrika's folgende Vül-
mögen in die Nation zusammen geschmolzen
seyn, die wir jetzt als die Berber kennen;
ker neben und unter einander. (Ich bemerke dabey
nur, dafs bey denen durch und oder ferner verbundenen
Nahmen man nicht gewifs wird, welches das östli-
chere oder westlicliere der genannten Völker sey. Wo
aber die östlichere, festlichere, südlichere oder nörd-
lichere Lage'der Völker irgeml bemerkt ist, da ist dar-
nach die folgende Stellung bestimmt):
" , (Mauritania
Metagonitae
an der Mtcrehge,
iiiiter ihnen
Masices,
hierauf
Verbicae,
tiiitcr diesen
Salinsae und Kausini,
_ hierauf
Bacualazy
unter ihnen
Macanitae.
Tingitana. )
Uerues,
am Iberischen Meere,
unter ihnen
Voä und ßi/ianif
hierauf
Jangncaucani,
unter ihnen
NehtibZres,
um 50" 50' N. Br.
unter diesen
Zegrensiif
hierauf
taniubae xmd Vacuatae,
IS ">
s 5
a.
(Mauritania
Herpiditaniy
unter diesen
Sorei und Teladusii,
diesen
sVidlicher
Masesylij
S^-
unter ihnen
Si>
Dryitae,
PQ «<
und hinter
F n
dem Berge
Dardonus
^
Elulii.To/otae
tz
und Nacmusü
S S
bis zu den
•>. fi
Mont. Gara-
f^o
phis
.Q
(28° N. Br.)
^
diesen östlich
MachusJi,
unter ihnen
hinter d. Berge
Zalrtcus
(3i°40'N. Br.)
Mazices,
hierauf
Banfiirari,
u. unter dem
M. Garaphis
Nacuensii,
Mycini und
Maccurae.
Caesarit^nsis.)
Oberhalb dei
Meeres
östlicher alsd.
Berg Zalacus
Machurebiy
unter ihnen
Tulensiif
hierauf
"Baniuri,
unter diesen
MachureSy
ferner
Salampsiiy
Machoubii.
Ostlicher ?
Mucuiii, ^
und £
Chituae, °S,
unter ihnen
Cötamusüf
hierauf
Ducae bis zu
der Quelle des
Ampsaga.
besonders Reste von dem Völkerverein, welche
bey den Römern unter den Nahmen der Maurita-
a.
(Numidien.)
A A
Meere :
Ostlicher,
«i •■
Cyrtesü und Nahrath.ae,
durch
t< •
südlich
unter d. Cyrt.
Uumidieu
5; j 5
lind
Numidien ,
lontüy hierauf
unter dem
L Berge Audum
Mideni, wo
(3o* -
• 29° 30';
unter -K-arthago
I^S
Misulami,
diesen
unter
südlich den
lAbyop h önices^
diesen
I^asabutes.
Misul
Miaedii^
südlich davon
Bazacitisy
liiiter dies.
unter diesen
Musynif
£zuri,
dann unter
dann
dem Berga
Thimhe
Xerophaei
(27° 50')
SabubureSy
und
Mampsari,
unter diesen
Tind unter dem
Haliardii.
Berge Mampsarus
(27° 30' -26° 15')
♦
.
Mototurii.
L i b
y s c h c
\ Wüste.
(Afrika.)
Neben den Libyophönic
bis zur kleineu Syrte
Machyni,
unter diesen
MachryeSy
dann die
GepheSy
nach diesen
Mimaces ;
•». tmter dem
Uasalaetischen
Gebirge
528° — 26*30'
Uzara ey
von da Anfang
der Wüste.
unter diesen
Cinethiiy
unter ihnen
Giplonsii,
dann
Acfiämänes^
dann
Burturgures^
unter ihnen
Muchdusii.
Östlicher
bis zum Flusse
Cyniphus :
Nigintimi,
unter diesen
AstaAures.
um den Fluli
Cyniphus :
Lotophagi,
unter diesen
Eropaeiy
dann
DolopeSy
unter diesen
Erebidae.
Libysche Wüste.
G t r a jna n t es,
Mithrid. IIL C
b'f
ner und Numidler erscliciiien, und von, Gae-
tuliern und Gaiamanten. Nach deutlichen Spu-
Q B 2
II
;j s H-s^.? ^"s.^ol^^ia i-li' § • «
3- lUlll^ « - ^s-ä
|!
p''i'
*l
ren der Geschichte (s. Appian v. Punischen Kr.
'S. 10. ed. Toll.) bestanden dieNamidier aus vie-
len kleineren Völkerschaften, die ihre eigenen
Könige hatten (ganz nach Art der Verfassung
der Mandingos, Jalofs), unter welchen Scylax,
König der Massisyler und Gala , Vater des Masi-
nissa, König der Massyler und Nachbar von
Karthago , die mächtigsten waren. Da sich Ma-
sinissa's Reich bis nach Cyrenaica ausdehnte,
und die Gesammtregierung jener Gegenden
unter dem gewaltigen Einwirken der Römer
fester wurde: so mögen um so leichter die ein-
zelnen Völkerschaften, und auch östlichere, zu
einem Ganzen verschmolzen seyn, unter und
neben der Gewalt fremder Herrscher sich an
einander schliefsend. Und ähnlich mögen die
Verhältnisse in dem Mauritanischen Reiche der
Von den bisher aufgestellten Völkern des Ptole-
jnäus lassen sich freylich nur die bekannteren in an-
deren Schriftstellern nachweisen, und noch weniger
aus der blofs allgemeinen Übersicht, die diese geben,
irgend chronologisch die Wohnsitze jener Völker ver-
folgen. Die Angaben des etwas früheren Strabo (B. II.
S. i5iO sind: dafs am südlichsten zerstreut Äthio-
thiopen, nach ihnen Garanianten, Mauritanier und
Nigriten , noch nördlicher Gätulier , in der Nachbar-
schaft des Meeres oder am Meere nach Ägypten zu
Marmaridae bis nach Cyrenaica, vv^ohnen, neben ihnen
und den Syrten Psylli, Nasaniones und ein Theil der
Gätulier, hierauf Sintes und Eyzacii bis zu der Gegend
von Karthago, an welche die Numidier stofsen, die
westlichsten sind die Mauritanier. — Edrisi hat so gut
als nichts von den Völkern (Afric. cur. liarhnanni
S. £7.) — Nur eins der Völker des Ptolemäus, die
Teknsii, kommen bey Leo als Volk, und in dem
Stadtnahmen Teknsin, bey Abulfeda und Edrisi (a a.
Ü. S. 191.) Telemsan, bey Shaw: Tlemsan. bey Hoest
und Herbelot: Telmessan, deutlich erkennbar vör.
C 2
Boccili gewesen oder geworden, und unter die-
sen Völkern auch die Lixiten "") des Hanno ent-
halten seyn, von welchen dieser einige bey sei-
ner weitem Küstenfahrt, als Dolmetscher, mit
sich nahm.
Olienbar und anerkannt sitzen in den Gebie-
then dieser ehemahligen Reiche und Gätuliens
noch eine beträchtliche Anzahl ihrer alten Be-
wohner auf und an dem Atlas. Aber auch in
dem südöstlicheren Gätulien und in dem Lande
der Garamanten sind diese Berbern Nachkommen
der alten Einwohner bis gegen die Gränzen von
Ägypten hin entdeckt. Gätulien erscheint bey
Ptolemäus im Süden beyder Mauritanien; nach
Plinius (B. V. C. 1.) waren sie und andere süd-
lichere Völker in die Länder der Mauri und
Massesylii eingedrungen , als diese nicht mehr
waren. Nach Strabo (B. XVIL S. 826.) sind
die Gätulier die gröfste Libysche Nation gewe-
sen, und ein Theil derselben erscheint bey ihm
noch östlich neben den Psyllen über den Gara-
manten (B. IL S. 131. B. XVIL S. 835). Die
weite Ausdehnung des Landes der Garamanten
belegt letztere Stelle auch, sie erstrecken -sich
bey Ptolemäus über den ganzen Süden von dem
eigentlichen Afrika und Pentapolis, und nah-
mentlich ''*) von den Quellen des Flusses Bagra-
des ***) bis zu den Nubi, deren See nach Ptole-
*) Nach Strabo (B. XVIL S. 825.) hiefs die kleine
Stadt, welche Eratostheues: Lixus nenne, bey Arte-
niidor : Linga, und bey den Barbaren: Tinga.
**) B. IV. C. 6.
***) Bey Ptolemäus /liefst der Bagrades nach
B. IV. C. 3. vom Berge Manipsarus , nach C. 6, vom
Berge Usargula, welclae beyde in einerley westlichen
Liinge, aber in verschiedener Breite angesetzt sind.
maus im 15° N. Br. liegt; im 19° ihre Hauptstadt
Garama, bey Edrisi Germa, in seinen Ruinen
'nocii im Andenken des Volkes von Fezzan, wel-
cjier Nähme wohl ohne Zweifel schon in Phaza-
nia beyPlinius (B. V. C. 5 ) an der Wüste über der
kleinen Syrte erscheint. Die Garamanten waren
nach Herodot scheu und abgesondert von allem
Verkehr mit andern iNationen, auch unkriecie-
risch. Indefs schildert auch Herodot (B. IV.
C. 183.35 ^^''^ sie auf die Troglodyten Jagd mach-
ten, und den Römern vermochten sie bis zu
Vespasians Zeit zu widerstehen, wo Cornelius
Baibus ihr Land, Garama und Cydamus, ero-
berte. (Plinius gibt die beym Triumphe auf-
geführten Städte derselben an.)
Dieser grofsen Völker Reste also und viel-
leicht unter sie verschmolzene Reste vieler von
den nördlicheren Völkerschaften, vereinet jetzt
das Band der Einen Sprache, die der Berbern
Sprache an dem Atlas ist. Es läfst sich nicht
entdecken, nicht vermuthen, ^velcher von jenen
alten Nationen die Grundlage der heutigen Ber-
ber-Sprache vorzugsweise angehörte. Aber am
begreiflichsten wird der Verein, wenn die Mimd-
arten wenigstens der gröfsern von den genann-
ten Völkern vom Atlas bis zur östlichsten Oase,
wo sich jetzt Beweise von der Sprachen -Einheit
finden, auch schon eliemahls verwandt, und
Eine Sprache, wenn auch bey mancherley Ver-
schiedenheit des Dialektes waren. So konnten
sie sich vollends nähern.
Von der Zeit, wo diefs geschehen seyn
mufs, von den Zeiten zwischen den letzten
Nachrichten Afrikanischer Kirchenväter und dem
Leo Africanus schweigt die Geschichte ganz von
einem solchen Vereine oder Zusammenhanc^e.
5S
Denn die Araber gewähren kaum ein paar un-
sichre Angaben von Völkern, die dem Stamme
der Berbern, wie wir ihn nun kennen, zuge-
hören *).
Doch dafs wir ihn genauer kennen, und dafs
ihm jene Völker ziigehören , verdanken wir .dem
Leo Africanus. Dieses Schrifistellers Verdienst
ist erst neuerlich vollkommen anerkannt wor-
den *"), und seine W^inke \verdtn Entdeckim-
gen der' nächsten Zeit hoflentlich noch weiter
verfolgen lassen.
Leo unterscheidet die Völker, die wir jetzt
zusammen Berber nennen, aufs bestimmteste
von allen seit Mohammed nach Afrika gezogenen
-Arabern, er stellt/«/?/' Völker (subfusci coloris)
auf, die er ausdrücklichst von Einem Stamme
herleitet, und denen er Eine und eben dieselbe
Sprache, denen in Städten wie den Nomaden,
beylegt, und die W^ohnsitze^ die er ihnen zu-
theilt, liegen von der Nordwestspitze Afrika's
bis gegen Bornu hin neben einander. Er spricht
immer ausdrücklich von den fünj Stämmen
und ihrem Zusammengehören, aber er gibt "an
zwey verschiedenen Orten seines Werkes diesen
fünf Stämmen verschiedene Nahmen, nähmlich
*) Die Portugiesen haben die Assenaghen , Se-
neghien (die bald anzuführenden Sanhagier,, gefunden,
(s. Alois, von Cadamosto SchilTfahrl; im J. 1455. in
Sprengeis Beyträgen zur Länder- und Völkerkunde,
B. XI. S. 103 f.). Aber dafs eben jene Nahmen, wel-
ches sehr merkwürdig scyn würde, bey Ptolemäus
vorkämen, ist vinwahr, ob es wohl Renml a. n. O.
zwey Mahl S. 572, und 713. mit dem Beysatze be-
hauptet, dafs Arsinarhim f Cap verd, von ihnen den
Nahjnen liabe.
**) £i//jsü Afric. cur. ^Uartmannl , S. XX.
39
S. 14. fF. Sarj/iagü, Masmiidae, Zeneti, Hauan\
Guineri. Nur von dem zweyten und rünfteu
dieser Völker sagt Leo, dafs sie nach ihren Chro-
niken einst von dem Islam bestimmte Wohn-
plätze, jenes ini westliGhen Theile des Atias,
Susu. s.w. , dieses auf den Mauritanischen Ber-
gen, von der Meerenge östlich den ganzen Flufs,
den sie Rifa nennen, inne gehabt, die übrigen
seyen durch ganz Afrika zerstreut gewesen , und
einige, wie der Stamm der Zeneti, habe über
ganz Afrika hin ein Reich besessen. Auch jene
zwey V^ölker haben seit dem Einbrüche der Sara-
cenen kein Land. Alle sind Nomaden und in
hunderteriey Zweige *) zertheilt, und haben fast
immer unter einander Kriege geführt. Fez sey
von den Zeneti besessen, diese von den Luntu-
nae aus dem Stamme der Sanarii, die Marokko
gestiftet, überfallen, und diese von einem Für-
sten der Itargii, aus dem Stamme der Masmu-
dae, vertrieben worden, von dem die Herr-
schaft auf einen aus dem Stamme der Sanhagii
gekommen, bey dessen Familie 120 Jahre geblie-
ben, und fast über ganz Afrika ausgedehnt ge-
wesen sey. Die Benimarini, aus dem Stamme
der Zeneti, haben diese vertrieben, und 170
Jahre geherrscht, imd mit dem Könige der Te-
lenser, der vom Stamme der Sanhagii und mit
dem Könige von Tunis, der von den Hentati
und Masmudae abgestammt, Kriege geführt.
So die Angaben an jener Stelle. Leo kömmt
S. 43 — 50. nach einer allgemeinen Schilderung
der Nordafrikanischen Völkerschaften, die auf
*) Viele Stämme der Sanhadscher fmdet man aiifge-
zählet und genannt in Ebül Hassan's Geschichte .Mau-
ritaräscher Könige, übers, von Doiubay, Th. I. S. 174-
4o
ihre grofse Mischung hindeutet, zu Jen „fünf
schon vorher aufgezählten Völkern'' zurück,
luid nennt sie hier Zenagates, Guansigates , Ter-
gates ^ Lentatae, ßardeirae ; und fügt hinzu, dafs
sie bey den Römern: Numidier heifsen. Es
folgt keine Angabe ihrer Wohnplätze, nur dia
Schilderung ihrer Lebensweise, worin man die
jetzigen Bewohner dieser Gegenden wieder er-
kennt. Aber S. 631. 632. sind die vom mittel-
ländischen Meere bis nach Bornu reichenden
Wüsten in fünf nach jenen Völkern bestimmten
Abtheilungen so aufgezählt, dafs die der Zan-
haga vom mittelländischen Meere im Westen
sich bis zu den Salinen von Tegasa erstrecke,
nördlich bis zu den Numidischen Ländern Sus,
Haccha und Dara , südlich bis zum Lande der
Nigritae, nähmlich bis zu den Reichen Tombuktu
und Gualata reiche; die der Zuensiga (so sind
sie hier geschrieben) von Tegasa, östlich bis
zur Wüste Hair, welche das Volk Targa be-
wohnt, nach Norden bis an Segelmessa, Tebel-
bek und die Wüste Senigorai, und in Süden bis
an die Wüste Ghir, die an das Reich Guber
stöfst; die der Targa von jenem Hair nach Osten
bis zur Wüste Ighidi, nach Norden bis zu den
Wüsten Tuath Tegorarin und Mesabe, und im
Süden bis an die Wüste Agadez; die der Lemta
im Norden bis an die Wüste Tech ort, Guargala
und die (Insel — Oase) Gademis, im Süden bis
zu der Wüste, die zu dem Reiche Cano führt,
im Osten bis zu der des Stammes Berdoa reicht,
die sich wiederum nach Osten bis zur Wüste
von Angela erstreckt, und im Norden die Wü-
sten von Fezzan und Barka, im Süden die Wüste
von, Bornu hat. (Noch weiter nach Ägypten
hin sey die Wüste von Arabern und ursprün^^-
4i,
liehen Afrikanern bewohnt, die man Leuata
nenne. Edrisi erwähnt sie a. a. O. S. 495.)
Unter diesen zwey Reihen der Nahmen der fünf
Völker trifft nur der erste zusammen, dient
zwar zur Bestätigung der an sich deutlichen An-
sicht, dafs einerley Völker gemeint sind, und
zum Beweise, dal» der berühmte Stamm der
Sanhager es auch fortdauernd unter diesem
Nahmen gewesen ist. (Die Besiegung dieser
Sanhatrier und der Zeneter durch die Araber
...
unter Zeiri in der Mitte des zehnten Jalirhun-
derts meldet auch ausdrücklich die Geschichte).
Allein auffallend ist die Verschiedenheit auch
aller übrigen Nahmen. Und sie ist wohl auf
keine andre Weise erklärlich, als dafs Leo einen
Blick in die ältere Geschichte dieser Stämme
gethan hatte, und am ersten Orte gibt, was er
davon wufste , die Zerspaltnngen der Stämme,
und die fünf Hauptstämme, aufweiche alle übri-
gen in der Vorzeit ziniick geführt wurden, am
zweyten und dritten Orte aber die immer noch
in fünf Hauptstämme getheilten Völker, Aveiche
aber nach der damahls vorlierrschenden Völker-
schaft andere Nahmen führten, und ihren von
Leo geschilderten Wohnplätzen mittheilten. Leo
kannte diese Gegenden genau, und schildert
seinen Aufenthalt bey einem Sanhaga- Fürsten,
mit welchem er nur durch Dolmetscher sich un-
terhalten konnte. Er nennt die Sprache dieser,
nach seinen ausdrücklichsten Äufserungen Eine
Nation ausmachenden Völker so, wie sie noch
jetzt am Atlas heifst, und seine Angaben jener
Wohnsitze vergleichen sich sehr passend mit
den neuesten Entdeckungen über die Ausdeh-
nung dieses grofsen Stammes: sie erläutern sich
Kornemann erwähnt die Ähnlich'
keit der Nahmen Targa und Tuaryci. Wenig-
stens residirt der mächtige Sultan von Asben
von einem Stamme der Tuaryk zu Agades, und
beherrscht mit seinen Stammgenossen jene Ge-
genden; viele südwestliche Länder sind ihm
tributär. Im Besitze des Handels nach Siiden
und bis nach ßornu, sind Tuarycks, so wie
wahrscheinlichst Berbers aus den Gegenden des
.Atlas im Besitze des* Handels von da nach Tom-
buktu ■-').
In dem Zwischenräume mehrerer Jahrhun-
derte seit Leo's Erfahrungen , mögen zum Theil
andere Unterabtheilungen eines jener Stämme
sich empor gehohen haben, so dafs sie jetzt de-
ren Nahmen führen. Jetzt sind vier Hauptab-
theilungen derBerbern, nach ihren Wohnplätzen
und ihrer nähern Stammverwandtschaft zu un-
terscheiden.
I. Amazirg. Schilha.
Den ersteren Nahmen legen sich diese Ber-
bern selbst bey, und- die.Vergleichung desselben
mit der Stelle bey Leo Africanus '•'^•') wo er ihre
Benennung ihrer Sprache: aquelamarig^ anführt,
*^ He er eil in den leiten über Politik, Vermehr und
Handel der allen Welt, Th. I. S. 5j6. f. sagt: „Men-
schen, die an feste Wohnsitze und den Aufenthalt in
Städten gewöhnt sind, passen nicht fixr das unstäte
Caravanen- Leben. In Arabien so wie in Afrika wur-
den daher von je her diese Handelsgesellschaften durch
Nomadische Hirtenvölker gebildet, niit denen der gröfste
Theil jener weilläufigen Länder angefüllt ist. Wenn
diese durch ihre Lebensart am geschicktesten dazu
sind, so geben ihnen ihre Herden zugleich die Ka-
ineele und iibrigen Lastthiere, deren sie dabey be-
durien. "
**) A. a. O. S. 18.
- ■ 45
und bemerkt, dafssie: lingiia nobilis, bedeute,
Jäfst vielleicht schliefsen, dafs jener Nähme ein
Ehrennahme sey. Nur von den Berbern im Ge-
biethe des Kaisers von Marokko wissen \yir, dafs
sie sich diesen, Nahmen beylegen, und unter
demselben alle ihre dortigen Stammgenossen
begreifen. Sclülha ist der Nähme, welchen ih-.
iien die Mauren, neben dem Nahmen Berber
oder Breher ^ beylegen. Letztere Averden unter
ims jetzt ge\vöhnlich in der weiteren Bedeutung
für alle Stämme dieser gesammten Nation ge-
nommen. Aber nach Venture nennen sich die
Bewohner der Gebirge Schiduhli (der Plural von
Schilha), die der Ebenen, welche meistens un-
ter Zelten nach Art der Araber leben: Berber.
Wenn Chenicr sagt, dafs die Scliellu eine mit den
Berbern zwar verwandte, aber doch verschie-
dene Völkerschaft seyen: so ist jener Nähme
ohne Zweifel nur eine andere Aussprache der
angeführten. Sie wohnen in Flecken, Dörfern
oder einzelnen befestigten Häusern , in den hö-
heren Gebirgen auch in Höhlen, zum Th»il dem
Kaiser von Marokko unterworfen, welcher die
Kinder der Vornehmsten ihrer Stämme als Gei-
fseln bey sich behalt, um ihrer Treue gewifs zu
seyn, da durch Gewalt wenig gegen sie auszu-
richten ist, oder frey unter erblich herrschen-
den kleinen Königen, und selbst gewählten
Schechs der einzelnen Dörfer.
2. Kabylen, Cabayli, Gebali.
Sie leben in den crebirgisen Gegenden von
Algier und Tunis, mehr mit Ackerbau als mit
Viehzucht beschäftigt, die auf den höchsten
Bergketten unabhängig, die übrige weit gröfsere
/14
-Zahl dem Dey tributpflichtig in schlecht ge-
bauten Dörfern unter Scheichs oder Stamm-
ältesten, besonders aber von ihren Marabuts
geleitet.
5. Tuaryck.
Wir kennen diese (so wie den folgenden
vierten Hauptstamm) nur durch Hornemann;
die Tuaryck besitzen nach ihm das ganze Land
zwischen Fezzan, Marokko, Tombuktu, Sud^n,
Bornu und den Wohnplätzen der Tibbo. Die
Tuaryck sind in viele Stämme getheilt, die alle
Eine Sprache reden, aber der Hautfarbe und
Lebensweise nach verschiedenen Ursprungs zu
seyn scheinen würden. Die vornehmsten dieser
Stämme sind der der Kollowy im Süden, wel-
chen das Reich Asben oder Agades gehört, der
H/mdjara- Stamm im Osten, unter und neben
Fezzan, der der Matkara , dessen Wohnsitze
Hornemann nicht näher bestimmt, und der der
Tagama, in der Nähe von Tombuktu und Sudan,
Erstei« sind schwarz, aber ohne Negerzüge, die
mittleren zwey schwärzlich gelb, wie die Ara-
ber, die letzteren aber, und überhaupt die west-
licheren Stämme, so weifs, als es Klima und
Lebensart nur gestatten. Die Oasen Syuah und
Audjelah bewohnen Tuaryck. Die Tagama sol-
len Heiden seyn; die meisten übrigen sind
gleich den übrigen Berbern, Mohammedaner und
gröfstentheils eifrige. Viele von ihnen zeigen
Talente und Klugheit, Freyheitsliebe beseelt sie.
Die meisten östlichen führen ein herumschwei-
fendes Leben. Die Dörfer der Hhadjara beste-
hen z. B. aus 25 — 30 steinernen Häusern , aber
zur Zeit der Märkte wohnen Hunderte in ihren
ledernen Zelten dabey.
45
4. Tibbo.
Ihre Wohnsitze sind südöstlich von Fezzan,
und erstrecken sich, den Süden von Harüdje
und die Wüste von Audjelah entlang, östlich
bis zur grofsen Sandvvüste der Lebetae, die an.
Ägypten stöfst. Die Stämme derselben sind der
von Rechädth^ oder die Tibbo' der Felsengebirge,
die in Höhlen oder vor diesen für den Sommer
aufgeschlagenen Hütten wohnen, aber auch
Städte z. B. Tegatzy haben, und südwärts unter
einander die von Febabo ^ von Burgu^ Borgu oder
Birgu (^velches man der Lage wegen mit dem
erwähnten Berdoa des Leo Africanus verglichen,
hat), von Bil/na, noch südlicher unter letzteren
andere nomadische Tibbo bis nalie bey Bornu.
Östlich neben den von Febabo und Burgu sind
die Tibbo von Arna, westlich reichen Tibbo
an das Reich Asben oder Agades. Die von
Burgu sollen Heiden seyn und ein sehr schönes
fruchtbares Land besitzen.
Sprache.
Alle diese Nationen vereint Eine Sprache,
deren Kenntnifs sich stufenweise erweitert hat.
Bey den Amazirg heifst ihre Sprache, die vor-
züglich durch Hoesl näh^r bekannt geworden ist,
Tamazeght '•'), bey den Kabylen: Schowiah^ wel-
, ^
*) In dem Wortregister von J. Jones ist dieses
Wort als: prouincia, bedeutend angeführt, und der
Nahiue der Sprache ist bey ihni Tannazeght oder lin-
gua Shilhensis. Jene Verschiedenheit ist wohl blofs
abweichende Aussprache, wie sie bey einer ungere-
gelten Volksiiiundart oft vorkömmt. Aber soll Tama-
zeght^ da t in dieser Sprache den Wörtern sehr oft vor-
gesetzt w^ird, nicht auch mit /ImazzV^ verglichen wer-
den? Wäre dagegen Amazeght ein von dem Nahmen
46
che letztere Shaw zuerst dargestellt hat. Der
Nähme, welchen sie bey den Tuaryk undTibbo
führen mag, ist nicht bekannt: aber a,us den
von Hornemann zu Syuah aufgefafsten Wörtern
der Tuaryk hat Marsden entdeckt, dafs sie
einerley Sprache mit jenen bey den reden; und
die Tibbo- Zahlwörter treffen auch mit denselt-
ben zusammen. Über die grammatischen Ver-
hältnisse der Schowiah- Mundart hat Shaw Win^
ke gegeben: Venture hat seinen mehrjährigen
Aufenthalt zu Algier benutzt, um die genaueren
Mittheilungen ihrer grammatischen Formen zu
gewahren, indem er dabey die Sprachen der
Berbern von Marokko, Algier und Tunis zusam-
men fafst. ^
Hr. Marsden und Langhs *) stimmen überein,
dafs diese, mit den genannten Völkern quer
über Afrika, zwischen den Sprachen der Negern
und der Maurisch -Arabischen verbreitete Spra-
che einst, vor den Eroberungen der Saraceneri
die allgemeine Sprache von Nord-Afrika gewesen
sey, und dafs sie, aufser den durch den Islam
eingeführten Arabischen Wörtern, eine starke
Verwandtschaft mit den Semitischen Dialekten
zeige, vielleicht ein verdorbenes Punisch sey^
vermischt mit Wörtern, welche durch Griechi-
sche, Römische, Vandalische Colonien und Ar-
meen eingeführt worden.
OffenlTar müssen die Verhältnisse der Berber-
Sprache zu anderen wo möglich erörtert wer-
ter Nation verschiedenes Stammwort: so würde eä
wenigstens einiger Aufmerksanikeit werth seyn, dafs
in der Sprache von Affadeliy nahe bey Bornu, von der
in der Folge die Rede seyn wird, das Wort: amazihg:
Sprache, bedeutet.
*) Voyage de F. Hornemann, P. II. S. 410. 411.
47
den /und man ist gedrungen, dabey gar sehr
an das Punische zu denken; aber das Berberi-
sche für ein verdorbenes Punisch zu halten,
dazu finde ich wenigstens keine Gründe. Die
Nationen, unter welchen die Karthager ihren
Staat errichteten, müssen ihre für sich beste-
hende Sprache gehabt haben. Die Punische
konnte auf^dieselbe Einflufs gewinnen, aber sie
gewifs um so \Veniger verdrängen, je mehr die
Lage des Karthagischen Staates deutlich zeigt,
wie geiuige die Anzahl seinernationalen Bewoh-
ner gegen die der umgebenden Völker war, aus
denen er seine Hülfs- und Mieth- Truppen ent-
lehnte.
Dafs die Numidische Sprache von der Puni-
schen verc,chieden war, erhellet aus Sallust *).
Es ist wohl natürlich , diese Numidische Sprache
als die Grundlage der Berber -Sprache, wenig-
stens als eine ihrer Grundlagen zu betrachten.
Einflufs gewinnt die grammatische ausgebilde-
tere Sprache leicht auf die rohere, und gerade
in grammatischen Formen, nähmlich der Verba
zeigt sich auch am deutlichsten die Ähnlichkeit
des Punischen mit dem Berberischen, wenn nicht
etwa diese Ähnlichkeit der Formen erst Folge
des Einflusses des Arabischen wären. Da das
Punische lange, und nahmentlich bis nach Au-
gustini Zeit die Sprache der Küste blieb **):
so ist wohl die Erklärung aus diesem früheren
*) Bell. Jugtirth. C. 78- — Dafs die Numidier
auch eigenthüniliche Buchstabenzeichen gehabt, er-
bellet aus l^akr. Maxim. B. I. C. i. a. E.
**) Mehr will auch wohl Procopius nicht sagen,
■wenn er (de hello Vandal. B. II. C. lo.) von den Ein-
wohnern ( Mauritaniern und Numidiern) schreibt:
Phomicum lingua ctiamnum utuntur incolae.
40'
Einflüsse natürlicher als aus einem späteren..
Von solchem Einflüsse auf Bildung der Verbal-
P'ormen aus einer ins Land gekommenen Spra-
che biethet das Amharische ein ganz ähnliches
Beyspiel dar.
Interessant wäre es, \venn sich in den Berbe-
rinen (Berbers), den Einwohnern von Berbera
am Arabischen Meerbusen Ähnlichkeit mit der
Sprache unserer Berbern finden sollte. Aus den
bekannt gewordenen Wörtern lassen sich noch
keine entdecken. Aufser dem würde man diese
grofse Nation bis an den Arabischen Meerbusen
hin ausdehnen können. Und dann würde die
Ähnlichkeit bemerkenswerther seyn, welche
zwischen dem Verbum substantivum des Am-
harischen und dem unserer Nord - Afrikaner
nicht blofs in den Wurzelbuchstaben, sondern
in der ersten Person auch in der Form Statt
findet.
Berberisch: tUigh^ ullid, illa, nilla,
ich bin. du bist. er ist. wir sind.
Amharisch: 'äl'dchu, älä,
ich bin. er ist.
Auch Punische und Arabische Wörter müssen
in das Berberische übergegangen seyn, bey dem
dauernden Einwirken dieser Nationen. In der
folgenden V. U. - Formel bemerkt man manche
Wurzel vom sogenannten Semitischen Stamme.
Aber sie sind auch sämmtlich religiöse Aus-
drücke, aufweiche die Sprache des Islam leicht
Einfiufs gewonnen hat. Selbst er/^y (Herr) wird
man wohl besser aus dem Arabischen, als aus
dem Punischen herleiten. Bey andern Wörtern
zeigt sich wenig Beziehung auf jenen Stamm.
Elinwirkung desselben ist deutlich bey den Zahl-
wörtern 65 8, noch mehr bey den höheren:
20,
49
20, 100, 1000. Aber gerade die geringeren
Zahlwörter haben gar keine Ähnlichkeit mit den
Semitischen, und bestätigen so die obige An-
sicht. Die mit den Buchstaben: Ras anfangen-
den Nahmen der Örter bey Ptolemäus: Rusatzis,
Rnsippisir , Rusuccurum , Rusubhicaris , Rus^^onia,
Rusadir, in Mauritania Caesarienbis und Tingi-
tana, haben darin höchst wahrscheinlich den
Punischen Anfang. Die vielen Nahmen der
Städte bey Leo, \velche dieser als Städte der
Afrikaner (Berber) nennt, werden sich dagegen
ohne Zweifel zumTheil aus der Berber- Sprache
erklären lassen , wenn diese erst genug bekannt
ist, und umgekehrt vielleicht wieder Notizen
jjr, über ihre frühere Beschaffenheit darbiethen.
Venture sagt, dafs die Grundlage dieser Spra-
che blofs der Jargon eines wilden Volkes sey,
dafs sie keine Wörter für Abstractionen, z. B.
nur B.nndung, Träg/zevV, habe, sondern sich,
statt derselben, mit den Adjectiven behelfe; dafi;
Abstractionen anderer Art und Ausdrücke für
Künste und Religion aus dem Arabischen ent-
lehnt sind — wie es natürlich ist bey einem zer-
streuten Volke, dessen Familien oder Haufen,
auf dem einen Berge isolirt, von da aus immer
noch mit dem nächsten Bergbewohner im
Kriege lebt.
Bey dieser Zerstreuung mufs noth^vendig
manche dialektische Verschiedenheit Statt fin-
den. Sie erscheint am stärksten in den Tibbo-
Wörtern, welche Homemann angibt. Es ist al-
les Mögliche, dafs sie sich in den bekannt ge-
wordenen Proben der Wörter der Tuaryck
nicht abweichender von den Atlas -Bewohnern
und überhaupt nicht stärker zeigt. Vv'^as einer
Nachricht, die in Ebül Hassan's Geschichte Mau-
Mitlirid. Iii. D
ijtanisclier Könige *) erhalten ist, dafs im An-
lange des zehnten Jahrhunderts (unserer Zeit-
rechnung) die Vornehmen der Sanhadscher ge-
gen ihre^ii Könii^ aufgestanden seyen, ihn ge-
?ödtet, die Stamme oich getrennt, und nie-
mand unterworfen haben, und dabey auch ihre
Sprache sich verändert und mehrere Dialekte
bekommen habe — was diesem Wahres zum
Grunde liegt, gehört hierher.
H ü 1 f s m i t t e l.
^Geo. Hoest eftcrretninger om Marökos og
Fes. Kiöbenh. 1779 4to, Deutsch, ebendas.
^781. 4to. Mit einem Wörter-Verzeichnisse der
Berber -S^x:iche. S. 128 fi'. Deutsche Übers.
S. 136. f.
Jezr. Jones dissertatio de lingua Shilhensi,
unter den : Dissertationes ex occasione sylloges
orationum dominicarum scriptae ad Joan. Cham-
berlaynium. Amstel. 1715, an dieser Vater-
unser - Sammlung.
T/iom. Shaw's travels into several parts of
Barbary and the Levant. Oxf. 1738 Fol. mit
einem Wörter- Verzeichnisse der Showiah-S^rs.-
•che mit einigen Flexionen der Nennwörter
und Verben, S. 52.
Voväcre de Fred. Hornemann dans l'Afrique
septentrionale — - traduit de l'Anglais — et aug-
ipente de notes et d'un Memoire sur les Oasis
ly&v L. Langles. Part I. II. Par. 1803. Mit zer-
streuten linguistischen Notizen von J. Horne-
mann. T. I. besonders S 37 u. 145, und P. II.
3. 405. Bemerkungen über die Sprache voir
Syuah, von W. Marsden, S. 413. Nachricht
^') Übersetzt von Dombay, Th« I. S. 174.' v:
51
von der Berber- Sprache, wo auf grammatische
Bemerkungen, S. 430 — 450, ein Wörter- Ver-
zeichnifs dieser Sprache, beydes von Venture *).
Gesprochen über diese Sprache hat auch
Chenier in seinen : Recherches sur les Arabes.
Grammatischer Bau der Berber-
Sprache ••'••').
1. Die Berber -Sprache bedarf, aufser den
Buchstaben des Arabischen Alphabets, der drey
Persischen; Gamma {Gain) und Theta sind vor-
henschende Laute; Wörter mit kha, dhad und
dha sind nicht ßerberischen Ursprunges.
2. Die aus dem Arabischen entlehnten Sub-
stantive nehmen, nach W^egvverfung des Arabi-
schen Artikels, vorn ein t, und am Ende / oder
nit an, z. B. el mukhal wird zu temuhhalt oder ie-
muhhalnit ^ thiimlim von medbiat, wofür also das
nomadische Volk- kein Wort hatte (welche t ülm-
gens Föminin-Form sind: z. B. emchkh^ in Ma-
rokko: mouch^ Kater; temchicht ^ in Marokko ta-^
moucht ^ Katze; mezzi^ kleiner, tamzint^ kleine;)
die Adjective vorn da^ z. B. vom Arabischen
qadym wird daqadym , alt.
3. Die Bildung. dfes Plurals der Nennwörter
ist sehr schwierig durch mancherley Verände-
rungen der Vocale in den Sylben des Worts,
Versetzungen der Consonanten, und mehrerley
jiinzutretende Endungen (weiche vielleicht als
das Resultat des Einflusses und der Mischung
mehrerer Sprachen angesehen werden können.)
*) Über dessen Verhältnisse zu Algier u. s. \v.
ver^l. S. 404.
**) Nach Venture f mit Anzeige des Besondern,
was Shaw hat.
D 2
Die Biegimgs- Endungen sind /;;, awen , mi, cn,
f, uen, idn%r. Beyspiele sind: eiazid , Hahn,
p'lur. iouzad, aidi, Hund, Plur. idan *), der Sing,
bey Hoest: «/V/, bey Jones: zWee, erg/zflz, Mensch,
Plur. irghazen, bey Shaw: ergez, Plur. ergessen;
ihhf oder aqaroui, Kopf, Plur. ikhfav.^en oder iqa^
raouin, bey Jones: eag/iph, Plur. eoghjan, der
Sing, bey Hoest: agüio ; edrar, Berg, Plur. idou-
rfr °bey Shaw: athrair, Pluv. hhourar, der Smg.
bey Hoest: adardr.
4. Die Casus werden durch Präpositionen
ausgedruckt, der Genitiv durch e/7, o«, 3, ghi,
auch 72, eb, nou, cghy ; der Dativ durch z, gher ,
se, es, ghi^ der Ablativ durch zigh, ghafnnAso,
7. B. amoLiqran g/ii Fellssen, der Scheigh von Fe-
lissen {amourjran bedeutet eigentlich : grofs, und
hat dann im Föminin: mouqrh); i ouerghaz, dem
Menschen, s'ahham^zM Hause, zigh t/iesirt , von
der Mühle.
r^ Die persönlichen Pronomina selbst hat
nur'Sliaw angegeben, eben derselbe auch die
Pronominal- Adjecrive oder Possessiva als für
sich stehende Wörter, welche alle mit ea oder
ai anfangen, woran der Pronominal- Laut dann
angehängt ist; aber diese Pronominal- Adjecrive
\verden auch durch Anhänge am Ende der Sub-
stantive ausgedruckt, wobey mein: nou, dein;
*) Diese Wörter nach Venture^ die folgenden nach
den angeführten Berichtstellern, welches ich aus-
driicklich mit der nochmaliligen Bitte anfiihre, dafs
der Unterschied der Pronunciadon des Franzo;^en,
En2;länilers, Dänen dabey, und in andern ähnlichen
FälTen immer beriicksichtigt werde; z. B. auch bey
chouloithhs , welches als der Plural von Jones s Shilha
angegeben wird. {Bereber soll der Plural xon^Bcrber
eeyn, Hoest schreibt: Buber.)
nek oder nah, ihr, auf PlurrJe bezogen: sen lau-
tet. Eben solche Anhänge drucken den Accu-
sativ oder Dativ der Pronominen an den Ver-
ben aus, /, mich, th (in Arab. Schrift mit drey
Puncten), ihn oder ihm. Aufbcr dem stehen jene
Pronominal - Accusative oder Dative vor dem
Verbum, und z\var so, dafs jenen Anhänge-Pro-
nominen immer die Sylbe adk vorgesetzt ist,
z. B. adhi^ mir, adliasen^ ihnen. Steht die Ne-
gation beym Verbum, so vv'ird der Pronominal-
Laut daran gehängt und so vor das Verbum ge-
stellt, z.B. ouagh ynvet ^ nicht uns man schlägt.
Bey den Pronominen der zwe^^ten und dritten
Person hat der Bezug auf Föminin- Substantive
besondere Formen, wie in den Semitischen
Sprachen.
6. Der Wurzellaut des Verbum ist der Im-
perative Um Praeterita zu bilden, wird in der
ersten Person vom Singidar am Ende^//, in der
zweyten am Anfange /, am Ende d, in der drit-
ten im Masculin am Anfange /, im Föminin am
Anfange /, in der ersten Plural- Person am An-
fange/2, in der zweyten am Anfange /, und über
diefs am Ende im Masculin w, im Föminin /;?/,
in der dritten am Ende im Masculin /z, im Fö-
minin nt angehängt. (Ähnlichkeit mancher die-
ser Formen mit Semitischen, besonders des so-
genannten Futurum erkennt man leicht.) Das
PräseDS wird ausgedruckt, indem man vor da-^
Präteritum ed oder e setzt. Der Imperativ hat
im Plural im Masculin die Endungen, im Fömi-
nin imt. Nach Shaw wird, in den von ihm
beobachteten Gegenden, das Präsens g;ar nicht
flcciirt, und im Präteritum die Endung gas an-
gehängt, in beydtn Fallen aber den einzelnen
Personen das Personal -Pronomen vor^resetzt.
54
Sprach proben.
Nur Jones hat eine Formel des V. U. angege-
ben, welche in den folgenden Sammlungen wie-
derhohlet ibt.
337.
Berberisch.
Herr unser Vater Gott, welrlier im Himmol,
Amazeagh na baba erby glii y giniia
Gehei]i2;t v/erde Nähme dein ,
Berkat ysmanick
Dein Reich sey kommend Königthuni grofs,
Yi hackein geegutüsked ougusseeda beherra
Es geschehe Wille dem wie auf Erden so im Himmel,
Isker omomick ophodn doonit wi y ginna
Gib uns Brot unser fiir taglich
Fkee na iiogh oglioromna ogliaghossa
Herr unser Gott,
amazeaghiia erby
Erlafs Sünden unsre wie erlassen wir
T'opphur diiwbnogh zoond. smahiiogh
andern Sündigem gegen uns,
yeadnm elmochottyeen üplialanoch
Uns nicht lafs gehen in Versuchung,
Addaii woortphilt eii yxshem y allowwr
Sondern uns bewahre vor Übel,
Adonogh tiphkeet oghodii diioob
Weil dein ist Reich ' Erde,
Dwynnick ega lioutkemt ogho downit
Gewalt ist Gewalt dein,
Omor ega omomick
Ruhm dein ist über Sonne u. Licht immer
Tphulkeet ghowy 11 taphookt abadan
und inuiier. Amen so gescheh es. ••
WO abadau Amen oghozont.
Anmerkungen zum V. U.
Amazeagh hängt ohne Zweifel mir der oben
erwähnten Bedeutung: nobilis , zusammen.
Na, unser, bey Venture: ;/o//, in andern
Worten dieser Formel: nogh^ wofür ein Mah!,
wohl fehlerhaft: noch, steht.
Erbi, bey Venture: rebb'i , ohne Zweifel Ara-
bischen Ursprungs aus dem Koraii, denn Phö-
nizisch wäre dieser Nähme wohl nicht in die-
ser Bedeutung und Form.
Qinna^ bey Hoest ist igna, Himmel, bey
Shaw: t'igenoute (wolil nur andere Form mit
vor- und nachgesetztem /) Ein ähnlicher Unter-
schied findet zwischen einem Worte der zwey-
ten Bitte und der Doxologi,e Statt; bey Jones:
ist hakemn, Gewalt. Dafs am Ende der Formel
für letzteres: houtkemt steht, könnte in Absicht
der Endung t eine andere Form seyn, die übrige
Verschiedenheit ist Folge imrichtiger Auffas-
sung oder unbestimmter Aussprache.
Berkat , wahrscheinlich von dem Hebräischen
und Arabischen barak. Knie beugen, segnen.
Eine grammatische Form für t ist nicht nachzu-
weisen, aufser wenn es etwa als Vorsatz zum
folgenden, offenbar Semitischen Worte gehört.
Nick, dein, bey Venture: neck. Aber das
folgende yi kann so einzeln schwerlich dein be-
deuten, das für sich stehende Possessivum ö'e//z
lautet bey Shaw: eanick.
Ob geegn mit dem nachher einige Mahl ste-
henden ega: ist, zusammen gehört, läfst sich
nicht bestimmen; bey Venture kömmt das Prä-
sens des Verbi substantivi nicht vor, sondern
nur das Präteiituni ella oder illa, er war, und
das Futurum: ///.
Ediqad^ bedeutet nach Venture bey ^^n
Marokkanischen Berbern: komme, diefs nach
der Französischen Aussprache des ch liegt
nicht fern von der Wurzel des tusked, und das
vorgesetzte / ist Charakter des Föminin der drit-
ten Sing. Person.
Ysker^ ist die dritte Singul. Person im Mascu-
lin, voneshr, machen, also nicht Passiv, son-
dern wohl impersoneli.
JDojmit y Erde, bey Venture iegoimits, bey
Shav/ tamoiit ^ wie solche Abänderungen bey un-
fixirten Volks- Mundarten gewöhnlich sind.
Z/X*/ ist bey Venture, ifkee bey Shaw: gib.
^^/zroz/m ist bey Venture, argrum bey Shaw:
tagora zu Siuah: Brot; das Shilhaische unter-
scheidet sich demnach durch die o statt«.
Oi/ö^ ist bey Venture, assa bey Shaw: Tag.
Dow b xxndi das folgende dnoob ^ Übel, Böses,
können leicht Ein W^ort seyn.
Elmachottyeen ist das Arabische Particip mit
dem Artikel, chliata sündigen, ist im Hebräi-
schen bekannt.
Addan uns, ad ist die Nota Dativi. In der
übergeschriebenen Übersetzung bey Jones ist
i^lschlich diefs für das Verneinungswort ausge-
geben.
Wer oder cur sind bey Venture die Vernei-
nungswörter, und diefs liegt offenbar in woor
tpliilt.
In dwmnlck ist nick wohl dein, dagegen in
tphulkeet dieses Pronomen wohl fälschlich an-
gesetzt.
Dowiüt ist wahrscheinlich das da gewesene
doimit ^ Erde.
Ormornick ist ohne Z^veifel Schreibfehler
statt derWiederhohlung des omor, welches auch
schon oben für: Wille, da war.
Tephoiikt ist bey Venture, tafogt bey Hoest,
/ß/?/20w/e bey Shaw, itjouii zuSiuah: Sonne.
Oghozont^ zout steht in der fünften Bitte für:
\sie, in ogho steckt wohl eine andere Form vom
Verb, substant. egci.
Viele Zusammenstellungen der verschiede-
nen Mundarten dieser Sprache sind schon p;ege-
ben, nur die Zusammenstellung einiger Zahl-
wörter füge ich noch hinzu.
15 e r ö e r
TihbOy
riacii Jones.
nach Hoest.
nacli Venture,
hey Hornemann.
1
Yeaii
Jen
Ouan
Trono.
2
Seen
Sin
Tlienat
3
Crat
Kaiad
Kerat
Aguesso.
4
Koost
Kiis
Gouz
Fuusso.
5
Sununost
Senilis
Summ US
Fo.
iO
MlllTOW
Merau
Meraoiaa
Marko un.
G u a n c h e 11.
Guanchen nannten sich die Bewohner der
Kanarischen Inseln, die nach der Erweiteruncr
der SchifFfahrt im vierzehnten und fünfzehnten
Jahrhunderte von den Europäern dort angetrof-
fen wurden. Jener Nalime bedeutet in ihrer
Sprache: Männer oder SöJme. Selbst ihre Besie-
ger, die Spanier, schildern sie als ein Volk von
Kraft und Muth, von grofsem, starkem Kör-
per, hellem Verstände, von bürgerlicher Cul-
tur, Familien -Sinn und reinen Sitten. Sie leb-
ten unter Königen , getheilt m Adel und Land-
58
leUte, von dem Ertrage ihrer Herden, unter
Gesetzen,, die nicht blofs für Ordnung, sondern
auch für MoralitUt sorgten. Die Kanarischen
Insehi wurden ungefähr um 1330 durch ein
vom Sturm verschlagenes Französisches Schuf
entdeckt, schon 1337 suchten sich die Spanier
'ihrer zu bemächtigen, konnten aber erst zwi-
schen 1360 und 1370 auf Lanzerota festen P^ifs
fassen , von wo aus die übrigen Inseln , zu-
letzt und zwar erst 1495, nach dem tapfersten
Widerstände, Tenerifia erobert wurde. Möchte
jemand von jener Beschreibung dieser Einwoh-
ner einen Bhck auf die Bewohner der fabelhaf-
ten Atlantiden und Hesperiden werfen wollen,
auf die Inseln der Glücklichen, welche Plutarch
im Leben des Sertorius, der von denselben
Nachrichten eingezogen hatte (Cap. S)? so schil-
dert, wie es auf Fortaventura und Lanzerota zu
passen scheint. Kurz nach Sertorius hat Sebo-
sus von diesen Inseln Nacln^icht gegeben, s. Pli-
nius in der Hist. natin\ B VI. Cap. 36 NicJit
lange hernach liefs König Juba der Jüngere sie
durch ausgeschickte Schiffe untersuchen, aber
wir haben die dadurch erlangten Nachrichten
bey Plinius, B. VI, Cap 37, entweder nicht
vollständig, oder sie waren sehr mangelhaft.
Hier kömmt der Unterschied zwischen den
glücklichen und den Purpur- Inseln zuerst vor.
Einige derselben fand man ohne Spuren von
Wohnungen, auf andern fand man dergleichen.
Dafs die damahligen Einwohner dieselben waren ,
ivelche nachmahls von den Spaniern darin ange-
Tfotfen wurden, ist durcli nichts zu beweisen,
aber bey Inseln doppelt wahrscheinlich. Den
Guanchen soll sich die Tradition erhaben ha-
ben, dafs sie von einem alten, grofsen und
69
mächtigen Volke abstammten; imd recht merk-
würdig sind sie \vegen der bey ihnen herrschen-
den Gewohnheit, ihre Todten einzubalsamiren,
und wegen mancher Ähnlichkeit ihrer Sprache
mit den Dialekten der Berber- Sprache. Eben
dadurch erhalten sie einen schicklichen Platz
ZAvischen den Berbern und den Ägyptern. In-
dessen kann ^vegen ersterer Ähnlichkeit mit den
Ägyptern noch nicht ihre Abkunft von diesen
behauptet werden, und auch die Znsammen-
stimmung ihrer Sprache mit der Berberischen
bedarf einer nähern Untersuchung, um ihren
Umfang zu bestimmen, und das Recht, auf
Gleichheit der Abstammung beyder Völker zu
schliefsen. Jedoch wenigstens Verkehr dersel-
ben voraus zu setzen, ist man durch jene Zusam-
menstimmung einer nicht unbedeutenden An-
zahl von Wörtern schon vollkommen berechtigt.
Diese Zusammenstimmung hat zuerst der Pier-
ausgeber von Bory de St. Vn?ce?n's Geschichte
und Beschreibung der Kanarischen Inseln (Wei-
mar, iHo4->) nachgewiesen. Wörter- Verzeichr
nisse der Sprache der Guanchen nach den Dia-
lekten der verschiedenen Inseln haben der er-
wähnte Bory de St. Vuicent ., S. 54 ff. f der Über-
setz.) und vor ihm der Engländer 'Glas in d*er
Geschichte der Entdeckung und Eroberuno; der
Kanarischen Inseln nach einer Spanischen
Handschrift, «lebst einer Beschreibung der Ka-
narischen Inseln. (Lond. 1764. Leipz. 1777.)
S. 184 — 192 gegeben. Eine Beschreibung der
alten Guanchen und ihre Art, die Todten einzu-
balsamiren, liejt man besonders bey Golberry '"),
welcher eine ihrer Mumien vor sich hatte.
*) Fragmens (l'un voycije en J/riquc^ T. I. S. 83-95-
üo
*) Berber -Nahmen für das erste der folgenden
Wörter sind: tigot^ für das dritte: acho , ogfaiy für das
vierte: toinzeen, für das sechste: tigameen, für das sie-
bente: cariaUy für das achte: tahnik, für das neunte: anan,
für das zehnte: thikhsi. Auch die Ähnlichkeit des Nah-
mens Gomera mit dem oben erwähnten Berber -Stam-
me Gomer ist in Anschlag gebracht worden.
6i
2. Mittel-Afrika,
mit E i II s c h I u f s Ägyptens.
Völker, welche einige oder alle Merkmahle des
auf sein Charakters der Negern haben»
Oo auszeichnend und ergreifend auch der An-
blick einer Neger- Physiognomie ist, des Kopfes
mit hervorspringendem Untertheile des Gesichts,
mit breitgedriickter Nase, Wurstlippen, krau-
sem Haare und der den ganzen Körper bedek-
kenden schwarzen Farbe: so schwer ist es gleich-
Avohl, die einzehien Theile dieses charakteristi-
schen Ganzen durch die ganze Reihe von Völ-
kern zu verfolgen, welche sich dadurch an die
durch die Gesammtheit derselben ausgezeich-
neten, eigentlichen Negern mehr oder weniger
nnschliefsen. Guinea mit seiner östlichen Nach-
barschaft und der sich südlicher erstreckenden
Westküste Afrika's ist wenigstens das jetzige Va-
terland der eigentlichen Negern. Aber nicht
einmahl in Guinea haben alle dort wohnenden
Negern die Gesammtheit jener Neger- Charak-
tere an sich, und noch weniger haben sie die
Völker der Länder, welche in Nordost, Ost und
Süd an jene Wohnsitze der eigentlichen Negern
gränzen.
In diesen leben Völker mit der Neger- Phy-
siognomie ohne Neger -Farbe, mit beyden ohne
breitgedrückte Nase, mit minder dicken Lip-
pen, und mit schlichtem oder starr herab hän-
gendem Haare, und mancherley Nuancen die-
ser Eigenschaften. Besonders die Hautfarbe
zeigt sich in vielfochen Abstufungen; und diese
6:i
Beschaffenheiten sind oder sclieinen national.
Eine Hauptschwierigkeit der Behandlung die-
ser IMationen liegt darin, dafs das Urtheil über
diese nationale BeschaÜenheit, aus Mangel an
genauen Nachrichten über diese Umstände, we-
nigstens b&y sehr vielen Neger -Völkern mehr
oder weniger unbestimmt und unsicher bleibt.
Es reicht nicht hin, dals ein Reisender ein paar
Individuen eines Volkes gesehen hatte: wir be-
dürfen der Überzeugung, dafs die Beschaffen-
heit dieser Individuen der gemeinsame Charak-
ter der gesammten Völkerschaft sey. Aber von
wie vielen Völkerschaften, in welche sich Afri-
ka's Bewohner zerspalten, ist diefs noch zu er-
forschen! Die Nachrichten der Reisenden selbst
gehen oft nicht ein in das Detail , welches für
unsere Beurtheilung nöthig wird. Sie haben
sich oft in der Schilderung blofs Einer Nation
verloren; und je beyläufiger die Angaben über
andere sind, die ihnen immer bekannt genug
waren, um von ihnen genauer über das Vor-
kommen jener äufsern Merkmahle zu sprechen,
desto leichter kommt es zu einem scheinbaren
oder wirklichen Gegensatze gegen eine Behaup-
tung eines Andern von eben demselben Volke.
Im Ganzen sind indessen solcher Abweichungen
der Nachrichten wenige, und sehr erfreulich
ist die Ausbeute, welche die F'orschungen der
neuesten Zeit, von mehreren Puncten aus ange-
stellt, der Kimde von Afrika gewähren. Aber
sie sind bey weitem noch nicht hinreichend,
um jene Ungewifsheiten zu heben, nicht hinrei-
chend, um über den Zusammenhang dieser
Nationen ein genaues und umfassendes Urtheil
zu fällen, oder es zu fällen über die Ursachen
der Abstufungen jeuer, bey dem eigentlichen
63
Neger vereinigt vorJcommenJen pliveischen
Merkmalile, unter andern Nationen im Si.iden
lind Osten des mittleren Afrika's, welche ent-
Aveder in der Mischung der Neger -Race mit
Völkern anderer Art, oder in der Ge\valt des
Klima's, denl^Einflusse des Bodens und der Le-
bensart, oder in beyderley Ursachen zugleich
gesucht werden können. Um so mehr also müs-
sen alle Völker, \velche jene IVIerkmahle sämmt-r
lieh oder zum Theil haben, wenigstens zunächst
zusammen gefafst werden, um den Zusammen-
hang der Abstammung weder abzuweisen, noch
zu bestimmen.
Es seyen demnach zu beyden Seiten der ei-
gentlichen Negern und der Mitte von Afrika zwey
Hauptfächer der Abstufungen jener Charaktere
gesetzt, zwey in Nordost von jenen und zwey
im Süden, letztere theils für die weniger be-
kannten Negern zwischen Kongo, dem Mond-
gebirge und der östlichen Meerküste unterhalb
Habesch, theils für die KalFern; die zwey nord-
östlichen aber sowohl für die gröfstentheils
auch noch weniger bekannten Negern an dem
Gülbi und zwischen diesem und der Sahara auf
der einen, und den Gebirgen, welche an die
Nil-Thäler reichen, auf der andern Seite, als
auch für die Anwohner des Arabischen Meer-
busens. Mit Grund beginnt diese Völkerreihe
von den nordöstlichsten. Denn ist anders eine
Verbreitung der Afrikaner und ihres Charakters
von anderwärts her erfolgt: so ging sie durch
diese Gegenden.
64
I. Nordöstliche Völker Afnka's,
AU der Westküste des Arabischen Meerbusens und auf
beyden Sehen des Nils.
A. Kopien in Ägypten.
Die Kopten, ungefähr der hundertste Theil
der heurigen Bewohner Ägyptens, enthalten
ohne Zweifel in sich Reste der Ur- Ägypter. _
Dieses uralte Volk, bewundert wegen seiner
zu hoch angeschlagenen Weisheit, ab«: gewifs
im Besitze einer damahls auszeichnenden, beson-
ders politischen Cultur, hatte den Samen der-
selbenwahrscheinhch aus dem südlicheren Äthio-
pien erhalten, und er war in dem reicheren Bo-
den weiter gediehen.
Dunkel ist die Geschichte seiner neben ein-
ander bestandenen Reiche, die sich allgemach
auch über das vom Meere verlassene Nieder-
Ägypten erstreckten. Nur für Momente er-
scheint Ägypten in der Geschichte unter den
zur Weltherrschaft aufstrebenden Mächten, weit
öfter als die Beute seiner Nachbarn und ent-
fernter Nationen: seit drey und zwanzig Jahr-
hunderten schmachtet es unter solchem Joche.
Gewüthet haben die Fremden gegen das
Ägyptische, gegen Ägyptens Religion, Kunst
und Sprache. Aber keine dieser Einwirkungen,
keine Mischung fremder Völker hat vermocht,
<ranz die Nationalität auszurotten, den Charak-
ter der Ur-Ägypter. In den Kopten dauert er
noch fort. Zurück gezogen in das Innere von
Ober -Ägypten, wohin die Ur-Ägypter zurück
p^edrangt wurden, und der bey weitem gröfseste
Theil der Kopten noch lebt, haben sie'diesen
Ursprung-
65
ursprünglichen Charakter wenigstens zum Theil
behauptet.
Schon vor der Eroberung Ägyptens durch
die Perser litt diese Nationalität, nicht blofs von
auften , auch schon in ihrem Innern erschüttert.
Die Perser suchten besonders den alten Reli-
gions -Dienst der Ägypter zu zerstören. Unter
den Griechischen Beherrschern wurde die Lan-
dessprache in das Innere des Landes ver-
drängt; unter den Byzantinischen, und seit
dem Ende des ersten Jalirhunderts der Moham-
medanischen Zeitrechnung, eben so unter den
Arabischen Beherrscliern ihr Gebrauch in öf-
fentlichen Angelegenheiten verbothen.
Perser, vor ihnen vielleicht schon die Hyk-
sos, Griechen theils unter Psammetich, theils
unter den Ptolemäern, und später unter den
Byzantinern, vor letzteren die eigentlichen Rö-
mer aus dem Abendlande, hatten sich mit der
Ägyptischen Nation, wenigstens zum Theil und
einiger Mafsen gemischt, obwohl bey der stäten
Absonderung der Ägypter von ihren Gebiethern
der Umfang und Einiiufs dieser Mischung nicht
hoch anzuschlagen ist, aufser etwa der so lange
dauernde Eiuflufs der Griechen. Was nun aber
die Saracenen bey ihrer Eroberimg im Lande
fanden, die ursprünglichen Einwohner und die
Reste ihrer wechselnden Herren, diese Mi-
schung, welche sie fanden, sind die Kopten^
und letzterer Nähme ist wahrscheinlich eine Ab-
kürzung von AiGYPTos. Die Scharen von
Arabern, welche das nahe Ägypten überström-
ten, haben zu jener Mischung noch ferner we-
nigstens Einiges beygetragen. Aber immer ist
das.Ejgenthümliche der Ur-Ägypter in Körper-
bildung und Sprache der vorwaltende Charakter
Mithrid. III. £
66
der Mischung geblieben.. Physiognomie und
Sprache beurkunden es.
Die Mumien der Ägypter, und Denkmäh-
1er mit Abbildungen seiner Urbewohner zeigen
die Merkmahle der Neger- Physiognomie. Und
wenn neben den Mumien mit diesem Charak-
ter andere einen anderen und, wie man be-
hauptet, den Indischen zeigen; so liegt darin
um desto mehr die Gewähr, dafs neben diesem
auswärtigen jenes der inländische und nationale ,
Charakter sey.
Dafs aber dieNational-Züge derKopten noch
jetzt diesen Charakter der Neger- Physiognomie
an sich tragen, bezeugen Voinfiy und Ledyard *).
Und um so einleuchtender ist d^r Zusammen-,
hang dieser Kopten mit den Ur- Ägyptern, und
mit den Völkern des Ober-Nils; um desto ge-
sicherter der Platz , den sie hier einnehmen.
Man hat die A'tägyptische Sprache nach ei-
ner Ansicht, welche sich bey dem Dunkel des
Ägyptischen Aiterthums nicht völlig begründen
oder bestimmen läfst, die Pharaonische nennen
wollen, fviit oder ohne diesen Nahmen blicken
*) S. Jones bekannte Reise nach Syrien und Ägyp-
ten, B. IL S. 65 ff.; und die ProceeiÜDgs of the So-
ciely for proinoting ihe discovery of the interior F^arts
of Africa; iibersetzt in dem Magazine der Reisebe-
schreibungen , Bd. V. S. 1252.
In den Fundgruben des Orients, St.I. S.63, fiihrt
Dr. Seezen aus, wie die Vergkichung der Physiogno-
mie der Kopten mit den allen Staluen imd Figuren
beweiset, dafs die Kopren so ziemlich unvermischte
Nachkommen der alten Ägypter sind, und auch die
Zähne keinen Unter.^chied^uiachen , da die stumpfen
Zälme der Mumien es, wie sich deutlich zeige, durch's
Abfeilen geworden seyen.
. 67
Wir auf die Sprache hin, welche vor und zu der
Zeit der Pharaonen in Ägypten gesprochen wur-
, de. Das nahe Verhältnifb dieser zur Koptischen,
wie wir sie kennen, leuchtet ein aus den sich
deutlich bewährenden Erklärungen einer Menge
von Altägyptischen Wörtern, welche letztere
in Schriftstellern des Griechischen und Lateini-
schen Alterthums erwähnt, und von Kennern
der Koptischen ^ Sprache aus derselben aufs
glücklichste erläutert sind *). Integrirende
Theile dieser Koptischen Sprache also waren
jene Altägyptischen Wörter; und je gröfser de-
ren Anzahl ist, desto gewisser ist die nahe Ver-
wandtschaft der einen mit der andern, welches
Verhältnifs indessen, besonders in Absicht des
grammatischen Baues, ganz genau zu bestimmen,
jene einzelnen erhaltenen Fragmente des Alt-
ägyptischen nicht zureichen.
ßey der Verwandtschaft, welche man zwi-
schen den Ur- Ägyptern und den Indiern ver-
muthet hat, wäre es sehr interessant, Spuren
der Verwandtschaft dieser Koptischen Sprache
mit der alten Sprache Indiens, dem Sanskritt,
und dessen Töchtern nachzuweisen. Wenn
das Koptische auU ^ Hof, wirklich ein ursprüng-
lich Ägyptisches Wort wäre =•='•'), welches dem
*) S. die iiachmahls anzuführenden Schriften, be-
sonders: P, Fj. Jahlonakü opuseuhif den ersten Band.
— Zwar wollte ^n.dr. Acolutlius (in Schlesien) ausfüh-
ren, daf? sich diese Altägyptischen Wörter weniger
aus dem Koptischen, als aus dem Armenischen erläu-
tern lassen; aber La Croze und Leibnitz zeigten ihm
das Chimärische dieser Vox-stellung.
**) Aher in seiner Schrift: Über die Samslrdami'
sehe Sprache (Wien, 1799), S. 100, hat diefs behaup-
tet. Aber schwerlich wird sein Grund hinreichen zu
E 2
68
Sanskritt- Worte für denselben Begriff: aala^ s®
nahe kömmt, und sich mir ein Dutzend gleich
ähnlicher Laute für gleiche BegrifTe fänden, so
würde sich ein Verhältnifs beyder Nationen be-
währen. Aber die Vergleichung einer beträcht-
lichen Anzahl von Wörtern beyder Sprachen
hat mir keine bedeutenden Resultate geliefert *).
Seit Psammetichus hatten die Griechen,
und ohne Zweifel auch schon-damahls ihre Spra-
che, Einflufs auf Ägypten. Offenbar groft war
. dieser Einflufs unter den Ptolemäern, deren Hof
Griechisch redete, und die Griechischer Gelehr-
samkeit einen ihrer Hauptsitze zu Alexandrien
stifteten. Eine grofse Menge von Griechischen
Wörtern und Gräcismen mufste in das Alt-
ägyptische übergehen, und gerade so zeigt
^ich die Koptische Sprache in ihrer uns bekann-
ten Gestalt. Sie ist voll von ganz Griechischen
Wörtern. Diese Koptische Sprache ist die Spra-
einern. sichern Beweise, dafs das Koptische Wort nicht
aus dem Griechischen entlehnt seyn könne, dessen
naiie Verv/and tschaft mit dem Sanskritt offenbar ist.
*) Denn dafs die Mutter im Koptischen mauy im
Indostanischen von Decan unA Mukan mn heifst, ist
hey diesem Begriffe das Zusammentreffen eines viel-
leicht blofs iiatürlichen Lautes, und eben so wenig
kann die Ähnlichkeit vom Koptischen alia: so, wel-
ches eben diefs im indostanischen von Multan bedeu-
• tet, des Koptischen Je: oder, mit dem Indostanischen
von Decan: ja, etwas beweisen, die andern noch
etwas ähnlichen Laute aber: fuhu Koptisch: Knabe,
iiti Sanskritt: bala, l^as Koptisch: Bein, im San-
skritt: kikcsUf ehre Kopfisch: Speise, Indostanisch
von Decan chorak, sin Koptisch: liegen, und: säen,
im. Sanskritt: slitdc, liegen, sind sich nicht nahe ge-
nug, um eher fi'ir Merkmahle des Zusammenhanges zu
gelten, als bis dieser durch unzwey deutigere ßeweise
öchon gesichert ist.
«9
che der Bibel -Übersetzungen und gottesdienst-
lichen Schriften, wovon jene gewifs sehr bald
nach der frühen Verbreitung des Christenthums
in Ägypten verfertigt worden tind. Diese Spra-
che harte dadurch einen neuen Einflufs des Grie-
chischen Originals jener Übersetzungen und der
Griechischen Geistlichkeit zu bestehen- Grie-
chisches Vv^esen der eigentlich gottesdientli-
chen. Ausdrücke geht ohne Zweifel von da aus;
aber die übrigen aus dem Griechischen entlehn-
ten Wörter konnten in diesen Schriften wenig;-
o
stens nicht in der Menge gebraucht werden,
wenn sie nicht gröfstentheilb schon früher einge-
führt waren *).
Was in der Koptischen Sprache nicht Grie-
chisch ist, darf man wohl im Ganzen für Alt-
ägyptisch halten **), wenn auch mit Voraus-
*) M. vgl. ancli Barth iltmy reßexions generaks
siir hs rappoTts des Langaes Egyptienne, Phenicienne et
Gr^cque, in den JVIenioiies de l'Acadeniie des belles-
lettres, T. XXXII.
**) Höher herauf in der Zelt brächte uns die In-
schrift von l'osette, wenn sie gedeutet wäre, und sie
würde besonders die Überzeugung befestigen, dafs
wir in unsenn Koptischen die Sprache noch haben,
welche auch auf nffentiichen Denkmähiein als die Alt-
ägyptische anerkannt wurde. Ihre Deutung wäre also
groiser Gewinn, und hat schon ^die vorzuglichsten
Gelehrten , Sü^'tstre de Sacy , und Ackerblad beschäftigt,
seit der Zeit nach den, auch in den Ku]jfern zur
Allgeni. Litt. Zeitung 1802. Bd. IV. (hegleitet von
einem Auszuge der Schrift des Ersteren , worauf
N- 347 — S49- ein Auszug aus der Schrift des Letzteren
folgt), und 1805. Bd. II. bekannt gemachten Theilen,
vielleicht auch andere Gelehrte. Sie inufs sich durch
fernere Classificirung aller vorkommenden Züge,
durch Bewährung der wiederkehrenden Gruppen von
Zügen, lind Übertragung vieler Hauptbegrilfe der Grie-
Setzung der Möglichkeit mancher Modlficatio-
nen. Auch den in der noch vor uns liegenden
Koptischen Sprache gewöhnlichen Artikel hat
chischen Inschrift ins Koptische, die dann eben so,
wie die schon scharfsinnig gesuchten Eigennahmen
zur Leitung dienen können, erzwingen lassen, so-
bald die ganze Altägyptische Inschrift lange genug
vor den Augen vieler Forsi:her liegt. Zwar ginge man,
wie icii glaube, zu weit, wenn man in alten, neben
einander stehenden Inschriften von mehreren Spra-
chen eine ganz buchstäbliche Übereinstimmung der-
selben suchen v.'ollte. Schwerlich möchte die Annah-
me dieses, unter uns gewöhnlichen Zusammenpassens
durch ähnliche Beyspiele alter, auch neben einander
stehender Inschriften, z. B. der Persepolitanischen,
bestätigt werden. Bey der Inschrift von Rosette ist es
wolil an sich nich' sehr walnscheinlich , dafs die Ge-
nitivi consequontiae, voix welch.-n in der Griechischen
Inschrift di« Leitung der ganzen Rede abhängt, eben
so in der Koptischen gestanden haben, ob sich schon
im Ko])ii3chen neuen "^iestamente Beyspiele dieser
Consiruction finden, z. B. Evang. Marc. C. 9. V. 8,
die aber leiclit blofse Nachahmungen des N. Testament-
lichen O.iginals waren, ohne dem Koptisclien selbst
anzugehören, von welchem in der Inschrift vielleicht
eine iir :prünglichere Gestalt zu erwarten ist. Und
doch wird volle Sicherheit der Deutung zuletzt auch
auf solchen Einzelnheiten beruhen.
Schade, dafs die Entdeckung des Schlüssels dieser
Inschrift nocii wenig Licht iiber die von dem beri'jhm-
ten Deii'jH aufgefundenen und bekannt gemachten
Schtifjarten auf, Aaelleicht beträchtlich älteren, Mu-
mien-Bandagen verbreiten würde. Dem mir sehr
Schätzbaien W'ohlvvollen dieses Gelehrten verdanke ich
Abzüge tier Kupferplatten , welche jene Schriftarten
darstellen , und iiabe um desto mehr alle mir mögliche
Miihe angewendet, um in sie einzudringen. Aber
weiler, als bis zur Classificirung sämmtlicher Züge in
etliche und dieyfsig, und zur Auszeichnung der zwey
bis drey grölsern Grujipen von Zügen, dergleichen
sich in jeder dieser verschiedenen Schriften durch ihre
7i
man m den erwähnten Erklärunfifen Altä2;yDti-
scher Wörrer gerunden.
wiederkehrende Vereinigung unterscheiden, habe auch
ich noch niclit gelangen können.
Da die Buchstaben dieser Denkuiahler bey ihre;a
ineh>iiiahligeii Vnrkoaimcn offenbar diese oder jene
kleine Verschiedenheit zeigen: so könnren vi-jlleicht
did.^e kleiüen AhweiLiiimgen' als An/eigen der V'.-cale
angesehen werden, wie dief- in der .Schrift des benach-
barten Ätiiiopiens der Fall ist. Oder man könnte
\'^ocal • Buchstaben zwischen nnd neben den iibrigen
Buchstaben suchen , oder verniuthen, dai's soy/ohl Vo-
caU Buchstaben als Vocal- Zeiciien gebraucht worden
seyen, wie letzteres beydes bey der Koptischen Schrift
zusammen vorköiiamt. Zuei^a will zwar in den vor
jenen Inschriften bekannt gewordenen Denkmählern,
welche man in Ca^lus Racudl (T. L PI. XXI- XXVI. T.V,
PI. XX VI- XXIX.) hndet, nur Consonanten- Schrift
annehmen , Bezeichnung von fiinf und zwanzig Bnch-
etaben , welche Anzahl diese Sprache nach Plutarch de
Isid^ (S. 59*^). T. II. S. 354-.) hatte: aber die Schwierig-
keit der Deutung erhei.«;cht wohl jede Art von Versuch.
Die Koptisciie Schrift iiat ihre meisten Züge aus der
Griechischen, man wurde das Zusammentreffen dem
Phönici-^clien Alphabet als geuieinschafrlicher Quelle
zuschreiben können, wenn nicht deutlich wäre, dafs
die Ägypter eben ältere Schriftzüge, als diese Kopti-
schen hatten Aber lUe wenigen Züge, welche dem
Koptischen eigenthiiiulich sind , könnten vielleicht als
Beste der älteren Schrift ange.sehen werden, und,
selbst bey mancher Veränderung der Form^ wovon
schon das Schreibe - Material eine Ursache gewesen
seyn nujchte, ein paar Winke zu ihrer VViederentdek-
kung enthalten. Auch Quütremere scheint dieser Mei-
nung zu seyn. Dafs diese übrigen Züge mit den jetzt
bekaimten Arabischen und Äthiopischen zusammen
siimmen, wie Wilkiiis bemerkt (Abhandl. an Chani-
berlayne, S. 93.), würde weit eher einer gemeinschaft-
lichen alten niorgenh'indischen Quelle zugeschrieben
werden dürfen. Dafs die vor uns liegende Koptische
Schrift nicht vor dem dritten Jahrhunderte nach Chri-
sto eingeführt worden, möchte ich nicht mit Zoega
Sehr wichtig und interessant für die Bestim-
mung der Verhältnisse dieses eigentlich Kopti-
aus einer Stelle des Redners Aristides (Orat. Aegypt.
- ed. Jebb. T. JI. S. 560.) achliefsen , wo der Ägyptische
Nahiue Kanöb y welchen die Griechen von dem Steuer-
nianne des Meneiaus ableiteten, Arietides aber mit
einem darüber befragten Ägyptischen Priester für weit
älter als iVlenelaus und aureum solum bedeutend hält,
wo also dieser Nähme ein schwer zn schreibender ge-
nannt wird. Da er nach jener DeTitung wahrschem-
hch aus kühi Erde, vmd nuh Gold, zusammen ge-
setzt ist, so war ersteres Wort für den Griechen aller-
dings mit dem im Ägyptischen gcwifs bezeichneten
Aspirations - Buchstaben kaum auszudrucken. Mit
dieser aus dem Griechischen entlehnten Schrift mag
auch die Richtung derselben von der Linken zur Rech-
ten eingeführt seyn, da nach Herodot (ß. II. C. 36.)
die damahlige Äg*yptische Buchstabenschrift von der
Rechten zur Linken fortging, welche Richtung, eben
vso wie die früher entdeckten, anch die Dmouschen
Inschriften deutlich zeigen. Nach den mit Herodot
sehr vereinbaren Stellen bey Diodor (ß. I. C. gi.) und
Clemens Alex. (Strom. B. V. C. 4. Pott. Ausg. S. 6,57.)
gab es bey den Ägyptern neben den Hieroglyphen
noch zwey Schriftarten , eine heilige und eine gemei-
ne oder Briefschrift. In der Rosettischen und den De-
n<:>nschen Inschriften haben wir M-enigstens dreyerley
Züge, ohne defshalb eben so gewifs mehrerley ^r/e/i
von Schrift zu haben, als jene alten Schriftsteller nach-
\yeisen. Man sieht bey Qiiatrcmere keine Spur, dafs
es der Thätigkeit für Wissenschaft während des Auf-
enthalts der Franzosen in Ägypten gelungen wäre,
bestätigt XU sehen, was Fonha! (nach Niebuhr's Be-
schreibung von Arabien, S. go.) von einem Kopten
hörte, dafs sich in einigen Klöstern Bücher mit Alt-
ägyptischer Schrift fänden, welche die Kopten selbst
nichtzu deuten vermöchten.
Üeber diese Ägyptische Schrift vgl. man Zoega de
origine et usu obeliscorum. Sect. IV.'C. II. S. 424 — 63
und 497 ff., und Th. Q(. Tydiseris Bibliothek der'alten
Litteraturund Kunst, St. VI.
, 73
sehen Wörterschatzes wäre es, wenn es sich
erweisen liefse, dafs diese, in den Koptischen
Bibel- Übersetzungen befindliclien Wörter, oder
dafs die bey den alten Schriftstellern erhaltenen
Altägyptischen Wörter mit einer andern Spra-
che der alten Welt in einer genauen Verbin-
dung standen. Aufser dem erwähnten Sanskritt
ist der Sprachstamm, aufweichen sich die Auf-
merksamkeit bey dieser Vergleichuncr vorzüff-
lich richtet, der so genaimte Semitische. Unter
letzterem ist die Sprache Phöniciens mit begrif-
fen, von dessen Verhältnissen zu Ägypten man-
cherley Anzeigen in der Geschichte der Vorwelt
liegen. Bey der so nahen Verwandtschaft der
Sprache Phöniciens mit der Hebräischen, und
in Rücksicht der Verhältnisse des Hebräischen
Volkes zu Ägypten, liegt es wohl am nächsten,
seine Spraclie mit der Ägyptischen zu ver-
gleichen.
Its findet sich Ähnlichkeit von einer so be-
trächthchen Anzahl von Wörtern, dafs man ein
gewisses A^erhältnifs beyder Sprachen nicht ver- ^
kennen darf, obwohl daraus noch nicht Stamm-
verwandtschaft folgt.
Koptisch. Semitisch.
i:iam, Vorhof, Hebr, iilam od. elam, Halle,
bedeckter Vorplatz.
T/om, Furche, Uehr.thälm, Ar ah. thalam.
larvLi , Flu'iS, Hebr. j'or.
Sahidiscli iero.
Kfl^c/j, Stoppel, Hehr. kascJi.
Mo achi, herum gehen f Arah. mnschai.
Siß, Schwert, Arab. sckif.
SVnf, was gehört wird, Arab. sama, hören.
Siui, Dorn, Hebr. sir.
i^orsc/z, ausbreiten. Hehr, faras.
Öiliy Widder, ' Hebr. 6jil.
74
Koptisch.
Schemschi f dienen,
Semitisch.
Snau , zwey,
Schmun, acht,
Schtäh, Gasse
Syr. sclimasch.
Hebr. sehne.
Hebr. scl:mona.
Syr. schtah.
Usch^al*), deponiren, Ar. Dsc//"«/, legen, stellen.
und: enjpfehlen. Syr. g'a/, eu)pfehlen.
ScJierschor oder Ar. scharschar von scharrUf
Schorscher, zerstören, zerschneiden, zerbeissen,
abwüsten.
Chmom, Hitze u. heifs Hebr. u. Syr. chmam.
seyn.
Chirn. 1 , . r
. chemy'^'^' '^y""-
Sahid. not, fliehen, Hebr. nöd.
Noch bedeutender ist das ZusammentrefFen
der Pronominen.
Koptisch, Semitisch.
Anuh , ich, Hebr. anochi.
Antu, duj Arab. antha.
Das angehängte / mein,;^ dein, an unser, wie
im Hebräischen, und dafs / und ti im Koptischen
der Charakter der ersren Singular-, an der
*) Diirch dscJi^ habe ich das gj der Italiäner aus-
drucken wollen, und bekannrlich sprechen Hebräer
und Syrer das\g, wie wir es im Deutschen ausspre-
chen, w.' die Araber jenen weichen Zischlaut hat-
ten. — Übrigens hatten sich weit mehrere Wörter aus
l) ill'iu's angefiiiiiter Abhandlung (S. ii'^. ff.), aus
J. R. Forster de bysso antiquorum, Lond. 1776, ^auch
aus O (r Tychsi^trs befreyteuj Tentamen Zusati, S. 45.)
aufstellen lassen , ich habe blofs die sicherern ausge-
wä'lt, uiul z. B. selbst das Koptische mu Tod und
Sterben, nicht, weil der letzte Radical des Hebräischen
Wortes fehlt; auch nicht Ä/AJ, welches nach Hierony-
rnus u Jo as C. IV. v, 6. so viel bedeutete ais^daa He-
bräische Kikaion.
der ersten Plural -Person in dem Präsens der
Verben sind.
Bey keiner Sprache wird man ein solches
Zusammentreffen für ganz zufällig erklären; es
kann eben so wenig für Folge der Eindränguncr
Arabischer Wörter seit der Einführung der Mo-
hammedanisclien Religion gelten: aber doch ist
es wohl mehr für Folge des Zusammenlebens
der Völker zuhalten , als Stamm Verwandtschaft
derselben und ihrer Sprachen darauf zu bauen.
Der ganze grammatische Bau der Koptischen
Sprache ist ein ganz anderer als der Bau der Se-
mitischen, und auch die Koptischen Wurzeln
haben eine ganz andere Beschaffenheit als die
Semitischen. Was jenen grammatibchen Bau
des Koptischen betrifft: so wird die folgende
Charakteristik desselben Jeden, der die Semiti-
schen Sprachen kennt, überzeugen, dafs er in
jener eine ganz andere Anlage vor sich habe.
Und wer das Koptische Wörterbuch aufschlagt,
findet nicht nur überall gaqze Seiten von Wör-
tern, bey welchen sich eine Annäherung zu
Semitischen selbst nicht durch Künsteley erzwin-
gen läfst, sondern Wurzeln wie die Koptischen
/ gehen, en führen, se trinken, seht messen,
(und es gibt dergleichen hier in gröfster Menge)
sind ihrer ganzen Art und Kürze nach abwei-
chend von der Beschaffenheit der Semitischen
Wurzeln*).
Die Äufserung des Hieronymus über die Ver-
wandtschalt des Ägyptischen mit der Sprache
*) Das Gewicht der grofsen Ähnlichkeit des antu,
du , mit dem Semitischen Pronomen verringert sich
vielleicht etwas, wenn man die ganze Anfangs- Sylbe
desselben in dem Koptischen aniuf, er, aniuSf sie,
wieder erblickt.
der Hebräer und Kaiianäer '') ist übrigens zu
unbestimmt und unbedeutend, als dals eine
solche Verwandtschaft irgend auf ein solches
Zeugnifs auch nur mit einem Schein von Siche-
rung gebaut werden könnte.
Wie interessant bey dem Zusammenhange,
den man zwischen Ägypten und Indien verrp.u-
thet hat, es wäre, einen Wink für eine solche
Verbinchuig in der Sprache zu finden, ist oben
S. 17 u. 67. schon bemerkt worden. Die Verglei-
clnmg von 250 Wörtern, bey welcher- ich, was
nur irgend verglichen werden möchte, zusam-.
* ) Hieronymus sagt in seinem Coninientar zu
Je». 19, iQ: Ergo et nos licet sancti, quamdiu in Aegypto
sumus et in islius mundi versamur tsnebris; non possiimus
Joqiä Ungna Hebraea, sed lingua ChanavAtide., quae infer
Aegyptiam et Hebraemn media est, et Hebraeae magna
ex parte conßuis. Aber hieraus folgt wenig, da die
ganze Stelle, wie avich hier schon aus den ersten Wor-
ten erhellet, nneigenllich gesprochen ist, nnd man
also gar nicht darauf rechnen kann, dafs das Einzelne
eigentlich zu verstehen s-ey, und da iiberhaiipt das
Äi;yp'ische nur i;n Vorbeygehen erwähnt ist, und was
noch bestiixni.ter gefolgert werden könnte, das Kanaa-
Tiitische oder Phönicische bt'trifft:. Wie weit man aber
überhaupt den Kenntnissen des Hieronymus von Spra-
chen aulscr der Hebräischen trauen l:önne, dagegen
entsteiien Zweifel, wenn man bedenkt, dafs er von
dem Wunderbaum im Jonas sagt, er heiföe in der lin-
gua Syriaca et l*unica: FJfceroa, welches doch offenbar
den Arabischen Artikel an sich trägt. — Übertreibung
der Verwandtschaft des Hebräischen und Ägyptischen
ist in Joh. Bupt. Passerii diss. de Hebraisino Aegyptio-
Tuni; und eben desselben Lexicon Aegyptio-'Hebrai-
cum seu vocum Aegypriarum, quae ex Hebraica lingua
derivantur (in A. l'\ Gorii Syuibolis litterariis T. iV.
Dec. I.) in Pe/i/y 's Aufsatz in der Encyclop edle eleuient.
T. II. S. 599. S.
men gestellt, zeigte kaum ein paar scheinbare
Beriilirmigen *).
Noch war übrig eine Vergleichung mit der
Äthiopischen und der vorher abgehandelten Ber-
ber-Sprache anzustellen, aber auch sie hat zu
keinem Resultate geführt, welches, wo nicht Ver-
wandtschaft, doch Verhältnisse dieser Sprachen
und Völker nachwiese. Folgendes ist Alles, was
die Vergleichung von fast zwey hundert Wörtern
auch nur einiger Mafsen ähnlich zeigte:
Koptisch:
Mu, Wasser, Tigrisch: mi.
Sc/jo, Sand, Tii^risch: häschoa.
Naa, grofs, Tigri^ch: rtaiiy.
JErodf Milch, Aiuharivch; wärothe.
Koptisch: Berberisch:
Tehni, Stirn, tewtnza.
Mort, Bart, tamärt.
Af, Fleisch, -tefi.
KaSf Bein, ighas.
Thiu, Wind, adou.
Sahidisch : hü , Tag, ouas.
Üüschs, breit, iiisa^ a.
Sß oder so, trinken, sew.
Aha, nein, ur oder oJiho.
Uuiy Sahidisch: ua, eins, van , Jen.
Snauy zwei, sin oder thenat.
Das angehängte Pronomen i mir, mich,
und k dir, dich, dein, ist beyden Sprachen
mit den, Semitischen gemein; Ähnlichkeit Kopti-
scher Formen der Nomen oder Verben findet
nirgends Statt, denn dafs sowohl unter den vie-
len Koptischen als auch den vielen Berberischen
*) Fat im Koptischen: Fi/.ss, im Sanskritt: pada,
im Pali : bat ^ gehört auch wohl unter diese ntir schein-
baren Reruhrnnaen, wenn nicht die Ähnlichkeit des
Griechischen Wortes für diesen Begriff die Ursache des
Zusammentreffens ist.
78
Plural -Endungen /ist, darf kaum für einen
Schein von Ähnlichkeit gelten.
Seezen schVieht (a. a. O. S. 65.) aus der bey
Mumien gefundenen Beschneidung, dafs die
alten Ägypter aus dem inneren Afrika gekom-
men, wo man dieselbe antreffe, ohne dafs an-
zunehmen sey, dafs diese Sitte von den alten
Ägyptern herrühre. Dieser Grund dürfte
schwerlich zureichen. Indessen auch mit Spra-
chen der südlicheren Nationen, so weit wir sie
kennen, habe ich das Koptische verglichen,
ohne Ähnlichkeiten zu finden *).
Diese Koptische Sprache war, wie sich aus
Leo Africanus schliefsen läfst, um dessen Zeit
schwerlich mehr herrschende Sprache in Ober-
Ägypten; und schon in der zwischen 1130 und
40 von Jakobitischen Patriarchen von Alexan-
drien gehaltenen Synode**) war verordnet, dafs
dem Volke das Symbolum und V. U. in seiner
Landessprache erklärt werden solle. 1633 starb
im achtzigsten Lebensjahre der letzte, von Rei-
senden bemerkte Kopte, welcher diese Kopti-
sche Sprache wie eine lebende in seiner Gewalt
hatte. Dieses Leben war aber ohne Zweifel
schon seit langer Zeit nur das Fortleben einer
alten Sprache unter Gelehrteren.
Mundarte?! der Koptischen Sprache.
Zwey Mundarten der Koptischen Sprache
liefs der Unterschied zwischen Ober- un"d Nie-
*) Denn dafs Koptisch mrow: Flufs, und in Darfiir
ro eben diefs bedeutet, kann überhaupt schwerlich in
Anschlag gebracht werden, noch weniger aber, da ro
in Darfur nicht blofs: Flufs, sondern überhaupt: Was-
ser, bedeutet.
**} Renaudoli historia Patriarchar. Alexandr. S.512.
79
<ler - Ägypten und den in beyden gestifteten
Reiclien erwarten. Der Niederägyptische Dia-
lekt, welcher den Nahmendes Memphitischen
führt, ist der bekanntere, und in ihm .sind die
meisten der auf uns gekommenen, religiösen
Schriften verfafst; er wird von den meisten Ge-
lehrten, dhev nicht \on Quatremere^ als der rei-
chere angesehen, wie sich diefs bey der Nähe
von Alexandrien und dem gröfseren Einflüsse
dortiger Kenntnisse erwarten läfst. Woide hält
auch die Memphitische Bibel-Übersetzung für
älter, als die Sahidische, doch sind die Gründe
sowohl für diese als die entgegen gesetzte Mei-
nung nicht entscheidend. Ober -Ägypten von
Kahira bis nachAssevan, bey den Arabern El
6'ß/(f genannt (daher jener Nähme), hatte in sei-
nem Dialekte, welcher aus entgegen gesetzten
Gründen vielleicht treuer bey mancher ur-
sprünglichen Beschaffenheit, und, wenigstens
nach der Zeit des gräcisirenden Psammitichus
und der übrigen Saitischen Herrscher, freyer
von ferneren Einflüssen des Griechisclien blieb,
aber bey geringerer Ausbildung , der unmittel-
baren Aufnahme noch mehrerer Griechischen
Wörter in die Bibel -Übersetzung nöthig. Er
zeichnet sich durch mancherley andere Ar-
ten der Aussprache aus, welche vorzüglich in
der Setzung anderer Vocaie und darin bestehen,
dafs er gewöhnlichst /5>, zuweilen auch n statt y,
öfter sk statt dsch, besonders aber c? statt t und
th setzt, und in diesen Buchstaben und der
Vermeidung der Aspiration mehr Weichheit
zeigt (Sali und Said gehören wohl auch zu die-
sem Unterschiede). In den Formen der Decli-
nation und Conjugation ist übrigens wenig Un-
terschied, der in letzterer blofs die Vocaie be-
80
trifft, auch die abgeleiteten Verbal- Formen sind
sich in beyden Dialekten sehr ähnlich, so dafs
also beyde einander sehr nahe stehen, und
durch ihr Zusammentreffen in den grammati-
schen Einrichtungen das Alter derselben be-
währen.
Seit einigen Jahrzehenden hat man auch von
einem dritten Dialekte einige Kunde aus dem
Anhange zu Anton. Georgii Fragmentum evan-
gelii Joannis Graeco-Copto-Thebaici^ und aus
Frid. Munter i cnmmentatio de indole verslonh Sa-
hidicae "). Es befanden sich im Ma&eum des
Cardinais Borgia Membranen, deren Dialekt mit
keinem der bdyden bekannten ganz überein
trifft, aber sich doch dem Sahidischen gar sehr
nähert, und nur in Kleinigkeiten davon ab-
weicht, nähmlich in der Setzung mancher Vo-
cale, imd der Verwechselung der Gaurn- und
Zahn- Buchstaben, besonders des r mit /, des
j)h in b^ von welchen Verschiedenheiten viele
vielleicht im Munde der alten Ägypter weniger
bemerklich waren, so, dafs sich Munter noch
nicht dafür entscheidet, ob diese Abweichung
für einen besondern Dialekt zu halten sey. In
den grammatischen Formen zeigt sich in den
Proben des Textes dieses Dialekts bey Munter
(S. 78 — 80) keine bedeutende Verschiedenheit.
Pvlan hat denselben den^a^cy^/zzwrischen oder J/77-
7?20/7ischen genannt, jenes, weil Arabische Gram-
matiker, \vie Atlianasius, Bischof von Kus (in
seiner handschrifdichen Koptisch -Arabischen
Grammatik ) , von einem dritten Dialekte des
Koptischen unter ersterem Nahmen geredet
haben;
*) s. 75 ff.
haben "'); aber dieser Baschmurische Dialekt ist
völlig unbekannt, und scheint nach des Euty-
chius Äufseriingen weit abweichender gewesen
zu seyn. Der Nähme Ainmonisch aber ist von
Georgi, und aus der Nachricht Herodots ent-
lehnt, dafs die Amrnonier aus Ägyptern und
Äthiopiern gemischt, eine gemischte Sprache
redeten, welches aber keinesweges noch ein
Beweis ist, dafs dieser Dialekt ihnen angehörte.
Ein paar Wörter mögen zur Probe dieser Ver-
schiedenheiten dienen:
Gott
Sohn
Gesicht
Wir
■Meniphi tisch
Nutz
Bschiri
Hra
Anon
Sahidisch.
Pnuta.
Bschuara
Akra
Anon
Illter Dialekt.
Pnut.
Schall.
Ala.
Anan.
■Litter atur der Koptischen Sprache.
Über die Koptische Lirteratur:
Tromler Specimen Bibliothecae Copto-Jaco-
biticae, Lips. 1767.
•) Man hat Basmur verglichen mit dem Kopti-
schen Pfiü-rnxr jenseits i\vs Flusses, und die Gegen-
den westlich vom Nil bis iia^ h NifiiLien verstanden.
Inde-jcn ist Baschunir bey Abuljhla die In-el zwischen
den beyden Annen des Nils, dem von Aschniun Tin-
nag imd deuj von Damiette. S. Abuißulae descripU Ae-
gypti, ed. J. D. Mic! aelisj p. 10; und i'iber PümyriSf
den Nahmen des Delti nach E horus, vergl. Ja-
blonskii opusculä,TA.S.Q.i'J. Eine sehr gelehrte Un-
tersuchung über Baschmvir, dessen La^e in Nieder-
Ägypten, und alle damit zu veraleichende Notizen
vS. in QLLatninere anzuführenden Kecherches , S. 147
— 255. Zwey Baschuuirische Wörter hat dieser ge-
lehrte Forscher in Arabischen Schriftsteilern entdeckt,
wovon aber das eine in den Handschriften zu verschie-
den geschrieben ist, als dafs es sich bestimmen liefse;
das andere ist, biöhisch erklärt: endroit o\\ le lit d'un
torrent s'enlargit pour recevoir les eaux, s. S. 214..
Mthrid. III. F
8-^
\''ergl. Dhhnni Taurln'ensis literaturae copti-
cae rudimentiim, S. 16 — 36.
Notizen über die Koptischen Bibel -Über-
setzungen und ihre Sprache:
S. in Maturin Veyssiere de la Croze thesaurus
epistolicus, T. I — III.
C G. Woide in Crameis Beyträgen zur Beför-
derung theolog. Kenntnisse, Th.IIl; und in dem
Journal des Savans pour 1774.
/. D. Michaelis orientalische und exegetische
Bibliothek, Th. I. III. IV. VI. X. XIII. XVil.
Neueo'u. e. B. Th.lV.
/. D. Michaelis literarischer Briefwechsel,
Bd. I. u. III.
/. G. C. Adlers Übersicht seiner biblisch - kri-
tischen Reise, S. 184.
Fr. Münteri Specimen versionum Danielis
Copticarum.
Engelbrccht's Verzeichnifs Coptisch-biblischer
MSte des Musei Borgiani, in Ammon's, Hän-
leins und Paulus's theologischem Journal,
Bd. VI.
Fr. Mi'/nler über das Alter der Koptischen
Übersetzungen des N. T. in Eichhonis Bibliothek
der biblischen und morgenländischen Littera-
tur, Th.IV. St. 1. U.5.
E. F. K. RoseiviiiÜlers Handbuch für die Litte-
ratur der biblischen Kritik und Exegese. Bd. III.
S. 145-lf.
Äthan. Kircheri prodromus Coptus sive Aegyp-
tiacus. Rom. 1636. 4. Der Verfasser war der
erste, welcher die Aufmerksamkeit auf diese Spra-
che weckte, man hat ihm aber viele Unrichtig-
keiten nachgewiesen.
83
Äthan. Kirchen lingua Aegyptiaca re.stituta,
quo linguaeCoptae plena instaiiratio continetur,
cum supplemento et indiceLatino. Rom, 1644. 4-
(Worin er die Meiniuig widerruft, daft die Kop-
tische Sprache die Mutter der Griechischen sey.)
Brian. JVa'loni Introductio ad lectionem lin-
guarum orientalium. Lond. 1653. 12.
7. H. Hottingeri Bibliotheca orientalis. Hei-
delb. 1658. Lib. m. P. II. C. 5.
Gull. Bonjoiir exercitatio in mon.umenta Cop-
tica seu Aegyptiaca BibliothecaeVaticanae. Rom.
1699. 4. (Von demselben Verfasser erhielt man
eine Grammatik, die bis jetzt Handschrift '^-e-
blieben ist, )
Dav. Wilkbi's Diss. de lingua Coptica, in den
Dissertat. ex occasione Sylloges orationum do-
minicarum scriptae ad Joan. Chamberlaynium.
Amst. 1715. S. 76 — 124.
Jo. Hager Commentatio de lingua Aegyptia-
ca, in dem Apparatus litterar. Societatis colli-
gent. Coli. IL Viteb. 1717.
6'r/?/;?zV/ Opuscula, quibus res x\egyptiae ex-
plicantur.
S. T. Gihuher JVahl's allgemeine Geschichte
der morgenländischen Sprachen und Litteratur.
Leipz. 1784. Abschn. III.
Vorzüglich aber Etieime Quatremere Recher-
ches critiques et historiques sur la langue et la
.litterature de l'Egypte. Par. 1 S08- Mit den voll-
ständigsten und gelehrtesten Erörterungen über
die Schicksale der Koptischen Sprache, ihre
Dialekte, die handschriftlichen Reste des Kopti-
schen, und bisher unbekannten Fragmenten des
dritten Dialekts.
F 2
84
Chr. Gotth. Blumherg Fimdamenta lingime
Copticae. Lips. 1716. 8- (Ein unvollkomme-
ner Versuch, begleitet von einer grammatischen
Erklärung des V. U.) kritisirt von La Croze im
Thesaiir. epist. III. S. 29. 73.
AlphabetumCoptumseuAegyptiacum. Rom.
177^- 8-
Rudimenta linguae Coptae seu Aegyptiacae
in usum collegü urbani de propaganda fide.
Rom. 1771. 8- (Von P^oph. Tuki ausgearbeitet,
<eine Sammlung grammatischer Regeln ohne
Ordnung und Deutlichkeit zusammen gestellt,
aber belegt durch eine aufserordentliche Menge
von Beyspielen aus den Bibel-Übersetzungen,
welche das Hauptsächlichste in dieser Samm-
luno- sind, und durch welche die ersten Proben
der^Sahidischen Übersetzung bekannt wurden,
aber oft durch Druckfeliler entstellt -).
Christ. Scholtz Grammatica Aegyptiaca utri-
usque Dialecti, quam breviavit, illustravit, edi-
dit Car. Godofr. IVoidc. Oxon. 1778. 4-. (Jener
Verfasser dieser vortrefflichen Gram.matik hatte
von seinem Schwiegervater P. E. Jablonski, die-
ser von La Croze Unterstützung des Studiums
der Koptischen Sprache erhalten.)
Didymi Taurinensis litteraturae Copticae rudi-
mentum. Parm. 1783. (Kurz und zu einer ziem-
lich deutlichen Übersicht führend, verfafsf vom
Abt von Caluso, Thom. Valperga, welcher dabey
die Scholtz -Woidische Grammatik und Wörter-
buch nicht benutzen koimte.
*) Bey Hervas v>/ird auch eine 1773 bey *ler Pro-
paganda gedruckte Küpdsche Graauuatik erwähnt.
85
Lexicon Aegyptiaco - Latinum ex veteribus
illius lincruae monumentis summo studio coUec-
o
tum et elaboratum a Maturino Veyssiere la Croze^
quod in compendium redegit, ita ut nullae vo-
ces Aegyptiacae, nuilaeque earum jrignificatio-
nes omitterentur, Christianus Sc/io/tz, notulas
quasdam et indices adjecit Car.' Godofr. JVoide.
Oxon. 1775. 4.
Hadr. Relaudi epistola ad Bav, Wilkins, über
die Überbleibsel der alten Ägyptischen Sprache
in den classischen Schriftstellern, in des letzte-
ren Dissertatio de lingua Coptica an Chamber-
layne's Vater-Unser-Sammlung, S. 94 — 1 12.
Pauli Ern. Jaölonskii o-puscu'lTi ^ quibus lingua
et antiquitas Aegyptiorum, difFicilia librorum
sacrorum loca et historiae ecclesiasticae capita
illustrantur, magnam partem nunc primuni in
lucem protracta vel ab ipso auctore emendata et
locupletata edidit atque animadversiones adjecit
Jo77a Güiliehn. te Water. Lugd. Bat. 1804. T. I.
Collectio atque explicatio vocum Aegyptiaca-
rum , quarum mentio apud scriptores veteres
occurrit, undAuctarium vocum paucarum recte
aut secus pro Aegyptiacis habitarum, S. 425. ff.
Christ. Scholzii explicatio vocabulorum Copti-
corum in scriptoribusHebraicis acGraecisobvio-
rum, in Eichhornes Repertorium für biblische
und morgenländische Litteratur, Th.XIlI. Leip-
zig» 1783-
Psalmus L V. 1. s. Coptice et Latine edid. LH.
Hollinger. Heidelberg, 1660. 4.
Psalterium in lingua Coptica edid. Theod. Pr-
traeus. Lugd. Bat. 1663. 4. Nur der erste Psalm
zur Probe (von demselben Verf. hat die Königl.
80
Bibliothek zu Berlin mehrere Koptische Manu-
scripte).
Tria caplta Matthaei Coptice cum versione
Latina et öbserv. ; nur Ein Bogen, der Anfang
einer Ausgabe des Koptischen N. T. von Mar-
shall ^ die dessen Tod unterbrach.
Novum Testamentum Aegyptium, vulgoCop-
ticum e MSris Bodlejanis descripsit cum Vatica-
nis et Parisiensibus contulit et in Latinam lin-
guam convertit jOö{\ Wilkins. Oxon. lyiö. 4.
Eiisth. Renaudot coUectio liturgiarum Orien-
tali um. Par 1716. T. I.
Quinque libri Moysis Prophetae in lingua
Aegyptia ex Msstis Vaticano, Parisiensi et Bod-
lejano descripsit ac Latine vertit Dav. Wilkins,
Lond. 1731. 4.
Psalterium Alexandrinum Copto- Arabicum.
Rom. 1749. 4 (ohne Latein. Übersetz.)
Euch()log]um Alexandrinum Copto -Arabi-
cum, Vol. 1 — V. editum Rom. 4. nähmlich:
Missale X746. Pontificale in 2 Vol. 1761. Rituale
1763. Theotochiae 1764.
Jos. Aloys. Assemani Codex liturgicus eccle-
siae universae. Rom. 1749. T. I. Ordo ad facien-
dum catechumenum, T. IL Ordo baptismi, T.
III. Ordo confirmationis, T. VII. P. II. Missale ,
alles Koptisch und Lateinisch.
■ Diurnum Alexandrinum Copto - Arabicum.
Rom. 1750. 8- t)er I32ste Psalm in Daniel se-
cundum SeptuagintaexTetraplisOrigenis. Rom.
1772. Dis.^^ert II. pag. 371 , 72.
Fragjnentum Copticiim ex Actis S. Coluthi
Martyris erutum ex membrani.s vetustiss. se-
t^uli V., ac Latine redditum, quod nunc pri-
mum in lucem profert ex Museo suo Stephan,
Borgia. Rom. 1781. 8. (ist Sahidisch).
87
Mingarelli IKegyptioTiim codicumreliquiaeVe- ^
netiis in bibliotheca Naniana asservatae. Fascic.
1. II. Bonon. 1785- 4-
. Frld. Münteri Specimen versionum Daiiielis
Copticarum Mempliit. et Saliicl, Rom. 1786. 8-
Frid. Münteri commejitatlo de iiidole versionis
N. T. Sahidicae, accedunt fragmenta epiotoln-
rum Paulli ad Timotheum in membranis Sahidi-
cis musei Borgiani Velitris. Hain. 1789. 4-
Fragmentum evangelii Joannis Graeco-Copto-
Thebaicum , ed. Anton. Georgius. Rom. 1 789. 4-
De miraciüis S. Colutlii etreliquiis actornm
S. Panesmji, Thebaica fragmenta duo, ed. Aiit.
Georgius. Rom. 1793. Fol.
Appendix ad editionem N. T. Graecl e codi-
ce MS. Alexandrino a C. G. Woide desciipti, in
qua continentur fragmenta N. T. juxta interpre-
tationem superioris Aegypti, quae Thebaica vel
Sahidica appellatur cum dissertatione de ver-
sione Bibliorum Aegyptiaca, quibus subjicitur
codicis V'aticani cüllatio, Oxon. 1799. Fol,
Grammatischer Charakter der Koptischen
Sprache.
1. Das Genus der Substantiven unterscheidet
sicli nicht durch eine besondere Endung, son-
dern durch den, bey Masculinen anders, als
bey Femininen lautenden, bestimmenden Arti-
kel, und durch die auf jene Substantive bezoge-
nen Pronomen und Verben, ^velche unterschei-
dende Formen für die beyden Geschlechter ha-
ben. Bey den Adjectiven wird zuweilen /" an
die Masculine, s an die Föminine hinten ange-
hängt, häufiger aber jenen af\ diesen as vorge-
setzt, welche beyden Formen vom Proiiomen
der dritten Person entlehnt sind.
2. Der Numerus der Substantiven zeichnet
sich wiederum durch den vorgesetzten Artikel
an, indem sowohl der bestimmende, als der
unbestimmte seine Plural-Form hat. Eine be-
deutende Anzahl von Substantiven aber nimmt
auch auszeichnende Plural- Endungen , ay , ai,
üyi, iifyi, uy, my, uy u. s. w.,
an.
Audi
einige Adjective haben diese Endungen.
3. Der bestimmte Artikel hat den Ä-Laut vor
Masculinen -), den rf- Laut vor Fömininen, im
Plural für beyde Geschlechter /// oder n. Der
unbestimmte y\rtikel lautet für beyde Geschlech-
ter im Sinciulare uy ^ im Phirale liaii.
4. Vano hat behauptet, dafs die Koptische
Sprache nur Einen Casus habe, womiit wohl ge-
meint ist, dafs die Substantive gar keine Abwand-
lung am Ende für diese Verhältnisse erfahren.
Man hat das vorgesetzte am oder an als eine
Art Casus- Zeichen betrachtet, aber es ist m.ehr
Anzeige der Nomen als ihrer Casus. Diese sind
entweder gar nicht oder dadurch bezeichnet,
dafs dem Nomen im Nominativ andscha^ Sahi-
disch> anshl^ im - Genitiv flw/« vorgesetzt wird.
Gewisse andere Präpositionen zeichnen unsern
Accusativ und Ablativ aus. Der Dativ der Pro-
nomen ist gleichmäfsig durch ein vorgesetztes n
bezeichnet.
5. Es gibt eine hinlängliche Anzahl von For-
men zu abgeleiteten Nomen, alle diese Formen
bestehen in vorgesetzten Sylben; mad oder mat
bezeichnet Abstractionen , ref Wörter , wie
*) In den meisten V. U. -Formeln ist er durch
p und f ausgedruckt, weil im Kopti?chen der Griechi-
sche Buchstab n steht, der aber dort eben so'wie das
Griechische t eine weichere Aussprache hat.
89:
Schöpft/-, dschin^ Sahidisch skin Wörter, wie
Schö^'tung; am, an, Adjective der Materie, sa
der Angewohnheit, wie mendaa^; ad oder «/,
im Sahidischen nur erstere die zugedachte
Verneinung, sc/ai die intensiva, rarn die Gen-
tilitia, z. B. ramchimi , Sahidisch ramhima der
Ägypter von Chymi, Kyme Ägypten. Die Zu-
sammensetzung mit ma Ort, mai lieben, bil-
det andere Nomen, letztere ähnlich den Grie-
chischen mit /?///7o^
6. Der Comparativ wird anders ausgedruckt,
wenn kein verglichener Gegenstand dabey steht,
als wenn er dabey steht. Den Superlativ be-
zeichnen die Beysätze seJii\ oder: unter allen.
Zuweilen mii-iSen beyde Grade der Vergleichung
blüfs aus dem Zusammenhange ersehen werden.
7. Fi.ir die Pronominal - Adjective gibt es
theils einzeln stehende Wörter, theils an die
Substantive angehängte Laute, und zwar theils
solche, die vorn zwischen dem i\.rtikel und dem
Substantive eingeschoben, theils solche, die hin-
ten angehängt werden. Letztere stehen zugleich
als Accusafive und Ablative der Pronomen, hin-
ten an die Verben und Präpositionen gehängt.
8- Die Verben habew alle nur einerley Con-
jugation, aber imterscheidende Formen für
Präsens, Imperfectum, Präteritum, zwey Plus-
quamperfecte, drey Futura und ffir den Opta-
tiv und auch für das Gerundium. In der zwey-
ten und dritten Person werden beyde Geschlech-
ter unterschieden, das Masculin hat in der zwey-
ten Person k, das MascrJin der dritten J\ das
Feminin der letzteren s zum Charakter. Diese
Charaktere werden gewöhnlicher vor-, zuweilen
nachgesetzt, und bilden ziemlich gleichmäfsig
die Flexion der einzelnen Tempora, die sich
wiederum durch die Vorsetzung ihres Charak-
ters, z, B. das Imperfectum durch das vorge-
setzte a/, im Priiteritum durch seh bilden. Der
Imperativ ist der Wurzellaut, und bleibt ohne
Flexion , und hat ma , der Optativ in der ersten
Person mar'im dem Masculin der zvveyten marek
M. s. w. vor sich. Nur das Particip hat einen End-
Zusatz zum Charakter aber über diefs oft das
Relativ -Pronomen vor sich.
q. Eine Passiv - Form ist nicht vorhanden,
sondern es wird durch die dritte Person des
Activs ausgedruckt. Gewöhnlich sind mancher-
ley Zusammensetzungen mit andern Verben,
•z.B. xmx.tra machen, woran ein Pronominal- Ac-
cusativ gehängt wird, für das Piel oder Hiphil
der Hebräer, mit ti geben, und mancher Substan-
tiven und Adjectiven mit ar seyn, oder: machen.
S p räch - Proben.
Die Formel des Koptischen V. U. machten
Athanas. Kircher und Lud. Picqnes im Commercio
litterar. S. 332 zuerst bekannt *). Andere Auf-
*) Eine schon vorher in Petr. (TAvity Afrika pag.
197 bekannt gemachte, und in die Sammlung von
Gramaye und von da in die von Maller (Lüdeken) ^ die
Londoner, die von (jliamberluyne, die Leipziger, die
von Llervas und Fiy übergegangene, angeblich Ahm
ägyptische Formel des V. U. jnuis aus der Reihe der
.übrigen Formeln ausgestrichen werden. Sie lautet
also:
Theut habh atast en ornos
Pienspliah arich eho
Abspinih Balil eho
Erup vlid ]]eo ah en orna, si ben isi
Stellungen desselben verdanken wir Ladvlf^ B. r~
nqrd^ IVilkins und La Croze. Sie weichen mei-
stens nur in der Aussprache einzelner Consonaii-
ten und Vocale, in einigen Nebenwörtern, und
vorzüglich in der richtigen oder zum Tlieil sehr
unrii^uigen Abtheilnng der Wörter von einan-
der ab. Über die letztere wird man aus der
nachfolgenden grammatischen Analyse des V^ U.
leicht selbst urtheilen können. Über die Aus-
sprache war IVilhins selbst nicht mit sich einia,
um so mehr folgen bey ihrer Ungewifsheit alle
die einzelnen Angaben dieser Formel, auch die
von den fünf hey Hervas, welche nicht aus den
auch hier benutzten Hiilfsmitteln entlehnt sind.
Die grammatische Analyse von Blumbera ist von
La Croze verworfen worden. Die jetzt vorhan-
denen Hülfsmittel machen sie leicht, ich habe
die Aussprache bey Chamberlayne dabey zum
Grunde gelegt, und erst nachmahls die von
Beko hibh pueum, thet hio memah,
Fib Äff hla ihos gipsa hio; omfho afflom ,
gipsam hia,
Sib auk quarb en Zharafhi,
As. afsh hio malach. Amin.
Sc\io-n Wilkins ^ in der Vorrede zu seinem N. T. p. E16,
erklärte sie für ein: Chaos vocniu Aegyptiaciirum ,
Hebraicaruni, Graecaruni , (|uae nusquaui in Jingna
Coptica fuerant in usu, sed ab auctore Grainayii ef-
fictae. E'gentlicli haben diese sonderbar zusanunen
gesetzten Laute mit gar keiner bekannten Sprache
Ähnlichkeit. Sie sind wenigstens nicht Ägyptisch.
Schlau ist der sehr wahrscheinliche Betrug dadurch
versteckt worden , dafs man da einerley Laute wieder-
liohlt findet , wo man sie zu erwarten hat.
G2 ,
Wilkins selbst in der angeführten Dissertat.
gegebene Analyse damit verglichen, und eini-
ges Abweichende hinzu gefügt. Die Doxologie
fehlt an den Koptischen Formeln, wie eine vor
mir liegende eigenhändige Bemerkung La Cro~
zes ausdrücklich sagt, und auch 77z. S. Bay^r im
Preufsischcn Zehenten ^ Bd. II. S. 147. Übrigens
haben mehrere Koptische Formeln einen ande-
ren Zusatz am Ende, den Müller nur mit Latei-
nischen Buchstaben angibt, imd dessen Kopti-
sche Form aus der verschiedenen Schreibart
nicht deutlich genug wird. Die Koptische Ver-
zeichnung des V. U. bey Chamberlayne weicht
von einer von La Croze aus seinen Handschrif-
ten genommenen Abschrift nur darin ab, dafs
diese in der fünften Bitte am Ende n vor tane-
rbou nicht hat, und übrigens genauer abgetheilt
und accentuirt ist. Im Sahidischen Dialekte
steht das V. U. in Ant. Georgii angefülirtem Frag-
ment. Evang. Joan. S. 415.
338.
Koptisch.
'Aus Cham.berlayne's Sammlung , aber ahgetheilt nach
La Cr uze's in der Bartschischen Sammlung
befindlichen Handschrift,
Unser Vater Her in ceu Himmeln
Peniut etilen iiiphaoui,
Dfifs er gelieiliget werde dein Nähme •
Marephtoiibo ngie pekran,
Dafs sie komme deine Herrschaft
Maies i ngie tekmetouro,
95
Der Wille dein dafs er geschah wie ^ in
Petelmak marephscopi inphiädhi hen
dem Himmel auch über der Erdo
tpliä iiem higien pikahi,
Das unser Brod von morgen gib uns heute
Peiioik nte rasdhi maiph iiaii mplioou,
Und lasse was wir schuldig sind uns weg «ie
Ouoh cha neteron iiaii eböl mpliiadhi
wir Avir lassen weg das was sie schuldig uns
hon neencho ebol niia eteouonntan
sind.
erooli,
Und nirht fähre uns innerhalb in Versuchung
Ouoh mper enteii ehoun e pirasmos.
Sondern errette uns von dem Übel.
Alk nahmen ebolha pipethoou.
Dasselbe.
^us Hervas nach dem Psalterium Alexandr.-Copt.'
Arab. Rom. 1749, und Äthan. Kirchcrl
0 ed ip u s.
Gen penjot et che niphioej,
Älareftoevo nge - pekran,
Maresinge tekmetoero,
Marefsciopi petehnak mphridj chen diphe
neni higen pikachi,
Penojk nde racdi meif nan mphone
Oeoh xa nniedieron nanevol mphridi hon
ntenxoevol n ni oeon-ntan erooe
Oeoh mperenden ehoen-e pirasmos
Alla nahmen ha pipethooe
in Christo Jesu nüsiro Signore.
Hen pxs jis penos. Amin. AUeiuja,
340.
Dasselbe.
Aus Kircheri Prodromus in Jo. Gottfr. Otrttlii
tlieolog. Aetlnop. p. 234.
Peniot etclien nipliivi.
Marevtubo ngepekran.
Maresi Ngetekmeturi
Petehiiak mare«vshcopi mplirid clientphe
nem hiciien picalii.
Peiiolk nterast miianam mphooii.
Voll chaiii eterroiinane fol m'plirid hon
iitenlioefol nnieteouon ntanerou.
'Voh mperentenehuii Epirasmos.
Alla nahmen ebolha pipethoou. Amin.
341.
Dasselbe.
yliis Andr. Mülleri Epist. ad Job. Ludolfum *).
Banijiid adchan nifaiii,
Marafdiivu ansjabakran,
Marasi ansjadakinaduru,
Badahnak marafschiibi amibradi chan idbe
nam liisjan bikähi
Banoik andaräsclidl meifnan amfiiu
Ouoli kaniadaruji nan aiiii Tamibradi hiiii
adanku auül annia dauün dän arun.
*) Bey Aug. Pfeiffer steht in der ersten Bitte:
MarejUuvunsja , in der lünften : avu lannia , bex E. G.
Jinppd indcv iünhen: nania duüdn.
95
Oiio ambaranclaii acliun abirasmüs
Alk nahmau auül habibadhuu
Chan Bichristus Ysüs banscheus.
342.
Dasselbe.
Aus dem Munde eines Kopten in Lüdekui's (^Müllers')
Sammlung, S. Q.Q.
Peiiiot et dien nipheoui
Maref toiibo enge pecran.
Maresi -enge teknietoüro
Petehnac maref shopi, emfredi dien etplie
nemhi gen picälii
Penoisi eiiterasdi meifnan emphoou
Chane eteron naiiebol eniphredi ho enteil
dioebol neeteouon entaneroe.
Emperenten achoun e pkasmos
AUa nahmen ebolcha pipehou
Chen pi Christos Jesus pensuais.
343-
Dasselbe.
^us Barn. Hagii QAndr. Müller i} Auclarlum
vtisiun. Orot. Dominic. N. 7.
Banajot at chän nifawi,
Marafdovvn hu vvu andha bacran,
Marasi andha dak mader,
Badak nak maras slioti am abradi chan
idbä namhi d hambi cahi,
Banoik andarasdi maiaf nan afuvon,
9«
Caniadaroii nanavvol ainibradi hon andans(>
avvol annya daoii aiidam avoh,
Evvo ämbarandam aclioii abirasmos,
Alla nehman avvol liabi tat lio.
344.
Dasselbe.
Mit Äthiopischer Schrift in Job. Ludolfi historia
Aethiop. S. 565. und dessen Grammat. Äethiop.
Francof. 1702. S. i83- iDi^ßiH^^re Quart-
Ausgabe hat es nfc/;f.)
Benajot at cban, iiipbawi
Maraf dowu huwu audha bacran;
Marasi andba dak mador;
Badah nak maras shobi am abradi clian
edba namhi dhainbi calii;
Banojk andarasdi maraf iian afiiwu;
Caiii adaron nanawol amibradihon andaii
coawol amiijadaoii andanaroli;
Ewo ambar andaii achon abirasmos;
Alla nehman awoj habt bat -ho. • j
Chan ßaChristos Jsus banshojos. ^
345.
Dasselbe.
Wi^ es Professor Bernard von Oxford in Jegypten
erhalten, in Ludolfi Gramm. Acth. S j84- ^^nd
Hagii {Müileri) Auctar. n. SO .
Peniot et chen nipheoui,
Maref toLibo enge pecran;
Maresi enge teKmetom^o,
Peteh-
97
Petehnac maref sliopi, emfredi clien etphe
iiemhi gen picähi;
Penoik enterasdi meifnan empliooii;
Chane eteron nanebol emphredi hoenten
choebol neeteouon entaneroo;
Emperenten achoiin e pirasmos;
Alla nahmen ebolcha pipehoou.
Chen pi Clnistos Jesus pensiuüs.
346.
Dasselbe.
Aus C. G. Blumberg's angejührtir Grammatik.
Peniot etchen niphiui,
Mai-evtufo nge pekran
Maresi nge tekmeturo,
Petehnak niarevschopi mphrid chentphe
nem hichen pikahi,
Penoik nterast miivnan mphou,
Üoh chanieteronnanefol mphrid hon nten- '
choefol nnieteouon ntanerou
Uoh mperentenehun epirasmos
A.ila nahmen efolha pipethöu.
347.
Dasselbe.
Nach Hervas n. «299.
Penioe et chen niphoej,
Maref eoe vonge pekran,
Maresinxee keme eoero,
Keeezna Kmarefciopi mphrndi chen ephe-
nem zigeen pikazi,
Mithrid. Hl. G
9B
Penoit nerao tmeifn anm^ibooe,
Oeozxaueeron nane volmphritzö neen xoe
vol iinieee,
Oeom perene choe enjrasmos,
Allana zmeue vol cheppjpeezmoe.
348.
Dasselbe.
Aus HervaSj wie es der, aus seiner Vaterstadt Ka-
hirüf nach Rom gel'ommene Raphael Baske
nach Ägyptischem Accent aussprach.
Gia bäiiiot et xanifaüi,
Maräfdlio ia bakran,
Marafssiori xandibha nam higian bicai",
Bänuek indarasdi niäifnan infüo,
Oüli xanninderoii nan vol imbradihon in-
doxevol inniedeüiitan eruo,
Uö imberandän ahon ebirasmos,
AUä naman ba bibatbö,
Hain Beberestos Isos benös.
Amin, alleluya.
349-
Dasselbe,
Aus Fry's Pantograph. 46.
Peniot etcbennipbeoul.
Mareftoubonje pecran.
Maresinje tecme touro
Pet ehnacmarefscbopi ,
Phredicbentplienemhi jenpicahi.
99
Feiioiki terasti meifnanphoou.
Ouohchanieteron nanebolmpliretitio
TencHoebol neete.
Ouo omper tenecliou epirasmos.
Alla nah menebolch enpipethmou.
Grammatische Aiialyse der ersten von
diesen Ko p tischen Formeln.
Pe-n-iöt, pe ist der bestimmende Artikel der
Masculine, n das eingeschobene Pronominal-
Adjectiv: unser, iöt Vater.
Et das Relativ- Pronomen.
Hen die Präposition : in.
Ni-phäoui, ?ii ist der bestimmende PhiraK
Artikel, phä Himmel, üi die Plural -Endung.
Mare - ph - toubo , mare Form des Optativs,
/der dritten Mascuhn- Person im Singular, tübo
heiligen.
Ngie ist eine nota nominativi.
Pe-k-ran^ pe der Artikel, k das eingescho-
bene Pronominal- Adjectiv: .dein, ran Nähme.
■ Mare-s-i, s ist Form der dritten Föminin-
Person, / heifst: kommen.
Te - k - metouro, te ist der bestimmende Ar-
tikel der Föminine (daher vorher ^;, metüro das
abgeleitete Substantiv der Abstraction von uro
König.
Pet-ehn-ak^ pet^ aus dem Artikel /?, und dem
Pronomeurelativum et zusammengesetzt, wächst
oft mit dem Nomen zusammen, ehne ist Wille,
ak das hinten angehängte Pronominal- Adjectiv:
dein.
Mare - ph - scöpi j scbpi bedeutet: seyn, ge-
schehen.
G 2
lÜO
MpJirädhi^ wie; hen 8. oben.
T-phä^ t der Föminin- Artikel.
Aem'auch.
Higjen über. ■ ■
Pi-hahi^ kahi Erde. -
P-en-oik, ersteres s. oben, oik Brod.
• A'/e sollte wohl andä gesprochen werden,
ist nota Genitjvi.
Rasdhl morgen.
Moi mni^ mäiph, geben.
Nan, der Pronominal- Dativ.
Phou heute, mit vorgesetztem m, welches
oft zwischen die Wörter geschoben wird.
IJoh und
Cha legen, mit der Präposition ebol weg-le-
gen, erlassen.
Net-eron^ net aus dem Plural- Artikel und
dem Pron. relativ, zusammen gesetzt, ero-n wir
sind schuldig.
Neen - cha, neen der vorgesetzte Charakter
der ersten Plural- Person der Imperfecta.
OnoniUan eröou^ üon ero ist nach dem La
Croze-, Scholtz-Woideschen Wörterbuche S. 70
schuldig seyn, 6w ist Charakter der dritten Plu-
ral-Person, und / wie bey enten eingeschoben;
vielleicht dafs auch die Ableitung von üon ha-
ben, tan als Charakter der ersten Plural-Person
des Präsens pafste. Wilhins nimmt üon in seiner
andern Bedeutung: aliquid. ■
En-t-en^ das erste en ist dasVerbum: führ
ren, das zweyte das Anfänge- Pronomen.
Ehoini bedeutet: hinein, und ist noch "^mit
der zweyten Präposition c, in, verbunden.
Alla ist ganz die Griechische Conjunction.
loi
Nohem oder nahem bedeutet: erretten.
Pi-pethöoUy peihooii Böses, mit vorgesetztem
Artikel.
B. Völker von Nu bien und
H a b e s c h.
Trümmer uralter Reiche enthalten diese
Länder, und wahrscheinlich hatten sie auf die
Bevölkerung eines beträchtlichen Theiles von
Afrika einen nocli früheren Einfiufs. Uralt er-
scheint Meroe , welches im heutigen Sennar auf
einer Insel, umflossen vom Atbar oder Tacazze
und vom Bahar el Abiad lag, und nach Hero-
dot's Nachrichten und Ansichten sowohl der
Griechischen Orakel- Stadt Dodona, als dem-
Ägyptischen Theben und der Oase mit dem
Heiligthame des Jupiter Ammon ihren Götter-
dienst gab, der Hauptsitz des Karavanen- Han-
dels zwischen Süd-Arabien, Ägypten und Nord-
Afrika, nicht um sich greifend durch Eroberun-
gen, aber desto fester gegründet durch Reich-
thum und das Ansehen alterthümlicher Heilig-
keit. So scheint es sich bh gegen oder kurz
nach dem Anfange unserer Zeitrechnung erhal-
ten zu haben. Leicht zerfielen dagegen Reiche,
in denen zuweilen nomadische, oder an den
Boden und Local- Verhältnisse gefesselte Völker
für einige Zeit einen Vereinigungspunct za
einiger Verbreitung gefimden liaben mögen.
Verweht ist ihre Spur. Von einem alten mäch-
tigen Reiche i^-i diesen Gegenden um 700 vor
unserer Zeitrechnung, welches bis über Ägypten
herauf herrschte, zeugen Fragmente der Ge-
schichte in der Bibel; wo es war, und wie lange
lOÄ
es stand oder dauerte, bestimmen sie nicht,
und das Reich der Makrobier - Äthiopen läfst
sich nicht in ein sicheres Verhältnifs damit brm-
gen. Neuere Forscher haben es wegen des
grorsen Reichthums an Gold weit südlicher ge-
setzt. Aber wenigstens die Habessynische Pro-
vinz Enarea und das Land der Gafats haben viel
Gold, und vielleicht steht auch der Nähme Nu-
bien in Verhähnifs zu der Koptischen Benen-
nung des Goldes: Nöb. Das spätere Reich von
Axum, welches von den Moschophagen bey
Suaken bis Berbera reichte, und vorüber ge-
hende Eroberungen in Arabien machte, und
von welchem Artemidor bey Straba und der
jüngere Juba bey PUnius noch nichts wissen, ist
wahrscheinhch die Pflanzstätte des Christen-
thums in jenen Gegenden gewesen. Aber ob
es mit dem Untergange von Meroe in Verbin-
dung stehe, und von Meroiten oder ob es von
Bewohnern des schon bey Juba erwähnten, von
entlaufenen Ägyptischen Sclaven gestifteten Han-
delöortes Adule gestiftet sey; oder endlich, ob
in Axum's, wie in Meroe's Ruinen, den Trüm-
mern grofser Anlagen, öifentlicher kolossalischer
Gebäu'de, Spuren einer früheren Blüthe erhal-,
ten sind *), einer mit Meroe gleichzeitigen Blü-
the eines Zwischenpunctes des Handels nach
Arabien, dergleichen es einen dort gegeben
haben mufs, und der mit Meroe verfallen , spä-
*) S. die scharfsinnigen Erörterungen in B. G.
Niebtihr, über das Aker der zweyten Hälfte der Aduli-
tischen Inschrift in F. A. Wolf und P. Buttmann's
Museum fiir Alterthums -Wissenschaft, Bd. IL St. III.
S 606 ff.; in A. H. L. Hceren's Ideen iiber Polit. u.
Handel d. alt. W. B. I. S. 515 ff., vergl. L. Langles
zum Voyage dcF. Hornemann. P- 1. S. ao. 21.
I03
ter der Mittelpunct eine« dortigen Reiches
werden konnte , läfst sich hier nicht weiter aus-
mitteln.
Die eigenthchen Be^vohner von Habesch
sind nicht Negern, aber mit ihnen verwandt (von
den mehr oder weniger wirklichen Negern, die
sich beträchtücher Theile dieses Landes und
Nubiens bemächtigt haben, ist hier nicht die
Rede). Die Habessynier haben weder die
Wursthppen noch das woUicIfte Haar der Ne-
gern, auch nicht Nasen, wie diese, sondern gut-
geformte kleine plartgedriitkte Nasen, und ihre
Hautfarbe ist mehr dunkelbraun, oder ins Gelb-
liche übergehend, alo schwarz. Nlebuhr rech-
net sie zu den schwarzen Völkern. Schwarz
sind die Schankala's, und in Nubien, wo unter
den mancherley Völkern noch mehr Neger-
artige sind, nahmentlich die Barabras *).
Die älteste Schilderung der Völker dieser
Gegenden verdanken wir Herodot, dem Vater
der Geschichte. Man erblickt in seinen Schil-
derungen die Bewohner desselben Bodens und
die Wirkungen derselben Local- Verhältnisse,
wo sich die dortigen Menschen noch jetzt befin-
den. Noch bewohnen eine Menge derselben,
abwechselnd Höhlen, wenn nicht ihr Hirten-
leben sie herum treibt, oder selbst in Städten
Höhlen ähnliche Hütten, die an die Wände der
Berge geklebt sind. In ihren Sitten, wilden
Ehen, Fleischnahrung, Gebrauch des Meths
erkennt man auf dieser troglodytischen Küste
*) Ludolph gibt die Worte des Tellez in der Hist.
Aeth. L. I. C. 14, N. 29. iaber die Habessynier. Nie-
biihr im Neuen Deutschen Museum 1790» Bd. II.
S. 965.
schon bey Herodot die Vorfahren der Habessy-
nier, und eben so bey Agatharc/udes sowohl sie
als die Schankalas, nach den verschiedenen Le-
bensweisen, welche die Stämme dieser führen,
zum Theil vom Fleische der Elephanten ernährt,
welches noch der Hauptzweck ihrer Jagd, eben
so wie zu den Zeiten der Ptolemäer ist, die ver-
gebens zu bewirken suchten, dafs diese Thiere
geschont würden, Artemidor verfolgt genau
die Völker und Örter der troglodytischen Küste,
und nach ihm führt Ptolemäus *) am südlich-
sten die Külbi, nach ihnen mittäghch die Ta-
bieni, nach ilmen die Sirtibes, nach diesen die
Attiri, hierauf die Babylonier, und die Kizo-
phagi, sodann die Auxumitae, und die Sabor-
dae auf. Sodann folgen die Molibae, die Mega-
bradi und INubae, welche die westlichsten der
Avalitae sind, sodann unter den Molibae die
Blemmyes, unter diesen die Didascae, und
zwischen dem Flufs Astapus und dem Berge
Garbatus die Pechini. Diesen östhcher wohnen
die Struthophagi, westlicher dem Berge aber
die Katadrae, und nach dem Koloer-See die
. Mastitae bis an die Sümpfe des Nils. Die Ge-
gend westlich vom Nil aber nach der grofsen
Katarakte die Bewohner des Triakonta Schö-
nos, und südlich von ihnen die Euonymitae,
• dann folge das mitdere Äthiopien, die Sibridae
und Meroe, und hierauf d'ie Gapachi; unter ih-
nen die ptoemphanes, unter diesen die Kadupi,
und unter ihnen die Elephantophagi, unter diesen
die Pesendarä, bey Meroe die Memnones, süd-
licher die Sapaei. Ob diejenigen von diesen
Völkern der alten Schriftsteller, welche man in
- ') B. IV. C.8.
IQ5
der Beschreibung bey Bruce wieder erkennt,
unverändert in diesen Gegenden geblieben sind,
ob man sie in entfernten Theilen Afrika's in Völ-
lcern von ähnlichen Sitten, z.B. in den Busch-
männern *), wiederfinde, und an ihre Stelle
getretene Xölker, durch dieselben Local- um-
stände genöthigt, dieselbe Lebensweise ange-
nommen haben, läfst sich wohl kaum entschei-
den; und nicht bestimmen, in wie vielen Völ-
kern dieser Länder wenigstens Reste alter Völ-
ker geblieben sind. Vereinigt sehen wir die
Bewohner derselben eine Reihe von Jahrhun-
derten hindurch unter dem mächtigen Habessy-
nischen Reiche bis zu dessen Zerrüttung durch,
innere Kriege und die Einfälle der seitdem im-
mer weiter um sich greifenden Gallas **); und
die Abreifsung der Nubischen Länder durch die
Türken und westlichen Neger- Völker; aber zu-
sammen geschmolzen waren durch jene Verei-
nigung unter Einem Zepter diese Nationen
nicht, und eben so wenig ihre Sprachen zu Ei-
ner gemeinschaftlichen geworden, wenn sie
auch Einflufs aufeinander gehabt haben mögen.
Auch fremde Sprachen haben solchen Ein-
flufs gehabt. Dafs sich Araber, seit der Ausbil-
dung ihrer Sprache, auf der Küste Afrika's fest
setzten, davon ist die Geez- Sprache ein unum-
stöfslicher Beweis. Wenn und wie sie ihren Platz
auf der Afrikanischen Küste eingenommen habe,
*) S. d. angef. Museum für Alterthunis Wissen-
schaft, S. Go6.
**) Sie haben seit Bruce noch welter um sich ge-
griffen. S. Lord Vakniias Voyages and Travels,
Lond, 1809. Vol. III. S. 165. (Über die Sprachen Ha-
bessyniens enthält dieses Werk keine näheren Bestim-
mungen. )
io6
davon sagt die Geschiclite nichts. Die Zeit der
Eroberungen Axumirischer Könige in Arabien
ist viel zu spät, und dieselben wären auch zu
vorüber gehend gewesen, als dafs ihnen irgend
ein solcher Erfolg zugeschrieben werden dürfte.
Von den erwähnten Blemmyes und Megabari,
wie sie Eratosthenes bey Sirabo nennt, die keine
festen Wohnsitze hatten, ist vermuthet worden,
dafs sie Araber gewesen seyen; sie heifsen auch
bey Strabo: Äthiopier, welches bey dem wei-
ten Umfange ciieser Benennung wenig Ausschlag
gibt, uaid nur Flinius setzt auf die Autorität des
Juba Araber in diese Gegend. Um indessen
aufser dem blofse Einwirkungen der Arabischen
Sprache auf die der gegen über liegenden West-
küste des Arabischen Meerbusens zu erklären,
bedürfte es nicht einmahl des Blickes auf diese
Nähe und auf das, offenbar früh schon lebhafte,
Verkehr zwischen beyden Ufern: die fiühe Pflan-
zung der Arabischen Sprache auf dieser Küste,
und die noch in Nubien herumziehenden Stäm-
me, z. B. der Dschahalin-, Adelaia-, Abadde-
Araber ergeben noch nähere Berührungen.
Nach Herodot *) wohnten Ägypter und
Äthiopen vermischt unter Ägypten bis zur Insel
Tachompso, welches vielleicht Gitsche auf Nor-
den's Karte ist. Was für Äthiopen indefs diefs
waren, auf welche demnach Ägypten und ohne
Zweifel auch dessen Sprache Einflufs gehabt hatte,
erhellet nicht. Die Sprache der Ammonischen
Oase war nach Herodot **) aus der Ägyptischen
und Äthiopischen gemischt. Aber es gibt nä-
here Spuren eines V^erhältnisses zwischen bey-
den. Wenn Diodor von Sicüien ***} sagt, dafs
•)B.1I. C.29. **^) B.ll. C.4.2.
107
die Bilder- und Buchstaben-Figuren der Ägypter
von den Äthiopen entlehnt, und die Ägypti-
sche gemeine Schrift zwar Allen bekannt, die
heilige hingegen ausscliliefsliches Figenthum der
Priester gewesen sey, statt dafs sich in Äthio-
pien Alle dieser Charaktere bedienten: so zeigt
diefs einen Eiiiflufs der Äthiopen auf Ägypten,
der schwerlich ohne Wirkung auf die Sprache
gedacht werden kann. Verbindet man damit He-
rodots erwähnte Nachricht, dafs Theben und die
AmmonischeOase ihren heiligen Dienst von Me-
roe aus erhalten, welche dazu recht wohl pafst;
so ist zugleich der Theil Äthiopiens geschildert,
zwischen welchem und Ägypten gegenseitige
Ein\virkung der Sprachen am natürlichsten ver-
muthet werden kann. Einen vielleicht nicht
unbeträchtlichen Einflufs der Ägyptischen Spra-
chen auf unsere Gegenden, und nahmentlich
auf Meroe, hatte höchst wahrscheinlich die Fest-
setzung der Ägyptischen Krieger- Kaste unter
Psammetich in der Nähe von Meroe, wo sie
sich unter der Hoheit dieses Staates, vielleicht
auf dem jetzigen Gojan (oder wie man nach dem
gebornen Äthiopier bey Hervas sprechen und
schreiben soll: Gocham) fest setzten , der Sebri-
den *). Aber verwischt sind alle Spuren eines
solchen Einflusses. Was Meroe für eine Sprache
redete: darüber läfst sich nicht einmahl eine
Vermuthung aufstellen. Und wie so fast gar
keine Berührungspuncte zwischen der Kopti-
schen Sprache und wenigstens den noch bekann-
ten Sprachen Nubiens und Habessyniens schei-
*) S. über sie auch: A. H L. Heeren de inilitnin
Aegypdoruni in Aethiopiam iiiigratiniie et colonii^ ibi
coxiditis, in den Coimneat. Soc. Gotting. Vol. Xil. p.3,
nen gefunden werden zu können, ist oben bey
den Vergleichiuigen der Koptischen Sprache
mit andern S. 76 fF. angegeben worden. Die
unter den Ptolemäern gtstitteten Ägyptischen
Pflanzstädte, die Küste des Arabischen Meerbu-
sens entlang, mögen wohl auf der andern Seite
dieses Theils von Afrika Einwirkungen der
Ägyptischen Sprache verbreitet, aber nichtsehr
lange gedauert haben. Dauernder möchte der
Einflufs der wahrscheinlichst aus diesen Küsten-
plätzen nach ihrem Verfall entwichenen Ägypti-
schen Sclaven gewesen seyn, welchen die Stif-
tung des Handelshafens Adulis zugeschrieben
wird; aber ob man am natürlichsten die Ägypti-
sche Sprache auch als die ihrige anzunehmen ha-
be, steht dahin. Ichthyophagen, welche zu-
nächst unter den sowohl von Ägyptern alsÄthio-
pen bewohnten Lande die Küste bewohnten, ver-
standen die Sprache der Makrobier -Äthiopen,
und der Persische König Kambyses bediente sich
derselben als Kundschafter '): allein darauf läfst
sich nur die Voraussetzung eines Verkehrs zwi^
sehen beyden Nationen, nicht die Behauptung
einer Verwandtschaft ihrer Sprachen gründen;
und demnach erhellet die Unfruchtbarkeit jener
Nachricht für die Erörterung desZusammenhan-
g6s der Afrikanischen Sprachen.
Der vermuthete Einflufs Indiens auf Äthio-
pien und Ägypten fordert zu einer Vergleichung
des Sanskritt und seiner Töchter mit den Spra-
chen dieser Gegenden auf Aber wenigstens
die Zusammenhaltung einer Menge von Wör-
tern hat kein Resultat gegeben, und nur ein
*) HerodQt B. III. C. 19.
lOj)
paar bedeutende Ähnlichkeiten ermuntern zu
weiterer Vergleichung.
Amharisch
Sprache
V. Argabba
Sanskritt
Dialekt
V. Multan.
OJir
Shoro
• • •
Shrorra oder
shravana.
Jun'ifrau
Denegele
. .
.
Nenger\
H.iar
Tschegäre
»
Tschiciira.
Wald
Dure
.
Taru, Baum.
Haus
.
Garr
Gralia
Gar' u. eben
Gut
TJere,
in der Geez-
Spiache :
here
Tscharu.
so in Decan
und Benga-
Icn.
Die Amharische Sprache ist wenigstens, so
weit sich darüber urtheilen läfst, die älteste in
diesen Ländern. Dafs schon Agatharchides *) sie
nahmentlich anführt, und sie gesprochen zu
haben versichert, ist bereits Bd. I. S. 40g. er-
wähnt. - Die Völker dieser Länder vermögen
wir nicht nach ;hrer Abkunft und ihrem ehe-
mahligen Zusammenhange, sondern nur, so wie
sie jetzt neben einander stehen, aufzustellen; wir
können eben so wenig jede einzelne Provinz
oder Völkerschaft besonders aufzählen, sondern
nur die, von welchen Nachrichten über ihre
Sprache vorhanden sind. Aber an der Spitze
von allen steht natürlich die Amharische Spra-
che, eben vveil sie als die am frühesten in die-
sen Ländern herrschende auftritt.
I. Amhara oder Amara.
Jetzt eine südliche Provinz auf und an der
Gebirgskette, welche diese ganze Küste des
*) Geogr. minor, ed. Hudson. Bd. L S. 46. Er
nennt nähuilich die Sprache von Kamara, als er die
Troglodyten dieser Gegenden beschreibt, und diefs ist
ohne Zweifel unser Auiara oder Hamara.
1 IQ
Arabischen Meerbusens entlang fortläuft, und
sich, Habesbynien südlich umscliliefsend, land-
einwärts zieht, wahrscheinlich das Vaterland
des Volkes, welches sich der Herrschaft über
diese Länder bemächtigt hatte. . Agatharchides
führt sie, ohne irgend einen Unterschied zu
machen, als- die auf dieser troglodytischen Küste
herrschende Sprache an, und sie herrscht noch
in einer grofsen Anzahl von Provinzen aufser
Amhara, welche Bd. I. S. 409. aufgezählt sind.
Sie ist nicht eine Tochter der dort S. 404. mit
Recht als Dialekt der Arabischen, abgehandel-
ten Geez-Sprache oder der, eigentlichst so ge-
nannten Äthiopischen *), und ihre Erwähnung
gehörte nicht an jene Stelle. Aber sie hatte,
wir wissen nicht zu welcher Zeit, einen sehr
beträchtlichen Theil von Wörtern dieser Geez-
Sprache, der ehemahligen Sprache • des Hofes
und der Religion, in sich aufgenommen, und
ist in ihrer reinen und ursprünglicheren Gestalt
verloren; wir können dieselbe nur in den ihr
eigenthümlichen W^örtern noch verfolgen. Sie
■unterscheiden sich zum Theil schon durch die
sieben eigenthümlichen Buchstaben, deren es ne-
ben jenen Äthiopischen bedarf, um ihre Wör-
ter auszudrucken. Auch in ihren Formen ist
zwar eini^ier Einflufs der Äthiopischen Sprache,
also des Semitischen Stammes, nicht zu verken-
nen, aber er ist nicht grofs, und nach diesen
Formen wenigstens ist man niclit berechtigt, an
diese Sprachen die Amharische anzuschliefsen.
*) Wenn Leo African. B. L S. 19. sagt: Servatur
et Nubae regno sernio qnidaiii, qui cum Arabica lin-
gua, cum Chaldaica et Syriaca magnam habet afHuita-
tem; so ist wohl die Geez- Sprache oder das durch sie
über den grammatischen Charakter der
Amharischen Sprache *).
1. Die Bildung der Wörter aus der Geez-
Sprache ist nicht durch eine ihr parallel- lau-
fende Abstammung aus gemeinschaftlichen Wur-
zeln, mit solcher Beybehaltung ihres Cliarak-
ters, wie bey den andern Semitischen Sprachen,
erfolgt, sondern zeigt mehr einen Übergang aus
unvollkommener Auffassung durchs Gehör, so
in den Verben mit zwey Radicalen, in welchen
der Äthiopische Guttural am Ende weggelassen
istj eben so in vielen andern, z. B.
Kuh
Naeht
Er leuchtete
Geez- Sprache
Lahäme
Zename
Lelire
'Izübähä
Aniharlscb
Lame.
Zenabe.
LtUre und lete.
Jzäwu/iä ■**).
2. Bey der Declmation setzt zwar der Dativ
nuch / vor, wie in den Semirischen Sprachen;
dafs der Accusativ am Ende ri anhängt, könnte
als aus dem Griechischen entlehnt gedacht wer-
den; aber dafs der Genitiv j« vorsetzt, und die-
ses zugleich das Relativ- Pronomen ist, gehört
keiner von jenen Sprachen an.
3. Die Pronomen, welche an die Verben
angehängt werden, unterscheiden sich von den,
an die Substantive angehängten, Pronominal-
Adjectiven. Letztere für die Plural -Personen
*) Nachtrag zu den ßd. I. S. 4»o. gegebenen Be-
merkungen.
**) Auch das Saniaritanische hat Verwechsehin-
gen der Gmtiiral- Buchstaben , aber doch nicht so viele
eigenthümliclie Wörter, und nicht eine so ganz eigen-
thümliche Einrieb tuni^ seiner Formen.
tl2
haben den Charakter der Phiral-Endung der
Substantive vor sich, um die Phiralität zu be-
_zeichnen, die in unser ^ euer ^ ihr hegt.
4. In den Verben kann man die Spuren,
des Einflusses des Semitischen Sprachstammes
nicht verkennen, aber nicht im Ganzen steht
die Bildung der Verbal -Personen unter diesem
Einflüsse. Im Präteritum ist in der 1. Person
hue , in der 'i. im Mascul. che, im Fömin. sche^
in der 3. im Fömin. t]e angehängt; im Plural in
der 1. Person /z, in der 2. tjehue. Das Futurum
hat noch mehr Semitische Flexion, z. B. im gan-
zen Singular, im Plural einfacher vorn in der 3.
Person ye, hinten die Plural- Endung w, in der
2. vorn te, hinten w, in der 1. vorn ne. Aber
das so genannte Präsens ist eine Zusammen-
setzung dieses Futurum mit dem Verbum sub-
stantivum, nach Art der Zusammensetzung des
letztern mit dem Futurum im Arabischen in ei-
ner andern Bedeutung, und zwischen diese so
zusammengesetzten beyden Verben werden hier
die etwa regierten Pronominal- Accusative ein-
geschoben.
5. Von den vier Conjugationen sind die drey
letzteren abgelehete Formen, die zweyte und
vierte, mit den Vorsätzen, bey jener ä, bey
dieser äse^ bringen den Begrifi: machen hinzu,
die dritte mit vorgesetztem tä hat die Passiv-
Bedeutung. Es gibt eine Menge von angenom-
menen oder eigenthümlichen Verben mit nur
zwey Radicalen, und sie haben manche Eigen-
thümhchkeit der Flexion.
6. Viele Conjunctionen stehen erst nach ih-
ren Verben.
Sprache
.113
S p r a c hp r o b e,
350..
A m h a 1 i s c h *).
Vater unser im Himmel der bist du
Abatatjene basamaje jalache
Geheiligt werde Nähme dein
Jeqädase semeche •^''')
Es komme zu uns Königreich dein
Jenetza laue manegeseteche
Willo dein anch geschehe im Himmel
Fäqadecheme jehuene basäinaje
so wie auch ja auf Erden,
eiiedaläcliedschige baniedereme
Brot unser jedes Tat;s sein heute gib uns,
Sisajatjeiie eja'elätu zare setaiie
Schuld unsrer erbarm dicli unsrer wir auch
Bädälatjene meliärane egname
defs welcher beleidigt uns so wie wir uns erbarmen,
jäbädäläiie eiiedä nemehere
In Versuchung w^ir gehen dafs nicht du lassest uns,
Hämäiiesiite negaba mätane atetäwane
Errette uns aber von böser Sache.' '
Ädeliäiiänedje kabise nagare.
Grammatische Analyse des V. U.
Abatatjene, äba Vater, tjene unser, nähm-
lich aus der Plural- Endung der Substantive tj^
und dem Pronominal-Laut ne zusammengesetzt:
*) Eben daher, wie Bd. I. S. 41 < , aber nach einer
Lesung, in welcher man die Äthiopische Schrift leich-
ter vvieder erkennen wird. Bey der Analyse ist die in
Ludolph's Sprachlehre benutzt und erweitert.
**) Die erste Bitte hatLudoif, wie er selbst sagt,.
hinzu gesetzt.
Mithrid. IIU H
«>4
ta ist eingesciioben, wie immer, wenn das Sub-
stantiv vor dem Pronominal - Adjective mit a
endet.
Bösämaje ist.äus der Äthiopischen oder Geez-
Sprache.
Jaläche^ ja, oder wie es nach der Sprach-
lehre heifsen mufs, und in der fünften Biue
heifst, ja, das vorn angehängte Relativ- Prono-
men, che die Flexions - Endung der 2. miinnl.
Person; äUi ist: seyn (wie das Äthiopische /?a/o)
der Anfangsbachstab ist nach jenem vorgesetz-
ten Pronomen eÜdirt.
Jeqädäse ist nach dieser Aussprache die dritte
Conjugation, indem das Futurum der ersten
nachldem Paradigma jeqädise heifsen würde, die
dritte Conjugation hat die Passiv -Bedeutung,
sie hat im Präter. und Imperat. tä als Charakter
vorgesetzt, aber vor den Flexions -Vorsätzen
des Futurum fällt dieser Charakter immer hin-
weg. Nach der Vorschrift der Grammatik wird
in dieser Conjugation der 2. und 3. Radical ver-
doppelt also : jeqqäddäse.
Semeche^ che dd^s Pronominal-Adjectiv: dein.
Jenctza^je der Vorsatz der 3. Sing. Masc.
Person des P'uturum , /7z^7zö' kommen (nach der
Geez- Sprache), indem in mehreren Formen die-
ses Wortes n statt m gesprochen wird.
"'' Läne, /<^i 'Kennzeichen des Dativs: ne An-
fänge-Pronomen.
Mänegeseteche, mä und te sind die A])lei-
tungs-Zusätze des mit negiis l\.6mg, zusammen-
hängenden Wortes.
Füq ade ist^ns ilev Geez -Sprache; sehr viele
Amharische Substantive endigen auf ein solche.-»
li-urzes dumpfes e (welches mit dem Französi-
schen e m que^ me, verglichen wird), und wie.
115
aus Wörtern, wie das vorhergehende, die fast
blofs diesen einzigen Vocal haben, erhellet, aus-
gesprochen worden seyn mufs.
Jehuene^ der Subjunctiv von hunä ^ welches
vielleicht mit dem Arabischen kana verglichen
werden kann.
£/7^^Za bedeutet: so wie, aläche: auch, und
dschige ist ein Bestätigungswörtchen.
Medere ^Jide.
Sisaje nach der Geez- Sprache: Speise, Brot,
vor dem angehängten Pronominal-Adjectiv wird
der End- Vocal des Substantivs in a verwandelt.
Ejä ist ein Distributiv-Adverbium , 'eläte Tag,
ist aus der Geez -Sprache, u ist das Pronominal-
Adjectiv: sein.
Zare heute.
Setä gehen, Imperativ 5^7^% vor dem Prono-
men setd.
Bädäla Schuld , indem« wiederum vor dem
Pronominal - Adjective steht, TJe die Plural-
Endung gehört zu ne unser, und wenn das Sub-
stantiv der Plural wäre, so würde dieses Kenn-
zeichen des Plurals doppelt stehen (wie zwar
nicht aus einer ausdrücklichen Read der Ludol-
fischen Grammatik, aber aus dem Beyspiel S. 55.
iäledßtjatje/m , eiiern Söhnen, erhellet.)
Mehäre erbarme dich, ä wegen des Anhanges.
Jäbadalone, vor dem Relativ - Pronomen /ä
mufs wie immer in den Semitischen Sprachen:
demjenigen, hinzu gedacht werden; w uns.
Nemehere, dem Futurum gehört der Vorsatz
der ersten Plural- Person, und auch die V^erän-
derung des Vocals ^ in e an.
Ha die Präposition zu, das Substantiv ist aus
der Geez -Sprache.
H 2
ii6.
Negäha, die erste Plural- Person des Futurs
statt des Subjunctivs mit nachgesetzter Con-
junction.
Äteümäne, ä das Verneinungs- oder Abhal-
TuncTsvvörtchen, te die zweyte Masculin- Person
des'^Futurs statt des Subjunctivs, ä wegen des
anc^ehängten Pronomen.
"" Ädehänänedje, dje abgekürzt aus enedje: aber
m das Pronomen, das Übrige der Imperativ der
Geez-Sprache.
A7i diePräDOsition: von; zur Umschreibung
des .mangelnden Neutrum ist der Substantiv:
Ding, Sache, hinzugesetzt.
Dialekte des Amharischen und übrige
Sprachen Habessyniens und Nubiens.
Nach den von Ludolph *) eingezogenen
Nachrichten nähern sich die Sprachen der
benachbarten Provinzea: dem Amharischen,
doch mit dialektischer Verschiedenheit, so dafs
Beaemder "einen eigenen Dialekt, aber Angota,
ira?a, Gocham und Shevva einen gemeinschaft-
lichen hatten. Nach den übrigens damit uber-
ein stimmenden Angaben, welche /:ferva.5 **)
von einem gebornen Habessynier, Tobia Gior-
oio einzog, sprechen auch Diemba , Mechä
und Damot Amharisch, und werden die ge-
wöhnlichen Schriften am Habessynischen Ho-
fe, und die Kaiserlichen Verordnungen in
dem Dialekte von Cancam, einer Provinz im
Reiche Dembea, ausgefertigt. Wenn der Je-
suit Tellez meldete : „ Es gebe hier so viele Spra-
*) Histor. Aethiop. B. I. C. 15.
'**) Saggio pratico, S. 85- "• i77'
chen als Reiche; in Gocham finde man nicht
weit aus einander liegende Dörfer mit Einwoh-
nern aus Damot, Gafat, Shewa u. a. aufser
den Agows und Gongas und den Eingebornen,
deren Dialekte stärker von einander abweichen,
als Portugiesisch vom Italiänischen imd Franzö-
sischen; bey den Vornehmeren und Gebildete-
ren finde man indefs in ganz Habessynien, dafs
sieAmiiarisch reden"; so sieht man dabey deut-
lich, dafs die Abkömmlinge verschiedener Na-
tionen, durch ihre Lebensweise in Eine Provinz
zusammen geführt, es vorzüglich sind, welciie,
•wie auf Guinea, die dort unter einander wohnen-
den Völker, unvermischt, imd ihren Kational-
Sprachen treu geblieben, jene Verschiedenheit
der Sprachen vorziigHcii verursachen. Auch
//eA-pfl6''s Vermuthung, dafs die grofse Verschie-
denheit der Dialekte in mehreren Provinzen
zum Theil von Verderbung der Sprache durch
die der Gallas, die sich vieler Provinzen be-
mächtigt haben, und in noch andere eingedrun-
gen sind, herrühren möge, ist wahrsclieinlich
und verdient hier ihren Platz. Nach Ludolph
hat Dembea eine von der Geez- und AmJiari-
schen gänzlich verschiedene Sprache; auch ha-
ben eben so verschiedene Sprachen die Gafats,
Gongas (letztere eine gemeinschaftliche mit
Enarea, der südlichsten, christlichen, aber dem
Habessynischen Zepter nicht unterworfenen
Provinz), Cambat, dessen Einwohner sich Seb-
a-hadja nennen (daher bey Ludolph: Hadien-
ses), und die Schankala's.
Die Sprache der Schankala's, -svelche zu-
nächst unter Sennar wohnen, und von Bruce
ausführlich geschildert werden , heifst nach den
Nachrichten bey Hervas in Habessynien: Agomo-.
dar oder auch Lasla. Bruce hat zwey Wörter
der Schankala's: kuaraSonne^ beja Mond, wo-
von jenes sich auch in der Falascha- Sprache
findet. , Ein Beyspiel von den Sprachen von
Dembea und Enarea ist bey Ludolph. Herr
heif'it dort: jeg-jn^ hier donzo (im Tigrischen:
Haclari ^ im Amharischen: abet).
Nach Ludolphs Rechnung Wären mit Eln-
schhifs der Geez- und Amharisclien Sprache
und der derGallas (von welcher an einem andern
Orte Abschn. IV. die Rede seyn wird) acht ver-
schiedene Sprachen in Äthiopien *).i
Nach Bruce kommen die Sprachen der
Agows von Damot und Tschera, und die der
Falascha hinzu, auch bemerkt er, dafs die Hei-
den im Dorfe Waido am See Tzana eme von al-
len Dialekten Habessyniens abweichende Spra-
che reden '•'*). Vielleicht ist gerade sie sehr alt.
IN ach den Naclinchten bey Hervas haben
auch die bey den Nationen die Cuara^ welches
Bruce zwischen Dembea und Nara aufstellt, und
die Gurnvpn^ welche in der TvJähe von Shoa, siid-
ostwärts von Gocham wohnen, sowohl von ein-
ander als von dem Äthiopischen verschiedene
Sprachen, jene Nation ist christlich, und dem
Habessynischen Zepter unterworfen, diese ist es
nicht.
Durch T)T.Seetzen\eTnQX\ wir noch Dialekte des
östlicheren Habessyniens kennen, den von Haiia-
sa. in Tiggry, von Argubba, Massua, und von
*) Der Araber Marrjz/ sagt, dafs man wohl fünf-
zig Dialekte der verschiedenen Provinzen Habessy-
niens anführen könne, die alle mit denselben Butli-
staben geschriebf-n würden.
*') Bruce Bd. III. S. 40U
Süäken in Nubien, welche unter sich Verhält-
nisse und ^^er^vandtschaft haben, deren Grad in-
dessen noch nicht genau bestimmt werden kann.
2. Ilaüasä in Tiggry, Argubba, Mas-
sua, Suakeii.
Tigre, zwischen den Flüssen Mareb und Te-
cazze, eine grofse, weitläufige, gebirgige Pro-
vinz, noch jetzt wichtig, weil alles, was aus
Arabien nach dem übrigen Habessynien geht,
hier durchgebracht ward, sonst der Sitz der Re-
gierung, deren Hauptstadt Axum war, soll ei-
nen der alten, dort herrschend gewesenen und
auch Ungim Tigrana genannten Geez- Sprache
noch am meisten ähnlichen Dialekt behalten ha-
ben, ^vie Ludqlphs Athiope versicherte *). Lu-
dolph hat ein Wort dieses Dialekts neben dem
Amiiarischen in seinem Wörterbuche: guale
Tochter. DieSprachen von Haüasa in dieser Pro-
vinz und von Argubba haben Verwandtschaff.
Wörterverzeichnisse von beyden verdanken
wir Dr. Seetzenb handschriftlichen Sammlungen,
so wie das vonder eig;enthümlichen und für sich
bestehenden Sprache von Suäken, und ein klei-
nes von Massua. Massua ist die Insel, dem be-
kannten Hafen Arkiko gegen liber, und davon
nur zwey Seemeilen entfernt, sie selbst ein un-
fruchtbarer Felsen, kaum -| Meilen lang und eine
halbe breit, welche alle ihre Lebensmittel aus
Arabien oder Habesch erhält, aber einen be-
■'-^ Nach Vahnüa's travels , Vol. III. S. «264, ist
auch jetzt in Tigre das Übergewicht derMaciit, und
der dortige Ras hat die constitutionelle Gewalt des
ersien Ministers.
I20
trächtlichen Handel führt, und jetzt den Tür-
ken, nach einer andtrn Angabe '•=) wieder dem
Zepter von Habesch unterworfen. Suaken (Suä-
kein, Suachiri) in Nubien im 19° 20' N. Br. ist
eine durch Handel reiche, den Türken unter-
worfene Stadt auch auf einer Insel in einer Bncln,
zu welcher ein Canal führt. Die Karavanen aus
Sud^TU nach Mecca gehen über Suaken. Auch
der Dialekt von Suaken zeigt einige Berührun-
gen mit dem Tigrischen und Amharischen, ei-
nige auch Wörter von Massua. Vielleicht darf
man voraus setzen, in dem Gemeinsamen dieser
Sjjrachen die alte Kamara- Sprache der Troglo-
dytischen Küste vor sich zu haben, deren Ver-
breitung über diese ganze Küste aus ihren an
so entfernten Puncten vorkommenden Resten
erhelle.
Sprach proben.
Haüasä
in Tigre.
Argubba.
Suaken.
Gott
E^gil
•
Ana/i.
Himmel
Szemmey
Tebre.
Erde
Mcddrlh
Wuhäsch.
Wasser
Mi
Me ' ' '
Ejern.
Feuer
Hauy
Ton . ih.
Sonne
'luah'iey
Toin.
Mond
Wurrhy
lotrig.
Mensch
Szebbät
Odey
Manu
S::ebbey
Anarlseh
üräk.
Weib
Szcbhcity
Indähe
Titakkät.
Kind
Änl/d
Vater
Abucy
Anarhien
Bab/L
Mutter
Enney
Endeiirjän
Deton.
Solm
Haubey
Wiiorün.
Tochter
(<uäley
Toolbn.
Bruder
Haüwc.h
Flaüwijen
Eszanün.
*) In den, der Leu er a di S. Ignazio di Loy
Claudio imperatnre delV FAiopiaf Rom. 1790, vorgesetz
en Nachrichten.
ola a ,
2setz- I
121
Haiiasä
in Tigre.
Argubba.
Suaken.
Schwester
Kopf
Auge
Ohr
Nase
Zunge
Haar
Hand
Fufs
JBrot
Tag
Geben
Haütey
Räassih
Aineha
Ashinhä
Ajjinkjäha
Mülhassh
Szäggurih
Tarhias
Indjerräh
Mäaltih
Inka
Märirjen
Dimmäha
Aina addella
Ishenäh
AJftnkJäch
Hat
Tökwatön.
Ogürmä.
Egöat,
VJongwil,
QSnnf.
Emidäp.
Tähamä.
Tedembetön.
Regget,
Wühardeh.
Wiirabe.
Hitökenehj ich
gebe.
Man vergleiche damit das Amharische mederi
Erde, enate Mutter, siiwe Kind, äfanetscha Nase,
mälase Zunge, tschegüre Haar. Zahn heifst
auf Amharisch terese ^ in Haiiasa tirszehä^ in
Argubba: drrssa ; Hals: kmh-dvisch häJiegete, in
Haüasä dngatak^ in Argubba ängettä; Fleisch in
Haiiasä eben so wie in Massua: sziggd, Amha-
risch schega Nacht, in Haüasä Ut'y ; Sand: Amha-
risch häschäwa, in Hanasi häscJiod; Gold: Amha-
risch {v/7rr-;Z-^\ in Hanasa: wurk'y ., womit vielleicht
worrak Silber in Massua zusammen hängt; Ochs:
Amharisch äurera bere, in Haüasä bäarey, in
Suaken bära; roth in Haüasä keijich, in Argubba
kahheh; ich: Amharisch tW, in Haüasä öw/z, in
Suaken a;?e<^o; du: Amharisch änete^ in Haüasä
enta; eins Amharisch hänede , in Haüasä haddy^
in Argubba hat; zwey Amharisch huliile., in
Haüasä ^///(j; , in Massua ZvV/o/; drey: Amharisch
sosete., in Argubba szost , in Haüasä szel'esly , in
Massua szälis. Die übrigen Zahlwörter, aber
nicht die von Sufiken, sind deutlich Semitischen
Ursprungs, jedoch überall mit Veränderungen,
und auch der Dialekt von Haüasä zeigt im Gan-
zen gar die Annäherung nicht, welchen das
12^
Tigrisclie nach obiger Nachricht zeigen soll,
welcher aber in einzehien Wörtern, vielleicht
auch im Accente der Aussprache Statt gefunden
haben kann. Dafs dieser Dialekt die Endung ey
liebt, ist aitch schon deutlich aus diesen Proben,
und vielleicht liegt in ty eine Föminin-Form,
(man vergleiche: Weib, und: Schwester) von
der jedoch keine weiteren Spuren sich haben
verfolgen lassen.
Die Sprache von Siiähen bewährt sich schon in
den hier aufgc .teilten Wörtern als eine beson-
dere Sprache , abersteht hier, da sie doch we-
nigstens mehr Berührungen mit den eben abge-
handelten Sprachen (auch das Wort für: Fufs,
gehört zu diesen Ähnlichkeiten) zeigt, als mit
den Sprachen von Nubien, von welchen wir
Etwas wissen. Dafs lön in dieser Sprache von
Suäken oft am Ende der Wörter vorkommt,
besagen auch schon obige Proben. Viele andere
Wörter endigen auf bo. Flexion der Verben
am Ende scheint in den ßeyspielen derselben zu
liefen. Bey der Isolirtheit dieser Sprache ver-
dienen wohl noch die zvvey einzigen anderen ge-
fundenen (vielleicht einiger Mafsen vergleichba-
ren) Ähnlichkeiten bemerkt zu werden, Auge
heifst in Suäken egoat, bey den Falatija giteh^
Knabe in Suäken wur, in Argubba wullcl, in
Aflfadeh bey Börnu: wull^ schwarz in Affadeh
zelim, in Flaüasä: szelUm. .
3. Agows von Tschera und Damot.
Tschera ist die Hauptstadt eines Stammes und
Districts in der Nähe von Lasta und Begemder,
der denTacazze an seinem Ursprünge umwohnt,
eine zahlreiche und kriegerische in fünf Völker-
schaften getheilte- Nation, unter eben so' vielen
123
Oberhäuptern, in einem felsigen und rauhen
aber von der Natur mit Lebensmittehi versora-
ten Lan({e.
S p r a c h p r o b e.
Bruce hat in der Sprache dieser und der zu-
nächst folgenden vier Nationen die ersren nenn
Verse des ersren Capitels vom Hohenliede aus
Habessynien mitgebracht. Ich sehe sie nirgends
aus der Äthiopischen Schrift, worin sie bey
Bruce sich finden, in unsere Schrift übercretra-
gen; sie folgen demnach hier in derselben.
Ane mofjägane dafsäru käfsawu niofsägane
jäfsäionione ni; kämobi knfsänjawu kursänä ; kä>.vä-
jene käfsä änechn dafsane kunjiräne iiirä knchuräwa
wnkä käschäku iewufs3njer?ä äläqatzeteqi kufsäiiiofsä
njiräta änekafsä; änefsetä njinekaka äkanäku änge-
rewa tanekänunu; charäda charä konä; neguniäni
tägulidä miszkä; käda dafsävva; ängnvva käwäjene
daäräkonä; kuwa änekänenje gegerä debi nä; käiä-
rufsalemo änekäkä käfsa niareketa zilänitä oodje
fsäloinoneta derjekuarafa äiuäräz rsäiijuchu sarekäta
kaneddan; 'uso kanetije jetu jerä jebana djaferon;
wäjene manedaneku nekaina änkurimä; jäwufsä
wäjene santäjä; jeschäso änekanetävvcfsa deku; wu-
schäwa zanegerete; wuschäwa hurä barcge schäschä;
ägäbatarä ägefsäta dtä jelsäbeki luorntälsi; njaräje
täkäfsä kukäna äinäretä; niorätcfsi fsaguno täkenetäta
ru febajeti Isawaneku mäneti; äbalänio fsäferäda
zekunekufsä; rorälsije ärehane ruräfsäfsä fsärägälija
järuretzane fsärägälija.
Damot Agows.
Andere Agows wohnen gegen Norden des
Reiches Damot, oberhalb Maitscha, d. i. des
platten Landes an beyden Seiten des Nils bey
seinem Ursprünge, im Osten der Schankala's, in
einem fruchtbaren Lande, eine zahlreiche Na-
tion, die von den Gallas gelitten hat. Sie ver-
124
führt Lebensbedürfnisse in grofsen Karavanen
zur Hauptstadt von Habesch, treibt auch mit
den Schankala an verabredeten Plätzen Handel,
führt aber ein elendes Leben. Die Jesuiten hat-
ten ziemlichen Eingang bey ihnen gefunden.
Die Sprache scheint keine Ähnlichkeit mit der
der Agovvs von Tschera zu haben.
S p r a c h p r o b e.
Nach Bruce.
Mazenä hejo luazenä jäfsalopäne an je; nieclju
äniaqä käwajene neku äkiiscliä äniäpenju; häroschä
häru kähäro njoqe änietänu; keschunje häberu
keschunje härekaiijo äkänefsoku njematäne inequ
eqenu; kegere tikonu kähäre häru fcränäkun ne£;use
tzavvälä deqä ketljäqa äuitäuiäkune äquthäne käwa-
jene hejäku äqäiiäkune ketä qanäkune tschekeku
gäbe änje; käjärusalinie niequ hejiku njetscherune
mequ gudjänje Isakenjone deknnenjo geränie tzebu-
ne; nersciienikune äiäta korä aleje; jedjässä huriP
jeniatschenje qäräschu wädäne mequ jeru isäqnruj
]u\vu wäjene leniiteqärä; äzäne äqenedadine deqn ;
äwara futärane äwära gezärane fsäte gize äschäschäkä
hhäwäkersäku kotzauiepä nienega; käwiirä jeräke-
järä; äqnne giräuicre; järiiänersatjäschine fsäwäne
tikene difc; fatscherä täbotä luniitsch lueka butä
eku; däfaräzä jäfärä'äne faräzä jäteru'äne ämodiräqä.
4. G a f a t.
Dieser Nation eigen ist em kleiner Strich
Landes in der Nähe von Damot an den süd-
lichen Ufern des Nils, den sie so wie die Ag;ows
verehren, übrigens aber wohnen sie durch alle
Provinzen zerstreut, barbarisch und unruhig.
Sprach probe.
Nach Bruce.
Jeh iäfsälom.one ädjäwate ädje äda bäfsäqiot ädjä
ätzatzauio ätzatzaiuäne ; mojete ätekaqä nebo di ,
1^5
äzenedi gunä; änerudifsä änef älämu jegadje; fsä-
anojätedi dabälo fsämowiiteh änedä gariä ätzrnokä;
javvutato zäjatedje vvädehi; iiiälefenahhene qäthälä-
anä; bänerndi äneruwä änetabure; negiise ätegebanje
bätschoguleschä bajete dafsä jebele nebudi niojenä
jSgadi änewäde; jete wäjode giinä zäwätä jeqani;
käjärufsalämä niäzäjätje ditäkaqä ägäkadjähu; äneda
äjäbanio dekamädi änedä fsaloinone luadenekuani
== guna gadjähuma dedjä; ägätzänehuiiio ätedanje
thäbärät äbadjätjeme; äiiiuiäLe buschätje janete
jebekti jetetzuleme; niajeneschä äqabu bele ätewäne
janätene wäjenä äkoqäbehiiiiie; ISbudjäjakäläfsäne
jewudi; jefenä tazänägäre jefenetStegädäle qanescliä-
küjä , jetetäwäke iiialehoni inalätjedje uiänegä;
dumahhäschi jateschäli anetätje giinä chuschäli;
jägunatjene luäfsäkimi qäneje nedaje; jänejälotje-
schäne näbotedqebi babolämeschi botä äqebi; fare-
jaschine jäfar'one feredescbi baleschin jäfar'oiie
baleschu.
Bey Ludolph: (Hist. Aetli. L. I. C. lo. n. 60.)
Sabogn tahzalam, homineni nori laedo.
Blegn tal balam, fruiiientuin non edo.
5. F a 1 a s c h a.
Dieses der Jüdischen Religion zugethane
Volk, lebt theils zerstreut in mehreren Reichen
und Provinzen von Habesch, besonders in
Dembea, als Weber und Schmiede, theils zahl-
reich iu dem gebirgigen Lande Samen, welches
von Sire durch den Tecazze getrennt wird, des-
sen Felsen in der Geschichte der Kriege der Kö-
nige von Habesch gegen sie beri.ihmt sind, und
wo sie einen, über den gröfsten Theil der Pro-
vinz verbreiteten Staat unter einem Könige Gi-
deon und der Königinn Judith, bilden, theils
endlich westlicher aufserhalb der zu Habesch
gerechneten Gegenden. Dafs auch in Arabien
126
bis ins sechste Jahrhundert ein Jüdischer Staat
bestand, der von Habesch aus gestürzt wurde,
lehrt die Geschichte. Diese Falascha sollen
einst mehrere Provinzen besessen haben, und
und ihr Nähme: Exulanten, bedeuten. Über
ihre Religions-Bücher sind die Nachrichten Lu-
dolf's und ßruce's verschieden.
Sprach probe.
Nach Bruce.
^Jä Sälomone bazeliku baze schäraw ba^e nimä-
keze jeniahoku; schära kingngn wäjene wäschäwe
kinjerasä nira naliki cherä schära kischiwulize njira
tädäbalika; änzi jekune jekäleno; änbagissa wätärä-
xiäwu; kinjirize njira gessano; äschäne ninegeli
fegäw; wäjen liweschäwu kinegugiifsä jekabonäwu;
kijekäleni lita äne schäiuäntu känäru; äjärursäleme
schakeiieli äne kizäku; zäbane guadje kina; fsolo-
nioniwu clänekuone käna; Tsajuäneta änäku hhäleta;
kuara hälekäje; jegena hhuru jegäri käruchifsuräwu
wäjene fsäberäfsä melätegäru jete jekaläjeti deqi
'^^^^^. fsäkabefsäja ^ägutä ganerljägene hhäfsähhäfsä
gizäze äggina wänetä tärnnjo kiinägiwa linja kija-
gefsä äbekärä jeqineliki anete schärarä änetäf nale-
kufsä fsäkobefsäwäli fenetiri täbotäfsä meläti; letä-
nelä nafsiriwa däferäzäze faro'ocha fsärägabane *).
) Zu möglichat deudicher Darstellung der Äthio-
pischen Lettern ist iiberall, auch am Ende der Wör-
ter, das knrze dumpfe e ausgedruckt worden. Durch
eine wiederhohlte sorgfältige Durchsicht dieser Stücke
mit Verglelchung sowohl der Griechischen Bibel, als
der Übersetzung in der Geez. Sprache, woraus obige
Übersetzungen der ersten 9 Verse des Hohenliedes
geflossen seyn müssen, hoffe ich folgende Wörter
iiach ihren Bedeutungen entweder gefunden zu ha-
ben, oder vermuthen zu können (in letzterem Falle
setze ich ein Fragezeichen bey ). Vielleicht dienen sie
zu weitei'er Aufsuchung der übrigen.
127
6. Diirigala, Barabra.
In dem zunächst an Habesch glänzenden
Sennar herrsdiet seit dem Anfange des XVlten
Jahrhunderts ein Theil der Neger-Nation 6V///7-
hik, und höchstwahrscheinlich ist ihre Sprache
Tscherasz.
Agows.
Daniot-
Agovvs.
Gafat.
Falascha.
Lud
mofsägan
mazenä
üdjäwat,üdjt
baze.
Mund
kamobi
T medju
j ämaqä
Küssen
kufsanj
ätzatzam
Brust
änga ?
anchu ?
akiischä oder
äquihiin
neüodi
kingugu.
Wein
wajn
wajn
mojt,
mojnä,
ämajätf
mojnschä
wajn.
Wohlge-
kunjiran ?
1 hüroscfiä
1 änerudifsä
kinjrasä.
Ti\di
\hüru
J kähäTO
\äneruwä
kinjiriz.
Myrrhen
nirä
j bänerudi
njira.
König
negumani ?
negus
negus
gcfsano oder
äschäne oder
ninegli.
Lieben
änkänenj
eqenu
wädehi
jekalonäwu.
däänekonä
äqcinahun
änewäde
hijekähni.
änekajsä
qüaiikun
äqenedadin
wäjode
jewudi
jekaläjeti.
Ich
nä ?
an .?
....
an.
Schwarz
gegera oder
tschekeku od.
zäwütü ?
känäku Cviel-
niareketa
njetscherukun
oder
njetscherun
leicht erste
Person.)
Tochter,
änkäkä
. . . .
zäjatedj _
Madehen
mäzäjätj
scMkeneli,
Schön
debi ?
gab ?
jeqcmi ?
kizäku.
Wie
....
....
qänej ?
anedä , wie
im Ainliar.
hina , käna. '
Zelttep.
denekuaneta
dekunenjo
madenekuaru
dänekuon.
pich.
Sonne
'llSO ?
kartl ?
kuara.
Überselicn
kantidan
älüta
. . '. \
hhäleta.
Wachen
kantid
ahj ?
qäräschu
jänet
hhälekäj,
meläte.
Wo
jänäten
meläti
vuschäwa
Iwärä
jefenä
gUtUf
Weiden
. . .
fätänun
jefen
igutä.\
(säkabefsäja.
/
ganz oder zum Theil mit ihnen dahin gekom-
men. Im.IIIten Abschnitte wird von ihr die
Rede seyn.
Von dem Könige derselben, ehemahls wohl
von dem Kaiser von Habesch, ist der Mek oder
König von Durigola abhängig, dessen Einwohner
durch Handelsverkehr mit Kahira reich sind,
aberanfser ihrem Könige in Hütten von Kreiden-
erde und Stroh, oder in Höhlen wohnen.
Unterthänig diesem Mek von Dungola sind
die Barabras oder B arber ins , deren Hauptsitz
Barbar, oder, wie es auf der Danvilleschen und
Bruceschen Karte und bey Denon '^) heifst: Ba-
rabra, am Einflüsse des Tacazze oder Atbara in
den Nil ist, eine schwarze Nation, der Moham-
medanischen Religion zugethan, in jenen Sitzen ,
von einem Scheich ihrer Nation regiert, der
ihre Streitigkeiten schlichtet. Sie führen ein
einfaches Leben, und gehen haufenweise nach
Kahira; wo sie als treue Knechte dienen, um
mit dem geringen Erwerbe nach Hause zurück
zukehren. An den Sinus Barbaricus, welchen
Ptole-
*) Der Beschreibung: dieser Nation in der Foyag'e
dans la basse et la haute Egypte par Viv. Denon, Par.
ip,02, 5-48} gebührt hier ein Platz: Une autre race
d'hommes, nombreuse en individus, a des traits ca-
racteristiques tres prononces: ce sont les Barabras ou
gens d'en haut, qui sont les habitants de la Nubie et
des frontieres de TAbyssinie. Dans ces climats brii-
lants, la nature avare leur a refuse tout superilu: ils
n'ont ni graisse, ni chair, mais seulenient des nerfs,
des muscles, et des tendons plus elastiques que forts:
ils fönt par activite et par lestete ce que les autres
fönt par puissance: il semble que l'aridite de leur sol
ait poinpe la portion de substance que la nattire leur
devoit; leur peau luisante est d'un noir transparent et
I2t)
Ptolemäus um die Linie setzt, und Eerbera im
Periplus, darf man bey jenem Nahmen dieses
Volkes vvolil nicht denken; aber näher läge die
Vergleichung der Berbern in Nord-Afrika, da sich
diese fast bis gegen Ägypten hin erstrecken; da es
nicht unwahrscheinlich ist , dafs sie von Osten
her in ihre gegenwärtigen Sitze kamen, imd da
sich wenigstens einige Ähnlichkeiten zwischen
ihrer Sprache und der Amharischen zeigten.
Dagegen zwischen der Sprache jener Baiberins
und der der Berbern haben sich in einer bedeu-
tenden Anzahl verglichener Wörter blofs fol-
gende Berührungen gefunden, die einiger Ma-
fsen für ähnlich gelten können :
Earabras
Dungnla
Berbers in
in N
ibien.
Nord -Afrika.
Hals
Jalir
Wasser
amänga
gurnmurA
szuuga
esomjhas.
aman.
Die Sprache dieser Barabras oder Barbarins
imd die von Dungola kennen wir nur aus ei-
ner handschriftlichen Wörtersammlung , die Dr.
ardent, seniblable absolument a la patine des bronzes
de l'autre siecle: ils ne resseniblent point du tout aux
Negres de Tonest de TAfrique: leurs yeux sont pro-
fonds et e'tincelans, sous un sourcil surbaisse; leurs
Harines larges , avec le nez pointu, la bouche evasee,
Sans quo les levres soieijt grosses, las cheveux et la
barbe rares et par petits flacons : rides de bonne heute,
et restanfc toujours agiles, Tage ne se prononce chez,
eux qu'a la blancheur de la barbo; tout le reste du
Corps est grele et nerveux: leur physionouiie est gaie;
ils sont vifs et bons : on les eniploie le plus ordinaire-
iiient a garder les niagasins et les chantiers de bois; —
ils gagnent peu, se nourrissent de presque rien , et
restent attacheö et fideles a leurs aiaitrea.
Mithrid. Ul. . I
i^>o
Seelzen in Kaliira aufnahm. Beyde Sprachen
sind sehr verwandt, und vielleicht aus einander
gegangene Dialekte Einer Hauptsprache, wie
aus den folgenden Proben erhellen wird ♦).
Fast die Hallte der mitgetheilten Wörter beyder
Sprachen sind gleich oder ähnlich, aber ihre
Endungen sind oft verschieden, die Wörter der
Barberins endigen meistens auf fl, die von Dun-
gola häufigst auf k oder^, und zwar oft deutlich
bey gleicher Abstammung, z.B. wenn: böse,
imd: häfslich Berber, iisa^ Dungolisch üsk heifst,
und bey den blofsen Ähnlichkeiten zeigt sich
eine Verschiedenheit der Behandlung
Hauptlaute.
S p r a c h p r o b e.
gleicher
Hiinuiel
Wa.^äcr
Feuer
Sonne
Mond
Müziu
Weib
Vater
Mutter
Üiuder
Schwester
Auge
Olli-
Nase
Zunse
Hand
Tufs
PvlOt
Tag
Barabrisch.
Dungolisch.
lürifia (bedeutet
artigge.
aucli Scliatt-h_)
shemnia
szemma.
iskilta
arikka.
amänga
csseg.
ika
)k.
maschckka
TnasiJk.
önarejä
scharäupa.
ad&mga
ogikh.
etlinga
enga.
al'ogo
ainbahk.
arienga
mdih.
aninga
oinbish.
anissegä
onissegd.
mangn
missigh.
likkegä
ulnk.
szurringa
mirringa.
närka
nädku.
iddegh
ihg.
ointüga
osserituge.
kabäkka
kaJg.
ogreska.
ogreska.
*) Dr. Seetzen hat sein Woitervcrzeiclinifs über-
schrieben: Wörter- itnd Redensarten in der Sprache
der Herber und der Einwohner von Düiigala al Ad-
131
Das Arabische Szemma, Himmel, kann in
diesem Verzeichnisse nicht auffallen. Nicht we-
niger begreiflich, aber immer bemerkenswerth
sind ein paar Berührungen mit der Sprache von
Darfür.
Süber
Bret
Pferd
Barabrisch.
kabakka
mürtegä
fori Joga,
aber aucii anders.
ku/g
kakk
Darfurisch.
jodda:
käng.
murtä.
In der Sprache der auch in Sennär herr-
schenden Schilluk heifst miirteneh Pferd; viel-
leicht dafs bey der Nähe der Schilluk bey Dar-
für dieser Nähme aus der einen Sprache in die
andere übergegangen ist. ^(^o^o, Vater, könn-
te mit abdko in der Sprache der Galla's, anenga
mit demAmharischen engite verglichen werden-
indessen letzteres ist nicht ähnlich genua, und
ersteres vielleicht von einer allgemeineren Wur-
zel ab. Wenigstens aber /Tza/?^^' Auge, und ka-
minja in Regirma auch: Auge, lassen sich nicht
vergleichen, da inja eine gewöhnliche Endung
letzterer Sprache ist.
sdiiLS im Königreich Sennär. Die Zusanimenstelhm'^
setzt aufser Zweifel, dafs die so genannten Barberins
gemeint. sind. Zmnahl da monad. Correspondenz «Sio,
Sept. Stück, S.271, Barbar als der Sitz eines Sultans der
Berbern erwäiint ist. Vielleicht sind sie auch gejueint,
wenn im Titel des Kaisers von Bornu Berbern als Un-
terthanen desselben aufgeführt sind.
132
n. Länder zwischen der Sahara
und dem Gülbi,
deren Bewohner nicht alle körperliche Eigenthiimlich-
Uchkeiien der Negern zu haben scheinen^ aber
diesen sehr nahe kommen. >
Je weiter von den der Meeresküste näheren
Ländern Afrika's sich der Blick des Forschers
entfernt, desto weniger sieht er sich unterstützt
durch Nachrichten dahin schon vorgedrungener
Europäer, und desto weniger lassen sich die Ver-
hältnisse der dort wohnenden Völker unter sich,
und die Bcschafienheiten ihres Körpers und ih-
rer Sprache bestimmen. Genug, wenn die Ver-
muthung wenigstens einen festen Boden erlangt,
von wo^sie ausgehen, und auf den sie sich stü-
tzen kann.
Die Behauptung, dafs zwischen der Sahara
und den eigentlichen Negern hinter dem Gülbi ,
dafs also zwischen beyden Völker wohnen, wel-
che eine Mittelart zwischen diesen und den
übrigen Menschen, und wohl aus einer Mi-
schuncr beyder entstanden sind', ist vielleicht
mehr als Vermuthung , und wird sich hoffent-
lich durch genauere Kenntnifs der bezeichneten
Länder, und vorzüglich der Gegenden von
Afnu oder Kaschka bestätigen. Aber wenig-
stens der Vermuthung dürften die Gründe ihren
Boden sichern, welche nach einer Beschreibung
dieser Gegenden die in Rücksicht auf die Unge-
wifsheit ihrer Lagf sowohl als auf ihre Sprachen
hier nothwendiger wird, sogleich folgen sollen.
153
Die Narlnichtfn c]pr Alren '"') ii])er diese
Länder pewähren bis jetzt nocli keine Anwen-
*) Diese Nachrichten verdanken wir fast einzig
dem foischenden Fleiise des rtolemiius. Wir vereini-
geh hier, was er über die Liinder unterhalb der oben
beschriebenen vsagt, nnd beaierken hier zum voraus,
tlafs er die (mit Cursiv- Schrift gedruckten) Gebirjre
iSagapoLi in den 2,0,° d. Er. , Usargala in d.an 20°, aber
weit östhcher, noch östlicher Girgir in den 21°, fa^t
iinter ersteres das Gebirge Mandrus in den 19° setil,
etwas ö^vtHcher in den 1 1 " das Rysadische Vorgebirge, und
unter ihm in den 10'^ das Gebirge Kaphas, noch ein
wenig östlicher aber, in den 15° das Gebirge: der Wagen
der Götter, mit dem Kaphas in gleicher Breite aber
noch östlicher als Usargaia das Gebirge Thala, und
noch viel östlicher das Garamantische Thal, Unter
crstereni aber in den 5° wird dasGebivee Arualtes, und
östlicher, doch nicht so östlich als iei;ies Thal in den 1°
das Gebirge Aranges gesetzt. Der Flufss Gir verbindet
dieses Thal mit dem Üsargala, der Niger verbindet die
Gebirge Mandrus und, Thala. Die Völker sind auf
teilt:
AutoLilae.
Ph:
Sirangae. ^'''
firusü.
gapola.. M c 1 ;i n 0.
Saliithi.
Daphuit.ie. G ä t u 1 i.
Zamazi.
. Maysocki.
Rabii.
Malkoae.
Arrokkae.
Mandnu. Tckp^ni.
Man- !N igritae
dori. A e t h i 0 p u n:.
Daradae. Deoriim pgj.„rsi_
Macluirebi. curyns.
Sophiikäi.
Solveatii. Or-
Amikoli(od. Phaiirnsü) plies.
Chiiritae. Jiysadium.
' Stachirae. Leiikäthiopcs.
Kaphizf. O drangidae Aethiopes.
Tariialtae.
Matites.
Aphricerones.
Aganginae
Aethiopes.
1^4
diing; aber gevväliren sie vielleicht künftig, wenn
wir erst das Local und die Verhältnisse der darin
vvoliuenden Völker genauer kennen, und die
Lygamat
ae. Sainamykii.
^'^afem^1es.
G i
T -: i r.
Vuirjjila. Ga-
Makoi.
Suburpores. ra-
Dauchitae.
Pyr.
man
Kalitae.
rliaei
Libyscher
Alitambi.
Aethi-
opes
tes.
Miibisoher See
Cvom Flusse Git
gemacht.)
K ubae.
Manrali.
Thala.
Armiae.
Dolopes.
Thalae. Garamanten-
Astakuri. SchlucUteu.
Mimaivi.
Gongalae
Naiiosbes.
Kabathrae.
D e r m o n e ».
AriuütP.s. X y 1 i k k e s Aethi
Dorbiki. Arokkä.
jpes. Arangaf.
Sehr bemerkenswerth ist die Auszeichining meh-
rerer von diesen Völkern durch den Beynahuien Äthio-
pen, der ohne Zxveifel völlige Negerartigkeit bezeich-
nen soll. Wenn dagegen die Nigriten z. B. bey Mela
von den Athiopen unterschieden werden : so geschieht
es unter dürftigen Nachrichten, welche mit dieser
Aufzählung der Völker nicht verglichen werden dürfen.
Die Garamanten, welche von den Quellen des
(übrigens nach dem mittelländischen Meere hin flie-
l'senden) Bagrades bis zum Nubischen See wohnten,
wurden das Ziel Römischer Kriegszüge, und Plinius
(Hist. Nat. B. V. C. 5.) zählt alle Städte, Völker,
Flüsse und Berge dieser Provinz her, welche bey dem
Triumphe des Cornelius Baibus über sie aufgeführt
wurden, so dafs über ihr Daseyn und die Wahrheit
der dabey angegebenen Bestimnmngen kaum irgend
ein Zweifel erhoben werden kann. Schade, dafs die-
selben noch nicht mit dem jetzigen Zustande dieses
Landes verglichen werden können , welches sich offen-
bar bis tief in das jetzt so genannte Sudan oder Haüssä
135
von Ptolemäus angegebenen Gebirge, Flüsse
und Seen sorgfältig aufgesucht und bestimmt
seyn werden.
Von den Reichen, welche Leo Africanns *)
in diesen Gegenden nennt, und selbst bereiset
liatte, haben sich mehrere in den Berichten der
Neueren über dieselben mit mehr oder weniger
Sicherheit wieder gefunden. Es ist um so noth-
^vendiger, alle diese neueren Nachrichten unter
einander zu vergleichen, da sie alle nur mittel-
bare, von Lucas, Niebuhr, Einsiede! hlok erfragt,
nicht von diesen selbst an Ort und Stelle einge-
zogen sind *■'*■=). Nahmen von Ländern oder \^öl-
kern finden wir in manchen derselben alsStädte-
nahmen aufgeführt: und auch so sind sie Bestä-
tigungen des Daseyns und der Wichtigkeit der-
selben, wenn auch die Kenntnisse der Mitthei-
ler nicht genau genug waren.
I. Länder unter dem westlichen Theile
der Sahara.
In dem westlichen Theile der Länder unter
seinen fünf Völkern subfusci coloris stellt Leo
die Reiche Gualata, Ginea, Melli, Tombuktu,
Cabra und Gago auf, deren Bewohner zu Einer
hin erstreckte. Die kurzen Angaben Strabo's über das
Innere von Afrika gehen so wenig ins Detail, dafs
sich daraus gar nichts zur näheren Bestimmung jener
Länder und Völker entnehmen liilst.
*) B. VII.
**) Unternehmungen der Gesellschaft zur Beförde-
rung der Entdeckungen im Innern von Afrika, im: Ma-
gazin derReisen, Bd.V. 8.255.1?. Neues Deutsches RIu-
seum 1790 Oct. , 1791 May. 6u/.'n's Samml. nierkwür-
diger Reisen in das Innere von Afrika, Th.lll. S. 455. ff.
Classe von Völkern zu rechnen sind, da sie nach
Leo Eine gemeinschaftliche Sprache reden. Gua-
iata, in einer grofeen Oase in der Wüste hun-
dert Lieues über dem Senegal, ^vo sich noch
1787 ein nach einem Aufstände flüchtig gewor-
dener Prinz des Marokkanischen Hauses festge-
setzt hatte '■') , -war nach Leo ehemahls der Haupt-
sitz des nachmahis besonders nachTombuktu ge-
zogenen Handels mit dem Innern von Afrika.
Unter Ginea ist ohne Zweifel Jc?me oder
Dschcnneh bey Mungo-Park (bey Einsiedel: Jen-
ni) zu verstehen ; Mungo-Park kam bis ungefähr
zwey kleine •Tagereisen^'von dieser beträchtli-
chen Stadt, welche nur dem Nahmen nach zu
dem, nachmahis bey den Mandingo's zu erwäh-
nenden Königreiche Bambarra gehöre, und
hinter welcher nach zwey Tagereisen der Gülbi
oder Niger einen grofsen See Dibbi oder den
schwarzen See bilde, aus dem verschiedene
Ströme hervor gehen, wovon die zwey nach
N. O. und O. sich bey Cabra wieder vereini-
gen -).
Mein im Süden vom Ginea und vom Niger,
an Avelchem es sich ungefähr fünf und zwanzig
Deutsche Meilen bis zum Ausgange eines Flusses
erstreckt, stöfst in Westen an sehr grofse Wal-
dungen, die bis an das Atlantische Meer rei-
chen, im Süden an Wüsten und dürre Gebirge,
im Osten an das Gebieth von Gago. Die Ein-
wohner sind die geschicktesten, gebildetesten
und gewerbfieifsigsten unter allen diesen A^'öl-
kern, und haben unter ihnen zuerst die Moham-
*) Golberry Voyage, P. I. S. 221.
**) Minisro Park's Reisen. Berlin. ÜelTertetz.
S. 190. f.
137
medanische Religion angenommen. So Leo.
In letzterer Beschreibung erkennt man Mandin-
go's, und da sich Haufen dieser Nation mancher
Reiche in diesen Gegenden bemächtigt haben:
so wäre diefs in keinem Widerspruche mit Leo's
Behauptung, dafs die Einwohner von Melli mit
den übrigen hier genannten Reichen zu Einem
SprachsTamme gehören. Bey den grofsen Wal-
dungen wird man sehr leicht an die Avaldigen
Gegenden erinnert, durch welche Mungo Park
seine Rückreise nahm, und welche sich viel-
leicht bis zu den Quellen des Gambia und Sene-
gal fort erstrecken ='•*). •
Tombuku hat zu seinem Hafenplatze Cabra,
wie letzteres bey Leo in der Angabe liegt, dafs
die nach Melli und Ginea Handelnden dort einla-
den, und mit sichernder Übereinstimmung eben
80 bestimmt von Mungo -Park, als von dem Be-
richtsteller bey Einsiedel gesagt wird. Tom-
buktu, dieser Hauptplatz des grofsen Handels
im Innern von Afrika, mit Scharen von Kauf-
leuten und Kunstarbeitern , der Besitz eines rei-
chen und mächtigen Königs, dessen Vorgänger
nicht lange vor Leo's Zeit viele benachbarte Rei-
che durch Gewalt oder Treulosigkeit überwun-
*) Die Lage dieses Melli bleibt, wenn auch im-
mer unbestiuinit, doch nicht ungewifs ,und inan darf
es nicht an die Pfefrerküste versetzen (so dafsJMalaguet-
ta, dort Pfeffer, selbst für Nahuiens-Ahnlichkeit gelte),
nocli eine Laut-Ähnlichkeit Lainlaui , dem Lande bey
Edrisi (ed. Hartniann, S. 56) erzwingen, welches
Lamlam, nach Edrisi's Angaben, doch wolil östlicher
liegen möchte, Bey Lamiam kann hier noch bemerkt
werden, dafs Lemlam in der Sprache der verbreiteten
Falitija: Salz, bedeutet. Nach Edrisi ist die Sprache
von Lamlam ganz verschieden von der von Gana imd
Älekzara.
i5a
den oder von sich abhängig gemacht hatte *),
ist das Ziel der in das Herz von Afrika einzudrin-
gen suchenden Europaischen Forscher, und
die Kenntnift seiner geographischen Lage, so
wie die seiner Umgebungen, wird uns gewifs
nicht melir sehr lange vorenthalten bleiben.
Fast südöstlich von Tombuktu ist Gago eine rei-
che Stadt. Bey Niebuhr gehört Kogo zum Ge-
biethe des Sultans von Kaschna.
z» Sudan unter dem östlichen Theile
der Sahara.
Die Länder unter dem östlichen Theile der
Sahara, gewöhnlich unter dem Arabischen Nah-
men: Sudan, bekannt, welcher eben so wie Ni-
gritien: Land der Schwarzen, bedeutet, heilst
bey denEingebornen: Afnu; nach Hornemann ist
der im Lande gewöhnliche Nähme Haussa, der
Nähme desselben in der Sprache von Bornu:
Assna. Der Handelsverkehr ist von Fezzan aus
hierher und nach Südosten gerichtet, so wie der
nach Tombuktu besonders von Marokko aus
geht. In diese Gegenden setzt Leo folgende,
wiederum durch eine gemeinschaftliche Sprache
zusammen hängende Reiche.
Guber ist von Bergen umgeben, und beym
Anschwellen des Niger von demselben über-
schwemmt; es hat Einwohner, die sich theils
auf Viehzucht legen, theils Handwerke treiben,
zu Leo's Zeit von Tombuktu unterjocht, nach
Hornemann jetzt in den Händen eines Sultans,
der sich zwar Zanfarä's bemächtigt hat, aber
*) Der Nähme desselben, Abubekj- Ischia (Leo
5- ;657)> hat Ähnlichkeit mit Habessynischen N^hiuen
bey Bruce.
selbst dem Sultan von Asben zu Agades tilbmär
ist, und liegt nach eben denselben Nachrichten
südöstlich von Asben, nordwestlich von Kasch-
na, nördlich von Zanfara, welche Lage nicht
ganz zu der von Leo angegebenen pafst. Dieser
<zibt Zanfara rohe Einwohner von sehr schwär-
D
zer Farbe und sehr breitem Gesicht, und setzt
es in Osten vom Reiche Zegzeg^ welches im Süd-
osten von Cano, zum Theil eben, zum Theil gebir-
gig sey, und welches man wohl in dem Sogsog bey
Einsiedel wieder findet, dem man letzteres im
Westen von Hafnu nannte. Beyde Reiche kennt
Leo als abhängig von Tombuktu. Von Agades
(bey Edrisi: Andagast) ist oben bey den Tua-
rycks gehandelt worden ; Leo nennt seine Ein-
Avohner die weifsesten unter allen INigriten.
Cano nennt Leo ein grofses Land mitAVüsten und'
Waldgebirgen, das gröfstentheils von Viehhirteii,
oder Ackeileuten bewohnt werde, und setzt es
ungefähr 500 iMiJliarien vom Niger. Man hat es
mit Gana bey Edrisi verglichen; bey Einsiedel'
ist Cona Residenz des Königs von Afnu; bey
Hornemann sind Cano und Kaschna beyde Re-.
sidenzen mächtiger, aber doch an Bornu Tri-
but zahlender Sultane, und sind nur beyde Län-
der unter dem Nahmen Afnu begriffen, wenn.
er eigentlichst gebraucht ward.
Casena liegt nach Leo im Osten von Cano,
ein gebirgiges, aber fruchtbares Land, mit Ein-,
wohnern von sehr schwarzer P'arbe, grofsen Na-
sen und liervor stehenden Lippen. Nach Ein-'
siedeis Nachrichten sind die Einwohner von^
Afnu viel schwärzer, als andere Völker dieser^
Gegenden, und ist Kaschna, welches mit jeiiem~
Casena natürlich für einerley gehalten worden
i^t, die Haupt- Niederlage des Handels zwischen
i4o
Fezzan und den Nigritischen Ländern, und zwar
nach den Nachrichten bey Niebuhr auf dem
Wege von Sänfara (hier Residenz des Königs
von Afnu) nach Fezzan.
Guangara stellt Leo südöstlich von Zanfara.
Leicht vergleicht sich damit Vankara bey Edrisi,
welches an die Gränze von Cano ostwärts gesetzt
wird, so dafs esLamlam im Westen habe. Als
reich an Gold, welches nach dem Sinken des
Niger gesammelt werde, ist *es bey Edrisi und
Niebuhr beschrieben; der Name Kankara, wel-
ches bey letzterem, obwohl als zumGebiethe des
Sultans von Kaschna gehörig vorkömmt, pafst
genau; nach den spätem Nachrichten bey Hor-
nemann *) wird Vanquarah von Statthaltern aus
dem östlicheren Bornu regiert.
Hornemanns Nachrichten, von mehreren
unterrichteten Männern aus Bornuiund Haüssa
eingezogen, scheinen um so mehr Aufmerksam-
keit zu verdienen, je genauere Kenntnifs die
Unterscheidung der Nahmen eben desselben
Landes bey verschiedenen umliegenden Völkern
voraus setzt. Nach diesen Nachrichten sind diese
Reiche überhaupt nicht von so beträchthchem
Umfange, als sonst angenommen wurde, und
nach eben denselben sind die Einwohner von
Haüssa „zwar ohne Zweifel Negern, aber nicht
ganz schwarz. — Die Nase ist klein und nicht
platt gedrückt. Auch ihre Statur ist nicht so
unangenehm, wie die der Negern."
Im Osten der genannten Länder kommen
noch andere mit Einwohnern vor, welche auch
nicht alle Charaktere der Negern zu haben schei-
nen. Begarmi, südöstlich von Bornu, hat nach
•) S. S. 170.
i4l
den Nachrichten des Scherif Immahed bey Lu-
cas *), Einwohner, die „ zwar von Farbe ganz
schwarz sind, aber doch nicht zum Negerstam-
me gehören."" Auch Edrisi, der: Begama,
schreibt, erwähnt die Schwärze der Einwohner.
Dr. Seetzen fand einen jungen Mann aus diesem
Lande fetter als sonst Negern sind, und nach
dessen Erzähhmg gab es in diesem Lande man-
che Weifse, die nach Dr. Seetzen's Dafürhalten
vermuthlich aus der Barbarey kamen (wenn
nicht weifse Tuarycks darunter zu verstehen
sind). Dieser war Mohammedaner, so wurden
die Einwohner von jenem Scherif, aber als
Christen, und abhängig von Bornu wurden
sie Niebuhr geschildert. Letzterer nennt in den
iii?;?^// eine benachbarte Nation, welche, gleich
den Einwohnern von Sennär, langes Haar haben.
Ob nun die, auch im Osten der geschilder-
ten Länder befindlichen Reiche Kanem^ welches
nach dem envähnten Scherif auf der Karavanen-
Strafse zwischen Fezzan und Bornu zehn Tage-
reisen von letzterem, nach den Angaben eines
Negers aus der Nähe von Bornu **) westwärts
davon liegt, welches Langles mit dem Kanena
bey Hornemann im Norden von Bornu ver-
gleicht, und auch Einsiedeis Berichtsteller kannte,
und Kühl welches nach Eon al Vardi von grofsem
Umfange, voll sch\varzer Einwohner war, und
nach Abulfeda im Westen an Gana, im Osten
anCanam gränzte, nach Hornemann''s Nachrich-
ten aber bey den Eingebornen .F/V/^/r/, bey den
westlicheren Völkern Liissi^ und nur bey den
östlicheren Kuku heifst (an einem See, nach
*) Magazin der Reisen, Bd. V. S, 556.
"*) Monatliche Correspondenz, igio. Ocfcob. 5.552.
Verschiedenheit des Anschvvellens durch Regen ,
vier bis acht Tagereisen im Umfange liegt), und
ehemahlsauch überBegarma und Wady herrsch-
te; ob dieses JVady, welches, ebenfalls nach
Hornemann, im Westen von Kuku liegt, und
im Osten Darfür hat, ehemahls aus mehreren
kleinen Staaten bestand, daher auch noch mehr
als zehn Sprachen dort im Gebrauche seyen,
aber von Arabern, dergleichen auch in den Räu-
men im Norden zwischen Begarma und Wady
herum streifen, erobert und vereinigt wurde;
ob ferner die von Haüssa aus südlichen, aber
hoch oberhalb des Gülbi oder Niger befindli-
chen Reiche, die Hornemann anführt: Nyfe,
bey Einsiedel Naß^ Cabl^ vielleicht das Ekabli
bey Einsiedel; ob sie in diesen oder den folgen-
den Abschnitt gehören, mufs aus Mangel an be-
stimmten Nachrichten ungewifs bleiben.
5. F u 1 a h.
Aber gewifs gehören die FulaJis am Senegal,
nnd unter ihm bis zum Sierra Leone, und über
ihm am Gülbi, und über diesem zwischen jenen
westlichen und östlichen Reichen, bis gegen
Fezzan herauf; gewifs gehört diese ausgebrei-
tete Nation der Fulah's zu einer Mittelgattung
zwischen den eigentlichen Negern und den
Afrikanischen Weifsen. Sie selbst halten sich
für besser, als alle eingebornen Negern, und
rechnen sich im Gegensatz anderer Nationen
immer zu den Weifsen *). Eben so unterschied
sich ein Fulah bey Oldendorp =^'*) von den Ne-
*) Mungo-Park, Berl. Übers. S. 49.
**) Geograph, n. politisclie Nachricliien voi:^ Afri-
kanischen Nationen, m der Geschichte der Mission der
gern, seine sch^varzen Haare waren wie die der
Europäer, seine Farbe weniger schwarz als die
der Negern, die Nase nicht so stumpf, die Lip-
pen sch\varz, nicht roth wie/beyden Negern.
Jobson am Anfange des siebzehnten Jahrhun-
derts *) erwähnt auch des langen schwarzen,
bev weitem nicht so, wie bey andern Negern
krausen Haares seiner Fulbies, ^vie er sie nennt.
Nach Mungo -Park *'•') haben wenigstens die
am Gambia wolnienden Fulah's, weiches Seiden-
luar, und mehrentheils eine braungelbe Far-
be, und feine Gesichtszüge; ihre Farbe weiche
indefs in verschiedenen Districten von einander
ab, und sey nahmentlich in Bondu und andern
Königreichen in der Nachbarschaft des Mauri-
schen Gebiethes gelber als in den südlichen Staa-
ten, Golberry nennt ihre Farbe in ihren Haupt-
bitzen noir roi/ge, und schreibt ihnen regelmäfsi-
ge Züge und längere, nicht so wollichte Haare
zu, als andere Negern haben, und einer ihrer
Colonien, den Peuls am Senegal, eine schwarze
mit rothem Kupfer vermischte Farbe. Auch
Lamiral unterscheidet die schwarzen und rothen
Fulah's, von denen jene anderen Negern ähnlich,
stark und tapfer, .diese von sclnvacher Consti-
tution seyen. Andere unterscheiden die unab-
hängigen Fulier, oder jene Peuls, von den ab-
hängigen, unter ihrem Siratik stehenden, der ost-
wärts an beyden Ufern des Senegal herrscht ***).
evangelischen Brüder auf den Caraibischen Inseln.
Eaiby, 1777. S. 274.
*) Allgem. Historie der Reisen, Th.III. S. 177.
**) S. lo.nnd 48.
***) Bruns systematische Erdhesclireibimg von
Afrika , B. IV. S. 25G. f. B. V. S. 556. i".
144
Das Corps der Nation unter dem eigentli-
chen Nahmen Fulahs besitze ein grofses Gebieth
um die Quellen des Rio grande unter der zehn-
ten Nördl. Parallele und zwischen dem fünfzehn-
ten und zwölften östlichen Meridian von Ferro.
Dort ist Teembu, eine sehr volkreiche Stadt,
80 Lieues von Sierra Leone, die Hauptstadt die-
ser grofsen Nation, welche noch gegenwärtig
einen grofsen Theil der Länder zwischen dem
I4ten und iiten Grade N. Br. beherrscht *).
Den Umfang der Colonien dieser starken,
tapferen, klugen, verständigen und gefürchte-
ten Nation bestimmt Golberry von der vierten
nördlichen Parallele bis über die mittäglichen
Ufer des Senegal, und nennt in jenen südlich-
sten Puncten die Fulah-Suso, unter welchem
Nahmen sie an den nördlichen Ufern des Flus-
ses Mesurade , auf der Gebirgskette Sierra Leo-
ne, an dem Scherbroo, Rio Sestos, und an den
Caps de Monte und dePalmes bekannt seyen ''*).
Im Norden habe eine Colonie dieser Nation,
welche man die Foules oder Penis nenne, das
Negerreich zwischen Podhor und Galam gestif-
tet,
*) S. Golberry Voyage en Afrique, T. I. p. loi. 102.
Auch der Englische Verf. des Wörterbuches der Susoo-
Sprache schreibt diese Stadt: Teembo, er nennt dar-
in einen gelehrten Fulier: Abdu Allahi Abüdu, Mungo
Park, Übers. S.Z1.9. u. 020. nennt das eigentliche Vater-
land dieser Nation Fulada zur Seite von Sibidula.
**) Dafs die Suso's nicht Fulah's sind, beweiset
ihre Sprache deutlich, und in so fern irrt Golberry,
wenn er jene I zu diesen rechnet (S. 11/f). Ob aber
nicht eine Mischung beyder Nationen, oder Fuliern
unterworfene Suso's in den benannten Orten wohnen,
wollen wir dem sorgfältigen lieisenden keineaweges
abstreiten.
i45
tet, welches den Flufs in der Weite von 130
Lieiies beherrsche *),
Über diese Verbreitung der Fulah's über den
Senegal gibt Mungo- Park Aufschlüsse. Das Kö-
nigreich Bondu, in der Mitte zwischen dem Se-
negal und Gambia, der Mittelpunct des innern
Handels, vergröfsert durch erzwungene Abtre-
tungen von dem in Osten angränzenden Reiche
Bembuk, eben so das Königreich Massina am
nördlichen Ufer des Gülbi, nicht weit von Süla,
dem letzten Orte, den Mungo -Park auf seiner
ersten Reise betrat, und von Dschenneh, ist
von Fulahs bewohnt, die sich überall in den
von diesem Reisenden besuchten Ländern durch
sorgfältige Betreibung des Ackerbaues und der
Viehzucht ausgezeichnet. Er schildert ihre Re-
gierungsform, als nach dem Koran eingerichtet,
und die Bekenner dieses Korans als eitrig in Er-
richtung von Schulen, in welchen auch die Kin-
der der neben jenen wohnenden heidnischen
Fulah's Unterricht suchen, und meistens alle
etwas Arabisch lernen. Der Verfasser einiger
Nachrichten über benachbarte Völker, welche
dem Susu- Katechismus beygefügt sind, sagt
bestimmt, dafs alle Criminal- Sachen nach der
Sonna entschieden werden. JNach eben diesen
Nachrichten heifst das ihren übrigen Ortshäup-
tern vorgesetzte Oberhaupt, dessen Macht jener
*) A a. O. und S. 25g. 60. Anderwärts T. IL
S. 105. ist bonierkt, dafs dieses Land und das eben an-
zuführende Bondu ehemahls 7 um grofsen Heiche der
Jolofs gehörte. Nach T. II. S. 227. sind Niederlassun-
gen der Fonlahs auch am Rio de Nuno Tristao , des-
sen Ausflufs iju 10° 15' N. Br. sich befindet, unter
den dortigen Negern, die Naloez heifsen, und unter
Nachköuiuilingen der Portugiesen.
Mithrid. 111. K
i46
Verfasser aber nicht genau zu bestimmen ver-
mag: Alamammee (wobey man sich an den Nah-
men des Königs von Bondu, bey Mungo-Park:
Almanni, erinnert; auch der König der Fuhlah-
Peuls bey Golberry *) heifst Almami).
Aber noch weit nordösthcher , als jene Fu-
lahs in Massina , wohnet ein Theil dieser Nation,
unter dem Namen: Phälatija- odev P/wHdta-AvR-
ber. Sie wohnen neben und zwischen Tuarycks
und Negern in Haüssa und der benachbarten
Sahara. Ein Abkömmling dieses Volks, von wel-
chem Dr. Seetzen ein Wörterverzeichnifs auf-
nahm, war von Ader, einer Stadt fünf Tagerei-
sen südlich von Fezzan gebürtig, und „seine
Hautfarbe war schwärzlichbraun, ein wenig
dunkler, als man sie gewölmlich bey Habessy-
niern findet. Er hatte grofse schwärzliche, glän-
zende Augen, eine grofse gebogene Nase, einen
weiten Mund, dünne Lippen und ungemein
schöne, weifse Zähne. Der Theil des Gesich-
tes von der Nasenwurzel bis zum Kinn war
etwas mehr hervorspringend, als man ihn ge-
wöhnlich bey Europäern antrifft, indessen wür-
de ihn dieser Umstand selbst bey uns nicht häfs-
lich gemacht haben." Er geJiörte „zu dem weit
verbreiteten Stamme der Araber, die unter dem
Nahmen der Phelläta bekannt sind, und sich in
einem grofsen Theile des nördlichen Afrika'«
aufhalten, welcher unsern Geographen unter
*) T. l. S. £59. Dafs dieser Nähme: Haupt der
JP/iesfer bedeuLe, wie Lauiiral sagi, paTst zu der Ab-
leitung aus dem Arabischen und zu der Entthronung
des Königs der Peuls durch seinen Marabut, welche
1785 erfolgt seyn soll (s. Bruns's Erdbeschreibung a. d.
a. Orten), aber schwerlich zu der angegebenen Ver-
breitui:;:; dieses Nalimens.
'47
dem Nahmen Belad el Dejerid (Bilednlgerid)
und Szalihara (Sahara) bekannt ist." Ader o-e-
hört nach seinen Aussagen einem Sultan, der
vom Sultan von Agades abhängig ist, den er das
Haupt aller Tuarycks nannte. Von Ader nach
Sanlara seyen vier, oder, vväe er ein anderes Mahl
sagte, acht Tagereisen, auf dem Wege dahin
\vohnen Phelldta und Negern. Der jetzige Re-
gent von Sanfara heifse Osmän ibn Phodudh, er
seySchech eidin oder Patriarch über alle Moham-
metianische Neger- Länder und man wallfahrte
zu ihm, er sey von schwarzer Farbe, aber vom
Stamme der Phelläta. In Tombi'iktu, Tafilät,
Boberd, Djaka und Massena treffe man Phelldta.
Mässend führt uns zu Massina zurück, an dessen
Gränzen Mungo- Park war '•■).
Dafs nun diese Phelldta ein Theil der Fulah-
Nation sind, wird nicht blofs durch dieses Zu-
sammentreff'en der Nachrichten über Mässend,
vielleicht selbst durch die Ähnlichkeit des Nah-
mens wahrscheinlich, sondern das Zusammen-
treffen der, so imbezüglich auf ein solches Re-
sultat, an weit von einander entfernten Örrern
aufgenommenen Wörter-Verzeichnisse, welches
*) Der Phelläta kannte den grofsen Strom Gülbi,
welches Wort bey den Negern: Meer, bedeute, wie
die Ägypter den Nil auch nennen, aber die Orte wel-
che dieser bey seinem LanFe berühre, gab er nur iin-
bestinimt an; er kannte Begirnia, B^Tnu, Gobir (ohne
Zweifel das erwähnte Gubtr) welches er einniahl nur
sechs Tagereisen von Ader, und dieses drey Tagerei-
sen von dem Negerlan.ie Kassena setzte, Kano", die
Insel Melli, welches (wegen dieses Beynahniens, nach
Seetzens wahrscheinlicher Vermuthung. sich zwischen
zwey Hauptarmen des nierkwiirdigen Stroms befinden
mag, und) sehr, sehr weit, das letzte ihm südlich be.-
K 2
i4ö
ich mit Vergnügen entdeckt habe, und die fol-
genden Sprachproben belegen werden, setzt
diese Einerleyheit der Nation aufser allen Zwei-
fel, und der Nähme Phelläta- Araber, den sie
führen, ist wohl nur eine Unterscheidung von
denTuarycks auf der einen, und den Negern auf
der andern Seite , und bey dem Einflüsse Arabi-
scher Mitbekenner des Koran wohl nicht schwer
zu erklären. So also rücken die Fulahs bis zum
25° N. Br. herauf.
4. Mischungen der Negern und Nord-
Afrikaner.
Bis über die Gegenden südhch von Fezzan
nach dem Gülbi, ihren Niger, hin haben die
Römer Kriege geführt, und für eine gewisse Zeit
geheiTScht-: wäre es nicht wahrscheinlich, dafs
diefs manchen Einflufs auf die dortigen Völker
gehabt, auf die Mischung der Negern mit Nord-
Afrikanern , mit Stämmen der Garamanten, Nu-
midier und Gätuher, die grofseniheils an unge-
wisse W^ohnsitze gewöhnt, und doch wenig-
stens zum Theil dem Ackerbau nicht feind, jetzt
durch den Druck der Römischen Macht südli-
cher gedrängt, dort an schwarze Nationen an-
kannte Negerland sey, von wo intlefs Filgrimme so
wie von Dschenneh und Tombuktu über Ader nach
Mecca gegangen, nnd er liefs die Negerländer: Käsee-
nä, Wagoborü, Bauljii, Gürma, Jai'iwur, Gonja,
Kano, Bargu, Jirnia , Kuära u. e. a. zusammen den
allffemeinen Namen Haüssä, führen. Er berichtete,
dais die Tuarycks, mit welchen die Phellatae im bes-
ten Vernehmen stehen, bis drey Tagereisen von Ägyp-
ten streifen, die Karavanen von Fezzan in die südli-
chen Länder führen, und bis Borna und in andere
weit enti^rnle Länder reisen.
«49
geschlossen, oder, wo nicht schon früher, da-
niahls mit ihnen verbunden worden seyn mö-
gen '••). Die Meläno-Gätuli, und die Leukä-
thiopes bey Ptolemäus sind ziemlich deutliche
Anzeigen solcher Mischungen. Für Gätulier
der Abstammung nach müssen jene gegolten
haben, sonst konnten sie nicht ihren Nahmen
führen , und ihre Schwärze blofs dem Einflüsse
des Klima zuzuschreiben, ist nicht ohne Schwie-
rigkeit. Noch bestimmter aber werden letztere
sowohl als Negern betrachtet und doch an die
Weifsen angeschlossen. Und da wir bey Ptole-
mäus so bestimmt Völker, welche als Äthiopen,
als Negern, aufgestellt werden, zwischen andern
ohne diesen unterscheidenden Beynahmen fin-
den, ist da nicht eine Mischung dieser Völker
an sich wahrscheinlich? besonders zu einer Zeit,
wo noch Jahrhunderte lang die Scheidewand
fern blieb, welche später die ßekenner des Islam
von Heiden absonderte, obwohl auch noch
nicht völlig trennt, wie schon das Beyspiel der
halb heidnischen halb Mohammedanischen Fu-
lah's am Gambia nachweiset.
Nach einer Bemerktmg des Ptolemäus, die
mitten in dessen Einleitung zu seiner Geogra-
phie eingewebt ist '^*), waren die Garamanten
öchon selbst Äthiopier und hatten Einen König
mit ihnen. Jenen Nahmen möchte Ptolemäus
nicht von ihnen haben brauchen können, wenn
*) Vielleicht clafs sich bey näherer Kenntnifs dsv
Länder von Haüssä noch Spuren des Einflusses der
Römer in der Art der Betreibung der Handwerke fin-
den, welche in jenen Gegenden einen gewissen Grad
der Vervollkounnnung erreicht habeti soll.
*•) B.I. C.8.
1 5'o
er nicht an Abstämmlings- oder Mischungsver-
hältnisse gedacht härte. Verhältnisse letzterer
Art sind fast ül)erall die Folge der Vereinigung
unter eineiley Herrschaft gevvesen. Und diese
Vereinigung hat auch spätt-r Statt gefunden. Leo
Africanus, der selb.st m die.-;en Ländern Avar,
Sägt uns ausdrücklich, wenigstens vom wesftli-
cheren Thcile derselben, dafs er lange unter
der Herrschaft der iiinf Völker subfusci coloris,
der Berbern gestanden, und dafs ersi der. zu sei-
ner Zeit zu Tombukfu regierende Konig wieder
ein Schwarzer war, und stineii Vorgä-iger vom
Stamme der Berbern verdrängt hatte. Wie man-
ches Negerreich in dem östlicheren Theile
dieser Länder noch jetzt vomSnltan derTnaiyck
zu Agades abhängig ist, wjc der Handel in den
öi-thchen und westlichen Ländern unter der Sa-
hara sich in den Häi.deii der lierbern befindet,
ist schon bemerkt worden, Reiche und einflufs-
volle Kauflf Ute dieser Nation sitzen ohne Zwei-
fel an vielen Puncten dieser Länder angesiedelt;
sollte nicht eine Mischung derselben mit schwar-
zen Einwohnern an sich wahrscheinlich, und es
noch mehr seyn, da es auch fast ganz sciiwarze
Tuaryck's gibt? Sollte nicht selbst Guber der
iMahme des Reiches, welches von Leo geschil-
dert wird und noch besteht, der Nähme eineS
der alten Berber -Stämme Gumer seyn? Jenes
Reich Guber nennt er als Hauptsitz der einen
von den beyden Spracheri, welche er seinen.
Nigriten, den südlichen Nachbarn der Berbern,
zuschreibt.
Die Sprachen dieser Länder der Nigriten
unter der Sahara nähmlich thedt Leo in zwey
Stämme, in die Guber -^^xzch.^ der östliisheren
Reiche Guber, Cano, Chesena, Zegzeg und
15'
Gangara, und in die Ä;?^^^- Sprache der west-
licheren Reiche Gualata, Tombuktu, Ginea,
Melli und Gago. Von letzterer nennt er Gualata
den Hauptsitz. Guahitaliegtmitten in den Gegen-
den, ^velche von Leo als der Wohnsitz des Ber-
ber-Stammes Sanhaga betrachtet \verden. Dafs
der Nähme Guber auf den Berber- Stamm Gu-
mer hinführen möchte, ist schon bemerkt wor-
den: neue Winke für ein näheres Verhältnifs
der Bewohner dieser Gegenden zu den Berbern.
Auch Marsdcn findet es sehr w^ahrscheinlich, daft
sich die Berber- Sprache noch weit nach Süden
in den Dialekten der Negern fort erstrecke ';).
il/z/,'7^o-Pßr/'berichtet,dafs dieSprache vonDschen-
neh sich von d^n von ihm bis dahin gehörten
Sprachen ganz unterscheide, sie heifse bey den
Negern Dschennch-Kumma^ oder bey den Mau-
ren (mit dem vvohl aus dem Arabischen entlehn-
ten Appellative) : Kalam Suchday '■''■''). Diefs ist
ohne Zweifel der Nähme der Sprache nach
ilirem allgemeineren Gebiethe, während jener
örtlich erscheint, und dieser Nähme Suchday,
führt er nicht auf eine unerwartete Weise zu-
rück auf den ähnlichen Nahmen der Surigoy-
Sprache bey Leo, deren Hauptsitz Gualata in
der Nähe der Berbern ^var •^*-)?
*) Voyage de Fr. Hornemaiin, P. II. S. 4in.
**) Mungo -Parks Reisen, Berl. Übersetz. S. 189.
***) Moore und Burbot nahmen das Jiiiofisclie für
diese Simgay- Sprache, und scheinen Gualata für d^s
Land der Jalofer zu halten , evsterer gibt aucli an , dafs
der Familien -Nähme des Königs von Barsalli, der
ein Jalof ist, Sungay sey; da er aber anderwärts diesen
Nahmen: Niay schreibt, so siebt man die Erlciinste-
hmg. S. Allgem. Hist. der Reisen , Th. III. S. !;i2i.
152
5. Sprachen und Sprachproben.
Von den Sprachen Afnu's ist erst noch nä-
here Kunde zu erwarten, wobey sich, bey der
Wahrheitsliebe und Sachkenntnifs Leo's, ohne
Zweifel dessen eben dargelegte Eintheilung der
Sprachen dieser Länder von der Sahara bis an
und um den Niger oder Giilbi bestätigen wird,
so dafs der westliche, so wie der östliche Theil
derselben , jeder eine gemeinsame Sprache,
vielleicht mit mancherley dialektischer Verschie-
denheit zeigt. Dafs die Sprache, welche in Nie-
buhr's Nachrichten Afnu, von Lucas's Bericht-
steller Kaschna beygelegt wird. Eine und die-
selbe sey, wird die Vergleichung zeigen. Die
wenigen Wörter von Begirma verdanken wir
Dr. Seetzen's handschriftlicher Sammlung, eben
so ihm das ausführliche Verzeichnifs der Phel-
lata- Wörter, welches ich im ersten Stücke des
Königsberger Archivs für Philosophie, Theologie,
Sprachkunde und Geschichte, S. 51 — 59. habe
abdrucken lassen, das der Fulier am Senegal ist
von Barbot mitgetheilt (Descript. Guin.S. 416. ft.)
und a. d. Französ. in der Allgemein. Historie der
Reisen Th. III. S. 222. ff.)
1 . Begirma - Wörter.
Gott '
rah.
Kopf
cludjoßddingeh.
Auge
käminjä.
Nase
ümminjd
Ohr
binjäh.
Zuitge
dgullenjd.
Haar
bigangaga.
Fufs
gümtenjenga.
1.
kidde.
2.
siah.
5-
mettä.
i55
2. Afnu
-und Kaschne - Wörter.
Afnu.
Kaschne.
Wasser
grua.
Mann
motun.
Weib.
bavia.
Brot
ghurassa ').
1.
deijah
deja.
2.
bin
biju.
3-
ukku
oku.
3. Phelläta- und i^z/ö/z- Wörter.
Phelläta.
Fulah.
Gott
diömiräo
allah.
Himmel
sze.mma
hyalla.
Erde
lissedih
lehidy.
Feuer
nj'itz
gia - Iiingol.
Sonne
nönge.
riahangue.
Mond
liulü
leoure.
Mensch
nikdo.
Manu
gürko
gorko mahodo.
Weib
d.bbo
debo.
Kind
bito -gürko.
Vater
bäba.
,
Mutter
inna.
Sühn
biem.
Tocliter
biem debbo.
Brnder
szekkikiräs.
Schwester
szekkikiras debbo
Kopf
höre
horde.
Auge
giteh _
hyterr.
Ohr
nuppi
noppy.
Nase
njidlünerät
he.ner.
Zunge
demgal
d^heingall.
Haar
gässahoTZ
ioukendo.
Hand
niworeh
youngo.
Fiifs
küssengäl
kavassongal.
Brot
rämszedje
bouron.
Gib
njellauma.
hökomä.
1.
go
guh.
2.
didi
didy.
3.
tetti
taty.
*) Die iibrigen bey Niebuhr aus dem Munde eines
Sclaven aus Afnu aufgezeichneten Wörter sind: Mäd-
chen, ja; Flufs, Aoromti,- Bar^ , dudsji ; Gold , dsienari;
Silber, dobmai Stadt, berni 11. e. a.
«54
Noch eine bedeutende Zahl gleich oder älin-
lich lautender Wörter habe ich a. a, O. S.6o. aiis
Barbot aufgestellt, und dessen Wörterverzeich-
nifs mufs überhaupt ganz mit dem von mir be-,
kannt gemachten Seetzenschen verglichen wer-
den. Grammatische Formen lassen sich aus kei-
nem von beyden entnehmen, aufser etwa, dafs
bey Barbot: kossede als der Plural: Füfse, von
kavassonßal angegeben ist, und bey den Phel-
läta: länowal^ Scliifl", Flur, lanadje, ein sich wech-
selseitig bestätigendes Zusammentreffen *).
IIL Das eigentliche Mittel-Afrika,
Länder zwischen dem Senegal und dem schwarzen
Vorgebirge in Westen^ von da bis zum Vaterlande der
Mandingo's im Innern , voji da bis zum Mondgebirge,
den Gebirgen der Nil- Thaler in Osten , und bis zum
Giilbi in Norden mit ihren Bewohnern^ den eigent-
lichen Negern von schwarzer oder schwarzbrauner
Farbe, eingedruckter Nase, hervorspringendem
Unterkiefer j krausem Haar und dicken
Lippen.
Von Westen her beginne die Reihe dieser
Nationen. Nur von der kleineren Anzahl der-
selben vermögen wir die Gränzen ihres Ge-
biethes ziemlich zu bestimmen. Die Nach-
richten von den Sprachen eines andern grofsen
Theiles derselben sind aus Oldendorp's arigeführ-
*) Tje ist die Ainharische Plural -Enclung; zur
Vergleichung dieser und jener sind wir aber defshalb
*5ä
Ter Geschichte der Mission der evangelischeu
Brüder auf den Caraibischen Inseln *) geschöpft,
welcher den verdienstlichen Einfall hatte, die in
jenen Colonien befindlichen Afrikanischen Ne-
gern zu verneiiinen, und ihnen über ihre vater-
ländische Gegend und Sprache Naclirichten ab-
zufragen. Mögen die Wörter auf diesem Wege
nicht mit aller Genauigkeit angegeben seyn: im
Ganzen bestätigt sich die Wahrheit der Aussa-
gen, welche oft schon durch das Befragen meh-
rerer Individuen aus Einer Gegend gesiclicrt
war, noch sehr aubdrücklich durch auf anderen
Wegen erhaltene Nachrichten. Weit magerer
sind, neben andern ergiebigeren, die Angaben
über das Vaterland mancher dieser Negern '^'"),
aber auch sie sind danke^werth. Rbnier''s und
Iseifs Nachrichten betreffen die Umgebungen
der Dänischen Colonien. Neuere Quellen an-
derer Nachrichten sind besondt rs Mungo- Park»
Golberry, und bey den Neger- Volkern in
Osten Seetzen's handschriftliche Sammlungen.
Nur in einzelnen Italien reichen diese Nach-
richten hin, um die Nationen nach dem Yer-
hältnifs ihrer Verwandtschaft oder Vereinigung
neben einander anzuordnen. Ähnlichkeiten der
Wörter ihrc!r Sprachen, welche sich hier und
da bemerken lassen, reichen nicht hin, um zu
bestimmen, ob das Verhältnifs dieser Sprachen
von Verwandtschaft oder von Verkehr herrühre.
Aber gleichwohl müssen wir nach diesen W'in-
ken die Völker zusammen stellen, um diesem
Verhältnifs deutlicher zu machen, und die Ver-
gleichung zu erleichtern; auch selbst um dem
Schein auszuweichen, als solle die Möglichkeit
*) S. 344. fF. **) S. 272 — 292.
156
oder Wahrscheinlichkeit der Entstehung dieser
Ähnlichkeiten aus Stammverwandtschaft geläug-
net werden.
I. Jalofs, Walofs, Yolofs.
Die Yolofs sind nicht so zahlreich als die
Fulah's und Mandingo's, aber immer ein mäch-
tiges, thätiges, kriegerisches Volk, welches den
Strich zwischen dem Senegal und dem Mandin-
go- Staate am Gambia bewohnt (diefs sind Mun-
go-Parks Worte); oder nach Golberry's ge-
nauerer Bestimmung das Land zwischen dem
Ocean, den Ufern des Senegal bis Podhor, den
Gränzen des Reichs der Fulah-Peuls, dem west-
lichen Ufer des Flusses Feleme, und einer Li-
nie, die, hinter den Quellen dieses Flusses,
dem nördlichen Ufer des Gambia in einer Ent-
fernung von zwanzig Lieues folgt, und an den
Quellen des Flusses von Salum endiget, welches
Königreich ein Zubehör dieser Nation ist. Sie
seyen die schönsten Negern in diesem Theile
von Afrika, wohl gebaut, mit regelmässigen Zü-
gen, einer ein wenig abgerundeten Nase, ein
wenig dicken Lippen, wollichtem und gekräu-
seltem Haar, und ganz dunkel- und glänzend-
schwarzer *) Haut. Auch Mungo -Park sagt,
dafs sie die schwärzesten unter allen Negern,
■und ihre Nasen nicht so eingedrückt, ihre Lip-
pen nicht so aufgeworfen sind, als die der übri-
gen Afrikaner. Ihre Lebensweise und Regierungs-
form läfst er der der Mandingo's am ähnlichsten
seyn. Bestimmter belehrt uns über letztere Gol-
berry. Sie waren sonst in Einen National- Kör-
per vereinigt und von Einem Fürsten regiert,
*) Joloj bedeutet in ihrer Sprache auch: schwarz.
157
welcher den Titel Biirb-l-Yolof, Kaiser der
Yolof, führte. Aber das Reich ist jetzt in meh-
rere kleinere zerschlagen, welche zum Theil
von National- P'ürsten besessen werden, deren
einer der Damel, König von Cayor imd von.
Baol ist, zum Theil, nähmlich Bondu und das
Land der Foulah- Penis, und Unter -Yani, in
fremden Händen sind. Aber der Bmb-i- Yolof
regiert immer fort eine grofse Strecke Landes
im Innern, das wenig von Europäern besucht
wird, und bekommt von jenen Prinzen auch
noch einige Beweise des Respects, und sie er-
'kennen ihn als den Chef ihrer Nation an. . Sie
behaupten eine sehr alte Herkunft, und sind
stolz auf dieselbe '•').
Die Wörter ihrer -Sprache sind von Barbot
in der Descript. Guin. S. 416 fF. , und eben da-
her in der Allgemeinen Historie der Reisen, Th.
in. S. 222 ff. , theils in der Description de la Ni-
gritie, Amst. 1759, in Voyage fait par ordre du
Roi en 1771 et 1772, par Mss. de Verdun de la
Crenii2 etc. Par. 1779. T. I. p. 180., bey Golber-
ry^ Tom. II. S. 135 — 146. aufgezeichnet, der
ihre Sprache sehr wohllautend, reich an Voca-
len , und leicht zu erlernen nennt. Kleine Ab-
weichungen dieser Angaben rühren diefs Mahl
nicht von der Auffassung von verschiedenen Na-
tionen her, da alle jene Berichtsteller Franzosen
*) S.Mungo -Park, S. 14. 15; Golberry, T.I. S. 103
bia 109, wo unter Anderem auch bemerkt ist, dafs
diese Jolofs die Negern von St. Louis am Senegal, un<l
dafs sie ein Beweis sind , dals die Hautscbwärze nicht
von der Sonnengluth der Linie hen-ühre, da sie ge-
rade die nördlichsten unter den Negern sind, und die
Schwärze der Haut, je näher man der Linie koinme,
desto weniger dankel und rein sey.
158
sind, sondern von verschiedener Auffassimg.
Die Zahlwörter hat auch Mungo -Park. Man
bemerkt bald, dafsBarbüt in den vielen Wörtern,
denen bey ihm sma vorgesetzt ist, ein Pronomi-
nal-Adjectiv mit aufgefafst hat Es bedeutet niein^
der Neger, auf dessen Kopf oder Fufs man zeigte,
Uta den Nahmen dieses Gliedes zu erfahren, gab
diese Antwort. Es sind noch die Wörter der Se-
reres, einer sogleic'n nachher zu charakierisiren-
den Völkerschaft zur Seite gestellt.
S p r a r 1
h p r 0 b
e n.
Y a
I o f s
Serere
•
in der
bey Verdun
de la Crenne.
'
bey Earbot.
Descript.
de la Nigr.
bey Golberry
Gott
i . halla
alla
yalla
j . alta
aogue.
Himmel
assaman
. .
assamane
assaman
rogue.
Ei-ae
.ojfi
. . .
souffe
.
lancek.
Wasser
ni doch
doc
dock.
Feuer
safara
safara.
Sonne
ghiantefinkan
guiance
burhum sa-
fara
josseye.
Mond
lihaaire
• • •
verr
burhum safa-
ra lionn
coli. ' 1
Mensch
,
gour
garr
g^ur
core. 1
Mann
goourgm
guiacar
guiaccar
.
cow.
Weib
digin
. .
guiguienne
diguen
tewe.
Vater
. . .
ba.e
bail
f^pe.
Mnrter
.
mandeil
deyie
de
yaye.
Torhter
.
guiguenn.
Bruder
. . .
quiamegne
rack goiir
quiamcwn
Sciiwester
.
. . .
guiguienne
rack diguen
quitguitm
Kopf
^mababb
boppe
happe
bop
coque.
Anj;o
smahutt
. . .
harte
.
quittc. 'l
Ohr
smanoppe
nope
noppe
.
nojje.
Nase
smak - hookan
hacann
boucanne
baccane
gu/^se.
Ztinge
Inrning
lamai
lammegue
lamin oder
de/emme.
lamai
Haar
kaghovar
. . .
quiocque
.
fambop.
Hand
Mio
• • •
loco ( eigent-
lich: Arme)
lokoo
hayie.
Tufs
simatank
. . .
tangue ■
.
guiaf. «
Brot
bourou
• • •
. . .
bourou, '
bey Barbot.
lelegh
ben
yaare
der
Desciipt.
Nigr.
lel
1 o f
boy Verdun
de la Crenne
hu er
monj's
benm
gniart
gnitl
bann
gnare
gnette
bey Golberry
benhiiU *).
diock.
bahout.
ben
yar
nitC
159
Se
fingue.
dach.
tadacJt.
Barbot hat einige Phrasen des Jalofischen,
so wie des Fuhschen auf das Wörterverzeichnils
folgen labsen. Sie gewähren aber keinen tiefe-
ren Blick in die Sprache, \vie es wenigstens eini-
ger Mafsen folgendes von Verdun de la Crenne
mitgetheilte Zeilen thun:
Damel juUe a village le Yene, emmene ensemble
Daniel lel na dac oiib Yene, yobbouv ale
il a est ma inaitresse captive, depuis temps ce jusqu^k
na quia sama quioro guianie , boba le bei
aiijourd'luii pris j'ai cliagriii tant que ne veux pas je
teye quilna **) nja iiaccar bei bouggatou lua
boire vin de Palme iie veiix pas je maiiger
nane sangue bouggatou nia lecque u. s. w.
In den Jalof-Wörtern für: Mann,. Ohr, Brot,
wird man Ähnlichkeit mit denen der Fulah's, in
dem Jalof- Worte für: Weib, einige Ähnlich-
keit mit dem der Susu finden.
2. Sereres, Serreres,
eine In verschiedene Stämme abgetheilte Völ-
kerschaft, die, in republikanischen Vereinen,
*) Ist JEm Tag.
**) Wahrscheinlich befleutet na auch hier: haben,
und gehört zum folgenden rtia^ ich, so dafs die Über-
schrift: a\ je, seyn sollte ; nach Golberry bedeutet htn-
guena , ich will , bougouma , ich will nicht.
einfach in ihren Sitten und Bedürfnissen , nackt,
in der Nähe der vorhergehenden Nation und der
Mandingo's, vorzüghch aber um das grüne Vor-
gebirge, der Viehzucht ergeben, lebt, und von
allen ihren Nachbarn abgesondert, besonders
sonst mit den Jalofs, beständigen Krieg führte '') ,
und von deren Wörtern auch Verdun de la
Crenne a. a. O. ein Verzeichnifs gegeben hat.
Unter diesen Wörtern hat blofs tewe^ Weib,
einige Ähnlichkeit mit dem Fulah- Worte deho',
aber eine bedeutende Anzahl von Wörtern läfst
sich mit der Sprache der Jalofs vergleichen,
aufser denverzeichneten Ausdrücken für: Bru-
der, Schwester, Ohr, Zunge, gehören hierher:
Jolofisch
nach Verdun
Sererisch.
de la Crenne.
Haut
derre
dole.
Herz
col
cod.
Gold
vourousse
vourousse.
Silber
caline
caline.
Ochs
nague
naque.
Stier
jacque
goch.
Kuh
nagguer
nague reve.
Hahn
sec
sich.
Alt
maguiettc
nagoyie.
3. Serrawalli's, Serawulli's, Seracolet's.
Letzteres ist der Französische Nähme dieses
Volks, indessen hat Golberry den ersteren, der
zweyte ist bey Mungo -Park. Ihnen gehört das
Königreich, weiches die Franzosen : Gallam^ ge-
nannt haben, und welches nach Mungo -Park
im Norden den Senegal hat, in Süden und Süd-
osten Bembuk, im Westen Bondu, und in der
Landes-
') S. AUgem. Hist. d. Reisen, Th. II. S. 303.
i6i
Landessprache Kadschaaga halfst. Mungo - Park
sclireibt ihnen eine dunkelbraune oder glän-
zend-schwarze Farbe zu, so dafs sie in dieser
Hinsicht von den Yolofs nicht zu unterscheiden
seyen, er beschreibt ihre Verfassung als ziem-
lich uneingeschränkt monarchisch, und als
ziemlich rechtlich beym Handel "). Nach Labat
und der Descript. de la Nigrit. waren sie grau-
sam und treulos. Nach Golberry werden sie
von mehreren von einander unabhängigen Für-
sten beherrscht, welche unter sich eine Art von
Föderativ- Republik bilden, in der Galam die
Hauptstadt ist. Der König von Galam geniefst
eine Art von Übergewicht des Ansehens, weil
dieser Ort der Mittelpunct alles Handels, und
der Hauptmarktplatz des Sclavenverkaufs aus
dem Innern geworden ist. Die Serawallischen
Fürsten sind demnach unter sich überein gekom-
men, dafs sie der Reihe nach und in bestimm-
ter Folge diesen Thron einnehmen, und der
Rechte desselben, und der Einkünfte der Abo-a-
ben von jenem Handel geniefsen **).
Von ihrer Sprache sagt Mungo -Park, dafs
sie in den Königreichen Kassan, Kaarta, Lada-
mar und dem nördhchen Theile von Bambarra ,
wo überall die Serawallih vorzüglich Handel
treiben, verstanden werde, und dafs sie viele
Kehlbuchstaben habe, und unangenehmer als
die Fulahische klinge. In derselben heifst der
Beamte jedes einzelnen Orts: Duti. Ihre Zahl-
wörter sind das einzige, was er uns davon gibt,
nur 2. und 8- haben einige Ähnlichkeit mit den
Mandingoischen Zahlnahmen:
1. bani. 5. sicco. 5. karrago. 7. nero. g, kabbo.
i2..ßllo. 4. narrato. 6. toomo. Q, sego, ii>. tamo.
*) Mungo -Park, S.53. **) T. I. S. 371 £F.
MUhrid. in. L
l62
4. Mandingo,
mit
5. Bambarra, 6. Bembiicky
und den
7. Jallonka, 8- Sokko.
Mandingo - S p r a c h s t a mm.
Die Mandingd's sind eine der Verbreitetesten
und -angesehensten Nationen in diesem Theile
Afrika's, und sind recht eigentliche Negern mit
tiefliegenden kleinen Augen, starken Gliedern,
aber nicht sehr schwarz. Sie tragen Barte, ha-
ben spitzgefeilte Zähne, und werden als sehr
'häfslich geschildert. Sie sind klug, industriös,
thätig, und der Handel dieser Gegenden wird
vorzüglich von ihnen betrieben. Ihre Mara-
buths (d. i. Priester) sind in vielen Ländern in
grofsem Ansehen, durchreisen des Handels we-
gen einen orofsen Theil von Afrika, und die.ser
Handel und die vielen Colonien dieser aufser-
ordentlich verbreiteten. Nation haben ihre Spra-
che zur bekanntesten in diesem Theile von Afrika
gemacht. (Auch die Einwohner der Cap- Verdi-
sehen Inseln ^ die übrigens bey ihrer Entdeckung
unbewohnt gefunden wurden, stammen von
Mandingo's ab, vielleicht aber von dahin ge-
brachten Sclaven. Ihre Sprache ist aber sehr
mit dem Portugiesischen vermischt *)
Dafs ihr eigentliches Vaterland tiefer in
Afrika liege, wufste schon Labat '=*); Mungo-
Park spricht eben so davon, es wird an die
*) Allgeiu. Historie der Reisen, Tb. II. S. 159.
**) Allgein. Historie der Reisen, Th. II. S. 574,
■wo aufser diesem Lande im Süden von Bembuk noch
ein anderes Land, Yaya genannt wird, woher viele
Mandingo's gekommen.
i65
Quellen des Gambia gesetzt. . Dort soll, nach
Mungo_-Park, ihre Verfassung republikanisch
seyn, in den von ihnen auswärts gestifteten
Staaten ist sie beschränkt monarchisch. Solche
Staaten sind bey Mungo -Park die Königreiche
WuUi, welches im Süden den Gambia, im We-
sten Walli, im Nordwesten den kkinen Walli-
flufs, im Nordosten Bondu, in Osten die Sim-
banische Wüste hat; Kassan, auch Kaarta (wo
wenigstens zu Foningkidi Mandingoisch gespro-
chen wird), Bambarra, nach Golberry eben so
'die Reiche Barra, Kollar, Badibou, Haut- und
Bas-Yani, alle auf der rechten $elte des Gam-
bia, und vorzüglich auch Bembuk oder Bambuk.
Nach älteren Nachrichten ward auch Caen und
Tomany bey den Brittischen Factoreyen Tan-
crowall und Yamyacunda von Mandingo -Köni-
gen beherrscht, und sie hatten sich in Galam
lest gesetzt *). Golberry hat die Geschichte meh-
rerer dieser Eroberungen angegeben. Bembuk
wurde nach den Nachrichten, welche die Na-
tion bewahrt, am Ende des i\mhQT\ Jahrhunderts
der Mohammedanischen Zeitrechnung, also un-
gefähr ums Jahr 1100 der unsrigen, von einem
Mandingo -Krieger Abba-Manko, zualeich ei-
nem eifrigen Verbreiter des Islam, erobert, und
auf seine drey Söhne vererbt, unter die er das
eigentliche Bembuk (dessen Einwohner eigent-
lich: Malinkupen, geheifsen haben sollen **'),
mit den reichen Goldminen von Natakon und
Semayka, und die Länder Satadou und Konkou-
dou so vertheilte, dafs letztere unabhängige
*) Siehe über die Länder der Mandingo's im An-
fange des aiebzehnten Jahrhunderts: Allgem. Reisen .
Ih. II. S. 572; Th. III. S. 184.
*") Allg. Hist. der Reis. Th.II, S. 374.
L 2
i64
Staaten waren. Sie sind es noch, aber die Kö-
nige beyder letzteren erkennen den Siratik von
Bembuk noch für ihren Chef, der auch den Vor-
sitz bey der Versammlung der Vornehmsten
aller drey Reiche führt, die sich jährlich, oder
bey aufserordentllchen Vorfällen öfter, ver-
sammeln. Nach ihrer Tradition wurden sie im
neunten Jahrhundert jener Zeitrechnung von
den Portugiesen unterjocht, machten sich aber,
nachdem "sicli dieselben geschwächt hatten,
durch eine Verschwörung und Ermordung der-
selben an Einem Tage wieder frey. Die Könige
dieser Länder retteten sich von einer Verschwö-
rung der Marabuths, die sich in Besitz i]irer
reichen Minen setzen wollten, und noch jetzt
darf keines dieser drey Reiche ein Marabuth be-
treten. Die Eroberung der Reiche Barra, Kol-
lar und Badibou setzt die Tradition der Man-
dingo"8 in den Anfang des zehnten Jahrs *) der
Hedschra. Amari- Sonko griff mit einem Heere
seiner Landsleute den König von Salum an, und
ward und blieb Herr von Barra , Kollar und Ba-
dibou, wovon ersteres Reich (18 Meilen lang
und 14 breit), gelegen an der rechten Seite des
Ausflusses des Gambia, begränzt in Norden
von den Staaten des Bur Salum und von Kollar,
und in Osten von Badibou, dem ältesten Sohne
jenes Amari- Sonko zufiel, dessen Nachkommen
es so besitzen, dafs von den fünf Zweigen dieser
Familie die ältesten Söhne der Reihe nach die
Köniaiiche Würde von einander erben. Dafs
auch um Sierra Leone viele Mandingo's sitzen,
lehren die Nachrichten von der dortigen Colonie.
~ *) Soll wohl heifsen: Jahrhunderts, oder weil
ausdrücklich dabey steht, dafs es die früheste Erobe-
rung gewesen, vielleicht dCvS zweyten, dixieme statt
deuxieuie.
1Ö5
Von der Sprache der Mandingo's haben Bar-
bot a. a, O. S. 415. Allgem, Hibtor. der Reisen,
Bd. III. S 430, und Mungo- Park in seinen Rei-
sen, nach der Hamburg. Übersetzung, S. 4.25.
Wörterverzeichnisse geliefert; in Mungo -Park's
Reisen sind aucli viele andere Wörter dieser
Sprache zerstreut angefiilirt *), Den ganzen
Gambia entlang sprechen die Mandingo's nur
Eine Sprache *''). Aber als mehr oder weni-
ger ausgeartete Dialekte der Mandingo- Sprache
sind die Sprachen von Bambarra und von Bem-
buk anzusehen. In Bambarra am Giilbi, dessen
Hauptstadt Sego ist, spricht man hauptsächlich
ein plattes Maiidingoisch , welches Mungo-Park
nach einiger Übung verstand, und ohne Schwie-
rigkeit sprach, wovon er aber nm^ ein einziges
Beyspiel auf S. 145 anführt: ma dummido: Men-
schenfresser, weiches sich aus dem Mandingoi-
schen mo: Mensch, und adummo: essen, sehr
leicht erklärt. Golberry bemerkt, dals die mei-
sten Sclaven in die Französischen Comptoirs am
Senegal aus BambaiTa kommen, woUichtes ge-
kräuseltes Haar, einen runden Kopf, eine platte
Nase, dicke Lippen, hervorstehende Backen-
beine, krumme Füfse haben, dick und stark,
stupid, aber fröhlich und gut waren, und eine
rauhe, wilde Sprache redeten: aber nicht alle
Sclaven aus Bambarra sind Bambarraner, und
es werden in einzelnen Gegenden dort mehrer-
ley Sprachen geredet, wovon die von Dschen-
neh schon erwähnt ist, und die Dschalonkaische
*) Berlin. Übersetz. S. 20, 1:9. 50. 55. 70. 87. i68'
169. i7i.,i75. 174. igo. 195. 208- Gio. 212. ?4i. 242. 244.
24b. 249. 262. -^69. 270. 293. 298. 522. Auch bey Bar-
bot findet man viele Wörter zerstreut.
'*) Allgem. Hist. der Beisen , Th. III. S. 180.
i65
es zunächst wird. Zu FafFara fand Mungo -Park
"wieder reines Mandingoiseh. Von der Sprache
von Bembuk sagt Golberry: dafs es eine Mi-
schuifg von verdorbenem Mandingoischen, Jo-
loffischen, Fulischen und Maurischen sey, eine
grobe Sprache, in der man auch viele Portu-
giesische Wörter finde, eine schwer zu verste-
hende Art Patois, in welcher man das Mandin-
goische mit Mühe wieder erkenne =•'). Der erb-
liche Herr jedes Orts heifst hier Farirn,
s
p r a c
h p r 0 b e n.
M a n (1 ]
n g o
nach Barbot.
nach
0/dendorp.
nach Mungo - Park.
Gott
alla
hanniba
alla.
Himmel
'
.
Santo ( bey den Mo-
hamnied. Manding.
il Jinna.
Erde
banko
.
banko (Land: doo).
Wasser
Ji
.
gee.
Feuer
dimbau
•
deemba.
Sonne
titlo
tiäe
teehe (auch: Tag.)-
Mond
korro
pandintee
korro.
Mensch
•
mo.
Mann
Aea
. . .
fato (^kea bedeute:
male.^
Weib
muhsa.
Kind
ding (bey Barbot:
nding klein. )
Vater
fait
bau
ba
fa.
Mutter
jem
ba.
Tochter
.
ding moosa (ileino
Frau oder weib-
liches Kind. )
Bruder
barrin - kea
• ' '
ba - ding - kea (mo-
ther's male child.)
Scliwester
barrin muhsa
.
ba ding moosa.
Kopf
kutig
.
koon.
Auge
. .
. . .
nea.
*) Mungo - Parkt
Loo. 583-
i8o. £o8. CoJbeny, T. l.
i67
Olli-
Nase
Zunge
Hanä
Fiifs •
Brot
Gib
Böses
2.
3-
M. a n d i n g o
nach Barbot.
buUa
sing
mungo
muTiberty.
kUUn
fuhla
sabba
nach
Üldendorp.
bulla
nach Muni^o Park.
toola.
noong.
rnng
boula (Ilandiincl Arm.)
sing C^'i^ls und i^eiii.}
miinho.
miO/7^^ (geben.)
hilün.
JQola.
sabba.
Die Negern am Gambia, in Parhinsnn'sYoj^i-
ge (Lond. 1793), S. 206, deren Zahlwörter
1. hilling^ 2. foohi, ^! saba u. s. w. dorr angeführt
werden, sind ohne Zweifel Mandingo's. Unter
den Mandingo's reden die Männer bey gewissen
Gelegenheiten eine Sprache, welche die Wei-
ber nicht verstehen. Wie gering oder mehr
oder weniger beträchtlich aber der Umfang die-
ser Männersprache sey, läfst sich aus den Nach-
richten nicht bestimmen.
JaUonka oder Jallunkan. Sokko oder
Asokko =').
Sprach -Ähnlichkeit, wohl aus Stamm- Ver-
wandtschaft (oder aus Verkehr) entstanden,
schliefst zw^ey andere Völker an die'Mandingo's
an, wovon die letzteren Nachbarn und Feinde
der Amina in den von der Goldl nste einwärts
liegenden Ländern, also entfernt genug von den
Mandingo's sind. Denn sechs bis sieben Wochen
sollen die Sokko brauchen, um aus ihrem Lande
*) Dieses Asollo Icann dann nicht mit dem Asokko
im Lande der Issinesen zu verwechseln seyn, welches
AUg. Hist. d. Reisen , Th. IIL S. 43Ö u- 457 vorkömmt.
i6'8 ^
zur Küste zu kommen, und so wie sie auf der
einen Seite mit den Amina, so auf der andern
mit den Uwang, einer übrigens unbekannten
Nation, gränzen. Oldendorpen verdanken wir
die Nachricht von ihnen, und die Wörter ihrer
Sprache, welche sich in verschiedenen Gegen-
den in verschiedene Dialekte theilen soll. Sie
scheinen mehr Civilisation zu haben, als andere
umliegende Nationen, und ihre Religion ein
Gemisch von Christenthum und Mohammeda-
nismus zu seyn , wobey wahrscheinlich auch
LandesbegrifFe und Gebräuche zum Grunde lie-
gen. Diese Nation , deren König immer Mansa
heifst, ist theils wegen jener merkwürdigen
Weise der Gottes Verehrung, theils wegen der
wahrscheinlichen Verwandtschaft mit den ent-
fernten Mandingo's besonders des Bemerkens
und einer genaueren Untersuchung werth. Jene
Trennung verringert sich etwas, wenn jene Ent-
fernung von der Goldküste in nordöstlicher
Richtung zu verstehen ist, und diese dem ei-
gendichen Vaterlande der Mandingo's wenig-
stens ein wenig mehr nähert.
Desto näher diesem ist das Land Jallonkadoo ^
unter anderen mit der Stadt Manna, wo Mun-
go-Park war, wo, wie dieser sagt '•'), einzelne
Oberhäupter, wie bey den Mandingo's, aber von
einander unabhängig und nicht in so freund-
schaftlichen Verhältnissen sind, dafs sie einan-
der bey Kriegen mit Andern beyständen. Viele
Wörter ihrer Sprache, fälirt er fort, haben eine
grofse Verwandtschaft mit der Mandingoischen,
doch sieht man sie als eine ganz verschiedene
Sprache an. Mungo -Park hat die Zahlwörter,
*) S. 301. 502.
169
Oldendorp aufser dem auch andere gegeben
die Wahrheit der letzteren wird durch das Zu-
sammentreffen der ersteren bestätigt, und auch
die Vergleichung mit dem Mandingoischen da-
durch gesichert.
Gott
Himmel
Sonne
Mond
Mensch
Mann
Weib
Kind
Vater
Mutter
Kopf
Hand
Fufs
S p r a
Jallonka
bey Mungo-Park
hp
kidding
ßdding
sarra
nani
SQOlo
seni
soolo ma ßdding
soola ma sarra
ioolo ma nani
Jalunkan | Sokko
bey
Oldendorp.
largetangala
meirgetangala
teile
karree
mogee
kai
musez
ledinge
messee
minzi.
ikkunjee
ibolee
ifgenge
keling
ßlla
saba
nani
lolu
worro
orwila
sagi
kononto
urbar if dauni.
mansa^ allah.
bandee.
tillee.
kalla. ■
manni,
kjä.
mussu,
nadi,
fa.
na.
ukkung,
bulla, blu,
afo.
külle.
felaa.
sauaa,
nani.
duli.
woro.
ornala.
sctti.
konundo.
9. Fellup, Felups. 10. Banyonen. n. Ti-
maneys. 12. Bullam.
Die Felupen, Flüps wohnen an den Ufern
des Casamanca und ihr Hauptort ist Vintain.
ihre ganze Physiognomie und Sitten haben etwas
Barbarisches und Wildes, sie sind mürrisch und
unversöhnlich, aber auch ehrlich und dankbar *).
•) Mungo. Park, S. 14. Golberry, V. I. S. xog.
i7o
Die Banyonen, die unter ihnen wohnen, hält
man für gesitteter *). Diesen wird '•'■*) eine
besondere Sprache zugeschrieben, von der der
Felup hat Mungo -Park die Zahlwörter:
1. eriory. 4. sibukeer. 7. Jootuck cookaba.
2. ückaba od. cookaba. 5. Jooruck. 8- Jootuck sisajac
5. iiscijee. b- fooruck enory. g. footuck sibakeer.
' 10. sibankonyen.
Im Süden des Gambia wohnen demnächst
eine Menge von Völkern bis zum Palmen-Vor-
gebirge, an zwanzig, sagt GolbeiTy, z. ß. die
Haptls an den Ufern des St. Domingo, des Giba
lind auf allen Bissayos Inseln , vvelche grobe
Züfje und einen wilden Charakter haben Au-
fser dem findet m^ni nach eben diesem Schriftstel-
ler ar> dieser Seite des Gambia mehr unter ein-
ander zerstreute Horden, als vereinte Völker-
schaften.
^och südlicher wohnen die B ii IIa m's und Ti-
maneys *** ;, deren König die Inseln Forbana, Fom-
bana, Robana, Gambia und den Flufs Sierra
Leone besitzt, und die Bagoes, alle wohl ge-
baute und wackere Ntrgern. Von der Sprache
der Timaney's hat Golberry ****) die V/örter
aufbehalten: atot , atot , atot, miingo ouuiferay
d. i. bon, bon, bon, le roy blanc. Der Kö-
nig der Bullam's trat den Engländern Plätze für
ihre Colonie .von Sierra Leone ab. In dem Ac-
count of the native Africans in the neighbour-
hood of Sierra Leone by Tliom. Winierbottom.
*) Allgem. Hist. der Reisen, Th. III. S. 49.
**) Eben daselbst, S. 222.
***) Ob sie mit dem bey den Mandingo's erwähil-
'ten Reiche Toiuany in Verhältnissen stehen , ist nicht
Uar.
****) T.II. S. 263.
i7i
Vol. LH. Lond.iSo3. 8- befindet sich ein VVör-
Terverzeichnifs der Sprache der Timmany und
derBullam. Sie soll Nasal- Vocale, viele Con-
sonanren, aber keine Zischlaute haben. Nach
der Nachricht am Schlüsse des Susu-Katechis-
mus soll das Land der Timmany sparsam be-
wohnt, und mehr nach Art der FiilaJi, als nacii
Art der Mandingo, Susa, und Baga regiert seyn.
Die Baga- Städte, welche der Verfasser kann-
te, wurden alle eben so, wie die Susu- Städte re-
giert, die Timmany's hielt er für roh und wild.
15. SuSLi, Susoo.
Die Susu's bilden die nächste i'/z^o- Umge-
bung der interessanten Englischen Niederlas-
sung Sierra Leone; durch die Englischen Mis-
sionairs unter ihnen sind uns die Örter ihres
Landes eben so wie ihre Sprache bekannter Ge-
worden -). Jede dieser Städte wird von ein^m
Oberhaupte: Munhge, oder 7i// Zy//?^;7 genannt,
mit Zuziehung der älteren Einwohner ^für sich
regiert, ohne von einer andern Stadt abhängig
zu seyn. Sie bilden oft freywillige Verbindun"^
gen, sowohl in Hinsicht bürgerlicher Angele-
genheiten, als der Ausübung der Criminal-Ju-
*) Die am Rio Pongas heifsen: Eareja , Barikga-
larg, Basheia, Bungka, Dembaia, Dommgji, Fam-
bade, Funawhuri, Juhheiuatode, Juhhemahe, Kaiw-
huritai, Kaniatauibeia , Kengshebürung , Kising,
Rondaia, Konawhuri, Lisa, Mansungji, Moraia, Sa-
inasera, Sunkgueia, Tapesa, Tugekiring, Wohha-
whun, Wondeti, und nordwärts von Dembaia- Ha-
bering, Labaia, Shemasbä, Snmbure, Töramila.
Wunsang, letzteres mit fast tausend Einwohnern.
Wunsang bedeutet: Entlassung der Versaumilung,
konawhuri, Brechung des Schwurs oder Gelübdes.
173
' stiz, deren angekündigten Aussprüchen, auch
Todesurtheilen, sich widersetzen zu wollen,
gefährlich seyn würde. Golberry ist vielleicht
zu bestimmt, wenn er die Suso's (welche er, wie
schon bey den Fulah's erwähnt worden, Fala-
Suso nennt, und fälschlich zu den Fulah's rech-
net), zwischen Sierra Leone und dem Cap de
Monte in fünf Völkerschaften theilt, welche eine
Föderativ -Republik bilden, deren jede beson-
dere Obrigkeiten, und ein geheimes Gericht
von fünf und zwanzig Mitgliedern tür sich habe,
in welches nur Männer über dreyfsig Jahr mit
Vorsicht, nach Bestehung fürchterlicher Pro-
ben, feyerlich aufgeuommen werden, und von
welchen Purrah's die ältesten Mitglieder die all-
gemeine Purrah für alle fünf Völkerschaften aus-
machen, die bey, zwischen ihnen selbst entste-
henden Feindseligkeiten heimlich im Gebiethe
der neutral Gebliebenen versammelt, und de-
ren ausgesprochene Strafe, z.B. Plünderung der
Schuldigen für vier Tage, von neutral Geblie-
benen vollstreckt werde *).
Hülfsmittel der Susu-Sprache.
Kaire-fe sinkge Susu dimediek be fe ra;
nung Mawhoring fe die iorek be fe ra. A spel-
ling book for the Susoos and a Catechism for
little Children. Edinb. 1802. 8-
Mawhoring fe Singe Susu whi nung Furto
whi ra Susu dimediek be fe ra. First Catechism
in Susoo and English for the use of the Susoo
Children. Edinb. 1801. 8- . ^
•) Golberry, T. I. S. 114.
^ 173
Mawhoring fe firing Siisu dimediek"be fe ra.
SecondCatechism for the Susoo Children. Edinb.
iSoi. 8.
Mawhoring fe shükung Susu Dimediek be fe
ra, Third Catechism for the Susoo Children.
Edinb. 1802. 8-
Mawhoring fe näni, fe fange maseng fe ra,
nahhän fama Susue be, hha ehha vvhi hharang
fe ringka nung siba fe. Fourth Catechism, in-
tended to point out the avantages, that would
arise to the Susoo People form their learning
read and write their own Language. Edinb.
1802. 8.
Mawhoring fe shüli, bonie teri fe maseng fe
ra, Susue nahhan shukuftia Allah be. Fifth Cate-
chism, intended to expose the absurd notions;
that the Susoos entertain concerning Religion.
Mawhoring fe sheni Susu dimediek be f e ra
Maseha maninga fe ra nung ahha seli fe, Moha-
medu fokhera nung ahha seli fe fokhera. Sixth
Catechism for the Susoo Children, intended as
a comparison between Christ and his religion
and Mohammed and his religion,
A Grammar and Vocabulary of the Susoo
Language. Edinb. 1802. 8.
Grammatischer Charakter der SusU'
Sprache.
1. Die Vocale sind von sehr vielfacher Aus-
sprache, ß, / und o haben zweyerley, u dreyer-
ley , e viererley Aussprache. Es gibt einen sehr
tiefen Kehllaut, der sehr häufig vorkömmt, und
der mit dem Laute verglichen wird, welchen
man in der Northumberländischen Volksspra-
che dem r gibt. Dafs manche Arabische Wörter
174
in dieser Sprache vorkommen, kann bey dem
Einflüsse der Mohammedanischen Lehre auf
diese Gegenden bey keiner ihrer Sprachen auf-
fallen.
2. Die Substantive haben keine auszeich-
nende Endung, doch scheinen belebte Subjecte
mehr auf e auszugehen, unbelebte mehr auf e,
zum Unterschiede des Geschlechtes wird, wenn
es nöthig ist, und niclit verschiedene Wörter
für die beyden Geschlechter da sind, hhame
männlich, gine [g ist immer hart, wie bey:
Gold) weiblich angehängt. Diminutive werden
gebildet, indem man c?/ (welches Kind bedeutet)
hinten anhängt, z, B. lingka di kleiner Tisch.
3. Abgeleitete Substantive werden durch
Setzung der Sylbe/e nach der Wurzel des Ver-
bum gebildet, z.B. /«sterben, tu fe Tod, gähu
fürchten, gähufe Furcht. Das angehängte muhhe'e
bildet Abstracta der Personen, lokha bezeichnet
die Zeit, ire den Ort, z. B. kongdie sha muhhe
Richter, hongdie she ire Gerichtsplatz, kongdie she
logha Gerichtstag; das angehängte she das In-
strument.
4. Der Plural hat nicht immer eine bestimm-
te Endung, doch ist es gewöhnlich, coderein
dumpfres e hinten anzuhängen, ohne dafs da-
durch der End-Vocal des Substantivs hinweg
genommen wird. Die Casus werden durch hinten
angehängte Laute ausgedruckt ; derGenitiv durch
hha^ der Dativ durch be, der Accusativ durch
ra, der Vocativ durch ö, der Ablativ durch ma;
doch wird die Endung des Genitivs oft wegge-
lassen, und die des Accusativs dann, wenn
Ortsverhältnisse bezeichnende Präpositionen
dabey stehen.
17 '5
5. Die Adjective erfahren keine Verände-
rung der Endung, sie stehen immer hinter dem
Substantive imd auch hinter dessen Casus -En-
dung. Um den Comparativ auszudrucken, wird
pisa oder dangu nach dem Adjective hinzu ge-
setzt, eben so bey dem Superlative, wo man
dann noch üder alle hinzu fügt. Der angeführte
Nachsatz mu/i/ie bildet auch Adjective, die sich
von Verben ableiten, z. B. s/ie ra Jala miihhee^
arbeitsam, thätig (von /-ß/ö/c thun, .s/ze Sache).
6. An die Pronomen: ein ich, e du, «er,
sie, es, muha wir, wo ihr, e sie, \vird oft lang
hinten angehängt, ohne weitere Bedeutung,
oder Zw?^ angehängt, welches: selbst, bedeu-
tet. Die Pronominal -Adjective bilden sich da-
von, indem /^Aa nachgesetzt wird, emhha mein,
oder she Ding, oder be she, z, B. em she das Mei-
nige. Bey jeder Person der Verben stehen die
Pronomen vor dem Verbal -Laute-
7. Das Verbum hat neun Formen, um die ver-
schiedenen Tempora auszudruken, indem im
Präsens (welches auch in der Bedeutung des Fu-
turum steht) ma hinten angehängt wird, im Im-
perfectum der Erzählung die Wurzel allein
steht, im Präter. compos. banta vorgesetzt wird.
Das Imperfectum der eigentlichen Währung
setzt mi vor das Präsens, dasPlusquamperfectum
nu vor die Wurzel, oder nü banta vor das Prä-
sens, das Futurum fama vor die V/urzel, oder,
um auszudrucken-: ich war im Begriff, Etwas zu
thun, wird: 7m fama, um das Futurum exactum
zu bezeichnen: fama gel vorgesetzt. Der Impe-
rativ wird durch jnüssen ausgedruckt: e hha, du
rnufst; der eigentliche Conjunctiv, welcher die
Stelle des Infinitivs vertritt, durch das hinten
zugesetzte /e ra, z.B. em lü Je ra , dafs ich sey.
176
Aber noch sieben Formen ' drucken dem Con-
junctive verwandte Modificationen des Verbal-
Begriftes aus, vermittelst des Hülfs-Verbum
fäta können, geschickt seyn: Präsens emfäta lü,
Imperfectum ern nü fäta lü, Präter. compos. em
banta fata lü , Plusquamperfect. em nu banta fäta
lü, Futurum em fäta fa lü, Futurum exact. cm
fätafagei lü, und für: ich würde im Begriff gewe-
sen seyn, em nü fäta fa. Das Pö55zV bildet sich,
indem erst das erwähnte Verbum substantivum,
welches ganz gleiche Biegung mit den übrigen
Verben hat, vor die Wurzel, und hinten nach
dieser hhe gesetzt wird, z. B. em lüma rafala hhe^
ich werde gemacht.
Man sieht hieraus; dafs diese Sprache ausge-
bildet genug ist, um die mancherley Verhält-
nisse des Subjects und Prädicats gehörig aus-
zudrucken.
Sprachprobe,
Susuisch.
'Aus dem Spelling Book for the Susoos.
Unser Vater welcher dort Himmel in
Mukuhha Tafe nahhäri na araiani kue,
Dein Nähme mufs seyn heilig
Ehha hhili hha lü hhadüsa ra,
Dein Reich mufs kommen
Ehha melküta hha fä,
Die Menschen müssen thun Erde auf, was
Mulihee hha fe ra bä böhhe ma nahhän
gefällt dir, gleich Himmel in wie
niuhhung e be eme araiani kue ke
was bey
nahhdn ma
- 177
Du mnfst Speise geben uns Tag für Tag
E hha doiig she fe muku ma logha ö lokha
Dumufst unser Schlechtes wegthun uns,
E hha mukuhha fee niähhe ra bü muku be
gleich wir Schlechtes wegthun Leuten,
eme muku fe niähhe ra bümamuhhee be
w^elche Schlechtes thun uns.
nalihäii fe niähhe ra bäma muku be.
Du nicht uns einlasse Schlechtem zu
E na ma muku ra sho she niähhe ma,
Sondern du mufst uns wegnehmen Schlechtem
Kono, e hha muku tonkga she, nialihe
bey.
fema. Amen.
Grammatische Erklärung des V. U.
Mukuhha^ ehha; Ma ist der Anhang, der aus
dem Pronomen das Pronominal -Adjectiv macht.
Na/ihdn das Relativ -Pronomen.
Na das Adverbium, Aue die nachgesetzte Prä-
position.
Hha vor dem Verbum lü der Ausdruck des
Imperativs.
Hhadüsa und melküta Arabische Wörter, ra
ein oft nicht zu übersetzender Anhang.
Fa kommen.
Fe ra die Umschreibung des Infinitivs, ba
ist: thun.
Ma die wieder nachgesetzte Präposition, oft
aber auch Zeichen des Ablativs und Dativs.
Be das nachgesetzte Zeichen des Dativs.
Nahhan ma dieser für uns unnöthige Zusatz
vermuthlich eine der Eigenthümlichkeiten dieser
Sprache, welchen diese Formel sehr genau an-
gepafst erscheint.
Mithrid. III. M
175
E dt\; mah ^vülcle sehr irren, wenn man c
M/tt mit dfeih' vorhergehenden eh/ia verwechsehi
Nvqll.te.
D'Ö77;g essen, she ein Ding, eine Sache, /<?,.
]iernachyc<?, ein unbestimmter Zu&atz, der be-
deutet: was gehört zu, was betrifit, und Ver-
bal-Substantive bildet.
Lohha Tag,' und Zeit überhaupt.
üöT das Zeichen des Accusativs, der vorher
geht.
Bü wegnehmen, ha thnn, im Wörterbuche
weniger unterscliiederi. Büma und bäma^ mit
dieser Flexion ma^ welche das Präsens be-
zeichnet. . ,
Na sowohl als ma Bezeichnungen der Ver-
neinung,
Sho eigentlich : eintreten.
Bey tonkga she scheint hinzu verstanden wer-
den zu müssen : wenn wir sind, bey dem Bösen. '
Unter den bisher angeführten Wörtern der'
Afrikanischen Sprachen und einigen anderen
zeigt sich blofs zwischen dem Siisuischen gine
Weib, und dem Jalöfischen c/igin, zwischen
dem Susuischen IiungKopf, 72/0 Auge, ;z/e;7gZahn,
de/ah/ie Ha-nd und AriVi, sang Fufs, i7ie hören,
Je Wasser, uri Holz, oder Baum, Ju/i/ie Fisch,
wJwne Vogel, banhhi Haufs, g^H .{S ^^^'^ ausge-
sprochen) Krieg, mungwas? kiririg i , nani ^y
jnauhojiia 20, keine 100, woWicme lopo, und
den Mandingoischen gleichbedeutenden Wör-
tern: klinge nia, ^^^^S-, balla^ ^i^'^^-) ^^^yj^y ^^^^
(bey Mungo -Park nach der Englischen Ausspra-
che), _yeo, cono^ boong ( beydes bey Mungo-
Park) /'////, mun^ /iil/in, nani, wwau ^ kemmy^
wublly, mehr oder weniger Ähnlichkeit. Ver-;
kehr mit den Mandingo's würde, wenigsten^ dar-
^79
aus erliellen, wenn man auch nicht schon wüfste
dafs die Mandingo's zahlreich in diesen Ge-
genden wohnen. Wenn diefs nicht der Fall
wäre, so würde man aus jenen Ähnlichkeiten
mit einigem Grunde selbst auf Abstammunas-
Vervvandtschaft schliefsen können.
14. Kanga.
15. Mangree.
16. Gien.
Wir kennen diese Nationen blofs aus den
Aussagen einiger Negern bey Oldendorp, und
sie setzen nicht in den Stand, die Wohnsitze
derselben näher zu bestimmen. Dafs die Kan^a
nach diesen Aussagen an Mandingo's undFulah's
gränzen, bestimmt ihnen diesen Platz. Es ist
sehr möghch, dafs sie defshalb doch an die
PfefTerkiiste gehören, da wir die südliche Gränze
der Niederlasstmgen der Mandingo's undFulah's
nicht genau kennen, und Golberry wenigstens
die Fulah's bis zum Palmen-Vorgebirge erstreckt.
Die oben genannten drey Völkerschaften grän-
zen an einander, zwischen den beyden letzte-
ren, deren Sprache wenig verschieden sey, sich
aber nicht so zeigt, fliefse ein grofser Flufs; die
ersteren wohnen an der Küste , sollen sich aber
weit ins Land erstrecken, die Mangree tief im
Lande wohnen.
Sprach proben.
Kans;a.
Gott
Himmei
Sonne
Mond
Mensch
Mann
Weib
Kind
nesua
nesua
Jiro
fjo
njumho
nebeju
j'unoo
omannaju
Mangree.
Gien.
jankombum
tata
Iataa
mia
laniu
auwae
pikkcninne
grebo,
lam.
jinaa,
SU.
me.
nnsoibe.
lung.
no.
i8^
Kanga.
Mangree.
Glen.
Vater
mi
amee
indaa.
Mutter
ni
pakkahel
enne.
Kopf
Hand
nandewu
tri
ungo.
nakoa
ikho.
Fufs
namboQ
trippi
nuget^
1.
aniandu
do.
2.
anlassen
sung.
3.
anietan
ta.
17. Quoja. 18. Hondo.
Auf der Pfeifer- oder Körnerkiiste zeigen
uns die alten Reisebeschreibungen, die Dapper
benutzte *), das Reich Quoja am Cabo Monte,
mit den Ländern Vey und Fuy, das Reich Fol-
gia, mit der Landschaft Karu, und ein noch
tiefer einwärts liegendes mächtiges Reich, von
dessen Nahmen nachher die Rede seyn wird,
und von welchem zu jener Zeit der König von
Folgien eben so abhängig, als der der Quojer
des letzteren Vasall war. Alle diese Völker füh-
ren den Beynahmen Monau oder Monu, welcher:
Volk, bedeutet, und so ist von den Bobn-Mo-
nau am Palmen -Flusse, von den Z////z- Monau,
von den Ouilllga-Monu, von den Gedde-Monu,
von den £aru-Monzu ^ von den Oi/ß^/- Monau,
Ton den Karradobu - Monsiu , von den Z^ogo- Mo-
nu, von den jF/om/ö- Monu gesprochen, welche
alle in die Nähe der, Q'^oja gesetzt werden.
Dogo ist eine Landschaft von Hondo ^ von den
Honda-Monu sind die Gala vertrieben worden.
Nachkommen der rechten Völker Galas **),
welclie nach dieser Vertreibung und ihrem Ver-
hältnisse zu den F/ oder Vey: Galavl, d.i. halbe
*) Dapper's umbständliche und eigentliche Be-
schreibung von Africa. Amsterd. 1670. S. 536. fF.
*•*) A.a.O. S. 388.
I
Galas, und halbe Vi genannt werden, am Ur-
sprünge des Flusses Movah vor einem grolsen
Gehölze, als Unterthanen der Quojer, wohnen,
statt dafs die rechten Galas hinter jenem Walde
(auf dessen anderer Seite nordöstlicher Hondo
ist), unter der Herrschaft des oben erwähnten
mächtigen Reiches und einem Anführer Gal/a^
falli leben. Dieses mächtige innere Reich wird
Manu genannt, welches höchst wahrscheinlich
nichts anderes als jenes Monau^ Monu Volk, und
also ein Appellativum ist, denn diese Männer
heifsen Mendi-Manu, d. i. Herren -Volk, und
werden von denFolgiern durch die Flüsse Junko
■und Arvoredo geschieden, welche beyde zehn
Meilen vom CapMesurado im p,° N. Br. ins Meer
fallen, imd an welchen auch die Landschaft Kam
liegt, deren Einwohner von den Folgiern über-
wunden und mit sich verbunden wurden; Kam
gehörte zur Zeit dieser Nachricliten zu dem von
den Karu eroberten Ouoja, der König von Ouoja
war ein Karu. Das Land Vi oder Ouoja, Hegt
östlich von Gebbe, durch den Plufs des heiligen
Pauls getrennt. Die Ko^ide- Quojas oder Hoch-
Quojer wohnen bey den Hondo.
Die Sprachen dieser beyden x\rten der Quo-
jer sallen sich wie das Niederdeutsche und
Hochdeutsche unterscheiden. Ausgezeichnet
werden neben ihnen "') die Sprachen der Hon-
do, der Folgier, und der Gebbe, und auch,
obwohl nicht so deutlich, die Timmasische ^ die
Quilligische, die der Vey und die' der Puy.
Letztere beyde Völker waren zahlreiche Einwoh-
ner des Landes vor den Eroberungen der Fol-
gier, und von diesen unterstützten Karuer (wel-
*) A. a. O. S. 386. 406.412.
i^2 ' .
che sich bis an den Sierra Leone erstreckt ha-
ben). Die Sprache der Folgier sey die schönste,
edelste und zierlichste unter diesen, und von
der Gebbe-Monuischen ein .wenig, unterschie-
den. - Ob diese Folgier (mit den Gebbe) in ir-
gend einemVerhäitnisse zu den iv^/Ze/"« stehen (von
denen im zvveyten Abschnitte die Rede gewesen
ist)^ lälst sich aus Mangel an Nachrichten von
jenen Sprachen nicht ausmitteln. Übrigens
werden den Ouojas, Gala -Vi, Gala, Hondo,
Karau, Folgias, und Manau fast einerley Sitten
und Gottesdienst zugeschrieben. 'Zu.ersteren
gehört auch ein geheimer ßimd und Strafgericht
Belli' Paaro *), welche mit der Purah der be-
nachbarten Susu grofse Ähnlichkeit hat.
Von der Sprache der Quoja sind in der an-
geführten Beschreibung, nächst einigen Thier-
und'Pfianzennahmen, folgende Wörter angege-
ben: himdedung Kopfweh, iidung Zahnweh, le-
ßng Kasten, Becken (etwas darein zu legen),
ko Sprache, dondag König, mendi Herr, ding
Lobgesang, horedo Schild, namady'ich. danke dir.,
bquA§ Xyo^Xt^t e\\c\\^ claii <? hört auf zu klagen,
sovahy sovac/i oder suah böses, bö$er Einfall,
Zauberey, Teufel.
19. Issinesen, Quaqua.
Die Issini oder Osclvin wohnten bis gegen
das Ende des siebzehnten Jahrhunderts zehn See-
meilen unterhalb des Vorgebirges Apollonia;
nach einem un^liicklicheu Kriege mit dem Volke
Ghiomo an diesem Vorgebirge, suchten sie an-
dere Wohnsitze und zwar etwas nördlicher bey
dem Volke Veleres d. i. Flufsßscher , welche si,Q
aufnahmen, und mit Hülfe derselben die Esieps
*) A. a. O. S. 415.
185
austrieben, die sfe'iäifdi vorher' auf^renommen
hatten, die sich ihnen aber jetzt lästig machten.
Nun \vohnen also jene beyden Völkerschaften
in diet^m kleinen Reicho, welches auch Albini
genannt wird, indem die Veteres 'um dea ^Flufb
Issini -und andere FKisse von der Fisohorey auf
denselben, die Issiuesen an der: Kiiofe Ifeben.
Letztere sind wohlgestaltet, und es befinden
sich wenige plattnasige unter ihnen. Täglich
verrichten sie des Morgens, wenn sie sich im
Flusse gewaschen haben, ein Gebeth , welche^s
uns in ihrer Sprache aufbehalten, und -das ein-
zige ßeyspiel derselben ist*) :
Anghiumt maim mdrö , maTna orie, mame sl^ifilie
e ohhni^mameajiukuf mame brenibi ^ maiiie anguaii
e aivnsan;
welches so übersetzt wird :
Mein Gotc gieb mir diesen Tag Reifs unH
Yäuis, gib mir Gold und Ai^ris, gib mir Sclaven
imd Reichthümer, Jtib mir Gesundheit, und dats
ich möge hurtig und schnell seyn.
Genau ist dieUbersetzuug nicht,man sieht bal^,
dafs mamc, gib, bedeuten mufs, und wir finden
■ dasselbe Wort in ^er Auiina-S])rache, znoro Vvird
Reifs, o/icYsms, sÄiU-e Gold, oÄ/,on Aigris, aJ^aka
Sclaven, brembl Reichthiimer, anguaii und awnsan
gesund und schnell seyn. -
Aüfser dem aber. igt sowohl die PfeiTer- oder
Körnerküste, als. jene ^ah.n- oder Elfenbein-
Küste bisher ohne Ausbeute für linguistisch^
Forschungen. Da auf beyden Küsten keiue Nie-
derlassungen der Europäer sind: so gebricht- :-ei5-
selbst an Angaben über ein paar einzelne Wör-
ter der dort wohneudeu Völker. Man liefet
nur, däfs auf ersterer Küste eine sehr schwere
/
*) S. Alig. Hist. der Reisen, Th.lII. S.455 fF. und
407. nach Loyer.
iS4
Sprache geredet werden soll *),' und dafs auf
letzterer die Quaqua, ostwärts vom Cap la Hon,
Laho, diesen ihren Nahmen daher haben sollen,
weil sie Kommenden quaqim! zurufen, welches
nach Des Marchais einen Grufs bedeutet, nach
VV. Smit/is new voyage to Guinea (Lond. 1744)
S, 113. aber: Elfenbein. Indessen wenn man
also keinen Grund für eine von beyden Bedeu-
tungen hatte: so würde es wenigstens eben so
naheliegenden Znxn'i quaqua den Haupt-Han-
dels-Artikel: Sclaven, bedeuten zu lassen; zu-
mahl da nicht blofs in der Sprache von Völkern,
die neben und unter den Amina wohnen, we-
nigstens bey den Assianten: aqua oder quaqita
bestimmt: Sclave , bedeutet --) , und in obi-
aem Gebethe der diese Küste bewohnenden Issi-
nesen das noch ähnlichere ahaka diesen Sinn hat.
Vielleicht dafs diese beyden Sprachähnlichkei-
ten dazu dienen , künftig Spuren irgend eines
Verhältnisses der Völker dieser Küste mit den
südlicheren aufzufinden.
20. Fetü. 21. Fante. 22. Akripon.
:23. Amina. 34. Akkim.
{Amina - Spr ach s t am m.)
Mehr läfst sich aus den Nachrichten über die
Goldküste schöpfen. Dänen verdanken wir die
meisten und die genauesten.
Von Fetii^ der bey südlichem Herabsteigen
nächsten Landschaft, gibt WUh. Joh. Müllers'
Afrikanische Landschaft Fetu (Hamb. 1673) aus-
*") S Voyage du Chevalier Des Marchais en Gm*
n^e et a Cayenne par le P. Labat , T. I. S. 165. und
die fnlaeiide Angabe S. G06.
**) Römer's Nachr. S. i85- Isert's Reise, S.ßgS-
185
fuhrliche Bemerkungen über die Beschaffenheit
der Einwohner, welche ganz schwarz sind, eine
breite ebene Nase und dicke Lippen liaben,
über ihre Lebensart, und alle, besonders na-
turhistorische Merkwürdigkeiten des Landes und
auf fünfzehn Biiittern ein Wörterverzeichnifa.
Die Landschaft Fetu wird zwisclien Cap Corso
und die Gränzen des Königreichs Abraham -Bü
gesetzt, seine Breite von dem Seehafen Annoma
Graffu, welcher zwischen dem Berge Congo im
Lande Sabü und Amamfro oder PYiedrichsburg,
dem Dänischen Castell, gelegen ist, bis an
Commende gesetzt, ungefähr 4° 50' N. Br. Sie
hat also im Osten Sabü, im Süden das Meer, im
West-en Commende, im Norden Abraham -Bü,
und mitten durch diese Landschaft fliefst süfses
Wasser, welches sich bey dem Holländischen
Castell St. George del Mina ins Meer ergiefst.
Fante, Fantju in den Allgem. Reisen: Fan-
tm, zuweilen ein allgemeinerer Nähme, indem
die Einwohner der Landschaften Agona , Akron
und Fante, sämmtlieh westlich vor dem nach-
her besonders anzuführenden Akra an der Küste
liegen. Die Fanteischen Länder mögen sich
fünfzig Meilen hinauf ins Land erstrecken. Fante
liege zwanzig Meilen über Akra an der Küste,
sey volkreich , die Fanteer arbeitsam und Über-
winder von Agona und Akkron. Oben vor Fante
liege Akkron, welches etwa zwanzig Meilen von
der Küste bewohnt, d. i. hin und wieder mit
einigen Neger-Wohnplätzen versehen sey, und
gegen Nordost mögen sich in einer grofsen Er-
streckung hohe und unübersteigliche Berge be-
finden *). Sollte vielleicht Akripon mit jenem
*) So B-öma' in den Nachrichten von der Küste
186
Akkron einerley seyn? Oldendorp, der Wör-
ter der Akripon aufstellt, liat von ihnen selbst
keine Nachricht gegeben , als die, dafs sie die
Sprache der Amijia reden und mit ihnen glän-
zen, aber einen besondern Staat anter einem
eigenen Könige bilden. Das Verhältnifs det
Sprache, das nur auf jener Aussage beruht, wer-
den die nachfolgenden Proben einiger Mafsen
bestimmen. Aufser den Zahlwörtern zeigt ein
■einziges Wort Ähnlichkeit.
Die Amina sind eine grofse Nation , so weit
verbreitet, dafs ein Theil vierzehn. Andere nur
^Eine Tagereise von der Kü*te -^imd dem Engli-
schen Casrell entfernt sind. vSie stehen unter ei-
nem Könige und dessen Unte-rkönigen, handeln
mit Gold, Elfenbein, indem besonders einer
ihrer Stämme Ouahu sehr viele Elephanten töd-
tet, und mit Sclaven, die sie in ihren vielen
Kriegen mit den Fante, Akkim, Akkran, ßere-
mang, Assein, Kisseru, Atti, Okkan und Ada'n^i
erbeuten. So erfahr es Oldendorp von glaub-
^würdigen, einst angesehenen Gliedern dieSer
Nation. Übrigens kömmt der Nähme Amina
•selbst weder in der allgemeinen Historie der
Reisen , noch bey Römer und Isert vor.
Die Akhim wohnen nach Oldendorp der Kü-
ste näher, da einer von dieser Nation, der die
Sprache der Amina redete, aber aucli die der Korn-
mu^ Assie, Fante, Agiimma, Tjiiru^ JVamwi, jDe?itjel(t,
Akkran und W^<7(^/'i?-' verstand, versicherte, dafs ei*
imr eine Tagereise weit von dem Dänischen Ca-
stell gewohnt habe. Aber nach Römers bestimm-
Guinea. Kopenli. 1769, S. 92. 12,7. Äitere ScbiUle-
rungen s. in der Ällg. Hist. der Reisen, Th. IV.' S. 75.
aus üuibot, Des Maichais und Bosaiann.
187
teren und zuverlässigeren Nachrichten ist Ak-
kim, welches aus drey Reichen besteht, und
A-^on eben so vielen Königen regiert wird, im
Nordosten von Aquamboe, welclies letztere
oben vor Akkra, fünf Meilen gegen Nord-
\vest liegt, und die Gränzen der Akkim fangen
160 --r- 200 Meilen weit im Inneren des Landes
an. Nach dem ersten Viertel des achtzehn-
ten Jahrhunderts bezwangen sie die Aquamboe,
eine Nation, die durch die Unterwerfung dei
Akkräer mächtig bis zur Küste geworden war *) ;
aber sie wurden 1741 selbst von den Assianteu
überwunden imd unterjocht, und ihre Könige
von diesen abhängig *'•').
Durch das Band einer gemeinsamen, aber
dialektisch, ohne Zweifel mehr oder weniger
verschieden gewordenen Sprache hängen diese
Nationen zusammen, so oft sie sich auch aus
Leidenschaft und Herrschsucht, besonders aber,
um den Europäern für ihreWaaren Sclaven ver-
kaufen zu können, gleich den andern Negern
von fremdem Stamme bekriegt haben. Ich gebe
das Zuverlässigste, wenn ich die eigenen Worte
aus der Vorrede von Christ. Protterfs Schrift,
dem einzigen Hülfsmittel über die Sprache der
eigentlichen Fanteer, übersetzt liefere. Sie hat
den Titel: En nyltig grammaticahk Indledehe til
tvende hidindtil gaiuUhe iibckiendle sprog, Fanteisk
og Acraisk [paa Gold-Eüsten udi Guinea), efter den
*) Die Überbleibsel dieser bekamen hernach zu-
fällig wieder einen König, und wohnten in der Mitte
des Jahrhunderts auf einigen Inseln 40 Meilen hinauf
im Rio Volta , 50 bis 60 Meilen von Ada.
**) S. R6me.r a. a. O. S. 92. i£2. 130. 155. 1.61.
»85« »93- . .
188
Danske Pronu?iciation og Udtale. Kiobenh. 1764.
8. *) und es heifst dort also:
„Die Fante- oder Amina- Sprache ist v/eit ver-
breitet und so allgemein, dafs man sagen darf,
sie wird von Allen auf der ganzen Goldküste von
Guinea, welche von Axim bis Rio- Volta 60 Mei-
len längs dem Meere reicht, verstanden, und
erstreckt sich auch viele Meilen in das Land hin-
,ein, und über, nach der Art dieses Landes
mächtige Königreiche. Denn die //a/zrßmsche',
Ol>uiu\&che, yjy^mische, und die Sprache einiger
Adampischen Berg-Negern ausgenommen, wird
die Fante- oder Amina -Sprache von Axim ge-
rade bis Rio -Volta, Crepe oder Popo nächst
der Neger-Portugiesischen verstanden, und von
allen Classen als allgemeine Sprache gespro-
chen."
„Aber eigentlich ist diese Fante- oder Ami-
na-Sprache die Mutter- oder National- Sprache
folgender Völkerschaften, kleiner Königreiche,
Fürstenthümer oder vielmehr Herrschaften :
Denkira **), Vassa u. s. w. , Accumani, Agualo,
worunter eigentlich Delmina, das Haupt-Castell
der Holländer liegt, Afutu '^■**), Gap Cors, das I
Haupt-Castell der Engländer, Annojnabo ****)^
Coromante , Agla , Ahron , Dago , Tmöa ( Winne-
ba), Afutu breku \i. s.w. Die letzten zehn oder j
noch mehrere Nahmen können ganz bequem j
*) Vor den Grammatischen Regeln stehen die
meisten Hauptatäcke des Katechismus in beyden Spra-
chen, aber ohne Übersetzung.
**) Wohl die bey Römer S. 136 als von den Assi- f
anten ansoerottet erwähnte Nation Dinkero.
***) Sollte nicht unter Afutu die Fetu gemeint
seyn?
*****) Annoma bedeutet: Vogel.
IS9
auf den Nahmen Fante zurück geführt werden,
so wie auch die Königreiche einwärts im Lande
Aziantli(B^ Aldm, Kuau, Aquambu '•'). Die Kuau
und Aquambu sind zwar jetzt wegen Uneinig-
keit und innerer Kriege in schlechtem Zustan-
de , waren aber sonst das Schrecken ihrer Nach-
barn. Weil Fante den Europäern am meisten
bekannt ist, und gröfstentheils an der Küste
liegt: so wollen wir nachher von dieser Sprache
den Nahmen Fante gebrauchen ; denn die übri-
gen unterscheiden sich doch nur wenig im Dia-
lekt, Accent und einigen Wörtern, auf alinli-
che Weise wie Seeländisch und Jütländisch,
und Norwegisch, Dänisch, Schwedisch" '^'•=).
Grammatischer Charakter der Fante-
Sprache.
1. Substantive und Adjective sind ohne alle
Flexion; auch keine Form oder Endung des
Plurals ist vorhanden, aufser dafs bey ein paar
Wörtern, aboa Thitv, amioma Vogel der Plural
durch Verwandlung des ersten a in e, bey ein
paar andern Wörtern enlpa Mensch, empa ßett,
durch Anhängung der Sylbe ?iwn gebildet wird.
2. Die Adjective stehen immer hinter dem
Substantive. Der Comparativ wird durch Hin-
zufügung des verglichenen Gegenstandes, der
*) Man erkennt leicht das angeführte Quahu und
Aqnaniboe. Dafs aber die Assianten eine weit ver-
schiedenere Sprache reden, wird nachuiaiils aus ihrem
Wörterverzeichnisse erhellen.
**) Nach einer mündlich erhaltenen Nachricht
sollen die Priester der Negern um Delmina eine eigene
Sprache, oder wenigstens eigenthümliche Ausdrüciie
für viele Gegenstände haben.
lyo • ■
Superlativ durch Vergleichung mit Allen aus-J
gedruckt.
3. Die Pronomen sind mi ich, ü-o du, aä-no
er, Jäng \v\r^ hiimu ihi, väni sie. Vor den Per-
sonen der Verben stehen letztere fünf Pronomen
oft abgekürzt: ooder«, da, Ja, hiim, vä. Die
Pronominal- Adjective, die vor den Substantiven
stehen: mi mein, o dein, ;7esein, nanna deren.
4. Das Verbum hat nur einerley Conjuga-
tion. Es bildet vier Tempora (auch durch Bey-
satz eines Adverbium aufser dem das Plusquam-
perfectum), und den Imperativ und Infinitiv.
Das Präsens und der Imperativ sind ohne die
hinzuzusetzenden Pronomen der W^urzellaut, im
Imperfectum wird an demselben ji angehängt,
im Präteritum 0, im Futurum bä vorgesetzt,
wovon jenes in manchen Personen mit den End-
Vocalen des vorstehenden Pronomen zusammen
zu fliefsen scheint.
5. Die Präpositionen stehen hinter den Sub-
stantiven.
Sprach - Proben.
352.
Fanteisch.
Aus P rotten s Indledelse.
Unser Vater du Himmel in
Jäng agia o eo vo Niame mu,
Dein Nähme
O Ding ne nliu enfi,
Dein Reich nns zu
O lienedi mang mba jang ho,
du hebst Erde
Vänjä adde apa vo assasse, tassä' vo
191
Himmel in
jiiamä mu,
Gib unser täglicli
Ma jäag eiidei ndaina da abode,
uns wir
Giare jang aiio ntoa ekridi mbrosa jang
wir
SOSO ja giare van akridia va iitoa
uns zu
bribi anno vo jang ho,
uns
Mä enso jang enhya,
uns
Na ge jang eqvang vo Ni bonni ni nsamu.
Reich
Na mang no na ahuding nambo animjani
ndejina aa o daba jyva.
Die. Prottensche Grammatik, so hinlänglich
sie das Skelett der wenigen Formen dieser Spra-
che hinstellt, ist doch übrigens so mager, so
entblöfst von Beyspielen und Anführungen der
Substantive und Verben, und aus den Haupt-
stücken des Katechismus lassen sich die Wörter
des V. U. so wenig entnehmen, dafs der vorste-»
henden Formel hur die wenigen Erklärungen
haben beygefügt werden können. Mang bestim-
me ich nach dem zweymahligen Vorkom.men,
die Präpositionen nach der Tabelle derselben
bey Protten, imter dessen Adverbien endäl (die
Orthographie bleibt sich nicht ganz gleich) vor-
kömmt. Pä heifst: lieben, das vorgesetzte ab-
gekürzte Pronomen erblickt man hier bey ä und
nachmahls hey ja; assasse ist nach einem so-
gleich anzuführenden Wörterverzeichnisse von
diesem Sprachstamme: Erde; in giare würde
ich: verzeihen, suchen, wenn nicht g/öre, d.i.
auf jene Seite, unter den Präpositionen stände,
es bedeutet demnach wohl soviel als: hinweg.
In den wiederkehrenden Wörtern ntoa ekridi,
akridia — ntoa erkennt man die Begriffe, die in
dieser Bitte wiederhohlt sind.
Die folgenden Wörterverzeichnisse sind aus
Oldendorp, aufser den Wörtern von Fante und
gerade dem ausführlichsten Verzeichnisse von.
Wörtern, welche offenbar diesem Stamme an-
<Tehören, und welche man in ArtJius Orientali-
schem Indien Th. VI. S. 1 12. findet. Am genaue-
sten scheinen sich letztere Wörter an die Fan-
teischen, die wir kennen, anzuschliefsen. Die
Bezeichnungen des Begriffes: Mensch, kommen
bey den Fetuern, Fanteern und Akkimisten
überein , eben so ist annoma Vogel den Fetuern
nnd Fanteern gemein, bey jenen ist cossi, bey
diesen kese grofs, bey Arthus: kassi-, die Fetu-
Zahlwörter anan 4, amim 5, efsjä 6, essam 7,
aogidS-, acong, edu 10, haben die gröfste Ähn-
lichkeit mit denen der Amina: ananni^ anum,
eschee, essun, auquee, akkrun, edu; die kleineren
Zahlen zeigen diefs Verhältnifs gar nicht.
Gott
Himmel
Erde
Wasser
Feuer
Sonne
Mond
Meuscli
Fe tu
Fante
Goldküste
bey Maller.
bey Protteu.
bey Arthus.
Jan comme oder
niankompong.
Jan compon
(welches beydes
auch: Luft, Re-
gen, Donner,
Blitz bedeutet.
arni.äni
njame.
aräddc.
ensu
. . . .
enchion.
ecljä.
egwju
....
uwla.
osran
. . . .
assarOf^
nipa
enipa.
193
Fetu
Fante
Goldküste
*
bey Müller.
bey Protten.
bey Arthus.
Mann
banning.
Weib
bubafsja
« . •
hiro.
Kind
ubbä.
Vater
adja
agia
o£gia (mein V.)
Mutter
enna.
Sohn
ubbä- baning.
Tocluer
ubbä . masjä.
Bruder
unä
....
minnuwa Cm ein
Bruder. )
iScIiwesier
unä . bä
. . . .
maggaba (mein«
Schwester.)
Kopf
eeyr
. .
eteri.
Auge
enniba
....
eniba.
Ohr
asschaba
. .
asso.
Nase
erigvvinni
. . . .
o-u. 7iom.
Zunge
teckremä
....
decrame.
Haa?
egn-i
. .
enwi.
Hand
ensäh.
Tufs
anan.
Brot
. . .
ekoufou.
Tag
adä.
Gib mir
....
. .
mame.
Böses
bonni^
I.
Kanni
. .
abiuncon.
'2.
abicn
. . . . abiennoii.
5«
abiessan
....
abiessa.
Wörter der Amlna
, AMi/n und
Akripon.
Amina | Akkini
Akripon.
nach Ol
dendorp.
Gott
jankombum
Jankombum
kinAu.
Himmel
Jankombum
ja/ünne
aduankam.
Sonne
eiwiaa
awia
QU
Mond
osseram
osseramii
ofendi.
Mensch
ojippa
nippa
osse.
Mann
obaini .
obdlima
unji.
Weib
cbbaa
obia
otjee.
Kind
abovraa
mobaa
mibi.
Vater
atja
atja
messet.
Mutter
minna
anaa
rriinji.
Kopf
ütieri
metih
nuntji.
Hand
ensaa
ensaa
obaa.
Fufs
onang
Snang
djabi.
1.
ahkun
biak/iunQ
ekoo.
2.
ennu
miennu
emmo.
s*
essa
biansang
issan.
Mithrid. III.
N
i!j4
25. Akra. 26. Adanipi, Taiuhi.
Die Ahräcr waren nach Römer und Isert elie-
mahls eine mächtige Nation an der Küste in der
Nähe von Christiansburg, aber sie wurden von
den Aquamboern besiegt; einTheil der Nation
fiiichtete mit Personen des königlichen Hauses
«ach Klein-Popo, wo sie einen neuen Staat bil-
deten, die übrigen blieben in ihren Wohn-
sitzen als Unterthanen und Mittelspersonen
des Handels ihrer Sieger, bis dieselben den
Akkimisten und diese den Assianten unter-
lagen ").
Die Vorfahren der Adaniper und Berg- Negern
sind nach Römer ehedem Leibeigene der Ak-
kräer gewesen, denen man theils an der Küste
Wohnungen gab, um Fische zu fangen, theils
auf dem ansteigenden Lande, um auf dem
fruchtbarsten Boden- Pflanzungen anzulegen,
und welche sich aufserordendich vermehrten **j.
(Die Berg -Negern oder Aquapimmer nach Isert
trennen wir von jenen Adampischen Berg-Ne-
frern, und jene werden bey den Assianten vor-
kommen ). Dafs die Sprache jener ehemahligen
Sclaven der Akkräer mit der Sprache dieser we-
nigstens ziemlich überein stimmen werde, liefse
sicii demnach von selbst schliefsen, aber fol-
oende Nachricht von Protten a. a. O. über die
Akkräische Sprache macht diese Yermuthung
gewifs.
„Die Akra- Sprache wird nicht weiter ge-
sprochen, als diese Nation sich erstreckt, also
ungefähr in einer Entfernung von liöchstens
*) Römer, S. 99— 102. P. E. Ism's Pieise nack
Guinea, S. goo.
**) Ilijimr, a. a. O. S. 100-
195
9 — 10 Meilen *), n.ihmlich von dem Engli-
schen Fort St. James auf der Akra -Küste bis zu
dem Orte Temma, oder höchstens bis Ningo
oder Say , und in diesem Umfange liegen 9 — 10
kleine Ortschaften. Die Sprache ist für Fremde
sehr schwer zu erlernen, und man mufs die
genaue Aussprache, so zu sagen, mit der Mut-
termilch bekommen haben. Alle Akräer, kei-
nen ausgenommen, verstehen Fanteisch; hin-
gegen bekümmern sich die übrigen Nationen
wenig oder gar nicht darum, das Akräische zu
erlernen, wenn sie nicht als Sclaven oder wecken
anderer Ursachen dort zu wohnen gezwungen
sind. Die Sprache einiger Adampischer Berg-
Negern ist nur ein Dialekt der Akräischen."
Letztere Bemerkung und die vorher gegangene
Versicherung, dafs die Sprache der Akräer auf
diese Nation eingeschränkt sey, wird uns, in
Rücksicht der Ähnlichkeit, \velclie die Sprache
der Tambi bey Oldendorp mit den Akräischen
Wörtern hat, berechtigen, diese mit jenen
Adampi für einerley zu haken.
Aufser der bey Fante angeführten Protten-
schen Schrii't, die auch das Akräibclie begreift,
haben wir für letzteres noch: De ti Bad ^ äet ono-
stolisHe Syinbohnn og Fader Vor, oversalte i det Ac-
craiske Sprog af C. Schonning. Kiobenh. 1805. In
*) Oldendorp hörte, dafs diese Akran, wie sie
bey ihm lieifsen , ein zu den Aniina gehörendes Volk
seyen, iin-d deren Sprache verstehen. Diefs würde
gegen das Unheil Protten's, der sowüiil das Fanleische
als Akräische genau kannte, kein Gewicht haben; aber
der Neger, der es mittheilte, wollte damit wolil auch
Nichts sagen, was Protten widerspräche, da die Akra
den Akkim unterworfen sind, und deren Spraciie ge-
redet haben werden.
N 2
Betreff der Ab\veichnngen beyder Quellen der
V. U. Formel von einander dient zu bemerken,
dafs beyde Formeln ofienbar ganz zweyerley
Übersetzung, und in so fern verschieden sind.
In Ansehung der Aussprache eben derselben
Wörter kann man, besonders bey einem Zwi-
schenräume von 40 Jahren, auf dialektische Ver-
schiedenheit rechnen. In Manchem mag Prot-
ten, der als Lehrer der jungen Mulatten zu
Christiansburg angestellt, und selbst dort gebo-
ren war, den Vorzug verdienen, vor dem nur
eine kürzere Zeit dort gewesenen Gapitän, der
sich dagegen die Mühe "gegeben hat, seine Auf-
satze durch eine wörtlich untergesetzte Über-
setzung brauchbarer zumachen, wefshalb auch
seine Formel zuerst stehen wird. Wo die Über-;
setzun^ nicht genau untergesetzt war, ist nach-
geholfen worden.
Grammatischer Charakter der Akra-
Sp räche.
1. Die Aussprache ist bey manchen Wör-
tern sehr schwer, so dafs man keinen Buchstaben
zu ihrem Ausdrucke finden kann, z. B. in Akra
heifst emHund niclit be, auch nicht /7e, sondern
das beyden ähnliche Wort wird aus der Kehle
mit Geschwindigkeit hervor gestofsen. Be da-
gegen bedeutet eine gewisse Zeit, pe etwas Un-
bestimmtes, und be zanken, bä ist das Verbum
substantivum mit Einschlufs der Negation, ne-
ben bbe Hund, ist mi bbe ich schlage derb, und
bbä der Weg. Ähnliche Zusammensetzungen,'
Wie pp, mp, bp, bm, pml, ng , Tik, bhn., inbl^
u. s. w. müssen njDthwendig auf die ganz eigen-
thümliehe Weise dieses Volkes pronuncli^ wer-
den, oder sie bedeuten Nichts oder etwas An-
197
deres. Der l^nterschied der Vocale läfst sich
durcii das Dänische e und ä ^ o und aa noch am
bequemsten ausdrucken, z. B. haa bedeutet
flechte z. B. die Haare, /w gehe vorbey. Vor
viele Consonanten wird n gesetzt, blofs um zu
zeigen, dafs sie durch die Nase ausgesprochen
werden sollen, und die Bedeutung ist aufser dem.
eine andere, z. B. Zo bedeutet: nimm, nimm
weg, und /z.'^o beifse.
2. Die Substantive haben im Plural die En-
dimg /, sind aber übrigens indeclinabel. Die
Bildung dieses Plurals mit / hat noch manche
Eigenthiimlichkeiten, indem statt /bey manchen
Wörtern g/ angehängt, und dafür die Endsylbe
des Wortes weggelassen wird z. B. iikin Haus,
Plur. nhingi^ Iqfino Vogel, Plur. loßnoi besser:
loßgi. Die mit 7ig endigenden Wörter be-
halten im Plural dasg, aber lassen n aus, z. B.
;72(3/2^ Stadt, Land, Reich, magi.
3. Die Adjective stehen immer nach dem.
Substantive. Auch sie bilden auf jene Weise
Plural- Formen, z. B.- ejäiig weifs, ckjuru todt,
Plur. ejägi, ekjund ^ besser: eJijiigi. Der Com-
parativ und Superlativ wird eben so wie bey
den Fanteern umschrieben.
4. Die Pronomen sind wi ich, bo du, lä er,
sie, es, ro ^vir, 77/ß ihr, ammä sie, bey der Con-
jugation der Verben steht vor diesen in der zwey-
ten Person o du, e er^ sie, es. Die Pronomi-
nal-Adjective, die vor den Substantiven stehen,
sind 777/ mein, o dein, e sein, vo unser, jjjä euer.
(Einige Ähnlichkeit dieser Pronomen mit den
Fanteischen kann man wohl von der Nachbar-
schaftherleiten).
5. Die Conjugation ist nur Eine. Die Un-
terscheidung der Tempora Präsens, Imperfec-
tum, Präteritum und Futurum erfolgt gröfsten-
theils nur durch den Accent, doch hat das Prä-
sens in manchen Personen mi zwischen dem
Pronomen und Verbal -Laute, das Futurum va
zwischen denselben zum Cliarakter. Das Plus-
quamperfectum läfst sich durch ein Adverbium
ausdrucken. Eben so ist der Infinitiv nur durch
den Accent unterschieden. Der Imperativ wird
durcli Vorsetzung der Sylbe ha negativ; es gibt
eine Verbal -Form für den Optativ, und einen
besondern Vorsatz bani^ der bey allen Verbal-
Formen vor das Pronomen gestellt werden kann,
uhd die Bedeutung verstärkt.
6. Die Präpositionen, stehen nach den Sub-
stantiven.
Sprach proben.
353-
A k r ä i s c h.
"Nach S chonning.
Unser Vater der du bist Himniel
Vä tjä, monäh o jave nghoi,
Dein Nabnie sey vereJirt
O dbäi a tiä,
Deine Herrschaft lafs kommen uns zu
O lummo jele a ba vä 'tin,
Was du beliebst lafs geschehen Himmel und Erde
Nonne o sino a fe nghoi ka sipong,
Gib uns täglich Brot, was hinlänglichsey uns für.
Ha vamonnä abullo nonne ässiae va na,
Nimm unsre schlechteil Thaten veigib uns, gleichwie wir
Ngä \ä essia feramo keii vä, tanka ya
i)ehraen Sclil*?clites, wir, vergeben Andern
Bi^ä cssiale va keli meiklokkome,
^99
Nicht lasse Jernaiid vcrfrihren uns,
Ka ha iiiokko lakka va,
Nimm weg jjoses von. unsrer Peisün,
Diemo essia e va lie,
]3u bist Herr, du machend alles, du bist verehrt
J]o ji Inmmo, bo feo nä, bo ji oiiLipa
nun und immer.
bianä ka iiälmo.
334.
Ebendasselbe.
Aus P rotten.
Vä kiä, boni o ja ja iiguai,
O byäi lie akie,
O limo jeli mang abba vo iigo,
Nba ate iioni o siimo ja sippong tamo aka
ja iiguäj lä
Nba vo miända vo by fa abolo
Rä kagia vo na tomnioi assä, tamo akka
vo nhu gia vo na toraoloi assä,
Käka vo okuä,
Si here mo vo jamo,
Zia lä ndä, si limo mangla ononi, iieva la
onon, ka uno la onnon.
Ahu ka bä nakumo amen (abani).
Einige Anmerkungen zu beyden Formeln.
Das Relativ- Pronomen ist in Prottens Gram-
matik Jio ne angegeben, öoni und monäh sind ab-
weichende Aussprachen. Nachmahls in der drit-
ten Bitte steht bey Trotten jmni, bcy Schon-
ning nonne.
20U
Injäve und Jo ja liegt das Verbum substanti-'
vum , so wie nachmahls in Ji der erstem Formel.
Himmel und P>de scheinen ohne Präposition
zustehen, t?^^/«/ bedeutet eigentlich: oben, das ^
Obere.
0 ist: dein, htmmo und limo Reich, in der
Prottenschen Formel gehört hier und am Schlüsse
mang Reich neben limo zu diesem Begriffe.
Ba bedeutet: kommen.
Ngo ist die nach dem Pronomen stehende
Präposition.
Ha und nha gib, abullo und abolo Brot.
Essiä ;?(2 bedeutet nach Schonning: hinläng-
lich efsbar.
Tamo akhä^ so wie bey Schonning tanhü.
In ngd ^ und bey Protten in kagia wnd' nlin
gia liegt das : vergeben.
Femmo ist nach Schonning das Particip vom
Verbum /e// machen, thun. In Protten's Gram- \
matik ist nichts von einer Particip • Form be- \
merkt. /
Bani ist das Bestätigungswörtchen, wovon
bey dem Verbum die Rede gewesen ist.
Andere Wörter dieser Sprache mögen noch
zur Veiigleichung mit den übrigen hier stehen.
fioft
Erde
Wnsser
Feuer.
Akräisch
nach
Protten.
niombo
ng,uäi
ilppOTlg
ynuh.
\la.
nach
Isert.
nach
Oldendorp.
1
• • •
niombo
jankoinbum
\lmn
nach
Schon nii
joiv^ma
nghoi Cauch
Donner,
Luft)
sii>ong.
racli
Oldendorp
tjembotjam
giom.
pum.
20I
A k r
ä i s c h
Tambi
nach
nach
nach
nach
n.ich
Proteen.
Iseit.
Oldeiidorp.
Schonning.
üldciidorp.
nd
(liibliman
'lorambi.
nscJx
biomo
. . .
hiommo
. ....
numcro.
ter
kiä
. . ''
ofjf.e
'-tjä
tsc'iiä/i.
Iter
mia
. . .
0/IJ&
nlije
ijia.
nn
üb
. . .
nu
njumniu.
nga '
in
hgä
in.
n
. . •
. • .
•
bi.
d
• . •
obi
....
hju.
?f
. . .
ie/iu
oitju
: ...
ii.
. • ■ •
hininä.
toy. .
id .
'.. . ■ .
nindeh
(linde
nindi
nindi.
(Arm)
s
nanne.
nande
.
nandi.
(Schenkel)
t
aholo
abulli)
• . . .
abullo.
.
. . .
. . .
eaAu
. . . .
kaki.
•
:. . .
. . .
eenjo
....
ennu.
• • •
ettt
....
ette.
Dafs einige Pronomen, und manche andere
Wörter mit der Fante-Spracliezusammen tref-
fen, kann wohl Folge der Mittheiking einzehier
Ausdrücke, und kein Gegengrund gegen Prot-
ten's ausdrückliche Versicherung seyn, dafs
beyde Sprachen sich gänzlich unterscheiden.
27. A d
a.
Die Adäer sind die Negern, welche westlich
dem Rio-Volta, also am Anfange der Sclaven-
küste, oder auch auf dessen Inseln wohnen, und
mit den Völkerschaften der Ostseite, besonders
den Auguanern, häufigst über die Fischerey im
Flusse im Streite. Sie waren noch im ersten
Drittel des achtzehnten Jahrhunderts angese-
hen lind mächtig, und erst 1776 wurden sie von
iliren Feinden fast aufgerieben, zu jener Zeit
nannte sich ihr König numbo kus pwitsej d. i. Herr
a03
Über Himmel und Erde *). Dicfs sind aber auch
die einzigen Wörter, welche wir von ihrer Spra-
che wissen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs
nwnbo mit dem Akräischen ji/ombo, welches dort:
Gott, bedeutet, einerley Wort sey.
ag. Widah, Fida, Judab. 2g. Papaa.
4 30. Watje, Atje. 51. Ardrah.
32. Dahomey, oder Foy.
Widah oder Whidah, wie Engländer, Fida,
wie Holländer imd Dänen, Ouidah oder Judah,
wie Franzosen schreiben, war eben so, wie Ar-
dra, sonst ein mächtiges Königreich , und zwar
noch früher Widah eine Provinz von Ardrah,
welches sich noch nach jener Abtrennung tief ins.
Innere erstreckte, und dort die ansehnliche Breite
des Zwischenraums zwischen den Flüssen Volta
lind Benin hatte. Isert **) sagt, dafs Fida das
ehem ahlige /«c//<?« seyn müsse, denn Fida sey ei-
gentlich der Nähme der ganzen Provinz. Die
ausführliche Beschreibung beyder Reiche findet
man nach den Englischen und Französischen
Nachrichten bis zum Anfange des achtzehnten
Jahrhunderts, in, der Allgemeinen Historie der
Reisen, Bd. IV. Wahrscheinlich verweichlicht
durch das Verkehr mit Europäern , sind beyde
Reiche im Anfange des achtzehnten Jahrhun-
derts eine Beute eines Eroberers aus den tiefer
einwärts gelegenen Gegenden geworden, des
Königs von Dahomey, dessen Vorfahren hun-
dert Jahre früher nur noch ein Dorf regierten.
Auffallend ist in jenen beyden Reichen ein
aufserordentlich grofser Einflufs der Priester
•) S. Isert, S. 4.0 — 44. ' **) S. 15.5.
und ihres übermächtigen Oberhauptes. Widah
zeichnet sich nach allen Nachrichten durch In-
dustrie aus. Das jetzige Dahomey hat fast die-
selbe Staatseinrichtung, wie vorher jene beyden
Reiche; in ihnen allen \vird unter den Söhnen,
die der verstorbene König als König gezeugt hat,
von den ersten Ministern der Nachfolger er-
wählt, eben so wie in nordöstlicheren Ländern
im innern Afirika. Die sclavische Unterwürfig-
keit der Unterthanen ist in Dahomey nur noch
so gesteigert, dafs sich auch niemand gegen die
ausgesuchtesten und grausamsten Mafsregeln
des Despotismus zu erheben vermag.
Von der Sprache von Judali haben wir ein
ziemlich ausführliches Wörterverzeichnifs in
Des Marchais voyage en Giiince et a Cavenne, par le
P. Labat. T. IV. S. 670^ 681. unter der Über-
schrift: Grammaire abregee ou entretien en lan-
gue Frangoise et Celles des Negres de Juda, tres
utile i ceux qui fönt le commerce des Negres
dans ce royaume et pour les chirurgiens des
vaisseäux pour interroger les Noirs lorsqu'ils
sont malades. Ce qui peut servir pour compo-
ser un petit dictionaire, — nur dafs jener Titel:
Grammaire, höchst unpassend, und das Ganze
nichts weiter als ganz gewöhnliche Gespräche
über Haushaltung, Handel und Krankheit, ohne
irgend eine Spur von grammatischer Aufmerk-
samkeit, sind, und die beystehende Übersetzung
ist selbst zu frey, als dafs sich daraus etwas Ge-
naueres entnehmen liefse.
Was die Sprache von Ardrah betrifft, so le-
sea wir davon nur die dürftige Bemerkung *),
*) Allgem. Hist. der Reisen, Th. IV. S. 451. aus
Barloty S. 548. 553.
dafs die Ardräer ihrer Sprache die U!/;am\sche
vorziehen, und diese lieber reden, weil sie sie
für angenehmer und zierlicher halten. Barbot
stellt diese Ulkami mit den Oyos (oder Ayos)
zusammen, von denen in der Folge die Rede
seyn wird. Vergeblich sucht man auch nur ei-
nige Wörter von jener Ardräischen Sprache
selbst. Indessen da Des Marchais auf das aus-
führlichste und mit allen Nebenumständen er-
zählt hat *), wife der König von Widah jedes
Mahl von einem Grofsen aus Ardrah, dessen
Familie seit undenklichen Zeiten dieses Recht
gehabt, gekrönt wurde, und dabey erzählt, wie
dieser mit den Widäern zusammen lebt, bethet,
sie haranguirt und von ihnen haranguirt, und
nirgends, wie bey andern daneben erwähnten
Audienzen der Europäer, eines Dollmetschers
gedacht wird: so geht daraus die Wahrschein-
lichkeit hervor, dafs Ardräer und Widäer einer-
ley Sprache, oder" wenigstens so verwandte Dia-
lekte redeten, dafs man sich verstand.
Die Kenntnifs von der Sprache von Ardrah
hat dadurch eine besondre Wichtigkeit, weil
sie die Sprache des jetzt in diesen Gegenden
mächtigsten Reiches Dahomey ist. Denn aus-
.drücklich sagt A^o/-m '•"^): ,.; Die Sprache, die in
dem Reiche Dahomey gewöhnlich gesprochen
wird, ist die von Adschirrah, oder der eigen-
thümliche Dialekt des Reiches Ardrah, dessen
Gebieth sich ehemahls von dem Flusse Volta bis
nach Lagos erstreckte. In eben diesem Striche
Landes wird sie noch jetzt gesprochen, indessen
ein wenig durch Provinzial-W^örter und Redens-
*^ Ebendas. S. 556 ff.
*•) S. JMag-iftin der Reisen, Btl. V. S. 443 f. -
205
'Jlen verdorben , welche sich von verschiede-
nen Völkern herschreiben; Adschirrah war, ehe
die Dahomeyer 1724 das Königreich Ardrah er-
oberten, eine grofse, volkreiche Stadt, und ist
auch noch jetzt nicht unbeträchtlich. Ihre Ent-
fernung*-von Griwhi oder Grigue, der Haupt-
stadt von Widah, betrug ungefähr sieben Stun-
den." Von der Sprache von.Dahomey führt
IMorris leider nur ein paar Wörter an, homey
Bauch, sim grofs, bomey Haus; dafs nun zu W'i-
dah conie Bauch heifst, ist jener Voraussetzung
wenigstens nicht ungünstig. Nach INorris heifsen
die Dahomer eigentlich Foys ^ und führen im
Lande gewöhnlich diesen Nahmen.
Die IVatje bilden, nach Oldendorp, ein eige-
nes Königreich, welches sich tief land-eimvärts
erstreckt, und die Sokko, Amina und Kassenti
zu Nachbarn, die Atjc^ mit denen sie fast einer-
ley Sprache reden, zu Stammverwandten hat.
Die Popaa bev Oldendorp haben ollenbar
eine grofse Sprachverwandtschaft mit Widah ,
und diese Verwandtschaft bewährt sich eben so
sehr dadurch , dafs man in West-Indien alle Ne-
gern von Wldah, welche sich, eben so wie in
in ihrem Vaterlande, selbst, durch Arbeitsam-
keit, Thätigkeit und Lenksamkeit auszeichnen,
Papaws nennt. Nach Oldendorp sey Popo eine
unrichtige Aussprache von Papaa, und gehören
zu dem Königreiche Papaa die Apassu oder Ape-
schi, die Nagoo, die Arrada oder Allada, die
Attolli und Affong oder Fongj welche letztere
sich die übrigen unterworfen haben. Sollten
etwa die Fong und jene Foy einerley Volk
seyn ^
20 G
.s
P
rachprobe
n.
Widah
Papaa
Watje
nach Lab
lt. nach Olclendovp.
aus Oldendorp.
Gou
, ,
ma. und gajiwodu jembay ; djaubenje ;
gimoihu ; miassu
bey den Atjo :
gajiwodu.
Himmel
.
jittt/.
Wasser
asioui.
Sonne
.
wetaga
uä.
Mond
SU - ede.
Mensch
emme
ammee.
Mann
messu/iu
uzu.
Weib
djonnu
jonnu.
Kind
wibee
v^injte.
Vater
tai
tai.
Mutter
nai
naye.
Kupf
ta
ta.
Aiiscn
noucou.
Ohren
Otto.
Nase
aonty.
Hand
alo
allo
aschi.
Fufs
^ßo
afo
afo.
Brot
couman.
I.
dt
dcpoo
de.
s.
aoue
auwi
ewee.
3-
0
'ton
ottong
eteng.
35. Calbra. 54. Camacons. 35. Cap
Lobo Gonsalvos.
Von der Sprache des südlicher, sehr mäch-
tigen Reiches Benin haben wir gar keine Nach-
richten, und aus diesen Gegenden überhaupt
nur ein paar sehr dürftige vom Daseyn dreyer
besonderer Sprachen, von ersteren beyden nur
die Zahlwörter:
Calbra
Camancons
an der
Küste.
nicht weit davon.
1.
barr&
mo.
2.
ma
ba.
O"
ttrrt
melella.
4-
ni
meley.
5-
ionni
mal Uli.
.?07
Am Cabo Lobo Gonsalvos ^vird eine Sprache
geredet, aus der in Arthiis orientalischem In-
dien, Th. VI. S. 111. folgende Wörter ange-
führt sind:
Scliiff
Eiftnbein
Eisen
Messer
Schöne Frau
Kaufen
sauepongo.
longo.
manimomeeau.
pe/i.'i^O.
tögna.
moftendoßno.
sromba. f
Essen
Gehet
Grofs
Gut
Böse
Krank
koria,
qutn'do.
pällie.
fino,
Jiivndtllo.
petollo.
56. Loango.
59. AlK
-^.T. Kakongo.
58-
oia.
4i.
40.
Camba,
IVIaiidongo.
Kongo.
{Kongo - Sprachstamm.)
Ein grofser Sprachstamm mit ziemlich weit
\on einander entfernten Ästen. Von der Linie
bis wenigstens zum fünfzehnten Grade südlicher
Breite reicht er an der Küste, auch tief ins In-
nere, wie ^veit dahin, ist unbestimmxt. Zwi-
schen den Nahmen der angeführten Länder und
Völker (den letzten ausgenommen) fällt eine
gewisse Ähnlichkeit in die Augen, die dadurch
noch mehr bestätigt wird, dafs gerade in den
Sprachen dieses Stammes vorn oder auch hinten
ungehängte Artikel einen wesentlichen Theil der
Sprachformen ausmachen. Da einer dieser vor-
gesetzten so genannten Artikel TTZß ist, vermöge
dessen der Genitiv ausgedruckt wird, und die Kö-
nige, Fürsten oder Gouverneurs eines Landes
oder einer Provinz in diesen Sprachen durch
den Nahmen des Landes oder der Provinz mit
Vorsetzung der Syibe ma bezeichnet werden, so
dafs man dieses ma daher oft als zum Nahmen
des Landes gehörig betrachtet hat: so schlösse
&ich der Nalime Maiidougo um so mehr an die
übrigen an, als n in diesen Sprachen häufigst
blofs vorgeschlagen wird, selbst wenn man nicht
wüfste, dafs Angola oder ein Theil davon auch
Dongo heifst; und die Ähnlichkeit mit dem
Nahmen der Mandingo erscheint um desto zu-
fälliger.
Loango ist unter den Küstenreichen, von
dem Äquator bis zum Flusse Zaire, oder unge-
fähr dem sechsten Grade südlicher Breite, die
Proyart schildert, und denen er einerley Spra-
che zuschreibt, das merkwürdigste. Es erstreckt
•sich von dem Dorfe Makanda ungefähr im 4P 5'
S. Br. längs der Küste , und hört bey dem Flusse
Luango Luisa.auf, der unter 5° 5' S. Br. fiiefst.
Die Hauptstadt ist Buali, und liegt ungefähr
unter 4° 45'.
KaJiongo liegt südlich von Loango , die Eu-
ropäischen Seeleute pflegen es Malinbe^ nach
dem Hafen dieses Nahmens, zu nennen, und
auch südlich das Reich N'GoJo, nach den Fran-
zosen, oder Angoji, \velches vorl den Europäi-
schen Seeleuten nach dem dortigen Hafen Ca-
binde genannt zu werden pflegt. Nördlich von
Loango liegt ein Reich Jomba^ welches (nach
dem angeführten Gebrauch und Mißbrauch der
Vorsylbe mci) von Seefahrern und Erdbeschrei-
bern: Ma-jomba genannt worden ist, und nicht
mit einem andern Reiche desselben Nahmens,
welches, so wie das Reich N'teha^ im Osten von
Loango liegt, verwechselt werden darf.
Die Sprache von Loango, Kakongo, N'Gojo,
Jomba und andern kleinen benachbarten Staa-
ten schildert Proyart als fast einerley; wenn er
aber hinzu fügt, dafs sie von der Sprache des
Königreichs Kongo gänzlich abweiche j so ist
damit
damit gewifs wenigstens niclit mc^Iir gesagt, als
dais ^ie eben so von einander nbweichen, wie
Englisdi und Dänisch, so gGwlh beyde zu Ei-
nem Stamme gehören. In derAL-gem. Historie
der Reisen, Th.V. S. 35, ist dasVeihältnifs der
SpVachen von Angola Und Kongo so angegeben ,
dafs sie wie das Portugiesische vom Kastiliani-
schen, oder vielmehr wie das Venetianische vom
Calabresischen, nähmlicii meistens in der Aus-
sprache von einander abweichen, und demnach
wie zwey verschiedene Sprachen klingen.
Die Ca'inba wohnen, nach der Aussage bey
Oldendorp, nahe bey Loango und bey der Pro-
vinz Sundi, der nördlichen des Königreiches
Kongo. Es wäre zu gewagt, Camba mit dem
erwähnten Jamba zu vergleichen.
Kongo, o^gs^^^ dessen Könige wenigstens elie-
mahls fast alle, in Norden, Süden und Osten
umlie2;enden Reiche in einer Art von Abhängig-
keit standen, reicht nördlich an den Flufs Zayre,
und von da südlich bis ungefähr zum neunten
Grade südlicher Breite, nähmlich bis an die ho-
hen Gebirge und sandigen Wüsten von AngoFa
und an den Flufs Denda; gegen Westen gränzt
es an Matamba und andere noch weniger b&-
kannte Reiche. Die Geschichte des Landes ist
seit dem letzten Theile des fünfzehnten Jahr*
hunderts bekannt, wo sich die Portugiesen zu-
erst dort fest setzten. Die Könige von Kongo
bekannten sich bald zur christlichen Religion,
blieben in einem Verhältnisse zu Portugall, und
sichtbar erscheinen Einflüsse seiner Wirkungen
auf dieses Land.
Angola, N'gola oder Dongo erstreckte sich
vom Flusse Dande , ungefähr 8^' 30' S. Br. nach
seinen alten Glänzen bis zum iQ° , mit Einschlufs
MithriJ. W. O
2IG
von Bengilda; Länder, in denen die Viehzucht
mehr alö in den bisher betrachteten Ländern be-
trieben wird. Loav.da San Paolo in Angola ist
die Hauptstadt der Afrikanischen Besitzungen
der Portugiesen, weiclie diese Küste entlang
noch mehrere befestigte Plätze haben. Beyde
Länder haben unter den Portugiesen ge%visse
Privilegien behalten. Der Benguelischen Pro-
vinz, Ober- und Nieder- Bembe, wird eine
von den benachbarten Nationen verschiedene,
schwer zu verstehende Sprache zugeschrieben.
Die Mandongo wurden Oldendorpen als ein
weit ausgebreitetes Volk beschrieben, welches
aus drey Stämmen: den Colambo, Cando und
Bongolo^ bestehe, und von drey besonderen
Fürsten regiert werde, die aber die Oberherr-
schaft eines Mächtigeren anerkennen. Bey dem
letzteren dieser Nahmen wird man natürlich auf
Benguela geführt, und dadurch Avird es viel-
leicht nocli ansprechender, den Nahmen Man-
dongo mit Dong, d.i. Angola, zu vergleichen,
wenn auch keine von beyden Vergleichungen
zur Gewifslieit erhoben werden kann. Auf je-
den Fall müfste von inneren Theilen von Angola
und Benguela die Rfede seyn, da diese Nation,
als tief im Lande wohnend, geschildert wird *).
Hülfsmittel des KongO' Sprachstammes.
Über die Sprache von Loango und den be-
nachbarten Reichen handelt Proyart in der Hi-
*) Wenn Oldendorp's Mandongo-Negern beachte-
ten, dafs sie von ihrem Lande bis nach Loango ein
ganzes Jahr gebraucht haben: so ist dieses Mafs der
Zeit vmd des Kanmes am sichersten daraus zu bestiiu-
inen, dafs sie einen Monatb gebraucht, um von Ätin
Loango bis zur Küste zu kommen. Die Entfernung ist
denmach nicht zu grofs, iim jener Ansicht entgegen
zu stehen.
2TI
stoire de Loango, Kakongo etc. Par. 1776. 8.
Deutsch, Leipz. 1777. S. 150— 163.
Von der Sprache von Kongo sind die Wör-
ter, welche in der Allgem, Historie der Reisen,
Th, IV. S. 651, angegeben sind, a.uä Ast iey ent-
lehnt, der wiederum Dopper's Auszügen aus
früheren Berichten folgte.
Ein Wörterverzeichnifs steht auch in G. Ma-
rolla relazione del Viaggio nel Congo, Neap.
1726. 8. S. 311 — 316.
Die neuesten V^örterregister von Kongo ha-
ben Grandpre gegeben, in seinem Voyage a la
cote occidentale d'Afrique fait dans les annees
17SÖ et 1787. Par. 1S02. T. I. S. 156 — 162;
und Baitdry de Z.ozleres in seinem second Voyage
de la Louisiane. Par. 1803.
Aber in das Innere der Kongo- Sprache,
welche aucli besonders wegen mancher künstli-
ciien Bezeichnungen merkwürdig ist, dringt man
nur durch folgende Schrift ein: Hyazinthi Bru-
sciotti ä Vetralla regulae quaedam pro difficillimi
Congensium idiomatis faciliori captu ad Gram-
maticae normam redactae, Rom. 1659. 8- Schade
nur, dafs aufser den einzelnen Beyspielen auch
gar keine Sprachproben beygefügt sind.
Von der Sprache von Angola besitze ich eine
ganz kurze handschriftliche Grammatik, welche
sich, thätigst sammelnd, Herr i'on Murr von Ita-
liänischen Missionären verschafft hatte. Auch
ünde ich angeführt: Pedro Dias arte da lingua
de Angola, Lissab. 1697. 8.
Sprachproben enthält auf 115 Quartseiten
(neben der Portugiesischen und Lateinischen
Übersetzung): Gentilis Angollae fidei mysteriis
Lusitano olim idiomate per Antonium de Coacto^
«ociet. Jesu theologum, nunc autem Latino per
O 2
Fr, Antofiium Mar'iam Pramlomonlanum Concionar.
Capucinum instructus atque locLipletatus. Ro-
mae, 1661.
Grammatischer Charakter der Loango-
und Kakongo- Sprache.
1. H,r,x fehlen der Sprache, in nicht ein-
heimiochen Wörtern wird / statt r, k statt c vor
<7, 0, w, und 5 statt c vor e, z, g statt y, u statt ü
o-esetzt. Das den Anfangs- Consonanten häufig
vorgeschlagene m\ ;?', wird so leise gesprochen,
dafs man es kaum bemerkt, die Sylben sind mei-
siens einfiich, 0 und o sind die gewöhnlichsten
Vecale, die Wörter enden oft mit ihnen.
2. Die Substantive haben eigentlich keine
Formen für Genus, Numerus und Casus, son-
dern drucken letztere durch Artikel aus, deren
folgende dem Singular eigen sind: /, bu, //, ku^
i('/, u; dem Plural aber: /, ba, bi, ma, mi^ 21;
und diefs ist der schwerste Theii der Sprache.
" Nicht jeder Artikel kann bey jedem Substantive
stehen; manche stehen bey einem Theile der
Wörter vorn, bey andern hinten, oder diese
Stellung bezeichnet den Casus, z.B. der Artikel
// vor dem Substantive den Nominativ, hinter
demselben irgend einen andern Casus, ma den
Plural -Genitiv, besonders in der obgedachten
Beziehung. (Von den übrigen Casus -Formen
ist nichts Genaueres angegeben.)
3. Die Adjective werden am gewöhnlich-
sten durch Substantive umschrieben, z. B. mazei
mlr-n~bazLi ist: Wasser (vom) Feuer, d. i.
heilses Wasser. Der Comparativ wird durch
den Verbal -Begriff: übertreffen, der Superlativ
durch Verdoppelung des Adjectivs ausgedruckt.
4. Die Pronomen sind Hch, w du, ka er^ tu
tvir, iu ihr, ba sie. Die Pronominal -Adjective
215
nme mein, aJiu dein, andi sein, welche nach den
Substantiven, und gemeiniglich 8o gesetzt wer-
den , dafs ein Artikel noch dazwischen steht.
5. Die Verben erleiden entweder eine Ver-
änderung der Anfangs -Sylbe oder nicht; erstere
sind die geringere Zahl, und bey ihnen fällt in
gewissen Fällen ku weg, und /wird zu d , v zu. jy.
Die Sprache ist reich an Zeitforiuen, indem sie
alle Tempora der Franzosen, und auch aufser
dem feinere Unterscheidungen haben, z. B. von
Uka essen, i~Ua ich habe vor einer unbestimm-
ten Zeit, /-//// ich habe seit einiger Zeit, jd-litl
ich habe vor langer Zeit, ja-lia ich habe vor
sehr langer Zeit gegessen.
6. Einen grofsen Reichthum dieser Sprache
machen die abgeleiteten Verben aus, und es
gibt gar keine Wurzeln, von welchen nicht
dergleichen Modificationen auscrino-en, z.B. sa-
Ula die Arbeit erleichtern, salisia mit jemand ar
beiten, saVisUa zu jemandes Vortheil arbeiten,
sazia jemanden im Arbeiten helfen, sallsionu:
flir einander arbeiten, salanga gewolint seyn zu
arbeiten, salangana geschickt seyn zur Arbeit,
7. Die Präpositionen scheinen wenigstens
zum Theil in A^w Artikeln zu liegen; die Adver-
bien werden meistens durch Verba umschrie-
ben; Conjunctionen sind wenig oder gar keine
vorhanden, selbst und wird durch die Präposi-
tion: mit^ oder Wiederhohlung des Subjecto
oder Prädicats umgangen.
Grammatischer Charakter der Sprache
von Kongo.
1. *) Die Kongo- Sprache ist aufserordent-
lich sanft, fliefsend und biegsam, sie ist nicht
*) Beinerkxingen über die Laute der Kongo-Spra-
2l4
sehr sonor, aber angenehm. Die Diphthongen
folgen rasch auf einander; für Heftigkeit und
weiche Darstelhingen ist sie gleich geschickt.
2. Die nrtikel der Substantive, welche an
dieselben hinten angehängt werden, sind ein
schwerer Theil dieser Sprache. Die Eigennah-
men und die Nahmen dtrr Menschen und Thiere
brauchen keine Artikel, wenn sie mit Verben
verbunden stehen; aber wolü liaben Nahmen
der Menschen und Thiere Artikel, und zwar
eigenthümliche, wenn sie mit dem Verbum
su'bstantivum oder mit Adjectiven stehen. Die
Substantive theilen sich in acht Classen, nach
Mafsgabe der Artikel, welche sie im Singular
und Plural annehmen, und nach Mafsgabe der
Anfangsbuchstaben der Substantive, welche sich
nach der Anfügung der Artikel oft ändern.
Diese Artikel sind bey den Singularen: ria, i'ia,
qida, yo, cua, ca^ lua, tiia; bey den Pluralen:
7770, mi, y, za, tua^ tu. Dem Vocativ wii'd e
vorgesetzt.
3. Abgeleitete Substantive sind nicht blofs die
Diminutive, welche sich durch Verdoppelung des
Wortes und Vorsetzung der Sylbe qui, im Plu-
ral /, bilden, z. B. quilequeleque der kleine Kna-
be, ilequekque die Knäbchen; sondern es gibt
eine Menge von Verbal - Substantiven, von
bhanga mächen, tanga lesen oder zählen, ist qiä-
bfiajiga oder mubhangui (Plur. ibhangui oder ablian-
che hat die angeführte Grammatik nicht, indessen er-
hellet die, auch hier bey allen mit h, </, /», Sy z, v,
anfangenden Substantiven gewöhnliche, Versetzung
des n' aus ihren Beyspielen. Was hier über die Spra-
che überhaupt bemerkt wird , ist aus negrandpre a. a.
O. S. 56. 57. entlehnt. Jene Grauuuatik bedient sich
der Portugiesischen Ausspractie.
215
gul) der Wirkende, Scliöpfer, qidbhangua das
Werk , quhanga oder mutaiigui der Lehrer oder
Leser, antangiiilu der Ort des Lehreiis, quhan-
gidlu die Art des Lehrens, Lesens, Zählens;
letzterer Begriff' wird auch dadurch ausgedruckt,
dafs man miiami vor das Verbum setzt. Die
Substantive der Handlung setzen qui oder lu vor
das Verbum, z. B. von tumbu^ oder als eigent-
licher Infinitiv culumhu corrigere, kömmt qiiU
tumbu oder luiumbu correctio.
4. Die Adjective stehen immer hinter dem
Substantive mit zwischen gesetztem Artikel
oder Demonstrativ- Pronomen. Mit ersterem
schmilzt z. B. das Adjectiv eoic ^ gut, zusammen.
DerComparativ wird durch den Verbal -Begriff:
übertreffen^ durch ein ähnliches, einen noch hö-
heren Grad ausdruckendes Verbimi bezeichnet,
so dafs dabey die Zeit und der active oder pas-
sive Zustand der gesteigerten Eigenschaft mit
ausgedruckt werden kann.
o
5. Abgeleitete Adjective bilden sich durch
Vorsetzung der Sylbe quia vor die Wurzel des
Verbum, und die von Transitiv -Verben abge-
leiteten verwandeln demnächst den End-Vocal
in ua. INegative Adjective werden gebildet, in-
dem man vor die Äbstracta des Gegenstandes
que^ und co nachsetzt, oder quiamucambua vor
das Abstractum der Handlung, z. B. qulacanua
etwas Bestimmtes, quequlacaituaco etwas Unbe-
stimmtes, lucanu Bestimmung, quiamucambua
lucami auch: etwas Unbestimmtes.
6. Die Pronomen sind: meno ich, ngue du,
oyandi er, etu wir, enu ihr, au sie; sie lauten
aber anders , und zwar den Loangoischen Pro-
nomen ähnlicher, wenn sie bey der Conjuga-
tion vor den Verben stehen. Sie lauten anders
^ 1 ü
mit den Präpositionen, welche den Dativ und
Ablativ ausdrucken, indem bey jenem öZia, bey
diesem amu vorgesetzt, und bey beyden na an
dfen veränderten Pronominal- Laut angehängt
wird. Die Pronominal -Adjective oder Genitive
eind /72emein, a^dein, 7?f//sein, etu unser, eivt
euer, au ihr, und dieselben werden unmittel-
bar an die hinter den Substantiven stehenden
Artikel geliängt, deren Endung a dann vor dem
Anfangs -Vocal der letzteren Pronominal- Ad-
jective wegfällt, z. B. r/öwe mein , bey den Sub-
stantiven, die diesen Artikel haben. Die Pro-
nominal-Accusative werden in der Conjugation
der Verben selbst ausgedruckt. Sehr zusam-
men gesetzt ist der Gebrauch des Demonstrativ-
Pronomen, indem es mit den Artikeln zusam-
menschmilzt, z.B. aus na dann eri wird, und
also sein Gebrauch bey jeder der obigen acht
Classen der Substantive verschieden ist.
7. Die Verben haben eine bedeutende Zahl
Von Formen der Tempora und Modi *). Das
Präsens ist entweder zugleich Präteritum ho-
dierni diei, oder Präteritum continuativum.
Jenes verändert den Wurzellaut, und setzt ihm
die Pronomen: Sing. 1) ;z', 2)//, 3) «; Plur.
*) Degrandpre. behauptet zwar, S. 57, dafs die
Kongo - Sprache blofs die zwey Tempora : Präsens nnd
Präteritum, hübe, und durch ersteres auch das man-
gelnde Futurum bezeichne. Dafs, wie er bemerkt,
eile Verba, die auf« endigen, diefs im Präteritum in i
verwandeln, trifft mit unserer Grammatik zusammen,
ist aber nur Eine der Veränderungen dieser Zeitform.
Da die übrigen Formen mehr an den Pronomen be-
zeichnet werden; so ist entweder diefs der Grund des
Milsverständnisses , oder vielleicht ist eine weniger
ausgebildete Sprache des gsmeinen Lebens die, welche
Degrandpre schildert.
2 I 7
l) tu, ^)nu, 3) fl vor; dieses verändert die
Wurzel nicht, und setzt die Pronomen also vor:
Sing, l) ya, 2)üa, 3)0; Plur. 1) tua, 2) nua,
3) a. Das Präteritum imperfectum , perfectum
und plusquamperfectum hat die Form von er-
sterem, oft aber auch ein angehängtes /7, und
die Proneminal-Vor.^tze von letzterem Präsens.
Der Infinitiv und das Futurum imperfectum
setzen der Wurzel cu vor, letzteres demnächst
die Pronomen: Sing. 1) n, 2) und 3) o; Plur.
1) tu, 2) nu, 3) €. Das Futurum perfectum setzt
zwischen die Pronominal- Vorsätze jenes Futu-
rum und dessen Vorsylbe cu noch: cuquinga.
Im Imperative wird in der zweyten Person v der
Wurzel vorgesetzt, aufser dem aber das eigent-
liche Personal-Pronomen noch nachgesetzt. Bey
Vornehmen gebraucht man statt der zweyten
Person des Imperativs die erste Plural- Person.
Der Optativ setzt nguabho , d.i. utinam oder
ozolao nzamb'ianpimgu ^ d. i. wollte Gott! vor das
zweyte und dritte der genannten Tempora; vor
eben dieselben der Conjunctiv: munacubho bha-
blio. Die Conjunctive beyder Futura werden
durch Umänderung der Pronominal-Vorsätze
derselben in folgende ausgedruckt: Sing. 1) nan,
i)no, 3) w,- Plur. i)notu, i)mnu, ^)ne. Das
Gerundium: um zu, ist der Infinitiv mit vorge-
setztem muna-, das Gerundium; bey, in dem
z. B. Sprechen, ist der Infinitiv mit vorgesetz-
tem ya.
8. Das Verbum substantivum wird theils im
Präsens und Imperfectum durch die blofsen bey-
den Pronominal - Vorsätze dieser Tempora ,
beym Imperfectum mit daran gehängtem ri,
und mit Vorstellung der gewöhnliclien Personal-
pronomen ausgedruckt, z. B. iigue u du bist.
218
menoyari ich war, theils auch in diesen und den
andern Zeitformen durch das Verbum stehen.
Das Passiv der Transitiv- Verben hat ein vor dem
End-Vocarder Wurzel eingeschaltetes u zum
Kennzeichen. Die Conjugation desselben ist,
einige Abänderungen ausgenommen, die vor-
her erwähnte.
9. Es gibt eine groEse Menge abgeleiteter
Verben, nähmlich mehrere Formen, welche
die V^^iederhohlung der Handlung ausdrucken,
neben der Verdoppelung des Verbal-Lautes,
welche übermäfsige Wiederhohluns; bezeich-
net. Ein paar Formen der Verben haben den
Zweck, Zusammensetzungen mit unserer Prä-
position: vor, auszudrucken, theils dafs etwas
früher, theils dafs es vorzüglicher ist. Verben
mit dem Begriffe der Verneinimg haben ihre ei-
genen Zusätze, an welchen dann die Flexion
erfolgt, und zwar entweder mit mehr oder we-
niger Nachdruck, und mit Unterscheidung des
Falles, wo der ganze Satz oder ein einzelner
Begriff negirt wird. Auch besondere Formen
für die Anordnung einer Handlung bildet diese
Sprache durch Anhängung der Sylbey^ö.
10. Aber eine ganz besondere Art abgeleite-
ter Verben haben den Zweck, den Bezug auf ei-
nen andern Gegenstand oder Ort recht ausdrück-
lich zu bezeichnen neben den Formen, die
zwar transitivisch , aber doch auch absolute ste-
hen, z.B. r///z/«^ß bauen , davonkömmt: cutun-
guila^ wenn man bestimmt vom Bauen eines
Hauses an einem gewissen Orte redet. Eben so
zum Unterschiede des Ankommens überhaupt
von der Ankunft an einen gewissen Ort *), Sind
*) Nur in den Amerikanischen^ Sprachei! wird
-^9
aber Pronomen das Ziel der Handlung: so wird
zwischen die erwähnten Pronominal -Vorsätze
der einzelnen Personen, und den Wurzellaut 72
für: mich, cu für: dich, rnu für: ihn, tu für:
uns, 71U für: euch, a für: sie, eingeschoben,
und beym Präteritum jenem Pronominal -Vor-
satze noch das eigentliche Personal -Pronomen
mit einigen Veränderungen vorgesetzt. Aulser
dem, dafs auf diese Weise auch der Rückbezug
auf die handelnde Person ausgedruckt werden
kann; gibt es doch noch eine eigene Modifica-
tion der Conjugation für dieses Reflexiv -Ver-
hältnifs.
11. Die Adverbien werden von Substantiven
und Verben gebildet, indem man ya vorsetzt;
die negativen haben muque (ohne) vor, und den
Charakter der Negation bey den Verben co hin-
ter sich. Die Frage wird ausgedruckt, indem
am Ende des ganzen Fragesatzes e angehängt
wird.
12. Die Präpositionen stehen theils vor,theils
hinter den Substantiven. Jene werd(?n bey man-
chen der acht, bey der Lehre vom Artikel er-
wähnten, Classen der Substantive auf etwas ver-
schiedene Weise vorgesetzt.
Grammatischer Charakter der Angola-
Sp r a c h e.
1. Kein Wort (die Frage- Adverbien ausge-
nommen) endigt auf einen Consonanten. Das
r wird nie verdoppelt. Vor allen W^örtern, wel-
che mit bj fi?, g^ V, z anfangen, wird n voro-e-
schlagen. Man macht oft Zusammenziehungen
man eine so aufmerksame Bezeichnung des Bezugs
der Verben auf andere Gegenstände wieder finden.
220 *
mit Weglassung einiger Vocale, z.B. m'onauetn,
filiiis noster, spricht man man' etu. Viele Wör-
ter sind durch den Accent unterschieden.
2. Die Artikel vor den Substantiv'en sind im
Singulare der, und: den, quid des, a dem, co
von demj Plural: co die, und: von den, gia
der, o den. V^or dem Vocativ steht he.
3. Der Comparativ der Acjective wird durch
ch'inmc mehr, der Superlativ durch chinene neue
ausgedruckt.
4. Die Pronomen sind: em ich, c/edu, vlna
er, essue wir, eine ihr, enue sie; die Pronomi-
nal-Adjective: c/2flwz/mein, ^^^/cedein, quienu
sein, quiessue unser, quielue euer, quidu ihr.
Vor den Verben steht pghi für: ich, v für: du,
und: er, tu für: wir, fnu für: ihr, und: sie. .
5. Zur Bezeichnung des Präteritum und Futu-
rum wird dort ekle, hier ugsa hinten an das Ver-
bum angehängt. Der Imperativ besteht aus der
Wurzel. Das vorgesetzte cu scheint auch hier
Zechen des Infinitivs zu seyn. Vor dieses cu
wird noch ä gesetzt, um das Passiv zu bilden,
z. B. acubanga ich werde gemacht, und mit ya
das Gerundium yacubanga faciendo.
Sprach proben.
Nur von der letztern Sprache haben wir das
V. U., die zweyte der folgenden Formeln ist aus
eben derselben handschriftlichen Quelle ent-
lehnt. Sie sind beyde ohne Interlinear- Über-
setzung, und sie kann nur bey den gewissen
W^örtern beygesetzt werben. Bey den übrigen
Sprachen müssen wir uns mit der Vergleich ung
einzelner Wörter begnügen. Man findet darin
7720CO al§ Plural ; Äugen nebeiit coro, und elDen so
221
maiu liehen kulu Fufs; jenes vielleicht auch der
Plural , und eine dialektische oder Flexions-
Verändening. Es erhellet, dafs sich die Man-
dongo- Wörter etwas weiter entfernen, aber
auch wieder bald der einen, bald der andern
dieser Sprachen nähern.
355.
Angolanisch.
Nach Ant. de Coacto.
Vater unser du bist Himmel
Tat' etu Liecala co maiilu,
dein
Accondeque o rigina riae
dein
Heze CO tuecala o quifuclü quiae,
dein wie wie
Aciizelese o muchiina uae inga boxi iiiga
Himmel
beulu,
unser
O mussa uetu na izita yesse tubeo rierino ,
unser wie
Tuequie o macongo etu in guequi tuequia
aiiha a turiä o macongo,
Cotuequie pe curigia nioquit uxi,
Tubauguelebo mo quialba. Eyiie.
336.
Eben dasselbe.
Mit etivas '^'ersckiedener Accentuation.
Tat' etil uecala co maukij
Accondeque o rigine riae,
2 22.
Hez6 CO luecala o quifuclii quiae,
Acuzelese o niuchima uae inge baxi inge
beulu,
O mussa uetu ua iziia yesse rubeo rierino,
Tuequie o macongo etu inguequi tuequia
aiilia aturiä o macongo,
Cutuequie pe curigia mo quit uxi,
Tubäuguelebo mo qniaibo. Egiie.
Einige grammatische Anmerkungen
zu diesen Formeln.
Etu bedeutet in der Kongo -Sprache: unser:
in eben derselben ist cuicala: seyn; das vorge-
sezte V bezeichnet den Angolanern die zweyte
Person der Verben.
Mdulu und das folgende beulu stehen für:
Himmel, die Anfangs- Sylben mögen verschie-
dene Präpositionen seyn.
ae bedeutet; dein, man sieht, dafs das in
obiger grammatischer Regel den Pronominal-
Adjectiven vorgesetzte qui nicht immer dazu ge-
hört, wenn sie nach ihren Substantiven stehen.
In der nächsten Zeile ist es da.
0 ist als Artikel des Nominativs und Accusa-
tivs angegeben.
Tuequie enthält wahrscheinlich den Begriff:
vergeben; /;2ß<:o^2^o den Begrifl: Schuld, oder:
Sünde. Auffallend ist, dafs jenes wieder den
Anfang der nächsten Bitte ausmacht, aber der
Begrill dieses Verbum mufs diese Wendung der
Bedeutung zulassen; co ist im Kongoischen Be-
zeichnung der Verneinung.
Kongo - Wörtei
jott
-limrnel
Srde
iVasser
"euer
lonne
^lenscli
»laiin
Veib
[ind
^ater
lütter
ohn
[opf
fand
ufs
lach Briisciotcu iiacii den nach nach
VetralJa. ali^. Reis. Oldendorp. Dcgrandpre,
ri'zambianpurigu
tubhia
n'tazi
eiecala • muntu
esse
nguadi . ngua
muana
moco (Plural)
cumoci
cole
cutatu
•ckala
sambiam-
pungo
sullu
toto
niasa
tuhia
fangu.
gonde
mundu.
jahkda
kentu
moane
tarame
eguanila Igoamee
muana
onfii,
kook
malu
moschi
sole
Itattu
zambi
mazia
bazou
gonda.
hacala.
quinto.
moina.
tata
mama ,
\fi
moeka
wall
tacou
Angola-
niach.
sambi.
iilu
roto - boxi,
masa.
tubia.
tata • tac.
mama,
mono.
qmno,
moxi.
yari.
tatu.
Loans;o - Wörter.
Mandongo
! Camba
nachProyart.
nach Oldendorp.
nach Old
endorp.
Ott
. . .
sambiampungo
sambi
sambiainpungo.
sambi.
immel
.
iru
sambiampungo
lulo.
/asscr
mazei.
euer
bazu.
)nne
.
tangoa
attaschi
tango.
oiid
.
gonda
agonns
gonda.
ensch
,
mond
mu/te
moncimi.
ann
bakala
bakkara
najalaka
olummi.
^eib
kento
tjendo
okeetu
ukassi.
ud
bana
moanna
mn - ana
wann.
iter
tatta
saminatta
täte.
utter
mama
e.ngoami
mama.
M
tu
motu
motu.
ind
kogo
koko
koko.
if»
.1.
kulu
boosse
kolo
omma
kulu.
moschi.
2.
quari
mecre
so/i.
^- .. '
tattu
mstatu
tattu.
224
357-
Aus Angola.
Nach Hervas.
Tota a monte,
Hosa azore,
Macla agisa,
Anfonsa ara quereola aziireta o aamano a
sonni monte,
Jouro toma montiouro a fauco,
O augamont pleclia mon aimon augomos
plechomont,
Ouaii mon calt plutech,
Si auermont moiue.
Aus Angola mag diese Formel seyn, aber sie
gehört gevvifs nicht dem Volke an, dessen Spra-
che die eigentliche dieses Landes ist, und jenen
Nahmen vorzugsweise fuhrt. Manche andere
Völkerschaften mögen Äort noch wohnen, und
in der Mundart einer derselben wurde vielleicht
diese übrigens unerklärliche Formel, übersetzt.
'42. Karabari. 45« Ibo. 44« Mokko,
45. Anziehen.
Unterhalb Angola wissen wir sehr wenig von
dortigen Völkern, noch weniger von ihren
Sprachen.
Von den bisher betrachteten Küstenländern
gehen wir also rückwärts, wieder nach der Li-
nie hin, um Völker mit besondern Sprachen
aufzustellen, welche hinter der Küste nach dem
Innern zu wohnen. Die Camba haben uns
lehon Widder von Angola hinter das nördlichere
Loango
325
Loango geleitet, und wir gehen zu den /lö/ci^fir;-/
über, die, nach Oldendorp, vermuthlich am
Flusse Kalabar wohnen, oder wenigstens dort
verhandelt werden, und Nachbarn, Freunde und
Sprachgenossen eines zahlreichen Volkesder
Ibo seyenj ab verbunden in letzterer Hinsicht
zeigen sie die Proben ihrer Sprache. Aber wir
lesen nichts Näheres, als dali» die Ibo bis nach
Ägypten handeln, und dorther Waffen und
Kleidungsstücke ziehen, dafs sie beständige
Kriege mit den Igan und Evo *), so wie sie und
die Karabari mit andern eben so feindseligen,
menschenfressenden Nachbarn, den Bibi, füh-
ren, und dafs die Karabari auch mit den Mokko
gränzen sollen, von deren Sprache Oldendorp
auch Wörter hat, ohne die Nation näher zu be-
zeichnen. Als Vermuthung und Frage stehe
hier, ob nicht dieser Nähme Mokko, vermöge
des erwähnten Gebrauchs der Vorsylbe ma
vielleicht einerley sey mit Makokko,
Man hat das Reich dev Anslho^ wie diese Na-
tion bey Dapper heifst, welches man mit Bat-
tel's Grofs- Angeka, und mit Proyart's im Osten
von Loango lieg;endem N'tcka vercjliciien hat,
auch als das Reich von Makokko bezeiclmet, da-
her jene Vergleichung. Die Anzichi oder An-
ziques werden als tapfere Krieger und geschicktss
Bogenschützen geschildert, bey denen Men-.
schenfleisch gleich anderem Fleisch öffentlich
verkauft wird, ihre Sprache aber als gänzlich
verschieden von der Kongoischen, und rauh
und hart, so dafs die Kongo er sie schwer erler-
*) Sollte dieCü das in Norri's Reise nach Dahomej
erwähnte Land Eyo aeyn, wo baumwollene Zeuge ver-»
•fertigt werden, die in Dahoniey gewöhnlich sind?
Mithrid. 111. P
^:S
nen, statt dafs die Anziqiien sich leicht der
Kenntnifs der Kongoischeii Sprache bemächti-
gen. Sie sollen bis an Nubien gränzen. Ge-
setzt auch, dafs diefs nur auf Verhältnisse zu
Völkern dieser nordöstliclien Länder hin deute-
te: so gehen wir doch zu diesen Völkern von den
Ibo und Anziehen bequemer über, so bald wir
noch von den Völkern östlich von der Sclaven-
küste und Senegambien gehandelt haben, über
deren Sprachen Nachrichten vorhanden sind.
Sprach proben.
Karaba ri
Ibo
Mokko
H.
.cL Olderdorp.
Gott
tschukhj.
tSChukko,
tschnhkuabamma
tsckukkoahiamay
ahassi^
Himmel
eluAivee
tschukko. ellu
ibanju.
Sonne
anjam
a - un. anjau
eju.
Mond
Oiima
ongma, aom^h
affiam»
Mensch
mad
mach, mad
auwo.
M.mn
mammoku
mook. dikAom. dim
idert.
Weib
mangman
mal. wci
ii'rtn.
Kind
mantakri
unju. watta. voam
eijcnowo.
Vater
na
inna. nain, urinam
aiteh.
Muirer
neam
ne. nem
kakomo.
Kopf
issi
issi
iboil.
Hand
okuh
okuh. hukko
ononuba.
Tuh
akhah
akhau
ygod.
i.
otuh
otuh
kiä.
2.
abelam
aboa
iba.
3.
attoo
attoo
itta.
46. Wawu. 47- Tembu.
' Die Waivu wohnen, nach den Aussagen bey
CMdendorp, Jm Innern des Landes in der Nach-
barschaft der Tofa , Jani , Taku , Akisa , Fo,
Dahomee u. a. Durch letztere wird demnach
ihr Platz wenigstens einiger Mafsen bezeichnet,
und wir haben sie östlicii von den Akra und
f ante im Innern des Landes zu suchen. Dafs
ein Tlieil dieser Nation sich nach der Küste ge-
zogen habe, ist bey den Wanderungen dieser
Völker wohl begreiflich. Wenn dessen bey Ol-
dendorp auch angegebene Wörter für die Iclei-
neren Zahlen i bis 5 dann ganz mit den Papaa-
Zahlwörtern stimmen, so ist dieft eben so be-
greiflich, die höheren Zahlwörter stimmen eben
so wenig mit jenen als mit denen der tiefer woh-
nenden Wawu.
Die TembiL oder Attembu, welche tiefer im
Lande, als die Amina, mit diesen und den Kas-
senti gränzen, und zum Theil nicht über vier
Tagereisen von den Akkräern wohnen sollen,
sind demnach nicht mit dem Reiche Matamba
östlich von Kongo zusammen zu steilen, so sehr
sonst die Ähnlichkeit des Nahmens nach Weg-
lassung der Vorsylbe Ma ins Auge fallt. Dals
der rechte Nähme der Kassenti Tjemba seyn soij,
würde auch einen Vergleichimgs-Punct darble-
then, wenn nicht die Sprachen zu verschieden
ere.chlenen. In drey Wörtern zeigt letztere
Sprache Berührung mit der Sprache der Tambi,
6. No. 23.
Sprach proben.
Wawu.
1 Tembu.
nach Ol
tlentJorp.
Gott
barriuJcKl
SU. nabulhu.
Itimmel
burriadud
so.
Sonne
jirri
wif.
Mond
mont
i^oJu.
Mtnsch
see
iraa.
Mann
gone»
ibalu.
Weib
arma
cic.
Kind
all inet
tu.
Vater
anti
tja.
Muitev
ar.ibu
0,
Kopjr
an^oni
k;.!jus9^
P u
!558
Hand
Tufs
Wawu, I Teiub
nach Oidendorp.
bc
gann
haha
nin.
navorre.
kuddum.
noulce.
nodosoo.
;o. Aqua-
Biimbroiig.
4s. Krepeer. 49- Assianthen. ^y
pim. 51. Kassenti. 53.
55. PeLcharies.
A7-e/?e heifsen, nach Römer '•') , alle die Land-
schaften, welche von Rio-Volta nach Südost lie-
gen, und nach der Karte bey Römer führt das
ganze südliche Ufer des Rio-Volta, unterhalb
sowohl der Alckim als der Assianthen, und die
p:anze östliche Umgebung der Sclavenküste , den
Nahmen Kiepe, so dafs die Krepeer von jenen
beyden Völlcern nur durch den genannten Flufs
getrennt sind. Dorther erhielt man in Frie-
denszeiten fast alle Sclaven; dorthin reiseten
Kaufleute aus Fante, Akra und aus Europa, um
Sclaven aufzukaufen. Nach Isert ''*) waren auch
die eigentliümlichen Einwohner des nachmahls
von Akräern bevölkerten Landes Klein- Popo:
Krepeer.
Die Assianthen und die Berg- Negern oder
Aquapim (welche von den Adampischen Berg-
Negern (s. N. 23.) Wühl zu unterscheiden sind,
haben allezeit eine dunklere, schv.ärzere Farbe,
sie sind gelenkiger als die Strand -Negern, und
gemeiniglich a^uch von einer angenehmeren
Taille '''*^'). Aquapim liegt unterhalb des Rei-
) S. ii8. 290.
■**) Isert, S. 197.
**) S. 133.
229
ches der Akkim. Es soll zuerst von einer höher
im Lande liegenden Nation bevölkert worden
seyn, nnd diefs dadurcli wahrscheinlich wer-
den, dafs der Nähme selbst von aqua Sclave,
und pim tausend so viel als: tausend Sclaven,
bedeute. Die Spraclie dieser Aquapimmer sey
gänzlich verschieden von der Akkräischen, habe
eine grofse Gleichheit mit der Sprache der Assi-
anthen, und sey von dieser nur durcli den Dia-
lekt unterschieden. Die Aquapim leben in ei-
nem Zustande der Unschuld der Vorwelt =--).
Assianthe wird bey Römer unmittelbar an die
Nordseite des obern Rio-Volta gesetzt. Von
dem unternehmenden Könige dieser Nation, der
bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts re-
gierte, hat Römer. Nachrichten gegeben. Ak-
kim und Akra hatte er sich unterworfen, und
so bis zur Küste sein Reich ausgedehnt. Daher
CS denn erklärlich ist, dafs Assianthisch und ne-
ben diesem Krepeisch,. wie Isert sagt, bis nach
Akkra hin die gebräuchlichsten Sprachen sind.
Die Kassianteer wohnen neben Assianthe»
und, wenn sich Römer recht erinnerte, nach
Südost. Nach Oldendorp heifsen diese Kassenti^
wie er sie schreibt, eigentlich Tjemba^ so dafs
jener Nähme bedeute; ich verstehe euch nicht,
welches sie ausrufen, wenn sie unter die Amina
kommen, daher diese ihnen jenen Nahmen ge-
geben. Sie heifsen überdiefs nach den verschie-
denen Provinzen ihres weitläufigen Reichs: Not-
barri, Ajanga, Brück, Tampruma, Bambom-
ba, u. $. w. j ihr König heifse ^SS.q-lq'ix Attabi ^ und
*) Siehe alle tliese Angaben bey Istrty S. aö^.'
ff- 297.
^5ö
li'ef.idire in der grofsen Stadt Gamhaak. Ihr«
Naclibarn seyen die Aela, Attem und Bombra.
Letzterer Nähme erinnert an die Bumbrongs ^
■^velclie nebst den Petcliarics^ als sehr tief in dem
Lande woJmende Nationen (deren Glieder je-
doch als Sclaven an den Gambia gebracht wer-
den), und als Nationen von unterschiedenen
Sprachen, nach Moore^ in der Allgem. Historie
der Reisen erwähnt sind '•').
Sprach proben.
K r e p e
er
Aesianthen
nach
Jseit.
Gott
irimmel
\\:-.-.sei-
Teuer
iichi'
diO
inssuo.
egia.
Mensclj
\A"eib
ICifid
Vnter
IvJiiuer
Kopf
Aiia;e
oi;r
Käse
A\n^
Sdienkel
Erot
1.
oru
onuku
otuh
amonthi
assij
ajjoh
apo 'lae
otri
wannua.
uwasso.
ohüny,
osa
onänn
abodo.
3-
. . .
• ' .
K as sen ti
nacliOldendorp.
uwcentjauKH.
kiak.
uwin.
ungmar.
umir.
otja.
uppi.
tibbik.
ubija,
onaa.
dür.
Hand: inno.
Fufs : itta„
obaa.
ilUe.
iltaa.
*) Th. III. S, 142. 222. Die dort in der Anmer-
kurie des Übersetzers geäufserte Vermuthiing, als ob
die Buiiibrong die bey den Mandingo erwähnten Bam-
barra seyen, pafsf nicht zu den Wohnsitzen sehr tief
im Lande, imd das bey der Sammhuig der Nachrich-
54. Bornu. So^ Gaog. 56. Affadeh.
So sind wir denn, vom Senegal herab bijf
jiach Bensuela, die Westküste Atrika's durch-
<^anc[en- und von ienem Südpuncre die Küsten-
reiche entlang östlich von aiesen Vvieder naca
Norden aufsteigend die tiefer im Lande woh-
nenden Nationen, so weit Nachrichten über
ihre Sprachen uns zu ihnen fiihrten. Wir fan-
den unter ihnen wenigstens zwey X'ölker, deren
nordöstliche Ausdehnung bis nach Nubien hin
sich erstrecken soll.
Dahinwärts wenden wir uns von ihnen,, zu
dortigen, dem Nile näheren Neger- Nationen.
Dazwischen liegen mag noch eine Menge von
Völkern und Reichen , wer weifs mit wie vielen
Sprachen. Aber wir kennen weder diese, nogh
iene; kennen keine -weiteren V^erbindungen zwi-
Jüchen 'dem nördlicheren Afrika und diesen Län-
dern, wenn sich nicht die Vermuthung bestäti-
gen sollte, dafsDegomba, das Ziel der Reisen
des Sherif Imhammed, mitKassianthe und Tjem-
ba einerley sey. Glückliche Entdeckungen der
Zukunft mögen uns in diese tieferen Gegenden
zwischen den genannten Völkern , den Quellen
des Senegal und Gambia, und den Gebirgs-
ländern und W^üsten südlich vom mittleren Gül-
bi schauen lassen. Wir schreiten über bis dort-
hin, und über den Guangara umströmenderi
grofsen Flufs nach dem imgeheiiern Reiclie
Bornu fort. Reichen wirklich Ibo's und Anziehen
»ehr weit nordöstlich, so ist die Leere, die wir
ten Olcleiidorp's keinesweges beabsichtigte Zu'^ammen-
ivefFen mit jenem Nabiuen ist wenigstexis etwa» an-
•prechender.
lassen müssen, wenigstens nicht unbegränzt und
unübersehbar.
Borna oder Bärnu, in der Landessprache:
Birni^ zu des Leo Africanus Zeit ngch bey wei-
tem nicht das ungeheure Reich, welches es jetzt
ist, hatte darpahls zu seiner Westgränze Guan-
gara, nördlich erstreckte es sich fast bis zur
Wüste Barca. Nachher hat dieses Reich eine
Menge von den benachbarten mehr oder weni-
ger abhängig von sich gemacht, und ein sehr
langes Verzeiclniifs solcher abhängigen Reiche
lesen wir in der monathlichen Correspondenz
1810, Februar, S. 138. 139, andere minder
ausführliche, aber vielleicht desto wahrere,
eben daselbst im Octoberhefte , S. 331. 332; und
bey Hornemann, P. I. S. 170; selbst ein grofser
Theil der Reiche von Sudan ist dem Sultan von
Bornu tributär.
Eine beträchtliche Anzahl von Sprachen wird
in diesem grofsen Reiche gesprochen. Ein Ne-
ger von AiTadeh, einem Orte in der östlichen
Nähe des eigentlichen Bornu, hat dem Dr. See-
tzen einige derselben aufgezählt *), nähmlich
Aicma Birniby ^ die Sprache der Stadt Bornu,
Amszihg Mpäde , die Sprache von Mpäde, einem
Lande, welches sechs Tagereisen nordwärts
(nach einer andern Stelle, wo die ostwärts von
Bornu befindlichen Länder Aifadeh, Mpade,
Bagirmy und Wadey oder Mobba so aufgezählt
werden, östlich) liegt, und Mszam mkalone Kdm-
ma, die Sprache eines Landes, welches bey den
Arabern Kaiphey heifse, sieben Tagereisen öst-
•) S. monathliehc Correspond. ißJO, October,
S. 340. 34».
^55
lieh von AfFadeh, und seine Muttersprache: Afr^
szigh Afadhh. Nur die Sprache des eigentlichen
Borna, und die von Afl'adeh sind uns unter den-
selben etwas näher bekannt. Von jener haben
wir wenigstens die Zahlwörter durch den She-
rif, dem Lucas seine Nachrichten verdankte ").
Auch dieser Sherif sprach davon , dafs mehr als
dreyfsig Sprachen im Reiclie Bornu gesprochen.
werden. Von der Spraclie von Affadöh, welche
einige Laute hat, die für den Deutschen völlig
unaussprechlich sind, hat Dr. Sectzen ein aus-
führliches Wörterverzeichnifs aufgenommen,
wovon die ausgewählten Wörter nachher fol-
gen. Vom grammatischen Charakter dieser
Sprache läfst sich daraus Nichts entnehmen, als
dafs die Adjective hinter den Substantiven ste-
hen. Mit der Sprache von Gaog, welches an
Dungala und Ägypten gränzte, und ^velches Leo
selbst besuchte und genauer kennen lernte, fand
er die Sprache von Bornu durchgangig ähn-
lich **), und eine Anmerkung des Gefährten
jenes Sherifs a. a. O. sagt, dafs die Sprache von
Bornu mit der der benachbarten Negern grofse
Ähnlichkeit habe. Ob das Reich Cucu oder Gou~
goii *=^*), wenigstens seiner Lage nach, einen
Vergleichungspunct mit jenem Nahmen darbie-
the, läfst sich hier eben sowenig entscheiden,
als oben *'^=**), w^o die mehreren Benennungen
des Landes Kuku angeführt worden sind.
Aber ob überhaupt die eigentlichen Bornuer
vollkommene Negern sind, ist noch nicht völlig
•) Magazin der Reisen , Th. V, S. 530.
"**) Leo African. S. 19.
***) S.Edrisij S.55iF. ; und -E/nsief/ers Nachrich-
ten bey Cuhn , Th. III. S. 436. 458.
****) Abschn. II. z. a. E,
234
ausgemacht. In den erwähnten , von der Afri-
kanischen Gesellschaft zu London bekannt ge-
machten Nachrichten heifst es *): „Die Einwoh-
ner bestehen zwar aus einer solchen Menge von
Völkerschaften, dafs, \vie es heifst, dreyfsig
Sprachen in dem Keiclie gesprochen werden:
aber in ihrer Farbe sind sie einander alle gleich ,
nähmlich ganz schwarz, doch ohne zu dem Ne-
gerstamme zu gehören." Indessen diese unbe-
stimmte Angabe, durch welche vielleicht nur
gesagt ^V'erden soll, dait* defshalb kein Abstam-
mungs-Zusammenhang mit den Negern von Se-
jiegambien und der Gold- und Sclavenküste
anzunehmen sey, kann wohl keinesweges der
ganz bestimmten Aussage im Wege stehen , wel-
che Hornemann von einem unterrichteten und
angesehenen Sherif aus Boriiu selbst entlehnte:
„dafs die Einwohner. von Bornu schwärzer als
die von Haussa , und vollhommeiie Negern
vseyen **)." Dalier haben sie diesen Platz er-
halten.
S p r c
Born 11.
i c h p r
Affahd
0
e
b c n.
h - Wörter.
Z. a h 1 w Ö r t e r.
j. lakka •**).
2. eiikee.
5. nieskoo.
Gott
Himmel
Erde
Wasser
Feuer
kmani,
d'tlko.
jtüng.
■ ameh.
hu.
*) Magazin, Tb. V. S. 321.
**) P. I. S. 160. Da nach Leo Africanus, S. Öj6.
cler damahlige Sultan von Bornu selbst von dem
Libyschen Volke Berdoa, also voni Berber -Stamme
abstammte, vielleicht ein empor gestiegener Kauf-
mann dieser Nation, so sind verschiedenib Urtheile über
die KörperbeschafFenheit der Einwohner begreiflich.
•**) Englische Aussprache. "^
235
B 0 r n u.
Affadeh
-Wörter.
4. d^hoo.
fy o/too.
Sonne
z;/.
Moud
tedi.
ti. arasko«.
Menschea
mngu.
7. haskoo.
8. raUört.
Mann '
bc/ö.
Weib
hf.rim.
9. filkar.
10. mtiko.
Vatar
dba.
Muiter
ija.
ji. /7Z«io /a^/ia.
Sohn
wühngii.
H. ». V» .
Tochter
wülogü.
Bruder
ümsztnäne.
Schweswx
ulmäne.
Kopf
SO. ko.
AUZQ
szanko.
Oh?
szemmankö.
Nase
dimuliungenkb.
Zunge
essiinkö.
Haar
imszigge - sziggo^
Hand
bümszeli.
Fufs
inszih.
Tag
phadeensno.
Gib
ih.
1.
te.
2.
anszi/i.
3'
anhrö *).
57. Mobba. 58- Dahera. 59. Scliilluk.
Möhba oder Dar-SzeVeh^ bey den Einwohnern
von Dar Für: Bdrgu'^-^), ist auch eins von den
von Bornu abhängigen Heichen, übrigens von
seinem eigenen Sultan regiert. Es liegt in süd-
westlicher Richtung von Dar Für, und hat zur
Hauptstadt der Residenz des Sultans Vära (wel-
*) Einige Ähnlichkeiten mit AfFadeh- Wörtern
sind oben bey Habbesch erwähnt worden.
**) In der nionathlichen Correspondenz 1810,
October, S. 531 n. 532, setzt der Neger von AfFadeh
bey der Aufz.äblung der Bornu unterworfenen Reiche
VVade\i oder Mobba zusammen. Sind beydes Nahmen
Eines Reiches, so pafst zu der Vielheit der dortigen
Sprachen vortrefhich die aus Hornemann, oben Ab-
"^ schnitt II, z. a. E. angeführte Nachricht.
ches unsere neueren Karten nachweisen), aber
noch eine Menge anderer Städte, und, beson-
ders seitdem das (obenerwähnte) Reich Bagir-
ma damit nach einem auf Befehl der Bornu- Sul-
tane geführten Kriege verbunden sey , eine sehr
grofse Ausdehnung, so dafs aufser der im gan-
zen Lande verstandenen Sprache, wovon her-
nach Proben folgen, und aufser der Arabischen,
welche die dort wohnenden Araber neben der
Landessprache beybehalten, und welche als
Sprache der dort durchgängig herrschenden
Moliammedanischen Religion selbst in einigen
Schulen gelehrt wird, nach der Angabe eines
Mobbaers zu Kaliira noch folgende Sprachen in
dem Reiche Mobba gesprochen werden: Kad'
sehen jäh , Upderrak , Alih , Mingon , Mdrarh , Massd-
litf Szongor, Küka , Dädschu ^ Bändaläh^ Mdsmajdh^
Njorga, Dembe, Mdlangä, M/mi, Köruboih, Gonitk,
Kcibka^ Gürrangük, und Dschelläba^ die Sprache
der zu Wära ansässigen Dar Fürcr Kaufleute.
Wie viele von diesen Sprachen blofse Dialekte
anderer sind, darüber läfbt sich aus diesen An-
gaben auch nicht das Geringste bestimmen. Die
Wohnungen dieser Negern sind von Rohr, mit
einem konischen Dache (eben so wie die der
Negern an der Westküste); nur der Sultan und
die Kaufle.ute aus Dar Für haben Wohnungen.
von Lehmwänden. Dr. Seetzen verdanken wir
die Nachrich<-en von diesem Lande, welche be-
kannt geworden sind ♦), und ihm ein hand-
schriftliches Wörterverzeichnifs jener Haupt-
sprache von Mobba, aufser welchem in dem
gedachten Aufsatze auch noch Nahmen von
mancherley Bäumen enthalten sind.
*) Monathliche Correspoiidenz, igio, Februar,
S. 157. ff.
i;.^>7
Die SchiUuk sind durch den Nil- Arm Bahher
elÄda von Dar Für getrennt, und haben die
Einwohner von Habbesch zu ihren östlichen
Nachbarn , mit welchen bie in beständiger F ende
leben. Der merkwürdige Haupt-Nil -Arm Bah-
her el Abbicid durchströmt das Land. Die
grofse Stadt Tembele ist die Residenz des Bueh
Kadscheh , d. i. Suhans der Schilhilc. Die Woh-
nungen dieser Negern, aufser den Städten, ste-
hen'einzehi, nicht in Dörfer verbunden, sind
von Lehmwänden errichtet, und mit Schilf ge-
cedeckt. Die Schiiluk sind im Besitze guter Fähr-
boote über die Flüsse ihres Landes, und halten
dergleiclien zur Überfahrt, wie auch der Ne-
ger\on Mobba *) bestätigt, so wie dafs die
Schiiluk Heiden sind, jedoch ohne Götzenbil-
der, und theils Bäumen, thells rohen aufgerich-
teten Steinen götthche Ehre erweisen. Sie ge-
hen nackend, und sind die einzigen Negern,
mit welchen die Kaufleute von Dar Für sidwarU
von ilirem L^nde freundschaftliche Handelsver-
bindung unterhalten. Handschriftliche Nach-
richten von Dr. Seetzen sind die Quelle der obi-
gen Angaben, und des nachfolgenden Wörter-
verzeichnisses.
Ein Theil dieser Schiiluk hat sich im Anfange
des sechzehnten Jahrhunderts in den Besitz von
Sennar gesetzt, und die Stadt dieses Nahmens,
die Hauptstadt ihres dortigen Reichs, errichtet.
Sie haben dort die Mohammedanische Rehgion
anaenommen, und sich den Arabischen Nah-
men Fwwe, d. i. Übe^^vinder, gegeben. Ihre
Sprache mag dort durch ihre Umgebungen ver«
•) A. a. 0. S. 142.
558
muthlicli -eine dialektische Veijjchiedeiiiieit er-
halten haben.
Eine heidnische Nation DaJiera^ Anbether des
Mondes, nicht der Sonne, Negern mit platten
Nasen und woUichtem Haare, reden eine wohl-
klingende, von den Sprachen ihrer Nachbarn
verschiedene Spräche, von der wir nichts Nä-
heres wissen. Sie bilden dem Beherrscher von
Sennar ein Heer, um die unruhigen Araber im
Zaume zuhalten, und wohnen auf der grofsen
Ebene zwischen dem Nil und dem Dender. Sie
werden gekauft oder mit Ge\valt aus Fezuelo
und den südlichen Provinzen Dyre und Tegla
weggenommen.
Sprach proben.
M o b b a I S c h i 1 1 u c k
Gott
Aaid.^
Himmel
szemma.
Erde
barr.
Wasser
endschy
Feuer
wussik
Sonne
enjik
Mond
ük.
Mann
Weib
Vuur •
monüng.
Mutter
minjing.
Sohn
mirr.
Tocbter
muce.
Bruder
kalnkehwuk.
Schwester
Adkaläkebwäi.
Brot
njirik.
m
dalkälu
ennili.
I.
tön
2.
bah
3-
Aungit
ke/ge.
mage (auch; Kälte).
mässze.
röongih,
tabänje,
ureh.
weine. '
pidd.
koddiis.
259
Ein paar kleine Volkslieder aus Mobba be-
finden sich in der monathlichen Correspondenz,
Februar 1810. S. 151, die höchst einfach sind,
aber deren Hrn. Seetzen mitgetheilte Übersetzung
leider ihrem Zwecke nicht entspricht, da sie zu
frey ist; die Abtheilnng hat sich hier schon eini-
ger Mafsen berichtigen lassen:
1. Soll heifsen :
Andurriggo iiiatah JV er ruft mich '^ Woher '^
Lebbeiiik Karäh Freund! homin' !
Njangäh njangah. Trink Dur rabUrl
2.
Wara kaniaTii Von War a gehen ivir,
Zeringda mani Zu Gaste gehen jv/r,
Tuniiiiang inäni. NacJi Tummäng gehen wir.
Von ersterem Liede ist nnr njangäh in dem von
Dr. Seetzen mitgetbeilten Wöiisrverzeichnisse ange-
geben, und bedeutet eine Art Branntwein; (Durra
aber heifst küschmii). Man sieht, dafs das Wort an-
lockend und versprechend wiederhohlt ist, nicht ein
Wort für Trinken, welches tangjih heifst, iiu Liede
steht. In dem im zweyten Liede wiederhohlten mani
mag der Begriff: gehen , liegen (obwohl in dem Wör-
terbuche tattey für: gehen, angegeben ist) ohne dafs
eine Flexion sichtbar würde; übrigens bedeutet erphikek
Freund, mdngdum wir. Vielleicht dafs fca in der er-
sten Zeile bedeutet: von, weg, und dann zu Wara
gehört; Wara ist die Hauptstadt von Mobba, und
kommt schon auf Browne's Karte vor.
60. Dar Fiir. 61. Zeghawa. 62. Dar Riinga.
65. Dar Kulla.
Dur Fär d. i. das Land Für, ein Reich zwi-
schen dem 16 und 11° N. Br. und dem 26 und
30° der Länge, in seinem Osten von Dungola.
und dem südlicheren, von den Furiern gröfs-
tentheils unterworfenen Kardofan, in seinem
Nordwesten von Mobba besriinzt, welches bey
Browne: Bergoo, heifst. l3ie Identität beyder
IN'ahmeii beruht auf Seetzen's ausdrücklicher
Versicheriuig, dafs Mobba bey den Arabern
DarSzeleli, bey den Furiern aber : Bargu (bey
den Bornucrn: Wadey) heifse *). Der Neger
aus der Nahe von AfFadeh, der a. ob. a. O. eine
sehr grofse Anzahl der von Bornu abhängigen
Reiche aufzählt, rechnet auch Dar Für dazu;
und die Wahrheit dieser Aussage sey ganz dahin
gestellt; Browne fand Dar Für mächtig, im be-
ständigen Streite mit Mobba (Bergoo), und
feiegreich gegen seine östlichen Nachbaren. Er
theilt der Herrschaft des Sultans von Dar Für
aufser dem genannten Kardofan noch die Bego
oder Dageou, ein besondres Volk, die sonst
Hen^en ihres Landes waren, und kleinere Kö-
nigreiche z. B. Dar Berti u. a. zu. Auch die
Zeghawa^ sonst ein besondres Reich, dessen
HeiTscher ein Heer von tausend Reitern aufstel-
len konnte, und welche eine, von der der Fu-
rier verschiedene Sprache reden, sclieinen da-
hin zu gehören. Dar Runga hat einen eigenen
König, der von Dar Für, aber noch mehr von
Bergoo abhängig sey. Nur von Dar Runga hat
Browne ein Wörter -Register gegeben, welche
von der Sprache von Dar Für, deren Kenntnifs
wir Dr. Seetzens handschriftlichen Sammlungen
verdanken, ganz verschieden ist.
Die Furier unterscheiden sich nach Browne
in ihrer Person von den Negern aus Guinea, sie
haben indessen kurzes woUichtcs Haar und nur
*) So greifen cTie Nachrichten ganz verschiedener
Reisenden eo fest in einander, dafs wir sicher aiif
diesen unl)eabsichtiij,tenZusaunnenhang und dieQuel-
len dieser Nachrichten bauen können.
a4i
einige wenige langes Haar, welches für eine
Schönheit gehalten wird. Dagegen haben Scla-
ven, Avelche nach Dar Für aus dem Lande Fertit
d. i. der Götzendiener gebracht werden, ganz
das Ansehen der Negern aus Guinea. Dieses Aus-
sehen der aus Dar Fiir nach Kahira kommenden
Sclaven bestätigt auch Ledyard *).
Die Furier scheinen, wie Browne"*) sagt,
vor der Gründung des Islam und des König-
thums unter ihnen vor ungefähr 150 Jahren,
gleich andern benachbarten Völkern aus wan-
dernden Stämmen bestanden zu haben. Browne
erinnerte sich in einem Manuscript Arabischer
Geschichte, einen Stamm Für unter den Völ-
kern genannt gefunden zu haben, auf welche
die frühen Verbreiter des Islam von Mittel-
Ägypten aus nach Süden stiefsen. Von den Da-
geou, die früher als die Furier in ihren Gegen-
den mächtig waren, glaubt er, dafs sie ursprung-
lich aus iNorden kamen, aus den Ländern, dTe
jetzt unter Tunis stehen, ausgetrieben (und
dann wären diese keine eigentlichen Negern).
Dar KuUa ist ein südliches Land, wohin man
aus Für und Bergoo bisweilen reiset, um sich
für dahin gebrachtes Salz Sclaven zu verschalten,
und dessen Einwohner zum Theil Necrern , zum
Theil von einer rothen Farbe oder kupferfarben
seyn sollen. (Man hat in diesem Falle an Ein-
wanderungen und Mischungen entweder östli-
cher oder nördlicher Völker "zu denken, wie sie
*) Magazin der Reisebeschreib. Bd. V. S. 258-
*) Die Stellen, wo Browne diese und die vor-
hergehenden Angaben hat, befinden sich in seinen
Travds in ^frica, Egypt and Svria 1702 — 1703.
CLond. 1799.) S. 280. 285. 286. 296. 3n. Deutsche
übersetz. S. 599. ff. 423.
Mitluid. 111. Q
I
in diesem Theile von Afrika häufig sind). Die
Sprache von Dar Kulla soll voll von Nasenlau-
ten, aber einfach und leicht, die Nation durch
Keinlichkeit und redliche Erfüllung ihrer Ver-
sprechungen ausgezeichnet, und heidnisch seyn.
Die Sprache von Dar Für, von welcher al-
lein unter diesen Sprachen eine gröfsere Wör-
termenge in den Scetzenschen Sammlungen vor
uns liegt, ist voll von Arabischen Wörtern. Der
Einfluf? dieser Sprache auf die eigenthümliche
der Furier erscheint so grofs, dafs er kaum von
dem blofsen Zusammenwohnen zahlreicher Ara-
bischer Korden, wie sich auch in mehreren der
bisher aenannten Länder zwischen Bornu und
dem nTi aufhalten , auch wohl nicht von der
blofsen Einwirkung der Mohammedanischen Re-
ligion, sondern demnächst noch von irgend
einem anderen, uns sammt der früheren Ge-
schichte des Volkes unbekannten Ereignisse her-
zuleiten ist: wenigstens zeiget sich in keiner
Sprache auch Mohammedanischer Völker der
Seetzenschen Sammlung eine solche Menge von
Wörtern, deren Arabische Abkunft sicher oder
wahrscheinlich ist. Sie machen mehr als den
fünften Th eil der ungefähr sieben hundert Furi-
schen Wörter jenes Verzeichnisses aus. Die
meisten derselben (aber freylich der bey weitem
oröfsere Theil jener Verzeichnisse überhaupt)
sind Substantive, der Ähnlichkeiten der Adjecti-
ve und Verben sind wenige. Die Adjective sind
zum Theil mit der vorgesetzten Sylbe du aufge-
fafst, welche: Mann, bedeutet. In dem Wör-
terverzeichnisse ist aufserdem, dafs von iierreh^
Stern, ein Plural üerrend^ angegeben ist, und
sich h'ieniü Mädchen, eben so von kueh Knabe,
wie Tochter von Sohn ableitet, keine Spur .von
243
irgend einer Flexion sichtbar, wohl aber eine
Ableitungsendung dunga, welche Wörter, wie
Kaufmann, Fischer, Schuhmacher, erstere an
dem aus dem Arabischen entnommenen Laute,
welche aber auch andere Wörter: wie: Magen,
Schlüls (zum Verschliefsen ) , Kinn, und Süd,
Nord, West, Ost, haben. Von Berührungen
des Furischen mit andern Afrikanischen Spra-
chen liefs sich blofs kälge Gott, arih Gesicht,
772w/-m Pferd , kängBrot^ ähnlich dem Schillucki-
schen kelge, dem Sahidischen und dem Duiiga-
Yischen Jiiiirtegci wnd kalg, bemerken. Sonderbar
genug bedeutet derma in Dar Für, wie im Grie-
chischen: Haut.
Sprachprob
e n.
Dar Fiir,
Dar Runga,
nach Seetzen.
nach Browne.
Gott
käfgi
hinga (welches
auch: Kegeu,
bedeutet.
Himmel
szemma.
Erde
s^uru.
Wasser
köro
tta>
Feuer
Otl'l
nissiek.
Sonne
duleh
aghing.
Mond
kämmer
medding.
Menschen
kod.
Manu
dueh
Aamere.
Weib
Jänkueh
mmi.
Kind
kuitinga.
Vater
dengdbey.
Mutter
dengdmmey.
Sühn
dinkoih.
Tochter
dinkoehniüht
Eruder
dimbard.
Schwester
dambijih.
Kopf
tabu.
Ange
nünjiih.
khasso.
Oh?
dild
nesso.
Nase
diirmih»
Q.
-^44
Dar Für,
Dar Runga,
jiAcii Seetzen.
nach Browne.
Zunge
duU (auch für:
Messer).
Haar
njetu.
Hand
enkcjjy (Handflä-
che).
tusso.
Fufs
tärinniüfsaly
(von : tär Kiiö-
chel).
itar.
Brot
häng.
Tag
Ib.
Gib
djeh.
1,
dik
kadenda.
2.
au
embirr.
3-
ilis
attik.
IV. Gröfstentlieils wenig bekannte
Länder im Innern von Afrika
zwischen dem Mondgebirge, der
Meerküste unterhalb Habesch,
dem Lupatischen Gebirge bis zur
Südost- Gränze von Kongo.
Völher, von welchen es gewifs oder wahrscheinlich ist,
dafs ihnen , bey aller Annäherung an die Charak-
tere der eigentlichen Negern, Etwas davon fehle.
Eine Menge von Völkern mögen zwischen
den bisher aufgezählten eigentlichen Negern
imd dem Kafferstämme wohnen, an welchen
Modificationen des Charakters der Negern und
Übergänge von dem einen zum andern erschei-
nen. Wenn wird es geUngen, sie zu einer voU-
ständi<^en Reihe an einander zu schliefsen, und
ihre Verkettungen zu verfolgen? Weit wichti-
ger würde für Völkerkunde im Grofsen dieses
^45
Innere von Afrika seyn, als selbst der Zugang
ziiTombuktu, wenn man ihn blofs an und für
sich oder in Bezug auf die nächsten Umgebun-
gen, und nicht melir als Mittel zu jenem gröfse-
ren Zwecke betrachtet. Und wenn auch der
Umrifs im Ganzen schon so vor uns läge, wie
er von den Küstenländern und den nächst west-
lichen wenigstens ungefähr gegeben werden,
konnte: was würde erst dann noch zu ftagen
und zu erforschen seyn , um unsere Vorstellun-
gen von diesen Völkern, ihrer Beschaffenheit
und ihren jetzigen und früheren Verhältnissen
zu ergänzen und zu vertiefen? Manche dieser
Fragen hätten die älteren Portugiesen lösen kön-
nen, da es sehr v/ahrsciieinlich ist, dafs wenig-
stens ehemahls eine Communication zwischen
ihren Besitzungen an der West- und Ostküste
durch das Innere von Afrika hindurch Smtt
fand '•"), und nächst ihnen jene Maillys oder Mal-
lays, welche Desmarchais in Whidah und Ardrah,
wohin sie seit den ersten Jahren des achtzehn-
ten Jahrhunderts handelten **), und Norris in
Dahomey antrafen *"=*^, welche aber noch kei-
ner der dortio;en Ein^ebornen in ihr entlegenes
DO _ O
Vaterland im Norden von Afrika zu begleiten
gewagt hatte. Interessant wäre eine genaue
Kenntnifs ihrer Wohnsitze um zu wissen, ob
*) Die Engländer Cauiphdl und Edwards schrei-
ben von regehiiäl^igen Karavanen zwischen Loanda
und Mosanibique, s. Spre/t^e/s Auswahl von Nachrich-
ten der Länder- und Völkerkunde, Bd. I. S. -^g., und
die gleichiiiäisige \'erpicherung eines roitngiesiachen
Siaatanianns in WaldsUvri'Cs Veraucii über Kalonienj
S. 154.
•*) Voyage Tom. IL Chap. IX. S. 375 ff.
***) Magaz. der Reisebescbreib. Tb. V. S. Z9o- —
ihre Handelsreisen irgend mit den Handelsrei-
sen vergliclien werden können, von denen
Slierif Imhammed berichtete *), ob sie nicht-
vielleicht selbst die Mittelspersonen der Expor-
tation aus Habesch nach der Westküste sind,
von der Labat und Bruce reden : aber noch weit
interessanter wäre es, mit forschendem Blicke
ihren Weg verfolgen zu können, und nicht
blofs Reise-Stationen, sondern die Beschaffenhei-
ten aller daz.wischen liegenden Länder und Völ-
ker genau aufzufassen.
Von manchen der nahmentlich bekannten,
Habesch näheren Völker wissen wir nicht be-
stimmt, ob sie nicht zu der Ra^e der eigentli-
chen Negern gehören, leider haben die Beschrei-
ber derselben zu wenig von dem Charakter ihres
Äufsern gesagt, so von den Mac/iidas, einem
mächtigen Volke, deren König indessen von
den alten Königen von Habesch abstammen
soll, von den Mossegucios, ^vclche einst blofse
Hirten gewesen seyn sollen, die sich durch Em-
pörung gegen ihre Herren zu einem eigenen
Volke vereinigten.
An der ganzen Küste .von Habesch bis nach
Zanguebar hin, wohnen Araber, seit den Jahr-
hunderten nach Mohammed dahin gekommen}
in Adel, Melinde bis nach Quüoa hin, sprechen
sie noch Arabisch, und viel weiter südlich ha-
ben sich zuweilen ihre Eroberungen und wenig-
stens ihre Einwirkungen verbreitet. Deutlidie
Zeugnisse der letztern sind auch auf den Inseln
Johanna und Madagascnr vorhanden. Der weit
frühere Einüafs Arabiens auf diese Küste ist auch
durch die Nachrichten der Griechen belegt, luid
*) Magaz. cl«i Reiscbeschreib, Tb. V. S. 347. ff. ^
dort der unterschiedenen Sprache dieses Afri-
kanischen Küstenlandes gedacht. Die Griechen
kennen die Küste bis zum Vorgebirge Rhaptum,
wo man an den kleinen Sehilien der Eingebor-
nen die Seitenbretter an das Hauptbrett ange-
/?«/// fand, wie sie die Portugiesen zu Mozambi-
que und besonders zu Quiloa wieder gefunden
}iaben, aufweichen letztern Ort auch die Mafse
der Entfernungen zu passen scheinen, welche
die Alten angeben, Ptolemäus '■^') bis zu einem
Vorgebirge Prasum. Dafs durch die Handels-
o o
fahrten der Ptolemäer auf dieser Küste von Bar-
baria und Azania, dem heutigen Ajan, welchles
aber eine kleinere Ausdehnung hat, mehrere
Puncte bekannt und besucht gewesen seyn mö-
gen, als sie jetzt durch Europäischen Handel
sind, ist glaublich genug: aber .die Niederlas-
sungen haben ohne Zweifel zu kurze Zeit ge-
dauert, um Einflufs auf Bevölkerung und auf
Sitten und Sprachader Küstenbewohner zu ha-
ben. Und so müssen wir ohne weitere Unter-
stützung aus Nachrichten der früheren Welt,
auch nicht unterstützt durch die Arabischen
Geographen, von denen Edrisi **). Afrika auf
dieser Seite nur bis Sofala kennt, und eben sa
wenig als die übrigen für uns fruchtbare Anga-
ben, z. B. von einem Lande Vakvak, hat, zu
den jetzt bekannten Völkern dieser Gegenden,
übergehen.
I. G a 1 1 a s.
Die Gallas sind die wilde, mächtige Nation,
durch deren Einfälle Habesch ganz vorzüglich
gelitten hat, und eines -grofsen Theils seiner be-
*) B. IV. **> Ed. Hartmanni S. 5. 123.
2/i8
sonders dei* südlichen Provinzen beraubt wor-
den ist. Gegen die Mitte des sechzehnten Jahr-
.hnnderts haben diese Einfälle angefangen, und
<ias Übergewiclit dieser Nation in dem ge-
schwächten Habesch hat in den neuesten Zeiten
•fast noch Zugenommen *). Ludolph und beson-
ders Bruce *•'•' } haben uns dieselbe geschildert.
Die Farbe ihrer-Haut ist braun, die Farbe derer,
welche sich in Thälern niedergelassen haben,
schwarz , ihr schwarzes Haar ist lang. Sie sollen
aus südlicheren Gegenden auch an der Ostküste
von Afrika in die Nähe von Habesch gekommen
seyn. Manclie Karten weisen auch südliche
Gallas- Länder nach; doch ist das Factum ihres
Dortseyns noch nicht bestimmt ausgemittelt;
eben so wenig ein Zusammenhang dieser Nation
mit Völkern cier Westküste, welchen manche
neiiere Geographen angenommen haben *='"^).
Indessen recht merkwürdig ist es doch, dafs
nicht sehr fern von dem Vorgebirge Mesurade
und der Pfelierküste mehrere Stämme eigentli-
cher Negern mir eben demselben Nahmen : Gala,
vorlängst von Reisenden sind angetroffen wor-
den, welche schwerlich irgend ein Interesse da-
*) Valentfa's Voyages and travels. Lond. ißog.
Vol. IIL S. 163.
**) Ludolph Histor. Aethiop. I. iß. 16. Bruce's
Reise. Bd. II. vS. 205 — '22/{,
***") Indem Ehrmatiii (Geschichte der merkwür-
digsten Reisen , ßd. IX. S. 101.) voraussetzt, dafs un-
sere Gallas ein Zweig der nachher anzuführenden
Schaggaer seyen, und darauf die VernuUhung baut,
dafs sie samnit diesen von Sierra Leone ausgewandert
seyen. — Wenigstens an das Reich Galam über dem.
Senegal wegen der scheinbaren Nahinens- Ähnlichkeit
7.n denken, kann diese keineswegs berechtigen. Siehe
übrigens unten von ^\.<in Schaggaern S. 251. ff.
für hatten, den Gedanken an Zusammenhan<T
mit östlichen Horden zu erregen. Diese Gala
wohnen an den Gränzen der Länder Hondo
lind Manu *), und haben, wie oben erwähnt
worden, ihre eigene Sprache, deren Vercrlei-
chung mit der Sprache unserer Gallas unter
Habesch einen vollständigen Aufschlufs über
diese so sehr interessante Frage geben würde.
Von der Sprache der letzteren lesen wir Proben
bey Ludolph und Bruce, aber von Unterschie-
den der Sprache der drey Hauptstämme dieser
Gallas, der Berluma- d. i. östlichen Gallas und
der Boren- Gallas d. i. der westlichen, welche
letztere die Halbinsel Gojam und Damot umge-
ben, und: Boren schlechthin, so wie die östli-
chen: Galla schlechthin genannt werden, und
des im Mittelpuncte beyder, im Süden der Ha-
bessynischen Provinz Shoa gebliebenen Stam-
mes , deren jeder wieder in sieben Abtheilun^en
zerfallen soll, wovon besonders die westlichen
Edjou Habesch drücken; und von der Verschie-
denheit der Dialekte, in welche die Sprache
bey den einzelnen Unterabtheilungen der Stäm-
me zerfallen m.ag, wird nichts näheres berich-
tet, als dafs der König der Avestlichen Gallas:
lubo: der der östlichen mooty heifse '■■'^).
S p r a c h p r o b e Ji.
Nach Ludolph.
Himmel ivaq. mein Btnder ohaUscha.
Wasser bischan. meine Schwester obaleti.
Feuer ibida. Jirot budegnü,
•) S. oben S. igo. und Dapper's Africa S. 388 J^-
Die Beschneidung ist auch unter den dortigen Gala,
wie unter ihren Nachbaren , eingeführt. ,
**) S. Bruces Reise iju Original Bd. 11, S. 2iC ß",
und die Aufzahlunz QinU
Ä50
Aus Bruce^ I. Bd.
' Die ersten Verse des Hohenliedes.
Kino gälätä ärädjeru gälätä jäfsälonien ifsä; äfani
jegotä änäd äiiegutä; wäjen erädjeru hhäreniike gä-
jiiätu; wureganeke wurega wurega dij ärädjäru inä»
'«lakoti dabalo juäqako äqä wurcgawa änädjälätjefsa ;
liänaru dibärä fsitjälätini dibäke Isidikäideniu wure-
gaketi wurega ädeuiena; meti deneqa änafsenefsifse ;
isiti gäinädena; lihärämike käwäjen ärädaru däläna
fsihhi daläfsa qädälä dibi jefsä,- käjärufsaleiu dibäri
jere dutäjadjera; äqä tikefsitu tufsa käfsälomen dane-
kuan niidäge ture : datäjedäre känänifsäla ]i änänibale
chädäkä nidäle äneäfedägani wäloläni; wäjen gej änä-
darälätifsäni wejen kuä hinigeni; qälebikä känedäläti
änätihinii efsa ädoninfete efsä nidetitschefeta fsafe-
wäti 'ona sonareä käinitähi; niräjaneke chudä; kua-
täneke bekibate nädeäwan kanieläradi; nädänäkäke
kote däkadinete bächu; räjätäke nebot egi ; igedevvan
iräge känedärän färädäko jäfärä'on färädä fsärägeläjän
jäfärä'on fsärägelä.
Am wahrscheinlichsten liegen hierin folgende
Callas - Wörter , deren Wurzeln sich freylich
noch nicht sog;leich mit der wiinschensvverthen
Bestimmtheit von den Zusätzen untersclieiden
lassen :
Erust hhäremike.
schwarz vielL
qädala.
Wein wajen.
Tochter
dibärä.
Woh]°;cnich
Madchen
dibäri.
und^Myrräen "'"^^'i'^'^-
schön
dibi.
König wohl miti.
dibäke.
vergl. den angegebenen
wo
ej'sä.
Nahmen desselben bey
weiden
ädomufete.
den Ost-GaÜas.
lieben däläna.
dalässn.
känedäläti.
Das letzte Glied ist hier doppelt, aus Versehen
oder wegen der Ähnlichkeit der Begriffe, fsä-
rägelä ist, wie bey den Falascha, aus der Gecz-
Sprache.
?5l
2. Agagi, Gagas, Giaclü, Jagges, Scliaggaer.
Die Agagi *), wie sie sich nach Lopez selbst
nennen sollen, sind eine andere fürchterlich
wilde, kriegerische Nation, welche, ohne feste
Wohnsitze, seit dem Anfange des sechzehnten
Jahrhunderts durch ihre Einlälle und Streifzüge
über ganz Nieder-Guinea, besonders auch über
Benguela und noch ^veiter südwärts, Schrecken
und Verlieerung verbreiten, und wie es scheint,
einst durch das ganze innere Afrika, z. B. bis
nach dem unter dem Nahmen Monomotapa be-
kannt g;emachten südöstlichen Reiche, und bis
nach Mosambique und Melinde hin ihre Züge
erstreckt haben, von welcher letztern Gegend
sie zurück geschlagen worden, und vielleicht
nicht wieder erschienen sind. Ünm.enschlich
grausam, immer gierig nach Menschenfieisch
und Menschenblut, fast keines ihrer Kinder er-
ziehend, sondern aus geraubten Knaben und
Mädchen , von welchen jene nicht eher einen
Platz unter ihnen erhalten, bis sie ihn sich durch
Grausamkeit und Tapferkeit erwerben, sich im-
mer von neuem zusammensetzend , verdienen
sie kaum den Nahmen einer für sich bestehen-
den Nation, und es würde sehr trieglich seyn,
den ph^'sischen Charakter eines so gemischten
Haufens genau bestimmen zu wollen. Ihr Ober-
haupt, welches i)V//e/ **) kennen lernte, hatte
*) Schon Bruce vergleicht diesen Nahmen mit
den Agazzi in Habeseh (in seiner Reise Bd. I. S. 402.),
aber diese blofse Ähnlichkeit würde wenig zur Be-
gründung eines Zusammenhanges dieser Nahmen
bey tragen.
**) S. den Auszug aus Battel an ProyarCs Ge*
schichte von Loango, 8,295,
langes Haar. Aber eine genau abgemessene,
enge verbindende Verfassung mit Einrichtun-
gen und Geräthschaften, die eine gewisse Cul-
tur der Art voraussetzen, hatten diese Horden
schon, als Battel im Anfange des sechzehnten
Jahrhunderts unter ihnen lel3te. Auf Gesetzen,
welche Quixilles *) heifsen, gegeben von einer
unmensclilichen Anführerinn, welche ilire Ge-
setzgebung und den Charakter derselben durch
eine unerhörte Grausamkeit gegen ihren eigenen
Sohn gleichsam besiegelt haben soll, beruht
jene kriegerische Verfassung; doch sollen noch
vor dieser Gesetzgebung Abtheilungen der
Schaggaer- Haufen unter einzehien Anführern
sich niedergelassen und besondere Reiche, zum
Theil in öenguela gestiftet haben.
Ob die Gallas unter Habesch, ob die Anzi-
ehen im Osten von Loango, ob die Ayos im
Osten von Dahomey mit diesen Schaggaern zu-
sammen hängen, und als Zweige Eines Stammes
zu betrachten seyen, diefs sind Fragen, iiber die
sich nicht wohl entscheiden lassen wird, bis
sich aus näheren Untersuchungen Zusammen-
hang der Sprachen ergibt. Die Schaggaer be-
haupteten, wie Battel **) von ihnen hörte, lui-
gefähr fünfzig Jahr früher von Sierra Leone ge-
kommen zu sevn, ob aber diefs von einzelnen
Haufen oder von dem ursprüngliclien Stamme
dieser Horden überhaupt zu verstehen sey,
bleibt dahin gestellt, auch wenn man in die Zu-
verlässigkeit der Aussage jener Schaggaer selbst
*) Daher sind in HuUmanri's Lehrbuch der Errl-
bescbreibung, Th. IL, diese inneren Gegenden Afri-
ka'a unter dem Naliinen Q^uixilkskn oder Afrikanisches
üündtnerland aufgefiihrt.
*') A. a. 0,8.232.
keinen Zweifel setzt. Es soll am Sierra Leone ein
menschenfressendes Volk grausam und kühn ae-
ben, die Kumbas-Manez, welche in den ersten
Jahren des sechzehnten Jahrhunderts aus dem
Innern von Afrika gekommen, und die friedli-
chen Anwohner jenes Stromes überfallen haben,
und welche von den Portugiesen in Konao und
Angola für stammverwandt mit den Schaggaern.
und den Gala -Manu in der Gegend des Vorcre-
birges Mesurade gehalten worden seyn sollen^*).
Indessen in der Beschreibung letzterer Gala-
Manu bey Dapper ist auch niclit die geringste
Spur einer Geneigtheit zu solcher wilden inid.
grausamen Lebensweise, obwohl geheime Ver-
bindungen der dazu geweihten Männer bey den
Nationen von jenem Vorgebirge an. bis nach
Sierra Leone, und nahmentlich auch bey den.
Gala-Manu Statt finden, und bey diesen auch
eine geheime Verbindung der Frauen *-•'). Be-
merkenswerth ist auch, dafs die Gallas unter
Habtsch, so lange sie im kriegerischen Herum-
schweifen sind, ebenfalls ihre Kinder bisweilen
in den Wäldern aussetzen, so dafs sich keiner
im Lager ihrer annehmen darf. Übrigens ist
zwar die Behandlung des Königs eine ganz an-
dere bey diesen Gallas als bey den Schaggaern,
aber die der letzteren die allgemeine bey den
westlichen Völkern bis zur Sclavenküste, und
von da leicht angenommen. Endlich das Zu-
sammenti^eflen der von so ganz verschiedenen
Seiten berichteten Zeit, wo diese Gallas um
Habesch, die Schaggaer um Kongo und jene
*) Allgem. Histor. der Reisen, B. III. S. 2^.
nach Barbot. ^
**) Dapper's Afrika, S. 413. und 417.
254
Kumbas - Manez am SieiTa Leone aufgetreten
seyn sollen, gibt der Vorstellung von irgend
einem Zusammenhange dieser Züge, sey es
durch Stammverwandtschaft der Unternehmer
oder auch durch eine, die Völker aus einander
treibende, übrigens unbekannte Revolution im
Innern von Afrika, ein gewisses Gewicht. Aber
dieses Gewicht bedarf einer Verstärkung, urti
darauf weiter zu bauen, und jene Vorstellung
von einem Zusammenhange der Horden selbst
erst zu einer Deutlichkeit und Festigkeit zu
bringen.
Sprach proben.
Aus den angeführten Werken sind folgende we-
nige Wörter der Schaggaer gesammelt, welche hier
stehen mögen , da sie vielleicht zu Sprachvergleichun-
gen, und dadurch zu Aufschlüssen über die für das
innerste Afrika ao sehr merkwürdigen Horden die-
nen können.
Axt casengala. Soldat gonso.
Lager oder Priester oder
Bnr^ chilombo. Zauberet- singhili,
ColambolOy tendala^ lumbo , illunda^ mani curia, sind
Nahmen der Anführer würden ira Lager.
5. Zanguebar, Anjoane.
Mögen an der Ostküste von Afrika, ober-
halb Quiloa mancherley Sprachen geredet wer-
den, und in einem Zusammenhange mit ande-
ren stehen: wir lesen bestimmt von der Sprache
der Comoro - Insel Anjoane oder St. Joanna
(eigentlich: H'mzuan)^ deren Einwohnern ein
starker Körperbau, eine Farbe, welche das
Mittel zwischen Schwarz und Olivenfarben hält,
etwas dicke Lippen, langes schwarzes Haar zu-
geschrieben werden, dafs sie eine gemischte
Sprache reden, gemischt aus dem Arabischen
255
und der Zangue6ar -Sprache, welche auf der ent-
gegen gesetzten Kü&te geredet wird *). Die Ein-
wohner dieser Küste von Zanguebar werden
schwarz, wohlgebildet, ihr Haar lockig ge-
nannt, und sie wohnen mit Arabern gemischt,
deren Sprache eine dialektische Verschiedenheit
von der ihres Mutterlandes und des Korans hat.
4- Madagaskar.
Diese am Schlüsse des fünfzehnten und mit
dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts von
den Europäern besuchte, und an einem Theile
der Küste schon mehrere Jahrhunderte früher
von Arabern besetzte grofse Insel, zeigt in ihren
Einwohnern zwey oder drey Arten von Men-
schen, welche aber, die Einpflanzung oder Ein-
wirkung des Arabischen,, besonders im nord-
westlichen Theile der Insel und dialektische
Verschiedenheiten **) abgerechnet, im Ganzen
einerley Sprache reden sollen, deren Zusam-
mentreffen mit einzelnen Malayischen Wörtern
Reland und Hervas gezeigt haben, ohne da-
durch noch mehr, als Eingang mancher von
Malayen dahin gebrachten Ausdrücke zu bewei-
*) J. H. Grofse Reise S. 13 — 45., Asiatikal resear-
chts T. II. und daraus in Jones Abhandlungen übers,
von Kkuker, und in Forsters und Sprengeis ßeyträgen
zur Länder- und Völkerkunde St. XIII. Dafs auf jener
Insel auch Arabisch geredet werde , wie man AUgem.
Historie der Reisen Bd. V. S. 217. lieset, steht nicht
im Widerspruche, die Sprache der entgegen stehenden
Küste ist aber ohne Zweifel die eigentliche dieser und
der benachbarten Inseln.
**) Diese sollen nach Dapper's Beschreibung der
Afrikan. Inseln (S. 44.) besonders in Länge oder Kürze
der Aussprache der Wörter bestehen , und jene beson-
ders bey ienMahaf allern Statt finden.
256
sen, denn Gleichheit der Abstammung dieser
und der Malcgaschen oder Madekassen, wie sich
die Einwohner von Madagaskar nennen, folgt
daraus noch nicht. Eben so wenig liefse sich
aus ein paar schwachen Ähnlichkeiten der Wör-
ter oder Sitten dieser Einwohner mit denen der
Kaffern oder Hottentotten auf einen Abstam-
mungs -Zusammenhang derselben schliefsen.
Brust
Trinke
Zahn
Kopf
Frau
Suis
Malaisch.
tana
bappa
minoin
Marian-
Ixiseln.
niphin
Hon
Tagalisch. Madagask
olo
vabai
tan.
baba.
minum.
ijß, niß.
loha.
vayave,
mame.
Beetjuana-
KafFern.
Coraiia- Hot-
tentotten.
Madagask.
Auge
viuhtu
massou.
Hand
.
e^koam
tang" am.
Nase
on^ko
.
orong.
Ohren
zebc
.
soffi.
Mund
mulume
.
mulur.
Zunge
lolemi
,
le.lla, leula.
raacho
. .
ray.
Grofs
.
e^haib
jackebey.
Alt
indala
.
anUls.
Jung
. . . .
t'*aa
jaja.
Dafs auch viele Arabische Wörter in die
Sprache dieser Insel übergegangen sind , ist na-
türlich, und es läfst sich aus jenen Wörtern
nicht mit Court de Gebelin auf einen Einflufs
der Phönicier schliefsen.
Die ursprünglichen und die von Arabern ab-
stammenden Einwohner sind in Kasten abge-
theilt, und die Kasten der letzteren die angese-
hensten, besonders durch das ausschiiefsende
Recht
257
Recht zweyer derselben , Thiere zu schlachten,
in welcher Absicht sich alle übrige an sie wen-
den müssen. Übrigens begreifen alle diese Ka-
sten freye Menschen, die unterste der ursprüng-
lichen Bewohner abgerechnet, welche aus ge-
bornen Sclaven besteht. Diese ursprünglichen
Bewohner sind theils dunkelschwarz, theils
schwärzlich von eben so kurzem, krausen Haare,
als die Neg;ern auf der Küste von Afrika, dagegen
jene kupfer - oder olivenfarbigen Einwohner
keine so eingedrückte Nase, nicht so aufgewor-
fene Lippen, eine breite und offene Stirn, und
nicht krauseres Haar als die Europäer haben '••').
Unter den vielen Gegenden mit verschiedenen
Nahmen, in welche die Insel getheilt ist, haben
vornehmlich Matatan und Karhanossi in ihren
Zauberern und Äerzten eine Art von Schrift-
gelehrten. Diese Ombiassen lehren besonders
in letzterer in öffentlichen Schulen Geometrie
und Astronomie, und bereiten eine Art Papier,
worauf sie schreiben, sie haben Bücher in der
Madekassischen Sprache, aber mit Arabischer
Schrift.
Der
Hülfsmittel der Madekassischen Sprache
gibt es mehrere, aber zu einer genaueren Kennt-
*) Rochon Pieise nach Madagaskar und Ostindien,
übers, von G. Forster, im Magazin der Reisebeschrei-
bungen Th. VIII. S. lo. ff. Sonnerat voyages aux In-
des orieiitale's et ä la Cbine, Par. i'jQi. V. IL S. 56. un-
terscheidet die schwarzen Einwohner mit krausem
Haare von den auch schwarzen mit langem geraden
Haare, die den Malayen gleichen, und die von Ara-
bern abstammenden Einwohner der Insel. Flacourt
fand das Haar der Insulaner nicht so kraua, als auf
dem festen Lande.
Muhrid. lil. Jl
rifs dieser Spraclie sind sie doch nicht zu-
reicliend.
Corn. van Hceinskerk Journal of a Voyage. \"o-
cabularv of words spocken ?n the Island of St.
Laurent ( Madagaskar) etc. Amsterd. 1603. 4.
Fred, de Houtmaun Spraak ende woord-boeck
in de Maleysche ende Madagaskari^clie talen.
Amst. 1603. 4.
Hieron. Megis£r''s Beschreibung der maciiti-
gen und weitberiihmten Insel Madagaskar, sonst
St. Laurenz nebst Dictionario der Madagaskari-
schen Sprache. AUenb. 1609. 8- u. 1623. 12.
(Das Wörterbuch S. 73 — 179. ist aus dem
Munde von Sclavezi aufgenommen.)
Got/i. Anhusü Cülloquia Latino - Maleyica et
Madagascarica. Frfti. 1613. 4.
Thoni. Herbert travels into divers Parts of Asia
and Afrlca. Lond. 163S. f. mit Madaga^car. und
Maleyischen Wörtern.
?rajig. Cauchc Voyage de Aladagascnr, Par.
1651. 1658- 4- mit Wörtern und einigen Ge-
sprächen niMadagask. u. Franz. Sprache, die aber
nach Flacourts Unheil sehr unrichtig sind.
Et. Flacourt Relation de Tisle de IVIadagascnr,
Par. 1658- 11- 1661. 4. mit Nachrichten über die
Sprache, Gebethen u. s. w. S. 192. 202 If. Dar-
aus auch in der allgemeinen Historie der Reisen.
Th. VIII. S. 595 ff.
In Melch. The'.'enot's Rei<:en (Par. 1672) stehen
einige Madas^ask. Wörter, de.scfleichen in le i^ei-
/// voyage dans les mers de l'Inde. Par. 1782,
T. IL 's. 386. 3-7.
Madagascar, ou jRoZ». i)rz/r<.'s Journal dnring
his fifteen years captivity. Lond. 1728- u. 1731. .
8. mit einem Wörterbuche S. 437 — 64.
25(1
Rochon Voyages ä Maclagascar et aux Indes
orientales. T. 1. 1791. T. II. et III. 1802. im
IL Th. ein Madagask. Wörterbuch. Der erste
Theil Deutsch von Ge. Forster im Magazin der
Reisen T. VIII. mit einer Beschreibung einiger
Bäume, Strauche und Pflanzen aus dem nördli,-
chen Theile von Madagascar mit ihren dortigen
Nahmen, von Ge. Förster in alphabetische Ord-
nung gebracht, S. 129 — 142. Letzteres Ver-
zeichnifs, so wie ein Verzeichnifs der dortigen
Thiere mit den inländischen Nahmen nach Fla-
cüurt, auch in 5/-//;2^'s systemat.Erdbeschreibuno-
von Afrika, Bd. IIL S. 101 — 138. '^
Catechisme abrege en la langue de Madagas-
car pour instruire sommairement ces peuples,
les inviter et les disposer au Bapteme (Mit Er-
laubnifs der Congreg. de Propag. F. I785.)« Mit
überstehender lateinischer Übersetzung, die aber
nicht immer genau pafst, auch ist die Orthogra-
phie des Madagaskarischen sehr ungleich.
Chansons Madegasses par le Ch. de Porny.
Par. 1787.
Sprach proben.
Unter den V. U. dieser Sprache ist das mit
dem Anfange: Amproy früher bekannt, als das
mit dem Anfange Rah ; jenes soll dem nördli-
chen Theile der Insel angehören, und mit weni-
gen Verschiedenheiten haben es auch Müller und
Happel. Erst Hervas hat es besser abgetheilt,
und eine Übersetzung darüber gegeben ■•'),
*) Man vergleiche. übrigens Dan. Wilkins in sei-
ner Vorrede zu der Chaniberlayner Sanmilung. Lacro-
ze's dort angezogene Aufserung steht im Thesaur«
epistol. T. II. S. 243.
K 2
aöo
338.
M a d a g a s k a r i s c h.
Jus Flacourt, AUgeiii. Histor. d. Reis. Bd. VIII. S.596.
Amproy antsica izau lianautang and an-
ghitsi.
'Ängharanau hostissahots , vahu achanau hoa-
wi amiriay.
Fiteiannau hoefaizangli an tane tua andan-
ghitsi.
Maliumebohanau anru aniu abinaihane ant-
sica, anianhanau manghafaca lia-
iiay ota antsica.
Tonazabai mangbafaca hota anreo maiiu-
anai amanbanau aca raabatetsea-
nai abin fiuetsevetse ratsi.
Feba banau metezabanai tabin baratsiian
abi. Amen.
359-
Dasselbe.
Bey Dapper a. a. O. S. 44.
Amproy Antsica izau banoutang an-
dangbitsi ,
Ängbaranau bofissab.ots ,
Vabovacbanau boavi aminay,
Fitejannau boefaizangan tane toua andan-
gbitsi ,
Maboumebanau anrou aniou abinaibane
antsica ,
Amanbanau mangbafaca, banay ota ant-
sica, tona - zabai mangbafaca bo-
ta anreo inavouany,
s6i
Amanlianau acu Maliatet se anay abin fiuet
seuetse ratsi,
Feba hanau Metezaha hanay tabiu herat-
siian abi. Amin.
360.
Dasselbe.
Nach Spanischer Orthographie, bey Hervas,
n. 506.
Vater unser der du bist im
Amproi antsica izau hanau tang an-
Himmel,
danghitsi ,
Nahroe dein sey grofs , '
Anghara-nau hofissahots,
Reich dein komme zu uns,
Uahuach-nau hoaui aniiiiai,
Wille dein sey gothan auf Erden wie im
Fite|a-nau hoe-iaizaugh an -taue tüa an-
Himmel ,
danghitsi ,
Gib uns Tag diesen, alles Brot
Mahumehohanau anru aniu abi-naihane
unser,
antsica,
Und uns vergib Schuld unsre wie
Amanhanau manghafaca hota antsica tona-
■\vir vergeben Schuld au
zahai manghafaca hota anreo
Beleidiger,
„ mouanaiy
Und lasse uns nicht in VersucHuHg,
Amanhanau aca mahatet seanai^
Sondern befreye von Sachen sclilechten.
Abin huet seuetsie ratsi.
361.
Dasselbe.
Aus dem Catechismo von 1785. p. 13.
Vater unser im Himmel
Kalt - sicä an - danghitsi,
_Nahme dein sey giufs
Angäre änö hö fissa tif^,
y Reich dein komme bey uns
I fänsaq änö ävi äminaie
Wohlgefallen Herzens dein v/erde vollbracht es auf Erden
Amörömpö - änö hö - efä, iz an tänn*^
■wie im Himmel
oücoüä an - dänghitsi
Gib uns Tage diesem Brot alle«
Mähoüme änäie änroü-änne moiife äbi,
Erlasse uns o Gott Gedanken
Fähe - iöü zähäi^ o Zänhär, gui fännähe -
unsre böse alle wie wir erlassen Gedanken
näie rätsx äbi toüa zai« mlväle i fännähe-
schlechte Feinden unsern
rätsi ä gni räfl näi^,
Nicht führe uns Gedanken böse
Acä mänätitse änäie vetse - vetse rätsi,
Sondern du, befreye uns von Bösem allem
Fcä äno mittenezä änäie tabin rätsi äbx
Es werde vollbracht.
Amen (oder) hö efä. "^^j
*) Hervas hat n. 305. eben diese Formel'', wie er
sich ausdruckt, nach Spanischer Orthographie gegeben,
so (lafs das Französische ou durch i/, und die kleineren
Endvocale gleich den übrigen Buchstaben gedruckt,
und die Bezeichnungen der Länge und Kürze der Vo-
s63
Proben anderer W ö r t e r.
Nach
N.ich
Nach «lern
rs'acn
Flervas Vocib. Polvcrl.
I^I c ^ i s e r.
Parkinson.
Catechismo.
. . ^o
jii 7,\vey -biaiekieii.
Janga hary
zan!:ar
ianär
zahanhare.
l
aicinco
• • •
dun^t^hilsi
Idinch
Langkiti.
tany
dctanj^a
tan-.i-- , zann<--
tan
tane.
rano , rana
♦ .
.
rano
ranii.
leloiJu
masso anro
.
müssö ündröü
massoam
massoanrä.
woelau
.
votan
bo , holen
i'ülan.
oe/un
.
uluny uiun
olon f ulon.
/e/ay
orrang
llhhcy lühc,
iahe.
.
väiuLve
bavave
'ampele.
.
.
zäzä/ä.
ray
.
biiba
ranmproye.
reovy
.
.
reu
renrampoin-
jatinelay
•
zanac , zun,
anaq.
dre.
jadda vavy.
rahi leby.
er
arma kavy.
loha
lohn , dcoha
.
Ina
loha.
massou
massoo
masso
massorohi.
soujfy
socji.
m •
orujtg
arnn
oron.
lella
Lula
icicb
Icla
lela.
widlo , woeihi
vovlaon
...
burundua
Cd«
volundoha
Kopfes.)
fang' am
fangan
• .
tangan
tangh.
hoots, lefack
ungQor
.
lafatungu
tombut.
warribntn.
arcik ando,
:
,
antu
andru.
majava
In BaivkesK
orfh^s Accoii
\t of Voya-
390.
amprya^
mahing.
ycse
tc. T. Ili. ö.
isiu
fssee, essu
issa.
\roo
root.
riia.
\iello
tulloo
tJloo.
cale weggelassen sind. Hervas hat dabey einen Ma-
dagaskarischen Zögling der . i*ropagaiKla. zugezogen.
Aufrierdeni weicht seine Formel nur noch dadui-ch ab,
dafs in der 4ten B. Taixi'ie,^ und in der 5ien iane-iu steht.
264
Grammatische Bemerkungen über die
Madagaskarische Sprache und
die V. U.
1. Diese Sprache verändert manche Anfangs-
Consonanten der Wörter bey der Zusammen-
stellung mit andern Wörtern: so wird aus/a^^o:
Sand und pestade, nach der Präposition an:
ampnsso, so aus vohils Btrg: amboits: im Berge.
Ähnlich scheint d und / in einander überzuge-
hen, z. B danghitsi und /ö;?^////^/ Himmel, loha
und duha Kopf. Eben so findet sich bald ma-
hoLime, bald nahoume für: geben, mivelam und
räveloin für: lebendig, geboren, velon *) nasci-
mur; velom vita.
2. Eine Flexion der Nennwörter zeigt sich
nirgends, weder für den Numerus, noch für
das Genus. Ein einziges Bey^piel für den Nu-
merus suffi Ohr, soffi Ohren , steht bey Megiser,
ob mit Recht und nach einer allgemeineren Ana-
logie, ist nicht zu entscheiden. Bey Dapper
(a. a. O.) wird die Sprache wegen ihres Reich-
thums in der Bezeichnung gerühmt, indem eben
derselbe Gegenstand, mi"t der oder jeuer Eigen-
schaft zusammen gedacht, dann einen andern
Nahmen habe.
3. Die Adjective stehen hinter dem Substan-
tive. Das Adjectiv be grofs, aber auch: sehr,
dient zugleich zum Ausdrucke des Superlativs,
welcher aber daneben auch durch Verdoppe-
lung des Adjectivs ausgedruckt wird , z. B. be be
sehr grofs, tsara Li sehr gut, rdts) rdtsi, oder
auch rätsl ralsi be sehr böse. Bey Le Gentil (a.
a. O.) liest man die Bemerkung, dafs um den
*) Catechisme S. iß. Mitte.
^6s
Superlativ zu bezeichnen, die erste Sylbe cre-
dehnt werde rdt~chi schlecht: rät-chi sehr
schlecht -). Diefs mag provinciell seyn, für
obige Weise enthält der Catechisme eine Menag
von ßeyspielen.
4. Die Personal- Pronomina sind co oder zaho
ich, anö (welches nach einer ausdrücklichen An-
merkung im Catechisme S. 17. unuo auszuspre-
' chen ist) du , /z/, ho, aze, er, ?7aie ( ein Mahl steht:
zaie, im V. U. auch: zahale) wir, anareo^ ihr,
eben so in dem Dativ und Accusativ; und we-
nigstens co, ano^ izi, izo stehen auch als Prono-
minal-Adjective immer hinter dem Substantive,
so auch «a/d für: unser, statt dessen dann aber
auch ^Ä/Vß gesetzt wird (doch ist wenigstens im
Catechisme diefs nur der Fall bey den Substanti-
ven: Gott, und: Herr). Von 0/20 dein, wird«
weggelassen, wenn das vorhergehende Substan-
tiv oder die'Präpositionauf einen Vocal oder ?i
endigt. Fälschlich ist im V. U. Rait-sica getheilt,
es mufs Rai-tsica heifsen. In der ersteren For-
mel haben die Pronomen izau, hanau (mit vor-
gesetztem h)^ nau (oder nay ^ hanay) diese kleine
Abweichung der Aussprache der Endsylbe.
5. Das Verbum hat gar keine Flexion (die
zweyte grammatische Bemerkung bey Le Gentil,
welcher mangui schweig ! und : schweigen , vese,
schwimm, und; schwimmen, anführt. Nähm.-
lich es treten blofg die Personal -Pronomen hin-
zu, und zwar werden sie, nach vielen ßeyspie-
len zu urtheilen, gewöhnlich nachgesetzt. In-
*) Wenn unmittelbar darauf ie gut, Äe sehr gut,
heifsen soll, so ist diefs wohl nicht provinciell, son-
dern Irrthum, der vom Französischen: bim: gut,
und: viel, sehr, ausgehen mag.
1166
dessen bildet sich durch eine Art Iliilfsverbum
ifä (er hat vollbraclit) eni Präteritum z.B. Zan-
har efa mahoiime aiio iteq varang Deus finiit dare
tibi unura corpus; izi efa mivili nai' ameni rha an
azey is finiit redirnere nos ex sanguine suo. Es
erhellet leiciit, daft diefs für: dedit und: redemit
gesagt ist. Eben so scheint in dem vorgesetzten
Jio Zukunft ausgedruckt zu seyn : ho fatte mori-
turus , ho avi veniet * ) ; ho e/fl hat ; ho ßssa tife
magnificetur im V. U. ist wohl ungefähr eben da-
hin zu rechnen. Auch tnaha vor dem Verbum
scheint eine Modification desselben, etwa durch
den Betriff der Möglichkeit, auszudrucken, so
wird maha fantz : capax noscendi, übersetzt, von
frmtz intelligere, womit vielleicht fannahe im V.
U. zusammen hängt. Beyspiele des Activs und
Passivs kommen ohne Veränderung der Form
vor **)..'
6. Die Präpositionen stehen vor den Substan-
tiven. Der Einflufs der Präposition an in, auf,
bey der Aussprache des folgenden Consonanten
ist schon bemerkt. In der 5ten Bitte kommt gni
vor, es scheint nach andern Beyspielen fast vor
allen Substantiven zu stehen, welche keine Prä-
position vor sich haben; es liegt wenigstens \ye-
der die bestimmte Bezeichnung des Accusativs
noch des Dativs darin, auch vor dem Genitive
finde ich es ein Mahl. *
Die Verschiedenheiten der ersteren und letz-
teren Formel bestehen übrigens theils in unrich-t
tigen Abtheilungen der ersteren, theils in derV
Wahl anderer Wörter. Jene ersieht man bald
*) Catecliisme S. ii. Mitte und 15. Mitte.
**) Mandzacay und midzaca^ richten, eben das.
S. 9, u. 15.
267
durch Vergleichui-ig des Richtigeren, auch die
3te Bitte ist überladen mit der dazu gezogenen
Hälfte der 4ten, die yte hängt an der 6"ten, und
eine Art Doxologie steht statt dessen besonders.
Unter den andern Wörtern htßfeia von t/iea wol-
len (auch: wohlwollen, lieben), und amorompo
dagegen mit /7o, Herz, zusammengesetzt.
V. Kaffer -Länder von Ouiloa bis
zu den Hottentotten.
Völker von bräunlicher Farbe (immer schwärzer
nach dem Aequator hin) und unvollkom-
mener Neger -Bildung.
Den neuesten Untersuchungen eines gründ-
lich forschenden Beobachters verdanken wir die
Ansicht, dafs das ganze südliche Afrika von Ben-
guela auf der einen, und Quiloa auf der andern
Seite bis zu der Südspitze der Hottentotten von
Völkern Eines Stammes bewohnt wird, die In-
nern und westlichen Gegenden eben so wie:
die südwestlichen Küstenländer, deren Bewoh-,
ner unter dem Nahmen dev Kaffern längst von:
andern Menschengattungen unterschieden sind.
So unpassend übrigens dieser Nähme, welcher
den Mohammedanischen Nachbarn Ungläubige
bezeichnet, für einen Menschenstamm ist: so
ist er doch im Gegensatze der Nahmen seiner
einzelnen Zweige der verständlichste Nähme
der Menschenclasse , welche unter dem Nah-
men: Kaffern, einmahl bekannt ist, und welche
unser einsichtsvoller Führer, so wie er sie auf
«ehr von einander entfernten Puncten Afrika's
ä6cS
gefunden hatte, also charakterisirt '-'): „Der
Schedel der Kaffern ist hochgewölbt und von an-
genehmer F'orm, das Auge lebhaft, die Nase
nicht platt, sondern mit erhabenem Rücken,
die Zähne von blendender Weifse, Die Män-
ner besonders sind von schönem, kräftigen,
schlanken Bau, ihre Glieder haben das kräftig-
ste Ebenmaafs. " „Ihre Farbe ist braun, das
Haar schwarz, kurz und wollicht. Ihre Ge-
sichtszüge sind ganz charakteristisch und gestat-
ten nicht, dafs man sie ausschliefslich zu einer
der angenommenen Hauptragen des Menschen-
geschlechts zähle. Mit den Europäern haben sie
die hohe Stirn und den erhabenen Nasenrücken,
mit den Negern die aufgeworfene Lippe, mi|: den
Hottentotten den vorragenden Wangenknochen
gemein. Der Bart ist schwäch, aber stärker als
bey den Hottentotten." •'*)
Diese Charaktere und Übereinstimmungen
mancher Lebenssitten finden sich bey den Völ-
kern zwischen den südlichen Hottentotten bis
zu den bezeichneten nördlichen Gränzen hin,
imd wo die Beweise des Zusammenhanges aller
in dieselben eingeschlossenen Völker weniger
deutlich sind, da liegt es wahrscheinlichst blofs
an dem Mangel ausführlicher Nachrichten von
ihnen. So besonders in den westlichen Gegen-
*) Hr. Prof., Dr. Hdnr. LicJitenstein in seinen Rei-
sen im südlichen Afrika in den Jahren iß^^S — 6, Th.L
(Berl. ißii ) S. 4ü6' S. auch Ebendtss. Bemerkungen
über die Sprachen der Südafrikanischen wilden Völ-
kerstämme in Bertuch's und Vater's Ethnographisch -
linguistischem Archiv, Bd. I.
**) Man vergleiche damit T/mnJerg's'und Ffl'V/ani'a
Beschreibungen der KalFern, bey diesem erste Reise
S- 3§6> hey jenem Th. I. S. 188 > «nd Barrov/ S. •249^.
269
den von den südlichsten Granzen der mit Kon^o
zusammen hängenden Länder bis zu den Hotten-
totten-Stämmen und den Beetjuana - Kaffern.
Hier fehlen alle Nachrichten von den Zwischen-
gliedern dieser \^ölkerreihen, und einzelne
Denkwürdigkeiten und Übereinstimmungen ia.
Gebräuchen, die sicli aus den älteren Portugie-
sen und aus Degrandpre's bey Kongo angeführ-
tem Werke nach\veisen liefsen , sind Fingerzeige
dessen, was man zu suchen habe, noch nicht
näherer Beweis. Aber desto mehr erhöht sich
auf der Ostseite Afrika's die Sicherheit der Merk-
mahle des Zusammenhanges mit den Kaffern fast
mit jedem Schritte. Auch von der Gegend um
Quiloa gibt es noch keine anderen Naciirichteii
als die von Barrow imd Bareta. Diese aber be-
schreiben ihre für Negern geltenden Bewohner
in Sitten und Gebräuchen den Kaffern so ähn-
lich, dafs sich eine Verwandtschaft derselben
mit diesen wohl gar nicht abläugnen läfst. In
Thomaiis Beschreibung derMosambiquer =•'=) und
White s Beschreibung der Bewohner der Lagoa-
Bay *'^) wird diese Verwandtschaft immer deut-
licher. Die Menge Mosam.biquer-Sclaven, wel-
che man auf der Südspitze von Afrika sieht, zei-
gen alle einen robusteren Körperbau, und eine
bräunliche nicht so sammtartig glänzende Haut-
farbe, als der Körperbau und die Hautfarbe der
Negern von Guinea und dem Senegal ist. Der
*) S. dessen Reise - und Lebensbeschreibung
Augsb. 1788.
**) Journal of a voyage perfornied froni Madras
to Colombo and da Lagoabay in the year 1798 with so-
iiie account of the niaiiners and custoius of the inha-
Ibitants ofda Lagoabay, Lond. 1800.
Ä70
Unterkiefer ist bey diesen Mosambiquern bey
weitem weniger hervorstehend, es ist ein Nasen-
rücken vorhanden, oft selbst bedeutend erha-
ben, und im Auge liegt ein ganz eigenthümli-
cher Ausdruck, der sich deutlich bey den Kaf-
fern wieder findet. Die Mosambiquer-Sclaven,
welche Dr. Lichtenstein auf seiner Reise zu den
Beetjuanen bey sich hatte, fanden sich bey die-
sen gleichsam wie zu Hause, und waren ihnen
in den meisten körperlichen Eigenschaften ähn-
lich, verstanden auch einige einzelne Wörter
derselben, und ihre Sprache, die sie freylich
meistens früh mit dem Portugiesischen oder Hol-
ländischen gemischt haben, klingt im Ganzen
der KafFerischen sehr ähnlich. Dieser Sprachzu-
sammenhang wird klar bey den Bewohnern der
Lagoa-Bay, wenn man White's Wörterregister
mit dem Kafferischen vergleicht. Die nördlich-
sten Kafierstämme, von denen sich mittelbar
Nachrichten einziehen liefsen, können sich mit
den südlicheren wenigstens verständigen '••), und
die Verschiedenheit zwischen der durch Dr.
Lichtenstein erst bekannt gewordenen Sprache
der Beetjuanen und der schon vorher wenigstens
nach ein paar Wörterregistern bekannt gewese-
nen Sprache der Kaffern im Osten, ist gerade
von der Art, wie er sich bey weit von einander
getrennten Stämmen Eines Hauptstammes erwar-
ten läfst. Und hierauf beruht die „Überzeu-
gung, dafs alle diese Völkerstämme, alle Wil-
den, südlich von Ouiloa und östlich von der
Cap- Colonie als eine grofse Nation gedacht wer-
den müssen, die sich auf der einen Seite eben
«o scharf von den Negern und Mohammedanern,
*) Dr. Lichunsteia's Heise S. 394.
27 7.
als auf der andern Seite von den Hottentotten
iicheidet, und die wir einstweilen mit dem ge-
meinsamen Nahmen Kajfern bezeichnen wolleh.
Ich trage kein Bedenken, die Gränze ilires Ge-
•biethes westlich bis an den Meridian des Cap
Acrulhas auszudehnen, denn bis so weit erstrek-
ken sich Kafiersclie Stämme im Innern des Lan-
des unter 25° S. B. Von dort aus aber mufs die
Linie, welche sie von den Korana -Hottentotten,
f\er\. Buschmännern und Cap- Colonisten schei-
det, in südöstlicher Riclitung gegen die Ouellen
des Orangeflusses hin und von diesem Punct
gerade nach Süden gezogen werden." '•"')
Diese Ansicht mufste der früheren Zeit ver-
schlossen bleiben, da man diesen grofsen Völ-
kerstamm nur von zwey ganz verschiedenen
Puncten aus, und zwar zum Theil nur unvoll-
kommen und nur an den Endpuncten seines
Vorkommens kannte, an deren einem sich die
Portugiesen um Sofala und Mosambique fest ge-
setzt hatten, und deren andern die Niederlassun-
gen Holländischer Colonisten vom Vorgebirge
der guten Hoffnung aus berührten. Von letzte-
rer Seite gingen die näheren Untersuchungen
über die Kaffern aus, von daher die, neues
Licht verbreitenden, Lichtensteinischen Ent-
deckungen. Bis Sofala waren die Araber als Er-
oberer vorgedrungen; aus den Schriftstellern
derselben liefsen sich wenige Nachrichten über
diese südlichen Völkerstämme ziehen; mehrere
aus den Berichten der Portugiesen, aber unbe-
stimmt waren diese ; und zum Theil auf Mifsver-
ständnissen mag der Nähme und Umfang man-
*) Diefs sind Hrn. Dr. Lichtenstein s Worte in sei-
ner Reise Th. I. S. 595 - 94.
eher im Innern angesetzten Reiche, wie Mono-
motapa, Torroa, Butiia, beruhen Es ist eine
sehr sinnreiche Vermuthung, dafs in denr Worte
Benomotapa^ wie in den alten Portugiesischen
Schriftstellern fast durchgängig für Monomotapa
vorkömmt: Bemt Motapa (nach der Arabischen
Bedeutung: Miethvölker, da vielleicht die tropi-
schen Mauren ihre Mierhsoldaten dorther nah-
men) liege *); sey es nun, dafs Motapa, als
Appellativ- Substantiv diese Benennung herbey
geführt habe, oder darin der Eigennahme eines
Stammes liege, da er ja von andern Nahmen der
Stämme derselben nicht so entfernt ist.
Die Geschichte dieser Stamme und angebli-
chen Reiche liegt im Dunkeln, und eben so we-
nig läfbt sich die ganze Kette der Stämme dieser
grofsen Nation verfolgen. Scharfsinnige Ver-
muthungen über den Zusammenhang der Kaf-
fern mit Habessynischen Völkern mit der Asiati-
schen dorthin gekommenen Menschenrage hat
Dr. Lichtenstein zusairwmen gestellt ''*). Längs |
der gebirgigen, tiefer ins Land hinein (als es die
Westküste ist) bewohnbaren Ostküste läfst er die
Vorfahren der Kaffern als Hirtenvölker langsam
herab ziehen, und sich so, als ein kräftiger Men- I
schenstamm, nach Süden ausbreiten, wo sie, •
bis zu ihren jetzigen südöstlichsten Wohnsitzen j
vordringend, von dort Hottentottische Stämme |
verdrängten, denn Flüsse und Berge führen noch t
jetzt I
*) Dr. Lichtenstein im ethnographisch -linguisti-
schen Archive, Bd. I. S. 295. f.
**) Reise S. 397 — 402. Auch Barroiv glaubt
die Kaffern von den Arabischen Beduinen ableiten zu
müssen, 3. dessen Reise S. q.6q.
275
jetzt dort Hottentottische Nahmen, und wo sie
'auf eine niedrigere Stufe der Cultur gekommen
aind, als ihre Stammgenossen in den be^ünstig-
teren , innerern Ländern. Eine auffallende
Übereinstimmung der Kaffern und Mosambiquer
und Madagaskaren und Zangebaren und Habes-
eynier u. s. w. in Gestalt, Sitten und Lebensart
sey erweislich, dagegen liege in den Mienen der
Kaffern etwas eigenthümlich Nationales, was sie
schon für sich allein , auf den ersten Blick, von
dem Europäer unterscheide, mit dem sie nur in
den festen Lineamenten, den Gesichtsknochen
und der Schedelbildung einige Ähnlichkeit ha-
ben. Der Einflufs des neuen Klima's auf die
Haut, welche indefs, von allen fremden Über-
zügen gereinigt, mehr hell- als dunkelbraun
sey, und auf den kraus werdenden Haarwuchs,
sey nicht anders als in einer langen Reihe von
Jahrhunderten, aber in derselben begreiflich.
Die um die Ptuinen von Butua wohnenden Völ-
ker werden den Kaff'ern sehr ähnlich beschrie-
ben, und ihre Entstehung könne an die Karava-
nen- Züge Äthiopischer Völker von Meroe aus
erinnern. Auch manche Übereinstimmung de*
Arabischen Sprachstammes mit Kaff'er-Vv^örtern
gebe deriVnnahme einer solchen Verwandtschaft
der Kaffern und der Asiaten ein Gewicht *).
Diese Wörterähnlichkeiten erregen auf jeden
Fall die Aufmerksamkeit in einem hohen Grade,
*) Interessante Vergleichnngen KafFerscher und
solcher Wörter, und Erklärungen KafFerscher Appel-
lative und Eigennahmen aus denselben, von Dr.
Lichtenstein, dem Vater, siehe.im ethnographisch -lin-
guistischem Archiv, Bd, I. 5.299 — 303.
mthrid. JH, S
374
und nur citr Umstand, dafs der Einflufs der
Sprache und Sitten der Arabischen Eroberer auf
diese Ostkiiste Afrika's, wenigstens bis Sofala
hin, und die umliegenden Inseln auf jeden Fall
orofs gewesen seyn mufs, magnuniiberdiefs Ahn-
fichkeit der Abstammung schon früher gewirkt
haben oder nicht, hindert vor weiterem Eindrin-
gen in jene inneren Länder und ihre Sprache
noch bestimmt dafür zu entscheiden, dafs jene
zusammen stimmenden Wörter nicht dort ange-
nommen und übergegangen, sondern wirklich
ursprüngliche Kaffer- Wörter seyen.
' Die Sprache der Kaffern ist „eine volltö-
nende, weiche und wohlklingende, die aus ein-
fachen, selten mehr als zweysylbigen Wörtern
Gebildet ist. Durch die langsame bedeutende
Ausrede, durch den Reichthum an einfachen of-
fenen Selbstlautern und die deutliche Betonimg
der vorletzten Sylbe bekömmt die Sprache ihren
eigenthümlichen Wohlklang '■). " So zeigte sie
sich wenigstens in den bekannt gewordenen Dia-
lekten. Diese haben wenig Nasal-Töne und sehr
wenig Gutturale. Unter den Zischlauten haben
sie einige eigene, den Europäischen Sprachen
völlig fremde Modulationen. Wenigstens den
Dialekten der Beetjuanen und Koossa gemein-
schaftlich ist ein gewisses Lallen , welches durch
ein leises Andrücken der Zungenspitze gegen
den Gaumen hervor gebracht wird, und mit
Sch^ SJ, TJ, 5/ ausgesprochen, jene eigenthüm-
lichen Zischlaute bewirkt *♦). Mannigfache
Verschiedenheiten aller dieser Dialekte bey
*) Dr. Lichtenstein' s Reise S. 637.
••) Ethiiogr. linguist. Archiv, 5. 095 — 95-
2/5
den vielen einzelnen Stämmen, welche bislier
noch nicht beobachtet worden sind, werden
noch einen reichen Stoff intereäsanter Bemer-
kungen darbiethen.
Dr. Lichtenstein theilt das w^eite Gebieth die-
ser Stämme im Allgemeinen nach einem unge-
fähren Umrisse, wie es jetzt schon möcrlfch
ist, in vier grofse Regionen ein, die nörd-
liche, gleichsam noch terra incognita um Oui-
loa, Mosambique, Sofala, die schon nach'^be-
srimmteren Zügen der Bewohner bekannte La-
goa-Bay und das noch südlichere Land der
Koossa im Osten, und das Land des grofsen
Beetjuanen- Stammes im Westen von beyden,
I. Quiloa, Mosambique, Sofala.
2. Lagoa-Bay.
Die Beschreibungen der Einwohner in erste-
ren beyden Inseln, auf der entgegen gesetzten
Küste und in Sofala verlieren dadurch an Inter-
esse, dafs die eingewanderten Arabischen Ein-
wohner nicht genug von den ursprünglicheren
unterschieden werden, mit denen sie gemischt
smd. Sie AVöiden schwarz, ihre Lippen sehr
stark geschildert. Wenn wir lesen, dafs in Qui-
loa Arabisch gesprochen werde, so gilt diefs von
jenen erobernden Ansiedlern; wenn bey deil
schwarzen Einwohnern von An^rora auf der
Küste Sena der Gebrauch der Landessprache ne-
ben der Arabischen, und gerade eben diefs
bey den schwarzbraunen Einwohnern von So-
fala bemerkt wird: so ist dadurch jene Unter-
scheidung deutlich genug ausgesprochen, aber
auch nicht das mindeste Nähere von dieser Spla-
S 2
376
che oder Sprachen gesagt. Nur ein V/ort au*
dortiger Gegend Moz//?w, welches ungefähr für
den Begriff: Gott, steht, ist erwähnt, und son-
derbar «renug trifft es mit dem Beetjuanischen.
Morimo Gott nicht blofs durch diese Ähnlichkeit,
sondern noch mehr dadurch zusammen, dafs die
Beetjuanen häufig r sprechen, wo die östliche-
ren Koossa s in ihren Wörtern haben, so dafs
beydes recht wohl Ein Wort seyn kann. *)
Von den Bewohnern der Lagoa-Bay hat
White **) ein Wörterverzeichnifs gegeben, wel-
ches wenigstens zureicht, um einen bestimmte-
ren Blick °auf ihre Sprache zu richten, und in
den abwechselnden Übereinstimmungen mit an-
dern Kaffer- Sprachen, der Annäherung bald an
diesen, bald an jenen, und der Art der Entfer-
nung von beyden eine sichernde Gewähr des
Zusammenhanges zu finden, und schon die
nachher aufzustellenden Proben werden dahin
leiten, ob wohl in andern als den dort gewählt
ten Wörtern das Übereintreffen noch deutlicher
ist, z. B. Zahn ist bey den Beetjuanas meno^ an
der Lagoa-Bay: menho , Elephant hier: lofo, bey
den Koossa: unglovo , Rind bey beyden Kaffer-
Stämmen komo, bey den Bewohnern der Lagoa-
Bay homo, Schaf hier imphuh, bey den Koossa
imfuh. Regen bey jenen umphulo^ bey diesen //z-
fuhla. Wenn den westlicheren Beetjuanen/ und
w ganz fehlen , diese Laute dagegen in der Spra-
che der östlicheren Koossa vorkommen, so ist
dieses die Lagoa -Sprache, wie dem Orte nach.
*) Ethnographisch -linguistisches Archiv 8.292.94.
•*) A. a. O.
277.
so in dieser Beschaftenlieit näher, dafs sie jene
Laute häufig braucht.
5. Koossa, Malliimba, Maduanas,
d. i. die Kaffern, welche unter diesem Nahmen:
Kafi^rn, von Sparrmann, Le Vaillant, Barrow
geschildert worden sind, und von deren Spra-
che eben dieselben einige Wörterverzeichnisse
gegeben haben. Vor der Besuchung der Beet-
juanen im Westen kannte man nur diese südli-
chen Kaffern. Die Westgränze der Koossa ist
der grofse Fischflufs, obwohl ein Theil dersel-
ben sich bis zum Sonntagsflusse erstreckt, gegen
Nordwesten begränzen sie hohe Gebirge, zum
Theil bis tief in den Frühling mit Schnee be-
deckt, von denen die meisten Flüsse entsprin-
gen, welche das Land bewässern, nach Osten
die Meeresküste, nach Süden Hottentotten- Stäm-
me und Besitzungen der Colonisten vom Cap '■•).
Wenn man den Flufs Basseh überschreitet:
.so kömmt man in das Gebieth devMathimba oder
(bey Barrow:) Tambukld^ die in enger Verbin-
dung mit den Koossa stehen, und von denen
letztere ihre Lieder lernen, die nicht ganz aus
W^örtern, sondern gröfstentheils aus ihnen selbst
unverständlichen Sylben bestehen *"). Wenn
man die Küste von ihnen weiter verfolgt, 80
kommt man zu den Mambiikki^ unter, welchem
*) Dr. Lichtensteins Tieise S. 466. ff. 494. Noch
einige Absonderungen dieses Stammes enthalten in'
van der Kemp's Bemerkungen über die Kaffern (aus
d. Evan^elical Magazin Feb-r. i8<^2.) in den geographi-
«chen Epbenieriden Jul. und Septemb. igoa. S. £04,
* * ) Dr. Lichtenstdns R^ise S. 417.
^78
Nahmeri sie den Cap-Colonisten durch die Go-
iiaaqua- Hottentotten bekannt sind, die aber in
{-an Reenens Reise: Hambona: bey den Koossa:
Immbo heifsen, mögen nun diese Nahmen ganz
einerley Stamme zugehören, oder Unterabthei-
limgen desselben bezeichnen. Verfolgt man da-
gegen jenen Flufs Basseh stromaufwärts: so blei-
ben, ziemlich tief im Innern, südlich von die-
sem Flusse die Ahbatoanas liegen, und man ge-
langt weiterhin, an den Ufern dieses Flusses
selbst, zu den Madaanas , einem zahlreichen
Volke, bey welchem sich der Holländer Buis
längere Zeit aufgehalten hatte. W^enigstens zwi-
schen den Mathimba, den Maduanas und den
Koossa findet eine solche Gleichheit der Sprache
nnd Sitten Statt, dafs sie sich wenig oder gar
nicht von einander unterscheiden *).
Sprache der Koossa,
Die VN^örterverzeichnisse dieser Sprache bey
Sparrmann , le Vaillant, Barrow gaben nur eine
sehr unvollkommene Ansicht von denselben.
Wir sind so glücklich, jetzt eine so vollkommene
Sciiilderung der Sprache dieses Stammes (so
wie der der Beetjuanen und Hottentotten} zu
besitzen, als nur von irgend einer Sprache sol-
cher Völker, die noch nicht in Grammatiken
aufgefafst sind, in
Dr. Lichtenstein' s Bemerkungen über die Spra-
chen der Südafrikanischen wilden Völker-
stämme, nebst einem kleinen Wörterver-
zeichnisse aus den gebräuchlichsten Dialek-
ten der Hottentotten und Kaffern (in Ber-
*) Dr. LkJuensteins Reise S. 494. 95.
^79
tuch's und Vatei's ethnographisch -lingui-
stischem Archive, Bd. I. S. 259 — 331.)'
und über den Dialekt derKoossa insbesondere in
eben desselben Reise, Bd. I. S. 635 — 672. erster
Beylage: Bemerkungen über die Sprache
der Koossa, nebst einem kleinen VVörter-
verzeichnisse.
Das VVörterverzeichnifs ist nicht klein, eine
besondere Sorgfalt ist auf die Entwickelang
grammatischer Bemerkungen gewendet, und
eine Reihe von Redensarten erläutern die Be-
«chaftenheit des Ausdrucks in dieser Sprache.
Dieser Dialekt zeichnet sich im Allgemeinen
durch die Abwesenheit des /*, wofür er immer s
setzt, und des jf (/ ist zuweilen da) und durch
die Annahme einiger Schnalzlaute von den be-
nachbarten Hottentotten aus. Ein paar Wörter
mitr, die er hat, sind fremd, und die meisten
Koossa sprechen auch in ihnen mehi* / als r.
Noch ein Unterschied dieses Dialekts, wenig-
stens von dem Beetjuanischen, besteht darin,
dafs vor dem Aussprechen vieler Wörter, be-
sonders der Substantive, die mit einem Conso-
nanien anfangen, ein stummes m vorgeschlagen
^vird, welches seltner, wie /? klingt, häufig aber
noch einen Vocal vor sich erhält, so dals eine
volle Sylbe am^ om^ um ^ vorklingt, z. B. ammaas
Milch ( bey den Beetjuaaas: maassi). In jeder
Sylbe hört man bey den Koossa einen einfachen
Vocal, am gewöhnlichsten w, am seltensten o.
Grammatischer Charakter der Sprache
der Koossa.
1. Diese Sprache hat martcherley regelmäfsig
und angemessen gebrauchte Formen der Ablei-
I
«8o
timg, zum Theil auch der Flexion. Auch bey
den Substantiven zeigen sich dergleichen, asi
ist eine allgemeine^ weibliche Endung, 'z. B.
in umfdsi FiRU, //7z/a^a« Hündinn *). y4/2a ist die
Diminutiv -P'.ndung z. B. uhmtodna Menschlein,
indodäna Männchen , von den in den nachmahli-
gen Sprachproben anzuführenden Wörtern. In
denPluralen 2.B. gadabaantb Völker, \on gabaanto
Volk, Stamm, Iminu die Finger, von omnu der
Finger, scheint eine Verlängerung des Worts,
in ersterem die Verdoppelung einer Hauptsylbe
zu liegen, aber eine bestimmte Analogie liefs
sich aus den gesammelten Plural-Formen nicht
aufstellen. Desto bestimmter zeichnete sich eine
Collectiv-Form durch Vorsetzung der Sylben am-
ma aus, z. B. thumbo Darm, ammathumba die Ge-
därme, sshinju Zahn, ammasshinju die Gesammt-
heit der Zähne, das Gebifs, osowane die Zehe,
cmmasowane die gesammten Zehen.
2. Die Adjective sind zum Theil Wurzel-
wörter, zum Theil abgeleitet, und haben dann
die Sylbe ile angehängt. Z.B. k' hbkaUiigey
davon: k' hohandile lügenhaft, oder, auch substan-
tivisch : Lügner. Der Superlativ scheint durch
den Beysatz: grofs, ausgedruckt zu werden,
z.B. Vumfaas' ufilile hakuhlu die Frau (ist) reich
grofs d. i. sehr reich.
3. Die Pronomen sind mlna oder miina ich,
oenna du, liihmto er, vmd auch im Plural sie,
offenbar zusammen gesetzt aus uhmto Mensch
und /<?, /o, welches als eine Art Artikel ^oder
*) Durch das übergesetzte ~ whd das oben erwähnte
Lallen bezeichnet.
28 t
Demonstrativ -Pronomen vorgesetzt zu werden
pflegt, thinawiT, nina oder nini ihr; die Prono-
minal-Adjective, welche hinten an die Substan-
tive, zum Theil mit Wegiassung des Endvocals
derselben angehängt werden : eaam mein, a-ethu
THiser, saam, aho oder laho: dein, und: euer,
Khaluhmto: sein, oder: ihr (auch für den Plu-
ral) wörtlich : zu diesem Menschen.
3. Jene Pronomen kommen häufig vor, z. B.
in: mina umluhngo ^ ich (bin) ein Colonist (denn
das Verbum substäntivum hat in dieser Sprache
keine Bezeichnung und wird immer ausgelassen,
so wie auch andere leicht hinzu zu denkende
Verben, wie: kommen, haben). Indessen alle
jene Pronomen haben dreyerley ganz andere
und nach des Missionärs van der Kenip Aussage,
sehr bestimmt so gebrauchte Formen, wenn sie
zur Biegung der Verben dienen, wo sie vor die-
sen stehen; und jede dieser dreyerley Formen
bezeichnet ein anderes Tempus.
Gegenwart»
Vargangciiheit.
Zukunft.
ich
dia
di oAev indi
dp
au
uja
uba
0.
er
ea
ebe
fVO.
wir
sija
sibe
so.
ihr
nija
nibe
no.
sie
paja
ebe.
bona.
so dafs jede Person ihren eigenen charakteristir
sehen Buchstaben und jedesTempus seinen eige-
nen charakteristischen Vocal hat. Die Pronomi-
nal-Formen der dritten Person stehen begreif-
lich nicht, sobald ein Subject dabey steht. Als
Casus obliqui der Pronomen und nach den Prä-
positionen scheinen theils diese, theils jene For-
men gebraucht zu werden.
%■
4, Die Vetben endigen alle auf ß, die intran-
gitiven sind meistens das Substantiv oder Adjectiv
selbst, mit welchem sie zusammen hängen, in-
dem/ö/w^ß Hunger, /Äfl/ö vergnügt , nur mit den
Pronomen zusammen gestellt wird, z. B. dt lamba,
di tsü/a, um: ich bin hungrig, ich freue mich,
auszudrucken. Solche sind Wurzelformen. Eben
so sind es die meisten einfachen Transitiv- Ver-
ben, und gleich jenen meistens zweysylbig.
Aber mehrsylbig sind die abgeleiteten Verben,'
welche die Endungen ana, ela und besonders essa
führen. Letztere druckt gewöhnlich sowohl das
intransitive : /^flWc//? , als auch das transitive: ma-
chen aus, z. ß. longa gerade, /o;?^/^^^« rechtschaf-
fen seyn und handeln, funda lernen, miika yNQg-
^Qhew^ fiindiessa^ mukiessa lernen machen, leh-
ren, weggehen machen, wegbringen, thamba
Mark, Fett, thambiessa mit Fett einschmieren
(fett machen).
5. Die Personen und Tempora der Verben
werden blofs durch die angeführten Pronominal-
Formen ausgezeichnet, jedoch dient zuweilen
dia ku ich gehe, auch zur Umschreibung des Fu-
turum, z. B. dia ku peeta o'enna ich werde dich
schlagen (vielleicht mehr mit einem Nebenbe-
grifie: ich gehe damit um, komme schon, dich
zu schlagen). Für den Imperativ ist eben so we-
nig eine besondere Form da. Die Imperative
aber mit beygesetzten Pronominal - Dativen,
z. B. mir, scheinen mehr durch die Pronomen
di^ do: ich, ausgedruckt, so dafs der Gedanke
dadurch eine andere W^endung erhält, z. B.
do usehle (von useJda braten): brate mir, et-
wa : ich will gebraten haben. Eine Art Particip
scheint *ich von den Verben durch die ange-
28 V
iiihrte Adjectiv-Form ihle zu bilden, z. B. von
///;72<7/o beifsen kommt: m-dlluniihle: ich bin ge-
bissen, welches zugleich als Beyspiel der Be-
zeichnung des Passivs dienen kann. Besonders»
die Verben werden, wenn ein besondrer Nach-
druck daraufliegt, mehrmahls schnell hinter
einander wiederhohlt, und oft dadurch die Ver-
ben zu wahren Frequentativen.
6. Die Präpositionen stehen in den angege-
benen Beyspielen vor dem Substantive und Pro-:
nomen. Sehr oft scheinen aber diese Kaffern-
ohne diese Verbindungswörter zu sprechen,
z. B. in-di lumihle inzja ich (bin) gebissen (vom)
Hund. DerConjunctionen scheinen sie ganz zu
entbehren, z. B. i'heeta Khakülu dl esiieh sprich
laut, (dafs) ich verstehe. Indessen ist «e, nd,
rf der Verbindungslaut zweyer Substantive, z.B.
indoda - ri - umfasi Mann und Frau, oft auch
durch: mit, auszudrucken: fhuhnga-nin- am-
maas Korb mit Milch.
4. Beetjuanas: Maatjaping, Muhriilong^
Mätsaroqua, Wänketsi, Thammacha, .j
Chojaa, Muchuruhzi, Macquini.
Das Volk der Beetjuanas, ungefähr 150 Deut-
sche Meilen von den Koossa entfernt, zerfällt,
nach Nachrichten, welche auf Träter's und Lich-
tenstein's Reisen zu ihnen eingezogen wurden,
wenigstens aus den in der Überschrift angegebe-
nen Stämmen *).
*) S. den Auszug aus Träters Tagebuche in Bar-
rojy's Reisq, und Pr; -Lic/ifcnjs^em ,• Über die Beetjua-
284
Die Maatjaping, bey welchen be^^de Reisende
xvaren, wohnen am Flusse Kuruhmana unter
dem 24° 30' bis zum 25° S. Br., die Muruhlong
am Setaabi- Flusse einen Grad nördlicher, die
Muruhlong an den Quellen des Ridibanni nord-
östlicher als jene, die Matsaroqua am untern
Theile des Kuruhmana unter dem 24° 30' S. Br.
im Osten des Hottentotten -Stammes der Dam-
maras, die Wdnketsi und die Thammacha^ ]^^^
nordöstlich , diese südlich von den Muruhlong
des Ridibanni, die Thammacha auch nur wenig
nördlicher als die Kharemankeys, ein Hotten-
totten-Stamm der Coranas, die Chojaa nordöst-
lich von den Thammacha, die Muchuriihzi in ge-
rader Richtung gegen Norden von den Chojaa
und nordöstlich von den Wanketsi , endlich der
gröfste, mächtigste und reichste dieser Stämme,
nordöstlich von den Muchuruhzi, die Macguini\
welche wahrscheinlich im Osten mit Portugiesi-
schen Besitzungen zusammen stofsen oder in
Verhältnissen stehen, und auch den Koossa un-
ter diesem Nahmen: Macquina, als ein im In-
nern weit gegen Nordwesten wohnendes Volk
bekannt waren, welches die übrigen Kaffer-
Stämme mit von ihnen gegrabenem und verar-
beiteten Kupfer und Eisen versehe. Scharfsin-
nig wird ihr Nähme mit dem Arabischen Makini
Eisenschmid von kana^ Eisen schmieden, ver-
glichen *). Kein festes Band, als das der Spra-
che und des öfteren Verkehrs verbindet diese
Stämme, aber es ist unter ihnen Sitte, dafs die
Äcn, in clen Geographischen Ephemeriden , May
1807, S. 10 fF.
*) Ethnograph. Unguis t. Aichiv S. 502.
Söhne atigesehenw FamiliÄn, besonders der kö-
niglichen, Reisen zu den entfernteren Stämmen
machen, und so mit ihnen bekannter werden,
als es jener gewöhnliche Verkehr der Nach-
barschaft mit sich bringt.
Sprache der Beetjuanas,
Die erste Bekanntschaft mit derselben ver-
danken wir
Dr. Lichtenstein! s angeführten Bemerkungen im
Ethnographisch -linguistischem Archive,
und sie sind das einzige Hülfsmittel , worau» sie
erhalten werden kann *).
Den Beetjuanen, und nahmentlich zunächst
den Maatjaping, bey welchen die folgenden
Sprachbeschaffenheiten aufgefafst sind, fehlen
die Laute/, v, w ; das fehlende /" wird durch /^
oder c//, auch wohl durch/? ersetzt, z. B. sehuba
Hals, puhla Regen, wo die Koossa isifuba, in-
fuhla sagen. Die Beetjuanas verwechseln häufig
die Labial- Laute <5» und /?2; sie haben das r, sie
haben auch in manchen Wörtern den Diph-
thong ö, da diesen KafTer- Sprachen sonst die'
Diphthongen ganz fehlen (noch seltner haben
die Koossa ein ü).
Grammatischer Charakter der Beetjua'
nen - Sprache.
1. Auch die Beetjuanas haben charakteristi-
sche Anhänge für abgeleitete Substantive, er/für
die Föminine, JanalüT die Diminutive, letzte-
res bedeutet auch : ein wenig.
*) Bis in der Forteetzang der Lichtensteinischen
Reisen vielleicht noch ausführlicher darüber geh»u«
i^elt wird.
2. Auch dieser Dialekt bildet abgeleitete Ad-
jective auf ile^ wahrscheinlich gehört auch bu6-
sehle hell, im Gegensatze von bussecho dunkel
hierher, überhaupt endiget ein beträchtlicher
Theil der angeführten Adjective auf /e, /a, lu.
3. Die Pronomen sind ke ich, oina du,
muhnto-si^ er (wiederum aus muhnto Mensch,
und si^ >velches das Demonstrativ- Pronomen
oder eine Art Artikel der Beetjuanas ist), tjona
wir, noüia ihr, baato-si sie. Von oina du , kommt
eine Beugung Jijena^ welche fast durchgehends
als der Accusativ dieses Pronomens angesehen
werden kann. Die Pronominal- Adjective sind:
aami mein, welches aber nur Substantiven der
äufsern Dinge nachgesetzt wird, statt dafs vor
Nahmen der Glieder des eigenen Körpers und
der Eigenschaften desselben he^ ich, wieder-
hohlt wird, z. B. ke bola ke kohho ich leide ich
Kopf (habe Kopfschmerz), ke bola ke tjala ich
leide ich Hunger, welches also als eine nach-
drücklich-e Auszeichnung des ich anzusehen ist.
Chago ist: dein, akkamuhnto : sein, atjona unser.
4. Die Personen der Verben werden durch
die vorgesetzten Personal-Pronomen (unter wel-
chen dann o statt oina gesetzt wird '•=)>, unter-
schieden, die Tempora nicht durch Abwande-
lungen der Pronomen, sondern durcli ein paar
Hülfsverben acho für die vergangene, rata für
die zukünftige Zeit, z. ß. von roballa schlafen,
*) Dafs o auch in der Akra- und in der Amina-
Sprache Bezeichnung der zweyten Person vor den V'er-
ben ist, kann freylich keinen Zusammenhang begrün-
den, aber doch angenierkt weiden.
287
Praeter.: keacho, oacho roballa ich, du hast ge-
schlafen, Futur, kerata, orata^ tjonarata roballa
ich , du , wir werden oder: wollen schlafen. Rata
nähmlich bedeutet eigentlich: wollen, und wird
auch in Phrasen: wie ich will dich gesagt.
5. Die Verstärkung des Verbal -Begriffs und
die Bedeutung der Frequentative wird bey den
Beetjuanas besonders durch Wiederhohlung der
Adverbien und schnelles Zusammensprechen
derselben bewirkt, vorzüglich durch das Adver-
bium (und Adjectiv) tatta welches: schwer,
hart, stark, heftig, sehr, und durch /?2//7z/ wel-
ches: viel, bedeutet, z. B. tsama tatta tatta, tattOy
sehr schnell laufen; itzin-zin-zinzi sehr viel. Die
Adverbien, auch der Frage, stehen immer am
Ende der Phrase. Durch heia nur, nichts weiter,
werden eine Menge Gedanken kurz ausgedruckt,
indem man überhaupt eine Menge leicht hinzu
zu denkender Verben ausläfst, und Verbindun-
gen sowohl zwischen den hinzutretenden Bestim-
mungen, als zwischen den Sätzen in der kurzen
abgebrochenen Rede übergeht.
Sprach proben.
Schade, dafs wir nicht ein V. U. in der Spra-
che, wenigstens der Koossa- Sprache von dem
Missionär van der Kemp erhalten haben. Wör-
terverzeichnisse der Kaffer- Sprachen sind theils
a. d. a. O. enthalten , theils bey Sparrmann in des-
sen Reise (übers. Berl. 1784.) S. 623., dessen
W^örter aber eigentlich von den bey ihm S. 359.
*o benannten Bastard -Hottentotten aufgenom-
men sind, die er für eine Mischung von Kaffern
und Hottentotten hielt, und in Barrow's Reise?
in das Innere von Afrika., S. 272.
J
288
K6os3a
jBeetjt
nach White.
nach
nacl
nach Lic
htenstein.
Sparrmann
Barro
Ilirnmol
isuhlu
maaro.
Eide
umtslaha
lehaatsi.
Wasser
ammaansi
meetsi
matea
maasi
amaan\ ,
J'cuer
umlüo
mulelo
lilo
Uaw.
Sonne
lelanga
leetshaatsi
diambo
lelanga
eliang.
Mond
injanga
köhri
moomo
janga
inyanijc
Mensch
uhmto
muhnto
monhae.
Mann
indödct
monüna
. .
doda
abaatn,}
Weib
umfäsi
mastdri oder
bassari
aduhast
. . .
omjaaiv
Kind
uhmtoana
unJana
lasaccna.
Vater
bao
raacho
. . .
bao.
Mutter
uhma
mao
unina
kunina
njoho. ^
alt. umklueh.
maaeho
mau.
Bruder
mmhulüäh.
\\va^.ommnäwi
Scliwestor
udeda
naka.
Kopf
klogo^
köhho
lücko
loko.
Auge
Ohr
amesligo
lihlo
ttwho.
elebe
zibe
gevea.
Nase
poomlu
ongkö
numpho.
Zunee
miime
lolemi
loodjem
Haar
inüöle
murihr.
Hand
isanga
sseaakja
mundha
fansa.
Fufs
jenjäo
lönao
chizcnda
tnjau.
Eiot
is&nka
maheli.
S-i
imine
motsichari.
pe oder niki
leekoanno.
Eüses
kumba
bussuhla
umphanth.
1.
ihnje
mongahela
chingea
enje
eenye.
2.
mabirii oder
sombini
habtri
severey
babini
zimbeet
5-
mat'hätu
c'harro oder
bar an 0.
trira/ou.
a . tatu
zintate
Lagoa-Bay
Kaffern
5. Süd-
«89
3. Südspitze von Afrika.
Völker mit platter ^ zwischen den Augen fast
ganz verflachter Nase, breit hervorragenden
Wangenknochen und von gelbbrau- ^ ^
ner Farbe,
l\.n der Südspitze von Afrika haben die Europäer
einen dort hinab gedrängten Völkerstamm gefun-
den, welcher, obwohl durch krauses Haar,
dicke Lippen, den Negern einiger Mafsen ähn-
lich, sich von ihnen durch Farbe und einen aus-
zeichnenden Bau des Schedels und Körpers völ-
lig unterscheidet, die
Hottentotten.
So wie die Europäer die Südspitze Afrika's
besuchten, mufsten ihnen die vielen Eigenthüm-
lichkeiten dieser Menschen -Rage und ihre ganz
ausgezeichnete Sprache auffallen, die bald mit
der Ausrede Stammelnder, oder der Alpen-An-
wohner mit Kröpfen, bald mit dem Geschrey
der Truthähne, und deren Hervorhohlen der
Töne aus der Kehle, oder mit dem Geschrey
der Älstern und dem Geheule der Eulen vergli-
chen worden ist. Seit den** Niederlassungen der
Europäer an einer so wichtigen, so besuchten
Küste haben ihre ursprünglichen Bewohner fast
alle Selbstständigkeit verloren, viele Eigen-
thümlichkeiten ihrer Lebensweise, grofsentheils
ihre Lebensweise innerhalb der Europäischen Be-
Mithrid. III. T
Sitzungen abgelegt. Verschwunden sind die
sonst oft genannten Kochoquas, Sonquas, Hes-
soquas, Attaquas, Houteniquas, und wie die
übrigen z.B. hey Bapper und zumTheil noch bey
Tlninherg =•• ) aufgeführten Stämme heifsen; nur
die Stätte kennt man noch , wo sie einst waren,
ehe Europäische Colonisten alle diese Gegenden
besetzten.
So sind die ihrem alten Herkommen nach
gerreuen Hottentotten wieder nördlicher hinge-
schoben, südlich von den Beetjuanen, westlich
von den Koossa undMathimba wohnen sie noch:
aber einst wurden sie südlicher hinab gedrängt.
Für gewisse Gegenden ist diefs völlig erweislich,
indem Berge und Flüsse des Landes, wo jetzt
die Koossa wohnen, in. ihren Hottentottischen
Nahmen den sichern Beweis an sich tragen, dafs
sie einst ein bleibender Besitz der Hottentotten
gewesen sind.
Scharfsinnigen Vermuthungen ihres neuesten
Beobachters zu Folge, möchten sie längs derWest-
küste Afrika's hinab nach Süden gezogen seyn,
deren flache, südlich vom Äquator aber ganz
sandige Beschafienheit seine Bewohner mehr zur
Jagd, als zum Hirtenleben, und, desto mehr
abgezogen von Cultur, durch das Klima und die
Unstätigkeit eines güterlosen Lebens gedrungen,
schneller nach der Südspitze getrieben habe,
bevor die Kaifern, die Osrküste entlang, meh-
rere Jahrhunderte später eben dorthin gekom-
men seyen. In den öden und dürren Thonebe-
nen zurück geblieben, seyen die Saabs oder
Buschmänner immer tiefer auf die niedrigste
Stufe des physischen Lebens herab gesunken,
•) ReiseTh.I.Abth. 1.271.
wälirend andere Stämme in dem gemäfsigteren
Klima, z. B. die Gonaaquas an den fruchtbaren
Ufern des Chamtoos- Flusses, wieder zu friedli-
chen Hirtenvölkern geworden waren, und, sich
immer weiter nach Osten verbreitend, das Land
ergiebigerfanden, bis sie von dort, schon lange
vor der Portugiesischen UmschifFung Afrika's,
von Kaffer - Stämmen wieder zuriick gedrängt
wurden *).
Die nocli übrigen selbstständigen Hottentot-
ten zerfallen in diese zwey Hauptstämme, den
der Buschmännerund der übrigen Hottentotten,
welcher letztere sich wieder in mehrerley Äste
zertheilt. Die Sprache beyder hat Vieles ge-
mein, und mufs um so mehr für Eine Sprache
gelten, je begreiflicher ihre Abweichungen von
einander bey Völkern von dieser Lebensart und
auf dieser Stufe der Cultur sind , wo an feste
Haltung ganz gleich bleibender Bezeichnungen
durch Gleichmäfsigkeit des -Verkehrs und Auf-
merksamkeit nicht gedacht werden kann. Es hat
sich selbst factisch gezeigt, wie sich in wenigen
Jahrzehenden bey der nomadischen Verfassung
dieser Völker Bezeichnungen geändert haben, je
nachdem die Ausdehnung und Macht eines Stam-
mes allgemeiner herrschend geworden, und da-
durch die vorher anderwärts üblichen Nahmen
verschwunden waren **).
Hottentotten - Sprache.
Die Sprache der Hottentotten schildert Dr.
Lichtenslein so, dafs man „eine Menge ziemlich
schnell und mit rauher heiterer Stimme au'sge-
*) Dr. üc/jrens/em's R.eisen Bd. I. S. 400 fF.
**) Ethnographisch -linguistiaches Archiv S. £65.
T 2
2yi ,
sprochener , ans holiler Brust hervor gestolscner,
aber schon tief in der Kehle von scharfen Aspira-
tionen begleiteter, auf der Zunge mit Schnalzen
empfangener Laute höre, in welchen lange, of-
fene Doppellauter, wie oou, aau, oo, und ww
besonders häufig vorklingen, und ein langes sin-
gendes ing nicht selten die Rede schliefst *)."
Das Schnalzen mit der Zunge, eine der aus-
zeichnendsten Besonderheiten dieser Sprache,
haben Thimhtrg und Le Vaillnnt zum Theil rich-
tig beschrieben. Es gibt mehrerley Arten des-
selben , aber imter den feineren Nuancen zeich-
nen sich drey aus, welche durch Abziehen der
Spitze der Zunge von den obern Schneidezähnen
oder den obern Backenzähnen und des Rückens
der Zunge von dem Gaumen hervor gebracht wer-
den, un°d wovon der mittlere der stärkere, der
letzte der stärkste ist --). Die gröfste Schwie-
rigkeit dieser Laute liegt nun noch darin, dafs
nach denselben ohne irgend einen Zwischen-
ra^um die Consonanten k, g, ch (zuweilen auch
72, seltener s) nach den leichteren Zungenschlä-
gen auch d, ^ z, ausgesprochen werden müs-
sen, welches Alles kaum irgend einem Fremden.
geUngt, aufser etwa einem oder dem andern von
Juaend auf daran gewöhnten Colonisten-Sohne.
Dahir sind aber die Sprachwerkzeuge der Hot-
tentotten ganz eigenthümlich gebaut, der knö-
cherne Gaumen ist an sich viel kleiner und kür-
zer, und im Verhältnisse zu dem der Asiaten und
Europäer nach hinten zu nur schwach gewölbt.
*) Ethnographisch -linguistisches Archiv S. 270 f.
**) Dr. Lichtenstein hat sie durch f ^ , f^f «'^,
bezeichnet, r' mit dem Apostroph hatte schon Sparr-
rnann «rewählt.
^93
Dabey Imt der Hottentott, gan?, besonders aber
der Bosjesman eine viel rundere, dickere und
kürzere Zunge, als andere Volker, und noch
manchen feineren Unterschied der Gröfse und
Stellung der Stimm -Organe.
Der Hottentottischen Sprache fehlen ganz
die Zischlaute, und /, /, v, w, dagegen ist sie
reich an allen Nuancen der Kehllaute. Unbe-
stimmt ist der Gebrauch und die Verwechselung
des d und/7,- t und s, b. und 0', d und g werden
oft verwechselt Unter den Vocalen kommen o
und u am häufigsten, e am seltensten vor. Aul-
fallend grofs ist die Menge ähnlicher Laute mit
ganz verschiedenen Bedeutungen, auch eine der
Folgen eines ungeregelten Gebrauchs der Be-
zeichnungen ohne analogische Anwendung von
Wurzein abgeleiteter Laute und Begriffe. Der
Berührungen dieser so eigenthümlichen Laute
mit andern Sprachen zeigen sich wenige, und
nur die Aufmerksamkeit auf solche Vergleichung
bezeichne die Bemerkung, dafs koa in Dar Kür:
Mensch, und eben diefs bey den Coranas: koiih
bedeutet, bey den Bosjesmans aber t' '^ koang
einen jungen Menschen. 77z. S. Bayer wollte
Spuren der Habessynischen Sprachen in der
Hottentottischen finden '•' ), aber schwerlich wa-
i'en es Spuren wirklicher Ähnlichkeit.
Grammatische B emerkujigen über die
Hottentottische Sprache.
I. Die Substantive sind ohne Biegung für
Numerus und Casus, aber das Genus hat bey
den Coranas charakteristische Endungen, b oder
jn zeichnen das Mascuiin, s das Föminin aus.
') La Crozii Thesaurus epistol. T. I. p. £0.
294
/' ^ guhb ist ein Schafbock , t" ^ gnhs ein Mutter-
schaf *). Vielleicht kann bey Hen Bosjesmans
?' ^ goal Stier, /' 3 goaiti Kuh , auch für Spur einer
solchen Analogie gelten.
2. Die Pronomen sind bey den Coranas : tire
ich, saats odGT taats du^ i" ^ naa heiib er, eigent-
lich: dieser Mann, sida wir, sakaau ihr, /' 3 '
naakaauut^ ?/z mein , Kodein, bey den Bosjes-
mans: öß oder m/Tz ich, öö du, haliaQH, //oder
slsi w'iT, ü-ü ihr, also fast durchgängig blofs Zu-
sammensetzungen von Vocalen, 72/7^ mein, c<2/^ß
dein, haaka sein, ä/V/'/'a unser, also jene Perso-
nal- Pronomen selbst mit angehängtem ka. Bey
beyden scheinen diese Pronominal - Adjective
nicht einzeln, sondern nur in Verbindung mit
einem Substantive, bey den Coranas immer vor
demselben., bey den Bosjesmans entweder vor
oder hinter demselben zu stehen. Letztere schei-
nen, das Pronomen mm ich, nicht zu sagen, ohne
dafs /' ^ koang^ Jüngling, dazu gesetzt werde.
3. Die Verben sind ohne Biegungen, die
V*/endungen zu willkührlich und für einerley Be-
griff zu mannigfaltig, als dafs sich irgend eine
Regel darüber aufstellen liefse. Von dem Cora-
nischen: t^^kuhng, gehen, lautet in der Phrase
du gehst, du kommst: V"^ kuhb saat , von dem
Bosjesmanischen /' 3 aai^ gehen , lautet t' 3 aimidi
du gehst. In den aufgestellten Beyspielen Bos-
jesmanischer Sprache ist keine Spur eines Bey-
sntzes des Pronomen als Person des Verbum, son-
dern in der kurzen abgebrochenen, eine Menge
von Bestimmungen überspringenden Pvede, an
welcher man in einem noch höheren Grade, als
*) S. auch waclmiahls: Mann, Frau, Brader,
Schwester.
2<j5
in der Snrache der Coranas sehen kann, wie die
Mittheilung des Menschengeschlechts auf einer
sehr niedern Stufe des Cultur-Zustandes möge be-
schaffen gewesen seyn, mufs diefs alles hinzu
verstande°n werden, und die Verständhchkeit ist
desto erschwerter, je weniger aus dem Zusam-
menhange zu entnehmen ist. Auch das Verb um
substantivum fehlt diesen Sprachen ganz.
4. Sie haben ein Heer von Pariikeln, wiU-
kührlich zwischen die Wörter gesprochenen Ver-
bindungen und Einschiebseln, welche bey dem
einen Stamme anders, als bey dem anderen sind,
auf den ersten Anschein für eine Art von B<egung
gehalten werden könnten, ohne es zu seyn, und
das Verständnifs erschweren, und die Analyse
des Gesprochenen fast unmöglich machen.
Die Sprache aller jetzt noch bestehenden
Stämme der Hottentotten, auch der Bosjesmans,
ist, wie schon bemerkt worden, Eine Sprache,
nur dialektisch verschieden; diefs erhtUet aus
der Gemeinschaftlichkeit vieler Eigenthürahch-
keiten, ja Sonderbarkeiten, und aus der Ähn-
lichkeit vieler Wörter, wovon die folgenden
Sprachproben Beyspiele darbiethen. Weit be-
trächtlicher aber als die Dialekte der sogleich
anzugebenden Stämme der eigentlichen Hotten-
totten von einander, weicht die Sprache der
Bosjesmans von ihnen allen ab. ^
Dialektische Verschiedenheiten sind ohne
Zweifel auch manche Abweichungen in den
gröfseren oder kleineren Verzeichnissen Kotten-
Tottischer Wörter. Diese finden sich in folgen-
den Werken :
Herbert travels into divers parts of Asia and
Afrika. Lond. 1638. f. S. ig.
TenRhyne Schediasma de promoniorio bonae
spei et Hottentottis Scafiisii 1686. 8- Basel 1716.
Junkeri Commentatio de vitä et scriptis Lu-
dolphi, Appendix IL specimen linguae Hotten-
totticae. Frft. et Lips. 1710. 8. Diese Sprach-
proben sind aus Ludolphs Papieren, und diesem
von Witsen mitgetheilt. Es sind zweyerley Rei-
hen von Wörtern, vermuthlich aus dem Munde
verschiedener Individuen aufgenommen, welche
in den folgenden Sprachproben unter No. 1.
und 2. neben einander gestellt sind, die unter
No. 2. sollen aus der nächsten Gegend beym
Cap seyn.
Kolb's Caput bonae spei hodiernum, d. i.
Vollständige Beschreibung des Afrikanischen
Vorgebirges der guten Hoffnung. Nürnb, 1719.
fol. (Holländisch Amst. 1727).
T/nmhergs Reise durch einen Theil von Eu-
ropa, Afrika und Asien 1770 — 177g. Aus dem
Schwedischen (das Original Upsala 1791). Ber-
lin 1792. Das V^örterverzeichnifs Bd. I. Abth. 2.
S. 62. fl. Auch im Auszuge im VIT. Bd. des Ma-
gazins der Reisebeschreibungen, S. 83.
Sparrmann's Reise nach dem Vorgebirge der
guten Hoffnung (Stockh. 1782. 8.)? übersetzt
Berhn 1784. 8., das Wörterverzeichnifs S. 618.
if. (wo S, 624. auch eine Hottentottische Melo-
die angegeben ist, wozu der Gesang nur in
folgenden W^orten laestand:
Majema, mqjema, huh, huh^ huh).
Lc Vaillants (erste) Reise in das Innere von
Afrika. Francf. 1790. Bd. I. II. (gedrängter im
Magazin der Reisebeschreib. Bd. II. (das W^ör-
ter-Register daselbst S. 288. 293. ff. ) Im Magazin
Bd. XII. und XIII. ist die Übersetzung der zwey-
ten le Vaillantsclien Reise enthalten, von letzte-
^97
rer Reise hat Le Vaillant keine Wörter-Register,
wohl aber nachher anzuführende Nachrichten
, über die Sprachen der einzelnen Stämme gege-
ben. Jenes kurze Wörterverzeichnifs aber hat
von den Wörtern der folgenden Sprachproben
blofs V /lameWsLüseT, und ist also dort nicht be-
sonders aufgeführt, eben so wenig als das kurze
Wörterverzeichnifs im V. Bd. der allgemeinen
Historie der Reisen S. 149. und 50., wo die (auch
von Hervas in seinem Vocabul. Polyglott, aufcre-
ilommenen) /^fzV^f/^schen Wörter, wie es heilst,
mit einiger Verbesserung zur Bezeichnung des
Klatschens mit der Zunge, stehen, welches
aber unter unsern Wörtern blofs bigua Kopf,
betrüFt.
Barrow's Reise in das Innere von Afrika.
Übers. S. 272.
Hottentotten - Stämme:
I. Dammaras, Namaaquas, Coranas,
Gonaaquas.
Die Dammaras, noch am wenigsten bekannt,
wohnen weit im Norden, jenseits der Kupfer-
gebirge im Westen der Mitsaroqua - Kaffern,
an der sandigen Westküste bis zum 20° S. Br.
So nach Lichtenstein, dessen Bestimmungen *)
ich hier überall folge. Barrow **} hielt die
Dammaras für Kaffern.
Namaaquas^ Namiquas^ welche auf Le Vail-
lant's und Barro\v's Karte an der südlicheren
Westküste, die Klein -Namaaquas noch etwas
*) Ethnographisch- linguistisches Archiv S. 286.
••)S.486.
^98
südlicher als die Grofs-Namaaquas erscheinen,
nach Lichtensteiii gröfstentheils nord- ostwärts
gezogen sind, wo sie, wenige Tagereisen jen-
seits dem grofsen oder Aranje- Flusse, unter der
patriarchalischen Leitung eines ehrwiirdigen
Missionärs eine interessante Colonie bildeten.
Wenn man Le Vaillartts Nachrichten damit zu-
sammen stellt: so Schliefben sich nach dessen
Äufserungen zunächst an die Namaaquas einige
andere kleinere Stämme, die nördlicher und
östlicher wohnen, die Kabobiquas , KoraqiiaS,
Geissiquas. Von den mittleren sagt er bestimmt,
dafs sie die Sprache und Sitten der Namaaquas
haben *), und noch ausdrücklicher sagt er es
von den Kaminuquas, dafs sie durchaus in
Nichts von den Grofs-Namaaquas unterschieden
seyen **). Auch die Kabobiquas konnten sich
den Namaaquas einiger Mafsen verständlich ma-
chen, und die Geissiquas hält Le Vaillant für
eine Mischung der Namaaquas und der Kaf-
fern ***).
Die Coranas bewohnen einen ausgedehnten
Strich Landes zwischen dem 23 und 29° S. Br.,
unter dem Meridian der Plettenberg's-Bay zwi-
schen dem Vaale- und Hart- Flusse, im Mittel-
puncte des südlichen Afrika's, und sind beson-
ders ein Gegenstand der Lichtensteinischen Be-
obachtungen gewesen. Ein Stamm derselben
sind die Kharemankeys ^ Nachbarn der Thamma-
cha-Kaflfern.
Die Gonaaquas (ehemahls Khomtover genannt)
wohnen im Osten der Cap- Colonie, und ihr
^) Zweyte Reise Th. II. S. 94.
'*) ELen das. S. 4.
'") ^hcn das. S. 324.
^99
Dialekt unterscheiclet sich aiifser einigen andern
Besonderheiten, durch eine beträchthche An-
zahl Kafierscher Wörter, die sie vou ihren
Nachbarn angenommen haben*). Daher kommt
es auch, dafs sie von den vorhergehenden Rei-
senden für eine Mischung von Kallern und Hot-
teiitotten gelialten werden **}. Auch scheinen
sie in dieser Nachbarschaft ein rüstigeres Volk
geworden zu seyn, als die übrigen Hottentotten-
Stämme sind.
Nach Dr. Lichtensleins ausdrücklicher Versi-
cherung stimmen alle jener Stämme Dialekte
in den meisten Hauptwörtern, bis auf Abwei-
chungen in der Stärke des Schnalzens, ziemlich
mit einander überein, und es vereinigt sich da-
mit selbst das, was/.e VaiUant sagt ***), dafs bey
den Unterredungen seine Kabobiquas ihre Worte
zuerst an die Koraquas, diese an die Namaa-
quas, und diese an die Hottentotten der demCap
näheren Horden gesagt hätten. Die Divergenz
und die Unregelmäfsigkeit der Laute solcher
zerstreuten Stämme, und der Mangel des Ver-
kehrs, welcher die Verständlichkeit der Laute
bewirkt, aufser mit den nächsten Nachbarn,
würde selbst diefs begreiflich machen. ****)
*) So wie von tliiko , Gott bey clen Gonaaquas,
clie Kaffern wiederuiu ihr tJieuko oder tliauqua ange-
nomnien haben.
**) Sparrmann's Reise S. 334. Le VaiUant a, a. O.
S. 324. Barrow^s Reiso S. 232.
:;;,)s. 134.
****) üb die Dialekte, \wQ\che Ihrvas , anfser eini-
gen genannten , als solche aufötellt im Cataiop;o delle
Lingue p. 040. 41. Gungeman, Kakaqua (es sollte hei-
fsen: Kookaqua), Sueaqua , Odiqua, Khirigrlqua od .r
Hirigriqua, Ataqua, Khorogüuqna , Ko]>nian, Hsxa-
qua, Gaura oder Gauriqua, Dunqua, Daniaqua, Hon-
300
Von der Sprache der Einwohner der Saldan-
na-Bay, welche zwischen der St. Helena- Bay
und der Tafel -Bay, ein wenig südlicher, als
erstere, liegt, hat Flacourt als Anhang zu sei-
nem bey Madagaskar angeführten Wörter-Regi-
ster der dortigen Sprache einige Wörter ange-
geben, welche offenbare Ähnlichkeit mit andern
Hottentottischen haben, und welche nachher
folgen, wie sie in Hervas Vocab. Polygl. stehen.
a. Huswana. 5. Saabs, Bosjesmans.
Die Huswana stehen auf Le Vaillant's alleiniger
Auctorität hier. Dieser Reisende stellt dieselben
als eine zahlreiche, sehr kriegerische Nation in
die Gebirge und Gebirgsschluchten, noch im
Norden seiner Kabobiquas, in ein weites Land,
das zwischen den Grofs - Namaaquas imd den
Kaffern von Osten nach Westen , und beträcht-
lich auch nach Norden hin reiche, und denen
er Hottentottische Physiognomie und ein nur
noch stärkeres Schnalzen beylegt. Alle die vor-
her genannten Völker seyen aufser Stande gewe-
sen, etwas aus ihrer ganz eigenthümlichen
Sprache zu verstehen, Le Vaillant möchte sie
als den Urstamm aller der Nationen ansehen,
welche jetzt das südlichste Afrika bewohnen,
also auch der Hottentotten, so dafs sie, früher
zwischen den Schneebergen und den Kaffern, als
friedliche Nachbaren der sich bis dahin ausbrei-
tenden Coloni§ten gelebt, hernach aber von die-
teniqua, wirklich jemahls unterscheidbar existirt ha-
l-tn , kann dahin gestellt bleiben. Mehrere jener Nah-
men sind offenbar blofs Holländische, andere dauern
nur noch als Nahmen von Gegenden fort, ■
301
seil bedrängt und beraubt , sich in die Gebirgs-
schluchten zurück gezogen hätten. Le Vaillant
sagt bestimmt, dafs sie wegen ihrer halbweifsen
Farbe auch den Nahmen der Chinesischen Hotten-
totten führten ■•'). Sparrmann schreibt diesen eine
gelbliche Farbe lind einen eigenen Dialekt zu,
von dem er einige Wörter anführt =-•• ).
Wasser t'' kae. i. t"" koa.
Feuer t' ei. 2. tinnano.
er t' natko, 5. tinnankaita.
Bis wir genauere Nachrichten erhalten,
bleibt billig dahin gestellt, in welchem Verhält-
nisse des Abstammungs - Zusammenhanges Le
Vaillant's Huswanas zu den sogenannten Busch-
männern oder Bosjesmans stehen, von welchen
vielleicht ein noch weniger bekannter Theil in
einem etwas besseren Zustande und mehr unter
einander verbunden leben könnte, als die vom
Cap aus bekannter gewordenen.
Bosjesmans ist der Holländische, Saabs der
nationale Nähme eines Volkes, welches in klei-
nen Haufen, die ganze nördliche Gränze der
Cülonie entlang, vom Raube lebt, der Gegen-
stand des Hasses und der Furcht derKafFern und
Hottentotten, schon bevor Europäer diese Kü-
sten besuchten , und durch kein National - In-
teresse vereinigt, an keinen Vertrag gebunden,
auf der niedrigsten Cultur- Stufe steht. Diese
zeigt Lebensweise, Sprache, und schon der
wilde scheue, unsichere Blick, der, verbunden
mit wollüstig schlaffen, aber listigen Gesichtszü-
gen den Bosjesman von der gutmüthigen Phy-
*) Barrow dagegen S. 2og. meint, dafs die Hani-
bonas an der Ostltüste Sparrmanns Chinesische Hot-
tentotten seyn mochten.
**) S. dessen Reise S. 450 und 622.
302
siognomie des eigentlichen Hottentotten aus-
zeichnet; auch der Schedelbau ist auffallend
kleiner und die etwas abweichende Form der
Basis des Schedels.
Kein Hottentott versteht ein Wort des Bos-
jesmanischen *). „ImJUifsern unterscheidet sich
dasBosjesmanische vomCoranischen durch häu-
figer und stärker vorkommejides Schnalzen, hel-
lere Nasal-Töne und ein besonderes Singen, wo-
mit manche ihrer Reden schliefsen. Besonders
ist diefs den Bosjesmans jenseits des Aranje- Re-
viers eigen, und klingt in der Ferne als ob man
laut jauchzen hörte, indem ein hoher Ton 5 bis
6 Secunden angehalten wird, und endlich in
einem leiseren und tieferen verhallt. " *'•')
Sprach proben.
Der Missionär van der Kemp ^ Kenner der Kaf-
fer- und Hottentotten -Sprachen durch vieljäh-
riges, von Gelehrsamkeit unterstütztes, Stu-
dium, hat einen Katechismus in letzterer Spra-
che mit einer kleinen Handdruckerey selbst ge-
druckt ***), vielleicht dafs er auch das V: U. ent-
hält. Vor dem Bekanntwerden desselben müs-
sen wir uns mit folgender Formel begnügen,
welche Ze/Z'w/z in seinen: Collectaneis etymolo-
gicis T. II. S. 375. mittheilt, wie er sie von Wit-
sen-empfangen, und welche Hervas Saggio pra-
. 1
*) Dr. Xzc/jre?is?e/ns Reise S. 185. 87- Die folgen- j
den Bände derselben und die Karte werden die Kunde
von diesem Volke, so wie von den Hottentotten über-]
haupt, und vielleicht auch von den Sprachen derselben
xiogIi beträchtlich erweitern.
**) Ethnographisch- linguistisches Archiv, S. £38*
***) Ebexrdas. S. 274.
303
tico S..223. Übersetzung wlerlerkehrender Wör-
ter etwas gleichmäf&iger gemacht hat.
362.
Hottentottisch.
Nach Witsen.
Cita bo, t? liomme inga t' siha,
Unser Vater der du filückselig bist,
T? sa cli kamink ouna
Geheiligt werde dein Nähme.
Hern kouqueent see
Deine Herrschaft komme.
Dani hinqua t' sa inhee k ? choii ki quiqiio
Dein Wille geschehe auf der Erde als
t? ho mm inga,
iu dem Himmel
Maa cita beci cita köua sequa bree,
Gib uns heute unser täglich Brot
K? hom cita cita hiahinghee quiquo cita
Vergib uns unsere Schuld gleickwie wir
k? hom cita doua komia.
vergeben unfern Schuldnern,
Tire cita k? chöä t? Authiimma,
Führe uns nicht in böse Versuchung,
— k'hamta cita hi aquei hee k'dou
Sondern erlöse uns von dem buSeu
auna,
Manne.
— t? aats kouqueetsa, hique t? aats
Kenn "dein ist das Königreich und die
diaha, hique occisa ha, nauwi.
Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
5o4
Proben anderer Wörter.
Bosjesmans
Coronas
Hottentotten
nach Lic
htenstein.
bey Sparrmann.'
bey Thunb
Himmel
t'^gachuh.
Erde
t" ' kanguh
r' » kehaaub.
"Wasser
t" ' kohaa
/' ' kamma
/' kamma
kamma.
Feuer
t" ^jih
t' = aib
t' ei
t' 'ei eip , nei
Sonne
t'^/töctra
soTöhb,
Mond
f * Aäukäruh
t" khaam.
Mensch
f " küi
C kohn.
Mann
t' ^ na
Aöuhy kauhy
chaib
kupp.
Weib
e I aifi
chaisas
hörines , kus.
Kind
t' » ka
f I kob.
Vater
öa
aboob
bOy t' o
ambup, tikki
Mutter
chöa
eijoos
mamäy saust
andesy tissos
Bruder
t' = Aanß
t'^kaam
(älterer:) t' ai
( jung. . ) ^' kana
kdrupf tikdk
Schwester
€ 8 kaach
t' 2 kaam
(ältere:) t' kaes
(jiing.:) t' kangs
kons, tikänd
Kopf
f ^ naa
minuong.
Auge
f t saguh
muhm
mo
muy mum
Ohr
f^ no. cingtu
f ' naum
t' nunka.
Nase
f ' nuhntu
e ^geub
i" koi
koyb.
Zunge
i" * inn
t»mma.
Haar
e I uU
f ^ ouköa
r' hum.
Hand
t' ^ aa
t" * köäm '■
t'unka.
Tufs
r' » oöah
f I keib.
ßrot
e » koruh
smiim
brä
brL
Tag
f^gaa
sorököa.
gib
aaki
maa
mart.
iföses
kaisi.
I.
t' ^ köay
t'^kö'.ey *
ui
koise.
2.
e^kuh
t' ' koam
{'' kämmt
kämse.
3-
. . .
t' ' norra
r' haoka
äruse.
Gott
Himmel
Erde
Wasser
Feuer
Hottentottische Wörter
Ten
Rhyne.
ecy
Witsen.
qu au
kämme
. I . .
bey
Ä'olbe.
tikqüoä
kamkumma
kamma
bey
Barrow.
koo
kam
Saldanxi
Bay
bey
Hervas
ga.
homma.
hü.
ouacut
So
oOo
Hottentottiscl
le Wörter
Sa\äay\r\li-
_^
Bay
bey
tlnrn
bev 1
bey
bey
R'^ync.
lV>r
sen.
Kolbe.
Barrow.
Heri'as.
I.
snre
2.
sorrie
sorrk ^ sorri
surrie
sore.
i' eha
rga
tohä
ka
gam.
k" quique
zohte
quoique
quaina
quieh^is.
k" quiquis
zohees
kyviquis
quaiicha
ankona.
tieheis.
. . .
bo.
toma.
koo
. .
kvo.
kos
ko
.
hona.
biquäau
biqua
moe
110 uw
biqua.
mu.
nouw
naho.
qui
ture
r/iuAe , quoi
. . .
tut. zakui.
. . .
tamma
tamma
tamme.
muquaau
nuqua-an.
omma
omma
.
cnecoa.
y
hriz
• • •
coap.
bre ., ba.
cui
k' qui
q' kui
qua.
rem
k' kam
k' kam.
ku)m.
n
ina
i' ouna
k' oune
göna.
Mithridates
oder
allgemeine
Sprachenkunde
mit
dem Vater Unser als Sprachprobe
in beyn.ihe
fünfhundert Sprachen und Mundarten,
von
Johann Christoph Adelung,
Hofrath und Ober-Siblio thekar zu Dresden»
Mit
Benützung einiger Papiere desselben fortgesetzt,
aus zum Tlieil ganz neuen
oder
wenig bekannten Rülfsinitteln bearbeitet
von
Dr. Johann Severin Vater,
Professor der Theologie und Eibliotliekar zu Königsberg,
Dritter Thcil.
Zweyte Abtiieilung.
B e r 1 i n,
in der Yossischen Buchhandlung,
18 15-
M i t h r i d a t e s
od
allgemeine Sprachen künde.
Dritter Theil.
Zweyte Abtheilung.
Amerikanische Sprachen,
hUthrid. llh
u
Einleitun
XN och ist Amerika übrig. Geschieden vom gan-
zen alten Continente, erst seit drey Jahrhunder-
ten allgemach dem Blicke der Europäer geöff-
net, steht diese, fürwahr neue Welt vor uns mit
Hunderten von Völkern und Sprachen, und al-
len schwer zu lösenden Problemen der Herkunft
jener und ihres Zusammenhanges. Auch nur'
erst die Frage über die Bevölkerung des, weiter als
alle übrigen Welttheile von einem Pole zum an-
dern ausgedehnten, zwischen seinen zwey Hälf-
ten durch einen schmalen Erdstrich verbunde-
nen, und im Osten von diesen in eine Menge
von Inseln zerrissenen Amerikas^ und ob diese
Bevölkerung von einem Puncte ausgegangen
seyn könne, zu lösen oder aufzuklären, ist noch
weit schwerer, als die über Afrika's Bevölkerung.
Eine, dem ganzen alten Continente fremde
Mensch en-Ra^e sollen die ursprünglichen Bewoh-
ner Amerika's (den hohen Norden ausgenom-
men) alle seyn, Abkömmlinge Eines, für sich
bestehenden, obwohl in tausend Zweige zeräste-
ten Stammes. So wenigstens haben die ein-
sichtsvollsten Beobachter die rothen Menschen
betrachtet, welche über die ganze Ausdehnung
des neuen Continents bis über den 60° nach
Norden ausgebreitet sind. Und nicht blofs auf
die Kupferfarbe der Haut, auf das glatt herab-
U 2
5IO
hängende schwarze K'aar, oder auf die Bartlo-
sigkeit, welche weder alJaemein in Amerika -),
noch auch unterscheidend genug von Nordost-
Asiaten und Süd -Afrikanern, überall zum Theil
Folge sorgfältiger Ausziehung der Haare an allen
Theilen des Körpers aufser dem Oberhaupte ist,
besonders auf den Schedelbau selbst ^vird jene
Behauptung gestützt, und einerley Schedel al-
len x\merikanern zugeschrieben.
„Der Amerikanische Schedel ist in Absicht
der zygomatischen Fortsätze, der Richtung dcv,
Facial -'Linie und der fast liundartigen Crista dys
Stirnbeins vvesenthch verschieden vom Tatari-
schen-, obwohl diesem näher verwandt, als dem
der Negern." **) — „Die Ureimvohner vonNeu-
Spmiien sind im Allgemeinen denen von Kanada,
Florida, Peru und Brasilien ähnlich, ihre Farbe
ist ebenfalls schwarzbraun und kupferartig, das
Haar glatt und gerade herabfallend, der Bart
*) Von niancherley Ausnahmen, z. B. Barten in
3Jatao;onien , den Knebelbärten , in Mexiko selbst als
Kenn/eichen der tributären Classe betrachtet, und
auch an der Nordwest -Küste von Amerika gefunden,
von den lange Barte tragenden Yahipais in der Nahe
der Casa grande, A^on dem Ausziehen der Haare, die
allerdings auch den Amerikanern an andern Theilen
des K<)rpers wachsen , aber nicht bey allen Nationen
ausoezosien werden, von dem Wachsen des Bartes
nacTi dem Rasiren 8. die Belege in: Viaje al estrecho de
Ma-^ellanes S. '?j3i ; Humboldt's Essai politique de la
noiivelle Espagne S. 86- ^- 3o5; FoMey's Tableau du
Climat et du'Sol des Etats unis d'Amerique T. IL
S. 4 «2,- D. h'elix (rAzaras Beise nach Süd -Amerika in
den Jahren 1781 — iBoi (Berl. ^8'o) S. 226,- GumiL
la's Histoire naturelle, civile et geographique de 1 Ore-
noque, T. I. S. 105. * ., . i
■ •*) Humboldt's Urvölker von Amerika, *i .der
Berlin. Monatschrift, März 180Ö. S. 197.
unbedeutend, der Körper untersetzt, das Auge
in die Länge gezogen, und die Winkel nach
oben, nach den Schläfen gekehrt, die Backen-
knochen hervorspringend, die Lippen, breit,
der Mund hat einen Ausdruck von Sanliheu, der
mit dem tiefen und ernsten Blicke contrastirt."
..Die Gesichtslinie neigt sich bey dem Amerika-
ner mehr, ist aber ger'ader , als bey dem Neger.
Die Backenknochen stehen bey dem Amerikaner
fast eben so hervor als bey den Mongolen, aber
die Umrisse sind runder, und die Winkel weni-
ger scharf. Die untere Kinnlade ist breiter ,_ als
bey dem Neger, und ihre Äste stehen weniger
von einander ab, als bey den Mongolen;, der
Hinterhauptsknochen ist weniger gewölbt, und
diebeyden Erhöhungen, denen Gall eine grofse
Wichtigkeit zuschreibt, sind wenig bemerkbar."
— „Die anfserordentliche Abplattung des Stirn-
beins charakterisirt die Amerikanische Ra^e,
Keine Ra^e auf der Erde hat ein so nach hinten
eingedrücktes Stirnbein, oder iiberliaupt so we-
nig Stirn. " — „Auf 750000 Ouadrat-Meilen von
ci°n Inseln des Feuerlandes bis zum St. Lorenz-
Flusse und derßerings-Strafse wird man überall
überrascht von der Ähnlichkeit, welche die
Züge der Ureinwohner auf den ersten Anblick
zeigen. Man glaubt anerkennen zu müssen, dafs
sie alle von ^inerley Stamme ausgehen." —
„Man erkennt in Volney's vortrefflichem Bilde
von den Nordam.erikanischen Eingebornen die
Einwohner der Gefilde vom Rio Apure und von
Carony wieder. Ein Typus herrscht in beyden
Amerika's. " * ) ■
*) Htimboldt angef. Espai poUtiqiie S. 52. 89- ö^-
Vues des Cordilleres S. 48- und Belege dieser vScliikle-
lunaen jgi Blummbach'ä Decas V, craniorum Tab. 46.
313
Auch Ulloa und Georg Förster "•=) sprachen
für die Identität des Äufsern der Amerikaner,
ohne noch so bestimmte Züge desselben zu ent-
wickeln. Das Melancholische und die Nieder-
geschlagenheit des Sinnes und Blickes, in wel-
chem, so wie in den übrigen Gesichtszügen, sich
nie eine Gemüthsbewegung oder Leidenschaft,
wohl aber Ernst und Wildheit ausdruckt, be-
schreibt Smith eben so bey den Nord- Amerika-
nern, in ihrer Nähe lebend, als Azara diefs wie-
derhohlt von den einzelnen Nationen am Para-
guay erwähnt **).
Dagegen wenigstens die Kupferfarbe der
Amerikaner hielten schon Viele für ein Pigment,
für Folge des Klima und anderer äufserer Ein-
wirkungen auf die Haut, und einer der ausge-
zeichnetesten Länderbeobachrer hat jene An-
sicht durch die eigene Aussage eines Hauptes
Nordamerikanischer Eingeborn er unterstützt f).
n. a. Man vergleiche ferner Volneys angef. Tableau
T. II. S. 439, und die Nachrichten von Californien,
(Mannh. 177^) S. 89 u- 90. mit GurmUas Beschrei-
bung der Orinokvsen in der Histoire de TOrenoque
T. I. S. 105. f. und mit D. Fd'ix dC^zara Reise nach
Süd -Amerika S. 2G9. ; auch Sam. Stanhope Smith on
fhe varietys of the human species S. 37. 44. 52. Dage-
a,en sagt freylich Oldendorp ( -"eschichte der Mission
S. 22.): „Wenigstens ist die Stirn der Caraiben in
Guiana so gewölbt, wie eine Europäische."
*) Jener in den physikalischen und historischen
Nachrichten vom südlichen und südöstlichen Ame-
rika, Th. IL, dieser in der Geschichte der Reisen in
die nordwestliche und nordöstliche Küste von Ame-
rika, Th. III. S. 63.
"**) Jener a. d. a. O. , dieser S. 177. 211. 229.
•{•) Volney a, a. O. S. 455' Wenn nach eben die-
ser Aussage die Kinder dieser Stämme weifs geboren
werden, so stimme» damit die Nachrichten von Kali-
315
Gesetzt, dafs die Nation des letzteren und ihre
Nachbaren von etwas hellerer Farbe seyen, als
andere Amerikaner; Dunkelheit der Farbe ist
nicht allgemein, und hängt eben so wenig, als
hey den Negern, mit der Nähe des Äquators zu-
sammen, wie sorgfältige Beobachtungen bevvah-
ren Längst sind im südlichen und nördhchen
Amerika Völker bemerkt ^vürden, deren Haut-
farbe sich der Europäischen näherte (zum Theil
auch die Haare den Haaren dieser); so ehemahls
oder noch jüngst die Bewohner des Nootka- Bun-
des und der Cloack-Bay und mehrerer Pancte
von Louisiana, so die Miges in der Mexikani-
schen Provinz Zapoteia, die alten Anwohner
von Antiochlen und S. Fe de Bogota, so die
Guaicas, Guajariben und Arigues ni Guiana und
überhaupt die Bewohner der Wälder uni den
Orinoko (statt dafs, die Wilden, die im offenen
Lande wohnen, schwarzbraun sind,) so die
Guayana am Paraguay, die Malopoques m Bra-
chen, die Scheries am Rio dePlata, und vie e
Bewohner von Chili und dem gebirgigen Theile
von Peru. In Mexiko, an der Moskito -Küste,
in Florida und auf den Westindischen In-
seln hatten die ursprünglichen Einwohner die
aelbliche. Ostindische Schattirung, m Brasi-
fien waren sie von bey nahe schwarzer Farbe.
Volney erinnerten Farbe und Gestalt vieler Inaia-
uer zu Poste Vincennes und Fort De.troit m
Nord-Amerika an die Fellahs in Ägypten, und an
die Beduinen '''").
formen S. qo. Aber ganz das Gegentheil vvird von
Peru, Quito, den Ge£,enden des Orinoko, Caraccas,
Mexiko versichert in Bumbolüfs Essai poht.S. 85-
*) S. Forster a. a. O. Buache memoire sur les
pays de l'Asie et de V Amerique. Uark^'oix hastoire et
314
So über die ganze Länge von Amerika aus-
gebreitet sind schon in Absicht der Farbe Varie-
täten, welche zu einer näheren Überleguna so-
wohl der Annahme der Identität der Amerikani-
schen Rage, als ihrer Absonderung von dem
übrigen Menschengeschlechte auffordern. Und
es gibt noch weit mehrere und wichtigere Varie-
täten in beyden Amerika's: „Reisende, die nur
Einzelne an den Küsten beobachteten, haben
die Ähnlichkeit der Amerikanischen Ra^e auCser-
ordentlich übertrieben" — „Sie umfaf st Völ-
ker, die durch ihre Züge eben so wesentlich
von einander unterschieden sind, als die A^arie-
täten der Kaukasischen Ra^e, die Tscherkassen,
Mauren und Perser. Die empor gestreckte Ge-
stalt der Patagonier, welche das südlichste Ende
von Amerika bewohnen, findet sich gleichsam
in den Kariben auf den Ebenen zwischen dem
Delta des Orinoko und den Quellen des Rio
Elanco wieder Welcher Unt'erschied ist zwi-
schen dem Wüchse, der Gesichtsbildung und
der physischen Constitution dieser Kariben, wei-
che m.an zu den robustesten Völkern der Erde
zählen mufs, und nicht mit den ausgearteten
Zambas, auch Kariben genannt, auf der Insel
St. Vincent, verwechseln darf, und zwischen
denChaymas in Cumana? V/elcher Unterschied
^wischen den Tlascalesen und den Lipans und
Chichimechen im nördlichen Mexico?" '•') Zwi-
schen dem „schwarzen Guianesen und Brasilia-
tlescription generale de la nouvelle France, Discours
preliminaire, S. 57. de Laet orbis novus s. descriptio
Indiae occidencalis, S. 579. 387- Humboldt K^&pä po-
lit. S. 84. Gumilla a. a. O. Th. I. S. loß. Azar-n a. a.
O. S. 221. Volney a. a. O. S. 459. 40.
*) Humboldt Essai polit. S. 83. 84.
515
near, dem grofsen stark gebauten Chilesen, dem
zarten schlanken Peruaner, dem dicken Mexi-
kaner, dem handfesten Irokesen, dem schwam-
migen iXutkacr, und wie die unzähligen Zwi-
schenschattirungen heifsen und bezeichnet wer-
den?"*) „Die Paraguayer, Cajanen und Ma-
gellanen haben alle auffallend von einander un-
terschiedene Züge '^* ) ", die Abiponer zeichnen
sich durch Habichtsnasen aus, welche auch auf
den bildlichen Darstellungen der Amerikaner als
ein allgemeinerer Charakter dieser Rage erschei-
net**-), aber weder, nach G//;72/7/ß's Beschrei-
bung, die Nase der Orinokesen , noch nach
Volney und Smith Charakter der Nordamerikani-
schen Eingebornen ist. Wird erst einst die
vergleichende Anatomie ihre Thätigkeit über
ganz Amerika verbreiten: wahrscheinlich wird
sie noch bestimmter andere eben so bedeutende
Verschiedenheiten des Knochenbaues, und nah-
mentlich auch des obern Schedels, beobachten.
Wenigstens die Chanci in der Gegend der Pro-
vinz de los Pastos hatten bey einem länglichen
Gesicht eine offene Stirn, statt dafs die Panches,
welche zu eben der Zeit, inrsechzehnten und sieb-
zehnten Jahrhunderte, in den tieferen und hei-
fseren Gegenden rings um Bogota wohnten, sich
durch eine kürzere Stirn vor Anderen auszeich-
neten t). Den Nahmen der sehr weit ausge-
breiteten Nation der Homagua hat man von
dem Peruanischen Worte uma Kopf abgeleitet,
weil bey ihnen noch die Gewohnheit sey, den
fc
*) G. Forster a. a. O.
**) Molina suUa storia naturale clel Chili. S. 336.
***) Humboldt Vues^les Cordillerea S* 47.
f ) De Laet a. a. O. S. 530. 591.
5i6
Kopflänger zu machen, und die Stirn der Kin-
der zwischen zwey Bretter zu pressen; und sie
heifsen bey den Portugiesen von Para in der
Brasilischen Sprache: Cambems, welches: Platt-
topf, bedeute "). Volney schildert die Stirn
seiner Nord- Amerikaner dagegen als wohlge-
baut -*). , AI
Sey es auch, dafs die oben erwähnte Ab-
plattung der Stirn der Amerikaner allgemeinerer
Charakter, und dabey die unnatürliche Zusam-
jnendrückung der Stirn und des Hinterkopfs
durch den Kindern angelegte Bretter, welche
bestimmt auch von den Palta^, nicht sehr fern
vonCuzco**^'^' eben so wie anderwärts eine ähn-
liche Zwingung des Kopfs in eine pyramidale Ge-
stalt erwähnt wird, gar nicht als Ursache voraus
zu setzen, sondern vielmehr Folge einer jene na-
türliche Beschaflenheit übertreibenden falschen
Vorstellung vonSchönheit seyt): auch so bedeu-
tende Verschiedenheiten des Schedelbaues ge-
ben keine sichere Gewähr für die völlige Isolv
rung der Amerikanischen Ra^e, ■
Denn hatte sich nicht der Schedelbau der
vielerley Bevölkerer Griechenlands in den Zeiten
des classischen Alterthumes schon so gemischt,
dafs das Unterscheidende in gegenseitiger Em-
wirkima verloren war? Haben sich nicht Ger-
*) Hervaa Catalogo delle lingne conosciute, S. 66,
Condamine relation (Vun voyage en descendant la ri-
viere des Aiuazoues (Par. 1745), S. 72.
**) A. a. O. S. 459.
*«*) Be Luft a. a, O. S. 417. Er sagt, dafs s\e
sich durch fi antun iatum et pandum ausgezeichnet
hahen.
V) Hiutiboldt Essai polit. S. 90. Anm.'
317
manische Völkerschaften, welche Italien, Frank-
reich und Spanien überströmten, mit den zahl-
reicheren Bewohnern dieser Länder gemischt
oder unter ihnen verloren, und in Spanien
wieder Saracenen in dieser Mischung , so
dafs von den körperlichen Eigenthümlichkeiten
jener und dieser weiter keine Spur ist? Wie vie-
lerley Mischungen haben nicht die ungeheuren
Strömungen der Mongolen zur Folge gehabt?
Sind nicht Finnen und Esthen mit ihrem ge-
streckten Körperbau offenbar Ein Stamm mit
den Lappen am Eismeer? deren Zusammentref-
fen mit dem Körperbaue der nördlichsten Ame-
rikaner und der nördlichsten Asiaten augen-
scheinlich ist, so wenig irgend jemand behaup-
ten darf, dafs diese Polar - Menschen alle Ein
Volk und von Einem Stamme seyen , da sie
wahrscheinlichst verschiedene, aus südlicheren
Gegenden nach dem äufsersten Norden herauf
gedrängte, und dort in ihrem Körperbau modi-
iicirte, Völkerschaften, die Lappen aber diefs
so gewifs sind, als ihre Sprache mit der Finni-
schen und Esthnischen Eine und dieselbe ist.
Lassen wir auch hier Finnen unter frühere Be-
wohner Lapplands gedrängt und gemischt wer-
den: ihre Anzahl müfste wenigstens sehr grofs,
imd vielleicht die überwiegende gewesen seyn,
da sie ihre Sprache den angeblichen Urbewoh-
nern mitgetheilt hatten, und da gerade in Lapp-
land diese mit schärferer Hervorhebung ihrer
Eigenthümlichkeiten geblieben ist. Und dann
müfste offenbar wenigstens das angenommen
werden, dafs der Schedelbau aller dieser sich
eben so verloren habe, als es von der ganzen
Masse der Lappländer [anzunehmen ist, wenn
sie überhaupt mit Finnen und Esthen Ein Volk
^.l
sind. Die Veränderung des Scliedel- und Kno-
chenbaues mit der Versetzung in andere Länder
ist aLso unläu,qbar.
Die Kinder der in V^'est- Indien gebornen
Engländer haben erhabenere Backenknochen
und tiefer liegende Augen und herabhängendere
Augenlieder, durch welches alles sich die Augen
vor dem schädhchen Zurückprallen der Sonnen-
strahlen schützen , und von Generation zu Ge-
neration nehmen sie dort und in Nord -Amerika
eine theils bleichere theils dunklere Farbe an,
die sich der der Amerikanischen Urbewohner
nähert. Deutlicher sind diese Wirkungen in,
dem mittleren und südlichen, als in dem nörd-
lichen Theile der vereinigten Staaten; deutli-
cher im flachen Lande und am Meere, als in der
INähe der Apalachischen Gebirge; deutlicher in
der niedern arbeitenden Classe, als bey den Vor-
nehmeren. Erstere ist in den tieferen Gegenden
von Carolina und Georgien nur ein wenig heller
als die Irokesen, und auch die Straffheit der
Haare nimmt mit jeder Generation zu -). Mö-
<ten also immer die Nuancen der Farbe der ur-
sprünalichen Bewohner von Amerika nicht von
den scheinbar zu erwartenden Wirkungen der
Local- Verhältnisse (z. B. der Nähe der Lmie)
zusammenhängen, in welchen v^ir sie jetzt er-
blicken: so m.üssen, nach den angeführten Er-
*) S. Sam. Stanhope Smkh a. a. O., mit dessen
B-^merkrngen ein anderer aufmerksamer Beobachter
Amerika's, I/r./üy (s. dessen Nachrichten von dem
westlichen Lande der Nordamerikaniachen Freystaa-
ten, S. ia6. in dem Magarin der Reisen Bd. IX., Berl.
170^) zusammen stimmt, und Chr. GirUinner iiher d.
Kaiitische Princip für die Naturgeschichte (.Gott. 179Ö)
S. 102 ff.
319
fahrungen, die Local - Verhältnisse doch im
Ganzen unter die Ursachen der Farbe und des
Haarwuchses gehören.
Nimmt also auch jeder auf den ersten Bhck'-')
die Amerikanischen Eingebornen für Einen
Stamm, ja für Ein Volk: so sind dabey theils die
angeführten bedeutenden Verschiedenheiten der-
selben eben so übersehen, wie die Römer
sämmtliche Germanen nach einem allgemeinen,
nähmlich dem am meisten in die Augen fallenden
Charakter beschreiben ; theils sind, wenn durch
jen,e Vereinigung aller Amerikaner, aufser den
Eskimos, in Einen Stamm die Möglichkeit ihrer
Verwandtschaft mit andern Stämmen des alten
Continentes ausgeschlossen werden soll, über-
sehen jene Übergänge des Europäischen Kör-
pers zu dem Amerikanischen Charakter, jene
Europäischen Gestalten in Amerika, und be-
sonders die so grofse Ähnlichkeit des Körpers
der Ur- Amerikaner mit dem der Tataren.
„Die Ähnlichkeit der Tataren mit den
Nord-Amerikanern istAllen aufgefallen, die beyde
gesehen haben." **) — Bey aller Verschieden-
heit der Amerikanischen von der Monsolischen
*) Auch Condamme druckt sich darüber so aus,
dafs wie ein Asiate an allen den verschiedenen Euro-
päern eine geiueinsanie Ähnlichkeil: finden werde, er
sie in Amerika gefunden habe, dafs luan aber, uii>.
einen vollständigen Begriff von den Amerikanern zu
geben , fast so \Mele Beschreibungen liefern müsse,
als es Nationen gibt. S, Relation d'un voyage dans
rinterieur de l'Amerique meridionale, S. 50. 51.
**) Volney a. a. O. S. 437. Aber nicht die Eski-
mo's , nicht die Bewohner des Archipels im Nutk:^!-
Sunde mit grauen Augen haben diesen Tatarischew.
Charakter, ebendas. 8,459.
520
Rage zeigt sich doch gerade in den oben erwähn-
ten Eigenthümlichkeiten der ersteren „ die Ähn-
lichkeit beyder, nähmlich in der Farbe der Haut
und Haare, in dem wenigen Barte, in den her-
vorspringenden Backenknochen und der Rich-
tung der Augen. Man kann sich nicht enthal-
ten, anzunehmen, dafs das Menschengeschlecht
keine einander nähere Rag.en hat, als die der
Amerikaner, der Mongolen, der Mantschu und
der Malayen sind." *)
Ist dem zu Folge die Bevölkerung der neuen
Welt noch nicht so entschieden abgetrennt vom
alten Continente, und die Isolirtheit der Ameri-
kanischen Rage nicht in dem Grade und auf die
Weise gesichert, wie die der Negern **); so
bleibt es gleichwohl immer noch schwieriger, als
bey Afrika, über diefs alles ein eingreifendes
Urtheil zu fallen. Der Mangel aller älteren. Nach-
richten über Amerika raubt fast jede Hoffnung
eines bestimmten Resultats.
Das Daseyn der Negern in ihrer heutigen
Abgesondertheit von allen übrigen Menschen
steht fest in den ältesten Urkunden der Ge-
schichte: aber von den Amerikanern ist auch
keine Ahnung, nicht die entfernteste Spur in ir-
gend einer Nachricht der Völker der alten Welt.
Wenn nicht Plato's Atlantis mehr als ein Traum,
und diese oder die grofse Insel, wohin Phönicier
von der Küste Afiika's durch Stürme getrieben
worden seyn sollen ♦**), für Amerika zu halten
ist: so reichen selbst ein paar ganz einzelne Sa-
gen von irgend einer entfernten Bekanntschaft
) Humboldt Ess. pol. S. Qg.
*) S. oben S. 9.
**) Diodor. Sic. B. VI. G. 7.
21
mit Amerikanischen Küstenländern nicht bis
zum Jahr looo nach Chr. Geb., und, voraus-
o-esetzt, eine historische Grundlage der hiero-
glyphischen Gernählde von den Zügen der Tol-
teken und die Bestimmung aller ihrer Zeitanga-
ben : — selbst dann gehen diese nicht über
600 Jahr nach Chr. Geb. hinauf.
Wie also sollen wir die Urvölker Amerika's
suchen? wenn auch nicht Urvölker im streng-
sten Sinne des Wortes *), wenigstens die ver-
g] eichungsweise ältesten von den Vorvätern sei-
ner jetzigen Einwohner, um festeren Schrittes
allmählich aufzusteigen, ohne inderLufthängen-
den Hypothesen hingegeben zu seyn. Wenn
die Geschichte des Nordens von Europa auch
erbt um 1000 Jahr nach Chr. Geb. anfängt, und
die frühere Zeit ungewifs und in Dunkel gehüllt
ist: nicht emmahl damit vergleichbar ist Ameri-
ka's Vorzeit. Demi dort fehlen blofs die Nach-
richten von den früheren Schicksalen der da-
selbst lebenden Völker: dafs sie aber dieselben
längst vorher bewohnten, und dafs, so weit auch
nur die Sage der Vorzeit reicht, dort nicht Völ-
ker von anderem Stamme einwanderten, ist we-
nio^stens so ^veit gesichert, dafs keine weitere
Untersuchung darüber Bedürfnifs ist.
Hingegen wie sehr ist sie es bey der Frage
über die Bevölkerung Amerika's, bey den Fra-
gen : waren die erste?! Bewohner der neuen Hell ein.
eigenes dort entstandenes Menschengeschlecht? oder
woher sind sie gekommen? und wie sind sie das ge-
worden^ was sie bey der Entdeckung Amerika'' s waren
und noch sind ?
*) S. Humboldt Urvölker von Amerika a. a. O.
S. 177. 194- »97-
322
Für die erste dieser Fragen kann es schwer-
lich Gründe zu voller Entscheidung geben. Ver-
mag die Physiologie des Menschen schwerlich,
sie darzubiethen: die historische Untersuchung
hat gar keine Befugnifs zu Verneinungen dessen,
was ihr unerldärbar erscheint. Aber nicht blofs
der Rückblick auf die Möglichkeit eines in Ame-
rika entstandenen Menschengeschlechtes bleibt
ihr in der Ermangelung anderer Erklärungs-
gründe des Ursprunges Solcher Urvölker, son-
dern er kann vielleicht als Bedürfnifs auftreten.
Und selbst wenn der Zusammenhang Amerika-
"inisch er Völker mit dem alten Continente, z.B. der
Übergang vieler Nordost- Asiaten über die Beh-
rings-Strafse factisch nachgewiesen wäre: auch
daraus würde noch keinesweges folgen, dafs alle
Amerikaner aus dieser Quelle hervor gegangen
seyen, und niciit die Ankömmlinge anderer
Welttheile sich blofs gemischt haben mit in Ame-
rika selbst entsprungenen Ureinwohnern, so
dafs die Amerikaner, die man bey der Ent-
deckung dieses VVelttheiles fand, Erzeugnisse
dieser Mischungen wären. So bleibt nur die
zweyte und dritte jener Fragen übrig: ob nnd
wolier einst Bewohner anderer Weltgegenden
nach Amerika gekommen seyen? und wie die
Amerikaner das wurden, was sie bey der Ent-
deckung des neuen Continentes waren und
noch sind?
Wichtig für die Erörterung beyder ist es,
im voraus zu blicken auf die Zustände der CuU
tur und Civilisatlon^ auf deren früheres Daseyn
sich aus den Beobachtungen über Amerika sei^t
seinerEntdeckung schliefsen läfst. Die bekannte
Politik, womit die Monarchen von Peru und Me-
xiko regierten, ist nicht das Haupt-Moment die-
ser
n- - '^ ^
»er Betrachtung. Denn wer wollte messen, wie
.viele Zeit dazu gehöre, um Herrscher- Genies
hervorzurufen, welche unter günstigen Umstän-
den Reiche empor heben, und ihre Bewohner
durch künsthche Fesseln zusammen halten?
Weit beschäftigter ruht jener Bück auf dem
so' häufigen Gebrauche hieroglyplilscher Aufsätze
zu Mexiko, dafs jährlich löooo ßallots des aus
Agave Americana bereiteten, zu jenen hieroa;ly-
phischen Aufsätzen nöthigen Papieres demMo-
tezuma von fünf Städten als Tribut geliefert wer-
den mufsten *). Dargestellt wurden in ihnen
die Umstände gerichtlicher Streithähdel, aufge-
nommen wurden darin Verträge und historische
Überlieferungen für künftige Zeitalter. Kurz
wie wenige Zeit hätte es noch bedurft, um, be-
sonders wenu die gräfsliche Barbarey zahlloser
Menschenopfer eingestellt worden wäre, in
einem Reiche, wie das Mexikanische, ein so ab-
gerundetes System solcher rafimirten Politik und
so bewundernswürdiger Halb-Cultur zu erzeu-
gen, als uns China und Japan darstellen; ohne
dafs gleichwohl dadurch ein Schlufs auf solche
Zeitferne begründet Avorden wäre, als wenig-
stens China seinen Einrichtungen zuschreibt.
Mögen diese Hieroglyphen auf einer niedri-
geren Stufe der Graphik gestanden haben, und
mehr Mahierey gewesen seyn, als zweckmäCsi-
ger Fortschritt zu eingreifendem und ausgedehn-
tem Gebrauch einfacher Hieroglyphen, von de-
nen man einige hatte; mag die grofse Geläufig-
keit des Gebrauches dieser Hieroglyphen im Ge-
schäftswesen, und die dah.er entstehende Ge-
bundenheit an einerley Zeichen selbst ein Flin-
*) Humboldt Vues des Corclilleres, S. 51.
MUhriJ. IIL X
derniis des Fortganges zu tiieils denBegrllien an-
gemesseneren, theils gesdimackvolleren Dar-
stellungen gevvorden seyn: eben jene Geläufig-
keit solclier mahleuden Hieroglyphik *) ist
schon eine Merkwiirdicvkeit, wovon kein ande-
rer Ort der alten oder der jetzigen Welt ein
auch nur älinliclies Beyopiel darbiethet.
Mahlende Hieroglyphik, der Mexikani-
schen frappant ähnlich, war verbreitet über
ganz Aivierika. Laftteau fand sie bey Huronen
und Irokesen. Die alten Virginier stellten durch
sie in ihren Gemählden, Sagkokok genannt, hi-
storische Begebenheiten dar. Eben dergleichen
hieroglyphische Zeichnungen auf Bäumen fand
P//^e**) unweit des Rio delNorte und anderwärts
im südlichsten Louisiana. An den Ufern des
Ucayale, im Osten von Peru, bey den imabhän-
gigen Panos fand. ein Missionär noch gegen die
Mitte des verflossenen Jahrhunderts Bücher mit
hieroglyphischen Darstellungen und isolirten
Charakteren, die sie von ihren Vorfahren als
Überlieferungen ihrer früheren Schicksale erhal-
ten haben wollten.
Zwischen dem Cassiquiare inid Conorichite
sind in einer erstaunlichen Höhe die Granitfelsen
*) S. über dieselbe Humboldt Vues de Cordille-
res S. 57. ff. , und über das Folgende ebendas. S. 72
bis 76.; vergl. auch die Philosöphical Transactions,
Vül. LXIII. l\ I. (Lond. 1775.) S. 145. ^
**) Voyage au noaveau Moxique ä la suite d'une
expedition ordonnee par le Gouvernement des Erats-
uniä pour reconnoitre les sources des rivieres Arkan-
sas, Kanses, la Plate et Pierre- Jaune dans l'interieur
de ia Loiilsiane occidentale, piecede d'une excursion
auxsonrces tln Mississippi pendaiit les annees '-805 — 7>
par le Major 2!al}. Moiitgomriuiy Pike, traduit par M.
ßreioii (Par. ißts) T. I. S. 5.55.
3^5
bedeckt mir eingegrabenen Bildern, und ähn-
liche Zeichnungen, welche auch symbolisch zu
seyn scheinen, hat man im Norden und Westen
an den Ufern des Orinoko bey Encaramada
und Caicara, an den Ufern des Cauca, bey
Timba, zwischen Cali undjelima, endlich auf
dem Plateau der Cordilleren selbst, in Parama
de Guauacas gefunden, überall unter V-^ölkern,
welche den Gebrauch metalHscher Werkzeuae
nicht kennen, und diese Zeichnungen Zeiten
vor der Ankunft ihrer Vorfahren zuschreiben.
Diese Bildnerey in Stein, welche Fortschritte
hatte sie in Mexiko gemacht. Mit Bewunderung
erblickt man die Büste der Mexikanischen Prie-
sterinn in dem härtesten Basalt mit ganz unzu-
länglichen Werkzeugen, mit welcher Künstlich-
keit ausgeführt. Gleich bewundernbwürdig sind
die Figuren des Pveliefs an der Pyramide von
Xochichalco *).
Mit ähnlicher Geschicklichkeit gebrauchten
die Peruaner ihre eben so unvollkommenen
Werkzeuge zur Bearbeitung des Äufseren steiner-
ner Denkmähler und Gebäude. Grofse Denk-
mähler der Baukunst enthielt das Peruanische und
Mexikanische Reich '•'*). Nach Garcilasso de la
Vega ***) gab es dergleichen Baue schon vor
den Inca's, diese fanden die Bergebenen von
Tiahuanacu schon bedeckt mit Ruinen von aus-
•) Humboldts Vuea de Cordilleres, Tab. I. IL
und X.
**) Ebenda3.S.58 — 74. 108 — xio., und von dem
Mexikaniscnen Reiche und dessen Cultur insbesondere
Clavigcro Storia di Messico. 1". IV^ Dias. VI.
^**) Comment. de Incas. B. III. C. I,
X -2
326
gezeichneter Gröifce; nach Garcia f) fand man
bey der Eroberung von Tabasco schon zer-
trümmerte Gebäude mit Spuren des höchsten
Aherthums. Eine Menge .von Bauen der Inca's
tragen in ihren Überbleibseln das Gepräge ver-
einter Simplicität, Solidität und Symmetrie +t).
Dortioe Befestigungen, gleich denen in Kanada
luid Ost- Asien, die durch den ungeheuren Um-
fang gezogener Gräben und Wände Aufmerk-
samkeit erregen, verraihen Völker, die Schwie-
rigkeiten zu überwinden strebten. Oaxaca, der
Hauptort von Zapoteca, mit einer hier, so wie
auf der Halbinsel Yucatan, weiter als ander-
wärts Gediehenen Civilisation, zeigte besonders
in demPallaste von Mitla eineschon ausgebildete
Baukunst. Nahe der nördlichsten Gränze der
Spanischen Besitzungen stehen die Casa grande
am südlichen Ufer des Glla , eilf Tagereisen von
dem Presidio de Horcasitas, und die Casa grande
in Neu - Biscaya z\vischen dem Presidio de Ga-
nos und dem de San ßuenoventura, jene nicht
fern von den Moqui, Völkern am Yaguesila von
gewisser Civilisation, mit Städten und steiner-
nen Häusern von fast derselben Bauartj welche
jene Casa grande zeigt.
Von mehr als blofs bürgerlicher, von einer
gewissen Geistes- Cultur zeugen diese Anlagen:
aber wahre Gröfse spricht sich aus in Neu -Spa-
niens Pyramiden, besonders der von Cholula,
welche eine Grundfläche von 439 Metres oder
ungefähr 1400 Fufs an jeder ihrer vier Seiten
f) Orig. de los Indios, B. I. C. 1. §. 4'> vergl. die
Fortsetzung B. IV. C. 24. §. 1.
ff) Condamim Memoire de Berlin, An. 174^»
s. 441.
527
3iat, und, in Terrassen empor steigend, 54 Me-
Tres hocli ist. Sie unterbcheiden sicli durch die-
ses Vörhältnifs der Grundfläche zur Höhe und
durch die Bauatt überhaupt beträchtlich von
den Ägyptischen, ähnlicher den Beschreibungen
des Tempels des Belus zu Bab^^lon *), aber sind
eben so merkwürdig als jene, auch in ihrer ge-
nauen Srellung nach den vierHimm.elsgegenden,
\vorin sich, wie in dem tropischen Jahre der
Mexikaner, das fast identisch mit dem der Astro-
nomen des Chalifen Almamon gefunden worden
ist, unerwartete Kenntnisse verrathen.
Sind also nicht diefs alles gleichsam Frag-
mente einer höchst beachicnswerthen Cultur?
liingestreut über Amerika, \vie die Trümmer
von künstlicher fayenceartiger Thonarbeit um
die Casa grande am Gila, dergleichen auch von
Orellana am Amazonen -Flusse gefunden wur-
den, Überbleibsel künstlicher Beschäftigungen
anderer Art.
Aber sind schon jenes Spuren einer gewis-
sen, gestiegenen früheren Cultur, von welcher
diese Amerikanischen Völker, eben so wie an-
dere, z. B. Avie Ägypter und Ost-Indier, unter
manclierley Wechsel wieder herab in ihren
jetzigen Zustand gekommen sind *"): weit auf-
*) Heroc^ot B. I. C. »81 — 83- Diodor. Sic. T.I.
B. II, S. 123. b. Wesseling.
**) Ztnu Theil sind sie nicht einniahl ganz herab
gesunken. Sinn und Geschicklichkeit Füi- eolche Maa-
ierey hat sich im Peruanischen und Mexikanischen,
AYO sie herrschte, erbalten. Das Zuri"id<»inken aus
einer Halb-Cultur in den jetzigen Zustand vieler Ame-
rikanischen Wilden kann um so- weniger auffallen,
wenn selbst aus Griechenland geworden ist, was es
jetzt ist, v/enn versprengte Völker, 2umahl in Wild-
nissen , von einer Stufe der Entbehrungen zur andern,
5^8
fallendere liegen in Amerika's Sprachen. In
Grönland wie in Peru, am Hudsons - Flusse
im heutigen Massachuset wie in Mexiko, und
an den Ufern des Orinoko wurden Sprachen ge-
redet mit so künstlich abgesonderten und so vie-
len Formen, wie nur wenige Sprache« in der
Welt besitzen; Formen von einer so eigenthiim-
lichen, ihnen gemeinschaftlichen Richtung, die
durch keine Einwirkung der Europäischen An-
kömmlinge erst erzeugt seyn konnte — der fol-
gende Abschnitt wird sie darstellen. Ohnt; eine
wirklich höhere Cultur gedeihen solche künst-
liche Sprach -Einrichtungen nicht, erhebt sich
der Geist nicht zu der Bemerkung jener Unter-
scliiede, von welcher Einführung auszeichnen-
der Formen lind gleichmafsige Anwendung der-
selben ausgeht.
Wenn nun diese künstlichen Formen auf
so viele Hunderte von Meilen von einander ent-
fernten Puncten eine eben so gleichartige, als
von fast allen anderen Sprachen der Welt un-
terschiedene Richtung genommen haben: so
ist wohl der Gedanke der natürlichste, dafs
und mit ihnen oft zur Stumpfheit und Rohheit hinab
steigen. Wenn in den kläglichsten Lebens^eustand
zurück gedrängte Lappen in den feinen und richtigen
L!nterscUieden ihrer 14. Casus die frühere Cultur beur»
künden, die sie besessen haben müssen, und wenn
eine Menge netter Sprach- Einrichtungen , welche der
ganze Stamm z. B. der Slawischen oder der mit der
Hebräischen verwandten Sprachen hat, bey denStamm-
Nationen vor der Zerspaltung in ihre Äste, also in ih-
rem damahligen Zustande entstanden scyn mufs: so,
sieht man , dafs der jetzige Zustand der AmeriHani-
schen Eingebornen den Blick auf jene Civilisalion
lind die eben zu entwickelnde Sprac;h - Cy^tijr nit^ht
hindert.
329
diese gemeinsame Riclituiig von Finem Puncte
ausgehe, von einem Mittelpuncte der Amerika-
nischen Spracli- C'ultur.
Auch schon die Eigenthiimlichkeit des nir-
gends in der Welt so verbreiteten Gehrauches
der Hieroglyphen konnte jenen Gedanken eines
solchen Mittelpunctes derCultur überhaupt her-
bey führen "). Nach der Tradition sollen Tol-
teken, ans dem westlichen Norden Amerika's
gekommen, jene Hieroglyphik wenigstens bis
nahe an die Meerenge von Panama verbreitet
liaben. Wir suchen nicht in jenem westlichen
Norden, in einem fabelhaften Quivira, noch
eine Stelle, welche als? der Sitz der Urcultur
l^eyder Amerika's angesehen werden könne.
Durch die Missionäre Franc. Garces und Font **)
und durch die Länderforscher Lewis undClarke,
und Mackenzie ist der Westen von Nord -Ame-
rika nach so verschiedenen Linien bis zum Süd-
meer hin durchschnitten worden, dafs dort nir-
gends mehr an ein Reich zu denken ist, welches,
noch bestehend, sich als die Wiege der Urcul-
tur Amerika's und als der bisher verborgene
*) Ich rechne darauf mehr, als auf die Ähnlich-
keit gewisser Ausdrucksweiseu , die leiciit von der
Gleifiiniiifsigkeit des Naturziistandca ausgehl, von
der aber Gily im Saggio di Storia Aniericana, T. III.
App. P. II. C. XIII. ü. 541. sagt: Wären die Vv'ildeii
iiniiier auf sich selbst oder auch nur auf ihre nächsten
ISachbarn eingeschränkt gewesen: wie könnten die
Orinokesen dieselben Ausdrucks- Weisen haben, wie
Algonkins, Mexikaner und Chilesen? ^
**) 1773« S. Chronica serafica de el Colegia de
Propaganda Fede de Qneretano por Fr, Dom. AtcicU
V//61, Mexic. 17g:;, T. IL, und HumbolUt Esaai po-
fit. S. 297 u. 305,
Mittelpnnct der Civilisation und Sprachbildung
seiner Bewohner ankündige.
Wenn wenigstens jene gemeinsame künst-
liche Sprach - Einrichtungen wahrscheinlichst
ejnen Mitttlpunct ihres Entstehens haben: so
folgt daraus noch nicht, dafs dieser der Mittel-
punct der gesammten Bevölkerung Amerika's
bey. Warum sollen wir überhaupt bey der Auf-
suchung des Ursprunges der Bevölkerimg Ame-
rika's uns auf eine einzige Quelle beschränken,
bis wir dazu jrenöthigt sind? Gleichsam in Strah-
len kann jene Cultur der Sprachbildung und
bildlichen Darstellung ausgegangen seyn unter
die sonst ganz von einander unterschiedenen
Bewohner entfernter Länder, und sich unter
mancherley Modificationen üb^r Menschen von
ganz verschiedenem Ursprünge verbreitet haben.
Mag diese Cultur in einem von beyden Ame-
rika's selbst entstanden seyn oder nicht: auch
im letzteren Falle hat ihre Entstehung vielleicht
nur eines Anstofses von aufsen, nur des ersten
Samens bedurft, in ersterem vielleicht zuweilen
neueNahrung von aufsen erhalten. Immer ist jene
Cultur ein bedeutendes Moment bey der vorher
:mfgeworfenen Frage: woher kommt die Bevöl-
kerung beyder Amerika's? ist ihre Quelle im
alten Continente zu suchen?
Ein Heer von Vermuthungen ist aufgestellt
worden, um den Ursprung der Amerikaner aus
den verschiedensten Puncten der alten Welt zu
entlehnen. Jede Art von Ähnlichkeit <ler Ame-
rikaner mit anderen Nationen der Vorwelt und
der späteren Zeit hat man hervor gesucht, ufn
sie abzuleiten, z.B. aus Ägypten, auf dessen
Hieroglyphen, Pyramiden, Zeit - Abtheilung
und GewoJinheiten der Lebensweise bauend,
35 1
und bald Mexikaner, bald Peruaner, bald mit
diesen Ägyptern *) vergleichend, bald mit den
Chinesen, deren Feste mit denen der Peruaner
zusammen treffen, und die sich statt der schrift-
lichen Bezeichnung einst eben solcher Knoten
von verschiedener Farbe, wie, vor der Hiero-
glyphik, die Nationen von Peru, Mexiko und
Kanada, bedient**), so wie andere diesen ähn-
liche Gewohnheiten gehabt haben sollen, auch
in ihrer Geschichte Data von Auswanderungen
einzelner, gleichsam verloren gegangener Stäm-
me, nach Norden, oder durch Sturm zerstreute
Unternehmungen ihrer Mongolischen Beherr-
scher nachzuweisen scheinen. Aber sind nicht
jene vergleichbaren Umstände gröfsten Theils
Folge davon, dafs in der Physionomie einer
gewissen Halb - Cultur und der kindlichen
Menschheit überhaupt überall eine gewisse
*) Sprach -Ähnlichkeiten zwischen dem Kopti-
schen und Amerikanischen Völkern gesucht, möchten
etwa folgende seyn:
Vater: Mhaya (im Westen des Paraguaj") jodi. Kopt. iod.
Solin: Qiiicliiia (in Peru, Span. Ausspr.) <^^'"'''' — schiri.
JBauch : Mexikanisch hitetl. — hit,
{tl ist Endung.)
Tod: Kora (in Neu- Mexiko) . . mueat, — muy.
(wo at Endung ist.)
Wasser: Noitonstrafse mooe. — moui.
Frucht: Tarahumarisch .... khutagala. — Utah,
(in Neu- Mexiko.}
Wurzel: Kora nanat, — nuni,
Gut: Abiponisch (im Westen des Pa-
raguay) 7766/7. — nane.
Das Gewicht ihrer Vergleichbarkeit ist sichtbar sehr ge-
ring, und sowohl hier, als bey den zunächst folgen-
den Vergleichungen desto geringer, je entfernter und
zerstreuter die genannten Orter sind.
**) Vues des Cordilleres, S. 69, In Peru hieCsen
Äiese Knoten: Quippus,
S5^
Ähnlichkeit gefanrjen wird? und sind nicht die
Untei'schiede jener einiger Maften gemeinschaft-
lichen Phänomene groft genug, um jede Über-
schätzung der Vergleichbarkeit zu hindern?
wenn auch die Ungünstigkeit der Winde zur
Fahrt von Japan *) und China nach Amerika hin,
kein unübersteighches Hindernifs wären, da ja
auch Malayen **)nach Oweihi kamen.
*) Folgende Japanische Wörter sind mit Ameri-
kanischen verglichen :
a/isi od. Tiiscavoras auchsee od. auchshee.
atschi, (eine der 6 verbünd. Nationen iu
Nord - Amerika.)
phesc/ice Choktah (im Osten des Missisippi )
phitchek od. photck: k,
föne. Muskohge (im Osten des Missi-
sippi) ifoni.
ame. Tnpi Ci" Brasilien) nman.
Gunrany (im Osten des Para-
guay) amä.
mahha. Liaymonisc]i (i. Kalifornien) »zancu.
tori. TamakaniscJi (jivo Orinoko) toroni.
chukut. Cliikkasah (im Osten des Missi-
scht. sippi ) chaohka.
cva. Mexikanisch . . qua.
Fiifs: Japan
Stern :
Knochen :
Reaen :
heifs:
Vogel:
Uaiis:
**) Folgende Wörter von Völkern von Malayi-
sciiem Stamme sind mit Amerikanischen verglichen :
Vilela (im Westen des
Parae;"ay) . inake.
Am Penobskot(i.
Norden d. Ver-
Sohn u.
Tochter ;
Mund :
Malayisch u. Ta-
gn lisch . . anak.
Freundschafts- u.
Marquesas-Iu-
Ufer:
Haus :
Speise:
ph:
ist:
er:
■wir:
ihr:
■ Avey i
panfe.
bahai.
maccannan.
liiseln hoe.
. dia.
ein. Staaten madoon.
Qiiicliiia . . pata,
Äru wakisch (in
Gniana) . ba/iii.
Qiiichua . . miccuna.
Tarahumarisch hoic,
Yarura (im We-
sten des Ori-
■hoko) . . dl.
Tagal. Tl. Malayisch iya. Tarahumarisch iche.
Malayisch hamy^ Tagal. camiy Abiponisch akarn.
— kämu, — camo , — akainyi.
— . fig*^ t Chippewavisch /oj/zj'.
Neu -Seeland toroa ^ Yaruu tarani.
sein
Malayisch
Tagalisch
Malayisch
Sandwichs«
Malayisch
351
. Mit der Götterlehre der Hindus haben nicl.t
blofs 7b/?f i- , sondern auch die neuesten Forscher
die der Peruaner verglichen. An eben dieselben
konnte die bey den Pastoux herrschende Enthal-
tung von allen nicht vegetabilischen Speisen,
welche auch die Frauen vieler Nationen im in-^
nern Süd- Amerika immer oder zuweilen beob^
acliten, und die Seelenwanderungs- Lehre der.
Tlascalesen erinnern *). Besonders aber hat
man Scharfsinn angew^endet, um die Ähnlich-
keit zwischen Amerikanern und den alten Israeli-
ten ins Licht zu setzen , und den Übergang eines,
Theiles der nach Assyrien geführten zehn Stäm-
me durch Asien nach Amerika wahrscheinlich zu
machen, wobey Allelujah, Refrain der Gesänge
sowohl der Suriquois in Aradien, als der Chee-
rake, Chikkasah inid Choktah im Westen von
Caro'itia, und die bey einigen Völkern am Ori-
noko eingeführte Beschneidung **), welche
aber leichter von Ankömmlingen aus Afrika ab-
*) Humboldt Vues des Cordilleres, S. 92. 95.
Azara a. a. O. S. 248. Bey vielen Süclaiiierikani?chen
Stämmen tödten die Mütter ihre meisten Töchter so-
gleich nach der Geburt: auch bey Sfämmen der Hindii
hat dieser grausaiue Gebrauch bis jetzt geherrscht. —
Folgende Wörter des Sanskritt od. ihm verwandter
Sprachen sind mit Amerikanischen verglichen:
Sonne : Indisch indre. Quicliua inti.
Liebe : — manya. — muriay,
laclien : — Jiosoho. — acini.
grofs; — vipulo. — veypul.
Wange: — gal. Huastekiscli (im Noi;d-
osten von Mexiko) AaL
(Span. Ausspr.)
** ) S. c/e Lait a. a. O. S. 53. Adair, welcher die-
ser Hypothese S. 15 — 212 seiner History o£ the Ayie-
rican Nations gewidmet. S. auch Charlevoix in s. an-
gaftihrten Histoire de son voyage , B. VI. S. 72.
3d4
geleitet werden könnte, zumahl da sie aiich die
Mädchen trifft, die noch am meisten in die A\i-
gen fallenden Umstände sind. Noch eher wür-
den sich freylich religiöse Gebräuche erhalten
haben, als das Andenken an die Form zu Baby-
lon gesehener Gebäude auf die Gründung der
ähnlichen Pyramiden der Mexikaner EinfluTs ge-
habt haben möchte. Oder man hat Ähnlichkei-
ten des Götzendienstes der Cananäer und Phö-
nicier, besonders aber die Schillfahrt der letzte-
ren und der Karthager *), und die Winde in
Anschlag gebracht, welche zuweilen von gewis-
sen Höhen neben der Westseite von Afrika fast
von selbst nach Amerika hin treiben. Mit süd-
licheren Afrikanern liefs sich die schwarze Farbe
der Brasilianer und Guianesen vergleichen.
*) Die Vergleichung der wahrscheinlichst auch
Phönizischen Pronominen ani oder eno ich, at du, mit
den vielen, (bey der Zusammenstellung Asiatischer
ähnlicher Laute) anzuführenden Amerikanischen
Pronomen der ersten Singular- Person und mit at
du, im fokonchischen (in Süden von Mexiko), wo
nuichf bedeutet, ist zu beschränkt. Einige den ent-
sprechenden Amerikanischen ähnliche Laute von der
Westküste Afrika's müssen hier wenigstens auch noch
bemerkt werden:
Matter: Fulier . . . hamma. Shebayi . . tiamma.
Mann : Giianchen in Te-
Quichua , . cari.
Sapibocona (im
Osten V.Peru) ana.
Quicliua . . nai"a,
Kofiiimiscli (in
Kaliforn.) . gomma.
Tarahumariscli cuyue,
Vilela(i. Westen
des Paraguay ) 7na.
Maypurisch (im
West. d. Oiinoko) cainö.
Toionakisch (im
Ost. v. Mexiko ) caqui-
liLiin.
Weib:
nerifFa . .
Wawu . .
coran,
ana.
.MUch:
Mond:
Mandingo , .
Karabari . .
nanna.
omina.
Naclit :
Wasser:
Susu . . .
Mauritauisch
ma.
Sand:
Mandingo *
hini.
Berg:
Fetu . . .
coquö^
3o5
Audi an Spanien hat man gedacht *), des-
sen Einwoliner, erst von Karthagern, dann von
Römern verdrängt, sich dem auch von ihnen
befahrenen Ocean anvertraut hätten **); oder
an Irland, zwischen dessen Sprache und der der
Algonkins man ein paar Ähnlichkeiten aufgefun-
den zu haben meinte ***jj oder an Norweger
Fisch :
Susu . . . juht.
Kora . . . huear.
{at ist häufige Endung)
T]iicr:
— ... miahe.
Homagua(a. Ma-
ranon ) . . mia.
Schaf:
Mandingo . comg.1.
Totonakisch calnal.
H.nirl:
Guauch. in Palma aguyan.
Hinonen . aguienon.
Haus :
Akra . kiu od, nkiu.
Otkomisch ku od. ngu.
schwarz:
KoTigo . . . ßoU.
— . i>odi.
roih:
Susii , . . coco.
Mexikanisch quacocoztic.
du:
Fante ... d-o.
Mixtekisch(i.Sü-
den V. Mexiko) doho.
ja:
Kongo , . . iTJga,
Grönländisch ingek.
nein:
Maiii-itanisch ma.
Pokonchisch . ma.^
wo:
Kongo . . . cuebi.
Taraliuinarisch caba.
*) s
. auch Oviedo Stör. Nat.
des Ind. B. IL C. 5.
**) Folgende sehr wenige Äehniichkeiten zwi-
schen Baskischen nnd Amerikanischen Wörtern ha-
ben sich aus den zuganglichen Hülfsmitteln aufsu-
Quiclma . . capintin.
Abiponisch nepark,
Yukatan . . luun.
Mexikanisch ytztic.
itic ist häufige Endung.^
Totonakisch cata.
Mexikanisch trpiton,
Qdichua . , yurak.
TaraJiumarisch tsttü.
Homagua . iruacä.
***)■ Folgende Wörter von Völkern Keltischen
Stammes sind mit Amerikanischen verglichen:
Schwester: Keltisch hör, huar. Yavi (in Guiana ) waryte,
Bauch: — bru. Kiriri (in Brasi-
lien) a. Maranon byrg»
Lebendig ; _ bi. Otiiomisch (i. Nor-
den r. Mexiko ) byy.
Stamm; ~ xipp, Quichua . . . capintin.
chen lass
en
Stamm;
Baskisch
. zepois.
Feld:
—
. park.
,Erde:
. lurra.
kalt :
—
. otza.
klein:
, guti.
—
. tipia.
weifs:
_
. churia.
böse:
—
. zitula.
drey:
—
. iru.
53^
und Normannen übeiliaupt, die unmittelbar
über's Meer oder über Grönland nach Amerika
gekommen, und für deren einstiges Erscheinen
an der Ostküste von Nord- Amerika selbst einige
Facta zu sprechen schienen. Man hat Sprach-
Ähnlichkeiten selbst zwischen Bewohnern des
Kaukasus und Amerikanern zu entdecken ge^
glaubt *); und überhaupt alle Sprachen des al-
Horn:
toth :
schlafen ;
Seh :
au:
Insel :
Wassert
weich :
alles :
jede Sache t
Irisch öiri. Grönländisch . nerksiik.
(^suk ist eine häufige End.)
Bretagnisch kok. Mexikanisch quacocoztic.
Irisch go. Mujska (in Neu-
Grenada )
Kovnwales kusga. Kora . . .
Irisch aime. — ...
— me. Nddowessisch
Yarura • .
Mexikauisch
Breiaghitcli te.
Wales
irisch
ye.
ims,
gai.
uisce.
bog.
cac ' uile.
cac ' eini.
Algon tisch
chho.
cufzö.
ame.
rmo.
mene.
te.
yye,
inis.
ga.
isca.
böge,
kqk eli.
kak ina.
*) S. Srnüh. BartorCs New views oftheorigin of
the tribes and narions of Amerika (Philadelphia 1797
M- 1798) i^iit interessanten Benierk'ingen über alle
diese Gegenstände und reichhaltigen Saiumlungen
besonders für Nordamerikanische .Sprachen. — Die
gefundenen ähnlichen Laute Kaukasischer Sprachen
sind vornehmlich folgende:
Schwester: Lesgisch ahiessio, Onondagos (eine der
6 verbünd. Nat. in
Nord - Amerika ) akzia*
Tscherkass. ne. Quichua . . . ne.
— nata.
Auge :
Stirn:
Haart
Regen :
Erde :
Khlte:
Kartalinski toma.
Lesgisch kema.
Tschet-
schengski latta.
Leagiseia Tohi.
Katahba fi. Osten d.
nied. Missisippi) netaup.
Woccons (im Süden
der verein. Staat.) tumme.
Alconkins . . ktmtwan.
Quicima
Brasilisch
lacta.
nrig.
337
Ten Continentes mit den bekannt gewordenen
Wörtern Amerikanischer verglichen, olnid
inelir als ein vielleicht blofs zniälliges Zusam-
men'^reifen ein paar einzelner Wörter, oder auch
nur gleichbleibend wiederkehrende Ähnlichkeit-
ten eben derselben Sprachen nachweisen zu
können. ,
Besonders nbei; hat man die grofse körper-
liche Ahniiclikeit der Tataren mit den Nord-
Amerikanern, die außerordentliche Nähe der
Nordost - Asiaten bey Amerika, wohin sie
gleichsam nur einen Scliritt zu thun hatten,
luid die Verbindung beyder W'elttheile durch
eitle fast luiunterbrochene Reihe von Inseln,
als Gegenstände besonderer Aufmerksamkeit
geltend gemacht, oder begreiflich mehrere der
angeführten Meinungen unter mancherley Mo-
dificationen verbunden *).
Mond : Lesgiscli muts. Mexikanisch . . tmtztli.
^tli ist Endung.^
Sicin: — teb. Karaibisch . -. i'.bou.
daselbst: Karialinski ika. Dclawarisch . ika.
Aber die Spiacrien, wclrhe dieses Lesgische umfafst,
sind selbst «:anz verschiedene, wie aus KlaproÜCi
kritischen Untersuciiuiigen eriiellet.
*) Der Eiitwickeluns und Priilung aller jener ein-
fachen oder zusanuiien gesetzten Ansichten sind
Smith Bartons eben angef. Views, mid sind uieii^e;
Untersuchungen über Amerika s Bevtdktrung aus dem al-
ten Co nt in ente (Leipz. »gio) gewidmet. Ich habe da-
bey ihre Urheber und deren Schriften genannt, auch
Vergleichungen einer Menge von Wörtern aus Ameri-
kanischen Sprachen und denen des alten ContinenttiS
auch entferntv^ren z. B des Fninischen Stammes (die
niciit unbedeutende Summe der letzteren verringert
sich bey dein Blick auf die vieleriey verglichenen
Amerilianischen) beygefngt. Zu den dort angeführten
Bey spielen unvorietziicher Fahrten nach Amerika ge-
338
Und aus allen jenen Ähnlichkeiten und See-
fahrten der Nationen ergibt sich gleichwohl auf
keine Weise mehr als die unbestreitbare Mög-
lichkeit: dafs die Bewohner der Westküsten Afri-
ka: s und Eurepa's und der Ostküste Asiens Beiträge
zur Bevölkerung Amerikas geliefert haben können.
Das Gewicht der Gründe, welche für diese Mög-
lichkeit sprechen, ist zu stark, als dafs sie jemahlg
übersehen werden dürfte.
Sind Menschen Malayischen Stammes auf
die Südsee -Inseln, ja bis nach Oweihi, gekom-
men, wovon der über alle Zweifel erhobene Be-
weis in dem deutlichsten Zusammentreffen der
Sprachen liegt, und hat .man eine Menge von
Beyspielen unglaublicher Fahrten in elenden
Fahrzeugen über ungeheure Strecken des wei-
ten Meeres: so ist es selbst mehr als möglich;
wahrscheinlich ist es, dafs dem fast rings vom
Meere umflossenen Amerika, auch auf diesem
Wege von irgend einer Seite irgend einmahl An-
kömmlinge zugeführt worden seyn mögen; und
diese Wahrscheinlichkeit wächst mit den Ähn-
lichkeiten der Völker und der Häufigkeit ihrer
Seefahrten.
Aber selbst wenn sich irgendwo so unbe-
streitbare Belege von Wörtern des alten Conti-
nentes in dem neuen fänden, dafs sich an der
Abkunft derselben aus Einer Quelle gar nicht
zweifeln liefse: so würden zwar unzweifelhafte
Facta des Überganges solcher Menschen nach
Ame-
hört auch das bey Gumilla a. a. O. T.II. S.Qoß. 9., dafs
eine Barke, die von Teneriffa nach einer andern Cana-
riichen Insel segeln wollte , an die Trinitäts - Insel am
Ausflüsse des Orinoko getrieben, dort landete.
Amerika da stehen: jedoch keinesweges noch
irgend eine Sicherheit, dafs diefs mehr als blo>
fse Einwirkungen mehr oder weniger zahlrei~
eher Ankömmlinge auf eine schon vorgefundene
Bevölkerung seyen , und dafs es nicht mehrere
Quellen solcher Einwirkungen gegeben habe.
Und so steht nach allen diesen, seit der Ent-
deckung von Amerika gemachten Erklärungsver-
suchen nur erst durch Beobachtungen der neue-
sten Zeit der Satz fest:
im östlichsten Norden von Amerika, in
Grönland und an der Küste von Labrador,
wie auf seiner westlichen, Asien nahen
Küste wohnt Ein Volk, und ist Ein und
und dasselbe Volk mit den Bewohnern der
Nordost - Küste Asiens und der zwischen
beyden Welttheilen liegenden Inseln.
Welch eine ungeheure Ausdehnung Eines
Stammes! Dafs Eskimos, die Nachbarn und
Stammverwandte der Grönländer, an andern
Puncten der Nordküste Amerika's gefunden
worden sind, war eine Frucht der Reisen Eng-
lischer Länderforscher ; auch Grönländische
Wörter hatte man dort bemerkt, deren Zusam-
mentreffen nicht dem biofsen Zufall zugeschrie-
ben werden konnte, aber auch nicht mehr als
die eben berührte Art der Einwirkung bewies.
Jetzt ist der vollständigste Beweis geführt,
dafs die Tschuktschen in Nordost-Asien -) , die Be-
wohner der Nordwest-Küste von Amerika und der
zwischen liegenden Inseln Eine Sprache mit. den
, *) Nähmlicli eile Sidfitscher Tschuktschen, wie
wir sie ietzt nach den Wörtersamnilungen in Saryt-
schew's Reise, sten Theil (Petersb. 181 », welche
bald iibersetzt aus dem Russischen erscheinen wird)
unterschtjiden können.
Mirhnd. JII. Y
54^
Grönländetn reden. Auf eine bevvimderiiswLirdige
Weise hat sich, unter von einander so entfernten
Zweigen eines grofsenStammes,einesolcheGleich-
heit der Sprache erhalten, dafs über die Identität
der Abstammung nicht melir Frage seyn kann.-
Die Belege dieser Gewifsheit gibt ihr so
scharfsinniger als gliicklicher Urheber in den
Nachträgen zum Mithridates "•'); andere zu, wo
möglich, noch vollständigerer Überzeugung von
diesem so gewissen als merkwürdigen Factum,
von mir aufgesucht aus eben den neuen Hülfs-
mitteln, aus welchen jene noch weit augen-
scheinlichere flössen, mögen hier stehen:
Grönländiscli
jEskimo
Tschügazzi.f)
Kadjak.
Gott
J3ruac
ßum
angcjuk
Schwester noia,nuka\\\')
I neiaga
Mädchen
jMensch
hillik
killik
Tschuktscheii
Sidiitscher.
iKotschu-
jn scher.
\mchluktih
aßauin . .
againi
atmciigaha
annegaka
alkaka . . najägak.
elkaga \ nagaka,
achajach
achojogak
schuk . . .
schuh,
ingaläk . .
ingelak.
apanagak.
Kurilen : hamui
Sachalin : **) ha
Kuljiisclii; acha
tt)
Alcutcn: ayag
Kurilen: ük.
*) Nähmlich zvi Bd. I. S. 567. t) Tschugazzi an dem Meerl
<rleiches Nahuiens , der Insel Kadjak gegen über, von wo sie^abs
naen sollen, um den 60° N. Br. und zwischen 145 — 150° W. L
**) Sachalin, sonst auch Tschoka genannt, Halbinsel östlicl
dem Ausflusse des Amur, vf ) I^oljuschi, wohnen von den Chi
ten- Inseln um den SS'^ N. Br. bis fast zur Behrings -Strafse herai
***) Auf den Aleuten: agi, auf den Kurilen: kiki, auf Sach
f/Ä;, bey denTungusen: akl Oi\er aha. vjv) Tungusisch: nokwm
nokun-aschadka; letzteres ist ein Zusatz, der, auch an den Ausc
für: Kind, gesetzt: Weiblichkeit bedeutet.
54 1
Grönläncllsch
Tschugazzi.
Tschuktschei
Sidätscher.
Eskimo
Kadjak.
Kotschu-
juscher.
e
kingak . ,
knak . . .
chynga.
kingaA
knaaka
gnaga.
kank.
chunga •)
Aleuten : angu.
'
siut ....
schiutüchka
tschudik.
tschjutuchka.
'schiutuk . .
— tutuschik.
ungit . . .
, ungit
ugnit.
UgJVt.
Jen
toko . . .
tok-ok . .
tokorschokok.
tokok.
:n
konijgaga
konukaka **)
— kingotahok.
ner
/fa/Ze-i . . .
kallik. . .
kahchtok.
.
Kenai '*'): kuktatl.
1
iaj'ai . . .
chajak f ) .
Aletuen: ilijah.
kajak
chajachpak.
Norton-Slrafse: cajak.
kejanakau
kanjukakok .
Aleuten: kinakak.
n
hUk . . .
Kamtschatka; kikka.
■
immak . , . ■
immak . .
imak
mok.
imak.
i
hook ...
kuik . . .
kiuk\\).
kOQk
kuik.
sikko , . .
tschikok.
dkko .
tschikoh
tschikuta.
kakkak . .
ingek ...
kangak \\\)
Aieuten : aigih»
kakkak
ingejek.
ijurak . .
uigak.
kihertak . .
kükechtouak.
kakechtak.
1
?auik . . .
tschawükü.
tschavik.
'schavikak.
mannik . .
manni. •) 1
mannU: | manik. \ 1
*)Kamtschatschii: MkMo od. kiking , bey den Jukagiren ; j^rngn/,
Ijjongla. **) Kamtschatka: hanimchd. ***) Die itenai wohnen
21- Bucht ihres Nahmens über den Tschugazzi.
T) Auch bey den Samojeden amMangasea heifst der Kahn: Acjüä.
•j-r) Kamtschatka r Ayg, kyig oder kigk, Samojedisch: kyge.
fff ) Kamtschatka: hingekhan. *) Samojedisch auch: inanni
bst Eathniscli mimna).
V 2
Höchit wichtig ist dieses Factum. Nicht
Möglichkeit, sondern schlagende Gewifsheit ist
der Übergang der Asiaten nach Amerika, oder
der Amerikaner nach Asien, nicht blofs zu den
Kämpfen, zu welchen jährlich Tschnktschen die
oegen über liegende Küste von Amerika betre-
ten: nein, es ist ausgemacht, dafs die Bevölke-
rung sowohl des Ostens und Westens von Nord-
Amerika, als des Nordöstlichsten Asiens Eine
und dieselbe ist.
Nur aufjene Facta also bauen wir diese Ge-
wifsheit: aber liohe Wahrscheinlichkeit, welche
gelehnt an jene Gewifsheit, noch höher steigt,
sprach schon längst für einen engen Zusammen-
hancT zwischen Nordost-Asiaten und Nord-Ame-
rikanern überhaupt.
Die Vergleichung dieser mit jenen, nähm-
lich die Vergleichung anderer Nord -Amerika-
ner, als jene Eskimos an den Küsten sind, der
Jägervölker , welche Nord - Amerika durch-
streifen, mit Nordost- Asiatischen Nationen,
mit Tataren undTungusen, erzeugte jene Wahr-
scheinlichkeit. Versetze sich der Geist meiner
Leser unter diese wilden Nord - Amerikaner,
z. B. in und hinter Kanada; aus den Beschrei-
bungen ihres Seyns und Wirkens trete vor die
Erinnerung jeder Zug ihres Bildes: vollständig
wird man dieses Bild in der folgenden Be-
schreibung erblicken :
Schwarz und gerade ist das JTaar, der Bart
dünn, bey Vielen gar nicht vorhanden. Star-
ker Haarwuchs an andern Theilen des Körpers
ist so selten, dafs er für Wirkung des Teufels
eilt, Gefühl und Gesicht sind fast unglaublicli
scharf. Viele sind an den Backen, der Stirn,
dem Kinn auf versclücdene Weise tattuirt. Die
34-5
Frauen sind nicht fruchtbar, wenig? Mütter ha-
ben vier Kinder. Jene haben leichte Geburten,
und werden nach denselben vier Wochen als
wnrein betrachtet. Ihre kleinen Kinder traf^en
sie in kleinen Behältnissen in zeriMebenem, mul-
migen Holze , mit ein paar Pelzlappen be-
deckt. Jagd oder Fischfang sind ihre Beschäfti-
gung und die Quelle ihrer Nahrung, jene im
Winter, dieser im Sommer. Pleisch und Fi-
sche verzehren sie geräuchert oder an der Luft
getrocknet, ohne weiteres Kochen. Beyder
Nahrungszweige wegen schweifen sie in den
Waldungen ihrer ungeheuren Wildnisse bestän-
dig umher, und bleiben kaum länger ,^ als ein
paar Tage, an Einem Orte. Meistens schwär-
men sie so in einzelnen Familien umher, bleiben
aber auch, mit andern Stammgenossen zusam-
men trefiend, für einige Zeit in ihrer Gesell-
schaft, um sich ohne Umstände wieder zu tren-
nen, und dann auch ein anderes Mahl von neuem
eben so zu verbinden.
Aber aus der Beschreibung der Tungusen
sind alle diese Züge Wort für Wort entlehnt =•=),
und sie sind der sprechendste Beweis der gröfs-
Ten Ähnlichkeit zwischen diesen Nordost- Asia-
ten und jenen Nord- Amerikanern, nicht blofs
in ein paar einzelnen Gebräuchen, nein in dem
ganzen Charakter der Lebensweise selbst, ver-
*) S.. GeorgVa Beschreibung tler Natioiien tles
Russnchen Reichs , S. 509 — 325. Es ist dabey von
deiu gröfseren Tbeile der Tongusen die Rede, wei-
che, ahne irgend ein Rsnnthier zu besitzen, blofs
von der Jagd und dem Fischfange leben. Diese Ton-
gusen sind Nachbarn der Korjaken, letztere und die
Xo/sc/!z/J/^<:t7(/st7ie;Tschuktscken sind nach ihren Spra-
chen die aufs engste verwandten Völker.
344
folgt bis iii das Innere ihres Hauswesens *). Und
dieis sind dieselben Nordost -Asiaten, von de-
nen, wie oben bemerkt ward, Volney, fünf
Chinesische eben nach Philadelphia gekommene
Tataren (in der weiteren Bedeutung dieses Wor-
tes) mit Nordamerikanischen Wilden verglei-
chend, spricht: Die Ähnlichkeit der Tataren
mit den Nordamerikanischen Wilden ist Allen
aufgefallen, die beyde gesehen haben; von de-
nen Augenzeugen der Beschaffenheit von Nord-
ost-Asien sagen: Nach allen Nachrichten, die
ich von den Eingebornen von Kanada gehört
oder gelesen habe, gibt es kein Volk in der W^elt,
dem sie so ähnlich sind, als den Tungusen **).
Bedarf es einer anderen Annahme, um zu
erklären, wie von solchen Stammvätern in Nord-
ost-Asien Volker, wie die jetzigen Amerikani-
schen Wilden, ausgehen, sich so zerästen konn-
ten, wie diese sich zerästet haben, und über-
haupt das werden mufsten, was sie sind? Hin-
gezogen fühlt man sich zu der Überzeugung,
dafs, wenn Menschen, wie die geschilderten,
in früher Zeit, wo man in diesen Gegenden noch
nicht die Bedürfnisse und Lebensweise indefs
weiter zur Civilisation fortgeschrittener Stamm-
. *) Wörtlich stimmt jene Beschreibung der Be-
handlung der kleinen Kinder mit Long's Voyages and
travels (Lond. 1791) S. 54. überein. Ein Znaammen-
treffen in eo vielen Umständen ist nicht blofs vona
Zufall und der Gleichheit der Local- Verhältnisse
erzeugt.
' **) Voyage de Mr. Antermony ^ Gentilhomme a l'a
SHite de ['Ambassadeur de la Russie a Chine. J. BelVs
Travels from St. Petersburgh in Russia to various parts
of Asia (Edinb. 1788- ) Vol. 1. S. 280. Man vergleiche
auch Humboldrs' angeführte Erklärung, dafs „das
Menschengeschlecht keine einander nähere Racen habe,
als die der Amerikaner, der Mongolen und Mantchu."
345
verwandten und Nachbarn kanute, wo noch nicht
mächrige Reiche, wie China und Riifsland, auf
den Zustand jener Bewohner der Wihlnisse ein-
gewirkt hatten ; wenn damalils solche Menschen
von dort übergegangen waren in das so nahe
Amerika: so konnten diese die Stammväter der
jetzigen Amerikanischen Vv^ildenvveTden, eben
so gut wie Tschuktschen ge\vifs von Einem
Stamme sind mit den noch nördlicheren Be-
wohnern der neuen Welt. Wer möchte in den
schwachen furchtsamen Eskimos an deräufsersten
ISiordküste von Am.erika die Stammg^env0ssen der
kriegerischen Tschuktschen erkennen, und dock
sind sie augenscheinlich so nahe verwandt, und
der Zn>,tand jener ist selbst erklärlich aus ihrer
Zersprengung. Auch wenn jenes Zusammen-
treffen der Lebensv/eise und Körperbeschaften-
heit der zunächst unter jenen Eskimos \vohnen-
den Nordajnerikanischen Jägervölker mit den
Tungusen nicht so vollständig und schlagend
wäre: sie könnten sich durch veränderte Local-
\'erhältnisse verändert haben, und doch zusam-
men hängen. Ich rede aber nicht blofs von den
Tungusen und ihren noch jetzt bekannten
Stammgenossen, sondern von allen ähnlichen
Völkern jener Wildnisse in Nordost-Asien, die
eine gleiche Lebensart führen, oder vielleicht
vor den jetzigen Tungusen in eben denselben
Gegenden führten. Und man wende nicht ein
die Verschiedenlieit der Sprachen Amerika's,
den Mangel aller Hausthiere bey den dasigen
Wilden und aller Viehzucht wenigstem^ in der
ganzen nördliclien Hälfte der neuen Welt,
Wer vermag, die Umstände zu berechnen,
unter welchen Völkerhorden aus dem einen
Welttheil in den andern kamen ? Hunde fanden
34<5
sie in Amerika nicht oder nur wenige. Erfolgte
der Übergang solcher Menschen in der gleich-
sam an einander hängenden Kette von Insel zu
Insel, wo man vom Fischfange leben mufste: so
wäre die Vernachlässigung auch jenesHausthieres
be-Jreiflich genug. Auch der Tunguse mochte
einst so gut als gar keine Hausthiere haben: da
die Benennungen derselben in seiner Sprache
fehlen, und die, welche sie haben, aus fremden
Sprachen entlehnt sind '•'). Dafs den Nord-
Amerikanern Viehzucht fehlt, kann theils an der
Seltenheit zähmbarer Thiere liegen, theils ist
die Frage, ob die Einwanderung in Zeiten er-
folgte, wo die der Viehzucht gemeiniglich vor-
her gehende Jagd -Periode wenigstens in diesem
Norden Asiens schon vorüber war, oder ob nicht
jene Asiaten, wenn ihre Vorältern die Viehzucht
gekannt hatten, in Wildnisse zurück gedrängt,
und durch die gewaltsamsten Veränderimgen
davon entwöhnt, sie beym Übergange selbst
wirklich nicht mehr hatten, und bey dem Auf-
enthalte auf Küsten und Inseln von jedem Ge-
danken an Zähmung und häusliche Benutzung
der Thiere entwöhnt wurden. Wie mancherley
Schwierigkeiten der Viehzucht und Zähmung
der Thiere auch in Süd -Afrika entgegen stan-
den, hat Lieh lenst ein in seiner angeführten Reise
gezeigt und weiter auszuführen versprochen.
Wenigstens die Süd- Amerikaner „haben gegen
die Milch einen entschiedenen Abscheu" -•■*):
wie mancherley andere Umstände, die in der
bey Übergängen der Völkerhorden aus Asien
nach Amerika voraus zu setzenden langen Zeit-
reihe eintreten konnten, mag die Dunkelheit
der Vorzeit und die Unbekanntschaft mit allen
*) Mithrid. Th. I. 8.528- **) Äzara a. a. O. S. 246.
347
Local- Verhältnissen verbergen. Hat doch der
nördlichste Amerikaner auch nicht die Renn-
thierzucht, welche die nahen Stammverwand-
ten, die Tschuktschen, mehr als irgend eine
andere Nation ciiltiviren gelernt hat.
Haben diese Tschuktschen auf die auffal-
lendste Weise mit jenen Bewohnern des äufsersten
Nordens von Amerika so augenscheinlich einer-
ley Sprache behalten: so folgt daraus nicht, dafs
andere, vielleicht einzelner, über die Inseln
übergegangene Horden die Spuren ihres Ur-
sprunges und Zusammenhanges in ihren Spra-
chen eben so treu und sichtbar bewahren mufs-
ten. Blieben jene isolirter, umgeben von Ge-
genständen eben der Art, als sie vorher gehabt,
ohne das ßedürfnifs neuer Benennungen; und
wurden dagegen diese vielen Veränderungen
ausgesetzt, und bald umgeben von mancher-
ley früher, schon veränderten oder von andern
Stämmen ausgehenden, vielleicht eingebornen
Völkern: so wird selbst jene Sprachverschieden-
heit ursprünglicher Stammgenossen begreif-
lich. Und wer wollte noch verzweifeln, dafs
nicht unter den sehr vielen Amerikanischen
Stämmen zwischen demMissisippi und demGila,
von denen wir wohl wissen, dafs sie verschie-
dene Sprachen reden, aber ohne diese näher
zu kennen, noch, wo nicht eine so vollkom-
mene Sprachverwandtschaft , wie jetzt erst
zwischen Tschuktschen imd Grönländern ent-
deckt worden ist, doch wenigstens manche, den
Asiaten nähernde , auffallende Sprachähiüich-
keiten aufgefunden werden mögen? V^ürden sie
indessen auch nicht aufgefunden: so entbehrt
die Überzeugung von der hohen Wahrschein-
lichkeit des Zusammenhanges Nordwest- Ameri*
S48
kanisclier unä Nordost- Asiatischer Völker zwar
dieses Beleges der Gewifsheit, aber das Gewicht
der übrigen Gründe bleibt ungeschwächt, und
die Voraussetzung, dafs jene Völker auf diese
Weise das wurden, was sie noch sind, den zu er-
klärenden Umständen vollkommen angemessen.
Unter den folgenden ähnlichen Lauten Ame-
rikanischer und Nordost- Asiatischer Sprachen
mag ein grofser Theil gerade hin für ein zufälii-
ges^^Zusammentreilen gelten, ziimahl je gröfser
die örtliche Entfernung der Nationen ist, die
diese Laute gebrauchen. Ob unter den übrigen
nicht so entfernten Völkern wenigstens ein An-
fang sich zeigender Sprach venvandtschaft ge-
fanden sey, mag unentschieden bleiben, bis
vielleicht diese Winke genauere Untersuchungen
der verglichenen Sprachen veranlafst haben.
Vater: Vilela, im Westen des P;iragiiay, . . op.
Koiowskiscli und Assanskisch, an der
Osiscite des Jenisei, op.
Mutter: Tuscaror..;, eine der C verbündeten Na-
tionen in Nord- Amerika, . . . a?mh.
Tungusiscb «"ßc.
Grönlandisch ananak,
Tatariscli ^na od. anakai.
Sohn: Am Pcnobskot, an der Nordgränze
der verein. Staaten , navmn.
Samojedisch nioma.
Bruder: Quichua in Peru . Imaquey.
Tungusisch und Lamuiisch . . akki od. aki.
Illinois, zwischen Missisippi und Ohio
{mein Bruder), rii^"-
Samojedisck . neLa.
Mann: Tuscaroras nehcts.
Kalmücken "ököf.
Weib: Tuscaroras kateocca.
Tatarisch ^'(^dxli.
Kind:^ Narragansets, in der Bay dieses Nah-
mens, die Rhode Island umschliefst pappoos.
Koiowskisch pap.
Dela warisch nüsc/j.
Samojedisch nürschu.
Mensch: In Akadien kasona,
Ostiakisch • kassee.
549
In Neu -England peechten.
SaiTJOJedisch patsch.
TaraJiumariscIi, im Norden TOn Neu-
Mexico, jachcala.
Jukagiriscli an der Lena jongla.
Kataliba, an der Ostseite des untern
Missisippi neetooh.
KalmiitJcisch nidun.
Mahikuntiiscli inNew-York. und Mas-
sacliuset ketksq.
Tatarisch kus.
Brasilisch dua.
Imbazkisch, ein Ostiaken. Stamm am
Jt-nisei, dees.
Chilesen pilun,
Osriaken pit.
Huastekisch, im Nordosten von Mexiko, ^cal.
Nach Spanischer Aussprache. *)
Mongoliscli cha/ga.;
in Yiikatan cal.
Kalmückisch. chol.
Quichua ......... kalla od. kalli.
Mongolisch und Kalmückisch . . kyle, keien.
Karibisch inigne.
Tiingiisisch ingni.
Tarahumarisch ' . . etsc/iaguala.
Tjtarisch . ♦ sagcd od. sa/ial,
Kaliriückiseh sachy/,
Huastekiscli fiyic.
Mongolisch ........... tac/ioi.
Sabipokonisch, im Osten von Peru, gunaipuime.
Anf Knrilischeu Inseln puim.
Karibische Weibersprache .... nire.
Mongolisch , nyre.
In Yiik-Ttan kaba.
Bey den Mantschu Aebou.
In Neu- England com.
Tatarisch kun,
Tarahumarisch taica.
Korakiscli tüikät,
Arn wakisch in Guiana cattehee,
Kurilisch kitta.
Huastekiscli ot.
Tatarisch oda.
Algonkins, Delawaren, Chippeways, alank.
*) Man wird übrigens nach [den Ländern, unge-
fähr unterscheiden, was nach Russischer, Engli-
scher, u. s. w. Aussprache aufgefafst ist. Künftig
wird es jedes Mahl angezeigt.
550
Stern :
Wind :
Tag:
Jahr:
Wasser:
Meer t
Flufs:
I'euer :
Stein t
Banni:
Holz:
Rinde:
Feld:
Getraide I
Tis<^^ :
Federt
Berg :
Haus :
Brot :
Kotow «tisch aLrtjean.
Assanskisch a^aL
Honiagua am Maraiion . . ... . ehuctu.
Ostiakisch ^at.
Yarura, westlich vom Orinoko,' . . <^»«
KtiriUsch .......... doh.
Quidma huafa.
0.sfi:>kisch ^loet.
Mexikanisch «''^'
Wogulisch in Tübolsk «.gfA
Delawarisch ^^i'.
In Neu -Schweden h]'
Samojedisch *^''
Norton -Strafse . . . . . . • • mcoe,
Tunsusisch "7a.
Mexikainscli • "'V«""-
Jakutisch au der Lena bajagal.
Vilela '(fi^-
Tatarisch . ^del.
Brasilisch . 'afa-
O'-tiakisch fat.
Mexikanisch tetf.
Kora in Neu -Mexiko teteti.
Tatariscli ff^'-
Mossa, in der Mitie von Süd- Amerika, jucuchu
Ostia», isch >c/^
Chippewaviscli mitttc,
Saraoiedisch rnide.
Quichua cara.
Ostiakiscli fiar.
Tatarisch f^a^ry.
Ylaxtx coniico.
Jakutisch chonu.
Kora für Mais y^i""-
Tatarisch für Rocken aryt,
Kochiniisch in Kalifornien .... cahal.
SaiTiojedisch kual.
0«tiakisch kul.
Pokonchi im Süden des Mexikanischen
Reiches ^ar.
Samojedisch karre.
Mobiuia im Osten von Peru . . . bilau.
Tatarisch balyk^
Tarahumarisch lupa/a,
Tungiisisch iepero.
Mexikaniscli * • • tepetl,
(tl ist Endung.)
Tatarisch f^pe-_
Mexikanisch C"^'''-
Wogulisch ^a^-
Cliikkasah an der Ostseite des untern
Missisippi Mv./oo.
351
PompokoIIi, an dar Westseite des Jenisei, kotta.
In Yucatan . , . . . ... . . . zac.
Mongolisch ..,..-.... zagan.
Deiavvarisqh suckeu.
Sainoiedisch sage.
C!liiesi^cll curi.
Tatai-isch Aara.
Chippewayisch achib.
Tarariscli aschil.
IVIbaya, an der Westseite des Paraguay, am,
Woguliscli am.
WaiKuriscli in Kalifornien * ) . , . bi,
MongoliscJi, Mandsclmrisch und Tun-
gusiscli bi,
Delawaviscli ' ni,
Muskohge, an der Ostseite des Missi-
sippi aneh u. aiUKli.
Pirnas, im Norden. von Neu - Mexiko, ani.
Chiquitos, an der Westseite des obern
Paraguay, ni.
Mexikanibcli ne.
Algoiikiscli ni.
Mongolisch ni,
Tiingusisch nai.
Motoren , z-wischen Samojeden und
Tataren, . ne.
Hnastekisch tata.
Jukagiriscli tat.
Chippewayisch njin,
Osiiakiscli u. Wogulisch . . . nan, nin, non.
Galibisch tcrL
Samojedisch te.rtm.
Mahikannisch aschta,
Lannitiscii attschci,
Totonakisch, im Osten von Mexiko, ento.
Tarariscli onda.
Algonkisch mandadihi,
TatariscJi, für: liier, munda.
Lille, im Westen des Paraguay, . . czt.
Tataiisch ust.
Tarahumariscii alt.
Wogulisch . all.
Chilesisch hula.
O'^tiaki'^ch kolim.
Totonakisch tati.
Samojediscii ttiti.
*) Hervas will Sprach ähiilichkeiten zwisclieti
Kalifornien und den Tataren bemerkt haben, \v;ihi-
scbeinlich sind die hier und bey: Fisch, benierkteji
Fälle senieint.
Aber kamen Asiaten nach Amerika, nicht
umgekehrt Amerikaher nach Asien .? so dafs letz-
teres die Ursache des Zusammenhanges zwi-
schen beyden wäre. Diefs ist nicht blofs an sich
möglich erschienen: wahrscheinlich hat es Jef-
ferson durch Gründe zu machen gesucht, wel-
che auf die Menge der Sprachen in Amerika ge-
baut sind * ). Man finde, wenn man die Spra-
chen der Völker Amerika's und Asiens nach ih-
rer wahrscheinlichen Abstammung ordne, im-
mer zwanzig verschiedene in Amerika gegen
Eine in Asien, nähmlich so verschiedene, dafs
die Aehnlichkeit zwischen ihnen ganz verloren
ist. Nun sondere sich zwar in einigen Jahrhun-
derten ein Dialekt von dem andern; aber eine
ungeheure Zeitlänge sey erforderlich , um
selbst die Spuren ihres gemeinschaftlichen Ur-
sprunges zu verwischen. Diese lange Zeit-Pe-
riode also sey bey den Amerikanischen Sprachen
voraus zu setzen, eine weit gröfsere, als bey
den Asiatischen; jene seyen älter als diese, und
Amerika also früher bevölkert gewesen , als
Asien.
Diese Gründe würden zu viel beweisen. In
den feuchten Ufergegenden des Orinoko, wel-
che die Jugend ihrer Befreyung von Wasser
verkündigen, aber bewohnt sind von Menschen,
die eine Menge von radical verschiedenen Spra-
chen reden, müfste das überwiegend höchste
*) Notes on die State of Virginia (Lond, 1787)
S. 160 ff, — Nicht diese Beziehung haben Gi/y's aus
der Armuth und Einfachheit vieler Amerikanischen
Sprachen hergenommene Gründe für die Höhe des
Alters der Bevölkerung von Amerika, auch kann
dieselbe daraus noch nicht gefolgert werden.
355
Alter dieser Sprp^chen voraus gesetzt werden,
wenn jene Gründe bänden, und nicht die
schnelle Zerastung der noch an keine feste Re-
gel gefesselten Sprachen in einander ganz un-
ähnlich werdende Zweige bey der Zerstreuung
roher, nur noch die ersten iNaturbedürfnisse
benennender Horden hinlänglich motivirtj und
auch anderwärts durch eine Menge von Beyspie-
ien belegt wäre. Z. B. nicht blofs unter den Sa-
mojeden und ähnhchen Völkern in Nord -Asien
sind sich die Sprachen einzelner Stämme auch
so gut als ganz unähnUch geworden, ohne dafs
defshalb diese Völker schon eine so ungeheure
Zeitlänge dort gesessen haben müssen, als die
Verschwendung fast jeder Ähnlichkeit ihrer
Sprachen unter andern Verhältnissen erfordern
mag: sondern selbst in Ländern, deren Bewoh-
ner Cultur an einander und an den Boden bin-
det, z. B. in Esthland und in Deutschen Wald-
gebirgen reden oft nachbarliche Dörfer, jedes
gleichsam eine andere Sprache, nicht blofs ver-
schieden durch die Aussprache sehr vieler Wör-
ter, sondern auch oft durch ganz andere Benen-
nungen nicht weniger Gegenstände: die Zer-
streuung dieser Menschen in endlose Wildnisse,
die Aufhebung aller Communication zwischen
ihnen, das um desto häufigere Hinzukommen
seit der Zerspaltung entstandener Ausdrücke
und Verscliwinden der ehemahligen gemein-
schafflichen, würden ihren Dialekten bald das
Ansehen eigenthümlicher, durchaus verschiede-,
ner Sprachen geben. *)
*) Ein merkwürdiges Beyspiel des Verannens
tler Sprache bey in Wildnissen getrennten, fort-
dauernd ganz isolirten Wenigen s. in den; Nach-
richten über Kalifornien S. 176.
554
In Nord -Amerika sind alle die angedeute-
ten Ursachen vorhanden, um eine völlige Tren-
nung der Sprachen seiner zerstreuten Bewohner
zu erklären: und kennen wir denn alle jene
Sprachen irgend genau genug, um zu behaup-
ten, dafs sich nicht noch zerrissene Fäden des
Zusammenhanges wieder an einander reihen,
und sich nicht viele dieser Sprachen eben so auf
eine gemeinschaftliche Quelle der Entstehung,
oder wenigstens zu einer dauernden Berührung
hinführen lassen, als eben solche Fäden bey dem
Sanskritt, Griechischen, persischen, Germani-
schen und Slawischen gefunden worden sind, ob
sie wohl lange für durchaus verschiedene Spra-
chen gehalten waren. Um der Sprachen willen
haben wir also nicht nöthig, den Ursprung des
gezeigten Zusammenhanges Asiatischer und
Amerikanischer Völker aus Amerika abzuleiten.
Gewichtvolle Gründe führen uns nach
Asien, um die Quelle dieses Zusammenhanges
dort zu suchen, besonders die Strömungen und
Bewegungen der Nationen, welche in früherer
Zeit offenbar auf der ganzen Nordost - Seite
Asiens Statt gefunden haben.
Kriege und Anhäufungen der Menschen-
menge in noch nicht bebaueten Ländern zeigt
die Geschichte als die Ursachen des Umher-
schwärmens der Nationen. Kriege der Ameri-
kanischen Horden mögen immer geführt worden
seyn, aber von einem dadurch veranlafsten gro-
fsen Aufbruche vieler Nationen ist in Amerika
keine Spur. Entweder wir setzen in Amerika
in der frühesten Zeit eine ganz andere Be-
schafienheit der Länder und seiner Bewohner
voraus, als irgend jemand jemahls dort ge-
' funden hat, und als auch nur irgend eine Spur
dort
355
dort vermuthen läfst *) : oder besonders letztere
Veranlassung der Strömungen der Nationen hat
dort nicht Statt gefunden. Es ist höchst wahr-
scheinlich, dafs sie von x\siens bekannter Men-
schenfiille ausgegangen sind, nicht aus der
Menschenleere beyder Amerika. **)
Fast blofs auf dem grofsen Plateau ron Me-
xiko'und in manchen Theilen von Süd- Amerika
fand man eine sehr zahlreiche Bevölkeruncr.
Wir lassen jetzt Süd- Amerika. — Die ungeheu-
ren Strecken von Neu-Mexiko und Neu-Bis-
caya waren im sechzehnten Jahrhundert noch
weniger bewohnt, als sie es jetzt sind, und jetzt
kann man im Durchschnitt auf die Ouadrat-
Lieue kaum neun Menschen rechnen **"). In
Mexiko und Peru selbst v/urden die Menschen
in einer sichtbaren Jugend aller Local -Einrich-
tungen und in erst vor ein paar Jahrhunderten
entstandenen verbindenden Reichen gefunden,
während in Asien dasMenschengeschlecht schon
durch lange Perioden vielfacher Veränderim<yen
durchgegangen war. Würde es in Amerika so
viel weniger zahlreich scyn , wenn es dort älter
*) Die Voraussetzung einer Criiheren Halb-Cul-
tur auf liiehreren Puncten von Amerika, die wir nö-
thig fanden, ist nicht Voraussetzung der Umstände
für ein Uaiherströmen der Völker.
**^ Von dieser Menschenleere, zum Theil
auch ihren Ursachen siehe Gumilla a. a. O. T. II.
S. 12a fF. u. Si6 ff. HumhoJdrs Ansichten der Natur,
S. 11. 25. 153. Ess. poiit. S. 285. Azara a. a. O.
S. 17. Nachi"ichten von Kalifornien, S. 91. IT. Char~
levoix im angef. Journal d'un voyage dans TAmeV,
sept. T. V. S. 66. Volnefs angeführtes Tableau, T. IL
S. 464. 65.
***) Humboldts Essai polit. S.Qo.
Miihrid. III. Z
35Ö
wäre, als in Asien r" Also das Unwalirschein-
lichste ist, dafs die in beyden Wehtheilen be-
findlichen Menschen Eines Stammes, Einer Le-
bensweise aus Amerika, die Jiöchste Wahrschein-
lichkeit, dafs sie aus Asien kamen.
Auch selbst Besonderheit des körperlichen
Charakters übergegangener Asiaten ist begreif-
licher in Amerika, als es im umgekehrten Falle
seyn würde, nirgends in Asien auch nur eine
Spur mitgebrachter Eigenthümlichkeiten der
Amerikanischen Rage zu finden, welche gewifs
mit den, nicht erst seit dem Übergange entstan-
denen Local- Verhältnissen zusammen hängen,
also wenigstens zum Theil nach Asien mit über-
ö-e^rangen scyn müfsten, wohl aber sich bey und
durch den Übergang der Asiaten in die dortigen
Local - Verhältnisse so ausgebildet haben kön-
nen, wie sie jetzt gefunden werden.
JNoch eine wichtige Begründung der Über-
zeugung, dafs der gemeinschaftliche Stamm
Asiatischer und Amerikanischer Völker in Asien
zu suchen sey, liegt in der gröfseren Bevölke-
runcr der Westküste von Nord -Amerika, und
in der Richlimg der Strömungen Nord.amerikani-
scher Völker. Die Erwägung besonders des
letzteren Umstandes wird noch mehr dazu bey-
tragen, um auch die letzte der aufgeworfenen
Fragen zu beantworten, nähmlich: wie die Ame-
rikaner das wurden, was sie zur Zeit der Erobe-
rung waren und noch sind.
Als die P^uropäer Nord- Amerika in Besitz
nahmen, fanden sie den westlichen Theil dieser
Länder weit dicker bevölkert, als den östlichen.
Diefs sagen alle frühe Besucher Amerika's, und
längst ist diefs Argument gebraucht worden, um
ichon aus ihm allein die Bevölkerung Amerika's
357.
von Asien her zu behaupten. Mögen viele Völ-
kerstämme , schon zerstreut und zerspalten
bey dem Durchgange durch Wildnisse, an der
Ostküste gewohnt, und erst seit der Festsetzung
der Europäer von da westwärts gedrängt, sich
an den Ufern des obern Missisippi und des Mis-
suri gehäuft haben; mag das Klima der Ost-
kiiste verhäknifsmäfsig kälter seyn, als das der
Wesdcüsie : immer ist die Anhäufung der Men-
schen an dieser ein Grund mehr für die Behaup-
tung, dafs sie die Quelle wenigstens eines Thei-
ies von der Bevölkerung Nord- Amerika's war,
und dafs diese auf die Weise leichter aus Asien
abgeleitet werden kann, als es umgekehrt wäre,
anzunehmen, dafs die zahlreich bevölkerte West-
küste sowohl der Ostküste Amerika's als Asien
Einwohner gegeben, oder selbst die ihrigen
von der Ostküste der neuen Welt bekommen
hätte.
Alle die Nordamerikanischen wilden Na-
tionen waren wandernde. Die Richtung der
Strömungen aller derselben zu ihren nachmahli-
gen oder gegenwärtigen Sitzen ist, nach wun-
derbar übereinstimmenden Traditionen, von
Nordweiten her, von da theils nach Süden,
tl^eils nach Süd - und Nordosten gegangen.
So behaupten wie die Muskohge, auch die Chik-
kasah, wie die Mahikans, so die sechs Natio-
nen, dafs sie über den Missisippi aus Westen
oder Südwesten gekommen. Die Bewohner
von Neu - England sahen den Südwesten als
ihr ursprüngliches Vaterland an, und hofften,
nach ihrem Tode dahin zurück zu kehren.
Von Norden vom rothen Flusse des Winni-
pie-Sees südlich an den Missuri gedrängt woh-
nen die Poncars und Chvennes, einst respec-
Z 2
558 •
table Nationen *}. Die Völkerschaften in Cina-
loa am Kalifornischen Meerbusen, von ihrem
Missionär Ribas sorgfältig über ihre Herkunit
befraget, versicherten alle, nahmentiich auch
die Ahome undGuayave, einstimmig, dafs aus
ihren von andern Völkern im Kriege eroberten
Ländern ihre Vorältern aus dem Norden einge-
wandert seyen **). Von fast alkn Völkern des
grofsen Plateau von Mexiko sagen alle ihre frü-
heren Schriftsteller, ihre Traditionen und ihre
historischen Hieroglyphen, dafs sie einst nörd-
licher wohnten, und sie weisen die Züge, be-
sonders der Tolteken und Azteken (oder Mexi-
kaner) bis über den Flufs Gila, der unweit des
Einflusses des Rio Colorado in den Kalifornischen
Meerbusen um den 34° in jenen fällt, und die
Ruinen der erwähnteri beyden Casas grandes als
Aufenthalts- Örter ihrer Züge nach.
Auch ist die gegenwärtige Lage der Nord-
amerikanischen Völker unter jenen Voraus-
setzungen sehr erklärlich. Wäre die Westküste
selbst und für sich die Quelle der Bevölkerung
eines grofsen Theiles von Amerika gewesen: ihre
Bewohner würden sich früher in bleibenden
Wohnsitzen zu einiger Civilisation erhoben ha-
ben. War aber die Westküste einst der Weg
zu verschiedenen Zeiten durchgehender Hor-
den, die theils dort sitzen blieben, thcils sich
über die östlichen Länder verbreiteten, theils
*) Lewis^s und Clarkes Reise an den Missuri,
übersetzt in Dippold und KötJie's allgein. histor. Ar-
chiv, B. I. H.H. S. 177. 188-
**) Andr. Perez de Bibas historia de los trium-
phos de nuestra eanta fee (Madrid 1645) B. I. C. VI.
S. 10. B. in. C. IlL S. 145.
55^
südlicher zogen: so pafst sich cLizu ganz der Zu-
stand, in welchem die Westküste, und über-
haupt Nord -Amerika gefunden worden ist. In
der Kette von Gebirgen, welche die Westseite
von Amerika auch dort durchlaufen, vereinzel-
ten sich die durchgehenden Völkerstämme, und
titatt dafs die Bewohner der Westküste sich vom
Fischfange nähren, wurden die Gastlich ziehen-
de» Stämme Jagdvölker, «chon bevor sie der
Ostküste näher kamen, an welcher sie damahls
ein wenig mehr civilisirt geworden zu seyn
scheinen, ; als sie es seit ihrer Zurückdrängung
von derselben sind. Südlicher ziehende Stämme
konnten sich, nach Osten gewendet, zwischen
demMissisippi und Rio delNorte verbreiten und
ansiedeln, oder ganz nach Süden gehen, wo sie
weder in Kalifornien, in welchem sich nr.r flie
hende Völker defshalb verloren haben und dort
geblieben seyn können', um desto sicherer vor
den sie vertreibenden Feinden zu seyn*), noch
in Neu -Mexiko und Neu-Riscaya, fruchtbare
Gegenden und Anlafs zu bleiben fanden, und
überhaupt nicht eher , als auf der grofsen
Bergebene von Mexiko. Hier hatte die Natur
gleichsam selbst einen Ruhepunct gegeben.
Die grofse Anhäufung den Menschen, in dersel-
ben, die mehr als dreyfsig radical verschiedenen
Sprachen, welche bey der Eroberung des Mexi-
kanischen Reiches dort geredet wurden, sind
nur dann erklärlich, wenn dorthin, nach ein-
ander zu verschiedenen Zeiten folgend, mancher-
ley Völkerströmungen kamen, Nationen von
verschiedener Art und. Abstammung, oder durch
vielerley Umstände eines, langen Umherschwei-
*) Nachrichten über Kalifornien » S. 99.
36o
fens veränderte Völkerstämme dort zusammen
gedrängt wurden, vielleicht von Süden wie von
Norden einströmende Völker: so wie auch ein
einic^er Mafsen vergleichbares Zusammentreffen
vonVölkern und Sprachen verschiedener .Art in
Klein -Asien Statt fand, nach den Zügen der
Völker dahin, theils von Thracien her, theils
aus Armenien und Syrien; nur dafs diese Züge
nicht durch solche ungeheure Wildnisse erfolg-
ten, wie die zur Bevölkerung der Gebirgs-
ebene von Mexiko, Anahuak genannt: oder so
wie der Kaukasus mancherley Überbleibsel dort
sitzen gebliebener Theile von vorbey- oder
durchgezogenen Nationen enthält. Dafs wir
von den Zügen der Völker von Norden herab
an der Seite von Kalifornien nicht mehr Spuren
finden, nicht Überbleibsel der durchgegangenen
Völker: wer wollte daran einen Anstofs neh-
men? Zeigt uns etwa die Nordküste des schwar-
zen Meeres, zeigen uns Bessarabien, die Mol-
dau und Wallachey, oder auch die Gegend von
Aquüeja und Triest noch Spuren und Überbleib-
sel der Hunderte von Völkerzügen, welche durch
sie zur Bevölkerung Europa's, oder zur Uber-
strömung der schon besetzten Länder mit neuen
Bewohnern erfolgten? Oder haben sie uns
etwa Nahmen erhalten, welche die durchzie-
henden Völker in ihren Sprachen einzelnen
Gegenden beylegten? und haben wir mehr
Recht, zu erwarten, dafs Tollan und andere
Nahmen der Wohnsitze der Tolteken jetzt noch
wieder aufgefunden würden?
Vielleicht dafs auch Züge von dem Pla-
teau von Mexiko weiter nach Süden herab er-
folgten. Die Verbreitung der Mexikanischen
Hieroglyphen und Sprache bis zum 10° nörd-
5^1
lieber Breite *) ist ein Beleg dazu. A''ielleicht
dafs die Strahlen eines Centrum älterer Cultur,
von wo die künstlichen Spracheinrichtungen in
Peru und am Orinoko ausgingen, über Ana-
huak fortgepflanzt wurden, und dafs jenes Cen-
trum in Ländern zu suchen ist, von weichen aus
auch ähnliche Strahlen nach Grönland und an
den Hudsons -Flufs gesendet werden konnten.
VVelcherley abwechselnde W^irkungen und
Gegenwirkungen der Völker auf einander mö-
gen in diesem \veiten Welttheile seit der Grund-
legung seiner Sch-icksale erfolgt seyn, zumahl
wenn den ursprünglicheren Bewohnern von Zeit
zu Zeit von mancherley Seiten her neue An-
kömmlinge zugeführt wurden, an der Ostküste
aus der Mitte der durch ihre Seefahrten bekann-
ten Nationen, an der Westküste etwa Seeräu-
ber, welche die entgegen gesetzte Küste Asiens
vielleicht schon längst hatte , oder Trümmer
Mongolisch - Chinesischer Flotten.
Ob nicht die in das nahe Nord - Amerika
übergehenden Asiaten auch dort schon Bewoh-
ner vorfanden; ob nicht Süd-Amerika seine ei-
genthümlichen Bewohner, entweder dort ent-
standen, oder weit früher dahin gekommen,
schon hatte — wer wollte diefs entscheiden?
wer den dichten Schleyer heben, welcher die
ältesten Schicksale der neuen Welt überdeckt?
Ob, als schon die Welt Menschen hatte, noch
Nord -Amerika mit Asien, vielleicht, wie man
gemeint hat, Süd- Amerika mit einem andern
\Velttheile zusammen gehangen habe: darüber
.iibt es ganz und gar keine ßejahungsgründe,
* ) Siehe Hervas. Saggio pratico delle lingue .
S. 72.
5Ö2
Ist die vegetabilische Schöpfung ge'wifs eine
eigene in jedem Welttheile : so mag es auch die
thierische seyn, obwohl von 25 Kamtschadali-
schen Landthieren 17 in Nord- Amerika gefun-
den werden, und viele Amerikanische Thiere
sich bestimmt und in bestimmter Reihenfolge
von dem nördlichen Amerika aus im südhchen
ausgebreitet, und selbst die Spuren des We-
ges, den sie einschlugen, gelassen zu haben
scheinen *). Wir übergehen die Fragen über
die Möglichkeit, die ganze thierische Schöpfung
beyder Amerika auf die der alten Welt zurück
zu bringen: mit dem Menschengeschlecht ist
es etwas anderes. Diefs zusammen zu führen
entweder zu einer Quelle, oder zu so vielen
Stämmen, als sich wahrscheinlich machen, oder
es in seiner Zerästung zu beobachten, hat ein
anderes Interesse, und hat andere Merkmahle,
worauf sich dabey bauen läfst.
Auch die Beschaffenheit der Bevölkerung in
Süd -Amerika ist ein wichtiger Gegenstand der
Jlrwägung. Dort sind, wo möglich, noch mehr
Wildnisse , noch mehr und ausgedehntere sum-
pfige Steppen um die Ufer ungeheurer Ströme
oder wasserlose Ebenen **), dort ist noch mehr
Sprachverschiedenheit; die Spuren älterer Cul-
tur finden sich nur in dem oberen Theile der
oft schmalen westlichen Meeresküste, und be-
sonders auf den Rücken benachbarter hoher
Gebirge.
Die Identität der Rage der Süd- und Nord-
Amerikaner ist zwar von Vielen behauptet ***),
*) Azara a. a. O. S. 149.
**) Azara a. a. O. S. i^^. 15.
***) S. oben,, 5.30911.
56>
aber aiicli von Männern von Gewicht, wie Clavl-
gero , gerade hin geläugnet worden, der — er
selbst in Amerika geboren — ihre Verscliieden-
heit zu grofs findet, als dafs er sie auf Einen
Stamm zurück zu fi.ihren vermöchte. Hervas
vermuthet wegen des Mangels fast aller Spracli-
ähnlichkeit dasselbe *). Schwer ist die Entschei-
dung bey Völkern von der verschiedensten Art
und Lebenssitte, und bey der Wahrscheinlich-
keit, dafs auch mancher Beytrag zur Bevölke-
rung der Küsten von auswärt^ her gekommen
seyn könne. Wir durchdringen auch hier niclit
den Schleyer der Vorzeit.
Aber da auf sehr hohen Bergrücken die äl-
testen Denkmähler dortiger Cultur und dieRuhe-
puncte der frühesten Sagen sind, da anderwärts
Sumpfländer an den jetzt fast unzugänglichen
Gipfeln ihrer Gebirgswände bildliche Darstel-
lungen zeigen, die kaum anders als bey einem
andern Niveau desThaies dahin gekommen seyn
können: ist da nicht der Bück von selbst ge-
führt auf eine andere einstige Beschaffenheit die-
ser Länder, als Amerika bereits bewohnt wurde?
Schon Darwin schlofs aus der gröfsern Höhe der
Berge, der gröfseren Kälte der respectiven Kli-
mate und aus dem geringeren Grade der Stärke
der Thiere und der Ausbildung der Bewohner
auf eine gröfsere Jugend des Amerikanischen
Bodens. Wenn dieses auch in dieser Ausdeh-
nung eine unerweisliche Hypothese wäre, we-
*) Proleg. ad Vocab. poligloto, S. 51. Aritnie-
tica delle nazioni, S. 95. — Dafs Guaicuren am Pa-
raguay und in Kalifornien, unweit von jenen Yameoa,
unweit von diesen Yuuiaa, dafs Guainia inSonora und
in Veragua, Guama am Orinoko v/ohnen, ist noch
kein Beweii der Identität dieeer Völkerschaften.
nigstens die Südamerikanischen Grasfluren müs-
sen zum Theil erst später hervor getreten seyn aus
ehemahligen Seen. Vielleicht dafs ein beträcht-
licher Theil von Amerika erst später bewohn-
bar wurde.
Um desto erklärlicher wird der Zustand der
zahllosen Nationen im Innern von Süd - Ame-
rika, die zum Theil selbst bekennen, dafs sie
nicht die ursprünglichen Einwohner ihrer
Wohnsitze sind, wenn sie, dahin einst theils
von den Inka, theils von den Cariben, hierauf
von den Europäern zurück gedrängt, und dabey
in den Wildnissen mannigfaltigst zerästet, das
wurden, was sie jetzt sind. Wenn die Missio-
nen der Jesuiten in der Provinz Popayan, unter
andern Völkern, vorzüglich auch unter den
Quaquas, Paes und Timanaes errichtet waren,
und wir Quaquas, Paos und Tamanacas am
Orinoko erblicken '•'): wächst da nicht die
Wahrscheinlichkeit jener Vermuthung? so wie
durch die Vergleichung der vielen Nationen mit
ganz verschiedenen Sprachen in einer den Ein-
wirkungen der Europäer bisher eben so wenig
als das Innere vom obern Süd- Amerika ausge-
setzten, und zum Zufluchtsorte der Unabhängig-
keit geschickten Gegend, an den Ufern des
obern Missisippi und des Missuri, welche Na-
tionen sich wahrscheinlichst auch dort erst zu-
sammen gedrängt haben, und sich ohne Zweifel
in ihrer Abstammung zum Theil nahe, schon
•) Auf Karten der Histoire generale des Voya-
ges finde ich auch die Avanes und Salivas westli-
cher. Wohnten sie wirklich daniahls dort: so diente
auch diefs zur Bestätigung dieser Ansicht, Dafs die
Guama wahrscheinlich aus wesdicheren Gegenden
4£azuen> hat Gily bestimmt bemerkt.
vorher, bey ihrem Umherschweifen bis zum
Aufenthalte in anderen Gegenden, und dann
zwischen und an jenen Flufsgestaden un-
ter mancherley Wechsel ihrer Schicksale und
Nachbarschaften in Wildnissen so zerästet ha-
ben müssen, dafs auch in ihren Sprachen
nicht mehr Spuren ursprünglicher Vereine
übrig sind.
Dagegen erscheinen die Guaranies, verbrei-
tet über die gröfsere Hälfte des mittleren Süd-
Amerika, überall noch als nahe verwandte
Stämme; selbst in mancher Zerstreuung haben
sie die Gewähr ihrer einstigen engen Verbin-
dung in der Gleichheit der Sprache behalten.
Eng und fixirt mufs der Verein gewesen seyn , so
dauernd fixirt, dafs es auch der ganze Umfang
ihrer Ausdrücke und Sprachformen geworden
war, bevor manch e'Stämme von ihnen getrennt
wurden. Diefs führt auf ihren ruhigen Auf-
enthalt in ihren Wohnländern und auf einen
bleibenden Zusammenhang dieser: von der gro-
fsen Nation der Guaranies, zu bekannt durch
die Furchtsamkeit ihres Charakters, als dafs ihre
Verbreitung kriegerischen Unternehmuiigen und
Verdrängungen anderer Völker zugeschrieben
werden könnte, und von den kräftigeren Ho-
magua möchte wohl Süd-Amerika's ursprüng-
lichere und hauptsächlichste Bevölkerung abzu-
leiten seyn, neben ihnen von ein paar anderen
auch verbreiteten und fest sitzenden Nationen;
andere aber theils eingewanderte Ankömmlinge,
theils Zerästungen in ihrer Gesammtheit ver-
schwundener Völker oder auch von jenen früh
getrennter Stämme seyn. Ähnliche Zerästun-
gen und ähnliche Einwanderungen von Völkern
müssen im höheren Nord -Amerika voraus ge-
366
setzt werden, neben der Haupt- Nation, zu
der die Mahikans, Chippeways, Algonkins ge-
hören , deren Stämme sich aber unter mancher-
ley ungünstigeren Local- Verhältnissen und bey
einem unternehmcndeien Geiste etwas früher
und etwas weiter von einander entfernt haben,
da die Verschiedenheit ihrer Ausdrücke und der
Sprachbildung gröfser ist, als bey den Stämmen
der Guaranies, und deren zersprengte Äste zum
Theil bis zum Missuri verpflanzt worden seyn
mögen, wie man Beweise davon in dortigen
Sprachen gefunden hat.
Die meisten dieser Völker stehen jetzt auf
der untersten Stufe der bürgerlichen Verfassung,
zum Theil ohne Begriff von Eigenthum, fast
noch tiefer, als die Völkerschaften der südlichen
Hälfte Afrika's, bey deren Mehrzahl ein näheres
Zusammentreten der Einzelnen unter sich oder
an Oberhäupter bemerklicher ist als in Amerika.
W'^ir machen aus jenem Cultur -Zustande nicht
sogleich einen Schlufs »uf die Jugend der Völ-
ker; trüglich genug würde er z. B. bey den
Feuerländern seyn, deren Vorfahren wahr-
{«cheinlichst als versprengte, so früh dorthin zu-
rück'gedrängte Menschen anzusehen sind, dafs
sie in ihren einstigen Wohnsitzen noch nicht
einmahl an der Art von Cultur Antheil genom-
men hatten, welche die auch so weit zurück ge-
drängten Grönländer mit sich in ihr noch kälte-
res Land gebracht haben myogen. Aber wenig-
stens Spuren ihrer Vorzeit und früher gehabten
Sitze sind bey jenen Afrikanischen Völkern vor-
handen: in Amerika, besonders dem südlichen,
sind sie alle verwischt, ist nirgends auch nur
eine Tradition über Einflüsse der wenigen Rei-
che, die sich empor gehobeÄ hatten (das Mexi-
367
kanische ungefähr so wie das von Dahomey),
auf die tieferen und entfernteren Länder.
In Nord- Amerika, am Missuri und in West-
Florida sind noch Anzeigen neuerer Zerästuna
einiger Völkerschaften: wenn und wie hat sie
dort, wenn und wie in Süd -Amerika aufgehört?
wenn und wie sich der jetzige Zustand der Völ-
ker fixirt? Auch die kleinen Völkerschaften des
alten Griechenlandes setzten sich neben einander
fest, aber noch nicht so getrennt durcJi Sprach-
verschiedenheit und unter ganz andern Verhält-
nissen, als in den Amerikanischen V^ildnissen
Statt finden. Die Völkerschaften in Senegam-
bien haben sich in einander geschoben, aber
nicht Jagdvölker, sondern Landbebauer, zwar
beweglich, weil der fruchtbare Boden überall
die leicht^ Nahrung darbiethet, aber die Stamm-
verwandten einander bey abwechselnder Spal-
tung näher bleibend, weil sich ihre Sprache in
einem schon vorherigen, dauerhaften Zusam-
menleben fixirt haben mufs. Die Völker in Süd-
Afrika, auch zertheilt in Stämme, wandernd und
ohne feste Verbindung, haben sich nicht in dem
Grade zerästet, wie in Amerika, denn überseh-
barer sind die Steppen ihrer Züge, gleichsam
verwachsen in seinen. Wildnissen, mehr und
dauernder getrennt die Zweige Amerikanischer
Völkerstämme. Die Nordost- Asiatischen Jäf^er-
völker sind sich nicht mehr so überlassen, wie
die meisten Amerikanischen in ihren Wildnissen,
und gewöhnter an die Verhältnisse zu ihren Ge-
biethern und an manche Bedürfnisse dieser; und
nicht einmahl sie also biethen einen vollkom-
men passenden Vergleichungspunct dar. Wir
finden fast nirgends diesen Punct zur Verglei-
^hung jener Zerästung, und überhaupt des jetzi-
368
gen Zustandes der Nord - und besonders der
Südamerikanischen wilden Völker: wenn er
nicht etnva in den zersprengten Jägervölkern im
Norden von Indien, die Arrian beschreibt, oder
auf dem Kaukasus , oder vorzüglich in der Aus-
fviefsuns; grofser Völkerstämme in dunkler Vor-
zeit über die damahligen Wildnisse, 'z. B. Foh-
lens und Germaniens, zu finden ist. Nur die
Völker, welche auf dem grofsen Plateau von
Mexiko zusammen getroffen waren, mögen sich
einiger Mafsen mit dem Zusammentreffen der
erwähnten Kleinasiatischen, so wie auch der Ita-
lischen Völkerschaften vorRom's Gründung ver-
gleichen lassen, jedoch auch letztere waren
nicht zunächst in solchen Wildnissen zerstreut'
und isolirt ^vorden, wie wir eine solche Zer-
streuung und Isolirung vor dem Zusammentref-
fen voraus setzen müssen, um den Zustand der
Völker Anahuaks zu erklären.
Seit der Entdeckung Amerika's haben je
mehr und mehr die Besitzungen und Einwirkun-
gen der Europäer den weiteren Strömungen und
Wanderungen der Amerikanischen wilden Völ-
ker ein Ziel gesetzt, und ihre Zusammendrän-
gung in innere Länder, ihre Beschränkung auf
die wildesten und der Cultur in der üppigsten
Vegetation entgegen strebenden Gegenden ver-
anlafst, wo sie grofsen Theils in einem traurigen
Zustande leben, gedrückter durch die äufsere
Lage viele Völkerschaften im höheren Nord-
Amerika; roher viele Völkerschaften an den
feuchten Fluls- Ufern, z. B. des Orinoko in Süd-
Amerika; fast alle in einen melancholischen Chau
rakter versunken; häufig im Mangel der noth-
wendigsten Nahrungsmittel ; ohne zahlreiche
Naclikommenschaft, zum Theil auch dadurch,
3^9
dafe bey vielen Südamerilcanischen Völkern die
Mütter ihre meisten Kinder vor oder nach der
Geburt vernichten ; nicht blofs geschvväclit
durch Krankheiten und innere Kriege des, auch
neben ihren fremden Feinden, ohne Versöh-
nung fortdauernden National -Hasses, sondern
oft fast aufgerieben durch diese grausamen Krie-
geszüge, welche, besonders in Süd -Amerika,
nicht die Erwerbung von Unterthanen oder die
Behauptung eines Herrschergebiethes für die
Nation oder für ein um sich greifendes Ober-
haupt, sondern nur Mord und Raub zum Zwecke
haben; eines ungeheuer ausgedehnten Jagdge-
biethes bedürftig, um genug Wild zu haben,
oder zusammen gedrängt, und desto mehr in
Streitigkeiten, selbst des Unterhaltes wegen,
verwickelt; bey ihrer Lebensweise, einer stäten
beschvv-erlichen Jagd, \vovon ihre Nahrung bey
nahe allein abhängt, und wozu den Nord- Ame-
rikaner der Absatz des Pelzwerks an die Euro-
päer einladet, immer unstät, wild und zerstreut,
auf seine eigenen Kräfte beschränkt und sie mit
Gefahr aufopfernd, unabhängig und unverträg-
lich, zu Haufen, aber nicht zu Gesellschaften
vereint, ohne Sinn für Erhaltung, und nicht
angezogen an den Boden; und doch gröfsten
Theils zu ohnmächtig, um sich nach Gefallen
auszubreiten; von den benachbarten Europäern
entweder nur geduldet, oder wenn auch in ih-
ren Gebirgen und Wildnissen unüberwindlich,
lind in ihrem ursprünglicheren Zustande erhal-
ten, wie z. B. die fünf Nationen, die Apaches
und di-e Patagonier, doch kaum im Stande zu
irgend einer gröfseren Unternehmung, alle an-
dere bey getheiltem Interesse ohne Vereini-
gungspuncte, bey dem Gefühle der Einzelnen
570
für das, was sie einst waren, und dem Be-
wufstseyn persönlicher Tapferkeit, ohne Kraft
der Erhebung '•^).
Von Süden fangen wir die Betrachtung der
Amerikanischen Völker und Sprachen an, theils
weil wir eben Afrika abgehandelt, und angese-
hene Gelehrte an einen einstigen Zusammen-
liang Afrika's mit Süd- Amerika geglaubt haben,
wenigstens aber Beyträge zur Bevölkerung der
neuen V^^elt, von Afrika nach Süd -Amerika
übergegangen, nichts weniger als unwahr-
scheinlich sind; theils weil überhaupt ein gro-
fser Theil der Bevölkerung Amerika's von Nor-
den her erfolgte, und die ursprünglicheren Ame-
rikaner, auf diese Weise nach Süden gedrängt,
in diesem Süden entweder überhaupt oder we-
nigstens vorzüglich und weniger gemischt zu
suchen seyn dürften.
VVir theilen demnach Amerika also :
1, Süd- Amerika mit den sich dRT^Ln schliefen*
den Inseln, und zwar:
I. die Südspitze im Westen bis Chüi, im
Osten bis zum Rio de Plata;
II. die Ostküste vom Rio de Plata und Uru-
aay bis zum Ausflüsse des Maranon
oder Amazonen -Flusses und Para;
ni. Länder am Parana und der Ostseite des
Paraguays uj
IV. Läp-
*) Siehe auch Fo/ncy's treffliche Schilderung im
angeführten Tableau , T. II. S. 479. 80.
571
IV. Länder an der Westseite des Paraguay
bis zu den sumpfigen Steppen und"" Ge-
birgen im nördlichen Chaco^
V. Küstenland Peru;
VI. Länder im Osten von Peru bis gegen
den Ucayale herauf;
VIL Länder im Osten von Quito am obern
Maranon bis zum Rio neg;ro ;
VIIL Länder zwischen dem Rio negro und
dem obern Orinoko;
IX. Länder zwischen dem Cusanare und
tiefern Orinoko;
X. Nordküste;
XL Nordwestlichste Gebirgsländer bis zur
Erdenge Darien.
2. Mittel. Amerika^ das merkwürdige Plateau
von Mexiko und die damit zusammen
hängenden Länder südlich bis zur Erd-
enge Darien, nördhch bis zu dem Rio
Colorado über Kalifornien und dem Rio
del Norte.
3. Nord- Amerika:
I. V^estküste bis
IL Länder zwischen dem Arkansas, JVIis-
suri und Missisippi;
IIL Länder an der Ostseite des Missisippi
bis über den obern Ohio nach den öst-
lichsten grofsen Seen herauf;
IV. nördlichere Länder von der Ostküste
und der Hudsons -Bay an über und
unter den grofsen Seen bis gegen die
westliche Gebirgskette;
V. nördlichste Küstenländer von Labrador
und Grönland an bis zu und unter der
Behrings - Strafse und den dasigen
Inseln.
Mithiid. IIL A a
372
Die Menge der Sprachen, welche beson-
ders in Süd- Amerika geredet werden, macht
eine Abtheilung des letzteren in so viele Iheiia
nothwendig, sie bind mit Bezug auf Zusammen-
hang; und Verhältnisse der Sprachen so angeord-
net In keinem der andern Welttheile ist die
Menae der Sprachen so grofs, aber auch hier ist
sie imter den angeführten Umständen der Zer-
ästuno- und Isolirung der Äste und Z^velge der
Völkerstämme nicht so ganz unverhähnifsma-
fsicT -), als es scheinen möchte. Man hat deren
an^MaraHon an 150 gerechnet: aber man be-
•denke auch den Lauf dieses ungeheuren Stro-
mes. Dem tiefsten Kenner und neuesten Be-
obachter eines sehr grofsen Theiles der neuen
W^elt erschien es nicht unwahrscheinhch, dals
sich die Anzahl ihrer Sprachen auf vier hundert
belaufen könne. Man hat früher ungeheure
Zahlen angegeben; aber selbst Missionäre,
welche in Amerika mit Aufmerksamkeit auf
ihre und andere Missionen gelebt hatten,
schätzten die verschiedenen Sprachen, mit Em-
schlufs ihrer Dialekte, auf 1500 bis 2000 **);
•) Da wir ja, unserer nianeelhaften Kenntnif» ^
des Innern von Afrika ungeacht^et, zwischen dem
Gixlbi, den Gebirgen von Habesch und Kongo, kaum
dem fünften TheileAfrika's, schon wenigstens sech-
zig Sprachen und Dialekte unterscheiden: und wie
viele Sprachen oder Dialekte gab es zur Zeit der Ro- j
mer am Kaukasus. S. Plinü Hist. Natur. B. VI. C. 5.
**) Giöv. Stanisl. Royo und Giov. Franc. Lopez in
Hervas Catalogo delle lingue conosciute, S. 21. Aber
diese Zahlen scheinen doch mehr auf Schlüssen
und ungefährer Schätzung, als eigentlicher Berech-
nung zu beruhen.
373
GUy •'), welcher die Sprachen Ame'rika's zum
eigentlichen Gegenstande seiner Forschuncren
gemacht hat, erklärt sich laut dagegen, cTals
der Amerikanischen Sprachen „unendlich viele
unzählige" • seyen, aber es gebe sehr viele
Dialekte. Im eigentlichen Mexiko, wo die Ursa-
chen der Zerästungen der Völkerschaften mehr
und mehr verschwunden waren, allein bemerkte
Clavigero -*) fünf und dreyfsig verschiedene Spra-
chen, und die beträchthche Anzahl davon, die
wir aus Schriften kennen, sind ganz radical ver-
schieden, und so gut als ohne allen Zusam-
menhang.
Der Sprachen Amerika's, welche sich ein-
zeln und nahmenthch aus den Nachrichten der
Missionäre und Reisebeschreiber aufzählen las-
sen, und in den folgenden Abschnitten dieses
Werks nach und nach theils geschildert, theils
wenigstens genannt werden sollen, sind mehr .
als/z/A?/ hundert. Mag eine nicht unbeti-ächtliche
Anzahl derselben ausgestorben seyn, sie waren
wenigstens vorhanden. Schhefst auch jene
Summe eine noch beträchtlichere Anzahl zusam-
men hängender Mundarten in sich ein: immer
ist die Menge der Amerikanischen Sprachen sehr
grofs. Unter den schon vorher entwickelten
Umständen und Verhältnisseh der Völker, wel-
che in Amerika Statt fanden, mufsten die dialek-
tischen Unterschiede der Sprechweise der ge-
trennten Stämme bald so zunehmen, dafs sie zu
völlig verschiedenen Sprachen wurden.
*) Saggio di Storia Americana, T. IIL Append. IL
C, IIL S. 282. Der Stammsprachen fand er am Ori-
noko für ein so ungeheures Land nicht zu viele, ver-
gleiche eben das, Bd. II. S. 200.
**) A.a.O. T. IV. Dissert. z. u. 2.
Aa a
I
5/4
Gruppen eng verwandter Sprachen treten
zvyar nicht blofs *im äufsersten Norden in den
Sprachen auf, in deren augenscheinlich grofser
Ähnlichkeit sich die enge Verbindung der nord-
östlichsten und nordwestlichsten Amerikaner be-
urkundet, sondern auch die Sprachen der zu-
nächst folgenden, weit ausgedehnten Länder bis
zu und unter den grofsen Seen bilden einen gro-
fsen Sprachstamm, zu welchem Knisteneaux,
Chippeways und Mahikans u. a. m. gehören.
Aufser manchen anderen Verbindungen der
Sprachen mehrerer Völker im Westen der süd-
lichen Provinzen der Amerikanischen veremig-
ten Staaten , im Vv^esten des Orinoko , in Peru
und Chili, wo wir überall Sprachen von einem
bedeutenderen Umfange erblicken */, hat in Sü-
den besonders der Karibische Sprachstamm eine
grofse Verbreitung, und der Guaranische einen
eben so aufserordentlichen Umfang seines Ge-
brauches, als jene nördlichen Sprachen und als
in Europa der Slawische Sprachstamm hat.
Jedoch auch diese Gruppirungen vermin-
dern die Anzahl der wirklich verschiedenen
Sprachen Amerika's nicht so beträchtlich , dafs
*) Eine Übersicht von einigen solchen Verbin-
dungen erhält man aus Hervas Proleg. z. Vocab po-
ligl.'S. a6. — Künstlich bewirkt war im Mexikani-
schen und Peruanischen Reiche die Verbreitung ihrer
Sprachen, und auch die Missionäre haben die Mafs-
reeel ergriffen, ihre Neubekehrten aus mancherley
Stämmen zum Gottesdienst in Einer, schon allgemei-
ner verbreiteten Sprache zu vereinen, welches wieder-
um zur Vereinzelung der Glieder dieser Stämme und
ihrer Dialekte beygetragen hat. In manchen Mis-
sions-Dörfern von werTigen Familien redet jede eine
andere Sprache.
sie nicht auffallend bliebe, und eine besondere
Aufmerksamkeit verdiente. Indessen eben so
wenig sind diese jetzt durcliauS verschiedenen
Sprachen alle als eigentliche Stammsprachen
und als verschieden in ihrer ersten Abstammung
zu betrachten. Die Ursachen derVölligen Zer-
ästung der Völker- und Sprachstämme in Ame-
rika's Wildnissen sind, so viel es bey solchen
Blicken in ungemessene Räume der dunkeln
Vorzeit möglich ist, in der vorher gegangenen
Einleitung angedeutet worden *), und zugleich
die Theile von Amerika, in welchen jene Zer-
ästung wahrscheinlich noch mehr als anderwärts
vorkommen mufste und vorkommt. Überhaupt
aber ist es an sich gänzlich unmöglich, dafs so
viele eigentliche Srammsprachen neben einander
entstanden seyn könnten. Es mufs weit meh-
rere einstige Vereine jener vielen Sprachen ge-
geben haben, wenn sie auch jetzt nicht mehr
nachzuweisen sind. Bey ganz vertrauter Be-
kanntschaft m.it jenen Sprachen werden gewifs
noch manche Annäherungen derselben an einan-
*) Auch GumWa (a. a. O. Th. II. S. 197.) hat:
über das Entstehen dieser VerscliiedeBheit der Spra-
chen einiae Benierknngen £;ehefert. Gily (Sajig. T. lil.
B. Ill C. X. S. 19R. ) unterscheidet gewisse akerthüm-
liche \\ örter am Orinoko, welche neben der gewöhn-
lichen Sprache in Gesängen nnd Erzählungen übrig
ceblieben cind, und welche also in die Zeit vor der
Zerästung zurück fi'ihren. Einen beträchtlichen An-
iheil an der Verschiedenheit der Dialekte schreibt Gf/y
d''ni ehemahhgen häufigen Verkehr mit andern Natio-
nen oder auch der Miscriurig einzelner HauFen zu, die
ihre Muttersprachen halb vergafsen, hall) verändert,
nnci durch aufgenommene fremde Ausdriicke ver-
mehrt, behielten. S. eben das. Append. P. II. C. IV.
37&
der entdeckt werden, und theils Verwandtschaft
theils gegenseitigen Einflufs verrathen. Spuren
eines, freylich vielleicht oft nur zufälligen Zu-
gammentreffens, durch sorgfältige Vergleichung
der zu Gebothe stehenden Hülfsmittel aufgesucht,
sollen bey den einzelnen Sprachen, wo sie vor-
kommen, dargelegt werden: sie können wenig-
stens Fingerzeige für künftige Forschungen seyn,
zum Theil auch schon jetzt einige Resultate ge-
währen.
Spuren von Ähnlichkeit zwischen Nord-
imd Südamerikanischen Sprachen sind sehr we-
nicT vorhanden. Gily '•') findet zwar die Ähnlich-
ke?t der Amerikanischen Sprachen überhaupt in
der Stellung der Wörter; welche aber ja die
meisten kunstlosen Sprachen unter sich gemein
haben, in der Gleichheit einiger vorgesetzten
Possessiv- Pronominen, z. B. im Maypurischen
nnd Mexikanischen , in diesem und dem Tama-
nachischen (aber leicht ist diese zufällig, und
wir bemerkten dergleichen auch in Afrika *=•=),
ohne defswegen des näheren Zusammenhanges
benachbarter Sprachen versichert zu seyn) und
in der Ähnlichkeit einiger Wörter. Hervas dage-
gen läugnet diese Ähnlichkeit gänzlich, indem er
blofs die Einflüsse einiger zerstreuten Stämme
der Karibeii in beyden Amerika'« ausnimmt ***),
Allerdings sind von den folgenden ähnlichen
Wörtern, welche sich, mir bey der Vergleichung
Süd-, Mittel-, und Nordamerikanischer Spra-
chen fast aliein dargebothen haben, noch die,
meisten aus dem Karibischen entlehnt.
*) Saggio di Stör. Aiperic. T. III. Append. T. IL
C. Xlll. S. S40 £F.
**) S. obenS. 197.
***) Proleg. z. Vocab. i^oligl. S. 31.
577
Colt: Oihounsch, im Norden VOR, Mexiko, oqha.
liiuoniscii fcki.
Yutr; Pokonchisch, im Süden von Mexiko, tat.
Grönländisch atat.
Mexikanisch , tatii.
Nadowessisch otak.
Aleutiscii ata.
Mossa, über den Chiquitos in der
Mitte von Süd -Amerika, . . . tata.
Vilela , im Westen des Paraguay, , . täte.
Karaibisch baba.
Tuscarorisch, eine der 6 verbündeten
Nationen in Nord- Amerika, ata od. baba.
Mtitter: Mexikanisch nantU.
Pottawatamisch um Fort Detroit . . nanna.
Vilela nane.
Brasilisch imd Guaranisch . , . . si.
Totonakisch im Osten von Mexiko . tzü
Sohn: Gröniandisdi . nuka.
Vilela . inake.
Eruder; Maypurisch, südwestlich vom Ori-
noko aji.
Aleutisch agi.
Tücliter: Yaoi, an der Nordküste von Süd -
Amerika, . cami.
Totonakisch ......... c.am_,
mit dem Beysaize der
Weiblichkeit.
;M?nschj Pokonchisch, inj Süden d^s Mexika-
nischen Reiciies, ...... vinic,
Yucatanisch und Huastekisch, letzte-
res im Nordosten von iVIexiko, . innic.
Grünländiscji innuk.
Köpf: Yaai . boppe,
Karibisch boupou,
Woccons, im Süden der Nordameri-
känischen vereinigten Staaten , . poppe.
Auge: Cliilesisch ne,
Katahba im Westen von Carolina . neetooh.
Othomisch daa.
Aleutisch .......... dag.
Fufs : Karibisch naugouti.
Miamisch am Flpsse Wabash . . . neecahteCi.
Nase: Mobimisch im Osten von Peru . . chini,
Othomisch xinu.
Mexikanisch yacafl.
Koliuschi, an deyN.ordwestküste . chatlju.
Eart ; Qtüchiia cunca.
Grönländisch . ..,...., ungit.
Sonne : Gröjlhindisch sckkinek.
Mossa sacche.
Mond : Mohiixiisck ..... .... yehi/ia.
578
Mond: Seneka, eine der 6 verbündeten Na-
tionen ^ . . . . yächquau.
Kiriii, am niedern Maranon in Bra-
silien, cayacu.
Ugaljachnuti neben der Belirings-Strafse kacha.
Erdet Gaiibisch und Tanianakiscli an der
Nordküste von Süd -Amerika . nono.
Karibisch rronum.
üiunländisch , nuna.
Meer? Haitisch bagua.
Tarahumarisch, im Norden von Neu-
Mexiko, paugui,
mit dem Beysatze manila.
Tag^ Vilela oto.
Kochimisch in Kalifornien .... ilo.
Eskimo uolok.
Nacht: Qiiichua_ • . t^ta.
Koijuschi . tat.
Feuer; Brasilisch .'. . ... . • . • • tata.
Muskohge, im Westen von Carolina, toatkah.
~ .' Yukatanisch • k^ akk.
Koijuschi kah.
Natche^ in Louisiana, ,,.... oua.
Karaiben ' ' . • ouattou.
Wald, Holz: Zamnca in der Nähe der Chiquitos, in
der Mitte von Süd -Amerika . . cgat.
Nadowessisch ochaw.
Baum: Mossa jucuchi.
Aleutisch • • jag»,jasak..
Stein J Mexikanisch . teil.
Koijuschi t^-
Thier: Zamuca cuchap^
■ Pokonchisch chicop.
Vogel: "Yukatanisch- ,-. .-. cliik' eh.
Koljnschi j . . . . chük.
Aleutisch schuk.
Henne; Mexikanisch .....:... totolin.
Tarahumarisch . totoli.
Fisch; Quichua und Aymarisch (auch in
Peru) challua.
Kadjak (Insel unter der nach den
fuchs - Inseln reichenden Nord-
west-Spitze) und die gegen über
Vi^ohntnden Tschugazzi , , , ihalljuk.
Haus; Muvsca in Neu -Grenada .... gut.
Oihomisch , . . . . . • . • ngu.
Grofs: Othomisch mannohö.
C]iippewayisch . . ... . . . mnnatou.
Weifs: Mnkobi , im Westen des Paraguay , . yalaga.
Kochimisch ^«^«.
Klein; Totonakisch cnta.
Tarahumarisch . . . , . . . . hhutä.
■ 379
Gut : Quicliua in Peru alli.
HnastekiscJi , • alhua.
Y^'ioi • eaure.
Sdukikani ouret
Essen; Mexikanisch ......... qua.'
Tarahumariscli . ." coa
Lieben: Yiikataniscli yacunah.
Huasrekisch canezul.
„ ,. , , , (^;a^ ist blofee Endung )
Kadjak und TscJuigazzi Aonukaka.
Schmerz: Quichua nanay
' ., Othornisch nany.'
vjio: lukaiaHisch caa.
Taraiiiunariscli /^la]
Ich: Lule, im Westen des Paraguay, . . qui's.
Totonakisch quit.
WaikuriscJi in Kalifornien .... tutau.
Ja= Mexikanisch yy^^
Miamisch ' i ve
Nein: Quichua .' .' .' ^^„'^^
Pokonchisch mana od. ma.
Wi« wenige sind nicht dieser Ähnlichkei-
ten gegen die Menge der verglichenen Spra-
chen? und sind sie Reste eines ehemahligen
Verkehrs der Nationen, oder grofsen Theils Zu-
fälligkeiten? Um auch nur mit einiger Wahr-
scheinlichkeit Verhältnisse zwischen diesen Spra-
chen annehmen zu können, bedarf es weit meh-
rerer Anzeigen. Zwischen Sprachen von Süd-
-Amerika, Sprachen von Nord -Amerika, Spra-
chen von Mittel- Amerika werden sie nachge-
wiesen werden, z. B. zwischen der Sprache Kora
in Neu -Mexiko und der Mexikanischen, wo-
durch auch die Vergleichung der Tarahumari-
schen, aus der Nachbarschaft von jener, mit
dieser einen Anhaltpunct erhält. Bey dem Me-
xikanischen wird auch dessen Vergleichung mit
den Sprachen der Nordwestküste angestellt.
Verhältnisse im Grofsen, zwischen entfernten
Puncten des ausgedehnten Welttheiles, haben
sich bis jetzt nicht weiter nachweisen lassen.
380
Eben so wenig wird es möglich seyn, über
die Amerikanischen Sprachen überhaupt und im
Allgemeinen Vieles zu sagen , über eine solche
Menge begreiflich so ungleicher, unter Menschen
von so verschiedenen Lebensumständen und ver-
schiedener Mittheilungsweise, wahrscheinUchst
auch von mancherley Abstammung entstandener
Sprachen. Auch stehen nicht alle auf einer so
niedern Stufe der Sprach- Cuhur, nicht alle ha-
ben ihre Grammatik blofs durch Anhänge an den
Anfang oder das Ende der Wurzeln auf eine ge-
gen zweckmäfsige Behandhmg dieser Wurzeln
und gegen geschickte Flexion so zurückstehende
Art gebildet, dafs nicht das Licht zu nachtheilig
w^äre, in welchem sie nach der Darstellung eines
scharfsinnigen Forschers *) erscheinen möchten.
Wenigstens der Mangel gewisser Buchsta-
ben, der sich in vielen Amerikanischen Spra-
chen findet, trifft mehr den Wohlklang, in so
fern er in möglichster Abwechselung der Laute
liegt, als die zweckmäfsige Bezeichnung der Ge-
danken. B, d, /, fehlen im Grönländischen,
Mexikanischen, Totonakischen, der Quichua
undLule, im Waikurischen, und an der Nord-
westküste über Kalifornien um Monterey **)j
aufserdem d in der Kora, Muyska und Mossa;
/im Brasilischen und Guaranischen , in der Mo-
kobi, Mbaya und Mossa, dem Aruwackischen,
und nach Gily in allen Sprachen am Orinoko,
aufber der der Guama, welche aber nicht ältere
♦) Fr. Schlegel über die Sprache und Weisheit
aer Indier, S. 50 ff. , „ . rr tt
**) S.^Lamanon in La Peyrouse s Reise, 1. U.
S. 211- Übersetzung im Magazin der Reisen,
Th. XVI. S. 238.
l
3Si
Anwohner, sondern aus Westen vom hohen
Apure gekommen zu seyn scheinen; s fehlt im
Brasilischen, Guaranischen, der Mokobi, Ya-
rura, Tamanaka und dem Othomischen, /im
Othomischen, der Miiyska und Mossa. Aber
wenn nun die meisten dieser Sprachen statt je-
ner beyden weichen Laute nur die härteren t
und p, oder häufig genug das weiche w brau-
chen: so ist diefs nicht wesentliche Unvollkom-
menheit, und ein oft in nahe verwandten Spra-
chen vorkommender Unterschied. Ist doch
zwischen den Dialekten des Maypurischen das
Verhältnifs der Laute, dafs, wo die eigentlichen
Maypureny sprechen, häufig die Guipunaven d,
die Kaveren schaben, und die Avanen auch bald
d, bald umgekehrt .r (nach Spanischer Ausspra-
che dem J gleich ) statt des Maypurischen t.
Die Gleichmäfsigkeit des Mangels des/ und an-
derer genannter Laute an von einander so ent-
fernten Puncten, so bemerkenswerth sie ist,
kann auch für sich noch nicht die Behauptung
eines gleichmäfsigen Ursprunges der Sprachen,
wo er Statt findet, begründen, wenn diefs auch
z, B. bey der Allgemeinheit des Mangels des f in
den Sprachen am Orinoko so scheinen könnte,
sondern eben so gut von einer gleichmäfsicren
Wirkung gewisser Local - Verhältnisse auf °die
Sprachwerkzeuge auch auf so verschiedenen
Puncten herrühren.
Mancherley Vorzüge Amerikanischer Spra-
chen hat G//y *) aus einander gesetzt, ohne ihre
Mängel zu verschweigen. Diese Vorzüge be-
treffen die Kraft und Nettigkeit des Ausdr'iickes,
die scharfe Unterscheidung mancher Zeitunter-
*) A. a. O. App. P. II. C. 6. u. 7. S. 295 ff.
582
schiede bey den Verben und Ableitungsformem
derselben u. d. Man wird Belege von dem Al-
len in dem Folgenden finden.
Grammatik können nicht alle Amerikani-
sche Sprachen haben, am wenigsten die Spra-
chen der rohesten und unbeholfensten unter den
Völkern dieses Welttheiles ein weitläufiges Ge-
bäude von Formen und Regeln. Aber ist es
nicht überraschender, ein solches Gebäude,
künstlich und mit Überflufs aufgeführt, bey so
vielen Völkern, die wir jetzt alle nicht in einem
dazu leitenden Zustande sehen, zu finden, als
so häufige Unvollkommenheit bey der weit
überwiegenden Mehrzahl? Von mehr als drey-
k\<y Sprachen Amerika's kennen wir einen durch-
aus verschiedenen grammatischen Bau, bey den
meisten derselben ist er recht künstlich ange-
ordnet. Wir würden ihn noch von mehreren
kennen, wenn es überall Beobachter gegeben
hätte, die für die Auffassung eines solchen
Baues, die mit nicht geringen Schwierigkeiten
verbunden ist, empfänglich und aufmerksam ge-
nug und es lange gewesen wären.
Der Unterschied aller dieser grammatischen
Formen und Einrichtungen ist ein höchst we-
sentlicher Unterschied der Sprachen selbst, und
wir sehen eben dadurch uns gehindert, Spra-
chen als genau verwandt zu betrachten, welche
aufser dem manche V^^örterähnlichkeiten zei-
gen =•'). Aber freylich mögen Sprachen in ihrer
•) Herthas hat diesen Grundsatz der Beurtheilung
näherer Verwandtschaft der Sprachen selbst aufgestellt,
aber er kannte die Grammatik der Homa^aa- Sprache
noch nicht, als er diese aller £;ramniatischen Verschie-
denheit unbeachtet an die Guaraiiische anschlofs.
385
Abstammung genau verwandt gewesen seyn,
bevor sicli einzelne ihrer Dialekte eine gramma-
tischere Ausbildung gaben, wie z. B. neben dem
grammatischer Formen vielleicht ganz entbeh-
renden Chippewayischen die Sprachen der Na-
ticks und Mahikans. Eben diefs Verhältnifs mag
neben der, an grammatischen Formen so reichen,
Grönländischen Sprache und vielen ihrer west-
lichen Schwestern Statt finden *),
In keiner der oben gemachten Abtheilun-
gen Amerika's fehlt es an Sprachen mit gramma-
tischen Flinrichtungen. Auf den verschieden-
sten Puncten, im äufsersten Norden wie im Sü-
den, ist die Anordnung die&er grammatischen
Formen besonders künstlich, und ein Überflufs
bald von dieser bald von jener Art von Formen
vorhanden. Die Sprachen des grofsen Plateau
von Mexiko haben den hinlänglichsten Vorrath
grammatischer Formen, das Mexikanische, die
Quichua, das Tamanakische am Orinoko, die
Sprache der Naticks über dem Hudsons -Flusse
haben einen Überflufs an Verbal -Formen, die
Timucuanä- Sprache in Florida an Formen an-
derer Art, die Sprache des kalten Polar- Landes
Grönland ist reicher an Formen, als vielleicht fast
irgend eine Sprache der Welt. Freylich sind
manche dieser Formen über einander gehäuft;
und so leicht und zart bewegt sich die Flexion
*) Es ist schwierig, bey tler grofsen Ähnlich-
keit vieler Wörter, und der daraus entstehenden
Wahirscheinlichkeit , dafs die Trennung nicht so
sehr spät erfolgt sey, die Ursachen eines so eingrei-
fenden Unterschiedes zu entwickeln. Aber das Fac-
tnni selbst liegt vor uns; die Urajichen verhüllt uns
die Dunkelheit der Umstände, unter welchen dietä«
Nationen lebten.
584
nicht, wie in deHJenigen Sprachen Europa*s, die
mit Recht Anspruch auf den Ruhm dieser Vor-
züge haben: aber immer sind auch sie Beleg tie-
fer und dauernd verbreiteter Reflexion.
Die gemeinsame Richtung einer Art jenes
Überflusses an Formen mufs hier noch genauer
dargelegt werden. Sie geht dahin, den Bezug
der Handlung auf ihr Object so genau und so
ausdrücklich als moglicli zu bezeichnen, und
scharf die Fälle zu unterscheiden, wo kein sol-
cher Bezug auf ein Object der Handlung vor-
■ handen ist. Diefs geschieht, z. B. im Mexikani-
schen, auch wenn jenes Object noch ausdrück-
lich dabey steht, ^dadurch, dafs z. B. das Perso-
nal-Pronomen, weiches sonst //lautet, dann in
tic verwandelt wird. Sobald die Handlung aber
kein Object hat, so wird an jenes //, wenn von
Personen die Rede ist; te^ wenn von Sachen:
tla angehängt, z. B. von qua essen : tlaqua etwas
essen, tetlaqualtia einem etwas zu essen geben.
Sind die Objecte durch Pronominen ausge-
druckt: so hat jeder dieser Pronominal- Accusa-
tive seine besondere Form. Aber nicht zufrie-
den , diese Verhältnisse auf die sorgfältigste und
deutlichste Weise so bezeichnet zu haben, er-
fand diese vSprache auch noch besondere' En-
dungen der Verba, wenn sie sich auf ein Object
beziehen; sie hängt: //a, oder wenn der Über-
gang der Activität noch stärker ausgedruckt
werden soll: tU'ia an ihre Verba, und conjugirt
diese, also gebildeten, Formen '•■) dann eben
so weiter, als das Stamm-Verbum selbst. Selbst
an den abgeleiteten Verbal - Substantiven blei-
*) Sie heifsen bey den Spanischen Grammati-
kern: Applicativ - Formen.
385
4-
ben jene Anzeigen der Beziehungen auf Person
oder Sache, z, B. femac/itiani l^ehreT (indem er
jemanden belehrt) von machti (mit der Par-
ticip- P^ndung ani).
Diese so sorgfältige Bezeichnung dieser Ver-
hältnisse, diese Richtung der Conjugation findet
nun nicht blofs im Mexikanischen und der Qui-
chua- Sprache (der herrschenden des Peruani-
schen Reiches) Statt, nicht blofs iij der Toto-
naka und Kora (welche letztere in Neu- Mexiko
geredet wird, und unbestreitbare Ähnlichkeit
mit dem Mexikanischen hat), und in der Ayma-
rischen Sprache (in der nächsten Nachbarschaft
von der Quichua), so dafs sie aus diesen Spra-
chen der beyden gebildetsten Reiche von Ame-
rika auf ihre Nachbarinnen übergegangen wäre,
sondern eben so im tiefsten Süden in Chili, an
der Westküste bis zum 43° S. Br. , im äufsersten
Norden in Grönland, und fand eben so einst in
dem heutigen Massachuset in der Sprache der
Naticks Statt.
Hier ist gar nicht blofs von einer Einschie-
bung des Pronominal - Accusativs zwischen das
Subjects- Pronomen und den Verbal -Laut die
Rede, wie sie manche Sprachen, selbst die
Französische, haben: sondern theils von Be-
zeichnungen der Pronominal- Accusative, wel-
che dem Pronomen oft völlig unähnlich, und
mit den Personal - Formen der Verba ganz zu-
sammen gewachsen sind, theils von ganz eige-
nen Endungen und Biegungen der Verbal -Per-
sonen selbst, zum Theil Biegungen ohne Ende,
welche ein sehr zusammen gesetztes System
ganz eigener Conjugationen bilden, z. B. be-
sonders im Grönländischen, so dafs nur die
geduldigste Forschung sich durch das f®rtge-
setzteste Studium einen vollkommen klaren
Überblick über den Zusammenhang dieser For-
men ''•■) und ihre eigentliche Bestimmung er-
wirbt, Pronominal- Accusative und Beziehun-
gen auf das Object der Handlung auszudrucken.
Die Spracherfiudung hat bey diesen Sprachen
gleichsam Einen Gegenstand der Bezeichmmg
besonders ins Auge gelafst, und den gröfsten
Reichthum von Formen über ihn ausgegossen.
Blofs in der Sprache von Kongo ist eine ähn-
liche Art der Bezeichnung gerade dieser Ver-
hältnisse "*) ; und eine Menge von Formen für
dieselben findet sich in der uralten Biscayischen
Sprache ='='-'=-^). Letztere wollte schon ihr Gram-
matiker Larramendi für das Bild der Amerikani-
schen Sprachen halten: aber von einem Missio-
när, einem gebornen Biscayer, erhielt Gily die
Versicherung, dafs wenigstens zwischen dem
Ottomachischen am Orinoko und dem Biscayi-
schen nicht die geringste Ähnlichkeit der Wör-
ter zu bemerken t) ? und nur manche Wendung
des
*) Die Spanischen Grammatiker haben diese Con-
jngations- Weisen in Paradigmen unter dem Nahmen :
Transitio prima, secunda u. s. w. aufgestellt, je nach-
dem der Bezug auf die erste oder zweyte Person u.
8. w. Stattfand. Dafs sie, und überhaupt die Missio-
näre, diese Richtung der ausgebildeten Amerikani-
schen Sprachen nicht in dieselben hinein gebracht ha-
ben können , bedarf kaum einer Erwähnung: sie wür-
den ihnen eine ganz andere gegeben haben.
**) Sieh üben S. 2i8. '9-
***) Sieh einige derselben in den Nachträgen
zum IL Bd. d. Mithridates.
f) Nur sehr wenige ähnliche Wörter haben sich
bis jetzt auch aus andern Amerikanischen Sprachen
gben andeuten lassen.
00/
des Ausdrucks vergleichbar sey. Ich wage
nicht, bestimmen zu wollen, wie viel Gewicht
der eben angegebenen Ähnlichkeit dieser beyden
Sprachen mit den Amerikanischen zuzuschrei-
ben sey; der menschliche Geist, der an dem
einen Orte solche Formen erfand, könnte unab-
hängig davon sie eben so wohl anderwärts er-
funden haben: aber es hat mir doch interessant
genug geschienen , gerade an der Amerika zu-
gekehrten Westseite der alten Welt zwey Natio-
nen mit jefier Richtung der Bezeichnung des
Bezugs der Verbanachge\viesen zu haben, welche
sich wenigstens schwerlich in irgend einer andern
Sprache der alten Welt findet, und welche mit-
getheilt seyn könnte, auch ohne dafs übrigens
die Quelle der Bevölkerung und Sprachen Ame-
rika's überhaupt eben dieselbe \väre.
Wenn man die Auffassung der Wörter Ame-
rikanischer Sprachen als höchst schwierig und
unsicher schildert: so haben die Reisebeschrei-
ber, welche es thun *), gar nicht Unrecht in
deni Gefühl dieser Schwierigkeiten, aber wohl
würden die daraus gezogenen Folgerungen leicht
unrichtig seyn können. Wer von dem Gesichts-
puncte unmittelbar und zunächst ausgeht, diese
Sprachen so aufzufassen, wie man sich in ihnen
mittlieilen könnte, der mufs doppelt die Schwie-
rigkeit der Auffassung von Lauten fühlen, zu
deren vollständigem Ausdrucke unsere Organe
sich vielleicht gar nicht gewöhnen lassen, und
die, den Äufserungen dieser entsprechenden
Buchstaben unserer Sprachen nicht zureiehen.
Diese Schwierigkeiten haben die Missionäre und
*) Azara a. a. O. S. 170.
Mthrid. III. Bb
Grammatiker, welchen wir nähere Kenntnifs
von den Amerikanischen Sprachen verdanken,
nicht verschwiegen. Aber sie haben es durch
tieferes Studium derselben möglich gemacht, in
denselben verständlich zu werden, wenn sie
auch nicht jeden der härtesten Kehllaute der-
selben erreichen konnten. Die Übersicht des
von ihnen aufgefafsten Baues der Sprachen ist
so gut als unabhängig von jener Schwierigkeit,
und für unsere Sprachvergleichung Haupt-
sache. Indessen auch die aus jenen Sprachen
aufgefafsten Wörterverzeichnisse reichen, selbst
bey mancher Unvollkommenheit der Auffassung
hin, um bey dieser Vergleichung der Sprachen
über ihre Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit und
den Grad derselben ein mehr oder weniger
entscheidendes Urtheil zu fällen. Wenigstens
hat die Auffassung der Amerikanischen Spra-
chen kaum mehrere Schwierigkeit, als die Auf-
fassung vieler anderer Sprachen roher Natur-
menschen in andern entfernten Weltgegenden;
sie sind dort, wie hier, (wo wir nicht Nach-
richten der Spanier folgen können) gröfsten
Theils von Engländern und Franzosen aufge-
fafst worden, deren imvollkommene Darstel-
lung ihrer Laute es noch schwieriger macht,
sich eine deutliche Vorstellung von der Aus-
sprache zu erwerben. Gleichwohl hat die Men-
schenkunde, wie jedermann weifs, unendlich
viel durch die Aufmerksamkeit auf die, ob-
wohl nicht vollkommen auffafsbaren Laute die-
ser Völker gewonnen, und die herrlichsten Ent-
deckungen sind dadurch gemaclit worden, Bey
den Amerikanischen Sprachen hat man diese
Schwierigkeiten stärker gefühlt , wegen der
389
aufserordentlich grofsen Menge der beobach-
teten, und der dadurch so sehr wachsenden
Menge der Unterschiede von unsern Sprachen;
und \veil man tiefer in diesen Welttheil und
in den Zweck vollständiger Mittlieilung in den-
selben eingegangen ist.
Defshalb verkennt man also nicht die
Schwierigkeiten, welche es bey sehr vielen
Lauten dieser Sprachen hat, sie genau zu be-
stimmen, und wie viel^ Fehlgriffe dabey ge-
schehen können, wenn man rohe, an Unter-
scheidung der Begriffe gar nicht gewöhnte
Menschen nach einzelnen Wörtern fragt, und
dieselben begreiflich von ihnen so vernimmt,
wie sie in der Rede contextmäfsig vorkom-
men, ganze Phrasen und construirte Ausdrücke
statt einzelner Wortformen, nähmlich beson-
ders Anhänge am Anfange und Ende der
Wörter, welche sie nicht von denselben zu
Trennen wissen. Daher besonders manche der
ungeheuer langen Wörter, welche man aus
den Amerikanischen Sprachen auffafste. Oft
hörten die Missionäre erst nach langem Um-
gange mit den Wilden Wörter, zu deren Ge-
brauch früher überhaupt keine Veranlassung,
oder wenigstens nicht das Bedürfnifs bestimm-
terer Begränzung eines Begriffes gewirkt hatte.
Fälschlich würde man einen völligen Mangel
derselben voraus gesetzt haben.
Weissen wir nun gleich von diesen Ame-
rikanischen Sprachen bey weitem nicht so viel,
als wir selbst von jeder einzelnen erfahren
möchten: so dürfte doch schon das überra-
schend viel seyn, was die folgenden Blätter
von ihnen sagen. Und vielleicht tragen die
Bb 2
darin liegenden Beyspiele der Erforschung,
Vergleichung und Würdiguno; dieser Sprachen
dazu bey, dafs sich neuer Eifer zur Vermeh-
rung unserer Kenntnisse von mehr oder we-
niger bekannten oder unbekannten Sprachen
dieses merkwürdigen Wehtheiles mit der neuen
Erregimg mancher seiner Kräfte zugleich ver-
breite, ähnlich dem edeln Eifer wackerer Mis-
sionäre und aufmerksamer Länderbeobachter,
denen möglichste Verbreitung der Religion
und der Menschenkunde als heilige Pflichi
erschien.
391
1.. S ü d - A m e 1 i k a,
Jxn Flächeninhalt anderen ganzen Welttheilen
raehr als gleich, merkwürdig durch die unge-
lieure Menge von Völkern, welche diese von
der Natur gröfsten Theils durch die üppigste Ve-
getation und an sehr vielen Orten durch Schätze
im Innern des Bodens ausgezeichneten Länder,
fast alle ohne Annäherung an bürgerlichen Ver-
ein, nur wenige vorherrschend, in festen Sitzen
oder umherschweifend, fast alle tapfer, schlau
und kräftig, bewohnt haben oder noch bewoh-
]ien, verdient Süd- Amerika eine so sorgfältige
Betrachtung seiner einzelnen Theile, als die
Summe der darüber schon bekannt gewordenen
Nachrichten nur immer erlaubt. Von Süden
hinaufsteigend fangen v.ir mit der fast am we-
nigsten bekannten Südspitze an,
J. Südspitze von Amerika, im We-
sten bis Chili , im Osten bis zum
Rio de Plata.
I. F e u e r 1 a 11 d.
Die Einwohner dieser Insel unterhalb der
Magella nischen Strafse werden für das elendeste,
die Stufe ihrer Lebensweise ilir die niedrigste
unter allen Völkern der Erde gehalten. Mitten
im kalten Klima des 53 — 5^^" südlicher Er. le-
39^
ben sie nur halb becleckt, in den schlechtesten,
zum Theil offenen Hütten von dürren Zweigen,
im Gefühl dieser Witterung und ihrer Bedürfe
nisse von stinkenden Nahrungsmitteln *). Viel-
leicht aber, dafis jene Menschen nur Flüchtlinge,
aus bessern Gegenden der Insel dorthin zurück
gedrängt waren, wenigstens fand man auf der
Ostseite der Insel bey der Succefs-Bay um den
55° Menschen in einem behaglicheren Zu-
stande. Auf allen bey Cooks Reise besuchten
Puncten der Insel schien die Sprache dieselbe,
wenigstens ertönte auf allen fast gleichmäfsig
das Wort PescJieräh oder Passeray, welches man
erst für ein Liebkosungs- oder Bewillkom-
mungswort, dann abgr doch auch für eine Be-
zeichnung einer Sache hielt. In den andern
Wörtern bemerkte man viele Consonanten und
Gutturale, und den Laut il hervorstechend
häufig **). Nach Nachrichten Jesuitischer Mis-
sionäre***) sollen Menschen derselben Nation
auch auf der Westküste von Patagonien in der
Nähe der Magellanischen Strafse gefunden wer-
den. Zusammenhang zwischen Völkerschaften
auf beyden Seiten der Magellanischen Strafse ist
wohl für sich wahrscheinlich, und dwrch. Falk'
ner's bey Patagonien anzuführende bestimmte
Angaben gewifs: aber ob nicht aufser diesen
stammverwandten Völkerschaften beyder Kü-
sten in dem Feuerlände noch ein dahin zurück
gedrängtes Volk von anderem Stamme und an^
*) J. R. Forster's Beraerkungen auf seiner Reise
um die Welt, S. 257. 58.
**) Hervas Catalogo delle lingue conosciute,
S. 15.
***) Sieh eben das.
39o
derer Spraclie wohne, läfst sich aus Mangel an
Nachrichten bis jetzt noch nicht ausmachen.
Die von Laet gesammelten Nachrichten *) alter
Holländischer Seefahrer schildern die Bewohner
des Feuerlandes als sehr roh, aber mit ziemlich
gut gearbeiteten Kähnen und Waffen, und künst-
lich aus Vogelfellen zusammen genäheten Klei-
dungsstücken versehen , übrigens von fast glei-
cher Gröfse und Weifse, wie die Europäer, aber
mit roth gefärbtem Körper. Dafs von ihren
Kriegen mit den landeinwärts wohnenden Völ-
kern die Rede ist, zeigt, dafs auch die an der
Küste des festen Landes Wohnenden mit einbe-
griffen sind; eben diefs machen die diesen Wil-
den**) beygelegten Begräbnifsplätze mit einer
Art von Mojiumenteri wahrscheinlich, derglei-
chen auch die Bewohner der Ostküste von Pata-
gonien haben. Auf der gröfsern Insel, dem
eigentlichen Feuerlande, unterschieden sich
nach jenen Nachrichten bey Laet die Stämme
Kemerietes^ Kennekas und Karaikas ^ wovon viel-
leicht der mittlere Nähme mit dem im südlich-
sten Patagonien gewöhnlichen Worte: Kiinny^
Volk, vergleichbar ist. Von andern Wörtern
dieses Volks führten jene Holländer nur noch
zwey an, nähmlich: compogre ein Pequen, und '
oripoggre ein aus Fellen dieser Vögel zusammen
genähter Mantel..
2. Patagonien und Chili.
Eine Art von Unordnung pder Verwirrung
erschwert die Vergleichung der Nachrichten
*) Orbis iiovus s. descriptionis Indiae occidentalis
libriXVIll. (Leid. 1655) S. 51X. 516—18.
**) Eben das. S. 520.
394
über die Nationen und Sprachen in und unter-
halb Chili and dem Ausflusse des La Plata- Stro-
mes. Die Ursache davon liegt vornehmlich in
den Nahmen der dortigen Völker, welche blofs
örtliche Verhältnisse bedeuten: Puelche Ostlän-
der, Huelche Westländer, also Nahmen sind,
welche, rücksichtlich auf die eine oder andere
gegenseitige Lage der Völkerschaften Stämmen
verschiedener Nationen gegeben seyn können,
so dafs z. B. nicht von Allen , welche Puelche ge-
nannt werden, defshalb Gleichheit der Abstam-
mung ausgesagt ist. Eben so unbestimmt ist
auch der Nähme Te/tuelhet, und bedeutet auch:
Südländer.
Die Sprachen allein sondern sicherer diese
Völkerschaften , oder schliefsen sie an ein-
ander. Das ChilesiscJw oder Araukanische oder
Mohichische, wovon wir Wörter und grammati-
sche Anweisungen haben, ist noch ungefähr
vom 28° S. Br. bis zur Insel Chiloe, an der Mee-
resküste und bis zu und über die Cordilleren
verbreitet. Die südlichsten von diesen Völker-
schaften, eben bis zur Insel Chiloe, heifsen
HuUliche^ d. i. Südländer. Eben dafs diese Huil-
liche nach überein stimmenden Nachrichten bis
über die Cordilleren hin, Chilesisch reden, zeigt,
dafs sie zu jenem Stamme gehören.
Kennten wir eben so genau die andern in
den südlichem und östlichen Gegenden einhei-
mischen, unterschiedenen Sprachen; so würden
sich die Verhältnisse der V^ölker Patagoniens bes-
ser aufklaren , und auch die Begriffe von ihren
Mischungen, welche wir bemerkt finden, be-
stimmter sevn.
595
Nach FalJmer's *) Nachrichten reden die
Völkerschaften, welche von Chiloe bis zu der
Gebirgskette wohnen, die sie von den südlich-
sten fehuelhet trennt, eine aus dem Moluchi-
schen und Tehuelischen gemischte Sprache,
und sind also wohl eine Mischung beyder Na-
tionen.
Verschieden von jener und verschieden un-
ter sich seyen die Sprachen der Tchuelhet im Sü-
den , und der Puelche oder Ostländer im Osten.
Von der Sprache der Tehuelhet hat Falkner einige
Wörter, nur ein paar von den Puelche. Die
Sprache der Puelche ist bey ihm nicht genau
charakterisirt; nach einer Angabe bey Hervas ist
die Sprache der Puelche gutturaler als die übri-
gen. Wahrscheinlich ist ein Theii der bey Falk-
ner angeführten Orts - und Fiufsnahmen des
östlichen Patagoniens Puelchisch , und ihre
Nahmen mögen die bekannteren seyn, da sie
die Nachbaren von Buenos Ayres, und selbst
die ehemahligen Bewohner dieser .Spanischen
Besitzung sind. Auch Havestadt sagt**), dafs
die Sprache der Puelche von der Chilesischen
ganz und gar verschieden sey, dafs sie aber mei-
stens beyde Sprachen und auch das Spanische
verstehen und sprechen.
Dagegen werden manche Puelche selbst zu
den Moluchen gerechnet, man findet schon auf
alten Charten Pukhes d. i. Puelche auf den zu
Chili gehörigen Cordilleren. Dahin gehört auch
*) Beschreibung von Patagonien und den an-
gränzenden Theilen von Süd- Amerika, aus dem Eng-
lischen des Herrn Th, Falkner (Goth. 1775) S. 124.
**) In seinem nachmahls anzuführenden Chili-
dugu, S. 917.
die Nachricht bey i'l/o///7ß *), dafs ein Theil der
eigentlichen Chilesen, die Hue/ir^es, wie er die
Huilliche nennt, sich im siebzehnten Jahrhun-
dert mit den Puelche vereinigt habe, und dafs
die Sprache der Patagonier von dem Araukani-
schen nicht verschieden sey, wie aus den von
Reisenden erhahenen Wörtern derselben er-
helle. Bestimmt sagt Hervas **) nach seinen,
von Camano erhaltenen Nachrichten, dafs die
Puelche auf dem Casuati und andern Gebirgen
imd um den 28° S. Br. Araukanisch reden. Ent-
weder also sind hier unter den Puelche: östliche
Araukaner gemeint, oder es herrscht bey einer
Mischung von Völkerschaften von beyden Stäm-
men die Sprache der letzteren.
Eine andere Mischung der Sprache der
Puelche mit der der Tehuelhet herrscht nach
Falkner bey den Leuvuches, dem nördlichsten
Stamme der Tehuelhet, bey welchen, da sie zu-
nächst an die Puelche gränzen, jene Mischung
natürlich ist.
Nach diesen Bestimmungen wird die Abthei-
lung der Völker und Stämme von Chili und Pa-
tacTonien bey Falkner, Molina und Hervas klärer
nufgefafst und beurtheilt werden können. Falk-
iier's Nachrichten sind übrigens so verständig,
rrofsen Theils aus eigener Bekanntschaft mit
allen diesen Völkerschaften geschöpft, so ge-
ordnet und möglichst vollständig, dafs sie sich
volles Zutrauen erwerben, und unbestimmteren
Nachrichten vorgezogen werden müssen, mit
*) S. dessen nachher anzuführendes Saggio.
•*) A. a. O. S. 19. — S. 17. werden diese Arau-
kanisch redenden Fxielche ausdrvirklich von den an-
dern Puelche unterschieden.
597
denen sie sich indessen meistens in einige Ver-
bindung setzen lassen.
Falkner *) theilt die Völker von Patagonien
und dem oben daran stofsenden , durch Gleich-
heit der Abstammung der Bewohner damit ver-
bundenen Chili in drey Haupttheile, wovon er
den ersteren als Menschen von nicht grofser,
aber untersetzter Statur, die übrigen, die Pata-
gonier, als länger beschreibt, aber ausdrück-
lich hinzu fügt, dafs die Statur von sieben und
einem halben Fufs nur Einzelnen zukommt, und
andere von eben dem Stamme nicht über sechs
Fufs grofs sind.
I. Moluchen oder Araukanen,
wovon der erstere Nähme: Kriegsleute (von 7770-
/«/2 Krieg führen, und che Mensch) bedeutet,
der letztere aber von Arauko ( zwischen dem
37 und 38° S. Br.) entlehnt, und verallgemeint,
indessen auch mit aucaes^ welches in der Perua-
nischen oder Quichua - Sprache: Rebellische,
Wilde, heifst, verglichen worden ist **). Sie
wohnen auf der Ost- und Westseite der Cordil-
leren, vmd von der Südgränze Peru's bis zur Ma-
gellanischen Strafse. (Die nördlichste und süd-
lichste Ausdehnung mufs mit einiger Einschrän-
kung genommen werden, da im Süden unter
Chiloe nach den folirenden Angaben nur eine
Mischung von Abkömmlingen dieses Stammes
mit anderen wohnt, und da im Norden die Ein-
gebornen sich meistens bis unterhalb St. Jago
*) A. a. O. S. 120 ff. U.S. T40.
••) Azara a. a. O. S. 202. niniiut die Aucai für
einen Theil der Araukanei-.
5j8
vor den Spaniern zurück gezogen haben sollen.
Wenn aber Molina zwischen den 24 und 37^,
also von der Gränze von Peru bis zu dem Biobio-
Flusse folgende Stämme setzt: die Coguimbana,
Qi/illotana, Mopoc/ima, Promaucai, Curi , Cau-
qui^ Pencona^ wovon nur sehr wenige Über-
bleibsel noch vorlianden seyen, und welche er
nicht bestimmt zu den von ihm unterhalb des
Flusses Biobio gesetzten Araukanern rechnet:
so setzt er diese offenbar südlicher als Falkner,
und von diesem scheinen auch jene nördliche-
ren V^ölkerschaften alle zu eben diesem Stamme
gezählt zu werden.) Die Moluchen theilen sich
nach Falkner 1) in die P/r//72f/;evon/;/a^77 nördlich,
und: c/^e Menschen , Volk, welche die Gebirge
von Coquimbo bis etwas unter S, Jago bewoh-
nen, und sich im Osten nicht ganz bis Mendoza
erstrecken, welche östlichen eben auch Puel-
che genannt werden; 2) in die Pehuenche^ von
pehuen Fichte, von welcher Baumart ihr Land
voll ist, und dem erwähnten c//e, welche von
der Südgränze jener oder vom 35° S. Br. bis
Valdivia gegen über, oder bis gegen den 40°
wohnen, und von jenen nördlicheren Stämmen
zuweilen auch schon Huilliche genannt werden;
3) Huilliche d. i. südliche Leute, von Valdivia
gegen über bis zur Magellanischen Strafse, von
welchen aber nur Ein Stamm, der von Valdivia
gegen über bis zum Archipel vonChiloe und jen-
seits des Sees Nahuelhuanpi wohnt, die Chilesi-
sche Sprache rede, die drey übrigen aber, wel-
che zusammen genommen Vuta Huilliche oder die
grofsen Südländer heifsen , nähmlich die Chanos
(auf den Charten und bev Hervas steht: Chojms)
auf den Inseln des Archipels von Chiloe, die
Poy Yus oder Peves vom 48° bis etwas über den
399
52°, und die Key Yus oder Key Yuhues oder Key es
vom 52-'' bis zur Magellanischen Strafse eine Mi-
schung des Moluchischen und des angränzenden
Teliuelischen reden. Vidaure'^) redet nur von
Einer Nation in Chili, deren verschiedene
Stämme in' der Sprache und den Sitten überein
kommen; Viele haben sicli den Spaniern unter-
worfen oder seyen ausgewandert, so die Copia-
per ^ und die andern vorher aus Molina (hier
mit einiger Verschiedenheit der Schreibart) an-
geführten Völker Coquimber u. s. w. Die freyen
Ein^ebornen wohnen entweder in Gebirgen,
nähmlich die Chiqu'illaner ^ deren Sprache ein ver-
dorbenes Ghilesisch sey; die Pequencher (wie Vi-
daure statt Pehuenche, so wie peqiien statt pe-
huen: Pichte, schreibt) und Puelcher aber in den
Thälern des Andes; die Bewohner der Ebenen
seyen die Huilicher^ Cuncher und Arauker ^ letz-
tere die zahlreichsten und tapfersten. Nach Mo-
lina , der nur von dem ersten dieser Stämme bis
nach Chiloe hin, den Hueliches, spricht, woh-
nen zwischen diesen und den Araukanern die
Junkos, welches von jimco Traube abgeleitet
wird, aber weit natürlicher von dem Worte der
Peruanischen oder Quichua-Sprache j/z/;?co (valle
calida, heifse Bergebene) herzuleiten ist, und
örtliclie Verhältnisse bezeichnet. Von den Pe-
huenche waren ohne Zweifel auch die Einge-
bornen , welche nach Laet **) auf die Insel
Moclia geflüchtet waren, und dort ihre Unab-
hängigkeit gegen die Spanier vertheidigt hatten.
Überhaupt waren die Pehuenche und besonders
die Picunche so tapfere Feinde der Spanier, dafs
*) Geschichte von Chili, Übers. Harn. 1782.
**) Orb. nov. S. 433.
/\00
diese zuweilen in Gefahr schwebten, durch sie
aus Chili ausgetrieben zu werden *); zu Falk-
ners Zeit aber durch ihre vielen Kriege, durch
das Übermafs geistiger Getränke und durch die
.Kinderpocken so herab gekommen waren, dafs sie
zusammen nicht einmahl 4000 Krieger ins Feld
stellen konnten.
Hiermit lassen sich auch die Nachrichten
des P. Jos. Garcia über Patagonien **) verglei-
chen, der mit einigen gebornen Chilesen die
Westküste bis zum 48° S. Br. in kleinen Barken
befuhr, aber dort wegen seiner Begleiter Furcht
vor den wilden Anwohnern der Küste umkehren
mufste, ohne das Ziel der Reise, die Magellani-
sche Strafbe erreichen zu können. Er erfuhr,
dafs unterhalb des 48° noch zwey Nationen
wohnen, die Lechcyel und die Yeluna/me, und
dafs keine von beyden Araukanisch rede. Letz-
terer Nähme trifft mit dem nachher anzuführen-
den Stamme der Tehuelhet: Yacana- Ciinny zu-
sammen, ersterer ist vielleicht mit den angeführ-
ten Key zu vergleichen. Um den 48° fand er
die Cß/e/? und Taijataf^ deren Sprache sehr gut-
tural und Eine sey, so dafs beyde Völkerschaften
einander verstehen, obwohl jede derselben ih-
ren eigenthümlichen Dialekt zu haben scheine;
mit der Araukanischen habe sie nichtsÄhnliches.
Von da bis zu dem Archipel von Chiloe nennt
*) S. auch La Peyrouse's Entdeckungsreise, Über-
setz. Bd. I. S. löo.
**) Hervas a. a.O. S. i5ff. Aufser dem sind die
Twe/c/;e genannt, und ohne Zweifel die Tehuelhet ge-
meint, da tehuel sn6\ich , und het so viel als che Volk,
bedeutet. — In Chili v^erdtn eben das. S. 19. aufser
den Puelche die Pehuendie, Pkwiche, Ranquelche,
Moluche und yUimoluche eiwahnt.
er die Kaiikihiies und Chonos^ wovon letztere
auch bev Falkner genannt sind. Jede von bey-
den Völkerschaften habe ihre eigene Sprache,
doch wufste P. Garcia nicht zu bestimmen, ob
sie radical verschieden, oder von einerley Stam.-
me seyen. Die Chonos, welche er auf den süd-
lichsten Inseln jenes Archipels fand, seyen frü-
her die Bewohner der ent2;egen gesetzten Küste
des festen Landes gewesen. Mit Chiloe fange
das Gebieth des Araiikaniscben an, man spreche
es aber in dieser Gegend gemischt mit vielen
Spanischen Wörtern, welche indefs alle Biegun-
gen des Araukanischen angenommen liaben,
und nicht hindern, dafs nicht alles Übrige rein
Araukanisch sey.
Andere dialektische Verschiedenheiten der
Moluchischen oder Araukanischen Sprache wei-
set Falkner nach, dafs nähmlich die Pehuenche
und ihre Nachbarn die Huilliche (bis Chiloe)
kein r und kein d haben, sondern statt beyder
Buchstaben s setzen ; dagegen die Picunche, die
kein s haben, oft dafür r oder <■/, auch statt eines
ch öfters t sprechen, so dafs z. B. bey letzteren
domo Frau, vuta grofs, huaranca tausend, ist,
bey ersteren hingegen diese Wörter: somo ^ vu-
cha, /wasanca lallten. Einige grammatische Un-
terscheidungen nachher bey der grammatischen
Übersicht dieser Sprache.
Zwischen der Araukanischen und andern
Amerikanischen Sprachen habe ich nur wenige
Berührungen bemerkt; begreiflich ündet man in
jener einige Quichua- Wörter, z. B.
Sonne Honig Fiscli
Quichua: inti. mis^i. chalgua.
Araukanisch : antu. ' r:iiiki, ohallt^u.
bey Falkner: anlaigh.
402
Haus bedeutet im Araukanischen ruca, im be-
nachbarten Guarani-Stamme og, bey den Tupi
oca^ in den nachher zu schildernden Sprachen
der Omagua uca, der Mobima roya^ in der Lide-
Sprache uya^ Regen im Arauk. maun^ bey den
Tupi aman.
Aber mit dem Griechischen imd Lateinischen
hat Molina ''•') Ähnlichkeiten geftmden, die er in-
defs selbst nur für zufällig nimmt, wie es gevvifs
bey den Empiindungslauten im Lateinischen der
Fall ist, das Zusammentreffen der Bedeutungen
ist auch nicht recht genau : * ••- )
Griechisch.
Araukanisch.
Lateinisch.
Araukanisch.
aldein.
aldun.
an.
am.
hdc.
ale.
arderc.
aren.
ahuein.
nlcun.
cujiere.
cupa.
anienein.
amun.
dapinare.
dapin.
kai.
cai.
''ja.
eja.
Actos.
chepun.
(ijulare.
ejun.
/OßOS.
dugu.
kern.
em.
dymi.
dümen.
heu.
eu.
ga.
ga.
hui.
hui.
genesthai.
gen.
ieiis.
/.■(■.
Jampein.
lampaicon.
lumen.
liimium'en.
me.
mü.
Ihx.
luv.
myllein.
mülan.
manus.
man.
nai.
nai.
multus.
mu.
pelos.
pele.
munus.
munum.
eipein.
pin.
non.
no.
reuma.
reuma.
petere.
petun.
reein.
renn.
petulcus.
peroican.
tirpein.
thepzn.
polare.
putun.
typein.
tipun.
tempus.
ehen.
ia/ere.
valin.
i'e.
VC.
vellem.
velem.
Hulfs.
*) Saggio S. 284-
**) Z. B. man ist nicht:
mancue rechte Hand.
Hand , sondern rechte.
405
Hülfsmittel der C/iilcsischen oder
Ar au h a n is ch e n Sp räche.
P/Wro 0/Trt Arauco domado, 159g, 4.
Luis de Valdhia Arte Grammatica, Vocabu-
lario en la lengua de Chile, Lima 1608, 8-
Vocabula linguae Chiliae,. in Gasp. Barlaei
historia rerum in Brasilia gestarum , Amst.
1647, fol.
Vocabulary of the Chilesian language, in
John (75/%'s America, Lond. 1671, Fol.
Ab. Andr. Fehres Gramatica y Diccionario de
la lengua de Chili, Lima, 1765.
Thomas Falkner's Description of Patagonia
and the adjoining parts of South -America, He-
reford 1774, 4.
Beschreibung von Patagonien und den an-
grenzenden 1 heilen von Südamerika, aus dem
Engl, des Hrn. Thom. Falkner, nebst einer neuen
Karte der südlichen Theile von Amerika, Go-
tha 1775, 8. ~ S. 132 — 144 des Originals,
S. 163— 181 der Übersetzung, eine Grammatik
der Mohichischen Sprache und ein kleines Wör-
terbuch derselben.
Bern.HavestadtCh.\\\di\<^\\ sive res Chilenses
vel descriptio Status tum naturalis tum civilis
tum moralis regni populique Chilensis, inserta
suis locis perfectae ad Chilensem linguam manu-
ductioni, Monast. T. L IL 1777. in 7 Part, wo-
von P. IlL einen Katechism in Prosa und Ver-
sen, letztere in Musik gesetzt, enthält.
Auch Vidaure a. a. O. S. 115 - — ng. hat
grammatische Bemerkungen über das Chilesi-
sche, die mit den folgenden meistens zusam-
men treffen.
wthrid. in. Cg
4^4
Gior. Ign. Molina Saggio sulla storia del
Chili, Bologna 1782, 8, S. 334 — 67. Gram-
matische und Lexikalische Angaben, und zum
Schlüsse Anführung einiger Hülfsniittel, nähm-
lich, aufser dem genannten Ona und Fcbres, noch
Gaör. Vega Grammatica y notas a la lengua, de
Chile, Alonso Ercllla hxdLUCdJi^i. ^ Dlcg. Saiithteiüm
Os&rlo Araucana, ein Gedicht, alle drey gedruckt.
Pletr. Garreta Grammatica de la lengua Cliilena,
ein Mst. , auch Havestadts Werk ist dort noch
als M.'st. , aber eines Bern. Plalberstadt's, ange-
fiihrt =•■=).
Hcrvas hat aufser den in seinem ^^ocabola-
rlo poliglotto angeführten Wörtern noch einige
andere im Anhange dazu, S. 220., die Zahlwör-
ter in der: Aritmetica delle nazioni, S. 95., und
eine Darstellung des Araukanischen Verbum in
d. Origiue, formazione, Meccanismo ed armo-
nia degr Idiomi, S. 164. 65.
Ein Wörterverzeichnifs hat auch Dapper
(Amerika S. 629.) nach Ellas Herckmanu ^ ein
kurzes R. Förster in s. a. Bemerkungen, das aber
aus Dapper entlehnt ist.
Grammatischer Charakter der Clillesi-
sehen oder Araukanischen Sprache
nach Molina, Havestadt, Falkner.
1. Diese Sprache hat kein 5, aufser etwa in
20 Wörtern, und auch da nicht am Ende, hat
sehr selten z; b geht oft in p über, sie hat ein
*) Vergl. dazu Havestaclt's Werk, S. 885. Dem
Molina folgt GzVy in seinem Saggio di Storia Aiue-
ricana, wo T. HI. S. 261 IF. ein Auszug der Gram-
matik, S. 383. ein kvxrzes Wörterverzeichnifs des Arau-
kanischen steht.
4o^
Nasal-g, -welche.^ wie /?^ lautet, und übrigens
mehrere Spanisclie Laute, z. B. Lf^ ü ; das ih
welches durch Berührung des Gaumens mit der
Zunge ausgesprochen, und zierlich zu einem
sanften c werde, erwähnt Havestadt nicht, aber
er und Molina unterscheiden von dem u das
wie das-Französische u gesprochene ü. Die Wör-
ter endigen nur auf einen dieser 6 Vocalc, oder
die Consonanten />, d, /", g, /, /?z, /2, /• oder ^^
2. Substantive, welche sich von Verben ab-
leiten, haben die Endung voe oder ve für die
handelnde Person, ue^ al, om^ un, um für die
Handlung; es gibt eine Menge Nomina ab-
, «tracta auf^e/z, die Endung für den Ort, beson-
ders wo sich etwas in Menge findet, ist ntu: kuen,
hinten angehängt, bedeut v Genossenschaft, co-
nalmen. Mit Soldat. Das Geschlecht kann nur
durch die Beysätze aica Mann, o'owo Frau, an-
gezeigt werden. Diminutiv - Formen gibt es
nicht, nur einige Diminutive werden durch lieb^
lichere Buchstaben gemacht, z. ß. vocium Söhn-
chen, von Votum Sohn.
3. Der Dual ist bey den Substantiven und
bey den Verben bezeichnet, und hat bey jenen
die Endung egu, der Plural hat entweder die
Endiuig ica oder igen^ oder hat statt derselben
vor sich/?//, oder wenn ein Adjectiv bey (nähm-
lich: vor) dem Substantive steht , so kann, um
den Plural anzuzeigen, auch blofs zwischen beyde
(]U€ gesetzt werden. Falkner hat in der ihm be-
kannt gewordenen gewöhnlichen Sprache des
Lebens nur das vorgesetzte /?w als Plural- Form
bemerkt, auch keine Dual - Endung der Sub-
stantive, sondern dafs derselbe durch Vorset-
'tung des Zahlwortes epu, zwey, ausgedruckt
werde. Bey allen drey Arten des Numerus wer-
Cc 2
4o6
den die Casus auf gleiche Weise durch ange-
hängte Endungen, der Genitiv durch ^m, der
Dativ durch meii oder mo, der Vocativ durch
ein voraesetztes «oder hinten angehängtes e;7z,
der Ablativ durch mo oder engu bezeichnet. Bey
den doppelten unter diesen Bezeichnungen hat
Molina nur die erstere. Falkner hat für den Ge-
nitiv/// Br den Dativ nur 7710, und eben dieis
für den Accusativ, der nach Molina und Have-
stadt dem Nominative gleich lautet, una beyde
Endungen des Ablativs. Der Genitiv steht mei-
stens vor dem andern Substantive.
/. Von den Adjectiven gibt es aufser den pri-
mitiven, z. B. cumc gut, eine Menge abgelei-
teter; tu ist die Endung der Adjective dei' Ma-
terie z B von mf Erde: tuetu\xA&n, a für Ad-
iective von Verben, z. B. c/z//77a weise, von cJa-
men ich weifs, vallu, bey Havestadt v«/.z , für
Möalichkeit, z.B.flf/W/«amabilis Wenn die-
sen" Endungen no vorgesetzt wird, also notu,
nocL novallu: so ist diefs Ausdruck der Negation.
Der Comparativ und Superlativ werden an^e-
zeiat, jener, indem >/ oder Jo/ d. i. mehr, die-
ser, indem cad oder mu dem Adjective vorge-
setzt wird Falkner hat von den Aajectiven
nichts angegeben, als dafs sie selbst keme Ver-
änderung des Numerus oder Casus naben.
r Die Pronomen sind inche (bey MoUna:
mrcfich, e/Wdu, teye oAex vey er. Dual: bichiu
wir zwey, eimu ihr zwey, teyengu sie zwey_, Plu-
ral: /;7f/z/>;2wir, eimu Ihr, teyengn %iq. Die Ca-
sus derselben bilden sich fast durch dieselben
"Endungen, wie bey den Substantiven, aber ich
und du haben einen besondern Accusativ me
mich, te dich. Auch bey den Genitiven ist
einige Abweichung. Diese Genitive oder Ab-
/|07
kiirzungen derselben stehen für die Pronominal-
Adjective, inc/iegni oder gni mein , eimirni oder
«z/dein, teyegni^ oder wie Falkner hat: '/z, sein,
inchiiiyu unser zwey, inchignigii unser, eimiimu
oder mu euer.
6. Die Verben haben alle einerley Conjuga-
tion, ohne Aiisnalimen, die Endungen der Per-
sonen sind Singular i P. ;?, 2 P. imi ^ 5 P. /,
Dual i P. yii^ 2 P. imu^ 3 P. gu ( bey Havestadt
ingu)^ Plur. 1 P. g/z, 2'P. im'en^ 3 P. ig'en'-^)
(bey Havestadt: ign^ imn^ ^^W^- Falkner hat
wie Havestadt, aber in der ersten Plural-Person:
i?2: Vidaure in der 1 P. des Duals: hi, in der
3 P. des D^ials und Plurals ig/iu, ighen). Wenn
aber die Wurzel des Verbum selbst auf/ endigt,
80 wird dadurch zugleich das Anfangs - /diesev
Endungen verschUmgen. Die Wurzel, mit die-
sen Endungen flectirt, ist das Präsens; um die
übrigen Tempora zu bezeichnen, werden zwi-
schen die Wurzel und jene Endungen folgende
Sylben eingeschoben, im zweyten Präsens che,
im Imperfectum bu (Vidaure schreibt t'w), im
Perfectum uye^ im Plusquamperfectum uyebu^
im ersten Futurum a, inri zweyten wyea, im er-.
sten Aoriste ahii^ im zweyten uyeabu, so nach.
Mölina; bey Havestadt ist blofs das Imperfec-
tum, erste Perfectum, Plusquamperfectum und
erste Futurum angegeben, bey Falkner alle
abigen aufser dem sogenannten zweyten Präsens.
7. Der Imperativ hat auch Formen für die
erste Person, dergleichen kaum in irgend einer
andern Sprache erwähnt werden, Sing. 1 P. ci
(so bey Molina nach Italienischer Schreibart,
*) e bey Molina scheint ein dumpfere» c aus-
drucken zu sollen.
4c8
bey Havestadt nach Spanischer c///), 2 P. ge,
7ige, 3 P./>e, Dual: i P. iu, 2 P. mu, 3 P. ngu,
Plur. 1 P. ign, 2 V.mn, 3 P. ngn. Jenes chi wird
indessen auch als eine Anhänge- Partikel für den
Wunsch angemerkt, und sowohl diese als vel
und velem^xi den Indicativ oder den Subjunctiv
angehängt, um den Optativ auszudrucken. Der
Subjunctiv hat // zu seinem Charakter, welches
in allen vorher aufgezähhen Tempus- Formen
an die Stelle des n der Endung der ersten Per-
son tritt, und /bleibt in allen übrigen Personen
herrschend: 2 P. hni, 3 P. le. Dual i P. Uli, 2 P.
Imii, 3 P. Igu oder Ingu, Plur. 1 P. Ugn, 2 P.
Imm oder linn, 3 P. Igen oder Ingn (bey Falkner:
//, ////2/, //v, Dual: /m, ///?2w , ///7gw, Plur. Um,
lim'n, lingn. Der Infinitiv endigt eben so, wie
die erste Person des Singulars im Indicative auf
n, aber die vorgesetzten Pronominal-Adjective
zeichnen ihn aus. Das Gerundium im Dative
hat die Endung 3;w/72, 0/ um : durch, yabiim um:
bey, oder: während, auszudrucken. , Diese
Gerundia werden auch von mehreren der er-
wähnten Tempora gemacht. Das Particip bil-
det sich von jedem Tempus, indem statt der
Personal- Form lu angehängt wird.
8. nie ausgebildeteren Amerikanischen Spra-
chen haben, wie schon in der Einleitung ange-
deutet worden, bey nahe alle den gemeinschaft-
lichen Charakter besonderer Verbal-Formen, wo-
durch der Bezii^ aufPronominal-Accusative oder
auch Dative ausgedruckt wird. Ob^vohl diese
Pronominal-Accusative und Dative auch ßir sich
ihre Bezeichnung haben: so gibt es besondere
Flexionen der ersten, zweyten, dritten Person,
wenn sie sich auf Accusative der zweyten, drit-
ten oder ersten Person beziehen. Die Spani-
4o9
sehen Grammatiker nennen diese Formen die
erste, zweyte u. s. vv. Transicion, und je ver-
breiteter diese sonderbare Bezeichnungsweise
über die südlichsten und nördlichsten Theile
von Amerika ist, desto merkwürdiger ist sie =■•').
Liehe elun cimimo bedeutet: ich gebe für dich,
aber eluehnl ich gebe, dir, elußimu. i. g. euch
zweyen, elueimn i. g. euch (vielen), und je
naciidem dazu inchiu wir zwey, incliign wir
(viele) gesetzt wird: so ist auch hier der ver-
schiedene Numerus angezeigt 5 der Conjunctiv
hat eluehni i. g. dir, ehiclmu i. g. euch zweyen,
eluehnn i. g. euch (vielen ). Eluvin (Havestadt
schreibt f/«^//v) heifst: ich gebe es, oder: g. ihm,
eluvinl du g. ihm od. es, ehwi er g. es od. ihm,
u. s. w. ; im Subjunctiv: eliwili Die Transition
von der zweyren auf die erste Person ist, dafs
c/j angehängt wird, ^/«e/2, Subjunctiv e/we//, da
gibst mir, ekimon ihr gebt mir, clwnolu du, oder:
ihr g. uns zwey, e/umoign uns (vielen). (Hier
weicht Falkner etwas ab. ) Der Subjunctiv die-
ser Formen ist elumoll, elumoliu, ehimoUn. Elue-
iieu (bey Falkner ist eleuneu wohl Druckfehler),
bedeutet: er gibt dir, Subjunctiv elmimo u. s. w.
Der reflexive ßezu^ auf das Subject selbst wird
dadurch bezeichnet, dafs man u (nach Falkner
bu\ welches wie wu ausgesprochen werde), zwi-
schen die Wurzel und die Flexions-Endung ein-
schiebt, z. B. a'^un ich liebe, ayuun ich liebe
mich, r/y««/ er liebt sich , ayiiimn ihr liebt euch
einander. Alle diese Formen v»^erden durch alle
Tempora und Modi, auch im Gerundium, für
*) Ich habe davon auch in meinen: Untersuchun-
gen über die Bevölkerung Anierika's, S. 206. fF, ge-
handelt- i\iy-f i
4 1 o
alle diese Arten der Beziehungen gebildet, und
es finden neben den genannten Formen noch
einige andere für eben denselben Zweck Statt,
so dafs es recht offenbar wird, wie sehr die Auf-
merksamkeit der Sprachbildner bey der Ausbil-
dung der Amerikanischen Sprachen auf diesen
Gegenstand gerichtet gewesen ist.
9. Das Passiv bildet sich von den Activen,
indem überall vor den Flexions - Endungen /zge
eingeschoben wird, z. B. elungen ich werde ge^
geben. Auch bey dem Participe ist diefs der
Fall; elungelu^ Imperfect. elungehulu u. s. w.; aber
es existirt noch ein besonderes Particip für Sa-
chen auf el\ eluel ist die. gegebene Sache, und
diefs wird auch für die Personal-Formen des Pas-
sivs gesetzt; die wirkende Ursache steht dabey
im Genitive. Von jedem Adjective, oder auch
von Substantiven, bildet sich durch den Anhang
Tigen ein Verbum neutrum; z. B. von cume gut:
Climen gen ( aber auch cumen und cum eleu ) gut
«eyn. Auch ein Impersonale wird von jedem
der erwähnten Tempora durch das hinten ange-
hängte am gebildet, im Subjunctiv kam.
10, Von allen diesen Formen entsteht eine
vollständige Conjugation des Verbum negativum,
indem unmittelbar nach der Wurzel oder in den
Formen, wo an diese uye tritt, nach letzterem:
la im Indicative ; im Indicativ des Futurum und
im Optative /ß/, im Subjunciive , Infinitive und
den Participen 770, im Imperative qui (bey Mo-
lina nach Italienischer Schreibart chi) eingescho-
ben wird, der Imperativ nimmt dabey die Per-
*onal- Endungen des Subjunctivs an.
11. In dieser Sprache gibt es eine aufseror-
dentlich grofse Anzahl von Ableitungs- Formen
4h
der Verben, die mit den Italienischen Deutun-
gen Molina's liier stehen mögen: eluclen (star
dando), eluduamen (voler dare), ekijecumen (ve-
nirdando), elwnen (andar a dare), elupan^Ye-
nir a dare), elupun (passar dando), elunanen
(dar alimproviso), e/^vß/e/z (poter dare), eliipin
(prometter di dare), elugum (dar di piu),
tluyaun f andar dando), elidlen (dar davvero),
elumon (bisognar dare ) , elupen (dubitar di dare),
elurchen (parer di dare), elutun (tornar a dare),
eluvalun (hnger di dare), elumepran (andar a dare
invano, bey Vidaure elupran^ ohne we), bey
eben demselben elukon ich gebe zugleich mit
einem andern; yecu^ oder yecuumen ^ cuiimen
oder mecuümen, an Verben gehängt, bezeichnen
das Verharren in diesem Zustande. Die Verba
neutra werden activ, wenn ca, Ica^ fe, Id^ ma
oder ü angehängt wird, oder so ^vie von lan
sterben: langmn, tödten, ron ;?ßg'/z fallen : 7?^^-
cumen fallen machen , kömmt; von aucan, rebel-
liren, ist: aucaiiui ^ noch ein Mahl rebelliren.
Die Verben werden mit Partikeln zusammen ge-
setzt, und diese Zusammensetzungen dann re-
gelmäfsig conjugirt, z. ^.pen ist: sehen, pevin
(s. N. 8.) ich sehe ihn, vemge auf diese Weise,
davon mit der Negation (s. N. \o.) pevemgelavin
ich sehe ihn nicht aut diese Weise, pevemgela-
vini^ d. s. i. n. a. d. W., von in essen, duam
wollen, clo mit, zusammen, und den eben da
gewesenen Anhängen bildet sich: induamdolavin
ich will nicht mit ihm essen, uxid hat die ganze
erwähnte Conjugation von ehm. Noch mehrere
Anhänge- oder Einschiebe-Sylben, welche die
Bedeutung der Verben erweitern, verändern,
oder auf irgend eine Weise afficiren, hat Have-
stadt S. 84 ff.
412
12. Die Praepositionen stehen thoils vor,
theils hinter den Substantiven. Es ist eine be-
sondere Endung für die von Adjectiven oder Ver-
ben abgeleiteten Adverbien vorhanden: geti.
13. Von Abweichungen der oben erwähn-
ten Dialekte in Absicht der grammatischen Bie-
gungen bemerkt Falkner folgende: Die Huii-
liche setzen als Endung des Perfectum nicht uye^
sondern uvi^ Subjunctiv z/ic///, bey ihnen ist der
zweyte Aorist und das zweyte Futurum nicht ge-
bräuchlich, sondern nur bey den Pikunche.
Bey der Transition von der ersten auf die zweyte
Person wird nach Havestadt (S, 80.) in vielen
Missionen n von ehm in ein, in einigen in eieiij
auf der Insel Chiloe in eiu verwandelt, und blofs
im Imperative das für diese Transirion sonst ge-
wöhnliche bi beybehalten , und voi pe gesetzt.
S p r a c h p r o b e n.
363.
-A r a u k a n i s c h.
"Nach II e r V a s Saggio pratico, N. 1.
Unser Vater Himmel in bist
Inchin-taln chao huenu meu ta-mleimi;
Vereint sey dein Nähme
Ürchigepe tami - ghui.;
Dein Reich uns zu komme
Eimi-tami reino inchiii - meu ciipape;
Wie dein Wille eb<!n so Him-
Chumgeclii tami - piel vemgekei ta liiieini-
mel in eben so n'itch gethan werde
mapu meu vemgeciii cai vemgepe Ui
Eide in
tue -mapu meu;
rieiue gib uns inisfr jeden Tag Brot
Chai elumoin taiin vill antü couke;
Vergib uns inisre Sfinde Avie
Perdonnanmamoin taiü huerilcam, chuin-
wir vergeben ihnen wir unsern Süii-
gechi incliin perdonnakeviin tain hue-
digevn
rilcaercu;
uns
Lelmokiliü tain hueiilcanoam;
Aber alle schlechte Sache voa befreye
Huelukemai vill huera dugii nieu montül-
uns .
moin.
364.
Dasselbe,
Nach Havtstadt T. IL S. 539.
Inchigii taigii chao liuenu mo ta mlelu;
Ufchingepe ta mi iiüi;
Eimi ta mi Rejno inchign mo cupape;
Cliumngechi ta mi piel vemngeqiiei haenu
mapu meu vemngechi cai vemngepe
ta tue mapit meu;
Chai elumoign ta ign vill antü cofque; '
Perdonanmamoign ta ign puhuerilcan,
cliumngechi inchign perdonaquebiigu
ta ing puhuerileteu;
Lelmoquilign ta ign huerilcanoam;
Huera meu montulmoign. Amen,
AH
365. .
Dasselbe.
Bis 2ur diittm Bim nach Falkner, S. 175.
Incliin in chao Imenumeuta mleymi;
Ufchiiigepe mi wi;
Eymi mi toquin incliinmo cupupe;
Eymi mi piel chumgechi vemgey hiienii ma-
pumo wemgechi cay vemengepe tue-
mapmixo.
366.
Dasselbe.
In gereimten Versen bey Havest adt, S. 585.
Dios Cliao HueiiLi mo mlelu,
TJfchingepe ta mi iiiii; »
Vill ta mi piel opulquelu,
Hueim mapu mo prachi.
Ta ign ial ekimamoinca ;
Ta ign vuta que huerilcan
Inchign perdonanmamoingca,
Chmimgechi in chign ta ign perdonan,
Marichi lelmoquieli
Ta gni cupa huerilnoam,
Qiiigne antü chei elmigeli
Pill an ta gni liuera glam.
Huera dngu mo montuUeen
Ado, ta gni lan antü cai:
Eimi mo min yavuluquen
Gni plaque cai tva magnumai.
Xjrammatische Anmerkinißen zu die-
sen V. U.
Einige hat auch Hervas S. 87. '-«JU seiner
Formel.
Inchiri s. die grammatische Übersicht N. 5.
in ist das abgekürzte Pronomen, als Possessi-
vLim, ta eme Sylbe, welche oft ohne weitere
Bedeutung eingeschoben wird, hier soll es zur
Unterscheidung von in essen, stehen, s. Have-
stadt S. 182. Ta mi im Folgenden ist eben so
zusammen gesetzt mit dem Pronominal- Adjec-
tive mi dein, und wenn nachmahls eimi tami
steht: so ist das Pronomen eimi dabey eben so
noch ein Mahl vorgesetzt, als hier inchiri.
Mleimi^ mien heifst: seyn, sich aufhalten,
imi Endung der 2ten Person; ta ist überflüssig
eingeschoben; men ist beym Ablative erwähnt;
nachher steht meu für den Dativ.
Uvchigepe, {urcliigepe beyde Mahle bey Her-
vas ist ohne Zweifel Druckfehler) oder ufchigepe
ist von ufchin Ehrerbietung beweisen, mit^e der
Form des Passivs, und pe der Form der 3ten
Person des Imperativs. Das Wort für: Nähme,
'ist in allen drey Formeln dasselbe, nur nach
verschiedener Schreibart.
Cupan ich komme, oder: kommen; schon
pa ist: kommen, und wird so zum Ausdruck des
Lateinischen Supinum an die Wurzel der Verba
angehängt, pe ist wiederum Imperativ-Endung.
Piel eigentlich das Passiv- Particip von p in sa-
gen, befehlen: das Befohlne.
Toquin in der Falknerschen Formel bedeutet:
Herrschaft, Gerichtsbarkeit, Gesetz.
Von que^ Italienisch geschrieben ke^ bemerkt
Havestadt, dafs es theils überflüssig «tehe, theil»
4t 6
Gewöhnlichkeit und Wirklichkeit der Handlung
bezeichne; ca/ bedeutet: auch.
Mapu ist: Land, Welt, und ist hier so mit
huenii Himmel, und hernach mit tue Erde zusam-
men gesetzt.
Vemge so^ auf diese Weise mit dem bedeu-
tungslosen Zusatz c/ii; vemgen bedeutet: so seyn,
ähnlich seyn, pc der Imperativ.
C/za/ heute; ehimoin ist die in der grammat.
Übersicht n. 8- erklärte besondere Flexionslorm
fiir den Bezug der zweyten Person als Subject
auf die erste als Object. Eben so ist nachmahls
perdonanmamoin^ wo das eingeschobene ma noch
ausdruckt: zum Vorrhcil (für uns). Perdona-'
vün ist eben dort erklärt von der Transition von
der ersten Person auf die dritte, und fjiie, wie
in der dritten Bitte.
Huerilcan^ Sünde, bey Havestadt mit dem
vorgesetzten pu zur Bezeichnung des Plurals;
das Wort geht von huera: Böses, welches nach-
mahls mit der Praeposition mo von, vorkömmt,
aus, hueracan beleidigen.
LelmoquUin weifs icli nur von lein wegneh-
men, weggehen lassert, abzuleiten, mo steht
auch zuweilen an Verben , qui aber hat freylich
der negative Imperativ mit nachfolgendem //,
welches sonst dem Subjunctiv zukömmt, aber
qui steht für cu auch an Verben, welche vor 6>Qn
Biegungssylben einen Consonanten haben; n be-
zeichnet den Bezug auf die erste Person.
Montun bedeutet: ich entgehe, rette mich:
montuln ich befreye. MoiYi ist vorher erklärt. *)
*) Andere Wörter zur Probe folgen nachher.
4l7
II. Telmelliet,
nach ilirer Sprache Tehuel- Canny d. i. südliche
Menschen, südhches Volk.. Sie zerfallen in
mehrere \^ölkerschaften.
Die Yacana-Cunny^ welches: Fufsvolk, bedeu-
tet, bind die südlichsten von ihnen, und wohnen
im Osten der Key- Yus; von diesen durch eine
Bergkette getrennt. Sie wohnen zu beyden Sei-
ten der Magellanischen Strafse, gehen oft über
diese, einander zu bekriegen, leben hauptsäch-
lich von Fischen, und werden von den übrigen
Tehuelhet und andern Nachbarn oft als Sciaven
■weggeführt. Falkner, dem wir diese und die
folgenden Nachrichten verdanken *), bemerkt
Nichts von einem Unterschiede ihrer Sprache
von der ihrer Stammgenossen , er hat selbst mit
einem ihrer Kaziken verhandelt; aber wenn sie
viel unter diesen Stammgenossen leben , so
Avürden sie sich gleich diesen haben verständlich
machen können, ohne dafs diefs dialektische*
Verschiedenheit ausschlösse.
Die Sehuau-Cunny^ von seliuau^ welches in
ihrer Sprache: Kaninchen, bedeutet, wohnen
zunächst nördlicher über jenen, und über ihnen
ihre nächsten Stammverwandten, die Culilau-
Cimny. Falkner rechnet alle diese drey Völker-
schaften zusammen, als Zweige Eines Stammes,
sagt aber nur von beyden letzteren bestimmt,
dafs sie in ihrer »Mundart wenig von den übrigen
nördlicheren Tehuelhet unterschieden seyen,
und mit diesen von einerley Abkunft zu seyn
scheinen; die Abweichung der Sprache möge
von ihrem Verkehr mit den Poy-Yu5 und Key-
*) A. a, O. S. 120 fF.
4i8
Yus hen^ühren. Falkner glaubt, dafs die Mis-
sionäre zuweilen die Sehuaü - Ciinny mit den
Poy-Yus, welche näher an der Küste wohnen,
verwechselt haben. Die Moluchen begreifen
nicht bloCs die oben genannten ihnen südlichen.
Völker der Westküste, sondern auch diene
Sehuau-, Culilau- und Yacana - Cunny unter
dem Nahmen Vucha - Huilliche. Jene beyden
Völkerschaften sind die südlichsten, die auf Pfer-
den reiten.
Über den Culilau- Cunny wohnen die eigent-
lichen Tehiielhet , {het bedeutet: Menschen,
oder: Volk wie südlicher: cunny,) die zahlreich-
ste und räuberischeste Nation dieser Gegenden,
Feinde der Moluchen, welche von ihnen be-
zwungen seyn würden, wenn sie eben so gut mit
Pferden versehen wären. Man nennt sie auch
CaUilehet d. i, Bergvolk , bey den Spaniern : Ser-
ranos , weil ihr Land gebirgig , von tiefen Thä-
lern durchschnitten ist. Ihre westlichen Nach-
barn sind die eigentlichen Huillichen zwischen
Chiloe und ungefähr dem 44° S. Br., im Osten
bis zur Küste haben sie die ungeheure Wüste,
welche sich nicht sehr weit unter dem schwar-
zen Flusse anfängt, und fast bis zur Magellani-
«chen Meerenge fort erstreckt, und in welcher
nur die Begräbnifsplätze der Tehuelhet und ih-
rer nordöstlichen Nachbaren, der Chechehet,
angemerkt werden. Die Tehuelhet und Che-
chehet und auch die Moluchen und anderen
Puelchen skelettiren ihreTodten, jedoch-erstere
beyde auf eine etwas andere Weise, als die letz-
teren, und stellen die Gerippe zusammen ge-
fügt, jene unter Hütten und Zelten, diese in
Gewölben, unter der Aufsiclit von Matronen,
welche die Erneuerung der Bekleidung und
Schmückung
419
Schmücknng der Skelette besorgen, zwischen
den Skeletten ihrer Pferde auf.
Eine Mischung der Tehuelhet und ihrer
nordöstlichen Nachbarn, der Chechehet, schei-
nen die Lemuche zu seyn, welche indessen die
Sprache der Chechehet mit geringer Untermi-
schung Tehuelischer Wörter reden. Sie crrän-
zen gegen Osten an die Chechehet, aecren Nor-
den an die nachher zu erwähnenden Divihet,
gegen Westen an die Huilliche, gegen Süden
an die übrigen Tehuelhet, und sie scheinen ein
Übergewicht über die übrigen Tehuelhet und
die Chechehet zu behaupten, so dafs ihr erbli-
cher Kazike auch gleichsam ein erblicher Anfüh-
rer ihrer Unternehmungen, zu welchen auch
Huilliche und südliche Pehuenche zu stofsen
pflegen, und eine Art kleiner Monarch ist,- zu
Falkner's Zeit waren aber auch sie geschwäch-
ter als ehemahls. Buenos Ayres war der vor-
mahlige Wohnsitz der Chechehet.
III. Puelche,
welches also auf Chüesisch: östliche Leute, be-
deutet. Sie zerfallen in dreyerley Stämme:
1 ) die Chechehet^ von welchen ausdrückhch an-
gemerkt wird, dafs^^ie eine andere Sprache, als
die Tehuelhet reden. Sie wohnen zwischen dem
Flusse Hueyque und dem Rio Colorado und von
da bis zu dem schwarzen Flusse, schweifen aber
beständig umher, sie sind auch sehr herab cre-
kommen. 2 ) Die D'mhet haben im Westen die
Pehuenchen, neben denen sie vom 25° bis zum
28° S. Br. wohnen, ihr Land breitet sich längs
den Flüssen Sanquel, Colorado und Hueyque,
nach der östlichen Seite des Casuhati hin, aus.
Mithrid. Ul. D d . »
420.
3) Die Taluhet yNohnen im Westen der Pikunche
bis an die Seen von Guanacache, vormahls auch
bis nach Cordova und dem vierten, dritten und
zweyten Flusse hin und bis in das Gebieth von
Buenos Ayres. Sie und die Divihet sind sehr
herabgekommen, und die Tahihet konnten zu
Falkner's Zeit kaum 200 Krieger aufstellen , die
Divihet nicht viel mehrere, sie schweifen beyde
fast immer imstät umher, u-nd machen zuwei-
len gemeinschaftliche Züge, bey denen ihnen
auch wohl Pikunche und Pehuenche beystehen,
cecren die Spanier, reiben sich dadurch auf, und
feiden auch viel durch die Ueberfälle ihrer südli-
cheren Nachbarn. Falkner -) bemerkt ausdrück-
lich, dafs die Taluhet und Divihet den Spaniern
unter dem Nahmen
Pampa
bekannt sind. Wenn also von einer besondern
Sprache der Pampas die Rede ist, die mit den
dort gewesenen Missionären gleichsam begraben
sey *°'): so läfst sich um desto bestimmter be-
haupten, dafs darunter die Puelchische zu ver-
stehen sey. Auch Azara ***) sagt, dafs diese
Pampa sich den Nahmen Puelche zu geben schei-
nen, und stimmt darin mit dem Berichtsteller
bey Hervas überein, dafs sie dieselbe Nation
sind, welche die ersten Spanischen Eroberer
*) S. 125.
**) Hervas Catalogo delle lingue conosciute, S. 19.
***) Don Felix von Azara Reise nach Süd- Ame-
tika in den Jahren 1781 bis 1801 , a. d. Spanischen von
Walkenaery deutsch von Weiland übersetzt (Berlin
igio) S. 192 ff.
421
unter dem N zhmen Q^uerandi *) anführen. Sie
schweiften damahls auf dem südlichen Ufer des
La Plata- Stromes umher, den bald anzuführen-
den Charrua gegen über, aber ohne mit diesen
in irgend einem Verkehr zu stehen , da sie den
Strom gar nicht befahren. Gegen Westen gränz-
ten sie damahls an dieGuarany von Monte^rande
und der Valle St. Jago, und auf den andern Sei-
ten hatten sie gar keine nahen Nachbarn. Sie
widersetzten sich der Erl)auung von Buenos Ay-
res hartnäckigst, und zogen sich südlicher, als
sie die Festsetzung der Spanier nicht hindern
konnten. Die Anhäufung der von den Spaniern
zuerst dahin gebrachten verwüderten Pferde und
Kühe zog, wie Azara versichert, hierauf meh-
rere der westlicheren, nähmlich der Araukani-
schen Völkerschaften, und der südlicheren aus
Patagonien denselben Gegenden näher, und auf
diese Weise habe demnach der gegenwärtige
Zustand dieses Theiles von Süd- Amerika sicli aus-
gebildet. Von diesen Völkerschaften, welche den
Nahmen Pampa führen, und dreyzehn Jahre vor
Azara's Abfassung seiner Nachrichten mit denSpa-
niern Friede machten, sagt er, dafs ihre Sprache
von all-r übrigen von ihm beobachteten Nationen
Sprachen verschieden, und ohne alle Nasen-
und Kehllaute sey, die sich nicht durch das Spa-
nische Alphabet ausdrucken lassen; ihre Stimme
sey voller und wohlklingender, als die anderer
Nationen. Uebrigens bedeutet Pampa in der
Peruanischen oder Quichua- Sprache: Gefilde,
Grasflur , und der Nähme der Nation ist von ih-
rem Umherirren in solchen unermefsliclien Ebe-
nen zwischen dem 36° und 39° entlehnt.
■ »
*) Quirandks bey De Lact a. a. O. , S. 526.
Dd 2
42Ä
S p r a c h p r o b e n.
A^r avikanisch
na'ch
' '
Herkmann,
falhner.
Molina,
Havestadt. ,
Gott
, . .
dios
. . >
ngen ( ist :
Wesen).
Himmel
hueno
huenu
huenu
huenu.
Erde
Wasser
Teuer
tue
ko
§ueful, guB'
tal
tue
k'tal '
mapu
CO
kuthal
mapUf tue»
mouke.
ctal.
Sonne
ante
antuigh *)
antü
antu.
Mond
tien
cuyemy ki-
yem
cuyen
cuyen.
Menschen
Mann
Weib
wento
domo
che
huentu
cfu
domo
che,
huentu.
malluen.
Kind
Vater
penien
chou
jmen
chao
. •
pncn, yau.
chao.
Mutter
nenque
■ • ♦
• . .
gnuquef pa~
pai.
votm, cogni.
Sohn
Tochter
botum
. .
votum
neaqu&
nahue
. « ,
nahue y cogni
domo. ,
Bruder
penu
peni
. . .
peni.
lamyen,
lonco,
nge,
pilun.
Schwester
Kopf
Auge
Ohr
lamoen
lanco
ne
pilum
lonco
nge
g^
Nase
7"
yu
yu
yu.
Zunge
Haar
quewen
lonce
gchuun
lonco
thopel
queuiln,
ra-^il ea-
liuellu.
Hand
. cue
cuugh
cuu
CllÜ,
Tufs
namon
namon
namun
namun.
Brot
copque
cofque
. . .
cofque.
Böses
ante
antuigh
ata
• • •
antu.
cuniy ella.
1.
quyn
quine
. . .
quigne.
2
eppo
epu
epu.
3
quila
quila
cüla.
*) Die Endlwclistaben ßh sind nach Englischer
Aussprache zu nehmen.
433
Hervas, der In seinem Vocabolario polialoto
bey den Araukanischen Wörtern wahrschein-
lich gröfsten Theils dem MoHna gefolgt ist, hat
nur einige kleine Abweichungen von demsel-
ben, Erde: tue^ für Auge: ge^ für Zunge: ie«7Z,
für Mutter: papai^ welches oder pai nach Ha-
vestadt der weibliche Nähme für diesen Begriff,
so wie denn dergleichen Unterschiede der Be-
nennungen der Männer und Frauenspersonen,
wenigstens in Absicht mancher Wörter bey den
Araukanern, wie bey vielen Südamerikanischen
Völkern Statt findet; eben diefs ist der Unter-
schied bey votm nahue, welche der Männer-
sprache, und cognt^ cogni domo^ welche dey
Weibersprache angehören.
Tuelhet. *)
Puelche.
Araukan.
höclistes Wesen
soichu
Menschen
cunny, het
het
che.
Vater
magltter (mein V.)
. .
chao.
JMutter
ma meme (meineM.)
. .
gnuijue^papai.
Fufs
yacanu
. .
namun.
Wasser
yagiy
CO.
Berg
catille
casu
calul.
Guanaco
pichua
Luhuan , huan-
grofs, hoch
hau
que.
vuta^ vucha.
*) Nach Falkner y .S. 138., wo auch die paar
Puelchischen Wörter stehen, und nach Hervas Ca-
talogo , S. 20.
4^4
n, Ostküste vom Rio de Plata und
Uruguay bis zum Ausflusse des
Maranon oder Amazonen-Flusses
und Para.
A. Einige einzelne Völker.
I. Charrua
waren zur Zeit der Eroberung dieser Gegenden
eine herum wandernde Nation an den nördlichen
Ufern des La Plata- Stromes von Maldonado an
bis zum Uruguay, nach Norden höchstens drey-
fsig Stunden weit in paralleler Richtung von er-
sterem Strome, ausgebreitet, und in Norden
durch eine grofse Wüste von einigen Ortschaf-
ten der Guarany getrennt. Seit der Anhäufung
und dem Vordringen der Spanier haben sie sich
zwar nördlicher gezogen, aber mit den nachher
zu erwähnenden Minuanes vereinigt, ihre Kriege
fortgesetzt, zum Theil aber auch im Spanischen
,Gebiethe niedergelassen. Jene noch freyenChar-
ruas wohnen am östlichen Ufer des Uruguay im
31° bis 32° S. Br. Sie haben keinen Landbau,
haben ihn auch wohl nie gehabt, sondern essen
Fleischspeisen. Sie haben keine Oberhäupter,
sondern leben in der vollkommensten Gleich-
heit. Mit Anbruch der Nacht kommen die Fa-
milien-Häupter zusammen, um Schildwachen zu
ihrer Sicherheit auszustellen, oder näclitliche
Unternehmungen zu bereden, die alle vor An-
bruch des Tages ausgeführt werden. Ihre Ge-
fangenen genicfsen bey ihnen aller möglichen
Freyheit, und schliefsen sich gewöhnlich ganz
an sie an, ohne jemahls wieder zu ihren Lands-
leuten zurück zu kehren. Die Art, wie diese
und die ferner aufzuzählenden Eingebornen
ihre Haare tragen, oder abschneiden, und einige
Bedeckungen des Körpers' haben, ist national,
und unterscheidet die einzelnen Völkerschaften.
Besonders aber ist auch national die Art des
Barbot, das ist ein 4 — 3 Zoll langes, etwa
2 Linien dickes Stückchen Holz, welches bey
den meisten von nun zu erwähnenden Nationen
dieses und der nächsten Abschnitte in einem
bald nach der Geburt allen Knaben von der
Mutter dicht an der Zahnwurzel durch die Un-
terlippe gestochenen Loche für die ganze Le-
benszeit getragen wird *).
2. Yaro, 5. BohaiiGj 4- Ghana,
drey Völkerschaften, welche so gut als nicht
mehr existiren, ers'tere beyden von den erwähn-
ten Charrua ausgerottet, letztere um einem ähn-
lichen Schicksale zu entgeiien, unter den Spa-
niern in der Colonie Santo Domingo Soriano
aufgenommen und unter die Spanier gänzlich
gemischt. Ziu' Zeit der Eroberung dieser Ge-
genden wohnten die Yaro, kaum hundert Krie-
ger stark, auf der Ostseite des Uruguay zwischen
dem S. Salvador - Flusse und dem schwarzen
Flusse im Westen der Charrua, und im Süden
der Bohane und der Ghana, die Bohane, noch
schwächer als jene, wohnten also nordwärts an
dem schwarzen Flusse, die Ghana auf den Inseln
des Uruguay, dem schwarzen Flusse gegen über.
Von allen drey Nationen sagen die alten Nach-
*) Azara a. a. O. S. 174.
426
richten, wie Azara*) versichert, dafs jede der-
selben eine eigenthümliche Sprache gehabt
habe.
5. Minuane
zur Zeit der Ankunft der Spanier, in den Ebe-
nen nordwärts vom Parana - Strom; in dieser
Richtinig ungefähr 30 Stunden weit, wo uner-
mefbliche Wüsten ilire Gränze ausmachten, von
Osten nach Westen aber von der Vereinigung
des Uruguay mit dem Parana bis gegen die Stadt
Santa Fe ausgebreitet. Sie sind, seitdem sich
die Charrua nördlicher zogen, mit diesen auts
genaueste vereinigt, bey nahe ganz gleich in der
Lebensart, aber die Sprachen beyder Nationen
haben nach Azara's Versicherung '^*), durchaus
keine Aehniichkeit mit einander.
6. Guenoa
nach Hervas ***) eine auf der Ostseite des Uru-
guay, im Süden der Guarany-Missionen umher
schweifende V^ölkerschaft, mit einer, wie er aus
einem kurzen Katechismus ersähe, von andern
Paraguayern ganz verschiedenen Sprache. Er
nennt die Yaro einen Stamm dieser Guenoa,
und sagt, dafs auch die Minuane, Bohane und
Charrua ursprünglich einerley Stammes mit je-
nen seyen, doch finde man bey den Minuane
und Charrua eine von den andern Guenoa-Stäm-
men etwas verschiedene Mundart.
*) A. a. O. S. i88- 89.
*•) A. a. O. S. 190.
***) Catalogo delle lingue conosc. , S. 46.
7. Kasigua
wohnen im Osten des Uruguay nach seinem Ur-
sprünge hin, im Norden des Guarany-Missions-
Dorfes S. Angelo, und haben nach den Angaben
des P. Techo und des P. Charlevoix und auch
neuerer Missionäre eine eigenthiimliche, schwer
auszusprechende Sprache. Sie seyen zuweilen
fälschlich mit den Guarany verwechselt und ihre
Sprache für Guaranisch gehalten worden , weil
Kasigua ein Guaranisches Wort für : im Walde,
ist, also die wilden Guarany in den Wäldern
auch so genannt werden, und Gefangene von
jener besondern Nation sich nicht nöthigen las-
sen zu sprechen, und dadurch einen deutlichen
Begriff von ihrer Sprache zu geben.
B. Guarany - Sprachstamm.
Über die ganze OstHiste von Süd-Amerika
vom RiodePlata und Uruguay bis zum Ausflasse
des Maraiion ausgebreitet ist der Stamm des gro-
fsen Volkes der G//fl7-<772y. Wenigerbestimmbar ist
seine Ausdehnung nach Norden, ^vo er vielleicht,
WieAzara *) glaubt, bis ganz nach Guiana reichte;
eben so^venigsind es die Gränzen der westlichen
Ausdehnung von dieser Ostküste in dem heuti-
gen Brasilien, dessen gröfster Theil indessen
wahrsclieinlich von Völkern dieses Stammes be-
wohnt wurde. Bestimmbarer ist die Verbrei-
tung im Süden, über den Charrua, Bohane und
Minuanevom 32 bis zum 16° S. Br. , und zwar
bis an den Parana, über welchen sie zur Zeit
der Eroberung nur an einigen Puncten überge-
*) A. a. 0. S. 206 ff.
4^8
gangen waren , selbst dicht bey der heutigen
Stadt Buenos Ayres besafsen sie das Gebieth von
S. Ysidro und alle Inseln des Parana. Aber sehr
weit nach Westen hatten sie sich, über den
obern Paraguay gegangen, ausgebreitet, in der
jetzigen Provinz Chiquitos und Chaco, wo sie
sich bis an die Vorberge der grofsen Andes- Ge-
birge und in die Thäler der Anden erstreckten,
und unter den Nahmen der Chiriguana und
Guarayi gewohnt haben, und noch wohnen.
Eine Menge von Haufen oder kleinen Horden,
nur durch die gemeinschaftliche Sprache, nicht
durch ein politisches Band vereinigt, jede von
ihrem Kaziken oder der Gegend ihres Aufent-
haltes benannt, bewohnte diesen Ungeheuern
Flächenraum eine unkriegerische Nation, wel-
che einigen Landbau betrieb, und von dem Er-
trage desselben und wilden Früchten Magazine
anlegte, übrigens von einiger Jagd und vom
Fischfange lebte*). Da sie demnach feste Wohn-
sitze hatten, und bey der Furchtsamkeit, womit
sie auch vielfach überlegen, jeden Kampf mit
andern Indianern vermeiden , und welche ohne
Zweifel hauptsächlich verursacht hat, dafs wäh-
rend andere wilde Horden kaum durch irgend
ein Mittel zu ruhigem Wohnen in etwas civili-
sirten Colonien haben gebracht werden können,
die Guarany, in der kürzesten Zeit von den Spa-
niern in solche Colonien vereinigt, von den Por-
tugiesen zu Sclaven gemacht worden sind, ist
jene ungeheure Ausbreitung dieses Volksstam-
mes wohl nicht die Folge kriegerischer Unter-
nehmungen, sondern eines längeren ungestör-
*) De Laet a. a. O. S. 526. Azam a. a. O.
S. 209. 215.
/,2()
ten Besitzes jener Länderräüme, und die jetzt
zwischen dem westlichsten Gebiethe dieser Spra-
che und dem östlichen Hauptgebiethe derselben
wohnenden Völker sind wohl als eingedrun-
gen *), die Guarany aber als die vermuthlich
ursprünglicheren oder ursprünglichsten Bewoh-
ner von Süd- Amerika zu betrachten.
Noch mehr verändert hat sich der Zustand
und die Verbreitung dieses Volkes durch die
Folgen der Eroberungen der Europäer. Theils
habeti die Jesuiten, da sie diese Sprache so all-
gemein fanden, zu ihren Guarany- Missionen
auch andere Völkerschaften geschlagen, welche
andere Sprachen redeten, aber Religions-Unter-
richt und Religions- Übung in dieser bekamen,
theils haben die Portugiesen viele Guarany- Hor-
den in vorher von Spanien in eine Art von Be-
sitz genommenen Gegenden überfallen und so
hart behandelt, dafs sich dieselben in dieSpani-
*) Die Guarany unterscheiden sich von diesen ih-
ren Nachbaren auch dadurch, dafs sie um vieles klei-
ner sind, und sehr viele von ihnen ein wenig Bart, ja
sogar auch Haare am Körper haben. S. Azara a. a. ü.
S. 210. Eben derselbe niatht S. 293. besonders wegen
der vorher oben angeführten Umstände geltend : „dafs
zwischen den Guarany und allen übrigen (Paraguayi-
schen) Nationen eine weit gröfsere Verschiedenheit
Statt hat, als zwischen den Nationen der alten Welt,
und sogar auch als zwischen vielen Quadrupeden von
verschiedener Art." Auch ist eben daselbst S.210. be-
merkt: „Ein Mann , der sehr lange unter den christli-
chen Guarany's gelebt hatte, hat auf ihren Begräbnifs-
plätzen vielfältig die sonderbare Bemerkung gemacht,
dafs sich ihre Knochen weit schneller in Erde'verwan-
deln, als die der Spanier." Ein Barbot haben die
noch wilden Stämme der Guarany, aber nicht von
Holz, sondern von einem durchsichtigen Harze.
S. Azara a. a. O. S. 2i2.
450
sehen Provinzen Tape, Guaira und Itatin zwi-
schen dem Parana und Paraguay gezagen ha-
ben *), wo also jetzt auch Guarany, ungefähr
bis zum 23° S.Br. wohnen. In der ganzen Unge-
heuern Portugiesischen Provinz S. Pablo haben
selbst die Portugiesen ihre Muttersprache ver-
gessen, und das Guaranische herrscht alige-
mein **).
Die Guarany -■ Sprache
hat viele Kehl- und Nasenlaute, zu deren An-
deutung die Jesuiten eigene Zeichen ausgewählt
haben. Dagegen mangeln ihr /, /, //, rr, s,
imd das eigentliche z. Die Unterscheidung der
Laute durch den blofsen Accent ist sehr häufig,
die meisten Wörter sind einsylbig, die meisten
mehrsylbigen zusammen gesetzt. Einerley Laut
hat eine Menge von Bedeutungen, dagegen wird
ihr ein grofser Reichthum zugeschrieben, und
sie für die reichste unter den Sprachen Südame-
rikanischer Wilden gehalten, ob ihr gleich wie-
derum Ausdrücke für eine Menge unserer Be-
griffe fehlen '^*'=).
So bestimmt wir versichert lesen, dafs bey
allen einzelnen Zweigen dieser Nation die Spra-
che die nähmliche sey, welches sich auch da-
durch bestätigt, dafs des P Ruiz anzuführende
Grammatik für diese Sprache sowohl in Peru,
als in Paraguay und am La Plata gelten soll: so
wird es doch ohne Zweifel manch erley dialekti-
*) Gily a. a. O. T. III. S.
**) Azara a. a. O. S. 242.
***) S. Azara a. a. O. S. 209. Hervas Origene
degli idiomi , S. 55 — 57. u. 61. ; Vocabolario poiigl- ,
S. 221., und Aritm^tica delle Nazioni, S. 95.
431
sehe Verschiedenheit geben, für welche bis zu
genauerer Kenntnifs des Einzelnen wenigstens
Fächer angelegt werden müssen. Wir unter-
scheiden I. die Süd- Guarany in den eigentlichen
Guarany- Missionen der Jesuiten am Parana und
Uruguay zwischen dem 27 und 30° S. Br. imd
dem 220 — 225° d. Länge; II. die West-Gua-
rany oder Giiarayi und Chiriguana in den Pro-
vinzen de los Chiquitos und Chako bis zu den
Gränzen von Peru; III. die Nord- Guarany in
Brasilien, einen Inbegriff mehrerer Völkerschaf-
ten , deren Sprache den Nahmen der Tupi, der
Völkerschaft zwischen der Bay de todos los San-
tos und dem Flusse Francesco de Sur, um den
12° S. Br., der ersten, welche in diesen Gegen-
den das Christenthum annahm, führt *).
I. Süd -Guarany.
Von den Jesuiten, Lehrern in den bezeich-
neten Missionen, ist diese Sprache aufgefafst
worden. Fast alle Guarany dieser Gegenden
*) Dafs man hierbey nicht auf die Homagua-
Sprache, die von Hervas u. A. als ein Dialekt der
Guarany -Sprache betrachtet wird, Rücksieht genom-
men findet, davon werden im VlI. Abschn.die Gründe
folgen. Ein paar andere Ähnlichkeiten von Wörtern
des Guaranyschen Stammes mit anderen mögen hier
stehen, uxa nicht übersehen zu scheinen:
Guarany. Cayubaba. Mbaya.
Gesiclit toba .... natobh
Schulter atucupe itoco.
Nicht erheblicher ist die Ähnlichkeit von dem Guara-
nyschen iaca Flufs, und dem gleichbedeutenden ioga
bey den Otomachen am untern Orinoko.
432
sind zum Christenthume bekehrt. Der Pater
Anton Riiiz de Montoya^ aus Lima gebürtig * ) , hat
Tesoro de k lengua Guarani, que se usu en
el Peru , Paraguay y Rio de la Plata. Ma-
drid 1639. 4.
Arte y Vocabulario de la lengua Guarani,
Madrid 1640. 4.
herausgegeben , eine vom P. Franc. Legal mitge-
theilte Darstellung der Guaranischen Gramma-
tik hat GUy im Saggio di Stör. American.
S. 248 — 61. Ferner ist darin gedruckt:
Ant. Ruyz Catecismo de la lengua Guarani.
Madrid 1640. 12.
Jos. Insauralde ara poru aguiyeghaba ( d. i. gu-
ter Gebrauch der Zeit), Madrid 1759.
Die Bacmeistersche Formeln in von Murr's
Journal, Bd. IX. S. 101 ff.
Grammatischer CharaJiter der Guarany-
Sprache {im eigentlichen und engeren Sinne).
Diese Bemerkungen sind aus einem ziemlich
ausführlichen Auszuge aus Ruiz entlehnt **),
welcher von zvvey Missionären, Kennern dieser
Sprache, durchgesehen und berichtigt war.
1. Der Unterschied der Werter bey ver-
schiedener Aussprache und Betonung ist beson-
ders hier sichtbar: aba ist: Haar, ßZ'ä Mensch;
ß/726 entfernt, 0/720 verwandt; a-pe kleiner Kör-
per, d-pe Zaun; /7z>a Fisch, /?//•« blutig. Bey-
spiele der vielen Zusammensetzungen der Wör-
ter hat Hervas an dem Worte po, Hand, gege-
*) S. über ihn des P. Techo Histor. del Para-
guai, B. IV. C. 11.
**) Ich verdanke ihn Hrn. Lor. Hervas'a und
Hrn. Min. W. von Humboldt^ Güte.
'435
ben*); Eben derselbe hat das Verhältnifs der
Häufigkeit der Anfangslaute der Guaranischen
Wörter, von denen die meisten mit 0, dem-
nächst mit / und /?, demnächst mit ä, c oder k
anheben, und die verschiedenen Anfangssylben
aufgezählt**).
2. Die Substantive haben zur Bezeichnung
der Casus ( aufser dem dem Nominative gleichen
Accusative und Vocative) im Genitive: mbae
(welches: Sache bedeutet), im Dative upe,
beym Dativus commodi: güdrdmd, im soc^e-
nannten Ablative gui (bey Gily ghi) oder rehe
von, me oder repe in, oder einige andere solche
Anhänge nach dem Substantive. Zur Bezeich-
nung des Plurals wird heta, und noch hinter die-
sem das jedesmahlige Casus -Zeichen angehängt.
Wenn das Substantiv ein Adjectiv bey sich hat:
so steht dieses nach dem Substantive, und hin-
ter dem Adjective erst das Casus -Zeichen. Ver-
bal-Substantive zur Andeutung der Zeit, des
Ortes oder Instrumentes der Handlung oder des
Zustandes bilden sich von jedem Verbum durch
Anhängung der Sylben haba, und sind sogar
einer Bezeichnung der vergangenen oder künf-
tigen Zeit der Handlung fähig.
3. Die Adjective werden zu Comparativen,
wenn man an dieselben hinten be und an den
verglichenen Gegenst?.nd gui oder hegid anhängt.
Ete statt jenes be angehängt, druckt einen höhe-
ren Grad, und dieses ete mit mancherley andern
Zusätzen den Superlativ aus, welcher aber auch
durch Wiederhohlung des Praedicat-Nomen&
•) Origene d. id. S. 55. 56.
**) Eben das. S. 156. 139.
4S4
oder Verbum bezeichnet wird. Jener Bezeich-
nung des Comparativs sind auch die Verba fähig.
4. Die Pronomen sind che ich (bey Gilyce)
ore xm^nände (Gily gnände) wir, jenes mit Aus-
schlufs mancher andern, dieses mit Einschlufs
aller, nde du, pec ihr, co, au, dng (oder auch
mit dem Anhange bae^ z. B. cobae) das Prono-
men der dritten Person im Singular und Plu-
ral. Den Verben aber zur Bezeichnung der
Personen vorgesetzt lauten die Pronomen a ich,
oro wir (exclus.), ya oder iia wir (inclus.), ere
du, pe ihr, o er, sie, im Singular und Plural.
Jene Personal -Pronomen werden mit den Casus-
Anhängen, gleich den Substantiven, flectirt.
Eben dieselben dienen auch, vor die Substan-
tive gesetzt, als Pronominal- Adjective. Jedoch
wird das Pronomen der dritten Person vor den
Präpositionen (Postpositionen) und eben so seih
Posse^sivum anders ausgedruckt. Es wird nähm-
lich /;e, reßexivisch^z/e vorgesetzt, und bey den
vielen Substantiven, die mit t anfangen, wird
dieses gewöhnlich sogleich in h verwandelt (vor
andern Pronominal- Adjectiven in /•), z. B. tero
Nähme, cherero mein Nähme, hero nomen ejus,
guero nomen suum. Zuweilen werden diese
Possessiva der dritten Person auch durch /, re-
flexivisch durch o , am Anfange oder Ende der
Substantive angegeben.
5. Der Wurzellaut ist der Infinitiv. Die
demselben vorgesetzten, angegebenen Personal-
Pronomen der Verben bilden das Praesens. Das
Imperfectum entsteht, wenn hinten an dieses
noch hif^ia oder biä (welche: demnach, bedeu-
ten); das Praeteritum einer Begebenheit, die
man gesehen hat, wenn racb oder nach {won-ra:
schon, ehemahls, und na gewifs mit dem De-
4 55
monstrativ- Pronomen); oder bey einer Bege-
benheit, die man nicJit selbst gesehen hat,
wenn rae; das Futurum, wenn ne angehängt
wird; das Futurum exactum druckt sich durch
die eigenthchen Pronomen, z. B. che vor dem
Verbum, und den Anhang rire oder ramoe aus.
6. Im Imperative wird in der 2ten Singular-
Person: e oder lere (letzteres mehr als Erlaub-
nifs), im Plurale /?e oder tape, in der 3ten /a
sämmtlich vor das Verbum, zu Bezeichnung des
Optativs tamb^ des Conjunctivs rdmb hinten an
die Personal -Formen des Praesens gesetzt. Eine
andere Art von Modus bildet sich mit aipola ich
will z. B. caru essen: acarupota oder checaru aipola
ich will essen. Der Infinitiv des Praeter, hat Iid-
guama, der des Futuv. rdnguera nach sich. Die
Participien haben entweder die Endung /lara an
dem Wurzellaute, oder Ime an der Form der
dritten Person; /larera, harämd, /?ardnguera^ bae-
cucra^ baerdmd^ baerdngucra sind die Formen für
dieselben im Praet^ritum, Futurum und nicht
erfolgten Piusquamperfectum.
7. So die Verba activa alle, (nur ein paar
irreguläre ausgenommen, die kleine Abweichun-
gen halicn): ihre Passive werden gebildet, in-
dem / (in einigen Fällen //) vor, und nach der
Wurzel ^cTra (/guttural gesprochen) und hinter
diesem die Personal -Pronomen die u. s. w. ge-
setzt werden. Im Praeteritum wird p'^irera, im
Futurum : plrdmd statt plra gesetzt. Das Particip
setzt temi ( mit nach Mafsgabe der N. 4. gemach-
ten Bemerkungen veränderlichem t) vor den
Wurzellaut, imd vor jenes die Pronominai-
Adjective, um die wirkende Ursache auszudruc-
ken, z. B. mboe unterrichten, cheremimbce der
von mir unterrichtete , mein Schüler. Wenn
MitJirid. Ul. Ee
43« ,
hinten noch cuera^ rämä oder ranguera angehängt
wird, so unterscheiden sich die Tempora auch
bey diesen Participien. Eine andere Art Particip
z. B. imboejnramb bildet mit dem , nach den Per-
sonen flectirten, Verbum substantivitm (wel-
ches diese Sprache sowohl für diese Zusammen-
setzung, als auch noch insbesondere hat) eben-
falls Passive; auch mit dem Reflexiv -Pronomen
bilden sie sich zuweilen.
8. Die Verba neutra zeichnen sich beson-
ders dadurcli aus, dafs nicht jene Personal- Vor-
sätze der Verben, sondern die eigentlichen Per-
sonal-Pronominen che u. 8. w. selbst den Ver-
ben vorgesetzt werden, in der dritten Person
des Singular und Plural: /. Auf gerade eb<?n
dieselbe Weise v/ird aus jedem Substantive oder
Adjective ein Verbum neutrum, z. B. von aha
Mensch, märangütu gut, che abä ich bin ein
Mensch, imärängatu er ist gut. Auch Participien
werden auf solche Weise gebildet: abacue der
ein Mensch war, abardma der ein Mensch seyn
wird, oder hätte seyn sollen, abarcniguera der
ein Mensch hätte gewesen seyn sollen. Es läfst
sich gröfsten Theils nach den Anfangsbuchsta-
ben bestimmen, welche Verba neutra sind.
g. Es gibt eine Menge von abgeleiteten Ver-
ben. Die Neutra werden activ, wenn man zwi-
schen sie und das Personal -Pronomen: mo , oder
mbo ^ ro oder statt desselben in andern Fällen no
einschiebt. Am Ende der Verben ano-ehän^t,
bringen, als Zusatz zur Bedeutung der Verben,
ß, den Begriff: nehmen, e; abgesondert, ei:
aus eigenem Antriebe, /.- ausdauernd, o; ver-
decken, ce; begehren, te: irrig. Fortdauer und
W^iederhohlung der Handhmg wird durch Ver-
doppelung des Verbal- Lauts bezeichnet.
437.
10. Um "die Verneinung auszudrucken, be-
kommen die Verba activa in ihren verschiedenen
Formen mehrerley Veränderungen und Zusätze,
in der isten und 3ten Singular- Person wird /?,
in der 2ten Singular- und isten Plural -Person
nde^ in letzterer mit Ei-nschlufs Aller: /?/, Inder
2ten Plural -Person na vorgesetzt; im Futurum
wird aufser dem vor dessen Endung ne noch ce
eingeschoben. In den Infinitiven und Partici-
pien wird eimci^ ejm oder ej angehängt. Die Per-
sonen der Verba neutra haben fast eben diesel-
ben Vorsätze vor ihren Pronominen, aber am
Ende noch den Anhang ri. Die Passive nehmen
statt ihrer Form/?Tra dann/?T/-e7wß an sich.
11. Das Object der Handlung hat keine be-
stimmte Stelle, und der transitive Bezug auf das-
selbe hat durch Pronominen ausgedruckt eigene
Formen und Arten der Zusammensetzung. Die
Accusative: dich, und: euch lauten, wenn die
handelnde Person die erste ist, oro und opo^ und
das eigentliche Personal- Pronomen steht dann
auch vor dem Activ- Verbum, z. B. che oromboe
ich unterrichte dich, ore opomboe wir unterrich-
ten euch. Für die Accusative : mich, und: uns,
steht dagegen che und ore vor dem Verbum,
wenn die handelnde Person die zweyte ist, und
für diese eue du, epeyepe ilir^ und zwar (ganz ge-
gen die sonstige Stellung des Pronomen) nach
dem Verbum, z. B. che mboe epe unterrichte
du mich.
12. Die Präpositionen stehen nach den Sub-
stantiven, sind Postpositionen.
IL West - Giiaraiiy.
Chlriguana und Guarayi wohnten wahrschein-
lich sonst östlicher und in unmittelbarer Berüh-
Ee 2
4.5 B
rung mit den Stammverwandten, oder wur-
den von ihnen durch dazwischen eingedrungene
Völker getrennt. Die Chiriguana wohnen vor-
züglich zwischen dem 18° und 22° S. Br. und
dem 314 bis 316° d. L. um den Pihmayo und
bis nacli S. Cruz de la Sierra. Die aus ihnen
gebildeten Missionen hat Hcrvas *) angegeben.
Die bekehrten Guarayi sind von den Jesuiten zu
den Missionen der Moxos geschlagen worden,
doch leben auch noch wilde, heidnische Gua-
rayi in den Wäldern. Auch südlicher in Tueu-
man gehörten die i)/agi«V«, durch Ruhe und Thä-
tigkett ausgezeichnet unter ihren Nachbarn,
ohne Zweifel zu diesem Volksstamme, da die
Sprache der Diaguitae die gewöhnliche Spra-
che der Provinz S. Cruz de la Sierra und
der benachbarten Provinzen gewesen seyn soll,
ob dieselben gleich neben dieser noch vier ande-
re den einzelnen Völkerschaften eigenthümli-
che hatten **). Auch noch im Norden der Stadt
S. Cruz de la Sierra schweift eine Völkerschaft
umher, die Cicionos , deren Sprache sich als ein
Dialekt des Guaranischen zeigt. Sie sind uns
gleichsam das Band, welches diese ;West - Gua--
rany an die Nord - Guarany in Brasilien an-
schliefst, und wir wissen von ihnen nur ein
Wort ihres Dialekts: c/^e-zez-e meine Hand, Gua-
ranisch: che-zin, welches die Verwandtschaft
beurkundet. Dafs aber überhaupt diese west-
lichen Guarany die vorher geschilderte Guara-
iiy-Sprache reden, erhellet wie schon bemerkt
worden ist, daher, d^kRi/iz selbst in der Über-
schrift seiner Grammatik die Sprache der Guara-
♦) Catalogo d. 1. c. S. G3.
**) De Laet Novua Orbis S. 463. 555. -
459
ny in Peru und der vom Paraguay und Rio de
la Plata als Eine ankündigt.
' IIL Nord - Guarany,
das ist
T ü p i * ) o der Ureinwohner Brasiliens.
Die ganze Küste Brasiliens entlang wohn-
ten eine Menge von Völkerschaften, sich zum
Theil tief in das Land erstreckend, deren Spra-
chen als blofs dialektisch verschieden von der
Sprache der Tupi (an der Bay deTodos los San-
tos beschrieben wird). De Laet **) nennt die
Sprache, deren sich ungefähr zehn Völkerschaf-
ten Brasiliens bedienen, die gemeinsame dieses
grofsen Landes, obwohl bey den übrigen Hor-
den vielerley Sprachverschiedenheit Statt finde,
und nennt als jene Völker: die Petiguares am
Flusse Paraiba, und ihre Freunde und Stamm-
verwandte die Viatan^ die Tupinaba am Rio Real,
an CiQn Gränzen der Landschaft los Ilheos, die
Caeiae am Flufse S. Francisco, die Tup'inaquini
von letzterer Landschaft bis zur Provinz Espiritu
Santo, die Tapigiiae von der Provinz St. Vincent
bis nach Fernambu.c, in ihrer Nachbarschaft die
Apigapitangae und Mariapigtangae ^ die Guaracoy
*) Azara a. a. O. S. 217. fF. führt die Tupy, als
eine besondere, zwischen Guaranys in dichten. Wal-
dungen an dem östlichen Ufer des Uruguay von der
Mission S. Xaver bis zum 28° S. Br. wohnende kriege-
rische Völkerschaft an, deren Sprache weder Nasen-
ijoch Kehllaute habe , und olme Schwierigkeit ge-
f-'irieben werden könne. Sollte diefs dessenungeachtet
ein entfernterer Zweig ditses Stammes, oder das Zu-
sammentreffen des Nahiuens zufällig sevn?
*•) A. a. 0. S. 545.
44o
oder Itati, die Tummimm und die Tamvme am
Rio Janeiro, und, dort fast ganz aufgerieben,
im Innern der Landes unter dem Nahmen Ara-
rapae wohnend. Auch von den Gegenden am
Ausflusse des Maraiion und Para sagt r/eZße/*) aus-
drücklich, dafs ihre Einwohner Titpinambi ^eyen^
und das dortige Vorgebirge Tapuyotapera führt in
seinem Nahmen auf diesen Stamm. — Zwar ist
von den Arbeiten der Jesinten in Brasilien wenig
bekannt geworden, und ihre Missionen sclieinen
mit der Aufhebung dieses Ordens meistens zu
Grunde gegangen zu seyn. Aber nach dem,
was sich aus kirchliclien Nachrichten über diese
Gegenden schöpfen liefs, führt Herms **) als
Völkerschaften, die das Tupische mit weniger
Verschiedenheit sprechen, auf: die Cariyo, im
Süden der Tupi, bis zum 32*^ S. Br. , Tamoyo im
Norden der Tupi bis zum 22° S. Br. , Tnpinaqui
zwischen den Flüssen Guiricare und [Camamu.
Timimino^ Tubayaro und Tup'mambo ^ zwischen
•jenem Flusse und dem von S. Francesco del
IVord, und an der Küste bis zum Para und Ma-
rafion, Tupinaensi^ Amoipiri (welches auf Guara-
nisch bedeute: Volk des andern Flusses) und
Ibicayaro ^ im Innern am Rio grande, Potigiiari^
am Paraiba und vom Gap Augustin bis zum Rio
grande del Nord, Apanto ^ Tupigoa^ Ariboyaro^
Rarigoarai. Die Sprache der Caetei werde auch
zum Brasilischen gerechnet ^ von andern aber
merklich verschieden davon gefunden. [Die gro-
fse Übereinstimmung zwisclien diesen und jenen
Nahmen verbürgt jene Nachrichten,
) A. a. O. S. 624.
*) Catalogo S. 24. 25.
411
In Purchas's Pllgrimes stehen Wörter der
Sprache dt^ Petivares, in dem Vocabolario Po-
ligiorto von Hervas sind neben den Tupi- Wör-
tern noch die des Brasile volgare aufgefiilirt, aber
dieser Unterschied läfst sich bis. jetzt noch nicht
in Beziio; auf die nrjchher anzugebenden Vater-
JLInser-Foi'mehi verfolgen, und überhaupt nicht
weiter als in Nebeneinanderstellung derverschie-
nen Angaben von W^örtern , welche folgende
Hülfsmittel der Brasilischen Sprache
enthalten.
Brasilische Wörter sind gesammelt in:
Jo. de Lsry Histoire d'un voyage en la terre
de Brasile, Rochelle ifj78. 8-; auch (vermuthlich
zu Genf ) 1580. (Eben das. 1594 und 160a. 8.)
Lateinisch vom Verfasser selbst, Genf 1586 und
1594, Deutsch: Münster 1794, aufser mit einem
Wörterverzeichnisse, einem Gespräch in Brasili-
scher Sprache (in der Deutschen Übersetzung
S. 331.)? titid einigen grammatischen Bemer-
kungen. Daher genommen sind Auszüge in der
AUgem. Historie der Reisen, Th. XVI. S. 263 ff".
Viele jener W^örter, sind auch in die Nachrichten
von Brasilien in de Laet orbis novus verwebt, der
auch von einem Holländer Brasilische Wörter
hatte, s.S. 599.
Ein Brasilianisches Wörterverzelchnils, ge-
sammelt von De Moraes ^ steht in Dappers Arne-
rika S. 412., airch itl Marcgravii historia natura-
lis Brasilias, Lond. u. Amsterd. 1648. 8- und in
Relandi Dissertatt. miscell. T. Ilt. S. 173.
Ein kleines Wörterverzeichnifs ist auch in Pi-
g^/<?«ripremier Voyage autour du monde. S.24I-
Ans. Eckarrs Zusätze' zu Petr. Cudena's Be-
schreibung von Brasilien, in von Murr & Pveise»
442
einiger Missionarien der Gesellschaft Jesu in
Amerika, Th. I. von S. 459. an zerstreut.
Catecismo Rrasilico dado a luz pelo Ant. de
Araiijo (der 1632 als Missionär starb) e pelo Ber-
toldel.eam^ Lisb. 1686. 8.
Die Bacmeistersche Sprachprobe ins Brasili-
sche übersetzt vom Missionär Anselm Eckart ^ mit
Anmerkungen in von Miirr^ Journal zur Kunst-
geschichte und allgemein. Litteratur, Bd. VI.
S. 197—211.
Grammatiken haben geschrieben:
Jos. de Anchiela arte de grammatica da lingoä
mais usada na costa do Brasil, Coimbra 1595. 8.,
und im Auszüge in der angeführten Histor. na-
tur. Brasil, und* in RiDlandi Dissertatt. , T. III.
S. 179 ff.
Auch Eman. Vega, zu eben derselben Zeit
vieljähriger Missionär in Brasilien, hatte einen
Katechismus, Sprachlehre und Wörterbuch in
der Brasilischen Landessprache geschrieben,
welche aber wahrscheinlichst niemahls gedruckt
worden sind '^).
Luis Figueira gramatica de la lengua del Bra-
sil, ist dagegen öfter zu Lissabon gedruckt in
12., und zuletzt in 8.
Die folgenden Bemerkungen sind aus Fi-
gueira gezogeh, und dabey mehrere von den
übrigen Hülfsmitteln benutzt.
Grammatischer Bau der Brasilischen
Sprache.
1. Die Substantive haben keinen Unterschied
des Numerus, oca ist: Haus, und: Häuser,
*) Mouboddo vom Ursprung und Fortgang ;der
Sprache, übers, v. Schmidt^ Th. 1. S. 354. führt eine
iSSgrzw Madrid gedruckte Guaranische Grarnuiat-ik an.
443
apyaba: Menscli, und: Menschen. Das an:7G-
hängte / ist eine gewöhnliche Diminutiv- En-.
dufig , z. B. pitanga Kind , pitangai Kiiidlein. Von
Verben abgeleitete Substantive haben die En-
dungen ara oder ajia für die handelnde Person
(auch ora, wenn von Fortdauer der Handluncy
die Rede ist), aba für Zeit, Ort, VVerkzeucr der
Handlung, pyra (mit vor das Wort gesetztem ;')
fiir das Gewirkte, -welche Form eigentlich das
Passiv -Particip, und des Ausdrucks der ver-
schiedenen Tempora fähig ist. Z. B. jucacara
Tödter, juca-gaba Instrument zum Tödten,
v 'juca-pyra das Getödtete. (Zwischen jene En-
dungen und das Wort selbst wird f , t oder ein
anderer Consonant eingeschoben.) '
2. Die Casus werden ausgedruckt, indem
der Genitiv vor dem ihn regierenden Worte
steht, der Dativ die Endung /?e oder cupe hat.
Im Vocative verlieren die Wörter, welche den
Ton in der vorletzten Sylbe haben, und auf
einen Vocal endigen, diesen Vocal, oder haben
den Ausruf ^i/z oder gue^ im Munde der Weiber
/«oder/o, vorsieh. Die nachgesetzte Präposi-
tion c/z/ von, aus, kann fiir den Ablativ, pe^
pyri: zu, rupi^ bo: durch, für den Accusativ
gelten, wenn dieser nicht blofs neben dem Ver-
bum in unbestimmter Stelle steht.
3. Die Adjective haben beym Ausdrucke des
Comparativs die Endung ete und der verglichene
Gegenstand hat die Praeposition fz// hinter sich.
Der Supsrlativ hat dieselbe En-dung mit dem
Beysatze : über alle u. dgl. Nach Eckart wird zu
jenem Zwecke die Präposition roce über, nach-
gesetzt, oder auch das x\d\ ^vhintn pyry mehr,
gebraucht. . :;.- . ; :,. .,
444
4. Die Pronomen sind: v-f ich, yxebe oder
yxcbo mir, nde du, ndebe oder 7?f/e^o dir; orb
(exclusivisch) und yande , (inclus.) wir; /;ee ihr,
feeme oder peemo euch ( Dativ) , opo euch ( Accus.)
ae oder «Äeer, Plural: aöe sie; nach Lery lau-
ten sie so: che ich, te du, ö/ze er, or wir; /7ee
jhr, aurahe sie. Jene Dative und Accusative
werden bey den Verben zwischen diese, und
die eben anzugebenden Personal- Vorsätze ein-
geschoben. Vor den Personen der Verben vor-
gehängt werden als Pronomen: öich, oro und
^'ßwir, e/'c du, /?eihr, o er, sie. Für die Prono-
minal-Adjective werden den Substantiven vor-
gesetzt a:e für: mein, ore und yande unser, nde
dein, pe euer, _y sein , ihr. Wenn letzteres re-
flexivisch steht: so wird zuweilen der Anfangs-
buchstab des Substantivs verwandelt z. B. c in
X, t oder g in ;•.
5. Der Infinitiv ist die Wurzel, im Praesens
treten blofs die erwähnten Zeichen der Perso-
nen vor, bey vielen Activen vvird an den Pro-
nominal-Vorsatz noch /angehängt. Im Imper-
fectum wird hinten ßerc/72e, im Perfectum z/wö/z,
im Plusquamperfectum uman aereme angehängt,
im Futurum ne. ( Nach Lery im Imperfectum
aquoeme, im Perfectum aquoe-mene^ im Futurum
6. Im Imperative wird in der 2ten Person e,
im Plurale pe vorgesetzt, in der 3ten f vorge-
setzt und o hinten angehängt; die 2te Person
des Futurum mit vorgesetztem t ist mehr manda-
tivisch. Der Permissivus setzt ? vor die Perso-
nal-Vorsätze, und im Imperfectum mo, im Per-
fectum uman-mo hinten ans Wort, Für den
Conjunctivvvird reine an die W^urzel gehängt,
wenn sie mit einem einfachen Vocal, me vvenn
445
sie mit einem Diphthonge, neme wenn sie mit ei-
nem gedehnten Vocal, aber e wenn sie mit w,
eme wenn sie mit andern Consonanten endicrt.
Im Optativ des Praesens wird temema^ im Prae-
teritum meima oder meimona^ im Futurum nioma
hinten angehängt. Der Infinitiv des Praeteri-
tum hat den Anhang agoera, der des Futurum
ramboera^ das Gerundium bo^ für den Begriff:
um; äoama. Im Participe wird bae an die Form
der 3ten Person gehängt.
7. So die Activ- Verben. Im Passive wird
7jbe oder ye zwischen die Personal- Vorsätze und
den Wurzellaut eingeschoben. Eben so wird
porb eingeschoben, wenn die Active sich auf
keinen bestimmten Accusativ beziehen. Das
Passiv- Particip setzt mi an den W^urzellaut.
8. Die Verba neutra werden zum Theil mit
eben denselben Personal- Vorsätzen, wie die
Active, zum Theil mit Vorsetzung der angege-
benen a:e, nde^ u. s, w. (welche vordem Nenw-
worte das Pronominal- Adjectiv ausdrucken)
conjugirt. Letztere Conjugations-VVeise findet
immer Statt, um von Adjectiven Verba neutra
zu bilden, indem man diese Vorsätze vor die
Adjective stellt, und dann das Verbum substan-
tivum hinzu denkt. Die Formen der Tempora
und Modi sind übrigens bey dieser zvveyten Con-
jugations- Weise eben dieselben,, wie bey der
ersten. Die Verba neutra werden zu Activen,
indem man ihnen mo vorsetzt, und sie dann
mit den ersteren Pronominal - Vorsätzen und
zwar mit dem diesen angehängten / conjugirt.
9. Das Verbum negativum setzt n oder nd
vorn und / hinten an. Im Futurum wird dann,
446 ^ . :■
aalserjenem Vorsatze n odernd, hinten angehängt
ic'ücne, im Optativ des Praesens xoete, des Praeter.
xoe, des Futurum ixoe, im Imperativ mid Per-
mi ssivt/me, imConjunctiv 0v;ze, im Iniinitiv und
Gerundium eyma.
10. Die Praepositionen stehen nach den Sub-
stantiven.
Sprach proben. J
* Eine V. U. Formel dieses Sprachstammes ist \
schon in den ältesten Sammlungen aber unter
dem Nahmen: Mexikanisch bey Megiser, Lü-
deeke, Schulz, Hensel, und noch eben so benannt
in der Pariser Sammlung, schon vorher in Du-
ra Thresor des Langues S. 944 enthalten, vergj.
auchThevetCosmograph. B.21. CS-; sie gehört
einem Guaranischen oder Brasilianischen Stam-
me an, und die kleinen Abweichungen, mit
denen sie abgedruckt ist, sind unbedeutend.
Die erste Formel, welche Chamberlayne von
Rob. Nelson hatte, und Brasilianisch nennt,
gibt Hervas als die Mundart eines den Spaniern
unterworfenen Guaranischen Stammes, und sie
bewährt sich als solche durch ihr Zusammentref-
fen mit der folgenden , wovon wiederum N. 369.
nur in der Schreibart abweicht. Wenn aber
Hervas auch N. 371. solchen Guaranys zuschreibt,
so irrt er, da sie, so verdorben sie ist, doch
mehr Brasilianisches zeigt; eine Brasilische ist
aus ^inem der erwähnten Katechismen , mid
eine andere rhit einigen, wenigstens des Anfüh-
rens werthen Abänderungen hat Eckart in
Murr'ä Journal gegeben:
von
4^7
G u a r a n i s G h.
j^us Chamberlayne, S. 91.
Unser Vater Himmel in du bist der
Oreruba ibäpe ereibae;
verehrt dein Nalnne «ey
Imboyerobia ripiramo iiderera tojcö;
komme «lein Seyn gut uns zu
Tounderecomävan gatiiorebe;
dein Wille sich tliue Erde auf Himmel in sich
Nderemiinbotära tiyaye ibipe ibape yya-
th;u auch
yeyabe;
IJnsre Speise Tag jeden geliörig gib diesen Tag an
Orerembiii ara naboguara emee coara pi-
uns
peorebe;
Verzeiiie unsere Sünden uns
Ndeiiyro oreynängai päbaeupe orebe mä-
wir verzeihen
rähärupe orenyr onungä haeorepo
eyarime ;
Toremboa imegan oaipä;
uns bfcfreye vielmehr Sache üble von
Orepicyro epecatu mbae pochi giu. x4meH.
3^8. .
G u a r a 11 i s c h.
Nach Ant. Ruyz Caiädsmo ie, la h.iigua Cuarani.
Oreruba
ibape erei' bae;
448
Imboyerobi^ ripira mö
Nderera toyco;
Tou ndere comaran gatüorebe;
Nderemi' mbotara,
Tiyaye ibipe
ibäpe yyayeyabe;
Orerembm
Ära iiAboguara
Emee coara pipeorebe;
Ndenyro
Oreynangai pabaeupe,
Orebe niaraharupe
Oreiiyronungä
Haeorepo eyarime;
Toremboä imegauoaipa
Orepicyro epecatii;
Mbae pochi gui.
Amen Jesus.
369.
Dasselbe.
Nach Ant. Sepp und Ant. Böhm Reiseheschreibung
nach Paraquarien. (Nürnb. 1696. 12.) S. 213.
Ore ruba
ibape ereibac
Imboyero bia ripiramo
Nderata maranga tu toyco
Tou ndereco maranga tuorebe
Tiyaye nderimimbotara
Quia ibipe
ibape yyaie üabe
449
Orerembiu
Aranabo guara
Eiiiee CLiri orebe
Ndefiyro
Oreyiiangai pabae upe
Orere recomengu ahara upa
Oreiiyro iiünga
Hae eipotareme
Angaip ape orca
Orepiciro epecatii
iiibae pochia giia.
Amen Jesus.
370.
Dasselbe.
Nacli Marl. D obritzhof&r in von Murr's Journal
f. K. u. L. Th. IX. S. 106.
Ore ruba, ybape ereibae,
Ymombeu catupiramo toico angu nderera
marangatu ,
Ndereco niaraügatu tou anga orebe,
Nderemlmbota tiyaye anga coibipe, ybape
yyaye nabe ,
Orerembiura ara nabongoara teremee an-
ga orebe.
Ndenyro anga ore ynangaypabae upe, ore
rerecohare upe orenj'ro nabe.
Oremboa eme angaypä pipe.
Orepibiro epe opämbuepochi heqiii. Amen.
37«-
Brasilianisch oder Guaranisch,
(anter dem falscLen Nahmen Mexikanisch).
Aus Dur et Thres. de L. S. 944.
Ore iure vbacpe , Toi coap. Pauemgatu
aua vbu
Jagaton; oquoavae cbaraib' - amo de-
rera rico
Oreroso Jeppevuacpe. Toge mognanga
Deremi potare vbupe vuacpe igemoiiang
iaue.
Araiauion ore remiouz imeenycori oraue.
De gouroii oreuo
Orememoan angai parce supe, orereme-
moa sera supe oregiroii
iaue.
Eipotarume aignang oreme moauge. Ei-
peapauemgne ba emenio-
am ore suy,
Emona ne toico. Jesus.
372-
B r a s i 1 i a n i s eh.
ISachdtmCaiedsmo Brasüico, \6l\\. i2. , aus Jordan »
Supplem. zu Lüdeken , S. 59.
Ore rub ibacipe tecoär
Imongara ibipiramo rera toico
Tour nde reiuo ^ ,.^
Toyemonhang nde reniimotara ibipe iba-
cipe oyemonhaiiga jabe
,4o^
Ore remiu ara yabiödc>ära eimeeng cori
ori-he
Nde nliirö ore angaipaba rece orebe, ore
reconiemoäiicara ciipe ore nhiröjabe
Ore mboarume yepe tentacaö pupe.
Ore piciio te yepe mbae aiba cui.
Reino, popiratä, moetecäba 116 nde mbae-
ramo cecorime auyeramanhe. Amen.
373-
Dasselbe.
yius dem Catecismo BrasUico (Lisb. 1636. 8-) 5. 1.,
und eben so in von Miirfs Journal, Bd. VI. S.2ii.
Ore Rüb, ybäkype tecoar;
Imöete pyranio nde rera toicö;
Tour nde Reino ;
Tonhemonhc4ng nde remimotära ybype ybä-
kype inliemonhangajabe;
Ore rebiti ara jabie ndoara eimeeng cori
orebe;
Ndehiro ore angaipaba rece orebe, ore re-
recomemoäcära cupe orenbirö jabe.
Orememoaracarunie jepe tentacaö pupe;
Orepycyrö jepe mbiie aiba cui ^). Amen.
*) Nach JEckart in v. Murr's Journal steht Bitte III.
inhemonhan g , B. IV. rembin, cori ohne Acceiitj
B. V. nthbyro und orenbyro , B. VI. ore moaracdrynu,
jepe ohne Accent, tentacaö, B. VII. mbae und ^ui.
Ml! In id. III, Ff
452
Grammatische Anmerkungen zu diesen
V. U.
grofsen Theils nach Eckart in von Murr's Journal,
B. VI. S. 212-, und Hervas im Saggio pratico,
S. 95. (dort über N. 373. , hier über Hervas For-
mel N. 10., welche von der folgenden N. 367.
aufiser den anzugebenden Fällen nur in der
Schreibart abweicht) mit beygefügter Erklärung
der meisten Abweichungen der übrigen Formeln.
oreruöa, orerubvon tudaY^tev, davon ist im
Brasihschen das a weggefallen, weil es der Vo- , j
cativ ist, tuid der Aniangsbuchstab t wird in r !
verwandelt -•^), s, N. 4. der Bemerkungen über
den grammatischen Bau beyder Sprachen; ore
wir, mit Ausschliifs der anderen fremden.
Rure ist ein anderer Dialekt oder ein Fehler.
ibape, ybähype von ibag, ybclka Himmel, bey
dem Hinzutritt der Praeposition ist bey jenem g
weggefallen, bey diessm a \n y verwandelt, pe
ist die nachgesetzte Praeposition für: in. Die
kleinen Abweichungen der beyden übrigen For-
meln erklaren sich durch das Obige.
ereibae'm N. 367. 368. erei ist die 2te Person
von Ol ich bin (Snfinitiv i seyn — das / durch
die Nase gesprochen), bae ist der Anhang, der
Participien macht, also durch dasPronomen rela-
tivum ausgedruckt werden kann; bac in N. 369.
ist Druckfehler.
tecoär N. 372. 73. ist nach Eckart das Partici-
pium des Praesens von aicö ich bin. Die Gram-
matik von Figueira zeigt übrigens nicht eine
*) Daher dieselben Wörter in dem einen Ver-
7.eichnifs nüt r, in dem andern mit /, fälschlich auch
mit d anfangen. 2
455
solche Particip- Form, und bey Lery heifst das
Particip von aico: recorure.
imboyerobmripiramo ; das vorgesetzte / und
hinten angehängte /?/>ö (vvobey dieses / durch
die Kelile ausgesprochen werden soll,) sind die
Form des Passivs, ramb (wovon die erste Sylbe
mit jener P'.ndsylbe zusammen gefallen ist) die
Form des Conjunctivs; ramd wäre die Form
eines Particips, in welchem auch der Begriff un-
gewisser Zukunft und einer zu verrichtenden
Sache liegt. Dafs nun aber auch rämb so parti-
cipialisch gebraucht werde, erhellet daraus, dafs
es als eine Umschreibung des Passivs angesehen
wird, die Endung /^/ramo mit dem Verbum sub-
stantivum nico , ich bin, zusammen zu setzen.
Ki ist des Wohlklangs wegen eingeschoben, und
mboyerobia heifst: verehren, indem mbo dazu
dient, Neutra in Active umzuwandeln. Viel-
leicht ist in N. 372., welche sonst beynahe über-
all mit N. 373. zusammen trifft: imongaraibipiramo
dieselbe Wurzel für: verehren, nur mit etwas
veränderter Aussprache.
imoetepyramoin N. 373. kommt von amoete ich
ehre, die hinzu getretenen Sylben sind im Vori-
gen erklärt.
/■C/-Ö Nähme (s. Guarany- Gramm. N. 4., wo
aber: rero iüv: Nähme, angegeben ist), nde
dein [rera allein, wie N. 372. steht, bedeutet:
sein Nähme).
toico, die 3te Pers. des Imperativ hat t vor
sich, o ist Charakter der 3ten Person überhaupt,
rico in N. 371. soll wahrscheinlich eben dahin ge-
hören, obwohl die Grammatik den Vorsatz r
nicht nachweiset, derera \venigstens ist sicher das
dort vorhergehende : dein Nähme.
Ff 2
454
toiiy toi'ir^ t und o ge]iörei\ der 3teii Person
des Imperativs an 5 u^ Brasilisch ur ist: ko'mmen.
nderecb , teco. Verbal - Substantiv"vom obigen
ako ich bin , / ist auf die erwähnte Weise nach
dem Pronominal - Adjectiv in ;■ verwandelt.
N. 373. hat das Portugiesische: Reino, bey-
behalten.
In dem Zusätze marängatü orehe in N.367. be-
deutet das erstere Wort: gut, {mdvan in N. 367.
ist Versehen für maran)^ das zweyte ist der Da-
tiv: uns: vielleicht dafs in ore roso von N. 371.
ein ähnlicher Bezug liegt; das doilige jeppe ist
ein, den Nachdruck vermehrendes, Hülfswort,
welches auch später in N. 373. vorkommt; wie
aber itvacpe im Himmel hierher in N.371. komme,
sieht man nicht.
nderemimholä in N. 367 — 370. ist von pola
wollen {aipota ich will) mit vorgesetztem temi^
welches das PassiV'Particip: das Gewollte, Be-
gehrte, ausdruckt [t ist nach nde dein, in r ver-
wandelt). Nde remüneia in 'N, ^j^. ist dasselbe,
nur mit anderer Schreibart, vvobey b (eigent-
lich/?) vielleicht nachlässig ausgelassen ist.
tiyaye und yyaye in N. 3Ö7., jenes die 316 Per-
son des Imperativs, dieses des Praesens von aye
thun, mit eingeschobenem _y, welches das Re-
. flexiv • Pronomen ist ; an yyaye ist N. 367. 68. y<:i
de, N. 369. naöe ungenau angehängt.
tanbemonhdng — inhemonhdng in N. 373.; je-
nes die dritte Person des Imperativs, dieses des
Praesens von amonhang: iCh tliue, welches im
Brasilischen durch Vorsetzung des nhe zum Pas-
sive wird.
ibi, yby Erde, pe in, auf.
nabe, jabe wie.
455
In N. 371. ist diese Bitte deutlicher, als
andere, enthalten: togemognanga und igeinonang
.sind ebenfalls die 3te Person des Imperativs mit
vorgesetztem t und o, und die 3re des Praesens
mit vorgesetztem /, die Wurzel ist eine andere
Aussprache von /;?o/7//(7;?_g- thun, in IM. '^n'2. jye-
remipotare ist Ein Wort: dein Wilie, wie N.gu-^j
vbu statt /Z»/, iaiie stsitt Jaöe. ' '
orerembui^ temiü oder tembiii ist das Passiv-
Particip von ü essen; oreremiou hat auch N. 2
1.
aranabouguara von ara Tag, nabo eni jeder,
giiara angehören. In N. 373.''steht für letzteres
iidoara^ undjabiZ für nabo. ' Diese Veränderung
ist analog der \onjabe und riabe wie. N. 371. er-
kennt man in «ra/az^/o/z leicht: Tag, und Jabie
jeden.
tpremee-, N. 371 — 73., eimeeng in N. 373.,
von mee geben , hier meerig. Die zweyte Person
des Imperativ setzt entweder tere oder e vor die
Wurzel.
caarapipe N.367. von ca dieser, ara Tag, und
pi oder pipe in, an. corl N. 371 — 73. heute.
orebe uns, N. 371. oreue.
ndenyro in N. 367. ist auch 2te Person des
Imperativs, aber von einem Verhum zweyter
Conjugation, welche die sonst als Possessiva ge-
bräuchlichen Pronominal- Vorsätze zum Unter-
schiede d^erPerson-haben; niro: vergeben, selbst
soll aus nl sich zusammen, zurück ziehen, und
ro legen, setzen, bringen, zusammengesetzt
seyn. Bey Hervas N. 10. wo iandeniro steht, ist
/a Vorsatz dieser Person des Imperativs, wie /o
der dritten. J/?^^a bedeutet: jetzt. Doch finde
ich , dafs nga eine Partikel ist, welche den Affect
der Zärtlichkeit und zugleich der Ehrfurcht aus^
druckt, w^elches wohl noch besser hierher pafst.
466
ndehyro in N. 373. von anbyro ich vergebe; \
orenhyro und orenyro sind hernach die ersten Flu*
ral -Personen derselben Verben; degouron in
N. 371. ist von einem andern Wurzelworte mit
vorgesetztem de^ welches hier immer statt nde
steht; dasselbe Wort hegt nachmahls wieder in
ore giron wir vergeben.
oriynangaipabaeupe in N. 367. ist von ore un-
ser, (üigaipa Sünda (welches wiederum aus a?ig
Seele , und pah enden, zu Grunde richten, zu-
sammen gesetzt seyn soll) , und bae Endimg des
Particips^// soll des Wohlklanges wegen einge-
schoben und /das Reflexiv-Pronomen seyn, wel-
ches sich wohl passen würde, wenn anga/paver-
sündicien heifst. Upe ist die Endung des Dativs,
im Bra'üischen pe oder gupe; letzteres steht in
N. 373. im zweyten Theile dieser Bitte, (hier
m-e wegen;) in N. 372. steht beyde Mdihle ^upe,
in N. 371. mit anderer Schreibart supe.
Orememoa in N. 371. ist von der andern WW-
zel memoa^ welche im zweyten Satze auch in
N. 373. vorkömmt, und male traeiavh übersetzt
ist. Wenn aber in N. 371. auch noch angai parce
steht; so kann man darin eine, zwischen jenes
Wort und siipe eingeschobene, zweyte Überse-
tzung desselben Begriffes, nähmlich jenes angai-
pa mit dem erwähnten rece erkennen.
In dem Folgenden weicht die Formel bey
Hervas N. 10. beträchtlich von den angeführten
Guaranischen Formeln, mit denen sie sonst
übereinstimmt, ab, und mufs von dieser fünf-
ten Bitte an um so mehr noch besonders hier
aufgeführt werden, da sie sich vorzüglich zur
Erklärung nach den benutzbaren Hülfsmitteln
«ignet, diese aber hierzu bey den letzten Bitten
457
der übrigen Guaranischen Formeln nicht über-
all, ausreichen.
374.
Guaranisch.
Bey Hervas Saggio, No. 10.
Verzeihe doch uiisern Srijir1ia<'n(3en uns
Taiideiiiro anga oreinangalpabaeape ore-
Thiienden Soiiadcii wir ver>.eihen
rereco - mcguahareraupe oreniro
■wie
nünga ;
wolle nicht SünJe in unsern Fall
Eipotareinti angaipapipe orea ;
uns befreye vielmehr SacJie üble von
OrepiciroepecatLi mbae pochi hegui.
rereco -megitaharera in N. 374. — reco heifst:
thun, megua: Schaden, /^ßz-era ist die Endung
des Particips vom Praererirum ; das vorgesetzte
re gehört zu dem in der Guaran Gramm, n. 5.
bemerkten Falle; z/y;e wiederum Dativ -Endung;
nunga ist : ^vie.
rerecomemoacära in N. 373. ist eben dasselbe
mit dem erwähnten Worte memoa; (^ara ist im
Brasilischen die Endung abgeleiteter Substantive
der handelnden Person; in N. 371. steht dafür
wiederum: sara.
eipotareme in N, 374. von dem evw'Xhnteu pota
wollen; im Imperative, dessen 2te Person das
vorgesetzte e, so wie i den activen Bezug, aus-
druckt, wird, wenn die Negation hinzu gedacht
werden soll: eme angehängt; wenig unterschie-
den ist N. 371., wo hernach das angeführte VVur-
458
zelwort memoa nochmahls folgt, und vielleicht
selbst in der letzten Bitte fiir: Uebel, steht.
moarucäryme in N. 373. von dr fallen, mit vor-
gesetztem mo, wodurch das Verbum neutrum
zum activum wird; yme ist die Endung, welche
die Negation ausdruckt; in N. 372. ist ucä: nicht,
eingeschoben, und iime stthx statt_y/?2e.
ort?« von fl Fall, Vergehung.
orepicyro epecatu in N. 367 — 69 und 374. von
plcyro belreyen, welches ohne die folgenden
ßeysätze auch in N. 373. steht. Epe ist die Be-
zeichnung der 2ten Person, wenn sie Subject,
und die erste Object ist; catu bedeutet: viel-
mehr.
7?2/?(7e die Sache; /jocAz in N. 367 — 70., und
ciba in N. 373. bedeuten: schleclit, dort ist //e-
gui ^ hier cui^ woiiir in N. 371. suy steht, für die
Präposition : von.
In N. 372. folgt noch die Doxologie, in
N. 371. ein anderer Zusatz, in welchem das in
dem Eingang erwähnte toico wieder vorkömmt.
Proben anderer Wörter.
Gemein-
Brasilia
Guaraniscb
Guaraniscb
Tupi
Brasilia-
nisch
nisch -
racli den
i
j
Hollände
bey Lact
na eil Giiy.
bey Beri^c
IS.
Gott
tupä
lupa
tupä
tupän.
Himmel
Ibog
ibag
[ibäca.
Erde
Ibl
ibi
ibi
bu.
Wasser
l
i
i
hu.
Feuer
tata
(ata
tatä
tata.
eonne
qiiarasi
cuarazi
coäracy
arassu.
Mond
jast
yaci
iacy
jassu.
Mensch
abä
aba
aba
apuaba.
Mann
mL
Frau
cugnä
cuuä
cunhä
cunhan.
Xiiul
mita
J
459
[ Gern ein-
Brasilia-
Guaranisch
Guaranisch
Tupi
Brasilia,
1 nisch
nisch
nach dem
Hollander
böy Laer.
nacli Gi7y.
bey H^arvas.
er
tuba
tuha
tuba
ruba.
tter
r
S!
talra bey den
zi
zi
si.
n
Manfiern
mtmbi h. den
<
1
Frauen
raji bey den
liter
Männern
membi b. d.
Frauen
der
/vesrer
f
acd
acang
acänga
aeanga
yahange.
e
tesä
teza
tecä
lessä
scescah.
nambt
hu, tu
, .
• • *
namby.
'•'
un
una
ty.
ge
cu
cu
apecu
apocitm
ypecou.
•
og
oca
uca
ava.
d
po' ' '
po , mbo
p09
po
poh.
^'.
pi, mbi
pi
purumga
ypuch.
flra
ara
arä
ara.
].
. . .
nepetei , pe.
tei, moiiepe.
2.
. . .
mocci.
5-
?nbokapi.
Brasilianisch
B r a s i
1 i a n i s c
h
in der Bay
nach
Traycion *)
bev Laet.
L.C ry.
Mor
a es.
E
Chart.
rael
rupana
tupanc
U
vach
ibaca.
ubuy
ibi
yby.
ser
. . . . ♦ .
. . .
ig
y
r
tata
tata
tata.
le
* • • • •
cuarassi
• •
•
coarac
i.
•) Die Bay Traycion oder der Verräther liegt in der Pro-
L Paraiba unter dem Flusse Camaratuba, und dort wohn-
die Petiguares.
4^0
MoniJ
Mensch
Mann
Weib
Kind
Valcr
Mrntcr
Soliil
Tüchter
Bidder
Schwester
Kopf
Ohr
jSJase
Zunge
iUav ■
Hand
T'iifs
Gib
i.
Brasilianisch
in der Bay
Traycion
bey
L,
acan.
desa
nambi
tin
ajji'cong
po oder S''P°
Brasilianisch
nach
■ayt
acan
dcssa
nembi
tili
apccou
po
povy
amabe
oii/iepe.
Ällg. Reisen
augepe.
moküelng.
Ailg. Reisen
I mocucin.
nwssapiit
Al]g. ß.eisen
eben so.
jaci.
nba.
cuniia.
pitar.ga
taiiira
bira.
apeciin
aba
nibo
pi
ara
mceriga.
abäy apyaba,
pitanga.
ruba.
cy.
cunumi.
l\
Iterer rykyyi
Jüngerer ryb
f altere teindii
L lungere /"/ijrue
acanga,
teca.
nambi.
/^
apecun,
aaa,
po.
py-
ara.
46i
'III. Länder an der Ostseite des Para-
guay , am Parana und Urugay.
1. Ein und fünfzig Völl:erschafteji Bra-
siliens, welche andere Sprachen, als
die der Tupi, reden.
Diese ein und fünfzig Völkerschaften wer-
den in den historischen Nachrichten von den
Jesuitischen Missionen als Sprach -verschieden
von dc-rgeschilderten Brasilischen Landessprache
aufgestellt. Hennis *; hat diese Nahmen und
Bemerkungen entlehnt theils aus den gedruck-
ten Werken von Acuiia U.A., theils vorzüglich
aus handschriftlichen Nachrichten, die sowohl
der P. Camana aus seinen Sammlungen, als der
Portugiesische Ex-Jesuit Franc. Gomez mittheil-
ten, oder aus handschriftlichen Bemerkungen
des P. Ant. Fonseca, aus einer handschriftlichen
Geschichte von Brasilien, und aus" Abschriften
der Geschichte des F. VasconCellos, und der
von P. Vieira beschriebenen Mission von Ibiapa-
ba. Die örtliclien Bestimm^mgen sind aus einer
vortrefiiichen handschriftlichen Karte genom-
men.
T. Drey Stämme der Gonitaca oder Goaitaca-
ee Nation, die Goaitacamopi^ die Goaiiacagnassu
und die Goahacalacocito wohnen in den fruchtba-
ren Goaitaceses - Ländern an der Meerküste
zwischen dem 21° und 22° S. Br.
2. Die Aimore, welche ofienbar zu verglei-
chen sind mit den Aimuri oder Guaymuri bey de
* ) Catalogo delle liiigue conosciute S. 26. fF.
462
Laet *), welche dieser in die Nähe des Gouver-
nements Ilheos setzt.
3. Die Guayana in der Nähe derTiipi.
4. 5. Die Goanase und die Yugnarnana.
6. Die Carariu: oder Acarirhi oder Tocarm
oder Caratiu.
7. 8. Die Anace oder Auaci und die Acnngussu,
welche die Jesuiten, nächst Anderen, in der
Mission Ipiapaba vereinigt hatten.
9. Die Aroa oder Aroan an der Mündung des
Para.
IG. Die Teremeinhre oder Trememhre^ welche
an der Küste zwischen den Flüssen Parnaibo uncl
Siarä wohnen.
11. Die Payacu^ welche in dem Gouverne-
ment Siarä wohnten, und, bekehrt, in die Mis-
sion Podi gezogen wurden.
12. Die Grens im Innern der Provinz Ilheos.
13. Die Kiriri^ welche das Gouvernement
Baia beunruhigten, und aus wejchen, nach ihrer
Bekehrung, in der Mitte des XVIIten Jahrhund,
die Missionen Canabrava, Saco, Natuba und
Juru gebildet wurden.
14. Die Curumare auf einer Insel des Flusses
Araguaya, vyelcher im 12° S, Br. und dem 326°
d. L, in den Tocantin fällt. Bekehrt, wurden
sie von den Jesuiten in die Mission S. Anna an
der südlichen Gränze des Gouvernements von
Goyaces gebracht.
15 und 16. Die Tapirapez und^aoa, Bewoh-
ner von Goyares, erstere nach der geographi-
schen Karte auf einer Insel des Araguaya.
17. Die Bacure oder Giiacwe gegen Matto-
grosso hin an der Südgränze von Brasilien,
*) Oth. nov. S. 586.
463
_ IS. Die Parlsi, Paresi oder Paraci, welche
zwischen Cuyaba, Mattogrosso und der Provinz
der Chiquitos wohnten, zum Theil unter letz-
teren, und von Spanischen Jesuiten besucht.
19. Die Barbudo im Nordosten von Guyaba.
20. Die Bororo im Osten von Cuyaba, wel-
che Azara für eineriey mit den Xarayes oder
Yaraies halt *).
21 bis 24. Vi'xQ Potentu^ die Maramomi oder
Guaramomi, die P«j'ßj/a, die C^^ra// auf den Ber^
gen von Ibiapaba.
25. Die Curuni, Nachbarn der Curumares
S. N. 1 4.
26. Die Barbado (vgl. N. 19.) in dem Gou-
vernement Maranon, in zwey Jesuitischen Mis-
sionen im Süden der Hauptstadt.
27. Die Caraya oder Carara (vgl. N. 6.) über
dem Flusse Pindare in dem Gouvernement Ma-
ranon , in Missionen.
28. Die Yacaraiba oder Yacarayaba, in der
Nachbarschaft des Nordostens von Goyaces,
nachher wahrscheinlich gröfsten Theils in den
Missionen S. Joseph und S. Xaver in dem östli-
chen Theüe jenes Gouvernements, welche ab^r
eingegangen sind.
29. 30. Die Arayo oder Araya im Süden der
Yacaraibas , und die Gayapi im Süden des Gou«
vernements von Goyaces.
31. 32. Die Cavaleiro und die Imare am Flus*
se Taquari , welcher in den Paraguay fällt.
33 — 36- Die Coroado oder Coronado im We-
ten der Goaitacac'es (s. N. 1.) hinter den Ber-
*) A. a. O. S. 287. Aufder Karte des Enelischen
Atlas von Amerika stehen die Bororo der Lamuna de
Xarayes gegen über auf der Ostseitu des Paraguay.
464
gen der Meerküste, die Machacnri und die 6b-
jnanacho in der Nähe des erwähnten Gebirges
unter dem 18° "nd 20° S.Br., die Patacho oder ^
Patacio auch in der Nähe jenes Gebirges, aber |
nördlicher, jetzt sämmtlich sehr verringert. \
■xn bis 42. Die Guegue, die Timbira^ die Acroa-
mirim, die Paracati, die Geico, die Anapuru odev
Amapuru in dem grofsen ^Lande von Plagui im
Gouvernement von Marailon.
43 bis 45. Die Guanare ^ die Aranlii oder ^/'ß/z-
£//, die Caicahe oder Cö/cö/ (vgl. N. l.) auch zu
den Missionen der Jesuiten im Gouvernement
Maranon geschlagen.
46. 4^. Die Aturari und die Menhari oder Me-
nari am Rio Grande del Norte.
48 bis 51. Die Goaregoare, die Jessarussu,
die Amanipuque und die Payayace.
Welche von diesen Völkerschaften unter sich
verwandt sind, und mehr oder weniger ver-
wandte Sprachen reden, ist aus Mangel an Pro-
ben von letzteren nicht zu bestimmen. Euiige
Vergieichungen derselben sind schon angemerkt
worden; Hervas vermuthet, dafs N. 46. und 47. 3
Stämme der Aimure (s. N. 2.), und dafs die eine \
von den zwey Völkerschaften N. 31. und 32. ein j
Stamm von den Guachica oder Guachie, der an-
dere von den Mbaya oder Guaikuru sey *),
(wovon erstere noch in diesem, letztere im fol-
genden Abschnitte vorkommen ). Mit letzteren l
könnte auch der Nähme Guacure (s. N. 17.)
*) Die vor der Hand wenig beweisenden Gründe s.
anderwärts : Catalogo S. 4.4.
465
vergl<^chbar scheinen, und mit N. 23. die auch
dort zu erwähnenden Payagua*).
Wörter von den Sprachen dieser Völker-
schaften hat man, wie schon bemerkt ^vorden,
noch nicht; blofs von den Curumare (N. 14.)
wird das Wort aummiuv: höchstes Wesen, an-
geführt, und von der Sprache der Ä7/7>z erhielt
Hervas ein kleines Wörterverzeichnifs (man fin-
det sie in seinem Vocabolario poligloto), auch
ist in dieser ein Inbegriff der christlichen Lehre
oder Katechismus vom P. Mamiani gedruckt * *) ,
welcher auch eine Grammatik dieser Sprache
geschrieben hat.
Herms hat Ähnlichkeit zwischen Kiriri Wör-
tern und TamanakhcJien gefunden, welche letz-
tere Sprache er für den verderbtesten Dialekt
des Koraibischen hält, von welchem Dialekte
an der Nord- Seite desMaranon gesprochen wer-
den wird, und vergleichtselbst den Nahmen Kiriri
mit dem Nahmen der Karaibischen Nation O^/zV/-
quiripas, und der Nation dev Klriguges \xr\6. Kira-
las, welche letztere als eine Feindinn der Aguas
*) Wenn man übrigens zu diesen ein und fünfzig
Völkerschaften die fünfzehn mit den Tupi verwandten
rechnet: so trifft diefs mehr, als sich bey Nachrichten
von so verschiedener Quelle erwarten liefse, zusam-
men mit der Zahl der siebzig Volkerschaften von
meist verschiedenen Sprachen oder Mundarten , welche
Zahl de Laet in Brasilien angibt; und wenn die Jesui-
tischen Manuscripte, wie Her:' as sagt, noch ungefähr
sechzig andere Völkerschaften in Brasilien nennen,
ohne von ihren Sprächet) etwas zu sagen : so ist man
nicht fern von der Zahl 150 , welche Zahl von Sprachen
nach alteren Nachrichten am Maranon Statt gefunden
haben sollte.
**) Lissabon 1608.
466
crenannt wird , und von den Curirias abstam-
men soll. Von diesen Nationen wird im IX. und
X. Abschnitt die Rede seyn. Die Ähnlichkeiten
bey Hervas sind übrigens nur folgende:
1
Kiriri.
Tanianaka.
Fleisch
cradzd
charatü.
Morgen^
carantzi
coronare.
Solm
inura
emuru.
Zunge
nunu
nnru.
Schwarz
kotkö
kineme.
Nacht
kaya
koko.
Wir können hinzu setzen: uve auf, über, Ta-
manakisch: cme.
Dagegen lassen sich einzelne Ähnlichkeiten
auch mit°anderen Sprachen aufstellen.
Monat
Fufs
Feuer ,
Gott
Zunge
Kiriri.
cayacü
by
luü
\tupä
\nunü
Mossa.
coje.
iucü.
nunene.
Guarani
und
Tupi.
pi oder py.
tupa.
Ein Resultat geben diese Vergleichungen
nicht, aber man kann Winke verfolgen; um zu
sehen, ob sie zu etwas führen. Die Aussprache
aller dieser Kiriri-Wörter und des folgenden
V. U. , welches Hervas mit dem des erwähnten
Katechismus übereinstimmend fand, ist die Por-
tugiesische, die zweyte Formel erhielt Hervas
so geschrieben wie sie folgt, als Kiririsch, und
man sieht manche Übereinstimmung auch bey
den eben so bemerklichen Veränderungen.
Sprach'
467
S p r a c h p r o b e n,
375.
K i r i r i.
ISIach Hßrvas Saggio pratico, N. 25.
Unser Vater bist du welcher im Himmel
Bocii-Padziia dibari mö arakie:
Do iietsovvoiihe adze inhäa;
Dö di ecanghite hidyode:
werde getlian auf Erde wie im
Do moro acate mö radä morö mö
Himmel
arakie :
^ heute
Do di hiamitede ena liidiohode do ighi:
Dö priere mö liiboanghetede morö sipri-
hirede dö dibuangheri hiaide;
lasse nicht
Dö dikye eiiä hihebupide nosumaraanhi.-
Dö nuiilie hietzade enä boburete.
376.
Dasselbe.
Nach einem andern Dialekt *) bey Hervas Saggio
praticof N. 26.
Cu-Padzii-a nhinha dibbali mo aranke
Do-netsoa onadcedchanaclea andremie
Duca adöo dseho whoye
*) Zum Theil ist es ungenau geschrieben, Her-
vas nennt es: rozzo Kiriri.
Mithrid. III. Gg
Do-nanhe-hidommode bo imwj jaccede do
annunhiu do innea buye do amuikede
mozadda.
Mono innea buye do amuikedde mo hemwj
Doddi enna hiammitede mohenenaham do-
cabbi enna hidoode mo hibuangatede
anheiy
Mono wo hicabbide do dibuangali
Hie ide do pecrodee.
Einige grammatische Bemerkungeji.
Hervas bemerkt zu der ersten Formel noch:
dafs ^ocw aus ^o alle, alles, und cu: unser, zu-
sammengesetzt sey, welches letztere nach einem
bey solchen Possessiven sonst nicht ervvartlichen
Unterschiede im Vocative so, im Nominative
aber ketza laute; padzu heifse: Vater, a sey
Bezeichnung der Menge (vielleicht wegen des
Bezugs auf die Pluralität, die in: unser, liegt);
db sey eine vielfältig gebrauchte Partikel, für
den Artikel und Praepositionen, und bey fort-
laufenden Substantiven, die zu Einem Verbum
aehören; 7720^6' sey ein Passiv- Verbum, /f/e die
Negation bey den Verben, radä Erde, in dem
Wörterverzeichnisse steht dafibü Erde (welches
. mit demBetoi-Worte dahü wenigstens Ähnlich-
keit hat ). Übrigens bemerkt man in den Sylben
de und t'ede offenbare Endungen oder Anhänge,
vielleicht dafs auch te in den ersten Bitten : dein,
bedeutet; e?7ß scheint : uns, zu bedeuten, und
in hibuänghetede und dibuangheri möchte wohl die
Wurzel buanghe liegen, und das Übrige Form
seyn; übrigens htd^uXtl buanghe nach dem Wör-
469
terverzeichnisse: Hand, aber bey.dem Zählen
wird für; fünfe: mi di/ie mysa Eine Hdind also
mysa, gesagt.
Proben
anderer W
örter.
Mensch
tzohö, ere.
Auge
pö.
Wasser
dzü.
Nase
nynbi •)
Sonne
uchi.
Haar
di.
Mond
cayacü.
1
bihe.
Frau
Tute.
2
wachani.
Mutter
Kopf
ide.
tzambü.
5
wachanidiMc
1, Einige andere südlichere Völker^
Schäften *^i=*}.
1. Guaclüka, welches Nahmens sich die, im
folgenden Abschnitt zu erwähnenden Mbaya von
dieser Nation bedienen, theilen sich in folgende
Stämme: Guachika^ Giiachie, Guagie, Guaginie,
und Guachage^ und ihre Spraclie ist eine eigenl
tliümliche, wenigstens unterschieden von der
der Guarani, Mbaya, Guana, und Payaguä,
von welcher letzteren Nation sie unversöhnlTche
feinde sind. Den Stamm, welchen die ersten
Eroberer dieser Länder Guasarapds^ die jetzigen
Einwohner von Paraguay: Guachie nennen, be-
schreibt auch Azara. Diese haben nie ihre in
den Lagunen auf der Ostseite des Paraguay, in
*) Im Guaranischen bedeutet dieser Laut: Ohr.
**) Diese und die folgenden Zahlwörter findet man
nicht in der Aritmetiea delle nazioni, sondern im An-
hange zum Vocabolario poligloto S. 257,
*•*) Nach Hervas im Catalogo. S. /\i\. if. Er vermu-
thet, dafs die Guacbika bey den ersten Eroberern den
Nahmen Guati geführt haben. Azara (S. 224.) stellt
die Cuato auf das westliche Ufer des Paraguay.
Gg 2
A70
welchen sich ein aus demselben entspringender
Flufs im 19° 46' S. Br. ergiefst, im Innern aes
Landes belindlichen Wohnorte verlassen, und
sind nur zuweilen bey den Mbaya, ihren Freun-
den und Bundesgenossen, gesehen worden.
Sie leben von wildem Reifs und P ischen - ).
2 Die ^r/z/Z'/V sollen auch eine Sprache reden,
die nach der Aussage der Mbaya von der ihrigen
urd der der Guachika verschieden ist, (und mit
' den im folgenden Abschnitte N. 8- zu erwähnen-
den Inemnga zusammen wohnen). P. Camaiia
vermuthet, dafs sie Stämme der Nation sind,
welche die Portugiesen Porrudos nennen, und
von der ein grofser Flufs seinen Nahmen hat,
'welcher, nachdem er den von Cuyaba aufge-
nommen hat, sich um den 18° S. Br. ni den
Paraguay ergiefst.
3. Guanana, Guayana. Unter jenem Nah-
men stellt Hervas eine Nation auf, welche
wohne oder umher schweife in den Wäldern,
die im Osten des Parana sich zwischen demsei-
* ben und dem Urugay , im Norden der Guarany-
Missionen ausdehnen. Diese Nation nenne sich
auch selbst: Gualacha, welchen Nahmen man
■ auf äheren Karten findet. Sie wohnte firiiher
hin nördlicher, jenseits des Flusses Ignazu, wel-
cher in den Parana fällt, und von den Bekehrten
hatten die Jesuiten zwey Missionen: Conception
undS. Peter, gebildet, welche aber von denPor-
' tuaiesen zerstört wurden. Von ihrer Sprache
haUeP. Franc. Diaztano eine Grammatik entwor-
fen, die sich mit einem Wörterbuche vermeint
in der Guaranischen Mission Candelaria befand.
*) Azara a. a. O. S. £25. 24-
471-
Azara '••) beschreibt die Guaynna als die Bewoh-
]ier der dichten Wälder auf dem östlichen Ufer
des Urugay von dem Flusse Guairay an gegen
Norden zu, so wie auch der Wälder auf dem
östlichen Ufer des Parana oberhalb der Colonie
del Corpus, und ihre besondere Sprache als
ausgezeichnet durch einen starken, gellenden
imd unangenehmen Ton der Stimrpe. Sie le'.en
vom Landbau, wilden Früchten und Horug.
4. Die 6^//ffVfl/(7 wohnen im Westen des Flus-
ses Parana in den Wäldern, die sich im iNJorden
des zu den Guaranischen Missionen ge'iörigen
Dorfes Gesu ausdelnien, in welchen sich Hand-
schriften über die besondere Sprache der
Guayaki befinden. Diese Sprache unterschied
sich nach dem Berichte des mit diesen Gegenden
bekannten P. Jos. Cardiel von der der Guafiana,
Guarany und den andern benachbarten. Einige
Guayaki sind in Guarany- Missionen aufgenom-
men worden , auch mögen die Guayaki manche
Wörter von in denselben W^äldern umher
schweifenden Guaranys angenommen haben,
aber sie seyen defshalb eben so wenig Guara-
ny, als die Angaben anderer Missionäre be-
gründet, die sie Guailana oder Guayana
nennen.
*) A. a. O. S. 221.
472
IV. Länder an der Westseite des
Paraguay bis zu den sumpfigen ]
Steppen und Gebirgen im nörd-
lichen Chako herauf.
Die Westseite des Paraguay verfolgen wir bis
zu der angegebenen Höhe, weil nach Azara (s.
dessen Karte) unter den Gebirgen, welche sich
fünf Grade der Länge westlich vom Paraguay er-
strecken, von jenem westlichen Puncte vom 17°
bis zum 20° S. Br. Länder, die zu gleicher Zeit
mit der Lagune des Xarayes überschwemmet
werden, schräge herab bis zu dem grofsen
Walde fortlaufen , welcher im 19° S. Br. einige
Stunden von dem Paraguay seinen Anfang
nimmt, sich tief in die Provinz Chako erstreckt,
und die Provinz Chiquiros von den Ländern
trennt, in denen die Guana und Mbaya wohnen.
Hier scheint also eine natürliche Gränze der ge-
nannten und der etwas nördlicheren Nationen
Statt zuffinden, welche die östlichsten von den
nachmahls im VL Abschnitt abzuhandelnden
sind; und welche noch nördlicher auch mit den
westlichsten von den im HI. Abschnitte genann-
ten Völkern zusammen stofsen.
Das gesammte Land der folgenden Völker-
schaften ist in einer grofsen Strecke von Osten
und von Westen zwischen Völkern von Guara-
nyschem Stamme, welche sowohl einen be-
trächtlichen Theil der Ostseite des Paraguay be-
sitzen; als auch, nähttilich die Chiriguani, und
tiefer in Tukuman, (wohin südlicher die Lule
und andere Nationen unsers Abschnitts gehö-
ren,) die Diaguitae und ihre Stammverwandten
473
im Westen des Chako wohnen, so dafs viel-
leicht die hier zu schildernden Völkerschaften
als, zwischen die Zweige des Guarany- Stam-
mes eingedrungen, anzusehen sind.
Wir gehen zunächst zu einigen, den im vo-
gen Abschnitte zuletzt genannten Horden gegen
über wohnenden, Völkern, von welchen ein
paar selbst auf der Ostseite des Paraguay festen
Fufs gefafst haben ; und gehen von ihnen dann
südlicher zu den tieferen Gegenden des Flusses
^Pilkomayo, und von da zum Rio Grande oder
Vermejo und Salado, und aufwärts zwischen
diesen Strömen fort.
1. Aquitcguedichaga wohnen gegen den 19°
S. Br. auf einem kleinen Berge in der Nähe des
Paraguay- Stromes, friedlich und in festen
Wohnsitzen , wo sie gröfsten Theils vom Land-
bau leben: in Hütten, die sie fast ganz nach der
Art der Pampas bauen. Jetzt wahrscheinlich
nicht über fünfzig streitbare Männer, die sich
durch bunte Steinchen unterscheiden, die in
den Ohren imd an den beyden Seiten der Nase
hängen; die Frauenzimmer unterscheiden sich
durch ihre langen Ohren, die sie fast bis zu den
Schultern herab dehnen. Azara '^), aus dem
diese Angaben entlehnt sind, vermuthet, dafs
sie der Rest von den alten Cacocy seyen, wel-
che von den ersten Eroberern Orejones oder
Langohren genannt wurden. Sie haben eine
eigene Spriche.
2. Guato in der Nachbarschaft jener, in einer
Lagune, welche von den Jesuiten: Laguna de
la Cruz, benannt worden ist, wo sie zur Zeit
der Eroberung lebten , und noch leben , und in
*) A. a. 0. S. 225. 26.
474
welcher sie in kleinen Kanots umher schiffen,
ohne von da heraus zu gehen: sie fliehen, so-
bald sie einen Fremden erblicken, oder verber-
gen sich im tiefsten Schilfe. Sie sollen nicht ein-
mahl dreyfsig streitbare Mänuer stark seyn.
3 Ninnquiguila in dem erwähnten grofsen
Walde zwischen den Provinzen Chako und Chi-
quitos, ziemhch zahlreich und in melirere Hor-
den ab^ietheih, die. sämmtlich niemahls ihre Wäl-
der verlassen , mit den siidlicheren Mbaya in
ziemlich freundschaftlichem Vernehmen, mit
den nördlicheren V^ölkern in beständigem Kriege.
Die Weibspersonen haben Halsbänder von bun-
ten Bohnen, die Mannspersonen auf den abge-
schnittenen Haaren des Kopfes Kronen von
Federn *).
4. Guana wohnten zur Zeit der Ankunft der
Spanier in der Provinz Chako, und bis zum
Jahr 1673 zwischen dem 20° und 22° S. Br. ; in
gedachtem Jahre aber ging ein grofserTheil von
ihnen über den Paraguay, und breitete sich auf
der Ostseite deshelben aus, wo diese jetzt zwi-
schen dem 21° und 26° d. Br. in sechs Horden,
manche davon aus 1800 — 2000 Seelen beste-
hend, leben. Die gesammte Volksmenge der-
selben ^ihxAzara^ der sie beschreibt **), über
8000 Seelen an, Andere weit liöher, wahr-
scheinlich besonders mit Inbegriff der auf der
Westseite des Paraguay Gebliebenen. Immer
sind sie nach den Guarany die zahlreichste Na-
tion im ganzen Lande, auch am wenigsten wild,
^reinlicher, \uiter sich gesprächiger, als andere,
und gastfrey. Ihre Horden führen besondere
') Azara a. a. 0. S. 226,
'*) A. a. O. S. 2^7 — 38-
475
Nahmen, und diese sind sehr oft für Nahmen
besonderer Völkerschaften genommen worden,
weil die benachbarten Nationen es mit diesem
Unterschiede nicht so genau nehmen. Jede die-
ser Horden hat mehrere Kaziken oder Ober-
häupter, unter denen jedoch einer für den vor-
nehmsten gehahen wird. Diese Würden erben
regelmäfsig auf den ältesten Sohn, in Ermange-
lung der Söhne auch auf die Töchter fort, ge-
ben aber nicht die gerino-sten Einkünfte oder
sonstige Auszeichnungen. Die Kaziken müssen
sich eben so gut, als andere, ihren Unterhalt
selbst verdienen, haben nichts zu befehlen,
scheinen aber doch einer gewissen Achtung zu
geniefsen, und haben bey ihren nächtlichen Be-
rathschlagungen über öflentliche Angelegenhei-
ten gröfberen Einflufs. Zuweilen wird auch we-
gen besonderer Verdienste ein Guana von seinen
Nachbaren zum Kaziken erhoben, und der bis-
herige dann ohne Weiteres abgesetzt: die um
die Zeit der Geburt des Sohnes des Kaziken ge-
bornen Guana werden als abhängig vom jungen
Kaziken, und nicht als abhängig von seinem Va-
ter betrachtet. Die Horden haben ihre Wohn-
plätze zwischen zv/ey, 4^ Toise von einander
entfernten, Parallel -Linien. Die Hütten sind
in der Richtung dieser von Baumzweigen aufge-
schlagen, und mit Stroh bedeckt; mehrere Fa-
milien, oft zwölfe, wohnen in Einer solchen
Hütte, ohne Scheidewände oder die geringste
Absonderung. Die Bettstellen, durch deren
Gebrauch sie sich auszeichnen, bestehen eben-
falls aus Pfählen, die in die Erde gesteckt, und
worüber andere, dann Zweige, Stroh und
Häute gelegt sind. Die Anzahl der Weibsper-
sonen , die gröfsten Theils bald nach der Geburt
476,
von ihren Müttern getödtet werden, ist sehr viel
geringer, als die der Mannspersonen. Ein Mahl
im Jahre feyert die ganze Horde ein groftesFest,
der Familienfeste gibt es mehrere. Sie leben
vom Landbaue, führen nie einen Angriffskrieg,
aber vertheidigen sich, überfallen, mit vieler
Tapferkeit. Sie verdingen sich noch, wie es
schon zur Zeit der Ankunft derSpanier geschah,
an die Mbaya, die von ihnen, ohne ihnen
übrigens Lohn zu geben, aber auch nur im ge-
ringsten wie Sklaven zu befehlen, oder sie so zu
behandeln, ihr Feld bebauen lassen. Eben so
verdingen sich Haufen von 50 bis 100 Guana
liäufigst an die Spanier zum Feldbau, auch
wohl als Matrosen, wo sie dann bis Buenos- Ay-
res hinunter gehen, und kehren hernach mit dem
Erworbenen zu ihren Familien zurück, oder las-
sen sich, zum Christenthum übertretend, in
Spanischen Ortschaften nieder.
Ihre Sprache ist, wie Azara ferner versi-
chert, von den Sprachen aller übrigen dortigen
Völkerschaften gänzlich verschieden, und we-
gen der vielen, darin vorkommenden Nasen-
und Kehllaute aufserordentlich sclnver '^).
Auch bey Hervas * '') sind Zeugnisse der Mis-
sionäre aufgestellt, dafs die Sprache der Guanas
eine ihnen eigenthümliche sey. Sie werden von
ihm auch auf der Westseite des Paraguay um
den 320° der Länge und zwischen dem 20° und
22° der Breite als sehr zahlreich geschildert,
und vier ihrer Hauptstämme angegeben, welche
bey den Spaniern Ghana ^ Eterena^ Echoaladi und
Eguimqumao heiisen , und in sieben Ortschaften
*) A. a. O. S. 229.
**) Catalo§o de L. c. S. 43. 44.
477
feste Wohnungen haben. Die Ghana sollen der
südliehste Stamm seyn, und vielleicht ehemahls
ein allgemeinerer Nähme, da die älteren Nach-
richten die Ghana als eine friedliche, geleh-
rige, arbeitsame Nation schildern, und damit
wohl dieselbe Nation meinen, die jetzt den
Nahmen: Guana, führt. Auch diese Nachrich-
ten betrachten die Sprache der Ghanas als ganz
verschieden von den anderen in Paraguay. Von
der Sprache der Guana weifs man nur die Wör-
ter: bocharä ein Spanier, cho'ine (carobo) und
oronegaguati Holz ins Kreuz. Die Jesuiten ha-
ben nur mit dem Ghana - Stamme Verkehr ge-
habt, diese heifsen bey den Mbaya: Layana;
und die Mbaya versichern, dafs die nördliche-
ren Stämme einen etwas verschiedenen Dialekt
reden.
5. Mbaya ^ die mächtigste imter den Natio-
nen dieser Gegenden.
Man hat Wortähnlichkeiten zwischen ihrer
Sprache und denen der nächstfolgenden vier
Nationen gefunden. Aber schon Hervas *) be-
merkt, dafs der grammatische Bau dieser fünf
Sprachen keine Ähnlichkeit zeige, und dieser
zunächst über solchen Zusammenhano- ent-
scheide. Manche Ähnlichkeiten können von
dem Verkehr dieser nachbarlichen Nationen un-
ter sich herrühren. Indessen erscheinen auch
diese in den vorhandenen Hülfsmitteln nur auf-
fallend zwischen der nachher besonders zu schil-
dernden Mokobischen und Abiponkchen Sprache,
wo zugleich Annäherungen des grammatischen
Baues bemerklich sind, wie dort gezeigt wer-
den wird.
*) Catalogo S. 41.
Hier mö2;en nur die Pronomen dieser drey
Nationen stehen, welche allerdings einen Wink
zur Aufsuchung auch näherer Verhältnisse mit
der Mbaya oder Guaikurischen Sprache geben;
imter den übrigen bekannten Wörtern dieser
sind kaum ein paar andere jenen ähnlich *).
Mbaya
oder
Mokobi.
Abiponisch.
Guaikurisch.
ich
e oder eo
ayiin
aym.
du
acami oder am
acami
acami.
er
jy oft ata
iniii
bey verschiedenen
Verben ver-
schieden.
wir
oco
ocom
akam.
ihr
acami <fr]^reayi
ocamigi
akamy. **)
sie
jyobale diguogi
idiba.
Die Mbaya unterscheidet Azara von den Guai-
hureri^ welche letztere er als eine der zahlreich-
sten, tapfersten Völker der dortigen Gegenden
in den früheren Zeiten nennt, sie habe in der
*) Vornähinlich würde sich
etwa hiervon an-
führen lassen
Hals.
Fisch.
Jahr.
Mbaya
niguiyodi.
nagoycgi.
ihicra (auch: die
Blüihe des Je
hannisbrotes).
Abipon.
ni acayate.
noayi.
ivoega.
IWokobi
. . .
noay.
tmegro.
Alfl Aehnlichkeit noit der Peruanischen und Aymari-
scheu Sprache möchte sich yemani ich will, begehre,
Vermn. miinay , Aymar. muna Wille , anführen lassen.
**) Die Vergleichung der damit auch zusammen
tvefFenden Malayischen tmd Tagalischen Pronomen
dieser Personen siehe in der Einleitung und in mei-
nen: Untersuchungen über die Bevölkerung Ame-
rika's, S. 202.
479
Provinz Chako, der Stadt Assiimtion bey nahe
gegen über, gewohnt, blofs von der Jagd ohne
Landbau, gelebt, und sich durch ihre, an Kehl-
lauten aulserordenthch reiche Sprache von allen
andern Nationen unterschieden: zu Azara's Zeit
sey sie bis auf einen einzigen Mann ausgestorben
gewesen, der sich zu den Toba gesellet habe *).
Azara kannte die Mbaya ziemlich genau; aber
nur eine Vergleichung der Sprache dieser mit der
(vielleicht halb vergessenen) Sprache des Einen
Guaikuren würde die Verschiedenheit dieser
Sprachen haben beurkunden können. Sie isc
schwerlich angestellt worden. Die handschrift-
lichen Hülfsmittel aus den ehemahligen Jesuiti-
schen Missionen nennen die Sprache ausdrück-
lich: Giiaicur LI od.QV Mbaya ^ und saften, dafs die
Nation selbst sich und ihre Sprache Eyiguayegi
nenne, und eben so sagt Gily, dafs die lingua
Mbaya auch Guaicura genannt werde '•''*).
Die Mbaya ^ von welchen Azara ausführlich
handelt ***), lebten bey der Ankunft der Spanier
alle auf der Westseite des Paraguay in Chako
zwischen dem 20° und 22° S. Br. in einer grofsen.
Menge einzelner Horden. Erst im Jahre 166 li
brachen Mbaya-Horden auf der Ostseite des
Paraguay um 22° 5' ein, und bemächtigten sich
bis 1673 der ganzen Provinz Ytati, welche im.
24° 7' an dem Flusse Jesuy" ihren Anfang nahm
und sich immer an der Ostseite des Paraguay,
nach Norden bis an den See Xarayes erstreckte,
drangen auch bis in den 25° ein, und verbrei-
') Azara a. a. O. S. 273.
'*) Saggio di Storia Americ. T. III. S. Sgc
'**; A. a. O. S. «258 bis 252.
480
teten überall Verwüstung, bis 1746 Friede zwi-
schen ihnen und den Spaniern geschlossen wur-
de, der nur 1796 für kurze Zeit unterbrochen
war, wo die Mbaya dann auch verheerende Ein-
fälle in die Provinz Chiquitos machten, aber
seitdem wieder hergestellt ist. Sie hatten wäh-
rend dieser Zeit ihre Waffen gegen andere wilde
Nationen gekehrt, und mehrere derselben ganz
oder bey nahe aufgerieben, indem sie überall
alle Mannspersonen erschlagen , und Weiber
und Kinder zu den ihrigen annahmen. Diese
ihre Sclaven imd ihre Guana, mit welcher Na-
tion sie im freundschaftlichsten Verhältnisse ste-
hen , und in der ganzen Lebensweise fast voll-
kommen überein treffen, bauen für sie das Feld,
und übrigens leben sie vom Fischfange und der
Jagd. Pferde haben sie seit jenem Übergange
über den Paraguay erbeutet, und machen dar-
auf ihre gefährlichen Kriegszüge, bey denen sie
sich indefs immer mit einem Siege begnü-
gen. Sie haben bey diesem eben so wenig als
zu Hause ein Oberhaupt oder Anführer; blofs
bey den allgemeinen Zusammenkünften haben
die Kaziken und Greise wichtigen Einflufs. Ihre
Horden lassen sich ^uf vier Haupthorden zurück
führen. Eine, welche den Nahmen Catigueba
führt, theilt sich wieder in zwey Theile, wovon
dereine im 21° 5' auf der Westseite des Para-
guay (an der Lagune, welche ehemahls den
Nahmen Ayolas hatte) lebt, und ungefähr aus
1000 Seelen besteht, der andere aber in zwey
Abtheilungen von ungefähr 300 und 300 Seelen,
so wie die drey übrigen Haupthorden, zusam-
men ungefähr 2000 Seelen auf der Ostseite des
Paraguay zwischen 20°, 40' und -21° S. Br.
wohnen.
481
Die Sprache sey von den Sprachen aller an-
_deren dortigen Eingebornen sehr verschieden,
aber leicht auszusprechen, denn es seyen durch-
aus keine Nasen- und Kehllaute darin, auch fin-
det Azara es merkwürdig, dafs der Buchstab
y gänzlich darin fehle. Aber nicht blofs dieser
ßuchstab, sondern auch das Spanische j oder
X, k, //, /T, r, V, z fehlen ihr nach den anzufüh-
renden handschriftlichen Hülfsmitteln. Azara '•■),
der viel Verkehr mit dieser Nation gehabt zu
haben scheint, gibt noch die Sonderbarkeit
von dieser Sprache an , dafs die Mädchen und
die jungen noch unverheiratheten Mannsperso-
nen den Wörtern eine ganz andere Endung ge-
ben, als die verheiratheten Personen, sich auch
sehr häufig ganz anderer Ausdrücke bedienen,
so dafs, wenn man sie reden höre, man glauben
solle, sie sprächen eine ganz andere Sprache.
Nach der Versicherung des Missionärs La-
brador redeten die Kaziken aller der Horden,
welche in die Mission Belen auf der Ostseite de«
Paraguay kamen, einerley Sprache, obwohl
mit bemerklichen Unterschieden der Ausdrücke
und der Aussprache. Und es liefsen sich zwey
merklich verschiedene Dialekte unterscheiden,
der eine, welcher die Mbaya- Sprache heifse,
der andere , welchen die sogenannten wilden
Guaikuru oder Enakagas reden. Hierdurch er-
klärt sich vielleicht die envähnte Unterscheidung
des Dialektes eines einzelnen, fast ausgestorbe-
nen Guaikuru -Stammes.
Wörter der Mbaya- Sprache hat Gily in sei^
nem Saggio di Storia Americana T. III. S. 367
bis 71. nach Spanischer Orthographie, ohne
*) A. a, O. S. 24a.
4ö3
Zweifel aber nach Italienischer Hervas im Yocsl-
bolario Poliglotto, und einen Nachtrag im An-
hange zu diesem Vocabol. S. 222. Die Zahl-
wörter in zwey Dialekten stehen in der Aritme-
tica delle Nazione S. 99. , das V. U. mit Anmer-
kungen im Saggio pratico n. 23. S. 106. Alles
diefs, nebst einer Grammatik dieser Sprache,
aus deren Abschrift ich folgende Schilderung
ihres Baues entworfen habe, erhielt Hervas von
dem erwähnten Spanischen Missionar Jos. San-
chez Labrador.
Grammatischer Charakter der Mbaya-
Sprache.
1. Die fehlenden Buchstaben sind schon an-
gegeben; gi wird auf die sanfteste Weise ausge-
sprochen.
2. Die Substantive stellen niemahls mit ihren
blofsen Wurzelbuchstaben , sondern haben
entweder die Pronominal- Adjective vor sich,
oder, wenn diese nicht anwendbar sind, m, vor
einem Vocale n. — Abgeleitete Nennwörter
bilden sich für den Begriff, dafs eine Sache Et-
was hervorbringt oder enthält, durch Anhän-
gung des igo , für die handelnde Person durch
Anhängung des chaga oder layo , dafür, dafs Et-
was eine gewisse Reschaffenlieit hat, oder zu.
Etwas gehört, durch Anhängung des migi oder
auch naga. Das Genus der Nennwörter wird in
manchen Fällen durch Anhängung der Endim-
gen <// bey Masculinen, do bey Fömininen aus-
gedruckt, welche aus nogodi oder godi^ nogodo
oder ^o<'/o abgekürzt sind.
3. Für die Casus - Verhältnisse werden fol-
gende Endungen gebraucht, ye'gi oder loguodi
für den Genitiv, tema für dQn Dativ, aber auch
für
485
für die Präposition: von; für den sogenannten
Ablativ mit der Präposition: in: tigi oder tini,
für: durch: teque, talo , oder diöequi. Im Plu-
ral finden eben diese Endungen, und zwar,
wie es seh ei rrt, mit einer gewissen Veränderung
des Nennwortes Statt. Die Adjective stehen zwi-
schen dem Substantive und diesen Casus -Par-
tikeln.
4. Die Pronomen sind e oder eo ich, oco wir,
acami oder am du, acami diguagi ihr, jyobate er,
und mit dem Plural -Beysatz: diguagi &ie. Um
das Reflexiv - Pronomen auszudrucken, wird
mag': selbst, zwischen das doppelte Pronomen
gesetzt: oco WQg oco wir selbst. Diese Prono-
men haben die Casus- Endungen grofsen Theils,
^vie die Nomen, und stehen von Verben regiert
auch so. Für die Pronominal- Adjective wird
vorn an die Substantive gesetzt nach V^erschie-
denheit des Anfangs derselben: y odev yn mein,
CO ^ ccn oder cod unser, ca, canodeTcad dein, /
oder n sein, und bey letzteren beyden diguagi
noch hinten abgehängt, um: euer, und: ihr,
zu bezeichnen.
5. Die Activ -Verben haben vorn entweder
folgeivle Pronominal - Anhänge , 1 Pers. ya^
2 Pers. a, 3 Pers. e und hinten te, Plural, 1 Pers.
ya, hinten aga, 2 und 3 Pers. wie im Singular,
aber hinten noch diguagi. Bey andern Verben
werden die ervv-ahnten Personal- Pronomen vor-
gesetzt. Die Verba n'eutra werden aufverschie-
denerley Vveise mit mancherley Abänderungen,
des Vocals^der Pronominal -Vorsätze conjugirt:
iPers. _yß oder ye u.s.^v.; 2 Pers. a ödere 11. s.w.;
3 Pers. da oder de u. s. w. , letztere mit hinten
angehängtem te; oder 1 Pers. yda oder yna,
2 Pers. ad oder c/za, 3 Pers. da oder na u. s. w.
Mu/uid. HL H h
484
6. Fiexiüiis- Formen zum Unterschiede der
Tempora gibt es nicht, die erwähnten gelten
für das Präsens, im Praeteritum wird quine oder
;?<?, im Futurum quide oder de noch vor die Pro-
nominal-Vorsätze gesetzt; durch andere Parti-
keln werden genauere Zeitbestimmungen ausge-
druckt; im Optative wird taga^ im Siibjunctiv
7we vorgesetzt, auf eine von beyden Weisen der
Infinitiv ausgedruckt; das Gerundium hat die
Endung übiio , das Particip die männliclie En-
dung ogodi oder die weibliche ogodo.
j. Das Passiv wird durch ein Passiv -Parti-
cip, welches die Endung /g/ annimmt, m.it Vor-
setzung der Personal- Pronomen ausgedruckt.
8. Die Praepositionen stehen theils nach,
theils auch vor den Substantiven.
S p r a c h p r o b e.
Die folgende V. U. Formel scheint Hervas
von dem Missionär P. Sanchez entlehnt zu ha-
ben, doch hat er die fehlende letzte Bitte au&
den erwähnten Hiilfsmitteln supplirt. (Andere
Wörter dieser Sprache werden nachher den
Mükobi- Wörtern und den Abiponischen zur
Seite gestellt werden.)
377-
Mbayisch oder Guai kurisch.
Nach Hervas Sagg. prat. N. 25.
Unser Vater bist in hoher Wolinung ' '
Cod - iodi anconi-tini titipi-guiinedi
DaTs glücklicli sey dein Nähme
An-eleguaga tagui-miite caboonagv-^de
komme zu uns schöne g'Ue deine V> ohiuai^
Eiiagui togodonlibinie ]iigui cadgiiceiadi -•■
485
Werde £:etlian dein Wille wie auf Erde ho-
Diguibuo cademanigue minataga iego ti-
Ler Wohnung wie in gescliielit
tipi-gumedi niiiiataga nieibuo
Unsere Speise Tag jeden für gib uns
Cogeceiiigiii nocododi yagui aneiübogodou
an diesem Tag
inatigui-noco
Unsre Scliulden vergib in wir schlecht so
Codelagiia anogotiiii oco aneyovigui moco-
wie unsre Schuld wir vergeben unsern
taga codeiaga codigotiiii conoel-
Feinden
godipi
Und auch nicht lafs wir fallen in Betruo-
Ninaga yinagde codenicatini laleganaga
des Teucels
ayangugodi
sondern wende ab uns vom Schlechten,
Iiiatita auigi oco tema beagi.
Anmerkungen nach Hervas und der hand-
schriftlichen Grammatik.
JodiVRXer^ nähmlich diefs ist der Wurzellaut,
aber die Substantive stehen entweder mit vorae-
setzten Pronominal- Adjectiven , oder mit vor-
gesetztem ;z, ni: (j'«//72/heifst auch: mein Vater
aber bey solchen , die" des Vaters Stelle nach
dessen Tode vertreten ).
ß;?f 0/7/ soll von eyoni ich bin, herkommen
(die Grammatik weiset aber weder erste Perso-
nen, die mit e anfangen, noch eine Einschie-
bung des ni in der zweyten Person nach, deren
Charakter a ist. Auch kein besonderes Verbum
suhstantivum führt die Grammatik an, in deren
Beyspielen vielmehr deutlich liegt, dafs es oft
Hh 2
48^
liinzii verstanden werde, und dafs, um es aus-
zudrucken, die Adjective selbst einige Tempus-
Endungen annehmen; wohl aber scheint in eini-
gen Beyspielen der Grammatik oni als Stamm-
laut für: stehend, seyend zuliegen.
•\ ütipi hoch vom Orte, mmedi bewohntes Land
(wchey m wohl der erwähnte Vorsatz ist, wel-
schen die Substantive haben, wenn sie ohne Pro-
jiomiual - Adjectiv stehen. Da tibegui als Präpo-
sition'iaiigeführt ist, so ist vielleicht ein Theil
der Laufe des Textes dafür zu rechnen). Man
sage näcli Hervas auch iti ebigimcdi für: ist in
der Höhe. Das vorhergehende t'ma: in, steht
sonst nach den Substantiven.
Dab Stammwort von mieleguaga ist nicht an-
gegeben , doch sagt eine beyläufige Anmerkung
der Grammatik, dafs es auch Participe mit aiie
gebe.
boonagadi hedevitet: Eigennahme, ca dein.
3/fl7?<:/gw/ ich komme, «2^2^^^^/ du kommst, ena-
gui er kommt; togodon (nach der Grammatik;
dogodom) der Dativ von oco wir.
guceladi Wohnung.
Von yoeni ich mache, kommt nach Hervas:
digidbiio^ indem igid (nach Italienischer Aus-
sprache, nach der Spanischen in der Gramma-
tik igi') hinten ans Verbum gehängt, allerdings
die Form des Passivs ist," und dabey statt der
aiicieführten Personal- Vorsätze die eigentlichen
o o
Pronomen selbst vorgesetzt werden — aber von
jener W^urzel kann demnach diese Form sich
nicht ableiten.
yemani ich will, begehre, davon das Passiv-
Particip mit dem vorgesetzten ;z, wenn es abso-
lute steht: nemanigi^ nacli Italienischer Ausspra-
che nemanigui (in der Formel steht gue wohl aus
487,
\'ersehen, wenn nicht, da auch ncmani : Wille,
\'ciiangen, bedeutet, gue irgend ein anderer
Zusatz ist); cö^ steht für: dein, wenn das Wort
mit einem Vocai aniängt.
minataga nach Hervas: wie in, nach der
Gi'ammatik: dort, hier.
Da iigodi Erde, bedeutet: so liegt im vego
wohl dieses Wort, so. dafs itn folgenden //viei-
leicht die Endung di absorbirt ist
gecenigui und lügueenigi ist nach Hervas hey-
des. : Speise, m ist der Vorsatz, wenn das \\'ort
absolute steht, /gz oder /gw/ wohl wiederum En-
dung des Passiv - Particips, die übrige Ver-
schiedenheit vielleicht Versehen oder verschie-
dene Aussprache.
'W enn ajieni : gib, bedeutet: so würde _y;^2d/zz;
ich gebe seyn, «ist Vorsatz der 2ten Person des
Imperativs, bogodon statt des vorherigen togodon
ist wohl blofses Versehen,
noco Tag, dodl hey Hervas: jeder, nach der
Grammatik: dadl.
■ codelagua ohne Zweifel dasselbe,, wie nach-
her codelaga das erste Mahl activisch,, das andere
Mahl passivisch, wie auch unser: "^clmld, auf
doppelte W^eise gebraucht werden kann.
anogotin! ^ codigothü: gotini scheint die Vv ur-
zel des Verbum zu seyn; co;:/ dieser vorgesetzt,
nimmt nach der Grammatik vor^ noch ein / an
sich; dieis ist dann die erwähnte andere Art der
Conjugation. — Die Imperativ - Form dieser
zweyten Congugationist in der Grammatik nicht
abgegeben , und also am nicht zu erläutern.
conoelgodipi, pi ist in einem Beyspiele der
Grammatik eine Plural- Endung;.
488
ninaga ist die gewöhnliche Copula.
Prohibition wird nacli der Grammatik durch
ymaga odtr yinagae ausgedruckt, so dafs das Ver-
bum in seiner Person folge ; die kleine Abwei-
ch vmg in der Formel ist vielleicht blofses
Versehen.
//;?/: in; oro das Pronomen: wir, und: uns.
Die Genitiv -Endung, die man bey ayangu-
gofll erwarten möchte, ist nach der Grammatik:
yegi oder loguodi
lema von , oder auch für den Dativ, hat sonst
seinen Platz hinter dem Substantive.
6. Payagua.
Eine starke und mächtige Völkerschaft, bey
der ersten Ankiinft der Spanier aus zwey Hor-
den bestehend, welche aich in die Herrschaft
des Paraguay -Stroms getheilt hatten, und im
ausschliefsenden Besitze der Schifffahrt auf dem-
selben in den sogleich zu bezeichnenden Gegen-
den waren. Der Strom selbst hat nach Azara * )
aus dem diese Nachrichten entlehnt sind , von
dieser Nation seinen Nahmen, und hiefs ehe-
mahls: Payaguay. Die eine Horde wohnte im
21° 5' S. Br. , wo jetzt ein Theil der Mbaya
wohnt, der andere im 25° 17'. Die eine nennte
sich: Cadigue *,*), die andere Magacli ^ die ge-
sammte Nation : Nayagua; jetzt nennen die Spa-
nier den nördlicher wohnenden TheiLSßr/^z^e, den
*) A. a. O. S. 252.
**) Womit der Nähme der einen Mbaya- Horde:
Catigueba zu vergleichen, und vielleicht Einer und
derselbe ist.
4S9
andern Tacunhu *). Sie lebten als die erbltterte-
sren Feinde der Spanier, der Portugiesen der
Provinz Kuyaba, und anderer benachbarter wil-
der Völker, bis sich 1740 die Tacunbu bey As-
sumtion, der Hauptstadt von Paraguay, welche
dem Einflüsse des Pilkomajo gegen über begt,
niederliefsen, womit sich 1790 auch die zweyte
Horde verband. Sie treiben auch dort keinen
Ackerbau, sondern nähren sich vom Fischfange,
nlstreue Bundesgenossen und nützliche Gehalten
der dortigen Spanier, aber ohne von ihren Sitten
und ihrer Lebensweise abzugehen, und durch
die gemachten Versuche zum Christenthum ge-
bracht werden zu können.
Ihre Sprache beschreibt auch Hervas als
gänzlich Yerschieden von allen anderen bekann-
ten , Azara aber als so schwer, dafs kern Spa-
nier zu Assumtion im Stande gewesen, sie zu
lernen, welches auch nicht nöthig sey, da alle
Payagua Guaranisch verstanden. Sie werde so
stark durch die Kelde gesprochen, dafs es un-
möglich sey, diese Laute durch die unsrigen aus-
zudrucken. An einem andern Orte =' ') führt
Hervas die Payagua- Sprache als verwandt mit
der Homagua- Sprache auf, allein wenigstens
die folgende Sprachprobe, welche ohne Zwei-
fel eine Folge der gedachten Rekehrung^ver-
suche ist, zeigt keine Spur davon.
*) Hervas Catalogodelle Lxngue con. S. 45. schreibt:
Zarngue. oAqx ZaraguyZy und nennt die andere Hon^e:
Payasna ; er beschreibt sie als die betriegerischeste ui:ter
den in Assumtion verkehrenden Völkerschaften, nicht
80 der lange dort gewesene Azara.
**) Eben das. S. 65.
490
Sprach probe.
\. Yam clacesiui leuachi colemi kidoga nahea y
olgu nüi..oo, cinaza haiiauadake colemi hanauaki,
haui^sahal.la kealeo i/Hteaea da cariaza vaha acoda hi-
cha-!jj;i kcanolha , danedis oa canaza vaha acoda yam
ki.ioaa hifhamja kean( Iha, yaui Valgas.
2. Cbagaria y ol^n didodegne, seuielae;as colemi
kidoga letiachi, haui ligui teaeay ehöii leuachi acoda
loJgii idoga leuachi yaiune! '
3. Chagada nedis kidoga leuachi codogu, yam
seba.u le.iachi idoga keai mai yadau, satan ilguibi
tagaiui kina. °
Italienische *) Übersetzung.
_ 1. Mi dnlgo moltissiuio de' niiei peccati da tutto
mio euere soj.ra tutte cf.se ahoniinabili, solamente
per tuo puro amore non guardando altra cosa , e non
guardando altra cosa il - dolore del mio cuore, mio
äignore.
2. Sncgedesse io avessi un dolore somidIani-e al
dolore de santi e come per tuo amore rompeVasi loro
il- cuore per commessi sbagij !
^ 5. Succedesse ancora , che coaie essi si pentirono,
10 ancor. /ni pentissi di aver sba^liato per non ritor-
nare a peccare '*).
) Da die Übersetzung, wie jedem eine aufmerk-
s^ame Vergleichimg zeigen wird, ohne diefs schon sehr
Irey ist, so würde sie durch die Übertragung ins Deut-
sche noch untauglicher zu ihrem Zwecke geworden
^sy"^^ Aufschlüsse iiber das Original zu geben.
**) Es ist sehr schwer, auf eme solche Übersetzuna-
Vermuthungen über die J3edeutung der einzelnen Wör-
ter zu bauen, und die Mühe vieler darauf gewendeter
fctundcn belohnt zu sehen : aber gleichwohl fü-.> ich
so imsprnchslos es geschieht, em paar Vermuthun"en
hier an: ich möchte in dem oft wiederkehrenden \ma.
Chi kidoga ungefähr den Begriff: Schmerzen fühlen.
suchen,undsfineöftere\Viederhohlunedaiin,dafsauch
das Bereuen in N.3. dadurch ausgedruckt, in derÜber-
setzung aber vaviirt ist, in Ö/5,/, ö/gu, \olgu: Herz, in
Uam: Liebe, m Qanaza — Imncuaki: sopra cose abo-
491
7. Lenguas. 8- Enimaga. 9. Giien-
tuse. 10. YakuiTire.
Die Lenguas waren ehemahls (und noch zu
den Zeiten der Missionare , aus deren Nachrich-
ten Hervas schöpfte) eine der krie^'zerischesteu
und furchtbarsten Nationen in Chako, ^v^elche
dort ein herumziehendes Leben führte, nach
jenen Nachrichten aber besonders die Gegenden
vom 22° S. Br., nähmlich zwisclien denTpilko-
majo und Paraguay, bis zur Vereinigung dieser
Ströme beheiTSchte. Zu Azara's Zent w^ren sie
bis auf 14 Krieger herab gekommen. Ausge-
zeichnet sind sie durch die Art ihres Barlwt,
durch die Ausdehnung ihrer Ohren vermittelst
eines eingesteckten Holzes : sonst haben sie in
ihren Sitten, besonders auch bey Todesfällen,
viele Ähnlichkeit mit den Mbaya. Keine andere'
Nation versteht sie, ihre Sprache ist also eine
eigenthiimliche, und die Missionarien versicher-
ten, dafs sie mit keiner bekannteren Ähnhch-
keit habe*)
Enimaga wohnten nach der, unter ihnen
herrschenden Tradition, bey der Ankunft der
'Spanier in z^vey Horden getheiit, am östlichen
Ufer desPilkomajo im Innern der Provinz Chako
in einer Art von Übermacht über benachbarte
Völker, z. B. über die Mbaya, und auch nach-
her in beständigem Kriege, der sie zuletzt auf-
rieb, so dafs die eine Horde i5oK2:ieger stark
sicli nördlicher an das Ufer eines Flusses, der
Chako mitten durchströmt, und im 24° 24' S.Br.
minabili, in cunaza vaha — keanolha: non euardando
altra cosa, m ynm das Pronomen : ich, mufniein, in
valgas: Herr. '
*) Azai^a a. a. 0. S. 274. Henas im Catalog S. 42.
492
in den Paraguay fliegt, zurückziehen, die an-
dere Horde aber, noch bey weitem geschwäch-
ter, sich in den Schutz der Spanier begeben
mufste. Sie sind in vielen Stücken der Lebens-
weise den Lenguas sehr ähnlich: ihre Sprache
ist äufserst schwer auszusprechen *). Möchte
nicht diefs dieselbe Nation seyn, welche nach
von den Mbaya ihren Feinden erhaltenen Nach-
richten der Missionäre bey Hervas **) auf der
Ostseite des Paraguay wohnen sollen , dort /;?e-
maga s^enannt, und mit den im vorigen Ab-
schnitte, 2, N. 2. angeführten Echibie zusam-
men gestellt werden, von denen vielleicht die
dort angegebenen Ortsbestimmungen gelten?
Guentiise^ ehemalils und noch jetzt vertraute
Freunde und Nachbarn der Enimaga, denen sie
in ihre nördlicheren Wohnsitze nachgefolgt sind,
ungefähr 300 Krieger stark. Ihre Lebensweise
ist auch wie die der Lenguas, nur dafs sie und
die Enimaga ihre Kinder nicht vor der Geburt
tödten, und etwas Ackerbau treiben. Ihre
Sprache sey eine Mischung von der der Lenguas
und der der Enimaga ''*'').
rakurure, eine vielleicht gänzlich aufgerie-
bene Völkerschaft, von welcher ein paar Ver-
sprengte gegen die Mitte des achtzehnten Jahr-
hunderts zmschen dem V^ermejo und Salado ge-
funden und bekehrt wurden, nach deren Aus-
sage sie zwischen dem Vermejo und Pilkomajo
gelebt und durch die Kriege der Abiponen und
Mokoby so viel gelitten hatten. Ihre Sprache
war von denen dieser Völker, der Mataguaya,
*) Azaraa. t». O. S. Q^o. 8i-
**) Catalog. S. 44- j
***) Azani a. a. O. S. zQu 1
493
Vilela, Lule gänzlich verschieden, und auch
ihre übrige Beschaffenheit schien sie als eine
ganz eigene Nation auszuzeichnen *).
II. Macliikuy. 12. Matagiiaya.
13. Malhalae.
Machikuy, eine aus neunzehn Horden beste-
hende Nation, von denen eine Guiabamaelma-
yt?sma,^ die andere Guiguailyeguaypon, eine
dritte Ycreaguayenene, eine vierte Sanguotaiya-
moctoc heifst. Sie wohnen im Innern von Cha-
ko an einem Baciie, der in den Pilkomajo fällt,
bevor sich dieser in den Paraguay ergiefst, die
eine Horde in Höhlen, die übrigen in Zelten.
Ihr Barbot ist Ww. das der Charrua. Krieg fuh-
ren sie nur zur Vertheidigung, vier Hord^en zu
Fufs, die übrigen zu Pferde, zusammen etwa
1200 Krieger stark. Ihre Sprache ist voll von
Nasen- und Kehllauten, und ganz überladen
mit Consonanten, und alle diese Töne lassen
sich genau mit Spanischen Buchstaben auflas-
sen **).
Mataguayen, zwischen dem 21° und 24-S. Br.
und 3150 bis 317° d. L., Nachbarn der Chiri-
guani, die schlechteste Nation von Chako, und
sehr zahlreich. Die Stämme, die mit den Spa-
niern zunächst Verkehr trieben, hiefsen A<yoyas,
Tcutes, Tainoes odev Tüinuyes , Palomos, Oxotos]
jetzt nenne man nicht jene Nahmen, sondern nur
\die Matakos, Hueshms, Pesatupos, Abuchelas,
Jmakos u. a. als solche. Alle diese Horden rede-
) Hervas im Catalog. S. 42.
* ) Azara a. a, 0. S. £73.
494
ten mit einiger weniger Verschiedenheit einer-
ley Sprache *).
Malhalae, eine nicht zahlreiche, aber sehr
kriegerische Völkerschaft mit einer eigenen
Sprache, jetzt so gut ajs ausgestorben. Denn
sie ist bis auf wenige Familien herab gekommen,
■welche unter den Mataguayi und den bald zu
beschreibenden Mokoby und Vileli zerstreut
leben. Ob ihre Sprache einer dieser Nationen
wenigstens verwandt war, weifs man nicht ''*)
14. Pitilaga. 15. Toba.
Beyde Völkerschaften sind nach Azara***)^äu--
hg vereinigt, wenn sie zu räuberischen Zügen
über den Paraguay setzen, und einander sonst
ahnlich. Die Pitilaga setzt Azara an den Pilko-
majo in eine Gegend, wo es mehrere salzige
Lagunen gibt, wo sie in Einer Horde, etwa 200
Krieger stark leben. Auf Karten findet man un^
gefähr in derselben Gegend den Nahmen Zapha-
lagiia^ welcher wohl dieselbe Nation bezeichnet.
Bey Hervas sind die Tnpitalaga als eine Völker-
schaft in Chako erwähnt t), deren Sprache von
der Mokobischen und Abiponisciien nicht mehr
unterschieden sey, als das Spanische vomltahe-
nischen. Die Sprache der Toda, welche nach
Azara im District Chako zwischen dem Pilko-
majo und Vermejo ungefähr 500 Krieger stark
wohnen tt), nennt er gänzlich abweichend von
denen der übrigen Nationen, und aufseist
") Hervas im Catalog. S. 52.
**) H&rvas a. a. O. S. 58.
***) A. a. O. S. 282.
t) Catalogo. S. 40.
VY) A. eben a. 0.
^95
schwer zu erlernen, die Völkerschaft selbst den
Lengua und Payagua, jenen im Körperbau und
Lebensart, diesen in Absicht der Ohren und
des Gebrauchs, alle Kinder aufzuziehen, ähn-
lich. Eine Mission, aus Toba gebildet, befand
sich um 23° 11' S, Br. und 313'^ 18' d, L., und
bestand aus 600 Seelen. Ohne Zweifel ist daher
das V. U. entlehnt, welches Hervas mit der Über-
setzurtg, aber ohne weitere Bemerkungen liefert,
imd die Orthographie ist also wohl Spanisch und
X darnach auszusprechen , wenn auch k viel-
leicht von Hervas für seine Italiener gewählt ist.
Ob die Überserzung überall ganz genau sey,
wage ich nicht zu bestimmen, z. ß. ob nicht
wenn neco: geschehe, heifst, das darauf fol-
gende jiacaeno eben daherkomme: ob nicht in
caditca eben wegen des vorstehenden ca schon
das Wort für: unsere Sünden, zu suchen sey.
Auch würde vermuthet werden können, dafs in
aditiogoden ein dem Mbayaischen ogodon ähnli-
cher Pronominal- Dativ: uns, liege, wenn niclit
das folgende sUiogodejiax fast erwarten liefse, dafs
die Wurzel des Verbum' jene Buchstaben mit
in sich schliefse: doch könnte dabey auch ein
Versehen oder eine solche Wendung des Lautes
in der Plural -Form Statt finden. Ein paar an-
dere Bemerkungen mögen bey dem Mokobi-
schen zur Vergleichung folgen:
378-
Toba.
'Nach Hervas Saggio prat. n. 20.
Unser Vater der du bist dort oben
Go-taa adoonatä keda piguem
Verehrt sey dein Nähme
Yaüateton adeiiagati
auf
enä
Eide
aliia
Unser Brot
Canadeiia
für
cac
uad
om
Und auch
unsere
496
Lafs kommen zu uns dein Reicli
Llaca - anac comi abogot.
Dein Wille geschehe dort oben so wie
Contidi - neco kedä piguem, nacaeno
alle Tage diesen Tag uns
niza naax sinaax ocom
Schuld vergib wie
Caditca mantiguema aditiogoden emeke
wir uiisern Beleidigern veraebcn
comi scaüema sitiogodenax
Nicht lasse unsern Fall in Schlechtes
Tacame catiiio
Auch erlöse vom Uebel uns
Calac sanem comi.
16. Abipon. 17. Mokoby. ig. Aguilot.
Die Nation der Abiponen lebte ehemahls in
der Provinz Chako um den 28° S. Br. , die Mo-
koby leben nodi im Innern jener Provinz an
den Ufern des Vermejo und Ypita, beyde stolz
und kriegerisch, aber die Mokoby so mächti
dafs sie ungefähr 2000 Krieger aufstellen kön-
nen; dagegen waren die Abiponen schon ehe-
mahls weit weniger zahlreich, und durch einen
Krieg mit den Mokoby im Anfange des XVII.
Jahrhunderts genöthigt, sich unter den Schutz
der Spanier zu begeben; ja, von der Rachsucht
ihrer feindseligen Stammverwandten verfolgt,
mufste zuletzt ein grofser Theil der Abiponen
über den Parana- Strom gehen, wo sie im Jahre
1770 die Colonie de las Garzas anlegten, im
i
497
Grunde aber fast noch allen Gebräuchen ihrer
alten Lebensweise treu geblieben sind. Es wer-
den drey Stämme der Abiponen, die Naquegtga-
guehee^ die Rücaliee und die Jacoiiaiga genannt *)
Die Moküby-Colonien, die man a-izulegen ver-
sucht hat, haben nie Bestand gehabt, und kaum
ein paar sind davon noch übrig. Die Mokoby
leben blofs von der Jagd und dem Fleische des
Vieiies, das sie theils erziehen, theils immer
fort den Spaniern wegstehlen, ohne Ackerbau.
Die Agüilot haben diesen Nahmen bey den Eni-
maga, sie zälüen nicht über loo Krieger. Sie
wohnten sonst im Innern von Chako an dem Ufer
des Vermejo, vereinigten sich aber ungefähr
IG Jahre vor Azara's I3ericht mit den Pitilaga.
Sie haben übrigens in Absicht der Lebensweise
und körperlichen Beschaffenheit viel Ähnlich-
keit mit den Mokoby, und auch ihre Sprache
ist von der iVIokobischen nicht wesentlich ver-
schieden **).
Die Stamm- Verwandtschaft der ersterenbey-
der Nationen erhellet deuthch genug aus folgen-
den Beyspielen der Ähnlichkeit ihrer Sprachen.
Abipon.
Mokoby.
Mutter
yoare
yaate.
Mensch
yoaU
yoale.
Eide
aaloä
alobä.
Fisch
noayi
noay.
Sirafse
ncaUii
CO die.
See
cojem
caim.
T'.s
Jieogä
nagä.
Jahi-^
ineiga
iniegrd.
Himmel
ipigem
ipiguem.
Stirn
naatop
yatap.
*) Hervas Catalog. S. 59.
**) Azara a. a. Ö. S. aSS«
L
498'
Auch Aehnllchkeiten nicht blofs der Prono-
men, sondern selbst grammatischer Formen
werden sich im Folgenden zeigen. Die Über-
sicht der Abiponischen Grammatik ist aus Mart.
Dobrltzhofer historia de Abiponibus, Viennae
17845 Deutsch: Geschichte der Abiponen, eben
das. beyde in 3Bden 8- und zwar aus Bd. II. ent-
lehnt (wo also Deutsche Orthographie zu erwar-
ten ist); die der Mokoby- Sprache aus einem
Mst., welches Hervas nach den Miitheilungen
des Missionärs Raim. Termeyer , entworfen hat,
Dobritzhofer hat auch die Bacmeisterschen For-
meln ins Abiponische übersetzt geliefert in von
Mwr/-'^ Journal z. K. u. L. Bd. IX. S. loi. ff.
Grammatischer Charakter der Abipo-
nischen Sprache.
1. Unter den Lauten zeichnet sich ein Mittel-
laut zwischen r und g^ gleichsam ein stammelnd
gesprochenes r aus (welches durch /" angezeigt
ist); die Abiponen haben das Deutsche o, wel-
ches man durch e bezeichnet hat, und das Spa-
nische fi. Der Unterschied von übrigens ganz
gleichen Wörtern liegt oft blofs im Accent. Die
Sprache ist sehr gesangmäfsig, hat lange Wör-
ter und wenige einsylbige *).
2. Die Verschiedenheit des Genus kann nur
aus dem Gebrauche erlernt werden. Aber der
Plural hat sehr verschiedene Formen, indem
sich
*) Ihrvas im Catalogo S. 39., der DobritzJwfefs
Werk noch nicht benutzen konnte, ben^ierkt, dafs sich
das Abiponisclie kürzer ausdrucken könne, als andere
mit ihr vervv^andte Sprachen, und sie also vielleicht j
für die Mutter derselben zu haken sej. j
499
sich t am Ende In c/// verwandelt, der End-Con-
sonanty^ wegfällt, und Endungen wie A'e, /e, r/,
ß, e oder ena u. s. w. :angenommen werden.
Auch findet ein zweyter stärkerer Plural durc];i
die Endung ripi Statt. Die Wörter haben keine
Veränderung der Endung zur Bezeichnung des
Casus.
3. Abgeleitete Substantive gibt es durch fol-
gende Endungen, für die Diminutive ist das
avalk oder o/eZ', für Substantive, wie Liebe: Ja,
für die handelnde Person, wie das Lateinische:
tor: nik odev ikj für Person oder Sache, worauf
gewirkt wird: ^k, für Zeit, Ort, Werkzeug:
7ankate^ für Werkzeug, Mittel, Theil auch:
/ö/za, für Gefäfs, Ort: reki^ Tiuch. laylt odev late,
für eine Sache von einem gewissen Stoffe : it.
4. Die Adjective haben theils z^veyerley En-
dung für die beyden Geschlechter, ik für das
männliche z. B. tachergaik alt, ye für das weibli-
che, theils nur Eine, z. B. neen guter, gute. Der
Comparativ wird durch die Negation , der Super-
lativ durch den Beysatz der Begriiie: über Alles,
umschrieben.
5. Die Pronomen sind: aym ich, ahami du,
aham wir, ckamyi ihr, die der dritten Person
sind verschieden nach Mafsgabe der Verben,
bey denen sie stehen, und haben einen Unter-
schied für Masc. und Föm. Die Bezeichnung
der Pronominal - Accusative s. hernach N. 8.
Die Pronominal- Adjective werden durch Vor-
sätze vor das Substantiv ausgedruckt, yi: mein,
gre: unser, gre mit hinten ans Wort gehängtem
c/z/, yi: dein, euer, le : sein, und: ihr; doch
auch dabey finden mancherley Veränderungen
Statt. Das Substantiv ohne diese Possessiva hat
jie vor sich (ähnlich dem Pvibayischen).
miijuid. HL li
500
6. Nur Eine Form der Flexion der Personen
ist vorhanden , welche folgende Personal- Cha-
raktere vor sich hat, und für das Praesens steht:
iste Pers. ?/, 2 Pers. gr, gre oder gra, 3 Pers. n;
Flur. 1 Pers. gr mit der Endung ak^ 2 Pers. gr
mit der Endung chä, 3 Vers.gr mit der Endung e.
Im Singular hat die 2te Pers. aufser jenem Vor-
satz auch noch eine von mehrerley P^ndungen,
worunter cJddxe hauptsächlichste zu seyn scheint,
anderwärts ist sie blofs /, bey andern Verben
llndet gar Jceine solclie Endung Statt. Über diefs
zeigitäpek oder /«r/ hinten an den Zeitwörtern:
jetzt, aber la vor denselben: schon an.
y. Eben jene Flexionen haben die anderen
Tempora, welche ausgezeichnet werden: das
Perfectum durch das . hinten angehängte : kan
oder kanlgra.^ das Plusquamperfectum durch das
vorgesetzte kanigragehe, das Futurum durch' das
hinten angehängte am. Vor das Futurum wird
c/u't oder chigc gesetzt, um Verbothe auszudruk-
ken; vor dem Praesens steht tack oder tak für
den Imperativ. Den Conjunctiv bezeichnen die
vorgesetzten Conjunctionen: ket , amaniach odev
hetmat: wenn, lach: aufdafs; im Infinitive wird
zwischen das regierende Verbum und den Wur-
zellaut des regierten m eingeschoben.
8. Die Pronominal- Accusative ^ve^den auch
hier durch besondere Formen der Verben ange-
zeigt; als: von /-//^ö/'zV, ich liebe, kommt: rihapi-
chieToa ich liebe dicli, grkapichioa du liebest mich,
nhapichioa er liebt mich, nkapichieroa er liebt dich,
grkapitae wir lieben ihn, grhapUla wir lieben sie.
g. Passiv- Formen leiten sicli von d^n Acti-
ven nicht ab, sondern werden auf eine impersor
nelle VV^eise ausgedruckt, aufser dafs es ein Pas-
siv-Particip mit der Endung chehit ^ im Föminhi
5öi
clielate gibt, welches aber nur, mit Pronominal-
Adjectiven verbunden, gebraucht wird. Wenn
an Adjective die Endungen kachit oder ruJattie-
ten: so werden sie zu Activ- Verben, indem: red-
dere, dazu gedacht ^vird; ken oder Gö^e hinten
angehängt, gibt ein abgeleitetes Verb um für:
pflegen.
10. Die Präpositionen stehen vor den Sub-
stantiven. Adverbien der Beschaffenheit werden
durch die Adjective ausgedruckt.
\
Grammatischer Charakter der Mokoby-
Sprache.
1. Den Mokoby fehlen folgende Laute des
Spanischen Alphabets: f, ke, ki, II, r, s, ^, und
sehr selten sind n und co.
2. Das Genus der Substantive läfst sich nur
durch die Beysätze: Mann, Frau, unterscheiden.
Die Plural- Form ist bey den wenigen Wörtern,
die aufi endigen, ein angehängtes /, bey den
übrigen wird ipi angehängt. Um Diminutive
zu bilden, wird o//<2, und zu einer noch stärke-
ren Verkleinerung olec angehängt. Das ange-
hängte ludegat bildet eine Are Augmentative.
3. Die Adjective stehen vor d^n Substanti-
ven, dem Comparativ Wwd gaatebec vorgesetzt;
im Superlativ wird daran noch za gehängt, und
diefs so hinter das Substantiv gesetzt.
4. Die Pronomen« sind: ayim ich, acaml du,
imii oder enä er, idi oder adi sie , Flur: ocom wir,
ocamigi ihr, idibä sie. Eben dieselben Wörter
werden als Possessiva gebraucht, nur mit Vor-
setzung eines c oder k,
5. Nur Ein Tempus wird durch Flexion ab-
gewandelt, nähmlich das Praesens, die übrigen
werden durch vorgesetzte Partikehi ausgezeich-
li 2
net. Aber diese Flexion des Praesens uiiler-
sdieidet sich auf sechserley Art, auf dreyeriey
bey den Verben, die auf Consonanten, und auf
dreyeriey bey solchen, die auf Vocale endigen.
Die Endung der i und 3 Pers. im Singular ist
gleichlautend, die 2 Pers. endet auf/, bey zwey
jener Arten der Verben auf e. Im Plural nimmt
die 1 Pers. überall ac, (vgl. das Abiponische),
die 2 Pers. überall z7, die 3 Pers. e, bey einigen
auf Vocale endigenden Verben e an; bey einer
dieser auf Vocale endigenden Conjugationen
wird vor den Personal- Formen / oder (/ einge-
schoben, bey zwey, welche beyde auf fc endi-
o-en, dieses das eine Mahl in gu, das andre Mahl
in ^a verwandelt, u. s. w, ^
6. Die Form des Imperfectum ist lalum oder
latumca, des Perfectum naglaca, der sehr ent-
fernten Zeit nagladlca, des Futurum der hinten
ans Praesens gesetzte Vocal o, des Gerundium
iapec; beym Infniitiv wird zwischen das regie-
rende Verbum und den Wurzeliaut des regier-
ten m gesetzt (wie bey den Abiponen)j beym
Imperative wird giac vorgesetzt, beym Optative
jiozog' odi, beym Conjunctive enomal, und bey
dem des Imperfectum nküet.
Sprach proben.
Die folgenden V. U. Formeln sind aus Haras
Saggio pratico entlehnt, sie sind dort ohne
Übersetzung der einzelnen Wörter, indessen
werden sich mehrere derselben aus den folgen-
den Anmerkungen durch Vergleichung finden
lassen.
505
379-
Abiponisch.
w^z/s Her'.'as Saggio prcticOf n. 22.
Gretaa, encaaiiiaegmeegtie keera Iiipl-
guem;
Ciiigrieecät raaguiat gracalatahuicliit ;
Tit Ja anaguagaeam giiercapichkegoa acami;
Cliigrie la greeketegue keii aaloba grichiii
iiien, meram yeeketetegue eco ncaa
iiiitagoat ker hipigueni ;
Eco gnaca iiaagüengakenort: iieogata ealat
naniegarenran ke iieoga;
CaUchca eenäm güercabokegoa keno naaye
graegaeca, meraa giiercabogala keco
iiacayeteragoa;
Gliitguita oagayitaalam am layam graaiiini
eno loencatagüe gueca ecä nam nda
keegLiet;
Ich groangacliitapcam ke no naaye,
380.
M o k o b i s c h.
Aus Hervas Saggio pratico, n. 2i.
Cotaa, nconiae kipiguem;
Nozogdi at naaqiüä cadenagti;
Aiiabogolket gdcoitiagbÄ;
Nozogdi at ipeketelec ena alobä meii ipi-
guem , ena namagdi. gdioiti mi ini ;
5o4
Ena namoti conocken kenobä nagata abie
enegui ;
Notiaca iiiigue gdcobegae kenoä gnazob-
gaco, rne ena namoti iciiiagguegdco-
begga kenoba n nokialedogba;
Toton gdazogninio latenatancate nogüet
Calagam gdoamagti kenoa n naaye
Amen, d. i. ncaeno.
Einige Anmerkungen.
Tna, Vater, ist der Toba-, Abipona- und
Mokobi Sprache gemeinschaftlich, erstere und
letztere haben co, die mittlere gre für: unser.
Piguem ^ ipiguem, hipiguem, ist ebenfalls ge-
meinschaftlich für: Himmel; in dem Abiponi-
schen encaariiae und dem Mokobischen nconiae
ist die Aehnlichkeit deutlich.
Nuzog' odi ist im Mokobischen , chigriech im
Ahiponischen, als die Form des Optativs ange-
geben.
Das Ablponigche rcaguiat und das Mokobi-
sche naaguia haben grofse Aehnlichkeit, eben so
das Mokobische cadenagti mit dem Tobischen:
adenagati.
Tob. aha, Mok. aloba, Abip. aaIoha:'Evde.
Im Mokobischen scheint kenoä ^ kenoba uns,
zu bedeuten, acamiist das deutliche Abiponische
Pronomen, in den andern Fällen, wo wir hier
Pronomen zu suchen haben, sind sie durch die
angeführten Formen ausgedruckt, z. B. güerca-
hokegoa ist ohne Zweifel; vergib uns, eben d\e-
ses giicrca aber auch Flexions- Vorsatz der ersten
Plural -Person. Vielleicht dafs in dem im Mo-
505
kobischen V. U. wiederhohlten gdcobegga eben
dieselbe Wurzel liegt. Mit dem Vorsiitz gdco
ist wohl in den folgenden Bitten gdazo und gdo
verwandt; wie viel überhaupt vielleicht unge-
naues Aufschreiben mancher Laute, besonders
in Tormeln ohne Übersetzuno; Abweichungen
c o
veranlafst hat, ist nicht zu berechnen. Zwi-
schen dem Mbayischen gotini und dem Tobi-
schen goden scheint eine Vergleichung angestellt
\verden zu dürfen.
Das Tobische naax (Span. Ausspr. ), Tag,
das Abiponische neoga, das Mokobische nagata
liaben Aehnlichkeit, eben so am Anfange der
siebenten Bitte Tob. calac^ Mok. ca/agam, mit
dem Abiponischen caldchca am Anfange der
fünften.
Naaye ist dem Mokobischen und Abiponi-
schen gemeinschaftlich, in letzterem gibt die
Grammatik cldt als den prohibitiven Vorsatz an:
er findet si'ch voy der sechsten Bitte.
■Proben anderer Wörter.
Mbaya
Abipona
Mokobi
nach Gily.
nach Dobritzhofer,
nach Henas.
<Jott 4
conoenaragodi
aboi;di.
Himmel
yrltii^igime
/tipigem od. chajeni
ipiguem.
Wasser
niogodi
cnara.j
bevHerYas: enagap
ebagyac.
Feuer
nulzdl
nkdatek
anodek.
Sonne
aU'-e.sa (bey ller-
^rahaulai (b. Her-
daazoä.
vas : alijega)
vas : graolaec)
Mond
epenal
grauek ( bey Her-
vas: graguec)
chidaigö.
Mensch
unelelgua
joalc
yoale.
Mann
.
.
cuaiegzac.
Weib
igualo
camlina (b-HervO
aalö^ coenaC.
Kind
nlqaingT.
Vater
ehodl ( bey Hervas :
iodi^
netä
ytatalzat.
Mutter
elodo
yaote
yaati,.
{,öf»
^
JMbaya
xiblpona
Mokohi
nach. Gily.
nacli Dobritzliofer.
nacli Htrvaa,
Solin
ydnlgl
naetalat.
Toditer
yönaga.
Bruder
« •
nenäk (der jüngere
Bruder).
Kopf
ncguilo
nanaiat , napanik
(b. Hervas : ^zee-
magaC)
icaie.
Auge
nigecogee (h. Ilerv.
nigüecogüe)
natode
nicote!.
Ohr
napagate.
Nase
nionigo (bey Herv.
bey ITervas: ncaa-
yimie.
r.ifnigo)
^a^fl/jjcrr
Zunee
noguellgl
«
lagra.
Haar
bcy Herv. namodi
ncctegiiic
naccula.
Hand
nibaagadl
b. nerv% napakena
napoguena
od. ycadgrai.
Fafs
nogonagl (b. Herv.
nogonagüi)
• • •
capiate.
Tag
nocco
/ico^ä
liagä.
\
uninitegiii
.
iniatedä.
itoata od. itobata
(anderer Dialekt:
iniguata )
• * •
inabacä.
5
dagani od. tagadl,
* , «
inabacao ■
dagßdi
caiüi.
(andr. Dial. ini-
'
ßuata dugaru.
IQ.
Chumipy. 2
3. Vilela. 21
. Lille.
Von den Chumipy erfuhr Azara *) nichts, als
was Lenguas und Enimaga berichteten, dafs sie-
ungefähr igo Krieger stark auf dem südlichen
Ufer des Vermejo in der Gegend der Stadt
Salta in Chako wohnen, friedfertig und, neben
Jagd und Fischfang, vom Ackerbau leben, und
eine von den andern bekannten Völkerschaften
verschiedene Sprache reden.
Die Vileui kannte Azara auch nur aus eben
solchen Nachrichten, welche dieser Völkerschaft
I
*) A. a. O. S. s86.
6o^
eben diese Wolinorte, Starke niid Lebensweise
beylegteii, und die Verschiedenheit ihrer Spra-
che versicherten. Von den Vileli aber haben
wir auch andere Berichte aus den Jesuitischen
Missionen, die in der Diöces Tukuman von Vi-
leli gestiftet ^Verden waren, ^v^Lhrend andere
Stämme dieser Völkerschaft in den W^äldern am
Vermejo herum schweiften. Jene Missions-
Orte sind am Flusse Salado, zwey um den 25-
S. Br. und den 313 und 314° d. L., in jedem von
beyden etwa 200 Menschen; ein anderer um
den 26° S. Br. und 315° 10' d. L., wo 1767 etwa
650 Personen dieser Nation \v-aren. Auch gibt
€S nahe bey Cordova ein kleines Dorf mit Viteli.
In den ersteren beyden Oertern wohnen die
Stämme Ontoampas^ Yeconoampas , Ipas^ und die
Pasahies, alle zum Christenthum bekehrt. An-
dere Stämme, d\& C/mnupies, Foocs, Yecoanitas,
Ocoles, Vaeaas, Atalalas und Sivinipis schweifen
in den Wäldern am Vermejo umher. Die
Stämme Giiamalcas und Tequetes, welche aucli
die Vilela- Sprache redeten, sind entweder aus-
gestorben oder unter andere Stämme gemischt.
Die Missionäre unterscheiden zwey Dialekte
dieser Sprache, wovon der eine den Ontoam-
pas in Ortega, dem westlichsten von den zuerst
genannten beyden Missions-Dörfern zukomme,
welche kein r aussprechen können, sondern,
wo es ihre Stammverwandte haben, dafür d
setzen. Der andere Dialekt, welcher Vilela
schlechthin heifse, sey der der übrigen Stämme.
Die schon sonst bemerkte *) Aehnlich-
keit der Vilela- und der Lule- Sprache zeiot
*) Hervas Catal. S. 33., wo man ander« nicht so
ahnliche Wörter zum Beleg angeführt findet.
508
sich allerdings
tern, z. ß.
einer Anzahl von Wör-
Vilela.
Lille.
Zunge
lekip
leku
Eauch
Ulip
ep.
I^aelit
ui
uyba.
anima
goce
ice.
demonio
goz
icdo.
Herz
gase
icct.
Hand
isip
is.
weifs
poh
poop.
Schminkbohnen
porote
polütö.
Nalime
hüat
üeip.
Uebrigens zeiat die Vergleichnng der nach-
folgenden Sprachproben, dafs wenige Aussicht
zur Auffindung grammatischer Belege einer nä-
here^ Verwandtschaft vorhanden ist. Ob aber
nicht bey solchen Sprachen solche Aehnlichkeit
wahrscheinlich vieler Wörter einem gewissen
Zusammenhange der Abstammung zuzusehrei-
ben sey, oder blofs vom Verkehr nahe bey ein-
ander lebender Völkerschaften abgeleitet wer-
den müsse, ist vor einer genaueren Bekannt-
schaft mit diesen Sprachen schwer zu ent-
scheiden.
Die Lule *) sind wahrscheinlich nur ein
Stamm einer aus mehreren Stämmen bestehen-
den Nation, welche sämmtlich die Lule -Spra-
che xeAeten. Die Missionäre vom Anfange des
siebzehnten Jahrhunderts sagen, dafs sie da-
mahls ftinf zahlreichen Völkerschaften gemein-
schaftlich gewesen sey: den Lille, den Is/sthm^
Tohistine, Oristine und Tonecote^ welche damalils
in Dörfer vertheilt gelebt, die letzteren in <ie^
*) Hervas Catalog. S. 35. ff.
Nähe von Concezione an einem See, unv/eit von
dem Vermejo, (eine alte Nachricht erwähnte
auch, dafsTonocoti in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts bey der Ankunft der Spanier aus
Tukuman bis an den Pilkomajo geflohen seyen:)
die vier übrigen aber unweit Talavera di Madrit,
noch Esteca genannt, am Salado, welcher Ort:
i'om Erdbeben zerstört wurde, ^vorauf diese
Stämme in die Wähjer flohen. Hertas nimmt
an, dafs die Matara die wahren Tonocote, und
.vegen der Einfälle der Abiponen , Mokoby u. s.
^. an den Fhifs Salado im 28^ S. Br. und 312°
1. L. versetzt, aber, sonst gar zahlreich, jetzt
ehr geschwächt seyen. Matara bedeute in der
Juichua-Sprache eine in ihrem Lande häufige
pflanze. P. Tcc/w berichte in seiner Geschichte
'on Paraguay, dafs die Lule damahls dreySpra-
;hen geredet, die Quichua- Sprache der Inkas
^on Peru, ihrer Herren, die der Tonocote,
ait denen sie gelebt, und die A'ö/y/;?^- Sprache,
i-elche ihren Nahmen von dem Ouichua- Worte*
faka Berg, habe, und demnach ihnen eigen-
hiimlich und von der der Tonocote verschieden
;ewesen sey, (ob wesentlich verschieden, würde
laraus noch nicht folgen ). Sehr zweifelhaft sey
s, ob diese Kakana- Sprache mit der heutiaen
AÜe- Sprache einerley sey, und die heutigen
.ule von jenen bey P. Techo herkommen, ^u-
lahl da man im jetzigen LuJe kein Spanisches
Vort antreffe. Diese heutigen Lule irrten bey
en Einfällen anderer Völkerschaften umher,
is in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
ich 550 Lule bey Miraflore oder St. Stefano setz-
en , welclies wieder hergestellt wurde, und zu
ben der Zeit die Isistine und Tokistine aus ih-
m Wäldern aufbrachen, und sich bey Val-
510
biiena oder St. Giovanni Battista niederliefsen*)*
Der Stamm Oristine sey vielleicht der ehemahls
auch Lille genannte, und möge sich auf den
Wanderungen verloren Jiaben. Der Nähme
Lule selbst ist auch unter jenen nicht gewöhn-
lich, sondernsienennensich:/?e/e d.i. Menschen.
Jenen von Missionären behandelten Lule ge-
hört cjie Sprp.che an, von v/elcher wir Wörtei
und eine Grammatik besitzen. Letztere hai
V. Anton. Machoni^ General -Procurator der Jesui-
ten in Paraguay, 1.732 zu Madrit drucken las-
sen: ein von Lor. Hervas daraus gemachter AuS'
zug, der nebst einem kurzen Katechismus uhc
einem Wörterbuche handschriftlich vor mi:
liegt, ist die Quelle der folgenden Erörterungen.
Grammatischer Charakter der Lule- .
Sprache. \\
1. Dieser Sprache fehlen die Buchstaben: l
d^ f, g^ j, (ohne Zweifel das Spanische) 72, r,%
Sehr gewöhnlich ist eine Anhäufung der Consoi
nanten am Ende der Wörter.
2. Die Bezeichnung der Verhältnisse der Sub
stantive ist unvollkommen, und deutHch nich
durch Formen, sondern adjectivische Zusatz
erfolgt. Die Diminutive werden nur durch Zu
Setzung der Adjective ceces, scesces ^ klein, aus
gedruckt, der Plural aber durch Zusetzung de
Adjectivs*cw//? viel, oder cuipan. Nur .zwe
Wörter haben Ip zur Plural-P^ndung,. aber a.
viele Vv^örter wird hinten il angehängt, um de*
Plural anzuzeigen. ( Bey manchen Wörtern d€
*) Auf der Karte des Englischen Atlas von Am»
rika sind die Isistines un £7° S. Br. und ungefähr dea
6H
Mokoby- Sprache ist auch // Plural-Endung )
Eb gibt keine Casus-Endungen, die Präpositio-
nen ma: m mit dem Ablativ, la: in mit dem Ac-
cusativ, ya: mit, sämmtlich hinten nachc^esetzt
ersetzen einige. ^ '
3. Die Adjective der Materie werden um-
schrieben , z. B. irden durdi a Ic tipan, d. i. a Erde,
^ aus, tipan gemacht. Der Comparativ wird
durch das Verbum apa?nc, ich übertreffe, um-
schrieben, der Superlativ durch die hinten zu-
5ej,erzten Adverbien a^/> oder /^£^/>viel, cuiquip
äehr viel. ' i r
4. Die Pronomen sind gms ich , ue du , ua wir,
7iil^hv,mcoto er, und Plur. sie. (Als Casus
)bliqai aer Pronomen dienen ^venigstens nach
ien Beyspielen der V. U. Formel dieselben An-
lange, welche bey den Substantiven für die
ronominal- Adjective hinten angehängt wer-
ten.) Sie sind: s oder c mein, ce dein,% sein,
an unser; lom euer, paji ihr.
5. Bey den Verben dienen diese eben ano-e-
;ebenen End-Anhänge zum Charakter der etn-
einen Personen des Präsens; für das Praeteri-
um einer nicht sehr entfernten Zeit wird in
mer sehr entfernten ß/^, für das Futurum
: zwischen den Wurzellaut und jene Personal-
Lnhänge eingeschoben. Durch einiae ancre-
ängte Partikeln ^vird d?r Unterschied der Tem^
ius und kürzere und längere Dauer noch ge-
.auer angedeutet.
i 6. Der Imperativ und Infinitiv sind gleich^
[wird an den End-Consonanten gehängt, oder
er End-Vocal verdoppelt. Die Persolien des
tnperativs haben folgende Zusätze: Sino-. 3 p
512
pep oder tu, Plural iV. pe, 2 V.uan, 3 P. /7ö;^
oder npan. Für den Conjunctiv wird an alle
Personen des Praesens hinten noch Je angehängt
Der Optativ wird durch das Verbum maicic icl
will, mit angehängtem no , welche Zusammen-
setzung hinten an den Wurzellaut desVerbun:
ancrehängt, von diesem aber ein oder zwey End-
Consonanten vorher weggelassen werden. Di<
Endungen des Particips sind ton, beym Futurun
iiton^ des Gerundium im Dativ 0/?, ep^ ip , 01
oder up , im Ablative le oder lnquil.
7. Es gibt keine Passiv -Form, sondern e;
ward durch Constructionen umschrieben. £1
oibt kein Verbum substantivum, aber wohl eh
Impersonale sit es gibt, ist vorhanden. Man ha
Formen der Verben, um anzuzeigen, dafsdi.
Handlung unvermerkt, oder dafs sie geschwint
erfolge. Diminutive der Verben bilden sid
durch Verdoppelung ihrer ersten Sylbe.
S p r a c h p r o b e n.
Die V. U. Formeln der Vileli und der Lul
sind aus Hervas Saggio pratico genommen
Wörter von beyden Sprachen hat eben derselb.
im Vocabolario poliglotto gegeben, und in de:
Aritmetica d. naz. S. 97. 98., noch mehrer.
Wörter der Lule im Anhange zum Vocab. po
ligl. S. 223. und in d. Örigine, formazione, mec
canismo ed armonia degl' idiomj, S. 49. unc
1^8. Von Guy sind in seiner Storia Ameri
cana T. III. S. 363 — 6&. auch VVörter bey
der Nationen einander gegen über gesteil
worden (die der Lule nach Spanischer Or
thographie).
51.5
381.
V i 1 e 1 i s c h.
Aus Hervüs Saggio prat. n. ig.
Vater unser Rohen der in stellend
Täte - kis laue - 1 - ät yasit;
Nahn.c dein geküsset er sey
,Hüat - mi ilcinibe -p puop ;
Rcjdi das dein zu uns es über komme
Leiiiö - pe - mi nakis p - uple nop;
WoiieH dein gethanes sey welche ^rt Höhenden
Aßiole-mi dabe-p puop tag-eset laue-1-
in so diese Erde in auch
lät eset he bäsle-le umkel;
T.g Tag Brot von unsern jetzt Ta- uns
Olo-oio tanta-pe-kis guae olö nakis
gib es
lem-m - on;
welche Art uns^ übel thun sie welche Nachsichthaben
lag eset nakis ugue da - 1 - et tocalam-
7!^ so du übel thun wir un,
kis eset nam ugtie dit - kis nakis
Nachsiclit habe du.
tocalamon;
Uns lasse nicht bösen Geist Schaden den in
Wakis yaiie - men goz casle - pe - be
fallen wir
ilseanikis
Auch dem üebel von uns mache erlösen.
juac - tic ugue - led nakis um - moyom.
382.
L u 1 i s c h.
Aus Hervas Saggio praticQ , N. ig.
Vater unser oben in
Pecen zo - le
^ootce üetpce zukipep.
5i4
Reich dein uns zw komme
Leiiioce ua-tayiile nepep,
Wollen dein thuo man oben in wie Erde auf
Maitee tiipep zo - tä nioketö ama
gleichfalls
tekesi,
Tage alle Brot unser Tag an uns gib
liii yaüoni tanta-ceii iiiitä üa cei,
-Vergib Sünden unsre wie uns beleidigen
Lopsaid eicLipü-cen mekeketö üa ticas-
sie vergeben wir
paii lopsaüi-cen,
Uns lasse nicht Sünde in fallen wir
Ua esi-uye eicupti-le tolmat-cen,
Uebel von uns erlöse.
Oseyu-le üa tacsesi.
Anmerkungen zu diesen V. U.
theils nach den Anmerkungen bey Hervns
entlehnt, theils aus der Lule- Grammatik ge-
zogen.
Cen bedeutet in der Lule: unser, ce dein.
Solche Aehnlidikeit des Pronomens der 2tenSin-
sul. und der i Flur. Person ist auch schon sonst
vorgekommen. In der Viiela bedeutet : Jus uns,,
luid: unser, jni ist: dein.
lootce ist nicht erklärt, sondern blofs über-
setzt: che-sei-bene-tu.
hüat Nalime , hat um so mehr Aehnlichke.l
mit dem Lule -Worte uetip , da der letzte Vocal
in der Zusammensetzung ausgelassen wird, und
dessen verwandte Formen uetz. ich nenne , uetitiZ
ich gebe Nahmen, den Wurzellaut zeigen.
^ zukipep
Si5
^ zukipep von zucz ich küsse, zuM küsse es
ist als Particip übersetzt, aber die Grammatik
iehrt, dafs kerne besondere Passiv- Form vor
handen, ,und dafs pep die 3te Singular- Person
des Imperativs bezeichnet. In der Vilela gibt
Hervas bey ilchubhp ausdrücklich ^^/j als die Form
des Particips an, und üb ersetzt /;z/o/> beydeMahl
durch; sey, ob es wohl nicht als Verbum sub-
stantivum sondern als eine Partikel, die: seyn
bedeute, betrachtet werden müsse; vielleicht
aber leitet das Zusammentrefien beyder Endfor
men auf eine nähere Vergleichung derselben
^ leino nibeyden Formeln das Spanische Wort •
reino, zum ße^veise, dafs diesen JMationen das r
lehlt. Man vergleiche die obige Bemerkung
uoer die Ontoampas, an deren Dialekt man also
bey diesem V. U. zu denken hat, und dafs bey
diesen Amerikanischen Horden fast nirgends
eine Spur von Herrschaft gefunden worden ist,
wodurch em Wort für diesen Begriff- entstanden
wäre.
nepep-pep, hier und in tiipep die schon anae-
fnhrte Form der 3 Pers. des Imperativs, von lez '
ich komme tiz ich thue, (z ist hier eine andere
Schreibart der in der Übersicht der Lule- Gram
matik bemerkten Endung der 1 Singular-Person •
/7z^/z bedeutet: ich will, maltiz ich mache was
ich (essen) will; yompiz ich will nicht.
Die Fostposition ma ist in der grammatischen
Übersicht angeführt.
Auch irupan bedeutet: jeden Tacr
Tantam beyden V. U., das Quichua-W^ort
für: Brot, ßeyde Nationen hatten derglei-
chen nicht. ^'
Lelosaiieiz ich verzeihe, soll ein sehr irregu-
läres Verbum seyn und lopsaid davon kommen
5i6
Tlcasz 'ich beleidige, pari ist ^Äe Endung der
a Plural- Person. _
Esi ich verlasse; der Imperativ der Verben,
die auf einen Consonant endigen, nimmt emen
Vocal an , also esi.Mye ist Negations-Adverbium.
In der Vilela in yanemen ist men die Prohibitiv-
Partikel. . . .
To/zist: ich falle, eyiiz mir ist übel, €yu\jQ-
bei, ICrankheit.
Proben anderer Wörter.
Gott
Himmel
EriJe
'V\^^■sser
peuer
Sonne u.
Tag
Mond
IVlenscli
Mann
■Weib
Kind
Vater
Mutter
Sohn
To eiltet
Kopf
Auge
Ohr
Nase
Zuue;e
Vilela
nacli G//_y. nach.' Hervas.
laui (bedeu-
tet auch:
oben ).
basle.
ma
nie
olö
copi
nitemoi
guima * *)
ciuisle
Otts
op , täte
nanb
inake
inake
niscone.
toque
maslup
limic
lequip
L IX 1 e
baslk
ma
olö
COpl
nitemoi
op, täte
nani
mscone
toke
nihibcp
hkip
nach Hervas.
nach Gily.
to
icue
ini
alit
pele
pe
anüe
toco
zu , zuiake
nus
le.ki
fö *)
jucue.
inni.
allit.
pele.
cumueptitö.
vacal , lucU'
eptüö.
cue. ^
pe.
umue.
cue.
cue. ,
tocco.
chic.
cusp.
nus.
leqiii.
*) Eins von beyden ist Versehen der Verwechse-
lung des ähnlichen Consonanten.
**) Mehr: coniux, für bey de Geschlechter.
517
Vilela
L Ti 1 e
Xictcl
GS/y.
nach Htrvat.
nach Hervas.
nach
Guy.
Haar .
, .
caplhe
ISlp, lS!g
'S.
Fufs
ape
ape
elu, ei/u
eilt.
1
yaasüa, od.
alapea.
a^mt 1
2
i-'^e tamoD. \
5
' •
\
nipcluäz
tainiip. j
V. Küstenland Peru.
Einer der interessantesten Pancte von Ame-
rika war das Reich Peru, das eine von den zvvev
Ländern des neuen Continents, wo zwischen
Nationen, die fast alle olme irgend ein Band nä-
herer Vereinigung auch nur unter selbst gewähl-
ten Überhäuptern lebten, sich Herrscher em-
por geschwungen hatten, (wie einst in der Vor-
zeit in den Ebenen des mittleren Asiens eben so
zuerst zwischen Horden Herrscher aufgestiegen
zuseyn scheinen;) und mit dem engeren Anein-
anderschliefsen der Einzelnen eine Art von Civili-
sation gegründet, und die Ausdehnung des über-
mächtigen Küstenstaates zuerst vorbereitet wur-
de, welche dann mitdem V^achsthum der Staats-
kräfte immer weiter gedieh. Im Gefolge des
Wohlstandes und der Macht höherer oder er erin-
gerer Gebiether erfolgten Einrichtungen, gegen
welche der Zustand der benachbarten rohen
Völker sehr abstach, und nicht blofs Anfänge
derCultur, sondern ein gewisses Fortschreiten
derselben*), ähnlich der Cultur der Reiche
*) Von dem Zustande der Baiikunst in Peru ist in
der Einleitung gesprochen worden.
Kk 2
518
Afrika'sund Asiens, die entweder in derVorvvelt
zwischen iinorganisirten Horden,' oder isolirt
in unverwandter Erhaltung einseitiger Fort-
schritte einer gewissen blofs bürgerlichen Cul-
tur verblieben. Daher auch besonders zwischen
diesem Staate und dem Chinesischen oder Japa-
nischen Vergleichungen angestellt, und dadurch
Vermuthungen begründet worden -sind, dafs
die, der Peruanischen Tradition nach, zu Herr-
schern empor gestiegenen Fremden aus jenen
Gegenden ausgegangen seyen, und nach dem
Vorbilde vaterländischer Einrichtungen dort ge-
wirkt haben, ob wohl auch der menschliche
Geist in seinen Erfindungen unter ähnlichen
Umständen offenbar ähnliche Wege einschlagen
kann. In jenem Falle würden sie mit den Frem-
den, die in der Griechischen Vorwelt nach Athen,
Boeotien und den Peloponnes gekommen, Für-
sten dortiger Staaten wurden, zunächst zu ver-
gleichen seyn. Immer sehr merkwürdig ist die-
ses Peruanische Reich in seiner Ausdehnung vom
1*^ 14' N. Br. von Pastos, nähmlich Citta S. Gio-
vanni 54 Stunden von Quito an, bis zum Maule-
Flufs in Chili im 35° S.lBr. in der Länge, und in
einer Breite von 60 bis 150 Stunden, welclie
auch einen grofsen Tlieil der Cordilleren und
Anden mit in sich begriff; und es biethet in den
Anstalten derStaatskuiist seiner Monarchen, wo-
durch sie unter anderem auch die Erhahtmg der
gemachten entfernten Eroberungen sicherten^
und wohin, wie einst in Mittel- Asien, aucli
Verpflanzungen der Einwohner besiegter Län-
der gehörten, dem Menschenbeobachter ein in-
teressantes Schauspiel dar, wovon einzelne Zü-
ge zu schildern hier eben so wenig der Ort ist,
als zu der Erörterung der nicht zu lösenden Auf-
61.9
gäbe, woher die Mas, die Herrscher -Familie
von Peru, mit ihrem Sonnen- und Sternendienste,
eigenthch gekommen sind, welche reliaiösen
iinirichtungen doch nicht so ganz die einzigen
m Sud-An-,erika waren ; wie wir in Neu-Granada
und bey Bogota de S. Fe sehen werden), und
ob die herrschende Sprache dieses Reiches
von Peru
I. die Quichua-Sprache
von den Inkas vorgefunden oder auch durch die
Ankunft dieser, wie es scheint *), einzelnen
l^remden nur modificirt worden sey. Siemuftte
es wenigstens mit den Fortscliritten der bürger-
lichen Cultur unter der Regierung dieser inkas
werden so wie sie dadurch einen grofsen Ein-
Hufs auf die benachbarten Länder und Völker
bekam, wo sie wie in Quito, einem grofsen Theiie
von Tukuraan und einem nicht gerinaen von
Chili gesprochen wurde, oder aufweiche we-
nigstens eme Menge vbn Ausdrücken dieser
Sprache im Verkehr überging --)• zumahl da
der Vater aer bevden unglücklichen Brüder, die
durch ihre Entzwevung und die Spanier ihres
Herrscherhauses letzte würden, die Söhne der
Vasallen und deren Verwandten aus allen Thei-
) Diefs schemt übrigens nicht die Meinuns; de.-!
J erfassers der Hmoria del Peru iai III. Bd. von Rarcia
Histonaclores priuüdvos (Madrit 1749) ^u seyn , der
yn dem kriegerischen Volke der Inkas spricht, die
sich iJ^ngnm (welches Ohr, bedeutet) nnd ihren Für-
Sten tapalla Inga d. i. Alleinherr, nennen.
**) So sind z.B. besonders auch die Wörter für:
Wachs, Honig Bienen , in viele Sprachen übergegan-
gen, 8. hervas Origme , formaz.meccanisiu. degtiidio-
r,20
len seines Reiches in seiner .Residenz versam-
meke, damit sie seine Sprache lernen — zu-
aleich aber auch ihm zu Geiseln dienen sollten.
Die Spanier konnten demnach nach der Erobe-
rung vermittelst dieser Sprache von Kuzko, der
Residenz, bis in die bezeichneten entfernten
Puncte des Reiche;* überall sich yerständhch ma-
chen *), und ihre Fortschritte wurden dadurch,
lind überhaupt durch die Organisation dieses
K-^ciu ,s bey weitem mehr erleichtert, als wenn
si- Hch dtru Weg durch blofs wilde Horden zu
babner. hat-en. Übrigens bedeutet ^uechuam
dieser Sprache das ebene und niedrige Land an
der Südsee mit gemäfsigtem Klima, runka Ebe-
nen, Ami Gebirgsgegenden mit immer heifsem
Klima und rerrneii.ch, Örho Gebirgsland, das
schon angefülnte Kalm Alpen - Gebirge'*^), und
darnach snid zum Theil die Sprachen dieses
Reic!ies benannt worden.
Die pinchua-Sprache hat nur wenige Wörter,
die .sich^blofs durch den Accent unterscheiden.
Die Verhältnisse der Häufigkeit der einzelnen
Buchsraben sind von Herms'''''), und von eben
demselben sind die Anfangssylben aufgezahlt,
die in dieser Sprache vorzukommen pflegen t).
Sie wird als an^ienehm und harmonisch geschil-
dert; durch die Stelle des Accents und die Häu-
figkeit der Vocale sey sie es, so wie sie. sehr
reich und empfänglich für jede rlietorische und
*) Rarda historiadores piimidvos T. III. Cap. 6.
**) S Hervas Catalos;» d. lins;, con. S. 53; über
aiese Localitäten iedoch ohne Bezug auf iene Nahmen
s, '.'. Zflc/t's moiiatl. Correspondenz 1801. Bd. 111. b. 457.
**•) Origine, formaz. lueccanisiu. etc. 6. 134..
35- 38- , ^ ,
f) Eben das. ,S. i39- 40'
521
dichterische Schönheit sey; im Ausdruck der
Zärtlichkeit und Plmpfindung werde ihr kaum
irgend eine Sprache gleich kommen.
Die vornehmsten Dialekte der Ouichua-
Sprache waren ^iiiiena um Quito, Lanuwo um
Truxilio, Chinchaisuyo um Lima, Cuzaicnno um
Kuzho^ der Residenz derinkas, welches der am
meihten ausgebildete Dialekt war, und Calchanid
m Tukuman. Die aus d&n anzuführenden Hiiiis-
mitteln entlehnten Wörter gehören dem Dialekt
von Kuzko an , Hervas hat im Vocabolario poli-
gloto auch Wörter des Quitena- Dialekts, die
aber bey weitem häufigei^Überein stimmen als
a^bweichen. In manchen Abweichungen .dieser
Dialekte mögen auch Überbleibsel anderer dort
von der Ouichua verdrängter Sprachen liegen.
Nach einer auch von Hervas mitgetheilten
Handschrift, in welcher manche nützlLche Bemer-
kung über die Ouichua- Sprache enthalten ist,
waren dem ungenannten Verfasser von-den an^
gegebenen 'Dialekten-, folgende Besonderheiten
bekannt, dafs das Chinchaisuyo wenia^tens 180
eigenthümliche W^örter *), und aufser^^dem noch
mancherley Abweichungdn der Aussprache, z.B.
a./ statt des Frageworts'r/??/, pis statt der Copula
pas, iqui statt der Endung der zweyten Person
nqiii u. dgl, gehabt habe, ';
Der Lamano, oder wie er hier heifst: Lami-
5^ß-Dialekt habe ebenfalls viele eigenthiimliche
Wörter, und nicht wenige mit abweichender
Bedeutung besonders unter den zusammen ge-
setzten Verben. Diese..r Dialekte fehle das gut-
*) In den Wörterbächern sind einise derselben an-
geoeben, die gar sehr wenig abweieheHden Zahlwörter
auch bey Hervas.
52«
turale ^, und dafür stehe gcAVölmlich g, z. B.
canga für canha^ auch sey hier immer o in m, e
in /, und f/z am Ende in c/iz, oft/? inZ», t m d^
hin s, und * in ein aspirirtes sh^ dem Laute
nach dem Italienischen sc ähnlich, verwandelt
worden. Die Zahlwörter treffen bey nahe durch-
gängig mit denen des folgenden Dialektes zu-
sammen, und weichen nur äufserst wenig von
dem Haupt -Dialekte ab.
Das Öulteno hat eben diese Veränderungen
und noch weit mehrere andere, z. B. k und c
werden in (das Spanische) j verwandelt, und
man sagt maiia mayati oder mainan für mana mai-
can ( niemand ). Durch die Menge eigenthümli-
cher Wörter'') imd Veränderungen oder Ver-
derbung der grammatischen Flexionen zeichne
sich dieser Dialekt vor allen anderen aus, und
das darin Geschriebene sey anfangs kaum ver-
ständlich.
*) Aus Hervas vocabolario poligloto lassen sich
folgende eigen thümliche Wür-ter dieses Dialekts nach-
weisen ;
Haar
Seele
Tliier
hell
Schenkel
unrer
Auge '
dunkel
Ouitena.
accha
aya
uausa
ancha
changa
urac
nägui
amsa
Quichua.
chüccha
songo
Ilaina
Ulan
chaki.
urapi,
na hui.
tutayo-sca.
q ui
c h u a
von
1560.
yacc/ia.
camakenc.
cauiac.
illari.
In andern Wörtern ist die Abweichung entweder
nur sehr gering, oder trifft bey v/irklicher Verschie-
denheit entweder mit dem einen oder andern Qui-
chua-Worte , etwas seltener aber mit denen voh
1560 überein.
Da2;egen unterscheide sich der TukuTnanlsch&
Dialekt wenig von der eigentlichen Quichaa-
Sprache von Kiizko, aufser durch viele, in die-
ser Provinz darein aufgenommene Spanische
Wörter, und durch einige Umwandelungen der
Laute, so wird zuweilen : hms, /'in/, /"in/?,
k am Ende immer in x^ wie es im Spanischen:
velox, lautet, in der Declinations- und Conju-
gations -Endung chik aber in ^ verwandelt, die
Accusativ- Endung. lautet /a, niemahls da.
Uebrigens haben die Peruaner überhaupt
die in Domingo, Kuba u. s. w. von den Spa-
niern vorlier angenommenen Benennungen all-
gemein gewölnilicher Gegenstände von diesen
Spaniern angenommen, und mit ihnen die Statt-
halter: Kaziken , das Getreide: Maiz, das Ge-
tTänk: chicha genannt, obwolil ihre Sprache
dafür die Wörter : curaca^ cara und acua
hatte *).
Nach dem Inka GarcUasso de Ja Vega **) sol-
len zu Kuzko, woher dieser gebürtig ^var, Ko-
mödien und Tragödien, längst vor Ankunft der
Spanier, in der Landessprache vorgestellt wor-
den seyn, von denen letztere die Grofsthaten
früherer Könige zum Gegenstande hatten. Auch
verhebte Poesien habe man gehabt, ähnlich den
Spanischen Redondillas. Man habe auf Sylben-
mafä gesehen, Reimte aber nicht gebraucht;
der Poet habe Iiaraiiec '■-••==;=) geheifsen.
*) Barcia histor. prim. T. III. C. lo.
**) Commentarios reales, qne tratan del origen
de losYncas, reye^ que fueron del Peru (Lisb. 1609)
fol. 52. u. 55.
***) Gare, de la Vega sagt, dieses Wort be-
deute: Erfinder, es soll wohl heifsen : harainc, (nach
der nachmahls anzuführenden Endung solcher Wör-
5^4
Von allen solchen Erzeugnissen , so viele
oder so wenige derselben vorhanden gewesen
seyn mögen, ist nichts mehr übrig, als ein klei-
nes Lied, welches Garcilasso de la Vega in sei-
nem Werke anführt, und (zum Theü nicht ge-
nsu) übersetzt. Ich habe es in Wielamh neuem
Teutschen Merkur (Januar 1799) abdrucken
lassen, und es dort grammatisch genau erklärt.
Von einer Ode im Sapphischen Svlbenmafse,
welche nach der Eroberung Peru's in der Qui-
chua versucht worden ist, und in der Arte de
Ruhio steht, soll nachmahls die erste Strophe
als Probe folgen.
Demnach mufs die Kenntnifs dieser Sprache
fast allein aus Grammatik und Wörterbuch ge-
schöpft werden, welche ausführlich genug be-
arbeitet sind.
Hülfsmlttel der Q^uichua - Sprache.
Domingo de S. T/iomas gV3imm7xXica. 6 arte de
la lengua general de los Indos de los reynos de]
Peru (llamada Ouichua), Vahadolid 1560, 8-
Eben dess. Aif^e y VocabuJario en la lengua
general del Peru llamada Quichua. Cividad de
los Reyes 1586, 8-
Grammatica y Vocabulario en la lengua ge-
neral del Peru, llamada Quichua y en la lengua
ter) von harauini: ein Lied von geschehenen Thaten
oder von geliebten Gegenständen singen, das Lied
heifst: haraui. Uebrigens scheinen die Spracbkennt-
nisse dieses von der Familie der Ynkas von mütter-
licher Seite abstammenden Eingeleornen nicht grofs
aewesen zu seyn, da er fol. 117. den Nahmen Püc/id-
yachachic, der dem Prinzen Viracocha gegeben worden,
iibersetzt: criador universal, da er offenbar: Welt-
Lehrer, oder: allgemeiner Lehrer, bedeutet.
m 525
Espauola, Sevilla 1603 '•'), nach der Unterzeich-
nung unrer der Dedication von Diego de Torres
Riibio verfaföt.
Grammatica y Arte niiova de la lengiia Oqui-
chna o del liica, general en todo el Peru, com-
poito por el Padre Diego Goncalcz Holguin, de
la Compania de Jesus, naturel de Cageres
Impr. en la Cividad de los Reyes del Peru, 1607.
Eden dess. Vocabulario de la lengua general
de todo el Peru, llamada lengua Oquichua o
del Inca, corregido e renouado conforme a la
proprietad corresana del Cuzco, dividido en dos
libros, que son dos Vocabularios enteros (nähm-
lich Ouichua- Spanisch und Spanisch -Onichua)
en que Sälen a luz de nuero las cosas, que fal-
tauan al vocabulario. Eben das. 1608 *■•').
Dieg. de Ohnos Grammatica de la lengua ge-
neral ( del Peru), Lima 1633. 4.
In Gily Saggio S. 233 — 43. ist eine gramma-
tische Uebersicht dieser Sprache gegeben.
Aulser dem sind Wörter dieser Sprache an-
gegeben in Gily Saggio S. 355 ff., in Hervas Ori-
gine, formäz. , meccan. degli Idiomi, S. 45. und
177- 178.J die Wörter für Geräusch eben das.
*) Die Grammatik besteht aus lyo Octav - Blät-
tern, das Wörterbuch Quichua - Spanisch, Bogen
A — L, Spanisch -Qiiich. Bogen A — M. Der Ver-
fasser unterzeichnet sich als Jesuit und Procurator
der Provinz Peru,
**) Beyde Werke im ordentlichen Quart- Format,
doch so, dafs es der Zählung der Blätter nach breites
Octav seyn soll, jenes 145 Blätter, dieses 575 und
35Q Seiten. Von der Proinmciation sind in dieser
Grammatik keine Regeln gegeben, aber wohl in der
Vorrede des Wörterbuchs und in dem angeführten
Manuscript, dessen Verfasser diese HiiUsiuittel ge-
braucht hatte.
5^^6
S. 49., ferner in /-/erfa^ A^ocabol. pollgloto, theils
nach dem gegenwärtigen Gebrauche, theils, wie
sie es 1560 waren; anch im Anhange zu diesem
S. 224. ist von der Quichna- und Quitena-Spra-
che einiges bemerkt, und in der Aritmetica delle
nazioni sind von beyden und dem Lamano- und:
Chinchaisuyo- Dialekte die Zahlwörter angege-
ben, und durch Bemerkungen erläutert. S. iüo
und 101.
Grammatischer Charakter der Qui-
chua-Spr ache.
1, Dieser Sprache fehlen die Buchstaben ^, d,
fi §i (Spanisches) x, v als Consonant, sie hat
kein einfaches, sondern dafür immer das (Spa-
nische) Doppel-//, dagegen kein doppeltes /•;•,
sondern immer nur das einfache r. Die Aus-
sprache macht Fremden keine Mühe, ausgenom-
men dafs das gutturale k Aufmerksamkeit erfor-
dert, damit man es nicht mit c oder q verwech-
sele.
2. Die Sprache hat nach der Bemerkung des
angeführten MSts. den Charakter einer primiti-
ven Sprache, indem sie gar keine irregulären
Verben haJ:, und die Wurzel bey allen Flexio-
nen bleibt. Alle Verben, und alle Nennwörter,
die nicht von Verben herkommend schon Ab-
leitungszusätze haben, auch viele Adverbien
sind zweysylbig. Solche Ableitungsendungen
sind: cay, casca^ canca^ diedrey Infinitive (Praes,,
Praeter., Futur.) des Verbum substantivum,
durch deren Anhängung an Nennwörter Ab-
stracta entstehen, z. B. dioscay die Gottheit,
wörtlich: das Gott seyn; yoc^ niyoc^ queyoc für
den Besitzer, camatoc für Personen von gevvibscn
Ämtern und Beschäftigungen, anaiiw daslnstru-
5-7
jnent. Diminutive gibt es wenige, liebkosend
wird zuweilen dafür //«V angehängt,
3- Das Genus kann nur durch den Zusatz
von Wörtern, wie Mann, Männchen u. d. aus-
gedruckt werden. Für den Plural gibt es sieben
Arten der F.ndungen, die allgemeine ist cuna^
sie hat nicht die Nebenbedeutungen der folaen-
den, /7W/-Ö od.ev puranlin steht, wenn Mehrere un-
ter einander etwas thun, chac , diaquen oder diac-
nin bey Adjectiven im Falle einer Vergleich ung,
rotin bey Theilen eines Ganzen. Im collectivi-
schen Sinne wird das Wort verdoppelt, im Falle
der Doppelheit, also für den eigentlichsten Dual
fiirap oder purapnin vor das W^ort gesetzt. D urch
die Zusammensetzung dieser Formen entstehen
Jioch sieben andere Ausdrucksweisen des Plu-
rals. Wenn Numeralien vor den Stibstantiven
stehen, so braucht man nicht eine Plural- Form
zu setzen. Die Casus werden durch folgende En-
dimgen ausgedruckt, der Genitiv durch p oder
Pö, der Dativ durch pac ^ der Accusativ durch ta
oderov/. Beym Vocativ wird a oder v« vorge-
setzt, für d.Q\-\ Ablativ eine der Praeposition'en
hinten angehängt. Alles diefs erfolat eben so
nach Anhängung der erwähnten Plural -En-
dung cwia.
4. Die Adjective stehen immer vor dem Sub-
stantive, aufser wenn sie als Apposition gesetzt
werden, die Participien vor oder nach dem Sub-
stantive. Die Adjective der Materie werden
durch das Substantiv dieser, welches dem an-
dern Substantive blofs vorgesetzt wird, und
überhaupt viele Adjective durch den Genitiv
eines Substantivs ausgedruckt, so dafs dieser
Genitiv, wenn das Adjectiv substantivisch zu
verstehen ist, dann tortdeciinirt wird. Uebri-
gens aber sind die Adjective ohne alle Declina-
tion. Hini^ nirac, auch _y sind Endungen der
Adjective, welche Aehnlichkeit, ymanac derer,
welche Negation (wie das vorgesetzte un im
Deutschen), nisca derer, welche die Bestim-
mung, ninca derer, welche die Geschicktheit zu
etwas bezeichnen. Der Comparativ wird entwe-
der durch ein an das Adjectiv gehängtes /7z oder
nec^ oder durch das. vor das Adjectiv gesetzte
asliuan^ oder dadurch ausgedruckt, dafs der ver-
glichene Gegenstand mit der Praeposition munta
oder im Genitiv vor das Adjectiv gesetzt wird.
Den Superlativ drucken chacamanta oder suUull-
manta oder haycaypas oder huanuy oder inillay vor-
gesetzt, aber auch noch mehrere Formen aus.
5. Die Pronomen sind rioca ich, cam du, pay
er, sie, Plural mit Einschlufs fiocaric/uc oder no-
canchiccu oder nocanchiccuna ^ mit Aiisschlufs:
fioeaycii oder nocaycucima wir, camchic oder cam-
cuna oder camchiccuna ihr, paycuna oder paypay
sie. Sie decliniren sich mit den angeführten
Casus-Endungen, aber die Pronominal- Accu-
sative werden auch durch besondere Formen
der Verben ausgedruckt. Die Pronominal -Ad-
jective sindj' mein, yqui dein, n sein oder: ihr,
ncIdc unser, yqukhic euer, n oder neu ihr. Sie
stehen hinter den Substantiven, aber zwischen
diesen und ihren Casus -Endungen.
6. Die Personal -Flexionen der Verben hat
fast jedes Tempus ein wenig anders, jedoch im-,
mer so, dafs nächst der ersten, nachher anzu-
führenden Person, die 2 P. auf iiqui, die 3 P.
auf n, im Plural die 1 Pers. inclusivisch auf cf/ic^
exclusivisch auf c«, die 2 P. ^uf ?2c/iic, die 3 P.
auf neu endigen. Die Endung der 1 Pers. im
Praesens ist: ni, im Imperfectum chcarcani, im
5^9
bestimmten Pi\TeterItum rr*?/?/, im unbestimmten
scam cani^ im Plusquamperfectam scain carcani,
im Futurum sac^ im Futurum exactum scaia
cassac.
7. Die sogenannten Modi haben eine Menge
von Foimen, der Imperativ (aufstr dtii ül)rigen
Personen) die 2te Singular- Person y, Plural:
Vc/iic, jene im Imperativ des Futurum.: nqui, im
Imperative des zusammen gesetzten Praeteri-
tum: sca cay; nachgebender Weise wird: pas^
nachlassend im Zorn: kaa angehängt, und oft
zur Verwünschung die eine oder andere Partikel
vorgesetzt. Der Optativ hat aa vor sich und fol-
gende Endungen, im Praes. nian^ im Imperfec-
tum : chcayman^ im Perfectum: scacayman^ im
Plusquamperfectum: ymancarca oder sca Cayman
carca^ im Futur. j7/za/2, im Futur, exact. ncay can-
man. lieber diefb hat ein Optativus imperativa-
tus, ein prohibitivus, ein dubitativus, ein re-
prehensivus, ein subjunctivatus jeder seine be-
sondere Form. Der Subjunctiv, der nie ohne
Verbindung mit einem andern Satze (aber nicht
bey den Conditional- Sätzen des Plusquamper-
fectum, welches dann im Optative gesetzt wird,)
steht, hat die Endungen im Praes. : ptiy, im Im-
■peikct. chcaptiy, im Praeteritum perfectum: sca
capiiy oder: scaycaptin, im Futurum: ncaycaptm.
8. Alle diese und die folgenden F^ormen wer-
den an die W^urzel, z. B. muna lieben, ange-
hängt, aber auch der Infinitiv ist nicht die blo-
fse Wurzel, sondern hängt daran im Praesens j,
im Praeter, sca^ im Futur. Jica. Die Partici-
pien endigen für's Praes! auf c, für's Futurum,
auf nca, für's Praeter, des Passivs auf sca; sie
werden decliniit. Auch dem Lateinischen Su-
pinum entsprechende indeclinable Formen gibt
530
es auf € bey Verben, wie: gehen, ^/jö bey Ver-
ben, wie: kommen, und Geiundia auf j/>flc,
ycapac und spa.
g. Besondere Formen haben die Verben für
den Ausdruck des transitiven Bezugs auf den
Gegenstand der V/irkung (in den Spanischen
Grammatiken, wie schon angemerkt worden ist:
Transiciones genannt). Nähmlich der Accusativ
des Pronomens der dritten Person wird ordent-
lich gesetzt, aber für den Fall, dafs die erste
Person das Subject und die zweyte das Object
ist: so verdrangt yqui als Pronominal- Anhang
der2ten Pers. (s, N. 5.) die Endungen der ersten,
die erste Person endet dann im Praesens statt jü
aui yqui, im Praeter, statt rctmi 2i\xi rcoyqiii, im
Futur. 2iu[ scayqiil ; wenn die 2te Person aber das
Object und die 3te das Subject ist, so hat diese
im Praes. statt n oder sca die Endung ssunqid, im
praeter, snrcanqm, im Futur, ssunqid ; Wenn die
erste das Object ist, und die 2te das Subject: so
endet diese im Praes. imd Futur, auf huanqui^ im
Praeter. 2.ui huarcanqui ; wenn die erste das Ob-
ject und die 3te das Subject ist, so endet diese
im Praesens auf huan^ im Praeter, ^uf /luarcan,
im Futur, auf huanca. Auch die Formen des
Optativs,. Subjunctivs, Particips, Gerundium
inodificiren sich auf diese Weise.
10. Das Verbum substantivum ca;?/, welches
selbst ganz regulär und vollständig conjugirt
wird, liegt einem Theil der bisher schon ange-
führten Formen ziun Grunde, aber besonders
wird das ganze Passiv durch eine Zusammenset-
zimg des erwähnten Particips mit diesem cani
gebildet, z. B. munascam cani ich werde geliebt.
Das Verbum tiicuni^ ich werde zu etwas, verän-
dere mich, bildet ebenfalls hinten an den Infinitiv
der
53i
der x^ctiV- Verben angehängt, eine Passiv- Form.
Aber es gibt auch andere Zusammensetzuncren
des V^erbiim substantivum mit dem Gerundmm,
und die Endung ypaajnca77i bedeutet: ich habe
zu z. B. mit muna lieben: ich soll lieben. Die
Form ankam bedeutet: ich pflege zu, und an-
dere ähnliche Zusammensetzungen sind für:
ich bin würdig zu, uhd für eine grofse Anzahl
solcher Begriffe sind noch andere da.
11. Aufserdem gibt es noch eine sehr ansehn-
liche Menge von abgeleiteten Verben, welche
von jedem Verbum gebildet werden können;
indem gewisse Laute zwischen die Wurzel und
die Personal- Endung eingeschoben werden,
z.B. cha um den Antrieb zu einer Handlung.;;« um'
den Anfang derselben, andere um die Vollen-
dung und ähnliche NebenbegrifFe zu bezeichnen;
Fortdauer der Handlung ^vird durch Verdoppe-
lung der Wurzel ausgedruckt.
12. Es findet eine sehr regelmäfsige Stelluncr
der Vv^örter Statt, wobey die allgemeine Regel
ist, dafs das weniger Bestimmte zuerst, das Be-
stimmende zuletzt gesetzt wird. Das Verbum
steht also zuletzt, die Casus obliqui stehen nach
gewissen Regeln vor dem Nominative, die Ad-
verbien vor dem Verbum. oder Nomen, zu dem
sie gehören, die Conjunctionen am Schlüsse
des ersten der Sätze, die sie verbinden, die
Praepositionen hinter ihren Substantiven.
Sprach proben.
Das V. U. ist aus Hervas entlehnt, Anmer-
kungen sind auch dort beygefügt, die folcrgn-
den sind mit Vergleichung der Grammatik ""ent-
worfen.
Mirhrid. UT, LI '
63* .
383-
Q u i c h u a.
Nach Hervas Saggio pratico.-
Vater unser Himmeln in soyend
YayaycLi hanacpachacmiapi cac;
Kahme dein vereint werdö
Si^tiyqui muchasca cachmi;
Ko'uig reich dein uns zu komme
Kapac cayniyqui nocaycuman hamuchun;
Wille d.in gethan werde _ wie
Munayinyqui rarasca cachun imanam
Himmel in so auch Erde in
hanacpachapi, hinatac caypacliapipas ;
Ta^e alle Brot unser jetzt gib uns
Pauchauniiicunatantaycucta cunan cuaycu;
S.inJe unsre aber vergib una wie
Huciiayciictari pampachapuaycu imanam
wir auch uns gegen Süncligen-
hocaycupas hocaycuman huchailicuc-
den verzeihen wir wie
CLiuacta pampachaycu hiaa;
Nicht auch lasse unä Versuchung in j
Amatac cacharihuaycuchu liuatecca) man |
fallen uns zum
urmancaycupac ;
Vielmehr auch nicht Guten von erlöse uns.
Yalliiirac manaallimanta qquespichilmaycu.
Grammatische Afimerkunge/i.
Yaya Vater, ycu unser, nähmlich wenn es
nicht mit absoluter Umfassung gesagt, z. B. mit
Aiibschlufs der Nichtchristen ; ncÄ/c, unser,
würde auch diese und Ai.le iin strengsten Sinne
einschliefsen.
• ' 535
hanacpacha Himmel, mit der angehänaten
Plural-Endung cuna (nachmahls steht es im Sin-
gulare,) und der Praeposition pL
cßc das Particip des Praesens von cani ich bin
sud Nähme , yqul dein.
miicham ich verehre, sca die Endung des Pas-
«iv-Particips; hierzu gehört cötz, die |te Sing uI
lar- Person von jenem cani, aber vor der Perso-
nal-Endung ist das bittende dm eingeschoben
_ A>ac König, zusammen gesetzt nSt dem Infi-
nitivdesVerbumsubstantivumc^j;, wodurdi der-
gleichen abgeleitete Substantive gebildet werden
Vorj/^wzdem, wird /?/ eingeschoben, wenn das
vorhergehende Substantiv mit 2 Vocalen oder
einem Consonanten endigt.
; An dem Pronomen nocaycu wir (exclusi-
visch), steht die Prae(post)position man.
^ humum ic\i\QvcimQ, hat auf eben die Weise
wie das vorher erklärte cachun den Imperativ ' '
munay, der Infinitiv: das Lieben, oder: 'das
Wollen; die Infinitive sind zugleich die Form
tur solche Substantive, wie; Liebe, Wille- niv.
qui steht, wie an Kapac. ' ^
rurani ich thue, die Form ist, wie bevwz/-
chasca. ^
pacha eigentlich: Ort, aber auch für: Welt
und in mancherley Zusammensetzungen, für-
Welt, mit dem Demonstrativ- Pronomen- cay-
diese Welt, statt dafs die Himmelsbewohner da-
von urapacha: Unterwelt, sagen würden. Das
angehängte ;;flc: auch, steht ebenfalls für: und^
punchaui:^g.^ mit angehängtem ncuna wel-
ches, oder wenn zwey Vocale vorhergehen- nln-
cuna, alles, jeder, bedeutet, und mit der Plural
'Endung in einem Verhältnisse zu stehen
scheint.
LI
2
554
iantäht: Brot, sowohl aus Weitzeii, als äus
Mays, ctadle Accusativ - Endung, (v/eim nur
Ein Vocal vorher geht; nach zwey Vocalen oder
Einem Consonanten steht: /ß.)
cuni ich gebe, steht im Imperative, wenn
das Pronomen der ersten Person hinzu tritt,
eiaentlich mit Einschiebung 'des hua (wie es
ii5:hmahls bey cacharini eingeschoben ist,): cu-
huaycu , ,gib uns , hier ist sie unterbheben.
Der Accusativ von hucha Sünde, hat noch n
nach sich, welches: aber, bedeutet. Von eben
dem Stamme ist nachmahls huchallkiini ich sun-
dige, wovon das Particip im Plural- Accusa-
tive steht. . , .., ,
Pampachani bedeutet: ich übertrete, aber
auch, besonders mit eingtschobenem /;w, wel-
ches: zur Liebe, zum Vortheil, ausdruckt, mit
demAccusative: verzeihen. Nachher folgt die
erste Plural-Person desselben Verbura.
Die Gonjunction Jüna steht, wie alle Con-
Functionen arn Ende des Satzes.
Ama und mana sind Negationen, tac bedeu-
tet- eben so, oft auch blofse AfiTnmation.
'azc/wnm ich. lasse, verlasse, der Imperativ
mit' dem erwähnten bittenden dm.
huateccani ich versuche, der InOnitiv: die
Versuchung. . o • ^ ^
z.r;72fl/2z ich falle, imSupmum, welches /f^z
oder nca zur Endung, und daran das Possessi-
vum und die Dativ- Endung /?^c.- zum, hat.
yallin ist :^.Überschreitung des Mafses, rac auch._
alli gut,' mit der Negation, und der Prae-
rpost)position, die von, weg, bedeutet.
qquespichini ich errette , wohl von qquesp'i hell,
und ch'ini, welches zur Bildung von Verben an-
gehängt, bedeutet: machen, dafs Etwas so sey.
2. Äymara.
Im Osten des untersten südlichsten Theiles
der schmalen Küste des eigentlichen Per,,, ^ve^
clie erst gegen Kuzko hin breiter ,vi.d, bis ae-
gen d.ese Gegend heranf, und dann noch weiter
ostwärts nach Potosi nnd dem Anfange desPiiko.
majo h,n, m der bisherigen Diöcel dalla Paz
und etnem Thede von Chucjnisaca, also zu bey-
beth einer vercre.teten Sprache, der Ayniari-
schen Der an.Mftduende Grammatiker ')-ne..nt
C«™., Co/.-«, callagi^a,, Luj,acns, Pacases , Ca.
-a.cas, 0,arcas, es gebe aber deren noch meh-
leie, und s,e seyen so verschieden in ihrer
Sprache, als in ihrer Anzalil. Den ersten Fiat?
; "nter d,es.n Dialekten Jiabe die Pacasa sie ey
IsteVe' > r'';"'T ^''''" Sprachweisen; doch
Uteheihrdieder Lupacas nicht nach, welche
j letztere eigentlich der Gegenstand der' bekannt
gewordenen grammatischen Anweisung ist.
heyde Dialekte haben ihren Vorzug wold zun
d^^-^ \^ '^' ""'' ''">"^'= Völkerschaften in
j0er Mitte der übrigen Aymaren wohnen: die
-Lupacas ze.c uien sicli vor allen durch grülsere
und^ volkreichere Ortschaften aus, in welchen
tlVn' P, S Priester res.dirten, daher die-
ser Dialekt vorzüglich gelernt worden ist; indes-
■„: "'"','''«« denen, welche diesen Dialekt woM
lernt haben gar nicht schwerer fallen, die
ndern Dialekte derselbe^ Nation, und nah-
«lentiich d,e der Pacases, Carancas und Char-
^uszu verstehen und zu sprechen, als man in
fSTTT: — — — -
*) Vorrede S. lo.
536
Spanien die Eigenthümlichkeiten der Wörter
ieder Gegend auffasse *). Die Pacages , Caran-
cas, Charcas sind auf unsern Karten angeführt,
letztere, bisher noch auch als Provinz -Nähme
gebraucht, führt uns in die Nachbarschaft der
Ghiricvuani, welche zum Guarani- Sprachstamme -
gehören, so wie denn diese Sprache auch zu den
beträchtlichsten des Reiches der Inkas gehörte,
imd in die Nähe des im vorigen Abschnitte
abgehandelten Chako.
Die Aymarische Sprache steht an feinerer Aus-
bildung durch abgemessene Regeln den vorzug-
licheren dieses Welttheiis wenig nach. Ihr
Reichthum wird aus der Menge der anzugeben-
den Formen erhellen, und z. B. daraus, dafs es
hier zwölf Verben für: tragen, gibt, je nach-
dem man eine schwere oder leichte, grofse !3a-
che, Thiere, Menschen u. s. w. oder etwas Un-
belebtes trägt. Sie hat nach Hertas ^) wenige
Wörter , welche sich blofs durch den Accent un-
terscheiden. Dagegen unterscheiden sich die
Wörter oft blofs durch eine Modification der
Aussprache, z. B. Jocca mit schnalzender Zunge
cresprochen, bedeutet: Knabe, «der: Sohn
mit nur etwas schnalzender: em Stuck Brot,
ohne Schnalzen: einen Schwamm ^ -).
*) Eben das. S. la. Einige dieser Dialekte fand
auch in He,vas Saggio prat. S. 60. angeführt.
**^) Oricuie, lorm. nieccan. degü iJiomi , S. 58.
Eben das. ST x77. sind, zunx ß^-^^^^^ J nrafeTerl
thums, die zwölf Wörter diesei Sprache für che ver
echiedenen Lebensaher des männhcben und weibli-
chen Geschlechts angeführt.
•*•) V. Murr's Journal für Kunst und Littera-^
tur, Th. I. S. 115.
637
Die Aymarische Sprache' hat viele Wörter
mit der Ouichua gemein, selb&t einige gritnvr.a-
tische Formen, z, B. die Endung der Wörter
für: Instrument, die Bildung der Substantiva
abstracta durch Anhängung des Infinitivs des
Verbum substantivum. Diese Wörter können
übergegangen seyn. Gleichheit oder auch nur
näherer Zusammenhang der Abstamnunig kann
daraus schwerlich noch gefolgert werden, zu-
mahl da beyde Sprachen neben einander einen
so parallelen Gang genauerer grammatischer
Ausbildung genommen haben, und sich auch in
den gewählten Formen ähnlicher seyn müfsten,
wenn die Grundlage gleich wäre. Aber vielleicht
war die eine Sprache, und zwar wahrscheinlich
die Quichua, eine Art von Vorbild der ande-
ren zur Vervollständigung der grammatischen
Ausbildufig.
Bey spiele jener Wort ähnlichkeit sind:
Aymara.
Quichua.
Jahr
mara
Hals
conca
cwica.
Damonio
suj>ayu
Wille
niitna
inunay.
reiclx
luckana
rukana
Frau
guarmi
uarmi
Blitz
illappa
Ulapa .
Feuer
nina
nina
Honig
miski
miski
Fisch
c/iallua
. . .
Fufs
cayu
chaki
Sonne
inti
inti
oben
alacpacba
anacpi.
Quichua
zupai.
rucana,
guarme.
illappa,
nina,
miski.\
chuHua,
chncki.
indi.
Vielleiclit dafs sich künftig auch noch von
weit mehreren Wörtern Aeimiichkeit nachwei-
sen läfst, wenn auch nicht immer gleich nahe,
und in Wöi t ern , z. B. wie
Wassei-
lehren
icli bin
Aymar«.
huma
yaticha
canca\\\ti
Quichua.
yachachi.
can'i.
Quichna
von 1560.
(tha und msind die Personal- Endungen) etwas
Zusammentreffendes zeigen läfst.
Half s mittel der Aymarischen Sprache.
Ludov. Bertenio Arte breve de la lengua Ay-
mara para introduction del arte grande de la
misma lengua, Rom 1603. 8-
- Eben dess. Arte y grammatica muy copiosa
de la lengua Aymara, Rom. 1603, 8-, bey
Marsden ist noch eine Ausgabe von 1612, 8-
angeführt.
Wörter stehen bey Hervas im Vocabolario
poligloto, die Zahlwörter in dessen Aritmet. d.
naz, S. 101.
In V. Mwt''s Journal für Kunst und Litter.
Th, I. S. 112 — 121.: Von der Aymarischen
Sprache in Peru steht eine von dem Ex -Jesuiten
JVolfg. Bayer gehaltene Aymarische Predigt mit
der so genauen Lateinischen Ueberserzung, dafs
über das Aymarische und das gleichbedeutende
Lateinische Wort immer einerley Zahl gesetzt
ist. Fortgeführt ist diese Predigt : über die Lei-
densgeschichte Jesu, im li. Th. S. 277 — 334.
und Th. in. S. 55 — 104. Im Ganzen stimmen
die Formen mit der angeführten Grammatik:
einige wenige Abweichungen , welche ich bey
der Verglcichung dieser P'ormen aufgefunden
habe, werden bey der grammatischen Üeber-
539
sieht angegeben werden. In eben dieses Mis-
sionärs: Reise nach Peru, stehen Aymarische
Gebethe , auch das V. U.
Grammatischer Charakter der Aymari-
sehen Sprache.
1. Es fehlen dieser Sprache die Laute b
''> f, g-
2. Unter den Substantiven sind viele, wel-
che die Wurzeln der davon, durch Anhängung
der Personal -Flexionen, gebildeten Verben ent-
halten, z. B./?ßca Leben, M/wfl Tod, zV/i.'; Sclilaf.
(Aber auch die Infinitive hacana u. s. w. bedeu-
ten eben diefs, ) Die Substantive der handeln-
den Personen haben die Endung ;/, die der ge-
schehenen Sache ta oder ui (so wie die Partici-
pien), z. B. lurhi Thäter, hirala, litravi TJiat,
Werk. Die Endung vi bezeichnet auch den Ort
der Handlung, na auch das Instrument, z. B,
umana Trinken, und, das, womit man trinkt,
na oder cancona sind die Endungen der Nomina
abstracta, z.B. hcncona oder hancocancanaVJ e'ike.
Verdoppelung des Substantivs bezeichnet Men-
ge, und so drucken sich Wörter, wie: arbore-
tum, aus.
3. Die Substantive haben die Endung naca
zur Plural - Form. Die Casus - Endungen sind
im Singulare, wie im Plural: Genitiv na^ Bz.
tiv taqid, Vocat.j', Accusativ, wie der Nomina-
tiv, aber fiir Bewegung an einen Ort wird /-o,
(bey Bayer: rii) fiir den Ablativ in der Bedeu-
tung der Begleitung mpi, der Bewegung vom
Orte ta, der Ruhe am Orte und des Instruments
71a angehängt.
4. Die Adjective stehen vor den Substanti-
ven. Für Adjective der Materie, des Orts oder
Mo
der Nation steht oft das Substantiv derselben,
ohne Genitiv- Form, vor dem dadurch bezeich-
neten Substantive. Adjective der Möglichkeit
haben die Endung na, z. B. iillana sehbar; die
Negation wird durch ein angehängtes maa aus-
gedruckt, z. B. /.///fl/77^ö! nicht gesehen. Der
Comparativ wird ausgedruckt, indem die über-
troffene Sache mit Anhängung der Praepositio-
nen tasa^ tsa^ macampi oder hucampi vor das Ad-
jectiv gesetzt wird. Der Superlativ wird auf
eben die Weise durch den Zusatz: Alle, oder
durch Constructionen wie : Sapientium sapiens,
regum rex, ausgedruckt.
5. Die Pronomen sind: na ich, nanaca wir,
exclusivisch, huissanaca inclusivisch, /luma du,
humanaca dir, Impa oder iica er, hupanaca sie,
wo die regelmäfsige Ableitung dieser Plurale
von den Singular ^Pronomen noch mehr, als
bey der Quichua, bemerkenswerth ist. ^ Die
Casus^ieser Pronomen werden eben so, wie die
der Substantive, gebildet. Die Pronominal-
Atljective sind: ha mein, und: unser (exclus. )
mfldein, und: euer, pa sein, und: ihr, ssa das
inclusivische: unser. Sie stehen zwischen dem
Substantive und seinen Casus-Endungen. Jene
Plurale: unser, euer, haben eigentlich zur Aus-
zeichnung des Plurals die Genitive ;7a/Mca/zö, hu-
manacana, noch vor ihrem Substantive.
6. Die Wurzel der Verben liegt theils in
Substantiven wie das angeführte, theils in der
dritten Singular- Person des Praesens; nur wenn
diese auf 0 endigt: so wird dieser Vocal in e oder
i verwandelt. An die Wurzel hängt sich im Sing.
in der 1 P. tha, iV.ta, plural 1 P. inclusivisch :
ph-catana, exclas. piscat/ia 2?. plicata, 3 P,piS'
(]uL Das Praeteritum lautet ganz eben so, nur
64i '
dafs die 3 P. im Singular na^ im Plural phcand
zur Endung erhält. Das Futurum hat 1 P. /<«,
2 P. hata^ '^ P. 7?/, Plural 1 P. inclus. p'iscatmia^
exelus. phcaha , 2 P. piscahata, 3 P. piscani. (In
der Z?öi'<?'''schen Predigt findet man statt dieses
pisca wiederkehrend pja^ die 3 P. im Plural im
Praeter, pjana^ die a P. im Plural im Praesens
pjta und pjiijuila^ die 3 P. im Plural pje und pjquL
y. Der Imperativ hat in der 2 P. wo, im
Plural /j/iTfl/a/zö, der Optativ im Praesens: 1 P.
s/7fl, 2P. OTza, 3P.,.Y'ö, Plural 1 V.plscana^ 2 P.
piscasma, 3 P. piscaspa, im Plusquamperfectum
1 P. sahmia^ 2 P. sahama ^ 3 P. sapana^ und eben
so im Plural mir vorgesetztem /^/^^z//. Der Sub-
junctiv hat im Praesens: 1 P. hana^ 1 Y.mancL,
3 P. pana^ im Imperfect. 1 P. riet ha ^ 2 P. ricta,
3 P. /-///wf; im Plusquamperfectum 1 P. ricaiha^
2 P. ricata^ 3 P. licana; der Plural aller drey
Formen eben so nur mit vorgesetztem pisquu
Der Infinitiv endigt auf /7a, das Gerundium im
Nominative auf5.v/;?6r, im Accusative D.ui' nataquiy
das Supinum und das Activ-Particip auf /-/, das
Passiv -Particip im Praeter, auf /a oder vi, im Fu-
turum auf t;^.
8. Der transitive Bezug auf Pronominal- Ac-
cusative wird auch in dieser Sprache durch be-
sondere Formen der Flexion der Personen be-
zeichnet, und die Formen der Bayerschen Pre-
digt treffen mit denen der Grammatik darin zu-
sammien. Im Praesens wird t/ia der 1 Pers. d.
Sing, tmd Plur. in s?]ia, im Praeter, in smaiia ver-
wandelt, um auszudrucken : ich lehre dich , wir
lehren euch , im Futur. /2a in //zß/??^/, imSubJunc-
tiv tha auch in sma; um z. B. er lehrt dich zu sa-
gen, wird /a der 2 Pers. im Praes. in tama^ im
Praeter, in tamaiia, im Futurum in ipa, im Impe-
54'^
rative pa in hatpana verwandelt; um z. B. du
lehrst mich zu bezeichnen, wird /a im Praesens
in tta^ im Praeterit. in tata^ im Futur, haia in
tahala^ im Imperatire /«a in la verwandelt; end-
lich um z. B, er lehrt midi auszudrucken , an die
3te Pers. im Praes. ta angehängt, im Praeter, ana
in itana, im Futur, anim itani verwandelt, u. s.
w. auch in den Formen der übrigen Tempora
und Modi.
9. Das Passiv u'ird durch das Passiv-Particip
mit Nachsetzung des Verbum substantivum can-
catha ich bin , cancata du bist, canqui er ist, wel-
ches ganz regulär conjugirtwird, gebildet, oder
auch so, dafs an jenes Passiv-Paiticjip blofs die
Endung der Person angehängt wird, z. B. j/ß//-
chalatha ich bin unterrichtet, wo aber statt, er,
sie ist: hua oder pi gesetzt wird. Abgeleitete
Verbal -Formen entstehen demnächst durch Zu-
sätze, z. B. wenn ca zwischen die Wurzel und
die Personal- Endung eingeschoben wird: so be-
deutet das Verbum das wirkliche Begriffen -Seyn
in der Handlung oder dem Zustande, iquicatha
ich schlafe wirklich, pta den Anfang, chuqid die
Vollendung, z. B. iquichuqiütha ich schlafe aus;
hacha oder iiach.a Verlangen nach etwas haben;
77/ gehen etwas zu thun, z, B. /Vw/w/Aß ich gehe
schlafen; chatha an Substantive gesetzt, bildet
Verben: die: machen, bedeuten, z.B. iitachatha
ich mache ein Haus, sumachaiha ich mache schön.
Und so gibt es noch eine Menge Zusammenset-
zungen, um auszudrucken, dafs etwas zum
INutzen oder Schaden schnell, unfehlbar, oft,
gegenseitig u. s. w. geschehe. Der verdoppelte
Wurzellaut bezeichnet auch _ Wiederhohlung
der Handlung.
645
10. Die Wörter für Praepositionen stehea
alle ]-)inT(rr den Substantiven, die Conjunctionea
werden auch tlieils nach-, theils vorgesetzt.
Sprachproben.
Von den beyden V.U. ist das eine d^ns Hervas^
das andere aus den Mittheilungen des Missionärs
W. Bayer entlehnt. Sie weichen nur in einigen
Ausdrücken von einander ab, die Bayersche
Formel ist grammatisch genauer.
384.
A y m a r i s c h.
Isadi liervGs Saggio praticOf n. 3.
Unsrer Vaterunser Himniel bist
Kanacana atikiha älapacba cancta;
Nahsne dein verehrt sey
Sutima hanippa'dta cancpa ;
Reich ciein u:i3 zu koinme
Kapac cancaria ma iianacaru hutpa;
Wille^ dein geiLaii «ey so wie Him-
IMimanama lunva cancpa cami-sau alapa-
mel in Er.'e in gleichfalls
' chansa acapbansa utkamaraqiü;
täglich Brot iin?er uns zu gib unsi
Huruna ttanttaha nanacaru churita;
Sünde uriive vergib uns so w\e uns
Huchanaha pampachakita cami-sau nana-
gegen Beleidigende vergeben wir
caru liuchacharitinaca pampachapta
gleichfalls
utkamaraqui;
544
Nichl Schuld i'h
Hani Imcharu tincuistati;
alle Uebel eilusa uns
Take nankcata kespiakita.
385.
Dasselbe.
Nach Bayer in v. Murr's Journal, Th. III.
s. 175. 74.
Nanacan' Auqui-ha, halajpacliau can-
cata;
Suti ma yupaycliata cancapa;
Reyiio-ma nanacaru hutpa;
Munaüa-ma lurata cancapa halajpachansa,
acapacliansa uc'hainaraqui ;
Ttanta-fsa nanacaru hicliuni churita;
Huchanaca - fsa - sca pampacliarapita, ca-
misa hiussanaca - taqui hucliachasiri-
naea fsaru pampacliapjthua uc'hama;
HaniraquiliLia hiiatecanaru tindiiyanabatati;
Maasca taque chighiacatha kespiita. Amen.
Anmerkungen zu diesen V. U.
aus der Grammatik entlehnt (einige wenige hat ;
auch Hervas).
Nanacana der Genitiv von nanaca Vv'ir, wel- 1
eher regelmäfsig vorgesetzt wird, wenn ha,
welches: mein, und: unser, bedeutet, letzteres
deutlich bezeichnen solL Jndessen steht nach-
mahls bey der vierten und fünften Bitte blofs ha
für: unser. Augui, nach Italienischer Schreib-
art: auki: Vater.
5li
An alapacha sollte wohl na: in, hängen; n in
der zvveyren Formel, und nachmahls in beyden
ist für na gesetzt.
Cancatha ich bin, cancata du bist, canctaisi
eine, vielleicht unregelmäfsige Zusammenzie-
hntig. Eben so ist cancpa zusammen gezogen
aus cancapa^ und dieses, nach der Grammatik
eigentlich mit der Endung spa: die dritte Person
des Optativs: eben so bey: hut/?a.
Hamppatita ^ yupaychata ^ nachher lurata — ta
die Form des Passiv -Particips.
Kapac-cancana, kapac das Quichua-Wort für
König, cancana der Infinitiv des Verbum sub-
stantivum, wodurch Nomina abstra^a gebildet
werden, ma dein.
Nanacaru, das Pronomen nanaca mit der Prä-
position ro oder rz/, welche Bewegung an, gegen
etwas bezeichnet.
sa ist wie das Lateinische: que, für: und, hin-
ten angehängt, und steht eben So doppelt.
Huru Tag, na ist wohl die erwähnte Praepo-
sition, hichuruliGxixe.
Ttanta das schon sonst erwähnte Quichua-
Wort.
Churita ta ist hier und in den folgenden
Bitten, wo: uns, als Anhang an Verbal- Perso-
nen ausgedruckt ist, die Form der sogenann-
ten Transicion der 2ten auf die i Pers. ist ha,
oder ta an die 3 Pers. des Praesens gehängt.
Huchanaha^ wohl aus blofsem Versehen statt
hucJtanaca, indem hucha (welches in der ersten
Formel nachmahls auch mit ru vorkommt) das
i4ö
schon in derQuichua vorgekommene Wort, und
jiaca die Plural- Form ist; na würde hier keinen
Sinn haben; //z/c/;öf//ö5/ ist wahrscheinlich : Sün-
de tJmn^ in der Grammatik ist chata als die Ver-
bal-Form für diesen Begriff angegeben, n ist
die Endung der Activ-Participe; die Plural-
Form nacaist auch hier zugesetzt; ssa ist: unser,
exclusivisch, ru die erwähnte Präposition.
Nanaca-taqui in der Bay ersehen Form.el ist
die ordentliche Dativ -Form des Pronomen in-
clusivum; /luhsanaca, bedeutet: wir, mit Aus-
schlufs z. B. der Nicht -Christen. ^
Pampacharapita , pampachakita , pampachapta^
pampachapjthua , in den ersten beyden For-
men bedeutet sowohl rapi als qui eine Ver
Stärkung der Bitte, rapi übersetzt die Gram-
matik: aus Liebe, qiä druckt die Zärtlichkeit
des Verlangens aus; pampacha ist die auch schon
in der Ouichua - Formel vorgekommene Wur-
zel, pjthLia ist ohne Zweifel für die exclusivische
Plural -Form der i Person: plscalJia, nach der
in der grammatischen Übersicht (N. 6.) ange-
merkten Abweichvmg bey Bayer; pta in der an-
dern Formel wohl blofs unregelmäfsige Zusam-
menziehung.
Harn ist die Megations- und Prohihitiv- Par-
tikel, ata ist sonst die Endung der abgeleiteten
Verben, welche etwas geschehen lassen oder
geschehen machen bedeuten. Niancca ist in der
Bay ersehen Predigt: böse, schlecht; ta ist die
hinten angehängte Präposition für Entfernung
von etwas.
Die Endung von hespika und auch das in der
ersten Formel eingeschobene qui sind schon vor-
her erläutert.
Proben
547
Proben anderer Wörter.
Q u i c li u a
nach
Aymara
nach
Hervc.T.
Torris.
Holguin.
Hervas.
)tt
rnpac dios
dios
pachae camac.
1560 : oyuac.
mniel
hanakpacha
hananpacha
1560 : hananc.
pacha.
de
allpa
allpa
allpa 1560 :
pacha.allpa.
urakke.
asser
unu , yacu
unu , yacu
yacu
hmna.
uer
nina
nina
15^0: raurasca
nina.
nne
.
inti
1560: indi
inri.
oiid
.
quilla
killa^ hiz
pagsi.
ensch
runa
runa
cäri
1560 : runa.
hake.
ann
.
ccari
eib
.
huarmi
1560: guarme.
nd
huahua
liuahua,huarma.
ter
yayay
yaya
1560: yayanc
haki, ald.
utter
mamay
mama
mama
taica.
hn
liuahuay
der Vater sagt:
churi.
d, Mut.: huahua.
)cLter
ussussiy
der V. sagt : us-
SUSI.
i^.'iAnX..: huahua.
uder
huaqueyy panay
der Mann sagt:
pana.
d.Vr&w: huaoque.
liwester
turay , nanay
der Mann sagt :
Iura.
die Frau : Tiana.
)pf
uma
1560 : homa
pegke.
Ige
naui
haui
hahui
naira.
1560 : alcatlaui.
!ir
.
rinri.
ise
.
cenca
ißöo: cinga
ncsa.
mge
cailu
kallu
halä
lagra.
ar
chucciia
1560 : chaccha^
yaccha
naccutsc.
nd
.
maqni
maki
ampara.
fs
.
chaqui
chaki
cayu.
ot
.
v.Weiz.: ttanta
v.Mays: ganco.
'S
1
.
punchau
punchau
uru.
l
huc
huc oder suc
mai.
2
'.
ycay
iscai oder is/icai
paya.
:-3
.
quinga
kimsa 1
kimsa.
Mi
thrid. JII.
Mm
548
5. Die Paquiua-
und
4« <^i® Yunka -M ochikä -Sprache
gehörten, nächst den genannten, zu den allge-
meinen Sprachen des Peruanischen Reiches.
Da Yunko im Quichuanischen: die heifsen Ebe-
nen oder Valles bedeutet: so ist zum Theil
schon dadurch der Platz der letzteren bestimmt,
Garcilasso de la Vega *) setzt die Yunca in die
Valle Cincha und andere benachbarte. Hervas
sagt, dafs sich diese Sprache noch erhal-
ten habe.
Die Puquina- Sprache aber wurde bestimmt
noch in einer Mission der PP, Mercenarj m der
INähe der Pucarani und in einigen Dörfern auf
den kleinen Inseln des Chuquito-Sees in derDiö-
ces della Paz und in einigen Gegenden der Diö-
ces Lima geredet **),
Puquini waren eifersüchtig auf ihre Sprache,
und wollten sie nicht von Fremden lernen las-
sen. Da sie alle die Ouichua- Sprache verstan-
den: so wurde darin die Religions-Uebung ver-
waltet. Hervas bett*achtet die Puquina -Sprache
als eine radical von andern verschiedene ( Aehn-
lichkeiten mit der Aymara sollen indessen her-
Jiach nachgewiesen werden ), und legt der
Yunka -Mochika keine Aehnlichkeit mit irgend
einer andern Sprache bey.
Sprach proben.
In beyden Sprachen ist das V. U., aber nur
dieses und ohne alle Uebersetzung und Erklä-
•) A. a. O. P. I. B. VI. Cap. i8. u. 29.
**) Hervas Catalogo S. 55. 56. Saggio prat. S. 64.
549
rung, in der Puquina- Sprache selbst ohne or^
deutliche Abtheilung der Bitten vorhanden. Her-
vas, dem wir die Bekanntmachung beyder For-
meln verdanken, fand niemand unter deii Ex-
Jesuiten, welcher diese Sprachen gekannt hätte.
386.
Puquina.
Nach Hervas Saggio pratico, N. 7.
Seiiiki, hanigo pacas cunana ascheno
pomana upalli suhanta po capaca
aschano sengiita huachuntapo hatano
callacaso Hanta kiguri hanigopa casna
ehe cahu cohuacasna hamp.
Kaa gamenke ehe hesuma :
Senguta cam eil seil tanta, seh
hochahe pampache sumao kiguiri
seil, senguta huchaohas keno gata
pampaclianganclicagu: Amaehe
acrosuma huchaguta senhotonavä
cnahata entonana keipina sumau.
387-
Mochica di Yuncas.
Nach Hervas Saggio pratico, N. Q,
Muchef, acazloo cuzianguic;
Zunk oc liciim apmucha;
Piican nof zungcuzias;
Eyipmang zung polengmun mo uzicapuc
cuzianguic mrni;
Mm 2
65«
Ayoineng inengo much soiloii pücam
nof allo moluii;
Ef kecan iiof ixllis acaii mux efcö ,
xiiaiig museyo much ziomim;
Amus tocum liof xUamgmuse iz
puzereiiic namnum;
Lesnam efco uof pissiii kich.
Einige Anmerkungen. |
In der Puquina - Formel könnte iJd Vater |
vielleicht mit dem aki oder aqui der Aymara'i
verglichen werden.
6'e72 scheint: unser, und: uns, zu bedeuten,
wenigstens würde man es auch im Folgenden so |
erklären l*önnen, wenn das dort darauffolgende
guta Dativ -Endung oder solche Präposhion ist.
hanigo pacas g&hön^ da nachmahls //öm^o/?a
casna verbünden ist, wo es wahrscheinlichst
auch: im Himmel, bedeutet, zusammen. Viel- ^
leicht dafs casna: in, ist, dann würde dort ro-
huacasna: Erde in , bedeuten, und also das Wort
für: Erde, gefunden seyn.
Vielleicht ist c.Jc/V/20 , aschano: dein, und inj
nta eine Endung des Optativs.
Kiguri, nachher kiguiri, wahrscheinlichst:
wie.
Tajita wahrscheinlich das Ouichua-Wort
für: Brot, hocha^ hiicha Sünde, Böses (wo zu-
letzt wieder die Endung guta vorkommt) und
pampacha sind, wie in der Aymara, walirschein-^
lieh aus der Quichua entlehnt, aber mit eigen-
thümlichen Flexionen behandelt; vielleicht dafs
keipina auch mit dem Aymarischen kespia - kita
vert^lichen werden kann.
551
In der Mochlha ist cf ohne Zweifel: unser,
und nof uns; zunh, zwig wahrscheinlich: dein,
cuzianguic bedeutet: Himmel. Wenn mun da-
bey die nacho;esetzte Präposition wäre: so würde
in dem entsprechenden /7o/g7/g/72z/7z das Wort für:
Erde, aufgefunden seyn.
Uebricrens kommt wiederhohlt/?//rö;7, nähm-
lich pi'icam^ in der zweyten und vierten Bitte,
xUangmuseyo in der fünften, xUangmuse in der
sechsten vor.
VI. Länder im Osten von Peru bis
gegen den Ucayale herauf.
An die nördlichsten von den im IV. Ab-
schnitte geschilderten Nationen gränzen die
Provinzen Los Chiqidtos und Los Moxos^ wo
durch die Jesuitischen Missionen eine bedeu-
tende Anzahl anderer Völker zu den Missionen
aesclilagen sind, welche vornehmlich, jene aus
der C/üV/wz/ischen, diese aus der Moxi^chan (nach
Italienischer Aussprache und Schreibart: Mossi-
sehen) Nation bestanden. Die Sprachen bey-
der Nationen werden vorzüglich hier beachtet
werden müssen, aufser ihnen aber gibt es dort
noch viele andere, die wir mehr oder weniger
kennen. Die Provinz los Chiquitos ist südlich
vom Chako, und östlich vom Paraguay, der sie
von West - Brasilien trennt , eingeschlossen.
Statt diesem Strome noch nördlicher zu folgen,
zieht sich die nördliche Gränze jener Provinz
ziemlich horizontal nach Westen, bis sie beyni
Anfange der Provinz los Moxos wieder eine
nördliche Richtung nimmt. Die groföe Provinz
I55^
los Moxos dehnt sich vom 20° bis zum 15° S.
ßr. aus; zwischen diesen Graden zerstreut wurde
die Moxa- Nation zuerst von den Jesuitischen
Missionären gefunden. *) In derselben und dar-
über hinaus strömt der Momore- Flufs , der sich
nördlicher, mit dem ihm östlichen, die West-
gränze des dortigen Brasilischen Gebiethes ma-
chenden Itenes, der vorher den Baure -Flufs
aufnimmt, und sodann, nordöstlich strömend,
in Brasilien mit dem westlicheren, in gleicher
Richtung gebogenen, grofsen Bene- oder ßeni-
Flusse verbindet, und so den Madera - Strom
bildet, wie ein Theil der Nachrichten angibt,
da sich der Beni-Strom nach anderen wenig be-
gründeten Angaben im 12° S. Br, mit dem
Ucayale verbinden sollte, wogegen auch Con-
damine spricht, der den Beni ohne Vereinigung
mit dem Mam^ore (der selbst bey den Portugie-
sen: da Madeira, heifse) neben diesem in einer
Entfernung von 40 — 50 Meilen fortströmen
lälst, so dafs bey de unmittelbar in den Mara-
fion oder Amazonen-Strom fallen, und der Beni-
Strom nach Veigl's Bemerkung in der That kein
anderer wäre, als der, welchen die Portugiesen
bey seiner Mündung Purüs nennen, P. Friz auf
seiner Charte aber Cuchivarä **). Westlich von
diesen Flüssen, welche als Leiter der folgenden
geographischen Bestimmungen dienen können,
bis gegen den noch westlicheren Ucayale hin,
wohnen Völker mit eigenthümlichen Sprachen,
von denen sich auch Nachrichten und Proben
geben lassen.
*) TIervas Orig. d. idiom. S. 80.
**) Heivas Sagg. prat. S. 62. Murr^s Reisen ein.
MissionHäre, S. 104. 5.
1^55
I. Z a ni u c a.
Die Zamuca- Nation und Sprache gehört in
die Provinz los Chiquitos, zwischen welchem.
Volk und den im IL Abschnitte S. 437. erwähn-
ten Chiriguani sie z. B. auf der Karte in Jefferys's
Americ. Atlas erscheinen. — Hervas •••) gibt an,
dafs ihre Sprache in den Missionen S. Giovanni,
S. Jage de Chiquiti, imd S. Ignazio gesprochen.
^vorden sey, bo wie von andern Stämmen, wel-
che sich in den Wäldern umherschweifend auf-
hielten. Eben derselbe meldet, dafs den Mis-
sionären c^rev Dialekte dieserSprache bekannt wa-
ren, nähmlich: I. die eigentliche Zamucay ge-
redet von den Zamncas, von welchen , als den
zuerst bekehrten, die ganze Nation und Sprache
ihren Nahmen erhalten habe, und den Sadenos
geredet, nach Einigen auch von den UgaranoSy
die aber nach Andern sich einer davon etwas
verschiedenen Sprache bedienen; II. der CaipO'
/oz-ßf/e- Dialekt, gesprochen von den Caipotora-
des^ Tunac/ios^ Imonos und Timinalms ; III. der
ilforo?oco- Dialekt, geredet von den MorotocoSy
Tamoenos , Cucurates oder Cucutades, Panonas
und vielleicht auch von den Careras und den
Ororebates ■•' '•' ).
Grammatische .Bemer kungen über die
Zamuca,
Was die Sprache selbst betrifft: so entbeh-
ren wir einer grammatischen Einleitung in die-
selbe. Dafs sie indessen, grammatische Formen
hat, zeigen die Beyspiele derselben in den an-
•) Sagg. prat. S. 65.
**) Gatalogo d. L. c. S. 5a.
554
zuführenclen Sprachproben: doe und noe sind
Formen des Plurals der Nennwörter, co ist Form
der ersten Plural - Person der Verben, wenig-
stens im Praesens, denn die erste Singular- Per-
son des Futurum hat die Endung iiri^ wie aus
den Beyspielen yipiazuri und yayauri in dem
zweyten Gebethe erhellet.
Auch nuri: ich werde seyn , ist wahrschein-
jichst Zusammensetzung dieser Endform mit
dem nu ich. Die Pronomen sind , so weit sich
aus beyden Gebethen schliefsen läfst:
nu ich, mich. y mein
^uä du , dir a dein
idd& dieser d sein
fioc und yoc wir, uns.
ore scheint: sie, zu bedeuten.
Der Berührungen mit anderen Sprachen ha-
ben sich nur sehr wenige auffinden lassen.
Oniagua.
Zamuca.
Chiquita.
Mos3a.
guiate
dirip
puroro
iyai,
purucibi.
titibe.
ehuate. mai'
ritama.
Himmel,
Hohe
Vater
lüfs
Tveifs
Sprach proben.
Hervas hat nicht blofs das V. U. mit der Ue-
bersetzung und höchst wenigen Anmerkungen;
«ondern auch ein anderes Gebeth mit wörtlicher
Uebersetzung im Anhange zum Saggio pratico
S. 229. 230., welches, der Seltenheit solcher
Sprachproben wegen, auch hier stehen mag.
Wörter hat Hervas im Vocab. poligl.; die Zahl-
wörter aber in der Aritmet. d. naz. S. 97. ßeyde
555
werden nachmahls, mit den Wörtern der Chi-
quitos und Moxos zusammen gestellt, folgen.
3S8.
Z a m u k i s c h.
■Ans Hervas Saggio pratico, No. 17.
Unser Vater er welcher bist in Höhe
Yebia guite erigu daquchi hi guiate
O! verehrt sey dein Nähme
Nacii piionerac aireö
Höchstes Gutseyn in Höhe komme
Azogadipuz hi guiate tennogui gaddö
O! gethan werde dein Wille auf Erde dieser wie
Naco piorac ayutigo hi numitie idde cho-
auch gethan wird in Höhe
puz piorac hi guiate
Gib an uns un?re Speisen läglicli gehörig
Azi ome yoc addibozodoe diriao gannene
an Tag diesem
hi diritie idde
Verzeih uns bey unsern Thaten Saclien schlechte
Azore yoc hi addipiazup cuch-uzudadoe
W^ie wir verzeihn bey unsern Hassern
cho aiyozoco hi addichetezeranoe
allen
nez
Nicht lasse dafs wir thun unsre Thaten Sachen
Aca aur ega chipiaco addipiazup cuchu-
schlechte
zodatie
Befteye uns bey Sachen schlechten allen
Arota yoc hi cuchuzudadoe nez.
Einige Anmer klingen.
Yehia Ist nach Hervas : unser, und: mein
Vater, im Vocatiye, statt dafs man im Nomina-
55ß
tive sage: yai: mein V. , ai : deinV., dai: sein
V., jecfoch wahrbcheinlich sind letztere S^ormeii
ein andere» Wort als das bey yeMa zum Grunde
liegende. In der Chiquita ist sowohl i'yai als
Ixupu (in letzterem x nach Spanischer Ausspra-
che) für: Vater, angegeben, welche beyde
FormenaufahnlicheWei.se, wie jene, neben
einander stehen.
gmatehi: Höhe, mit vorgesetzter Präposi-
tion, reo ist bey Hervas (Orig. d. Idiom. Tav.
XLIX.)für: Nähme, angegeben, vielleicht daft
ireö richtiger wäre.
piiz bedeutet, wie auch ?.us dem anderen Ge-
bethe erhellet: sehr, viel.
Dafs gaddb: zu uns, bedeuten könne, hefse
sich nach den übrigen Lauten, die: uns, be-
deuten, kaum wahrscheinlich finden, wenn
nicht in dem addipiazup: unsere Thaten, ein
vergleichbarer Laut liegt; vielleicht bedeutet
gaddb: herbey.
azi: gib, mit nachfolgender Präposition ome
kommt auch in dem anderen Gebethe vor.
Der Stammlaut des, wie es scheint, passivi-
schen/^/or^c ist , wenn man /7Zßz«/?; That, und
»/•ßco wir thun, vergleicht: pia oder pi, welches
sich noch dadurch bestätigt, dafs co auch bey
alyozoco: wir vergeben, als Form der e;-sten
Plural- Person der Verben erscheint. In dem
andern Gebethe steht das Futurum yipi^zun.
diriao scheint das Adverbium, diride das No-
men; Hervas bemerkt, dafs tie Nominal - En-
dung , und doe und noe die Endungen des Plu-
rals der Nennwörter seyen: sie kommen beyde
hernach vor. , ^ , ., • • n •
aca ist nach Hervas die Prohibitiv - Parti-
kel, (und also nicht vergleichbar mit dem Ka-
657
rai]>ischen ccä; und., womit dort dieselbe Bitte
anfängt.)
Dafs ega die Conjunction: dafs, weil, sey,
erhellet auch aUvS seinem Vorkommen in dem
nachfolgenden Gebethe.
Anderes G e b e t h.
Vater Jesu Christ Gott wirkliclier du Mensch
Yebia Jesu-Kito, Tupa - piii, giiä nani-
wirklicher und du gestorben am Kreuz einst für uns
piiz, apo gua atoi aha curwcere icaite na iioc.
mein Herz bedauert sehr meine Tliaten Sachen schledite
Yayugbddoe dozo - puz yipiazup cuchuzodaddoe
c;egen dich wegen deiner, weil gut selir du ich
oiue guä guibne gua, guioze gomi-puz guä; ai-
liebe auch dich alle alle Sachen alles liber nicht dafs
jnacf^r apo gua eraponaiie cuchaddoe nez gai; docate
du wirfst mich Haus Teufels (wenn) ich sterben werde unten
acuaz nu guideda idaitie yitoiri nei;
erbarme dich meiner Vater nichtichthun werdesieauch künftig,
azore - nu yebia, ca yipiazuri ore apo nei
ich unterlassen werde sie Vater. Nicht mehr, Vatei , von
yayauri ore yebia. Tirogoiö yebia yipia-
jneinen Thaten ich vertraue dir gib an mich dein Ee-
zuboddoe. Agaroita gua, azi ome nu agra-
gnadigen -weil gut sehr ich seyn werde künftig.
ciare, ega gomi - puz nuri nei.
a. C li i q u i t o s.
Die Chiqnitos, welche sicli selbst naquino-
neis d. i. Mensch, Mann, nennen*), wohnen
in der von ihnen benannten, vorher beschrie-
benen Provinz neben Abkömmlingen anderer
Völkerschaften, welche in den dortigen Missio-
nen von den Jesuiten vereinigt worden sind.
Vier bis fünf Dialekte dieser Sprache imterschie-
•) Hervas Catal. d. L. c. S. G6.
den eben so viele Hauptabtheilungen dieser an-
. sehnlichen Nation: aber nur zwey dieser Dia-
lekte sind noch übrig, deren jeder wieder von
einer beträchtlichen Anzalil von dadurch ver-
einigten Stämmen geredet wird. In den Nah-
men dieser Stämme ist ca die Plural- Endung,
die Chiquiti setzen vor diese Nahmen auch noch
?na, welches eine Art Artikel ist. Ausgestorben
sind die Penoqid, ein sehr zahlreicher und krie-
gerischer Stamm, mit ihrem eigenthümlichen
Dialekte, oder vielmehr einige Ueberbleibscl
derselben in Gegenden versetzt, wo der Pinoco-
Dialekt gesprochen wird. Ausgestorben ist
wahrscheinlich auch der M^/mzz- Dialekt, in-
dpm die Jesuiten' die Ueberbleibsel der Stämme,
die ihn redeten: die Manzica, Sibaca, Cuzica,
Ouimomoca, Tapacuraca, Yuracareca, Yiri-
tuca in Gegenden versetzt haben, wo der Tao-
Dialekt gesprochen wird. Von diesen zwey,
noch vorhandenen Dialekten wird Tao geredet:
vondenTao, Boro, Tabiica, Tauepica, Xu-
hereca, Zamanuca, Bazoroca, Punaxica, Qui-
biquica, Pequica, Bocca, Tubacica, Arupo-
reca und einem Theil der Piococa; der Pinoco-
Dialekt aber von denPinoca, dem andern Theile
der Piococa, den Ouimeca, den Guapaca, den
Quitaxica, Poxiso'ca, Motaquica, Zamaquica,
Taumtoca *). .
Die Nachrichten von der Sprache der Chi-
■ quitos gibtGihj-) aus den Papieren des Abtes
Camano! Die Auss'prache ist hell und sanft, ob-
wohl sie etwas Nasales oder Gutturales, oder
^ H(Tva$ Caialog S. 3t. .
'} Sag-, di stör. Amer. S. 244- — 48 "«d S.
334 — ^59«
559
aus beyden Gemischtes hat, und die Abkürzung
der Wörter durch Elision der Endvocale häufig
ist. Aufserordentlich grofs ist der Reichthum
dieser Spraclie, und die Präcision, mit wel-
cher Unterschiede des Bezugs der Eigenschafrs-
begriffeauf die verschiedenen Arten der Gegen-
stände ausgedruckt werden. So z. B. druckt den
Begriff': Höhe, aus: abaiqiiis, wenn von einetTi
Baume, opetaiciris^ wenn von einem Thurme,
itacuiciris wenn von einem Hause, die Rede ist;
quisuriquis \Qt: gelb, von einer langen, tasiiri-
quis von einer runden Sache. Und auf solche
Weise sind feine Unterschiede der Zustände des
täglichen Lebens und eben so die Nuancen der
Zustände und Affecten des Gemüthes ausge-
zeichnet. Die Sprache der Männer ist in vielen
Wörtern, Arten des Ausdrucks und der Bie-
gung von der der W^eibspersonen unterschie-
den, und auch die Männer bedienen sich dieser
weiblichen Flexionen der Nennwörter und Ver-
ben, bey andern Dingen,' als: Gott, Engeln,
Menschen.
Grammatische Bemerkungen über die Chi^
quita - Sprache.
1, Die Substantive lassen sich auf fünf De-
clinationen zurück führen , aber sie haben keine
Elexion durch Endungen für die Casus, sondern
drucken diese blofs durch angehängte Präposi-
tionen aus, den Dativ durch mo, den Ablativ
durch /z, welche letztere wiederum für sich al-
lein nicht vorkommen. Eine Bezeicluiung des
verschiedenen Genus mufs Statt finden, indem
Camano bemerkt, dafs, wenn die Männer aus-
drucken: mortuus est frarer meus, qui servato-
rem iiostrum summo amore colebai: die Wei-
5^a
her sagen würden: moitua est frater mea, quae
servatorem nostram summa amore colebat. Auf- j
fallend häuiig sind die Endungen w*, /^ (zuwei- 1
len auch as, os) bey den Nennwörtern.
2. Als Pronomen führt Hervas in den Orig.
formaz. mecan. e armonia d. id. Tav, 5I ff. an:
m ich, ni du, onl oder 207/2/ wir, ano ihr, im
Sa gg. prat. S. 100 ist unama\ sie, angeführt.
Die Casus dieser Pronomen bilden sich (nach
Hervas eben daselbst (Sagg. prat. S. 100), der
diese Bemerkungen auch vom Abt Camano hat) .,
also: ieza: meiner, incmo mir, zoZ>/ von mir; 1
fzczfl deiner, fl€?/7zo dir, o<^/ von dir; ezö5/i seiner, \
7770// ihm, o/V/ von ihm; <?z^t ihrer, /wo ihr, obh \
von ihr; zoinemo uns, zodoi yoii uns ( beydes '
exclusivisch); aufjie euch, abol von euch; von
ihnen Masc. olma, Föm. o/wL Die Pronominal«
Adjective werden durch Versetzung der, zum
Theil schon eben vorgekommenen Zeichen der
Pronomen ausgedruckt, z. B. von /7005 Haus:
ipoo mein Haus, apoo dein Haus, ipoosti sem
Haus, ipoos ihr Haus, opoo unser Haus (mit
Einschlufs Aller), zoipoo unser Haus (mit Äus-
*schlufs Einiger), aupoo enev Haus, ipoosma ihr
Haus (Masc), jo/^üo* ihr Haus (Föm.).
3. Die Adjective sind von viererley Art, zwey
derselben gehören zu den Nennwörtern, zwey
zum Verbum. Der Comparativ läfst sich nur
durch Umsclireibung derVergleichung ausdruk-
ken, der Superlativ nur durch Zusetzung des
apoezo: viel, sehr.
4. Die Verben zerfallen in fünf Conjugatio-
nen; neben den Activen findet nicht Biegung
für ein Passiv Statt, wohl alier hat die directe
Conjugation oft neben sich eine relative, in wel-
clier das Pronomen des Objects der Handlung
5^1
mit eingeschlossen ist, und welche relativa drey-
erley Conjugation haben, z. B. isamutee: ich
thue es, Beyspiele anderer Verbal-Formen sind
in den Anmerkungen zum V. U. bey Hervas ge-
geben: iiianau: sey geehrt, m'oyee: komme, der
Imperativ, der durch m : dafs, auf dafs, aus-
gedruckt wird; ache o\h ^ acheca geben, yacheca
ich gebe. Uebrigens bedeutet nau hinten an
die Verben gehängt: können. Es gibt kein Ver-
bum substantivum, sondern diefs wird durch
die Personal - Pronomen oder andere Wörter
ausgedruckt.
Sprach proben.
Das V. U. hat Hervas, Wörter- Verzeichnisse
Gilij , ^a. a. O. T. IIL S. 357 — 363, auch nach
Camano und in Spanischer Aussprache, und
Hervas im Vocab. poligl, welchem von beyden
Dialekten diese Formel und Wörter angehören,
ist nicht gesagt. Zahlwörter hat diese Sprache
nicht, sondern die Spanischen angenommen,
wie Gilij bey den angeführten granmiatischen
Angaben ausdri.icklich sa^^t.
3S9.
C h i q LI i t i s G h.
Aus Her<.as Sagi^iu pratico, N. 16.
Unser Vater der seye hoch
Zoiyai ii'aca ape;
geeViit sey dein Nalune
Aiiauscia n'iri ;
dafs kornme^ uns zu enden könnend nicht unser Seyn
Arayee-li zoinemo iitaquinuiiaLÜ zubacd-
kijnftig dii- bey oben
bo aeza aoe:
562
erfüllt werde Wille liier Erde wie
Oximacacia n'oiiema auna aaqui tacana
dir bey oben.
aeza ape
ßib uns jetzt gewöLnlidie unsre Nahrung
Ache zoiiiemo caimaa anatäs zojn-otuburio
versöhne dich nochmahls uns mit wegen Versündigungen
Aiximacai ito zoinemo yucatii n'omiiiahiti
uns von wie wir VYir versöhnen uhs auch
zobvi, tacaaa zomi zopiximacat ito
mit denen die hassen uns
mo Liiiama pocheneiieco zumanene.
nicht lasse Versündigung unsvon
Tap' ataisoca inahid zobi
bewahre uns vor Bö3cm
Aitaicimimozo zomi ii n'inahiti.
Anmerkungen
gröfsten Tlieiis nach Hervas , der auch sie vom
Abt Camaijo hatte.
Zo: unser, /y«/ ist sonst für: Vater angege-
ben, so dafs i weggefallen wäre, statt d als wir
bey zoipoos: unser Haus, es neben zo finden:
letzteres bezeichnet übrigens: unser, mit Aus-
schlufs der laicht- Cliristen. Bey der Quichua
in Peru war dieser Unterschied des Pronomen
der ersten Plural- Person erwähnt.
TÜ bedeutet nach Hervas hier das Pronomen
relativum, nachmahls aber in der letzten Bitte ist
es als eine Art Artikel angegeben: vielleicht dafs
es ein Laut ist, der häunger zwischen die Wör-
ter eingesprochen wird: öcßsoll: Wesen, Da*
seyUy bedeuten.
Zanauca wird als Wurzel des Im.perativs anaus-
cia: sey verehrt, angegeben, übrigens aber
laute der Imperativ auch iiianau^ indem ni : auf
dafä,
563
dafs, bedeute. Uebrlgens wird bey oximacacia
auf die- Gleichheit der Endung mit dieser Form
verwiesen, und beyde für ein Verbum passivum
erklärt, für welche es jedoch nach den ange-
führten grammatischen JSemerkungen keine be-
sondere Form geben soll.
ayee ist als das Verbum angemerkt, // als
zierlicher Anhang an die Verben ohne besondere
Bedeutung, taquinu als die W^urzel von laqui-
ruzo: es endigt sich, und ric sey wiederum in
77U verwandelt, wegen des angehängten nau^ i
drucke die Negation aus, bo aber an dem er-
wähnten aca etwas Zukünftiges, aeza oder a-eza:
bey dir, und den Besitz : deiner.
77' onema soll: dtin Wille, seyn, aber Gilij
führt nonema für: Wille an (T. III. S. 337.) so
dafs n als radical erscheint, für: dein, ist auf
keine Weise eine Anzeige.
otuöiiri soll: Nahrung, o die Zukunft be-
zeichnen.
In inahitiliegi mit: peccata facta, oder viel-
mehr in zoboi liegt das : von , welches den Urhe-
ber der Handlung ausdruckt. Uebrigens steht
inahiti in der letzten Bitte für: Böses, Uebel,
überhaupt.
unama ist als Masculin- Artikel des Plurals an-
gegeben, welcher vor Verben bedeute: die,
welche; pocheneneco aber als Verbum neutrum,
und tap" als abgekürzt aus tapi, und Bezeich-
nung der Prohibition.
5. M o X o s oder M o s s i.
Die grofse Nation dieses Nahmens Moxa
edel Moha, welches: Räude bedeuten soll, be-
wohnt eine bedeutende Anzahl zahlreicher Mis-
sions - Oerter, und hat ihre eigenthümliche
Mithrid. III, N U
564
Sprache, welche in mancherley Dialekte zer-
fällt. Erwähnt sind davon theils das Baure und
Tlcomeri '^), welcher letztere Nähme indessen
in der Moxa - Sprache bedeuten soll: andere
Sprache oder Rede, und zum Beweise diene,
dafs die Ticomeri wenigstens eine beträchtlich
abweichende Sprache redeten, und bey der
Moxa -Nation dafür bekannt waren, theils das
Chuchucupenno ^ Comoboconp ^ Mosotie, Moc/io-
cono, welche letztere vier Dialekte in der Mis-
sion S. Xaverio gesprochen wurden **). Nach
Hervas liatte P. Pet. Marban 1701 eine Gramma-
tik dieser Sprache ans Licht gestellt, und Her-
vas erwähnt auch einen darin gedruckten Kate-
chism. Von der auffallenden Aehnlichkeit die-
ser Sprache mit der Maipurischen zwischen dem
Maranon und Orinoko und an diesem wird
bey dem Maipurischen Abschnitt VIII. ge-
handelt.
Grammatischer Charakter der Moxa-
Sprache ***).
1. Das Verhältnifs der Buchstaben in dieser
Sprache hat Hervas entwickelt f) , es fehlen die
*) S. Hervas im Caialogo d. 1. c. S. 56. In dieser
und der folgenden Stelle sind die Missionen ge-
nannt, wo diese Dialekte gesprochen werden. Der
V. Xaver, Iiüizos, von dem auch Hervas seine Nach-
richten erhielt, hatte eine Geschichte der Missionen
und Sprachen in der Provinz los Moxos geschrie-
ben, die im Jesuiter- Collegium in Lima verwahrt
wurde.
**) Hervas Saggio nrat. S. 61 — 63.
***) Nach Gilij T. III. S. 258 — 245.
f) Origine forniaz. niecanism. e armon. d. id.
S. 136.
Buchstaben </, y, /, die Consoiianten werden
nie verdoppelt , und sind schön mit Vocalen ge-
mischt; die Aussprache sey sehr sanft und an-
genehm. Der Unterschied der Männer - und
Weibersprache ist auch hier vorhanden, und
in mehreren Beyspielen, z. B. beym Pronomen
sichtbar. Vom Substantive und Adjective sa<Tt
Gilij nichts genaueres, in den Anmerkungen
zum V. U. bey Hervas ist no als Plural -En-
dung genannt.
2. Die Personal - Pronomen sind: Jiuti ich,
piii (hl, ema in der Männersprache, egni in der
Weibersprache: er, esu sie, biti wir, eti ihr,
eno sie. Für die Demonstrativ-Pronomen sind
andere Wörter bey abwesenden, andere bey Ge-
genwärtigen Personen und Sachen, und unter-
schiedene im Munde des einen und des andern
Geschlechts.
3. Statt jener Personal - Pronomen stehen
Abkürzungen derselben sowohl vor Substanti-
ven für die Pronominal- Adjective, als vor Ad-
jectiven statt der Personen des Verbum sub-
stantivum und auch vor den Verben, zur Be-
zeichnung der Personen , nähmlich nu für: ich,
und: mein, /»/für: du, und: dein, bi inv, wir,
und: unser, e für: ihr, und: euer, und das
abweichende i/ für: er, sie, sein, ihr, doch so,
dafs im Plural die Endung ono ans Wort tritt,
welche auch die Pronomen: wir und ihr, hinter
sich haben können. Wenn diese Possessive für
sich allein stehen: so haben jene kürzeren For-
menjee unmittelbarnach sich, z. B. nujee mein,
oder: der meinige, pijee dein, bijee oder bijcenb
unser, ejee oder ejeenb euer , majee in der Män-
nersprache, nijee in der Weibersprache: sein,
stijee ihr, vom Föminin- Singular, najee oder
r^n 2
5^0.
najeenh: ihr, vom PluYal. Pvian vergleiclie über
die Ähnlichkeit auch dieser Prünominal - For-
men das Maipiirische.
4. Die Verben zerfallen in zwey Conjugatio-
nen, wovon die erste auf ro, die zwey te auf co
endigt, jene hat in den einzelnen Personen die
erwähnten Pronominal- Vorsätze nu^ pi n. s. \v.
vorsieh, die 2te für: ich: ?iiodtrne, für: du:
pi odev pe, für: er: // oder te, doch für die
dritte Person aucli ma^ im Plural na. ImPrae-
teritum wird hinten an das VV^ort im\ im Futu-
rum Jato/ angehängt, welches letztere auch für
den Optativ steht. Im Imperative steht pa statt
pi vor dem Verbum auf /'o , die auf co verwan-
deln diefs in ca. Das Particip bildet sich, indem
an die Ili. Person rai angehängt wird.
5. Das Verbum negativum hat die Negation
i/oi zur Auszeichnung, demnächst aber in der
ersten Conjugation in, den Personen ' statt der
Vorsätze 77/, pi: ;?a, pa^ statt e; c, in der 2ten
Conjug. ihre gewöhnlichen Personal- Vorsätze,
aber statt der Endung ro; ca. Imjverbiethenden
Imperative wird nach pi: cu eingeschoben.
6. Passive werden nur von Verben, die
Schmerz anzeigen, mit einer auszeichnenden
Form gebildet, und es scheint nach den Prono-
minal-Vorsätzen ca eingeschoben, und die
Stammbuchstaben ein wenig verändert zu wer-
den, Frequentative sind sehr häufig, und ha-
ben pbroco hinten ans Verbum gehängt zu ihrer
Form.
Sprachpro hen.
Das V. U. hat Hervas, Vv^örter Gilij T. III.
S. 367 — 371 (in Italienischer Aussprache), auch
Hervas hat dergleichen im Vocab. poliglot. und
667
die Moxischen Wörter für: Geräüsc?! in d. Oria,
form. mec. ed. aimon. d. id. S. 136., die Zahl-
wörter aber Aritmet. d. naz. S. 103., so wie auch
Gilij T. III. S. 243 : welcher Dialekt, oder wel-
cher Mission Sprachweise dabey zum Grunde
liege, ist nirgends bemerkt,
390.
M o X i s c h.
Nach Hervas Saggh praticoy N. 4.
Unser Vater (3ii ^ du bist Flimmcl in
Biya piti piobirico layee aniimo.cu;
Verelirt werde dein Nalima
Muiiaina -yab oi pihare ;
kommen uns möge dein Reich
Tautasiiiabi-yaboi pireino;
unten
Nasuopapi-yaboi epokiererano nacuti ya-
Himmel
boi aiiLimocurano;
Du geben uns mögest unser Herr unser ]3rot
Pihorocabi-yaboi binituina biniriina ta-
tägliclx
Ganibinicosauo ;
Vergib uns unsere Sünden wie wir un-
Paliapanuabi bicapecaturarai pacutiabi bi-
Sern Beleidigern
hapaiiucocorai;
Dil nicht lasse uns Versuchung in
Piciünacobi namoitLimrusiabi ereonö;
D,. befrcye uns all^m Bösen
ricatmchabi tahahiporoco ticohachore
oiie.
568
Anme r ku ng en
zum Theil nach Hervas.
B'i unser ya Vater, wenigstens führt Hervas
pliya für: dein Vater, maiya sein Vater, suiya ihr
(weibl. ) Vater an. Sonst aber ist beyGilij und
Hervas lata für: Vater, angegeben, offenbar
ein anderes Wort, und nicht, wie Hervas un-
terscheidet: mein Vater, obwohl lata als An-
rede: Vater, auch für: mein Vater stehen mag.
piti das Personal- Pronomen , pi davon abge-
kürzt: dein, z. B. vor dem Spanischen reim
Reich , und vor den Verben : du.
piobirico. P. Marban hat in seiner Gramma-
tik/^///c//« für: dub'ist, aufgestellt, daher Her-
vas es für Form eines andern Dialektes nimmt.
tayee nach Hervas eine Präposition, welche
blofs bey todten Sachen gebraucht werde, die
Bedeutung ist nicht angegeben; cu an miumo:
Himmel, bedeute: innerhalb.
Gilij g\ht javbi als die Form des Futurum und
auch des Optativs an, offenbar ist y ahoi hier und
in der zweyten und vierten Bitte eben dasselbe,
aber die dabey stehenden Wurzellaute der Ver-^
ben sind nicht weiter zu erklären. ,
hare ist: Nähme, nähmlich der Männer, hara
der Weiber.
nasuopapi-yaboi ist bey Hervas übersetzt: es
geschehe dein Wille. Vielleicht waltet hier ir-
gend ein Irrthum ob, /?/ würde: dein, bedeu-
ten, aber _yß/^oz ist nicht: Wille , sondern viel-
leicht mit einem ähnlichen Laute von dieser Be-
deutung verwechselt. In vielen V. U. Formeln i
ist der Begrifi des Thun in der zweyten Hälft«
der Bitte wiederhohlt, und yaboi ist wirklich wie-
derhohlt, aber naculi ^ welciies dort vorher
569
geht, schehit mit dem pacuti: wie, in der fünf,
ten Bitte, eineiiey Wort seyn zu sollen : diese
Dunkelheiten lassen sich nicht heben.
epo.kierera77o ist hey H-QW^s übersetzt: so auf
der Erde, aber: Erde, bedeutet ein anderes
Wort: e/?o/^/ hingegen, Gilij schreibt (?/?öcA'/<?, ist :
unten.
piboroca ist der Imperativ der z\veyten Con-
jiigation, wo die Endung co dann in ca verwan-
delt *vird, s. die gramm. Bemerk. N.4. Bey der
ersten Conjugation hat der Imperativ in der
II. Person pa vor sich , wie in pahapnnuahi.
binituina hat Hervas aus dem erwähnten ge-
druckten Katechism aufgenommen , niiuina be-
deute: Herr; in der Formel de's Ex- Jesuiten,
die übrigens- zum Grunde zu liegen scheint,
stand: biokemi^ welches auch: unser Herr, be-
deuten soll.
Für Brot sind nach Hervas in dieser Spraclie
noch die Wörter : oborare, miobora^ ticaobo-
racore.
pecatii ist das Spanische W^ort, rai die En-
dung des Particips. Eben dieselbe steht her-
]iach bey bihapanucocorai ^ Avelches vielleicht ge-
trennt bihapanu cocorai zu schreiben v/äre , da in
ersterem Laute doch der Begriff: vergeben, zu
erwarten ist.
picLiinaco ist Beyspiel eines negativen Impera-
tivs, wo eil nach pi eingesclioben wird.
Von den übrigen Formen hat weder Hervas
eine erläutert, noch gibt Grammatik oder Wör-
terverzeichnifs darüber Aufschlufs. Indessen
ist pbroco die Form der Verba frequentativa,
und die Uebersetzung bey Hervas, der für diefs
und das vorher gehende Wort hat: libera - ci
ma, ohne Zweifel nicht genau genug.
*
§7o
:4
n d e r e
W ö r
t e r.
'
Zamuca
Chiquita
Mossa
Mossa
Mossisclii
Dialekt
nach
Uercas.
i
nach
Gilij.
nach Hervas.
Gott
tupadz
tupäs
maimöna
maimöna
maimöna» .
Himmel
guieate.
apäz
anumo
anumo
anumö.
Erde
nu'p od. numi
qulis
moteji
motehi
motegi.
Wasser
yot
tuiis
unt
une
uni.
Teuer
f)i&c
peez
jücu
ijucu od. nu-
jucunc
jucü.
Sonne
guUdde
suüs
säcce
saache
sacche.
Mond
hetoxei
paäs
cöje
cohe
CO /e od. cok
Mensch
nani
noneis
acciäne
acham
achiäns.
Weib
chskä
pais
aeno
eseno.
Vatei-
yai
iyai od. ixupu
lata
lata
täta.
Mutter
ob6
ipagni oder
ipapa
meine
meme
meme.
Sühn
, , .
zai
nuciccia.
,
TücLur
ichaquimoco
oder ichize
(d. Männer)
iziche (die
Weiber)
Kppf
yatoitae
taanis
nucluti
niichiiti
nuchiuti.
Au;ie
yedü
sutos
nuchi
aaino
nuki.
Ohl-
. . .
utnapus
nucioca.
Nase
yucunachu
iilas
nitsiri
nus'iri.
Zunge
Haar
otüs
nunene *)
nunene
nunene.
. . .
(beyHervas:
. . .
nuchutisi od.
taanis )
nuchutinoco.
Hand
yumanai
ees
nuböu
nuhoupi
nubou.
Fufs
iriz
popez
nibops
nibope
nibope.
Tag
dim
anenez
saccerii
saache
saccherei^
1.
chomara
. . .
etöna
etonä.
2.
gar
. . .
apina
apina.
3'
gaddioc od.
. .
mopöna
mopona.
\
gandioc
*) Bey mehreren, vielleicht allen Moxischen Wörtern, \ve
che nu vor sich haben, ist diefs wahrscheinlich das Possess
vum : mein , obwohl diefs in den Hiilfsniitteln nicht angi
zeigt ist. Vielleicht, dafs in den Anfängen yu, ya bey d«
Zaniuca ein ähnlicher Pronominal - Laut liegt. Üebrigens
tiipade und tupcis aus der Guarani- Sprache angenommen, uf
durch die Missionäre von da dorthin verpflanzt.
67»
4« Mobimi, Caynbabi, Itonami, Sapi-
boconi.
Diese vier Völkerschaften befinden sich in
Missionen der Provinz los Moxos, welche bey
Hervas *) aufgezählt sind, die ersteren werden
auf der Karte in Jefierys's American Atlas (Lond.
177S) uiTi den 14° S.Br. unter dem Nahmen Mo-
bidas , der ohne Zweifel dasselbe sagen soll,
eben daselbst um den 12° ein wenig östlicher
die Cayuhabas bemerkt, welche also mit der
Brasilischen Provinz Cuyaba schwerlich in ir-
gend einen Zusammenhang zu bringen sind.
DerNahmeSapibocona wird auch: Zapibocona,
geschrieben.
Hervas fand riicht, dafs die Sprachen dieser
vier Völker unter sich irgend eine Verbindung
zu haben schienen, jedoch lassen sich wenig-
stens folgende Berührungen dieser Sprachen
mit andern bemerken:
Sapibocon.
Mobim.
Cayub.
Moxa.
Quichua.
chöra
iyocori.
emata
. ♦
• •
. . .
matti.
ilapa
. . .
. . .
• . .
illapo.
tumu
. •
• « •
Tumi,
etippi
dibo.
mara
• • «
. . .
. . .
mara.
eubihure
. . .
icuri
cakiüre.
*) Catalogo d. L. S. 56. Sagg. prat. S. 63. 64. Dort
werden auch die Missionäre genannt, denen Hervas
die Wörterverzeichnisse und V. U. Founeln dieser
Spraciien verdankte.
Grammatische Bemerkungen über die
Itonama - Spraclie
nach dem V. U. und Hervas's Anmerkungen
zu demselben.
1. Die Pronomen sind: os?ni ich, onhi duy"
ogni er, dignit wir. Mit einiger Veränderung
stehen eben dieselben für die Pronominal -Ad-
jective osmimiie mein Vater, onimue dem Vater,
ognimue sein Vater, dignimue unser Vater, sigmi^,
mue euer Vater, doch scheint nach dem V. U.,
auch doU: unser.
2. Vor den Verben stehen die Pronomen zur
Anzeige der Personen in noch veränderterer
Form, z. B, simacu ich gebe, omacu du gibst,
ogmacu er gibt, digmacu \vir geben, nigmacu
ihr gebt.
Die Mobima ist nacli Gilij*) eine sehr rauhe.
Sprache.
Sprach proben.
Die V. U. der ersten und dritten dieser Spra-
chen hat Hervas und zwar letzteres mit Anmer-
kungen; eben derselbe auch von dreyen dersel-
ben Wörter im Vocab. polig]., und von zweyen
die Zahlwörter in der Aritmet, d, n. S. 102.
Mobimisch.
Aus Hervas Saggio praiicoy N. 5.
Vater unser der du bist in Hölie
Papa isti diascuri nas benrra;
o dafs vereint sey dein Islaiime
Dissana uyenaba as eslan;
*) T.Iil. S.258.
o dafs komme uns c!ein Rrich
Dissana ibacuancaya isti as reiiion;
o dafs dir gehorsamt sey auf Eide o doch
Dissana aibancayan nis yanlomah dissana
wie in Ilöke
eya is nis benrramah;
jetzt was essea
Ilcoah coahcuancaya nocob ilchomcana
wir
isti;
vergib uns wie wir vergeben
Humapohdoha isti il eya isti humaponnaba
w^ir di« hassen uns
isti il chalonibacaya isti;
nicht verlasse uns
Caill namrancaya isti;
nicht dafs unterliegen wir hej Sacli«n
Porral bispaoslecaya isti nis atacarrä di-
schreckbaren.
tinnocuanne.
392. ^
I t o n a m i s c h.
Aus Hervas Saggio pratico^ N. 6.
Unser Vater du du bist hoch
Digna-me oniti okichauco ognano;
o dafs verehrt scy dein Nahmt
Kicapachurasna omi-cadayat;
dein Haus
Okimacumo omi - onau ;
o dafs respectirt sey hier unten also
Kacisikicapachurasnebe kinicosnone kima-
wie dort oban
tecaka kinumane;
gib Speise
Caimaku dokiterekeke okipelecha;
674
Uns vergib ursre Fehler so wie
Pkipakiyumalaua digma-chagualu cuma-
■wir wir vergeben
tena dignit dagnaipakiyumaläca
unsein Hassern
digni-puyaate;
uns
.Okiclianomoguana kipusacchomo dignit
chokigLia;
Du uns befreye alles I?Öse.
Öiiiti signagüegnebe cuenake-kisiliiane.
Einige Anmerkungen .
aus den V. U. Formeln selbst, und Hervas's An-
merkungen über die letztere entlehnt.
In der Mobima - Formel ist isti offenbar : uns,
und: unser, und «^ dein.
caya ist eben so deutlich Verbal - Endung,
da die meisten vorkommenden Verbal -Formen
sie haben.
nis für: in, auf, und eya für: wie, sind durch
den Zusammenhang bestimmt.
Erde ist nach dem Wörterverzeichnisse: Ha-
camha^ benrra: Himmel.
Das Chiquitische hapanu: vergeben, würde
eine Vergleichung mit hwnaponna verstatten,
doch scheint der entferntere Laut hwnapoh der
radjcale für diesen Begriff zu seyn.
In der Itona?na-¥ oimel ist nach den Anmer-
kungen bey Hcrvas dignimue mit i für; unser
Vater; cAaa bedeutet: ist.
ki soll: Verlangen ausdrucken, vielleicht
vielmehr kica^ welches kica in der lil. Bitte noch
ein Mahl steht.
pachura^ welches in der I. und III. Bitte vor-
kömmt, ist ohne Zweifel der Wurzellaut, der:
57^
Verehrung und Leistung des Gehorsams aus-
druckt.
okimacLimo mnheTsetzi: uns komme; aufser
dem wurde man eine Ähnlichkeit mit dem fol-
genden macu geben, finden können: xon okl
nachJier.
In der IIL Bitte ist kimatecaha^ in der V. cu-.
matena für; wie.
onait bedeutet nach Hervas ein grofses Haus*
einer fiirsthchen Person, indem die Itonama-
Nation kerne Idee von einem Reiche r^ehabt
habe. °
/^.^/(•e nach Hervas: Speise, nach eben dem-
selben: omacu gib du , caomacu uns gib.
okispelecha ist bey Hervas übersetzt: oacri di
contmuo, o^/ ist sonst für: du, genommeS^ so
steht es auch m okipaJdyumalana , welches Her-
vas übersetzt: tu - ci ^ perdona. Wenn man
damit dagnaipakiyiLmalacaxev^e-xc^^x, zu welchen
beyden Formen Hertas ausdrücklich bemerkt,
dals paki: uns, \\n& yumalana: vergeben be
deute: so wird man darauf geleitet, dafs'letz-
tere Wurzel eine Reflexiv - Bedeutung habe,
z. B. wie: beruhige dich über uns, wir beru-
higen uns, und es ist vielleicht Irrthum, dafs
.^7 Indern. Bitte durch: uns, gedeutet ist, ob-
lyohl auf eine sonderbare Weise mehrere Ame-
rikanische Sprachen darin überein kommen, dafs
las Pronomen der II. Singular- und das der
..Phiral- Person Ähnlichkeit haben, wie auch
ner der Fall und jene Verwechselung leicht
vare, wenn/;a/./und in der IV. Bitte dohizu letz-
erem gehören ; signa in der VIl, Bitte steht viel-
eicfit blofs aus Versehen für dign.
puyaate n^^\, Hervas: . Gehassete, Feinde.
^as Vocab. poligl. hat keine Itonama- Wörter,
57^
und also auch keine Auskunft über das Uebrige.
Die VI. Bitte ist übersetz/c: tu - non - permetti
pigliare noi diavolo.
Andere Wörter
der
Mobinia ,
Cayubaba,
Sapibocona,
iiacli Hervas,
Gott
bolau
maimona
eruchi.
Himmel
benia
idah
euacuepana.
Eide
llacamha
idatii
mechi.
Wasser
tomi
ikifä
eubi.
reuei-
vec
idcre
cuati.
Sonne
mossi
itoco.
Mond
ychcho
irart
bari.
Mensch
itilacüa
jadsi
reanci.
Weib
cucya
itorcwz
anu.
Vater
pa
idabapä.
lata od. checua.
Mutter
ma
idite
cua.
Kopf
Auae
bacuacua
abaracama
ec/iuja.
chcra
iyocori
efuachiiru.
Nase
clüni
ibariohö
evi.
Zunge '
Haar
rulcua
ine
eana.
.
apotacarne
echau.
Hand
chopa
arua
etne.
Tufs
zoipoli
ahü
ebbachi.
Tag
1.
emes
iriarama
cliine.
pebhi
carata.
2.
, • •
bbeta
mitia.
3-
.
kimisa.
curapa.
5. Noch viele andere Völker und Spra-
chen dieser Gegenden, die Herise-
bocana, Canesiana, Pana,
Rema, Pira u. s. w. ^
Als besondere Sprachen werden in diesen
Gegenden der Moxos noch aufgeführt: die He-
rhebocana, welche Völkerschaft ehemahls in der
Mähe der ßaure gewohnt hat, und welche, wie
^77,
Hervas sagt, mit der Orocoiana und Rocotana.
venvandt zu seyn scheine, ferner die Chiriba
und C//o//7fl/zfl*), welche unter sich verwandt
scheinen, die Mexe- und Mure- oder More- Spra-
che in ihrer Wildheit verbliebener Eingebornen
an den Granzen der Moxos, welche sowohl
als die Cauisiana oder Canesiana wahrscheinlich
Srammsprachen seyen, ferner die Mopeziana,
welche so wie die Icabizizi unter sich und von an-
dern verschieden erscheinen; endlich werden
auf dieser Seite des ehemaligen Peruanischen
Keiches noch erwähnt die Ca/6///rt, Capingd, Ca-
hciorio und Ucoino , ohne dafs von letzteren wei-
tere Naclirichten vorhanden sind ^■^*). Auf dem
Wege von Cuzco nach la Paz wohnten unter-
halb der Cavinae, die steinerne Häuser baue-
ten, die Collae, welche Chausseen errichteten,
sich durch eine Art von Cultur auszeichneten
Jahres- und Monats-Berechnung zu führen wufs-
ten, und das Jahr: mari, den Tag: aura, den
Monath und Mond alespoquexe nannten ***)
Nördlicher von diesen gegen und an dem
Ucayale an dem einen der acht Fiübse, aus wel-
chen jener Strom entsteht, und von welchen
.rnr. t .1 T t' "T""" '^'^ Entfernung nicht zu
grofs st, vielleicht bey cheiem Nahmen andfe amEnde
des folgenden Abschnitts zu erwähnenden Tkuna den-
ken,^die bey den Portugiesen: Chumana heifsen.
**) Hcrcü* in Catal. d. L. S. 56., wo auch dif»
Missionen aufgezählt sind, in welchen dieTorerwäh"
en Sprachen noch geredet werden, und S. 57, wo
t,l'';irilT:,r^-^' --^-^ und .be^J dess.
57S
noch nicht genug bekannt ist, welches der
Hauptstrom sey, nähmlich an der Pachitea, hal-
ten sich die Carapuchos auf, deren Sprache so
sehr durch die Gurgel gesprochen werden soll,
dafs sie dem Bellen der Hunde gleiche, und die
sich, so wie die an demselben Flusse lebenden
Casibos , unversöhnliche Feinde der Bewoh-
ner cler Pampa del Sacramento, vom Menschen-
ileische nähren, und von ihnen noch etwas
nördlich an dem auch in den Ucayale fallenden
Pisquique, die Sipibos oder Sapebos, unmittel-
bare Nachbarn der Pßno5*), welche letztere so
wie die Piri, Caniöi, Campa, Comavl u. a. Völ-
kerschaften am obern Ucayale durch einen all-
<Temeinen Aufstand 1695 sich allem Einflüsse
der Jesuitischen Missionäre, die dort 152 Mis-
sions-Dörfer errichtet hatten, und der Spanier
entzogen. Hervas **), der jene Völker also auf-'
zählt, setzt sie zwischen den 6° und 9° S. B.
und 303° d. L. , nach Jesuitischen Nachrichten
(auf
*) Beschreibung der Montana Real [d. i. des niedrigen
Landes, welches sich von dem Fufse der CordlUeras
(der Gipfel- Gebirge der Andes, welches letztere der
Nähme der ganzen Gebirgskette ist, die gegen Werten
unterhalb jener Spitzen sehr hohes bewohnbares Land,
die Sierra hat, das sich noch weiter gegen Westen ge-
gen die Valle, das ßache Land an der Küste, ganz
senkt) nach Osten bis nach Brasilien erstreckt, und
grbfsen Theils aus fast undurchdringlichen Wäldern
besteht, die man dort Montanas nennt] oder Montaiia
de los Andes, aus dem Viagero universal, Quad. 59.
in V. Zadis monatlicher Correspondenz Bd. 111. (iS^O
S. 466, welche aus den Nachrichten des, den Ucayale
400 Lequas weit aufwärts schiffenden Missionärs, P.
Narciss. Girval de Barcela entlehnt ist.
**) Catalogo d. L. c. S. 60.
679
(auf der Velglischen Karte erscheinen die Piros
zwischen dem 9° und 12°S. Br. , welches aber
wohl etwas zu südlich ist, da die Chipeos, die
zu^ den Panos geliören, auch in den y° S. Br.
auf unsern bester. Karten gestellt sinxl ). Diese,
den Jesuitischen Kfissionen nachher unzugäng-
lichen V'^ölker dieser Gegenden zählt der Missio-
när Fr. Xav. Veigl in seinen das Gepräge der ver-
ständigsten Auffassung und Darstellung an sich
tragenden Nachrichten *) in folgender Ord-
nung auf: Ciaiivos., Manana/iuas, Moc/iovos, Co-
mavds ^ Campas., P^emos und P'iros. Die Cu/iivos
und Piros \varen es, welche den Aufstand anfin-
gen, und die dort vom P. Heinr. Richter durch
die gröfsten Anstrengungen zu Stande gebrachte
Mission (von 9 Dörfern 1698) zerstörten. Ein
anderer allgemeiner Aufstand im J. 1740 rich-
tete andere, u,nter andern Völkern des Ucayale
gestiftete Missionen zu Grunde, (und erst gegen
das Ende des Jahrhunderts fanden einige Fran-
ciscaner aus Peru, z. B. der eben erwähnte Narc.
Girval einigen Eingang).
Von den Sprachen dieser V^ölker ist dort
nichts bemerkt, aufser von den Panos *^'), dafs
*) Gründliche Nachrichten über die Verfassung
der Landschaft von PJayiias in Süd- Amerika bis zunx
J. 1763, in Ch. G. von Murr Reisen einiger Missio-
Tiarien der Gesellschaft Jesu in Amerika (Nürnb. 1785)
S. 106. ff. Dort ist auch die oben erwähnte instructive
Karte desMaranon, so weit er im Spanischen Gebiethe
läuft, angehängt.
**) Unter den Panos ist eine Art von Beschneidung
eingeführt, nach Veigl (a. a. O. S. 67.) nur bey Mäd-
chen und nur bey den Panos, nach P. Gir\-al bey aileri
Völkern am Ucayale und bey beyden Geschlechtern.
(Monntl. Corresp. a. a. O. S. 463.)
iVäthrid. IlL ü O
58ö
sie ihren Nahmen von dem Vervvunderungs-
wörtchen pcmo haben, welches sie immer im
Munde führen, und dafs unter diesem Nähmen
mehrere Stämme des Volks der Chepäer^ oder
•wie man sie auch nenne: Chipäer, Zipivos, Xiti-
pos (oder Mananagua, welches bey ihnen: Ge-
birgsbewohner, bedeute)^ zusammen begrif-
fen werden, zu welchem P. Veigl auch die
Chamicuros^ eine in den Wäldern ostwärts von
dem im folgenden Abschnitte zu erwähnenden
Flusse Guallaga getroffene Völkerschaft, als einen
Zweig rechnet, weil ihre Sprache mit der Che-
päischen viele Ähnlichkeit habe. Von -letzterer
saat er, dafs sie viele Consonanten zusammen
häufe, vorzüglich 5fA, und dieselben fast ohne
Bewegung der Lippen so leise innerhalb des
Mundes vorbringen, dafs, wer daran nicht wohl
crewöhnt sey, aus ihren Reden nicht leicht ein
Wort vernehmen könne*). In dem Verzeich-
nisse der eigenthüraliche Sprachen oder Dialekte
redenden Völkerschaften der Jesuitischen Mis-
sions-Provinz Mainas**), von wo aus sich die
Wirkungen vor den gedachten Zerstörungen
derselben bis in diese Gegenden erstreckten,
sind die genannten also aufgestellt. Als Stamm-
sprachen sind betrachtet: die Cuniva oder Cu-
niba''**), die Comava oder Comaba , Can?pa, Pira
und Pana; als Dialekte sind der Ciüiha zuge-
*) Veigl a. a. O. S. 62. 63. u. 56.
**) In Hervas Catal. d. L. c. S. 61. u. 62.
***) Beydes ganz einerley nach Spanischer Ausspra
che, welche bey allen diesen , von Spanischen Missio
nären im Westen und Süden von Süd - Amerikaj auf
eefafsten Nahmen zu beobachten ist, so dafs di auch
vorc, o, u wie isc/i lautet.
581
theilt: das Manama-hobo und Mananahiia (soll
wohl der erwähnte Nähme J/ff/7<?;?fl/(i/(2 seyn); der
Coinavai das (tz///7z/«, Inuaco ^ Ruanababo ^ Zepo :
der Cauipa: das Amjemhuaco ^ Curano , Manna,
Nanerüa^ Nesahuaco^ Sepaunabo^ Tasio; der Pira:
das Cusithiavo, Manaiinavo, Upatarinavo ; dev Pana:
das Pelado und Xltipo oder Jitipo ^ und so treffen
bey letzterem die Nachrichten von einander
ganz unabhängiger Quellen zusammen; den Gz-
7?7aco7i a.beT , welche vielleicht die von Veigl zu
letzterem Stamme gerechneten, indessen bey
Herras auch ein Mahl genannten Chamicuros seyn
sollen*), schreiben jene Nachrichten als einen
Dialekt der Stammsprache G//?o/-/ zu, deren an-
dere Dialekte das Acamaori, I/ieconeJori, Panajori,
Tremojorl seyen; die Mochova aber führen sie
blüfs ausdrücklich als eine merklich von ande-
ren verschiedene, die Rema als .eine ausgestor-
bene Sprache an. Von den Panos sind schon
bey einer andern Veranlassung ** ) die alten
hieroglyphischen Gemähide mit Figuren von
Mensdien und Thieren und einer grofsen An-
zahl isolirter, in bewundernswürdiger Ordnung
und Symmetrie in Linien abgetheilter Charak-
tere angeführt worden, welche der P. Narcisso
Gilbar an den Ufern des Ucayale ein wenig
nördlich von dem Einflüsse des Sarayasu fand,
die zusammen gelegt unsern Ouartbüchern völ-
lig ähnlich waren, und welche der Missionär
mit grofser Mühe durch Manoa, der einzigen
(eben bey den Campa erwähnten) Völkerschaft,
*) Anderwärts (eben das. S. 65.) ist die Chamicura
als verwandt mit der Mapaarina angeführt, ohne von
beyden etwas Näheres zu sagen.
**) Einleitung zu Amerika, S. 324.
- Oo 2
682 . •
welche die Panos- Sprache verstehe, erlangte,
da die Panos den Inhalt als ein vor den Weifsen
zii bewahrendes Gelieimnifs betrachteten. Ein
alter Panos erklärte am Fufs eines Palmbaums
jüngeren Stammgenossen jenen Inhalt, der ehe-
mahhge Wanderungen iind Kriege ihres Volks
betreue, aus diesen Ueberlieferungeh ihrer
Väter ").
VlI. Länder im Osten von Ouito,
am Maraiion bis gegen den Rio
negro hin.
Die Länder abwärts am Ucayale sind über
hundert Meilen weit, ja wohl dreyfsig Tagerei-
sen von der Mündung aufwärts, so gut als ganz
menschenleer''*); und so gelangen wir unmit-
*) Humboldt Vues des Cordilleres, S. 72. 73.
**) Vgl. Ve.igl a. a. O. S. 59. und 105. 106. Nähni-
lich das unruhige Betragen der Völkerschaften am
Ucayale und die geringe Anzahl der Missionäre am
Maianon veranlars?.e die Direction der Jesuitischen
Mission die bekehrten Völker jenes Flusses an der
Guallaga zu concentviren , und nur Muthnialsungen.
i.md halb sichere Nacht4chten lassen zwischen der
Guallaga und dem Cassavaräi noch einige Chiciunas,
Ivlussiuios und Rfaparinas, und zwischen dem Tapissi
undYahuari, und in den obern Gegenden des Cussi-
qnina und Ytiniui noch Mayurunas ^ Ünivos , CassivariSy
Schi?'obüS iibrigseyn, wovon die Mayurunas (s. ebend.
S. 87. 880 ohne förmliche Wohnsitze am Yahuari tief
in das Land hinein uuiher schweifen , und ihre eigene
Sprache haben. Sie stecken u])i die obere unri untere
Lippen in eine l^eihe eingebohrter Löcher zwey Zoll
lange schwarze Holzstückchen, um sich ein fürchter-
liches Ansehen zu geben , und erinnern an das Barbot
der südlicheren Völker. -
telbar zum obern Maranon, in dessen Umge-
bungen bis über den Einflufs des Napo- Stroms
der Missions -Provinz Mainas, von der zuerst
darin bekehften, ansehnlichen Nation dieses
Nahmens so benannt, Jesuitische Missionäre,
von Quito aus, lange mit Erfolge, auch für die
Kunde der Sprachverschiedenheit dieser Gegen-
den gewirkt haben. Geleitet von Ve^gl durch-
schreiten wir, den Lauf des Marai~©n von We-
sten nach Osten verfolgend, diesen ungeheuren
Raum, schliefsen Nachrichten von nördlich be-«-
nachbarten Völkern an, und überhaupt alles,
was sich aus Hervas''s auch von andern Jesuiti-
sclien Missionären entlehnten Angaben und eini-
gen anderen Quellen schöpfen läist.
I. Aguanos, Xeberos, .Ciitinanas, Chaya-
bitas, Muniches, Mainas, Aiidoas, Aya-
core, Paräiia, Encabellados, Quixiis,
Qiütus, Masteies, Yquitos, Gaes,
Piiiches, Urariuas, Yamaeos.
Am südlichen Ufer des Maranon zwischen
dem Einfalle des Ucayale und der \v'e8tlicheren
Guallaga wohnen die Cocama und Cocamilla,
von welchen am Ende dieses Abschnitts bey den
Oma^gua die Rede seyn v.ärd, und die im vori-
gen erwähnten Panos und Chamucuros, nähm-
lich die bekehrten, wie eben angeführt worden,
ist, dahin durch die Missionäre versetzt, obwohl
die letzteren schon ursprünglicher diesen Ge-
genden naher gewohnt haben sollen. Die Agua-
nos sind, wie Veigl bemerkt *), das einzige
0 A. a. 0. S. 57.
584
Ueberbleibsel von allen Völkern, welche vor-
mahls auf der Ostseite der Guallaga ihre Wohn-
plätze hatten , und haben ihre eigenthümliche
Sprache.
Auf der Westseite der Guallaga sind die Xe-
heros über die ganze Ebene ausgebreitet, welche
im Süden vom Paranapura- Flusse im Westen
von dem grofsen Gebirge begranzt, von mehre-
ren kleinen Flüssen, besonders der Aipena,
durchschnitten wird, und nördlich bis an den
Marauon reiclit. Sie sind am frühesten nach den
Mainas zum Christenthum übergegangen, imd
ihren Missionären und den Spaniern überhaupt
ununterbrochen treu geblieben. Ihre Sprache
ist nicht so unangenehm als die der Mainas, ob-
schon auch sie von zusammen stofsendenConso^
nanten , besonders dem gl und // strotzt.
Zweige dieser Nation und Sprache sind: die
Cutina?ms , die auch bey dem Samirie- Flusse an-
.retroffen worden sihd, die ebenfalls die nähm-
liche Sprache mit etwas verschiedener Mundart
redenden Paranapuras, die C/ioyabltas, ursprüng-
lich in den Bergen, aus welchen der Sillai-Flufs
hervor bricht, die sich für eine andere Nation
lialten, aber eine der der Xeberos so ähnliche
Sprache reden, dafs beyde sich unter einander
besprechen und verstehen könnet! , und die
Munic/ies , die zwar nicht sicher diesem Stamme
zugetheilt werden können, aber doch eine ähn-
liche Sprache, imd ihr Vaterland in dem Ge-
birge im Süden des Paranapnra- Flusses bis ge-
gen die sogenannte Landschaft Lamas haben *).
Bey Hervas **) hat die Xebera- oder Jebera-
*) Fe/g/a. a. O.S.35— 38.
««
) Catalogo d. L. c. S. 6
Sprache das Tiputhü und Tibilo zu Dialekten, die
Sprache der Muniche ist als Stammsprache be-
trachtet, und hat das Muchimo und Otanabe zu
Dialekten, und das Paranapuro ist, so wie das
Cahiiapauo^ welche Nation bey Veigl am Flusse
gleiches Nahmens der Marona gegen über
wohnt, und ihre eigenthümliche Sprache hat *),
als Dialekt der als Stammspraclie betrachteten
Ciiavavka ange^^eben.
Auf dem nördlichen Ufer des Maranon sind
nach den, am obern St. Jago- Flusse, in den
ihn umgebenden unwegsamen Gebirgen und
Thälern wohnenden Xibaros '^'■''') ^ einem kriege-
rischen, noch nicht für das Christenthum ge-^
wonnenen Volke, welches ohne Zweifel seine
eigne Sprache hat,_ obwohl diefs von Veigl nicht
ausdrücklich gesagt ist **'''), die westlichsten
der, durch eigenthümliche Sprachen ausgezeich-
neten \''ölker die Mamas ^ welche ihre frühesten
bekannten Wohnsitze von dem östlichen Ufer
des Moröna -Flusses an, über beyde Seiten der
uiedern Pastaza bis zu den Gegenden erstreckr-
ten, wo die beyden kleinen Flüsse, der Nucu-
rai und Chambira, iliren Ursprung nehmen,
zahlreich und kriegerisch waren, ilire Sprache
sey überaus rauh, und habe keine Verbindung
*) A. a. O. S. 42.
**) Auch bey diesen Nahmen ist x überall Spanisch
auszusprechen, also wie j oder eh.
***) Veigl a. a. O. S. 102. fF. Hervas aber im Catal.
d. L. c. S. 67. hat die Xibara unter der Liste der ver-
öcJüedenen Sprachen , und benierl^t S. 63., daf^ diese
Sprache voll von Spanischen Wörtern sey; im sech-
zehnten Jahrhundert hatte das Christenthum unter
dieüsr sehr verbreiteten Nation Eingang gehabt.
586'
mit irgend einer anderen *). Hervas hat das
V. U. der Cerros (d. i, Bergbewohner) di Mainas,
ohne eine genauere Angabe, ob diefs irgend
ein besonderer Dialekt der Sprache der M^inas
8ey, zu welcher er iüorigens das Chapo^ Coro-
nado ^ Humurano und Roaniabio als Dialekte rech-
net "'^). Die Roamninas setzt Veigl an dtn Pas-
taza - Flufs , vier Tagereisen oberhalb seines
Ausflusses, und nennt sie eine vormahls kriege-
rische und grausame Nation, die endlich durch
-die unermüdete Bemühung der Missionare in
Dörfer zusammen gebracht worden, aber so sehr
ausgestorben sey, dafs dermahlen von ihr nichts
als der Nähme übrig geblieben ''"''*).
Neben den am obern Guassäga- Flufs und zu
beyden Seiten der obern Marona angetroffenen
Muratas , welche mit den westwärts angränzen-
den erwähnten Xlbaros im besten V^ernelimen
stehen, und von deren, vielleicht an eine be-
nachbarte sich anschliefsenden Sprache niclits
ausdrücklich erwähnt ist, aufser dafs diese ganze
Völkerschaft wahrscheinlich zu den eben anzu-
führenden Andoas gehöre, hatten diese Andoas
ihr Vaterland am Fufse des gegen Norden lie-
genden Gebirges zwischen den Flüssen Morona
undPastaza, welche anfangs unbändig endlich
von den Missionären in ürdnuno; und Abhän-
*) Vdgl a. a. O. S. 29. u. 51.
**) Gatal. d. L. c. S.61, und Sagg. prat. S.64. Das
Humurano wird übrigens (Catal. S. 59.) als in der
Blission Pueblo novo im 4° S. Br. und d. 304° d. L.
geredet, angeführt.
**^0 A. a. O. S. 42. 43.
B^7,
gigkeit gebracht worden sind "■'). Uv-ber den
Andüas wohnen an beyden Ufern des obern Cu-
rarai (der östlich fliefsend in den Napo fallt),
die Ayacöre und die Parana^ beyde mit eigen-
thümlichen Muttersprachen und unbezvvun-
gen **). Die nördlicJicren \^ölker am obern
Napo-Strome reden mit geringer Verschieden-
heit in der Mundart eine einzige Spraclie, und
sind demnach, ob sie sich schon, nähmlich die
Abkhiras, Anguteres^ Cunc/iics, Ycahuates , Poya- ' \
guas, für verschiedene Völker halten, doch nur
verschiedene Z^veige einer ganzen Nation, wel-
cher die Spanier den Nahmen Encahellada zu ge-
ben pflegen *"■).
Noch nördlicher hatten die Ouixos und die
Qjntus, die eigentlichen Einwohn'er des König-
reichs Quito, welche von den Peruanern be-
zwungen, deren Sprache grofsen Theils, aber
in einem etwas abweichenden, S. 522. im V. Ab-
schnitte beri.ihrten Dialekte annahmen f), fer-
ner die Völker landeinwärts von dem Flafen
Manta eigenthiimliche Sprachen; und von den
Mas /des, Chorri ^ Pidnlumbiiy^ und Qiiillacingae^
welche an die im XI. Absclmitt abzulTandelnden
Gegenden von Popayan anstofsen, werden eine
Anzahl Ortsnahmen aus ihrer Sprache ange-
führt tt), die aber vielleicht in der Enduno-
*) Vdgl a. a. O. S. 47. Von den Murataa ist S. 49.
gebandelt.
**) Eben das. S. iii.
***) Vdgl a. a. O. S. 99.
f) Hervas im Catal. d. L. c. S.6^. sagt, dafg sie
bezwungen von den Bewohnern der Küste des Siul-
aiieeres, den Sdri^ deren Sprache, einen Dialekt der
Quichua, angenommen.
ff) J5e Laa Nov. Orb. S. 39.
58$
etwas durch das Spanische modificirt sind. Auck
gehören hierher noch die Cofane, die nach Her-
vas *) sehr zahlreich im lo' S. Br. und 301° 50'
d. L. vorzüglich sesshaft waren, und im XVI.
Jahrhunderte bekehrt, im Anfange des XVII.
alle abfielen.
Doch wir kehren zu den südlicheren Umge-
bungen des obern Napo zarück, wo die Yquiios
(deren Nahmenähnlichkeit mit den Quitus noch
^cein Beweis irgend eines Zusammenhanges ist,)
von dem südlichen Ufer des Curardi bis zu den-
Ursprüngen des Nanäi und Rioblanco (und bis
cremen das Land der nachher zu erwähnenden
Yamaeos), und im Westen bis an den obern Ti-
ger-Flufs wohnen: sie haben eine ganz beson-
dere Sprache. Westlich von ihnen hatten ihn
Vaterland in den obersten Gegenden des Tiger-
und Curarai- Flusses die jetzt ausgestorbenen
Gaes^ und die Ssemigads, Zweige Einer, von
andern ganz verschiedenen Nation, die also auch
durch ihre Sprache abgesondert seyn mufs; und
von dem südlichen Ufer des oberen Tiger- Flus-
ses bis zu der (bey den Andoas verlassenen) Pas-
taza, so wie in weiter gegen Osten gelegenen
W^äldern ist das Vaterland der Pmc/ies ; Zweige
dieser Nation sind die Arazas, Pavas , Uchpas,
Auch diese Nation hat, wie Veigl versichert *%
ihre eigenthümliche Sprache.
Verfolgen wir das südliche Ufer des Tiger-
Flusses abwärts bis zu den kleinen Bächen, aus
welchen die zwischen dem Tiger und der Pastaza
üiefsende Chambira entsteht : so sind wir im Vater-
*) Catal. d. L. c. S. 63.
♦*) A. a. O. S. 44. und über die vorherigen Volke»
8, S. 76. und 50.
5S9
lande der Urariras, welche auch ihre ganz be-
sondere Muttersprache haben *), und die Chan^-
bira entlang bis gegen und zu ihrem Einfall in
den Maranon theils gezogen, theils durch die
IVlissionäre versetzt worden sind.
Auf der Ostseite des Tiger-Flusses von sei-
nem Ausflasse an, auf beyden Seiten des untern
Nanaivvohnendiel7/77?^eo^,einehemahls sehr zahl-
reich es und srreitbaresVolk, welches in bestimmte
Zünfte abgetheilt ist ( deren eine Napeanos
heilst) , die jedoch immer in einer gewissen Mi-
schung bleiben, dafs sich niemahls Personen
Einer und eben derselben Zunft mit einander
verheirathen. Ihre Sprache ist eine der härte-
sten, weil sie, wie sich V^eigl ausdruckt: „die
Wörter sehr verzückt und unbegreiflich ausspre-
chen". Das V. U. als Probe wird hernach anae-
führt wenden. Zweige dieser Nation sind die
Ämaonos^ ferner die Massamaes an dem etwas
nördlicher ms rechte Ufer desNapo einfallenden
Massa-Flusse, welche sich blofs durch eine et-
was wenig verschiedene Mundart auszeichnen,
und, wie Veigl behaupten zu können glaubt,
auch die Cahuaches 2iui der Ostseite des Napo am
Maranon, welche den Yamaeos in Geberden
Bowohl als in der Sprache sehr ähnlich seyen,
ob sie wohl einander sehr hart und nur mit we-
nigen Worten verstehen *'^' j.
Das angeführte Verzeichnifs der Sprachen
3eyHervas *-**jtrifit im Wesentlichen mit obioen
*) Eben das. S. Gg.
**) A. a. O. S, 70 — 75. ,Auch Cnndamim (Relat.
le son voy. S. 72.) bestätigt dieses Unheil von der
\aubigkeit (rudesse) und Schwierigkeit der Yamea.
*") Catal. d. L. c. S. 61.
59^
genaueren Nachrichten überein, ordnet aber
die Sprachen zumTheil etwas anders. Nähmlick
der Andoa sind als Stammsprache mehrere Dia-
lekte zugetheilt (und darunter Sprachen, wel-
che Veigl als eigene betrachtet), als: das Araso,
Chudavmo^ Gae, Guazago , Murato , Pavo oder
PöÄo, Pinche, Simrgae und Bodonazo , und dem-
nächst ist d3S Si/nigae-Ciirarai, als eine beson-
dere Stammsprache mit ihren Dialekten: dem
An/zo ( einer blofs andern Schreibart des ersten
Dialektes der Andoa), Iginori , Nevo , Oa (wel-
che in der Mission: Puerto Napo, im 2° 30'
S. ßr. und dem 300° d. :L. gesprochen werde),
und dem Zaparro aufgeführt, obwohl deutlich
erhellet, dafs der Nähme Simigae- Curami nichts
anderes, als eine Zusammensetzung von Cura-
rai, dem erwähnten Flusse, der in den Napo
fällt, uwA Simigae isi^ also nur einen Zweig des
Ssimigae- Volks bezeichnen kann, dergleichen,
wie auch Veigl vermuthet, in Wäldern verbor-
gen seyn mögen. Von den Ihike (essoUolme
Zweifel heifsen Ikite) del tigre bemerkt Hervas,
dafs ihre Sprache von der der Ikita-Nanai ver-
schieden, und dafs mit jener die ausgestorbene
Eriieina verwandt gewesen sey*). Die erwähn-te
Ausdehnung des Gebiethes der Yquitos (von de-
nen jenes nur die Italienische Schreibart ist) be-
greift beyde genannte Flüsse. Ferner sind als
Stammsprachen aufgestellt: die Encabelloda mit
den Dialekten '*'*): Guajbyo^ Guencbyo , Neocbyo^
*) Catal. S. 63.
**) In den Missionen Trinitä c!i Capucui, S. N. di
Gesü, S. Micliele, und S. N. di Maria zwischen dem
1° go' bis zum 2° 20' S. Br. nnd dem 502 — 4" d. L.
werden nach S, 59. eben das. diese Sprachen geredet. ,
! - 591
\Zaparro ~odev Encabellado (im engeren Sinne,
;das Zaparro war auch schon bey dem vorher
|geh enden Stamme aufgeführt),- die Urarhm mit
den Dialekten i?ß/-^z/fl'o, Itucale (welches in der
Mission S. Saverio im 5° S. Br. und 303° d. L.,
die von einer andern Mission eben desselben
Nahmens zu unterscheiden ist, geredet werde)
}fayorimo und dem, nachmahls als ausgestorben
feenannten, Muslmo; die Yamea mit den Dia-
ekren: Amaono , Nahuapb, Napeano , Masamae,
und die Sucumbia mit den Dialekten Putumayo,
p/e, Zeokeyo, von welchen nichts weiter ag!
jagt ist, als*) dafs die Tete eine Völkerschaft am
■lapo nn Lande der Encabellados, m.it einem
em Omaguischen verwandten Dialekte sey,
Me^auch nachher bey den Omagua erwähnt
;erden wird, von welchen ersterer aber in die
K>ch östlicheren Gegenden des Putumayo ver-
fetzt, welcher bey den Portugiesen Iga heifst**).
!") Eben das. S. 6^.
**) Hertas hat aus den, von ihm gesannnelten
achnchten nocii folgende Sprachen als diesen von
mto aus betriebem-n Missionen zugehörig genannt.
Kl zwar als merklich von andern verschieden: die
mann Alabona, Ahunala, Choncha, Cutinana, Ica-
fau (die m der Mission S. Saverio im 2° 50' S. Br
;ncl3o4 1^0 d. L. gesprochen werde), Iluru, Maca-
'"•a. Pandaveke; als unbekannte: die Cane/a, Frasca.
^'la, Himuetoca, Iziba, Jamsrne, Mighiana, Napotoa,
.aratoa, Pama, Zapa; als ausgestorben aber: die
jrMa5,/j/zne (welche indessen such in der Mission Cum-
iza im 7 S Br. und 502° d. L. neben der auch so-
Jeich au^ufuhrenden Caacaosoa geredet aufeestellt
TVo ^^i^c^^l ^"^h ^" der Mission Michael del Porto
1 7 20 S. Br. und 502° 50' d. L.), die Archidona
Uelche also der Gegend von Archidona, einem Flek-
n im Sudosten von Quito, nahe dem obersten Napo
gehört), d.ie Atahuate, Atuara, Akore (s. oben die
69^
Sprach proben.
Hervas hat V. U. von der Sprache der Cerros
diMamasxmil von der Yamea, jene mit einigen
^venige^ Anmerkungen, beyde mit der Ueber-
setzung.
393-
M a i n a s.
Aii^ Hervas Saggio pratico , No. 9.
Vater unser seyend Himmel in
Papampoa ya-tiranso iiiapake;
Nähme dein vereint^ sey
Apuriiieu kema niucharinso - ni;
iv^^), Bhocuru, Calza-blanca, Coscoasoa , Eyeye.\
Ihanoma, Kirwina, Kilwita, Moülona oder Lamista.:^
Sin^atuchusca, Suchiciü, Ta6a/osa (wogegen eben das,^
S ?q erwähnt ist, dafs die Moülona oder Lamista in
den Missionen S. Regis und S. Croce di Lamas uii|
6° ^o' und 7° 10' S. Br. und 302° und 301° 5« d. LJ
in letzterer auch die Suchichi; und die Fab^^losa irj
einer Mission dieser. Nahmens im 7° 3« S. Br. unc;
^01° ^o' d. L. gesprochen werde), Umbuesa, Uspc
?wenn diefs nicht die als Zweig derPinches erwähnter
Uc^wa rausgesprochen: Uischpa] seyn sollen) unc
die Yapua In der (auch in den früheren Angabei
benutzten) Tabelle der Missionen von Maranon, La^
naas und dem Napo, und der darin geredeten Spra
rben rCataloff. S. 58- 59-) »in«^ "^ch angeführt: di.
i" /.; CÄna u'nd ^o'nc'.. alle drey in der M s.or
Concezioneim5^und5^4o'S.B.und3oi°und5o20 L
Endlich anfser diesen erhielt Hervas ( s . 1. Catal
d L c S 67.) ein Verzeichnifs von 117 Sprachen
welche ehemahls in den sieben Districten von Quito
Atacames, Gnayaquil, ^^^^^^^ ^^'"'^^^.^'''''^1
Ouixos gesprochen worden seyn sollen. (Die weniger
schon erwähnten schliefse ich in Klammern ein. D,
ihrer so wenige sind : so ist zu vermuthen , dals unte |
manchem dieser Nahmen eine andere, auch anders be?
nannte und schon erwähnte Völkerschaft gemeint sey
Da das Verzeichnifs die Nahmen blofs alphabetisch ai
595
deinen Himmd uns gib. '
K-ema inapa keyavei;
_dein wollen getLan «y sowie
:kema lovaiituranso leiiiiso - ni mompure
Himmel ia
ii.'apake
so ebciifaUs Erde auf auch
iiiapiipintiiiati isse - ke - nta
I Brot unser Tage alle
jCussaru - mpoa taveri rosa nanni
i uns gib jetzt
'ketuke ipure; ^
iieinander reiht , und von diesen Völkerschaften nichts
iweiter gesagt wird: so läfst sich daraus über ihren Auf-
eiithalt nicht urtheilen). Diese, demnach durch ihre
.verschiedenen Sprachen unterschiedenen Völkerschaf-
ten sind; die AbaUcoa, Acaneos, Ancutnes, AchuoaU
las, Apichiques, Anlas, (Aicores), Atacames , Ba.
4uaqnes Becavas , Cahusquits , Catuayes^-^Canaris , Ca-
nanbambus, CaniUoas , Caras, '-'Caranquis, Caraqves
Caxüs, Cayamhes, Cayampas, Chanchanes , Chanduves*
lhapanas,Chavelos,-Cherinas, ChiUos , Chimbos , CV/o-
u.s,Uiongones, Chotas , Chufias , Chwumas , Cinubos,
t..'irries),-Colimas, CollaguazoSy Colunches, Colorados,
^Umbes Coracaches, Cubigies , Cungies, ''Dauks,
i^s:7jcraldas, Gasuntos , Gayes (wohl die angeführten
--ues) Guacas; Huanoboyas , Huamotes , Huancaham-
>ao, Imacüs, Inuris , Ipapuisas, Iscuandees , Izapiles,
[^^goas, Langasies, Lapunaes , Machas , Manavis,
^^antas, Maspas, Mayaskeres, Mindos, ^ Miscuatas,
\locias, Mulahaloes, MuUiambatos , Nausas , Ogibas,
^tübalos, Pacamores, Pachanlicas, Panzaleos, Passaos
yhusemekts, Pezionses, Peguas , Pichunsis, Pimal
IS, Pimampaguases , Pimampitos, Plateros , PomaU
mas, Porianas, Puerhuayes, - Quilcas , (iOuitus\
luisnas, (Qma:os:), Sakisileis , Senos oder ZeTios, st
uanchis, SUos ^Succumbios) , Suyas, Tabacundas,
.acuagas, Tambas , Teoxucas , Tikasambis, Tixancs,
osaguas, ( Tungas), Tusas , Utcuxies, CXaguas\
^araguazas, Xuramax^s, iXibaros), Yacuales , Ya-
694
Schiiia unsere auch vergib uns so wie uns
Hucliampo-aiita anisuke mompupe campo^
audi beleidi-en die welche vergeben
auta aloyotupe saya - pita anisere.
wir auch
campo - aiita;
nicht fallen Versuchung in nicht lasse uns
Co apukesiie tentacioneke co anotakeve;
unter dessen befreyeuns aus das nicht gut was
Ina - kera ateeke cainpu kera co ioyave pita.
394.
cuarzengos, Tamkies , Yumbos, Yungas oder Tuncas.
Blüfs von letzteren und den Colorados ist gesagt, dals ,:
ihre Sixachen verwandt seyen, welche Notiz aber bey ,
der Unbestimmtheit des Peruanischen Nahmens: Yun- •,
ca wein<- hilft. Ein Theil der Colojados soll den
Beynahmen Angamarai fuhren, ein anderer Zwe^g an :
den Flüssen Toachi und Oninindi wohnen. A^^h bey |
De Laet sind kaum ein paar dieser unbekannten Nah-
inen zu finden (die Nahmen sind mit einem Sternchen
bezeichnet, die De Laet auch oder wo er wenigstens
einen vergleichbaren Ort hat; sie sind bey ihm bey
nahe sämmtlich zu Peru gerechnet). Manche von ih-
n^n mögen einzelne kleinere, erstorbene Zweige be-
zeichnen, von auch ganz erstorbenen Stämmen oder
noch bekanntere. Immer erhellet daraus die Menge
von Völkerschaften dieses Inneren vom obern bud-
Amerika. Mag unter diesen Sfirachen die eine oder,,
andere seyn, welche gleichsam ein Band zwischen der
Mossa und bald zu schildernden Maipura ausmachten. ,
— Uebrisens bemerkt Hertas (im Catal. d. L. c ö. du; ^
dafs die Missionäre i) Lucero , 2) Richter, 3) ir/z,
A^Zumilkn, ß-)Grebmer und6) Widman über manche von
den Sprachen dieses Abschnittes theils Grammatik, .'
theils Wörterbuch und Katechismen schriftlich aufsetz-
ten, vorzuglich 1) über die Paranapura, Cocama,
2) über die Campa, Pira, Cunlva , Comava, 5) viber
Omagua und Jebera, 5) über Omagud und Cocama, und
P. Lüzo über die Jurimagua.
S95.
.; 394.
Y a m e a.
Aus Hervas Saggio pratico^ No. 24.
Unser Vater Himmel seyend
Neike alieii arresiuma abecin;
alle Menschen sollen verehren deinen Nahmen
Termo atiahua renumucha lioe tanla;
uns bey
Habecia nei - niii;
wie ^ Himmel dein Wille sollen sie
Anto nein arresiuma hoe baceiada reuua-
tliun so aucli hier Erde auf
nanca naerrä iiio popo-nin;
und alle Tage unsre Speise gib
Minie termo pahoinlama nei amiziarä ain-
uns jetzt
tanei errama;
vergib uns unsre Schuld wie wir vergeben
Halajan nei nei hucliania tirra nei Iialayan
die sie beleidigen uns
lobua remorezio - nei;
nicht lasse uns fallea Schuld in
Lara hiamuerra nei han hucha - nen;
schlimmen Dingen von befreye uns.
Tairre ala ninzi harramale nei.
Einige AnmerkungeTi.
Dafs bey den Mainas mpoa hinten angehängt:
unser, bedeute, erhellet aus der Formel selbst,
eben so, dafs campo: wir, uns; und >^ß als An-
hang ebenfalls: uns, so wie dafs kema: dein, ist.
Papa ist: Vater, inapa Himmel, diefs bemerkt
Hervas auch ausdrücklich, so wie dafs ke hier
und nach /^^e Erde, die Präposition: in, be-
deute.
Mifhrid. in. PP
59Ö
Eben derselbe hat schon gefunden, dafs die
Oiiichua- Wörter muclia von mmhani verehren
mid hucha Schuld, in diese Sprache übergegan-
gen sind: jedoch bemerkt man an ersterem die
Endung inso-ni, welche ihm und dem folgen-
den lePimo - ni oemeinschaftlich ist, und worin
wahrscheinlich\^ine Form der lli. Person und
wohl des Passivs liegt; levanturanso zeigt fast
eben dieselbe Endung auch eines Verbum. _ ,
mompuye^ nachmahls wo;??/?;//?.": sowie, eines
von bevden ist offenbar falsche Schreibart.
Der Anhang nta^ womit ohne Zwellel das
folc^ende anta zu vergleichen ist, soll nach Her-
vas"": und, auch, bedeuten, ro^ß und nachher
pUa eine Art Artikel seyn, die: der, die, wel-
cher, ausdrucken.
Die übrigen Wörter sind nach der Ueber-
setzung bey Hervas gedeutet, eben so wie
in der , o-
.rö;??m- Formel, wo indessen der Smn von
ein paar Wörtern entweder Schwierigkeuen hat,
oder aus der nicht einzeln genug vertheilten
Uebersetzung nicht germg erhellet.
ncz bedeutet sowohl: unser, als: uns, wie
man diefs deuthch aus dem häuftgen Vorkom-
men ersieht, ob aber ke beym Anfange dazu ge-
höre, oder nicht, läfst sich nicht beurtheilen,
in der vierten und fünften Bitte ist von diesem
Anhange Z-e keine Spur; /zoe ist: dein.
Demnach ist die Uebersetzung der Wörter
der zweyten Bitte bey Hervas: habecia : venga-
a-noi, nei-nin: tuojuogo, ohne Zweifel falsch,
da nei-jun offenbar: uns zu, ausdruckt, sowie
nin nachmahls in der III. und ne7i in der VI. Bitte
steht, und die Begriffe dein Reich komme, oder
was nun davon ausgedruckt werden sollte, hegt
597
"in hnbecla, nur aber nicht das : dein, wenn nicht
//a, vielleicht aas Versehen so geschriebejj ihn
enthält.
termo: alle, kehrt wieder, und ist beyde
Mahle so übersetzt.
mucha ist auch hier, so wie nachmahls in der
V. und VI. Bitte hucha aus der Ouichua, aber
mit einer ganz andern Form als bey den Mainas,
nähmlich mit dem Vorsatze roiu, der sowolil flie-
ses Wort als das renuananca aiiszeiclmet, mwX
auch das remorezio der V. Bitte hat einen ähnli-
chen , vielleicht auch nur verschriebenen Vor-
satz : nach der Uebersetzung bey Hervas soll re-
immiidia: riveriscano, also in der Ili. Person be-
deuten, daher ich renuananca^ dort: facciamo
übersetzt, auch so genommen habe. '
2. O magna oder Homagua, Yunimagua,
Aissuaris, Yaliiia, Pevas, CahLimaris,
Ticüiia.
Eine sonst grofse und mächtige, merkwür-
dige Nation, welche die Phönicfer der neuen
Welt wegen ihrer Geschicklichkeit in ßefahrung
des Marahon und anderer Flüsse, und wecren
ihres Unternehmungsgeistes genannt wurde.
Noch bis vor einem Jahrhundert vor Condamine
hat sie allein die Inseln und Ufer des Maranon
in der Ausdehnung von ungefähr 200 Lieues un-
terhalb des Napo- Flusses besessen. P. Girval
setzt sie an die Ufer des Yapura -), (der so bey
den Portugiesen, bey den Spaniern Caqueta
heifst und zwischen dem Putumajo und Rio ne-
gro in den Marafion strömt). Wahrsdieinlich
*) Monatl. Corrosp. a. a. O. S. 465.
Pp 2
59cS
\var ein bedeutender Theil der zahlreichen Völ-
kerschaften, welche Orellana an den Ufern und
Inseln des Pvlarafiion fand, Omagua - Stämme *).
iNjocli jetzt befinden sich dergleichen dastlbst,
obwohl zwischen Pevas, der letzten Spanischen,
luid S. Paul, der ersten Portugiesischen Mission
jetzt keine Wohnungen irgend eines Volkes am
Ufer des grofsen Stromes angetroiitn werden.
Aber die Omagua galten nicht für die urspiüng-
lichen Bewohner dieser Gegenden, undConda-
iiiine findet es wahrscheinlich, dafs sie, vor den
sich i'ent setzenden Spaniern fliehend , einen der
Ströme herab gezogen sind, welche ihre Quel-
len in Neu- Granada haben. Dort wenig^stens
näher den Quellen eines dieser Flüsse lebe eine
Völkerschaft mit eben demselben Nahmen, die
sich eben so, wie jene Omagua am Marafion,
durch Bekleidung des Körpers vor andern Natio-
nen dieser Gegenden auszeichne **). Dagegen
sagten den Missionären die Omagua von Quito,
dafs der Stamm ihres Volks am Maranon zu su-
chen und dort die zahlreichsten Haufen seyen.
Bey dem Anblicke der Spanischen von Pizarro
abgesendeten Barken seyen sie in das Innere des
Maranon, an den Rio Negro und Tocantin, ge-
gen den Orinoko hin und in andere Gegenden
*) Bemerkenswerth ist wegen Orellana's Ang;a-
ben von vorgefundener Fayence auch die Geschick-
lichkeit der Omagua - Weiber in Verfertigung fester
Thongeschirre, die mit lebhaften Farben und Figu*
ren, auch schriftartigen Zügen bemahlt werden, s»
Veigl a. a. O. S. ßö- Da auch andere Völker am
Orinoko, jedes auf seine Weise, irdene Gsfäfse be-
reiten, s. Gilij a. a. O. T. II. S. 315 — ig.: so ist
klar, dafs diefs nicht erst von Europäern erlernt war.
**) Condamhie Relation de soh voyage S. 70.
599
von Neu- Granada geflohen *). Veigl end-
lich **) hält lür wahrbcheinlicher, dafs die
Omagua sammt den Cocama, die man zuerst am
Ucayale fand, von Süden her an den Maranoa
gekommen, wegen der grofsen Ähnlichkeit ih-
rer Sprache mit der Brasilianischen, und weil
man sogar in den Beschreibungen von Paraguay
viele in die Sprache der Omagua einschlagende
Wörter finde (welche aber eben aus jener Ähn-
lichkeit des Omaguiachen und Guaranischen,
zu welchem auch die Chiriguani in Paraguay
gehören, erklärlich sind, ohne eigentlich Oma-
guibche zu seyn). Sey die eine oder die andere
Gegend ihr ursprünglicher Sitz: weit verbreitet
ist die grofse Nation nördlich und südlich; eine
bedeutende Anzahl anderer Völkerschaften be-
greift *sie, welche schon durch ihren Nahmen
an die Omagua angeschlossen werden. Zer-
streut in Neu- Granada und über die Ebenen des
Orinoko um den 9- N. Br. und den 314° d. L.,
so wie in der Provinz Venezuela im 10° N. Bj.
und den 305° d. L. hat man die Agim gefunden,
eine zahlreiche Bevölkerung von dieser Nation
im Innern im 4° S, Br. und 305° d. L. , so wie
am Flusse Yurum oder Yurua (der von Süden
her in den Marai^on, zwischen dem Einfall des
Pulumajo und Yapura von Norden, einströmt),
sich dieselbe Nation Yurimagua nennen soll; die
Omagua am Guaviäri nennen sich Enägua •••'^*).
') Catalog. d. L. c. S. 63. Not.
") A. a!o. S. 79.
'*•) S. Gilij im Sagglo di Stör. Americ. T. I.
S. 157. In einem Briefe Gilij's, der in Huvas's Ca-
talogo d. L. S. 65, in d. Note anoefiihrt ist, wird
bemerkt, dafö die nach seiner Abreise aia Orinoko
Diese Nahmensähnlichkeit scheint recht
deutlich darauf zu leiten, dafs A^-yua der Haupt-
laut dieser Nahmen verwandter Stämme sey *).
Der Nähme Omagua soll nach den übereintret-
fenden Naclirichten der Männer, welche diese
Gegenden besucht haben: Plattkopf, bedeuten,
und von dem Qiiichua- Worte i/ma Kopf kom-
men, weil sie den Kopf neugeborner Kinder
zwischen zwey Bretern zusammen pressen; und
dadurch ihre Köpfe eine solche Gestalt bekom-
men, daher die Omagua auch bey den Portu-
giesen von Paraden ebendasselbe in der Brasi-
lischen Sprache bedeutenden Nahmen Cambevas
führen ■•"'). Wenn P. Camano aber nun das von
om-agua dann übrig bleibende <7^wa oder ahua
von dem Omagua- Worte ava: Mensch, ablei-
tet: so würde, voraus gesetzt, dafs dieses ava
bey den Omagua wirklich ähnlich dem o/iua ge-
sprochen werde (im Guaranischen lautet es:
gefundenen Pnraguana eben dieses Staunues seyen.
— Indessen der wohlunterrichtete Veigl (a. a. O.
S. 54.) niiujut, wie auch am Ende dieses Abschnitts
erwalint werden wird, die Yurumagua fiir eine be-
sondere Nation mit einer besonderen sehr rauhen
Sprache. Ob sie dessen uno;eachtet nicht mit jenen
verwandt sey, läfst sich delshalb nicht entscheiden.
• — Uebrigens ist Achua der Nähme einer Palme, von
deren Asten aus ilen äufsersten ganz dünnen Häut-
chen eine Art Tuch gewebt wird: Cachivango ge-
nannt.
*) Vielleicht dafs auch die Pavagua am Paraguay
(Abschn. IV. S. 4880 "nd die Aclmgua am Orinoko
(Abschn. ^ III.) hierher gehören, von denen diefs nicht
.behauptet ist, und die Vergleichnng der Sprachen al-
lein eine solche Behauptung sichern würde.
**) Condamim a. a. O. S. 72. P. Camano in
Hervas's Catalogo S. 65.
. 6öi
al/a), dieser Nähme eines Volkes, dafs es sich:
Männer, nennt, zwar seJir angemessen und
ähnlichen Arten der Benennung bey andern Völ-
kern analog seyn: aber nur das Quichua-Wort
dann kaum als vorcresetzte Unterscheidung pas-
sen, zumalil es nicht einmahl den Begriff der
Plattheit des Kopfes aussagt, sondern vielleicht
eben so, wie die anderen Vorsätze von anderen,
zum Theil örtlichen Veranlassungen herrühren,
P Aciiaa wollte das Ouichua-Wort c/ii^a: aufser-
haib, vergleichen, weil sie auTserhalb der Pro-
vinz Mamas wohnen; dann würden aber sclnver-
lieh diese Völkerschaften selbst sich einen damit
zusammen gesetzten Nahmen beylegen.
P. Vclasco war der Meinung, dafs alle die
Zweige der Nationen, welche in Neu-Granada
imd anderen Gegenden nördlich und südlich
vom Maranon zerstreut, imd an 1500 Leghen
von einander entfernt leben , und mit dem Gua-
ranischen oder der Omagua verwandte Dialekte
reden, von den Omagua herkommen *). Aus-
drücklich aber wird die Verbindung mit diesen
erwähnt von den Cocama am Ucayale , die zwölf
Tagereisen von seiner Mündung angetroffen
wurden, von den Yete am Napo und von dea
sehr viel östlicheren Tocantm am Flufse gleiche».
Nahmens, der in den Para fällt. Die Sprache
der Cocama hat wiederum zwey Dialekte neben
sich, den Cocamillo und Huel^o. Nach einer Be-
*) Ob auch die vallis, wie Omaguacarum, die
besonders reich an wollenen Kleidern und mit Pe-
Tuvianischen Schafen im Ueberflusse versehen, weit
südlicher und näher der Provinz Tukutuan gefun^
den wurden, wie d^ Laet a. a. O. S. 550. anführt,
lih rii^:;r o:ehören , läfft sieb nicht bestimmen. Axc
eben das. S. 554. wird Omeguaza erwäiint.
602
meikung, bey der oben erwähnten handscbrift-
lichen Guarani- Grammatik und auch bey Her-
vas '■') versicherte P. Ullauci, welcher mit den Co-
cam.a im Dorfe de Laguna, dem Hauptorte der
Mission de Mainas, verkehrt hatte, dafs diese
Cocama am Ucayale mit wenigen Eigenrhiim-
lichkeiten Omaguaisch spreclien, Eben diefs
versichert Veigl, und dafs die Cocamilla ganz
eben derselbe Stamm seyen, und ihren IMahmen
daher haben, weil sie an einem kleinen, jene
an einem grof->en See wohnten **). Hervas
schliefst eben daselbst aus einer Änfsernng des
P. Rüdriguez, dafs die vom Ucayale 1680 in die
Wälder fliehenden Eingebornen ihrem Missio-
när P. Lucero zuriefen: caquire tanu Papo ., ca-
quere ura Dio ica totanace^ ^welches bedeutet:
uomo coraggioso a Dio che ti dia longa vita,)
dafs diefs Völker von diesem Stamme gewesen
seyen, da nach dem Guarani- Wörterbuche des
P. Ruiz: papa V'dter, z/ra gehen, /co Leben, und
in der Omagua: tanu: unser, bedeute. Von
den Yete wissen wir nur, dafs sie am Napo im
Lande Encabellados wohnen sollen. Die To-
cantin wohnen am Flusse Tocantin im 5° S. Br.
inid 325° d. L, Man bemerkt jenen Elufs deut-
lich auf Condamine's Karte. Hervas hat diese
Tocantin bey seinen Nachrichten von der Gua-
rani-Sprache zu dieser, und zwar zu dem Dia-
lekte der Tupi gerechnet, erinnert aber selbst,
dafs sie vielleicht eine andere Sprache als die
Tupi reden, „weil sie sich merklich der Oma-
gua nähere." Vielleicht dafs sie ein Gemisch
*) Catalo>^o d. L. S. 65. Not.
**) A. a. 0. S. 58 — 60.
6o5
von den zvvey, hier an einander stofsenden, ur-
sprüngli.ch auch verwandten Sprachen reden.
Und so biethet sich hier der schicklichste
Platz zum Uebergange zu Bemerkungen über
die Ähnlichkeit des Guaranischen mit der Oma-
gua dar, wovon schon oben bey ersterem hin-
gewiesen worden ist.
Die Anzahl der Wörter beyder Sprachen,'
welche eine auffallende Ähnlichkeit haben *^,
ist ansehnlich, z. B.
Omagua.
Guarani.
Tupi.
Brasilia,
uisch.
Baum
ehuera
ibirai.
Wind
ehuttu
ibitü
ybitü
ubtii.
Waid
Cava
cad
caga
caguessa.
Stein
itä
itä
• •
ita.
Herr
yara
yara
Löwe
yahuarahu.
assu
yaguati
Hund
yahuara
ijaguä
Vogel
huera
guirä
gi^rä. ,
Thier
mia
mimbä
Fleisch
zu
£00
Re^en
amana
ama . ngi
Ru'äer
yapucuita
igapicuitä
Zalin
dai (od. sai)
täi
tanha
tanActo
Brust
putia
potia.
Selmlter
yatucitpi
atucupä
Cucupk
Mund
yuru
yuru
puru
Bein
sotema
tjma
...
tetuman.
Haus
uca
"■?
oca.
Strafse
hoch od.
pe
pe
pat
pae.
über
ehuatc
ibitu
ybitü
ubtü.
Saatfeld
cu
cog.
Tabak
petema
pety.
. *) Mehrere derselben sind auch in Heivas's
Orig., form., mec. ed. armon. d. L. S. 73. 79 , im
Catal. d. L. c. S. 24. zusammen gestellt, andere bey
GWj in dessen Wörterverzeichnisse. Ersterer bemerkt
Übrigens (im Catai. d. L. c. S, 64.: das Guaranische
6o4
Neben solchen Ähnlichkeiten darf auch das
Guaranische/?/ö; Herz*) mit dem gleichbedeu-
tenden Omagua- Worte ya verglichen werden,
da das angeführte /)///•// und^wm; Mund, dafür
die Analogie gewährt. Aufser diesen Wörfern
sind die Ausdrücke der Omagua für: Mensch^
EJiewann, Weib ^ So/m, wie ihn Männer, und
•wie ihn Weiber nennen '••••'), Sonne, Moud,
Tag, Feuer, Nase, Hand, und das Z,ihlwort:
zwey, sämmtlich sehr ähnlich den ßezeiqh-
Tiungen dieser Begriffe in den Sprachen des
Guaranischen Stammes.
Unwidersprechlich ist ein näheres Veihält-
nifs dieser Sprachen und der grofsen Guarani-
schen Nation: ihr zur Seite steht ein Neben-
stamm in der Nation der Omagua, welche als
die zahlreichste im nördlicheren Süd -Amerika
betrachtet wird. Vielleicht dafs beyde ursprüng-
scheine das ältere zu seyn , weil darin Ein mit ver-
sdiiedeneni Accent ausgesprochener Laut eben so
vieleriey Bedeutungen habe, welches in der Omagua
nicht so der Fall sey. — Einige wenige Ähnlichkei-
ten der Omagua mit der Quichua können hier ihren
Platz finden:
Mutter Kind Wasser
Omagua mama huahua uni
Quichua mama huahua unu
Anch die Biene mapa mama d. i. Honig - Mutter,
führt GiHj T. III. S. 57o- a's ähnlich mit der Qui-
chua an, wo aber mis'kt Honig bedeutet, und jene
Ähnlichkeit sich auf den nichts beweisenden Natur-
laut: mama, zu beschränken scheint.
*) Gili] hat indessen mhm, Hervas neben je-
nem auch peavg.
**) Zwischen deren Ausdriicken also auch hier
Unterschiede Statt finden, die in unsern Hiilfsiuit-
ttln nicht genauer erörtert sind.
6o5
lieh von Einer Wurzel" ausgingen, für blofse
Folge des Verkehrs möchte das Zusammentref-
fen der Bezeichnung sehr verschiedenartiger ße-
grifle kaum zu halten seyn.
Aber die Omagua für einen Neben -Dialekt
der Dialekte der Guaranischen Sprache zu er-
klaren-), dagegen stellt sich das Zeugnifs Con-
thirnints, der ausdrücklich versichert, dafs die
Sprache der Omagua sehr sanft und leicht aus-
zusprechen und selbst zu erlernen sey, und kei-
nen Zusammenhang (rapport) weder mit der
Peruanischen noch mit der Brasilianischen habe,
wovon die eine über, die andere unter dem
Lande der Omagua die Ufer des Maranon ent-
lang gesprochen werde *"'). Also wenigstens der
Eindruck des Ganzen der beyden Sprachen
mulste bey diesem ausgezeichneten Beobachter
von der Art seyn, dafs das Brasilianische und
die Omagua als zwey gänzlich verschiedene
Sprachen erschienen.
Dafs die Grammatik der Guaranischen- und
der Omagua-Sprache so gut als völlig verschie-
den sind, ist schon oben bemerkt worden, nur
ein paar Ähnlichkeiten haben sich auffinden
lassen, nähmhch dafs in der Guarani- Sprache
*) Am wenigsten Rücksicht verdient die Behaup-
tung bey Rervas im Sagg. prat. S. 94; dafs die Oma-
gua ein durch Worte aus der Ouichua und dem Karai-
bischen verdorbenes Guaranisch sey, denn davon ist
weder in deui Karaibischen Wörterschatze, noch in
den Formen eine Spur bemerklich, und die wenigen
angeführten Ähnlichkeiten der Ouichua sind fiir sich,
erklärlich genug Hey der Nähi des Gebiethes beyder
Sprachen; ein solches Urtheil auch nur eii.iaer Ma-
Isen zu begründen , sind sie keineswegs tauglich.
**) A. a. O. S. 72,
6o6
der Dativ upe ^ m der Omagua neben maera^indi
siipe zur Endung hat, und dafs das Pronomen
• der 2ten Plural- Person im Guaranischen /?et in-
der Omagua epe lautet. Uebrigens hat keine
von den angegebenen Formen irgend einen Zu-
sammenhang, wie der folgende grammatische
Charakter dieser Spraclien zeigen wird, und wir
konnten defswegen eben so wenig die Omagua
zu dem Guarani- Stamme rechnen, als z. B. das
Persische zum Deutschen, ob letztere wohl of-
fenbarer verwandt sind,
i
Grammatischer Charakter der Omagua-\
Sprache^ l
1. Die Substantive haben keine Bezeichnung
des Genus, aber wohl des Numerus und des Ca-
sus. Den Plural druckt die Endung caiia au8'=),\
der Genitiv ist dadurch ausgezeichnet, dafe er.
im.mer vor dem ihn regierenden Substantive
steht, der Dativ durch die Endungen moera oder
supe^ der Ablativ durch die Endungen cale und
sue^ jene für: in, diese für: von.
2. Abgeleitete Substantive für den Ort, wo
sich etwas befindet, oder überhaupt das, worin
etwas enthalten ist, bilden sich durch die En-
dungen zhirii oder topa. Adjective werden zu
Substantiven, indem mai a.n sie angehängt wird.
3. Die Adjective haben keine Comparation,
jedoch wird dadurch, dafs see oder stemai^ wel-
ches eigentlich: süfs, bedeutet, oder tira hm-
ten an die Adjective gehängt wird, eine Art Su-
perlativ ausgedruckt,
4 Die Personal- Pronomen sind: ta oder ü:
ich, ere: du, cuiguiara oder cuJgi/iarea: er, fano
') Die Quichua hat cu/ia zur riurxil.li.rulung.
6o:7
oder yejine wir, epe oder epecana ihr, culguiara-
cana oder cuiguiarana: sie. Sie haben die er-
wähnten Casus- Endungen, und sie dienen auch
zu Possessiven, indem sie als solche geradehin
vor die Substantive gesetzt werden.
5. Die Conjugation ist sehr einfach. Der
Wurzellaut des Verbum ist dessen Infinitiv und
mit vorgesetzten Personal - Pronomen das Prä-
sens. Im Praeteritum wird avi noch vor das
Pronomen, im Futurum ß/z/ hinter den Verbai-
Laut gesetzt.
6. Der Conjunctiv hat mia hinter dem Ver-
bal-Laute, der Imperativ in derll.Pers.;/« hinten
am Worte, in der lil. : tenera vorn. Zum Aus-
drucke des Particip wird im Präsens mm^ im
Präteritum tara hinten angehängt, durch An-
hängung des ta aber ein Passiv-Particip gebil-
det. Wenn hinten an den Infinitiv Partikeln
angehängt werden: so dient diefs zum Ausdrucke
des Gerundium, und auch die Personal -Prono-
men können vorn dabey stehen.
.^ 7. Wenn ca hinten an die Verben gehängt
A^'ird: so bezeichnet diefs die wechselseitige
Handlung; wenn tu zu einem Nennworte g'e-
setzt ist: so entstehen daraus Verben mit der
Bedeutung; dazu machen, was das Nennwort
aussagt.
Sprach proben.
Das V. U. hat Hervas^ und zwar eine bey
den Omagua im Reiche von Quito aufgenom-
mene Formel, eben derselbe andere Wörter im
■Vocab. poligl. und die Zahlwörter in der Arit-
met. d. n. S. 96, Gilifs Omagoisches Wörter-
verzeichnifs steht a. a. O. T. lil. S. 371 73.
Beyde folgen den Angaben des P. Camano, Gi-
6o8
lij auch, wie er ausdrücklich bemerkt, der Spa-
nischen Orthographie desselben. Die Abwei-
chungen beyllervas sind zu geringe, als dafs sie
im nachfolgenden Wörterverzeichnifs eine be-
sondere Stelle erhalten dürften.
' 395-
O m a g u i s c h.
Ans Hervas Sagg. prat. S. 98.
Unser Vater liolieni Wohnplatz in
Tariu papa ehuatirami cate yuri timcui
dein Nähme sey gehenedeit
Ene sciia tenera muchamura
dein grofser Wohiiplatz korame uns
Ene nuamai ritama teneruri tanu in
dein Wille sey erfüllt wie
]Lne putari tenera yahuckemura maerama-
hohem Wohnplatz in wie
nia ehuatemai ritama cate maerai
auch diesem niedern Wohiiplatz in
veranu aikiara tuyuca ritama cate
auch
veranu;
unsere Speise gib jetzt uns
Tanu eocmai neyume icume tanu supe;
begnadige uns unsere schlechten (Thaten) w
Tenepatatanu tanu eraecmamaicana mae-
auch wir begnadi^ien unsere
ramania tanu tenepeta tanu sa-
Feiiidc
huayaiacana;
609
. nicht lasse uns fallen
Eiiaiiie neischari taiiu ucucui niaca
sclilechtes
eraeciiiaiiiai;
l^ö-'-'Hi von befreye uns
Ayaisimarae siii nimimuy epetatanu.
c
Einige Anmerkungen.
Tanw. unser, und: uns, in der Grammatik:
tano^ u und o sind in mehreren dieser Sprachen,
nahaienrlich in der Quichua so gut als Em Laut).
EnexhX: dein, und: du.
euaie bedeutet: hoch, cate ist Endung des
Ablativs für; in; ritama^ welches in der II. und
[III. Bitte vorkömmt, wird in der bey Hervas
|bcygefügten Uebersetzung überall: citta, ge-
deutet, ich habe das aligemeinere; Wo'hnplatz,
gewählt, weil die gröfsere Allgemeinheit den
unbcbtimmteren Begriff solcher Völker von
einem solchen Gegenstände eher einschlieibi,
und vermuthe, dals in dem e/iZ/ö/Zrc/??/ eben das-
selbe Wort auch lieat.
o
, tenera ist in der Grammatik als vorzusetzende
Form der III. Person des Imperativs angegeben,
und diefs pafst ganz zu dieser Stelle und dem
folgenden tenerari^ tenera yahuckemiira; mucha-
'mura ist übersetzt: felice, aber natürlicher ist,
Jan das Quichua - Wort /tzwc/za;?/ verehren, zu
denken , ni nmra könnte eine Modification jenes
Begriffs liegen, wahrscheinlicher aber ist es die
Passiv -Form, da eben dieselbe hcy yahucke-
mura passend ist.
maera mufs in Verbindung mit /nc;?/« oder
mit W/W?//; auch, bedeuten: so, wie, denn es
kommt drey Mahl so vor (ein Mahl ist: maerai
> 10
geschrieben); nach der Grammatik sind maera
und das nachmahls bey tcmu supe vorkommende j
supe Endungen des Dativs, und so mag in der
VII. Bitte bey ayaislmarae die ganz ähnliche En-
dung zu nehmen seyn.
eo bedeutet: essen, und wa/ macht derglei-
chen Attributive' zu Substantiven der Abstracta,
also eocmai, das was gegessen wird.
veyume bey Hervas: da-a-noi, übersetzt, hat
schwerlich dieses Pronomen in sich, denn das:
a noi, ist durch: tanu supe ausgedruckt. Der
Imperativ lautet nach der Grammatik von iisu
gehen: usiiyaene^ und man könnte vermuthen,
da fö es vielleicht: Azej/öe/ze heifsen solle, indessen
auch bey dem folgenden
ienepata (in dem zweyten Satze steht, das eine
Mahl aus Versehen: tenepeta) ist kein weiteres
Zeichen des Imperativs, und eben so wenig bey
den Imperativen der letzten Bitten. Die Perso-
nen, wie hier die erste, stehen übrigens immer
ohne weitere auszeichnende Form, als dafs das
Personal- Pronomen vorgesetzt wird.
Bey eraecmamakana ist cana die Plural - En-
dung (in der VI. Bitte steht der Singular), mai
aber die erwähnte Form der zu Substantiven ge-
wordenen Attributive oder Participien.
ayahimarae sid. In der Grammatik kommt
als ßeyspiel vor: Dios yomuera aiaije mai cana
supe: Gott zürnt auf die Bösen, welches zugleich
die Art der Stellung dieser Zusätze zeigt, in
diesem aiaiye mag das nur anders geschriebene
V^^ort liegen, wodurch hier: Böses, ausgedruckt
wird: bey Hervas ist übersetzt: avversitä; sui
ist auch eine andere Schreibart der Prae(post)-
position: von.
Ändert
6u
Andere
Wör
ter
nach
Gilij.
Gott
Dios.
Tochter
taira.
Himmel
ehuat&mai ritama.
Kopf
yacae.
Erde
tujuca.
Auge
sfissa zaicana.
Wasser
um'.
Csßssa ist: Ge-
Feuer
tata.
sicht.)
Sonne
huarassi.
Ohr
nami.
Mond
yase.
Nase
t'i.
Mensch
Mann
ava.
mena.
Zunge
(bey Hervas)j cw-
muerm.
Weib
Sprache der Männer :
fiand
pua.
p^'eta.
huarassi.
huaina.
Fufs
Sprache der Weiber :
Tag
cunia.
Kind
huahua.
Vater
Mutter
papa.
mama.
Zahlwörter
Solin
Sprache der Männer :
nac
h H e r V a si
teagra.
Sprache der Weiber :
1.
2.
uyepe.
mucüica.
memuera.
3.
iriiaca.
Die Aissuaris.^ so wie die Yuruma^iia, wur-
den durch die beständigen Einfalle der Portugie-
sen von Para aus, da sie bis dahin beyde, so
viel man weifs, ihre Wohnsitze noch östlich von
der Provinz Omaguas, die Aissuari am Putumajo
hatten, sehr beunruhigt. Beyde Völkerschaften
hatten sich, als P. Sam. Friz mit unermüdlichem
Eifer in jener weitläufigen Provinz Omaguas
Missionen errichtete, willig an sie angeschlos-
sen, und unvermögend, jenen Anfällen zu wi-
derstehen , und ohne Hülfe von Spanien , mufs-
ten sie ihrem Vaterlande entweichen und fan-
den erst an der Guallaga Ruhe, ein Theil der
Yurumagua muftte auch in der Gewalt der Por-
tugiesen bleiben. Ob die Sprache beyder Na-
tionen verschieden gewesen , weifs Veigl -)
nicht zu bestimmen, Hervas hat in den ange-
*) A. a. O. S. 54..
Mithrid. HI.
Qh
6ia
führten Verzeichnissen jede besonders aufge-
stellt Veifl die der Yurumagua sehr rauh ge-
nannt. Die Yahuas, gröfsten Theils unbelcehrt,
die Pevas, von denen der erwähnte Missions-
Ort den Nahmen Rihrt, ohne mehr Individuen
dieser unbändigen Nation zu besitzen, haben
iede ihre eigenthümliche Sprache, auch die Ca-
humans sollen sie haben, obwohl Veigl nicht zu
entscheiden wagt, ob ihre Sprache mit einer der
beyden eben genannten in gar nichts uoerem
komme. Die obersten Gegenden des Huereri-
Flusses sind der Yahuas, die der Schiquitta der
Pevas Vaterland. Beyde, besonders letztere,
zeichnen sich durch Bereitung eines merkwurdi-
<Ten Pflanzengiftes aus. Girval nennt die es be-
seitende Nation amPutumajo: Yuri Die Ti-
CLirm, von den Portugiesen Oiiunana genannt,
sind die östhchste, von den Spanischen Missio-
nären zur Provinz Mainas gerechnete Nation am
Putumajo, auch mit einer eigenen Sprache *).
Die Völker noch östlicher am niederem M3l- |
rai~on sind weniger bekannt, von den Portugie-
sischen Missionären ist nur wenig an uns ge-
langt, wie schon im II. Abschnitte erwähnt wor- ,
den Omagua indessen erstrecken sich weiter |
nach Osten, und da sie auch in nördlicheren >
Gegenden sich befinden, so bilden sie einen
Uebergang zu diesen.
*), S. üb'er diese Völkerschcfien Vc.igl a. a. O.
S gQ — Q-7. Hervns im Catalogo d. Linp;. c. S. 63.
nennt die Ticuna und die Sprache der Pevas vei-
wandt.
ÖI3
VIII. Länder zwischen dem pJo
negro und dem obern Ori-
noko
^ " :'.0
Von der beträclitlichen Anzahl von Völker-
schaften, welche zwischen dem Rio neo^ro und
dem obern Orinoko wohnen mögen '•'*), wie
sich auch aus den, bey weitem nicht genua Se-
stimmten Angaben der Völkerliste bey t-! j
•) Die am Tuo ne2:ro wohnen<1en Eingebornen
nennen ihn Guaida. Die AnAohner des obern Ori-
noko nennen dres<?n Pa''äv<, (solife (hVfs «1.^,1 2u-
«aniiuenhaiig mit pa-'va haben, wonu't die ßra'^i]ia-
11er «las iVJeer, und sie nnd die Hmnugua auch gro-
fse Flüsse benennen?), die Ottoniaken' joi-o apun'ira
d, i grofen Hüls, die i ainanak.Mi nnd Kariben:
Oiln'icii. (C. Oll an dt in der Nai hrirbt von Sunninie
schreibe: die O/a-oie.) Uebiioens lauft der Orinoko
bis zum Eintritte des Guaviare längs dem siidliclien
UFer des Gebirges Jarinie. Jener Eintritt des (ma-
viare nnd A abupo nöthigt den Strouj , sich plör^-
lirh gegen Norden zu wenden, er durchbricht einen
Tlieil der LTebirg^kette selbst, wo dann die groT'^en
Wasserralle vorkommen, von dem Eintritte des Apure
aber verlaTst der Strom die Granit - Kette , geo^en
Osten oeri htet «cbeidet er bis zum Ocean bin ^ie
undurchdringlichen Wälder der Guayana von den
Grasfluren. Siehe Humbuldt's Ansichten der Natur
S. £97 u, 501.
**) Einer der neuesten Reisenden in -^üd- Ame-
rika Depons in s. Voyage d. l'Atuer. merid. T. L
_Ch. IV. (S. 21/4. d. En^l. Liebersetz.) führt aus, dafs
im Südwesten von Guiana unterhalb des Wasserfalls
von Ature zwischen den Quellen des Orinoko und
dem Maranon die meisten un bekehrten .'.merikaner
wohnen, zuf/ie.ien, sich im Besitz ihrer WohupL^tze
zu erlialten, und nicht gefährlich den Europäischen
Besitzungen.
Qq 2
6i4
schliefsen läfst, sind uns einige auch durch ihre
Sprachen bekannt und merkwürdig.
I. Die Maipuren
reichen von dereinen Seite schon betrachteten
südlichen, auf der andern nördlichen Völker-
schaften die Hand. Sie wohnen von 55 bis
f,o .0' nördl. Br. , ziehen aber auch am l^^o "e-;
Sro, Marailon und Obern Orinoko herum. Mis-
sions-Oerter, von dieser Nation bewohnt, sind
z. B. unweit des grofsen Wasserfalles der Aturi,
die dort mit jenen zusammen wohnen *), am
Veiitituäri, auf der rechten Seite des Orinoko,
wo auch Meepüri sind. Ihre Sprache schliefst^
eine grofse Anzahl von Völkerschaften an diesen.
Flüssen an einander, wie Gilij berichtet dem,
wir die Kunde von dieser Sprache vornehmlich
danken, ernennt ausdrücklich die Sprachen der
Amne, Meefmre, Cavere, Parene, Gmpuna.e Onr-
üpa als Dialekte des Maipurischen =--). Unter
*) GUij Sagg. di Storia Am. T. I. S. 14. 35- -- 1
Die Bemerkungen über die Sprachen am Orinoko, 1
welche dieses Werk enthält, sind zwar f^^^.^H^^'^ .|
schienen in von Murfs Reisen em.ger Missu^na^ien
der Gesellsch. Jesu in Amerika, S- 3^5 - 45o ' ^^;^
es sollen einige Verbesserungen ^^^ 7J^^^^\^^ ^J^/
wähnten Ab. Vdgl hinzu gekommen seyn , v^dche,
wenn sie nur auszusondern waren, gewifs bemei- ,
rLnswerth seyn würden; - allein ]-"« Uebei^et^ung ,
ist oft so nnbegreiflich fehleri.aft, dafs n^^n mcht
selten das Original kaum darin wieder erkennt. IsC
sie nun gleich in Ermangelung des Originals em
xiützlicher BebelE, so kann doch in den folgenden
Bemerkungen nicht auf sie ^^vickskht genommen
werden. Auch fehlen die vergleichenden Wortei-
verzeichnisse , die Gilij hat. t- m q m-
•M G/7iy Saagio di Storia Americana. i. 111. .*5. -03.
Avani und Chinupi wohnen, am kleinen Flusse Au-
6i5
diesen Nationen werden die Cavere oder Cabres
als die bedeutendste von denen betrachtet,
durch deren Vertreibung die Karaiben sich ih-
res grofsen Gebiethes bemächtigt haben *), und
Nationen vom JMaipurischen Stamme reichten
also weit über Süd- Amerika bis gegen die Küste
des Atlantischen Oceans vom obern Orinoko
hin, wohin die Cabres, die auch Gumilla als
sehr zahlreich schildert (er nennt sie Caber-
res **)), gesetzt werden. An diesem obern Ori-
noko sind die Guipiinavi eben solche Eroberer
als die Karaiben am niedern, und diese Guipu-
naven haben mehr regelmäfsige Anordnung in
ihren öffentlichen Angelegenheiten und ihrer
Kriegführung, als andere dortige Nationen,
auch Befestigungen ihrer Wohnplätze. Sie, die
Cabres und Pareni waren, zu Giiij's Zeit wenig-
stens noch, dem Gebrauche des Menschen-
ileisch-Essens ergeben, zuweilen auch Avanen,
Maipuren ( und Karaiben). Aufser dem gehör-
ten die Guipunaven unter die achtbarsten Natio-
nen, die sich in jedem Verhältnifs ähnrieh den
Europäern zu benehmen v»^issen ***). Uebrigen»
schlägt Gili] die Anzahl der noch übrigen Caveri
väna , der auf der rechten Seite in die Tipapa fällt
(die selbst auf der rechten Seite des Orinoko sich
mit diesem vereinigt) s. eben das. T. I. S. 36.
•) V. Humboldt Essai politique de la nouvelle
Espagne, S. 85- Wenn dagegen Gilij T. I. S. 53. sagt,
daCs die Karaiben bey den Cabres und Giiipunavi
Widerstand gefunden haben, den sie nicht überwin-
den konnten: s© ist dadurch noch nicht ausgeschlos-
sen, di .3 jene sich zurück gezogen haben mögen.
*•) T. I. S. 170.
• •«
) Gilij a. a. O. T. II. S. 45.
Guipiinavl und Pareni sehr gering an *). Be-
weise der wahrsclK-inlich hehr nahen Vervvandt-
schüi't de-, Avaiuscheii lassen sich geben, und
sind ziinjeich Sprachproben des letzteren ; Her-
vashat sie **) aujh.
ich
ich gehe
1 ).iU
Beil
Ani.:rikan. Brot
7iger_
Reibeisen
Maipurisch.
nu\a
niuacäu
linioki
yavati
(tssi
cuatiki
aya
Avanisch.
nujn.
mujacau
inioji.
yavnji,
pussi.
cuajiji,
ada.
I
Man bemerkt hier eine Analogie der Art der
Verschiedenheit, eben so stellt Gilij eine ähn-
liche Analogie zwischen andern jener Dia-
lekte auf ***j.
I
Tabak
Bers
Maipu-
risch.
iema
Gu'pnna-
visch.
dtrra
dapa
Caverisch.
{cema.
iciapa.
Eine solche Anah^gie der Veränderungen
wird überzeugend, wenn auch, wie Gihj hin-
zu setzt, andere Wörter dieser Sprachen ganz |
verschieden sind. Von dem Avanischen sagt
Gihj eben dort, dafs, in Vergleich ung mit dem )
. ^ . i
*) T- I. S. .51.
•*) Origine MIg lingue S. 80. ""'1 ^ie Tabelle
N Xn , aus tili} a. a. O. S. 199.
***) A. a O. S. G02. (Die Ort.bographie uTid '
Aussprache ist 1 all nisch, bey den folg. ntlen Mo-^sa-
W" rterri i>;' sie es auch, doch beiuoikt Gihj, dais J
nach opauiBcUüi- Weise zu leaen 8c>.)
I
6i7
Maipiirischen, die Aussprache des ersteren rauh
und unangenehm, sehr guttural, und, um al-
les kurz zu sagen, überall verstümmelt sey.
Sie sprechen übrigens äi und au^ wo die Mai-
puren ohne aufgelöste Diphthongen e, ö spre-
chen. Das Maipurische laute artig und schön,
imd zeige überall die Merkmahle ursprüngliclier
Reinheit, obwohl die Avanen sich mit ihrem
Kaudervvälsch brüsten, und die Maipuren spöt-
tisch von bey diesen sehr gewöhnlichen Sylben
die Medmetlckbn nennen.
Durch das Maipurische wird man am ganzen
obern Orinoko vei'btänd.'ich, es soll leicht zu er-
lernen seyn: auch am niedern Orinoko wohnen
hier und da Maipuren. Doch besonders merk-
würdig ist das Maipurisclie dadurch, dafs eine
so beträchtliche Anzahl seiner Wörter mit der
erwähnten Mossa - Sprache im Süden überein
Trifft. Und nicht blofs die Maipurische, son-
dern wahrscheinlich von daher selbst die Tama-
nakische Sprache hat das Quichua - Wort für:
W^achs. — Auch dasTamanakische hat mehrere
Ähnlichkeiten mit dem Maipurischen, und die-
ses dehnt auch in so fern seine Verhältnisse bis
zum nördlichen Ocean aus.
Ueber * )
zwey unbelebte
Dinge
Ameise
Mossisch.
cniikie
apuhi
cc ctiiru
Maipurisch.
aniuke,
apechi.
cuc/ii.
*) Die meisten von diesen äbniichen Wörtern
sind schon von Hervas Origine delle lingue, Tabelle
N. XL gegen einander über gasteilt, neben densdivin
aber auch andere, wo kaum Ein Consonant beydw-n
Sprachen gemein ist.
6i8
Mossisch.
Maipurisch.
Nacht
jatti
yatti.
Tiger
ichiki
cuatiki.
Ruder
naurupt
nau.
Ohr
nuchoa
nuakina.
schweigen
nucoi-äco
nuviaco.
gut
nuuri
sonirrz.
schlafen
timoca
imaca.
Wdsser
um
neni. '
Kopf
nuchiuti
nukihucu.
Sriin
nunau
nunukipä.
Z-.-nge
nunem
nuare.
IVIoj.fl und Monath
coje.
kejapi.
H'.<n!g
moporno
mapa.
Nase
nushi
nukirri.
ich esse
numco
nuiiaca^
du issest
pintco
pinaca.
wir essen
vfnrco
uanaca.
sie esse»
nanico, tinico
ninaca.
Tamanakisch. *)
Maipurisch.
Eine Art Kürbis
cavjamä
aviama.
Eine Art Melone
patia
patia.
Merei
uoröi
urui.
Papaia
mapqja
mapäja.
Baum der Chica
craviri
chirräviri.
Gallinazos
chirimü
currumu.
Affenart Mico
juaracaru
uavari.
Affenart Araguäto
aravatd
marave.
Ädückenart: Ro-
dador
mapiri
mapini.
{
*) Nach zerstreuten Anführungen in G'üij Sag-
gio T. IL Ob übrigens diese ähnlichen Nahmen
Folge des Verkehrs oder ursprünglich sind, läfst sich
noch nicht entscheiden ; die zuletzt erwähnte Mük-
kenart hat bey den Tanianaken aufser dem auch den
Nahmen: uuruäche^
6i9
'Grammatischer Charakter der Maipur i-
scheu Sprache.
Die folgenden Bemerkungen sind aus Gilij
Saggio T. III. S. 185 ff. entlehnt,
1. Diese Sprache hat nicht einen so künstli-
chen Bau von Sprachformen, als die nachher zu
beschreibende Tamanakische, aber sie ist nett
jund ausdrucksvoll. Das Geschlecht der Sub-
istantive unterscheidet sich nicht sehen durch
Üie Endung, so dafs che Endform der Mascu-
ine, c«z/ der Föminine ist, tumetec/ii ist: Knabe,
\.wuotochi: Mädchen, caperu Alter , capecau zlte
IFrau,
i 2. Der Plural der Substantive hatdreyerley
Endungen, bey einigen ?ie, bey andern tepe,
wenn aber das Substantiv mit einem Possessiv-
pder Personal -Pronomen zusammen gesetzt ist:
|io hat es im Plural ani oder ni zur Endung. Die
I^asus werden nicht durch besondere Formen,
1er Genitiv aber dadurch bezeichnet, dafs der
•egierte Gegenstand vor dem regierenden, und
m diesen hinten re gesetzt wird.
3. Der Gomparativ der Adjective wird da-
lurch ausgedruckt, dafs ifuä hinten ange-
längt Mnrd.
4. Die Personal- Pronomen sind: mija: ich,
na: du, la: er, Jiija: s've , iiaja: wir, nia: ihr,
v^elches nia aber auch: sie, für beyde Ge-
chlechter des Plurals bedeutet. Gleichbedeu-
end diesen sind canä: ich, capi: du, che: er,
au: sie, cavi: wir, caiii: ihr, und: sie. Ga-
us der Pronomen oder Zusammensetzungen
lerselben mit hinten angehängten Präpositio-
len zeigt die V. U. Formel von dem Pronomen:
ins. Die Possessiva oder^ Pronominal - Adjec-
620
tivesind: nuche: mein, piche: dein jWz.: ihr
( in Bezua auf Föminine, sein, wird beym be-
zua auf eine bestimmte Person nicht weiter aus-
oedruckt, beym Bezug auf eine unbestimnue
durch das vorgesetzte jm), uaiche, veche oücr
uamche: unser, nkhe: euer, und: ihr. Den
Substantiven aber vorgesetzt stehen sie ahge-
kürzt, z. B. m/äni, mein Sohn, /7zani, aein
Sohn, .ßäni, unser Sohn, man i euer und: ihr
Sohn, hni: sein Sohn, juam: ihr Sohn (von
einer Frau). Und auch diese Pronommal- Vor-i
Sätze haben grofee Ähnlichkeit mit_ den Moxi,:
sehen, nähmlich mit m^ mein, /7z dem, bi (bpa-i
nisch ausgesprochen gleich dem ui) unser, und
auch dort wird> angehängt, wenn üiese Fos;
bessive allein stellen : mijee wie hier : nuche.
F, Die Verben haben im Infinitive dev
Stammlaut, die Active zeichnen sich, einigt
Ausnahmen abgerechnet, durch die ^.ndung fl
die Passive und Neutra durch die Endung ai
aus, z. B. das Verbum substantivum : camacau ^
Die' ate Masculin -Person im Singular ist ohn.
auszeichnende Vorsylbe, die übrigen Personei
haben folgende Vorsätze, im Sing. &.^l.Y.nu
II. «/, lII.Föm. ]u, Plural I. ua, \l. una lil. m* )
eben so wie die Vorsätze bey den Sul^stantivei
für die Possessive.
6 Der Imperativ zeichnet sich durch Nicht
von der 2ten Pers. des Praes. aus, prohibitiviscl
*) Welches eich mit dem Peruanischen verglei.
chenläfst.
*M Im Arawaldschen sind der Charakter der 2tö;
Singül. Pers. hii, der 1. PI. P. ^a, der 111. PI. P. na.
62 l>
wird maca hinten angeliängt. Im Optative wird
den Personen panicä nachgesetzt, welches sich
aber nie auf eine vergangene Handhnig beziehen
kann, im Conjunctive folgt maciimä hinter dem
^Verbnm, und naä^ wenn, wird vor dasselbe
geserzr. Das Gerundium fiii': um, wird durch
Jas nachgesetzte naiinä oder nicuti ausgedruckt
das P.:rticip z, B. tamäu^ gehend, wird zum Fö-
ninin, wenn manyV^ vorbetzt.
I 7. Die Präpositionen stehen alle nach Aqx\.
Substantiven, so auch mehrere von den weni-
[en Conjunctionen, welche diese Sprache hat
. B. uat'i nachgesetzt, bedeutet: wann. Die
^djtcTive dienen auch statt der von ihnen abzii-
eitenden Adverbien.
S p r a c h p r o b € n.
Das V. U. hat Hervas von Gilij mit einiaen
:rammanschen Anmerkungen. Letzterer ha? in
emem Saggio di Storia Amer. T. III. S. 208.
"ne Rede über die Schöpfung in dieser Sprache
it beygeserzrer vvördicher Uebersetzung , und
at em V^erzeichnifs Maipurischer Wötter *),
»ich T. II. S. 333. die Angabe der Maipuri-
chen Zahlwörter, die mit einigen Abweichim-
en gebraucht werden, je nachdem die gezähl-
m Gegenstände: Menschen, Thiere , Kleider
, e. a. smd. Hervas gibt in seinem Vocabolar
ohgl. viele jener Wörter, und die Maipuril
-hcn Zahlwörter Aritmet. d. naz. S. 104.
) Zerstreiu sin.] andere riehen den gleichbedeu-
nden lauianakischen ange^tuen. T. IL S. g^. xoA.
5Ö ~ 139. njy. 206: 209. 222. 229- %». £Q2. 2y2.
^4.309.339.505. i^ 4- 9 ^94
632
Maipurisch.
Aus Hervas Soggio pratkoy N. £9.
Unser Vater Himinel in dein Seyn
Ua-kivacane eiio-icuüri picamau.
Sie Süllen erkennen ey docli deinen Nahmen
Niviä päiüca pi - ti;
aub.inse uns deiner Wohnung zu
Picapia cavi pinaucare - ike;
Himmel i» wie wir SQyen Erde auf,
Eno - icutiri ve uacamacau peni - lat
wie du willst uns mit
veiä piajäsari vi ina
du gib uns heute wir essen immer ^
Pitaa veke yacapi uaca pacatia
du vergib uns wie wir vergeben ^ auch übW
Pikinanä cavi veiä uakinaiiari - ma matt
was (geschehn) ist uns
beri caniacau uaike
nicht dalasse Teufel schaden uns^
Nuca piveka vasuri meniä cavi
du nimm weg ans von Böses
Piveka vettuä maisuini.
Einig eA 71 merkungen
meistens nach GiliJ.
Ua: unser, pi: dein, d. grammat. Bemerf
N. 4. . T. ;
Caniau (nachmahls steht so wie es auch 1
den grammat. Bemerk, angegeben ist:) Jseyr
Aufenthalt.
via erkennen, ni Charakter der 2ten un.
3ten Pkiral- Person. Das Adverbinm panica n
imltal: disrazia, übersetzt.
o>5
cap'ia: tragen, bringen,- naucare ^ ohxwxno -^
\ke ist eine Postposition.
veia und das daraus abgekürzte ve bedeu-
ten: wie.
wfl, vorher als Pronominal -Adjectiv, ist hier
Vorsatz der ersten Plural -Person des ervvähn-
;en Verbum; pi bezeichnet auch beydes.
yaÄß bedeutet: wollen, ?öa; geben, cß; essen,
inana: vergeben, veka: wegnehmen, befreyen.
, matibe ist: übel, schlecht, ri druckt hier
find 2in piajäsa das Relativ-Pronomen aus.
Andere Wörter folgen hernach bey der
laliva.
2. S a 1 i V i.
Die Sallvi, welche Gumilla als eine acker-
buende und verhältnifsmäfsig gebildetere Völ-
kerschaft nennt-), leben zum" Theil in einer
f/Iission, im 5° 12' N. Br. und im 309° 50' d. L.,
hemahls aber, nach dieser Nachricht eben so
ne nach Gumilla, am Flusse Vichada, ein an-
erer Missionär setzte sie in der Nähe der Karai,
en **). Bestimmter sagt Gilij **♦), dafs sie im
rsten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts
2hr zahlreich waren, und von den Jesuiten in
ier nicht kleine Ortschaften vereinigt wurden,
.ndere zogen vor am Macüco zu wohnen, noch
ndere, in gutem Vernehmen und im Tausch-
andel mit den Karaiben, zogen an den Ori-
I *) Histoire de l'Orenoque T. I. S. 161. Auf der
^bev gegebenen Karte befinden sich die Wohnplätze
ieser Na^i-.n im 1° N. Er., am nördlichen Ufer des
rmoko zwischen den FHissen Bichada und Guabiare.
\ *•) Retvas^^s.^ prat. S.67.
***) Sagg. d. Stör. Amer. T. I. S. 67.
624
noko, wo sie an drey verschiedenen Piincten
lebten. Nachher verringerte sich die Zahl die-
ser Nation sehr, ^ivul :.ie wurden zu Caricciäua
vereinigt, und sind noch daselbst.
Von der Sprache der Sali vi sagt eben der-
selbe*), dafs sie immer ein wenig durch die
Nase reden. Dialekte des Salivischen reden die
Ature, Qiiäqua und Piaroi, ersterer Andenken
erhält der von ihnen benannte Wasserfall des
Orinoko , letztere beyde sind wild, die Wäldei
liebend; die Quaqui leben auf beyden Seiten
des Cuccivero **). in dem Lande der noch v/il
dem Piaroi entspringt der kleine FlufsCateni^pn,
welcher zunächst bey dem Wasserfalle der Aturi
auf der rechten Seite des Orinoko ist***). Die
Sprache der Piaori fand Gilij allerdings schwie-
rig, und weifs nicht mit welcher nnsriaen er sie
ve'igleichen soll, er gesteht aufrichtig, nicht
einen ihrer Laute gefafst zu haben, ob sie wohl
zu seiner Pllege gehörten. Sein Vorgänger?/
Gonzalez, der über diese Sprache etwas schrift-
lieh ausgearbeitet hatte, verglich sie mit dem
Blöken d'er Schafet). Nächstdem sey nur nocl
das P//G^z/ß so schwierig, welches klinge, als ot
sich Xine Frau leise gegen eine vertraute Be-
kannte erbofstc.
Sprach proben.
Kurze Proben dieser Sprache hat Gilij tt;|
cionerro, anda quiquaqua taiidemä^ (Freund, waSj
*) T. HI. S. 158, wo auch von der Qnaqna. EbeTi|
aaselbst S. 410. ist erwähnt, daf^ P Aniason pjr.e hand-:
schriF; liehe Grauiinatik der Saliva hinterlassen hat.
'*) T. 1. S. 1^7. T.ll. S. 45.
*•* ) T. 1. S. 5^>.
t) T. HI. S. »54.
ff) T. ill, S. X50.
6..5
:issest-du morgen?; aus Gumilla -), der noch
die Antwort dazu hat (mit Französ. Aussprache
[Und Orthographie): tandemä chonego chicuadicua
(morgen, Freund, esse ich nicht),
f Hervas hat im S^gg. prat. das V. U., aber
bhne beygefügte Uebersetzung, aber im An-
hange S. 230. ein anderes Gebeth, welches
ruch hier stehen mag.
397-
Salivisch.
Aus Hervas Saggio pratico, No. 30.
Babba temodi mumekene ciiinca;
Santipicado cui micha;
dueme reino ;
i^egadama kenacusi cuigga comua kene-
ada sekene miimeseke nejecana;
feiiabd tandema pameata pigiia 1100 iclü-
ciisi ;
^ebetakada idekiciisi jigiia jecanä accu ti-
decase jebetakedä ciisi accut isi;
>Li;be ba, dicusi jaitepa tekua tentacioii-ne
^eiopakeda cusi sudda ta tegua.
Ommuche, oder: Amen.
«^ ' Einige Anmerkimgeji.
Ne ist Postposition für: in, so auch nach dem
panischen: tentacion, welches man eben so wie
antipicado , reino ^ leicht erkennt. Mumeseche
edeutet: Himmel, oder eigentlich: Land oben;
Irde ist nachmahls sehe, und Himmel: miime-
^^e geschrieben, hier ist die Sylbe se entweder
') T. II. S. 194.
626
ausgelassen, oder blofs der Begriff: oben, aus-
gedruckt.
In an könnte man das Pronomen der 2ten
Person, und dessen Adjectiv z. B. in cuimicha
vermuthen ; vielleicht dafs in der Endsylbe von
cuinca auch das Verbum substantivum ähnüch
dem cani der Quicliua, dem caniau des Maipuri-)
sehen liegt, indessen scheint in dem nachtolgen-i
denGebethecwf das Pronomen relativumzuseyn.
In cusi vermuthe ich das Pronomen: wir;
jecanamdev 3ten und ^ten Bitte möchte: wie.
bedeuten.
tandema nach der angeführten, vielleicht
nicht genauen Deutung bey Gumilla: morgen,
steht hier für: heute.
jebetakeda und jebetakedä könnte dem Begriff;!
vergeben; accut vielleicht dem Begriff: Böses,
Schuld, entsprechen, denn ich glaube m dei
Mitte dieser Bitte das folgende t zu accu ziehen,
und dann idecase mit dem zweyten Worte der-
selben idekicusi vergleichen zu müssen. Allem
da zWecflmase in dem folgenden Gebethe auch;
vergeben, begnadigen heifst: so bleibt letztere?
Wörterpaar fiir diesen Begriff", und jeb et akeda
gehört vielleicht auch noch zum Ausdrucke des-
eelben.
In der sechsten Bitte ist tekua eben dasselbe
mit anderer Schreibart, was in der yten tegua
lautet: Uebel. Die Orthographie ist in sot
chen, besonders den ohne Uebersetzung fortge-
pflanzten, Formeln niemahls zuverlässig genug.
Andere
627,
Anderes Gebet.
Ich glaube an Gott Vater allmächtigen
Omonumechincocia Diosi baba si tiai yaicabodi,
alles machenden über Erde Erde ich glaube
tiai kerepa niuine - seke seke; oinonuiiiechincoda
an Jesus Cliristus in seinen Sohn einzigen unsern Herrn
Jesu Kerisito si emodi neve jotapa taicodi,
Mensch gemacht worden (/eist lieilige durch heilige
coco kerepakaja EsepiriLu Sanito oiiiusege Saiiita
Marie Jungfrau durch sie geboren er MiihseJigkeiien gelitten
Maria guapicu sejata sa[»era-itoca, tidepana jiaja
er Pontius Pilatus befehlend er nabelte ihn an Kreuz
-jioca Ponicio Pilato niaguineje, paijacuä se kiruce
Holz starb er sie begruben liin in Grab
huene, caobea - jioca, piidciaeua - jioca se cucu ne,
Unterwelt ging hinein drey Tage Toi^ten
suddoveta daiachiba; kenjuapadi iiucuidimä caub©
mit unter wieder belebt hernach über Erde zu
pade joata giiatapavodiamä ecöbe niume - seke- nata
aufstieg er sitzt Rechte Gott Vaters all-
nniniearaä - jioca engui jojovena Diosi baba si tiai
mäclitigen Ton da wird er zurück kehren w^iid lichten
yaicabodi yeyetao pogadauiacua, peiadaciiama
Lebendige Todten mit was gethan er ich glaube
pavanu caube-pade cui ker^ja jioca; Oiuoiiuiiiechin-
Geist heilige heilige Kirche catholische Heilige
coda Esepiritu sanito si sanita Igelesia catoÜca sanitosi
zusammen Gott begnadige Todte
yemederie, caobepade-guata Diosi idecaiiiase caube
wieder leben werden immer Leben So sey es
pade gaeta jamacua singayia pavodiava. Omokeria!*J
*') CaobepadC'guata, welches ich ohne Ueberset-
I ziiTig gelassen habe, ist bey Hervas übersetzt: fattori-
jdel-male; ich halte es fiir eine aus Versehen virdop-
Ipelte Setzung der nachher noch ein Mahl folgenden
I Wörter, die wenigstens hier nicht einen so abweichen-
i den Sinn haben könnten. — Man kann aus dem Gan-
izen einige Vertnuthungen über das Daseyn graianiati-
8cher Formen machen: aber sie bleiben docü noch zu
tinbestimmt.
Mit/irid. llh Rr
^28
Andere Wörter.
M a i p u r i s c h
S a 1 i V i « c h
nacli GiliJ.
nach Heri'nx
nach -ri/ij.
na h He.'cat.
Gott
purrüna-mi-
nari
purrüna mi-
nan.
Himmel
eno
. . .
mumeskche
(d. i. obe-
res Land).
Erde
peni
. . .
sechs.
Wasser
neni
. . •
cagiia.
Teil er
catti
. . .
e.iiuslä.
Sonne
chi'e.
mumesärhe-
cocco (d.i.
Ilimmrls -
Mensch).
Monü
chejäpi
. . .
vexio.
iVlenscli
cajarrachini
cajarakin'i
cocco.
IVlnnn
nio.
Weib
tir.ioch't
(odev nua-
nitu y d. i.
Mutter e.
Sohns)
tinioki.
Kind
tumetechi
Vater
nape
. , .
. . .
bappa.
Mutter
inä
Sohn
nuäni (d. i.
mein Sohn
od. Tochter;
Bruaer
oji-
Scliwester
ajäa.
Kopf
nuchibucü
(d. i. mein
K.)
Auge
nupürichi
(m. A.)
nupürichi
pacutk.
Ohr
nuachini
(m. O.)
...
aicupana.
Nase
nuchirri
(m. NO
. . .
incuu.
Zunge
nnarz
nuare.
Cm. Z.)
Haar
nuipana
(m. n.)
...
ihee.
'
Hand
nucäpi
im. H.)
nucapi
iimnomo
immomö.
6-29
Maipuriscli
Salivisch
A
nach Gilij.
iiacli Uenas.
nach Gilij .
nach Htrvas.
Fufs
nuchii
nucsz
caabana.
Brot
USl
. . .
peibe.
Tag
pecumi
pecümi
Böses
maisuini.
papkta oder
papaita.
S..
. . .
aianume.
3-
• • •
apekivä.
I
5* Guaivi, Ciricoa, Massannau, Kaiukus
siaiiu Assawanu, Saliwanu, Wajudu.
Die ersten beyden Völkerschaften sind bey
Gumilla und Gilij erwähnt, letzterer nennt die
Ciricoa den einzigen Dialekt der Guaiva- Spra-
che, Gumilla aber bemerkt, dafs mehrere
Zweige der Guaiva bey den Chiricoa (so schreibt
er nach Französischer Aussprache) im Gange
sind* ). Gilij setzt die Guaivi in die Gegend des
Macüco, auf der linken Seite des Orinoko, und
beschreibt sie als imbezwungen, durch die Waf-
fen der Spanier oder den Einflufs der Missio-
näre, deren Furcht sie vielm.ehr seyen, in Ge-
bräuchen und in der Behendigkeit und Stärke
seyen sie den Yaruri ähnlich**). Die Schnel-
*) Hist. de rOren. T. II. S, 195. -- Sollten vieU
leicht die Cjiiiö, welche (/c Iflef'(a. a. O. S. ögo. u. 684-)
als eine im Süden von Venezuela um Barquisimeto
ausgebreitete Nation , deren Völkerschaften aber sich
in ihren Sprachen nicht wenig unterschieden, mit den
Guaivi zu vergleichen seyn? Wenigstens scheint diefs
die schicklichste Stelle ihrer Erwähnung.
**) Sagg. d.Stor.Amer. T. III. S. 205. T. I. S. 44.
u. 150. Nach T. III. S. 410. hatte P. Roxas. hand-
schriftlich über die Guaiva und Ciricoa gesanamelt*
Rr 2
630
liakeit ihrer Aussprache und der der Chiricoa
erwähnt Gümilla '"); man könne nur mit Mühe
die eine Sylbe von der andern unterscheiden.
Auf Gumilla's Karte' sind beyde Nationen nahe
mit den, südlicher als beyde gesetzten Salivi
zusammen gestellt, so dafs die Guavi noch nord-
westlicher als die Chiricoa stehen.
Die fünf zuletzt genannten Völkerschaften
wurden von den Arawaken als entferntere süd-
lichere und zwar als solche genannt, welche je-
des seine eigene Sprache haben. Die Massan-
nau wurden näher dem Amazonen-Flusse, die
Kajukussianu oben an die Kujaname, die übri-
gen drey alle oben an den Orinoko gesetzt **).
Wissen wir auch nicht etwas genaueres übör
ihre Wohnplätze und über ihre Verhältnisse zu
anderen, vielleicht in anderen Abschnitten er-
wähnten Völkerschaften: so gehöret doch die
Erwähnung dieset unterschiedenen Sprachen
zunächst in diesen. Die Ähnlichkeit der End-
s^dben von vier dieser Völker könnte zur Ver-
muthung einer Verwandtschaft derselben leiten,
ist aber vielleicht auch nur gemeinsame En-
dung der Völkernahmen in einer benachbarten
Sprache.
4. A c h a g u a.
Die Sprache dieser, den Völkern der nächst-
folgenden Abtheilung näher wohnenden Völker-
*) A. a. O. S. 195. — !*• Jos. Roxas hatte
handschriftlich über beyde Sprachen gesammelt.
**) S. C.iOuandt's nachmabls genavier anzufiih-
rende Nachricht von Suriname S. G90. 91., welcher
diese Angaben für zuverlässiger als manche andere,
nnd für einen Beweis hält, dals in diesen von der
Küste entfernteren, oberen Gegenden viele kleine Na-
tionen wohnen. —
651
Schaft, ist von Hervas für einen Dialekt des
Maipurischen gehalten worden , und P. Padilla,
der in jenen Gegenden gelebt hatte, hat diefs
ivenigstens zugegeben. Aliein P. Gumilla, wel-
cher auch just diese Gegend und ihre Sprachen
hauptsächlichst zu seinem Studium gemacht
hatte, und die Achagua als eine, gleich den Sa-
livi, ackerbauende und verhältnifsmäfsig gebil-
detere Völkerschafe, und ihre Sprache als die
sanfteste, zierlichste und am leichtesten auszu-
sprechende, schildert, sagt ausdrücklich, dafs
Ähnlichkeiten zwischen dem Maipurischen und
der Achagua blofs vom Verkehr herrühren =••).
Auch sind diese Ähnlichkeiten zugleich die ein-
zigen Proben der Achagua — welche Hervas in
den Pronominen mitgetheilt hat **), nicht so
grofs, um ein näheres Verhältnifs anzukündigen,
vielleicht aber Beweis einer gewissen Regel-^
Hiäfsigkeit der Achagua- Sprache :
Maipurisch.
Achagua.
ich
nura od, canä
ntiya.
du
P'a od. capi
giya.
er
ia od. hz
piya.
sie
yyjU od. cau\
ruya.
wir
uaya od. cavi
guaya.
ihr
nid od. cani
lyä.
sie
nia od. cani
naya.
*) A. a. O. T. I. S. 175. u. T. II. S. 193. 194,
üebrjgens hatte P, Giov. Ribero handschriftliche Arbei-
ten über diese Sprache gemacht.
**) Origine e Form, d, id. Tab. XJf.
632
IX, Länder um den Casanare und
niederem Orinoko.
Der Casanare oder Cazanare ist zwar nicht
ein so bedeutender Flufs, dafs er defshalb eine ;
Auszeichnung verdiente; aber gerade in den
Ebenen zwischen der Meta, die auf dem linken
Ufer in den Orinoko,- und zwischen dem Ca-
sanare, der auf dem linken Ufer in die Meta
fällt, wohnen beträchtliche Völkerschaften, zum
Theil von den Missionären dahin geführt, mit
imterschiedenen Sprachen, die von Missionaren
^lufgefafst und dargestellt worden sind; statt
dafs die Gegenden südlichere Ebenen von den
Quellen des' Rio negro an, und in einer gewis-
sen Entfernung den Orinoko entlang fortlau-
fend, als in der Regenzeit immer mit Wasser
bedeckt, und also w^eniger bewohnbar angege-
ben werden. Am Casanare wohnen die Betoi^
mit deren Sprache die der Yariira'') und Ele
so verwandt sey, wie es das Spanische, Italie-
nische und Französische sind. Dem P. Padüla,
der sich darüber in einem Schreiben an Hertas
geäufsert hat, schienen auch die Airlca- und die
.5//i(/fl-''=*) Sprache, beyde untev sich sehr ähn-
*) In der vor mir liegenden Abschrift des Briefs
des P. Padilla steht Sirara statt Yarura; auf Guinilla's
JCarte aber heifst die Nation zwischen der Meta und
den Otomaken: Sarura. Sollte letzteres nicht vielleicht
damit im Zusammenhange stehen, dafs die Yarura
Icein s sprechen, aber das gutturale j häufig haben,
Vind vielleicht eine ähnliche Aussprache des nachher
zu erwähnenden Nahmens: GiVflfi, Verwechselungen
veranlafst haben?
**) Gumilla schreibt sich gleichbleibend Sitiifa-
gpraehe mit/, und auch er betrachtet diese beyden ge^
635
lieh, mit der Betoi verwandt. Er gedenkt aufser
der erwähnten Achagua- und der Guaiiera- auch
der Tuneba- Sprache am Casanare als unter sich
und von andern verschieden, von der Manare-
Sprache und Nation wiifste er nichts Nälieres
zu sagen*). Auch die schon erwähnten Guaiva
und Chiricoa setzt Hervas jener Ebene an der
Meta näher. Vielleicht dafs die Völkerschaft
der Toneves^ von denen Gumilla beyläiifig *♦)
nur das Wort: aba: Vater, erwähnt, in diesen
Abschnitt gehört, vieÜeicht eiiierley Nähme
mit dem vorher erwähnten : Tuneba ist,
I. Y a r u r a.
So heifst diese Völkerschaft gewöhnlich, sie
selbst aber nennt sich Japiirin (dasy wie im Spa-
nischen gesprocheu; Jupiiin heifsen sie nach
Gilij's Vöiktrverzeichnifs bey Maipuren oder
Ottomachen). Tien Ursprung ihres Nahmens
hat der Missionär Joli Mar. Fonieri., dem wir die
folgenden Bemerkungen liber diese Sprache ver-
danken, nicht entdecken können. Vielleicht
liegt er in dem sehr beträchtlichen Flusse Yu-
puru (der höher herauf Caqueta heilst), der
nannten Sprachen als Dialekte der Betoi, vgl. T« II.
S. 195., W'> n ch mehrere Dialekte der 5e/oya und
Jiraia, die beyde als .Stauunsprachen betrachtet wiir-
den, genannt sind: iVie Lvculia, Jabüe^ Arau ca (soWle
Arvakisch gemeint seyn?), OtLili[ay\ Anabnli, Lalaca,
Atabaca. ~ Da der Airico ein groCser Wald in Niiovo
Beyno nicht sehr weit von der Stadt S. Giacoino ist
(den Gilij a. a. O. T. I. S, 156, erwähnt:) so ist da-
durch die Gegend wenigstens der Ayrica genug be-
sthuaitt
*) Hervas Catalogo d. I. c. S. 51. 5c.
**) T.ll. S.205.
634
zwischen dem Rio negro und dem Putumajo
(der beym Einflufs Iqa heif(>t), in den Maranon
einfällt, und dessen Quellen Condamine (auf
seiner Karte) näher Popayan setzt. Vielkicht
daf^ aus nordwestlicheren Gegenden dieses
Stroms diese Nation stammt, oder dafs sie süd-
licher an demselben wohnte. Hervas setzt den
Wohnort derselben in den 5*=' N. Br. und den
310° d. L. *). Bestimmter sagt Forneri: sie
wohnt in den Ebenen an der linken auf der
linken Seite der Meta, und dehnt sich bis an
den Flufs Casanare aus, und *bis an den Flufs
Arauca, den grofsen Flufs von Neu- Granada,
welcher von dem Gebirge Bogota herab kömmt,
und durch die Ebenen des Casanare und der
Meta strömt. P. Olmos, der übrigens aus jenem
.Nahmen der Nation auf ihre Verwandtschaft
mit Japan schliefsen zu können meinte, führte
eine Colonie derselben an die Ufer des Ori^
noko **), und bald nach dieser Wanderung
ward Ab Forneri sein Nachfolger, und fand
diese Völkerschaft behandelbar, gelehrig, fast
f.hne alle Polygamie und Ehescheidung, nicht
der Trunkenheit ergeben, auch nicht dem un-
menschlichen Gebrauche, Menschenfleisch zw
essen, aber erstaunlich träge, selbst in Herbey-»
Schaffung der Lebensmittel durch Sammlung
*) Aritmetica d. n. S. 105.
**) Und zwar, wie Gilij (a. a. O. T. I. S. 56.) e»
bestimmt, Zuerst an den kleinen Fluls Anaveni, eine
Tat^ereise weit vom Wasserfalle der Atari, Forneri
er t verlegte die Mission auf das entgegen gesetzte linke
Ufer in die Nähe det Wasserfalls Atavaie, und Forne-
ri's Nachfolger noch an einen andern von jenem nicht
»u sehr entfernten Ort.
635
von Waldfrüchten 5 Fischfang und Jagd. Nicht
ohne Mühe konnten der Ackerbau und einige
nothdürftige Künste unter ihnen eingeführt wer-
den. Durch jenen gewannen sie 'bald mehr,
als sie brauchten, so dafs sie verkaufen konn-
ten; und sie verrichteten die Feldarbeiten ge-
meinschaftlich, heute die eine, morgen die an-
dere Familie. P. Olmos, sehr vertraut mit der
Sali va - Sprache, welche auch die Yarura verr
standen, hatte sich darin mit ihnen unterhalten,
jedoch auch schon einige unvollkommene gram-
matische Bemerkungen über ihre eigenthümliche
Sprache gemacht; P. Forneri brachte durch
dreyjähriges Studium eine vollständige Gram-
matik und ein vollständiges Wörterbuch zu
Stande, welches beydes er seinem Nachfolger
iiberliefs, so dafs sie nachher bey der nicht mehr
Jesuitischen Mission geblieben sind; er selbst;
hat, vom Ab. Hervas ersucht, aus dem Ge-
dächtnisse nachfolgende grammatische Angaben
in Spanischer Sprache niedergeschrieben , und
in einem zweyten Briefe darüber noch mehrere
Autklärungen gegeben; das daraus von Hervas
Zusammengestellte ist handschriftlich in meine
Hände gekommen, und die Grundlage des Fol-
genden.
Grammatischer Charakter d^r Yarura-
Sprache.
1. Die Laute J, z, //fehlen. Das gutturale
Spanische j ist häufig, der Diphthong eu ist,
dem Französischen ähnlich, vorhanden. Der
Ton liegt auf der letzten Sylbe der Wörter.
2. Die Substantive köimen den Unterschied
des Genus nur durch Beysetzung von Wörtern,
wie: Mann, Männchen, Weib {oi?idi, iöini)
636)
ausdrucken. Eine Ableitungs-Endung der Sub-
stantive ist 77^0, der Lateinischen Endung: men-
tum, gleichbedeutend.
3. Der Numerus linterscheidet sich für die
Casus obliqui dadurch, dafs an dieselben das
Pronomen der drirteu Person, bey \velchem
diese Ca.>us im Singular /7//, im Plural ey'//?/ lau-
ten, hinten angehängt werden, gleichsam wie
eine Art Artikel. Die Casus werden aufserdem
durch hinten' angehängte Präpositionen be-
zeichnet.
4. Die Pronomen sind: codde ]ch^ mene du,
juddi er, jinna ?ie, anone wir, meneno ihr, jud-
d'ino sie. Es ist sonderbar, dafs sich von eini-
gen Pronomen, luid nahmentlich von codde^ ich,
ein Föminin durch Anhängnng der Sylbe ni bil-
det. Der Dativ und Accusativ^ist coä oder qua
mir und mich, med^ dir und dich, ibhe uns,
dibhe euch, jui ihm, jini ihnen. Die Pronomi-
nal-Adjective sind bey den ersten Personen be-
sondere Worter caha mein, jiana dein, aufser
dem die Genitive ibbeä unser (nostri), dibbed
euer (vestri).
5. Die Adjective haben zum Theil zugleich
die Bedeutung der Substantiva abstracra; sie be-
zeichnen ihren Comparativ durch das hinten an^
gehängte andern^ den Superlativ durch das hin-
ten angehängte tin. Sie werden mit dem Ver-
bum substantivum zusammen gesetzt.
6. Bey dem Verbum ist die Seele der ganzeti
Conjugation das Verbum substantivum. Es lau-^
tet im Präsens: 1. P. qiie^ II. P. me, III. P. d'i^
Plural: I. P. 0//0, II. P. meneno^ III. P. dino.
Vor diesen, als Endung anzuhängenden Laute<i,
\vird im Imperfectum /•/, im Perfectum ««, im
plusquampeifectuni rian, \m Futur, i gesetzt.
6'37
Im Conjunctive tritt an jene Endungen noch /•(?,
also im Imperfectum rire u. s. w. Im Impera-
tive ist be sey du, ttedi sey er, Ueano seyen wir,
chimbe seyd ihr, ttedino seyen sie! Aber dieses
Verbiim substantivum steht nie so für sich al-
lein, sondern hängt an Substantiven oder Ad-
jectiven, oder gerade eben so an den Wurzeln
der Verben.
n. Von den Verben selbst ist also anfserdem
■wenig anzumerken, aufser die Bildung des Par-
ticips, indem im Singular we, im Tlurale ym/,
des Gerundium, indem Zc, der Frohibilion, in-
dem che angehängt wird. Die biofse V^urzel
steht als luhnitiv nach Verben, wie eaque icli
will. Das Passiv steht selten, und nur in der
dritten, impersonell gebrauchten Person, und
z.. B. auch mit Einschiebung der Negation de vor
der Personal-Endung.
8. Die Präpositionen werden alle hinten an
die Substantive gehängt. Die Adverbien des
Orts haben gleichmäfsige Endformcn für die Be-
zeichnung des Aufenthalts oder der Richtuno-
dahin,
S p r a c h p r o b e.
Die V. U. Formel steht bcy Hervas mit eini-
gen Anmerkungen, in Absicht Aveicher und der
dem V. U. beygesetzten Uebersetzung einige ge-
nauere Erörterungen hinzu zu fi.igen seyn wer-
den. Andere Yarura- Wörter aus Gilij Wörter-
tafel, aus Hervas Vocabolar. poligl. und aus den
wenigen Anführungen der handschriftlichen
Grammatik entlehnt, werden hernach mit den
Betoi- Wörtern und den Ottomachischen zu-
sammen folgen. (Die Yarura -Sprache hat meh-
rere Ottomachische Wörter in sich, aber wie
«38
ausdrücklich bemerkt wird, durch Verkehr auf-
genommene.) Die Zahlwörter stehen auch
nach Forneri sowohl in Hervas Aritmet. d. Naz,
S. 105., als auch bey Gilij T. II. S. 334.
39s.
Yarurisch.
Aus Bervas Saggio pratico, N. 23.
Unser Vater Himmel in seyend
Ibbea Aya ande - re conome;
Heilig werde dein Nähme
Ciantopattedi nanan Kuen;
Dein Reich komme zu uns
Nanan bee mannattedi ibbe ;
Dein Wille geschelxe Erde auf Himmel in
Nana eä jappettedi dabu - re , ande - re
wie .
mejandi ; j
Unser Jirot täglich gib uns diesen
Ibbeä tambe doppemenatä yoro-ibbe joä,
Tag an
do - re ;
Gleichfalls vergib uns Uebel- thäiern
Ado jonemiri ibei chatanda jappajini
eben so wie wir vergeben unsern Feinden
oamexandi jonenmiriano ibbea nive;
Dessen -in hilf uns Böses in lasse
Juindure ebba ebbe chattainda - re jappa
nicht
che ;
Auch bewahre uns Bösem von.
Andein chinappa ibbe chattainda -ri.
Einige Anmerkungen.
Ibbea unser, naria dein, s. die vorherg. grain.
Bemerkung iN. 4.
659
conome, me ist die Endung der Singular -Par-
ticipe, in der Wurzel co7io könnte man Ähnlich-
keit mit dem Peruanischen cani und Maipuri-
schen canicau finden.
cianto ist das Spanische: Santo, ^ kann diese
Nation nicht aussprechen; pa ist eine Abkür-
zung vonjappa thun, welche, an die Verben
oder Adjective angehängt, den Begrifi': red-
dere, hinzu bringt; itedi ist Endung der 3ten P.
des Imperativs, s. N, 6., eben so wie inmanna"
ttedl von manna kommen , und mjappattedi.
eäque ich will, eä als Infinitiv, eaneä s. die
gramm. Bemerk. N. 2. Wille.
Bey joro sollte die Endung be des Imperativs
noch angehängt seyn; dafs sie wegen des dabey
stehenden ibbe weggefallen, sagt Hervas; bey
dem folgendenyoTze/wW: Mitleid haben, ist der-
selbe Fall, ibei^ nachher ebbe aber und das ein-
geschobene/z bey der Wiederhohlung jenes Ver-
bums sind wahrscheinlich nur abweichende Or-
thographie oder Versehen. Die Endung ajio bey
dieser Wiederhohlung s. N. 6.
Die Endung /7/2Z hey Jappajim ist in den gram-
matischen Bemerk. N. 3. und 7. erklärt; dafs es
das Parricip sey, wie Hervas sagt, liegt 'schon
in der Stellung, nicht blofs in dieser Enduncr,
vor welcher, als der Plural -Form der Participe,
die erwähnte Singular - Form derselben me
wegfällt.
chatanda^ chatainda^ wohl wiederum nur ver-
schiedene Schreibart, von letzterem sagt Her-
vas, dafs es eigentlich : bruttezza, bedeute; das
Wiedervorkommen in der letzten Bitte zeigt,
dafs der Begriff der ganz allgemeine: Uebel^
Böses, sey.
fe4o
dure, r«, ri sind in der Grammatik erwähnte
Prä- oder Postpositionen.
Ob ebba, wie die bey Hervas beygefugte
Uebersetzung sagt: hilf, bedeute, kann nicht
wohl ausgemacht werden; wenn aber in dieser
Uebersetzung>//?/7ßc/2e; cadlamo non, gedeutet
wird: so ist diefswohl so gewifs unrichtig, als
die angegebene Bedeutung vonjoppa sicher ist;
dafs übrigens c/ie Negation und Prohibition aus-
drucke, s. gramm. Bern. N. 7. '
^. Betoi, Situfa, Girari.
Die Betoi wohnen im 5° N. Br. Die Ähn-
lichkeit ihrer Sprache mit der Situfa - und der
.4//7CO -Sprache ist schon bemerkt worden. Er-
stere müssen auch in" der Nähe wohnen, Gu-
milla sagt von ihnen: dafs sie durch die Kehle
sprechen *). Letztere wohnen selbst wenigstens
zum Theil in dem erwähnten grofsen Walde
Airico, im Nuovo Reyno --). Auch erwähnt
Gilij in diesen Gegenden einige Mahle der G/-
rßr/.Sprache, wo an eine Verwechselung mit
den, sonst von ihm anaeführten Yarura gar nicht
zu denken ist, und wo er ihnen so wie den Si-
tufi und Guama den häufigen Gebrauch des/
zuschreibt, und sie zu den erst -an den Orinoka
gekommenen, dem Casanare angehörigen Vol,
kerschaften rechnet '^**). Diese Nation der Be-,
toi wurde vom P. Gumilla^ dem Verfasser der ,j
*) Histoire de rOren. T. IL S. 195. : „ilsnoyenrj
les consonnes. " ' *
*^) Diefs liegt in der Erzählung in Gilij T» h
S. 140.
***) T. III. S. 151.
oft erwähnten Hisroire de I'Orenoque zuerst be-
iehrr, und möchte sich schon vor der Aufhe-
hiius, des fesuitcr- Ordens vielleicht ganz in Mis-
sionen befunden haben, die zu dem Erzhisthum
S.Fe^ de Bogota gehörten. P.Jos Padilla, Gu-
milla's Nachfolger, erhielt von diesem einekur?e,
aber so mangtlhafte Grammatik, daf-:* er diese
Sprache lieber ans dem bestandigen Gt-spräche
mit den Eingebornen auffafsre, und so Manches
darüber niederschrieb, welches in den Händen
des die Missipn übernehmenden Dominicaners
blieb. Im Alter aus dem Gedächtnisse die Gram-
matik niederzuschreiben, welche handschrift-
lich den folgenden Bemerkungen zum Grunde
liegt, vermochte ihn Ab. Hervas.
Gramman'sc/ier Charakter der Betoi-
Sprache.
^ 1. Die Buchstaben/;, /~, //, fehlen, dagegen
ist/, und ein, dem Spanischen ähnliches'/ sehr
[ häufig (Gumilla merkt die auszeichnende''Häu-
, figkeit des r ausdrücklich an j. Der Ton liegt im-
j .mer auf der letzten Sylbe.
\-_ 2. Die Substantive haben keinen Ausdruck
.für das Genus, aufserwenn: Mann, Weib, da-
: zu gesetzt wird. Der Plural ist am gewöhnlich-
:sten durch die Euduna; Jana (die mit der Ya-
rura-Endung>/Ahnl;chkeit zeigt,) durch sola,
oder ennge andere ausgezeichnet. Die Casus-
|ll.ndungen sind für den Dativ: wnicä, für den
Accasativ lü, für den Ablativ ufocd.
! 3. Die Pronomen sind, /-^z/ ich, ujü du, yoiti
: (soll wohl heifseny^//-/:) er, raußsüca Wxv ^ um-
rou ihr, yarorola sie; sie haben jene die Casus
bezeichnenden Anhänge. Das Frage- Pronomen
bat drey Geschlechtsendungen : madoi wer?
6/l2
I
mado welche? majaduca was? Als Pronominal-
Adjective werden jene Personal -Pronomen vor
die Substantive gesetzt, z. B.' raü - tucu mein j
Haus. (Es ist nicht bemerkt, was aus beyläu- j
figem Anführen wenigstens solcher Substan- \
tive, die mit einem- Vocale anfangen, erhellet,
dafs das vorgesetzte /' mein, das vorgesetzte y
dein, bedeuten, z. B. remoca mein Fufs, Jemoca
deiuFufs.)
4. Die Adjective haben (welche Seltenheit
hier besonders zu bemerken ist) dreyerley For-
men zur Bezeichnung des Geschlechts, im Mas-
kulin 0/, im Föminin o, im Neutrum q/'e, und
Fline gemeinschaftliche Endung für alle Genera
im Flurale, die aber nicht bey allen Adjectiven
gleich ist; dazu treten die Casus- Endungen im
Singulare und Plurale. Für die Anzeige des
Grades ist blofs das Adverbium naisw. sehr, da.
5. Eine Hauptschwierigkeit dieser Sprache
liegt in sonderbarer Art des Gebrauchs der ab-
gekürzten Personal - Pronominen zur Conjuga-
tion, selbst der Substantive und Adjective, und
zwar mit Verdoppelung oder Verdreyfachung
der Pronominal -Zusätze, wodurch mit Anwen-
dung der dreyerley Geschlechtsendungen der
Adjective eine Menge von Formen hervor gehen.
6. Aber eben so schwierig ist die Conjuga-
tion der Verba selbst, bey welcher die Conjuga-
tion des einen Verbum substantivum (sie haben
deren zwey) zum Grunde liegt. Dieses hat im
Präsens die Pronominal - Zusätze vorn, im
Präteritum urid Futurum hinten, im Optativ,
Conjunctiv und Gerundium wieder vorn, doch
so, dafs bey jeder dieser Formen andere Verbal-
Laute verbunden sind: rucä ich bin, jucd du
bist, ucd er ist, rumaica wir sind, jujaica ihr
seyd,
J
645
seyd, ubica sie sind; Praeter, manu ich war,
maju du warst u. s. w., farrü ich werde seyn,
fqju du LI. s. w , ju sey du ! i Pers. im Conjunc-
tiv: ruida^ im Optativ ridda-odda, Gerundium
Tudianu.
7. Diese, also gebildeten Tempus- und Mo-
dus-Formen liegen nun als Hauptlaut in der
Conjugation der Verben selbst, so dafs der Wur-
zellaut darein wunderbar eingeschoben ist, und
sich schwer heraus findet, z. B, rijuca ich sterbe,
II. ?.jijuca, III. P. ijiica^ Plur, I. P. rijumaica,
11. P. iji/jaicai, lll. ijudica; FTaemr. marriju ; Fu-
tur, farriju.
8- Neben dieser Conjugation der Verben
geht von denselben noch eine Art Participia aus,
welche \vieder:im Personal- Flexion, wenigstens
ein Praesens haben, in dem vorn Pronominal-
Laute, und dieselben noch einMahl hinten, und
wie eben so auch bey der Conjugation der Sub-
stantive undAdjective (s. N. 5.) vorkommen, z.B.
rijoirru ich gestorben, 11. P. Jijoiju., III. P. ijoi
u. s. w. Eine besondere Passiv - Conjugation
gibt es nicht, aber viele impersonelle Passiv-
Constructionen.
g. Neben dem Verbum substantivum sowohl
als den Activ- Verben geht eine Negativ- Conju-
gation, welche aus der Negation, hier ome, und
dem vorgesetzten Pronominal- Laute zusammen
gesetzt ist; nieme ich bin nicht, IL P. Juome u.
s. w. ; dieses Praesens tritt vor die übrigen Tem-
pus-Formen des Verbum substantivum; z. B.
ruome-marru ich war nicht, und der Wurzellaut
der Activ -Verben wird auch mit jenem negati-
ven Praesens verschmolzen, und geht so ferner
in die übrigen Tempora über, z. B. rijome ruca.
iMithrid. III. S $
644
ich sterbe nicht; IL P. üjome Juca, Praeter.
rijome manu ü. s. vv.
10. Neben dieser Conjugations-Weise gibt es ^
noch andere, accidentell verschiedene, welche \
nähmlich die Veränderungen der Personen nicht
in der ersten Sylbe, sondern in der zweyten '
oder dritten haben, z. B. orrohaca ich rathe,
II. P. ojebaca, anusebaca (soll wohl heifsen: anu-
rebaca^ ich bin giaiuiam), II. P. anujebaca.
11. Die Bezeichnung der Praepositionen
sind Anliänge am Ende. Um Fragen anzudeu-
ten, wird que ans Wort gehängt.
Sprue li proben.
Das V. U. in Betoi- Sprache hat Hervas mit ,i
der Ueberserzung, aber ohne Anmerkungen; .
Hervas hat Betoi - VVörter im Vocabol. poligl,,
die aber nicht ganz mit jener Formel zusam-
men stimmen. Ein paar Phrasen in derselben
hat Gumilla *) zur Vergleichung mit der Siliifa-
S}>rache, und zum Bevvei:?e der vielen r der
Betoya:
Situfa: Marlagena ntfecola falohidoju? Ebamuca,
dayjalabomdu, gotubica. (Que te disent tes
parens? 11s ne nie disent rien, ils s'aniasent
ä boire. )
Betoya: Day , raaquirrabicanu rornu? robutriu-
barr ouä ä caju. (Pourtjiioi nie voles-voua
inon liiaiz? Je vous doiiiieiai des coups de
buton.)
*) Hist. d. rOien. Bd. IL S. 195.
645
399-
B e t o i s c h.
^us Hervas Saggio pranco y N G7.
Unser V;iter der Hohe in si^sanA
RauHsucä Babi teo ubo-iiu juida;
O dafs übeiall
Odija ubujenuma bolanuma omeabicaju;
Dein Land iu rufe uns
Uju ajaboia cofajanuto;
Dein Wollen wie so Erde anf dein Land in
Uju ojaca oami mai umeiiami uju ajaoiiu
sey ebenfalls getlian
faiTocafada sadianü ;
Nöthige Tägliche gib uns heute
Duiji ijeiiuma jumuanuto maidda;
Auch unser Böses verzeih uns wir
Ibutu raufisaca fofei jusucanuto rauLüaca
wie Andrer Böses vert hen
oaiiü iarola fofei rusumaica;
Auch lasse nicht Teiifel schad^-n uns
Ibitu jitebometü mernelu oieanuio;
Sonlern ailes Böse b".Pre\e uns g"rf
Uita bagenuma fofei camijanuto; inamidje.
Einige Anmerkungen.
^Dafs die Personal - Pronomen raufisiicn wir,
uju du, auch für: unser, und: dein, gebraucht
werden, s. d. gramm. Bemerk. iN. 3.
nu bedeutet nachgesetzt die Präposition: in,
für: Aufenthalt, das nachgesetzte /'0 ist: in, für:
Bewegung an einen Ort.
Juida ist die II. Pers. des Conjunctivs, die
erste ist ruida; es soll mehr dem Gerundium,
indem, </tz ich bin, entsprechen.
67,6
odda ist die Endung des Optativs, womit
wohl oö'^'ö zusammen hängt.
ubujenwna bey Hervas übersetzt: in - ogni-
luogo, ist ohne Zweifel einerley Wort mit hage-
numa in der letzten Bitte, welches: da tutta,
übersetzt wird. Auch bolanuma ist übersetzt:
tutti, und eben so in der Grammatik dafür an-
geführt.
oami übersetzt: wie (come), wohl aus Ver-
sehen für: oami^ wie es nachmahls in der fünf-
ten Bitte heifst; da oanu in der Grammatik als
das Pronomen: medesimo, angeführt ist: so
stimmt diefs überein.
;7«ro steht als Endung der ersten Plural-Per-
son oder vielmehr als angehängtes Pronomen
dieser Person, an manchen Formen der Conju-
gation, hier und in den folgenden Beyspielen
also wohl auch für den Accusativ dieses Pro-
nomens.
Für Erde hat Hervas's Vocabolario poligl.r
daßbu.
ajoanu andere Schreibart als vorher ajaboTiu.
ffirrocafada, übersetzt: coai ancora, sadianu
übersetzt; facciasi. in jenem liegt wohl farru
oder vielmehr die III. V. fau des Futurum des
Verb um Substantiv um. Saomemau , saomefau^
sind in der Grammatik für: non si fece, non he
farä, angegeben, nnd da oniemau^ omefau die
Endungen der entsprechenden Person des ne-
aativen Verbum substantivuni sind: so mufs 6\iz
die W^urzfl des Verbum : machen, seyn.
Das Adverbium maidda erläutert sich durch
das in der Grammatik vorkommende maidacassi:
presentemente, adesso.
6|7
ibutu bedeutet: darüber, noch mehr, und
dient bey der Zahl: drey, indem die Betoi nur
besondere Wörter fi.ir: i. 2. haben (höhere Zah-
len drucken sie dann, wie auch manche andere
dortige Völkerschaft, durch Vorzeigung einer
Hand oder zvveyer, oder mehrm ahlige Vorzei-
gimg derselben aus). Doch ist ibutu auch aus-
drücklich als Copulativ-Conjimction angegeben.
Nachmahls steht, Avohl aus Versehen: ibitu.
fofei Adjectiv: Böses, sowohl die Masculin^
Endung, wenn nicht ein, Schreiblehler ob-.
waltet.
rusumaica ist di-e ref^eimafsioe erste Plural-
Person, di nimnica s. N. 6.'. wir sind, bedeutet,
so dafs Äw die Wurzel seyn mufs. Was den vor-
liergehenden Imperativ dieses Verbums betrifft:
sa istju: sey du, der Imperativ des Verbum
substantivum, so dafs sich dadurch auch in der
vierten Bitte Jumuanuio gib uns, erklärt, wovon,
mu oder mua Wurzel ist,
Jitebometu, das vordereyV ist wohl aus Verse-
hen statt des eben erklarten. y"//, und da ometu^
die Endung des negativen Imperativs, ist: so
bleibt die Wurzel teb nhi'ig. Vielleicht dafs auch
in dem folgenden cumijanuto vorn cu Schreib-
fehler statty^z ist,
mamiaje. vielleicht eine Art Adverbium vom
Adjectiv mamlajoi guter, mamiajo gute, mamior
jüje gutes. Dafs etwa, der Imperativ: sey, mit
darin liege, darüber geben wenigstens die For-
men der erwähnten Art der Gonjugation dex
Adjective keine Ausi;unft.
648
Ottoraäken, Guama, Guaneri.
Erstere ei(ie machtige Völkerschaft von hei-
terem Smiie in den höheren Gegenden am Ori-
noko, im Lande Ottomacu^ diese zweyten Vamu
oder Pai/ genannt •^), so dafs wir durch letzteren
Nahmen auf einen Zusammenhang mit den Paos
geleitet werden, welche inGilij's eben angeführ-
tem X'ölker- Register nicht weiter erwähnt sind.
Auf Gumilla's Karte sind die Guama auf die
Nordseire des Apure näher bey seinem Einflüsse
in den Orinoko gestellt, Paos eben daselbst auf
die Südseite, noch melir an den Orinoko selbst,
und die Otomaca zunächst diesen Paos den Ori-
noko herauf bis zu dem Sinaruco (zwischen wel-
chem und der Meta die erwähnten Sarura ange-
geben sind). Üttumaku, womit ohne Zweifel
eben diese Nation gemeint ist, werden in C.
Quandt's Nachricht von Suriname *'^) zwischen
den Orinoko und den Amazonen -Flufs gesetzt.
Auch bewohnen Ottomaken ( und Kabren ) einen
grofsen Missiuns- Ort unweit des Berges Uruäna
am linken Ufer des Orinoko. ***) Nach Gilij
sind die Guama vom höheren Apiire herab ge-
zogen t), und unterscheiden sich durch die
Art ihrer Kähne und manches Andere ff).
'■*) (r////'s Orinokesisches Völker. Register im Sag-
gio di Stör. Amer. T. 1. S. AXXVII.
«*-) S. 290. - ■
*-*) Gilij a. a. O T. I. S. 57.
f) Eben das. T. III. S. 151.
Von den Sprachen dieser Alölker wissen wir we-
nig, und dieses Wenige blor>5 durch Gi//J. Die-
ser sagt t), dafs die Giiama- Sprache blofs djie
der QjKiquäro zum Dialekte habe, die davein
ganz abgesonderte Ortomaca bhifs die Taparita^
und was den Accent der Aussprache betrifft: so
vergleicht er den der Guama mit dem Deut-
schen, und den der Ortomaca nennt er plump
und Lachen erregend •■•=), Die Guaneros setzt
Giüj auch an den Apure **).
S p r a c h p r o h e n.
Von der Ottomaca hat Gilij in seiner Ver-
gleichungstafel nur ein paar Wörter, sonst aber
zerstreute Proben **") gegeben, zu denen auch
aa\ ja, ghirivla die Art Melonen, die bey den
Maypuren und Tamanaken: paiia heifst, pnpdi:
Papaio, 770 ich, /du, tritt. Ein Wort der Gua-
nera, nähmlich /7ö/;ö- oder /jßyöa/*? Vater, hat Gu-
milla tt). Wir stellen zur Vergltichung die
Wörter der Yarura und Betoi neben die Ot-
tomakischen
f ) T. III. S. 205.
*) T. III. S. 158.
**) T. II. S. 133. "nd T. I. S. 43., wo eine
Mis<!ion von Gaami, Guanerl und QiiHfinari unweit
der kleinen Siadt Barinas, ungefähr zwanzig Tage-
reisen vom Einflüsse des Apure erwähnt ist.
***) Eben das. S. 154. i74' u- ein. and. T. II.
S. 137- i5'4- 565-
ff) A. ». 0. T. II. S. 205.
650
'Andere Wo r t er
der
nach Gilij oder
dei Grammatik.
Gott
HJmmel \-inde
E-i: ; ,(iibü
Wasser \'u
Tc-.-.-r Urmdä
Sor.cir \do
RQ.. seh
Weib
Vater
Miüter
Kopf
Auge
Nase
Zunge
Haar
Hand
Fufs
:me
ibi
(nach der Gram,
matik /»accAß
( nach der Gram-
matik icchimo~)
(nach der Gram-
matik taonepe)
"Brot von tambe (ist Ca
Cttsave save nach Gi-
Tag I . . . .
Nach d. Gramm.
(meame
novni
tarani
nach
Hervas.
andere, conome
(in de
dabü
uvi
condh
do
goppe
pumme
aya
aini
pacchü
jonde
nappe
topponb
keün
icchi
do
canaame
noeni
tarani
Betoi
Ottomac
nach Hervas
nach :
oder
der Grammatik,
Gilij.
memelit.
ten . tucu
caga.
daßbü
poga.
octidü
ia.
jurui
nüa.
reo . umasoi
teö-ro
umasoi (die
andua.
Gram, schreibt:
'
humasoi)
rö (die Gramm.
ondua.
ro ohne Ac-
cent)
babi.
i
mamä
rosaca ( mein
Kopf).
ufoniba.
jusaca ( wohl :
deine N. ).
ineca.
rubuca (wokl:
mein H.)
rumrosi.
(nach der Gram-
matik'^'//wocojo
mein H.)
remocä.
(n. d.Grammat.
remoca o. Acc.
mein F.)
....
perega.
munitä.
'i
edojojoi.
1
edoi.
1
ibutic.
1
i m
^5 1
Wie übrigens so mancherley Völker und
Sprachen auch in diesen und den westlicheren
Gegenden noch wenig oder gar nicht bekannt
«ind, erhellet aus dem Verzeichnifs der Völker,
auf welche die Missionen aus Venezuela, vor-
nehmlich Capuciner- Missionäre, vom Capitel
zu Carraccas gesendet, Einflufs gewonnen ha-
ben, und „deren jedes eine besondere Sprache
oder einen eigenthiimlichen Dialekt rede,"
nähmlich: die Goainos, Atatures^ Cucaros, Giia-
rivos , ( CJüricoas , ) Goarauoas , ( Olomacos , ) Amul-
hos , Xaruros , ChJrigns , Atapaimas , Dazaros , Cher^
rechennes , Zaparipas, Goaigoas ^ Guires, GayoneSy
(Ac/iaguas, Guayquiris, Mapoeys ^ Tamanacos ^\
Atysasamas. *).
X. Nordküste von Süd -Amerika:
Tamanaken , Guaraunen , Ära-
wacken, Karaiben.
Die Tamanaken wohnen den behandelten
Völkern am niedern Orinoko am nächsten. Die
Guaraunen wohnen auf den niedrigen Inseln,
welche die Arme des Orinoko bey seinem Aus-
flusse bilden *^'). Die Arawacken östlicher um Su-
riname. Die Karaiben sind über die aanze Küste
*) S. Depons Voyage T. I. eh. 4. S. 547. Nur
die in Klainmeni geschlossenen Völker sind ander-
wärts genannt und im Vorhergehenden oder Folgen-
den erwähnt.
**) Nach Depons neuesten Nachrichten (Voy.
T. I. eh. IV. S. si6.) 8000 Mann stark, unabhän-
gig und nie bekehrt, und nach den Otomaken das
heiterste unter diesen Völkern.
6S2 I
zwi«^chen dem Orinoko verbreitet: ihnen und
den Tamanaken durch die SpiTiche verwandte
Nationen besitzen auch die übrige Nordküste
vom Aiisflnsse des Orinoko nach Westen. Von
den Giiaraunen, deren Nähme wohl einer Ver-
gleichimg ihrer Sprache mit der Guaranischen
ein näheres Interesse gäbe, und von den Ara-
waken wufste Gilij nur, dafs ihre Sprachen für
cigenrhumliche galten. Die der Araw.aken ist
neuerlich genauer bekannt geworden. Auch
sie steht in einem Verhältnisse zu der Karaibi-
schen Sprache, nocli mehr aberfindet ein nähe-
res Verhältnifs zwischen dieser und der Tama-
nakischen Sprache Statt, so da(s Gilij letztere
für einen Dialekt von der Karaibischen erklärt.
I. T a m a 11 a k e n.
Auf der ei.ieu Seite ist das Zusammentreffen
der Wörter und unter diesen auch der Prono-
men der II. und III. Person und einiger Prono-
minal-Adjective, zwischen dieser und der Ka-
raibischen Sprache zu bedeutend, und das Ur-
theil eines Ohrenzeugen, wie Gilij, zu wichtig,
als dafs sich die Nähe des Verhältnisses bezwei-
feln liefse; auf der andern Seite ist der Unter-
schied der grammatischen Ausbildung der einen
und der andern Sprache zu grofs, als dafs sie
sich bestimmt vereinigen , und dafs sich
schon jetzt entscheiden liefse, ob jenes Zusam-
raentrefien der Wörter Folge des häuficren Ver-
kehrs, oder Folge eines solclien Verhältnisses
sey, wie zwischen dem Ptrsi-^ch.en , Griechi-
schen imd Deutschen Statt findet. Ob sich auf
eine noch entferntere Weise auch das Arawakisciie
anschliefsen lasse, darüber mag auch nur vor-
läufig ans der Zusammenstellung der grammati-
schen Formen und der Wörter ein Urtheil ge-
fällt werden.
Die vielen Dialekte, welche Gilij demKaraihi-
schen Stamme zuschreibt, theilen wir demnach
zwischen diese Karaibische, und die Tamanaki-
sche Sprache so, daft letzterer die beygelegt
werden, von welchen Gilij ausdrücklich sngt,
dafs sie mit der Tamanakischen Sprache so gut
als eins seyen *). Diefs sind die der Parec/ii, von
denen Gilij sagt, dafs wer das Tamanakische ver-
stehe, auch jenes leicht fasse, und bey denen
eben so wie bey den Tamanaken und den Avari-
cotti d nnd ga fehlen; der [Joc/ieari, welche jähr-
lich ein Mahl mitden Sole Donne zusammen leben
sollen, welche aber Gilij **) nicht über 60 See-
len stark fand, der Uaraca-paccili d, i. Schwester
des Bären, der Uara- Mucuru d. i. Söhne der Pal-
me Muriace, der Paiure, von denen Gilij das Be-
jahungbwort: ö/>, anführt, der Ac/ierecotti, von
letzteren in Gebräuchen und Denkart verschie-
den, \md von den Karaiben fast aufgerieben,
der Oje, oder 0/7, welche wie mehrere andere
kleine Völkerscliaiten am Flusse Cuccivero (auf
der rechten Seite des Orinoko) und zwar in den
höheren Gegeuden des ersteren Flusses wohnen,
ihre Waldtr noch nicht verlassen haben, aber
sich dem Gilij mild und liebenswüidig zeigten ***).
Verschiedener sey der Dialekt der Avaricotti, aber
doch auch durch das Tamanakische verständlich.
Gilij nimmt ferner an, dafs die C/nric/nn'pi (^welche
auf Gumilla's Karte Oiiirguiripo heifsen, und zwi-
*) ^'/y *> «Se. 'li '^tor. Anier. T. I. S. 127. 150.
*--') A. a. O. T. l!I S. loo.
***) Gz7// T. 1. ij. 38- 127. 174.
^54
sehen Karaiben auf der Ostseite des Orinoko an-
gehetzt sind ), wie die Tamanaken reden, und so
auch die Sole Donne oder Amazonen am Cuccivero.
Nicht zu sehr verschieden seyen die Mappoi und,
andere Völkerschaften. Andere Dialekte haben!
solche V^erliältnisse, Wie das Französische und
Italienische. Auch die Maccliiritäri, Areveriani\
Camanacotii und clie Bewohner der Küste von Pa-
ria können Tamanaken genannt werden, aber
ihre Sprache, obwohl dem Tamanakischen ver-
wandt, fordere mehr Aufmerksamkeit, um sie
zu erlernen *). DasDaseyn der erwähnten Sole
Donne hält Gilij für desto gewisser, je mehr die
Nachrichten, die er dort darüber einzog, mit den
Angaben, welche Condamine auch von einge-
bornen Bewohnern dieser Gegenden erhielt,
selbst in der Angabe ihrer Wohnplätze zusam-
men treffen **). Von der Pareca führt Gilij an,
dafs sie immer ^c/sage, wo im Tamanakischen
cia (nach Italienischer Aussprache zu nehmen)
und im Karaibischen flaute, z. B. Napf heifse in
der Pareca: sciarera^ im Tamanakischen aV/m-«,
im Karaibischen ^ßrez-ß; auch wird von ihm aus
der Pareca: Mamma: Mutter, angegeben; von^
«*) Gf/y a. a. O. T. III. S. 2oi. auch T. I. S. 127.
nennt er die Dialekte \'erschieden und schwer. Der
bedeutende Unterschied der Sprache dieser Camanatotti
in der Gegend von Cuixiana vom Karaibischen, wird
bey diesem bemerkt werden. Übrigens hat P. Riiiz
eine Grammatik der Sprache der Cunianacotti (so sind
sie hier geschrieben) drucken lassen. 7)
t) Gi/r/ T. Iir. S. /,jo.
**) ConfLu??/ne relation de son voyage S. 103IF. Gilij
a. a. O. T. I. S. ißo., wo er die Ähnlichkeit des Cucdvero,
an welchen seine Nachrichten diese Amazonen setzten,
mit dem Flufsnahmen Cuclüvara gelrend macht, an
Tvclchem sie nach Condamine's Nachrichten wohnen.
3en Avericotti sagt er, dafs sie häufigst den Laut
•e einschieben, so \vie die Karaiben ^e, die Ta-
r.anakischen Männer ue, die Tamanaki.schen
A^eiber nie *). Ein paar andere Beyspiele des
/erhältnisses dieser Sprachen und Dialekte sind
nderwärts angeführt **).
ich
du
Taixiana-
kisch.
ure
amäre
Ute
Avaricot-
tisch.
ure
amu'ert
achtja
Pajurisch.
ama
u
Karaibisch.
au.
amdro,
eräpa.
Durch das Tamanakische konnte sich Gilij
lit fast allen Völkern am niedern Orinoko un-
srhalten "''*). Der Accent der Aussprache ist
^eich und schlaff, so wie auch diese Völkerschaft
älbst in steter Furcht vor den Parechi und Qua-
ui lebt t). Die Sprache ist besonders in Be-
ug auf die Formen der Verben aiifserordentlich
usgebildet, und zeichnet die Unterschiede die-
sr Verhältnisse so fein, als fast irgend eine der
ebildetsten Sprachen aus. Die Sprache der
■esänge, auf den Bällen dieser Wilden (bey
•eichen die Pciacl d. i. Ärzte [diefs ist ihr Tama-
akischer Nähme, bey den Parechi lautet
[• Jaci'] vorsingen , und erst die Frauen,
ann Alle harmonisch antworten) besteht bey
fen Tamanaken in einer alterthümlichen
edeweise, die dem gröfsten Theile derer,
ie sich ihrer bedienen, selbst unbekannt ist.
[anche V^örter derselben haben mit den jetzt
*) Gilij a.a.O. T. III. S. 153. 161.
**) T. m. s. 202.
***) Eben das. S. 149.
i) T.m.S.158. T. I. S. 129.
656
gewöhnlichen Ähnliclikeit, andere sind nur in
der Endung verschieden tf). Übi'gens lebten
die Tamanaken vor Gilij's Ankunft in drey von
einander getrennten Abtheilungen , (aber unter
einerley Klima) wovon jede gewifser Mafsen an-
ders redete, und über den Accent der andern
spottete, doch galt der von Maitäno für den vor-
züglichsten, und sie verliefsen den von Crataima
und vom Cuccivero*). Doch setzt Gilij die Ta-
manaken überhaupt in den 311° d. L., also aui
die OsTseite des niedern Orinoko, und in den
-7° N. ßr. , andere in den 6°.
Grammatischer Charakter der Tama- \
nakischen Sprache **).
1, Die Tamanakische Sprache hat fast nie Ä,
sondern dafür/?, weit mehr/ als d, kein/, kein
i-, sondern für letzteres ci (Italienisch gespro
chen) keinSpanischesy, kein ^ (wie es im Italic
iiischen vor a gesprochen wird, eben so wenig
als wie schon erwähnt worden, die Avericotti
und Parechi ein solches^ haben, übrigens wird
^bey den Tamanaken mehr wie im Italienischen.
im Parechischen mehr wie im Französischen
pronuncirt). Die Tamanaken verwechseln / mii
/-, die Vocale am Ende der Wörter werden oü
weggelassen. Die Sprache hat, so wie die Mai-
purische, nicht blofs kurze Wörter, sondern
viele drey- und viersylbige.
2. Ableitungs - Endungen der Substantive
sind te oder vate für Abstracta, z. B. checche odel
ff) T.II. S. S78.
*) T. Ili. S. 284.
**) Nach Gilij T. III. S. 171. 174. ■»75- 176. ff. "n^
5<äo ff. Eben derselbe spricht auch S. xb'x. von seinei
liaaLlschriftiichen GramiiiaLik dieser Spraciic.
I - ^57
cheictiväte Gröfse; das hinten angehängte taic
macht Pejorative, die sehr gewöhnhch auch als
Familien - Schimpfwörter gebraucht werden.
Ei)ke Form zur Unterscheidung des Geschlecht!»
gibt es nicht, eben so wenig als eine Form der
Adjective für den Comparativ, der durch Nach-
setzung der Präposition /(?/;ö/e ( über ) ausgedruckt
wird. ( Viele andere Sprachen dieser Gegenden
haben zum Ausdrucke desselben blofs negative
Con^trucriünen. ) Die Superlativ - Adverbien
werden ausgedruckt, indem man ne ans Adjectiv
hängt.
3. In Absicht der Plural -Form zerfällt die
Classe der Substantive in i-,echs Declinationen :
I. die auf o hängen im Piurale mw.'ö, II. die auf
€ hängen nemo an, III. bey versciüedenen Singu-
lar-Endungen wird chemo angehängt, IV. die auf
eme^ ci.e^ g/ie haben im Pluraie amo^ so dais eme
darein verwandelt, und che zu camo wird, V. den
Plural .int ptui haben andere, zum Theil mit Ver-
änderung des Singular-Lautes, VI. die Substanti-
ve für unbelebte Gegenstände haben meistens
zur Plural-Endung das angehängte c-,'ie. Was
die Casus anbetrifit: so hat der JNominativ in ge-
wissen Fällen, der Dativ aber immer: uja n^di
sich, der Genitiv ist durch seine Stellung vor
das ihn regierende Wort ausgezeichnet, der so
genannte Ablativ hat vi'ne nach sich.
4. Die i^ersonal-Pronoinen sind; ure ich,
amare du, macche er, jwnna wir, amgnnmbro ihr,
mucchiamo sie. Ihnen in vielen Fällen gleichbe-
deutend, und besonders den Dativ -Bezug be-
zeichnend, sind ///a, ich, mir, aujä du, dir,7/ci//ä
er, sie, ihm, ihr,J«/w/w-w/ö wir, uns, aujac-ue
(das Pronomen i'iir : du, mit der einen Plural-
Endung) ihr, euch, iteujac-ne ^\q, ihnen. Di«
658 ,
Bezeichnung der Possessive oder Pronominal- ^
Adjective ist verschieden, je nachdem das Wort j;
mit einem Vocale oder Consonanteii anfängt, im |
ersteren Falle erfolgt sie also von apbto (Casiqne, ^
kleiner König) ]apotbi: mein K., avapotbi: dein *
K. , itfi/90/oi; sein K., jumna japotöi: unser K., ;
avi7/7o/6i-chem6.' euerK. , ita/^o^öi-chemo; ihrK., :
im zweyten also von mata Feld : matav'i : mein F.,
Simatari: dein F., imatarl: sein F., jumna matnri,
unser F., imatarghemb : ihr F., jedoch mit dem
Unterschiede bey der ersten Plural- Person, dafs
jener Ausdruck des: unser, ein allgemeiner und !
unbestimmter ist, und dafs, wenn: unser, von
den zwey Redenden allein zu verstehen ist: capo- .
toi, chi mataii, und wenn es sich blofs auf die |
Nationalen und National- Gemeinschaft bezieht, ;
mit der Plural -Endung chemo: capotbi- chemo^ 1
chi /??ö/örghem6 , gesagt wird. j
5. Die Activ- Verben zerfallen ihrer Form J
nach in sechs Classen oder Conjugationen; nach j
dem Infinitiv lassen sich diese Classen unterschei- j
den, indem er bey den ersten drey aufn, bey 1
der vierten auf /-w endigt, und bey der I. mityV/,
z. B.Jarerl tragen, bey der IL mity>, bey der III.
mitjo, bey der IV mit ^7/ anfängt, bey der V.
fängt er mit / an, und endigt mit rl, bey der VI.
fäiigt er auf mehrerley V^eise an, und endigt
mit ri oder ru. In der ersten Plural -Person un-
terscheidet sich der Bezug auf zwey, und der
auf die Nationalen von der unbestimmten Zusam-
menfassung , s. N. 3. Der Tempora sind sehr viele.
Das Praesens, wenn es die Handlung selbst be-
deutet, lautet: jaier-bac-ure ich trage, Javer-
bache-amare du trägst u. s.w. mit diesen Personal-
Pronomen; wenn aber von einem Habitus des
Handelns die Rede ist: so kann entweder jenes
Verb um
059
Veibum mit der zweyten Art der Personal- Pro-
nomen i/ja ich, auja du, welche hinten ohne
Ei'ischiebiing des hac angehängt werden, oder
die, nachlier anzuführende, Frequentativ-Form
stehen. Ein Präsens permissivum, wenn man
nähmlich die Erlaubnifs begehrt, welches von
demnacliher anzugebenden Optative unterschie-
den ist, lautet, wenn es nahe Gegenstände be-
trillt: tavecciä: ich trage dann doch, bey ent-
fernten Gegenständen lav^tlapi: so gehe ich und
trage. (Im Plurale ändert sich /a wieder inya;
Jiinnmjaieccia w. g. u. tr. u. s. w. )
6. Die Praeterita , Futura und Optative ha-
ben die Personal- Vorsätze also: I Singular-Per-
son /r/, II P. nui, III P. na oder Ja, letztere zvvey
eben so im Plurale, wo sie aber durch die En-
dung \^om Singulare unterschieden sind, die sie
mit der, auf die Nationalen eingescliränkten,
I Plural-Person gemein-chafrlich haben, statt
dafs die unbestimmte I Plural- Person und ihr
Dual sich nicht in der Endung, sondern blofs
durch ihre Vorsätze, jene durch Jumna na, diese
durch chec-cia^ von den Singular- Formen un-
terscheiden. Der Praeterita sind viele: I, was
vor Einem Tage geschah: taiei, die in den er-
wähnten Personen geänderte Plural- Endung
verwandelt i in teve * i; II. vor einer oder zwey
V^^ochen: iarejac-ne, jac-ne wird in jenen Plur.
Pers znjalek-ne', III vor einem bis sechs oder
mehreren Monathen tavkine, aus mewird in jenen
Plur. Pers. tomne; IV. von längst geschehenen
*) Eine Ähnlichkeit wird bey dem Karaibischen
bemerklich werden, dafs da i des rraeieritnms auch
in der Q. und 3. Plural - Person verwandelt wird.
ii;i!)mlich in 'ou.
MUhriJ. 111. * ^
66 o
Dingen; taverinyjac-ne, aus dieser Endung wird
in jenen Pli'.r. Pers. riihjatcve; Aorist für allt Prä-
terita tarecce mit der zweyten Art der Pronomen,
die aulser der ersten Person hier coz-gesetzt sind;
Futuriun 1, (mbc^timmt, wie unsere Futura : ta-
Tecci^ ans cci wird in jenen Plur. Pers, tecci-^
iL für entfernte Dinpe.- tavetämncci, aus welcher
Endung in jenen Plur, Pers. tämdecci wird; be-
sonders flir: ich werde gehen um zu tragen,
wird diefs Futurum gesetzt; III. im directen
Nach.satze einerBedingung (z.B. lege es hierher; ^
so werde ich es tragen ): taieige, aus ige wird in . |
jenen Plural- Personen teige.
7. Der Imperativ ist: jareche^ für entfernte
Dinge: jäTetu, und hat auch Formen der 3. imd
der 1. Plur. Pers.; der Prohibitiv lautet tanorei-,
abex es existirt daneben noch ein besonderer
Modus; carerena, siehe dich vor, nimm dich in
Acht, <lafs ich nicht dich trage, Plur. caveien-
ghemb , (woneben aber 3.uch Jarenena ich fürchte, I
hüthe mich, dafs du nicht mich tragest, gesagt
wird,) der I.Optativ ist: tarere, der IL, welclier
das Imperfectum ausdruckr, selten das Plus-
quamperfectum; taierirlje, der Conjunctiv in al-
len Personen /flre/--yßc'e, so dafs diese Personen
durch Fo/'setzLing der zweyten Art der Personal-
Pronomen njä u. s. w. luiterschieden werden.
Die Gerundien sind: javecce zu tragen, jaretep-
cidve vor dem Tragen, jaTetpe.ph nach dem Tra-
gen, jaxeteclwmne bald nach dem Tragen, jane-
getpe odtT ja£egeipa7n um zu tragen: jaie-tepb
zum Tragen. DieParticipien lauten: arene oder
üre/e tragend, ohne Verbindung; y^re/ze/ in \^er-
bindung mit einem Substantive; naieri was ich
trage; naretpe was ich getragen habe; naregell
was ich häufig getragen habe; javegiäc-pe etwas
66 1
Getragenes, Vlur. invecciamo ; taxecceme was ge-
Traaeii wird, tavaccemhe was getragen werden
\^nu. — Uebrigens gibt es mancherley irregu-
läre Verben, besonders in der sechsten Con-
JLigation.
8- Das Verbum substantlvum uocciri seyn,
dieijt zur Bildung der Pa->sive, indem uaccla^
ueccie, uoccio u. s. w. , oder eigentlich uacc^ uecCy
uorc vor die Active treten , je nachdem diese mit
ja, 7e, jo anfangen. Wenn aber die Verben
einen Consoiiariren zum Anfangsbuchstaben ha-
ben; so tritt wr//', uot^ vor dieselben. Die Verba
neutra haben in der Regel die Endung muri, aber
führen -sich leicht auf die Conjugationen der
Verba activa oder passiva zurück.
9. Abgeleitete Formen der Verben sind fol-
gende: die Prequentative drucken sich aus, in-
dem pta vor der Endung ri; mecu vor der En-
dung ru eingesch(jben, oder endhch mit Ein-
schiebung eines p und Auhängimg der Endung
0///7, z. B. 2iy\s jeneri beschauen, jepneotiri: oft
besehen, wird. Wenn po vor rz eingeschoben
lü^ : so wird dadurch der Begriff: geben, oder
auch diefs bezeichnet: dem andern sagen, dafs
er thue, was das Verbum bedeutet; ma zuwei-
len vor ri eingeschoben, bedeutet: reddere,
machen; /•/ in gaz verwandelt, wegnehmen; ipi
vor r/ eingeschoben: das wollen, was das Ver-
bum sagt; re hinten ans Verbum gehängt: zu-
rück; tari an Substantive oder Adjective ange-
hängt: das werden, was diese bezeichnen. Das
Verbum nesativum wird durch Nachsetzung der
INegativ- Partikel pra gemacht, welche sich, so
wie die andern Negativ- Partikeln, immer mir
dem Hauptworte des Satxes verbindet.
Tt 2
66'^
10. Die Praepositionen werden alle durch
hinten angehängte Laute ausgedruckt, in ihrer
Zusammensetzung mit den Personal -Pronomen
erfolgt bisweilen Veränderung dieser, z. B.
chere: mit, h^t Jachere: mit mir, avadiere: mit
dir, itachere: mit ihm, cachere: mit uns zweyen,
cacherecne: mit uns, avacherec-iie: mit euch.
Die Adverbien, die sich von Adjectiven ablei-
ten, lauten ganz wie diese.
Sprach proben.
Wörter der Tamanakischen Sprache hat
GiliJ '•') avifgestellt, nach ihm Hervas im Vocab.
poligl. ; ersterer hat eben denselben Aufsatz über
die St:höpfung, den er auch Maipurisch gelie-
fert, im Tamanakischen, so wie eine Menge ein-
zelner Wörter und Phrasen **). Die Zahlwör-
ter hat Hervas in der Aritmet. d. naz, S. 104.,
GUij T. II. S. 332., und das V. U. jener mit An-
merkungen im Sagg. prat.
4©0.
T a m a n a k i s c b.
Aus Hervas Saggio jvaticoy N. 32.
Unser Vater Iliinniel in iler
Yumna-irau^ cap-yave maiieclii;
Deinen Nahmen erkennen niöc,on alle
Avegeti ambuctere tenigiare;
*) T. IIL S. 375 — 582. 386 — 389- Die hier an-
zuführenden wertleu bey dem Karaibiscben tollen.
**) Jenen T. ill. S. 2*0., niese, ani'ser an den
schon bey dem Maiparischen erwähnten Stellen liocb
T. II. 125. 132. 150. 151. 155. i6ii. 176. 177. «86.
197'. 201. ßi4. CIQ7. 23 ik 032. 244. 255. 2C4. 501. 3«».
514. 515- 32^- 3^5-
663
Deine Woliniing in uns bringe
Aj:>atalyacä yiuiuia iiiarcclii;
Gcliovsam seycii Erde auf welche
Tacreche aictere nono - p6 matomnamo
Hinunlische wie
caponocam gaige;
Heute gib uns Speise
Arneiiare anuke yumna-uya tacheme
stetige
ipocorono;
Bösen uns vergib wir
Petkebuni yurana ipurecke yumna-uya
vergeben wie ßöses w^elche
pureciir gaige petkebra mauecbi
uns gegen
yumna-pake;
BetriegeT unter un» mache fallen nicht
AiigLiptene yave yumna muclii atca-prä;
ßöses wirf uns von
Petkebra imake yumna pocono.
Anmerkungen
nach Hervas und der Grammatik.
Yumna unser. Wenn nach Hervas: papa
mein Vater, emo dein V., imu sein V. hiefse: so
würde nicht einmahl diefs letztere eine Anwen-
dung auf den gegenwärtigen Fall haben, noch
weniger irgend ein Zusammenhang der Stamm-!
sylbe 7^0 oder mu mit papa ^ oder eine Anwen-
dung der oben N. 4. des grammatischen Charak-
ters angegebenen und auch hier in der folgen-
den Bitte angewendeten Formen der Possessiva
sichtbar seyn. Ohne Zweifel ist imu Form eines
andern Dialekts. Uebrigens ist das Unbestimm-
te : unser, ausgedruckt, (und papa bey den
Guaneres: Vater.)
664
In den Wörterverzeichnissen ist eapu für
Himmel angegeben, doch liegt die Abkürzung
auch in der von Gilij bemerkten Form cap-ponb,
welche, weder genau geschrieben, noch erläu-
tert, in der dritten Bitte vorkömmt, aber bey
Gilij als Zusammensetzung mit der Prae-(Post-)
Position /?o angeoeben wird; po undlyave oder
Jave bedeuten: in, Jocä zu, hin zu.
manechi hier und m der fünften Bitte das Pro-
nomen relativum , in der dritten matomnam»
nach Her\-as der Plural von jenem.
Vor Wörtern, die mit Consonanten anfan-
gen, wie das folgende /?ß/ß.- Wohnung, ist: g,
vor solchen, die mit Vocaien anfangen: ßi' Be-
zeichnung des Pronominal -Adjectivs: dein. An
den, mit diesen zusammen gesetzten Substanti-
ven bemerkt man am Ende den Anhang!/ oder
ri, wohl zum ATizeichen, dafs sie nicht absolut
stehen; vielleicht, dafs auch hier / ein solcher
AnhancT, und bey patal: l statt / verschrieben
wäre, doch ist zu bemerken, dafs // eine häufige
Endung im Tamanakischen ist. Dafs übrigens
v^j/e/ZmeinNaiame, z/f?^ge// sein N. bedeute, sagt
Hervas, und bezeugt dadurch, dafs g und;/ nur
verschiedene Schreibart oder eins davon Verse-
hen ist.
ambuctere nach Hervas vom Verbum puturu:
erkennen; auch hier möchte vvchl Versehen der
Schreibart oder dialektische Ungenauigkeit im
Spiele seyn, wenn man nicht auf die Irregulari-
tät nicht weniger Verben zu blicken hat. Uebri-
gens läfst sicli^zwar re als Endung des Optativ»
(3. N. 7.), nnd zwar tere, als Endimg einer Plu-
lal-Persbn, eben so wie bey dem folgenden
^i.r/ere erkennen; aber von dem auszeichnenden
Vorsatze der Person ist hier keine Spur,
o55
morechl^ bey Gilij lautet die 2 Pers, des Fu-
ti'.r. I. nach Itaiienischer Aussprache:, marecci,
nach welcher das erstere zu nehmen sey, ist
nicht klar.
tacreche^ zwar ist che nicht als Particip-En-
dung angegeben, aber wohl führt Gilij an: ton-
noclie, der eine Nase hat, von /onna/-/ meine
JNaye. Ucbrigens hat Hervas:. j«r/-f/7 gehorchen,
wovon li Infinitiv-Form, ya veränderlicher Con-
jugations- Charakter ist.
uocciri bedeutet: seyn , bey Hervas imrich-
tig uochili mit /; davon soll aictere^ über dessen
Endung vorher gesprochen ist, kommen.
/;o, 3L\\ch. \uv caponocam ist oben erklärt, die
Plural- Endung com, eigentlich camo ^ kommt
von Siugularen, welche mit che endigen, wie
die vorher angeführten Wörter.
amenare ibt: heute, und: jetzt; um letzteres
bestimmter auszudrucken, wird cenerepe: in die-
sem Zcitpuncte, zugesetzt.
jumna-uja s. N. 4., anuke soll nach Hervas
von^z//'o.- geben, herkommen, übrigens ist Cy^e
Endung des Imperativs, und tui ich habe gege-
ben , nun du hast gegeben,
tachcme soll nach Hervas ein Verbal- Nomen,
von yacurü: essen, seyn, übrigens bedeutet
2i\xC\v nauäpi : Speise.
ipakere nach Hervas: immer, und davon
durch die Endung 720 ^as abgeleitete Adjectiv.
petchebra ist auch bey Gilij : böse, übel, pu-
Tccura nach Hervas: Mideid haben. Der Ge-
brauch der zweyten Art von Pronomen bey der
Wiederkehr des Worts soll mehr den Habitus,
als die einzelne Handlung ausdrucken.
ß/z^z/'/j/e/ze nach Hervas: Betrieger, von _yö/z-
gi/Z/Ycribetriegen, muchi^oVi sich von iri: legen.
setzen, a/ca von uatcari: fallen, ableiten. Die
Negation /?/*ß ist erwähnt.
imake nach Hervas von imari wegwerfen , mit
der angeführten Imperativ- Form che^ nach der
Schreibart bey Hervas ke.
2. A r a w a c k e ru
Die Arawncken wohnen zunächst den sonst
Holländischen Colonien Suriname und Berbice,
an den Flüssen dieses Nahmens. Schon bey de
Laet sind sie, und Wörter ihrer Sprache erwähnt;
aber eine genaue Darstellung ihrer Lebensweise
und Sprache verdanken wir dem Missionär der
Brüdergemeinde unter denArawacken C. Qjiandt^ |
der ihren Nahmen also schreibt '•'). Sie gränzeii 1
an der oberu Berbice mitKaraiben und mit zwey |
andern Nationen, den Waqtiaien, womit wolü: \
Ouaqua gemeint seyn möchten, und den Wara- i
jien^ von welchen letzteren die meisten die Ära- \
wackische Sprache verstehen, aber auch eine ei-
gene haben**). Diese und die Karaiben sehen
sie als Landsleute an, die südlicher nach dem i
obern Orinoko und Amazonen- Flusse wohnen-. 1
den Völkerschaften werden von ihnen als Frem-
de betrachtet. Auch die Karaiben betrachten
sie als aus einem andern Lande in das ihrige ge-
*) In seiner Nachricht von Suriname und seinen
Einwohnern, sonderlich denArawacken, Waranen uHd
Karaiben, von dtn nützlichsten Gewächsen und Thie-
ren des Landes, den Geschäften der dortigen Missiona-
jien der Brüder - Unität, und der Sprache der Ara-s i
wacken, Görlitz 1807. ^|
*•) Wie Hr. ^«anJf in einer schriftlichen Mitthei« |
lüng mir von dieser Völkerschaft und der der Akuliu ]
ansdrücklich versichert. '
6'6'7
kommen, und haben mit ihnen s© lange Krieg
geiiihrt, bi'5 die Holländer zwischen diesen drey
Nationen Frieden gesrifret haben. Viele Ara-
wacken haben sich zum Christenthnm bekehren
la.s>sen, sie leben auf eine andern dortigen Einge-
bornen ähnliche Wei-^e, vom Landbau und der
Jagd, sind aber nicht so wild, als viele andere,
und werden fiii^ schöner als die meisten andern,
dortigen Nationen gehalten.
Qrammatischer Charakter der Arawacki-
sehen Sprache
1. Unter den Buchstaben (deren Ausspra-
che hier die Deutsche ist ) fehlen c und/"; r und /
aber sind zuweilen schwer von einander zu un-
terscheiden.
2. Von den Substantiven werden sehr we-
nige ohne Beyfiigung eines Possessivi gespro-
chen. Bey der Verbindung mit demselben lei-
det aber das Wort mehrentheils einige Verände-
rung, indem oft die Endimg hü wegfällt, und
der Anfangs-Vocal des Substantivs ni den des
vorgesetzten Pronominal- Adjectivs verwandelt
wird.
3. Was die Bezeichnung der Casus betrifft:
so ward im Dative umi'in^ im so genannten Abla-
tive uria oder uwur'ia hinten angehängt. -^Der
Plural der Substantive bildet sich , indem hinten
null oder enuti^ zuweilen mit Weglassung eini-
ger Laute des Substantivs, angehängt wird.
Aber auch schon, wenn ein, sich auf Mehrere
beziehendes Pronominal - Adjectiv mit einem
Substantive verbunden ist, erhält dieses defshalb
eine andere Endung, und c//, nati-, odev einti
werden angehängt.
ms
4. DiePersonal- Pronomen sind dni oder da-
iia'ich, bi'ii oder bokkia du, likia er (just wie in.
der Karaibischeii Insular -Sprache), turreha sie
oder es, wai oder wak'ia wir, lad oder hühia ihr,
r/ö/ oder nak'ia (gen, commun.) sie. Vor den
Bersonen der Verba stehen die kürzeren von
diesen Formen (an den längeren bemerkt man
leicht die gemeinsame, also liinzu gekommene
Endung, wie eine andere eben so gemeinschaft-
liche oben bey den Achagua, gefunden ward, )
lind von der dritten Person auch solche kürzere:
/wvom Masculin, tu vom Förninin und Neutrum.
Aufserdem stehen noch kürzere Formen sowohl
für das handelnde Subject, als für den Accusa-
tiv, das Object, auf welches gewirkt wird, doch
wie es wenigstens nach den Beyspielen scheint,
nur dann, wenn ein Pronominal- Accusativ bey
4em Verbum steht, nähmiich:^
vorn
hinten
Sing. 1 Pers. da de
2 Pers. ha '^'^
3 P. Masc. la i
Föm. ta '^
Plur. 1 Pers. wu "
2 Pers. ha • ^^'^
3 Pers. na - J^'
Die vorn stehenden, mit der Dativ-Endung zu-
sammen gesetzt, bilden die Dative dieser Prono-
men, doch sagt man auch z. B. Ukia umiln: ihm.
Die Pronominal- Adjective werden durch die An-
fangs-Consonanten der oben angegebenen Pro-
nomen ausgedruckt, wobey h der 2 Pers., / der
dritten , wiederum mit der Karaibischen Insular-
Sprache zusammen trifft.
66o
5'. Die Adjective sind eigentlich von Verben
kommende Farticipien, wovon das Masculin //,
da.^ Feminin /// zui Endung hat, im Plural haben
bfcyde Geschlechter //. Andere Adjective ha-
ben in beyden Geschlechtern im Singular issia
oder ilss:a, im Plural issiajvm.
6. Die Verben sind in ihrer Biegung theils
regulär; theils irregulär : jene zerfallen in folgen-
deiüni Classen oder ( onjugationen , nachihien
Infinitiven hier geordnet: die-^er lautet lau- ?>?,
Z//2, nn^ II auf än^ welche Verben oft das Hülfs-
Verbiun ka: seyu , am pjide annehmen, iflauf
unnua, die Endung der Passiva und Neutra, IV auf
c/.', V Avie bev I, aber so daf?» die.-.e \''erben meis-
tens das Hülf^-Verbum ka annehmen, und die
Pronomen hinten haben. Die Pt-rsoJial- Prono-
men, die, wie auch au3 der V. U. Formel erhel-
let, bald unabgekiirzT vorn, bald abgekürzt vorn
oder hinten stehen, sind N. 4. angegeben,
7. Die Tempora bilden sich, indem im Prae-
sens die Endung des Infinitivs in a verwandelt
wird , woran im Praeteritum vorlängst vergange-
ner Zustände kuba gesetzt wird. Die übrigen
Tempora haben statt des 71 des Infinitivs — das
Praeteritum für heute Geschehenes: bi^ für ges-
tern Geschehenes /^ima, das Futurum /7tf. Unnua
der dritten Conjugation wird im Präsens in oa^
vor den Endungen der übrigen Tempora in u
.verwandelt.
§. Für den OptatiT und Conjunctiv wird an
jedes dieser Tempora ma angehängt, im impe-
rative an das Präsens te oder Ite^ im Gerundium,
an den Infinitiv te oder nibia-^ der Infinitiv der
Praeterita und des Futurum hat die Form dieser
Tempora, aber ohne Personal - Pronomen ; im
Particip des Praesens wird n des Infinitivs/in ti,
670
beym Föminin in tu verwandelt, für die übrigen
Tempora wird vor ilirer Eiidiiiig // eingescho-
*ben. Wenn eben so ssia angehängt oder einge-
schoben wird: so entsteht dadurch für alle Tem-
pora der Verba transitiva ein Particip dessen,
was bewirkt ist, also eigentlich ein passivisches,
wobey aber die Person durch Pronominal -
A^orsätze bemeiklich wird, z. B. von abulitin:
schreiben, oder: bunt machen, ^«*^w//Vw5zär; was
ich schreibe C eigentlich: mein Geschriebenes),
dabullthsiabi^ was ich heute geschrieben habe
u. s. w.
g. Uebrigens wird, um das Passiv zu bilden,
das n des Infinitivs in hün verwandelt; in nmia
aber, um das Reciproke oder Reflexive auszu-
drucken, in kuttim bey Hinzuiügung der Be-
griffe : machen , oder lassen , z. B. von assukus-
SLin waschen: assukissunima sich selbst waschen,
assukussukuttun: waschen machen, oder: wa-
schen lassen. Das Passiv von letzterem assukis-
sukuttunrtua steht oft statt des unmittelbaren Pas-
sivs assuhussahün. Das negativische Verbum wird
durch das vorgesetzte m gebildet, z. B. akutiun
essen, makutliLn nicht essen, dansika ich liebe,
mansika ich hasse.
10. Die Präpositionen scheinen, wenigstens
so weit die Bevspiele der folgenden Sprachpro-
ben reichen, hinter den Substantiven zu stehn.
Auch die Stellung der Conjunctionen ganz an-ä
Ende des Satzes erhellet aus dem V. U.
Sprach probe.
DasV. U. in der Arawackischen Sprache ist
in dem angeführten ^uandtischen Werke mitge-
theilt (in der untergelegten Uebersetzung ist
Yon dtm Buchdrucker einiges falsch gestellt),
671
und zeichnet siuh durch das sichtbare Bestreben
aiis, die im V. U. vorkommenden IJegrifFe auch
für die Fassungskraft der Nation und ihre Art
dc'^ Ausdrucks deuthch zu machen. Der gütigen
Mirrhcilung eben desselben Verfassers verdanke
ich die von ihm verfertigte Ueberserzung mehre-
rer Stücke vom Anfange des ersten Buches Mosis
mit einem kleinen V^erzeichnisse von Wörtern,
wtlcl'e nicht in dem bey jenem Werke befindli-
ch t-u Wörterverzeichnisse stehen. Aus beyden
sind die am Schlüsse dieses Abschnittes folgen-
den Arawackischen Wörter entlehnt. Die der
Arvacca bey de Laet stehen in dessen Orbis no-
\-u8 S. 642.
40 T.
A r a w a c k i s c h.
Nach Q uan dt'' s Nachiidit von Suii(iain& S. 507.
Gv)tt ^)n^e^• Herr un>er Vater Hölie
. Jebovah, Wadajjahün, Wattiiiati, aiju-
in seyend
niiinti
Du beknsmi geniachfvvevf'ien sollst allen
Bokkia adittlkittumiuabia namaqua umün,
Dtiiie Familie werden sollen sie
B i'ikk ürkiattini biaje ;
Dein Wille i;e'Jip.n werden soll Erde auf
Baiisissiä aiiihüniiibia wniiabu ubanna
ganz sie thtiu Höhe in wie
mäii iianiu aijiimän dm;
Unser Brut gib uns heute
Wa'xkalle bussika AvaiuLiu danulni;
Alles Ei)se von mns gethan ver^iessen witst
Tumaqiia aboatti ^Yallissia baüaikasöiapa
dir V(ia uns zu gut wir auch ver-
buurüa wuiiiüii, wakia badia aliai-
gessea Anäcrev Gethane« uns ^ gegen
kassiäii ab bann amissia waijalukku
uns von ihnen zu gut wie
waurua iiaiiiLin din;
Ivichis Bo^es überwieo;end kfs uns werden
Hamniakurru aboatu tattani bia wallin Liä;
Aber mache los allem Bösen von
Kau bupussidate tumaqua aboatu uriau;
Du Herr alles über stark
Bokkia adaijahün tamaqua ociiii, tattan
alles über
ukunna namaqua adiii , kamüniii
auch alles Wohlseyn imnierdar
badia tumaqua üssakoaiia immehuabiij
w^eil.
ndumma. Amen.
Grammatische Anmerkungen.
üdaijahü Herr, w unser, letzteres eben so be^
dem folgenden Worte, welches aufser dem,
den s. oben N. 3., angegebenen Anhang erhält^
weil: unser, sich auf eine Pluralität bezieht.
m/i« scheint: in, zu bedeuten, und // die
Endung des Masculin-Particips zu seyn, und,
mit dem vorhergehenden Worte zusammen ge-
setzt, das Verbum substantivum auszudrucken.
adittin bedeutet: wissen, davon mit dem An-
hange: kuttun (hier ist, ob ab,^ichtlich, vielleicht
wegen des vorher gegangenen /, wird nicht klar,
Mttun geschrieben): wissen machen, bekannt
machen; das noch hinzu tretende nua bildet das
Passiv davon: das noch mehrmahls vorkom-
mende bia bedeutet: mögen, sollen; in der
zweyten Bitte steht es mit dem, bey NacMGlznng.
de$ Pronomen gewöhnlichen Anhange /e.
673
I umim ist die Dativ- Endung bey wami'm uns,
\narnw} ihnen, ist sie mit dem Pronominal- Vor-
sätze zii^arrimen geM'achsen.
Für hiihkOrhJattlnl führt das Wörterverzeich-
nifs ükürJiküahü : Familie, Gemeine, an. Die
Wegfillnng des //// darf, s. N. 3., bey der Vorse-
tziii.gdtSii' für: dein, nicht auflallen; dieEndung
stellt vielleicht auch in einem Zusammenhange
mir ilem erwähnten hiitun ^ oder macht wenig-
stens aus dem Nomen ein Verbum.
<'////>? hei fst : thun, wovon am Ende der Bitte
nanin, mit dem, s. N. 4., wenn die Pronomen
vorn stehen, gewölmliciien Vorsatze; hier ist es
durch Anhängung des Iiün^ s. N. 9., zum Pas-
sive geworden.
uhtmna: ist: in, auf, din: wie.
halii Rrot, Cossabi, wai'xii: unser, aber auch
mit der Dativ -Endung zusammen gesetzt.
(issikln ist: geben, setzen, bringen: die Form,
des Imperativs ist vielleiclit irregulär, jedoch be-
merkt irian /; als Vorsatz der zweyten Person.
wan'issia^ wiederum von anin das N. 8- ange-
gebene Parricip mit w; imser, also: unser Ge-
Ithsnes; amissia nachher ist ohne Zweifel Druck-
fehler statt (inissia.
pa in baiiaihassiapa ist Endung des Futurum,
I welches auch die Bedeutung der Hülfs- Verben :
I können, wollen, mit einschliefst, b Charakter
' der 2ten Person , bey der Wiederkehr jenes
I Verbum im Präsens ist das vollständige Perso-
I nal- Pronomen vorgesetzt.
I uria: von, so im Wörterbuche, hier beyd«
i Mahle: urua^ iiachmahls: urlau ^ wahrschein-^
lieh nur verschiedene Aussprachen.
Da abbahün: ein aiK^eresMahl, abbnmün: an-
derswo, bedeutet: so ist der Sinn von abbaim
dadurch bestimmt.
/zömwa bedeutet: etwas, kurru nicht.
tattan h^'i^sv. hart, aber auch: stark sevn,
tatlan alinua: überwähigen, womit sich vielleicht:
fl/z/z der etwas macht, vergleicht.
bupussidale , das hinten angehängte te ist Cha-
rakter des Imperativs, bu oder bü Vorsatz der
2ten Person.
adi ist nach dem handschriftlichen Verzeich-
iiiisse: über, also wohl auch: adin, wofüv odin
vielleicht blofses Versehen ist. Die Conjunction
\udumma: weil, steht ganz zuletzt.
üssan bedeutet: gut seyn.
K a r a i b
e n.
Weit verbreitet ist die Nation der Karaiben
über die, den bisher bet;chriebenen Völkern östli-
[chen, nordöstlichen und nördlichen Küstenlän-
der; und ein grofser Theil der kleinen Antillen
'oder Karaibischen Inseln gehörte, wie schon der
{Nähme aussagen soll, Menschen dieser Nation,
^^velche man im sechzelinten Jahrhunderte vom
[Aequator oder vom Ausflüsse des Amazonen-Flus-
ses an der Nordgränze Brasiliens bis zu den Jung-
fern-Inseln ausgebreitet fand n. Auf dem festen
Lande fand man, wie auch Gilij sich ausdruc.a:
ehemahls vom Ujapi (welcher sich nicht weit
vom Cuccivero awf der rechten Seite in den Ori-
noko ergiefst, ungefähr einen Grad höher an die-
sem Fhisse herauf, als auf der linken Seite des
Apure
•) Humboldt Essai politique de la nouv. Esp. S. 85-
^75
Apure einfällt,) bis zum Meere nichts als Karai-
ben. So lang, und vielleicht auch so breit, war
der ungeheure Strich von Gewässern und Län-
dern, welche die Karaiben einnahmen, und
Pwuäi lange ihr Königssitz. Sie wollten sich
nicht blofs die kleinen Nationen unterwerfen,
sondern auch die mächtigen Cabres imd Guipu-
navi, an denen aber ihre Gewalt sich brach -).
Genannt als roh, wild und grausam sind beson-
ders die Kannibalen der Karaibischen Inseln:
aber auch die Karaiben des festen Landes sind
noch die rohesten und grausamsten Völker am
Onnoko; Räuber, die alle ihnen nicht gewach-
sene Haufen als ihre Knechte betrachten und
behandeln, sie unaufhörlich überfallen, ihnen
rauben, was diese sich erbaut haben **). 'Ob
alle Zweige dieser Nation sich hierin gleich,
oder welche in höherem Grade die Geifsel ihrer
Nachbarn sind: darüber geben die bisher be-
kannt gewordenen Nachrichten noch keine be-
stimmte Auskunft. Als solche Zweige dieser
grofben Nation des festen Landes hat Gilij eine
^lenge von Stämmen angegeben, indem er
20 Dialekte des Karaibischen aufstellt, nähm-
*) Gih] Saggio di Stör. Amer. T. I. S. 40. Aus
Quandt's Nachricht von Suriname S, £91. gehöre
noch hierher: „Von der Berbice bis an die Oranoke
wohnen, so viel ich erfahren habe, keine Karaiben,
sind an der Oranoke von den Spaniern für vogel-
frey erklärt, und dürfen aich daselbst gar nicht se-
hen lassen "
**; Die Karaiben sagen nach Gumilla T. I. S. 171.
ana carina rote d. i. wir die Carina (d. i. s. nachher
ihr Volksnahme) sind ein Volk; amucön papororo
itato nantö d. i. alle andere Völker sind unser«
Sclaven,
Mkhrid. lll y XX
676
lieh das Tamanaki^che und die bey diesem von
uns angeführten Dialekte desselben , und aufter
dem die nachher anzuführenden. Wir haben alle
anderen zerstreuten Äufserungen Giiij's benutzt,
um die Dialekte auszusondern, welche er für
sehr nahe mit dem Tamanakischen verbunden
erklärt, und welche also zu dieser (zwar mit dem
Karaibischen verwandten, aber doch von ilim
ganz abzusondernden) Sprache gehören, diesel-
ben dorthin geordnet, und behalten demnach
von jener Liste Giiij's als Dialekte des eigentli-
chen Karaibischen übrig: die der Alapbje, Gua-
chiri, Guaidiirle und Palenco^ (^velche letztere an
die Guama und Ouaquara stofsen, und auf de
Laet's Karte als eine grofse verbreitete Nation
erscheinen.) Zu grolser Bestätigung dieser so
gefundenen Abtheilung dient es, dafs Gumilla
bey der Aufzählung der Dialekte der Karaibi-
schen Sprache mit sehr geringer Abweichung
just die genannten angibt, nähmlich : die
Guayana^ Palenca^ Guyri^ Gay quin ^ Mapuy und
Cwiianagota *)♦ Was die Sprachen der Paria-
cotti vmd eben erwähnten Cumanacotti betrifft,
deren Dialekte Gilij selbst als etwas entfernter
vom Tamanakischen aufstellt: so bliebe unent-
schieden, ob sie sich mehr dem Karaibischen
nähern, zu welchem ja Gumilla die Cumana-
gota rechnet. Wenigstens möchten jene Paria-
cotti oder Anwohner des Golfs von Paria, deren
Sprache der Missionär Pelleprat auf der Küste so
verbreitet , und mit der Karaibischen von
Cayenne übereinstimmend fand, vielleicht, mit
Vergleichung beyder Nachrichten, für einen
Mittel -Dialekt zwischen dem Karaibischen und
*) Gumilla a.ü. O. T. II. S. 193.
Tamanakischen zu halten seyn, und die noch
■vvchtlichcren Cumanacati, denen jener Missio-
när durch jene Sprache nicht verständlich wur-
de, sodann den Uebergang zu dem folgenden
Abschnitte bilden. In wie vielerley Stämme
mögen die Bewohner der Antillen haben können
unterschieden werden, da sie, auf einzelnen
Inseln w^ohnend, sich in Absicht des Zusammen-
hanges der Sprache und mancher anderer Ar-
ten der Verbindung noch begreiflicher von ein-
ander entfernen konnten. Indessen finden wir
in den über sie vorhandenen Nachrichten nichts
von solchen Verschiedenheiten bemerkt.
Die Kiiraiben des festen Landes glauben aus
den Antillen abzustammen, und von dort auf
diese Küste gekommen zu seyn *). Dagegen er-
fuhr Breton auf den Karaibisclien Inseln, dafs
nach dortiger Tradition diese Insulaner von dem
festen Lande gekommen, und von ihnen die ur-
sprünglichen Bewohner der Inseln ausgerottet
worden, mit Ausnahme der Weiber, welche
unter sich etwas von der ursprünglichen Sprache
beybehalten hätten **). Vielleicht hängt aber
diese Sage auch mit der nachher zu erwähnen-
den von Euiwanderung vom festen Lande des
nördlichem Amerika's zusammen, und betrifft
dann das Verbal tnifs zu den Karaiben inCayenne
nicht. Wenigstens die Identität der Abstam-
mung dieser beyden Hauptstämme bewährt sich
durch die Uebereinsrimmung der Ansichten vie-
ler Kenner dieser Länder j und auch die Karai-
*) Gilij a. a. O. T. III. S. 204. vergl. mit T. L
S. 119., wo bemerkt wird, dals sio sirh von Cayenne
aus bis zum Flusse Caua ausgebreilet haben.
**) Breton Dictionnaire Caraibe- Frajicois, S. 229.
Uu 2
678
ben der Antillen, welche sich selbst in der Spra-
che der Männer: Callinago, in der Sprache der
Weiber CaU'iponau nennen, unterscheiden sich
von den Karaiben des festen Landes nur durch
den Beysatz: oubaöbanum (von oübao: Insel,)
und jene von sich durch den Beysatz baloiif^ba-
vwjT (von balüüe grofses, festes Land.) Die Ka-
raiben des festen Landes sind von den Französi-
schen Schriftsteilern durch den Nahmen Galibi
ausgezeichnet worden, sie selbst abernennen
sich Cariim (mit dem blofsen Unterschiede des
/uVid /• beyder National -Benennungen ; die Ot-
tomaken nennen sie: Cariptna, die Maipuren:
Car'ipima. ) * )
Das Verliältnifs der Karaibischen Wörter
beyder Hauptstämme zu Tamanakischen und
Ar:nvackischen wird wenigstens zum Theil aus
den nachfolgenden Wörterverzeichnissen erhel-
len , vnid z."B. die Aravvackischen Ausdrücke für:
Hand ,1,2, trefien sehr mit der Männerspra-
clie der Inseln zusammen (einige grammatische
Ähnlichkeiten zwischen beyden sind auch bey
Entwickelung des grammatischen Charakters
der Arawackischen Sprache angedeutet worden).
Das Zusammentreffen der Karaibischen Wörter
beyder Hauptstämme unter sich (vergl. Wasser,
Feuer, Sonne, Mond, Mensch, Kopf, Auge,
Fufs) ist zwar gröfser, obwohl das der gramma-
tischen Formen vielleicht geringer: indessen die
obigen Umstände verbürgen auf historischem
Wege die Identität beyder Stämme, deren
Sprachformen sich seit der Trennung in eben
dem Grade von einander entfernt haben können,
als sich einige auf dem festen Lande wieder an
) Gilij T. I. S. XXXV.
^"79
die schon länger dort gewesenen Bewohner an-
schlössen.
Die Vorältern aller dieser Stämme sollen
nach einer Sage, die aus mündlichen Erzählun-
gen th:eils der Karaiben ,, theils der Apalachen in
Florida entlehnt seyn soll, ursprünglich ober-
halb Florida gewohnt, .in letzterem Lande aber
von den Apalachen fruchtbarere Wohnplatze,
als sie vorher besessen, erhalten haben * ).
Nach mancherley Entzweyungenc mit den Apa-
lachen habe sich ein grofser Theil der bis dahin
so genannten Kofachiten **) an die Religion und
Lebensweise der Apalachen angeschlossen, und,
unter bie einverleibt, den Nahmen Karaiben,
d. i. fremdes, tapferes Volk, geführt. Dagegen
sey der kleinere Tlieil der Nation, der Freyheit
und Unabhängigkeit für sein höchstes Gut ge-
halten habe, vertrieben, an die östliche Küste,
und von da zu den Lqkayschen oder Bahama-
Inseln gekommen, und habe yon de^i dortigen
Einwohnern Unterstiitz.ung erhalten, um die bis
dahin unbewohnte. Inse|. St. Croix zu bevölkerni,
von wo sich dieser $tamm über die übrigen Ka-
raibischen Inseln , und von^da auf der Insel Tri-
nidad und auf dem festen Lande über das nord-
östliche Süd-Amerika ausgebreitet habe. Woher
aber auch die Bewohner der Karaibischen Inseln.
^■'•y Rochefort Histoire des AntiHes, T. I. — Auch
Petrus MJi-tyr (bey Raiiiiüsio ed. d. Ginnd, T. III.
S. 16.) reüv-t von einer Reise des Alfonso Fogh^da
in Nord- Aniörika: ■ ,.Er kam in die Provinz Uraba
an den Ort, der Caribana hiefs, dalier die Meinung»
dafs die Kariben auf den Inseln daher gekommen.'*
*') Bey der Unternehmung Hernands a Soto
werden die Cofachi im nördlichen Florida häufig er-
-«vähnt, s. de Latt nov. orbis» S. 101 ff. ,..;_; 3 jiCx"'
680
gekommen seyen, sie thaten den Spaniern und
den übrigen dort sich niederlassenden Europäi-
schen Nationen tapfern Widerstand, und machten
sich oft durch Einfälle auch in diegröfseren nörd-
lichen Antillen fürchterlich, aber manche dieser
Inseln, z. B. Barbados und St. Croix, wurden von
den Europäern ganz unbewohnt gefuilden, und
andere nur sehr schwach bewohnte Inseln, wie
St Thomas, wurden bey der Besitznahme der
Europäer vollends verlassen. In der neueren
Zeit I760 haben die Karaiben mit den Euro-
j)äern Frieden gemacht, besitzen aber seit dem
Pariser Frieden von 1763 keine ihrer Inseln mehr
ausschliefslich ; neue entstandene Feindselig-
keiten sind bald beygelegt worden. *) Was
übrigens jene noch unerweisliche Abk'unft dieser
Karaiben aus Nord- Amerika betriift: so wür-
den sich überzeugende Beweise davon geben
Tassen, wenn die Sprache der Karaiben mit der
der Apalachen oder anderer Nordam.erikani-
^hen Völkerschaften überein träfe. Wir kennen
d'ie Sprache der Apalaclien nur nach ein paar
Wörtern, zv/ischen welchen und Karaibischeh
Wörtern sich freylicli keine Berührung zeigt,
und auch nicht zeigen mufs, da Apalachen ußd
Karaiben, auch in jener Sage, als zwey von ein-
ander verschiedene Völkerschaften betrachtet
werden, und nur die mit den Apalachen verein,
^igten Karaiben, nach der Trennung der Be-
Völker er der Karaibischen Inseln, auf die Spra-
che jener Einflufs gewonnen haben möchten.
Aber wenn man überhaupt die Südamerikani-
lehen Sprachen mit Nordamerikanischen ver-
^!?n.*J ■ :
«• fv :»y Öldendorp Geschichte der Mission auf den «a*
Taibischen Inselti, Th. I. S. 13— 17.
(581
gleicht, so sind es allerdings einige wenige Ka-
raibische Wörter, und fast sie allein, welche
noch einige Ähnlichkeit mit Nordamerikanischeii
Sprachen, und vielleicht darin einen Wink zu
genauerer Aufsuchung mehrerer Ähnlichkeiten
an Ort und Stelle zeigen *), z. B.
Kopf. Hund.
WoGGons über Tarahtima-
Florida poppe, riseli cocotschl.
Jr\s.Kd.xAibenboupou, Ins. Karai-
Yaoi boppe. ben caicouchi.
Ein paar Ähnlichkeiten der Karaibischen
Sprache des festen Landes mitBrasilischen Wör-
tern sind bey der Nähe beyder Völker begreif-
lich genug; viel wichtiger wären Ähnlichkeiten
der Insidar- Sprache mit der Guaranischen, es
läfst sich aber davon nur wenig nachweisen.
gut.
Sankikani curet,
Land-Ka-
raib. courame.
Yaoi conre.
Meer
Henne
Berg
Himmel
Karaibiscli auf
den Inseln balänna.
tapoucichoytm.
oüebo.
oubecQU,
Karaibis.li auf
dem festeu
Land« balana od.
parana.
....
ouiboui.
Guaraniscli ....
. . . .
ibiti.
ibag.
Brasilisch paranä.
fapucaya.
ubytyra.
ybähe.
Von der Sprache der Karaiben sind Wörter
und grammatische Formen auf mehreren Punc-
ten aufgenommen wotden, theils wurden sie es
\on Breton (iMissionär auf der Insel Gardeloupe
und den übrigen umliegenden ) auf den Karaibi-
schen Inseln, und vne es scheint besonders auf
Dominique, theils von Boyer um Cap Nord in
*) Uebrxgens scheint der Laiit XuaJa (Span,
Ausspr. ) , welchen Nahmen ein Cofachisches Thal
bey der Unternehnaung Hernands a Soto führte, inx
Karaibischen keine Bedeutung zu haben ; ouUtttou
aber, oder ouUntou (Franiös. Ausspr.) bedeutet: tief.
6<S2 . .
Cayenne, theils von PeJleprat nm Flusse Ourabi-
che, der in den Meerbusen von Paria führt; wa-
Iiin sein Vorgänger in der Mission Meland^ wel-
cher die Liebe der Karaibischen Insulaner ge-
wonnen hatte, von ihnen durch die Bocca de
Dragos gebracht wurde. Pelleprat bemerkt,
clafs die dort erlernte Sprache so verbreitet war,
dafs ihn, wenn er darin predigte, blofs die Ca-
managotes in der Gegend von Cumana nicht ver-
standen. Ferner cind Wörter der Sprache der
Yaoi aufgenommen, welche de Lact *), als dierer-
breiteteste in diesen Gegenden am Flusse Cajana
schildert, und welche offenbar zum Karaibischen
Sprachstamme gehöret , obwohl de Lact die Yaoi
von den Kariben, als den ältesten Bewohnern
dieser Küste, unterscheidet, indem die Yaoi
später, seit den Eroberungen der Spanier auf
den Inseln, von diesen auf das feste Land ge-
kommen seyen — mögen sie allerdings später
als andere, ihrer früher auf dem festen Lande
festgesetztenStammgenossen sich auf diesem aus-
gebreitet, und mar/cherleysuccessive Eiiiwande-
jungen dahin Statt gefunden haben.
Das Zusammentreffen der Wörter von so ver-
schiedenen Gegenden ist grofs genug, um die
Identität dieser verschiedenen Zweige der eigent-
lichen Sprache zu beweisen, und die Abweichun-
gen sind bey der Trennung dieser Stämme und
<iem Mangel an Fixirung ihrer Dialekte ganz na-
türlich. Aber sehr wünschenswerth wäre es,
diese Abweichungen, besonders in sofern sie die
grammatischen Formen betreffen, näher bestim-
men zu können, als es jetzt schon möglich seyn
^\ird. Es ^vürden sich dann die Zweige dieses
*) A. a. O. S. 640 — /^.
6ö3
Stammes eben so bestimmt von einander son-
dern und in ihrem \'erhältnisse aufstellen lassen
Sih etjbev andern Sprachstämmen geschieht. Die
"Weiher haben bey einer bedeutenden Anzahl
Südamerikanischer Sprachen für manche Ge-
genstände andere Ausdrücke, wie bey den ein-
zelnen Völkern angedeutet worden ist: die Wei-
ber der Karaibischen Inseln unterscheiden sich
aber in dieser Beziehung mehr, als es irgendwo
bemerklich ist, von ihren Männern, jedoch er-
hellet aus Breton's anzuführendem VVörterbu-
che*), dafs beyde einerley Flexions-VVeise beob-
achten, einerley grammatische Formen haben
müssen.
Hülfsmittel der Kar aihen-Sprache.
Relation du voyage du Sieur de Bretiany ä
rAmeritjue occidentale en 1643. (Par.* 1654.
8.) S. 193, ff. ein Wörterbuch von Paul Boyer ^ der
ein Jahr in Cayenne gewesen war.
Relation des Missions des Peres de la Compa-
gnie de Jesus dans les Isles et dans la terre ferme
de l'Amerique meridionale par le P. Petleprat
(Par. 1655. 12.), mit einer Introduction a la lan-
gue de Galibis.
Voyage de la France equinoxiale en l'Isle de
Cayenne, entrepris par les Francois en 1652, di-
vise en trois livres par Ant. Biet (Par. 1654. 4.)
mit einem Wörterbuche und einigen wenigen all-
*) Breton hat zwar nicht ausdrücklich genug von
cllesem Uatsrschiede der Männer- und Weibersprache
geredet; aber die Wörter, die im Französisch - Karai-
bischen Wörterbuche mit vorgesetztem / angeführt
sind, gehören der Weibersprache an, wie sich darch
Vergleicferung anderer Nachrichten ergibt.
684
gemeinen Bemerkungen. Jenes Wörterbuch ist
im Grunde das von Boyer, nur durch einige
Phrasen bey fast jedem Worte vermehrt, deren
Erklärung aber nicht wörtlich genau ist.
Dictionaire Caraibe - Francois et Francois - Ca-
raibe, mesle des quantite de remarques histori-
ques pour l'esclaircissement de la langue par le
P. Raym. Breton de l'Ord. d. fr. Prescheurs, Mis-
sion. (Auxerre 1665. 8 )? die Phrasen sind auch
nicht \vörtlich genau erklärt.
Petit Catechisme ou Sommaire des trois pre-
mieres parties de laDoctrine Chrestienne traduit
du Francois en la langue de Caraibes Insulaires
par le P. Raym. Breton (Aux. 1564.). Die Über-
setzung dient höchst wenig dazu, um in den Sinn
desEinzelneneinzudringen,undnichteinmahldas
Wörterbuch gibt über die meisten Wörter Auf- j
schlufs, da Breton versichert, in der Orthogra- I
phie der, vermuthlich zum Theil schon vorge-
fundenen Formeln nichts geändert zu haben, da
es eine delicate Sache sey. J
Dictionaire Galibi, presente sous deux For-; \
mes I. commen^ant par le mot Francois, II. par
le mot Galibi, precede d'un essai de Grammaire
par M. D. L. S. (Par, 1763. 8.) eine sorgfältige, j
aber nicht reiche Compilation aus den drey zu- 1
erst genannten Hülfsmitteln und einigen andern,
mit genauer Unterscheidung, aus welcher von
jenen drey Quellen W^örter und Phrasen entlehnt/'^;
sind. '
Die drey Artikel des Christi. Glaubens habe
ich im Königsbergej' Archiv für Philosophie, Theo-
logie, Sprachkunde und Geschichte, 1812, St. IV.
abdrucken lassen , und in den Erläuterungen die
Grammatik der Insular-Sprache hervor gehoben.
6.85-
Grammatischer Charakter der Karaibenm
Sprache.
Die folgenden Bemerkungen sind theils aus
den eben angezeigten Hülfsmitteln entlehnt,
nicht blofs aus dem neuern, sondern auch aus
dem älteren Wörterbuche, welches manche ab-
weichende Formen enthält, theils aus einer hand-
schriftlichen Grammatik in Spanischer Sprache,
deren Mittheilung ich Hrn. AI. von Humboldt ver-
danke, und welche ein Auszug und Übersetzung
eines vom Pr. Fern. Ximenez verfafsten Originals,
vom P. Sebast. Garcia gemacht, ist. Schade,
dafs sich aus dem MSt. keineswegs bestimmen
läfst, welchem Theile de.-» Karaibischen Sprach-
gebiethes die dort angezeigten Formen zunächst
angehören, aufser dafs die Zahlwörter denen
feey Pelleprat nahe kommen *).
1. Die Buchstaben /und ;■, ^und/7, cund^
werden auf einerley Weise ausgesprochen und.
verwechselt, z B. balana und parana bedeutet:
Meer, buito und /70//0 jung, Calina und Galina ein
Karaibe. Es würde aber schwer seyn, den um-
fang dieser Verwechselungen bestimmen zu wol-
len. Andere Abweichungen sind Folge davon,'
dafs die Orthographie nicht durch die gedruckt
ten Bücher fixirt ist, man schreibt bald he.^ bald
que.f ce oder se^ hue oder we oder (i'fl/, aouara ne-
ben ouara und oura. D und y scheinen blofs in
einigen ausländischen Wörtern vorzukommen,
*) Die verschiedenartigen Formen, die in diesen
HülFsmitteln angegeben werden, sind mit Untersci-ei-
dungder jedesniahligen Quelle zur Vergleichung neben
einander gestellt. Die Grammatik der Insular- Spra-
che kann noch nicht vollständig genug gegeben wer-
den , tim einen ganz abgesonderten Platz zu erhalte»;
686
auch g und s wenig zum Anfange der Wörter,
Wühl abtr besonders gu in der Mitte. In der Ka-
raibischen Insel- Sprache findet sich zuweilen/?/.
Gilij bemerkt, dafs die Wörter fast aller Orino-
kesischen Sprachen mit einem Vocale endigen:'
diefs ist auch bey dem Karaibischen der Fall.
2. Hen Reichthum der Karaibischen Sprache"
bezweifelt M. D. L. S., aber wenigstens in Bre-
ton's Wörterbuche zeigt er sich auffallend in dem '
Daseyn so vieler, von ganz verschiedenen Wur-
zeln herkommender Wörter für fast einerley Be-
griff*), wozu auch gehört, dafs diese Begriffe,
negativisch ausgedruckt, häufigst wiederum
durch ganz andere Wurzeln bezeichnet werden,
obwohl eine besondere Form für die Negation,
nähmlich w, vor das mit einem Vocale anlnngen-
de Wort gesetzt, vorhanden ist, z. B. ämoymlen-
gdnti, es ist sehr kalt, mämoyenlengdnti es ist nicht
kalt. Übrigens weiset die Grammatik von M. D.
L. S. weder Ableitungs- noch Biegungs- Formen
der Nennwörter nach. Dagegen zeigt die
Sprache der Karaibischen Inseln bey Breton meh-
rere Ableitungsformen derselben: oni, auch ßm
oder enni bezeichnet Substantive der Handlung
lind das Product derselben , z. B. von aboucoura
(gouverner un canot) laboucouroni (son gouver-
neraent); von aobourra (enveloppef) aobouroni
(enveloppe); von apara (battre, uier) naparoni
(celui que j'ai battu) ; von aonihay (dormir) aoni-
cani (sommeil); von animat er a (se moquer) «m-
rhaterenni ( moquerie ) ; aca ist Endung des Instru-
ments, z. ß. aboucouraca (gouvernail); ti, gle^
*) Vgl. bey Breton z. B. die Wörter für: donner,
couler, manger f courir, und was die Negativ- Wörter
betrifft y z, £. croire, joyiuXf pkunr^ compassion.
Endungen der handelnden Person, z. B. aptirouti
oder aparacauti [vatuTXiiev) ^ /o^iä/ow/ (voleur),
ioüäloucani ( volerie von ioüälouca: voler, bri-
gander), aor?«'^//? (commandeur) neben aonicani
commandement; dagegen eben diese Endungen,
auch bey andern abgeleiteten Personen-Nahmen
stehen : ff/?a/-owozi'// ( assasbine ) , balanagle (Christ,
•\velches ohne Zweifel von balänna^ Meer, her-
kömmt).
3. Endungen des Numerus oder Genus hat
M. D. L. S. nicht, sondern sagt vielmehr, dafs
jener blofs durch die Adjective: viel, alle, aus-
. gedruckt werde, das Genus nöthigen Falles durch
dieBeysätze: Männchen, Weibchen; das erwähn-
te MSt. aber gibt Endungen des Numerus und
der Casus ; va als Endung des Dativs, pona als die
des Accusativs, la oder W/io als die des Ablativs
an , und con als die Endung des Plurals, welche
vor jene Casus -Endungen gesetzt werde. In
<iem nachher anzuführenden V. U. der Insular-
Sprache ist Himmel ein Mahl durch oubecou, das
r.ndre Mahl durch oubecouyum ausgedruckt, und
yiim wird als Plural- Endform angegeben, wie
auch: z. B. eyeri Mensch, eyrnz^/w Menschen , abou-
ligoiül (homme perdu), abou!egoutium{ gans per-
dus).
4. Die Pronomen sind bey M. D. L.- S. aou,
auf den Inseln do oder inara bey den Männern,
bey den Weibern noucoüya oder inoura: ich; bey
M. D. L. S. ainore^ im MSt. amoro , auf den In-
seln ibourra oder ämank: du, moce ^ im MSt, mos-
CO , auf den Inseln likia: er; bey M. D. L. S. ana,
im MSt. jmna: Wir; bey M. D. L. S. amore, im
MSt. amoiTuiro , auf den Inseln //oroj'fl, huiyenra:
ihr; im MSt. inoscan oder modan sie^ Für die
Pronominal- Adjective werden vorgesetzt c für-.
688
mein, ß für: dein, o für: sein, wenn nicht di«
Personal -Pronomen selbst dazu dienen, im M.St.
ist ein Unterschied zwischen der Bezeichnung
bey belebten und unbelebten Gegenständen ge-
macht, öw ist vor beyden: mein, ay vor jenen,
a vor diesen: dein, /sein, moscaro ihr (plura-
lisch), übrigens stehen die angezeigten Perso-
nal-Pronomen. In der Insular- Sprache bedeu-
tet der Vorsatz n mein, b dein, / sein, k unser,
und die Plurale: meine, und unsere, werden
auch durch ^ausgedruckt, in der Sprache der
Weiber aber ist oüa: unser.
5. Die Adjective, deren Steigerung nach M.
> D. L. S. blofs durch tipouime: viel, ausgedruckt
wird, scheinen in der Insular- Sprache c/z// oder
// zu einer ihrer Enclungen zu haben. Die Per-
sonal-Pronomen zu den Adjectiven gesetzt ver-
treten die Stelle des Verbum substantivum. Im
MSr. scheinen die Adjective immer hinter dem '■
Substantive zu stehen.
6. Die Verba stehen nach M. D. L. S. theils
ohne Flexion so, dafs der Infinitiv durch die blo-
fse Vorsetzung der Pronomen zum Praesens wird,
und durch Zu'setzung der Adverbien penare ( ehe-
mahls), aboroue bald , zum Praeteritum und Fu-
turum ; theils aber unterscheiden sich die Perso-
nen durch Vorsätze, die I hat s, die II m, die
Hin (der Plural wird durch Zusetzung des papo
viel bezeichnet), und die Tempora durch En-
dungen: das Praesens durch ssa^ das Praeteri-
tum durch dui oder //, das Futurum durch tague
oder tigue. In dem MSt. ist eine vollständigere
Conjugation angegeben. Die Personal- Vorsät- ;
ze sind auch hier regelmäfsig, I P. s, II m, III n
oder Z'e/z, Plur. I nana n-- die übrigen wie im
Singulare. Die Endformen sind im MSt. im Prae-
6'89
sens ^, in der II und III Plural -Person tou^ im
In 'p ex fr er um nipa^ im Perfecta m /, in der !I und
lil Plural- Ptrson Lou^ im Plusquamperfectuin
iripo ^ im Futurum imperfectum: take^ in der II
U)id Iil Plural Person sloii^ im Futurum exac-
tum iuare. Der Imperativ hat eben daselbst die
Endung co^ bey Prohibition wird hen vorgesetzt,
und ne hinten angehängt, ne ist auch die Endung
des Praesens im Optativ oder Subjimctiv. Die
Endiuig des letzrt-rn im Imperfectum ist riripo^
in der 11 und HI Plural- Person /-/co/z/v/^o, im Per-
fectum riseme^ im Piusquamperfectum rinaripo^
im Futurum ridaconare. Der Infinitiv des Prä-
sens und Futurum hat die Endung /-, oder puir,
und noch mancherley Verschiedenheit, zum
Aus'ituck der Negation wird dabey ana vorge-
setzt und spa hinten angehängt, im Genitiv des
Gerundium wird /// oder zVo, bey andern Verben
topo^ im Dative tone^ im Ablativ yvoco angehängt.
In der Insular - Sprache scheint n Vorsatz der
I Pers., b der 11, // Endtnig der III zu seyn, k
steht vor der ersten Person im Phirale; die
I Pers. im Singular aber liat ollenbar die Endung
/e//7, z, B. naparoyem ich schlage, tödte, naoni-
cayem ich schlafe, naonacayem ich befehle, neye-
yecayem ich singe, davon heyeyecad er singt gut
(wo der Vorsatz X' das: gut, andeutet); näoeiii"
boetdketiem ich endige, davon aoünboeketaha endige;
doch scheint es auch eine Form der I Person mit
der Endung tina^ wahrscheinlich eigentlich für
das Praeteritum, zu geben, z. B. noubacaiatina
ich bin gesichert. Der Imperativ hat hier nach
vielen Beyspielen die Endung ba. Die Tempus-
Formen lassen sich aus dem Wörterbuclie nicht
rein auffassen; einzelne Beyspiele sind: chibaha
wasche du, madäboyem (vielleicht; nadiiboyeni)
()9o
ich wasclie, clnhadthia ich habe gewaschen, s.
auch N. 8. Die Verha neutra- haben nach dem
MSt Abweichungen der Flexion, die aber nicht
genau angegeben sind. Auch stellt dasselbe
mehrere irreguläre Verba auf, und hat in eini-
gen Fällen der Veiba Spuren von Dual Forme lu
7. Nach dem MSr. macht ein vorgesetztes t
das Passiv -Particip, und dieses mit angeiiäng-
tem Verbum substantivum vase ich bin, manci
du bist, na er ist, Plural: I nanana^ II mainou
\W.nantou drucket das Passiv aus. In der Insu-
lar-Sprache scheint ali Endung des Passivs oder
Verbvim substantivum zu seyn , z. B. aparaali er
^"isf^eschlagen worden, s. auch 6 Formen der
•Männer- und Weibersprache, die alle mit ah
endigen, unter: il est deschire. In eben der-
selben druckt ß/?« vor den Verben: stete Fort-
■ datier der Handlung, die Verdoppelung der
Wurzel den Begriif: jeder, jedes Mahl, aus.
8- Die Pronominal- Accusative werden nach
dem MSt. dadurch bezeichnet, dafs vor die an-
wendbaren *) Personen statt ihres sonstigen cha-
rakteristischen Vorsatzes: A', und vor diesem das
"SubjeGts- Pronomen gesetzt wird: aukasacäe ich
• Iren ne dich, amoro kaaacae du. trennst mich, au
' liüsacätoii ich. 11 enwe euch, amoro kasacätoü du
'trennest uns, amonaro kasacätoü ihr trennet mich,
oder: uns, luma kasacätoü wir trennen dicli.
Beyspiele aus der Insular- Sprache sind: erel>ae
nimm es, neererläiR ich nehme es, ereetina icli
■ ; . habel
*) In der Auswahl dieser Personal- Formen für'
diesen Zweck wird man auch hier mnnches Analoge'
mit der Bezeichimng der ao genannten Transitionen
in andern Ämeriiianischen Sprachen linden. •..
Labe es genommen, vän^iieerei fem ich nehme j
nababatoyenü ich nenne ihn meinen Vater, incha^
hae schicke ihn, ninclmgoyenli ich schickp ihn,
ninchoubali ich werde ihn schicken; naboidicone
arnanle du riciuest mich zu Grunde, kahoulecoüati
hat amanle du richtest dich zu Grunde von abou-
lecoüa zu Grunde richten ; :aräfnetabae verbirg es,
ardmetacoäa/iiem -ich vei'berge ,mich. Diefs sind
zugleich Beyspieie des reflexiven Ausdrucks und
Belege der- Bemerkung, die Breton maclit, dafs
coiia an den Verben diesen Begriff, an den Nenn-
wörtern aber den verwandten: selbst, eigen-
thiimlich, bezeichne. In der Spraclie des MSts.
wird das Reflexiv-Pronomen ausgedruckt, iri-
dt-m iTian vat , vet, oder vot in der l Pers., mat in
■der II, ;7c/. in der III vor das Verbum setzt, die
'Endung, der Tempora aber dabey nicht verän-
dert. Der Imperativ hat «^, prohibitivisch ^//a/
vor sich..
9. Statt der Praepositionen werden nach
M. D. L. S. Anhänge am Ende der Nennwörter
gebraucht. Beyspiel der Praepositionen mit
Pronomen sey aus Breton: pioüanni enli ibouie
idihirioüe äcae ioüanniem bibouic i{vo\xs pensez ä
moy ä mon Dien,' et je pense a vous). Von
ioLianni^ coeur, ame, kömmt das hier ge^
brauchte Verbum.
S p r a c h p r o b e n.
Das Karaibische V. U. ist nur in dem ange-
führten Katechism , also in der Sprache der In-
sel-Karaiben bekannt; da das bey Hervas auf-
gestellte damit fast überall zusarrirncu siimrat, so
Jkann es aucli keine and'ere Ou eile haben. Her-
vas hat keine Uebersttzurig, und auch nacJi
müf'Samer \'ergleichüng anderer Theile clei
MuhnJ. 111. ' ' Xx
693
Katechism und des Bretoiischen Wörterhiiclies,
welches aber mit jenem nicht genug zusammen
trifft, vermag ich nur bey einem Theile der
Wörter ihre Uebersetzung beyziisetzen. Man
Icönnte aus einigen Wörtern schhefsen wollen,
dafs diese Formeln vorzüglich der Sprache der
Karaibischen Weiber fol-en, aber es ist auch
eben so möglich, dafs der Uebersetzer es mit
dem Unterschiede derselben nicht so genau ge-
nommen habe, zumahl da die andern Wör-
ter, die in Breton's Wörterbuche stehen, der
Männei;^prache zngetheilt sind.
Andere Wörter sind aus den erwähnten
Hiilfsmitteln aufgestellt, Hervas hat in seinem
Vocabol. poligl. keine von dieser Sprache, aber
die Zahlwörter nach zwey Dialekten, nähmlich,
nach Pelleprat und Boyer, im Anhange zu je-
nem Vocab. pol. S. 237.
402.
K a r a i b i s c h.
Aus dem Petit Catediisme von i584-
Unser Vater ist Himmeln
Kioiimoue dtauyeni oubecoiiyiim;
Gelieüigt Naiune
Saiiüquetäla eyeti;
Komme dein Reich
Nembo äla biouboLitiumali-bätali;
Gehorsam docli ,.,"^^^.
Maiiigatte-catou-thöattica ayeoula tibomc
Erde wie über Himmel
nionha caclii tibouic bali oubecou;
Gib ßiot
Huerebali im - eboue bimäle luago iica
Tag jetzt
hiievoLi icoiaue;
695
doch auch Sunde
E6ya-catou-Kia-bänum huenocaten hui-
wie
ouine cachi roya - ouabali nliiouine
Beleidigern
iniioGatitium oiiaone;
Und niclii
Aca menepeton ouachattica toroman ta-
cliaouonne-tebouironi;
^erireibe ^ schlecht
IrheLi chibacaiqueta baoua touaria toulibani.
wirklicli j'a.
Haiiliau-catou.
403.
Eben dasselbe.
.Aus Hervas Saggio pratico, No. 31«
Kiümiie titaniem übecüyum;
Santiketäia eyeti;
Mem büilla biLi bü tu mali-batali;
Mingatte - carü - thoattica ayeüla tibiÜG
monha cachi tibouie-baU übecü;
Huere - bali im - ebüe bimäle lüago - hca
hueyü icoigne;
Roya- catü - kia - banum huenocaten |hui-
üine cachi roya-uabali nhiuine in-
nocatitium üäone,
Aca menepeton- oühattica toroman tacha-
oüuonne - tebuironi ;
Irheu chibacaiketa - baua tiiaria tühbani
- hanhancatü.
XX Q
(^4
Einige Anmerkungen.
Baha ioiiman sind im Wörterbuche dieUeber-
ft-etzung für: Vater, ioümoue kann nar für abwei*
chende Aussprache genommen werden, der-
gleichen in Bretons Wörterbuche so oft selbst
zwischen beyden Theilen desselben, noch mehr
aber zwischen diesen und dem Katechism Statt
findet; ^' ist Pronominal- Vorsatz für : unser.
Titans^em finde ich in der Phrase: cäte titanyem
yata (qui est lä dedans?) neben tita oui dedans.
Yum bey oubecou ist die Plural- Endung.
In santiquetala erkennt man das Lateinisch-
Spanische Wort, die Endung ß/a, die liier und
in der folgenden Bitte vorkömmt, steht vielleicht
mit der N. 7. der^Uebersicht der Grammatik an-
gemerkten Endung ali in Verbindunfr.
ö o o
Jeli^ f.'jiiti, mein Nähme, hat Breton's Wör-
terbuch, wovon offenbar eyed herkömmt; man
sollte wohl den Vorsatz l? erwarten, der nach-
her bey: Reich, vorköm.mt, welches im Wör-
terbuche: iouboiäoLi/nali l3.u{tt; nach ebendem-
selben ist nemboüi kommen.
Maingatedna löne bedeutet nach dem Wörter-
buche: ich gehorche ihm; calou ist eine Af-
firmation.
Tibouic und boulc kommt in Phrasen für:
über, an, vor, tiboide in der Formel bey Her-
vas ist Schreibfehler. Cacid bedeutet nach dem
VVörterbuche : wie, monha, eigentlich in der
Sprache der Karaibischen Weiber: Erde.
Für: donne-moi, sind im Wörterbuch eben
so viele verschiedene Wörter, als Phrasen mi;
verschiedenen gegebenen Gegenständen aufge-
stellt; ob jene in Bezug auf diese wechseln , läfst
sich daraus nicht bestimnjen, bey: donne-moi des
patates steht; lerehali im bornan^ ohne da fs homan:
des patates, becieuten kann (das Karaibisch-
Franzöbische Wöirerbuch weiset letzteres Wort
eben so wenig als einen sehr grofsen Theil ande-
rer im Französisch - Karaibischen angegebenen
Wörter nach). JerebaJi ist offenbar Ein Wort
mit hiierebali des Textes. Bey: pain, sind
durchaus andere Wörter als die folgenden, aber
unter: cassaue, sind zwar auch bey allen den
verbchiedenen Arten derselben ganz andere
Laute bemerkt, aber die Phrase : donne-moide
la cassaue , ist übersetzt: irebali im bimäle^ wel-
ches imsere gesuchten Wörter sind.
Hueyou und icoigne sind mit den angegebenen
Bedeutungen, kiazls: und, auch, ßfa als: und,
wenn, owaals: nicht, bedeutend angeführt.
Innocätiti bedeutet nach dem Wörterbuche:
il est grandement mechant, // ist Endung der
dritten Person; aber // ist auch Endung der ab-
geleiteten Substantive für den Thäter, und tium
die Plural-Form dieser W^örter.
Den übrigen Wörtern dieser Bitten habe ich
weder durch Aufsuchung aller irgend ähnlichen
Formen oder Bcgrifie in beyden Wörterbü-
chern , noch durch wiederhohlte Durchsicht
des, durch die dabey stehende Uebersetzung
nur sehr wenig aufgeklärten Katechism auf die
Spur kommen können. Nur huenocaten Sünde,
fand ich in letzterem so geschrieben: es ist in-
defs ohne Zweifel dasselbe Wort mit innocätiti^
und das Wörterbuch weiset in c/iakicoüati oder
diaicouati: er vertreibt, wohl die Wurzel xon
chibacaiqaeta nach, zumahl da cliiba sich vor
mehreren Imperativen, also wahrscheinlich als
blofser Vorsatz, findet.
^9«
C)w//(^fl// eben daselbst: il est mechant, 72/ ist
uie in der grammatischen Uebersicht N. 2. ange-
gebene Endung, t ist Vorsatz der Passiv- Parti-
cipien , wenn sie nicht die Pronominal - Vor-
sätze vor sich haben, scheint aber in dieiem
Falle auch vor vielen anderen Substantiven zu
stehen, z. B. tiouma und liowna: Schnabel, ist
beydes im Wörterbuche als Ein Wort und als
gleichbedeutend aufgeführt , obwohl liowna
eigentlich: sein Schnabel, bedeutet.
Proben anderer
Wörter.
Karaibencles festen Landes
Tamanaca
nach Gilij.
■ Yaoi
nach Boyer.
nach Pellcnrat.
nach Laef^
©Ott
amaävacä
tameussicabo
(der Alte des
Himmels)
tamougau
Himmel
capu
cab»
cahou
capou.
Erde
non»
nono
neno
soye.
Wasser
.
touna
touna
Feuer
.
ouata
ouaro
ouapot^i^]
Soniis
.
veiou
hueiou
weyo .
Müii.i
. .
nouno
nonum
nonna.
iVieiiäch
. .
oquiri
oukili.
Mann
nuani chivacane
yon
Weib
aicä y puti
apoiiitime
oulian.
Kind
inurc
pitani, tigami
sibiou.
Vater
papa
baha
youaman
pape.
Mtjucr
occiu
tibi
bibi , issano
immer.
Sohn
emuru
.
mouroa.
Tochter
jamgili ( meine
T.)
pourounö
. . .
comi.
Bruü£S
d. Mann, lui (der
gröfsere)
jacomnöne
(der klei.
neie)i
d. Weib, pipi
(mein ßr.)
batntn, heu-ay
biou
huoroy^^
Schwester
d. Mann, naciü-
tu (meine
Schw.}
oua ouaca
enauti
waryee.
Ö97
Karalben des festen Cancles
Tainanaca
^
Yaoi
nacli Gilij.
iiacli Boyer.
nach Pelle.prat.
nach Laet.
cliwestei"
d. WeiK. panoi
( d. grüfsere,";
y;//2 '-die
kleu;.re)
[opf
priitpe (mein K.)
oupoupou
oubonpou
boppe.
)lir
janüru (mein A.)
e.nowou
ycnourou
vaere.
pannri (mein O..
pa/ia
.
pannaeg.
'Jase
jonnari ( lueinc
N.)
enetcJi
imtale
hoenali.
Iiinsfe
nuTU
nouTou
enourou.
laai?
cijioti
prutpe -jareri
ioncai^ ioncay
yoncetti,
Piar. eigna.
land
jam^näri
ani'fcu
'
eignalc.
^ufs
ptari
ipoupou
Plur. boubou-
rou.
3rot von
Casave
Uta
meion^
eraba.
rag
ano
cüurita
.
weyo^
petc':ibra
iioupa Qi/a
yaouame
icone.
A<iratbisc]ieZaliJ-
w('ii-tev nach der
ii.uidsclirifi liehen
Giaiuniadk.
3.
ovin
iiuniq
oouin.
tcwyn.
oea
ouecoLi
occo
tagä.
^!
orva
oucua
oroa
rcrewaw.
Karalben
des festen
L;indes
nach ßief.
JOtt
iiruaiel
tamoiissi ca.
bo
capou
iide
Y.TSser
touna
ouato
joiing
Vload
{■eiou
fiouna
Insel -Karaiben
Ära wacken
nach Breton.
nach
Männer.
Weiber,
Laet.
Ouandt.
icheiri , iou-
chemiin.
loiicu
oubecüu
. . .
. . ,
münti [Hölu'
1 kassakku.
nonum
monha
. . .
wunabu.
töne
•
. . .
wuniabu.
tlleme ouät.
. .
. . .
elelndun
ton
(Flamme;.
hueyu
cacJii
adaly
haddalli.
nönum
chirititi-
catuhee.
«98
Karaiben
Insel -Karaiben
Arawacken \
des festen
nach Breton.
nacJi i
Landes
nach Biet.
Männer.
Weiber.
Laet.
Quandt,
Menscli
oqaili
oüekeUi
eyeri
. . .
lukkuhu',
luhku.
Mann
bignoeml dein
becjno- > M.
ytm 3
biraitiem.
Weib
. . .
Quelle.
inhara
. . .
hläru. ■'•
Kind
tigami
Pliir. moule-
Plur. ynan.
. . .
elonti^ ustg,
httinm
Aaenum
hü.
Vater
baba
baba iouman
noucoüchili
pilplü
ittihüy atii.
nati.
Mutter
bibi
ichanum
ichantuke
bibi
noucou
saeckze.
Solm
• • •
imäcojixheii,
imoulou
itaganum ,
iraheu im.
Kopf
Opoupou
boübou ichic
, . .
wassijehe.
ichcuke
■ -\
A.ij^e
enourou
erioufou
acou
wackosije.
Onr
pana
arican
. . .
wadyckt.
iä
Nase
nata/i
ichiri
'
ZM.ige
nourou
inigne
Haar
jonce, Jon-
cay
oueche
itibouri
• • •
ubarrahü.
Hand
apori
noucabo^mt\-
ne Hand
. . .
. . .
ükabbuhu._
Fufs
ipoupou
oupou
ougoutti
• • ♦
dackosye.
Btoi von
Cas.ve
mejou
aleiba
viarou
kallL
Tag
courita
alloucouni ,
. . .
hassakkahu,
ihueyouli
Böses
ireupa oua
oulibani
. . .
• • •
aboatu.
1.
auniq
Abauy
amoin
. . .
abba.
£.
ouecou , oc-
quo
bidma
• • •
biama.
i-
oroua
eleoüa
• • •
. . .
kabbuin.
XL Nordwestliche Gebirgsländer
bis zur Erdenge Darien,
I. Mursca oder Mozca, Kiminzake.
Zunächst dem Gebiethe der bisher beschriebe-
Ken Völker- und Sprachen -Stämme wohnen zwi-
schen Maracaibo und Rio de la Hache die Gonhi-
ros und Cocwas ^ diese ösdicher als jene, und in
einer Art von Abhängigkeit von jenen , die Goa-
hiros ganz roh und wild, und selir kriegerisch,
noch von alter Zeit her, wegen einer von einem
Missionär erfahrnen Beleidigung unversöhnliche
Feinde dieser, und der Spanier überhaupt (aber
neuerdings in Handelsverbindungen mit Jamai-
ka, )'^) von welchen zwar nicht bekannt ist, wel-
che Sprache sie reden, welche aber sehr wahr-
scheinlich eine besondere haben. Manche Völ-
kerschaft und Sprache mag von da bis zu den hö-
heren Gegenden der Ströme Magdalena und
Martha untergegangen seyn. Hervas **) nennt
zehn Sprachen, als: die Agnala, Caivarm, Chimi-
ca, Kurumeiie^ Gorrane**^)^ Guaraepoajia^ Guarica^
Natagaima, Cueca oder Queca^ und Chiaizake z\i
ausgestorbene Sprachen des Reiches Neu -Gra-
nada. Der Nähme: Zake der letzteren führt auf
die Provinz Zake, deren Beherrscher, Zake ge-
'"') Depons Voyage Vol. I. eh. 4.. S. £17.
**) Catalogo (1. L. c. S. 53.
**") Die Nahmensähnlichkeit der imVII. AbschnitC
N. 1. aus de Lact erwähnten C/jorn (wenn ch Hollän-
disch otier Lateinisch ausgesprochen wird) ist zwar nur
geringe, aber bey der Unbestimmtheit der geographi-
schen Angaben ist man nicht berechtigt, sie ganz zu
übersehen.
7001
nannt, in Tuinja wohnte, welches nördlicher
liegt, als S. Fe de Bogota, die Residenz des an-
dern von den angeseheneren Herrschern, wel-
che die Spanier in diesen Gegenden fanden.
Eine Sage, welche sich auf dem Plateau vonS. Fe
de Bogota vorfand*), setzte dorthin die An-
kunft eines mit einem grofsem Barte erschienenen
Mannes von einer andern Menschenart, welcher
■unter dreyerley Nahmen: Bochica , Nemquetlieba
oder Ziihe bekannt war, und welcher nach einer
Überschwemmung die dortigen Volkerstämme
vereinigt, sie die Cultur des Rodens gelehrt ha-
be, und für sie das gewesen sey , was Mancoca-
pac für Peru gewesen seyn soll. Offenbar hat in
diesen Gegenden eine gewisse Cultur geherrscht,
die ihre Bewohner vor ihren Nachbarn auszeich-
nete. De Laet's Nachrichten bezeugen diefs
ausdriicklich von den Einwohnern von Bogo-
ta und Tunja, und beschreiben selbst die kör-
perliche Bescliaffenheit dieser in der Gebirgs-
ebene und ihrem gemäfsigten Klima wohnenden
Menschen anders, als die der Panches^ von wel-
chen dort gesagt wird, dafs sie roh sind, und
dafs sie die Wohnländer jener umgeben'^* ). Die
Gewohnheit, die diesen Panches zugesclirieben
wird, die Köpfe ihrer Kinder zusammen zu pres-
sen, würde noch nicht berechtigen, sie für
stammverwandt mit den Abschnitt VII. beschrie-
benen Omagua zu halten, obwohl das Zusam-
mentreffen mit deiiselben in dieser Einrichtung
des Lebens und die Verbreitung des Omagua-
Stammes auch in nördlichen Gegenden dabey
*) Humboldt Vues des Cordilleres S. 20. — Die Ge-
birgszüee in Neii-Granada sind eben das. S. 13. be-
schrieben.
**) De iaef novus orbis, 5.579»
701.
bemerkenswerth bleibt. Übrigens lassen diese
iNfachrichtcn bey de Laetaa derGränze voiiBogo-*
ta imdTtinja die Miidi und Colymae wohnen, gWich
als ob erstere zu utiterscheiden seyen von den
Moxae, welche* in eben dieselbe Gegend gesetzt,
aber als eii;i gnnz anderes Volk al>i die Moxi in Pe-
ru betrachtet werden, von denen im VI. Abschnitte
die Rede gewesen ist. Offenbar sind durchjene
unsere /V/z/y^r^ gemeint, welche nach Gumilla*)
einst eine sehr zahlreiche Nation waren, und
nach Hcrvas**) ursprünglich Chibcha genannt
wurden. Jetzt sind sie so gut als ausgestorben,
indessen führen noch Dörfer, die sie einst be-
wohnten', Nahmen aus ihrer Sprache, z. B. Ico-
nonzo ***). Der grammatische Bau der letzteren,
die in dieaen Gegenden die ausgebreiteteste war,
ist entwickelt in der Gramatica en la lengua gen^ral
del fiuevo regno UamadaMosca^ compostopor el P. Fr.
Bern deLugo. Madr. 1619. 8-i woran die Man-
damientos in dieser Sprache mit bey^esetzter
Spanischer Übersetzung angehängtsindf) , schon.
zu Gilij's Zeit war auch diese Sprache ausgestor-
ben, indessen waren damahls noch einige in der-
selben von den Jesuiten verfertigte Bücher vor-
handen tt).
*) Hist. de rOren. T. II. S. 225.
**) Catal. d. L. c. S. 52.
***-) Humboldt a. 3i. O. S. 10.
7) Zusammen 158 Seiten. Die Aussprache der
Muysca- Wörter ist überall die Spanische. Die aufmerk-
same Leetüre zeigt eincMeng« von Druckfehlern, wel-
che sich aus anderweitigeiu Vorkommen derselben Wör-
! ter verbessern lassen.
ff) Sagg.diSror.Amer. T.III. S. 142. AuchP.Darf-
dei hatte eine Grauunatik in derselben drucken lassen..
702
ijrammatischer Bau der Muy s c a-S p r ache\
1. Die Laute 6?, / und z, welches letztere
wenn es auch in Muysca-Wörtern vorkömmt, wie;
s gesprochen wird, feiilen. Dagegen sind einige^
Laute da , welche unseren Sprachen fremd sind,*
die dafür keine Zeichen haben, und welche sehr.)
guttural sind.
2. Das Genus der Nennwörter kann blofs
dl irch Beysetzung von chha Mann , fhuchha Weib,
ausgedruckt werden, und wird auch durch eben
diese Wörter bey Thieren und Vögeln unter- ;
schieden» Der Plural hat die Plndung mabie^ \
welche: viel, bedeutet, zu seinem Charakter. j
3. Die Casus werden also bezeichnet: der ■
Genitiv hat in gewissen Bedeutungen besonders l
des Besitzes, die Endungen e/^^'z/ß oder //^«ywa, in
anderen unterscheidet ihn blofs seine Stellung
vor das ihn regierende Wort; der Dativ, wel-
cher den Begriff des Schadens oder Vortheils
ausdruckt, hat die Endung ^//cira; der Accusa-
tiv , wenn Bewegung an einen Ort gemeint ist,
die Endung ca , aufser dem ist er durch seine
Stelle nach dem Nominative ausgezeichnet; der
Vocativ hat o vorsieh; der so genannte Ablativ
die Endung nä für: in, des Aufenthalts, bhb-
hhhd für Instrument oder Begleitung , 7?y/7:r/ für:
von wo, s oder 72 für Bewegung über einen Ort hin.
4 Das Adjectiv hat seine Stelle zunächst nach
seinem Substantive, und noch vor der Casus-
Endung. Der Comparativ der Adjective hat i/2-
^y vor sich, der Superlativ //2nach sich, vor wel-
chem letzteren die Adjectiva, die auf a endigen,
das a wegwerfen.
5. Die Pronomen sind hychha ich , mue du, 05* ;'
^^ cJüe oder chiechi wir, mie oder miemi ihr, aiw^
703
biJihho iic. Diese werden mit den Casus- Parti-
keln declinirt, doch steht dabey, und für die
Possessiva für die 1 Fers, hhhy^ für die II P, z//??,
für die III P. a im Singulare, im Plurale du für
die I, m/für die II, a für die III F., und letztere
Formen stehen auch vor den Verben zur Bezeich-
nung ihrer Personen.
6. Die Verben zerfallen in zvvey Conjugatio-
nen, wovon die eine auf 5^z/ß, die andere auf
süca endigt. Der Unterschied der Conjugation
beyder besteht hauptsächlich darin, dafs die,
bey beyden vortretenden Pronomen, bey der
ersteren noch ein b an sich nehmen , und hhhyb,
ab u. s. w. lauten. Übrigens sind die Endungen
der Tempora bey beyden meistens gleich, das
Praesens hat die er^vähnten Endungen, das Im-
perfectum setzt an dieselben nuoa oder bhöhlihd,
das Praeteritum ist die Wurzel ohne jene Uiiter-
scheidungsendung der Conjugation, das Plus-
quamperiectum setzt an diese Wurzel ypquana^
das Ftiturum ebenfalls an die W^urzel in der er-
sten Conjugation np^a^ in der zweyten Tiynga.
7. Der Imperativ ist die Wurzel ohne Prono-
minal-Vorsätze, oder so dafs wa vorgesetzt wird;
auch wird von der U Person des Futurum, woran
CO gehängt wird , ein Imperativ des Futurum ge-
bildet, der Subjunctiv aber mit Anhängung der
Sylbe ndn am Ende aller Tempora, aufser dafs
im Plusquamperfectum statt dessen asacan ange-
hängt wird. Der Optativ setzt ve an die Wur-
zel, das Particip des Praesens in der ersten Con-
jugation sca an die Wurzel, in der zweyten süca
(gleich dem Praesens), das Particip des Furu-
rum mit dem Begriffe der Nothweüdifjkeitzu han-
deln, endigt in der I Conjugation auf /7gß oder
ngüpqua^ in der zweyten auf //>77ga oder nyjiua;
<7o/{.
eine Infinitiv -Form ist nieht vorhanden, aber
ein Gerundium bildet blch durch die Endung
yüa, welches Gerundium auch die Personal- Pro-'
nomen vor sich hat. Von diesen Conjugations-
Weisen gibt es manche Ausnahmen.
ß. Eineso genannte TU Conjugationistdie ne-
gative, wo hinten am Praesens und Praeteritum
MM angesetzt, beym Imperfectum und Futu- '
rum, dem Optativ und Subjunctiv aber dieser
Laut zwischen deren Endung tmd das Wurzel-
wort eingeschoben wird, das Plusquamperfec-
tum aber hlihansan oder hhhaqhucd zur Endung '.
hat; eine so genannte IV die Conjugation für
Frage, wo überall hinten gud angehängt wird.
9- Die so genanntenPraepositionen scheinen
alle hinter ihren Substantiven zu stehen.
Sprach proben.
Die angeführte Grammatik enthält lo Man-
damientos für Beicht hörende Geistlichein die-
ser Sprache mit zur Seite gestellter Spanischer
Uebersetzung; und eben so noch eine allgemei-
ne Beicht, aber die Uebersetzung scheint nicht
wörtlich , die Grammatik selbst hat nur sehr we-
nige Vvörter zu Beyspielen, so dafs sich weder
jene Proben hinlänglich erklären, noch mehrere
als die nachfolgenden daraus aufstellen lassen.
Die V. U. Formel enthält jener religiöse Anhang
der Grammatik nicht. Ein paar Beyspiele mö-
gen hier stehen *).
*) Dxedabey stehende Spanische Uebersetzung ist:
Amas a tu Dios que te criö?
Has lieclao Santuaiio ?
Has inandado a alguna iDcrsona que haya sanl-.iario?
Has Uabajado estos dias de Domiiigos y fiestas ?
Mataste a alguna persona ?
7c5
Deinen Varer Gott oich gemacht 3n lieTjest
Um Taba Dios mne^qyyaumtbyiihhysugua?
Heiligrlium du gemacht
Chhuinsna guya uiuqygiia?
Meusclien einem du aufg^traseii Fleüi'gthum er mache
IViu>sca atabe unjtynscbbusua hhby abqygua?
Soximag Fesrtag Arbeit du i^tiJian^
Doiuingo, fiesta cbboqynyn umqyqiia?
Mansch einen du getidiet.
Meysca atabe uii
&
'^S
ua?
A
n
d
e r e
W ör t er.
Sonne
suä.
Wtib
Jhuchha od. luchha^
Vatei-
pnba.
Haus
£UC.
Mutier
guaya.
grofs
qliuma.
Men-ch
tiiuysca.
gut
chho.
Mann
chlia.
essen
guasquä.
2. Sprachen von Popayan und Darien.
Popayan^ welcher Nähme selbst von den\
Nahmen eines beym ersten Besuche dort gefun-
denen kleinen Königs entlehnt ist, nehmen wir
hier in seiner älteren Ausdehnung, wo es sich
unmittelbar mit der Westgränze von Neu -Gra-
nada anfängt, und wir rechnen also schon die
Völker hierher, welche an dem östliclien Uier
des Flusses Martha wohnen. Die ursprünglichen
Bewohner von Cartama redeten eben dieselbe
Sprache, wie auf der Westseite der Martha in
der Provinz Caramanta, wo ein kleiner König
den Nahmen Cauroma führte, und wie um An-
tiochien und Auzerraa (zwischen welchen Oei--
tern jedoch viele Einwohner bey der Besitznah-
me der Spanier weiter — also wohl östlich —
zogen). Der Naiime Auzernm kommt dahtr,
weil man fand, dafs in der Landessprache aa-
7o6
zer: Salz, bedeutete*). In den Provinzen Arma
und Pancura wurden verschiedene Sprachen ge-
redet. In der Sprache der Einwohner von Co-
pia^ welche man so wie die von der Gegend um
Popayanselbstcivilisirter als ihre Nachbarn fand,
führten die bösen Geister denNa-hniGn Xixaramas^
die Spanier wurden Taramacas genannt**).
In der von den Jesuit/en von Quito aus be-
suchten und in Missionen eingerichteten Provinz
Popayan waren vor Alters 52 Völker bekannt.
Die südlicheren waren durch die Waffen unter-
worfen, auch einige von Norden und Osten, die
übrigen durch die Missionäre. Die bekannten
Missionen waren unter den Andakie, Citarae, Cho.
CO, Quagua, Guanaca, Neiva, Paes, Timanae''**).
Die Guanaca-und die 6ßC<7/zwca- Sprache waren
aufserordentlich schwer und guttural, auch die
Paes redeten eine von ihren Nachbarn verschie-
dene, eigentliümliche Sprache; von den nörd-
lich'bn Völkerstämmen , die unterschiedene
Sprachen redeten, seyen viele untergegangen f).
Die
_*) Die Endung ma dieser Völker und Nahmen
scheint fast auf etwas Gemeinsames zu fiihren , (indes-
sen läfstsich damit doch schwerlich das m« vergleichen,
welches die Ghiquitos als eine Art Artikel den Nahmen
vorsetzen.)
**) Diese Nachrichten sind aus de Laet novus or-
bis S. 5Ö5 bis 89 entlehnt.
***) Die grofse Ähnlichkeit einiger dieser Völker-
iiahmen mit Völkern, die jetzt ;im Orinoko wohnen,
/ ist oben S.564. schon bemerkt wonien, auch der K;ih- J
me Guame wird unter den südlicheren Völkerschaften 1
I erwähnt. 1
f ) So Hervas imCatalogod.L. S.C9, wo auch jene
ß2 Völker nahmentlich aufgetührJ; sind.
i
707,
Die Erdenge Darien und das ihr nördliclie
Gebirgsland Veragua ist immer zu TeiTa fir-
ma gerechnet worden, und die ursprünglichen
Einwohner derselben, von denen viele erst in
den neuesten Zeiten in eine Art von Unterwer-
fung unter die Spanier eingegangen sind, möch-
ten wohl melir mit denen von Süd -als von Mit-
tel-Amerika in Verbindung stehen, wenn auch
der Vermuthung des Ab. Velasco, von welchem.
Hervas die angeführten Nachrichten über Popa-
yan entlehnte, dafs die Sprache der Guaimie oder
Hutilmie, w^ eiche Veragua bewohnen, so wie
auch die der Urabae oder Idibae^ welches die
Nahmen derBewohner von Darien sind, imd wie
andere Sprachen, in südlicher Nahe bey der
Erden g;e von Panama sämmtlich Dialekte der
Karaibischen seyn möchten, welche auf den An-
tillen gesprochen werde*), noch gar sehr die
Begründung mangelt, um auch nur für wahr-
scheinlich gehalten zu werden. Die Sprache
von Darien^ wie die Französischen und Engli-
schen Schriftsteller, oder Dariel^ wie die Jesui-
tischen Missionäre in Italien die Erdenge und
den Flufs bey derselben vorzugsweise zu schrei-
ben scheinen, zeigt Avenigstens in den von ihr
aufgezeichneten Wörtern keine Berührung mit
^') EcH'ds im Catal. d. L. S. 72. — Wenn übrigens
in der allgemeinen Historie der Reisen Tb, IX. S. 93.
von Carthagena, Panama und Portobelio gesagt wird,
dafs ibre Sprache vieles Besondere habe, und sie luan-
cberley nicbt3 bedeutende Zusätze an die Wörter an-
sprechen, und dafs in jeder dieser Städte auf eine ei-
gene Art der Ton gesetzt, und die Wörter verstiiiumelti
werden: so ist ni^ht von einer ursprünglich Anieril
nischen Sprache , soildcrn von ihrem Dialek:;e ät
Spanischen die Rede.
Mithrid. 111. Yy
7^8
irqend einem P^älelte des Karaibisclieft Spracli-
Stammes* /
/ Sprach proben.
Die erwähnten Wörter sind von Wajfer aiif-
<refafst wordea *), und befinden sich auch in
3er Alledem. Historie der Reisen Th, XV. S. 280.
Man bemerkt darin, dafs die meisten Wörter
auffl// endigen.
Wasser
Mond
dulaK Bruder rupah.
Tochter ninah.
nie.
Vatii- /a"^«/^**) J- cupego.
IVIutter naunah. 2- poquah.
Frauv poonah. 5- pauquaK
Die einfache Verbindung der Wörter erhellet
aus ein paar eben daselbst angegebenen Phrasen.
=•0 Vosas,t& de LionmJ Waffer traduits par
Montvüt, bey den Voy. de Guill. Dampier Amst. 1705.
S. 250.
* * ) tataVater U der Moxa und Sapibocona ( Abscli.
AI.) ist zu sehr Naturlaut, üls da td eine solche Aehn-
ÜGhlseit irgend Riicksiclit verdiente. .W^t^m^,
•I
'Ifr;!!