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Mitteilungen des Seminars
für Orientalische Sprachen
an der Königlichen
Friedrich -Wilhelms - Universität
zu Berlin
Herausgegeben von dem Direktor
Prof. Dr. Eduard Sachau
Geh. Regierungsrat
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JAHRGANG VII
vi
Berlin 1904
Kommissionsverlag von Georg Reimer
9Z
BS
Seminarchronik für die Zeit vom OI<tober 1903
bis August 1904.
JDas Seminar zählte:
a) im Wintersemester 1903/04: 215 Mitglieder — darunter
20 Postbeamte als Mitglieder des Kursus behufs Ausbildung im
praktischen Gebrauch der russischen Sprache — und 15 Hospi-
tantinnen. An dem für Kaufleute und Bankbeamte einge-
richteten Kursus im Chinesischen nahmen 11, im Russi-
schen 76, im Spanischen 82 und an der Vorlesung über
die Grundlagen der Nationalökonomie 68 Personen teil. Ge-
samtzahl der Seminarbesucher: 467 Personen.
b) im Sommersemester 1904: 156 Mitglieder — darunter 18 Post-
beamte als MitgUeder des Kursus behufs Ausbildung im prak-
tischen Gebrauch der russischen Sprache — und 12 Hospitan-
tinnen. An dem für Kauf leute und Bankbeamte eingerich-
teten Kursus im Chinesischen nahmen 7, im Russischen 30,
im Spanischen 24 und an der Vorlesung über Konsular- und
Kolonialrecht 48 Personen teil. Gesamtzahl der Seminar-
besucher: 230 Personen.
Der Lehrkörper bestand:
a) im Wintersemester 1903/04 aus 24 Lehrern und 9 Lektoren.
Zu Beginn des Wintersemesters trat der Kaiserlich
russische Hofrat Herr Rudolf Jürgen aus Riga als
Lehrer des Russischen und Herr Ralph H. Carr aus Wor-
cester als Lehrer des Englischen in den Lehrkörper des
Seminars ein, während Herr Djin-Da-Min die Stellver-
tretung des seit August beurlaubten chinesischen Lektors
Hsüeh Shen und Herr Miludi Ben Mohammed Siadi
Talbi aus Casablanca die nach Ausscheiden des in seine
Heimat zurückgekehrten Lektors Sid Gilani Schirkawi
vakante Lektorstelle für das Marokkanisch he übernahm.
Leider schied der letztere nach kurzer Tätigkeit durch
Tod Mitte Dezember wieder aus. Ende des Semesters
II
wurde dem Lehrer des Suaheli Herrn Dr. Carl Veiten von
Seiner Exzellenz dem Herrn Unterrichtsminister das Prä-
dikat »Professor« verliehen;
b) im Sommersemester 1904 aus 24 Lehrern und 11 Lektoren.
An Stelle des im Dezember 1903 verstorbenen marok-
kanischen Lektors Sid Miludi trat anfangs April 1904
Herr Abdel-Wahhab Bu-Bekr aus Tanger in den Lehr-
körper des Seminars. Zur Verstärkung des Duala- und
Ephe -Unterrichts wurden im Juh 1904 Herrn Pastor
Meinhof der Duala Otto Ekwala und der Ephe Ludwig
Adzaklu beigegeben.
Mitte August schied der Lehrer des Englischen Herr
Ralph H. Carr aus dem Lehrkörper des Seminars, wäh-
rend der Lehrer des Arabischen Herr Professor Dr. Bruno
Meißner zum 1. Oktober d. J. einem Rufe als außer-
ordentlicher Professor der semitischen Sprachen an die
Universität Breslau folgen wird. Der Lehrer für die wirt-
schaftlichen Verhältnisse in den Kolonien Herr Legations-
rat Professor Dr. Hei ff er ich wurde zum »Wirklichen
Legationsrat« ernannt.
Der Seminarunterricht erstreckte sich:
a) im Wintersemester 1903/04
auf 1 5 Sprachen :
Chinesisch, Japanisch, Arabisch (Syrisch, Ägyptisch, Ma-
rokkanisch), Persisch, Türkisch, Suaheli, Haussa, Herero,
Duala, Ephe, Englisch, Französisch, Neugriechisch, Russisch
und Spanisch
und 6 Realienfächer:
Avissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien sowie Kolonien und Kolonialpolitik;
b) im Sommersemester 1904
auf dieselben 15 Sprachen
und 7 Realienfächer:
wissenschaftliche Beobachtungen auf Reisen, Tropenhygiene,
tropische Nutzpflanzen, Landeskunde von Deutsch -Ost-
afrika, Landeskunde der deutschen westafrikanischen Ko-
lonien, Kolonien sowie Kolonial- und Konsularrecht.
Der Unterricht wurde erteilt:
a) im Winterseraester 1903/04 zwischen 8 Uhr morgens und
9 Uhr abends.
III
b) im Sommersemester 1904 zwischen 7 Uhr morgens und
9 Uhr Abends;
Während der Osterferien 1904 fanden Ferienkurse vom 15. März
bis zum 14. April statt.
Zu einem außerstatutenmäßigen Termin im Frühhng und
zum statutenmäßigen Termin im Sommer 1904 brachten die nach-
stehend verzeichneten Mitglieder des Seminars durch Ablegung der
Diplomprüfung vor der Königlichen Diplom - Prüfungskommission
ihre Seminarstudien zum vorschriftsmäßigen Abschluß:
1. Kurt Scheffler, stud. jur., im Türkischen;
2. Max Hauschild, stud. jur. , im Chinesischen;
3. Ferdinand Lessing, stud. jur., im Chinesischen;
4. Bruno Loesdau, stud. jur., im Chinesischen:
5. Robert Oelrichs, stud. jur., im Chinesischen;
6. Gerhard Pernitzsch, stud. jur., im Chinesischen;
7. Erich Schuchart, stud. jur., im Chinesischen;
8. Wilhelm Villa r et, stud. jur., im Chinesischen;
9. Bernhard Beck, Vorschullehrer, im Japanischen;
10. Hans Mahner-Mons, Musikstudierender, im Japanischen;
11. Edmund Simon, stud. jur., im Japanischen;
12. Ludwig Katz, stud. jur., im Arabisch -Ägyptischen;
13. Karl Steinführer, stud. jur., im Arabisch - Marokkani-
schen;
14. Wilhelm Waßmuß, Referendar, im Arabisch- Marok-
kanischen ;
15. Waldemar Petersen, stud. jur., im Persischen;
16. Eberhard Ulrich, stud. jur., im Türkischen;
17. Franziska Stadthagen, Frau Regierungsrat, im Russi-
schen ;
18. Ernst Schaumburg, Referendar, im Russischen;
19. Adolf Kindor, Rektor, im Russischen;
20. Adalbert von Boetticher, stud. jur., im Russischen.
Am 27. Juli 1904 fand die Entlassung des diesjährigen Kursus
der dem Seminar zur Ausbildung im praktischen Gebrauch der
russischen Sprache überwiesenen Post- und Telegraphenbeamten
statt, der sich aus den folgenden Mitgliedern zusammensetzte:
1. R. Alkewitz, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen;
2. H. Annus, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
3. J. Becker, Telegraphensekretär, aus Provinz Hannover;
4. K. Diebold, Ober -Postpraktikant, aus Provinz Schlesien;
5. P. Großmann, Ober -Postpraktikant, aus Provinz Ost-
preußen;
IV
6. A. Hahn, Ober-Postpraktikant, aus Provinz Ostpreußen;
7. R. Harael, Postassisteut, aus Berlin;
8. G. Heine mann, Ober - Postpraktikant , aus Pro\anz
Schlesien ;
9. L. Hübscher, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Posen;
10. H. Huke, Postassistent, aus Seh vvarzburg- Sondershausen;
11. G. Just, Postassistent, aus Provinz Ostpreußen:
12. G. Klotz, Postassistent, aus Braunschweig;
13. G. Peukert, Postassistent, aus Provinz Schlesien;
14. P. Red eil, Postassistent, aus Pro\anz Westpreußen;
15. O. Schaumkessel, Postassistent, aus Provinz West-
preußen ;
16. F. Smend, Postassistent, aus Provinz Westpreußen;
17. K. Specht, Ober- Postpraktikant, aus Provinz Westfalen;
18. R. Stolle, Ober -Postpraktikant, aus Berhn.
Soweit vom Seminar aus festgestellt werden konnte, haben die
nachstehend aufgeführten früheren Mitglieder des Seminars während
der Zeit vom August 1903 bis August 1904 in verschiedenen Ländern
Asiens und Afrikas Amt und Stellung gefunden:
1. Walter Zechlin, Referendar, aus Hannover, als Dol-
metschereleve bei der Kaiserhchen Botschaft in Konstan-
tinopel;
2. »Erich Nord, Dr. jur., Referendar, aus Provinz Sachsen,
desgl. ;
3. Kurt Kr atz seh, Dr. jur., Referendar, aus Königreich
Sachsen, als Dolmetschereleve bei der Kaiserlichen Gesandt-
schaft in Peking;
4. Wilhelm von Weickhmann, Dr. jur., Assessor, aus
Pommern, bei der Justizverwaltung des Kaiserlichen Gou-
vernements von Deutsch- Ostafrika;
5. Adolf Schlettwein, Gerichtsassessor, aus Mecklenburg-
Schwerin, desgl.;
6. Christian Schrader, Dr. jur., Assessor, aus Schleswig-
Holstein, desgl.;
7. Eugen Dinkelacker, Assessor, aus Württemberg, desgl.
in Kamerun;
8. August Kirchhof, Assessor, aus Lippe-Detmold, desgl.;
9. Wal de mar von Sobbe, Oberleutnant aus Brandenburg,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
10. Gerhard Jacob, Leutnant, aus Brandenburg, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun;
11. Eugen Kirch, Leutnant, aus der Rheinprovinz, in der
Kaiserhchen Schutztruppe für Kamerun;
12. Fritz Werner, Leutnant, aus der Rheinprovinz , in der
Kaiserhchen Schutztruppe für Kamerun;
13. Georg von Prittwitz und Gaffron, Hauptmann, aus
Berlin, als Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-
Ostafrika;
14. Walter von Wiese und Kaiserswaldau, Leutnant,
aus Schlesien, in der Kaiserlichen Schutztruppe für üeutsch-
Ostafrika;
15. Hans Schulz, Leutnant, aus Sachsen, in der Kaiserhchen
Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
16. Hermann Trefurth, Leutnant, aus Königreich Sachsen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
17. Detlef von Kleist, Oberleutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
18. Alexander von Fritsch, Freiherr, Oberleutnant, aus
Königreich Sachsen, in der Kaiserlichen Schutztruppe für
Südwestafrika;
19. Graf Saurma-Jeltsch, Leutnant, aus Schlesien, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
20. Hermann Runkel, Leutnant, aus Hannover, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
21. Willi Grünewald, Leutnant, aus Berhn, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
22. Paul von Bojanowsky, Leutnant, aus Hessen -Nassau,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
23. Georg Trainer, Leutnant, aus Westfalen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
24. Albert Fürnrohr, Leutnant, aus Posen, in der Kaiser-
lichen Schutztruppe für Südwestafrika;
25. Volkmar von Wurmb, Leutnant, aus Sachsen, in der
Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
26. Günther von Billerbeck, Leutnant, aus Pommern, in
der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika;
27. Otto Dempwolff, Dr. med., Stabsarzt, aus Ostpreußen,
in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch -Ostafrika;
28. Willibald Schellmann, Dr. phil., Chemiker, aus der
Rheinprovinz, im Dienste des Kaiserhchen Gouvernements
von Deutsch -Ostafrika;
29. Gottfried Thiesmeyer, Landmesser, aus Lippe -Detmold,
als Landmesser in Südwestafrika;
VI
30. Paul Hoentzsch, Finanzaspirant, aus Schlesien, als Be-
amter beim Kaiserlichen Gouvernement in Deutsch - Ost-
afrika ;
31. Otto Mich eisen, Gerichtsaktuar, aus Schleswig- Holstein,
desgl. ;
32. Fritz Techmer, Landmesser, aus Pommern, desgl.;
33. Berthold Freitag, Regierungs-Zivilsupernumerar, aus
Brandenburg, desgl.;
34. Ernst Kerb er, Haupt- Zollamtsassistent, aus Westfalen,
desgl.;
35. Fritz Kiene, Gerichtsaktuar, aus Schleswig - Holstein,
36. Karl Scholz, Steuer- Zivilsupernumerar, aus Schlesien,
desgl. ;
37. Wilhelm Nagel, Regierungs-Zivilsupernumerar, aus Han-
nover, desgl.;
38. Jakob Dern, Postassistent, aus Großherzogtum Hessen,
im Kaiserlichen Postdienst in Deutsch -Ostafrika;
39. Alois Jünemann, Lehrer, aus Provinz Sachsen, als
Lehrer an einer Regierungsschule in Deutsch- Ostafrika;
40. Hermann Andres, Lehrer, aus Brandenburg, desgl.;
41. Friedrich Wilhelm Brandt, Lehrer, aus Brandenburg,
desgl. ;
42. Hermann Hülle, Lic. theol., Könighcher Bibhothekar,
aus Berlin, als Professor an der Kaiserlich chinesischen
Universität in Peking;
43. Erich Haenisch, Dr. phil. , aus Berlin, als Lehrer an
der chinesischen Militärschule in Wuchang;
44. Friedrich Pferdekämper, stud. phil., aus Westfalen,
als Lehrer an der chinesischen Regierungsschule in Tsinanfu;
45. Walter Trittelvitz, Pastor, aus Pommern, als Missions-
inspektor in Südafrika;
46. Siegfried Delius, Missionskandidat, aus Provinz Sachsen,
als Missionar in Deutsch -Ostafrika;
47. Johannes Riese, Missionskandidat, aus Pro^^nz Sachsen,
desgl. ;
48. Friedrich Wilhelm Hart mann, Missionskandidat, aus
Schlesien, als Missionar in Uvambo, Deutsch -Ostafrika;
49. Wilhelm Schmidt, Missionskandidat, aus Pommern,
desgl. in Uhehe, Deutsch - Ostafrika ;
VII
50. Hermann Krelle, Missionskandidat, aus Brandenburg,
desgl. in Daressalam, Deutsch-Ostafrika;
51. Johannes Hahn, Missionskandidat, aus Braunschweig,
desgl. in Uhehe, Deutsch - Ostafrika.
Von dem vom Seminar herausgegebenen: »Archiv für das
Studium deutscher Kolonialsprachen« ist im August 1904
Bd. II. Fritz, Wörterbuch des Charaorro (der Sprache der ein-
heimischen Bevölkerung der Marianen)
zur Ausgabe gelangt.
Berlin, den 26. August 1904.
Der Direktor,
Geheimer Regierungsrat
Sachau.
IX
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Erste Abteilung
Ostasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. R. Lange und Prof. Dr. A. Forke
1904
Beriin
Kommissionsverlag von Georg Reimer
XI
Inhalt.
Seite
Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape von Hahl . . . 1
Grundregeln der Bainingsprache von P. MatthäusRascher 31
Ein japanischer Fürstenspiegel von Kaibara Ekken, übersetzt von T. Tsuji . 86
Mu Wang und die Königin von Saba von A. Forke 117
Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen , Geschichte der Ostinongolen , im
Vergleiche mit dem mongolischen Urtexte von E. Haenisch 173
Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln von Friedrich Hirth. . . . 200
Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache
von Ponape.
Von Hahl,
Kaiserlicher Gouverneur von Neu-Guinea.
I. Einleitung.
iJie Verkehi'ssprache , welche im ganzen Gebiete dei* Karolinen auf jeder
Insel verstanden wird , ist das Englische. Ich hatte Anweisung erhalten,
Küstenmalaiisch als Umgangssprache einzuführen. Dies wäre vielleicht möglich,
wenn eine größere Anzahl malaiischer Angeworbener sich hier befunden hätte.
Allein das Häuflein der 20Makassaren, welche unter sich Buginesisch sprechen,
konnte sich in dem Gewirre der 16 Sprachen, die innerhalb der Ringmauern
den Verkehr vermitteln, keine Geltung verschaffen. Sollte nicht das Eng-
lische die Herrschaft behaupten, so konnte ihm nur durch Einführung der
Sprache Abbruch getan werden, welche von der größten Zahl Menschen
gesprochen wurde; das ist die Ponapesprache. Diese vermittelt jetzt den
Verkehr; mit den Malaien wird Küstenmalaiisch gesprochen. Für später ist
es erforderlich , um nicht doch eine völlig Englisch sprechende und denkende
Kolonie zu erhalten , auf den deutschen Unterricht allen Nachdruck zu legen.
Sprachlich zerfällt nun das Gebiet der östlichen Karolinen in drei
Teile: das Gebiet der Ponapesprache; es umfaßt Kusaie, Mokil, Pingelap,
Ngatik , Ponape. Auf Kusaie wird rein Ponape nicht mehr verstanden , aber
die Verwandtschaft der Sprachen ist sehr groß. Jedermann spricht doj-t
übrigens Englisch und Jaluit, in welchen Sprachen der Unteriicht seitens
der Mission erteilt wird. Das zweite Gebiet ist das der Ruksprache (Ruk
heißt Berginsel, im Gegensatz zu einer flachen Koralleninsel fanäpi). Diese
Sprache zeichnet sich durch starke Beeinflussung durch polynesische Ele-
mente aus, während die Ponapesprache dem Bau und teilweise dem Wort-
schatze nach mehr den melanesischen Sprachen sich zuneigt. Die Ruk-
sprache ist, allerdings mit Abweichungen, über Mortlock , Namoluk, Oraluk,
Losap, Hall, Namouoitu, außer der Rukgruppe verbreitet. Das Volk dieser
beiden unter sich wieder verwandten Sprachgebiete ist malaiischen oder viel-
leicht besser prämalaiischen Ursprungs. Das dritte Gebiet ist polynesisch,
die Nukuoroinseln.
Die auf der Insel Ponape wohnenden Beamten werden so wenige Ge-
legenheit zum Besuche der übrigen Inseln erhalten, daß es nicht möglich
und auch nicht nötig ist, deren Sprache sich anzueignen. Dagegen würde
ich die Erlernung der Ponapesprache für praktiscli bedeutsam halten , um
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 1
2 Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
diese allmählich in den Verkehr einzuführen. Die hier befindlichen Ruk-
eingeborenen haben sie bereits sich angeeignet.
In der Ponapesprache sind folgende Bücher geschrieben:
1. Puk en Matauatan, Rechenbuch.
2. Puk en kak akan iran Lamalam, eine biblische Geschichte.
3. Puk en kajanjal eu, ein Kinderlesebuch mit Abbildungen.
4. Puk en kaul, eine Sammlung geistlicher Lieder.
5. Puk en Peutial, ein Geographiebuch.
Von diesen 1 bis 5 aufgezählten Büchern halte ich das Rechen- und
das Geographiebuch, letzteres verfaßt von dem Häuptling Henrv Nanpei,
für wertvoll. Bei einer Neuherausgabe des Geographiebuches müßte im
Gegensatze zu Amerika mehr auf Europa hingewiesen werden. Sie er-
scheinen in dem Verlage des American Board of Commissioners for foreign
Missions in Boston, No. 1 Somersetstreet.
6. Diccionario Hispano-kanaka o'sea Modesta Colecciön de las voces
mas usuales y conocidas de esta lengua de la Ascension o Ponape.
7. Devocionario kanaka. Te puk me pataki tuen tiak en choulang
katek kan.
8. Catecismo de doctrina Christiana Hispano-kanaka.
Die letzten drei Bücher sind von Vätern der Kapuzinermission ver-
faßt und recht verständlich gehalten. Bei einer Neuauflage müßte der
spanische Text unterdrückt, wenn nicht durch den entsprechenden deutschen
ersetzt werden.
Für deutsche Begriffe ist die herrschende Schreibweise nicht genügend.
Der Missionar Gulik führte in seinem Schriftchen »Notes on the grammar of
the Ponape Dialect, Honolulu, Commercial Advertiser Press 1858» 14 Buch-
staben ein , teilweise unter Zugrundelegung englischer Vokalisation. Mißlich
erscheint namentlich 1 . die Wahl eines einzigen Buchstabens zur Darstellung
der verschiedenen S- Laute, j muß bald wie s, ß, tsch, dsch, tß gelesen
werden, 2. die ungenügende Unterscheidung zwischen a- und e- Lauten,
und den Doppellauten ou und au. Die spanischen Missionare hatten eine
eigene Schreibweise gewählt, deren sich auch Christian bediente; sie haben
aber seit Jahresfrist den Kampf gegen die herischende Schreibweise auf-
gegeben und selbst sich ihr anbequemt. Vorerst wird nur erübrigen , diesem
Beispiele zu folgen, um keine Verwirrung anzurichten.
Außer den acht aufgezählten Büchern der Ponapesprache sind nach
meiner Kenntnis noch vorhanden:
9. Kapas Fei -Puk eu kapas en kot usw.
Bible stories, Mortlock, Micronesia, American Tract Society, 150
Nassaustreet, New York.
10. Mwo Sasu lun Jisus kraist Leum las ma Mattu el Sim. New York,
American Bible Society 1871.
11. Puk en Ais Fei, me tis an lamalam kana lan kapas an re Ruk,
Mortlock Catechism. Published by A. B. C. F. M. for the Ruk Mission.
Honolulu H.J.Press Publishing Company Steam Print 1888.
12. Ais Fei usw. Ruk. Bostoner Mission.
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 3
13. Puk en Afalafal: Kapas en Truk. Bostoner Mission.
14. Aritnietik kapas an Iteit an Peirak kana lan- kapas an Ruk me
Mortlok. Ruk- Aritinetik, Second Edition. The Hicks-Judd Co. Printers,
Publishers and Book-binders, 23 First Street, San Francisco, California.
15. Puk an kel usw. Ruk en Mortlock. Hyinn Book, heraus-
gegeben von der unter 14 erwähnten Gesellschaft.
16. Jiokrafi usw. Ruk, herausgegeben von der Bostoner Mission.
IL Grammatik.
Vorbemerkungen.
(Vgl. Notes 011 the granimar of the Ponape Dialect by L. H. Guliii, Honolulu,
Commercial Advertiser press 1858.)
Die bestehende Schreibweise, eingeführt durch die Bostoner Mission
(American Board of Commissioners for foreign Missions), bedient sich zui-
Darstellung der Sprache der in der nachstehenden Reihenfolge geordneten
14 Buchstaben: a, e, i, o, u, j, k, l, m, n, n, p, r, t. j bringt den s-
und Zischlaut zum Ausdruck, lautet meist wie dsch, aber auch, je anch
dem Dialekte, wie ß, tsch, tß, ds. n (oder«) entspricht dem Nasallaut ng.
Um jede Verwirrung zu vermeiden, muß zunächst diese Schreibweise an-
gewendet werden. Ihre Einfachheit mag auch dem Bedürfnisse der Ein-
geborenen genügen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß sich die
Sprache damit nicht erschöpfend wiedergeben läßt. Die Verschiedenheit
der Zischlaute ist erwähnt. Eine Unterscheidung zwischen ä und e er-
scheint nicht möglich. Da zur Bezeichnung des Zwischenlautes ä sehr häufig,
nach englischem Vorbilde, a gewählt wurde, ohne daß eine Leseregel sich
ausfindig machen ließe, so besteht für das Auge ein einheitUches Bild der
Schrift, während die Aussprache sehr verschieden ist. aunn&oii, a, ä, ö,
ferner o, ö, ü, ü können nicht zur rechten Darstellung gebracht werden.
k, p, t bezeichnen die weichen und harten Laute ihrer Klasse. Die Übimg
allein kann schheßlich Sicherheit im Hören, Sprechen und Schreiben ver-
leihen. Als Besonderheit findet sich bei einzelnen Worten ein Vorschlags- » m " .
bei den melanesischen Sprachen eine regelmäßige Erscheinung, z. B. mpomp
gewölbt, mmara Titel, Würde. Eine Häufung der INIitlauter ist selten; die
Häufung der Selbstlauter ist gewöhnhch. Im Flusse der Rede finden aber
starke Zusammenziehungen statt, z. B. köue du = ke oder ka\ ta oh = täh.
Ja er ^ lar.
Die Sprache kennt die Beugung der Worte nicht.
Der Artikel fehlt.
Das Geschlecht der Worte wird gewöhnlich nicht besonders unter-
schieden; wo es zum Verständnis notwendig erscheint, bedient man sich
des Zusatzes von ol Mann, li Weib, rioi ol mein Bruder, rioi K meine
Schwester. Vielfach sind auch verschiedene Wörter für die Geschlechter
vorhanden , klh Hahn , lutok Henne.
1*
4 Hahl: Ein Beitrag zur Keniifnis der Umgangssprache von Ponape.
Die Unterscheidung zwischen Einzahl und Mehrzahl muß sich aus
dem Zusammenhang ergeben. Hier kommen besonders die Fürwörter zur
Hilfe, welche für Einzahl, Zweizahl und Mehrzahl besondere Formen bilden.
Man kann dem betreffenden Worte auch A'aw, akan, pukat {=. einige,
mehrere) als Pluralzeichen beisetzen. Die Abhängigkeit der Satzteile er-
gibt sich aus den jeweils angewandten Bindewörtern; besondere Fälle der
Beugung und der Abhängigkeit zu unterscheiden , dürfte schwiei-ig sein und
der Sprache Gewalt antun. Das alleinstehende Eigenschaftswort nimmt
we vor sich, ein Bindewort, das am besten mit »es ist« wiedergegeben wird.
Das Eigenschaftswort steht nach dem Hauptwort, tuka kajelel der schöne
Baum; me kajelel tvka der Baum ist schön (auch tvka me kajelel). Die
Steigerung wird durch joü als (selten ta) ausgedrückt. Imoi memau jon
imom mein Haus ist besser als dein Haus.
Die Nachsilbe ia, welche auch Zeitwörtern angehängt wird, drückt
den höchsten Grad der Steigerung aus. memania es ist überaus, sehr gut.
J men mdnataria ich bin sehr hungrig, ira pepetia die beiden kämpfen sehr
heftig (pei dazu verdoppelt s. u.). Die Art der Zählung in den Grund-
zahlen ist eine achtfache, je nachdem von verschiedenen Gegenständen die
Rede ist. Außerdem gibt es für gewisse Dinge noch besondere Zahlen-
begriffe, z. B. ak (spr. äk) 10 lebende Wesen (Menschen, Hühner) us\v.
Für den gewöhnlichen Gebrauch genügen drei Klassen:
1. Alles, was rund ist, wird gezählt mit n, also eu . riau jilu usw.
Diese Art der Zählung ist die regelmäßige.
2. Alles, was lang ist, wird mit po? gezählt, also apot, riapot, jilipot,
papot usw.
3. Lebende Wesen werden gezählt mit men, also amen, riamen usw.
Die Fürwörter unterscheiden eine Zweizahl in der persönHchen und
besitzanzeigenden Form. Zur Unterscheidung der Zeiten werden besondere
Hilfswörter gebrauclit.
Die Gegenw^art wird gebildet durch met oder ap\ letzteres erscheint
selten. Im Laufe der Rede werden diese beiden Hilfswörter meist nicht
gesetzt, met steht gewöhnlich vor, ap nach seinem Zeitwort.
Die Zukunft wird durch pan (selten dnük) ausgedrückt; sie stehen
vor ihrem Zeitwort. / pan uia ich werde tun. Die befehlende Form be-
dient sich 'ew, welches vor dem Zeitwort steht (en, e dumpf), kuma en
pokata ihr zwei hebt auf.
Die Vergangenheit wird durch er bezeichnet, welches dem Zeitwort
nachsteht. / uiatar (=: uia ta er) Ich habe (es) getan, kin drückt die
Möglichkeit, Gewohnheit aus. let uan taka eu hier ist eine Frucht, aramaj
kin mdiia Leute pilegen (sie) zu essen =; ist sie eßbar, kann man sie essen.
Wünschen, verlangen, die Wunschform wird durch men gegeben.
Ich bin durstig = ich will Wasser trinken I men nim pil.
\'erstärkungen werden durch Verdoppelung des Grundwortes erzielt,
fo^am sprechen , reden, lökalokaia gewaltig, tleißig reden.
Die Vorsilbe ka verwandelt das intransitive Zeitwort in das transitive.
mela sterben, kamela töten.
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 5
Die einzelnen Zeitwörter, im besonderen Maße die der Bewegung,
bilden mit Adverbien des Ortes Zusammensetzungen, deren Häufung das
Verständnis mitunter schwierig gestaltet. Die wichtigsten sind:
1. La (elä wenn das Zeitwort auf einen Mitlauter endigt) zeigt an:
a) die Vollendung eines Zustandes und das Beharren in
demselben ,
b) die Abkunft, Trennung von etwas. / mairela ich bin
schläfrig oder schon im Schlafe
2. ta (eta) zeigt die Bewegung nach aufwärts an
3. ti abwärts
4. to her (zum Sprechenden)
5. ue weg (vom Sprechenden)
6. ü fort von (selten)
7. lofi in , einwärts
8. on zu, hinzu
9. jöh weg von (vom Handelnden)
10. pma zusammen
11. päjo/i auseinander
ko gehen, Grundwort:
ko la. gehe fort
kota (auch kota la) gehe hinauf
koH gehe hinab
koto komme her (zu mir)
koue gehe weg (von mir)
ko ii fort !
ko loh geh hinein
ko ah gehe zu (jem.)
ko jöh gehe weg (von jem.)
ko pena komm zusammen
ko pajoh geh (auseinander), trenne dich.
Zusammensetzungen sind häufig
ko ti la joh geh fort (von mir) und weg, da hinab
III. Wörtersammlung,
(Deutsch-Ponape.)
1. Himmel, Luft.
Himmel ndloh Bhtz liöl
Mond jminipoh (spr. jduni — )
Wolke tdpok
Regen kdtau (spr. kätau)
Sturm melvmel
Wind kißniah Regenbogen aiä
Ostwind mdjeloh Stern üju
Flamme ümpümpül
Nacht poh
Schatten mötä
Sonne kdfipin
6
Hahl: Ein Beitrag zur Kpimtiiis der UmgangsspracliP von Ponape.
Glanz linan
Donnei' nanjdpue
ruhig AVetter moleti
Tropfen tinitin
Luftraum nanueue
westlich , Westen Mpi
2. E
Erde (Land) jdmpä (dschämpä)
Erde (Boden) püel
Stein tdJcai
Hügel töl
Seite, Ufer au en pil
Riff mat
Weg al
Asche paj
Rost mir
Wasser i
frisches Wasser \ ^
Meer jet
tiefes Meer mdtau, lam
auf hoher See nan, mätaü nalam
seekrank men mätaü
Insel (je nach dem Dialekt) teka, toka
Vorgebirge imuinjap
Kanal (Einfahrt) tau
Hafen leäpitaii
Koralle rar
Strom lapdhe
Woge iluk
Durchlaß ndnkapaj
östlich , Osten mdja
nördlich, Norden apdh
südlich, Süden dir
Licht mdrain
nach Westen pdli kdpi
Vollmond mat
rde.
Horizont Ion
Sumpfland lepüel
Brücke kaukot, paj
Werft, Anlegebrücke (jror, jdkar
Zone joun
Treibholz (in der See) kdpei (a = ä)
Seegras olot
Strand oror
Lagune nenam
Grund, Boden kdpi
vSeite, Ecke kail
See, Brackwasser lepen
Ende (des Landes) imuin
Bucht nam
Süßvvassersee le
Kanal nanatikitik
Grenze, Absatz iran
Teil pajon
Platz, Ort ndja
Stadt kamin
Grasiläche, Wiese moj, male
Einöde. Haus lüak
3. Mensch.
Mensch aramaj
Mann ol
Vater jam
(mein V., dein V., sein V. jamoi,
Jamom, jama)
Mutter in
(mein) älterer Bruder rioi melap
(mein) jüngerer Bruder rioi metik
Schwager ma
König, Häuptling JoM peiti
(pei demVolke das Antlitz zuwenden,
jou peiti einer, der dies ex professo
{jou) tut; ti hinab auf etwas)
I Herr maiTi
I Gefährte uorek
\ Kopf moü
(mein Kopf moiioi)
Ohr jaloii
' Auge por en maja
! Nase tum
Mund au
Bart jap
Arm pä (spr. pa)
Brüste titi
Bauch kapeti
Bein nä (spr. na)
Hahi.
Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 7
Knie puk
Herz nulunul
Ader jalin utuk
Knochen ti
Blut ntä
Weib li ^
meine Schwester rioili
Knabe pütak
Mädchen jeripen
Diener lüti
Ehefrau li pauta
meine Frau ai pauta
Ehemann öl pauta
Kinder jeri hau
Mutter {=^ Stammutter) nono
Kuß mpöke
heben, Liebe pökapöka (a zwischen
und e)
Stirne (seine) toma
Haar pit en mona
Finger jentinpa
Daumen jentilap
Zeigefinger jentömotoma
kleiner Finger jentitiki
Hals tapinudra
Hand kumut
Gesäß kaue
Brust mdremare
Körper palmar
Seele neni
Rücken potijoua
Nägel kiki
Zehe jentin na
Geschlechtsteile lak, üjol
Kinn kaikai
Brauen pdti {a = ä)
Kehle kapinudra
Zahn ni
Lippen kilincma
Haut kilin
Ringwurm kilinuai
Kopfschmerz mdliel
Schnupfen toi
Zahnschmerzen haben lii metek
Schmerzen haben metek oder metak
Krieg pepei
Fest kdmatip
Geräusch katairon
Lärm kümukum
Geist, Schatten ani
Engel touhn
Christ joulon
Gott kot
Ei'stgeborener mejeni
Liebchen mejendti (spr. -äti)
nachgeboren pokintiti
Stärke, Kraft kel
Ewigkeit murin mela
Freund, Freundin kömpokepai
djis einzige Kind ieroj
Abkömmling katautok
Vielweiberei {=■- ein Mann mit vielen
Frauen) pdkai
Waise jopdpo
Rücken jakeri
^'erheiratung, Hochzeit kdpapaut
Gestalt, Aussehen mom
ein fleißiger Mann, ein Schaffer, Ar-
beiter pörijok
Fleisch utuk
Geist Tien
Geburt ipui
Welt jampa
Taten , Schöpfung uiaui
Jip
Lap
Kugel , Einheit pon
Zahl pat
Null kata?Jauf
Günstling könikon
Geschichte kdjokajoi
Begräbnisplatz joujou
Stammesangehöriger, Freund pirio7i
Opfer (= gebraten) ijij
Erinnerung tamatamayi
Leiden, Elend lökolok
Schmerz mdtak (a = ä)
Stimme nil
Apostel udnporon
junger Mann mdnäkap
junge Frau penäkap
Bitternis, Schmei'z kdtik
Wort
en lokaia
(S Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangsspraclie von Ponape,
Tätigkeit , Beschäftigung
Idmalam
Religion
Liige likam
Lektion, x\bschnitt ira
Figur, Beispiel intin
Priester, Lehrer jounpatak
Arzt jmnuini
Fischer jounlait, joujet
4. Tieie,
Hund Mti
Fledermaus puak (spr. puäk)
Vogel man pir (pir fliegen)
Taube muroi
Schlange, Aal kamijik (= etwas, was
Furcht bereitet)
Fisch, viele Fische mam, jaikan
Hummer dltmon
Schmetterling lipdrürü
Ameise, kleine Ameise kat, katitik
Fliege loh
Mücke om
Laus likäräk
Krebs likätöp
( kanonäma
I hölokon
Geographie (= ein Anblick) peätial
Gesellschaft, Begleitung udrak
Gier änak
Frage, Thema käk
Kenntnis, Wissen kuptirakon
Unart (eines Kindes) jökon (Jdkan)
mdn äkdn.
Schwein püik
Ziege kot
Schaf jip
Kuh kau
Huhn, Hühnchen li/tok, piirok
Hahn king
Geflügel mdlekä
Ente tuk (spr. tnk)
Gans kanj
Pferd oj (aus horse)
Ei kütor
Schildkröte ue
Muscheltier (jede Art) mdnika
Schwanz iki
Pflanzen, tuka akan.
Baum tükä
Wurzel kdio
Rinde kil {en tuka)
Blatt ta
Frucht ua
Banane ut
Kokosnuß (reife) dri7i
(allgemein) mdhas
Kokosnußmilch pen
äußere Schale der Kokosnuß tip
Jam kep
Taro moh (mäh)
Rohr dlek
Zuckerrohr jeu
6. Wohnung
Zaun kel
Pfahl ur
Schutz, Schirm kdtauk
Brett, Bank timip
Brotfrucht 7nai
Elfenbeinnuß uoj
Mandel (einheimische) kema
Paj)aia mdmiop
Gras rä (spr. ra)
cordia subcordata ijau
inophyllum kaloph. tdmana
Ananas painaper
Mango kahit
Zitrone karer
Schößling ponj
hibiscus populneus kdlau
Zweig rä (spr. rä)
Same uA
Geräte, Kleidung.
Kopfkissen ul
Kahn üar
Mast kaii
Ruder pdtel
Hahi, : K\n Bfitrag zur Kenntnis
Segel jerok
Nagel kijin mdta (spr. mute) {mata aus
metal)
Kamm käme (comb)
Tasche et
Korb kopüa, Mam
Schnur, Tau jal
dünne Schnur kijin puel
Gürtel tör
Fächer tdnir
Grasrock kal (spr. käf)
Kleiderstoff likau
Frauenkleid likauli
Hosen raujej
Jacke jdkit
Hut lijörop
Kranz alin jeir
Salböl le (spr. In)
Matte (zum Schlafen) loj
(zum Sitzen) Urop (spi-. lirrop)
Mörser peinar
Stuhl jer
Tisch tepel
Koffer, Kiste köpa
Knopf pdten
Papier kijinlikau
Schwamm lim
Farbe litop
Schleuder pai
Zuspeise Jdlia (spr. jäliä)
Netz (großes) uk
(kleines) naik
Fackel intil
Teil puaijaij, pdjon
Flur (Hausflur) tätanim
Vorhang, Wand titinim
Dach öjenim
beide
senkrecht
zum Flur
der Umgangssprache ^on Ponape.
Dachsparren reunim
Balken (Pfeiler) urenim
Querbalken loloenim
Haus im
Kalk puet
Bett pank
Tür udnim (a = d)
Fenster uaninituk {a = a)
Hauspfosten, kleiner,
seitlicher kdtar
Hauspfosten, großer,
mittlerer or
Balken (im Haus, (juerlaufend) mpjentit
Habe, Gut tipijo
Musikinstrument kdjoh
Außenseite, Oberfläche. Haut kilin
Schatten, Karte neu
die Achse pürian
Äquator (= in zwei Teile geschnitten)
lipalap
Rückseite jmia
Ding, Habe kapüa
kostbare Habe kaj<'/mpual
Umkreis kdpil
Handhabe, Zügel kolepa
Gewebe til
ein Stück (von etwas) ekij
Bund, eine zusammengebundene Men-
ge; auch Fig. tüntun
Ding (jeder Art) meakot
Kreuz löpu
Loch por
Statue tiketik
Licht, Lampe, Fackel (ursprünglich
getrocknetes Kokosblatt) jer
Wanderstock jökon
Spitze köma '
7. Von der Zeit, uatauat en anjou.
Tag ran
Sonntag ran jermli
Montag nidt (spr. niät)
Dienstag ni are
Mittwoch ni ejil
Donnerstag ni apdn
Freitag ni dlem
Sonnabend ni kaonop (si)r. kdünöp)
Woche Utk
Monat jmnipon
Jahr jmnpar
Stunde klok
10
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Zeit dnjou
Morgen, in der Frühe ninjöran
Vormittag nimenjaii
mittags ninjouaj
nachmittags ninjmaj en joiiük
abends ninjoutik , udja pon
nachts nipon
heute rdnuet
morgen läkap
gestern aio
übermorgen pdli
vorgestern mdntaJcenaw
bis, mit der Zeit, innerhalb einer ge-
wissen Zeit Idö
immer kököldte, pötepote
lange Zeit üdrd
in alten Zeiten kailanam
wie lange Zeit? iä rein?
nicht lange Zeit e jötä udrei
was ist die Zeit? dnjou ta?
nach und nach apdn
in drei Tagen peild
zuerst, von Anfang an tdpipan
in Zeit, mit der Zeit kötekoteo
8. Von der Behörde, momot en kaon.
ehrfurchtsvolle Anrede (;
kotin
Regierungszeit rmiein
Bevölkerung toun
Sünde tip; Verbrechen (-
Königs Wort) tip laut
Dieb lipirap
Macht mdnaman
Hoheit) Tabu (an einem Kokosbaum). Feld-
zeichen indpui
Abteilung, Klasse (= eine besondere
Zalil Volkes) pinn
des Sitte, Art und Weise tiak
Titel mmar
Obrigkeit, Herrschaft. Herrscher.
Haupt kdon
Leute (mit Bezug auf eine Landschaft) Häuptling (= erster im Stanun)
men, z. B. menkiti jöumaj
Gesetz kapun {a = d) , majen l Häuptling (= Landlierr) mojijap
Erbschaft müririk
9. Eigenschaftswörter.
heilig jerävi
sanft (me)tdrok
zahm mant
recht, gerade inen
fertig enekier
reif mää
leicht rdra
leer tan
schwach lüet
klein, dünn titi
neu kap
heiß kdrakar
rot ueitdta
schwarz tontol
weiß potapot
grün mei
schön kdjalel
schwer tdutau {au zwischen au und d)
kalt pau ; mich friert I men pau
schnell pitipit
alle kdrqj
klein tikitik
groß kaleimun
viele töto
wenige laulau
heiß kdrakar
gut mdu
schlecht jüit
wahr meälel
nahe kdran
groß 1 (von i laut
alt \ Personen) | ma
Hahl: Ein Beitrat;- zur Konntnis der Uiiitraru
spra
oIk
Poiiape.
11
alt (von Dingen) marin
stark, kräftif? hele'd
stark (vom König) rüjnn
schwach lüet
Ivrank jömau
krank (vom König) lümum
betrunken jakcmlar
allgegenwärtig käitar
ewig {— einer, der nie endigt) Jölopoi
immer pötepote
unveränderlich, immer sein eigen (von
der Gottheit) lölen
unsichtbar rir
sichtbar jdnjaJ
wohltätig, Segen spendend kapfmolol,
Itälanan (vom Könige)
rein kölokol
schmutzig puelepüel
nachlässig jamin
angehörig (einem König) japuUimm
(auch Anrede auf einer Adresse,
etwa = Hochgeboren)
weiblich pen
männlich man
eben, gerade (im Raum) äpton
gleich, gleich messend pdrnk
rinid pönapon
eben, flach pätapat
ausgedehnt, ausgestreckt üue
halb apäli
trocken mdtakon
sehr, überaus kaualap
rechts md!un
links main
anderer meteiu
andere teko, meteko, metekat
allein, einsam kelep {keleip)
struppig jiroii
stolz, unabhängig kejej , Idmei
freundlich, liebreich kdtäk (spr. katäk)
zerstreut, auseinanderliegend mörö-
pajon (das zweite o fast nicht ge-
hört)
geschickt, geweckt, weise lölokon
jung (von Tiei-en) puelel
nicht geschickt, nicht passend für
Hausarbeit (von der Frau) jakdiok
zu Ende, leer, aufgebraucht örojer
krumm, nicht gerade pirok
gewölbt (nach außen) mpomp
sehr hübsch, überaus meit
wild, wütend ^o»ioY(a zwischen a und o)
gewebt tintil
verzweigt, zweigartig kajöiia
zusammengeformt (so daß es ein
Ganzes ausmacht) nnjok
heraufgewaschen (von der Seewoge)
di'metok
vei-fault, verrottet monüeti
umringt, rings umgeben kdpil
abgeschieden, entfernt von tör (o
zwischen o und e)
trocken (vom Riff) mdiätä
hoch ilelä {a zwischen a und e)
gerade inen
ausgestreckt, hineinreichend (z. B. ein
Kanal in das Land) uudn
nachlässig, nicht gefällig aussehend
(vom Weibe) mömoaj
ein gefällig aussehendes Weib, gut
von Gestalt mömalik [a nahe an o)
mitten, in der Mitte von etwas be-
findlich dilapan {nan atlapan uel in
der Mitte des Waldes)
ruhig (von der See) mole
getragen, gebracht uijik
zuerst, voran maj
viele neier
einzelne (= nur) eta
kurz mätämot
feindlich peirin
gut, freundlich aussehend mdj ä mau
außerordentlich, wundervoll mdnaman
ähnlich, gleich raj (z. B. wie ich raj
on ia)
schlimm ö
gekocht (im Feuer) ain
ohne Verwandtschaft, einsam japdupau
sehr, überaus muldtok
faul, lässig tanana
12 Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
10. Zei
hören ron, kornn
ansehen Jcilon, nar
schreien jaii
essen nemnem
trinken nim
beißen (zusaiimu'nl)eißen) ke (ke-pena)
speien umnj
kosten (versuchen) jofi
Hegen uen
niederlegen, sich uen-ti
ankommen lel
wandern (zum Vergnügen) momeit
wandern, umher- koko jili
eintreten petelon
kriechen karop
schlafen mair
wachsen uöj
sterben mela
gestorben, tot melar (aus mela er)
wissen äja
erfreuen, jemand kaperen
sich freuen peren
erlangen, besitzen die
festhalten kölokol
verbergen riik
bringen üd
lösen (Fesseln) lapüa
kneifen kini
beschneiden jirkumjaij (oircumsci^se)
durchbohren pure
schießen kdjik
(kajik eigentlich federn , elastisch
sein)
ertränken kömop
umdrehen pirer
einschließen retiniti
reiben el
streichen, fegen irij
schneiden lop (spr. löp)
schneiden, teilen nek
austeilen nek pajon
teilen pdli
graben ueir
jäten, ausraufen uj
fällen paldti (spr. päläti)
schälen ki-jon-kilin
waschen (Kleider) löpelöpü
waschen (die Hände) ömiom
waschen (das Gesicht) opmnok
a usbessern kamau - ila
rösten umun
anzünden ijik
baden hitu
Schmerz bereiten, jemand kametak
oder kametek
schmerzen metek
öffnen (die Tür) retinata
öffnen (den Mund) pdrapajm (aue)
schließen (den Mund) kipena (ave)
{ki-pena =i zusammenbringen)
herkommen ko-to
fortgehen ko-la
vergessen mönekela
schreiben, tätowieren intin
können, vermögen käk
verstehen ueüe
arbeiten totök
fegen kokök
nähen tTfi
machen, tun uia
aufpassen, wachen jinjila
geben , reichen ki
hergeben kiuTi
gib mir kito
gib weg ki ue, ki jon
ausruhen komöl
Abschied nehmen kamuirimuir
zerbrechen, reißen (auf dem Papier)
durchstreichen kau4la
anziehen (Kleider) pürian nan likau
ausziehen (Kleider) kijan nan likau
aufstehen (vom Lager) pöretä
aufstehen (vom Sitz) üta
zählen uatäüat
sich setzen mÖ7iti
tanzen, spielen mötomotön
weinen mamaiik {s\iT.mämauk), jaiiijaTii
blöken, wimmern uirauir
Hahl: Ein Beitrag zur Keiiiitiiis der Umgangssprache von Ponape.
18
schlagen kämekam, pudki
fürchten, sich mäjah
klettern tomr
herunterholen (vom Baum) taureti
wegwerfen kaje- la
wenden pur
zurückkehren (zu mir) puröto
zurückkehren (= wenden hin zu einem
andern) purdIa
sprechen , reden lokaia
befehlen mdjani
bleiben, sein, existieren mi {mimi,
miä)
stehlen j^rap
lügen likam
benetzen topolon
wischen limui
lachen kaiirur
umarmen pölopol (p. pena)
pflanzen patüketi (auch potöketi)
umherlaufen kojeli
rufen eker, likuere
laufen tan
weglaufen taii tarn
lehren patäk
zeigen, erklären kalelapok
ölen (den Körper) keie
ölen (das Haar) uijöre
schulden puaipant
bezahlen, kaufen pvmn
verkaufen nat
riechen net
gut riechen, duften pömmi
es riecht sehr gut pomaiiie
übel riechen, stinken pöjuit (zugleich
Schimpfwort)
streichen (mit Farbe) litopui
streicheln tdmatamor
denken, meinen Idme (spr. lame)
erinnern tömatamdn
spitzen par
wandern (ohne festes Ziel) kairu
freundlich sein kdtek
zerbrechen öla
verbergen, etwas oki
in Reihen legen kairak
unartig, böse, eigensinnig sein joko-
jökonai {jakajdkanai)
richten (als Richter) kateika
begünstigen, bevorzugen kakönikon
emporheben, einen Rang verleihen
kajapmlata
absetzen , der Würde entkleiden kaja-
puiliti
ausgraben (einen Toten) jaripdta
Partei nehmen üpor, upali
zurückgeben, rächen pelian
puffen , knuffen jikon
sich bewegen (in Richtung auf oder
von etwas) kaikai
hören , auf jemand peiki m
verlängern (einen Stock durch An-
satz); überliefern pauj
sich abwenden jopeue
verbrennen ijik
erregt sein liiiaranar
knirschen (mit den Zähnen) teterok
steinigen , mit Steinen werfen hdjukkdte
sich erinnern kdkalik
wach sein, tätig sein papdt
überraschen kömpa
verleumden karauneki
böses Gewissen haben laiialo
vorbereiten önonop
bewegen (intr.) kai
sich nähern kai oii
herankommen, heranrücken kai to
fortrücken kai jofi
wegrücken kai ue
hinaufrücken kai ta
herabführen kai ti
wechseln, sich ändern (von einer
Farbe , Krankheit) jare
verjagen, weggehen machen kajdre jofi
halten, stillstehen pö
halten machen, anhalten kapöuia
berühren töke
ankleiden (jemand) kapüat
ertrinken mop
betrauern , beweinen maie
rauben (aus einem Hause) kuti
beten, beschwören uindni
14
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape
bereuen injino
antworten japon
schneiden (mit der scharfen Muschel,
nun mit der Schere) Mte
brechen (vom Wasser) puii
spritzen (das Wasser brechen machen)
punapuii
hineinspringen luji
emporspringen lujita
schelten, rauhe Worte gebrauchen
pijerak
ehebrechen, Unzucht treiben nenek
vorbeugen kdpo (po stillstehen)
folgen, jemand itauen
schärfen eta (spr. etä)
werfen kdte
schleudern tokö
wünschen nörokä
fischen laii
schweigen nenenia
wachsen käpärdpar
sprossen uöjata
träumen auramen
gähnen jardpajon
erhen jojökt
mischen kotia
überraschen puriämui
roden , den Boden bearbeiten uiajdpäjap
stampfen (zu Brei) juk
zerstampfen , zei-schlagen jükpajori
töten kamela
atmen ejinekitar
beichten jakdrüp
ordnen kairdkauei
auflieben, aufbewahren 7iekitimm/i
einladen kajdmo
drehen (ein Tau) koleit
zielen kaineneoii
krähen kökorot
kneten käpal
sieden poil
wechseln kauilian
verbieten peleki
tragen helfen Ukitdta
tragen (am Stock auf den Achseln
zweier Männer) röe
gehen , reisen (auf dem Lande) jdpal
beginnen (intr.) tdpi
wollen , wünschen , men mauki
nicht wollen kan
wissen dja
nicht wissen jdja (spr. dschädschä)
aufheben (mit der Hand) pokata
lesen töropiia
rudern jei
niederkauern (zum Zeichen des Re-
spekts) kaipöni
sich schämen ndmenok
binden , fesseln jalieti
aufhängen Idnata (spr. länyätä)
ein Tau hochziehen, heißen dpi
einen Menschen hängen apiata
streiten, kämpfen pei
Krieg führen mauin
aufrichten, geradestellen kaiiata
Lust haben, wollen pen
stärken, Kraft geben kamdnanian
sehen, blicken (auf ausgebreitete
Dinge) kdjale
wünschen, begehren inon
auffinden kdtiar
fürsorgen, Bequemlichkeit geben
kaniait
überlassen, hingeben müet
zurückgeben titpuk
Freundschaft schließen, ein Herz
sein min
aufrücken (in Würden) japnilttä
spielen , ein Musikinstrument kajokajon
auszeichnen (vom Fürsten einem Manne
gegenüber) mdjamaj
sitzen; übertragen: mot, gehorchen,
z. B. mot ofi köt
setzen, legen kau
(mit allen möglichen ^'ariationen
kauata hinauf-
kaueti herab-
kauoto her-
ka^ine weg-
kauala hin-
katiajofi fort-
kattatm herzu-)
Hahl: Ein Beitrag zui' Kciiiitiiis der Umgangssprache von Ponape.
15
kennen, wissen ere
aufwachsen Jcaire
essen tünol, jak
müde sein pan, nir
eingraben , bestatten järi
verurteilen tom
belehren, zeigen kapdre
glauben Icamelele
Zeuge sein, sehen als Zeuge ütial
sagen Mtiti
zusammensetzen , zusammenbringen
j)6]con
bewohnen (ein Land) töue
stehen joTc
gleichen , ähnlich sein jdnjal
den Anschein haben, gleichen likö-
mata
einladen (zum Feste) löki
anerkennen, vorziehen mani
sich in acht nehmen, aufpassen; ein
Warnungszeichen geben , warnen
Jcdlaka
opfern (der Gottheit) köleir, ?nairon
warten, zuwarten üti
handeln , tun püai
etwas vollbringen kapumata
eindringen (in eine Öffnung) pet
fangen, fassen lo
fesseln, fangen loH
vertrauen liki
verwandeln pikila (Grundwort pik)
aufsteigen (intr.) xikata; uk steil, hinauf
oder herab
abfallen (vom Berg) üketi
sagen, erzählen inta
sinken kir
bewegen, etwas mökit
fallen pöp
herabfallen popiti
aufstehen kajinen
schwindelig sein lonk
fahren im Kanu tdka
reiten tdkataka
hinterlassen, übrigbleiben ludti
etwas hinterlassen, niederlegen kiü
sich zeigen, in die Erscheinung treten
para
niederströmen (vom Regen) mörati
treiben in der See , triften peito
sich erstrecken, ausdehnen ü
ankern pmäok
halten, festhalten kol, meist koleti
halten, Sicherheit geben kölepan
zornig sein onion
hungern tupok
Wasser schöpfen (vom Schiff) maui
Tabu anlegen, verbieten (durch ein
geflochtenes Kokosblatt) kainapui
herüberkommen jipal
stiften , geben (für einen frommen
Zweck) köleir
ausfinden tiar
begrenzen, Grenzzeichen setzen irair
wohnen, sich aufhalten kaujon
schenken kljdkij
fortziehen kdjau
beanspruchen dneki
prophezeien kokop
vorausgehen, jemand tiaii
singen, im Feste liij
singen, ein Lied kaul
vollenden, beendigen kdroja
spazieren gehen mölol
spalten pital
11. Verhältniswörter.
an (diesem Platze) uajdo
auf na, nan, pon
außerhalb liki
diesseits pdliet
darüber, jenseits pali pajon
in, darinnen m, nan
vor rnrni, moa
von (weg von) jan
mit ian
nach mur, murin
innerhalb löle.
jenseits 'pälio
16
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponapf
gegenüber jalauon
über (senkrecht über dem Haupte)
Jcmnene
zwischen ndnpofi, ndnaponen
nahebei korenion
von, mit, über eki
unter pan, panan, iti
über, in bezug auf tuen
über, in betreff ki
gleichwie, von. über iran
längsseit mpa (längsseit des Schiffes an poa
mpenjop) entfernt von etwas töpa joii
Seite pah, unten palipa, ohen pali poe vor (jem.) moa
12. Für
ich nai, i
du köü{a), oft auch ka, gewöhnHch
köü, koue
er, sie, es a, i (es = es ist me\ es
ist schön rrie kdjelel)
wir zwei kita
ihr zwei küma
sie zwei ira
wir (auch der Angeredete) kitail oder Je
wir (der Angeredete nicht einbegi'iffen)
kit
ihr kömail (o zwischen o und u)
sie irail oder re
mich ia
dich uk
ihn, es ie, e
mein ai, nai, als Suffix oi
dein am, nom, als Suffix om {am)
sein a, na, als Suffix o (a), na
uns beiden gehörig at \ andere For-
euch beiden gehörig owa > men,z.B.re'te,
ihnen beiden gehörig ara ' sind selten
Wörter.
unser dtail
euer dmail {d zwischen a und o)
1 ihre drail (r = rr)
• welcher, e, es me
was ta, tdkot
wer ij
dasselbe tudta (spr. ^fe)
wieviel tdpa (spr. Äitpe)
I wie viele sind me tdpa
■ warum püketä (e zwischen e und i),
menta
selbst pein
dieser, e, es
jener, e, es
dieser, e, es
jener, e, es
alle kdrqj
Sing.
Plural
uen, et, mit, muet,
0, ko
met, vet, men, en
kijet
ipuka, mepakai
/ mepako , kan
13. Allgemeines. Lokalokaia momot.
Wie heißt du?
Wer bist du?
Wohin gehst du?
Was bringst du?
Woher kommst du?
Wer kommt mit dir?
Bring mir dies Buch.
Nimm die Sachen weg (räume f
Was geht vor?
Hebe es auf (mit deiner Hand).
Redet niclit so viel! Schweige!
Du bist träge.
Ia atoml
Ij kcm'i
Koue pan kola iaf
Ta me koue tiato?
Koue kojan iaf
Ij me iaii uk koto?
TJaton ia puk en.
TJaue Jon meakot.
Takot?
Proke kita pam.
Kumail ter lokaia totoi
Koue me iaiiana.
Nenenla!
Hahl: Ein Beitrag zur Keiiiitiii.s der Umgangssprache von Ponape.
17
Komm mit mir!
Willst du nicht mit mir kommen?
Gib her!
Wie viele seid ihr hier?
Wie heißen sie?
Warum weinst du?
\\'er hat dich geschlagen?
Um wieviel Uhr kommst du?
Wann wirst du fortgehen?
Besitzest du Schweine?
AVie viele Söhne hast du?
Wer hat dies getan?
Ich bin hungrig.
Ich bin durstig (ich will VV^asser
trinken).
Wieviel Geld hast du? Keines.
Hast du viele Bananen?
Ja, Herr, sehr viele.
Sind sie reif oder grün?
Einige sind reif, einige grün.
Wann wirst du sie bringen?
Ich weiß nicht, ob morgen oder an
einem anderen Tage.
Willst du sie mir verkaufen?
Ja , ich will.
Wieviel soll ich dir bezahlen?
Zwei Mark.
Das ist zu teuer.
In Wahrheit, was ist der Preis?
Nein, es ist billig.
Nun, wieviel Geld willst du?
Ich will zwei Mark.
Hier sind zwei Mark.
Ich gebe dir deutsches Geld.
Mir, Herr, mein Vater hat es bepflanzt.
Ich bitte sie, mir eine Eigentums-
urkunde auszustellen.
Ich will erst wissen, wer recht hat.
Ich, Herr, die beiden sind schlecht;
sie sind stark und wollen mich ver-
treiben; sie haben mich gestern
mit dem Messer auf den Kopf ge-
schlagen.
^di werde erst den Häuptling hören
und dann Gericht halten.
Koto ian ia!
Koue jo pan ian ial
Kito!
Kumail tapa me mi meti
Ij at arraiU
Ta me haue janijafiMI
Ij me Mme iuk'i
Ni Mf)k tapa Iccrne leotol
Koue pan jamoan iatl
Nmtm jniik mia?
Noum putaJe Ican me tapai
Ij me uia ta menl
I men mäfiatar.
I men nim pilatar.
Noum moni tapal Jota.
Me toto ut mi reml
Ei Tuain metoto ia.
Re me ma te pulopul.
ÄJcai me ma o akai me jndopitf.
Koue pan uato iat?
I jaja lahap te eu ran.
Koue men natiJci ia la'i
Ei, i mauJei.
JJen maJcamauki i pan puain on uk?
Mark riau.
Me puai laut.
A mealel , ta p^iai nai
Jo, puai me tikitik.
A, moni tapa ho^ie mauJciJ
I mauM Mark riau.
Jet Mark riau.
Nai kiouue rem moni Jermen.
Jopoi main, ai papa patokiti er.
I poki komm en uia kijinlikau en japoi.
I men aja maj ij me pun.
Nai main, ira me jakanakan, ira me
keleil o men kajare jon ia; aio ira
palakiti naip mangoi.
I pan korone maj mmijap o mnr um
kapun.
Mitt. d. Sem. f. Orient. SpracLen. 1904. 1. Abt.
18
Hahl: Ein Beitrat
Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
IV. Wörterbuch.
(Ponape-Deutsch.)
A.
ani Geist (= Kobold, Seele eines
Toten, der keine Ruhe findet)
auramen träumen
anekier fertig, zu Ende
aramaj Leute, Volk
amaj roh {= ungekocht)
ai mein
am dein
a sein
atail unser
amail euer
arail ihr
aia Regenbogen
ale nehmen
aJcila verstecken
allap Straße
atiniai Rauch
aniki beanspruchen
aTckelail gewaltsam
air südlich
apan nördlich
apali halb
E.
ema ier Schwager
etiet benommen (im Kopfe)
elmer gar (= gekocht)
ejneTc ta atmen
eta Schärfe (des Messers)
itök fragen
ink Tinte
irail sie
imüin jap Vorgebirge
inen gerade
im Haus
ijoimr vornehm
itar on genug
imuin titi Feind
iat wann
inauki versprechen
irei roh ausspähen
im pei leicht {^= schwimmend)
iluk die Woge
ilek-uei schicken
injenoki achtlos
intil flackern (vom Licht), rauschen
(von den Zweigen)
0.
opu'mok waschen (das Gesicht)
omuiom waschen (die Hände)
oj m-im das Dach {oj die Elfenbein-
nußpalme, dann das zur Dach-
deckung benutzte zusammenge-
schlungene Blatt = Atap, also oj
en im Blatt zum Haus)
u.
uiauia die Nichte
zm Fischkorb
uihit ausringen (Wäsche)
ueirata aufgraben
udrauar Strömung, Graben für fließen-
des Wasser
uaja hl tief
uajapetepet seicht
iiai uai langsam
ue Stamm
uia japajap roden, Land bearl)eiten
timun toi Kohlen, den Stehiherd {um)
bereiten
umnn pot Kalk brennen (eig. den urn
weiß machen)
ur en im Balken
uk: Netz (zum Fischen)
ujor ölen (das Haar)
ueitlaut Flut
umuj speien, erbrechen
uan um Küche
uöj-a-ta sprossen {uoj das Grund-
wort, a Bindevokal, ta Partikel der
Ortsbestinunung =^ herauf)
u ti warten
Hahl : Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
19
imja Teil
u ti al Zeuge sein
ueir en jai wettrudern
ueir en jerek wettsegeln, jerek Segel
J.
jarapajon gähnen
jojoki erben
jaraui heilig
joupijok Arbeit
jamin unrein
jantinpä Finger
jontilapa Daumen
jantomotoma Zeigefinger
jantiki kleiner Finger
jei Zuckerrohr
jaloii ala verirrt
jdtik ohne Geschmack, geschmacklos
jamama arm
Jon a ta am nächsten (vom Orte)
Jon schmecken
Jan weg von
jalieti binden, fesseln
japm antworten
jinjila wachen
jaripiti eingi'aben, bestatten
jouloh Christ
jovnpatak Lehrer
jouaja helfen
japaioh nicht passen
jor tauschen (von Dingen)
jonojon, janijan weinen
jer Stuhl
jet See
jop Schiff
jama A'^ater
jcri Kind
jo nein
jiik pa Jon zerschlagen {ßik stoßen,
stampfen zu Brei, z. B. Kawa)
jarotier erregt
jakar tip beichten {tip = Sünde)
jd?7 = weg von etwas
jöfl = Art und Weise, Sitte
Jon = in Versuchung führen
jön = ausmessen
K.
kaim ton kom Wettbewerl)
karauniki anklagen
kalu ki la die Reue
kapai ata segnen
kajoh Musik
kaririort geheim
kapiti Witz
kapure to zurückgeben
kaon lapalap Herrscher, Führer, Re-
gierung
katotoeoh vermehren
katueti einweichen, klopfen
kauk oh hart, stark, angestrengt
kaijei jol fasten
katia ni Priesterin
katalela geschwollen
kapinuar Reisevorrat
kamama leugnen
kakarakara erhitzen, karakar heiß,
pil karakar heißes Wasser, Tee
kamelele glauben
kaualap sehr, überaus
kapi westlich
kepena beißen
keia reiben
kaiuei geh weg
kaito komm nahe
kotia ausschütten
kapua to schmücken
kumukwm Lärm
katairoh Geräusch
kot Gott
kaparäpar wachsen
koto komme
kami Herrschaft (wie oben kaon
lapalap)
kainok Gesellschaft, Gemeinschaft
kaintinta berühmt
kairu Aufenthalt
kalouen tuka Wurzel
karaunki Jagen
kijoh gib weg
kito gib her
kak können
kajik schießen
20
Hahl: Ein Beitrag z.ur Keuiituis der Umgangssprache von Ponape.
hapitau Hafen
Tcaroj alle
'kämmt fürsorgen
Tioko kehren, fegen
Mikäi das Kinn
Mmatip das Fest
komöl ruhen
Tcaparäpar wachsen
kate werfen
Tcauata aufrichten
kan Ott ranggleich (gleich in der
Würde)
kijiniai Feuer
kilok Uhr (clock)
kat Katze
kitail wir
koniail ihr
kou, koe koe du
kaiiJcaujon wohnen
kätau der Regen
kajanjal zeigen
kaUlapok erkläi-en
kapakap beten
kenjovmau zu Krankheiten geneigt
kapal kneten
L.
lipanet Verleumder
luak verleumden
lemeta denken
lopu Kreuz
lakop Morgen
lapuäta lösen (Fesseln lösen)
loti fesseln, fangen
UM außerhalb
lopolop waschen (Kleider)
li a laut Weib, altes
li Weib
li maipon Jungfrau
lija rop der Hut
li tu Diener
lu ji am Selbstmörder
lao bis (von der Zeit)
lol en im Querbalken (im Haus)
likit ata tragen, helfen
litopui streichen
litop Farbe
liha Glanz
lijoi schläfrig
lait fischen
lekila verhungern
lao Zunge
lomolom dumpf
lola koh ein Weiser, Gelehrter
lamuin gehorsam
luet schwach
htati der Rest
lamüirlamuir schattig
laualo wild (von Tieren)
lete let klopfen
lel ankommen (an einem Orte)
lol pote beharren
lapa ke Strom
li ol Blitz
M.
meteio anderer
metoutou schwer
murin mela Ewigkeit (= nach dem
Tode)
(mf)marömleicht (wie Vorsilbe = das ist)
motamot abschneiden
metentel glatt
men jeiren gehorchen
mm matau seekrank
min rein
monpikqi locken
mohjapot glatthaar
momnihin flüstern
motomoUyh spielen
me toixa ton gebunden
malck Huhn
mant zahm
mata das Eisen
mia mia sein, verweilen, sich befinden
marain das Licht
m,a wenn
mairla schlafen
mealel wahr
muroi die Taube
maja Gesicht
maur leben
malatialo wenig
Hahl: Ein Beitrag 7Air Kenntnis der Umgangssprache von Ponape. 21
melar tot, gestorben
mela sterben (melar = mela er, er
Partikel der Vergangenheit)
man Tier
7nan pir Vogel {pir tliegen)
mam Fisch
viauki wollen, wünschen
matakon trocken
mekajopual Kos tb a i'k ei t
moreti Regenguß
makata das Nachlassen des Regens
motomot kurz
manga (sein) Haupt
niueit zulassen, erlauben
miiein Regierungszeit
N.
iian inatau auf hoher See
nan ue ue Luftraum , im Luftraum
nan Icapaj Durchlaß
nin joran Morgendänunerung
tiaik Hammer
ni-i Kokospalme
7ian puh zwischen
nan lukepa die Mitte, mitten in
nan mat Riff
nioror Ufer, Wassermarke
nana Berg
nan uel Wald, Busch
nan kotoka Krone
nantapi Wurzel, Beginn
nan mal die Wiese
nan irepena Landenge
nikit aufbewahren
nek pajoh austeilen
noroke wünschen
7ita (sein) Blut
P.
2)an me pak auf einmal, zugleich
piripir wirbeln
patoketi pflanzen
popol glücklich
pokentiti geboren
pokomokom lächelnd, freundlich im
Antlitz
pel liki scheuen (jemand)
puai pant Schulden
papaa aufwarten (am Tisch)
palio jenseits
paliet diesseits
pueiok halten, stehen
pemitik: aufwachen
paijaij Teil
pen Kokosnuß
poil sieden
peila abtreiben (auf See), pat jeri
Kinder abtreiben (= Leibesfrucht
abtreiben)
pureta bohren
patapat eben
pokonpena zusammenbringen
ponapon rund
pejeret pajoh sich abwenden
jjonjeje jemand schneiden, sich stellen
jemand nicht zu kennen
putaua schwitzen
palank Vei^anda
puil peipei Zopf
poronela senden
perea Schlafzimmer
pijok Muße, freie Zeit
pinjel Bleifeder
potopote immer
pojon gehorchen
puh Recht
pirita aufstehen (vom Lager)
pon Nacht
panatar müde
puk Buch
patak lehren
puei puei verrückt
pali uar Körper
pai Schleuder
pepei Krieg, Krieg führen
pati die Brauen
par Spitzen
poren maja Auge
puriamui überraschen
porijok fleißig
piten mona Haar auf dem Kopfe
22
Hahi,: Ein Beitrag ziu' Kenntnis der Umgangssprache \on Ponape.
remui ihnen
raipel Gewelir
rerer zittern
reirei lang
riti ta öffnen
ritiniti schließen
ro e ta an einem .Stock tragen
ran tuka Ast
ran Tag
rar Koralle
ri a li (seine) Schvvestei-
re - un - im Dac h sparren
rir joh unsichtbar, rtr sich unsichtbar
machen
rotorot finster, ungebildet
roii liören, roü a ta aufhorchen
T.
tan tuka das Laub
tan ir Fächer
tuna ta Krankenkost
toii Schnupfen
iuma (seine) Nase
toma (seine) Stirn
te tikitik schmal
te lap breit
tulia Stock, Baum, Stück Hol/,
tuka me laut Stamm
tuka uojta Baum (= gewachsenes
Holz)
ter tuki oh bleiben
tukiti stumpf
totok arbeiten
tip Sünde
taul ul fortgehen
tamataman Erinnerung
taker ata beleuchtet
tarepena pflücken
ttia über, von etwas, z. B. sprechen
über
topohyh benetzen
tili Feuerholz
tapuok Wolke
tihitih Tropfen
tapi ata beginnen
takai Stein
toko Schleuder
tamatamor streicheln
tepel Tisch
N.
(iV, n, /7 =z nff, eigener Buchstabe im Abc
von Ponape.)
nai ich
liar sich
neu Geist, Seele
nil-a tönen
Beitrag von Hrn. Dr. Görschner,
Regieruiigsarzt iii Ponape.
I. Der Körper und seine Teile.
Die Bezeichnungen für den Körper und seine Organe werden stet.s
in Verbindung mit dem Pronomen possessivum gebraucht, welches hinten an
den Wortstamm angefügt wird. Schließt der Wortstamm mit einem \^okal,
so finden gewöhnlich Assimilierungen und Kontraktionen zwischen diesem
und dem nachfolgenden \'okal der Pronomina statt.
Das Pronomen lautet für den Singular: ai, öm, ä (auch e),
» Dual: äta, öma, ära,
» » Plural: ätail^ ömail, ärail.
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape
23
Soll der Körperteil im allgemeinen ohne Beziehung auf eine be-
stimmte Person gebraucht werden, so setzt man gewöhnlich die 3. Person
singularis (ä).
när-a der Körper
uar en dramaj der menschliche Körper
päli uar-a der Leib im Gegensatz
zur Seele (biblisch)
utük-a das Fleisch
utuli en dramaj das menschliche
Fleisch
ntä das Blut
ntai, ntäm, ntätail, ntämail , ntärail
jdl-a die Ader, Sehne, der Nerv
tt der Knochen
ti, trm, tttail, timail, ttra'd
tm (^ ti en) mona der Schädel
im pae Arm-, Handknochen
tm nae Bein-, Fußknochen
tm mdramdra Brustbein
tin Jcupu Rippen
tm jaua Rückenknochen (Wirbel-
säule)
kilm Haut
i kilin, ka kilin, a k. meine, deine,
seine Haut usf.
kilin nai Ringwurm
nai = fremd, aus der Fremde stam-
mend
m das Fett
ui, uiom, uiatail, uiomail, uiarail
moh-a {inäTid) der Kopf
tapu-a der Kopf (h. S.')
pön kapun en mona der Scheitel
liMn paiki der Hinterkopf
paiki, paiklm, paikitail usf.
maliali das Gehirn
pit en mona das Haupthaar
anekot en mona ein einzelnes Haar
mäjä (meje) das Gesicht
jilan-a das Gesicht (h. S.)
likin Jäp-a (jepe) die Wange
likin japa ka (ko) beide Wangen
pdti die Augenbrauen
pati, pafim, patitail, patimail usf.
pör en mäja der Augapfel, das Auge
kilin mäja das Augenlid
kilin mäja pana {poue) das obere
Augenlid
kilin mäja pä das untere Augenlid
ririn maja die Augenwimpern
jalan-a das Ohr
poTen jalah-a das Ohrläppchen
por en jalan - a das Ohrloch
karön das Ohr (h. S.)
täma (tÖme) die Stirn
tapu-a, tapuai, tapuom usw. die Stirn
_(h.S.)
tum-a die Nase
kömon tuma die Nasenspitze
pein tuma die Nasenflügel
piköj en tuma die Nasenwurzel
por en twmä die Nasenlöcher
kaimunü-a die Nase (h. S.)
keikei das Kinn
keikeim, keikeitail, keikeimail usf.
alij-a der Bart (Schnurr- und Kinn-
bart)
manipinip-a der Backenbai-t
au-a äü-a der Mund
jilan-a der Mund (h. S.)
kilin aua die Lippen
kilin aua ka beide Lippen
kilin aua paua die Oberlippe
kilin aua pä die Unterlipjje
ImJM-a die Zunge
ni der Zahn
mm, nitail, nimail, nirail
ni ka alle Zähne
ni lipa der Backenzahn (große Zahn)
äjan-a der Zahn (h. S.)
täp en uar-a der Hals
käjan-a der Hals (h. S.)
kapen uar-a die Luftröhre
märemära die Brust
titi die weibliche Brust
1 h. S. = höhere Sprache, mit welcher man den Nanmäreki anredet.
24
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
pon jau-a der Rücken
peliki-a der Rücken (h. S.)
pana pan-a die Seiten
mejenet-a die Magengrubengegend
käpet-a der Bauch, die Bauchgegend
kupür-a der Bauch (h. S.)
nolinoli die Lunge
n. tm, Ttail, imail, Trail
monion-a das Herz
ä {äe) die Leber
üem, äetail, aemaü, aerail
et-a die Galle
et en katiJc die gewöhnliche Bezeich-
nung für Galle
müttlik-a die Niere
ätik-a die Milz
kau-a das Gesäß
putaut-a männliche Geschlechtsteile
üjül-a männliche Geschlechtsteile
(vulgär)
pppi-a weibliche Geschlechtsteile
pöp-a die Schulter
popoi, popom, popotail usf.
pa (j)ä) der Ann
p)a, peom, patail, pamail, parail
pari pa die Achselhöhle
tupon en pa die Ellenbeuge
kaimün en pa der Ellenbogen
kaimüt en pa die Hand
jentin (Jenti en) pa die Finger
apali pa jenti limpot jede Hand hat
fünf Finger
jenti lap der Daumen
jenti tämatama der Zeigefinger
jenti jökatapa der Ringfinger
jenititik der kleine Finger
jenti pot ein Finger
kik en pa der Fingernagel
pali maun die rechte Hand
pali mein die linke Hand
\lima die Hand, der Arm (h. S.)
na s. pei das Bein
pan pukqj en na die Kniebeuge
pat en na der Fuß
kaimün na die Ferse
pan na die Fußsohle
jentin na die Zehe
tapen tan-a der Oberschenkel
.puki-a das Knie
\poun tat en puki-a die Kniescheibe
j ahia altia das Bein (h. S.)
\pi-a die Gebärmutter
II. Die Verrichtungen des Körpers.
maur leben
ka maur leben machen
melar sterben
dramaj melar der Leichnam
äjinak atmen
a. kalaimun, a. tikctik stark, wenig
atmen
monion möke mokit das Herz schlägt
m. laut schlägt stark
m. m,älä mal schlägt langsam
m. töntot schlägt schnell
m. piripir schlägt fliegend
nta pülopul das Blut Hießt
n. mätöto p. viel Blut Hießt
n. tiketik p. wenig Blut fließt
n. ktjüküj das Blut s[)ritzt
n. pereker das Blut sickert
mona essen, füttern
kamona zu essen, zu füttern geben,
füttern
nämenäm essen, genießen
käii genießen, zu sich nehmen
könnt essen (wenn man den Nanm;'i-
reki anredet)
puenio essen (wenn zur Frau des Nan-
märeki geredet wird)
jäk essen (wenn man zu Perso-
nen spricht, die dem »Adel« an-
gehören)
füt essen (wenn man zu den Kindern
höherstehender Personen spricht)
/ men namenam ich möchte essen, ich
bin hungrig
tUpäkelar fasten
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis
mm trinken
i men nimpilatar ich bin durstig
prpaj Wasser lassen (vulg.)
Mmüjij Wasser lassen
pehepeTc Kot von sich geben (vulg.)
pitakalar Stuhlgang haben
Icänt (kmt) Harn
püje Kot
viair {rneir) schlafen
mairilar eingeschlafen sein
nirpah müde sein
pirita aufwachen
aürämän träumen
lokaia reden
lokelokaia viel reden, schwatzen
ntd sprechen, verkündigen
nil laut laut sprechen
liliuer rufen, schreien
monininin flüstern
JcopaMp husten, der Husten
köpatan Auswurf beim Husten
mantöl gähnen
nöho schnarchen
hirer aufstoßen
vmj brechen
dji niesen
'/ Jcäntip ich spucke
Tiäntip der Speichel, Schleim
i püto ich schwitze
püto der Schweiß
der Umgangssprache von Ponape. 25
i käräJcar ich habe Hitzegefühl
i pon ich habe Kältegefühl
i lau ich habe Wärmegefühl
i kilon (kilan) ich sehe
i när ich gucke
i mäjäni ich sehe (h. S.)
i kilan ndja ) ich sehe deutlich,
i narat a ndja ) gut
i kilan naja tikeük ich sehe wenig
i ron ich höre
i ron naja ich höre gut
i roh naja tiketik ich höre wenig
i net pana ich rieche
i pou en kerasin ich rieche nach
Petroleum
i jöta net naja ich rieche nicht
i Jon näma ich schmecke
i jota Jon nama ich schmecke
nichts
i Jon nama en jeu ich habe den
Geschmack von Zuckerrohr
i päm naja ich fühle
/ täm ich taste
i tarn taepel ich fühle, taste einen
Tisch
i majai ich weine
pil en maja Augenwasser, Träne
i kaurur ich lache
i kepena ich beiße
Für viele der folgenden Zeitwörter, welche eine Bewegung im Raum,
eine Ortsveränderung bedeuten, gilt die Regel, daß die Richtung, in der
die Bewegung erfolgt, durch Anfügung bestimmter, kurzer Silben an den
Wortstamm bezeichnet wird. Es bedeutet:
to her (vom Sprechenden ge-
dacht)
la hin
ta auf, aufwärts
tt hinab, abwärts
tato herauf
tala hinauf
ttto herunter
tila hinunter
iei nach außen
ieito heraus
ieila hinaus
loh nach innen
loh oto herein
Ion ala hinein
uai (ue) weg, fort
iei uai nach außen fort
loh auuai hineinwärts fort
pena {pene) zusammen
jah, pejah [joh, pajoh) ausein-
ander
26
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
sehen
Tco- hoko-
alu- alualn-
Uta sich aufrichten
^dar aufgerichtet sein, stehen
tan- tanatan laufen
tau- klettern
uTca- steigen
lujata hüpfen
mejiah sjH'ingen
Jcärop kriechen
limatah sich winden, sicli schlängeln
(öroku- rücken, schieben
Icai- rücken
jopai- drehen
kaJcuai wegschreiten
tiaJceti niedertreten
paureta aufstehen
ueketdketa sich auf den Rücken legen
Jcainin sich auf die Seite legen
uelcetdketi sich auf den Bauch legen
Jcüepuki niederkauern
mönti sich niedersetzen
mömäot sitzen
tairuJceti sich nach unten bücken
jdräta sich aufrichten (aus gebeugter
Stellung)
jopöluai den Kopf wegdrehen
tat moha mit dem Kopfe nicken
tatu alek den Kopf schütteln
jope uai den Körper wegdrehen
piraTcauai den Körper wegwälzen
uenti sich niederlegen
Tcojkpena sich beugen
lanatejan pa die Hand »auseinander-
falten«, strecken
roköpena pa die Hand ballen
Tcojupena pa den Arm beugen
Tcatdnepejan pa den Arm strecken
Tcapatala pa den Arm heben
Jcapatila pa den Arm senken
Jcojepötila pa den Arm ausstrecken
Jcajarahepejan jentin pa die Finger
spreizen
kipena jentin pa die Finger zusammen-
legen, aneinander legen
tuarepejan die Augen öffnen
meirepena die Augen schließen
järapejah den IMund öffnen
küpene den iNIund schließen
kiiei laua die Zunge herausstecken
kilon laua die Zunge hereinziehen
jair berühi-en
pdkeri sich stoßen
koleti ergreifen, halten
tarieti drücken
Utelet klopfen
tamurpon streichen, reiben
Ttik schütteln
pupüti herabfallen
tlkanti umstürzen, auf den Kopf stellen
ftkanta wieder auf die Füße stellen
kanuai sinken
kakanuai senken
rankata umfallen machen, umwerfen
kl- geben, reichen
käpa- reichen
pampap schwimmen
tutu- baden
ömiom die Hände waschen
ütae die Füße waschen
apünak das Gesicht waschen
töpölon den Koj)f waschen
Ä-a/v7/)M^ jucken, kratzen
III. Die krankhaften Veränderungen des Körpers.
kel gesund
keleil stark
rüjin gesund (h
jUmdu krank
lümum krank (h. S.)
lüet siech , hinfällig
S.)
metak Schmerz
m. kalahnun, laut heftiger, starker
Schmerz
m. tiketik geringer, leichter Schmerz
i metak ich habe Schmerzen
kametak Schmerz verursachen
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis
metak na, pa Schmerz im Fuß, im
Arm
panapana metak Seitenschmerzen
tin Jana metak Kreuzschmerzen
nun kokon metak Schmerzen im Ge-
lenk
mäliel Kopfweh
neirak vor Schmerzen stöhnen
janejan vor Schmerzen schreien
menpau Fieber mit Frostgefühl
i menpau ich habe Fieber
jaliel Schwindel
l(7p die Wunde
i-lp juckender Hautausschlag
kenj Geschwür
kilitöp Hautkrankheit (Pocken)
tmöu Hautkrankheit mit Bläschenbil-
dung
tuketük Lepra
mpuj Geschwulst
mpoj epejan ) die Geschwulst ver-
mirirpejan \ größert sich , geht auf
manüti die Geschwulst geht zurück,
verkleinert sich
2)eJie nta Dysenterie
lijanepon Wassersucht
limanemari Abzehrung
Udhemät Elephantiasis
mentan Durchfall
ietan Verstopfung
der Umgangssprache von Ponape.
27
pütoh Juckgefühl
kätekät Taubseingefühl , Gefühllosig-
keit
mötor Lähmungserscheinungen
nemötor Lähmungserscheinungen in
den Füßen
toi Schnupfen
kopakop lukeluketa der Husten niumit
die Luft weg
pämetik schlaflos sein
liaurara ängstlich träumen
ömatak Schmerz, Krankheit an den
männlichen Geschlechtsteilen
üjülemät dasselbe (vulg.)
i majai atiat ich sehe trübe, schlecht
mäjökon blind
pünan Augenentzündung mit Augen-
triefen
likäre naita Ektropium (Augenkrank-
heit)
nirinirijok jalana Sausen, Geräusche
im Ohr haben
papoh dasselbe
jalanepon taub
ol (li) moria pnet ein Mann (eine Frau)
mit weißen Haaren
öpap zahnlos
mohemat Glatzkopf
ol (li) mpokoj ein krummer Mann (Frau)
ol (li) pah ein schiefer Mann (Frau)
IV. Die zu einer Krankenuntersuchung nötigen Begriffe und Redewendungen.
Wer bist du?
Wer sind Sie?
Welches ist dein Name?
Welches ist Ihr Name?
Woher kommst du?
Woher kommen Sie?
Woher kommen Sie?
Wie ist der Name
du her bist?
Wer ist krank?
' Über ata, der
der Interminalsuffixe.
y koua?
ij komui?
iat om?^ (ätom)
tat omni?
kou kojah ia'?
komui kotejah ia"? (zum Nänamäi-eki)
' äpe Jan ia (zu einem zum »Adel« Ge-
hörigen)
der Gegend wo tat en naja koukin mimi ia? oder kou
kin mia?
Tj jomau f
Name, gilt dasselbe wie über die Körperteile liinsichtlicli
28
Hahi,: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
Mein Vater
Meine Mutter
Mein Großvater (Vaters Vater)
Mein Großvater (Mutters Vater)
Mein Oheim (Vaters Bruder)
Mein Oheim (^Mutters Bruder)
3Iein Bruder
Meine Schwester
Meine Eltern (beide)
Mein Kind
Mein Kind, Mädchen, Tochter
Das Kind (im allgemeinen) bis 2 Jahre
Der Knabe
Das Mädchen
Noch nicht erwachsen
Das Mädchen herangereift
Der Jüngling
Der alte INIann (Frau)
Ich selbst
In welcher Körpergegend bist du
krank ;'
Wann bist du krank geworden ?
Wann ist er krank geworden?
^^orgestern
Früher als gestern (im allgemeinen)
Gestern
Heute
Morgen
Übermorgen
Überübermorgen
Überüberübermorgen
Morgens (in der Frühe)
Vormittags
Mittags
Nachmittags
Abends (bei Soimeniuitergang)
Nachts
Gegen Morgen
Um wieviel Uhr?
Wieviel Tage bist du krank?
Wieviel Wochen?
Wieviel Monate?
jamai oder ai papa ^
inai oder ai nono
jamai Jcälap
inai Jcälap
rien ai papa oder rien jamai
ülapai oder rien inai oder rien ai nonp
riai ol
riai li
jautail (jauta)
naäi
na jeripen oder nai jerimän
jeri (puelel)
putak
jeripen
pülöpul
kupün li
küpun ol
ol laut (li)
pen nai
tapänam me jomdu
iät me ka jomautar?
iät me a jomautar?
manta kan aiu
ran teio
aiu
rantiet
läkap
pdli
peilar
iläläjah
nimenjan
nin jouaj en menjan
jouaj
jouaj en jautik
nmjautik
nTpoii
ninjou rän oder ninjouta
klÖk täpa
rän täpa me koujomaid oder ran tapa
me koujomauki?
uik täpa?
jounepon täpa?
1 Bei den Bezeichnungen fiii- Verwandtschaftsgrade gilt mit zwei Ausnahmen
das in der vorigen Bemerkung Erwähnte.
Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
29
Wieviel Jahre?
Bist du lange krank?
Fortwährend krank
Kurze Zeit
Setz dich auf den Stuhl
Lege dich auf die Matte (Ponapematte)
Lege dich aufs Bett
Lege dich auf die Matte
Lege das Kleid ah
Ziehe das Kleid wieder an
Ich möchte sehen, welche Gegend
krank ist
Sitze (verhalte dich) ruhig
Bewege dich nicht
Dein Zahn ist schlecht
Dein Zahn hat ein Loch, oder: du
hast ein Loch in deinem Zahn
Ich werde den Zahn ausziehen
Der Schmerz wird aufhören
Ich werde die Geschwulst aufschneiden
Herausschneiden
Ich werde eine Binde um die Hand
wickeln
Wickle die Binde ab
Es fließt sehr viel Eiter heraus
Ich werde dir Medizin geben
Iß die Medizin
Trink die Medizin
Dreimal täglich einen großen Löffel
Einmal täglich ein Stück
Schüttle die Flasche so lange, bis alles
aufgelöst (gemischt) ist
Streich die Medizin auf die Haut
Massiere so lange, bis der Schmerz auf-
hört
Iß viel (wenig)
Ich glaube, er wird besser werden
Ich glaube, er wird sterben
Die Krankheit ist ansteckend
Konmie nach drei Tagen wieder
Gib die Flasche wieder zurück
Lebe wohl!
jomo
jounepar tdpa'?
ho jomau uarei^
jomau potapotata
anjou motemot
mönti pon jer
uenti na loj
uenti pon pet
ttend nan lirop
Mjan liJcan
pürian nan liJcan
i men Jcilon naja
iiinila
Icater möMt
nim jinet
por en mm
i pan tupajaii nim
metalc pan kojon
i pan lekepejan kenj
leketajan
% pan pitepäna Jcijin likau ni pam
pitepajan Jcijin likau
mätötöia nän kokola
i pän ki on uk uini
kan uini
mm uini
jilipak ni eu ran eu jepun laut
äpak ni apot ran eu uar
itiJc potel lan karüj tölöpejari
tamüreki uini kilim
eliel lan metak kojafi
niona laut (tiketik)
i lamelam me a pan maular
i lamelam me a pan melar
jomau lüjelttj
puröto ni ran jilu oder mur in ran jilu
pürokito potel
kajelele main!
Der Herr Verfasser hat bei den Worten: Pferd = oj, Kamm = körne,
Uhr, Stunde = klok oder kilok und beschneiden = jirkumjaij hervorgehoben,
30 Hahl: Ein Beitrag zur Kenntnis der Umgangssprache von Ponape.
daß sie aas dem Englischen entlehnt sind. Wir finden bei der Durchsicht
der Wörterverzeichnisse noch eine Anzahl anderer solcher Lehnwörter, die
ein interessantes Streiflicht auf den Kulturzustand der Ponapeleute werfen,
denn wir können annehmen, daß sie die betreffenden Dinge bzw. Begriffe
erst von den amerikanischen Missionaren kennen gelernt haben.
Auf Kultus und Wissenschaften bezüglich sind: Gott = l-ot (God);
geistliches Lied = ^a«/ (choral) ; Tinte = m^ (ink); Bleifeder = pinjel (pencil);
Buch =^ puk (book); Arithmetik = aritmetik (arithmetic); Geographie ^= jvo-
Ttrafi (geography).
Früher unbekannte Gebrauchsgegenstände waren jedenfalls: Jacke ^
jaMt (jacket); Stuhl — jer (chair); Tisch = tepel (table); Bett = pet (bed);
Flasche =. potel (bottle); Gewehr = raipel (rifle).
Die Tatsache, daß es auf den Karolinen ursprünglich fast gar keine
Säugetiere gab »md daß unsere Haustiere erst eingeführt wurden, wird
durch die folgenden Worte bestätigt: Pferd =: oj (horse); Kuh = leau (cow);
Katze = Tfat (cat); Ziege = liot (goat); Schaf =J?> (sheep); Ente = tiik
(s])r. töh^ (duck). Dagegen scheint Tianj ^ Gans deutschen Ursprungs zu
sein. Als einziges anderes deutsches Wort finden wir Marie. »Deutsch«
ist in Ponape Jermen (German).
Mit der neuen Kultur kamen auch die folgenden Ausdrücke: Ananas
= painaper (pine-apple); Petroleum = Tcerasin (kerosine); Eisen = mdta
(spr. mäte) (metal); Geld ^ moni (money); Woche =^ uik (week).
Selten scheint die Entlehnung von Verben zu sein, z.B. schneiden
(mit der Schere) = köte (cut); sieden ^ poil (boil).
[Zusatz der Redaktion.]
31
Grundregeln der Bainingsprache.
Von P. Matthäus Rascher,
Missionar vom heiligen Herzen Jesu.
Vorwort.
J_Jie folgenden Blätter sind das Resultat von einem fast vierjährigen Sta-
dium in der Bainingersprache.
Der Bainingervolksstamm , der bislang nur dem Namen nach bekannt
war, bewohnt die Gebirge im Innern der Gazellenhalbinsel von Neupom-
mern. Ob mit der Gazelle auch das Gebiet der Baininger aufhört und ob
überhaupt die ganze Bergbevölkerung dieselbe Sprache spricht, ist noch
nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Tatsache ist, daß der Bainingertypus
im Innern der Gazelle vorherrscht und die Bergbewohner am Weberhafen
bis hinunter zu den Vulkanen Vater und Sohn sich verstehen. Die Einge-
borenen im Innern an der Nordostküste von Neupommern bis zum Powell-
fluß (Mävlu) in der Weiten Bucht, mit denen ich infolge ihrer Furcht und
Wildheit nur für Augenblicke in Berührung kommen konnte, schienen mir
alle auch echte Baininger zu sein.
Die Baininger gelten als das Urvolk von Neupommern. Auswanderer
oder Abenteurer aus Neumecklenburg kamen in unvordenklichen Zeiten
über den Kanal und drängten die ansässigen, furchtsamen Baininger in die
Berge zurück. Überall , wo der Baininger in geringer Entfernung von dem
Küstenbewohner lebte, stand er durchweg in einem Verhältnisse von einem
Hörigen oder auch vollständigem Sklaven. Andere Gegenden waren bis in
die jüngste Zeit den Einfällen der Küstenbewohner ausgesetzt. Die Gefan-
genen wurden teils geschlachtet, teils in die verschiedenen Ortschaften als
Sklaven verkauft. Mit der Gründung von Missionsstationen, sowohl unter
den Sklavenjägern als unter dem Sklavenvolke, ist seit einigen Jahren ein
bedeutender Umschwung zum Besseren eingetreten. Die Sklavenkriege ha-
ben, wenigstens im Wirkungskreis der Mission, vollständig aufgehört, in
einigen Gegenden sind die Sklaven ihren Eigentümern durch die Regierung
weggenounnen worden, und die so lange unterdrückten Baininger selbst
fangen an, freier aufzuatmen und selbständiger zu werden.
Der Baininger unterscheidet sich wie in Sitten und Gebräuchen, so
auch in der .Sprache von dem sogenannten Uferbewohner, seinem Unter-
drücker. Die anthropologischen Merkmale des Bainingers sind: ein unter-
setzter mittelgroßer Wuchs , ein etwas viereckiger Kopf, eine breite platte
Nase und häufig ein unförmlich dicker Bauch. Seine Gehöfte liegen ent-
weder auf den Gipfeln der Berge oder auf den Abhängen. Täler und Fluß-
32 RAsrHER: Grundregeln der Bainingsprache.
bette meidet er. Seine gi-ößte Sorgfalt widmet er der Kultur der Taros,
während er hinsichtlich seiner Hütten und persönlichen Reinlichkeit eine
auffallende Gleichgültigkeit zeigt. Er kennt kein Geld, noch zeichnet er
sich sonst durch besondere Fähigkeiten oder irgendwelchen Kunstsinn aus,
die ihn vor seinem Nachbarn vorteilhaft hervorstechen ließen.
Wie in seinen Gepflogenheiten und seinem Äußern, so unterscheidet
der Baininger sich auch von dem Küstenbewohner durch seine Sprache.
Nicht nur der Wortschatz, sondern auch der Aufbau der Sprache ist ein
anderer. Der Prozentsatz derjenigen Wörter, welche mit Bezeichnungen der
Küstensprache wurzelverwandt sind, ist ein sehr geringer; meistens sind es
Namen von Vögeln und Tieren, ferner die Bezeichnungen von Vater und
Mutter, die mit Sicherheit als verwandt gehalten werden können. Doch
ist hierin zu bemerken, daß ein Einfluß der Küstensprache sich nur da nach-
weisen läßt, wo der Baininger Grenznachbar der Uferleute ist, oder in einem
Hörigkeitsverhältnisse zu dem Küstenbewohner steht. Je mehr man ins Innere
dringt, und je geringer die Beziehungen der zwei Stämme zueinander werden,
desto seltener stößt man auf Spuren einer Verwandtschaft in der Sprache.
So einfach die Küstensprache, so erschreckend groß tritt uns der
Formenreichtum des Bainingischen entgegen. Dieser zeigt sich besonders
in der Fähigkeit, die verschiedenen Stadien eines und desselben Dinges
durch ein einfaches Suffix zum Ausdruck zu bringen. Auch unsere Ablei-
tungen im Deutschen stehen hinter der großen, dem Bainingerdialekt eigen-
tümlichen Bildungsfähigkeit zurück. So können wir z. B. im Deutschen
von Mann wohl die Diminutivform Männlein oder Männchen bilden, das
ist aber das Weiteste, was vrir in der deutschen Sprache erreichen können.
Wollen wir noch andere Stadien der Entwickelung oder des Baues vom
Manne ausdrücken, so müssen wir uns mit Eigenschaftswörtern behelfen
und sagen: er ist ein lang gewachsener, ein untersetzter Mann; — nicht so
der Baininger. Seine Sprache gibt ihm die Möglichkeit an die Hand, alle
die verschiedenen Stadien im Werdegang oder im Sichbefinden eines Dinges
durch ein Suffix auszudrücken, das der Grundbenennung des Dinges angehängt
wird. Er benötigt nicht der Beihilfe von Eigenschaftswörtern. So sagt der Bai-
ninger: a choatka der Mann, a chodrini der kleine Mann, das Männlein, a
choarit der schlanke, lang gewachsene Mann, a chodrem der untersetzte Mann.
Ein weiteres Merkmal des Bainingeridioms besteht darin, daß es
eine flektierende Sprache ist. Damit tritt sie aus dem Zusammenhang mit
der melanesisch-polynesischen Sprachgruppe heraus, um eine Sonderstellung
für sich einzunehmen.
Die Baininger bilden die verschiedenen Numeri nicht wie die anderen,
bis jetzt in der Südsee bekannten Volksstänune. Bei Bildung der Numeri
bedienen sie sich nicht der Beihilfe von gewissen Wörtern, sei es F'ür-
wörtern oder Zahlwörtern, die dem Substantiv vorausgehen oder folgen,
während das Substantiv selbst stets unverändert bleibt. In der Baininger-
sprache gibt es eine Flexion. Die Wortendungen werden verändert, um
die verschiedenen Numeri zum Ausdrucke zu bringen. Während z. B. der
Oststamm der Gazelle sagt: a davai der Baum oder ein Baum, a iira davai
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
33
die zwei Bäume oder zwei Bäume, a umana davai einige Bäume oder
Bäume, a lavur davai die Bäume, eigentlich alle, die es gibt (absoluter
Plural), drückt sich der Baininger wie folgt aus: a muga der Baum oder
ein Baum, a mügiem die zwei Bäume oder zwei Bäume, a müg die Bäume
oder Bäume. Die Bainingersprache unterscheidet sich ferner von ihrem
Nachbaridioni an der Küste durch das Vorherrschen der Konsonanten.
Während in der Ufersprache der Reichtum der Vokale auffällt, vermißt
man denselben in der Bainingersprache fast gänzlich. In ihr herrschen
vielmehr die Konsonanten vor, daher sie sich auch viel rauher anhört und
die Aussprache derselben dem Lernenden bedeutend mehr Schwierigkeiten
bietet als die Küstensprache. Auffallend ist an den übrigen bis jetzt be-
kannt gewordenen melanesischen und polynesischen Sprachen das Vor-
kommen eines eigenen Possessivpronomens bei einer bestimmten Gruppe
von Wörtern , die Körperteile oder Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen.
Diese Art Possessivpronomen wird den betreffenden Substantiven einfach
angehängt. Nicht so in der Bainingersprache. Diese kennt keinen Unter-
schied im Possessivpronomen. Die Bainingersprache hängt kein Possessiv-
pronomen an irgend ein Substantiv an ; das Possessivpronomen steht immer
vor seinem Substantiv. Allerdings kennt auch der Baininger gewisse Sub-
stantive (die ebenfalls Körperteile oder Verwandtschaftsverhältnisse be-
zeichnen), welche er nie ohne Possessivpronomen gebraucht. Man sieht
daraus, daß die Denkweise des Bainingers sich deckt mit der der ihn um-
gebenden Volksstämme, nur ist seine Ausdrucksweise eine verschiedene, z. B. :
Bainingersprache. Küstensprache.
goa chames
goa sakneichi
goa ren
a pal a mata-gu
a mata-gu
a hala-gu
gilt
goa chenem a TcogTcogi-gu
goa reg a tamuru-gu
goa legeichi a vara-gu
gu mam tama-gu
gu nan na-gu
goa alc talai-gu
goa mätä a umana niuru-
in.
Als allgemeines Merkmal der
das Vorhandensein eines Trials.
gu
meine Stirn
mein Gesicht, mein Antlitz
mein Bauch, mein Inneres,
mein Leib
mein Hals
mein Rücken
meine Schulter
mein Vater
meine Mutter
mein Freund
meine Verwandten
melanesisch - polynesischen Sprachen
Das trifft in der Bainingersprache
nicht zu, sie ermangelt jeglichen Trials. Überhaupt sei bemerkt, daß die
Ausbildung des Pronomens in der Bainingersprache nicht so weit vorge-
schritten ist wie in vielen anderen Sprachen der Südsee.
Was die Verbreitung des Dialektes anbelangt, der meiner Arbeit zu-
grunde liegt, so kann ich folgendes feststellen. Dieser Dialekt wird auf
den Bergen gesprochen, die im Hintergrunde der Massawabucht liegen.
Im Osten bildet die Grenze der Lauf des Patongo, im Westen und Süden
der Nabungtluß, der zwischen dem Kap Angißgiß und der Gawitbucht
Mitt. .1. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 3
34
Rascher: Grundregeln der Bainiiigsprache.
mündet. Im Noi'den reicht das Sprachgebiet dieses Dialektes bis an das
Meer. Ferner stieß ich auf denselben Dialekt am Kap Tongilus (Lambert),
das eine beträchtliche Strecke weiter westlich liegt. Das rührt daher, weil
die Bevölkerung, die jetzt am Kap Tongilus wohnt, vor Jahren aus dem
umschriebenen Gebiete verzogen ist. Die Baininger, w'elche zwischen Kap
Tongilus und Nabung sitzen, haben einen etwas verschiedenen Dialekt.
Diese Verschiedenheit erstreckt sich auf den Gebrauch von gewissen
Wörtern, die einem Gebiete im Unterschiede von dem anderen eigentümlich
sind. Die Gegend, in der dieser zweite Dialekt gesprochen wird, ist die
von Gawit. Merkwürdig ist, daß dieser Dialekt der Gawitleute sich noch
im ganzen Gebiete des Weberhafens wiederfindet, wo Baininger sich auf-
halten. Vielleicht haben wir es auch hier mit einer Auswanderung zu tun,
indem die Gawitleute aus dem Weberhafen in die jetzige Gegend gesiedelt sind.
Eis mögen hier an einigen Beispielen die Dialektunterschiede gezeigt
werden :
Dialekt im Hintergrunde Dialekt
der Massawabu'cht.
der Gawitleute.
surup
■sup
trinken
]cudas, Icure
kula
nicht wollen, warte
a lubicha
a gretka
der Fisch
Tiuku
kuknn
nicht
a sariJca
a bleicha
das Fleisch
a tavreichi
a bakutka
Miscanthus japon.
a armriki
a cliaiki
der Regen
a eicht
a tmitki, auch a dchi
das Wasser
a daga
a murupka, auch a daga
der Hund
a ogerM, a rechichi
a rechichi
die Gattin
a linlci
a muichi
der Zucker
a chenkenki
a chuivenaski
das Erdbeben
a slepki
a ikmetki
das Schienbein
a hinkt
a lipdtki
das Messer
a luanka
a baulki
das Kleid
a adacha
a aducha
die Taro
a mlaoski
a veseigmetki
der Kahn
a mitdemki
»
a gan
a nirag
das Pfefferblatt
a vaska
a chaviacha
der Brotfruchtbaum
sep
a remdem sa
fallen
a goanki
a gitmanichi
der fliegende Hund
a chdelka
a batnarimka
das Känguruh
a gisgiska
»
a ratemka
a chavika
das Gras
a guneichi
a gidaga
malaiischer Apfel
a arevunki
a ganageichi
der Rauch
a dulka
a sarimacha
der Stein
u. a. m.
I\ asciier: Grundregeln der Bainiiig.spracho. 35
Schließlich sei es mii' noch gestattet, meinem verehrten Kontrater imd
Freund, P.J.Meier, der sich der mühevollen Arbeit der Durchsicht des
gesammelten Materials unterzogen und mir eine Reihe trefflicher diesbezüg-
licher Bemerkungen gemacht, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
I. Lautlehre.
Alphabet und Aussprache.
Die Bainingersprache lunfaßt 20 Buchstaben. Sie lauten bis auf
wenige kleine Abweichungen wie die deutschen.
Einige Buchstaben unseres Alphabets sind überhaupt niclit bekannt,
andere erleiden, wie erwähnt, einige Abänderungen in der Aussprache.
Das Bainingeralphabet lautet:
a, h, ch, d, e, g, g, h, i, k, l, m, w, o, p, r, s, t, u, v.
1. Als Vokale gelten wie im Deutschen a, e, i, o, u. Zu a und o
stellen sich als Umlaut ä, ö. \''okale und Umlaute kommen den entsprechen-
den deutschen gleich; nur ist zu bemerken, daß ö im Bainingischen meist
den kurzen Ton hat.
Anmerkung, a) a wird zuweilen zu u in a clioatu anstatt a clioata
die Männer, ebenso goa aJcii anstatt goa aka mein Freund u. a. m.
b) i und u werden sehr häufig der Euphonie wegen gebraucht, z. B.
a vui gi du bist bös, anstatt a vu gi; nu goa richit anstatt na goa richit mit
meinem Arm.
2. Doppellaute sind: ai, ei, oi, ui, au, oa und ue in a dopgües = 3.
Anmerkung. Die Diphthonge werden wie im Deutschen ausge-
sprochen; man merke jedoch:
a) daß ei nicht den hellen klaren Ton hat, sondern den dumpfen,
der sich z.B. im schwäbischen Dialekt findet in Ze-it.
b) oa entspricht vollständig dem französischen oi.
c) oi ist gleichlautend mit dem deutschen eu in Eule und deckt sich
vollständig mit dem englischen oi {oy) , z. B. in boj'', voice.
d) ui hat Ähnlichkeit mit dem französischen oui , wie in Louis.
e) ue klingt fast wie oa.
3. Die Konsonanten , über die nichts bemerkt wird , lauten gleich
den deutschen.
a) h nimmt stets den Vorschlagston m voi'aus, z. B. a bieska, spr.
a mbieska die Wunde.
b) ch ist ein schwierig zu beschreibender Hauchlaut. Im allgemeinen
klingt er weitaus sanfter als unser c7i, etwa wie das deutsche^ als Auslaut
nach a, o, n in Lug mit dem Anklang von ch. Der Laut wird heivorge-
bracht, indem man die Zungenwurzel fast ganz an den hinteren Gaumen
bringt, was von selbst eine Wölbung der Zunge zur Folge hat.
c) d hat ähnlich wie I> einen Vorschlag und zwar n, z. B. a dülka,
spr. a ndulka der Stein.
3*
36 Rascher: Grandregeln der Bainingsprache.
d) § entspricht dem deutschen ng in lang, z. B. goa, spr. ngoa ich.
e) g vereinigt die beiden Laute gg , z. B. a gundrJca, spr. a ng - gunarha,
der Schreibstift (eigtl. Bambusstift).
Anmerkung. Fällt nach g der folgende Vokal weg, so wird die
Aussprache des g wie unter d, z. B. a muga der Baum, a rrmg die Bäume.
f) h wird wie unser deutsches h ausgesprochen. Es hat nur das
Eigentümliche, daß es im An- und Inlaut durch ein s ersetzt werden kann,
z. B. a hur oder a sur die Zäune, puhuh oder pusup droben, h steht nie-
mals im Auslaut, außer wenn ein Vokal darauf folgt, z. B. ha tes er ißt,
Tia tes ut oder ha teh ut er bekriegt uns.
g) h hat nicht den harten Gaumenstoßlaut wie im Deutschen, es klingt
fast wie unser g im Anlaut, h wird bei ha = er, dem persönHchen Für-
wort der 3. Person Singular, immer zu cä, wenn ein Vokal vorausgeht;
in anderen Fällen entscheidet über diese Veränderung der Gebrauch; bald
steht h, bald cA, z. B. a choatha cJia mit anstatt a choatha ha mit der
Mann geht fort; dagegen goa aha mein Freund, hiha! Knabel
h) p zwischen zwei Vokalen muß in v verwandelt werden , z. B.
gu tav a mug anstatt gu tap a mug ich fälle Bäume.
Anmerkung, pr in, an, mit vorhergehendem Vokal wird zu vr,
z. B. a vleichi vracha er ist müde.
i) s, wenn es nicht zu h wird, hat den scharfen Laut eines ss wie
in reißen.
k) Wie Ti mit s in vielen Fällen wechselt, so kann der r-Laut den
^-Laut vertreten und umgekehrt. Die Versetzung kann stattfinden oder
unterbleiben, wenn t im Anlaut zwischen zwei Vokalen zu stehen kommt,
z. B. gu tar oder goa rar ich bade. Die Verwechslung muß aber statthaben
(wenigstens in der Deklination und Konjugation), wenn t im Auslaut und
Inlaut zwischen zwei Vokalen steht, z. B. ha mir dmano anstatt ha mit
dmano er ist da hinübergegangen. Wo ein Konsonant vorhergeht oder
folgt oder t zwischen zwei Konsonanten steht, kann es nicht in r verwan-
delt werden, z. B. hoasir temgoa ich nicht.
Ausnahme. Die Silbe vet in a avethi Haus wird bei ausfallendem e
zu vr: a avri/ii Häuslein. So auch noch in einigen anderen Wörtern.
1) V lautet gleich w im Deutschen.
4. Doppelkonsonanten, z. B. tt, nn vermeidet die Bainingersprache ;
sie umgeht dieselben, indem sie einen ausfallen läßt, z. B. u tit anstatt
ut tit wir gehen; gen pan anstatt gen npan ihr schenkt. Auch bei den
Vokalen findet mitunter, besonders in der Deklination und Konjugation,
entweder ein Zusammenziehen zweier gleichlautender Vokale statt, oder
man läßt einen ausfallen.
5. Der Wortton ruht gewöhnlich auf der Stammsilbe, z.B. husupha
der Himmel, Stamm: Inisup. Abweichungen hiervon sind durch den Akut
gekennzeichnet.
6. Bemerkung zur Schreibweise der Präposition mit nachfolgen-
dem Substantiv oder Pronomen sowie auch zur Schreibweise des Zeit-
wortes oder Eigenschaftswortes mit nachfolgendem Pronomen:
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 37
Obwohl die Logik verlangte, die Präposition vom Artikel und Pro-
nomen zu trennen, so habe ich doch mit Rücksicht auf bequemes Lesen
und Aussprechen die Präposition, die oft nur aus einem Konsonanten be-
steht, mit dem Artikel oder Pronomen zusammengeschrieben.
Aus demselben Grunde habe ich auch beim Zeitwort und beim Ad-
jektiv mit nachfolgendem Pronomen das (Subjekt) Pronomen mit dem
Eigenschaftswort und Zeitwort zusammengeschrieben.
n. Wortlehre.
Grundregeln der Bainingersprache.
Die Bainingersprache beruht auf folgenden 5 Grundgesetzen:
1. Die Hauptwörter zerfallen in 3 durch Nachsilben (Suffixe) er-
kenntliche Gruppen.
2. Alle übrigen Wortklassen, mit Ausnahme der Umstandswörter,
Verhältniswörter und zum Teil auch der Zeitwörter, nehmen, falls sie
attributivisch oder prädikativisch auf ein Hauptwort bezogen werden, den
Hauptwörtern entsprechende Silben in allen Numeri an.
3. Die Wörter (Substantiv und Adjektiv) der 1. und 2. Gruppe,
welche mit Vernunft begabte Wesen bezeichnen, haben für die 3. Person
Plural ein eigenes persönliches Fürwort.
4. Alle Bezeichnungen für vernunftlose Wesen, die der 1. und
2. Gruppe angehören, haben, wenn sie im Plural stehen, ebenso wie die
Wörter der 3. Gruppe, gleichviel, ob diese vernunftlose oder mit Vernunft
begabte Wesen ausdrücken oder ob sie im Singular oder Plural stehen,
ein und dasselbe Pronomen, nämlich ya oder geri.
5. Die Wörter der 1. Gruppe haben ein besonderes Possessivpronomen
im Singular und Plural (a — a ra), die Wörter der 2. und 3. Gruppe
haben ein und dasselbe Possessivpronomen für Einzahl und Mehrzahl,
nämlich a t (s. das Nähere weiter unten beim Genitiv und Pronomen).
1. Der Artikel.
1. Die Bainingersprache weist in der Einzahl und Mehrzahl für
den Nominativ und Akkusativ einen und denselben Artikel auf, nämlich a
oder ama, z. B. a ika der Vogel, a müga der Baum, a lei die Türen.
Anmerkung, ama ist bloß die erweiterte Form des Artikels, ama
steht als Artikel beim ersten Fall gewöhnlich nur in Verbindung mit den
Konjunktionen und, aber (da, dop) und auch wenn da den Sinn von so,
alsdann in einem Bedingungssatz hat.
2. a ist auch der Artikel für das unbestimmte Geschlecht: a ika ein
Vogel, a ik Vögel.
3. Genitiv und Dativ entbehren einer eigenen Partikel.
38 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
4. Eigennamen, Namen von Dörfern, Gegenden, Flüssen und Bergen
stehen im Nominativ ohne Artikel, z.B.:
Kamain Name eines Mannes
Dauris Name einer Frau
PuJcias Name eines Dorfes
Loan Name einer Gegend
Krau Name eines Flusses
Mrachoap Name eines Berges
Im Akkusativ und nach Präpositionen aber kann vor dem Eigen-
namen eine andere Form des Artikels, nämlich ma, gesetzt werden. Ma
kann ebensogut weggelassen werden, z. B. Goa lu Chamain oder yoa lu
ma Chamain ich sehe Kamain.
Ma steht auch vor einigen Adverbien, wie gut. schön und adverbial
gebrauchten Zahlwörtern.
Dagegen muß der Artikel vor Namen von Dörfern und Gegenden zu
stehen kommen, wenn durch letztere die Herkunft oder Abstammung von
Personen bezeichnet wird, z. B. a PuJctasJca ein Einwohner von Puktas,
a Lodnkina die Bewohner von Loan.
.5. Die Wörter mdcha Mann, \'ater. Herr, Dingskirchen, mäichi Frau,
Mutter, Mka Knabe, Mki Mädchen werden nicht wie im Deutschen bloß
in der Anrede ohne Artikel gebraucht, sondern durchgehends , z. B. mdcha
sa cha mit der ^"ater ist fortgegangen, Mka, gie n, gie chtich a eichi, Knabe
komm, hole Wasser!
Der Plural mdra Männer, Frauen, Väter, Mütter, Verwandte, Freunde,
Leute, steht in der Anrede und in Verbindung mit Präpositionen ebenfalls
ohne Artikel , z. B. Tumun kitric7ia sa gel mdra Tuuuin wohnt bei seinen
Eltern.
Sinnverwandt mit mdcha ist das Wort a matka. Dasselbe hat stets
den Artikel vor sich und kommt in der Anrede nur in Verbindung mit
dem Possessivpronomen vor. Es steht aber in der Anrede nicht allein,
z. B. uri hreig ha gel a ur a mätä wir schlafen bei unseren Verwandten,
Goa mdtka cha tamar mein Vater ist krank.
6. Die Wörter mam Vater und nan Mutter stehen im Singular ohne,
im Plural mit Artikel: a mdmkänä die Väter, a ndnkinä die INIütter (Frauen).
Diese Pluralbezeichnungen werden selten gebraucht und haben in diesem
Fall nicht die strikte Bedeutung von Vater und INIutter, sondern von Ver-
wandten überhaupt. Gewisse Wörter werden bloß in Verbindung mit dem
Personalpronomen gebraucht. Es sind in der Regel Wörter, die Körper-
teile oder Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen. Sie stehen nie allein.
Vgl. hierzu die Wortbildungen der Sprache des Oststammes der Gazelle,
die Körperteile und Verwandtschaftsverhältnisse bezeichnen. Auch diese
haben beständig das Possessivjirononien bei sich, nur wird das Possessiv-
pronomen hier im Unterschied von der Bainingersprache an das Ende
des Wortes angehängt. In der Bainingersprache steht das Possessivum
in diesem Falle voraus, z. B.;
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 39
Goa chenem, a Tcog Icogigu mein Hals
goa saJcneichi, a matagu mein Angesicht
goa reg, a tamurugu mein Rücken
goa reuy a halagu mein Leib
gu mam, tamagu mein Vater
gu nan, nagu meine Mutter
u. a. m.
7. Ebenso werden goa aJc , gl ah usw. mein Freund, dein Freund,
yoa arei, gi arei meine Freunde, deine Freunde, gu rka, gi rka, gu rhi,
gi rki mein Ehemann, dein Ehemann, mein Eheweib, dein Eheweib stets
mit dem Pronomen possessiv und ohne Artikel im Singular und Plural
gebraucht.
8. Alle übrigen Substantive, die noch Personen benennen, wie Kind,
haben in der Anrede den Artikel, z. B. a igelta, geni teigl Kinder, singt!
9. Ohne Ai-tikel stehen ferner die Namen für Finger und Zehen
sowie das Wort kutmes lava eine Heuschreckenart.
10. Außer bei Hauptwörtern findet der Artikel noch Verwendung
vor Adjektiven, Zahlwörtern, bei den Possessivpronomen und den drei
Personen des Duals (s. besitzanzeigendes Fürwort), z. B.:
a mer goa ich bin gut
a ratpes vier
a achak irgendeiner
a ur a luan unsre Kleider
a gen a nat eure Taros
a ra a hin ihre Messer
a un a cJiip unser zweier Lanzen
a oan a lat euer zweier Pflanzung
a ien a vrika ihrer zweier Schleuder
2. Das Substantiv.
1. Die Bainingersprache weist 3 Numeri auf: Einzahl, Zweizahl
und Mehrzahl.
2. Die Hauptwörter bilden, wie bereits erwähnt, 3 verschiedene
Gruppen, die sich durch Nachsilben unterscheiden.
3. Der Nachsilbe der Einzahl bei der 1. und 2. Gruppe entspricht
keine eigene für die Mehrzahl.
4. Den verschiedenen Nachsilben der 1. Gruppe steht nur eine
besondere Form des Duals zur Seite {iem).
5. Den verschiedenen Nachsilben der 2. Gruppe steht ebenfalls nur
eine Form des Duals zur Seite {im).
6. Den verschiedenen Nachsilben der 3. Gruppe entsprechen auch
im Dual und in der Mehrzahl je eigene Suffixe.
Also a) die 1. Gruppe hat in der Einzahl die Nachsilben acJia, cha,
ka, ga. Für die Mehrzahl ist kein bestimmtes Suffix vorhanden. Haupt-
wörter dieser Gruppe bilden der Regel nach die Mehrzahl, indem sie das
40
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Singularsuffix weglassen. Diese Gruppe enthält vorzugsweise männliche
Personen- und Tiernamen, doch auch vielfach Bezeichnungen von leblosen
Wesen, z. B.:
Singular
Plural
a Idmasacha
a Idmas
der Kokosbaum
a chadücha
a chadu
eine Vogelart
a Ibacha
a Iha
der Küstenbewohner
a urica
a ur
das Wildschwein
a goaremka
a goarem
der Schaum
Anmerkung. Der Dual wird später behandelt werden.
b) Die 2. Gruppe hat im Singular die Nachsilben eichi, cid, ki, gi.
Es fehlt auch dieser Gruppe ein eigenes Pluralsuffix. Die Pluralform
ist der Stamm des Wortes ohne Singularendung. Diese Gruppe enthält
vorzugsweise weibliche Personen- nnd Tiernamen, aber auch Namen von
leblosen Dingen, z. B.:
;) Die
Singular
Plural
a huleichi
a hui
der Spaten
a sägeneich.
l a sägen
das Tragnetz
a birichi
a hiri
die Keule
a chdmki
a cham
eine sagenhafte Schlange
a dagi
a dag
die Hündin
a agetki
a aget
der Hunger
3. Gruppe
(Ableitungen)
hat die Nachsilben:
Si
ngular
Plural
im
irag
it, dt, hit
isig
igl
igrig
um.
em, hem
dp, bdp
ar
isug oder itnek
OS (
u^s, es)
isig
[•kung. 1.
Die meisten
unter den Substantiven d(
1. und
2. Gruppe können diese Ableitungssuffixe annehmen. Gewisse Wörter
nehmen jedoch nicht die ganze Skala der Ableitungssilben an. Sie kommen
bloß in der einen oder anderen Form vor. Wieder andere Wörter haben
je nach der Ableitungssilbe einen ganz speziellen Sinn, so: a eleiga die Zehe,
a eleigit das Bein, a eleigigl der Fuß, a rika der Finger, a richit der Arm,
a richigl die Hand, a mki der Mund, a migl die Lippe, der Schnabel.
2. Die Bildung der zu dieser Gruppe gehörenden Wörter geschieht
der Regel nach dadurch, daß man eine der aufgezählten Singularsuffixe
an den Stamm eines Wortes der 1. oder 2. Gruppe hängt, z. B.:
a daga der Hund,
a müga der Baum,
a dülka der Stein ,
a avetki das Haus,
Stamm: dag.
Stamm: mug.
Stamm: diil.
Stamm: avet.
a ddgini das Hündchen
o mugigl das Scheit
a dulem der Felsen
a avrdr das große Haus
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 41
Ausnahmen: a) Die Wörter, deren Stamm mit einem m endigt, haben
hit anstatt it, z. B. a rdtemJca das Gras, Stamm: ratem, a ratehit der Grashalm.
b) Die auf vet, sowie die Eigenschaftswörter pel und mer stoßen das e
aus. Dies gilt auch beim Dual: vt wird zu vr, so a avet, a avrdr ein
großes Haus. Pel, klein plini; mer, gut mrini.
c) Selbstverständlich hat man auch hier auf das in der Lautlehre
über p und t Gesagte zu achten.
d) Einige Unregelmäßigkeiten in der Bildung dieser Ableitungen, wie
z. B. bei sichiak ein anderer, s. an Ort und Stelle.
3. Die Wörter auf ini haben Diminutivbedeutung, z. B. a ludnini
das Kleidchen.
4. Die Suffixe it, eit, hit bezeichnen ein schlankes, dünnes Ding oder
lebendes Wesen, z. B. a mugit der Stock, die Stange; a choarit ein langer
Mann, ein schlank gewachsener Knabe.
Anmerkung. Die Wörter der 1. Gruppe auf acha haben in der
abgeleiteten Form nicht it, sondern eit.
5. Die Nachsilben um, em, hem bezeichnen den größeren Teil eines
Ganzen (es ist aber für sich noch ein Ganzes) oder überhaupt etwas Mittel-
großes , Dickes und Starkes , z. B. a vhodrem ein starker, untersetzter Mann,
a rerein der Backenzahn.
6. Die Nachsilbe »^/ bedeutet den kleineren Teil eines Ganzen, z.B.
a duligl ein Stück von einem Stein, a duliyrig Steinstücke, kleine Stücke
eines Steines.
7. Die Nachsilbe ar bezeichnet ein in größere Teile zerlegtes oder
zerlegbares Ding, z. B. a mugar ein größeres Scheit Holz (vgl. oben
a avrdr das große Haus).
8. Die Nachsilben tts, as , es bezeichnen ein sehr großes (dickes), nicht
in Teile zerlegtes Ding, z. B. a düles ein sehr großer Stein.
Anmerkung. Die Endung es {bes, us), an den Stamm von Gewächs-
namen gehängt, bezeichnet das Blatt der betreffenden Bäume oder Sträucher,
z. B. avdses das Blatt des Brotfruchtbaumes, a gälives das Blatt des Mandelnuß-
baumes, a vasehes das Blatt des Arekabaumes, a lamasus das Kokosblatt.
Bemerkungen zu den drei Numeri.
A. Einzahl.
1. Der Form nach Singulare tantum, aber mit Pluralbedeutung ist
a savireichi Leute, Menge, Volk, viele.
2. mam (Vater) und 7ian (Mutter) haben keine Singularendung. Von
yoa aka (mein Freund) ist die Abkürzung goa ak gebräuchlicher.
B. Dual (Zweizahl).
Bei den Wörtern der 1. und 2. Gruppe.
1. Der Dual bei den ersten zwei Gruppen wird gebildet, indem man
die Endung iem oder im, je nach der Endung des Substantivs, an den
Stamm desselben anhängt; z.B. a ludnka das Kleid , Stamm luan, a ludniem
zwei Kleider; a ndnki die Frau, Stamm nan, a nanim zwei Frauen.
42 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
2. Nach der beschriebenen Weise bilden ihren Dual meistens regel-
mäßig die Wörter, deren Stamm auf n, m, g, s endigt. Den Stamm des
Wortes erhält man, wie aus den angeführten Beispielen zur Genüge hervor-
geht, dadurch, daß man die Singularform abstreicht.
3. Bei den auf eicU auslautenden Wörtern lautet der Dual nicht im,
sondern dm, z. B. :
a huleichi der Spaten a huleim (anstatt a hulim) zwei Spaten
a bireicM das Bett a hireim (anstatt a Urim) zwei Betten
a chacJireichi die ßainingerin a chachreim (anstatt a chachrim) zwei
Bainingerinnen
Anmerkung, a eichi (das Wa.sser) hat im Dual a eim.
4. Die Wörter auf acÄa bilden ihi-en Dual regelmäßig, z. B. a lamasacha
der Kokosbaum, a Idmasiem zwei Kokosbäume. Bei dem Worte a chachracha
der Baininger, Stamm chachra, wird im Dual das letzte a in e verwandelt:
a chachreiem zwei Baininger. Mdcha (\'ater) hat im Dual maiem.
Goa ak{a) (mein Freund) hat regelmäßige Dualbildiing: goa aiem; da-
gegen hat goa aki (meine Freundin) im Dual: goa aüim. Ähnlich lautet
mäichi (Mutter) im Dual: mauim.
5. Scheinbar unregelmäßig ist die Dualbildung von a choatJca (der
Mann), a chodriem (zwei Männer). Nach Abstreifung der Endsilbe ka wurde
der zwischen zwei Vokalen zu stehen kommende ^-Laut der Regel gemäß zu r.
6. Vollständig unregelmäßig im Dual sind: a achepka (der Kalk),
a achevuaim, a choreuetki (der Mond), a chorevrim, a avetki (das Haus),
a avrim u. a. m.
Der Dual bei den Wörtern der 3. Gruppe.
Jede der verschiedenen Nachsilben der 3. Gruppe, mit Ausnahme
der von as, das im Dual wie in der Mehi'zahl gleichlautend ist mit Dual
und Mehrzahl von it, hat ihre eigene Dualendung, die an den Stamm des
Wortes angehängt wird.
Eine Übersicht der verschiedenen Dualformen bei den Wörtern der
3. Gruppe gibt folgende Tabelle:
Singular
Dual
ini
iram
it {eit, hit)
ihim
igl
igrim
ar
isum
em {um, hein)
am (bam)
as {us, es)
ihim
nmerki
mg. Bei nemka
wer!',
— bes.
, aber nemtiaim.
C. Mehrzahl,
a) Bei den Wörtern der 1. und 2. Gruppe.
1. Die Bildung des Plurals bei den Wörtern der zwei ersten Gruppen
geschieht, indem man, wie bereits bemerkt, die Singularendung (Suffix)
wegläßt. Als Ausnahmen merke:
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
43
Singular
Plural
a ika
a
ik
der Vogel
a eicht
a
eiei
das Wasser
yoa ak{a)
goa arei
mein Freund
goa aki
goa arei
meine Freundin
a chüracha
a
chudr
die Ader
a chodtka
a
choata
der Mann
a chlövacha
a
chlap
die Raupe, Larve
a chülacha
a
chiilak
der Lehm
a chaneicJd
a
chandg
das Gift, Vergiftung, Behexunj
a uemka
a
nis
der Sohn, das Kind
a ruemka
a
ruis
der Sohn, das Kind
a uemki, a rueiuki
a
uis, a ruis
die Tochter, das Mädchen
a dluacha
a
dlau
das Ei
a larolcM
a
larau
Bündel
(a) main
a
mdinkänä
der Vater
(a) nan
a
ndnk^inä
die Mutter
a nanki
a
ndnkinä
die Frau
a grdchi
a
gär
das Tai
a gateichi
a
yata
das Körbchen
a bärtgi
a
hareig
das Harz
a armriki
a
armrer
der Regen
a säknächa
a
sachag
das Auge
a saviracha
a
suvit
der Feind
u. a. in.
2. a lat die Ptlanzung, a tik das Fest, a alaudais Lianenart, a harichis
die Lüfte, (r/) reu der Leib, {a) is das Gesäß u. v. a. sind Plurale tantum.
o. Wüi-ter, welche \"er\vandtschaftsverhältnisse und Abstammung aus-
drücken , haben im Plural die Endung pik (vik), z. B. :
S i n g u 1 a I-
Plural
a ruacha
a ruavik
der Bruder
a ruäichi
a ruavik
die Schwester
a agerka, a agerki
a agervik
der Ehemann, die Ehefrau
Anmerkung, a choatka (der Mann), a igelka (das Kind), a levüpka,
a levüpki (der Bruder, die Schwester), a reveska, a reveski (der Scliwäher,
die Schwäherin), a matka, a matki (Vater, Mutter, Verwandter, Verwandte)
können im Plural entweder das Suffix pik annehmen oder der gewöhnlichen
Pluralbildung folgen, also a cAoa^A'a (Sing.), a choata oder a choatpik (Plur.),
a igelta oder a igelvik usw.
4. Das Pluralsuffix kana, kina bedeutet die Herkunft und Abstammung
von Personen oder das Zusammensein mit mehreren Personen (vgl.
a mdmkänä, a ndnkinä), z. B. a Puktaskina die Einwohner von Puktas,
a Bagaichina die Einwohner von Baga, oder auch einfach a Puktas, a Baga.
Der Singular lautet entweder a Puktaska oder a Puktas.
44 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
b) Bildung der Mehrzahl von Wörtern der 3. Gruppe.
Es gibt sechs Klassen von abgeleiteten Wörtern. Jeder Klasse steht
ein eigenes Pliiralsuffix zur Seite, wie ans folgender Zusammenstellung
ersichtlich ist:
Singular
Dual
Plural
ini
iram
trag
it {eit, hit)
ihim
isig
igl
igrim
igrig
em {um, hem)
am {harn)
ap {hap)
ar
isum
istig oder itnek
as (us, es)
isim
isig
Anmerkung. Bei ?iemka (wer?), nebes?
nemuaim? nemuaig?
Dekünation.
A. Genitiv.
Allgemeine Regel.
1. Das subjektive und objektive Genitivvei'hältnis wird durch ein
entsprechendes Possessivpronomen ausgedrückt, z.B.:
a choatka a a chipJca
der Mann seine Lanze (die Lanze des Mannes)
a choata a ra a chip
die Männer ihre Lanzen
a choäriem a ien a chiviem
die beiden Männer ihre beiden Lanzen
a ndnki a r a luanka
die Frau ihr Kleid
a ndnkina a ra a luan
die Frauen ihre Kleider
2. Das entsprechende Possessivpronomen gestaltet sich vei-schieden
nach den verschiedenen Gruppen der Substantive (vgl. Grundregeln der
Bainingersprache). Bei der 1. Gruppe lautet es a in der Einzahl, a ra oder
a t (r) in der Mehrzahl (je nachdem es sich auf mit Vernunft begabte oder
vernunftlose Wesen bezieht) und a ien im Dual.
a) Beispiele zur \. Gruppe:
a choatka a a hiimki
der Mann sein Knie (das Knie des Mannes)
a choata a ra a hum
die Männer ihre Kniee (die Kniee der Männer)
a choäriem a ien a huhim
die beiden Männer ihre beiden Kniee (die beiden Kniee der beiden
Männer)
a vlemka a a vi^irka
das Schwein seine Rippe (die Rippe des Schweines)
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 45
a vlem a r a visir
die Schweine ihre Rippen
a vlemiem a ien a visiriem
die beiden Schweine ihre beiden Rippen
b) Bei der 2. Gruppe lautet das Possessivpronomen a t (?•) in der
Einzahl, a ra oder a t (r) in der Mehrzahl (je nachdem es sich auf mit
Vernunft begabte oder vernunftlose Wesen bezieht) und a ien im Dual.
Beispiele zur 2, Gioippe:
a näriki a r a sdgeneichi
die Frau ihr Netz (das Netz der Frau)
a nänkina a ra a sägen
die Frauen ihre Netze
a nanim a ien a sdgeneim
die beiden Frauen ihre beiden Netze (die beiden Netze der beiden Frauen)
a IdpJci a r a ichivdretki
der Kakadu sein Flügel (der Flügel des Kakadu)
a Idv a r a ichivdret
der Kakadu ihre Flügel (die Flügel der Kakadu)
a Idvim a ien a ichivdrerim
die beiden Kakadu ihre beiden Flügel (die beiden Flügel der beiden
Kakadu)
c) Das Possessivpronomen bei Wörtern der 3. Gruppe lautet a ^ in
der Einzahl und Mehrzahl und a ien oder a t im Dual.
Beispiele zur 3. Gruppe:
a chnarir a r a gateichi
der lange Mann sein Körbchen (das Körbchen des langen Mannes)
a choarisig a r a gata
die langen Männer ihre Körbchen (die Körbchen der langen Männer)
a choarisim a r a od. a ien a gateim
die beiden langen Männer ihre beiden Körbchen
a nanigl a r a nisJci
das Mädchen sein Grasschurz (der Grasschurz des Mädchens)
a nanigrig a r a 7iis
die Mädchen ihre Grasschurze
a nanigrim a r a od. a ien a nisim
die beiden Mädchen ihre beiden Grasschurze
a ichini a r a migl
das Vöglein sein Schnabel
a ichirag a r a migrig
die Vöglein ihre Schnäbel
a ichiram a r a od. a ien a migrim
die beiden kleinen Vöglein ihre beiden Schnäbel
46 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
3. Beim Zusammentreffen von mehr als einem Genitiv wird der 2.
durch ama oder ar ausgedilickt ; ama scheint jedocli die l)eliebtere Form
zu sein , z.B.:
Dauris a r a nigacha ama chasig
Dauris ihr Kopf seine Haare
Kamain a a mäkeichi a r a leichi
Kamain sein Haus seine Türe
a igelki a r a Idrini a r a snrini
das Mädchen seine kleine Pflanzung ihr kleiner Zaun
4. Überhaupt sei bemerkt, daß der Gelirauch des Genitiv kein so
häufiger ist, als in unserer Sprache. Er wird sehr oft durch präpositionale
Ausdrücke wiedergegeben, z. B.:
a chasig pra nigacha die Haare des lvoj)fes,
eigtl.: die Haare am Kopf
a mug pra chövl die Bäume des Waldes
a nat pra lat die Taros der Pnanzung(en)
a gerik pra muga die Zweige des Baumes
a chasig pra ika die Federn des \'ogels
a chloig pra husitpka die Wolken des Hiuunels
a valeg pa avetki das Dach des Hauses
a bies pra eleigit die Wunden des Beines
a gerik pra richigl die Finger der Hand
Anmerkung. Der eigentliche Genitiv kommt also fast nur als ge-
nitivus possessivus vor.
B. Dativ.
1. Eine eigentliche Dativpartikel fehlt. Der Dativ kommt durch Um-
schreibungen, wie Fürwörter und Präpositionen, zum Ausdruck, z.B.:
Gie chur a savireichi ra Itigi
Du gibst den Leuten Feuer (du beschenkst die Leute mit Feuer)
Ka rech ama huiki bagoa
Er gibt Tabak mir
Gu tal a adum hair Paskam
Ich bringe den Taro dem Paskani
Goa mr a hinki nep gi a rik
Ich nehme das Messer aus deiner Hand (eigtl.: deinen Fingern)
Gie it nanir goa eichi
Hole mir Wasser, eigtl.: (du) geh(st) (bring) um Weisser
Nemka a a makeichil Goa od. ka goa mäkeichi
Wessen Haus? Mein Haus, es ist mein Haus
Nemta a ra a adäp? ka a ur a adap
Welchen (gehören) die Taros? Es sind unsere Taros
Nemki a ra sageneichiJ hmran od. Tika ma hmran
Welcher (Frau) (gehört) das Tragnetz? Ivuran od. es ist auch Ivurans
Tragnetz
Rascher : Grundregeln der Bainingsprache. 47
C. Akkusativ.
1. Der Akkusativ ist in vielen Fällen gleich dem Nominativ, z.B.:
Goa lu a choata
Ich sehe die Männer
Ka fach a a chunakpreicM
Er baut sein Haus
Ta tes a vas
Sie essen Brotfrüchte
2. Außeiileui kommt auch ama in Akkusativverinndungen vor. Letz-
tei-e Partikel findet sich auch im Nominativ, jedoch mn* im beschränkten
Maße, nämlich nur nach der Verbindungspartikel da, dap (und, aber) bei
verschiedenen Subjekten in demselben Satze, z. B. a rahäska dama chlap
der Hühnerhabicht und die Raupen.
Im Akkusativ dagegen kann ama häufiger da gesetzt werden, wo a
steht, z. B. Ica tal a not oder ama nat er trägt Taros ; uri hav a oder ama
chachracha wir fangen einen Bainingmann.
3. Eigennamen im Akkusativobjekt haben entweder ma oder gar keine
Partikel vor sich, z. B. kie rbur Paskam oder ma Vaskam sie zürnt Paskam.
4. In den meisten Fällen wird das Akkusativobjekt durch präposi-
tionale Wendungen ausgedrückt, z.B.:
Gen tekmet na od. nama lat
Ihr baut (legt) eine Pflanzung (an)
uni nari sa vracha
Wir zwei hören ihn
Oan pan a choäriem tama ludniem
Ihr beide gebt (beschenkt) den (die) beiden Männer(n) (mit) 2 Kleider(n)
Ti tkut rama nanki
Sie begraben eine Frau
3. Das Verkleinerung'swort.
Der Gebrauch des Verkleinerungswortes ist ein sehr häufiger. Es gibt
nicht nur verkleinerte Personen- und Sachnamen, sondern auch verkleinerte
Eigennamen, Adjektiva, Verben und Fürwörter, z.B.:
a ludnini ein Kleidclien
a Idrini eine kleine Pflanzung
a ruemini ein Kindlein
Koaigini der kleine Koaing
a hlürini der kleine Große
kurini es (das kleine) sitzt, bleibt
harachini für es (das kleine)
Allgemeine Regeln:
1. Die Diminutivform wird gebildet, indem man die Endung M {int)
an das Stammwort anhängt, z. B. a hinki das Messer; Stamm hin, Dimi-
48 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
nutiv a hinini das kleine Messer, a vasJca der Brotfruchtbaum; Stamm vas,
Diminutiv o vdsini der kleine Brotfruchtbaum.
Anmerkung. Bei Wörtern, welche die Diminutivform auf regel-
mäßige Weise nehmen, ist die Betonung in mi kurz, bei unregelmäßiger
Bildung oder Lautveränderungen wird das erste i gewöhnlich lang, z.B.:
a mugint das Bäumchen (regehnäßige Diminutivbildung)
a muruvini der kleine Kasuar (Lautveränderung: murup)
a revini das kleine Beil (Lautveränderung: rep)
2. Die Wörter auf n, l, m. g, u, s bilden den Diminutiv regelmäßig,
d. h. durch Anhängen von irii an den Stamm.
Anmerkung, a ruerrika oder - >t» (Sohn, Tochter) lautet in der Di-
minutivform a ruemini und a ruimini.
3. Die Wörter auf k, p, t, vet erleiden Lautveränderungen, nicht
nur bei Anfügung dieser Ableitungssilbe, sondern überhaupt, wie in der
Lautlehre bemerkt worden ist, z. B.:
a chaiöp die Hühner, a chaiövmi das Hühnchen
a evet der Erdboden, a evrini ein kleines Stück Erde
4. Wie der Deutsche zuweilen in der Volkssprache, so gebraucht der
Balninger bei attributiven Adjektiven stets eine doppelte Diminutivform,
d.h. die des Hauptwortes und die des Eigenschaftswortes, z.B.:
a lochuvini ama igelini
ein Dörfchen ein kleines
a mrini ama avrini
ein kleines schönes ein Häuschen
4. Das Eigenschaftswort.
A. Das attributive Eigenschaftswort kann vor und nach dem Sub-
stantiv stehen. In beiden Fällen hat es ama oder a als Verbindungspartikel.
L Steht das Eigenschaftswort vor dem Substantiv, so ist es das un-
veränderte Grundwort mit vorhergehendem Artikel, sowohl in der Einzahl
als in der Mehrzahl , z.B.:
a mrer a chodtka oder besser (gebräuchlicher):
a mrer ama chodtka der gute Mann
a mrer ama ndnki die gute Frau
a mrer ama ndnkina die guten Frauen
2. Steht das Eigenschaftswort nach dem Substantiv, so behält letzteres
seinen Artikel und das Adjektiv wird mit ihm mittels des einfachen Artikels
oder der erweiterten Form desselben, ama, verbunden; außei'dem erleidet
das Eigenschaftswort selber noch bestimmte Veränderungen, je nachdem es
zu einem Substantiv der verschiedenen Gruppen in Beziehung steht.
a) In Beziehung zu einem Wort der L und 2. Gruppe.
1. In der Einzahl. In diesem Numerus nimmt das Eigenschafts-
wort mit geringen Änderungen die Endung des Substantivs an, worauf es
sich bezieht, z. B.:
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 49
a choaika ama vucha
der Mann der böse
a nanJci ama igelki
die Frau die kleine
a gateichi ama pelki
das Körbchen das kleine
2. In der Zweizahl. Hier erhält das Eigenschaftswort dieselbe
Endung wie das Substantiv, z.B.:
a chodriem ama mriem
die beiden Männer die guten (beiden)
a lavim ama asuahim
die beiden Kakadu die diebischen (beiden)
a mugam am,a onpam
die zwei Holzstämme die beiden
Anmerkung. Wenn das Adjektiv vor dem Dual steht, so kann es
entweder die Dualform annehmen oder sie entbehren. Steht es aber nach
einem Dual, so muß es immer mit seinem Substantiv übereinstimmen.
3. In der Mehrzahl. Hier ist zu unterscheiden, ob das voraus-
gehende Hauptwort ein mit \'ernunft begabtes oder ein vernunftloses AVesen
bezeichnet. Trifft das erstere zu, d. h. ist das Substantiv ein mit A'ernunft
begabtes Wesen männlichen oder weiblichen Geschlechts und gehört das
Substantiv zu den beiden ersten Gruppen, so nimmt das Eigenschaftswort
die Endung ta (ra) an, was eigentlich Pronomen personale der 3. Pers. plur.
ist, so daß das Eigenschaftswort, Avie weiter unten noch ausführlicher her-
vorgehoben wird, eine verbale Konstruktion erhält, z. B.:
a choata ama hlürta
die Männer die großen sie
a ndrikina ama vüra
die Frauen die schlechten sie
Hat das zweite statt, d. h. bezeichnet das vorausgehende Substantiv
ein vernunftloses Wesen, so wird die Endung get, das wieder Pronomen
j)ersonale der 3. Pers. plur. fiir derlei Substantive in manchen Fällen ist, direkt
oder in vielen Fällen mittels Präposition, dem Eigenschaftswort beigefügt, z. B. :
a vas ama hlürget
die Brotfrüchte (Brotfruchtbäume) die großen sie
a mrachoav ama gaunipget
die Eukalyptus die langen sie
a snem ama garig präget
die Baumbären die bunten sie
b) In Beziehung zu einem Substantiv der 3. Gruppe.
Allgemeine Regel. Hier gilt nur die eine Regel, daß nämlich das
Eigenschaftswort in allen drei Numeri dieselben Endungen sich aneignet,
wie das Substantiv, worauf es sich bezieht , z. B. :
Blitt. d. Sem. f. Orieüt. Sprachen. 1904 I. Abt. 4
50 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
a dagini ama lyiesini
der kleine Hund der kleine sclüaue
a chuvdgirag ama igelirag
die Schätze die kleinen
a chavrem ama chumiJcumichem
die reife Banane die weiche
Anmerkung. Eine Ausnahme macht a vitgvoQ, das eine besondere
Konstruktion erfordert, z.^.a vit najna vlemka oder a vlemka ama vit nacha
das große Schwein.
a adum ama vü naum
der Taro der große
B. Ist das Subjekt ein Pronomen und das Prädikat ein Adjektiv
(bezieht sich also letzteres auf kein Substantiv), so steht das Adjektiv dem
ersteren immer voran und das Pronomen selber wird dem Adjektiv nach-
gestellt, z.B.:
a vugoa ich bin schlecht (eigtl. schlecht ich)
a vluichi sie ist kurz
a iamesget sie sind grün
a chlakget sie sind schwach (Dinge . vernunftlose Wesen)
a chlakta sie sind schwache (feige) Personen
C. Einige Substantive werden zuweilen auch adjektivisch gebraucht,
z.B.: a chloiga (die Wolke) blau, schwarz
a choaika (der Mann) männlich, das Männchen
a nanki (das Weib) weiblich, das Weibchen
a bälucha (reife Banane) reif
a alüächa (das Ei) weiß
a nulegeichi (die Dotter) gelb
u.a.m. Andererseits werden Eigenschaftswörtei' zuweilen substantivisch ge-
braucht. In diesem Falle befolgen sie die Gesetze des Eigenschaftswortes.
D. Manchmal gebraucht der Baininger einen präpositionalen Aus-
druck, wo wir ein Eigenschaftswort haben, z.B.:
a urinJca vra evet der Boden ist schlüpfrig (eigtl. die Schlüpft-igkeit
am Boden)
a churseig pra eska der Weg ist schmutzig (eigtl. Schmutz auf dem
Wege)
E. Die Bildung des Duals (abgesehen von den bereits oben er-
wähnten Fällen, wo das Adjektiv nachsteht) und der Diminutivform ge-
schieht wie bei den Substantiven. Nur ist zu beachten, daß a vu (schlecht)
im Dual a viem anstatt a vuiem und a vim anstatt a vuim hat.
Das erste i in ini ist ähnlich wie bei den Substantiven bald kin-z
bald lang, je nachdem die Verkleinerungsform eine regelmäßige oder un-
regelmäßige ist, z.B.:
a vu (schlecht) a vini
a pel (klein) a plini
a hlur (groß) a hlürini
Rascher: Grundregeln der Bainingspraclic. 51
F. Steigerung des Eigenschaftswortes.
Die Steigerung geschieht nicht wie im Deutschen durch Endungen.
1. Die Verschiedenheit des Grades einer Eigenschaft wird dadurcli
ausgedrückt, daß man dem Wesen oder dem Ding, welches die Eigenschaft
in geringerem Maße besitzt, die entgegengesetzte Eigenschaft beilegt, z.B.:
Kalka ama merica, Lömoam ama vucha
Kalka (ist) gut, Lömoam (ist) schleclit = Kalka ist
besser als Lömoam.
2. Eine Art Komparativ wird durch tlie Präpositionen namen {nameni),
pr (vr) und sa vet von, unter, zwischen gebildet, z.B.:
Paskam ki Jcag nameni Dureik
Paskam er geht schnell(ei') von (als) Dureik
Tavanes a hlurka sa vet Lamiska
Tavanes (ist) größer als Lamiska
a maraga i a slurka vra chaducha a a oves
der Nashornvogel ist größer als der Kanducha um den Kopf
a luanka ära ama chritka nameni luchära
dieses Kleid ist kih-zer als jenes
3. Der Superlativ kann annähernd durch das Adverb mas oder ipem
{vem) gebildet werden. Fem steht hinter dem Eigenschaftswort; dem per-
sönlichen Fürwort wird pem angehängt; mas dagegen steht hinter dem
Eigenschaftswort und dem Pronomen, z.B.:
a chamki ama vuichi mas
der Teufel (ist) bös sehr
a dlochut, aap Deo a dlok pemka
stark sind wir, aber Gott ist am stärksten
4. Der Superlativ kann auch durch die Verdoppelung des Adjektivs
gebildet werden . z. B. : Deo ama merka Gott ist sehr gut.
5. Das Zahlwort
A. Bestimmte Zahlwörter.
1. Die Zahlwörter sind bis 5 einschl. einfach; die übrigen zusammen-
gesetzt.
2. Zahlen über 10 hinaus sind nicht gebräuchlich, es fehlt auch da-
für die Benennung. Die Eingeborenen zählen überhaupt im gewöhnlichen
Verkehr nur von 1 bis 4 einschl.
3. Alle Zahlwörter haben, wie bereits bemerkt, den Artikel vor sich.
4. Die Zahlwörter eins und zwei nehmen adjektivische Formen
an, die übrigen bleiben stets unverändert. Außerdem wechselt noch demka
eins die ganze Linie durch.
Die Grundzahlen sind:
1 a gigsacha, a gigsichi (für die 1. und 2. Gruppe), a gigsit a gigsigl,
a gigsus usw. (für die 3. Gruppe)
4»
52 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
1 a choanäska
2 a rekmenmm (für die 1. Grujipe)
a reTcmeneim (für die 2. Gruppe)
a relcmeniram ^ a reJcmenihim , a relcmenigrim , a rekmenäm (für die
3. Gruppe)
a odochiem (für die 1. Gruppe)
a odochim (für die 2. Gruppe)
a odochiram, a odoehisim, a odochigrim, a odocham (für die 3. Grm)j)e)
a onpim (für die 2. Gruppe)
a onpam (für die 3. Gruppe)
3 a dopgues
4 a ratpes oder a bageigi
5 a garichit
6 a garichit dat demTca (1. Gruppe), dat dpmki (2. Gruppe) usw.
7 a garichit dat demiem (1. Gruppe) usw.
8 a garichit dat demger ama dopgues
9 a garichit dat demger ama ratpes
10 a garichigrim
Anmerkung 1. In einigen Gegenden heißt 1 a ödoka. 4 außer ratpes
auch a bageigi oder a bagag.
Ferner ist zu bemerken, daß die Eingeborenen dieser Gegenden, falls
sie höher als 5 zählen, stets wieder auf 4 als Ausgangspunkt zurückgreifen,
z. B. a ratpes dat demka ^ b, a ratpe-s dat demiem ^=6. a garichit zur
Bezeichnung von 5 scheint nicht gebräuchlich zu sein , während a garichigrim
für 10 vorkommt.
2. Die übrigen Zahlarten finden sich bei den Bainingern nicht vor,
nur für der erste und der zweite bestehen die verbalen Ausdrücke ruir
oder uir und nasat und navasasat, die eigentlich vorangehen und nach-
folgen bedeuten.
3. a gerksacha der einzige, a gigsacha einer, a rekmeneiem, a odochiem.
a onpim und a onpam werden wie Adjektiva durch ama mit dem Substantiv ver-
bunden, die übrigen entweder durch ama oder nama oder durch beide zugleich.
Beachte, daß naina sich je nach dem vorausgehenden Substantiv verändert,
d.h. zur Präposition 7i das entsprechende Pronomen personale hinzutritt, z.B.:
a gerksacha ama choatka ein einziger Mann
a gigsacha, ama chdelka ein Känguruh
a gÖTumki ama gigsichi ein Kasuar
a dagir ama gigsit ein Hund (schlanker, dünner)
a arevim ama rekmeneim zwei Beile
a onpim ama igelim zwei Mädchen
a mugam ama onpam zwei Ilolzstämme
a mlaos ama dopgues drei Kähne
a ratpes nama chaiop vier Hühner
a chaiovirag ama ratpes nirag vier kleine Hühner
a garichit nama suvit ddt demka oder a garichit dat demka na suvit sechs
Feinde
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 53
Anmerkung. Taros werden bündelweise (ä 6 Stück) verkauft, z.B.
a mrucha na nat oder einfach a mrucha ein Bündel Taros.
Kokos, Brotfrüclite und Tavet (Miscanthus japon.) werden ebenfalls
halbdutzendweise gezählt, z. B. o nanoichi na lamas odei" auch a mrucha na
lamas; a raguiyi na tavet ein Bündel wilden Zuckerrohres, a läireicki nama
vas ein Bündel Brotfrüclite.
B. Unbestimmte Zahlwörter.
a chasna nama oder na wie viele?
a achak (a ah), a achik (o aik) irgendeiner, irgendeine (ist aller Ab-
leitungen fähig)
a aret (für Personen bei den 2 ersten Gruppen) irgendwelche, ehiige
a aget (für vernunftlose Wesen) irgendwelche, einige
a achray (für die 3. Gruppe) irgendwelche, einige
koasir a achak usw. keiner, niemand, auch koasir a ra, koasir a aget
a achäni etwas
a g irgendwelcher, irgendwelche, irgendwelches, irgendwelche (bleibt
unverändert für die 3 Gruppen)
hak einer, baik eine (s. unbestimmte Fürwörter)
a uoik ein, a uaik eine, nimmt gleich a achak alle Ableitungen an.
a uoik konunt bloß in Verbindung mit dem Possessivpronomen
vor und hat besitzanzeigenden Sinn
a aber nama od. na viele, zahlieiche
a ahriki nama od. na viele, zahlreiche
a savireichi nama od. na viele, zahh'eiche
mika nama od. na viele, zahlreiche
a malei nama od. na viele, zahlreiche
a mdrik nama od. na wenige
6. Das Fürwort.
a) Das persönliche Fürwort.
Einzahl
goa ich, mich ki (chi) er
gu ich ku (chu) er
gi du, dich kie (chie) sie
gie du ki (chi) sie (Objekt)
ka (cha) er, ihn ga (geri, int) es
Z w e i z a h 1
un wir zwei, uns zwei ien sie zwei
öän ihr zwei iem {im) sie zwei
üin ihr zwei, euch zwei
Mehrzahl
ut wir, uns
gen ihr, euch
ta (ra) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
54 Rascher: Grundregeln der Bainlngsprache.
ti (ri) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
tu (ru) sie, für Personen (1. u. 2. Gruppe)
ga sie (3. Gruppe)
get igeri) sie, für Personen (3. Gruppe) und Sachen (1., 2. u. 3. Gruppe)
1. Gebrauch der angeführten persönlichen Fürwörter.
1. goa ich, mich; gu ich.
a) goa steht ausschließlich von gu in Fällen, wo das Pronomen der
1. Person selbständig gebraucht wird, z.B. nemTca cha tit wer geht? goa ich.
b) in Verbindungen mit V^ erben oder in Fällen, in denen es Subjekt
und das Prädikat ein Adjektiv ist, /.. B. goa tüma ich lache, goa sil ich
sage, a migiesgoa ich bin faul.
Anmerkung. Bei den Zeitwörtern, welche das Pronomen nach
sich verlangen, steht nur goa, Jcurigoa ich sitze, ich bleibe.
c) in Verbindungen mit Verben, bei welchen das persönliche Fürwort
vor dem Zeitwort steht, kann in gewissen Fällen gu oder goa gebraucht
werden (s. Verba defectiva Anm. 3).
d) goa bezeichnet auch das Objekt, z. B. Jca lu goa er sieht mich.
2. gi du, dich; gie du.
a) gi wird gebraucht bei Verben mit nachstehendem Pronomen zur
Bezeichnung der 2. Person Einzahl, z. B. Tcudasgi du willst nicht.
b) gi steht ausschließlich von gie in allen Fällen , wo das persönliche
Fürwort der 2. Person selbständig auftritt, z. B. gi, gie feig du, du singst!
c) gi steht auch als Objekt, z. B. ta tes gi sie schlagen dich.
3. gie du. gie wird gebraucht bei Verben mit vorangehendem Pro-
nomen, z.B. gie hreig du schläfst, gie kdk du lügst.
Anmerkung, e in gie klingt zuweilen wie a, z. B. gia chu goa du
fürchtest mich.
4. Tca {cha) er wird nur bei Wörtern der 1. Gruppe gebraucht, und
zwar:
a) zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl. Es steht vor und nach
dem Zeitwort, bloß wird es, wie in der Lautlehre angedeutet, zwischen
zwei Vokalen zu c?i, ?.. B. Jca sürüp er trinkt; a ika cha tes der Vogel frißt;
kuricha er bleibt.
b) ka ist mit derselben Beschränkung, wie oben angegeben, auch
Objekt, z.B. ka rhir ka er zürnt ihm; goa lu cha ich sehe ihn.
5. ki (chi) er. Obwohl dem gewöhnlichen Gebrauch nach Pronomen
der 3. Person Einzahl bei Wörtern der 2. Gruppe, so steht doch auch ki
bei einigen Zeitwörtern zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl bei Wörtern
der 1 . Gruppe , z. B. Kamain ki gnig Kamain fürchtet sich ; Bumet ki §igrem
Bumet geht spazieren.
6. kie (chie), ki sie.
a) wie ka (cha) bei den Wörtern der 1. Gruppe, so wird kie (chie,
ki) bei den Wörtern der 2. Gruppe zur Bezeichnung der 3. Person Einzahl
gebraucht, z. B. kie surup sie trinkt; Krati chie tes der Kraubach rauscht;
kudaski sie will nicht.
Rascher : Grundregeln der Bainingsprache, 55
b) M ist auch Objekt, z. B. gu nen ki ich bitte" sie; tit lui chi wir
sehen sie.
7. ga igen) es, sie.
ga steht als 3. Person Einzahl und INIehrzahl bei Wörtern der 3. Gruppe,
ferner als 3. Person Mehrzahl bei Wörtern der 1. u. 2. Gruppe, welche
vernunftlose Wesen bezeichnen, z. B. a mugini ga sep das Bäumchen
fällt; a chaiop ga tes die Hühner fressen; a mimirag geri chuoik die Kinder
lliehen.
8. ini es.
a) ini steht in Verbindung mit Adjektiven und Verben , die das Pro-
nomen nach sich haben, z. B. a ruimini menepmenevim das Kind ist schläfrig;
a hinini ama gricMni das kleine Messer ist scharf.
b) ini steht auch manchmal in Verbindung mit Verben, die das Pro-
nomen vor sich haben. In diesem Fall haben wir aber ein doppeltes Sub-
jekt, z. B. a ichini ini ga tes das Vögelchen frißt.
c) ini steht als Objekt, z.B. goa hav tni ich fange es (das kleine); ka
mis ini er nennt es (das kleine).
9. un wir beide.
a) nn steht in Verbindung mit Verben, die das Pi'onomen vor und
nach sich haben, z. B. un tit wir beide gehen; kurün wir beide sitzen.
b) un steht selbständig, z. B. nemiem ien tit? welche beide gehen .^ un
wir beide.
c) un steht als Objekt, z. IJ. ka nein un er sendet uns beide.
10. oan ihr beide.
oan steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen vor sich
haben, z. B. oan pig ihr beide klettert.
Anmerkung, oan steht weder selbständig noch als Objekt.
11. uin ihr beide.
a) uin steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen nach sich
haben , z. B. kiiruin ihr beide sitzt.
b) uin steht als Objekt und selbständig, z. B. ta tar uin sie waschen
euch beide; uin, oani teig ihr beide singt.
12. ien sie zwei.
ien steht in Verbindung mit ^"erben , die das Pronomen vor sich
liaben, z. B. ien mas sie beide liegen.
Anmerkung, ien steht niemals als Objekt, noch wird es selbständig-
gebraucht.
13. iem, im sie zwei.
a) iem steht in Verbindung mit Verben (und Adjektiven), welche das
Pronomen nach sich verlangen, z. B. kuriem sie beide sitzen; a viem sie
beide sind böse; kurim sie beide (Frauen) sitzen.
b) iem, im steht als Objekt, z. B. ka rbnr ievi er zürnt den beiden;
ur hur im wir zürnen ihnen beiden (Frauen).
c) iem, im steht selbständig, z. B. iem mäni, ieni tres sie beide, sie
verstecken sich; im mani, ieni tres sie beide (Frauen) verstecken sich.
14. ut wir, uns.
56 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
a) ut steht selbständig, wo das Pronomen der 1. Person INIebrzahl
selbständig gebraucht wird, z. B. ut, uri tmatna wir, wir arbeiten ; nemta ri
main^ ut welche tanzen? wir.
b) ut steht in Verbindung mit Verben, die das Pronomen sowohl vor
als nach sich haben, z. B. ut mes wir essen; Jcudasut wir wollen nicht.
c) ut ist auch Objekt, z.B. ka nem ut er sendet uns; gie chura ut
du beschenkst uns.
15. yen ilir, euch wird wie ut gebraucht.
16. ta, ti {ra, ri) sie.
to, ti {ra, ri) werden bloß bei Wörtern der 1. Gruppe gebraucht,
die mit Vernunft begabte Wesen bezeichnen.
ta {ra) steht bei Verben mit vorhergehendem und nachfolgen-
dem Pronomen, z. B. ta tit sie gehen; kudasta sie wollen nicht.
Anmerkung, ta {ra) steht bei einigen Verben und Adjektiven, deren
Stamm mit einem Konsonanten beginnt oder endet, z.B. ta tal sie tragen;
asuamta sie stehlen; kurira sie sitzen.
17. ga, get sie.
a) get steht bei den Verben, welche das Pronomen nach sich haben,
z. B. a chiripget sie schämen sich.
b) ga, get (geri) steht bei Verben mit vorhergehendem Pronomen,
wenn sich das Verb auf ein Substantiv (in der Mehrzahl) der 1. u. 2. Gruppe
bezieht, welches vei'nunftlose Wesen bezeichnet, oder auch, wenn sich das
Verb auf ein Substantiv (in der Einzahl oder JMelirzahl) der 3. Gruppe be-
zieht, gleichviel ob es vernunftlose oder mit Vernunft begabte Wesen be-
zeichnet, z. B. a mug ga tu die Bäume tragen; a ruimini ga mes das Kind
ißt; a nanirag geri tal ama nat die Mädchen tragen Taros.
c) get steht bei Adjektiven (s. Adjektive).
d) get steht als Objekt, z. B. ut In get wir sehen sie (Sachen, ver-
nunftlose Wesen).
Anmerkung, i in geri ist euphonisch.
2. Die übrigen Formen des persönlichen Fürwortes.
1. i ha goa das bin ich, das ist mein (vgl. das Fran-
zösische: c'est moi, c'est mon ...)
käi gi
ka cha
kai chi
ka ini, ka it, ka igl, ka ar, ka um, ka us
(Je nach der Endung des al)geleiteten Sub-
stantivs , worauf sich das Fürwort bezieht.)
ka un
ka uin
Zweizahl { ka iem
ka im
ka ihim , ka irain , ka igrim , ka ihum , ka am , ka ihim
Einzahl
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 57
Ica ut
Jca gen
Mehrzahl ( ka ra
ha yet, ka iray , ka ihiy, ka iyriy. ka itnek, ka aj),
ka isiy
Anmei-kung. ka läßt auch euphonische Änderungen zu, z.B. di ki yen.
2. Ka ani yoa usw. das bin ich vielleicht, das ist mein vielleicht usw.
3. Temyoa ich, mich
temyi
temka
temki
temini tebit, temiyl, t^bem, tebar, tebes
temun
temuin
tnniem, tebim, temiram, temihlm, temiyrim, tebam, temihuin
tetnut
temyen
temta
temyet, temiray , temihiy, temiyriy, tebdp, temitnck , temihiy
4. Bayoa mir, mich , fiir mich
5. Nayoa mir, mich (ich)
Anmerkung. 1. Hiei-zu gehören noch mayoa, sayoa, prayoa n. ?\. m.
Es sind dies alles Verbindungen einer Präposition mit dem persönlichen
Fürwort. Die Präposition wird von dem vorausgehenden Verb bestinunt
(vgl. auch bayoa, temyoa, nayoa).
2. yoa, ka yoa, ka ani yoa und temyoa stehen in Fällen, wo das
Pronomen der 1. Pers. (Sing. u. Plur.) selbständig gebraucht wird.
3. yoa, ka yoa können, wenn sie selbständig gebraucht werden,
eines l'ür das andere stehen. Der einzige Unterschied liegt in einer stärkeren
oder schwächeren Betonung, je nachdem die längere oder kürzere Form
zur Anwendung kommt.
4. temyoa steht selbständig bloß bei ge\\'issen Verben und in Ver-
bindung mit der Negation koasir (nicht).
5. bayoa, mayoa, sayoa, prayoa u. a. m. stehen bloß als Objekt.
6. nayoa steht als Objekt, ferner selbständig nach Substantiven oder
substantivierten Adjektiven zur Hervorhebung des betreffenden Zustandes,
z. B, ka ruchun näiyi er sagt zu dir; a ioska nacha er ist ein Teufel (arm),
Bri'yi nayoa ich bin Bringi.
b) Das besitzanzeigende Fürwort.
goa (yu) mein, meine, mein (Sing. u. Plur.)
yi dein, deine, dein (Sing. u. Plur.)
a sein
a t ihr
a yet sein, ihr, steht zur Bezeichnung der Abstammung bei den
Wörtern mam und nan
58 Rascher: Grundregeln der Bainiiigsprache.
a un unser zweier
a oan euer zweier
a ien ihrer zweier
a ut unser
a (Jen euer
a ra seine, ihre
a t seine, ihre
a get seine, ihre
Anmerkung. 1. Wie aus dem Schema hervorgeht, ist das Possessiv-
pronomen dasselbe wie das persönliche. Nur ist zu bemerken, daß es
den Artikel vor sich hat, ferner daß das weiche nasale y in goa und gi
in der Regel zu einem harten Nasenlaut g wird.
2. Die Pronomen der 1., 2. und 3. Pers. sing, der 1. Gruppe haben
keinen Artikel vor sich.
3. Das besitzanzeigende Fürwort ist allen 3 Gruppen von Substan-
tiven geujcin. Eine Ausnahme macht nur das Possessivpronomen o, das
nur der 1. Gruppe von Substantiven im Singular eigen ist.
4. Das besitzanzeigende Fürwort steht vor dem Substantiv und wird
mit demselben durch den einfachen Artikel verbunden. Eine Ausnahme
macht : goa mein , meine.
5. Wörter, die ohne Artikel gebraucht werden , entbehren gewöhnlich
desselben auch , wenn ein Possessivpronomen mit denselben verbtmden wird,
z. B. {mam) a ut mam unser \'ater, a gen nan eure Mutter, a r mam ihr
Vatei-, doch hört man aucli a ura mam.
6. Anstatt a nanhi a r a rik sagt man a nanki r e rik die Finger der
Frau; anstatt a damki a r a oves, a damki r e ves der Gipfel des Berges,
a dam a r e ves die Gipfel der Berge, a cJwata r e nan die Mütter der
Mäimer, anstatt a r a sakneichi sagt man a t sakneichi ihr Angesicht u. v. a. m.
7. Bei gewissen Wörtern, wie mam (Vater), nan (Mutter), a ileigigl
(der Fuß), a ileigit (das Bein), a ileiga (die Zehe) lautet das Possessivpro-
nomen der 1. Pers. gu statt goa, dagegen sagt man: goa eleigigl , goa eleigit,
goa eleiga.
c) Das hinweisende Fürwort.
Hls wird hier nicht streng unterschieden zwischen den verschiedenen
Arten von Demonstrativen, dem näherliegenden und dem entfernteren.
1. a, ära, aiet, la, lu, für alle Numeri, dieser, jener, diese, jene. Sie
stehen stets nach dem Substantiv ohne irgendwelche Verbindung, z. B. a ika
ära , oder a ika aiet oder a ika a dieser Vogel , a sagen ära oder a sagen
aiet oder a sagen a diese Tragnetze, la a ruiminia dieses Kind da.
Anmerkung, ära, aiet, a werden nur adjektivisch gebraucht, in
Verbindung mit lucha jedoch auch substantivisch.
2. lücTia (1. Gr.) Sing. luicha (2. Gr.) Sing, dieser, jener, diese, jene
liema (1. Gr.) Dual Uma (2. Gr.) Dual diese, jene beide
Iura (1. u. 2. Gr.) Plur. lugera (1. u. 2. Gr.) fiir vernunftlose Wesen
diese, jene.
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 59
Singular Dual Plural
lina (3. Gr.) lirama liraya dieser, jener
lira » lihima lihiga » »
ligela » ligrima Hgriya
lüma •' läma Idva
Idr » lilmma litnacha » »
las i> lisuma(2. Gr.), lisuga, lisiga » »
lisima (1. u. 3. Gr.)
An in er kling. 1. lücha kann vor oder nach dem Substantiv stehen.
Steht es vor. so wird es mit dem Substantiv durch den erweitei-ten Artikel
ama verbunden, z. B. lucha ama dulka dieser Stein.
Steht es nach, so folgt es dem Substantiv ohne irgendwelche Ver-
bindungspartikel, z. B. a dulka lucha dieser Stein, der Stein da.
2. lücha wie überhaupt das ganze Demonstrativ hat keinen Artikel
vor sich.
3. luicha folgt denselben Regeln wie lücha.
4. lugera steht bei Wörtern der 1. und 2. Gruppe, die vernunftlose
Wesen bezeichnen, wie bereits bemerkt,
5. Bei den Ableitungen befolgt das in Rede stehende Demonstrativ
dieselben Regeln wie das Adjektiv, d. h. es nimmt alle Endungen des Sub-
stantivs an, z.B. a igelirag liraya oder lirag ama igelirag jene kleinen Kinder.
6. ära und aiet werden sehr häufig mit lucha in allen Numeri, sowohl
wenn es sich auf ein Wort der 1. und 2. als auf ein Wort der 3. Gruppe bezieht,
verbunden, z. B. a igipka luchära dieser Tote, a dagit liraiet dieser Hund.
7. Die abgekürzte Form la, die unverändert bleibt, steht nur voi-
dem Substantiv, z. B. la a mwj'it oder la a muglr a dieses Bäumchen, la a
chodriem diese zwei Männer.
8. Die Form lu steht bloß vor dem Substantiv, z. B. lu ama choatkä
dieser Mann da.
d) Das rückbezügliche Fürwort.
Die rückbezüglichen Fürwörter werden gebildet:
1. durch Verdoppelung der persönlichen bei Vei'ben von subjektivem
Begriff, z. B.:
goa goa it ich selbst gehe
gi gie it du selbst gehst
ka cha it er selbst geht usw.
2. Durch Anfügung von den Silben nas, mis an das Zeitwort oder
an den Stamm der Präposition , welche mit dem betreflenden Zeit-
wort konstruiert zu werden pflegt, z. B. :
goa mig nas ich töte mich selbst
aremut navranas wir lieben uns selbst
ka kdk temis er betrügt sich selbst
gu okmes temis ich wasche mich
ka iahur sanas er irrt sich
ti nin hanas sie kochen für sich
60
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
e) Das fragende Fürwort.
nemka'i Sing. (1. Gr.) wer.' nemiem'i Dual (1. Gr.) welche beide?
nemkU Siug. (2. Gr.) wer? nebimf Dual (2. Gr.) welche beide?
nemta'i Plur. (1. u. 2. Gr.) wer? welche? (bei Wörtern, die eine
Person bezeichnen)
nemget'? Phir. (1., 2. u. 3. Gr.) wer? welche? (bei Wortern, die ver-
nunftlose Wesen bezeichnen).
Anmerkung. 1. nemka, substantivisch gebraucht, steht immer vor-
aus, z. B. nenika sa cha reJcmet nacha'i wer hat es getan?
2. Tiemka, adjektivisch gebraucht im Sinne von: was für ein, steht
immer nach und nimmt alle Endungen des Substantivs an, z. B. nemkaa a
agerki'^ wessen Frau? aber a agerki nemki'i
für eine Frau? a ika nem-
kaa was für ein Vogel? a gam neinget^ was für Früchte?
3. Die abgeleiteten Formen von nemka:
Singular
nemini? (3. Gr.)
nebit?
nemigU
nebarl »
nebeml
nehesi
Dual
nemiram'i
nemihim ?
nemigrim ?
nemihum ?
nebam'^
Plural
nemirag?
nemisig^
nemigrigl
nemisug u. ?iemitneki
nemuaigi
igim
? welche beide
4. A igacha? Sing. (1. Gr.) was? was für ein? a igiem? welche beide?
Dual
a iglchit Sing. (2. Gr.) was? was für eii
Dual
a igigetf Plur. was? welche?
Als abgeleitete Formen von a igacha?
Singular Dual
a igini? a igirami
a igitf a igisim?
a igiglf a igigrimf
a igdrl a igihum?
a igümf a ig dm?
Plural
a igiragf
a igisig?
a igigrig?
a igitnek?
a igdp?
f) Das unpersönliche Fürwort.
Ein unj)ersönliches Fürwort gibt es nicht. Unser unpersönliches Für-
wort wird in der Regel durch ein Substantiv wiedergegeben, z. B. :
a armriki es regnet (eigtl. der Regen)
a armrer es regnet (eigtl. die Regen)
a mgimini es blitzt (der Blitz)
a mgimirag es blitzt (die Blitze)
a rarieska es donnert (der Donner)
a rdries es donnert (die Donner)
a rarieska vrekprek metka es donnert stark (der Donner kracht)
a iaigi es ist finster (die Finsternis)
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 61
a arenki es ist Nacht (die Nacht)
sa reträt es dunkelt
a niracha es ist heiß (die Sonne)
a niracha dm snis die Sonne scheint sehr heiß; große Hitze
a veniJca na niracha die Sonne steht im Zenit; es ist Mittag
a niracha cha levetik die Sonne neigt sich; nachmittags
sa unun es ist Abend
a laurJca es ist Wind, der Wind weht (der Wind)
getget es schmerzt, getget pragoa es schmerzt mich
a visM es ist kalt (die Kälte)
a visgoa ich l)in kalt, ich friere
g) Das unbestimmte F ü r w o r t.
ta {U) man (eigtl. 3. Pers. plur. des persönlichen Fürwortes)
iah, iaiTt einer, eine, der andere, die andere
sichiak oder .s/a/c (1. Gr.), sichiaik oder .«o«^ (2. Gr.) ein anderer, eine
andere
tarak (l.Gr.), taraik (2. Gr.) ein anderer, eine andere
iviak (l.Gr.), iviaik (2. Gr.) ein anderer, eine andere
hak^ (l.Gr.), haik (2. Gr.) irgendeiner, jemand
Anmerkung, sichiak, tarak und iviak haben für die 1. und 2. Gruppe
je eine bestimmte Nachsilbe und für die S.Gruppe alle Suffixe, ähnlich
wie die Substantiva.
Paradigma,
a) Für die 1. und 2. Gruppe.
sichiak für die 1. Gruppe
sichiaik für die 2. Gruppe
sichiaiem, Dual für die I.Gruppe
sichiduim , Dual für die 2. Gruppe
sichiärei oder sidrei, Plural für Personen der 1. und 2. Gruppe
sichidg oder sidg , Plural für vernunftlose Wesen der l.und 2. Gruppe.
Anmerkung. Die Endung ak scheint sich mit dem ähnlichen Worte
in goa ak (mein Freund) zu decken. Dual davon auch aiem, auim,
Plural arei.
b) Für die abgeleiteten P'ormen (3. Gruppe).
Singular Dual Plural
sichidni oder sidni sichidram oder sidram sichidrag oder sidrag
sichiduit oder siduit sichidsim oder sidsim sichiasig oder siasig
sichidgl oder sidgl sichiagrim oder siagrim sichiagrig oder siagrig
sichiauar oder siauar sichidsum oder sidsnm sichidtnek odei* sidtnck
sichidcham oder sidchnm sichiduam oder siduam sichidudp oder siauap
^ hak wird bloß substantivlscli gebraucht, z. B. a gen hak ka n einer von
euch komme; ai iv u gen hak ka nari cha -mrup, da cha mriip wenn jemand von
euch trinken will, der trinke.
62 Kascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Anmerkung. 1. sichiah, iviak und tarak stehen vor dem Sub-
stantiv und werden mittels ama mit demselben verbunden, z.B. tarach ama
ika ein anderer Vogel; taraich ama IdpTci ein anderes Kakaduweibchen.
sidrei ama igelta andere Knaben; siarag ama nanirag andere Mädchen.
2. iak steht auch mit a igacha"^ /.. B. a igacha iach dmani? Was
gibt es da unten?
7. Das Zeitwort.
1. Man unterscheidet in der ßainingersprache drei verschiedene Arten
von Zeitwörtern:
a) solche, die das persönliche Fürwort vor sich haben,
b) solche, die das persönliche Fürwort nach sich haben,
c) solche, die aus einem Substantiv oder Adjektiv und einer Prä-
position nebst Pronomen gebildet werden. Präposition und Pronomen stehen
dem Substantiv nach.
2. Die 1. Klasse enthält sowohl transitive als intransitive Zeitwörter,
die zwei übrigen nur intransitive.
3. Das Bainingerverb hat wie das Hauptwort 3 Numeri: 1. Einzahl,
2. Zweizahl und 3. Mehrzahl und jede derselben 3 Personen.
4. Das Bainingerverb kennt ferner 3 Uauptzeiten : Präsens, Futur
und Perfekt.
b. Im Präsens und Futur erleidet der Stamm des Zeitwortes selbst
keinerlei Veränderungen, mit Ausnahme von manchen Abkürzungen.
6. Im Perfekt bleibt der Stamm bald imverändert, bald erfährt er
Abkürzungen oder Lautverwechselungen.
7. Die Verschiedenheit der Tempora (Futur und Perfekt) wird durch
die Partikeln i, ik, ip, du, di, da, di iv, di ik für das Futur und sa für
das Perfekt ausgedrückt.
Das Präsens hat keine besondere Partikel. Es besteht aus dem
Pronomen und dem Stamm des Zeitwortes.
Anmerkung. 1. Das Futur ist zweifach: /, ik, ip und du, di, da.
ik entspiicht dem deutschen ich werde, z.B. ich werde essen ik goa tes.
Die zweite Form du wird bloß bei gewissen Adverbien und im Satz
gebraucht, wenn wir im Deutschen so oder dann setzen würden, z. B.
higa da cha Hl er wird morgen schreiben; ai gie käk , du gna tes gi wenn
du lügst, so werde ich dich schlagen.
2. Die Zeitwörter mit nachfolgendem Pronomen, welche nicht mit
dem Ä:-Laut beginnen, haben im Futur ip (iv) anstatt ik , z.B. iv a vugoa
ich werde böse sein.
Die Zeitwörter mit nacldblgendem Pronomen, welche mit dem A'-Laut
beginnen, haben bloß / im Futur (s. Lautlehi-e unter 1), z. B. i karak pragoa
ich werde schweigen.
Bei diesen Zeitwörtern, wenigstens bei denen unter ihnen, die mit
dem A:- Laut {ch) beginnen, wird die zweite Futurform durchgehend mit da
gebildet.
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 63
3. Zwischen die Perfektpartikel sa und das Pronomen der 2.Pers. sing.
1. Gruppe und der 2. und 3. Pers. sing. 2. Gruppe ^ie und chie tritt ein
euphonisches i, z. B. sai gie tes anstatt sa yie tes du hast gegessen; sai chie vin
sie ist gekommen.
Die Abwandhmg des Verbs lautet folgendermaßen:
I.Klasse. Verha mit vorhergehendem Pronomen.
1. Präsens.
Einzahl. Zweizahl.
goa tes ich esse ' un tes wir beide essen
gie tes du ißt oan tes ihr beide eßt
Ica tes er ißt (1. Gr.) ien tes sie beide essen
kie tes sie ißt (2. Gr.)
ga tes es ißt (3. Gr.)
Mehrzahl.
u tes wir essen
gen tes ihr eßt
ta tes sie essen (für Personen der 1. u. 2. Gr.)
ga tes sie essen (für vernunftlose Wesen der 1., 2. u. 3. Gr.)
2. Futur (erste Form).
Einzahl. Zweizahl.
ik goa tes ich werde essen iv un tes
ik gie tes iv oan tes
i ka tes iv ien tes
i kie tes
i ini ga tes oder iv im ga tes
Mehrzahl.
iv u tes
ik gen tes
i ta tes (für Personen der l.u. 2. Gr.)
ik ga tes (für vernunftlose Wesen der 1., 2. u. 3. Gr.)
Futur (zweite Form).
Einzahl. Zwei zahl. Mehrzahl.
du goa tes ich werde cliv un tes div n tes
^^^^" div oan tes dik gen tes
dl gie tes ßi^ i^^ f^g ^j- ,^q, f^g
da cha tes ^n^. g^ f^g
di chie tes
di ini ga tes
Anmerkung. Wie aus dem Paradigma hervorgeht, paßt sich das
zweite Futur in einigen Formen dem ersten an. Merke, daß auch da noch
an Stelle von div steht, z.B. im Satze higa da uri lil morgen werden wir
schreiben.
64
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
3. Perfekt und unmittelbar bevorstehende, Zukunft.
Einza
hl.
Zweizahl.
Mehrzahl.
sa goa tes ich habe ge-
sa un tes
sa u tes
gessen, ich werde so-
fort essen
sai gie tes
sa cJia tes
sa oan tes
sa ien tes
sa gen tes
sa ra tes
sa ga tes
sai chie tes
sa ga tes
4.
Befehlsform.
gie tes iß
oder sai gie tes
gen tes iß
oder sa gen tes
u tes laßt
uns essen oder sa
u tes
IT. Klasse.
Verba mit nachfolgend
ein Pronomen.
1. Präsens.
Einza
hl.
Zweizahl.
Mehrzahl.
kudasgoa ich
will nicht
kiidasun
kudasut
kudasgi
kudaska
kudasuin
kudasiem
kudasgen
kudasta
kudaski
kudasim
kudasget
kudastni
2. Futur (erste Form).
i chudasgoa ich werde essen
i chudasgi usw.
3. Futur (zweite Form).
da chudasgoa
da chudasgi usw.
4. Perfekt.
sa chudasgoa ich habe nicht gewollt
sa chudasgi visw.
5. Befehlsform.
kudasgi oder sa chudasgi wolle nicht, schlage es ab usw.
Anmerkung. Die Verneinung beim Imperativ wird durch kurima («)
ausgedrückt, z.B. kurimai gie kdk lüge nicht, kurima iv ti tes laßt uns nicht
essen, kurimai churigi bleibe nicht, kurimai asuamgen ihr sollt nicht stehlen.
111. Klasse. Verba, die aus einem Substantiv und einer
Präposition gebildet sind.
Bei Verben dieser Art folgt nach dem Substantiv die Präposition,
der das Pronomen angehängt wird. Substantiv und Präposition erleiden
keinerlei Veränderungen. Die Abwandlung geschieht wie bei den ^'erben
der 2. Gruppe: die Präpositionen, welche zur Bildung von Zeitwörtern
dienen, sind vorzüglich jwa in, an, na an, pem an.
RAScnER: Grundrogeln der Bainingspraclie. 65
Paradigma.
Einzahl. Zweizahl. Mehrzahl.
a chreika vragoa ich a chreika vraun a chreika vraut
faste a, chreika vraiiin a chreika vragen
a chreika vraigi a chreika vraiem{\. Gr.), a chreika vrara
a chreika vracha vraim (2. Gr.) a chreika vraget
a chreika vreichi
a chreika vrini
2. Futur (erste Form).
iv a chreika vragoa ich werde fasten usw.
3. Futur (zweite Form).
da a chreika vragoa usw.
4. Perfekt.
sa a chreika vragoa ich habe gefastet.
Wie a chreika vragoa werden noch konjugiert:
a rais pragoa ich bin fett (a raiska das Fett)
a chuireig pragoa ich bin mit der Hautkrankheit behaftet (a chuireigi
die Hautkrankheit)
a vleichi vragoa ich bin müde {a vieichi die Müdigkeit)
a uerka vragoa ich freue mich (o uerka die Freude)
a tik pragoa ich begehe ein Fest (o tik das Fest)
a meir pragoa ich begehe ein Fest {a meirki das Fest)
a ios pragoa ich rufe [ein bestimmter Ruf beim Tanz] {a ioska der
Geist, Teufel)
a ioska nagoa ich bin arm , ein armer Teufel
a hiski vragoa ich bin unantastbar (a hiski die Schnur)
a ragen pemgoa ich bin mager (o ragenki die Magerkeit)
a ager vragoa ich verheirate mich {a agerka, a agerki der Ehemann,
die Eliefrau)
a choar vemgoa ich bin mager (a choarka das Magere)
a uildigi vragoa ich bin krank {a uildigi die Hitze, das Fieber)
a gitigi vragoa ich bin krank, ich habe Fieber, ich bin durstig
{a guigi die Hitze)
a draraves pragoa icli bin fruchtbar {a araraveska gute Erde)
a agetki emgoa ich hungere {a agetki der Hunger)
a chiimki emgoa ich huste {a chumki der Husten) u. a. m.
Unregelmäßige Zeitwörter (Verba defectiva).
Einige Zeitwörter, wie tit gehen, tes essen, n, ten, tden konnnen,
herankommen u. m. a. weisen verkürzte Konjugationsformen auf. Der Dual
derselben lautet gewöhnlich wie der des unverkürzten Verbs.
1. Präsens.
1. goa it (von tit) ich gehe kie it
gie it ga it (oder ini ger it)
ka it ta it
Mitt. J. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 5
66 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Die übrigen Formen sind regelmäßig: un tit, u tit usw. und nicht
un it, ut it.
2. Futur (erste Form).
ik yoa it i Me it
ik gie it ik ga it (ik ger it)
i ka it i ta it
,S. B'utur (zweite Form).
chi goa it di gie it usw.
4. Perfekt.
Sa goa it.
2. n von tden lierankoirnnen.
1 . Präsens.
Goa n ie den oder ie deren
gie n u ren
ka n ge den oder ge deren
kie n ta n
u den oder u deren ga n
oa den oder oa deren
2. Futur.
Ik goa n
3. Perfekt.
Sa goa n
4. Imperativ.
Gie n oder gie ren oder gie tden
ge den oder ge deren
3. s essen,
1. Präsens.
Goa s §a s
gie s US
Jea s ta s
kie s
2. Futur.
Ik goa s usw.
3. Perfekt.
Sa goa s usw.
4. Imperativ.
Gie s, sai gie s usw.
Anmerkung. 1. Unregelmäßige Formen von tes sind ferner u dres,
oa dres, ie dres, ge dres.
Ähnlich wie bei dem Zeitwort tes geht auch bei anderen Verben , die
mit einem ^-Laut beginnen, in einigen Konjugationsformen das t in dr
über, z B. u drachen wir beide sprechen, (Jen drachen ihr sprecht (von
tacken).
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 67
2. Das Zeitwort pin kommen, ankommen erleidet folgende Ver-
änderungen: der ^- Laut bleibt stehen, wenn ein Konsonant vorhergeht;
geht ein Vokal vorher, so wird p zu v, z. B. un pin, oan pin, ien pin,
ut pin, gen pin, goa vin, Jea vin.
3. Gewisse Zeitworter haben , wenn sie sich auf Substantiva der
1. Gruppe beziehen, in der 3. Pers. sing, ki, und ti für die 3. Pers. plur.
(bei Wörtern, die ein mit Vernunft begabtes Wesen bezeichnen), z. B.
/iw/ schnell sein , gehen , iachu fürchten , sich fürchten , .skius die Erde
nufwerfen, aufwühlen, 7iires weinen. Bei anderen Zeitwörtern lautet das
Pronomen der 3. Pers. sing, ku und in der 3. Pers. plur. iu, z. B. amig
töten, okmes waschen.
4. Andere Zeitwörter haben ka in der 3. Pers. sing, und ti im Plural,
z. B. käk lügen, kndk weinen, singen, teig singen, main tanzen, dedel an-
klopfen, tap fällen, hial pfeifen, tekmet tun, machen, nen bitten, beten,
mgim erblicken, schauen u. a. m.
.5. Wieder andere Verba haben in der 3. Pers. plur. (1. Gr.) beide
Formen zugleich: ta und ti.
6. Eine Anzahl Zeitwörter haben einen zweifachen Stamm, einen
abgekürzten und einen verlängerten. Bei Verben mit abgekürztem Stamme
lautet das Pronomen der 1. Pers. sing, meistens goa, l)ei dem verlängerten
meistens gu, z. B. :
goa snes und gu nes ich rufe
goa rkur » gu chur ich schenke, ich gebe
goa uoik « gu chuoik ich fliehe
goa matna « gu tmatna ich arbeite
goa ves « gu spes ich rode
goa nak » gu knak ich weine
goa g » Qu gag ich gehe
goa nismet » gu snismet ich zerreiße
goa van >• gu npan ich gebe
goa chuig » gu kguig ich salbe, ich reibe ein
goa igrem » gu gigrem ich gehe spazieren
goa iag » gu ikag ich gehe schnell
goa vig >• gu gpig ich steige, ich klettere
goa ichim » gu mkim ich pflücke Brotfrüchte
goa ual » gu lual ich pfeife
goa nkruim » gu nkruim ich störe
goa sep » gu psep ich falle
goa lu » gu tlu ich sehe
goa chal » gu Ikal ich verbiete
goa lak » gu tlak ich schäle ab
goa hil « gu Ihil ich sage
goa sal » gu Ihal ich gebäre
7. Andere Zeitwörter haben keinen zweifachen Stamm, sie ei-leiden
bloß Veränderungen im Anfangskonsonanten. Diesen Veränderungen paßt
sich auch das Pronomen der 1. Person an, das bald gu, bald goa lautet, z. B. :
68 Kaschee: Grundregeln der Bainingsprache.
gu tekmet und goa rekmet ich tue
gu tar » goa rar ich wasche
gu tapmet » goa rapmet ich fälle
gu tkut y goa rJcut ich grabe
gu tal » goa ral ich trage
u. a. ni.
8. Gewisse Zeitwörter, meistens solche, die das Pronomen nach sich
verlangen, lassen manchmal eine Verdoppelung ihres Stammes zu (s. auch
Passiv), z. B. :
häig sa und häigbäig sa hervorgehen, aufgehen
hrek pra und JcrechreJc pra schweigen
mos pra uud masmas pra ausruhen
pule sa und piikpuTi sa hervorgehen
pur ma und purvur ma wachsen, keimen
sug na und sugsug (su-sug) ?ia schweigen
Die übrigen Formen des Verbs.
1. Die negative Konjugation.
Die negative Konjugation außer beim Imperativ wird mittels der
Verneinungspartikel koasir. nicht, hergestellt, welche immer vor dem Verb
in allen seinen Konjugationsformen steht, z. B.:
koasir gu tmatna ich arbeite nicht
koasir ti nari sie hören nicht
koasir sug nacha er schweigt nicht
koasir aremut nairraigi wir lieben dich nicht
koasir ik goa it ich werde nicht gehen
koasir sai chie vin sie ist nicht gekommen
koasir sa uni nin wir beide haben nicht gekocht
2. Die fragende Form:
a) Bei P^i-gänzungsfragen ist dieselbe wie die Indikativfoi-m des Zeit-
wortes, z. B. : gie tl a igacha'? was siehst du? Goa tl a chdelka ich sehe
ein Känguruh. Gen tekmet nama igigetl was tut ihr? Uri spes wir roden.
Läi cha vin dav ari higa? kommt er heute oder moigen? Lara gie tinatna
däi choasir'i arbeitest du jetzt oder nicht?
b) In Entscheid Imgsfrage n werden dem Zeitwort gewisse Partikeln
vorgesetzt, wie köä, aekoa {i) ari etwa, vielleicht, z. B. : koa higa ri main?
(oder da ri main oder d ri main?), koasir, ta tdan hamar tama ur tanzen
sie morgen? nein, sie gehen auf die Saujagd. Koa sa Lömoam ka kdk?
hat etwa Lömoam gelogen? Aekoai gie tit sak Nävi? gehst du vielleicht
nach Nawiu? Ari gie hreig? schläfst du etwa? Ari goa tis nas? soll ich
selbst meinen Namen nennen ?
Rascher: Grundregeln der Baiiiingsprache. 69
3. Die Möglichkeitsform. — Nebensätze.
Hier werden die Verbindungswörter gebraucht: i, ha daß, damit,
auf daß, dt daß, aekoa ob, Jcurima daß nicht, z. B. a savireichi chie mir i
chie tl a mabücha die Leute gehen fort, damit sie den Tanz sehen. Dureik
ka Ihil hagoa, i Lömoam i aremka nagoa Dureik erzählte mir, daß Lömoani
mir zürne. Gie it gie lu, i aekoa Bumet ka vin geh und sieh, ob Bumet
angekommen ist. Ka snanpet nacha, i aekoa (oder i koa) cha nari, i ka tit
sainök ich fragte ihn, ob er ans Meeresufer gehen wolle. A cJioata ri
tuclmn, i ta tes gi die Männer sagen, daß sie dich töten werden. A igelta
ra tuchun, ip koasir (oder ip kumnai) ti tmatna die Knaben sagen, daß sie
nicht arbeiten werden. Gie ilu , i kurimai ri lui gi gib acht, daß sie dich
nicht sehen. Ka rkura goa rama gam , hu goa s get er gab mir Früchte,
damit ich sie esse.
Anmerkung, i ist in den meisten Fällen bloß Zeichen des Futurs.
4. Der Konditionalis.
Fr wird eingeleitet durch die Konjunktionen ai wenn, ani, ari viel-
leicht, etwa; es können dieselben jedoch auch fehlen, z. B. gie tmatna, du
gu rkurai gi oder ai gie tmatna, da gu rkurai gi wenn du arbeitest, werde
ich dich beschenken. Ai perhet na mahucha , da uri Hl wenn der Tanz vor-
über ist, werden wir Schreibunterricht halten. Gie tit sa va chövl, di gie
gag nama Baga wenn du in den Busch gehst, wirst du den Baiigaleuten
begegnen. Ani läi iv ur it sa vet ma Vuktas, dama hlur ama armrer sa
vraut wenn wir heute nach Puktas gegangen wären, so würden wir viel-
leicht von einem starken Regen überrascht worden sein. Ai iv ari läiv uri
spes ma mrer, da cha va naut wenn wir vielleicht heute gut gerodet hätten,
so würde er uns beschenkt haben.
5. Die Wunschform:
Sie wird gebildet mit der Konjunktion an vielleicht, wenn etwa,
wenn doch, oder auch mit dem Zeitwort nari wünschen, z.B. ari goa Mnki
ära! wenn das Messer doch mir gehörte! oder gtc nari, ik goa Mnki ära!
ich wünschte, daß das Messer mir gehörte!
6. Die Gewohnheitsform.
Die Gewohnheitsform kann ausgedrückt werden:
1. indem man das Zeitwort oder Adjektiv wiederholt;
2. durch die adverbialen Ausdrücke oarich oarik alle Morgen , jeden
Morgen, pra aren mani alle Tage, täglich, sa unun, sa unun jeden Abend,
alle Abend usw.;
3. durch den Ausdruck sa tu (sa ta, sa ti).
Bsp. ka main, ka main er hat die Gewohnheit zu tanzen, ka suau, ka
suau er hat die Gewohnheit zu stehlen, a Igik nacha, a Igik nacha er ist
wahr, aufrichtig, er lügt nicht. Oarich oarik da uri lil alle Morgen schreiben
wir. Sa unun sa unun da geni nen jeden Abend werdet ihr beten. Sa ta gu
70 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
gigrem ich habe die Gewohnheit spazieren zu gehen. A nanki sa ti chie nin
die Frau hat die Gewohnheit zu koclien. Sa tu ri gag samök sie haben die
Gewohnheit ans Ufer zu gehen.
7. Die Infinitivform.
Eine eigentUche Infinitivform existiert nicht in der Bainingersprache.
Unser deutscher Infinitiv kann auf zwei verschiedene Weisen wiedergegeben
werden, indem man den Infinitiv entweder in einen Haupt- oder in einen
Nebensatz auflöst, je nachdem es der Sinn der Rede erheischt, z. B. ka
drem ka Ul er versteht zu zeichnen. Un tir uni rar oder un tir, iv uni rar
wir beide gehen baden. A chlak nagoa, ik gu tat ama dulkaära ich bin
zu schwach, um diesen Stein zu tragen. Uri sui gi, gie teig oder uri sui
gi, ik gie teig wir lelu-en dich singen.
Passiv.
Eine Passivform fehlt. Sie wird durch das Aktiv umschrieben und
zwar durch die 3. Pers. plur. (vgl. hierzu das unbestimmte Fürwort),
z. B. Im koasir ti tmatna heute wird nicht gearbeitet, eigtl. heute arbeiten
sie nicht. Ta tes gi du wirst getötet. Ta taclien, i Dureik ka suau es wird
gesagt, daß Dureik stiehlt. Biga di ri main morgen wird (getanzt) man
tanzen.
\'on einigen wenigen Verben existiert jedoch eine Passivform, die
auf ähidiche Weise wie das Adjektiv gebraucht wird. Sie wird gebildet,
indem man den Artikel vor den Stamm des Zeitwortes setzt und die von
letzterem bedingte Präjjosition mit dem persönlichen Fürwort folgen läßt.
Der Stamm des Zeitwortes wird in diesem Falle meist verdoppelt, z. B.
a hug mena hinki oder a hinki ama bug meneicki oder a hughug mena hinki
oder a hinki ama hughug meneichi das zerbrochene Messer {bug zerbrechen).
A harbar da kaurka oder a kaurka ama harhar demka der zerspaltene Bam-
bus {bar zerspalten). A siksicli ama muga oder a muga ama siksika das
verfaulte Holz.
Hilfszeitwörter.
Die Hilfszeitwörter: sein, haben und werden sind der Baininger-
sprache fremd.
1. Sein, a) Vertritt sein die Kopula zwischen Subjekt und einem
prädikativen Eigenschaftswort, so wird es durch ein dem Subjekt in
Endung und Zahl entsprechendes, persönliches Fürwort ausgedrückt. Das
Eigenschaftswort wird auf diese Weise zu einem intransitiven Yerh und
wird auch gleich den Verben mit nachfolgendem Pronomen konjugiert, z. B. :
a nanki ama mriki die Frau ist gut (die gute Frau)
a vesemka ama reterka der Arekabaum ist gerade
a choata ama vit nara die Männer sind groß.
b) Verbindet sein zur Bezeichnung eines Zustandes ein Subjekt mit
einem substantivisclien Prädikat oder präpositionalen Ausdruck, so wird
es entweder mit ka oder bloß mit ama übersetzt oder auch na mit dem
Pronomen, z. B. :
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 71
a cham ha ama vu ama Agelura die Teufel sind schlechte Engel
Jca a ur a iQi ära unsere Wörter sind diese, so sprechen wir, so
drücken wir uns aus
ka ama meryet es ist gut, schön
]ca ama riikinara sie sind weise, schlau
a gamanlii ama ika oder i ama iJca die Taube ist ein \'ogel
Deo ama ioska amu merka nacha Gott ist ein guter Geist
ka va makekhi er ist ini Haus
ta yd a Iha sie sind bei den Küstenbewohnern.
c) Das Zeitwort kur sitzen, bleiben, wohnen kann auch in vielen
Fällen sein vertreten, z. B. a nanki churicJii vra lat die Frau ist in der
Pflanzung.
kttr kann auch ohne irgendwelches Pronomen sein bedeuten. In
diesem Falle steht es inuner am Anfang des Satzes, z. B. kur a eichi mara
r'mem es ist Wasser im Gefäß. Kur a ik mera muga es sitzen (sind) Vögel
auf dem Baum. Koa chur a achach a? ist jemand da?
d) Zuweilen ist sein überhaupt zu ergänzen, z. B. (joa va avetki ich
hin im Haus; goa mam{i) a das ist mein Ding da; ka a gen a nat das sind
eure Taros.
2. Haben. Haben wird stets mit einem Pronomen wiedergegeben,
■/.. B. goa mriem ich habe zwei Tarobündel. Koa Lamiska a g a agerkil
koasir a achik hat Lamiska eine Frau? nein, er hat keine. A chasna
ni gi a hin'} wieviel hast du Messer? A ratpes naget vier. Koaig i ama
ratpes na eleig Koaing hat vier Zehen. Koasir goa a g a luanka ich habe
kein Kleid. Koai gi a laÜ hast du eine Pflanzung? Koasir goa get ich
habe keine.
3. Werden. Werden wird durch die Partikeln ip fürs Futur und
sa für die A^ergangenheit, welche dem Eigenschaftswort oder Hauptwort
vorangehen , ausgedrückt , z. B. a igelka iv a gerhurka das Kind wird blind.
A hanicha sa a gerhurka oder sa a gerhur ama harucha der Greis ist blind
geworden. Jesu^ Kristus sa ama choatka nacha Jesus Christus ist Mensch
geworden.
Anmerkung. Können in der Bedeutung von verstehen wird
durch das Verb drem ausgedrückt, z. B. ka drem, i ka main er kann tanzen.
A Iba choasir ta drem i ti mhem a sareicha die Uferleute können keine Tanz-
masken verfertigen. A chumökmetka choasir ka drem i cha tacken der Säug-
ling kann nicht sprechen.
Nicht können im Sinne von nicht vermögen heißt duchup, das
dem Zeitwort angehängt wird , z. B. goa tit duchup ich kann nicht gehen,
uri teig duchup wir können nicht singen.
Beispiele zu den Verben: Gu man sa va avetki ich gehe (trete) in
das Haus. Gie tuachen a suvit du ahmst die Feinde nach. A savireichi
churichi da rik na lat die Leute sitzen außerhalb der Pflanzung. Ki em a
vrika er schwingt die Schleuder. Bugmet nagen ihr erschreckt. Kurimai
gie gnig fürchte dich nicht! Sa cha nari, gie neu er hat dich beten hören.
72
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Sai chie sal a ruis ama ratpes nara sie hat vier Kinder geboren. A uerTca
vraun wir beide freuen uns. Ti suruv a chrapJci sie trinken Wasser. TJ ris
uin wir nannten euch beide. Gi a rsavracha nagoa ich bin dein Sklave.
Kie Tcag satmit sie geht schnell, sie läuft. A iosJca nacha er ist arm. A
niracha bäighäig sacha die Sonne geht auf. Sa uri gug a ur a luan wir
haben unsere Kleider eingewickelt. Iv aremgen naut ihr werdet uns zürnen.
Koasir iv a chiripta sie werden sich nicht schämen. A urka cha tden, da
a daga chulkul ternka wenn ein Wildschwein kommt, wird der Hund bellen.
A nanini a agetki emini das Mädchen ist hungrig. A naniram a agetki emi-
ram die beiden Mädchen sind hungrig. A igelirag kiskisiegrig die Kinder
nießen. Gu mam gakgdkmetka mein Vater gähnt. Goa ruavik ama ruarta
meine Brüder sind linkshändig. Sa menepmenevuin ihr beide seid schläfrig
gewesen. A dag ama ränget die Hunde sind satt. A lap geri surup die
Kakadu trinken. Goa ras, ik gu hreig ich lege mich nieder um zu
schlafen. A nankina i ra tit a mug , i ti nin die Frauen werden um Holz
gehen , damit sie kochen. La choasir a nankina sa ra in heute haben die
P'rauen nicht gekocht. Iv u s ama chdelka wir werden ein Känguruh essen.
Gie ruchun dt gie teig setze dich und singe! Ik gu main, di gie gig mirk
nagoa ich werde tanzen und du wirst um mich herumgehen. Sa goa il
sa verset ich habe fertig geschrieben.
8. Das Verhältniswort.
1. Als Präpositionen gelter
Ba, hark, harak l"üi-, zu
hedeg bis
da auf, an, in, bei, um, zu, mittels,
innerhalb
da rik na außerhall)
mar, mer, mr auf, in, durch
men (meni) an, auf, über, durch, neben
met in, zu, bei, wegen, für
mirk um, herum
munkrup ma, pa chlichi na in der
Mitte, zwischen
na [nama) mit, aus, wider, an
nair von, durch, unter
namen {%) vor, von
nam/r mit
nanir um, nach
nasak während
nav (nev) navr zu, gegen, von, aus, an
nagel von, durch
nasar für, um
gel bei, neben, während
gelem bei, neben
gelemna na vmweit, neben, bei
gir {kir), girna na bei, neben
sa über, wegen, mit
sak . . . chames vor
sair zu
sak (sasak) an, hinter, nach
sar {sarein) zu , an , vor
sav {sev) in
pa, pra, pet m, nher, hinter, mit, von
pik an
pra — ut unter, unterhalb
t wegen, mit, auf, hinter
tik, tichem wegen, mit
tuar — tuar diesseits, jenseits
da . . . is am Fuß, am Rand, am .\n-
fang, im, am Grunde
sa . . . oves, pra . . . ves wegen
pik ara reg über, sak . . . reg hinter,
Gegensatz des räumlichen vor;
auch im übertragenen Sinn.
Rascher: Grundregeln der Balningsprache. 73
2. Beispiele zu den Präpositionen.
Ba, harak, bark. A huikl haun Tabak für uns beide. Ka sil hagen
er sagt zu euch. Ti tal a adap bamchaut sie bi-ingen Taros für uns. A Jiinki
luiclm bark oder bark ma Bumet dieses Messer ist für (gehört) Buniet.
Bedeg. Sa ut tmatna bedeg i ama Sontacha wir haben bis zum Sonn-
tag gearbeitet.
Da. A bie^ska da a migl eine Wunde auf der Lippe. Kie tisavet da
a r a ren sie denkt nach, sie besinnt sich (in ihrem Bauch). Gie oarnig dti
goa cJiames du schlägst mich an den Kopf (Stirne). Ta tit da chip sie gehen
mittels Lanzen, auf Lanzen gestützt. Da niracha {= gel a niracha) bei
Tag. Da niracha a a ren mittags. A chabaiki chie knak dama aren a r is
oder da arenk a r is der Kambaikvogel ruft während der Nacht (zur
Nachtzeit). A choata ri tmatna da lar a ger a ren die Männer arbeiten
innerhalb der Pflanzung. A duligl churigl da avetki a r a ren die Schiefer-
tafel liegt innerhalb des Hauses.
Mar, mer (met) mr. A ika cha mara rmiga oder mra inuga der A'ogel
sitzt auf dem Baum. A lapki chie tit mera sarichis der Kakadu tliegt in
den Lüften. Kur a luan mara gateichi die Kleider befinden sich im Küi-b-
chen. Ka igip mara ichiranas odei- na ichiranas er starb durch Zauber.
Läi ri breig met Rukiis heute schlafen sie in Rukus. Areboar da a ren mera
vuget er ist betrübt wegen seiner Sünden. A Itigi met goa paip Feuer für
meine Pfeife.
Mirkna. U tit mirk nara wir gehen um sie herum. Ka tkut wirk
nama achavet er gräbt um die Bananen herum.
Munkrup (ma), pa chlichi na. Ldmiska churicha munkruv a Ibeiem
oder munkruv ama Ibeiem Lamiska sitzt zwischen zwei Uferleuten. A vaska
cha munkrup mena lat der Brotfruchtbaum steht in der Mitte der Pflanzung.
Grie tal ama muga va chlichi trag das Holz in der Mitte (faß es in der
Mitte an).
Na, nama. A igelka cha tal a lamaseit na a rik der Knabe trägt ein
Kokosblatt in seiner Hand. Gu chut na huleichi ich grabe mit dem Spaten.
Jeni rar menanas na git die beiden bekleiden sich mit Blättern. Ti rekmet
nama länini na pünki a r a lan der Kamm wird aus Schildpatt verfertigt.
Ti hirin nara man ist böse auf sie, man zürnt ihnen. A Piiktaskina aremta
na Loankina die Puktasleute zürnen den Loan. Ka pnap na a oveska er
verneigt sich.
Nair. Goa chietdem ini nair Mainam ich erhielt es durch (von)
Mainam.
Kamen. Ki chuoik namenagoa er flieht von mir. Ta mit namena
hinki sie haben das IVIesser vergessen. A agelucha cha noa naiem namena
Paradis der Engel vertrieb beide aus dem Paradies.
Namr. Gie Imel a gam namra muga pflücke Früchte vom Baum!
Goa r a vesemka namra gateichi ich nehme eine Arekanuß aus dem Körb-
chen. Ta mat namra suvit sie ahmen die Feinde nach. Goa tat namra Iba,
i gu tmatna ich ahme die Uferleute in der Arbeit nach.
74 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
Nanir. A machracha cJm mas nanirgoa die Steinkeule liegt vor mir.
Gie it nanir ama alau hole, suche Eier! Kur a IvsM sah goa chames der
Gemüsetopf steht vor mir (= vor meinem Angesicht).
Nasak. U tit da uri mlei nama ur nasach ama armriki wir suchen
nach Wildschweinen während des Regens.
Nagel, ü tit nagel iak wir kommen von jemand. Goa vin nagehmka
ich komme von ihm.
Nasar, nah. A cliasna nama nar, ik gu tal get nasar ama luanka?
wieviel Taros muß ich füi- ein Kleid bringen? Lömoam koarii ka nachrun
wo ist Lömoam? er ist hinter uns beiden. Geni maravit sak goa reg ihr
steht hinter meinem Rücken.
Gel. A muga cha mas gel (oder wfwo) a avetki der Baum liegt neben
dem Hause. A Puktaskina ri main gel ama Bagaichina die Leute von Puktas
tanzen bei denen von Bangga. Gel ama niracha bei Tag.
Gelemna na. Ka tmatna gelemna na Rivun er arbeitet in der Nähe
des Riwuiibaches. Sa u tden gelemna na Nävi wir sind bei Nawiu ange-
kommen.
Gir, girna na. Gu mam kuricha girgoa mein \'ater wohnt bei mir.
A vaska vurvur maclm cliir ama vesemka der Brotfruchtbaum wächst neben
dem Arekabaum. Kur a lat girna na avetki die Pflanzung ist neben dem
Hause. A choata sa ra vin girna naut die Männer sind zu uns gekommen.
A chamulkuska vurvur macha mena dul girna na eichi die Kamulkuska (Orchi-
deenart) wächst in der Nähe des Wassers an Felsen.
Sa. Ta tacken sa Lömoam, sie sprechen über Lömoam. A uerka
vragoa s?i goa lat ich freue mich über meine Pllanzung. Ka tit sa tavet er
trägt Tawet (Mise, japon.) bei sich, ergeht mit Tawet fort, er entfernt sich
mit Tawet.
Sair. Geni tavlag sair gu nan geht zu meiner Mutter zurück. A
Igieska diu rut na nanki sairut der Häuptling führt die Frau zu uns. Sa
la ra mit sair ama Baga sie sind heute zu den Banggaleuten gegangen.
Lara ra liav a vlemka sair a tik jetzt fangen sie ein Schwein zum Feste.
Sak, sasak. A bieska sak goa reg ich habe eine Wunde am Rücken.
Ka rar demut sasak Loan er führt uns nach Loan. Kur a htdeichi sak gi
a reg der Spaten liegt hinter dir. Jen mit sak Nävi die beiden gehen fort
nach Nawiu (s. auch sa vet).
Sar sarem. Gie ruir saremgoa gehe vor mir! Gu surup sar Lömoam
ich trinke vor Lömoam. Ti nin sdremgi sie kochen vor dir.
Pr, Savr, sep, pet. A mlaoski vra eichi der Kahn ist im Wasser.
Gie n, iv un tit sa vra lat komm, laß uns beide in die Pflanzung gehen!
A savireichi chie teig sa vrant die Leute singen auf uns. Gie tu gi a gateichi
vra leichi stelle dein Körbchen an die Tür. U tkut sa vra muga a a ribit
wir graben um den Stamm des Baumes. Miclmel ka noa nama vu ama
Agelura sa vra Iteig Michael stürzte die bösen Engel in das Feuer. A areska
sa vra ur a gug Salz zu unserem Gemüse. A ut mamiem aries preiem pra
Paradis unsere Stammeltern freuten sich im Paradies. Deo sa cha reJcmet
nama husupka da nama evetki vra garichit na aren dat demki Gott schuf den
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
75
Himmel und die Erde in sechs Tagen. A choafa ra tes na sa vra nanlä die
Männer stritten untereinander wegen einer Frau.
Pra — rut {ut). Kurttt pra husupha ut wir sind unter dem Himmel.
Pra leichl ntt unter der Tür. Pra evetki rut unter der Erde. Pra eichi ruf
unter dem Wasser.
PiJc. A hiska pik yoa chenem eine Kette an meinem Hals. A hies
picht a nankina a r sachag die Frauen haben Wunden im Gesicht.
ta, tern. A savireichi chie tesna ta nanki die Leute streiten wegen
einer Fi-au. Gu churai yi ra hinki ich besclienke dich mit einem Messer.
Url tiima remta wir lachen über sie.
Tik, tichem. Kurimai gie tres tichemgoa verstecke dich nicht vor
mir. A ruimini ini geri tres tich ama daga das Kind versteckt sich vor dem
Hunde.
Tuar — Titar. Torötea churicha mar na Gcnanki, di ki goa clmrujoa
ruar Torotea wohnt jenseits Genanki und ich diesseits.
Sa . . . oves. Den cha tes ut sa vra ur a ruacJia a oves Gott straft
luis wegen unseres Bruders. A igelta ra tes na sa vra adav a re ves die
Knaben streiten um das Essen (Taros).
Da . . . (s. Da chövl a r is am Saum des Busches. Da ratem a r is
auf dem Boden des Grasfeldes. Da eichi a r is am Boden des Wassers.
Da Idr a r is am Rand der Pflanzung. Ka 7nit da hurki a r is er ging an
den Zaun.
Anmerkungen zu den Präpositionen. 1. Manche Verba, die im
Deutschen mittels einer Präposition konstruiert werden , entbehren einer
solchen im Bainingischen , z. B. tes Krieg führen. A 1ha ra tes ama cMchat
die Küstenbewohner kämpfen mit den Bainingern. Piy klettern, es sich
umwickeln, mrir lierabsteigen.
2. Manche der Präpositionen sind zusammengesetzt aus einer Prä-
position und einem Umstandswort oder Hauptwort, z.B. gelemna na, girna
na usw.
9. Das Umstandswort.
1. Adverbien der Zeit.
lära, ka lära jetzt eben, jetzt, soeben
im Augenblick
nach as ka lära jetzt eben, soeben
la, läip, läi heute, seit einiger Zeit
nach aisa Ja vor — , seit einiger Zeit
ka luaiet, ka lära jetzt im Augen-
blick
as läip heute noch , jetzt , bald —
nach einiger Zeit
mur, madu früher, ehemals , seit einiger
Zeit, vor langer Zeit
mä sa mur vor sehr langer Zeit
higa morgen (Gdvit: halda)
oarik hol in der Frühe
higa da oarik, läiv oarik, läip da oarik
morgen in der Frühe
la oarik heute in der Frülie, heute
Morgen
oarich oarik, halbal sehr frühe (,jeden
Morgen)
a ger ama aren, na ka ger ama aren
einige Tage
76
Rascher : Grundregeln der Bainingsprache
der
areip eines Tages
areipma, maiei eines Tages (
Zukunft)
pin a aich ama arenki eines Tages (in
der Vergangenheit)
mäni gestern
mani ravano vorgestern
tavano übermorgen
a aber na aren, mika na aren oit (auch
23ra arm)
mas iuuner, für immer, sehr
namr zuerst
sies, sichies, maka wieder, abermals,
nochmals
nasat, navasasat . tavano nachher, hier-
auf, dann
pa aren im Dunkeln , nachts
da arenk a ris, da ama aren a r is,
pra arenki nachts
da a chorevetki beim Mondschein
sa unun abends
da niracha, gel a niracha bei Tag.
2. Adverbien des Ortes.
a, ära, ti {sa ri, sasa ri) hier
iei vielleicht hier
na ri, ka na ri von hier
koa^ koari^ koaridi? wo? wohin 1'
na choa ri'i von wo? von woher?
puk, pit {ivit) oben, droben
pusup oben , droben
nai vuk, na vusup von oben
nai Vit von oben
ina vuk von oben herab
mana evet auf der Erde, am Boden
mas durch, hindurch
amuk dort, drüben
la amuk dort drüben
lucha ama cha muk dieser dort
Iura ama cha muk die Personen dorl
lugera ama cha mnJc die Dinge dort
da rik draußen
\daara ren drinnen
! imak drunten
nai mak von unten
imani drunten (auch ajna mani)
I na imani von unten
I temani unten (am Boden)
ivuk oben (in der Nähe)
dvano, avdvano droben (weit weg)
bii churi bloß, unbeschäftigt
pa unes im Schatten
pa chöol im Busch
pa inim im jungen Busch
gelemna in der Nähe
gis weit, fern
da egerkig am Strand {dagerkig, de-
gerkig)
sa da egerkig an den Strand
taguir anderwärts, hinaus, nebenan
3. Adverbien der Art und Weise.
perhet genug, fertig, sa goa ver^e^ ich j wm/ abschüssig, steil, vorüber, vorbei
bin fertig
sa chap genug, fertig, sa chapgoa
a mrer, ma mrer, a mres gut, schön
ma vik schlecht, ka teig ma vik er
singt schlecht
a vucJia, a vura, a vuget er ist schlecht,
sie sind schlecht
tachorära , tachorä so , auf diese Weise
tachoar wie, tachoar viadü, madu ra-
cJioar wie früher
savaremna gleich sein
weswegen;
(gehen)
ia7 ivaf eviva? warum!
neik allein, bloß, nur
naka doch , bloß , nur
Sana? wie?
ka nana? wie ist es? wie verhält es
sich damit?
ma gerksu^ allein
menana übereinander, aufeinander,
nebeneinander
na demna (demna) nebeneinander
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache
77
icJiat herum
pa beinahe, fast
manep tief
duchup vergeblich, umsonst (s. oben
niclit können)
a cliasna^ wieviel?
sa vra igachal weswegen?
a Igik, wirklich, wahrlich, in der
Tat, wahr
asmiru, endlich
malet, maden sehr, stark, fest
marik wenig, etwas, nicht lange
ma aber viel
merdcJias allein
temna zusammen
Anmerkung zu ihag und tah.
ma irikpet im Zickzack {= a igurik-
metki)
ma reter gerade, aufrecht
Jcüre, TcuMre warte, halt, genug
as kukwre warte noch !
Ärowe? ist es wirklich so?
meni quer
pa treses im ^''ersteck
ikag , tag schnell, rasch (nur in Ver-
bindung mit dem persönlichen Für-
wort)
Jiatmit schnell, sofort (in Verbindung
mit ikag gebraucht)
tale langsam (nur in Verbindung mit dem
persönlichen Fürwort gebraucht.)
Die beiden Adverbien schnell und
langsam werden auf folgende Weise in der Bainingersprache wieder-
gegeben , z. B. : ha tes M kag oder M kag sa s?nes er ißt schnell , ka teig ki
kag oder ki kag sa teig er singt schnell, gu maln gu ikag oder gu ikag sa
main ich tanze schnell, gie tach a smes oder gie tak ma smes du ißt langsam,
gu tach a tmatna ich arbeite langsam, kie tach a main sie tanzt langsam,
gie tach a tmit (nicht gie fach a tit) gehe langsam, uri tach a mrachen wir
reden langsam.
4. Adverbien der ^"erneinung.
koasir nicht, nein {Taunit: koasik)
kuku nein, durchaus nicht, nichts (Gavit: kukan)
askoasir, as kuku noch nicht, doch nicht.
5. Adverbien der Bejahung.
ce, echerer, ä (indem man zu gleicher Zeit den Kopf schüttelt) ja
ka ehoia ja gewiß , es ist so
saka wohlan!
luchaiet das ist es.
6. Adverbien der Möglichkeit.
ari, ani, oan vielleicht
ari rik, rieh ari vielleicht, wahrscheinlich
koa^ etwa? (= aekoa{i]) {koar)
ei ob.
Beispiele zu den Adverbien. Nach as ka lära cha tit na ri so-
eben ist er von hier weggegangen. Dco mur ka rekmet nama husupka yov
Zeiten schuf Gott den Himmel. Biga da oavik da uri gigrem morgen in der
Frühe gehen wir spazieren. La oarik di gie oami goa heute Morgen hast
du mich geschlagen. Oarich oarik da geni sunas jeden Morgen habt ihr
Unterricht. Koai gie nari, ra fachen'} hörst du sie spi-echen? A lapki
78 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
aviiJs; mera muga i chie tes a gam der Kakadu da oben auf dem Baume
frißt Früchte. Fa da un igip nama aremJci wir beide wären fast an der
Krankheit gestorben. Kasna da verser i gie Icnalcf wann hörst du auf zu
weinen ? A igelta ama vierta choasir ti Tcdk td re mam gute Kinder belügen
ihren Vater nicht. Gie tmatna racJioar mani arbeite wie gestern! Koasir
gie nari, i gi a uenika cha tit sa gelemgoa^ eviva^ warum willst du nicht,
daß dein Sohn zu mir kommt? Gen mrachen ia? warum sprecht ihr?
Kurigi va unes , i kurimai gie tamar bleib im Schatten sitzen, damit du nicht
krank wirst. Gen drachen sa igaclia^ worüber sprecht ihr? A ios temani va evet
die Geister sind unter der Erde. A rdlitka imaJc pra evet der Wurm unten
am Boden. Gi a ruacha choari7 wo ist dein Bruder? Ka lil ma mrer
er schreibt scliön. Jen tit sa vra damki ivit die beiden gingen den Berg
hinauf. A a ruis ti nari, i ri Ikal a re mam, dap ti Ikal ka duchup seine
Kinder wollten ihn trösten , sie vermochten es aber nicht. Ai sies gie ravlag,
di gie ral goa Mnki wenn du zurückkehrst, so bring mein INIesser mit. Ka
mgim nasat er wachte nachher auf. A nat kuriget m.enana die Taros liegen
nebeneinander. Gie tu a mru na demna stelle die Tarobündel zusammen!
Koar ama Igich i cha suau% ka ama Igik ist es wahr, daß er gestohlen
hat? es ist wahr. A eska cha tit ma irikpet der Weg geht im Zickzack.
A igurikmetki na Rivun der Rivimbach hat viele Krümmungen, fließt im
Zickzack. Tika a ur a ruacha cha igip auch unser Bruder ist gestorben.
Kurimai sies gie ravlag sep goa chrigi komme nicht wieder in mein Gehöft!
Kure, areip gie igip mera agetki warte, eines Tages wirst du des Hungers
sterben. Oarich oarik häighäig sacha nava avetki da cha sne^ jeden Morgen
geht er aus der Hütte und jodelt. Koa goa levupki as ama iameski? lebt
meine Schwester noch? Koasir, mani ravano chie igip nein, vorgestern ist
sie gestorben. Ka lära gen ikag satmit ha gel gu mam di geni ruchun tacho-
rära: a uerka vraigi malei, gi a uemka as ama iameska jetzt geht schnell
zu meinem Vater und sprechet so: freu' dich sehr, denn dein Sohn lebt
noch. Gie n ina vuk di churigi sa ri gelemut komm herab und wohne hier
bei uns! Asmiru ra vin, i ri tmatna endlich kommen sie zur Arbeit. A
igelta ama migiesta ri tlv ichat mas pa lil a r a avetki die faulen Kinder
schauen in der Schule stets herum. Gie ruir, da kurimai churigi mena eska
geh voraus und bleib nicht am Wege. A ika cha revrep sa gis mera harichis
der Vogel fliegt hoch in die Lüfte.
10. Das Verbindungswort.
ai — da wenn . . . dann, so
bai — da wenn . . . dann
i weil
ba daß, damit
/ ari daß etwa
i kurima, bu choasir daß nicht, damit
nicht
den sowohl — als auch
ki , tika auch
gen, da gen und (steht zur Verbindung
von Personen und Dingen im Sin-
gular, Dual und Plural)
kan und (steht zur Verbindung von
Personen und Dingen in der Ein-
zahl (1. Gr.))
chien und (steht zur \'erbindung von
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
79
Personen und Dingen in der Ein-
zahl (2. Gr.)
ten {e in tm klingt oft wie a) und,
(steht zur ^'erbind^ng von Personen
im Plural (1., 2. und 3. Gr.)
gen und
da und, steht zur Verbindung von
Verben, Pronomina und Substan-
tiven (Sing, und Plur.)
dat und
dap aber
dap, da, däi oder
koarik — Ttoarik oder, entweder — oder
ar — ar oder, entweder — oder
Beispiele zu den Verbindungs Wörtern. Ai iv ama chorevetki,
dama sareichi wenn der Mond wieder aufkommt, findet der Tanz statt.
A nankina ri suchuv a lochupki, i ip biga da tik die Frauen kehren das
Gehöft, weil morgen Fest ist.
A choatka dama nanki der Mann und die Frau. A choariem dama
nanim die beiden Männer und die beiden Frauen. A choata dama nankina
die Männer und die Weiber. A choatka chan ama nanki der Mann und
die Frau. A choariem ien ama nanim die beiden Männer und die beiden
Frauen. A choata ren ama nankina die Männer und die Frauen. A choatka
da chan ama nanki der Mann und die Frau. A choariem da ien ama nanim
die beiden Männer und die beiden Frauen. A choata da ren ama nankina
die Männer und die Frauen. A choata da gen ama nankina die Männer
und die Frauen. A choata gen ama nankina die Männer und die Frauen.
A daga chan ama chaiopki, a daga dama chaiopki, a daga gen ama
chaiopki, a daga da gen ama chaiopki der Hund und das Huhn.
A dagiem ien ama chaiovim, a dagiem dama chaiovim, a dagiem gen
ama chaiovim,, a dagiem da gen ama chaiovim die beiden Hunde und die
beiden Hühner.
A dag gen ama chaiop, a dag dama chaiop, a dag da gen ama chaiop
die Hunde und die Hühner.
A richit gen a richigl, a richit dama richigl, a richit da gen a richigl
der Arm und die Hand.
A richisim gen a richigrim, a richisim gen a richigrim, a richisim da
gen a richigrim die beiden Arme und die beiden Hände.
A richisig gen a richigrig , a richisig da gen a richigrig die Arme imd
die Hände.
11. Das Empfindungswort.
arm !\os, also auf, dran ! (bei der Arbeit)
di, aef jsi, richtig, wirklich, was nicht
gar!
hau (indem man zu gleicher Zeit mit
der Achsel zuckt) doch nein, keines-
wegs, nicht im geringsten
oai, u! um jemand zu rufen
oe, goa ak, goa arei! Ruf, um die
Aufmerksamkeit jemandes zu ge-
winnen
achai! Ausruf der Verwunderung, des
Erstaunens
haik, hak! Ausruf der Verwunderung
sdka! fertig! Ausruf nach Beendigimg
der Arbeit, Aufruf zur Flucht
kövef so? wirldich?
ave! ja.
natürlich
ui! Ausruf vor einer schweren Arl)eit
dkin! Ausruf des Staunens
80 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
m. Satzlehre.
1. Einfaches Subjekt und Prädikat.
A. Subjekt.
a) Wenn das Subjekt ein persönliches Fürwort und das Prädikat ein
Zeitwort ist, so steht es vor oder nach dem Prädikat, je nachdem das
Zeitwort das persönliche Fürwort vor oder nach sich verlangt, z. B.: goa
lu ich sehe, gu nari ich will, uri lual wir pfeifen, maspraut wir ruhen aus,
a chreika vraut wir fasten.
b) Wenn das Subjekt ein hinweisendes Fürwort ist, so steht es vor
dem Prädikat, z. B.: lucha cha suau dieser stiehlt, lAgl aiet hug menigl
dieses da ist zerbrochen, Lura mani ri tmatna da läi ra ir, i ti sagar diese
haben gestern gearbeitet inid heute gehen sie zum Fischen.
c) Ist das Subjekt ein Substantiv, so wird es in der Regel dem
Prädikat vorangesetzt, z. B. : a mabt'icha sa verset nacha der Tanz ist be-
endigt, a vaska cha sep der Brotfruchtbaum fällt, a ruimirag geri tamar
die Kinder sind krank.
Anmerkung. 1. Die Zeitwörter: kur sitzen, bleiben, sein, wohnen,
liegen und kudas nicht wollen, sich weigern, welche vor ihrem Subjekt
stehen können, nehmen in diesem Falle überhaupt kein Pronomen an, z. B.:
Kur a Iteig pra ririveichi die Zündhölzer liegen auf dem Tisch. Knr a
luanka mena evet das Kleid liegt auf dem Boden.
2. Das unbestimmte Subjekt man wird durch die 3. Pers. plur. aus-
gedrückt (vgl. oben Passiv).
B. Prädikat.
Ist das Prädikat a) ein Verbum, so richtet es sich nach seinem Subjekt.
Dabei ist im einzelnen zu beachten:
1. zu welcher Gruppe das betreffende Subjekt gehört,
2. ob es in der Einzahl, Zweizahl oder Mehrzahl steht,
3. wenn es zur 1. oder 2. Gruppe gehört und Personen bezeichnet,
so ist d;is Pronomen der 3. Pers. plur. ein anderes für Personen und ein
andei-es für vernunftlose Wesen,
4. endlich, steht das Pronomen nach, so nimmt das Zeitwort bei den
Ableitungen die Endung des Substantivs an, z. B.: A aneska cha tes a
achavet der Papagei frißt Bananen. A anes ga te-i a chavet die Papageien
fressen Bananen. A makeichi churichi vet ma Viirar das Haus steht auf dem
Platz, genannt Pin-ar. Bumet ka tit na nanki sa gel a Iha Bumet begegnete
einer Fran, welche zu den Küstenbewohnern ging. A choatka cha rar der
Mann badet. A choata ri tar die Männer baden. A nanki chie tar die Frau
badet. A nankina ri tar die Frauen baden. A lapki a r a migl ama irichigl
des Kakadus (sein) Schnabel ist gebogen. A lav a r a migrig ama irichigrig
Rascher: Grundregeln der Bainingspraclie. 81
der Kakadus (ihre) Sclinäl)el sind geljogen. A garvdp K-iirdp mara
die Schleiidersteine liegen im Körbchen. Mdra a vista die Leute frieren.
A ndmirag a visirag die Kinder frieren.
b) Ist das Prädikat ein Substantiv, so muß es mit dem Subjekt im
Numerus und, wenn es einen männlichen oder weiblichen Personen- oder
Tiernamen bezeichnet, auch in der entsprechenden Nachsilbe des Subjekts
vielfach übereinstimmen, z. B. : A chamki i ama ioska oder a iosJci die
Kamki (eine mythische Schlange) ist ein Teufel, Seele, Geist. A lapki i
ama iki das Kakaduweibchen ist ein weiblicher Vogel.
c) Ist das Prädikat ein Adjektiv, so i'ichtet es sich in allem nach
seinem Subjekt, ähnlich wie das Verb mit nachfolgendem persönlichen
Fürwort, z. B. : A virki ama vuichi die Keule ist schlecht. A chachracJia
ama harucha der Baininger ist alt (ein Greis). A chachar ama harura die
Baininger sind alt. A chivini ama mrini die kleine Lanze ist schön. A
chhirag ama mrirag die kleinen Lanzen sind schön. A lahar ama nanget
die Raben sind Weibchen. A lahar ama choatget die Raben sind Männchen.
A daga ama asuamka der Hund ist diebisch. A dag ama asuamget die
Hunde sind diebisch.
d) Ist das Kollektivum — a savireichi die Menge, die Leute, viele —
Subjekt, so richtet sich das Prädikat zuweilen im Numerus nicht nach der
grammatischen Form des Kollektivums, sondern nach dem Sinn desselben,
z. B. a savireichi chie rbur oder ri rhnr die Leute zürnen.
2. Häufung von Subjekten und Prädikaten.
a) Bei mehreren Subjekten steht das Zeitwort in der Zweizahl oder
Mehrzahl , z. B. : A agerim ieni snes nanir a ien a ageriem die beiden Weiber
rufen nach ihren beiden Männern. Goa arei ri rar a rim meine Leute
pflanzen Taros. A ik geri tach a r a avet die Vögel bauen ihre Nester.
A ur a lat sa verset naget unsere Pflanzung ist fertig bestellt. A igelta ri
hirtich a rim di ri rat get die Knaben schneiden die Taros ab und pflanzen
die Ableger.
b) Sind die Subjekte Personen und Sachen von verschiedenen
Endungen, so richtet sich das Prädikatsverb oder Adjektiv gewöhnlich
nach dem zunächststehenden Subjekt, z. B.: A nat gen ama chavrirag ama
iamesirag die Taros und Bananen sind frisch (neu). A igelta ren ama dag
ama asuamget die Knaben und Hunde sind diebisch. A nanirag gen ama
nankina ama chiripta die jMädchen und Frauen sind verschämt.
c) Bestehen die Subjekte aus Substantiven und Pronomina oder aus
lauter Pronomina, so richtet sich das Prädikat nach dem Pronomen des
dialogischen Verkehrs , d. h. die erste Person geht der zweiten und dritten
und die zweite der dritten vor. Was die Zahl betrifft, so steht das
Prädikat in der Zweizahl oder Mehrzahl, je nach der Zahl der Personen',
' Ich und du heißt nicht goa du gl, sondern gun.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt.
82 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
bette meidet er. Seine größte Sorgfalt widmet er der Kultur der Taros,
während er hinsichtlich seiner Hütten und persönlichen Reinlichkeit eine
auffallende Gleichgültigkeit zeigt. Er kennt kein Geld, noch zeichnet er
sich sonst durch besondere Fähigkeiten oder irgendwelchen Kunstsinn aus,
die ilm vor seinem Nachbarn vorteilhaft hervorstechen ließen.
Wie in seinen Gepflogenheiten und seinem Äußern, so unterscheidet
der Baininger sich auch von dem Küstenbewohner durch seine Sprache.
Nicht nur der Wortschatz, sondern auch der Aufbau der Sprache ist ein
anderer. Der Prozentsatz derjenigen Wörter, welche mit Bezeichnungen der
Küstensprache wurzelverwandt sind, ist ein sehr geringer; meistens sind es
Namen von Vögeln und Tieren, ferner die Bezeichnungen von Vater und
Mutter, die mit Sicherheit als verwandt gehalten werden können. Doch
ist hierin zu bemerken, daß ein Einfluß der Küstensprache sich nur da nach-
weisen läßt, wo der Baininger Grenznachbar der Uferleute ist. oder in einem
Hörigkeitsverhältnisse zu dem Küstenbewohner steht. Je mehr man ins Innere
dringt, und je geringer die Beziehungen der zwei Stämme zueinander werden,
desto seltener stößt man auf Spuren einer Verwandtschaft in der Spraclie.
So einfach die Küstensprache, so erschreckend groß tritt uns der
Formenreichtum des Bainingischen entgegen. Dieser zeigt sich besonders
in der Fähigkeit, die verschiedenen Stadien eines und desselben Dinges
durch ein einfaches Suffix zum Ausdruck zu bringen. Auch unsere Ablei-
tungen im Deutschen stehen hinter der großen, dem Bainingerdialekt eigen-
tümlichen Bildungsfähigkeit zurück. So können wii- z. B. im Deutschen
von Mann w'ohl die Diminutivform Männlein oder Männchen bilden, das
ist aber das Weiteste, was wir in der deutschen Sprache erreichen können.
Wollen wir noch andere Stadien der Entwickelung oder des Baues vom
Manne ausdrücken, so müssen wir uns mit Eigenschaftswörtern behelfen
imd sagen: er ist ein lang gewachsener, ein untersetzter Mann; — nicht so
der Baininger. .Seine Sprache gibt ihm die Möglichkeit an die Hand, alle
die verschiedenen Stadien im Werdegang oder im Sichbefinden eines Dinges
durch ein Suffix auszudrücken, das der Grundbenennung des Dinges angehängt
wird. Er benötigt niclit der Beihilfe von Eigenschaftswörtern. So sagt der Bai-
ninger: a choatka der Mann, a cJiodrini der kleine ISIann, das ^Nlännlein, a
choarit der schlanke, lang gewachsene INIann, a chocirem der untersetzte INIann.
Ein weiteres Merkmal des Bainingeridioms besteht darin, daß es
eine flektierende Sprache ist. Damit tritt sie aus dem Zusammenhang mit
der melanesisch-polynesischen Sprachgruppe heraus, \\m eine Sonderstellung
für sich einzunehmen.
Die Baininger bilden die verschiedenen Numeri nicht wie die anderen,
bis jetzt in der Südsee bekannten Volksstämme. Bei Bildung der Numeri
bedienen sie sich nicht der Beihilfe von gewissen Wörtern, sei es Für-
wörtern oder Zahlwörtern, die dem Substantiv vorausgehen oder folgen,
während das Substantiv selbst stets unverändert bleibt. In der Baininger-
sprache gibt es eine Flexion. Die Wortendungen werden veiändert, um
die verschiedenen Numeri zum Ausdrucke zu bringen. Während z. B. der
Oststamm der Gazelle sagt: a davai der Baiun oder ein Baum, a iira davai
Rascher: Grundregeln der Bainingsprache. 83
Anmerkung. Ein eigentliclies ziirückbeziehendes und bestimmendes
Fürwort ist nicht vorhanden. Deutsche Relativsätze gestalten sich wie folgt:
Gie rekmet na Una, i mani goa i-uchnn naigi tu das, was ich dir gestern ge-
sagt habe. Koaiy ha ial a huikiy ti rkur a ger mam nasar a nat oder harach
ama nat Koaing trägt den Tabak, man hat gegeben ihn seinem Vater für
die 'Faros. A choafka, a rekmeneim i ur ag nacha, däi sa lära cha igip der
Mann, dem wir vor zw-ei Tagen begegnet sind, ist lieute gestorben. A rim,
mäichi chie mu get pra ririveichi vra ur a locJmpJci da achaJc ka suau remget
da arenka r is die Taroableger, welche meine Mutter auf das Gerüst in un-
serem Hof gelegt hat, hat jemand heute Nacht gestohlen. Koasir u tkur
Jura da aremta naut wir beschenken die nicht, die uns zürnen. A repki
choaridi, i gie tav a vesemka naichi'^ "Wo ist das Beil, mit dem du den
Arekabaum gefällt hast? A eska a i mur itt mit nepka sa vra Baga das ist
der Weg, auf dem Avir früher nach Bangga gegangen sind. A achach i cha
vlag iak , da cha rekmet nama vuget ein jeder (derjenige, welcher) einen tötet,
tut Böses. Luchära choasir ka tmatna, da läi choasir ka s wer nicht arbei-
tet, soll heute nicht essen. Lära ri tmatna , dai higa da vi gigrem diejenigen,
welche heute arbeiten, gehen morgen spazieren. Gu nara, i ra tit samök
ich gehe mit denen, die sich an die Küste begeben.
4. Ergänzung.
a) Die Ergänzung im Akkusativ steht nach dem Prädikat, z. B. goa
tis gi a arenki ich nenne deinen Namen. Ta tis un ia^ Warum nennen sie
uns beide beim Namen? A a ruacha mäni cha tirekmet a gamanki sein Bru-
der schoß gestern eine Taube. Ayii chie tes uin vielleicht straft sie euch
beide. Eva chie Imel ama gam di chie mes get Eva pflückte Früchte und aß
sie. Deo cha chal ur, iv uri kdk Gott verbietet uns zu lügen. A chavilki
ruemka cha su ut ama teig oder rama teig oder sa teig der Weiße lehrt uns
Lieder. Luich ama nanki chie sal a aber na ruis diese Frau gebar viele
Kinder. Lauer koasir ka rhur ut , däi chi achu ut Lauer zürnt uns nicht,
aber er fürchtet uns. Gu mam ka rer a nat, da gu nan kie hirtich aget mein
Vater zieht die Taros aus imd meine Mutter schneidet sie ab. Gie tak gi
a richigl nanir ama hinki du streckst deine Hand nach dem Messer aus. A
ahriki nama chachat ta drem ama Ibeigl , da choasir a ga Ihacha cha drem a
chachrigl viele Baininger sprechen die Ufersprache, aber kein Ufermann
spricht die Bainingersprache. Diireik ka tal a nat i rdriem da rdriem Dureik
bringt Taros, zwei und zwei (Bündel).
b) Viele Zeitwörter, welche im Deutschen transitiv sind, werden im
Bainingischen intransitiv gebraucht und das Objekt, das im Deutschen im
Akkusativ stehen würde, wird in der Bainingersprache mittels einer Prä-
position mit dem Zeitwort verbunden, z.B. Gie nari sa vra igachal Was
hast du gehört? Ka rekmet na igigeti Was tut er? A saviracha cha mlei
nanir un, i ku oamig un der Feind sucht nach uns beiden, damit er uns
töte. Sa unun ieni nkavöp nanir a igelka sagel a a mata, da choasir ta drem
84 Rascher: Grundregeln der Bainingsprache.
sa vracha als es Abend geworden war, fragten die beiden nach dem Kinde
bei den A'erwandten, aber sie wußten nichts von ihm. A atem ga ves nas
ta rucJia nepka die Nebel verhüllen das Meer. Goa mit namma suleichi, madu
gti tmatna naicM ich ging vom Spaten (ich vergaß), mit dem ich früher
gearbeitet habe. Goa chur iah, du yoa met niak ich beschenke den einen
und schlage den anderen. A Iba choasir ta drema ut, da choasir ta drem sa
vra ut die Küstenbewohnei- kennen uns nicht und denken nicht an uns.
5. Vom Zeitwort.
1. Das Präsens wird in der Bainingersprache oft da gebraucht, wo
wir im Deutschen das Imperfekt oder Perfekt haben, so bei Erzählungen.
Vergangenes gibt der Baininger in der Präsensform wieder.
2. Das Perfekt in der Bainingersprache kommt nur im Sinne und in
der Bedeutung des eigentlichen Perfekts vor, d. h. das Perfekt findet sich
nur da, wo eine Handlung sich soeben vollzogen hat und als Ergebnis in
der Gegenwart noch andauert.
Ähnlich wie der Lateiner in der verneinenden Imperativform den Kon-
junktiv des Perfekts anwendet, um eine Handlung zu verbieten, die jemand
im Begriffe steht zu tun, so gebraucht der Baininger mit Vorliebe die Per-
fektform anstatt des Imperativs des Präsens in der befehlenden und vernei-
nenden Form.
3. Das Perfekt weist, wie erwähnt, eine eigene Partikel: sa auf.
Diese steht:
a) In einfachen Sätzen vor dem Verb und vor dem Subjekt, z. B.
sa goa il ich habe geschrieben. Sa yoa reig ich habe gesungen. Sa u tuma
wir haben gelacht. Sa gen pin ihr seid angekommen. Sa a uemini ga tes
oder a uemini sa ga tes das Kind hat gegessen. Sa choasir ka vin oder koa-
sir sa clia vin er ist nicht angekommen.
b) In erweiterten Sätzen kann sie vor dem Zeitwort, Adverb oder
vor der Präposition stehen. Zuweilen steht die Perfektpartikel sowohl vor
dem ^'erb als vor dem Adverb oder der Präposition, z. B. 5^0! läi perhet
nama nat die Taros sind heute auf. A yalipka churicha sa gelemna ni gi a
makeichi der Nußbaum hat in der Nähe deines Hauses gestanden. A choatka
cha igip sa vra lat der Mann ist in der Pflanzung gestorben. A maraga cha
tit sa mra muga der Nashornvogel ist auf den Baum geflogen. Sa la goa
hl ra, i ru oamig mera machracha ich habe sie jetzt gesehen, sie höhlen
einen Stein zu einer Steinkeule aus. Sa choa sa chao ama mugl Ist genug
Holz dagewesen;' Ka mit sa clioari'l Wohin ist er gegangen?
4. Bezeichnet ein Adverb schon an und für sich die Vergangenheit,
so steht das Verb stets im Präsens, z. B. mani u tes na gestern haben wir
gekämpft. Mur koasir ti tmatna nama hin, i choasir a get sa gelemta früher
arbeitete man nicht mit Messern, weil es bei den Leuten keine gab, weil
die Leute keine hatten.
Rascher: Grundregeln der Bainingspraclie. 85
6. Adverbiale Bestimmungen.
Gewisse Adverbien können l)loß vor dem Subjekt (oder Zeitwort)
stehen, andere müssen ihm folgen.
a) Beispiele, in denen das Adverb am Anfang steht: Biga du goa it
goa lu morgen werde ich sehen. Sa la a visut heute hat es uns gefroren.
Ari gie tit da a armriki vielleicht regnet es, wenn du gehst. Mur a cha-
charia Iha a ra a rsavrara nara vor Zeiten waren die Baininger die Sklaven
der Uferleute. Biga da sa unun da Chamain ama chreika vracha morgen
Abend wird Kamain fasten. Koai gie nari ra tachen'^ Hörst du sie sprechen?
As koasir a agetki emgoa ich hungere noch nicht. Koasir kuricha na achak
es ist niemand bei ihm.
b) Beispiele, in denen das Adverb nach dem Subjekt steht: Koasir
gie tmatna iva'i Warum arbeitest du nicht? A urka choari'^ Wo ist das
Wildschwein? Oan pin na choari? Wo kommt ihr beide her? Gie tu a
mrucha ari stelle das Tarobündel hierher! Maspraut i da maspragen ti wir
ruhen hier und ihr ruht dort. A savireichi ivuk pet Puktas die Leute dro-
ben in Puktas. A Iha imak ti tapTnes mera mlaoski die Uferleute drunten
bauen (hauen aus) einen Kahn. A Nacharunepkina remit tuar nama Chrau
die Nacharunep drüben , wohnen auf der anderen Seite des Krau. U ruchun
tachord wir sprechen so. Lömoam ka vin hu churi oder hu churicJm Lömoam
kommt und bleibt unbeschäftigt. A savireichi choasir kie nari mas gel a ur
a Igi die Leute gehorchen nicht immer unseren Worten. Pra aber na aren
gie tacken pemis naut täglich murrst du über uns. Gie it gie ruchun, i ta
hach a ak ki ag satmit geh und sage, daß sofort jemand von ihnen komme.
86
Ein japanischer Fürstenspiegel.
Von Kaibara Ekken.
Übersetzt von T. Tsuji.
In Japan gab es vor der Restauration von 1868 eine zweimalige Blütezeit
der Kultur und Wissenschaft, welche mit der chinesischen bzw. koreani-
schen Hand in Hand ging. Wie im 7. Jahrhundert n. Chr. die Kultur und
Wissenschaft der Zui (j^)- und Tö (|^)- Dynastie, so übte seit Anfang
des 17. Jahrhunderts die So (^j^)- und^Iin (^)-Dynastie großen Einfluß auf
Japan aus. Für die letztere Zeit, die Ära der Tokügawaregierung (1603
bis 1868), ist es charakteristisch, daß durch den Einfluß der Zentralregierung
in Yedo sowie gelehrter Feudalfürsten das wissenschaftliche Interesse viel
allgemeiner wurde, während es sich früher in der Hauptsache auf die Hof-
und Adelskreise beschränkt hatte. Mehrere Strömungen machten sich unter
den Gelehrten der letzten Periode bemerkbar. Die einen, meist Gelehrte
an den Regierungslehranstalten, vertraten die Schule des chinesischen Phi-
losophen Shu-shi (tJ^HP)' ihnen gegenüber standen die Verehrer der Phi-
losophie von Ö Yömei ( ^ ^ HB V Außerdem gab es auch Gelehrte, welche
danach strebten, den Konfuzianismus und den einheimischen Kultus, den
Shintoismus, zu vereinigen, während andere auf Grund der Forschungen
über die historische Entwickelung des Landes und der kaiserlichen FamiHe
das nationale Bewußtsein zu heben suchten. Daneben blieben auch die
Buddhisten nicht untätig, um ihren Einfluß auf das Volk nicht zu verlieren.
Die bedeutendsten dieser zahlreichen Gelehrten unterrichteten fast alle,
entweder als Lehrer an den fürstlichen Lehranstalten oder als Privatgelehrte,
oft als Leiter ihrer eigenen Schulen , vorwiegend die Söhne der Samurai im
Chinesischen, und tatsächlich verdankt die damalige Jugend der gebildeten
Kreise diesen Gelehrten ihre geistige Bildung. Der Hauptzweck dieser
Gelehrten scheint allerdings nur gewesen zu sein, ihre philosophischen
Grundsätze zu verbreiten, nicht aber das gewöhnliche Volk zu erziehen.
Sie suchten zwar ihre Lehre bekannt zu machen und bekämpften einander nicht
selten; aber sie dachten nicht daran, wie die japanische Jugend im allge-
meinen erzogen werden könne. Für sie kam nur der gelehrte Unterricht
in Betracht. Daher weist diese Ära trotz des geistigen Aufschwunges wenige
Gelehrte auf, die sich nicht nur die Erziehung der Söhne des Saniurai-
standes, sondern auch der männlichen und weiblichen Jugend des Bürger-
Ekken: Ein japaiiisflier Fürstenspiegel. 87
Standes zum Ziel setzten. Unter den wenigen Gelehrten dieser Art steht
der Verfasser der im folgenden übersetzten Schrift, Kaibara Ekken (1630
bis 1714), an der Spitze. Von seinem Leben und Wirken, von seiner um-
fassenden Gelehrsamkeit usw. ist bereits in dei- Einleitung zur Übersetzung
des »Onna Daigaku« von Prof. Dr. R. Lange (Bd. I der Mitteilungen) die
Rede gewesen, worauf ich den Leser verweisen möchte. Neuerdings hat
sich in Japan die Aufmerksamkeit auf diesen Gelehrten als eine der be-
deutendsten Autoritäten der japanischen Pädagogik gelenkt. Wer sich über
seine pädagogischen Grundsätze orientieren will, dem sei vor allem die
wissenschaftliche Abhandlung von Prof. Y. Miyake (Tokyo): »Ekken no
Kyöikuhö« — Pädagogik von Kaibara Ekken — emi)fohlen , in der der
Autor Ekkens pädagogische Grundsätze mit denen eines zeitgenössischen
Philosophen in England, John Locke (1632 — 1704), vergleicht und eine
große Ähnlichkeit zwischen beiden nachweist. Merkwürdig ist es , daß die
beiden Gelehrten sich trotz der großen geographischen Entfernung in iliren
Grundsätzen so nahestehen.
Die folgende Übersetzung beruht auf dem Texte in dem Sammelwerk:
»Ekken jukkun«, zehn Lehren von Ekken (Tokyo 1902, X.Auflage), der
Titel ist ..Kunshi kua.. (^^ ^^\\), d.h. Lehre für Herrscher.
Zum Lihalt hat dieses Werk die allgemeinen Lehren und Grundsätze,
die Fürsten und Beamte beim Regieren und in der Verwaltung vor Augen
haben sollen. Als Seitenstücke in Europa verdienen das bekannte »Buch
vom Fürsten« von Macchiavelli und »Der Herr und Diener, geschildert
mit patriotischer Freiheit« von F.C.Moser (Frankfurt a. M. 1758) genannt
zu werden. Besonders das zweitgenannte Werk dürfte zur Vergleichung
mit dem vorliegenden Werke herangezogen werden. Ekken hat seine Ge-
danken über das Regieren an der Hand der Sitten- und staatswissen-
schaftlichen Lehren von Konfuzius und Menzius ohne besondere systema-
tische Ordnung niedergeschrieben, während Moser seine praktischen Er-
fahrungen in folgenden sechs Abschnitten dargestellt hat: allgemeine Maximen
und Anmerkungen; von der Hof- und Privathaushaltung ^ines Regenten;
von der Wahl und den Eigenschaften der Diener; von den Ministern ; von
den Geschäften und deren Behandlung und endlich von Besoldungen. Die
beiden W^erke kommen darin zusammen, daß das eine wie das andere aus
der tiefen patriotischen Gesinnung der Autoren hervorgegangen ist.
Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die im Ekkenschen Werke
erwähnten Fälle und Beispiele sich ledighch auf die Tokugawazeit, eine
Zeit des Feudalwesens beziehen. Außerdem ist die Darstellungsweise apho-
ristisch gehalten, wie es in den meisten Werken jener Zeit üblich war.
Dadurch ist allerdings das Verständnis des Ganzen und die Übersiclit über
dasselbe etwas erschwert.
Der Stil des Originaltextes, welcher zwar ja23anisch, aber bedeutend
durch chinesische Ausdrucksweise beeinflußt ist, gilt als Muster derartiger
Darstellung und ist jedem, der sich mit den j)hilosophischen, staatswissen-
schaftlichen sowie volkswirtschaftlichen Schriften der damaligen Gelehrten
beschäftigen will, zu empfehlen.
88 Ekken: Ein japanischer Fiirstenspiegel.
Die Übersetzung ist müglichst getreu. Bei den Namen der zitierten
Autoren und historischen Personen, den Titeln von Büchern sowie schwer
zu übersetzenden Ausdrücken sind die chinesischen Zeichen zum leichteren
Verständnis beigefügt. Über die chinesischen historischen Personen s. das
biographische Lexikon von Giles und Notes on Chinese literature von Wylie.
Hier sei meinem verehrten Kollegen Hrn. Prof. Dr. R. Lange für die
große Freundlichkeit, mit der er das ganze Manuskript durchgelesen und
verbessert hat, mein aufrichtigster Dank ausgesprochen.
Vo r w o r t d e s Te x t e s.
Sclion vor alters fiind man daran Freude , in der Zeit tiefen Friedens
geboren zu sein. Käme man in Kriegszeiten zur Welt, so müßte man
das ganze Leben in Trübsal verbringen. Ist das nicht ein großes Unglück?
Im Altertume sind die Spuren von Friede und Unruhe nicht mehr deutlich
erkennbar. Seit dem Mittelalter aber wechselten Ruhe und Unruhe, imd
zur Zeit der Shögune aus dem Hause Ashikaga kam während der Regierung
der dreizehn Herrscher der Krieg nie zu Ende, so daß das Volk lange in
Not und Bedrängnis war und nicht wußte, wohin es Hand und Fuß legen
sollte. Später folgten zwar einige hervorragende Herrschei-, aber es mangelte
ihnen an Tugenden, und sie lebten nicht lange. Gegenwärtig herrscht infolge
der Gnade, die so hoch ist wie der Tsukubaberg, keine Unzufriedenheit,
so tief wie der Asukalluß. Die Wellen der Meere an den vier Seiten unseres
\'aterlandes sind still und die sieben Landstraßen ruhig.
In einer solchen Zeit des tiefen Friedens geboren zu sein, würde
eine Freude für die Leute des Altertums gewesen sein. Wie groß ist das
Glück der jetzigen Bevölkerung! Wie kommt es, daß die Bevölkerung in
ruberen Zeiten unter den Unruhen so leiden mußte, während die jetzige
dagegen den Frieden genießen kann? Solche große Gnade zu vergelten,
dürfte uneri-eichbar sein, wie der unendliche Himmel.
Es ist nicht nötig zu erwähnen, daß man beim Regieren des Volkes
die Methoden der alten Weisen zur Richtschnur nehmen soll; aber die
Leute der Gegenwart sind meistens nicht mit der Geschichte und den
Klassikern vertraut. Auch haben die Beamten der Regierung wenig Zeit
zum Studium und sind daher mit der alten Staatswissenschaft unbekannt.
Trotz meines geringen Wissens schreibe ich hier im vorliegenden Büchlein
nieder, was ich bisher gehört habe, um einen kleinen Teil der alten Me-
thoden zu empfehlen. Für Ungebildete ist es in japanischer Schrift ge-
schrieben. Den Tadel der Anmaßung muß ich zwar hinnehmen; aber das
Buch ist nicht für hohe unterrichtete Personen wie Fürsten und Minister
geschrieben, sondern es hat nur den Zweck, niederen Beamten, die ein
Dorf regieren, und Vögten, denen die Regierung eines Kreises anvertraut
ist, und die wider ihren Wunsch keine Gelegenheit zum Studium der Ge-
schichte und der Klassiker haben, dies zu erleichtern. Dies ist ein geringes
Zeichen meiner Erkenntlichkeit für die große Gnade, daß ich mich des
Friedens des Landes erfreuen kann.
Ekken: Ein japanischer Fiirstenspiegel. 89
I.
1. Himmel und Erde sind Vater und Mutter aller Wesen. Ihre
Macht ist unendlich groß. Sie allein sind es, die allen Wesen ununter-
brochen Wachstum verleihen. Der Mensch wird ganz besonders bei der
Geburt von der Lebenskraft (Jj^ ^) des Himmels und der Erde beein-
flußt; die Eigenschaften der Humanität (tl) imd Gerechtigkeit (^^) sind
ihm angeboren. Daher ist er das vornehmste aller Wesen; sowohl die \'or-
nehmen als auch die Niederen, alle sind Geschöpfe des Himmels und der
Erde. Vor allem aber bevorzugt der Himmel die Fürsten, setzt sie an die
Spitze der Länder und läßt sie die Untertanen regiei-en. Er erschafft zwar
die Menschen, ernährt und liebt sie; aber ei- ist, da er der Sprache er-
mangelt, selbst nicht imstande, Befehle zu erteilen und die Menschen zu
regieren. Dafür setzt er Fürsten ein, die er besoldet und denen er das be-
treffende Volk anvertraut. Jeder, dem die \'erwaltung der Teile eines
Landes obliegt, steht unter der Leitung seines Oberherrn; in der Tat aber
ist er nur der Verwalter, den Himmel und Erde angestellt haben. Daher
spricht man vom »Dienst für den Himmel« (^cIÜc)" ^^^^ Ausdruck
»Kunshi" (^^-?* = Herr und Kind) bezeichnet einen Herrscher, der ein
Volk wie seine Kinder betrachtet, und kommt daher, daß der Regierende
einerseits das Land beherrscht, andererseits in dem Volk seine Kinder hat.
Der Dienst für den Himmel bedeutet, daß man an Stelle des Himmels das
Volk regiert. Der Beherrscher des Landes und die der Provinzen, der Mi-
nister, die Verwalter der Kreise und Dörfer, sie alle sind, wenngleich sich
ihre Gebiete der Größe nach unterscheiden, Herrscher; sie teilen diesen
Himmelsdienst miteinander. Der Himmel verleiht den Fürsten und Ver-
waltern eines Kreises nicht für ihren eigenen Gebrauch Reichtum und Ehren,
sondern er gewährt ihnen nur die Macht, um ihnen die Regierung zu er-
leichtern. Es ist also ihre Pflicht von Amts wegen, den AVillen des Himmels
zu befolgen und das Volk als ihre Kinder zu betrachten.
2. Ein alter Schriftsteller sagt: »Der Herrscher ist zum Besten der
Bevölkerung da.« Überhaupt ist der Herrscher dazu da, um das Volk zu
regieren, nicht etwa sich ganz allein zu ernähren, zu bereichern oder zu
verherrlichen. Das Haupt der Bevölkerung soll daher nicht an sein eigenes
Vermögen, sondern zunächst daran denken, daß es seine Pflicht ist, die Be-
völkerung zufriedenzustellen, das Land gut zu regieren und stets ein humanes
und liebevolles Herz für das Beste zu halten. Ist man sich dieser Wahrheit
bewußt, so wird einem sein Beruf, d.h. die Pflicht, das Volk zufriedenzu-
stellen und das Land gut zu regieren, zum Vergnügen; die Vergnügungen,
die das gewöhnliche Volk interessieren, wie unanständige Lieder, Fischfang,
Jagd, geschlechtlicher Verkehr u. dgl., werden dann von selbst abnehmen. Als
der Kaiser Mei (^) einst dem Prinzen Töhei (^^) ^''J" ^^i' I^^" ill^)'
90 Ekken : Ein japanischer Fürstenspiegel.
Dynastie in der Hauptstadt Audienz erteilte, fragte er diesen: »Was bereitet
dir Vergnügen, wenn du zu Hause bist?« Die Antwort lautete: »Mein
größtes ^"ergni^gen ist Gutes zu tun.« Hiernach dürfte es kein größeres
Vergnügen geben, als eine gute Regierung zu führen und das Volk zufrieden-
zustellen. Wie wäre dies auch anders möglich, wenn sich diejenigen, welche
Länder, Kreise und sogar kleine Dörfer beherrschen, die alten Lehren an-
eigneten und die alte Methode des Regierens zum Vorbilde nähmen, obgleich
ihre Tugenden denen der alten Weisen nicht gleichkommen. Dadurch
werden sie zu hohem Ansehen und zur Unsterblichkeit gelangen, was jeder-
mann zur höchsten Ehre gereicht. Ist das nicht die wahre Freude:'
3. Wir alle lieben das Leben und fürchten uns vor dem Tod. Wir
alle vermeiden gern Anstrengungen und wünschen uns ein behagliches Leben.
Mit den Eltern , mit Weib und Kindern zusammen zu leben , macht uns
Freude. Wir scheuen Hunger und Kälte und lieben Avarme Kleidung imd
Befriedigung des Hungers; das alles ist bei dem einen ebenso der Fall, wie
bei dem andern. Daher soll man an den eigenen Freuden und Schmerzen
die der anderen messen und auch seinem Nächsten Freude bereiten; dies
heißt Mitleid (^.fO- D'IS ist die Art und Weise, wie man Humanität ü})t.
Freuen sollte man sich nur dann, wenn man anderen Vergnügungen bereitet
hat; man sollte sich keine Freude gönnen, indem man die Schmerzen andei-er
unbeachtet läßt. Wenn einer z. B. in einer Gesellschaft, die sich beim
Trinken vergnügt, in einer Ecke steht und weint, so wird dadurch allen
Anwesenden die Freude verdorben. Auch Mencius sagt einmal: «Die alten
Weisen teilten die Freude mit dem Volke; es war daher eine wahre Freude.«
Diejenigen, welche die Menschen leiten, sollten diese Wahrheit genau be-
herzigen.
4. Der Weise besitzt klare Einsicht, er weiß, was das Volk quält
und ihm Sorge macht, und sucht dies zu vermeiden. Er weiß, was das
Volk erfreut und was es Avünscht, und danach trifft er seine Maßregeln.
Der Törichte dagegen weiß, weil er klarer PZinsicht ermangelt, nicht, was
dem Volk Kummer und Schmerzen bereitet. Er folgt nur seinen eigenen
Neigungen und liebt es nicht, dem Volke Wohltaten zu erweisen. Daher
besitzt der Weise immer Menschenliebe; dem Toren fehlt dieselbe. Wie
könnte man nicht einer humanen Gesinnung teilhaftig werden, wenn man
studiert, um die Wahrheit zu erkennen.
5. Unter den Wissenschaften ist jene die nützlichste, die dazu dient,
sich selbst zu veredeln und andere zu leiten; das ist die wahre Wissenschaft.
Wenn man die Kenntnisse chinesischer Zeichen oder ein auch noch so aus-
gedehntes Wissen von Gehörtem und Gesehenem für Wissenschaft hält, das
dürfte unnütz sein. Man soll sich nur mit der nötigen Wissenschaft be-
schäftigen, nicht aber der unnützen.
6. Shinzeizan (fi!(^|Jj) hat gesagt: »Wer über andere herrscht,
muß das Daigaku (~hi^^) studieren; aber auch die Untertanen müssen es
lesen.« In demselben sind die Methoden zur Ausbildung der Persönlichkeit
und zur Leitung des Landes, sowohl für Herrschende wie auch für Be-
Ekken: Ein japanischer Fürsteaspiegel. 91
herrschte angegeben. INIan lese dieses Buch und bringe seine Lehre zur An-
wendung. Auch in den neun Grundsätzen (^^^) des Chfiyo (ttll^)
ist von diesen Metlioden die Rede. Diese muß man beherzigen. Wenn man
diese beiden Bücher genau liest und danach handelt, so braucht man nach
anderen nicht zu suchen, denn die wichtigsten Punkte sind darin angegeben.
7. Es gibt zwei Hauptmethoden der Regierung, die Zivil- ( A^f) und
Militäi-- (^) Regierung. Bei der ersten gilt die Tugend als Hauptsache,
bei der anderen die Gewalt. Beide zusammen bilden die Regierungsmethoden.
Wenn man keine Tugend hat, wird man nicht geliebt; wenn man ohne
Macht ist, wird man nicht gefürchtet. Wenn es einem an bürgerlichen
wie militärischen Tugenden fehlt und man nicht geliebt oder gefürchtet wird,
so tritt Haß, Ungehorsam, Verachtung usw. ein; das Land bleibt nicht in Ord-
nung. Die Liebe zu den Menschen, die auf der Humanität beruht, ist die
bürgerliche Tugend ('aT^^); die militärische Tugend (^^^^) besteht
darin, daß man Gerechtigkeit besitzt und dadurch andere auf den rechten
Weg bringt. Zu glauben, daß die Kenntnisse altei- Geschichten und der
Dichtkunst bürgerliche, das Erlernen des Reitens, Schießens und Fechtens
aber militärische Tugenden seien, ist kleinlich und unwesentlich.
8. Die Bildung derjenigen, die über die anderen gesetzt sind, be-
steht nicht im Dichten, in der Abfassung von Aufsätzen und im mechani-
schen Wissen von japanischen und chinesischen Ereignissen aus alter Zeit.
Ein Fürst soll vielmehr die Lehren der alten Weisen annehmen und daduich
die Methode kennen lernen , durch die man selber ein tugendhafter Mensch
wird und die anderen regiert. Darin besteht das Studium der Fürsten. Das
Daigaku dürfte den Eingang zur Ei-lernung dieser Methoden bilden; dann
sollte er das Rongo (fg^). ^löshi {^^), Sh5sho (jp^^), Dai-
gaku engl ( ~^ <^ "ifr ^ ) studieren. Dies alles bringt zur eigenen Aus il-
dung und zur Leitung der anderen nicht geringen Nutzen. Auch das Tsugan
(^M^S)' ^^^ Annalen der alten chinesischen Dynastien, das eine Kritik
der guten und schlechten Taten der Alten enthält, trägt nächst den Shisho ( ptj
^^) und den Rikugyö (-^^^r-^S) zur Erlernung der Regierungskunst, Sitten-
lehren und Moral am meisten bei. Man denke über die guten und schlechten
Taten der Alten nach und man wird verstehen können, wie man heute zu
handeln hat. Die Lehren der Weisen sind die Gesetze für alle Ewigkeit
und das Tsugan ist der Spiegel für alle Generationen. Die Werke der
Weisen gleichen medizinischen Büchern ; man lernt gleichsam dadurch die
Ursachen der Krankheiten und ihre Therapie kennen. Das Tsugan lehrt die
Diagnose und das Rezeptieren der Alten. Es ist für die Gegenwart von
großer Bedeutung, daß man sich der Taten der Alten erinnert, um die
Kranken der Gegenwart zu heilen. Zweckmäßig und notwendig ist es,
daß man das Tsugan studiert und es als Spiegel der Gegenwart benutzt.
Wer die Regierung ausübt, der muß dies beherzigen.
9. Es gibt eine Methode, die dem Willen des Himmels, dem des
Volkes und zugleich der Gerechtigkeit entspricht. Es ist der Gemeingeist.
92 Ekken : Ein japanischer Fürsteiispiegel.
Dies bedeutet soviel wie Selbstlosigkeit. Es gibt noch eine andere Methode,
die dem Willen des Himmels und des Volkes und zugleich der Gerechtigkeit
zuwider ist. Es ist die Selbstsucht. Selbstsucht ist identisch mit dem Mangel
an Gemeingeist. Gemeingeist besteht darin, daß man sich vergißt und
nicht selbstsüchtig handelt; Selbstsucht darin, daß man andere vergißt und
ausschließlich an den eigenen Vorteil denkt. Wenn man z. B. im Dienste
eines Herrn sich vergißt und ihm Treue bewährt, so ist man selbstlos; wenn
man umgekeln-t nur an den eigenen Vorteil denkt und den Herrn vergißt, so
ist man selbstsüchtig. Große Selbstsucht erlaubt sich alle möglichen Un-
gerechtigkeiten. Man vermag also die Qualität der Menschen an diesen
zwei Charaktereigenschaften, Selbstsucht und Gemeingeist, zu erkennen. Der
selbstsüchtige Herrsclier besitzt keine reine Liebe zu dem Volk; dieses schenkt
ihm daher kein Vei'trauen und keinen Gehorsam. Der selbstsüchtige Vasall
kennt keine Treue gegen den Herrn und keine Liebe zu dem Volk. Die
Klugheit und Fähigkeit solcher Leute darf nicht in Betracht kommen, für
alles müssen jene Tagenden maßgebend sein.
10. Wer sich veredeln will, der sehe zu, ob Vernunft die Leiden-
schaften überwindet; das letztere gilt auch von der Ernährung des Körpers.
Man kann das Schicksal eines Landes danach vorausbestimmen, was für
Leute sich geltend machen, tugendhafte oder untugendhafte.
11. Wenn die Hochgestellten sich vor dem \'olke habsüchtig zeigen,
so werden die Vasallen und das ganze Volk untugendhaft. Wenn die Hohen
den Niederen mit Anstand entgegenkommen, so werden die Vasallen und
das Volk intelligent. Im allgemeinen entstehen die Sitten von oben her.
Was die Hochgestellten gern haben, lieben auch die Niederen und so wird
es zur Sitte. Fü in dem Ausdruck füzoku ( ji|[^^^ = Sitten und Gebräuche)
heißt, daß die Hohen die Führung übernehmen, zoku, daß sich die Nie-
deren danach richten.
12. Der Hauptmethoden, mit denen die alten Weisen regierten und
das Volk zufriedenstellten, gibt es drei: Es sind Verwaltung [j^], Er-
ziehung (^) und Rechtspflege (^J Strafe). Den Samurai gibt man
Renten, damit sie, Redlichkeit übend, von Habsucht fernbleiben. Den
Bauern erleichtert man die öifentlichen Dienste und ermäßigt die Abgaben,
damit sie sich dem Ackerbau hingeben können. Man pflanzt Maulbeerbäume
und Hanf an , damit sie seidene und baumwollene Stoffe weben. ]Man be-
günstigt die Handwerker und belohnt «ihre nutzbringende Arbeit, verbietet
aber die Anfertigung von unnützen Luxusgegenständen. Man fördert den
Handel, erleichtert Steuern, hält die Marktpreise gleichmäßig und man ver-
bietet, seltsame oder unnütze Gegenstände zu verkaufen und ungerechten
Verdienst zu suchen. Außerdem warnt man vor der Trägheit, verbietet
den Luxus, fördert die Sparsamkeit und so sind die vier Klassen des
Volkes mit ihrer Lage zufrieden, gehen fleißig ihrem Berufe nach und
haben Lebensmittel und Kleider zur Genüge. Dies ist die Weise, wie man
das Volk ernährt. Die Hochgestellten zeigen sich tugendhaft, damit sie
dem Volke zum Vorbild dienen. Man errichtet Schulen, stellt Lehrer an.
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 93
lehrt die Samurai und das Volk die Prinzipien für die Beziehungen der
^Menschen zueinander: so lernen die ersteren den Anstand (jjjp ^^V, das
ganze Volk wendet sich dem Guten zu und bleibt den Verbrechen fern.
Dies ist Ei-ziehung. Man imtersucht und bestraft diejenigen, die trotz alle-
dem der Regierung nicht gehorsam sind, durch die Erziehung nicht ge-
bessert werden und den Mitmenschen schädlich sind. Das ist, was man
Strafe nennt. Diese drei Methoden sind die wichtigsten für die Regierung
eines Landes. Auch in späteren Zeiten sind sie nicht unbeachtet geblieben.
Aber in der Art und Weise kommen sie den alten nicht gleich. Überdies,
wenn diejenigen, die sie ausführen, nicht geeignet dazu sind, so kommen
die Methoden, obwohl sie vorhanden sind, zu keiner richtigen Anwendung
und das Land befindet sich in Unordnung.
13. Bei den Funktionen des menschlichen Körpers ist der Geist der
Heir, der sich beider Hände und Beine bedient. Wenn irgendeine Stelle
am Körper schmerzt oder juckt, so fährt die Hand dahin, um sie zu
streichen und zu reiben. Der Grund dafür liegt darin, daß unser Geist
den Körper sehr liebt, und daß er mit ihm eins ist und in Verbindung steht.
Wenn die Herrscher große Menschenliebe besitzen und das Volk aus der
Tiefe des Herzens lieben, so können sie nicht umhin, Mitleid zu fühlen
und nach Linderung zu suchen, wenn sie den Jammer und die Schmerzen
des Volkes erfahren.
14. Im Mencius steht: »Wenn man auch humane Gesinnung besitzt,
sie jedoch während der Regierung nicht zur Ausführung bringt, so hat das
Volk keinen Segen davon. Wenn die Regierenden noch so human denken,
die Methoden einer guten Regierung aber nicht kennen , so vollbringen sie
nur augenblickliche unbedeutende Wohltaten. Es gelingt ihnen nicht, sich
beim Volke Ehrerbietung zu verschaffen. In alter Zeit gab der Fürst von Sei
(t^), namens Kankö (te.^)» einem alten 3Iann zu essen, als er seinen
Hunger sah. Der Alte untersagte es ihm mit den Worten: »Wenn der
Fürst allen Hungrigen im Lande zu essen geben würde, so hätte auch ich
keinen Hunger.« Der Minister eines Landes, der gern den Armen spendet,
ließ sich beim Ausgehen von seinem Diener begleiten , der einen Geldbeutel
trug. Es versammelten sich jedesmal viele Bettler auf der Straße, die an
seinen Spenden Anteil nehmen wollten. Ein Mann riet ihm ab und sagte:
»Wenn man weise Leute anstellt und für die Armen sorgen läßt, so tut
das Volk seine Pflicht und ist vor Hunger und Frost geschützt. Wozu
ptlegt man so kleinliches Wohltun? Wenn man auch ein wohlwollendes
Herz hat, aber keine humane Regierung führt, so trägt es nicht zur Ret-
tung des Volkes bei und ist dem Frieden eines Landes nicht förderlich.
15. Mencius sagt: »Man behandle zunächst die Blutsverwandten als solche
und sei dann human gegen das Volk und liebe weiter die übrigen Wiesen.« Die
Methode für die Herrscher besteht vorwiegend in der Anwendung der Hu-
manität, in der Liebe gegen die Menschheit und im Mitleid mit allen Wesen.
Es ist hierin natürlich ein Unterschied: »die Verwandten lieben- heißt gegen
die Eltern, Geschwister und sonstige \'er\vandten pietätvoll handeln. »Das
94 Ekken : Ein japanischer Fürstenspiegel.
Volk human behandeln« heißt die Lehnsleute und das ganze Volk bemit-
leiden und jedem seine Stelle gewähren. "Wo sich nur ein einziger nicht
an seiner Stelle befindet, da existiert keine Humanität. Schließlich »alle
Wesen lieben« heißt Vögel; vierfüßige Tiere, Fische, Gräser, Bäume usw.
nicht ohne Grund töten, fällen, u. dgl. Zwischen allem diesem besteht je nach
der Verwandtschaft, dem Stand, ferner danach, ob das betreffende ein
organisches oder ein anorganisches Wesen ist, und schließlich der Quantität
nach ein Unterschied. Daher spricht der Weise von den oben erwähnten
drei Klassen der Liebe. Kurz, Liebe sowie Mitleid gehören zur Humanität.
16. Wenn man eine humane Regierung führen will, übe man zunächst
Sparsamkeit, d.h. man hüte sich vor jedem Luxus. Sparsamkeit besteht
darin, daß man in Kleidung, Wolmung und in allem, was zum Haushalt
gehört, keine Pracht treibt und nichts ohne Überlegung ausgibt. Ein Land
mag noch so groß sein , Getreide und sonstige Produkte eines Landes haben
doch eine bestimmte Grenze. Wenn daher die Herrscher unnütze Ausgaben
machen, braucht man die Vorräte auf; jedes Jahr tritt ein größerer jNIangel
ein. Dazu kommt, daß die Ernte nicht jedes Jahr gleichmäßig ausfällt und
daß man somit nicht gleichmäßig sparen kann. Eine arme Regierung ist
nicht imstande, ihr Ansehen aufrechtzuerhalten, ]Maßregeln gegen Unfälle
zu treffen und den Armen zu spenden. Schließlich beginnt man, die Menge
zu bedrücken, Schulden zu machen, das Vertrauen zu verlieren, so daß das
Land in Gefahr kommt. Wie vermöchte man so eine humane Regierung zu
führen? Seit alters her hat es noch keinen weisen Herrscher gegeben , der
nicht spai-sam lebte. Sparsamkeit ist fürwahr eine schöne Tugend des
Herrschers.
17. Nach dem alten System pflegte man nach einer Bestellung von
drei Jahren Nahrungsmittel für ein Jahr zu erübrigen. Ein Bauer z. B.,
der vier Cliö (Hektar) Reisfelder bebaute, teilte sein Einkommen, nachdem
er den für die Abgaben bestimmten Anteil zurückgelegt hatte, in vier Teile.
Das Getreide , das drei Hektar Reisfelder gebracht hatten , brauchte er im
Jahre auf und das von dem einen Hektar ließ er unberührt. Wenn man
dies jedes Jahr wiederholte, so hatte man nach drei Jahren das Getreide
von drei Hektar übrig. Das ist es, was oben gesagt war, daß die Bestellung
von drei Jaln-en die Nahrungsmittel für ein Jahr lieferte. Die Herrscher und
Vasallen teilten ihr Einkommen in vier Teile. Von drei Teilen machte man in
einem Jahre Gebrauch und ein Viertel sparte man. Nach drei Jahren fand
man das Einkommen von einem Jahre erübrigt; nach neun Jahren hatte man
die Ersparnisse für drei Jahre, nach dreißig Jaliren die für zehn Jahre. Es er-
eignete sich zur Zeit des Kaisers Gyö (^g), daß eine Überschwemmung,
die neun Jahre dauerte, das Land verheerte. L'nter dem König Tö (^f)
der In (J^ÖV Dynastie herrschte eine Dürre von 7 Jahren. Daß beim Volke
dennoch keine Hungersnot avisbrach , kam daher, daß damals Sparsamkeit
herrschte und die Herrschenden und Beherrschten vor Not gesichert waren.
In späteren Zeiten herrschten luxuriöse Sitten und infolge der jährlichen
Zunahme der Ausgaben litt man, selbst wenn eine Durchschnitternte war.
Ekken: Ein japanischer Fünstenspiegel. 95
Mangel. Schon bei der ersten Mißernte fiel das ganze Volk der Not an-
heini. Dem lag Mangel an Sparsamkeit und an Ersparnissen zugrunde.
18. Kein Herr kann es vor seinem Gewissen verantworten, wenn ersieh
nur seiner eigenen Neigung hingibt und sich allein Freude bereitet, während
er die Menge in Not und Angst versetzt. Das Gewissen, das jeder Herrschende
besitzt, fordert es, daß er die Mitmenschen liebt. Jeder Herrschende strebe
danach, sein gutes Gewissen und den Frieden des Geistes zu bewahren.
Keinem ist es angenehm, allein zu genießen, indem er anderen Not bereitet
und sie auspreßt. Im Taumel der Selbstsucht findet man schließlich auch
in dem Unangenehmen Vergnügen. Dies beruht darauf, daß der eigentliche
Trieb, der darin besteht, daß er Mitleid mit der Menge hat, verloren ge-
gangen ist. Man denke sich einen Fieberkranken, ihm schmecken Reis,
Miso (pJ^P®" =z Brei aus Soyabohnen), Fisch, Geflügel, das er sonst zu
essen pflegt, nicht und er mag sie in seinen Fieberqualen nicht. Er ißt
die Speise nicht, die ihm sonst gut schmeckt; aber er trinkt vor Durst
viel kaltes Wasser und befindet sich dabei wohl. Jedes Land erzeugt Ge-
treide, Gold und Silber von selbst. Wenn die Herrschenden Sparsamkeit
üben, so tritt kein Mangel an Vorräten ein, auch wenn man die Abgal)en
erleichtert und keine Steuer ninunt. In alter Zeit erließ der Kaiser Bun
( A^) der Kan- Dynastie dem armen Volk oft für ein Jahr oder ein halbes
Jahr die Abgaben und erhob keine Steuer. Infolge der Abnahme des
Staatseinkommens und dem dadurch eintretenden Mangel an Mitteln hätte
er in Verlegenheit kommen müssen; aber während seiner ■23jährigen Re-
gierung befand sich das Land im Wohlstand und Frieden. Sogar große
Mengen Reis in den Speichern des Kaisers verdarben, und die Münzen-
schnüre verfaulten und gingen in Stücke, wie in der Geschichte Kanshi
iiM: ^) geschrieben ist. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß man
Sparsamkeit ausübte und alle Ausgaben beschränkte. Von der Tugend der
Sparsamkeit dieses Kaisers berichtet die Geschichte: »Der Kaiser hatte stets
Kleider von grünschwarzer Seide an. Die Schleppen an den Gewändern
seiner Shinjiujin (fi^r A) berührten die Erde nicht, an den Vorhängen
in den Schloßgemächern fehlten die Stickereien. Er wollte einen Söller
erbauen und ließ einen Architekten die Baukosten schätzen. Auf seine Voi'-
stellung, daß man eine große Summe dazu gebrauche, sagte der Kaiser:
»Das ist eine Summe, die einem Vermögen von zehn Familien des Mittel-
standes entspricht« und verzichtete auf den Plan. Kein Wunder, daß die
Untertanen unter dem Einfluß des Kaisers, der aus Mitleid mit den unteren
Klassen auch in einer solchen Kleinigkeit sparsam war und sich auch nicht
den kleinsten Luxus erlaubte, Sparsamkeit übten und ein genügsames
Leben führten.
19. Tugendhafte Menschen erweisen gern Wohltaten , um Armen und
Unglücklichen zu helfen; dies hat aber seinen Grund nicht darin, daß sie
ihr Vermögen nicht schonen. Sie gehen im Gegenteil mit ihren Mitteln
sparsam um , aber sie verwenden es nur um guter Zwecke willen. Eben
aus diesem Grunde leben Leute, die gern andere unterstützen, stets spar-
96 Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
sam, und veisclnvenden ihr Geld nicht so ohne weiteres. Törichten Leuten
erscheint dies als Geiz. Wer ferner immer luxuriös lebt und mit seinem
Gelde rücksichtslos umgeht, der spendet anderen und unterstützt andere
nicht gern, und zwar aus Geiz. Die Methode des tugendhaften Menschen im
Gebrauch seiner Mittel besteht darin, daß er für die eigene Person sparsam,
in der Erteilung von Spenden an andere aber freigebig ist. Für sich zwar
die Ausgabe von kleinen Summen nicht scheuen , aber in der Mildtätigkeit
gegen andere knauserig sein, das ist die Art, wie niedrigdenkende Menschen
ihre Mittel verwenden.
20. Es gibt viele Leute, die keine handbreit Land besitzen, an Kleidung
und Speisen Mangel leiden, und doch sind sie Kinder des Himmels und der
Erde. Ebenso sind die Herrscher der Länder und Kreise Kinder der Natur,
aber sie besitzen Vermögen und Renten , die ungleich größer sind . als die der
einfachen Leute. Beide sind Kinder der Natur; aber die Verschiedenheit
der Renten und des Vermögens ist so groß wie Himmel und Erde. Die
Regierenden aber leben von den Schätzen der Länder oder Kreise und es
genügt ifinen noch nicht. Es dürfte dem Willen der Natur, die das ganze
Volk ernährt und ihm Wohltaten verleiht, niciit entsprechen, die niederen
Klassen, denen es an Kleidern mangelt und die nicht vor Hunger und Kälte
geschützt sind, auszupressen. Auch die Beherrscher der Länder und Kreise
können keinesfalls mehr essen, als die niederen Klassen. Ihre Gewänder
können auch nicht länger zugeschnitten sein, als die der anderen, sie
können nur ein Haus bewohnen. Die Herrscher sollten demnach auch nicht
nach einem großen Vermögen streben. Was ihr Gebiet aufbringt, sollte
ihnen genügen. Wenn aber das Einkommen ihres Gebietes nicht ausreicht,
so dürfte dies auf dem Luxus des Herrschers, übermäßigen Ausgaben und
Verschwendung beruhen.
21. Wenn man den Gesamtertrag der fünf Getreidearten , den ein
Land in einem Jahre aufbringt, mit dem der Nahrungsmittel, die die Be-
völkerung eines Landes in einem Jahre braucht, vergleicht, so ei-gibt sich,
daß die Ernte eines Jahres für den Nahi-ungsbedarf eines Jahres nicht aus-
reicht. Aus diesem Grunde müssen die Armen Getreide schlechterer Sorte
und Gemüse essen, um sich vor dem Hunger zu schützen. Die Kaufleute,
die Sake und Kuchen bereiten, die Lehnsleute, die luxiu-iös leben, sie ge-
brauchen mehr als das Quantum Getreide, welches für die bestimmten Mahl-
zeiten nötig ist; sie berauben gleichsam die Bevölkemng ihres Unterhalts.
22. Wenn arme Leute nach dem Besitz der Vornehmen und Reichen
streben, so ist das zwar natürlich, aber verächtlich ; wer einigermjißen ver-
nünftig ist, der schämt sich dessen. Aber um vieles mehr verdienen die-
jenigen, die Reichtum und Ansehen, sowie ein Gebiet besitzen, und nach
dem Besitz Armer streben , unmenschlich genannt zu werden ; ihre Ge-
sinnung ist ganz zu verabscheuen. Wenn man auch nicht nach dem Be-
sitztum der anderen strebt, so dürfte das Vermögen wachsen, und man dürfte
an nichts Mangel haben, wenn man keine Verschwendung treibt, seine Be-
gierden bezähmt und sich nicht in Schulden stürzt.
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 97
23. Methoden , die man im gewöhnlichen Leben für einen Umweg
hält und nicht anwendet, bewähren sich manclinial schneller, als man glaubt,
und bringen großen Nutzen. Umgekehrt bewähren sich manchmal die, an
deren sclmellen Erfolg man glaubt, nicht und bringen Schaden. Wenn man
tugendhaft und sparsam lebt, was man geben soll, gibt und was man nicht
nehmen soll, nicht ninunt und schlicht und recht lebt, so wird man reich.
Wenn man dagegen nicht sparsam lebt, was man geben soll, nicht gibt,
wo man ausgeben soll, nicht ausgibt, so verstoßt man gegen die Moral, und
das Vermögen reicht nicht aus. Wenn man beim Regiereu der Länder und
Kreise die Steuern und die öffentlichen Dienstleistungen erleichtert und das
"N'olk liebt, so wird das Vermögen des Gebietes in Fülle da sein; das Landes-
einkonimen leidet keinen Abbruch, und auch Mißernte tritt selten ein. Wenn
man dies für einen Umweg, der sich auf die Gegenwart nicht anwenden läßt,
hält und die Gesetze verschärft, das Volk zu strengen Diensten gebraucht
und hohe Steuern eihebt, so wird das Volk arm, seine Kraft wird er-
schöpft und das Vermögen des Landes ist gering. Daraus ergibt sich, daß
die Methode, die einen Umweg bildet, mehr Früchte trägt, als eine strenge.
24. Daß die Untertanen die Aufforderung zur Genügsamkeit, Be-
scheidenheit und Sparsamkeit nicht befolgen, beruht auf dem Mangel des
"\'ertrauens zum Herrscher. Wenn die Herrscher dem 'N'olke mit Sjjarsam-
keit und Anstand vorangehen , so übt das Volk in Ehrfurcht von selbst Spar-
samkeit aus und treibt keinen Luxus. Man lehrt so durch die eigene Per-
sönlichkeit. Die Untertanen pflegen nicht die Befehle der Herrscher,
sondern die Handlungen derselben zu befolgen. Die grausamen Könige, wie
Ketsu (^j^) und Chü (tfe^)^ haben ihi-e Untertanen nicht gerade zu schlech-
ten Handlungen aufgefordert. Nur dadurch, daß sie Schlechtes bevorzugten
und schlecht handelten, sammelten sich die Bösen an ihrem Hofe an, und
die guten Leute verließen sie mit jedem Tage mehr. Dies heißt: Man be-
folgt nicht die Befehle, sondern die Handlungen.
25. Die Worte eines Alten besagen: »Es gibt kein größeres Unglück
für ein Land, als die Unwissenheit des Herrschers auf dem Throne.« Wenn
derselbe unwissend ist, kann er von richtigen Grundsätzen nichts erfahren,
es liegt bei ihm die Gefahr vor, gemeine Ratschläge anzunehmen , und die
richtigen finden schwer Gehör. Lst also die Bildung nicht die Hauptsache
für Herrschende und Beherrschte;*
IL
L Ln Ikun ('^ b||() steht: »Als Herrscher sei einsichtig, als Vasall
treu.« Dies will sagen : die Haupttugend des Herrschers ist Einsicht. Wenn
er einsichtig ist, kennt er die Menschen gut, bedient sich guter Menschen
und hält die schlechten von sich fern. Dann ist das Land in guter Ord-
nung. Bei den Untertanen ist die Vasallentreue die Hauptsache. Die Va-
sallentreue besteht in der Hingebung und Aufrichtigkeit gegen den Herrn.
Der treue Untertan ist in seinem Amt gewissenhaft, fördert gute Menschen,
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. T
98 Ekken : Ein japanischer Fiirsteiisjjiegel.
warnt den Herrn vor Fehlern und führt ihn zum guten; er Aveiß nichts
von selbstsüchtigen Interessen und kümmert sich nur um den Herrn; ein
treuer Untertan dürfte daher der beste Schatz eines Landes sein. Der un-
treue Diener warnt den Herrn nicht vor schlechten Taten, auch wenn er
sie als solche erkennt; er macht ihm auch keine Vorschläge, die ihm nützen
könnten. Er sucht nur die Gunst des Herrn zu gewinnen; er denkt stets
an seine Stellung und sein Gehalt. In Wirklichkeit ist er nicht viel anderes
als ein Dieb und Räuber.
2. Auch den Weisen Gyö (^) und Shun (^p) war es unmöglich,
alles in eigener Person zu leiten. Sie wählten weise Leute aus, ver-
teilten unter sie die Ämter und vertrauten ihnen. Diese weisen Leute
machten sich niciit auf einmal verdient; nachdem sie sich in langjährigem
Dienste Routine erworben hatten, brachten sie es zu Verdiensten. Der
Weise warnt davor, daß n)an beim Regieren kleine Vorteile ins Auge faßt
und eine Sache übers Knie bricht.
3. Die weisen Herrscher iu) Altertum suchten weise Leute und nahmen
dieselben bei der Regierung zu Gehilfen an. Daher war das Land in
Ordnung und die ^'erdienste waren groß. Der Herrscher soll zunächst
sich selbst rechtschaffen machen, seine Kenntnisse erweitern, die Menschen
kennen lernen und zuerst Minister, dann andere Beamte auswählen. Mit
den Ministern sind die Kai-ö (^^'^)^ fl'C ^linister der Fürsten, gemeint,
mit den Beamten die Angestellten bei der Regierung der Fürsten. Die
Toritsugi {^^) ""tl Metsukeyaku (g j^'f^) genannten Beamten der
Gegenwart, die Verwalter und die Rechnungsbeamten der Gemeinden sind
wichtige Verwaltungsbeamte. Wenn die ^linistcr und Beamten nicht geeignet
sind, so kommt die Vei-waltung in Verwirrung und das Land in Unordnung.
Zu Ministern soll man Männer, die Kluglieit und Tugend mit Großmut ver-
binden, erwählen. Der Toritsugi hat die Pllicht, die Befehle des Herrn an
die Untergebenen zu übermitteln und die ^'orschläge der Untertanen dein
Herrn zu unterbreiten. Ist jener von schlechtem Charakter, so gelangt
weder das Wohlwollen des Herrn zu den Niederen, noch die Klagen der
Miederen zum Gehör des Ileri-n. Die beiden können sich nicht verständlich
machen und die Tugend des Herrn verringert sich. Dei" Metsukeyaku hat
die Aufgabe, die guten und schlechten Handlungen der Untertanen zu be-
urteilen und dein Herrn, ohne irgendeine Rücksicht zu nehmen, mitzu-
teilen. Dieser gleicht den Ohren vmd Augen des Herrn. Zu Verwaltern
der Gemeinden soll man besonders recht humane Menschen verwenden.
Wenn der Herrscher und die JMinister auch weise sind, diese Beamten aber
inhuman, kann doch das \'olk nicht zufrieden gestellt werden. Zu Rechnungs-
beamten soll man ehrliche Leute und geschickte Rechner wählen. Für die
übrigen Ämter soll man dementsprechend geeignete Persönlichkeiten aus-
wählen und ernennen. Wenn in dieser Weise das Personal der Regierung-
geeignet ist, so ist das Land in Ordnung und das Volk lebt in Frieden.
Im Shösho heißt es: das Wesen der Regierung liegt darin, die Menschen
zu erkennen und das Volk zufriedenzustellen.
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 99
4. Der Tugendhafte und der Niedriggesinnte verhalten sich wie
Wasser zum Feuer und wie guter und schlechter Geruch. Man kann sie
nicht zu gleicher Zeit nebeneinander gebrauchen. Wenn die Niedrigge-
sinnten zur Macht gelangen, so kann das Prinzip der Tugendhaften nicht
geübt werden. Diese werden schließlich von den Niedriggesinnten ver-
leumdet und ziehen sich zurück. Die Menschen zu kennen, ist, sagt ein
Alter, schwer. Der Menschen Gemütsart an den Worten und Gesichtszügen
zu erkennen, gelingt auch dem Weisen nicht immer. Konfuzius sagt:
"Man höre die Worte und betrachte das Benehmen.« Betrachten heißt
Aufmerksamkeit auf etwas verwenden und daraus einen Schluß ziehen. Die
Alten pflegten aus dem, was einer liebte, oder aus dem Charakter seiner
intimen Freunde einen Schluß auf die Persönlichkeit zu ziehen. Ferner
sahen sie daraus, wie einer täglich sich benahm , ob er klug oder unwissend
war; sie wußten durch mündliche Fragen und Prüfung der Leistungen
zu erfahren, wie talentvoll jemand war. Dies war die Methode der Alten
bei dem Erkennen der ^Menschen. Die Menschen kennen zu lernen und
rechtzeitig dein Herrn zin- Verwendung zu empfehlen, das ist der Beruf des
INIinisters.
5. Im allgemeinen ist bei der Aufnahme zum Amte zunächst die
\'asallen treue, dann die Fähigkeit zu berücksichtigen. Die Vasallentreue
besteht in der Aufrichtigkeit und Lauterkeit. Ist man nicht aufrichtig, aber
fähig, ist man ein Dieb; man nähere sich solchen Leuten nicht. Wenn
Treue und Wahrheit vorhanden und die Begabung etwas gering ist, kann
man doch durch Studium und praktische Erfahrung brauchbar werden. Es
gab zu allen Zeiten viele Herrscher, die sich gescheiter, aber treuloser
INIenschen bedienten und es nachher bei'euten.
6. In alten Zeiten wurden gescheiten und tugendhaften Leuten, wenn
sie auch niedriger Herkunft waren und nicht hohen Familien entstammten,
Ämter zuteil. Unfähige Leute erhielten , wenn sie aus guter Familie waren,
nur ihre erblichen Renten, bekamen aber kein Amt; denn sie nützten der
Regierung nichts.
7. Überhaupt hat der Mensch Talent und Talentlosigkeit. Dies ist
selbst bei weisen Leuten der Fall. Wenn man von einem absolute Voll-
kommenheit verlangt, so wird man im ganzen Lande vergebens danach
suchen. JNIan schätze die Voi-züge einzelner und weise ihnen die geeignete
Stelle an. Wenn einer schließlich richtig seines Amtes wartet und sich
verdient macht, belohne man ihn und lasse ihn lange in seinem Amte.
Wenn er in einem Amt lange bleibt, so wird er sachverständig und macht
sich verdient. Unter der Regierung von Gyö und Shun wurden die weisen
Vasallen, wie Köto (^[^) "^nc^ Shokkei (^^) , das ganze Leben in
einem Amt belassen, so daß sie sich große Verdienste erwarben. Spätere
Herrscher belohnten kleine Verdienste der Vasallen und beförderten oft
die Beamten. Daher haben alle diese in ihrem Amte wenig Erfahrung
oder kommen in Verlegenheit, weil sie etwas übernehmen mußten, was sie
nicht verstehen. Dies brachte der Regierung keinen Nutzen, sondern viel
Schaden. Es dürfte also richtig sein, einen im Anfang mit einem Amt zu
lUO Ekken: Ein japanischer Fürsteiispiegel.
betrauen und ihn nach Prüfung weiter zu befördern. Ihn aber ohne Kenntnis
seiner Fähigkeiten zu versetzen, das entspricht nicht der Methode der Be-
förderung der Beamten.
S. Alles in der Welt gedeiht durch Fleiß and verfällt durch Nach-
lässigkeit. Jeder gebe fleißig acht auf seinen Beruf. Die Unachtsamkeit
nur eines Beamten führt zum Unheil des ganzen Volkes, Unachtsamkeit nur
an einem Tage biüngt Sorge für lange Zeit mit sich.
9. Der Rang bestimmt die Reihenfolge der Beamten; die Besoldung
besteht in dem Einkommen aus einem Gebiet, das Amt besteht in der Aus-
übung des Berufes. In alter Zeit wurde •nur dann der Rang erhöht, die
Renten vermehrt und Geld und Seide geschenkt, wenn sich jemand im
Dienste verdient gemacht hatte. Ämter wurden niemals benutzt, um jemand
zu belohnen, sondern nur den Fähigen verliehen. Zur Belohnung waren
sie nicht da. Nach dem System der Slui- ( j^) Dynastie erbten die Söhne
des Samuraistandes, wenn sie nicht fähig und tugendhaft waren, das Amt
ihrer Väter nicht. Man sprach daher von Nichterblichkeit. Den Söhnen
der Minister ließ man, wenn sie nicht gescheit genug waren, zwar die
Renten des Vaters zuteil werden, aber das Amt nicht. Wenn Personen,
obwohl sie Söhne der Minister sind, für ihren Platz nicht geeignet sind,
so ist es sowohl für den Herrscher als auch für das Volk nachteilig; denn
kein Geschäft wird richtig geführt und dies ist der Anfang des Uniieils.
In späteren Zeiten nahm infolge des Zuwachses von Geschäften die Zahl der
Ämter jedes Jahr zu; außerdem wurden die Renten erblich, so daß das
Einkommen des Herrschers bald erschö])ft war. Daher erteilte man zur
Zeit des Kaisers Gu (J&) der Tö- (1^) Dynastie den Angestellten Renten, die
zu dem Amte gehörten, den nicht Angestellten abei- gab man keine Renten.
Das ist das jetzige Diensteinkonunen [Yakuryo :^ ^^H')- Dies dürfte wohl
für alle Zeiten die beste Methode sein, die keinen Schaden bringt. Wenn
man den Söhnen der verstorbenen Beamten trotz ihres Mangels an Fähig-
keit die Besoldung weiter gibt, dann wird der Schatz des Herrn l)ald er-
schöpft, und das Landeseinkommen reicht nicht mehr aus.
10. Auch der Weise kann nicht frei von Fehlern sein. Wenn man
kleine Fehler nicht verzeiht, so ist niemand imstande ^'erdienstvolles zu
leisten.
11. Im allgemeinen darf man dem Lob und den Verleumdungen
nicht ohne weiteres Glauben schenken. Auch unter den guten Menschen
gibt es solche, die die Menschen schlecht erkennen und die sich bei der
Beurteilung somit irren. Niedrig denkenden Menschen, Frauen und der
Dienerschaft fehlt es an Kenntnissen, und darum sind sie parteiisch. Sie
wissen bei den Menschen nicht, was gut und böse, verderbt oder gerade
ist, Sie loben auch schlechte Menschen , wenn sie ihnen gefallen, und ver-
leumden die guten, wenn sie ihnen nicht gefallen. Sie nennen gute Taten
schlecht, schlechte gut. Sie machen von Kleinigkeiten viel Gerede, und
bei großen Fehlern sind sie nachsichtig. Ihr Urteil hängt nur von den
Zeitumständen ab, es weicht von der Gerechtigkeit ab und ist nicht auf-
Ekken: Ein japaiiischcr Fiirstenspiegel. 101
richtig. Die tüi-ichten Leute glauben solchen Verleumdungen, entfernen
(Indni'ch tugendhafte Leute von sich, befretuiden sich mit den Niedrig-
denkenden, durcii die sie verleitet werden, und so kommt es, daß sie dies mit
ihrem guten Rufe und ihi-er Person büßen. Davor nuiß man sich hüten.
12. Dem Minister liegt es ob, dem Herrscher zur .Seite zu stehen,
dessen Fehler zu berichtigen, über die Regierungsmaßnahmen zu beraten,
Belohnungen und Strafen richtig zu verteilen, alle Beamten zu leiten und
zu Erfolgen anzufeuern , weit und breit gescheite INIenschen aufzusuchen,
um sie zu späterer Verwendung bereit zu halten. Kleine Angelegenheiten
soll er nicht selbst übernehmen, sondern dieselben den Beamten übei-tragen.
Er soll nach Jahresfrist Verdienst und Fehler der Beamten prüfen, das
Resultat dem Herrscher berichten und sie befördern oder zurückversetzen.
AVenn von oben her betreffs des Dienstverfahrens den Beamten einzelne
Anweisungen gegeben werden, so A'ermögen sie nicht, wie tüchtig sie
auch sein mögen, ihre Geschicklichkeit ganz zur Anwendung zu bringen.
Demi sie suchen dann nur den Wünschen von oben entgegenzukonnnen,
indem sie nur auf diese achten, und sie gehen nicht in ihrem Dienste auf.
Wenn dies der Fall ist, so konunt nichts zustande, noch tritt ein Yer-
dienst ztitage. Im Anfang prüfe man die Persönlichkeit genau und übertrage
ihr das Amt, ohne kleine Fehler zu tadeln. Wenn man dann nach Jahres-
frist ihre Leistungen prüft, so kann man erkennen, ob sie fähig oder uu-
tlihig sind.
13. Im allgemeinen sind Herrscher, die ihr Land verliei'en, nicht allein
daran Schuld. Wenn der Herrscher nicht tugendhaft ist, so schmeicheln
ihm die Untertanen und suchen ihn zu schlechten Taten zu Acrleiten, und
dies führt zum Untergang des Landes. Wenn man von oben her die
Niederen beargwöhnt, so geschieht dies auch von selten der Niederen nach
oben, und jene geben sich nicht hin. Wenn man sich von oben her der
LTntertanen mit Aufrichtigkeit bedient, kommen auch diese der Regierung
in derselben Weise entgegen. Daß man von denen betrogen wird, denen
man Vertrauen schenkt, kommt daher, daß man oben keine klare Einsicht
besitzt und sich gern schmeicheln läßt, sowie manchen parteiisch bevorzugt.
14. Der Fürst von Shin (^)^ Heiko (^^)j fragte einst seinen
Vasallen Shik'kö (J^ffn)i welches das größte Unglück für ein Land sei.
Dieser antwortete: »Wenn der Minister aus Furcht vor dem Verlust seiner
Rente den Herrscher nicht vor Fehlern warnt , und die niederen Untertanen
atis Furcht vor Strafe sich nicht äußern, dann kommen die Verhältnisse
des A^olkes nie zur Kenntnis des Herrschers. Das ist das größte Unglück
für ein Land." Wenn die Herrschenden und Beherrschten sich nicht
gegenseitig verstehen, so erfahren die Höherstehenden nichts Schlechtes
über ihr Betragen und ihre Regierung. Dann steigt ihr Stolz von Tag zu
Tag; ihre Fehler und ihre Üppigkeit nehmen zu luid nichts ist einem Lande
getährlicher als dies.
15. Die -Meinung eines Herrschers, daß er fremden Rat gern beiblge,
aber niemand ihm Rat 2;ebe. ist eine falsche. Essen und Trinken tut man
^02 Ekken: Ein japaiiisclier Fürstenspiegel.
gern; daher ptlegt man zu nötigen, ob man auch dankt. Ebenso verhält
es sich mit dei- Warnung; daß man nicht warnt, Ijeruht darauf, daß die
Warnung nicht gern gehört wird.
16. Kanchü ('g'^4j) sagte: -Ein erleuchteter Herrscher wendet sein
Wissen nicht selbst an, er vertraut sich dem Wissen der anderen an; er
macht nicht von seiner eigenen Kraft Gebrauch, sondern von der der
anderen. Wenn man das Wissen anderer benutzt und erwägt, so bleibt
einem nichts unbekannt. Der Kraft vieler ist nichts unerreichbar. Die
Augen der Menschen sehen den fernen Himmel am Horizont, aber sie können
den eignen Rücken nicht sehen. Mit dem Geist ist es ebenso. Die ge-
scheitesten Leute erkennen die eigenen Eehler nicht klar. Daher soll man
auch die Warnung der anderen und den Tadel des Publikums hören, mn die
eigenen Fehler zu verbessern. Zur Zeit des Kaisers Gyö gab es eine Fahne,
die zur Föidei'ung des Guten dienen sollte. Wer dem Herrn etwas Gutes
vortragen wollte, dei- stellte sich danmter. Es gab auch eine Beschwerde-
tafel, eine große Tafel von Holz, die man außerhalb des Stadttores auf-
gestellt hatte. Wer in den Regierungsmaßnahmen Fehler bemerkt hatte,
der diH-fte dies ohne Rücksicht daraufschreiben, und gute Vorschläge w\irden
angenommen. In der Zeit des Kaiseis Shun gab es eine Trommel für Wai--
nungen. Wer den Herrscher warnen wollte, der schlug die Trommel. Es
kamen dann Beamte und übermittelten die Warnungen dem Herrsche)'. 80
wird in dem Buclu' Datairei (^A^^f^) berichtet. Der König der In
/^ß)- Dynastie, namens Tö (}^), war ein kluger 3Iann. Dennoch pries
ihn sein wcisei- A'asall Chükai (^f|'}j^) "'s einen, der sich nicht geniere.
seine Fehler zu vei-bessern. Chükai sagte einst zu dem Könige: -Wenn
man nur sich selbst gelten läßt, so ist man klein." Sich nur selbst
gelten lassen, lieißt: man nimmt aus Stolz auf die eigenen Fähigkeiten
fremde Vorschläge nicht an. Selbst die weisesten Herrscher der alten Zeit
belehrten sich so und leisteten fremden Vorschlägen gern Folge; um wie
viel mehr nnlssen die unweisen Herrscher Mahnungen annehmen iind ihre
Fehler verbessern! Selbst wenn eine Mahnung nicht richtig sein sollte,
soll er sie doch annehmen, denn so entschließen sich die Leute leichter
zu Wainimgen und der betreffende erfährt häufiger von seinen eigenen
Felileiii. Die Behauptung, daß man keine Fehler habe, und der Wider-
spruch entmutigen leicht den Ratgeber, so daß ei- niemals wieder seine
warnende Stimme erhebt.
17. Die Untertanen müssen, falls sie dazu angestellt sind, den Herrn
an seine Fehler erinnein. Die treuen Vasallen Chinas warnten den Herrn
mit Hintansetzung ihres Lebens und Nichtachtung des Todes. Nicht nur
auf dem Schlachtfelde allein opfert man sein Leben dem Herrn. Es ist
Untreue, wenn man an sich denkt, das Leben liebt und die Fehler des
Herrn mit Bewußtsein verschweigt. Wie viel schlimmer es ist, wenn man
aus Liebe zu seiner Stellung und seinem Gehalt schweigt, braucht nicht
erwähnt zu werden. Unsere Landsleute sind zwar auf dem Schlachtfelde
tapfer; aber Ix'ti'elfs der Ermahnungen des Fürsten stehen sie hinter den
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 103
Chinesen zurück. Sollte dies auf den Sitten des Landes beruhen, sollten
sie so ungebildet sein, daß sie die Kunst der Rüge nicht verstehen?
18. Es gibt zwei Methoden für das Warnen: die direkte und indi-
rekte. Die erste wendet man nur gegen erleuchtete Herrscher an. Diese
folgen jeder Mahnung, wie scharf sie auch sein mag, und geraten darüber
nicht in Zorn. Die andere bestellt darin, daß man nicht mit Strenge,
sondei-n gleichmäßig und ruhig ans Werk geht, so daß man die Ge-
mahnten nicht beleidigt und sie selbst ihre Fehler einsehen läßt. Als Bei-
spiele gehören hierher, daß Ch(3ryö (^^ ^) vier Gelehrte berief, um
den Kronprinzen nicht absetzen zu lassen; daß Eköshiku (^^^T;^) die
Versölmung des Fürsten Sökö (yj^) niit seiner Mutter vermittelte; daß
der V;is;ill des Fürsten Bunkö (^'yT ^) von Gi (W^), namens Ninza
(fij^)' ^^*^" Herrn zur Erkenntnis der Aufrichtigkeit von Tekiö (2^)
brachte, indem er Bunkö ("^'f^) lobte, luid schließlich, daß Tekijinketsu
(^yCt^iT^) '^^^ Kaiserin Buk5(^^^") ermahnte und die Tö- Dynastie vor
dem Untergang rettete. Wer aber gewarnt werden will, der soll die di-
rekte, nicht die indirekte Mahnung vorziehen. Konfuzius hat gesagt: »Ein
Arzneimittel schmeckt zwar für den Minid bitter, es heilt aber die Krank-
heit; die Warnung ist zwar dem Ohr unangenehm, doch ist sie den
Handlungen zuträglich. Die Könige T5 (^«) und Bu (^t) folgten den
INIahnungen und behaupteten ihre Regierung. Die Könige Kets' und Chü
nahmen die Mahnimgen nicht an und gingen zugrunde. Die guten und
schlechten Eigenschaften der Herrscher der verschiedenen Zeiten und das
Schicksal eines Landes hängen ganz allein von zwei Dingen ab, nämlich ob
jene den Mahnungen Gehör geben oder dieselben verwerfen.
19. Töba (^^i/j^) l'at gesagt: -Ordnung und Unordnung in einem
Lande hängen davon ab, ob die Lebensverhältnisse der niederen Volksklassen
zur Kenntnis der Herrschenden gelangen.« Ordnung und Unordnung in
einem Lande ist wie ein gesunder und kranker Körper. Wenn das Blut
zirkuliert, so wii-d man gesund; wenn es still steht, so wird man krank.
Wenn die Ansichten von unten nach oben dringen, und man oben die
INIahnungen der Untertanen befolgt, so kommt das Land in Ordnung. INIan
s|)richt dann A'om freien Wege für ein offenes Wort. Wenn der Weg für
ein offenes Wort frei ist, so kommt das Land in Ordnung, wie die Blut-
zirkulation die Gesundheit bedingt. Ist das nicht der Fall, so kommt das
Land in Unordnung, wie mit dem Stillstehen des Blutes Krankheit eintritt.
Es gibt ein altes Wort: -Wenn der Herrscher den Ermahnungen von
unten nicht Gehör schenkt, so ist er wie taub.« Wenn das der Fall ist,
schließen die L'ntertanen aus Fui'cht vor dem Herrscher den Mund; sie sind
dann wie Stumme. Wenn nun der Heri'scher taub ist und die Untertanen
stumm sind, da ist es unmöglich, das Land in Ordnung zu erhalten, selbst
wenn man den Wunsch dazu hat.
20. Zum Regieren eines Hausstandes sowie eines Volkes ist Strenge
zu empfehlen. Strenge heißt, selbst richtig und nicht leichtfertig handeln,
104 Ekken : Ein japanischer Fürsteiispiegel.
bei dei- Gesetzgebung nicht nachsichtig sein und dem Volke sein Unrecht
verweisen. Ist man streng, so haben die Leute Furcht, und so bleiben
die Gesetze bestehen; das Volk begeht selten Schlechtigkeiten und Ver-
brecher sind selten. Wenn man nicht streng und nachsichtig ist, so
freuen sich zwar das Volk und die Hausgenossen anfänglich darüber und
sind voll des Lobes, aber nachher werden sie nachlässig und haben keine
I-'urcht; die Gesetze lockern sich und die Verbrecher mehren sich. Strenge
am Anfang bringt später kein Unheil; Milde am Anfang wird nachher die
Ursache vieler Sorgen. Strenge ist Strenge, und keine Inhumanität. Man
ist streng, um das Volk nicht zum Schlechten zu verleiten. Das Wasser
ist z. B. mild, daher ertrinken viele aus L'nvoisichtigkeit darin. Das Feuer
ist heftig, daher gehen die Leute aus Furcht nicht heran, und es gibt wenig
Leute, die verbrennen. So ist es auch mit dem Gesetze.
21. Die Lehnsleute regieren und das ganze \'olk unterwürfig machen,
das ist ]Macht. Mit Macht ist nicht gemeint, daß man zürnt oder sein
Gemüt aufregt, sondein daß man die Autorität nicht auf die Vasallen
übergehen läßt, den Hochmut der Lehnsleute und des Volkes bändigt und sie
vor schlechten Taten warnt. Wenn einflußreiche Untertanen die Gewalt an
sich reißen, dann wird die des Herrn schwächer und die Disziplin kann
nicht bestehen, die Beamten und das Volk haben keine Furcht vor den
Gesetzen und die Befehle werden nicht vollzogen. Daher soll nur der
Herrscher Macht besitzen; nie darf sie auf die Niederen übergehen.
22. ]Man sagt, König Bun ("^3E) ^*''<^'^i^^ ^^^^^ ^'^" d^" Untertanen,
daß sie in Not wären; obgleich er sie gut regierte, und sie in Ruhe dahin
lebten, so sorgte er sich doch noch um sie, als ob sie Leiden erduldeten.
Das zeigt das Herz eines humanen Menschen und ist die wichtigste Sorge
beim Regieren. Auch im Saden ('^^{M.) steht, daß das Land gedeiht,
wenn man das Volk als leidend betrachtet. Es geht zugrunde, wenn man
es als Schutt betrachtet. Hiervon hängt die Ordnung und Unordnung, der
Aufschwung und Niedergang eines Landes ab.
23. Im allgemeinen ist das \'olk rechtlich denkend. Wenn es von
oben her betrogen wird, so folgt es dem Beispiel und wird oft unredUch.
Insofern lehren die Regierenden den Regierten den Betrug. Das Volk hat
seinem Charakter nach ursprünglich keinen starken Hang zum Betrügen.
Infolge der Machtverschiedenheit von hoch und niedrig folgt es anfangs aus
Not einige Zeit den Betrügereien der Herrschenden. In vielen Phallen ist
der Betr-ug den Herrschenden zuzuschreiben.
24. Kinder ohne Vater heißen Waisen, alte Leute oluie Kinder nennt
man Kinderlose, alte Leute ohne Frauen heißen Witwer, alte Frauen ohne
Mann Witwen. Diese vier nennt man zusammen die vier Armen (PU äHJ-
Sie sind die Unglücklichsten und am meisten verlassen in der Welt. Ihrer
giht es viele; aber diejenigen, die von bemittelten Verwandten ernährt
werden, sind vor Hunger und Frost geschützt. Sonst dürften auch in großen
Dörfern nicht mehr als zwei bis drei sein. Zu ihi-em Unterhalt braucht man
keine großen Beträge. Dem Ortsverwalter (^^ O^) li"»* ^•'^ ^^^ ' ihnen
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 105
stets Hilfe zu leisten und sie vor Hunger und Frost zu schützen. Wenn die
Leute Himger und Kälte leiden, so ist dies die Folge davon, daß die Regierung
hart ist. Eine große Zahl an Bettlern gereicht den Beamten zur Schande.
25. Auch in unserem Lande hatten die regierenden Kaiser in alter
Zeit mit den alten Leuten Erbarmen. Alle, die mehr als 80 Jahre erreicht
hatten, beehrten sie mit der Verleihung eines Titels und mit Geschenken,
wie Seide, Baumwolle, Leinewand und Hirse. Kinder und Enkel, die sich
durch Pietät gegen die Eltern auszeichneten , edelsinnige Ehemänner und
treue Ehefrauen wurden am Eingang ihrer Wohnungen bezeichnet und man
sah darauf, daß ihnen l)is zum Ende ihres Lebens kein Leid geschah.
AA'itwei-. Witwen, Waisen und Alleinstehende wvu'den , wenn sie krank
wurden und sich nicht selbst erhalten konnten, unterstützt, ^'on diesem
allem ist häufig in alten Schriften die Rede. Wenn die Häuser der Land-
leute vom Sturm zerstört wurden, kam es vor, daß man ihnen auf ein Jahr
die Steuer vom Acker erließ.
"26. Der Bauernstand ist die Grundlage des Landes. Er treibt das
ganze Jahr hindurch emsig Ackerbau und baut Reis und anderes Getreide,
er bezahlt Abgaben an die Regierung und ernährt das Volk. Man soll ihn
am meisten hegen und pflegen und vor Hunger und Kälte schützen. Daß
man dem Bauernstand seine Zeit nicht nimmt, geschieht nicht bloß zu
seinem Besten, sondern auch im Interesse des Landes. Der Bauer ar-
beitet Tag und Nacht; dennoch hat er oft infolge von Dürre, Sturm und
Ungeziefer geringen Verdienst. Wenn er bei Mißernten die Abgaben nicht
zahlen kann, so muß er Weib und Kinder, ja sogar die eigene Person
auf den Markt bringen. In guten Jahren ist dei- Preis von Reis und Ge-
treide so niedrig, daß er doch der Not nicht entgeht. Der Grund ist, daß
der Landmann wenig Verdienst hat. Die Handarbeiter haben nicht so viel
Mühe wie die Bauern , aber ihr Verdienst ist größer. Der A'erdienst der Kauf-
leute ist zweimal so groß wie der der Handarbeiter. Infolgedessen nimmt
die Zahl der Bauern allmählich ab und die der Kaufleute und Handwerker
von Jahr zu Jahr zu. Es sind also der Leute, die das Feld bebauen, wenig
und derer, die Geräte anfertigen und Waren verkaufen, viel. Es sind
derer, die Leinwand weben, wenig und derer, die sich mit der Anfertigung
von Bi-okat, Seidendamast und Stickerei beschäftigen, viel. Dieser Zu-
stand ist die Quelle allgemeiner Not. Daher legten erleuchtete Herrscher
alter Zeiten auf den Bauernstand großes Gewicht und unterdi'ückten Kauf-
leute und Handwerker, schätzten die fünf Getreidearten hoch und Geld
und Edelsteine gering. Daß man Sparsamkeit übt und Luxus untersagt,
ist die Methode, mit der man die Grundlage des Staates befestigt und den
schlimmen Folgen vorbeugt, und das ist eine Regierung, die das Land
in Ordnung hält und das Volk zufriedenstellt.
27. Der Bauer ist auf das Reisfeld angewiesen wie die Fische auf
das Wasser, wie die Bäume auf den Eidboden. Ohne Wasser gehen die
Fische zugrunde, ohne Erde sterben die Bäume ab, ohne die Felder ver-
lieren die Bauern ihre Beschäftigung. Es ist also zu bedauern, wenn die
Bauern von ihrem Felde getrennt werden.
106 Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
28. Die Weisen wußten, daß die Kraft des A'olkes das Fundament
des Landes ist. Aus diesem Grunde kürzten sie den Frondienst ab, um
die Zeit des Volkes zu schonen. In günstigen Jahren forderte man, heißt
es in Shürei f jijmp), von einem Mann drei Tage, in mittleren Jahren
zwei, in ungünstigen Jahren einen Tag; in ganz schlechten Jahren, wo das
Volk Mangel Utt, verpflichtete man es keinen Tag zum Frondienste.
29. Es gibt Leute, die behaupten, ein reiches Volk sei übermütig
und den Gesetzen nicht gehorsam. Diese Ansicht stammt aus dem Mangel
an Verständnis für die Regieningskunst. Nur armen Leuten kommt der
Gedanke zum Stehlen. Daß man mit dem Volke Erbarmen hat, es keinen
Mangel an Kleidung und Nahrung leiden läßt und vor Not sichert, das
bildet das erste ^'orbeugungsmittel gegen den Diebstahl. Wenn die Verord-
nungen khir sind und man jedermann seinen Stand bewahren läßt, so wird
das Volk nicht i'ibermütig, mag es noch so wohlhabend sein. Sollte es
Leute geben, die dennoch anmaßend, übermütig und faul sind oder Dieb-
stahl begehen , so soll man sie ohne jede Rücksicht bestrafen. Da das
Volk beschränkt ist, so kommt es, wenn man es sich selbst überläßt, nie
in ridiige Verhältnisse. Die richtige Regierungsmethode ist die, daß man
das Volk vor Mangel an Kleidung und Nahrung schützt, vor Übermut und
Faulheit warnt und so vom \'erbrechen ferniiält.
III.
1. Ei'leuchtete Herrsclier verbrauchen den Gewinn des Landes nicht
für sich selbst, sondern lassen ihn auch dem Volke zuteil werden. Sie
drücken dieses nicht durch Auferlegung von Steuern wie auch strengen
Frondienst, sie verbieten ihm dagegen, seinen Anteil zu mißbrauchen.
Leute, die angestellt und von dem Herrscher besoldet sind, dürfen nicht
kaufmännische Geschäfte treil)on und Gewinn suchen. Ein alter Spruch lautet:
»Wer Großes erhält, der ninunt niclit Kleines.« An keinem Gebilde der
Natur findet man zwei Voizüge zusammen: Tiere mit Eckzähnen haben
keine Hörner; Tiere mit Hörnern haben keine Oberzähne; Tiere mit Flügeln
haben keine Pfoten; Bäume mit schönen Blüten tragen nur schlechte Früchte,
Bäume mit guten Früchten haben unschöne Blüten. Es ist also der Natur
zuwider, daß Samurai, die von ihiem Herrn besoldet sind, mit dem
Bürgerstande um die Wette nach Gewinn trachten und ihm den Verdienst
nehmen.
2. Es gibt folgende vier Ursachen, die den Tod vieler INIenschen her-
beiführen: Todesstrafe, Krieg, Hungersnot und Krankheiten.
a) Man bringt durch irrtümliche Bestrafung Unschuldige und Leute,
die sich nur leichte Vergehen haben zuschulden kommen lassen, um.
b) Dadurch, daß man eine Empörung anzettelt, verursacht man den
Tod vieler Feinde und Freunde, die ganz ohne Schuld sind. Oder man
ruft durch die eigene Unmenschlichkeit oder Unhöflichkeit einen Krieg
hervor.
Ekken: Ein japanischer Ffirstenspiegel. 107
c) Infolge von Dürre, Sturm und Auftreten von Ungeziefer sterben
eine Menge Leute Hungers.
d) Durch verschiedene Krankl)eiten, besonders durch Seuchen, ver-
lieren viele das Leben.
Diese vier Ursachen sind es, welche das ^Menschenleben in Gefahr
bringen. Zwei davon, Strafe und Krieg, hängen von den Menschen ab, die
beiden anderen, Mißjahre und Krankheiten, von der Natur. Es gilit für
alle vier Fälle Hilfsmittel, die dazu beitragen, daß das Volk vor dem Tode
bewahrt bleibt. L^m ein Beispiel für den ersten Fall, die Todesstrafe, zu
bringen: Wenn man mit dem Volke Erbarn)en hat und es keinen Mangel
an Kleidung und Nahrung leiden läßt, so kommen keine Diebstähle vor,
und es gibt somit wenig Verbrecher. Wenn man überdies die Anklagen
gerecht untersucht und Recht und Unrecht zur Klaiheit bringt, so kommen
die Unschuldigen nicht ums Leben. Um für das zweite, den Krieg, ein
Beispiel anzuführen: Wenn man Humanität und Gerechtigkeit übt, dann gibt
es niemand, der den anderen beneidet, und es gibt keine Empörung. Es
bedarf kaum der Erwähnung, daß man selbst keine Empörung anzetteln daif.
Fiir den dritten Fall, die Hungersnot: Wenn man bei INIißernten die Ab-
gaben erleichtert, das Volk nicht zu oft zu Frondiensten auffordert, so daß
man durch die Bebauung des Ackei's während dreier Jahre die Lebensmittel
für ein Jahr erübrigen kann und außerdem die Hungrigen unterstützt, so
wird auch bei Mißernten niemand verhungern. Und schließlich der vierte
Fall, die Krankheiten: Wenn man ein Gefühl für das Volk hat, es vor dem
Erfrieren schützt und dadurch dem Ursprung von Ki-ankheiten vorbeugt und
den Erkrankten mit Arzneimitteln hilft, dann sind weniger Leute der Gefahr
tötlicher Krankheiten ausgesetzt. Dies alles sind menschliche Vorbeugungs-
maßregeln nicht bloß gegen die Gefahren, die vom Menschen, sondern auch
von der Natur abhängen.
3. Wenn man das Volk vor Hunger schützen will, so verursacht es
weniger Kosten, und die Spende ist um so erfolgreicher, je früher man hilft.
Je später die Hilfe kommt, um so größer sind die Ausgaben und um so
geringer ist der Erfolg. Ferner, Hungernde sterben nicht, wenn man ihnen
eine der zwei iNIahlzeiten, Frühstück und Abendessen, spendet; man soll
nicht ohne weiteres viel geben, ohne zu unterscheiden, ob der Hunger
gi'oß oder nicht groß ist. Wenn man sie an einem Tage nur einmal mit
Speise unterstützt, so gehört nicht viel Reis dazu, und es bringt vielen
Leuten Hilfe. Hier gebe man Verhungernden morgens und abends leichten
Reisbrei; wenn man ihnen zu viel gibt, so sterben sie. Erst nachdem sich ihre
Kräfte erholt haben, gebe man ihnen andere Speise. Dort versammle man
die noch nicht Erschöpften und gebe ihnen an einem Tage einmal zu essen.
4. Die Beamten, die die Klagen der Armen, der Alleinstehenden,
Greise und Kinder, die alle von andern betrogen sind oder dei'jenigen, die
Hunger imd Kälte leiden, nicht annehmen, sind zu bestrafen. Das ist eine
Bestimmung im Shürei.
5. 3Ian darf die fünf Getreidearten und Baumfrüchte, die noch nicht
reif sind, weder ernten, noch auf den Markt bringen. Man darf junge
108 Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel.
Bäume nicht lallen und kleine Fische nicht fangen. Alles, was unreif ist,
nicht scliädigen. dies gehört zur Humanität ("fH^*)- Überdies bringt es
dem Volke und dem Lande mehr Nutzen, wenn man erst von den Dingen,
die ausgewachsen sind, Gebrauch macht.
6. Der Kaiser der Kan T'^^) -Dynastie Sen [^) erbaute in allen
Piovinzen Speicher. Wenn der Reis billig war, steigerte er die Preise,
kaufte ihn auf und verwahrte ihn in diesen Speichern. War der Preis hoch,
so verkaufte er ihn zu herabgesetzten Preisen. Diese Speicher hießen
»Jöheisö« (Immer ausgleichende Speicher', *ffi|*^p*y^)- ^^^ ^^^^ Preis des
Reises sehr niedi-ig, so ist es schlecht für den Samurai und den Bauern.
Ist er dagegen hoch , so drückt er Handwerker und Kauf leute. Leider ist
beides gleich schädlich. Führt man also die Methode der -immer aus-
gleichenden Speicher" ein, so bewahrt man die vier Stände vor Schaden
und Not. Auch in unserjn Lande gab es früher nach diesem Vorbilde
"Immer ausgleichende S])eicher«, die sogenannten »Gisö» (Spendenmagazine,
^^^)- Letztere waren dazu da, den Hungrigen Ijei Dürre usw. zu helfen.
Dies ist eine gute Methode. Eine aiine Regierung ist aber nicht imstande,
sie zu befolgen.
7. In späteren Zeiten stand in China wie in Japan der Schein im
Vordergrunde und die Treue wie auch Wahrhaftigkeit trat zurück. Die
Aufrichtigkeit ging von Tag zu Tag zurück und der Betrug nahm von Monat
zu Monat ül)erhand. Wenn man den Weg der Tugend betreten will,
müssen die modernen, i)runkhaften und luxuriösen Sitten abgeändert werden,
und man muß zu den einfachen und naiven Gebiäuchen der alten Zeit zu-
rückkehren.
Als der Kaiser Taisö (-jc^^) von der Tö (|^)- Dynastie regierte,
schaffte er den Luxus ab, verringerte die Ausgaben, erleichterte den Fron-
dienst, die jährlichen Abgaben und setzte ehrliche, selbstlose Beamte über
die Bevölkerung. Nach ^"erlauf einiger Jahre hatte das \'olk Kleidung und
Nahrung, so daß man z.B. etwas, was jemand auf der Straße verloren
hatte, nicht aufnahm und Kauf leute, die im Freien übernachteten, ohne
Sorge waren, bestohlen zu wei'den. Daß man die luxuriösen Sitten be-
seitigte und das Volk zu den einfachen zurückführte, hatte seinen Grund
darin, daß die Regierung in zweckmäßiger Weise geführt wurde.
8. Die Herrschenden sollen die großen Shinto- Tempel, die berühmten
Berge und die großen Flüsse in ihren Gebieten verehren. Götter feiern,
die man nicht feiern soll, mögen es auch richtige Götter sein, nennt man
Inshi ( V^ inP willkürliche Gottesverehrung). Das Inshi ist aber ohne Segen.
Ein Gottesdienst dieser Art ist Schmeichelei und Irrtum. Um fih- sich Glück
zu erbeten, erbauen viele reiche Leute shintoistische und buddhistische Tempel
und veranstalten großartige Gottesdienste, indem sie eine Reihe Priester
engagieren und eine große Menge Laternen anzünden. Es sind das große
Ausgaben , aber dem Volke bringen sie nicht den geringsten Nutzen. Würde
man mit dem Aufwand dafür arme Leute unterstützen, wie gi-oß wäre
dann der daraus erwachsende Segen und somit die Gnade des Himmels. Um
Ekken : Ein japanischer Füi'bteiispiegel. 109
ein Herz zu trösten, vielen Schmerzen zu bereiten, eine solche nichtige Tat
ist Torheit zu nennen. Einst errichtete der Kaiser der Ryö (^^)- Dynastie,
Bu (;pF)j eine Anzahl Tempel imd Pagoden; in dem Glauben, sich dadurch
ein großes Verdienst zu ei'werben, holte er l)ei dem Priester Daruma (i^
1^) ein Gutachten ein. Die Antwort desselben lautete: daß es kein \'er-
dienst sei.
Der Kaiser führte keine humane Regierung, sondern bedrückte das
\'olk und preßte es aus, um Bauten aufzuführen. Schließlich ging er selber
und sein Land unter dem Haß des Volkes und dem Zorn des Himmels zu-
grunde. Ein Beweis dafür, daß Darumas Antwort richtig war. Diesei-
war ein Buddhist und dennoch war seine Meinung so zutreffend. Er unter-
scheidet sich von den habsüclitigen Priestern späterer Zeiten wie Hinnnel
und Erde.
9. Wenn man die schlechten Sitten läßt, wie sie sind, gereicht es
allen zum Unheil. Die Verwalter der betreffenden Gebiete müssen die Be-
wohner davor warnen und dergleichen Sitten beseitigen. Es ist Brauch
geworden, bei der Vermählung der Töchter übermäßigen Aufwand zu treiben,
indem man sie über den Stand hinaus mit Kleidern vmd Geräten ausstattet.
Auf diese Weise verliert man nicht nur sein Vermögen, sondern macht auch
Schulden, die man luunöglich abzahlen kann. Dadurch erfreut man nur
die Augen der Leute, aber es bringt keinen Nutzen, ja vielmehr großen
Schaden. Man pflegt Eltern davor zu warnen, ihre Söhne studieren zu
lassen, mit der Behauptung, daß es die Energie verringere und sie krank
mache. Man warnt auch seine eigenen Söhne vor dem Studium, so daß sie
ihr ganzes Leben dumm bleiben. Alle diese Sitten sind auf die törichten Ideen
dummer Leute zurückzuführen. Einen Mann, der im vorhergehenden Jahre
geheiratet hat, besuchen im Anfang des ersten Monats des nächsten Jahres
seine Freunde, begießen ihn mit Wasser, zechen unter handgreiflichen
Spaßen miteinander, und wenn sie dann betrunken sind, so zanken sie sich
und beschimpfen sich. Dadurch entsteht oft Unglück. Am zehnten Tag(i
des ersten Monats schlagen Knaben manchmal vorübergehende Frauen mit
Kiefernzweigen und bespritzen deren Kleider mit Tusche. Derartige nieder-
trächtige und schädliche Gewohnheiten müssen die Vorsteher streng ver-
bieten und abschaffen. Einen Orts Vorsteher, der solche Sitten duldet, ohne
sie zu verbieten, muß man als seines Amtes nicht würdig bezeichnen, und
annehmen, daß es ihm an Kenntnissen und Tatkraft fehle.
10. Die Komposition von unanständigen Liedern, welche das Gemüt
des Volkes verderben, die Anfertigung auffälliger, seltener Ivleider und Ge-
räte, die Vorführung durch Schaustellungen und daß man die Leute durcli
Geisterbeschwörungen und schlechte Lehren verführt, um Geld zu verdienen,
das alles sind Handlungsweisen von Schwindlern. Die erlauchten Herrscher
alter Zeiten verboten dergleichen streng und legten den Betreffenden schwere
Strafen auf.
11. Bei dem Prozeßverfahren soll man sich vor Gemütsbewegungen
hüten, und jeden das aussagen lassen, was er in seinem Herzensgrunde
HO Ekken: Ein japanischer Fürsteiispiegel.
denkt; man erlaube ihm sein Anliegen niederzuschreiben, wie er will, ebenso
Zeugen zu stellen und Zeugnisse vorzubringen. INIan darf nicht parteiisch
sein und den Bitten von Freunden und Verwandten kein Gehör schenken.
Endlich soll man den kurzen Inhalt der Betrachtungen beider Parteien mit-
einander vergleichen und dann das Urteil über Recht und Uhrecht fällen.
Falls man nur den einen Teil hört oder etwa den empfehlenden Worten
dei- Fürspi-echei- glaubt und sich dadurch beeinflussen läßt, so wird man
vieles falsch auffassen. Beim Verhören darf man nicht auf das Erstgehörte
das Hauptgewicht legen. Hält man dies für wahr und gut, so wird einem
alles andere, was die Gegenpartei später vorbringt, falsch erscheinen, sei
es noch so berechtigt.
12. Pilhrliche Kläger verlassen sich auf ihr gutes Recht und versuchen
nicht die Beamten zu bestechen, daher haben sie auch von selten der Be-
amten keine Fürsprache zu erhoffen. Unehrliche Leute dagegen bestechen,
um ihr eigenes Unrecht zu bemänteln, die betreffenden Beamten, wenden
verschiedene Mittel an und viele stehen ihnen darin bei. Dann wird das
Recht zum Unrecht und das Unrecht zum Recht. Ein solches Urteil ist
nicht zutreffend.
13. Beim Verhör darf man sich über eine unhöfliche Ausdrucksweise
der Betreffenden nicht ärgern und ihnen niclit zürnen; umgekehrt darf man
über höfliche Ausdrücke keine Freude bezeigen. Wenn man leidenschaft-
lich erregt wird, so wird man dadurch ])arteiisch. Durch die Bitte ande-
rer darf man sich in seinen Gemütsbewegungen nicht beeinlhissen lassen.
Überfülle an Arbeit entschuldigt nicht, daß man die Rechtsangelegenheiten
oberflächlich entsciieidet und darüber hinweggeht.
14. Belohnung und Strafe sind Vorrechte des Herrschers, durch die
er das Volk regiert. Handhabt er beides willküi-lich, so ist das Volk
nicht anhänglich, und die Gewalt des Herrschers wird geringer. Das
Gesetz besteht dai-in. daß es Anweisungen darüber gibt, wie man die ver-
dienstvollen Leute belohnt und die Schuldigen bestraft. Wenn man das
Verdienst nicht belohnt und Verbrechen nicht bestraft, so sind Belohnung
und Strafe nichtig und wertlos. Dann haben die Gesetze keine Geltung
und das Volk hat kein \'ertrauen; Verbrechen sind dann an der Tagesordnung,
denn man bemüht sich nicht Gutes zu tun und hat keine Furcht mehr vor
schlechten Taten. Im Shösho steht: »Gegebene Gesetze sind da, damit
sie befolgt und nicht überschritten werden«, d.h. wenn man Gesetze erläßt,
so überlege und prüfe man sie vorher reiflich, auf daß sie bis in späte
Zeiten bestehen bleiben können. Einmal gegebene Verordnungen wende
man auf die Dauer an. tlbertreler müssen bestraft werden. Dann bleiben
die Gesetze bestehen und werden nicht verletzt; das Volk achtet und be-
folgt sie. Gesetze, welche nicht lange in Kraft bleiben können, soll man
vorher zur Genüge beraten und darauf verzichten, d.h. sich vor dem Ei-laß
hüten. AVenn man am Morgen etwas verordnet und am Abend schon wieder
ändert, so findet das Volk sich nicht zurecht und achtet die Regierung gering,
1,"). Keinem noch so törichten INIenschen ist es unbekannt, daß große
Verbrecher, wie Mörder, Brandstifter und diejenigen, welche öffentliche
Ekken : Ein japanischer Fürstenspiegel. 111
Gelder unterschlagen, bestraft werden müssen. Mißachtung der Eltern und
der Alten, Prügeleien, Betrug, Diebstahl, Ehebiuch u.dgl. sind ebenfalls
streng verboten. Doch fürchtet sich das Volk nicht so sehr davor, wie vor
den oben angeführten drei Verbrechen. Diejenigen, welche Länder und
Kreise beherrschen, sollen dergleichen Verbote streng festsetzen und sie
den Leuten alle Monate vorlesen lassen, um ihnen Furcht vor den Gesetzen
einzuflößen. Nachlässige Rechtsj)llege bringt viele Verbrechen mit sich.
Ist es den Regierenden, den Eltern des Volkes, nicht unangenehm, wenn
in ihren Gebietsteilen viele Todesstrafen vorkommen? Dies kommt aber
daher, daß sie inhuman sind und sich nicht bemühen, das Volk zu lieben.
16. In alten Gesetzen steht geschrieben, daß bei Leuten über 80 und
unter 7 Jahren die Todesstrafe nicht angewendet werden darf, auch wenn
die Betreftenden sie verdient haben. Wenn der Mensch 80 Jahre geworden
ist, so ist er geistig abgestumpft; Kinder unter 7 Jahren sind geistig noch
nicht entwickelt, dabei" bestiaft man sie auch nicht.
17. Wird jemand mit Gefängnis bestraft, so schmerzt und bekümmert
es die ganze Familie, die Eltern, Geschwister. Weil) und Kind; er ver-
säumt sein Geschäft. Außerdem ist die Qual, wenn man auch nur einen
Tag im Gefängnis zubringen nuiß, unsäglich groß. Die Regierenden sollten
die Not der Betreffenden sowie den Kummer ihrer Familie in Betracht
ziehen.
18. ^'erbrecher, die ihre \'ergehen zeitig eingestanden, noch bevor
diese an den Tag gekommen waren, wurden nach den alten Gesetzen frei-
gelassen. Ebenso lasse man auch Verbrecher frei, die aus Unwissenheit
Verbrechen begangen haben. Der Fürst von Sei (^^)^ Kankö (te.^)?
hat gesagt, man solle einen rückfälligen Übeltäter, wenn er kein großes
Verbrechen begangen hat, züchtigen und dann freilassen; begehe er zum
dritten Male eine Übeltat, so solle man ihn aber nicht begnadigen.
19. Die Regierungsbeamten sollten Verordnungen nicht dazu benutzen,
die ihnen zuteil gewordenen Wohltaten anderen vergelte.
20. Zur Zeit der Tö (1^) -Dynastie hat man in China folgende vier
verschiedene Arten von Gesetzen aufgestellt: Kits' (^)7 Ryö (^), Kaku
('tp') ^"^'^ Shiki (^T")- Auch in unserm Lande hat man in alter Zeit bei
Hofe Bücher mit diesen vier Gesetzesarten verfaßt, so daß die rechtliclien
A'erhältnisse vollkommen ausgebildet waren. Der Unterricht, den man
den Regierungsbeamten darin erteilte, hieß Rechtswissenschaft (^y^)-
Die Lehrer dieser Wissenschaft hießen Doktoren der Rechtsmssenschaft
(^'Ü'tSzIr)* ^^^^' ""^ Kaku sind in den Kriegszeiten vei"loren ge-
gangen; ein kleiner Teil davon ist jetzt noch vorhanden. Die Ryö und
Shiki sind jetzt noch ^'ollständig erhalten. Kits' heißen die bestimmten Vor-
schriften, nach denen man die Strafe bestinunt. Sie enthalten Bestiminimgen
darüber, wie man das und das Verbrechen sühnen soll. Wenn man da-
nach verfährt, macht man bei der Bestrafung keine Fehler. In späteren
Zeiten haben diese Gesetze ihre Geltimg verloren und einzelne Beamte ver-
fahren nach Gutdünken. In China war das Rits' niclit auf die Tö-Dvnastie
112 Ekken" : Ein japanischer Fürstenspiegel.
beschränkt, schon vor alter Zeit war es vorhanden. In neuerer Zeit gibt
es das Min-Rits- (^^) und Shin-Rits' {f^^)-
In Japan hat man, nachdem das alte Rits" verloren gegangen
war, das Hösöshiyöshö (\^^^ ^^^^^4^^ verlaßt. Auch die Vorschriften
Shikimoku (^ §)' unter der Periode Teiei ( ^ ^^) verfaßt, sind eine
Art Rits'. Unter Ryö versteht man die Art imd Weise, wie man die Ge-
setze anwenden soll. In Japan hat Tankaikö (//^'/ffi^V) ^i" R'^'ö
verfaßt und Kiyohara Natsuno (jf^J^Mi^f') ''^* ^^ erklärt. Dies heißt
Gikai (^^1^)? Kommentar. Auch gibt es ein Buch Ryö no Shükai, (^!^
(7) :^ ^^)' Kommentar zu den Ryö -Gesetzen. Das Kaku enthält Re-
gieruiigsmaßregeln aus früherer Zeit. Es entspricht einem politischen Notizen-
buch der Gegenwart. Darin ist angegeben, was in den betreffenden
Jahren geschehen ist und wie man dabei verfahren hat. Shiki (^JT*) sind die
Zeremonien; das Engishiki (,|^^^) ist noch jetzt vorhanden. Diese
vier Bücher wai-en in alter Zeit die Vorbilder für die Regierung und die
alten Rechtsgelehrten sollen darin studiert haben. Es wäre Avünschenswert,
daß man auch jetzt auf Grund der alten ^lethode zeitgemäße Gesetze ab-
faßte und die Rechtswissenschaft studierte.
21. Saisen (^ ^) aus der Späteren Han- (l^ "JlM-) I^yuastie hat ge-
sagt: "Die Strafe ist ein Arzeneimittel gegen Unruhen, die humane Erziehung
(f^'^t) ^^^ ^^^ Fleischnahrung für den Frieden und das Wohl des Landes.-
Das bedeutet, daß die Anwendung der .Strafe beim Regieren dieselbe ist.
wie die Anwendung der Arzeneimittel bei einem Krankheitsanfall. Die
Unterweisung in den fünf menschlichen Tugenden und fünf verwandtschaft-
lichen Beziehungen ( 3l 'ffii' 5L 1!^ ) gleicht der Ernährung des Körpers mit
Reis und Fleisch, wenn man nicht krank ist.
Daher sollen die Regierenden die Tugend üben, die Erziehimg fördern
mid dem Volke gute Anleitungen geben. Sollte es dennoch Verbrecher
geben, so ist man gezwungen, Strafen anzuwenden. Es ist inhuman zu
strafen, ohne die Menschen zu erziehen. Eine Strafe, mit der die weisen
Fürsten in alter Zeit jemand belegt hatten, setzte viele Tausende in Schrecken
und machte sie vorsichtig. Aus diesem Grunde heißt es: «Die Strafe ist
da , damit sie nicht zur Anwendung kommt. «
22. Im Girei (fMjfis) heißt es: «Der Vater ist der Himmel des
Kindes, der Mann der der Frau.« Hiernach ist-der HeiTScher der Hinunel
der Vasallen. Widerstand gegen den Herrn, Vater oder Ehemann ist
Widerstand gegen den Hinunel. Es ist eine große Sünde. Diese drei Be-
ziehungen sind die bedeutsamsten der Welt und die wichtigsten von den
fünf verwandtschaftlichen Beziehungen. Wenn der Herrscher, der Ehemann
vmd ^'ater auch unwürdig handeln, so darf man ihnen doch aus Ehi-furcht
keinen Widerstand leisten. Diejenigen, die solches tun, muß man bestrafen
und ihnen ihr Vergehen nicht verzeihen. Sonst können die Verwandt-
schaftsordnungen nicht bestehen bleiben imd Gesetze und Disziplin geraten
in Schwanken.
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 113
23. Es gab da irgeudwo einen törichten Menschen , der seinen \'ater
oft ])i-ügelte. Der ^^ogt vernahm es, verhörte ihn und verurteilte ihn mit
Genehmigung des Herrn zum Tode. Der Mann machte bis zur Zeit des
^'ollz^lg.s seiner Strafe Einwände, dann sagte er voll Haß gegen die Obrig-
keit: "Wenn ich einen fremden Vater geprügelt hätte, müßte ich wohl
bestraft werden , aber die Züchtigung meines eigenen ^'aters ist meines Er-
achtens keine so große Sünde. Wie unglücklich bin ich, daß ich mich
einer so ungerechten Strafe unterwerfen luuß.« Ein Sanuirai, der dies hörte,
bemerkte darauf, daß er in gewisser Beziehung recht habe. Dieser Samurai
war ein unwissender Manu und kannte die Wichtigkeit der Pietät nicht.
Er wußte nicht, daß es unter den 3000 Unterstrafen, in die die 5 Haupt-
arten eingeteilt werden, keine größere Sünde gebe, als die Undankbai^keit
gt^gen die Eltern; deshalb hatte er wohl so etwas ausgesprochen. Daher
müssen alle vier ^'olksklassen in den Grundsätzen der verwandtschaftlichen
Beziehungen unterrichtet werden. Es ist nicht zu wünschen , daß in Dörfern
buddhistische Tempel errichtet werden, in welchen die Priester morgens
und abends den Buddhisnms predigen. AVenn die Beamten des Ortes
wenigstens dann und wann die Bevölkerung zum Fleiß im Ackerbau, zur
Pflege der Eltern, zur Verehrung des Herrn, zur Befolgung der Gesetze,
zur Genügsamkeit, Ehrhchkeit, Rechtschaifenheit und Friedfertigkeit er-
mahnen, so würden die Sitten besser werden und das Volk gehorsamer
und leichter zu lenken sein. Besonders die Bauern sind mit der Welt
wenig vertraut und von schlechten Gewohnheiten unberührt; ihr Sinn ist
einfach. Wenn man ihnen auseüiandersetzt , was recht mid billig ist, so
wenden sie sich zum Guten und werden zu den emfachen Sitten früherer
Zeiten leicht zurückkehren. Lobt die Obrigkeit edelsinnige Samurai, so werden
deren gute Sitten maßgebend, und es werden viele treue und auch tapfere
Krieger auftreten. Wenn man sich über verweichlichte, faule und nach-
giebige Leute freut und imbeugsame Samui-ai nicht liebt, so werden die
Sitten derselben weichlicher, imd sie kennen keine Scham; Schmeichler
treten in 3Ienge auf. Daher ist die Hochhaltung der Treue und die Wert-
schätzung des Edelsinns die richtige Methode für die Erziehung der Samvu-ai.
24. Wenn sich am Himmel Wunder zeigen und auch auf der Erde
Unheil entsteht, so geschieht das alles deshalb, weil der Himmel die
Menschen dadurch ermahnen und warnen will. Das ist genau so, als
wenn die Eltern ihre Kinder aus Liebe vom Bösen abhalten und zum
Guten führen, indem sie dieselben ausschelten. Aber auch der Herrscher
eines Landes fürchte die Warnungen des Himmels, gehe in sich und be-
strebe sich, eine gerechte Regierung zu füln-en, damit sein Land erhalten
bleibe. Der Glaube, daß alles dies A'on selbst geschehe, zeugt von einer
sehr großen Geringschätzung des Himmels. Die Ansicht, daß man seltsame
Himmelserscheinungen nicht zu fürchten habe, ist gewöhnlich der Anfang
von dem Untergange eines Landes.
Herrscher und Verwalter pflegen von niederen Leuten gefürchtet zu
werden, so daß zwischen den Herrschenden und Beherrschten eine weite
Ivluft besteht. Die Meinungen der unteren Bevölkerungsschichten bleiben
Mitt.d. Sem. (.Orient. Sprachen. 1904. I.Abt. 8
114 Ekken : Ein japanischer Fürstenspiegel.
dann den Herrschenden unbekannt, und dadurch wissen diese nichts von
den Schmerzen und dem Kummer derselben. Daher muß man sich gegen
die Untertanen freundlich zeigen, damit diese ohne irgendeine Rücksicht
ihre Meinungen aufrichtig äußern können. Daß der Kaiser Taisö von der
Tö- Dynastie und der Kaiser der Periode Engi (^^^^) ihren Unter-
tanen mit Freundlichkeit begegneten , hatte seinen Grund darin, daß sie
der Meinung waren, die Bewohner ihres Landes würden aus Furcht vor
ihrer Macht es nicht wagen, ihre Ansichten zu äußern. Für Regierende
emiifiehlt es sich sehr, die Verhältnisse der unteren Schichten kennen zu
lernen; auch Könige und Große können nicht mit allem vei'traut sein, wenn
sie nicht selbst hören und sehen. Sie können sich sonst von dem Kummer,
der Freude, der Not, dem Vergnügen, der Boshaftigkeit und Unehrhchkeit
der Bevölkerung schwer eine Vorstellung machen; e})enso wenn sie gut
und schlecht, Vorteil und Nachteil nicht erkennen und nichts von den Kultur-
verhältnissen ihres Landes oder von den Ausgaben und der \"erschwendung
ihrer Familie wissen, wenn sie überdies auf ihre hohe Würde und ihre
Einkünfte eingebildet sind, so können sie die Verhältnisse der unteren Schichten
nicht ei'kennen. In diesem Falle erfahren sie nicht, was iTir gute und schlechte
Taten ihre Untertanen begehen, denn ohne selbst zu hören und zu sehen,
ist es eine Unmöglichkeit, Kenntnis von den Volksverhältnissen zu erlangen.
25. \'erleumder pflegen kleine Fehler anderer zu vergrößern oder gar
Leuten ohne besonderen Tadel etwas vorzuwerfen ; deshalb ist es eine gi'oße
Verirrung, wenn ein Herrscher den Aussagen solcher Leute ohne ausreichende
Prüfung Glauben schenkt. Wenn man auf solche Verleumdungen hin gute
Leute zurücksetzt, so gereicht dies nicht nur diesen Leuten selbst, sondern
dem ganzen Volke zum Unglück.
26. Der Fürst von Sü (^H), namens Bokkö (J^-^)> befahl einst
seinen Untergebenen zur Fütterung von Wildenten und wilden Gänsen nicht
Reis, sondern unreife Kornähren zu verwenden. Eines Tages waren nun keine
mehr vorhanden; als man solche bei den Leuten kaufen wollte, wurden,
da es wenig gab, höhere Preise verlangt, als für den Reis selbst. Nun
wollte der Beamte mit Reis füttern, aber der Herr erlaubte es ihm nicht
und sagte: »Du verstehst wohl etwas von kleinen Vorteilen, aber nichts von
großen Verlusten. Die Bauern bauen, ohne auf Kälte oder Hitze zu achten,
von früh bis spät den Reis, jedoch nicht um Vögel und Tiere damit zu
ernähren. Außerdem ist der Reis die beste Nahrung für die Menschen. Wie
dürfte man daher mit ihm Vögel füttern? Hole daher lieber aus den
Speichern Reis, verkaufe ihn und kaufe dafür imreife Kornähren, mögen
sie auch noch so teuer sein, und füttere dann die Gänse. Es ist ebenso
gut, wenn man den Reis aus den Speichern den Leuten gibt, als wenn
sich derselbe in meinem Speicher befindet.«
27. Taiköbö {'^^'^^) li'it gesagt: »Was man durch inhumane
Handlungen erwirbt und durch inhumane Handlungen zu erhalten sucht,
verliert man gewiß.« Der Sinn dieses Ausspruches ist, daß z. B. ein
Land, welches man durch inhumanes Vorgehen in Besitz benommen hat
Ekken: Ein japanischer Fürstenspiegel. 115
und durch irihuinanes Vorgehen zu behaupten sucht, schon nach einem
^Nlenschenalter zugrunde geht. In China und Japan gibt es dafür zahl-
reiche Beispiele. Das Bestehen eines Landes hängt mit der Humanität
seines Ilei'rschers zusammen, der Untergang desselben mit seinen inhumanen
Handhuigen, Von den Königen Kets' ("j^), Chu (^^) und allen späteren
inhumanen Herrschern konnte keiner dem Untergang entgehen. Die Kaiser
Gyö (^), Shun (^), T5 (^) und Bu {^) in erster Linie und dann
Koso (|^jjj§.), Buntei (^'^) der Kan- Dynastie, Kobu {jf(^^) aus
der Späteren Kan - Dynastie , Taisö (-^^j der Tö (I^) -Dynastie und
die folgenden weisen Herrscher waren alle wohltätig; deswegen hatten auch
ihre Länder langen Bestand. Das Schicksal eines Landes hängt ebenso
wie dasjenige eines Menschen davon ab, ob er human oder inhuman ist.
Die Könige U (^) und Tö (^) zügelten sich selbst, daher stand ihr
Land in großer Bliite. Die Könige Kets' ('^) und Chu (jfe%f) unterdrückten
ihre Untertanen , daher gingen sie zugrunde. Die Beherrschung der eigenen
Person ist Humanität, die der anderen Unmenschlichkeit. Wie könnte man
sich nicht befleißigen, Humanität zu üben?
28. Zur Zeit der Dynastie Tö wurde ein Mann, namens Ribö (^ß
^^) Minister. Er stellte jedem, der ihn besuchte, folgende drei Fragen:
"1. Welche Leiden quälen jetzt das Volk? 2. Gibt es für die Gegenwart
eine gute Regierungsmethode? 3. Welche Fehler hat die gegenwärtige Re-
gierung? Diese drei Dinge möchte ich wissen.« Dies machte er, um die
öffentliche Meinung zu erfahren, und weil er fürchtete, daß die Verhältnisse
des Volkes oben nicht bekannt würden. Ebenso mögen alle Minister verfahren.
29. Der zweite Kaiser der Shin (^;)- Dynastie, der Sohn des
Gründers derselben, sagte: »Der Grund, warum man die Herrschaft hoch-
schätzt, liegt darin, daß der Herrscher das tut, was er will, und sich ver-
gnügt, wie ihm beliebt. Um das Volk zu regieren, genügt es nur, daß man
strenge Gesetze gibt, die das Volk in Ordnung halten und jede Übertretung
und Aufruhr verhindern. Dies wurde aber die Ursache des Unterganges
der Shin -Dynastie. Wenn auch noch viel andere Herrscher ihr Land
verloren, indem sie es nicht zu leiten verstanden, und sich selbst zugrunde
richteten, so war der Grund bei allen derselbe. Die Herrscher müßten
es für ein Vergnügen ansehen, Gutes zu tun, sehr wohltätig zu wirken
und jedem Untertan seinen richtigen Platz anzuweisen.
30. Gibt man den Vasallen zu große Renten, so daß sie zu Reich-
tum gelangen, so werden diese übermütig, sind für Dienste schwer zu ge-
brauchen und nützen wenig. Wenn sie in Armut geraten , so kennen sie
keine Scham, sie sind betrügerisch, bösartig imd bewahren keine Treue.
31. Niedrig denkende, schlechte Menschen verstellen sich in Gegen-
wart höherer Beamten, so daß es nicht zu erkennen ist, wenn sie böse
sind; gegen das Volk dagegen kennen sie keine Rücksichten, so daß
ihre Handlungsweise klar zutage tritt. Daher soll man über die Beamten
dasjenige hören und wissen, was vom Volke über sie gesagt wird, und
116 Ekken: Ein japanischer Furstenspiegel.
und sie danach beurteilen. Man soll die Klagenden nicht tadeln und dem
A^olke den Mund nicht stopfen.
32. Das Wort eines erleuchteten Herrschers lautet: Die Strafen der
Götter und der Herren sind zwar sehr zu fürchten, die Strafen der eigenen
Vasallen und Bauern jedoch am meisten. Denn die Strafe der Götter läßt sich
durch Gebet abwenden, den Strafen der Herrscher entgeht man durch Abbitte;
wenn man jedoch die Anhänglichkeit der Vasallen und der Volksmassen ver-
liert und diese abtrünnig werden, so ist das Unglück nicht mehr abzuwehren.
33. In China wie in Japan hat es den Fürsten die größte Mühe ge-
kostet, ein Reich zu begründen. Insbesondere hatten sich diejenigen Fürsten,
die während der Kriegszeiten geboren waren, ihre Dynastien gründeten und
ein Land erhielten, keinen Augenblick Ruhe gönnen können. Sie mußten
in Sturm und Regen vom Morgen bis zum Abend mit ihren Feinden
kämpfen, um sich unter dem Regen von Lanzen und Pfeilen vor dem
sicheren Tode retten zu können. Mit fortwährenden Sorgen und Strapazen,
mit großer Not und Anstrengung haben sie endlich große Länder mit ihren
Einkünften erkauft. Durch glückliche Zeitumstände und Zufall ist noch
kein Land auf leichte Weise in ihre Hände gekommen. Die Mühen,
welche sie nach der Gründung ihrer Länder auf die Erbauung ihrer
Schlösser, sowie bei den Bestimmungen der Gesetze und bei Einrichtungen
verwandten , waren unermeßlich groß. Der Beweggrund dafür war selbst-
verständlich treue Gesinnung, keineswegs hatten sie die Absicht, ihrer Re-
gierung Glanz zu verleihen. Sie wünschten nui-, daß ihre Nachfolger in
ihrem Sinne weiter wirkten und die Gesetze beobachteten, damit sie ihr Land
und Volk nicht verlören, sondern sich langen, glücklichen Gedeihens er-
freuen möchten. Dies war die Absicht des Gründers eines Landes und
findet in folgenden Worten Ausdruck: »Wenn ein Herrscher eine Regierung
und eine Dynastie errichtet, so wünscht er, daß sie dauernd sei.« Ihre
Nachfolger sollen der großen Verdienste der ^'orfahren und der Mühen bei
der Gründung gedenken, die Vorfahren ehren, ihre Absichten fortsetzen, ihre
Vorschriften beachten, das Land lange erhalten und das Volk gut regieren.
Dies ist nach dem Willen der Vorfahren, und dies ist die größte Pietät,
die die Fürsten ihren Vorfahren erweisen können. Wenn man nicht an
die Schwierigkeiten bei der Gründung des Landes denkt, das Land regieren
will, ohne sich Mühe zu geben, Reichtum und Würde in Sorglosigkeit ge-
nießt, ohne weiteres sich dem Trinken und Vergnügen ergibt oder gar aus
Stolz auf seine eigenen Fähigkeiten seine Vorfahren geringschätzt, die von
ihnen bestimmten ^Forschriften des Hauses übertritt, das Volk quält, Ver-
waltung und Rechtspflege vernachlässigt, endlich das Volk zur Rebellion
reizt und das Land verliert, so hat die Pietätlosigkeit gegen die A'orfahren
ihren Gipfel erreicht. Das Bestehen eines Landes hängt also davon ab, ob
man dies beherzigt oder nicht. Wenn die Nachfolger der Fürsten an diese
beiden Ursachen denken, immer in sich gehen, Tugend und Pietät üben, so
wird das Herrscherhaus auch in späteren Zeiten blühen und sein Ruhm
unvergänglich sein.
117
Mu Wang und die Königin von Saba.
Von A. Forke.
L/hina hat seit alter Zeit nicht nur mit seinen Nachbarstaaten, sondern
auch mit fern wohnenden Völkerschaften Beziehungen unterhalten. Trotz
des Systems der Abschließung gegen fremde Einflüsse hat es doch selbst
oft diplomatische und Handelsverbindungen mit fremden Ländern, die ihm
ganz fern stehen mußten, anzuknüpfen versucht. So schroff, vi^ie man
früher wohl annahm, ist die Isolierung des großen ostasiatischen Reiches nie-
mals gewesen. Die vielen, zum Teil sehr wertvollen Nachrichten über
fremde ^'ölkerschaften in den offiziellen Geschichtswerken sind ein beredtes
Zeugnis dafür. Bekannt ist die Entsendung des Chang Ch'ien ' nach Tur-
kestan, Ferghana, Sogdiana, Baktrien und Parthien im Jahre 122 v. Chr.
und die verunglückte Mission des Kan Ying^ in das Römische Reich,
welches dieser nicht erreichte, da er sich nicht über das große Meer ge-
traute, im Jalu'e 97 n. Chr.
Mit den Arabern sind die Chinesen näher bekannt geworden, nachdem
die Kalifen das Sassanidenreich erobert hatten imd in Innerasien fast
Nachbarn der Chinesen geworden waren. Die Aufzeichnungen der chinesi-
schen Historiker über die Araber von der T'ang-Dynastie, 618 — 907 n. Chr.,
an hat Bretschneider in seiner interessanten Monographie: The know-
ledge possessed by the ancient Chinese of the Arabs and
Arabian colonies, London 1871 kurz zusammengestellt. Indes die
Bekanntschaft der Chinesen mit Arabien und seinen Nebenländern ist, wie
ich glaube im folgenden nachweisen zu können, sehr viel älter und reicht
meines Erachtens bis in das 10. Jahrhundert vor Christus. Freilich läßt
sich das nicht ohne weiteres aus den Quellen ablesen und erfordert eine
eingehendere Untersuchung, aber ich glaube, daß sich aus einer Kombi-
nation der so gewonnenen einzelnen Momente das angeführte Resultat
ergibt.
Eine große Schwierigkeit bei derartigen Untersuchungen ist, daß die
Chinesen fremde Länder und Völker mit ganz anderen Namen zu nennen
pflegen als die, unter denen wir sie kennen, und daß diese Namen über-
dies unter den verschiedenen Dynastien noch wechseln. So hieß das Reich
*^
118 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
der Kalifen zur T'ang-Zeit Ta shih kuoS unter den Mongolen (1280—1368)
nannte man Arabien T'ien-fang^ unter den Mings (1368 —1628) T'ien-
fang oder T'ien-t'ang^ und auch wohl Mo-chia* (Mekka), und jetzt nennt
man es nach europäischer Aussprache A-la-pi*. Oft wissen die chinesischen
Schriftsteller gar nicht, daß verschiedene Namen ein und dasselbe Land
bezeichnen, überhaupt sind die meisten ihrer eigenen Werke, die sich
mit ausländischen Völkerschaften befassen , für sie wegen ihres Mangels an
exakten historischen, geographischen und sprachlichen Kenntnissen Bücher
mit sieben Siegeln, aber auch dem europäischen Sinologen macht die Identi-
fizierung geographischer chinesischer Namen sehr große Schwierigkeiten
trotz des ihm zur \'erfügung stehenden größeren wissenschaftlichen Appa-
rats. Er muß aus dem Zusammenhange der betreffenden Stelle seines
Autors und auf Grund von oft sehr ungenauen Beschreibungen eine Deutung
versuchen.
Nach den chinesischen Quellen scheinen die Chinesen ihre erste Kunde
von Arabien durch die berühmte Reise des Königs Mu ^ von Chou
(1001 — 946 v. Chr.) erhalten zu haben, die dieser im Jahre 985 v. Chr.
in den fernen Westen unternahm. Nach einem alten Kommentar zu den
»Bambusannalen« ^ würde die Hin- und Rückreise 190000 Li = etwa
95000 km betragen haben.'' Dies ist natürlich eine starke Übertreibung,
aber sie zeigt doch, wie weit sich der Kommentator das fremde Land
dachte, in welches Mu Wang gelangte. In jenem fernen Lande besuchte
der König S i Wa n g M u ^ 3E "^ ' ^^'^i'*^li^^ übersetzt « die Königin-
Mutter des Westens«. Dieser Besuch hat die chinesische Volksseele mächtig
erregt. Sehr bald bemächtigte sich die Legende der Person der Si Wang
Mu und machte eine Göttin daraus, welche in Glanz und Herrlichkeit in
den Gefilden der Seligen über ihre Genien herrscht.
Zu joner Zeit nun, als König Mu im fernen Westen ankam, regierte
dort eine ruhmreiche Königin, deren glänzender Hofhalt uns in der Bibel,
1. Kön. 10 geschildert wird, Bilkis, die Königin von Saba, die Freundin
Salomos^. Liegt nun der Gedanke nicht außerordentlich nahe, daß Si
Wang Mu, welcher der Besuch des INIu Wang gegolten hat, niemand anders
ist als die bekannte Königin von Saba?
' ^^
* Dessen Regierung nach herkömmlicher Rechnung die Zeit von 1015 — 975
Chr. umfaßt.
Forke : Mu Wang und die Königin von Saba. 119
Vor Mu Wangs Zeit waren die Chinesen wahrscheinlich noch niclit
über die Hochgebirge Zentralasiens hinausgekommen. Sie hatten daher
keine Ahnung, daß es außerhalb Chinas noch zivilisierte Nationen gab.
Sie mußten annehmen, daß die öden Länderstrecken außerhalb Chinas nur
von wilden Horden, wie ihre Grenznachbareu waren, bewohnt würden.
Nun gelangte ihr König in ein reiches, blühendes Land, das noch dazu
von einer Königin beherrscht wurde. Diese wunderbare Entdeckung mußte
eine starke Wirkung auf die Phantasie ausüben. Die Berichte von den
Reichtümern, den seltsamen Pflanzen, Tieren und Menschen des Sabäer-
reichs lieferten das beste Material zur Mythenbildung, und so wurde denn
aus der Königin von Saba die Göttin Si Wang Mu.
Die Götter und Genien der chinesischen Mythologie sind entweder
Personifikationen von Bergen, Flüssen, Gestirnen, Naturkräften und Natur-
erscheinungen oder zum Range von Göttern erhobene Menschen, gewöhnlich
Hsien ^jjj .Unsterbliche« genannt. Ich brauche nur zu erinnern an die
»8 Unsterblichen «\ an Kuan Yü aus der Zeit der Drei Reiche, der zum
Kriegsgott Kuan Ti^ wurde, an den Mechanikus Lu Pan^, einen Zeit-
genossen des Konfuzius im Staate Lu, den Gott der Handwerker, die beiden
Schutzgötter der Haustüren, Ch'in Shu Pao und Wei Ch'ih Kung*, zwei
Krieger ans der T'ang- Dynastie und an die Schutzgöttin der Seefahrer, Ma
Tsu P'oS welche in Mei-chou® in der Provinz Fukien gelebt haben soll.
Si Wang Mu wird gewöhnlich zu den Halbgöttern gerechnet; wir können
daher annehmen, daß ihrem Mythus, wie bei den erwähnten Gottheiten,
eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt. Es läßt sich nun für eine
Herrscherin im Reiche der Geister und in den seligen Gefilden kaum ein
besseres Vorbild finden als die berühmte Königin im »Glücklichen Arabien«.
Daß unter Si Wang Mu wirklich die Königin von Saba zu verstehen
sei , scheint mir aber auch der Name Si Wang Mu anzudeuten. Die wört-
liche Übersetzung ist, wie oben angegeben, »Königin-Mutter des AVesteus«.
Diese Erkläiung ist möglich, wenn wir annehmen, daß die mit diesem
Namen bezeichnete Fürstin so sehr alle andern Herrscher des Westens
überstrahlte, daß sie von den Chinesen als Königin des Westens ««r l'^oyjiv
betrachtet wurde. Da die Chinesen sonst aber dergleichen vage Bezeich-
nungen nicht lieben und sie den Namen des Reiches der genannten Fürstin
gekannt haben müssen, so erscheint es mir wahrscheinlicher, daß dieser
Name in dem Ausdruck Si Wang Mu, und zwar in der ersten Silbe Si
' Aflll
• #*
• mm
'' C. de Harlez, Le Livre des esprits et des innnortels, Bruxelles 1893, S. 184.
120 Fokke: Mu Wang und die Königin von Saba.
TfQ enthalten ist. Die Grundbedeutung von ^^ ist »der Westen«, es
kann aber auch als Ortsbezeichnung gebraucht sein.
Die moderne Kuan-hua- Aussprache von ^^ ist si, so wurde der
Charakter aber zweifelsohne im 10. Jahrhundert v. Chr., als der Name Si Wang
Mu zuerst aufkam, nicht ausgesprochen. Vergleichen wir die uns aus den
Dialekten bekannten, verschiedenen Aussprachen, so ist si oder gar das
pekingesische hsi die allermod ernste Form. Nach dem Prinzip, daß sich
die einfticheren Formen aus volleren, volltönenderen entwickelt haben, würde
ich die kantonesische, Amoy- und japanische Aussprache sai für gQ filr
die nachweislich älteste halten,^ aus der sich die übrigen Formen : Äae(Foochow)
te, tei {knnam), 56 (Korea), si und hsi (mandarin) durch Umlaut und Vokal-
ausfall leicht erklären lassen.^ Daraus folgt nun aber noch keineswegs, daß
man im 10. Jahrhundert gerade Sai Wang M u gesprochen hat. Einmal reicht
die chinesische Sprache in viel ältere Zeiten als das 10. Jahrhundert zurück,
so daß für dieses nicht gerade die älteste Form sai maßgebend sein muß,
andererseits gab es jedenfalls schon damals verschiedene Dialekte wie heute,
so daß eine verschiedene Aussprache möglich war. Ich halte es vielmehr
für sehr wahrscheinlich, daß in dem Sprachgebiet, wo der Ausdruck
^g ^ -0: zuerst entstand, er Sae Wang Mu oder Se Wang Mu ausge-
sprochen wurde. Im Shiking, dassen Lieder zum größten Teil aus der
älteren Chou-Djmastie stammen, würde nach Legge ^^ sei zu lesen sein,
was e sehr nahekommt.^
Somit hätten wir den Ausdruck Se AVang Mu = «Königin-^Iutter von
i
Se», i. e. [SZ> Saba. Fatha = ä ist im Arabischen häufig als ae oder e zu
sprechen. Nach den Ausspracheregeln, wie sie Wright* gibt, nniß gerade
Sebä, nicht Säbä gesagt werden. Mit dem p- Laut tritt uns das Wort auch
in der hebräischen F'orm: Schebä = Saba entgegen.
Die Neigung der Chinesen, von fremden Namen, namentlich von Orts-
bezeichnungen, nur die erste Silbe phonetisch wiederzugeben, ist bekannt.
Wie man sagt: f i|l I^ Te kuo «das Land Te« = De-utschland oder ^ ^^
Jih huang »Kaiser von Jih» r= Ja-pan, kann auch Se Wang Mu »Königin-
Mutter von Se« = Seba (Saba) bedeuten. Einsilbige Ländernamen ent-
sprechen mehr dem chinesischen Sprachgeist. Die Namen der alten chine-
sischen Feudalstaaten waren durchweg einsilbig.
1 Insofern stimme ich mit Schlegel überein: Beeret of the Chinese method
of transcribing foreign sounds, T'ung Pao, Bd. I, 1900, S. 250.
2 Wir haben denselben Lautwandel in den indogermanischen Sprachen , z. B.
der böse Geist, altpers. da'wa, sanskrit deva, parsi dev^ neupers. div.
^ rttj reimt auf T^M' und letzteres lautet nach Legge, Shiking, Proleg. S. 108
auf ei aus. Daß die Chinesen zur Umschreibung von finalem e in Sanskritworten
häufig Wörter gebrauchten, die heute auf ; auslauten , geht aus folgenden Beispielen
aus Jidien, Methode pour dechiffrer les mots sanscrits hervor: ^ =z se, -j»ffl = se,
ß^ unter anderem = ne, ^jjj^ do ^=zne, 7^|J = le, Mff = le, re.
* Wright, Arabic Grammar, Bd. I, S. 9.
Forke: Mu Waiig und die Königin von Saba. 121
Warum sprechen nun die chinesischen Quellen immer von einer
Königin -Mutter von Saba und nicht kurzweg von der Königin von Saba?
Die Chinesen haben nie ein weibliches Thronfolgerecht gekannt. In China
haben Königinnen von Rechts wegen immer nur als Regentinnen für einen
minderjährigen Thronfolger die Regierung geführt. Diese Anschauung haben
sie wohl auch auf Saba übertragen. Das bei den Semiten in ältester Zeit
herrschende Mutterrecht, legt den Gedanken nahe, daß es damals auch eine
weibliche Thronfolgeordnung gab. Von den arabischen Historikern, die
übrigens für die älteste Zeit wenig zuverlässig sind, wird ein Sohn der
Königin von Saba als ihr Nachfolger nicht erwähnt. Nach Hamsa al-Iss-
fahäni folgte auf sie der Bruder ihres Vaters, Naschir Junim\ nach
Mass'udi zunächst Salomo, dann Yagir^. Die angebliche Vermählung der
Königin von Saba mit Salomo ist jedenfalls eine fromme Legende. Sie soll
eine Tochter des Königs Hodhäd gewesen sein, dem sie in der Regierung
folgt. Wir hätten somit die weibliche Thronfolge. Nach einigen Quellen
war sie dagegen die Tochter eines Prinzen Alychrah^
Die Reise des Königs Mu zur Königin -Mutter von Se ist historisch
gut bezeugt, so daß kein Grund vorhegt, sie anzuzweifeln. In den ßam-
busannalen lesen wir mit Bezug auf König Mu:
"Im 17. Jahre (seiner Regierung) unternahm der König eine Expedition
zum K'un-lun- Berge und besuchte die Se Wang Mu.«*
Das Chu-shu-chi-nien, dieBambusannalen, sind eine unserer Haupt-
quellen für die älteste chinesische Geschichte, im Stile dem Cl/un-ch'iu sehr
ähnhch, eine knappe, nüchterne Chronik, die einen durchaus zuverlässigen
Eindruck macht, aus dem Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.
Aus derselben Zeit etwa stammen die Werke des Philosophen Lieh Tse.
Dieser berichtet:
»Darauf wurde (der König) von Se Wang Mu gastlich aufgenommen.
Am Jaspisteich wurde ein Bankett gegeben, wobei Se Wang Mu dem
König ein Lied sang. Der König erwiderte es. Die Verse waren elegisch.«^
Ausführlicher geschildert wird die Zusammenkunft des Mu Wang mit
der Königin von Saba imMu T'ien-tse chuan^ einer legendenhaft ausge-
schmückten Beschreibung der Reisen des Königs Mu aus dem 2. und 3.
Jahrhundert v. Chr., auf welche wir später noch näher eingehen werden.'' Das
1 Hamzae Ispahanensis Annalium Libri X, ed. Gottwaldt, Leipzig 1844, S. 99.
2 Ma^oudi, Les prairies d'or, par C. Barl)ier de Meyiiard et Pavet de Cour-
telle, Paris 1861—77, Bd. III, S.1.54.
^ Caussin de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabes, Paris 1847, Bd. I, S. 75.
'' Vgl. Wylie, Notes on Chinese Literature S. 153. Ich kann Eitel nicht
beistimmen, welcher bei seiner Übersetzung der Chronik, China Review Bd. XVII,
S. 223 bemerkt, daß das Werk aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. stamme.
122 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Werk ist nicht in allen Einzelheiten historisch, das Meiste daran mag Phan-
tasie sein, aber es hat doch, glaubeich, wie die meisten unserer legenden-
haften, mittelalterlichen Chroniken einen historischen Kern, und nur darauf
kommt es mir an.
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden , daß in diesen ältesten
Quellen, auch im Mu TMen - tse chuan, Se Wang Mu nicht als Göttin , sondern
als eine Fürstin dargestellt wird.
Man hat daran Anstoß genommen, daß der Besuch des Königs Mu
bei Se Wang Mu im Shi-chi nicht expressis verbis erwähnt, sondern, wie
es scheint, nur angedeutet wird.' Wir finden in der Geschichte der Ch'in-
Dynastie folgenden Passus:
»Tsao Fu gewann durch seine Geschicklichkeit im Wagenlenken die
Gunst des Königs Mu von Chou. Er erhielt ein Viergespann bestehend aus
dem Roß, dem Sanftschwarzen, dem gelleckten Fuchs und dem Grünohr.
Damit machte er eine Inspektionsreise nach dem Westen, wo es ihm so
gefiel, daß er die Rückkehr vergaß.«^
Daß dem Sse Ma Ch'ien die Persönlichkeit der Se Wang Mu bekannt
war, geht aus Shih-chi Bd. 123, S. 6, worauf ich noch zurückkommen
werde, hervor.
Aus dem Nichterwälinen einer Tatsache durch einen Schriftsteller,
von dem man voraussetzt, daß er sie gekannt hat, auf ihre Nichtexistenz
zu schließen, ist ein sehr mißliches Argument, das schon viel Unheil an-
gerichtet hat. Wie ich bei anderer Gelegenlieit ausgeführt habe, würde es
sehr unkritisch sein, die Existenz der Großen Mauer zu leugnen, weil
Marco Polo sie nicht erwähnt, obwohl er sie gesehen haben muß. Von den
Reisenden, welche im frühen Mittelalter China besuchten und Aufzeichnungen
hinterlassen haben, spricht nur Odoric davon, daß die Chinesen mit Kor-
moranen fischen und die Fingernägel lang wachsen lassen, daß ihre Frauen
sich die Füße verkrüpjjeln und, daß das Reich in zwölf Provinzen eingeteilt
war.^ Sollte man dies deshalb für Fabeln halten, weil Carpini, Rubruquis,
Marco Polo und Ibn Batuta davon schweigen? Weshalb ein bestimmter
Autor etwas nicht erwähnt, was man von ihm erwarten sollte, läßt sich
meist sehr schwer sagen, und daher lassen sich für gewöhnlich auch keine
Schlüsse aus dem auffallenden Schweigen ziehen.
In unserem Falle würde die Reise des Königs Mu zur Königin von
Saba freilich an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn auch das Shi-chi, unsere
beste Quelle für das chinesische Altertum, sie bestätigte, und ich glaube,
daß dies in der Tat der Fall ist trotz des obigen Zitats.
Der bekannte Kommentator Kuo P'o*, 276 — 324 n. Chr., eine Au-
torität auf dem Gebiet der Altertumsforschung, der unter anderm auch das
' Vgl. Chavannes , Memoires historiques de Se Ma T'sien Bd. II . S. 6 ff.
:2illsy^ff^WnS:^ - shi-dü Bd.s, s.a.
3 Yule, Cathay and the Way Thither S. 21.
' mm
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 123
Slian-hai-king und das Mu T'ien-tse chuan kommentiert hat, polemisiert
in seiner Vorrede zum Shan-hai-king gegen Sse Ma Ch'ien und andere
Gelehrte, welche sich ablehnend gegen besagtes "Werk verhalten. Dabei
sagt er wörtlich Folgendes:
»Das Shi-chi sagt: König Mu erhielt die edlen Rosse: den Hell-
schwarzen , den Grünohr und den gefleckten Fuchs. Er hieß Tsao Tu sie
zu lenken und machte eine Inspektionsreise nach dem Westen. Doit be-
suchte er die Se Wang Mu, wo es ihm so gefiel, daß er die
Rückkehr vergaß.«^
Da nicht anzunehmen ist, daß Kuo P'o das Shi-chi ganz falsch zitieren
oder gar böswillig dem Sse Ma Ch'ien etwas in den Mund legen würde,
was dieser nicht gesagt hat, so vermute ich, daß dem Kuo P'o ein anderer
Text des Shi-chi vorgelegen hat als unser heutiger und daß letzterer un-
vollständig ist und nach dem Text des Kuo P'o ergänzt werden muß. Daß
unser Text des Shi-chi lückenhaft ist, geht auch daraus hervor, daß Sinn
sowohl wie Symmetrie für ,^ -Roß« :^ ,^ »das rote Roß =^ der Braune«
verlangen, den Namen eines der berühmten acht Rosse des Mu Wang, die im
Lieh Tse und Mu T'ien-tse chuan vollständig aufgeführt werden.
Auch eine Note des Konunentators Chang-Chan'^ aus der Chin-
Dynastie, 265 — 420 n. Chr., zu Lieh Tse III, 2 v. bestätigt meine Vermutung,
daß im Urtext des Shi-chi die Reise zur Se Wang Mu ausdrücklich erwähnt
ist. Sie lautet:
»Das Shi-chi sagt: Tsao Fu verschaffte dem König Mu den ge-
fleckten Fuchs, den Braunen und den fleckenlosen Schimmel. Er lenkte
sie auf der Reise. Man besuchte die Se Wang Mu, wo es (jenem)
so gefiel, daß er die Rückkehr vergaß.-^
Die ^"ergöttlichung der Königin von Saba scheint schon im 3. Jahr-
hundert V. Chr. begonnen zu haben. Chuaug Tse, der etwas später als
Lieh Tse lebte, stellt sie bereits als eine Art taoistische Heilige dar. Indem
er von der Erlangung des Tao spricht, sagt er:
"Se Wang Mu erlangte es. Sie ließ sich in Shao-kuang nieder.
Niemand weiß, seit wann, und niemand bis wann.«*
Der Ort Shao-kuang ist unbekannt. Ganz in das Reich der Fabel
wird die Königin bereits von Huai Nan Tse versetzt, der gegen Ende
des 2. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Dieser schreibt:
* ChuangTse B. III, Kap. VI, 7: ^ ^ ^ ^^ ::^ :^^^ M M
124 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
»Yi erbat das Elixier der Unsterblichkeit von Se Wang Mu. Heng 0
stahl es und floh damit zum Monde.«'
Hou Yi^ hat der Legende nach im 24. Jahrhundert v. Chr. unter
Kaiser Yao gelebt. Heng O, auch Ch'ang 0^ genannt, seine Gattin, gilt
als Mondgöttin.
Bei späteren Schriftstellern, namentlich taoistischen imd solchen, die
an Wundergeschichten Gefallen finden, wird die Königin von Saba immer
legendenhafter. Sie fährt auf einem Drachenwagen, drei grüne Vögel sind
ihre Boten usw.
Eine Uberlandreise von China nach Arabien kann natürlich im
10. Jahrhundert v. Ch. keine leichte Sache gewesen sein, aber wir brauchen
sie nicht gleich für unmöglich zu halten. Dafür kennen wir das innere
Asien jener Zeit viel zu wenig. Wahrscheinlich waren Wege und Kom-
munikationsmittel damals gar nicht viel schlechter als zu Beginn des INIittel-
alters, als die ersten europäischen Reisenden nach China gelangten, denn
gerade in dieser Beziehung schreitet der Orient, wenn überhaupt, jedenfalls
nur im Schneckenschritt vorwärts. Ohne Zweifel standen die asiatischen
Völkerschaften auch zu jener Zeit schon im Handelsverkehr miteinander.
Gerade die beiden äußersten , die Chinesen sowohl als auch die Sabäer, sind
seit alters als bedeutende Kaufleute bekannt. Die Sabäer sandten ihre
Waren zu den Persern und Baktrern, die Chinesen zu den Skythen
(Hsiung-nu) und Parthern. Die Parther vermittelten zw'ischen dem fernen
Osten und dem fernen Westen. Die Römer benutzten im I.Jahrhundert
n. Chr. die große Karawanenstraße, welche wahrscheinlich schon seit
Alexanders des Großen Zeiten existierte. Sie führte von Hierapolis am
Euphrat südlich am Kaspischen Meer vorbei über Edessa, Ekbatana,
Hekatompolis, die Haujjtstadt der Paither, durch das Gebiet der Hyr-
kanier nach Antiochia Margiana und durch Baktrien nach dem »Stein-
turm« in Taschkend in Russisch -Turkestan, von wo aus die Straße über
den T'ien-shan nach Chinesisch -Turkestan weitergeht.*
Unter allen Umständen war die Reise eine ganz hervorragende
Leistung und nur einem Manne von großem Tatendrang, Unternehmungs-
geist und Abenteuerlust möglich, Eigenschaften, die sich bei den meisten
chinesischen Herrschern nicht finden. Wäre die Reise von irgendeinem
anderen Herrscher berichtet worden, so würden wir berechtigten Grund
haben , Zweifel darein zu setzen. Mu Wang aber besaß die Eigenschaften,
die ein Entdeckungsreisender haben muß. Er war gescheit und energisch,
dafür zeugen die verschiedenen Feldzüge, welche er gegen die fremden
Völkerschaften an den Grenzen des Reichs unternahm. Von seinem Vater
* Bretsclmeider, a. a. O. S. 4.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 125
hatte er die Vorliebe für die Jagd geerbt. Seine Jagdzüge dehnte er bis
weit ins Inland aus.^ »Seine liebste Beschäftigung aber war das Reisen und
er verbrachte den größten Teil seiner Regierung damit« bemerkt v. Fries
sehr treffend.^ Die wenigsten Herrscher der alten chinesischen Dynastien
haben eine ausgeprägte Physiognomie, Mu Wang hat eine, er ist der
chinesische Reisekonig.
Das Tso-chuan aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. enthält, wie
der erwähnte Kuo P'o in seiner Einleitung zum Shan-hai-king hervorhebt,
die folgende charakteristische Stelle;
>>Mu Wang wünschte seinem Herzenswunsche zu folgen und in der
ganzen Welt die Radspuren seines Wagens und die Fußtapfen seiner
Rosse zurückzulassen.«^
Ganz ähnlich äußert sich Su Che (1039—1112 n. Chr.) im Ku-shih*:
»Der König (Mu) wünschte seinem Herzenswunsche zu folgen und
überall umherzureisen. Die ganze Welt sollte die Radspuren seines
Wagens und die Fußtapfen seiner Rosse zeigen«,^
und Cheng Ch^ao^ (1108—1162 n.Chr.) im T'ung-chih:
»Der König erhielt acht edle Rosse, welche täglich 1000 Li liefen. Er
machte Tsou Fu zum Wagenlenker und wünschte, daß die Radspuren seines
Wagens und die Fußtapfen seiner Pferde in allen vier Himmelsrich-
tungen und bis an die acht Enden der Welt zu sehen wären. «^
Die leidenschaftliche Reiselust würde einen hinreichenden Grund für
die Fahrt nach dem fernen Westen abgeben. Dazu mag noch ein anderes
Motiv gekommen sein. Mu Wang war wie viele der älteren chinesischen
Könige der Magie und dem Zauberglauben ergeben. p]in Hauptziel der
Magier war die Ei'langung der Unsterblichkeit durch Auffinden des so-
genannten Lebenselixiers, bzw. der Gefilde der Seligen, welche man im
Besitze dieses Zaubermittels wähnte. Von verschiedenen chinesischen Fürsten
ist überliefert worden, daß sie Expeditionen ausgeschickt haben, um die
Inseln der Seligen zu suchen. Dies wird z. B. von den Prinzen von Wei,
Hsüan und Yen (311 und 279 v. Chr.) berichtet.** Mir scheint es nun höchst
wahrscheinlich, daß König Mu selbst ausgezogen ist, um das vermeintliche
Elysimn zu entdecken, und da er es nicht fand, immer weiter und weiter
1 De Maiila, Histoire generale de la Cliine. Paris 1777. Bd. I, S. 347 fl*.
2 V. Fries, Abriß der Geschichte Chinas. Wien 1884. S. 34.
* iSIÜ' "i* jS ^^'^- ^S'- Mayers Manual Nr. 624 und VVylie, Notes S.23.
® Mayers, Nr. 61.
1l^^\^Z'4kMU.%^^mMm:^ Am I- T'u shu Chi ch'cng.
8 Schlegel , T ung Pao Bd. VI, S. 56.
126 Fohke: Mu Wang und die Konigin von Saba.
gefahren ist, bis er nach Arabien zur Königin von Saba gelangte. Vielleicht
ist er auch direkt von einem Magier, welcher ihm das glückliche Arabien
mit der Königin von Saba als das Reich der Unsterblichen schilderte, zu
der Reise veranlaßt worden. Diese Vermutung legt die Schilderung des
Königs im Lieh Tse III, 1 sehr nahe.
Zu Mu Wang war ein Magier oder Alchimist aus einem Reiche
im äußersten Westen gekommen.' welcher durch seine Künste den
König vollständig beherrschte. Dieser Magier könnte sehr wohl ein Araber
gewesen sein. Die Araber waren im Altertum als Magier berühmt. Pythagoras
und Demokrit sollen sich auch bei den arabischen ISIagiern Belehrung über
Mantik und Arzneikunde geholt haben. ^ Nach arabischen Quellen waren
die Schahra, westlich von Tzafär in Yemen, Zauberei-.^ Besagter Magier
nun versetzte den König in Hypnose und verursachte ihm Visionen. Wie
es im Text heißt, ersuchte der Magier den König, mit ihm zu reisen.*
Der König hielt sich an seinem Rockzipfel und flog mit ihm zum Himmel
empor. Dort zeigte ihm der Magier seinen von Gold und Edelsteinen
strahlenden Palast und andere Wunder des Himmels.^ Als der König wieder
zu sich kam, »war es ihm, als fiele er ins Leere. Beim Erwachen fand er,
daß er noch an derselben Stelle saß wie vorher und, daß die Diener noch
dieselben waren wie früher. Vor ihm stand noch sein Wein unausgetrunken,
und die Speisen waren noch nicht tiocken geworden«.
»Der König fragte, woher er gekommen sei. Sein Gefolge antwortete:
Der König saß versunken da.«
"Hierauf verlor INIu Wang sich selbst. Nach drei 3Ionaten fragte er
wieder den INIagier.«
»Der Magier erwiderte: Ich bin mit des Königs Geist gereist. Wie
hätte sich der Körper fortbewegen können.^ Und wie wäre der Ort, wo
wir uns aufhielten, verschieden von des Königs Palast oder die Gegend,
welche wir durchwanderten, verschieden von des Königs Park? Der König
hatte sich von seinen Gewohnheiten losgesagt und eine Zeitlang seine Zweifel
unterdrückt. Das verursachte die vollkommene Wandlung. Wie kann man
durch Phlegma oder Überreiztheit das Ideal erreichen?«
»Der König war sehr erfreut. Er kümmerte sich nicht mehr um
die Regierungsgeschäfte und interessierte sich nicht mehr für seine Diener
und seine Frauen. Sein brennender Wunsch war, in die Ferne zu
reisen. Er gab Befehl, die acht edlen Rosse anzuschirren.«^
2 Plinius XXV, 13 Porphyr, vita Plot. 11, 12.
3 Sprenger, Die aUe Geographie Aral)iens, 1875, S. 9L
5 Vgl. Faber, Licius, Elberfeld 1877. S. 58.
Forke: Mu Wang und die Königin A'on Saba. 127
Es folgt dann die Beschreibung der Reise zur Se Wang Mu. Der
König wollte jedenfalls erforschen, ob, was er im Geiste gesehen, auch
auf Erden zu finden sei. Obgleich es nicht besonders erwähnt wird , möchte
ich doch annehmen, daß der Magier aus dem fernen Westen auch für diese
Reise, zu welcher er den König durch die Hypnose veranlaßt hatte, die
Führung übernommen und daß er den König, um ihm das irdische Paradies
zu zeigen, in seine Heimat, nach Arabien, an den glänzenden Hof der
Königin von Saba geleitet hat.
Nach dem Gesagten dürfen wir die Reise des Königs Mu in den
äußersten Westen zu der Königin von Se für historisch halten. Für die
Identität dieser Königin mit der Königin von Seba oder Saba habe ich
verschiedene Wahrscheinlichkeitsbevv eise erbracht: die chi'onologische Über-
einstimmung der Reise mit der Regierungszeit der Königin von Saba, die
Wahrscheinlichkeit der Entwicklung des Mythus von der Göttin Se Wang
Mu aus Reminiszenzen an die Praclit und den Glanz des Hofhalts der
sabäischen Fürstin und die INIöglichkeit, didä das Se in Se Wang Mu nichts
anderes als eine Verkürzung von Se-ba ist. Diese hohe Wahrscheinlich-
keit wird meines Erachtens zur vollen Gewißheit durch die nachfolgenden
Quellenstellen, welche zum größten Teil dem Shan-hai-king, dem ältesten
chinesischen geographischen Werke entnommen sind.
Die Ansichten über das Shan-hai-king ^ den »Berg- und Meerklassiker«,
gehen bei den chinesischen sowohl als auch bei den europäischen Gelehrten
weit auseinander. Die einen halten es für ein sehr wichtiges Werk der
ältesten Literatur, die andern für ein Fabelwerk ohne wissenschaftlichen
Wert. Allerdings sind namentlich die Teile, welche die fremden, nicht-
chinesischen Länder behandeln, voll von zum Teil recht kindlichen Fabeln
und Wundergeschichten, die leicht gegen das ganze Werk einnehmen.
Allein bei eingehenderem Studium findet man doch, daß sehr vielen dieser
Fabeln ein tieferer Sinn zugrunde liegt. Wenn man stets im Auge behält,
daß alle Orientalen sich viel bilderreicher auszudrücken pflegen als wir,
daß sie sehr zu Übertreibungen neigen und, daß ihre Beobachtungen an
Genauigkeit oft viel zu wünschen übrig lassen, so ist es möglich, viele
Stellen des Shan-hai-king zu erkläi'en , die auf den ersten Blick als reine
Phantasiegebilde oder direkter Unsinn erscheinen. Der letzte Herausgeber
des Shan-hai-king, Pi Yuan^, ein hervorragender Kenner des chinesischen
Altertums, gibt in der Vorrede folgendes charakteristische Beispiel, wie
man das Shan-hai-king zu interpretieren hat:
mZf!ir-ttimm^zm^mmm^t:mitz'f^t^^
' |1|»$S
• *Y7C
128 Fokke: Mu Wang und die Königin von Saba.
»Das Shan-hai-king erzählt keine Wunderdinge, das Wundern ist
lediglich auf seiten der Erklärer. Mit Bezug auf den Ch'ih -Vogel' und
den Menschenfisch 2 sagt es z. B., daß sie das Gesicht eines Menschen
hätten. Der Ausdruck »Gesicht eines Menschen« bedeutet, daß mit mensch-
lichen Zügen einige Ähnlichkeit vorhanden ist. Ebenso sagt unser Klassiker,
daß derYing-mu^ und der Hsing-hsing* sprechen können. Das soll eben-
falls eine gevi^isse Ähnlichkeit mit der menschlichen Sprache bedeuten.
Indes auf den bildlichen Darstellungen aus späterer Zeit hat man den Tieren
wirklich menschliche Gestalt gegeben. Den erwähnten Vogel und Fisch
sieht man heute noch.«^
Diese Erklärungsmethode hat kürzlich Schlegel in seiner Artikel-
serie: Problemes geographiques, T'ung-pao Bd. 111, 1892 ff., zur An-
wendung gebracht und ist dabei zu überraschenden Resultaten gelangt. Er
hat von einer ganzen Reihe von Völkerschaften, die das Shan-hai-king
erwähnt und welche man zunächst für Ausgeburten der Phantasie hält,
nachgewiesen, daß und wo sie existiert haben. Ich habe, wie aus dem
Nachfolgenden hervorgehen wird, ähnliche Erfahrungen gemacht.
Daß das Shan-hai-king älter als die Chou- Dynastie sei, was einige
chinesische Ki-itiker annehmen, halte ich für ausgeschlossen. Das in dem
Werk verarbeitete Material mag allerdings wohl zum Teil noch aus jener
Zeit stammen. Man beschäftigte sich unter der Chou- Dynastie offiziell mit
Geographie, wie aus dem Vorhandensein eines geographischen Departements
mit 224 Beamten hervorgeht.^ Dort hatte man jedenfalls auch altes INIaterial
aufgespeichert. Ich neige zu der Ansicht, daß das Shan-hai-king in seiner
jetzigen Form aus dem 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. stammt. Der Stil
ist nicht anders als der gegen das Ende der Chou -Dynastie übliche, durch-
aus verschieden von dem ältesten Ku-wen, wie wir ihn im Shuking und
Shiking finden. Sse Ma Ch'ien erwähnt das Shan-hai-king ohne Nennung
des Autors mit dem geographischen Abschnitt des Shuking, dem Yü-pen-
chi'' zusammen. Danach muß im 2. Jalirhundert v. Chr. — Sse Ma Ch'ien
' Die Eule, deren Gesicht in der Tat menschenähnlich ist.
'^ Darunter ist der Seehund zu verstehen, der einen nicnschenälinlichen
Kopf bat.
3 Der Papagei. Ying-mu bedeutet entweder die »Papageienmutter« oder es
ist nur ein anderer Ausdruck für das Abliebe M^ i^S Ying-vu -Papagei-; m'm
lautet in den südlichen Dialekten meistens mu.
* Eine Affenart : Rhiiiopitbecus.
W*i'i^lWAWrBJ«ttliJltJiftA?gltb.ftÄ^.4-'^
^ 4|f Vgl. auch Eitel, Prolegomena to the Shan- bai-king, China Review
XVII, 338.
6 Wylie, Notes S. 35.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 129
lebte von 163 — 85 v. Chr. — das Sluin-hai-king schon ein bekanntes Buch
gewesen sein. Falls zwei Parallelstellen im Lieh Tse und im Lü Shih
ch'un-ch'iu' aus dem Shan-hai-king entlehnt sein sollten, was Pi Yuan
annimmt^, so wäre dadurch die Existenz des Werkes auch für das 4, oder
3. Jahrhundert bewiesen.
Das Shan-hai-king ist kein einheitliches Werk , sondern scheint aus
mehreren Stücken zusanunengearbeitet zu sein. Es macht den Eindruck,
als ob zwei oder drei Rezensionen desselben Urtextes, der durch Zusätze
und Noten erweitert, vorlägen. Der Stil der einzelnen Teile ist derselbe
und rührt wahrscheinlich von einer Überarbeitung im 3. oder 4. Jahrhun-
dert her. So kommt es denn, daß über denselben Gegenstand an zwei
oder drei verschiedenen Stellen mit ziemlich ähnlichen Worten berichtet zu
werden pllegt.
Was weiß nun das Shan-hai-king über das Land der Königin-Mutter
von Se zu berichten?
Wir lesen in Buch XVI, in dem Kapitel über die Länder »westlich
von der Großen Einöde "^ nachdem über verschiedene Fabelländer belichtet
worden ist:
»Im Westen* ist der Berg der Königin-Mutter, der Schluch-
tenberg und der Meerberg. Es ist das Land der Wo; die Wo-
Leute wohnen dort.«^
Was unter dem Lande der Wo zu verstehen ist, erfahren wir aus einer
Parallelstelle in Buch VII, welches von den Ländern westlich vom Meere han-
delt.^ Hier heißt es: ^"^*^^f*- ^C ist verküi'zt für y^, indem, wie so
häufig, das phonetische Element für das volle Zeichen stellt. Wir können daher
mit dem P o - w u - c h i h ^ : "j^ Y^ ^ H?- lesen. Pi Yuan erklärt diese Lesart
für die richtige.**
Nun bedeutet ^" eine Insel. ^ ^^ ^'- B- ist die »kostbare Insel«,
Ratnadvipa = Ceylon, ^^r bedeutet »bewässern« und übertragen: »durch
Bewässerung fruchtbar« und H?» ist die »Wüste«. Der ganze Ausdruck
bedeutet demnach: »Die inselartige, durch Bewässerung fruchtbar ge-
machte Wüste« oder freier übersetzt: »die wohlbewässerte, fruchtbare
2 Vgl. Eitel a. a. O. S. 340.
* Es läßt sich hier nur «Westen« nicht Saba übersetzen. Das Shan-lial-king
scheint Se als Westen aufgefaßt zu haben, woraus aber noch nicht folgt, daß es
von Anfang an so verstanden ist.
^ Die Lesart ^g ^^ kommt auch vor.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. '■•
1 30 Forke : Mu Wang und die Konigin von Saba.
Wüsteninsel.« Besser könnte Arabia felix, das Land der Sabäer, kaum
bezeichnet werden. Durch künstliche Bewässerung soll das an die
arabische Wüste angrenzende Hochland von Yemen, im Südwesten der
arabischen Halbinsel, nach dem Zeugnis der Alten in einen paradiesischen
Garten verwandelt worden sein, daher der Name vj £\jhalfxwv''A^aßicc, Arabia
felix, dem das chinesische Y^ ^ ^m "das wohlbewässerte, fruchtbare Land«
im Buch XVI dem Sinne nach nahekommt. Die Araber selbst nennen ihr
Land: (iazirat al 'Arab »die In sei Ar abien«. Da arab im Semitischen
ursprünglich »Steppe, trockene, wüste Gegend« bedeutet — im Hebräischen
ist 'arabah »Wüste, Steppe« - — so würde die wörtliche Übersetzung auch
die »Wüsteninsel« sein.^
Die Bewohner des »wohlbewässerten Landes« Y^ J^ ^ würden natur-
gemäß y^ [^ A und verkürzt \^ K »Wo-Leute« heißen. Darunter sind
also die Bewohner von Arabia felix, die Sabäer, zu verstehen. Auch das
Lü-shih-ch'un-ch'iu (S.Jahrhundert v.Chr.) kennt sie und erwähnt als
besondere Eigentümlichkeit, daß sie »Phönix« -Eier essen. Was darunter zu
verstehen ist, werden wir im folgenden sehen. Der betreffende Passus lautet:
»Westlich vom »Flugsand« und südlich vom Bleierzgebirge gibt es
Phönixeier, welche die Wo-Leute essen. «^
Unter ))n^V'J^ »Flugsand« pflegt man gewöhnlich die Wüste Gobi zu
verstehen. Der Ausdruck ließe sich aber ebensogut auf die südarabische
Wüste beziehen. Mit P^ ijj » Bleierzgebirge« könnte sehr wohl das Gebirge
von Oman (Ostarabien) gemeint sein, wo Bleierze vorkommen und Niebuhr
eine Bleigrube gefunden hat.^ Der Fundort der Phönixeier würde danach
der Südwesten der südarabischen Wüste in der Nähe von Yemen sein.
Huai Nan Tse IV, 9 v. führt das Volk der Wo unter den 3(3 Völker-
schaften auf, welche jenseits des JMeeres bzw. der Wüste im fernen Westen
wohnen:
»Das Volk der Weißen, der AVo, der Frauen und der Kavaliere«* usw.,
die auch im Shan-hai-king alle genannt werden. Unter den Weißen ist jeden-
falls irgend ein kaukasischer Stamm zu verstehen. Sie haben nach der
Beschreibung des Shan-hai-king VIP weiße Haut und tragen das Haar
lang. Die Frauen sind Amazonen, die Kavalliere tragen nach dem Kom-
mentar gelbe Tracht, Hut und Schwert.^ Aus dieser Aufzählung scheint
soviel hervorzugehen, daß die Wo-Leute nicht sehr weit von Kaukasiern
' Paulys Realenzyklopädie des klassischen Altertums, herausgegeben von
G. Wissowa. Stuttgart 1896 Bd. II, unter Arabia (D. H. Muller), S. 343.
^ Lü-shih-cln,n-clnu XIV G : ^ \i^ : ^^ ^jj,^ :^ ^ ft [U Z ^
3 Ritter, Erdkunde, Bd. XII, S. 488.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 131
mit heller Hautfarbe eiitteint wohnten. Nach dem Shan-hai-king a. a. 0.
würden die »Weißen" nördlich von den Wo gewohnt haben. Sollten dar-
unter vielleicht kleinasiatische Griechen zu verstehen sein?
Bei der Aufzählung der acht Himmelsgegenden, welche an die acht
Pole, die acht Endpunkte der Erde grenzen, sagt Huai Nan Tse:
»Der Westen heißt das Goldgebirge und die wohlbewässerte
Wüste."!
Arabien galt ])ei den Alten als ein reiches Goldland. Strabo XVI, 18
erwähnt Gold bei den Nabatäern in Nordarabien, das in Klumpen bis zur
Größe einer Walnuß vorkommen solP. Nach Plinius hatten die Sabäer
das meiste Gold, die an Weihrauch reichsten Waldungen, gutbewässerte
Äcker, viel Wachs und Honig ^. Der Goldreichtum der Sabäer geht auch
aus der Schilderung des Besuchs der Königin von Saba bei Salomo hervor.
Außerordentlich reiche Goldlager finden sich zwei Tagereisen östlich von
Qan'a, der heutigen Hauptstadt von Yemen*. Arabien war noch produktiver
an Gold als an Silber^. Der arabische Geograph Hamdani 267 zählt in
einem Kapitel über die Minen in Yamama und Diyän Rabija eine Silber-,
eine Kupfer- und fünf Goldminen auf®.
Aus den angeführten Zitaten scheint mir hervorzugehen, daß das
Reich der Königin -Mutter von Se auf einer Wüsteninsel lag, nicht weit
vom Meere, denn es wird ein »Meerberg« erwähnt, daß es durch künst-
liche Bewässerung sehr fruchtbar gemacht worden und ein Hochland , reich
an Goldminen war. Nördlich davon wohnten Kaukasier mit heller Haut-
fai'be und langem Haar.
Weiter berichtet das Shan-hai-ki ng B. VII über die »wohlbewässerte
Wüsteninsel« folgendes:
»In der wohlbewässerten Wüsteninsel singt der Lu an -Vogel und
tanzt der »Phönix« ohne weiteres. Die Bevölkerung ißt die Phönix-
eier und trinkt süßen Tau. Alle Wünsche werden ihr von selbst er-
füllt. Die mannigfachsten Arten Tiere finden sich zusammen und
leben in Scharen nördlich von den vier Arten Schlangen^. Die Leute
! Huai Nan Tse IV,4v.^^g^5Pg>^||f.
^ Xpiico; T£ opvxTo; ylvsTCLi nctp avTOiQ oi 4/y);/paTo; , aWa ßtoXapt'wv p^ucrou xa^ap-
flV/lCTCiV Ss XafhGV.
3 Plinius VI, 161 : Gallus cetera explorata retulit: Sabaeos ditissinios
silvarum fertilitate odorifera, auri metallis, agrorum riguis , mellis ceraeque proveiitu.
* Sprenger, Geographie S. 284.
^ Sprenger S. 58.
^ Bei Sprenger S. 52.
'' Nach dem Zeugnis der Alten war Arabien besonders reich an Schlangen.
Herodotlll, 107 erzählt von den geflügelten Schlangen, welche die Weilirauchbäume
im Sabäerlande bewachten und erst durch Styraxdampf verscheucht werden mußten.
Auch Plinius XU, 81 berichtet, daß die Sabäer Styrax verbrannten, um die Schlangen
zu verjagen, die sich in großen Mengen in den Balsamwäldern aufhielten. Hero-
dot III , 107 : ta yap Sev^psa toZiu ta Xißoi/WToejjcpa c(pisg vnomipoi , (Tuufol xa. fiiys^sa,
1 32 Forke : Mu Wang und die Königin von Saba.
packen ein Ei mit beiden Händen und verspeisen es. Zwei Vögel
gehen voran und zeigen ihnen den Weg.«^
Die Parallelstelle dazu in Buch XVI lautet:
»In der wohlbewässerten Wüste dienen Phönixeier als Speise und
süßer Tau als Trank. Was immer die Leute wünschen, alle Geschmäcker
sind vorhanden Der Luan -Vogel singt und der Phönix tanzt ohne
weiteres, und es scharen sich alle Arten Tiere um sie zusammen. Jene
Gegend heißt die wohlbewässerte Wüste. «^
Der »süße Tau« ~^^^» den die Wüstenbewohner trinken, ist
nichts anderes als das Manna, welches wir aus 2. Moses 16 kennen, das
der Herr dem Volke Israel in der Wüste Sin nahe dem Sinai regnen ließ.
»Und am Morgen lag der Tau um das Heer her. Und als der Tau weg
war, siehe, da lag es in der Wüste rund und klein wie der Reif auf
dem Lande. Und da es die Kinder Israels sahen, sprachen sie unter-
einandei-: Das ist Man; denn sie wußten nicht, was es war. Mose aber
sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der Herr zu essen gegeben hat.«
Das Manna, der »süße Tau«, rührt von einer in ganz Arabien vor-
kommenden Tamariskenart, der Tamarix mannifera, her und entsteht
durch den Stich einer Schildlaus, Coccus manniparus, in die jungen
Zweige. Der horvorquillende, honigsüße Saft trocknet ein und fällt in
schweren Tropfen zu Boden, wo er als hellgelbe Kügelchen wie Tau erscheint.
Das Manna hat einen honigartigen Geschmack und wird noch heutzutage
von den Arabern auf Brot gestrichen gegessen. Vür die Sinaihalbinsel ist
es ein Handelsartikel. Man gewinnt dort im Jahr 6 — 7 Zentner. Die
Beduinen pressen es in kleine Blechzylinder zusammen und verkaufen es
so an die Pilger.^ Ritter (Erdkunde Bd. XII, S. 596) gibt als ein Haupt-
produktion.szentrum für Manna Nedshed in Zentralarabien an, von wo das
Produkt auch nach der Insel Bahrein in Ostarabien exportiert wird.
Die Chinesen verstehen jetzt unter »süßem Tau« eine Art Ambrosia,
welche Geistern und Genien und solchen, die es werden möchten, als
Speise dienen soll. Wir liaben in den beiden Stellen des Shan-hai-king
den Ursprung dieses Mythus vor uns. Vielleicht hat König Mu selbst den
TTOtxt'Xoi T« Bi^ea , <j)uXacro-oucri 7rXr|,3'£i noWol nspl dkv^pov 'ixctCTOv .... ov^ivl Ss aXXw
OLTtBXavvovTUi «TTo Tuv ^Ev^pewv v] tJj? (TTvpaxoi TW xcLTivZ, Pllnlus XII, 81: Ex Syria
revehunt styracem Eundem et ad serpentis fugandas urunt in odoriferis silvis
frequentissimas.
-\i-m^tkZ!iji'4käi^üL'smmmmiBitmi.tntM
Am^m^P:m;zm.%JSMmz
&&mfkzm-
2 Vgl. Schoeiifeld , Reise durch die Sinaihalbinsel, im Globus Bd. 85 , Nr. 16
S. 250 (1904).
Forke: Mu Waiig und die Königin von Saba. 133
goldigen, süßen Tau unter den Tamarisken in der Wüste gefunden und
sich seinen Ursprung ebenso erklärt wie die Juden, nämlich als ein be-
sonderes Gnadengeschenk der Gottheit. Die Annahme, daß der wunderbare
Tau den Göttern selbst als Trank dient, liegt dann sehr nahe.
Was nun den Luaii -Vogel ^^ anbetrifft, so ist dies nur eine Abart
des Phönix, auch ein mythischer Vogel. Der Feng^i oder Feng-'huang
M^ M[ wird von den Europäern allgemein als Phönix bezeichnet, obwohl
die Beschreibung dieses Vogels sich mit der des griechischen Phönix durcli-
aus nicht volikonnnen deckt. Es besteht nur eine gewisse Analogie zwischen
beiden.
Wir erfahren nun vom Feng-'huang, daß die Wüstenbewohner ein
Ei mit beiden Händen packen, wenn sie es verspeisen wollen, und daß
zwei Vögel ihnen den Weg zu den Eiern zu zeigen pflegen. Der Phönix
singt und tanzt, und die Tiere scharen sich um ihn.
Weshalb müssen die Wüstenbewohner die Eier mit beiden Händen
anpacken und genügt nicht eine Hand wie bei andern Eiern? Jedenfalls,
weil die Eier für eine Hand zu groß sind. So groß sind nur die Straußen-
eier, also haben wir es mit Straußen zu tun, und ist unter
Feng-'huang der Strauß zu verstehen. Ich habe nicht den geringsten
Zweifel, daß der Strauß und nicht, wie man gewöhnlich annimmt, der
Fasan das Urbild des Feng-'huang, des Königs der Vögel, gewesen ist.
Wenn die bildlichen Darstellungen des Feng-'huang eine unverkennliche Ähn-
lichkeit mit dem Fasan zeigen, so kommt das daher, daß die chinesischen
Maler den Strauß aus eigener Anschauung nicht kannten und den Fasan
als Muster für ihre Phantasieschöpfung nahmen. Der Fasan »das wilde
Huhu" ^J*^|| ist in China etwas viel zu Gewöhnliches, als daß die Volks-
phantasie sich gerade diesen auswählen und daraus einen Wundervogel
machen sollte. Ganz anders eignet sich dafür der vorsündflutliche Riesen-
vogel im fernsten Westen. Die Beschreibung des Feng-'huang im Shan-hai-
king und anderen alten Quellen paßt vollkommen auf den Strauß und ganz
und gar nicht auf den Fasan.
Wir haben bereits gesehen, daß auch das Lü-shih-ch'un-ch'iu, ein
Werk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., erwähnt, daß die Wo -Leute, die An-
wohner der Wüste, Phönix-, d.h. Straußeneier essen. Das Yu -yang-tsa- tsu '
aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. belehrt uns, daß der Phönix einen besonderen
Sitz habe. »Dies ist ein Gegenstand zu Füßen des Phönix wie ein weißer
Stein. Von Zeit zu Zeit kommt der Phönix und bringt ihm gleichsam seine be-
sondere Huldigung dar. An dem Ort, wo er sich setzt, scharrt er ein
drei Fuß tiefes Loch. Darin liegt ein runder Stein wie ein Ei,
ganz weiß. Die liebevolle Sorgfalt, die er darauf verwendet, beruhigt
134 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
sein Gemüt.« Nach dem Chen tsang ch'i, das den Passus des Yu yang-
tsa-tsu in etwas erweiterter Form enthält, scharrt der Phönix, wo er sich
niederläßt, ein 2 — 3 Fuß tiefes Loch in die Erde. Der Verfasser wundert
sich über dies eigentümliche Gebaren des Geistervogels, weshalb er, da er
— nach der Tradition — sich doch nur auf den Zweigen des Wu-tung-
Baumes niederlasse, auf die Eide komme, dort seinen besondei-en Sitz habe
und dafür noch ein Loch in die Erde scharre. Er meint, daß sich das nicht
erklären lasse, aber wohl in der Natur begründet liege. ^
Wir haben es hier natürlich mit Straußeneiern zu tun , die wie große,
weiße, runde Steine aussehen. Der Strauß behandelt sie mit liebevoller
Sorgfalt während des Brütens. Dazu scharrt er sich ein tiefes Nest in den
Wüstensand, in dem er oft beim Brüten bis auf den Hals, der herausragt,
verschwindet.^
Es fällt den Sti-außen natürlich nicht ein , die Araber zu ihren Nestern
zu führen, damit sie ihnen die Eier wegnehmen, wie das Shan-hai-king
berichtet. Diese irrige Annahme könnte aber sehr wohl auf folgende Eigen-
tümlichkeit der Strauße zurückzuführen sein. Wird eine brütende Straußen-
henne von ihrem Neste verscheucht, so sucht sie mit Geschrei den Hahn
auf. Dieser bringt sie, wie die Araber einstimmig behaupten, mit Gewalt
zum Neste zurück. Daher wird der Hahn auch Salim »der Gewaltige«
genannt.' Dadurch, daß Hahn und Henne in dieser Weise dem Neste zu-
eilen, würden allerdings die Verfolger darauf hingeleitet werden.
Ganz genau passen nun aber auf den Strauß die weiteren , vom Shan-
hai-king angefühlten Charakteristika des Phönix. Ich muß gestehen, daß
mir diese Eigentümlichkeiten des Straußes ganz unbekannt waren und daß
mich erst die Notiz dieses so viel verschrieenen alten Werkes darauf geführt
hat. Vielleicht wird es den meisten meiner Fachgenossen ähnlicli ergehen.
Der Phönix tanzt und singt und die Tiere scharen sich um ihn. So
das Shan-hai-king. Hören wir nun, was Brehm von den Straußen sagt:
»Gegen die Mittagszeit hin haben sie ihren Magen gefüllt und ruhen
nun entweder einige Stunden, bald auf den Fußwurzeln hockend, bald auf
dem Bauche liegend, oder tummeln sich munter und übermütig umher und
führen die wunderlichsten Tänze auf, indem sie wie toll in
einem Kreise hin- und herlaufen, die Flügel heben und zitternd
schwingen, als ob sie versuchen wollten, sich in die Luft zu erheben.«
(Bd. V, S. 693.)
»Der Hahn sucht seine Liebe durch eigentümliche Geber den
und Tänze auszudrücken. Er hockt vor dem Weibchen auf die Fuß-
wurzel nieder, bewegt Hals und Kopf in regelmäßiger Weise, zittert am
ganzen Körper und schlägt mit den Flügeln. Beim Schreien wirft er den
Hals zurück, schließt den Schnabel und stößt nun durch krampfhafte, aber
2 Brehms Tierleben, neu bearbeitet von Pechuel-Loesclie 1890, Bd. V, S. 701.
3 Brehm a. a. 0. S. 705.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 135
willkürliche Bewegungen des ganzen Körpers die in der Lunge enthaltene
Luft hervor, wobei er seine Kehle außerordentlich aufbläht. Die dreimal
drei Töne, die er oft wiederholt, erinnern an das Brüllen eines
weit entfernten Löwen oder auch an ein dumpfes Trommeln.
Der zweite ist um einige Töne höher als der erste, der dritte
viel tiefer und gedehnt, gegen das Ende hin allmählich ver-
schwächt.« (S. 699.)
Das Shan-hai-king kann also mit Fug und Recht von dem Singen
des Phönix (Strauß) sprechen, denn die Töne, welche er hervorbringt , sind
von verscliiedener Höhe, lang oder kurz, forte oder piano und folgen aufein-
ander in bestinnnten Intervallen. Das Ch'in-ching sagt, daß die leisen
Töne des Pliönix wie Glocken, die lauten wie Pauken klängen.'
Auf die Bemerkung, daß allerlei Tiere sich um den Strauß scharten, beruht
auf Wahrheit. Antilopen, Zebras und andere Vierfüßler vergesellschaften
sich gern mit dem Strauß , weil er vermöge seiner Größe die Ebene meilen-
weit überschaut, jede drohende Gefahr sofort bemerkt und das Signal zur
Flucht gibt. Er verrichtet so, ohne es besonders zu beabsichtigen , Wächter-
dienste für sein Gefolge.
Meine Annahme, daß der Feng-'huang, der chinesische Phönix , kein
anderer Vogel sein kann als der Strauß, wird durch die Schrift vollkommen
bestätigt. M^ = feng ist moderne Schreibweise, im Ku-wen schrieb man
dafür BhI oder ohne Radikal einfach HjR. Das Zeichen Bh| lautet heute
'peng und bedeutet einen Riesenvogel, ähnlich dem Märchenvo'gel Rukh.
Da nun also in ältester Zeit HHl sowohl für den Vogel Feng, den Phönix,
als auch für den Riesenvogel P'eng gebraucht wurde — die Differenzierung
der Aussprache wird erst später erfolgt sein — , so folgt daraus, daß der
Phönix und der Rukh ursprünglich identisch waren, imd daß man erst
s})äter zwei verschiedene \"ögel daraus gemacht hat. Der Vogel Rukh ist
eine phantastische Übertreibung des Vogel Strauß.*
2 Siehe das gj^^^5 clas ~)^^^^^ i^ind Chalmers, Structure of Chinese
characters 1882, S. 170.
* Die erste Erwähnung scheint im Lieh Tse V, 4 v. vorzukommen. «Es gibt
einen Fisch, der ist einige tausend Li breit und entsprechend lang. Er heißt Wal-
fisch. Auch gibt es einen Vogel, P'eng genannt, dessen Flügel wie vom Himmel
herabhängende Woliien sind und dessen Körper dem entspricht.« "^ '^ ^^ ^
^ ^ ^ S Ä fl W S ^^'^'^ Clmang Tse L 1 verwandelt sich der Wal-
fisch in einen Rukh. Der Rücken dieses Vogels mißt mehrere tausend Li , und wenn
er fliegt , so sehen seine Flügel wie vom Himmel herabhängende Wolken aus : w^
136 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Daß im Altertum die riesige Größe als ein Hauptmerkmal des Phönix
galt, geht aus verschiedenen Stellen in Wang Ch'ungs Lun-heng (I.Jahr-
hunderts n.Chr.) hervor. Das Erscheinen des Feng-'huang in den Palästen
verschiedener Herrscher, wovon er berichtet, ist nicht als historisches Faktum
zu nehmen. Da der Phönix als heiliger Vogel galt, so ließ man ihn er-
scheinen , um die Regierung des betreffenden Kaisers als besonders segens-
reich hinzustellen.'
»Zur Zeit des Kaisers Hsiao Hsüan Ti (73 — 48 v. Chr.) ließ sich ein
Phönix im Shang-lin-Park nieder und später auch auf einem Baume am
Osttor des Chang-lo- Palastes. Er war 5 Fuß hoch.-^
»Unter der Regierung des Wang Mang (9 — 23 n. Chr.) erschien ein
i-iesiger Vogel, so groß wie ein Pferd mit buntem Gefieder und
di^achenartiger Zeichnung, der sich zusammen mit einigen zehn anderen
Vögeln in Ch'i-hsien im Staate P'ei niederließ. Der Phönix, welcher zur
Zeit des Hsüan Ti sich auf den Boden niedersetzte, war 5 Fiiß hoch, was
der Größe eines Pferdes gleichkommen würde. «^
Diese Größe entspricht etwa der des Straußes, der ungefähr 2 m mißt.
Nach dem Mu T'ien-tse chuan HI, 1 v. hat König Mu die Strauße
in Arabien kennen gelernt und ihrer Federn wegen jagen lassen. Nachdem
der Besuch bei der Königin von Saba beschrieben worden ist, falii't die
Erzählung, in welcher sich hier und da kleinere Lücken finden, folgender-
maßen fort:
»Am Ting-wei (330. Tage) gab der Sohn des Himmels ein Bankett
auf dem Wen-Berge sah sich die Vögel an. Am Chi-yu (332.
Tage) gab er ein Gastmahl am Ju-Fluß. Er erließ einen Befehl tuid wies
die INI annschaften der sechs Armeen an, die Federn zu (sammeln)
Es waren dort Marschen und Seen, Hügel, Ebenen und Hochplateaus.
' Wang Ch'ung bemerkt, daß weder seine Zeitgenossen, noch die Chinesen
in früheren Jahrhunderten genau wüßten, wie ein Phönix und ein Einhorn aussähen.
In früherer Zeit habe man Vögeln und Tieren von seltsamer Gestalt ohne weiteres
den Namen Phönix oder Einhorn gegeben (Lun-heng XVI, 10). So hat man wahr-
seheinlieh auch irgendeinen großen und seltenen VogeL den man zur Zeit der Kaiser
Hsüan Ti und Wang Mang beobaciitet hat, als Phönix bezeichnet. Es könnten auch
die Regierung-sdevisen dieser Kaiser: ^'^ M^ und ^^ ^. ^u der Annahme geführt
liaben, daß unter ihrer Regierung wirklicii Phönixe erschienen seien. Das ist natür-
lich ausgeschlossen. Die Beschreibungen zeigen aber, wie man sich damals einen
Phönix vorstellte, was für uns allein in Betracht kommt.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba, 137
Die »Riesenvügel« ^ wurden ihrer Federn beraubt.^ Als die
Soldaten der sechs Armeen damit fertig waren, gelangten sie in die »weite
El)ene«.''
»Der Sohn des Hinunels gab für die ersten Minister, Grafen und
FTirsten ein großes Essen und belohnte die Offiziere der sieben Garden auf dem
»Federhügel«. Darauf ließ er das Stück Kuang-lo spielen Die
Mannschaften der sechs Armeen durchschweiften jagend die »weite Ebene»
und machten ungeheure Jagdbeute. Ganze Scharen von \^ögeln und Tieren
wurden erlegt. Diese große Jagd der Soldaten der sechs Armeen dauerte
neun Tage. Hierauf lagerten sie sich auf dem Feder (hügel) . . . . Zum
Transport für die erjagten Felle und Jagdtrophäen mußten sie sich Wagen
leihen. Der Sohn des Himmels nahm auf diese Weise hundert
Wagen voll Federn mit sich.«*
Mu Wang sah also im Hochland von Yemen Strauße und ließ ihre
Federn sammeln. Wahrscheinlich waren diese Vögel von seinen Leuten
geschossen worden. Als er dann auf seiner Rückreise die »weite Ebene«,
d. h. die Wüste, erreichte, veranstaltete er eine neuntägige Jagd, der zahllose
Strauße und andere Tiere zum Opfer fielen. Daß zum Transport der Federn
allein hundert Wagen nötig waren, ist natürlich eine starke Übertreibung. Der
Hügel, auf welchen die Jäger ihre Beute zusanunentrugen, wurde jedenfalls
von den vielen doi-t aufgehäuften Straußenfedern » Federhügel « genannt.
Darunter ist keineswegs ein aus Federn bestehender Hügel zu verstehen.
Diese irrige Vorstellung scheint dem Kommentator der Bambusannalen vor-
geschwebt zu haben, indem er schreibt: -Auf seinem Zuge nach dem Norden
reiste der König tausend Li über Flugsand und tausend Li über aufgehäufte
Federn.«* Auch die Richtuns; nach Norden stimmt nicht.
^ ^M & heißt der »große Vogel«, nicht »the fincst bird- wie Eitel a. a. O.
S. 234 übersetzt. Das Erh-ya definiert ^g niit ~iv-ni,- 'j5M Iej ist nur ein anderer
Ausdruck für -^^^, womit man ztir Han-Zeit den Strauß bezeichnete, als man
von neuem seine Bekanntschaft machte.
2 P]itel übersetzt: »The finest birds shed their feathers.- Ich glaube, daß
es sich hier um das gewaltsame Ausreißen der kostbaren Straußenfedern iiandelt.
Mir ist nicht bekannt, daß, abgesehen von den Vogeibergen im hohen Norden,
Vögel je an einem Ort ihre Federn abwerfen, so daß sich das Einsammeln lohnen würde.
138 Forke: Mu Waiig und die Königin von Saba.
Die älteste Beschreibung des Phönix, welche wir haben, ist die des
Han-shih-wai-chuan ' aus dem Jahre 150 v. Chr. Sie paßt einigermaßen
auf den Vogel Strauß, aber durchaus nicht auf den Fasan. Dort heißt es:
»An Gestalt ist der Feng von vorn wie ein wilder Schwan, von hinten
wie ein Kilin. Er hat den Unterkiefer einer Schwalbe und den Schnabel
eines Hahns, den Hals einer Schlange und den Schwanz eines Fisches.
Seine Stirn ist wie die eines Kranichs, seine Backen (Zügel) sind wie die
einer Mandarinente. Er ist drachenartig gezeichnet und hat den Rücken
einer Schildkröte. Sein Gefieder zeigt alle fünf Farben, und er ist 4 bis
5 Fuß hoch.2
Will man den Strauß, der von allen anderen Vögeln so verschieden
ist, überhaupt mit einem der bekannteren Vögel vergleichen, so läßt sich
allenfalls sagen, daß er wie eine riesige Gans oder ein Schwan aussieht.
p]in besserer Vergleich war den Chinesen wohl nicht möglich. Im Pen-
t'sao-kang-mu* ist der Strauß wie eine große Gans abgebildet, aber mit
den Beinen eines Sängetieres. Wegen seiner pferde- oder antilopenartigen
Läufe wird wahrscheinlich auch von ihm gesagt, daß er von hinten wie
ein Kilin = Einhorn aussehe. Plinius X, 1* berichtet, daß die Klauen des
Straußes zweigespalten und denen der Hirsche ähnlich seien. Er benutze
sie zum Ergreiien von Steinen , die er seinen Verfolgern entgegenschleudere.
Der Strauß hat einen langen, schlangenartigen Hals, eine hohe Stirn wie
der Kranich, die Gegend um die Augen herum ist hell gefärbt wie bei den
Mandarinenten und sein Schnabel ist ähnlich wie der eines Hahns und einer
Schwalbe. Eine Ähnlichkeit zwischen dem Schwänze des Straußes und dem
eines Fisches vermag ich nicht zu entdecken. Die drachenartige Zeichnung
bezieht sich vermutlich auf die gewellten und gekräuselten P'edern. Der
Vergleich des Rückens des Straußes mit dem gewölbten Rücken einer
Schildkröte ist sehr zutreffend.
Das Gefieder des Straußes ist allerdings nicht fiinlTarbig. Nach dem
Shan-hai-king° und dem Shuo-wen^ würde der ganze Vogel fünf
Farben zeigen. Die kurzen Federn des männlichen Straußes sind schwarz, die
langen weiß, die Beine graugelb, der Schnabel horngelb, die nackten Hals-
teile und die Schenkel rot. Es sind also die fünf chinesischen Grundfarben
bis auf blau vorhanden. Dieses findet sich beim Somalistranß, dessen nackte
1 |§^ j?[^fl| Vgl. Faber, Doctrines of Confucius, 1875, S. 9.
* Ungnlae bis cervinis similes, quibus dimicant, bisulcae et coniprehendendis
lapidibus utiles, quos in l'uga contra sequentcs ingeriint pedibus.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 139
Körperteile graublau sind.^ Übrigens wird mit ^ TO oft nur bunt =
mehrfarbig bezeichnet.
Die Chinesen lernten den Strauß durch die Expedition des Chang
Ch'ien 122 v. Chr. zum zweiten Male kennen. Das Shi-chi B. 123 S. 6^ er-
wähnt die "großen Vögel« = Strauße, deren Eier so groß wie irdene Töpfe
seien, als eine Eigentümlichkeit von Tiao-chih, worunter Syrien zu ver-
stehen ist.^ Ebenso führt das Ch'ien Han-shu B. 96a, S. 13 v. Strauße
unter den Erzeugnissen von Syrien an. Der erste lebende Strauß scheint
im Jahre 101 n.Chr. nach China gekommen zu sein. Ein Parther- König
schickte ihn zusammen mit einem Löwen an den Kaiser von China. Das
\'olk nannte den ^'ogel den » Parther -Vogel«.* Dieser Ausdruck ist nicht
unzutreffend, denn zu jener Zeit beherrschten die Parther auch Südpersien,
wo der Strauß in einigen Gegenden noch heute vorkommt. Im Ch'ien
Han-shu B. 96a, S. 14 wird der Strauß als in Parthien heimisch unter
dem Namen der »große Pferdevogel«* erwähnt. Erst später kam der jetzt
für den Strauß übliche Name: »Kamelvogel« Mf^ ^^ auf. Die Schreib-
weise ^} ^^ ist ganz modern. Daß nach Wang Ch'ung der Phönix die
Größe eines Pferdes hatte, ist erwähnt worden.
Der Strauß ist ein charakteristische!- Vogel der sogenannten äthio-
pischen Tierregion, welche Afrika und Südarabien bis zum Wende-
kreise und die an den Persischen Meerbusen angrenzenden Teile des süd-
liclien Persiens umfaßt. Über dieses Gebiet geht der Strauß etwas nach
Norden hinaus und kommt noch in den Wüsten des Euphratgebiets vor.®
Dagegen ist die paläoarktische Region Zentralasiens nie seine Heimat gewesen.
Wie wir die äthiopische Region als die Heimat des Feng-'huang,
des Königs der Vögel, kennen gelernt haben, so müssen wir dort auch
die Heimat des Ki-lin, des Königs der Vierfüßler suchen. Die Identi-
fizierung des Ki-lin mit dem »Einhorn« hat auch nicht viel mehr Wert als
die Bezeichnung des Feng-'huang als Phönix. Es ist aus den chinesischen
Quellen erwiesen worden, daß als Vorbild für das mythische Ki-lin die
^ Brehnis Tierleben, V, 691.
^ Ich halte Tiao-chih für eine etwas verkürzte, phonetische Wiedergabe von
^ia^o)(oi, mit Jotazismus: Diadochi zu sprechen , woraus Dia (d)o-chi wurde. Tiao-chih
ist speziell das Seleukidenreich, was ich später aus den chinesischen Quellen noch
eingehender nachweisen werde. 122 v. Chr. halten die Pai-ther das Seleukidenreich,
welches ursprünghch ganz Persien umfaßte und deshalb auch von chinesischen Schrift-
stellern als ein älterer Name für Persien gebraucht wird, bis auf Syrien erobert.
Mithridates I. war bis an den Euphrat vorgedrungen. Sein Sohn Arsakes VII. hatte
128 auch Babylon erobert.
6 Brehm, a. a. 0. S. 692.
140 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Giraffe gedient hat.' Allerdings wird in den meisten Quellen dem Kilin
ein Hörn zugeschrieben, aber dieses eine Hörn gilt durchaus nicht als das
Hauptcharakteristikum. Ich halte es für sehr wohl möglich, daß man zu
der Annahme, das Kilin habe nur ein Hörn durch das Mißverstehn einer
Stelle im Shiking, wo von den Hörnern des Kilin die Rede ist,^ gebracht
worden ist. Das Erh-ya sagt freilich ganz deutlich, daß das Kilin den
Körper eines hornlosen Hirsches, einen Ochsenschwanz und ein Hörn habe.^
Andere alte Quellen driicken sich aber so aus, daß man das Wort »Hörn«
ebensogut im Plural wie im Singular auffassen kann. So sagt der Kom-
mentar des Kung-Yang: *
»Es ist wie ein hornloser Hirsch, aber hat Hörner«
und das Shuo-wen:^
»Das Kilin ist ein gutherziges Tier. Es hat den Köi-per eines Pferdes,
einen Ochsenschwanz und fleischige Hörner.«
Wang Ch'ung spricht im Lun-heng XVI, 14 v. eingehend über
ein Kilin mit zwei Hörnern. Man nahm also im 1. Jahrhundert n. Chr.
nicht an, daß ein Kilin notwendig nur ein Hörn haben müsse. Im T'u-
shu-chi-ch'eng ist das Kilin sogar mit zwei Hörnern abgebildet!
Die genaueste Beschreibung des Kilin, welche keinen Zweifel daran
läßt, daß die Giraffe gemeint ist, enthält die Biographie Mohannneds ^^
~fc" ^ ^ W ^1^ 4E 1^. Unter den mohammedanischen Reichen westlich
von China wird auch das Reich Aden^ beschrieben. Dabei findet sich eine
auf das Kilin bezügliche Stelle, welche von H. K. in der China Review VI,
S. 277 wie folgt übersetzt ist:
»Its two fore legs are over 9 feet, its bind ones about 6 feet. Its
head is elevated on a long neck, and its body is about 16 feet in length,
being high in front and low behind. It cannot be ridden by man. On its
head it has two short horns placed inside its ears; its tail is likethatofa
cow, while its body resembles that of a deer. Its hoof is flat and has three
divisions. Maize, beans and wheaten cakes constitiite its ordinaiy food.«
Auch die offizielle Geschichte der Ming-Dynastie" nennt Kilins =: Giraffen,
Löwen und Strauße als charakteristische Tiere von Arabien. Für Giraffen
ist das nicht ganz zutreffend, wenn man unter Arabien bzw. Aden nur die
Halbinsel versteht, denn die Giraffe kommt nur in Afrika vor. Die Chinesen
1 China Review Bd. VI, 1878, S. 277 und Bd. VII, S. 72.
2 Shiking 1, I, 11 H^ ^^ ^m läßt sich ebensogut mit ■• Hörner des Kilin»
übersetzen wie mit »Hörn«, ebenso wie im ersten Verse ffl^ ^^ Sit '"''^ -Füße«,
nicht mit »Fuß», übersetzt wird.
' Miiig-sliih B. 332, S. 24.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 141
verstehen aber unter Arabien auch die arabischen Kolonien an der ost-
afrikanischen Küste.
Da die Chinesen die Giraffe schon in der älteren Chou-Zeit gekannt
haben , so vermute ich , daß sie ihnen ebenso wie der .Strauß durch die
Reise des Königs Mu bekannt geworden ist, obwohl dies in den Quellen
nicht besonders erwähnt wird. Ich möchte annehmen, daß sogar der Name
Kilin auf Afrika und zwar speziell auf Abessynien hinweist. Nach Salt
wird die Giraffe in Amhara: Jeratta Kelchin genannt.' Könnte Kilin
nicht aus Kelchin entstanden sein?
Hören wir nun, was das Shan-hai-king weiter über die Produkte
der -> wohlbewässerten Wüste« des Sabäerreiches berichtet. Anschließend an
die Bemerkung, daß die Bewohner alles fanden, was sie zu essen wünschten,
fährt es fort (B. XVI):
'•Sie haben nämlich süße Blumen, süße Quitten und weiße
Weiden, die sie als Fleisch betrachten«,^ d. h. die sie wie Fleisch essen.
Was für Blumen oder Blüten mit den -U"ä^ gemeint sind, ist schwer
zu entscheiden. An einer anderen Stelle sagt das Shan-hai-king, daß die
»süßen Blumen» rote Zweige und Stämme und gelbe Blätter hätten. Man
könnte an Chrysanthemen denken, welche auch "tj"^^ «süße Astern« ge-
nannt werden. Sie sollen einen purpurnen Stil haben, duften und süß
schmecken. Man verwendet sie zu medizinalen Zwecken. Nach taoistischer
Anschauung wirkt ihr Genuß lebenverlängernd. ^ Soweit mir bekannt, kommt
aber diese beliebte Winterblume Chinas und Japans in Arabien nicht vor.
Unter "H" | El ist eine Quittenart zu verstehen, nicht Crataegus.
Arabien besitzt vorzügliche Quitten. Von Oman aus werden sie sogar
nach Indien exportiert. Besonders gut sind sie gerade in Yemen , und zwar
in Djebbel Sabber. Dort haben sie sehr zartes Fleisch, das mehr kal-
villenartig ist, wie die Quitten in Habesch und Persien. ^
Was bedeutet nun aber, daß die Bewohner des glücklichen Arabiens
»weiße Weiden wie Fleisch verspeisen? Mir scheint es sehr wahrschein-
lich, daß die Chinesen damit den Kät-Strauch Celastris edulis haben
bezeichnen wollen, dessen Blätter in der Tat von den Arabern gegessen
worden. Die Kultur dieses Strauches ist in ganz Yemen verbreitet; die
beste Art findet sich auf dem Djebbel Sabber. Das ganze Gebirge erhält
davon ein liebliches, grünes Aussehen, und die Bewohner sind durch den
Anbau zum Wohlstand erhoben. Die Kuriere, die oft mehrere Tage und
Nächte nicht aus dem Sattel kommen, nehmen oft unterwegs nichts als
1 Ritter, Erdkunde Bd. I, S. 212.
' ÄWil-*#UäWfÄi3^
^ Bretschneider, Botanicon Sinicuni II, Nr. 69.
* Man vergleiche dasPen-t'sao-kang-mu unter Ij^, die vollere Form fTir
{ J^, und beachte auch die Abbildungen von |^-^ und |Jj |)J = Crataegus.
5 Ritters Erdkunde Bd. XII, S. 483, 788 und 901.
142 Forke: Mu VVang und die Königin von Saba.
Kät- Blätter zu sich, die sie im Gebirge erhalten können. Dem Reisenden
Botta wurde von einem Scheikh jeden Abend ein Bündel Kät- Zweige zu-
geschickt. »Die Zimmer der Vornehmen sind — nach dem Essen — mit
den entblätterten Zweigen bestreut, ein Zeichen des Luxus. Die frischen,
duftenden, grünen Zweigbündel sind ein Anzeichen der Geselligkeit.« Jeder
Gast greift nach Belieben danach. Man ißt namentlich die frischen Blatt-
knospen, die wie Betel gekaut werden. Sie ersetzen für die Eingeborenen
den Kaffee. Dieser Gebrauch ist ein sehr alter, der dem des Kaffees lange
Zeit voraufging. Nach Niebuhr soll das Gewächs wie der Kaffee aus
Abessinien nach Yemen verpflanzt sein.^ Von Dr. Roth ist der Kat- Strauch
wie folgt definiert: Frutex inei-mis, foliis oppositis, oblongis serrato-den-
tatis glabris.^
Außer dem Strauß erwähnt nun das Shan-hai-king als im Sabäer-
reich einheimische Tiere noch »drei Arten von schwarz und weißen
Pferden»^ und »drei Arten grüner Vögel.«*
Chui ^^ bezeichnet eine besondere Art von schwarz und weißen
Pferden, vielleicht den Blauschimmel. Es soll ein Pferd sein, bei dem
schwarzes und weißes Haar gemischt ist. Ich glaube, daß imter ^^ ein
1 Ritter a. a. O., vS. 786 ff., S. 795 ff.
2 Ritter S. 797.
^ Nach dein T'ai-p'ing-yü-lan werden die nicht einfarbigen Pferde folgender-
maßen genannt: »Ein braun und weißes Pferd heißt Po (Schecke), ein gelb und
weißes Huang (Isabelle), ein braunes Pferd mit gelbem Rücken Chien , ein schwai-zcs
Pferd mit gelbem Rücken Hsi, ein grau und schwarzes Pferd Hsüan (Eisenschimmel),
ein grau und schwarzes Pferd Lin-t'o auch «Schimmel mit zusammenhängenden Käsch-
StückeU" = Apfelschimmel genannt, ein grau und schwarzes Pferd mit langer Mähne
Jou, ein Pferd mit gemischtem kohlschwarzen und weißen Haar Pao (Mohren-
sciiimmel), ein Pferd mit gemischtem gelben und weißen Haar P'ei oder »Pfirsich-
blütenpferd», ein Pferd mit gemischtem grauen und weißen Haar Yin («Erdschimmel"
= Grauschimmel), ein Pferd mit gemischtem schwarzblauen (schwarz-
braunen) und weißen Haar Chui (Blauschimmel), ein Pferd mit gemischtem
roten und weißen Haar Hsia, ein weißes Pferd mit schwarzer Mähne Lo, ein weißes
Pferd mit schwarzen Lippen ChGan, mit schwarzem Maule Kuo, mit einem weißen
A<ige Hsieii, mit jwei vvcißm Augen Yü.- ,!!g} Q ,EK ^ Q |^,!gj ,^ ^ ^
Moderne Ausdrücke sind : ^^,^[ Eisenschimmel, i^^§ 8^ Apfelschimmel,
<^ i^ff Mohrenschimmel, yM]^[ Grauschinmiel.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 143
ins Bläuliche oder Braune spielendes Schwarz zu verstehen ist.' Ein Pferd
mit kohlschwarzem und weißem Haar heüBt i^ Pao = Mohrenschimmel,
mit grauem und weißem Haar ,|0 Yin =z Grauschimmel. Es scheint mir
nun höchst unwahrscheinlich, daß das Shan-hai -king von einem Lande
als Besonderheit erwähnen würde, daß es drei Arten von Blauschimmeln
habe, und bezweifeln auch, daß es überhaupt von Blauschimmeln, die
schon eine Unterabteilung der schwarz und weißen Pferde sind, noch drei
Unterarten gibt. Andere Arten gemischter Schimmel würden die Chinesen
aber nicht mit Chui bezeichnen , sondern einen ihrer zahlreichen Ausdrücke
zur Bezeichnung der Pferde nach ihren Farben wählen. Ich möchte an-
nehmen, daß unter ^,|^ San-chui drei Arten von Tigerpferden oder
Zebras zu verstehen sind, bei denen sich auch weiße und schwarze Haare
vermischen, insofern sie auf gelblich weißem Grund mit schwarzen oder
schwarzbraunen Streifen gezeichnet sind. In Ermangelung eines besonderen
Wortes für Zebra würde die Anwendung des Ausdrucks Chui natürlich
nur ein Notbehelf sein.
Die Tigerpferde kommen in Arabien nicht vor, ihre Heimat ist Süd-
und Ostafrika. Man kennt jetzt eine ganze Anzahl verschiedener Arten.
Unter diesen lebt das Equus Grevyi auf dem Somaliplateau , Equus Faurei
im Gebiete des Weißen Nils und Equus Böhmi an der Küste von Deutsch-
Ostafrika.^ Aber auch die weiter im Innern lebenden Arten unternehmen
zu Zeiten von Dürre oft große Wanderungen und streifen bis nach Abessinien.
Die Notiz des Shan -hai-king von dem Vorkommen von drei Zebraarten
im Sabäerlande würde sich demnach nicht auf das Mutterland, sondern
nur auf die sabäischen Kolonien an der ostafrikanischen Küste beziehen
lassen. Wie bereits erwähnt worden, pflegen die Chinesen bei Beschreibung-
fremder Länder meist mehr die politische als die geographische Einteilung
im Auge zu haben und zwischen dem Mutterlande und seinen Nebenländern
keinen Unterschied zu machen.
Den engen Zusammenhang zwischen Arabien und der afrikanischen
Küste erkennen auch die Ethnographen an , welche in verschiedenen Neger-
stämmen des östlichen Afrikas, z. B. den Gallas und Somalis, Mischvölker
zwischen Negern und Arabern sehen. Die Abessinier sind eingewanderte
Araber. »Oft wiederholtes P^inströmen eines Volkes in die Mitte eines an-
dern, wie wir dies in den Zügen der Bewohner der arabischen Halbinsel
nach dem gegenüberliegenden Afrika finden, machen im tiefsten Grunde
aus zwei derartigen Gebieten eins.« Diese Worte hat Ratzel als Motto
über das Kapitel über den erythräischen Völkerkreis gesetzt.^ Es fanden
nicht einmalige große Einwanderungen, sondern eine fortgesetzte Ein-
sickerung statt. Vieles liegt im Dunkel der Vorgeschichte. Die Somali
1 ^ wird im Kanghi definiert als 'j^ ^ ein tiefes ^ . Dieses bezeichnet
grün, dunkelblau und schwarz.
2 Matschie, Die geographische Verbreitung der Tigeq^ferde. Sitzungsbericht
der Gesellschaft der naturforschenden Freunde, Berlin 1898, Seite 169 — 181.
3 Ratzel, Völkerkunde 1894, Bd. II, S. 396.
144 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
wollen von einem Sohne Noahs abstammen. Könige von Saba werden als
Oberherrscher genannt, unter denen die Könige der Somali, die Berri, nur
als erbliche Statthalter regierten.^ Die Bewohner der Südküste des Roten
Meeres haben die Sage, daß Abessinien früher mit Arabien zusammenhing
und durch ein Erdbeben, wodurch das Rote Meer entstand, davon getrennt
wurde. Nach abessinischer Tradition stammt das abessinische Herrscher-
haus von Salomo und der Königin von Saba ab. Die Königin von Saba
soll in Axum geherrscht haben. Jedenfalls weisen diese Traditionen, ver-
bunden mit der Ähnlichkeit der Rasse, der Sprache und Schrift, auf einen
sehr engen Zusammenhang zwischen Abessinien und Südarabien schon in
ältester Zeit.^ Abessinien speziell wurde von den den Sabäern stammver-
wandten Himjariten kolonisiert. Das Somaliland und Ostafrika gehörte nach-
weislich schon im 4. Jahrhundert v. Chr. zum himjaro-sabäischen Kolonial-
besitz. Im Periplus wird die Küstengegend von Afrika als Teil von Arabien
betrachtet.^ Das Rote Meer war kein Verkehrshemmnis. Nach Stral)o XVI
fuhren die Araber auf ledernen Boten über die Meerenge nach Äthiopien.
Über die drei Arten grüner Vögel läßt sich das Shan -hai- king, wie
folgt, Vvfeiter aus:
»Sie haben einen roten Kopf und schwarze Augen. Der eine heißt
der große Pirol, der andere der kleine und der dritte der grüne Vogel.*«
Gewöhnlich werden nun die »grünen Vögel.« ^ ^^ mit dem Pirol,
der Goldamsel oder Oriole (Oriolus Chinensis) identifiziert. Dies liegt nach
dem Text auch außerordentlich nahe; trotzdem ist es nicht richtig, denn
der Pirol ist weder grün, noch hat er einen roten Kopf oder schwarze
Augen. Nach der Beschreibung des Pen-t'sao-kang-mu hat er ein gelbes
Gefieder, seine Schwingen und sein Schwanz sind schwarz gestreift.* Das
Auge ist blutrot. Daher auch seine verschiedenen chinesischen Namen : der
»Gelbvogel«, der »Gelbschwarze Vogel«, der »Schwarzgelbe Vogel«, »Junker
Goldrock«, »Gelbmantel«.® Ich halte die grünen Vögel mit rotem Kopf
für Papageien und glaube mich dabei auf den Kommentator des Tso-chuan,
Tu Yü^ (222 — 284 n. Chr.) stützen zu können, welcher den im Tso-chuan
vorkommenden Ausdruck ^ J^ mit js^§^,i erklärt, was eine Papageien-
art bedeuten muß, denn Mj| ist ein Papagei.
1 Ratze! Bd. II, S. 171.
2 Ratzel Bd. II, S. 409, 410.
^ E. Glaser, Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens Bd. II, Berlin 1890,
S. 42, 205, 206.
' m.%' nm- m^ ^^sc^i^. nm
8 Siehe Kanghi unter ^1.
Forke: Mu Waiig und die Königin von Saba. 145
Für Arabien ist das A'orkoinmen von Papageien noch nicht mit Sicher-
heit nachgewiesen. Auf tiergeographischen Karten geht die Nordgienze
der Papageien durch die Meerenge von Aden und läßt Arabien außerhalb.
Zwischen Indien und Afrika, wo Papageien vorkommen, bleibt eine große
Lücke, die durch das südliche Arabien, Persien und Belutschistan gebildet
wird. Die zoologisclien Forschungen in diesen Ländern sind aber bis jetzt
noch sehr oberflächlich gewesen, so daß nicht ausgeschlossen erscheint, daß
in jenen Gegenden noch Papageien gefunden werden. Chesny will am
Euphrat den Palaeornis torquatus, den Halsbandsittich, entdeckt haben.'
Auch Diodorus Siculus II, 53, 2 erwähnt in seiner Beschreibung Arabiens
Papageien im äußersten Syrien.^ Der Name der Stadt XtTTcinYj = T«Tr«xv)
im südlichsten Landstrich Assyriens, jetzt Scheriat el-Beida, scheint eben-
falls darauf hinzuweisen, daß in jener Gegend Papageien nichts Seltenes
waren. Somit ist es nicht unmöglich, daß im 10. Jahrhundert v. Chr. auch
Arabien Papageien besaß, wenigstens in seinen fruchtbaren Gegenden, denn
Wüsten lieben die Papageien nicht und gehen deshalb auch in Afrika nicht
bis zum Wendekreise hinauf.
Statt in Arabien selbst können wir aber auch die Heimat der »drei
grünen Vögel« des Shan-hai-king in dem von Südarabien aus kolonisierten
östlichen Afrika suchen. Die Beschreibung des Shan-hai-king paßt am
besten auf die grasgrünen Zwergpapageien oder Inseparables , und zwar in
erster Linie auf den rotstirnigen Zwergpapagei Abessiniens, den
Abyssinian Parrakeet, Psittacula Tarantae, so genannt nach dem Felsen-
passe Taranta zwischen Massaua und Halai, abessinisch: Donkoro. Er ist
im Alter schön grasgrün, Vorderkopf und Zügel sind zinnoberrot, die
Schwingen erster Ordnung dunkelbraun, die Schwingen zweiter Ordnung,
die Eckflügel, die unteren Flügeldecken und die breite Schwanzbinde sind
schwarz. Bei jungen Vögeln sind Stirn und Zügel nebst den unteren
Plügeldecken noch grün.^
Außer diesem Papagei könnte noch in Frage kommen der blau-
bürzelige Zwergpapagei Psittacula pullaria, welcher in Westafrika
und im östhchen Zentralafrika gefunden ist. Seine Grundfarbe ist ebenfalls
ein schönes Grasgrün, Vorderkopf, Backen und Kinn sind rot, der Bürzel
blau, die Schwanzfedern rot mit schwarzer Querbinde über die jNIitte. Die
Iris ist braun bzw. dunkelbraun.* Bei den anderen Zwergpapageien
ist die Farbe der Augen nicht besonders angegeben.
Ähnlich sieht auch Psittacula roseicollis, der Zwergpapagei
mit rosenrotem Gesicht, aus. P> ist grasgrün, Bürzel und obere
Schwanzdecken sind himmelblau. Die Stirn ist scharlachrot, Zügel, Backen,
Kinn sind rosafarben. Die Schwanzfedern haben eine schwarze Querbinde.
1 Finsch, Die Papageien 1868, Bd. II, S. 5.
2 'H jAv yap BaßvXuvta. täuvui/ lxTps(j>a irXii^o; TtuvTaiaiq XF'^uk; Irririi/^tc-fisi'ui',
ai ^e Tv]c Supta? Icrj^aTiai »j;iTTaxou; xat 7rop(j)upttov«; aal fisXiuyfi^ai;
3 Finsch Bd. II, S.634.
* Finsch Bd. II, S. 636 und 638.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt 10
146 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Die Heimat dieses Papageis ist Südafrika, aber er kommt wahrscheinlich
auch in Ostafrika am Zambesi vor,^
Daß das Shan-hai-king die Papageien als Pirol bezeichnet, erkläre
ich mir daraus, daß man eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden Vögeln
entdeckte. Beide haben ein prachtvolles Gefieder, der eine goldgelb mit
schwarzen Streifen auf Schwanz und Schwingen, der andere grasgrün mit
schwarzem oder schwarz gestreiftem Schwanz und ebenso gefärbten Schwingen.
Die Liebe zwischen Männchen und Weibchen bei den »Unzerti-ennlichen«
ist bekannt. Den Chinesen gilt auch der Pirol als Sinnbild ehelicher Liebe. ^
Männchen und Weibchen sollen stets paarweise fliegen.
Wie bereits erwähnt worden, kennt das Shan-hai-king Papageien
auch unter ihrem wirklichen Namen. Sie sollen in den westlichen Bergen
Chinas leben. ^ »Es sind Vögel, die wie Eulen aussehen, ein grünes
Gefieder, einen roten Kopf* und eine menschliche Zunge haben und
sprechen können. Man nennt sie Ying-mu, Papageien.«* Da hier von
den Papageien ausdrücklich behauptet wird, daß sie grün gefärbt seien und
einen roten Kopf hätten, genau dasselbe, was von den »grünen Vögeln«
gesagt ist, so sind wir durchaus berechtigt, letztere für grüne Papageien
zu erklären und darin grüne Zwergpapageien zu sehen.
Als weitere Produkte des Sabäerlandes führt das Shan-hai-king an:
»Karneole, Jaspis, grüne Edelsteine, Weiß holz, Steink o rallen,
Weißbleierz, Grünbleierz, viel Silber und Eisen«."
Der Kommentar sagt, daß der Karneol j^^^ mit dem J^lfe
identisch sei. Letzteres ist ein roter Stein und bedeutet auch die »Rose«.
Nach Kanghi ist der Mei-kuei aus einem Glühprozeß hervorgegangen und
hat eine Perlenform. ^ Williams übersetzt dem Wortlaut nach »a revolving gern«.
Ich möchte dafür sagen: «ein gedrehter, d.h. wie rund gedrechselter, roter
Stein«. Das Pen-t'sao-kaiig-mu führt die »Feuerperle« y\.^k ^Is anderer
' Finsch S. 640.
^ lÖ^ 'i ife ^P ^jlt ^''S* ^^^ Pen-t'sao-kang-niu.
^ Nach dem Pen- t'sao -kang-mu in den südwestlichen Provinzen Ssechuan,
Yiinnan und Kuangsi. Auf modernen tiergeographischen Karten liegt die nördliche
Grenze südlich vom Wendekreise, umfaßt also nur ein kleines Stück der südlichsten
Provinzen.
* J^ bedeutet Mund, Schnabel, bei Vögeln aber auch »Kopf« & f^ &
gg/^lj^. Siehe Kanghi.
^ Shan-hai-king II, ® li| M 0 ^ A g Ä » ^R ?§ ff M
"^ Das erste Zeichen wird auch J|j oder J^ geschrieben.
8 yC ^1^ ^^ ■ ^^ bedeutet niclit nur eine Perle, sondern auch einen perlen-
förmigen Edelstein. Vgl. das Pen-t'sao-kang-mu unter ^P^^-
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 147
Name für ^J^' auf und bemerkt, daß man sie nur durch Bearbeitung
mit Quarzpulver aus ihrer UmhüUung lösen könne. Alle diese Angaben
passen auf den Karneol, einen fleischfarbigen Halbedelstein — daher der
Name — , welcher sich als Ausfüllung der Blasenräunie im Mandelstein,
und zwar in Form von Kugeln findet. Mit Mandelstein bezeichnet man im
glutflüssigen Zustand erstarrte, blasige Gesteine, welche in ihren oft mandel-
förmigen Hohlräumen fiemde Minerale, wie Clialzedon, Achat usw. bergen.
Das Mu T'ien-tse-chuan berichtet, daß König Mu einen Karneol
getragen habe.
Für Karneole ist eins der Hauptproduktionsländer Arabien, und in
Arabien findet man die besten in Yemen, wo die Sabäer ihren Sitz hatten.
Nach arabischen Quellen gewinnt man Karneole und Qnyxe am Berge
Schibam in Yemen, doch müssen sie erst abgeschliffen werden, weil
sie von einer Steiniiaut überzogen sind. Ein anderer Fundort ist am
Hirranberge^ und am Alhanberge,^ die auch beide in Yemen gelegen sind.
Jaspis kommt in den verscliiedensten Gegenden Arabiens vor, so in
Damar. Speziell in Yemen werden zwei Fundorte genannt.*
Unter ^-, das ich mit »grüner Edelstein« übersetzt habe, versteht
man gewöhnlich grünen Jade. Vielleicht könnte damit aber auch ein anderer
gi'üner Stein gemeint sein, für den man keine passende Bezeichnung hatte.
Die Chinesen haben eigentlich nur für die verschiedensten Halbedelsteine
einfache Namen und müssen für die Volledelsteine, die ihnen viel weniger
bekannt sind, umständlichere Umschreibungen anwenden. Nach den chinesi-
schen Quellen ist es zweifelliaft, ob ^L inuner Jade sein muß. Es gibt
auch Schriftsteller, die ihn vom Jade unterscheiden.^ Wenn die Notiz des
Wei-lio richtig ist, daß dieser Edelstein im Römischen Reiche vorkomme,^
so kann es kein Jade oder Nephrit sein, denn dieser findet sich nirgends
in Westasien. Couvreur definiert den Stein einfach als »pierre vert et
translucide«. Jade ist nicht durchsichtig, und es liegt viel näher, an den
Smaragd zu denken.^
^ Ich verstehe hierunter Chalzedon. Nach dem |§ffl 15^ kommt es in zehn
verschiedenen Arten, in roter (brauner), weißer, gelber, schwarzer, grüner und blauer
Farbe im Römischen Reiche ~^^^[^ — womit hier jedenfalls die kleinasiatischen
Kolonien gemeint sind — vor. Hier gibt es in der Tat Chalzedon in allen diesen
Farben , namentlich bei der gleichnamigen Stadt , Byzanz gegenüber. Onyx , Sardonyx,
Karneol, Heliotrop und Chrysopras sind gewissermaßen Varietäten des Chalzedons.
2 Ritter, Erdkunde Bd. XII, S. 256 und 818.
^ Sprenger, Geographie Arabiens S. 61.
* Ritter, a.a.O. S.256, 782, 906.
^ So sagt das TV,-p'ing-yfl-lan: ^^j^ ff 0 HIÖ 5 ^It Ä $1
mz
'' Ich habe weder in Williams, Giles noch Couvreur einen chinesischen Aus-
druck für Smaragd gefunden. Schlegel nennt den Smaragd in seinem Wörterbuch
^ JH", während Couvreur Jfj als "Jadeagraffe- bezeichnet.
1 48 Forke : Mu Wang und die Königin von Saba.
Unter den Edelsteinen, welche im Altertume in Arabien gewonnen
wurden, spielt der Smaragd eine wichtige Rolle. S trabe XVII, 45 be-
richtet, daß die Araber Steinbrüche für Smaragde und andere kostbare
Steine auf dem Isthmus zwischen Berenike undMyos hormos an der afrika-
nischen Küste des Roten Meeres bearbeiteten.' Diodorus Siculus II, 52
nennt unter den Edelsteinen, die sich in Arabien finden, an erster Stelle
Smaragde, ferner den Beryll, Chrysolith und Karfunkel und bemerkt, daß
weder der parische Marmor noch andere kostbare Steine den arabischen
an Glanz, Gewicht und Glätte gleichkämen.^
Das »Weißholz«, welches in Verbindung mit Edelsteinen und Korallen
genannt wird, muß irgendein wertvolles Nutzholz von weißer Farbe sein.
Wahrscheinlich ist damit weißes Sandelholz (Santalum album) gemeint.
Das echte Sandelholz wächst nur in Indien, an der Küste von Malabar,
von wo aus die Araber es im Handelsverkehr erhielten, da es bei ihnen
nicht einheimisch ist.^ Nach Hamdani wächst aber in Arabien bei Chaulan
ein Baum, dessen Holz mit dem indischen Sandelholz Ähnlichkeit hat und
wie dieses gebraucht wird.*
Die weiße Stein koralle Jß Jf* ist wähl zu unterscheiden von
der roten Edelkoralle Jflfl^l], Corallium rubrum. Letztere kommt nur im
Mittelmeer vor, die weiße Steinkoi-alle dagegen wächst im Roten Meer und
in geringerer Menge auch im Persischen Meerbusen, was bereits Plinius
hervorhebt. Ebenso wie die Erwähnung der Edelkoralle als Produkt von
~hc^^ i" <ien chinesischen Historikern ein wichtiger Anhaltspunkt ist, um
Ta-'chin mit dem Römischen Reiche — im weitesten Sinne — zu identi-
fizieren, weist die weiße Steinkoralle als Erzeugnis der »wohlbewässerten
Wüste« direkt auf Arabien hin. Das Land, bei dem sie gefunden wird,
muß unter allen Umständen vom Meere bespült sein und kann nicht im
Innern eines Kontinents liegen. Nach alter chinesischer Tradition wächst
die Steinkoralle als Baum auf dem K'un- hin- Gebirge in Zentralasien.* Bei
neueren Schriftstellern findet sich aber auch die richtige Ansicht, wonach
die Steinkoralle ebenso wie die Edelkoralle dem Meere entstammt.
Wir haben bereits gesehen, daß nach der Schilderung des Lü-shih-
ch'un-ch'iu und des Iluai Nan Tse Arabien, das Land der Wo-Leute, Gold
und Bleierze aufzuweisen hat. Das Shan -hai-king spezialisiert letztere
noch genauer als Weißbleierz oder Cerussit und Grünbleierz oder
Pyromorphit und fügt dann noch Silber und Eisen hinzu. Nach Strabo
hatten die Nabatäer Gold und Silber, aber kein Eisen und Kupfer. Ham-
1 STTl J$ TU lO-^fiW TOUTU XÄt T« TV)? (Tpapa^/^OV jUSTaXXtt ECTTI , TUJV ApaßolV CpirtTOVTti)!/
^a^iii; Tivaq dttovojuou;, xal aXXwv Xi^uv nokvtikbiv,
^ AioTrep OUTE rj ITapia Xvy^og our'aX'X.v] ^aufjia^ousi'y) TrsTpa Toic 'Apo|3t'oi? Xi^oiQ
lEio-w^ä-^vai ^uvaxai, wv XopTTpOTaTV] fjtsv r] >.EuxOTr]i;, ßapVTaxo; ^" ö aTU^fici;, r) Ss XetOTHif
u7r£pßoX-/)v sTspot; ovx dnokü-novc-a..
3 Ritter, Erdkunde Bd. XII, S. 250.
* Sprenger, a. a. 0. S. 58.
^ So das Erh-ya und Shan -hai-king.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 149
dani spricht von einer Silbermine bei Schamäm, außerdem nennt er
sechs Minen ohne Angabe des Metalls. Eine davon würde nach einigen eine
Silbermine gewesen sein, nach der Ansicht anderer eine Eisenmine. In
Südarabien existierte früher die sehr ergiebige Silbermine von Radhrädh.'
Bei Samäm erwähnt Hamdani Silber- und Kupferminen, die von tausenden
von Magiern (Feueranbetern) ausgebeutet wurden.^ Nach Ritter wurde
früher auch am Berge Tsiba in Yemen Silber gefunden.^
Die Araber verfertigten in älterer Zeit berühmte eiserne Panzer,
die sogenannten salukischen Panzer, wozu sie das Metall an einem Orte
Salük bei Kedera fanden. Bei dem später in Verfall geratenen Bergwerk
wurden, wie Hamdani erzählt, noch lange Eisenschlacken, Silber- und
Goldstückchen entdeckt.* Berühmt wegen seines Eisens ist auch der
Nokomberg in Yemen. Aus diesem Eisen wurde der Stahl von Nokom
verfertigt. Eisenerzhaltig sind die ostarabischen Inseln, die Maudesinseln.^
Die Angaben des Shan-hai-king über die Beschaffenheit des von Se
Wang Mu bewohnten Landes haben uns nach Südarabien geführt. Daß
wir hier und nirgendswo anders das Reich der von König Mu besuchten
Königin zu suchen haben, wird nun obendrein noch durch zwei Stellen in
den Geschichtswerken der Han-Dynastie, dem Shi-chi und dem Hou Han-
shu, bestätigt.
Im Shi-chi heißt es in dem Artikel über Tiao-chih:
•'Alte Leute bei den Parthern haben sagen hören, daß in
Tiao-chih das »Schwache Wasser« und die Königin-Mutter von
Se wären, aber sie haben sie nicht gesehen«.^
Genauer drückt sich der Geschichtschreiber der späteren Han-
Dynastie aus, indem er über Ta-'chin, das Römische Reich, schreibt:
»Einige sagen, daß im Westen dieses Reiches (Ta-'chin) das
»Schwache Wasser« und eine Sandwüste sei, nahe bei dem Wohn-
sitz der Königin-Mutter von Se, ungefähr dort, wo die Sonne
untergeht«.''
Beide Stellen passen vollkommen zusammen und ergänzen sich
gegenseitig.
Wir haben gesehen, daß Tiao-chih das Seleukidenreich, und zwar
im engeren Sinne Syrien, bedeutet, das zur Zeit, aus welcher die Nachricht
des Shi-chi stammt, vom Weltreiche des Seleukus allein noch übrig ge-
' Sprenger, Geographie S. 52, 53, 58.
2 E. Glaser, Geschichte und Geographie Arabiens II, S. 348.
3 Ritter, F:rdkunde XII, S. 714.
* Glaser S. 19.
6 Ritter S. 391, 590, 724.
e Shi-chi 123,8.6 ^ ,& fi:^fl| P^^i-^^ WIS* ® ^ #
7 HouHan-shull8,S.10v.: ^/^ ^g O gj^ :27 Ä g| ^ ^|g 7^
150 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
blichen war. Unter dem «Schwachen Wasser« ^ä TJC verstehe ich wie
Bretschneider das «Tote Meer«. ^ Das Seleukidenreich umfaßte auch Teile
von Arabien ^ es lag daher nahe, auch das Land der Königin von Saba
mit dazuzurechnen , was freilich den Tatsachen nicht ganz entspricht. Das
Hou Han-shu vermeidet diese Ungenauigkeit.
Zur Zeit der zweiten Ilan- Dynastie (25 — 220 n. Chr.) hatte das Se-
leukidenreich zu existieren aufgehört. Syrien war seit 64 v. Chr. römische
Provinz. Das Han-shu berichtet daher ganz korrekt, daß das Tote Meer
im Westen von Ta Ch'in liege, worunter der römische Oi-ient, die Provinz
Asien, einschließlich Syriens, zu verstehen ist. Die Sandwüste, die bis an
den Wohnsitz der Königin -Mutter von Se heranreicht, ist die syrisch-
arabische Wüste.
Beide Stellen wollen nicht besagen, daß die Königin von Saba zur
Han-Zeit wirklich noch in Arabien gelebt habe, vielmehr ist der Ausdruck
die Königin -Mutter von Se lediglicli als ein geographischer Begriff auf-
zufassen.
Das Shan-hai-king sagt, wie wir gesehen haben, daß der Berg
der Königin -Mutter im Lande der Wo liege, in welchen wir die Sabäer
erkannt haben. An andern Stellen des Shan-hai-king wird nun dieser Berg
als der K'un-lun bezeichnet. Falls darunter das große Gebirge zwischen
der Mongolei, Turkestan und Tibet bzw. Kukunor zu verstehen ist, was
die meisten chinesischen Quellen annehmen, würden wir vor einem unlös-
baren Widerspruch stehen. Der Sitz der Königin von Se kann nicht in
Südarabien und zugleich in der INIongolei sein. Wir müßten uns dann ent-
weder für die eine oder für die andere Annahme entscheiden. Ich würde
ohne Bedenken an der ersteren festhalten. Die Nachrichten über das Land
der Wo-Leute sind vernünftig und im Einklang mit den tatsächlichen Ver-
hältnissen, während gerade an den K'un-lun alle die Sagen und Mythen
von der Göttin Se Wang Mu und ihren Genien anknüpfen. Man hat den
K'un-lun nicht mit Unrecht den chinesischen Olymp genannt. jNIerkwürdiger-
1 Bretschneider, Knowledge of the ancient Chinese of the Arabs etc. S. 4. —
Die Chinesen verbinden mit dem "Sehwachen Wasser« die Vorstelhmg, daß es so
schwach sei und so wenig Tragfähigkeit besitze, daß nur federleichte Gegenstände
darauf schwömmen, alle anderen aber untersänken. Es ist nicht anzunehmen, daß
die Chinesen diese eigentümliche Vorstellung ganz frei ersonnen haben. Sie müssen
irgend eine Anregung dazu erhalten haben. Wahrscheinlicli haben sie von der
Eigentümlichkeit des Toten Meeres gehört, welches so salzhaltig ist, daß organische
Körper darin nicht untersinken. Das hat man später verwechselt und daraus das
geiade Gegenteil gemacht. Gewässer, auf welchen nur Federn schwinunen können,
gibt es nirgends. Die vorliegenden beiden Stellen weisen mit zwingender Not-
wendigkeit auf das Tote Meer. Sollte das Jo von Jo-shui etwa gar eine phonetische
Wiedergabe von Jo-rdan sein, der sich bekanntlich in das Tote Meer ergießt?
2 Appian sagt in seiner Römischen Geschichte Syriake 55 von Seleukos:
rjp^e MEcroTTOTapta? xat 'ApfXEvt'ag xai KttTTTra^oxta; t»](; SeIeuxi^o; \iyofxkvrig xal ÜEpo-Mv xal
Ilöp(3-uaiu)v xai BaxTptwii xai 'Apaßi'ui' xai TaTnipwi/ xai t^; "Sovy^iuv^q xai 'Apaytotria?
xai 'Tfxai'ta;.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 151
weise eignet sich kaum ein Gebirge weniger für den Wohnsitz der Unsterb-
h'chen und passen die phantastischen chinesischen Schilderungen von Se
Wang Mus Aufenthalt bei keinem weniger als beim ICun-lun. Es ist eins
der ödesten und einförmigsten Gebirge der Erde. Die Hänge sind kahl
und mit Geröll und riesigen Schuttmassen bedeckt, die von den abgestürzten
Gipfeln und Graten herrühren. Tief einschneidende Täler und Schluchten
fehlen, von Vegetation keine Spur. Demgegenüber deuten die Notizen, die
sich in chinesischen Schriftstellen über den iCun-lun finden auf ein Gebirgs-
land mit reicher Flora und Fauna in einem tropischen Klima.*
Die europäischen Gelehrten wurden zuerst stutzig, als sie in geogra-
phischen Werken von den Negern des K'un-lun lasen. Remusat nahm
noch kühn das Vorhandensein eines Negervolkes in Zentralasien an. Klap-
roth wies dagegen in einem Artikel »sur les negres de Kuen-lun«^ nach,
daß die Chinesen mehrere iCun-lun kennen und daß so auch zwei kleine
Inseln an der Küste von Kambodscha: Pulu Condore bezeicJjnet werden.
Dies ist richtig, Klaproths Ansicht, daß besagte Neger die Malaien von
Pulo Condore seien, aber unzutreffend. Er muß selbst zugeben, daß der
Ausdruck »Neger« durchaus unpassend sei, denn die Malaien haben mit
den Negern gar keine Ähnlichkeit. Nach der Beschreibung und Abbildung
in den chinesischen Quellen handelt es sich aber um wirkliche Neger, deren
Körper »wie mit schwarzem Lack überzogen ist«.^ Auch die Notiz
des San-'tsai-'tu-hui, daß es im Lande jener Schwarzen Riesenvögel
Bnl d.h. Strauße gebe, paßt auf Pulo Condore absolut nicht. Das japanische
Supplement zu dem genannten Werke spricht es ganz deuthch aus, daß wir
es mit afrikanischen Negern zu tun haben, die auf holländischen Schiffen
häufig als Matrosen nach Japan kämen und eine affenartige Behendigkeit
besäßen. Klaproths Annahme, daß mit den K'un-lun-Negern ursiDrünglich
die Schwarzen Asiens (wo?) bezeichnet, und daß dieser Ausdruck später
auf die afrikanischen Neger übertragen sei, ist ein Notbehelf, der zeigt,
daß er sich in der Klemme befindet.
Einer der ersten arabischen Gesandten, welcher im Jahre 977 n. Chr.
in China erschien, hatte in seinem Gefolge Leute mit tiefliegenden Augen
und schwarzem Körper, welche K'un-lun- Sklaven hießen.* Soll etwa der
Araber sich seine schwarze Dienerschaft erst auf den ganz unbedeutenden
1 Wahrscheinlich \vnßten die alten Chinesen von dem asiatischen Zentral-
gebii-ge nicht viel mehr als dert Namen und hatten es selbst nie gesehen. Später
wurden dann allerhand Wunderdinge davon erzählt. Chang Ch'ien fand auf seiner
berühmten Reise den K'un-lun überhaupt nicht, obgleich er ihn passiei't haben muß,
so daß Ssie Ma CHien die Existenz des K'un-lun überhaupt in Zweifel zieht. Vgl.
den Schluß vom Shi-chi B. 123.
2 Journal Asiatique 2. Ser. Bd. XII, S. 232 ff.
3 So das =:
. Su„g-sl,ih 490, S. 16v.. Ar.. ^ Ä ^ Ä f^ * § « Ül 1^ ^
152 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
kleinen Felseninseln Pulo Condore besorgt haben , statt sie von seiner
Heimat mitzubringen?
Auch die andere Notiz der Geschichte der Sung- Dynastie, daß bei
Festen in San-fo-ch'i (Sumatra) IC un-lun- Sklaven Musik machten und ihre
Lieder mit Stampfen auf den Boden begleiteten', besagt keineswegs,
daß diese Sklaven in Sumatra einheimisch waren. Sumatra war damals
für die Araber eine sehr wichtige Zwischenstation für den Chinahandel.
Sklaven sind von jeher ein bedeutender Handelsartikel für die Arabei-
gewesen, und sie haben sie jedenfalls auch nach Sumatra verkauft. Die
wenigen Worte des Sung-shih weisen deutlich auf die bekannten Xegertänze
hin, bei denen das Stampfen und Trampeln eine so große Rolle spielt.
Mit Rücksicht auf das Vorkommen des Riesenvogels P'eng meint
Porter Smith, daß mit K'un-lun vielleicht die Insel Mauritius oder
Madagaskar bezeichnet sein könnte.^ Ich glaube nicht, daß Mauritius
in Frage kommen kann. Der früher dort lebende Dronte (Didus ineptus),
welcher jetzt ausgestorben ist, kann kaum das Vorbild des P'eng gewesen
sein, denn er war nur etwas großer als ein Schwan. Viel eher könnte man
an die Insel Madagaskar denken, deren ausgestorbener Riesenstrauß noch
bedeutend größer war als der afrikanische. Gegen Madagaskar spi-icht aber
der Umstand , daß dort alle größeren Säugetiere fehlen und statt dessen nur
eigenartige Lemuren vorhanden sind.^ Nach dem Nan-Ichih besitzt das
Reich K'un-lun nämlich außer Straußen auch noch Elefanten und Rhinozerosse.
Der technische chinesische Ausdruck für die K'un -lun- Neger ist K'un-
lun T'seng-sse*. Als Nebenform kommt auch T'seng-k'i* vor. Klap-
roth hat das Verdienst, die Ableitung dieses nicht chinesischen Wortes vom
persischen Z engl = Neger® nachgewiesen zu haben. Die Arabei- schreiben
das Wort Zengi''. Dieses zeigt ims, wo wir die Neger des K'un-lun und
mithin den K'un-lun selbst zu suchen haben. Die Araber verstehen unter
den Zengi die Äthiopier oder Abessinier. Der Ausdruck Zingis für
die Gegend von Abessinien war schon den Alten bekannt. »Aethiopum
gens, unde Zingis extrema ad sinum Arabicum apud Ptolemaeum« heißt
es in Fleischers Arabisch -Lateinischem Lexikon bei ^J, dem Stammwort
von ^ j. Auch bei älteren arabischen Geographen wie Bakui und Ibn Haukai
heißt das Binnenland von Abessinien: Zinghi, während der Name Habesch
1 Sung-shih 489, S. 12, Art. H fj ^^ = lUg Iffl^i^' ffl S #1
2 Vgl. China Review VIII, S. 189.
3 E:iisee Reclus, Geographie universelle Bd. XIV, S. 84. Sievers -Hahn,
Afrika 1901. S. 612.
^3
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 153
ursprünglich nur auf den Küstenstrich bei Zeila am Roten Meere be-
schränkt ist.^
Der Ivun-hjn ist also das Hochland von Abessinien. Der Name
K'un-lun ist vielleicht das abessinische Kollo, das höchste Gebirge dieses
Hochlands in der Provinz Schoa.^ Wahrscheinlich deutet eine Notiz des
Po-wu-chih (3. Jahrhundert n. Chr.), wonach es im Römischen Reiche am
Ufer des Westmeers einen »kleinen K'un-lun« gab,^ auf das abessinische
Hochgebirge hin. Abessinien stand in den ersten Jahrhunderten unserer
Zeitrechnung unter den Einflüssen griechischer Kultur und Griechenland =
Ostrom bezeichnen die chinesischen Quellen auch als Ta Ch'in.
Nach dem Kommentar zum Erh-ya würde der Ausdruck K'un-lun
allgemein von TeiTassengebirgen gebraucht werden , und zwar von solchen,
die sich in drei Terrassen erheben.* Dies läßt sich von dem zentralasiatischen
K'un-lun durchaus nicht behaupten, dagegen paßt es in ganz auffallender
Weise auf das Hochland von Abessinien, bei dem man drei Terrassen, die
zugleich drei verschiedene Klima- und Kulturregionen bilden, unterscheidet.
Lesen wir, was der Kommentar zum Shui-ching(5 — 6. Jahrhundert n. Chr.)
über den K'im-lun schreibt, so könnten wir meinen, daß er das abessi-
nische Hochland habe beschreiben wollen. »Das K'un -hin -Gebirge hat drei
Stufen. Die unterste heißt das Dikicht^ oder mit anderem Namen der
Bretterwald (Urwald?)^ die zweite heißt der »göttliche Obstgarten«''
oder auch »Windesrauschen« und die oberste die Hochterasse oder mit
anderm Namen die Himmelshalle« ^ Ein späterer Exeget fügt noch hinzu,
daß in den Quertälern und Schluchten die Wasser von dem ■• Dreiterrassen-
gebirge« herabströmten. ^
Die unterste Stufe des abessinischen Hochlands wird die Kolla
genannt. Sie hat glühende Hitze und die Fülle tropischer Vegetation und
Fauna. Die Waldungen , gebildet aus Sumpfgewächsen, Rohr, Dornengebüsch
1 Oriental Geography by W. Ousely S. 13; bei Ritter, Erdkunde Bd.I, S. 177.
2 Daniel, Handbuch der Geographie 1895, Bd.I, S. 567.
5 ^^ ist eine Hecke, ein Gehege; iJpl bedeutet sowohl Elaeococca sinensis
und andere große Bäume, als auch eine üppige Vegetatioli: ^^ .M- 3^ ^ffi, 3^ ffH
/t: -m heißt es im Kanghi.
« Ich vermute, daß ^'Hl^ t'{n) große Bäume bedeutet, die so dicht stehen, als
wären sie mit Brettern zusammengenagelt. Vielleicht ist es aber nur eine andere
Sclireibweise für ^^ffp)«
' Eine andere Schreibweise ist 1^ Sj .
Erh-ya cheng yi Kap. 11.
154 Fobke: Mu Wang und die Königin von Saba.
und tropischen Bäumen sind so dicht, daß die Sonnenstralilen nicht hin-
durchdringen. Durchschnitten wird die Niederung von unzähligen Schluch-
ten, Tobein und Stromtälern, in denen rauschende Wasser von den
Bergen hinabstürtzen. Nach dem periodischen Regen bilden sie weitläufige
Sümpfe. Die mittlere Region heißt Woina Dega = Weinhochland.
Hier herrscht ein »ewiger Frühling«, ein herrliches, mildes Klima wie in
Südeuropa. Es gedeihen darin alle Obstsorten der gemäßigten Zone,
unter anderen auch die Rebe. In dieser Region liegen die volkreichsten
Städte der Abessinier, welche dort häufig über hundert Jahr alt werden.
Könnten dies nicht die Unsterblichen sein, welche nach chinesischer Tra-
dition auf dem K'un-lun leben? Die höchste Region, von 2 400m an, führt
einfach den Namen Dega ^=. Hochland, was genau der chinesischen »Hoch-
terasse« entspricht.^
Wir haben bereits gesehen, daß nach dem San- t'sai-t'u-'hui im
Lande K'un-lun — Abessinien Strauße vorkommen. Von den eingeborenen
Negern wird außerdem berichtet, daß sie sich gegenseitig zu Sklaven machen
und an fremde Kaufleute verkaufen, die ihnen dafür Kleider und Lebens-
mittel liefern. 2 Aus demT'ai-p'ing-yü-lan Kaj).789 (10. Jahrhundert n. Chr.)
lernen wir noch folgende der »Geschichte der südHclien Wilden« ent-
nommene Einzelheiten über die Produkte und die Bevölkerung.
»Das Königreich K'un-lun bringt hervor: Elfenbein, Putschuk,'
Sandelholz,* Betel,* Chalzedon, Bergkrystall und Rhinozeros-
hörner. Wenn die räuberischen Wilden das Land angreifen, so leiten sie
das Wasser ab und überschwemmen das ganze Land. Die Einwohner
können dann nicht rück- noch vorwärts und sterben zu vielen Tausenden
an Hunger. Denen, die noch am Leben sind, schneidet man das rechte
Handgelenk weg und läßt sie laufen.«'"'
Elefanten und Nashörner sind Charaktertiere der abessinischen Wald-
region. Die Notiz über die Kämpfe gegen die Bewohner der Ebene klingt
etwas abenteuerlich. Sie läßt sich vielleicht auf folgende Tatsachen zurück-
führen. Die Schangalla und andere Negerstämme bewohnen die heiße
KoUa. Bei Beginn der Regenzeit verlassen sie ihre Wohnsitze, welche in
1 Ritter, Erdkunde Bd. I, S. 209 u. 243 fi'. ; Elisce Rcclus, Geographie Bd. X, S. 202.
2 Klaproth, a. a. O. 8.234 6F.
3 Die schon den Alten bekannte und lur Salben und Weihrauch verwendete
Costuswurzel , .sanskrit ktishta, arabisch und persisch ku/^t. Sie wird viel von Kaschmir
aus über Punjab nach China importieit. Nach chinesischen Quellen findet sich die
Pflanze im Römischen Reiche und kommt die beste Sorte von K'un-lun. Vgl. Bret-
schneider, Bot. Sinic. II, Nr. 54. Sie wird auch in arabischen Quellen als in Arabien
vorkommend erwähnt. Paulys Realenzyklopädie II, 355.
* Wohl das afrikanische Sandelholz, Baphia nitida.
^ Abessinien hat Palmen, ob Bctelpalnien erscheint mir zweifelhaft.
iäiEil«5t'SÄ^5E**Ä*K«i:Jil
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 155
kurzer Zeit von den stark geschwollenen Gießbächen überschwemmt
werden, und ziehen ins Gebirge, wo sie in Hohlen Wohnung nehmen.
Dort hausen sie, bis die Wasser sich verlaufen haben, dann kehren sie in
die Ebene zurück. Es sind die Troglodyten des Agatharchides und
Artemidor. Im Altertum hieß die KOstenlandschaft des arabischen Meer-
busens, die zu Äthiopien gehört, Troglody tice.^ Die auf den Hochj)lateaus
lebenden Abessinier, das herrschende Volk arabischer Abstammung, sind
die Todfeinde der Schangallas. Gleich nach Beginn der Regenzeit, die das
ganze Land der Schangallas in Sümpfe verwandelt, fangen sie ihre Kriege
gegen dieselben an, die nichts weiter als Sklavenjagden sind. Was nicht
als Sklave fortgefülu^t wird, wird niedergemacht. Es war von jeher bei
den Abessiniern in Gebrauch, daß sie Tributzahlungen in Schangalla- Sklaven
verlangten.^
Selbst das Shan-hai- king, welches im übrigen wie Huai Nan Tse
viel über den K'un-lun zusammenfabelt, bietet uns einige für die Bestim-
mung dieses Gebirges sehr wichtige Anhaltspunkte.
»Südlich vom Westmeer, am Rande der Sandvvüste, hinter dem Roten
Fluß und vor dem Schwarzen Fluß liegt ein großes Gebirge, K'un-lun
mit Namen» heißt es dort und weiterhin: »Außerhalb desselben ist
ein Berg mit glühendem Feuer. Wirft man etwas hinein, so
verbrennt es.«^
Unter dem »Westmeer« könnte das Mittelländische Meer und unter
der Sandwüste die Sahara zu verstehen sein. Feuerspeiende Berge gibt es
beim chinesischen iCun-lun nicht, wohl aber am Rande des abessini-
schen Hochlands. Der Vulkan von Buri bei Massaua am Roten Meere,
von Örteale (Artali) und andere sind dort noch heute tätig.»*
Über die Fauna des K'un-lun berichtet das Shan-hai-king B. H
folgendes :
»Pls gibt dort ein Tier, welches die Gestalt einer Ziege, aber vier Hörner
hat und Tu-lou heißt. Es frißt Menschen. Ferner ist da ein Vogel, ge-
formt wie eine Wespe, aber so groß wie eine Mandarinente, der den Namen
Ch'in-yuan führt. Wenn er einen Vogel oder ein Tier sticht, so sterben
sie und, wenn er in einen Baum sticht, so verdorrt er. Auch ist dort ein
Vogel, den man Wachtel nennt und der alle Befehle Gottes ausführt.«
»Man findet daselbst ein Tier von der Gestalt eines Hundes, aber
gezeichnet wie ein Panther. Seine Höi-ner sind wie die eines Ochsen. Es
heißt Chiao. Sein Geheul ist wie das Bellen eines Hundes. Wenn es sich
zeigt, so bedeutet das für das Land eine reiche Ernte. Auch ist dort ein
1 Frenze!, Enzyklopädie der Naturwissenschaften, unter Troglodyten.
2 Ritter I, S. 190, 247 ft\
Shan-hai-king B. XVI, ^ }^
* Reclus Bd. X, S. 216.
156 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Vogel, der wie ein Fasan aussieht, aber rot ist. Sein Name ist Hsing-yü.
Er frißt Fische. Sein Schrei klingt wie lii. Wenn er erscheint, so droht
dem Lande Überschwemmung.«^
Die Ziege mit vier Hörnern ist ohne Zweifel die Vierhornantilope,
Tetraceros quadricornis, der einzige Wiederkäuer, bei dem das Männ-
chen vier Hörner trägt. Das vordere Paar ist kleiner als das hintere. Das
zierliche Tier ist so groß wie ein halbwüchsiges Reh. Nach der Abbildung
im Brehm hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ziege.^ Der törichte
Zusatz, daß eine Ziege Menschen frißt, was sich jedenfalls irgendeiner
der Mitarbeiter am Shan-hai-king als etwas ganz Besonderes ausgedacht
hat, braucht uns nicht weiter aufzuregen. Die Vierhornantilope lebt überall
in Vordei'indien, soll aber außerhalb Indiens nicht vorkommen. Falls dem
so ist, würde sie sich in Abessinien nicht finden und die Notiz des Shan-
hai-king nicht stimmen.
Bei dem Vogel, der wie eine Wespe aussieht und dessen Stich für
Tiere und \'ögel tötlich ist, hat meines Erachtens das Shan-hai-king aus
einer Mücke einen Elefanten, nämlich aus der Tsetsefliege eine Ente
gemacht. Einen Vogel, der wie eine Wespe gebaut wäre und einen Stachel
hätte, gibt es nicht. Dagegen bringt der Stich der berüchtigten Tsetsefliege,
Glossina morsitans, im tropischen Afrika eine ähnliche Wirkung hervor
wie die vom Shan-hai-king beschriebene. Ein Stich dieses rätselhaften
Insekts, welches etwas kleiner als unser Brummer ist, bringt den meisten
Haustieren, wie Pferden und Rindern, den sichern Tod. Was Wunder, daß
die Phantasie der alten chinesischen Schriftsteller diese seltsame Tatsache
frei umgestaltet und übertrieben hat.
In welcher Weise die Wachteln dem Shang Ti, dem höchsten Gotte
der Chinesen, dienen, erfahren wir aus dem Shan-hai-king nicht.^ Nach
ihm ist der K'un-lun nicht nur der Sitz der Se Wang Mu, sondern auch
des Shang Ti und seiner Geister. Die Wachteln pflegen auf ihrem Wander-
zuge in ungeheuren Zügen nach Afrika und ICleinasien zu kommen, wovon
die Speisung der Juden in der Wüste, 2. Moses 16, Zeugnis ablegt.
W P ,1 Ä H* *n ;/c M ?^J* Jt # *b4^ Ä =S H 3$ Ä
tt7lSÄ:iÄB-*H«ÄMÜÄIl:'C* Shan-hai-king B.n,
2 Fienzel, Enzyklopädie der Naturwissenschaften unter Tetraceros, Brehm,
Tierleben Bd. III S. 388.,
3 Die Wachtel spielt auch eine Rolle in der klassischen und indischen My-
thologie. Sie war der Latona und dem Herkules heilig. A. de Gubernatis, Zoolo-
gical Mythology, London 1872, Bd. II, S. 276.
Forke : Mu Wang und die Konigin von Saba. 1 57
Welches Tier nun ist dein Hunde ähnlich und bellt wie ein Hund,
ist aber gefleckt wie ein Panther? Die Hyäne, und zwar die gefleckte,
Hyaena crocuta. Das weitei'e Merkmal, nämlich das Vorhandensein von
Hörnern wie beim Ochsen, können wir als einen phantastischen Zusatz
außer Betracht lassen, denn in der Familie der Canidae kommen niemals
Hörner vor. Die Richtigkeit unserer Diagnose wird durch einige weitere
Bemerkungen des Shen-i-ching (4. bis 5. Jahrhundert u. Chr.) über dieses
hundeartige Tier bestätigt:
»Es hat einen Bauch, aber ohne die fünf inneren Teilet auch hat es
Eingeweide, aber sie sind gerade und nicht verschlungen, so daß, was
es frißt, direkt durchgeht. Gegen tugendhafte Menschen
wendet es sich und stößt sie, den Bösen dagegen schließt es sich an.
Der Himmel hat es so bestimmt. Sein Name ist Hun-tun. Das Ch'un-
ch'iu sagt, daß Hun-tun der nichtsnutzige Sohn des Kaisers Hung
war. Für gewöhnlich lebt es in Höhlen und rührt sich nicht, nur wenn
es knirschend frißt, krümmt sich sein Schwanz nach rückwärts und
es lacht gen Himmel.^«
Während die gestreifte Hyäne über ganz Afrika und Südasien bis
zur Bai von Bengalen verbreitet ist, lebt die getüpfelte Hyäne, um die
es sich hier handelt, nur in Süd- und Ostafrika und ist besonders in
Abessinien häufig, wo sie den Namen Zubbee führt. Sie ist dunkel weiß-
grau und braun gefleckt. Eigentümlich sind die Analdrüsen der Hyäne,
die zwischen Schwanz und After eine geräumige Tasche bilden, durch
welche sich das widerliche, grüne Sekret des Tieres ergießt. Die Beob-
achtung dieses Vorgangs hat die Chinesen zu der Annahme geführt, daß
das Innere der Hyäne nicht normal sei und daß, was sie frißt, da die
Eingeweide keine Windungen hätten, direkt durchgehe. Nach der Auf-
fassung der Abessinier und Araber sind die Hyänen verzauberte Men-
schen, Falaschas', und zwar verzauberte Sünder und Verdammte, die
über ihre Missetaten jammern und danach trachten, die Gerechten zu
verderben. Ganz ähnlich ist die Anschauung des Shen-i-ching, derzufolge
ein böser Mensch in eine Hyäne verwandelt wurde, und diese nur die
Tugendhaften angreift. Tagsüber hält sich die Hyäne in Erdlöchern
und Felsenhöhlen auf und erst des Nachts kommt sie hervor. Ihr
Gebiß ist so furchtbar, daß sie die stärksten Knochen mit Leichtigkeit zer-
malmt. Wenn sie ihre Nahrung, lebendes Kleinvieh oder Kadaver, sucht,
läßt sie auch ihr schauerliches Geheul, das wie das Hohnlachen der Hölle
klingt, erschallen, »sie lacht gen Himmel«, wie der chinesische Autor sagt.
^ Herz, Leber, Magen, Lunge, Niere.
» T'ai-p'mg-yii-la,, unter ^^, ifllp^lfg o o ^f^fÄE
* j"! ^ :^ ^ i=- til S ß « S 's- 11; Ä Ä 0 » fP 5c ffii ^-
3 Ritter, Erdkunde Bd. I, S.211.
158 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Auf dieses Höllengelächter ist die Entstehung der meisten Sagen, mit der
die Volksphantasie die gefleckte Hyäne umsponnen hat, zurückzuführen.
Das Geheul der gestreiften Hyäne ist weniger widerlich.
Eigentümlich ist die Bemerkung des Shen-i-ching, daß das Er-
scheinen der Hyäne eine gute P^rnte bedeuten soll. Das Geheul der Hyäne
scheint nicht auf alle Völker dieselbe Wirkung auszuüben. Während es
bei den Arabern der Gegenstand abergläubischer Furcht ist, kommt es
z. B. den Eingeborenen von Tabora komisch vor.^
Der Hsing-yü -Vogel, welcher am W^asser leben muß, da er Fische
frißt, ein rotes Gefieder hat und etwas wie ein Fasan aussieht, was wohl
bedeuten soll, daß er etwa die Größe dieses Vogels und ein prächtiges
Gefieder hat, könnte der Flamingo sein. Dieser lebt nur in wärmeren
Zonen und kommt in großen Scharen auch in der Am[)hilabai, am Nord-
rand von Abessinien vor.^
W^ie den Tieren, so schreibt das Shan -hai- king auch zwei auf
dem K'un-lun wachsenden Pflanzen wunderbare Eigenschaften zu:
"Es gibt dort einen Baum, der wie ein Holzapfelbaum aussieht.
Seine Blüten sind gelb, die Früchte rot. Sie schmecken wie Pflaumen,
aber haben keine Kerne. Er heißt der ■> Sandholzapfelbaum • und schützt
gegen Wasser. Wenn man davon ißt, so geht man im Wasser nicht unter.
Ferner ist da eine Pflair/.e, Wasserlinse' genaiuit. Sie sieht aus
wie eine Malve und schmeckt wie eine Zwiebel. Ihr Genuß befreit von
Elrmüdung.«*
Von der Se Wang Mu entwirft nun das Shan -hai- Ui ng eine ganz
groteske Beschreibung wie von einem Teufel oder bösem Dämon. Buch 11
versetzt sie auf den »Edelsteinberg«, einige hundert Li westlich vom K'un-
lun, Buch XVI dagegen auf den K'un-lun selbst. Beide Stellen lassen
sich in Einklang bringen, wenn man annimmt, daß K'un-lun der allgemeine
Name für einen Gebirgszug oder für ein Hochland und der » Edelsteinberg«
ein einzelner Punkt in demselben war.
»Der Edelsteinberg«, heißt es, »ist der Wohnsitz der Königin -INIutter
von Se. Die Königin -Mutter von Se hat Menschengestalt, einen Panther-
schwanz und Zähne wie ein Tiger. Sie versteht zu heulen. Ihr Haar ist
struppig, aber sie trägt einen Schmuck auf dem Kopfe. Sie herrscht über
die bösen Geister des Hinunels und die fünf Plagen.«*
1 Brehms Tierleben Bd. II, S. Iff.
2 Ritter, a. a. O. S. 237.
' Eine eßbare Wasserpflanze, Marsilea quadiifolea. Vgl. Bretschneider, Bo-
tanieon Sinicum Bd. II, Nr. 198.
. Sl,a„-hai-kiMg BAU ^ * .1 .1^ ^P |$ Ig ^ 5f> Ä Ä *^n
tiaAmmiM.MtfiimmmmMBm^^zmM^m
Fobke: Mu Wang und die Königin von Saba. 159
In Buch XVI lesen wir:
"Da ist ein menschliches Wesen, das einen Schmuck auf dem Kopfe
trägt, mit Tigerzähnen und einem Pantherschwair/. Es wohnt in einer
Höhle und heißt Se Wang Mu.«i
Buch XII endlich sagt:
»Se Wang Mu lehnt auf dem Tisch, trägt einen Schmuck auf dem
Kopf und stiitzt sich auf einen Stab. Südlich davon sind drei grüne
Vögel, welche für Se Wang Mu das Essen holen. «^
Diese Schilderungen sind so bizarr, tragen so sehr den Charakter
von Erfindungen an sich und stehen zu allen anderen Traditionen, wonach
Se Wang Mu ein schönes Weib gewesen sein muß, so sehr in Widerspruch,
daß sie uns nicht irre machen können.
Wie kommt es nun aber, daß das Shan-hai-king die Königin -Mutter
von Se an einer Stelle auf einer wohlbewässerten Wüsteninsel im Sabäer-
lande und hier auf dem K'un-lun, d. h. auf dem Hochland von Abessinien
wohnen läßt? Ich erkläre mir die Sache in folgender Weise. Es laufen
zwei verschiedene Traditionen nebeneinander her. Die Sabäer und (die
ihnen blutsverwandten) Himjaren hatten schon in ältester Zeit iln-e Herr-
schaft auf die afrikanischen Küstenlandschaften ausgedehnt und namentlich
Abessinien kolonisiert. Da 'die Königin von Saba auch über Abessinien
herrschte, es möglicherweise sogar einmal besucht hat, so verlegte man
irrtümlicherweise auch ihren Wohnsitz dorthin. Nach abessinischer Tra-
dition hat die Königin sogar in Axum residiert, in dessen Nähe noch jetzt
ihr Grab gezeigt wird.' Ein großer Teil der Untertanen der Königin
waren demnach wilde Negerstämme. Mu Wang und seine Begleiter müssen
Negersklaven am Hofe von Saba kennen gelernt und in ihren Reiseberichten,
auf welche die Schilderungen des Shan-hai-king jedenfalls zurückgehen,
davon gesprochen haben. Später warf man die Dinge durcheinander,
bildete sich ein, daß die Königin selbst eine Wilde gewesen sei und be-
schrieb sie dementsprechend. Die Troglodyten der Alten, die heutigen
Schangalla, Doba oder Danakil scheinen als Modell gedient zu haben. Die
Königin haust in einer Höhle, ihr Haar ist wirr, ihre Zähne scharf wie
die eines Tigers. Das bedeutet vielleicht, daß sie spitz gefeilt sind, wie
das bei Naturvölkern vorkommt. Natürlich ist ihr auch das Geheul der
Wilden als Ausdruck der Fi-eude und des Schmerzes nicht fremd. Sie
trägt ein Pantherfell, an dem noch der Schwanz hängt. Das Shan-hai-
king sagt dafür kurz, daß sie einen Pantherschwanz habe. Leoparden-
bzw. Pantherfelle werden bisweilen von den Negern getragen. Das einzige
3 Ritter Bd. 1, S. 192.
1 60 Forke : Mu Wang und die Königin von Saba.
echt Weibliche an der so dargestellten Königin ist ihr Kopfputz , auf den
in allen drei zitierten Stellen Bezug genommen wird. Nach Kang-hi be-
deutet }^M einen »weiblichen Kopfputz«.^ Er wird aus bunten Seiden-
bändern oder aus Rauschgold verfertigt.
Ich hoffe durch die beigebrachten Quellenstellen erwiesen zu haben,
daß unter dem Reich der Se Wang Mu Südarabien und Abessinien zu
verstehen ist, beides Teile der äthiopischen Tierregion. Verschiedene der
erwähnten Tiere, wie Strauße, Giraffen, getüpfelte Hyänen und Tsetse-
fliegen kommen nur in dieser Region vor. Diese Tiere, wenigstens Strauße
und Giraffen, waren den Chinesen schon in der älteren Chou- Dynastie,
jedenfalls vor dem 7. oder 8. Jahrhundert v. Chr. bekannt, denn sie werden
in der altklassischen Literatur erwähnt. Wie hatten die Chinesen diese
exotischen Tiere kennen gelernt? Etwa aus Mitteilungen von ihren Nach-
barvölkern.^ Diese, rohe Naturvölker auf sehr niedriger Kulturstufe,
wußten davon ebensowenig wie die Chinesen. Oder wären Araber nach
China gekommen, die über Fauna und Flora ihres Heimatlandes berichtet
hätten;' Dies wäre möglich, allein wir haben keinerlei sicheren historischen
Anhalt für diese Annahme, Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß bloße
Erzählungen Fremder einen so tiefen Eindruck auf die Chinesen gemacht
liaben würden, daß sie daraufhin den Strauß und die Giraffe in göttliche
Tiere verwandelt hätten. Die Kenntnis fremder Länder pflegt überhaupt
fast ausschließlich durch kühne Entdeckungsreisende des eigenen Landes,
nicht duich zugereiste Bewohner jener Länder vermittelt zu werden. Diesen
schienen die Eigentümlichkeiten ihrer Heimat durch die Gewohnheit so
natürhch, daß sie nicht leicht viel Worte darüber verlieren. Um großen
Eindruck auf ihre Hörer zu machen, fehlt ihnen auch meistens die nötige
Gewandtheit in der Beherrschung der fremden Sprache, und wenn sie gar
zu wunderbare Dinge ei-zählen, so glaubt man ihnen nicht. Ganz andei's,
wenn ein Kind des eigenen Landes fremde Länder bereist hat und dann
seinen Landsleuten von den Wunderdingen berichtet, die er gesehen hat.
Ihm schenkt man Glauben, auch wenn er schwindelt, denn man kennt ihn.
Ihm erscheint in den fremden Ländern alles wunderbar und interessant,
wonach der Eingeborene nicht mehr zur Seite sieht. Dementsprechend
sind denn auch seine Schilderungen, denen alles andächtig lauscht. So
bleibt uns denn zur Erklärung der Bekanntschaft der alten Ciiinesen mit
Tieren, Pflanzen und Bodenerzeugnissen der äthiopischen Region nichts
anderes übrig als anzunehmen , daß Chinesen schon zu Beginn der Chou-
Dynastie in jene Gegenden gelangt, und was sie dort selbst gesehen, be-
schrieben haben. Wir würden zu diesem Schluß durch die Beschreibungen
in den alten Quellen auch genötigt sein , wenn keine historische Über-
lieferung über die Reise des Königs Mu nach Südarabien zu der Königin
von Se vorhanden wäre. Diese Überlieferung gewinnt dadurch einen
hohen Grad von Gewißheit.
At
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 161
Von der Reiseroute des Mu Wang wissen wir, daß sie über Land
ging. Er fuhr zu Wagen. Dabei muß er Persien passiert haben. In
der »Chinesischen Geschichte« des Persers Benaketi^ die wahrscheinhch
nur ein Auszug aus einem großen verloren gegangenen Werke des Ge-
schichtschreibers Raschid -Eidin aus dem 14. Jahrhundert n. Chr. ist, wii-d
besonders hervorgehoben, daß der Wagenlenker des Königs Mu, Tsao Fu,
mehrmals nach Persien gekommen sei. Diese Chinesische Geschichte basiert,
wie in der Einleitung ausdrücklich hervorgehoben wird, auf chinesischen
Quellen, mit denen sie auch im großen und ganzen übereinstimmt. Bei
Abweichungen, wie in dem auf Mu Wang bezüglichen Passus, wird man
eher auf ein Mißverstehen der chinesischen Quellen als auf das Vorhanden-
sein alter persischer Traditionen aus jener Zeit schließen können.^
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit läßt sich auch annehmen, daß Mu
Wang auf seiner Fahrt Damask us berührt hat. LieliTse berichtet über
die große Reise des Königs folgendes :
»Als König Mu von Cliou seine große Expedition zu den westhchen
Jung^ machte, schenkten ihm diese ein Schwert aus rotem Stahl und ein
Tuch, das im Feuer gewaschen wird.
1 Von Andreas Müller unrichtigerweise dem Abdalla Beidavi zugeschrieben
und unter dem Titel: Abdallae Beidavaei Historia Sinensis, Jena 1689 aus dem
Persischen überseht. Vgl. darüber M. Quatrenieie, Histoire des Mongols de la
Perse, Paris 1836, T. I, S. C fF. Wir lesen in der Histoi-ia Sinensis S. 43 über Mu
Wang folgendes:
"Porro Gai-vango Movang rex succedebat.
Huic Eniirius erat, Zacu nomine. Qui praecJara exequebatur opera. Mandato,
exempli gratia, regis, in carpentum se dabat. Quod sex equi trahebant, de die
centum parasangas cursu conficientes. Sic, ut terrarum conditionem exploraret et
nitro citroque means Regi deferret. In nostram etiam Persidem terrasque
Iran venit. Cuius itidem statum et temperiem, quae ibi est aeris, regi aperuit.
Eius tempore vir erat, Cha-zen nomine, Chiniiam publice tractabat. Qui Simiam
quoque bene callebat. Häc ratione singulis quasi momeiitis se in peregrinis scientiis
exercebat, novasque introducebat. Idem Ludum (Schachicum nisi fallor) invenit.
Post euni Co-vang Rex erat.»
'. ". ^ -r
Sollte jSlj Zaku nicht etwa nur ein Schreibfehler für^9|j Zä-fu oder
Z6-fu ^ Tsao-fu sein?
Cha-zen, welcher die Chemie, d. h. Alchimie lehrt und auch die Simie, die
Kunst Visionen hervorzurufen versteht, ist jedenfalls niemand anders als der von
Lieh Tse erwähnte Alchimist oder Magier. Ich möchte annehmen, daß jj 1_^5»-
Huwajen (nach moderner Aussprache Ha-jen) jj 1^>- Hwa-jen zu schreiben und
lediglich eine Wiedergabe des absolut gleichlautenden chinesischen xr A^ ist , was
aber kein Eigenname ist, sondern, wie wir gesehen haben, nur "Alchimist» oder
»Magier» bedeutet.
2 Vgl. zu der Frage Chavannes, Memoires Historiques de Se Ma Tsien
Bd. II, S.eir. Anm.
3 Als »Westliche Jung» werden alle westlich von China wohnenden Völker-
schaften bezeichnet.
Mite. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 1 1
162 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Das Schwert war 1 Fuß 8 Zoll lang, aus Stahl geschmiedet^ und
hatte eine rote Klinge. Beim Gebrauch durchschnitt es Edelsteine wie Lehm.
Wenn man das "Feueiwaschtuch« waschen wollte, so mußte man es
in das Feuer werfen. Dann nainn das Tuch Feuerfarbe an, der Schmutz
dagegen behielt die Tuchfarbe. Nahm man es dann wieder aus dem Feuer
heraus und schüttelte es, so war es blendend weiß wie Schnee.
Huang Tse meinte, es gäbe solche Dinge nicht und die, welche da-
von erzählten, seien Schwindler. Hsiao Shu sagte: Huang Tse besitzt festen
Glauben an sich selbst, aber er ist groß im Verleumden der Vernunft.«^
Es kann keinem Zweifel unterliegen , daß das dem Mu Wang ge-
schenkte Schwert aus rotem Stahl , das so hart war, daß es Stein wie Lehm
zerschnitt, eine Damaszener Klinge und das Tuch, w^elches beim Reinigen
in Feuer nicht verbrannte, Asbest war.^ Es ist eine EigentümHchkeit der
Damaszener Klingen, daß sie die härtesten Körper, z. B. starke eiserne
Nägel, durchhauen, ohne schartig zu werden. Die erwähnte rote oder braune
Farbe des Stalils bezieht sich wahrscheinlich auf die eigenartige, bunte
Zeichnung dieser Schwerter, den Damast. Wie der Name besagt, wurden
Damaszener Schwerter zuerst in Damaskus verfertigt. Die Stadt existierte
schon als Residenz eines kleinen Reiches zur Zeit des Königs David, der sie
unterjochte. Unter Salomo machte sie sich wieder unabhängig. Damaskus
war schon in ältester Zeit einer der wichtigsten Handelsplätze für Waffen.
Schon Nebukadnezar (604 — 562 v. Chr.) entführte die Waffenschmiede von
Damaskus nach der Eroberung der Stadt.
Wahrscheinlich hat Mu Wang sein Damaszener Schwert in Damaskus
selbst oder wenigstens in der Nähe erhalten. Es ist nicht anzunehmen, daß
diese kostbaren Waffen bis weit nach Zentralasien hin verkauft wurden,
denn die Fabrikation war jedenfalls eine beschränkte, die den Bedarf des
eigenen Landes nicht überstieg, und es fanden sich vermutlich reichlich
Käufer in unmittelbarer Nähe. Es mußte auch im Interesse der Damaszener
liegen, nicht fremde \'ölker mit ihren vorzüglichen Waffen zu versorgen, die
sie im Kriegsfall gegen die Verfertiger hätten kehren können. In Europa,
das schon im Altertum in regem Handelsverkehr mit Kleinasien stand und
ihm viel näher lag, wurden die Damaszener Klingen erst duich die Kreuz-
' Faber liest jedenfalls ^IS ^M nach dem Texte des f^ ^ yr] und über-
setzt »an weißem Gehänge-. Ich bezweifle, daß die Worte diese Bedeutung haben
können. Meiner Ansicht nach muß für ^M ^^ stehen. Pauthier, La Chine,
Paris 1837, S. 96, welcher von «grands sabres ä deux tranchants nommes hoen ou
protecteurs" spricht, hat die Stelle 2;anz mißverstanden.
' Liel, Tse V, 1«: Ji| § J ^ ffi ffi ^ ffi ]^ |JC |^.|§ Z M
^ Dies ist schon von Faber, Licius S. 132 richtig hervorgehoben worden.
Fohke: Mu Wang und die Königin von Saba. 163
züge, als die Europäer selbst in großen Scharen nach Sj'rien kamen, bekannt.
Daß man auch in China noch lange nach Mu Wang sehr wenig von Damas-
zener SchAvertern und Asbest wußte und das Vorkommen dieser Dinge für
Fabel hielt, geht aus dem Schlußsatz der zitieiten Stelle des Lieh Tse hervor.
Asbest wird nach dem Hon Han-shu B. 118, S. 10 v. im Römischen
Reiche gefunden. Darunter ist wahrscheinlich Kleinasien zu verstehen. Die
Chinesen haben davon die eigentümliche Vorstellung, daß es aus dem
Fell von sogenannten Feuermäusen verfertigt wird, die in feuerspeienden
Bergen leben.'
Nach Lieh Tse III, 2 unternahm Mu Wang seine Reise mit den
berühmten acht Pferden, mit denen zwei Wagen bespannt waren. In dem
einen Wagen fuhr der König selbst mit Tsao Fu als Rosselenker und einem
Begleiter. Auf dem zweiten Wagen befanden sich ebenfalls drei Personen.
Im INIu TMen-tse chuan ist, wie wir gesehen haben, von sechs Armeen
die Rede, die den König auf seiner Reise begleiteten. Die Reise würde
dadurch zu einer Art Kriegszug geworden sein. Ich halte dies für eine
Übertreibung. Mit sechs Armeekorps, die aus 15000 bestanden haben
würden, hätte die Reise nicht so friedlich verlaufen können, wie sie nach
dem Bericht des Mu T'ien - tse chuan tatsächlich verlaufen ist. Die Bewohner
der Länder, durch welche der König auf seiner Fahrt kam, würden sich
natürlich einer so großen Truj)penmenge feindlich entgegengestellt haben.
Schon um zu leben hätten die Soldaten des Königs rauben und plündern
müssen. Von dei-artigen Kämpfen aber erfahren wir nichts, die sechs
Armeen fungieren vielmehr in der Reisebeschreibung nur als Eskorte des
Königs. Wir können daher wohl annehmen , daß es sich um eine sehr be-
schränkte Anzahl Soldaten gehandelt hat, welche die Leibwache des Königs
bildeten und in sechs Korps zeifielen. In ähnlicher Weise war auch Chang
Ch'ien auf seiner Reise nach Zentralasien von einer Eskorte von ül)er
100 Mann begleitet.
Das Shih-yi-chi (4. Jahrh. n, Chr.), welches als Quelle sehr mit
Vorsicht zu benutzen ist, da es hauptsächlich Wundergeschichten erzählt.
erwähnt, daß der König Mu auf seinen Reisen von einer Anzahl von Se-
kretären begleitet war, welche seine Erlebnisse aufzuzeichnen hatten. Die
Stelle lautet:
"Er hatte zehn Sekretäre, welche die von ihm bereisten Länder zu
beschreiben hatten. Im Gefolge des Königs befanden sich zehn mit Jaspis
verzierte Wagen zum Transport ihrer Bücher.«^
Diese Notiz klingt nicht so unwahrscheinhch und es dürfte ihr ein
historischer Kern zugrunde liegen. INIu Wang wünschte seine Erlebnisse
der Nachwelt zu überliefern. Das erhellt ganz deutlich aus einer kurzen
Bemerkung der Bambusannalen :
' Vgl. den Kommentar zu der betreffenden Stelle des Lieh Tse.
1 64 FoKKE : Mu Wang und die Königin von Saba.
»Im 24. Jahre seiner Regierung befahl der König dem Chronisten
der Linken, Jung Fu, eine Chronik zu schreiben.«^
Also sieben Jahre nach dem Antritt seiner Reise zur Königin von
Saba erhielt der Chronist die Weisung, ein Geschieh tsvi^erk auszuarbeiten.
Vermutlich wurde dazu das ganze Material, welches von den Sekretären
des Königs auf seinen Reisen gesammelt war, verarbeitet. Leider existiert
dieses Werk nicht mehr. Ich vermute , daß ein großer Teil desselben , und
zwar fast wörtlich in das Shan-hai-king und das Mu T'ien-tse chuan über-
gegangen ist. Wissenschaftliche Werke pflegen in China in der Weise zu
entstehen, daß der Autor seine Vorgänger ausschreibt, und zwar verbotiuus
und ohne Quellenangabe.
Die ausführUchste Beschreibung des Besuchs des Königs Mu bei der
Königin von Saba finden wir im Mu T'ien-tse chuan. Danach ging er
in folgender Weise vor sich:^
»An einem glücklichen Tage mit den Zeichen Chia-tse (287. Tag)
wurde der Sohn des Himmels von der Königin -Mutter von Saba empfangen.
ISIit dem schwarzen und dem weißen Zepter in den Händen trat er vor
die Königin -Mutter und überreichte ihr zum Geschenk 100 Rollen Bänder
aus Seidenbrokat und 100 Pfund Gold und Edelsteine.^ Die Königin-Mutter
von Saba nahm die Gaben, nachdem sie sich mehrmals verneigt hatte,
entgegen.
Am Yi-ch'ou Tage (288. Tag) gab der Sohn des Himmels für die
Königin -Mutter von Saba ein Fest am Jaspisteich. Die Königin -Mutter
widmete dem Himmelssohn folgende Verse:
* Ich habe die nachfolgende Stelle nach einem Zitat übersetzt, welches der
erwähnte Pi Yuan in seinem Kommentar zum Shan-hai-kiiig B. II gibt. Sein Text
weicht von dem des Mu TMen-tse chuan im -^p ^p Ö ^^ , wonach Eitel übersetzt,
so bedeutend ab, daß man annehmen muß, daß Pi Yuan ein ganz anderer Text als
der gewöhnliche vorgelegen hat. Die Abweichungen lassen sich, wie man bei der Ver-
gleiclmng sehen wird, nicht etwa als bloße Verbesserungen, die Pi Yuan selbst vor-
genonnnen hätte, betrachten. Ich halte den Text des Pi Yuan, wenigstens seine
Fassung des zweiten Gedichts der Königin , für besser und dem Urtext näher kom-
mend als den gewöhnlichen. Letzterer ist in dem zweiten Gedicht sehr korrumpiert
und lückenhaft. Einige Verse sind zu lang, andere zu kurz. Es ist daher sehr
schwer, einen Sinn hineinzubringen. Eitels Übersetzung ist infolgedessen sehr ge-
künstelt. Sie legt manches in den Text hinein, was meines Dafürhaltens nicht darin
enthalten ist.
3 Es ist sehr unwahrscheinlich, daß der König der Königin von Saba, die
davon viel mehr besaß als er selbst, Gold und Edelsteine pfundweise geschenkt haben
sollte. Das Mu Tien-tse cliuan schreibt dafür O^ä^W^,!^- Die Lücke Q
ist im Tu shu chi c'heng in dem Artikel über Se Wang Mu, fS if^ ^^ ^^ jfllÖ
WÄ 222 durch Q ausgofilllt. Wir würden dann "300 Rollen weiße Seiden-
bänder.' zu übersetzen haben. Diese Lesart ist vorzuziehen.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 165
»Wenn auch weiß bewölkt der Himmel,
Ragen durch doch Berg und Hügel.
Ist der Weg auch viele Meilen,
Trennen uns auch Berg' und Flüsse,
Hoff' ich doch, du wirst nicht sterben
Und noch einmal wiederkehren, <>
Ihr antwortete darauf der Himmelssohn:
»Heimwärts eil' ich in das Ostland,
Eintracht dort im Reich zu stiften.
Wenn das ganze Volk im Frieden,
Werd' ich wieder zu dir kommen.
Eh' drei Jahre um sind, kehre
Ich zurück in deine Wüste.«
Die Königin -Mutter von Saba sprach darauf zum Himmelssohn noch
folgende elegische Strophen:
»Seitab in dies Westland' führte
Dich dein AVeg, hier machtest Rast du,
Wo in Rudeln Tiger, Panther
Schweifen, Krähn und Elstern nisten.
Ich bin eine Kaisertochter!'
Was ist jenes Volk dagegen!
Dennoch werd' ich dich verlieren,
AVillst von edler Pflicht nicht lassen.
Flöten, blast, und spielet, Pfeifen!
Übertönt des Herzens Pochen !
Ach! des Volkes Söhne können
Gläubig auf den Himmel hoffen.«'
1 Hier weichen alle Texte voneinander ab. Pi Yuan schreibt ^fB.'fR?^^
J-, das MuTien-tse chuan :|[^^ und das Tu-shu-chi-cheng j:[^ ^•
2 Hier hat Pi Yuan unzweifelhaft den vollen und richtigen Text: ^|^ ^j^
'^-^, wodurch erst das ganze Gedicht Sinn erhält. Im Mu Tien-tse chuan ist
das -^ ausgefallen und dadurch eine Silbe im Verse zu wenig. Im Tu shu chi
c'heng steht *^^C' '^^^ keinen Sinn gibt.
166 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
Hierauf zog der Himmelssolin weiter und bestieg den »Berg des
Sonnenuntergangs«. Einen Bericht über seine Reise ließ er in einen Felsen
dieses Berges einhauen. Auch ließ er ein Tablett aus Huaiholz anbringen,
auf welchem geschrieben stand: »Berg der Königin -Mutter von Saba«.
Das Mu T'ien-tse chuan ist eine legendenhaft ausgeschmückte Be-
schreibung der Reisen des Königs Mu. Die Schilderung des Besuchs bei
der Königin von Saba macht nicht den Eindruck einer reinen Erfindung;
er könnte in ähnlicher Weise stattgefunden haben. Die Königin wird
durchaus nicht als ein übernatürliches Wesen oder als ein Dämon dar-
gestellt wie im Shan -hai-king und späteren taoistischen Schriften. Die
Geschenke, welche Mu Wang der Königin macht, zeichnen sich durch ihre
Einfachheit aus. Während die Häujjtlinge der Stämme, durch deren Gebiet
der König gezogen ist, angeblich Silber, Gold und Perlen haufenweise von
ihm als Gegengeschenk für gelieferte Naturalien erhalten haben, empfängt
die Königin seidene Bänder. Mu Wang hatte vielleicht auch sehr richtig
berechnet, daß Seide, die in älterer Zeit in Griechenland und Rom so teuer
war, daß selbst Fürsten sich scheuten sie zu kaufen . für die Königin viel
wertvoller war als Gold und Edelsteine, die in ihrem Lande so reichlich
vorhanden waren.
Der Besuch fand jedenfalls in Mareb, der Hauj)tstadt von Saba, dem
Mariaba der Alten, statt. Als etwas Besonderes wird erwähnt, daß der
König der Königin ein Festmahl am »Jaspisteiche" gab. Dieser Teich
spielt in den Mythen von der Göttin Se Wang Mu eine bedeutende Rolle.
Das Vm^ in J^^/[|l »Jaspisteich« bedeutet im Chinesischen nur einen
kleineren See, Weiher oder Teich, namentlich aber auch ein künstlich an-
gelegtes Reservoir oder Bassin. Der Ausdruck J^ Jaspis ließe sich auf
die grüne Farbe des Wassers, oder aber auf jaspisartige, bunte Steinver-
zierungen der Ummauerung beziehen. Mit dem »Jaspisteich« könnte
sehr wohl dei- berühmte Wasserbehälter von Mareb, der »große Teich der
Sabäer« gemeint sein, wie ihn Niebuhr nennt. Dies war ein zwischen zwei
Bergen angelegtes und mit Schleusen versehenes großes Wasserbassin, das
Ich möchte vorschlagen, den zweiten Vers des letzten Gedichts in folgender
Weise^umzustellen: ^m^:^^^^^^^. M ^^ S, X »
^« -V^ , wodurch die im Text feldende Symmetrie hergestellt und der Sinn sehr
gewinnen würde.
Fokke: Mu Waiig und die Königin von Saba. 167
zur Bewässerung des Sabäerlandes diente. Die Nationalwohlfahrt des ganzen
Landes hing so sehr davon ab, daß der Durchbruch des Dammes von
Mareb, der nach arabischer Auffassung den Ruin des Landes zur Folge
hatte, später der Ausgangspunkt einer chronologischen Epoche wurde. ^
Die vorzügliche Bewässerung des Sabäerlandes war den Chinesen , wie wir
gesehen haben, wohl bekannt.
Der Toast in A'ersen, den die Königin auf ihren Gast bei dem Fest-
mahl ausgebracht haben soll und den dieser prompt erwiderte, wird wohl
eine spätere Erfindung sein. Man muß zugeben, daß sie der Situation gut
angepaßt sind. Nach den Versen zu urteilen müßte die Königin von Saba
für den Himnielssohn eine starke Neigung empfunden haben. Sollte sie
eine Art Kleopatra gewesen sein, deren Herz nicht nur für König Salomo,
sondern auch für König Mu so heftig schlug, daß, um es zu übertäuben,
sie Flöten und Pfeifen blasen lassen mußte? Ganz so offen, wie es nach
Pauthiers Übersetzung scheinen könnte, hat sie dem König allerdings nicht
ihre Neigung kundgetau. Dieser läßt sie sagen: »Cum filio non mors;
Uxorem duc; deinde poteris revertere« und in seiner französischen Über-
setzung etwas freier: »Prince, epousez une princesse, Et vous pourrez alors
retourner sur vos pas.«^
Im Mu TMen-tse chuan folgt das zweite Gedicht der Königin nicht
wie in Pi Yuans Text direkt auf das erste, sondern Mu Wangs Reise zum
Berg des Sonnenuntergangs liegt zwischen beiden. Danach würde der
König, bevor er seine Heimreise antrat, noch einmal sich von der Königin
verabschiedet haben, wobei dann das letzte Gedicht gesprochen wäre, vor-
ausgesetzt, daß es überhaupt je gesprochen und nicht später erst gedichtet
worden ist, was wahrscheinlicher ist. ^^ jJLl bedeutet eigentlich einen
Berg, der die Sonne verdeckt. Es ist der Berg am Ende der Welt im
äußersten Westen, worin nach chinesischer Annahme die Sonne untergeht.
Die Königin von Saba wohnt also nach dieser Darstellung nicht selbst auf
dem Berge, dem Mu Wang ihren Namen gab, denn er mußte von der
Königin noch weiter reisen und ihn besteigen.
Die Reisebeschreibung berechnet den Aufenthalt des Königs Mu am
Hofe von Saba nur auf einige Tage. Das erscheint sehr wenig wahrschein-
lich nach einer so beschwerlichen und langen Reise, wie er hinter sich
hatte. Viel glaubwürdiger klingt die erwähnte Notiz des Shi-chi, wonach
es dem König bei Se Wang Mu so gut gefiel , daß er die Rückkehr ganz
vergaß. Danach würde er längere Zeit in Saba verweilt haben. Erst unter
dieser Voraussetzung würde es erklärlich sein, daß der Königin der Ab-
schied schwer wurde. Ich möchte auf diesen Aufenthalt in Saba auch eine
Stelle im Lieh Tse beziehen , wonach der König Mu auf seinen Reisen nach
Norden das Geisterland erreichte, wo er drei Jahre blieb und die Rück-
» Ritter, Erdkunde Bd. XII, S. 75 ff.
2 Pauthier, La Chine S. 97. Die Stelle lautet: i|f^-^ ÄE ^^faJIÄ Ü
^fcC »Hoff' ich doch, du wirst nicht sterben und noch einmal wiederkehren».
168 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
kehr ganz vergaß. Nach seiner Heimkehr nach China wurde er noch
monatelang von Sehnsucht nach diesem Lande verzehrt.^ Mu Wang hätte
sich also drei Jahre im glücklichen Arabien, das als Vorbild für das Elysium
der chinesischen Mythologie gedient hat, aufgehalten.
Ob Mu Wang von Saba aus noch nach Abessinien gelangt ist oder
ob er von diesem Lande nur in Saba gehört bzw. einige seiner Produkte
dort kennen gelernt hat, steht nicht fest. Man sieht nicht recht ein, wes-
halb der König auf dein Berge des Sonnenunterganges ein Tablett mit der
Inschrift »Berg der Königin- Mutter von Saba« anbringen ließ, wenn dieser
Berg im eigentlichen Sabäerlande in der Nähe der Residenz der Königin
lag, denn daß die dortigen Berge zu ihrem Reiche gehörten, war selbst-
verständlich. Sehr viel mehr Sinn würde das Tablett haben, wenn der
besagte Berg im abessynischen Hochland gelegen hätte, das der sabäischen
Herrschaft als Kolonie nur indirekt unterworfen war.
Nach den Bambusannalen soll die Königin von Saba den Besuch des
Mu Wang noch in demselben Jahre, in welchem er in Saba erschien, er-
widert haben und in dem Chou-kung- Palast bewirtet sein. Das ist aus
verschiedenen Gründen unmöglich. Die Reise von China nach Arabien und
von dort nach China könnte nicht innerhalb eines Jahres stattgefunden
haben. Daß überhaupt eine Frau eine derartig mühevolle Reise unter-
nehmen sollte, ist nicht anzunehmen. Ich halte die Notiz für eine ten-
denziöse Erfindung aus der Zeit, wo Se Wang Mu bereits zur Göttin ge-
worden war. Schon im neunten Regierungsjahr des Kaisers Shun (2255
bis 2205 V. Chr.) soll nach Angabe der Bambusannalen und anderer Quellen
Se Wang Mu bei Hofe erschienen sein und, wie der Kommentar hinzufügt,
Jaderinge als Geschenk gebracht haben. Andere Quellen sprechen auch
von einem Edelsteingürtel und einer Landkarte, die dem Kaiser Shun von
Se Wang Mu zum Geschenk gemacht wären. Auch der mythische Kaiser
Huang Ti soll in ähnlicher Weise von ihr beschenkt sein.^ Im Han Wu
Ti nei chuan (3. Jahrhundert n. Chr.)' wird sogar der Besuch der Se Wang
Mu bei dem Kaiser Han Wu Ti der Han -Dynastie beschrieben, dem sie
als eine wunderschöne Frau erschien. Wie durch das Erscheinen des Kilin,
des Feng- huang und anderer glückverheißender Omina, denen die Chinesen
so großes Gewicht beilegen, so soll auch durch den Besuch der Göttin die
Regierung des betreffenden Fürsten , dem sie erschienen, als eine besonders
segensreiche und dieser als ein Liebling der Götter gekennzeichnet werden.
Als historisch sind diese glücklichen Zeichen und himmlischen Kund-
gebungen nicht zu betrachten.
Fassen wir nun das Ergebnis unserer Untersuchungen kurz zusammen,
so ergibt sich daraus folgendes Resultat.
Der König Mu der Chou-Dynastie, welcher von 1001 — 946 v. Chr.
regierte, war ein sehr energischer Herrscher, voll Unternehmungslust und
1 Lieh Tse V, 8.
t^fi Kap- IX, S.L
M^^P^M ^^Sl- Wylie, Notes S. 153.
Forke: Mu AVaiig und die Königin von Saba. 169
Tatendrang. Seine Hauptleidenschaft war das Reisen. Er hatte den
glühenden Wunsch , die ganze Welt zu durchforschen. Zugleich zeigte er
eine starke Hinneigung zur Magie und wünschte die Gefilde der Seligen
zu entdecken. Im Jahre 985 unternahm er eine große Entdeckungsreise
in den äußersten Westen und kam in das Land der Se Wang Mu. Gerade
zu jener Zeit lierrschte im fernen Westen die Königin von Se-ba (Saba)
in Südarabien, llir glänzender Hof und ihr blühendes Reich scheinen die
elysischen Gefilde zu sein, welche Mu Wang auf seinen Reisen besucht
haben soll und die von der chinesischen Volksphantasie später weiter aus-
geschmückt sind. Se Wang Mu bedeutet: Königin -Mutter von Se = Seba
(Saba) nach üblicher chinesischer Verkürzung. Die Tatsache, daß diese
Reise wirklich stattgefunden hat, ist durch alte Quellen aus den ersten
Jahrhunderten v. Chr. gut bezeugt.
Im Shan-hai-king, Lü-shih-ch'un -ch' iu und Huai Nan Tse wird
das Land der Se Wang Mu beschrieben als •> wohlbewässerte Wüsteninsel«,
als ein westlich vom Flugsand, d. h. der arabischen Wüste, nahe am Meere
gelegenes Goldland, nördlich von welchem Kaukasier mit weißer Hautfarbe
wohnten. Nach den Annalen der Han- Dynastie liegt dieses Land am Rande
der Wüste, im Westen von Kleinasien, nicht weit vom Toten Meer und
Syrien.
Die Königin von Saba herrscht nicht nur über das Stammland der
Sabäer, Arabiafelix, sondern auch über das K'un-lun- Gebirge (Kollo),
das Hochland von A])essinien. Dieses wird durch drei Terrassen mit ver-
schiedener Kultur: das »Dickicht«, den »Obstgarten« und das »Hoch-
plateau« gebildet. In den Quertälern und Schluchten strömen die Wasser
von den drei Terrassen herab.
Die Fauna des Sabäerreichs einschließlich Abessiniens besteht in Ele-
fanten, Rhinozerossen, Giraffen, Zebras, gefleckten Hyänen und V'ierhorn-
antilopen. An Vögeln giebt es Strauße, die König Mu ihrer Federn wegen
jagen ließ, Zwergpapageien, Wachteln und Flamingos. Als Insekt wird
erwähnt die Tsetsetliege ; zu den Ptlanzentieren gehört die weiße Stein-
koralle. Das Pflanzenreich ist vertreten durch eine Art Sandelholz, Quitten,
Holzäpfel, den Kät- Strauch, Putschuk und eßbare Wasserlinsen. Im Mineral-
reich werden namhaft gemacht: Gold, Silber, Eisen und Bleiei-ze, Berg-
krystall, Chalzedon, Karneol, wovon Mu Wang einen Stein trug, Jaspis
und grüne Edelsteine (Smaragde).
Mu Wang machte die Reise zu Wagen über Land mit großem Gefolge.
Dazu gehörten auch einige Sekretäre, welche seine Reiseerlebnisse auf-
zuzeichnen hatten. Im Jahre 978 v. Chr. ließ der König von einem Historio-
graphen die Geschichte seiner Erlebnisse ausarbeiten. Diese hat vermut-
lich den späteren Werken, welche auf uns gekommen sind, als Haupt-
quelle gedient.
Auf der Reise passierte der König Damaskus, wo er ein Damaszener
Schwert erhielt. In Saba gefiel es ihm so sehr, daß er dort längere Zeit
verweilte, ohne an die Rückkehr zu denken. Während seines Aufenthalts
in Saba fand ein Festmahl, an dem die Königin teilnahm, am Jaspisteiche
170 Forke: Mu Wang und die Königin von Saba.
statt, worunter vielleicht der berühmte, künstliche Bewässernngsteich in
der Hauptstadt Mareb zu verstehen ist.
Der Einfluß der Reise des Königs Mu auf das chinesische Kultur-
leben scheint kein sehr tiefgehender gewesen zu sein. Ein Verkehr wurde
dadurch zwischen den beiden Völkern nicht angebahnt. Die Entfernung
war zu groß und die Fährnisse und Schwierigkeiten der langen Reise so
mannigfach, daß nur großer Wagemut und Abenteuerlust, wie sie sich bei
Mu Wang fanden, sie überwinden konnten. Nur die chinesische Älvthologie
scheint durch die Reise reichlichen Stoff zu Mythenbildungen erhalten zu
haben. Die Göttin Se Wang Mu und der Götterberg K'iui-lun mit den Un-
sterblichen, Geistern und Genien, seinen Edelsteinen, Korallen und anderen
Kostbarkeiten, seinen herrliche Früchten und der aus Bleierz gewonnenen
»Roten Tinktur'«, deren Genuß ewiges Leben verleiht, sind nichts anderes
als die Königin von Saba und das Hochland von Abessinien in poetischem
Gewände, Giraffe und Strauß werden zum Ki-lin und Feng-huang, das
Manna der Wüste zur Speise der Götter und Genien. Möglicherweise sind
auch in der chinesischen Alchimie und Magie, von der wir schon im
ältesten Taoismus Spuren finden, arabische Einflüsse tätig gewesen.
Pauthier sagt, daß Mu Wang von seiner Reise geschickte Künstler
mitbrachte, durch die er in China Paläste und Gärten anlegen ließ.- Da-
durch müßte der fremde Baustil in China Eingang gefunden haben. Für
diese Behauptung bieten die chinesischen Quellen keinerlei Anhalt, sie be-
ruht auf einem gänzlichen Mißverstehen einer Stelle im Lieh Tse V, 12.
Darin ist von Künstlern, die dem König ihre Dienste angeboten hätten,
gar nicht die Rede, sondern es wird von einem Älechaniker gesprochen,
der dem König einen Automaten vorführte, welcher gehen, tanzen und
singen konnte und dann auseinandergenonunen wurde. Diesen Mechaniker
traf der König an der Grenze von China. ^
Zum Schluß noch einige Worte über die Erklärung des Namens Se
Wang Mu durch namhafte neuere Sinologen. Schon chinesische Gelehrte
haben begreiflicherweise daran Anstoß genommen, daß Mu Wang eine
Göttin besucht haben soll; denn als Name einer Göttin ist der Ausdruck
Se Wang Mu allgemein bekannt. Sie haben daher das Wort anders zu
erklären versucht, nämlich als Name eines Reiches oder eines Landes. Diese
Erklärung ist von Legge*, Mayers, Eitel und Chavannes akzeptiert. Wenn
diese Bedeutung in einem Texte nicht genau paßt, so suppleiren sie Worte
wie »Boten«, «Bewohner«, »Herrscher«, »Häuptling«. ]\Iayers ' hält es sogar
für möglich, daß Se Wang Mu mit der »König Mu ("ffl) des Westens«
zu übersetzen sei. Hätte diesen Forschern das ganze von mir gesammelte
Quellenmatei-ial vorgelegen, so wären sie vielleicht anderer Meinung gewesen.
^*
Pauthier, La Chine S. 95, 99.
Vgl. Faber, Licius S. 124.
Legge, Shuking, Prolegomena S. 114, 1.^0.
Mayers, Manual Nr. 572.
Forke: Mu Wang und die Königin von Saba. 171
Se Wang Mu wird allerdings vereinzelt als ein geographischer Begriff
gebraucht. Die Hauptstelle kommt im Erh-ya Kap. X vor und lautet:
»Ku-chu, Pei-hu, Se Wang Mu und Jih-hsia nennt man die vier Einöden.«^
Se Wang Mu ist hier einfach elliptisch gebraucht für das »Land der
Se Wang Mu«, d.h. der Königin von Saba, ebenso wie gleich darauf im
Erh-ya gesagt ist: »Die neun I-, die acht Ti-, die sieben Jung- und die
sechs Man -Barbaren nennt man die vier Meere ^'< was nichts anderes be-
deutet, als daß die Länder dieser Volkerschaften als die vier Meere
= Wüsteneien bezeichnet werden.
Unrichtig ist es aber aus Se Wang Mu einen Barbarenhäuptling zu
machen und noch obendrein zu beliaupten , daß weder in der Reisebeschrei-
bung des Königs Mu noch in irgendeinem anderen alten Texte irgendein
Hinweis enthalten sei, daß Se Wang Mu eine Frau wäre.^ Sollte wirklich
der Häuptling irgendeines wilden Stammes das Urbild einer der lieblichsten
Göttinnen des chinesischen Pantheons gewesen sein? Eitel würde seine Be-
hauptung wohl kaum aufrecht erhalten haben, wenn ihm der Text des Mu
T'ien-tse chuan in der von Pi Yuan überlieferten Form bekannt gewesen
wäre. Danach sagt Se Wang Mu v^on sich selbst: »Ich bin eine Kaiser-
tochter.« Die beiden Gedichte können ihrem Inhalt nach nur von einer
Frau gesprochen sein.
Die Behandlung, welche Mu Wang den Häuptlingen andei-er Stämme
zuteil werden läßt, ist durchaus verschieden von der Art, in weicher er
der Se Wang Mu gegenübertritt. Jene behandelt er mit herablassender
Huld, diese dagegen wie eine ihm gleichstehende Fürstin mit der größten
Hochachtung. Er tritt ihr wie ein Vasall entgegen.
Bei den Häuptlingen, mit welche Mu Wang in Berührung kommt,
ehe er Saba erreicht, wird regelmäßig zuerst der Name des Stammes ge-
nannt, dann der Name des Häuptlings, der kurzweg als K »Mensch«
bezeichnet wird.* Wäre Se Wang Mu auch ein solcher Häuptling, so
3 Eitel in China Review, Bd. XVII. S. 233.
* ^}^^=f^^MZAMitm^m -Am Clna-hsü-T.,ge
gelangte er zu den Ch'ih-wu. Ihr Häuptling Ch'i machte ihm 1000 Gallonen Wein
zum Geschenk.«
Hsin-sse- 1 age gelangte er in das Land der T'sao-nu. deren Häuptling Hsi für den
Himmelssolm ein Bankett am Yamjfliiß gab.«
^mrm ^i'-ituo zAmmm^^=f-Mm
~^ J^ "Im I.Monat des Herbstes, am Ting-Yu-Tage zog der Himnielssohn
nordwärts zu den Q Q deren Häuptling Ch'ien Shih für ihn ein Bankett am
Yü-ling gab."
^ffp^ -Der Himmelssolm bestieg den T'ithberg, dann ließ er die Opfer-
172 Forke: Mu Waiig und die Königin von Saba,
würde nach dem im Chinesischen streng beobachteten Gesetz des Paralle-
lismus eine ähnliche Ausdrucksweise notwendig sein. Bei dem Besuche in
Saba ist dagegen nur von Se Wang Mu die Rede, und es wird kein Häupt-
ling noch besonders namhaft gemacht. Während jene HäuptHnge alle dem
MuWang untertänigst Geschenke darbringen itjr, welche dieser huldvollst
durch andere erwidert ^, die jene demütig knieend entgegennehmen ^
^, ist bei Se Wang Mu die Sache umgekehrt. Hier ist es Mu Wang,
welcher zuerst ihr Geschenke darbringt, die sie mehrmals sich verneigend
annimmt, aber nicht erwidert. Von jenen Häuptlingen wird berichtet, daß
sie dem Mu Wang zu Ehren Festgelage gaben, in Saba gab umgekehrt
Mu Wang das Bankett für die Königin.
Was hätte wohl Se Wang Mu , wenn es ein Barbarenhäuptling wäre,
mit seidenen Bändern anfangen sollen? Warum erhielt er nicht Gold, Perlen
und p]delsteine wie die anderen? Es war eine Frau, für welche seidene
Bänder von Wert waren. Das Shan-hai-king hebt, wie wir gesehen haben,
ihren weiblichen Kopfputz noch besonders hervor.
Übrigens liegt nicht mir der Beweis ob , daß Se Wang Mu eine Frau
war, sondern wer das Gegenteil behauptet, hat die Beweislast. Prima facie
wird jeder Se Wang Mu mit »Königin-Mutter des Westens« übersetzen, und
es wäre nachzuweisen, daß diese Übersetzung unrichtig und zu den Quellen
in Widerspruch steht.
Chavannes' Annahme, daß die Reise Mu Wangs zu Se Wang Mu
eine aus der Provinz Shensi stammende Legende sei ', die erst später mit
Mu Wang in Verbindung gebiaclit wurde, ist eine speziell auf das Shi-chi
zugeschnittene, meines Dafürhaltens unnötige Hypothese. Sie soll erklären,
weshalb die Reise in den Ch'in- und nicht in den Chou-Annalen erwähnt
ist. Alle anderen älteren Quellen werden nicht genügend dabei berück-
sichtigt, und sie reicht nicht aus, um die mannigfachen Überlieferungen über
den König Mu, seine Reise, den Besuch bei Se Wang Mu und ihr Land
in befriedigender Weise zu erklären.
gefäße fortnehmen und dem Häuptling der I-lü,\Ven K'uei geben, der sie knieend
und unter Verbeugungen empfing.-
Ml^^A*#7ir|JCM-®WlS "Der Häuptling der Yin-
lian, Wu Fu, machte lOO vorzüghche Pferde zum Geschenk." INIu TMen-tse chuan
II , 3 ff. Man vergleiche iiiermit den Text der Begegnung des Mu Wang mit Se
Wang Mu.
1 Chavannes, Memoires Historiques Bd. II, S. 6, Anm.
173
Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen, Gre-
schichte der Ostmongolen, im Vergleiche mit dem
mongolischen Urtexte.
Von E. Haenisch.
IN achstehende Arbeit ist ein V^ersuch, die chinesische Redaktion des Sanang
Setsen ^^ l!^ VM */nti » über welche Fr. Hirth in den Sitzungsbei'ichten
der Kgl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1900 S. 195 ff. spricht,
mit dem mongolischen Original zu vergleichen. Denn als Original ist der
mongolische Text, wie Fr. Hirth auch betont, sicherlich zu betrachten.
Schon im Vorworte des chinesischen Werkes steht , daß der Kaiser KMen-
lung eine Übersetzung des mongolischen Textes habe herstellen lassen. Aber
auch die Vergleicluing der beiden Texte gibt Beweise für die Originalität
des mongolischen Schriftstellers der chinesischen Redaktion gegenüber:
diese hat an manchen Stellen eine ganz offenbar falsche Auffassung ihrer
Vorlage gehabt. So bringt sie manchmal ganze Satzteile, die sie übersetzen
sollte, als Namen in Transkription. Im nachstehenden sind einige Beispiele
dieser Erscheinung zu finden. Der Zweck der Arbeit aber ist nicht die
Führung des Originalitätsbeweises: ich habe die Lösung der Frage versucht,
ob der mongolische Text, so wie ihn uns I. J. Schmidt in seiner Peters-
burger Druckausgabe von 1829 bietet, dem chinesischen Übersetzer vor-
gelegen haben kann. Schmidt verrät uns ja leider seine Quelle nicht; aber
nach den mannigfachen, manchmal bedeutenden Abweichungen, die ich
zwischen den beiden Texten habe feststellen können, bin ich zu der Über-
zeugung gelangt, daß der chinesische Übersetzer nicht dieselbe Redaktion
des mongolischen Werkes vor sich gehabt haben kann, welche Schmidt
herausgegeben hat.
Die Arbeit bringt nur einen kleinen Teil der beiden Texte in Ver-
gleichung\ den Abschnitt vom Anfange der mongolischen Geschichte bis zur
Thronbesteigung Cinggis-Hagans, d. i. S. 56 — 70 der Schmidtschen Text-
ausgabe und S. 1 — 11 des 3. Buches der chinesischen Übersetzung. In diesem
Bereiche habe ich in fortschreitender Reihenfolge die schwierigen Stellen
der beiden Texte nebeneinander gebracht und aneinander zu erklären, be-
sonders aber alle Abweichungen festzustellen gesucht.
Eine willkommene Unterstützung haben mir in vielen Fällen das mon-
golische Altan Tobci und das tibetische Hör c'os byung gewährt, ersteres
^ Eine vollständige Vergleichung hoffe ich später folgen zu lassen.
174 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
in der Ausgabe Petersburg 1858 (die Übersetzung dazu war mir, wegen
Unkenntnis der russischen Sprache, leider nicht zugänglich); das zweite in
der Textausgabe mit Übersetzung von G. Huth, Straßburg 1892 — 1896. Der
chinesische Text, der sich in keiner öffentlichen ßil)liothek des Deutschen
Reiches vorfindet, stammt aus dem Privatbesitz des Hrn. Professor Grube
und ist mir von diesem freundhchst zur Verfügung gestellt worden.
Die verglichenen Stellen habe ich nach der betreffenden Seitenzahl
zitiert. Die Ziffer hinter dem Komma bedeutet für Sanang Setsen und Altan
Tobci die Zeile, a und b die erste und zweite Seite des chinesischen Blattes.
Hör c'os byung ist nur in der Übersetzung zitiert.
Vom Anfange der mongolischen Geschichte bis zur Thronbesteigung
Cinggis-Hagans.
Sanang Setsen 56, 1:
Der einleitende Satz des mongolischen Textes: Tegün-etse Monggol-un
gadsar-a had-un uruJc delgereksen anu Jcemebesü, welchen Schmidt über-
setzt: »Nun ist zu erzählen, wie im Lande der Mongol sich der Fürsten-
stamm ausgebreitet hat«, fehlt im Chinesischen.
Der König Seger Sandalitu IIni;an Tül Elisen wird in der chinesi-
schen Redaktion 1, a aufgeführt als j^ ^^ 4^- ^ f j© "^"h > also in der tibe-
tischen Form seines Namens ^^'^ |^ '^'5'3j H , welche wie der mongolische
Name bedeutet: »Der auf dem Nacken thronende Edle» vgl. auch die Version
im Altan Tobci S. 3 «küisüg'ün Sandalitu Hagan» d.i. »der König, der einen
Hals als Thron hatte«. Er war der erste König von Tibet. Von seiner
Erhebung auf den Tiiron erzählt Sanang Setsen 22, 12, kümün-ü kätsügün-e
nrgudju bürün tsasutu Sambu-in agula deger-e gamgat, daß man ihn dabei
auf den Hals eines Mannes erhoben und auf den Schneeberg Sambu ge-
tragen habe.
Sandali ist das Sanskritwort für »Thron ■<, ents])rechend dem mongo-
lischen sirege, dem tibetischen ß k'ri, gesprochen t'i, im Chinesischen
wiedergegeben durch 4äp.
Chines. 1, a gibt dem Namen des Königs Dalai Subin Arn Altan
Siregetü Han die tibetische Form 'g.Ü#^tS = ^^^'^■^'^^'^'
der Edle auf dem goldenen Throne, wovon Altan Siregetü Han eine Über-
setzung ist.
Altan Tobci hat: Alta7i Sandalitu Hagan.
Der Name des Ministers Longnam ist ebenfalls tibetisch = ^ ^'^ ,
chinesisch [^ ^ftj ^ , im Altan Tobci nicht erwähnt.
Es heißt von dem eben erwähnten Könige:
Gser-k'ri-btsan-po-han wurde von seinem Minister Blo-ngan durch
eine Empörung vom Throne gestürzt.
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 175
Sanang Setsen 56, 3
hat: Dalai Subin Arn Altan Siregetü Han Tcemeküigi Longnam neret'ü tüSimel
anu haragadju hagan oron-a saguksan dur . . .
=: Den König Dalai Subin Am Altan Siregetü tötete ein Minister
namens Longnam und setzte sich selbst auf den Thron.
Die Stelle des Sanang Setsen 56, 6: tere Gowangbo-in ulus-i ülü
itegeksen, Schmidt: »Da er dem Volke von Gungbo nicht traute . . .«
fehlt im Chinesischen.
Die chinesische Redaktion 1, h, gibt den mongolischen Namen Olon-a
ergükdehsm ins Chinesische übersetzt durch J\^ ^ G|j- 1i^^ ^ wiedei'.
Sanang Setsen 56, 10:
. . . eise inaksl da eSi teden ügüleksen dilr . . . »Er erzählte ihnen seinen
Ursprung {esi) von . . .«
Die chinesische Redaktion 1, h sagt nur . . . ^K*^ ^1 ^= (^'^ "^'"i"
ihn nach seiner Herkunft 'mT fragte) »führte er sie hinauf bis zu« . . .
Auf Seite 1, h finden sich im chinesischen Texte zwei Druckfehler
bei der Wiedergabe des Namens Tamatsak, einmal U^S'fH^fy^' '^^^
andere Mal ^^%% statt ft^^^ («^^<^^ %%)'
Chines. 1, h:
Diese Stelle hat Schmidt im mongolischen Texte ausgelassen {:= tegünü
kühegün Horitsar). In der Übersetzung hat er die Stelle indessen richtig
durch »dessen Sohn Horitsar Älergen« wiedergegeben.
Auch Altan Tobci 4 hat: tegünü kühegün Horitsal Mergen.
Altan Tobci zeigt unter den Namen der Könige einige erheblichere
Abweichungen von Sanang Setsen, die eine Vergleichung des Stammbaumes
rechtfertigen. Ich stelle Sanang Setsen, Altan Tobci und Hör c'os byung *
nebeneinander. Die chinesischen Formen, welche sich genau dem Sanang
Setsen anschließen, lasse ich hier beiseite:
Der Stammbaum von Bürte Cinö abwärts:
Sanang Setsen Altan TobM Hör c'os byung
Bürte Cinö Bürte Cino Porta C'ino
Bidetse-han, Bides-han Badai Tsagan Bät'woc'ägan, Bät'wosasa-
han
Tamatsak Temücin T'amac'ig
Horitsar Mergen Horitsal Mergen Hörac'ir Mergen
Agudjim Bugurul Ugdsam Bugurul Agwocim Pogworol
Sali Haldjigu Sali Galdsagu Sali GalcigwO
Nige Nidün Yeke Nidün Yehe Nidun
Samsuci Sam Suci Samsuji
1 In diesem die Transkription aus dem Tibetischen nach der Schreibung
Ruths.
176 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Sanang Setsen Altan Tobci Hör c'os byung
Hali Harcu Sali Galdsagu Hali Harc"^wO
Bördjigetei Margen Bordjigitai Mergen Borjigitai Mergen
Torgaldjin Bayan Torgaldjiri Bayan TwOralcin Päyan
Doo-a Sohor, Dobo Dowa Sohor, Dobo Twobo Sohor, Twobon
Mergen Mergen Mergen.
Schon der Name des ersten Nachkommen von Bürte Cino differiert
in den drei Texten. Der Schmidtsche Sanang Setsen zählt zwei Söline auf:
Bideshan und Bidetsahan. Schmidt liest Bides han = Konig der «Bede«,
was gewiß sinnentsprechend ist.^ Nach Analogie dieses Namens liest Schmidt
in dem Namen des Bruders auch das Wort han = Bidetse han. Hiergegen
haben nun Altan Tobci und Hör c'os byung einen Namen in der Zusammen-
setzung mit »tsagan« ^ weiß. Auch der chinesische Übersetzer faßt den
Namen in dieser AVeise auf, er schreibt >(^^J^^^^J~* Pi-t'a-ch'a-Jcan.
Ich halte demnach die Schmidtsche Auffassung, zu welcher er jedenfalls
durch erwähnte Analogie und das Fehlen der beiden diakritischen Punkte
in seiner Vorlage bestimmt wui-de, nicht für richtig und lese Bide Tsagan.
Im nächsten Gliede finden wir im Altan Tobci eine Abweichung von
Sanang Setsen und dem tibetischen Werke. Tamatsak und T'amacig ent-
sprechen einander. Demgegenüber hat Altan Tobci den Namen Temücin,
welcher ja später als Rufname des Cinggis Hagan wiederkehrt. P^ntweder
liegt hier ein einfacher Schreibfehler vor, oder der Verfasser des Altan
Tobci hat den Namen Tamatsak in der türkischen Version vor sich gehabt
— Aboul-Ghäzi schreibt Timiidj ^ — und dann aus Timädj Temücin
gemacht.
Eine weitere Abweichung zeigt das Altan Tobci in dem Namen
Ugdsam Bugurul gegenüber Agudjim Bugurul bei Sanang Setsen und
Agwocim Pogworol im Hor-c'os byung. Hierin sehe ich unbedingt einen
Fehler des Altan Tobci. Schwerer ist die Differenz zwischen den Formen
Nige Nidün und Yeke Nidün zu erklären. Ein Versehen auf einer Seite
ist hier nicht wahrscheinlich, denn jede Form gibt einen guten Sinn.
Nige Nidün heißt »Einauge-, Yeke Nidün = » Großauge«. Mir will die
zweite Form wahrscheinlicher erscheinen als der Name -Einauge". Wir er-
fahren nämlich fünf Glieder später erst von einem Fürsten Doa mit dem
Beinamen »der Blinde«, von welchem uns dann besonders erzählt wird, daß
er ^>manfflai dumda ffnktsa nidütei'^ gewesen sei, nur ein einziges Auge mitten
auf der Stirn gehabt habe. Auch Aboul-Ghäzi gibt den Namen in der
gleichen Lesart wie Altan Tobci und Hör c'os byung =z Yeke Nidün.'
Möglich wäre es auch, daß die Form Nige Nidün, wie sie der
Schmidtsche Sanang Setsen und die chinesische Redaktion bringen, auf
einem Lesefehler beruht, da die Worte yeke und nige in der mongolischen
Schrift leicht miteinander zu verwechseln sind. Doch das ist nur eine An-
1 Auch Hör c'os byung schreibt BätVosasa han; Altan Tob6i hat ihn nicht.
2 Siehe Aboul-Ghäzi, Histoire des Mongols et des Tatares. Ausgabe von
Desniaisons Tome II S. 63. Petersburg 1874.
Haenisch: Die cliinesische Redaktion des Sanang Setsen. 177
nähme, aus welcher man nicht etwa ohne weiteres den Schluß ziehen kann,
daß Schmidt und der chinesische Übersetzer denselben Di'uck benutzt haben.
Mit dem Namen Sali Haldsagu statt llali Harcu hat Altan Tobci sich
versehentlich wiederholt.
Die chinesische Unisclireibung des Namens Torgaldjin mit ^^[iR^'J
||h ^^^ Tu-la-Ie-tsin ist sehr ungenau. Es ist wohl anzunehmen, daß nach [I^iJ
ein Zeichen mit dem Lautwerte ko oder h^o ausgelassen ist, was auch aus
dem Yüan-ch'ao-mi-shi hervorzugehen scheint.
liier fehlt einmal der Name ^^w^^&^ als Subjekt zu dem
zweiten ^b.
Sanang Setsen 56, 18:
Doa Sohor-un kühegün anu Donoi , Doksin, 'Emnek , Erke kemekü her
Oirad-nn Ogelet , Bagattit, Iloit, Kergi'tt dürhen obok-tan holbai.
Schmidt übersetzt: »Die Söhne des Doa Sohor waren Donoi, Doksin
Enmek und Erke, welche die vier Stammväter der Oiradvölker Ögeled,
Bagatud, Holt und Kergüd wurden.«
Chines. 2, o sagt: Die Söhne des Doa Sohor waren . . .
mm
»sie alle (vier) begründeten die Ogelet usw. genannten vier Oirat
(Bundesstämme). «
Ich würde wie das Chinesische das Wort «dürhen'^ auf »Oirat<^ be-
ziehen = »von den Donoi, Doksin, Emnek und Erke genannten (kemekü
her) Söhnen des Doa Sohor stammen die Girat ab mit den vier Stämmen
(dilrbefi obok-dan) Ogelet usw. . . .
Dem Sinne nach kommt die Schmidtsche Übersetzung auf dasselbe
hinaus.
Sanang Setsen 56, 19:
tegiini Doa Sohor kemeksen siltagan inu manglai diimda gaktsa nidütei
bügetele , gurban negüri-in gadsar-a üdsen adjugu.
Schmidt übersetzt dies: »Dem Doa Sohor kam sein Name daher,
weil er in der Mitte der Stirn nur ein einziges Auge hatte, dessenunge-
achtet konnte er eine Entfernung von drei Zugstrecken übersehen.«
Ä i# ig'i # * 5f p W * 0 Ä f n :t + W - iJi B^ Ä
=^ Daß (^) dieser den Namen Doa Sohor erhielt, l)erulite ^ auf
dem Grunde ^, daß er mitten auf der Stirn ein Auge hatte, mit dem
er drei Zugstrecken weit sehen konnte.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 12
178 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sänang Setsen.
Sohor heißt »Der Blinde». Die Schmidtsche Übersetzung ist dem-
nach logisch richtiger, denn natürlich nur seiner Einäugigkeit, nicht der
Fähigkeit , mit einem Auge über eine weite Strecke zu sehen , verdankte
Doa seinen Beinamen.
Die chinesische Version lautet 2,6:
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, daß Wo-leh-t'u-na-t'eh
einer falschen Lesart Haldunat entsiiräche; doch unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daß ^i einfach ein Druckfehler für [J^ ist. In diesem Falle
wäre vor [ji ein Punkt zu setzen: »Zu der Zeit, da sie . . .«
Sanang Setsen 58, 2:
Tüireng Garudi-etse Tünygelih yuruhim urugu nigen bü/itk negüdel aisiii.
= Von Tüireng Garudi den Tünggelikbach abwärts ist ein Nomaden-
trupp zu sehen.
lii « WpS -i m ifii M +# a ?£ fff f « m^ is tf tI ^v
^= Ein Nomadentrupp, der von lüireng Garudi längs des Tünggelik
Guruliun westwärts zieht.
Hier ist 1. das Wort ^MrMA««=^ Bach nicht übersetzt, sondern zum Namen
gezogen und transkribiert, außerdem hat der Übersetzer hinzugefügt 'k^ [jtj
westwärts. Sollte er etwa urugu mit ürüne verwechselt haben?
C hin es. 2, b:
Bei Erwähnung des Horitai Mergen von den Hoyar Tümet ist es auf-
lallend, daß dem Namen des Volkes noch J^lhT zugefügt ist: pj^ ^t
Sanang Setsen 58,5:
Die Tochter der Baragucin Alung Goa wird bezeichnet als »cnÄ:
yosun-a türüJcsen« , was Schmidt wortgetreu übersetzt -auf reine Weise
geboren«. Dieselbe Stelle findet sich bei Kowalewski unter ariJc zitiert
mit der Übersetzung »ne d'une vierge-^.
Dei' chinesische Übersetzer hat 2, h eine ganz andere Auffassung. Er
scheint die Bedeutung der Worte nicht erkannt zu haben und hält arik
yosun-a für eine Ortsbestimmung:
=: Die in A-li-k'o -hu-siihi geborene Tochter.
Bei dieser Transkription lallt wieder die Silbe ■f^^ hu auf. Man
sollte etwa Su\\ yo erwarten. A'ielleicht hat der chinesische Übersetzer
hosun-a statt yosun-a gelesen und aus diesem Grunde den Sinn der Worte
nicht erkannt. Jedenffdls ist die Schmidtsche Übersetzung inhaltlich richtig.
Davon zeugt die Parallelstelle des Altan Tobci 5, 3 , welche gleichfalls von
Haenisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 179
einer wunderbaren Geburt der Alung Goa erzäiilt. ^narvas usun dotor-a
tiirüksen» z= »im (aus) Narvaswasser geboren« wird sie genannt. Sollte
?iarvas vielleicht die mongolische Transkription eines Sanskritwortes sein?
Sanang Setsen 58, 7:
der-e nigedün lionugat.
Schmidt: (ein Wesen), »welches das Kopfkissen mit ihr teilend
übernachtete«.
nigetkü heißt »vereinigen«, dere »das Kopfkissen«, dere nigetün = das
Kopfkissen zu einem gemeinsamen machend = gemeinsam benutzend.
Chines. 3, a hat einfach |pi ^ 4^ |j^ "Er schlief mit ihr zu-
sammen.« Es scheint demnach, als habe der Ubei\setzer hier tere (jener)
für dere gelesen.
Altan Tobci hat die Erzählung gar nicht, Hör c'os byung nur in freier
Wiedergabe.
Nicht genau entsprechen sich folgende Stellen:
Sanang Setsen 58,8:
abisun nilküt-tegen ügüledjü yahun atala, gaktsagar yabuksagar . . .
gurhan kübegün türübei.
Schmidt: (Diesen Traum) erzählte sie zum öfteren {yabun) ihier
weiblichen Umgebung und siegebar im Witwenstamle (gaktsagar yabuksagar
= alleinlebend) drei Söhne ...»
Dann erzählte sie es, ihre Schwägerinnen und ihre Frauen wußten
darum, und nachdem es längere Zeit so gegangen wai-, gebar sie ...
Sanang Setsen 58, 10:
eme kübegün gaktsagar adju türüküi yosun buyu.
= Daß eine Frau alleinlebend Kinder gebiert, ist eine Art!
Chines. 3, a:
mmMm^=f-ZM
= Es gibt keine Art, daß eine alleinlebende Frau Kinder gebiert.
Das Zeichen ^^ ist unverständlich, möglicherweise ist es ein Druck-
fehler i'ür ^Ö[ , das in diesem Falle als Verstärkung der Negation dienen
würde.
Sanang Setsen 58, 11:
tan-u gerte Bayagud-un Mahali kemekü beye yabun bülüge.
Schmidt: »Der ledige Mahali von den Bayagod pflegte in euer
Haus zu kommen.«
Schmidt übersetzt also beye mit »ledig«. Eine derartige Bedeutung
von beye findet sich bei Kowalewski nicht. Ich sehe nicht ein, wai-iun
man nicht einfach sagen könnte: »eine Person, namens Mahali«.
12*
180 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Chines. 3, a:
=: Der Schwager ihres Mannes Mahalai hat immer in ihrem Hause
verkehrt.
Für ^ ist ^^ zu lesen. Außerdem aber gibt der chinesische Über-
setzer für den Namen Bayagut die Worte iMl ^ ^ )^ ^^ »den Schwager
ihres Mannes«. Hierbei ist ihm ein zweifacher Schnitzer passiert. Erstens
hat er Badsagut für Bayagut gelesen, was bei der Ähnlichkeit der mon-
golischen Schriftzeichen für ds und y noch allenfalls verzeihlich gewesen
wäre. Zweitens aber hat er dieses badsagut für den Plural von bad.sa,
Schwager gehalten , während die richtige Pluralform badsa-nar zu lauten hätte.
Sanang Setsen 58, 13:
huguldju ugurbai 3= sie zerbrachen es und warfen es fort 1= Chines. 3,o
Schmidt: (Alung Goa gab jedem ihrer Söhne ein einzelnes Stäbchen,
mit dem Befehle, es zu zerbrechen), »welches sogleich geschähe«.
Sanang Setsen 58, 15:
hoyar yeTte Mibegün minu.
Chines. einfach fip ^S ^^ K
Sanang Setsen 58, 16:
tegüber gurban degü tanu tegri-in Jcübegün metü bülügei.
Schmidt: »Hieraus erseht ihr, daß euere drei jüngere Brüder Söhnen
des Tegri gleichzuachten sind.«
Chines. 3, b:
Die ersten 6 Zeichen sind versehen tlicii nach dem vorhergehenden
Satze wiederholt. Es sollte dafür vielleicht heißen ^^^^£.ä^ tk^P
Chines. 3, ^»: statt ^^ lies ^^ — tendetse.
Eine dunkle Stelle ist die folgende:
Sanang Setsen 60, 1:
hool dumdaben dagaridu hodoli segiddü oriik dsüsük kemekü sargul morin,
Schmidt: »ein auf der Mitte des Rückens durchgedrücktes, Uruk
Dsusuk genanntes, gelbliches Pferd mit verfilztem Schweife.«
Für hool ist zweifellos gool, Mitte, zu lesen. Unklar sind mir die
Worte hodoli següldü, von Schmidt übersetzt: »mit verfilztem Schweife.«
Das Wort segül heißt der Schwanz, aber ^hodoli«^ ist bei Kowalewski
nicht zu finden. Sollte etwa zu lesen sein godoli segültü, mit einem Pfeil-
schwänze.''
Haenisch: Die cliinesische Redaktion des Saiiang Setsen. 181
Für ^ würde ich ;|jjj setzen, dann entsprächen die drei Zeichen
W*!^^' ""* durchgedrücktem Sattel, mit Satteldruck, dem mongoli-
schen (/ool dumdaben dagaridu =: ganz in der Mitte durchgescheuert. Für
^>hodoli (oder godoli) següMih^ haben wir hier sehr einfach ^B ^ mit kur-
zem Schwänze. %^ f^ ,^ ist »ein Pferd mit dachsfarbenem Felle«, im
Mongolischen sargvl marin gelbes Pferd.
Oruk heißt eigentlich grauer Eber. |^ bedeutet nach Couvreur
S. 422 den Gürtelschmuck der Offiziere, ^^ heißt Pferdemähne. Ein Zu-
sammenhang der chinesischen Bezeichnung mit dem mongolischen Namen
Oruk Dsüsük ist hiernach nicht zu ersehen.
Altan Tobci 6, 4: gool dumda hen dagaridu godong sirguli.
Hör c'os byung 13 sagt nur allgemein: »PötwOnc'^ar erhielt nichts
als ein schlechtes Pferd.«
Sanang Setsen 60, 2:
Onon müren ilgede dsorcibai.
Schmidt: »Er nahm seinen Weg aufwärts längs dem Ononstrome.«
Chines. '6, h:
= Am Ononstrome entlang ging er nach Osten.
Demnach scheint der Chinese das Wort ügede, nach Schmidt =: auf-
wärts, mit ^^ nach Osten übersetzt, wie er schon oben das Wort urugu
= hinab, mit ^ westwärts wiedergegeben hatte.
Sanang Setsen 60, 2:
tende nigen huruJccin hartsagai Tiara Tioro neretü nogosun-i haridju iden
ahui-gi üdsedjü. tegün-i uragadadju barin tedjiyedjü. tegüher nogosun galagud-i
olan bariguldju iden.
Schmidt: »Da erbhckte er einen grauen Sperber, welcher eine Ente
von der hara huru genannten Gattung gefangen hatte. Diesen Sperber fing
er, richtete ihn ab, und ließ durch ihn zu seiner Nahrung viele Enten und
Gänse fangen.«
=; Er sah, wie an jenem Orte ein grauer Falke eine wilde Ente
packte und verzehrte. Er fing ihn in der Schlinge (richtete ihn ab) ließ
ihn fliegen und verzehrte dann die von dem Falken erjagten Enten.
Altan Tobci 6, 8:
hartsagai burukcin barihui-gi üdseget morin-u segiU-yer urgadadju bari-
gat. tegüni uruguldju orJcidju yabuba.
182 IIaenisch: Die chinesische Redaktion des Sanaiig Setsen.
=z Er sah ein weißes Falkenweibchen auf dein Fange, fing es mit einer
Schlinge von Roßhaar und ließ es dann immer los, um Beute zu erlegen.
Sanang Setsen 60,8:
tendetse afia degü tabugula Jeeleldün.
Schmidt: »Hierauf besprachen sich die fünf Brüder miteinander."
Chines. 4, a hat nur ^ü^f-I^Äi^
= Die Brüder trafen darauf an diesem Ort zusammen.
Bugu Saldjigu erscheint im chinesischen Texte 4, h als j-^ "c^ ^
lä^MÖy^lSl Po-^eh-to Sa-hh-tsi-Jcu, las man etwa Bogdai*
Sanang Setsen 60, 10:
tere singsitu Budan JJatun-u JceTcelin deki kübegün-i inu Wacirtai Jcemeget.
Schmidts Übersetzung: »Dem Sohne seiner erbeuteten schwangeren
Gemahlin gal) Budan Budantsar den Namen VVacirtai« beruht auf einem
Mißverständnis; singSitu bedeutet nicht »erbeutet», sondern 1. mit einem
Zeichen versehen und 2. schön. Dieser letzteren Bedeutung entspricht dann
auch genau das ^^^^ tler chinesischen Übersetzung, 4, b:
-r
Bagaritai Jlan idsagatur-tu r= Bagaritai der Künigssproß = Pi 0^
Bei der zweiten Erwälniung von Biker Bagatur, 4,6, steht fälschlich
a+#S| statt ^jf|;f^0J
Ich lasse jetzt wieder einen Stammbaum folgen betr.
Die Nachkommen des Bodantsai-.
Sanang Setsen Altan Tob ci Hör c'os by ung
Habici Bagatur Ilabuci Külük llabic'i Bägat'ör
Biker Bagatur Bikir Bagatur Pihir Pägat'wor
Malia Todan Maha Dowadi Mahä TVotan
Haci Külük Hadji Külük llac'i Hulug
Singhor-Doksin Basanggur Doksin Päras Sonhor Tog/.in
Tumbagai Setsen Tonbanai Setsen T'ombigai Sec'en
Habul Hagan Habul Hagan Habol Hana
Bardam Bagatur Baruk Bagatur Pärtam PägatVor
Die Söhne des Bardam Bagatur heißen nach
Sanang Setsen 60,15 Altan Tobei 8,3 Hör c'os byunglo
Jisügei Bagatur (Jisügei Bagatur) Yisuhei Pägat'wor
Negihi Taisi Nigun T'asasi
Menggetü Setsen Menget'u Sec'en
Daritai Ütsüken (Daritai) T'aritai
(Utsuhun) Oc'igin
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 183
Wir ersehen aus dieser Tabelle folgendes:
Die Nachkommen des Bodantsar bis Bardam Bagatur einschließlich
finden sich gleichermaßen in den drei Texten.^ Nur in der Schreibweise
der Namen herrschen einige Abweichungen.
1. Altan Tobci schreibt Habuci Külük gegen S. S. Habici Bagatur.
2. >■ " » Maha Dovvadi gegen S. S. Maha Todan.
3. " " '• Baisanggur Doksin gegen Singhor Doksin.
Hör c'os byung schreibt diesen letzten Namen Päras Sonhor Togzin.
SinyJwr »Falke«, doksin bedeutet »wild«, der ganze Name also »falken-
wild«. Für das Wort ^>J)aisanggur^< ist eine Bedeutung bei Kowalewski
nicht zu finden. In der tibetischen Wiedergabe des Namens ist Sonhor =
singhor, Togzin = doksin. In »Päras« sehe ich das mongolische Woi't ^'bars«,
Tiger, welches sich häufig in Eigennamen findet, z. B. Bars Bagatur usw.
Der ganze Name bedeutete also hier: wild wie ein Tiger und ein Falke.
Es liegt die Vermutung nahe, daß Altan Tobci und Hör c'os byung
eine Redaktion des Sanang Setsen benutzt haben, in welcher der letzt-
erwähnte Fürst Bars Singlior Doksin genannt ist, und daß die imver-
ständliche Form baisanggur des Altan Tobci in einer falschen Lesung des
Wortes bars Singhor ihren Ursprung hat.
4. Tonbani ist wahrscheinlich ein Druckfehler für Tombagai.
5. Ebenso Baruk in Altan Tobci 8, 2 ein Druckfehler für Bardam.
Eine wichtigere Differenz unter den drei Texten findet sich in
betreff der Söhne des Bardam Bagatur. Altan Tobci gibt keine Auf-
zählung von ihnen, erwähnt aber vorübergehend drei von den Namen.
Sanang Setsen spricht von vier Söhnen des Bardam Bagatur: tegünü
kübegün dürben buyu — und zählt sie auf: Jisügei Bagatur, Negün Taisi,
Menggetü Setsen und Daritai Utsüken. Ebenso hat auch die Chinesische
Redaktion 5.« El H S >tC E. S W ('""ß '«iße" ElllH)^---
Demgegenüber sagt Hör c'os byung: Bardam Bagatur hatte fünf
Söhne . . . ■^^'j '^ ^ ^ = es waren fünf Brüder. Bis Menggetü Setsen ein-
schließlich stimmen die Namen mit der Tabelle des Sanang Setsen über-
ein. Dann aber hat Hör c'os byung statt des einen Daritai Ütsüken zwei
Namen T'aritai und Oc'igin. Dementsprechend kennt auch Altan Tobci
zwei Söhne namens Daritai und Utsuhun, denn es erzählt: y> Jisügei Bagatur
Daritai Utsuhun hoyar degü-ben abca«- = Jisügei mit seinen beiden jüngeren
Brüdern Daritai und Utsuhun.
Sanang Setsen hat an dieser Stelle:
Jisügei Bagatur Negün Taisi Daritai Ütsüken hoyar degüben abcu ....
= Jisügei Bagatur mit seinen beiden jüngeren Brüdern Negün -Taisi
und Daritai -Utsüken ....
1 Die chinesische Redaktion schließt sich auch hier genau an Sanang Setsen an.
184 Haeniscii: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Also Sanang Setsen hat Daritai Utsüken zu einem Namen zu-
sammengefaßt, Altan Tobci und Hör c'os byung haben die beiden
Worte getrennt und zwei Namen daraus gemacht.
NB. Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß T'aritai
Oc'igin die tibetische Form des Namens Daritai Utsüken bzw. Daritai Utsuhun
ist. Für die Umschreibung Oc'igin = Utsüken vgl. die chinesische Tran-
skription, welche bei der Verwandtschaft der beiden Sprachen, des Tibe-
tischen und Chinesischen , lautlich eine ganz ähnhche Form zeigt : g^ v^ ^^
= 0-tsi-kin. Welche Auffassung die richtige ist, kann ich nicht ent-
scheiden. Ich würde mich derjenigen des Sanang Setsen zuneigen,
denn auch Aboul Ghäzi^ zählt vier Söhne auf: »Bertän hatte vier Söhne:
der älteste hieß Moungda'i, der zweite Boukäne Ta'ischi, der dritte Yessou-
kei Behadour und der vierte Däritäi.
Sanang Setsen 60, 17:
tsasun-dur cindaga müskidjü atala . . .
r= während er auf dem Schnee der Spur eines weißen Hasen folgte.
1= er ging auf dem schneebedeckten Felde auf der Suche nach einem
«großen Pferde-.
"JK. <^ '^* ^''^''' ^^^ Druckfehler für ^ ^j . Im ISIonggol - un üsüg-
ün bicik XTII , S. 57a findet sich cindaga tatsächlich durch ^ ^ wieder-
gegeben, während die Bedeutung »weißer Hase«, die dem Worte ebenfalls
zukonunt und hier die richtige ist, nicht erwähnt wird. Zu ^^1^ vgl.
P'ei- wen -yün-fu, Bd. LI, S. 6a.
C hin es. 5, a\
^ ^^ Thm" ^p ji|@ 13: als diese Leute ^ näher herankamen und sie
erblickten . . .
Sanang Setsen 62, 1:
tedüi degere tede iredjü dsolgagat otbasn
= Als jene darauf herankommend auf sie trafen . . .
Sanang Setsen 62, 2:
ügüleküi dsagur-a tede magui dsabtun kürcü ireksen dür . . . Yeke Ciladu
burugudun dutagahai . . .
Schmidt: »Während sie dies sprach, waren die drei Brüder bereits
beim Zuge angelangt, und Yeke Ciladu, der ihre feindliche Absicht merkte,
nahm sogleich die Flucht.« Wörtlich: während sie noch sprach, waren
jene in ihrer feindlichen Absicht herangekommen , und Yeke Ciladu ergriff
die Flucht.
^ Die oben zitierte Ausgabe S. 71. Von den Abweichungen des Aboul-
Giiäzi will ich hier absehen.
Harnisch: Die chinesisdie Redaktion des Sanang Setsen. 185
= Die Woi-te waren uoch nicht ausgesprochen, da hatten sie sich
schon herangedrängt, um Hand an Yeke Bagatur zu legen.
Die Stelle: » Yeke Ciladu hurugudun dutagabai i=^ Yeke Ciladu ergriff die
Flucht« ist im Chinesischen wiedergegeben durch: i^;^-
Weiter heißt es bei Sanang Setsen 62, 3:
gurban ger alus üldeget . . .
Schmidt: »Die Brüder ließen Hütte und Geräte liegen.« Er über-
setzt: gurban = die Brüder (die drei Brüder), üldeget :=■ sie ließen liegen,
ger = Hütte, alus == Geräte.
Nach Kowalewski heißt üldekü = jagen; altes ist eine Postposition
mit der Bedeutung: durch, über hinaus. Demnach wäre zu übersetzen:
»Sie verfolgten ihn über drei Häuser (Niederlassungen) hinaus.«
Das Chinesische 5, b weicht hier wieder ab:
= Auf der Flucht verfolgten sie ihn eine Strecke und gingen dabei
über drei Flußläufe. (Mj^ = verfolgen; s. Giles).
Ebenso hat Altan Tobci 8, 9:
Ciladu -gi gurban gool getülgebe
= Sie ließen den Ciladu drei Flüsse überschreiten, sie jagten ihn über
drei Flüsse.
Hör c'os byung:
Für !3^' lies l^^' S. 14: »Nachdem jener den Bräutigam über drei
Täler hinaus verfolgt hatte.«
Nach der Übereinstimmung des chinesischen und tibetischen Textes
mit dem Altan Tobci möchte man auch im Sanang Setsen lesen: gurban
gool alus üldeget. So wird wahrscheinlich in den von den drei Texten be-
nutzten Redaktionen gestanden haben.
Sanang Setsen 62, 4:
Jüügei Bagatur beye-degen abubai.
= Jisügei Bagatur nahm sie für sich selbst.
Schmidt: »Er machte sie zu seiner Gattin.«
C hin es. 5, ö:
= Jisügei Bagatur machte sie zur Pa-tsi. Pa-tsi ist die Transkription
eines Fremdwortes, was im Mongolischen etwa badji oder baidji lauten
könnte. Ich habe ein solches Wort mongolischen Ursprungs nicht ermitteln
können. Sollte ^^^M- etwa das Wort beye wiedergeben: beye degen abuhai
= er nahm sie zu seiner ^ ^ ? Oder hat vielleicht in der mongolischen
186 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Redaktion, die dem chinesischen Übersetzer vorlag, gestanden güngdjü
= chin. ^^^, was fälschlich für haidji gelesen wurde?
Altan Tobci 8, 10: Jesügei Bagatur holiyadju ahuha = Jesügei Bagatur
raubte sie mit Gewalt und nahm sie an sich.
Hör c'os byung 14:
= »Er machte das Mädchen zu seinem Weibe.«
Sanang Setsen 62,5:
Daritai Ütsüken ücirün.
Schmidt: »Da sprach Daritai Ütsüken zu ihr«.
Chin es. b, h:
mmmiwmmmi
Da der chinesische Übersetzer, wie oben gezeigt, Daritai Ütsüken zu
einem Namen zusammengezogen hat, muß der Satz heißen: »Da sprachen
Daritai -Ütsüken und die anderen ^^ beruhigend zu ihr ...»
Altan Tobci 8, 11 schreibt:
Daritai XJtsuhun üge ücir-ün.
= Daritai und Utsuhun sprachen.
Die jetzt folgenden Worte des Daritai Ütsüken sind Verse in Stabreim.
Sanang Setsen 62, .5:
^•Gurban gool getülbe Gttrban gorbi dababa
"Ilaibasu mür ügei Harabasu barag-a ügei
■«Hailabasu ülü sonosum.
Schmidt: »Über drei Flüsse sind wir schon gezogen, wir haben
bereits drei Bergrücken' hinter uns; sucht man, so ist keine Spur zu
finden; schaut man umher, nichts ist zu erblicken. Dein Weinen wird
nicht gehört.«
Die Chinesische Redaktion 5,6 hat eine genaue Übersetzung:
Man sieht, daß der Übersetzer die Verse als solche erkannt hat,
denn er hat die Worte i-hythmisch wiedergegeben.
Altan Tobci 9, 1 hat die Verse mit geringen Unterschieden:
^'Gurban gool getülgebe Gurban gorbi dabagalaba
«Haribasu mür ügei Harabasu barag-a ügei
y'Hanilabasu ülü sonusum.
getülkü und dabagahu stehen hier im Kausativum.
= Über drei Flüsse haben wir dich gebracht, über drei Täler dich
getragen. Wenn du zurückkehren wolltest, es wäre kein Weg. Schaust
1 gorbi ist nach Kowalewski = Talgrund.
Haeniscii: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 187
du umher, keine Hilfe. — Wenn du auch Freunde hast, du wirst nicht
gehört.
C hin es. 6, a:
Statt ^ -|- lies =^ ^.
Sanang Setsen 62,8:
Tende tedeger-ün Temüdjin hemekü-gi taJadju ireküi-lüge vciraksan yer.
Schmidt: «Da diese GeV>urt mit dem Einbringen des gefangenen
Tcmiidjin zusammentraf.« Das Wort ^^(/p^er-w» ist mir in diesem Zusammen-
hange unverständlich. Ich würde inr tedeger-ün lesen: Tatar -un = Temüd-
jin von den Tatar.
So schreibt nämlich Altan Tobci 9, 3:
Ügelen Eke Sa Tatar Temücin-i talalga taladji ireküi-düry nigen niigun
kühegiin türühei. tegün dar Temüciye nere ükhe.
= »Ugelen Eke gebar zu der Zeit, als man den Temütiin von den
Sa Tatar gefangen genommen hatte, einen Sohn. Ihm gab sie den Namen
Temüciye.«
=: »Als man ihm durchs Los einen Namen gab, verlieh man ihm
infolge des zufälligen Zusammentreffens mit Temüdjin den Milchnamen . . .«
Hör c'os byungl4 erzählt nur, daß unter wunderbaren Zeichen
ein Sohn geboren wurde, welcher den Namen T'emuc'en erhielt.
Sanang Setsen 62, 10:
Tümclün Goa Äbagai ha Dagasi Hatun eise türüksen Bekter Belgetei hoyar.
Schmidt nennt diese beiden Söhne = die von zwei anderen Ge-
mahlinnen namens Goa Abagai und Dagasi geborenen Bekter und Belgetei. —
Für Goa Abagai ist Tümelün Goa Abagai zu lesen. Offenbar hat Schmidt
in seiner Übersetzung den Namen Tümelün versehentlich ausgelassen.
# i a'i -s tt f p # lä? Q » (%^ i£ w ^ :S f e ^ #
= Dazu die von seiner früheren Gemahlin, der Königin Tümelün
Goa Abagai (oder »seinen früheren Gemahlinnen Tümelün und Goa Abagai«)
geborenen beiden Söhne Bekter und Belgetei.
Also hier haben wir das Wort Tümelün , dafür fehlt aber das Wort
Dagasi.
Altan Tobci läßt uns hier im Stiche. Dagegen hat Hör c'os
byung 14:
= und die Prinzessin T'umelun Gwö (waren es) und von der Neben-
gemahlin Tanagzi ...
188 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Hiermit gibt uns die tibetische Version jedenfalls den Schlüssel: Wir
eifahren, daß Tümelün der Name der Tochter des Yesügei, und daß Bekter
und Belgetei von der Nebengemahlin Tanagzi stammen. Tanagzi entspricht
natürlich der Dagasi (mongolisch würde es lauten Tanaksi) des Sanang
Setsen. Die beiden Namen unterscheiden sich in der Schreibung nur durch
einen Punkt, so daß der Verfasser des tibetischen Wei'kes sich leicht ver-
lesen haben oder Schmidt in seiner Ausgabe sich verschrieben haben kann.
Konstruieren wir hiernach den Text des
Sanang Setsen 62, 10:
tere Temndjin-lüge nige eicetei Hasar Hadjikin UtsüJcen darben kühegün
Tümelün Goa abagai ha^, Dagasi haturi-etse türüksen Bekter Belgetei hoyar-
luga irgugan bolai.
= Mit diesem Temüdjin von derselben Mutter geboren waren Hasar,
Hadjikin und Ütsüken (zusammen) vier Söhne und die Prinzessin Tümelün
Goa; und mit den von der Dagasi Hatun geborenen beiden Bekter und
Belgetei waren es (im ganzen) sechs Söhne.
NB. Für abagai lese ich abahai, d. i. eine Jungfrau von fürstlichem
Range.
Der chinesische Text hätte hiernach den Sinn des Satzes ganz
verkannt, da er einerseits «abagai" zum Namen zieht oder gar zum selb-
ständigen Namen macht |^ 2^ y^ B^ "fg^ , andererseits den Namen Tanaksi
bzw. Dagaäi übersetzt oder unterschlägt.
Sanang Setsen 62. 14:
nigen tsagan singhor Sibagim = ein weißer Falke.
Chines.:
y$ P3 ist wohl = y^^^W' ^^^ nach dem P'ei- wen -yün-fu
XXIV, 4 a eine Art Falken bedeutet.
Altan Tobci 9, 10 nennt ebenfalls einen tsagan Singhor. Der tibe-
tische Text 15 hat sogar das mongolische Wort selbst: ein weißer Sonhor
— Vogel.
Sanang Setsen 62, 17:
dsang saitan ükit-yen dsayagatu Bordjigid-a hatun bolgan büliige.
= Unsere Töchter mit den guten Sitten sind vom Schicksal zu Köni-
ginnen für die Bordjigin bestimmt.
Chines. 6, b:
1 In der Seil mi dtsclien Textausgabe steht hier keine Interpunktion, dagegen
eine solche hinter "kübegiin".
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 189
= Die wohlanständigen und schönen unter den jetzt vorhandenen
Mädchen sind auch vom Schicksal bestimmt, Gattinnen von euch Bordjigin
zu werden.
Sanang Setsen 62, 19:
asida nigen kereJc holun bui holosa holtugai.
Schmidt: »Sie wird mir für die Zukunft nützlich sein: laß es ge-
schehen.« Der Satz ist richtiger so zu übersetzen: »Eine Sache, die immer
geschehen kann, kann auch gleich geschehen.«
Chines. 6, h:
=z Wenn man etwas schließlich doch tun muß, so kann man es auch
gleich tun.
Sanang Setsen 64, 1 :
Temüdjin-i sagulgagat haridju otbai . . .
Schmidt: »Er ließ den Temüdjin zurück und begab sich auf den
Heimweg.«
= Während man den Temüdjin zurückbehielt, wollte Yisügei sich
verabschieden und fortgehen. NB. Ich lese ^. statt -j^.
Sanang Setsen:
melidenin kürcü ireget.
Schmidt: «... ganz erschöpft.« Sollte richtiger heißen: Von Un-
ruhe getrieben , eilte er dahin.
Ebenso hat die Chinesische Redaktion 7, a:
#^#t;Ä- Im Text steht ^.
Es folgen wieder Alliterationsverse:
Sanang Setsen 64,4:
r>Amtatu idegen ideVügei iL
y> Amin - dur - yen übesühen Jioor Tcibei.
nAbcu iretkün Temüdjin-i minu.
Schmidt: »Ich habe wohlschmeckende Speisen genossen und damit
meinem eigenen Leben Verderben bereitet; holt mir meinen Sohn Temüdjin!«
Altan Tobci 10,8 gibt diese Worte in Prosa wieder.
= »Ich habe sehr Süßes gegessen. Ohne es zu wollen, habe ich
mich zugrunde gerichtet. Wo ist Temüdjin? er soll kommen, ruft ihn
zu mir.«
190 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Auf der letzten Zeile von Seite 7, a heißt es, daß die t/«a/i pei starb,
d. i. die Dagasi Hatun, von welcher oben die Rede war. Es steht hier ein
anderes Zeichen yüan j^ p^ 5^ "ffr , während sie oben geschrieben wurde
IMSE^T£' beides heißt »die ursprüngliche, ei'ste Gattin«.
Sanang Setsen 16, 7:
tedjiyede Bekter Belgetei . . . Dies «tedjiyed^'^, welches Schmidt über-
setzt: »Vor kui'zem«, ist im Chinesischen 7, b niclit wiedergegeben. Es
heißt dort nur: ^-^^ ^Jx §^ Z^Ml^^ Z = [ß^^^ter und
Belgetei] haben uns die Fische, welche wir geangelt haben, weggenommen
und gegessen.
=: "Heute haben sie uns wieder einen Vogel, den Hasar gerade mit
dem Pfeile erlegt hatte, weggenommen und gegessen. Wir wollen die
beiden töten.« Das Wort ^<boldJimar<' = Lerche ist hier durch ^^ ge-
geben, was ein Gattungsname für kleine \'ügel im allgemeinen ist.
Sanang Setsen 64, 10:
Taniher següder-etse über-e bicihan, seyül-etse über-e tsütsügün buyu.
Schmidt: »Der Körper ist zwar kleiner als sein Scliatten, jedoch
stärker als sein Schwanz (sagt das Sjjrichwort).« Der Sinn dieser Worte
ist rätselhaft.
7. b. Der chinesische Text sagt selir klar:
= so wie der Scliatten der Gestalt folgt, der Schwanz am Körper
haftet und sie nicht von ihm getrennt werden können. — Für diese Über-
setzung muß der Chinese allerdings einen anderen mongolischen Text ge-
habt haben.
Wir wollen versuchen , der Lösung des Rätsels durch Heranziehung
des Altan Tobci näher zu kommen. Dies hat 11, 7 folgende Version:
Tan-dur següder-etse iibere nükür iigei, segül-etse über-e tsutsag-a ügei.
= »Ihr habt außer dem Schatten keinen Gefährten, außer dem
Schwänze keine Quaste.«
Hiernach möchte ich für tsütsügün, das mir unbekannt ist, tsutsug-a
und. dem ügei des Altan Tobci entsprechend, für das öm^/m des Sanang
Setsen busu lesen — es fehlte dort sonst die Negation, so daß die Worte
des Sanang Setsen zu übersetzen wären: »ihr habt nichts Kleines außer
dem Schatten, keine Quaste außer dem Schwänze.« Diese Übersetzung
gibt auch noch keinen klaren Sinn, doch scheint sie mir wenigstens wort-
getreu zu sein. Vgl. übrigens Kowalewski, Dict. p. 2363: següder-etse
übere rüJcür ügei, segül-etse übere tsatsuh ügei, ihr habt keinen andern Freund
als euren Schatten , keinen andern Büschel als den Schwanz.
Haenisch: Die chinesische Redalition des Sanang Setsen. 191
Sanang Setsen 64, 11:
Amarak yahuMun, akida-in niikür husugu.
Sclnnidt: »Darum lebt als Freunde miteinander, bedürft ihr nicht
in Zukunft einer des andern Hilfe?« NB. husugu =^ busu = ist nicht?
=: Lebt als Freunde, seid ihr nicht Gefährten für immerdar?
Chines. 7, b:
= »Darum lebt ihr Brüder freundlich miteinander; wäre das nicht
der Weg zu dauernder Freundschaft und Liebe?«
Sanang Setsen 64, 14:
ügühtele ülü bolun, Beider -i horogagat.
Schmidt: »Ohne auf ihn zu hören, töteten sie den Bekter.« Ge-
nau übersetzt: Es war noch nicht zum Ende {tele) seiner Rede gekommen . . .
Chines. 8, a\
übersetzt also ebenso frei wie Schmidt: Sie willigten nicht ein (= hörten
nicht auf ihn) und dann töteten sie den Bekter.
Sanang Setsen 64, 13:
nigen tsaJc-tur tan -du kütsän-yen ükkü hüm'ün.
= Er ist ein Mann , der auch einst seine Kraft leihen wird.
Chines, 8, a:
p^'^m^mm^:nzh
^ Er ist der Mann, der später euch seine Kraft leihen wird.
Altan Tobci 11, 11:
Tan-dur temdegdeye Mitsün-yen ukhüm dse.
=: Er wird euch sicherlich seine Kraft leihen.
Sanang Setsen 64, 15:
Ätagatan daisun-yer tedjigeTcsen kübegün minu aldartan sait bolura Jcürbei.
kügesün tsüJceresün-yer tedjigeksen kübegün minu kürtsem-ten sait bolura kürhei
kernen bayascu yabun atala. ein kidjü nigen- yen yakin alabai.
Schmidt: »Wie könnt ihr solches tun und euch untereinander töten,
während ich hoffte und mich freute, daß meine im Haß gegen unsere Feinde
erzogenen und sorgfältig mit süßen Mehlspeisen genährten Söhne ausge-
zeichnete und berühmte Männer werden würden!«
Wörtlich: »Während ich mich freute in dem Gedanken {kernen), daß
meine in Streit und Kampf groß gewordenen Söhne es einst zu berühmten
und braven Männern brächten, daß meine mit Sahnenhaut' aufgezogenen
Kinder einst gute Menschen abgeben würden, wie konntet ihr da so etwas
tun, einen von euch {nigen yen = euer einen) zu töten!«
1 Kügesün tsügeresün bedeutet nach Golstunski, Moiig. -russ. Wörterb.,
Bd. 111 , 307 die Haut auf der Milch oder Sahne.
192 Haenisch : Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
^ W fi^ ^ » E ^ ^ ifi) -i-^c E «8 ig i5r w *p jtb 5 * ©
"Meine Sühne, in meiner Liebe und meinem Schutze aufgezogen, die
einst berüliinte Männer werden sollten, meine in sorgfältiger Erziehung groß-
gewordenen Kinder, die einst unsere braven (weisen) Untertanen werden
sollten , so hoffte ich bisher voller Freude. Wie könnt ihr euch gegenseitig
töten und schädigen!«
Sanang Setsen 64, 18:
Egün-etse lioinaksida ta nigen nigen-yen harahuya yagun. harhisun-yen
hadsukci cinoa metü. següder - degen dobtulukci Singhor metil. serhegehen dele-
düJcci Tierem mctüs-i tan-u derge.de narin kemehesü mogai naicigar Tcemehesü
melekei-etse ühere ken-dse ahu kernen tsügegebei.
Schmidt: »Was wird daraus werden, wenn ihr fortfahrt, einerden
anderen zu töten und euch untereinander zu vernichten ! Ihr, ähnlich einem
Wolfe, der sich in die Rippen beißt, oder einem Raubvogel, der auf seinen
eigenen Schatten stößt, oder einem großen Fische, der sich mit dem
Schwänze peitscht! nichts anderes ist es, als daß dasjenige was dünn ist,
bei euch zur Schlange, und was dick ist, zur Kröte wird.«
Die Chinesische Redaktion gibt hier eine ziemlich freie Über-
setzung des mongolischen Textes 8, a:
Seid ihr es, die ihr euch gegenseitig totschlagt und einander Schaden
zufügt? Seid ihr etwa umherstreifende Berghunde? Seid ihr etwa Wölfe,
die sich in den Bauch beißen? Seid ihr etwa Falken, die auf ihren Schatten
blickend, sich selbst packen? Seid ihr etwa ein Geschlecht von Ratten, die
mit ihrem Schwänze um sich schlagend, sich selber treffen? Wie unter-
scheidet ihr euch von giftigen Schlangen? Wer wird euch nun noch Freund
und euch gewogen sein?«
Sanang Setsen 66,3:
eke anu harin nigudju gargaksa/i - dur. Onon-u tüne oron ahai. tegüni
mededjü oruksan sühei-gi inu sakin, abasu gurban honugat . . .
Schmidt: ». . . als die INIutter ihn noch zurückhielt und ihn nach-
her heimlich hinausschaffte. Er nahm seinen Zutluchtsort in einer ge-
räumigen Höhle am Onon, wo ihn aber die Taidjigot ausspürten und die
Öffnung bewachten. Nach drei Tagen . . .« — Wörtlich hätte die Übersetzung
folgendermaßen zu lauten: »Nachdem ihn seine Mutter zurückgehalten und
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 193
dann heimlich hinausgeführt hatte, hielt er sich an einem dunklen Orte ver-
steckt. Als (die Taidjigot) das erfuhren, bewachten sie die Öffnung, durch
welche er eingedrungen war. Nach drei Nächten .....
Die chinesische Version scheint auf eine andere Lesart zurückzugehen,
denn sie lautet 8, b:
»Von seinen Eltern (sie!) zurückgehalten, ließ er den Pfeil (seil, den
er soeben auf den Wagen gelegt hatte) neben seinem Sitz zu Boden fallen
und verteidigte sich darauf gegen jene Schar, die sich des Zuganges zu be-
mächtigen suchte. Am dritten Tage . . .«
Daß hier von den Eltern des Temüdjin die Rede ist, beruht jeden-
falls auf einem Mißverständnis, da sein Vater ja bereits tot war.
Altan Tobci 12, 6:
Onon-i sem-yer orudju niguha. Taidjigot mededjü. oruksan sühe-gi
hadagalan saguhai. tegün-dür gurban gunudju (lies Jianudju).
"Er begab sich auf einen waldigen Fußpfad am Onon und versteckte
sich dort. Das erfuhren die Taidjigot und versperrten die Öffnung, durch
welche er eingedrungen war, und bliel)en dort. Als er drei Nächte doi-t
verbracht hatte ...»
Sanang Setsen 66,4:
Olong hodorga tutaksagar emegel inu sihdurahsan-dur. olong cu al-
'larabasu aldarabai dsa. ene hodorga yakin müldürebei. tegüber tegri ecige
inu ithan amui kernen setkiget.
Schmidt: .. . »als er den Sattelgurt anzog, rutschte der Sattel ab
und der Gurt zerriß. Da dachte Temüdjin: Wie konnte dieser Gurt zer-
leißen? Gewiß ist dies ein Warnungszeichen von meinem Tegrivater . . ..•
Chines. 8,5:
»Da der Sattel des Pferdes herunterrutschte, sagte er: Daß der Bauch-
gurt aufgeht, kommt vor; aber wie konnte der Schwanzriemen abrutschen?
Das ist ein Zeichen, daß mein Tegrivater mich zurückhalten will..<
Altan Tobci 12,8:
olan olonglasagar. kümäldürge kümüldüriglekseger emegel subduradju unaba.
edsen sanaha. olom cu dsüb boltugai. kümüldürge emegel yakin subdurahu bui.
tegri minu ithabai gedjü.
Für olan ist wohl olo7ig, »Sattelgurt« zu lesen, ebenso olotig cu für
olom cu, wie bei Sanang Setsen steht.
— »Als er den Sattelgurt anzog und den Brustriemen umlegte,
rutschte der Sattel ab und fiel herunter. Der Fürst dachte: mit dem
Sattelgurt mag es richtig sein, wie konnten aber Brustriemen und Sattel-
gurt abrutschen? Mein Gott hat mir ein Zeichen gegeben.«
Mitt d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 13
194 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
Sanang Setsen 66,9:
edüye ali büri holum Tcemen garhasu . . .
Schmidt: ... verließ er die Höhle mit den Worten: »Jetzt mag
kommen was da wolle.«
Chine s. 8,i hat wieder eine abweichende Version:
Wie kann diese Sache noch länger dauern, jetzt ist es Zeit, daß ich
Ausschau halte . . .
Altan Tobci 13, 1 erzählt noch anders:
idegen umtagan ügei yisün honuba. ükübe aba tegri edige minu medetügei
gedji iren gehüle . . .
= Ohne Speise und ohne Schlaf verblieb er dort neun Nächte und
kam dann mit den Worten: Sterbe ich, so sei mein Tegrivater dessen Zeuge!
hervor. In betreflP der Konstruktion dieses Satzes vgl. Bobrownikow,
§573,2.
Sanang Setsen 66, 10:
ger büri ularidju hadagalan abai.
Schmidt: »während die Mannschaft sich in seiner Bewachuftg
wechselweise ablöste.« Die Worte ^ger büri«^ läßt Schmidt un übersetzt.
Es müßte heißen: sie bewachten ihn, indem sie sich bei jeder Jurte ablösten.
So hat auch der Chinesische Text 9,a:
^^ ^ $M )/jfe ^" ^j^ = ^^^ jeder Jurte sich ablösend bewachten
bewachten sie ihn fim*))|^ ^ wechselweise.
Altan Tobci 12, 2 sagt: . . . Temü6in-i barigat ger-tür-yen abacidju
gindji bagu baguladju hadagalaha. ^ sie schleppten ihn in ihre Jurte, legten
ihm Ketten und Handschellen an und bewachten ihn dort. Nach Sanang
Setsen scheint es, als hätten sie den Temüdjin auf ihrem Zuge mit sich
gefuhrt.
Sanang Setsen 66,11:
. . . hül-yen tusiyan-i huhu müskin tere sahikci kümiin-i ghidji ber tso-
kidju orkigat dotagadju otbai . . .
Schmidt: »als Temüdjin die Klammer seines Fußeisens zerbrach,
seinen Wächter mit der Kette erschlug und sich davonflüchtete.«
Statt huhu lies := guha , Haken.
C h i n e s. 9 , a : Dementsprechend :
mm±mm'^^zMm
»Da löste und zerbrach er das Ende seines Fußeisens und nachdem
er seinen Wächter niedergeschlagen hatte, entfloh er . . .«
Altan Tobci hat hier eine ausführliche Erzählung, die auf eine
genauere überlieferiuig zurückgeht.
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 195
Sanang Setsen 66, 13:
hargitu usun-a nigudju Tiehdeküi anu . . .
Schmidt: »er verbarg sich in einem stehenden Gewässer.« hargitu
usun = Kowalevvski S. 850 »eaw stagnante^^.
Chinas. 9, o:
= Er verbarg sich hingestreckt an einem Orte Ha-rh {chih)-ki-t\i,
Wu-sün.
Der chinesische Übersetzer hat die Bedeutung der Worte hargitu usun
nicht erkannt, sie daher einfach als Namen behandelt und transkribiert.
Altan Tobci 13,6:
Temücin usun-dur orodju kebdebe.
=: Temüdjin legte sich in das Wasser (eines Teiches) hinein.
Chinas. 9, a:
Sanang Setsen 66,14:
kümün-ü kiibegün kebdeküi cinu dsiib bui dsa. bi ber toga erimüi kemeget.
Schmidt: »Sodann rief er ihm zu: »Menschenkind, es ist gut, daß
du hier liegst, ich werde Hilfe suchen.«
Chines. 9, a:
J^-i-. Für 4jr ist ^^ chao zu lesen.
Dieser Mann, der hier liegt, das ist (gerade^l er, ich will mir auch
den Anschein geben Yb^'^, als ob ich ihn suchte und damit gut. Darauf
entfernte er sich.
Altan Tobci 13, 8: logar-un kübegün kebdekü dsüb bui dsa. bi tüne
erimüi.
= Es ist gut, daß der Knabe von früher togarun (d.h. der früher
meinen Söhnen Gutes getan hat) da liegt, ich will ihn suchen. (Denn der
Herausgeber des Textes will tüne = tegüni lesen.)
Für das tüne erimüi des Altan Tobci schreibt Sanang Setsen &<6, 15
tuga erimüi und Schmidt übersetzt: »Ich werde Hilfe suchen.« Es ist klar,
daß tuga hier ein Schreib- oder Druckfehler für tuha ist. tuha erimüi heißt:
»Ich werde mich nach einer Gelegenheit umsehen.«
Sanang Setsen 66, 15:
Süni boltadju sain setkil-tü kümün bülügei kernen Sara- in ger-tür irehei.
Schmidt: »Da dachte Temüdjin: Der Mann scheint wohlgesinnt zu
sein, — schlich sich in der Nacht aus seinem Versteck hervor und kam
zur Behausung des Sara . . .
Chines. 9, a:
196 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
=: Temüdjin dachte in Erwägung dessen: Das ist sicherlich ein gut-
gesinnter Mann, und bei Einbruch der Nacht flüchtete er in das Haus
des öara.
Sanang Setsen 66, 17:
ySiragura ireksen holdjimar - tur hita horga bolun hiiyeteh, silyatun irehsen
tenggerlig-ün üre Bordjigin, eg'üni silayuna asaradju saitur ese üri ebetbesü man-
dur sidjir-yer ahu yagun Tcemen.'^
Schmidt: »Wir wollen der verfolgten Lerche ein rettender Gras-
hügel sein, wir wollen diesen mit bebendem Herzen zu uns geflüchteten
Bordjigen, diesen Tegrisprößling, treulich schützen. Ungeachtet des Ver-
dachts, den man auf uns werfen wird, wollen wir uns seiner bestens an-
nehmen.«
Für siragura lese ich nach Analogie des Altan Tobci sirgun, für
silgatun =^ silgetün, für silaguna = Siluguna und übersetze demgemäß: »Wenn
wir nicht ein schützendes Gebüsch sind für die Lerche, die durchschlüpfend
sich zu uns geflüchtet hat, wenn wir jetzt dem zitternd zu uns gekommenen
Götteisproß, diesem Bordjigin, nicht in aufrichtiger Fürsorge und Güte
unser Mitleid bezeugen, was hätte es für einen Nutzen für uns, sollten
wir auch Gold dafür erhalten!«
Die chinesische Wiedergabe zeigt von der Schmidtschen Über-
setzung einige Abweichimgen 9, «und 6:
= Wenn ein Vogel zu uns kommt, dann nähren wir ihn in einem Käfig;
und wenn wir jetzt gar, wo der himmlische Bordjigin hilfesucliend kommt,
ihn nicht gut aufnehmen und liebi-eich pflegen wollten, was würde das uns
später für einen Nutzen bringen!«
Altan Tobci 13, 11:
Sirgun ireksen holdjimor-i huta horgodaguldju. Silgatun ireksen kübegün-i
silugun ese asarahasu bidan-dur sicir yagun ahn gedjü.
»Wenn wir, die wir der entschlüpfend zu vms gekommenen
Lerche nicht einen schützenden Busch gewähi-en und den zitternd zu
uns gekommenen Knaben treu versorgen wollten, was wäre dann Gold
für uns!«
Sanang Setsen 68, 5:
Temüdjin ci man-u ünesün-i keisken aldabai kemeget.
Schmidt: (Da sprach Torgan Sara) zu Temüdjin: Jünghng, bei-
nahe wärest du die Ursache gewesen, daß unsere Asche zerstiebt worden
wäre.»
Im Chines. 10,0 heißt es einfach:
= Deinetwegen hätte man beinahe unser Haus zerstört.
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 197
Altan Tob ci 14, 7: ai Temücin ünesün-i mini gargan aldahai ci gehe.
Wie bei Sanang Setsen: »0, Temüdjin, beinahe hättest du meine Asche
verstreut. «
SanangSetsen 68,6: dsüb dürügen - i tailadju abun übersetzt Schmidt:
»er machte ihm den Sattel zurecht.« Wörtlich wäre zu übersetzen: »Er
löste einen Steigbügel und nalim ihn ab.« Es handelt sich hier um den
noch heute unter den Mongolen bestehenden Brauch, wenn man jemand
ein Pferd schenkt, diesem einen Steigbügel zu lösen, s. Gombojews Fuß-
note im Altan -Tobci, S. 128.
Chines. 10, o:
= An einer weißen Stute löste er die Steigbügel ab und ließ ihn
das Pferd besteigen.
Altan Tobci 14, 8:
Tedüi eremek tsagakdin-yen Temücin- du bagudju ükküi-degen ürügesün
nisleülbür-yen tailadju üJthe.
= Sogleich löste er an seiner weißen Stute den einen Steigbügel
und reichte ihn dem Temüdjin zum Zeichen, daß er sie ihm verehre.
Sanang Setsen 68,6:
del hurga aladju hünesün üJccü.
Schmidt: »Er schlachtete ein fettes Lamm zur Reisekost.«
Chines. 10, o:
Er schlachtete zwei Lämmer und gab sie ihm zur Reisekost.
Altan Tobci 14, 9:
del eTci tu huriga aladju mihan-i Tcünesün ukhüget.
= Er schlachtete ein halbjähriges Lamm und gab ihm das Fleisch
zur Reisekost.
Sanang Setsen 68, 10:
Tendetse Belgetei-in tarbagacilara unuksan Darki Honghor kemekü marin -i
unudju ebesün-ü alura hai-ber müskin.
Schmidt: »Alsdann setzte sich Temüdjin auf das Darki Honghor
genannte Pferd seines von der INIurmeltierjagd heimgekehrten Bruders Belgetei,
fand die Spur im Grase . . .«
Chines. 10, o:
= »Temüdjin bestieg ein gelbes Pferd, welches Belgetei zur Otterjagd
zu reiten pflegte und folgte den im niedergetretenen Grase sichtbaren Fuß-
spuren.« j^ ist nach Williams eine Otter. Die Worte darki honghor, welche
198 Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen.
durch das folgende ^kemelcü^^ doch als Name gekennzeichnet sind, sind im
Chinesischen übersetzt durch ^■•
Altan Tobci 15, 1:
edsen hoinetse inu Belgetei-in tarhagacüaksan Darki Hnnghor-i unudju
nehebe. aluriksan ehesim yer-yabudju . . .
»Der Fürst machte sich auf dem Darki Honghor, welchen Belgetei
zur Murmeltierjagd ritt, an die Vei'folgung. An dem niedergetretenen Grase
entlangreitend . . .«
Entsprechend dieser Version möchte ich in dem oben gegebenen Text
des Sanang Setsen für alurahai setzen aluriksan: ehesün-ü aluriksan yer
müskin = an den niedergetretenen Stellen des Grases entlanggehend . . .
Der Vater des Bogordji heißt nach der Schmidtschen Ausgabe des
Sanang Setzen = Nagu Bayan. Die Chinesische Redaktion hat Agu
Bayan ßpf ^ß Ei '5^* Diese Abweichung beruht jedenfalls auf einen Lese-
fehler, da agu und nagu in der mongolischen Schrift sehr leiciit zu ver-
wechseln sind.
Altan Tobci schreibt gar Lahn Bayan.
Sanang Setsen 68, 15:
cinu dsohadju yabuhui-gi sonusulugai hi. ere-in mür-t'ür ühere busu.
edüge hi cimaluga odultsasugai . . .
Schmidt: »ich habe von deinen Leiden und harten Schicksalen ge-
hört; auf dem Pfade der Männer bin ich kein Fremder: ich gehe mit dir.«
Chines. 10,5:
z= Ich habe früher gehört, wie du dich auf der Flucht geplagt hast
und daß du von großer Tüchtigkeit bist. Ich bin nicht von gewöhnlicher
Art. Jetzt will ich mit dir zusammengehen.
Der Satz ^'Cre-in mür-tür ühere busu<^ ist hiernach von Schmidt und
dem Verfasser der Chinesischen Redaktion sehr verschieden übersetzt worden.
Ich würde den Satz etwa wiedergeben: auf dem Pfade der Männer ist es
nicht anders. — Jedenfalls kann die Chinesische Redaktion den Satz nicht
in dieser Form vor sich gehabt haben. Ich vermute, daß der chinesische
Übersetzer huyu statt husu gelesen hat: ere-in mür für ühere huyu = in der
Reihe der Männer bin ich ein anderer. Dazu paßte die Übersetzung
^^2p^ = ich stehe dir nicht gleich.
Chines. 10,6:
statt g(^:^ lies g^JT^;^ — iinghula.
statt 4-4#s^^*.©*rÄ 1^^^ ^ ^^^^'-
Sanang Setsen 68, 18:
Tendetse süni holtadju ahura orohui dur . . .
Schmidt übersetzt: »als es Nacht geworden war«.
Haenisch: Die chinesische Redaktion des Sanang Setsen. 199
Vei-mutlich ist ahura ein Druckfehler für ahuran. Dann wäre der
Satz zu übersetzen: »Als sie bei Einbruch der Nacht im Begriff waren,
einen Überfall zu wagen, um [die Pferde] zu retten . . .«
Weiter heißt es im mongolischen Text: . . . han Mibegün-ü orosugai
kemehesü Bogordji iigülerün. Bordjigin-u üre cimaigi buyan-tu edür dagalugai.
huga-dur cinu holtaridju hurugudun ahu yagun hemeget.
Schmidt: «... Als der Fürstensohn allein hineinsprengen wollte,
sprach Bogordji: -Sprößling der Bordjigen! an einem glücklichen Tage bin
ich dein Gefährte geworden: sollte ich bei deinem Überfall mich in feiger
Sicherheit halten?«
Chines. 10, ö:
Bogordji wollte, die Nacht benutzend, einen heimlichen Überfall
machen. Er wußte nicht, ob der Königssohn beabsichtigte einen Überfall
zu unternehmen oder nicht. So fragte er ihn: »Ich halte dich, der du ein
Sjiroß der Bordjigin bist, für einen vom Glück begünstigten Menschen und
will mich dir heute anschließen. Warum sollte ich zaudern und mich nicht
entschließen?«
Altan Tobci 15, 8 erzählt folgendermaßen:
edsen Bogorci du dsarlik holba. Bogorci ci mür baidju bat (verbessert
in mori baridju bat), bi oro.su gebe. Bogorci Icelebe, buyan-u sain edür -tu
dalaga. bolga edür -tu cinu boltaridju baibasu ende yagun kerelc gebe.
»Der Fürst spi-ach zu Bogorii: Bogorci, du bleibe mit den Pferden
hier. Ich will einen Überfall machen. Bogorci antwortete: In glücklichen
und guten Tagen bin ich dir gefolgt, warum soll ich dir am Tage des An-
griffs untreu werden?«
Sanang Setsen 70,3:
ere-in mür nigen bui. egün-yen bu umartaktun.
Schmidt: »Der Pfad der Männer ist nur einer, das vergesset nie!«
Die Chines. Redaktion übersetzt anders, sie bezieht das fp'«« nicht
auf OTÜr, sondern auf die Person des Temüdjin 11, a: ^C y^ -4^ ^fM ^@
1^ 1Ä ^ ^ fi itt A. = I^'6 Fähigkeit der Männer ist eine und dieselbe,
achte darauf und verlasse diesen (Fürsten) nicht. Wenn dies eine Über-
setzung der obenstehenden Version sein sollte, so wäre sie falsch, denn
umartaktun ist der Plural des Imperativs, die Aufforderung könnte also
nicht an den Bogorci allein gerichtet sein. Jedenfalls hat die Vorlage des
chinesischen Übersetzers auch hier eine andere Version gehabt.
Altan Tobci schließt sich an den gegebenen Text des Sanang
Setsen 16, 2 an:
kübegün mini ci ene yabuhui-ben bu orkiktun.
»Ihr meine Söhne (Temüdjin und Bogorci), diesen euren Wandel
gebt nie auf.«
200
Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Von Friedrich Hirth.
Unter dem Titel »Alte Metalltrommeln aus Süd-Asien« erschien im Jahre
1902 eine umfassende zweil)ändige Untersuchung von Franz Heger, die icli
leider erst seit kurzem durchzumustern Gelegenheit hatte.
Ich hatte auf das Erscheinen dieses Werkes gewartet, um mich Lei
Gelegenheit der Mitteilung etwaiger Zusätze gegen einen, wie mir scheint,
nicht gerechtfertigten Vorwurf von selten eines meiner sinologischen Fach-
genossen zu verteidigen. Derselbe i-ichtet sich gegen meinen in der »Fest-
schrift für Adolf Bastian« (Berlin 1896) auf S. 493—497, Anm., abge-
druckten Privatbrief an Hrn. Heger und findet sich in dem Artikel meines
Kollegen J. J. M. de Groot in seinem Beitrag zum Jahrgang III dieser Mit-
teilungen, erste Abteilung: »Ostasiatische Studien«, unter dem Titel: »Die
antiken Bronzepauken im Ostindischen Archipel und auf dem Festlande von
Südostasien« (Berlin 1900).i
De Groot sagt (S. 110) mit bezug auf meinen Brief in dei- »Bastian-
PVstsclu'ift« : "Wir bekommen darin viele Theorien und Ansichten zu hören,
doch leider keinen einzigen Text, der sie stützt.« Er hat mit dieser Klage
vollkommen recht. Inwieweit jedoch der Artikel »nur ein Kartenhaus« ist,
und wieweit es gerechtfertigt ist, mir das Spielen mit »Seifenblasen« vor-
zuwerfen , mag der Wiederabdruck des fraglichen Briefes mit den chinesi-
schen Belegstellen erklären.
Ich habe in meinem Leben recht viele solcher Briefe geschrieben und
glaube meinen Fi'eunden den Beweis scliuldig zu sein, daß ich weit davon
entfernt bin, mir wissenschaftliche Tatsachen aus den Fingern zu saugen,
um mich damit interessant zu machen. Meinen Korrespondenten ist oft
mit der Mitteilimg von Stellenmaterial gar nicht gedient; dazu findet sich
auch nicht immer die nötige Zeit, wenn man mit anderen Fragen beschäftigt
ist. Das Verhältnis zwischen Autor und Leser stützt sich in solchen Fällen
auf das Vertrauen, das der letztere der Kompetenz und der wissenschaft-
• Zuerst in holländischer Sprache unter dem Titel »De antieke Keteltronuiien
in den Oost-iiidischen Archipel en op het vasteland van Zuidoost-Azie» in Vers lagen
en Mededeelingen der Kon. Akad. van Wetensch., Afd. Letterk., 4, Deel II.
Anisterd. 1898.
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 201
liehen Ehrlichkeit des Auskunft Gebenden entgegenbringt. Ich bedauere,
daß Prof. de Groot die mir vorliegenden Quellen nicht gekannt hat; er
hätte sich sonst den Vorwurf der Überstürzung, den ich ihm nur ungern
mache, ersparen können.
Mein in Tschungking, fern im Westen Chinas, infolge einer persön-
lichen Anfrage an Hrn. Heger geschriebener Brief ist vom 15. September
1894' datiert. JNIan wolle sich den damaligen Stand der Bronzetrommelfrage
vergegenwärtigen. Die Hegerschen Forschungen lagen selbstverständlich
noch nicht vor; das vorhandene Trommelmaterial war mir nur aus A. B.
Meyers »Altertümer aus dem Ostindischen Archipel« bekannt, denn die
zweite große Arbeit von Meyer und Foy war noch nicht erschienen. Trotz-
dem kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß mir schon damals die in-
zwischen veröffentlichte chinesische Literatur über den Gegenstand längst
bekannt war, auch das von de Groot angeführte Material. Er sagt es
ja selbst (S. 78): »Man braucht die chinesische Literatur nicht von Anfang
bis zu Ende zu durchsuchen, um bestimmte Nachrichten ans Licht zu ziehen.
Sie umfaßt Spezialschriften über Völker und Länder, über die mannigfach-
sten Gegenstände, sogar Enzyklopädien, die die Quellen, aus denen sie
geschöpft haben, angeben.« Alle diese Hilfsmittel standen auch mir zu
Gebote. Von den bei de Groot angeführten Stellen war mir daher nicht
eine einzige neu. Aber meine Fachgenossen werden sich aus den nach-
folgenden ]Mitteilungen, die nur einen kleinen Teil meines chinesischen
Materials bilden, überzeugen können, daß ich außerdem doch noch sehr
vieles gelesen hatte, das sich in den bekannten Nachschlagewerken nicht
findet und deshalb de Groot bei seiner fleißigen Zusammenstellung ent-
gangen war. Es handelt sich dabei weniger um die für die Entstehungs-
theorie wichtige älteste Liteiatur als um die Schriften chinesischer Gelehrter,
die sich später mit dem Gegenstande beschäftigt haben. Ich glaube in
meinem Briefe diesen Punkt vollkommen genügend betont zu haben, indem
ich die darin behandelte Theorie ausdrücklich als die Ansicht chinesi-
scher Archäologen bezeichnet habe. Diese für die Bem-teilung meines
Briefes maßgebende Erklärung ist von de Groot bei seinen Ausführungen
leider übersehen worden.
Mögen die Ansichten der Chinesen über die Entstehung der Bronze-
trommeln noch so töricht sein, so gehören sie doch zu einer vollständigen
Erörterung der Frage, selbst wenn sie nur den Zweck haben sollten, durch
ihre Bekämpfung bestehende Vorurteile zu beseitigen. Hr. Heger hafsich,
vermutlich durch den de Grootschen Artikel beeinflußt, verleiten lassen,
den Inhalt des seinen Forschungen zuliebe geschriebenen Briefes vollkommen
zu ignorieren. Um so mehr Grund, ihn noch einmal mit allen seinen
durch den damaligen Stand der Forschung begründeten Fehlern, aber
durch Belegstellen unterstützt, in Erinnerung zu bringen. Ich muß ge-
stehen, daß mir das Wiederauffinden aller dieser Stellen jetzt nach zehn
Jahren viel Mühe gemacht hat, die ich mir gern erspart hätte, wenn mir
In der Bastian -Festschrift durch Druck- oder Schreibfehler .1895"
202 Hieth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeki.
meine Freunde in Leiden und in Wien mit dem Vertrauen entgegen-
gekommen wären, das ich beanspruchen zu können glaube.
In meinem Artikel über »Die Insel Hainan nach Chau Ju-kua« sagte
ich bezüglich der eingeborenen Stämme auf S. 492 der » Bastian- Festschrift« :
»Hervorragende Eingeborene gießen Bronzepauken und hängen sie,
sobald sie fertig sind, in ihren Häusern auf. Sie schlagen diese Pauken
an, um ihre Stammesgenossen zur Stelle zu rufen.«
Dazu machte ich, mehr zum Vergnügen des Jubilars, dem die Fest-
schrift galt, als zur Begutachtung meiner Fachgenossen, die folgende, hier
durch Mitteilung der Belegstellen erweiterte Anmerkung.*
»Die Bronzepauke, die heute zu den interessantesten Altertümern Süd- und
Westchinas sowie der hinterindischen Halbinsel gehört, ist vermutlich ursprünglich
ein Erzeugnis chinesischen Gewerbfleißes, dessen Herstellung erst später von den
Völkern der Halbinsel erlernt wurde.«
Dieser Ansicht neige ich mich auch jetzt noch zu, trotzdem ich zu-
geben muß, daß die Frage noch nicht spruchreif ist. Für spruchreif sollen
wir sie wenigstens deshalb vorläufig nicht erklären, weil wir noch lange
nicht alles gehört, was die Chinesen darüber zu sagen haben. Ich meine
damit nicht nur die von den Bronzetronimeln handelnden Stellen, sondern
vor allen Dingen die erklärende Literatur.
«Ich hoffe, darauf an anderer Stelle zurückzukommen und will hier nur kurz
die Ansicht mitteilen, die ich mir auf Grund ciiinesischer Aufzeiclinungen gebildet
habe, muß aber hinzufügen, daß icli von den vorhandenen B'undstücken nur wenige
gesehen habe und daß deshalb meine jetzige Ansicht immer nur eine einseitig auf
Literatur begründete sein kann. Ich sclirieb darüber am 15. September 1894 von Tschung-
king aus an Hrn. Kustos Franz Heger in Wien, der mir die Abbildungen von drei
Bronzepauken der Wiener Sammlung hatte zukommen lassen, wie folgt:
»Dies ist nun zwar kaum genügend, um eine Ansicht über die Bedeutung der
Ornamente auszusprechen, da den aus dem wenigen Gesehenen zu ziehenden Schlüssen
möglicherweise von dem widersprochen wird, was mir nicht zugänglich ist, und dies
ist vermutlich der bei weitem größte Teil alles bisher Gefundenen. Auf der anderen
Seite habe ich so ziemlich alles gelesen, was die Chinesen über den Gegenstand ge-
schrieben haben.«
Ich will diese unsokratische Bemerkung, über die de Groot angesichts
des, wie er glaubt, von mir konstruierten »Kartenhauses« sein Befremden
ausdrückt, damit entschuldigen, daß ich von chinesischen Bronzetexten
mindestens so viel wie er, und, wie der Leser sogleich sehen wird, noch
etwas mehr gelesen hatte, namentlich mit Bezug auf die keineswegs S2)är-
liche archäologische Literatur der Neuzeit.
»Auf Grund meiner Lektüre nun hatte ich mir eine Theorie gebildet, die ge-
wissermaßen die Ansicht chinesischer Archäologen bildet, die ich am liebsten für
mich behalten möchte, bis ich etwas mehr über die Funde, besonders die auch auf
nichtcliinesischcm Gebiete gemachten, gelernt habe. Wenn ich trotzdem aus der Schule
plaudere, so hoffe ich, daß Sie mich nicht für voreilig halten. Meine jetzige An-
sicht ist zunächst einseitig und lediglich auf Literaturnachweise gegründet; ich weiß
zu gut aus Erfahrung, daß man so gewonnene Ansicliten nur zu oft stark verändert,
Nach der »Bastian- Festschi ift- in kleinerer (Petit-) Schrift wiedergegeben.
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 203
ja ganz aufgibt, naclidem man den aus der Literatur gewonnenen Eindruck mit der
vorhandenen Wirkhchlceit verglichen hat. Nelmien Sie daher, bitte, an, daß nicht
ich, der vorsichtige Sinolog, es bin, der keine Übersetzung für abgeschlossen erklärt,
bis er nicht über das Gegenständliche vollständig im klaren ist, sondern der chinesi-
sche Archäolog (von mir auf Grund der Sachunkenntnis möglicherweise noöh miß-
verstanden), der Ihnen die folgende Theorie zur Prüfung übergibt.»
"Die Fundoite, an denen laut chinesischer Aufzeichnungen Bronzetrommeln
dieser Art entdeckt worden sind, gehören in das Gebiet der Völkerschaften , die von
den Chinesen unter dem Namen Man ausführlich beschrieben werden. Die Man
waren die Ureinwohner der südwestlichen Provinzen Chinas und eines Teiles der
iiintcrindischen Halbinsel. China fing in den letzten Jahrhunderten der vorchrist-
lichen Zeit an, sich für diese südwestlichen Barbaren (si-nan-man) zu interessieren.
Unter den Ts'in wurden in den an den Busen von Tung-king angrenzenden Ländern
Fürstentümer gegründet. Ein chinesischer Satrap namens Tschau T'o (S. Mayers,
Chinese Rcader's Manual, S. 57) fiel vom Reiche ab und gründete das Königreich
Nan-yüe, das wiederum vom General Lu Po-tö (Mayers, S. 138) seiner Selb-
ständigkeit beraubt und China zugeführt wurde. In den heutigen Provinzen Kuang-
tung und Kuang-si wurde dadurch sicher ein großer Teil der alten Kultur (oder
Unkultur) der Man mit chinesischen Elementen verquickt. Dennoch müssen wir an-
nehmen, daß das Chinesentuni bis ins Mittelalter hinein nur in einzelnen Zentren,
in den Städten und befestigten Regierungssitzen Wurzel faßte, während in den
weniger zugänglichen Gebirgen mit ihren Engpässen die Urbewohner sich mehr oder
weniger unabhängig behaupteten. Denn wir lesen, daß an Strecken, die heutzutage
zweifelsohne nur von zivilisierten Chinesen bewohnt werden, die Sitten der Man
erst unter den Dynastien Sui und T'ang, d. i. vom VL bis X. Jahrhundert, den chi-
nesischen Platz machten. Die Satrapenherrschaft sowohl wie diejenige des Chinesen
Tschau T'o hat vermutlich an der Kultur der Man nur wenig verändert. Die erste
vollständige Unterjochung im politischen (weini auch noch lange nicht im kulturellen)
Sinne wird von den Chinesen selbst erst vom Jahre 41 n. Chr. datiert, als der
General Ma Yüan {Ma, ^|& = Pferd) die von zwei Amazonen geführten Annamiten
besiegte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Man in den Ländern des Meerbusens
von Tung-king, einschließlich der stammverwandten Li von Hainan, zur Anerkennung
der chinesischen Oberhoheit gezwungen (vgl. Mayers, S. 149), nachdem Ma (der
General -Roß") schon vorher die T'u-fan an der Grenze von Tibet unterjocht hatte."
Um das allmähliche Verdrängen der Man -Barbaren aus früheren
Sitzen durch Chinesen nachzuweisen, würde ein großes Stellenmaterial
erforderlich sein, da man von Provinz zu Provinz die Lokalchroniken zu
zitieren und die Geschichte der Man -Wanderungen in den verschiedenen
Epochen für die hauptsächlichsten Stämme zu entwickeln hätte. Das
Material ist zweifellos vorhanden, aber es ist für den Sinologen viel leichter
es durchzulesen und sich daraus eine Ansicht zu bilden , . als es Satz für
Satz in guter Übersetzung zu Papier zu bringen. Im großen und ganzen
diirfen wir sagen, daß, soweit sie sich auf chinesischem Gebiete verfolgen
lassen, die Man von Norden nach Süden gewandert sind, nicht umgekehrt.
Zu den ältesten Zeiten der chinesischen Geschichte saßen sie am mittlei-en
Yang-tzi in der Gegend des Sees Tung-t'ing, folgten dann den Strom-
läufen der südlichen Zuflüsse des Yang-tz'i und gelangten so allmäliHch in
die südwestlichen Pi-ovinzen. Ob sie von dort aus auch die noch süd-
licheren Striche der hinterindischen Halbinsel bevölkert haben, geht aus
204 Hieth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
den chinesischen Aufzeichnungen nicht hervor. Wenn ich sage, daß die
Heri'schaft des Satrapen (Jon Hiau, s. Giles, Biogr, Dict., Nr. 923) und
die des späteren Königs von Nan-yüe, Tschau T'o, nur wenig an den Sitten
der Man geändert habe, so gehe ich davon aus, daß Tschau Tos Vorgänger
nur kurze Zeit gewirkt hatte. Tschau T'o sich aber mit Händen und Füßen
gegen chinesische Kultureinflüsse sträubte, obgleich er selbst geborener
Xordchin^ese war (^ M A :fl + $M ^Z^ ^ ^ ±M^it Wl
Stfö^ T^f^ifc' I^"ang-tung-sin-yü, Kap. 7 S. 8). Er hatte selbst
die Sitten der Man angenommen und wollte seine Untertanen nicht zu
Chinesen machen. Tschau T'o und seine Nachkommen hatten, beinahe das
ganze dritte Jahrhundert v.Chr. ausfüllend, 93 Jahre über die Man inTung-king,
Kuang-tung und Kuang-si geherrscht, als Lu Po-tö, der als chinesischer
General wie Ma Yüan den Titel Fu- po-tsiang-kün (»dei- die Wogen be-
sänftigende General«) führte, das ganze Gebiet für die Chinesen zurück-
eroberte (111 v.Chr.). Die chinesischen Archäologen hätten ja recht gut
die Einführung der Bronzetrommeln irgendeinem der zahlreichen Generäle
chinesischer Herkunft zuschreiben können, die vor Ma Yüan in den Gebieten
der Man etwas zu sagen hatten; es scheint aber, daß keinem derselben eine
besondere zivilisatorische Tätigkeit in bezug auf die Sitten der Man zu-
getraut wird. Dagegen lesen wir von Ma Yüan in seiner Biographie (Ho u-
han-schu, Kap. 54, s. in meinem im Anhang mitgeteilten Auszuge die
Stelle ^), daß er in allen Gebieten, die er passierte, Städte gründete, das
Land bewässerte, die Rechtspflege ordnete usw., und daß man seit jener
Zeit in Lo-yüe (d.i. in den Gebieten am Yu-kiang in der Gegend von
Nan-ning-fu und an der Grenze von Tung- king) den Traditionen des
Generals Ma Yüan folgte ( g #|&^$n -S^lf ¥]^ ♦)•
Wenn man nun bedenkt, daß die Chinesen fest daran glauben, daß sich
im Tempel von Nan-hai (bei Whampoa) eine Bronzetrommel mit einer dem
Stile der Han entsprechenden Inschrift: ^ Gegossen vom General Fu-p'o
der Han« ( ]^ i^ ^J^' *|f ^^ )3|f ^ , Kuang - tung - sin-yü, Kap. 16
S. 3B und Nan-yüe-pi-ki, Kap. 6 S. 1 B) befindet oder befand, so erklärt
sich daraus, wie ihre Archäologen auf den General Ma Yüan als den
Kulturwohltäter verfallen sind, der den Barbaren von Lo-yüe ihre Bronze-
trommeln stiftete. Dazu kommt, daß nach Ansicht der Chinesen Bronze-
trommelfunde gerade in solchen Gegenden gemacht worden sind, die der
General mit seiner Armee besucht hat. Einer der Gründe, die im Kuang-
tung-sin-yü (Kap. 16 S. 3) zugunsten der Ma Yüanschen Theorie ange-
führt werden, würde freilich ebensogut zu jedem anderen Erfinder passen.
Der Verfasser geht davon aus, daß die Bronzetrommel eine Nacliahmung der
Felltrouunel ist. »Es wird behauptet«, sagt er, »daß in Lei-tschöu und Lien-
tschöu bis nach Kiau-tschi an der Meeresküste bei der feuchten Luft des
Klimas die Felltronimeln nachgeben und ihren Klang verlieren, und so erfand
Fu-p'o die Trommeln aus Bronze, indem er ihnen die Form einer gewöhn-
lichen Trommel gab, nur etwas niedriger und eingezogen, die Seitenwände
reichlich mit Ornamenten bedeckte und oben an acht Ecken sitzende Frösche
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 205
befestigen ließ. Man nannte sie Lo-yüe- Trommeln "(^ f^ ffl*;^.^'^
»Dies ist die erste Hauptunterjoclmng und die Entstehungsperiode für unsere
Bronzetrommeln, die nicht über die christliche Zeitrechnung, bzw. das Jahr 41 n. Chr.
hinausgehen. Die zweite Epoche der großen Man-Rämpfe fällt in den Anfang des
111. Jahrhunderts, als der große Nationalheld Tschu-ko Liang (Mayers, S. 28) die
Stcämme des äußersten Südwestens (Yünnan usw.) zur Unterwerfung brachte. Tschu-ko
Liang trug chinesische Waffen vermutlich weit über die Grenzen des heutigen Ciiina
hinaus; sein Einfluß erstreckte sich bis in das Gebiet von Birma. In Pagan z. B.
war noch im XII. Jahrhundert ein ihm geweihter Tempel zu finden , wie uns Tschau
Ju-kua berichtet."
"Die Man kämpften in jenen Zeiten mit bronzenen Waffen, da Kupfer ihnen
das zugänglichste und bequemste Material war.«
Hierzu einige Stellen:
Kuang-tung-sin-yii (]f HfJ^fE), Kap. 2, S. 12: ^^Jf.
i^ ^\millSiM9'Zk^- "^" unserem Yüe (d. i. in dem Yüe des
Verfassers, nämlich Kuang-tung im Gegensatz zu Kuang-si) wird nicht viel
Kupfer erzeugt, dagegen ist es allerorten da in Menge zu finden, wo
Fu-p'o [Ma Yüan] seine kupfernen [bronzenen] Gegenstände anfertigte. Ich
bin der Ansicht, daß in alten Zeiten die Man und die Li viel
aus Bronze gefertigte Waffen gebrauchten. Als Fu-p'o [Ma Yüan]
Tung-king besiegte, da mag er ihre sämtlichen Waffen in Empfang genommen
und eingeschmolzen haben, worauf er fünf bronzene Säulen goß, um als Land-
marke für die Grenze der Han zu dienen; ferner machte er fünf Schiffe
aus Bronze und mehrere hundert Bronzetrommeln, die überall in den Ge-
birgen und Flußtälern an verpesteten und unzugänglichenPlätzen als das Haupt-
werkzeug zur Niederhaltung der Barbaren galten". Vgl. auch Kap. 16 S. 6.
Ling-wai.tai-ta(^^[.^^:^),Kap.7S.12.^fl|,|§^^^|D
II ^ n\ msMAmmnmm m m srnrnm m m m
i Hlft«rtifmiPWil*i:»A^ffllK§&»WKm
Mm'Amm^mr^s^^mmmM.^mnmmz-
"Die Historiker berichten, daß die Lo-yüe (-Stämme) viel Kupfer und Silber
haben. Im Kiau- tschöu -ki wird gesagt: die Bewohner von Yüe gießen
Boote aus Bronze. Im Kuang-tsch6u-ki wird gesagt: die Li und die
Liau gießen bronzene Trommeln. Man hört, in Kiau-tschi [Tung-king]
und Tschan -tsch'öng [Cochinchina] seien die Wohnhäuser des Fürsten mit
206 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi.
bronzenen Dachziegeln bedeckt, woraus man schließen kann, daß es in
jenen südlichen Ländern viel Kupfer gibt. Jetzt findet sich in Yung-tschou
[in der Gegend von Nan-ning-fu] an Kupfer gewiß nicht viel, aber in
einem Dorfe der Man -Barbaren außeihalb der K'i- Dörfer am Yu-kiang
[dem schiffbaren Nebenfluß des Si-kiang, an dem Nan-ning-fu liegt] findet
sich von selbst hervortretendes Kupfer [oberflächliche Erzlager?], das man
durch mehrere Fuß tiefes Graben im Boden gewinnen kann, weshalb die
Man -Bevölkerung viele kupferne Geräte im Gebrauch hat. Einst war dem
Hofe der Rat unterbreitet worden, man möge mit diesen Artikeln Tausch-
handel treiben, doch berichteten, nachdem Unruhen ausgebrochen waren,
die Mandarinen dieser Provinz, daß dadurch Streitigkeiten an der Grenze
hervorgerufen würden, weshalb in einer Denkschrift an den Kaiser das
Aufhören [dieses Handels] beantragt wurde.« Vgl. auch Kui-liai-yQ-
höng-tschi (7|^±'/^J^^||j>^)5 vom Jahre 1175, 8,7, wo die Stelle über
das Vorkommen oberflächlicher Kupferlager in Yung-tschöu wiederholt
wird. Nach der Eroberung des ehemaligen Königreichs Yüe entstand nach
Ts'ien-han-schu (Kap. 28B S. 39) lebhafter Handelsverkehr zwischen
China und den südlichen Barbaren. «Da die letzteren am Meere wohnten,
lieferten sie viel Rhinozeroshörner, Elfenbein , Schildpatt, Pei'len, Kupfer,
Früchte und Gewebe, und die chinesischen Kaufleute, die sich in diese
Länder begaben, zogen reichen Gewinn aus diesem Handel, dessen Zentrum
in Canton war.« Wir dürfen annehmen, daß dieser Handelsverkehr noch
unter Wu-ti, d. h. vor dem Anfiuig des 1. Jahrhunderts v. Chr. bestanden hat.
»Nach ihrer Besiegung im Jahre 41 n. Chr. befand sich Ma Yüan im Besitze
einer großen Beute an solchen Bronzewaffen, die er den Man von Tungking, Kuang-
tung und Kuang-si abgenommen hatte. Um nun zu verhüten, daß diese für die
Chinesen als Waffen ungenügenden Schwerter usw. neues Unheil anstifteten, beschloß
MaYüan, sie einschmelzen und umgießen zu lassen. Er schuf damit gewissermaßen
Kriegstrophäen als Denkmäler seiner Macht, die er den unterworfenen Man als
ewiges Memento zurückließ. Er ließ also zunächst fünf riesige Bronzepfosten (t'ung-
tschu) gießen, die an der Grenze vonTung-king aufgestellt wurden, um für ewige
Zeiten die Grenze Chinas zu bezeichnen (vgl. meine Chines. Studien Bd. I, S. 20),
ferner fünf bronzene Schiffe, von denen die Sage viel zu berichten weiß (vennutlicli
Bronzeplatten zum Beschlagen der Schiffswände oder sonstige Schiffsteile), und endlich
mehrere hundert Bronzepauken, die in den verschiedenen Engpässen des Landes
untergebracht wurden, um den Man als Prunkgerät zu dienen. Die Bronzetrommel
wurde vermutlich dem Häupthng eines jeden den Chinesen unterworfenen Stammes
übergeben, dem sie als Symbol der ihm von den chinesischen Schutzherren ver-
liehenen Autorität galt. Später mag sich dieser Gedanke verloren haben, so daß
sie überhaupt nur Symbol der Führerschaft blieb. Jedenfalls sind Bronzetrommeln
in den Gräbern von Man-tschang, d. i. Häuptlingen der Man, gefunden worden. Die
dem MaYüan zugeschriebene Idee, die Waffen seiner wilden Feinde in ein stets
weithin hörbares Erinnerungszeichen ihrer Unterwerfung zu verwandeln, sieht dem
alten Haudegen sehr ähnlich, der wie kein Zweiter zur Kriegltilirung mit wilden
Bergvölkern geschaffen war. Ich zitiere aus meiner im Manuskript vorliegenden
Übersetzung des Tschau Ju-kua.«
»Als Ma Fu-po Hainan zur Ruhe brachte, ließ er sich von den dortigen
Töpfern irdene Gefäße anfertigen, von denen die größeren verschiedene Zentner,
Hirth: Cliineslsche Ansichten über Bronzetrommeln. 207
die kleineren fünf Schefiel und noch kleinere bis zu zwei oder drei Scheftel Wasser
hielten. Darauf lud er diejenigen Wilden aus dem tiefsten Innern, die sich freiwillig
unterworfen hatten, zu sich ein, um sie mit diesen Gefäßen zu beschenken, die sie
sich nach Belieben selbst auswählen sollten. Auf diese Weise wurde er in den
Stand gesetzt, die Lage ihrer Nester und Höhlen abzuschätzen. Denn die Li nahmen
nur die kleinsten zu zwei oder drei Scheffeln; als man sie aber nach dem Grunde
fragte, gaben sie zur Antwort, sie seien, als man sie rief, von hohen Felsen und
Baumkronen herabgestiegen; die großen Gefäße hätten sie nicht gewagt mitzunehmen,
weil sie fürchten müßten, sie nicht nach Hause schaffen zu können. Duj'ch diese
Antwort erfuhr der General, daß ihre Schlupfwinkel tief im Innern an gefährlichen
und unzugänglichen Stellen zu suchen seien.»
»Sieht nicht dem Manne, der eine solche Kriegslist aushecken konnte, das
Umschmelzen der Waffen in ein Danaergeschenk in Gestalt einer Bronzetrommel,
die dem beschenkten Man -Häuptling stets zurief: -Remember, remember«, vollkonnnen
ähnlich? Daß die Man Geräte von dieser Vollendung damals selbst zu gießen nicht
imstande waren, darf man dem chinesischen Archäologen gern glauben, der davon
ausgeht, daß die Kunst des Bronzegusses nicht in Hinterindien entstanden, sondern
(selbstverständlich nur auf Ostasien angewendet) zuerst zur Herstellung der klassischen
Bronzen der Dynastien Schang und Tschöu (XVIII. bis III. Jahrhundert v. Chr.) ausgeübt
worden sei. Die Bronzewaffen der Man waren vermutlich weit weniger schwer her-
zustellen. Der Chinese nimmt daher an , daß Ma Yüan die ersten Bronzetrommeln
gegossen, resp. ihre Herstellung unter den Man am Meerbusen von Tungking ein-
geführt hnt. Einmal im Besitz einiger Muster und des Geheimnisses der Herstellung,
ist es leicht zu erklären, wie die Man auch später noch und an anderen Orten
ähnliche Bronzen herstellten.«
Wenn ich den Gedanken aussprach, daß die Bronzetrommel den
Häuptlingen unterw^orfener Stämme als Symbol der vom cliinesischen Kaiser
als Schutzherrn verliehenen Autorität übergeben wurde, so stützte ich mich
auf Berichte, von denen eine ganze Literatur unter dem Titel Ku-tsch'ui,
g^p^, vorliegt und worüber die meisten Enzyklopädien besondere Kajiitel
enthalten. Unter Ku-tsch"'ui (von ä:m Trommel und ^äcAW Blasinstrumente)
verstand man ein kleines Militärorchester, worin die mit gewissen symboli-
schen Emblemen verzierte Felltrommel eine hervorragende Rolle spielte.
Zu diesen Emblemen gehörte z. B. ein Schirm von Reiherfedern. Vgl. den
Ausdruck pai-lu-Icu-tsc/iui, Q^i^Wj^P^» T'u-schu-tsi-tsch'öng 29,
Kap. 133, Ki-schü 8.4: »ein Trommelspiel mit Reihern«. In dem zitierten
Kapitel der großen Enzyklopädie findet sich ausführliches Material über
dieses Orchester, das von Ts'ai Yung (II. Jahrhundert n.Chr.) als »Regiments-
musik« definiert wird: ^ ^ 0 M ^ -{^ (S- !)• Im Sui-schu wird
darüber gesagt: ^ J|| It /^ ^ |& gj P^ # A ^ ^^' "^^^ Distrikte,
denen die militärische Bewachung der Grenze obliegt, werden mit Trommeln
und Blasinstrumenten und einer Anzahl Musikanten versehen« usw. Je nach
dem Range des Kommandierenden waren die Musikinstrumente lot, grün usw.
von Farbe, und von den Grenzgarnisonen wird gesagt: ^S ^lE /»fe "^
|p M li M Ä ^ ^ ^ * ^ ffl |5| 3i fi ' ---tl^^he minder Be-
wachung der Grenze (Beauftragte) erhielten schwarze Trommeln und schwarze
Höruer, und die (übrigen) Musikinstrumente hatten sämtlich Bekleidungen
208 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi.
von der Farbe der Trommel«. Ebenda. Diese Musikinstrumente wurden in
den Hallen der Regierungsgebäude aufgestellt ( ^|J -^ ^^ J^ ^r ^ o^ P^) '
zur Zeit der Han mußten die aus Trommel und Hörn, einer kurzen Flöte,
Schellen und Sängern ^ bestehenden Orchester während das Marsches beim
1 Unter nau {^^) ist eine aus Bronze gefertigte Schelle oder Rassel zu
verstehen, wie sie im Po-ku-t'u-lu (Kap. 26, S. 47 ff.) abgebildet und beschrieben
ist. Im Kin-schT-so, Bd. III, werden ebenfalls mehrere Schellen dieser Art er-
örtert und zum Ku-tsch'ui der Han- und WeT- Dynastien gehörend bezeichnet
auch die Abbildungen bei Reinecke, "Über einige Beziehungen der Alterthümer Chinas
zu denen des skythisch- sibirischen Völkerkreises«, Zeitschr. f Ethuol. 1897,
S. 151, wo sich ein verwandtes Instrument als »skythische Stangeukrönung aus Un-
garn« zum Vergleich herangezogen und abgebildet findet. Alte Originalstücke sind
seit einigen Jahrzehnten in die Museen des Westens gelangt. Nach den Erklärungen
alter chinesischer Wörterbücher wurde das Instrument auf einem Bambusstab be-
festigt und (durch lebhaftes Schwingen) zum Rasseln gebracht »als Abschluß des
Trommelschlags« (^ ^ ^R |!t ffi HGj :^ j^Jl iL S ffi^' l^'^ng-hi, vgl. auch
Biot, Le Tscheou-li Bd. 11, S. 170, Anm. 2).
Über ko {^) vgl. T'ang-schu Kap. 48, S. 9: $^j^\a^\^^
^^pM, »Trommeln und Hörner, um den Gesang der Chorknaben zu begleiten».
Die uns im ll6u-han-schu (Kap. 116, S. 230".) in chinesischer Übersetzung auf-
bewahrten Proben dieser augenscheinlich zur Hebung des Patriotismus unter den
Barbaren von den Chinesen selbst erfundenen Gesangstexte zeigen, welche Mühe
man sich zur Zeit des Ma Yüan mit der Erziehung der Neuunterjochten gab. Der
berühmte Dichter Liu Liu-tschöu (101)14^ ']'|'|)' d^"" <^'® letzten Jahre seines Lebens
in der Verbannung als Gouverneur der von luiseren Barbaren bevölkerten Provinz
Kuang-si veibrachte, schrieb eine Serie von zwölf Ku-tsch'ui- Gesängen, die unter
den T'ang-scliT (^'I^gi» Kap. 13, S. I4f) abgedruckt sind. In der Einleitung
rechtfertigt er die Bearbeitung dieser Gesänge, indem er sagt: »die versciiiedenen
Dynastien seit den Han und WeT iiatten ihre Texte für das Trommelspiel mit Schelle
luid Gesang, nur für die Tang- Dynastie gibt es noch keine« ( '/.^ |fj|l J^ ^1^ Tv
^^^'KM^XtU^SMM W)- ^^'« '■^" ''"" gedichteten sind mit Be-
nutzung der von der Han- und naclifolgenden Dynastien her aufbewahrten Texte
bearbeitet. Der zwölfte Text bezieht sich auf die Man- Barbaren. Das Gedicht
schließt mit den Worten:
"Das weite Gebiet, besänftigt ist's in allen Meeren,
denn überall ist man vertraut mit den Sitten des Kaiserreichs,
Beim Schall der Lieder, der Tanzrassel und der Trommel
möge unser Führer stark sein!«
Dies ist der Geist, der aus der ganzen Ku-tsch'ui- Literatur spriclit. Gesang und
Tanz, Rassel und Trommel, alles nach chinesischem Geschmack zugeschnitten wie
die glatten Verse des Liu Liu-tschöu, den Barbaren als Zeichen der kaiserlichen
Gnade geschenkt, und doch auch ein Denkzeichen ihrer Abhängigkeit!
Darf man sich unter diesen Umständen wundern, wenn die chinesischen
Archäologen der Neuzeit auf den Gedanken verfallen sind, daß die Bronzetronunel
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 209
Regimente zu Pferde atiispielen, was man Ku-tsch'ui nannte (^)M W S^
Militäi'orchester wurden vom Kaiser als Anerkennung des \'erdienstes ver-
liehen ( J^ U f^ Jiii F^ ^ 5/1 S. 3 B). Die Abteilung K i - s c h i der großen
P^nzjdilopädie (Sekt. 29, Kap. 133) nennt eine ganze Reilie von Phallen, in
denen Generäle und andere hohe Würdenträger mit dieser Janitscharenmusik
beglückt wurden; aber auch Fremden wurde sie zuteil, so zur Zeit der
Han einem Fürsten des Landes Fu-yü i^4&M^\ der den chinesischen Hof
besucht hatte. Daß das Ku-tsch'ui in den früheren Zeiten nur als eine
Auszeichnung vom Kaiser verliehen und nicht etwa von reichen Leuten zur
Vermehrtmg ihres häuslichen Luxus geführt werden konnte, wird an einer
dem Kiang-ning-fu-tschi {^J^ ^ Ijht ^^) entlehnten Stelle ausdrücklich
bezeugt: ? CJl ü P^ ?E Pf )t )it TÜD ^ E ^ EM :^^ tt ffl •
»das militärische Tronnnelspiel wagten vor der Zeit der Sui und der T'ang
auch die höchsten Beamten nicht zu gebrauchen , wenn es ihnen nicht dui-ch
kaiserliche Gnade verliehen war« (Tsa-lu S. 2B).
Die obigen Stellen sind der großen Enzyklopädie entlehnt, wo sich
noch eine Fülle ausführlichen Materials über den Gebrauch des Trommel-
spiels findet. Aus einer dieser Stellen hatten wir ersehen , daß die mit der
Verleihung einer solchen Militärtrommel mit Zubehör verbundene kaiser-
liche Gnade auch auf einen fremden, zu China im Tributverhältnis stehenden
Fürsten ausgedehnt wurde. Der Fürst von Fu-yü, der periodisch Gesandte
an den Hof schickte (T'u-schu-tsi-tsch'öng 8, Kap. 32, S. 1 ff.), erhielt
diese Auszeichnung im Jahre 136 n. Chr. Trommel und Musikinstru-
mente wurden in diesem Falle dem Vasallen zugeschickt, augenscheinlich
als Anerkennung des Verdienstes, das in seiner Unterwürfigkeit bestand.
Ähnlich wurden auch die Häuptlinge der Man -Barbaren an der Südwest-
grenze behandelt. Die Übersendung von Trommelspielen erfolgte in der
Absicht, die Barbaren mit dem nötigen Respekt vor dem Ansehen der
Militärv^erwaltung zu erfüllen (I^S^^^m)- ^^^y besitzen dafür ein
Zeugnis in der nur in wenigen Bruchstücken erhaltenen »Geschichte von
Kiau und Kuang«, d.i. der südwestlichen Grenzgebiete, dem Kiau-kuang-
tsch^in-ts'iu (^ )§ ^ J^C) von Wang Fan (^J|), Magistrat in
Canton, der (nach einer Scholle zu San-kuo-tschi: Wu-tsch'i Kaj). 1,
S. 15 der Palastausgabe) dieses Werk dem Kaiser im Jahre 287 n. Chi-,
vorlegte. Die Stelle findet sich in einer Scholle zu H6u-han-sch u,
Kap. 33. S.17, und lautet: ^^+ä:#;i^# ^j ß^#iil ttl
n. Chr., als der Sitz der Regierung nach P'an-yii- hien (Canton) verlegt
wurde, erschien ein Kabinettsbefehl, wonach wegen der großen Entfernung
nur eine Nacliahniung der alten Felltromniel ist, die den Fürsten und Häuptlingen
der Barbaren zugleich mit den übrigen Zutaten des Ku-tsch'ui von den Generälen
des Kaisers (Ma Yüan und Tschu-ko Liang) als Emblem ihrer Würde und ihrer
vom Sohn des Himmels verliehenen Autorität zurückgelassen wurde?
Witt d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. 1-i
210 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetromnieln.
der Grenzgebiete der Provinz Autoritätsurkunden zu übersenden und die
sieben Fürstentümer (des Bezirks Kiau-tschöu an der Grenze von Tung-king)
sämtlich mit Ku-tsch'ui, oder Trommelspielen, zu versehen waren, um
Respekt vor Oberhoheit und Militärverwaltung einzuflößen«. Vgl. auch die
Stelle Tsin-schu, Kap. 15, S. 16, wonach den Trommelspielen noch »die
neun kaiserlichen Geschenke und die sechs Hofpantomimen hinzugefügt
wurden.' (ijP J^ ^ §M y'vfl^ ^ ^)- ^^^^^ die chinesische Theorie von
der Einführung der Bronzetronmieln durch den General Ma Yüan kennen
lernen will, wird nicht umhin können, auch über die »neun Geschenke«
und die »sechs Pantomimen« eingehende Studien zu machen.
Wir sehen aus diesen und vielen anderen Stellen, daß die Trommel
in Verbindung mit Hörnern, Flöten, Sängern, Tänzern usw. die Aufgabe
erfüllte, die naiven Gemüter der Barbaren mit Respekt vor der chinesischen
Zivilisation zu erfüllen, wie ein Dichter mit Bezug auf eine Grenzgesandt-
schaft des Kaisers Ming-huang-ti (Pien-tzi-lei'-pien, Kap. 158, S. 10)
sagt: uj^P^^^^^? "fl'is Trommelspiel erfüllt die Barbaren mit Re-
spekt.« Namentlich Trommel und Ilorn gehören zusammen; sie werden
auch von den Barbaren als Zeichen der Autorität angesehen, wie im T'ung-
ti en (Kap. 187, S. lOB) angedeutet wird: ^|? ^ ^ ;^ jj >g _^ ^ >gg
jäl ^J^ B& ^ p^ ^^ J^ , »jeder Fürst der Liau- Barbaren besitzt eine
Trommel und ein Hörn, die er von seinen Söhnen und jüngeren Brüdern
persönlich anschlagen und blasen läßt.« Vgl. d' Hervey de St. -Denis,
Ma-touan-lin IL, Meridionaux, S. 107; »Les petits chefs se fönt preceder
d'un tambour et de deux cornets, generalement coufies a leurs propres
enfants.«
Ein Blasinstrument wird nun nach alter chinesischer Sitte auch bei
den entfernteren Barbaren des Südens mit der Trommel gepaart; hier aber
nicht mit der Felltrommel, wie sie in der trockenen Luft der nördlicheren
Gegenden angebracht ist, sondern mit der dem feuchten Klima des Südens
besseren Widerstand leistenden Metalltrommel. Das Blasinstrument aber ist
die Muscheltrompete {yü-lo ^^ ^ ? wörtlich: die Nephritmuschel), die
in der de Grootschen Übersetzung (S. 83: »eine mit jaspisartigen INIuscheln
verzierte Pauke«) leider verloren gegangen ist. Daß es sich dabei um ein
von der Trommel zu trennendes Instrument handelt, geht aus einer Dichter-
steile hervor, die auf den bei de Groot mitgeteilten Auszug anspielt. Über
die im Jahre 801 n. Chr. erfolgte Widmung musikalischer Instrumente
aus dem Lande P'iau (,^§, cantonesisch Piü, vielleicht eine unvollkommene
Transkription für Pegü, den Namen des Landes im Delta des Irawaddy)
ergeht sich Po Kü-i (772 — 846 n. Chr.) in einer poetischen Schilde-
rung, in der die Stelle vorkommt: 3£ t^— ' P^ tS# ^Ä IJ— ^ B
^C ^ ^^' "soliald die Nephritn)uschel geblasen wird, erheben sich die
Haarscliöpögen; sobald die Bronzetrommel angeschlagen wird, fangen die
Tätowierten an zu hüpfen«. Die Erwähnung der »Tätowierten« in dieser
Schilderung eines Nationaltanzes hinterindischer Barbaren erinnert an eine
Stelle des Ling-wai-tai-ta (Kap. 2, S. 6), wonach die Barbaren in Annam
Hirth: Cliinesische Ansieliten über Bronzetroinmelii. 211
»mit Ornamenten tätowiert waren, die den Inschriften (Eingravierungen,
liuan-scM) auf den Bronzepauken glichen« ( Ä ^ ^^ ^P |[fl| ^ ^j^ ^). '
Nach dem großen Musikkapitel des T'ang-schu (Kap. 22, S. 8) be-
stand das vom Fürsten von P'iau dem chinesischen Hofe zugesandte
Orcliester aus 22 verschiedenen Instrumenten, in denen acht Materien
der Musik (Metall , Muschel, Seide, Bambus, Kürbis, Fell, Elfenbein und
Hern) vertreten waren. ^
Im T'ung-tien (Kap. 184 S. 6) wird nun unmittelbar im Anschluß
an die Erwähnung des Generals Ma Yüan und seiner Organisation der Bar-
barenstämnie an der Grenze von Tung-king, die bis zum Ende der Dynastie
initer llien-ti zur Errichtung der Provinz Kiau-tschou führte, gesagt:
Ä ü ttl IS ffi I* « It Sip^JiJiaÄ Ä ijn;^Si A#:S:
^5|| , "Für die Grenzprovinz wurde vom Kaiser befohlen, daß Gesandte,
mit Autoritätsurkunden versehen, geschickt werden und daß ihr Ku-tscKui
(Trommelspiele) zu geben seien, um Respekt vor Oberhoheit und Militär-
verwaltung einzuflößen, und daß die neun kaiserlichen Geschenke und die
sechs Hofpantomimen hinzuzufügen seien.«
Die »neun kaiserlichen Geschenke« {km-si,-fl^^Mf) bestanden aus
folgenden Ehrengaben: 1. Wagen und Pferden, 2. Uniformen, 3. Musik-
instrumenten, 4. roten Türen {tsc hu -hu, -^ Ö, als Emblem der Mandarinen-
' Über eine verwandte Sitte berichtet das KM-man-t s'ung-siau ( v^ ^^>
ä^^, T'u-schu-tsi-tsch'ong 6, Kap. 1270, tsa-lu S. 2). -In den Dörfern
der Ivi-man (am Yfian-kiang in Hu-nan) werden Bronzetrommeln mehr geliebt als
Gold und Edelstein. Man druckt daher die Muster dieser Trommeln auf Schnitz-
blöcke von Wachs und bedruckt damit ZeugstofFe, die zum Färben in das hidigo-
faß getaucht werden. Man nennt diese Stoffe tien-la-man (.-mit Wachs betupfte
Tücher.).: » ^ {Isl ^ ili SJ ^ 1^^ ^ 5 » 5t S * « € M «
2 Noch sehr viel austuhrlicher ist die Schilderung der Nationalkapelle des
Landes Fiau mit allen dazu gehörigen Instrumenten, Pantomimen usw., im Kiu-
t'ang-schu, Kap. 222B, S. 9 ff. Wir befinden uns hier auf einem Grenzgebiete
zwischen indischen und chinesischen Einflüssen. Eingehendes Studium dieses ganzen
Kapitels könnte möglicherweise zum Verständnis der Bronzetrommelornamentik
beitragen. Wenn die chinesischen Archäologen der Neuzeit die Bronzetrommel als
eine Übertragung der ursprünglichen Felltrommel der Hau -Dynastie auf das starre
Metall ansehen , so daß die Keime der Ornamentik in den Emblemen der altchinesi-
schen Felltrommel zu suchen wären , über die wir leider nur mangelhaft unterrichtet
sind, so finden wir hier Andeutungen über die Ornamentik der Felltrommel in
Hinterindien. Unter den zahlreichen geschilderten Musikinstrumenten des Landes
PMau werden auch zwei große Trommeln erwähnt von der Form eines Weinzubers,
zwei Fuß hoch, oben breiter als unten, mit Trommelfell aus Schlangenhaut, jedoch
wie die Bronzetrommel , unten offen. Von diesen Trommeln wird gesagt: «sie waren
auf allen Seiten mit Musikanten des Landes P'iau bemalt, die sr.höng (Orgelflöten)
und Trommeln in den Händen hielten« ( pt| jg ^ g [g] _X Ü ^ M S ^
212 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
würde), h. na-pi (^), 6. hundert Leibgardisten , 7. Streitäxten, S.Pfeil und
Bogen, 9. Hirsen wein zum Opfern (s. ad vocem ^ ^^, Ts'ien-han-schu,
Kap. 6 S. 8B). Die »sechs Hofpantomimen« ("^'f^? liu-i) wurden von
sechs Gruppen geschulter Tänzer gebildet (P'ei'-wön- y ün-fu, Kap. 93 B,
S. 170).
Alle diese Symbole als Ti-äger der chinesischen Zivilisation mögen
erst nach Ma Yüan nach Tung - king geschickt worden sein. Was aber aus
der ganzen Literatur über diesen Gegenstand hervorgeht, ist daß zu
Ma Yüans Zeiten die Gepflogenheit bestand, den Fürsten und Führern
unteijocliter Stämme gewisse symboHsche Geschenke zu hinterlassen, unter
andern das Ku-tscKui, wozu auch die Trommel gehörte.
Herr de Groot übersieht in seinen Ausfiihrungen über meinen Bronze-
tronimelbi'ief, daß ich zunächst nicht die meinigen, sondern nur die
chinesischen Anschauungen wiedergebe. Selbstverständlich geht damit
Hand in Hand das Bestreben meinerseits, diese Anschauungen durch
andere aus der chinesischen Literatur bekannte Tatsachen zu begründen.
Gegengründe sollen und müssen natürlich auch geltend gemacht werden,
jedoch nicht ohne daß wir uns redlich bemühen, die chinesischen Theorien
nicht nur kennen zu lernen, sondern auch in ihrem Zusammenhang mit der
Literatur zu verstehen. De Groot sagt (8.112): »Ebensowenig ist es uns
möglich, der Behauptung beizutreten, die Hirth den chinesischen Archäo-
logen zuschreibt S daß die Man nicht imstande gewesen wären, Bronze-
1 Zu der »Beliauptung, die Hirth den chinesischen Archäologen zuschreibt«,
luge ich die Stelle Kuauij-tung-sin-yü, Kap. 16 S. 33: p^ Q /^ Üi" ^3 ^E
m SüE w ü * w iik iE m nM^m w m m m "* s m isj
sagen: Nacli dein Tschöu-li unter dorn Ressort des SsT-t'u (= Siau-ssT-t'u, »sous-
directeur des multitudes» , Biot I p. 220) stehen die ku-jön (-officiers des tambours«,
Biot S. 264) , denen die Verwaltung der mit den sechs Tronnnelarten und den vier
Metallen zusammenhängenden Geschäfte untersteht; luid wemi der SsT-ma (»grand
commandant des chevaux«, Biot S. 162) seine große Truppeninspektion abhält, dann
richten sicli seine Offiziere im Sitzenbleiben und Exerzieren nach (den Signalen) der
Trommel, der Handglocke, Schelle imd Handpauke. Deshalb gehören die aus
Bronze gebildeten Tronmieln zu den musikalischen Instrumenten der Ainnee. Ich
bin der Ansicht, daß zur Zeit der Han die Form dieser Instrumente sich erhalten
hatte und daß deshalb Fu-p'o (Ma Yüan) sie goß, um sie bei den südwestlichen
Barbaren in großer Menge zu hinterlassen. Ihrer Gestalt nach sind sie wie yau-ku
("Seiten trommeln«) , nur ist der Nabel des Gesichts (der Mittelstern) kantig. Unter
den im Tempel (Nan-hai-miau bei Whampoa) aufliewahrten Exemplaren ist eine
Trommel mit der Inschrift: »Gegossen vom General Fu-p'o der Han«, imd zwar ist
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 213
pauken zu machen , weil die Kunst des Bronzegusses in Ostasien zuerst
zwisclien dem XVIII. und III. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, und
zwar zur Anfertigung der klassischen Bronzen der Dynastien von Schang und
Tschou ausgeübt wurde.« Er wirft mir im Zusammenhang damit den
Widerspruch vor, der in der Annahme der Herstellung bronzener Waffen
bei den Barbaren liege, indem er sagt: »Was soll man nun aber erst zu
der Erklärung sagen, daß Waffen leichter zu verfertigen wären? Sie ist
doch wahrlich allzu gesucht.« Ob wohl der Schreiber dieses Satzes je
eine dem chinesischen Kulturkreis entstammende Bronzewaffe, wie z. B.
das bei Reinecke (Zeitschr. f. Ethnologie, 1897, S. 154) abgebildete
Kurzschwert, mit den fein ornamentierten Bronzetrommeln irgendeiner
der bekannten Typen verglichen hat? Zwischen jenem primitiven Bronze-
guß, der es nur auf Waffen und Geräte der gröbsten Art abgesehen hat,
und der Herstellung einer Bronzetrommel scheint mir doch ein großer
Unterschied zu bestehen. Daß den Man - Barbaren der Bronzeguß über-
haupt fremd gewesen sei, habe ich nirgends behauptet; nur die feinere
Technik im Zusammenhang mit vollendeter ornamentaler Ausfüllung des
Raumes müssen sie einer höheren Kultur entlehnt haben, mag es sich um
die indische oder die chinesische handeln; denn dies scheinen immerhin die
hauptsächlichsten Urquellen aller Kunst in Ostasien zu sein, insofern sie
sich nicht auf die primitivsten Formen beschränkt. Wir wissen ja aus der
chinesisclien Literatur, daß die Man im Besitze selbst erzeugter Bronze-
geräte waren. Die darüber vorliegenden Nachrichten sind jedoch sehr
spärlich und verhältnismäßig späten Ursprungs. In den beiden Han-schu
habe ich keinerlei Andeutungen über Bronzeguß finden können. Die unter
den Man-Barbai'en sehr verbreiteten Liau- Stämme »gössen bronzene Gefäße
mit weiter Öffnung und bauchig, die man T'ting-ts'^uan, d.h. Bronzekocher,
nannte; da sie dünn und nicht schwer waren, erhitzten sich die Speisen da-
"fc^^^-^). Diese an verschiedenen Orten wiederholte Stelle findet sich
augensclieinlich zuerst im Wei-schu (Kap. 101 S. 24), bezieht sich daher
erst auf die Zeit der Toba (386—535 n. Chr.).
Ob die Man -Barbaren zur Zeit Ma Yüans mit Bronzewaffen kämpften,
wie es der Verfasser des Kuang-tung-sin-y ü vermutet, wer kann das
wissen? Die Chinesen waren ja damals längst im Besitze einer blühenden
Eisenindustrie, die möglicherweise sogar den Weltmarkt beherrschte, wenn
diese Inschrift männlich (d. h. konvex hervorstehend). Alle Inschriften auf Bronze-
gefäßen der drei Dynastien (Hia, Schang mid Tschöu) sind weiblich und ihre
Schriftzeichen sind konkav; zur Zeit der Ts'in und Han gebrauchte man männliche
Inschriften , deren Schriftzeichen konvex sind. Die männliche Schrift ist leicht herzu-
stellen , die weibliche schwer zu gießen. Es ist daher kein Zweifel , daß es sich um
ein Erzeugnis der Han -Dynastie handelt.» Der technische Unterschied zwischen so-
genannten »männlichen" und -weiblichen" Inschriften findet sich in dem bekannten
Werke der Mongolenzeit, dem Tschö-köng-Iu (^^^|^, Kap. 17 S. 3), in
ähnlichen Worten auseinandergesetzt.
214 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
es die Erzeugnisse Nordchinas sind, von denen Plinius (XXXIV, 14 (41),
145) sagt: »ex omnibus autem generibus palma Serico ferro est. Seres
hoc cum vestibus suis pellibusque mittunt« (s. mein »China and the Roman
Orient« S. 225, Anm. 2). Ich zitiere dieses im Jahre 1885 erschienene
Werk, um zu zeigen, daß ich schon vor zwanzig Jahren die Frage der
Eisenerzeugung unter den Han angestreift habe. Der Verfasser des Kuang-
tung-sin-yü wußte in diesen Dingen als ein in der Literatur seiner
Heimat wohl belesener Gelehrter so gut Bescheid wie irgendeiner unter
uns fremden Sinologen. Wenn er trotzdem annimmt, daß Ma Yüan in den
versteckten Gebirgstälern der Man noch Bronzewaffen vorfand, so muß er
seine Gründe gehabt haben. Ich selbst will ihm dabei weder recht, nocli
unrecht geben. Wenn ich es jedoch unternehme, die chinesischen An-
schauungen, so wie sie sind, zu schildern, so fühle ich mich versucht, ge-
wissermaßen die Rolle des Advokaten zu übernehmen, der die Gründe auf-
sucht, die zur Verteidigung seines Klienten beitragen, mag dieser schließ-
lich den Prozeß gewinnen oder nicht. Ich führe daher in dieser Frage
folgendes als zugunsten imseres chinesischen Archäologen sprechend an.
Die berühmte Eisenindustrie der alten Chinesen hatte ihren Sitz im
Norden, und zwar als Monopol der Regierung; doch müssen im Süden
Bronzewaffen noch jahrhundertelang im Gebrauch gewesen sein, als im
Norden nur noch in Eisen gearbeitet wurde. Als um das Jahr 225 n. Chr.
vergebliche Nachforschungen nach dem Grabe des Königs von Nan-yüe,
Tschau T'o, angestellt wurden, fand man wenigstens das Grab eines seiner
Nachfolger, des Königs Tschau Ying-tsi, der nach einem ausschweifenden
Leben im Jahre 113 v. Chr. gestorben war (Sch'i-ki Kap. 113, S. 4B; vgl.
de Maiila, Hist. de la Chine Bd. III, S. 55). Der Kaiser des Staates
Wu, der dem Süden Cliinas entsprach, Sun K'üan , derselbe Monarch, dem
sich im Jahi'e 226 n. Chr. ein römischer Untertan aus dem Lande Ta-ts'in
vorstellte (s. China and the Roman Orient S. 304 ff.), hatte gehört,
daß Tschau T'o wertvolle Schätze mit in sein Grab genommen habe, und
beauftragte daher den Verwalter der Provinz Kiau-tschou (Tung-king, mit
Sitz in Canton) namens Wu K'i, das alte Königsgrab zu suchen. Dies
geschah mit dem Ergebnis, daß man auf das Grab des genannten Nach-
folgers stieß. Unter den Fundstücken werden erwähnt: Nephritsiegel,
goldene Petschafte und Bronzeschwerter (0^ 3E Jt ® S^Ä^^:^
schu-tsi-tsch'üng 6, Kap. 1313, liui-k'au 15, S.8B; vgl. das Kapitel
über das Grab des Tschau T'o im Kuang- tung-sin-yü Kap. 19, S. 3,
wo noch verschiedene, auch in den Zitaten der Enzyklopädien erwähnte
Gegenstände genannt werden). Nach einer Zusammenstellung des T'u-
schu-tsi-tsch'öng (27, Kap. 341, ki-sch"i S. 2) ließ schon Sclii-huang-ti
bronzene Waffen sammeln, um daraus Kolossalfiguren gießen zu lassen, die
im Jahre 209 v. Chr. aufgestellt wurden (nach Schi-ki Kap. H, S. 12:
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 215
M ^ *^ ^ ' ^ »^' '^"^^^ ^*^ verschiedenen Schollen zu dieser Stelle). Dies
ist der sicherste Beleg für den Übergang der Bi^onzezeit in die Periode des
Eisens, für den sich scharfe Grenzen in China so wenig feststellen lassen
wie bei uns. Was wir aus der chinesischen Literatur über die prähistori-
schen Kulturepochen erfahren, bezieht sich selbstverständlich auf die eigent-
liche chinesische Kultur im Norden des Reiches. Wir dürfen dabei nicht
veigessen, daß die Grenze von Tung-king, um die es sich zur Zeit des
Generals Ma Yüan handelt, von den Ufern des Huang-ho so weit entfernt
ist wie die Küsten der Nord- und Ostsee von Rom, und daß wir auch im
Osten Asiens keine schnellere Ausbreitung der Elemente einer höheren
Zivilisation voraussetzen dürfen, als wir dies bei gleicher Entfernung in
Europa erwarten würden. In Europa kam die Kultur aus dem Süden. Die
Datierung der Eisenzeit ist deshalb im Süden derjenigen des Nordens um
Jahrhunderte voraus. In China war es umgekehrt. Hier sehen wir die
nördlichen Provinzen zuerst im Besitze des Eisens, das sie vermutlich durch
türkische Völker kennen lernten. Wie lange es dauerte, bis auch die
Grenzbarbaren im Süden so weit waren, wissen wir nicht. Für das eigent-
liche chinesische Kulturgebiet decken sich ja die Hauptperioden in ihren
großen Zügen mit denen Mittel- und Nordeuropas.
Die alten Chinesen haben verhältnismäßig früh über ihre prähistori-
schen Entwicklungsperioden nachgedacht und aus Gräber- und anderen
Kulturfunden ihre Schlüsse gezogen. Anders kann ich mir wenigstens die
in einem alten Historiker niedergelegten Anschauungen über die Kultur-
epochen nicht erklären. Dieselben finden sich im Texte des Yüe-tsüe-
schu f;^»^^^)? eines Werkes über die Geschichte des Staates Yüe,
das früher einem der bevorzugten Zeitgenossen und Schüler des Konfuzius,
Tz'i-kung, zugeschrieben wurde, wahrscheinlich jedoch mit allerhand Zu-
sätzen versehen, im Jahre 52 n. Chr. in seiner späteren Gestalt redigiert
wurde (s. den großen Katalog der Kaiserlichen Bibliothek in Peking Kap. 66,
S. 3 ff). Die genaue Zeitbestimmung beruht auf einer am Ende des zweiten
Buches vorkommenden Bemerkung, wonach von der Zeit, in der der König
K6u Tsien (Giles, Biogr. Dict. Nr. 982) nach Lang-ye verzog, bis zum
28. Jahre der Kien -wu- Periode 567 Jahre verflossen seien. Immerhin ist
es wahrscheinlich, daß der Verfasser zeitgenössische Aufzeichnungen vor
sich gehabt hat, so daß uns die Wahl freisteht, ob wir die darin ausge-
sprochenen Ansichten dem V. Jahrhundert v. Chr. oder dem I. Jahrhundert
n.Chr. zuschreiben wollen. Die im 11. Buche enthaltene Weisheit über alte
Wunderschwerter ist zwar eitel Legende ; uns interessiert nur die Antwort,
die ein Schwertsachverständiger namens Föng-hu (1^]^ ^) dem Fürsten
von Tsch'u (^^) gab, als dieser seine Verwunderung darüber aussprach,
daß auch ein eisernes Schwert die Wunder tun könne, wie sie gewissen
altberühmten Bronzeschwertern zugeschrieben werden. Der Philosoph ant-
wortete: »Das Avird so durch die jeweilige Zeit erzeugt«, [J^ ^^ '^
0t', "in den Zeiten des Hien-yüan, des Schön -nimg und des IIo - sü
216 Hirth: Chinesische Ansichten filjer Bronzetrommehi.
wurden Waffen aus Stein gefertigt«, |f ^ jflj ^ U ^ :^ H# J^ 5
^_£; «man zerspaltete Baumholz und machte Paläste und Häuser; die
Toten wurden von Drachen geborgen, denn Gott der Herr hatte es so ge-
Zeit des Huang-ti wurden Waffen aus Ne])hrit gefertigt, um Baumholz zu
fällen zuir Häuserbau und in die Erde zu ])ohren, denn der Nephrit war
auch eine göttliche Materie«, ^^"^ :tW \ä^1^^\ki^ M
;tc:§'g'^Mtfi^3£^Jii$4^-tfc' """^ ^a noch der Herr es so
fügte, wurden die Toten von Drachen geborgen«, ^C^M^E^tl^^^
^ rfij^^^"' "^'"^ ^^''* ^^^ Höhlen des Yü wurden Waffen aus Bronze
(Ku})fer) gefertigt, um damit bei I-k'üe in die Erde zu bohren und durch das
Lungtor zu dringen, den Stromlauf des Kiang und des Ho zu regulieren,
die im Osten in das Ostmeer fließen; als die Welt vollständig im Fiieden
und geordnet war, baute er Paläste und Häuser. Wie sollte dies nicht die
Kraft de. Herrn sein ;-. ^ 5^: :t P# « IIbI 'ij Ä W S 1^ ü M Ä
i^ ^ '^ ^^. "In der Jetztzeit machen wir eiserne AVaffen, respektvoll
gehorcht man der Militärmacht; wenn man dies im Reiche hört, wird sich
alles unterwerfen. Dies ist auch die göttliche Wirkung der eisernen Waffen«,
Spraclie und Gedankengang des geschwätzigen Philosophen entsprechen
recht gut der Zeit, in die das Zwiegesjjräch verlegt wird, d. h. dem Anfang
des V. Jahrhunderts v. Chr. Was uns daran hauptsächlich interessiert, ist
der Versuch zur Periodeneinteilung. Wir dürfen daraus für das cliinesische
Kulturgebiet etwa die folgenden Zeiten abstrahieren.
1. Die Steinzeit als Urzeit, bezeichnet durch die Namen Hien-yüan
(hier nicht wie in der landläufigen Chronologie auf Huang-ti, sondern auf
einen noch vor den Urkaiser Fu-hi verlegten Weltbeherrscher zu beziehen,
also etwa 3000 v. Chr.), Schön -nung (2737 — 2705 v, Chr.) und Ho-sü (einen
noch vor dem erstgenannten eingereihten mythischen Herrscher (s. P'ei-
wön-yün-fu Kap. 6, S. 98). Stein waffen, in diesem Falle Werkzeuge,
werden zum Spalten von Holzblöcken und zum Häuserbau verwendet.
Es folgt
2. eine Nephritzeit, von der Zeit des Kaisers Huang-ti (2704 bis
2Ö95, nach den Annalen der Bambusbücher: 2491 — 2389; s. Arendt, Syn-
chron. Regen tentabellen) bis aufYü (2205—2198, oder 1989—1982).
3. Die Bronzezeit, von Yü bis zur Zeit des Föng-hu-tzi, d. i.
vom XXII. oder XX. Jahrhundert bis etwa 500 v. Chr. Von da ab
4. die Eisenzeit.
Die Grenzen der Perioden sind natürlich sehr unbestimmt, und die
Chronologie als Grundlage der Geschichte bis herab aufYü, und vielleicht
noch darüber hinaus, unzuverlässig; doch darf man annehmen, daß der
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 217
Verfasser mit den Zahlen der seiner Zeit landläufigen Chronologie rechnet.
Die Nephritzeit würde, gewissermaßen unserer neolithischen Periode ent-
sprechend, dem XXVII. bis XXII. oder XX. Jahrhundert angehören. Von
da ab datiert der chinesische Prähistoriker seine Bronzezeit, was durch die
Tatsache unterstützt wii"d, daß wir den Bronzeguß für kunstvolle Opfer-
gefäße bereits unter der Dynastie Shang, d. i. vor 1122 a\ Chr., verwendet
finden und daß jahrhundertelange Kunstübung jenen höheren Leistungen
vorausgegangen sein muß. Es ist charakteristisch und spricht, wenn die
zitierte Rede als Umschrift eines aus der Zeit des Konfuzius stannuenden
Textes angesehen werden darf, gegen die Zuverlässigkeit des Yü-kung in
bezug auf Eisen, daß Füng-hu-tzi von diesem Metall zu Yüs Zeiten nichts
zu berichten weiß.
Wenn der Philosoph das Einsetzen der Eisenperiode in seine eigene
Zeit, d. i. etwa das Jahr 500, verlegt ( ^ jl^ ^^ 0^ f ^ ^ ^)» so dürfen
wir darunter verstehen, daß man soeben gelernt hatte, eiserne Schwerter
zu schmieden und daß vielleicht Geräte aus Eisen schon längere Zeit im
Gebrauche waren, wie wir aus einer Stelle des Philosophen und Statistikers
Kuan-tzi schließen dürfen. Dies schließt nicht aus, daß einesteils das
sporadische Vorkommen eiserner Waffen auf chinesischem Gebiete schon
Jahrhunderte vor dem Jahre 500 v. Chr. zugegeben werden darf und daß
anderenteils Jahrhunderte vergangen sein mögen, bis der im Gebrauch be-
findliche Vorrat an Bronzewaffen tatsächlich durch eisei'ne ersetzt war.
Wir haben ja gesehen, daß Ts'in-shi'-huang-ti noch 209 v.Chr. Bronze-
waffen einsammeln ließ; vermutlich auch nur so viel als zum Gießen seiner
Kolossalfiguren nötig war. Über das sporadische Vorkommen eiserner
Waffen vor dem VI. Jahrhundert sind wir nur auf Vermutungen angewiesen.
Der Legende nach müßte »das Schwert K\in-wu>' (^^'■> auch jS|§?
möglicherweise »Schwert aus dem Lande K\m-wu« oder »Schwert des
K'un-wu«, da die Überlieferungen unklar sind) das älteste Beispiel einer
vermutlich aus Eisen oder Stahl gefertigten Waffe sein. Im Schi'-king
(Legge S. 642) wird ein Personen-, wenn nicht Völkername K'un-wu
i^^') ^ßben dem des bösen Kaisers Kie von der Dynastie Hia
(XIX. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt.^ Doch scheint dieser Name wie auch
andere auf Persönlichkeiten gerichtete Erklärungen mit dem Schwerte nichts
zu tun zu haben. In Verbindung mit dem Namen eines Schwertes wird
der Ausdruck, wie es scheint, zuerst vom Philosophen Lie-tz'i (Kap. 5,
S. 16) gebraucht. Die Stelle lautet: »Als Kaiser Mu-wang (regierte von 1001
bis 947, nach der Chronologie der Bambusbücher von 962 bis 908 v. Chi'.)
seinen großen Krieg gegen die westlichen Jung (Hunnen) führte, brachten
ihm diese das K'un-wu-Schwert dar, mit aus Stahl geschmiedeter i-oter
Klinge 2, womit man Nephrit wie Ton zerschneiden konnte« (j^^p^E
1 Vgl. SchT-ki bei Chavannes, Memoires historiques usw. Bd. I, S. 180,
Anm. 3.
2 Da in dem ebenso albernen wie uralten Werke Shan-hai-king ein Kupfer
erzeugender Berg K'un-wu erwähnt wird, halten viele chinesische Autoren das K'un-
218 Hieth: Cliinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
"^i^O'^'/ÜiM)' ^'^ ^^"^ Philosoph Lie-tzi, wenn er überhaupt ge-
lebt hat (vgl. (Jiles, Biogr. Dict. Nr. 1251), in dem nach ihm benannten
Werke dem IV. oder V.Jahrhundert v.Chr. angehört, so dih"fen wir in
dieser Stelle schwerlich ein Zeugnis für das Alter der Schwertindustrie in
China sehen; als die legendären Ansichten jener Zeit wiederspiegelnd scheint
sie jedoch anzudeuten, daß das Schwertschmieden in den bekannten Eisen
erzeugenden Gebieten im Nordwesten Chinas ursprünglich in den Händen
der Hunnen lag, die, soweit die chinesische Geschichte reicht, als nördliche
und westliche Nachbarn der Chinesen des Altertums zu betrachten sind.'
T'au HiHig-king (451 — 536 n. Chr.) erwähnt in seinem Tau-kien-lu
(TT^lJ^^ S. IB) ein eisernes Schwert des Kaisers K'ung-kia (im XIX.
oder X\'1I. Jahrhundert v. Chr.), doch dürfen wir dieser Stelle gerechtes
Mißtrauen entgegenbringen.
So früh der Legende nach die Eisenindustrie in Nordwestchina vor-
handen gewesen sein mag, und so sicher es ist, daß das Eisenmonopol der
chinesisclien Regierung bereits unter Wu-ti im Jahre 119 v. Chr. eingeführt
wurde (s. Schi-ki Kap. 30 und T' ung-kien-kang-mu im Jahre 119 v.Chr.),
so wenig haben wir doch Grund anzunehmen, daß die für den Norden
Chinas selbstverständliche Ausbreitung des Gebrauchs eiserner Waffen auch
für die abgelegenen Bergschluchten der südlichen Barbaren gilt. Selbst im
Norden war es noch gar nicht so lange her, daß die Bronze immer noch
das Hauptmaterial für die Waffenindustrie bildete. Denn noch im Jahre
175 V. Chr. gibt der Staatsmann Kia I (Giles Nr. 321) in einer auf Münz-
reformen gerichteten Denkschrift (Ts'ien -han-schu Kap.24B, S. 5) dem
Kaiser Wön-ti den Rat, das Kupfer zum Regierungsmonopol zu machen,
wodurch außer anderen Übelständen der Verwendung des INIetalls zur Her-
stellung von Waffen vorgebeugt werde (il^||fj) !^ '^ j^ f1^:R §§)' '^^ "''■"'
der Scholiast bemerkt: »im Altertum wurden Waffen aus Kupfer (Bronze)
verfertigt«, und Tsch'öng Ta-tsch'ang, der in seinem Yen-fan-lu (Kap. 10,
S. 8) diesen Kommentar zitiert, fügt hinzu: ..Danach hätten die Han noch
Waffen aus Bron.e gomacl.t. (l^ "4" JitÄ JSJ^-t^llt ilJ '^ Ji A5i
wu für ein Bronzeschwert. Es ist jedoch auch niöglicli, daß im Texte des Lie-tzT
^, k'ang, Stahl, fälschlich für ^[3 t'ung, Kupfer oder Bronze, gesetzt worden ist,
da schon Kiang Yen im VI. Jahrhundert die letztere Lesart vertritt (Kuang-po-
wu-tschT Kap. 23, S. 28).
1 Ich bin geneigt, mit dem Japaner Shiratori (s. B. Munkäcsi im Keleti
Szemle IV, 1903, S. 241) die in der ältesten chinesischen Geschichte und von den
Chinesen selbst mit den späteren Hiung-nu identifizierten Völiiernanien Hfln-yü
und Hien-yün als verschiedene Transkriptionen derselben Wurzel Hunnu anzu-
sehen. Dazu konnnen vielleicht auch noch andere alte Namen, wie K'üan und
selbst Jung. Sollte nicht auch das Epitheton K'un-wu bei dem Schwerte des
Mu-wang mit dem Namen der Barbaren zusammenhängen, von denen es die Legende
abstammen läßt? K'un- wu-kieu wäre danach mit "Hunuenschwert» zu übersetzen.
HiRTu: Chinesische Ansichten über Bronzetronimehi. 219
Das T'u-schu-tsi-tsch'öng (27, Kap. 341 ad finem) zitiert aus dem
Ji-tschi-lu ( Q ^n^l^' "^ ti'iily valuable collection, published about 1673«,
Wylie S. 130) einen längeren Bericht über die allmäliliche Verdrängung der
Bronze durch eiserne Waffen. Danach setzte dieselbe unter den älteren
Han ein, griff dann unter der zweiten Han- Dynastie noch mehr um sich
( ZU ]/!^ ^ iy^ ^ ^^ -^ 1^ ' ^"" ^^^ Bronzewaffe gesagt), und schließ-
lich wird die Anfertigung einiger Schwerter und Dolche im Jahie 219
n. Chr. als wohlgelungener Eisen- (oder Stahl-) Waffen als der Zeitpunkt
angeführt, in dem keine Bronze mehr verwendet wurde (^^«"JIlH^
SÄi^^B^^ÄllRl^)- ^^'- B^'-i^l^t ^^^ I-tschMu ist einem
Werke des Kiang Yen (/XV^S' 443—504 n. Chr.; s. Giles Nr. 345), dem
T'ung - kien - tsan (4"[ßl ^Ij ^S ' ^' ^' »Abhandlung über Bronze-
schwerter«) entnommen, das nur einige Generationen jünger ist als die
darin niedergelegten Bemerkungen über den Niedergang der Bronzeindustrie
in bezug auf Schwerter. Kiang Yen, dessen Text im Kuang-po-wu-
tschi (ßtS^'^^'fe' K*P- 32, S. 27— 32) abgedruckt ist, beruft sich
auf Tschang Hua (Jgl^, 232—330 n. Chr.; s. Giles Nr. 65) als Verfasser
des Po-wu-tschi (\^ l}^^ ^)' ^^^ behauptet, daß »zu seiner Zeit,
d. h. im III. Jahrhundert, Bronzearbeiter nicht mehr zu finden waren
und daß man dieselben nur noch in Schu, d. i. Ssi-tsch'uan, und bei den
K'iang, d. i. den Tanguten (oder »bei den Tanguten von Schu") antreffe-,
MMZ:^^^- tÄ W t# Pt ^ Wi ^ 4» 0# W- i^^""*^ «^^^ /"^*^*
so gut wie bei den K'iang oder Tanguten der Bronzeguß auch bei den
Barbaren an der Grenze von Tung-king erhalten haben!' Es sieht fast so
aus, als ob eine Legende, die sich in verschiedenen Versionen in den alten
Historikern wiederfindet, eine Anspielung auf die Einführung des Eisens in
Annam enthält. Nach der vom T'ung-tien und von Ma Tuan-lin (vgl.
d'Hervey, Meridionaux S. 426) abweichenden Version des Tsin-schu
(Kap. 97, S. 15) war der Usurpator Wön, der sich 336 n. Chr. des Thrones
von Lin-i bemächtigte, früher ein gemeiner Sklave gewesen. Er sieht
eines Tages in einem Bache zwei Karpfen spielen. Dieselben verwandeln
sich in Eisen. Daraus schmiedet er zwei Schwerter, mit denen er, unter-
stützt durch einen Zauberspruch , eine Felswand zerspaltet. Darauf kommen
reisende Kaufleute, die dem Fürsten von Lin-i zeigen, wie man Paläste
und Städte baut und Waffen verfertigt. Nach dem T'ung-tien
(Kap. 188, S. 13) hatten Kaufleute diese Künste auf ihren Reisen nach Lo-
yang von den Chinesen erlernt.
Ich will auf die zahlreichen Fälle, in denen von der Herstellung von
bronzenen Prachtschwertern {pau-kim ^'wlj) nach der Zeit der llan-
Dynastie gesprochen wird, nicht eingehen, da dieselben schwerlich für den
Armeegebrauch bestimmt waren. Nur einen späten Fall will ich noch an-
führen, da es sich dabei um größere Mengen handelt. T'au Hung-king
berichtet in seinem Tau-kien-lu (S. 5), der Kaiser Sun K'üan der Dynastie
220 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi.
Wu habe im Jahre 226 n.Chr. Wu-tsch'ang- Kupfer und Eisen gesammelt, um
1000 zweischneidige Schwerter und 10000 Messer (oder einschneidige
Schwerter), 3 7i„tiiß lang, zu verfertigen: Die Köpfe der Messer waren
viereckig; sie wurden aus Nan - kün - Kupfer und mit Kohlen aus Yüe
(Südchina) gefertigt {^^WW.li>-M^Ji-if^B^^mMW
^4:J^). Icli bin mir darüber nicht ganz klar, ob es sich Ijei der Ver-
wendung des Kupfers von Nan (:= Nan -kün), womit die Erzeugnisse des
Kingberges im Gebiet von Nan-kün gemeint sein dürften (s. Höu-han-
schu Kap.32, S.6B, Schöbe zu [ |t tß] T^J UJ ^ UjWÄHÄ^
^||j{iyi [(^^^^), um Klingen oder um Grille der Kurzschwerter
handelt. Jedenfalls wurde Kupfer zu ihrer Herstellung verwendet.
Wenn übrigens Tschang Hua um 300 n. Chr. den gänzlichen Stillstand
der Bronzeindustrie mit Ausnahme derjenigen der Tanguten von Ssi-tsch'uan
konstatiert, so vei'weist der Verfasser des Ai-j i-tsch'ai-ts'ung-tsch'au
(^ H ^^^i' Kap. 1 , S. 15B) mit Recht auf die berühmte Bronze-
trommel des liunnenfürsten Ilo-lien P'o-p'o (^|^J^^^)' ^^^^' ^'^1' ^^^
Verwandten des großen Königsgeschlechtes, dem auch Attila angehörte, mit
Stolz einen Nachkommen des chinesischen Kaisers Yü nannte (H^3^ Wt
-^■f^iöl' Tsin-schu Kap. 130, S. 5B) und daraufhin die von ihm be-
gründete kurzlebige Dynastie mit Sitz im Orduslande als Hia - Dynastie
bezeichnete (vgl. Deguignes, Geschichte der Hunnen und Türken,
übers. Dähnert, Greifswald 1770, V, S.271f.). Derselbe ließ außer anderen
kunstvollen Arbeiten eine große Bronzetron)mel gießen C^M ^S j|p) ^^ y^
g^), sowie gewisse mythologische Figuren, Kamele, Drachen u. dcrgl. Tiere
aus Bronze, mit echtem Gold verziert, die er vor seinem Palaste aufstellen
Mx^lÜü)' ^"' i'^i'i-^f^l^'i-so Abt. Kin, Fol. 39 , wird eine mit dieser
Trommel identifizierte Inschrift nebst einem Stück des Trommelrandes mit-
geteilt, das, wenn die Illustration einer bewährten Quelle entstammt, auf
eine Platte von reichlich 1 Y2 Fuß im Durchmesser schließen läßt. Als
Quelle wird ein Inschriften- und Handschriftenwerk aus dem Anfang des
XII. Jahrhunderts, das Kuang-tsch'uan-schu-po ( ^ jll^^» s. den
großen Katalog der Kais. Bibl. von Peking, Kap. 112, S. 33) angeführt.
Die Inschrift lautet: fj^ tJ) ^ H:: ^ ^ |§^ ^^ ^ '^- ^i- "der (Guß-)
Meister Huan im 7. Monat des ersten Jahres Lung-schöng« , das dem Jahre
408 n. Chr. entspricht. So zuverlässig die Tatsache an und tur sich ist,
insofern die Stelle des Tsin-schu in Betracht kommt, so unsicher fühle
ich mich in bezug auf die weiteren Ausführungen des Kin-schi-so, wo-
nach die Trommel »den von den südwestlichen Barbaren angefertigten in
Gestalt vmd Arbeit sehr ähnlich« war (]i"[^ ^ ^ ^ :^ ^ I^ ]^ ^
S/r^^V Es wird dem Kuang-tsch'uan-schu-po, einem Werke, dessen
bona fides keinem Zweifel unterliegt, hier sowohl wüe in der Öling-Enzy-
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 221
klopädie T'ien-tschung-ki (Kap. 43, S. 32) ein Zitat aus dem Schi-
liu-kuo-ki ("Pt"^^^^) des Ts'ui Hnng (-^'/Jf,^) zugeschrieben. Es
scheint mir zweifelhaft, ob es wirklich daher stammt, da dieses Werk der
Wei- Dynastie (V.Jahrhundert) früh verloren gegangen und erst unter der
Ming- Dynastie unter demselben Titel aus einzelnen Daten des Tsin-schu,
Pei-sch'i, Ts'ö-fu-yiian-kui, T'ai-p' ing-y ü-lan und ähnlicher alter
Werke wieder zusammengestellt wurde, weshalb es auch in dem Sammel-
werk Han- w ei-ts'ung-schu nur in Fragmenten aufgenommen wurde.
Vgl. Wylie S. 32: »One of the most ingenious cases of literary fraud on
record.» Die Kritik der im Kin-schi-so mitgeteilten Inschrift, sowie der
scheinbar als Pause hinzugefügten Abbildung, wird vielleicht von dem Auf-
finden der Originalstelle im Kuang-tsch'uan-schu-po abhängen. Es
fragt sich: wann und von wem ist die Trommel tatsächlich gesehen und
untersucht worden? In dem im Han- wei-ts'ung-schu der Hunnen-
Dynastie des Ho-lien P'o-p'o unter dem Titel Hia-lu (W^^) niitgeteilten
Abschnitt kann ich die Stelle nicht finden.
Da die Erzeugung des Eisens bei den Chinesen Regierungsmonopol
war, so darf man annehmen, daß es für die Man -Barbaren nicht so leicht
war, sich das chinesische Produkt zu verschaffen. Nach Sch'i-ki (Kap. 113,
S. 2B) wurde zur Zeit des Königs Tschau T'o die Ausfuhr eiserner Geräte
oder AV äffen nach den Gebieten der Man -Barbaren geradezu verboten (0*
^ nt- ^ t] If S iS/ffi 1 rtT m ^)- ^^^ '-^r f^ßte Tschau T'o diese
Maßregel als eine gegen ihn gerichtete Intrigue auf, aber es liegt doch in
der Natur der Sache, daß der chinesische Hof bemüht war, den sich fort-
während auflehnenden Grenzbarbaren möglichst die Mittel zu entziehen,
die ihnen zum Erfolg helfen konnten. Es scheint mir fraglich, ob jenes
Eisenverbot je wieder aufgehoben wurde. Solange die Barbaren keine ander-
weitige Verwendung für ihre alten Bronzewaffen hatten , wie z. B. der Kaiser
Shi-huang-ti, mag auch kein Grund vorgelegen haben, sich derselben zu
entäußern. So lesen wir denn in einem Werke des III. Jahrhunderts n. Chr.,
im Nan-tschou-i-wu-tsch'i (]^')*H^4^^» zitiert im T'ai-jj'ing-
yü-lan Kap. 786, S. 3), daß die Wu-hü {t^)^^)^ ein auch im Höu-han-
schu (Kap. 116, S. 10) als ein Barbarenstamm erwähntes Volk, das sich
170 n. Chr. den Chinesen unterwarf, 178 aber wieder abfiel und 181 mit
anderen Stämmen an der Grenze von Kuang-tung und Tung-king hauste,
mit acht Zoll langen vergifteten bronzenen Pfeilspitzen schössen (j^
Zu diesen Pfeilspitzen gesellt sich nun noch ein Artikel, von dem
wir wissen, daß er zu den Waffen der südlichen Barbaren gehörte, die
Armbrust, deren Drücker und Schlösser zur Zeit der Han sicher aus
Bronze verfertigt wurden (vgl. Forke, »Über die Chinesische Armbrust«,
Verhandig. der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte, 1896, S. 275). So findet sich im K in -seh i- so (Abt. Kin, Bd. II,
Fol. 30) ein »bronzenes Armbrustschloß.. (Hfll^t^) »"t Inschrift noch vom
222 Hibth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Jahre 218 n.Chr.^ Nach einem Berichte des Kuaug-tung-sin-yü (Kap. 16,
S. 13 Bf.) waren die Bewohner von Yüe an der Grenze von Tung-king mit
der Herstellung der Armbrust wohl bekannt und Tschati T'o, der ja alle guten
Einrichtungen der Man mit Hintansetzung chinesischer Kultureinflüsse sorgfältig
pflegte, mag diese Kirnst nach Kräften gefördert haben. Im Kui-hai-yü-
höng-tschi (S. llf.) werden die Armbrustschützen der Yau- Barbaren und
der fremden Stämme im Südwesten gerühmt, die hauptsächlich wegen ihrer
mit Schlangengift präparierten Pfeile gefürchtet waren. Nach dem Nan-
yüe-tsch'i, zitiert im Ko- tschi'-k'i ng-y üan (Kap. 41 , S. 13B), wurden
in Kuang-tung einst Armbrustschlösser aus dem Flusse gezogen, von denen
man sagte, sie -stammten aus der Armbrustwerkstätte des Königs von Yüe«
Nach diesen Erörterungen wird mancher Leser mit mir die Empfin-
dung haben, daß der Verfasser des K uang- tung-sin-y ü zwar nur eine
Vermutung ausspricht, wenn er die Man -Barbaren zu Ma Yüans Zeiten
noch mit Bronzewaffen kämpfen läßt, daß jedoch diese Hypothese durchaus
nicht so ungereimt ist, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte,
wenn wir ihre Entfernung vom Norden Chinas, ihre isolierte Lage, ihren
Kupferreichtum und die Eifersucht der Chinesen auf ihr Eisenmonopol in
Betracht ziehen.
»Die Bronzetroniniel ist allem Anschein nach ein so vollendetes und kompli-
ziertes Kulturelcment, daß wir sicher noch manches andere Denkmal einer etwaigen
höheren Kultur der Man besitzen würden, wenn eine solche je vorhanden gewesen
wäre. Dies ist jedoch, soviel ich weiß, nicht der Fall. Gerade dieses vereinzelte
Auftreten der Tronmiel in größerer Menge gegenülier der Armut an anderen Kultur-
crzeugnissen scheint dafür zu sprechen, daß wir es mit einem nicht auf eigenem
Boden entstandenen Gewächs zu tun haben, und die Vergleichung chinesischer
Elemente mit dem, was wir wegen seiner Unerklärbarkeit für einheimisch halten
müssen, gibt uns einen bedeutenden Fingerzeig in bezug auf das Ornament. So
nahe vielleicht der Gedanke liegt, eine kreisrunde Oberfläche mit konzentrischen
Ringen zu bedecken und deren Zwischenraum mit bestimmten Ornamenten auszu-
füllen, so glaube ich doch eine geistige Verwandtschaft selbst zwischen diesen
Produkten einer halbwilden Kultur und z. B. dem Schild des Achilles wittern zu
können. Die klassischen Bronzen der alten Chinesen enthalten nichts, was an diese
Form erinnert. Erst mit dem Metallspiegel der Dynastie Han, dessen schönste und
berühmteste Formen die sogenannten Traubenmustcr (p'u-t'au-irön) bildeten (vgl.
Titelkupfer in Chines. Studien Bd. I), erscheint diese Art Ausfüllung des Kreises
in der chinesischen Ornamentik. Das Traubenmuster aber wurde mit der Traube
selbst vom großen Entdecker Tschang K'ien aus dem Lande Ta-yüan (Ta-vvan,
Groß-Wan) in China eingeführt, d. i. aus dem griechisch -baktrischen Gebiete in
Zentralasieii, das auch Ciiina mit seinen berühmten Pferden und einer Anzahl Kultur-
pflanzen beglückte.«
»Ich glaube in einer Reihe von Ornamenten, die gleichzeitig mit jenem Trauben-
muster gerade in dieser Epoche zum erstenmal in der chinesischen Kunst auftreten
1 Wenn Liu An in seinem Huai-nan-tzT (Kap. 11, S. 10) sagt: »Aus Bronze
kaiui man keine Aiinbrust machen« f-loj yf^ PT J^;^ ^ ^^ i -"^o meint er damit na-
türlich den Bogen und nicht Schloß und Drücker dieser Waffe.
HinTn: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 223
— Elster, Biene usw. — , und die sich auf einigen Metallspiegeln vereinigt finden,
die Symbole des baktrischen Dionysosdienstes wiederzuerkennen."
"Seit jener Zeit trat bei aller ihrer konservativen Hochhaltung des Alther-
gebrachten ein großer Umschwung in der chinesischen Kunst ein. Was wir auch
nur als griechischen Ursprungs in der chinesischen Ornamentik zu entdecken ver-
mögen (wie z. B. die Erscheinung des zusammenhängenden, endlosen Mäanders
gegenüber dem zweiteiligen altchinesischen lei-wön, s. Chi nes. Studien Bd. I,
S. 233 ff.), stammt aus diesen chinesisch -baktrischen Beziehungen des II. Jahr-
hunderts v.Chr. Dies der Grund, weshalb das -Tronnnelfell" unserer Brouzepauken
aus der Ferne so viel mehr dem Schild des Achilles als dem Erzeugnis eines armen
Barbarenstammes in Hinterindien gleicht. Dasselbe darf man von der reichen, von
der altchinesischen gänzlich abweichenden Ornamentik der Metallspiegcl aus der Han-
Dynastie behaupten.»
Dazu bemerkt de Groot: »über Hirths Satz, daß in der Ornamentik
der Pauken Symbole des baktrischen Dionysosdienstes zu erkennen sein
sollen, können wir mit Stillschweigen hinweggehen.« Auch ich will mit
Stillschweigen hinweggehen über die Logik, mit der de Groot meine Aus-
führungen mißversteht. Habe ich denn die Symbole des Dionysos-
dienstes wirklich in den Ornamenten der Bronzetrommeln wiederzuer-
kennen geglaubt? Was ich über diese Symbole sage, bezieht sich auf die
Metallspiegel und nicht auf die Bronzepauken. Meine Ansicht über die
Traubensfjiegel der Han imd die hellenistischen Motive ihrer Ornamentik
habe ich in meiner Arbeit »Über fremde Einflüsse in der chinesischen
Kunst« (Leipzig 1896) niedergelegt. Der von mir angedeutete Zusammen-
hang mit diesen Kunsterzeugaissen bezieht sich lediglich auf den Umschwung
in der chinesischen Kunst, der zeitlich mit der Eröffnung chinesisch -bak-
trischer Beziehungen zusammenfällt. Vor dieser Zeit war die chinesische
Ornamentik in den Formen der Shang- und Tschöu- Dynastie erstarrt; erst
nach der Zeit des Kaisers Wu-ti finden wir Kunstformen ganz verscliie-
dener Art, eine Erscheinung, die sich nur durch die veränderten politischen
Beziehungen erklären läßt. Von den Kunstdenkmälern der Han ist uns ja
sehr viel veiloren gegangen. Wer hätte noch vor wenigen Jahren die von
Chavannes bearbeiteten Steinskulpturen des IL Jahrhunderts n. Chr. für
chinesisch gehalten, wenn man ihm gewisse Partien jener Abklatsche ohne
jeden Kommentar zur Beurteilung vorgelegt hätte? Die gründhchste Kennt-
nis früherer wie späterer Formen der chinesischen Kunst hätte vor einem
Rätsel gestanden. Wer kann wissen, ob es uns nicht eines Tages ähnlich
mit den Bronzetrommeln gehen wird?
• Über das Ornament Ihrer Bronzetrommehi will ich nicht allzu viele Ver-
mutungen aufstellen, bis ich nicht eine größere Anzahl von Objekten gesehen und
im Detail studiert habe, wozu mir hier jede Gelegenheit fehlt. Der Frosch ist in
der chinesischen Kunst kein allzu häufiges Ornament. Aus den chinesischen Texten
geht nicht hervor, welche Spezialität des Frosches mit dem Bronzetronnnelfrosch
gemeint ist, ob Ochsenfrosch, Laubfrosch, Kröte usw.; ja selbst von -Kaulquappen.,
habe ich gelesen, die auf der Trommel abgebildet waren. Der buddhistische mytho-
logische Frosch, der häufig von Malern als Vorwurf gewählt wird ("ein Frosch,
auf der Schulter eines lachenden, meist häßlichen Jünglings sitzend.., oder "ein
Frosch, eine Wolke aus seinem geöffneten Rachen blasend, auf der ein Tempel
224 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
schwebt«') ist jedenfalls damit nicht gemeint, da derselbe nur drei Beine hat, was
bei Ihren Troninielfröschen nicht der Fall zu sein scheint. Aus der Besclireibung
gewisser Trommelfunde ersehe ich, daß diese Trommel lauter imd weiter klang,
wenn der Frosch und nicht die Seitenwand der Trommel angeschlagen wnirde. Ich
zweifle, ob diese Angabe sich durch Experiment bestätigen läßt. Die Zahl der
Frösche war verschieden."
Frösche haben nach Heger (S. 151) nichts mit dein chinesischen Ge-
dankenkreise zu tun. Ich möchte diese Behauptung nicht ohne weiteres
imterschreiben, denn wenn auch, wie gesagt, der Frosch in der chinesi-
schen Ornamentik keine hervorragende Rolle spielt, so kommt er doch vor,
in der Kunst sowohl wie in der Literatur. In den verschiedenen Be-
schreibungen von Bronzetrommeln, die mir bis jetzt zu Gesicht gekommen
sind (darunter recht viele bei de Groot nicht mitgeteilte) finde ich das
Froschornament unter folgenden Namen erwähnt: 1. wa ^a ; 2. ^^s»
das sitzende, kauernde wa; 3. wa-ho ^mA^'i 4- ha-ma jl|^ ^^ ; 5. ma -^ ;
6. Ic^o-üm ^\^ (Kuang-tung-sin-yü Kap. 16, S. 4) und 7. tsch'an-
tscJiu i^|4^- r^if^ unter 1 bis 5 angeführten Ausdrücke beziehen sich
nach der jetzigen Terminologie sämtlich auf den Frosch oder Froscharten;
Nr. 6, Jc'^o-töu, ist die Kaulquappe, die ich nur in der Schilderung eines
in den Jahren 1403 — 1425 in Wan-tschöu auf Ilainan entdeckten Exem-
plares erwähnt finde. Auch die Kröte, tscKan-tscTiu, wird, soweit ich
mich erinnere, nur im Kui - h ai-yü-höng-tschi erwähnt (de Groot
S. 85 fw/ra). Möglicherweise werden die beiden Tiere, die ja auch bei uns
der Laie nur an der Art ihrer Fortbewegung zu unterscheiden pflegt, in
den beschreibenden Texten verwechselt. Von beiden zu trennen ist der
mythologische Frosch , wie er in Bronzewerken und Gemälden häufig genug
dargestellt wird. Er unterscheidet sich dadtirch, daß er nur drei Beine hat.
Im Mo-p'u des Fang Mi-tschi ("y^^^Sfa)' ^i'^^ni reich illustrierten
Werke über ornamentale Tuschstücke, sind zwei dieser Tiere abgebildet,
so Kap. 3, S. 26 ein gesprenkelter dreibeiniger Frosch, auf der Rückseite
des Tuschstückes bezeichnet als Tsien- sui-tscJii, "^,^^' »der Tausend-
jährige«, und Kap. 3, S. 21 sehen wir ihn als wolkenspeienden »Geist des
Mondes« {yüe-tsing^ >^/^ra)' ^" ^^'' t^'^ ^-"gehörigen Inschrift wird er als
tscKan-tscKu, Kröte, bezeichnet. Es scheint, daß man es früher mit den ein-
zelnen Arten und ihrer Nomenklatur nicht sehr genau genommen hat. So
sind ha-ma (Frosch) und isch'an-tsch'u (Kröte) noch von T'au Ilung-kiug
verwechselt worden, wie Tsch'ön Ts'ang-k'i bemerkt (|^:^0//lj^^
kang-mu Kap. 42, S. 7). K'ou Tsung-schi spricht (ebenda S. 2 B) auch von
den »dreibeinigen Kröten der Überlieferung« ("ttfcfll ^>5i ^ @ ^J)'
die natürlich nicht existieren.
Als Symbol des langen Lebens ist nun die Kröte und mit ihr ver-
wechselt wohl auch der Frosch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit-
rechnung bei den Chinesen bekannt gewesen; der Buddhismus ist dabei
jedenfalls ausgeschlossen, da die Kröte dem Erz-Tauisten Ko Hung
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetronimeln. 225
(^i^' starb 330 n.Chr.) ein geweihtes Tier war. Derselbe sagt in
seinem Pau-p'o-tzi: «Wenn die Kröte (oder der Frosch) tausend Jahre
alt ist, hat sie auf dem Kopfe ein Hörn, auf dem Bauche ein rotes Zeichen
(nach anderen Zitaten dem Zeichen y\, pa, acht, entsprechend); man
nennt sie »das fleischerne tschh^ (^ ^ eine als Symbol des langen Lebens
geltende Pilzart) und kann sie essen-, |^ ^I* -f"* ;^ i_^ |^ -f" j^ R@ h
WÄIIT;^»^Bl^2i^Ä' Pön"-ts''au-irant-mu
Kap. 42, S. 2B; vgl. auch ein Zitat aus dem Huan-yü-ki, ^ ^i =n,
im P'ei-wön-yün-fu Kap. 4A, S. 148B, wo dieselben Eigenscliaften dem
ha-ma (lllfj^jj^) oder Frosch zugeschrieben werden. Es dürfte sich also
für unsere Zwecke empfehlen, den Unterschied zwischen Frosch und Kröte
nicht allzusehr zu betonen. Wir dürfen beide als Symbole des langen
Lebens betrachten, wie aus einer Stelle des Yün-fu-schi'-i (ns/H't'a
^ Kap. 21, S. 14B) klar hervorgeht, wo gesagt wird, daß in einer ge-
wissen Berghölile zu finden ist »der fleischerne Pilz, auch tausendjähriger
Frosch genannt, den man fängt und verzehrt, wodurch man sein Leben
verlängern kann« (^ (^j ^> ^ iHg ifc^ t# M Ä ^ Pj 1^ ^)-
Daliin gehört wohl auch ein fabelhafter Frosch, der vom Lande Tschön-la
(Kambodscha) eingesandt wurde unter dem Namen Wan-nien-ko, J£ ;fe ^^,
d.h. »Frosch der zehntausend Jahre« (P'e'i-wön-y ün-fu Kap. 104, S.62B).
Für die in China gangbaren volkstümlichen Anschauungen über Frosch
und Kröte könnte man eine lange Reihe von Stellen anführen (s. u. a. die
Froschkapitel in den verschiedenen Enzyklopädien, namentlich im T'u-schu-
tsi-tsch'öng sowie P'ei- wön-yün-fu Kap.6, S.155, Kap. 21 S. 205
bis 209 und Kap. 104, S. 64 nebst den ergänzenden Stellen in den betreffen-
den Kapiteln des Yün-fu-schi-i, und im Pien-tzi-lei-pien unter den
verschiedenen Stichwörtern für »Frosch« und »Kröte«).
Ich stimme jedoch mit de Groot darin überein, daß es zunächst
schwer ist, den Frosch in seinen Haupteigenschaften 1. als Symbol des
langen Lebens, 2. als das dem INIonde geweihte Tier (Huai-n an-tz'i,
n. Jahrhundert v. Chr., Kap.7, S. 2 B : Q pfl ^ |g ^^ ffq ^ fJH ^ ^f J^^,
»in der Sonne befindet sich der hiipfende Rabe, im Monde die KrötC"),
und 3. als Regenbringer (worüber de Groot S. 106 ff.)* mit den Bronze-
* Mit der Anschauung des Regenbringens steht im engsten Zusammenhang
der Glaube, daß das Quaken der Frösche dem Landmann ein sicheres Prognostikuni
für den Ausfall der Ernte ist. Das K'au-kung-ki (^^JUsR? 'ch weiß nicht,
ob damit der bekannte Anhang zum Tsch6u-li gemeint ist, das Zitat findet sich
im Pön-ts'au-kang-mu Kap. 42, S. 9) sagt: »Das Quaken geschieht mit der Kehle.
Die verschiedenen Froscharten werden von den Landwirten als Propheten fiir eine
gute oder schlechte Ernte angesehen, je nachdem ihr Quaken morgens oder abends,
laut oder leise gehört wird«, J^ gS H| ^^ ü J^I fl Ä^A Ä Ä Ä
:Sf-|ffi^vMM h SÄ' ™d Tschang Iliau -plan (:^^tf); ^'"
Dichter des IX. Jahrhunderts n. Chr., bringt den Landmann mit seiner primitiven
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I.Abt. 15
226 Hikth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
trommeln in Zusammenhang zu bringen, wenn man nicht einige Dichterstellen
(Pien-tzi-lei-pien Kaj). 220 s.v. ^||, ^ P.^ und ^p^) in Be-
tracht ziehen will, worin die Musik des P'rosches mit dem Ku-tscliui ver-
glichen wird, z. B. Ou-yang Siu's: ^ R^ Wj^ P^ ^ P g* B^ 5 "laut dringt
die Froschmusik an unser Ohr«. Das vom Dichter hier gebrauchte Bild
bezieht sich gerade auf diejenige Art Musik, die den Bai-baren vom Kaiser
beschert zu werden pflegte und in der die Trommel eine führende, im
eigentlichsten Sinne des Wortes tonangebende Rolle spielte. Von Gewicht
ist es allerdings, daß nach chinesischem Sprachgefühl der Frosch »trommelt«,
nicht etwa «flötet« oder »trompetet«, wofür ich den Leser auf Morrison,
Dictionary of the Chinese Language Part II, Vol. I, S.962, ver-
weise: ll^gii^pg» "th^ drumming of frogs and the thunder of mos-
quitos«, oder auf die Wörterbücher von Williams und Giles, s. v. wa:
^äi ^i VA ■l^ 5^' "^™SS 1^^^^ the sixth watch, — i. e. when all the
watches are finish(;d and daylight comes, the frogs begin« (Giles Nr. 12,
425). Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt, daß der Frosch neben
der Eule in einer Schöbe zu Huai-nan-tzi (nach deren Originalstelle ich
bis jetzt umsonst gesucht habe) Jcu-tsau, WjJ^^i^; »der Tronunler (?)« ge-
nannt wird. Die Schöbe sagt (P'ei - wön - vün - fu Kap. 49, S. 128 :
ts'au, das ist die Eule, nacli anderen der Frosch; am 15. des fünften
Monats bereitet man Eulensupj)e oder auch Froschsuppe«. Ich möchte
darüber nichts Weiteres sagen , bis ich nicht die Originalstelle in ihrem Zu-
sammenhang gelesen habe.
Das Geschlecht der Batrachier ist ja überall vertreten , auch in Nord-
china; aber es scheint, daß gerade die südlichen Provinzen ganz besonders
damit gesegnet waren. Wenigstens finden sich Frösche und Kröten in den
Produkten Verzeichnissen der Lokalchroniken sehr häufig erwähnt, und daß
die Man des Südens große Froschvertilger waren, wird an verschiedenen
Stellen angedeutet. Ich bin oft Stellen wie der folgenden aus dem Yün-
sien-tsa-ki vom X.Jahrhundert n.Chr. (T'u-schu-tsi-tsch'öng 6,
Kap. 1406, tsa-ki S. 1) begegnet, wo von den Bewohnern Kuang-sis ge-
sagt wird, daß sie gern Frösche essen (y}^± ^^ |^ ^4^^)- T'au Hung-
king (Pön-ts'au-kang-mu Kap. 42, S. 9) erwähnt eine schwarze Frosch-
art als ein bei den Südländern sehr beliebtes Nahrungsmittel (|^ A.:^
^AJS^-^^^^^\ In einer in der Froschliteratur oft zitierten Ode
des Hau Yü (T'ang-schi Kap. 12, S.74), worin der Dichter seinem Freunde
Liu Liu-tschöu humorvoll die Gründe auseinandersetzt, weshalb es ihm
nicht gelingen will, sich an das von jenem empfohlene Leibgericht, die
Froschkeulen, zu gewöhnen, deutet er an, daß das Fröscheessen eigentlich
Wettertlieorie in Gegensatz zu jener imaginären Wissenschaft von den fiinf Ele-
menten, wenn er sagt: -Die Landleute wissen nichts von den fünf Elementen, ob
Regen oder Dürre, sie prophezeien es aus dem Quaken der Frösche», ffl ^^ Sffi
iff 7K ¥ h ^M- T'ang-schf Kap. 19, S.2IB.
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 227
eine barbarische Sitte ist. Sie kann den Cliinesen von Haus aus nicht
sympathisch gewesen sein. Schon Tschöu-kung, der angebhche Verfasser
des Tschöu-li, jenes ältesten Kodexes der chinesischen Staatseinrichtungen,
liatte seine liebe Not mit den Fröschen. »Denn«, sagt der Dichter, »sie
sind es, deren Tschöii-kung nicht Herr wtu'de, da er lehrte, sie mit Asche
zu besprenkeln« (jS] 4^ W ^ ifi ÜF^ fi Ä ^^ 5 ^'gl- Tschöu-li,
Biot II, S. 390: »prepose aux gi'enouilles«). Die auf Köu Tsien, den im
V.Jahrhundert v.Chr. regierenden Fürsten von Yüe, zurückgeführte Sitte
findet in China keinen Anklang ( '^ j^^f*^ ^ ^ ^^ ^)5 i"id der
seinerzeit nach Canton verbannte Ilan Yü »ist beständig in Soi-ge, daß er,
von den Sitten der Man -Barbaren angesteckt, den Frohsinn seines ganzen
Lebens verlieren könne« (*^ f-|| ^ Sf H ^ T^ iff ^)- ^^'" ^^i^liter
hätte hier recht gut von der Symbolik des Frosches etwas sagen können;
aber er will diesem Geschöpf augenscheinlich nicht wohl und tut als wäre
ihm die lebenverlängernde Wirkung des Froschessens unbekannt. Dafür
erhält Liu Liu-tschöu einen historischen Seitenhieb. »Im Kriege des Yüan-
ting- Jahres«, sagt er, »wer hat gewonnen, wer verloren?« (yClSyTr!
chionik des Ts'ien-han -schu (Kap. 6, S. 19) an, worin gesagt wird: »Im
fünften Jahi-e der Periode Yüan-ting (^ 112 v. Chr.) im Sommer, im vierten
Monat, empörte sich Lü Kia, der Minister des Königs von Nan-yüe; er
tötete den Gesandten Chinas, seinen König und die Königin -Witwe; (in
China) allgemeine Amnestie; am Tage ting-tschou^ war eine Sonnen-
finsternis, und im Herbst war Krieg bei den Fröschen« (yV, ^^^
# ^ T T ii- aft 0 W 14 ^ f< tt « 1 li )• CWna .schickte
den die Wogen besänftigenden General Lu Po-tö, der von Kui-yang aus-
gehend den Fluß Huang stromabwärts zog, und den Galeerengeneral Yang
Po, der von Yü-chang ausgehend den Fluß Tschöng hinabzog« (5J"Y>^
~T\'l^y\^). Kui-yang war ein Füi"stentum an der Nordwestgrenze von
Kuang-tung und im Süden von Hu-nan, wo der Name im heutigen Kui-
yang- tschou fortlebt. Der Fluß Huang ist nach dem Schan-hai-king
identisch mit dem im Schui-king-tschu (Kap. 39, S. 1 ff.) beschriebenen
K'uangfluß ('/St'IC)? der nicht, wie Giles in seinem Wörterbuche an-
nimmt, zu den Nebenflüssen des Siangflusses gehört, sondern sich unter-
halb Ying-tö in den Nordfluß von Canton ergießt. Lu Po-tös Kollege
war von der Pi^ovinz Kiang-si her, deren alter Name Yü-chang ist, ihm
1 Dieser Tag entspricht dem 18. Juni 112 v.Clir. (s. E. Chavannes, La Chrono-
logie Chinoise de Tan 238 a l'an 87 avant J.-C. im T'oung Pao, Vol. VII,
S. 34). Daß für diesen Tag tatsächlich eine in Nordchina sichtbare ringförmige
Sonnenfinsternis berechnet worden ist (v. Oppolzer, Kanon der Finsternisse,
Nr. 2606 auf S. 106, wo nach astronomischem Brauch der Tag mit » — 111 VI 18»
bezeichnet ist), gibt dieser Stelle eine sichere chronologische Grundlage.
15*
228 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
entgegengezogen und fuhr den jetzt noch »Tschöng-kiang« genannten Nord-
fliiß hinab zur gemeinsamen Aktion gegen Canton (P'an-yü), wo die Nach-
kommen des Tschau T'o als Fürsten des südhchen Barbarenreiches Nan-
yüe Hofhielten. Die Ereignisse des Jahres 112 v. Chr. werden im Shä-ki
(Kap. 113, S. 4 B ff.) imd im Ts'ien-han-schu (Kap. 95, S.lSfT.) genügend
deutlich geschildert, um keinen Zweifel darüber übrig zu lassen, daß mit
jener in der chinesischen Hofchronik erscheinenden Aufzeichnung: »im
Herbst war Krieg bei den Fröschen« nur der Staat Nan-yüe gemeint sein
kann. Der unter dem Namen Ming-wang (^ 3E) kanonisierte Tsch'au
Ying-tsi, derselbe Fürst von Nan-yüe, dessen Grab 225 n.Chr. wieder-
entdeckt und geöffnet wurde, war ein Uebesschwacher Herr gewesen. Seine
Gattin, eine Chinesin von Gebiu-t, hatte vor ihrer Verheiratung ein Ver-
hältnis mit einem gewissen An-kuo Schau -ki gehabt. Als nun Ying-tsi
im Jahre 113 v.Chr. starb und sein unmündiger Sohn namens Hing unter
der Regentschaft seiner Mutter König wurde, benutzte die chinesische Re-
gierung diese Konjimktur zu einem Gewaltstreich gegen das Reich der süd-
lichen Barbaren und seine wackelnde Dynastie, indem sie den ehemaligen
Liebhaber An-kuo als Gesandten an den Hof des Südens schickte mit dem
Befehl, die Königin -Witwe samt dem jungen König nach China zu bringen.
Bei den Barbaren des Südens war das Verhältnis der Königin -Witwe zu
An-kuo wohlbekannt, und die durch diesen Skandal hervorgerufene Er-
bitterung im Volke ließ die Empörung des greisen Ministers Lü Kia heran-
reifen, der die Interessen des Barbarenvolkes vertrat, während die verliebte
Königin -Witwe unter dem Einfluß ihres alten Freundes, des chinesischen
Gesandten An-kuo, die politischen Pläne der Chinesen unterstützte. Das
Ende dieser inneren Kämpfe unter den Führern des Volkes von Nan-yüe
war offene Rebellion unter Lü Kia, der in den nun folgenden Parteikämpfen
siegreich war, den König, die Königin -Mutter und den Gesandten der
Chinesen niedermetzeln und einen anderen , von einer eingeborenen Frau
geborenen Sohn des verstorbenen Königs zum Nachfolger ausrufen ließ.
Als daher im Herbste 112 v.Chr. der erste Fu-p'o- General Lu Po-tö ent-
sandt wurde, um die siegreiche Partei des Ministers Lü Kia zu bekriegen,
so geschah dies infolge der Kämpfe, die sich unter dem Volke von Nan-
yüe selbst entsponnen hatten. (Vgl. wegen ausführlicher Details die Über-
setzung von A. Wylie, »History of the Southwestern Barbarians and Chaou-
seen« im Journal ofthe Anthropological Institute ofGreat B ritain
and Ireland, August 1879, S. 74ff.) Nur auf diese Ereignisse kann ich
die Worte der Hofchronik: »im Herbst kämpften die Frösche« (nänüich
die Wa und die Ha-ma, vielleicht die »Frösche und die Kröten miteinander»)
beziehen. Aus der ganzen Situation, wie sie im Ts'ien -han-schu ge-
schildert wird, scheint mit Bestimmtheit hervorzugehen, daß der größtenteils
von Man -Barbaren bevölkerte ^ Staat Nan-yüe in der zitierten Stelle unter
1 Daraufhin nannte sich Tschau T'o in einem kurz vor seinem Tode an den
chinesischen Hof gerichteten Schreiben (SchT-ki Kap. 113, S. 3): »Großfiihrer der
Man - Barbaren ■> usw. , |g; ^ ^^f^ ;^ "/^ ^ ■
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 229
dem Namen »Frösche« oder »Frösche und Kröten« (^5$^^) genannt
wird. Sehr wüi-devoU klingt es allerdings nicht, wenn ein ganzes Volk an
so hervorragender Stelle mit einem Namen belegt wird, der beinahe wie
ein Spitzname klingt; aber es ist echt chinesisch; und vom chinesischen
Standpunkt waren ja die Kämpfenden, nachdem sie zur Wahrung ihrer
bedi-ohten nationalen Unabhängigkeit ihren Fürsten und dessen chinesische
Mutter sowie sämtliche Führer der prochinesischen Partei getötet hatten,
doch nur Rebellen , denen man keine Achtung schuldig war. Vom Stand-
punkte des Hofchronisten gab es keinen Staat Nan-yüe mehr; das zeitweise
siegreiche Volk bestand nur noch aus »Fröschen». Man darf diesen Spott-
namen, wenn ihm nicht etwa eine tiefere Bedeutung innewohnt, mit ge-
wissen Verdrehungen vergleichen, die sich die Kaiserin Wu-höu mit den
zwei großen Türkenkhanen Ku-tu-lu (Ilteres Khan) und Mo-tscho (Ka-
pagan Khan) erlaubte, indem auf Grund offizieller Edikte der Name des
ersteren, seitdem er sich als Feind des chinesischen Hofes erwiesen hatte,
in Pu-tsu-lu (s. meine Nachworte zur Inschrift desTonjukuk S. 23
und S. 64 Anm. 18), der des letzteren in »Tschan-tscho« (nach Kiu-t'ang-
schu Kap.l94A, S. 18B: ^^Jit^y^^$)j\^, wonach JuHens Über-
setzung aus dem T'ang-shu, Journ. Asiat. VI, Bd. IV S. 420: »promettait
a celui qui le tuerait . . . le surnom de Tchan-tch'oue », zu korrigieren
ist) umgewandelt wurde. Beide Namen haben vermutlich einen versteckten
Nebensinn, der die damit Geächteten dem Gelächter des Volkes preisgab.
Wer weiß, ob nicht die südlichen Barbaren sich selbst Frösche
nannten; ob nicht der Frosch für sie eine Art Totem bildete, wie wir es
ja bei manchem anderen Urvolk als Symbol der Sippe finden (s. H. Schurtz,
Urgeschichte der Kultur S. 101 et passim). Wenn irgendeine Stelle
in der chinesischen Literatur mit den Fröschen der Bronzetrommeln in Zu-
sammenhang gebracht werden kann, so scheint mir jene Erwähnung des
»Kampfes der Frösche im Jahre 112 v. Chr.« noch am geeignetsten.
Übrigens schweigen sicli die Chinesen über die Symbolik des Frosches als
Mondtier, Symbol des langen Lebens usw. in bezug auf Trommeln voll-
kommen aus, wenn wir nicht die Vermutung, der Frosch sei »die Seele
der Trommel« (H^ ^p" tP 5^ y^R "t^ ' Ling-piau-lu-i, de Groot S. 84,
Anm. 1) als eine Art Erklärung hinnehmen wollen.
Daß »die Trommel lauter und weiter klang, wenn der Frosch und
nicht die Seitenwand der Trommel angeschlagen wurde«, wird im Kuang-
tung-sin-yü (Kap. 16, S. 4) behauptet, und zwar in bezug auf ein unter
Wan-li (1573 — 1620 n. Chr.) in Mau-ming gefundenes, mit sechs Fröschen
verziertes Exemplar (PP ^^^ ^(J Ä^^ Jg)- Ich kann natürlich nur
sagen »relata refero« und übernehme für die Tatsache keinerlei Verantwortung.
»Überhaupt bin ich durch Zählung der Ornamente auf den wenigen mir vor-
liegenden Abbildungen zu keinem Resultat gekommen. Auf einer der Oberflächen
(der großen übersandten, mit \ier Fröschen, von denen einer abgebrochen) finden
sich neun Vögel In dem Stile, wie man zur Zeit der Han den Phönix abbildete.
Kiu-huang, d.i. »neun Phönixe», kommt in einer alten Stelle vor, aber ich kann
keinen Zusammenhang ijiit dem Südwesten herstellen.«
230 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
An die »neun Phönixe« denke ich selbstredend nach Hegers Analyse
dei- Ornamente nicht inehr.^ Dagegen läßt sich zugunsten der chinesischen
Theorie folgendes sagen.
Unter den teils stehend, teils fliegend auf den Brouzetrommeln aller
Typen, zum Teil stark stilisiert wiedergegebenen Vogelgestalten lassen sich
viele mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit auf den in Süd-
china überall zu findenden Silberreiher beziehen, der in China unter den
Namen lu (^), lu-ssi (^Ä ^^^"^^ R^)' i'««'-««'«« (ÖÄ) "^^^'
bekannt ist. Svvinhoe (»Birds and Beasts of Formosa« im Journal of
the China Branch, R. Asiat. Soc, New Series, Vol. II, 1865, S. 40)
beschreibt den dem europäischen Jäger wohlbekannten Vogel in folgenden
Worten: »^ Loo. Egret, Herodias garzetta. (Commonly called Q
g^^ Pih-loo-sze; — Amoy, Peh - hing - si. Choo-loo ^ ^ is the
Russet-headed small white-heron, Bubulcus russata. Both these are
called by Europeans Paddy Birds; the former is the common White Egret
which occurs in South China throughout the year; the latter is the Egret
with reddish head and back, seen only in summer and often about cattle).«
Li Schi'-tschön beschreibt ihn folgendermaßen (Fön - ts'au - kang - mu
Kap. 47, S. 20): ^Lu (der Reiher) ist ein Wasservogel, der auf Bäumen
nistet, sich im Wasser ernährt, in Scharen fliegt und Reihen bildet, rein weiß
wie Schnee, mit dünnem und langem Hals, bläulichen Beinen usw., auf dem
Kopfe hat er ein Dutzend langer Federn« (TM ^^M ^ ~P|^)'
Im Orbis pictus des Pön-ts'au - kang - mu Kap. 2, S. 40 ist der lu-ssi
(^^) dementprechend mit einem respektabeln Federschopfe abgebildet.
Bei der starken Stilisierung mag es ja oft schwer sein, mit Bestimmt-
heit zu erklären, welchen Vogel die alten Bronzetrommelkünstlei- darstellen
wollten; aber ich bin überzeugt, daß die meisten unbefangenen Leser, nament-
lich wegen des oft deutlich zum Ausdruck gebrachten Federscho])fes, diesen
südchinesischen Fischreiher, der übrigens auch in den nördlichen Provinzen
zu finden ist, jedem anderen Vogel als Urmodell vorziehen werden.
Dieser Fischreiher ist nun gerade zur Zeit der zweiten Han- Dynastie
auch auf chinesischen Bronzegüssen gern als Ornament verwendet worden,
und zwar auf einer Gattung von Gefäßen, die in den damaligen Gebieten
der INlan- Barbaren oder deren Nähe entstanden sind, in der Gegend von
Sü-tschöu-fu oder Sui-fu am oberen Yang-tzi, unweit der Provinzialgrenze
von Yün-nan und Ss'i-tsch'uan. Noch heute kommen die besten Kupfer-
mischungen, zum Teil in Gestalt reich ornamentierter Waschbecken, die sich
auf dem Markte von Tschungking finden, aus Sui-fu. In jener Gegend
wurden schon unter den späteren Han alle zu diesen Gefäßen wie auch
1 Ich hatte mich an die Neunzahl geklammert, weil zufällig auf den mir
vorliegenden Abbildungen neun fliegende Vögel zu sehen waren, und hatte dabei
an die im Pien-tzi-lei-pien unter J^ ^^{kiu-fönff, nicht huan ff) angeführten Stellen
gedacht. Seitdem habe ich mich überzeugt, daß es viel mehr auf die Identifikation
dos Vogels ankoninit als auf die Zahl der dargestellten Exemplare.
Hirth: Cliinesische Ansichten über Bronzetronnneln. 231
zu dem Guß der Bronzetromtneln nötigen Erze in nicht allzu großer Ent-
fernung beieinander gefunden, wie aus folgenden Stellen hervorgeht.
Hüu-han-schu Kap.33, S.6: :^ t^ ll| [jj |^ ||b] • »Die Berge
von Tschu-ti (bei Sü-tschöu-fu an der Grenze von Ss'i-tsch'uan und
Yün-nan) erzeugten Silber und Kuj)fer.« Ebenda S. 5 : ^k *IU ^[^ ^ jq ^
iU^Mf^lUtiiM'^- "^'" Fürstentum I-tschou (Nord -Yün-nan) er-
zeugte der Tschuaug-schan in Yü-yüan (dem heutigen Ho- yang-hien oder
Tsch'öng-kiang-fu entsprechend) Kupfer; der Sclü-schi-schan in Lü-kau
(in K'ü-tsing-fii) erzeugte Zinn, der Hau-t'ing-schan erzeugte Silber und
Blei; der Ts'ai-schan in Pan-ku (Lin-an-fu) erzeugte Kupfer und Zinn,
und der Yang-schan erzeugte Silber und Blei.«
Der Metallreichtum der Provinz Yün-nan bedarf ja kaum der Er-
wähnung; ich zitiere diese Stelle nur um zu zeigen, daß bestimmte Fund-
orte, von denen man annehmen darf, daß sie zur Bronzeindustrie von
Tschu-ti (Sui-fu) beitrugen, unter den späteren Han wohlbekannt waren.
Aus Tschu-ti -Bronze war nun eine große Anzahl alter Becken ge-
macht, die zum Teil mit Inschriften versehen, aus denen Ort und Jahr der
Anfertigung hervorgeht, unter den Altertümern der späteren Han- Dynastie
beschrieben und abgebildet sind. Einige dieser von den Chinesen si
Qj^, »Waschbecken«) genannten Gefäße werden im Po-ku-t'u-lu
(Kap. 21) besprochen. So auf S. 22 f. ein ausnahmsweise tiefes Becken, auf
dessen Boden sich die Inschrift mit Jahresangabe »135 n. Chr.« findet.
Nach den Angaben des Textes war rechts von der Inschrift ein Fisch ein-
graviert, links ein Fisclu-eiher (lu ^t). Zu diesem Ornament bemerkt
Wang Fu: »Daß der Fischreiher Fische fängt, indem ersieh ans Wasser ge-
wöhnt, das ist eine Allegorie dafür, als ob jemand sich an Höflichkeit gewöhnt, um
Menschen Zugewinnen. Das Becken ist ein zum Waschen der Hände benutztes
Ge,äß usw. iinM^i^mmüMm'MMmmn^zm
jh.)- Während bei diesem Gefäß der Herstellungsort nicht angegeben
wird, ist dies bei einer Reihe von Abbildungen des Kin-schi-so (Abt.
Kin, Bd. 3) der Fall, von denen mehrere als »in Tschu-ti verfertigt«
(^'^^) ^^^^^ ^6 das Datum enthaltende Inschrift bezeichnet sind.
Unter den Daten finden wir verschiedene Jahre des ersten und zweiten
Jahrhunderts n. Chr. genannt. Außer der Inschrift finden sich häufig Orna-
mente, z.B. links und rechts von der Inschrift je ein Fisch, in einem Falle
außer den Fischen noch zwei Glückscash, ferner der Hammel als Symbol
des Segens, da yang ('^) Schaf, im Altertum mit sianff (]|^) Glück,
1 Zum Händewaschen gehörten drei Gefäße, ganz wie bei uns in jedem
wohl ausgestatteten Toilettenzinmier, nämlich 1. das i (v^), einer Sauciere nicht
unähnlich, zum Ausgießen des Wassers über die Hände, 2. das siRyQJ, ein flaches
Becken zum Auffangen des Wassers, und 3. das p'an (;^)i eine Schüssel zum
Auffangen des aus dem Becken weggeworfenen schnnitzigen Wassers (s. Tsi-ku-
tsch'ai-tschung-ting-i-k'i-k'uan-sch7 Kap. 9, S. 22).
232 HiRTii: Chinesische Ansichten über. Bronzetrommeln.
Segen, gleichlautend war. ^ Unter diesen Ornamenten findet sich nun auch
der Fisch mit dem Reiher gepaart, der an den beiden Stellen im Kin-
schi-so, wo er in der begleitenden Illustration abgebildet (Fol. 6 und 8)
an dem charakteristischen Federschopf erkennbar ist. Mit dem Fischreiher
nicht zu verwechseln ist der Kormoran, der im Chinesischen einen ähn-
lichen Namen hat, lu-tzi ("^^^E Loo-tsze. Amoy, Law-tche; Conno-
rant, Phalacrocorax carho«^ Swinhoe, op. cit. S. 42), der vielleicht mit den
fischenden Vögeln gemeint ist, die sich unter den Darstellungen der Stein-
reliefs des II. Jahrhunderts n. Chr. finden (s. Ed. Chavannes, La sculpture
sur pierre en Chine, Paris 1893, Tafel XIII).
Was uns den Fischreiher als Ornament der Bronzetrommel inter-
essant macht, ist die zweifellose Tatsache, daß er in der Ornamentik der
chinesischen Felltrommel eine hervorragende Rolle spielt.
Ich will nicht auf eine bekannte Stelle des Sch'i-king zurück-
gehen, da es mir zweifelhaft erscheint, ob nicht dort die Erwähnung des
Reihers und der Tronunel in derselben Strophe eine zufällige ist. Schi-
king,Legge,S.615:;fg^g^^^Jj|;2JP|gP0i$^^,des Fürsten
Gäste sind »as a flock of egrets on the wiiig, of egrets flying about; the
drums emit their deep sound, they drink to the füll, and then return
home«; oder wie Victor von Strauß, Schi-king, das kanonische
Liederbucli der Chinesen S. 501 übersetzt:
»In Scharen ziehn die Reiher,
»Die Reiher niederwärts.
»Die Paukenwirbel dröhnen.
• Man zecht und geht nach Hans.«
Ich will nur bemerken, daß diese Stelle mit der alten Sitte, Trommeln mit
Reihern zu verzieren ("ßfiR hJ^ W ^* )» i" Zusammenhang gebracht worden
ist. Im Sui-schu (Kaj). 15, S. 2!)), wo dies der Fall ist, wird mit Bezug
auf die Verwendung des Reiherornainentes zunächst gesagt: 5^ lix ^^ ^^
w fi^ üi X mm m 1^ Ä J: ^ » h \i f'^xM « 0 i iii
n -^ 3E -Wj , »die Ki('n-ku genannte Ti'omniel wurde also zur Zeit der
Ying- oder Schang- Dynastie erfunden. Es wird nun noch über der Trom-
mel ein im Fluge begriffener Reiher befestigt, man weiß nicht, unter
welcher Dynastie diese Einrichtung hinzugefügt wurde. Es wird von
einigen behauptet, dies sei eine Schneegans {Ariser hyperboreus , chin.
hu ^Ml , möglicherweise auf dialektische Ähnhchkeit mit ku Trommel
^ Der •Hammel" oder "Glückshammel» {ki-yang, '^ "^p = ki-siang
^^ITB^, »Glück und Segen-) gehört in die Kategorie der auf Lautidentität oder
Lautähnlichkeit begründeten Glückssymbole (vgl. Ed. Chavannes, »De l'expression des
vuMix dan.s l'art popuhiire cliinois-, Journ. Asiat., Ser. IX , Bd. 18, S. 193 — 233).
TIirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 233
lündeutend)'; indem man die Stimme dieses Vogels entlehne, wolle man
den Ton der Trommel ausbreiten und weithin hörbar machen. Andere
sagen, der Reiher sei die Seele der Trommel (wie an anderer Stelle vom
Frosch behauptet wird, s. S. 32). Nachdem Köu Tsien, König von Yüe,
aus Haß gegen Wu die große Trommel am Tore des Donners angeschlagen
habe, seien zur Zeit der Tsin , als man sie nach Kien-k'ang (Nanking)
gebracht habe, zwei Reiher von der Trommel in die Wolken geflogen;
wieder andere behaupten, daß dies alles unrichtig sei«. Darauf wird die
obige Stelle des Sclii-king zitiert mit folgendem Zusatz: ^ pT <^ ^^
-&, »das bedeutet, daß in alten Zeiten die Gebildeten es beklagten, daß
die Führung der Tschöu - Dynastie schwach wurde und das Ertönen ihres
Lobes zum Stillstand- kam, und daß man die Trommel mit Reihern
schmückte zur Erhaltung alter Überlieferungen. Man weiß nicht, was das
Richtige ist."
Bei allem Sagenhaften , das in dieser sowie einer ganzen Reihe ähn-
licher Stellen liegt, geht doch mit Bestimmtheit hervor, daß sich auf dem
chinesischen Killturgebiete alte Beziehungen zwischen der Felltrommel und
dem Reiherornament nachweisen lassen. Dies gilt namentlich auch vom
Ku-tsch'ui der Han- Dynastie, dem Trommelspiel, das vom chinesischen
Kaiser den Führern der unterjochten Völker mit allem Zubehör verliehen
wurde, um ihnen Respekt vor der chinesischen Kultur einzuflößen. Unter
den achtzehn Volksgesängen im Ku-tsch'ui der Han hatte einer den Titel
vtschu-lu, d.i. der Reiher (hier: Bubulcus russata)« (]^^ P^ "f" /V ^
— ■ 0 :^Ä> P'eü-wön-yün-fu Kap. 66 A, S.70B): über diese mit dem
Trommelspiel verbundenen Gesänge, s. T' u - s c h u - 1 s i - 1 s ch' ö n g 29, Kap.133 ;
speziell der Reiher ist erwähnt, ki-schi", S. 4: Q ^ ^ p^ ; vgl. tsa-
lu S. 2. In den illustrierten Werken der Chinesen, die häufig nicht auf
Originalzeichnungen zurückgehen, sondern von den Illustiatoren Je nach
ihrem richtigen oder uni-ichtigen Verständnis aus den Texten rekonstruiert
sind (ich meine Werke wie das San-li-t'u und das San- ts'ai-t'u-h ui
in den landläufigen Ausgaben), wird der Vogel meist als ein außerhalb der
Trommel befindliches Ornament dargestellt, was ja auch dem in den Texten
dafür gebräuchlichen Terminus yü-pau o6.ev pau-yü (^^^» Federschutz,
z.B. 3^ sjfllll^^^)' "die große Trommel, mit dem Federschutz
geschmückt», entspricht. Der Reiher muß hier in natura als Balg irgendwie
über der Trommel angebracht gewesen sein; aber es scheint, daß er auch ge-
"'■ Die beiden Laute für »Schneegans. und ..Trommel- erscheinen bei Giles
(S. 642) im Dialekt von Peking beide als ku^ im dritten Tone; aber in Canton
heißt "die Trommel» kü, ..die Schneegans« kuk (nach Eitel auch huk, "the wild
swan» ; vgl. uigurlscli : kugu die Gans, die Ente, der Schwan, Radioff" II, 8.898,
und tschagat. kuh der Schwan , Vämbery, S. 332). MögUcherweise darf dieses Bei-
spiel auf dialektisches Früherverschwinden des Endlautes bei kuk oder auf eine
ältere Aussprache kuk für ku ..Trommel" gedeutet werden.
234 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
zeichnet oder gemalt wurde. Ich schließe dies aus einer Bemerkung des
Tsch'önYang (^H^^ etwa 1100 n. Chr.), der in seinem großen Musik-
werke Yo-schu (^^, Ts'ung-mu Kap. 38, S. 3B flP.) von der ..Reiher-
trommel« {lu-Tcu, ^^s^) sagt: .-man malt Reiher auf den Trommeln
und Tonpauken" (^^^o^^^). Dem letzten Zeichen liung S^
wird bei K'ang-hi zwar nur die Bedeutung »Zügel« beigelegt, doch finde
icli in demselben Werke (Yo-schu) sub verbo "4^^$ die Erklärung:
^g: 1^ :^ :gg: -J^ M'J Ht $ rffi S $5 ifc ' ' ^*" musikalisches Instrument
aus Ton, dem ein (Trommel-) Fell hinzugefügt wurde« (s. T'u-schu-
tsi-tsch'öng 29, Kap. 130 , hui-k'au 2, S. 9B. imd 12B).
Leider ist uns von den Felltrommeln der Han -Dynastie, deren Orna-
mentik möglicherweise in den Bronzetrommeln der südwestlichen Barbaren
kopiert wurde, nichts erhalten. Um so mehr tritt an uns die Notwendig-
keit heran, in der Literatur alles heranzuziehen, was irgendwie auf die
Ornamentik der Trommel Bezug hat. Ich weiß, daß dies eine undankbare
Aufgabe ist. Denn die darauf verwendete Arbeit wird sich möglicherweise
als eine vergebliche herausstellen. Aber wir sollen die chinesischen An-
sichten nicht beiseite werfen, ehe wir nicht wenigstens den Versuch ge-
macht haben, sie mit Gründen aus der Literatur zu stützen. Bis jetzt ist
in dieser Richtung noch recht wenig geschehen.
..Die zentrale Sonne habe ich auf Felltrommehi in buddhistischen Tempeln
öfter gesehen. Auf der erwähnten Trommelsclieibe befinden sich außer den vier
Fröschen noch zwei Figuren. Dieselben sind kleiner als die Frösche und könnten
Hund, Kamel oder irgendwelchen Vierfüßler darstellen. Tatsächlich jedoch, glaube
ich, ist es ein Pferd, da in der Lebensbeschreibung des Ma Yüan (Höu-han-
schu Kap. 54, S. 10 der Palastausgabe von 1739) ausdrücklich erwähnt wird, daß,
als der Feldherr im Jahre 44 u. Chr. nach China zurückkehrte , den in Tungking ge-
wonnenen Bronzetroninu'hi PCordegestaltcn aufiicijossen wurden (so könnte man die
Stelle verstehen J^ ^ plL" fS |& Ä Ä MTJtS g .g Ä). Das Pferd,
il/a f jfej, wurde gcwissernuißen W'apponemblcm des Ma Yüan. Das Pferd war
das Symbol der Erde, wie der Drache das Symbol des Himmels war. War aber
der Drache das Wappentier des Kaisers, als des Repräsentanten des Himmels, so
gebührte dem nächst großen Manne des Reichs, der übrigens durch seine Tocliter,
die Kaiserin Ma IIöu (INIayers S. 147), Schwiegervater des Kaisers Ming-ti wurde,
das Symbol der Erde als Wappentier. So wurde Ma Yüan zu Ehren vor einem
der Stadttore in der Hauptstadt ein bronzenes Pferd errichtet. In einem Tempel
des Ma Yüan hier in Chung-King, der besonders viel von Soldaten besucht wird
und der sich ganz in der Nähe des Yamens des Genei-als (Ciien-t'ai) befindet, zeigt
uns ein steinernes Pferd in beinahe natürlicher Größe, außer den zahlreichen Li-
schriften, schon äußerlich an, daß hier den Manen des großen Ma geopfert wird.
Wir dürfen wohl annehmen, daß diejenigen Trommeln, auf denen sich Spuren
einer wenn auch noch so kleinen Pferdestatuc finden , aus dem Gebiete von Tung-
king, Kuang-tung oder Kuang-si stammen.»
Die zentrale Sonne ist natürlich der INIittelstern, über den ich bis
jetzt noch so wenig zu sagen imstande bin, daß ich es vorziehe, keine
bestimmte Ansicht zu äußern. Sollte der Mittelstern zur chinesischen Musik
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 235
Beziehungen liaben, so ist dies ein sehr schwieriges Thema. Jedenfalls
sind solche Beziehungen , selbst wenn sie eines Tages nachgewiesen werden
sollten , auch für wohlbelesene chinesische Kritiker nicht sehr handgreiflich.,
da sie sich darüber, so weit mir bekannt, nicht äußern. Daß Pferde-
figuren auf den General Ma, »Pferd«, deuten, halte ich durchaus nicht für
ausgeschlossen. Im übrigen bedauere ich, die oben angeführte Stelle (»so
könnte man die Stelle verstehen- usw.) aus dem Zusammenhang heraus-
gerissen, mit diesen Pferdefiguren in Zusammenhang gebracht zu haben.
Ich teile im Anhang einen Auszug aus der Biographie des Generals Ma Yüan
(Höu-han-schu Kap. 54) mit, woraus ersichtlich ist, daß jene kurze
Stelle ohne die Angabe der Dimensionen des Pferdes, die erst nach einem
langen, auf den ersten Blick nicht so leicht verständlichen Passus mitgeteilt
wird, sehr leicht mißverstanden werden kann. Mich hat dazu nun noch
ganz besonders der Umstand verleitet, daß ich mich mit dem Gedanken des
Umschmelzens jener kunstvollen Bronzetrommeln in ein Pferdemodell ab-
solut nicht befreunden konnte. De Groot sagt zwar S. 79: »Wegen seiner
nüchternen Einfachheit hat dieses Zitat für uns viel Glaubwürdiges.« Ich
kann diese Auffassung nicht teilen. Ich kann es nicht glauben, daß ein
Mann wie der General Ma Yüan, der selbst wohldurchdachte Kunstwerke
durch Bronzeguß herstellte, sich der Barbarei schuldig machte, die im
Einschmelzen solcher Museumsschaustücke liegt. Dazu kommt, daß uns
der Wortlaut des Begleitschreibens vorliegt, in welchem der General dem
Kaiser die Gründe zu seiner Widmung jenes Pferdemodells mitteilt, und
daß sich darin keinerlei Andeutungen finden, als ob das Modell aus
Kriegstrophäen hergestellt wäi'e, etwa wie bei uns eine aus erbeuteten
Kanonen gegossene Kirchenglocke. Wäre dies der Fall gewesen, so wäre
sicher in der an den Kaiser gerichteten Denkschrift darauf hingewiesen
worden. Ich bin überzeugt, daß die Stelle nicht genau so niederge-
schrieben wurde, wie sie in den Texten der Höu-han-schu zu lesen ist,
und daß wir berechtigt sind, eine kleine Korrektur vorzunehmen. Ich bin
zu dieser Voraussetzung noch durch andere Gründe veranlaßt worden.
Das Höu-han-schu ist ein verhältnismäßig spätes Werk. Der Ver-
fasser des biographischen Teils, Fan Ye, der für die zweifelhafte Stelle
verantwortlich ist, wurde im Jahre 445 n. Chr. hingerichtet und schrieb
etwa 400 Jahre nach der Eroberung Tung-kings durch den General Ma
Yüan. Wir besitzen jedoch außer dem Höu-han-schu noch eine sehr
viel ältere Geschichte allerdings n»u^ des Anfangs der östlichen Han- Dy-
nastie, das Tung-kuan-han-ki (^Mi,'/M§E)' ^^ ^^^""'^ "^"^ ^^^ '^^^^'^
170 n. Chr. vollendet wurde und deren Text unter den Handschriften des
Yung-lo-ta-tieii, jener während der Boxerwirren mit der Han-lin-
Bibliothek in Peking verbrannten Riesensammlung, wieder aufgefunden
wurde (s. Bretschneider, Botanicum Sinicum I, S. 205 und Tsung-
mu Kap. 50, S. 4, wo sich eine ausführliche Besprechung des alten AVerkes
findet, das noch zur Zeit der Tsin- Dynastie nebst dem Schi-ki und dem
Ts'ien-han-schu zu den »drei Historikern« als allgemein anerkannten
Werken gerechnet wurde). Aus diesem Werke haben nun die Enzyklopädien
236 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
des XVIII. Jahrhunderts mancherlei Zitate entlehnt, zum Teil Stellen, die
sich in doppelter Überlieferung darin sowohl wie im Höu-han-schu finden,
und so kommt es, daß uns eine Parallelstelle, und zwar eine wegen ihres
sehr viel höheren Alters vorzuziehende, erhalten ist. Ich zitiere dieselbe
nach der Version des Yüan-kien-lei'-han Kap. 433, S. 15f. (vgl. auch
Ko-tschi-k'ing-yüan Kap.84, S.4): ,E| ti ^K^ ^ Pit Ä lH 'S Ä
Ä IS il -S fS K' S ~F- "^^''^ ^'''^" S^*^ ^" lüau- tschi ein bronzenes
Pferd. In seinem Bericht an den Kaiser sagte er: Euerer Majestät Diener
hat gehört, um im Himmel zu gehen, gebe es nichts besseres als den
Drachen, um auf Forden zu gehen, nichts besseres als das Pferd, Euerer
Majestät Diener INIa Yüan hat von Yang Tz'i-o die Kenntnis der Wert-
bestimmung des Pferdes aus äußeren Merkmalen übernommen. Zur Zeit
des Kaisers Hiau-wu-ti (140 — 86 v. Chr.) goß der Sachverständige für
Wertbestimmung des Pferdes namens Tung A-k'o ein Pferdemodell aus
Bi'onze, legte es dem Kaiser vor und dieser ließ es vor dem Tore Lu-p'an
aufstellen, das Tor aber Kin-ma-mön (»Tor des metallenen oder goldenen
Pferdes«) nennen. Euerer Majestät Diener hat mit Verwendung der Wert-
bestimmungsmethoden verschiedener Autoritäten aus erbeutetem Lo-yüe-
Kupfer ein Pferd in Höhe von T)'/, Fuß bei 4:^/^ Fuß Umfang gegossen, das
er hiermit untertänigst darbringt. Der Kaiser gab Befehl, das Pferd imter-
halb des Palastes Tö-yang aufzustellen. « In der Version des Ko-tschi-
k'ing-yüan finden sich, wie wir dies in dieser Enzyklopädie gewolmt
sind, kleine Varianten, aber beide Zitate stimmen insofern überein, als von
Bronzetrommeln nicht die Rede ist.
Die Version des Yüan-kien-lei-ha n ist von den gelehrten Ver-
fassern dieser 1710 n. Chr. veröffentlichten Enzyklopädie vermutlich un-
mittelbar dem in der Handschrift des Yung-lo-ta-tien vorliegenden Texte
des Tung-kuan-han-ki entnommen. Wenigstens ist mir keine vor dieser
Zeit veröffentlichte Separatausgabe bekannt. Die einzige Gesamtausgabe
scheint diejenige des mit beweglichen Typen gedruckten Sammelwerkes
Wu-ying-tien-tsü-tschön-pan-schu (^^ t^ ^ S^ 3^ f0, ^^) zu
sein (vgl. das Inhaltsverzeichnis bei Wj-lie, Appendix S. 208), das nicht
vor dem Jahre 1773, also geraume Zeit nach dem Yüan-kien-le'i-han
erschien. Ich kann auf diese Ausgabe leider nicht Bezug nehmen, da mir
nur ein Teil des Sammelwerkes vorliegt.
Jedenfalls wird in der Umschrift des Yüan-kien-lei'-han von
Bronzetrommeln überhaupt nicht gesprochen, sondern nur von Bronze oder
Kupfer (^Ipl) aus Lo-yüe, über welchen Artikel wir ja genügende Auskunft
im Ling- wai-tai-ta in der oben S. 205 — 206 mitgeteilten Stelle (Kap. 7,
S. 12) erhalten. Abgesehen davon erweckt die Version des älteren Werkes
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzctrommeln. 237
gegenüber dem Texte des H6u-han-schu ein gewisses Vertrauen insofern,
als darin der äußeren Form nach der Wortlaut des Berichtes an den
Kaiser wiedergegeben wird, wenn wir die im späteren Historiker fehlenden
Schlußworte §^ || j( (»ehrerbietigst darbringen«) in Betracht ziehen.
Der Vergleich dieser beiden Überlieferungen scheint mir die beste Lösung
der Frage mit sich zu bringen. So wenig ich im allgemeinen geneigt bin,
mit der Überlieferung der besseren chinesischen Texte zu experimentieren, da
dieselben vor der Einführung des Buchdrucks nicht dem Kopieren durch un-
wissende Mönche ausgesetzt wai-en wie unsere griechischen und römischen
Klassiker, sondern meist durch Pausen gewissermaßen faksimiliert wurden,
so glaube ich doch , daß wir in diesem Falle eine kleine Textverderbnis vor-
aussetzen und zu einer Konjektur unsere Zuflucht nehmen dürfen. Eine
kleine Umstellung genügt, um der Stelle einen ganz anderen, und zwar
dem der älteren Überlieferung entsprechenden Sinn zu geben, wenn wir
in der bei de Groot (S. 79, Anm. 1) mitgeteilten Stelle 7h pi ^^ Stelle
von ^^ TjT lesen. Die «Trommel« würde in diesem Falle dem Sinne
nach verschwinden und mit dem folgenden Zeichen das Zeitwort ku-tschu
'^^*' ^- ^^' "Schmelzen«, bilden. Ku-tschu ist zu allen Zeiten der tech-
nische Ausdruck für das Bronzegießen gewesen. So beim Guß der Münzen
(P'ei- won-yün-fu Kap. 66B, S. 171 ; T'u-schu- tsi-tsch'öng Sekt. 27,
Kap. 345, S. 1; Kap. 349, S. 11 (^J^^^J^J' »die Kunst des Bronze-
gusses«), und Kap. 340, S. 3 ( R^ ^ ^fpl :^' -bronzene Geräte gießen«;
vgl. auch K'ang-hi, wonach ku ^^ = «Feuer anfachen«, was in China
mit Hilfe eines trommeiförmigen Blasebalges zu geschehen pflegt). Als
Beleg für den Sprachgebrauch in diesem Sinne für das Höu-han-schu
selbst verweise ich auf die Stelle Kap. 38, S. 8A, wo von einem die Eisen-
hütten beaufsichtigenden Beamten gesagt wird: Hji 1^^^ Wj^ ^^ » "der
Eisenbeamte beaufsichtigt das Schmelzen oder Gießen«. Der in der Stelle
vorkommende Ausdruck Lo-yüe {^%j^, so und nicht wie bei de Groot
durch »io und Yüe« wiederzugeben) bildet den Gegensatz zu Ou-yüe
(1^;^, T\i-schu-tsi-tsch'öng, Sekt. 6, Kap. 1359, S. lA und. IB) und
bezeichnet ethnisch^ die Urbewohner in K'in-tschöu (Ling- wai-tai-ta
1 Daß es sich um einen ethnischen Ausdruck handelt , scheint aus den Wande-
rungen dieser Man- Stämme hervorzugehen, auf die wir aus einer Stelle des Höu-
han-schu (Kap. 48, S. 15) schließen dürfen, wonach der General Tsang Kung
(^m/ B j im Jahre 35 n. Chr. mit seinen Truppen zu den Lo-yüe in Tschung-Iu
kam (^Ä + — ^t|f ^M^IJKtES?^). Der Scholiast bemerkt
zu dieser Stelle: »Tschung-hi ist der Name eines hien zu Nan-kfin gehörig; die
alte Stadt lag im Süden von Siang-yang (am Hanflusse unter 32°n. Br. !), und
der Name kommt daher, daß die Lo-yüe -Leute dorthin verzogen sind (oder: »dorthin
verbannt wurden«, da es sicli nm eine unfreiwillige Auswanderung gehandelt haben
1^^""' S,S^At<fe^^ltt0J^yiS^)- Da die betreffende örtlichkeit
zu dem damaligen Nan-kün gehörte, so würde sich vielleicht auf diese Weise die
Einsendung einer Bronzetronuuel aus Nan-kün im Jahre 48 erklären.
238 HiRTii: Chinesische Ansichten über Bronzetronimeln.
Kap. 3, S. 17 und Kap. 7, S. 12; T'ung-tien Kap. 188, S. 7; Ts'ien-han-
schu Kap. 95, S.9, 16 und 19; Schi-ki Kap. 113, S.2: ^ |g |^ .|^,
vgl. die Scholien zu dieser Stelle). Ich lese nach dieser Korrektur wie
folgt: M^m%&Mm7^iimi^^^^ ^^^ üherset^e: »in
Kiau-tschi bekam (oder »erbeutete«) er Lo-yüe- Kupfer und goß daraus
ein Pferdeuiodell».
Mit dieser Korrektur ist zunächst ein Hauj)thindernis beseitigt, das
bisher der chinesischen Theorie vom General JNIa Yüan als Erfinder der
Bronzetrommeln entgegenstand. Freilich stehen wir sofort wieder vor einer
anderen .Schwierigkeit. Wenn nämlich die Stelle des Höu-han-schu als
angeblich älteste Belegstelle für das Vorkommen der Bronzetrommeln wegen
der durch unsere Korrektur hervorgerufene Veränderung des Sinnes weg-
fällig wird, so würde die nächstälteste Erwähnung die bei de Groot (S.79,
Anm.2) mitgeteilte Stelle des Tschi-lin sein: ^:^Zl + E3 ^iS^R
^-f^SikiUii^^' '^- '*• """ '^''^"■'^ "^^ "• ^•"'' widmete dem Hofe
ein Mann' von Nan-kün eine bronzene Trommel mit Inschrift«. De Groot
übersetzt hier »eine mit Gravierarbeit versehene Bronzepauke«, aber ich muß
darauf hinweisen, daß in allen kunstgeschichtlichen Texten die x-Kusdrücke
^ j^^ yu-ming und iVS:^. wu-ming, die sich im Po-ku-t'u-lu, Kin-
schi-so und ähnlichen Werken fast auf jeder Seite finden, immer durch
»mit Inschrift« und »ohne Inschrift« zu ül)ersetzen sind, auch in den
Texten des Altertums, wofür sich zahlreiche Belege im P'ei'-wön-yün-fu,
s.v. ^^, finden. Nehmen wir an, daß diese Trommel von den in Nan-kün
ansässigen Man -Barbaren stammt, so dürfen wir fragen: wie kamen die-
selben zu einer Inschrift? Wären die eingravierten Schriftzeichen nicht-
chinesisch gewesen, so hätte dies der Berichterstatter sicher vermerkt. Die
örtlichkeit paßt sehr gut zur Auffindung einer Bronzetromniel. Die Haupt-
stadt des damaligen Gebietes von Nan-kün entspricht dem heutigen King-
tschöu-fu^ aber die Grenzen des Fürstentums erstreckten 'sich weit über
die südlichen Yang - tzi - Ufer und im Norden, wie wir gesehen haben, bis
nach Siang-yang. Das Land war zum großen Teil von Man -Barbaren
bevölkert. Die »Bronzetrommel mit Inschrift« findet in jener Zeit nur in
der nach dem Kuang-tung-sin-y ü seinerzeit im Nan-hai-miau bei
Whampoa aufbewahrten Trommel mit Inschrift des Generals Fu-p'o ihr
' S -?' "ein Mann«; so will mir die Stelle niciit recht gefallen, da ich
nicht einsehe , weshalb das Geschlecht des Schenkenden betont wird. Möglicherweise
"Männer«, wenn nicht Adelstitel, -^?' S izi-nan, »die Vizegrafen inid Barone«,
gemeint sind (vgl. Höu-han-schu Kap. 9, S. 12B: ^ ~K ;^ ""J^ ^^ A ' wo
nan-tzi in dieser Umstellung vielleicht auch Adelstitcl ist).
'^ Li-tai-ti-li-tschi-yün-picn-kin-schY Kap.ll, S.27f.: |^ ^ }^
tRfflJfl4^iW;ltWl>H W/X|>t«i6^- -N-' -'^-"d der östlichen
lian ein Fürstentum, zu Kiiig-tschöu gehörig, entsprechend der heutigen Stadt
Kiang-ling-hini in Kiug-tsciiöu-fu, Provinz nu-i)eT'-. Kiang- rmg-hien ist mit
der Präfekturstadt Kini>- tschöu- fu identisch.
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 239
Gegenstück. Vorausgesetzt daß die letztere wirklich aus der Zeit der
späteren Han stammt, wäre die Trommel aus Nan-kün das zweite mit
einer Inschrift versehene Stück, vielleicht das dritte, wenn wir die weiter
unten von mir erwähnte Trommel von Yo-tschöu-fu in Betracht ziehen.
Die Schwierigkeit liegt für den, der die Ma-yüan -Theorie zu stützen sucht,
im Datum der Auffindung. Die chinesische Anschauung stützt sich augen-
scheinlich auf den Gedanken, daß Bronzetrommeln, soweit Funde durch
die chinesische Literatur bekannt geworden sind, hauptsächlich an solchen
Plätzen entdeckt worden sind , die von den Generälen Ma Yüan und Tschu-ko
Liang mit ihren Truppen berühi't wurden. Dies würde nun auf die süd-
lichen Grenzen des Nan-kün -Gebietes recht gut passen, wie aus den aus
dem Höu-han-schu unter s bis u mitgeteilten Auszügen (s. Anhang) her-
vorgeht. Ma Yüan bekämpfte tatsächlich die aufständigen Man -Barbaren
in der Nähe des Sees Tung-t'ing und starb während dieses Feldzuges.
Nach dem Hon- han -sc hu wurde er im Herbste des Jahres 48 n.Chr.
zum Führer der Expedition gegen die Man am See ernannt; im T'ung-
kien-kang-mu wird der siebente Monat genannt, und wenn Ma Yüan nach
derselben Quelle erst im Sommer 49 starb, so müßte der Trommelfund von
Nan-kün noch zu seinen Lebzeiten stattgefunden haben, und zwar während
er sich mit seiner Armee in der Nähe der südlichen Grenzen dieses Fürsten-
tums aufhielt, wenn nicht vor seiner Ernennung. Die Möglichkeit wäre
allerdings nicht ausgeschlossen, daß Ma Yüan im siebenten Monat des
Jahres 48 gleich nach seiner Ankunft unter den Barbaren solche Trommeln
bei sich hatte, befreundete oder verbündete Man - Führer damit beschenkte,
daß diese sie im Kampfe verloren und daß sie schließhch von dem »Manne-
aus Nan-kün an den Hof eingesandt wurden, ohne daß dieser ihren Ur-
sprung kannte. Während jedoch das örtliche Zusammentreffen des Trommel-
fundes von Nan-kün mit der Nähe von Ma Yüans Kriegsschauplatz für die
chinesische Theorie zu sprechen scheint, ist der Umstand, daß die Ein-
sendung nur innerhalb weniger Monate nach Ankunft Ma Yüans stattgefunden
haben kann, eher als ein Hindernis anzusehen. Schließlich könnten ja auch
solche Trommeln, nachdem sie sich in Tung-king vier Jahre früher erprobt,
inzwischen durch andere Vertreter des Kaisers an die Barbaren von Nan-kün
gelangt sein. Gegen die chinesische Theorie spricht hauptsächlich auch die
UnWahrscheinlichkeit, daß man dem Hofe ein unter der Autorität des Kaisers
eingeborenen Führern gestiftetes Geschenk als Merkwürdigkeit widmete.
Übrigens ist die Bronzetrommel von Nan-kün nicht die einzige in
jener Gegend entdeckte. Ihr folgt zunächst die im KM-man-ts'ung-siau
erwähnte Trommel (s. de Groot S. 88, Anm. 2). Dieselbe wurde im Flusse
von jNIa-yang (Ijjjfjtl^) ausgegraben. Diese Örtlichkeit wird von de Groot
nicht ganz richtig identifiziert, wenn er sie im heutigen Yüan-tschöu-fu
(iM.!)'HlM) "^ ^^^ Provinz Kiang-si sucht. Dort sind wir den Sitzen
der Man schon zu weit entrückt, um solche Altertümer zu erwarten. Viel-
mehr handelt es sich um eine Landschaft an den Ufern des Yüan-kiang,
der sich östlich von Tschang -tö in den Tung-t'ing-See ergießt und die
eigentliche Heerstraße der Man vom alten King-tschou nach den Südwest-
240 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
liehen Provinzen bildet, insbesondere der K'i-man {}^^'')j denen das
von de Groot zitierte Werk gewidmet ist. Ma-yang ist die heute noch so
genannte Kreisstadt (27° 38' n. Br., 109° 22' ö. v. Gr., Playfair Nr. 4742).
Das Zitat von der bei Ma-yang entdeckten Trommel ist im T'u-schu-
tsi-tsciröng unter den tsa-lu von Tschön-tschöu-fu (6, Kap. 1270), der
Präfektur, zu der Ma-yang gehört, abgedruckt. Das Kloster T'ien-k'ing-
kuan (^ )^'P^)'^^° ''^'"' ^^'^^^ '^^^ Sung- Dynastie die Trommel aufbewahrt
wui'de, befand sich jedoch hundert Li östlich von der Stadt Yo - tschöu - fu
und führte diesen Namen seit 1017 n.Chr. (s. T'u-schu-tsi-tsch'öng 6,
Kap. 1223, S. 5). Der Fluß von Ma-yang fällt in das Gebiet derselben
Wu-hng-man (;^f^^')» g«^««» ^^^ der im Jahre 48 n.Chr. unter Ma
Yüan unternonunene Feldzug gerichtet war. Ob der General selbst weit
genug ins Innere gedrungen ist, um den Fundort der Trommel von Ma
Yang zu erreichen, läßt sich kaum feststellen; doch könnten seine Truppen
dort gewesen sein. Der Hu-t'öu-schan, wo sich IMa Yüans Hauptquartier
zur Zeit seines Todes befand, dürfte sehr viel weiter stromabwärts imter-
halb Tschön- tschöu zu suchen sein.
Ein dritter Trommelfundbericht der Tung-t'ing -Gegend liegt aus Yo-
tschöu-fu vor. Die Lokalchronik (Yo-tschou-fu-tschi, zitiert im T'u-
schu-tsi-tsch'öng 6. Kap. 1224, S. 2) spricht von einer im Tempel Lo-
niang-miau (MMMH??^)]) »"f^^^wahrten Bronzetrommel. Dazu werde im
Yo-yang-föng-t'u-ki (^1^ jj[^ J^iE' eJ"<^'" ^^^'^'^ ^^00 n.Chr. ent-
standenen, für die Geschichte der Stromveränderungen am Ausfluß des
Tung-t'ing-Sees wichtigen und von den Chinesen geschätzten Werkchen,
s. Ts'ung-mu Kap. 70, 8. 31f.) folgendes bemerkt:
»Während der Regierungsperiode Yüan -long (1078 — 1086) wurde
bei dem Landgute Yung-k'ing beim Pflügen eine Bronzetrommel gefunden
mit runder Öffnung und kantigen Henkeln; die Ornamente des unteren
Teils bestanden aus alter Siegelschrift und INIäandermustern mit prononciert
blaugrüner Patina und von so vollendeter Arbeit, wie sie in jüngerer Zeit
nicht fertig gebracht werden konnte. Das Fundstück wurde im Kloster
untergebracht. Der Magistrat Li Kuan erkundigte sich bei den Sachver-
ständigen nach (der Bedeutung der Inschrift i'), worauf dieselben antworteten:
'Als Lu Kia als Gesandter nach Nan-yüe geschickt wurde, schenkte er
diese Bronzetrommel als eine Widmung an den Tempel, sie war jedoch
vor langer Zeit verloren gegangen. Dies ist der Sinn (der Inschrift).' Darauf
wurde die Trommel im Tempel untergebracht, doch da sie zur Zeit des Um-
zugs nicht mit der nötigen Sorgfalt gehandhabt wurde, ward sie beschädigt,
worauf sie im Kloster von Yung-k'ing gelassen wurde« (|I^^^^^
Ä* S ¥ ^ ^ <: -s en Ut tfc ü l ©1 * )j # l n-i^ si t* ^~•
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 241
Wir sehen in diesem kurzen Bericht eine von der hindläiifigen An-
sicht sehr verschiedene, ebenfalls chinesische Anschauung vertreten. Nach
der Ansicht jener Sachverständigen, die in Yo-tschöu-fu zu Hause ge-
wesen sein mögen, da der zuerst genannte Tempel Lo-niang-miau sich
(nach T'u-schu-tsi-tsch'öng 6, Kap. 1223, tz'Y-miau S. 1) drei Li süd-
lich von dieser Stadt befand, stammte diese Trommel aus einer Zeit, die
vor der Eroberung Tung-kings durch den General Ma Yüan um mehrere
Generationen zuiückliegt. Die erste Entsendung des chinesischen Gesandten
Lu Kia an den Hof des Königs von Nan-yüe, Tschau T'^o, fällt in das
Jahr 195 v. Chr., bei Gelegenheit seiner Investitur im Namen des chinesischen
Kaisers (Schi-ki Kap. 113, S.2B: ^^ + — ^^IP^ M 0 JJL ffi @
■j^-^^; vgl. Ts'ien-han-schu Kap. 95, S. 8B und die Übersetzung
von Wylie, a. a. O. S. 66 fi".). Eine zweite Entsendiuig desselben Gesandten
fiel in das Jahr 179 v.Chr., und diesmal sendet der im Sterben liegende
große Beherrscher der Man -Barbaren eine in den chinesischen Historikern
im einzelnen angeführte Reihe wertvoller Geschenke (»Respectfully facing
tlie north, he begs to present by the envoy, a pair of white jade sceptres,
a thousand humming birds, ten buffalo horns, five hundred purple cowries,
a case of cassia grubs, forty pairs of living humming birds, and two pairs
i)f pea-fowls. Half dead, he again makes obeisance, in offering this report
to Ilis Higlmess the Eniperoi-. When Lu Kia returned and made his report,
the Emperor was greatly delighted« (Wylie S. 70). Es befand sich keine
Bronzetrommel unter den Geschenken Tschau T'os. Doch bezieht sich
wohl die Mitteilung des Föng-t'u-ki nicht auf diese Sendung, da von
einem Geschenk des Lu Kia an den Tempel (Lo-niang-miau?) und nicht
von Hofgeschenken die Rede ist. Es wird jedoch nicht leicht sein, etwaige
Beziehungen zu jenem Tempel zu entdecken. Die Stelle ist zunächst da-
durch interessant, daß sie eine Variante der allgemein gültigen chinesischen
Anschauimg bildet. Jene Sachverständigen der Sung- Dynastie nahmen
zweifellos an, daß die von ihnen begutachtete Trommel chinesischen
Ursprungs sei, sie hätte sonst nicht die «in alter Siegelschrift ("jpV^^)"
niedergelegte Inschrift tragen können. Immerhin hätte, wenn wir den
Barbaren Tschau T'os solche Kunstwerke zutrauen wollen, dieses Stück
während des Aufenthaltes des Gesandten am Hofe des Südens auf Be-
stellung gegossen sein können, wenn nicht die chinesische Inschrift nach-
ti'äglich eingraviert wurde.
•■Diesem Gebiete gegenüber steht min ein anderes, nämlich das von SsT-tsch'uan
Yün-nan, Nordbirma usw. Ich bin geneigt anzunehmen, daß die Funde dieses
mehr westlichen Gebietes um etwa zwei Jahrhunderte jünger sind und nicht über
die Zeit des Tschu-ko Liang (225 n. Chr.) hinausgehen. Als dieser große Feldherr den
Südwesten Chinas unterjochte , verfuhr er ähnlich wie sein Vorgänger Ma Yüan in
Tung-king. So wird ein im Anfang des XVI. Jahrhunderts in der Gegend von
Kui-lin entdeckter Fund von 93 Bronzepauken auf Tschu-ko Liang i-ku tschön-
man, "Tschu-ko Liang, der mit der Trommel die Man unterjochte, in Ordnung hielt»,
zurückgeführt. Wie die damals (d.h. im XVI. Jahrhundert) gefangenen Man selbst
erklärten, hing der Wert einer solchen Bronzetrounuel davon ab, wie weit man
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt. IG
242 Hirth: Chinesische Ansichten Ober Bronzetrommeln.
ihren Schall hören konnte, also keineswegs von der Größe, was sich ja auch von
den Tamtams und Glocken sagen läßt. Die allerbesten waren tausend Kühe wert,
weniger gute 700 bis 800 Kühe. Diese wichtige Stelle findet sich im Ming-schT
Kap. 212, S. 20. "Wie die in der Provinz SsT-tsch'uan erworbenen Stücke, so gehören
zu den Trommeln des Tschu-ko Liang vermutlich wohl auch Stücke aus Gegenden, die
weit über die heutige chinesi^he Grenze hinaus gefunden wurden. Wie es mit den
ferneren Gegenden Hinteriudiens bestellt ist, wage ich nicht zu entscheiden. P^s
wäre aber die Frage aufzuwerfen, ob nicht die Kirnst des Trommelgießens bei
Gelegenheit der beiden großen chinesischen Unterwerfungsfeldzüge zunächst von den
unterworfenen Man nach chinesiscliem Muster erlernt wurde und sich später von
Stamm zu Stamm nach Süden hin fortpflanzte, allmählich dann eingeborenem Ge-
schmack mehr und mehr Rechnung tragend. Bronzetrommebi werden im frühen
Mittelalter unter den nmsikalischen Instrumenten des Landes P'iau (Ostbirnia) er-
wähnt. Unter einer langen Keihe von Tributgeschenken, die im Jahre 1370 von
Java (vom König Si-li-pa-ta-la = ^/H Patra oder Patahi?) an den chinesischen
Hof geschickt wurden, befanden sicli auch Bronzetrommeln. Es wird sich fragen,
ob man für die hinterindischen Trommeln, besonders solche des Archipels, den
Beweis erbringen kann, daß sie vor dem Jahre 41 n. Chr. entstanden sind. Ist dies
nicht möghch , so wäre chinesische Beeinflussung bei aller Verschiedenlieit der Formen
immerhin denkbar.»
Mag es Legende sein, wie de Groot (S. 90) annimmt, oder nicht, so
unterliegt es doch keinem Zweifel, daß in der Gegend des oberen Yang-tzi
und weiter nach Südwesten hin, überall wohin der große Nationalheld
Tschu-ko Liang seine siegreichen Waffen trug, die später gemachten
Tromnielf'unde seinem Wirken zugeschrieben werden. Die auch bei de Groot
(S. 89) angefiihrte Stelle des Ming-sch'i (Kap. 212, S. 20) bringt den in
der Bevölkerung heute noch für Tradition gehaltenen Gedanken deutlich
zum Ausdruck. Ich habe ja in meinem Briefe nur die Ansichten chinesi-
scher Archäologen wiedergeben wollen und glaube dies so gewissenhaft getan
zu haben, wie dies unter den damaligen Umständen möglich war. Ich
bin selbst jetzt noch der Ansicht, daß wir solche im Volke lebenden
Überlieferungen nicht ohne weitere Nachfrage als unnützes Material bei-
seite werfen sollen. Was dem Feldherrn Tschu-ko Liang zugeschrieben
wird, ist ebenso w^ie bei Ma Yüan die Überreicluing von Kulturgesclienken,
die in der Seele der Barbaren die Lust zur Zivilisation im chinesischen
Sinne erwecken und gleichzeitig das Gefühl der Abhängigkeit vom Kaiser
als obersten Schutzherrn erhalten sollten. Daß wir in dem von den lleer-
zügen des Tschu-ko Liang handelnden Haupthistoriker, dem San-kuo-
tsch'i, so wenig über die Bronzetrommeln erfahren wie aus den Han-
Annalen beweist nichts gegen die Möglichkeit dieses Verfahrens, das wir
aus der Ku-tsch'ui - Literatur hinlänglich kennen. Tschu-ko Liang war
wie Ma Yüan niclit nur ein großer Feldlierr, sondern auch Künstler. In
der Malerliteratur wird er unter den ausübenden Künstlern seiner Zeit
angeführt ("Tschu-ko Liang konnte malen«, ^^'yfl^fli'' ^^i'*"-^^^^"
schu-j)'u Kap. 13, S. 4B, wo außer seiner von den Zeitgenossen ge-
schätzten Handschrift besonders auch sein mechanisches Geschick hervor-
gehoben wird, das sich in mehreren berühmten Erfindungen äußerte, die
ja auch im San-ku o- tsch i erwähnt sind. Sein zeichnerisches Talent
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 243
entsprang einer inneren Veranlngiing, die ihn in den Stand setzte, es auch
ohne Studiiun /u Leistungen zu bringen ( j^ ^ ^tj^ J jj; ^^ pf j^ ^
^rfilBb)" ^""" seinen Ei-findungeu erhalten wir im San-kuo-tschi
(Schu Kap. 5. S. 15 B) Nachricht, wenn es auch nicht leicht ist, sich heute
eine Vorstelhum davon zu machen ("^f^ fi ^ ^"5 >S -Ä^S^ >tC
'yü VjH X^ /r< ^J >E^ 1M int ?^ 1^
Jahre 225 n. Chr. trat Tschu-ko Liang seinen Feldzug gegen den Süden
an (^H-H^^^^ >iC l^^iE, San-kuo-tschi Kap. 5, S. 8).
Dazu bemerkt der Scholiast, daß ihm auf Befehl des Kaisers »Federschirme
und Tronunelspiele« gegeben wurden (|g^^ o o ^^^ßjp^
i^ — ■ "ofO* ^^"^"^ ""^'" Tsclui-ko Liang von seinem Älalertalent Gebrauch
machte, erfahren wir aus einer Quelle, die zwar dem San-kuo tschi an
Alter nicht gleichkommt, aber immerhin alt genug ist, um zu zeigen, was
man sich etwa ein Jahrhundert später erzählte. Ich meine das Hua-yang-
kuo-tschi (3^|^[^yi^) von Tsch'ang K'ü (*^J^)- Der Verfasser
wird imTs'ung-mu (Kap. 66, S. 5) als Zeitgenosse des letzten Monarchen
der Dynastie Tsch'öng (^), Li Schi" (^^i), genannt, der von 344 bis
347 n. Chi-, regierte. Der Text des aus einer Reihe von Monographien
historischen Inhalts bestehenden Werkes ist in dem Sammelwerk Han-
wei- ts'ung-schu abgedruckt. Die Stelle lautet: ^J^^^TjT'^^
|[3. Jj^ ^^ ||j| ^ ^ -^ ^ . " Tschu - ko Liang verfertigte ein Album von
Bildern über die Beschäftigungen der Barbaren. Erst zeichnete er Himmel,
Erde, Sonne, Mond, Fürsten, Führer und Städte. Dann zeichnete er
Geister und Drachen, die Erzeugung der Barbaren durch Drachen, auch
Ochsen, Pferde und Ziegen. Zuletzt zeichnete er die Stammesfürsten und
ihre Beamten, Reitpfei-de und Fahnen. Denn (diese Bilder sollten) die
Runde machen und friedliche Sympathien erwecken. Er zeichnete auch an
der Halfter gezogene Ochsen , mit Wein beladen, und die Symbole von ge-
schenktem Gold und Edelsteinen, die zu ihnen kamen. (Diese Bilder)
schenkte er den Barbaren. Die Barbaren schätzten sie sehr hoch. Er ver-
sprach ihrem Wohlstand durch Vieh aufzuhelfen und gab ihnen unwider-
rufliche Urkunden nebst (den dazu gehörigen) Rangabzeichen aus Nephrit
und Brokatstoffen. [Die Bilder sind] jetzt noch erhalten.« Die Stelle wird
im T'u-schu-tsi-tsciröng (6, Kap. 606 ad finem) aus dem Sü-tschöu-
fu- tschi' zitiert.
Einen der Gründe, die bei der Zurückführung der in Ssi-tsch'uan,
Yün-nan und Kui-tsch6u gefundenen Bronzetrommeln auf Tschu-ko Liang
den Chinesen des Mittelalters vorgeschwebt haben mögen, glaube ich in
einer Stelle der T'u-schu • tsi-tsch' öng (Kap. 8, Kap. 94, hui-k'au 6,
S. 8) zu erkennen, wo die Bronzetrommel als Festmusikinstriunent der
IG*
244 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Liau-BarLaren »mit den fliegenden Köpfen« (Vogelköpfen? RS ^^^•ff-?*»
die schon im T'ang-schu erwähnt werden) und anderer Stämme Tung-
kings geschildert wird. Dort wird sie als »das Tschöng, d.i. der ^lilitär-
gong, erklärt, mit dem Tschu-ko Liang gegen die Man -Barbaren zu Felde
^og« (ipiiTj^S^ffiSÜE-fe)- ß^« Tschöng war zur Zeit
der Tschöu- Dynastie ein glockenartiges Instrument mit Handgriff und Tschou-
ornamenten, jedoch ohne die charakteristischen 36 Zitzen der Tschouglocken,
wie aus den Abbildungen des Po-ku-t'u-lu (Kap. 26, S. 36 — 46) hervor-
geht. Nach der Definition des Schuo-wön (K'ang-hi, s.v. ^^£) war es
ein Instrument wie die Tanzrassel (nau), jedoch glockenartig, mit hohlem
Griff, dur-ch den ein .Stab gesteckt werden konnte (^^ ^ß jh^ ^ ^^ ^^
pb hni^l^)' Es wuirde mit der Felltronunel bei militärischen Evolu-
tionen als Signal benutzt, die Trommel als Signal zum Angriff, das Tschöng
als Signal des Stillstandes. Es wurde, dieser Beschreibung entsprechend,
an einem durchgesteckten Stabe hängend angeschlagen. In dem Musik-
werke der Sung-Dynastie Yo-schu (^^^^ ^ T'u-scliu-tsi-sch'öng
29, Kap. 99, S. 2) wird ein Bronzetschöng (^[p)^i£) anch als Spezialität der
Man -Barbaren erwähnt mit den Worten: »Das Tschöng gleicht einem großen
bronzenen tie (ich weiß nicht, was damit gemeint ist), wird an einem
Glockenstab aufgehängt und angeschlngen; es ist ein Insti-ument dpi" siid-
liehen Ma„._ (fiE tU iK M .f! ß H'm,^» W ^^9 Z^^'
nach Kiu- t'ang-schu, Kap. 29, S. 19). Vielleicht ist dieses Instrument
mit der Bronzetrommel verwechselt worden, da Schön Kua (XI. Jahihundert)
berichtet, daß von ihm ein bronzenes Tschöng mit einer auf Tschu-ko
Liang deutenden Inschrift gefunden wurde ( Hp ^hT ^^ ^iÖE ^tÄ *^ 3l ^i[
Möng-kM-2)i-t'an Kap. 19, S. 1). Auf dem Tschöng war eine Art stili-
sierter Widderkopf, worin der Verfasser das Symbol Fei- lien (^ ^, ein
mythologisches Monstrum) zu erkennen glaubte. Das Fei-lien scheint nach
den im P'ei- wön-yün-fu (Kap. 29, S. 15B) mitgeteilten Stellen ein recht
vieldeutiger Begriff zu sein.
In der neueren Literatur sind Stellen, in denen die Bronzetronunel
in gewissen Gebieten auf Tschu-ko Liang zurückgeführt wird, durchaus
nicht selten. Solche Stellen fiinden sich namentlich in dem Hauptwerke für
die südwestlichen Provinzen, deui im Jahre 1763 veröffentlichten Tien-
Vien-tschY-lio (yÄ|p^^;^) "^ 30 Kaj)iteln, von Sie Scliöng-lun
(Ü^^^-^m)' ^^'^^ ^^^^^ noch recht viel Material für die Kenntnis der Bronze-
tronunelvölker findet. Unter anderem sind darin die unter Europäern
bisher nur als Erklärung zu gewissen illustrierten Handschriften bekannt
gewordenen Miau -tzi -Texte enthalten, die von verschiedenen Gelehrten
nach solchen titellosen Miau -tzi -Albums bearbeitet wurden. Das voll-
ständigste Elxemplar dieser Sammlung, das ich bis jetzt kennen gelernt,
81 A(piarelle enthaltend, fiel im Oktober 1883 in meine Hände und befindet
sich jetzt auf der Herzoglichen Bil)liothek in Gotha. Die Nachrichten der
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 245
früheren französischen Missionare (du Halde, Amiot, Grosier usw.) sind
dürftig im Vergleich zu den Schilderungen dieser Handschriften, von denen
wir die ersten Proben 1837 durch K. F. Neumann (Asiatische Studien I,
S. 35 — 120) erhielten. Derselbe beschreibt 79 Stämme der Miau- tz'i »nach
einem durch die Güte des Hrn. Clarke zu Canton in Abschrift mitgeteilten
Originale«. 1859 erschien die Übersetzung von Bridgman im »Journal of
the N.- China Branch of the R. Asiat. Society« (vgl. de Groot S. 102), und
1876 die Bearbeitung nach drei verschiedenen Handschriften durch G. M. H.
Playfair (»The Miaotzu of Kweichou and Yunnan from Chinese Descrip-
tions«, China Review Bd. V, S. 92 — 108). De Groot sagt (S. 103) von
der Bridgmanschen Bearbeitung: »Es ist eigentümlich, daß weder der ur-
sprüngliclie Titel des Werkchens, noch der Name des Verfassers, noch das
Jahr der Veröffentlichung von dem Übersetzer genannt wird. Hat er das
alles verschwiegen aus Furcht, daß auch ein anderer das durchaus nicht
zu verschmähende Buch in die Hände bekommen und gründlicher unter-
suchen oder seine Übersetzung einer Kritik unterwerfen könnte?« Ich halte
diesen Verdacht für unbegründet, da die in verschiedenen Bibliotheken und
Museen Europas vertretenen Miau -tz'i -Aquarelle in ihren Texten meist
keinerlei bibliographischen Nachweis enthalten. Ich glaube daher einem
Mangel abzuhelfen, wenn ich auf die gedruckten Texte des Tien-k'ien-
tschi-lio verweise, die den früheren Bearbeitern zweifellos unbekannt
waren.
In dem genannten AVerke wird nun u. a. (Kap. 27, S. 1 B) mit Bezug
auf die Barbaren von Ma-hu i!^)fi)\f in der Nähe des großen Bronze-
marktes Sui-fu am oberen Yang-tzi) gesagt, daß sie bei Festen und Ge-
lagen »die Bronzetrommel anschlagen, Gesänge und Tänze aufführen und
V^''ein trinken, und Tag und Nacht Musik machen; bei ihren unerschöpf-
lichen und endlosen Vorräten, sagt man, sei dies Tschu-kos Methode
gewesen, die Barbaren zu erschöpfen.. (^ ||j^ Jj^ 5)C^ 'S^ M^ B -^
Schreiber nimmt augenscheinlich an, daß Tschu-ko Liang die Barbaren aus
Politik zu diesen Vergnügungen ermuntert habe; dies würde die in dem alten
Bericht über das von ihm gefertigte Bilderalbum (eines frühen Vorläufers der
Miau -tzi- Aquarelle) angedeutete Liberalität gegenüber den Barbaren erklären.
Indem er sie zum Luxus erzog, glaubte er sie am sichersten an die chi-
nesische Kultur zu ketten. Die chinesische Anschauung geht nun augen-
scheinlich davon aus, daß unter diesen Luxusgeschenken sich auch Bi"onze-
trommeln befunden haben.
Mag dies alles Legende sein oder allenfalls Raum zu einem Kom-
promiß der Meinungen eröffnen, wenn wir annehmen wollen, daß die
Barbaren längst selbst Bronzetrommeln, wenn auch weniger vollkommene,
gegossen hatten, als Ma Yüan und Tschu-ko Liang dieser Industrie mit
höherer Technik und chinesischer Symbolik in den Ornamenten durch
Trommelstiftungen im Zusammenhang mit dem vom Kaiser verliehenen
Ku-tsch'ui- Orchester zu Hilfe kamen, so dürfen wir doch Zeugnisse wie
246 Hirth: Chinesisclie Ansichten über Bronzetronimeln.
das Vorhandensein von Inschriften (z.B. die des INIa Fu-p'o im Nan-hai-
niiau bei Whampoa) nicht einfach beiseite schieben. Wenn uns ein an-
ständiger und ernst veranlagter chinesischer Autor, wie der Verfasser des
Kuang-tung-sin-y ü, versichert, daß eine Trommel mit chinesischer In-
schrift in jenem Tempel aufbewahrt wurde, so haben wir nicht mehr Grund
an der Tatsache zu zweifeln, als ob das Buch in Europa erschienen wäre;
und was den Leichtsiim betrifft, mit deui enthusiastische Gelehrte sich durch
Nachahmungen täuschen lassen, so traue ich den chinesisclien Kritikern
ebensoviel Vorsicht und gesunden Menschenverstand zu, wie beispielsweise
einem unserer großen Ägyptologen, der in einem Pharaonengrabe am Nil
chinesisches Porzellan entdeckt zu haben glaubte.
Ich hoffe, daß de Groot nicht etwa ein grundsätzliches Vorurteil
gegen Inschriften auf Bronzetrommeln hegt, da wir doch genug Beispiele
dafür aus der Literatur nachweisen können, wie die Siegelinschrift der
Trommel von Yo-tschöu-fu oder die Widmung »des Mannes von Nan-kün»
im Jahre 48 n. Chr. Ein solches Vorurteil könnte der Grund sein, weshalb
er (S.79) die Vokabel ming (^^ »Inschrift«) durch »Gravierarbeit« über-
setzt, und Aveshalb er mit Professor Kühnert die Inschrift auf Fig. 7 auf
Taf. XXIX in Hegers Tafelband nicht deuten zu können glaubte (s. Text-
band, S. 1-28).
Ich halte die beiden am Henkel der Trommel Wien XI erscheinenden
Zeichen für chinesisch und sehe die Schwierigkeit ihrer Lesung nicht recht
ein. Das auf der Abbildung (Fig. 7) wiedergegebene obere Schriftzeichen
erscheint auf einem oben und unten von krummen Linien begrenzten Felde,
während das untere Zeichen in einem wohlgeformten Rechteck steht. Die
Verzerrung des oberen Feldes kann unmöglich in der Absicht des Künstlers
gelegen haben; ich nehme daher an, daß sie durch Stoß odei- Reibung
entstanden ist und daß dadurch das im Felde enthaltene Schriftzeichen seine
ursprüngliche Gestalt verloren hat. Meiner Ansicht nach sind die beiden
Zeichen 'ff- p^ , ts'ien-wan zu lesen, d.h. »tausend Myriaden« oder »zehn
Millionen«.
Was die paläogi'aj)hische Begründung dieser Lesung betrifl't, so nuiß
bemerkt werden , daß '{^,ts'ien, »tausend«, mit dem Klassenhaupt »INIensch«,
gegenüber dem einfachen -P" die ältere Schriftform ist; bekanntlich er-
scheint ja in wichtigen Dokumenten, auf Checks und in allen offiziellen
Berichten an die Regierung das Zalilwort is'ien immer in dieser älteren Form,
um etwaigen Urkundenfälschungen vorzubeugen (s. meine Bemerkungen
über das ta-sie der Zahlwörter in »Notes on the Chinese Documentary
Style« S. 98 f.). Im Schuo-wön, dem Hieroglyphenwörterbuch vom
Jahre 100 n.Chr., wird das damalige Zeichen für »tausend« erklärt als
aus -|^ {scM, »zehn«) und A {jön, »Mensch«) zusammengesetzt, und
die mitgeteilte alte Form des Zeichens entspricht dieser Erklärung (s. Schuo-
wön, Schlüssel 54, Nr. 3).
Ferner steht das buddhistische Hakenkreuz pjJ , wie man aus jedem
Wörterbuche (Morrison, Williams, Giles) ersehen kann, für Ä, ican,
Hirth: Chinesische Aiisicliten über Broiizetromuiehi. 247
«zehntausend«. Der bekannte Polyhistor des XVIII. Jahrhunderts Li T'iau-
yiian (T'oung-pao, Bd. V, Sujjplement, vS. 15 ff.) veröffentlichte in seinem
llan-hai ein Werk pliilologisclien Inhalts unter dem Titel Wan-tschai-
nau-lu (Ft! ^ J^llJ^)- I"^ Vorwort entschuldigt er sich wegen der
\^erwendung des Zeichens pj-j , das in den Klassikern nicht vorkommt und
erst durch die Buddhisten nach Cliina gebracht wurde, und zwar zunächst
durch die Buddhastatuen, da Buddha das heilige Symbol auf der Brust
trug. Die alten Wörterbücher wußten nichts von diesem Zeichen und in
der Literatur bemerkt es Li TMau-yüan zuerst in einem Gedichte des
X. Jahrhunderts. Das Symbol findet sich jedoch als Variante für J^ , wan,
bereits in einer längeren Inschrift auf einem der T'ang- Dynastie zuge-
schriebenen Metallspiegel (Kin-sch'i-so, Kin Bd. 6, Fol. 56B).
über den Sinn der beiden Zeichen möchte ich mich ohne besonderen
Fingerzeig nicht äußern. Im P'e'i - wön -y ün - fu (Kap. 73, p. 57) findet
sich eine lange Reihe von Belegstellen für das Vorkommen des Doj)pel-
ausdrucks.
Eine Inschrift aus der Zeit des Tschu-ko Liang scheint mir auf der
bei Heger S. 125 besprochenen Bronzetrommel des Mr. Archibald Little
vorzuliegen, vorausgesetzt, daß sich das Stück auch nach den ü])rigen
Kennzeichen als alt bewährt.* Die Inschrift lautet: 2^ JÖ- lJt| 4E J^ E|
J[^ SM S ^i^- In den über diese Trommel zu verschiedenen Zeiten bei
Hrn. Heger eingegangenen Berichten finden sich Widersprüche in bezug
auf die Übersetzung des Datums: »4. Jahr der Periode Kien -hing«. Dies
hat darin seinen Grund, daß es nicht weniger als drei Regierungsperioden
dieses Namens gegeben hat, nämlich 1. 223 — 238 n. Chr. unter der Dynastie
Schu, 2. 252—254 n. Chr. unter der Dynastie Wu, 3. 313—317 n. Chr.
unter der westlichen Tsin - Dynastie. Hr. Little hat bei seinen Mit-
teilungen an die zuerstgenannte, Hr. Konsul Pisko an die dritte Kien-
^ Es sind ja genug Bronzetrommeln auch in neuerer Zeit gegossen worden.
Ich vermute , daß es mit diesen Altertümern ähnlich steht wie mit den Opfergef aßen
der Schang- und der Tschou- Dynastie. Von diesen sind die in den Tempeln auf-
gestellten Stücke vermutlich in einer Anzahl Exemplaren hergestellt worden, so daß
mehrere ganz gleiche Stücke als Originale betrachtet werden dürfen. Dann sind zu
allen Zeiten bis herab zur Gegenwart Gefäße von beliebten Mustern teils durch
Nachguß, teils durch Nachahnunig wiederholt worden; andere Exemplare späteren
Ursprungs sind als freie Erfindungen anzusehen, insofern sich Anachronismen in der
Ornamentik finden. Das Gießen von Bronzetronimeln war in Canton vor einigen
Generationen (ob jetzt noch, kann ich augenblicklich nicht feststellen) wie die Lack-
industrie in P'oochow und so mancher andere Kunstzweig in China erbliches
Familienprivilegium. Um das Jahr 1700 n. Chr., so schließe ich aus dem Kuang-tung-
sin-yü (Kap. 16, 8. 6), gab es in Canton nur zehn Bronzetrommelgießer (voll-
kommen genug, um in kurzer Zeit sämtliche Museen Europas zu versorgen).
Das Herstellungsgeheimnis wurde mit äußerster Strenge gewahrt und wurde nur
aufSöhne, nicht aulTöcliter vererbt (ß f |'| IJ $|g| JJ ÜB ^f; ^ + |jt A Ä
248 HinTH : Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
hing -Periode gedacht, die zweite ist ja, da sie nur drei Jahre dauerte,
ohnedies ausgeschlossen. Dazu kommen noch vier Perioden dieses Namens
als außerhalb der eigentlichen chinesischen Chronologie stehend (s. Ki-yüan-
pien, ^^JQ^^, Kap. 2, S. 9). Ich setze jedoch voraus, daß nur die
Dynastie Schu in Frage kommen kann, der ja auch Tschu - ko - liang diente.
Ich folgere dies aus der Tatsache, daß nach dem San-kuo-tschi (Kap. 8,
S. 23) ein Tschang Fu (^'^) um jene Zeit und in jener Gegend tat-
sächlich gelebt hat. Dieser Tschang Fu war der Sohn des Tschang Lu
(S^'S)' ^^^ "" Jahre 215 n. Chr. zum Marquis erhoben wurde, wie
wir aus seiner im San-kuo-tschi (a. a. 0.) erhaltenen Biographie erfahren,
und zwar unter dem Titel Lang-tschung-höu ( R^ pb -^V Lang - tschiing
ist mit dem heutigen Pau-ning-fu in Ssi - tsch'uan identisch. Von Tschang
Fu, dem Sohne, erfahren wir in dieser Biographie leider nur den Namen.
Laut Inschrift wurde die Trommel im 7. Monat des vierten Jahres, d. i.
226 n. Chr. angefertigt. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, daß
nur wenige Monate vorher Tschu -ko Liang von seinem ersten großen
P'eldzug gegen die südwestlichen Barbaren nachTsch'öng-tu zurückgekehi-t war
(San-kuo-tschi, Schu Kap.3,S.2: ^Ä-H^ + H.^^^^
:^). Die Zeichen /cung (jÜ), d.h. » Verfertiger u , und ts'au (^), d. h.
»anfertigen«, brauchen durchaus nicht auf einen gewöhnlichen Arbeiter zu
deuten, da wir genug kunstvolle Bronzearbeiten mit ähnlichen Inschriften
besitzen.^ Im Ts'ö-fu-y üan-kui (Kap. 908) findet sich unter dem Titel
kung-k'iau ( J2 J^^), d.h. «geschickte Arbeiter« , eine Zusammenstellung
berühmter Leute, die sich durch technische Fälligkeiten ausgezeichnet haben,
zum Teil Leute von Rang, darunter der General Tschu -ko Liang, der eine
Art Repetierarmbrust konstruierte, der Erfinder des Papiers Tsai Lun und
der Hofastronom Tschang Schu (^;^)» der einen mit Ornamenten aller
Art verzierten »Apparat für die Vorhersage von Erdbeben durch Wind-
beobachtung« aus feiner Bronze goß [Wii^fA^^W] in^MM
^Mf^)' -^"^^^ d^*" General Ma Yüan wird unter den Bronzegießern an-
geführt. Es müßte ein merkwürdiger Zufall sein, wenn der im San-kuo-
tschi erwähnte, gerade zur Zeit des Datums jener Inschrift in der Gegend
des Fundortes lebende Tschang Fu (^'s) "i"' ein Namensvetter des
Urhebers desselben gewesen wäre, da das Zusammentreifen von Vor- und
Zunamen im Altertum zwar nicht ausgeschlossen, aber immerhin selten
genug war, um den Verfasser der Enzyklopädie Ts'i-siu-lei-k'au (Kap.21
S. 8) zur Zusammenstellung merkwürdiger Beispiele unter dem Titel jgj gi
' Ganz ähnlich wie der Verfasser der Inschrift auf der Littleschen Trommel
nennt sich beispielsweise der Verfertiger eines bronzenen Tenipelgetaßes vom Jahre
4 V. Chr. nach Po-ku-t'u-lu Kap. ä, S. 18:^^^4^-p^XzE®S-
Derselbe dürfte mit einer unter Yüan-ti als INIinisterialbeamter erwähnten Persön-
lichkeit gleichen Namens identisch sein ( yr' »^ ^ fp^ ^^ ^ jM M^ ^ j^ ,
s. Ts'i-siu-lcV-k'au Kap. 21, S. 8B).
HiRTii: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi. 249
^i^7J{g[^, ȟber die Gleichheit von Namen und Vornamen bei Zeit-
genossen « , zu veranlassen.
Ich glaube mit den vorstehenden Notizen die in meinem vor zehn
Jahren geschriebenen Brief mitgeteilten Ansichten chinesisclier Archäologen
über die Entstehung der Bronzetrommeln genügend mit Quellenangaben
unterstützt zu haben. Der sinologische Leser wird imstande sein , das bis
jetzt veröffentlichte Material zu verzehnfachen, wenn er in den von mir
erwähnten Werken weiter nachzulesen sich die Mühe nimmt. Eine kurze
Zusammenstellung der Quellen dürfte daher hier am Platze sein.
1. Kuang-tung-sin-yü (^ ^ ^ ^) Kap. 2, S. 11— 15: ein
längerer Artikel über die Bronzesäulen des JNIa Yüan, betitelt ^[ji)^^'
d.h. »die Bronzesäulengrenze«.
Kap. 6, S.7 — 8 über den Nan-hai-miau, unter dem Titel Nan-hai-
schön, l^y^jfl^ »der Gott des südlichen Meeres«; S. 12— 13: »der Gott
(Ma) Fu-p'o«, 'f/(; '^ jfllp j mit Bericht über die dem General Ma Yüan
gewidmeten Tempel in Kuang-tiing, Kuang-si und Tung-king.
Kap. 7, S. 12B — 13: über die echten Cantonesen ^^ J^, mit Be-
merkungen über die Man -Kultur; S. 13 B — 14 B: über die Ma -liu- Bevölke-
rung ,^\'] S. 16— 20: über die Yau-Stämme ^ \; S.21— 25: über
die Li von Hainan ^^ A .
Kap. 9, S. 1 — 2: die Entstehung von Nan-yüe "j^^^</J^; S-3:
die vier Zugänge zu Nan-yüe UU f^~T^]^;^'j die Kriegsdschunken der
beiden Fu - p o If Y:/^ j^ ffi ÄS '
Kap. 15, S.6— 7: Kupfer |[g ; S. 10: Zinn ^.
Kap. 16, S. 1 : Trommellegenden ^^ ; S. 2: Eisentrommeln ^^ ^^ ;
S. 2 — 6 : Bron/.etronuneln ^[^J o^ ; S. 26 : Lu Yus Stelle über Bronzetronuneln,
Kap. 18, S. 1 : über die im Kampfe gegen Nan-yüe verwendeten Kriegs-
schiffe, Art. f^^.
Kap. 19, S.3; über das Grab des Tschau Ying-tsi, Art. J|j$;^.
Kap. 20, S.3: die Artikel »Kianich« (:||) und »Pfau« (|LS)-
Kap. 22, S. Iff. : über Drachensagen (§^ usw.).
Kap. 23, S. 10— 11: über Frösche {||A.
1 In diesem Artikel findet sich das imT'oungPao Bd. I, S. 138 f. über die
Ma-Bevöli<erung Gesagte. Es wäre vielleicht ebensogut gewesen, wenn ich damals
auf den dem Bericht zugrunde liegenden Text hingewiesen hätte. Wenn jedoch
de Groot (S. 110) in bezug auf die Eroberung von Tung-king und die berühmte
Grenzwarte der Han von »geheimnisvollen, unbekannten Quellen» spricht, so ist es
nicht meine Schuld, wenn ihm Dinge unbekannt sind, über die ihn jeder einiger-
maßen belesene Chinese aufklären komite.
250 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetromnieln.
2. Nan-yüe-pi-ki (|^;^^gß) ^'on Li T'iau-yüan, in dem
Sammelwerk Han-Iiai, wo sich viele von den Artikeln des Ivuang-tung-
sin-yü, zum Teil mit \'arianten, wiederfinden, z.B. die Artikel -f/c; *(^
flj, Kap. 4, S.4; gjj|, Kap. 5, S.3; ^ ebenda S.3Bff.; ^g-lg -Blei und
Zinn«, ebenda S. 6; ^^ 'fl^ mit Bemerkungen über die Gewebe der Man-
Barbaren, ebenda S. 13 — 17; ,^ ^j^ »Vogelkleider«, über einen von den
Barbaren mit Gänsefedern und anderen INIaterialien hergestellten Stoff,
ebenda S. 16, s. auch den folgenden Artikel ^^ ^, worin die in Hainan ^
§ , cant. kat - pui , = karpäsa , genannten Baum woUenstoffe beschrieben
werden, der Artikel T'ung-ku ^0 g^^ »Bronzetrommeln«, Kap. 6, S. 1 wird
aus dem Kuang-tung-t'ung-tschi zitiert, ist jedoch weniger ausführlich
als der gleichnamige Abschnitt im Kuang-tung-si n-y ü; ihm folgt ein
Artikel über »die Eisentronuneln von Schau -tschöu« ( np 'j'I'l §^ pj^)- -*^iif
S. 3 desselben Kapitels finden sich Bemerkungen über ein auf der Insel
Hainan gebräuchliches Bronzetrommel -ähnliclies Instrument Ifi Tri ^'S (^'g^-
auch Kuang-tung-sin-yü Kap. 16, S. 6). InKap.7,S.l: ^SA, über die
Ma - Bevölkerung ;S. 3: ^^ J\^, über die Yau- Barbaren ; S.7: ^^» "ber
die Li in Hainan. AufS. 7 dieses Kapitels wird eine Tributgesandtschaft des
Fürsten von Tschan -tsch'öng (Annam) vom Jahre 1371 erwähnt, die mit
zahli-eichen Landespiodukten auch Bronzetronnneln nach China brachte.
Kap.8,S.2: Art. |L^, »der Pfau»; Kap.ll, S.4: ^A, „der Frosch«.
Die in diesen beiden Werken enthaltenen Mitteilungen sind in recht
vielen Fällen älteren Texten entnommen, die sich durch Nachschlagen unter
den betreffenden Stichwörtern im P'ei- wön-yün-fu und im Pien-tzV-
lei-pien, sowie in den betreffenden Kapiteln der Enzyklopädien nach-
weisen lassen.
3. Die Enzykl(»pädie T'u-schu - tsi - tsciröng, zunächst in der
Abteilung 6 (Reichsgeographie), wo sich für diejenigen Präfekturen der
Provinzen Ssi - tsch' uan , Hu-kuang, Kuang-tung, Kuang-si, Yün-nan und
Kui-tschöu, in denen sich Ansiedelungen der Man, Miau und anderer
Barbarenstämme befinden, ausführliche Auszüge aus der alten Literatur
finden. Zu beachten sind außer den am Ende jedes Abschnittes enthaltenen
historischen Nachrichten {ki-schi, tsa-lu usw.) auch die Literaturdenkmäler
{i-wÖn) der betreffenden Präfekturen, die Beschieibung der Tempel {tz'i-
miau), in denen sich bisweilen Bronzetrommeln aufbewahrt finden , und der
Altertümer (ku-fschi). In der Abteilung 8 (Pien-i-tien) sind die Schilde-
rungen der nichtchinesischen Gebiete an der Südgrenze von Interesse; in
der naturwissenschaftlichen Abteilung 19 findet sich über die einzelnen in
der Trommelornamentik heranzuziehenden Tierfiguren, wie Frosch, Fisch-
reiher, Pfau, Elefant usw. dankbares Material. Die volkswirtschafihche
Abteilung 27 enthält in den Kapiteln 183 — 198 ein Verzeichnis der am chine-
sischen Hofe empfangenen Tributgesandtschaften ziun Teil mit Aufzählung
der Tributartikel, unter denen die von den A'ülkern des Südens von In-
HiRTii: Chinesische i\jisichteu über Bronzctrommeln. 251
teresse sind. Kap. 341 dieser Abteilung enthält Mitteilungen über das
Kupfer und seine Gewinnung, während die beiden folgenden Kapitel von
Blei und von Zinn handeln. Die 29. Abteilung ist der Musik und ihren
Instrumenten gewidmet. Von den einzelnen Kapiteln ist natürlich das
wichtigste der Abschnitt über die Trommeln, einschließlich der Bronze-
trommeln (^jt ^K, Kap. 129 — 132), sowie für die Erklärung der chinesischen
Entstehungstheorie das Kapitel Ku-tsch'ui (gj^P^' Kap. 133).
4. Alle übrigen Enzyklopädien (T'uug-tien, Ts'ö-fu-y üan-kui,
T'ai-p'ing-yü-lan, Ma Tuan-lin, T'ien-tschung-ki, Ts'i-siu-lei-
k'au, Yüan-kien-lei-han, Ko -tschi'-k'ing-y üan u.a.), da es trotz
des großen Umfanges des T'u-schu- tsi-tsch'öng doch nicht ausge-
schlossen ist, daß sich in den kleineren Werken Stellen finden, die den
Kompilatoren des großen entgangen sind.
5. Die beiden Konkordanzen P'e'i- wön-y ün-fu und Pien-tz'i-
iei-pien unter den betreffenden Stichwörtern, namentlich ^jt und ^M.
6. Das Tien-k'ien-tschi-lio (s. oben S.244) mit zahlreichen Texten
über die Man, Miau, Lolo usw. und recht vielen Stellen, zum Teil bisher
unbekannten, über Bronzetrommeln.
7. Die für das Studium der Ornamentik wichtigen illustrierten Werke
Po-ku-t'u-lu, Si-ts'ing-ku-kien, Kin-schi-so u.a.
Zu diesen hauptsächlichsten Hilfsmitteln kommt natürlich noch eine
möglichst vollständige chinesische Bibliothek. Mir selbst fehlen leider die
Lokalchroniken der südwestlichen Provinzen , die vielleicht noch mancherlei
in den oben genannten Quellen nicht Enthaltene bieten.
Wenn ich in den vorstehenden Ausführungen sowie in meinem vor
zehn Jahren an Hrn. Heger gerichteten Briefe Argumente für die Mög-
lichkeit der chinesischen Theorien zu finden suche, so soll man nicht
glauben, daß ich persönlich für dieselben eintrete. Ich bin so gut wie
irgendein anderer Forscher davon überzeugt, daß wir von der end-
gültigen Lösung des Bronzetrommelproblems noch weit entfernt sind.
Aber ich bin der Ansicht, daß, wenn uns die chinesische Literatur
dabei überhaupt helfen soll, wir zunächst jeden Wink aufnehmen und
weiter verfolgen müssen, selbst auf die Gefahr hin, schließlich der For-
schung damit nur wenig weiterzuhelfen. Wie der Chemiker oft lange
mit unnützen Kombinationen seine Zeit verschwendet, ehe er plötzlich
vor einer Entdeckung steht, so vielleicht eines Tages auch wir in dieser
Frage.
Übrigens wii'd man finden, daß selbst die chinesischen Verteidiger
der Ma Yüanschen Entstehungstheorie dieselbe immer nur als Hypothese
entwickeln. Wenn Prof. de Groot im Gegensatz zu mir sich gegenüber
dieser Hypothese von vornherein ablehnend verhält, worin er ja eines
Tages, wenn das Problem gelöst sein wird, aber nicht früher, inuneihin
recht behalten mag, so ist in erster Linie in Betracht zu ziehen, daß er
die von mir benutzten Quellen nicht kannte und daß er sich nie ernstlich
252 Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
bemüht hat, den Versuch zu ihrer Erklärung zu machen. Diese Erklärung
geht aus den chinesischen Aufzeichnungen nicht unmittelbar hervor, weil
ihren \'erfassern Tatsachen wie das Zusammentreffen alter Trommelfunde
mit den Aufenthaltsorten der Generäle Ma Yüan und Tschu-ko Liang, das
Bestreben beider Männer, die Barbaren mit chinesischen Kulturelementen
vertraut zu machen, die Gepflogenheit, die Führer der unterjochten Stämme
mit Musikinstrumenten, Sängern und Tänzern zu beschenken, und noch
manches andere diese Hypothese unterstützende Moment auf Grund ihrer
Vertrautheit mit der Literatur als selbstverständlich galt, während wir
Europäer uns nur mit Mühe in diese Verhältnisse hineindenken können.
Auch in China hat es ja Vertreter anderer Meinungen gegeben. Ich er-
innere nur an den auf S. 240 erwähnten Bericht über die Trommel von Yo-
tschou-fu, wonach ein chinesischer Gesandter Generationen vor Ma Yüan
eine mit Inschrift versehene Bronzetrommel aus Nan-yüe mit nach dem
Norden bringt. Eine andere, höchst beachtenswerte Theorie machte sich
während der T'ang - Dynastie geltend. Wenn de Groot (S. 90 infra) mit
Bezug auf die Bionzetrommeln sagt: »Kein Wort haben wir bis jetzt in
chinesischen Büchern gefunden, woraus geschlossen werden kann, daß sie
jemals dort von anderswoher eingeführt woiden sind«, so meint er damit
wohl »zum erstenmal eingeführt«, da ja der Tril)ut des Landes PMau (Pegu)
auch ihm wohl bekannt war. In der folgenden Stelle des großen INIusik-
kapitels im Kiu-t'ang-schu (Kap. 29, S. 19) weiß nun der chinesische
Autor nichts von chinesischem Ursprung zu berichten, wenn er sagt: »Die
Kie-ku und die T'ung-ku, (letztere) aus Bronze gegossen, auf der einen
Seite hohl und umgestürzt werden von oben angeschlagen; die Trommeln der
südlichen Barbaren, von Fu-nan^ und von T'ien-tschu (Indien) sind von
dieser Art; vornehme Personen im Süden des Ling (Kuang-tung und
Kuang-si) haben sie; die größten Exemplare sind über ein Tschang (etwa 11
F„B) i„eii.. immammmfi.m-mMtinmMi.
^). Im T'ang-schu (Kap. 21, S. 2) wird, wenn auch nicht mit Bezug
auf die Bronzetrommeln, so doch im allgemeinen zugestanden, daß China
unter seinen Musikinstrumenten den Barbaren viel verdankt (-^ ^g ^L
iS*liJS}l:^^*M|5f ?i*pjHit&t#Ä^^); d„d, sind
damit wohl die durch tartarische Dynastien eingeführten Bräuche gemeint.
Am Hofe der T'ang- Dynastie wurden jedoch auch Nationaltänze südlicher
Völker mit einheimischen Apparaten aufgeführt; ganze Orchester, wie das
vom Lande P'iau eingesandte, waren nicht für die Rumpelkammer bestimmt,
1 Ein immer noch mangelhaft identifiziertes Land im Süden der liinterindi-
schen Halbinsel, — -l'une des questions geographiques les plus controversees de
toutes Celles auxquelles nous touchons, qui est celle de savoir oü le Fou-nan lui-
meme etait situe». D'Hervey de St-Denvs, Ma Touan-lin: Meridionaux
S. 442 , wo die verschiedenen Ansichten zusammengestellt sind.
IIihth: Cliinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 253
und so mag es von Interesse sein, wenn wir im T'ang-schu (Kap. 21, S. 12)
erfahren, daß »die indischen Gaukler (\^ = 1®)^ ^^'^ Bronzetronimeln
begleitet waren« (^M^^^H^gJ).
Anhang.
Aus der Biographie des Generals Ma Yüan.
Ilöu-han-schu Kap. 54, S. 9ff: a) [^ :^] + 4^ ^ ^ Pit A
m^ämz'^nmmif[^+$Mmmä±n^- •■i-jahre4i
n. Ghr. empöi-ten sich in Kiau-tschi (Tungking) die Frau Tschöng Ts'ö
und ihre jüngere Schwester Tschöng Ir; sie eroberten die in diesem
Fürstentum gelegenen Kreise Kiu-tschön, J'i-nan und Ho-pu, und die
Man - Barbaren schlössen sich ihnen an. Nachdem sie reichlich sechzig
Städte in Ling-wai (d. i. Kuang-tung und Kuang-si) geplündert hatten,
setzte Tschöng Ts'ö sich sell)st als Fürstin ein.«
»Darauf wurde 31a Yüan in einem mit dem kaiserlichen Siegel versehenen
Schi-eiben zum Fu-po- tsiang- kün (d. h. »wellenhezwingenden General«) er-
nannt, und der Marcpiis von Fu-yau namens Liu Lung wurde ihm als
Vizegeneral beigegeben. «
5ra $ IS IS W W Ä Ä Jil« « ffn 11 |sf iJj ?il jt t.» £.:
»Als die Armee des die Kriegsschifie befehligenden Generals Kia Tsch'i
und anderer, im Süden gegen Kiau-tschi (Tung-king) geschickt, bis nach
Ho-pu gelangt war, erkrankte Kia Tschi und starb, worauf Ma Yüan vom
Kaiser den Befehl erhielt , die Führung seiner auf dem Seewege eindringenden
Truppen mit zu übernehmen und den Bergen folgend, einen Weg von reich-
lich tausend Li zu bahnen.
,f^[^^ H ^ A- "^'" '^''^'"■^ ^'^ "• ^^"'•' "" Fi-iiliWng, kam die Armee
auf der Höhe von Lang-po mit dem Feinde ins Treffen, dessen Nieder-
lage mit der Hinrichtung mehrerer tausend Gefangener und der Unter-
werfung von reichlich zehntausend Mann endete.«
I Vgl. Kap. 22, S. 7 B: ^ ^\^n^ ^B^ ^MB W ßj^
^ Ä'^ ^§ Ig ;;f^ -i^ TV 4^ H • "^'^ indischen Gaukler konnten sich Hände
und Füße absclmeiden und in den Leib stechen. Der Kaiser Kau- tsung haßte diese
schreckliche Volkssitte und befalil, sie nicht ins Land zu lassen.»
254 HiRxn: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
A^erfolgte Ischöiig Ts ö und ilire Leute bis nach Kin-ki und brachte ihnen
meln-ere Niederlagen bei, worauf der Feind sich zei'streute.«
des folgenden Jahies wurden Tschöng Ts'ö und Tschöng Ir enthauptet,
ihre Köpfe wurden nach Lo-yang geschickt; Ma Yüan aber wurde mit
der aus dreitausend Familien bestehenden INIarkgrafschaft Sin-si belehnt.
Darauf ließ er Ochsen schlachten und Wein ansetzen, um seine Soldaten
mit Festgelagen zu belohnen.«
Ä « m m m m n> ^ # g m h* m g a #? ^i ^ ^^ m a
i^l^^^^P*' "■'^^'^ Yüan fühlte nun reichlich zweitausend große und
kleine Schlachtschiflc und reichlich zwanzigtausend Älann Truppen gegen
den Feind von Kiu - tschon , die Überreste der Armee der Fürstin Tschöng
Ts'ö unter Tu-yang und Genossen, und nachdem er zwischen Wu-kung
und Rü-föng reichlich fünftausend Mann enthauptet und zu Gefangenen
gemacht hatte, war im Süden (des Gebirges) alles unterjocht.«
Eine Scholle zu dieser Stelle lautet : jg J'|.| |[l Q |g ^|J ^ [)[(-
ji: m ft lSj M <l%?l'\il- •■ 1 '» Iv u a n g - 1 s c h ö u - k i wird gesagt :
Als Ma Yüan nach Kiau- tscin kam, errichtete er Bronzesäulen als äußerste
Grenze der llan.«
M.m^1^lpiSiMM=-Mn^ii- -Ma Yrm, sagte in einem Bt-
richte an den Kaiser, Si-yü-hien habe eine Bevölkerung von 32 000 Familien
und die entfernteste Grenze sei vom Sitze des ^Magistrates reichlich tausend
Li entfernt, er beantrage dalier, das Gebiet in zwei Kreise, Föng-k'i und
Wang-hai, zu teilen. Der Antrag wurde genehmigt.«
') m ^fi -M m. n m %^ m m ^ m m m b m m k
mmmmmmm^-^,-+mm$^mA'¥mmmy^m
Yüan passieite, pflegte er ^'ervvaltungskreise und Hauptstädte mit befestigten
Mauern zu gründen, Wassergräben zu ziehen und das Land zu berieseln
zum Nutzen der Bevölkerung. In reichlich zehn Rechtsfragen erörterte er
Punkt für Punkt in einer Eingabe an den Kaiser das, was in den Gesetzen
von Yüe (Südchina) nach den Gesetzen der Han unrichtig war, und gab
den Bewohnern von Yüe in klarer Darstellung ihre alte Verfassung, um
sie in Ordnung zu halten. Seit jenei- Zeit folgte man in Lo-yüe den Ti'adi-
tionen des Generals INIa.«
i.®lgÄ¥-*DlÄ#:5>C;'L^l- -'•" ""l-'e des.lal„es44
Ilimn: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 255
n. Chr. lulirte er seine Truppen nach der Hauptstadt zurück. Von den
Offizieren seines Heeres waren vierzig bis fünfzig Prozent an der Malaria
gestorben. Ma Yüan erhielt vom Kaiser einen Kriegswagen, und bei Audienzen
hatte er gleichen Rang wie die neun Großen des Reiches.«
<^^^ Jt -^^ "^^'' ^"'"^ ^^'''**" ^"^ Pferdehebhaber und verstand sich
auf die' Unterscheidung der Rassetypen. Nachdem er in Kiau-tschi Lo-yüe-
Kupfer bekonunen hatte, goß er daraus ein Pferdemodell, das er dem Kaiser
schenkte.«
qlf-^^ffite. »In der bei dieser Gelegenheit dem Kaiser untei'breiteteu
Denkschrift sagte er: Es gibt ja, um im Himmel vorwärts zu kommen,
nichts Besseres als den Drachen, auf Erden aber dient dazu am besten das
Pferd.« Ich bin wegen der Übersetzung dieser Stelle nicht ganz im klaren.
Jedenfalls will der obige Veisuch zur Wiedei'gabe des Sinnes nicht recht
zu einer Stelle des Ts'ien-han-sh u (Kap. 24 B, S. 10) passen, wo von
drei Silbermünzen die Rede ist, einer schwereren, einer mittelschweren und
einer leichteren, deren Rückseite mit den Symbolen Drache, Pferd und
Schildkröte verziert war. Als Erklärung dient der Satz: »Zum Gebrauche
des Himmels ist am besten der Drache, zum Gebrauche der Erde ist am
besten das Pferd, ziun Gebrauche der Menschen ist am besten die Schild-
Pferd ist die Hauptsache bei jeder militärischen Ausrüstung und vom größten
Gebrauchsnutzen im Staate. In Friedenszeiten dient es dazu, den Unter-
schied zwischen hoch und niedrig zu bezeichnen, und gibt es Unruhen, so
hilft es die Schwierigkeiten örtlicher Entfern inig(;n zu überwinden.«
hatten wir (das Roß) K'i-ki, das in einem Tage tausend Li lief. Als Po
^ x\uf Grund der um Jalirlmnderte älteren Parallelstelle im Tung-kuan-
lian-ki iiabe ich hier eine Korrektur vorgenommen, indfm ich 7j ^^ fü'" gj^w
lese. Nach der landläufigen, vermutlich korrumpierten Lesung würde die Übersetzung
lauten: "Nachdem er in Kiau-tscIiT Bronzetrommeln aus Lo-yüe bekommen hatte,
goß er daraus ein Pferdemodell usw.» In den meisten späteren Zitaten wird nun
allerdings die Stelle in ihrer korrumpierten Gestalt wiedergegeben. Dagegen wird
in einem in dem Sammelwerke Schöu-schan-ko (^S^ ijj ^ ^^^^j abgedruckten
Werke der Sung- Dynastie, dem Ai - j i - tschai - ts'ung - tsch'au (^^ p ^^
3^ ^4^ 5 worüber Wylie S. 130) Kap. 1, S. 15, darauf in der folgenden Form Bezug
genommen: ,% ^jt^M^^^ j^^MMMMM ^ ^' '^^ ''• "Ma Fu-po nahm
Lo-yüe -Kupfer und goß ( p^^%) daraus ein IMerdemodell.« Vgl. auch das Zitat
in der Enzyklopädie T'ien- tschung-ki Kap. 43, S. 28, wo ebenfalls das meiner
Auffassung im Wege stehende Jh w^eggelassen ist, wenn auch der Abschreiber
hier an die Möglichkeit ku-tschu als Zeitwort zu nehmen nicht gedacht haben mag.
256 Hikth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Yo (ein berühmter Pferdekenner) es erblickte, ward ihm (der Charakter
des Pferdes sofort) klar und zweifellos.«
mmmmmmTm «r> ^ i\> m js le ti ^ psr • ■^" — ■"
Zeit besaß Tzi-yü aus Si-ho (im heutigen Ordusgebiete) ebenfalls Kenntnis
von der Beurteilung des Pferdes. Tzi-yü vererbte seine Methode auf
1 Tschang -ju aus Si-ho, dieser die seinige auf Ting Kün-tu aus Mou-ling
(beim heutigen Si-an-fu), und dieser die seinige wiederum auf Yang Tzi-o
aus Tsch'öng-ki (= Ts'in-tschöu in Kan-su).«
mztyi^sbwmiMtimM.%r^p^mznm- ■'"''-'
von Euerer ^Majestät Diener angefiihrten Falle der Übernahme seiner Pferde-
kennerschaft bei Tzi-o von fi'üheren Lehrern pilegte man in der Praxis
nach bloßer Nachahmung zu fragen. Euerer ]\Iajestät Diener ist der unmaß-
geblichen Ansicht, daß Sehen mit eigenen Augen besser ist als die Weiter-
vererbung des Gehörten, und daß die Untersuchung der wirklichen Form
basser ist als eine bloße Ansicht. Wenn ich jetzt die wirkliche Form am
lebenden Pferde darzustellen wünsche, so ist es schwer, die Merkmale der
Kennerschaft in einem Schriftstück zur Darstellung zu bringen und man kann
sie so nicht auf die Nachwelt vererben.«
•1) * Ä a # II* t- * ,!i * 3i r^ Ä « n m .s •;* k
»Zur Zeit des Kaisers lliau-wu (140 — 86 v. Chr.) goß der Sachver-
ständige für Pferdekennerschaft Tung-mön King ein Pferdemodell aus
Bronze, das er dem Kaiser widmete und das auf kaiserlichen Befehl vor
dem Tore Lu-pan aufgestellt wurde, worauf dasselbe als »Tor des goldenen
Pferdes« umbenannt wurde.« 'r
W IS 1 *^ g äi ii T Jit © ^ .S Ä -1- -Euerer Majestät
Diener hat nun ehrerbietigst auf Grund der von den verschiedenen Au-
toritäten festgestellten Rassekennzeichen ein Modell hergestellt, indem
er für die Zaumpartien sich an I [Tschang -ju], für das Maul und die Zähne
an Kin. für Lippen und Mähne an Sie, die Körperpartien an Ting an-
leimte. Das Pferd hat eine Höhe von drei Fuß und fünf Zoll bei einem
Umfang von vier Fuß und vier Zoll. Der Kaiser gab Befehl, es unter-
halb des Süan-to- Palastes aufzustellen, wo es als Modell eines Rasse-
pferdes aufbewahrt wurde.«
s) ebenda S. 12B: - + Ei ¥ Sfc M # S flj liS? S Ä It ^
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln. 257
K ß JiJl Jlt PI ffl • "!•" J^l"'e 48 n. Chr. griff der Wu-wei- General Liu
Sliaiig die INIan -Barbaren der fünf Bäche in Wu-ling (dem heutigen Tsch'ang-
tö am Westufer des Sees Tung-t'ing entsprechend) an, drang tief in das
Innere ein und verlor seine Armee. Ma Yüan kam infolgedessen wieder
darum ein, in Dienst gestellt zu werden; da er damals jedoch im zwei-
undsechzigsten Jahre stand, lehnte der Kaiser sein Gesuch in Rücksicht
auf sein Alter ab. Ma Yüan wendete sich nun persönlich an den Kaiser,
indem er sagte: »Eurer Majestät Diener kann noch mit der Rüstung zu
Pferde sitzen.« Der Kaiser ließ es ihn versuchen, worauf Ma Yüan in
den Sattel stieg und sich herausfordernd umsah, um zu zeigen, daß er
noch zu brauchen sei.«
^ j^ usw. » Der Kaiser lachte und sagte : Ist er nicht schön anzusehen,
dieser Alte? Darauf entsandte er Ma Yüan mit dem Oberbefehl über die
von den Leibgardegenerälen Ma Wu, Köng Schu, Liu K'uang und Sun
Yung befehligte , aus Soldaten zweiter Klasse und begnadigten Verbannten
der zwölf Fürstentümer bestehende Armee von vierzigtausend Mann zur
Bekämpfung der »Fünf Bäche« usw.
u)0^4p^5^Egf($)§|^J^lBg>äl^5iJ^usw...Im
Frühling des folgenden Jahres (49 n.Chr.) kam die Armee nach Lin-hiang
(oder dem Dorfe Lin, in der Nähe von Wu-ling), und als der Feind die
Kreishauptstadt angriff, ging Ma Yüan ihm entgegen und schlug ihn« usw.
v) ^£ M ^^ ^ B@ • "I"i dritten Monat (x\pril) verlegte er sein
Lagernach (dem Berge) Hu- t'öu.« (Nach T'ung-kien-kang-mu, im Jahre
49 n. Chr., im Osten von Yüan - ling - hien , d. i. Tsch'ön-tschou; nach den
Loi>- '.Chroniken von Tschang-tö-fu im T'u-schu-tsi-tsch'öng 6, Kap.
1256: 200 Li westUch von Tau -yüan -hien).
T'ung-kien-kang-mu:^|E(:Zl + i^H.pg^^5-
»Im Tommer des Jahres 49 n. Chr. starb Ma Yüan bei seiner Armee.«
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt.
258
Hihth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Index.
(Nur für den liaiiptsächlichsten Inhalt der in den vorstehenden Bemerkungen herar
gezogenen chinesischen Stellen.)
An-kuo Seh au -kl, Gesandter Chi-
nas am Hofe von Nan-yüe 228.
Arni])rustschlösser 221 — 222.
Bronzeguß: von hochgestellten Per-
sönlichkeiten geübt 248; s. a. Ma
Yiian; Tschang Fu; Tschu-ko
Liang.
Bronzene Schiffe 205.
Bronzesäulen: von Ma Yüan als
Grenzmarke errichtet 205; 254 S.
Bronzeschwerter: im Grabe des
Man -Fürsten Tschau Ying-tsi 214;
das Schwert K'un - wu von einigen
als Bronzeschwert erklärt 2 1 7 — 2 1 8 ;
vielleicht noch 226 n. Chr. ange-
fertigt 220; s.a. Bronzewaffen.
B r o n z e t r o m m e 1 ; tn'sprünglich Fell-
trommel, angeblich vom General
Ma Yüan wegen der Feuchtigkeit
des südlichen Klimas aus Bronze
hergestellt 204 — 205 ; Versuch, ihren
Ursprung auf die Einrichtungen der
Tschöu - Dynastie zurückzuführen
212 Anm.; große — des Hunnen-
fürsten Ho-lien P'o -p'o 220 ; — von
Mau-ming mit Froschornament, das
angeschlagen wird, um den Ton
zu verstärken 229 ; — von Nan-kün
238—239; — von Ma-yang 239 bis
240; — vonYo-tschöu-fu 240—241;
— in Indien und Fu-nan (Hinter-
indien) 252—253.
B r o n z e tr o m m e 1 g ü SS e , moderne
247 Anm.
Bronze Waffen: bei südlichen Bar-
baren zu Ma Yüans Zeiten , Hypo-
these des Kuang-tung-sin-yü 205;
213—222; im Grabe des Man-Für-
sten Tschau Ying-tsi 214; von Schii-
huang-ti gesammelt: ebenda; zur
Zeit der Han 218; allmähliche Ver-
drängung der — durch Eisen waffen
218— 221; Aufhören ihrer Herstel-
lung 2 1 9 n. Chr. 219; bronzene Pfeil-
spitzen im HI. Jahrhundert n. Chr.
221; bronzene Arnibrustschlösser bei
den südlichen Barbaren 221 — 222.
Bronzezeit in China s. Kultur-
perioden.
Eisenindustrie in China 214; s.a.
Bronzewaffen; Eisemnonopol;
Eisenzeit; eiserne Waffen.
Eisen m onopol in China 119 v. Chr.
eingeführt 218; mußte der Verbrei-
tung eiserner Waffen bei den süd-
lichen Barbaren hinderlich sein 221.
Eisenzeit in China s. Kultur-
perioden.
Eiserne Schwerter 217; s.a. K'un-
wu -Seh wert.
Eiserne Waffen, Legende aus der
Geschichte von Annam 219; Verbot
ihrer Ausfuhr nach den Man -Ge-
bieten 221; s.a. Bronzewaffen.
Fei-lien, mythologisches Ornament
244; vgl. a. Tsin-schu-Text über
die Bronzetrommel des Ho-lien
P'o-po 220.
HiRTH : Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
259
Fischornamente auf Bronzebecken
231—232.
Fischreiher s. Reiher.
F ö n g - h u - 1 z 1 , Philosoph des V. Jahr-
hunderts V. Chr., seine Ansichten
über Stein-, Bronze-, Eisenzeit usw.
215 — 217.
Frosch: verschiedene Namen, unter
denen der — als Ornament der
Bronzetrommel von den Chinesen
ervi^ähnt wird 224; Tau Hung-king
unterscheidet nicht zwischen — und
Kröte: ebenda; Symbol des langen
Lebens: ebenda; des Mondes und
als Regenbringer 225; Beziehungen
zur Trommel in der chinesischen
Sprache 226; Leibgericht der süd-
lichen Barbaren: Han Yüs Ode dar-
über 226 — 227; die südlichen Bar-
baren »Frösche« genannt 227 — 229;
— die »Seele der Tronnnel« 229;
soll angeschlagen den Ton der
Trommel verstärken: ebenda.
Fu-nan, im Süden der Hinterindi-
schen Halbinsel, hatte Bronze-
trommeln 252.
Fu-y ü: Fürst des Landes — wird mit
einem Trommelspiel beschenkt 209.
Glückscash-Ornament 231.
Hakenkreuz, das buddhistische:
seine Verwendung als chinesisches
Schriftzeichen 246 — 247.
Hammel als Symbol des Segens
231—232 Anm.
HanYü: Ode über das Fröscheessen
226 — 227.
Ho-lien P'o-p'o, ein Hunnenfürst,
gießt eine Bronzetrommel angeblich
mit Inschrift vom Jahre 408 n. Chr.
220.
Hörn, bei den Barbaren als Begleiter
des Trommelklangs geblasen 210;
vgl. a. Ku-tsch'ui; Yü-lo.
Höu-han-schu 235; 253 et passim.
Hunnen hefern den Chinesen das
erste wirklich scharfe Schwert, Le-
gende darüber 217—218; s. a. Ho-
lien P'o-p'o.
Indien besaß Bronzetrommeln nach
Kiu-t'ang-schu und T'ang-
schu 252—253.
Indische Gaukler führen Bronze-
trommeln 253; vom Kaiser Kau-tsung
aus China ausgeschlossen 253 Anm.
Inschriften auf Bronzetrommeln:
vom General MaYüan 204; 212 Anm.
männliche und weibliche — : eben-
da. Inschrift des Ho-lien P'o-p'o
vom Jahre 408 n. Chr. 220 ; auf der
Trommel vonYo-tschou-fu 240; auf
dem Tschöng des Tschu-ko Liang
244; verstümmelte Inschrift auf der
Trommel Wien XI 246; Inschrift
des Tschang Fu vom Jahre 226
n. Chr. 247—248.
K i a n g Ye n über Bronzeschwerter 219.
K' i - [ m a n - ] B a r b a r e n : Kupferlager
am Yu-kiang bei den Dörfern der
— 205 —206 ; Kleiderstoffe der — mit
Bronzetrommelornamenten bedruckt
211 Anm. 1 ; am Yüan-kiang als
Heerstraße vom See Tung-t'ing
nach den südlichen Provinzen 239 ;
s. a. Wu-ling-man.
Kiu-si, die »neun kaiserlichen Ge-
schenke« 211—212.
Ko, Nationalgesänge 208.
Kormoran 232.
Kou Tsien, König von Yüe 215;
227; 233.
Kröte s. Frosch.
K'uang, Fluß in Kuang-tung 227.
Kuang-tung-siu-yü vom Jahre
1700, 249 et passim.
Kulturgeschenke der Chinesen an
die Barbaren s. Kiu-si; Ku-
tsch'ui; Liu-i.
Kulturperioden, ein chinesischer
Versuch zur Einteilung im V. Jahr-
hundert V. Chr. 215 — 217.
K'un-wu-Schwert, das 217—218.
260
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommehi,
Kupfer, Vorkommen von — im Sü-
den 205—206; Fundstätten amYu-
kiang 206 ; die am Meere wohnen-
den Man treiben im I. Jahrhundert
V. Chr. Handel mit — nach China:
ebenda; als Gegenstand eines Re-
gierungsmonopols vorgeschlagen,
um die Herstellung von Bronze-
waffen zu erschweren 218; s. a.
Nan-kün; Tschu-ti; Yün-nan.
Ku-tsch'ui 207 — 212; den Führern
unterjochter Stämme geschenkt, um
Respekt vor der chinesischen Ober-
hoheit zu erzeugen 209; den Bar-
baren an der Grenze von Tung-
king übersandt: ebenda; 211.
Ku-tu-lu, Groß -Khan der Türken,
erhält den Spottnamen »Pu-tsu-lu»
229.
Lang-po, Ma Yüans Sieg bei —
253.
Literatur, chinesische, zur Kenntnis
der Bronzetrommeln 249 — 251.
Li T'iau-yüan s. Nan-y üe- pi-ki.
Liu-i, die »sechs Hofpantomimen «
211.
Liu Liu-tschöu: dichtet Ku-tsch'ui-
Gesänge 208 ; der Dichter Han Yü
über seine Liebhaberei für Frosch-
gerichte 226 — 227.
Lo-yüe, Man -Barbarenvolk: älteste
Kultureinflüsse vom General Ma
Yüan ausgehend 204 ; 254 • ; im Besitz
von Kupfer und Silber 205—206 ; De-
finition des Ausdrucks — 237; Ko-
lonie in Nan-kün ebenda: Anm.
L u P o - 1 ö , General , erobert das Reich
Nan-yüe für die Chinesen 227—228.
Lu-ssi od. Lii s. Reiher.
Lü Kia, Minister in Nan-yüe 228.
Ma-liu-Bevölkerung an der Grenze
von Tung-king 249 Anm.
M a n - B a r b a r e n : im Besitz kupferner
(bronzener) Geräte 206 ; 2 1 3 ; treiben
Handel mit Kupfer und anderen Wa-
ren nach China 206; s.a. Frosch;
K'i-man; Lo-yüe; Nan-yüe;
Tschau T'o; Wu-ling-man.
INIa-yang, Fundort einer Bronze-
trommel, wo gelegen? 239.
Ma Yüan, General, Biographisches
253 — 257; Bronzetrommel , laut In-
schrift von ihm gegossen 204; 212
Anm.; 246; gießt ein Pferdemodell aus
Loyüe-Bronze 234—238; 255—256;
in der Nähe von Nan-kün zur Zeit
des dortigen Bronzetrommelfundes
239 ; als Kulturforderer bei den Bar-
baren 254^; s. a. Ma-yang.
Mechanische Fertigkeiten bei
hochgestellten Persönlichkeiten 248;
s. a. Ma Yüan; Tschang Fu;
Tschu-ko Liang.
Miau-tzi-Texte 244—245.
M o - ts c h o , Groß - Khan der Türken,
erhält in China den Spottnamen
.Tschan -tscho« 229.
Muscheltrompete s. Yü-lo.
Namensvettern alsZeitgenossen248.
Nan-kün, Gebiet im heutigen King-
tschöu-fu: erzeugte Kupfer 220;
Trommelfund in — 238; Kolonie
von Lo - yüe - Barbaren in — 237
Anm.
Nan-yüe, Staat der INIan- Barbaren,
s. Tschau T'o.
Nan-yüe -pi-ki, ein Werk des
XVI II. Jahrhundert über die Alter-
tümer von Nan-yüe, 250 et passim.
Nau, Tanzrassel aus Bronze, 208.
Nephritzeit, der neolithischen Pe-
riode entsprechend, s. Kultur-
perioden.
Ornamente auf Trommeln im La nde
P'iau (Pegu) 211 Anm. 2; — auf
Bronzewaschbecken der späteren
Han-Dynastie s. Tschu-ti; die —
der Bronzetrommeln in Annam als
Tätowiermuster verwendet 210; bei
den K'i-man auf Zeugstoffe über-
tragen 211 Anm. 1.
Pfeilspitzen aus Bronze 221.
Hirth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Yüans
261
Pferdekennerschaft, Ma
Ideen über — 255 — 256.
P'iau, das Land (= Pegu?) 210; seine
Musikinstrumente 211; tätowierte
Tänzer aus — richten sich nach
den Klängen der Bronzetronunel 210.
Po Kü-i, Dichter, besingt einen Na-
tionaltanz des Landes P'iau (Pegu)
210.
Reiher als Emblem der Trommel 207;
230 — 234;imPön-ts'au-kang-mu
beschrieben 230; Symbolik nach
Poku-tu-lu 231; auf Tschu-ti-
Bronzebecken 231—232.
Schaf s. Hammel.
Schneegans als Tronunelornament
233.
Spottnamen in der chinesischen Ge-
schichte 229.
Stahlschwerter s. K'un-wu-
Schwert.
Steinzeit s. Kulturperioden.
Sü-tsch6u-fu: Barbaren von Ma-
hu in der Nähe von — 245; s. a.
Tschu-ti.
Sui-fu s. Sü-tschou-fu.
Tanguten: ihre Bronzeindustrie im
in. Jahrhundert n. Chr. 219.
Tanzrassel s. Nau.
Tänze bei den Barbarenstämmen in
P'iau (Pegu) 210.
Tätowierte als Tänzer durch die
Bronzetrommel dirigiert 211; ent-
lehnen ihre Muster den Bronze-
trommeln 210.
T i e n - k' i e n - 1 s c h 1 - 1 i o , Quellenwerk
für die südwestlichen Provinzen,
enthält gedruckte Miau -tzi- Texte
244—245.
Tschang Fu, Inschrift vom Jahre
226 n. Chr. 246 — 248.
Tschang-Hua, III. Jahrhundert,
seine Ansicht über Bronzewaffen
219 — 220.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. I. Abt.
Tschang Lu, Vater des Tschang
Fu 248.
Tschang Schu, Hofastronom, ver-
fertigt ein meteorologisches Instru-
ment aus Bronze 248.
Tschau T'^o, König von Nan-yüe,
verhindert das Eindringen chinesi-
scher Kultureinfliisse unter den Man-
Barbaren 204; chinesisches I'^isen-
ausfuhrverbot gegen — gerichtet
221; nennt sich in seinem Titel
"Großfiihrer der Man -Barbaren«
228 Anm. ; Untergang seiner Dy-
nastie s. Nan-yüe.
Tschau Ying-tsi, Fürst der Man-
Barbaren: Kulturfunde in seinem
Grabe214; sein Tod 113 v.Chr. 228.
Tschöng (Militärgong) s. Tschu-
ko Liang.
Tschöng-kiang, Fluß in Kuang-
tung 227.
Tschöng Ts'ö und ihre Schwester
Tschönglr, Fürstinnen von Tung-
king 253—254.
Tschu-ko Liang, General: seine
zeichnerischen und mechanischen
Fähigkeiten 242; als Maler von Bil-
dern aus dem Leben der südlichen
Barbaren 243 ; das von — auf seinen
Kriegszügen verwendete Tschöng
(Militärgong) mit der Bronzetrommel
verwechselt 244; ein Tschöng mit
Inschrift des — im XI. Jahrhundert
entdeckt: ebenda; seine Politik
gegenüber den Barbaren 245;
Trommelinschrift aus der Zeit des
— 247—248.
Tschu-ti (in der Gegend des heuti-
gen Sü-tschöu-fu), Bronzeindustrie
in — während der späteren Han-
Dynastie 231.
Ts'ien, »tausend«, hieroglyphische
Form des Zeichens für — 246.
T'u-schu-tsi-tsch'öng 250 et pas-
sim.
18
262
Hieth: Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln.
Tung-king: Eroberung durch Ma
Yüan 253 — 255 ; Fürstenpaläste in —
mit Bronze bedeckt 205 — 206; s. a.
eiserne Waffen; Ma Yüan;
Tschöng Ts'ö.
Tung-kuan-han-ki 235; 255 Anm.
T'ung-ts'uan, kupferne (bronzene?)
Kessel bei den Liau- Barbaren 213.
Waschbecken (si) im Altertum 231
Anm.
Wu-hü, Barbarenstamm 221.
Wu - ling - man - Barbaren: die
Trommel von Ma-yang aus ihrem
Gebiet 239 ; MaYüans Feldzug gegen
die — 257.
Yüan-kien-lei'-han 236 et passim.
Yü-lo, Muscheltrompete, bei den
Nationaltänzen des Landes P'iau
(Pegu) gleichzeitig mit der Bronze-
trommel verwendet 210.
Yo-tschou-fu: die Trommel von
Ma-yang einst in der Nähe von —
aufbewahrt 240; Bronzetrommel mit
Inschrift vom II. Jahrhundert v. Chr.
in der Nähe von — aufbewahrt:
ebenda.
Yün-nan, Fundorte der hauptsäch-
lichsten Erze in — zur Zeit der
Han wohlbekannt 231.
Berlin, gedruckt
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Zweite Abteilung
3
Westasiatische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. K. Foy und Prof. Dr. B. Meißner
1904
Berlin
Kommissionsveriag von Georg Reimer
nl
Inhalt.
Seite
Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann von Martin Hart-
mann 1
Zur Bedeutung des Titels »Slrat al-Faiiasüf- (Fihrist 265, 6) von Julius
Lippert 22
Grundriß der allgemeinen Organisation der Verwaltungsbehörden der eigent-
lichen Türkei von Loytved 25
Zwei Urkunden vom Imäm as Säfi'T von F. Kern 53
Das Buchwesen in Turkestan und die türkischen Drucke der Sannnlung Hart-
niann von Martin Hartmann 69
Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. (ausgenommen die Geschichte
des armenischen Naxararowt'iwns und der armenischen Kirche) von Hagob
Thopdschian 104
Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber von Edua rd Sachau 15-4
Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik des Südtürkischen. H. Von
Karl Foy 197
Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. HI. Von Bruno Meißner (mit Bei-
trägen von L i 1 1 m a n n , Völlers und W e i ß b a c h) 266
Türkischer Katalog islamischer Bleisiegel. Angezeigt von Karl Foy , . . 277
Bibliographisciie Anzeigen. 1) Macdonald, Duncan B. : Development of Muslim
theology, jurisprudence and constitutional theory. New York 1903. IX, 386 S.
(The Semitic series Vol. IX.) 2) El-Bokhari: Les traditions islamiques tra-
duites de l'arabe avec notes et inde.x par 0. Houdas et W. Mar^ais. Tome F"".
Paris 1903. 682 S. Besprochen von JosefHorovitz 280
Die osttürkischen Handschriften der Sammlung
Hartmann.
Von Martin Hartmann.
A. Übersicht.
Die folgende Liste verzeichnet die Zahl der Seiten , Format (Größe des
Ganzen und der Area), Ort und Zeit der Erwerbung, Zustand, Papier,
Einband und kennzeichnet kurz den Inhalt.^ Über Sprache und Schrift
ist nichts gesagt. Beide müssen zusammenfassend behandelt werden. Hier
nur ad Sprache : daß , soweit nicht die bekannten Erzeugnisse Nawä'is und
seiner Nachtreter in Betracht kommen, die Werke fast sämtlich die Mund-
art Kaschgariens zeigen, einige in einer der wirklichen Verkehrssprache
sehr nahe kommenden Form; ad Schrift: daß das steife Naschi des türki-
schen Mittelasiens vorherrscht. Da die Bände ohne Rücksicht auf den In-
halt beziffert und verzeichnet wurden, ist eine Zusammenstellung des nach
dem Inhalt Zusammengehörigen beigefügt. Von der systematischen Be-
schreibung der in den Handschriften enthaltenen Werke wird sich der die
geschichthchen behandelnde Teil unmittelbar anschließen.
1. 158 Seiten zu 15 Zeilen; 25X14 und 16X9 cm. — Taskent
22. 9. 1902. — Ziemlich gut erhalten, zum Teil fleckig; Papier weiß, dünn;
Einband: dicke Pappe in geblümtem Kattunüberzug. — S. 1. 158 Kritze-
leien. — S. 2 — 157 Geschichte des Propheten Joseph.
2. 60 Seiten zu 5—7 Zeilen; 11,3X7 "»d 7 X 4(5) cm. — Kasgar
1. 11. 1902. — Mäßig erhalten; S. 7 2 Zeilen ausgelöscht und durch Un-
gehöriges ersetzt; Papier weiß und dünn; gepreßter Ledereiuband , dürftig.
^ Es ist, soweit mir bekannt, hier zum ersten Male von der herkömmlichen
Behandlung der Handschriften abgewichen, welche das Äußere und das Innere zu-
sammenwirft und so keins von beiden schnell und scharf hervortreten läßt. Ahl-
wardt verließ bereits das xmglückliche Verfahren , ein Rubrum »Sammelhandschriften«
zu machen und in dieses zu packen , was ungeschickte Buchbinder oder spekulierende
Buchhändler in einen Einbanddeckel gebracht. Es muß aber weiter gegangen werden.
Das , was die verschiedenen Werke , die hi einem Bande vereinigt sind , von Äußerem
betrifft, sowie das Äußere des ganzen Bandes ist zusammen zu behandeln. Dabei
ist der Inhalt, der immerhin kurz angedeutet werden mag, gleichgültig, und die
Stücke können mit ii-gendeiner Numerierung versehen werden. In dem systemati-
schen Verzeichnis genügt der Verweis auf die Cbersichtsnummer, um alles Äußere
erkennen zu lassen.
Mitth. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. ü. Abth. 1
2 Hartmann: Die osttürkischen Handscliriften der Sainniliuig Hartmanii.
S. 1. 60 leer. — S. 2. 3 Kritzeleien. — S. 4 — 45 Risäle der Haarschneider.
— S. 46 — .56 med. arabische Formeln und Gebete, sorgfältig geschrieben.
— S. 56 med. — 59 türkische Gebetvorschriften.
3. 196 Seiten 26 X 14,7cm; davon S. 3 — 152 zu 15 Zeilen 20X12,2 cm;
S. 163—195 zu 13 Zeilen 18 X 10,3 cm. — Taskent 22. 9. 1902. — Gut er-
halten; Papier S. 3— 162 gelb, dünn; S. 163— 196 weiß, mitteldick; Ein-
band gepreßtes Glanzpapier, Rücken und Ränder Leder. — 8. 1. 133. 153
bis 162. 196 leer. — S. 2 Kritzelei. — S.3— 152 Erzählung aus dem 'Ali-
Kreise. — S. 163—195 Verse.
4. 138 Seiten zu 9 Zeilen; 15—15,5 X 9,5 und 11 X ~ cm. — Kasgar
28.10.1902. — S. 1—108 mäßig erhalten, S. 109— 138 wurmstichig und
auch sonst beschädigt; Papier gelb, mitteldick; glatter Lederband. — S. 1
bis 138 Lebensgestaltung, z. B. Verzeichnis von Tagen und Stunden für
Vornahme von Handlungen.
5. 30 Seiten zu 5 Zeilen; 13X8,5 und 8X5,5 cm. — Kasgar
2.12,1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, mitteldick; geheftet. — S. 9.
30 Kritzelei. — S. 1—8 Bruchstück der Schuster-Risäle. — S. 10 — 29 Ri-
säle der Kaufleute.
6. 238 Seiten zu 11 Zeilen; 19,5X12 und 12X7,5 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Gut erhalten bis auf das erste Blatt; Papier gelbUch, mittel-
dick; geheftet, lose in kattunüberzogenem Pappdeckel. — S. 1 Kritzelei.
— S. 238 leer. — S. 2 — 237 Tezkire des Choga Hasan, Sohnes des Choga
Äfäq.
7. 98 Seiten zu 7 Zeilen ; 1 1 X 8,8 und 9 X 7 cm. — Kasgar 26. 1 0. 1 902.
■ — Gut erhalten; Papier weiß, dünn (russisch); geheftet. — S. 1. 98 leer.
_ s. 2 — 60 Gebete. — S. 61—97 Risäle der Bauern.
8. 50 Seiten zu 7—8 Zeilen; 12,2X7,3 und 8,5X5 cm. — Kasgar
10.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mitteldick; geheftet. —
S. 1 — 38 Risäle der Weber. — S. 39 — 50 einige lladite, persisch.
9. 46 Seiten zu 7 Zeilen; 11—11,5 X 7 und 8 — 9X5 cm. — Kasgar
12.10.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mitteldick oder dünn;
Holzdeckel in glattem Leder. — S. 1 Kritzelei. — S. 2 — 46 Risäle der
Hirten.
10. 36 Seiten zu 7—8 Zeilen ; 10,5 X 7,3 und 7,5 X 5,2 cm. — Kasgar
12.10.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; weicher glatter
Lederumschlag. — S. 1 Kritzelei. — S. 36 leer. — S. 2 — 35 Risäle der
Krämer.
11. 125 Seiten zu 7—10 Zeilen: 13,3 X 8,5 und 10X6 cm. — Kasgar
12. 10. 1902. — Schlecht erhalten, eine Anzahl Blätter lose; Papier und
Einband: das Ms. ist ein europäisches, wahrscheinlich in Indien herge-
stelltes Notizbuch mit blaugewürfeltem Papier. — S. 1. 97 — 105. 109 — 125
Kritzeleien. — S. 124 und 125 sieben mandschurische Zeilen. — S. 2 — 96
Erzählung von Mulaika. — S. 106 — 108 fromme Betrachtungen.
12. 436 Seiten zu 8— 10 Zeilen; 12,8X8 und 9X6 cm. — Kasgar
30. 10. 1902. — Gut erhalten; S. 1—32 gelbes, dünnes Papier; S. 33 — 436
weißes, mitteldickes Papier; Einband Pappdeckel in papierbezogenem, ge-
Haktmann: Die osttürkischen Handschriften der Sanunlung Hartmann. 3
j)reßtem Leder, sorgsam gearbeitet und gut erhalten. — S. 2 — 4. 112. 126
bis 129. 282 — 284. 435 leer. — S. 1. 33 (geometrisch geordnetes J^J\).
436 Kritzelei. — S. 5 — 32 Bruchstück über Gebetswirkungen und anderes. —
S. 34 — 111 Gebete. — S. 113 — 125 über Rosenkranzgebete an den Wochen-
tagen. — S. 130—153 med. über die Vorzüge der Fatiha. — S. 153 med. —
272 Betrachtungen, Gebete und Beschwörungen. — S. 273 — 281 eine ara-
bische Qaside. — S. 285 — 301 Gebete. — S. 302 — 304 med. arabische Qaside
des Gabriel. — S. 304 med. — 434 Gebete, Beschwörungen und magische
Formeln.
13. 66 Seiten zu 11 — 13 Zeilen; 17(17,5) XU und 11 (13,5) X 7,5 cm.
— Kasgar 28.10.1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, sehr schmutzig,
mitteldick; Pappdeckel. — S. 66 Kritzelei. — S. 1 — 65 Geschichte von
Sanaubar und Gülperi.
14. 88 Seiten, davon 1—73 zu 9 Zeilen, 74—87 zu 4 oder 5 Zeilen.
— 16,5 X 11,5 und 12 X 7,3 cm. — Kasgar 29. 10. 1902. — Mäßig erhalten;
gelbes, mitteldickes Papier; Pappdeckel in glattem Leder. — S. 1 Stempel-
abdrücke. — S. 88 Kritzeleien. — S. 2 — 87 Geschichte der Chogas in
Versen.
15. 260 Seiten; S. 2 — 254 zu 11 Zeilen, S. 255—260 zu 16 Zeilen. —
19X11 und 12X5,5 (6,3) cm; die letzten Seiten 13,5X7,5 cm. — Kasgar
16. 10. 1902. — Mäßig erhalten; gelbes, mitteldickes Papier; Deckel Pappe
in glattem Leder. — S. 1 Kritzeleien. — S. 2 — 260 Nawä'is mahbub ulqulüb.
16. 408 Seiten zu 15 Zeilen; 26X14,5 und 16X9 cm. — Baku
8.9.1902. — Gut erhalten; Papier gelb, dünn; Lederband mit Papier
überklebt und gepreßt. — S. 1—5. 404 — 408 leer. — S. 6 — 403 Nawais
asraqat -Yy'iwsin.
17. 84 Seiten zu 15— 16 Zeilen; 22,5X14,5 und 17 X 11,5 (12) cm.—
Kasgar 28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, dünn; Einband
weiches Leder. — S. 1. 84 Kritzelei. — S. 2 — 83 Geschichte von Ferhäd.
18. 90 Seiten zu 8—12 Zeilen; 19,8 X 12,3 und 15,5 X 8,3 — 9,3 cm.—
Kasgar 1.11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Pappdeckel
mit Tapetenpapier beklebt. — S. 1. 83. 86. 87. 89. 90 leer. — S. 84. 85.
88 Kritzelei. — S. 2 — 82 Geschichte von Mulaika.
19. 204 Seiten zu 11, selten 12 Zeilen; 26,7 X 15,6 und 17 X 9,3 cm.—
Kasgar 27. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier gelb und dünn; geheftet, lose
in mit Tapetenpapier überzogenem Pappdeckel. — S. 1 — 4. 201 — 204 leer. —
S. 200 Kritzelei. — S. 5 — 33 med. Fragment eines Traktates über das sulük;
S. 33 med. — 199 scheint eine Schrift sufischen Inhalts (in Unordnung).
20. 84 Seiten zu 13 —16 Zeilen; 21,8 X 14 und 20 X 12 cm. — Kasgar
28.10.1902. — Schlecht erhalten; weißes, mitteldickes, russisches Papier;
gepreßter Lederband, mit Papier beklebt. — S. 3 leer. — S. 83. 84
Kritzelei. — S. 1. 2 Bruchstück aus einem Gedicht in Mesnewi-Form. —
S. 4 — 82 Gedicht in Mesnewi-Form legendären Inhalts.
21. 170 Seiten zu 8—15 Zeilen; 18X11 ""d 15X8 cm. — Kasgar
2.12.1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, fränkisch; lappiger Leder-
4 Hartmank: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
deckel. — S. 2. 170 leer. — 8. 1. 168. 169. Kritzelei. — S. .3—167 das tehät
uVägizm des Söfi AUähjär.
22. 178 Seiten zu 11 Zeilen; 17,5Xll»7 und 12,.5X8 cm. — Kasgar
1.11. 1902. — Schlecht erhalten; mehrfach ausgebessert; Papier gelb, dünn;
Pappband mit Tapetenüberzug. — S. 1. 2. 177. 178 leer. — S. 3 Kritzelei. —
S. 4 — 176 Mesnewi des Chiräbäti.
23. 272 Seiten zu 11 Zeilen; 22X14,7 und 15X10,5 cm. — Kasgar
1.11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn, fränkisch; geheftet. —
S. 1 — 3. 268 — 271 leer. — S. 272 Kritzelei. — S. 4 — 267 über die
Muslims Chinas.
24. 328 Seiten zu 9 Zeilen; 22X13,7 und 15x7,5 cm. — Kasgar
25.10.1902. — Mäßig erhalten, S. 1. 2. ausgebessert; Papier weiß, dünn,
russisch; geheftet. — S. 323 — 328 leer. — S. 1—322 Geschichte von
Jüsuf und Ahmed.
25. 78 Seiten zu 7 Zeilen; 13,3X8 "nd 8X4.3 cm. — Kasgar
31. 10.1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter Lederband
mit Papier bezogen. — S. 1—3. 76. 78 leer. — S. 77 Kritzelei. — S. 4 — 75
Risäle der Schuster.
26. 108 Seiten zu 8 Zeilen; 12X7,5; 9Xöcm.— Kasgar 5. 11. 1902.
— Mäßig erhalten, Blatt 1 beschädigt; Papier gelb, mitteldick; gepreßter
Lederband. — S. 1 leer. — S. 2 — 108 Risäle der Schuster.
27. 120 Seiten zu 9 Zeilen ; 15,8X9 und ll(12)X6cm. — Kasgar
Dezember 1902. — Gut erhalten; Papier gelb, mitteldick; gepreßter Leder-
band. — S. 1—7. 117—120 leer. — S. 8—116 Risäle der Gewürzkrämer.
28. 142 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 17.6X10,3 und 13X7 cm. —
Kasgar 16.11.1902. — Schlecht erhalten, von Blatt 1 und 2 oben ein
Stück abgerissen ; Papier gelblich , mitteldick ; glatter Lederband. — 8. 1
Kritzelei. — S. 2 — 92 med. miftäh ulqulUb, paränetisch. — S. 92 med. bis
142 Risäle des 'Abdullah Ansäri, persisch.
29. 220 Seiten zu 11 Zeilen; 17,5X10 und 13X6,7 cm. — Kasgar
11. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, mitteldick; Pappband in
Kattun. — 8. 2. 4. 217. 219 leer. — S. 1. 3. 218. 220 Kritzelei. —
S. 5 — 216 Gedichtsammlung des Chiräbäti.
30. 356 Seiten zu 13 Zeilen; 23,5 X 13,7 und 16X7,7 cm. — Kasgar
16. 11. 1902. — Mäßig erhalten, Blatt 2 und 3 ausgebessert; Papier gelblich,
dünn, glatt; Pappband in Baumwollstoffüberzug. — S. 1. 2. 355. 356 leer.
— S. 3. 352 — 354 Kritzelei. — 8. 4 — 351 Sammlung von Erzählungen.
31. 282 Seiten zu 11—13 Zeilen; 25,2 X 14,5 und 15,5— 18 X 7,7 cm.
— Kasgar 21. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dimn; gepreßter
Lederband. — 8. 2. 29. 274. 275. 280. 282 leer. — S. 1. 3. 272. 281
Kritzelei. — vS. 4 — 28 Testament Muhammeds. — 8. 30 — 90 miftah ulqulüb
(vgl. Ms. 28). — 8. 91—102 med. paränetisches Werk. — 8. 102 med. bis
273 Paränetisches. — 8. 277 — 279 Varia. — Eingeklebt sind zwei dicke
Blätter, auf denen drei Seiten mit sorgfältiger Hand beschrieben sind.
32. llOSeiten zu 11— 15Zeilen; 20,3X17 und 14X 10,5 — 12 cm. —
Kasgar 27. 11. 1902. — Gut erhalten; graues Chotanpapier doppelt ge-
Haktmann: Dio osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 5
nominen; schwcacli gepreßter Lederband. — S. 2. 106, 107 leer. — S. 1.
3 — 5. 108 — 110 Kritzelei (S. 5 sechs chinesische Zeichen). — S. 6—105
Erzählung aus dem 'Ali- Kreise.
33. 168 Seiten zu 13 Zeilen; 21X12,2 und 14X8,2 cm. — Kasgar
27.10.1902. — Mäßig erhalten; die beschädigten Stellen sorgsam ausge-
bessert. Papier gelb, dünn; Pappband mit gepreßtem Papier überklebt,
sehr geflickt. — S. 1. 5 — 8. 10—12. 157-168 leer. — S. 2—4. 9. 13. 156
Kritzelei. — S. 14 — 155 maymü'at ulmuhaqqiqm , Übersetzung des von Abul-
baqä' b. Bahä'uddin persisch verfaßten Tezkire über Machdümi A'zem
(dasselbe Werk s. Ms. 104).
34. 746 Seiten zu 23 Zeilen; 40,5X30 und 30,5X18,5 cm. — Jar-
kend 4. 2. 1903. — Gut erhalten bis auf die letzten 2 Blätter, doch Text
nicht beschädigt. Papiei* graues Chotanpapier, mittelstark ; gepreßter Leder-
band. — S. 1. 744 — 746 Kritzelei. — S. 2 — 743 sejeri serJf, türkische Über-
setzung aus dem Persischen des Mu'in Ehniskin, Rukn 1 und 2.
35. 950 Seiten zu 21 Zeilen; 40X27 und 27X16 cm. — Jarkend
11. 1. 1903. — Gut erhalten; Papier und Einband wie Ms. 34. — S. 1. 2
leer. — S. 3. 950 Kritzelei. — S. 4 — 949 Rukn 3 und 4 desselben Werkes
wie Ms. 34.
36. 602 Seiten zu 19— 20 Zeilen; 40X29,3 und 30X21 cm. —
Jarkend 11. 1. 1903. — Schlecht erhalten, doch die beschädigten Stellen
meist sorgfältig ausgebessert; Papier und Einband wie in Ms. 34. — S. 1
leer. — S. 2 — 600 med. Teil des sejeri serlf; vgl. Mss. 34 und 35. —
S. 600 med. — 602 Verse religiösen Inhalts.
37. 358 Seiten zu 23 Zeilen; 43,3 X 27 und 31 X 19 cm. — Jarkend
7. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Papier wie in Ms. 34; geheftet, lose in
einem Lederdeckel , der für ein etwa noch einmal so starkes Werk bestimmt
war. — S. 1 leer. — S. 2 Anfang des sejeri serTf (vgl. Ms. 34); S. 3 — 358
der größere Teil von Rukn 3 desselben Werkes.
38. 390 Seiten zu 20 — 21 Zeilen; 39,5X29 und 30X20,5 cm. —
Jarkend 21. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier, mittelstark; Leder-
band. — S. 1—3. 389. 390 Kritzeleien. — S. 4 — 388 Geschichte Hasans
und Husains, der Söhne Alis.
39. 544 vierspaltige Seiten zu 25 — 30 Zeilen; 44,7X26,5 und 30
(31)X16 cm. — Taskent 18.9. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich,
mittelstark; starker Lederband, auch innen Leder. — S. 2 — ^13. 99 — 103.
243. 436. 437. 542 — 544 leer. — S. 1. 310. 311 Kritzelei. — S. 14— 530
Nawä'is chamse; die einzelnen Teile haben am Anfang farbige Vignetten und
sind durch Seidenbäuschchen, die am Seitenrand eingeklebt sind, leicht auf-
findbar gemacht. — S. 532 — 540 Nawä'is säqtnäme. — S. 541 ein Mesnewi
und ein teryT'bend Nawä'is.
40. 290 Seiten zu 15 Zeilen; 31,5— 32,5 X 20,5— 21 und 23X15,3 cm.
— Jarkend 18. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband.
— S. 1 — 287 tezMrex 'azTzän des Muhammed Sädiq. — S. 288 — 290 religiöse
Vorschriften.
6 Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
41. 412 Seiten zu 15 Zeilen; 31X21 und 23 X 15 cm. — Jarkend
22. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; geheftet, lose in gepreßtem
Lederdeckel. — S. 1 — 412 Volksbuch vom Emir Hamze.
42. 580 Seiten zu 17—19 Zeilen; 31X20,3 und 22X13,5 cm. —
Jarkend 8. 1. 1903. — Bis auf wenige sorgfältig ausgebesserte Stellen gut
erhalten; Chotanpapier; gepreßter Lederband mit Klappe. — S. 2. 4. 572.
574_578 leer. — S. 1. 3. 5. 579. 580 Kritzeleien. — S. 6 — 17,4 phantastische
Erzählung vom Propheten und jüngsten Gericht. — S. 17,5 — 65 mi'rägnäme.
_ s. 66 — 68 Anfang eines Werkes über den Weltanfang. — S. 69 — 573
Übersetzung von Kaiila und Dimna (am Anfang fehlt ein Blatt).
43. 278 Seiten zu 17 Zeilen; 31X20 und 21X13 cm. — Kasgar
30. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. —
S. 1 Verse. — S. 2 — 275 Werk über sunnitisches Recht. — S. 276—278 Varia.
44. 42 Seiten zu 16 — 20 Zeilen; 35X23,3 und 31X22 cm. —
Kasgar 12. 10. 1902. — INIäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1
bis 42 Protokollbuch eines Kasgarer Gerichts.
45. 32 Seiten zu 17 Zeilen; 31,7X27 und 20 X 13cm. — Kasgar
31.10.1902. — Gut erhalten; gelbes Papier (wahrsclieinlich chinesisch);
zusammengefaltet. — S. 1 leer. — S. 2 — 32 Geschichte vom Derwisch Muqbili
Rausendil.
46. 542 Seiten zu 15 Zeilen; 30 X 19,5 und 19,5 X 12,5 cm. — Kasgar
1.11.1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; etwas gepreßter Lederband.
— S. 2 leer. — S. 1. 3—5. 542 Kritzelei; S. 6 — 541 V^olkserzählungen.
47. 314 Seiten zu 13 Zeilen; 25,3X20 und 17 X 13,5 cm. — Jarkend
18.2.1903. — Schlecht erhalten; einige roh ausgeführte Federzeichnungen;
Papier gelb; glatter Lederband. — S. 1 — 314 Stücke aus Volkscrzählungen.
48. 518 Seiten zu 19 Zeilen; 30 X 1",5 und 22 X 13,5 cm. — Jarkend
18. 12. 1902. — Schlecht erhalten, doch sind die schadhaften Stellen so gut
wie möglich ausgebessert; Papier gelblich, mittelstark; gut gepreßter Leder-
band. — S. 1— 3. 516 — 518 leer. — S. 297. 515 Kritzelei. — S. 4— 278
Tütinäme. — S. 279 — 296 Geschichte von Ädil Cliän und den 3 Qal endern
— S. 298 — ^514 das Erzählungsbuch gämV ulhikäjät.
49. 150 Seiten zu 19 Zeilen; 31X21,5 und 23 X 16 cm. — Kasgar
27.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; lose in weichem
Lederdeckel. — S. 1 — 150 Stück aus dem Volksbuch von Awa {aba\
Muslim.
50. 186 Seiten zu 15— 16 Zeilen; 28 X 16,7 und 20 X 11,2 — 12,2 cm.
— Jarkend 18. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; glatter
Lederband. — S. 186 leer. — S. 1 Kritzelei. — S. 2 — 185 Übersetzung des
dürr ulmayälis aus dem Persischen.
51. 160 Seiten zu 18 Zeilen; 26X16 und 18X12 cm. — Jarkend
Dezember 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich , mitteldick; lappiger
Lederband. — S. 1 — 160 Stücke aus einem Werke mit Prophetengeschichten.
52. 156 Seiten zu 15 Zeilen; 23,5X14 und 14 X 8,3 cm. — Jarkend
24.12.1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, mitteldick; gepreßter Leder-
band. — S. 1. 152 — 156 Kritzelei. — S. 2 — 151 medizinisches Werk.
Hartmann : Die osttürkischen Handsohriften der Sammlung Hartmann. 7
53. 370 Seiten zu 13 Zeilen; 25X15 und 17X9 cm. — Choqand
26. 9. 1902. — Gut erhalten; Papier teils weiß, teils gelb; gepreßter Papier-
band. — S. 1— 3. 363 — 370 leer; S. 4—362 Geschichte von Muhammed
Hanefije.
54. 692 zweispaltige Seiten zu 19Zeilen; 23,3 X 13,5 und 18,5 X 8,5 cm.
— Taskent 22.3.1903. — Mäßig erhalten; Papier gelb, dünn; gepreßter
Pappband. — S. 1 — 3. 691. 692 Kritzelei. — S. 4—690 Nawais charnse.
55. 376 Seiten zu 13 Zeilen; 23,5X15,5 und 15,5X9,5. — Kasgar
23. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich , mitteldick; gepreßter Leder-
band, — S. 1. 149. 375. 376 Kritzelei. — S. 2 — 120 med. rähat ulqulub,
Dogmatik und Paränese. — S. 120 med. — 127 oben Testament des Pro-
pheten. — S. 127 — 148 wefätnäme, Todesbuch des Propheten. — S. 150 — 374
Menäqib des lA.bdulqädir Gilänl.
56. 220 Seiten zu 9—11 Zeilen; 24X18 und 18X15— 16 cm. —
Kasgar 28. 10. 1902. — Schlecht erhalten; rauhes Chotanpapier; glatter Leder-
band. — S. 1. 220 leer. — S. 2^219 Geschichte von Jüsuf und Ahmed.
57. 246 Seiten zu 11 Zeilen; 25,7X15 und 15,5 X 8,7 cm. — Taskent
16. 9, 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, mitteldick; gepreßter Papier-
band. — S. 1 — 5. 244 — 246 Kritzelei. — S. 6 — 243 ein dogmatisches Lehr-
gedicht.
58. 76 Seiten zu 15—17 Zeilen; 22 X17 und 16 X13 cm. — Kasgar
17. 2. 1903. — Gut erhalten; rauhes Chotanpapier; geheftet. — S. 1. 76
leer. — S. 2 — 75 Prophetengeschichten.
69. 78 Seiten zu 10— 13 Zeilen; 23X18 und 14— 16X11— 13 cm.
— Kasgar 6. 12. 1902. — Schlecht erhalten; rauhes Chotanpapier; ge-
heftet. — S.77. 78 Kritzelei. — S.l — 76 Geschichte von Hamra und Hörliqa.
60. 82 Seiten zu 9—11 Zeilen; 22X17,7 vmd 15,5 X 12,3— 13,3 cm.
— Kasgar 6. 12. 1902. — Mäßig erhalten; rauhes Chotanpapier, Papier-
umschlag. — S. 1. 77 — 82 leer. — S. 2 — 76 volkstümliche Scherzerzählung.
61. 196 Seiten zu 12—15 Zeilen; 21,5 X 17 und 14,5 — 15,5 X 12 cm. —
Jarkend Anfang 1903. — Gut erhalten; doppelt genommenes Chotanpapier;
geheftet, lose in Pappband. — S. 1—3. 195 leer. — S. 196 Kritzelei. —
S. 4 — 194 Geschichte von Jüsuf und Ahmed.
62. 494 Seiten zu 11 — 16 Zeilen; 24,3X18 und 18X14 cm. —
Jarkend 21. 12. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; gepreßter Leder-
band. — S. 2. 3. 140. 141. 243. 390. 410. 494 leer. — S. 1. 244. 265.
391. 411 Kritzelei. — S. 4—139 rähat ulqulüh (vgl. Ms. 55 S. 2—120). —
S. 142 — 164 med. qijämetnäme , Auferstehungsbuch. — S. 164 med. — 185 med.
räznäme. — S. 185 med. — 242 Geschichte von Buluqjä. — S. 245 — 264
Tezkire des Imäm Zebih. — S. 266 — 389 Geschichte von Züfunün. —
S. 392 — 409 die lustige Geschichte von Räuber und Richter. — S. 412 — 493
Geschichte von Choga Selim (Kreis des Haggäg b. Jüsuf).
63. 108 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 21,5 Xl7,3 und 15— 16 X13 cm. —
Kasgar 27. 10. 1902. — Mäßig erhalten; weißes fränkisches Papier; Papp-
band. — S. 1 — 4. 102. 103. 105—108 leer. — S. 5. 104 Kritzelei. —
S. 6 — 72 nuräynäme. — S. 73—101 Tezkire des MoUa Muhammed Serif.
8 Hartmann: Die osttiirkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
64. 444 Seiten zai 11—14 Zeilen; 23,5X16—17 und 13— 17X9 bis
12 cm. — Jarkend 29. 1. 1903. — Mäßig erhalten; es sind verschiedene
Exemplare zusammengeschweißt; die beschädigten Blätter und die kleineren
Formats sind durch Ausbessern einheitlich gemacht; Chotanpapier; gepreßter
Lederband. — S. 1. 439 — 444 leer. — S. 2 — 438 verschiedene Erzäh-
lungen.
65. 474 Seiten zu 15—17 Zeilen; 25,3X16,5 und 18 X 12,5 cm. —
Kasgar 23.10.1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; Lederband. — S. 1
bis 3. 473. 474 leer. — S. 4. 472 Kritzelei. — S. 5— 471 Übersetzung des
miftäh ulginän aus dem Persischen.
QQ. 476 Seiten zu 9 Zeilen; 17,7X11,5 und 11X5,5. — Kasgar
25.10.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mittelstark; glatter Leder-
band mit Klappe. — S. 1. 2. 475. 476 leer. — S. 3 — 474 Geschichte des
Choga Hasan, Sohnes des Choga Afäq.
67. 250 Seiten zu 11 Zeilen; 18,3X^2 und 14X8,5 cm. — Kasgar
1.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Papier-
band. — S. 3. 4. 246. 248—250 leer. — S. 1. 2. 247 Kritzelei. — S. 5 — 245
Geschichte des Propheten Joseph.
68. 302 Seiten zu 11 Zeilen; 21X12,5 und 13X6 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Papier-
band. — S. 4. 8. 9. 282 — 287. 289— 29L 295. 298 leer. — S. 1. 7. 288. 292.
294. 296. 297. 299. 302 Kritzelei. — S. 2. 3. 5. 6. 278 med. — 281. 300. 301
\'aria. — S. 10 — 278 med. Nawä'is mahbüb ulqulüb.
69. 356 Seiten zu 11 Zeilen; 17x9,7 und 11X6 cm. — Kasgar
16. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier verschiedenfarbig (weiß, gelb, blau,
rot); glatter Lederband. — S. 1. 2. 5 — 7. 349 — 355 leer. — S. 3. 4. 356
Kritzelei. — S. 8 — 348 Kommentar zur hurda Büsiris.
70. 160 Seiten zu 10—11 Zeilen; 17,5X11 ""d 14 X 8 cm. —
Jarkend, Anfang 1903. — Schlecht erhalten; Papier weiß, wahrscheinlich
russisch; lose in Pappdeckel. — S. 1. 10. 11. 14 leer; S. 15. 16. 160 Kritzelei;
S. 2 — 9. 12. 13. 17 — 159 Bruchstücke der Volkserzählung von Sanaubar
(siehe Nr. 13).
71. 184 Seiten zu 11 Zeilen; 18X11.2 und 14X7 cm. — Kasgar
26. 10. 1902. ■ — Mäßig erhalten; die schadhaften Stellen sorgfältig ausge-
bessert und ergänzt; Chotanpapier; Pappband. — S. 2. 4. 181 — 184 leer. —
S. 1. 3. 5. 179. 180 Kritzelei. — S. 6 — 178 Geschichte von Ferhäd und Silin,
aufgeschrieben von 'Omar Bäqi.
72. 158 Seiten zu 17 Zeilen; 23,5 X 14,7 und 17 X 8,7 cm. — Taskent
18.9.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark: gepreßter Papier-
band. — S. 1—24. 139 — 158 leer. — S. 25 Verse. — S. 26 — 138 Diwan
des Ghäzi.
73. 226 Seiten zu 18 — 19 Zeilen; 19X11 und 16x9,5 cm. —
Kasgar 23. 10. 1902. — Schlecht erhalten; die Ecken rechts unten sämtlich
beschädigt; Papier gelblich, dünn; glatter Lederband. — S. 1 — 72 Bruch-
stück des rahat ulqulub. — S. 73 — 226 Geschichte von Azädbacht und den
zehn Weziren.
Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 9
74. 102 Seiten zu 13—16 Zeilen; 20—20,5X12,5 — 13,5 und 14,5
bis 16X9— 12 cm. — Kasgar 16.11.1902. — Schlecht erhalten. Papier
gelblich; geheftet. — S. 24 leer. — S. 1—23. 25. 26 Geschichte von Mu-
laika. — S. 27 — 102 Erzählung, persisch.
75. 168 Seiten, die aus verschiedeneu Handschriften zusammenge-
heftet sind, zwischen 19,5 X 12,5 und 21 X 13,5. — Kasgar 29. 10. 1902. —
Schlecht erhalten; verschiedene Arten Papier; Papierumschlag. — S. 100.
101. 112. 119. 121. 122. 147. 168 leer. — S. 1. 17. 55. 157 Kritzeleien. —
S. 18. 120 Varia. — S. 2 — 16 über die Vorzüge der Fätiha. — S. 19 — 54
die Geschichte vom Räuber und Richter. — S. 56 Erzählung, persisch. —
S. 57 — 59 über die Saijid-Frage, persisch. — S. 60 — 91 arabisches
Gedicht des Abdulqädir Giläni. — S. 92 — 97 arabisches musaddas. —
S. 98 — 99 arabisches Gedicht. — S. 102 — 111 arabische Qaside genannt
qasTdet geläl wagemal. — S. 113 — 118 Vorzüge des nep^äif- Gebetes. — S. 123
bis 146 davS Gebet MbrTti ahmar, arabisch. — S. 148 — 156 kuize Glaubens-
lehre, arabisch. — S. 158 — 167 Genealogie der Chogas.
76. 130 Seiten zu 13 Zeilen; 17,5 X 12,5 und 11,5 X 9 cm. — Kasgar
5. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelb, dünn; gepreßter Lederband. —
S. 1 — 130 Geschichte von Mesreb.
77. 734 Seiten zu 13 Zeilen; 22,5X12 und 17X8 cm. — Kasgar
23. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelb, mittelstark; gepreßter Leder-
band. — S. 1 — 3 Kritzelei. — S. 4 — 734 Übersetzung von 'Ali b. llusain
Elkäsifis achläq uhmihsinm.
78. 312 Seiten zu 15 Zeilen; 23 X 13,5 und 16 X 7,5 cm. — Choqand
26. 9. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter Papp-
deckel. — S. 1. 310 — 312 Kritzelei. — S. 2 — 53 Nawä'is nazm ulgawähir. —
S. 54 — 55 Gebet, arabisch. — S. 56 — 157 Geschichte vom Sech San'än
in Mesnewi-Form. — S. 148 — 309 Nawä'is mahhüb ulqulub.
79. 180 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20X12,5 und 15,5X9 cm. —
Kasgar 23. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband.
— S. 1. 2. 142. 143. 180 Kritzelei. — S. 3 — 32 Gedicht auf Ga far Sädiq.
— S. 33 — 52 unten Gedicht auf Müsä Käzim. — S. 52 unten bis 59 oben
Gedicht auf die zwölf Imame (?). ■ — S. 59 oben — 133 verschiedene Le-
genden. — S. 134 ein Hadjt. — S. 135 — 141 icasTjetnäme. — S. 144 — ^152
oben sufischer Traktat, persisch. — S. 152 oben — 177 Vergleichung
der verschiedenen Silseles und Sufi-Orden. — S. 178 ein Gedicht Mesrebs.
— S. 179 Vei-se.
80. 308 Seiten zu 15 Zeilen; 24Xlö und 17X9 cm. — Kasgar
5.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappband in Kattun.
— S.7 leer. — S. 1 — 6 über die Ehe. — S. 8 — 195 Kommentar zur Fätiha.
— S. 196 Verse. — S. 197 über die Ehe. — S. 198 — 308 Preis der Armut.
8L 386 Seiten zu 11 Zeilen; 21X13 und 14X^,3 cm. — Kasgar
8.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, mitteldick; glatter Leder-
band. — S. 2. 3. 45 — 47. 386 leer. — S. 380. 382. 384. 385 Kritzelei.—
S. 1. 381. 383 Verse. — S. 4 — 44. 48 — 379 Übersetzung und kurzer Kom-
mentar von Stücken des Qur'än: 1. 2, 1 — 5. 55. 67 — 114.
10 Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
82. 118 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 23X 15,5 und 16— 18X 12— 13 cm.
— Kasgar 6. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; gepreßter Leder-
band. — S. 1 — 118 paränetisches Werk.
83. 120 Seiten zu 9 Zeilen; 20X14 und 12X8 — 9cm. — Kasgar
1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; Pappband. — S. 1 — 3. 117—120
leer. — S. 4 — 116 Diwan des Ahmed Jasawi.
84. 96 Seiten zu 7 Zeilen; 11,3X9 und 8X6 cm. — Jarkend
25.1.1903. — Gut erhalten; Papier weiß, russisch(?); Pappband. — S. 1.
96 leer. — S. 2 — 95 Risäle der Bauern.
85. 72 Seiten zu 8 — 9 Zeilen; 12,9X8,3 und 8X5,5 — 6 cm. —
Jarkend 22. 12. 1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß, dünn, russisch(?);
gepreßter Lederband. — S. 39. 40 leer. — S. 1. 38. 41. 72 Kritzelei. —
S. 2 — 13 med. Sure 1 und 37. — S. 13 med. — 35 auräd-Geheie, arabisch;
S. 36. 37 Gebete, arabisch. — S. 42 — 71 Risäle der Sattler.
86. 184 Seiten zu 7 — 9 Zeilen; 12 X'' ""d 9 X 5 cm. — Jarkend
30. 12. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappdeckel in Kattun.
— S. 149. 150 leer. — S. 1— 8 Zaubermittel. — S. 9 — 148 Gebete. —
S. 151 — 183 auräd-Gehete, arabisch; S. 184 Gebetsvorschriften.
87. 92 Seiten zu 8 Zeilen; 14X9,5 und 9 X 5,7 cm. — Jarkend
16.12.1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 92
Kritzelei. — S. 1—3. 90 — 92 Notizen über Gebete. — S. 4. 5 Qur'än 1.
2, 1 — 5. — S. 6 — 15 das qadah-Gehet. — S. 16 — 29 verschiedene Stücke
aus dem Qur'än. — S. 30 — 46 Gebet. — S. 47 — 88 Risäle der Färber. —
S. 89 Verse.
88. 128 Seiten zu 11 — 13 Zeilen; 15,5X10,2 und 11 Xö cm. —
Kasgar 17. 2. 1903. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Papierband. —
S. 1. 126 — 128 Kritzelei. — S. 2 — 125 Geschichte von Firüz Sah in Versen
(Mesnewi).
89. 112 Seiten zu 9 Zeilen; 14,5X8 und 10,5X5 cm. — Jarkend
5.2. 1903. — Mäßig erhalten; Papier weiß, russisch (?) ; gepreßter Papp-
band.— S. 1. 112 leer. — S. 2 — 111 Liste der Bedrkämpfer mit erzählender
Einleitung (S. 2 — 35 med.).
90. 72 Seiten zu 7 Zeilen; 12,5X11 und 10X9 cm. — Jarkend
24.1.1903. — Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1— 3. 72 leer.
— S. 4 — 71 Risäle der Schuster.
91. 81 Seiten zu 5 Zeilen; 10,5 X 6,3 und 6—7X4 cm. — Jarkend
25. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 1
bis 81 Risäle der Schuster.
92. 110 Seiten zu 7 Zeilen; 10X6,5 und 6,5X4 cm. — Jarkend
Anfang 1903. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet, lose in
Lederdeckel. — S. 1. 107—110 Kritzelei. — S. 2— 106 Risäle der Schuster.
93. 84 Seiten zu 7—9 Zeilen ; 1 1,5 X 8,5 und 9 X 6,5 cm. — Jarkend
24.1.1903. — Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1— 3. 79 — 84
leer; S. 4 — 78 Risäle der Schuster.
94. 187 Seiten zu 7—8 Zeilen; 1 1,9 X 8,5 und 8 X 5,5 cm. — Jarkend
16. 12. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. — S. 1 bis
Haetmann: Die osttfirkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 11
72 Gebete. — S. 73— 179 med. Risäle der Schmiede. — S. 179 med.— 187
Gebet (ummäme).
95. 78 Seiten, unregelmäßig beschrieben; 17,5 X 10,7 cm. — Kasgar
6. 12. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; Papierdeckel mit
grobem, einheimischem Stoff überzogen. — S. 1 Kritzelei. — S. 2 — 78 Ge-
dichte.
9Q. 156 Seiten zu 9 Zeilen; 27X17,5 und 18X9,5 cm. — Taskent
18.3.1903. — Gut erhalten; Papier gelb, mittelstark; Pappband. — S. 1.
155. 156 leer. — S. 2 — 154 Erzählung aus dem 'Ali-Kreise.
97. 334 unregelmäßig beschriebene Seiten; 21 X 13 cm. — Kasgar
31. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier verschiedenfarbig, dünn; gepreßter
Papierband. — S. 1—7. 45. 104. 109—115. 163. 164. 168. 191. 292 leer. —
S. 8— 44. 46 — 103. 105 — 108. 116—162. 165—167. 169—190. 192—291.
293 — 334 Varia, arabisch, persisch und türkisch, meist Verse, eine
Sammlung in Art der bekannten Sefines und Gunks. — S. 171 — 188 ein
persisches Traktat über sufische Terminologie.
98. 146 Seiten zu 11 — 12 Zeilen; 17X11 und 14X8 cm. — Jar-
kend 21.12.1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; glatter Lederband. —
S. 2. 3. 145 leer. — S. 1. 146 Kritzelei. — S. 4— 87 zafarnäme, Weisheits-
lehren und Erzählungen. — S. 88 — 92 med. Erzählungen vom Propheten
und den vier ersten Chalifen. — S. 92 med. — 106 med. wefätname. —
S. 106 med. — 144 Geschichte von Mulaika.
99. 218 Seiten zu 9 Zeilen; 19,5X13 und 13X8,5 cm. — Kasgar
28.10.1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet, lose in ge-
preßtem Pappband. — S. 2. 3. 215 — 217 leer. — S. 1.218 Kritzelei. —
S. 4 — 214 Geschichte von Mulaika.
100. 284 Seiten zu 13 Zeilen; 19,8X11,3 "nd 12,5X5,7 cm. —
Jarkend 15. 12. 1902. — Gut erhalten; geheftet, lose in gepreßtem Leder-
band. — S. 1 Verse. — S. 2 — 284 Lehrgedicht in Mesnewifoi"m.
101. 66 Seiten zu 11 Zeilen; 20,2X13 und 12,5X8 cm. — Kasgar
10. 11. 1902. — Mäßig erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet. — S. 65
leer. — S. 1.66 Kritzelei. — S. 2 — 64 Erzählung aus dem Ali-Kreise.
102. 124 unregelmäßig beschriebene Seiten; 19,9 X 12,2 cm. —
Jarkend 15. 12. 1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß oder gelblich, mittel-
dick; Pappband. — S. 90—96 leer. — S. 97 Kritzelei. — S. 1. 17 Stempel-
abdrücke, wie sich solche auch auf anderen Seiten (12. 13. 15. 16.81) finden.
— S. 2 — 1 2 Tcitäh ulwusül des Abdulqädir Giläni , persisch. — S. 13 — 16 per-
sische und türkische Verse. — S. 18 — 89 Rubä'is, meist (S. 18 — 84)
sich anlehnend an arabische Sprüche. — S. 98 — 124 die arabischen
Sprüche von S. 18 — 84 mit persischer Übersetzung.
103. 168 Seiten zu 11 Zeilen. — 18,5X12,5 und 13X^,5 cm. —
Jarkend 27.12.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; dünner
Pappband. — S. 1 — 168 Geschichte von Mulaika.
104. 326 Seiten zu 11 Zeilen. — 19,5X12,5 und 16X9 cm. —
Kasgar 17.2.1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; geheftet. S. 184
leer. — S. 1 — 183 paränetisch, auch Buchstabenmystik. — S. 185 — 326
12 Hartmann: Die osttürkischen Handscliriften der Sammlung Hartmann.
maymuat ulmuhaqqiqTn , Tezkire des Machdümi A'zem (dasselbe Werk wie
Ms. 33).
105. 136 Seiten zu 11—13 Zeilen; 18,5X9 und 12,5X6 cm. —
Jarkend 25. 1. 1903. — Mäßig erhalten, Chotanpapier; geheftet, lose in ge-
preßtem Lederdeckel. — S. 1. 2. 3. 136 Kritzelei. — S. 4—135 Werk zum
Lobe des Propheten.
106. 196 Seiten zu 13 Zeilen; 25X19,7 und 19X13,5 cm. — Kas-
gar 14.11.1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; geheftet, lose in Papp-
deckel. — S. 1—5. 191—195 leer. — S. 196 Kritzelei. — S. 6—190 Tezkire
des Satoq Boghrä Chan , bäb 8 ff.
107. 223 Seiten zu 11— 13 Zeilen; 22,5X1*3,5 und 16—18X12 bis
13 cm. — Kasgar 28. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; gepreßter
Lederband. — S. 1 — 3 Kritzelei. — S. 4 — 223 Geschichte des Propheten
Joseph.
108. 287 Seiten zu 13 Zeilen; 23X18 und 19X14 cm. — Kasgar
28. 10. 1902. — Mäßig erhalten; Chotanpnjner; Pappband. — S. 1. 84—90
Kritzeleien. — S. 2- — 83 religiöse Vorschriften; S. 91 — 287 yenknäme des
Muhammed llanefije.
109. 246 Seiten zu 9 Zeilen; 20,3 X 10»7 und 15 X »"^ cm. — Jarkend
4. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Papier weißlich, dünn; geheftet. — S. 1.
246 leer; — S. 2 — 245 das Kechtshandhuch wazä^if ul 'äbidm.
110. 500 Seiten zu 14—17 Zeilen; 25 X 17 und ISX H cm. — Kas-
gar 23. 10. 1902. — Gut erhalten; Chotanpapier; Lederband. S. 491 leer. —
5. i_3. 489 Kritzelei. — S. 4—488. 490. 492—500 ausführliches Raml-
buch, auch Tafeln, z.B. S. 89. 490. 492. 498; die Hauptteile sind durch
am Rand eingeklebte Pajjierstreifen kenntlich gemacht.
111. 266 Seiten zu 19 Zeilen; 25 X 14,5 und 21 X 10,5 cm. — Kas-
gar 23. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; Lederband. —
S. 1—3 Kritzelei. — S. 4—123 Volksbuch vom Propheten Joseph. — S. 124
jjersischer Vermerk über zekät und Fasten. — S. 125 — 126 med. Varia.
— S. 126 med. — 224 religiöses Lehrbuch, persisch. — S. 225 Varia.
S. 226 — 228 oben die Sonderheiten der sieben Wochentage. — S. 228 bis
230 persisches Mucliammas. — S. 231— 232 Strophengedicht. — S. 233
Astronomisches. — S. 234 — 242 med. Gedicht in Mesnewi-Form. — S. 242
med. — 245 Paränetisches , persisch. — S. 246 — 257 erzählendes Gedicht
in Mesnewi-Form. — S. 258. 259 über Kalenderwesen. — S. 260 — 266 Varia.
112. 76 Seiten zu 12—13 Zeilen. — 20,5 X 13,5 und 15,5 X 9 cm. —
Kasgar 15.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn, welk;
geheftet, lose in Pappdeckel. — S. 1 leer. — S. 2 — 76 Tezkire des Satoq
Boghrä Chan, Anfang von bäb 7.
113. 322 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20,5X14,5 und 14X8,5 cm. —
Jarkend 30. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; gepreßter Papp-
band. — S. 1. 313. 317. 322 leer. — S. 2. 3. 302. 315. 316. 318—321
Kritzelei. — S. 4 — 172 Gedicht in Mesnewi- Form, erzählend. — S. 173 bis
256 med. aus dem Satoq Boghrä Chan- Kreise. — S. 256 med. — 259 über
die Ehe. — S. 260— 292 Gedichte. — S. 293— 301. 303—312. 314 Varia.
Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammhing Hartmann. 13
114. 140 Seiten zu 10 Zeilen; 22X14 und 14X9 cm. — Jarkend
4. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 138—140 leer. —
5. 1 Kritzelei. — S. 2—137 Traumbuch.
115. 316 Seiten zu 13 Zeilen; 27X16 und 17x9 cm. — Kasgar
17.2.1903. — Schlecht erhalten; Papier gelblich; gepreßter Pappband. —
S. 314 — 316 Kritzelei. — S. 1. 2 aus einem mystischen Werke. — S. 3 bis
313 Buch von Mesreb; Anfang fehlt.
116. 218 Seiten zu 13—14 Zeilen; 22,5X16 und 16—18 X 10 cm. —
Jarkend 7. 2. 1903. — Mäßig erhalten ; Chotanpapier; gepreßter Lederband. —
S. 1 Kritzelei. — S. 2 — 218 paränetisch und legendär.
117. 246 Seiten zu 13 Zeilen; 24X14,5 und 16x9 cm. — Kasgar
11. 11. 1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; gepreßter Papier-
band. — S. 1 — 246 Geschichte von Bahräm und Gülendäm in Mesnewi-
Form.
118. 144 Seiten zu 15 Zeilen: 27 X lö,5 und 18X8,5 cm. — Kasgar
28. 10. 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich, dünn; lose Lagen. — S. 1
leer. — S. 2 — 144 Volksbuch von Abu Ali Sinä und seinem Bruder Abul-
härit; am Ende unvollständig.
119. 556 Seiten zu 15 — 18 Zeilen; 26X15 und 18X10 cm. —
Kasgar 21. 11. 1902, — Schlecht erhalten; Papier gelblich, mittelstark;
gepreßter Pappband. — S. 1. 158 leer. — S. 159 Kritzelei. — S. 2 — 157
Geschichte von Hasan und Husain. - — S. 160 — 556 das Volksbuch musai-
jabnäme.
120. 218 Seiten zu 24 Zeilen; 24 X 14 und 18,5 X 9,5 cm. — Kasgar
28.10.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, dünn; geheftet, lose in
weichem Lederdeckel. — S. 218 leer. — S. 1 — 217 Volksbuch aus dem
'Ali-Kreise.
121. 222 Seiten zu 1 1 Zeilen; 22,5 X 14,5 und 12 X 8 cm. — Kasgar
Dezember 1902. — Mäßigerhalten; Chotanpapier; gepreßter Lederband. —
S. 1. 222 Ki'itzelei. — S. 2 — 221 türkische Bearbeitung des Rechtslehrbuchs
muchtasari loiqäje.
122. 202 Seiten zu 13 Zeilen; 24 X 15 "nd 17 X 9,7 cm. — Jarkend
15. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; lederüberzogener Holzband.
— S. 1 — 202 Bruchstück des tezkirei '^azizän.
123. 494 Seiten zu 13 Zeilen; 24,7 X 14,5 und 17 X 9 cm. — Kasgar
16. 10, 1902. — Gut erhalten; Papier gelblich , mitteldick; gepreßter Papier-
band. — S. 1—16. 465 — 494 leer. — S. 17 Kritzelei. — S. 18 — 464 Diwan
des Emir Omer Chan.
124. 76 Seiten zu 13 Zeilen; 24,5X17,5 und 17 X 10,5 cm. — Jar-
kend 25. 12. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; Pappband. — S. 1 — 4.
75. 76 leer. — S. 5 Kritzelei. — S. 6 — 74 Diwan der Dichterin Naubet.
125. 98 Seiten zu 13 Zeilen; 25,7X14,5 und 17 X 8 cm. — Kasgar
5.11.1902. — Schlecht erhalten; Papier gelblich, mittelstark; geheftet. —
S. 1— 3. 97. 98 leer; von Seite 89. 90 ein Stück abgeri^ssen; es fehlen
IV2 Zeilen. — S. 4 — 96 Tezkire des Choga Hidäjetulläh (Afäq) und seines
Sohnes Hasan.
14 Habtmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartniann.
126. 72 Seiten zu 11 Zeilen; 21,8X15 und 15 X H cm. — Kasgar
27. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; lose in weichem Leder-
deckel. — S. 1 — 5. 68 — 72 Kritzelei.- — S. 6 — 65 Losbuch, vermischt mit
Gebeten. — S. 66. 67 Varia.
127. 38 Seiten zu 9—11 Zeilen; 14,5X9,5 und llXScm. — Jar-
kend 24. 1. 1903. — Schlecht erhalten; Chotanpapier; Papierumschlag. —
S. 1—38 Gebete.
128. 16 Seiten zu 11—14 Zeilen; 21X12 und 14X 6,5 cm. — Jar-
kend 8. 1. 1903. — Mäßig erhalten; Chotanpapier; geheftet. — S. 1 leer.
— S. 16 Kritzelei. — S. 2— 15 Tezkire der Süt-Päsä.
129. 148 Seiten zu 11 Zeilen; 19,5X12,2 und 15X8,5 cm. —
Kasgar 10.11.1902. — Mäßig erhalten; Papier weiß, dünn; Pappdeckel.
— S. 2. 4. 6. 11—15. 147. 148 leer. — S. 1. 3. 5. 7—10. 33. 145. 146
Kritzelei. — S. 16 — 32 Volksbuch von Burq Sermest (Scherzerzählung). —
S. 34 — 144 Volksbuch von Bahräm und Diläräm.
130. 74 Seiten mit verschiedener Zeilenzahl; 17,5 X 1 1 cm. — Kasgar
29. 10. 1902. — Schlecht erhalten; Papier weiß; geheftet. — S. 1—74
Schreibübungen eines Ungeübten.
131. 32 Seiten mit verschiedener Zeilenzahl; S. 1 — 20 18X9; S. 21
bis 32 16,5X9 cm. — Jarkend,^ — Schlecht erhalten; Papier gelb; ge-
heftet. — S. 1—16 Fragment eines Tezkire. — S. 17—20 Gedichte per-
sisch; S. 21 — 32 Bruchstück aus einem biographischen Werk, persisch.
1.32. 48 Seiten zu 14—19 Zeilen; 20X12,5 cm; meist bis an die
äußersten Ränder beschrieben. — Kasgar 16. 10. 1902. — Schlecht erhalten;
Chotanpapier; geheftet. — S. 48 Kritzelei. — S. 1 — 47 Bruchstück eines
Erzählungsbuches.
133. 132 Seiten zu 9—11 Zeilen; 20 X 16 und 14 X 9 cm. — Kasgar
30. 10. 1902. — Mäßig erhalten; doppeltgenommenes Chotanpapier; Papp-
band. — S.2. 3. 124—132 leer. — S. 1 Kritzelei. — S. 4— 123 Volksbuch
aus dem 'Ali -Kreise.
Dem Inhalt nach ordnen sich die Handschriften so:
1. Geschichte, auch legendäre:
Weltanfang: 42 S. 66 — 68.
Prophetengeschichten (am ausführlichsten in der Muqaddime zum
sejeri serJf "Ms.M und 35): 51 S. 1 — 160. 58 S. 2 — 75. — Joseph 1 S. 2
bis 157. 67 S. 5 — 245. 107S. 4— 223. 111 S. 4—123. — Imäm Zeblh 62
S. 245— 264.
Muhammed: sejeri serTf M S. 2 — 743. 35 S. 4 — 949. 36S. 2 — 600.
37 S. 2—358. — Schlacht bei Bedr 89 S.2— 111. — Himmelfahrt 42 S. 17
bis 65. 63 S. 6 — 72. — Todesbuch 55 S. 127— 148. 98 S. 92 — 106. —
Testament 31 S. 4— 28. 55 S. 120 — 127. 79 S. 135 — 141. — Preis Mu-
hammeds 105 S. 4 — 135. — Erzählung von Mubammed und dem Jüngsten
Hartmann: Die osf türkischen Handschriften der Samnihnig Hartinann. 15
Gericht 42 S. 6 — 17. — Erzählungen von Muhamined und den vier ersten
Chalifen 98 S. 88—92.
'Ali: Erzählungen über ihn 3 S. 3— 152. 32S. 6— 105. 96 S. 2— 154.
101 S.2 — 64. 120 S. 1—217. 133 S. 4— 123. — Erzählungen über seinen
Sohn Muhammed Hanefije 53 S. 4— 362. 108 S. 91— 287.
Die zwölf Imame ('Ali s. oben): Allgemeines 79 S. 52 — 59. —
Hasan und Husain 38 S. 4— 388. 119 S.2— 157. 119 S. 160 — 556 {musai-
jabnäme). — Gafari Sädiq 79 S. 3 — 32. — Müsä Käzim 79 S. 33 — 52.
Die Ilekiden: Satoq Boghrä Chan und seine nächsten Nachkommen
106 S. 6 — 190. 112 S.2— 76. 113 S. 173— 256.
Die Choga-Dynastie: das zusammenfassende Tezkire des Mu-
hammed Sädiq 40 S. 1—287. 122 S. 1—202. — Ihre Geschichte in Versen
14 S.2 — 87. — Genealogie der Chogas 75 S. 158 — 167. — Tezkire des
MachdGmi A'zem 33 S. 14—155. 104 S. 185—326. — Tezkire des Choga
Hasan, Sohnes des Choga Äfäq 6 S. 2— 237. 66 S.3— 474. 125 S. 4— 96.
Heiligengeschichten: Menäqib des Abdulqädir Giläni 55 S.150 — 374.
— Tezkire der Süt Päsä 128 S.2 — 15. — Mesreb 76 S. 1 — 130. — §ech
San'än (Mesnewi) 78 S. 56 — 157. Verschiedene Legenden 79 S. 59 — 133. —
Ein Tezkire - Fragment 131 S. 1 — 16.
2. Geographie: Über China mit besonderem Bezug auf die islamische
Bevölkerung 23 S. 4 — 67.
3. Erzählungen und Volksbücher: Emir Hamze 41 S. 1 — 412. —
Abä Muslim 49 S. 1 — 150. — Abu AH Sinä und sein Bruder Abulhärit 118
S.2 — 144. — Züfunün 62 S. 266 — 389. — Mulaika 11 S.2— 96. 18 S.2
bis 82. 74 S. 1— 26. 98 S. 106 — 144. 99 S.4— 214. 103 S. 1 — 168. —
Bahräm und Diläräm 129 S. 34— 144. — Bahräm und Gülendäm 117 S. 1
bis 246. — Ferhäd und Öirin 17 S. 2— 83. 71 S. 6— 178. — Firüz Sah
(Mesnewi) 88 S. 2—125. — Hamrä und Hörliqä 59 S. 1—76. — Jüsuf und
Ahmed 24 S. 1 — 322. 56 S.2— 219. 61 S. 4—194. — Snaubar und Gülperi
13 S. 1 — 65. 70 S.2— 159. — Derwis Muqbili Rausendil 45 S.2— 32. —
Ädilchän und die drei Qalender 48 S. 279— 296. — Choga Selim 62 S. 412
bis 493. — Buluqjä 62 S. 185 — 242. — Kaiila und Dimna 42 S. 69 — 573. —
Tütinäme 48 S.4— 278. — Zafarnäme 98 S. 4— 87. — Gämi' ulhikäjät 48
S. 298 — 514. — Durrulmagälis 50 S.2 — 185. — Achläqulmuhsinin 77 S.4
bis 734. — Äzädbacht und die zehn Wezire 73 S. 73 — 226. — Scherz-
erzählung von Räuber und Richter 62 S. 392 — 409. 75 S. 19—54. — Scherz-
erzählung von Burq Sermest 129 S. 16 — 32. — Scherzerzählung vom frommen
Heuchler 60 S.2 — 76. — Erzählungsammlungen 30 S.4 — 351. 47 S. 1
bis 314. 64 S.2— 438. 132 S. 1— 47.
4. Poesie und Kunstprosa:
Diwane: Abmed Jasawi 83 S. 4— 116. — Ghäzi 72 S. 26— 138. —
Chiräbäti 29 S. 5 — 216. — Ömer Chan 123 S. 18 — 464. — Dichterin Naubet
124 S. 6 — 74. — Nawä'i s. unten.
Mesnewis: Chiräbäti 22 S.4 — 176. — Verschiedene 20 S. 1 f. 20
S.4— 82. 111 S. 234— 242. 111 S. 246 — 257. 113 S.4— 172. — Navvai
s, unten.
16 Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann.
Rubä'is: 102 S. 18— 89.
Verse und Gedichte Verschiedener: 3S.163 — 195. 79S.178f.
80 S. 196. 81 S. 1.381.383. 87 S. 89. 95 S. 2 — 78. 97 an verschiedenen
Stellen. 100 S. 1. 102 S. 13 — 16. lllS.231f. 1 13 S. 260— 292.
Nawä'i: asraqat -Diwan 16 S. 6 — 403. — Chamse (Mesnewi) 39
S. 14 — 530. 54 S. 4 — 690. — Säqinäme und zwei einzelne Gedichte 39
S. 532 — 541. — Mahbübulqulüb 15 S. 2— 260. 68 S. 10— 278. 78 S. 148
bis 309. — Nazmulgawähir 78 S. 2 — 53.
5. Qur'än und Hadit: Übersetzung und kurzer Kommentar einiger
Suren 81 S. 4 — 44. 81*8.48-379. — Über die Fätiha 12 S. 130— 153.
75 s. 2— 16. 80 S. 8— 195. — Hadite 79 S. 134.
6. Gebete, fromme Betrachtungen, religiöse Formeln,
Sufisches: 2 S. 46 — 59. 7 S. 2 — 60. 11 S. 106 — 108. 12 S. 5 — 32.
12 S. 34— 125. 12S. 153— 272. 12 S. 285 — 301. 12S. 304 — 434. 19
S. 5 — 199. 75 S. 113 — 118. 79 S. 144— 177. 86 S.9 — 148 und S. 184.
87S. 1— 3. 87 8.30 — 46. 87 8.90-92. 94 S. 1—72. 94 8.179 — 187.
115 8. If. 127 8.1—38.
7. Dogmatik, Paränese, Ethik: Söfi AUähjärs tehätur ä()izTn 21
8.3 — 167. — Miftähulqulüb 28 8.2-92. 31 8.30 — 90. — Rähatulqulfib
55 S. 2— 120. 62 S. 4— 139. 73 8.1-72. — Miftähulginän 65 8. 5 — 471.
Qijämetnäme 62 8. 142 — 164. — Räznäme 62 8. 164 — 185. — Lebensge-
staltung 4 8. 1-138. — Handlungen der Wochentage 111 8.226—228.—
Preis der Armut 80 8. 198 — 308. — Lehrgedichte 57 8.6—243. 100 8.2
bis 284. — Verschiedenes 31 8.91—273. 82 8.1 — 118. 104 8.1 — 183.
116 8.2 — 218.
8. Recht, auch einzelne Vorschriften und Gerichtsverhandlungen:
Muchtasari wiqäje 121 S. 2 — 221. — Wazä'ifuräbidin 109 8. 2 — 245. —
Über die Ehe 80 8. 1—6 und 197. 113 8.256 — 259. — Handbuch über
sunnitisches Recht 43 8.2 — 275. — Protokollbuch eines Gerichts in Kasgar
44 s. i_42. _ Verschiedenes 40 S. 288 — 290. 108 8.2 — 83.
9. Handwerker-Risäles: R. der Schuster 5 S. 1— 8. 25 8.4
bis 75. 26 8.2 — 108. 90 8.4-71. 91 8.1 — 81. 92S.2 — 106. 938.4
bis 78. — R. der Haarschneider 2 8.4 — 45. — R. der Kaufleute 5 8. 10
bis 29. — R. der Krämer 10 8.2—35. — R. der Gewürzkrämer 27 8.8
bis 116. — R. der Weber 8 S. 1—38. — R. der Sattler 85 8.42 — 71. —
R. der Färber 87 S. 47—88. — R. der Schmiede 94 8. 73 — 179. — R. der
Bauern 7 8.61 — 97. 84 8.2 — 95. — R. der Hirten 9 8.2-46.
10. Astronomisches und Kalenderwesen: 111 8.233. 111
S. 258f.
11. Medizin: 52 8.2—151.
12. Geheimwissenschaften: Psammomantik (rem/) 110 vS. 4 — 500.
— Zaubermittel 86 8. 1 — 8. — Losbuch 126 8.6 — 65. — Traumbuch 114
8.2—137.
13. Sprachliches und Schreibkunst: Kommentar zur Burda
Büsiris 69 S. 8 — 348. — Schreibheft 130 S. 1— 74.
IIartmann: Die osttürkisrhcu Handschriften der Sanunlung Hartmann. 17
14. FremdsprachHches.
Arabisches: Qiir'än- Fragmente 85 S.2— 13. 87 8.4f. 87 8.16 — 29.—
Gebete 75 S. 123 — 146. 78 S. 54f. 85 S. 13 — 37. 86 S. 151 — 183. 87
S. 6—15. Kurze Glaubenslehre 75 S. 148-156. Sprüche 102 S. 98— 124.—
Qasiden 12 S. 273 — 281. 12 S. 302 — 304. — Gedichte und Verse Ver-
schiedener 75 S. 60 — 111. 97 (s. oben unter 97).
Persisches: Hadite 8 S.39 — 50. — Risäle des 'Abdullah Ansäri 28
S. 92— 142. — Kitäbuhvusül des 'Abdulqädir Giläni 102 S.2 — 12. — Über
sufische Terminologie 97 S. 171 — 188. — Über die Saijidfrage 75 S. 57
bis 59. — ReUgiöses Lehrbtich 111 S. 126 — 224. — Religiöse Vorschriften
111 8.124. — Paränetisches 111 S. 242 — 245. — Erzählungen 74 8.27
bis 84. 75 8. 56. — Verse Verschiedener 97 (s. oben). 102 S. 13 — 16.
111 S. 228 — 230. 131 8.17 — 20. — Fragmente aus einem biographischen
Werk 131 8.21—32. — Übersetzung arabischer Sprüche 102 8.98—124.
Mandschurisches: 11 8. 124 f.
15. Varia: 31 S.277 — 279. 43 8.276 — 278. 68 8. 281 und 300f.
111 8. 125f. 225. 260 — 266. 113 8.293 — 301. 303 — 312. 314. 126
8. 66 f.
In einigen Handschriften befinden sich bemerkenswerte Stempelab-
dnicke. z.B. 102 8. 1 und 17.
Über das Alter der Handschriften finden sich nicht häufig Vermerke.
Einige sind in der Zeit zwischen 1300 (1883) und 1318 (1901) hergestellt.
Älter als 150 Jahre dürfte keine sein.
Nach dem Herkunftsort ' ordnen sich die Handschriften so:
1. Baku: 16 1
2. Choqand: 53.78 2
3. Jarkend: 34. 35. 36. 37. 38. 40. 41. 42. 47. 48. 50. 51. 52. 61.
62. 64. 70. 84. 85. 86. 87. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 98. 100. 102. 103 105.
109.113.114.116.122.124.127.128.131 41
4. Kasgar: 2. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 17. 18. 19.
20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 43. 44. 45. 46. 49.
55. 56. 58. 59. 60. 63. 65. 66. 67. 68. 69. 71. 73. 74. 75. 76. 77. 79. 80.
81. 82. 83. 88. 95. 97. 99. 101. 104. 106. 107. 108. 110. 111. 112. 115.
117.118.119.120.121.123.125.126.129.130.132.133 82
5. Taskent: 1. 3. 39. 54. 57. 72. 96 • • "
Summa 133
1 Nur in einem .-inzif^.n Fall, Ms. 131, ließ sieh der Erwerhungsoi t nicht
mein- mit voll.'r Sieh, rlieit t^j^tst' llen. Über das Daum der Erwerbung herrscht
Unsicherheit bei den .Mss. 27. 51. 61. 70. 83. 92. 121. Regel war, daß ich sogl.ieh nach
Ankauf Ort und Zeit in der Handschrift selbst verzeichnete.
Mitt. d. Sem. L Orient. Spraclien. 1904. II. Abt. 2
18 Hartmann: Die osttürldschen Handschriften der Sammlung Hartmann.
Nach dem Format ordnen sich die Handschriften so:
1. Zwischen 44,7 und 30 cm Länge (FoUo): 34. 35. 36. 37, 38.
39.40.41.42.43.44.45.46.48.49 15
2. Zwischen 29,9 und 25 cm Länge (Quart): 1. 3. 16. 19. 31.
47.50.51.53.57.65.96.106.110.111.115.118.119.125 .... 19
3. Zwischen 24,9 und 20 cm Länge (Großoktav): 17. 20. 23.
24. 30. 32. 33. 52. 54. 55. 56. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 68. 72. 74. 77.
78. 79. 80. 81. 82. 83. 97. 101. 107. 108. 109. 112. 113. 114. 116. 117.
120.121.122.123.124.126.128.132.133. . 47
4. Zwischen 19,9 und 15 cm Länge (Kleinoktav): 4. 6. 13. 14.
15. 18. 21. 22. 27. 28. 29. 66. 67. 69. 70. 71. 73. 75. 76. 88. 95. 98. 99.
100. 102. 103. 104. 105. 129. 130. 131 31
5. Zwischen 14,9 und 10,5 (Duodez): 2. 5. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
25. 26. 84. 85. 86. 87. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 127 ■ 21
Summa 133
Einige Worte über den Wert der Sammlung. Ihren 133 Nummern
stehen gegenüljer 25 »Manuscrits Turc-Djaghataiens et Kashghariens» unter
den «Manuscrits Turcs de l'Institut des Langues Orientales« in Petersburg
nach dem Katalog Smirnows (Petersburg 1897) S. 139 — 195 und etwa
64 Handschriften »en turc oriental« unter den Manuscrits Turcs Nr. 957 bis
1194 in Bloch ets Catalogue de la Collection des Manuscrits orientaux arabes,
persans et turcs formee par M. Charles Sehe/er et acquise par VEtat (Paris 1900).
Die Zahl der von Grenard aus Mittelasien mitgebrachten hierher gehörigen
Stücke, die am 5. Juni 1903 in der Bibliothek des Institut de France zu
untersuchen mir gütigst gestattet wurde, beträgt 48. Die Zahl von 133 Stücken
in Mittelasien zusammenzubringen^ war mir nur dadurch möglich, daß ich
die Erwerbung solcher Denkmäler als eine meiner Hauptaufgaben betrach-
tete \ und daß ich sowohl in Kasgar wie in Jarkend die Männer ausfindig
machte, welche besonders geeignet waren, Handschriften aufzuspüren und
herbeizuschleppen. Um den guten Willen dieser Leute zu erhalten und sie
noch rühriger zu machen, durfte das, was sie brachten, nicht zu kritisch
angesehen werden. Es mußte eben Minderwertiges in den Kauf genommen
werden, um das Gute zu bekommen. Und Gutes ist nicht zu spärlich ver-
treten. Die erste Stelle an Bedeutung nehmen die Handschriften der Klasse l
Geschichte ein. Ist auch die zusammenfassende Darstellung der Geschichte
der Choga- Dynastie, welche Muhammed Sädiq aus Kasgar wahrscheinlich
im Jahre 1182 (1768/69) verfaßte, nicht unbekannt-, so betrachte ich es
1 Außer den türkischen Manuskripten brachte ich mit: 29 persische, 7 ara-
bische und 2 chinesische (tunganische) ; über die beiden chinesischen berichtete ich
kurz hl Orientalistische Literatur -Zeitung 1903 Sp. 283 fF.
"^ Über das nachlässig geschriebene , aber vollständige Exemplar des Orienta-
lischen Instituts in Petersburg Nr. 486 und das wahrscheinlicli nur einen schlechten
Auszug bildende des Musee Asiatique ebenda Nr. 590 s. den Katalog Smirnows
unter Nr. 78. Ein anderes Manuskript muß sich im Besitze von Shaw befunden
haben, denn unter dessen nachgelassenen Papieren fand Elias, der Herausgeber der
Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sammlung Hartmann. 19
doch als besonderen Vorzug, daß mir von dem wichtigen Werke ein bis auf
wenige Seiten vollständiges und recht brauchbares Exemplar und daneben
noch das den Seiten 1 — 115 Z. 4 von Ms, 40 entsprechende Bruchstück
Ms. 122 in die Hände kam. Eine besondere Bedeutung hat das Werk Mu-
hammed Sädicjs dadurch, daß sein Verfasser im Sinne der Ishäqije- oder
Qarataghlyq- Partei schreibt, während die meisten anderen Stücke dieser
Klasse aus der Afaq- oder Aqtaghlyq- Partei hervorgegangen sind K So auch
die kurze genealogische Übersicht Ms. 75 S. 158 — 167, welche fast nur ein
Skelett von Namen und Ziffern bildet , aber gerade daduich außerordentlich
wertvoll ist, denn die andern Handschriften zeichnen sich durch das Fehlen
chronologischer Angaben aus. Bemerkenswert sind die beiden Exemplare
(Ms. 33 und 104) der türkischen Übersetzung des von Abulbaqä' b.Bahä'uddin
persisch verfaßten Tezkire über den Gründer der Choga- Dynastie Mach-
dümi A'zem (das persische Original ist in meinem Besitz). Aus dem Per-
sischen wird auch das Tezkire des Choga Hasan übersetzt sein, dessen drei
Exemplare, Mss. 6, 66 und 125, zwei verschiedene Redaktionen zeigen.
Längerer Aufenthalt hätte mir die Möglichkeit gegeben, noch mehr von der
in Kasgarien die Bevölkerung beherrschenden Tezkire -Literatur zu erwerben,
sowohl aus dem Kreise der umfangreichen Familiengeschichten, zu denen
ja auch die eben besprochene der Choga - Dynastie gehört, wie aus dem der
einzelnen heiligen Männer und Frauen. Zu jenem gehören noch die Stücke
aus dem durch Shaw und Grenard genügend bekannten Tezkirei Boghrä
Mss. 106, 112 und 113. Von den Tezkires der einzelnen Heiligen finden
sich Exemplare meist bei den Hütern der Mazars. "\^on solchen erwarb ich
nur die der heiligen Frau Süt Päsä, deren Mazar in der Nähe des Qawat-
tores von Jarkend ich besuchte. Sein Hüter brachte mir selbst die beiden
in seinem Besitz befindlichen Tezkires, von denen ich das bessere, Ms. 128,
wählen durfte. Von historischem Interesse ist das Tezkire des Molla
Muhammed Serif in Ms. 63, das viele Begebenheiten aus der Zeit des Gagha-
taiden 'Abdurresid Chan berichtet^. Die Bücher von Mesreb, Ms. 76, und
Sech San'än, Ms. 78, stehen auf der Grenze zwischen Tezkire und reiner
erbaulicher Volkserzälilung (über Mesreb siehe mein »Der Islamische
Orient", Heft V). Ähnlich ist es mit den Büchern über den Propheten und
seine Nachkommen, die mit zahlreichen, oft mit dem Gegenstand nur in
Rossschen Übersetzung des Tarichi ResTdl -k several unpuhlished extracts froni the Tarikh-
i-Rashidi, as well as some more complete sections of a rare Turki work called the Taz-
kira-i-Iihwajagan-^^ (S. X Anmerkung 1). Ein drittes Manuskript endlich fand ich
im Juni 1903 unter den in der Bibliothek des Institut de France verwahrten, von
Grenard aus Mittelasien mitgebrachten Handschriften.
1 Eine deutsche Bearbeitung des Werkes ist für mein »Der Islamische
Orient" im Druck.
2 Dessen Tod ist hier als vier Jahre nach dem Tode des Molla Mohammed
Serif erfolgt angegeben. Der Molla starb 973. Es dürfte dadurch das Datum bei
Elias-Ross, HMory of the Moghuls, Einleitung S. 48 und 120 berichtigt werden.
Es sei hier bemerkt, daß namentlich die Tezkires der Chogas zahlreiche Notizen zur
Geschichte der letzten Gaghataiden liefern.
20 Hartmann: Die osttürkischen Handschriften der Sanindung HarTniaini.
losem Zusammenhang stehenden Geschichten durchsetzt sind. An ihrer Spitze
steht das hochverehrte sejeri serif^, eine Ubei-setzung des bekannten per-
sischen Werkes Mu'ins ^ in die Sprache Kasgariens durch einen MoUa Mu-
hammed Rehin), welche vollständiger und genauer ist als die unter dem
Namen alty parmaq heV^nniQ osmanische. Mss. 34 und 35 bilden ein, soviel
ich sehen kann, lückenloses, sorgfältig geschriebenes und gut erhaltenes
Exemjilar dieses Werkes, für dessen textkritische Behandhing die Fragmente
in den schlechter erhaltenen Mss. 36 und 37 nicht oiine Wert sein dürften.
Die Geographie ist nur mit einem Werk vertreten in Ms. 23. Der
Verfasser spricht aus persönlicher Erfahrung. Er hat die islamischen Pro-
vinzen Chinas bereist und Beziehungen zu den angesehensten Muslims.
Die Stoffe der erzählenden Volksl)ücher sind wohl sämtlich bekannt
(eine Ausnahme macht vielleicht die Scherzeizählung von Burq Sermest).
Sie beruhen auf persischen Vorlagen. Gelegentliche Bemerkungen über
türkische Übersetzungen solcher s. in Ethe, Neupersische Literatur (Ira-
nischer Grundriß 2, 212 ff.). Einige, z. B. Ferhäd und J^irin und Hamrä und
Hörliqä, gab Radioff in Volksliteratur W in dei' dem Kasgarischen so nahe-
stehenden Sprache der Tarantschi.
Ein neues Gebiet erschließen die Handwerker- Risäl es der Klasse 9.
Sie sind höchst wichtige Beiträge zur Kenntnis der sozialen Zustände, des
geistigen Niveaus und der religiösen Vorstellungen unter den Muslims Kas-
gariens. Sie scheinen außerordentlich beliebt und verbreitet zu sein. Der
geistige Tiefstand der Bevölkerung macht den wenigen Personen, die ge-
nügend schreiben können, es leicht, den Aberglauben zu verbreiten, daß,
wer irgend ein Gewerbe treibt, mit einer solchen Risäle versehen sein müsse,
um wirtschaftlich voranzukommen. Über den Inhalt hier nur so viel, daß
die Hauptischutzpatrone von Adam an aufgezählt werden, und die frommen
Sprüche gelehrt werden, welche die Vornahme jeder einzelnen Hantierung
begleiten müssen. Der verdienstvolle Leiter des Lehrerseminars in Taschkent
Nikolai Petrowitsch Ostroumow hat in der von ihm herausgegebenen
turkestanskaja tuzemnaja gazeta in den Jahren 1901 und 1902 eine Anzahl
dieser Risäles veröffentlicht (ich besitze durch seine Güte acht davon in
Sonderabzug). Aber an jener Stelle sind sie recht versteckt, und es ist
mir nicht bekannt, daß darüber irgendwo gehandelt sei. Von europäischen
Bibliotheken ist mir als Exemplare enthaltend nur die des Institut de France
bekannt. In der dort verwahrten Handschriftensammlung Grenards fand
^ Mehrfach gab man mir an, die besten und berühmtesten Werke der Landes-
literatur seien das sejeri scrlf und der teber'i (die Smirnow, Cataiogm S. 158 er-
wähnte Übersetzung des obengenannten Muhammed Sädiq? Ich komite kein Exemplar
auftreiben).
- Über die Berliner Handschriften des Werkes, das Ethe, Neupersische
Literatur (Iran. Grundriß II) §61 S. 358 bes2Jricht, siehe Pertsch, Verzeichnis der
Persischen Handschriften Nr. 545 — 547. Ich erwarb ein Manuskript mit der zweiten
Hälfte des Werkes, das aus zwei Exemplaren verschiedener Redaktion zusammen-
geschweißt ist.
Hartmann: Die osttiirkischon Handschriften der Sammlung Hartmann. 21
N. S. in 4"
ich im Juni 1903 das »Livre des cordonniers-, signiert — ' — und sieben
andere Risäles, von denen ich nur drei sicher bestimmen kann: Goldschmiede,
Gevvürzkrämer, Bauern ^ Die Anführung der Hantierungen gibt Gelegenheit
zur Nennung spezieller Bezeichnungen, die besonders in den Risäles der
Bauern und der Hirten von Interesse sind.
Unter den Werken der Poesie und Kunstprosa ließen sich die wohl-
bekannten und sprachlich verhältnismäßig geringe Bedeutung besitzenden
des vielschreibenden und wohl nicht zu Unrecht im Verdachte osmanisch
sprachlicher Beeinflussung stehenden Staatsmanns und Literators Mir 'Ali
Ser^ Nawä'i nicht ganz vermeiden. Man bot mir immer von neuem Exem-
plare seiner Wei-ke an, leider nie eine vollständige Sammlung seiner vier
Diwane, von denen fast nur der asraqat- Diwan, Ms. 16, vorkommt. Durch
saubere Schrift und gute Erhaltung ist ausgezeichnet die Handschrift seines
chamse in Großfolio Ms. 39, neben welcher das zweite Exemplar Ms, 54
unbedeutend erscheint. Die Diwane Ahmed Jasawis und Omer Chans sind
gedruckt, die Ghäzis, Chiräbätis und der Dichterin Naubet, soviel mir be-
kannt, nicht, ebensowenig das Mesnewi Chiräbätis (Teil einer Übersetzung
des Mesnewis RümisP). Obwohl osttüi-kische Rubä'is in Prosawerke oft
eingestreut sind, z.B. in das von mir bearbeitete Mesreb- Buch, so sei doch
auf die Sammlung von solchen in Ms. 102 hingewiesen.
Ul)er die einzelnen Stücke in den Klassen 5, 6, 7, 8, 10, 11, 12, 13
sage ich nichts, da ich sie noch nicht genauer untersuchte. Nur sei auf
die Qur'än- Übersetzungen in Nr. 81, die zahlreichen Gebetsammlungen, das
Protokollbuch eines Kasgarer Gerichts Ms. 44, das umfangreiche Werk über
die Punktierkunst {raml) Ms. 110 und den Konnnentar zur Burda Ms. 69
hingewiesen.
Das Fremdsprachliche wird in der Beschreibung der arabischen und
persischen Handschriften meiner Sammlung näher besprochen werden.
1 Einer andern, volkskundlich nicht ganz so interessanten Klasse gehört
das Büchlein an, das Johannes Awetaranian im Jahre 1320 (1902/3) in seiner
Druckerei in Schumla (Bulgarien) druckte, und welches unter dem Titel »Zwiege-
spräche der zweiunddreißig Zünfte" Gedichte zum Preise der ehizelnen Handwerke
enthält.
^ So, nicht slr, wird der Name in Transoxanien imd Kasgarien, sicher auch
in Chorasan und Badachsan gesprochen. Es wird dort überall jai mayhül sorgfältig
unterschieden.
22
Zui' Bedeutung des Titels „Sirat al-Failasuf"
(Fihrist 265, 6).
Von Julius Lippeet.
Unter den Schi-ii'ten des christlichen ^Mediziners und Logikers Ibn al-
gammär (geboren 331/942) zählen Fihrist 265, 6, Qifti 164, 15 und Ibn
Abi U salb i'a 1, 323, 9 den Titel ,^j-~La)1 öj^ ^IIj auf, dessen Interpre-
tation in den arabistischen Studien der letzten fünfzig Jahre seine Geschichte
hat. Wie ja bekannt, wurde Aristoteles von den Arabern nach griechi-
schem Vorgange als der »Failasüf« schlechthin bezeichnet. Ob nun in dem
vorliegenden Titel dieses Wort als Appellativum oder in der speziellen Be-
deutung als Eigennamen aufzufassen ist, darum dreht sich der Streit, und
es ist klar, daß von der richtigen Beantwortung der Krage auch die literar-
historische Verwertung des Titels und Werkes abhängt. Im folgenden eine
kurze historische Übersicht der geäußerten Auffassungen:
Hammer-Purgstall übersetzt in seiner Literaturgeschichte der
Araber (Bd. V, 296) den Titel mit »die Rede über den Lebenswandel (Sirat)
der Philosophen«, faßt also das Wort als Gattungsnamen auf. Über die
pluralische Übersetzung von »Failasüf« brauchen wir hier nicht zu rechten.
Aug. Müller (Die griechischen Philosophen in der arabischen Über-
lieferung, S. 46 Mitte; Halle 1873) ninunt »failasüf« als Eigennamen, da
er offenbar im Hinblick auf unseren Titel sagt: »eine arabische Lebens-
beschreibung [des Aristoteles] verfaßte übrigens Ibn al-|jaumiär«.
Leclerc (Histoire de la Medecine arabe I, 355, Paris 1876) übersetzt
den Titel dreimal — ob in Anlehnung an Hanuner-Purgstall, lasse ich
dahingestellt — mit »De la vie des philosophes«, faßt also das Wort auch
als Gattungsnamen auf. Seine Bemerkung »Le Fihrist donne cet ouvrage
comme lui appartenant et le Kitab el hokama conmie une traduction« ent-
spricht nicht der Tatsache; auch das »Tarih al-hukamä« Qiftis gibt es als
selbständiges Werk des Autors.
Steinschneider (Die arabischen Übersetzungen aus dem Griechi-
schen, in: Beihefte zum Centralblatt für Bibliothekswesen V, 31) wendet
sich gegen die inkorrekte Pluralübersetzung von Hammer-Purgstall und
Leclerc wie auch gegen die Auffassung Müllers, entscheidet sich aber für
die appellativische Bedeutung des Wortes »failasüf« und übersetzt »über
das Leben des (d.h. jedes) Philosophen«.
Dieser Auffassung Steinschneiders hatte ich mich in meinen »Studien
auf dem Gebiete der griechisch - arabischen Übersetzungsliteratur» S. 4,
Anm. 1, angeschlossen.
Lippert: Zur Bedeutung des Titels -Slrat al-Failasüf. (Filirist 265, 6). 23
In seinen . Syrisch -arab. Biographien des Aristoteles» (Leipzig 1900,
S. 21 ff.), einem wahren Kabinettstück von Methode und scharfsinniger Kom-
bination, schneidet A. Baumstark die Frage wieder an und stellt sich auf
den Standpunkt Müllers, indem er die Auffassungen Hammer-Purg-
stalls und Leclercs einerseits, Steinschneiders und die meinige an-
dererseits abweist. Mit welchem Recht, mag die folgende Darlegung zeigen.
Als ich in meinen »Studien« für Steinschneiders appellativische
Auffassung des Wortes »Failasüf« eintrat, waren es Gründe allgemeiner
Natur, die mich dazu bewogen. Will man den Namen einer Person durch
ein für ihre Bedeutung charakteristisches Appellativum ersetzen, so muß
doch die gewollte Interpretation durch den Zusammenhang vorbereitet sein;
das dürfte aber bei einem bloßen Titel schwerlich der Fall sein. Ich glaube
jetzt in der Lage zu sein, diaxh positive Argumente die Richtigkeit meiner
früheren Auffassung nachweisen zu können.
Ibn al-JJammär, der Verfasser des »sirat al-failasüf «, hat auch
eine Abhandlung geschrieben, die den Titel maqäla fi's-sadiq wa's-
sadäcja »Abhandlung über den Freund und die Freundschaft« führt. Sollte
dieser Umstand nicht schon der Annahme zuneigen lassen, daß auch unser
Titel auf ein Werk hinweist, das nicht biographischen, sondern ethisch -
didaktischen Inhalts gewesen ist? Aber auch sonst finden wir in der arabi-
schen Literatm- und gerade in der Zeit kurz vor Ibn al-Hammär Werke,
die das »tugendhafte Leben« zum Gegenstand ihrer Behandlung machen.
Unter den Schriften des berühmten Arztes Muha mmad b. Zakarijä
ar-Räzi (gestorben um 320/932) begegnet uns der Titel Kitäb fi's-
sirat al-fädila »Buch über das vorzügliche Leben«. Was ist das anders
als eine Metonymie für sirat al-failasüf, nur daß der fragliche Begriff
das eine Mal substantivisch , das andere Mal adjektivisch ausgedrückt ist?
Ein Werk, das denselben Titel as- sirat al-fädila trägt, hat auch der
Philosoph Färäbi (f 339/950) verfaßt. Beweisen diese Beispiele nicht zur
Evidenz, daß der »rein ethische Begriff des Philosophen als des rein welt-
lichen Heiligen der Antike« der syrisch -arabischen Schulphilosophie nicht
so völlig fern gelegen habe, wie Hr. Baumstark meint. Und daß dieses
Lebensideal auch bei den Arabern nicht ein bloßes Pliantom geblieben ist,
sondern auch in die Praxis umgesetzt wurde, auch dafür kann ich einen Be-
leg beibringen. Bei der Charakteristik des Philosophen und Mathematikers
'Umar b. Ahmad (f 449 in seiner Heimatstadt Sevilla) gebraucht Qifti
(Ed. Lippert 243, 13) die folgenden Ausdrücke: <i-*^lj l^llu . . . j6
C-.L- fy^3 ^j^ S-^3 «^^U-l -r^XA tj . d. i. »Er suchte es den Philo-
sophen gleich zu tun in der Vervollkommnung seines Charakters, in der
Korrektheit seines Lebens und der Gestaltung seines Verhaltens«. Wird hier
nicht der Philosoph als Typus untadeligen Lebens gebraucht? Sehen diese
Worte nicht aus, als ob sie geradezu als Widerlegung der vorausgeahnten
Behauptung Baumstark 's geschrieben wären?
Ich glaube, daß durch diese Ausführungen der Theorie von dem
biographischen Charakter des »sirat al-failasüf« ein für alle Mal das Urteil
24 Lippert: Zur Bedeutung des Titels .Slrat al-Failasüf- (Fihrist 265, 6).
gesprochen ist, und daß Ibn al-öammär auszuschalten ist aus dem
Stemma der Aristotelesbiographen, das Baumstark auf S. 36 seiner » Sy-
risch-arab. Biographien des Aristoteles« gibt. Baumstarks Arbeit behält
darum doch ihren bleibenden Wert.^
1 Erwähnung verdient noch, daß Ibn Abi Usail)i'a in seiner Biographie
des Ibn al-Hainmär von ihm sagt, daß er f-^JJJ ^^\ «-I^Äa) a^L-JI (j— s^
iJjillj frUläJlj r^^*^^ gewesen sei, sowie auch sonstige Züge von ihm mitteilt, die
ihn als pedantisch strengen Charakter erscheinen lassen. Möglich deshalb , daß er
in dem «Leben des Philosophen» ein Spiegelbild seines eigenen Ichs hat geben wollen,
wie ja auch der schon genannte Räzi seine Autobiographie (Ibn Ab! Usaibi'a I, 321;, 13
4j;w (_| o^) verfaßt hat, die Steinschneider mit seiner «Slra al-falsafija« (Br.
Mus. 426) identifiziert.
25
Grundriß der allgemeinen Organisation der Ver-
waltungsbehörden der eigentlichen Türkei.
Von Dr. jur. Loytved.
Erste Abteilung.
Die Verwaltungsbezirke.
Die Abgrenzung der Verwaltungsbezirke der Türkei geht von den Dorf-
gemeinden {karije^) bzw. Städten {schehir^) aus, die in Stadtviertel {mahale^)
mit je 50 Häusern eingeteilt sein sollen und bei größeren Städten auch in
Stadtbezirke (däire*) mit je 40000 Einwohnern abgegrenzt werden können.
Diese (Dorfgemeinden und Städte mit Ausnahme von Konstantinopel)
werden zu Kreisen {ka.sa'") zusammengefaßt. Diejenigen Dorfgemeinden aber,
die aus örtlichen Gründen nicht unmittelbar zu Kreisen verbunden werden
sollen, gehen zunächst allein oder zu mehreren nachbarlich gelegenen
Dörfern und Landgütern (tschiftliJc^) in Nahijes auf, deren Abgrenzung
durch kaiserliches Irade auf einen vom Bezirksausschuß, Provinzialrat und
der Hohen Pforte bestätigten Beschluß des Kreisausschusses eifolgt.
Bei den Nahijes sind die der 6 östlichen Provinzen Kleinasiens von
denen der übrigen Provinzen der Türkei zu imterscheiden. Die ersteren
sind »Gaugemeinden mit komujunalen Selbstverwaltungskörpern", die
anderen »Amtsbezirke mit einem Berufsbeamten« an der Spitze. Die Nahijes-
» Gaugemeinden« müssen mehr als 200 Häuser (bzw. 50 Häuser, wenn die
betreffenden Dorfgemeinden für die Verwaltungskosten aufzukommen bereit
sind), die Nahijes- "Amtsbezirke« mehr als 500 männliche Einwohner zählen.
Die Gaugemeinden bzw. Amtsbezirke {nahije^) werden mit den Dorf-
und Stadtgemeinden, wie bereits erwähnt, zu Kreisen {kasa), diese zu
Regierungsbezirken {sandschak oder liwa^) und letztere mit Ausnahme der
selbständigen Regierungsbezirke [elwije-i-müstekille^): Tschataldscha, Ismid,
Biga, Tyrus, Libanon, Jerusalem, Bengasi zu 30 Provinzen {icilajet^% Pro-
vinz Konstantinopel mit eingerechnet, verbunden.
Literatur: AA^ilajetgesetz vom 7. Dschemasi ül acliyr 1281 (D I 608),
Wilajetverwaltungsgesetz vom 29. Schaw^wal 1287 (D I 625), Provinzial-
Städteverwaltungsgesetz vom 27. Ramasan 1294 (D IV 570), Nachtragsgesetz
8 jUiJu- oder lj5 ^ aJläL^ Ai^\ 'o O Vj
26 Loytved: Veiwaltungs- Organisation der Türkei.
vom 13. Sefer 1304 (L I 131), Nahijegesetz vom 11. Eeb' ülewwel 1293
(D III 33).
Anmerkungen. 1. Nach dem Wilajetgesetz von 1281 sollen , wie oben
erwähnt, die Dorfgemeinden, die aus örtlichen Gründen nicht zu Kreisen
verbunden werden, als Nahijes zusammengefaßt dem nächsten Kreis ange-
ghedert werden. Später sollten nach dem Gesetz von 1287 sämtliche
Nahijes kommunale Selbstverwaltungskörper erhalten. Da aber die dies-
bezüglichen Bestimmungen dieses Gesetzes nicht in Kraft gesetzt worden
sind, blieben die Nahijes staatliche Verwaltungsbezirke mit einem
Berufsbeamten an der Spitze. Erst nachdem durch das Nahijegesetz von 1293
die Bestimnumgen des Gesetzes von 1287 erneuert wurden, erhielten die
6 östlichen Provinzen Kleinasiens: VVan, Bitlis, Diarbekir, Mamuret el asis,
Erserum und Siwas auf Grund eines kaiserlichen Iiades des Jaiires 1311
die gesetzlichen kommunalen Selljstverwaltungskörper.
2. In den Provinzen Hedschas bilden die heiligen Städte Mekka und
Medina besondere Regierungsbezirke, von denen der Mekkas Emaret heißt.
Zweite Abteilung.
Organisation der Staatsverwaltung und Selbstverwaltung.
Vorbemerkung.
Die Organisationsgevvalt steht dem absolut herrschenden Sultan {padi-
scliah^) zu. Zur bureaumäßigen Erledigung und \'ermittelung der allerhöchsten
Entschließungen {irade-i-ssenije^) dient das kaiserliche Hofsekretariat {male
jun-i-huma jun-i-meluhane Mtabeti^) mit dem ersten kaiserlichen Hofsekietär
{basch katib*) an der Spitze, dem ein zweiter Sekretär und ein Sekretär für
die auswärtige Koirespondenz nebst erforderlichem Hilfspersonal zur Seite
steht. Die Verwaltung des großherrlichen Vermögens leitet das ^linisterium
der Zivilliste {chasine - i- chasse- i- scliahane^) mit einem Minister (nasir^) an der
Spitze. Im übrigen wird die Verwaltung durch Staatsorgane (im Gegensatz
zu Hofbeamten) ausgeübt.
Kapitel I.
Organe der allgemeinen Staatsverwaltung.
I. Abschnitt.
Die Behörden, die unmittelbar unter dem Sultan stehen:
1. Das Großwesirat {ssedaret-i-usma-däire-i-dschelilessi').
2. Das Staatsministerinin {hiJ€t-i-wüh€la-i-fyc]iam.-i-SsaItanet-i-
1 ob-jl^ 2 4j^ ^j\j| 3 ^\C\ ^^^ j^l* j^^ ^ ^l^^r^l)
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 27
3. Die hohe Kommission für die Unterstützungskasse der Hohen
Pforte (bah -i- all tesshilat ssandygy commissioni-alissi^).
4. Die hohe Kommission für die innere Kolonisation {muhadschirin
commission -i- alissi ^) .
5. Die hohe Kommission für die Inspektion des gesamten MiUtär-
wesens (teftisch-i-umumi-i-askeri commission -i- alissi hijeü^).
I. Das Großwesirat {ssedaret i-usma-daire-i-dschelilessi).
An der Si)itze der gesamten Verwaltung steht als höchster Beamter
für die Leitung aller weltlichen Angelegenheiten der Großwesir [ssadar asam*)
und ihm zur Seite ein Unterstaatsseki-etär {müsteschar^).
Für die hureaumäßige Erledigung der Geschäfte dient ilnn das Groß-
wesirat mit 4 Abteilungen:
1 . Das Sekretariat für die allgemeine Korrespondenz {melUvhdscltdik'^).
2. Die Staatskanzlei für die Korrespondenz mit dem Kal)inett
{amedschilig -i- diwan - humajun '').
3. Die Staatsarchivkanzlei {hejWkdschiliy-i-diican-i-humajuu^
4. Die Staatskanzlei für Zeremonienangelegenheiten {teschrifatschilig-
i - diwan -i- humajun ^ ) .
Dem Großwesir steht ferner als ständige Beratungsbehörde dei- Staats-
rat {sclmra-i-dewlet'^'^) zur Seite.
Der Großwesir ist der »absolute- Stellverti-eter {wekil-i-mutlalc^^) des
Großherrn und handelt loco imperatoris. Als Chef der Verwaltung
1. hat er in sämtlichen weltlichen Staatsangelegenheiten innerhalb
der ihm vom Sultan übertragenen Befugnisse das Recht der
selbständigen Entscheidung und des Erlasses von »hohen Ent-
schließinigen« {irade - i - alije ^'^);
2. übt er das Aufsichtsrecht über sämtliche weltliche Verwaltungs-
behörden aus;
3. führt er den Vorsitz im Staatsministerium {hijeü-i-wükela), dem
er nach freier Entschließung wiclitige Staatsangelegenheiten zur
Entscheidung überweist und dessen Beschlüsse er dem Groß-
herrn untei'breitet;
4. vermittelt er in der Regel den Verkehr des Kabinetts und des
Scheich ul islama mit den Ministerien und den der Ministerien
untereinander.
Anmerkung. Wesire gab es bei-eits in der ältesten persischen Ge-
schichte und bei den Arabern seit den Abbassiden. Bei letzteren wurden
zwei Stufen des Wesirats unterschieden: wesiraf-i-ta/wi/d das »unbeschränkte«
28 Loytved: Vervvakuiigs- Organisation der Türkei.
und wesirat-i-tanfyd das »beschränkte« Wesirat. Aus ersterem hat sich das
Großvvesirat entwickelt, während das letztere nur noch die Bedeutung der
höchsten Rangstufe in der Beamtenhierarchie behielt. Unter der osuianischen
Dynastie ist die Stelle eines Großwesii-s zum erstenmal im Jahre 1328 vom
Sultan Urchan seinem Bruder Alaeddin -Pascha üliertragen worden.
Der Großwesir war das »sichtbaie Ebenbild des Sultans, der in das
heilige Dunkel seines Hofes gehüllt war«, sein alter ego. mit dem Recht,
über Tod und Leben seiner Beamten zu entscheiden. Das Zeichen seiner
Macht war das ihm vom Großherrn anvertraute kaiserliche Siegel, das er
auch jetzt noch bei seinem Amtsantritt erhält imd immer bei sich tragen
sollte. Seine hervorragende Stellung wird nach außen dadurch gekenn-
zeichnet, daß die neuankommenden Missionschefs sich nach der feierlichen
Audienz beim Sultan in großer Uniform und mit Gefolge zum Großwesir
begeben. Seine Anrede ist Hoheit.
Die Amtsstelle des Großwesirs heißt hah-i-ali^ = Hohe Pforte. Ur-
sjjrünglich bedeutete sie »die Pforte des Fürsten«, an der sich die Großen
versammelten (Hof). Heute hat die Hohe Pforte im weiteren Sinne die
Bedeutung der Regierung, und im engeren Sinne versteht man unter dieser
Bezeichnung das Gebäude, das das Großwesirat, das Staatsministerium, den
Staatsrat, die Ministerien des Innern und der Auswärtigen Angelegenheiten
enthält.
Anmerkung. Diica/i^ ist gleichfalls eine altpersische Bezeichnung für
die höchste Behörde, der der Großwesir als Vorsitzender tmd die höchsten
Staatswürdenträger und Militärpersorien angehörten. Zur Zeit hat Diwan diese
Bedeutung verloren. Es findet sich diese Bezeichnung bei den Abteilungen
des Groß wesirats, des Oberrechmingshofs, den Kriegsgerichten u. a. wieder.
Der Staatsrat {/^rhura - i - dewlet).
Der Staatsrat ist eine ständige Bera tungsbehörde, die dem Groß-
wesir zur Seite steht. Er zerfällt in 3 Abteilungen :
1. die Verwaltimgsabteihmg (milkije daire.fsi%
2. die Finanzabteilung {malije dairessi^),
3. die Gesetzgebungsabteilung (taiisimat dairessr').
Dem Staatsrat steht ein Präsident vor. Die 1. Abteilung wird von
ihm, die beiden anderen von je einem Vizepräsidenten geleitet. Der Staats-
rat beschließt in wichtigen Angelegenheiten in gemeinschaftlicher Sitzung,
bei der Stinunenmehrheit entscheidet. Quorum Hälfte +1.
In die Zuständigkeit des Staatsrats fallen:
Beratung aller wichtigen V^erwaltungsangelegenheiten, die ihm vom
Großwesir überwiesen werden (insbesondere Konzessions-, Finanz- und andere
Angelegenheiten) und Vorschläge von Gesetzesänderungen und Prüfung der
von anderen Behörden gemachten und durch das Großwesirat ihm über-
mittelten Gesetzesentwürfe.
^Ic ^li 2 jl_j)J 3 ^oJ\c> AAL 4 ,^e/b «vJL. '"■ (^^e^b O^^"
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 29
Unter der Leitung des Staatsrats stehen ferner die Verwaltungsgerichte
(s. S. 40).
Literatur: Gesetz vom 8. Silhiddsche 1284 (D I 703), Gesetz vom
25. Muharrem 1286 (D I 707), Novelle vom 20. Silhidche 1303 (L. I 130),
Beschluß vom 5. Kanun-i-ssani 1312 (L. D II 93).
IL Das Staatsministerium {hijet-i-wükela-i-fycham-i-Ssaltanet-i-ssenije).
Das Staatsministerium tritt als die höchste Beschließungsbehörde
(unter dem Vorsitz des Großwesirs) in der Regel jeden Mittwoch
und Sonntag zusammen und besteht aus 14 Mitgliedern:
1. Großwesir, 2. Scheich ül islam, 3. Minister des Innern, 4. Minister
des Äußern, 5. Minister des öffentlichen Unterrichts, 6. Minister der frommen
Stiftungen, 7. Kriegs-, S. Marine-, 9. Finanz-, 10. Justiz-, 11, Handels-
minister und der öffentlichen Bauten, 12 Großmeister der Artillerie, 13. Prä-
sident des Staatsrats, 14. Unterstaatssekretär im Großwesirat.
In seine Zuständigkeit fallen die ihm vom Großwesir zur Beschließung
überwiesenen Staatsangelegenheiten, deren Beschlüsse vom Gi-oßwesir dem
Sultan zur Bestätigung unterbreitet werden.
III. Die hohe Kommission für die Unterstützungskasse der
Hohen Pforte {hah-i-ali-i-teshilat ssandygy commission-i-alissi).
Diese Kommission steht unter dem Präsidium des Sultans und setzt
sich aus einem 2. Vorsitzenden und 4 Mitgliedern für die Verwaltung der
Unterstützungskasse für Staatsbeamte zusammen.
IV. Die hohe Kommission für die innere Kolonisation {muha-
dscTiirin commission -i- alissi) .
Sie steht unter dem Präsidium des Sultans und besteht aus 4 Mitgliedern
für die Leitung des Einwanderungswesens und die innere Kolonisation.
V. Die hohe Kommission für die Inspektion des gesamten
M i 1 i t ä r w e s e n s ( tef tisch - i-umumi - askeri commission -i- alissi hijeti).
Sie steht gleichfalls unter dem Präsidium des Sultans und setzt sich
aus einem \'izepräsidenten, einem 2. Vorsitzenden und mehreren Mitgliedern
für die Inspektion des gesamten Militärwesens zusammen.
2. Abschnitt,
Die dem Großwesir unmittelbar unterstellten Behörden.
A. Die Hauptministerien, deren Vertreter am Staatsmini'
s t e r i u m teilnehmen:
1. Das Ministerium des Innern {dacliilije nesareti^).
2. Das INIinisterium des Äußei-n (charidschije nesareti-).
JjÜiJ U^ij 2 JjÜÜ A^j\^
30 Loyt\ed: Yerwaltiings- Organisation der Türkei.
3. Das P'inanzniinisterium {malije nesareti^).
4. Das Justizministerium {adlije nesareti^).
5. Das Ministerium der frommen Stiftungen (ewJcaf-i-humajun
nesareti^).
6. Das Handelsministerium und der öffentlichen Arbeiten {tidscharet
we nafa nesareti^).
7. Das Ministerium des öffentlichen Unterrichts {mearif-i-iimumije
nesareti \
8. Das Kriegsministerium {hah-i-walai-sser asTceri^).
Der Kriegsminister, der die militärischen Angelegenheiten
der Armee verwaltet, soweit sie nicht in artilleristisch -techni-
scher Beziehung dem Großmeister der Artillerie unterstehen,
ist gleichzeitig Oberstkommandierender {sser asker) der ottomani-
schen Armee, mit Ausnahme der dem Oberkommando des Groß-
meisters der Artillerie ausschließlich unterstellten Regimenter.
9. Das Marineministerium [hahrije nesareU').
10. Die Großmeisterei der Artillerie {topchane-i-amere^).
Der Großmeister der Artillerie verwaltet die artilleristisch-
technischen Angelegenheiten der Armee, ist Oberstkommandie-
i-ender der 6 Garde-Feldartillerieregimenter, des Gaide-Pionier-
regiments, der 3 Garde-Fußartillerieregimenter und der 2 Garde-
Festungsartillerieregimenter und Generalinspektor der gesamten
Artillerie; ferner unterstehen seiner Leitung alle militärischen
und militärärztlichen Schulen.
B. Die 5 selbständigen Ministerien, die am Staatsmini-
sterium nicht teilnehuKMi:
1. Das Ministei'ium für Forsten, ^Minen und Landwirtschaft {orman
loe maden we syrdat nesareü'^).
2. Das Grundbuchniinisterium {defter - i - chakani nesareti^^).
3. Das Ministerium für die allgemeine ^Militärpensionskasse (umtim-
i-askeri tekdüd ssandygy^'^).
4. Das Ministerium für die Zivilpensionskasse {mdkije tekdüd
ssandygy ^^).
5. Das Ministei'ium für die Ausrüstung der Armee {tedschimt-i-
askerije nesareti '^).
1 JjLliJ 4_JL 2 JjUii A^J^t 3 JjUii j^Lx^ J^jl
JjlU ^Jl- j ojl^" ' Jjliii vy ^-'^ '■■ <sj^ r- ^VL* J^,
o
'^ jj^^i J-^^ -^^är \:fL 13 JjÜii ^J^^^ w'l>^'
Loytvkd: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 31
C. Die 2 in Budgetangelegenheiten vom Finanzministe-
rium abhängigen Ministerien:
1. Das Zolhninisterium {rüssumat nesareti^).
2. Das Telegraphen- und Postministerium {telegra/we posta nesareW^).
Die Minister leiten die Verwaltung innerhalb der ihnen überwiesenen
Befugnisse selbständig. Sie beaufsichtigen die ihnen unterstellten Beamten
und sind für die Amtshandlungen innerhalb ihres Ressorts verantwortlich.
Wichtige Angelegenheiten unterbreiten sie dem Großwesir zur Entscheidung.
Den Ministern steht in der Regel ein Unterstaatssekretär {müsteschar^)
bzw. Gehilfe (mMö!«»/«*) und ein aus einem Vorsitzenden und mehreren Mit-
gliedern bestehender Beirat {medschliss^) zui* Seite. Ferner bestehen bei
jedem Ministerium zur bureaumäßigen Erledigung der Geschäfte ein Sekre-
tariat (meAVMi*^), eine Rechnuugsabteilung {muhassebe dairessi'^) und eine INIi-
nisterialregistratin- (emraÄ' or7a5.s?®), außerdem die ei-forderliche Zahl von Ab-
teilungen, von denen jede in der Regel ihre besondere Kanzlei {Tcalemr') hat.
Bei vielen Ministerien treten noch zur Erledigung von Spezialangelegen-
heiten Kommissionen (commi&sion ^") und Kollegien (hyet^^) bzw. (endschümen^^)
zusammen, die aus Mitgliedern derselben oder verschiedener Ministerien
bestehen.
Anmerkung. Ministerium wird im Türkischen nesaret und Minister
nasir bezeichnet. Die JNlinister, die am Staatsministerium teilnehmen, werden
zum Unterschied von den anderen Ministern auch wekiP^, d.h. Stellvertreter
genannt. Die Bezeichnung nesaret und nasir, die wörtlich Inspektion und
Inspektor bedeutet, wird auch für niedrigere Verwaltungsabteilungen ge-
braucht, z.B. A'Ömrük nesareti^^ (Zolldirektion) u.a.
D. Die Verwaltungsbeam tenkommission (rneemurin -i-mükije
commissionu '^).
Diese Konunission besteht aus einem vom Sultan ernannten Präsidenten
und 6 Mitgliedern. Sie ist zuständig für die Auswahl der höheren Ver-
waltungsbeamten , für ihre Beaufsichtigung und für die F'ührung der Vor-
untersuchung bei Vergehen derselben.
E. Der Oberrechnungshof (diwan-i-muhassehat^%
Der Oberrechnungshof ist eine selbständige Behörde, die unmittelbar
dem Großwesir untersteht und aus einem Präsidenten, 12 Mitgliedern, die
auf Lebenszeit durch kaiserliches Trade ernannt sind, einem Staatsanwalt
und der erforderlichen Zahl von Bureaubeamten besteht. Der Oberrechnungs-
hof zerfällt in zwei Abteilungen.
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Loytved: Yerwaltungs- Organisation der Türkei.
Er ist zuständig:
1. alle Rechnungen und die Rechnungsführung der einzelnen
Beamten sämtlicher Zivil- und Militärverwaltungen und Muni-
zipalitäten sowie die Jahresrechnungen der Ministerien zu
prüfen;
2. zu entscheiden, ob vorkommendenfalls Irrtümer durch Beamte
begangen worden sind, und bei Unterschlagung oder Betrug
gegenüber dem Fiskus das ^'erwaltungsgerichtsverfahren zu
beantragen.
Literatur: Gesetz vom 3. Silhidsche 1286 (D IV 639).
3. Abschnitt.
Provinzial-, Regierungsbezirks-, Kreis- und Amtsbezirks-
behörden (wilajet, liwa bzw. sandschak, Tcasa und nahije).
Allgemeines.
Bei der Verwaltungsorganisation in den Provinzen sind zwei Systeme
zu unterscheiden. Die Provinzen {wilojet), Regierungsbezirke (Ihca). Kreise
(kasa) und Amtsbezirke {nahije) werden von »Berufsbeamten , die von der
Regierung eingesetzt sind«, und von -gemischten Laienbehörden« geleitet,
während die Gaugemeinden {nahije) und Dorfgemeinden {karije) von »Laien«
und »Verwaltungskörpern verwaltet werden, die von den Dorfgemeinden
gewählt sind«. In diesem Absciuiitt soll die Oi'ganisation der ersteren be-
handelt werden.
An der Spitze der Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise und Amts-
bezirke stehen selbständige Einzelbeamte, die hierarchisch gegliedert sind
und denen mit Ausnahme des Amtsvorstehers {mihlir^) ständige Beratungs-
körper {medschliss) zur Seite stehen.
Diese Beratungskörper treten unter dem \'orsitz des Wali, INIütessarif
und Kaimakam zusammen. Sie bestehen aus:
L Verwaltungsbeamten,
2. ständigen nichtgewählten Mitgliedern und
3. auf Zeit gewählten muselmanischen und nichtuniselmanisclren
Laien.
Bezüglich der Wahl der letzteren l)estehen folgende Bestimmungen.
Das passive Wahlreclit haben diejenigen ottomanischen Notaben, die in
dem betreffenden \'erwaltungsbezirk wohnen und mindestens 500 Piaster,
bzw. als Kandidaten für den Bezirks- und Kreisausschuß 150 Piaster, direkte
Staatssteuer zahlen. Sie stehen im Ehrenamte, und ihre Amtsdauer ist
4 Jahre (Wechsel der Hälfte im zweiten Jahre).
Das Wahlverfahren geht in der Weise voi- sich, daß die Verwaltungs-
beainten und ständigen ^Mitglieder des Provinziali'ats bzw. Bezirks- und
Loytved: Yerwaltungs- Organisation der Türkei. 3B
Kreisausschusses (s. weiter unten) unter Vorsitz des Wali bzw. Mütessarif
und Kaimakam zu je einer Wahlkommission zusammentreten und aus der
Zahl der Wahlberechtigten je 3 Kandidaten für jede Laienstelle wählen.
Die Namen der Kandidaten für den Provinzialrat werden den zu-
ständigen Bezirksausschüssen, die der letzteren den Kreisausschüssen und
die der Kreisausscliüsse den Gemeinderäten (jeder Verwaltungskörper hat
eine Stimme) zur engeren Wahl mitgeteilt und das Wahlresultat wieder ein-
gefordert. Die oben bezeichneten Wahlkommissionen scheiden von diesen
wiederum zwei Drittel der mit Majorität gewählten Kandidaten aus und
tragen sie in eine Liste ein. Die Liste der Kandidaten für den Provinzialrat
und Bezirksausschuß wird dem Wali unterbreitet, der die Hälfte von ihnen
zu INlitgliedern ernennt und die ersteren der Hohen Pforte zur Bestätigung
vorschlägt. Die Liste der Kreisausschnßkandidaten wird dem Regierungs-
präsidenten (mütessarif) eingereicht, der seinerseits die Hälfte von ihnen
zu Ausschußmitgliedern ernennt.
A. Provinzialbehörden.
An der Spitze der Provinz (ivilajef) steht der icali^ = Obeipräsident
und der medschliss-i-idare-i-wilajet^ = Provinzialrat. Sie leiten gleich-
zeitig unmittelbar die Verwaltung des Regierungsbezirkes {liwa) und Kreises
(kasa). in dem die Provinzialhaiiptstadt liegt.
L Der wali = Oberpi-äsident, durch kaiserliches Trade ei-nannt,
ist der höchste Vertreter und Bevolhnächtigte der Regierung in der Provinz
und untersteht unmittelbar dem Miiiistei" des Iiuiei-n.
Ihm zur Seite steht ein Gt^hiWe {muawin^) =- Ober|)räsidiahat . der Pro-
vinzialsekretär (meJctubdschi*) und die erfordei liehe Zahl von Hilf->l)eamlen ;
ferner unterstehen seiner Aufsicht die von den verschiedenen Ministerien
ressortierenden Hilfslieamten: Dirigent der direkten Steuern = dffterdar^
(lessortieit vom Finatizministerium) ; Dirigent der Auswärtigen Augelegen-
iieiten =: ümur -i- edscheneiyije müdiri^ (ressortiert vom Minister-ium der .aus-
wärtigen Angelegenheiten); Direktor des öffentliclien rnterrichts = mearif
müdiri'' (ressortiert vom INlinisteriuni des öffentlichen Unterrichts); Ober-
regierungsingenieur = nafda hasch mühendissi^ (ressortiert vom ^Ministerium
der öifenthchen Arbeiten); Minenoberingenieur = maden sser mühendissi^
und der Landwirtschafts- und Forstoberinspektoi- = syrdat we orman sser
mü/eifischi ^° {vessort'wven vom [Ministerium füi- Forsten, Minen und Landwirt-
schaft); (Jendarmerienberst ::=: Äßö^ye commandany^^ (ressoi-tiert vom Kriegs-
ministerium); OberpoHzeikonunissar — pclis sser komissäri^^ (ressoi'tiert vdtn
Polizeipräsidium) usw.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. ü. Abt. 3
34 Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
Der Wali ist zuständig für die Ausführung der Gesetze und Ver-
ordnungen; die Aufrechterhaltung der öff'entHchen Ruhe und Sicherheit
und die Aufsicht über das Gefängniswesen; die Beaufsichtigung der ihm
unterstellten Vervvaltungsbeamten ; die Überwachung der Finanzvervvaltung;
die Fördei'ung der öffentlichen Wohlfahrts- und Wirtschaftsptlege; die Voll-
streckung von Gerichtsuiteilen gemäß Art. 15 des Provinzial -Verwaltungs-
gesetzes vom 29. Schawwal 1287; die Übeiwachung der Vollstreckung von
Testamenten christlicher Ottomanen und Beaufsichtigung der Naclilassen-
schaftsverwaltung für musehnanische und nichtmusehnanische Waisen.
Ähnlich sind die Befugnisse des Mütessarif, Kaimakam und Müdir.
2. Der medschliss-i-idare-i-wilajet = Proviuzialrat besteht aus:
a) den Verwaltungsbeamten: wali, defterdar, mektubdschi;
b) den ständigen Mitgliedern: naib^, mufti^ (muselmanische geisthche
Richterbeamte) und den Vorstehern der vom Staat anerkannten
ottomanischen, nichtmiiselmanischen religiösen Gemeinden;
c) 4 gewählten Laien : 2 muselmanischen und 2 nichtmuselmanischen.
In die Zuständigkeit des Provinzialrats fällt der Abschluß privatrecht-
licher Verträge der Provinzialregierung; die Versteigerung der zu verpach-
tenden Steuern; die Überwachung der Einnahmen und des Vermögens der
Provinzialregierung; die Verteilung der Steuern; die Verwaltungsgerichts-
barkeit (s. S. 40).
Ähnlich ist die Zuständigkeit des Bezirks- und Kreisausschusses.
Anmerkung. Durch Irade vom Dezember 1902 wurde bestimmt, daß
in den Provinzialregierung.sstädten der Wilajets von Salonik, Monastir und
Kossowo die Verwaltung des Kreises {kasd), in dem die Provinzialhaupt-
stadt liegt, von einem eigenen Landrat (haimdkam ^) geleitet wei'den soll.
B. R eg i e r u n g s b e z i r k s b eh ö r d e n.
Die Verwaltung des Regierungsbezirks (l'ma oder ssandschak) leitet
der mütessarif^ = Regierungspräsident und der Hica^ medschliss idaressi =
Bezirksausschuß. Gleichzeitig verwalten sie unmittelbar den Kreis (kasa),
in dem die Regierungsbezirkshauptstadt liegt.
1. Der mütessarif = Regiei'ungsj)räsident untersteht, wenn er nicht
eines der selbständigen Regierungsbezirke {elurije-i-müstekille) verwaltet,
dem vorgesetzten Wali in jeder Beziehung. Ihm zur Seite steht der Regierungs-
bezirkssekretär [tahrirat^ müdin), ferner der Dirigent der direkten Steuern
(muhassebedschi, ressortiert vom Finanzministerium) und andere Hilfsbeamte.
2. Der liwa medschliss idaressi = Regierungsbezirksausschuß besteht aus:
a) den Verwaltungsbeamten: mütessarif, muhassebedschi, tahrirat
m,üdiri ;
b) den ständigen Mitgliedern (wie bei A 2 b) ;
c) 4 gewählten Laien (wie bei A 2 c).
Loytved: Verwaltuiigs- Organisation der Türkei. 35
C. Kreisbehörden.
An der Spitze des Kreises (kasa) steht der Mimakam = Landrat und
der kaaa^ idare medschUssi = Kreisausschuß.
1. Der kaimakam = Landrat untersteht dem vorgesetzten Mütessarif,
Ihm zur Seite stehen der Kreissekretär {katih^), der Dirigent der direkten
Steuern {mal müd iri^) und andere Hilfsbeamte.
2. Der kasa idare medschlissi = Kreisausschuß besteht aus:
L den Verwaltungsbeamten {kaimakam, mal müdiri katih);
2. den ständigen Mitgliedern (wie bei A2b);
3. drei Laien, die im Verhältnis zur Bevölkerung Muselmanen oder
Nichtmuselmanen sein sollen.
D. Anitsbezirksbehörden [nahije).
An der Spitze des Amtsbezirks {nahije) steht der müdir = Amtsvorsteher,
der dem vorgesetzten Kaimakam untersteht, mit der erforderlichen Zahl von
Hilfsbeamten.
Dem Amtsvorsteher steht kein Beirat zur Seite.
Literatur: Gesetz vom 7. Dschümasi ül achyr 1281 (DI 608), vom
29. Schawwal 1287 (DI 625), vom 25. Muharrem 1293 (D HI 24), vom 13.
Sefer 1304 (L I l31), vom 11. Reb'ülewwel 1293 (D HI 33).
Anmerkung. 1. Ein Irade vom Teschrin-i-ewwel 1311 bestimmt,
daß in den 6 östlichen Provinzen Kleinasiens: Erserum, Siwas, Bitlis,
Wan Mamuret el asis und Diarbekir in jedem Fall dem Oberpräsidenten
wie dem Regierungspräsidenten und den Landräten , sonst nur wenn die
nichtmuselmanische Bevölkerung in den betreffenden Bezirken überwiegt,
christliche Gehilfen {muaiciri) und christliche Unterbeamte beigegeben werden
sollen.
2. In der Provinz Hedschas heißt in dem Regierungsbezirk {emaret^)
von Mekka der Regierungspräsident Muhafis , desgl. der vom Regierungs-
bezirk Medina.
3. Nach einem Irade vom 10. Nissan 1313 sollen die Verwaltungs-
räte in den Wilajets von Adrianopel, Salonik, Monastir und Kossovo zur
Hälfte aus Muselmanen, zur andren Hälfte aus Nichtmuselmanen bestehen.
Kapitel II,
Kommunale Selbstverwaltungskörper.
Allgemeines.
Konununale Selbstvei-waltungsköri)er bestehen in allen karijes = Dorf-
gemeinden, in den nahijes = Gaugemeinden der 6 östlichen Provinzen Klein-
asiens: Wan, Bitlis, Diarbekir, Mamui-et el asis, Erserum und Siwas und
in den schehirs = Städten. In denselben ist die Besoi'gung der öffentliclien
3*
36 * Loytved: Yerwaltungs -Organisation der Türkei.
Angelegenheiten den von den Kommunen und Konmumalverbänden gewähl-
ten Vertretern überlassen. Die einzelnen Dörfer und Städte können wiederum
in mehrere \'iertel {mahale) mit eigenen Vertretungen eingeteilt werden. Be-
rechtigt zur ^^ertretung als Gemeinde- bzw. Quarriervorsteher {muchtar %
Gaugemeindevorsteher {müdir) und als Mitglied des Dorfältestenkollegiums
(ichtiar'^ medsMissi) und des Gaugemeinderats {nahije^ med^chlissi) sind die
zur Dorf- bzw. Gaugemeinde gehörigen Ottomanen, die 30 Jahre alt sind
und mindestens 100 Piaster jährlich direkte Staatssteuern zahlen. (Bezüg-
lich des Wahlverfahrens der städtischen Beamten siehe S. 38.)
Das aktive Wahlrecht haben diejenigen zur Dorf- bzw. Gaugemeinde
gehörigen Ottomanen, die 18 Jahre alt sind und jährlich mindestens 50
Piastei- direkte Staatssteuern zahlen. Das Wahlverfahren ist schriftlich und
wird von der Kreisregierung (kasa) geleitet. Die Wahl des Muchtars bedarf
dei" Bestätigung des Kaimakam (Landrates) und die des Müdirs der des Wali
(Oberpräsidenten). Diese Selbstvervvaltungskörper sind Hilfsorgane der Re-
gierung mit beschränkten obrigkeitlichen Befugnissen. Sie üben ferner eine
streitige und fieiwillige Gerichtsbarkeit aus.
1. Die Landgemeinde (karije).
Die Vertretung dej- Landgemeinde steht je zwei von den verschiedenen
Glaubensgemeinden (millet^) auf 1 Jahr (mit dem Recht der Wiederwahl)
gewählten Muchtaren (Gemeindevorstehei-n) bzw. in Dörfern mit weniger
als 20 Häusern einem Gemeindevorsteher und dem ichtiar medschlissi = Dorf-
ältestenkollegium der verschiedenen Glaubensgemeinden zti.
1. Der jMuchtar (Gemeindevorsteher) steht im Flhrenamt und
ist dem zuständigen Landrat (kamaikam) bzw. Amtsvorsteher [miidir) unter-
stellt. In den 6 östlichen Provinzen Kleinasiens, in denen Gaugemeinden
(nahijes) bestehen, übt auch der Müdir (Gauvorsteher) ein Aufsichtsrecht
über ihn aus.
Der Muclitar (Gemeindevorsteher) ist zuständig für die Veröffentlichung
der Gesetze, Verordnungen und obrigkeitlichen Befehle; die ZusteUung von
gerichtlichen Protesten und Arrestbeschlüssen; die Ausstellung von Ihnuch-
abeis (Requisitions- und Legitimationsscheinen); die \'oi-nahme der ersten
polizeilichen Feststellungen und vorläufigen F'estnahme; die Beaufsichtigung
der von dem Dorfältestenkollegium ernannten Flur- {korudschi^) und Nacht-
wächter {bekdschi^); die Eintragung der eingetretenen Geburts- und Sterbefälle.
2. Das Dorl'ältes tenkollegium {ichtiar medschlissi) besteht aus
mindestens 3 und höchstens 12 auf ein Jahr gewälilten Mitgliedern. Die
Vorsteher der religiösen muselmanischen und nichtmusehnanischen Ge-
meinden sind ständige Mitgliedei" desselben. Das Dorfältestenkollegium
beschließt unter Voisitz des Gemeindevorstehers per majora capitum. In die
Zuständigkeit des Ichtiar medschlissi fällt die Entscheidung zivilrechtlicher
^.
jl:^ 2 ^^^J^ j\^\ 3 ^^A^ <JS^\^ 4 ^Ju 5 J^jß
Loytved: Verwaltiuigs- Organisation der Türkei. ' 37
Streitigkeiten durch Vergleich auf Antrag der Parteien; die Beaufsichtigung
aller Genieindeangelegenheiten, insbesondere die Überwachung der Ver-
teilung der auf die Gemeinde fallenden Steuern; die Ernennung der Flur-
{knrudschi) und Nachtwächter (bekdschi); die Annahme der zugunsten der
Dorfgemeinde gemachten frommen Stiftungen; die Überwachung des Ver-
mögens der Waisen und die Verwaltung des Vermögens der Abwesenden.
Literatur: Gesetz vom 7. Dschemasi ül achyr 1281 (Dl 608), vom
29. Schawwal 1287 (DI 625), vom 5. Hasiran 1295 (D IV 260).
Anmerkung: Die Mitglieder der einzelnen Religionsgemeinden
wohnen in der Regel zusammen und bilden ein Viertel (mahale), so daß die
Dorfverwaltung vielfach von den verschiedenen Quartiervorstehern ver-
schiedener Religion ausgeübt wird.
2. Die Gaugemeinde {iiahije).
Die Gaugemeinde wird von dem auf 2 Jahre gewählten Gemeinde-
vorsteher {müdir) und dem nahije medschlissi = Gaugemeinderat verwaltet.
1. Der müdir = Gaugemeindevorsteher steht im Ehrenamt und unter-
steht dem zuständigen haimakam = Landrat. Seine Zuständigkeit ist ähnlich
der des Muchtars.
2. Der nahije medschlissi = Gaugemeinderat bestellt aus mindestens 4,
höchstens 8 jMitgliedern, die in derselben Weise wie der Müdir auf 2 Jahre,
unter Wechsel der Hälfte in jedem Jahr, gewählt werden. Die Beschlüsse
werden unter Vorsitz des Müdir per majora capitum gefaßt.
Der Nahije medschlissi ist zuständig zur Entscheidung von Zivilpi-o-
zessen, bei denen die Streitsumme und der Wert des Streitgegenstandes
150 Piaster nicht übersteigt — die Entscheidung wird Beschluß {karar) und
nicht Urteil genannt und ist nicht appellabel — und zur Entscheidung der im
3. Kapitel des Strafgesetzbuches enthaltenen Übertretungen, und zwar
inappellabel die mit 6 Beschlik bedrohten, und appellabel die übrigen Über-
tretungen.
Anmerkung. Musehnanisclie und nichtmuselmanische Geistliche,
Lehrer, Beamte und Militärpersonen können nicht zu Gaugemeindevorstehern
gewählt werden. Ferner wii-d bei gemischtgläubigen Gemeinden der Gau-
vorsteher aus der Zahl der stärksten Glaubensgemeinde entnommen. Der
Vertreter der Muawin muß der andern Glaubensgemeinde (es handelt sich
nur um den Gegensatz zwischen Muselman- und Nichtmuselmangemeinde)
angehören, und die Mitglieder des Gaugemeinderats sollen zur Hälfte Musel-
manen, zur andern Hälfte Nichtinuselmanen sein.
Literatur: Gesetz vom 11. Rebi ül ewwel 1293 (Dill 33), vom
29. Schawwel 1287 (DI 625), vom 5. Hasiran 1295 (D IV 260).
3. Die Stadtverwaltungen (bekdije^).
Die Stadtverwaltungen {beledije) bestehen in jeder Provinzial-, Re-
gierungsbezirks- und Kreisregierungstadt,
1 <o-U)
38 Loytved: Verwaltuiigs-Oiganisation der Türkei.
Die Verwaltung der Stadtgemeinde leitet der Bürgermeister {schehir
emini^), dem ein Sekretär {katib) und ein Schatzmeister (sandyk emini^) zur
Seite steht, und die Stadtverordnetenversammhmg [heledije medschlissi^) , die
6 bis 12 gewälilte Mitglieder zählt. Dazu kommen als beratende Mitgheder
der Munizipalitätsingenieur, Arzt und Roßarzt. Außerdem haben die ein-
zelnen Stadtviertel {mahale) wie in den Dorfgemeinden {karije), einen Ge-
meindevorsteher utid ein Ältestenkollegium (s. S. 36).
Der Büigermeister {schehir emini) wird aus der Zahl der Stadt-
verordneten auf 4 Jahre vom Oberpräsidenten {wali) ernannt und wird
besoldet.
Die Stadtverordneten {heledije medschlissi dsaleri*) werden von der
walilbeiechtigten Hevölkeiung der Stadtgemeinde auf 4 Jahre, unter Wechsel
der Hälfte alle 2 Jahre, gewählt. Die Stadtverordneten müssen Ottomanen,
30 Jahre alt sein. Grundbesitz haben und 500 Piaster Grundsteuer jährlich
zahlen, im Besitz der bürgeilichen Ehrenrechte und nicht mit einer Strafe
von 1 Jahr oder wegen Umherstreifens vorbestraft sein. Sie stehen im
Ehrenarnte.
Zur aktiven Wahl berechtigt sind alle in der Stadt ansässigen Otto-
manen von 2") .lahren. die im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte und
nicht vorbestraft sind und für Grundbesitz innerhalb der Stadigemeinde
50 Piaster jährlich Grundsteuer zahlen.
Das Wahlverfahien ist folgendes:
Die Muchtare und Vorsteher der religiösen Gemeinden der einzelnen
Stadtviertel bestimmen aus der Zahl ihrer wahlberechtigten Gemeindemit-
glieder je 2 Personen als Vertrauensmänner. Von diesen , die zusammen
mindestens 20 sein müssen, werden darauf 10 durch das Los gewählt, die
die Wahlkommission bilden. Letztere stellt auf Grund der Gruudsteuer-
bücher eine Liste der Kandidaten auf, die 8 Tage lang öffentlich aus-
gehängt wird. Gegen die Richtigkeit der Liste kann innerhalb dieser 8 Tage
Einspi-uch erhoben werden, über den innerhalb der nächsten 8 Tage von
der Wahlkommission entschieden wird. Gegen diese Entscheidung kann
wiederum in 10 Tagen Berufung beim ordentlichen Gericht L Instanz ein-
gelegt werden. Anfang Februar erfolgt die Wahl innerhalb 10 Tagen. Die
Wahl ist geheim und schriftlich. Am 15. Februar wird das Wahlresultat
dem am Ort befindlichen Provinzialrat bzw. Bezirks- oder Kreisrat mit-
geteilt und nach ihrer Bestätigung von der Regierung bekanntgegeben.
Die Stadtverordnetenversammlung soll zweimal in der Woche zu-
sammentreten. Sie beschließt per majora capitum. Quorum I + V2, wenn
auf zweimalige Ladung Quorum nicht erreicht wird, ist die Beschlußfähig-
keit an keine bestimmte Zahl gebunden.
Die Stadtverwaltung ist zuständig:
1. für die Verkehrspolizei; Genehmigung von Neu- und Umbauten;
Anlagen und Erhaltung von Verkehrswegen und Verkehrs-
mitteln; für die Beleuchtung und Verschönerung;
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Tüi-kei. 39
2. für die Verwaltung der Wasserangelegenlieiten (zugleich mit
dem Ministerium der frommen Stiftungen), des (Jesundheits-
wesens; für die Krankenpflege und Ausübung der Lebensmittel-
poli/ei (zugleich mit der Medizinschule), Kanalisation und An-
lage von Schlachthäusern;
3. für die Beaufsichtigung der Märkte, Zünfte, Lustbarkeiten und
Schenken (zugleich mit der Polizeibehörde) und das Gewichts-
wesen;
4. für die Verwaltung der ihm vom Staat überlassenen und über-
tragenen Abgaben, die in den einzelnen Stadtgemeinden ver-
schieden sind.
Literatur: Gesetz vom 29. Schawwal 1297 (D I 625, Art. 112);
Gesetz vom 27. Ramasan 1294 (D IV 570).
Kapitel III.
Konstantinopel.
A. Stadtpräfektur {schehir emaneti).
Die Organisation der Provinz Konstantinopel weicht von der der an-
deren Provinzen ab: es fehlen die Regierungsbezirke {liwä) und in der
Stadt Konstantinopel die kouununalen Stadtverwaltungsbehörden. Die Pro-
vinz Konstantinopel zerfällt in Konstantinopel-Stadt und in Konstanti-
nopel-Land.
Konstantinopel -Stadt ist in 10 Kreise {daire) mit je einem Stadt-
ki'eisdirektor (müdir) eingeteilt: 1. Direkler arassinda, 2. Fatih dschewa-
rinda, 3. Dschirrah pascha dschewarinda (alle drei in Stambul), 4. Be-
schiktasch, 5. Jeniköj, 6. Pera, 7. Büjükdere, 8. Kanlidscha, 9. Skutari,
10. Kadiköj.
Konstantinopel -Land zerfällt in 5 Provinzialkreise (Jcasa) mit je
einem Landrat {kaimakam) an derS])itze: 1. die Prinzeninseln (Regierungs-
sitz in Prinkipo), 2. Kartal, 3. Bejkos, 4. Kütschük tschekmedsche, 5. Schile.
An der Spitze der Provinz Konstantinopel steht der schehir emini,
Stadtpräfekt von Konstantinopel, der die Funktionen eines Wali mit denen
eines Bürgermeisters, mit Ausnahme der dem Polizeiminister {sabtije nasiri)
für Konstantinopel - S t a d t übertragenen Sicherheitspolizeiangelegenheiten,
ausübt.
Dem Stadtpräfekten steht ein Beirat {medschliss-i-emanet) zur Seite,
dessen Mitglieder durch kaiserliches Trade ernannt sind.
Literatur: Gesetz vom 18. Dschemasi al achyr 1285; Gesetz vom
23. Ejlul 1293 (D IV 552).
Anmerkung. Konstantinopel -Stadt zerfällt auch in mehrere Stadt-
viertel (mahale). Diese haben aber nur Gemeindevorsteher {mucJitar) und
kein Altestenkollegium {ichtiar medschlissi).
40 Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
B. Polizeiministerium (ßahtije nesareti).
Für die Ausübung der Kriminal-, Sicherheits- und Ordnungspolizei
(Ausstellung von Pässen, Waffenscheinen, Ausübung der Tbeaterzensur) in
Konstantinopel-Stadt ist das Polizeiministerium {sabtije nesareti) zuständig,
mit dem Polizeiminister {sabtije nasiri) an der Spitze, dem gleichzeitig die
Bearbeitung der Personalien sämtlicher Polizeibeamten in der Türkei zusteht.
Die Abgi enzung der polizeilichen Verwaltungsbezirke der Stadt Kon-
stantinopel geht von den drei großen Stadtteilen Stambul, Pera und Sku-
tari aus, in denen je ein Polizeidirektoiium {müdirijet bzw. Tnütessarißik) be-
steht, mit den dazu erforderlichen Polizeistationen (merJces^) und Wachen
(karakoP).
Literatur: Gesetz vom 21. Silhiddsche 1286 (D I 688, zum großen
Teil veraltet).
Anmerkung. Die Polizeistation {vurkes) von Beschiktasch ist wegen
der Überwachung des in der Nähe befindlichen kaiserlichen Palais beson-
ders wichtig; der Voisteher derselben bekleidet den Rang eines Marschalls
{müschir ^).
Dritte Abteilung.
Organe der Verwaltungsgerichtsbarkeit.
Für das Verwaltungsstreitverfaluen {da'wa-i-idare^): in Disziplinar-
sachen, Prozessen zwischen Fiskus und Privaten, Beschwerden gegen
Beamte, Kompetenzkonilikten, sind die Verwaltungsgei-ichto zuständig, die
sich in folgender Weise zusammensetzen :
In den Provinzen üben die Verwaltungsgerichtsbarkeit der Kreis-
ausschuß {kasa idare medscklissi), der Regierungsbezirksausschuß {Ihca
idare medschlissi), der Provinzialrat {medschliss-i -idare- i-wllajet) aus.
In Konstantinopel dienen als Verwaltungsgerichte die drei unter der
Leitung des Staatsrats {schura-i-dewlet) imd der gleichzeitigen Aufsicht des
Justizniinisters stehenden Verwaltungsgerichtsabteilungen des Staatsrats:
1. hedajet mahkemessi" =:= Gericht I. Instanz, mit 1 Präsidenten und 4 Bei-
sitzern, 2. istinaf mahkemessi^ = Berufungsgei-icht, mit 1 Präsidenten und
6 Beisitzern, 3. mahkeme- i-ternjis"^ = Revisionsgericht, mit 1 Präsidenten
und 8 Beisitzern,
Für Kompetenzkonflikte (ichtila/^) tritt unter dem Vorsitz des Präsi-
denten des Staatsrats ein Gerichtshof zusammen, der aus drei INIitgliedern
des Staatsrats und drei Mitgliedern des Kassationshofes der ordentlichen
Gerichte besteht.
Loytvkd: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 41
Die Zuständigkeit der Gerichte richtet sich nach der Art des Ver-
brechens und dem Rang des Beamten. Die Berufung erfolgt bei dem nächst
höheren Gericht, und' zwar gegen Urteile des Provinzialrats bei den Ge-
richten des Staatsrats. Die Revision ist bei dem Revisionsgericht des Staats-
rats einzulegen.
Literatur: Gesetz vom 29. Schawwal 1287 (DI 644, Art. 90 ff.);
Gesetz vom 3. Rebi ül ewwel 1288 (D I 604); Gesetz vom 31. Kanun-i-ssani
1299 (L. I 122. 127 — 129); Gesetz vom 5. Kanun-i-ssani 1312 (L. D II 93).
Nachtrag.
Die Einnahmen der Türkei.
Die Einnahmen des türkischen Staates sind zum Teil noch auf die
im Koran und von den ersten Kalifen verordneten Steuern zurückzuführen.
Die älteste Steuer ist die Armensteuer (sedakat^) (Sure 2, 40), die vom Acker-
land, Geld und von den Herden erhoben wurde, und zwar, wie die Kom-
mentatoren ausführen, von den Kamelen, Rindern, Schafen und Ziegen.
Bei der Festsetzung der Armensteuer vom Ackerland war die Fruchtbarkeit
des Bodens entscheidend. In wasserreichen Gegenden betrug sie den zehnten
Teil (üschr^), in weniger fruchtbaren hingegen den halben Zehnten der Boden-
erträgnisse.
Diese Armensteuer hat sich bis in die Neuzeit in der Form des
Zehnten (üschiir) der Hammelsteuer (agnam^) und der vor der Einführung
der allgemeinen Viehsteuer bestehenden Kamels- und Büffelsteuer erhalten.
Neben der Armensteuer schrieb Mohammed (Sure 9, 29) die Erhebung
einer Kopfsteuer {dschisije^) von den besiegten Christen und Juden vor als
»Entgelt für die Befreiung vom Tode-, dem sie eigentlich verfallen waren.
Gleichzeitig wurden die unterwoi-fenen Andersgläubigen, die im Besitze
ihres Grund und Bodens belassen wurden, einer Grundsteuer {charadsch^)
unterworfen. Seit dem Hath-i-humajun von 1856 (Art. XVII), durch den
die Gleichheit der Muselmanen und Nichtmuselmanen verkündet wurde, sind
diese Steuern abgeschafft worden. An deren Stelle ist die Steuer für die
Befreiung der Nichtmuselmanen vom Militärdienst (bedel-i-askerije'^) und die
allgemeine Grund- und Gebäudesteuer {loergi'^) getreten.
Außer diesen Steuern besaß der türkische Staat in früheren Zeiten
weitere Einnahmequellen, wie z.B. die Kriegsbeute, von der dem Fiskus
{hejt-id rnal^) V5 zukam, jedoch haben diese bei der Betrachtung der gegen-
wärtigen Einnahmequellen des türkischen Staates ein geringes Interesse.
Die gegenwärtigen ICinnahmen der Türkei zerfallen wie die jedes
Staates in staatswirtschaftliche und privatwirtschaftliche.
1 Cil-^ 2 ^ 3 A:^\ 4 ^j^ B ^J^ G ^^J.^ Jj« 7 ^J3
« Jlil O^
42 Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
Zu den ersteren, die vom Staat kraft seiner Hoheit zwangsweise aus
dem Einkouunen der ihm unterstehenden Staaten und Personen erhoben
werden, gehöi-en 1. die Tribute, 2. die direkten Steuern, 3. die indirekten
Steuern, 4. die Gebühren, 5. die Vermögensstrafen und die Einnahmen aus
dem Anfallsrecht.
Unter die privatwirtschaftlicheii Einnahmen fallen, nach Watiner, die-
jenigen Einnahmen, die der Staat als »Einzelwirtschaft in Unternehmungen
ganz nach den gewöhnlichen Grundsätzen des privatwirtschaftlichen Systems
in der freien \'erkehrskonkurrenz erwirbt«.
A. Die gegenwärtigen staatswirtschaftliehen Einnalimen der
Türkei sind:
I. Tribute.
1. Tribut von Cvpern. Der Überschuß der Einnahmen der Insel
wird nach Abzug der Verwaltungsausgaben von England an die
Tiu'kei überwiesen, die denselben der Dette publique zur Ver-
fügung stellt.
2. Tribut von OstrumeHen, der der Dette publique zutließt.
3. Tribut von Samos.
4. Tribut vom Berge Athos.
5. Tribut von Bulgarien ist der Dette pubhque überwiesen, wird
aber tatsächhch nicht bezahlt, ebensowenig wie Bulgarien, Ser-
bien, Montenegro und Gi-iechenland den auf sie entfallenden
Anteil an der öffentlichen türkischen Schuld an die Dette publique
entrichten.
II. Die direkten Steuern.
1. Der Zehnt {üschür),
2. die Grund- und Gebäudesteuer (tcergi),
3. die Hammelsteuer (agnam),
4. die Viehsteuer {haiioanat-i-ehlije-resmi^),
5. die Steuer der Nichtmuselmanen für die Befreiung vom Militär-
dienst (öedel- i - asJceriJe),
6. die Gewerbesteuer {ieme(tü%
7. die Einkommensteuer (wergi-i-chussussi^),
8. die Wegesteuer (jol parassi*).
1. Der Zehnt {üschür) (L. I. 295). wird von den Bodenerzeugnissen
sämtlicher Ländereien, Privat- und Gemeindewälder, erhoben. Bis zum
Jahre 1313 betrug er 10 Prozent von dem Wert der Erträgninisse, seitdem
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 43
ist er um V2 Pj'ozent erhöht worden. Im Jahre 1300 erhielt er einen Zu-
schhig von 1 Yo Prozent, der 7.11 Ys fi"' die Unterstützimg des öifentlichen Unter-
richts {hisse- i-mearif-), zu Y3 als Zuschuß {hisse -i-menaß-) für die landwirt-
schaftliche Kreditbank {syraat banhassi^) dienen soll. Ferner wurden dem Zehnt
im Jahre 1316 weitere 6 Prozent desselben zum Zwecke der Bescliaffimg
militärischer Ausrüstungsgegenstände {tedschisat-i-askerije) zugeschlagen, so
daß der sogenannte Zehnt mit Zuschlägen:
10,5 Pi'ozent Zehnt,
0,5 » Am^-^■-77^rar//' zum Zwecke des öffentlichen Unter-
richts,
1,0 » hisse- i-menaß für die landwirtschaftliche Bank,
0,6 » bedel-i-tedschisat-i-asJceriJe für die militärischen
Ausrüstungen,
zusammen 12.6 Pi-ozent beträgt.
An Stelle des Zehnten wii-d von Grundstücken , die infolge bestimmter
Anlagen, wie z.B. Tennen, Mühlen und Hürdenanlagen, nicht bebaut oder
deren jährliche Erträgnisse wegen der Art der Bodenerzeugnisse, wie z. B.
bei Weiden {otlak*). Sommer- {jailak^) und Winterweiden {kyschlak^) schwer
eingeschätzt werden können, eine demselben entspi-echetide jährliche Ab-
gabe {idschare-i- semin, rüssumat-i- otlakije , jailakije , kyschlakije''), die festge-
setzt ist {mukatea^), erhoben.
Von Bergwerken (Minen und Steinbrüchen) wird ebenfalls anstatt des
Zehnten eine Ertragssteuer erhoben, die nach der Art der Bei-gwerke
verschieden ist. Sie wird rüssum-i-nisbije^ genannt, d. h. verhältnis-
mäßige Steuer.
Der Zehnt kann mit Ausnahme einiger Fruchtarten in natura ent-
richtet werden.
Er wird in der Regel durch öffentliche Versteigenmg nach einzelnen
Dorfgemarkungen {karije) von der Kreisregierung, dann nach einzelnen
Kreisen (kasa) von dei' Bezirks- (liwa) und Pi-ovinzialregierung {wilajet)
auf 1 Jahr, bei Oliven auf 2 Jahre, an den meistbietenden Ottomanen ver-
pachtet. Wenn sich kein geeigneter Pächter findet, wird der Zehnt un-
mittelbar von der Regierung erhoben.
Die Einkünfte aus dem Zehnten fließen im allgemeinen dem Finanz-
ministerium zu. Das Ministerium für Landwirtschaft, Minen imd Forsten
bezieht den Zehnten von den Walderträgnissen , sowie die Bergwerksertrags-
steuer, ferner zieht das Ministerium der frommen Stiftungen den ihm ge-
stifteten Zehnten ein. Der Verwaltung der öffentlichen Schulden sind die
Zehnten von den Seideerträgnissen und 100000 Ltq. von dem Tabakzehnten
verpfändet.
44 " Loytved: Yerwaltungs- Organisation der Türkei.
2. Die Grund- und Gebäudesteuer (wergi) (D IV 810, L. I 183
L. D 11. 259) wird von allen Landgattungen erhoben. Sie beträgt:
a) 4 pro 1000 vom Wert der Liegenschaft ohne Gebäude (Grund-
stücke, Wiesen , Wälder, Fischteiche u.a.): Grund-
steuer;
b) 5 pro 1000 vom Wert des Gel)äudes, das zur Wohnung des
Eigentümers bestimmt ist;
c) 8 pro 1000 wenn im Fall b das Gebäude einen höheren Wert
als 20000 Piaster hat: Gebäudesteuer {mussakefat
wergissi ^) ;
d) 10 pro 1000 von allen vermieteten Gebäuden: Gebäudemiets-
steuer {aliJcar icergissP).
Zu dieser Steuer tritt, wenn das Grundstück nicht dem Zehnt unter-
worfen ist, ein Zuschlag von 6 Prozent derselben zum Zweck des öffent-
lichen Unterrichts {hisse- i-mearif) luid 6 Piozent derselben zum Zweck der
Beschafiung militärischei- Ausrüstungen (bedel-i-tedschisat-i-asTcerije).
Die Abschätzung und Veranlagung soll alle 5 Jahre von 4 Sachver-
ständigen erfolgen, die von den zuständigen Verwaltungsräten der Gau-
gemeinden {nahije) und von den Regierungsbehörden gewählt werden. Behufs
Einziehung der Grund- und Gebäudesteuer soll , wie bei der Gewerbesteuer
und der Steuer für die Befreiung vom Militärdienst, nach dem Steuer-
einziehungsgesetz vom 8. Silhiddsche 1319 in jedem Jahr vor dem Monat
März eine allgemeine Liste {dschedicel) mit den Namen der Steuerpilichtigen
und der auf sie entfallenden Steuern an einem geeigneten Ort veröflVntlicht
und der Liste entsprechende Steuerzettel {tesTcere) durch die Steuereintreiber
an die einzelnen verteilt werden , die nach Entrichtung der Steuer eine
Quittung {makbus Um uchaheri) erhalten. Steuereintreiber (tahssildar) unter
der Leitung eines Hauptsteuereintreibers {ser tahssildar^) und unter der
Aufsicht eines im Kreis {kasa) befindlichen Inspektors (müfettisch) sollen in
den einzelnen Dörfern und Städten des Kreises die Steuer einziehen.
Außei'deni soll die Einziehung von einer Kommission bewacht werden, die
sich an jedem Hauptsitz der Kreis-, Bezirks- und Provinzregierung befindet
und aus den Regiei'ungssteuerbeamten {deßerdar, muhassebcdschi . mal müdiri)
sovi^ie einem Mitglied der Verwaltungsi-äte und der zugehörigen ]Muni-
zipalitäten besteht.
Die Steuereintreiber liefern das Geld an die ihnen vorgesetzten Re-
gierungssteuerbeamten ab.
Die Grund- und Gebäudesteuer iließt dem Finanzministerium zu, so-
weit sie nicht dem Ministerium der fronnnen Stiftungen überlassen ist; ferner
erhält die Munizipalität von Konstantinopel die Hälfte des innerhalb des
dortigen Stadtbezirkes eingezogenen Steuerertrages.
3. Die Hammelsteuer (agnam wergissi) (D IV 804, L. D II 236)
betrift't Hammel, Schafe und Ziegen, von denen jährlich auf Grund einer
^^Sj^ Cj\kju^ 2 ^^^jj jUi^ 3 jl4.L-a^ j^
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 45
von dem Gemeindevorsteher im März jedes Jahres aufzustellenden Liste
eine Steuer von 2 — 5 Piaster pro Stück, je nach den Ortspreisen, er-
hol )en werden.
4. Die im Jahre 1903 eingeführte Haustiers teuer {haiwanat-i-ehlije
resmi) unterwirft Pferde, Maultiere, Kamlee, Büffel, Ochsen, Kühe und
Schweine einer Jahressteuer von 10 Piaster pro Stück und die Esel einer
Steuer von 3 Piaster.
Ausgenommen von der Mehsteuer sind alle Tiere unter 2 Jahren, ferner
das Paar Arbeitstiere, das allein im Eigentum des Bauern steht.
.5. Die Steuer der Nichtmusel manen für die Befreiung vom
Militärdienst (bedd-i-asJcerije) (L. D. \\ oAl) wiid von den nichtmusel-
manischen Gemeinden entrichtet, und zwar in der Art, daß 135 Männer
für 5000 Piaster aufkommen.
Männliche Personen unter 15 und über 76 Jahre, ferner Geistliche,
Arme, Arbeitsunfähige und die Einwohner von Konstantinopel sind von
dieser Steuer befreit.
Hiei'her ist auch die von den wehrptlichtigen Muselmanen, die sich
nach einem dreimonatigen Dienst von dem Rest der Dienstzeit für 50 Li»,
loskaufen können, zu entrichtende Abgabe {bedel-i-naMi^) zu zählen.
Die erstere Steuer Hießt, wie die beiden vorhergehenden zu 3 und 4,
dem Finanzministerium, die letztere Abgabe dem Kiiegsministerium zu.
6. Die Gewerbesteuer (temettü) (D IV 863, L. I 183) " beträgt
5 Prozent von den Einnahmen der Handwerker, der Handel- und Geweibe-
treibenden und soll durch 2 von den zuständigen \'erwaltungsräten und
2 von der Ortsbehörde gewählte Sachverständigen veranlagt werden. Die
Einwohner von Konstantinopel sind von dieser Gewerbesteuer befieit. An
deren Stelle besteht in Konstantinopel eine Zunftsteuer {essnaf wfryissi),
der die kleineren Handwerker und Gewerbetreibenden, für die Zunftzwang
besteht, unterworfen sind.
Die Gewerbesteuer bezieht das Finanzministerium, die Zunftsteuer
die Munizij)alität von Konstantino{)el.
7. Die Einkommensteuer {wprgi-i-chnsmssi), G esetz vom 7. August
1319, wird von allen männhchen Bewohnern der Türkei, die das 18. Lebens-
jahr vollendet haben, erhoben. Die Steuerj)tlichtigen werden unter Zu-
gi-undelegung ihres Einkommens von 2 Tagen in 8 Steuerklassen mit fol-
genden Steuersätzen eingeteilt:
I. Klasse Mmfaßt 50 Prozent der Steuerpllichtigen , die 5 Piaster
pro Kopl' jährlich zahlen,
IL Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpflichtigen, die 10 Piaster
]u-o Kopf jährlich zahlen,
HL Klasse umfaßt 12 Prozent der Steuerpflichtigen, die 20 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
1 Ji' J^^
46 Loytved: Yerwaltungs- Organisation der Türkei.
IV. Klasse umfaßt 8 Prozent der Steuerpflichtigen , die 40 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
V. Klasse umfaßt 5 Prozent der Steuerpflichtigen, die 60 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VI. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpflichtigen, die 80 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VII. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpflichtigen, die 100 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VIII. Klasse umfaßt 1 Prozent der Steuerpflichtigen.
Die Steuerpflichtigen der VIII. Klasse werden wieder in 7 Klassen mit
folgenden Sätzen eingeteilt:
I. Klasse umfaßt 30 Prozent der Steuerpflichtigen, die 150 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
II. Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpflichtigen , die 200 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
III. Klasse umfaßt 20 Prozent der Steuerpflichtigen , die 300 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
IV. Klasse umfaßt 15 Prozent der Steuerpflichtigen, die 400 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
V. Klasse umfaßt 10 Prozent der Steuerpflichtigen , die 500 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen,
VI. Klasse umfaßt 3 Prozent der Steuerpflichtigen, die 750 Piaster
pro Kopf jährlich zahlen.
VII. Klasse umfaßt 2 Prozent der Steuerpflichtigen, die 1000 Piaster
pro Kojjf jährlich zahlen.
Die gesamte Landbevölkerung wird in die I. Klasse mit dem Steuer-
satz von 5 Piaster einbezogen.
Ausgenommen von der Einkommensteuer sind Kranke, Arbeitsunfähige,
Arme, die Siebzigjährigen der I. und II. Klasse, Offiziere unter dem INIajors-
grad und Soldaten unter der Fahne.
Zum Zwecke der Veranlagung dieser Steuer haben die Beamten der
Personenstandsregister an die Finanzbehorden eine Liste derjenigen männ-
lichen Einwohner einzureichen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.
In jedem Kreis-, Bezirks- und Provinziali-egierungsort soU sich eine
Kommission aus Mitgliedern der Verwaltungsräte unter Voisitz der ent-
sprechenden Regierungssteuerbeamten, und in Konstantinopel aus Beamten,
die vom Finanzministerium zu ernennen sind, zusammensetzen und die
Klasseneinteilung der Steuerpflichtigen vornehmen.
Die Steuerpflichtigen sollen bis zum 20. Januar von der SteuerklavSse,
in die sie für 5 Jahre gesetzt worden sind, benachrichtigt werden. Gegen
diese Entscheidung steht den Steuerpflichtigen das Recht der Beschwerde
innerhalb 10 Tagen bei den zuständigen \'erwaltungsräten , in Konstantinopel
bei dem Finanzministerium, zu. Nach der Verteilung der Steuerzettel wird
die Einkommensteuer am 1. März jedes Jahies erhoben und bei den Beamten
von dem Aprilgehalt zurückbehalten.
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei. 47
8. Die Wegeabgabe {jol parassi) (D II 302 und 310 L. I 429)
ist nicht eine Steuer wie die anderen. Sie tritt ersatzweise ein für den
Hand- und Spanndienst, zu dem sämtliche männUche Ottomanen, die das
18. Lebensjahr vollendet und das 60. Jahr noch nicht erreicht haben, für
die Herstellung von Landwegen während 20 Tagen in 5 Jahren verptUchtet
sind. Durch eine jährliche Abgabe von 10 — 15 Piaster, je nach den
Arbeitslöhnen der einzelnen Orte, können sie sich von diesem Dienst befreien.
In Konstantinopel wird an Stelle dieser Wegeabgabe eine Munizi-
palitätssteuer {qaldyrum resmi^), »Pflasterabgabe«, erhoben.
Ausgenonunen sind die Geistlichen , Lehrer, Kranken , die unter den
Waffen befindlichen Soldaten und Gendarme, Beamten, Schüler und Palais-
beamten.
Die Wegeabgabe fließt dem Handelsministerium und dem der öffent-
lichen Arbeiten zu.
Anmerkung. Die Ausländer sind nur den Grundabgaben unter-
worfen.
III. Die indirekten Steuern:
1. der Zoll {resm-i-kömrük^),
2. die Spirituosensteuer {müsMrat resm-i-mirissi%
3. die Tumbekisteuer {tömhelci heijeosi),
4. die Fischereisteuer (balyk resm-i-mirissi'^).
1. Der Zoll {resm-i-kömrük) wird in der Türkei bei der Ein-, Aus-
und Durchfuhr erhoben.
Der Einfuhrzoll beträgt für fast alle Waren 8 Prozent vom Marktpreis
der Waren am Ankunftsort; der Aus- und Durchfuhrzoll 1 Prozent vom
Schätzungswert derselben. Die inländischen Waren, die auf dem Seeweg
von einer Provinz in die andere geleitet werden , sind einem Binnenzoll von
2 Prozent ihres Schätzungswertes unterworfen.
Die Zolleinnahmen werden von der Generalzollverwaltung {rüssumat
emaneti) verwaltet. Die Erträgnisse aus dein Binnenzoll sollen für die Be-
schaffung militärischer Ausrüstungen verwendet werden. Ferner fließen
50000 Ltq. von den Zolleinnahmen, die bei der Einfuhr von Tumbeki
(3 Prozent pro Kilo) erhoben werden, der Dette publique zu.
2. Die Spirituosensteuer (müskirat resm-i-mirissi) (D. S. II 52.
L. I 180) zerfällt:
a) in eine Materialsteuer {resm-i-miri) auf Wein, Bier und Brannt-
wein (Suma, Rum und Kognak),
b) in eine Verbrauchssteuer (resm-i-miri) auf eingeführten und in-
ländischen Alkohol,
c) in eine Schanksteuer {heije^) von Schankwirtschaften, die spiri-
tuosenhaltige Getränke verkaufen.
48 I>oytved: Yerwaltungs- Organisation der Türkei.
Die Materialsteuer (Maischbottichsteuer) beträgt 15 Prozent von dem
zur Fabrikation des Weines, Bieres und Branntweines verwendeten Stoffe.
Die Vei-anlagung dieser Steuer erfolgt durch die Verwaltungsräte.
Die Verbrauchssteuer beti'ägt 48 Para pro Okka eingeführten oder im
Inland fabrizierten Alkohols.
Die Schanksteuer wird r.ach der jährlichen Miete der Schankwirt-
schaft bzw., wenn die Wirtschaft Eigentum des Wirtes ist, nach einem von
4 Notabein des betreffenden Viertels {mahale) berechneten Mietspreise er-
hoben, und zwar in Höhe von 25 Prozent der Miete.
Hotels, die keinen Ausschank (Gastwirtschaft) gleichzeitig haben, so-
wie Verkaufsläden, die ohne auszuschenken nur ins Haus Spirituosen lie-
fern, sind der Schanksteuer nicht unterworfen.
3. Die Verbrauchssteuer {tnmbeki be'ijessi) auf Tumbeki (Tabak
für Wasserpfeifen). Auf allen eingefühi-ten ausländischen Tumbeki ruht
eine \'erbrauchssteuer. Dieselbe wird nach der Große der Vei-kaufsläden
bemessen. Dementsprechend werden 150, 100 oder 50 Para j)ro Kilo (bzw.
37 Y2' 25 oder l'iYg von den Läden, die bereits Tabak verkaufen dürfen)
erhoben.
4. Die Fischereisteuer (baly'k resm-i-mirissi) (D. S. III 113) wird
in Konstantinopel und Vororten in der Weise eingezogen, daß die Fische
in den Fischhallen der Verwaltimg der öffentlichen Schulden öffentlich ver-
steiirert weiden und von dem Fj-lös 20 Prozent erhoben werden. Außer-
halb Konstantino|iels wird die Fischereisteuer versteigert oder unmittelbar
eingezogen. Sie beträgt in der Provinz 20 Prozent von den Meei--, Fluß-
fischen vuid denen giößerer Seen, 10 Prozent von den Fischen kleinerer
Seen und von Bächen.
IV. Gebühren.
Die Gebühren zerfallen in \'erwaltungsgel)ühren und in Gebühren der
stieitigen und nichtstreitigeri Rechtspflege. Die Krhebung der Gebühren
eifolgt teils unmittelbar bei jeder Inanspiuchnahme einer gebührenbelaste-
ten Staatstätigkeit durch Barzahlung oder durch Stemj)elgeltühr, teils in
Form von jährlichen Beiträgen zur Kostenbesti'eitung einer Staatsanlage.
Von diesen Gebühren ist die Stempelsteuer- (resm-i-tamga^) (D. S.
111 103. 106; L. 1 22 und 618) hervoi zuheben.
Die Stempelsteuer {resm-i-tamya) wii-d auf Grund des Reglements
vom 20. März 1894 erhol >en. Stem])el|)flirhtig sind in erster Linie \'erträiie
zwischen PrivatjjersonHn und Gesellscliaftsantiäge, Handelsgeschäfte. Wechsel,
Aktien, Obligationen, Quittungen, Protokolle über Grundstücksüberti-agim-
gen, Urteile. Beglaubigtmgen, Ausfertigungen, türkische Inlands- und Aus-
landspässe, Jagdscheine u. a. Die Kinnalanen aus diesen Stempelgebühren
fließen der Wrwaltung der offen tliclien Schulden zu. Seit dem Jahre 1899
hat die türkische Regierung eine neue Stempelgebühr, muhadschir pulu'^. zu-
1 Ur ^j 2 J^^ ^{^
Loytved: Verwaltungs - Organisation der Türkei. 49
gunsten des Einwanderungswesens und im Jahre 1902 einen Hedschas-
stempel zum Zwecke des Ausbaues der Hedschasbahn eingeführt. Die Ein-
nahmen aus diesen Stempelgebühren bezieht die türkische Regierung. Aus-
länder sind dem Stempelgesetz von 1894 unterworfen, soweit es sich um
Urkunden handelt, die unter Mitwii^uing der türkischen Behörden zustande
gekommen sind oder die zum Gebrauche vor türkischen Behörden erforder-
lich sind. Den Muhadschirstempel haben Ausländer nur bei Schriftstücken
betreffend Grundstücksangelegenheiten und Konzessionen zu entrichten.
Neben diesen Gebühren bestehen zahlreiche andere, z. B. für Ertei-
lung von Jagdscheinen, von Erlaubnisscheinen zum Fischen, für Pässe und
andere Verwaltungs- und Gerichtsgebühren. Die Einnahmen aus den Jagd-
und Fischfangsscheingebühren fließen der Dette publique zu. In Kon-
stantinopel erhält die Munizipalität die Hälfte der Einnahmen aus den Jagd-
scheingebühren, die innerhalb Konstantinopels eingezogen werden.
V. Die Vermögensstrafen und die Einnahmen aus dem Anfalls-
1' e c h t.
Der Staat verfügt kraft seiner Straf hoheit Vermögensstrafen, die von
den Gerichten oder von den zur Verordnung derselben berechtigten Ver-
waltungsbehörden eingezogen werden.
Ferner steht dem Staat ein Anfallsrecht an Mobilien und Immobilien
zu, die infolge fehlender färben oder Todeserklärung ohne berechtigte Eigen-
tümer bzw. Besitzer sind (viahlul ').
Außer diesen dem türkischen Staate zustehenden Steuern hat der-
selbe den Munizipalitäten das Recht der Erhebung von Abgaben verliehen.
Dieselben sind in den einzelnen Stadtverwaltungen verschieden. Sie haben
im allgemeinen den Charakter von Beiträgen für gewisse Leistungen der
Munizipalität: Tcantarije^ und kile^ (Wiegeabgabe), tschop parassi^ (Straßen-
reinigungsabgabe), te?nvmje/-' (Beleuchtungsabgabe), pul resmi'^ (Oktroi), ehnije
rüssumi'' (Abgabe für Errichtung von Neubauten), qaldynjm resmi (Pflaster-
steuer) u. a.
B. Die privatwirtschaftliehen Einnahmen.
I. Aus den Staatsgrundstücken.
Der türkische Staat besitzt,, abgesehen von einigen Musterwirtschaften
(nümune tschiftUgi^) und Remontedepots {tschifliJcat-i-humajun^), keine Acker-
grundstücke in eigener Bewirtschaftung. Vorübergehend verwaltet er die-
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt. ^
' L^J
50 Loytved: Verwaltungs - Organisation der Türkei.
jenigen Grundstücke, die ihm wegen fehlender Erben oder Todeserklärung
oder wegen Verschuldung anheimfallen.
Der türkische Staat hat aber das Obereigentum über viele Lände-
reien ])ehalten, deren Bewirtschaftung und Nutznießung er Dritten verleiht.
Zu diesen Ländereien gehören Mirije-, Ewkaf-i-gair-i-ssahihe-, INIetruke-
und Mewat-Land.
Die Verleihung dieser Grundstücke zu Besitz und Nießbrauch mit
dem Recht der Veräußerung und Vererbung erfolgt in der Regel gegen
Entrichtung einer der Kaufsumme entsprechenden Tapuabgabe {muadschele *)
an den Fiskus, der durch das Obergrundbuchamt vertreten wird. Diese
Verleihung (genannt Tapuverfahren) tritt ein, wenn ein solches Grundstück
zum erstenmal oder später wegen fehlender Erbberechtigten, ferner wegen
Nichtbenutzung oder wegen Unterlassung der gesetzlich vorgeschriebenen
Bestellung und aus anderen Gründen weiter verliehen wird.
Die Verleihung (temlik-i-ssahih^) von Staatsland zu Volleigentum
(Mülkland) kann auch durch kaiserliches Trade gegen Entrichtung eines
dem Werte des Landes entsprechenden Kaufpreises erfolgen.
Anmerkung. Neben diesen Staatsgrundstücken bestehen Ländereien
(Wakkufland) der Verwaltung der frommen Stiftungen, die dieselben gegen
eine Abgabe (idschare^, idscharetejn*, mukatea) vermieten. Diese Grund-
stücke {erasi-i-mewkufe-i-ssahihe) stehen im Obereigentum und im Besitze
des Ewkafministeriums.
Eine andere Art Wakkufland sind die im Obereigentum des Staates
stehenden Grundstücke {erasi-i-mewkufe-i- gair-i- ssahihe^) , bei denen auf
Grund kaiserlicher Ermächtigung entweder die Einnahmen oder die Besitz-
rechte oder beides der Wakkufstiftung zugewendet sind.
IL Aus den Staatsforsten.
Die Staatsforsten (orman) werden vom Staat durch das Forstministerium
bewirtschaftet und verwertet. Die Verwertung erfolgt durch Versteigerung
oder duich besonderen Kaufvertrag. Der gezahlte Preis wird orman hakki^
genannt.
Anmerkung. Das Forstgesetz vom L Kanun-i-ssani 1285 (D II 404)
unterscheidet:
L Mirijewälder, Staatsforsten (orman), deren Obereigentum und
Verwaltung dem Staat zusteht.
2. Wakkufwälder, die der Ewkafstiftung gehören und von ihr ver-
waltet werden.
3. Baltalyk, Gemeindeforsten, deren Obereigentum dem Staat zu-
steht, aus denen aber ausschließlich den Bewohnern bestimmter
Loytved: Verwaltungs- Organisation der Tüikei. 51
Waldortschaften von alters her das kostenfreie Schlagrecht für
eigenen Bedarf zusteht.
4. Mulkwälder, Privatwälder, im Eigentum und Besitz von Privat-
personen.
III. Aus seinen Staatsbergwerken.
IV. Aus seinen Gewerbe- und Industrie-
anlagen.
V. Aus seinen Kajiita Isanlagen.
VI. Aus seinen Verkehrsanlagen.
Zu den staatlichen Verkehrsanlagen gehören in erster Linie die Post-
und Telegraphenanstalten. Außerdem betreibt der türkische Staat den
Schiffahrtsdienst der ••Maclisusse«, und von den Eisenbahnlinien soll die im
Bau befindliche Hedschasbahn staatlich betrieben werden.
VII. Aus seinen Monopolen.
In der Türkei besteht das Salz-, Tabak- und Tumbekimonopol. Das
Salzmono[)oI wird von der Dette publique ausgebeutet und die Einnahmen
aus demselben für die Tilgung der öffentlichen Schulden verwendet. Die
Ausbeutung des Tabakmonopols, das sich abgesehen vom Libanon auf die
übrigen Provinzen der eigentlichen Türkei, soweit sie der Banderole-
verpflichtung unterworfen waren, erstreckt, ist der Aktiengesellschaft
Societe de la regie cointeressee des tabacs de l'Empire Ottoman überlassen.
Die türkische Regierung und die Dette publique sind an den Einnahmen
dieser Aktiengesellschaft beteiligt.
Die Regie zahlt zunächst an die Dette publique einen Pachtschilling
von 750000 Ltq. ! 8 Prozent von dem eingezahlten Kapital stehen dann
der Regie zu (7 Prozent, wenn 2300000 Ltq. Kapital eingezahlt sind).
Von den weiteren Einnahmen entfallen an
die Dette publique... 35, 34, 30, 20, 15 Prozent,
den türkischen Fiskus 30, 39, 52, 70, 75 « ,
die Aktiengesellschaft 35, 27, 18, 10, 10 » ,
und zwar richtet sich der Prozentsatz nach der Höhe der Einnahmen. Der
I.Satz wird bei 1—500000 Ltq., der 2., 3., 4. bei je 500000 Ltq. mehr
und der 5. bei Einnahmen von mehr als 2000000 Ltq. angewendet.
Das Tumbekimonopol ist an die Tumbekigesellschaft verliehen worden.
Dieselbe hat das ausschließliche Einfuhr- und Verkaufsrecht von ausländischem
Tumbeki.
Die türkische Regierung empfängt zunächst 3 Prozent während der
ersten 9 Jahre von jedem eingeführten Kilo (4 Prozent in den folgenden
9 Jahren, 4^/2 Prozent während der letzten 7 Jahre der Konzessionszeit)
ferner 40 Para Monopoltaxe pro Kilo bzw. 50 Para, wenn die Einnahmen
der Taxe 40000 Ltq. jährlich übersteigen.
52 Loytved: Verwaltungs- Organisation der Türkei.
Anmerkung. Die Einnahmen des türkischen Staates fließen dem
Staatsfiskus, der manus mortua des Ministeriums der frommen Stiftungen
und der Dette publique zu. Über allen steht der absolut herrschende Sul-
tan, der über die gesamten Einnahmen verfügt, soweit er sich nicht durch
das seit dem Jahre 1863 eingeführte Budget und vertragsrechtlich gebun-
den sieht.
Der Etat wird von dem Finanzministerium für ein Etatsjahr, das
vom I.März bis 28. Februar läuft, auf Grund der vorher von ihm und den
anderen Ministerien aufgestellten Einnahmen und Ausgaben des laufenden
und kommenden Finanzjahres aufgestellt. Diese Aufstellung wird nach-
einander vom Großwesirat, Ministerrat und einer besonderen Budget-
kommission geprüft und nach Annahme durch den INIinisterrat dem Sultan
zur Genehmigung unterbreitet. Der durch kaiserliches Irade gebilligte
Etatsentwurf wird dem Finanzministerium zugestellt, das den einzelnen
Ministerien den entsprechenden Etat mitteilt. Jede außerhalb desselben
notwendige Ausgabe soll durch kaiserliches Irade bestätigt werden.
53
Zwei Urkunden vom Imam as Säfl'i.
Von Dr. F. Kern.
xJie Nachrichten über die älteren arabischen Theologen und Rechtsgelehrten
pflegen nach einem bestimmten Schema gearbeitet zu sein. Wenn die An-
hänger eines von ihnen ihren Lehrer wegen seiner Frömmigkeit, Welt-
verachtung, Freigebigkeit, Stolz vor Kalifen thronen , Ablehnung des ihm
angebotenen Richteramtes usw. preisen, wollen die Schüler der anderen ihre
Meister nicht hinter ihm zurückstehen lassen und erzählen von ihnen dasselbe.
Ein besonders beliebter Zug ist, daß der Betreffende das Nacht- und das
Morgengebet mit einer Waschung verrichtete, d. h. während der Nacht nicht
schlief, sondern betete. Wenn der Prophet nicht das Auftreten des Ge-
lehrten vorausverkündet hatte, ^ erschien er ihm wenigstens im Traume,
oder er zeigte sich einem Späteren und lobte den verstorbenen Gelehrten.^
Die Anhänger eines Mannes behaupten viel Nachteiliges von einem anderen,
der dafür wieder von den seinigen ungeheuer herausgestrichen wird. Auf
diese Weise bildet sich um jeden ein Kreis von Legenden, und seine Bio-
graphie gestaltet sich zu einem Romane, bei dem d'e historischen Tatsachen
zu kurz kommen.
In dieser Art sind auch unsere Nachrichten über den Imäm as Säfi'i.
Namentlich finden sich viele Widersprüche in der Datierung seiner Auf-
enthalte in den verschiedenen Hauptstädten.
Als ich vor einigen Jahren in der vizeköniglichen Bibliothek das
kitäb al umm^ durchnahm, fand ich mitten unter anderen kleinen Einzel-
1 Z. B. Abu HanTfa, Mälik, Säfi".
2 Der Prophet soll nämlich gesagt haben: Wer mich im Traume sieht, der
hat mich gesehen, denn der Satan kann meine Gestalt nicht annehmen.
3 So ist zu lesen, niclit amm, vgl. Ihn Hagar, tawälT t ta'sTs bimaälT Ibn
IdrTs S. 78: kitäb al umm auwaluhä t tahärät; Ms. Berlin 9449 Bd. I fol. 197«:
wasannaf bihä (d. h. in Ägypten) kitäb al umm fahija min kutubihi 1 gadlda, li'an-
nahä riwäjat ar Rabf ibn Sulaimän. MuzanI nennt das Buch in seinem Muhtasar
gewöhnlicli al gämi'. Vielfach heißt es auch kitäb as Säfi'i. Es ist eine Sammlung
von über hundert Einzeltraktaten Säfils über Rechtsfächer und Rechtsphilosophie,
von seinen Schülern al BuwaifT und ar Rabf al Murädi veranstaltet. Die einzige
bisher bekannte vollständige Handschrift ist die in Medina, die für die vizekönigliche
Bibhothek in Kairo sehr schlecht kopiert worden ist, Kat. Kairo Bd. III S. 264
Nr. 732 (drei Bände mit zusammen etwa 2000 Blatt). Die zahlreichen Verderbnisse
und Auslassungen müssen jedoch wohl größtenteils bereits dem Original zugeschrie-
54 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'T.
abhandlungen auch zwei Urkunden, die Säfi'i im Jahre 203, nicht lange
vor seinem Tode, ausstellte, eine Stiftung zugunsten seines jüngsten Sohnes,
und sein Testament, die ich im folgenden in Text und Übersetzung gebe. Sie
zeigen uns Säfi'i nicht als Gelehrten , sondern als Privatmann und Hausvater.
Die UnZuverlässigkeit der Handschrift nimmt leider den von anderen
Quellen stark abgleichenden Angaben über Säfi'is Grundstück ' in Mekka und
über seine Familie einen großen Teil ihres Wertes.
Das Testament gibt nur an , daß er zu Du Tuwan wohnte.^ Von
diesem Tale führt der Paß Kadä' nach der Oberstadt von Mekka, der Paß
Kudan nach der Unterstadt zum Bäb as Öubaika.^ Si'b Muhammad b. Idris
ist wohl dasselbe wie si'b as Säfi'ijin.* Nach der Stiftungsurkunde schiene
k^äfi'is Grundstück auf der linken Seite von Kudan ^ zu liegen, nach den
anderen Quellen rechts.
Von den beiden Säfi'i außer Abu 1 Hasan zugeschriebenen Söhnen
wird hier und bei Fahr ar Räzi p. 31 der älteste, Abu 'Utmän, erwähnt,
Abu Abdallah dagegen nicht.® Nach Fahr ar Räzi war Säfi'i mit Hamida
bint Näfi' b. 'Ujaina (oder Anbasa) b. Amr b. 'Utmän b. AfFän verhei-
ratet, von der Abu 'Utmän und die Töchter Fätima und Zainab stammen.''
Nach Abu Nu'aim heiratete er eine Tochter des Abu Zurära az Zuhri.*
ben werden. Dies ist um so bedauerlicher, als keine zweite vollständige Handschrift
zu existieren scheint, und die sonst sich vorfindenden einzelnen Bände nur etwa für
drei Viertel des Textes eine Kontrolle ermöglichen. Die vizekönigliclie Bibliothek
besitzt sonst noch drei Bände aus zwei Handschriften, ferner mit Eiiizeititel die
Bücher ar risäla (2 Mss., nicht im Katalog; gedruckt Kairo 1310 und 1312) und
ihtiläf al hadTt (I 262). Sonst finden sich noch Teile in Kairo (Azhar Bd. I und
Privatbesitz), Bairüt (Privatbesitz), Damaskus (Bibliothek, sowie die erste Hälfte des
"Werkes in I'rivatbesitz) , Koiistantinopel, und in meinem Besitz die risala und der
siebente Band. Der Seh Jüsuf an NabhänT in Bairüt hatte die Freundliciikelt, mir
den ihm gehörigen Band zur Einsichtnahme und Abschrift (ich ließ nur das k. ihtiläf
Mälik wa s Säfi'T kopieren) nach Kairo zu senden , wofiir ich ihm hier meinen lierz-
lichsten Dank ausspreche. Näheres über den Inhalt des Buches findet man Fihrist,
Ihn Hagar a. a. O., Ms. Berlin 9852. Die dort gegebenen Verzeichnisse stimmen in
der Anordimng der Bücher weder untereinander noch mit der Handschrift überein.
^ Ist dieses = haqq as Säfi'TjTn, Wüstcnfeld , Chroniken der Stadt Mekka
I 473? Was sind bujut Jüsuf b. Ja'qüb as 8afi'l I 500?
2 Fahr ad din ar RäzT, manäqib al iniäm as Säfi'T S. 209 sagt Säfil zu je-
mandem: »Wenn du nach Mekka kommst und bei Du Tuwan vorübergehst, so frage
nach dem Hause des Muliammad b. IdrTs.» Als er zum ersten Male mit seiner
Mutter nach INlekka kam, wohnten sie im .si'b al Haif S. 16.
3 Wüstenfeld passim, Jäqüt s. v. Kadä', Tag al 'arüs und Misbäh s. v. kadä.
* Jäqüt und Wbb. a. a. 0.
^ Ms. kadä. Die beiden Pässe werden sehr oft verwechselt.
6 Vgl. Wüstenfeld, der Imäm as Safn I 44 und 53. Es ist nicht unmöglich,
daß beide nur einer sind.
' P. 31; vgl. auch Ihn Hagar, tawälT t ta'sis S. 45 luiten, 46 oben.
s Hiljat al aulijä', ]Ms. Berlin 9973 fol. 169/»: famä barah min Misr liatta
wulida lahu min gärijatihi Danänlr Abu 1 Hasan watazauwag as Säfi'I imraa ZuhrTja
bint AbT Zurära az ZuhrT tumma annahu tallaqahä ba'd an dahal bihä.
Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Säfi'l. 55
Alle stimmen nur darin überein, daß Abu lliasan der Sohn der Sklavin
Danänir war. Wenn die Stelle des Testamentes: »und Danänir bei ihrem
Sühne Muhammad oder den Kindei-n des Muhammad b. Idris bleibt« nicht
vielmehr [Abu 1 Hasan b.] Muhammad zu emendieren ist, hätte, wie es
scheint, auch dieser Sohn Muhammad geheißen, weswegen ihm zum Unter-
schiede von seinen ebenfalls Muhammad genannten Brüdern die Kunja Abu
lliasan beigelegt wurde. In der zweiten Stelle ist es natürlich unmöglich,
daß Säfi'i »die Vormundschaft über seine Kinder in Mekka und wo immer sie
sein mögen, dem 'Utmän (sie), der Zainab und der Fätima, den Kindern des
Muhammad bin Idris von Danänir, seiner Muttersklavin« übergibt. Man
muß also statt ilä vielmehr Abi lesen. Dann fehlt aber der Name dessen,
dem er sie übergibt; etwa den nachher genannten Ahmad bin Muhammad
b. al Walid al Azraql und 'Ubaid alläh bin Ismä'il bin Mufrit (?) assarräf?
Jedenfalls aber sollen wolil auch diese drei, gegen die anderen Quellen,
als Kinder der Danänir bezeichnet werden.
JJll« U^ \:Xfr j^^ ^*U«)_jl -A^ cf, (j^\ ü^ "^^ J^ ly cH-J-^^ fj}
'*^^ iJ-X Aji^ <«l;J lil- (^Jw jCa9 ^JljS -L^j ^Ub *^ JU 3^ ^(Jj>
A.9JJ -uij 283 a. j^ 4J «UaJj 3j^^ t>* (J=^ ^"^ J-^.-? ^-^-^^ ö* "-^-^
» Kairo fiqh Safi'l 732, Band III, Fol. 282b. « Mskr.: U->^\ ^^ ■
3 Mskr.: (J_j) . * Im Mskr. durch Di ttographie noch einmal «J Jw>^ — h
5 Mskr. : (^ly .
56 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'T.
. Ai=^ ä o-^\ ^\ JL. j. VL. -^ t>J
iay: (sie) (^äJl <c5Cj: jlLaJ a;1 ^1:531 1 Jü» js^ ^.j-^^ ä ^ -V^b
^.j^\ (j. -^jb .1:^^ ^A!l jCil 1-pa^I jUl jUSllI U>j ^_j^\ ^J
j Jlill e^J '(_$S5 eJjA>- As-l Jjü.! dUjj -^ C> J'^ --j^. cS-^^
-^ '^.«^ J._^ cM\ U-lj ^_^1 ^_j^l ö; Ai=- jU «^IIä) Jl Ä^JI
^_^'liw JÜl ^_^b c^y^ c^i Jl c^«^! »-^1 ^.U^ -^b ^y.j^^ Cj)
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j^^_ ^Vi c^-^^ Jj^b '-'^^^ -^ t>. j*^. ^j^. e^-^^ »-^-^^ ^-*^
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10 .-. ("ff ^'T 9 ■''o-r - » ^ ^ ■'. "sif ' ' -11 1 I *
j' ^l^-i-l jl ^1 p^"Jw»-j (jL-Lir L Ol ^'U ._,~j .j^^'^ t>J\ll ^ijl'Vb
t> -UäI^'^Ij ji jJjj ^.jjI ü; -^^ ci^^ ^_jj ÄJ*U! jlSC-il jlJ^
i Mskr.: l-ßT ^ ? Mskr. undeutlich. ^ Mskr.: (_5*i^ .
* Mskr.: (^ j)J . » Mskr.: ^-«.:' . ^ So Mskr. 1. iJji-1 ? vgl.
Wüstenfeld I, 456, 473, 499 (Ä,V,^\? Ai^ji^ ?) 7 Mskr.: Jli-1 -^
8 Mskr.: U/^tbj. 9 Sure 19,41. lo Sure 21, 89. " Mskr.:
J^JÄ ils. 13 Mskr.: iai- . '3 Mslu-.: 4)jJ jl .
Kern: Zwei Urkunden vom Imani as §afi'T. 57
(sie) ^JCl\ \J^ j_^ Vj \J^^\^ L. A^ «^ ItjJ. ^M 1 J^ -U a^.J-2^
uj^ j-l j-^1 J\ -\!j Vj «4lj '[-\lj] Vj ^„j^l (j-^ -^-^ -\!j j^ -^V
^'Ul (j-^ ^b JTJ^ Äs-\^ (sie) jV^l jÜwil jl^ 1_^^1 lils
\y^y)\ bis ^l^ -*-^ (j <-^^\ (S^. (j^ ^ vT^ l/* (J** \^J^\ lils
'Jj jVi •^J\ a -^ ä -*^l J^ jcSdil 0:-^ cH-»^^ c/. -^ (2!^ "^-^
. oA«) j 284a Ajw .^■•— ' /^ j^ -U^
j^ <vJ J»^ '[U] JP ,_jbJl IÄä (j l: -Ut (sic)(jA-aL. ^^ •^j'^l -*^
''jUJl e-v!j ^ ^Vl Ji. L.J «^ «^lU^Vlj ^^r^l oy\ ^_riJ^\ ä -*^ Jl
Die Stiftung.
Dies ist eine Sclirift, die INIuhammad b. Idris b. al Abbäs in Gesund-
heit* und Gesehäftsfäliigkeit^ schrieb, und zwar dies im Safar des Jahres 203.
Gott^ hat Abu 1 Hasan b. IMuhaininad b. Idris Vermögen beschert.
Nun hat M. b. I. vom Vermögen seines Sohnes A. b. M. b. I. vierhundert gute
richtige vollwichtige Dinare genommen, und es ist M. b. I. seinem Sohne A.
b. M. b. I. dafür ersatzpflichtig.
M. b. I. nimmt die Zeugen dieser Schrift zu Zeugen, daß er für seinen
Sohn A. b. M. b. I. drei Sklaven stiftet. Darunter ist ein brauner Sklave,
Eunuch, Sälih genannt, ein nubischer Sklave, Bäcker, Bulbul genannt, und
ein fezzanischer (?) Sklave, Walker, Sälim geheißen. Ferner eine braune
Sklavin, N. N. geheißen. Ibn Idris hat sie für seinen Sohn A. b. M. b. I.
in Empfang genommen, und sie sind aus dem Eigentume des M. b. I. aus-
geschieden.
1 Fehlt Mskr.
2 Der Großvater und Gewährsmann des Verfassers der Chronik von Mekka,
vgl. Chr. M. I, S. VIfF.
2 Die Namen der Zeugen fehlen.
* Was jemand während der Krankheit, an der er starb, verfügt hatte, gilt
einer letztwilligen Verfügung gleich und ist denselben Beschränkungen unterworfen.
^ Der arabische Ausdruck besagt eigentlich etwas mehr.
'^ Ich lasse die hinter Gottes und des Propheten Namen üblichen Eulo- .
gieii fort. ,
58 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi°T.
M, b. I. n. d. Z. d. S. z. Z., daß er seinem Sohne A. b. ^I. b. I. seinen
gesamten Schmuck stiftet. Dies sind zwei Armspangen\ zwei Armringe,
zwei Fußringe und eine Halskette, alles dieses aus Gold, und doppelt so-
viel desgleichen Schmuck aus Silber. Er hat ihn für ihn von sich selber
in Empfang genommen, und ihn seiner Mutter übergeben, damit sie ihn
für ihn in Empfang nehme und aufhebe. Alles was M. b. I. dem A. b. M.
gestiftet hat, ist 7U Vermögen des A. b. M. geworden.
M. b. I. n. d. Z. d. S. z. Z., daß er sein Haus^ stiftet, das am Abhänge
des Passes Kudan in Mekka gegenüber dem Hause der Munira (?) liegt,
zur Linken des aus Mekka Herausgehenden , im Tale des M. b. I. Dies
sind die beiden Häuser, von denen eins das Haus ist, welches sich auf dem
Hofe von M. b. I.'s großem Gehöfte befindet. Eins dieser beiden Häuser ist
das Haus, welches M. b. 1. neben dem Hause gebaut hat, das als [Haus des]
Gäbir b. Muhammad bekannt ist. Eine der Grenzen dieses Hauses ist Kudan,
seine zweite Grenze in dem freien Platze, der sich auf dem Hofe von
M. b. I.'s großem Gehöfte befindet, die dritte Grenze der Weg des Tales des
M. b. I., die vierte Grenze das große Tal nach Du Tuwan. Das zweite
Haus sind gedeckte steinerne Hallen, deren Weide und Garten sich auf den
Höhen des Gebirges befindet, in dem die »kleine llazana(?)« liegt.
Dieses Haus, das als [Haus des] N. N. b. 'Abd al Gabbär (?) und das
Haus, welches als [Haus des] Amr b. al mu'addin bekannt ist, diese beiden
Häuser stiftet M. b. I. mit allen ihren Rechten, Land, Bauten, Anbauflächen,
Wegen, und jeglichem Rechte, das ihnen innerhalb und außerhalb zusteht,
seinem Sohne A. b. M. b. L als geweihte Stiftung, die nicht verkauft noch
vererbt werden darf, bis sie Gott erbt, der »die Erde beerbt und alle, die
darauf sind«, und er ist »der beste der Erben«.
Abu 1 Hasan besitzt von ihren Nutzungen, soviel man von den Nutzun-
gen der geweihten Stifttmgen besitzen kann. Solange A. b. ]\L b. L lebt,
hat niemand ein Anrecht darauf neben ihm, bis A. b. M.'s Mutter frei wird.
Wenn nun A. b. M. b. Ls Mutter frei wird, steht sie ihm bei diesen beiden
Häusern gleich.
Wenn nun A. tot ist, gehören diese beiden Häuser den Kindern des
A. b. M. und deren Kindern, männlichen und weiblichen, deren Väter
Stammbaum auf ihn zurückgeht, solange sie sich fortpflanzen, und ihrer
Ahnin, der Mutter des A. b. M., mit ihnen; sie hat den Anteil eines von
ihnen, bis sie stirbt. Wenn A. und die Kinder seiner Kinder tot sind,
gehören diese beiden Häuser der Fätima und Zainab, den Töchtern des
M. b. L, und Kindern, wenn solche dem M. b. 1. nach dieser Schrift geboren
werden,^ gleichmäßig daran [Anteil nehmend und] egal, solange sie sich
1 Das betreffende Wort bezeichnet gewöhnlich einen Armring aus Hörn oder
Schildpatt.
^ Oder: seine beiden Häuser, welche? Vgl. auch Chronik der Stadt Mekka
I 457 Zeile 7 von unten.
3 Säfi'T war damals erst 53 Jahre alt. Er starb am letzten des Monats Ragab 204.
Nach einer Version überfiel ihn ein Mann aus Rache bei Nacht und verwundete ihn
mit einem eisernen Schlüssel am Kopfe; seitdem kränkelte er (Fahr ar RäzT 8.86).
Kern : Zwei Urkunden vom Imam as Safi'T. 59
fortpflanzen. Dieses Haus (sie) soll keinem von den Kindern des M, b. L
gehören, noch den Kindern seiner Kinder, noch den Kindern des A. b. M.,
noch den Kindern seiner Kinder, weiblichen Geschlechts, außer Töchtern,
deren Väter Stammbaum auf ihn zurückgeht.
Wenn sie tot sind, gehören diese beiden Häuser, die beiden Wohnungen
sie) als Stiftung der Familie Säfi' b. as Sä'ib, wenn nun sie tot sind, den in
Mekka Anwesenden von den Banü 1 Muttalib b. Abd Manäf , wenn sie tot
sind, den Armen, den Bedürftigen, dem Sohne des Weges\ dem Hagg- und
dem 'Unn-apilger.
M. b. I. hat diese beiden Häuser dem Ahmad b. M. al Azraqi über-
geben, und sie sind somit in seiner Hand für A. b. M., danach die, welche
er mit und nach ihm genannt hat. M. b. I. hat sie aus seinem Eigentum
ausgeschieden und sie unter den in dieser Schrift ausbedungenen Be-
dingungen dem A. b. M., danach denen, welche er mit und nach ihm
genannt hat, zugewandt.
Es bezeugt des M. b. I. Anerkennung dessen, was in dieser Schrift
[angegeben] ist und daß A. b. M., der in Ägypten geboren ist, für den das in
dieser Schrift Angegebene auf die darin ausbedungenen Bedingungen ge-
stiftet wurde, ein Minderjähriger ist, für den M. b. I., sein Vater, das
Empfangen und Geben verwaltet, und was der Vater für seine minder-
jährigen Kinder verwaltet . . .^
\-^ j\j a! ^_^ V oJ^j Aii\ VI 4JI V jl -^^__ '^\ ^'^*'*-^_^ j^ <■ ^l-A^-
^ D. h. dem Reisenden. ^ djq Namen der Zeugen fehlen. ^ Bai-
haqT, kitäb as sunan al kubrä (Brockelmann I, 363, Nr. 4, 1) Kairo 352/.ö-i:
(Sure 3, 182; 21,36; 29,57) O^H <if|i ^i' J^^-^-J t>^ '^^ J^ J^\ >J^
^\J\ y\ \^j^ Vis jy- J\ ö -^-f^ y}j ^^\ "^^ ^ y} ^>="^
\^j^\ (sie) Vis (al A.samm, Wüstfiiteld, Schäfi'itrn II, Nr. 139) s^y^, (j; -^
usw. IÄa ^U i)'lj ^^^1 ^ iSj J^ jlA— t>. ^J'^ • "" "^'gl-
Sure 40. 20. - Vgl. Sure 4,81 und 164; 48, 28. « B. : -W-- . '' Mskr.:
60 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safit.
^l::^! j «üsl ^^ L. fJ-3 A^ ^ ^ '[jU] Je J^ \yS^ j J^j
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L4J jl CAS- Lj-\H J>__ jl j lj-»i 1-u \ Ol. j iJIa. j 1 _^ Sy ij— ^j*
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Als^j- '<^\ jjJi Jy^ J^ Ä,_U5j 6^ U Ji^j «Olf^ j^l ^1 (sie) JUl
• J" J^ " -^ "^J -^. f J
^ Msiir. : .^v-ir = . 2 ])as Eingeklammerte fehlt im Mskr. und ist
aus BailiaqT ergänzt. ^ g . J>j>-j ^ A — .j (_^a — >_ . ■* Sure 3,28.
5 Mskr.: i! J^" , B.:J>. « B.:a;1j. ^ Mskr.: pUaiil Vb » Vgl.
Sure 40, 42. ^ Fehlt B. 'o Vgl. Sure 32,17; 46,13; 56, 23.
'1 Fehlt B. '2 Mskr.: J^ ^\ aIW -^V -*^ 1 Jl^^. '^ Mskr.:
jy 4>* ^Ij-iVb 11 B.: A\.^\ j. 15 B.: ^. '6 B. fährt fort:
<-*>' (^^ -^J ^^1 (j J\s jiT AL^J ^i 4r (s. unten den drittletzten Absatz).
" Mskr. : ^.jAs^ . 1* Mskr. : y^ . i^ Vielleicht ist zu emendieren : ,_b3
Äa)-\i A3-I U^_ «y»l J ^1 ^_j^l ^>_ J^ ^l ^^U)l o^^ j J^\ jl.
Kekn: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'l. 61
jlj JU A^\ <^j ij^ ^i dUj JJ oU jl Wi^Usj jt ^_^il-lj 4jcL-.
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4^ OjU Ja«J jlj j^iij'^ o-\!j ^1 J-~^\ jl ^1 J^5^) jl ^jlj
J-^^J A^a^ jf\.)j lyl-- U ^_^-«a5- jl '^„J^- U^ iS3^^, jlj W '*'r*^ t-i^j-Jl
yi ;<5j aTjII^I I^ J^ •>^\i <^\9 l^ ^^J Ijl^J jjj-^ yi («»">-.. jl Ijl^-i
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. jaII'j ^'>C c-xL^lj jy vliÄP o^ Jl ^_/^ jl JJ j— ^1 ^1 ^^ jl-?
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jy C^lsl jlj \ Wl ^jl L. Vt «y «4!jj V'l oijls (^j U^ ^-^
^_jj1 ^ AJ^ 4lj jl -^ 1^1 ^ -U-i« j;^^.2j jj9 ^I«i" L. -U J^il)■J ^
(j-iJ-il (j; -*^ Jl« ^ y ^^*-^ C/^j-^J ^jl ö* W*^ jy J*^ ^-^J
jß ^' i jls '[^_;-j.j.il ü" -^ -^j /"j W*-» c^\ä\ l» '"^^ y^^ (3-^.]
•cH-'^l <>. -*^ -^-9 fl ^^'^ J«^ ^jj ^ ^
1 Mskr.: jy . 2 Mskr. : «ul . » Mskr.: (^bj • *Mskr.:
^. 5 Mskr.: oJ^_. 6 Mskr.: -t^jl .il^l . '^ Mskr.: »l-^^jl .
8 Mskr.: ^j^^ J^ j::«)' I ljj9. 9 Mskr.: I jl . »^ Mskr.:
V— ä9_^ . 11 Mskr.: 0>li. 12^ j-*-^! (jl zu ergänzen?
lä Mskr, : L^a» ; oder ist dies beizubehalten und danach L*-4— als ausgefallen zu
ergänzen? 1* Mskr.: C-«ljlj ^■o . ^^ Das Eingeklammerte am Rande
mit dem Vermerk (J-^^Vl {^ \-^ .
62 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'i.
i^j\j — j^^^lj r^y'^3 ^j^j **^r-*-^ <^ «-^j— ^/■j\ /^-^_ <-*-i-^
aJU di»'' jj^ i — *.^ j'^jjj'j ^j\ ^ ^\ <L^^ JjjV^ -^j-H j-^ -W5«tl
j\ J^Li-l S-U.W6 1^^* iSJ"-^' e-U^lj ««wie- J-Ü) U J-^1 ^j:>iJc J a!1» öi'*
j^ J\ »J^-i jL"^-^ J^ J-U21 jl ^j\j ■ J^ «^ y^ J- '*— ^^
J^-J (J*^ ^ ^_i»-ö öU J^ 4JL. cJj* ^j- U-^ j jJLi-j *^j\ Ja j,^.^
«.ts- A,_Vjj y-^: olL-jj ^ jb L. jLflj'^ ^H.-'-^^ ü -^^ d^=r3
(j- -\^ "a^^J ^ ^li; ^J>^ A_Jij t.l_L> AjL«s.^ jvLi'\ ^Ü-1 eis <-^j5i,
\, j^L^ji u Juoj ^ Ji A_«ij ej,^j "^^ S — -y J^'^ J.b "^j^
^ J'^ ajiI a-pj p^I j_ j^ l^ ^jA j.^^ J^ J^ jJ^\ J\ 4l,\ jl
JLP
' Mbkr. : A^-^j . 2 ]\l>,li^i-. : AJ'^\,. 3 Oder in fc_ — ^ zu eiueiidieren?
* Mskr.: , ^ . 5 Fehlt Mskr. ^ Mskr.: \j^ .
Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'i. 63
'^'^jj j^iSi^ Utj a1 L. ^ j^ Si'^ jfj <Sj j^ <«x. ^\j\j L ^_j ly.
Jl j;^^, (J^ (_ri-'-^^ 0'. -^— ^^ oA_^ jl jJjj ^^*^ jrüll «-vlj Jl>«\
dAli j\i ^-ar «jL^jl J,_ U VI c.;^oA^ (*^!>«b ^ -^Jlj 286a pjUI
j-^ xf- j_ -\^1 l^j Ov:_ ■''^j J^ ^ «C*' ^^^ rr^ f^'^ 'H C^ ^ (*r:'^
^1 x^ j\i Jl^l i'^« jr_ c.^<^lc-l ä -^^ -^— r^J JjjVl -v_Jj)l
if- ^ "'^^ j^ j^^ o^ "j^^ jb '^^j J^ jf^ ^^ "^j, jb «^^jj
jCijil J- 1j^1'^[4;] ^iJU- L. ^UaSl, ^°^_ili^ L. ^ j «^ÄJ^ jlj 'UlÄt
rcw» U jL-"lj <-^Lju, j^^tf jlj «j») '^ (*r*r^ -C^-? *"^-^ (*r: - ^^
/\"jAi -uU^ ^ Ai^l J,l Äj>-U-lj pp^
a] Ji^\ a^j jj£^ »-^i Uls ^ jls ,Jc- ^ly^^ y^j oj^j ^j3*.Ki _^* Ul aJ
jL^j jl^ ^ aJ J-V9 V L. jJb' J J^^^ Vj Ji^ ^:^jl -^j
.aJ >^ "V ^ aJi ^l::/ V U cJl (.Ui' l^j cJl i^ j- j-^j
1 Mskr.: c^l^ j^ . 2 Mskr.: \jj . ^ Mskr.: 0^=^" .
* Mskr.: Jl. 5 Mskr.: -C^J . ^ ^yigkr.. jj . 7 ß.: Ai=-j
'^' (3^-- * Fehlt B. » B.: Ails . ^0 B. : ^_üi- . " Fehlt
Mskr. '2 Soweit B. Mskr. am Rande J-^Vl j J'^. ■ ^* ^^'^^^
x^ . ^* Die Namen der Zeugen fehlen.
64 Kern: Zwei Urkunden vom Imam as Safi'T.
Das Testament.
Es sagt ar Rabi' b. Sulaimän:'
Dies ist eine Schrift, die Muhammad b. Idris b. al Abbäs as Säfi'i im
Sa'bän des Jahres 203 schrieb. Er nimmt Gott, «der die verstohlenen
Blicke und was die Busen verbergen« kennt, zu Zeugen, und »es genügt
ihm», er »als Zeuge«, danach wer ihn hört, daß er bezeugt, daß kein Gott
ist außer Gott allein, er hat keinen Genossen, und daß Muhammad sein
Knecht und sein Gesandter ist. Er hat nicht aufgehört, diesen Glauben zu
haben, und wird diesen Glauben haben, bis ihn Gott darin [verharrend]
empfängt und auferstehen läßt, so Gott will. Daß er sich selber und den,
welcher sein Testament hört, ermahnt, für erlaubt zu halten, was Gott in
seinem Buche, danach durch die Zimge seines Propheten Muhanunad, erlaubt,
und für verboten, was Gott im Buche, danach im überlieferten Gesetze
verboten hat; und daß er nicht davon zu etwas anderem abweiche; denn
Abweichung davon ist Unterlassung des Gebotes Gottes und Begehung
dessen, was dem Buche und dem überlieferten Gesetze widerspricht: das
gehört aber beides zu den [unerlaubten] Neuerungen. Auf die Erfüllung
von Gottes Geboten aufmerksam zu sein, sich der von ihm verbotenen
Dinge zu enthalten und häufig daran zu denken, daß man vor ihm stehen
wird »an dem Tage, da jede Seele was sie von Gutem getan, gegenwärtig
finden wird, und was sie von Schlechtem getan, indem sie wünscht, daß
zwischen ihr und ihm eine weite Frist wäre«. Daß er diese Welt auf den
Platz stelle, auf den sie Gott gestellt hat. Denn er hat sie nicht zu einem
Hause [dauernden] Verweilens gemacht, nur eines Verweilens, dessen Zeit-
dauer eilends aufhört. Vielmehr hat er sie einem Hause des Tuns gemacht,
jene Welt aber zum Hause des Bleibens und um darin zu vergelten für
das, was er in dieser Welt von Gutem oder Bösem getan, wenn Gott ihm
nicht vergiebt. Daß er niemanden zum Freunde nehme außer jemand, der
ihm um Gottes willen freund ist, von denen, welche die Freundschaft in
Gott verstehen , und von denen man Mitteilung von Wissen in der Religion
und gutes Benehmen in der Welt erhoffen kann. Daß der INIann seine Zeit
kenne, Gott um Erlösung von dem Bösen seiner selbst darin bitte, sich
davon enthalte, sich durch Wort oder Tat übermäßig in einer Sache un-
nötiger Weise zu ereifern, und aufrichtige Absicht auf Gott in dem habe,
was er sagt und tut; denn Gott genügt ihm anstatt dessen, was außer
ihm ist, und nicht genügt anstatt seiner etwas anderes.'^
1 Anfang des Paralleltextes bei BaihaqT, as sunan al kubrä: Buch über die
Begräbnisriten: Gott sagt: "Jede Seele kostet den Tod.» Es berichtete uns Abu
'Abdallah al häfiz und Abu Sa'id b. Abl'Amr, sie sagten: es erzählte uns Abu 1 'Abbäs
Muhammad b. JaVjüb, er sagte: es berichtete uns ar Rabf b. Sulaimän, er sagte: man
las Säfi'l vor, während ich anwesend war: Dies usw.
2 BaihaqT flilirt fort : Und er erwähnt sein Testament. Dann sagt er an dessen
Ende: Und Muhammad — er meint sich selbst — usw. (Siehe den drittletzten
Absatz.)
Kern: Zwei Urkunden vom Iniäni as Safi'i. 65
Ev verfügt, daß, wenn ihm der Tod zustößt — Gott hat ihn über
seine Geschöpfe verhängt — gegen den ich Gott um Hilfe bitte und gegen
das, was nach ihm ist, und um Schutz vor jeglichem Schrecken, sondern
[er führe mich in] das Paradies in seiner Bai-mherzigkeit — er hat aber dies
sein Testament nicht verändert, das folgt:
Ahmad b. Muhammad b. al Walid al Azracfi liat die Verwaltung der
Sache des Täbit, des kahlköpfigen Eunuchen, den er in Mekka gelassen
hat. Wenn dabei nichts Schädliches für das ist, was M. b. I. hinterlassen
hat, lasse er ihn an Stelle des AI. b. I. frei. Wenn A. b. M. etwas zustößt,
sage man dem, der die Verwaltung seiner Sache hat, der sich mit M. b. I.s
vSache beschäftigt: verwalte seine Sache nach Ahmad und führe somit an
seiner Stelle aus, was Ahmad übergeben worden ist.^
Er verfügt, daß die andalusische Sklavin, Fauz geheißen, die seinen Sohn
A. b. M. b. I. säugt, wenn A. b. M. b. I. zwei Jahre vollendet und erihr Säugen
entbehren kann, oder vordem stirbt, um Gottes willen frei sei. Wenn er
zwei Jahre vollendet hat, und man glaubt es sei besser für ihn, daß er [weiter]
gesäugt werde, soll sie ihn noch ein Jahr säugen, dann um Gottes willen frei
sein, es sei denn, daß man die Aufgabe der Säugung für besser für ihn hält
oder er stirbt, dann wird sie durch was immer von beiden erfolgt, frei.
Wenn er nach Mekka fortgeführt wird, wird sie mit ihm fortgeführt bis
sich die von mir angegebene [Frist der] Säugung vollendet, dann ist sie
frei. Weim sie frei kommt, bevor er nach Mekka fortgeführt wird, soll
sie nicht gezwungen sein, nach Mekka zu gehen.
Er verfügt, daß die Mutter des Abu 1 Ilasan, seine Muttersklavin
[)anänir, fortgebracht werde und seine Sklavin Sikka (?) die Negerin erhalte,
als Legat für sie , und daß man ihr eine Sklavin oder einen Eunuchen für
bis zu 25 Dinar kaufe oder ihr 20 Dinar gebe, als Vermächtnis für sie. Das-
jenige, was sie vorzieht, soll man ihr geben. Wenn ihr Sohn stirbt, bevor
sie mit ihm nach Mekka fortgeführt wird, soll dieses Vermächtnis ihrer sein,
wenn sie es will. Wenn Fauz nicht frei wird, bevor sie mit A. nach Mekka
fortgeführt wird, soll sie und ihr Sohn mit ihr mit A. fortgebracht werden.
Wenn A. stirbt, bevor sie nach Mekka fortgeführt wird, ist Fauz frei und
erhält 3 Dinare.
Er verfügt, daß das Drittel^ seines Vermögens in 24 Teile geteilt,
und für Danänir 2 Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens ge-
stiftet werden; solange ihr Sohn lebt oder sie bei ihm bleibt, soll davon ihr
Unterhalt bestritten werden. Wenn ihr Sohn A. stirbt, und sie bei den
Kindern des M. b. I. bleibt, so steht ihr dies zu. Wenn sie ihren Sohn
und seine Kinder verläßt, wird ihr entzogen, was ihr vermacht wurde.
Wenn Fauz bei Danänir bleibt, nachdem sie frei ist, und Danänir bei ihrem
Sohne Muhanunad oder den Kindern des M. b. I. bleibt, stiftet er für Fauz
[einen TeilJ^ von 24 Teilen vom Drittel des "N^ermögens des M. b. I., von dem
i£rcn.
1 Der Text ist nicht in Ordnung. Ich habe eine Umstellung vorgenommen.
2 Die Legate dürfen ein Drittel der Hinterlassenschaft nicht übersteige
^ Oder: beiden gemeinschaftlicli einen Teil.
3Iitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. IL Abt. i
66 Kkrn: Zwei Urkunden vom Imani as Safi'T.
ihr Unterhalt bestritten werden soll, solange sie bei ihr und bei den Kin-
dern des M. b. I. bleibt. Wenn Fauz nicht bleibt, wird er ihr entzogen
und Danänir, der Muttersklavin des M. b. I. zurückgegeben.
Er vermacht den Armen der Familie Säfi' b.asSä'ib 4 Teile von 24 Teilen,
die ihnen ausgezahlt werden sollen. Dabei soll jung und alt. Mann und
Frau gleich sein. — Er vermacht dem Muhammad b. al Walid al Azraqi 6
Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens. Er verfügt, daß an seiner
Statt Nacken^ für 5 Teile von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens freige-
lassen werden. Es sollen möghchst die Verdientesten und Lobens würdigsten
ausgewählt, und unter ihnen Mas'ada der Schneider gekauft Averden, wenn
sein Besitzer ihn verkauft, und freigelassen werden. — Er verfügt, daß den
Nachbarn seines Hauses, das er zu Du Tuwan in Mekka bewohnte, ein
Teil von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens geschenkt werde. Dabei soll
ein jeder inbegriffen sein, dessen Patronat Tdris hatte, und die Freigelassenen
seiner Mutter, Mann und Frau, und jedem von ihnen viermal^ soviel ge-
geben werden, Avie einem von seinen Nachbarn. — Er vermacht 'Abbäda (?)
der Saijida (?) und Sahl, ihrem Sohn, seinen Freigelassenen, Salima, der
Freigelassenen seiner Mutter, und denen, die er in seinem Testament frei-
gelassen hat, ein Teil von 24 Teilen vom Drittel seines Vermögens. Es soll
Abbäda (?) doppelt soviel erhalten wie jeder von ihnen, und zwischen
den übrigen Gleichheit sein. Keinem von seinen Freigelassenen soll ge-
geben werden, außer denen die in Mekka sind.
Alles das, was er von Teilen seines Drittels nach den in Ägypten
vermachten Lasten und Legaten vermacht, sei gemäß dem, was er vermachtS
und [damit] werde angefangen, dann werde der Rest seines Drittels be-
rechnet und so daraus die Teile herausgenommen , die in seiner Schrift be-
schrieben sind.*
M. b. L übergibt die Ausführung seiner in Ägypten [von ihm ausge-
setzten] Legate und die Verwaltung seines gesamten Nachlasses daselbst
Gott, danach Abd alläh b. Abd al Hakam ^ dem Koreischiten, Jüsuf b. Amr
b. Jazid dem Rechtsgelehrten und Sa'id b. al Gahm al Asbahi, Wenn wer
auch immer von ihnen stirbt, abwesend ist oder die Ausführung des Testa-
mentes aufgibt, so tritt der Anwesende, der sein Testament ausführt, [an
seine Stelle] auf eine Weise, die ihn von dem unabhängig macht, der von
[der Ausführung von] M. b. L's Testament abwesend ist oder [sie] aufgibt.
Er trägt Jüsuf b. Amr b. Jazid, Sa'id b. al Gahm und Abd alläh b. Abd
al Ilakam auf, seinen Sohn Abu 1 Hasan, sobald es ihnen möglich ist, nach
Mekka zu seiner Familie gelangen zu lassen. Er soll nicht zu Wasser fortge-
führt werden, wenn eine Möglichkeit [es] auf irgend eine Weise zu Lande [zu
1 D. h. Sklaven.
2 Oder dreimal? Vgl. Lane unter diT.
3 Oder: so soll berechnet werden, was er vermacht?
* Soli das heißen, daß die später hinzukommenden Legate den Vorzug vor
den hier erwähnten erhalten, die ^%4 (?) ausmachen?
5 Wüstenfeld, Schafiiten I, Nr. 34.
Kern: Zwfi Urkunden vom luiäm as Säfi'T. 67
tun] ist. Sie sollen ihn und seine Mutter mit zuverlässigen Leuten zusammen-
bringen, und es werde ausgeführt, was er ihnen in Ägyjjten [zu tun] aufgetragen
hat: sie sollen seinen Besitz und den des Abu 1 Hasan, seines Sohnes
sammeln und dies alles und damit die Sklaven Abu 1 Hasans nach Mekka
gelangen lassen, bis es dem Testamentsvollstrecker des M. b. I. daselbst
übergeben wird. Wenn irgend etwas von M. b. 1. oder seinem Sohne A.
b. M. in Ägypten bleibt, so sind Sa'id b. al Gahm , Abd alläh b. Abd al
Hakam und Jüsuf b. Amr seine Testamentsvollstrecker dafür und die Vor-
münder für seine Kinder und das^ was von ihm und ihnen in Ägypten ist,
unter der Bedingung, die er gestellt hat, daß der von ihnen Anwesende in
allem, was ihm aufgetragen ist, an Stelle ihrer aller sei, und was sie [daran]
gewinnen (?) , bis die Testamentsvollsti-ecker des M. b. I. in Mekka Leute
sind, denen man [es] zusenden kann; dann sind sie davon los. Sie ver-
walten die Schuldverpflichtungen des M. b. L in Empfangen und Tilgen
von Schulden, wenn er dort deren hat, den Verkauf dessen, was sie zu
verkaufen für richtig halten, von seinem Nachlaß und anderem von allem,
was er in Ägypten zu bekommen hat und schuldet, die Vormundschaft für
seinen Sohn A. b. I. und den ganzen Nachlaß des M. b. L in Ägypten an
Land und anderem.
Es übergibt M. b. 1. die Vormimdschaft über seine Kinder in Mekka,
und wo immer sie sein mögen, Abu 'Utmän , Fätima und Zainab, die Kinder
des M. b. L von Danänir, seiner Muttersklavin, wenn er Ägypten verläßt,
imd die Verwaltung des gesamten Besitzes seiner Kinder, die er genannt
hat, und der Kinder, wenn M. b. L [noch] welche bekommt, bis sie sowohl
die körperliche als die geistige Reife erreichen, und ihre Besitztümer, wo
diese auch sein mögen S außer dem , was seine Testamentsvoll-
strecker in Ägypten verwalten. Denn dies ist ihre Sache, solange es einer
von ihnen besorgt. Wenn er es aufgibt, so liegt es seinen beiden Testa-
mentsvollstreckern in Mekka ob, das sind Ahmad b. Muhammad b. al Walid
al Azraqi und 'Ubaid alläh b. Ismä'il b. INIufrit (?) der Wechsler. Wenn
'Ubaid alläh stirbt oder die Testamentsvollstreckung nicht annimmt, so ist
Ahmad b. Muhammad der, welcher dies alles zu besorgen hat.
Und Muhammad^ bittet Gott, der mächtig ist, zu tun was er will,
daß er unsern Gebieter Muhammad, seinen Knecht und Gesandten, segne,
sich seiner^ erbarme, denn er ist seines Erbarmens bedürftig, ihn vor dem
Höllenfeuer schütze, denn Gott hat es nicht nötig, ihn zu züchtigen, daß
er ihn in allem, was er ersetzt, durch das Vorzüglichste ersetze, wo-
durch er einen der Gläubigen ersetzt, sie für seinen Verlust entschädige,
ihr Unglück nach seinem Tode heile und sie vor Ungehorsamkeiten gegen
ihn, Begehung dessen, was von ihnen häßlich wäre, und daß sie eines von
seinen Geschöpfen bedürfen , durch seine Macht bewahre.^
^ Wenn man keine Lücke annehmen will, könnte eine anakoluthisehe Kon-
struktion mit virtueller Vorausnahme des späteren: »seinen beiden Testamentsvoll-
streckern in Mekka« vorliegen,
2 D. h, Säfi'T.
3 Soweit BailiaqT. Nach dem Manuskript wäre hier eine Lücke in der Vorlage.
68 Kern: Zwei Urkunden vom Iniam as Safi'T.
Es läßt M. b. I. gegen sich in seiner Krankheit bezeugen, daß Salim'
der Schröpfer nicht ihm, sondern jemandem von seinen Kindern gehurt.
Dies ist gegen mich bezeugt; wenn er nun verkauft w^ird, so geschehe das
auf Grund des Vorteils für ihn. Also gehört nichts von ihm zu meinem
Vermögen. Ich habe über mein Drittel verfügt. Es ist jedoch niclit in
meinem Drittel einbegriffen, was keinen Wert hat, Tongefäße, Schüsseln
und Matten, vom Abfalle des Hauses, und die Reste von den Speisen des
Hauses, was nicht gebraucht wird, von dem, was keinen Wert hat.
Es bezeugen dies . . . .^
Oder Sulaim?
Die Nainen der Zeugen fehlen.
69
Das Buchwesen in Turkestan und die türkischen
Drucke der Sammlung Hartmann.
Von Martin Hartmann.
Uie Tätigkeit der Pressen Tiirkestans ist nicht unbekannt. Ich selbst hatte
schon Veranlassung, von einigen in Taskent und Kasgar hergestellten
Büchern zu sprechen. > Turkestaner Drucke finden jetzt auch Erwähnung
in Buchhändlerverzeichnissen. 2 Einiges wurde aufgeführt in der Orientali-
schen Bibliographie. Das in russischer Sprache Gedruckte, das für die
Orientalisten Interesse hat, kam zur Sprache gelegentlich der verdienstlichen
Jahresberichte Bartholds in diesen Mitteilungen. Dabei fanden auch türkische
Drucke Erwähnung. So wird den Freunden der osttürkischen Studien die
Existenz mancher hier verzeichneten Drucke bekannt sein. Doch wird das
Bekannte durch die Zusammenstellung in neuem Lichte erscheinen; auch
fügte ich sprachliche und sachliche Bemerkungen bei. Ich bemühte mich,
einen Einblick in den Betrieb des Buchgewerbes zu gewinnen, so gut es
bei der kurzen Zeit meines Aufenthaltes und neben den dringenderen Auf-
gaben möglich war. Diese Beobachtungen in Verbindung mit dem tatsächlich
zusammengebrachten INIaterial lassen Schlüsse auf das Geistesleben des
Landes zu.
In Russisch -Turkestan steht an der Spitze der Drucktätigkeit
naturgemäß Taskent als Sitz des General - Gubernators.^ Schon vor der
Eroberung durch die Russen im Jahre 1865 war Taskent neben der da-
maligen Hauptstadt des östlichen Transoxaniens , Chöqand (Kokan), ein be-
deutender Mittelpunkt geistigen Lebens, soweit man so ein Leben nennen
kann, das sich auf den geistlosen Betrieb der traditionellen religiösen Dis-
ziplinen und von ein wenig adah beschränkte. An die Verwendung von
Druckpressen — es hätte sich niu- um Steindruck gehandelt* — scheint
1 Islamischer Orient (IV) S. 117. (V) S. 149 Anm. 2.
* So in »Bericht über neue Enverhiingen von Otto Harrassowitz in Leipzig- ;
Spirgatis (Leipzig), Katalog 96 Nr. 1238.
3 Über die Verwaltung der russischen Provinz Turkestan s. Hart mann in
der Zeitschrift Asien II, 133 ff.
* Bei den Turkestanern findet man eine lebhafte Abneigung gegen Drucke
mit beweglichen Typen , wie bereits hlamischer Orient (Y) S. 1 19 Anm. 1 bemerkt
wurde. So begegnet man Typendrucken selten. Die wenigen Klassen und Einzel-
werke solcher Art sind im Laufe dieses Aufsatzes besprochen.
70 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Ilartmann.
man vor 1865 weder in Taskent noch in Chöqand gedacht zu haben. ^ Die
russische Regierung besteht selbstverständUch grundsätzHch darauf, daß
einzig das Russische Amtssprache ist. Aber praktische Rücksichten zwangen
sie, ihren Willen dem eroberten Lande in der Sprache der Bevölkerung
kundzutun. Neben Plakaten und Flugblättern dient ihr die »Turkestanische
Eingeborenen -Zeitung« {itirkesfanskaja tuzem7iaja gazeta, iürk. turTcistän icilä-
jetmiii gazett). Das im Jahre 1869 gegründete Blatt^, gegenwärtig redigiert
von dem ausgezeichneten Leiter des Taskenter Lehrerseminars Nikolai
Petrowitsch Ostroumoff^, gibt das Amtliche meist russisch und türkiscli
und macht in dem rein türkischen Teil die Bevölkerung mit dem AVichtigsten,
was im Lande vorgeht, und dem Wesen der Regierenden bekannt, und
sucht an ihrem Teile zur Hebung des kulturellen Zustandes durch Ver-
breitung nützlicher Kenntnisse beizutragen. Ich konstatierte, daß die
Zeitung in den Kirgisenniederlassungen im östlichen Berglande Ferglianas
gelesen wird.*
Wann die Drucktätigkeit in Taskent lebhafter wurde, vermochte ich
nicht festzustellen. Man würde das sicherste Bild gewinnen durch Einsicht
der Zensurlisten. Jedes Buch, das gedruckt wird, muß der Zensurbehörde
vorgelegt werden, und unter den hier aufgeführten ist keines, das des
Vermerkes ^dozicoleno tsenzuroiu S. P.burg" mit Datum entbehrt. Sitz der
Zensurbehörde war einige Zeit Tiflis", jetzt ist ihr nomineller Sitz Peters-
burg, doch habe ich Grund anzunehmen, daß die Werke, die der Lokal-
regierung eingereicht werden, gar nicht selbst nach Petersburg gehen,
sondern durch einen Vertrauensmann der Zentralzensur in Taskent erledigt
werden.
In Taskent betreiben gegenwärtig zwei Druckereien die Herstelliuig
türkischer Drucke , beide in der Russenstadt gelegen : 1 . die Druckerei des
Stabes des turkestanischen Militärkreises {tipograßja schtaha turkest. icojenn.
okmgäf, 2. Druckerei lljin {tipo-litogr. W. N. Iljina). Beide haben gut zu
tun. Von Druckereien, die auf älteren Drucken genannt sind, nenne ich:
1 Ich wenigstens fand keine Spuren davon. Es sei hier gleich bemerkt, daß
mir, dem Fremden, wold manches entgangen sein kann, was den Russen, die seit
langem im Lande arbeiten, wohlbekannt ist. Die Schwierigkeit, von den Ein-
heimischen zureichende Mitteilungen und Nachweise zu erhalten, ist außerordentlich
groß, in Chinesisch -Turkestan freilich noch viel größer als in Russisch -Turkestan.
Für Nachträge und Berichtigungen von russischer Seite werde ich besonders
dankbar sein.
2 Es erscheinen 50 Nummern im Jahre; Preis im Ausland 5 Rubel.
^ Siehe über ihn den oben angeführten Aufsatz \\\ Asien S. 136 Anm. 1.
* Natürlich nur da, wo ein Imäm, d.h. ein Schulmeister, vorhanden ist, der
dann das Gelesene den anderen gewichtig mitteilt. Ich traf diesen Zustand in
Qaflanköl an, eine starke Tagereise östlich von Os, etwa vier Reitstunden vor Gulca.
5 Einen Zensurvermerk aus Tifiis vom Jahre 1901 trägt das in Samarqand
gedruckte Maulüdi serTf (s. Nr. 4).
ß Sie hat natürlich zunächst die wertvollen Arbeiten des Taskenter General-
stabes herzustellen. Der Betrieb ist ein umfangreicher und geordneter.
Hartmann: Bucliwesen in Turkestan und Drucke Hartniann. 71
1. Lachtin, 2. Breidenbacli, 3. Kamenski, 4. Kostelow, 5. Portsevv. Ich
habe Grund anzunehmen, daß diese Firmen nur verschiedene Schilder für
ein und dieselbe Druckanstalt waren. Auch Iljin scheint nur in die eine
alte Druckei-ei eingetreten zu sein; s. unter 9, 12 und 17.
Wie die Drucke zustande kommen, ist aus der Form zu ersehen,
welche in den meisten Fällen dem Titel gegeben wird. Diese ist folgende^:
ol^, ^IkL^ j_jO ^j\ jUjj t>-oj (J*^^ S^J j^ (J§^ F^ jj^.
C-)Vj j-^ .... C-'\ö-l_;=-j fl^*^ .... ^_^<>~-« .... »>^ l" j\ ,^\i>y\ <iAL
JoJ^ ^^ .... >>j]aa jj -Os-i-L", d.h.: Durch die Hilfe des llervor-
bringers von Land und Bewohnern und des Schöpfers von Ort und Zeit
wui'de dieses geschätzte Buch, das durch die Gnade des Allspenders zu
den Werken des , . , gehört, und welches den Titel »....« hat, auf
Vei-anlassung und auf Kosten des .... in dem Lande Taskent in der
Druckerei .... gedruckt."
Der Mann, »auf dessen Veranlassung und Kosten« das Buch gedruckt
wird, der also etwa unserm Verleger entspricht, ist wohl meist selbst ein
Buchhändler oder Händler überhaupt, da der Buchhandel von Geschäfts-
leuten aller Art als Nebengewerbe betrieben wird.^ Bei dem Entschluß,
ein Werk drucken und es dann im Wege des gewöhnlichen Buchhandels
vei'treiben zu lassen, spielt im Islam ein Moment hinein, das in den Kultur-
ländern nur noch selten zu finden sein dürfte*: die Hoffnung, sich durch
Drucken eines frommen Werkes einen Lohn im Jenseits zu erwerben. Es
soll nicht gesagt sein, daß diese Aussicht verlockend genug ist, um der
1 Ich gebe dieses Beispiel, weil man gerade dieser Form auch auf indischen
und persischen Drucken nicht selten begegnet. Wer viel mit orientalischen Drucken
zu tun hat, dem wird es angenehm sein, hier die Lesung wenigstens einer Form
zu erhalten. Diese Äußerliclikeiten zu behandeln ist ermüdend und sie scheinen
unwichtig; es ist aber durchaus notwendig, daß einmal eine vollständige Übersicht
über das, was auf diesem Gebiete üblich ist, gegeben wird.
2 Auch in der äußeren Anordnung und selbst in dem Schrift duktus schließen
sich die Titel der Taskentdrucke ersichtlich meist an indische Vorbilder an. Mit
Vorliebe haben sie eine Borte teils mit geometrischen, teils mit Blumenornamenten
als Rand; woher die Stempel stammen, vermag ich nicht zu sagen.
3 Das ist naturgemäß besonders da der Fall, wo der Buchhandel gar nicht
oder nur wenig organisiert ist. Aber selbst in Taskent wird man gelegentlich zu
Schnittwaren- und anderen Händlern geführt, die in ihrer Wohnung Handschriften
und Drucke vorlegen. Es handelt sich dann um solche Sachen, die nicht Stapel-
ware sind.
* Es wirkt noch mehr, fast ausschließlich, soweit nicht Eitelkeit in Betracht
kommt, bei der Abfassung von Werken; denn Honorar für literarische Arbeiten in
unserm Sinne ist im Orient unerhört und wird selbst in Stambul , wo doch vieles
schon nach europäischer Art organisiert und das Buchwesen verhältnismäßig ent-
wickelt ist, eine Seltenheit sein. Etwas dem Honorar Ähnliches stellt das «Geschenk«
dar, das ein Reicher für Herstellung einer Arbeit, die ihm am Herzen liegt oder
als deren Autor er gelten will, gewährt.
72 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
auf Geldverlust die Wage zu halten. Aber diese Art Kapitalanlage hat
etwas Verdienstliches, das manchen anzieht. So werden denn verhältnis-
mäßig viel Werke jährlich zum Druck gebi-acht — ich hörte für die letzten
Jahre als Durchschnitt dreißig nennen — , und es scheint, das Geschäft ist
zwar nicht glänzend, doch ziemlich sicher. Daß sich mit Vorliebe die
daran machen, die Erfahrung haben, versteht sich von selbst, und so be-
gegnet man vielfach denselben Unternehmernamen auf den Titeln.
In Taskent findet man Buchverkäufer {sahhäf, Jcitabfurüs) in zwei
Straßen des Bazars der Sartenstadt, in der einen etwa sieben Läden, in
der anderen vier. Der Sarte ist ruhig und abwartend: was Allah schicken
will, muß kommen. So gibt es in den Bazaren kein Anreißen, am
wenigsten im Buchbazai\ Bemerken aber die Leute, daß man ein ei'nster
Käufer ist, so bringen sie gern, wovon sie glauben, es sei begehrt. Ein
hübscher Zug ist, daß es dabei, nach meinen Erfahrungen, ohne Unfreund-
lichkeit der konkurrierenden Parteien, wenigstens äußerlich, abgeht. Ich
nahm bei meinen Besuchen meist festen Sitz im Laden des Hag Abdulmelik
Ibn Abdunnebi, eines äußerst sympathischen würdigen Mannes, der übrigens,
wie sich nachher herausstellte, auch einen Ruf als Gelehrter im Städtchen
besitzt und täglich eine Stunde in der Medrese unterrichtet.' Er litt es wohl,
daß ich in seinem Laden auch die Waren der anderen Verkäufer sah, die
dorthin gebracht wurden und verteilte das Geld an diese, soweit ich es an
ihn gezahlt. Einen Teil der Sachen erwarb ich durch einen Kommissionär,
der sich durch Herbeischleppen in Abdulmeliks Laden besonders nützlich
machte und dem ich eine kleine Vergütung bewilligte.
Die Preise sind im ganzen niedrig. Es ist selbstverständlich ein
Unterschied, ob man ein einzelnes Buch kauft oder einen größeren Einkauf
macht, sowie ob man in der Landessprache leicht und in einer dieser Art
Verkehr angemessenen Spi-ache verhandeln kann. Das Vorschlagen hielt
sich in bescheidenen Grenzen. Die Stapelware, wie muchtasar nlwiqäje.
(iTwäni mesreb u. dgl. hat festen Kurs, und icii konnte mit Sicherheit fest-
1 Mit Gelehrsamkeit verbindet .sich im Orient nicht selten das demonstrative
Hervorkehren der scharfen Grenze, bei welcher man mit aller Höflichkeit dem
fremden Kafir ein energisches Halt gebietet. Eine solche Grenze ist die Berührung
des heiligen Buches. »Dies ist ein werter Qur'än, in dem verwahrten Buche
berühret nur von Reinen» (Qur. 56,76 — 78). Selbst in dem aufgeklärten S(ambul
drückt man sich auf jede Weise um die Nötigung, dem Fremden den Qur'än in die
Hand zugeben — coram pubHco. Wenn es niemand sieht, verkauft man ihm so viel
Quräne, als er haben will (das Köstlichste ist, daß der geschätzteste Druck des
Qurans eine im Lande des Unglaubens hergestellte Piiotolithographie ist). Mein
braver Abdulmelik war sehr verständig, er ließ mich Qurane mit und ohne Kom-
mentar, gedruckte und handschriftliche, ruliig betrachten. Der einzige Protest gegen
mein Verhalten war, daß er einmal, als ich einen Qur an auf einen Stapel Bücher
gelegt hatte und ein anderes Buch darauf legte, er das heilige Buch nach oben
brachte, denn kein anderes dai-f seinen Platz über ihm haben. Ol) die sunnitischen
Taskenter die Gcwohnlieit der schiitischen Perser und Türken teilen, die Qurane
in ihren Zimmern nur auf Wandbrettern imd über Mannshöhe aufzubewahren, kann
ich nicht sagen.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 73
stellen, daß die Angabe der Leute, sie hätten jjro Band nur den bescheidenen
Gewinn von 10 — 20 Kopeken, richtig war. Durchschnittlich kostet ein
Buch von 160 Seiten 60 Kopeken. Handschriften sind in Taskent nicht
selten , aber fast nie findet man etwas von Wert. Sowie etwas vorkommt,
was durch das Nachforschen von russischen Gelehrten als seltener bekannt
ist, werden Preise gefordert, die unverhältnismäßig hoch sind.
Die Drucke, die man vorfindet, sind voi'wiegend Taskenter Herkunft
und zwar mit wenigen Ausnahmen aus den letzten Jahren. Ältere Taskenter
Drucke sind nicht häufig und müssen besonders gesucht werden. Es gelang
mir, einige zu erwerben. Neben den Taskenter Drucken kommen indische
und Qazaner vor; die indischen sind, schien mir, ausschließlich persische
Werke, die Qazaner türkische. Unter den Qazanern fand ich die Über-
setzung von Damiris kitäh alhajawän. Solche Erzeugnisse der Qazaner
Pressen sind aber eine Seltenheit. Fast alles, was man findet, gehört der
volkstümlichen Literatur an: Erzählungen und einfachste Einführungen in
den Lslam. Auf mein Erstaunen, diese Dinge dort zu finden, wälirend doch
die Sprache eine ganz andere sei, erklärte mir einer der Buchhändler, der
diese Sorte offenbar als Spezialität betrieb: »Wir selbst verstehen diese
Hefte meist nicht, wir müssen sie aber führen, weil sie verlangt werden,
und zwar von den Qirgiz-Qazaqen, die aus Qazalinsk und Umgegend hierher
auf den Markt kommen und den Dialekt, in dem diese Hefte abgefaßt sind,
vorstehen.« Nur eine Sorte Drucke aus Qazan trifft man wie in Taskent
so in allen übrigen größeren Orten Russisch- und Chinesisch -Turkestans:
die Heftjeks, d. h. die Hefte mit je einem Guz' des Qur'äns, die in un-
geheuren Massen in Qazan hergestellt werden. Es ist merkwürdig, daß
weder in Taskent noch in anderen Städten Turkestans lithographierte Aus-
gaben des Qur'äns hergestellt sind.^ Neben den Qazaner Heftjeks findet
man die bekannte Stambuler Lithographie des ganzen Qur'äns. Die Qazaner
Drucke sind sämtlich Typendrucke, und zwar mit den häßlichen, steifen
Typen, die auch in Taskent vereinzelt zu Werken und zur Eingeboi-enenzeitung
verwandt werden und über welche siehe Islamischer Orient (\\) S. 1 19 Anm. 1.
In allen anderen Städten Turkestans ist das einheimische Buchgewerbe
gleich Null. Samarqand ist durch die Fremden verdorben und man verlangt
für Handschriften unerhörte Preise. Ich sah in der Sartenstadt einige dürftige
Buchkrämer, die nur Stapelware hatten, in der Russenstadt einen größeren
Buchladen und eine kleine Bude, wo man das für den Reisenden Nötige
(Plan der Russenstadt, Adreßkalender, das kleine russisch -türkische Wörter-
])uch von Lapin, 2. Auflage, Samarqand 1899 u.dgl.) bekommt. Hand-
schriften vermittelt der Kommissionär Sahir Bai Nasirbajeff. Mir wurden
von einem MoUa in einer Medrese einige bessere Sachen angeboten: eine
Handschrift mit der wohlbekannten Beaibeitung des Narsachi und zwei
kleineren Werken sollte 50 Rubel, ein schöner Foliant mit Fu/.rili und
interlinearer »özbekischer« Übersetzung sollte 60 Rubel kosten.
1 Nach einer Notiz der Turkestanskiju Wjedomosti, wenn ich nicht irre im
Januar 1904, sollte auch in Taskent ein Qui'ändruck ausgeführt werden.
74 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
In Chöqand fand ich im Bazar nur zwei intelligentere Leute, die mit
Büchern handelten. Ich erwarb die in der Übersicht S. 17 genannten
Handscluiften.
In Andigän fand ich nur ein Original, das unter freiem Himmel einen
Stoß Bücher feilhielt; sonderbarerweise befand sich darunter die Stambuler
Ausgabe des Hüwedä, aus der ich hier Jahrgang V, Abt. 2, S. 132 ff. Mit-
teilungen machte und zugleich ein Qazaner Druck des rähaü dil Hüwedäs.
Ein Goldschmied, bei dem ich Münzen fand, aber wegen des hohen Preises
nicht kaufte, studierte das ihstri ehbei' in einer vierbändigen Bombayer Ausgabe.
Die indischen Drucke kommen nach Chöqand und Andigän über Taskent.
In Chinesisch -Turkestan steht das Buchwesen auf einer äußerst
niedrigen Stufe. Ich kann freilich nur von Kasgar und Jarkend sprechen.
Dort fabelt man davon, daß in der Hauptstadt der Provinz, Urumtsi, ein
chinesischer Händler sei, der einen Laden mit vielen tausend Büchern habe.
Man weiß aber, wie die orientalische Phantasie alles vergrößert. Von
chinesischen AVerken haben für den Islamisten ja auch nur die Wert, welche
aus den tunganischen (islamisch -chinesischen) Kreisen stammen. Solche
Bücher dürften aber vielmehr in Maralbasi, Acjsu, Uc Turfan und den schon
auf russischem Gebiet gelegenen Städten Toqmaq und Pispek zu finden
sein als in Kasgar und Jarkend oder gar in Urumtsi. Trotz der größten
Mühe gelang es mir nur bescheidene Proben dieser Art Literatur zu er-
werben. Sie lassen ahnen, daß hier der Forschung noch ein weites
Gebiet offen liegt.
Das Druckwesen wird von der chinesischen Regierung in keiner Weise
begünstigt. Der chinesische Beamte wird nur in den seltensten Fällen
etwas tun, damit die heimische Bevölkerung, in der er unter allen Um-
ständen einen gefährlichen Feind sieht, zu Worte kommt, und er wird ihr
die Beschäftigung mit dem, was ihren religiösen oder gar nationalen Ten-
denzen entspricht, nur so weit gestatten, als er es ungefährlich für seine Re-
gierung hält, und gefährlich ist vor allem alles übermäßige Studieren und Lesen.
Die Leichtigkeit, mit Avelcher chinesische Drucke durch das uralte
Verfahren des Schneidens in Holz hergestellt werden, veranlaßte, dieses
Verfahren zunächst auch für die türkischen Drucke zu verwenden. Sicher
gilt das für die gemischtsprachlichen Werke, welche die chinesische Re-
gierung in Chinesisch und Türkisch , zuweilen noch zugleich mit mandschuri-
schem Text herstellen ließ. Ich konnte einige solcher mehrsprachigen Werke
erwerben.
Über die Einführung der Steindruckerei und was darin bisher in
Kasgarien geleistet ist, lasse ich am besten den Mann selbst sprechen, der
diese Kunst dort eingeführt hat und bis jetzt allein betreibt. Nur Häggi,
oder wie man in Kasgar gewöhnlich sagt Nur Häggim', war mir schon
bekannt durch seinen Druck der Diwane des Auläd Husain, von dem ich
durch Ärif Gän gehört-, und den ich mit einiger Mühe schon vor meiner
1 Über das Suffixuin hier s. meine Bemerkung Islaiitischer Orient (Xl) S. 195.
2 Über ilm s. Islantlsc/ter Orient IV: Zentralasiatisches aus Stambul.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartniann. 75
Ausreise mir verschafft hatte. Es war eine Enttäuschung für mich, daß
ich in KaSgar weder ihn noch seine Druckerei fand. Ja, bei der Zer-
fahrenheit aller Verhältnisse in diesen Ländern und der völligen Teilnahm-
losigkeit der Bevölkerung war es schwer, Sicheres über den Verbleib des
Mannes zu erfahren. Es gelang endlich festzustellen, daß er in Jangihiyjir
lebe. Am 10. Dezember 1902 traf ich auf dem Wege nach Jarkend in dem
Städtchen ein. Sobald ich mich in dem Rasthause eingerichtet, ließ ich
mich zu Nur Häggi fühi-en und traf ihn in einem Laden im Bazar an der
Nähmaschine (sein eigentliches Handwerk ist die Schneiderei). Ich bestellte
ihm die Grüße des Herrn Johannes Awetaranian, der fünf Jahre in Kasgar
im Dienste der schwedischen Mission gelebt hatte' und mit ihm befreundet
ist und sagte ihm, daß ich ihm einige Exemplare der von Awetaranian in
Schumen gedruckten Handwei'kerdisi)utationen (s. darüber hier Jahrgang VII,
Abt. 2, S. 21, Anm. 1) abzuliefern hätte. Obwohl schwer an Fieber und
Asthma leidend, kam er am Abend in das Seräj, und wir hatten eine an-
genehme Plauderstunde. In gleicher Weise hatten wir eine Zusanmienkunft
bei meinem zweiten Besuch Jangihisärs auf der Rückreise von Jarkend nach
Kasgar am 11. Februar 1903. Nur Häggi teilte folgendes mit: »Ich bin in
Jangihisär geboren und bin vor sechs bis sieben Monaten wieder liierher-
gezogen, weil ich das Klima von Kasgar nicht vertragen kann. Ich bin
viel gewandert, namentlich im nordwestlichen Indien; auch Stambul kenne
ich. In Indien machte ich mich mit der Steindruckkunst bekannt. jNIeine
ersten Drucke nach der Rückkehr stellte ich hier her und zwar druckte
ich 1. das tehät ul 'ägizTn des Seperjär^ 2. den aSraqat -Tyiw&n Newä'is.
Beide Stücke druckte ich später noch zweimal in Kasgar. Dort druckte
ich auch alle übrigen Sachen. Von ihnen nenne ich die pawäjid, zweimal
gedruckt in 800 und 1000 Exemplaren, ferner die chän?iin sÖzlerJ; diese
ließ die chinesische Regierung mehrfach bei mir drucken, auf Befehl aus
Urumtsi zum erstenmal im Jahre 1311, wo der Druck noch ziemlich
schlecht ausfiel; es wurden bestellt 3000, später 2000, dann 2500 Exem-
plare, die überallhin gratis verteilt wurden. Endlich druckte ich die beiden
Diwane meines Freundes Auläd Husain in 1000 Exemplaren. In cliinesi-
scher Sprache druckte ich zwei Sachen: 1. auf Befehl aus Urumtsi eine
Instruktion für die Soldaten in 4000 Exemplaren; das war zur Zeit, als
Johannes [Awetaranian] Sähib da war; 2. die Zeitung des russischen Konsuls^;
1 Siehe über ihn meinen schon genannten Artikel über Hüwedd S. 132, Anni. 2.
2 So notierte ich hier den Namen Söfi Allähjärs in Nur HäggTs Aus-
sprache; daneben hörte ich von anderen das Islamischer Orient (VI) S. 119 Aimi. 1
Gegebene.
^ So erwies sich denn die Angabc des treff'lichen Arif, Islamischer Orient (IV)
S. 117, als richtig. Ich sah in Kasgar nur drei Nummern, die der Eigentümer als
eine Rarität ersten Ranges betrachtete; sie sollen die einzigen sein, die erschienen
sind. Trotz aller Anstrengungen konnte ich nichts von diesen Spuren einer eigen-
artigen Tätigkeit in die Hände bekonunen. Der Druck wurde eben äußerst heimlich
betrieben , und es werden Exemplare nur an wenige chinesische Beamte in Kasgarien
und an die russische Vertretung in Peking gelangt sein.
76 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
es erschien damals sein Sekretär, der jetzt Gesandter in Peking ist, und
zählte mir das Papier vor, das ich mit einer mir unverständlichen chinesi-
schen Sache, die aus dem Russischen übersetzt war, bedrucken mußte; ich
habe nichts davon behalten dürfen. Meine Druckerei befindet sich in Kasgar
in den Händen eines Verwandten; ich hoffe im Frühjahr dorthin reisen zu
können und meine Drucktätigkeit wieder aufzunehmen. Zunächst handelt
es sich darum, für Auläd Husain zu arbeiten, der 6000 Verse bei mir
drucken lassen will.«^ Ich weiß nicht, ob Nur Häggi seine Absicht aus-
geführt hat und wie es jetzt mit seiner Presse steht.
Im folgenden verzeichne ich die von mir erworbenen Drucke in der
Weise, daß ich an den Anfang den Titel in Originalfassung setze, dann
Druckoi't und Druckerei, Unternehmer, Steinschreiber, das Jahr der Zensur-
erlaubnis und das Jahr des Druckes, endlich Seitenzahl und Format gebe.
Die Angaben über das Werk und aus ihm bieten das, was das Wich-
tigste schien.
Bei der Oidnung nach dem Inhalt sind die Klassen der Übersicht
zugrunde gelegt.
1. Geschichte, auch legendäre.
I. qisas nl 'anhija. Taskent, Iljin; Moliä Mir Machdüm Ihn Sah
Jünus; Schreiber: MoUä Muhammed Saijid Chan Ihn Dämollä Abdullah
Chan; 1901; 1320; 336 Seiten Fol. — Das unter dem Namen »Rabghüzl«
bekannte Werk erfreut sich in Mittelasien der größten Beliebtheit, daher
die zalih-eichen Drucke. Leider sind diese Drucke fiir die wissenschaftliche
Verwertung des Originaltextes wertlos. Es ist mit ihm gemacht worden,
was man auch bei uns mit altertümlichen Sprachdenkmälern macht, die
man den Zeitgenossen »näher bringen« wilP: Übertragung in die neue
1 Ich hatte die Freude, die Bekanntsiliaft dieses sympathischen, hochintelli-
genten und ersiclitlich in religiöser Beziehung einen freien Standpunkt einnehmenden
Mannes zu machen. Er l)esuchte mich in Jarkend auf der Rückreise aus Kasgar
nach Qarghaliq, in dessen Nähe er in dem Dorfe Zuimün (chines. zunlun) seinen
Wohnsitz hat, am 27. Januar 1903. Er arbeite an einem Mesnewi, das zur Hälfte
fertig sei.
2 Luthers Bibelübersetzung ist das nächstliegende Beispiel. Ein anderes: In
der Lessing-Rammlerschen Sammlung (Leipzig 17.59) wm'den Friedrich von Logaus
Sinngedichte einer vollständigen Umdichtung, in der Simrockschen Auswahl (Stutt-
gart 1874) einer teilweisen unterworfen. Auch in der sonst treueren Auswahl Fischers
(Leipzig, Reclam) wurden in einzelnen Fällen -umfassende Neuerungen-' vorgenommen.
Da werden wir den Turkestanern ihre Verhunzungen nicht zu sehr verdenken dürfen,
wemi sie eben nur verhunzen und niciit obendrein noch lügen. — Audi die Araber
sind sich wohl bewußt gewesen, daß selbst sprachliche Äußerungen von dem Ansehen
der Berichte über Worte und Handlungen des Propheten {hadlt) vor ihrer Fest-
legung durch die Schrift dem Einfluß der individuellen Sprache des Tradenten unter-
worfen waren: siehe die lehrreiclien Nachweise in Abdulqädir Albaghdadis
cJilzänat al'adah 1, 4— G. Wir gehen freilich in unserm Mißtrauen gegen -alte»
arabische Texte als sprachliche Belege noch \'iel weiter, und mit Recht.
Hartmann: Bucliueseii in Turkestau und Drucke Ilartniaini. 77
Sprache ! Das kann man ja den frommen Leuten , die für Erbauung sorgen,
nicht verdenken; bösartig ist aber, wenn sie eine freche Fälschung begehen,
um den Leser zu täuschen, er habe das Originalwerk vor sich. In allen
drei hier vorliegenden Drucken (1. 2. 3.) ist die xVbfassungszeit der türkischen
Übersetzung um vier Jahrhunderte herabgerückt, 1109 statt 709 angegeben.
Die Kontrolle ist glücklicherweise gegeben: wir besitzen in Rieu, Catal.
TurJcish Mss. in Br. Museum, S. 269 ff., eine ausgezeichnete Beschreibung
der Handschrift Add. 7851, die sprachlich einen völlig anderen Charakter
trägt als unsere Drucke und das Jahr 709 gibt. Zur Beurteilung des Ver-
fahrens hier gegenüber dem Original setze ich eine Stelle des Druckes und
das bei Rieu Entsprechende nebeneinander':
Rieu 269^' f.: In 1, S. 3:
History of the prophets by Käzi - il ■ \C' " ' l "C 1 "l
Näsir, son[270al ofBurhän, ofRibät ^-^ ^ ^ ^^ <^ ^ -J'. ^ '
Oghüz, j^jl jU^_ y53y.ji JpLj j,t^ öß'-ijy^ £1 j^>^= ^y^
i~^ /c-^ls The i)reface con- • *", li • i ^ • i- >1 •• • "
tains a panegyric in prose and verse
on a powerful prince, Emir Näsir ud- P-lJol ij J^\ j^ (3^^ i\^-!>^ »^AJaj'
Din Tuk Bughä, r-lT J»-l j^\ 'j^^S^ 1- i i i • C^ ^ v - i
y <- ' T^ J>-' -A«l j'^^V- >r^= J)ij_^\
|. - " . I- , ,. 1 1 CJ ^ ,1^ '^\ ^'-^ ü ^\ r^ AJob
lc_^ tJ^ CJ ^ j^^ whose high sounü- ^- <-> . ^- J^ (_- '-^
ing titles fall only short of the regal ^ä«ä9 y «aJjj /»LI Si\i /»*yl -Vi
style, and of whom it is said in the
following lines that, although by race ä-^'^ '-^ t5"-^^ c5^-^j Jt^ ^.^"^^
a Moghol, he had become a follower ^,. -a \- -l" - <^ -
of the Prophet, and was engaged in •^- - ^- C- '- • *-^
devotion day and night: ^ J\ j-^l ^,_j ,A.l C,,l j^/ 3^_
OjJjJ^/'j/ jj?^ c^^ü, .'^\ ^^ & ^hf^\ ^ Sj 0,-^^i
From him the author i-eceived, Jj| ^^,u- AiäLü ^-i-JUai' j^llJ _j)
A. H. 709, at the beginning of the ""i i i. ^
year of the dog (A.D. 1310), amessage ^L^ cT"^^ J^^ f'-^^ ^^ ^oyl
stating the prince's eager desire for ,"^1^ ^^ ^<< _^ ^ ^^ ^Jü
a history of the prophets, and re- ^ -
questing him to write one for his use. cil'L^jpj^ AkS J ^J >_j^-J ^ «ü^^^O^;'
The present work was composed in . i T -vi vi • <^ - CT-
compliance with that wish, and we ^.^^-^y. J^' ^^ Jl>^ J^ ^^
^ Leider kann ich nur den zerrissenen Auszug Rieus ans Acv Einleitung
geben. Die Ausgabe Ilniinskis, Kasan 1275 1859 (s. ZDMG. 13, 504; 14, 349)
konnte ich in Berlin nicht einsehen.
78 Hartmann: Buchwesen in Turkcstan und Drucke Hartinann.
learn from the epilogue that it was l^ ^.ili*>^_J jj ^.jVj>~ ^v^*
completed in the ensuing year, A. H. '^' ' '
710: ^l^ J^, c^Jjl JJ^ Ji». tii ^. ^^ ^^^^. ^'j^^ "^r^. (^^^-^
^llT^ji^ ^4^_ nnd "was sent to Uis ^\ J^| ^^<;j ^^^^ ^^UL' A_iU\
liighness Näsir iid-Din Tuk Bu^liä . „
ßeg, to be liked or disliked, as lie »-J^J^ J,(/^ c5^.-^'^-'J^ o c^^'
thought best": - ..-,•-. ii - i ,•
dX^ \cj'iy eZ-Oi y-^u i^-^' '-<-'' ^. . > w, ^ , w .
Der Fälscher hat also alles durcheinander gewirrt: nach dem Original
erging 709 die Aufforderung zur Arbeit, und sie wurde 710^ vollendet;
nach dem Druck wurde die Übersetzung am 20. Rebi' I 1109 fertig. Es
ist übiigens wahrscheinlich, daß die Vorlage der Herausgeber schon
das falsche Datum hatte. Ein Analogon bietet die Angabe der von Dorn,
Catalogue des Mss. de la Bihl. Imperiale Publ. de St-Petersboi/rg, p. 458 f., be-
schriebenen Handschrift des Rabghüzi, die als Zeit der Abfassung das
Jahr 809 hat. Da nach Rieu die Ausgabe Ilminskis außerordentlich selten
ist, empfiehlt sich eine Neuausgabe, für welche ja die beiden Petersburger
Manuskripte und das Londoner eine geeignete Grundlage bieten. Die
höchst wertvollen lexikalischen Mitteilungen^ Rieus erwecken folgende
Befürchtung. Schrieb man um 710 so altertümlich, so wird die glatte,
fast moderne Sprache des dTwäni hihmet Jasawis, gestorben .562, ver-
dächtig. Man wird kaum annehmen dürfen, daß irgendwo östhch vom
Oxus um 550 so geschrieben worden ist, wie wir es im ditcäni hikmet finden.
Sollte nicht auch hier eine modernisierende Retusche vorgenommen sein.'
Solche Erwägung erschüttert den Wert der aus dem uns vorliegenden Text
des dncäni hikmet gezogenen Schlüsse, und es ist unerfreulich, bis auf
weiteres das Zeugnis eines vSprachdenkmals ablehnen zu müssen, dem sein
hohes Alter — nur 100 Jahre jünger als das Qutadghu Eilig! — besondere
Wichtigkeit zu verleihen schien. Das Bedenken durfte aber nicht unter-
drückt werden. Leider ist keine Hoffnung, daß eine andere Redaktion
des dTwäni hikmet als die allgemein verbreitete zutage kommt, wie sich
auch in Turkestan kaum die Originalfassung des Rabghüzi finden wird.
1 Nicht ohne Interesse ist, daß fast zur gleichen Zeit, im Jahre 712. an
einem ganz anderen Fleck der islamischen Welt ein türkisches Sprachbuch veilaßt
wurde : das kitäb uVidräk Abu H a i j ä n s.
2 Zudem _^1 Rieu S. 271a (nach Radioff, Wörterbuch S. 6 Z. 5 der
Ausgabe Ihninski: R. weist das Wort im Qutadghu Eilig nach und leitet es richtig
von asynmaq ab) s. A-. tenjumän, Ausgabe Melioranski S. 14; das '\iy> Rieu S. 270a
wird zu dem mana «da«, »voilä« und dem manumdagh , die in meinem ^Eine türkif:che
Erzählung aus Kasgar« (Iveleti Szemle 1904) vorkommen, zu stellen sein.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan nnd Drucke Hartmann. 70
Die »Blüte« oder vielmehr »Nachblute-' der osttürkischen Literatur
unter 'Omar Chan um 1810, soweit nicht schon ältere Renaissancen in
Betracht kommen, wird für den Verlust der Originale verantwortlich zu
machen sein. Die orientalischen Schöngeister sind völlig in der Mode be-
fangen; von historisch -kritischem Interesse ist bei ihnen keine Spur. Gewiß
verdanken wir die Bewahrung des Qutadghu Bilig in der Originalfassung
einzig dem Umstände, daß es im Lande selbst fast ganz unbeachtet blieb
und schon früh nach Ägypten verschlei)pt, daneben auch in eine nach dem
neunten Jahrhundert vergessene Schrift umgesetzt wurde. ^
Die Sprache der in den Drucken vorliegenden Redaktion unterscheidet
sich nicht von der in Werken solcher Art auch heute üblichen. In ihr ist
das m der Westgruppe als Genitivaffix bevorzugt; »nach« ist r/m Tcm.
Im Dativ ist <c- üblich, wo man in Kasgar ö schreibt, z.B. ^j 171, 19;
*lC* 296, 14 u. v. a.
2. qüas ul 'anbijä\ Taskent, Stab, 1901; 370 Seiten Fol. — Das-
selbe Werk wie 1., doch zeigt der Druck Verschiedenheiten. Hier ist das
cfxLJ bevorzugt: so S. 101, 23 f. jjJojV ^\j jU dxlv ^'%J\ -Up Ju*,w«.1
neben 1.8.93, 7: ^jV «^Ij jU J ^^J^\ aJIc ^UL-^l; doch ist zu be-
merken, daß in 2. dSCv und ^ in derselben Überschrift nebeneinander vor-
kommen: S. 107 jl . j,^j'^S^\)^ dU* ^^ \\ A Jlt J.oc,^i. Die
Setzung von ,J und CiU ist eben in beiden Drucken unregelmäßig. I. S. 93,
13 f. cX^ \j\ j_^^Wi dU^U JJ, an der entsprechenden Stelle 2. S. 102,
4 ^J•Ky^ \j\ iJW\ ^j^^ (J^ (wo auch die Nichtsetzung des Suffixes bei
imcek zu beachten!). Auf den Dialekt der Redaktoren einen Schluß zu
ziehen wage ich nicht. Von charakteristischen Unterschieden vermerke ich:
1. S. 3, 14 ^j!j/jl AiJu" Jy neben 2. S. 3, 13 ^<>^\ ^J\ 1. S. 3, 16
dl'L jf^\ ^Sy j o^^ neben 2. S. 3, 15 dl'LÜ ^J ^lo ^ . d.h.
für den Redaktor von 2. war das bei Shaw aufgeführte ^\j>jy^\ an dieser
Stelle nicht verwendbar. In I. jM ^j-j S. 94, 9; 95, 15; in 2. an den
entsprechenden Stellen S. 103, 2; 104, 10 o^y^ ^j.i und dl'^^ ^J/j. In
der Schreibung von Affixen wie ^ und D, jlc und JD gehen die beiden
Ausgaben zusammen.
^ Nach der Auffindung des Ms. Kairo in arabischer Schrift durch Moritz
ist kein Zweifel mehr an dem, was man nach den Verhältnissen ohnehin anneinnen
mußte: daß das Qutadglm Bilig in der Schrift niedergeschrieben wurde, die dem
etwa 90 Jahre vorher zum Islam übergetretenen Fürstenhause am ehrwürdigsten scheinen
mußte und in der diese Fürsten ihre Münzen schlagen ließen; s. meine Bemerkung
darüber in Orient. Litt. -Zeltimg N (1902), Sp. 391.
80 Hartmann : Biicliwesen in Turkestaii und Drucke Hartmann.
3. ywf lä "anhijä'. Taskent, Hjin; .Sirketi Chairije'i Gedide; 1901;
1820; 527 Seiten Fol. — Dieser Druck schließt sich S. 4, 2. 4 und S. 146,
9 an 1. an (s. oben die Stelle 1. S. 3, 14. 16 und S. 93, 13), nur daß er
in der zweiten Stelle i^j=>^^ statt (iXU^^U hat.
4. Maulüd unnabT. Samarqand. Demurow; ^Vbdiilhakim Ihn Qäri Sah
Nazar; Scln-eiber: Muhamnied Zufar Muhämmed Hasan Oghli ans Taskent;
1901 (Tiflis); 1319. 72 Seiten kl. S". — Ein maulüdi serif im Versmaß
ramal; Anfang: jl^ ,^j ^ •^"li Jjl -^^ . — Das Verhältnis dieses
maulüdi Senf zu den mir vorliegenden osmanischen (s. Islamischer Orient \W\
S. 132 und 144) habe ich nicht untersuclit.
5. rauzat [raudaty ussnhadä\ Taskent, Kostelow; Mollä .TaVjilbclioü;a
Pädisäh Choga Oghh; 1898; 1318; 311 Seiten gr. 8". — Durch das dem Titel
beigesetzte turJä isi das Buch als Übersetzung gekennzeichnet, und so werden
wir es hier mit einer Wiedergabe des berühmten rauzat ussuhadä' des Husain
Alwä'iz Alkäsifi zu tun haben (s. Et he 358). — Die Sprache vorwiegend
andiganisch: ?iT\ doch vielfach daneben ?iirj. — Neben jUL* (z.B. S.74,12)
jlSlii S. 310, 6. 311, 6. — d^j^ t>j z. B. S.71, 14.
6. musaißahnäme. Taskent, Portsew; Akmal Chan Ihn Isläui Chan;
Schreiber: Abdulghaf ür Ihn Abdulchäliq Bäj ; 1900; 1319; 344 Seiten gr. 8".
— Nach der kurzen Vorrede ist das Werk bestimmt, die genaue Geschichte
des Leidens der Imanie Hasan und Husain darzustellen; das sei geschehen
durcli Muhämmed iSj ^"^ i" einem arabischen Werke, das ins Persische
und nun ins Türkische übersetzt wurde. Das Werk beginnt mit Abraham,
dessen Geschichte bis auf geringe Varianten und einige volkstümliche Zu-
1 Die Einfältigen schreiben «Jjj: so der Molla in Jarkend, der am 4. Fe-
biuar 1903. für mich ein Husain-Lied nach Diktat eines Ghazelci aufschrieb, in Vers 8:
<^_J oJJ^ ^J3J j'>V4!U' j^S (Mutaqärib) "einen Blick warfen sie auf die Grab-
stätte, indem sie gingen". Die geschulteren Mollas in Jangihisar und Kasgar, die ich
später dasselbe Lied völlig unabhängig festlegen ließ, schrieben ^JJ.
2 Beilin besitzt ein Werk eines Muhannned AlliurairT AlhalcbT Addiniis(|T (ge-
storben 1037) in drei Handschriften (Ahlwardt 9698 99): dem Inhalte nach (Wett-
streit zwischen den Söhnen der vier ersten Kalifen, entschieden zugunsten der Söhne
Alis) könnte man dem A^erfasser ein Buch zu Ehren der beiden Imame wohl zutrauen.
Man ist enttäuscht, weder in den Sammlungen araliischer AVerke noch in denen per-
sischer einem Buche zu begegnen, das sich als Original des unter den Türken so be-
liebten inumijabnäme erkennen läßt. Die Verehrung für die Imame Ilasan und Husain
ist unter den Turkestanern , obwohl sie Sunniten sind, sehr groß; sie sind eben das,
was die Schiiten ehli dmt »Frenndlichgesinnte- ncimen, Leute, die den gehörigen
Respekt empfinden vor den peiuji äli 'ahä, den Fünf der Mantelfamilie, d.h. Prophet
und die vier, die er unter seinen Mantel nahm. Die Erklärung der schiitischen
Tendenzen in Turkestan siehe Islamischer Orient (V) S. 152 Anm. 1. In ganz Kas-
garien kennt man die Mersije auf Hüsjün (hiimin), die ich in Jarkend, Jangihisar
und Kasgar aufschreiben ließ und deren Vortrag stets einen tiefen Eindruck auf die
Hörer macht.
Hartmann: Buclivvcseii in Tiukestan und Drucke Haitmann. 81
taten erzählt wird wie bei Rabgliüzi \ geht aber über die Vorgeschichte, auch
das Leben Muhanimeds, schnell fort und ist schon auf S. 42 bei den Helden
angelangt. Das Buch ist durchaus romanhaftes Volksbuch mit vielen be-
kannten Motiven. Die Tochter Jezdegirds, Sahr Bänii, ist hier zu einer
Tochter des Iksir [aus dem mit qaimr zusammengeworfenen Tiisra verstüm-
melt?], Königs der Rüm, geworden, S. 47, und sie wählt selbst H usain
unter den Helden, die zur Gattenwahl an ihr vor])eiziehen (die Wahrung
des Nationalen in der persischen Anknüpfung der Linie 'Alis an das alte
Fürstengeschlecht durch diese Heirat ist höchst bemerkenswert^; zur Sache
vgl. Browne, A Literary History of Persia 130 f.). — Die Sprache ist ganz
ungleichujäßig: wm und m nebeneinander; ebenso jfO ^j ^ und ^^ ^j
(S. 56, 1 1 S^y. C!J^\ , S. 56, 12 CJ^ijXX)', jl^T S. .35, 16; JUL S. 2, 8;
V_j> S. 50, 2. — Sachliches: Fätima ist Ox.li j^U- -die Frau (Fürstin) der
Auferstehung« genannt S. 44,2, wie in meinem Manuskript 75.
7. sah meSreh. Taskent, Breidenbach: Rahim Choga Ibn Ali Choga;
1896; 158 Seiten gr. 8°.
8. dncäni mesreb. Taskent, Iljin; 1900; 1319; 157 Seiten gr. 8".
9. dncäni meSreb. Taskent, Iljin {invk. hamm eskT, d.h. Kamenski);
1900; 1320; 157 Seiten gr. 8°.
10. dtwäni mesreb. Taskent, Portsew; 1900; 1317; 157 Seiten gr. 8".
1 Vgl. z.B. S. 3 mit Rabghuzi ed. Iljin 1901 (hier 1.) S.93: Sara bekommt
Abraham, als sie sieht, daß das Licht (der Same, der zu Muhammed führt) von ihm
gewichen ist, .am Kragen- (S. 3, 12 J^tjy (jJ^jV^ *-^' fef>\j\; S.93, 17
S^-^y ^jV^wOJ ; man sieht aus diesem Beispiel, daß der Wortlaut nicht identisch
ist : die DilYerenzen in Wahl der Konstruktionen und der Worte sind lehrreich). Das
vm.iaijabnäme bemerkt dazu, es sei von Adam bis Ibrahim nicht vorgekonuuen , daß
eine Frau ihren Mann «am Kragen bekam..
2 Die Verbindung Neuaufstrebender mit altem Herrscherhaus sieht nach zwei
Seiten: 1. der Streber nach Ansehen und Einfluß gewinnt durch die Zulassung in
eine hohe P'amiliengemeinschaft eine neue Würde und tatsächlichen Halt; 2. ein
altes Fürstenhaus fiischt sich durch das junge Blut von Homines novi auf, die schon
einige Bedeutung haben, und gewinnt die Möglichkeit, über die Vorgänge an dem
kleineren Hofe gut unterrichtet zu werden, und die Gelegenheit, sich wirksam ein-
zumischen. Nicht selten begegnen wir beiden Interessen. In Ostasien überwiegt
durchaus die Seite Nr. 2 : wo das Kaiserhaus von China politische Macht erobern
will, sucht es zunächst einen strebsamen Mann, dem eine Prinzessin gewährt wird.
So auch die Fürsten unter chinesischem Kultureinfluß. Cingis-Chän gibtBarguq,
dem Idiqut der Uiguren, der ihm im Jahre 1211 Geschenke bietet, seine Tochter
.Teliandim zur Frau, für beide Teile ein ausgezeichnetes Geschäft. Die islamisch
gewordenen Türken treten in dieser Politik nicht aus dem ostasiatischen Brauch
heraus: Machdümi Azem heiratet einen Sproß aus dem Hause Satoq Boghra
Chans, und so verknüpft sich der angebliche Abkomme des Propheten mit dem
niclitgeistlichen Fürstenhause. Choga Äfäq, der Urenkel Machdüms, wird der
wirksamste Konkurrent der Caghatajidenmacht im Lande dadurch , daß er eine Prin-
zessin des Hauses heiratet, die freilich gewaltig stolz auf ihre Chänabstammung
bleibt (s. Islamischer Orient (VI) S. 212).
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. U. Abt. 6
82 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
11. dncäni mesreb. Taskent, Stab; 1901; 157 Seiten gr. 8°.
12. dmÜTii mesreb. Taskent, lljin (türk. Breidenbacli); Mollä 'Arifgän
Aqsaqal Mollä Ja'qübgän Oghli; 1901; 157 Seiten gr. 8°.
Das Verhältnis der Ausgaben zueinander ist folgendes: 7. scheint
das Prototyp, an das sich 8. 9. 10. 12. sklavisch anschließen, abgesehen von
Trennung, wo in 7. Zusammenschreibung, z.B. ^ y-jy ß ft'"" (j^ ^ ß ■>
und umgekehrt, und abgesehen von böswilligen oder nachlässigen Aus-
lassungen; so fehlen in 8. die folgenden Zeilen (Verse) von 7.: S. 13, 2.
14, 7. 15, 11. 35, 17; in 12. fehlen die Worte C^ o-^\ ''• S- lö6, 19. Nur
1 1. zeigt einige Abweichungen , als habe der Steinschreiber hier, sei es in
einer bestimmten Absicht, sei es, indem ihm unwillkürlich ein anderer
Ausdruck an Stelle des der Vorlage trat, retuschiert; so S. 35, 1 (^l >9)
j*^A).> y_J^ für das j^j^J^ i^^ß) ^^^'' andern; so S. 35, 7 und öfter
«UäüjI statt des k_^_J der andern. In allen Ausgaben die unglückhche Ver-
mischung der Sprechsprachen: so auf der letzten Seite nebeneinander
jO tj X\ und «-U»*_^ (j^\. — Die Ausgabe Portsew von 1316, die ich
Mesreb S. 149 Anm. 2 erwähnte, konnte ich nicht erwerben. — Zum
Mesreb-Kult s. auch meinen Artikel Chademgai in Orient. Lit.-Zeihmg VI
(1903), Sp. 361ff. — Den Druck Nr. 8 benutzte ich, als ich in Kasgar mit
Molla Ibrahim einen Teil de5 Buches durcharbeitete.
1.3. manäqibi hadreti ghaut uVdzem. Taskent, Kostelow; 1898;
143 Seiten gr. 8°. — Auf einen, nicht in der üblichen Weise mit der chntba
beginnenden Abschnitt in persischer Sprache S. 2 — 12, welcher die Tra-
ditionsreihe für eine vom Propheten dem Ali gegebene Anweisung über
ziJir mitteilt und dann die Schrift des INIuhammed Alganüsäni (!') über acht
ädäb, die beim zikr zu beachten sind, wiedergibt, folgt S. 13 noch zweimal
der Titel und S. 14 flf. das eigentliche AVerk. Es gibt sich als Übersetzung,
die Vorrede nennt aber weder den Verfasser noch den Übersetzer, sondern
spricht von dem Original nur als der <jj.iLA)l Ai^ . Ein Werk solchen
Titels findet sich nicht unter den Handschriften der Berliner Bibliothek,
s. Ahlwardt Nr. 10072— 10091. — Die Übersetzung war für die Ost-
turkestaner bestimmt, denn l*\ jlLJ J" sollen von dem Buche Nutzen
haben. Der Druck steht aber ersichtlich unter westlichem Einflüsse. —
Bemerkenswert ist S. 14, 8 f.: jjl dkS, (JllJb ilc ^J^"J a>1«>ia- ,j>- Oj-^z^
iS-^ ^bLij jy^j^" aJj' (^jV o ö^y^J iJjy^J-^ »Gott schmückte
den Rosengarten der Welt mit den Kosen der Existenz seiner Freunde-,
auch hier das nin für den Akkusativ und das -Tn für -min, welche S. 84
besprochen werden.
14. manäqibi hadreti ghaut td^a^zem.^ Taskent, Kamenski; ISIolla 'Ab-
diilghaffär Abdurrahim Oghli; 1893; 204 Seiten kl. 8". — Wie 13., doch
fehlen die persischen Seiten 2 — 12.
Die Titelfassung osnianiscli : j-*JL£"jl ^t-» J^
IIartmann: Budiwcseii in Turkestan und Drucke Hartuiann. 83
3. Erzählungen.
15. mhär daricT§, aus dem Persischen des Emir Chosrew Dehlewi
iil)ersetzt. Taskent, Portsew ; Akmal Chan; 23. 10. 1900; 1318. 264 Seiten
gr. 8". — Über das persische Original, das auch hier irrig dem größten
persischen Dichter Indiens Jaminiiddin Abulhasan Emir Chosrew (gest.
725/132Ö) zugeschrieben wird ^ siehe Etil e 324. Der Übersetzer nennt sich
nicht, es müßte denn sein Name in dem siddTq der Phrase von seiner Un-
würdigkeit stecken; angefertigt ist die Übersetzung auf Befehl eines Mir
tlünus, der bezeichnet wird (S. 2 Z. 1 und 2 f.) als: »der Vertreter (Gou-
verneur) des Kaisers von China« ^ und »Großer des Landes Jarkend«.
Über die Zeit findet sich keine Angabe, sie läßt sich aber aus der Er-
wähnung des Jünus feststellen. Er ist unzweifelhaft der Jünus Wang, von
dem als chinesischem Gouverneur von Kasgar Chöqandpilger im Jahre 1834
dem Engländer Wathen in Bombay sprachen (Ritter 7, 781). In seiner
wichtigen russischen Bearbeitung des Ritterschen Ostturkestan (d. h. der
dahin gehörigen Teile von Ritter 7) gibt Grigorjew 2, 462 Nachrichten
über diesen Jünus Wang, der seinem Vater Iskender als Häkim Bek von
Kasgar folgte, und dessen Sohn Afridün von den Chinesen zum Häkim
Bek in Jarkend gemacht wurde.
16. haltla u-adimna. Taskent, Stab (türk.: Breidenbach; s. das oben
S. 71 Bemerkte); 1901; 575 Seiten gr. 8^*. — Das Titelblatt ist ganz
ausgefüllt durch folgende Notiz in schwülstigem Stil: »Dies ist das unter
dem Namen kalTla icadirmia berühmte Buch anuäri suhailt, verfaßt von dem
Qoranexegeten Maulänä Ilusain Wä'i'/; auf Bitten der Taskender^ kleidete
Qäri Fadlulläh Taskendi dieses Buch von neuem in das Gewand der Sprache
von Turkestän und Ferghäna und machte die Freunde der Türksprache zu
seinem Lesen geneigt, indem er sich eines feinen und zierlichen Stils be-
diente, deshalb ließ ich, Mollä Ghuläm Rasül Choga Muhammed Rasül Choga
Oghli, es drucken«. Über den Übersetzer Fadlulläh gab man mir in Tas-
kent folgende Notiz: »Kaiila wadimna, in welchem sich alle Sprachen der
Welt finden, selbst Russisch, ist übersetzt von dem Taskender Faizulläh [wohl
nur versprochen oder von mir verhört für Fazlulläh] Qäri vor etwa zwan-
zig Jahren«. Von früheren Übersetzungen ins Osttürkische scheint nur eine
bekannt zu sein: die des Iftichäruddin Muhammed Albekri Alqazwini, die Hagi
Chalfa erwähnt 5, 239 (Nr. 10855) und nach ihm Hammer, Wiener Jahrbb.90,
Anzeigenblatt S. 66.* Daß Fazlulläh diese gekannt hat, ist aus dem »von
^ Außer im Titel noch besonders S. 4, 2 f.
2 So shid doch wohl die Worte j^»- j\sU- ^jX^ <^^}^ aufzufassen. Sollte
der Titel manap bei den Qirgizen doch auf das arab. manäb zurückgehen, das offen-
bar hier vorliegt? Über diesen Titel s. mein Islamischer Orient (IV) S. 110 Anm. 2.
3 Nach dem Schlußvermerk S. 572 f. war es Mollä Muhammed Müsä Baibece,
Sohn des verstorbenen Qäzi 'Isä MeshürT, der die Übersetzung anregte.
* Von den Übersetzungen der älteren persischen Bearbeitung Nasrnllälis, welche
Ethe in den Verhandlungen des Leidener Kongresses 2, 1,241 ff. zusammenstellte,
6*
84 Hartmann : Buchwesen in Tuikestan und Drucke Hartniann.
neuem« (s. oben) nicht sicher zu schließen. Ich nehme an, daß er bei
seiner Arbeit selbständig verfahren ist. — Der vorliegende Druck zeigt
viele Seltsamkeiten, welche wohl meist auf die orthographischen Besonder-
heiten der Taskender zurückgehen, zum Teil Nachlässigkeits- und Irrtums-
fehler sind. Dazu kommt die Ungleichmäßigkeit : man schreibt auf einer
Zeile so, auf der nächsten anders. — Elinige Beispiele auffallender Schreib-
weise: 1. ij\A, wo IJU erwartet wird: (jUj' «geben« 23.10; ij\AjS »eintreten«
14,10; J\c^j S^. S^\3 3V o?,,\2', JUL, 407,16; 2. j\i (j\^) für
jb und umgekehrt: jli*_;0 (zu jUjO^!) 72,12, dagegen ij^j^ (zu ij\^j\)
153, 6; jl^^ von holmaq 572, 15; jöj_j) von turmaq 153, 7; 3. ^^Ic für
t^: ^IcUll-ji 53, 13. — Für den Genitiv ist die Endung viALC die Regel;
vereinzelt ^^j\ jIj iS'ß J j^L^^st j^ Jjl 197,10 für ' J (J>LijL ;
höchst wunderbar ist, daß ein cUU , das äußerlich völHg dem Genitiv- nin
gleich ist, als Akkusativaffix verwandt wird-; so J^^jß CAlv SiiZ^j -er
sah einen .läger« 211,17; <S^ ^jy jjy oJj'iiL (iAlv;'<«-5 »sage nicht: ich
will das Schiff in der Wüste laufen lassen« (gleich darauf: «-\-l-jl Lj^ ci-^^-?
<u:U- -und treibe das Pferd nicht auf das Meer«) 218, 1 1 f.; ju-jlj* viloijV j'
»du setzest uns« 288, 3; 4>— lj_^ ^J^ jAUc-lj y »wie findest du diese
Krähe« 288,7, dicht daneben ^^jVJ^ dilAljVl »die Schatten dieser« 288,5.
— Für die Präposition »nach« (post) erscheint durchgehends jO ^j^ wie
im Kasgarischen. Ein wesentlicher Unterschied von diesem liegt darin, daß
für die Höflichkeitsanrede die 2. Pers. Plur., nicht die dritte verwandt wird. —
Verwunderlich ist, daß der Schlußvermerk 8.572, 10 bis 573, 5 eine Eigen-
tümlichkeit zeigt, die im ganzen Buche nicht vorkommt: durchgehends jb für
^J^^■, es heißt 572, 13: jUjV^Jti ^.j^ X^\j . Vielleicht hat hier der
Steinschreiber MoUä Mirzä Iläsim Chogendi nach seiner Neigung geschrieben,
doch spricht in dem Vermerke der Unternehmer (^'erleger) in erster Person.
darf wohl keine als "Osttürkisch" bezeichnet werden. Die Proben dort lassen eine
Sprache von ganz anderem Charakter erkennen, die man etwa "Altosmanisch"
nennen könnte. Nicht richtig ist die Angabe Chauvins in Bibliographie 2, § 44 a. E. :
"il y en a cinq, dont deux en djagathai«. Das Verhältnis dieser türkischen Ül)er-
setzungen zueinander in sprachlicher Beziehung bedarf dringend einer Aufklärung.
^ Die Verkürzung von ^^^-^Li^l zu j'VftLi'.il hat ihr Analogon in altosnian.
in l'ür im im Akkusativ.
'^ Zur Erklärung kommt in Betracht die Neigung der Schreiber und Drucker,
"feinere Formen» einzusetzen; wie statt des Genitivs-Wi der Sprechsprache das schrift-
sprachliche nin eingetragen wurde, so geschah es auch per nefas mit dem Akkusativ-wT.
^ Der Übergang von din in dan ist vielleicht zusammenzustellen mit dem des
Akkusativ -ni in na, wie er in meinem ^Ein tiirki-^^cher Text aus Kasgav" (Keleti
Szenile 1904) belegt ist.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartnianii. 85
17. "^omar chännin 'asrTda turghüyT moUä gülcham dTyen sä^irnin iasmf
qylghan darb idmatal hitäbT. Taskent, Iljin (tüik. Porsof, d. i. Portsew); 1896;
1318. 37 Seiten gr. 8°. — Die Sprichwörter, nach S. 3 vierhundert an Zahl,
sind eingeflochten in eine Erzählung, deren Hauptpersonen der Uhu
(j^j9 JV^), die Eule {^ ß ij^). Bäj Oghli, dessen Tochter Künes
Bänil und Kaulängir Sultan sind. Die beiden Letztgenannten kriegen sich
zum Schluß. »Sprichwort« ist hier nicht in engem Sinne zu nehmen, ein-
begriffen sind auch poetische Weisheitssprüche. Es fehlt nicht an groben
Schmeicheleien fiir den Fürsten Ferghänas 'Omar Chan (s. zu Nr. 25.) S. 35.
Kaiila und Dimna ist erwähnt S. 7. Die Sprache ist naturwüchsig und nicht
ohne Schwierigkeiten. Bearbeitung erwünscht. Der Verfasser kommt in
magiiiH^at u.sSuarü vor, s. 28, 72.
4. Poesie.
18. emir 'alT Ser tiawä'i dTwänlarJ. Taskent, Breidenbach ; Mollä
Muhammad Näsih DämoUä 'All Mohammed Ächond Oghli; 1896; 1314;
239 Seiten gr. 8°. — Der ai naubahär-Y>\v^?iii^.
19. emir 'aU Ser nawä't dtwänlar'i. Taskent, Kamenski; Sah Muräd
Ibn Mollä Sah Nimet Ächond; 1893; 1311; 208 Seiten gr. 8". — Der ai
naubahär- Diwan.
^ Über eine Handschrift des külUjüt des Nawä'i sclirieb mir Herr Johannes
Avvetaranian (Schumen) unter dem 6. April 1902 folgendes: »Mein ^J\^ O^-^
enthält 4 Diwane: l. y^\ ^^\^^, fängt an ^jSs- ^ ci^l, 2. ^LJlVI J-^l^,
welches anfängt \'^ ^ß Jf\ß «iAJU^ J>^ c/j» 3. Ja— jS^ ^MAi , das beginnt
diU^jlc jy^c^l, 4. jSii\ A)ij5, dessen Anfang lautet Aix^-^ J^'y^ ^_ i^\
U) ^JJ^ yiX.Mts jU.>to, und das ij\y A— ^ und ein ^^y^\ •^ y^ . Zum Schluß
folgt ein Teil von Nawäl's persischer Geschichte (ebenfalls in kaschgarischer Sprache),
leider unvollendet. Das Buch ist geschrieben im Jahre 1241 n. d. Hegra in der
Stadt <^\j^\ auf Befehl von tjj\ J^ jy> f^^^j} ö) JV*^ • Handschrift von
'^o-\js- j^Äff- Ax , Ich hörte, daß der Schreiber ein kaschgarischer Chodga ge-
wesen sei.» Durch diese Notiz läßt sich nun wenigstens für zwei der auch ^•on
Pertsch, Verzeichnis der türkischen Handschriften der Königlichen Bibliothek Bei'lin
Nr. 380 genannten vier Diwantitel die Zugehörigkeit bestimmen. Nach Pertsch
a.a.O. werden die Titel von 2 und 4 bei Awetaranian zu berichtigen sein:
,^LlJl jMy und jS^\ Jolji {kibar opp. von sighar in 1). Vgl. auch meine Notiz
in Orient. Lit.- Zeitung V (1902) Sp. 7, wo ein mir gehöriges Manuskript des
asra^ya/- Diwans erwähnt ist. Über dieses im Sommer 1902 in Berlin erworbene
Manuskript, das ich meiner "Übersicht« (hier Jahrg. VII (1904) Abt. II) als Nr. 134
hinzufüge, bemerke ich, daß es 198 Seiten hat und bis auf einen geringen Defekt
am Ende vollständig zu sein scheint. Der Vers, mit welchem Ms. Türe. Berlin 380
(bei Pertsch), beginnt, findet sich liier S.13 Z. 3 v. u.
8G Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
20. emlr "^alT Ser nawä't dtwänlarT. Taskent, Lachtin; Choga Isän Ibn
'Ali Cliogafsän; Schreiber: Sah Muräd MoUa §äh Ni'met Oghli; 1884; 1306;
288 Seiten gr. 8". — Der ai naubahär-Diwsui, dem verschiedenes (targT'bend,
metnewT, muqattdät) angehängt ist.
21. dtwäni rmr'^ali ser nawä^T. Istambol, Mahmiid Bek; Sähh Choga,
Buchhändler aus Buchara; 1319; 223 Seiten gr. 8°. — Der ai nauhahär-
Diwan.
Von den vier Drucken gehen 18., 20., 21. zusammen; 19. ist weniger
vollständig; so haben die genannten drei Drucke unter dem Buchstaben c-
acht Gedichte; 19. liat nur fünf.
22. emir nawa't. Taskent, lljin; Ghuläni Rasül Choga; Schreiber:
Sah Muräd; 1899; 1318; 158 Seiten gr. 8°. — Obwohl das Buch mit der
as7-aqai - Qüside beginnt, enthält es doch nicht den Diwan gharä^ib ussighar
{asraqat-Viiwan). Das geht deutlich hervor aus einer Vergleichung mit
meinem Ms. 134 (s. hier S. 85 Anm. 1) und schon daraus, daß in diesem Druck
die achte Qaside mit dem ersten Halbverse des Diwans ^.jUÜl j:>\^ bei
Awetaranian und die siebente Qaside mit dem ersten Halbverse des
Diwans ^\ -V?l^ bei Aw etaranian beginnt. Es liegt also offen])ar eine
Anthologie aus den vier Diwanen Nawä'is vor und dieser Druck lehrt,
daß man nicht jeden Band, der anfängt asraqat, für den aATOi/a/- Diwan
halten darf. — S. 6 hat als latus (J (J'y^ und es mußte die Qaside Nr. 9
(j\iiy 3" y*^ ü (20. S.7 med.) kommen; statt dessen folgt Nr. 19; Nr. 19
ist zweimal gedruckt, Nr. 9 ausgefallen. Solche Sclihulrigkeiten sind in
diesen Drucken häufig.
23. ernür ''alt her navcä^t dTwänlarT. Taskent, Stab; Molla Abdullah
Häggi Asadulläh Häggl Oghli; 1900; 167 Seiten kl. 8°. — Dieselbe Antho-
logie wie 22., doch ohne das Versehen, das am Ende von 22. nachge-
wiesen ist.
24. nawä^t. Taskent, lljin; Unternehmer nicht angegeben; Schreiber:
Molla Jüsuf Ächond; 1901; 167 Seiten kl. 8". — Scheint sich völlig mit
23. zu decken.
25. diwäni emtri ferghäna. Taskent, Hjin; Unternehmer nicht genannt;
Schreiber Abdulghafür; 1901; 1319. 224 Seiten gr. 8^ — Ausführliche Mit-
teilung über diesen Diwan und seinen Verfasser 'Omar Chan machte Väm -
bery in Wiener Zeitschrift f. d. Kunde des 3Iorgenlandes VI (1892), 193 ff.
Für das Biographische stützt sich Vämbery auf das hübsche Büchlein Na-
liwkins über die Geschichte des Chanats Chöqand {kratJcaja istorija ko-
kandskago chansttca, Qazan 1886).^ Für das Studium des Diwans bediente
sich Vämbery der von Schech Sulaimän besorgten Ausgabe Stambul 1300.
1 Barthold bemerkt mit Recht, daß die Daten der älteren Geschichte bis
zu unserem 'Omar einschließlich beiNaliwkin zweifelhaft seien, da dieser nicht die
Berichte der gleichzeitigen europäisclien Keimenden zur Kontrolle heranzog.
IIartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 87
'Omar Chän^ selbst äußert sich über sein Dichten und die Entstehung
des Diwans in der Vorrede, die, wie in der Stambuler Ausgabe, so auch
hiei- abgedruckt ist. Väinbery teilt das Wesentliche daraus mit.^
26. clricäni 'omar chäii emTri ferghäna. Taskent, Stab; Unternehmer
und Schreiber nicht genannt; 1900; 1319; 224 Seiten gr. 8". — Bis auf
unwesentliche Abweichungen in der Orthographie scheint dieser Druck mit
25. zusammenzufallen.
27. diwäni eniir ii-amagmd iiö'ht'arä' üsijaji wtistä. Islambol, IVIektebi
sanäYi sähäne; Scheich Sulaimlin Efendi^; 1299 (im Titel; am Ende 1300);
221 Seiten gr. 8°; Typendruck. — Der Herausgeber wollte wahrscheinlich
außer dem Diwan des 'Omar Chan auch die Sammlung, die hier unter
Nr. 28. besprochen ist, zum Druck bringen; statt dessen finden wir nur
S. 218— 221 einige Gedichte von Mollä Gülsen 28., 22;Wezir28., 5; Sul-
tänch'^än Tore (nicht in 28. vertreten); Chätif 28, 19; Chiglet 28., 20; Ijädlq
28., 42; Fazli 28., 15.
28. magnmat ussuarä. Taskent, Iljin; Mollä Rahimberdi Qäri Ibu
Mollä 'Otmän Bai; 1900; 1320; 504 Seiten gr. 8°. — Das ist ein sehr ver-
dienstliches Buch, wenn es auch zunächst eine Schmarotzerei darstellt.
Denn vor allem soll es eine Ehrung für den »Sultan« Muhammed 'Omar
von Chöqand sein, der selbst als Dichter gefeiert wird, und neben welchem
hier als unter seiner Gunst blühend 75 Dichter (darunter zwei Frauen,
s. 70 und 71) aufgeführt werden. In dem persisch abgefaßten Einleitungs-
gediclit {imäaqärih) nennt sich der Verfasser Jüsuf Muhamm ed aus Sa-
marqand (s. 15 Fazli). Die Dichter bezeichnet er leider so wenig deutlich,
daß sie nicht immer zu erkennen sind. Keine Hilfe gewähren die Ziffern,
welche in dem Zwischenraum zwischen den Halbversen angebracht sind
und welche eine Numerierung darstellen sollen. Sie stehen oft an un-
rechtem Orte, manche fehlen. Es wird im folgenden der Versuch gemacht,
die Namen festzustellen und die zu ihnen gehörigen Stücke der Sammlung
zu verzeichnen.
1. Der Schechulisläm; sein Name ist hier nicht genannt, auch
nicht in dem ihm besonders gewidmeten Gedichte S. 20 f. — Von ihm Stücke
S. 22—24.
1 Nach Vänibery S. 194 regierte er 1812—1821, nach Lane Poole-
Barthold 8.237 1224(1809) bis 1237 (1822). Außer den bekannten älteren Quellen
(Ritter 7. 75 ft".) s. Grigrorjew 2, 457 und besonders die Spezialgeschichte
Chöqands unter den Schahrocliiden, die Pantusow unter dem Titel taarich sachrochi
istorija idacVetelei fergany (Qazan 1885) herausgab.
^ Nachzutragen wäre etwa, daß die teils türkischen, teils persischen Gedichte
zuerst nach den Metren {bahr) geordnet wurden und daß erst die endgültige Re-
daktion die Ordnung aller nach dem Reimbuchstaben brachte. Es gibt übrigens
selbst in dem das sukr ßnnafo zulassenden Orient wenige Fälle so stinkenden Eigen-
lobes, wie der fürstliche Dichter es sich hier zollt, wobei auch die Phrasen der
Schmeichler, wie •kaläin ulmulük mulük ulkaläm'-, getreulich mitberichtet werden.
^ Siehe über ihn Islamischer Orient (IV) S. 105 Anm. 1.
88 Hartmann: ßucliwesen In Turkestan und Drucke Hartmann.
2. Maulawi; nach S. 4 unten sollte er in einem besonderen Gedichte
besungen werden. — Von ihm Stücke S. 24 f.
3. Edä, aus dem Geschlechte Ahrärs.^ — ^'on ihm Stücke S. 283.
285. 288 f. 289 f. 294. 299. 305. 311. 317 f. 322. 331. 339 f. 347 f. 358.
366 f. 375 f. 379. 381 f. 388 f. 394 f. 400. 411. 416. 422 f.
4. Äsiq, aus dem Geschlechte Ahrärs. — Von ihm Stücke S. 348 f.
370. 389 f.
5. Wezir. — Von ihm Stücke S. 165 f. 185 f. 200. 232 f. 242 f. 321.
357. 398 f. 468—473.
6. Näle. — Von ihm Stücke S. 166. 187. 193. 199. 207. 216. 221.
223 f. 228 f. 235 f. 243 f. 264 f. 269 f. 273 f. 285. 290. 298. 304. 321 f.
331 f. 336. 346 f. 357 f. 399. 410 f.
7. Ma'.jns. — V^on ihm Stücke S. 166 f. 187 f. 201. 215 f. 234. 415 f.
8. Muj^rim aus der Familie Serif. — Von ihm Stücke S.202. 350. 369.
9. Ramzi, führt seinen Stammbaum auf Saijid Ali Mir (Mir Ali Ser
Navvä'i.^) zurück. — Von ihm Stücke S. 167f. 327. 360. 370.
10. Efsüs, auch Mir Esed genannt, stammt von den Ahnen Säliks
ab. — Von ihm Stücke S. 168 f. 188. 244 f. 322. 367. 384 f. 406.
11. Miri, Bruder des Schahs von Buchara Haidar (1215/1800 bis
1242/1826 nach Lane Poole- Barthold S. 233), den er aber verließ, um zu
'Omar Chan überzugehen. — Nicht vertreten.
12. (Maulawi) Raunaq aus Chogend, war 30 Jahre Qazi dort; ver-
stoi'ben vor Abfassung des Werkes. — Stücke von ihm S. 234.
13. Akmal (Kämil Ächond Ser), verstorben vor Abfassung des
Werkes. — Stücke von ihm S. 179. 197. 372 f. 484.
14. Ghäzi, hielt Freundschaft mit Akmal (s. 13), auch verstorben.
Er wird der Ghäzi sein, dessen Diwan sich in meiner Sammlung hand-
schriftlich befindet (s. Übersicht S. 8, Nr.72). — Von ihm Stücke S.1S2.
224. 233. 265. 270 f. 277 f. 292. 333 f. 340 f. 373. 393 f.
15. Fazli [/adlT], das ist der Verfasser selbst, der später seinen
wirklichen Namen, Jüsuf Mohammed, nennt (s. oben). — Von ihm Stücke
S. 131— 136. 140—161. 173 f. 180 f. 196 f. 206 f. 213 f. 218. 222. 226 f.
230 f. 234 f. 240 f. 252 f. 261 f. 263 f. 267. 271. 276 f. 281 f. 283 f. 286.
291. 293. 297. 298 f. 303 f. 310. 316. 327. 330. 336 f. 355 f. 365 f. 371 f.
376. 377 f. 385. 387. 408 f. 412 f. 416—418.423.445—451.462—464.
500. 501. 502. 503. Wahrscheinlich gehören ihm auch die Stücke an,
welche die Überschrift haben MaulänäFazU, S. 53—58. 78—80. 84—90. 504.
16. Maknün. — Stücke von ihm S. 325. 404. 498.
17. Debir, eigentlich Mirzä Serif, Hofchronist des Sultan 'Omar,
aus einer Samarqander Saijidfamihe. — Von ihm Stücke S. 188 f. 245. 277.
406. 464—467.
1 Eine Spezialarbeit über diesen Lokallieiligen Taskents ist *Chodya-Achrar-
Wali. Legenda. Percwod .s persühkayO'- von M. Aidarow, mit Anmerkungen von
P. A. Komarow.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 89
18. Musrif, gebürtig aus Isfaräjin [in Choräsän; mehrere bekannte
Gelehrte sind nach ihm benannt], wo er auch Qäzi war, berühmter
Saijid jener Gegend. — Stücke von ihm S. 33 f. 72—76. 81 — 82. 109 f.
llü— 119. 128—131. 171 f. 199 f. 209 f. 216 f. 248 f. 279 f. 323. 328 f.
352. 359 f. 368. 401 f. 418. 443 — 445.
19. Chätif, aus Chogend, wo er zugleich Mufti und Qäzi ist. —
Stücke von ihm S. 30 — 32. 40 — 42. 47 f. 58 — 60. 169 f. 181. 189 f. 200 f.
218 f. 220 f. 225 f. 229 f. 233. 239. 245 f. 253 f. 258 f. 267 f. 274. 280 f.
291. 295 f. 299 f. 305. 312. 316 f. 323 f. 330 f. 332. 337. 349 f. 358 f. 368.
378. 382. 385 f. 400. 411f. 418 f. 451—460. 494—497.
20. (Choga) Chiglet, aus Ustrüsen' gebürtig; stanunt von Maulawi
Sah llusain; erhält vom Sultan jede Woche als Gehalt fünf Esrefi (Gold-
stücke). — Von ihm Stücke S. 32 f. 44 — 46. 60 — 62. 170 f. 190. 193 f.
201 f. 207. 214. 220. 226. 229. 236. 239 f. 246 f. 254. 257. 259. 268.
274 f. 278 f. 290 f. 305 f. 311. 317. 324. 332 f. 337 f. 350. 359. 369. 378.
382 f. 386 f. 397. 400 f. 412. 419. 422. 493 f. 500. 501.
21. Nusrat, aus Chöqand. — Stücke von ihm S. 76— 78. 90 f. 189.
213. 238 f. 318. 335. 361. 401.
22. Gülseni, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 265 f. 271 f. 346.
23. Nadir, 70 Jahre alt, aber noch sehr rüstig, und lebt wie Leute,
die Verse machen, auch berühmt bei den Schönen von Chöcjand. — Nicht
vertreten.
24. Fäjiz [fä'id] und 25. Käsifi, Söhne des Wäqifi, dessen
Stelle sie im Richteramt eingenommen haben. — Von Fäjiz Stücke S. 354 f.
402. — Käsifi ist nicht vertreten.
26. Räsichi, aus Chogend und dort Qäzi. — Von ihm Stücke unter
der Überschrift räsich S. 172 f.
27. (Choga) Nizäm, Nachkomme des Sah Mansür Chan [des im
Jahre 795/1393 gestorbenen Muzafferiden von Färs?] und einer von den
Qarachäni- Heiligen.^ — Von ihm Stücke unter der Überschrift 7iizänn
S. 195. 405 f.
28. (Choga) Teslim, steht dem Chiglet (s. 20) an Verdiensten
gleich. — Von ihm Stücke unter der Überschrift selmi (das Metrum er-
fordert aber im Einleitungsgedicht das vorhandene tasltm) S. 497.
1 Das unnütze Wortspiel : j\ (^Ijto <0 * j_j>^ ,j^JJ ^ (j-^ '^'J ^T
.5_5> /j^Jj<^\ »wie ein Spiegel ist sein Griindcharakter rein, denn seine Heimat ist
Ustrüsen« sagt uns nichts, lehrt nicht einmal sicher, daß Ustrusen zu sprechen ist.
Dagegen hat die Frage ein nicht unbeträchtliches Interesse, ob in diesem ^Jji^\
nicht der Name der Landschaft <J^jj-^\ (bei andern C^jj^\) zu sehen ist. Die
Stellen der arabischen Geographen und Historiker über Osrüsana oder Osrüsana
sind oft zusammengestellt. Ich führe für die Gleichung nur an, daß Ustriisan bei
unsern Dichtern auch sonst vorkommt (s. Nr. 33. 51). Da liegt es nahe, den Ort
nicht zu weit von Chöqand zu suchen, und Osrüsana bildet ja gerade das Gebiet
zwischen Chöqand und Samarqand.
90 Hartmann: Buchwesen In Turkestan und Drucke Hartmann.
29. Qalender, der Qäzi, aus Namangän. — Niclit vertreten.
30. Mahwi, auch öäki Kämjäb genannt (?); verfaßte mehrere Bücher.
— Von ihm Stücke S. 202 f.
31. Zijä [dijä], ein Qalender von den Kasan -Saijids; wohnt be-
ständig in Chöqand. — Niclit vertreten.
32. Machfi, der Qäri von Qunduz, berühmt in der Wissenschaft
der Qoränlesung (qirä'at). — Von ihm Stücke S. 342. 494.
33. Muhtasib, wohnt in Chöqand, früher in Ustrüsen. — Nicht
vertreten.
34. Negil), von edler Herkunft. — Nicht veitreten.
3;"). Mu-/.mir [mudmlr]. — Stücke von ihm 8.66 — 68. 182 f. 260 f.
27.5 f. 326. 343 f. 363 f. 371. 373 f. 379. 383 f. 390 — 392. 396 f. 404 f.
413. 420. 423 f.
36. Behget, Sohn Musrifs (s. 18). —Von ihm Stücke S. 62 — 66.
175 f. 181. 192 f. 203. 251. 306 f. 312. 325. 334. 352 f. 362 f. 370 f. 390.
403 f. 442 f.
37. Gedid, auch Ibn Fazli [fadlT] genannt, Sohn des Fazli,
d. h. des Verfassei's (s. 15). — Von ihm Stücke S. 307. 313 f.
38. Uigret, aus Taskent. — Von ihm Stücke S. 195. 325 1".
39. Kesret [ketret], Gerichtsschreiber des Sultans, woluit in Chöcjand
und mochte gern Chötjander sein, ist aber aus Saniarqand. — \on ihm
Stücke S. 294 f. 365.
40. Munsi, wohnt in Chöqand. — Da er im Werke nicht nälier be-
zeichnet ist, läßt sich nicht ausmachen, welche Stücke ihm gehören und
welche dem Munsi Nr. 47.
41. 'Abdulgawäd, Dichtername Gawäd, aus dem Gebiete von
Herät. — Von ihm Stücke S. 204 f. 351.
42. Iläziq [hädiq], aus Herät'; liel)t die Dunkelheit; sein Charakter
ist unbeständig, und dadurch geriet er in Bedrängnis. — Von ihm Stücke
S. 92f. 99 f. 180 f. 203 f. 217 f. 221 f. 225. 230. 266. 292. 295. 300. 306.
351. 383. 491—493.
43. Saifulläh, aus Merw, wählte aber Chöqand als Wohnort. —
Nicht vertreten.
44. Hätim, wohnt in Isfaräjin. — Von ihm Stücke S. 210.
45. Fäni, aus Balch. — Von ihm Stücke S. 407. 420 f.
46. Nuzhat, aus dem Gebiete von Chogend; lebt in den Medresen;
kommt zuweilen an den Hof. — Von ihm Stücke S. 43 f. 191 f. 211. 247 f.
363. 405.
47. Munsi, wohnt in Kasan, eigentlich Mohammed Emin; schreibt
sehr schön, so daß er mit jNlir 'Ali verglichen wird; in jeder Kunst ist er
' Hier heri genannt; beide Formen werden promiscue gebraucht; arü [herJ]
im Qutadghü Bilig; S.Faksimile S. 185, 27 und 189, 12 (bemerke tirlch mit
VokairückwiT-kung an beiden Stellen).
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hurtniann. 91
Meister, aber im Dichten ist es anders.^ — ^"o^ ihm Stücke S. 38 — 10.
105—109. 125—128. 240 (vgh oben Nr. 40).
48. 'Uzleti, aus Namangän, hat immer Unglück, daher lieißt er
auch 'Uzleti.'^ — Nicht vertreten.
49. Gur'at, lebt immer in Kalihär und kommt nur gek-gentlicli an
den Hof. — Nicht vertreten.
50. Tagammul, gelähmt, lebt in Rasdän. — Von ihm Stücke
S. 501 f.
51. Nazar [wa^ar]; seine Heimat ist das Land von Ustrilsen. — Von
ihm Stücke S. 101— 105. 112—114.
52. Rif'at, aus dem Lande Rasdän. — Von ihm Stücke S. 501.
53. Mugmil, aus Buchara. — Nicht vertreten.
54. Re'is, aus Ustrüsen. — Stücke von ihm S. 344 f.
55. Faizi [faidT], aus Marghinän (Margelan), eigentlich ISlirzä Nijäz.
— Von ihm Stücke S. 424 f.
56. Machmür, Sohn Akmals (s. 13), dem Haschisch und Opium
ergeben; hat er auch keine Gedanken, so besitzt er doch Fertigkeit im
Versemachen zu jeder Zeit. — Von ihm Stücke 8. 195 f. 249. 309. 362.
408. 489 f.
57. Man zur [manzür], noch jung. — Von ihm Stücke S. 249 f.
58. Mustäq aus Sehrisebz. — Von ihm Stücke S. 205. 256 f.
59. (Mirzä) Latif, noch jung, beliebt; aus dem Lande RucliäiTi. —
Von ihm Stücke S. 312 f. 319. 340. 403.
60. Zlnet, wohnte im Lande Cliogend, jetzt in Andigän [am/iyän].
— Von ihm Stücke S.70— 72. 82 f. 93—99. 334.
61. Mab zun. — Von ihm Stücke S. 178 f. 402 f. 424.
62. Chislat, aus dem Lande Kasgar. — Von ihm Stücke S. 319 f.
63. Wefä'i, aus Emirgeschlecht. — Von ihm Stücke S. 250 f.
64. Muznib [mudnib], aus Chöqand. — Nicht vertreten.
65. Turäbi, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 286 f. 301t'. 308 f.
314. 320.
66. Käsif, aus Chöqand. — Von ihm Stücke S. 172. 194. 301. 308.
314 f. 345 f.
67. Bazmi, aus Chöqand. — Nicht vertreten.
68. Miri Bibäde. — Nicht vertreten.
69. Wahsi, aus Kahhär. — Von ihm Stücke S. 177f.
70. Waise, eine Frau, über die nichts zu sagen ist; sie geht bald
auf knumnen, bald auf geraden Wegen. — Nicht vertreten.
71. Mahzüne, aus Chöqand, eine tüchtige Dichterin. — Von ihr
Stücke S. 467. 502. 503.
72. Gülchani, aus Kohistän, Soldat und Dichter. — Von ihm Stücke
8. Ulf 178. 205 f. 250. 266 f. 324. 343. 353. 361 f. 397 f. 408. 419 f.
73. Dä'i(?), aus Chöqand, lebt vom Handel. — Nicht vertreten.
2 Von ^uzlet »zuräckgez(>gene.s Leben, VVeltentsagung«.
92 Hartmann : Buchwesen in Turkestan und Dnicke Hartmann.
74. Kirämi (IJäggi), aus Chöqand, lebt in StambuP und schickt
jedes Jahr Qasiden zum Lobe des Chans. — Stücke von ihm S. 25 — 30
(er ist dort in der Überschrift !\bdulqädir genannt). 338 f.
Zu diesen Dichtern kommt der Fürst 'Omar Chan selbst, von dem
unter seinem Tachallus p]mir die größte Anzahl von Proben gegeben sind,
und Dichter, die ich in dem Einleitungsgedicht nicht zu finden vermochte,
und die ich hier, nebst dem Emir, anschließe. Einige sind offenbar be-
kannte ältere Dichter, wie Ali Ser, d. i. Nawä'i.
75. Ahrär S. 224 f. 256.
76. Ali äer S.497.
77. Chudäjär (Qäzi) S. 123 f.
78. Emir S. 163 f. 184 f. 197 f. 208. 212 f. 214 f. 219 f. 222 f. 227.
232. 237. 241 f. 251 f. 255 f. 257 f. 262 f. 269. 272 f. 282. 284. 287 f. 289.
293. 297 f. 302 f. 309 f. 315 f. 320 f. 329. 336. 342 f. 347. 356 f. 366. 374 f.
377. 380 f. 392 f. 395 f. 398. 409 f. 414 f. 421 f. 425— 442. 461 f. Ihm
auch sind folgende Stücke zuzuteilen: S. 482 (ta'rich des Emir uhnuslimin),
498 und 500 (unter der Überschrift Sultan 'Omar).
79. Fazli Namangäni S. 34— 38.2
80. Öunaid S. 136— 140.
81. Ilairet S. 354.
82. Husain Choga S. 42 f. 119 — 121.
83. Kämil S.259f. 364. 497 f.
84. Kesreti [ketretT] S. 176f., identisch mit Kesret Nr. 39.^
85. Ma'deni Pänghäzi S. 114f. 352 (hier lun- Ma'den genannt).
86. Mesreb S. 500.
87. Emin Käsäni (Mollä) S. 473— 476.
88. Sälih Rasdäni (Mollä) S. 484 f.
89. Muhammed Jilsuf Kätib S.276.
90. Mutrib S. 183f.
91. 'Omar (Saijid) S. 498— 500.
92. Qäri S. 498.
93. Rindi S. 360f. 407.
94. Sädiq S. 498.
95. Öerifi S. 396.
96. Täjib S.390.
97. Wahset S. 296.
98. Wäqif S.209.
99. Zähid S. 176. 211. 341.
100. Zäji' [daß] Taskendi S. 121f.
101. Zubdi Buchäri S. 190f.
29. dnväni maulänä fudiiVi mda lallä mcgnm. Taskent, Portsew;
Ja'qüb Choga Sahhäf; Schreiber: der Taskender 'AHm Choga Pädisäh Choga
^ Hier wie S. 25 rüm genannt.
2 Er wird von dem FazlT Nr. 15 zu untersdieiden sein; denn der ist aus
Samarqand.
Haktmann: Hucliwesni in Tnikcstaii und Drucke Ilaitnianii. 91)
Isän Oghli; 1900, 160 Seiten gr. 8". — Fuzüli ist «interturkal« : er wird
in Stanibul, in Qazan und in Taskent gedruckt und geschätzt. Seine
Sprache ist aber weder osmanisch, noch nogaiisch , noch osttürkisch. Von
ilir konstatiere ich nur ein Beispiel: J^ jXj>~^ l$w- S^'jß LjlL.^ ^\
S. 80, 13.* Das ejk und joch^ genügen. — Der Schlußvermerk des Druckers
oder Schreibers ist ganz osmanisch bis auf ein ^^Jw! für ^y^\. —
Die dibäce fehlt; vgl. 31.
30. TcultTjäti fudütr. Taskent, Kanienski; jMuhaninied Sultan Ihn
Muhammed Saijidi; Schreiber: IMuhammed Sähmuräd; 1893; 1316; 96 +
163 Seiten gr. 8°. — Die Reihenfolge ist wie in der Gesamtausgabe Fuzülis
Stambul 1286 (s. Anm. 1). Natürlich hat in dem oben erwähnten Fall dieser
Druck ebenso das Richtige {^\ und r- y) wie 29.
31. clThäcei maulanä fudüll md a dmänlarJ [so]. Taskent, Lachtin;
MoUä Rahim Choga Isän Ihn Ali Choga Isän; 1884; 1306; 216 Seiten kl. 8°.
— Die Vorrede S. 2 — 13 deckt sich mit der Vorrede in 30. (in 29. fehlt
sie); die Anordnung der Gedichte ist aber wie in 29., während 30. eine
andere Anordnung hat.
32. dJwäni maulanä fudüli ma'^a lailä meyniin. Taskent, Portsew;
Jaqüb Choga Ihn Pädisäh Choga; 1899; 1317; 160 Seiten gr. 8°. — Scheint
mit 29. zusammenzugehen. Auch der Schlußvermerk mit dem auffälligen
^_jy^J^\ wie in 29.^
33. hikmeti hadreti sidtän ul '^äri/Tn cK^äga ahmed ihn ibrahtm mahmüd
ihn iftichär ja^sawT. Taskent, Stab, Siräketi Chairije; 1900; 206 Seiten
gr. 8°. — Über Ahmed Jasawi und Drucke seines Diwans s. Hüwedä
S. 133 Anm. 3. — In diesem Druck findet sich S. 2 — 17 eine Einleitung
mit allerlei guten Lehren, beginnend mit einer Warnung vor den falschen
Schechs.
34. hikmeti hadreti sultän id "^ärifin cK^äga ahmed ihn ihrährm ihn mahmüd
ihn iftichär jasaicT. Taskent, Iljin; 1900; 176 Seiten gr. 8". — S. 2— 16 die
Einleitung wie in 33., doch finden sich einige Abweichungen. Im Diwan
selbst scheinen, nach einigen Stichproben, die beiden Drucke gleich zu
sein. — Über die Bedenken gegen die Ursprünglichkeit der heut ausschließ-
lich tradierten Form des dnoäni hiJcmet s. oben S. 78.
35. ta\cTd imniswän. Taskent, Kamenski; 1893; 1311; 23 Seiten
kl. 8". — Nach einem Vermerk auf dem Titelblatt ist anzunehmen , daß dieses
1 Die Gesamtausgabe {küllJjät Stanibul, Druckerei TaswTri Efkär 1286) S. 184
schreibt ^_j\ und J-^y. Da sieht man den Segen der Stambuler Gelehrsamkeit
und Feinheit für die türkischen Studien (vgl. das unter 1. über Änderung alter Texte
Gesagte).
2 Über die Schreibung des azerbaiganischen ch in den Texten s. Foy, Azcr-
bajgan. Studien (hier VI , Abt. II) S. 143.
3 Mein verehrter Kollege Professor Foy sagt mir, daß ihm idmpjüp in azer-
baiganischen Texten vorgekommen sei. Sollte die Vorlage des Taskender Druckers
für den Schlußvermerk unter azerbaiganischem Einfluß geschrieben sein?
04 Hartmann: P.ucluvosen in Turkestan und Drucke Hartmanii.
Trauergedicht sich auf die zweite Qadin des Sultans bezieht und von der
Frau des Serif Machdüm Almusta'sim Albucliäri ^ verfaßt ist. Das ganze
Gedicht ist, ebenso wie der Titel, rein osmanisch, und es ist ihm nur durch
die Schreibung des Genitivaffixes und des Pronominalaffixes der 2. Person
mit dX der Anstrich des »Caghataischen» gegeben.
36. mahdai nur. Taskent, Iljin; Molla Abdulläli Hägii Ibn Asadnlläli
Häggi Taskendi; 1898; 448 Seiten gr. 8". • — Ein wunderbarer JNIischmasch
von erzälilenden Mesnewis und spintisierenden Ghazels, wobei die Mesnewis
weit überwiegen. Im Schlußverse jedes Ghazels kommt als Machlas
«Masrab« vor, daneben stets in irgendeiner \'erbindung ^mahdai nTir<'.
Welche Beziehungen dieser Dichter Masrab zu dem wunderlichen Heiligen
Masrab hat, dessen Tezkire in Kasgarien eine Lieblingslektüre ist^ wage
ich nicht zu sagen. Einen Anhalt bietet der Vers S. "285 1. Z. : »Masrab
gelangte zu jener Mine Mabda'i nur, das ist durch den Schutz des Wali
Choga'i Äfä(j Sah.« — S. 135 ist ein Abschnitt; die Unterschrift lautet:
>>p]nde des ersten Defters des Metnewi'i ma'newi.a — S. 340 Z. 5 beginnt
ein Abschnitt, der überschrieben ist: kTmijä'i aimnV. sich übrigens im In-
halt nicht von dem Vorhergehenden unterscheidet.
7. Dogmatik, Paränese, Ethik.
37. miftah täglnän wanmhäh uVTtnän. Taskent, Kamenski; Sefer
Choga Sendet Choga Oghii; Schreiber: Abdullah Namangäni; 1894; 1313;
336 Seiten gr. 8". — Über das persische Oi-iginal, welches Hagi Chalfa unter
Nr. 125.58 (B, 11) verzeichnet, s. Rieu, Cat. Pers. Ms.s. I, 40^. Der Über-
setzer nennt seinen Namen nicht; er sagt nur. er habe sich, da er eine
gewisse Stärke im Türkischen besitze, sofort zu der Arbeit gemeldet,
als Öugä'uddin Gumlatulmulk Emir Muhammed Küregän^ Ibn
Mirzä 'All Mirek Bärläs Ibn Mirzä Mahmud Ibn Muhammed
Jünus Bärläs den Wunsch aussprach, daß das persische Werk den
dieser Sprache unkimdigen Türken vermittelt werde. Über Zeit und Ort
ist nichts gesagt, doch läßt sich glücklicherweise der Auftraggeber fest-
stellen: es ist der Muhammadi Bärläs, von welchem Mirza Haidar ausführ-
licli erzählt Tar. Rasidi 382 ff. und 452 f., der böse Geist Abdurresid Chans des
Caghatajiden (940—983). Er wird auch T. R. 307 und 452 Sohn des Ali
' Der Mann suclite mich um 1880 in Beirut auf und stellte sieh als in Stam-
bul lebenden Buchdrucker und Buchliändler vor. Ich kaufte ihm damals die ersten
Lieferungen von Sechzädes Häsije zum BaidäwT ab. Der erste Band hat den Schluß-
vennerk (S. 488): iSJ^\ fj-*^ <-^.j^ o:>\j^\& <ä^ -v5 .
2 Behandelt in meinem »Mesreb derweiseNarr undfrommeKetzer»
Islam. Orient \. J^inen Beitrag zu dem Masrabmotiv gibt mein » Chademgai«
Orient. Litt.-Zdtung VI (1903) Sp. 36111
^ jo ojy ; es liegt nahe, an den bekannten Titel Gürkan zu denken,
und die Schreibung spricht nicht durchaus dagegen; daß ein kleiner Fürst sich einen
so hochtrabenden Titel beilegt, wäre bei der Eitelkeit der Orientalen nicht ver-
wunderlich.
IIartmann: Buchwesen in Tuikestan und Drucke Hart mann. 95
Mirek genannt, und an der Identität wird nicht deshalb gezweifelt werden
dürfen, weil a. a. 0. 452 der Name des Großvaters anders lautet. Danach
S. 453 anzunehmen ist, daß der Emir vor dem Chan starb, so muß die
Übersetzung vor 983 aufgegeben sein. Bärläs hier so. Im Tar. Rasidi
schreibt der Übersetzer Barläs, und Abulgliäzi kennt auch nur y^ j ■ —
Die Schreibung l)ietet Wunderlichkeiten, die freilich auf Rechnung des
Steinschreibers kommen können; so S.4, 6 ij\j>jy (doch auch ^\Aji S.4,9).
— nin überwiegend. — oj--- — cJy O ^ • — ^J *>l'Ll--« S. 3, 4 (dagegen
im OTM-saj/aiwöwe, hier 6. S.2, 11 <£-j •>l'U — »). — Sachliches: S. 3, 1 : Gott
hat den Schlüssel des Paradieses (mit Anspielung auf den Titel des Werkes:
•»mT/täh ulffinän«) einigen besonderen seiner Knechte in die Hand gegeben;
unter diesen Begnadeten befindet sich auch der Emir Sugä'uddin. —
Handschrift des Werkes in meiner Sammlung S.Übersicht Nr. 65.
38. miftäh ulginän wamisbah uVTmän. Taskent, Stab; Öirketi chairije'i
gedide; Mollä Jüsuf Säsi; 1900; 1319; 272 Seiten gr. 8". — Im wesent-
lichen sich mit 37. deckend, doch zahlreiche Abweichungen in der Schrei-
bung, z.B. J-lo-Ci 272, 5 für (^«--^ 37. S. 336, 18.
39. so/T alläh jär. Taskent, lljin; 1896; 139 Seiten kl. 8°.
40. sä/T alläh jär. Taskent, lljin; Rahlm Choga Isän Ibn 'Ali Choga
Tsän; 1896; 138 Seiten kl. 8°.
41. tehät uVägizm. Kasgar; Drucker und Unternehmer: Häggi Mu-
hammed Nüruddin; 1312; 120 Seiten kl. 8°. Jeder der 15 Bogen zu 8 Seiten
ist auf der inneren Seite mit seiner Nummer so versehen, daß die Nummer
(in Buchstaben!) sich auf den inneren Rand von Seite 8 und Seite 1 ver-
teilt. Man sieht das Bestreben, mit etwas zurechtzukommen, woran man
vom chinesischen Buchwesen her bekannt ist.
Das tehät uVägizTn, das hier in drei Drucken und in meiner Hand-
schriftensammlung in einem Manuskript vorliegt, ist die beliebteste Ein-
führung der Jugend in den Islam. Als ich in Gulca den etwa zehnjährigen
Sohn meines Wirtes Mät Gapür {muhammed ghafür] fragte, was er lerne,
erwiderte er stolz: ^^tehät uVägizm", und konnte auch die ersten Verse
davon hersagen. Daher der ungeheure Verbrauch. Andere Drucke des
Werkes verzeichnete ich Orient. Litt.-Zeitung V (1902), Sp. 74, H ü wedä S. 145
und Islamischer Orient (V) S. 185, Anm. 2.
42. chännin tasmf qylghan jachst isgha rawäg hcrednrghan durur sözlerl.
Kasgar, Nur Häggi; 1311; 120 Seiten kl. 8".
4.3. wie 42., doch etwas andere Anordnung.
44. wie 42., doch 63 Seiten.
45. wie 42., doch 60 Seiten.
46. wie 42., doch 63 Seiten und kein Druckjahr im Schlußveinun-k.
Diese fünf Drucke sind die merkwürdigsten Zeugen eines Kultur-
anfanges in Barbarenland. ^ 1893 übernimmt der Schneider Nur Häggi (s.
1 Daß Chinesisch -Turkistan ein solches bisher war und erst sehr allmählich
an den Gütern der gesitteten und denkenden Welt teilzunehmen beginnt, muß bei
96 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartniami.
üben S. 75) den Druck eine,s Büchleins, durch welches die Landesregierung
glaubt, alle Tugenden in die Herzen der Landeskinder pflanzen zu können:
eine Sanunlung von allgemeinen Betrachtungen über Leben und Welt und
von moralischen Gemeinplätzen, die vor allem die Einpfropfung guter Ge-
sinnung im Auge haben. Das Werkchen ist von einem chinesischen Kaiser
verfaßt und seine Übersetzung in die Sprache der türkischen Untertanen
soll auch diese die heilsamen Regeln genießen lassen. Ungeheure IMengen
wurden hergestellt: die Ziffern, die der Drucker selbst mir angab, 3000 +
2000 + 2500, sind mir glaubwürdig. Diese 7500 Exemplare werden sich
auf die fünf Ausgaben verteilen, die hier aufgeführt sind; vielleicht exi-
stieren noch mehr Ausgaben.! — Einiges zur Beschreibung der fünf Drucke.
Allen gemeinsam ist der dreisprachige Titel , dessen türkische Version oben
gegeben ist; die chinesische, die nur in 42. und 43. mit den archaistischen
Zeichen, in 44., 45. und 46. mit den gewöhnUchen geschrieben ist, lautet:
jü* cih* c'üan* san* jao* jen^, d.h. »wichtige kaiserliche Worte, die dringend
zum Guten ermahnen«; die mandschurische lautet: chani aracha sain ho
chmceMjehure ojonggo gisun, d. h. ..vom Kaiser verfaßte dringende Worte,
die zum Guten aufmuntern.« Der Schlußvermerk lautet in 42. und 43.:
i^j^\i J)_; 44. schließt ^J^\ J^_^ e5^ ^ ^ ^ ^ t>-^ f.-'^"' ^^' ebenso,
nur mit e4Vi_ und hat ^\p~ -W^ jy und »X^ Aj'U-; 46. hat nur: ^\
^^L^-l) oA^ <Cli^U t/"\^ ^,x^ 0" l/^\^ Jy ej^b ^LT. Natürlich
sind nicht alle Ausgaben im Jahre 1311 hergestellt, das Jahr ist aber bei-
behalten, weil auf dieses große Jahr, das erste, wo in Kasgar Türkisches
gedruckt wurde, ein tarTch für 1311 gemacht war. den man auch in die
neuen Drucke übernahm. — Auf der letzten Seite aller fünf Drucke be-
findet sich vor dem Schlußvermerk eine mandschurische Notiz, welche in
42., 43. und 44. völlig identisch und auch gleich angeordnet ist, in 45.
kleine Differenzen zeigt, und in 46. erheblich gekürzt ist.^ — Druck 42.
seiner Beurteilung immer festgehalten werden. Nicht daß hier den geistig be-
schränkten und moraliscli verkommenen Muslims Turkistans Grausamkeiten vorge-
worfen werden sollen; aber diese Bevölkerung dännnert hin in einem Schnmtz und
in einem Dusel, die sich nur durch jahrhundertlange Verblödmig begreifen lassen.
Die geistig regen Elemente sind sämtlich Fremde. Von den Chinesen ging der An-
stoß zur Drucktätigkeit aus. Sie wird nie mehr erlösclien und ihr eifriger Betrieb
wird der wirksamste Förderer einer neuen Ära für das Land sein.
1 Man koimte Winter 19023 mit Leichtigkeit Exemi)lare in Ka.sgar und
.Tarkend finden. Freilich die Sammlung der verschiedenen Drucke, wie sie hier
vorliegt, wird kaum wieder zusannnenkonnnen. Daß bei der primitiven Technik
von einem Stein mehr als 1000 Exemplare hergestellt werden konnten, ist mir nicht
wahrscheinlich. Die Neuschreibung muß also wcnigsteus achtmal vorgenonnuen sein.
- Nach Hrn. Dr. Haenisch, dem ich die Lesung des Chinesischen und Mandsclm-
rischen verdanke, besagt die Notiz, daß das Buch auf Veranlassung des Dooli-
Chafan, Intendanten von Kasgar, gedruckt ist.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 97
zeigt den ersten tastenden Versuch: das Papier und die Art der Bedruckung
(Doppelblätter, die außen geschlossen sind und nur zwei bedruckte Seiten
haben) sind chinesisch; zum Druck sind wahrscheinlich geschnittene Holz-
tafeln nach chinesischer Art verwandt. Die anderen vier Drucke haben
russisches Papier, das nach fränkischer Art geschnitten und gebunden ist.
Der Drucker war anfangs offenbar nur wenig geschult, auch fehlten ihm
in der eigenen Sprache und Schrift elementare Kenntnisse, so daß sich in
42. und 43. der Seitenziffern von 110 an so dargestellt finden: N ♦ N ♦, S ♦ N \
usw., eine Schreibung, für die sich im Islam wohl kaum eine Parallele finden
läßt am Anfang des 14. Jalirhunderts nach der Flucht, und die unter chi-
nesischem Einfluß steht. — Ein Exemplar des cJiännin sozlerT erhielt Ka-
tanow von einem Freunde in Cugucaq. Er macht aber keine Angaben
über Ort und Zeit des Druckes (s. Zapiski Wost Otd. Arch. Obsc. XR',
2/3, S.32).
8. Recht.
47. tergemei muchtasari wiqäje turh tilTde ma' almein ßlhäsije. Taskent,
Iljin; Unternehmer ist der Übersetzer Maqsüd^; Schreiber MoUä Jüsuf
Ächond Ibn Mollä Däkir Gän; 1901; 1320; 592 Seiten Fol. — Dieses Werk,
das der Übersetzer in der Vorrede (S. 4 unten) magma" ulmaqsüd betitelt,
hält mehr als es verspricht. Es ist keineswegs eine bloße Übersetzung.
Mollä Maqsüd Choga Ibn Mansür Choga sagt in der Vorrede, die
des Arabischen und Persischen unkundigen Türken hätten ihm oft geklagt,
daß sie sich nicht über die Gebote ihrer Religion unterrichten könnten;
er gebe nun hier für die unteren Klassen eine Übersetzung des muchtasari
iciqäje mit Hinzufügung einiger aus anderen Werken geschöjjften Fragen
mit Angabe der Quelle; auf den am Rand gedruckten arabischen Text
sei durch Nummern verwiesen. In der Tat findet sich der Benutzer leicht
und sicher zurecht, und die Art der Behandlung zeigt, daß der Übersetzer
die Sache richtig angefangen vuid gewissenhaft gearbeitet hat. Ein Kapitel-
index und ein Druckfehlerverzeichnis fehlen nicht. — Bemerkt sei, daß das
muchtasar ulwiqäje, das unter diesem Namen bekannter ist als vmter dem
eigentlichen: unniqäje, in West- und Ostturkistan das Hauptkompendium
ist; so fanden sich auch zahlreiche Exemplare davon in der aus Chöqand
stammenden Sammlung Skobelew im Historischen Museum zu Moskau
(s. meinen Bericht darüber in Orient. Litt.-Zeitung V (1902) S.73ff.). Über
zwei Exemplare des Originals in Berlin s. Ah 1 war dt, Katalog Nr. 4562;
über den Verfasser Sadrussari'a 'Ubaidulläh b. Mas'üd, Tochtersohn des
berühmten \'erfassers der Wiqäje, Mahmud Mahb^lbi^ s. Pertsch, Arah.
' Auf dem Titel der Vermerk: JJ-A^I-C\^_;_^ SJk^ ^\c^ O-^^j^i O-^^"
"Abdruck ohne Erlaubnis des Übersetzers verboten»; er zeigt daswunderliclu; muiereyijlm,
das ich auch allenthalben von Taskent bis Jarkend hörte, und bei welchem MaqsQd
sich nur dem Usus anpaßte.
hält Mahmud für den väterlichen Großvater 'Ubaidullahs S. 7.
Mltt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Al>t. 7
98 Hartmann : Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
Kat. GoiJia 2, 268 (Nr. 1024). — In der Schreibung ist so viel Seltsames,
daß man geneigt ist, hier entweder lokale Sonderheiten oder individuelle
Liebhabereien zu sehen. Keinesfalls können dieser Druck und der von
Kaiila v^adimna zugleich die Schreibweise der Taskender darstellen (s. oben
S. 84), Denn hier liest man ^\aJ passim; lLuLs auf dem Titel, daneben
iJULd im Text;i]lCj> S. 282, 8. ^'on anderem erwähne ich ji^lj für jU)^
8.283, 16 und oft; ^^y 282, 8 u. o. Das Genitivaffix ist durch-
gängig n¥.
Das arabische Original des Werkes liegt in einem Druck Taskent,
lljin, 1900 (160 Seiten in gr. 8") vor.
48. muhammed saläh. Taskent, Portsew, Mollä Akmal Chan Ibn
Mollä Islam Chan; 1900; 1319; 477 Seiten gr. 8°. — Übersetzung desselben
muchtasar ulwiqäje wie 47. Hier ist die Übersetzung in den durch Über-
streichen hervorgehobenen arabischen Text eingeschoben.^ Über den Über-
setzer findet sich in dem Werke kein einziger Vermerk. Auf dem Bücher-
markte zu Taskent wurde mir am 18. März 1903 folgendes versichert:
»Muhammed Saläh ist der Name des Bearbeiters in tatarischer Sprache;
aus dieser wurde die Übei'setzung in das Taskendische vor etwa 100 Jahren
gemacht; der Name dieses Mutereggim ist nicht bekannt.« Die hier vor-
liegende Übersetzung sollte besonders taskendischen Charakter tragen; das
scheint nicht der Fall.
49 a.^ fauz unnagät. Taskent, Hjin; Ja'qüb Choga Sahhäf Ibn Pädisäh
Choga Sahhäf; 1900; 1318; 120 Seiten gr. 8°. — Der Verfasser ist nicht
genannt. Allerlei fromme Erzählungen und Lehren (S. 116 f. über das Binden
des Turbans!). Sprachliches: S. 9, 8 jjJjl (bis); 9, 10 und 14 jjJj> .
Das olsun ist hier bedingt durch das Versmaß: die vorhergehende Silbe
muß kurz sein , und da sie konsonantisch schließt (i und *c-) , war bolsun
unmöglich. Tatsache ist, daß in Kasgarien olmaq und holmaq (tcolmaq) pro-
miscue gebraucht werden in der Schriftsprache. In der Sprechs})rachp ist
das übliche wolmaq. Ich behalte mir genaue Darstellung des Sachverhaltes
vor. Einige Notizen nach meinen IVlitteilungen s. Foy, Azerhajganische
Studien S. 147f.3
49b. nazm idmuchtasar. Taskent, Breidenbach; Rahim Choga Ali
Choga OghU; 1896; 1314; S. 1—72 (unvollständig); gr. 8'\ — Der Verfasser
nennt sich nicht; nach S. 6, 12 ist diese Versifizierimg des muchtasar
nhoiqäje (s. Nr. 47) im Jahre 1305 (1887/88) verfaßt.
50. fauz unnagät. Taskent, lljin; 1901. — Scheint sich völlig zu
decken mit 49 a.
1 Sie scheint Maqsöd , dem Übersetzer in 47., nicht bekannt gewesen zu sein;
hier ist Mahmud richtig als mütterlicher Großvater bezeichnet (S. 2 oben).
2 49 a und 491) sind in einem Bande vereinigt.
^ Zu dem bei Foy a. a. O. S. 148 angezogenen ungar. »oZ/nw , daß ich in
Jarkend in der spontanen Sprechspraclie mit Sicherheit woldam feststellte (so auch
qildain).
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmaiiii. 99
51a. zubdat nlmasä'il waVaqäHd. Stambul, Öirketi Iränije; Häggi
'Abbäs Aqä; 1309; S. 1—220. — Das von dem lührigen Muhammed Sädiq
Kasghari^ auf Wunsch des Fürsten von KaSghar Mirzä 'Osmän Bek^
verfaßte Werk über die Hauptsachen der Lehre und der Pflichten ist nach
des Verfassers eigener Angabe S. 6 aus einer Anzahl von Grundwerken zu-
sammengestellt, wie die 'aqä'id des Nesefi und des Geläl, die hidäje, der
Kommentar zur wiqaje, der Kommentar des Abulmakürim , muchtasar ulcM-
zäna, fatäwä 'älemyTn, dastüri qudät, targhTb ussalät, dachirat ulmuluk. —
Der Verfasser bemerkt 8.6, 9 f , er habe die Sprache gewählt, die im Ge-
brauche Kasgars rezipiert ist.^ Das mag der Fall sein, in dem Druck aber
finden sich neben den kasgarischen Formen nicht selten fremdartige. Auch
hier begegnen wir eben wieder jener fast systematischen Inkonsequenz, die
so oft gerügt wurde: 'JC^ ^ 8.6, 19 neben jUl^ 8.8, 16 wäre in einem
kasgarischen Manuskript unerhört (auch verl)esserte es ein früherer Besitzer
am Rande in jUJ_j)), ebenso 'J^j^ 8.6, 4. Und was soll man zu jjjl'j5_j)
8.5, 8 luul (^Aj'jJjI"* 8.6, 15 sagen! Der von Shaw erwähnte Fall des
Gebrauches von bohmmaq ■ — ich erinnere mich nicht, es gehört zu haben —
liegt an den beiden Stellen nicht vor.
51b. ädab ussälihm. 8.221 — 288 von 51a. — Ein Buch vom Anstand
für Fromme in 7 Kapiteln." — Die Sprache zeigt die Ungleichmäßigkeit,
die in diesen Drucken so häufig ist; aus ihr erklären sich zur Genüge
Schreibungen wie j^b Uli 238, 14 neben (^UÜ 238, 16 und (^Uij» 239,
1 ; doch ist zu bemerken , daß in der Negativform das (_^B bei den Verben
mit dumpfen Vokalen vorwiegt, gleichsam als würde die Wirkung des
dumpfen Vokals durch das ma (me) unterbrochen. Von wirklichem Inter-
1 Über ihn als Verfasser des tezkirei 'azizän s. Übersicht S. 18.
2 Er wird S. 4 unten als Sohn des verstorbenen Filrsten von Jarkend Zahid
Bek bezeichnet. Zähld und 'Osmän fallen in die Zeit von 1765 bis 1826 (von dem
Aufruhr in Ü6 Turfan bis zum Aufstand Gihänglrs in Kasgar), währenddessen Ost-
tuikistan volle Ruhe genoß (vgl. Grigorjew 2, 401).
* Bemerke auch hier das Nebeneinandei'gehen von holmaq und ohnaq, über
welches s. unter 49 a.
5 Die Regeln, wie sich der gute Muslim in allen Lebenslagen zu verhalten
habe, sind nicht unbekannt. Natürlich hat in den verschiedenen islamischen Ländern
einiges besondere Ausbildung erfahren. Der Inhalt ist hier kurz : I.Gruß; 2. Schlafen,
Wandern, Reiten; 3. Sech und Murld ; 4. Mann und Frau; 5. Krankenbesuch und
Beileid; 6. Gastlichkeit, Essen, Trinken; 7. Reisen. — Die jedem, der im »gebil-
deten« islamischen Orient gereist ist, bekannte Sitte, den mit assalämu 'alai/cum
grüßenden Andersgläubigen durch den Gegengruß »Gruß dem, der der rechten
Leitung folgt« zu beleidigen, ist auch hier vorgeschrieben S. 226, wo auch die
anderen Feinheiten zur Demütigung des Ungläubigen sich finden. Übersetzung des
ganzen , für den Volksbrauch nicht unwichtigen Büchleins wäre erwünscht. [Nach
Druck des Vorstehenden fand ich im Katalog Spirgatis 96 Nr. 1330 eine russische
Übersetzung des Werkes von Lykoschin (Taskent 1895) angezeigt.]
7*
100 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
esse ist das echt kasgarische jVjJ^ j^ »wohin gehen Sie?« S. 236, 11.^
Zu beachten ist, daß sich hier mehrere Beispiele von dem schon S. 84
besprochenen nin als Zeichen des Akkusativs finden: S.222, LZ. und 223, 1 :
^_ ^'(3^1 ybtj <^o^^ ybt; S.243, 12 dS^'jV j_^ ^U'l >
^ jjjS . Diese Fälle lassen sich nicht durch Annahme einer Auslassung
aus der Welt schaffen.
52. saräjit [so] uVtmän. Taskent, Iljin; 1901. ■ — Bietet auf 13 Seiten
(S. 2 und 3 geben das Alphabet) alles, was ein Muslim, besonders ein unter
Ungläubigen lebender, zu wissen not hat. — Ein Kuriosum ist der halb
osmanische, halb russische Druckvermerk: «W^l tiAiLCjfÜjl ,y^ y ^.j^ ^
jj-\JL^*öl) o-L^-'JU-. köpes »Großkaufniann« wird russ. Kynei^t sein; das Wort
muß in die Wörterbücher Aufnahme finden; es hat Bürgerrecht erlangt und
scheint auch in Kasgarien allgemein bekannt, wenigstens in Händlerkreisen.
53. fiqM kaidänT mda tiirkT. Taskent, Iljin; 1901; 1318; 71 Seiten
kl. 8". — Das bekannte Werkchen (Wien: Flügel Nr. 1995, 18; Gotha:
Pertsch, Ar. 93G) liegt hier in arabischem Text mit türkischer Über-
setzung vor.
54. fardi "ain fär'm waturkt. Taskent, Iljin; Uäggi Abdurra'üf; 1900;
1318; 24 Seiten kl. 8°. — Kurze Pflichtenlehre.
55. nluyh clmnnm degent; 1 13 Doppelblatt mit 226 Seiten; doch fehlt
Doppelblatt 1. Als ich Fragmente des Werkes bei dem schwedischen
Missionar Bäcklund^ in Kasgar sah, vermutete ich sofort, es handele sich
um das außerordentlich wichtige Li, über welches ich im Juni 1902, etwa
2 Monate vor der Abreise nach Kasgar, den guten Artikel Katanows^
gelesen liatte. Ich bat dringend , nach einem vollständigen Exemplar zu
' Die r-Frnge läßt sich nicht hier so im Vorbeigehen erledigen , ich möchte
aber sclion hier festlegen, daß die Unterscheidung zwischen der Form mit /• als
das Futurum bezeichnend und der ohne r als das reine Präsens darstellend,
die sich bei Sliaw, Grammar 35 und in den Handbüchern für das Sartische findet
(s. z. K. Naliwkins Grammatik), weder für die Sprechsprache noch für die Schrift-
sprache Bedeutung hat; denn diese erkennt nur die r-Form als korrekt an und weiß
nichts von einem Unterschied, wo ihr etwa gelegentlich die r-lose Form unterläuft,
jene bedient sich in ganz Kasgarien und in Taskent (dort beobachtete ich es; nach
guten Nachrichten gilt es auch für Fergana) nur der Form ohne r, wohlbemerkt wo
natürlich gespi'ochen wird, was bei der größeren «Bildung« im russischen Westen
oft nicht der Fall ist. Die von mir völlig selbständig gemachte Beobachtung wurde
mir von Herrn Ostroumow in Taskent bestätigt.
2 Gestorben in Kasgar den 26. Juni 1903; s. meinen kurzen Naclu-uf in Orient.
Litt.-Zeitutig VI (1903) Sp. 348 f
^ ]\IaHi.i>Kjj)CKO-KiiTaiicKiii »,ln« na iiap-r>nin tioj)kobi» KuTaficKaro
Typiieciaiia in : 3anncKii Boct. üt/i,. Hmh. P. Apseci. OomecTBa XIV (Peters-
burg 1902), 2 3 S. 31—7.^.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 101
suchen, und es gelang, nicht ohne Opfei', das vorHegende zu erwerben.^
Ich stellte fest, daß auch Katanow nichts von dem Druckort und dem
Druckjahr sagt; er bemerkt nur, der Eigentümer habe behauptet, es in
Urumtsi erworben zu haben auf einer Reise zu heiligen Stätten. ^ Katanow
erwarb auch meine beiden gemischtsprachigen Chamidrucke über Seiden-
zucht Nr. 57 und über Pockenimpfung Nr. 59 (a. a. O. 32). — Der türkische
Text beginnt Blatt 7a.
56. ceng sT däcing du hin sing gang gungti icctung ging st ging tang
irding nin papuling 'ä hätur ludin. — Ein Vertrag zwischen Rußland und
China, der nach dem türkischen Texte fol. la im fünften Jahre des Kaisers
Kuang-Hsü abgeschlossen ist. — Nach dem Titel der chinesischen Version
ist das Buch in Chami gedruckt. Die chinesische Version hat 5 Blatt, die
maniurische 9 Blatt, die türkische 15 Blatt.
9. Handwerke und Gewerbe.
57. jyilla^ baqadnrghan* hajäm. Chami [Qumul]; unter Kuang-Hsü
1881, Frühjahrsmonat; 15 Doppelblatt mit 30 Seiten, wovon 4 chinesisch,
11 türkisch; außerdem eine Seite mit chinesischem Titel in drei archaisti-
schen Zeichen und mit Druckvei'merk. Wie hier »die Behandlung des
Seidenwurms« in Regierungs- und Landessprache zugänglich gemacht ist,
ließ die Regierung von Chung-miao-dze [Urumtsi] auch andere nützHche
Hefte in Chami drucken; s. 55. 56. 59. Katanow erwarb dieses Heft in
Turfan (s. Za'pisJci ^Yost. Otd. Arch. Ohsc. XU^ 2/3, 32, und vgl. das zu 55.
Bemerkte).
11. Medizin.
58. tergemei sähl. Taskent, Kostelow ; 1 898 ; 1 3 16 ; 207 Seiten gr. 8°. ~
Übersetzung eines tibhi jüsufl genannten persischen Werkes durch Muham-
med vSäh Choga, Sohn des Sah Faizulläh Choga Isän, der die Arbeit
am 2. Muharram 1315 beendete und am gleichen Tage die Abfassung von
erklärenden Abhandlungen zu dem Werke begann; über den persischen
^ Ich vermute, daß sich sonst kein Exemplar in Europa befindet. Nach
Katanow S. 31 gab er das Exemplar, dessen türkische Teile er vom 7. bis 15. Ok-
tober 1891 in Luguöaq abschrieb, dem Eigentümer Qurbän Ali Ihn Chälid HäggT,
Imäm-QärT von Cugucaq zurück. Er suclite dann eifrig nach dem Druck, fand ihn
aber nicht, auch nicht in Urumtsi und Chami. Schließlicli erhielt er ein Exemplar
nach Qazan durch einen Freund in Cugucaq.
2 Diese Reise beschrieb er in einem Werke «-V)A»- ^•^ J>- ^ J" > das im
Jahre 1889 in Qazan gedruckt wurde. Das ist mein Manuskript Nr. 23 der
Übersicht.
3 pilla lunschrieb ich das 4^ des Originals nach Shaw, der als türkische
Form <!)-' hat. Steingaß gibt; »«^ pela«.
* Mein Text deutlich: jlcJJjlSl» gegen das volkstümliche jIcJ.3^1j bei
Katanow a. a. 0.
102 Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann.
Verfasser wird nichts gesagt, nur wird S. 206 sein Originalschhißvermerk
mitgeteilt, nach welchem er das Werk am 18. Ramazan 970 beendete. Die
Sj)rache des Übersetzers ist ungelenk, doch ist seine Arbeit durch die
Namen von Krankheiten, Tieren, Pflanzen in persischer und türkischer
Sprache von Bedeutung. Auch am Rande häufig lexikalische Notizen; so
wird S. 194 j5 x^y^ richtig durch ijyiy erklärt (von mir oft für »Ta-
mariske" gehört; so auch Shaw, Vocabulary 226). — Von seltsamen Schrei-
bungen bemerke: (jUi- S. 20.5, 4; i^^^Jjß »sein Sichzeigen« S. 48, 9;
die adurghnn -Form immer mit il, z.B. jojjjV^jl S. 4, 1, jojj^\j^
S. 6, 9; ji^jjljyus S. 11, 7; (^UiJ und ^l^li auf derselben Z. 11
von S.204.
59. sTöeJc^ terTdurghanP' nin hajäm, d. h. Über die Pockenimpfung. —
Das Heft gehört zu der Klasse von Regierungspublikationen, von der oben
zu 57. die Rede war. Auch dieses Heft erwarb Katanow; er fand es in
Chami. — Der chinesische Titel lautet: nhi} tou* c^ien^ suo^ d. h. leichtfaßliche
Erklärung der Rinderpocken; am rechten Rande ist bemerkt: »Geschnitten
im Jahre 1884 unter Kuang-Hsü« ; am linken Rande: »Die Platten sind ver-
wahrt in Chami.» Das Buch hat 46 Doppelblätter mit 92 Seiten, außerdem
das Titelblatt.
13. Sprachliches.
60. ustädi auwal — murattibT taskendlik saijid rasUl chicäga muftÄ saijid
'azTz chwäga machdüm muftJ oghlT. — Taskent, lljin; 1902; 85 Seiten 8°. —
Ein vortreffliches, auf Beschluß des Chefs des Unterrichtswesens gedrucktes
Schullesebuch für Anfänger,
Ein Woi't über den Wert der Sammlung. Das geistige Leben, dessen
Exponent diese Drucke sind, ist ein einförmiges und niedriges, sofern es
sich nur um einige von alters her gegebene Ideen dreht und auch nicht ein-
mal den Versuch macht, sich durch Aufnahme der Ideen anderer Kreise
zu bereichern und die beliebte schematische Anschauung von Leben und
Welt an den tatsächlichen Erscheinungen der Außenwelt zu prüfen und zu-
nächst einmal diese selbst gründlich zu studieren und der wissenschaftlichen
Beobachtung zu unterwerfen, ja, auch nur eiiunal zu dem \'erständnis
»wissenschaftlicher« Beobachtung vorzudringen, hinaus über das Betreiben
eines "ilm^ das doch nichts ist als ein leerer Formelkram. Ist nun der
Gegenstand der Drucktätigkeit ein öder^, so waren doch die hier tätigen
1 clAst*.. oder dX>tX^^ offenbar mit vulgärer Verstümmlung des auch im Os-
luanischeu gebräuchlichen dX:>sJc>- lur "Pocken«. Katanow a.a.O. hat iJW»- .
Es scheint ihm also ein anderer Druck vorgelegen zu haben.
2 Katanow: o^J'^Ji wohl nach andern) Druck; s. Anni. 1.
3 Die in der "Übersicht« und hier geleistete Arbeit wird von manchen Seiten
mit Verachtung angesehen. Ihr kostbare Zeit zu widmen, verlangte nicht geringe
Selbstverleugnung.
Hartmann: Buchwesen in Turkestan und Drucke Hartmann. 103
Kräfte und deren Wirkung im einzelnen zu verzeichnen, denn das eben ist
das Wesen unserer Wissenschaft, daß ihr nichts unbedeutend, nichts der
Beobachtung unwert erscheint, sondern sie in allem die große Bewegung
sieht, welche alles Lebende miteinander verknüpft. Der Schund, der von
den Pressen des Orients überwiegend hervorgebracht wird, ist der Dünger
für eine fettere Zeit. Ganz besondere Beachtung verdienen die Proben der
Pressen Ostturkistans. Dieses Land geht einer großen Zukunft entgegen.
Jene Proben und das von Nur Häggi Mitgeteilte (S. 75 f.) geben den Gesichts-
winkel, unter dem die Zukunft des Drückens dort zu betrachten ist: Grenz-
gebiet, befruchtet von zwei Kulturen, der westlichen fränkisch -islamischen,
und der östlichen, durch China bestimmten. Die Drucke aus diesem Grenz-
gebiet sind, soweit ich nach dem kurzen Aufenthalt und den Nachrichten
aus anderen Kreisen (s. die Mitteilungen nach Katanow S. 97 und 101)
es beurteilen kann , hier in einer Weise vertreten , die gegenwärtig nirgends
ihresgleichen haben dürfte.
104
Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
(ausgenommen die Geschichte des armenischen Naxararowtiwns
und der armenischen Kirche).
Von Hagob Thopdschian
aus Cilicien.
Die armenischen Buchstaben habe ich folgendermaßen transkribiert:
ui = a, p =: 6, q. = g, q. =^ d, h = e, q_^^ :. d r= e. ft_=^ s,
P^ = f, J- ~ z, [t — i, i_— l, [u = X, S- = c, li — k, 4 = ft, ^ — j,
q^= i, 2i" = c. ir= m, j=y, 'h = n, ^= s , n = o. ♦^= r, m = p,
C = j , ft. = r, II = ,<f , tl_=z V, m ^= t, ^1 = r, g =z C, L. =: w, ^ = j&,
^ = AK
A. üuellenkritik.
I. Armenische Quellen.
1. Sebeos ist die erste zeitgenössische Quelle für den Anfang der
Araberherrschaft in Armenien. Von seinem Leben wissen wir fast gar nichts.
So viel ist uns nur bekannt, daß er Bischof gewesen ist und an dem Kon-
zilium von Dowin unter Ivat'olikos Nerses 111. teilgenommen hat. Sein
Werk trägt den Titel «l^uimi/nL/^^ti ]^Irpi.nuJi kinliu/ininnult ^ -^f^p^^ll' = be-
schichte des Heraklius von Bischof Sebeos. Der Inhalt seiner Geschichte
entspricht nicht diesem Titel. Sein Werk, wie es heute uns vorliegt, hat
drei Bücher, die Dprowtiwns genannt werden wie bei Pawstos. Es
sei hier bemerkt, daß die ersten zwei Dprowt'iwns mit Sebeos nichts gemein
haben, sondern vielmehr die ersten Dprowtiwns des Pawstos in höchst
entstellter Form darstellen. Das eigentliche Werk des Sebeos beginnt mit
dem dritten Buch, mit der Geschichte der Zeit des Peroses 457(9) bis 484
und mit dem Aufstand und Marzpanat Wahans und seiner Anhänger und
endet mit dem Fürstentum des Hamazasp Mamikonean und dem Xalifat
des Muäwijä im Jahre 662. Er schöpft seine Geschichte, soweit er selbst
nicht Augenzeuge gewesen ist, aus den Berichten der Zeitgenossen und
Augenzeugen (vgl. c. 30, S. 110). Für die Geschichte dieser Periode ist
Sebeos die einzige zeitgenössische historische Quelle und seine Geschichte
ist ebenso wichtig für die Byzantiner und Perser wie für die Armenier und
Araber. Besonders die Geschichte der Bagratownier behandelt er sehr aus-
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot T. 105
führlich, und wir verdanken ihm sehr wertvolle Angal)en über Snibat Ba-
gratowni und seinen Sohn Varaztiroc.
Ausgaben: l.In Konstantinopel im Jahre 1851 (hi-sg. vonMihrdatean).
2. In Petersburg 1872 (hrsg. von Patkanean), wonach hier zitiert wird.
Übersetzungen: 1. Ins Russische wurde Sebeos im Jahre 1862 über-
setzt und von K. Patkanean in Petersburg herausgegeben. 2. c. 30 — 38
des Sebeos übersetzte Hübschmann ins Deutsche: »Zur Geschichte Armeniens
und der ersten Kriege der Araber, aus dem Armenischen des Sebeos«, Leip-
zig 1875. 3. Auch Dulaurier hat in seinen Rechei-ches sur la Chronologie
armenienne einzelne Stücke, die für die Chronologie von Bedeutung sind,
ins Französische übertragen.
2. Lewond Erec. Die Geschichte Lew^onds trägt im Memoire am
Schlüsse seines Werkes den Titel \| lupq^uimlnnnLp^liLb ^| hLnbtj.^ = die Lehre
tewonds. Dagegen fiihreii die Handschriften die Überschrift ^\\uiinJnL.p-liLb
nunuiau hnhuhinili ll"*iu^i/tinA = Gcschichte A'om Erscheinen Muhammads,
wovon in seinem Werke gar keine Rede ist. Sein Werk beginnt vielmehr mit
den drei ersten Nachfolgern des Propheten , also mit dem Jahre 532. Hieraus
ist wohl zu ersehen, daß ihm den zweiten Titel die Abschreiber gegeben
haben. Im letzten Kapitel erwähnt er Harun ar-Rasid (786 — 809) und
den Katolikos Stepannos aus Dowin (etwa 788 — 90). Den Tod des Haruns
kennt er nicht; hiernach schließt er also seine Geschichte ums Jahr 790.
tewond hat sein Werk auf Befehl oder auf Wunsch des vSapowh Bagratowni
geschrieben (c. 42, S. 170), und darum hat er die Geschichte dieses Stammes
am ausführlichsten behandelt. Die Geschichte tewonds ist für die Zeit der
Araberherrschaft neben Sebeos. welcher nur über den Beginn derselben
berichtet, die wichtigste Quelle. Vom Jahre 662 — 790 ist er sogar die einzige.
Obwohl er von seinen Vorgängern nichts erwähnt, und als Augenzeuge be-
richtet oder seine Angaben auf mündliche INIitteilungen und Erzählungen
seiner Zeitgenossen zurückführt (vgl. c.2, S.8; c. 10, S. 32. 37; c. 34, S.150),
so macht doch ein Vergleich mit Sebeos unzweifelhaft, daß er denselben
stellenweise sogar wörtlich abgeschrieben hat (vgl. c. 1 — 5 mit Sebeos). Im
einzelnen weicht er allerdings von Sebeos ab (vgl. Sebeos c. 30, S. 108 ff.
mit Lewond c.3, S.9, Sebeos c.32, S. 116 ff. mit Lewond c.3, S. llff., Sebeos
c. 35, S. 138 mit Lewond c. 4, S. 14). Einer besonderen Aufmerksamkeit wert
ist ein charakteristischer Satz der Wehklage {nq9) des Movses Xorenari, der
bei Lewond vorkommt (vgl. c. 7, S. 21). Auch die Bibel, besonders die
Psalmen und die Propheten, werden von ihm sehr oft zitiert.
Auflage. Karapet Vardapet Sahnazarean, im Jahre 1859 in Paris.
Die zweite Auflage mit einem 74 Seiten umfassenden Vorwort , Annotationes
und mit Vergleichung zweier anderer Manuskripte besorgte Karapet Ezean
in Petersburg im Jahre 1887.
Übersetzung. Die französische Übersetzung besorgte Sahnazarean
im Jahre 1856 in Paris (mit Anmerkungen). Die Akademie der Wissen-
schaften in Petersburg ließ dieses Werk durch Prof. K. Patkanean im Jahre
1862 ins Russische übersetzen. Nach der Ausgabe Ezean wird Lewond
hauptsächUch in diesem Werk zitiert.
106 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
3. Tovma Arcrowni. Tovma ist eine meiner armenischen Haupt-
(juellen. Sein Werk ist eine Weltgeschichte von Adam und Noah bis zu
seiner Zeit. Er hat sie auf Befehl des Grigor Arcrowni, des Fürsten von
Vaspowrakan =^ Derenik, zu schreiben angefangen, aber wie es scheint ist
dieser bald darauf gestorben, und Tovma hat sein Werk auf Veranlassung
des Gagik Arcrowni, des Feldherrn von Armenien und Fürsten von Vas-
powrakan, beendet (I, 6. 45. 11. 76). Er erzählt auch von Gagik, daß
dieser als Fürst von Vaspowrakan viele Kirchen und Festungen gebaut
hat, und von seinem Bruder Gowrgen, daß er gegen die östhchen moham-
medanischen Nachbarn der Arcrownier viele Kriege führte, weiß aber nicht,
daß Gagik König von Armenien wurde oder Jüsuf ihn zum König ernannte.
Darum nuiß man mit großer Sicherheit annehmen, daß er seine Geschichte
tuns Jahr 907 beendete (vgl. tovma 111,29,261). Der Schluß seines
Werkes ist uns leider verloren gegangen. Was auf S. 262 (111, 29) noch
folgt, ist Zusatz. Der (oder die) Verfasser dieses Zusatzes, welcher (welche)
auch das vierte Buch geschrieben hat (haben), wiederholt die Angaben
tovmas von Asot Arcrowni und Gagik und widerspricht hier an manchen
Stellen dem eigentlichen Tovma. In diesem Zusatz wird auch die Ge-
schichte der Arcrownier außer der Zeit Gagiks sehr knapp und dürftig
bis zum Jahre 752 == 1303 (vgl. S. 319) fortgesetzt. Ich nenne in meiner
Geschichte den Zusatz Pseudo- Tovma. Unmöglich ist es nicht, daß
Pseudo- Tovma von zwei Personen verfaßt ist. Der erstere Schriftsteller
ist wohl Augenzeuge der Herrlichkeit des Gagik Arcrowni und ein fanati-
scher Verteidiger der Interessen desselben oder überhaupt der Arcrownier
gewesen. Er ist wahrscheinlich ein Geistlicher des Ivlosters Altamar und
schildert den Bau desselben sehr begeistert und ziemlich ausführlich. Er
würde dann 111, 29, 262 bis IV, 11, 305 verfaßt haben. Der Schluß seines
Werkes fehlt wiederum (vgl. S. 305), aber alles deutet darauf hin, dai3 er
ein Zeitgenosse Gagiks war, und er hat auch sein Äußeres sehr ausführlich
beschrieben (IV, 11 , 303 f.). Der zweite Fortsetzer des Werkes, welcher
sehr knapp die spätere Geschichte der Arcrownier im c. 12. IV resümiert,
stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts (s. oben).
Tovma ist der erste Historiker der Arcrownier und hat sich vor-
genommen, die ganze Geschichte seines Stammes uns zu überliefern. Nach
seinen Quellen kann man sein Werk in zwei Teile teilen: 1. 1, 1, 6 bis II, 4, 106
schöpft er seine Angaben aus alten schrifthchen Quellen, oder aus den
Traditionen, die in seinem Stamme vorhanden waren. Natürlich erdichtet
er stellenweise Handhmgen für die Vorväter seines Stammes , die von keinem
Historiker erwähnt worden sind, wie wir in der Geschichte selbst sehen
werden. In diesem ersten Teil seiner Geschichte hat er folgende Quellen
benutzt: Eusebius I, 1. 6. 18. 19. Aprikanus (Afrikanos) 1,1,6. Movses
Xorenaci wird das erstemal ganz ausdrücklich von ihm als Quelle er-
wähnt, bei Movses Kalankatowaci ist die Erwähnung zweifelhaft. I, 1. 6. 7, 9,
hier schreibt er dem M. Xorenaci ein 4. Buch zu, das nach unseren bis-
herigen Kenntnissen M. Xoi^enaci nicht geschrieben hat. c. 2, 24; c. 10, 58;
c. 11, 75 — 76, hier bezeugt er, daß M. Xorenaci die Geschichte von Adam
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 107
bis zur Zeit des Kaisers Zenon, d. h. bis zum Jahre 474, geschrieben hat,
was wiederum mit dem heutigen Text des Xorenaci im Widerspruch steht,
weil dieser mit dem Tode Sahaks und Mesrops abgeschlossen wird (vgl.
M. Xor. III , 67, 269). Aus diesen beiden Stellen geht mit Deutlichkeit hervor,
daß der eigentliche Text des M. Xorenaci uns keineswegs unvei-äudert er-
halten ist und infolgedessen die Frage nach der Zeit desselben Historikers
noch nicht ganz gelöst ist. Yowlianos Alikarnaci (Julianos aus Halikarnak
I, 1. 7. 9). Pilon Aleksandraci (Philo aus Alexandrien I, 1. 12. 13.
18. 19). Epipan (Epiphanius) I, 19. Anonymos = Pawstos bei Sebeos
(ohne seinen Namen zu erwähnen, entnimmt er von ihm die Worte: -»nii
Itu q.nL. ifi- j/rpuitlui^^ Z}^3 (^'»^- ^'^cb. 1,4, mit Tovma 1,2,23). Elise
I, 3, 27; hier berichtet er von den Feueranbetern, die sich hamakden =
allwissend nennen und saxri = ^ '"["pt-^ genannt werden, das. was er von
ihnen gehört hat.^ Ptlomeos (Ptolomäus) vgl. I, 3, 28, 111,18,214.
Pseudo-Kalisthenes (ohne seinen Namen zu nennen) I, 3, 29ff. Arisdon
Kaldeaci (Ariston der Chaldäer, Abydenos?) I, 1,7. Mambre Vercanol,
seinen Bruder Movses und Teodoros Keriol (diese sollen die Schüler
des Priesters tewond aus dem 5. Jahrhundert sein , und die Geschichte der
alten Völker geschrieben haben auf Befehl des Vahan Arcrow^ni, den die
armenischen Satrapen in den Tagen Vardans zum König ernannt haben
sollen (45 — 47)[?]. Diese haben angeblich unter anderen auch ein Pergament-
stück benutzt, worauf die älteste Geschichte der Arcrownier stand. Tovma
hat weder diese Pergamente noch die ganzen Werke dieser Historiker,
sondern nur Fragmente von ihnen. I, 6. 44, vor sich gehabt). Yovsepos
(Josephus) 1, 6, 47. Pawstos I, 10, 60 ff", benutzte er, ohne ihn zu nennen,
also wie es Xorenaci tat (vgl. besonders mit Pawst. IV, S. 87 f. bei Lauer;
vgl. Tovma S. 64 mit Pawst. IV, 56, 139 bei Lauer usw.). Areweleay (eine
Sammlung der Märtyrergeschichten aus dem 5. Jahrhundert, verfaßt von
Abraham aus dem Dorfe Aracoy, welcher ein Schüler der heiligen Lewon-
deank war I, 10, 65 ; II, 1 , 18. Von Abrahams Areweleay soll es auch einen
Auszug gegeben haben ^Uil/ui#l.O£nni_/?^^L77 Y^^piu^uiJnL. 'XyinumniluiUnq^ vgl.
Elise; vgl. über Xoren und Abraham Confessores Tovma III, 25 , 28. Kori wn
1,11,76. Sebeos (von diesem entlehnt Tovma das ganze 3. Kapitel des
II. Buches, ohne seinen Namen zu erwähnen. Im 4. Kapitel erzählt er das,
was er von Mohammed weiß und nachher gibt er die chronologische Reihen-
folge der Xalifös bis Mutawakkil und fügt hinzu, daß die Geschichte der-
selben schon vorher von den anderen geschrieben worden sei, und er es
für überflüssig halte, sie zu wiederholen, II, 4, 105).
^ Nach Tovma soll der Nestorianer Barcowma im 5. Jahrhundert nach
Armenien gekommen, in der Gegend von Mokk mit Eiise zusammengetroffen sein
und dessen Geschichte in die Hand bekommen haben. Um diese Zeit erhielt er
auch von dem Fürsten der Arcrownier, Nersapowh, den Befehl, das Land zu verlassen.
Hierüber empört, entnahm er dem Werke Elise's aus Raclie die Geschichte des
Vahan Arcrowni (tovma II , 2 , 80 ff.).
108 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Der zweite zeitgenössische Teil seiner Geschichte umfaßt II, 5, 106
bis III , 29, 261, J. 847 — 907. Dieser Teil seiner Geschichte ist für die vor-
liegende Arbeit von größter Bedeutung. Tovma ist für unsere Zeit (9. bis
10. Jahrhundert) die einzige Quelle, aus der man außer von den Kriegs-
geschichten der herrschenden Fürsten etwas Näheres von ihren Beziehungen
zu den verschiedenen Klassen der Bevölkerung , von ihrem Leben und Treiben,
von ihren friedlichen Unternehmungen usw. erfährt. Natürlich vervollständigt
er in kriegsgeschichtlicher Hinsicht die Angaben seines Kollegen Yohannes
Katolikos sehr wesentlich. Die Geschichte dieser 60 Jahre hat er entweder
selbst miterlebt oder von seinen zeitgenössischen Augenzeugen gehört. So
sagt er zum Beispiel von dem Mörder des Jüsuf ben Abi'i Sa'id: »Ich habe
(mit meinen Augen) selbst den Mann gesehen , welcher ihn (den Jusuf) er-
schlug, und erfuhr von ihm die Bestätigung dessen, was von Jüsuf erzählt
wurde« (II, 7, 120), oder er sagt von dem Märtyrertode des Apow Sahak
während der Invasion Buläs: »Diese Geschichte hat nur der Priester Samowel
aus dem Dorfe Artamet erzählt. Dieser hatte sie von einem Perser aus dem
Tale Satowan gehört, welcher Augenzeuge der Hinrichtung gewesen war«
(III, 2, 130). Tovma nennt Asot Arcrowni. den Sohn Dereniks, »mein tapferer
und großer Fürst, ruhmreiches und edles Oberhaupt« (111, 29,248) und ist
Zeuge seiner letzten Stunden: »Ich selbst war dabei . . .«. sagt er (S. 250).
Auch der erste Fortsetzer ist Zeitgenosse Gagiks I. Er sagt von sich selbst,
daß er Augenzeuge ist (IV, 6, 291).
Auflagen. Tovmas Werk ist das erstemal im Jahre 1852 in Kon-
stantinopel herausgegeben worden. Das zweitemal hat es K. Patkanean
im Jahre 1887 in Petersburg auf Grund derselben Handschrift erscheinen
lassen, die im Jahre 752 — 1303 in AKamar geschrieben worden ist und
sich jetzt in Konstantinopel befindet. In diesem Werk wird er nach der
letzten Ausgabe zitiert.
Übersetzungen, llistoire des Ardzroimi , par le \'artabed Thoma
Ardzrouni, ti-aduit par M. Brosset. St. Petersburg 1874. (Vgl. Coli. d. hist.
arm. I. pai- M. Brosset. Über diese Übersetzung vgl. Melanges Asiat. VI. 226
bis 232 und über Tovma vgl. Notice sur Thistoire armcnienne de Thoma
Ardzrouni. Mel. As. IV, 686—763.)
4. Yohannes oder Yovhannes Katolikos. Kafolikos Yoh. ist
meine zweite armenische Hauptqnelle; für die Geschichte der Bagratownier
am Ende des 9. Jahrhimderts und im Anfang des 10. Jahrhunderts ist er
die einzige.
Kat. Yoh. beginnt seine Geschichte mit Noah und setzt sie bis zur
Invasion des Nesr (Nasr; von diesem wird später in der Geschichte die
Rede sein) fort. Er weiß, daß Jüsuf aus seiner Kerkerhaft in Bagdad befreit
wurde (c. 64. S. 408ff. im Jahre 310 = 922/23), daß er die Reichtümer des
Esbouq (Sabak, s. die Geschichte) erbte usw., aber er weiß nicht, daß
dieser im Jahre 314 vom Xalifa gegen die Qarmaten geschickt wurde. In-
folgedessen mußte er seine Geschichte vor dem Jahre 926 beendet haben.
Weil er auch von der Plünderung der Pilgerkarawane durch Sulajman
(am Ende des Jahres 924) Kenntnis hat und hiernach noch die Eroberung
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 109
von Biwrakan usw. bericlitet, so ist es siclier, daß er seine Geschichte
im Jahre 925 abschloß. (Von seinem Leben w^ird in diesem Werk die
Rede sein.)
IS ach seinen Quellen können wir auch die Geschichte des Katolikos
Yohannes in zwei Teile teilen. Von c. 1 — 29 bis zum Tode Asots entlehnt er
seine Angaben aus fremden Quellen. Er ist der erste armenische Historiker,
welcher sowohl stilistisch wie auch geschichtlich durchaus unter dem Ein-
flüsse des Movses Xorenaci schreibt und überhaupt seine Quellen direkt zu
nennen vermeidet. In seinem Vorwort (S. VII) meldet er, daß er die Bücher
der Väter benutzen wolle und von Smbat I. an ausführlich zu berichten be-
absichtige (S. IX). Später versichert er, daß er auch die heiligen Bücher
und sonstigen Chronologien in Betracht ziehen werde (S. XI). So benutzt
er auch die Bibel (c. 1, 18), wie alle anderen armenischen Historiker, die
eine Weltgeschichte, d. h. eine Geschichte der Armenier von Adam oder
Noah an, geschrieben haben. Von 1, 19 an hat er Maribas zur Quelle
[auffallend ist die richtige Schreibung des Namens; bei Xorenaci heißt
derselbe Marabas oder Marabay. Es ist wohl möglich , daß er auch Pawstos
= Anonymes benutzt hat. Vgl. 1, 18, 22, 23]. Er eignet sich die Quellen
des Movses Xorenaci auch sonst an (1, 28 vgl. mit M. Xor. I, 21, 46).
Wie weit er in seiner Nachahmung sklavisch dem Movses folgt, s. S. VII
und Xorenaci I, 27. Was er auf S. 48f. c. 8 von Agatangelos entlehnt
haben will, konnte er ebensogut von M. Xor. entnommen haben. Von
c. 1, 18 bis c. 14, 76 hat er überhaupt nur Movses Xor. zur Quelle. Nur
die Märtyrergeschichten von Oskeanlc und Sowkiaseank (7, 48) und seine
Angaben über die Begründung der 7 Patriarchate [1. Antiochien, 2. Alex-
andrien, 3. Rom, 4. Ephesus, 5. Konstantinopel, 6. Jerusalem, 7. Armenien,
c. 12. 61 — 63, vgl. auch c. 13, S. 68] sind selbständig. Xorenaci erwähnt er
ein einziges Mal (c. 13, S. 69, hier weist er den Leser betreffs der Geschichte
Xosrovs und Arsaks , der Teilkönige , auf M. Xor. hin). TovmaArcrowni
benutzt er in c. 15, S. 76 — 78, ohne seinen Namen zu nennen (vgl. Tovma,
II, 1, 77f. Die Geschichte des Savasp Arcrowni des Renegaten). Im 16. Ka-
pitel verwertet er die Angaben Lazars (vgl. K. Yoh. 15, 78; 16, 79f.). In
der Fortsetzung benutzt er Movses aus Kalankatowk; (vgl. S. 85, c. 92
und 93 mit M. Kalank. II, 47, p. 216 f. Hcxopiü ArBani, Mofic. KaranKaTBani.
llcTepo. 1861), aber auch noch andere Quellen, unter denen eine kirchen-
historische die Hauptrolle spielt und aus der er fast die gesamte Geschichte
der Katholikosse entnimmt. Sie ist vielleicht die sogenannte ^tujfnuu^hmiug
liunit^ — Die Reihe der Patriarchen, die in Kürze die Geschichte der Ka-
tholikosse behandelte. Für die politische Geschichte gebraucht er von c. 16,
S. 83 bis c. 19, S. 114 Sebeos (vgl. z. B. Seb. S.28, c. 2 mit K. Yoh. c. 16,
S. 86 fast wörtlich; Seb. S. 29 mit K. Yoh. S. 87 usw.). Selbständig oder aus
einer unbekannten Quelle entstammt die Teilung von Armenien minor durch
Maufikios (c. 16, 88/89, vgl. c. 2, S. 24). Von c. 20—23 ist sein Werk fast
ausschließlich kirchenhistorisch, und er benutzt teils Lewond, teils die Ge-
schichte der armenischen Pati-iarchen und teils Sapowh Bagratowni,
welcher von c. 24, S. 138 bis c. 29, S.179 seine Hauptquelle ist. Das Werk
HO Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
dieses letzteren Historikers ist uns leider verloren gegangen. Wir kennen
ihn vor allem durch Katolikos Yohannes.
Öapowh Bagratowni. Mit Namen erwähnt K. Yohannes von seinen
Quellen nur Maribas, Movses Xorenaci, Agatangelos und Öapowh
Bagratowni. Während er die ersteren je einmal zitiert, wird Sapowh
von ihm öftei's erwähnt. Das erstemal beruft er sich auf ihn in seinem
Vorwort (S. VII) und weiter in seinem Werk c. 24, S. 142. Er nennt
ihn den "Historiker unserer Zeit«, welcher in \'olkssprache {ftqtpi-^
piubjiL) eine Geschichte geschrieben und die Erzählungen und Traditionen
seiner Zeit in diese Geschichte eingewebt habe. Leider gibt er uns den
vollen Inhalt seines Werkes nicht an. So viel steht aber fest, daß, wenn
die Geschichte Sapowhs keine Weltgeschichte im obigen Sinne war, sie
sicher die Fortsetzung von tewond gewesen ist (vgl. K. Yohannes c. 24.
S. 142). Nach einer dunklen Stelle des K. Yohannes, welcher von ihm
sehr geringschätzend spricht, weil er seine Geschichte in Volksspi-ache und
nicht [luui ^bfiß^nquil^iuli ^^uj'^iu^^imy'ü», d.h. in literarischer Sprache geschrie-
ben hat, soll er auch die Geschichte des Fürstentums von Asot, des Sohnes
von Smbat Sparapet {npq^Lnj y^inmnj des Textes soll man umgekehrt lesen),
sowie von den Anordnungen der Könige, von der Rückkehr der von
Bulä gefangenen armenischen Fürsten , von ihrer Machtentfaltung und Lage,
geschrieben haben (K. Yohannes c. 27, S. 166 f.). Weiter hat er von der
Kindheit Asotsl., des Sohnes Smbats, bis zu dessen letztem Lebensjahre,
alle seine Taten, Kriege usw. geschildert (vgl. K. Yohannes c. 27.
S. 167 f. mit c. 29, S. 179). Hiernach hat v^apowh seine Geschichte un-
mittelbar vor dem Tode Asots beendet, also ums Jahr 889. Auch Tovma
Arcrowni kennt ihn, von den Taten des Gowrgen Arcrowni, welcher später
Fürst von Anjewaci's wurde, soll er ausführlich berichtet haben (Tovma 111,
15, S. 208; er erwähnt ihn dem Namen nach nicht, aber dennoch meint er
ihn, weil von der Tätigkeit Gowrgens in Taron, Aren und im Lande
Anjewaceac kein anderer Historiker erzählt). Stepannos Asolik setzt ihn der
Zeit nach vor Katolikos Yohannes (I, 1, 7). Die obige Annahme, daß Sapowh
eine Weltgeschichte geschrieben oder die gesamten historischen Traditionen
seiner Zeit gesammelt hatte, wird durch eine Angabe des Asolik bestätigt;
hiernach hat Konstantin der Große von vSapowh, dem König der Perser,
die Krone Davids zum Geschenk erhalten usw. Dieser Angabe fügt er
hinzu: »Wie es dich die Geschichte des Öapowh Bagratowni, des Sohnes
des Asot Antipatrik, lehrt« (Asolik II, 6, 138).
Was den zweiten Teil der Geschichte des Kat. Yohannes anbelangt,
von c. 30, S. 179 bis c. 67, S. 450, so ist er nicht allein Augenzeuge, sondern
als Kafolikos und Berater Smbats und Asots und anderer Könige am besten
in ihre Taten und Wünsche eingeweiht.
Auflagen: 1. In Jerusalem 1843; 2. in Moskau 1853 (M.Emm); 3. in
Jerusalem 1867. Ich zitiere ihn nach der Ausgabe Jerusalem 1867.
Übersetzungen. Histoire d'Armenie par le Patriarche Jean VI,
dit Jean Catholicos, traduite de l'armenien en francjais par M. St.-Martin.
Ouvrage posthume pubUe sous les auspices du ministere de l'Instruction pu-
Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 111
blique, par Felix Lajard, Paris 1841 (s. darüber Examen de l'liistoii-e
Jean VI le Patriarche traduite de Tarmenien par St.-Martin, par F. Neve;
Louvaine 1843).
5. Stepannos AsoHk. Von AsoHk werde ich noch später aus-
fiihrlich sprechen. Für die Geschichte unserer Zeit ist er von geringer
Bedeutung. Er hat eine Weltgeschichte in drei Büchern geschrieben, und
zwar von Adam bis zum Jahre 452 = 1003. Für diese Arbeit kommt haupt-
sächlich III, c. 2, S. 157 bis c. 4, S. 165 in Betracht. Er ist der erste armenische
Historiker, welcher seine Angaben immer mit Daten versieht. Weil er aber
dieselben innner mit armenischen Buchstaben angegeben hat, sind sie an
manchen Stellen von Abschreibern mit ähnlichen Buchstaben verwechselt
worden, und darum kann man auch aus ihnen nicht immer klug werden. Das
F'elilen der regelmäßigen Chronologie bei den armenischen Historikei-n ist
der größte Mangel der Nationalhistoriograj)hie. Für unsere Zeit hat er
K. Yohannes und Öapowh Bagratowni zur Quelle (vgl. I, 1, 7), aber
er ist so knapp, daß man von ihm nicht viel lernen kann.
Auflagen. 1. In Paris mit Annot. im Jahre 1859 (i^ahnazarean) ; 2. in
Petersburg 1885 mit guten Annot. und Vorwort. Ich habe diese Ausgabe
vor mir.
Übersetzungen. 1. Histoire universelle par Etienne Agogh'ig de
Daron traduite de l'armen, et annotee par Ed. Dulaurier. Paris 1883, p. I.
2. Eine russische Übersetzung besorgte Emin. Beco^ni^aH IIcTopia CTen'aHoca
TapoiicKaro Acox'nKa no upasBaiiiio, MocKsa 1864. Ins Deutsche soll sein
Werk A. Burckhardt übersetzt haben (vgl. Geizer Byz. Chronogr. Leipzig
1898 S. 466).
Die anderen armenischen Historiker, die für dieses Werk von ganz
geringer Bedeutung sind, übergehe ich hier zu erwähnen.
II. Arabische Quellen
1. Baläduri (Abü'l 'Abbäs Ahmad b. Jahjä b. Gäbir al-) war ein
Pei'ser von Geburt und lebte am Hofe der ')(^alifa's Mutawakkil (232^ — 247 =
847—861) und Musta in (248—251 = 862—866). M\itazz (252—255 = 866 bis
869) übertrug ihm den Unterricht seines Sohnes 'Abdu'lläh. Baläduri starb
im Jahre 279 = 892 (vgl. Praefatio der ed. de Goeje p. 1 — 8. Brockelmann,
Gesch. d. arab. Liter. I, S. 141). Er ist also eine durchaus zeitgenössische
Quelle. Sein Werk trägt den Titel jl^jJl ^^ ^^ = Das Buch der
Eroberungen der Länder. Demgemäß berichtet er, wie die Araber in
der Reihe anderer Länder auch Armenien erobert haben. Das Kapitel,
welches für uns hauptsächlich in Betracht kommt, trägt die Überschrift
<_*-U8jl ^^ (I, \^t— YNV). Obwohl er selbst in Armenien nicht ge-
wesen ist, so hat er doch seine Angaben ausschließlich von den Einwohnern
desselben Landes entnommen. Als solche Überlieferer erwähnt er 1. Mu-
hammad b. Ismail aus Barda'a = Partaw. 2. Abu Bara 'Anbasä b. Bahr
al-Armani. 3. Muhammad b. Bisr aus Qäli(qalä) = Theodosiopolis =
112 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Karin. 4. Muhammad b. Muxajjis aus Xilät = Xlaf u. a. (vgl. I, \ ^V),
5. Ibn Warz al-Qälijan aus Qäliqalä (p. N^^). 6. Barmak b. ''Abdu'Uäh
ad-Dabili = Dowin (]>. N ^V, Y»N usw.). Aus den Erzählungen dieser
Leute schöpfend, die wohl auch Dokumente in der Hand hatten, berichtet
er nur die kurzgefaßte Geschichte der arabischen Wälis von Armenien bis
zum Jahre 241 = 855 (p. VN Y). Obwohl er über unsere Periode fast keine
Angaben hat und für die Geschichte der Dynastie der Bagratownier von
keiner Bedeutung ist, ist er doch für die Vorgeschichte oder für die Ge-
schichte der ersten Periode der Araberherrschaft in Armenien sehr wertvoll,
und sein Wert steigt desto mehr, wenn wir in Betracht ziehen, daß er außer
den obigen mündlichen Quellen auch al-Wäqidi, welcher schon vor ihm ein
ähnliches Werk geschrieben haben soll, benutzt hat (I, V ♦ «, N ^ ^). Ich zitiere
ihn nach ed. de Goeje, 1866.
2. Ja\jübi (A. b, Abi Ja'qüb b. Ga'far b. Wahb b. Wädil.i al-Kätib
al-'Abbäsi) war der Enkel eines Freigelassenen von Mansür, des Statthalters
von Armenien und Adarbajgän. Er lebte 1)is zum Jahre 260 = 873 in Ar-
menien und in Xorasan, reiste dann nach Indien, Ägypten, Magrib, wo
er im Jahre 278 = 891 seine Geographie verfaßte. Dieses Werk, welches
den Titel J14pl .^^ trägt, konunt für uns nidit in Betracht (s. über
dasselbe und sein Leben Praef der ed. de Goeje. BGA. 7. V — VIII und
Brockelmann I, 226 f.). Sehr wichtig ist dagegen seine Geschichte, weil er
selbst in Armenien lange Jahre gelebt hat und als Enkel des Wäli von
Armenien seine Angaben aus besten Quellen schöpfen konnte. Im ersten
Bande seiner Geschichte behandelt er die vorislamische Geschichte und im
zweiten die Geschichte Muhammads und seiner Nachfolger bis zum Jahre
259 = 872. Wenn bei ihm die Chronologie nicht so streng durchgeführt
ist wie bei Tabari, und er die Geschichte nicht so ausfühi-lich beiiandelt
wie dieser, so l)eruhen doch seine Angaben teils auf alten Quellen und teils
erzählt er, was speziell Armenien anbetrifi't, als Augenzeuge (vgl. über seine
Quellen de Goeje, Über die Geschichte der 'Abbäsiden von al-Jakvibi,
Travaux de la 3™^ Session d. congr. intern, d. oriental. Petersb. et Leyde
1879). Besonders für die Geschichte der Walis von Armenien sind seine
Angaben sehr wichtig. Ich zitiere ihn nach ed. Iloutsma (M. Th.) Histo-
riae Leyden 1883.
3. Mas'üdi (Abü'l Hasan 'Ali b. al-llusajn al-) war in Bagdad geboren.
Er bereiste in seiner Jugend Persien, Kirmän , Indien, Ceylon, Madagaskar,
das Chinesische und das Rote Meer, 'Oman, Palästina, Ägypten und
Syrien. Er entfaltete in beiden letztgenannten Ländern eine sehr frucht-
bare literarische Tätigkeit (vgl. Brockelmann 1, 143 ff. und die Vorworte der
ed. C. B. de Meynard, Paris 1876, wonach ich ihn zitiere, und engl. Übers,
von A. Sprenger, London 1841). Von seinen Werken kommen hier in
erster Reihe ^/»_^>■l j-^*«J v_^4!l ttJi/^ ^lIJ^= Das Buch der Goldwäschen
und des Juwelenbergwerkes (^y^J>■ = i^n^uip = gohar [arm.]). Dieses
Buch hatte er im Gumada des Jahres 336 = 947 Dez. vollendet, beai-beitete
aber dasselbe wiederum im Jahre 345 = 956. Er starb in diesem oder
Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 113
im folgenden Jahre. Er kennt die geographischen Werke Xurdädbilis,
Gajhänis, Qudämäs usw.
Seine Angaben über Armenien und besonders über die nördlichen
Provinzen dieses Landes und die Kaukasusvölker beruhen auf seinen persön-
lichen Erkundigungen und Erfahrungen, weil er in seinen letzten Lebens-
jahren auch diese Gegenden bereist hat, und sind durchaus selbständig, wie
wir in der Geschichte selbst sehen w-erden.
Sein zweites Werk trägt die Überschrift ^l^Vlj ^-xJl ^_jO r^
Das Buch der Erinnerung und Besiclitigung, und konuut für die vorliegende
Arbeit wenig in Betracht. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje BGA. 8. Lugd.
Bat. 1894.
4. Xurdädbih ('Ubajdalläh b. 'Abdallah b. Xurdädbih Abü'l Qasim)
war ein Perser von Geburt und im Anfang des IlL Jahrhunderts d. H.
geboren. Er war ein intimer Freund von Mawsili (gest. 235 = 849). Er
wurde später Postmeister von Gabal, und zwischen 230 — 234 = 844 — 848
schrieb er sein Buch wohl in Saniarra. Er war auch ein intimer Freund des
Xalifä M'utamid (vgl. Preface bei de Goeje und Brockelmann 1,225). Sein
Buch trägt den Titel ctAlUIij dÜLIl ^115 = Das Buch dei- Routen und
der Königtümer. In diesem Buche gibt er als Fachmann diejenigen Post-
wege und Stationen, und den Steuerertrag verschiedener Provinzen und
Städte an, die in seiner Zeit existierten. Er ist der erste arabische Geograph
in dieser Hinsicht und wir verdanken ihm auch für Armenien sehr wert-
volle Angaben. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje. BGA. 6. Lugd. Bat. 1889.
5. Qudämä (AbiVl Farag' Qudämä ben G'afar al-Kätib al Bägdädi),
gestorben im Jahre 310 = 922, hat ein dem Werke Xurdädbihs ähnliches
Buch geschrieben unter dem Titel t^I^;^! ._j^ = Das Buch der Steuer.
Er beschreibt auch sehr eingehend die Provinzen und Stationen des Reiches,
und am Ende seines Buches gibt er in einer Liste sehr ausführliche An-
gaben über die Steuerbeträge der einzelnen Provinzen und Städte, und hier-
nach schildert er das byzantinische Reich und sonstige Nachbarländer und
macht sehr wichtige Angaben über das Steuer- , Militär- und Verwaltungs-
wesen. Er ist natürlich stark von Xurdädbih beeinflußt, hat aber auch
sehr wertvolle selbständige Angaben. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje
(s. oben).
6. Ibn Faqih (Abu Bakr Ahmad ben Muhammad ben Ishäq al-
Hamadäni) war in Hamadän geboren und verfaßte sein Buch unmittelbar
nach dem Tode M'utadids (gest. 289 = 902). Dieses Buch heißt wie das
des Ja'qübi j^^jJ^ ^O = Das Buch der Länder. Er beginnt sein Werk
mit der Beschreibung der Bildung der Erde und der Meere, vergleicht
Indien mit China, und danach schildert er ausführlich Arabien, Ägypten,
Magrib, Berberistän, Syrien, Palästina, Mesopotamien, Persien, Adarbajg'än,
Armenien, das römische Reich und 'Iräq. Was speziell Armenien anbetrifft,
so hat er außer seinen Vorgängern Baläduri, Xurdädbih usw. und besonders
Ja'qübi, aus dessen Geschichte er die Liste der Wälis von Armenien usw.
Mitt. d. Stm. f. Orient. Sprachen. 1U04. 11. Abt. »
114 Thopdschian: Die inneren Zustände von Annenien unter Asot I.
entnimmt, eine bemerkenswerte neue QueUe Ahmad b. Wädih al - Isbahäni.
Wohl hauptsächheh aus dieser Quelle macht er sehr wertvolle Angaben
über die Produkte von Armenien, was wir noch bei seinen Vorgängern ver-
mißten (vgl. über ihn die Praefatio der ed. de Goeje. 1885. Lugd. Bat. und
Brockelmaim I, 227).
7. Ihn Rustih (Abu 'Ali Ahmad b. 'Umar) schrieb sein Buch ums
Jahr 290 = 903 in Isbahän und nannte es Ä_^l J^^Vi o^= Das Buch
der kostbaren Gemmen. Er spricht in seinem Werke über die Erde und
die Bewegung des Hinunels, über Mekka und Madina, über die Meere,
Flüsse, Klimata und schildert Iran und Nachbarländer ausführlich. Für
unseren Zweck ist er ganz unbedeutend (vgl. Praefatio Y — VII imd Brockel-
mann I, 227. Ich zitiere ihn nach ed. de Goeje. BGA. 7. Lugd. Bat. 1892).
8. Al-lstay^ri oder al-Kar<)(,i (Abu Ishäq Ibrahim b. Muhammad
al-Farisi). Ista^ris Geographie heißt nach dem Buche Xurdädbihs *_j^
du Uli diJl — e = Das Buch der Routen der Königtümer. Es ist eine Be-
arbeitung des geographischen Wei-kes des Sajx Abu Zajd Ahmad b. Sahl
al-Bal%i (^lÄVl J v-» .»j^ = Das Buch der Figuren der Klünate). Dieser
hatte sein Buch ums Jahr 309 = 921 verfaßt und starb im Jahre 322 = 934.
Al-Ista%ri bearbeitete dasselbe ums Jahr 340 = 951. Ista%ri hat über Armenien
nicht nur kostbare geographische, sondern auch für die für uns in Betracht
kommende Zeit politische und volkswirtschaftliche wertvolle Angaben gemacht.
Über Armenien spricht er hauptsächlich p. NA* — N^i. Sein Werk ist
von Mordtmann ün Jahre 1845 in den Schriften der Akademie von Hamburg
aus der Gothaer Handschrift Nr. 312 ins Deutsche übersetzt worden. Die-
selbe ist bedeutend verkürzt (vgl. mit ed. de Goeje BGA. 1. Lugd. Bat. 1870
und de Goeje, ZDMG. 25, 42 ff.).
9. Ihn Hauqal (Abü'l Qäsim) hat im Jahre 367 = 977 das Werk
Ista^ris seinerseits bearbeitet und als Kaufmann und Reisender selbst viele
unschätzbare Angaben hinzugefügt. Er betitelt sein Buch, dem Ista%ri oder
noch wahrscheinlicher dem Xurdädbih folgend: «iAlUIij di'LJkl ,_jll5 ^ Das
Buch der Routen und Königtümer. Er ist mit I.sta%ri für die Geographie
und die wirtschaftUche und politische Lage von Armenien am Ende des
IX. und im Anfang des X. Jahrhunderts eine sehr wichtige Quelle. Ich
benutze ed. de Goeje. BGA. 2. Lugd. Bat. 1873, hauptsächheh p. vr "V — T o o.
Wertvoll sind besonders seine Angaben über den Steuerertrag der ver-
schiedenen Provinzen von Armenien (p. V o 1 ff).
10. Jäqüt (Abu Wbdu'Uäh Jäqüt b. 'Abdu'Uah al - Hamawl ar-Rümi
al - Bagdädi), der größte Geograph der Araber, ist im Jahre 574/5 = 1178/9
geboren. Er stammt aus einer griechischen Familie. In seiner Kindheit
wurde er gefangen nach Bagdad geführt, wo er auch verkauft und erzogen
wurde. Später wurde er Buchhändler und reiste nach Adarbajg an,
Ägypten, Syrien, Merw. In dieser letzteren Stadt, wo die reiche Bibliothek
derselben ihm zur Verfügung stand, begann er im Jahre 675 =: 1218
Thopdschian : Die inneren Zustände von Ai'menien unter Asot I. 115
sein Geographisches Lexikon, welches jl-^l j*^=*« •— ' ^ =^ ^^^ Buch des
Alphabets der Länder genannt wird (über seine Quellen s. F. J. Heer,
Die historischen und geographischen Quellen in Jäqüts geographischem
Wörterbuch, Straßburg 1898, und Literatur bei Brockelmann 1,480). Seine An-
gaben sind sowohl in historischer und geographischer wie auch in politisch-
wirtschaftlicher Hinsicht für die Geschichte der Armenier sehr wichtig. Ich
benutze natürlich die ed. F. Wüstenfeld, Leipzig 1866 — 1873. Jäqüt starb
am 20. Ramad. 626 = 1229, 20. Aug. in Halab.
11. Qazwini, (Zakarija b. M. b. Mahmud al-) , geboren ums Jahr
600 = 1203 zu Qazwin, hat später in Damaskus und Wäsit gelebt und
starb im Jahre 682 = 1283. Sein Werk trägt den Titel ^\^ JC^
^"i^X J"ij olsj*^! = Das Buch der Wunder der Schöpfung und der
Merkmale der Länder (ed. Wüstenfeld, Göttingen 1848/9. Kosmographie,
Literatur bei Brockelmann I, 481). Bei Qazwini finden wir eine große Masse
Wundergeschichten auch über Armenien , die in mancher Hinsicht ganz
interessant sind. Schade, daß er bei seiner Schilderung der Minen, Tiere,
Pflanzen usw. außer Persien die Namen anderer Länder und Städte nicht
angibt. Qazwini ist ebenfalls einer der bedeutendsten Geographen der Ai^aber.
B. Die arabischen Kolonien in Armenien unter Asot I.
Das alte Prinzip 'Omars, wonach die Muhanimedaner keine Besitz-
tümer in eroberten Ländern haben sollten, scheiterte schon völlig unter
'Otmän. Gerade die echten Araber wurden Großgrundbesitzer ersten
Ranges. Wie in allen anderen Ländern, so haben auch in Armenien die
Araber natürlich ihre ganze Macht im Zentrum des Landes in der Haupt-
stadt desselben zentralisiert. Aus diesem Grunde haben sie Dowin, die
Hauptstadt von Armenien, zuerst kolonisiert.
1. Dowin = (Jw.5 = _*^lj = ^oQ>w.^ Die Araber halten diese
Stadt bis zuletzt für die Hauptstadt von Armenien. Ibn llauqal sagt von
ihr bei Abü'lfidä: »Dabil ist die Hauptstadt von Armenien; sie ist eine
große Stadt, und viele Christen sind in ihr, und die Moschee der Muslimen
ist bei der Kirche der Christen.«^ Weiter macht er über Dowin folgende
wichtige Angabe, die Abü'lfidä nicht mehr anführt: «Und in ihr (in Dabil)
^ Siehe ZAP. 11, 2, 51 f. Hierzu will ich noch das Folgende hinzufügen. Zur
Etymologie des Wortes s. Nr. 6. Wie die Armenier so ei-kläreu aucii die Araber,
daß Dowin = Dabil »Hügel« bedeutet; die letzteren halten es aber ausdrücklich für
einen Sandhügel =r ^^j\ v_-xL5 Jäqüt, Geogr. Wörterb.II, p.o i A f. Meine Annahme
ZAP. II, 1. 63, Nr. 3, daß Baläduris J^^ = i^iuiüi^ = Gai-ni ist, wird durch das
Zeugnis Jäqüts völlig bestätigt. Dieser sagt ^-»^ aJ^jI i^\y ij^ * * * * iJ_;^
(Jj^\ -uL.^ (j-^ v_JU9- ^^ ^ J^j (Geogr. VVörterb. II, p."\o).
^ Geogi'aph. p. V^V.
8*
116 Thopdschian: Die inneren Zustände von Annenien unter Asot I.
ist der Sitz der Amire für die gesamten Gaue Armeniens.«^ Nach den
Arabern hatte Xosrov Anowsirowan wie andere zahh-eiche Städte so auch
Dowin bebaut und befestigt. ^ Nach ihm wurde es unter 'Abdul IVIalik
von 'AbduTAziz, welcher die Stadt zu erobern und zu plündern geholfen
hatte, völlig renoviert, »Er baute die Stadt Dowin fester und größer und
befestigte sie durch Tore und Riegel. Um die Mauer herum zog er den
mit Wasser gefüllten Graben zur Sicherheit der Festung.«^ Eben von
diesem 'Abdu'l 'Aziz ben Hätim ben al - Na'mä ben 'Amrü'l Bähili sagt
ßaläd. , daß er die Stadt Dowin befestigt und ausgebaut und die Moschee
vergrößert habe.* Die Araber hatten hier nicht allein eine Moschee,
sondern auch ihre Grabstätte. * Im Jahre 859/60 zerstörte ein heftiges Erd-
beben die Stadt. Nach Kat. Yohannes gingen viele Häuser, Paläste, sogar
die Mauer der Stadt in Trümmer, und viele Leute büßten ihr Leben ein.^
In dieser Hauptstadt von Armenien hatten also die Araber eine ihrer
größten Kolonien. Außer dem Wali von Armenien, welcher inimöglich
immer in Dowin bleiben konnte, hatten die Araber hier besondere Amire
eingesetzt. Der Amir beriet die wichtigsten Angelegenheiten mit den
Ältesten der Stadtbevölkerung, die das Volk repräsentierten.'
2. Partaw = ^^j^ = ^l\iupuiuiL. Wie die Hauptstadt \ on Ai-meuien,
so auch diejenigen von Albanien und Georgien hatten die Araber früh
kolonisiert, weil auch diese Städte ihre Vizegouverneure, die sogenannten
Amire, hatten, die in alter Zeit nicht allein diese Städte, sondern auch
die ganzen Provinzen Arrän und G'urzän bewachten und für die militärischen
und finanziellen Bedürfnisse dieser Länder sorgten. Sie waren f;ist immer
dem Wali von Armenien untergeordnet. Natürlich vei'langte das Interesse
der Araber, daß gerade die Bevölkerung jener Städte, wo ihre höchsten
Beamten wohnten, diese in ihren kriegerischen Operationen und sonstigen
Unternehmungen unterstützte, inid so wurden diese Orte in Oasen arabi-
scher Kolonisation umgewandelt.
' Ibn Hauqal p. V t i, \ \ f. Vgl. al-Ista;^n, wörtlich ähnlich p. > A A .
2 Baläd. p. N ^ 0. Jiiqüt, Geogr. Wörterb. I, p. r Y X .
3 Lew. c. 10, S. 36.
* Bälad. Y ♦ 0 , Ibn Faq. T A A .
^ Ja'qübl p. oAA. Hier wurde Xaiid ben Jazjad ben Mazjad begraben.
•^ Das Datum dieses Erdbebens stellt nicht fest. Nach Rat. Yoh. c. 27, S. 169
geschah es um die Zeit, als Asot Fürst der Fürsten wurde, also 860/1; nach
tovmalll, 22, 231 nach dem 7. Jahre der Gefangenschaft, also 859/60; vgl. auch
Mxitar Ayrivaneci S. 86.
■^ Wenn man den Angaben des äußerst unzuverlässigen und späteren Histo-
rikers Vardan glauben sollte, so müßte man annehmen, daß um die Mitte des
IX. Jahrhunderts die Familie des Sahaps (oder Jahaps), aus der auch der oben er-
wähnte Sewada war, lange Zeit die Stadt Dowin unter ihrer Herrschaft gehabt
hätte (vgl. Vardan S. 76 ff.). Man sieht aber von Kat. Yoh. c. 25, S. 145 f. und
8t. Asolik II, 2, 110 f., daß sie sowohl von Hol wie auch später von Asot geschlagen
worden sind, infolgedessen ist es unglaublich, daß Sahapiden in Dowin, wo die
Ostikans saßen, von Geschlecht zu Geschlecht herrschen konnten.
Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 117
Partaw lag nacli Pseudo-M.Xor. im Gau Owti-Af-anjnak.' Qubäd ben
Firüz = Kavvad hatte diese Stadt gebaut'^; 'Abdu'l 'Aziz renovierte sie gänzlich.
Nach Wäqidi ließ 'Abdu'l Malik Barda'a durch Hätim ben Na'män al-Bähili
oder durch seinen Sohn bauen. Andere schreiben die Wiedererbauung von
Barda'a dem Muhammad ben Mrwän zu.^ Nach Ibn Hauqal war sie eine
große Stadt: »Es gab zwischen 'Iräq und Tabaristän nach Räj und Isbahän
keine größere Stadt als sie und keinen schöneren und fruchtbareren Ort.«*
Die Gärten, die fruchtbaren Felder und verschiedenartigen Früchte von
Barda'a werden von arabischen Geographen mit großem Lob erwähnt. Von
den Früchten werden besonders Haselnüsse und Kastanien hervorgehoben.^
Natürlich hatten die Mohammedaner auch in dieser Stadt eine schöne
Moschee, die unter den Umajjaden gleichzeitig das Schatzhaus (JUl C*A))
der Gegend war.^ Wie unter den Umajjaden so auch unter den "Abbasiden
blieb sie das Zentrum der Verwaltung von Alowan = Arrän = Albania.''
3. Tiflis = (j~*-^ = ^'tlö^i") = Tbilisi (georg.) , das Zentrum der
Verwaltung von Georgien und Gebirge = Gabal. Während der Expedition
Buläs haben wir schon erwähnt, daß diese Stadt fünf Tore hatte. Ibn
Ilauqal weiß allerdings nur von dreien.^ Ishäq ben Ismä.'il renovierte diese
Stadt nach Xosi'ov Anusirvän." Die Fruchtbarkeit der Umgegend ^°, ihre
Mühlen und warmen Quellen werden sehr gelobt.* Wie in Barda'a so war
auch hier eine starke arabische Kolonie. ^^ Wie die Amire von Partaw
(Bürgermeister nach Tovma) so strebten auch immer diejenigen von Tiflis
danach, sich unabhängig zu machen. Diese beiden Städte mit Bäb al-Abwäb
waren die Stützen der arabischen IVIacht im Norden von Armenien im
arabischen Sinne. ^'^
4. X^ujpliL = ^\ij^ z= f'jj\ tjjj\ = Carana = Theodosiopolis^^ war
die größte Festung der Araber im Westen von Armenien gegen die Byzan-
tiner. Im Jahre 133 H. = 750 hat der byzantinische Feldherr, der Ar-
menier Küsän, diese Stadt dem arabischen 'Äniil Abu Karimä entrissen. Die
1 Geogr. S. 610.
2 Baläd. p. \M, Ibn Faq. p. VAV.
3 Ebenda p. Y ♦ o .
* Ibn Hauqal p. T i • .
5 ^JXJ\ türk. fyndiq-dialektisch fende;)(;; nach Nöldeke ist dieses Wort ursprüng-
lieh griechisch : TTovTixciv. JsjLfi>llj\ Balut türk. Ibn Hauq. p. Y M (Parallelstelle bei
Istax^ri. Abü'lfidä, Geogr. p. 1 »f.)
6 Ibn Hauqal p. Y t > .
■^ Ebenda p. Y 1 i ; vgl. Marquart, Eränsahr S. 116 ff.
* Ebenda p .Y i Y; vgl. Ista;5^ri p. \ A V.
^ Qazwini, Kosmogr. B. II, p. VIA.
'ö Ebenda Ibn Hauqal.
'1 Ebenda p. YYtf.
12 Vgl. Marquart, Eränsahr S. 115 ff,
13 Vgl. ZAP. II, 1 , S. 56.
118 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Byzantiner haben die Ohnmacht der 'Umajjaden und die inneren Wirren
des arabischen Reiches ausgenutzt und die mohammedanischen Bewohner
von Theodosiopolis teils vertrieben, teils gefangen genommen und die Stadt
zerstört. Im Jahre 139 H. ■=^ 756 brachte al-Mansür die ausgewiesenen
Araber wieder in die Stadt zurück und gab ihr eine beständige Garnison.
In den Tagen Mu tasims (833 — 44) plünderten sie die Byzantiner wiederum
und zerstörten ihre Mauer. Der Xalifä ließ diese wichtige Grenzfestung
mit dem Aufwand von einer halben Million Dirham gänzlich renovieren.'
Ibn Hauqal sagt von ihr, daß »Qäliqalä inmitten des römischen Landes
eine mächtige Grenzfestung für das Volk von Adarbajg'än, Gabäl, Räj
und ihre Helfer war«.^ Diese Garnison bezog ihren Proviant aus Armenien.'
Alle diese vier Städte gehörten keinem Stamm , sie wurden durch Amire oder
'Amile regiert, die entweder vom Xalifä direkt oder von Walls von Ar-
menien bezeichnet wurden und unter dem Oberbefehl der letzteren standen.
5. Arzanene. Außer in diesen größten Städten hatten verschiedene
mohammedanische Stämme sich in manchen Gegenden des Landes nieder-
gelassen , herrschten ebenso unabhängig wie die armenischen Fürstenfamilien
in den von ihnen okkupierten Gauen , und ebenso wie diese strebten sie da-
nach ihre Besitztümer auszudehnen. So herrschte der oben erwähnte Musä
ben Zurärä =; Moose Sohn des Zorahä über »Arzan und den unteren Teil von
Arzanene (= Aljnik := ^a^aw^y^ = ©i^) = 'CJj\) bis zu den Grenzen von
Taron«.* Ihm gehörte auch die Stadt Bales = ^^^-ü-V) =: Bitlis.^ Er hatte
die Schwester Bagarats zur Frau genommen, und auf Grund dieser Verwandt-
schaft machte er eben solche Ansprüche auf die Besitztümer des armenischen
Isxanats wie Sewaday in Dowin und Arsarownik. Später lebten er und seine
Nachfolger besonders mit den Ai-crowniern in Freiuidschaft. Musa stand
nach der Ermordung Jüsufs mit Asot an der Spitze der Aufständischen.
Auch später, nach der Rückkehr Asots, des Fürsten von Vaspowi-akan,
schickte der Beherrscher von Arzan Hilfstruppen zu Asot, um den Gowrgen
zu besiegen.''
(i. Sajbaniden. Nach Ibn Xalliqän hieß der Urvater dieses Stammes
Bakr ben Wajl.^ Dieser war ein Nachkomme des Akk ben Adnän.^ Der
1 Balad. p. N •l'\. AbiVIfidä, Tabari usw.
- Ihn Hauq. p. Y ^ o . Nach Qazwini II. p. T V • hatten die Christen hier eine
Menge heilige Bücher und Kreuze. In seiner leidenschaftlichen Neigung, Wunderdinge
zu erzählen, berichtet Qazwini weiter, daß die Christen hier eine Kirche hatten,
deren Boden gegen die Bisse der giftigen Tiere Heilkraft übe. (Vgl. über das
heiße Wasser der Quelle Jäsi (ianian Qazw. Kosm. II, p. TTT.)
3 Vgl. Lew. c. 29, S. 130. v. Kreuier, Kulturgesch. Streifzüge S. 19.
4 tovnia II, 5, 108, Tab. III, 3, p. \i*\ usw.
5 Baläd. p. Y S \ ; tovma II, 6, p. 110 ff.
6 tovma III, 17, 213, vgl. auch c. 15, 8. 108 und über Movvse oben die In-
vasion Abu Sa'ids und Buläs.
7 Ibn Xall., Biogr. Dict. I, 85.
8 Wüstcnfeld, Tabellen. B. 1.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 119
erste Sajbänide, welcher Wäli von Armenien wurde, heißt Jazid ben Mazjad
as-§ajbäni.^ Er wurde von Obajd Allah ben al-Mahdi, dem Wäli von
Ainienien, Georgien, Albanien und Atropatene, nach Armenien geschickt^
und blieb hier, wie es scheint, bis zum Jahre 172 = 788; nachher wurde
er von Harun ar-Rasid zurückgerufen und nach einigen Jahren wiedei^um
■mm Wäli von Armenien und Atropatene ernannt.^ Er soll in Barda'a be-
graben worden sein.* Sein Sohn Xälid ben Jazid unterdrückte einen gefähr-
lichen Aufstand , starb ebenfalls in Armenien und wurde ums Jahr 230 = 844
in Dajbil = Dabil = Dowin begraben.
Im IX. Jahrhundert haben die Sajbäniden in Armenien eine sehr große
Rolle gespielt. Von 'Isä ben as-Saj% as-Sajbäni, welcher im Jahre 252
= 866 zum Wäli von Ramla ernannt war^ wurde schon oben gesprochen.
Im Jahre 256 H. kämpfte er gegen Amäg ür in Damaskus. Er nahm diese
Stadt und eignete sich die Steuern von Syrien und sogar die von Ägypten
gesandten Summen an.® Am Ende desselben Jahres bekam er die Statthalter-
schaft von Armenien. Seine erste Tat in Armenien war, mit 15000 Reitern
den von Asot Arcrowni bedrängten Owtmaniks = Otmaniden zu Hilfe zu
eilen.'' Daß er mit Asot schließlich Frieden schloß, wurde schon oben erwähnt.
Er nahm Bürgschaften von Arcrowniern und das feste \' ersprechen , daß sie
die königliche Steuer pünktlich bezahlen würden, und zog von Vaspowrakan
nach Partaw^ w^o er einen seiner treuen Beamten Jamanik = (]iuJui%[i/i
=z Jamanide? zum Bürgermeister ernannte. Dieser aber empörte sich mit
den Ältesten der Stadt gegen ihn, und 'Isä kämpfte ein ganzes Jahr lang
ei'folglos mit ihm, obgleich er auch von allen armenischen Satrapen unter-
stützt wurde.^ Das geschah wohl nach dem Tode des Katholikos Zakaria,
d. h. im Jahre 875/76. Jedenfalls war 'Isä im Jahre 266 = 879 in Amid,
vvo er mit dem Sohn des oben erwähnten Müsä ben Zurärä, Abü'l-Magrä
ben Müsä ben Zurärä aus Arzan , sich gegen seinen starken und berühmten
Nachbar Kundäg'iq wandte. Im folgenden Jahre kam es zum Kampfe.
Er hatte sich mit Ishäq ben Ajjüb und Abü'lMagrä und Hamdän as-säri-
verbunden. Ibn Kundäg- besiegte sie aber und verfolgte sie bis Nisibis
1 Vgl. Lewond c. 41, S. 166, Baläd. p. V N ♦ .
2 Ib. Über die von Jazid und seinen Söhnen geprägten Dirhams s. unten im
Münzwesen.
3 Ibn Xalliqan, Biogr. Dictionary de Slane, vol. IV, p. 218.
* Ebenda p. 229.
5 Tab. III, 3, p. N lAö, Abulfidä II, 214.
f- Tab. III, 3, p. \M» (vgl. ZDMG. 40, 604 Anm. 6).
■ tovma III, 18, S. 214 ff. Das Datum dieser Invasion steht nicht fest, aber
es muß nach 870 gewesen sein, weil in diesem Jahre 'Isä Wäli von Armenien wurde,
und muß vor dem Jahre 874 (Mai 27) , in welchem Asot starb , stattgefunden haben.
Weil unmittelbar nach der Invasion 'Isäs bei Tovma die Angabe vom Tode Asots
folgt (vgl, S. 216) , so ist diese Expedition Saj^s wahrscheinlich ins Jahr 873
zu setzen.
8 tovma III, 18,215.
9 Ebenda c. 19, S. 218.
120 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
undÄmid.^ Im Jahre 266 war 'Isä ben as-$aj% vom Walijat von Armenien
abgesetzt worden. Der Xalifa ernannte an seiner Stelle den Kundägiq
zum Wäli von MCisul, Dijär Rabi'a und Armenien'* und verlieh ihm »Gewaid
und Fahnen« {Ayj A^)- Nach Tovma hat dieser Öajbänide nach de-n
Tode Dawifs, des Fürsten von Taron, dessen Land erobert und durc'a
seine Uiiterbeamten regiert.^ 'Isä hatte seine Residenz in Amid, im heutigen
Dijarbekr. Dieser Name bezeichnete damals den ganzen Distrikt. Um von
hier aus Taron zu erobern, mußte er wohl erst Copk-mec = Sophanene
und nachher den westlichen Teil von Arzanene, d. h. das südlich von
Aracani = Arsanias = östlichem Euphrat liegende Gebiet bis Amid. unter-
worfen haben. Also war er der westliche Nachbar der Bani Zurärä, für
die Armenier war auch Armenia IV = Sophene längst verloren gegangen.
7. Kajsik. Über die Entstehimg der Kajsiks haben wir keine sicheren
Angaben. Wie die Owfmaniks so scheinen auch sie erst am Ende des
VIII. Jahrhunderts nach Armenien gekommen zu sein.* Sie gehören wohl zu
den Nachkommen von Qajs, Sohn Mudars, Sohn Ma'adds, Sohn Adnäns.*
Die Jamaniden und Qajsiden , die beiden großen feindlichen Stämme, hatten
schon unter 'Umar in Syrien und in 'Iräq ihre Niederlassungen und erhielten
für ihren Kriegsdienst vom Xalifä 2000 — 3000 Denai'e jährliches Gehalt für
die Person.^ In den Reihen der ersten Wälis von Armenien mrd ein
Qajside al-As'at ben Qajs erwähnt, den schon 'Utmän nach Armenien ge-
schickt haben soll.'' Auch in den Tagen Mu'tasims wurde Ali ben al-Husajn
ben Saba al-Qajsi Wäli von Armenien.® Diese Kolonie der Qajsiden, von der
1 Tab. III, 4, p. \ ^^r. N MY.
2 Tab. 111,4, p. N^tV,
3 tovma 111,20, 221. Weil er im Jahre 879 80 mit Kundägiq kämpfte
und im Jahre 269 = 882 starb (Tab. III, 4, p. Y ♦ 1 A. AhiVi Mah. II. 47). so hat er
wahrscheinlich diese Eroberung im Jahre 881 gemacht. Von den Sajliänideii wird
noch später gesprochen.
* Vgl. tovma III, 18,214.
5 Wüstenfeld, Genealog. Tabellen. Göttingen 1852. Bis jetzt hat die Endung
-ik sehr verwirrend gewirkt und wie Brosset so auch andere gelehrte Armenisten
zu ganz verkehrten Ansichten gebracht. Diese gewöhnliche Diminutiveiidurig des Ar-
menisciien gebraucht tovma wohl vor allen anderen armenischen Historikern als
Ausdruck der Stammesangehörigkeit. So heißt bei ihm 1. ^c--*-* ^ Xiui/o/iiJ, 2. ^j\j!c-
= [yp^iruim = Owtmanik, 3. jlc = {]nnnu'bl,li = Jamanik. (tovma III, 28,
245—47. IV,2,276:r=^iii/o/,^. . 111,13,197; 18,214T5. IV, 3, 280. 111,19,
218/19. 20, 222/23. Daß tovma unter Owt'man = jl^ = (|l/3^i/?ij^ versteht, s. II,
4, 101.) Er hat diese Worte wahrscheinlich nach der Analogie oj^ = l*/""f^x
= Arabik =:: Betwin gebildet, welches Wort noch bei älteren Historikern vorkommt.
fi <_JlkLJ| /»DO- VI ^_j^ p. 349. ISIäwardi: über thren ersten Kampf s.
z. B. Abu Ifidä I , S. 404.
7 Baläd. I, p. Y ♦ 0, Ibn Faqih, p. Y ^ t.
8 Ja'qübi, p. eA ♦, ums Jahr 222 = 837.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 121
wir erst in der zweiten Hälfte des IX. Jahrhunderts etwas hören, hat den
alten Gau ApahowniK: = Abaene = ^j.jji>-\i = Ana'^^owYj mit der Hauptstadt
Manazkert = ^j>-yju oder ^j^-jVa = Melazgerd besessen. Daß die Qajsiden
wie die anderen nmhanimedanischen Kolonien mit der Herrschaft Asots I.
unzufrieden waren und am liebsten alle armenischen Fürsten vernichtet
hätten , um das Land in ihren Besitz zu bringen , sieht man am besten daraus,
daß, als auf Bitten des armenischen Fürsten Ahmad(t) ben Halt, von dem
später die Rede sein wird, von Xalifä zum Aufseher ernannt, nach Armenien
kommt, sich Aplbai'' Kajsik der Tyrann (j^iChuiunp = ^.„UiJl«) von Apahownik
und Jamanik aus Partaw mit ihm verbinden , um Asot I. imd die übrigen
armenischen Isxans zu beseitigen.^ Natürlich strebten die Armenier ihrerseits
danach, alle arabischen Kolonien zu vernichten, weil sie doch überall die
besten Stützpunkte der fremden Macht darstellten und besonders für Asot
die einheitliche Verwaltung des Landes unmöglich machten. Die Aufgabe
Asots und seiner Nachfolger war also, entweder die Kolonien vollständig
zu unterwerfen oder sie zu vernichten. So sehen wir schon Asot im Kampfe
mit Kajsik. »Asot, Fürst der Fürsten, hatte die Stadt Manazkert in Apa-
hownik, welche im Besitz von Aplbar war, belagert,« sagt Tovma, »und
beinahe war er daran, sie zu erobern«, als er von der Gefangennahme Gowrgens
benachrichtigt wurde. Um seinen Schwiegersohn zu retten, gab er die Be-
lagerung auf.^ Nach allen diesen Angaben des zeitgenössischen Tovma
und in Hinblick auf die feindseligen Beziehungen zwischen den Bagratowniern
(besonders Asot L = 'Arwriog) und den Qajsiden (besonders Aplbaf- =3^ 'AttX-
itct^T) scheint mir höchst unwahrscheinlich, daß 'Ao-otjo? I. dem Herrn von
Mcci'T^tHts^r = Manazkert noch die Städte XAmr = J»')^»- = Xlat, i^^^s?
r= ^JL\s--j\ == Arsissa und Us§>toi =z ^jji j = Berkri = Bargirkale dem
Aplbaf zur \'erfügung stellen konnte.^ Hierdurch würde er auch seine
Besitztümer von denjenigen der Bagratownier von Taron völlig abgeschnitten
haben. Schließlich waren die Stadt Berkri, die Festung Amiwk und die
Umgegend noch im Besitze der 'Utmaniden. Dem Aplbai- folgte sein Sohn
\ßs>.%cciMT und diesem sein Sohn 'A7roa-f/3«T«.*
A tovma III, 19, 219, (s. unten).
2 Ebenda S. 224, wohl ums Jahr 884/85. Konst. Porphyrog. meint siclier diesen
Aplbar tovmas 44, p. 192 De Adni. Imp.; er schreibt aber seinen Namen 'AnBkxäpr
oder "AiteXßapT.
3 Vgl. oben De Adm. Imp. c. 44, p. 192.
* Ebenda möchte Brosset sowohl die oben erwähnten Sevvada und Sahap
= Jahap wie auch die Qajsiden usw. aus einer türkischen Familie entstammen
lassen, die aus Merv gekommen sein soll. Seine Hauptquelle Vardan ist aber
chronologisch und inhaltlich so unzuverlässig, daß man sich nicht auf ihn berufen
darf. Bullet, de l'Acad. de St. Petersbourg VI, p. 70 sqq. Konst. Porphyrog. ist nicht
in jeder Hinsicht gut informiert, er verwechselt z. ß. den oben erwähnten Abti Said
= 'A7roo-aTa mit dem späteren Abu Säg oder richtiger Muhammad ben Abt as-Säg
und glaubt , daß der erstere die armenischen Fürsten gefangen genommen habe. De
Adm. Imp. c. 44 , p. 191 ; gerade so wie Orbelean 27, 103.
122 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
8. Owtmanik = 'Utmäniden. Die 'Utmaniden geliören zu dem
ismaelitischen Stamm 'ütmäns und sind aus der Ahnenreihe al - Jas — Mudar
— Nizar — INIa'add — Adnän die Nachkommen dieses letzteren.^ Wie oben
erwähnt, sind sie nach Tovma ums Jahr 783 nach Armenien gekommen
und haben das alte Gebiet des Gaues Afberani besetzt. Das fällt also un-
mittelbar nach dem großen Aufstand der Armenier, der von Mowsel Ma-
mikonean — J^Jul-^^ geleitet und unter Mansür von Amir ben Isma il unter-
drückt v^rurde^ wohl unter dem Walijat 'Utmän ben 'Umärä ben Xurajm,
welcher dem Qahatbä (Hasan ben Qahatbä at-Täi, nicht Kahatray, wie Lewond
hat c. 33, S. 136) gefolgt war. Als Bovtel von Bulä gegen Gowrgen Arc-
i'owni geschickt wurde , vereinigte er sich »mit den Bürgern von Berkri,
die Owfmanik genannt werden««.^ Asot Arcrowni kämpfte gegen die
»Küstenbewohner, die Owt'matik heißen und die sich in der unnahbaren
Festung Aniiwk verschanzt hatten«.* 'Utmäniden hatten den Rstom Varaz-
nowni getötet. Als es schließlich zwischen den 'Utmäniden und Asot Arc-
rowni zum Kampfe kam, eilte 'Isä »auf Ersuchen des Herrn von Manawa-
zean* und der 'Utmäniden herbei«" (im Texte nL.p-Jiubuigb). Die 'Utmäniden
waren nach Süden vorgedrungen , hatten das Gebirge Varag besetzt und
dort Festungen gebaut, sogai* die Mönche vonSowrb Xac mußten ihnen Steuern
zahlen, bis Asot sie befreite. Nach allen diesen Angaben der Zeitgenossen
und Augenzeugen Tovmas darf man nicht die Qajsiden mit den 'Utmäniden
für identisch halten. Natürlich vereinigten sich alle diese IMohammedaner,
als es sich um die V^ertilgung der armenischen Fürsten handelte'; ob sie
Araber oder Perser waren, kam dabei nicht in Betracht. Außer diesen
großstädtischen Kolonien und Stämmen werden noch folgende mohammeda-
nische Kolonien erwähnt.
9. Ahmaf(d). Sohn Halfs, den die Armenier sich vom Xalifa zum
Ostikan erbaten, besaß das Hafenstädtchen Datowan.** Die Perser herrschten
nach Konstantin Porphyrogennetos" in den Städten und Gauen 10. Xct^lar
= Xlat, 1 1. 'A^o-« = Aröes, 12. Ttß^ = Dowin = Dabü, 13. Xe^t = Her,
14. XaXaixdg = Salmast, 15. Xcc^xä = Hark, 16. Ko^yj.'"
1 Vgl. Wüstenfeld, Tabellen 1,1.
2 Lew. c. 34. Balad. p. T N ♦ .
3 tovma III, 13, 197.
* Ebenda S. 214, c. 18.
* Die im Texte stehenden Wörter J^^uAiuoujj A-uA und |^ ^uÄu*^o«Ä^uiZ»
haben keinen Sinn. Diese alte fürstliche Familie wohnte im Norden von Yansee im
Gau Hark (vgl. M. Xor. I, 12, 26); dieses Gebiet gehörte auch den Mohammedanern,
wie wir unten sehen werden.
^ Tovma, ebenda S. 215.
7 Ebenda c. 19 , S. 218 f.
^ Ebenda.
9 De Adm. Imper. 43, p. 191 xtX.
10 De Adm. Imper. c. 44, p. 194 xtX. Es bleibt dahingestellt, soweit es oben
nicht besprochen ist, ob diese Kolonisten wirkliche Perser oder aus Adarbajgän
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 123
10. Ebenso war die Stadt Naxijewan = Nasawä = Naxuana schon
längst den Mohammedanern verloren gegangen. Unter Asot 1. spielte der
Amir von Naxijewan , Abraham, eine gewisse Rolle. Er besiegte diejenigen
Arcrownier, die Cowas und Tof-nawan geplündert hatten, und wurde während
dieses Kriegszuges von den Einwohnern von Berkri, also von 'Utmäniden,
unterstützt. ' Als Bula nach Samarra zurückkehrte, setzte er diesen Abraham
= Abrahim zum Chiliarchen und Aufseher von Armenien ein.'' Außer diesen
Städten waren Bajlaqän, Müqän, Marand und ihre ganze Umgegend von
den Arabern oder Persern bewohnt. Viele andere in Armenien selbst liegende
Städte hatten mohammedanische und christliche Bewohner, wie z. B. Ar-
zangän.^
C. Die Wälis von Armenien und Asot I.
Sowohl unter den Umajjaden wie auch unter den 'Abbäsiden hat die
Provinz Arminijä zuweilen eigene Wälis gehabt, zuweilen aber ist es mit
Mesopotamien oder Atropatene oder mit beiden zusammen einem Wäli an-
vertraut worden. Mit der eigentlichen Verwaltung des Landes haben diese
Wälis sich nicht abgegeben, weil jeder Isxan sein Gebiet selbst verwaltet
hat. Sie haben aber dafür gesorgt, daß die Steuer pünktlich bezahlt wird.
Die Wälis sind in erster Reihe Behüter und Beschützer des Landes. Ihre
Aufgabe ist gewesen, die inneren Aufstände zu unterdrücken und die
äußersten Grenzen des Reiches gegen die Einfälle der Nachbarvölker zu
schützen. Sie sind öfters selber offensiv vorgegangen, sei es, um sich an
den Reichtümern der Nachbarvölker zu bereichern und sie zu bestrafen, sei es.
um neue Eroberungen zu machen. Auf allen ihren Kriegszügen im In- und
Auslande haben sie die Hilfe der armenischen Truppen öfters in Anspruch
genommen. In der Zeit Asots werden folgende Gouverneure von Armenien
erwähnt.
1. Bulä ließ im Jahre 853 bei seiner Rückkehr den Amir von Naxi-
jewan Abrahim oder Abraham als »Chiliarch von Armenien und Auf-
seher der königlichen Steuern« im Lande zurück.* Wie lange dieser im
Amte blieb, wissen wir nicht genau.
2. Uns ist nur bekannt, daß Musta'in im Jahre 248 im Monat Ra-
madan = 862 Oktober bis November den Aliben Jahjäal-Armani zum
Wäli von Armenien ernannte.-^ 'Ali blieb in diesem Amte ein Jahr; im
und sonstigen Provinzen des Reiches zugewanderte Araber waren. Wahrscheinlich
wohnten Perser und Araber zusammen und bildeten das mohammedanische Element
dem christlichen gegenüber.
1 tovmalll, 13, 195.
2 Ebenda 11, 191, vgl. 196.
' Qazwini, Kosmogr. II, WN .
* tovmalll, 11, 191.
6 Tab. III, 3, N ö ♦ A , JAt. VII, IN, St. Asohk. II, 2, 110. Oben wurde
schon bemerkt, daß die Ernennung Asots zum Fürsten der Fürsten mit dem Walijat
'Alis nicht zusammenfällt, sondern diesem ein Jahr vorangegangen sein muß. Ent-
124 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Jahre 863 wurde er in einem Scharmützel von den Byzantinern getötet.^
Sieben Jahre lang hören wir wiederum nichts von einem Wäli.
3. Erst im Jahre 256 = 870 wird vom Xalifä Mu'tamid 'alä-AUähi
'Jsä ben as-Öaj% as-§ajbäni zum Wäli von Armenien ernannt.^ Von seinen
Taten wurde oben berichtet (s. vSajbäniden). Als er zweimal gegen den
von ihm selbst eingesetzten rebellischen Amir von Partaw Jamanik = Jama-
niden zu Felde zog und schließlich erfolglos nach Ämid zurückkehrte, verlor
er seine Autorität in Armenien wohl schon vor dem Jahre 879.
4. Inwieweit die armenischen Isxans sich vom Hofe des Xalifä Mu'-
tamid unabhängig fühlten und waren, sieht man daraus, daß der oben er-
wähnte Jamanide, der Amir von Partaw, schriftlich die armenischen Fürsten
bat, ihn zum Inspektor von Armenien zu erwählen, was die armenischen
Fürsten nicht beachteten, weil er sie vernichten wollte und da er auch
ein Rebell war. Dagegen baten sie einstimmig den Xalifä, ihnen Ahmat,
den Sohn Halts, als Aufseher = verakacow zu geben. Mu'tamid leistete
ihi-er Bitte Folge, und als Ahmat nach Datowan kam, gingen ihm die
armenischen Isxans und die arabischen Amire entgegen. In den Reihen
dieser Fürsten erwähnt Tovma namentlich die Arcrownier Derenik^, Gagik
und zwei Grigors, den Fürsten von Taron Asot «ou^o;r«X«Ty;<?, »den Fürsten
von Armenien«, Mowsel, den Fürsten vonMokk, Sapowh, den Bruder des
Fürsten der Fürsten und von den Mohammedanern, Aplbaf" Kajsik und an-
dere, die nicht genannt werden. Alle diese Landesherren kamen ihm mit
Truppen und Geschenken entgegen und wollten ihn nach Dowin be-
gleiten , wo er seinen Wohnsitz aufschlagen sollte. Ahmad(t) und Aplbaf-
schmiedeten schon unterwegs den \'ernichtungsplan der armenischen Fürsten,
und in diesem Sinne schrieben sie an Jamanik in Partaw. Der von Tovma
angegebene Teil des Briefes lautet: »Wenn ich (Ahmat, Sohn Half«) in
Dowin einziehe und mir die königlichen Steuern aneigne, mache ich die
armenischen Fürsten vertrauensselig, damit sie zu mir kommen. Du sammle
Truppen, um angeblich gegen mich zu kämpfen, und ich werde mit Dir
vereinigt Hand an diese legen und sie ausrotten«.* Asot Bagratowni, Fürst
der Fürsten aber ließ alle Wege und Pässe bewachen , um hinter die heim-
lichen Pläne des neuen Aufsehers zu kommen. Er wurde inzwischen vom
Komplott der Mohammedaner benachrichtigt. INIan teilte ihm sogar mit,
wieviel Boten und mit welcher Art Pferden beritten einen in einer Melone
weder ist 'AU im Jahre 861 auf Befehl Mutawakkils von Syrien aus nach Armenien
gekonniien, um Asot zum Fürsten der Fürsten zu proklamieren, oder er ist von
Mutawakkil als ein solcher anerkannt worden ; aber die nötigen Kleider und Geschenke
hat er im Jahre 862 im Winter oder 863 im Frühling unter INIusta'in bekommen,
weil Ja'qübi das Walijat von 'Ali ben Jahjä ins Jahr 249 setzt (p. "V ♦ ^ hist.).
^ Tab. S 0 ♦ ^ , Ja'qiibi ob. JA. ob.
2 Ja'qübi p. n V S , Tab. S A i ♦ , JA. VII , A o .
3 Ps. Tovma schreibt diesen Namen »Deranik» und glaubt, daß es nL-jumfji^
fuhif^ftbiu^ ^ mbiuiLhl^ =z «der durch Gelübde von Gott Erbetene- bedeutet (IV, 3, 280).
* tovma ITI, 19, 219—18.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 125
verborgenen Brief über Apahownik nach Partaw trügen, und seine Leute
ergriffen diese, nahmen ihnen den Brief ab und sperrten sie ein, ohne
irgendeinen der anderen Fürsten davon in Kenntnis zu setzen.^ Während-
dessen intrigierten die ahnungslosen Araber und Armenier gegeneinander
bei dem neuen Chiliarchen des Landes. Aus diesem Grunde faßte Derenik
den Asot, den Fürsten von Taron, und ließ seinen Schwiegersohn Dawit
vom Ahmat zum Fürsten von Taron ernennen, wie es oben gesagt wurde. ^
Wie es scheint, errieten auch die übrigen armenischen Fürsten , wie /. B.
Mowsel von Mokk und Grigor, der Sohn Vasaks , die ihnen drohende
Gefahr und entfernten sich nacheinander vom Lager des Inspektors von
Armenien. Trotz alledem kommt Ahmat mit den Truppen der Qajsiden
nach Dowin. Hier begrüßte ihn Asot, der Fürst der Fürsten, und brachte
ihm viele Geschenke. Als er aber merkte, daß Ahmaf sein Vorhaben
nicht aufgeben wollte, befahl er seinem Bruder Abas, dem Feldherrn von
Armenien, eines Morgens das Zelt Ahmats zu umzingeln, als dieser auf
seinen Morgengruß wartete. Hierauf trat Abas zu ihm ein und zeigte ihm
den Brief, den er an Jamanik geschrieben hatte. Ahmat war höchst ül)er-
rascht und glaubte, daß man ihn töten wollte. Abas aber schickte ihn
unter der Bewachung und Aufsicht Sapowhs, des Sohnes Asots , dorthin,
woher er gekommen war, d. h. nach Syrien. Ebenso wurden die Qajsiden
entwaffnet, und unter Hinterlassung ihrer Habseligkeiten kehrten sie nach
Apahownik zurück.'
5. Erst hierauf hat Mu tamid Muhammad ben Ishäq ben Kundäg'(iq)
zum Wali von Armenien, Müsul und Dijär rabi'ä ernannt.* Die armenischen
Historiker kennen Ihn Kundäg' nicht, weil dieser in Syrien und Mesopo-
tamien in die Kämpfe zwischen den Tulüniden und 'Abbäsiden so verwickelt
war und in solchen gespannten Beziehungen mit seinen konkurrierenden
feindlichen Nachbarn stand, von denen hier nur Muhannnad Ihn Abi as-
Säg', der spätere Wali von Adarbajg'än , erwähnt sei, daß er an Ar-
menien nicht mehr denken konnte. Sein Walijat hat wohl gar nicht lange
gedauert, weil alle armenischen Historiker einstimmig bezeugen, daß bald
darauf der Sajbänide 'isä(i*) die königliche Krone dem Asot überbrachte.
Wie schon erwähnt, geht dieser Irrtum auf den zeitgenössischen Katol.
Yohannes zurück, der den Sohn mit dem Vater verwechselte. Schon im
Jahre 272 = 885 wurde Kundäg' aus Müsul vertriebenS und wie es scheint,
haben in dieser Zeit die Sajbäniden wiederum das W^alijat von Armenien
erhalten. Auch sonst war Ahmad ben 'Isä ben as-Saj^ ein Feind des Ibn
1 Ebenda S. 219.
2 Ebenda c. 20, S. 219—221.
3 tovma III, 20, 222. Dieses Ereignis fand wahrscheinlich im Jahre 877/78
statt, d. h. nach der Rückkehr 'Isäs nach Aniid und vor der Ernennung des Ibn
Kundäg zum Wali von Armenien.
* Im Jahre 266 = 879 (ob. Tab. S M Y) nach JA. VII, MX blieb das
Walijat von Armenien bis zum Jahre 269, in welchem "Isä starb, in der Hand
dieses Sajbäniden.
5 Tabari III. 4, VN »A.
126 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Kundäg'iqS welcher seinem Vater so oft schmerzliche Niederlagen bei-
gebracht hatte. ^ Im Jahre 279 = 892 besetzte er die Festung Märdin, die
Muhammad ben Ishäq ben Kundäg'^ gehörte- Man ersieht aus dem Obigen,
daß die letzteren Wälis nur nominell diesen Titel trugen, wenn sie keine
Vertreter in Armenien in Dowin hatten, was wir aus den uns überlieferten
Angaben nicht konstatieren können. Allerdings ist Ahmad ben 'Isä ben Sajy^
as-Sajbäni niemals Wäli von Armenien gewesen, aber er hat sich im Süden
von Armenien durch seine Eroberungszüge am meisten bemerkbar gemacht.
Ebenso sehen wir, daß die Wahl dieser Wälis von dem Willen der ar-
menischen Fürsten, besonders A^on Asot I. abhing, welcher auch ohne wei-
teres einen solchen absetzen konnte, wenn er ihm gefährlich erschien.
Diese Wälis werden meistens »Aufseher« oder »Chiliarch der Steuer« ge-
nannt und sie sind F^mpfänger der Steuern des Landes.
D. Die Verwaltung einzelner selbständiger Landesteile.
Als Fürst der Fürsten war Asot I. unter den anderen Beherrschern
des Landes noch primus inter pares oder ^vie Tovma ihn nennt ^lujuui^
nui^iubumbuMfb^, als König wurde er ihr Souverän. Wenn auch seine ganze
innere Politik die Vei'nichtung der arabischen Kolonien und die Ver-
schmelzung der armenischen Großfiirstentümer durch verwandtschaftliche
und politische Bande zum Endziel hatte und auf die Verschmälerung der
Rechte der Wälis von Armenien gerichtet war, bis diese schließlich nur
Schatten ihrer mächtigen \'orgänger wurden, so hat er in die inneren
Landesangelegenheiten dieser nach Ibn Wädih al-l>.bahäni ungefähi- 118*
Isxans, Amire usw. nur dann eingegriffen, wenn diese die rückständige
Steuer nicht bezahlen wollten, oder die nötigen Hilfstruppen ihm nicht
sandten , oder sonstwie gemeingefährlich wurden und seine Hoheitsrechte
nicht anerkennen wollten. In Friedenszeiten dagegen waren alle diese
Machthaber in ihren Besitztümern völlig unabhängig. Sowohl Asot I. wie
auch andere Fürsten verwalteten ihre Länder in erster Linie durch ihre
Angehörigen oder durcli die ihnen unterworfenen Oberhäupter anderer
kleinerer Satrapien = Naxararowtiwns. Diese waren mit militärischer, poli-
zeilicher luid richterlicher Gewalt versehen. In der zweiten Hälfte des
IX. Jahrhunderts erst fangen die Großtürstentihner an, ein Beamtentum
wesentlich nach arabischem Muster zu bilden. Die neu eroberten Länder,
die sie ihrem Besitz einverleibten , teilten sie in Distrikte = gawai'-s = <.>X
oder eU-l* und stellten hier als Verwaltungsbeamte die ifuit^iuiLui^iuß =
* Ebenda N MV.
* Ebenda T N V i , von diesem Ahmad wird noch später die Rede sein.
3 Ebenda VNtV, Ix- HI, ttV usw.
* III, 19, 218.
6 Jaqüt, Geogr. Wörterb. I, p. TTV.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 127
Gawaf-akals ^= ^j-jo^ = Regierungspräsidenten an.^ Fast in demselben
Sinne gebraucht Tovma das Wort n.nfih^tul^uti_ = Gorcakal = Geschäfts-
träger = J^lc.^ Leider haben wir keine sonstigen Angaben über das Ver-
waltungs- und Rechtswesen unter Asot I. Die arabischen Städtekolonien
haben ihre Amire, die von Tovma entweder Amiray ^ oder Kalakapet =
Bürgemneister* genannt werden. Diese wurden gewöhnlich vom Wäli von
Armenien eingesetzt und liatten aus den angesehenen Bewohnern der Stadt
eine ratgebende Versammlung (Kollegium)^ zur Seite. Die arabischen
Stämme oder die in Armenien wohnenden mohammedanischen Geschlechter
hatten ihren Saj%, welcher, wie der Isxan der Armenier, das Oberhaupt des
Stammes war und sein Gebiet nach seinem Belieben regierte, und wie seine
christlichen Nachbarn durch List, Trug und Gewalt seine Länder auszu-
dehnen suchte. Auch bei diesen Stämmen ging die Herrschaft vom Vater
direkt auf den ältesten rechtlichen Sohn über, welcher mit seinen übrigen
Brüdern seine Erbschaft verwaltete oder zu demselben Zweck 'Amile an-
stellte." Alle armenischen Isxanats hatten ihre Archive =: ij^\tL.iuU = jl y.5,
die bis zur Zeit der Araber in den Hauptstädten der Steuerkreise = Pro-
vinzen sich befanden , später aber wahrscheinhch nach Dowin verlegt wurden.
Hierüber haben wir leider keine bestimmten Angaben.''
E. Das Münz- und Steuerwesen in Armenien und Asot I.
Nach KafoL Yohannes wurde schon im Jahre 861/62 dem Asot mit dem
Titel "Fürst der Fürsten« auch die Steuerverwaltung des Landes anvertraut.^
Es scheint auch sehr wahrscheinlich, daß Asot dieses Amt »eines Chiliarchen
der Steuer von Armenien« bis zum Jahre 870, d. h. bis zur Ernennung 'Isäs
zum Wäli von Armenien ausgeübt hat. Steuereinnahme war um diese Zeit
fast das einzige Hoheitsrecht des Xalifä. Bevor wir zum Steuerwesen
selbst übergehen, ist es notwendig, erst einen Blick auf die in Armenien
gebräuchlichen Münzen zu werfen.
Es ist schwer, genau zu bestimmen, was für Geld die Armenier im
Anfang der Ai-aberherrschaft in Armenien gebi-aucht haben.® So viel steht aber
1 Vgl. z.B. tovma III, 15, 209; 20, 225.
^ Ebenda, denselben Sinn hat auch das Wort ^.nph^tul^mn ^ Tovma III, 20,
221, ebenso wie mit Gawarakal das Wort ^«it-ui/Luii^Ä^in =: Gawarapet identisch ist,
vgl. Tovma ob. S. 228 q^iuLiufnuiulrtn uonuin.inL.ju,
2 Ebenda III, 13, 195 usw. Amiray von Naxijewan Abraham.
* Ebenda 14, 203. Bsir und Züri von Theodosiopolis , kalakapet von Tiflis,
Jamanik, fealakapet von Partaw, tovma ebenda 19, 218.
^ tovma ebenda.
6 Ebenda 20, 221.
■' Vgl. ZfAP., II, 1, S. 53.
8 K. Yoh. c. 1, S. 173; vgl. tovma III, 14, 206.
9 Lew. c. 41, p. 167; c. 28, p. 127 f.
128 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
durch Lewond fest, daß die syrischen Dirhams, die sogenannten Zowzes =:
ani-qk = llol^ um diese Zeit und noch später bis zur Zeit Harun ar-Rasids
in Armenien noch im Kurse waren. ^ Die armenischen Historiker dieser
Periode bezeichnen die Geldstücke mit den Worten 1. q-fnutP ^= Dram und
2. q-tu^hli^utb =rr Dahekau. Von diesen Wörtern bedeutet das erstere jetzt
Geld im allgemeinen, das zweite wird im Sinne des türkischen Ghuruss
gebraucht. Bei den armenischen Historikern der arabischen Periode be-
zeichnete das erste Wort Dram = A^ct^ucc = Drachme = ^JJ) (pers.- arab.)
Silbermünze, dagegen das zweite Dahekan = pers. ^ls>*J := Syiuc'c^iov =
jU j ^ Solidus = Dukatgoldmünze. (Das lateinische Denarius ist etymo-
logisch ähnlich dem persischen ctiej = jjl^.i, welches Wort 10 eins =
10 Dirhams bedeutet.) Obgleich die Araber schon unter 'ümar die Dirham-
prägung von den Persern entlehnten , so blieb doch dieselbe bis zur Zeit
'Abdu'l Maliks ben Mrwän noch sehr primitiv. Die Münzstücke waren
äußerlich grob und mit unregelmäßigem Rande. Der eigentliche Begründer
des arabischen Münzwesens 'Abdul Malik ließ erst im Jahre 76 H. schön ge-
formte Dinars und Dirhams prägen.' Unter ihm und während der Herrschaft
seiner Nachfolger wurden in verschiedenen Provinzen des Araberreiches
Münzen geprägt. Eine von den ältesten Münzen, die je von den Arabern
in Armenien geprägt worden sind, befindet sich im Asiatischen Museum der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Petersburg. Dieser Dirham
trägt auf einer Seite die Worte: <J^jl *Aj4ll 1-^ ^j^ ^^ (*~^* == "I™
Namen Gottes ist dieser Dirham in Armenien geprägt-. Das Britische Mu-
seum besitzt einen anderen fast ebenso alten Dirham aus dem Jahre 101 H.
Dieser hat Avers <U« aI«. <ji**jl, Revers A^i -^ In Armenien, Jahr lUl.^
Es ist leider nicht bestimmt, ob diese Dirhams in Dabil, in Nasawä oder
1 Vgl. z. B. The Chronicle of Josliua the Stylite, ed. W. Wriglit, Cambridge
1882, p. 10, U.
^ hew. ob.
3 Vgl. Abu Muhammad al - jNlaqrizi. Traite des monnaies nmsulmanes, traduit
par S. de Sacy, p. 17; s. hier den Unterschied zwischen mekkan. und syr. Maß
und die Schwere der Münzstücke. Vgl. Reiskes Briefe über das arabische Münz-
wesen 19, 57 f Das Bild dieser Dirhams s. bei A. Müller, Der Islam im Morgen-
und Abendiande, S. 396. Vgl. auch Ehnakin bei Reiske ob. S. 13 f Dieses wichtige
Buch al-Maqrizis trägt den Titel ^y^\ y i ,j .2_^1 .iJ-U- ^llS.
* Fraehii. Bulletin Scientifique publ. p. TAc^ad. Imper. des Sciences de St-Peters-
bourg, t. II, p. 16. J. H. Petermann, De ostikanis arabicis. Berolini, p. 13. Von dieser
letzteren Arbeit sagt F. Neve mit Recht: »Je n'y ai trouve qu'une seche enumeration
des ostigans arabes d'Armenie d'apres les auteurs armeniens Tschamtschean et
Indschidschean.« Journ. Asiat. 1847, p. 431 N.
6 Catal. of Oriental Coins v. I, p. 8. Natürlich irrt sich Reiske, wenn er
behauptet, daß «unter der Regierung der Omajjaden nirgends anders als in al-'Iräq
arabische Münzen geprägt worden sind« (vgl. seine Briefe S. 100).
TnoPDSCHiAN: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 129
in Barda' a geprägt worden sind. Unter den Umajjaden wurden auch die so-
genannten Xalidi-Dirliams berühmt, die auf Befehl Hisam heu 'Abdu'l MaUks
von Xahd ben Abdu'lläh al-Qasari geschlagen wurden.^ Bis zur Zeit Mrwäns
wurden sie in Wäsit\ unter der kurzen Regierung dieses letzten Umajjaden
in Mesopotamien, geprägt.* Unter der Herrschaft der 'Abbäsiden wurde
die Schwere der Dirhanis bedeutend vermindert.^ Unter al-Mansur wurden
die sogenannten Hasimi Dirliams in Umlauf gesetzt. Unter seiner Herr-
schaft wurde auch, soweit es bekannt, die älteste abbäsidische Münze in
Armenien geprägt. Von diesen Dirhams besitzen das Britische und das
Russische* Museum je eins. Das ersteie trägt die Schrift auf dem Avers «U--«j1j
■^J cA*'J^J *^ '*--' ^ Ii* Armenien, Jahr 143.' Von silbernen Geld-
stücken = Dirhams aus Arran = Alowank hat das Britische Museum eins
aus dem Jahre 145 H., eins aus dem Jahre 147 und eins aus dem Jahre l.ö.ö.*'
Von den in Armenien geprägten Münzen besitzt das Britische Museum
eine (29) aus dem Jahre 150, eine (30) aus dem Jahre 152 und eine aus
dem Jahre 155. Diese letzte wie die oben genannte albanische aus
demselben Jahre trägt die Schrift auf dem Revers ^ (^-^il <> ^/^l ^
Weiter besitzt das Britische Museum 4 Silberdirhams von Mahdi (89
bis 92), einen aus dem Jahi-e 161, auf dem Avers steht immer das Datum und
auf dem Revers (^-^il 4jLU-1 [ U j «Uf. Ja\| ^ ^\ \ Jj^j -U5= = Muhammad
ist der Prophet Gottes, Gott segne ihn und erhalte ihn wohl, den Xalifä
al- Mahdi; einen aus dem Jahre 165, einen aus dem Jahre 167 vom < J>- cT,
einen aus dem Jahre 168 wiederum von demselben Wali^, der schon oben
erwähnt wurde. Hiernach sind noch in Armenien geprägt worden im Jahre
167/68 Dirhams von -üSl A^ oder ^1 ■A-P.'' 'Ubajd'alläh ist der Vorname
Mamüns und entspricht dem Ovbedlay iewonds ^^\ des Wälis von Armenien,
1 Maqrizi p. 27, de Sacy.
2 Ebenda S. 28. Allerdings, es wurden auch von anderen Umajjaden wie
von Walid I. im Jahre 95, von Sulajman im Jalire 96/97, von 'ümar im Jalire 100/101,
von Jazid im Jahre 102/3 Dirhams geschlagen. Vgl. ZDMG. 39, 38 und 18 nach
der Jenenser Kabinettsammlung.
3 Vgl. Baläd., p. \^'\, Mälik VI, p. \ ^1; IV, 12. Sie wogen jetzt 2,97 g
gegen 3,9 g (s. Kremer, Kulturgeschichte 15, Nr. 1).
* Vgl. Petermann , De ostik. p. 13.
5 Cat. of Orient. Coins v. IX , p. 42.
6 Ebenda v. I, p. 39.
f Ebenda p. 40 — 44.
* Cat. of Orient. Coins. ob. Es ist wohl hier von 'Utmän l)en 'Umärä ben
Xurajm die Rede, und demgemäß muß der Punkt über dem -r- und nicht über j
stehen (vgl. z. B. Baläd. p. V N ♦. Lewond nemit ihn einfach Otman c. 39, S. 160 f.).
3 Fraehn. Recesio numorum muhammedanorum Acad. Imp. Scient. Petrop. p. 17,
Nr. 162.
w Lew. c. 41, S. 166 ff.
itt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt.
130 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Georgien, Albanien und Adarbajgän, und darum ist die erste Lesart zu ver-
werfen. Dieses Geldstück erschien nach dem Tode Mahdis , welcher nur
runde Dirhams prägen ließ. Hierauf schlug der Barmakide G'afar auf Befelil
des Harun ar-Rasid die sogenannten al-Muhammadija -Dirhams.^ Schon
Mämün hatte in Xorasän Rubäi-Dirhams prägen lassen.^ Unter dem Xalifat
des Harun ar-Rasid erschienen in Armenien im Jahre 186 Dirhams, die auf
einer Seite die Schrift (j XJ\ , auf der anderen J« j tragen.^ Derselbe Asad
hat auch in den Jahren 184 und 192 in Albanien ^Münzen anfertigen lassen.*
Weil dieser in der Reihe der Wälis von Armenien nicht erwähnt wird , so
ist anzunehmen, daß er von seinem Vater (jlo^l Jw^ (j- J«Jr, den tewond
|i>o^ui z»/»'/^/' \^1}hk\> = Ezid Sohn des Mzde nennt*, zum Amir von Albanien
eingesetzt worden war. Von seinem Sohn Muhammad ben Jazid haben
wir auch ein Geldstück, einen Dirham aus dem Jahre 187.^ Auch Xuzajmä
hat in Armenien und Albanien viele Dirhams geprägt. Von ihm haben wir
einen aus dem Jahre 189, dieser hat auf einer Seite (»jU- ü *^ y^ "od auf
der anderen Seite *^ ^ ö ^^•'' In Arrän hat er im Jahre 188 nur mit
der Schrift ^'j)\^ (J/ <_/>-"* versehene Dirhams schlagen lassen, seinen ar-
menischen ähnliche dagegen im Jahre 189.^ Die im Jahre 191 von ihm
geprägten Dirhams tragen nur das Wort ^ y>-.^'^ Fraehn erwähnt noch einen
im Jahre 193 in Armenien von ^j ^jf ^ geprägten Dirham." Wahr-
scheinlich ist dieser Jahjä der Vater des Fadl ben Jahjä, des Wäli von Ar-
menien. ^^ Unter Mämün sind noch in Arrän in den Jahren 210 (von 'Ubajd'-
alläh ben Jahjä) •* und 218 Dirhams geprägt worden. Auch in Tiflis sind
im Jahre 210 Kupfermünzen erschienen.'* Von den in Armenien geprägten
Kuj^fermünzen besitzt das Britische Museum '^ zwei mit folgender Inschrift:
1 Maqrizi, p. 29ff.
2 Ebenda p. 30, Nr. 60.
3 Fraehn. ob. p. 28, Nr. 210.
* Ebenda p. 24, Nr. 195. de Ost. 14. Fr. p. 1, Nr. 244. de Ost. 15, 8.
5 iew. c. 41, S. 166; vgl. Balad. p.T N ♦.
6 Fraehn., Bull. Scient. de l'Acad. de St. Petersb. t. 1, p. 102.
' Vorhanden im Berl. Kgl. Museum, de Ost. 14, 3.
^ In Petersburg im Kais. Russ. Museum vorhanden, Nr. 221; Fraehn. p. 30.
9 Fraehn. p. 56, Nr. 227.
10 Ebenda p. 34. Pet. Mus. Nr. 241; vgl. auch Nr. 232, p. 32 bei Fraehn.
11 Bull, de l'Acad. de St-Petersb. t. I, p. 102.
12 Vgl. Baläd. p. V N ♦ ; s. hier die Reihe aller dieser erwähnten Wälis von
Armenien. Auch ohne Datum sind in Armenien Dirhams geprägt worden; s. z. B.
Cat. of Orient. C. I, p. 180 (39).
lä Cat. of Orient. C. v. I, p. 77 (272).
'* Bull, de l'Acad. Imp. 1861, t. 111, p. 193.
15 Cat. of Or. C. I, p. 219 (151).
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 131
I J_j-j 1-U^ j L^ t> JU^I I (sie) ^^ 1 1/ liil pjj «As^j I aMI V^ j a!1 V
4^jL I ^jJj^\ 1-U> ^j^ 4)iJ1 *»-) «Uli »Es gibt keinen Gott außer Gott dem
Einzigen. Im Namen Gottes auf Befehl des Ishäq ben Muslim. Muhammad
ist Prophet Gottes. Im Namen Gottes ist dieses Geldstück in Armenien
geprägt worden.« Eine zweite Kuj)fermünze von Ishäq ben Muslin al-
'Uqajli trägt vor seinem Namen die Worte _a«V1 \/^\ = der Amir befahl.^
Das sind die ersten Kupfermünzen , die je von den Arabern in Armenien
geprägt worden sind. Aus allen bis jetzt erwähnten ist ersichtlich, daß
die Araber in Armenien fast ausschließlich Silbergeld geprägt haben, und
daß die meisten Prägungen in die zweite Hälfte des VIII. Jahrhunderts,
d. h. in eine Zeit fallen, in der nach dem Zeugnis von tewond in Armenien
neue und reiche Silberminen gefunden wurden.^
Uns interessieren hier in erster Reihe diejenigen Geldprägungen, die
in die Zeit Asots fallen.* Das Britische Museum besitzt einen Silberdirham,
welcher im Jahre 252 = 866 unter Mu'tazz in Armenien geprägt worden
ist.* Weiter besitzt das Britische Museum aus der Zeit Mu'tamids einen
Dirham, welcher im Jahre 267 erschienen ist und folgende Schrift trägt:
obv. area. 1 ^1 Jt -ULJlI I aWI | Jj^j I -U^ I Äül 1 oJ^j 4A\ I Vi aII V
= rev. area. aWI ^^j^\ 4 *-^^ V »Es gibt keinen Gott außer Gott dem
Einzigen. Er hat keinen Genossen, al-Muwaffaq billähi (der von Gott Unter-
stützte, der Beiname des Bruders des Xahfa), Gott, Mohammed ist Prophet
Gottes, Mu'tamid 'alä'Uähi«. Im Jahre 277 = 890 wurden auch in Pai"taw
Münzen geschlagen.^ Muqtadir prägte in Amid und Atropatene Geld.^
Im Jahre 248 = 862 , als also Asot bereits Fürst der Fürsten war, wurden
in Tiflis Kupfermünzen gepi'ägt.^ Aus allem diesem ist ersichtlich, daß die
Araber auch unter Asot in Armenien Geld geprägt haben , und daß das
arabische Münzwesen, sogar die Kupfermünze in Armenien eingeführt
war. Von Asot selbst aber besitzen wir kein Geldstück, aber wohl nur
durch Zufall nicht, da ja nach Maqrizi die Wälis, die Beherrscher größerer
^ Dieses Wort ist sicher ^y^\ zu lesen.
^ Vgl. über Ishäq Baläd. p. V • 1 , Y • ^ usw.
3 Lew. c. 37, S. 155.
* Von Asot selbst ist mir keine Münze bekannt. Nach Reiske soll La Croze
eine Münze mit armenischer und arabischer Inschrift geschildert haben (vgl. Briefe,
S. 196); wann und von wem diese Münze geprägt worden ist, weiß ich nicht.
Qazwini berichtet, daß man in Tiflis eine Art Dinar prägte, welcher syrische Schrift
und das Bild eines Götzen trug, und dieses Goldstück ein Mitqäl schwer war
(Kosm. p. r i A).
6 Cat. of Or. C. v.I, p. 121.
6 Cat. p. 130.
' Cat. v.I, p. 145.
8 BuU. de l'Acad. Imp. 1861, III, p. 123.
9*
1 32 Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
unabhängiger Provinzen, nach dem Tode Mutawakkils ihr Geld selbst
prägten. 1
Das Steuerwesen. Als Habib ben Maslamä im Jahre 642 in Ar-
menien einfiel, nahm er von den Bewohnern der eroberten Städte und
Länder Kopfsteuer und Steuern (^y-J^j *^ JrT ^^^ T^^J^'^ ^'^^ ^^^
Steuerarten unten). Nur der Batriq von Vaspowrakan, die Besitzer von
Mokk und Wajs = Vayoc-Jor gaben ihm Xaräg.^ Im ersten Vertrage der
Araber und Armenier im Jahre B52 sollen die Araber die Große der Steuer-
summe dem guten Willen der Armenier überlassen haben. ^ In den ersten
Jahren Mu'awijäs (662/63) bezahlten die Armenier schon 500 Dahekan
Steuern.* Ilisäm sandte einen besonderen Beamten namens Herd =; ^^r"^
zur Volkszählung, um die Steuern zu erhöhen, was auch geschah.^ Die
gefürchtete Kopfsteuer führten aber mit ganzer Strenge erst die Abbäsiden
ein. "Sie nahmen pro Kopf viele silberne Zowzes«® oder »Er (Jazid) führte
im Lande Kopfsteuer ein«.' Man teilte das ganze Land gleich unter der
Herrschaft der ersten Abbäsiden in Steuerkreise und setzte in jedem Bezirke
einen höheren Beamten ein, welchen Lewond »den Befehlshaber der Steuer-
oder »den Steuerfordernden« nennt.*^ Sie werden von den armenischen
Fürsten und von der Bevölkerung am meisten gehaßt und fallen bei einem
Aufstand zuerst zum Opfer. ^ Der schon oben erwähnte Sohn Owsads (Jazid)
trägt bei Lewond den Titel »Befehlshaber der Gerichtsbarkeit und des
Steueramtes« ^^ ^ ^niuifiubiuinuin n.iuiniUL.nnnL[<rniub hu ^lun/iiuujui'^uib^nL^
ß-hiub (die niederen Kreisinspektoren heißen = '^piujiulßuiinuip ^uip^uig.
^uifil^^uiu^ut'^uih^). Der Nachfolger des Jazid ben Usajd as-Sulami, Bakär ben
1 Maqrizi p. 33.
" Vgl. Baläd. X • ♦ . Natürlich hat Baläd. von der inneren Entwiekelung dieser
Provinzen keine Ahnung und nennt den Arcrovvnier hier Batriq von Vaspowrakan,
wie er in seiner Zeit genannt wurde.
3 Seb. c. 35, S. 138.
* Es ist kaum denkbar, daß diese beiden Angaben richtig sein können.
Dahekan = Dinar. Die Dinare von Harun und Männui haben nach E. Sachau ein
Gewicht von 4,22 g und enthahen etwa 4,12 g Feingold, das übrige ist Legierung.
"Soweit also der Feingoldgehalt von Dinar und Krone (Zehnmarkstück) in Frage kommt,
ist ungefähr IP 3 Mark = Dinar und ein Dirham = ^'12 Dinar = 97 Yß Pfennig« (nach
as -Säfü und Bugüri II, 308, 27; 218, 34—36, die ein Dinar = 12 Dirham setzen). Hier-
nach haben also nach unserer Goldwährung die Armenier jährlich 583373 Mark
Steuer bezahlt. Über die Geschichte dieser Münze vgl. H. Sauvaire, Materiaux [)our
servir ä Thistoii-e de la numismatique et de la meti-ologie niusulmanes (Journal
Asiat. 1882).
5 Lew. c. 17, S. 101.
c Ebenda c. 28, S. 127 ff.
-• Ebenda c. 29, S. 130; c. 34; Stef). As. 11, 4, S. 131; vgl. auch A.Müller,
Die Beherrscher der Gläubigen, Berlin 1882, S. 21.
8 Lew. c. 34, S. 138/39.
9 Ebenda ob. und c. 41, S. 167.
w Lew. c. 28, 128.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 133
Muslim al-'Uqajli = ^Ktu^iup npq.lt |] 'lu^t/ui^ \ führte auch für Theodosio-
polis und seine Umgegend die Kopfsteuer ein und stellte viele Geschäfts-
führer := ^npS^uiijuip = 'Ämil an.^ Der Historiker dieser Periode tewond
klagt bitter iiber die Steuerlast. Die Araber nahmen Kopfsteuer, Grund-
steuer und Besit/.steuer.^ Als unter dem Xalifa Mahmet-Mahadi = Mahdi
in Armenien Silberminen entdeckt wurden, wurden die Steuern noch mehr
erhöht; aber das Land war imstande sie zu bezahlen, sagt Lewond.* Am
weitesten ging ein gewisser Sowlayman, welcher »Fürst von Armenien«
wurde und durch seinen Schwiegersohn Ibn Dowke, einen griechischen Re-
negaten, von den Armeniern doppelt soviel Steuern forderte. »Er ließ
um den Hals jedes einzelnen bleierne Stempel hängen und verlangte für
jeden Stempel viel Zowzes."^ Durch Ibn Xaldüns Steuerkatalog steht fest,
daß Armenien mit 13000000 Dirhams = 12531666 Mark nach unserer
Goldwährung besteuert war und mußte an Rohmaterialien 20 Teppiche,
200 Maulesel und 30 Kisten Zucker geben. In der Reihe der anderen
36 Provinzen des arabischen Reiches Avar es ein mittelmäßig besteuertes
Land.^ Die Worte des Asot Arcrowni an 'Ala, den "Chiliarchen der Steuer«,
daß »er in einer von den Städten Armeniens bleiben solle, bis man ihm
die Steuer sende«'', bezeugen, daß seit dem Anfang des IX. Jahrhunderts
die Araber wiederum sich mit einer Pauschalsunune begnügten, die sie von
den armenischen Isxans für ihre Länder und die Bewohner derselben ein-
nahmen. Unter Asot sehen wir als »Aufseher = Verakacow der Steuer«
Abraham.** Auch die anderen »Feldherren« oder »Aufseher« sammelten
Steuern ein.^ In der ganzen arabischen Periode ist das Steuei'zentrum von
Armenien Dowin, wie dasjenige von Albanien = Arrän Barda'a und das-
jenige von Gurzän = Georgien Titlis ist.^° Nach Mas'i'idi bezahlten auch
Apxazen und die Xazirk bis Mutawakkil ihre Steuer dem Amir von Tillis.^'
Als König bekam Asot die Steuern aller dieser nördlichen Länder^\ be-
1 Ebenda c. 33, S. 1.36.
2 Ebenda c. 29 , S. 130.
3 Ebenda c. 33 , S. 135.
* Ebenda c. 37, S. 155.
5 Ebenda c. 41, S. 167.
ß tovmall, 6, 111.
■> Ebenda III, 11, 191.
8 Ebenda c. 18, S. 215 und c. 19, S. 218 ff.
9 Ebenda 19, 219. Jäqüt II, oA.
1" Die Steuerliste Ibn Xaldüns stellt den Steuerertrag der Jahre 158 — 170 H.
775 — 786 dar, wie es Kremer bewiesen hat (vgl. Kulturgesch. I, 267, Nr. 1).
Allerdings muß man nicht vergessen, daß gerade um diese Zeit die Araber von den
Armeniern hohe Kopfsteuer nahmen (s. die Übersetzung dieser Liste bei Hammer,
Die Länder\er\valtung unter dem Xalifate S. 39 ff.).
11 ^ji^\ JJ>^J w*-Ä!^ TTJy/^ ^1^1 ed. Meynard de Courteille, Taris
1863, t. II, 65 (vgb Jäqüt II, 6 A).
12 K. Yoh. c. 30, S. 182.
134 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
stimmt aber von Georgien und Egeracik, Gowgarü und Owti.^ Wieviel
Steuern Asot erhob und entrichtete, wissen wir nicht, und darum sind wir
wiederum auf Vergleiche angewiesen. Nach Qudämäs Steuerliste, die den
Steuerbetrag der Jahre 204 — 237 = 819 — 852 (?) darstellt, war Ar-
menien mit 4000000 Dirhams besteuert.^ Er rechnet allerdings sogar Tarün,
welches mit 100000 Dii-hams besteuert war, nicht zu Armenien, so daß,
wenn man auch die Provinz Arzan, die den Zuräräs gehörte, Mijäfäriqin
und Tarün als armenische Provinzen betrachte, die ganze Steuer von Ar-
menien 8200000 Dirhams, also mindestens 4000000 Dirhams weniger
gewesen sein würde, als am Ende des VIII. Jahrhunderts. Diese Berechnung
wird durch die Steuerliste Ibn Xurdädbihs ebenfalls bestätigt. Diese Liste
zählt die Steuerbeträge der Jahre 221 — 237 = 836 — 851 ; Armenien
ist hier mit 4000000 Dirhams besteuert.^ Er versteht unter Armenien
G'urzän, Arrän und das ganze Armenien. Besondere Provinzen sind Arzan
und Mijäfäriqin, und diese bezahlen 4200000 Dirhams Steuern, während
Tarün nur mit 100000 Dirhams belastet ist.* Hiernach wären also die
ganzen Steuern von Armenien, die letztgenannten Provinzen inbegriffen,
8200000. Also nach den arabischen Angaben war Arminijä in den Jahren
775 — 786 mit 13000000 und in den Jahren 819 — 852 oder 836 — 851
mit 4000000 bzw. 8200000 Dirhams besteuert. Wahrscheinhch blieb
es auch unter Asot so. Wir hören keine Klage über die schwere Last
der Steuer.
Steuer arten. Die ganzen von den Arabern aufgehobenen Steuern
kann man in zwei Klassen teilen: 1. <jj>- = tributum capitis^ = q-iJuiu^
'^uinL^ tfiunnui'^iunL Und 2. 7:\^ =i '>»"/'^ =^ tributum soll. 'Umar teilte
seine fremden Untertanen in drei Klassen ein: 1. die Großgrundbesitzer =
Dihqäns, die auf Pferden ritten und goldene Stempel hatten, mußten jährlich
pro Person 48 Dirham oder 4 Dinar bezahlen"; 2. die reichen Kaufleute
sollten pro Kopf jährlich 24 Dirham = 2 Dinar und 3. die übrigen jährlich
12 Dirham =; 1 Dinar Kopfsteuer beitragen. Diese Steuern wurden nur
von den ün reifen Alter befindlichen Männern erhoben. Unter Mu äwijä,
als man Armenien nicht für eine besondere Provinz, sondern nur für einen
Teil von Syrien oder Mesopotamien hielt ^, wurde diese Höhe der Kopf-
steuer beibehalten. Die Größe der Grundsteuer können wir annähernd auf
dem Wege der Analogie finden. 'Umar befahl, daß man für ein G'anb*
Weingarten 10 Dirham, für einen Garib Zuckerrohr 6 Dirham und für
1 Ebenda c. 29, 177.
2 Krenier, Kulturgeschichte I, 8.343. Das Werk ist nach 316 verfaßt.
3 Qud. p. r i n , VON (vgl. Ibn Xurdadbih p. N Y t = 95).
* Qudämä ob.
5 Vgl. Caussin de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabes III, p. 408.
« Balad. p. X V N ff. , Mäwardi p. T i o ff", ed. Enger.
^ Vgl. z. B.JA, III, p. \l^.
8 G'arib = *_^ y» = Cubitus, 400 Quadratmeter, 3600 Quadratellen.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 135
einen Garib Weizen 4 Dirhani und für einen Garib Gerste 2 Dirham erhebe.
Nach einer anderen Tradition bei Baladuri werden diese Angaben bestätigt
und noch hinzugefügt: »und für einen Garib Baumwolle 5 Dirham-'.^ Wollen
wir nicht vergessen, daß hier vom fruchtbaren Sawäd die Rede ist, das nach
der Messung Otmäns ben llunajf al-Ansäri 36000000 Garib groß war.
Mau muß auch in Betracht ziehen, daß man von den künstlich bewässerten
Gründen 5 Prozent und von denen, die nicht künstlich bewässert waren,
10 Prozent Steuer erhob. '^ Weiter nahm man unter 'Umar für jeden Garib
Fruchtbauni- und Palmengarten 10 Dirham^ Steuer.
Unter Mu'äwijä ei-hob man folgende Steuern: 1. Kopfsteuer; 2. Grund-
steuer; 3. Armentaxe (von den Mohammedanern); 4. Zehnte (von moham-
niedanischen Gründen); 5. Handels- und Warenzölle; 6. Naturallieferungen
(der unterworfenen Völker); 7. Tributleistungen der durch die Kapitulation
eroberten Länder und Städte; 8. ein Fünftel a) der Kriegsbeute, b) des
Ertrages der Minen und Bergwerke, c) des Meeresantriebes, d) Zoll der
fahrenden Ware der Muslimen, der Rajahs und der feindlichen Völker, die
des Handels halber nach mushmischem Gebiet kommen; 9. Lösegelder, die
ohne Abzug in den Staatsschatz fielen.* Von diesen Tributen wurden in
verschiedenen Ländern die Gehälter und Löhne der Beamten bezahlt und
verschiedene Dotationen gemacht. Das übrige wurde in das Staatsschatzhaus
=: JuJLII JUlI C^ »in das Schatzhaus der Muslimen.« abgeliefert. Das be-
deutet allerdings nicht , daß die Provinzialkassen leer blieben , sondern sie
haben zuweilen ganz große Summen , bis 19 Millionen Dirhams, Überschuß
enthalten. ° Mu'äwijä hat auch das Finanzwesen von der übrigen Verwaltung-
getrennt und die ersten r-l^^i »_-5>-l.ö = ^mp^uiuiui^ui^l^ =^ Steuereintreiber
ernannt. So waren die Steuerverhältnisse im großen und ganzen unter
den 'Umajjaden. Unter den !A.bbäsiden Avurden folgende Steuern erhoben:
1. Grundsteuer: a) nach Vermessung (As-Ll«), d. h. für jeden Garib mußte
man so und so viel bezahlen, b) nach dem Ertrage («U—li«), d.h. einen
bestimmten Prozent desselben bezw. eine bestimmte Summe, c) nach festem
Pachtvertrage ('Üsllo), d. h. große oder kleine Länder, Gaue, Distrikte usw.
wurden verschiedenen Personen geschenkt oder anvertraut, unter der Be-
dingung, daß sie entsprechende Sununen jährlich in die Staatskasse zahlten;
2. Vermögenssteuer; 3. Zehnte von den Schiffen; 4. ein Fünftel vom Ertrag
der Bergwerke und Weidegründe; 5. Kopfsteuer; 6. die Taxe des Münz-
hauses; 7. die Mautgelder; 8. die Taxen für Salzerzeugung und Benutzung
der Fischereien (von diesen wird noch unten die Rede sein) ; 9. Steuer für
die Benutzung der öffentlichen Plätze, Straßen, Märkte usw.; 10. die Steuer
1 Baläd. p. Y V ♦ .
2 Mäwardi p. Y ♦ 1 .
3 Vgl. diese Steuerliste mit derjenigen des 'AU vom persischen 'Iräq und Gabal.
Abulfidä I, p. 432. Länderverwaltung S. 78.
* Kremer, Kultuigesch. I, 161.
5 JA. IV, p. N N ♦, N AV, de Goeje, BVagm. bist. arab. I, p. 59.
136 TnoPDScniAN: Die inneren Zustünde von Armenien unter Asot I.
von den Mühlen und Fabriken; 11. Luxus- und Konsumsteuer.' Natürlich
waren diese Steuerarten im VIII. Jahrhundert von den Abbasiden auch in
Armenien eingeführt, aber durch fortdauernde Aufstände und Proteste der
armenischen Fürsten wurden sie schon im Anfang des IX. Jahriiunderts auf-
gehoben, und an ihre Stelle trat wiederum das Muqata'ä-Sj^stem, d. h. die
armenischen Fürsten begnügten sich mit der Bezahlung einer Pauschalsumme
an die Araber. Sie sind aber nicht gänzlich aus dem Lande verschwunden.
Wie wir später sehen werden, haben die armenischen Fürsten einige A"ten
dieser Steuern in ihrem Interesse beibehalten. Oben wurde erwähnt, daß
Ali ben Jahjä al- Armani den »Sak« von Armenien und »den ganzen könig-
lichen Bekar« Asot, dem Fürsten der Fürsten anvertraute. Was diese
Wörter eigentlich bei Kaf. Yohannes bedeuten, ist schwer zu sagen. So viel
ist nur sicher, daß er mit diesen Worten verschiedene Steuerarten be-
zeichnen will.^
F. Militärwesen unter Asot I.
Wie die gröiaten armenischen Isxanats mit verwandtschaftlichen Bander
Asot an sich gefesselt hatten, so sorgte er auch dafür, daß die höchsten
politischen vmd militärischen Posten von seinen nächsten Angehörigen besetzt
wurden. Die bagratidischen Fürsten von Taron hießen jetzt »Füi-sten von
Armenien = Y^^luiuL *niinij«.^ Als Asot König wurde, verlieh er seinen
Titel «Fürst d(n- Fürsten von Armenien = '^^^fuui^t ji^Juiuliuiyli ^"ijng'
seinem Sohn und Thronfolger Smbat.* So hat Asot auch den höclisten
militärischen Posten, das Amt eines »Sparapets = F'eldherrn von Armenien«,
seinem Bruder Abas anvertraut.'' Jeder Fürst war eigentlich der oberste
Feldherr seiner Armee, führte selbst die Truppen und hatte seine Offiziere
= Sepowhs und Befehlshaber, aber aui3er Asot I. hatte keiner von ilinen
einen Sparapet. Alle anderen Offiziere standen im Kampfe unter dent
Sparapet.
Das ganze armenische Heer war zuerst in Reiterei = Xfimi^nft^ und
Fußvolk := ^hutlinui^ eingeteilt. Diese letztei'en waren in erster Reihe
Großschildträger = ilui^iubuiLnfi^ '^/•uitrLiuf^uijf und Schwerbewaffnete
=; uuiuin.uin^'b^. Sie standen in jeder Schlacht in der ersten Reihe vor
allen Truppen und schützten sie wie eine eiserne bewegliche Mauer. Hinter
diesen verbargen sich die Infanteristen, die alle gepanzert waren imd in fol-
1 Krenier, Kulturgesch. S. 278.
^ Vgl. besonders c. 31, S. 203; hiervon nocii später; vgl. in diesem Sinne auch
bei Sebeos c. 35, S. 138.
3 Vgl. tovma m, 20, 220. 19, 218 usw.
* K. Yoh. c. 30, S. 181. Die arabische Form dieses Titels lautet A^\ j^\
= pers. (jl j^ ,>• = 'Ap;)^w t-jv äc;^^^«^ r= türk. Beklerbegi, welcher Titel bis heute
in der Türkei noch üblich ist.
^ K. Yoh. C.30, S. 182 usw. tovma Hl, 20, 222.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 137
gende Waffengattungen eingeteilt wurden: 1. Lanzenträger ^=:'lijiquilj^iuLnft^.
2. Bogenschützen = uiqlri^iiuLnp^; diese Schützen spielten im Kampfe gegen
die leindliclie Kavallerie in dieser Zeit dieselbe Rolle wie die heutigen Füsi-
liere. 3. Salar-gowndlt; diese sind entweder a) Solokämpier =^ uiuijiuft^
ilfttufbunIiuninfiLo, d. h. solche Krieger, die bis zum Handgemenge in Reserve
gehalten werden und während desselben in Einzelkänipfen sich auszeichnen,
oder b) solche SalarK, die zur Rekognoszierung und zum Überbringen der
Befehle imd sonstiger Nachrichten verwendet werden = uiuqmp^ unL[i^
^UnilLIUUlUQ, '
Wie die Reiter waren auch ihre Pferde schwer oder leicht geharnischt.
Die Schwerbewaffneten trugen Panzer =rr ^m^ = .3jj P-j^, welcher ans
folgenden Teilen bestand: 1. dem uuiquiuiufiut = Helm, Kopfbedeckung.
"2. dem piuauiuili = Armbinde, Armbedeckung, 3. dem qiubq.iuuiuib oder
tutu^uf^ui'liiu/i piapAfiß = Hüftenbedeckung ^ 4. den Schuhen. Ein schwer-
Ijewaffneter Soldat wie Asxef war vom Scheitel bis zur Sohle mit Eisen-
platten bedeckt und liatte nur ein Auge offen.' Es gab also auch Panzer-
hemden, die bei den Armeniern um diese Zeit aus Rücken und Brust be-
deckenden eisernen Platten bestanden = f3-filihuiiniu'^. lui^i^iuj^m'^. I^^ii^^iu^iuf^
Als Waffe hatten sie 1. den Schild --= .[ui^ull. ^ -j:>m =r hebr. ]?r- auf dem
Rücken. Die Form dieses Schildes war gewöhnlich kreisförmig, platt
oder erhaben, es kamen aber auch Ovalformen vor. Wie die großen Schilde
der Infanteristen waren auch die kleinen der Kavalleristen von Holz und
entweder mit dicken oder dünnen kupfernen oder eisernen Platten be-
schlagen udev mit dicken Tierhäuten und vielen eisernen Nägeln versehen.
Ein einfacher Schild kostete in der Zeit Mohammeds ein Dinar. Außer
dem Schild trugen die Kavalleristen 2. ein Schwert am Gürtel = untjihp^
unLf, 3. eine Lanze in der Hand. Wie die Araber unterschieden auch die
Armenier kurze und lange Lanzen. Während die letzteren aber mit dem
Wort ^ifiqiuli = Nizak lange Lanzen bezeichnen, bedeutete dagegen das
entsprechende Wort bei den Arabern* JljJ^ . bei G'auhari sogar ^J- , einen
kurzen Wurfspeer.* Diese W^nfte heißt bei den Armeniern Aste = m^^.
Berühmt waren bei den Arabei-n die sogenannten Xatti-, Samhari-, Rudini-,
Himjari- und Zaibi-Lanzen. Die Bogenschützen, die sowohl der Reiterei
wie auch dem Fußvolk angehören konnten, hatten 1. luqhq^^ Bogen
1 tovma m, 1,125.
2 K. Yoh. S. 390. Bei den Egeracik waren alle diese Panzerteile aus Eisen.
K. Yoh. c. 63, S. 402.
3 tovma in, 9, 174.
* Tahdlb alasmä' (s. Schwanzlose, Die Waffen der alten Araber, Leipzig 18B6,
S. 356).
5 Schwartzlose, S. 212; vgl. Wüstenfeld, Das Heerwesen, Kapitel ^jW*.li U
1 38 Thopdschian : Die inneren Zustände von Ai-menien unter Asot I.
= ^j9 = hebr. ni;;; und 2. Pfeile = 'hbm = *4— , JLJ (die persischen
^_juLi) in einem dazu bestimmten, vorn hängenden Sack = ^uiuiuin.h2^ =z
c->Li«. Mohammed empfahl besonders diese Schützen, mit Schwert und
Lanze versehen, gegen die Ungläubigen zu gebrauchen.^ Fast alle diese
Waffenträger hatten eiserne oder kupferne Gürtel und goldene und silberne
Schmucksachen. 2 Vom Gebrauch der Kriegswagen = Kafk = ^uin.^ =
Ka^^oyoi' = Charroi haben die Armenier keine Ahnung. Von sonstigen
Waffen werden noch verschiedene Arten Schwerter erwähnt: 1. tfuinp =
Wair oder W^akowr = ilui^nLp = pers. wohl »^ J , der ursprünglich länger
und breiter war als ein Dolch = ij-iu^njü; eine ähnliche Art des Schwertes
war auch Sakr =^ uiul^p , welches Wort die Mechitharisten zu Unrecht mit
dem persischen jyt>[^ identifizieren. Weiter erwähnt Tovma 2. Sowin =
Ttßvi'y}, (Tuvviov = Biwak, 3. iniuuimn r= Tapar = arab. JJs» = Beil, 4. ^i»-
^tu^iuli == arab. jy>^(?) = Streitkolben. ^
Wie die Reiter waren auch die Pferde der Schwerbewaff"neten völlig
mit Eisenplatten bedeckt. An Stelle der eisernen Bedeckung des Gesichts
= /rptrutu^tu^ hatten sie ^niOujo^iu^. Ihr Hals war mit einem ilqiuqpui^
= Halspanzer bedeckt, die Füße und Hüften mit quibq.iuu^iu^, die Seiten
mit luthfuigb q^'b , der Bauch mit Holzplatten. Ebenso war ihr Rücken
durch einen Panzer geschützt. Außerdem hatten sie als Schmuck kleine
Halsketten mit Glöckchen und auf der Stirn halbmondartige Schmucksachen.
Natürhch gebrauchte man bei der Bela gerung noch andere Waff"en,
d. h. Kriegsmaschinen. In erster Reihe kommen hier die Wurfmascliinen
in Betracht. Schon Habib ben Älaslamä al-Fihri machte während der Belage-
rung von Dowin vom ^ySs>x!^ = Mciyycti'ov, MayynvMa = Ballist = m/pui^uip
Gebrauch.* Außer den Steinen warfen oder schössen die Araber in die
belagerten Städte oder Festungen gläserne Instrumente oder Gefäße, die
mit einer Mischung von Naphtha und gemahlenem Schwefel gefüllt waren.*
1 Schwartzlose S. 39.
2 K. Yoh. c. 59, S. 379 — 390 ; vgl. über die byzantinische Bewaffnung um diese
Zeit M. Jahns, Handbuch der Geschichte des Kriegswesens, Leipzig 1880, S. 471 ff.
u. S. 496.
3 Vgl. tovma lU, 2, 131f. (vgl. K. Yoh. c. 50, S. 390).
* Baläd.Y ♦ ♦ (vgl. Lew. S. 131).
^ Vgl. Das Heerwesen der Mohammedaner und die arabische Übersetzung der
Taktik des Aelianus, Göttingen 1880 S. 13. Hier werden unter den Leichtbewaff-
neten besonders «jj^^UJlj j^'J^P'J <J\^\^\ = die Xoräsänier, die Misch-
krugschleuderer und die Naphthaschleuderer- erwähnt. Man füllte die dazu be-
stimmten Röhren oder Gefäße mit geschmolzenem Schwefel und brennender Naphtha
und schleuderte beides zu den Belagerten (s. S. 18 — 19). Vgl. auch Jahns, Geschichte
des Kriegswesens S. 521, und seinen Atlas, 1878, Nr. 35.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot 1. 139
Auf diese Weise bezweckten sie, entweder die belagerte .Stadt oder Festung
oder die Kleider der Kämpfenden in Brand zu stecken. Gegen diese an-
zündende Mischung brauchte man in Armenien ein feinhärenes Kleid (l^uiqj),
welches wie ein Stück Schwamm das Wasser einsaugte und den Betreffenden
gegen das Feuer schützte.' Ibn Atir sagt, daß die Byzantiner im Jahre
315 =; 928 bei der Belagerung der Stadt Dowin == Dabil folgende Maschinen
gebraucht hätten : 1. 01»^^= Schildkröte = ^^, 2. ,J-r>-lU =Balliste, Kata-
pulte = iLifpiu^iup, 3. jÜl ^jj ^j\^=z Feuerwurfgeschosse. Die Schild-
kröte brauchte man, um die Mauer zu unterminieren, und den Widder
= ^."^ => = auipmli, um die Wälle und Mauern einzurennen.
Die Armenier bauten ihre Festungen und Schlösser an natürlich be-
festigten Stellen, d. h. auf Felsen, die nach allen oder einigen Seiten senk-
recht abfielen , oder auf Berggipfeln , oder auf einer Höhe, die die Umgegend
völlig beherrschte. So sind z. B. die Festungen Kangowar, Sring, Jlmar,
Caxowk, Amiwk, Dariwnk, Bagaran usw., sogar Ostan und Van gebaut.
Die Feldfestungen sind dagegen wenig und unbedeutend. Solche Feldfestungen
haben fast immer dicke, hohe Mauern, auf denen iu bestimmten Entfernungen
hohe Türme emporragen. Um die Festungsmauern lief ein tiefer Graben.
Feldfestungen haben meistens die großen Städte, wie Dowin, Tiflis, Barkri,
Valarsapat usw. Sowohl Feld- wie auch Bergfestungen sind mit Wohn-
häusern, Vorratskammern und Waffenzimmern versehen.^ Gewöhnlich haben
sie einen unteren Stock ^ ^Ä^^^'iiiupit^/^ und einen oberen Stock = ^pLut^
plrpq..^ Hiernach ist die Taktik der Armenier leicht zu verstehen. Zuerst sei
gesagt, daß es außer der Einteilung des armenischen Heeres nach Stännnen
auch Dezimaleinteilungen des Heeres gab. K. Yoh. kennt 1. inutuLuMu^lnn =
*^f' = Gefreiter = Decurio ^= Ss>iaSccc<yrig =^ Befehlshaber von 10 Mann.
2. ihiAuiuilTin == 7r£i'Tv;xoi'7-«o')(jOs- ^ ^_äJ>- = Leutnant. 3. ^uipjii-ptuu^lTin =
SKaTovTcc^yYjq = Centurio = ^^A^i) . 4. ^uiqtupiumlrm =: Xi>.iuo%og = tribunus
militaris = Jto\5 = qopuiuihm = ^1 = Feldherr. Außer dieser Einteilung
kann man auch die Gliederung des Heeres nach den Regimentern = ymi^
= X»- oder Juis>»- oder *Jj3 = rwTccyuct, und Fahnen und sonstigen
Zeichen erkennen.* Wie die arabischen \ hatten auch die armenischen
Stämme wahrscheinhch ihre besonderen Fahnen — i^poi^= \\J\ — rY]us7oi>
und die Träger derselben hießen q-poiuti^ltp = a-y,iJ.£to(po §og =^ \\j-\ w^^.
1 Tovma 111,2, 131 f.
2 tovma in, 2, 137 (vgl. IV, 7, 294 f.).
' K. Yoh. c. 63, S. 397.
* tovma m, 125; 10, 180 usw.
^ Kremer, Kuhurgesch. II, 80.
140 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Jeder Gownd hatte wahrscheinlich 500 Soldaten. Noch größere Abteilungen
hießen Arajk = uiilui^.^
In einer Schlacht wurde das Heer nicht mehr wie in alter Zeit (vgl.
z. B. die Beschreibung der Schlacht der Vardaner im V. Jahrhundert bei
Elise usw.) in drei Teile geteilt^ in zwei Flügel und das Zentrum, sondern
in zwei Flügel = ß-liL.^ Es kam darum vor, daß die beiden Flügel völlig
voneinander getrennt kämpften und daß, während der eine den Feind be-
siegte und verfolgte, der andere geschlagen wurde, ohne etwas näheres von-
einander zu wissen.* Vor der Schlacht wurde gewöhnlich Messe zelebriert
oder feierlicher Gottesdienst abgehalten, und sogar wähi-end der Schlacht
gingen die Geistlichen mit Evangelium und Kreuz diu-ch die Reihen der
Kämpfer, um sie zu ermuntern und ihnen göttUchen Beistand zu verheißen.^
In der Schlacht selbst stellten die Armenier die Schwerbewaffneten
mit ihren großen Schildei'n voran, und hinter ihnen hauptsächlich die Bogen-
schützen und die Reiterei auf. Diese beiden hatten die ersteren gegen den
plötzlichen Überfall der feindlichen Reiterei zu verteidigen.® Diese Taktik
war besonders in) Kampfe gegen die Araber von großer Bedeutung, weil
dieselben meistens Reiter waren. Die Schlacht dauerte zuweilen den ganzen
Tag, zuweilen aber wurde sie in wenigen Stunden entschieden. Nach jedem
Siege wurde der Feind bis zur Dunkelheit oder bis übei- die Grenzen des
Landes verfolgt. Bei dieser Verfolgung erlitt der Besiegte die größten Ver-
luste. Das Lager der Feinde, ihre Pferde, Waffen, Panzer, Gelder, Kleider
und sonstige Habseligkeiten fielen dem Sieger zur Beute.' Am schlimmsten
ging es nach einer Niederlage dem Fußvolk, welches völlig der Wut der
1 tovnia ob. 111,4, 146.
^ Die Araber hielten dagegen die Dreiteilung aufrecht (vgl. Heerwcson S. 29 ff.)-
Allerdings wird das Heer in den von Aelianus entnommenen Teilen des «Heerwesens"
nach der Tiefe {Ba>o; Li»^^) in zwei Teile geteilt. Sogar beim Marschieren behielten
die Araber Zentrum , Vor- und Naehtrab (Heerwesen S. 44). Erst Merwän 11. hat
diese Taktik und Linicnforniationen aufgegeben und dafür die kleineren kompakten
-- ^ y,
Gruppierungen eingeführt (<^j:)^^==> ^ Cohors = Koopi;. Ibn Xaldün, Prolog.
II, 81, Geschichte 111, p. Wo, N '\o, JA. V, p.YIV).
3 Vgl. z. B. Tovma III, 4, 143. 131. 197 usw. Die Dreiteilung war auch noch
voriianden, so besonders um die Mitte des IX. Jahrhunderts bei den Arcrowniern.
Jeder Gownd bekam einen Kommandeur und einen Vizekonnnandeur, die ^^^lu^m^^^
heißen. Das Konnnando ruhte in der Hand des Befehlshabers, -welcher die Schlacht
leitete. Tovma II, 6, 112. Hier ist allerdings von govvnds und nicht fews
die Rede.
* tovma m, 13, 197.
5 Lewond, tovma 147—148, c. 4, III.
® Tovma oben.
' Ebenda DI, 4, 148, H, 7, 120; 6, 110. 113. Es passierte sehr oft, daß die
Fürsten große Geldsummen mit sich in den Kampf nahmen , um in allen Fällen die
Ausgaben ihrer Truppen decken zu können (tovma HI, 17, 213 mnHi if.tuLXnLß
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 141
feindlichen Reiterei preisgegeben war.' Nach den arabischen Kriegssitten
forderten die Araber vor der Schlacht die Feinde auf, entweder den Mohani-
medanisnuis anzunehmen oder Kopfsteuer zu bezahlen. Hatten die Feinde
l)eide Bedingungen verweigert, so verwüstete man ihr Land, schnitt die
Bäume ab ^ und vergiftete die Brunnen. Sie betrachteten alle Gefangenen als
Beute und verkauften sie.^ Besonders diejenigen, die schön von Angesicht
waren und den jMohammedanismus nicht annehmen wollten*, wurden teuer
verkauft.^
Im allgemeinen vermieden die Armenier sich in eine Feldschlacht ein-
zulassen, weil die Araber an Zalil größer Tmd Reiter waren. Das gebirgige
Terrain dagegen war für sie durch seine Festungen und sonstigen künstlichen
\''erschanzungen von großem Vorteil. Von diesem Standpunkte aus war das
befestigte Lager von Asot Arcrowni sehr interessant. Das war ein eiförnn'ges
Terrain zwischen zwei Hügeln und von allen Seiten mit großen Steinen und
Felsen umgeben.® Mit Wall und Graben versahen schon die Römer und
Perser ihre Lager." Bei den Arabern war es ebenso.^ Nach Ibn Xaldün^
gaben die Araber später diese Sitte auf, aber wie man aus Tactica sehen
kann, nicht immer'"; wahrscheinlich war auch diese Art der Befestigung
des Lagers schon vorher bei den Armeniern üblich. Das ganze Lager wurde
von einer Mauer aus groben , großen Steinen umgeben , zuweilen hatten diese
Mauern sogar Türme. '^ Ein solches Lager war auch durch Sj:)ione von
der Bewegung der Feinde unterrichtet und durch die Nachtwache vor Über-
rumpelung geschützt. '2 Wie wir schon im Anfang dieses Werkes bemerkt
haben, war ein Winterfeldzug nach Armenien für die Araber fast unmöglich.
Seit dem ersten \'ertrag der Armenier und Araber im Jahre 652 unter-
hielten die Armenier 15000 Reiter, und die Araber rechneten die Kosten
für die Ernährung und Besoldung derselben als die Steuer des Landes.'^
Später bekamen die armenischen Fürsten von den 'Umajjaden jährlich
100000 Dirhani für die Ausgaben des Heeres.'* Die Abbäsiden bezahlten
den Isxans keine Entschädigung und darum mußte jeder Naxarar seine
Truppen selbst ernähren. Die reicheren Satrapün = Isxanats hatten natürlich
1 Vgl. tovnia UI, 13, 196.
2 Qadüri, Analecta arabica, ed. E. F. C. Rosenniiiller, Lips. p. 1, p. 5, 2 — 3,
Mäwardi (p. IN, AN) p. A o ff.
3 Qadüri S. 5, tovma HI, 5, 152; 8, 168.
* Vgl. Mäwardi p. A N mit 1 \ .
6 K. Yoh. c. 25, S. 151 fF.
6 tovma m, 14, 215, noch ausführlicher 10, 180.
' de Goeje, Fragm. bist. arab. I, 194 und Ibn Tagribardi 1, 340.
8 Vgl. z. B. JA. IV, MV, V A ♦ , r r 0 usw.
9 Ibn Xaldün, Prolog. U, 83.
10 Leo VI, c. XVni, p. 119.
" tovma m, 10, 180 (vgl. Heerwesen S. 13).
12 Ebenda 4, 144—145, vgl. 20, 219.
13 Seb. c. 35, S. 138.
1* Das macht nach unserer Goldwährung ungefähr 87166 Mark 67 Pf.
142 Thopdschian: Die inneren Zustände von Amienien unter Asot I.
die Mittel, um eine zahlreichere Truppe zu unterhalten als die ärmeren.
Als Füi-st der Fürsten besaß Asot ein Heer von 40000 Soldaten^, wahr-
scheinlich ausgenommen diejenigen Reiter, die in jedem Gau zur Überwachung
oder zum Sicherheitsdienst belassen waren^, so daß er als König im günstigsten
Falle ungefähr 50000 Soldaten hätte aufbringen können. Im Kampfe so-
wie auch bei jeder militärischen Festlichkeit spielte die Musik um diese Zeit
eine wichtige Rolle.
Die von den Historikern erwähnten gewöhnlichsten Instrumente sind
1. i^n^ = Trompete, 2. p-JfinL.^ =z Trommel, Tambour^ 3. ^uip = liss
= Ijj^ = Cithara, 4. fbiup = )^aoi-I» =^ Citharista*, 5. lTq2_lii-p = Hörn,
6. unjibn = Pfeife, sifflet, 7. miui-An = Harfe.
Gr. Handel, Industrie und Landwirtschaft unter Asot I.
und Smbat I.
In einem Lande, in dem es nach Jäqüt 18000 kleine und große
Städte gab^ und welches von Natur aus solche geographische Lage besaß,
daß alle Kaufleute der umwohnenden Völker vom Süden nach Norden , vom
Osten nach Westen und umgekehrt es passiei-en mußten, blühte selbst-
verständlich Handel und Industrie, so daß, wenn sowohl in der Vergangenheit
als auch in der Gegenwart kleine und große armenische Kaufleute den
Neid des Fluropäers oder ihrer Nachbarvölker erregten , sie ihre Erfolge
hauptsächlich der geographischen Lage ihres Landes verdankten. In welchem
Grade Armenien vom handelspolitischen Standpunkte aus wichtig war,
zeigen auch die vielen Handels- oder Kriegsstraßen oder Wege = u^n^-
utuij = iy_y^, die im Lande nach allen Seiten hin Verzweigungen hatten.
So führte eine große Handelsstraße über Ämid oder Dijarbakr nach
Mijafäriqin und von hier dui'ch Arzan nach Bitlis. Etwas nördlich von
Bitlis und südlich von Datowan verzweigte sich diese Straße. Der eine
Weg führte südlich von Vansee nach Ostan = Wastan - Wän - Berkri und
heißt bei Tovma und K. Yohannes "^ Hol(cer)- oder Hols(er)- Weg. Der
zweite Weg und die Hauptstraße ging von Bitlis über Datowan nach Xlaf.
Von hier führte eine Straße über Apahownik oder Manazkert nach Qäli-
qalä und Trabizon, der zweite Weg von Xlaf über Arces - Bagrewand
nach Dowin oder Arces - Berkri - Xoy. Von Dowin oder Dabilaus ver-
1 Asolik n, 2, 110.
2 K. Yoh. c. 25, S. 151/52.
3 tovma m, 1, 125 f.
* Ebenda 10, 182; 2, 132.
"■' JäqutI, p.XVY. Nach Ibn al - Faqih lagen nur am Araxes UX)0 Städte
(vgl. auch die Sage bei Qazwini Kosmol. II, p.W V). Nach Kaf. Yohannes baute Asot L
viele Städte und Dörfer, (c. 29, S. 176).
6 tovma UI, 2, 127; 23, 237 (vgl. mit K. Yoh. c. 34, S. 219).
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 143
zweigten sich Wege nach allen Seiten hin. Nach Süden, nach Persien,
führte die gewöhnliche Handels- und Kriegsstraße über Naxijewan == Nax-
oavan = Nasawä-Naxuene-Marand-Maragä, oder von Marand über Ahär
nach Ardabil, oder von Nasawä über Xoy, Dilmän, Uvrmija nach Marägä
und Ganjak = Sähri Mijändab. Von Dowin = Dwin nach Norden führte
ein Weg über das Gebirge nach Tiflis , der andere über Kars nach Artanug
oder nach Theodosiopolis , der dritte nördlich von Sewansee nach Partaw-
Bajlaqän = Paytakaran nach Ardabil. Es ist notwendig vom militärischen
und handelspolitischen Standpunkte aus zu wissen, vi^ie schnell die Kauf-
leute oder ein Heer diese Wege zurücklegen konnten. Von Partaw =
Barda'a bis Ardabil über die Stationen Jünän-Bajlaiiän -Wartän-Balfäb-
Barzand waren es 50 Parasangen und die Stationen lagen 7 Parasangen^ von-
einander entfernt, außer Barzand und Artabil, welche Städte 15 Parasangen
auseinanderlagen.^ Von Barda'a über Sanikür nach Tiflis betrug die P^nt-
fernung 52 Parasangen =r: 5 Stationen.^ Von Bardaä nach Dowin über die
Stationen Qalaqätüs = X^uiqtu^^uimni-^ (9) -Matvis (13) - Davmis = Tauris
(12) - Kajlakün = Gelakowni (16) - Sizag'än (16) - Dabü (16) war 80 Para-
sangen weit.* Ein direkter Weg führte von Ardabil nach Ämid über fol-
gende Stationen: Marägä (40)^ - Urmijä (20) - Salmäs (2 Tagereisen) - Xuwäj =
Xoy (9) - Barkri (30) - Arg'is (2 Tagereisen)" - Xilät (3 Tagereisen) - Badlis
(3 Tagereisen)''- Arzan (1 Tagereise)^ - Majjäfäriqin (4 Tagereisen) und von
Majjäfäniqin - Amid (2 Tagereisen).
Von Marägä ging der Weg nach Dabil über- die Stationen Urmijä (30) -
Salmäs (14) - Xuwäj (7) - Nasawä (3 Tagereisen) - Dabil (4 Tagereisen).^
Leider werden die anderen Straßen von den arabischen Geographen
nicht so ausführlich beschrieben wie die obigen. Von allen .Städten
war der größte Stapelplatz der byzantinischen Waren die Stadt Taräbazundä.
Nach Mas'üdi wurden hier jährlich einige grosse Messen gehalten , imd bei
dieser Gelegenheit fanden sich hier nicht nur Zir kassier, sondern auch
viele musehnännische , byzantinische, armenische, georgische usw. Kaufleute
1 (l))7Tt_u-'^ oder "h^^ = ijiuMpuuifu = napaarayyYiQ ist ein persisches Wort
und bezeichnet eine Länge von 30 Stadien = ujuu^iupi^q^ oder 3750 Schritten (vgl.
Layard , Niniveh und Babylon S. 48). So lagen wohl diese Stationen eine Tagereise
weit auseinander oder umgekehrt 7 Parasangen konnte man durchschnittlich au einem
Tage zurücklegen.
2 Ista^ri N ^ r ; Ihn Hauqal Y o \ .
3 Ista^ri \\r; Ihn Hauqal V o N .
* Istaxri N 1 1 ; Ibn Hauqal t 6 \ .
^ Istax,n hat die Stationen Marägä - Däp^arraqän (2 Tagereisen) - Urmijä
(2 Tagereisen).
® Ista;^ri (eine Tagereise), Abü'lfida hat 2 Tagereisen, p. V ^ ♦ .
' Ebenda (eine Tagereise), Abü'lfida undMuqaddasi (3 Tagereisen) so auch'Idnsi.
8 Muqaddasi hat von Badlis bis Arzan 2 und von Arzan bis Majjäfäriqin
2 Tagereisen. Abü'lfida hat von Badlis - Majjäfäriqin 4 Tagereisen, p. f^».
9 Ista^rl p. \M. Ibn Hauqal Y 6 i. Abü'lfida, p. t^ ♦ (vgl. Ibn Xurdädbih
p. > X Y , Y N r. Kodäma Ibn Dja far p. 93 f.
144 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
ein.^ Nacli Istayri^ und Ibn Hauqal^ kamen nach dieser großen Hafen-
stadt Kaufleute von allen Gegenden des islamischen Reiches, nm dort ihre
Ware zu verkaufen und hauptsächlich die byzantinischen Brokate (^L-j)
und geblümten buntgefärbten schweren Seidenstoffe (j^_j') zu kaufen.
Der hohe Zoll, den die Byzantiner von dieser Stadt erhielten, ist ein sicherer
Beweis für den großen Umsatz.* Ein verhältnismäßig kleiner INIarkt,
speziell für die Kaukasiisvölker, war die berühmte Festung Artanug'.^ Hier
trafen die armenischen Kaufleute mit Georgiern, Elgern, Apxazen usw.
zusammen. Wie Artanug' füi- nordwestliche, so waren Barda'^a und Bäbu'l-
Abvväb für nordöstliche Völker die größten Handelsj)lätze. Besonders
Barda'a hatte einen Markt, welcher Kurkija genannt wurde, eine Parasange
lang war, und auf dem täglich die Leute mit ihren Waren handelten.'' In
Adarbajg'än waren die Städte Ardabil, Marägä und Raj die ersten und
größten Märkte.
Asot I. war es nicht gelungen mit den Byzantinern einen handels-
politischen Vertrag zu schließen. Smbat I. hat erst die Strebungen seines
Vaters verwirklicht imd mit Kaiser Leo, dem Armenier, einen Handels-
vertrag geschlossen. Als Afsin ihm wegen dieses Vertrages mit Krieg be-
drohte, beruhigte ihn Smbat mit der Erklärung, daß er dadurch nur den
Handel der Armenier und der Araber begünstigen wollte, und dieser auch
für die Araber eine Quelle des Reichtums sein würde. Wie aus diesem
Vertrage^, so ist auch aus der Aufzählung der fürstlichen Geschenke, die
unten folgen wird, deutlich zu ersehen, daß die Araber und die Armenier
von den Byzantinern hauptsächlich kostbare Stoffe oder Gewänder, goldene
und silberne Schmucksachen und Service bezogen.** Alle diese Waren
kamen gewöhnlich über Trapizon nach Theodosiopolis und von hier nach
Dowin. In Friedenszeiten waren die Wege ziemlich sicher, ol)wohl in ge-
birgigen Gegenden wie noch heute verschiedene Räubei-banden die Umgegend
öfters beunruhigten. Unsicher waren besonders die Gegenden von Vanand,
Gowgark und Outi, deren Bewohner Smbat völlig imterwarf und für die
Sicherheit des Landes die nötigen Vorkehrungen traf, so daß unter ihm vom
Räuberwesen keine Rede ist. Als Transportmittel brauchte man außer den
Maultieren, Eseln und Kamelen auch Wagen := ""i//_» deren Bau, wie es
1 Masudi U, 3.
2 Istaxri , P- N A A .
3 Ibn Hauqal , p. T i o .
* Const. Porpliyr. , De adm. imp. p. 207 f. , Heyd, Geschichte des Levante-
handels im Mittelalter, 1879. I, 52, Journ. of the Asiat. Soc. Bengal. v. XIV, 2, p. 526.
1844. De Freinery, Journ. As. S. IV, t. 14, 462 usw.
* Wakhoucht, Descript. Geographique de la Georgie, ed. Brosset p. 117. Die
armenischen Kaufleute drangen im Norden bis Casehak vor. Abou - el - Cassini p. 26.
^ I.sta;)(^i-i, p. NAT, Ibn Hauqal p. Y i N. Jäqüt, Qazwini usw. Jäqiit hat den
Namen des Marktes richtiger ^3 y^\ = arm. Kiwraki.
7 Kaf. Yoh. c. 31 , S. 201.
^ Vgl. besonders ebenda c. 40, S. 250.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 145
scheint, sicli von den heutigen in nichts unterschied. Charakteristisch sind dafür
die Worte Tovmas, daß sie »mit lauter Stimme ihre Ankunft predigten«.^
Auch die Schiffahrt hat (unter Gagik I.) auf dem Van-See und auf dem Sewan-
See unter Smbat und Asot einen Aufschwung genommen.^ Die Schiffahrt setzt
die Entwicklung der Tischlerei = '^ln-ubnuß^liLii voraus. Von den Instrumenten
derselben erwähnt Kafolikos Yohannes die Presse ^fiLuiuLiug duiirni^i^ und
Tovma Orken und Elecan.* Nach dem letzteren hatten die Tischler
noch viele andere Instrumente = '^jit-uhtul^^iuh ij.nii^ji^. Der Umstand, daß
Gagik I. für die Gebäude von Alfamar kolossale Massen von Eisen und
alle diese Tischler, Landwirte, Juweliere usw. eiserne Instrumente ge-
brauchten, weist auf die Entwicklung der Eisenindustrie hin. Bei den
armenischen Historikern finden leider die reichen Minen von Armenien nur
zweimal Erwähnung. Über Eisenbergwerke ist bei ihnen keine Notiz vor-
handen. Von den Arabern erwähnt erst G'auhari das Eisenbergwerk von
Qusäs in Armenien.^ Nach dem Namen dieses Bergwerks werden eine Art
der Schwerter Qusäsij genannt. Jäqüt bestätigt dieses Zeugnis von G'auhari.^
Von beiden Städten, die bis heute im Süden von Armenien den Namen
M'aden tragen, ist dieses Bergwerk wahrscheinlich mit Arlanä M'aden zu
identifizieren. Nach Jäqüt war auch die bekannte Festung Bälü im Norden
von Ailanä M'^aden mit ihrem Eisenbergwerk (Jü<A>-1 j-W«) berühmt."'
Wir haben schon erwähnt, daß am Ende des VIII. Jahrhunderts
in Armenien auch Silberminen entdeckt worden sind. Leider gibt Lewond
nicht genau an, wo diese Minen sich fanden. Sie waren wohl im Tale
von Corox-Acampsis, wo bis heute von den Türken ein Berg Gümüs-
Dal = Silberberg und eine Stadt Gümüs-Xane = Silberhaus genannt
wird. Diese Silberminen lagen wahrscheinlich im Gebiete der Bagratownier
bei Sper, weil sie gerade im Anfang des IX. Jahrhunderts so reich
waren , daß sie anderen Satrapien ihre Länder abkaufen konnten. Am reich-
1 tovma m, 29, 256; vgl. Kat. Yoh. c. 40, S. 251.
2 Pseudo- tovma IV, 7, 293 ff.; Kat. Yoh. 47, S. 287; 67, 444; besonders
tovma ni, 29, 257, hiervon noch unten.
3 Kaf. Yoh. c. 49, S. 300.
* tovma c. 29, S. 257; np^lrb, eine Art Säge? bnhguih wohl Ölspritze.
^ Schwartzlose : Die Waffen der alten Araber, S. 136.
" Jäqüt. geog. Wort. IV, p. ^ Y . Nach diesem Geographen liegt ein Ort
Qusäs im Gebiete der Bani Asad, die nach Wüstenfeld im Lande zwischen Basra
und Madinä wohnten (Reg. I, p. 87) und nach diesem Bergwerk heißt das Schwert
Qusäsi. Vielleicht ist der Widerspruch dadurch zu beseitigen, daß wir zwei Eisen-
bergwerke mit dem Namen Qusäs annehmen. Wahrscheinlicher ist es aber noch,
daß ein Teil der Bani Asad, wie viele andere Stämme, im Süden von Armenien
sich niedergelassen und den Betrieb des Bergwerks in seinen Händen hatte. Diese
Annahme wird auch dadurch bestärkt, daß Kusajn ben Hamdan im Süden von
Armenien mit Bani Asad in Streit geriet. 'Arib. p. > A.
■^ Jäqüt Lp. t A ♦, Über die Steuer derselben 2 72 — 2 Prozent vgl. Mäwardi
p. 341. Von verschiedenen Eisenarten waren besonders Stahl und y\ \xayvr\aLa Xi^og =
magnisijä.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. II. Abt. 10
1 46 Thopdschian : Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
liebsten aber waren in Armenien die Salzminen vorbanden. Darauf
deuten die Namen der Gaue AHovit = das Salztal, Daranali = Salz-
versteck, Alowe = salzig usw. bin. Naeb Ibn Hauqal gab es in der Nabe vom
Van-See = Xilat-See ^ Arg'i§-See^ Borax, das man naeb Mesopotamien,
Müsul, Raqqä, Harrän, Halab und naeb allen Grenzländern exportierte
und welcbes am meisten von den Bäckern gebraucbt wurde. Neben dieser
Borax- oder Salpetermine ((Jj_j>) fanden sieb Arsenik- (ft:J^jj') Bergwerke,
in denen man die beiden Arten desselben, das rote und gelbe, Orpiment
und Sandaracb, produzierte. Sowobl diese Salzarten vom Van- See wie
auch diejenigen vom Kapoyt-Cov = Kabüdän-See ^ Urmijä-See expor-
tierte man nach allen Gegenden , nach 'Iräq , Syrien , Agj'pten , und zwar mit
großem Erfolg.^ Alle diese Salzminen lagen aller Wahrscheinlichkeit nach
im Nordosten vom Van -See im Gau Aliovit oder Alovit. Zwischen Miis,
Manazkert = Maläzkird und Qäliqälä lag auch ein Ort, welcher bei Mu-
qaddasi den Namen ^y^ /j^ trägt und eine Station auf dem Wege Majjä-
färiqin - Mü§ (4 Tagereisen) - ^^ (.^) = Qinit = ^^J-S (?) (1 Tagereise) -
-kI^ /^ (1 Tagereise) -Colonia ist. Wenn diese Vermutung richtig ist, so
lag diese Station zwischen Apabownik und Mananali, welcher Gau dein
Namen nach auch reiche Salzminen haben mußte.^ Von Naphthaquellen
in Bäküh = Baku muß man hier absehen, weil dieselben im IX. bis
X. Jahrhundert außerhalb Armeniens sich befanden.* In Apahownik =
Bäg'unajs = Bäg'unis gab es auch Salz- oder Natronbergwerke.^
Weil die Armenier in ihrem Lande reiche Silberminen hatten, auch
das Gold ihnen nicht fehlte, fingen die armeniscben Juweliere oder Gold-
schmiede unter dem byzantinischen Einfluß an, eine ziemlich ausgebildete
Kunst zu entwickeln. Wir werden unten sehen, wie viele ihrer Produkte
vom Smbat fremden Königen und Herrschern verschenkt win-den. Sie be-
reiteten für die Fürsten und Könige Kronen, Schwerter, Dolche, Gürtel,
Ringe usw. und für die Kirchen Kreuze, Verzierungen der Evangelien,
Weihrauch- und sonstige Schmuckgefäße. Hier seien nur zwei Pracht-
exemplare der Goldai'beiterindustrie erwähnt, von denen eins ein goldener.
1 Vgl. ebenda IV, p. A ^ e .
2 Ibn Hauqal p. X i A .
3 Muqaddasi p. N o ♦ .
* Ibn Faqih al-Hamadäni erwähnt noch folgende Metalle, die in Armenien
gefunden worden sind: 1. Quecksilber (j^—' j), 2. (O)-^-^-*^ = Xalxav^oc = Kupfer
pCaXxoc), 3. jüaJJJ (pers. auch jüaiilä) = Schwefel, gelbes Vitriol, 4. oj~-Vl —
Blei (p. Y^V). Nach Jäqüt war auch tV^*" ^^ Harnaq ein Bergwerk in Armenien
(Jäqiit, Geogr. Wörterb. II, p. V i •\).
^ Jaqüt I, p. i**. Nach ihm gehörte diese Gegend den BanI ^ri*«. Die
Salzminen waren wohl in der Gegend von Aliovit, die Kupferminen (^j^^ j"^)
dagegen scheinen nördlich von Apahownik nach Mananali zu gelegen zu sein.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 147
mit farbigen Gläsern gezierter Gürtel das Werk der byzantinischen Gold-
schmiede ist. Das zweite ist das große silberne, mit eingesetzten Edelsteinen
geschmückte Kreuz von Varag und auch dasjenige von Ostan, beide von
armenischen Goldschmieden angefertigt. Diejenigen Industriezweige, in
welchen sich die Armenier seit alters her ganz besonders ausgezeichnet
hatten, waren Weberei, Färberei und Stickerei. Die farbigen seidenen
oder Sannnetgewänder, Vorhänge, Tischdecken und sonstige Dekorations-
stücke fanden im In- und Auslande großen Beifall. Die feinsten goldge-
stickten und farbigen Kleider wurden von den Frauen gewebt.^ Das
Zentrum der gesamten armenischen Industrie und der wichtigste und größte
Handelsplatz von Armenien war die Stadt Dowin.'^ Nach Tovma waren
die Bewohner dieser Stadt durch Handel überaus wohlhabend geworden.
Er klagt auch über ihre Sittenlosigkeit, welche die natürliche Folge des
Reichtums sein konnte.^ Die Färberei war mit Weberei und Stickerei un-
zertrennbar verbunden , darum werden wir im folgenden über alle drei
zusannnen sprechen. Nach Ibn Hauqal war Dowin in erster Reihe durch
die sogenannten Mar'izi = (Siy^\/* (Ziegen- oder feine Wolle) Kleider oder
Stoffe sehr berühmt. Auch die wollenen Decken, Polster, Matratzen usw.,
nach der armenischen Mode rot gefärbt, waren sehr beliebt.* Artasat,
einige Kilometer weit von Dowin am Araxes, war mit ihren Färbereien so
berühmt, daß Baläduri dieselbe y>^\ *^ ^ ■> ^^^ Stadt der roten Farbe,
nennt.^ Zur Färbung dieser Stoffe brauchte man eine Art Purpurwürmchen
(coccus polonicus), die am Ararat auf den Wurzeln einer kurzen harten
Grasart (dactylis litoralis) in Nestern lebten®, und die die arabischen Geo-
graphen mit den »Seidenwürmchen« vergleichen.'' Nach Ibn Faqih er-
schienen sie nur im Frühling.^ Die farbig geblümten schwer seidenen
Stoffe {jöy j\) waren denen der Byzantiner ganz ähnlich. Speziell ar-
menische Produkte waren dagegen die Kopftücher oder Kopfschale, die
Matratzen, die Kissen, Sessel oder Throne, Vorhänge und Schleier, Tep-
piche und allerhand Strickereien, die nach Ibn Hauqal in keinem Lande
ihresgleichen hatten. ** Die armenischen Teppiche galten auf dem Markt
um diese Zeit als die besten. Sie zierten in erster Reihe mit demjenigen
1 Kaf. Yoh. c. 43, S. 265.
2 Z. f. Arm. Ph. H, 2, 51f.
3 tovma in, 22, 230.
* Ibn Hauqal p. Vit; Ista;)(ri p. > A A .
6 Baläd I, p. r • ♦ (vgl. ZAP. 11, 1, 67, Nr. 1).
6 tazar Nrpeci, ed. Ven. 1793, S. 286; Panots Reise I, S. 106, ZAP.
II, 1, 52.
' Ibn Hauqal , p. T t o ; Istap^ri , p. > A A .
8 Ibn Faqih p. Y^V.
5 Ibn Hauqal p. Yto: Istax^rJ, p. NAA; vgl. Ja'qubl BGA. 7, p. tW,
die Teppiche von Nahräbän.
10*
148 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
von Tabaristän die königlichen und fürstlichen Paläste.* Berühmt war
auch das armenische Hosenband (^iAxT) , das in Salamäs für ein Vjis zehn
Dinar pro Stück verkauft wurde. Ebenso bekannt waren die schwarz-
seidenen Schleier, Turbane, Vorhänge usw., die auch in Majjäfariqin ge-
arbeitet wurden.^ Ista^ri erwähnt, daß man in Trapezunt von den By-
zantinern hauptsächlich r-l^.5 = q-tuuiui/^ (Kaf. Yoh. S.243) Q^fiinuilf^ = Brokat
und römische Kleider und Biizjün = geblümte seidene Stoffe kaufte.^ Nach
Ihn Faqih hatte man in Armenien außer Qirmiz auch Rubia tinctorum (S^).*
Diese hohe Entwickelung der armenischen Weberei, die Bearbeitung
der wollenen, leinenen und seidenen Stoffe, legen von der fortgeschrittenen
Kultur der armenischen Landwirtschaft ein gutes Zeugnis ab. Mit Acker-
bau, Fru(;htbaumgärtnerei, Viehzucht usw. beschäftigten sich nicht nur allein
Landleute oder Bauern, sondern auch die Bewohner der Städte.* Alle
arabischen Geogi-aphen preisen die fruchtbaren Umgebungen, die Gärten
und die Felder der armenischen Städte. Unter Smbat L waren der Acker-
bau und die Gärtnerei sehr empoi-geblüht. K. Yohannes beschreibt den
Wohlstand der Armenier unmittelbar nach dem Tode Afsins mit folgenden
Worten: »Sie haben Weingärten gepflanzt und die Wohlgeruchhallen der
Ölbäume und Gärten gebaut, sie haben Felder ohne Unkraut gepflügt und
hundertfache P^rüchte erzielt. Von der reichhchen Ernte wurden ihre Korn-
häuser überfüllt. Während der Weinlese wurden ihre Weinbottiche voll.«
Auch die Viehzucht nahm nach ihm um diese Zeit einen enormen Auf-
schwung. Die Herden von Klein- und Rindvieh vermehrten sich und be-
deckten die Weideplätze der Berge.® Die Armenier produzierten so viel
Getreide, besonders Weizen und Gerste, daß sie davon ihren Bedarf reich-
lich decken konnten. In verschiedenen Gegenden von Armenien wuchsen
fast alle Getreide- »nid Fruchtarten. Bis heute zählt man auf dem Felde
1 Vgl. besonders Arib p. i A ♦ (jUaL- ^J'^. Das war wahrscheinlich einer
von den langen Teppichen, die geradezu unter dem Namen Armani bekannt waren.
Es wurde schon oben erwähnt, daß es unter den Teppichen, die Jüsuf im Jahre 299
dem Muqtadir sandte, einen gab, dessen Länge und Breite 60 Ellen war (vgl.
Baetgen, Fragmente 81 = 138). Auch in der Reihe der Steuerartikel in natura
mußten die Armenier den Arabern jährlich 20 Teppiche geben (Ibn Xaldün bei
Kremer, Kulturgesch. I , S. 358).
2 Ibn Hauqal p. Y 1 1.
ä Istap^ri p. > A A ; vgl. Österreich. Zeitschr. für den Orient , VII. Jahrg.,
1831, S. 92 ff. Ibn Hauqal ob. erwähnt auch leinene Kleider (jlljJl k_jL-) und
byzantinische Gewänder {^^-^jj\ *^^ \). Es sei hier bemerkt, daß die in Ar-
menien, Adarbajg'än und Arräii gebrauchten leinenen Kleider und Stoffe hauptsäch-
lich aus Bäbu l Abwäb (Derband) bezogen wurden. Ista^ri p. \ M , Ibn Hauqal
p. Yl Y.
* Ibn Faqih p. Y^A.
5 Vgl. z. B. K. Yoh., c. 31, S. 202.
6 K. Yoh., c. 40, S. 250/1, vgl. c. 53, S. 326.
THOPDSCHrAN: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 149
Ararat 40 Weintraiibensorten, Ibn Faqih erwähnt von den Früchten be-
sonders ifipuib = jlj^j = Aprikose, Sah - Ballüt = Kastanie und Xalan^
(pers.), von deren Holz man Näpfe machte.^ Durch ihre fruchtbare Um-
gegend war besonders die Stadt Bai-da'a sehr berühmt. Vor allem Andaräb,
welcher Ort von Bardaä eine Parasange weit entfernt lag, war mit seinen
Gärten und Feldern , die sich im Umkreise einer Tagereise ausbreiteten,
sehr bekannt. Hier wuchsen die besten Sah - Ballüts und Bunduq = Hasel-
nuß (türk. fende(j(X), eine Art Frucht, die Rüqäl genannt wird, und dem
LubajivV ähnlich ist.^ Barda'a war berühmt auch durch Maulbeerbäume.
Hier wuchsen m großer Menge Seidenwürmchen,^ und darum war diese
Stadt das Zentrum der rohen Seidenfabrikation.* Ibn Faqih erwähnt noch
unter den Produkten von Armenien Mannu oder Tarang'abin := Mananay
({»rm.),^ eine Art Honigstaub, welcher bis heute in der Gegend von Mows
zu haben ist. Auch das Holz der Wälder von Armenien und besonders
der Nußbäume war für den Handel ein einträgliches Material. Nach
Ibn Faqih brachte man von den Bergen Adarbajgäns und Armeniens
Baumstämme, deren Umfang 20 Spannen groß war.® Nicht minder be-
gehrenswert war der armenische Honig. Die Bienenzucht wurde haupt-
sächlich auf dem Lande und besonders in den Klöstern getrieben. Die
Mönche jener Zeit waren nicht allein Seelenretter, sondern auch
Musterlandwirte. ^ Auch in der Pferdezucht suchten die Armenier seit
alters her ihresgleichen. Der Umstand, daß die Armenier den Arabern als
Steuer in natura jährlich 200 Pferde abliefern mußten, daß Smbat imd
Jüsuf dem Xalifa und den anderen Herrschern in erster Reihe Pferde
schenkten, beweist genügend die Hochschätzung der armenischen Pferde.
Nach Ibn Hauqal exportierte man von Sawaisan ^^ Zawazan und aus den
anderen Gegenden von Armenien und Arrän Maultiere und durch ihre edle
Rasse, Gesundheit und Ausdauer berühmte Pferde nach Xaräsän, 'Iräq und
Syrien.^ Wir haben schon erwähnt, daß dieselben Tiere auch zu Transport-
zwecken gebraucht wurden, wie Ochsen, Esel und Kamele. Die letzteren
sind in Armenien wohl von den Arabern zu diesem Behufe eingeführt
1 Ibn Faqih Y^A.
2 Ibn Hauqal Y 1 ♦ f. Diese Fruchtart ist mir unbekannt. Diese Worte
bedeuten auch eine Art berauschendes Getränk der Äthiopier aus Hirse. Als
Pflanze sind sie wohl mit Zizypha rubra Gilanensis zu identifizieren.
3 Auch in Apahownik wuchs eine Art Gras (C--X«), auf welchem Seiden-
würmchen lebten, und diese waren auch unter dem Namen ^^jVi r^ = das
armenische Seidenwürmchen bekannt (vgl. Jäqüt I, p. töo).
* Ibn Hauqal Y i N , Ibn Faqih Y ^ V , MuqaddasJ V V e , Istaxri N A Y , Jäqüt,
Qazwini usw.
5 I. Faq. Y '\ V .
« Ebenda p. N Y o .
■^ K. Yoh. c. 66 S. 424. Das Kloster von Gai-ni Ayri - Vank stand sicher nicht
einzig da.
* Ibn Hauq. p. Y t A.
150 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
worden. Auch mit wilden Tieren war das Armenien reichlich beschenkt, wie
wir es unten noch sehen werden; sie wurden von mutigen Jägern erlegt.
Mit den Fellen dieser wilden und denen der Haustiere wurde ein enormer
Pelzhandel getrieben. Es wurde schon oben erwähnt, das Gagik im Gau
Cowa^f-ot im Dorfe Getk ein Jagdhaus gebaut hatte. Dieses Jagdhaus lag
gegenüber Masis am Araxes. Nach Tovma war diese Gegend an Hirschen,.
Wildschweinen, Löwen und wilden Eseln äußerst reich. ^ Nach Ista%ri
hatte der Ararat = Härit = Masis viel Holz und Wild.^ Im vierten Jahr-
hundert trugen sogar Mönche Kleider von Pelz oder von verschiedenen
Tierfellen.^ Auch die armenischen Fürsten trugen kostbare Pelze. Der
berühmte Renegat, der Siwnier Vasak, trug nach Kise Samoyr = «mi/ny^.*
Nach Ihn Faqih gab es in Armenien katzenartige Tiere , deren Fell seiden-
weiche Haare hatte und gutes zartes Leder lieferte und das als Kleider-
artikel sehr gesucht und beliebt war. Solche fischreichen Müsse und Seen,
wie sie Armenien hatte, mußten auch den Fischexport besonders begünstigen.
Mit seinem Fischreichtum kommt in erster Reihe allerdings der Sewan - See
in Betracht. Die Forellen des Sewan -Sees, die den Namen Isxan (Fürst)
führen, können die verwöhntesten Feinschmecker l)efriedigen. Sie haben
schon ein prachtvolles goldglänzendes Äußeres. Die sogenannten Kolaks des-
selben Sees sind Salzfische und machen im Kaukasus den anderen der-
artigen Fischen Konkurrenz.* Nach meinem Wissen hat dieser See noch
1 1 verschiedene andere Arten von Fischen. In der Gegenwart verpachtet
die i'ussische Regierung die Fischereien. Merkwürdigerweise ist von diesem
wundervollen See weder bei den armenischen Historikern, noch bei den
arabischen Geographen die Rede. Dagegen ist dies vom Van - See =
Tospay Cov = TorTriTtg 7.tfxvri =^ Nairi-Meer der Fall, welcher aucii nach
den Städten Xilät, Arg'is oder der Insel Alfamar genannt wird. Durch
die Verpachtung der Fischereien desselben hatten schon Mohammed ihn
Marwän unter Abdu'l Malik und nach ihm sein Sohn Marwän ben Mo-
hammed großen Gewinn erzielt.® Auch Gagik I. von Vaspowraken hatte
denselben See zum Nutzen der Armen verpachtet.^ Sein Wasser ist so salzig.
1 tovma m, 29, 253 f.
2 Lstax^ri 191. Mordtmann verwechselt den Klein - Masis (Huwajrit) mit Bingöl
und Ala-DaL, Das Buch der Länder, S. 165, Ann. 165, Die Sehr. d. Ac. Harn.
* Hierüber habe ich in meiner «Die Anfange des aiinenischen Mönchtums-
ausführlich gesprochen. Siehe ZVVKG. 25, I.
* Elise, ed. Yen. 1832, S. 241, pers. ebenso ^^-L^ psl* '*JJ*J_y>-^ (vgl.
für diese vier Pelzarten Sah - nähme ed. Paris, S. 38; ed. Vuller S. 19 bei G. Jacob,
Der baltische Handel S. 50).
^ Ibn Faq. \\\ «VjU ^J^Vl (i^j) = peius lupi cervarii Vullers und Dozy.
W * 4. V ^ V 8. Gloss. in, sie waren den Jj^ = uuiifhjp und öjj^n t[uiJplT[i (?)
ähnlich; vgl. über verschiedene Tiere der ararat. Felder die bekannte Beschreibung
derselben bei Lazar Parpeci.
« Baläd. I, Y ♦ . , ibn Faq. Y ^ Y , JA. IV, rM.
' Ps. toviua IV, 6, 292.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 151
daß in ihm nicht einmal Frösche und Krebse leben können.^ Nur an den
Mündungen der östlichen Flüsse vom Van - See am Bendi - Mähi - su,
Kara - öaj und Xos - Ab fängt man bis heute eine kleine Art von Fischen,
die die Armenier miuiLbfii , die Araber ^ "^ nennen. Diese herings-
artigen Salzfische waren im Altertum ebenso verbreitet und beliebt wie in
der Gegenwart.^ Von diesen Fischen sagt Ibn llauqal, daß sie eine Spanne
groß waren, und daß man sie in Salz einlegte und nach Mesopotamien,
Raqqä, Müsul, llarran, Halab exportierte.^ Tafex ist heute als Salzfisch
im ganzen Armenien , Adarbajgän , Kaukasus und Kleinasien verbreitet,
während es der Kolak mehr im russischen Armenien und Kaukasus ist.
Nach diesen Seen kommen für den Fischfang die Flüsse Kura und
Araxes in Betracht. Diese lieiden sind durch die Fische Sowrmaliik,
Tirakan, Asubä bekannt.*
Ibn Faqih lobt besonders Sowrniahik ^= Sürmähis, die nach ihm fett, zart
und wohlschmeckend waren. ^ Diese Fische exportierte man nach'Iräq und Räj.^
1 Ibn Faq. \ ^ o , Jaqut II , i o A .
2 Die Annahme Mordtnianns, daß Tarex bei den Armeniern für alle Arten
gesalzener Fische gebraucht wird, ist nicht richtig. Die gesalzenen Kolaks z. B.
heißen niclit Tarex. Er hat wahrscheinlich das griechische Täci^^; in Betracht ge-
zogen. Das armenische Tarex leitet er auch von demselben Worte oder von Tapt;j^6uw
ab. Diese Annahme ist zweifellos richtig. (Das Buch der Länder S. 164 f. N. 160.)
Qazwini hält diesen See von Balinäs verzaubert. (II, f e Y .) Diese Sage wird auch
durch Mar Aba(s) Katina bei Movs. Xorenaci bestätigt, wonach als Samiram - Semi-
ramis von Zradast (Zara^ustra) und ihren Sohn Ninowas besiegt worden war, sie
vor ihnen flüchtete und wie die armenischen Sagen weiter erzählen, dürstete es sie
am Van - See und sie trank von seinem Wasser. Als die Verfolger sie erreichten,
warf sie ihr Halsband ins Meer, und darum sagt die Sage [jL/nti^ r* luJJipuiJiui
fi ^ntj^ (Movs. Xor. I, 18, 40 vgl. tovma I, 3, 26 mit IB, 18, 215).
3 Ibn Hauq. VIA, Ista;)(;ri \\ * , Ibn Faqih V ^ e , Jäqüt B , 1 o A , nach diesem
wurde Balinäs von Qubäd ^ Kawat (arm.) dem Großen nach Armenien geschickt und hat
den Van-See verzaubert. (V^-aJ» = TsXEo-fxa in der Volkssprache Tilisim (türk., arm.).
* Die Namen dieser Fische lauten bei Ibn Hauqal Yl N , c^L«j— ' ,j^\jj,
^oj-lf- (h. {^\jj, 0. ^j'lj.i, f. (j*^J-i)j ebenso bei Ista;;(ri ^l\, Jäqüt hat
ij'ujy^ und Ibn Faq. V^ 1. Qazwini hat wohl das Richtige -rzXXXjtj^ Kosm. II,
XtS (vgl. N. e. f. Ista;)^ri , p. NAf). Ich halte diese Form darum für richtiger, weil
sie im Armenischen »spitzer Halb- oder Viertelmond bedeutet und im Araxes gibt
es bis heute eine Art Fische, die besonders in der felsigen Gegend leben und mit
ihrer Gestalt an die Mondsichel erinnern (Mahik = Sichel vgl. Tovma IB, 2, 132).
Ebenso heißt die zweite Art bei Qazwini ^Ijj = m^^uü^uA, welches Wort »dem
Herrn gehörig« bedeutet und weil die armenischen Fürsten einfach »Ter« genannt
werden, würde dann dieser Name an «Isxan« (Fürst) Fische vom Sewan - See er-
innern. Bei Jäqüt kommt noch das Wort ^j-Slj-All = ^uÄi^iuy/j'if (?) vor.
6 Ibn Faqih p. Y^V. Die Beschreibung des Araxes s. bei Qazwini, Kos-
niogr. I, p. \S \.
6 Ibn Hauq. p. Y M .
152 Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I.
Was die kaufmännische Sprache anbetrifft, so herrschten in Adar-
bajgän und Armenien hauptsächhch Armenisch, Persisch und Arabisch vor;
die letztere Sprache verstanden nur Kaufleute ' und die Herrscher des
Landes. Im übrigen sprach man in Armenien Armenisch, ausgenommen
Dowin und Umgegend, wo auch das Arabische und Persische gebräuchlich
w^aren. In Partaw^ sprach man Albanisch.
Am Schlüsse dieses Kapitels erwähne ich die besten Produkte der
15 Provinzen der Armenia major, nach der Geographie des Movs. Xorenaci,
die bis jetzt in dieser Hinsicht unbenutzt geblieben ist.
1. Barjr-Hayk, die westliche Gegend von Armenien, wo die wStadt
Carana = Theodosiopolis liegt, und welche Gegend unter Asot 1. und Smbat I.
größtenteils in der Hand der Araber war, hatte viele Hirsche, nützliche
Vögel (besonders in der sumpfigen Gegend von Karin), Salz {uiqui im
Texte ist offenbar luqu), heiße Quellen bei Karin (vgl. auch Qazvvini,
Jäqüt-Qäliqalä) aufzuweisen.
2. Armenia IV, der südwestliche Teil von Armenien, in der großen
Biegung des Euphrates, besaß Hirsche, Vögel, Fische, Löwen und
Glas pjfi-plrq^ Diese Provinz stand auch unter der arabischen Herrschaft.
3. Arzanene = Aljnik, im Süden von Armenien, war Eigentum erst
der Bani Zuräiä = Zorahä = Zowrarek^, und nachher der Sajbäniden,
hatte Naphtha^, Eisen (vgl. oben Qusäs), Vögel (besonders die sog. Dez-
howks) und GHor (eine Art Pflanze, Gemüse).
4. Towrowberan, im Westen und im Norden von Vansee, hat Gazben
(Honig), Maskamirg, Haselnuß = mjtuuiui^ = ij-^), Naphtha, Eisen.
5. Mokk, im Süden von Vansee, besaß die Früchte Gahrsak und
Manragor, an wilden Tieren Leoparden mit buntem Pelz, an Vögeln
Rebhühner.
6. Korcayk, im Süden von Vansee, an der Grenze von Assyrien,
hatte Zaf-ik (eine Art Metall) und die Früchte Saganak =: Öäh-Ballüt
(ein Manuskript hat an dieser Stelle Sahndak, das ist der Same des Gangar
genannten Dornes).
7. Parskahayk liegt im Osten von Vaspowrakan, im Westen und
Norden Urmia-See, in ihm waren Hirsche, wilde Esel und Ziegen.
8. Die Produkte von Vaspowrakan werden merkwürdigerweise aus-
gelassen; daß diese Provinz nicht sehr fruchtbar war, sehen wir aus der
verhältnismäßig geringen Steuersumme, die die Arcrownier bezahlten. Die
Gegend von Van und Ostan ist allerdings sehr fruchtbar, die Weinberge
und Gärten, besondei's aber die Äpfel von Artamid sind in Armenien wohl
bekannt.
1 So heißen diese bei Pseudo-tovma. IV, 8, 297,
^ Vgl. von heutigen Reisebesehreibungen z. B. Rolirbach , Bagdadbahn.
* Für die armenischen Kaufleute war Raj der wichtigste Markt von Persien
(vgl. Ibn Faqih p. YV»). Sie standen auch direkt mit Bagdad in geschäftlicher Ver-
bindung (vgl. Ja'qübi, Kit. al-Buld. BGA. 7, p. Tf V usw.). Hierdurch waren sie ge-
zwungen, Arabisch zu lernen.
Thopdschian: Die inneren Zustände von Armenien unter Asot I. 153
9. Siwnik, im Süden von Sewansee, hat Mowrt, Ger er i und
Nowf-n (Früchte).
10. Arcax, im Osten von Siwnik, hat Karaxownk (Weihrauch).
11. Paytakaran = Bajlaqän, im Osten von Siwnik, hat viel Baum-
wolle und Gerste.
12. Owti, liegt zwischen Arcax und Kowr, hat Ölbaum, Rose
(wai^enkeni?) und den Vogel Katak.
13. Gowgark, im Westen von Owti, hat Analowf, Hacaracaf-,
Serkewil, Tosax (Pflanzen und Früchte).
14. Tayk, im Westen von Gowgark, hat Feige, Nowrn, Altor,
Serkewil, Ptlaxownk und = Nows, Mandel (Früchte).
15. Ayrarat liegt in der Mitte aller dieser Provinzen. Nach Pseudo-
Movses war diese Provinz die fruchtbarste von allen. Er lobt hauptsächlich
np^iub ^uipJliii = das Purpurwiirmchen , das an einem schilfartigen Gras lebte.'
Ps.-M. Xor. Geogr. S. 607—611.
154
Studien zur ältesten G-eschichtsüberlieferung
der Araber.
Von Eduard Sachau.
Ibn Saad äußert sich nur an einer einzigen Stelle seines großen Werkes,
soweit es mir zur Zeit bekannt ist, über die Quellen, aus denen er geschöpft
hat und deren Inhalt er in seinem eigenen Buche zusammengefaßt zu haben
behauptet, im Anfang des den Bedr- Kämpfern gewidmeten Teiles, also im
Anfang der eigentlichen Tabakät, der Schichten, Generationen oder
Gruppen der Männer, denen seine Zeit ihr Wissen vom Ursprung und
Werdegang des Islanis verdankte. Wir entbehi-en eine solche Mitteihmg in
der von Ibn Hisam besorgten Redaktion des Ibn Ishäk, während Wäkidi
seine Maghazi ebenfalls mit einer Quellenangabe eröffnet, hierin vielleicht
das Vorbild seines Schülers Ibn Saad. Von den sieben Abschnitten, in
denen Ibn Saad seiner \'orgänger gedenkt, behandelt
der erste Wäkidi und seine Gewähi-smänner,
der zweite die auf Abu Ma'sar,
der dritte und vierte die auf Muhammed Ibn Ishak,
der fünfte die auf Musa Ihn 'Ukba zurückgehende Überlieferung,
während
der sechste und siebente Abschnitt diejenigen Quellen nennt,
welche unserem Ibn Saad eigentümlich sind, aus denen er
direkt, nicht durch Vermittelung seiner ^'orgänge^ Ibn Ishäk,
Abu Ma'sar und Wäkidi geschöpft zu haben angibt.
Die Anordnung Ibn Saads nach chronologischen Gesichtspunkten
ändernd, beginnen wir unsere Untersuchung über die einzelnen Gewährs-
männerreihen mit dem fünften Abschnitt, mit der auf den ältesten Geschicht-
schreiber Müsä Ibn 'Ukba zurückgehenden Reihe.
I.
"^ ü; ^r (t 141)
; V^ ^. (f-^} ^. c^:»^^ (nach 160)
^j'lj\ J\ t> ■*^\ -^ er cU«-l (t 226).
Diese drei Männer, der erste und zweite Onkel und Neffe, sind im
allgemeinen bekannt (vgl. meine Schrift Das Berliner Fragment des Müsä
Ibn 'Ukba, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d.Wiss. von 1904, den 25. Februar
und Ibn Saad III, 1, Einleitung S. XX).
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 155
Über Ismcail Ihn Ibrahim gibt Dhahabi in der Handschrift der König-
lichen Bibliothek zu Berlin, Sprenger 271 Bl. 45'' folgende biographische
Notiz:
Eine nur wenig ausführlichere Notiz entnehme ich der Handschrift
des Britischen Museums Or. 3817, dem JUxJl ^llJ des Mukaddasi (s, Rieu,
Supplement S. 416) Bl. IQ'':
c$-*^ ä Ö^J^ -^ '^ c^JJ -^-" ^ OjIcJ ^ O-J Jj^ ^L'j (sic)^L.'j
über seinen Nachfolger in der Überhefeiting des von Müsa verfaßten
Geschichtswerkes, der gewöhnlich mit abgekürztem Namen als Isma'il Ibn
Abi 'üwais bezeichnet wird, vergleiche man den folgenden Artikel derselben
Handschrift des Britischen Museums Or. 3817, Bl. 25":
y\j ^\ cr_ *^L. cJ>-\ (j\ y^j ö^« ^_ <S ^ ^_ii=^ crij\ ü^ clr, J^f*—!
.jLil 0; ij-'i -V^J -V^l A^ jT U eU-lj eil A*-- ^L. "^ t>l ^_j\
^ <Sjj v^ er. ^j\ Cr, Sr^-^h iS^^\ ^^^j ör. j^J^ -^ a -^^j
j^lj JUJl iJjlil t>_ jtj <:p jJ-1 ^ ^j^\ ^SJJJ ^J^\ iSJJJ
<«L-,1 j,\ i> Ai^ ^^ ojli-lj (^j_^l j'_^:^ ä (j~^b ^iü^ er. cU-- t>.
(^jUVl Jix^l ä J jW.j l$-a)J1 ^4^1 ä ffj}j i'Oc^'^Vl o^^ er. ^j-V*-^
1 Tochter des Sa'd Ibn Abi Wakkas, welche behauptete noch sechs von
Muhanimeds Frauen gekannt zu haben (vgl. Ibn Saad VIII, 342).
156 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
J.oi*_wl ^j ^^ ^\y .i J*\j ^^ c/^J L$-^J\^lj ifL--a)l ^^ (j- -A^j
^^ C-^ U^ Jl äj J\3J ^^ J^J J-^'^ ^ j^'^J'J J^ c^j\-^l
c^\s^\ ^ ji^ JlÄ» «Ct jl cJL- j^Ji -J-^ Jls \>^ jf ;y \J^ 3 ^^y. J^
*4>::fL.j ^^^j ;»w Jlij c— «ü.- oL. .„i-*^
über denselben Uberlieferer gibt Dhaliabi in Sprenger 271 B1.48''
folgende Notiz:
Ax <:.lj aJ-1 -Lt JsT jl aJ-1j C.11L. aIU- jt J-^1 *ül -*^ ^j»! ^/^v-^V^
jbjj e>. ^*^J ^ ^ f-^^ y^J jyL^lll 3'_j«)l A^j J>\-_ j-^ jUJ-j awI
VJ (>* J^^3 J>^. t> jLl- ^i^j ^It «jI:. V sj^\j- aJU- jc (5JJ
über seinen Vater Abu 'üwais entnehme ich folgende Notiz dem
Werke Mizzis in der Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin,
Landberg 39 Bl. 265^
So lehrreich diese Notizen der späten Sammler für die Beurteilung
der Stelle des einzelnen Gelehrten in der Überlieferung zwischen Lehrern
und Schülern auch sind, geben sie doch nur wenig Aufklärung über seine
allgemeinen Lebensverhältnisse. Diese beiden Ismä'ile, sowohl der Bruder-
' Einen Auszug hieraus s. auch in Dhahabis Jlo-^l -^' j_| Jl-^Vl ij\j^
(ed. Luknow 1884. 4°) Bd.I, 88.
Sachau: Studien zur ältestpii Geschichtsüberlieferung der Araber. 157
söhn des Müsa wie der Schwestersohn des großen Mähk Ihn Anas waren
gebürtig aus Medina und haben zweifelsohne dort ihre Kenntnisse erworben;
ob sie aber dort geblieben und gestorben, oder ob sie nach Babylonien aus-
gewandert und hier ihre Lehrtätigkeit ausgeübt haben, ferner ob Ibn Saad
in Medina oder in Bagdad zu den Füßen des Isma il Ibn Abi 'Uwais ge-
sessen, ist aus den mir zu Gebote stehenden Quellen nicht ersichtUch.^
Beachtenswert ist, daß die Überlieferung, welcher Ibn Saad seine Kenntnis
von Musäs Geschichtswerk verdankte, dieselbe ist, der eine Damascener
Handschrift des XIV. Jahrhunderts einige Auszüge aus demselben Werke ent-
nommen hat (s. Das Berliner Fragment des Müsa a, a. 0. S. 1 und 5
des Separatabdrucks).
IIa.
JU^I J-^ X^ (t 151)
e5-^ ü>\ Ü, JJJ^ (t "m 181—1911')
^JL\ Xj ä fJJ (t ui" 211-2211')
Über diese Reihe verweise ich auf das in meiner Einleitung zu Ibn
Saad III, I, S. XXV sowie in den Anmerkungen S. 3 Gesagte. Beide
Männer, Harun undRu'aim, scheinen in der biographischen Literatur wenig
Beachtung gefunden zu haben. Mizzi (Handschrift Landberg 39 Bl. 3*^)
sagt über den ersteren folgendes:
(j ^\ xs- jli\j y>j (JU--^ (j -x^ ^l^tyLdl ,3-jlp iJ\ fj^ jjjU
^^>- ct^ dlUi Aj^j ij^ ^\ cy^ rVj 4!U> ^\ cf_ o^-l if- iS3J jjj^
ll-A^j jUl j 1-^lj t-.A^ J^\ 4) t^JJ -:> Ci^\ O^' j j^^ j\ o}'^
In einer kurzen Notiz bei Dhahabi, Jl-ü^Vl O^yf il» 542 findet
sich folgendes Urteil Buchäris:
Kürzere Notizen , die aber nichts Neues bringen , finden sich bei Dha-
habi, Sprenger 274 BL75^ und Safi-Aldin Aransäri (Bulaker Druck 1301)
S. 407, Ibn Hagar (Takrib, Delhi 1320) rechnet unseren Harun zu der
achten Generation^ d. i. zu den Zeitgenossen des SuQan Ibn'Ujaina (-[- 198).
1 Dhahabi, -kU>i 'oj-^ ed. Haidarabad I, 375 bezeichnet den Ismail Ibn
Abi 'üwais emphatisch als O-dl o-^ , nimmt also wohl an, daß er in Medina
doziert hat.
2 Die Verteilung der Überlieferer über zehn Generationen tahaha s. bei Dha-
habi, <^_Ä4l!l JUj J^^, Handschrift der Königlichen Bibliothek, Sprenger 275.
158 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferang der Araber.
Vermutungsweise möchte ich sein Todesjahr zwischen 181 — 191 ansetzen.
Gern würde man erfahren, wo und zu welcher Zeit dieser Harun dem
Muhammed Ihn Ishäk als sein Schreiber nahegestanden hat, aber sowohl
über ihn selbst wie über seinen Sohn Abdallah Ibn Härün versagen meine
Quellen vollständig.
Ru'aim Ibn Jazid, der als Uberlieferer von Ibn Saad in seiner Bio-
graphie Muhammeds mehrfach erwähnt wird, ist mir anderweitig nicht be-
gegnet. Er dürfte etwa zwischen 211 — 221 gestorben sein.
IIb.
JU^I ^_ ^ (f 151)
-W. J ^\j\ (t 183)
^y\ J; xf J^ A5-1 (f 228)
Ibrahim Ibn SaVl ist den Biographen wohlbekannt, ein Mann vor-
nehmster Abstammung, Urenkel von Abderrahman Ibn Auf, dem Freunde
des Propheten und Omars. Wie so viele seiner Zeitgenossen ist er in
Medina geboren und aufgewachsen , dann aber von der Sonne des Abbe-
sidenglücks angezogen nach Bagdad ausgewandert, hat dort gewirkt und
ist dort gestorben.
Die Biographen Ibn Ishäks erwähnen ihn (s. Wüstenfelds Ausgabe II
S. IX, X, XIV, XV). Die Beziehungen zwischen beiden Männern waren
alten Datums. Als Ibn Ishak frühzeitig Medina verlassen hatte, setzte dort
von allen Gelehrten nur ein einziger seine Überlieferung fort, unser Ibrahim
Ibn Sa d.
Der folgende Artikel findet sich bei Mukaddasi, Sprenger 270 Bl. 418^.
^j^-}\ (B1.419^) J^t J^ j^Ji Aj^ CJ, ^\j\ C, -^ C\ ^\j\
'^\j (j SA^j -^<^. -^J^^ '"JT' ^. C^.-^^ ^. "-^^^ "^-^ ^^. ^. (i^**^^
J^\j -w- ^j^ ^\!lj -*^b ^yji_ o\i.\j "^J^ ij^ fj^J\ -^J '^ ^ (SJJ
J>^^1 jy- Cy, ^^\ ^3 f ^T c\ J-j ^\3 c^'y-'l ^jb ^\3 ^J\
Juä^lj x}>-\ (j Jpj ^lä)l (j- pJLU j^\ _j)lj Ojlj-H -^^ Ö -U-Jl -A^j
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 159
^.Ij ^j -^1 J\ä *(^jf j j^i i^r c>. ^^J J^^ Jl-V ^J-? ^^
J\s V ois L. A«j 'U^ (419^') sl)^ V A«-. ^^ ^\j\ ^Jss^ ^ <1S' ^ j'^
>t^.-^\ (i *^^^ ^JJ ^^-vi-1 ^^-^'^' j^-*-- ä^ J^J ^^ (^^/^ «^-'•^^ "^
^>:*_^1 j^\ jjjW) J^l ^. ^^ Jjj *-^jj a!^j y» Wj^ ^^-^. f-^j
j^ y> J^A£^ Jl5j t>:]| ^_;l ^IL j J9JJ ^'Uj t>'^J ^' ^ W; oUj
Hiermit ist der Artikel Dhahabis in Sprenger 271 Bl. 27^ zu ver-
gleichen:
vJ ü^ f^^vi -^ij ^\^\ d*,y (J-^^ c}'^^ -j'J M -^^ t> (^-^.^
Ü ^-^\3 {■)ü'jj J^Jj'l J-*-^ ä ^^3 (3^. ü, d^J c5^b ^-^-J
^^ Jl Cf, cr^ j\^\ Ö-J jp^3^J jVjaII ^\ o -^J (28^) oV^
^j"! J Jli (5j^Jl JÜ l^j^^j t>»* ab -^^^ "^'J V^J -^»-- t> il^b
<l^_-^o- ^\ j'^ '^»— ' jj^ ^ ^J^'-c-'i c/^ (j^ -^»--' Cj ffj\ -^ j° *J^ o}
'J^ ^. '"^^'^ J^ ^^^' ^^ ^^ <^J-9 ^ VJ l/- '^'^ tJl^ <i ^^ (^V^
ÄfUj jU* Äi^ -\!j oj£- Jlsj jI-w, JUl c-^ Jj .jjb _5» 1 Jlsj (ji'-*^ '^"^
^^ Äl^ oL« <^L?"j -**--. J-l J^ >L^ y^j <CU **>*- <I^ OaTI (iiy-j^i (j öj^^J
s/i-l ,_jJ-l JÜ 4>;l:j ^jl O ol« »j;^J (sie) jy t> -*t^ J^J ^"^^J ü^"^-^
Diesen Artikeln gegenüber ist derjenige in Dhahabis JsLä-^-l öy jj* I,
229 entbehrlich (vgl. auch Wüstenfeld, Liber classiuni viroruni W, 9, S. 55
und Ibn Kutaiba, Maärif S. 123, 5—7; Anekdotenhaftes über ihn in dem
Auszug aus dem Ta'rich Baghdäd des Ahmed Ihn Ali Alchatib Albaghdadi
(f 463) in der Handschrift Petermann 263''+'' Bl. 40^).
Nach Buchäri {^J^\ fj^, Sprenger 491 Bl. 178") soll er 73 Jahre
alt geworden sein. Ibrahim Ibn Sa'd ist der einzige Überlieferer des Ibn
160 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Ishäk unter seinen Zeitgenossen, der dem Fibrist (92, 30) bekannt war.
Daß Ibn Saad sich seiner Redaktion neben derjenigen des Harun Ibn Abi 'Isä
bediente, habe ich bereits in der Einleitung zu III, I S. XXV angegeben.
Über denjenigen, der die Redaktion des Ibrahim Ibn Sa'd fortsetzte,
den nur zwei Jahre vor Ibn Saad gestorbenen Ahmed Ibn Muhammed Ibn
Ajjüb, geben die Biographiensammlungen reichliche Auskunft. Mukaddasi,
Sprenger 270 Bl. Sgö**:
<^ (ji t> J^ y}-5 J='=^^ ü'. o^J cV^ ä -*^\ er. -^^ -^3 -iJ^-i ^.^
j^ ^} <jC ^_> ^^, J\5J la» Ö^JÜl »Ää> ^t*-~ U ^l-O Jläs jfV». J'^
<;ij A,u- jj_ ^j\ (Ms. (j-) jx A^U» öf_ ^^ (j; c.^-2^^ (^ U*^-- ^'^ ^.^ J^
l9 ^L^ ^_ A2-\j j,_a11 j Jt Ajt ^11.. j 1^^=^=.^ (396'')J._ jl^^Jll y^
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\Ä* ^ jl^« «ui)' 4!j Jt VI -**- J-, ^j\ AJ^_ ij /^^ > a! r^' j*^
A>3-\ j^"i j^_ e.^'ij-'i ä 3^"^^ o»*-j -w- o-^ ^j'i ü". »-j^. <y r^^'^
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s^l > ^,1 Ini -^1 Jt lj-1^ U "^^ l J^j cTl J^j > J\ My
l^Ko,.»^ l^^l \^\j "^ J_*i'l lÄ* Ji;_A 1j:aj 4;a*j-^ Uly ^^1 j^ 'J\ S*^,
«r^ j^f- u-^-U-l Jls (396'') l^*^ jAi )j ^J^\ ^^^ ^i>t-j' ^lC jl jl^
t^S^. ->'^. f-? "*^^ t>. ff'j) if ^ (^-? Ai.i:~Jl ^5«t^ ^J^l t>l jyo_ jl
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 161
^Uail! IsGj j^Jl^ ^ J^J jJ-\ ^_J^j\ Jli J\9 itl -Üllj [^L^ ^J\
As (iloj- (j- (_^ (j- ^Uail! ^_-IA)_ IsljJ jb -Ajw ^j-^ -^ JlSs «^5^ l^-JA)
^ O JS^j Jtj -U-\ Ufr ^\ \Ju -L^ t> A3-lj UajJ i^AP (397") (jl
Dieser ausführliche Artikel macht die Angaben Dhahabis, Sprenger 271
Bl. 17% entbehrlich. Unser Ahmed war nicht, wie Ibrahim Ibn Sa'd, ein
vornehmer Mann, sondern ein Schreiber, der vermutlich von seiner Feder
lebte. Er hat für einen Barmekiden das Werk des Ibn Ishäk aus der
Handschrift des Ibrahim Ibn Sa'd abgeschrieben , und die Frage , über welche
die arabischen Gelehrten sich streiten, ob Ibrahim selbst ihm sein Exemplar
vorgelesen , ob Ibrahim selbst die von Ahmed angefertigte Abschrift korri-
giert, oder ob Ahmed weiter nichts getan habe als lediglich die Handschrift
Ibrahims abzuschreiben , ist für uns von geringem Belang. Auf alle Fälle hat
er sich durch seine Abschrift ein Verdienst um die Erhaltung der Maghäzi
erworben.
III.
^ ^J*. y\ (t 170)
fl^ ö, <yr^\ (t213)
Über Alhusain Ibn Bahräm, der dem Ibn Saad die Kenntnis das von Abu
Ma'sar verfaßten Geschichtswerkes (s. Einleitung zu Ibn Saad III, 1, S. XXV)
vermittelte, gibt Dhahabi, Sprenger 271 Bl. 119^ die folgende Auskunft:
y\j (>** ü'}j -^^^ '^j ^»i^j f JW ä j,j^3 j^-? 6^\j^\d ^'-^ ij\
ajlj -u^ ^\ <i_j Jii^j l9J^\ J-^\ U, i}^^\j ^JJ-^\ ü"^-^ ^^
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. U. Abt. 11
162 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Ähnlich auch Dhahabi in der JsUJ-i ö^Jö" (ed. Haidarabad) I, 372.
nur mit der Differenz, daß unter seinen Lehrern auch J^^a^ (j' -X^ Juli- ^ \
und unter seinen Schülern auch noch (J^^i <^j\ und JJ>- aufgeführt
werden, während (SJr^\ ,y^\ ü (3^^^^ ausgelassen ist.
Ibn Hagar, Takrib (Delhi 1320) S. 41 :
Einige Verschiedenheiten in dem Verzeichnis der Lehrer und Schüler
weist die Notiz Dhahabis bei Wüstenfeld, Liber classium virorum VII, 55
(S. 83) auf. Dieser Überlieferer oder seine Familie stammte aus ':i_$j\ J^ ,
kontrahiert ijj*. Die richtige Form seiner Nisbe ist daher t^ij^i, nicht
(^jj^l, wie in manchen Handschriften und Ausgaben geschrieben ist.
Über Abu Ma'sar geben wir die beiden Artikel von Mukaddasi und
Dhahabi.
Mukaddasi in Landberg 35 Bl. 141*:
2 I^V V^ j^j ^_-^i ^^r L^W^l ^^^\ ö^J\ ^ ü ^
jjUt-lj (^Od^jll ^ (j-^ Ai=-j jCi- j)ij ^ _j»lj (^J (^-? j^-'^ t>.
JaI (J^. p^ -^J t^-Uiil Jlj jlTJl <j; j6C (j AJ^j pUJl 0; ^^-.^ <j;
AIP ,^1 ijL ^v jl CrJ JlSj ÜisU L5'^.^ _j,_1 j^^ _j.J Jl5j <^3Ull
^ Fehler für jyaU C^ t5^>* fi-
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 163
Js j- iSJp^ ^ Jbjil <^ c^jj <^^-*^ Ä.li5" j -u i^y ^_jW1 <x
^\ 'J^ Jls jl (3^'^ j~^ jl t> -*^ ö'; c>~^l ^ ^^1 J15j tSj^l ^j
^ cJt- Ul J[ü\ -Ui Jl5j iJü ^ jL-Vl («^ V -»lÖ ^j-L^ ji^JUs
Dhahabi in Sprenger 274 61.76"— 77".
Ul^ ji^p-U ^ J_j^ JaII ^J*« y\ ^XJ\ J3-J\ -LP (> ^
^Lsj e&Vj J>^ Ol (^J^ ^1 O^-^ls J^J C^^ls Cjji^ jj. ^ °\^/*^
*c5j^^ 4-*'^ c^J ''^^ \s 4j'JU/1 (^L
j-tj ^J-jJi j ._LJ.i ^_ -L^ js. iSJJj oU- ä ^L.1 M (^ b
-'^ t>. ^5"^-? (2;^^'-? L^-^S^^ V^<^. "^^-^^ er:* <^. "^^^-^ c^j:^^ -4*--
O; c>4!l 4:cj ^"Üsj oj^ jj-^ ^LiAj öj-^c^ c:^ J>* ^*J o.b j-^^^l ab
f^^r'i' J^-? cT^^ ä J^^J (jj^ j'l (^r^-'.Jl J,\j j{j\ ä jbC t>
0>Jj Uj ^i*-=- jl J-« (BI. 76'') j- ^f\ Ua_- oJj L. ^ Jls
Ö. t5^ j'^eT'"^^ ^'^-^ ^^^ LIj ^^ j)J ö^^ ^1 J^J H^-^^ b*-U
^ j^ äj J^J '^■^, ^^Jj jb-Vl ^^ V (J^-*-^ J^ ä -^^\ J^J
164 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
cT L^-iji^ J^J ■5^-'^ j-^ ^,\ jö J^_ j;4-^ ^»^ C.«*— ^j-l-4!l '^j'j ^\
l^^jJz^ j^o" Jlsj jt-J ^l a! ^b J\^^ J^ "^ ^"■« ^\ (j^zix^ls
JJ^ Jli iL»-. Jj31 (J^,\ j^ '^'^l'J ö'^— "^ jyj J^ ^j=^ ;>* <i-ÄJi
Ut JUj AJLJI jk»>- _j>l oL. ^ -*>^^ 4j.J^ J^ lL.1 *>L>.j jl^
jt ^^j^Äll ^ -Cas- ej^'^lL ^j cJi ^^ Cj\ i^. (ßi- '''')'-^ ä -*^ ^
IV.
Das Werk Ibn Saads ist zu einem großen Teil als eine posthiime
Publikation Wäkidis anzusehen. Ibn Saad hat die Sammlungen seines
Meisters aus dessen Nachlaß nach bestimmten Gesichtspunkten gesichtet,
geordnet und herausgegeben. Die Überliefererreihen, welche Ibn Saad als
die Hauptquellen der Information Wäkidis bezeichnet, sind folgende acht:
IVa.
'"3^
(t94)
<s^-J\
(i- 1-24)
lül
j^ J jj-
(t 1-V2)
^'^\j\
(t 207)
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 165
Über 'Urwa Ihn Alzubair, den Sohn eines Vetters des Propheten, und
IMuhammed Ihn Muslim Alzuhri vgl. meine Einleitung zu Ihn Saad III, I,
8. XVIII und XIII.
Derjenige, der diese ebenso wichtigen wie zahlreichen Überlieferungen
dem Wäkidi übermittelte, war Muhammed Ibn Abdallah Ibn Muslim, ein
Nefie des Zuhri. Den nachfolgenden Artikel entnehme ich Dhahabi , Sprenger
273 B1.62'':
Jlsj lsy^\ o-} C-* ^^-? ^^i^ t>^ Cr} J^J v^'_-^l l-l^ -^-2-1 J\5 Ai^U^j
J^ y\ o\jj ASJ jj^Ul Vi jl« (i^i j5"o.-^ Sj.__^ jl ^ iL je
J^_ V ^V <^ ^-^1 l_^u jJj iS^/^J\ J- (^-LxJl yLu Jt t/^^ cT,
J^^ \i\ lj_^ \>\ O*^ |U Jt -> ^ CJ^ jl V OJ^^ ^^'j\ J^ 4!
L-* (j -L^ vi^ TT^^l "f^ -^"l^/^^ ü^ '^.-^ J^-? ^.J oTy» L. Cp J>i
yi j^jX";^! 51 J15 ^U oi^, cJ^\ J c~\^ ^ ^\ J d^^^
,,j^ L^^L 4!l>«i) '^■l ^/-*l' '^'Lip 4:5 c5-^ljJl Jli -^ ^_ -^^1 vl^*^
* <j*l. J jVw?"j ^tJU- <L- oU jL- ^J\ Jisj ejiläs <CUAc- -Uf. 4_^j >^ aTUj
Die ländliche Besitzung an der Straße vom Lligäz nach Syrien, ge-
nannt \ Jyj v_^, wo Zuhri gestorben war, war im Besitze seiner Familie
geblieben. Hier wurde sein Neffe auf Betreiben des eigenen Sohnes infolge
eines Erbschaftstreits ermordet A. 11. 152, nach anderer Angabe 157.
IVh.
'*^^ (t 105)
Jl Cj\ (t 165)
^Ji>\}\ (t207)
Vgl. Fischer, Biographien S. in, 12 und ZDMG. 44, 430, 13.
166 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
'Ikrima, der vielgenannte Sklave des Ibn Abbäs, des Vetters des
Propheten, erhielt nach dem Tode seines Herrn von dessen Sohn iVli Ibn
Abdillah Ibn Abbäs die Freiheit und lebte dann in Basra. Wegen chäri-
gitischer Ansichten verfolgt, verbarg er sich bei seinem Schüler Dä'ud Ibn
Alhusain (vgl. Ma ärif S. 231).
Über den letzteren gibt Dhahabi, Sprenger 271, Bl. 152a, Auskunft:
\^\ je. jUp (j; j\^C j jy^ Jj^ jA\ c^j^Vl C>^>Ä~Ö~IJ^
(jl AÄJJ 4£.U-J jCS J,\ ij^ jO*»- (J^ J^J <ii)L.J fj^'^\ U'\j <-*-^ (J^ (j
JJ UJ Öut (jl Jlsj j3 l^Js. J£. iJJJ L. (^_Ai| j\ J\ij oj^J jV*.
Jlij ^J ^ ^3j I^L. ji Vji ^V _^_1 J^j Jl) ^j3 ^J Jlsj -C-A^
Dä'üd konnte als Freigelassener eines Sohnes des Chalifen Othmän
vielfache persönliche Beziehungen zur großen Zeit haben, und wenn er
(wie 'Ikrima) wegen seiner chärigitischen Gesinnung den offiziellen Kreisen
odios war, so ist seine Geschichtsüberlieferung vielleicht deshalb um so
wertvoller.
Ibn Abi llabiba hieß mit vollem Namen Abu Ismä'il Ibrahim Ibn
Ismail Ibn Abi Habiba und war ein Vetter von Müsa Ibn 'Ukba, dessen
Mutter eine Tochter des Abu llabiba war. Wir geben den Artikel des
Mukaddasi, Sprenger 270 Bl. 414a:
y\j iS^J\ jiy a ^\ -V^j eri^l j\ j J:*--! ^ l5Jj J-^1 ^r-
tlr. -A^j (^-^1 ^\c y\j jt..i t> Ar_^j\ Cr^ -^J ^[J\ <j\ ä J^ o; <^^\
j^ ä (3^ O^ C^JJ-AII ^Ct Jl5j iJjJl« Jaäjl-^ll Jl»J ^i-»-^ J-^ e/^^
^ui j^ ^'^ (414^') ^u^ ^^ A3-1 j\;j ^ ^ j^ j j\> Jiij ^^^ ^J
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 167
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi , Sprenger 271 Bl. 25b:
IVc.
öli ^ y^- J; ^^Ic (t 119, 120, 127, 129)
^^,^ <y. ^^ ^. -^''^ (t 1Ö8)
(^Jiljil (t 207).
Über Asiin Ibn Omar Ibn Katäda vgl. den Artikel Dhahabis bei
Fischer, Biographien S. 22. Mizzi widmet ihm folgenden Artikel in Land-
berg 40 B1.208b:
(j^ c5jj ^^L-i t> y^ (j_ ^_^_ y-1 JjIi j^^ _j,i Jli j y^ y\ <^yyi
jj^ ^^ ^ij iwi aj^ ^>_ (209^) ^Uj ^jUii joj_ ^_ ^j:ij düL. 0^. cHI
cT -^j J^_ ä (3=*=-^ t>. -^J »-^^ ä ^ c> f^'^ Cr, J-^l -c-lj .-,Aiai\
j^ ä -^J o^y ä if^J\ -^ Cj,^ ^j-Vl ^_b j^^ j^^J 0; ^^
^y:>3 '^ ^3^^LJlj Ätj3 _j)lj jyu, J-^ ^^ ^ jyaU Cj^ ^3^>^^ «-^^ (4/iiäll
168 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
J jJi A.t ^_ y Jt -^jj nie .L^_^\ jCS^'^^" j^J ^ ^\ J^j (jjli*J
V J-iJ A.L^\ ^l^J p»i- ^1 J^-J t^jU: ^^Ül o^^ J-^J ^^y^ j
y\^ *y^ ^f ^Iä)i -lx y\ Jiij «vfUj ö^^ ;«-j <c^ ^y «j^c-j jis^ (j'j
.i^\^\ aJ ^ij «^"Uj ä^J (^ '^^ jy iS'-^J^^i J^ ab 3^
Dieser 'Asiin ist ein freier Mann aus altem medinischen Geschleclit,
nicht ein Freigelassener, und was er von seinem Großvater überliefert, ist
eine Hauptquelle für alles Wissen über Muhammed und seine Leute. Sein
Großvater Katäda war einer der ältesten medinisclien Muslims und hatte in
einem der ersten Kämpfe für den Islam eine schwere Wunde an einem Auge
erhalten, die von Muhammed erfolgreich kuriert wurde. Von seinem Sohne
Omar erfährt man nur, daß er das Wissen seines Vaters und des 'Ah Ibn
Alhusain weiter überliefert habe. Wenn der Enkel Asim es mit seinem
Gewissen vereinigen konnte, sich von dem Omajjadischen Chalifen Omar
Ibn Abdel'aziz seine Schulden bezahlen zu lassen und dessen Brot zu essen,
so muß bei der materiellen Beurteilung seiner Überlieferung dies in ähn-
licher Weise berücksichtigt werden wie bei Ibn Ishäk der Umstand, daß
er für einen Abbasiden arbeitete.
Über Muhammed Ibn Sälih Ibn Dinar Altanunär bericlitet Mukaddasi
in Sprenger 270 Bl. 261'' folgendes:
J- iSJJJ ^^\ t>. -^ c5b ^\ -^ y\ j-^\ j^\ ^^ J -^
JUJ 4jx jl (2(;2")^L ^U j>\ ij\ Jläj ^' <*)■" J^ <^ S^ cj -^-^^
^s-^-u t>ij (^j««j^ij .ijb _j)_i 4I iSiJ ^j^ <sfy^- ^-^ <^y^^ u^ 6^
Dhahabi (Sprenger 273 Bl. 54^) gibt folgenden Bericht:
^jj. Jj.1 C/\ J\J ^^ a -^Jb y>-\ J-ül ^Vr c^jUVl -p ^
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 169
jjb y\ «üi'j \^j Äi* ^ JUs «Ct JJ^ tj 0^1 cJl- ^LU jj^ J\9 <c-L?"j
-jifUj jfü-j jlc ^ oU >r-='lc jl c>J Jläj 'f-\ j^ ü)3
IVd.
jUjj ä. -^,3: (t 130, 129)
^^\j!\ (t207).
Über diesen Jazid, einen Freigelassenen der Familie Zubair, s. einen
Artikel bei Fischer, Biographien S. 84, Etwas ausführlicher Mizzi in Land-
berg 39 Bl. 170^
^ iSJJ f^!^\ t>. ^j'\ dr J-^^ zJ-^ ^-^ L$-^VI jLjj ä -^.i
^ ^ ^1 j^ »y^b (^_r^\ ^ ä ^^ -^-^J J^-i t/ "^^ fj^ ^)3
-y- a ^^'J ^. j^^ er. '^\ -^ er C.;^" er. ^J Jj> jl ä <._jUj ^S^/^J\
y\j ^y^\ '^^\ -^ er. \jj °Jt^ er. f^J l5J^\ ^ J^ e/ Ö^J^
Neben diesem Bericht ist derjenige des Mukaddasi in Landberg 35
Bl. 181* entbehrlich. Es kann wohl nur auf einem Zufall beruhen, daß in
den Artikeln der Biographen Muhanuned Ibn Sälih Ibn Dinar nicht unter
den Schülern des Jazid Ibn Rümän aufgeführt wird. Vielleicht war der
unter seinen Schülern genannte, 140 gestorbene Abu Häzim Salama Ibn
Dinar Altammar ein Onkel unseres Muhammed Ibn Sälih Ibn Dinar Al-
tammär.
IVe.
^\ Ojli-1 Ü icfj\ t>. -^ (t 120)
^\ OjÜ-l ä ^j\ er -*^ er ^s'r (t 151)
^S^\j\ (t207)
170 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Über den ältesten Gewährsmann in dieser Reihe gibt Mukaddasi in
Sprenger 270 Bl. 192^ folgenden Artikel:
t>^rrW-i e/* "^^ ti"^^ c^^ (S'ß^ v'^ ^. ^i^ ^. "t^ ^. '"y ^. f^ ^.
j^j dilu ä ^b ^üJ-1 ^ y^ j^ ^\ -A^ ^»^ P«U ^^ ^1^1 j*
(193^)^54i5 (j; ^^~^j ^J\ ä '^Ji^J J^. er «^^J j^=^ er. ^^ "V^ er
(j -^^J cT'^J o^ tlr -**- er y>lcj -w- ^j (i')_r-i-Jj 'üil A^ jj' a^xJI» ^j
er. -^.JiJ L/^^\ jy^ j\ er. t5^J (jjLjiVl -*^»- ö; t_5^_ -^ ^jj jl-^
^^^ji\ l^ cf^ ^3 jLj (j; (JU-^ O'^ -V^j ^JJÜl j>l^l 0; "^^^ er. ^^ "V
^j]^ er. '^^ -*^J \y- <J_ '"Mi 'J^ er. -^3 (i^il Ä.*i)^ j- jy^ ^^ j^j
Olj (Jill -Xj_j tj Ä^Llj e^y-ail ^_yj t>_ ^J L$^\ ^ er. ^^ ^-5
y- 0- -^ Jl^ ^^ jl ^^ jl^^ c^ ^^^ "j.^ ^^Ij j=>^\j ^^_b l;-l5=
(j-^^V-l j^ oll^ ä ^j^l "-^ j^* '^\ -^ — ^ ;.p^. r^j\ Cr -^ j^
Weniger ausführlich Dhahabi in Sprenger 273 Bl. 21^':
'^^^ O^' ^ ^\^ ^ c5J^\ ^ V ^ ^ '^'^-'' "^ ^^-^ ^y^ eH^
Unter seinen Schülern wird hier auch Al'auzä'i genannt. Der Groß-
vater unseres Muhamnied, Alharith Ibn Chälid , ursprünglich ein Frei-
gelassener des mekkanischen Geschlechts der Banü Taim, hatte die Flucht
nach Abessinien mitgemacht und war von dort nach INIedina zurückgekehrt.
1 d. i. (^ J^J^l und ^^LJl .
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 171
Über Müsä, den Sohn des Muhammed Ibn Ibrahim Ibn Alhärith,
durch den Wäkidi die Tradition seines Vaters kennen lernte, gibt Mukaddasi
in Landberir 35 Bl. 135* folgenden Bericht:
«sl' ^j -Oil -\_>£-j ^_^1 <:>=iU ^ .^.-.^J (^JJjij-\ll Jr^jJl A_^j Sa^ ^J^
Jlsj oJ^i-l ^ (_/^lj '"^jj y\ J\3j ^H:« -C--^ iSJ^\ J^ AJU\
a1 c^JJ C-J-^1 i_>L«^ CI-JaJ-I ^^ ^U y\ jLJj ^„Ji^ jfU« (j- ^_^
Dhahabi (Sprenger 274 Bl. 65*) fügt hinzu, daß er außer von seinem
Vater auch von Abderrahmän Ibn Aban Ihn Othman, dem Enkel des Chalifen,
überliefert habe, und Ibn Ilagar, TakribS. 218, weiß zu berichten, daß er
A. 151 gestorben sei. Müsä war also ein Zeitgenosse von Muhammed
Ibn Isljäk.
IV f.
o-^ y) (t •'' )
O^ J^ ä ^\ ^ (t 1^4)
(^A9l_^l (-{- 207)
Über den Informanten Wäkidis, Abdulmagid Ibn Abi 'Abs bringt Ibn
Saad folgende Notiz (nach Cod. Gothanus 412'* Bl. 66^).
Der Stammvater des medinischen Geschlechts, dem unser 'Abdulmagid
angehört, ist der im Jahre 34 gestorbene Bedr-Kämpfer Abu Abs Ibn Gabr
(vgl. Ibn Saad III, II, 23). Zahlreiche Nachkommen von ihm existierten
sowohl in Medina wie in Bagdad. Sein ältester Sohn hieß Muhammed
(Ibn Saad a. a. O. Z. 25), und dieser muß einen Sohn des Namens Abu Abs
gehabt haben. Von diesen beiden Personen, Muhammed und Abu Abs II,
ist nur wenig bekannt; ihre Todesjahre sind vielleicht je in die Zeit von
64—74 und von 94—104 zu setzen. Dhahabi (Sprenger 274 Bl. 259*) be-
richtet, daß von dem alten Bedr-IIelden Abu Abs überliefert hätten: sein
Sohn Zaid (s. Ibn Saad III, II, 24, 2), sein Enkel Abu Abs Ibn Muham-
med u. a. Dieser letztere, dessen Nomen nicht bekannt zu sein scheint,
172 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüljerlieferung der Araber.
war der Vater unseres Abdulmagid, Danach hätte die Überlieferung in
diesem Geschlechte folgenden Weg genommen:
Abu Abs Ibn Gabr
Zaid Ibn Abi 'Abs Abu Abs Ibn ^Muhammed Ibn Abi Abs
I
Abdulmagid Ibn Abi Abs.
IVg.
-^J.j^^ ^} (i 130)
}^j^\ J^ t>_ ^J\ -Lt (-1- 162)
^JÄ\J\ (f 207)
Der älteste Vertreter dieser Reihe ist der Sohn eines bekannten
Mannes, nicht eines der Freunde Muhammeds aus älterer Zeit, sondern eines
derjenigen, die eivst in zwölfter Stunde, bei der Eroberung von Mekka im
Anfang des Jahres 630, sich zur Annahme des neuen Glaubens bequemten.
Er war im Besitz einer gewissen Bildung, galt für einen großen Genealogen,
hielt später in dem Kampf für und wider den greisen Chalifen Othman treu
zu ihm, und starb im Jahre .")9. Von ihm geht ein verhältnismäßig großer Strom
der ÜberHeferung über die Genesis des Islams aus, welche in der Haupt-
sache durch seinen Sohn IVIuhammed der Folgezeit erhalten ist. Über
diesen Muhanuned gibt Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 225^ folgende
Auskunft:
J=- *jWb Ikf^] ^_ j ^\i jl« ^V A-' l^\ ^j Jli ^•^\j \J^
--^'lUl j^ «>-j t>=^ c^\ j ^Ü?
^j,y^\ ä j^J\ -^j ^j} ä -V^j lS^J\ jy^ ^J j:fTJ -^ »>:
^y JA« j^ ^j jj^ j>zJ\ ^\ Ax (j-^ j^\ Jls ^^\ j\y>^ t> <^\j
Ißi" j^j ^tUil A^ '^y^ j jy «Cl ^[J\ J,\ ^j\ js- A«-- ^J\ J^j -Üj*
yj^\ J^ (226") (j; y^ '^y^ j oU -Cl 6jfj ^i^ Jlsj öJAi-l JJs
^^Ij ^_^ ^_^ ^1 j^ oy\ j^ Jij l^^^Ul ^/i^ ^\ J* J^J
ii'<S'\^~^\ a! Jjj Jj_-Ua)l jC jl Jt ,_^1 Zj^\ ^1 J^*'_ j^ V'^ä
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüljcriieferung der Arabei-. 173
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 27B Bl. 36^:
*^j \j^j cr^^ <y. -?y-? vj c^ ci^ y^^ "^^ -^^ ^. "^
Sein Schüler Abu Alhuwairith heißt mit vollem Namen Abderrahman
Ihn Mu'äwija Ibn Alhuwairith Alansäi'i Alzuraki Ahnadani. Ihm widmet
Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 153'' den folgenden Artikel:
ik^ ^ j^*« jjl Jlsj Ä£- ^ dUl, Jli jjJ>Äj ^J^ ä -^ j^ y}j
Ihn Hagar (Takrib S. 125) weiß noch hinzuzufügen:
# U-u JJj jdb* Ow oL. <-^LJl jx «-U-jVli <^j ^=!>^\ \ß^ 3^-^^
Der jüngste Überlieferer dieser Reihe, der zu Wäkidi hinüberführt,
ist Abderrahman Ibn 'Abd-ATaziz, über den Dhahabi in Sprenger 272
Bl. 140" mit folgenden Worten berichtet:
«•
Er führt auch den Beinamen ^yLVl und soll über 70 Jahre alt
geworden sein (Ibn Hagar, Takrib S. 123).
IVh.
J^j u; J^J\ -^ ö -^ (+ um 102?)
^;^1 ^^ Cy^ ^\ (t 156)
^Ailjll (f 207)
Der volle Name dieses Sa'id ist Sa'id Ibn Abderrahman Ibn Jazid
Ibn Rukais. Der Stammvater des Geschlechts, Jazid Ibn Rukais hatte bei
Bedr mitgefochten und war in der Jamäma- Schlacht im Jahre 12 gefallen.
1 -*— 1 O ^^j?
174 Sachau: Studien zui- ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Seinen Sohn Abderrahman finde ich unter den L'berlieferern nicht erwähnt.
Ihn Hagar (Takrib S. 120) sagt über ihn:
über diesen Sa'id berichtet Dhahabi in Sprenger 271 Bl. 199^:
^^ (j; v^ (^ ö* ^^-? -^^ J^ ö; "^^ "V^ '^l^j cH^ O^ «.^-^
Wenn in dieser Reihe keine Lücke ist, müssen die einzelnen Per-
sonen sehr langlebig gewesen sein; man muß schon mehr als 45jährige
Lebenszeiten annehmen, iim den Zeitraum einigermaßen zu überbrücken:
Jazld t 12,
Abderrahman -|- ? 57,
Said t?102,
Aflah t 156.
Dhahabi verzeichnet in seinem Generationenbuch v_^-^j1 JU-j -^ J^
in Sprenger 275 Bl. 91* unseren Sa'id unter der fünften Generation, der-
jenigen des AlVma§ (-|- 148), Abu Hanifa (-J- 150) und Ibn Aun (-{-151),
was auf einem Fehler beruht. Er ist mit mehr Recht, wie bei Ibn Hagar
(Takrib S.71) geschieht, der vierten Generation zuzuweisen, derjenigen der
Zeitgenossen Zuhris.
Über Aflah gibt Dhahabi in Sprenger 271 Bl. 55* folgenden Bei-icht:
CrA^Lj (>— ^J C— <^ 0l> -**- CT^ J\*
V.
Wie oben S. 1 bemerkt, gibt Wäkidi am Anfang seines Älaghäzi-
buches ein Verzeichnis seiner Gewährsmänner. Von den 25 Personen, die
er aufzählt (ed. Kremer S. 1, 2), sind die folgenden acht auch in dem Ver-
zeichnis des Ibn Saad aufgeführt:
Siehe oben S. 16.
Lw6 (j 4i^\ -Xs. fj -V^
Siehe oben S. 11 = c5y*J^
Sachaü: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Ara1)er. 175
3. ^i^ cy, j^^ ü, '^\ "V^ cT. j,y^\ -^ ö j^J\ -^
Siehe oben S. 20.
Siehe oben S. 13.
5. j^^ c/ r^ ü". -^
Siehe oben S. 15.
6. j-^-*^ ^\
Siehe oben S. 8.
7. -^ t>. /<::*J'.^ t>. lV^--^
Siehe oben S. 2.
Siehe oben S. 18.
Die übrigen 17 Informanten, welche Wäkidi eigentümlich sind und
von Ibn Saad nicht genannt werden, gehören der letzten und vorletzten
Generation vor dem Verfasser an und sind meist in der zweiten Hälfte des
II. Jahrhunderts gestorben. Es sind folgende:
1. t^jj^l ^^j^ ä -^ er. J^J^ "V" ^. '^^^ ^. ^J^
Mukaddasi, Landberg 35 Bl. 65^
Dhahabi, Sprenger 272 61.326":
o"^ J- j^ c^J (yjj^\ (;')<^ a ^^.Ji er *^* J^ er. -/V^
,.y^ «ll-j cJ^\ j
Sein Urgroßvater Sa'id war 54 (s. Ma'ärif S. 159), sein Großvater
Abderrahman 109 gestorben (vgl. Dhahabi in Sjjrenger 272 Bl. 133^):
-*^ y) C-^i^ er. ^^ er l?)-^ t> ^^.j^ t> -^ er. J^J\ -^
4j ^'Uj ^ aj^ oU A«^ ä^ J^ (^^^-5 {j^t/^"^'^ r3\^ -?'.^-? ^^ ^}
Wir bekommen danach für dies Geschlecht die folgenden Todesjahre :
Sa'id t 54,
Abderrahman -f 109,
Othman f um 139 — 149,
'Amr (Omar?) f um 169—179.
176 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Über diesen berichtet Mukaddasi in Landberg 35 BI. 136":
A)> o^j jlc--* ä j^'^h j^—^ ä ^\ -y^J ^,^ J'\ <j}j ^J^J^^
Ähnlich Dhahabi in vSprenger 274 BI. 67'. Der Chalife Mansür ist
158 gestorben; in den letzten Jahren seiner Regierung ist unser Musa ge-
storben.
3. ^-^ ö, jy-\} <j, j^J\ -^ ä. y^ <y, ^\ ^
ist gestorben 170. Vgl. folgenden Artikel von Mizzi in Landberg 40 B1.276":
-V^ ä x^/1 cT -^^j c5^J^ j-^J^ ^ ^\ y*=T V.^-^ o'^^ ^^
j_ys\ -Lpj ;;^A^ ^_ j^Jl -A^j ^^1 iwL^ j lül Aj:_j jljLiH 4,^
y er J^J (^„jVl -^1 -y^ ä J,j^\ -^J ^^J\ (276^)011" jl Cr
* Gestorben 156.
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferuug der Araber. 177
t/ -*^J (^-^Ij'i y u -*^J ^.Jj'l ü^ ü y er -^J ^-^^ er. -^^
^L^ ^y^ j^\ (j; tu J\i ^AiJl ^Ic _^Jj ^U ^. J_^ A-*- _j)lj
Co, Aa-1 C^t*-- Jläs a:^ jjb _j>J o^ iSj^y\ -^ y} J^J Jf'«'^ J^
jl^o-dl ^Ul JUj ^ jl^-Uw <:/ JJ^ Jlij Js^l ^1 aj^ <>_ j,^}_
^li j> i. jL.'>'i ji ö} Jiä y^ ä -^ Jiä Uxj \^-i \j^ ji^A <ar
«vp-j^^ V"i ^i ^>t cj:ä <w>-i Vj ji-j^i ji ^_ ^^1 ^ jii -a jl
jj^ (j- ^\ -L«! Ljj ATpi y^ ^ -^ Jläj jr-*" cT "^^ -^^ Cj -^ ^
-CJl C/J ^'^J J^ ^-^^ ^^-? l^l^öj^l af^ J^ (J^l jly^ cT
C- iUj aJIjj ^_jl' j «uuL (j ^y»ij '^^J ^_J^" j isL-i- (j-^ ^i:5-
s; jyUlj jUl JUsl ^iD j a! c^jjj a«^1 j iSJ^\ ^, -^«^^1
ist gestorben 202. Sein Nomen soll Äül -V>c- odei- -A^ sein.
Dhahabi gibt in Sprenger 274 Bl. 229*' folgenden Artikel über ihn:
<y. 0-4 <4^ t>. <^>'^ -^ er (^j j.l ü, '"Jr <4^ t> '^^ > ^.^
A^ JJj ^1 -LP -u-1 JJ j-dl (^j^l ^S^^\ J^ß"^ ^ 0". ^J -V
i-^ er. \J3 ^o-^Vlj ^Ij jl o; «^üap ^ j^^^jA, Sj^-- _j>\ »-^j
t>J AJtj jU-j -LJ^ (j^ (f-^}-^ '"-ij J.^ <^. (J^-^'^'-L* /f^^ er. j^y-^J
^\c y\^ Ai^ t>_ £^^f=^J «JOjl -^3 cr^y, er. l5*^-^ '^■^" Cl t^-^
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. II. Abt. 12
178 Sachau: Studien zur ältesten Geschiehtsuberlieferung der Araber.
J_^l [»]'Vj J^_J ^^-^ J* j'^C^^.J^ ^;-^*^ J^ JJ^^J (S-^\j\3
^i (jl ,j\ JUi <i.;.;LiIl ^ O— Uli J» Ja 15JU J_j^1 J L- J tLaÄÜ
Jli (_$aJ\_jS| j_t Ajuw j\ JLij ;^ j\ (^/Ij jyL>-U.\j (sie) 0-1 j
^r\ju^ jl^ 4J0I -*_£- tlr ^ _yl (c^'""^ Jj^. "^-^^ 0^ öj^aJ öi^Ul AjL!)
t> J^ ^J '^.^ ö^ ^^ t>. -^--^1 ä -«J^^ -^ J\»J ^=^ cT^J ÖJAi-l
(^-vlf. J15 Ail ^l» J Jli ^Jiv._j oj-aJ-1 *^_ jl^ fr^_ ^ Ij^ jl
JÜj ^_jJ.l ^L*l Ji« jjb _^_1 Jlsj (230'')iJjJ^ ^'■Ul JÜj '^^l t^^_
Es verdient liervorgehoben zu werden, daß dieser Überlieferer, der
so sehr oft genannt wird, bei einem Teil der Kritiker seiner Nation als
Fälscher verrufen war. Der Stammvater seines Geschlechts, Abu Sabra,
der bei Bedr mitgefochten hatte, der einzige der Fluchtgenossen, der nach
Muhammeds Tode nach Mekka zurückgekehrt war (s. Ibn Saad III, I, 293),
soll unter dem Chalifate Othmans (644 — 656) gestorben sein.
5. Der nächstfolgende Gewährsmann Wäkidis heißt in der Kremer-
schen Ausgabe:
^1 1si\ ^ O J^J\ -^ CT j^^^ ä -4—
dagegen in der Londoner Handschrift Or. 1617:
Was nun auch die richtige Form des Namens sein mag , die Person ist
mir unbekannt.
6. ^sy^^ -^ er. ^r^^.
Dieser Jünus ül)erliefert meist auf Autorität seines Vaters, und hatte
einen Bruder namens Ja'küb (s. Wellhausen, INluhammed in Medina S. 264).
In den mir zugänglichen Überliefererverzeichnissen wird ein -X^ ^j ^J^y
erwähnt, nicht aber mit der Nisbe i^jiüiu\, sondern ^^l-UJl, mit vollem
Namen:
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 179
der nach Ihn Saad 208, also ein Jahr nach Wäkidi gestorben sein soll.
Kinen ausführlichen Artikel über ihn gibt Mizzi in Landberg 39 Bl. 249'';
Mukaddasi in Landberg 35 BI. 194'' und Dhahabi in Spienger 274 Bl. 221^
7. j_5^ t> -vflc
Dieser Überlieferer mit dein Beinamen i^jy\ (s.Wellhausen, Muhammed
in Medina S. 190) ist mir nur aus Wakidis Maghazi bekannt. Er dürfte
der Generation nach dem Zurakiten Abu- Alhuvvairith (-J- 130), von dem er
überliefert, angehören (s.Wellhausen, a.a.O. S. 52 und hier oben S. 20).
vermutlich (_^Lai VI (Wellhausen, a. a. O. S. 167). Welcher von den Über-
lieferern, die den Namen Muhammed Ihn Amr ATansäri führten, von Wäkidi
gemeint sei, bleibt ungewiß. Es dürften zunächst diejenigen zwei Männer
in Betracht zu ziehen sein, über die Dhahabi in Sprenger 273 B1.78' kurze
Notizen gibt:
y\j iJjUl ij\ Ajpj 4^U-j (j-jw ,_^ 4^-.2Ä>-j t.l_^l j;^J (JlJ;^ c/
9. c^jl-aiVl -*-^ ä i^
L'ber ihn gibt Dhahabi in Sprenger 274 Bl. 24^* folgende Auskunft:
1 Mukaddasi in Sprenger 270 31.308 fügt hinzu: 4^j -U^ «j-.
2 Mukaddasi fügt hinzu: .ijb j> i a1 c5 J J •
3 Handschrift (^AsljSl .
180 Sachau: Studien zur ältesten GescliichtsQberlieferung der Araber.
10. oli ^\ u; ^1 ^ t> t5^
Wahrscheinlich ist dieser Jahjä ein Sohn des Abdallah Ihn Abi Katäda,
der A. 95 gestorben sein soll. Vgl. Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 84*:
11. A..^ ^_i (j; ^U-- ä c5^ ä -^
Der Großvater dieses Uberüeferers ist bekannt, nämlich (jl ^j- <^l^
Er soll im Jahre 3 d. Fl. geboren und unter Mu'ävvija (660 — 682)
gestorben sein. Unter den Männern, die von ilim überlieferten, wird sein
Sohn Muhammed Ihn Sahl und sein Brudersohn Muhammed Ibn Sulaimän
Ibn Abi Hathma erwähnt (Mizzi in Landberg 40 Bl. 33"), nicht aber ein
Sohn Jahjä noch ein Enkel Muhammed. Daß unser Muhammed von seinem
Vater Jahjä überlieferte, sehen wir aus Wäkidi (Wellhausen, a. a. 0. S. 294).
In den mir vorliegenden Überliefererverzeichnissen sind Vater und Sohn
beide nicht erwähnt, wenn nicht etwa eine schlecht überlieferte Notiz bei
Dhahabi in Sprenger 274 Bl. 152" sich auf den ersteren bezieht:
12. jo^ (>_ X^\ Ax
ist gestorben 153. \'gl. Dliahabi in Sprenger 272 Bl. 118*':
ji t> \jj ^^'j iSj^^ A_^j j_^ j'^ ^\ j^ (j^ r^j}^ ^^'^ <y.
^J ü-}j ^JJ j^--^\ ^J ^r-i^ ij_ iS^ ^^ ^\y- J^J ^^^
^jp\ jl^ Ji^j ^^\j\3 ^y^\ jT y\^ ^\c y\^ OjU-l ^_ 4l\^j
4Ai\ •>-£- ij -X^ ^ 'Kj^ jo ^L>JÜ1 ^Uaäll Jlsj jAä)| ,_^U-1 -y, «üjuÄuJ
Sachau: Studien zur ältesten Geschiclitsüberlieferung der Araber. 181
Der Vater und der Großonkel unseres Abd- Alhamid sind ebenfalls
als Überlieferer bekannt. \"gl. Dhahabi in Sprenger 271 BI.8I'':
über den Großonkel Omar vgl. Mukaddasi in Landberg 35 Bl. öö*^:
jJ-1 Ax -viij "^ j-di ^jUivi ;_/=^Ä^ ^\ ^j ä j^^ er y^
*^u^ Uj viAlL. (j- jj-i\j <^L. (j- ._^ A\il aj^ t> j'.V z«-»^ y*=r t>
^,i«>.j ^>- ^ A_.i"l A_^_j ^1 jl (j-^ j^^j iSJf^^ -4*^ '^^ <^-?-'
13. J^. jl ä -^ ä Ü^J\ ^
Auf diesen Überlieferer dürfte sich die Notiz Dhahabis in Sprenger
272 El. 151'' beziehen:
Er überlieferte vielfach von seinem Onkel Abdallah Ibn Abi Bakr
(s. Wellhausen, a. a. O. S. 199), der im Jahre 135 gestorben ist. Über seinen
132 gestorbenen Vater INIuhammed Ibn Abi Bekr, von dem er ebenfalls
überlieferte, vgl. Dhahabi in Sprenger 273 Bl. 35^:
j5l jl^j ^ (j Ö^\ -u^ .ilAij^ ^Is 4JIJJ o-dl ^li dlUl -AwX y\
J3-J\ -LP (j' jT jl J' diiil AX_j ö^j <wl Jt ^jj '^\ xs^ \J^\ ^
Das Todesjahr unseres Abderrahman scheint nicht überliefert zusein;
vermutlich ist es zwischen 162 — 172 anzusetzen. Über das llazmiden-
Geschlecht vgl. meine Einleitung zu Ibn Saad III, I S. XXV'III.
14. <»^a»^ ^ji jj' -X^ ij %^y^^
Es gab einen der Generation der Nachfolger angehörigen Uber-
lieferer Namens (^jLaJVl JjU^l ^*-a«-* jl (J ^ J\ Ax ^j -Oil ^, der
in Medina lebte, von Abu Sa'id Alchudri überlieferte, und dessen Übei'-
lieferung von seinen beiden Söhnen Muhammed und Abderrahman fortgesetzt
182 Sachau: Studien zur ältesten GeschichtsübeiTieferung der Araber.
wurde. So Tag Ararüs V, 414 nach dein O»^! ._-)^ von Ibn Hibbän.
Ich nehme an, daß der hier genannte Muhanimed der Vater unseres Ja'küb
ist; in dem Falle würde sein voUei- Name gelautet haben: -^ ij ^jjÄ»^
Über seinen Vater gibt ISIukaddasi in Sprenger 270 Bl. 281'' folgende
schon bei Fischer, Biographien S. 57 abgedruckte Notiz:
-^ o^J 'ojllj J^J\ -^ y^\ ^-a*-= J,\ C\ cT^J^ -LP (j'_ A^
^jlkJl ^jUiVl J3-J\ XS. y\ Ä».a«^ J\ ^. ji-^1 -LP <j- lül -LP (j-^
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 273 Bl. 60*:
AX "^J jjlil e^jUiVl Ä..^«^ jl ^j-^ j^l -LP (j-^ Josl -LP ^_ -U^
'^«-=«-^ J^ cT -^^ -^ C\ -^ Jj^ "^--J J /-^ ,>* (^J o-*^^ (j^^
j -Li^j ^: j jCpj a^_1 jp ^jj «^^^ J\ j_ j^J\ ^ C\ ^3
^j\ «Lij tf" Jf 3 "^^ Ö j^^-^Ä-J jW-_-i J-lj dÜL «LlPj ^jf-3 J^
-:s"<J*L.J ^^yTj ^ -L— oU ,^^ JL»-
Wenn also der Vater Muhammed 139 gestorben ist, dürfen wir den
Tod des Sohnes Ja'kub zwischen 169 — 179 ansetzen. Er ist in den mir
vorliegenden Uberliefererverzeichnissen nicht erwähnt.
15. .il-jll jl ä c^J\ ^
Über diesen vielgenannten, A. II. 171 in Bagdad gestorbeneu l'ber-
lieferer gibt Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 130^ folgende Auskunft:
1 Siehe Welliiausen, a. a. 0. S. 152 Z. 5 v. u. luid Fischer, Biographien S. 5.
^ Diese Notiz ist bereits abgedruckt bei Fischer, Biographien S. 56.
* Lücke.
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsübei lieferung der Araber. 183
^\;J\ Cr> ^J^ JlSi ^"-Tf J^ di)ll oi5 '<J^ ^ ^^ JÜ" ^^ ^y\
^ jCs. Jl^j :,^j\ jl ^_^ Sj^ ^_ ^ÜLA j ^Ul 0--1 t>« t>J Jlij
A-fUj t>*«.--'j ^jl ^J-- oL« ^X-^^ C^'-^- (Ji) ti^. jo "^^ /»>.^ V AjJj-
16. JW-Jl j\ a ^L«
war, wie es scheint, ein Nachkomme des Sa'd Ihn Zurära (s. Usd- Alghäba
II, 378), der seinerseits ein Bruder des bekannteren As'ad Ihn Zurära war,
eines der hei-vorragendsten unter JMuhammeds ältesten medinischen Freunden.
Der Stammbaum der Familie dürfte folgender sein:
I
Wenn Amra 98 oder 106 und Muhammed 124 (s. weiter unten) ge-
storben ist, dürfen wir das Todesjahr Mäliks zwischen 154 — 164 ansetzen
(vgl. die Notiz von Dhahabi bei Fischer, Biographien , a. a. 0. S. 50). Etwas
anders ist diese Familie dargestellt bei Dhahabi , Sprenger 273 Bl. 65 * in
einer Notiz über Muhammed, den Vater unseres Malik:
^J- Jläs 4^ V eA>- Jl «Clj j^j j.^ j- j!^j\ Ax (j- iSi\ '>^ Cj iy^J^
184 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
Vgl. außerdem Mukaddasi in Sprenger 270 B1.281'':
^ ^^ 4^1 xs^ j^ iUj jU*i]| (j'^ ^JjU- c-»jj "^---j j- ^/-'W ü; ^^ -*-^
Dieser 124 gestorbene Muhamined Ihn Abderralunan, der unter dem
Clialifen Omar II. Statthalter von Medina war, führte den Beinamen J\s>- j^l ^ \ ,
vermutlich weil er viele Söhne hatte, unter diesen Malik, den Gewährs-
mann Wäkidis. Damit erledigt sich mein Bedenken gegen diesen Namen
(JU-^1 (_, i ij <^l.) in meinen Anmerkungen zu Ibn Saad III, I, 14. Es
gibt nämlich noch einen zweiten ^J^ J\ -^-^ ij -^ , der ebenfalls den Bei-
namen Jlp-Jl ^\ fiihrte, und dadurch bin ich auf eine falsche Fährte ge-
lenkt worden. Dieser zweite Muhammed war ein Nachkomme des alten
medinischen Bedrkämpfers lläritha Ibn Alnu man und hieß mit vollem Namen
jUJi (j-^ AJjU 0; -^^ -*-^ c> Ö^J^ -^-^ t> -^ <^^J^ ^\- t^i' war ein
Sohn der Amra, der Tochter des Abderralunan Ibn Sa'd Ibn ZurAra (vgl.
Ibn Saad III, II, o Y, 22—24 und VIII, rot, 4—6), also durch seine Mutter
mit dem erstgenannten Muhammed Ibn Abderrahman verwandt. Muhammed
Ibn Abderrahman Abu-Alrigäl aus dem Geschlechte des Sa'd Ibn Zurära
und Muhanuned Ibn Abderrahman Abü-Alrigal aus dem Geschlechte des
Häritha Ibn Alnu' man waren Vettern, denn der Vater des einen und die
Mutter des anderen (Abderrahman und Amra) waren Geschwister.
Die Kunja ^\ ^\ bezeichnet den ^Jt^'^\ IXi- J^ ^V j\ u; ^U,
der im Jahre 74 gestorben sein soll, den Großvater des vielgenannten Über-
lieferers Mälik Ibn ^^nas. Dhaliabi in Sprenger 273 Bl. 107'' widmet ihm
folgende Notiz:
Sachau: Studien zur ältesten Gcschichtsüberlieferung der Araber. 185
<^j jUip 4J J^J -LSJ ^jfj ^j^\ y\ ^^J (^\ <fj\ ä -^^J
j^'j j \J jl. dilL. (^V jl^ dllL. Jli i^ u; -^jJl Jli oj^c^j ^'LÄ)1
.> ^jW-J ^j\ aL- ^y J^ »„is^Lall ,_^^ jöj jUic-
Der Sohn dieses INIannes, 'Imran Ibn Abi Anas, wohnte in Alexandrien
und soll 117 in Medina gestorben sein (vgl. Mukaddasi in Landberg 35 Bl.52^).
Hiermit ist zu vergleichen Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 334 :
'"j,^ ^\ if- J-^^ J^^j ^j^\ iS^^\ ^ß\ cH\ u^ ä jiy
ÄtU>-j -u^ (j- ö4Jb (Jlx^l (j'b ^y\ -^^j^ ä cH^,-? ^'^r ö^ "V"^
^y ^_^_j) ä\ J\s oaII ö41 ^--ä) LpU-j ^v j>b -^-5^1 <äj'j
-,'.;- ^ Uj ö r^ r^-^ ^^
Den Sohn dieses Mannes, Abd-Alhamid, den Informanten Wakidis,
finde ich in den mir vorliegenden Überliefererverzeichnissen nicht erwähnt;
er begegnet aber bei Tabari 111, 2388, 1 in einem Berichte Wakidis.
VI.
Außer den unter I — IV zusammengefaßten Überlieferern erwähnt Ibn
Saad noch zwei weitere Gruppen solcher Männer, von denen er vielfache
Informationen direkt, ohne Vermittelung Wakidis erhalten hat. Die erste
Gruppe ist folgende:
von
f^ Cf J^^ ü -^ <J ^\ -^ cT '"-^^-^ y\
186 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferimg der Araber.
Was ich über Abdallah Ibn Muhammed Ihn 'Umära bisher ermitteln
konnte, ist mitgeteilt in meiner Einleitung zu Ibn Saad 111, I, S. XXVII,
womit die abweichende Ansicht meines Kollegen Horovitz in seinem Vor-
wort zu Ibn Saad 111, 11 zu vergleichen ist.
Über seinen Vater Muhammed Ibn 'Umära gibt Mukaddasi in Sprenger
270 Bl. 303* folgende Notiz:
'^_^1 (^Jx) ^j^ ^L^ jx JUs <Ct ji JL^ ö^J^ -^-^ J^J '^^ >* J^
Ähnlich Dhahabi in Sprenger 273 61.7;")'^:
■^0,^3^^ iy)j ^^\ rfj} ö. ^ j''V\ =M j_ ^
Ibn Ilagar im Takrib S. 191:
Sein Sohn Abdallaii, der Verfasser des Buches über die Genealogie
der Ansär, ist mir außer bei Ihn Saad und in einer einzigen Stelle bei
Tabari III, 2552, wo erwähnt wird, daß er die Kunja jjäÄ>- ^1 gefiihrt
habe, nicht begegnet.
Die beiden Lehrer dieses Mannes, Zakarijja Ihn Zaid und Zakarijjä
Ibn .lahja, sind mir gänzlich unbekannt und kommen, falls sie sich nicht
etwa unter anderen Namen verbergen, in den mir voi liegenden Überlieferer-
verzeichnissen nicht vor. Von dem ersteren der beiden kann ich übrigens
nachweisen, daß er auch l)ereits den arabischen Gelehrten als unbekannt
galt (s. folgende Notiz bei Dhahabi in dem Werke Ai" ^j JlXc-Vl jlj^
JUjl (Luknow 1884, 4°, 2 Bände) 1,311: ^Asl_^ ^ jA\ Xj t> ^^J^'j
Der dritte der Männer, von denen Abdallah Ibn Muhammed Ibn
'Umjira überlieferte, Abu 'Ubaida, ist der Sproß eines bekannten Geschlechts,
ein Nachkomme des 37 bei Sifl'in gefallenen Ammär Ihn Jäsir. Von dessen
Sohne Muhammed^ berichtet Mukaddasi in Sprenger 270 Bl. 303":
' Ergänzt aus Dlialiabi.
2 Vgl. Ma ärif S. 13G, V.
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferun"; der Ai'aber. 187
J^[ t>_
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rV jS ä ö^Jl -V^ J^ J^ j- ^^^ j- ^--*-^^ iS3j, (^^j -»-^j
*jjb _j>l «\1 c5Jj '4^ J»Äj_, > o-^ ^.-^ V.^ c^ ^"^ ^^ J^^l 4l^
Hiermit ist zu vergleichen Dlialiabi in Sprenger 273 B1.75':
A^ ^ 'uXw J_^i« 1^4^2*1 j A_=.-lj SX-c- ^Ij
und JlJCtVl jl> "2, 658:
/V ü*^-? V.^ ö*^ ^-?/. 't^ ^^. ^. -'^^^
Nach einer Ansicht hatte dieser Muhaninied zwei Söhne, Abu 'Ubaida^
und Salama, während nach andeier Ansicht diese beiden Namen eine und
dieselbe Person l)ezeichneten, Abu 'Ubaida Salama. Ein Abu 'Ubaida Ibn
Muhammed Ibn Ammar wird auch von Ibn Saad 111, II, 147, 14, 15 und
bei Ibn Hagar, Takrib S. 2G0 genannt. Dieser Muhammed muß aber noch
einen anderen Sohn Namens Abdallali gehabt haben, und dessen Sohn Abu
'Ubaida wäre der Informant des Abdallah Ibn Muhammed Ibn ''Umära ge-
wesen. Die mutmaßlichen Todesjahi-e des Geschleciits können in folgender
Weise angesetzt werden:
jVmmär \ 57.
Muhammed -{- ? 67 — 77.
Abdallah f? 107—117.
Abu 'Ubaida f? 147—157.
Der vierte und letzte der Gewährsmänner des Abdallah Ibn Muhammed
Ibn'Umära, Ibrahim Ibn Niih Il)n Muhammed Alzafari, ist ebenfalls wenig
bekannt. Ich finde über ihn nur die folgende Notiz bei Dhahabi in dem
Jl-^Vl jl> (Luknow 1884) 2, 29:
V" '. - ? <?
^. (^^} Lf '^-^^ ^-^ jS^\ -^^ ä j^J\ ^ ^' J-^\ t>. i>
jU ajlj_ ■i^ UjU" j^ L'-Ol j ^ J^i I^L c..*-»— ^y t> ^j\ ^ -4*^
1 Vgl.Taban 11, 667, 19; 224, 4.
2 Siehe Ibn Ishäk 458, 17; 884, 2.
3 Vgl. Fischer, Biographien S.91, 20.
188 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsuberlieferung der Araber.
Ob dieser Ibrahim Ibn Nüh, der von Mälik überlieferte, mit dem von
Ibn Saad genannten Uberlieferer dieses Namens identisch ist, kann zw^eifel-
haft sein. Denn MäUk ist 179 gestorben, und danach müßte Ibrahim
gegen Ende des Jahrhunderts gelebt haben, was zu spät ist. Denn nach
dem Zusammenhang, in dem Ibrahim bei Ibn Saad erscheint, muß man für
seine Lebenszeit etwa die Jahre 130 — 160 in Ansprach nehmen. Wir
müssen also bei diesem Uberlieferer, hoffentlich nur einstweilen, bekennen:
Die Ausbeute unter dieser Nr. VI ist eine sehr geringe. Die Quellen,
die sonst so reichlich Hießen, versagen fast vollständig. Soweit mein hand-
schriftlicher Index der von Ibn Saad behandelten Personen Auskunft gibt,
hat er diese Uberlieferer nicht aufgenommen, ihnen nicht besondere Artikel
gewidmet, imd den Gelehrten der folgenden Generationen scheinen sie
gänzlich unbekannt gewesen zu sein. Es liegt nahe zu vermuten, daß
sie derjenigen Schicht tahaka von Überlieferern in dem Werke Ibn
Saads angehörten, die entweder verloren gegangen ist oder die Ibn Saad
nie geschrieben hat, anders ausgedrückt: an deren Abfassung er durch den
Tod verhindert worden ist. Wenn Ibn Saad versagt, versagen alle folgenden.
VIT.
Die letzte imd jüngste Gruppe von Männern, denen Ibn Saad einen
großen Teil seines Wissens verdankte, sind:
Alle vier sind wohlbekannt. Ma'n Ihn "Wa gehört noch der Heimat der
Geschichtsüberlieferung, Medina an, die anderen Babylonien, Kufa.
Ma'n, ein Freigelassener des medinischen Geschlechts Al'asga', ein
vielgenannter, hochgeschätzter Uberlieferer, der angesehenste unter den
Schülern des großen Malik Ibn Anas, einer von den Lehrern Ibn Saads,
ist 108 in Medina gestorben. Ibn Saad wird persönlich mit ihm verkehrt
haben, da er im Jahre 189 in Medina war, wie ich einer Notiz des dem-
nächst erscheinenden Bandes V von Ibn Saad, herausgegeben von Dr. Zetter-
steen S. 312, 7, 8 entnehme.' Eine kurze Notiz über ihn findet sich bei
Ibn Saad in Gothanus 412*^ El. 91''. Wir geben hier den Artikel von Mu-
kaddasi aus Landberg 35 Bl. 124»:
1 Vgl. nieiuo Einleitung zu Ibn Saad III, I, XXX.
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 189
V^ c\ er. > y}j j^ ij_ ^\ J^ ä, ^3 cs'lj^\ J-^^ Cj, ^j)3
j^ Jli J^-\!\ ^U ^_ j\yi^j (>>Jl JjW^l t>. J^^\j J^ cT ^ij
Hiermit sind zu vergleichen einige kürzere Artikel von Dhahabi in
Sprenger 274 Bl. 37^; -kUJ-i ojX 8. 304; Wüstenfeld, Liber classium
virorum VlI, 2. Zu den bei Mukaddasi aufgezählten Lehrern des Anas
sind hinzuzufügen: 4- L? (j- A)_jU< , ^bj ^y ^ (jf iS^y ^ cT ij^^ Ö^ O}
^ApLJI c-W-"' -^^-^ (j f ^-^ • ""fl ^'" seinen Schülern (_/lk^l t5*^ 0' tl^"'^ '
über die Kufenser Hisäm (f 204, 206) und seinen Vater Muhammed
(f 14(5) verweise ich auf meine Einleitung zu Ihn Saad III, I, XXI flf. Der
Artikel, den Mukaddasi dem Muhammed widmet (in Landberg 3ö Bl. 249''),
findet sich auch bei Tabarilll, 2508. Die von mir in der genannten Ein-
leitung S. XXI verwertete Notiz des Mada'ini hat folgenden Wortlaut:
(Handschrift des Brittischen Museums Or. 1019 Bl. 23=').
Alfadl Ibn Dukain Abü-Nu'aim gehörte zu einem Geschlechte, das
seine Freiheit einem vornehmen Manne, dem Freunde Muhammeds, Talha
Ibn Ubaid- Allah, einem der sechs Kurfürsten, verdankte. Er lebte in Kiifa,
ein angesehener, nie bestrittener Überlieferer, und starb 219. Nach seiner
politischen Richtung wurde er zur Schi'a gezählt (Ma'ärif S. 301). Ibn Saad
hat sehr viel von ihm gelernt; in manchen Teilen seines Werkes begegnet
man dem Namen des Alfadl Ibn Dukain fast auf jeder Seite. Er hat ihm in
Gothanus 411 Bl. 29* einen Artikel gewidmet. Wir geben hier denjenigen
von Mukaddasi nach Landberg 35 Bl. 81*:
j^\ j^j <j_ jU:^ ij^ jyP (8l'')'U--ij «OJ Cjf^3 ijf^ Ü, S^\
190 Sachau: Studien zur ältesten nescliichtsfiherlieferting der Araber.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsflberlieferung der Araber. 191
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192 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüherlieferung der Ai-aber.
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Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 193
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AiUj o^l ^'1 jl^ üv^'Lj S^^ «^ ji jU: Ow j^^yj <-^L.j i>ii'"
Neben diesem ausführliclien Artikel scheint mir wenigstens zur Zeit
entbehrlich, was Dhahabi in Sprenger 272 Bl. 365*ff. sowie in anderen
seiner Werke bringt (Wüstenfeld, Liber classium virorum 7. 49).
Mit rührendem Fleiß haben die arabischen Gelehrten, sowohl die
Biographen wie die Kritiker, die Grundlagen ihrer Historiographie und
gesamten Geschichtsüberlieferung zu erforschen gesucht und damit wertvolle
\'orarbeiten für die historische Kritik geliefert. Wenn ich mir in dieser
Studie in weitem Umfange die Arbeiten der Biographen Mizzi, Mukaddasi
und Dhahabi zunutze gemacht habe, möchte ich mich doch gegen den Vor-
wurf verwahren, als überschätzte ich den wissenschaftlichen Wert ihrer
dürren Artikel. Fast jeder größere Artikel besteht aus drei Teilen, der
Namenfeststellung und gelegenthchen , meist sehr dürftigen biographischen
Notizen, dem Verzeichnis der Lehrer und Schüler, und den Urteilen der
Kritiker. Es ist zu bedauern, daß das biographische Element so sehr in
den Hintergrund tritt und der betreffende überlieferer nur noch insofern
für den Verfasser ein Interesse zu haben scheint, als er ein Glied in der
Kette der Überlieferung ist. Dieser Mangel tritt in den jüngeren Werken
immer mehr hervor, während die ältesten , wie z. B. dasjenige von Ibn Saad,
doch auch noch etwas Interesse für den Menschen als solchen bekunden
und uns gelegentlich lehrreiche Einblicke in seine Zeit und Umgebung tun
lassen. Die Verzeichnisse der Lehrer und Schüler sind selbst da, wo sie
am ausführlichsten sind, wohl nie ganz vollständig; wenn man mit Hilfe
guter Indices die Tätigkeit einzelner Uberlieferer verfolgt, findet man
meistens die Wege der Überlieferung noch bunter, mannigfacher, noch mehr
verschlungen, als es nach der Darstellung von Dhahabi und Genossen den
Anschein haben könnte. Die Urteile der Kritiker über den Grad der
Glaubwürdigkeit der einzelnen Überlieferer stehen meist noch etwas in der
Luft und werden nicht eher nach ihrem wahren Werte eingeschätzt werden
können, als bis über den Ursprung dieser Wissenschaft Jo_A«l!lj T ^^ i^ >
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt. 13
194 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
ihre Methoden und Hauptvertreter das erforderliche Licht verbreitet ist.
Trotz all dieser Ausstellungen halte ich die Angaben der Biographen, be-
sonders solange Ibn Saad noch nicht vollständig vorliegt, für ein nützliches,
ja unentbehrliches Hilfsmittel das Studiums, wenn man in dem Urwalde
der altarabischen Geschichtsüberlieferung eine erste Orientierung zu ge-
winnen sucht.
Einer der Hauptwortführer auf dem Gebiete der Uberlieferungski-itilc
ist ein berühmter Bagdader Gelehrter, Jahjä Ibn Ma'in, der nur drei Jahre
nach Um Saad, im Jahre 233 gestorben ist. Er war aber nicht der Be-
gründer dieser Disziplin; dies soll vielmehr Su'ba Ibn Alhaggäg gewesen
sein, wie folgende Notiz in dem Artikel über ihn bei Mizzi in Landberg 40
61.90" Z. 9 — 10 berichtet:
« j^J^lj «-U*^! ^Uj jf^"^ ^\ j^ 3^j^^ (j^ ö* ^-?^
Danach hat der große basrensische, 160 gestorbene Gelehrte §u'ba
zuerst Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der einzelnen, in Baby-
lonien lebenden Gelehrten angestellt, und diese Arbeiten sind nach seinem
Tode von Jahjä Ibn Sa'id ^ (j 198), dem bekannten Ahmed Ibn Ilanbal
(f 241) und Jahjä Ibn Ma in (f 233) fortgesetzt.
Alphabetisches Verzeichnis der Überlieferer.
0;\— 1 / I
j X\ _y 1 1 73 s. Ä,_jU J jS-)\ J^
■'■ • ■ ' • r- • I • • ^ • ■
^jtK^^\ ^_jl y\ 156 \ Jjf- ^J^ A^\ J^ J^ ÖA-x y\ 186
1 Mit vollem Namen:
^_^J^\ («*V_^ (3*t^^^^ • J^i'it^ii Artikel über ihn gibt Mukaddasi in Landl)erg S.")
El. 169'', wo auch auf seine kritischen Stu " -.-.-_,...
Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber. 195
jl^ ^^ J^ ^^ ix^ ^\ 187
^ jjju, y\ 161, l(;2ff.
jj^ ^^ x3-\ v.n
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<^jji>J.l -L«>- t> ^y-^1 A^ 175
}^j^\ A^ ^_ ^J\ Aj^ 173
J^ jl ä -^ a ö^J^ -y^ 181
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-u^ ij^ jj^\ 176
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^j-f j\ t>. -*>;'^M -^ 171
J^! j'^ ä ^J^^ 165
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^\ ^jl^l (Ir ^*jl a -*^ 170
^ j\ O-*^ 181
J:,c--1 J_ JJ^ 157, 158
p«ko (j' j|u^ ^j Ai^ 172
^'Ul 0- -^ 189
jl3i tu t> Ai^ 168, 169
•^*- 0- J-f-Jl xs^ ^j JJ^ 183, 184
<»-a«^ tlr 0^^ "*^ <^ "^ ^^'^
L^ ^ lill Ax J- Ai^ 165
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13*
196 Sachau: Studien zur ältesten Geschichtsüberlieferung der Araber.
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v^jL^l ä ^f'j} er -*-^ ä lT^* '"^^ d^ ^j'^\^^ä ^^ 18U
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169
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jl 0-^ Ai^ t>_ ^^_ 181
^J^\ X^ ö jr^y, 178
197
Azerbaj ganische Studien mit einer Charakteristik
des Südtürkischen. IL'
Von Karl Foy.
Vorbemerkung'.
±Jer Stoff ist in folgender Weise angeordnet: A. Quellen und Vorarbeiten.
Nr. 2. Eine Fortsetzung des gleichbetitelten Abschnitts im ersten Teil
dieser Arbeit. B. Die Mundart von Erzeruin. Nr. 2. Ebenfalls eine Fort-
setzung des gleichbetitelten Abschnitts im ersten Teil. C. Hrn. C, S e h m i d t s Liste
aus Tebriz, enthaltend Namen verschiedener Gegenstände des alltäglichen
Lebens, nach Materien geordnet. D. Kleine Sprachmaterialien, teils Wörter-
und Phrasensammlungen, nach Materien geordnet^ teils Sprichwörter, Ge-
spräche, Anekdoten und andere Texte' in phonetischer Schreibung, auch Proben
aus der Literatur in arabischer Schrift. Die deutsche Übersetzung ist anfangs
dem türkischen Texte gegenüber gegeben, später besonders hinter den tür-
kischen Texten. Diese Sprachmaterialien den folgenden granunatikalischen
und lexikalischen Darstellungen vorauzuschicken war notwendig um der Ver-
weise willen. E. Zu den Lauten. Nr. 2. Addenda und Corrigenda zu dem be-
treffenden Abschnitt im ersten Teil. Verschiedene Gelehrte haben mir die Ehre
erwiesen, mir Bemerkungen zu den im ersten Teil behandelten Dingen zu-
kommen zu lassen, und ich bin unter diesen besonders Hrn. Dr. Munkäcsi
Bernät in Budapest und Hrn. Prof. Plato Melioranski in Petersburg,
sowie meinem verehrten Kollegen Hrn. Prof. M. Hartm ann zu Dank ver-
bunden. F. Zum Wortschatz und zur Stammbildung. G, Charakteristik der
südtürkischen Flexion mit besonderer Berücksichtigung des Azeri, dazu
Übersichtstabellen. H. Besondere Bemerkungen zu einigen Wortklassen.
J. Syntax, Stil und Phi-aseologie. Hieran wird sich später ein Glossar schließen.
A. öuellen und Vorarbeiten. Nr. 2.
1. AldanmyS heväkih.
Gleich nach dem Erscheinen des ersten Teils dieser Arbeit (im fol-
genden als 1 zitiert) hatte Hr. Lucien Bouvat in Paris die Liebenswürdig-
keit, mir einen Abzug seiner etwa gleichzeitig erschienenen Arbeit aus
1 Den ei'sten Teil dieser Arbeit findet man in den »Westas. Studien«, Jahr-
gang VI (1903) S. 126—193. — Zitiert als I.
2 Auch eine aus Tebriz stammende Redaktion der alten Jahresnamen des
Zwölferzyklus mit den modernen azerbajdsclianischen Entsprechungen, dazu eine
vergleichende Übersicht über verschiedene mir bekannt gewordene Redaktionen.
3 Darunter ehie Notiz über Urmia und seinen heilkrältigen See.
198 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südturkischen. II.
azerbajdschanischem Gebiete^ zuzusenden. Es ist dies 1. ein Prosatext, eine
legendenhafte Erzählung, betitelt ^\ß ^j^\j^\^, von demselben Qäpüdän
Mirzä Feth-Ali A')(j5ndzäde, der hauptsächlich als Verfasser von Ko-
mödien durch Barbier deMeynard weiteren Kreisen bekannt geworden
ist, 2. eine vollständige französische Übersetzung und 3. ein Glossar. Was
die Sprache des Textes betrifft, so kommen in demselben längere an einen
Schah gerichtete Reden Hochgestellter vor, die Gelegenheit geben, den ge-
wählteren azeibajdschanischen Stil zu beobachten; im übrigen ist die Aus-
drucksweise verhältnismäßig einfach und natürlich und die angewandten
Wörter und Flexionsformen sind die populären. Der Text bestätigt vieles,
was im ersten Teil dieser Arbeit vorgebracht ist und zeigt trotz seiner ara-
bischen Lettern, daß auch in phonetischer Beziehung kein allzugroßer Unter-
schied zwischen dem Azeri von Tebriz und demjenigen von Tiflis bestehen
kann. — Nur kurz sei bemerkt, daß der Text an verschiedenen Stellen zur
Kritik herausfordert, der Herausgeber aber auf jede Textkritik verzichtet hat.
Bestätigt wird z. B. danys- .>sj)rechen« (I S. 12(3)^ die Orthographie
^ \ »Haus« (I S. 134), das uuM-kwüidige dykjary (I S. 149) (_$jIL1j j, ferner iJy
»Haar«, »Feder« t'ük = tw'/^ (1 S. 130), osm. tüj ^ der Abfall des anlautenden
j in zahlreichen Wörtern (I S. 190 § 15 ist üzüy^ »Ring« nachzutragen, das
hier als ^Jjjl vorkonunt), zahlreiche der I S. 15 behandelten Anlauts-
ersclieinungen'', zahlreiche Fälle für --/^ = 5- im Wortinnern, teilweise auch
am Wortende, z. B. ^r} yWX »vierzig«, Metathesen wie JjjJ körpi
»Brücke« ^^ kiiprü, jj\ ireli =^ ileri (vgl. I, S. 181), das charakteristische
iS"^} indi »jetzt« = osm. simdi (vgl. I S. 193), Assimilationserscheinungen
wie jfU min »tausend« aus fnn^, die Doppelkonsoiianz in i^-^ jcddi »sieben«
^ Lucien Bouvat: Histoire de Yoüsouf Chäli, iiouvelle historique de Mirza
Fetli 'ah' Akhoiidzade, texte azeri public et traduit; im Journal Asiatique, Mai- und
Junilielt 1903 S. 393 tf. — Zitiert als Bouv.
2 Zitiert als Aid. Kev.
^ Auch bei den Gaga'uz -Türken (in Bessarabien) habe ich dieses danyi-
iür "Sprechen« im Sinne des osmanischen qonuS- angetroffen. Sonst ist mir diese
Anwendung nirgends vorgekommen. Das osmanische danyS- bedeutet -um Rat fragen".
* Freilich steht S. 442 Zeile 5 und anderswo j_^ »wie- , das sonst nur als
kimi bestätigt ist, auch bei Käsern -Beg und Budagoff. aber ich halte den
Parallelstrich über dem Kef, der dieses zu einem Gef macht, lediglich für euie Kon-
zession an das Osmanische, denn der Verfasser hat eine ganz ähnliche Konzession
gemacht bei der Schreibung des Wortes hele »so« (vgl. I S. 173), das stets <\)—
geschrieben wird (vgl. I 8. 134 Anni. 3), bei unserem Verfasser aber S. 442 Zeile 10 imd
anderswo außerdem noch mit dem Zeichen des labialen Vokals über dem ,_j erscheint
^ offenbar mit Rücksicht auf die osmanische Aussprache böjle.
^ Selir zu bemerken ist, daß zwar stets /y> = inen «ich« geschrieben wird,
aber nicht Oj^ mun-, sondern ijy bun- (Stanun zu i« -dieser«). Das gleiche Ver-
hältnis findet sich in der weiterhin zu besprechenden Übersetzung des Alten Testaments.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 199
und JjC-, »acht« statt seTcg'iz, JH- »Bart« sidiii seqyel; auch die Prothese von
h ist belegt in dem interessanten jW-^ hacar »Schlüssel«, welches mein Ge-
währsmann für Tebriz aber acar spricht (von ac- »öffnen«). Besonders
beachtenswert erscheint mir die Bestätigung des 1 S. 186 § 13, 4 l)ehandel-
ten Vokalschwundes in dllam = aldram, hillem r= hiUrejn u. ä. durch die
Schreibung ^Vji S. 404 Zeile 8, wo der Zusammenhang zeigt, daß dieses
ollam nicht etwa aus einem olüram entstanden ist, sondern aus einem oldram,
denn ihm entsjuicht ein /»j-O d. i. (/ederem: A-UAs ' jUu j:>- oJo^yä) c!A*Ll
fVjl Jj >• j-A--al« (»j-O. Es versteht sich, daß alles, was ich I S. 131
über das Verhältnis des Typus gehnisem zu gelib gesagt habe, vollkommene
Bestätigung erfälii-t.
Die französische ül)ersetzung ist, wie Bouvat mitteilt, mit Benutzung
einer vorhandenen persisciien entstanden. Auf die französische Version näher
einzugehen ist hier nicht der Ort. Icii möchte nur bemerken, daß die
Wiedergabe des Titels sS\y ^^\^\ aldanmys Icevakih durch »Les etoiles
trompeuses« =^ »die trügerischen Sterne« nicht richtig ist. Diese Über-
setzung widerspricht durchaus dem Inhalt der Erzählung, in welcher die
Sterne nicht täuschen, sondern sich vielmehr kin-ioser Weise von den
schlauen Persern täuschen lassen. Ganz klar ist dies in dem Schlußsatze
S. 443 ausgedi-ückt:
«kevakibin her g'iz yfjalynnan <^/utur etinr.zdi kl iraniler olary aldadaga/Jar»
»die Sterne dachten nicht im entferntesten daran, daß die Perser sie je
täuschen würden«.
Übrigens heißt aldan- c. dat. ja »sich täuschen lassen von . . .« ^ und
nicht »täuschen«. Die Überschrift bedeutet also »die Sterne, die sich täuschen
ließen« und sollte eher durch »Les etoiles trompees« übersetzt worden sein.
Das beigegebene Glossar ist zwar klein , aber schon deshalb beachtens-
wert, weil es das erste und einzige azerbajdschanische Glossar darstellt,
das als solches auftritt.^ Freilich gibt es zu Einwendungen Anlaß; so hat
<»-ß^ (spr. azerb. knce I S. 174, Anm. und S. 187) »Straße« nichts mit
pers. O^ (spr. azei-b. g'use I S. 187) »Winkel« zu schaffen, wie Bouvat
S. 488 will, sondern ist = pers. A^jT »Straße«; so kann JL^CW unmög-
1 Ich lese statt dessen «C^-^S -wenn . . ., so würde ich in den Augen des
Schahs zu der Kategorie der dummen Esel gehören und würde des Amtes entsetzt
werden«.
2 \q\. Aldanma mala davvara »laß dich nicht von Geld und Gut täuschen!«
Jünus Gedicht I Vers 21, »Westas. Stud.« , Jahrgang V (1902) S. 247.
3 Azerbajdschanische Wörter sind auch, wie früher schon bemerkt, in
Vämberys Glossar, das seinen Cayataischen Sprachstudien beigegeben ist, und in
Budagoffs Lexikon sowie besonders reichlich in Radioffs großem, bewunderungs-
würdiffem Wörterbuche zu finden.
200 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
lieh das Passiv von ^IcW- sein, wie S. 486 behauptet wird; so entspricht
dem azerb. (jUjV (spr. pozmay^ I S. 189) »verderben«, nicht das osm.
i3^jy, welches hüzmek gesprochen wird und »zusammenziehen, in P^alten
ziehen« bedeutet, sondern das osm. ^J^jj» hozmaq u. a.^ Das Wort (jL»jjj)
»umgeben« hat Bouvat S. 93 mit einem Fragezeichen versehen, es ist
abei- vollkommen richtig; man sagt z.B. evin etrafyn su hurudy »die Seiten
des Hauses hat Wasser umgeben« d. h. »das Haus ist rings von Wasser
umgeben«; etrafy sö'wy^ hurudy »die Seiten hat Kälte umgeben« d. h. »es ist
kalt geworden«.
2. Azeri-Drucke in Transkaukasien. Türkische Zeitung in
Tiflis. Azeri-Übersetzung des alten Testaments.
Für das Nordazeri in Transkaukasien mehren sich die Drucke, die
nicht nin- in Tiflis und Baku (_yl) und <\) ß ^\i), sondern auch in Erivan
(ö^$j\^ hergestellt werden. Für die vorliegende Arbeit benutzte ich außer
den älteren in I angegebenen Quellen besonders Komödien, in denen ja
naturgemäß die Spi-ache am ungezwungensten zum Ausdruck kommt. Von
2 Stücken: Evveli henpk, ayjri dejenek und Evvelimgi serahcy'^ gebe ich weiter-
hin kleine Stichproben mit Übersetzung. Sodann benutzte ich von den neuesten
Erscheiniuigen eine umfangreiche Sprichwörtersammlung, die den Titel
Atalar sözi führt ^, und eine längere gereimte Tier- und Menschengeschichte
in dem volkstümlichen Metrum des Varmaq hisaby , betitelt Tülki ve Caqcaq
Bek »der Fuchs und Tschaktschak Bej".* Nutzen gewährte mir auch eine
1899 in Tiflis gedruckte» Heilige Geschichte« (entsprechend unserer »Bibli-
schen Geschichte«), betitelt Tärvy^-i-jnuqaddes^, die den Vorteil hat. mit einer
' S. 93 liest man: <tX^ j »etre dechire« (en pers. (J-^ «J"); vgl. l'osni.
iJM j "tordre et disloquer, deniettre». Sind die drei Punkte richtig, so wäre (J*-»X j-
jjyrtylniaq zu sclu-ciben, indem pyrt- der Stamm wäre des sonst nur in dem osm.
Heudlndyo'm Jyrtyq j)yrtyq "zerrissen« erhaltenen Adjektivs (vgl. azerb. d(':s- »schlitzen«
mit dem osm. Hendiadyoin delik desik »zerlöchert und zerfetzt» I S. 129). Einen
Verbalstamm p3//-i- kann ich aber aus dem Azeri nicht nachweisen, vermutlich ist dalier
^uiTj- jyrtybna^ »zerrissen werden« mit 2 Punkten statt der 3 zu lesen.
2 Zitiert als Henek und Serab. — Beachtenswert: In Henek Imperative auf
-ff'ilen z.B. /jJS^ (J rly ilen »komm!« statt des sonstigen -^'znen. Y g\. cay&t. kel-gil
mit kel-gui.\ — In den Bühnenanweisungen von Serah aufliilliger Weise noch der archai-
sche Gerundivtypus düs-üben und zwar nicht im Sinne von düsüb sondern von düserek.
3 Zitiert als At. Söz. — Beachtenswert: Die Schreibung ^^y^ gohum -Ver-
wandtschaft- aus ar. ^jÄ.
* Zitiert als Tülki. — Beachtenswert : Auch hier trotz der sonst ganz modern
populären Sprache wiederholt der archaische Typus düsüben.
'•> Zitiert als Tär. niuq. — Beachtenswert: S. 5-1 Anm. d)iy «Orkan« als Be-
stätigung von Hrn. Hasans külej(^l S. 140 und das mir sonst nirgends vorgekonnnene
bitik »Gewächs, Pflanze« von bit- »wachsen, sprießen«.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. IL 201
gegenüberstehenden russischen Übersetzung versehen zu sein. Die Sprache
ist sehr einfach und bietet viel spezifisch Abzerbajdschanisches , wenn man
auch überall den regelnden Einfluß des Osmanischen nicht verkennen kann.
Es ist unglaublich, welchen Einfluß das Osmanische in der Literatur Trans-
kaukasiens gewonnen hat. Man kann getrost sagen, daß es allgemein als
das »Ilochtür-kische« betrachtet wird, dem sich jeder Gebildete zu nähern
sucht. Dies erkennt man am deutlichsten in der Presse, d. h. in dem Sarq-
i-Rus »Russischer Orient«, welcher seit einem Jahre in Tiflis erscheint (zur
Zeit dreimal wöchentlich) und meines Wissens das einzige Organ ist, das
Artikel auf Azerbajdschanisch enthält, daneben aber auch viele auf Osmanisch
und gelegentUch auch einige auf Tatarisch. Über diese Zeitung handle ich
später noch besonders.
Sehr wertvoll für die Beurteilung des russischen Azeri war mir die
von der englischen Bibelgesellschaft im Jahre 1891 besorgte Übersetzung
des alten Testaments: Kitäb-i-muqaddes ''jani "ahd-i-afiq^ von Abraham
Amirchanianz. Auch hier hat die Sprache verhältnismäßig große Älmlich-
keit mit der Tebrizer Mundart. ^
3. Budagoffs Leitfaden und Kasem Begs Grammatik.
Die Frage, ob es eine Grammatik des Azeri gäbe, muß noch immer
verneint werden. Ersatz hat der 1857 erschienene »Praktische Leitfaden«
Budagoffs bieten müssen. Herr Prof. W. Bart hold in Petersburg, der
beste Kenner der in Rußland erscheinenden wissenschaftlichen Literatur,
bestätigt mir, daß seit Budagoff keine russisch geschriebenen Grammatiken
oder Lehrbücher des Azeri erschienen seien. ^ Aber die Arbeit Budagoffs
ist nicht kritisch -wissenschaftlich, sondern will lediglich praktischen Zwecken
^ Wie auf dem Titelblatte auf azerbajdschanisch zu lesen steht, bei Drugulin
in Leipzig im Jahre 1891 gedruckt. Auf der Rückseite des Titelblatts steht: »Trans-
caucasian or Azerbijan Turki Bible«. Das von mir erworbene Exemplar enthält eine
handschriftliche Widmung an Professor Strandmann, unterzeichnet von Abr.
Amirchanianz, der sich als den Übersetzer bezeichnet. Ich nehme an, daß es
derselbe A. Amirchanianz ist, der azerb. Zusätze zu Radioffs Wörterbuch ge-
liefert hat. Vgl. Radioffs Wörterbuch I S. XVL — Zitiert als V.T.
2 Indessen wird, wie schon früher erwähnt, zwar ^ men »ich«, (^ inin
»tausend- im Einklang mit der tebrizer Aussprache geschrieben, dagegen ^y
bun- (Stannn zu bu »dieser«) wie im Osmanischen gegen das tebrizische mun-. Sehr
auffallig ist ferner die konsequente Scheidung zwischen j_^ kimi »wie« und cJj^
kimin »bis- (beide Formen 1. Mos. Kap. 3, V. 22). Die tebrizer Mundart gebraucht
in beiden Bedeutungen gleichmäßig kimin und andere Mundarten gleichmäßig kimi.
J statt des heutigen tebrizischen i; erscheint in j\j\ arajyz »zwischen euch« = tebr.
aravyz, j e>X^ bendejiz »euer Diener« = tebr. bendeviz. — Abweichend ist ferner
^wU basyny »deinen Kopf« wie im Osmanischen = tebr. basyvy.
3 Ich ergreife die Gelegenheit, um Hrn. Prof. Barthold für die stets so
bereitwiüig und ausführlich erteilten Aufschlüsse über Punkte der genannten Literatur
hier mehien aufrichtigsten Dank auszusprechen.
202 FoY : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. IT.
dienen, wie auch schon der Titel besagt.^ Ich habe mir das Buch nur mit
Mühe und zu einem unverhältnismäßig hohen Preise verschaffen können,
um dann zu sehen , daß es für unsere Zwecke erstaunlich wenig bietet. In-
dessen verwerte ich auch dies Wenige in dieser Arbeit.
Von einer Lautlehre ist in Budagoffs Buch überhaupt nieht die
Rede.^ Zudem ist der Verfasser sich über den Stoff, den er behandelt,
selbst nicht recht klar geworden , sonst hätte er den Titel anders formuliert.
Nach dem Titel hält er das A/eri für einen Teil des Türkisch -Tatarischen
und will in seinem Leitfaden dieses Azeri behandeln. Dennoch markiert
er manche der aufgeilihrten Vokabeln mit dem ausdrücklichen Vermerk
..azerb.«, andere mit ..türkisch«, andere mit »tatar.«. So führt er S. 247
o^o J^:^ "draußen" olnie Veiinei-k auf, danelien in Klammern aber ojjju-1.3
als »tatarisch«, wähi-end wir doch gesehen haben, daß das letztere azerb. ist.
Ebenda markiert er c-Ls »vor« eigens als azerb., aber warum dann nicht
auch z.B. ^J$^ d'nncn. .inorgen«, das er S. 245 neben jjj dün anführt?
Seite 245 bringt er ^JtJ »wie viele« mit der Aussi)raclie nne (er meint nece)
ohne Vermerk und setzt in Klaiiiniern liinzu »türkisch 7;\s'. Jedenfalls
gellt er, wie seine zalilreiclien Mustersätze und \'okaV)elreihen zeigen, darauf
aus, den gebildeteren, schriftmäßigen Stil der Azerbajdschaner, wie er
ihn sich deidtt, zu lehren. Solche osmanische "Wörter, die man in dem
sonst schon stark osmanisierenden Stil noch nicht recht zu gebrauchen wagt,
hat er deshalb als »türkisch« stigmatisiert und solche azerbajdschanische,
bei denen er das Gefühl hat, daß sie noch nicht durch osmanische ersetzt
werden können, als »azerb.« hervorgehoben, dabei läßt er z. B. d'änen neben dün
und manches andere ohne Stigma passieren. Außerdem kennt er noch den
Begriff »vulgär« ; so wäre nach ihm das allgemein gebräuchliche azerbajdscha-
nische indi »jetzt« die Vulgärform für imdi^ S. 245 (_5-*xl (npocToiiap. ^^XJ\).
Allerdings ist imdi das ältere, vgl. I S. 193. Bisweilen gebrauclit er auch
den Vermerk »azerb.« im Sinne von »vulgär azerbajdschanisch«, d. h. für
Formen, die er im »guten« Stil nicht haben will, z.B. S. 246 iJj. ^
(A/i,ei)6ii/i,JK. ij) »bis«, ij^<»~ß y hu hücejeten »bis zu dieser Straße«.
(Dieses ten ist in Tebriz unbekannt.) Offenbar will er auch das oben erwähnte
dysqary'im »guten« Stil nicht dulden und stigmatisiert es deshalb als »tatarisch«.^
1 Lazareff Budago ff : llpaKTmecKOC pj koho,i,ctbo Tjpei^KO-Taxapc-
haro a,T,ep6ii,i,/KaHCKaro iiapliMia »Praktischer Leitfaden der türk - tatarischen
aderbidschanischcn Mundart". Moskau 1857. (278 große Oktavseiten.) — Zitiert
als Budag. Gr. ini Gegensatz zu Budag. Wörtb.
- Von der großartigen Darstellung der Laute in der schon 1851 erschienenen
phänomenalen Jakutischen Grammatik des seligen Otto Böhtlingk ist der »Adjunkt«
an der Petersburger Universität B u da go ff, wie er atich in seinem Wörteibuch
beweist, nie begeistert worden, vielleicht hat er jene Darstellung nie gelesen.
3 Beiläufig ein Kuriosum! In weiteren Ki eisen Rußlands scheint man das
noch immer »tatarisch» zu nennen, was der heutige Fachgelehrte als »türkisch«
bezeichnet. Ich besitze wenigstens moderne azerbajdschanische Bücher mit zwei-
sprachigem Titel, bei denen der türkische Titel besagt, daß der Text »türkisch« sei,
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik (1. Südtürkisclien. II. 203
Wertvollere Ausbeute als das Budagoffsche Buch gewährt die viel
ältere, durch Zenkers deutsche Bearbeitung allgemein bekannt gewordene
turko - tatarische Grammatik Käsern Begs, die an zahlreichen Stellen auf
das Azeri Rücksicht nimmt.' Wenn diese auch unserem heutigen Begriffe
von einer wissenschaftlichen Grammatik nicht entspricht (»Lautlehre« fehlt,
dafür ein mageres Kapitel »Aussprache der Buchstaben«), so macht sich in
ihr doch an vielen Punkten ein kritisches Streben bemerkbar. Sie scheidet
z. B. bei der Darstellung der VerbalÜexion zwischen Nord- und Südazer-
bajdschanisch (vgl. I S. 138) und kennzeichnet außerdem diejenigen Formen,
die nur in gewissen Lokalmundarten vorkommen, durch den Asteriskus. Für
die letztgenannten Formen ist sie bis jetzt meine einzige Quelle. Es ist selbst-
verständlich geboten, Käsern Begs Grammatik stets mit Budagoffs Leit-
faden zu vergleichen, um möglichst viele Bestätigungen zu finden. Da hat es
sich herausgestellt, daß gewisse bei Kasem Beg angeführte Erscheinungen,
an die ich vom Standpunkte der von mir untersuchten Tebrizer INIundart
anfangs nicht recht glauben wollte, durch Budagoff bestätigt werden,
z. B. der eigentümliche Laut ylc =^ ^j, ferner das Abhandensein des ursprüng-
lichen ii in der zweiten Person des Pronominalaffixes und das Auftreten
eines labialen Vokales, z.B. ataü »dein Vater«, ataüz »euer Vater« (Budag.),
deweü »dein Kamel« (Kas. B.), idü »du warst« (Budag.), idü »du warst«
(Kas. B.), id'udz »ihr wart« (Budag.), idüüz »ihr wart« (Kas. B.) u. a. ni.
4. Lithographierte persisch-azerbajdschanische Sprachlehren.
Während ich früher nur von Hörensagen wußte, daß es in Persien
von Azerbajdschanern verfaßte Bücher über ihre Sprache gäbe, habe ich
inzwischen Gelegenheit gehabt, wenigstens einige solcher Sprachbücher näher
kennen zu lernen; von diesen habe ich namentlich zwei für die vorliegende
Arbeit benutzt.
1. Eine 130 Seiten starke Lithographie (Oktav), als deren \'erfasser
8.2 der Mallä Mustafa aus Bäkü^ genannt ist, hergestellt in Telierän,
wie auf der letzten Seite zu lesen ist, und zwar nach einer Randbemerkung
auf der vorletzten Seite im Jahre 1314. Ein früherer Schüler, Hr. Litten,
Dragomanatseleve an der Gesandtschaft in Teheran, erstand dies nicht un-
wichtige Buch bei einem dortigen Händler und hatte die sehr dankenswerte
Freundlichkeit, es mir liebenswürdigst zu widmen. In diesem Buche wird
der russische dagegen, daß der Text »tatarisch» sei. So führt die vorher crwälmte
»Heihge Geschichte« (Tiflis 1899) den Doppeltitel:
CBaiII,EHHAa nCTOPIH ,pH 3iyC>M3IAH'b IIA TATAPCKOMTi
fl3bIK1& CT. PytCKIL>n. IlEPEBO,403n. =
^ Ich zitiere nach: Jul. Theodor Zenker »Allgemeine Grammatik der
türkisch -tartarischen Sprache von Mirza A. Kasem -Beg«. Leipzig 1848. Es
bleibt unbegreiflich, warum Zenker den Originaltitel, den Druckort und das Druck-
jahr des von ihm verdeutschten Werkes nirgends anführt.
2 (_$j5ul ^jk.^ y^^. — Zitiert als Mai. Must.
204 FoY : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen, II.
alles Azerbajdschanische auf Persisch erklärt. Jedes Blatt enthält im Mittel-
felde lexikalischen Stoff in nach j^ geordneten »schönen« Versen und Reimen,
die stark an unsere lateinischen Genusregeln gemahnen. Das INIittelfeld ist
von einem mit Kommentaren angefüllten Rahmen umgeben, die wesentlich
grammatikalische, gelegentlich aber auch andere Dinge behandeln. Am Kopfe
jeder Seite befinden sich außerdem noch zwei schmale Querfelder, von denen
das obere je ein oder zwei Sprichwörter auf Azerbajdschanisch und das untere
die persische Übertragung dazu enthält. Der Schluß bietet eine Liste von nicht
weniger als 278 azerbajdschanischen Verben mit ihren persischen Entsprechun-
gen. Ich gebe weiterhin eine Sammlung von Sprichwörtern und beziehe mich
dabei auf dieses Buch. Ebenso gebe ich am Schluß der vorliegenden Arbeit eine
längere Probe von den wunderlichen grammatikalischen Reimereien und füge
Erläuterungen bei. Natürlich wird endlich die Liste der Verben in meinem
Glossar verw'ertet. Leider ist die Schrift in diesem Buche [TdlTq) oft entsetzlich
undeutlich und durch Schreibfehler und wunderlichste Orthographie entstellt.
"2. Eine 158 Seiten starke Lithographie (Quart), die das zweite
Heft eines Kitähce - i - edebijje betitelten, für den Elementarunterricht berech-
neten Werkes bildet.^ Das Buch enthält allerlei interessantes Material zur
Orthographie und Grammatik, tjbungssätze, Wörtersammlungen, Angaben
über Zahlbegriffe und Zeitrechnung u. a. Erklärt wird selbstverständlich auf
Persisch. Verfasser ist ein Tebrizer, was für die vorliegende Arbeit be-
sonders ins Gewicht fällt, da diese ja hauptsächlich auf der Tebrizer jSIundart
beruht. Auf der ersten Seite der Lithographie steht die Jahreszahl 1311.
Ich vei'danke die Kenntnis dieses' Buches der Freundlichkeit des Hrn. Dr.
Oskar Mann, der es nebst einem Dutzend anderer azerbajdschanischer
Texte von seiner Studienreise aus Persien mitgebrach hat. Im Folgenden teile
ich aus dem Kitäbce zwei Listen mit, die eine die Namen der Körperteile,
die andere die alten und neuen Jahresnamen des Zwölferzyklus enthaltend.
5. Azerbajdschanisches in phonetischer Schreibung. Georg
Jacobs Probe. Eine Liste von Namen verschiedener Gegen-
stände aus Tebriz.
Alle bisher genannten Texte sind in arabischer Schrift und daher
für den Sprachforscher nur recht unzulängliche Quellen. Was wir vor
allem brauchten, wären zahlreiche genau phonetisch geschriebene Texte.*
Nach B arthol ds Angabe erscheinen in einer russischen Zeitschrift
hin und wieder auch azerbajdschanische Artikel in russischen Lettern. Leider
habe ich diese Zeitschrift bis jetzt nicht zu Gesicht bekommen.
' Titel : Kitäbce-i-edebijje. Deßer-i-duvum M I r z ä S ä d i q im Axpnd Mallä Esed-
alläh merhüm Tebriz t el-ed ez berä-i-etfäl-i-mubtedi bed ez elif bä )(etf-
i-erebl ve te Hlq däir be istiläh-i-veten br zehän-i-turkl yarlb be fehm-i-mubtedijän. —
Zitiert als MTr. Säd.
^ Nach einer freundlichen Mitteilung des Hrn. Prof. G. Jacob beschäftigt
sich ein Hr. Dirr, der sich lange im Orient befindet, seit Jahren mit der Sannnlung
azerbajdschanischer Texte. Daß er bisher etwas veröffentlicht hätte, ist mir nicht
bekannt geworden.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. 11. 205
Eine Probe phonetischer Schreibung gibt Hr. Prof. Georg Jacob
in seinem verdienstlichen türkischen Lesebuch^ S. 42ff. Es ist die Umschrift
des letzten Gedichtes in Berges Sammlung. Die Methode, nach welcher
diese Umschrift zustande gekommen ist, erscheint mir jedoch nicht einwandfrei.
Sie fußt auf der Niederschrift eines Vermittlers, der sich das betreffende
Gedicht, das im Karabag entstanden ist, von »einem Azerbeidschaner« hat
vortragen lassen. Dieser «Azerbeidschaner« stammte jedoch nicht aus dem
Herkunftsorte des Gedichtes noch überhaupt aus Transkaukasien, sondern
war unser trefflicher Hr. Mehmed Hasan, welcher die Mundart von
Tebriz in Persien spricht. Es hätte, denke ich, angegeben werden müssen, in
welcher Lokalmundart das Gedicht umschrieben ist. Aber bedenklicher
als dieser Umstand erscheint mir der andere, daß Jacob die ihm vorliegende.
Niederschrift -des Typenmaterials wegen vereinfachen mußte«, und vor allem,
daß er das g seiner Vorlage, welches sowohl ungenau für 7 wie richtig für
das aus q entstandene g steht, überall ohne weiteres in 7 verwandelte, z. B.
yoj «setze!« anstatt des einzig richtigen goi."^ Auch »im Anatolischen « wird
das anlautende q nicht überall zu 7, wie Jacob annimmt, sondern z.B. in
den Jürük- Mundarten zu g, wie dies von einem glaubwürdigen Gewährs-
manne, der kein Fachgenosse ist, verbürgt wird.^
Zu der Jacob sehen Umschrift ist ferner zu bemerken: 1. es wird
nicht unterschieden zwischen g und e, daher öe/g »so« anstatt bele, jer »Ort«
anstatt jer, veren anstatt veren; 2. es wird nicht unterschieden zwischen "-/,
(== ch in «ach«) und % (= ch in »ich«), daher ede% »laßt uns machen«
anstatt <?f/e%, Tsche-ymenem »ich ziehe nicht« anstatt ceryjnenem', 3. das
palatale g wird bald durch gj {vgl. gjel »komm!«) bald durch g {vgl. gö''de
»im Himmel«) wiedergegeben, während es keines von beiden ist.* Es
kommen auch unter dem Einflüsse des Osmanischen entstandene Fehler vor,
so etti »machte« anstatt eidi^, ejle- »machen« anstatt ele-.^ Auf Verhören
wird das wiederholt vorkommende Je^ft' »sieben« beruhen, denn man spricht
in Tebriz jeddP, wozu die bei Berge stehende und oft in der Literatur
auftretende Schreibung (_^-^ stimmt. Statt -perest S. 45 Zeile 9 lese ich
peres, denn die Reime sind heves und nefes und ich traue der Dichterin Per!
* Georg Jacob: Türkisches Lesebuch. I.Teil: Texte in lateinischer Um-
schrift. Erlangen 1903.
^ Azerbajdschanisches ^r = (J überall im Anlaut der Wörter und bedingungs-
weise auch im Wortinnern wird neuerdings wieder durch die Schmidt sehe Liste
bestätigt, über die weiterhin im Texte gehandelt wird.
^ M. Tsakyroglu (Arzt in Smynia) üspi Viov^owjiv\^vo\oyvj<.-q usXstii. Athen
1891. Seite 24: To x l.v ap^r] \k^fj3Q 7rpo(j>sp£Tai oJ? yx y\yy' ei; to ubcov ^ä xat to tsXo;
'X'? ^' oicv xapTTOi;^, yxapnov^' xai/Tctp, yxai/rap, USW.
* Vgl. I S. 175.
6 Vgl. I S. 183 § 12.
8 Vgl. I S. 174 § 2,2 ele- (der Punkt von ele- ist zu streichen). Auch Kadloff
führt »Wörterb.« I Kol. 810 älä- »machen» als Caj/atajisch und Azerbajdschanisoh
an. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß ele- = »el »Hand« + e« ist.
' Vgl. I S. 183 § 5.
206 Foy: Azerbajganiscbe Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
nicht zu, daß sie jemals ein -est auf ein -es gereimt hätte; außerdem ist
es ja bekannt, daß der Ausgang -st der Lehnwörter im Türkischen durch
Unterdrückung des t erleiclitert zu werden pflegt.^ Im übrigen wird Hr. Kol-
lege Jacob mit mir die Meinung teilen, daß auf allen Gebieten des Tür-
kischen die phonetische Umschrift poetischer Kunstprodukte nur in be-
schränktem Maße Aufschluß über die betreffende türkische Mundart gibt,
imd zwar aus zwei Giünden: weil solche Produkte mehr Arabisch - Persi-
sches als Türkisches enthalten und weil beim Vortrage solcher Produkte
zu oft im Siime des Buchstabens gegen den Usus gesprochen wird.
Als besonders wertvollen Beitrag betrachte ich eine Liste, die die
azerbajdschanischen Namen von einer größeren Anzahl alltäglicher Gegen-
stände in arabischer und zugleich phonetischer Schreibung enthält und die
icii wieder der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr, von Lecoq verdanke.^
Proben der erwähnten Gegenstände befinden sich im Besitze des hiesigen
\'ölkermuseums, und die Liste der Namen ist von einem Herrn W. Schmidt,
der früher eine Apotheke in Tebriz inne hatte, besorgt worden. Es ist
wichtig, daß diese Liste aus Tebriz stammt und also zur teilweisen Kon-
trolle meines Gewährsmannes für die Tebrizer IMundart dienen kann.
Herr Schmidt umschreibt in populärer Weise, und wenn natürlich auch
nicht die absolute Konsequenz des strengen Phonetikers zu erwarten ist,
so genügen seine Schreibungen doch, um wichtige Bestätigungen zu dem
zu liefern, was im ersten Teile der vorliegenden Arbeit erörtert worden
ist. Er schreibt ä oder o* (zuweilen e) = e, ^ = e {giwä = »_^, äräk-
tsclmi = jfV»- {Ji^'>9^'^j'^ = 9 ^9^ »Nacht«, yjedan = g'eden «gehend«), i =■ i
oder y, y ^L y, k ^ q (selten äräktshin, schakildach »hölzerne Knallpistole «•)
oder = k (selten, müschrik »Cigarettenspitze« = iJ^^l«) , kj =:^ k [börkj
»Mütze«, kjöinekj »Hemd« = knjnek, üzükj »Ring«, kjilkä ^^, mrekjäh *^ ^ ,
y z=z y, yj (oder y) = y (yjedma^ »gehen«), yh = 7 {ti/man bayhi »Hosen-
band« = hayy, säkkal därayhi »Bartkamm«), ch =^ % (yjedmay^, hniluyj,
seh = jf, tscli = c, dsch und dj = g, ferner 5 = ~ (nach deutscher Weise
vgl. üsükj »Ring« = üzük), aber ss = s (vgl. ssibill, kissessi = kise-si). Be-
stätigt wird durch Schmidts Umschrift der deutlich vernehmbare Unter-
schied zwischen den Vokalen e und e sowie zwischen den Konsonannten q
und k', y und y, auf dei-en Unterschied ich I S. 175 § 4 besonders nach-
drücklich hingewiesen hatte. Bestätigt wird ferner, 1. daß jedes anlautende q
1 Karl Foy: -Der Purismus hei den Osmanen« in »Westas. Studien- der
"Mitteil. d. Sem. f. Orient. Sprachen-, Jahrgang 1898 S. 41.
2 Ich fühle mich verpfliclitet, Hrn. Dr. von Lecoq wie früher so auch jetzt
wieder meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für die außerordentlich liebens-
würdige und eifrige Unterstützung teils durch Vermittehuig von Quellen, teils durch
selbstlose Überlassung eigener Aufzeichnungen aus dein ferneren Kleinasien.
' Über die Annäherung des e an o vgl. I S. 127.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Siidturkischen. II. 207
ohne Ausnahme zu ^^ wir-d, vgl. bei S c h m i d t ^ö/äTw *i9 osni. qalem, geitschy
»Schere«, ca^at. qajycy, gab »Gefäß« osm. qab usw., und 2., daß auslautendes q
zu % wird, z. B. in der Infinitivendung -maq, vgl. gjedmach »gehen« und aucli
sonst z. B. boiluch »Faden beim Weben«. Trotzdem erscheinen auf der Liste
viele Wörter mit schließendem gh = y, während man ch ^= <^ erwarten sollte;
dies hat seinen Grund darin, daß manche Personen es vorziehen, den Stamm
in derjenigen lautlichen Form zu nennen, in welcher er vor vokalischen
Endungen auftritt. Sie scheinen dies für richtiger zu halten. Auf der
Liste widerspricht übrigens öfters die arabische Schreibung der phonetischen,
indem die erstere das zu erwartende r- = % bietet, die letztere aber gh,
z. B. däragh »Kamm«, aber j^i jj, goltschagh »Puppe«, aber r;-l>-j9, ptschagh
»Messer«, aber ^^l^ ! Beispiele für schließendes y^ :=. Je fehlen, es wird Jcj
oder Tc geschrieben, z. B. üzüTcj »Ring« = üzüy^, jelpik »Fächer« ^= jelpi%.
Die Liste liefert weiterhin wertvolle Belege dafür, daß die Neigung besteht,
a in gewissen Phallen wie e zu sprechen, worüber I S. 185 § 13 gehandelt war,
vgl. däragh = dera% oder dere'x, »Kamm«, sähkal --^ seqgal oder seqgel »Backen-
bart», geitschy = g'ejcy »Schere« und daß fernej' die Neigung besteht, inter-
konsonantische Vokale auszustoßen, worüber I S. 186 § 4 gehandelt
war, vgl. mrMb »Tinte« osm. mürekJceb, ptschagh = pca% aus pycay^
»Messer«.^ Im Einzelnen bestätigt die Liste azerb. e gegenüber osm. i in
gjedmach = g edma^^'i^ehen « , ö gegenüber osm. ü in den Wörtern bork (osm. bilrk
nach Samy) und möhr = osm. mühür pers. ^^, den Abfall des anlautenden J
(vgl. I S. 190 und den Anfang des vorliegenden Aufsatzes) in üzük' »Ring«,
den Anlaut k gegenüber osm. g in köjnek »Hemd« = köjney^ I S. 188 (wo
versehentlich das j weggelassen ist) , den Anlaut d gegenüber osm. t in das
»Stein«, das sogenannte Doppel-5' in säkkal = seqgel »Backenbart«, die
Entsprechung td = tl in atdy (^Sl\ »Reiter« = atly. Beachtenswert ist die
Vokalisation gov (bei Schmidt gohw j5 geschrieben) gegenüber osm. qav
»Zunder«, indem offenbar das labiale v die Verwandlung des vorhergehen-
den a in den labialen Vokal zustande gebracht hat. Vgl. die Verwandlung
von ev, ev in öv 1 S. 178. Ein qov = gov führt übrigens auch Budagoff
•als azerbajdschanisch an. ^ Sehr interessant ist schließlich , daß die Schmidt-
sche Liste den Laut d in der oft vorkommenden Schreibung (Jl.-^ gedmay^
^ Das merkwürdige fersch tschaghy = fers cayy aus fers pcayy hraucht nicht
auf Verschreibung zu beruhen, sondern der Ausfall des p läßt sich aus der Häufung
der Konsonanten begreifen.
^ Budagoff: Vergleichendes Wörterbuch der turko - tatarischen Sprachen
(russisch). Petersburg 1869. S. 96 J_^ kobt. = j\ä. — Als ca;/atajisch wird qov an-
geführt bei Vämbery, Cagat. Spraclistud. S. 320 : Jj3 kov »Schwamm; r;Hil(^s
Holz». — Man bemerke hierzu das umgekehrte Verhältnis: ca}'at. und azerb. jls
»fortjagen- (z. B. bei Amirchanianz V. T. 1. Mos. Kap. 3, V. 23 c^Jjlfl, in Tebriz
und Urmia aber goudy gesprochen I S. 174) = osm an. J^ qov-.
208 Foy: Azerbajganische .Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
verbürgt. Ganz im Gegensatze zum Osmanischem bietet sie gjerlmach »gehen«
= osm. gitmek.^
Ich gebe im folgenden die ganze Schmidt sehe Liste, die auch als
kleines Glossar sicherHch ihren Wert hat, zumal da eine Anzahl der an-
geführten Wörter oder Bedeutungen in sämtlichen Lexicis fehlt. Einige
der auftretenden Wörter waren Herrn Mehmed Hasan unbekannt, und
von diesen kann ich wieder einige nicht anderswoher belegen.
6. Karamanisch oder Azerbaj dschanisch?
Es waren schon vor Jahren durch Hrn. Dr. Ign. Künos zwei
azerbaj dschanische Texte veröffentlicht worden, ohne als solche aufzufallen,
da sie als »karamanisch« angezeigt waren. ^ Dies sind zwei phonetisch
geschriebene Erzählungen, die Künos von einem karamanischen Märchen-
erzähler (Meddäh) gehört haben will.^ Hier muß aber ein Mißverständnis
obwalten, über das ich mich an dieser Stelle nicht weiter in Vermutungen
ergehen möchte, jedenfalls beweist die Sprache unwiderleglich, daß die
Texte azerbajdschanisch sind und der Mundart von Tebriz ganz nahe stehen,
aber stellenweise osmanisieren. Sie stimmen deshalb auch nicht zu dem , was
wir aus Maximoffs allerdings recht unvollkommener Arbeit* vom Kara-
manischen erfahren. Die Umschrift ist genau nach demselben Scliema
angefertigt, welches Künos bei osmanischen Texten befolgt. Sie unter-
scheidet nicht zwischen e und e, q und Tc , g und g , ^/^ und %, anlautend
7t und y^, sondern weist nur die Bezeichnungen e, k, g, y^, h auf.* Außer-
dem starren diese Texte von Inkonsequenzen, die hauptsächlich auf dem
Gebiete der Phonetik liegen. Im übrigen zeigt alles, die Lautverhältnisse,
die Flexionsformen, der Wortschatz, die Wortbedeutungen , die Syntax und
die Phraseologie ein ganz unverkennbar azerbajdschanisches Gepräge. Ich
begnüge mich, hier folgende chai-akteristische Punkte anzuführen, in denen
Künos' Texte mit der Tebrizer JNIundart übereinstinunen und vom Osma-
nischen abweichen.
1. Zur Phonetik (vgl. I): e = osm. a in Lehnwörtern: arab. eded »Zahl«
= osm. aded] e d. i. e = osm. i: geder anstatt geder «er geht«, pers. hec
anstatt hec, gene (daneben einmal das osmanische jine) »wiederum«, g an-
lautend = q: gir% »vierzig« = qyrq, goryji »F'urcht« = qorqu, galypr »steht
auf« = qalqar. y^ inlautend r= q: ciyßr »geht hinaus« = cyqar, ha%ar
1 Vgl. Mal. Mus t. S. N V e S^-y Ü^J- Man beaclitc die Kesre, die hier
= e und nicht i ist. Oder stellt sie eine Konzession an die osmanische Aussprache dar?
2 Dl'. Künos Ignäcz: Kisäzsia török dialektusairöl. Budapest 1896. S. 31IT.
Unterhalb der beiden Texte steht S.33 (Karamani nyelvjäiäs -Karamanisehe Mundart«).
3 Er sagt S. 33 ausdrücklich: E ket nepmesct, jobban mondva elbcszelöst
egy karainäni meddähtöl vagyis iiepmulattatöl hallottani es jegyeztcm tel.
^ Viktor Maximoff: OnwTi. n3cji'li^T,OBaHiii TiopKCKiiXT. .T.ia.ioKTOn'B
151. xy,i,aHeii,T,r«i)1i ii linpaniaHin. Petersburg 1867.
^ Das gutturale ,y, das Kün. in seiner Märchensammlung mit c darstellte,
sehreibt er hier offenbar angemessener i.
Foy: Azerbajgaiiische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkisclien. II. 209
»schaut« = haqar, siyjir »drückt« — syqar; % auslautend = q: jo%, co%,
(ßr% usw.; d anlautend = t: duz »Salz« =■- tuz', Metathese »^ + Kons.« und
»r + Kons.« = »Kons. + ^' und »Kons. + r« : cölmeji »den Topf« = cömleji,
arji »anderer« := ajry; Assimilation benachbarter Konsonanten nn = nl:
eibinner »die Mücken« = cibinler, nn = nd: gor'^usunnan »aus seiner Furcht«
=; qorqusundan; Assimilation an ein durch einen \'okal getrenntes n: n = l:
ojtias ynan »mit dem Gespielen« = ylan, m =^ h: men »ich« r= hen, rnene
»mir« = hcne für hana, rnunu »diesen« = hunu.
Das auslautende 1c der 1. Pers. Plur. erscheint zum Teil unvercändert
(vgl. schließendes Tc oder Tcj statt <x, in der Schmidt sehen Liste: üzükj,
jelpilc, Mjnek), zum Teil als % d. i. %. Zu bemerken ist, daß der helle
Vokal noch gewahrt ist, und der Schematismus noch nicht, wie in der
Vulgärsprache von Tebriz, die schweren Endungen ur^ oder ay^ über die
leichten zum Siege verhelfen hat, daher z. B. genau wie bei Jacob (s. vorher)
edey^ d. i. ede% »machen wir!«, ferner üteriy^ d. i. isteri% »wir wünschen«,
gedek d. i. gedelc »gehen wir!«.
2. Zur Flexion: bular »diese« = osm. bunlar, olar »jene« = osm.
onlar, mene »mir« = osm. bona, Akk. des Pronominalaffixes auf -n anstatt
-ni'. giryin »ihrer vierzig« = qyrqyny , ayjariram »ich suche«, itirmisem »ich
habe verloren«, jaür »er liegt« = osm. jatijor, jatiplar anstatt jatyblar »sie
haben sich gelegt« = osm. jatmyslar oder jatiylar, vurar »er schlägt« := osm.
vurur, ojaday^ »wecken wir« = osm. ujandyralym, bilmürem »ich weiß nicht«
(Hr. M. Hasan spricht: bilmirem) =^ osm. bilmem, isteri% »wir wünschen«,
in Tebriz isteriy^ oder vulgär isteruy^ = osm. isteriz; Imp. auf g'inen: dejinen
anstatt dejinen »sprich!« (fehlt im Osmanischen, vgl. über -g'inen I S. 156).
Man bemerke auch die Stämme auf -j: dijer »er sagt« = osm. der,
gojar »er setzt« =; osm. qor, döjerler »sie prügeln« =: osm. döverler.
3. Zum Wortschatz: öz »selbst« (osm. veraltet, dafür hendi); arvat
»Frau, Ehefrau« (osm. avrat) , ota% »Zimmer« =: osm. oda, palaz »Art kleiner
Teppich«, tiJce »Bissen«, ket »Dorf« {osm. köj), gabayina »vor ihn« (osm.
önüne), jayji, in Tebriz jayßy »gut« (osm. ej%), berk »kräftig« (osm. ver-
altet), harda »wo?« (osm. nerede?), apar- »nehmen«, aytar- (in Tebriz selten
ayjar-, meist ayßar-) »suchen« (osm. ara-), tap- »finden« (osm. bul-).
Vom Osmanischen abweichende Bedeutungen: gonay^ »Gast«
(osm. qonaq »Quartier, Tagereise; herrschaftliches Haus«; qonuq »Gast«);
gizil »Gold« (osm. qyzyl »rot«; altyn »Gold«), eSije anstatt esije »hinaus« von
esi% »Schwelle« (osm. esije »nach der Schwelle«) S durur »er steht auf« (osm.
durur »er steht«, qalqar »er steht auf«).
^ Vämbery (»Ahosmanische Sprachstudien. Mit einem azerbajdschanischen
Texte als Appendix.« Leiden 190L S. 114 Anm. 3) denkt über die Etymologie von
esije "hinaus» freilich ganz anders. Er schreibt: «esik (draußen, außerhalb); vgl.
altosm. isiq (das Freie), neuosm. \siq (Helle, Licht).» Hierzu sei bemerkt: der
Casus indefinitus esik bedeutet niemals »draußen, außerhalb«, sondern der Dativ
esije (eigentlich »nach der Schwelle«) bedeutet »hinaus« und der Lokativ esijde
(eigentlich -auf der Schwelle«) »draußen, außerhalb«; beide können mit einem Worte
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. H. Abt. 14
210 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen, 11.
4. Zur Syntax. Wortfolge: haslar aramaya »er fängt an
. . . . zu durchsuchen«; Konstruktion von iste- mit dem Optativ: tst(Tiy^{yJ)
sizi özümüze biijüJc ede^ {%) »wir wünschen, Sie über uns zum Herrscher zu
machen«; gacanda »als sie fliehen« = osm. qactyqta.
5. Zur Pliraseologie: cira%geder »das Licht geht aus« {osm. mum
söner), haher d.i. '/aber al- »fragen, erfragen« (osm. hoher ahnaq »Nach-
richt erhalten«).
Der Ausdruck ist, wie erwähnt, vielfach mit Osmanismen versetzt: neben
munu erscheint bunu, neben men auch hen, neben inen ein ilen usw. usw.,
dahin gehört auch die Assimilation des d der Endungen an einen vorher-
gehenden tonlosen Konsonanten, z.B. coytan, getti »erging«. Diese Assi-
milation ist nicht azerbajdschanisch , es nmß heißen doyßan, g'etdi. Vgl.
vorher (unter 5) etti »er machte« bei Jacob.
Die Frage wird im Azeri ohne -mi gebildet, dennoch tritt einmal ein
Beispiel mit dem osm. -mi auf, ein anderes Mal aber (Zeile 5 des ersten
Stückes) richtig ohne -mi. Das letztere Beispiel scheint in der Künos-
schen Redaktion verkannt zu sein , da statt des zu erwartenden Fragezeichens
ein Punkt gesetzt ist. Auch andere Stellen scheinen verkannt zu sein, z. B.
im ersten Stück ist von einem Helden die Rede, der wie »das tapfere
Schneiderlein« unseres deutschen Märchens sieben Fliegen auf einen Schlag
tötet, so vierzig Mücken (eibin) auf einmal erschlägt und dann auf seinen Stock
»vierzig auf einen Streich« schreibt. Dieser Held heißt ^^, was osm. nazar
und azei-b. nezer ausgesprochen wird; die betreffenden auf den Stock ge-
schriebenen Worte werden S. 31 zweimal verschieden und in einer mir
sinnlos erscheinenden Form zitiert:
babaji nazar bir dejenekte giryjfi azar
inid
babaji nazar, bir dejeneJcte giryjni ezer.
Hier ist nicht verstanden worden, daß nazar Personenname ist, denn sonst
wäre es mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben. Auf der folgenden
Seite wird der Held einfach 7iezer, wieder mit kleinem AnfangsbuchstabeJi,
genannt. Wie der Akkusativ babaji syntaktisch erklärt werden könnte,
wird niemand zu sagen wissen. Es ist zu lesen Baba Nezer, wobei Nezer
einen Reim mit ezer bildet: Baba Nezer bir dejene%de (oder dejenekde) gyryj/n
im Ablativ verbunden sein, z. B. gapydan eSije -zur Tür hinaus-, ketden esij(de -außer-
halb des Dorfes«. Wie Vämbery das lautliche Verhältnis von seinem esik zu
dem osmanischen ysyq erklären will, bleibt mir ein vollkommenes Rätsel. Außer-
dem paßt auch die Bedeutung »Licht« nicht, denn ich kann z.B. des Nachts aus
einem erhellten Hause esije gehen und dadurch in das Dunkel gelangen. Daß ysyq
«Liclit« im älteren Osmanischen »das Freie« bedeutet hätte, ist mir unbekannt und
durchaus unwahrscheinlich. Woher will V ämbery aber wissen, daß früher isiq xmA
nidit ysyq gesprochen wurde? Eine Kesre in einem vokalisierten Texte kann sowohl
i wie y bedeuten, der Konsonant q ^J weist aber auf y. Und noch eine prinzipielle
Frage. Was ist •Altosmanisch»? Gab es ein • Altosmanisch- ohne lokahnundartliche
Unterschiede? Ja, in Bulgarion spricht man auch heute isiq »Licht«, aber ist das
etwa schlechthin "Neuosmanisoh- ? Nein.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Siidtihkisclien. II. 211
ezer = »Baba Nezer zerquetscht mit einem Stockstreicli ihrer vierzig« oder,
wenn hinter Nezer das Komma berechtigt ist: »(Dies ist) Baba Nezer, mit
einem Stockstreich zerquetscht er ihrer vierzig«.
Ich gebe am Schlüsse der vorliegenden Arbeit diese Texte mit Über-
setzung und Anmerkungen.
Auf Grund der Vergleichung aller vorher genannten Quellen ergibt
sich eine Fülle von absoluten Ubereinstinnnungen, und diese werde ich im
folgenden »allgemein azerbajdschanisch « nennen.
Ich darf diesen Abschnitt nicht schließen, ohne meiner mündlichen
(,)uolle zu gedenken. Herr Mehmed Hasan, dem ich schon I S. 128 meinen
aufrichtigen Dank ausgesprochen hatte, hat mich auch nach Abschluß des
ersten Teiles meiner Arbeit in der aufopferndsten und eifrigsten Weise unter-
stützt, so daß ich diesem trefflichen Herrn hier nur meinen Dank wieder-
holen kann.
B. Die Mundart von Erzeriim. Nr. 2.
(Vgl. I S. 138 ff.)
Im Jahre 1852 teilte Bei in der gelehrten Welt seine zwar nicht sehr
zahlreichen, aber in ihrer Art vielseitigen und deshalb schätzenswerten Be-
merkungen über die Mundart von Erzerum mit, die ich im ersten Teile
dieser Arbeit mit Rücksicht auf das Azeri von Tebriz besprochen habe. Ist
es nicht mehr als bedauerlich, daß über ein halbes Jahrhundert vergehen
mußte, bis wir wieder etwas von jener interessanten Mundart erfahren
konnten? Als ob Erzerum außerhalb der Welt läge! Soeben veröffentlicht
der früher im KeletiSzemle und auf Grund dessen auch von mir fälsch-
lich Balkanoglu genannte Heir Bai Hasan O-ylu^ in der beregten imga-
rischen Revue ^ eine Arbeit, die wesentlich lexikalisches Material enthält
und in vielen Punkten Belin bestätigt, in der Mitteilung von Wörtern aber
ungleich ausgiebiger ist als Beliijs Arbeit. Über jeden Verdacht erhaben,
namentlich in phonetischer Beziehung, sind Bai Hasan O7IUS Angaben
jedoch nicht, weil er sie aus einem türkisch-türkischen und also mit arabi-
schen Lettern geschriebenen Glossar eines Ungenannten geschöpft hat und
nach dieser Quelle alles in lateinischer Umschrift wiedergibt. Freilich
sagt er, daß ihm ein Eingeborener zur Verfügung gestanden hätte, und
offenbar hat er denselben zu Rate gezogen, wie z. B. das richtige posa
• Zigeuner« (mit 0) gegenüber Belins jswia (mit?/) in Ü^bereinstimmung mit
Paspatis ^owÄo (und Oy pocha) und dem piTuii der armenischen Wörter-
l)ücher sowie mit dem von Böhtlingk angeführten georgischen bosa be-
weist und wie ferner aus der Bemerkung hervorgeht, daß das k =^ q im
Wortanfang zu 7 und am Wortende zu <)(, werde, z.B. yalmay^ »bleiben« =
qalmaq. Trotzdem schreibt er aber in seiner Vokabelliste in beiden Fällen
k =^ q, z. B. Mrtik »Stückchen« = azerb. gyrty^. Man sieht also, daß er
1 Herr Bai Hasan Oylu liatte die Güte, mich durch ein Schreiben vom
17. Juli 1903 über das Mißverständnis aufzuklären.
2 Keleti Szemle, Budapest 1904, Heft 1, S. 126 ff.
212 Foy: Azerbaj gallische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
von dem Buchstaben seiner Vorlage abhängig und seine Umschrift mithin
keine durchgeführte phonetische Schreibung ist.^ Sonst jedoch darf man
Vertrauen haben, denn die angeführten Wörter lassen sich zum großen
Teile aus dem Azeri von Tebriz bestätigen, zum anderen Teile aus an-
deren südtürkischen Mundarten, zum Teil auch aus dem Ca7atajischen
und Köktüi'kischen , teils haben sie aber ein türkisches Gepräge, ohne daß
ich sie sonst aus dem Türkischen belegen könnte, ferner sind, wie nicht
anders zu erwarten, armenische Lehnwörter unter ihnen, auch das nicht-
armenische lazut. Schließlich bleibt ein Rest mir unbekannter und imver-
ständlicher Wörter z. B. oSos »camomille«.
Ich konstatiere zunächst, in welchen Wörtern Bai Uasan O7IU
mit meinen Quellen für das Azeri übereinstimmt, was zur Bestätigung der
Angaben beider Teile natürlich von großer Wichtigkeit ist.
AVortschatz und Wortbedeutung.
Tebriz: E r z e r u m :
bagy »Schwester, besonders ältere hazi »soeur«
Schwester«^
hibi »Tante väterlicherseits«* bihi »tante paternelle«
Dieses Wort scheint in Zentralasien überhaupt nur eine ältere acht-
bare Dame zu bezeichnen *, in der spezifisch azerbajdschanischen Bedeutung
ist es jedoch in die Sprache der Lazen ^ ja sogar in die der Zigeuner über-
gegangen, die an der Bedeutung »Tante« noch in Transsylvanien festhalten,
daneben aber das Wort auch in dem weiteren Sinne von »Mütterchen« ge-
brauchen ; ^
höjre% »Niere« r= osm. höbrek högrek »rein»
huyßy^ »Unterkinn« bu^ay »partie saillante de menton«
buyßry'' »Kamin« bwyßri »cheminee«
1 Aus diesem Grunde ist es mir auch sehr fraglich, ob da, wo Bai Hasan
ein g gibt, während die Tebrizer Aussprache j ist, wirklich die Aussprache von Erzerum
vorliegt, oder ob nicht vielmehr nur ein iJ der Vorlage umschrieben ist, z. B. bögrek
»Niere-, das in Tebriz höjrej(_ (oder eleganter böjrek) gesprochen wird.
2 Auch dem Osmanischen nicht fremd nach Samy Bej S. 217. Vgl. inakci
"ältere Schwester» in uig. chines. Wörterb.
3 In dem alten osman. El-fereg bade 's-sidde kommt bihi in der Bedeutung
"Herrin., vor. Vgl. Vämbery: Altosmanische Sprachstudien. Leiden 1901. S. 160.
* Vämbery (Ca;/at. Sprachstud.) ^ 6?'6i «Frau, Dame, Hebamme», nach Vamb.,
Altosm. Sprachst. a.a.O. auch »Prinzessin(?)<. : — Shnw. i^^Jbibi »a lady, a woman
(married)»; — Sülejmän Efendi: (^^J »c-vlj iJ_j-'« (»Großmutter») usw.
5 Wie Hr. M. H. Adjarian für Atgna bezeugt: Ktude sur la langue Laze.
Paris 1899, S. 8: Bibi (At.) »tante paternelle».
^ Wie Hr. Heinrich von Wlislocki bezeugt: Die Sprache der trans-
sylvanischen Zigeuner. Leipzig 1884. S. 74: bibi »Tante, Mütterchen».
' Aus arab. j\^ hu^är »Dampf».
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristil< d. Südtürkischen. II. 213
cirt- »Einschnitte in die Haut machen öirtmek »ebrecher«
(zu sanitären Zwecken)« '
gende% »Kadaver, Aas« zendeJc «cadavre putrefie«
dadas »älterer Bruder« dadaä »frere aine, fier ä bras, bra-
vache, pHsson«
dal »Rücken«, eigentUch »die Partie dal »dos, entre les deux omoplates«
zwischen den Schultern«
dalda »Schatten«^ dalda »ombre«
daldalan- »sich in Sichei'heit bringen« -/owtoöZ: »se mettre ä l'abri, se refugier«
davar »Vieh«, in Urmia spez. davar »moutons«
»Hammel«
din(/el- » sich ausruh en « ^ (osnian . dinlen-) dingelmelc » se reposer «
emi »Onkel väterlicherseits« (osman. emi »oncle paternel« (ar. ,^^)
amuga)
enniy^ oder env/^ »rotes Kosmetikum der enih »petit de chien; poudre de couleur
Frauen, um die Wangen zu färben«* rouge employee par les femmes pour
teindre les joues«
g'ezeng'ebi eine Art Halwa (orient. süße yezenyevi »manne«
Näscherei)
gor »Grab« gor (du persan gur) »tombeau«
g'üles »lachend, heiter«, z. B. y'dh's güles »aspect riant«
üzli »mit lachendem Gesicht«
guz »Buckel, Höcker« guzik »bossu«
he »ja« he »oui«, hemi? »n'est-ce pas?«
'■/ezi/l »Kohlengrus« (osm. mygyr) <^azul »petits morceaux de charbon«
istikan »Teeglas« istilcan »verre de the«
j'üng ül »leicht« (an Gewicht)* jüngül »leger«
Ms »zu eng, schlecht sitzend, hier zu Jcip Ms »tout ä fait serre«
eng und da zu weit« (von Kleidern)
kirsan »weißer Puder «"^ Z-?>6«n »poudre blanche pour la toilette
des dames«
^ Z.B. dellej(_ {dallajO dalymy cirtdi »der Barbier hat mir P^inschnitte in den
Rücken gemacht«. An das Gesundheitsfördernde und Heilsame dieser Einschnitte
glaubt der ganze Orient.
^ Vgl. in den Sprachmaterialien »Sprichwörter« Nr. 19: Jatma tülki daldasynda,
goj jksin jyrtyyy seni «Ruhe nicht im Schatten des Fuchses, lieber laß die wilden
Tiere dich fressen». — Das cavat. l-\lu wird bei Sülejmän Efendi S. IGO'" durch
»Rückseite« erklärt. Ich halte das Wort für den Lokativ von dal «Rücken«, der
als selbständiger Stamm behandelt ist. Vgl. osman. gözde (eigentlich «im Auge«)
"die Person, die der Sultan im Auge hat, die ihm gefällt, Lieblhigsniädchen«.
^ In der Komödie »Serab« statt dessen jjv^*^-^ {dinglen- oder dingelin-?).
■* "Sprichwörter« Nr. 24: Gehbenin gazandyyy ennij(_ kirsana g exler "Der rote
Puder, den die Hure verdient, geht für den weißen dahin».
* Osm. haßf (di.v2i\i.) »leger«, golaj «facile«, aber azerb. yolaj "schlecht, minder-
wertig«.
^ Vgl. »Sprichwörter« Nr. 24, schon vorbei" angefülirt.
214 Foy: Azerbajganisc^he Studien mit einer Charakteristik d. Süd türkischen. II.
yala- "aufeinanderschichten z. B. Holz 'kalamak r=^ Teajma'k »preparer le poele
oder Kohlen im Ofen« pour etre allume«
gejsava »ein warm genossenes Kom- Tcajsefe »compote«
pott, z. B. von Datteln«
kaliske «Droschke« Tcalaska »voiture chargee et attelee
aux chevaux«
yere gura »Alp, Nachtmär << (auch in kara kura »cauchemare«
der allgemeinen Bedeutung »ganz
schwarz«)
gyc »Bein« (osinan. qyc »das Hinter- kic »])ied«
teil«)
gyray^ »Rand, Uferrand« kirayi »bord«
gyrtyy^ »Brocken. Stückchen« kirtik .niorceau, petite piece«
gullah »Türangel- (von arab. ^_jy<~i kitllaJ) ..cejond« (cori-. »gond«).
»Haken«, auch bei Zenker und
Redhouse)
gujmay^ »eine zähe süße Speise« (Mehl kujmak •bouilli de farine avec de
wird in Butter braun gebraten und (corr. du) rob"
dazu geschmolzener Zucker gerührt)
gurut »aus Milch hergestellte Masse, ktirut .lait caille sec«
hart wie Stein« (an Konsistenz dem
harten Harzer Kräuter- oder grünen
Käse ähnlich)
lavas »ganz dünnes Gebäck, dünn wie lavas »pain plat«
der jüdische Osterkuchen , aber in
Bandform «
mü »Messing, Bronze« mis »bronze«
puc ele- »durchbringen, ver|iulv('rn, piic »perte« , olniak »perdre« (corr.
alle machen, z. B. Geld« »etre perdu«)
seme »verblüfft, vei-dutzt« seme »stupelie, ebahi«
ia^' »das Gleiche« taj »pareil, semblable. egal«
tor »Netz, Fangnetz, Fischernetz, tor »filet, reis«
Jägernetz«
tuman »Unterhose« ^ tuman »camisole« '
Von den Wörtern, die Hr. M. Hasan nicht kennt, die sich aber durch
untrügliche Zeugnisse für das Südtürkische ei-weisen lassen, seien genannt:
1. daraba »Bretterzaun« (cloison). Dies kommt in der Form taraba
(mit anlautendem t = d) »Bretterzaun« auch im Bulgarisch-Türkischen vor,
z.B. in den Versen aus Vidin , die ich schon vor Jahren^ mitteilte:
1 Man beachte den Unterschied der Bedeutungen. Nacii Schmidts Liste
bedeutet tuman auch "ein kurzes weißes Kleidröckchen.- der Flauen. — Übrigens führt
Samy-Bej S. 709 das Wort auch als osnianisch auf in der Form 0^>^ tonian
"Sorte de culotte tres large et longue«.
2 Westasiatische Studien, Jahrgang IV (1901) S. 253, Anni. — Taraba ist
nachzutragen in Radi. Wörterb. III Kol. 845.
Foy: Azerbajganlsclie Studien mit einer Cliarakteristik d. Südtür'kischen. IL 215
huzagiji tarabaja hagladim
hem cagrij hem hagrij
hem agzile ot qoparij
»ich habe das Kalb an den Brettei-zaun gebunden,
es ruft und sclireit
und rupft mit seinem Maule Gras«.
Meines Wissens ist dies Wort sonst aus keinem Gebiete des Türki-
schen nachgewiesen worden.
2. tezmek »Üiehen« (fuir). Auch dies Verbum ist unzweifelhaft im
Südtürkischen weiter bekannt; es kommt vor in einem mit armenischen
Lettern aufgezeichneten Liede aus Babert (Baiburt) bei Littmann ^ III, 4:
tezdim tezdlm giran kihl daylara
»ich floh, ich floh wie eine Gazelle auf die Berge«.
Auch Littmanns (Jewährsmann Komitas Wartapet aus Kuta-
hia kennt dies ^Vrbum nicht, Littmann selbst vermutet eine Nebenform
zu tezlemeh und übersetzt zweifelnd: »ich lief«. Das merkwürdige Wort
ist sehr alt bezeugt, nämlich wiederholt schon auf den köktürkischen In-
schriften, aber wie es scheint in dieser lautlichen Form nur da und im
Südtürkischen, sonst nirgends. Kokt. T-Z z. B. az qyna eren tezip hardy
»nur wenige Männer entflohen«, neke tezerbiz? »warum sollen wir fliehen?«,
budun tezmis erti »das \'olk war entflohen«.^ Derselbe Stannn mit -s statt -^
konmit heute im Schorischen und in anderen nordtürkisclien Mundarten vor. ^
3. aman toTiul (^ toqid) »Ausdruck, durch den man um Quartier
bittet« {c'est wne interjection pour demander quartier). Derselbe Ausdruck
ist mir sonst nur noch aus einem der Lieder bekannt, welche Hr. Prof.
von Luschan in Sendschirli (Provinz Adana) nach dem Vortrage eines
aus Aintab stammenden armenischen Knaben phonographisch aufgenommen
hat.* In Lied XVP fängt jede Strophe mit den Worten: aman, dejirmengi,
aman — öjüt boydamy, boydamy »ach, Müller, male meinen Weizen«. Die
Frau, die dies spricht, bietet dem Müller als Entgelt der Reihe nach zu-
erst ihr Halsband, dann ihr Entari, dann sogar Gold an, aber immer
1 Enno Littmann: TürkischeVolksliedei- aus Kleinasien. ZDMG Bd. 53 S. 356.
2 Radi. Wörterb. III Kol. 1103.
3 Radi. Wörterb. III Kol. 1097 unter ^ Täc und^ xec. — Die Übereinstim-
mung des türkischen Uz- »eilen« mit dem persischen j^ ».scbnell" (azerbajdschanisch
nicht etwa t'ez, sondern ebenso wie im Osmanischen tez) ist im böchsten Grade auf-
fällig. Tez bedeutet im Türkischen nur "Scimeil», nicht auch »scharf«. Die Erano-
logen etymologisieren tez «scharf, heftig; schnell« aus dem Indogermanischen und
stellen te^ »Pfeil« und UU »Axt« dazu (vgl. Paul Korn a.a.O. S. 92 Nr. 408).
* Felix von Luschan: »Einige türkische Volkslieder aus Nordsyrieu und die
Bedeutung phonographischer Aufnahmen für die Völkerkunde« in »Zeitsciu'it't für
Ethnologie«, Bd. 36 (1904), Heft 2 S. 177fi".
5 A. a. O. S. 196 ff.
216 Foy: Azerl)ajganische Studien mit einer Charakteristik d. Siidtiiikischen. II.
weigert sich der Müller mit den Worten: olmaz, qadyn anam, olmaz, bis sie
ihm schließlich ihre Tochter anbietet mit den Worten:
Toqul, dejirmengi , am an!
Öjüt hoydamy, hoydamy!
Verein sana hen qyzymy,
worauf der Müller sofort freudig eingeht:
Olur, qadyn anarn, olur, Es geht, Mütterchen, es geht,
Qyz-ynan-da un öjünür Mit der Tochter läßt sich ja Mehl mahlen,
Per^ qyryldy, tez jnpylyr. Die Flügel waren zerbrochen, sie werden
rasch wieder gemacht.
Zu den Verwandtschaftsnamen (vgl. vorher hagy, hihi, dadas, emi) in
Erzerum und Tebriz seien noch folgende Differenzen bemerkt:
Tebriz Erzerum
nene «Mutter- nana (nach Bei in)
%ala "Tante mütterlicherseits« eze »tante maternelle«
eniste »gendre«
Nana ist weit verbreitet. In der Sprache der Lazen, für welche es
schon Klaproth^ bezeugt, ferner Rosen, M. von Erckert und M. H. Ad-
jarian^, kommt es an den verschiedensten Orten vor, z. B. in Batum,
Trapezunt, Atina usw. Dennoch halte ich es nicht etwa für ein lazisches
Lehnwort, sondern denke, daß es aus dem altüberlieferten ana »Mutter« in
der Kleinkindersprache entstanden ist, die ja die Aneinanderfügung zweier
identischer Silben sehr liebt.
Für »Tante mütterlicherseits« gebrauchen die Osmanen das im Azeri
unbekannte teze, und aus diesem scheint in der Kleinkindersprache das eze
in Erzerum geworden zu sein. — Das arabische ^JU- %ale ist in gleicher Be-
deutung auch bei den Osmanen (neben teze) und den Persern* üblich.
Das Wort eniste ist im Azeri unbekannt. Osmanisch bedeutet es den
Gatten der Schwester oder der Tante. — Egik »aine« ist offenbar = kokt.
eci »älterer Bruder«, Radi. Altt. Inschr. N. F. 164.
Wie man sieht, ist die Mehrzahl der angeführten Wörter, welche sich
in Ei'zerum und Tebriz zugleich finden, soweit sie nicht persische oder
1 Per ist, wie ich Hrn. von L lisch an schon mitgeteilt hatte, das persische j
(vgl. joerr bei Paul Hörn: Grundriß der neupersischen Etymologie. Straßburg 1893.
Seite 65 No. 293) und bedeutet hier »Windmühlenfliigel«. Diese Bedeutung wird
neuerdings aus Kilis ausdrücklich bestätigt, und zwar wieder durch unseren Bai
Hasan Oylu: »Dialecte turc de Kilis« in Keleti Szemle 1902. 111,4 S. 264. —
Übrigens sei zu dem Stamme öjün- »gemahlen werden«, über den von Luschan
sein Befremden ausdrückt , bemerkt , daß er auch im Osmanischen vorkommt in der
Form öjibrme »Gemahlenes, jede Art gemahlenen Getreides«.
2 Julius Klaproth: Asia polyglotta. Paris 1823.
3 A.a.O. S. 42.
* Nach Fritz Rosen: Neupersischer Sprachführer. Leipzig 1890. Seite 42:
khälä »Tante mütterlicherseits«.
Foy: Azerhajgaiilsche Stiulieii mit einer Charakteristik d. Siultürkisdien. II. 217
arabische Lehnwörter sind, identisch mit den La7atajischen, andere aber,
wie dadas, sind speziell azerbajdschanisch und andei'e schließlicli, wie davor,
überhaupt südtürkisch.
Das Verzeichnis Bai Hasan O7IUS enthält auch allgemein bekannte
osmanische Wörter, die ich aus dem Azeri nicht belegen kann , wie jarpuz
»Majoran« {vrfun »heimlich« ist das veraltete osman. ir^nin oder oyryn),
andere wiederum, die mir nur aus dem Ca7atajischen bekannt sind, wie {anny)
(jaSqa »Blesse« (Pferd mit weißer Stelle auf der Stirn). Cekman »veste courte a
manches fendues« ist offenbar dasselbe wie 0* , ^^^ Sülejmän Efendi.*
Ferner enthält es, ebenso wie Belins Verzeichnis, armenische Wörter,
die ja in einer Stadt wie Erzerum von vornherein zu erwarten sind, die
al)ei' weder Bei in noch Bai Hasan als armenisch erkannt hat.
Über posa »Zigeuner« = P"l!^"J ist vorher gesprochen. Ich möchte
hier erwähnen, daß auf azerbajdschanischem Gebiete für »Zigeuner« noch
JUJ1;/0 vorkommt, d. i. türk. ^J'JS kirii »Bogensaite« +pers. JUwö? »reibend«^
bezieht sich also auf den Zigeuner als Spielmann. Dieses Wort findet sich
auch in Vämberys Glossar S. 333 als azerbajdschanisch angeführt. Hr.
Mehmed Hasan spricht es grysmal, was auf ein qyryhmal zurückgeht,
dessen schwerer Bestandteil qyry's durch i'egressive Wirkung des schweren
mal aus dem leichten Mris entstanden sein wird.
Armenisch ist auch das schon bei Bei in angeführte mereJc , nach Bai
Hasan O7IU: »lieu ou l'on garde la paille«, nach Belin: »magazin pour
mettre les provisions« = arm. irß-hfi^ (I S. 141).
Vgl. ferner a%hun »Mist« (furnier) mit arm. "'^, das dieselbe Be-
deutung hat.
qom » Schafhürde, Schäferei « {Jcom. » bercail, bergerie « ) = i;nil^ .. Schäferei « .
peteli »Bienenkorb« (ruche) = ifibj^iuli »Bienenkorb«.
Das von Belin angeführte merkwürdige lazut »Mais, türkischer
Weizen« wird von Bai Hasan O7IU bestätigt. Wir sahen schon, daß es
auch bei den Türken Trapezunts üblich ist (vgl. I S. 140). Die Griechen
Trapezunts gebrauchen es ebenfalls^ und bei den Lasen* hat es allgemeine
Verbreitung. Die Etymologie macht Schwierigkeiten.^
1 Sülejmän Efendi S. 152 gibt allerdings die Erklärung, bärärü jaymurluq
»Regenmantel». Mit der Endung -man gebildet wird von Bai Hasan Oj/lu aus
Erzeium noch das mir sonst unbekannte dizman »geant, gigantesque» angeführt, aus
dem mii- gleichfalls sonst unbekannten dis (so mit s\) -tres enorme-, und ferner
gög gecemen »Eidechse» (lezard) aus gög (in Tebriz g öj) «blau, grün« + gecernen.
2 Komposita aus einem türkischen und einem persischen Bestandteil auf
persische Art gebildet sind nicht selten im Südtürkischen (vgl. im Osmanischen emekdar,
hasmahane u.a., K. Foy »Purismus« S. 34).
^ In der Form to Xa^ou^ ^=z dpaßoa-roq ■, xakafxnovxiov nach ^aß. Iwavvi^ov:
Ic-topia y.ul aTariazLxr Tpctml^ovvTog. Stambul 1870 S. 20.
•* In der Form lazudi (nach M. von Erckert lazuti) vgl. Adjarian: Etüde
sur la langue laze. S. 37.
^ Bai Hasan Oy\\i schreibt bei «kerbe des lazs« korr. »herbe des lazes» und
scheint es also aus dem türkischen »Lac otu^ etymologisieren zu wollen (von ol
218 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. 11.
Bei den angeführten türkischen Wörtern sind oft die Bedeutungen
auffallend, so wird haga (»Schornstein«) und später auch ev »Haus« mit
»Dach« (toit) erklärt^ baslyq (haslik) mit »Schreibvorlage« (modele d'ecriture,
de calligraphie), panyar (»Runkelrübe«) mit »gekochtes Gemüse« (legumes
cuits), ojma (»das Ausgehöldte, die Gravüre«) mit »Wandschrank« (armoire
pratique dans un coin de chambre). Interessant und mir sonst nicht bekannt
sind die Bezeichnungen Jerrfi?^(°;r^;i »auf der Erde herumgehend« für »Schlange«
(seri)ent), qaz loqmasy »Gänsebissen« für »beignet« (Gebäck mit Obst gefüllt),
qnga haky »Kopf des Alten« für »Runkelrübe« (betterave). Eine eigen-
tümliche Wortbildung liegt vor in dünegen »gestern« := azeib. d'nnen. Qavut
»gerüstetes Getreide« {havut hXds frits) ist im (Jsmanischen selten, wo es aber
nicht das Getreide, sondern mit g-av«^ bereitete Gerichte bezeichnet.^ Inder
Stammbildung überrascht göze »Quelle« (source naturelle), das sich zu göz
»Auge« ebenso zu verhalten scheint wie pers. rm/zß »Quelle« zu cesm »Auge«.
Beachtenswert ist auch ayarti »jedes Milchprodukt« von ayar- »weiß sein«
wie osm. qabarty^ »Schwellung« von qabar-. Zu isot »coco« (!M) vgl. azerb.
viiot »Pfeffer« (eigtl. »heißes Kraut«). Zu tln »feucht« vgl. /m »Dunst« im
uig. chines. Wörter!».
Phonetik.
In lautHcher Beziehiuig ist zu merken als abweichend \om Azeri und
Osmanischen zugleich:
Vokale: u statt a und « statte in den Endungen der Wörter hoguz
= boyaz »Kehle»* und hözük »inseete« = högek »Insekt«. — e statt a" in
cpgil »Kiesel« =^ azerb cw/jyl und yjzek »Schlitten« := azerb. ^ycö^^.
Konsonanten: Der Anlaut stimmt im allgemeinen zum Osmanisciien.
Anlautendes q, welches im Azeri zu g wird, lautet nacii Bai Hasan ()7lu
in Erzerum 7, z. B. yalmay^ =. azerb. galma'yj. Sollte es aber auch wirk-
lich 7 und nicht vielmehr g sein? Sporadisch finden wir anlautendes %
gegenüber osm. q = azerb. ^: yjyzek »Schlitten« rr= qyzaq, 'y/penek »Falle«
(trappe) aus einem mir sonst nicht vorgekomnunien qapanaq (vgl. osm. qopanga
»Falle«), so auch in ^/j)da(i »Arbeiter zur Aushilfe« (ouvrier pristtir, korr.
»Kraut»). Adjarian erklärt: niaTs (dont les Lazes se serveut coninie de ble).
Sabbaeus Joanuides schreibt ap^ctia Ko\)(ixr] IsEi,-. Aber man bedenke, daß der
Mais aus Amerika stannnt und schwerlich vor 1500 in Anatolien angebaut sein wird.
' Vgl. indessen Zenker unter dem Worte, wo u. a. auch die Bedeutung
»Dach« gegeben wird.
2 Nach Samy (vgl. S. 806) : Toute sorte de mets faits avec de la larine frite
dans le beurre ou l'huile.
^ Fehlt in den Wörterbüchern, doch z.B. bei Xaiil Edhem: (^ursun mühiirler
qataloyu. Stambul 1321 S. 8 J^j\i.
* J^^y, boyuz »Kehle« ist auch 6a>'atajisch (vgl. Sul ej man Efendi S. 83).
Vämbcry, •• Cagat. Sprachst« S. 248 gibt sonderbarerweise die Aussprache:
lioyoz. Shaw »Vocabulary« S. 50 bietet: «bughiiz, the same as ImgltaZ".
'■> Daß auch in Tebriz oft e statt a gesprochen wird , war I S. 185 §. 13 gezeigt
worden, aber die aus Erzerum angeführten Beispiele stimmen im einzehien nicht
zum Tebrisischen.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charaktcristilc d. Sihltüikischeii. II. 219
provisoire), vgl. qoduq »Eselsfüllen". Auffallend ist das anlautende m in
mozyq »Kalb« {moztk veau) = buzayr/. Sehr zu bemerken ist schließlich der
Übergang von d in g vor e: gerek »Balken« (zerek poutre) = direh.^ Ver-
einzelt p := b: perTc = azerb. berk, o?,m. peJc.
Im Auslaut geht q in Übereinstimmung mit dem Azeri und anderen
südlichen Mundarten in 'y^ über: <yalma% »bleiben« = azerb. galmay^, vgl. die
von Bei in angeführten bayßy^ »laßt uns schauen« und ySyy^ »hell«.
Im Inlaut stimmt die Assimilation zum Azeri bei ann »die Stirn «.^
Der merkwürdige Übergang von Sagyr Nun {n) in g, den Bei in für
die Dative der 1. und 2. Person des Personalpi-onomens anfiihrt: baga »mir«
:= osm. bana aus bana, azerb. mene und saga »dir« := osm. sana aus saiia,
azerb. sene , wird bestätigt, jedoch mit palatalem Vokalismus: bege »mir«.
sege »dir«. Dementsprechend wird ferner auch ein oga »ihm« angeführt.^
Merkwürdig sind die Nebenfoi-men behen, sehen, nhan, in denen das h statt ^
ebenso auffällt, wie das angetretene n.
Flexion.
Von dem Präteritum behauptet Bai Hasan, es werde ebenso flektiert
wie im Azeri, gibt dann aber folgendes Schema:
Singular Plural
1. gelmisem gelmiSek
2. gelmissen gelmissez
3. gelmis gelmiMer
Ist dieses Schema richtig, so ist hervorzuheben,
1. daß in die Endungen der beiden ersten Personen des Plurals das -e
aus dem Singular übertragen worden ist, was in der Tebrizer Mundart
nicht der Fall ist*; 2. daß der Stamm auf -mis für die S.Person in Tebriz
nicht gebräuchlich ist, sondern statt dessen der auf -ib', 3. daß in der
Umgangssprache von Tebriz in den beiden zweiten Personen das s vor
s nicht gesprochen wird.
Sonst wird über die Grammatik nichts mitgeteilt, und die allgemeinen
Bemerkungen, daß die Mundart von Erzerum »un melange Turcomano-
Azerbajzan« sei und daß »les particularites grammaticales dejä indiquees
dans mes deux articles sur les dialectes de Kilis et de Behesni se trouvent
aussi dans celui-ci«, haben wenig Wert. Ehe wir nicht einige einiger-
maßen umfangreiche und gewissenhaft phonetisch geschriebene Texte aus
Erzerum haben, ist es unmöglich, diese Mundart richtig zu beurteilen.
' Vgl. hierzu diel S. 14.5 Anm. 3 angeführte Bemerkung von K. F. Tozer,
daß in Ostarmenien ici anstatt iki »zwei« gesproclien würde.
* Ich glaube jetzt, daß die absolute Form ann aus Formen wie unny, anna,
annyn {=: alny, alna, alnyn) abstrahiert ist und daß also keine absohite Zwisclien-
form aln anzusetzen ist.
3 Das dastehende ogo muß ein Druckfehler sein, wie auch die Nebenform
ohun beweist.
* In dieser Beziehung wäre zu vergleichen turkmenisch: men »ich.. — bez
»wir» und sen »du« — sez »ilir« vgl. Ilminski in Meianges Asiatlques. Peters-
burg 1863, Bd. IV, S. 66.
220 Foy: Azerl)ajganis('lie Studien mit einer Charakteristik d. Südtiirkischen. II.
C. Schmidts Liste aus Tebriz.
(Vgl. vorher A, 5, wo diese Liste besprochen ist. Die im nachstellenden rechts ge-
gebene Umschrift stellt die gewöhnliche Aussprache von Tebriz dar, wie sie mir
von Hrn. Mehmed Hasan verbürgt wird.)
Pei
•sisch
es
Männerkostiim
1 Schuh haschnngh
jUil,
basmay^ '
Scliiih aus Lappen ylve
•.^
y ivp ^
Strumpf djnrah ( j in Jou
rtu.l)
^b^=r
yurab ^
Hose schelhmr
j\p
§elvar
6 Ilenid pirahen
ö*^^.
pirehen *
Rock don
jjj
don ■'
(Tberrock scrdari
L^jb^
serdari "
Gürtel schal
JU
saV
10 Ilosenbaiul tnman haghi
^l jU/
tuman bayy^
Kappe äräktschin
^^■^
ereycm^
Mütze börJcj
i!/
hark, d. i. bork'
Mütze für Kn.-iben gcdja
hörkji
S^. ^^(l^'>■■•■
,^57
y eye börki^^
Miitze alter Form derwisch hörkji
s.
;^_ J^_iJ^
dervis hörki
' Bahnaq ist im Osmanischen veraltet, doch sagt man hahnaq-i-serif -die
Sandale Muhammeds« als Reliquie.
2 Nach Rosen a.a.O. S. 49 Anm. ist »dieser Schuh aus einem ungemein
fest gestrickten Oberteil und einer Sohle aus dicht zusammengeschlagenen Baum-
wollenläppchen hergestellt. Er ist äußerst dauerhaft, stark und bequem und wird
daher allgemein getragen«.
^ = osm. corap.
* z=z köjnej(_ osm. gömlek.
'" Der lange persische Rock mit Ärmeln (bei den Persem lebbäde), der unter
der um eine Kleinigkeit längeren, mit weiten Ärmeln versehenen yübbe (arab. A^) ge-
tragen wird. Im Osmanischen bedeutete don früher überhaupt «Gewand- und ist jetzt
nur noch in ic don »Unterhose« gebräuchlich (vgl. jaija.'ii/z don »kragenloses Gewand» bei
dem Dichter Jünus, worüber in meinem »Alt. osm, Transkriptionstexte« nachzusehen).
•^ (Pers.) Ein unserem Gehrock sehr ähnliches Kleidungsstück, nur daß es
an der Iiinteren Taille kleine Fältchen hat.
■^ Sal (pers. säl) ist ein als Gürtel umgeschlungenes Tuch, yursa^x^ (d. i. qusaq)
eine als Gürtel benutzte Schnur, keiner (pers.) ein Ledergürtel.
•* Tuman »Unterhose» (vgl. das Wort vorher unter B.)
'* Eigentlich »Schweißsammler.., Schweißkappe, bei den Osmanen araqije genannt.
'" Eigentlich »Nachtmütze.., von Knaben und Dienern getragen. So wird in dem
Per.sonenverzeichnis von »Ileuek- der Diener Ni'met als y'eye börkli aufgeführt.
Foy: Azerbajganischc Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 221
llandscluihe eldjeylc dU-1 ^lge%^
Mantel aba
\>\
aha''
Turban imame
<x.\
emame
S
chreibu tensilien.
Schreibzeug gälämdan
o\xJi
gelemdan
Tintenfaß däwad
ob^
devad^
Schwamm Icjdkjä
C^
kUke^
Löffel yaschygh
j^ii
yah%
Tinte mrekjäb
X^
merekeh '"
Feder gäläm
f
gelem
Federmesser gülämtrasch
^li^^
gelemtras
Schere migras
^^>^
Schleifstein hläw
>.
hlöv
Knochenunterlage beim Schneiden der
öj^
gedzen ''
Spitze der Rohrfeder gäd.
sen
Spie
Izeug.
Knarre dschirdschira
^J^J^
gyrgyra
Turner an der Schnur göja
{göj »Himmel«; gedmach -
gjedan
»gehen«
C>^\f
g öje g'eden
Turner an der Schnur rüstemhas (ris-
mam »Tau« korr. rismän >
«Schnur«.
j\^J)
rüstembaz *
Schmiede (korr. Schmied) dämirtschi ^^^^ (korr.(_^(^.i) demirci
hölzerne Knallpistole schakildach . , ,-i * saqgylda%
{schaküdamach »knallen«) L. ^
Reiter atdi (_$Jo'l atdy
' Osm. eldiven, pars, destkes.
^ Aus hartem, gepreßtem, filzartigem Stoffe, nur mit einem Ansatz von Ärmeln.
^ Osm. divit.
* Nicht sowohl "Schwamm«, als zerrupftes Gewebe z. B. zerrupfte Seiden-
lappen im Tintenfaß, um die Tinte länger flüssig zu halten.
^ Anstatt mürekkeh.
^ (Arab.) Vgl. Rosen S. 50: miqräz »Schere» = azerh. yejcy, ca}'at. qnjycy
= mongol. yajice^ burätisch kaise^ -xfiisi, )(aice (vgl. Castren »Vers, einer burjatischen
Sprachlehre« S. lOTr). Die osmanische Vulgärform maqas ist im Azeri unbekannt.
' Ar. AJ -I- pers. j j.
8 Aus rismänbäz durch Volksetymologie mit Bezug auf den allbekannten
Helden Rüstern.
222 Foy: Azerhajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtürkischen. U.
Hund it CJj it
Hahn ch{i)rus ij'^j^ yjirus
35 Tamburin am Stiel (mit Perlen- Jj: tehil^
klöppeln) täbill
Mann auf Stange (Pupi)e) yolschayh ^ij^ J (korr. jU-y)-
(korr. goltschagh)
Knöchel (astragalus z. Spiel) aschyyh l^*"'
Strich in dem Knöchelspiel »Kreis und . .
Strich« djizych Tiy^
Kreisel mit Stil firfre (lest (fth- d
Hand)
10 Kreisel ohne Stil firfre zemin (für
den Boden)
Klapper für kleine Kinder
tschachtschachy
Pfeife aus Tcjn fischka
asy%
gizgi)
fyrfyra dest
fyrfyra zemin
P 1 1 1 ) pe goltschagh
llalsring pers. toug )
türk. tugh )
45 Talisman göznäzär
Rauchen.
Kästchen für Zigarettentahak tiidh/ gntissi
gewöhnliche Pfeife tschibugh
Kopf dazu tschibugh haschi
Zigarettenspitze * müschrik
50 Pfeife der Nomaden ssibi//
Kopf der Opiiniipfeife hokkf
Stein tschaghmngh daschi
g oznezer
t'ntii)! gtitysy
ciibiiy^
- a
Fe II erzeug.
cayma'y^ daiy
1 Arab. (JJ*, azerb. tebil, osin. davul bedeutet überhaupt •.'rionimel".
^ Osni. (/olcaq bedeutet »Armschieiie des Panzers- oder "Arnihand". Die
Bcdoutuiig »Puppe» ist mir unbekannt.
=* Mit Stiel und mit Geräusch machenden kleinen Dingen z. B. Steinchen gefüllt.
* Arab. jj_^ "Halsband« erinnert sich Hr. M. Hasan nicht im Azeri gehört
7.U haben.
^ "Pl'eifenkopf", osman. statt dessen ••/ü/e«.
^ Von Hrn. Hasan 'emzij^- genannt.
■^ Hrn. M. Hasan unbekannt, aber bei Rosen a. a. O. S. 48: -«(^(7 -ganz kui-ze
Tonpfeife-.
** Arab. ^_Ä=>-. hu Persischen nach Ricliardsou: the bottle, through which
the fnmes pass when sinoking tobacco. Osm. hoqa »Tintenfaß«.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Cliarakteristik d. Sädtürkisclien. II. 223
Stahl tschagmagh J)Ui\c>-
präparierte Watte zu Zunder goJm ^
Kult u s.
Gebetsteine (Erde aus Kerbela) inövhr j^
Beutel dazu möchr yabi (jld ^^
Koranbehälter guran gabt ^\d jl^
1' e r s i s c
lies Fi
■aueu k(i
Menid kjöinekj
Si^^f
Hose schellwar
J\p
kui'zes weißes Kleidrückchen
schelte
^JUL
buntes
titman
juy
Jacke jcll
o^;
Hose mit Fiißlinj^en
^\j^=r
Kopltucii aus Gaze tschargett
0\sjV^
aus farbigem Stoft' /■■?(:•
hadra
b-W
Undiang tschadirscheji
^j^W
Schleier ruhent
•^JJ
Füßlinge am Beinkleid djrrrabi
pai ^\
^hyr
Webstuhl.
Webstuhl däsgjach
o ö jj
Weber fersch tocKjän
Cj^^' J'J
Tepj)ich fersch
JJ
Faden bojluch
t^y.
cayjna%
gov
mähr u . möh ür ' ^^
möhür gaby
guran gaby
knjne'/^
selvar
gurab
cerget
cadra
carsab
rilbeitd ^
gurab
dezg'ah *
fers toyjjan
fers
brgluy^
1 Angeblich von Erde aus dem den Schiiten heiligen Kerheia hergestellt. Der
betende Schiit legt sie beim Ketnäz vor sich hin und berührt sie bei den Gel)ets-
verneiguiigen mit der Stirn.
^ Pers. j_>J_ »frei hängend- (vgl.Vullers II S. 1526) , also »lose sitzende Jackc".
3 Das cerget wird auf der Promenade getragen, das cadra zu Hause. Das
carsab, in Stambul carsaf genannt, ist der bekannte ärmellose Umhang der tüiki-
schen Fi-auen, der keine Körperformen deutlich hervortreten läßt. Das rübend (aus
rü .«Gesicht» und bend «binden»), ist dasselbe, was man in Stambul y'a.swf/ry nennt,
der das Gesicht unterhalb der Augen verhüllende Schleier.
* Aus pers. «^^-o.
224 Foy: Azerbajganische Stuflien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
^^Ji.iv. yw-yu-/«.
^^J
ger'yere
Messer fersch tschaghy
J^.oO^
fers p'cayy
7.^) Ga])el zum Klopfen däff'ä
<j^'
Schere fersch gejtschy
^ Jt>
ferc gejcy
Seh
muck usw.
Kamm dürayh
.b.
derey^, dara<y^
Kammtäschchen düragh gahi
Ji j^b^
derey^ gaby
Ohrring djuschwarä
80 Bartkamni säkhal däraghi
g'usvare
(osm. k'üpe)
seqgel dereyy
Geldbeutel pul hissässi
^-^JX
pul kisesi
Scherenetui geitschi gahi
o\s ^^
gejcy gaby
Beutelchen mit Stift ziun Aufl
ragen
der Schminke (sürme) milci {adde: ^J^L^
kisesi)
silberner Ring mükj iJ jl (besser iJjjjl)
milci kisesi
(ar. mil)
iizüy^ ^
85 Fächer jelpik dl
Tasse gäwä ßndschan
J.. <
;korr. dUL)
{osm.Jelpaze)
gäve fingany
Decke itir Salzfaß nämäkdan
örtji^
• Jjl jU<J
nemekdan örti/ji
Taschenmesser ptschagh
^^.
pcax
D. Kleine Sprachmaterialien.*
Körperteile.
(Nach Mir. Sa d. S. 100 ff.)
. . r> • i Osnianisch
Azen Persisch^ ^^^^^_^^^,^ Deutsch
A-^ iJjl" tepe Scheitel,
Wirbel
bas Kopf
Haar
Tcbrizer
Yulgäraussprache
tepe
ba.i
tüy^, t'ük -
^ Arab. A5j bedeutet nach Dozy I S. 447 verschiedene zweiseitige Gegenstände.
2 Heißt überhaupt »Ring».
^ Gemeint ist örtüji. Wegen azerb. örfük, örtüx^ = osni. ö}-tü vgl. V. T. I. Mos.
Kap. 8, V. 13 ^^JJ\ Cr (^ "die Decke des Schiffes- (d.i. -das Dach der Arche-).
* In den Texten habe ich kleine Inkonsequenzen in der Aussprache meiner
Gewährsmänner absichtlich nicht ausgemerzt.
Fov: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 225
Azeri
„ . . Osmanisch
P*^«-«'^'-'^ (Stambul)
Deutsch
Tebrizer
Vulgäraussprache
^j'-^
O— ^ deri
Haut
deri
J^
(JÜU ö/y«
Stirn
arm
jy i qas
Scliläfe
Augenbraue
g'izy'ah {segig,
segag)
gas
diX
oJa kirpik
Augenwimper
kipri'/^ , kiprij-
3/
p>- göz
Auge
g'öz
dXi^y* hehek, göz
bebeji
Pupille
Augenecke
hehe^/., hebej-
g öziln küngi
jjj^.
^ hurun
Nase
burun, bum-
cS^.^ JJJ^.
^ f bj- {hiirim (Miß)
Nasenloch
burun desiji
Jl^J-i
y ) dudaq
Lippe
duda'-/^, duda'^j-
t>r.
J^ %y?
Schnurrbart
byy
Ji-
J^S_j saqal
Backenbart
seqgel
^X
iSJJ i«^
Gesicht
üz
Jl-L
*^rr=r J"""^
Wange
janay^, janay-
^J
jU^ «Vyc
JNIund
ayijz
ov^.^
j1jJj> f//.«
Zahn
dis
J^
jl3 ffiY
Zunge
dil
b^
/•& damaq
Gaumen
demay
JVy
JjTqnlaq
Ohr
gula%, gulay-
cU^
^J-^
Schopf
birce%
^X-?*.
j^j H""
Hals
bojnn
jl.^.
^ bo-^/az
Kehle
boyaz
^v
^3 cme
Kinn
cene
3^^.
^ -
Unterkinn
f>u%a%, bu%ay-
^.t
Ji« (6^7«
Gehirn
be^in, bejn-
^ Osm. ijulaq tözü feiilt.
2 Im Osmanlschen bedeutet zülüf ..die Locken, die auf die Wange hnncen.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. U. Abt. 15
226 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
Azeri
Pel-sisch
Osmanisch
(Stambul)
Deutsch
Tebrizer
Vulgäraussprache
ijj damar
Ader
damar
Jj^ -
Schulter
cijin^
AJU- Ä'»r?Ä-
Schultei'blatt
k'üre%, k'ürej-
eJo^ qaburya
Rippe
gabyrga
J* (/oZi^wy
Achselhöhle
goltuy, yoltwj-
jllw) ^w^'/^
Brustwarze,
weibliche
Brust
emye-/^
«0^2 _3
Brust
döS
^ yary«
Bauch
garyn, yarn-
Jj y«reÄ-
Heiz
üre%, ürej-
«5^Jj bayi/rsaq
Dann
bayyrsay^
Cr^ yiFr
Leber
yijer
oCiy höbrek
Niere
böjrey*
j^rw dalaq
!\Iil/.
dele%, dele^-
o^'si öd
Galle
öd
^JSJ^ qursaq
Kaidaunen
yursay^,gursay-
3^ göbek
Naljel
g öbe'/^, g öbej-
jU3 qasyq
Leisten am
Unterleib
gasy%, ga^yy-
1 Im Osmanisciieu nicht unerhört und von Samy noch angeführt mit der
Aussprache cekin. Dagegen ist das osnianische omuz -Schulter« dem Azeri fremd.
Übrigens halte ich die gewöhnliche Erklärung von onniz = griech. iZ-uo; (das Wort
hat das Unglück, in fast all unseren türkischen Wörterbüchern, die es heranziehen,
falsch betont zu werden) nicht für einleuchtend , trotzdem omuz auf das Osnianische
beschränkt zu sein sclieint, denn I. warum -uz anstatt des zu erwartenden -oz,
welches doch sonst in den griechischen Lehnwörtern sein ursprüngliches o aufweist?
2. warum sollte gerade die Benennung der Schulter aus dem Griechisclien entlehnt
sein, während keiner der übrigen Körperteile griechisch benannt ist? 3. die ver-
breitetste griechische Vulgärform ist nömo.t und nicht ömos (das n stammt aus dem
Akkusativ tcv üfiov). Es gibt ein altes osmanisches Wort om, welches den "Kopf
oder das runde Ende ehies Knochens- bedeutet, und aus diesem kann omuz ebenso
gebildet sein wie topuz »Keule» aus top «runde Masse.
- Pers. .vjVif ist auch im Azeri sehr gebräuchlich, während es im Osinanischen
nur poetisch vorkommt.
^ Osm. ff öjüfi "Brust" unbekannt.
* Vgl. !)öh)-ek iu 'Mundart von Erzei'um Nr. 2",
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Cliarakteristik d. Siidtürkisclien. II. 227
Tebrizer
Azeri
Persisch
Osnianisch
(Stauibul)
jb ÖM^
13 diz
yu
o^j^ '^(^yry
Deutsch
Keule
Knie
Vulgäraussprache
hud
diz
<?t.vä (sie!) Ij (Jl— ' qalca
Jl
Jb c>JU
J f,opuq
O.L taban
CJ^vil parmaq
/p-Li' tyrnaq
Hinterleib,
Kreuz und
Hinterbacken
Oberschenkel gaUa
Knöchel am t(ypuy^
Fuß
Ferse ^
Fuß
Finger
Nao-el
daban ^
barmay^,
barmay-
dyrriay^,
dyrnay-
el
Hand
Handgelenk bile%, bilej-
)lliXl -^ parmaqlaryn Fingergelenke barmayjaryn
buyumlary buyumlary
C-^AäJ — ^ Handfläche ^/m ici
l aT ajayyn alty Sohle cjo^yy^ alty
j-jl dirsek Ellenbogen dirse%
iU-'^ jjlv) (f/2>i Mstö) Handrücken e/m (/«^^^
j_^L ^jIaj {ajayyn üstü) Fußrücken ojC'yyn daly
^ Herrn Mehmed Hasan unbekannt, aber bei Vullers: Lexicon peisico-
lathunn vol. II S. 190 in der Schreibung (_^^b als persisch -türkisch nachgewiesen.
2 Herr Mehmed Hasan besteht darauf, daß das Wort nicht die ganze
»Sohle» wie im Osmanisclien und anderen türkischen Mundarten bedeute, sondern
die "Ferse«. Die »Sohle« heiße ajayyn alty, wie es gegen den Schluß dieses
Verzeichnisses aufgeführt ist.
^ Osm. aja bzw. el ajasy ist unbekannt.
228 Foy: Azeibajganische Studien mit einer Charakteristik d. Süd türkischen. II.
Das Genauere über hagy
iter B. die Mundart von Erze
er, 'kihi
arvat (gewählter ourat =
avrat aus arab. oj^)
goga
gary
goga gary
er arvat^
arvat MsP
ata ]
aya^ >
(gewählt peder) ]
ana \
nene >
(gewählt vaVde) )
ata ana ^
gar das, gerdes )
(gewählt herader) )
dadaS
gyz gerdes
(gewählt liemsire)
hagy
böjiiy^ ata t
dede )
atalar babalar
gedd, ar. -V>-
böjüy^ nene
emi , ar. ^^
dajy
2 . V e r w a n d t s c h a f t s b e g r i f f e.
, hibi, dadas , emi. nene, %ala vgl. vorher
■um Nr. 2.
Mann, Ehemann
osm. Frau, Ehefrau
alter Mann
alte Frau
altes Ehepaar '
Ehepaar
Vater (osm. baba)
Mutter*
Eltern (osm. ana baba)
Bruder
älterer Bruder
Schwester
ältere Scli wester
Großvater
Vorfahren
Ahn
Großmutter
Onkel väterlicherseits
Onkel mütterlicherseits
' Dagegen osm. yary goya "Ehepaar«, f^ber das Verhältnis der beiden Hen-
diadyoin vgl. K. Foy: Stud. z. osm. Syntax« in -Westa.s. Stud.« 1899 vS. 124.
2 Vgl. über die beiden -Ehepaar« bedeutenden Hendiadyoin Foy a.a.O.
S. 124 mid 130.
' Z.B. ayam -mein Vater» (eigentlich »mein Herr«). Ich wüßte niclit , daß
diese Bedeutung von aya anderswo vorkäme. Osm. aya bej -der ältere Bruder«.
* Die »Mutter« wird auch abayy genannt, aus aya + hagy. Dieses ahagy
(von Klaproth ahetschi gelesen) findet sich in der Bedeutung "Ehefrau« schon in
dem von Klaproth benutzten uigurisch- chinesischen Wörterbuch. Siehe Jul. Klaj)-
roth: »Sprache und Schrift der Uiguren.« Paris 1820 S. 16 1.
5 Auch von Radi off Wörterb. I Kol. 449 als azerb. angeführt; ist außerdem
6a}'atajisch. Siehe Foy: »Stud. z. osm. Syntax« a.a.O. S. 123. — In derselben
Arbeit Ausfülirliclies ül)rr das Hendiadyoin ana baba.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 229
bihi, emme, ar. </^
%ala, ar. 4JU-
oyul
oylan
ti/P usa-y^
hala^
taza doymus uSa^
süd emer usa^
Mlreken^, damad
yejn ^
Tante väterlicherseits
Tante mütterliclierseits
Sohn 30
Knabe
Tochter, Mädchen
Kind
das arme Kind (in bedauerndem Sinn)
der Kleine, die Kleine (bei Tieren 35
»das Junge«)
das Neugeborene
Säugling
Schwiegersohn
Schwager (Bruder der Frau oder
Bruder des Mannes)
yejn ata
Schwiegervater
gejn ana
torun
Schwiegermutter
Enkel
jijen ^
ere g edma% (varmay^^
övlenmay^ (= evien-)
nysanny ^
g elin
Neffe
sich vei'heiraten (von der Frai
sich verheiraten (vom Manne)
Bräutigam, Braut
Braut, Schwiegertochter
tor
Hochzeit
eruM (ar. ^J^^ «vvmpvi^)
mit ah ^
Hochzeit
Eheschließung
niJc ahly arvat
angetraute Frau
^ Osman. coyuq fehlt. Im Osmanischen bedeutet ms«y 'Diener-.
2 Ar. Jii^.
^ Pers. VI) im Osmanischen gänzlich ungebräuchlich. Entspricht in der Be-
deutung genau dem osmanischen javru.
* Dieses türkische Wort fehlt dem Osmanischen. Radi. Wörtb. II. Kol.1251
ist köreken als azerb. bezeugt = 6a^at. j'^jß yöregen Radi. a.a.O. Kol. 1592.
(Vgl. Vämb. Glos. S. 329: köregen (veraltet) «schön, nett, Familienname Tinmrs" und
namentlich Zenker unter jLj J_^ S. 770).
^ Osm.qajn, in Verbindung mit haba, ana usw. gebräuchlich, ist nicht = ar.
(^\i, wie Samy Hey will, sondern ist = qadyn. Den Beweis liefert das von
Klaproth benutzte chinesisch -uigurische Wörterbuch, wo man -)(adyn .-Schwieger-
mutter«, ;^arfy/? ate »Schwiegervater« findet. Kl aprotli a. a. O. S. 18 1.
•* Osman. qogaja varmaq.
' Aus nisänly. — Die "Brautsucherin- in Tebriz elci, in Erzer. diinüryü.
* Das stammverwandte osmanische düjün ist unbekannt.
9 Ar.
-^
230 Foy: Azerbajgauische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürklschen. II.
siyeli arrat J,"^»^ Nebenfrau (pers. zen-i-.sTye)
atasyz anasyz, ;hic1i bloß atasyz, jetim^ Waise
dul Witwe.
Familie
55 ejal oulad^
(gewählt yjjMedan , y^anevade)
arimt usa%^ Frau und Kindei
ypjn guda* Schwagerschaft, angeheiratete Ver-
wandtschaft
Verwandtschaft
goJmm ^ )
60 goum %is^ \
söüg'üli'^ Gelieljte oder Liel)lingsfrau.
3'. Zahlenbegriffe.
2 -(- 3 = 5 iki üc bes rler.
4 — 2 = 2 dörtden iki c'-^/aiida iki galy.
2 X 3 := 6 iki jol ü6 alty eler.
9 : 3 = 3 doqguzy üce höhnde üc galy.
12 : 4 = 3 071 ikini dörde holende üc galy.
2 Menitii doqguz gerdesim rar idi, hesi Ich hatte 9 Geschwister, 5 Brüder
oylan, dördü gyz ; bulardan ücii öldü und 4 Schwestern; von diesen
Tei , ikisi oylan , hirisi gyz ossun {anch. starben 3, nämlich 2 Brüder und
ohne ossnn). 1 Schwester.
3 3Ien iki il jarym Berlinde olmysam. Ich bin 1 Y2 .hihr in Berlin gewesen.
4 Munnan mme hir ar.syn ve hir cejr&y^ (Zum Kaufmann:) Geben Sie niii-
(oder rnb) verin! hiervon 1'/^ Arschine!
Ü6 (iejre%. 7^.
* Ar. <^\) (eigtl. •<\aterIos<'). Das etymologiscli «lorkwürdigo osni. öksü: fehlt.
2 Ar. JLt -\- .jVjI. Vgl. Foy «Stud. z. osm. Syntax« a.a.O. S. 130.
2 Dies entspricht dem bekannten osm. coluq coyuq »Kind und Kegel», welches
im Azeri unbekannt ist.
* Das Azeri kennt das Wort guda nur in diesem Ilendiadyoin (wie osm.
desik, pyrtyq, bet u. a. nur im Hendiadyoin erhalten sind), sonst kommt ^(/<:?fl im Süd-
türkischen nicht vor. Mongolisch: quda {"xyda) bedeutet eigentlich »Freiwerber, Braut-
werber.', aucii burätisch )(iula, ^ude; vgl. Alex. Castren -Versuch einer burjatischen
Sprachlehre«. Petersburg 1857 S. 128r., in gleicher Bedeutung auch im Kirgisi-
schen; quda heißen nach Sül. Ef. ferner die Stämme, die unter sich heiraten.
5 Aus ar. ^ß . Vgl. S. 200 Anm. 3.
•5 Ar, ^ji + ])ers. ^J^J^ .
' Wird auch im heutigen Persisch gebraucht als souyulr. vgl. Rosen
a.a.O. S. 42.
Foy: Azerbajganisclie Stiulien mit einor Charakteristik d. Südtürkisclion. II. 231
JüzdehMfajiznenm'imajüztümenigareje Ich habe ihm 100 Tiiinan zu 5 Pro-
verdim. zeiit geliehen.
Bu ev 0 evden iki jol höjüy^ du. ] . .
„ . ...,., 7 . , 1 • 7 -^ 7- f Dieses Haus ist zweimal so groß
Bu ev o evm iki beraberi (oder mislt) di. )
„ . . . ., . 7 •/• 7- i wie jenes.
Bu ev o evm tki mugabili-di. ] ''
Über die Bildung der verschiedenen Arten der Numeralia sehe man
weiterhin in dem Abschnitte F nach.
4'. Zeitbegriffe.
deste 12 Uhr 1
iki jarym 'i}l^\}\\v
deMoni hes y'ecih 5 Minuten nach 12 Uhr, es ist 5 Mi-
nuten nach 12 Uhr
desteden hir ruh g'ecende um Y^ nach 12 Uhr
sahat tarnarn destede di es ist genau 12 Uhr 5
ikije hes galyh {galandd) menzile g'eldim ich bin um 5 Minuten vor 2 Uhr nach
Hause gekommen
ikiden he§ g ecih {gecende) 5 Minuten nach 2 Uhr
ikije hes galyr oder galyh es ist 5 Minuten vor 2 Uhr
ikiden hes g'ecir oder g'ecih es ist 5 Minuten nach 2 Uhr
omenim atamnan jarym saliat gahas/ra'/^ er ist eine halbe Stunde vor meinem lo
{gahayjgan, ireli) jetisdi Vater angekommen
jarym sahat sora (dalygan) eine halbe Stunde später
mu?iu sahat dörde kimin g özlirdim {inu- ich wai'tete auf diesen bis 4 Uhr
na müntezir idim)
sahat nece di? oder sahatda ne vari wieviel Uhr ist es?
aysama ne vari w^ieviel Zeit ist noch bis zum Abend?
ayßama ne galyhdy? dasselbe 15
gün ortadan ne (oder nece) g'ecih? wie spät ist es nach Mittag?
sahatym janymda {üstümde) dej ich habe meine Uhr nicht bei mir
sahat ikini caldy (vwrdu) es hat 2 Uhr geschlagen, die Uhr hat
zwei geschlagen
sahat iki cayy (ca<^ynda, auch sularyndd) um 2 Uhr herum
eg er sahat temam ikide g'elmesen, hes wenn du nicht genau um 2 Uhr 20
g elmeg'inen! kommst, so komme ül)erhaupt nicht!
gün c^yanda, gün cyjxn cayy bei Sonnenaufgang
g ün hatanda, gün hatnn cayy bei Sonnenuntergang
Tageszeiten.
seher (sühh) cayy ' Morgen
g ün orta Mittag
^ Ar. r-L«i>, das als sabä im Osmanischen für -der Morgen- gebraucht wird, be-
deutetmit der Aussprache saiaA im Azeri »morgen». Das osmanische Jary« «morgen« fehlt.
232 Foy: Azerbaiganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
25 nahar cayy
esr cayy
ayßam
sam^ cayy
30 %üßen iayy
■jary g'eye, nysf-i-seh
dctnna
tez di
heva<^ dy
35 vay^ teyj' di
t'ö!% da yesdi
hu gün
sahah^
dünen
40 hirisi gün
israa g ün
^littagessenszeit
Nachmittag
Abend
Abendessenszeit
Nacht
Schlafengehenszeit
Mitternacht
in der Frühe
es ist früh
es ist spät
es ist zu spät
es ist schon zu spät
heute
morgen
gestern
übermorgen
vorgestern
dünen liaTcimin yjdmetmdcj^idim (men-
zilindej^idim)
sahah liarda olagayjiyzl
sabaJi sikara g f'degayw/^
45 hirisi gün size g'e.lmaya veytim olmijagay^
isra^a g ün Tehrannan g'elen hir tanySa
ras g eldim,
hes Islamhulda olduyuzf*
gestern machte ich dem Gouverneur
meine Aufwartung, war ich bei dem
Gouverneur (im Hause des Gouver-
neurs)
wo werdet ilir morgen sein?
morgen werden wir auf die Jagd gehen
übermorgen werde ich keine Zeit ha-
ben zu euch zu kommen
vorgestern traf ich einen Bekannten
aus Teheran
waren Sie überhaupt sclion in Stambult*
nede il di liara tcsrif aparmysdyz"? wo waren Sie so viele Jahre ?
hende iki il jarym dy Tci Irande^idim ich war 2^1^ Jahre in Persien
50 hes yßherim joy^ idi davon wußte ich nichts
hamy ilde Irana g'etmisdizf in welchem Jahre waren Sie nach
Persien gereist?
ciin hende iki jol getmisem, defe-i-evvel ich war nämlich zweimal dort. Das
min iki jnz ein birde idi. G'edihg'ejt- erste Mal war im Jahre 1251. Die
' Sam = pers. AJ^ wird für «Abendessen- gebraucht wie nahar für «Mittag-
^ Aus i)ei.s. dxj. mit Schwund des Nasals.
^ Vgl. vorher die Anmerkung zu seher cayy. — »Morgen früh» heißt sahah seher.
* D. i. osni.,/Mc Istambulda olduyunuz var-my?
Foy: Azerl)aj^anische Studien mit einer Cliarakteiistik d. Siidtürkischen. II. 233
mayym on bes aj hil ceyßi. Bed min
iki jüz ein iki eva%yrinde burdan ti-
<y(rar Irana g etdim. Bu il Jci min iki
jüz ein beS di rebbi el ewel ajynda
Islambula varyd oldum. Bu sefer kern
seferimiz ijirmi jeddi aj mildde ce^'/jdi.
Reise hin und zurück dauerte 15
Monate. Nachher reiste ich im An-
fang des Jahres 1252 wiederum von
hier aus nach Persien. In diesem
Jahre, d. h. im Jahre 1255, kam ich
im ersten FrühHngsmonat in Kon-
stantinopel an. Dies Mal dauerte un-
sere (d. h, meine) Reise 27 iNIonate.
Dort fesl
Die vier Jahreszeiten.
hahar
Frühling
Pj
Sommer
%ezan, paji/z
Herbst
gy^
Winter
Wo.
chentage.
Wie im Persischen, aber mi
it folgender Aussprache:
1. jeksembe
1. Sonntag
2. düSembe
2. Montag
3. sisembe
3. Dienstag
4. ceharsembe
4. Mittwoch
5. penzsembe
5. Donnerstag
6. güme
6. Freitag
7. sembe^
7. Sonnabend
Die Benennungen stimmen nur
bei 4. 5. 6 zu den osmanischen.
Monate
- *.
der <\iy^ ^''^.
Mit folgender Aussprache:
1. msherrein
7. regeb
2. sefer
8. seban
3. rebi el-evvel
9. remezan
4. rebi el-ayir oder
■ es
-sani 10. sevval
5. gemadi- el-evvel
11. zi gede
6. gemadi-el-ayir oder
es -sani 12. zi higge
Datum.
Men min iki jüz elli dort tariyjnde Ich bin am 4ten (vierten Tage) 70
rebi el evvelin döi'dünde (dördümyil des Frülilingsmonats amio 1254 zur
günü) dünjaje g'eldim. Welt gekommen.
' Ich habe anstatt semhe noch eine andere Aussprache gehört, die das 11 von
<~*-^ zu wahren sucht, dann entwickelt sich aber zwischen n und b ein parasitisclies »?«,
so daß senmbe entsteht, ebenso natürVich jeksenmbe usw.
234 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. 11.
5'. Die Jahre des Zwölferzyklus
mit azerliajdschanischer Übersetzung ihrer alten Namen.
(Nach MTr. Säd. p. 121 f.i)
N J^ j\h^^ ■V/'''J'^n jy^ 1- ^^ j^'="=-' sycan ili »Mäusejahr«
V (_)^ ^3^ '"d jlß ~- ^^ jßj\ '^^'"^ ^^* »Ochsenjahr« ^
X (IvoiT. e)— ' ) <_)"' ^ if-^ ])ars jyl^ 3. b^ dXjj pcIerTg ili »Tigerjahr«
l J^ j^j»' tausqan jyl 4. l> | j^J-^ dousan ili »Hasenjahr«
0 iS^ iSy lüi jyl^ 5. l> 1 ctAly.' neheng ili »Krokodil-
jahr«
•^ (korr. Jv-.) (Joi S^ jiM^ jyl ''• (J»^ j">^ ^ //a/i/// "Schlangen jähr«
V (koi'i-. J—) Jj_l CJ^ j^'^'f jyl ''• ^.\ O^ o' «/' »Pferdejahr«
A oV' ^ß 'rj jyl ^- J-J JX-^ !^^^^"'^ ''' »Schaijahr«
^ J^ <y^=^'^ pi('in jyl 9. j J-»-* mejmun »Affenjahr«
S • (J^ iSß"^ i(^7~ßT^j 10- l/^ i'""^ »Vogeljahr«
jyl'
S\ (korr. ^^L) JjJ Z^\ it jyl 11. vljj /V »Ilundejahr«
> Y
_L-. jjN^ toiiguz jyl 12. ^'j^'j^^ fkryit: »Schweinejaln'«
' Mit der Üherschi'ift : (^^.31 öj^j^J ^J tio'/^' Ulerinün adlai-y.
2 Im Kitäb - i - teryüinän S. 80, 19 statt dessen ^^ j^ ■"'yyy'Jy^!/ »Rinderjahr«.
* Im Kitäh-i-teryüntän S. 80, 19 werden drei Namen neheneinander gegeben
^ju pars, j^-^ d. i. quplan "Paniliei» und j")^ d. i. verniutlicli a-slan "Löwe«
* Eigentlich -Draclienjahr", so heißt auch dns {nnfte Tschagh {cay ist V,2 des
vvxp-r]\xi^ov) bei Ulug-Beg, vgl. Klaprorh a.a.O. S. 4. Cliines. gjg. in Peking-
aussprache /«»^ (in der zweiten Tonhöhe; vgl. Giles Nr. 7479 S. 760), mongolisch
luu {loo); vgl. Kowalewski: Dict. mongol.-russe-fran('ais. Kasan 18'19 S. 1965. ebenso
uigurisch; vgl. Klaproth a. a. O. S. 15. Im KUäb-i- teryüinän findet sich balyy
»Fisch« statt Uli \^ ^u S. 80, 20; ebenso in Ostturkestan nach Shaw: halyq.
^ Ta^aqitj bedeutet nicht »den Vogel«, sondern »das Huhn»; vgl. Vämbery:
Cagat. Sprachst. S. 258 i^ji\^ hha kiij "Wome; Jahr im alten zwölfjährigen Zyklus
der Tataren«. Dementsprechend heißt dasselbe Jahr heute in Ostturkestan to^^y;
vgl. Shaw: A sketcli of the turki language as spoken in castern Turkistan. Kalkutta
1878 S. 71. Ebenso heißt bei Ulug-Beg das zehnte Tschagh des vvx>riuipov (J^^b ; vgl.
Klaproth a. a. O. S. 4. Im Kitäb -i-tergümän S. 81 , 1 findet sich L- (Jj*
taquq jyly. ^.^^
^ Vgl. die Schreibung Ji^^ im Kitäb -i-teryiimän S. 81, 2.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtürkisehcn. II. 235
Einige der alten Jahresnanien finden sich auch auf den köktürkischen
Inschriften. Daselbst auch die ursprüngliche Konstruktion jylan jyl gegen-
über dem jetzigen azerbajdschanischen ilan ili. Das ei'stere bedeutet »das
Jahr, welches Schlange ist oder heißt« nach dem Reichsgrundgesetz des
Türkischen, daß alles bestimmende vor dem zu bestimmenden steht. Die-
selbe Konstruktion liegt auch in dem im Köktürkischen öfter auftretenden
TürTc hudun vor, über das Radi off sein Befremden ausdrückt, d. h. nach
meiner Überzeugung »das Volk, welches Türk ist oder heißt«. Sie hat
sich erhalten in den titelhaften Verbindungen »Personenname + aya,
bej u. ä.«. Der Personenname ist die Bestimmung r.n dem aya, also muß er
voranstehen: Ahmed aya bedeutet »der Aga, welcher Ahmed ist oder heißt«.
Übersicht über die Tiernamen des Zwölferzyklus.
Köktürk.
Pers.
Tradition.
Ulugh-Beg.
Ostturkestan.
Kitäbi-ter-
gümän.
Azeri.
1.
sycqan
hesTiü ^
sacqan
sycqan
sycan
jU^
/r
jU^U
jU^-o—
jU-
2.
ud
ut
ui
syyyr
öküz
^J\
ijl
^j\
>r
'jf3\
3.
pars
hars
bars
pars
pelefig
cr>
^^
^^
cr>
dÜb
4.
tausqan
tausqan
fansqan
tavysyan
douMn
jU^y
'J<k^yh
jU^>-
■j^'^
ou,.
h. Im, In
lüi
lüi
balyq
baly^j
neheng
mUL^l
^J
^j)
3^\
b
^
6. ji/Iau
ji/fan
jyJan
ilan
jylan
ilan
J'L'N^
j%^^
j^C
d^\
j^t.
j>^j
7.
jont
jond
at
at
a(
^y.
-^x
Ol
^A
Ol
8. qoj, qoj
qoj
qoj
(pj
qojun
yojun
^ß
^ß
^ß
öj
oyj
9. h-'icin
picin
picin
majmun
bicin
nujinnn
^x^..
'^^v
J^
^rr.
j^-
10.
to%aquj
daquq
to/JJ
taquq
ynP
^^^
Jyb
^y
Öß
Sß
^ Vgl. azerb. z.B. bei Lazareff: kesken »Maus-, das allerdings meinem
Gewährsmann für Tebriz unbekannt ist, und tobolskisch küskü »Ratte«.
2 Daß tay^quj »Huhn« durch ga^ »Vogel» und nicht durch tojuy^ »Huhn«
wiedergegeben ist, erklärt sich durch das Medium des Persischen, denn pers. P^
236 Foy: Azorbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
Köktürk.
Pars.
Tradition.
UJugh-Beg.
j Ostturkestan.
Kitäbi-ter- 1
gümän.
Azeri.
U.
it
it
it
it
it
Z^\
C4I
-^J
C^\
Ol
12.
tOMfUZ
tonFjuz
trmyuz
dorf/uz
doyuz
6'. Befinden. (Unzusammenhängende Phrasen.)
1 Kpjfiz elwalyz nege di'{
Hcmdilahije ^, merhemetizden jayj'y dy.
'üuda nekerde!
Ehvalym me^ißus dy, düz dej.
5 SoruSmajinen !
Nfijiz di?
Bu g'ege (temam seh) schere Mmin
g özüme Ju<'/u g irmijib.
Coyjy gyzdyrmam var.
Tebih vmalige elir.
10 Hekim davasy jijirem.
Bedenim gyry% dy.
Hes jerim tutmyr.
BaSym ayyr.
BaSymda ayry var.
15 Sinem, garnym sangy^ dy.
Disim sangy dy, öe^dirmeHem oder
g erer/^ ce'yndirem.
Golum ezab elir (ar. ,_jl-^).
Wie ist Ihr Befinden?
Gottlob ist es gut dank Ihrer Barm-
herzigkeit.
Das gebe Gott nicht!
(Mein Befinden ist verwirrt, ist nicht
eben, d. h.) Mein Befinden ist nicht
so, wie es sein sollte.
Ach, fragen Sie nicht!
Was fehlt Ihnen?
Die ganze Nacht bis zum Morgen ist
kein Schlaf in meine Augen ge-
kommen.
Ich habe starkes Fieber.
Der Arzt kuriert = ich bin in ärzt-
licher Behandlung.
Ich nehme Medizin ein.
(Mein Körper ist gebrochen, d. h.)
Ich bin wie zerschlagen.
(Keine Stelle an mir hält, d. h.) Ich
bin überall wie gelähmt.
Ich habe Kopfschmerzen.
Ich habe Stechen in der Brust, im Bauch.
Ich habe Zalinreißen, ich muß den
Zahn ziehen lassen.
Ich habe am Arm auszuhalten (wörtl.
mein Arm quält). ^
mury »Vogel« bedeutet zugleich »Iluhu.. , vgl. altgr. l^viq, cpi/i^c? -Vogel- mit ueugr.
Y\ opvi^a. »das Huhn«.
1 Aus <0A) -^=^ (ohne Artikel wie z.B. in Suh. Solimans Divaii ed G. .lacob,
Berlin 1903 S. 87) + Dativendung nach ^hamd ol-san Allaha .'«
2 Savyy von sang- »stechen« ist sowohl Substantiv wie Adjektiv.
^ Man bemerke das auch für die osmanische Phraseologie wichtige Prinzip : bei den
Ausdrücken, die ein körperliches Leiden betreflen, wird der Name des Körpers (nicht
vüyüd wie im üsmanischen, sondern bcden) oder des betreffenden Körperteiles Subjekt.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. IL 237
Bei gün gyzdyrmam tutdy, ayjyr g'etdim Fünf Tage hat mein Fieber angehalten,
f^lan mallanyn janyna, oywly tüssiledi, schließlich bin ich zu dem und dem
<?o% süMir, ref oldy. MoUa gegangen. Der hat es be-
sprochen und beräuchert, und so hat
es , Gott Lob und Dank , aufgehört.
Nezir ' verdi%. Wir haben uns (= ich habe mich)
dafür erkenntlich gezeigt.
Nemzime.^ ba'yßy. )
Nemzimi tutdy. \
Pesabyma ha<y(ßy.
Boul eledim.
Bir zat dej, tez g ecir.
Tez ja%cy olüsan.
Er hat mir den Puls befühlt.
Er hat meinen Urin untersucht.
Ich habe Wasser gelassen.
Es hat nichts zu bedeuten, es geht
schnell vorüber.
Du wirst bald gesund sein. 25
7'. Höflichkeite
Xos gelmisiz!
Mehebetiz artyy^ osi
Xidmetize jetisduy^.
Ehvalyz nege di? melalyz joyjiy ki.
Hemdillahie , mehebhetizden ; melalym da
olsa, yidmetize jetisma<ynan ref oldy.
Insallah, sihhet^ bedende siz.
Bizleri lap jadyzdan c^/a.rdyz.
Estafrullah siz ha vay^ bizler in jadynnan
cyasyz'^
Hegiget mende de teyßir var.
Xidmetize coyjlannan jetihnedim.
n und Wünsche.
Seien Sie willkommen !
Möge sich Ihre Liebe (Liebenswürdig-
keit gegen mich) mehren!
Wir sind gekommen, Ihnen zu dienen,
d. h, Ihnen unsere Aufwartung zu
machen.
Wie geht es Ihnen ? Sie haben doch
keine Sorgen ? !
Go(t sei Dank, nein! und wenn ich
auch Sorgen hätte, so wären sie da-
durch verschwunden, daß ich Ihnen
meine Aufwartung machen darf.
So Gott will, sind Sie bei gesundem
Leibe ^ hoffentlich sind Sie gesund.
Sie haben uns ganz vergessen.
Verhüte Gott, wann werden Sie uns
aus dem Gedächtnis kommen;'
Wahrhaftig, ich habe auch Schuld.
Seit lange bin ich nicht zu Ihrem
Dienste gelangt (d. h. seit lange habe
ich Ihnen keine Aiifvv artunggemacht).
1 Nezir (= arab. jX »Gelübde«) ist die »Erkenntlichkeit-, d. h. freiwillige
Bezahlung für einen im Sinne der barmherzigen Nächstenliebe iionn"nell gratis ge-
leisteten Dienst, namentlich .»Besprechen» u. dgl.
2 Nemz = arab. if-^ , auch osman. namz.
3 Sihhet-beden kann auch als Adjektiv gebraucht werden = "gesund.' z. B.
sihhet beden bir kisi »ein gesuuder Mensch.. , daher iiuch ■•<ih/ict - hedeii ,siz ? »Sind Sic
gesund?"
238 Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
Xejli ve%t di yjdmetke müserref ol- Es ist lange her, daß ich mit ilirem
Dienste geehrt wurde (d. i. daß ich
die Ehre hatte, ihnen meine Auf-
wartmig zu machen).
Bitte, was liegt darin für eine Ver-
fehlung?
Sie haben zu bestimmen.
Mein Haus gehört Ihnen.
Wie befinden sich Ihre Herren Söhne?
Sie beten für Sie.
madym.
Estafrullah yusur ßni ci?
Siz sahib-i-iyjijar siz.
Bende'Yßne size müteelleg di.
15 Meyjium-zadelerin ehvaly nege di'i
Sizi (Akkusativ!) dua elille.
Diiagyz dyla.
Berader ve vaVdmin ehvaly %osdyl Sind Bruder und IMutter wohlauf?
Selamet dile. Sie sind gesund.
20 Idi-serißz mühare% nssunl Ihr geehrtes Fest sei gesegnet (d. h.
ich gratuliere Ihnen zum Feste)!
Size inSallnh (auch issallah) hu bajram So Gott will, sei Urnen dieses Bairani
mübare% ossun ! gesegnet (ich gratuliere Ihnen zum
Bairam) !
Ich gratuliere zu dem Neugeborenen.'
Gott schenke Ihnen auch seinen Segen!
(Als Erwiderung auf das Vorher-
gehende).
Ihr neues Amt ist gesegnet (ich gratu-
liere zu dem neuen Amte).
25 Cny^ mübareZ/di (z. B. in Bezug auf Sie sind sehr gesegnet. (Mögen Sie
neue Kleider). sie mit Gesundheit tragen.)
Insallah siz-de hir ja%cy menseb inen Hoffentlich werden auch Sie mit einem
Gudum -i- mmreside müharey^ ossun !
Allah size de insallah keramet elesin!
Taza mensehiz mübarey^ di.
serbülend olüsuz.
guten Amte ausgezeichnet werden.
Xejli veyj di ki sizi g'örmedim, co/^ Es ist lange her, daß ich Sie gesehen
müstagyzy cekirdim.
habe, ich hatte
nach Ihnen.
•oße Sehnsucht
8'. Die Begriffe >■ 1
' Munu Mm türkige?i dije bili?
Bura girmay^ olyf
Jüzmay^ bili.
Nöker, eg er istir, getsin.
5 Munu bagara bilmerem.
Munu bayardmmaram.
Biz senin dilin annija hilmiruy.
Biz senin dilin annijammiru^/^.
Biz g'ere% gejday^.
dürfen, müssen, sollen.'.
Wer kann dies auf Azerbajdschanisch
sagen?
Kann man (darf man) hier eintreten?
Er kann schwimmen.
Der Diener kann, wenn er will, fort-
gehen.
Icli kann das nicht machen (fertig-
bringen).
Wir können deine Spraciu^ nicht \ev-
stehen.
Wir müssen zurückkehren.
'jy M-^ »der neuangekoiiinicne Eintritt».
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sudtürkischen. II. 239
Her kes g'ere% öle. Jeder Mensch muß sterben.
Hammy ölegay^. Alle müssen (werden) sterben.
SaMt^ oluz! Schweigt! Ihr sollt schweigen!
Sesizi Jcesiz! Haltet den Mund! (Schneidet eure
Stimme ab!)
Eg'er istisen, y'ederem. Wenn Du es wünschst, gehe ich.
9'. Die Begriffe »ich meine, schwöre, wette, fürchte, bedauere,
bitte, danke«.
Bele billem^ kihir hefteden gaha%g'etdi. Ich denke, daß er vor einer Woche l
abgereist ist.
Dürüs^ disen. Ganz richtig! Du hast Recht.
Dür'äs hujurusuz. Ganz richtig! Sie haben Recht.
Xahis* elerem. ) t i , •
^ ..^ 7 } Ich bitte.
Teveqgu^ elerem. ) 5
Goro/üram g essin ] t . /. , i n ,
^ , / , Ich lürclite, daß er kommt.
{jror<^uram g ele )
Gor'yüram q elmesin ) , , ■ i r^ , i
^ , ' , .. } Ich fürchte, daß er nicht kommt.
broryjuram g elrnije )
Efsus^ elerem. Ich bedauere. lo
And icerem'^
n o , ( Ich schwöre.
vrasem^ elerem.
Andere Bekräftigungsausdrücke sind:
Aduva and ossun! »Schwur sei auf deinen Namen« ^=
So wahr du N. N. heißt.
Sen diesen! ' Sterben sollst du, wenn es nicht wahr ist.
Ozüm ölümf Sterben will ich, wenn es nicht wahr ist. 15
Merg elema<^. Wetten.
Bir mergine !^ Es gilt eine Wette. Wetten wir!
1 Arab. Cj t-'.
2 »Ich weiß so, daß . . . .»
^ Pcrs. 0--J.3. Fehlt im Osmanischen.
* Pers. i^JiMy»- »Wunsch«. Osm. rcija ederiin »ich bitte«.
^ Arab. ^y. Im Osmanischen selten und nur in der Bedeutung •■ Hollen •<.
^ Pers. ^j*-j--91. Im Osnianisch. nur poetisch, sonst teessüf. Azer'b. ff.sus jh-
»bedauern.. z. li. co)(^ rßu.s jcclim »ich habe sehr bedauert» = pers. ö-^jy^ (T'^*^'-
■^ And icerini im Osmanischen veraltet, dafür jemm ederim.
^ Arab. ^r-9.
^ Osm. \^y^ *1^ hajfi tutalym. Das arab. \L^ ist in der osman. Be-
deutung " Wette .. im Azeri nicht gebräuchhcli.
240 Foy: Azerbajgaiii.sclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
10'. Fünfzig Sprichwörter.
(Auf Entsprechungen bei Malla Mustafa und im Atalar sözi weisen die den
Sprichwörtern beigesetzten Zahlen hin, die sich auf die Seiten beziehen.)
1. Ayßaran tapar. — Wer sucht, der findet.
2. AS dasanda cömce^ haha olar {oly). — Wenn das Essen (die Suppe)
riberkocht, wird der Rührlöffel wertvoll.
3. Usa% jy<)(jjla jyyjjla böjür. — Das Kind wird groß, indem es oft
hinfällt (zusammenbricht).
4. Dere (oder ara) yßvet , tiilki hej. — Das Tal (der Zwischenrainn)
ist leer, der Fuchs ist Fürst. — At. söz. 50.
5. Zijanyn jarysynnan gejtmay^ jaycy dy. — Es ist gut, beim halben
Schaden umzukeln-en (und nicht erst den ganzen abzuwarten).
6. Atdy inen atsyz hir dej. — Der Berittene und der Unberittene sind
niclit dasselbe.
7. At almamyädan tövlesin haylyry. — Bevor er das Pferd holt , macht
er den (seinen) Stall zu.
8. Milcey^ hir zad dej , g'öjill (oder ürey} bulandyry{r). — Die Fliege
ist nichts, aber erregt Ekel (wenn sie z. B. ins Essen gefallen ist). — Mal.
Must. 26. At. söz. AO.
9. Jay jaya juvusur, jarmalar'^ javaJi galy{r). — Die Butter Hießt mit der
Butter zusammen und die Jarma bleiben geschmacklos. — Mal. Mu.'jt. 24.
At. söz. 45.
10. Özg e atyna minen tez düser. ■ — - Wer das Pferd eines Anderen
besteigt, fällt bald herunter.
11. Kecinin gotury^ hulayyn g'özi'ninen su icer. — Die räudige Ziege
säuft Wasser aus dem Auge der Quelle (d. h. an dem Oi'te, wo die Quelle
hervorströmt). — Mal. Must. 101.
12. K'osa * g'etdi seqgel getire, hyyy-da gojdy g'eldi. — Der Schwachbärtige
ging hin, um sich einen Backenbart zu holen, aber er mußte auch seinen Schnurr-
bart lassen und kam so zurück. — Mal. Must. 38.
1 Mein Herr Gewährsmann für Tebriz wollte cömce als "Topf- erklären, in-
dem er wahrscheinlich an cölmej(_ dachte. Aber diese Bedeutung paßt nicht. Nach
Bai Hasan Oy\u bedeutet cömce auch in Kilis den Rührlöffel.
2 Jarma ist dasselbe, was die Osnianen biilyur oder buryul nennen, näm-
lich "gekochtes und dann getrocknetes und ausgehülstes Getreide-, welches in der
türkischen Küche eine große Rolle spielt. Wer sich übrigens für türkische Gerichte
interessiert, dem sei ein sehr reichhaltiges, von einer osmanischen Dame verfaßtes
Kochbuch em})fohlen: Fa;)^rijje: Ev qadyny (-Die Hausfrau-). Stambul. Mahmud
Bejs Druckerei. 1310. Darin zahllose Zusätze für die Lexika.
3 Azerb. (/o^M?- = osm. m/m2: bedeutet «krätzig, räudig-. Radlof fs Wörterb.
kennt qotur nur als Substantiv: »Krätze, Räude«.
* K'osa, osm. kose, mittel- und neugriech. c-izavög bedeutet nicht immer »un-
bärtig-, sondein auch «mit sehwachem Bartwuchs-, namentlich -ohne Backenbart-.
Man weiß, wie hoch dem Orientalen der reiche Bartwuchs gilt. In der Yolksliteratur
treten die kösrlcr und o-navoi als verdächtige, unheimliche schlimme Gesellen auf
Foy: Azerbajgaiiisclic Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 241
13. Joyful ayf.e tapar, jer tapmaz. — Der Arme findet Geld, aber
einen Ort (wo er es aufbewahren könnte) findet er nicht. — Mal. Must. 38.
14. Jemisin j(i%cysyn mesede ca'^al ßjer. — Das beste 01)st frißt im
Walde der Schakal. (Vgl. osni. ^Armudun ejishii dayda ajy jer>^^.)
15. Jüz jiivunsa , arynmaz. — Wenn er sich hundertmal wäscht, so
wird er doch nicht rein. — (Vgl. »Man kann keinen Mohren weiß waschen«.)
1(). Öz (jabü'^jynnan je. — Iß, was vor dir selbst steht. — Mal.
Must. 40. (Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, fege vor
deiner eigenen Tür.)
17. Öz (jözHnde o%ii görmez, özg e g özünde tüJcü g örer. — Im eigenen
Auge sieht er den Pfeil nicht, im Auge des Andern sieht er das Haar.
(Vgl. das evangelische Wort vom Balken und Splitter.) — Mal. Must. 42.
18. Gecme pisler Ttörpisin (Icörpisinnen) , goj aparsyn su seni. — Geh
nicht über die Brücke schlechter Menschen , lieber laß dich vom Wasser
forttragen. — Mal. Must. 46.
19. Jatma tülki daldasynda, goj jesin jyrtycy (oder ganever) seni. —
Ruh nicht im Schatten des Fuchses, lieber laß dicli von den reißenden
Tieren (wilden Tieren) fressen. — Mal. Must. 47.
20. Pisijin ayzy ele catmaz, dijer: ij veri{r). — Das Maul der Katze
reicht nicht zum Fleisch hinan, da sagt sie: Es riecht. (Vgl. »Die Trauben
sind sauer, sjjrach der Fuchs«.) — Mal. Must. 52.
21. G'özsüz inen cöre% jijende Taryny arada g'ör. — Wenn du mit
dem Augenlosen Brot ißt, so siehe Gott zwischen euch sitzen. — ^ Mal.
Must. 58.
22. Dada dada gurhilu{r). — Durch vieles Kosten wird es alle (z. B.
das Gericht beim Zubereiten). — Mal. Must. 60.
23. Dama dama g Öl oly. — Durch vieles Tröpfeln entstehen Teiche.
24. Gehhenin gazandyyy enniy^ TeirSana geder.^ — Der rote Puder, den
die Hure verdient, geht für den weißen dahin.
25. It bayyrsayy (oder gursayy) jay g'ntürmez. — Die Eingeweide
(Kaidaunen) des Hundes setzen kein Fett an. — Mal. Must. 59. At. söz. 15.
26. Ag tojuy^ jatar, jw/^sunda dary g'örü. — Das hungrige Huhn geht
zur Ruhe und sieht im Traume Plirse. — Mal. Must. 93. At. söz. 4.
27. Islijen disler. — Wer arbeitet, hat zu beißen.
28. It ag galanda esg'i külüyjeri ayßaryir). — Wenn der Hund hungrig
ist, sucht er die alten Müllhaufen auf.
29. Jurt jijesiz galanda doyuz tepeje c^yjir. — Wenn die Jurte herren-
los ist, steigt das Schwein auf die Bergspitze (Anhöhen, Hügel).
30. 0ha durdy göcmaya, gelin durdy sycmayn. — Das Lager erhob
sich, um weiter zu wandern, und die Braut erhob sich, um ihre Notdurft
zu verrichten.
31. Ozg e gapysyn hayly istijen öz gapysy bayly galy{r), — Wer die Tür
des Anderen geschlossen zu sehen wünscht, dem wird schließlich selbst die
Tür geschlossen. (Vgl. »Wer andern eine Gi-ube gräbt, fällt selbst hinein«.)
^ Vgl. vorher in dem Abschnitt B.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. 11. Abt. 16
242 Foy: Azerbajgauisclie Studien mit einer Cliaraktoristik d. Südtürkischen. II.
32. Hoj ynan pilou olmaz, jay ynan düji g erey^. — Durch Geschrei
entsteht kein Pilaf, dazu gehört Butter und Reis.
33. Bi-nr Öz ülkesin capar. — Der Schamlose brandschatzt seinen
eigenen Stamm.
34. Ataxijztjn gicrtnlmaz isi , g ene dalyja gnlchj. — Wer keinen \'ater
hat (wer eine Waise ist), der müht sich ohne Ende und konmit doch iiiclit
weiter (wiedei'um ist seine Arbeit zurückgebüeben).
35. Artyy^ istema'^/^ bas jarnr. — Zu viel wünschen spaltet Köpfe
(stürzt in den Untergang).
36. It demirciden ne aparyrl — Was kann der Hund vom Schmied
mitnehmen?
37. Gu§ ganadynnan Mraje istemez. — Der Vogel verlangt keine INIiete
von seinem Flügel. — Mal. Mu.st. 89. At. söz. 33.
38. Gona<y^ gonayy istemez, ev jijesi he.§ hirin. — F^in Gast kann den
andern nicht leiden und der Hausherr alle beide nicht. — At. söz. 31.
39. Po'^/JJ gurdaladyyca iji artar. — Je mehr man den Kot rührt, desto
mehr riecht er. (Genau das deutsche Sprichwort.)
40. Pamhuycynyn ay itden agyyy g'eli{r). — Der Baumwollenweber
ärgert sich über den weißen Hund.
41. Poyjj deren elleri ipey g ord'ü , dolaSdy. — Die Hände, die Kot
sanmielten , sah die Seide und iieftete sich herum.
42. Özüvi jorulmy§ bliesen, joldaSyvy ölmuS hü. — ■ "\\'enn du dich selbst
für ermüdet hältst, so halte deinen Reisekameraden schon für gestoi-ben.
43. Senin andyva inanym , tojuyuvyyi gitjruynna. — Deinem Eide will
ich glauben und — dem Schwänze deines Huhns.
44. 0^/dan poy türer, poydan oy^. — Aus dem Pfeil konnnt Sciumitz
hervor und aus dem Schmutze der Pfeil.
45. G'özüJcen Tcende ne heled'i — Was soll der Wegweiser nach dem
Dorfe, das schon zu sehen ist?
46. Güte g'e'den öTciiz g'özünden tanySyr {tanylyr). — Dem Ochsen, der
an das Ptlügen geht, ist es an den Augen anzusehen.
47. Hemsaje hemsajesi inen ten g'erey; ten olmasa, gen g erey. — Ein
Nachbar muß mit dem andern eng vei-hunden sein ; geht das nicht, so muß
er sich fernhalten.
Die Metapher ist schwer im Deutschen wiederzugeben. Sie ist von
den Kleidern entlehnt, die entweder ten (Leib), d. h. »eng an den Körper
anschließend« oder gen, d. h. »weit« sind.
48. Goldan gouzijan az oly , gysdan coy oly. — Es sind wenige da. die
einen bei den Armen fassen (um ihn aufzurichten), aber viele, die einen
bei den Beinen fassen (und auf diese Weise am Aufstehen hindern).
49. Dinmc! Ver jan, gulayyn kesim! — Muckse nicht! Halte her,
damit ich dir das Ohr abschneide!
50. A%ceni jyymay hasand ', sayjamay coy^ cetin. — Das Geld zu
sammeln ist leicht, es zu behalten sehr schwer.
Hasand -=^ pcrs. jU-l.
Foy: Azerbajgaiiisflif Studien mit einer Cluuakteristik d. Südtürkisclien. II. 243
1. Zwei Anekdoten.
Der geistreiche Ar/.t.
(Tebriz.)
Bir nefer heMm janyna yetdi, dedi « yarnym a'^/ryr « , ve dava istedi. Hekim l
sori/sdy: ne jijih sen? {jcmLsen?) Dedi: janmy.i (janyy^ cöre^. Tehih istedi,
y öz'üne dava yoja (yojsun). Kayjis dedi: Ej hehim, menim yarnym ayryr, ne
y özüvi. Tehih dedi: sene y öz daoasy lazym dy, cän y özün k or olmasejdi, janyy^
cöre% jemozdün. 5
Der in den Krug gefallene Schneider.
(Tebriz.)
Bir seyji (Jt'si r^ kisi) derzi (%ejjat) §ehrin dervazesine (viilgäi- dervazasyna)
./'■''"% ^'^ ^"^' (^^y *^ö!r idi: Seherden cyyccn yenazelerin sanyn hilma^/^ hevesijnen
bir k'üze myydun asdy. Ve her yenaze-i-ki seherden c^yardyla (oder c'%af/7a)
icine bir das atyrdy. Ve ajyn ay^rynda nece yenaze y ötduylaryny {aparduyjaryny)
sajar ve k'üzeni hosaldub tazadan asardy. Vurdy bir y ün derzi öldil ve bir nefer lo
derzini a^/dardy. Tük'anyny ba^ly y örende hemsajasynnan sorySdy ki: derzi
harda dy7 Hemsajasy - da dedi: Küzeje düsüb.
Übersetzung.
1. Jemand ging zu einem Arzte, sagte: »Mir tut der Älageu weh-
und verlangte Arznei. Der Arzt fragte: »Was hast du gegessen?" Er
sagte: »Verbranntes Brot.« Der Arzt a- erlangte, er solle auf seine Augen
Arznei tun. Der Kranke sagte: »Doktor, der Magen tut mir weh, nicht
die Augen.« Der Arzt sagte: »Du brauchst Augenarznei, denn wenn deine
Augen nicht blind wären, würdest du kein verbranntes Brot essen (oder
gegessen haben).«
2. Ein Schneider besaß einen Laden dicht am Stadttor. Aus Be-
gierde, die Anzahl der aus der Stadt kommenden Leichen zu erfahren, hängte
er einen Krug am Nagel auf. Und bei jeder Leiche, die man aus der
Stadt hinaustrug, warf er einen Stein in den Krug hinein. Und am Ende
des Monats zählte er nach, wie viel Leichen man hin weggetragen hatte,
leerte den Krug und hängte ihn von neuem auf. Es traf sich, daß der
Schneider eines Tages starb und jemand den Schneider suchte. Als er
den Laden geschlossen sah, fragte er den Nachbar, wo der Schneider sei.
Der Nachbar sagte: »Er ist in den Krug ciefallen.«
244 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen, II.
2. Gespräch Nr. 1/
Begrüßungen und Einladung zum Tee.
(Tebriz.)
1 (Gruß :) Selam elejkViin { vulg. melejMlm) ! ]
(Gegengruß:) Se/am e/rjkihn!^ )
Bujurun, ejlesin!
Kejfiz, ehvalyz?
5 Elhemdällah selamet uy^
Frieden über euch! = Guten IMorcen
Merhemetüzden.
MerhemeMz artyy^.
Iltifatyzdan coy^ j(iyj'y dy.
Bizleri lap jadyzdnn cyjirdyz.
10 Xejr aa, estafrulla!
Neye oly M sizleri jaddan c''^/nrdayj
Size hemise iyjasymyz var.
Jini bendede de teysir var.
Coyßan dy ^idmetize jetismeduy.
Ehl-ü cjal npge dir?
15 Diiagy d^la.
Bazarda ne yj^heretder vari
Isiz g ügüz nege di?
Hemdillahije.*
XJsay^, caj geAirin !
20 Iltifatyz artuy^. hidi ismi.scm g (Imisein.
Bitte, setzen .Sie sicli!
Wie steht's? wie geht's?
Gott sei Dank bin ich (eigentUch
»sind wir«) gesund.
Durch Ihre Barmherzigkeit.^
Ihre Barmherzigkeit ist zu groß =
Sie sind sehr liebenswürdig.
Durch Ihre Liebenswürdigkeit ist meii
Befinden sehr gut.
Sie haben uns «anz versessen.
N(
mein Herr, da sei Gott vor
Wie sollte es kommen, daß wir Sie
vergäßen? Wir haben Sie immer
in treuem Andenken.
Das heißt, ich habe auch Schuld.
Es ist sclion lange her, daß ich Ihnen
keine Aufwartung gemacht habe.
Wie geht's der Familie?
O danke, gut (eigentlich : sie sind Beter
lur Sie).
Wie steht's mit dem Geschäft ? (was fiir
Nachrichten gibt's auf dem Markte?)
Wie geht Ihr Geschäft?
Gott sei Dank.
Bursche, bringe Teel
Sie sind zu liebenswürdig, aber ich
habe eben erst getrunken, als ich
herkam.
' Dieses und die folgenden kleinen Gespräche sind nicht Übersetzungen von
Vorlagen, ich hoffe vielmehr, daß der Leser in ihnen mit Vergnügen etwas von der
Luft des azerbajdschanisclien Lebens spüren werde. Man bemerke übrigens, daß
sie nicht nur lexikalisch, sondern auch phraseologisch vom Osmanisclien abweidien.
Wie weit hier persischer Einfluß waltet, wird in dem Abschnitt J unter -Phraseo-
logie" besprochen.
2 Osmanisch heißt der Gegengruß: ve alejküm e-sselam.
* Nach orientalischer Höflichkeit bezeichnet man die freundliche Gesinnung
des andern als Grund des eigenen Wohlseins.
* In dieser Mißbildung ist -j-e das türkische Dativaffix. Der erste Teil ist
aus hcvidü lillähi korrumpiert. Man glaubte eines Dativs hinter hemd zu be-
nötigen wie in osm. ha md olsun allaha. Vgl. S. 236, Anni. 1,
Foy: Azerbajganische Studien
, hur da -da bir ist' k' an icin.
it einer Charakteristik cl. Südtürkischen. 11. 245
Sei es! Trinken Sie aber auch hier
* ein Glas.
Ä'a, hu sahat Tiazyrdy, indi dem öekir. Mein Herr, der Tee ist in diesem
Augenblick fertig, er zieht eben.
Xm6_, caj dem alana kimin galjan yetsinne ! Gut, inzwischen, bis derTee gezogen hat,
mag man eine Wasserpfeife bringen!
(Der Hausherr zu den Dienern :)
Ja'^/fy hir galjan^ doldurun!
Bis millali , hujurun !
Bir serin su iltifat elijin!
Äa, eg er meß hujurursuz,
(oder sikengehi) getsinne.
Füllt eine gute Wasserpfeife!
In Gottes Namen, bitte, rauchen Sie!
Darf ich um ein Glas frisches Wasser 25
bitten ?
iskengehi Mein Herr, wenn Sie Appetit darauf
haben, lasse ich Honigessig bi'ingen.
Ich habe
Bell, coy^ jayßy oly. Arty% tesnem var. Ja, das wäre sehr schön
sehr großen Durst.
(Ji-ennen sord.) Äßjet ossvn, da! (Nachdem er getrunken.) Wohl be-
komm's, mein Herr!
Allah ölenlerize rehmet elesin ! Gott erbarme sich Ihrer Toten ! d. h.
Ich danke herzlich,
(Caj icende.) Caj hir %yrda tel% di, (Während des Tees.) Der Tee ist ein
üsiüne su acyn! (Samavardan.) bischen zu bitter, lassen Sie aus
dem Samowar Wasser zu!
Xuh, hende7ii müreyjyfs elijin , ki hevay^ Gut, aber jetzt erlauben Sie mir zu
olyry.
A'a, hara g edersizi Ejlesin , Sam elijin!
USayJar nijeran^ olulla.
\ejr, siz yusse elemijin!
Indi adam g änderrem, yfher veri.
(Sam elijende:)
Bismillah, gusura ha^/niijyn!
gehen, denn es wird spät.
Mein Herr, wohin? Bleiben Sie doch
sitzen und speisen Sie mit zu Abend!
Die Familie (eigtl. Kinder) wartet ja.
Nein, regen Sie sich nicht auf!
Jetzt schicke ich jemand, der Nach-
richt gibt.
(Beim Abendessen:)
In Gottes Namen ! d. h. Gesegnete
Mahlzeit! Nehmen Sie mit dem
Wenigen fürlieb ! (wörtl. : Sehen Sie
nicht auf den Mangel!)
(Jijennen sord:) (Nach dem Essen:)
Xudaja coy^skür! Snfrez acy% ossnn ! Gott vielen Dank! d. h. Gesegnete
Mahlzeit! Sei Ihr Tisch offen! d. h.
mögen Sie immer in der Lage sein
zu bewirten.
^ Auch im Persischen qaliän mit a und nicht mit e (ä) in der ersten Silbe
(vgl. Rosen S. 48). Arab. jUp »Gährung, Gebrodeb'. — Osm. heißt die Wasser-
pfeife nargile.
2 Pers. ö',/*^ nigerän »schauend« (osm. nur im hohen Stile luid selten). Zu
nijeran ol- «warten" vgl. ha)(j ".schauen«, azerb. auch »warten».
246 Foy: Azerbaiganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. IL
(Der Hausherr zu den Dienern:)
XJsayJar, fanasy jatidyryn !
(Der Gast zum Wirte:)
XMflfß hafyz! Coy^ zehmet verdri'^/^.
(Der Wirt:)
40 a' nie hujuru7i, inSallah.
Burschen (oder Kinder), steckt die
Laterne an!
Adieu! Ich habe Sie sehr bemiiht.
Hoffentlich beehren Sie uns bald wie-
der (wörth: Beheben Sie Avieder. so
Gott will).
Sizlcrde hizc hez hez tnirzzül elijin! Beehren auch Sie uns hin und wieder!
Ni'ge hiiiirihle , jayj'jj ohihdij 1
Coy^ ja%cy olnh !
Eller var (oder imr ossun).
45 El suju getirin!
(Der Diener spricht zum Gast:)
Bnji/rtm , hnjurun !
(Der Gast zu dem Diener:)
T?ir olasaii., isstdlah, (r-jhnnl
Wie hat man gekociitl' War es gut
geraten ?
Sehr gut geraten !
Die Hände (die diese Speisen zube-
reitet haben) sollen leben.
Bringt Handwasser!
Bitte, l)edi('nen Sie sicli!
Mögest du alt werden, so Gott will,
mein Sohn! (Dankesforniel einem
niedriger Gestellten gegenübei.)
Allah öhnlerüve {cal dcjniwe)^ rcliinet (lott erbarme sich DeinerToten (Deiner
elesin! Eltern)!
(Der Diener antwortet:)
Hern ci:
Gleichfalls !
50 IWfatyz nrtyy^. Sie sind sehr liebenswürdig.
BayySlijusyz! (oder BayysUjyn !) \'ei'zeihen Sic! (daß ich Ihnen mit so
Geringem aufgewartet habe.)
(Bei der Abreise:)
Allah johizu acyy^ elesin! Glückliche Keise ! ((icitt mache Bu-en
Weg ofien!)
3. Gespräch Nr. 2.
(Tebriz.)
(Zum Gasthaus.)
1 Size hir erzim var. Ich habe ein Anliegen an Sie.
Bujurvn. Bitte !
Bu sehrc taza varld ohmimm, hes jaiiy Ich bin hier neu angekonnnen und
tanymyram. weiß nirgends Bescheid.
' Der aral). Dual, ö -^\j wird in gewählter Spraciie ebenso wie im Osma-
nischen für »Eltern" "ebiauclit.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 247
Mene bir mihmanyßne ja bir ()i'ra%jeri Können Sie (wöitl.: Kannst Du') mir
nisan vere bilisen? ein Gasthaus odei- eine Wohnung
nachweisen ?
JVije? Bu jo^uyjir/da jnyjy bir mih- Warum nicht? (wörtl.: Warum!') d.h. 5
manyßne var. Gewiß! Hier in der Nähe ist ein
gutes Gasthaus.
Orda %ure% de tapylyf Kann man doi-t auch speisen?
Bell, her gi'ir 'yjireyjeri var. Jawohl, dagibt's alle möghehen Speisen.
Bes^ geye de orda yala bdleml Kann ich dort also auch zur Nacht
bleiben ?
Beli, cn%emir jer di, her yihetden rahal Jawohl, es ist dort sehr anständig,
oJa bilisiz. Sie finden dort in jeder Beziehung
Ihre Bequemlichkeit.
Otayyn kirajesi nece di? AVie stellt sich die Miete für das lo
Zimmer?
Bilmirem , amma meselen bir yran bir Ich weiß nicht, aber z.B. 1 Gran 1 Ab-
ahbasy iki yrana kimin, bele. bassi bis zu 2 Gran, so ungefähr.
Gilyü zat orda joyjhj kii Sind da nicht etwa solche »kleinen
Dinger«?^
y^ejr, co--/^ pakize jer di. Nein, es ist dort sehi- reinlich
Pes (vgl. oben 8 bes) yedw/^, y öra<y^ Nun, da will ich einmal hingehen und
neye oly. sehen, wie es sich macht.
Allah sayjasyn. Gott befohlen! 15
XoS y eidin. Adieu!
(Im Gasthaus.)
Xnreyjerden nejiz vart Was haben Sie zum Speisen?
Jaycy käftemizvar ve cilou kehab, berye AVir haben guten Klops und (folgen
kebab, lüle kebab, bozbas, aby'nst, Namen einheimischer Gerichte. Vgl.
piti , dolmamyz jayßy jemeli di, das Glossar) auch luiser Fai'ciertes
ist sehr schmackhaft.
Jüz altynlyy^ abduy yeti! Bringen Sie mir für 2 Sähi saure
Buttermilch !
Dwyumuz yurtulub dy, serbetimiz var. Unsere Buttermilch ist alle geworden,
aber wir haben Limonade.
Ossun! onnan ver ! Meinetwegen! geben Sie davon!
Bir istik'an caj yetsinne abylimujynan Lassen Sie ein Glas Tee bringen mit
bele. Zitronensaft.
('aj taza dej, balam! Ey er taza su varsa, Der Tee ist nicht frisch , mein Lieber!
yetsinne! Wenn frisches Wasser da ist, lassen
Sie welches bringen !
' Der Übergang von Sie zn Du ist für den Orientalen (auch den Italicner,
Griechen luid andere Südeuropäer) nicht so belrenidlicii \vi(! für den Deutschen.
2 Anstatt pes »also« wird fälschlich aber häufig, namentliche von Frauen,
hes gesprochen. Bes "genug» ist gleichfalls in Gebrauch.
^ Gemeint ist natürlich Unsicziefer.
248 Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. IL
4. Gespräch Nr. 3.
Mittagmahl im Garten und Gewitter.
(Tebriz.)
1 Selam elejJcüm (vulg. melejküm
Indi jerinnen durmüsän ? \
Indi j er innen duruhsanf )
Indi jwyjidan duruhsän'? i
5 'Kejr da, indije Tcirnln jatylyi
(Vgl. >. Gespräch Nr. 1.«)
Bist du eben aufgestanden ?
schläft man detui
Nein, mein Herr
bis jetzt?
Wo waren Sie also?
Ich war anderswohin gegangen = ich
war irgendwohin gegangen.
Was gibt's Neues?
Ihre Gesundheit (d.h. die erfreulichste
Neuigkeit ist die, daß Sie gesund
sind).
Vorgestern waren wir in den Garten
gegangen.
Wer war noch da?
Alle Freunde und Bekannte waren dort.
Wir aßen gutes Cilou - Kebab (vgl.
Glossar).
Um die Mittagessenszeit kam auch
mein älterer Bruder.
Nahar jijennen sord hayy dolandy^ Nach dem IVIittagessen gingen wir im
mive derdur^, hir '-/jjrda ayayyn saje- Garten umher, pflückten Obst und
Bes (statt pes) harda idin?
Ozg e jere g etmisdim.
Ne yfheretderi (^^ yaherät -\- lar)
Sayluyiiz.
10 Isrda gün g etmiMuy^ baya.
Kim var ydy'^
Dos aSyna tamam orde:jd^le.
Jayjiy cilou hehab jeduy..
Nahar cayy dadasym da g eldi.
sinde juyji ceyduyj.
Nag yhan hava garysdy, jel esinaya baS-
lady, g öj g'ür'üldediy yldyrym caldy,
jayy's (rehmet) g eldi, gab gaca^^ tamam
bir birine garysdy, gym gyluy^ gejt-
Dünen siz liardeAdüz'^
Biz bir nece nefernen sykara getmiS iduy^.
Gejden bas biz de si:i)i tajyza döndu^/^.
schliefen im Schatten eines kleinen
Baumes.
Plötzlich wiu-de das Wetter trübe, es
fing an, windig zu werden, es
donnerte , blitzte , fing an zu regnen,
all unser Geschirr geriet durch-
einander und wir kamen ganz
durchnäßt zurück.
Und wo waren Sie gestern?
leli war mit einigen Personen auf die
Jagd gegangen. Als wir zurück-
kehrten , ist es uns ebenso ergangen
wie Ihnen.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Cliaraktcristik d. Siidtiirkischen. II. 249
5. Gespräch Nr. 4.
(Tebriz.)
Islamhulda iki nefer arasynda söhhet.
1. Balam, hir il di heä g'örünmmen, liara g'etmis idiin?
2. Iranda bir nece isim var dy, olary suret vernia'yßan Jana Tebrize
g'etmis idim.
3. Xiih! Tehrizde ne var ne joy^ dyl Öörey^ hol idi?
4. Elhemdüllah , tamam zat {zad) fravan ydy.
5. Nece vä%t orda galduz (galdyz)?
6. Bir aj jarym.
7. Xubf orda size jayjy g'eddt?
8. Nije? Hemise g egeler dos aA'nalar-nan bir jere jyyysyrdyy^, dijib
gülürdtiy^, yoshes elirduy^.
9. SebSire g etirirdile , jijerduy^, g'egeden bir nece sahat g ecende menzile
gelirdim. Coy^ j^%}'y 9 (^<^ifdi.
10. Xub! ehli-ejal nege dile?
11. Hemdillahije , tamqm selamet dile.
12. Sene bir g'ülmeli zad neyl elijem. Bir g ün naliar cayy bazardan
menzile g'elirdim,jolumy (Straßenname) Tcücesinnen saldym. USayJar meni g örende
dedilebes (statt /»e,«) men ermeni evfi , cün zülflerimi gyryßyrmamysdym , Islambul
tehrmen dolanyrdym , üzüme de yft gojdurmamysdym. Jegyn elirdile hi men
Ermeni em. Meni juyjije götdüle, goun gabuylaryn basyma atyrdyla. Hej,
dejirdim ki, g'ede, men müselman em. Ayj/r ellerinnen gurtuldum, gaSdym.
Seheri g etdim dalla% tüJc'anyna, verdim hasymy dihden gyryd'la. Bijol Micede
rahat dolanyrdym. Mayjes islerimi gurtarannan sora bir ba§ Erdebile g etdim.
Orda da bir nece goume - yjsimiz vardy. US g ün olaryn janynda galdym.
6. Gespräch Nr. 5.
Mieten eines Pferdes.
(Tebriz.)
1 . A. : Sabah seher cayy Seherden cyyjigayur/^. Bu g ün g erey^ mal
Tiiraje elijay^.
2. B.: Eg er vayjyz var, indibahem g eday^. Carvadar ynan danySay^,
ki seher tezdennen mallary hazyr elesin.
Beli, jaycy dijisen. Geday^, bu sahat gyjmetlerin kesay^.
Hara g'e
Tebrize g i
Nece mal isttsiz? Gatyr ossun ja mal (atyi
Dort mal lazim di. Biri esbabdan Jana (odei- esbab icün), ü6ü
miney. Burdan Tebrize neöe ayaä (fersey^) jol dy'i
8. C, : Sekg'iz ayas dy. Iki g'üne jetihiruy.
9. A. : Xub, malyn biri nede di?
10. C. : Burdan Terbize on iki gran.
3. A
4. C
5. A
6. C
7. A
250 Foy: Azerl)ajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Siidtrukischen. II.
11. A.: Ne danyfiljsan, ganym'? Biz hemise xekg'iz grana tuturuy^.
12. C: Menim mallar jayj^y mal dy. Cir/^ rahet elcsiz jolda. Ajry
mal ynan iki g ane Terhize cata bilmesiz.
13. A.: Xiih , hemihe seJcg'iz verirduy^, amma hu jol doqgnz ossun.
14. C; Aya , ganyva and ossun, hurdan Terhize heS vay^ hir tämennen
esg'ije g eAmemiswyj.
15. A. : '/o%;, doqguz grannan artyy^ iHirmerny. Eg er istemesen, özg e
jh-dr mal coy^ dy.
IG. ('.: Aya , hu giir cay mal tapa hilmesiz.
17. A. : X7/h , iki grau- da i'isü'inp. gojay.. Uc t ihnen sekg'iz gran, dort
inat — xiesselam!
18. ('. : X?<6, aa sizjay^cy adama oyjjsyz. Hesjml vermesezde, sizi aparram.
19. A.: AI hu hir tümm hej. Xuda haßz! Selier, amma tezraymnllary
cntasan ha! G ün cyyjnadan g rrcy^ jollana^/y
20. C.: Omrüz artyy^ Bas 'äste, aya.
7. Salomonisches Urteil Nr. 1.
(\'()rlag-e: LazarelT 8. 3,ö.)
(Unnia.)
i Iki ourat {arvat) hir iisa^//Ia?i ötiiri (iitiir) ' gal-tna-gal elirdiler.^ Ve
saliydlary joyjydy. Her ikisi gazy janyna getdiler^ ve insaf istediler* Gacy
gellady istijih ve hujurdy ki hu usayy iki parca ele ve ouratlaryn '" her hirine
rer. Ourat hu sözi esitdikde "^ yjimus galdy '' ve o hir ourat dad- u feriade has-
5 lady ki: aUahdan ötür menim uMyymy iki paj elcme. Eg er insaf hele dir^,
usayy istemirem. Gazy jegin eledi ki: usayy n anasy hu dyr? JJ^a^^jy ona
tapsyrdy ve o hir ourata trmhih (temheli) eledi ve goudy.
8. Salomonisches Urteil Nr. 2.
(Urniia.)
1 Jki nefer öz malyny hir gnry ourata (arrata)^^ tapsyrdylar^^ ve dediler^^
ki her veytiki '^ ikimiz g eldyyj*, allyyj'' {alagayyyj. Bir nece g ilnnen sorä olar-
dan hir nefer gary arvatyn^^ janyna g elüh ve dedi: »menim äerikim öldi. Indi
maly mene verU Gary arvat nacar oluh verdi. Bir nece günnen sora o bir^''
5 adam g elüh ve maly istedi. Ourat ^^ dedi ^^Senin serikin gelmisdi ve dedi ki sen
ölüb sen. Her ne gedr israr eledim , amma söz'ümi esitmedi ve hamme '^ maly
apardy.«- Bu adam ouraty^" gazy janyna aparuh ve insaf istedi. Gazy co^/^
düsünennen sord hildi ki ourat teyjirsiz dir.^^ Bujurdy ki: Siz evvel sei't
elemisdiz ki veyti^^ ki ikimiz gelende inaly alay^. Öz serikijin'^^ getir^* ve
10 maly aparg inen. Jalguz^^ apara hil niesen.«. KiSi la-gevah oluhjolunn tutuh g etdi.
Tebriz: ^ auch Jana. ^ elhlilc. * g'ctdile. * istedile. » üherall
arvat statt ourat. ^ esidende. "^ auch .<^akit oldy. ^ di. ' dy.
1" arvada. " tapsyrdyla. '^ dnlilc. ^^ ^^X: '* gMu^. '^ o//«;^
[alayayu)^. "^ arvadyn. ^"^ o bir. ^^ ai'vat. '^ malyn hamntysyn.
20 arcady. 2' di. ^^ va)(. ^3 serikivil. 2* geti. 2* jalyuz.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Südtiirkisclien II. 2öl
9. Salomonisches Urteil Nr. 3.
(Tebriz.)
Bir nöTcer a'yasynyn janynnan gahdy. Bir necp. yi'rnnen sora erhohy hir
ajry sehre^ g'etdi Orda nöJceri g'ördi ve ony tuhib ve dedi: 7iije gaMyni Nöker
erhabynyn ja-y/ßsyiinan tiituh ve dedi: menim nnkerim! sen coy^ jnd mennen
oyurladyn ve gasdyn. Jndiki seni tapmysam, sennen divan elijegayam. Xulase
ikisi gazy janyna getd'le ve insqf istedile. Gazy her ikisini pengere gaha-
yy7ida durguzdy ve bujurdy-ki: her ikiz"^ hirden pengereden basyzy"^ e-sije*
c^'^/jidyn. Cün baslaryny esije* c'-yßrdyh gazy geUada bujurdy-ki: gylygy
nöker in basyna vur. Nöker cün bib sözi ehidid) , hemnn xmyj' basyny iceri cer/di'^'
ve ayasy esla terpesmedi. Gazy nökere tcnd)ih {tembeh) elcdi ve ayasyna tapsyrdy.
10. Der Padischali und sein Diener auf dem Schiff.
(Vgl. Lazareff S. 37 nacli SaVli).
(Tebriz.)
Bir g ün bir padisah yulammen kestide ejlesmisdi. Tulam her g iz derja
jüzä g'örmemisdi ve kestinin melmet ve zehmetini annamamySdy. Bu gihete aylijyb
syzlamaya baälady. 0 gedr muna iltifat . ve nevazis eledile, sakit olmady.
Padisahyn niunnan ougety coy^ f^^% oldy. Kestide bir hekim vor idi, padisaJia
erz eledi-ki: eg er bujursaz men ony bir jnlunan sakit elerem. Padisah dedi:
Sennen coy^ memnun öllam. Hekim dedi, yulainy der ja ja atdld. Yulam bir
nece jol sujun üstünde cabalanyb bu jana o jana atylannän sorä kesti terefine
jo'uylasdy, iki elinen keMinin kenarynnan tutdy ve zülßerr innen tutub kestije
c'yjird'la. Gedib bir g'tisede ejlesüb aram tutdy. Bu hal padisaha coy^ egib
g'örünüb ve sebebin s'ü'al eledi. Hekim dedi: Ej padi.sah, hu yulam su'a batyb
yarb olmayyn mehnetü mesekketin cekmemisdi ve kestide ej/e.snb say selamet olmayyn
gädrini bilmemisdi. Hem cinin afijet ve rahatlyyyii güdr-ä giinetini o kimseler
bili ki gere g ünner ve müsibetler ceymis ola.
11. Der Malla und der Kessel.^
(Tebriz.)
Bir g ün malla hemsajasynnan bir gazan istedi. Isin g brennen sord icine
bir yjyrda cölmey^ 9^j(Jy- Äparyb ijesine tapsyrdy. Ijesi cölmeji g'örende dedi:
bu ne-di? Malla dedi: gazan doydy. Ijesi inandy, doyuh. Bir ajry g ün malla
hemsajasynnan gazany g ene apardy. Bir g ün ü$ g ün be§ gün ijesi bayjly ; cöl-
meji malla getimedi. Ijesi getdi mallanyn evine ; gap^ny döjende malla gap^ny
(r= gapyny) acyh dedi: ne istisen? Ijesi dedi: gazanymy istirem. Gevabda
malla dedi: gazan öldi. Ijesi dedi: gazdn-da öli? {nlüi) IMalla dedi: doymdna
{■=^ doymayyrio) inanysan , ölmejne (= ölmejine) jö^/J
Urmia: ^ sehere. * ikijiz. ^ hasyjyzy. * e'Sige oder di.s)(fi,iy.
'" växf. ^ cekdi. '' Die beriilimte komische Figur Meisters Na.sreddTn,
dem die Osmanen diese Anekdote zuschreiben, ist bei den eranischen Türken be-
nierkonswerterweise nicht populär.
252 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtfirkischen. II.
12. Der Brief des stotternden Solines.
(Tebriz.)
Bir arvaäyn o^jly 'yurhrtde idi. Öz ,<<ela7nefli/yynnan nenesine tefsüen Tca'^jaz
jfizdy, nenesi kaazy aparyh bir mirzaja oyjuda. Mirzanyn dili bir az ayyr ol-
duyy yehetine k'ayazy Tcesile hesile o/ijanda arvat dedi: äiiJcr allalui! indi biU
dim, hu haaz o^jlumnan dy, cün rrjlumyn dili bir az pelte^'^ di.
13. Die Baumwollendiebe.
(Uniiia.)
1 Bir seherde bir pambu% ambary oyurlandy. Fambw^ satardar padysaha
ariz oldylar.^ Padisah her nege teyessüs eledi, o^/ryny tapmady. Bir emir erz
eledi M: «eg er ferman olsun oyrylary tutaram.«^ Padsah hökm eledi, emir öz
evine getdi ve seherin böjük kicyyyyiy^ 9f^^^%^yy^ mahanasTnen i.ftedi. Ciin
j hamme^ adamlar gern oldylar^ (jyyy^dylar)*^ ve ejMdiler'", emir o meglise g etdi
ve hamme^ adamlaryn üzüne ba^dy ve dedi: »iVe haramzada (bic)^, beheja ve
ehme% adam dylar'^ ki pambuyy oyurlijub ve pambujyn 'yj/rdaxy seqgeUerynda
jer elijib ve menim meglisime geUbier. ^ Bi^ nece nefei' hemnn veyj^^ seqgelle-
ryny einen temizlediler.^'^ Melum oldyki olar nyry dylar.^^ Padsah emir in hikme
10 tine aferin ve tehsin eledi.
14. Mönch Gazer vor der Himmelstür.
Ein Schwank.
(Urmia.)
1 Bir lief er adam rar idi. Bir g'ün arratyno dedi: Arvat, vlayy^"^ hazyr
ele ve iki dane cayjfr tiduyy da hazyr ele , geday^ genneti zijaret ejla%^*{^)
Bele er ve arvat ik^si-de tdaya^^ minib ve jola dilsdider.^'' Javas javas gennet
dervazesinin janyna jetisdiler. " Kisi dervazany döjdi, iceriden bir nefer adam
5 dedi: kirn sen ve ne istisen? Gevabda dedi: men keäiä Gazer em , gelmi.sem
genneti zijaret elijem; as gap'ny! Gevabynda dedi: gapny acmam (asmam).^^
Her kes gennete gele bilmez meg er mügeddes ve emin adam. Kesis son/ädy:
sen kirn sen? ady ne dif Dedi: men Musa-j-em. Kesis dedi: sen o Mit.9a
dejP^ sen ki adamy Öldürüb ve derja kenar''nyn gummida gojladyn^^'} Gene
10 gap^ny döjdi. Ibrahim g eldi dedi: kirn sen? Gevabda: kesis Gazer em, gop^ny
av! Dedi: ahnayiam. Gene sorusdy: nije? Dedi: her kes gennete gele bilmez.
Kesis sorusdy: se)i kirn sen? Gevabda: men Ibrahim em. Kesis dedi: se/i o
Tebriz : ^ oldyla. ^ Sehrin höjü<(_ ve kicijini. ^ hainmy. * jyyysdyla.
^ ejlesdile. ^ vulgär bis. '' dyla. ^ gelible. ° bir. '" «a;^.
'1 temizledile. ^^ dyla. ^^ olayy. ^* '''y^X" '^ olaya. "* düsdüle.
''' jetisdile. "* asuiaram, bilmerem. '^ de) sen. ^o gujladyn.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Cliarakteristik d. Südtürkischen. II. 253
Ibrahim dejl * sen Tci Saraja dedin menim hagym dy ? sen de g ünahk "ar adam
sen hes nije gennete g'elihsenY Gene gap^ny döjdi. Lut g'eldi. Xuld.se Lut-da
gap'ny asmady. Kesis sorusdy: Sen Mm -fen? Gevabda: men Init em. Kesis 15
dedi: sen o Lut dejl sen^ ki gyzyyjnan^ jatdyn'i Gene* gap'ny döjdi. Poulu.s
g'eldi. Pmilus da gap'ny asmady. Kesis '•/ßber aldy: senin ism serifin ne dif
Dedi: men Pmdns em, gapny aSa bilmem^. Dedi: o Poulus dejl sen ki allahyn
mayjugyne ezijet elerdin, duzaya salyryrdyni indi mügeddes olub ve gennete
g'elib-sen. Kesis her ci eledi, m,ümkin olmady, Pmdiisda gapny asmady, hec 20
e^tina elemedi. Gene gap^ny caldy. Semun g'eldi. Semun gapny da asmady.
Kesis sorusdy: sen ne k'ar sen? Gevabda: men Semun em. Kesis dedi: sen o
Semun dejlsen ki üs defe ^ •yxirus bannijannan ireli hezret- i - Isany ink ar eledin
(dandynyi Xulase Semun -da gapny asmddy. Ayjrilemride hezret-i-Isa öz^
g'eldi, sorusdy ki: sen kim sen? ne istisen? KesiS dedi: men ke.sis Gazer em, 2.t
g elmisem gennetin temasasyn elijem. Gevabda: men seni tanymyram; her kes
gennete dayil ola bilmez. KeMS dedi: Dünjada her kesin bir e'ibi ve günahy
var, sen o hezret -i-Isa dejP sen ki sennen ötür Bejtlahymda on iki min usay^
gyrgyna g'eldi? Xulase gapy acylmady. Ke-sis pejderpej gapny döjdi. Birden
ida^/^^ hürkdi^. Kesis jere düsdi, ca^/jjr ttilwyy jyrtyldi, börki hir terefe düsdi, 30
ba.§mayy bir terefe. Börkini götürüb ve puflyjanda '" dedi ayjjr: bu zehrimar
bele jer di, onnan ötür (Jana) coy^ adam g'elmez.
15. Der Sündenfall.
(Tebriz.)
Behisde perverdig' ar-i-alem bir ilan jaratdy. Xudavend-i-alem her gur
mivegat ve sebzijat ve hejvanat bu behisde jaradyb ve hezret -i-Ademin öhdesine^^
tapSyrdy ki heresine bir ad gojsun ve muyjar eledi ki behiStin hammy '^ mivesinnen
jesin sevaj bir alma ayxgy ki behiStin jeni gennetin ortasynde^di. Bujurdy:
angay^ munnan jemijesiz. Ademnen Hewa g'ilnahsyz jaranyldyla. ^^ Gün bu ilan
ki iharet ossun ^* sejtannan bilirdi Ademnen Hewa g ünahsyz dy, Hewa ynan
danysdy, dedi ki: g'örg'inen bu alma ne g öjcey}^ di. Eg er munnan ^^ jesez coy^
egylly olursyz ve ölüm g'örmijagay^syz ve jaycmen jamanyn te/avütini annarsyz.
Gün arvat beguwet^'^ idi, adama ki eri ossun ^^ dedi: götü je! (oder götü ve
jeg'inen !) ^^ G örg'inen, bu alma ne geseng di. Adern Hevvanin sözine ba^/ßy ve
jedi. Allah g ünde bir defe (bir jol) gelirdi ve Adern ve Hewa ynan söhbet
elerdi. Bu gün allah gelende Adern özini g izletdi. Allah Ademi cayyryb ve dedi:
Adern! harda san? Adern gevabda dedi ki: Perverdig ar - a ! cün cylpayam , o
gihete^^ utannam-^, huzure g'ekm. Rebb ul alemin bujurdy: Jo%sa alma ayagynyn
mivesinnen ki yedeyen eledivi jemijesiz jejipsiz? Adern, yagaletlyyyyinan-'- bilmedi
Tebriz: ^ de] sen. ^ dej ten. ^ gyzuvynan. * dühnre.
° asmaram, bilmerern ^ jol. '' Jcj. ^ ola)(. ° hür)(di. '" püJUjende.
Urniia: i^ ühdesine. '^ hamrne. '^ jaranyldylar. ^* olfun. ^^ göjcek
1^ bunnan. '^ zalf. i* olsun. '" göti ve je! ^o ^ehete. ^^ utanyram.
^- ^(fyaleidyyynnan.
254 Foy: Azerbajganische Sfiulien mit einer Charakteristik d. Südtürkisclieii. II.
ne deshi. Mahanasy var ydy : ciin Hewa verdi almany mene, o gihete^ men-de
jedim. Allah Hevvaje dedi: sene kirn dedi Tci almadan jijesen^ Gevabda Hewa
dedi: ilan mene dedi, eg'er hu almadan jijesiz, agylly olusyz.^ Allah biijurdy:
ci'm yedegen elcdyyym ayagdan jediz , o gihete^ sen lazim erive* itdet elijesen
20 ve zehmetnen zürijet jeni usay^ doyasan ve jerde zehmebien jasijasan. Ilannan
senin zürijetüvün^ arasynda düsmannyy^gf^agayam. Ademe hujvrdy : cün menim
sözime bayjnadyn, o gihete'^ jer üzinde zehmetnen jasijasan , ömr linde annävin'
terinen islijesen ve cörejnvi^ gazanasan. Cöl sene tik'a?i c'^^ardagay^, cün tor-
payjJan g ötürülmüsen, torpaya dönegaysan. Ilannan senin aranda düSmenyiyy^
25 gojagayam (oder salagayam). Ilan senin ouladuvyn^ gycymian sanganda olar- da
onun kellesin ezelle : o va% y^eberi oly. Ilana bujurdy: cün bele eledin, insan
te'ifesi seni görende basuvy^'^ ezegay^ ve jerde meVun sen. Garnuvyn^^ üstünde
jerijesen ve torpay^ jijesen. 0 gihete ^^ ilan allahyn lenetinde di. Bu yihete '^
de Allah Ademnen Ilevvany gcnnetden goudy, esije ^* cyartdy. Allah behiUin
30 gapysynda bir izrail^'" gylyc elinde garavul gojdy ki behistden yeberdar ossun,^^
Ademnen Ilevvany gojmasyn, g ene behüte gejtsinneS'
16. Selbstbiographie Däuds.
(Urmia.)
1 Men tcrgüme-i-halymy size bejan elijegayam. Begeh el-müreggeb ajynyn
mt birinde mevaßg (d. i. müvajiq)-i-tariy^-i-mcsihije sene-i-min sekg iz jüz atmys
sekgizde TJrmi Sehrinde, ki ttvabi-i-Iran olsun, G üljiercen kendinde anadan doyul-
dum. Atamyn ady NTsän dy, anumyn Nerkis. Sekg iz jasymnan medreseje getmay^
5 baMadym. Elif-hej kitabyny oyumaya basladym. Cün men mesihi cm, evvel
nesrani dilini oyjumaya elbette megbur idim baslijim, cün ana dili dir. Gedid
sürjani (r/udnm on iki jasa kimin, an üc jasymda knhne sürjani ve türki-
i-azirbajgani oyjumaya basladyin ta on alty jasyma kimin. On alty jaüymda
erehi ve ingliz Ameriqa sahablarytiyn medresesinde sürü eledim ta ijirmi iki
10 jasyma kimin. Bu bejnde hekiinlyy^ elmini de hemun medresede tehsil eledim.
Ijirmi iki jasymda bizim veli-ehd Tebriz seh/rinnen TJrmi seherine tesrif apardy.
Hemun medrese-i-mezkürde ki veli-ehdyn menzury oldy ki sajirdlerin dersine
temasa elesin hemun veyt da pisk'ar-y- Azirbajgan ki liökmiran-y- Tebriz olsun,
veli-ehdyn destg ahinde ki veli-ehd ynan gelmi^ di, cün bendeni coy^ Her bunnan
15 ireli tanyrdy, onun teSvigmen veli-ehde tanyldym. Xülase mevaßg -i-hökm-i -
hezret-i-vala iki sefha farsi ve ingliz yidmetinde O'^/jidurn. Coy^ hezz elediler.
0 gehete garar gojdular ki iki il Teheranda darülfünun tnedresesinde tekmil-
i- farsi ve inglisi ve tebabei elijim.
Bari Teherane getdim. Tähsile mesyul oldum.
Uniiia :
1 yehete.
2 olysyz. ^ yehete. * erije.
5 zürijetijin.
« yehete.
' annyjyn.
^ cöreyijin. ^ ouladyjyn.
'•^ l)a.syjyn.
1' garnyjyn.
12 yehete.
1^ yehete. '* dys-xary. i' ezrail.
'6 oLsun.
i'' gejt Sinter.
Foy: Azerb;ijg;iiiisclit' Studien mit einer Charakteristik d. Sfidtilrkisclien. II. 255
17. Beschreibung von Urmia.
(Urmia.)
Urmi seheri höjük seher dejl. Begedri atmyS min gemieti var. E^lehi i
gemiet musulman dy , azy mesüii di. Musulman gemVeü iJci fyrya dy, coyjf
sVe coy^ az s'ünni. Mesihi-de iki fyrga dy, co-yjy nesrany, azy ermeni. Coy^
az guhud da var. Türhi dili ki azyrhajgan olsun, hamme mayju^/^ danysyr,
amma musulmannar nesrany ja ermeni dili danysa hilmezler. Nesranylar ve 5
rrmeniler usa'y(ly%dan türhi -de danysyrlar.
X.arige millet-de az var XJrmide , anga% jeng'i dünja inglis ve franse
kesisleri var ki mesihi milletine terbije vermaya orda dyla.
Urminin meheUinde Kürd kendleri var. Hammesi ehl-i-tesennün di ve
Kürd dili danysyrlar. Genii cadyrnisin dir. Dayda coy^ davarlary var. Davar lo
sütünnen ve gajma'^ynnan sehere satmaya getirirler. Da'^jda co<y^ at gelehleri de
var. Coy^ at alys veriSi eleller. Davar jününnen pestek toyullar ve kece bork
olsun gajryllar. Gordb-da jünnen toyullar. Bazara getirib satarlar. Cöle
cy%ma%, kervan sojma%, davar sojma% at inek öküz gatyr gelebi getirmay^ ve
gege ve g ünnüz isleri oyurlicy^ dy. Islemaya hec mejlleri joydy. Aralarynda 15
co% ejb di. Eg'er bir adam oyiirluy^ elemese ve elije bilmese, melamet elirler,
dijerler: sen adam dejl-sen. Dijerler : «her kirn ki cölde. ve oyurluyda ve
devada ölse, o c(r/^ merd adam dy.a Her kirn ki jerinde nayps oluh ve jatsa,
ölende dijerler: «o beMMe g'etmez, cün devada oyurluyßa ölmejib di. Meysus
mesihileri snjma% ve öldürmay^ olara ferz di, ehsen dir ve sevahdyr. 20
Bezisi asire diler. Her kes özine bir baj dy. Her kesin bir aty, nizesi
ve gylygy ve tüfengi evde var, mehez oyurluy^ gehetine.
Urmi sehrine ja<-/jyn bir kicik derja var. Iki sahat atjoly selwrden uzay^
dyr. Bu derja an iki böjäk cajdan gajrylyb. Derjada coy^ duz var. 0 gehete
sujy iSmeli dejl. Gemi Urmi yah/jy derjadan duz g'etiriller. Her kes azad dyr 25
müfte g etsin duz g etirsin. Mefasyl \icürt\ derjanyn cor sujynin icinde cimmay^
coy^ meslehet dir. G öz ayrysy icün-de, bezi merez-i-gild icün-de jayjy-dy.
Kicik g emilerimiz var, üstündeki küreknen ve jelkennen sürüller. Jemeli gus
derja kenarynda coy^ gonar, tele inen tutallar. Ilde bir defe temmuz ajynyn
ücinde bu derjanyn bir sennadyry {sanadyry) var. Seher tezden gedeller aysama 30
kimin derjada cimeller kisiler bir tere/de disiler (arvatlar) bir terefde.^
18. Eingeladen bei einer Studentenfeierliehkeit in Berlin.
(Tebriz.)
Min doqguzjüz üs taryyjj bir gys g egesi Berlin sehrinde darylfünun telebeleri
terefinnen bir teatyrde ki adyna Almany ■» Neues Opernhaus ^i^ dijelle, devet ol-
mySdym, bele ki frengistande bele gemietlere siah mahnt paltar ve ay desmal-
^ Die Notiz über diesen für heilkräftig geltenden See, zu dem einmal im
Jahre, am S.Juli, eine allgemeine Wanderung stattfindet, erinnert an die evan-
gelische Ko>.i)p|2/9pa (Luther: »Teich") B>)()ac-5ä Ev. Joh. 5, 2 und ^ik>j:a.\i Ev. Joh. 9, 7.
256 FoY : Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
gerdennen getma% deb di (resim di), hendede sam cayy menzile y edih ser suretimi
5 judum, paltalarymy evez eledim, vd'y^-de teng idi, ayzyma hir iki tiJce cöre%
aldym, tez vayona özümi atdym, ona hir rub galanda mehell-i-decete jetisdim.
Külahymy "paltovymy cyyßryb ay deskei inen iceri day(il eled^le. Bize jer gö-
sterib ejlesdim. Etraf dourymda ejlesenler -nen aSnalyy^ elemaya hasladym. Bir
janymda sahybmensebler, bir janymda alimler ejlesmis idile. Arvadlaryn nvmqy^y
10 äste idi. Amma hezi kisilerde olarnan bahem ejlesmis id^le, muzyqancylarda
arvadlaryn seffinde. Bezi meruf Sey^sler nütq eled^le, ki bezi sözler coy^
yerib ve bimünasyb idi^. Arada bir huzzar ve sajirdler ve muziqancylar
terennüm ve teyenni ejledle ki hegigcten g örniaya ve eSitmaya sajeste idi. Xulasa
ab-i-gou icird'le. Sajirdlerden biri gyjam eledi. Hüzzardan hezi müteher ve
15 meritf keslerin ziyj" elijih erz-i-tesekkür elirdi. Bu mijanda fagirin-de ismin
jad eled^le. Varih bir adet gördüm. ki onnan coy^ %oium geldi, ki ö-da her
kesin-ki ismin ziyj elijird^le, gylyslaryn jere vururd^la. Daha hir yarih zad
gördüm. 0 kesi-ki nütkün elijih gutardy, sajirdlerin re^isi m.eliell-i mey^susinnen
ajaya durub nütq elijene hejan-i-tesekkiir ve selametlyyyna Tiammy birden ab-i-
20 goulary haSlaryna tikird^le jeni bir nefesde hammysyn icirdle ve gilaslary ellerinde
tutub mizlerin üstime vururd^la ve «bir, iki, üs« dijende Sest inen mizin üstüne
calyrdyla. Bizim gilaslar olsa ne hasy galy ne dibi.
V.
Geschichte von der alten Frau und ihrer Katze.
Lazarett" (Mü.skMU 186(;), Seite Vi. nach persischer VuHage.^
^.ib (iX"jl Jj^^CilA. j J {S^jJ3\ -^^ 3^ (.5«^j^^" Oj.:^ \S ^x\
oXl^j\ (J\',jl_j>.i l5^^^ £^i:ijjJ ^JLi j ^_*i=- "Ou-jl >JLiloi.i 4-^3
' Der Gewährsmaiai meint, Reden ühe Pohtik, die nach seinem Gefüld hei
einer solchen Studeiitenfeierlichkeit nicht vorkommen sollten.
2 Die Schreib- und Druckfehler des Originals sind stillschweigend \erbessert
worden , aber nicht die Orthographie und die Inkonsequenzen der Schreibungen.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit eiiier Charakteristik d. Südtürkisclieu. II. 257
j^ 4_«ljl j-OisW öy^ 3 iS^J3jy^ J^ j^^-'i ^^j^ <^3y 3^\J>-
iJAiI D-Ciia)»J dX^Li'jl Las- ^^ /^jljl Q .lal j iJ^ 4—' j-^-' '^'
d\:.jlj J^ljl «Jl"j j^>^ (3«J j^^" jV O^j^y^ J^3y^ «o jj'jl 20
'j^\ diiALi^il) ^Oijj _j) »_jj-X)l Zji^ J_^3\ '^ J^3 (*^-=" »iA_Lj^ .x^
J.»Ij <C-<^ijJ»- dAJtil^jl V-^J^ Oy ^ <0o-^l eA^J v_j_^ ij^^-^ °J^
AC-U-l j-V«b (^-Xjli* j\o- ojl" J LjS eAl—ojt« (iiiöAC-J _^ ^-IJ dX^J^ 25
^<^\j j-oJl ^o_^ vi^Lii <j:-\JI ojj^ dxl*l Uj ^j «jU^
jAil jbjj oc-li (_/^T i/'jj-^j^ ^ü ^j3\ ^^\ j-^l^»" ^\ä tiSvijlS^Uä»
^jy->- oj^ «^--^jl siS^A-^iy- (il^Ujl)^ j^^„ ^j\ öy j j-^-^..
' 80 lese ich statt des siiuiloseii <X-(^ und nehme an, daß nacli dem be-
kannten Prinzipe der azerbajdsclianischen Metathese für osm. qnlhur ein garhyl
gesagt werden kann.
2 Gebraucht man wirklich \^\ anstatt (JUTl?
Mite. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt. 17
258 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II.
^\ ^j\ aJS AJL-jl i^vieyL^ oJ-^1 ^^,r^ -^^-^ ^ ^" ^y^JJ-^ eJSöyL-
(kon-. (3-»-v,'l) ^_^~j1 tiSv-UUis j_^ j-^^t-- (j-\!\ö- ^ ^-ij tiAi-'jli ^'j--jjl
JUJ::.yy^ «Cli ^5^ dSojlj jjijl Aju>^l' jCj:? J; J^,-J-?\ aI-Ol.», dXj\
40 cf"J ^f^,^ "V^ ly'^ß j-^-^l «-^=-jl ^JJ^ y^ ^.^} J,^ oj-^__ls J^
.;;; jv^>. ^iJ:J\ ji jfi> v_-)j-^l C-c-li <^S oiU'j^ '^'Ij'J ^i>-^jls
Anfang einer Teufel- und Mensehenkomödie von der Erfindung
des Schnapses.
Evvplimgi hräbcij.
(Übersetzer: Sultan Megid TanT Zäde. Baku, den 31. Mai 1895 = 18. Di'l-higge 1312.)
Das Titclljlatt des mir vorliegenden Druckes fehlt. Aber über der
Vorrede (Mu(]addeine) stehen die Verse
»Wer vor undenklichen Zeiten den Schnaps erfunden hat,
»Will ich euch sagen. Denkt daran!
Auf die Vorrede .S. I — VII folgt auf unpaginierter Seite der Titel
»Komödie. — Der erste Schankw irt.^ — Werk Leo Tolstois.«
Ich habe mich vergeblich bemüht, das Oi-iginal dieser Komödie in
den Sammlungen Tolstoischer Werke zu finden; es braucht aber trotzdem
keine Mystifikation von Seiten des Herausgebers des azerbajdschanischen
1 Serahey bedeutet eigentlich «Weinwirt", da es sich aber in der ganzen
Komödie nur um t3i/^ handelt, so ist klar, daß Serabcy notwendigerweise auch die
weitere Bedeutung -Schankwirt» haben muß. Man bedenke, daß der Weingenuß
dem MuhanuMcdaiier verboten und der Weinwirt verpönt ist.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik d. Südtürkischen. II. 259
Textes vorzuliegen, denn Tolstois Werke sind ja so zahlreich und ver-
streut. Der Ausdruck des a/.erbajdschanischen Textes hat gar nichts Ge-
zwungenes, sondern ist köstlich frisch und natürlich und deshalb für uns
hervorragend instruktiv.
Auf das ..Personenverzeichnis", genannt ^'^ J>j*>1 ^\^\, folgt dann:
{jy^ ^J3\ Jjl >— '^^ O^J oJK^ J^jy^ JstJL c/"-^*^
OJl ..♦ jlij * jli.: ! jAä-y j^ o-Ult (^l_J->- j-CJäÄ! 4Ai| e-dj.i I U JJ
.(j_^Jrp «4l_^ -O ^3Jy f ^'^f <=-=-iljL) jV^ '^jI o.i^__lLiJl ^
iJj^ A^ji ljj3 ^_ ^ijjT e-ü^ j.i_j)j j^ . ^Uj^l ^^ L.1 (j^^yj)
^\ <^^ ! J-^_J> e.ioJ>J^ . . ♦ >_jjJIs o-Cu| dSvi^^J JS-^ (^^J^ f^'".
. . ♦ ? (^-\)jl <5-!:J j-ilj^_ -^-'^ cri • ♦ • ! -'■^
' Gemeint ist offenbar pcrsiscli Jj . — ^ Wohl falsch l'fir öjj^^-
17*
260 Foy: Azerbajganisclie Stuflieii mit einer Charakteiistik d.Südtürkischen. II.
8\
Anfang der Komödie: Eweli henek', ayjri dejenek' »Zuerst
Causerie, dann der Stock«.
(Verfasser: Mlrza 'Abdu'l-p(^aliq Ä_)^öndofF. Baku, Druckerei und Bucliliandluug
"Achondoff.. 1319 = 1901 n. Chr.)
J\
\'on den liier aufgeführten zahlreichen Personen interessieren fiir das
Verständnis der folgenden Textprobe nur:
C5- u^-^^L*' jy^3 lTW — c^j-^
^ Dies ist offenbar das aral)ische iZX>- «Gaumen", also, wenn man es nicht
als völlig turkisiert ansehen will, richtiger mit j^ zu schreiben. Hr. M. Hasan
kennt das Wort in der hier vorliegenden Bedeutung nicht, doch wird es von Hrn.
Bai Hasan *dy\\x für Kilis bestätigt.
2 Grajibisch sehr merkwürdig ist es. daß die Henize auch vor J »und» ge-
setzt ist.
3 Vgl. was in Abschnitt C (Schmidts Liste) zu tjrye börki bemerkt ist.
Foy: Azerbajganisclie Studien mit einer Charakteristik d. Siidtürkisclieii. II. 261
^jl_j 4_u-oA_i:-ls ^\j\ ^vl-wJlj^ jLJs»j| o-O-^J jyl«j t/"W
(_;wib «J_^--' (^yl;b t>x*^ Jj^) ^^^-^
jySj^\ ^J^ c^\j 'Cj\ o^\jj\ ^^ '-jy,^ (S-^^J^ o-^\jy^ ß^ ojr^ 20
j • • • jij\ j^ (il*:^ o^\^ o:ij ^-* Ul . ♦ • ^j4!L'_5> ^J^^j^
^5j3 ^^^ ^.)3\ <;3j^ '»J>-' JJ-^J^ -iJ-i ^ jj— ^b 4;^-« <Js <^'
oJkäVT j- j- J jU tlA-i' A3 Joilj j_^l -jU 4^_ (^AjlJS' 'UaJI'Ij jAS j Lad
o"^ ^jJol JpL^I jbjMxV öjoaJiS^, — ^Ij e^'L^ j^o 4|_1 jIjjT
262 Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristik' d.Südtürkischen. II.
J^^
^J^\\
jl5 y_j a; i]j^r^_^^'b ^. j^J J*^ ci:^' S'^f^.
J3^ J^} j, y. J^lJ 'c^jf- ^J^ J^ J^ "^^ ^1:^ J^.^. '^^.-i s^
(JJ-^Jy '-^J j^j^ «J-Ub t>-ljl jjj^^\ ^y J^ CJb>::i- ^jI **— ^^.
*^U.Llj'b jy- ejl>' j>^l j>- ^ \jy. J^ -ibjT ciT (j;^
1 Der Text hat lalschlich: }.
Foy: Azerbajganische Studien mit einer Charakteristiii d. Siidtnrkisclien. II. 263
Aus dem Täriy^-i-muqaddes (Tiflis 1899).
a) Geschichte von Iva in und Abel.
ö^^^ß, j^\ ^\ j^ ^j j .^s-^\ j\j\Sj\ jy_ß J-r:^ ^ ^-^J
^oljl ^^_^j öjl >-jj->"J -^^-^ OlL^ ^Uii ojj) <_sx^ _^ .(^4)^1 ->j
i_j.ujj iJjUlc ^j^ fv/^^^ '-'^ "^ cT* ^•^'-'^-*^^ -^^-^ <6^j-\Jjl ^ ^j--'»
düj^wj ojyCj\ *>LJ1 aJip o-vJ: o-U^y. ^UU JU -uil jVj^ j^^nr*
b) Die sogenannte Flucht INIuh am nieds.
^_jy.s-y 4>0-\w« 4_5^U|j (-iA^j' ^^ JL'LU—o jVj^ 0J.6-* '4---*J
'Sj^f^ Sx^ ^) '^^ ^ß f*>^l clr-i «-^bj! «äS^-^jy ^^_y J''^
jfuJ ^^1 ^' ^1 jj4-a^ 0^ 4$^-Cl C-i>cLÄ« 4^ ^3-^\ ^^-^ oj j
^"-^^ jVjl y~^W «^-Jci dX'jl ^L"^j . j_^l ^,rr^ <^OA_« ,^_-\!jl
2G4 Foy: Azerl)aj^anische Studien mit einer Charakteristik d. STidtürkisclien. II.
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5^
Aus Amirehanianz' Übersetzung des Alten Testaments
(Leipzig 1891).
1. Mosis 4, 1 ff".
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Foy: Azerbajgaiiisclie Studica mit einer Charaicteiistik d. Südtiirkiselien. II. 2G5
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b) l.Mosis 8,20ff.
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c) 1. Mosis 18.
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5><i)l -41 j_jA)J> <i5<5t-J J^_A)J
Richtig azerb. c j^pSjjl .
(Unmittelbare Fortsetzung im näclisten Bande.)
266
Neuarabische Gedichte aus dem Iräq.
m.
Von Bruno Meissner
(mit Beiträgen von Littmann, Völlers und Weissbach).
L/ie von mir in diesen Mitteilungen V, 77 — 131 und VI, 57—125 veröffent-
lichten Gedichte habe ich ebenso wie die neuarabischen Sprichwörter und
Rätsel (Mitt. IV, 137 — 174) und die neuarabischen Geschichten (BA. V, Iff.)
während meines Aufenthalts auf den Ruinen von Babylon (vom 22. März
1899 bis 13. April 1900) gesammelt. Meine Gewährsmänner waren Jusuf
Nelson und Resid ecCai-F, über die man die Notizen in diesen Mittei-
lungen IV, 137 vergleiche. Von dem ersten stammen her: die vier Stro[)hen
der Redde Nr. 3; von den Ataben Nr. 1 — 16; von den Lamis Nr. 1 — 0.
Alles übrige verdanke ich Reschid. Jedoch ist zu bemerken, daß ich auch
die von Nelson überlieferten Gedichte mit Reschid alle noch mehrmals durch-
gegangen bin und sie in der von ihm emendierten Gestalt veröffentlicht
habe, da sie sich sehr häufig in großer Verwirrung befanden. Ubeihaiq^t
sind Städter meist keine guten Erklärer von Gedichten.
Den arabischen Text habe ich mit allen Fehlern so abgedruckt, wie
er mir aufgeschrieben wurde. Bei der Umschrift habe ich die Lieder so
gegeben, wie sie mir mündlich vorgesprochen wurden. Beim Singen re-
präsentieren sie sich vielfach ganz anders (z.B. durch Zusnnunenziehen zweier
Silben oder Trennung einer einzigen in zwei, durch Zusatzvokale usw.),
so daß auf diese Weise eine ganze Anzahl von Verstößen gegen das Metrum
vermieden werden. Alle Schäden zu heilen ist aber trotz der metrischen
Biegsamkeit der neuarabischen Dialekte nicht möglich; es bleiben immer
eine große Anzahl Stellen übrig, die sich dem metrischen Schema nicht
fügen. Man müßte nun annehmen, entweder daß hier eine falsche Über-
lieferung vorliege, oder daß den modernen Arabern der strenge Sinn für
Metrik al)handen gekommen ist. Es .scheint fast, als ob die zweite Mög-
lichkeit die zutreffende sei. Wenigstens berichtet mir Hr. Dr. Weissbach,
daß Reschid, als er den ersten Teil meiner Gedichte mit ihm noch einmal
durchging, von keiner metrischen Veränderung etwas wissen wollte. Deshalb
halte ich es auch für gefähi-lich, in solchen Fällen den Text emendieren
zu wollen. Die Dichtungsart war und ist gewiß immer quantitierend; in-
des ist in der modernen Poesie eine solche Verwilderung (s. Sachau, Ara-
bische Volkslieder aus Mesopotamien S. 5) eingerissen , daJß dieses Prinzip
Meissner: Neuambisclie Gediclite aus dem Iraq. III. 267
vielfach durchbrochen wird. Allerdings haben sich die meisten Rawis ein
gutes metrisches Gefühl bewahrt.
Das Gedicht der Überschrift ist wohl literarisch beeinflußt. Es wird
häufig als Motto an den Anfang von Gedichtsammlungen gesetzt.
Die Murabbas sind Vierzeiler, welchen als -Kopf« (ra* elhact) ein Zwei-
zeiler vorangeht, dessen beide Hälften sich reimen. Von den Vierzeilern
reimt 1, 2, 3, während 4 immer denselben Reim wie der Koj)f hat. Es
gilt als schön, daß das letzte oder die beiden letzten Woi'te von 4 die neue
Stroplie wieder beginnen. Auf diese Weise wird es dem Rawi auch er-
leichtert, die Reihenfolge der Strophen zu behalten. Beim Singen beginnt
man mit dem Kopf, es folgt Strophe 1, dann wird der Kopf wiederholt,
es folgt Strophe 2, und so geht es weiter in der Art, daß zwischen jeder
Strophe der Kopf von neuem rezitiert wird. Das Metrum scheint eine Art
Basit zu sein nach dem Schema
l-.-l ^
Nicht in dieses Schema fügen sich die Lieder der Mekkije tuid der
Tirnie. Sie haben zwar auch einen Koj)f, beobachten aber nicht die Regel,
daß das letzte Wort der Strophe am Anfange der nächsten wieder aufzunehmen
ist, und auch das Metrum ist verschieden. Es ist recht verdorben bei den
Liedern der Mekkije, etwas besser bei den Tirme- Liedern. Vielleicht ist
als Schema für die beiden
--._l-.-l__.-l--
anzusetzen.
Die Redde besteht aus dem Kopfe, der meist ein Zweizeiler ist, dann
folgen Viei'zeiler. Von ihnen reimt 1, 2, 3, der vierte Vers scheint allein
zu stehen , sich auch nicht auf den Kopf reimen zu müssen. Indes habe
ich in bezug auf diesen Punkt meine Bedenken. Vielleicht ist die erste Redde
in Unordnung derart, daß hier verschiedene auf r und i reimende Verse
durcheinander gewürfelt wären. In der zweiten Redde ^ die übrigens einen
sondeibaren, vierzeiligen Kopf hat, reimt Vers 4 immer auf die Schhißzeile
des Kopfes. Die Gedichtart soll ihren Namen davon haben, daß jemand
mit dem Kopf beginnt, dann antwortet ein anderer, der erste erwidert
{ieridd) darauf usw. Das Metrum ist ein verkürztes Regez nach dem Schema
Die unter Redde Nr. 3 mitgeteilten Strophen, die mir J. Nelson zi-
tierte, haben keinen eigentlichen Zusanmienhang untereinander. Das Metrum
ist ganz verdorben.
Beim Gaful wird der einleitende Vers vom Sänger vorgesungen, darauf
die folgenden Strophen, während nach jeder die Korona den Kopf als Re-
frain wiederholt und den Takt durch Stampfen und Klatschen {ijgß(h'tn)
angibt. Das Metrum ist eine Art Mutadärik mit acht langen Silben
1 Bei den metrischen Fragen hatte ich mich der Unterstützung des gelelu-ten
Dr. Kkrn zu erfreuen.
2 Dieses ist das einzige Gedicht meiner Sanuulung, dessen Melodie ich be-
halten habe.
268 Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III.
älinlich wie bei den von Sachau, a. a. O. 5 angeführten Liedern aus Ägypten
und Syrien.
Das Na'il liat nach Reschid seinen Namen von einem Manne namens
Nä'il. Es sollen meist Gediclite Verliebter sein. Es besteht aus zwei
Basitversen.
Die Na'awes werden meist von Mollas um das Aschuraf&st herum mit
näselnder Melodie rezitiert. Sie enthalten Klagelieder um Ali und seine Fa-
milie. Die schiitischen Helden werden gewöhnlich selbst redend eingeführt,
so daß man den Eindruck bekommt, hier Anfänge des Dramas vor sich zu
haben. ^ Das Metrum ist ül)erall so in Unordnung, daß ich kein Schema
aufstellen kann.
Bei der Qaside, die besonders von den Beduinen gepflegt wird, be-
steht der Vers aus zwei Halbversen, deren jeder besonders reimt. Die An-
zahl der Verse ist unl)eschränkt. Das \'ersmaß ist bei den Nummern 1, 2, 4
das neue Tawil ( — ^ - \ ^ - _ ^ ), i» dem nach Socin (Diwan aus
Zentralarabien III, 58 ff.) auch die meisten der von ihm gesammelten Qa-
siden gedichtet sind. Dagegen ist in Nr. 3, die auch mitten im Texte ab-
bricht, das Metrum sehr verdorben. Das alphabetische Liebe«sgedicht des
Megnun ist keine eigentliche Qaside. Es sieht mir nach einem literarischen
Produkt aus, in das sich auch allerlei klassische Formen verirrt haben. Da.s
Metrum, das vielleicht ui-sprünglich Basit war, ist meist kaum noch zu
erkennen.
Die von mir Zeheri genaimte Gedichtart ist ein alter Bekannter, das
Mauwäl. Dieser Name ist auch im Iraq bekannt, aber Reschid erklärte
merkwürdigerweise diese letzte Bezeichnung als »meidanisch« d.h. lUJVornehm^
während man in gebildeten Kreisen Zeheri sage. Diesen Namen leitete er
von einem Stamme (e) Zhe{i)r (j^j) f(\u)g min Bardad l)e(i)n Tekrit u 316{ii)sul
ab. Die hier gegebenen Mauwals sind die sogenannten Bagdader, sieben-
zeiligen, bei denen 1, 2, 3, 7 und 4, 5, 6 reimen. Nur bei Nr. 1 hat das
ganze Gedicht denselben Reim. Es gilt als besonders schön, wenn die
gleichlautenden Reimworte einen verschiedenen Sinn haben. Um nun eine
möglichst große Anzahl gleichlautender Wörter zu ei-halten , wird die Form
des Wortes häufig willkürlich verändert. Dieselbe Erscheinung findet man
auch bei der Atabe und beim Lami. Für die metrische Form vgl. Gies,
Ein Beitrag zur Kenntnis sieben neuer Arabischer Versarten, 38 ff, sowie
Sachau, a. a. O. 44 und die dort angeführten Schriften.
Die Atabe ist der bekannte Vierzeiler, über den Sachau , a. a. 0. 17 ff. ge-
handelt hat. Seine Erklärung als »Vorwurf« bestätigt auch Reschid, der das
Wort als ham ramig iala iadaue iala far{e)g min elmahhüba iala^lmo{u)t usw.
erklärt. Es reimt in ihr Vers 1, 2, 3, während der vierte auf b ausgehen
muß. Wenn das Schlußwort nicht auf ö endiat, wird ihm ein unmotiviertes
Vgl. Erdmanns in ZA. IX, 280 ft'.
Vgl. diese Mitt. IV, 151.
Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III. 269
b hinzugefügt. Das Metrum scheint eine Art Wafir zu sein, meist nach dem
Schema
Die ersten 16 Ataben, welche von J. Nelson herstammen, nennt Reschid
maslätiL Sie werden in Bagdad meist von Christen beim Trinken ge-
sungen.
Die Lami genannte Gedichtgattung stimmt vollkommen mit der Atabe
überein; nur gilt als Charakteristikum, daß der letzte Vers anstatt auf b
auf J ausgeht.^ Der Name soll von dem großen Stamme der Beni Läm
herrühren, die zwischen Kut und der persischen Grenze wohnen. Von den
neun ersten Lamis gilt auch das über Atabe Nr. 1 — 16 Bemerkte.
Die Hossen sind Kriegs- und Arbeitergesänge, die gewöhnlich von
einer ganzen Anzahl von Menschen gesungen werden. Dieselbe Hosse wird
dann sehr lange immer wiederholt. Ein für alle Hossen passendes Schema
gibt es nicht.
Die Horabs werden vielfach beim Reiten oder Vieh treiben gesungen.
Wie mich Hr. Dr. Weissbach belehrt, besteht ein Horab immer aus vier
Halbversen, so daß die ersten vier Nummern von mir nur halbe Horabs
wären. Das Metrum ist ein verkürztes Regez.
Diesen kurzen Bemerkungen über die Formen der von mir veröffent-
lichten Gedichte möchte ich eine Reihe von Verbesserungen anschheßen,
die ich fast ausschließlich den HH. LmniANN, Völlers und Weissbach
verdanke. Littmann sandte mir zu der ersten Hälfte der Lieder einige
wertvolle Bemerkungen. Völlers hat sich der großen Mühe nicht ver-
drießen lassen , die ganze Sammlung durchzustudieren , und hat dann aus
seiner tiefen Kenntnis der neuarabischen Dialekte reiche Beiträge zur Er-
klärung der Lieder gestiftet. Weissbach endlich, der nach mir auf den
Ruinen Babylons weilte, hat die erste Hälfte der Lieder mit Reschid an
Ort und Stelle noch einmal durchgenommen und mir die Ergebnisse seiner
Studien mitgeteilt. Aber auch zu dem zweiten Teile hat er aus seinen
umfangreichen Sammlungen noch allerlei Nachträge geliefert, die häufig
Fragen lösen, denen ich noch ratlos gegenüberstand. Allen Herren danke
ich für ihre große Mühe aufs beste. Bei den folgenden Notizen habe ich
das geistige Eigentum der Herren zu wahren gesucht, indem ich ihre Bei-
träge mit L. (Littmann) , V. (Völlers) und W. (Weissbach) signiert habe.
S. 90 Nr. 1. Die dritte Person Sing. fem. ist in diesem Gedichte wohl
ausnahmslos als zweite Person Sing. masc. (selbstverständlich für das Fe-
mininum stehend) aufzufassen, also z.B. Z. 3: Einen andern als mich liebst
du; warum, du Nichtsnutz? W.
S. 90 Z. 16. rebhän korrigierte Reschid auf meinen Vorhalt in hasrän,
also: Verlust hat jeder, der sich um eure Liebe abmüht. W.
S. 92 Z. 7. ietih. für ißih L.
S. 92 Z. 10 und Anm. 9. ndm ist Partizij) von 1, wie auch nnne{i)t
S. 96 Z. 5 natürlich I ist. W.
Eine Ausnahme ist Nr. 4.
270 Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iraq. IIl.
S. 92 Z. 14. asahhak für asahhak — gebah ist auch in der Prosa im
dortigen Dialekt allgemein gebräuchlich. W.
S. 92 Z. 18. tigft^ du behandelst schlecht. L.
S. 92 Z. 20. haüält =^ rieselnd; hdl, iehil wird sj)e/iell vom Sand gesagt,
der durch die Finger rieselt. W.
S. 94 Z. 11 und Anm. 4. soi ist türk. cSj- = Rasse, edle Abkunft. W.
S. 94 Nr. 2 Z. 2. rMä genauer (nach Reschids mir gegebener Er-
klärung) = Stellen im Meere, die bei Ebbe von Wasser frei sind, also
Untiefen. W.
S. 94 Anm. 7. aha/en halten Littmann und Völlers nicht für einen
Energikus, sondern wohl als jl^U-i. Ich selbst hatte mich über diesen
Pimkt BA. V, XXXVlIId schon vorsichtiger als hier geäußert.
S. 96 Z. 19. dehtid vielmehr = iskit = schweig still. W.
S. 96 Z. 20. Zu mes6{u)den vgl. auch Reinhardt, Ein arab. Dial.
S. 2.50. Es ist ein Derivat von sauda = schwarze Galle. Etymologisch ent-
s])richt also ital. atrabiliario , franz. atiabiliaiie; ein sachliches Analogon liegt
in engl, spieen. V.
S. 96 Z. 24a ist zu übersetzen: und noch einmal so groß ist meine
Sorge in meinem Innern geworden. W.
S. 98 Z. 3 erklärte Reschid: Nicht dachte ich vor dieser Zeit, daß
du (mich) wegwerfen würdest. W.
S. 98 Z. 9. inbarä ägypt. ganz gewöhnhch; vgl. noch ZDMG. 4.5, 90;
51. 200. V.
S. 100 Z. 7. Reschid besteht auf der Erklärung von nähis. W. Nach
Völlers muß das Wort mit ^J^'^ zusammenhängen, von welchem Stamme
auch die hö{u)se kommt.
S. 100 Z. 9. sidg eigentlich = Antrieb, d. h. die angetriebenen
Kamele. V.
S. 100 Z. 22. i6{u)m für io{o)m.
S. 100 Z. 25. tefugtäh für tefuggtah. — Sachlich verweist mich X'ollers
auf seine Mutalammisausgabe S. 9 (157)*".
S. 102 Z. 8 ist vielmehr ruhah zu lesen. Reschid erklärte das Wort
als gmah asil. W.
S. 102 Z. 11. utaihe für utaihe.. L.
S. 102 Z. 12. 3are{i)d eigentlich der jutige Bock der zahmen oder
wilden Ziege; vgl. Sinai Survey 1 , 254 arid = ibex male. Ebenso in der alten
S[)rache. \\
S. 102 Z. 15. Sollte fahad wirklich der Panther sein? Sonst ist es der
Ge])ard, l^uchs; beiDoiiOHTv: wild cat. Vgl. noch deGoeje WZKM 18, 105. V.
S. 102 Z. 16. In Ägypten ist es ein Si)ort der Gecken und Großtuer,
dem P"es alle möglichen schiefen Stellungen zu geben. V.
S. 104 Z. 6 ist vielmehr imtesäfnl^äli zu lesen, also dritte Pers. Plur.
Iinperf. der VI. Form mit Assimilation des auslautenden n. W.
S. 104 Z. 7 ist "das Reich« hier wie bei Doughty das osmanische
Reich. V.
Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III. 271
S. 104 Z. 8. Zu iWMUe vgl. Opfert, Exped. en Mesop. I, 252
{ElkhmishkhotisMyeh) und Kiepert, Nouvelle Carte generale des prov. asiat.
Keschkeschi'ye am Eufrat, östlich von Kefil. W.
S. 104 Z. 8. Die ?Afec glaube ich schon in ^\^ MAgovoi VI, 147, 1
zu erkennen. V. Zu dieser Zusammenstellung passen allerdings die Gaumen-
laute nicht. In der von mir diese Mitt. V, 297 erwähnten Schrift ^vk*
.2ji^ ^J,\y\ j>-^Ij .ijJuJl wird der Stamm immer oXac- geschrieben.
S. 104 Z. 9. Ln-TMANN fragt: Ist hint ennds wirklich = Fremde im
Iräq? Sonst bedeutet es »Tochter von freien Leuten»; ebenso sagt man ihn
ennds. Snouck hat über den Ausdruck ausführlich in seinem Mekka II,
132, Anm. 1 (vgl. auch seine Mekkanischen Sprichwörter S. 1 11) gehandelt.
In Jerusalem reden sich Gatten so an, wie bei uns der Ehemann etwa sagt
»Frau« oder »Frauchen«, so dort bint ennds oder bint iammT. L.
S. 104 Z. 12. sem{i)l erklärt Reschid vielmehr als »Trennung« und
konkret »die voneinander getrennten (Freunde)«. W.
S. 104 Z. 14. Wäre maiannä ein alter Dual, so sollte man miamieha
erwarten. Man muß also doch ein ^J*^ in gleicher Bedeutimg annehmen. Es
liegt auch diese Mitt. VI, 88, 2 als (Hals)kette vor, und nach Analogie von
Ja), ia*— ' kann man annehmen, daß die mianna -^iro\^\\e (Dalwan, Diwan
XMI; 198; Littmann, Neuarab. Lieder, 91) hiernach benannt ist. Früher
wollte ich allerdings diesen Ausdruck aus öU*«^ hebr. na?« »Gewende« er-
klären. V.
S. 104 Z. 18. nüudr ist eine bestimmte Blume (rot, wächst im Ge-
treide). W.
S. 106 Z. 3. kahab ^= erst durch die Türe bhcken und dann eintreten. W.
S. 106 Z. 4. bist ist in Ägypten ganz gewöhnlich bei Bauern. V.
S. 106 Z. 8. Ich glaube in HrT eine direkte Fortsetzung von oder
doch eine Ei-innerung an den »beschmierten« Opferstein der alten Araber
zuerkennen. Ganz bekannt sind ja die ju^^, z.B. Wellhausen, Reste 39ff.;
WiNCKLER, Arab. -Sem.- Orient. 93. V.
S. 106 Z. 11. In Ägypten wurde tabdn (tibdn) gerade als schlechter
Stahl erklärt; vgL ZDMG. 45, 49, 3u. V.
S. 106 Z. 22. ndgär, iendgir = beim Kaflfeestoßen mit dem Schlägel
an die Wände des Mörsers klopfen. Hiervon wohl abgeleitet 1. viel schwätzen
und 2. an etwas anstoßen. W.
S. 106 Z. 24. DouGHTv: icothyhi, oththyhi. V.
S. 108 Z. 4. Zu kidriip vgl. Muhit s.v. c^J-O: j<i Iki)! Ja ^ j^
^ß^\ ^1^ j^\ Jij jljlVl. V.
S. 108Z. 17. iedibhäh = töten mit scharfen Waffen, J:5 ist töten
durch Erschlagen. V.
S. 110 Z. 8. sih{e)t für sih{e)t. L.
S. 112 Z. 1. Für timmen vgl. noch ZDMG. 50, 629, 10 und die dort
gegebenen Zitate. V.
272 Meissner: Nciiarabische Gedichte aus dem Iräq. III.
S. 112 Z. 21. (Jj-i- 11 bedeutet »stromabwärts ziehen« ; ^^ II »strom-
aufwärts ziehen«. W. Das stimmt. rarbT ist der Nordwestwind, sargt der
Südostwind. Das ist der stitu der alten Babylonier.
S. 114 Z. 2. ahuj.ieiln ist nach Reschid ein Fünf lirastück. W.
S. 114 Z. 13. cair ist türk. j'U = Wiese. W.
S. 114 Z. 15. ilHai für ibHai. W.
8. 114 Z. 17. hotul ohne Teschdid. W.
S. 116 Z. 16. uossäm für misäm. W.
S. 116 Z. 20 und M. fattah üh- faiah. W.
S. 116 Z. 23. ^^rS II nach Reschid »festdrücken«, z.B. etwas, da-s
in einen Sack gefüllt worden ist, um noch für weitere Fülhuig Platz zu
schaffen. W.
S. 118 Z. 8. Zu heikel vgl. noch Socin, Sprichwörter Nr. 22. V. Das
in der Anmerkung zitierte Wort wird, wie mich Littmann belehrt, in
Nordpalästina zalrüta {^y\j), in Südpalästina ^arrM^e (4J"j_^j) gesprochen.
S. 118 Z. 13. OTec^arn]^ unzweifelhaft = ijj-^ von <9jj = Schild (vgl.
ZDMG.50, 624; 51, 322). V.
S. 118 Z. 17ff. »Für die, welche Ijedrängen die erproltton Helden,
die in der stählernen Burg belagert sind.« {e)hsärüe erklärte Reschid als
mahsürin, mitehäserin = belagerte. W.
S. 120 Z. 3. dellaie r= lange Lanze ist auch sonst zu belegen. W.
S. 120 Z. 9. {i)hdudäh für {i)hdüdäh. L. — (_$Jtf. II = verteidigen ist
nach Lrr-rMANN und Weissbach sicher.
S. 122 Z. 1. gässäSe (sicl), Form JU» von_</rt.s',? = auskehren, wegfegen. W.
S. 122 Z. 4. {e)diäi{a) für {e)dia^{a). L.
S. 122 Z. 10. Jcarrar ist im Ägyptischen sehr gewöhnlich vom Raffi-
nieren des Zuckers. V.
S. 122 Z. 24. Ohne Zweifel das auch im Türkischen übliche j_/-Us' =
Frevler. V. Der Stamm Ui' kl. liis wird im Dialekt des Irätjs wirklich mit
O geschrieben. W.
S. 123 Z. 29. hiluosta für hihiosta.
S. 124 Z. 8. Hier und am Schlüsse der nächsten beiden Strophen
enthalten minnö , iannä das Suffix der dritten Person Sing, masc, also »von
ihm, nach ihm«. W.
S. 124 Z. 11. mmm mit Teschdid = Wald. W.
S. 124 Z. 17 lies I6{n) statt lä, also: Wenn er Speise und sein Speise-
brett bringt, bewirtet er die Gäste in seinem Hause. W.
S. 124 Z. 20. adhak für adhak. L.
S. 124 Z. 22. iesiggün = sie arbeiten oder reisen Tag und Nacht; hier-
nach (^p)msigg = einer, der eine weite Reise hinter sich hat. W.
S. 124 Z. 38. iehasselun für iehasselün. V.
S. 126 Z. 3. hei ist nicht »Muskatnuß«, sondern »Kardamom«. W.
S. 126 Z. 8. sähi eliein = die Augen zu Boden gesenkt. W.
Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III. 273
S. 126 Z. 12 ist aufzufassen: Ihre Mühlen sind von Gold, Perlen sind
die \'^orräte des Nachbars, gut ist Substantivum und ie das bekannte Flick-
wort ia, ie. W.
S. 126 Z. 15. zatie gehört zu den zahlreichen Ausdrücken, die ur-
sprünglich ein bestimmtes Holz {zäne = Buche) bezeichnen , sodann den
vornehmlich hieraus verfertigten Gegenstand ; z.B. ,_l— 1 Lanzen, aJ | Speer
- « _ t
(vgl. hebr. nVs), (Ji.3 Mast, 'UA— Stock, (_$j^^ hölzerne Schüsseln , ÄlLjs Bogen,
^Jlc- Eimer, A«J Bogen. V.
S. 126 Z. 22. sirTcar auch türkisch (vgl. auch Reinhardt, a.a.O. 126). V.
S. 128 Z. 3. hattdhat für hattähat. L.
S. 128 Z. 5. Völlers meint: Ihre Erklärung von {e)hnai ist mir
zweifellos (vgl. auch Reinhardt, a.a.O. 186); auch ägyptisch, allerdings
nicht gerade im Sinne von »viel«.
S. 128 Z. 12. ^J^ = tätowieren ganz gewöhnlich im Ägyptischen. V.
S. 128 Z. 1."). Vor ^ag{u)b ist durch Versehen min ausgefallen; im
arabischen Originaltext steht es. Außerdem ist der Eigenname Abu Kessar
(mit Teschdid) zu lesen. W.
S. 128 Z. 17. samde gewiß »absichtlich«. V.
S. 128 Z. 18. Man sugi fenär, nicht fenur. W. Nach Völlers wäre
die Beschreibung eher auf die Pudenda zu beziehen.
S. 128 Z. 24. Das häufige >'6{u)n = Helfer fasse ich ursprünglich als
t.
Anruf eines geistigen Wesens. Bei den Sufis spielen die jlj^i eine große
Rolle. V.
S. 130 Z. 9 ist aufzufassen: Und der, welcher uns getrennt hat, Ge-
liebter, von dem verkünden Boten nichts Gutes. W.
Mitt. VI, S. 78 Z. 10. Zu bai{a)d vgl. hebr. lya. Recht bezeichnend
ist Job 42,8; Prov.20, 16. V.
S. 80 Z. 6. tySsärT— türk. _$j{ls^ = außerhalb. V.
S. 80 Z. 19, zämm bedeutet -in die Höhe halten«, z. B. vom Bande
gesagt, das die Ohrringe in die Höhe hält, damit sie nicht die Ohren durch
ihre Schwere herunterziehen, zamim also = haltend, Halt gebend. Der
Ilalbvers würde also heißen: Ein Band auf ihrer Brust, das den Busen
Cesthält. Die Beziehung auf die Tätowierung ist jedenfalls richtig. W.
S. 80 Z. 20. Die Übersetzung will mir nicht einleuchten, aiman sind
doch wohl die «Schwüre«. Das Tertium comparationis ist wohl eher die
Niedlichkeit. V.
S. 82 Z. 2. Ich glaube nicht, daß ein Wort se{i)r mit der Bedeutung
■ Weg" im Dialekt des Iräqs anzunehmen ist (dagegen mesir = Reise, Ent-
fernung, Strecke); swr (sie!) bedeutet »Riemen«, z.B. in dem Sprichworte
idUn essler hattä ies'ir = Fette den Riemen ein, damit es (was) wird (vgl.
Reinhardt, a.a.O. Nr. 122). Die Bedeutung »Riemen« (vgl. SociN, Diwan
III, 278 s. v.) paßt an der obigen Stelle mindestens ebensogut. W. — Die
hanaia fasse ich einfach als »Bögen«. V.
Mitt. d. Sem. f. Orient Sprachen. 190-1. U. Abt. 18
274 INIeissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III.
S. 82 Z, 4 ist ial&^i)k zu streichen, V,
S. 82 Z. 6 lies usmfenä. V.
S. 82 Z.7 ist Hamde zu streichen. V. — In tehäia muß ein Derivat
von frL* stecken: Gestalt, Aussehen. Vielleicht ist es Infinitiv von VI. V.
S. 82 Z.H. fäl fasse ich hier als »Omen«. V. Ich hatte die Stelle
ancli so aufgefaßt.
S. 84 Z. 6. iammär muß für unsere Auffassung doppelt, bei Feuer
anders als bei Gärten übersetzt werden: er baute Gärten an und stellte
Feuer in den Dienst der Menschen. V.
8.84 Z. 9. ahuär könnten »kleine Tümpel« sein, sekJcän elahiär also
»ekelhafte ReptiHen«. Zum Ausdruck vgl. ZDMG. 49, 502, dazu jetzt
Sachau, Am Euphrat S.70. Eine andere Frage ist, ob das babylonische
hyrr mit hör zusammenhängt. V.
S. 86 Z. 3. Zu Mm vei'weise ich noch auf Sibaweihi 2, 80, 13;
Reinhardt, a. a. 0. 206; ZDPV. 23, 34 Anm. 1. Danach sind die Tribus,
nach diesen die Landschaften benannt. V.
S. 86 Z. 17. Der Stamm *_Ä— >- bedeutet in unserem Dialekt »zer-
reißen«. Reschids Erklärung wird also zu fassen sein: so daß beinah
(die Erde ihretwegen) zerriß. »Astronomische Finsternis« ist im Iräq
Ttäsif. W.
S. 88 Z. 2. dizme vom türkischen <JA« jj = aufreihen. V.
8.88 Z. 6. Vgl. Cant. 6, 4. 10. V.
8.88 Z. 18. 8.90 Z. 3. {ä Jial{i)y = {ä nus ist auch im Ägyptischen
sehr häufig. V.
8.88 Z. 20. Wörtlicher: eine Blume, welche flatterte. W.
8. 90 Z. 6. aulud harh elburiih wohl »sehr heftige, gefährliche Leute«. V.
S. 90 Z. 8. gantaret ist Verbum. 1 bedeutet »eine Submission er-
halten, pachten«, und da die Form hier in der Bedeutung von II stehen
soll, dürfte die wörtliche Übersetzung des Verses sein: Unsere Nacken
wurden an den verpachtet, der gegen uns freundlich ist. Ob in dem
Stamme, als dessen Infinitiv gonträt gilt, ital. contratto steckt? W.
8. 90 Z. 12 ist tmit zu streichen. V.
8. 90 Z. 16. usär = jM = Strick. V.
«•
8. 92 Z. 8 lies värradnahä. V.
8. 92 Z. 17. röd elhana l'ridfi vielleicht: die blühende Au der Lust;
indem ich ridn t=i (^ j-^ fasse. Hier, wie in y'^ = dakar und auch sonst,
scheint ^ interdental zu sein und daher mit i verwechselt zu werden. V.
S. 92 Z. 18. Zu maiadä habe ich mir notiert: in wie schönem Zu-
stande (Admirativform ?). Wenn das richtig ist, muß das Wort an der
fraglichen Stelle ironisch gemeint sein, etwa: Wie nett! W.
8. 94 ist im Bairuter Text 1 b wohl t^s-jI für tj*- jl zu lesen. \ .
S. 96 Z. 1. imlbe{t)t ^=^ \\i\(\. bei der heiligen Familie (des Propheten
und Alis). V.
Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. HI. 275
S. 96 Z. 26. Im Ägyptischen ist ^J\) nur in dem Schimpfwort "labwa«^
= jJ^Vl erhalten. Bei den Beduinen ist es häufig. V.
S. 96 Z. 41 ist nuddeheb i'ür nuddeheb zu lesen.
S. 98 Z. 13 ist wohl urhüs zu lesen. Die alte Sprache hat ^1*1 jj . V.
S. 100 Z. 8. Zu miSräy vgl. v. d. Berg, Hadhram. 276: charnj);
MoRMz, Oman 45; Reinhardt, a. a. O. 260, 276; L. Hirsch, Reise nach
Hadhramaut 328 a: angebaute Stelle. \\
S. 100 Z. 27. Ich verbinde: do{u)r {i)gdudT = seit der Zeit meiner
Ahnen. V.
S. 104 Z. 20. rata eigentlich -.Schmutz, Trübung«. Die Übertragung
auf das psychische Gebiet wie in j-0. \'.
S. 106 Z. 29. meglidak wohl: abgehärtet gegen das Unglück. V.
S. 106 Z. 30. Ich finde in dem Verse die Qual des Durstes. V. Der
Sinn der letzten Zeile ist allerdings nicht klar, doch gehört hierher sicher
(las Sprichwort mitl cehdät ilbä3er lä tismän imla tidinf = wie die Leber
des Kameles, nicht fett und nicht mager. Dies wird z.B. von jemand ge-
sagt, der nicht reich, aber auch nicht gerade arm ist. W.
S. 108 Z. 15 lies Ao/e. V.
S. 108 Z. 17 f. Ich verbinde: särom helt. V.
S. 110 Z. 2. Vielleicht bi-simdk (vgl. Bochthor: .smot^^ := echalas). V.
S. 1 1 1 Z. 38. Vielleicht ist zu geläl syr. j^^^^ = Wadi zu vergleichen ;
s. auch NÖLDEKK in ZDMG. 54, 161.
S. 112 Z. 5a: und würde mich zurückziehen mit (auf Grund) der
(gekauften) Jugend. V.
S. 114 Z. 10. uhill ist zu streichen. Zum Bilde vgl. Cant. 4, 12. V.
S. 114 Z. 14. ceseft für cesef{e)t. V.
S. 114 Z. 30. uugai{a)nä für uuugaS{d)nä.
S. 116 Z. 10. tinäia wohl Pluralis von teniie = Bergstraße, Engpaß. V.
S. 116 Z. 13 wohl {em)cebbise. V.
S. 116 Z. 22. /laciie ist wohl das pers. ^jU-, das in seiner anglo-
indischen Form uns seit dem Burenkriege wohl bekannt ist: Khaki = erd-
farben. Zur Geschichte des Wortes s. Burnell a. Yule, Hobson - Jobswi
s. V. khaka. V.
S. 116 Z. 28. baslä ist der F'ederstutz auf dem Kopfe gewisser Vögel
(abü bsiele). W.
S. 116 Z. 30. Reschids Erklärung ist zu frei. S- bedeutet »täuschen,
zu einer falschen Meinung verleiten«, also etwa: und laß dicii nicht gegen
mich aufhetzen. W.
S. 118 Z. 3. Mll bedeutet »stechen«, namentlich mit der Lanze. Dem-
nach vielleicht eher: und ich steche sie auf. W.
S. 118 Z. 10. lies: langem milrauiie. V.
S. 118 Z. 18. Zu lykk vgl. ägj'pt. loq — Erdkloß. Das Tertium com-
parationis ist wohl eher die Farbe oder sonst etwas. V.
276 Meissner: Neuarabische Gedichte aus dem Iräq. III.
S. 118 Z. 22. gud hier besser = Güte. V. — hedd für beddt ^ gieß
aus dürfte richtig sein. Die V. Form {ttibeddä) bedeutet »überlaufen« (von
einem vollen Gefäß). W.
S. 120 Z. 25. temordaia wohl sekundär durch INIetathese von 9'j^
= flehen. V.
S. 120 Z. 80. Zu aleccedak vgl. ZDINIG. 22 , 140; Reinhardt, a.a.O.
171 und mit anderer Bedeutung hebr. i=^. \'.
S. 122 Nr. 5. Zu mäsüle vgl. ZDMG. 50, 648. V.
S. 122 Nr. 12. gill =■ Kugeln, nom. unit. gillä PI. iglal kann ich noch
mehrfach belegen ; auch fergäia = geschmolzener Hammeltalg ist sicher. W.
S. 122 Nr. 17. Die Glosse aus Anm. 20 gehört zu semm elrurr zu-
sammen, rurr erklärte mir Reschid als tüfag. Das »Gift der Flinten« ist
das Blei. Ebenso in Nr. 18. W.
S. 124 Nr. 28. Zu Mrre vgl. auch hehr. 15. \'. — Die Erklärung dieser
Zeile ist sicher richtig. W.
S. 124 Nr. 29 und 30. nefä bedeutet wie im klassischen Arabisch
»verjagen, verbannen«. Statt uilkdi{a)bä erscheint auch die \'ariante Ul-
Jca}{a)bä = bis zur Ka'ba (werde ich sie jagen). W.
S. 124 Nr. 5 wird auch mit folgendem Anfang gesungen: {ä iummä
burrt mnhrät% = o Mutter, pfleg' mein Pferdchen usw. W.
277
Türkischer Katalog islamischer Bleisiegel.
Angezeigt von Karl Foy.
..Großherrliches Museum. Katalog von Bleisiegeln. Arabische, arabisch-
byzantinische und osmanische Bleisiegel. Von Xalil Edhem. Stambul.
Mahmud Bejs Druckerei. 1321 = 1903 n. Chr.« Größeres Oktav. 71 Seiten
Text mit Abbildungen.
'jy
U nter der vortrefflichen Leitung des auch bei uns Franken wohlbekannten
und sehr geschätzten Hamdi Bej hat sich das großherrliche Museum zu
Konstantinopel durch die Publikation seiner zahlreichen (bis jetzt 15), im
Geiste der modernen Wissenschaft gearbeiteten Kataloge den aufrichtigen
Dank der gelehrten Welt erworben. Nachdem der 4, Band des Katalogs
islamischer Münzen vorliegt, erscheint nun von dem gelehrten Xalil
Edhem auch ein Katalog über einen bestimmten Teil der im großherrlichen
Museum befindlichen Bleisiegel, die im ganzen mehr als 2000 an der Zahl
sind. Xalil Edhem behandelt nur die islamischen Siegel = 70 Nummern.
Es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Bleisiegel im Prinzipe eine ebenso
große Bedeutung für die Ethnographie und Geschichte besitzen wie die
Münzen. Oft ergänzen und kontroUiei'en diese beiden Gattungen einander.
Edhems Katalog, in dem weitaus die meisten Nummern mit Ab-
bildungen versehen sind, enthält zum Teil die größten Seltenheiten und
umfaßt:
I. arabische Bleisiegel: 30 Nummern. Gestalt: meist viereckig, auch
rund, selten (wie z. B. beim »^.i (^\ J 1 ) dreieckig. — Schrift: Hochrelief;
teils Kufi, teils kufiartig. — Fundort: Nicht Konstantinopel, sondern an-
geblich Syrien und Irak (S. 6). — Alle zeigen ein oder mehrere Löcher,
durch die ursprünglich ein Bindfaden gezogen war. — - Mit sehr wenigen
Ausnahmen haben sie nur auf einer Seite Prägung und sind in eisernen
Formen hergestellt, wie der auf der Rückseite haften gebliebene Eisenrost
beweist, bisweilen ist Leinwand untergelegt worden, wie die auf der Rück-
seite erkennbaren Gewebeabdrücke zeigen. Die meisten dieser Siegel sind
vor ihi-er Erwerbung durch das großherrliche Museum von P. Casanova:
»Sceaux arabes en plomb« in der »Revue numism.« 3. Serie, T. 12 (1894)
278 FoY : Türkisclier Katalog islamischer Bleisiegel.
p. 79 f. beschrieben worden; nach ihrer Reinigung im Museum haben Casa-
novas Lesungen in Kleinigkeiten berichtigt werden können. Nr. 20
(4jj5d Jl) ist identisch mit einem im Münzkabinett der Jenaer Universität
befindlichen Siegel, welches Stickel ZDMG. Bd. XX (1866) S. 336 f. be-
schrieben hat, und beide Exemplare ergänzen einander.^
Zeitlich beginnen die arabischen Bleisiegel der Konstantinopeler Kollek-
tion in der Regierung des Abassiden Ebu ga'fer a'bd^'lläh el-raansür
(136 — 158 H.) und stammen überhau])t aus der Zeit a) der Abassiden 2;
b) des t— ä)^ (jl J \ (herrschte in Persien. Interessante Bemerkungen über
dasselbe S. 22u. 23)^; c) des 4»jj JT; d) des A)_j5b Ji; e) die folgenden
2 Nummern sind unbestimmbar; f) es folgen 6 Nummern, die Gelübde ent-
halten; g) die letzten 2 Nummern zeigen seltsame Schriftzeichen, die Xalil
Edhem nicht entziffern konnte.
11. Arabisch-by zantin ische Bleisigel: Die eine Seite enthält eine
arabische Aufschrift, die andere a) das Bildnis der navctylct (Mutter Gottes)
oder eines Heiligen (z.B. ©eöSw^oc, BaTt>.to<;) mit beigesetzten Buchstaben
oder b) ein einfaches Kreuz Nr. 35 oder c) eine griechische Aufschrift ohne
Abbildung Nr. 43. 44.* — Gestalt: rund. — Durchmesser: schwankt zwischen
14 und 32 mm. — Schrift: Teils Kufi, teils gewöhnliche arabische Schrift.
— Datum: fehlt. Ein historischer Personenname, der Anhalt zur Zeit-
bestimmung gäbe, kommt nur Nr. 31 vor. — Diese Sigel sind von außer-
ordentlicher Seltenheit. Die Kollektion des großherrlichen Museums um-
faßt nur 15 Stück (die letzte Nununer S. 53 enthält auf der einen Seite
syrische Schrift, auf der andern das Bild der Mutter Gottes) und muß
dennoch als die reichste aller bekannt gewordenen Kollektionen gelten.
Zuerst wurde 1 Siegel dieser Art von Stickel beschrieben, dann von
Schlumberger: «Sigillographie de l'empire Byzantin« noch 7 weitere;
bis jetzt sind im ganzen 26 Exemplare bekannt geworden. — Abweichend
von Schlumberge rs Theorie erklärt Xalil Edhem die Entstehung dieser
merkwürdigen Siegel auf einfache Art aus den vielfachen Wechselbeziehun-
gen, die namentlich an den asiatischen Grenzen des byzantinischen Reiches
im V^erkehr der Griechen und Mohanunedaner bestanden. Nr. 44 kommt
auch ein christlicher Name vor « — ^ tj ^_/^r^ • Der Mann war offenbar
ein arabisch sprechender Christ. Besonders bemerkenswert ist Nr. 31 , wo
der sonst nicht bekannte -^ 7^' J*} genannt wird als Sohn des Sa'd
el-daula ebu'l-me'äli serif, welcher zu dem in Ilaleb herrschenden
Zweige des Hauses Ilamedän gehörte und 356 — 381 H. regierte.
1 Name: 'Ala^ ed-daula obü ga'fcM' muhammed (898 — 43311.) Die
Rückseite zeigt bemerkenswerterweise ein Keiterbild.
2 Auf Nr. 9 der Städtenamc ^jS\ .
3 Auf S. 23 findet sich eine Erklärung der Bezeichnung jlj^l . Nr. 18
lautet auf El-'azTz ben 'omar delfi, der sonst nicht bekannt ist, und ist undatiert.
Foy: Türkischer Katalog islamisclier Bleisiegel. 279
III, Osmaiiische Bleisiegel: Die Existenz solcher Siegel ist zuerst
{lurcli rnlib Bej bekannt geworden, der in seinem Taq vi m-i-m es k ükät -
i-otmänijje 8 Exemplare beschreibt. — Das Museum besitzt 25 Nummern.
— Gestalt: rund oder wenigstens befindet sich die Schrift innerhalb eines
abgegrenzten kreisförmigen Feldes. — Durchmesser: meist 13, sonst zwischen
11 und 15 mm schwankend. Bei einigen sind Reste durchgezogener Bindfäden
erhalten. — Die Aufschriften entsprechen im allgemeinen denen der gleich
zeitigen Münzen, nur weicht das Format zuweilen ein wenig ab. — Als
l'rägungsorte werden Konstantinopel und Tripolis (z.B. Nr. 60 ^j^>^ y" ^J^)
genannt und außerdem ein merkwürdiges jy\^ (auf 7 Sigeln deutlich zu
lesen), das man auf den ersten Blick j^-sL» = iiauo«? lesen möchte. Dagegen
spricht jedoch, 1. daß auch bei ältesten osmanischen Autoren der Name
der Insel nur in den Foimen ^\^ya und /»La,- auftritt und 2. daß auf
allen osmanischen Sigeln sonst keine Punkte weggelassen sind. Wie S. 55
Anm. 2 zeigt, ist es der Kombinationsgabe des gelehrten Negib 'Äsim Bej
gelungen, das Rätsel zu lösen. Nach ihm ist Samur zu lesen und der Fluß
Samur in Dagestan im Kaukasus gemeint. Im Gebiete dieses Flusses befand
sich das großherrliche Lager in dem Jahre 993, aus dem die Siegel datiert
sind, und wir besitzen andererseits osmanische Münzen, auf denen als Prä-
gungsort nur »das kaiserliche Lager« angegeben ist (jj)_\<* iS3^S\ (J oj~^)-
Ausführliches darüber S. 55 und 56. — Das älteste der beschriebenen osma-
nischen Bleisiegel stammt aus der Regierungszeit des Sultans Bäjezidll. und
ist vom Jahre 887 H. datiert, tlberhaupt stammen die verzeichneten Siegel aus
der Zeit der Sultane: Bäjezidll., Sülejmänl., SelimlL, Muräd III.,
Ibrahim. Es ist jedoch sicher, daß in noch jüngerer Zeit bei den Os-
manen Bleisiegel im Gebrauch waren.
Zu erwähnen ist noch, daß in der Vorrede ziemlich ausführliche Be-
merkungen über die Haltbarkeit der Bleisiegel und Vorschläge für die Be-
handlung derselben enthalten sind. Mit Bedauern bemerkt der Verfasser,
daß diejenigen Bleisiegel, auf deren Obertläche sich durch Oxydation bereits
»ein weißer Staub« gebildet hat, unrettbar dem Zerfalle geweiht sind und
alle bisher vorgeschlagenen Mittel, sie zu erhalten, sich als wirkungslos
erwiesen haben.
280
Bibliographische Anzeigen.
Macdonald, Duncan, B. : Development of Muslim theology, juris-
prudence and consti tut i onal theory. New York 1903. IX, 386 S. (The
Semitic series Vol. IX.)
Besprochen von Josef Horovitz.
foeit dem Erscheinen von A. von Kremers »Geschichte der herrschenden
Ideen des Islams« (1868), die durch die Forschungen der letzten Jahrzehnte
vielfach überholt ist, ist das Buch Macdonalds der erste umfassende
Versuch, die geschichtliche Entwicklung des Islam darzustellen. Eine
knappe Entveicklungsgeschichte besitzen wir freilicii längst in dem ge-
dankenreichen Aufsatz »de Islam«, den Snouck-Hurgronje in der Zeit-
schrift de Gids 1886 veröffentlicht hat, der aber leider nicht die \'erbreitung
gefunden hat, die er verdient und der auch Macdonald unbekannt geblieben
zu sein scheint. Bei Snouck tritt alles Biographische und Persönliche ganz
in den Hintergrund, und es handelt sich ihm nur um die Klarlegung des
Inhalts der islamischen Lehre und der Faktoren, welche die Tendenzen ihrer
P'ortentwicklung gezeitigt und beeinflußt haben. Daher ist es Snouck-
Ilurgronje auch möglich gewesen, eine durchaus einheitliche Darstellung zu
geben , während Macdonald schon durch die Wahl des Titels zeigt und in
seiner »Introduction« ausdrücklich hervoi'hebt, daß und warum er die Teilung
des Stoffes vorgenommen hat.
Von einer »Wissenschaft- konnte natürlich im Islam erst die Rede
sein, als die »Offenbarungen« aufgehört hatten, der Mund des Propheten
verstummt war. Deshalb hat der Verfasser die Entstehungszeit des Islam
nicht behandelt und keinen Versuch gemacht, den Inhalt des Islam in seinem
ersten Stadium darzulegen.
Der erste Teil bespricht »constitutional development«, die Organi-
sation der moslemischen Gemeinde als einer Einheit, wie sie in der Idee
des Kalifats zum Ausdruck kommt. Schon in diesem Abschnitt tritt die
Bedeutung der Theorie für den Zusammenhalt der mohammedanischen Welt
deutlich hervor, die ja auch der panislamischen Tendenz in unseren Tagen
ihre Wirksandceit verleiht. Es ist dem Verfasser sehr gut gelungen, ein
klares Bild der politischen Entwicklung bis zum Verfall des Kalifats zu
zeichnen und deutlich zu machen, wie von dieser Zeit an bis heute wenig-
stens die Idee des Kalifats lebendig geblieben ist und die Entwicklung
beeinflußt hat. Nur, glaube ich, hätte der Verfasser etwas näher auf den
Kampf des nationalarabischen Elements mit dem kosmopolitischen Streben,
das dem Islam von Anfang au innewohnt, eingehen sollen.
HoROViTz: Bibliographische Anzeigen. 281
Im zweiten Teil wird die Entwicklung des Rechts behandelt, und
dieser Abschnitt ist dank der sorgfältigen Benutzung der Vorarbeiten zur
Einführung in die eigentümliche Denkweise und Terminologie der moham-
medanischen Juristen sehr geeignet.
Am umfangreichsten ist der dritte Abschnitt über die Theologie aus-
gefallen. Hier ist es am schwierigsten, die Entwicklung einheitlich durch-
zuführen, weil es sich häufig weniger um natürliches Wachstum und um
Tendenzen volkstümlicher Bewegungen handelt als um die Tätigkeit ein-
zelner Männer. Diese einzelnen sind aber als Persönlichkeiten meist nicht
groß genug, unser Interesse zu fesseln, und über die älteren unter ihnen
fließen die Nachrichten recht spärlich. So müssen viele dem Leser, der
sich aus diesem Buch zum erstenmal unterrichten will, leere Namen bleiben.
Sehr erschwert wurde die Bearbeitung namentlich der späteren Perioden
auch noch durch den Mangel an Vorarbeiten. Wo all diese Übelstände
nicht mitwirken, zeigt sich die Darstellungskunst des Verfassers im besten
Lichte, und so ist das Kapitel über Gazäli, über den Macdonald auch früher
schon wertvolle Arbeiten veröffentlicht hat, vorzüglich geeignet, diesen
größten Moslem, «dem nichts Islamisches fremd war», kennen und ver-
stehen zu lehren.
Die Ausführungen des Textes werden sehr gut ergänzt durch zwei
umfangreiche Appendices, von denen der zweite eine Bibliographie bringt
(welche nun, ein Jahr nach dem Erscheinen des Buches, schon durch sehr
wichtige Nummern ergänzt werden könnte), der erste eine Anzahl wichtiger
Dokumente der theologischen Literatur in engüscher Übersetzung. Auf zwei
kürzere Auszüge aus Sahrastäni (über die Einteilung der mohammedanischen
Sekten und Aussprüche Mohammeds über die Grundlagen des Islam) folgen
die Aqidas des As'ari, GazäH und Nasafi, die Abhandlung des Fudah
/•*>l^==i]l Ifr /jx *^if- , ^ U-S r\y^\ "^^ und eine Inhaltsangabe von Abu
Öu^ä's Taqrib.
Zum Schluß noch einige Einzelheiten: S. 10 wird die bekannte Ge-
schichte der Äisa erzählt, welche »the seclusion of women with all its disas-
trous effects« verschuldet haben soll. Gegen diese Auffassung hat sich mit
Recht Hartmann in seinem Aufsatz »die Frau im Islam« (Zeitschrift des
Vereins für Volkskunde 1901, S. 237 ff.) gewendet, (wo übrigens Sprenger
S. 237 Anm. 2 zu Unrecht getadelt wird, denn Ibn Sihäb und Zuhri, über
den man jetzt Sachaus Einleitung zu Ibn Sa'd III, 1 S. XIII vergleiche, sind
ja identisch) und neues Material bietet nun das Kapitel J^j ,_jlä>t5^ Ji j
»«.Lj 11)1 Ibn Sad Vm ed. Brockelmann S. 124 ff. S. 17 hätte der Gegen-
satz zwischen Umajja und Häsim zu dem zwischen altmekkanischer Aristo-
kratie und gut moslemischen »Genossen" erweitert werden müssen. — I'ber
das Verhältnis der Juden von Medina zum Gesetz und zur jüdischen Tra-
dition, von dem S. 68 die Rede ist, wissen wir nichts Sicheres, als daß sie
den Sabbath beobachteten. — Die Lehre vom Nichtgeschaffensein des Qoi-an
(S. 146) führt eine Tradition bei Ibn al Atir ausdrücklich auf jüdischen
Einfluß zurück, worauf Schreiner, »Der Kaläm und die jüdische Literatur«
Mitt. il. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. II. Abt. 19
282 HoRoviTz: Bibliographische Anzeigen.
S. 3/4 hinweist; auch die Frage über den Einfluß des Johannes Damascenus
auf den ältesten Kaläm , die noch näherer Untersuchung bedarf, wird dort
berührt.
El-Bokhari: Les traditio ns isla miques traduites del'arabeavec notes
et index par 0. Houdas et W. Margais. Tome I". Paris 1903. 682 S.
Wenn auch die kritischen Untersuchungen Goldzihers und anderer
den Glauben an die Echtheit des größten Teils der mohammedanischen
»Traditionen« erschüttert haben, so haben sie darum ihren Wert für die
Erkenntnis des Islam nicht eingebüßt. Im Gegenteil ist dadurch ihre
kulturgeschichtliche Bedeutung nur gestiegen , denn scheinbar unwesentliche
Sätze und Verhandlungen über kleinliche Fragen können, wenn es gelingt,
den Interessenkreis, dem sie dienen sollten, zu ermitteln, als Dokumente
der politischen, nationalen, sozialen und religiösen Kämpfe der ersten Jahr-
hunderte benutzt werden. Von Houdas und Margais wird zum erstenmal
eine der sechs kanonischen Traditionssammlungen in eine europäische Spraciie
übersetzt und ihr Inhalt dadurch auch Nicht- Arabisten zugänglich gemacht.
Der erste Band, der hier vorliegt, enthält weder Vorwort noch Einleitung,
und so kann man vorläufig nur aus der Ausführung der Ai-beit schließen,
in welcher Absicht sie unternommen worden ist. Die Isnade, die manch-
mal länger sind als der ganze Matn der Tradition , haben die Übersetzer
ständig weggelassen und nui- den Namen des eigentlichen Erzählers, der
meist ein »Genosse« ist, beibehalten. Das ist für den, der sich schnell
über den Inhalt der Tradition unterrichten will , eine große Erleichterung.
Ein genaues Vergleichen der Übersetzung mit dem Originaltext zeigt, daß
es den Verfassern, deren Arbeit sehr sachkundig und zuverlässig ausgeführt
ist, nicht so sehr darauf ankam, eine ganz wörtliche Übertragung des oft
sehr dunklen und knappen Textes zu liefern, also ihre Aufgabe rein
philologisch zu lösen, als vielmehr vor allem diejenige Auffassung wieder-
zugeben, welche die bedeutendsten mohammedanischen Autoritäten vortragen,
so daß manchmal zur Umschreibung gegriffen worden ist. Da sich voraus-
sichtlich die Übersetzer selbst in der Einleitung zu einem späteren Band
über ihr \'^erfahren äußern werden, so sei ein genaueres Eingehen tTir später
vorbehalten und mögen hier zum Schluß nur einige Beispiele dieser um-
schreibenden Übertragungen zusammengestellt werden.
S. 11 werden die Worte Ui— j 1jjA>-j »i\j^j ^\^ übersetzt mit
»des devoirs, des dogmes, des choses prohibees et des praticjues recom-
mandables«, also genau nach Qastaläni (^1^) <^»yu^\j^\ ^\ (^J^\^)
olj-*^ C^i (^J) Cj\cj^J 0^v^ (S\ (i-5J-^=^j) ^J -^^ iS^-
S. 27 wird C^jj übersetzt mit »cela m'a fait oublier sa date«, also
die Umschreibung des Kommentars angewandt.
HoBOViTz: Bibliographische Anzeigen. 283
S. 314/15 für ji^_ /ß^^ I *^\ »que le prophete ne faisait pas faire
l'appel ä la priere«; im Text ist vom Propheten nicht die Rede, aber Qasta-
läni fügt hin/AI *«Lp <C* j ^J.
S. 319 wird ,3'"1^ übersetzt mit »les femmes affranchies de toute
occupation«, was die eine Erklärung Qastalänis wiedergibt, während es
nach der anderen die Mädchen wären , die nicht mehr dem elterlichen Zwang
unterstehen.
S. 441 Jlll ^A^ /y* iy"^\ "l^s frais de l'ensevelissement sont pri-
viliges«, wörtlich »das Begräbnis muß bestritten werden vom ganzen
Vermögen« (d. h. bevor die hinterlassenen Schulden abgezogen sind).
Berlin, gedruckt in der Reiclisdruckerei.
Mitteilungen
des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin
Dritte Abteilung
Afrikanische
Studien
Redigiert von
Prof. Dr. C.Veiten und Prof. Dr. J. Lippert
1904
Berlin
Kommissionsverlag von Georg Reimer
in
Inhalt.
Hundert Suaheli -Rätsel. Gesammelt von C.Veiten 1
Die Verba des Tsivenda'. Zusammengestellt von Theodor und Paul
Schwellnus 12
Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete, einem Dialekt des Unter-
Sambesi mit Varianten der Sena- Sprache. Verfaßt von P. Alexander
V. d. Mohl S. J 32
Zur Eroberung der Stadt Ghat durch die Türken von JuliusLippert . . 86
40 Personennamen und 60 Sprichwörter der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
Gesammelt von C. Spieß 94
Die Tone und Akzente im Kinamwezi von E. Dahl 106
Einige Bantuwortstämme von Carl Meinhof . • 127
Lusiba, die Sprache der Länder Kisiba, Bugabu, Kjaratwara, Kjänja und
Ihangiro, speziell der Dialekt der -Bayossa. im Lande Kjamtwrara von
Herrmann 150
Linguistische Studien in Ostafrika von Carl Meinhof 201
Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan von von Bülow . . 263
Kingoni und Kisutu von Cassian Spiß. 0. S. B 270
Bibliographische Anzeigen. Contes populaires d'Afrique par Rene Basset . . .
Paris: E, Guilmoto 1904, besprochen von Julius Lippert 415
Hundert Suaheli-Rätsel.
Gesammelt von Dr. C. Velten.
iVlärchen und Rätsel gehören zu den Lieblingsunterhaltungen der Suaheli.
Sobald ihnen in jetziger Zeit der alltägliche Stoff über die Eigenheiten der
ihnen bekannten Europäer oder die Maßnahmen der Regierung und deren
Kritisierung ausgegangen ist, werden Märchen^ erzählt oder Rätsel auf-
gegeben.
In letzterem Falle sagt einer unter ihnen: -»luzungumze»-, d.h.: »Wir
wollen uns unterhalten.« Dabei war die Unterhaltung, wie fast immer bei
ihnen, schon sehr lebhaft, y^mazungumzo ganii<^ d.h.: »Was für eine Unter-
haltung;'" fragt ein anderer, vtufanye vitendawili», d.h.: »Wir wollen Rätsel
aufgeben.« Derjenige nun, welcher ein Rätsel weiß, sagt: ^>kitendawili<i,
d.h.: »Ein Rätsel.« Die Anwesenden antworten: ^^tega<^, d.h.: »Stelle die
Falle.« Darauf gibt der Betreffende sein Rätsel auf und fragt die Zuhörenden:
»mm maana yaheh' d.h.: »Was ist die Bedeutung?« Kann niemand es
lösen, so sagt der Rätselsteller: ^^nipeni mji", d.h.: »Gebt mir eine Stadt
(als Lohn).« Man antwortet ihm: »ftoaa mß ica Lindi«^, d.h.: »Nimm die
Stadt Lindi."^ Der also Beschenkte sagt alsdann: «hrrrr hatta Inndi, nimetwaa
mji ica Lindi", d.h.: »Ich fahre (in Gedanken) hin nach Lindi und nehme
von der Stadt Besitz.« Zugleich gibt er den Anwesenden die Lösung und
fordert einen anderen auf mit den Worten: «tega na wewe'^, d.h.: »Gib du
auch dein Rätsel.«
Bei jedem folgenden Rätsel werden obige Redensarten in gleicher
Weise und Reihenfolge wiederholt.
1. mti micubwa una majani mawili. — Ein großer Baum hat (nui') zwei
Blätter.
mtu na masMkio yaTce. — Der Mensch mit seinen Ohren.
2. mwanamJce hang, mume, lakini yeye huzaa watoto wengi. — Eine Frau
hat keinen Mann und doch bringt sie viele Kinder zur Welt.
mgomba wa ndizi. — Eine Bananenstaude.
Man gibt dies Rätsel auch folgendermaßen auf:
anazaa pasipo mume. — Es zeugt jemand Nachkommen ohne M;um.
mti. — Ein Baum.
1 Eine Sammlung »Märchen und Erzählungen der Suaheli« habe ich 1898 in
Bd. XVIII der Lehrbücher des Seminars für Orientalische Sprachen in Sualieli und
deutscher Übersetzung (jetzt im Verlag von Georg Reimer, Berlin) verütlenthclit.
2 Oder eine andere.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. IE. Abt. 1
2 Velten : Suaheli -Rätsel.
3. nyumha yangu Jiaina mlango. — Mein Haus hat keine Tür.
yayi la huku. — Ein Hühnerei. Oder qaburi. — Das Grab.
4. nna^ mwanangu, halt chakula, huponea umande. — Ich habe mein
Kind, es ißt nichts, es nährt sich von Tau.
mhoga. — Die Pllanze.
5. Iciko Tiitu, MJcenenda^ hujifunika, na kikirudi hnjifunika. — Es gibt
etwas, das sich bedeckt, wenn es weggeht, und wenn es zurückkehrt, be-
deckt es sich auch.
chomho haharini. — Ein Segelschiff auf dem Meere.
Dasselbe Rätsel wird auch in folgender Form gestellt:
kwenda na ushungi,^ kurudi na ushungi. — Mit dem Kopftuch hin, mit
dem Kopftuch zurück.
6. nna mtu wangu, huenenda akirudi^ kuUa siku, wala hapumui hatta
marra moja. — Ich habe meinen Mann, der alle Tage geht und zurück-
kommt und niemals ausruht.
bahari. — Das Meer.^
7. mke na mume wake hutazamana, mume hamqitruhii mke wake, wala
mke hamquruhii mume wake. — Eine Frau und ihr Mann sehen einander
immer an, der Mann nähert sich nicht seiner Frau und die Frau nähert
sich nicht ihrem Mann.
mhingu na inchi. — Himmel und Erde.
8. kipande mti , kipande clmma. — Ein Teil ist von Holz, ein Teil
von Eisen.
hunduqi. — Das Gewehr.
9. nyumha yangu kuhioa, mlango icake mdogo. — Mein Haus ist groß,
seine Türe ist klein.
cJiupa. — Eine Flasche.
10. hatta kama tcaiaka kutafuna, hukiwezi , nocho haßfu.^ — Selbst
wenn du es kauen wolltest, so kannst du nicht, es ist zu leicht.
maji. — Das Wasser.
11. mwanangu kaenea'^ ardi pia. — Mein Kind breitet sich über die
ganze Erde aus.
mvoezi. — Der Mond. Oder jtia. — Die Sonne.
12. kuku wangu katia^ mibani. — Älein Huhn hat in die Dornen gelegt.
nanasi. — Eine Ananas. '
2 kikienenda.
^ Kopfschleier der Suaheli -Frauen.
* Für akarudi.
5 Bei Ebbe und Flut,
ß khafifu leicht.
'' akaenea.
* akatia = amekutia.
3 Unter "Dornen« sind die stacheligen Blätter der Ananas gemeint.
Velten: Suaheli -Rätsel. o
13. Tcombfi la munngu K wazi. — Die Schüssel Gottes steht offen.
kislma cha maji. — - Ein Brunnen mit Wasser.
14. micanangu miaka yote analala chini. — Mein Kind schläft alle Jahre
unten auf der Erde.
hoga. — Der Kürbis.
15. kitu kidoyo kimioondoa sultani katika kiti. — Ein kleines Ding holt
den Sultan vom Throne.
choo. — Die Notdurftverrichtung.
16. nyumha yanyu i loaziwazi. — Mein Haus steht (immer) offen.
dema la kuvulia samaki. — Eine Reuse zum Fischfang.
17. njia iriapitwa killa siku, haionekani ^alama. — Ein Weg wird jeden
Tag begangen und doch ist er nicht sichtbar.
hahari. — Das Meer.
18. mchawi ndio tibahu. — Der Zauberer ist (zugleich) der Arzt.
mwiba. — Ein Dorn,^
19. mwallimukaJala^, wanafunzi wanasoma. — Der Lehrer schläft, die
Schüler lesen.
mavi — Exkremente.^
20. ukumhuu im haha umenyooka mrefu. — Des ^^aters Güitel ist lang
ausgestreckt.
njia. — Ein Weg.
21. popoo zangu mhili zimevuka mto. — Meine beiden Betelnüsse sind
über den Fluß gefahren.
macho. — Die Augen.*
22. nyumha yangu siku zote haiwashwi taa. — In meinem Hause wird
niemals ein Licht angezündet.
qahuri. — Das Grab.
Dieses Rätsel wird auch folgendermaßen aufgegeben:
nyumha yangu haina taa. — Mein Haus hat kein Licht.
Oder man sagt:
nyumha yangu ya kiziweziwe oder nyumha yangu ya kiduidui. — Mein
Haus ist immer dunkel.
23. mshare wangu, nikiutupa usiku, JiaußM mhali, mchana unakimnda
mwendo wa mwaka. — Mein Pfeil, den ich am Abend werfe, reicht nicht
weit, am Tage macht er einen Marsch von einem Jahre.
jicho. — Das Auge.
24. hihi yuJco juu ya kiti analia machozi. — Eine Großmutter sitzt auf
dem Stuhle und weint Tränen.
chungu. — Ein Kochtopf.^
1 Wenn man sich einen Dorn in den Fuß gerannt hat, holt man ihn mit einem
änderen Dorn heraus.
2 analala.
2 Unter »Schüler" sind die Fliegen zu verstehen.
* Ich habe aufs andere Ufer hinübergesehen.
5 Es siedet und brodelt darin, als ob jemand am Weinen wäre.
1*
4 Yelten: Suaheli-Rätsel.
25. nenda^ na mwenzangu, nirucW^ peTceyangu, yeye nimemwacha huJco-
hiiho. — Ich gehe aus mit meinem Gefährten und kehre allein zurück, ihn
habe ich dort gelassen.
umande. — Nebel. Oder choo. — Der Stuhlgan.ü;.
26. Mnochonamisha^ wakim^ ni nini^ — Was ist das, vor dem sich
selbst die Großen beugen?
wembe. — Das Rasiermesser. ^
27. nenda na mioenzanyu, higeuha^ nyuma — simiconi. — Ich gehe
mit meinem Freund, und wenn ich mich umdrehe, sehe ich ihn nicht.
kisogo. — Meinen Hinterkopf.
28. nimejenga nyumha yangu kubwa, imesimama Tewa nguzo mnja. —
Ich ha])e mein großes Haus gebaut, es steht auf einer Stütze.
uyoga. — Ein Pilz; oder mwavuli, der Regenschirm.
29. nna mwanangu , Tcenda' utujm, Jcarudi^ vuruvuru. — Ich habe mein
Kind, es geht leer (trocken) hin und kehrt naß zurück.
mwiko. — Ein Löffel.
30. marra kiko kwako, marra kimerudi kicangu. — Jetzt gehört es
dir, dann gehört es mir."
7?wli. — Waren.
31. minne, minne^", hatta TJlaya'^'^. — Vier, vier, sogar in Europa.
kitanda. — Ein Bett.^^
32. mwanangu u.siku na mchana Jinkaa mongoni. — INIein Kind ist Tag
und Nacht auf meinem Rücken.
kihiongo. — Der Buckel eines Buckligen.
33. alia, pasipo kupigica. — Er weint, ohne geschlagen zu werden.
mgonjwa wa macho. — Der Augenkranke.
34. mnekioima pasipo nguzo. — Es steht (etwas) ohne Stützen.
uwingu. — Das Himmelsgewölbe.
35. hifa, ikafufuka. — Es stirbt und lebt immer wieder auf.
hahari. — Das Meer.'^
36. cJiauma hila ya meno, chaumiza bila ya silaha. — Es beißt ohne
Zähne tnid verwundet ohne Waffen.
moto. — Das Feuer.
1 naenda, nakwenda.
2 ninarudi, narudi.
ä kinachoinamisha.
* wakubwa.
^ Beim Rasieren der Kopfhaare.
^ nikigeuka.
' akaenda.
8 akarudi.
^ Wörtlich übersetzt: Jetzt ist es bei dir, dann kehrt es zu mir zurück.
1" Zu ergänzen miguu.
" Unter Ulaya (Heimat) ist gewöhnlich Europa bzw. Deutschland zu verstehen.
'2 Ein Bett hat übeiall vier Füße.
13 Bei Ebbe und Flut.
Velten: Suaheli -Rätsel. 5
37. nyumba ya muungu i wazi. — Ein Haus Gottes steht immer offen.
meskiti. — Die Moschee.
38. nyama mkuu alaenda, hana mchakato. — Ein großes Tier hat keinen
schweren Tritt beim Gehen.
tembo. — Der Elefant.
39. funika Tiikombe , mwana haramu apite. — Halte die Tasse zu, das
uneheliche Kind will vorbei.
ushuzi. — Ein Gestank.
40. Jcijamanda cha hihi yangu Jciviejaa mhwebice tele, — Die Schachtel
meiner Liebsten ist voll kleiner Steinchen.
Tänywa na meno. — Ihr Mund mit den Zähnen.
41. wanangu wote wameenea vilemha. — Alle meine Kinder haben Tur-
bane auf.
mayoga. — Pilze.
42. shwigi la mwana lapepea. — Der Schleier des Kindes weht hin
und her.
tanga la jahazi. — Das Segel eines Schiffes.
43. katika nyumba yetu wamo simha watatu. — In unserem Hause
sind drei Löwen.
mafya ya Jcutdekea chungu. — Die (drei) Feuersteine, die zum
Aufsetzen des Topfes dienen.'
44. simba ahilia, Jälla pahali husikia. — Wenn der Löwe brüllt, hört
man es überall.
ra\Ii. — Der Donner.
45. mwanangu mchana kulia na usiku kulia. — Mein Kind weint bei
Tag und bei Nacht.
mvinje. — Kasuarine.^
46. xoanangu wana nguo wote , wamevaa na kofia upande; asiye nguo
na kofia, si mioanangu. — Meine Kinder haben alle Kleider, auch tragen
sie eine Mütze auf der Seite; wer kein Kleid und keine Mütze hat, ist
nicht mein Kind.
vidole na kucha. — Finger und Nägel.
47. yuko mzee , mweiiyeioe hukaa ndani, ndevu zake ziko nje. — Da ist
ein Alter, er selbst steckt drinnen . aber sein Bart ist draußen.
maJiindi katika uhua loake. — Maiskolben auf dem Halm.^
48. mzee icetu amekaa utupu, hana nguo. — Unser Alter ist nackt, er
hat kein Kleid an.
kisima cha maji. — Ein Brunnen mit Wasser.
1 An Stelle des Herdes liaben die Suaheli drei dicke Steine, zwischen die
sie das Feuer machen und auf welche der Kochtopf zu stehen kommt.
2 Wenn der Wind durch die Kasuarine streicht, hört es sich an, als ob
jemand weine.
3 Beim Reifwerden guckt der Bast aus der Blatthülle, die den Kolben umgibt,
wie ein Bart hervor.
6 Velten: Suaheli-Rätsel.
49. nimepeleJca mtu Tcumwita mtu, yule mivenyi Tcwitwa amekuja, yule
mshenga hajarudi. — Ich habe einen Mann ausgeschickt, jemand zu rufen;
der Gerufene ist schon da, aber der Bote ist noch nicht zurückgekehrt.
nazi. — Eine Kokosnuß.^
Dasselbe Rätsel wird auch in folgender Form aufgegeben:
mshenga hajarudi, mjumbe Jcisha fika. — Der ausgeschickte Bote ist
noch nicht zurückgekehrt, da langte der andere Bote schon an.
Oder man sagt:
7iimetumwa kwenda mwita mwenzangu, mwenzangu ameJcuja, mimi hado.
— Ich wurde ausgeschickt, meinen Freund zu rufen, mein Freund ist ge-
kommen, ich noch nicht.
50. matatu, matatu, hatta kica jumhe. — Drei, drei, sogar beim Orts-
vorsteher.
mafya. — Die drei Steine des Feuerherdes.
51. degekuu linamia xmojna. — Der große \'ogel beugt sich über die
Kinder.
nyumba. — Ein Haus.
Oder man sagt:
mkuu ampfunika wanaice?. — Der Große hat seine Kinder bedeckt.
52. aona — haonekani , asetna — hasikiwi. — Er sieht und wird niclit
gesehen, er spricht und wird nicht gehört.
muungu. — Gott.
53. mti mkuu umeanguka, ndege icamejinamia. — Ein großer Baum ist
umgefallen, die Vögel haben sich niedergeduckt.
mfalme amehufa. — Ein Häuptling ist gestorben.^
54. nimeona icatoto 'esherini , wamefuatana pamoja, wote wamevaa visibao
vyeupe. — Ich habe zwanzig Kinder gesehen, die zusammen gingen, und
alle hatten helle Röcke an.
makunguru. — Krähen.
55. mwanangu anakwenda mchana kutwa bila ya miguu wala hachnki.
— Mein Kind geht den ganzen Tag ohne Füße und wird auch nicht müde.
jua. — Die Sonne.
56. watoto watatu, akiondoka mmoja, kazi haifanyiki. — Es sind drei
Kinder da, wenn eins weggeht, wird keine Arbeit gemacht.
mafya. — Die drei Steine des Feuerherdes.
57. moja imezaa viia. — Eins hat hundert erzeugt.
mbegu. — Das Samenkorn,
58. mach) yangu yamejaa mbicebwp. — INIeine Augen sind voll Steinchen.
usingizi. — Der Schlaf.
59. teketeke huzaa gumugtimu. — Weiches erzeugt Hartes.
muhindi. — Mais.*
1 Die Kokosnuß fällt schneller zur Erde , als der Mann herunterklettern kaiui.
2 waana wake.
^ Unter »Vögel« sind die Untertanen zu verstehen, die gebeugt dastehen.
* Der zuerst weich ist und trocken ganz hart wird.
Velten: Suaheli -Rätsel. 7
60. nende Tiarudi -KneleTte«-. — Ich gehe und komme zurück (und sage)
»Mama, nimm mich auf die Schulter«.
Mtanda. — Das Bett.^
Oder man sagt:
ukenda uMrudi vmama, nelekan. — Gehst du und kehrst heim, (so
sagst du:) »Mama, trage mich«.
61. nna fimbo yangu ya clmma, hatika shina hiila chakida , nclia yake
Imfanya kitoweo. — Ich habe einen Stock von Eisen, die Wurzel ißt man
als Hauptspeise, seine Spitze dient als Zuspeise.
muhogo. — Maniok.^
62. nalikwenda njiani, ?iasik;ia^ uruzi, nilipogeuka — allyepiga uruzi —
sikttmwona. — Ich war unterwegs und hörte einen Pfiff, imd als ich mich
umdrehte, (um zu sehen) wer gepfiffen, sah ich niemand.
mvinje. — Kasuarine.*
63. loanangti wote hawana nguo. — Alle meine Kinder haben keine
Kleider an.
maboga. — Kürbisse.^
64. taa ilijaa mafuta, upepo ulipovuma, ilizimika. ■ — Die Lampe war
voll Ol, aber als der Wind wehte, ging sie aus.
roho. — Die Seele.^
65. shamba langu la mpunga limechanua lote. — IVIeine Reispflanzung
ist voll aufgeblüht.
nywele zimegeuka mvi. — Die Haare sind weiß geworden.
66. nalima shamba langu kubwa, lakini nUipolivuna , sikupata kikapu cha
riziqi, inayotoka katika shamba hüo. — Ich bestelle gewöhnlich mein großes
Feld, aber als ich ernten wollte, habe ich nicht einen Korb voll Ertrag
davon bekommen.
nywele za kichwani. — Kopfhaare.''
Man sagt auch:
nimelima shamba langu kubwa, nimevuna mtama kidogo. — Ich halie
meine große Pflanzung bestellt, aber nur wenig Hirse geerntet.
67. nimekwenda , nikirudi — ngombe nimemshika mkia. — Ich bin weg-
gegangen, und als ich zui'ückkehrte , habe ich den Ochsen beim Schwanz
gegriffen.
kata. — Der Wasserlöffel.^
^ Zum Ausruhen.
2 Die Wurzelknollen bilden eine Hauptnahrung der Suaheli, und aus den Blättern
wird ein Gemüse zubereitet.
^ nikasikia.
* Wenn ein starker Wind durch die Kasuarine pfeift.
5 Sie liegen bloß auf der Erde.
6 Der Wind ist der Tod.
■^ Wenn sie geschnitten oder abrasiert werden, machen sie keine Handvoll aus.
* Aus Kokosnuß mit langem Stiel, daher Oclisenschwanz.
8 Velten: Suabeli- Rätsel.
Dasselbe Rätsel lautet auch:
natoka shamha, nafikia mkia wa nyombe. — Komme ich von der Pflan-
zung, dann lange ich am Ochsenschvvanz an.^
68. "asJcari wangu wanapigana vita, wenyi wamekufa, na wenyine icame-
pona. — Meine Soldaten sind im Krieg, viele sind gestorben, andere sind un-
versehrt geblieben.
hisi. — Maiskörner beim Rösten.^
69. nna mwananyu, dkaanguka, hana msliindo. — Ich habe mein Kind,
es fällt ohne Geräusch zur Erde.
difu la nazi. — Einzelblatt einer Palme.
70. nimepita Ttatika njia, wakuhwa wakaniamTcia, watoto wasiniamkie. —
Ich ging meines Weges dahin, die Alten boten mir ihren Gruß, die Kinder
begrüßten mich nicht.
mbazi. — Bohnen.^
71. mwanangu nimemjengea kuta mbele na nyuma , njia aliyntokea —
sikuijua. — Ich habe meinem Kinde vorn und hinten Mauern gebaut, aber
wo es herkommt, weiß ich nicht.
roho. — Die Seele.*
72. nimeweka nnga usiku , n'ikatazama as-.<tuhuM hapana. — Ich habe
Mehl am Abend hingelegt und als ich am Morgen hinschaute, war nichts
mehr da.
nyota. — Die Sterne.
Man sagt auch:
nanika milala yangu, as-suhuhi nimekwenda, sikuiana. — Ich habe meine
Mattenstreifen zum Trocknen ausgebreitet, am nächsten Morgen ging ich
hin, fand aber nichts mehr vor.
73. nimekwenda njiani, hasikia'^ mtu anapiga maknß ; nilipogeuka si-
kumwona. — Ich ging auf einem Wege und hörte jemand in die Hände
klatschen; als ich mich umdrehte, sah ich niemand.
mpiga koß. — Der mpiga kofi-Ba
um.
74. humenda wendako, ukirudi, wakikuta kipo palepale. — Du magst liin-
gehen, wo du willst, wenn du zurückkehrst, triffst du es an derselben Stelle.
jaa la kumwagia taka. — Kehrichthaufen.
75. wanangu loaicili hiikaa mji mmoja , lakini hawatembeleani. — INIeine
beiden Kinder wohnen in demselben Ort, aber sie gehen nie zusammen
spazieren.
vilima viwili. — Zwei Berge.''
^ Nach getaner Arbeit gi-eift man gern zum Wasserlöffel.
^ Die einen bersten, die anderen nicht.
* Die reifen klappern beim Berühren der Schoten, die unreifen (die Kinder) nicht.
* Sie ist von dem Körper wie von Mauern umgeben.
^ nikasikia.
^ Wenn die Früchte desselben in der heißen Jahreszeit platzen, klingt es,
Is ob jemand in die Hände klatsche.
■^ In der Nähe des Ortes.
Velten: Suaheli -Rätsel. 9
76. watoto wangu tvamefinamia chini. — Meine Kinder haben sich zur
Erde gebeugt.
mpunga. — Reis auf dem HaUn^
77. Tcizio changu cha nazi Jcimeenea mji loote. — INIeine (der Kokosnuß)
Hälfte ist über die ganze Stadt verbreitet.
mwezi. — Der Mond.
78. harrabarra hatta Manga. — Eine Straße bis nach Arabien.
utelezi. — Ausgleiten auf schlüpfrigem Wege.
Man sagt auch:
rrrr hatta Manga. — rrrr (gehts den Weg hinab beim Ausgleiten) bis
nach Arabien.
79. fimho yangu ndefu, haina shina wala ncha. — Mein Stoek ist lang,
er hat keine Wurzel noch Spitze.
ulimwengu. — Die Welt.
Oder man sagt:
JiaitjuliJcani mwanzo ical'e icala micisho. — Man kennt weder ihren
Anfang noch ihr Ende.
80. taa inawaka usiku kucha, haina. mafuta icala utambi. — Ein Licht
brennt die ganze Nacht hindurch, ohne Öl noch Docht zu haben.
mwezi. — Der INIond.
81. Tonga, mwana wa uziwani, kazallwa uzkcani, kalelewa uziwani; akija
mume kimposa, akiambiwa: ^^maji moto usinywe wala maji baridi usinywe.'^ —
Tongo ist ein Kind des Wasserteiches , es ist im Wasser geboren und dort
großgezogen worden; wenn ein IVIann kommt, um es zu werben, wird ihm (dem
Kinde) gesagt: »Du darfst kein heißes Wasser und auch kein kaltes trinken.«
chumvi. — Salz.
82. fulani, killa endapo, mzigo a-ake anao. — Wo auch die Soundso
hingeht, sie hat ihre Last bei sich.
mwanamke mwenyi mimba. — Eine schwangere Frau.
83. futl'^ lifutika futi, na futi lifutika futi. ■ — Das Eingeschlossene ist
von etwas anderem eingeschlossen und dies ist wieder von etwas einge-
schlossen.
kumbi la nazi na nazi. — Kokosfaser und Kokosnuß.^
84. vyote vyapatikana, illa kiti cha mfalme hakipatikani. — Alles ist
zu erlangen, aber der Thron eines Königs nicht.
roho. — Die Seele.
85. kita kitatasi^, mtambua ndizi, tampa hirizi. — Es ist ein Ding
verborgen; wer die Banane deutet, dem werde ich ein Amulett geben.
mtoto ndani ya tumbo. — Ein Kind im Mutterleibe. ^
^ Die Ähren werden beim Abschneiden heruntergebogeri.
2 futiko das Eingeschlossene, z.B. Geld, das im oberen Saum des Lenden-
tuchs aufbewahrt wird.
3 Die Kokosfaser ist von der äußeren Schale bedeckt und die eigentliche
Nuß von beiden.
* kitu kilichotataswa (küichofungwa).
^ Von dem man nicht weiß, ob es ein Knabe oder ein Mädchen ist.
10 Velten : Suaheli -Rätsel.
86. simba amelala, mkono wake umpfika killa pahali. — Ein Löwe hat
sich hingelegt, seine Tatze reicht ülierall hin.
m/ahne. — Elin König.'
87. nyama ya riale haijai Mkomhe. — Das Fleisch von einem Silber-
realen macht keine Tasse voll.
mhußo. — Silberne Halskette (aus einem Realen gefertigt).
88. nyama nje, ngozi ndani. — Außen Fleisch . inwendig Haut.
finingi. — Dei- Magen.
89. nimekwenda njiani, hakuta^ kisutu, mwenyewe simjui. — Ich ging
auf dem Wege und fand ein kisutu -Tuch, den Eigentümer kenne ich nicht.
mate ya tamhuu. — Speichel vom Betelkauen. ^
90. nyumha yangu imPMngua, isalia mwamha. — ^Nlein Haus ist ver-
brannt, nur der Tragebalken ist übrig geblieben.
njia. — Ein Weg.*
91. shimgi la mwaralm lapepea. — Das Kopftuch des Arabers schaukelt
hin und her.
taa. — Die Flamme eines Lichtes.
92. mwanangu anatapikia mbavuni. — Mein Kind übei'gibt sich nach
allen Seiten.
kiwi cha mtama. — Der Mahlstein für Hirse.
93. mtoto hakumsliabihi mama yake wala haba y'ake, amemshahihi yaya
yake. — Ein Kind sah weder seiner Mutter noch seinem Vater ähnlich,
mehr noch seiner Amme.
popo. — Ein Schmetterling.
94. watoto wangu nimewapiga , halafu nimewatia ndani , wanalia, mlango
nimefunga. — Meine Kinder habe ich geschlagen , und darauf habe ich sie
eingesperrt, und sie weinten, während ich die Tür geschlossen hielt.
hm. — Gerösteter Mais,*
95. haha kazaa watoto wanne, tenna haha akafa. mtoto wa kicanza
hakurithi kitu, wa pili amepata riale mia , wa tatu amepata riale miten, wa
nne kapata riale thalatha mia. — Ein Vater zeugte vier Kinder, darauf starb
der Vater. Das erste Kind erbte nichts, das zweite bekam hundert Realen,
das dritte zweihundert, das vierte dreihundert Realen.
alif, he, te, the. — Die vier ersten Buchstaben des Alphabets
in arabischer Schrift 1 i-j O ö.^
1 Seine Befehle reichen weit.
2 nikakuta.
2 Der dieselbe Färbung hat wie ein kisutu (Frauentuch).
* Ein Haus kann völlig abbrennen, so daß nichts mehr davon zu sehen; der
Weg, au dem es liegt, wird aber innner sichtbar sein.
* Die Körner springen beim Hosten in einem zugedeckten Topf liin und her
(sie weinen).
6 Der erste Buchstabe hat keinen Punkt-, der zweite einen (einliundert Realen),
der dritte zwei (zweihundert Realen), der vierte drei (dreihundert Realen).
Velten: Suaheli -Rätsel. 11
96. mloto wangu ametembea , akirudi amefihia Tiatika Tcichwa. — Mein
Kind war spazieren gegangen, und als es zurückkehi-te, kam es an meinem
Kopfe an.
shanuo. — Ein Kamm.
97. kibd Mpandika, IHbd Tcipandua. — hihä^ es hebt sich, hihä es
senkt sich.
mguu. — Der Fuß.
98. mtl päkapdka, mti hää. — Ein Holz (maclit) pdkapdka ^, ein Holz
(macht) hää.
zumari. — Eine Flöte.
99. wää — imepita. — Es macht icää inid ist vorbei.
rnawaga ya mvua. — Ein Regenschauei-.
100. shamha yangu imekauka, haioti matunda. — Meine Pflanzung ist
vertrocknet, es wachsen keine Früchte mehr darauf.
liamna meno kinywa7ii — Keine Zähne mehr im Munde.
^ bä mit Vorsatz des Z;«- Präfixes soll das Auftreten des Fußes bedeuten.
2 Unter pdkapdka und hää ist das Sjiiel der Flöte gemeint.
12
Die Verba des Tsivenda'.
Zusammengestellt von Theodor und Paul Schwellnus,
Missionare der evangelischen Mission (Berlin 1) ia Südafrika.
Vorbemerkung.
Uurcli meine Studie über das Tsivenda', welche in der Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. LV S. 607 ff. veröifentlicht ist,
sind die Lautgesetze dieser in Nordtransvaal gesprochenen Bantusprache
nach den Mitteilungen der im Titel genannten Missionare dargestellt. Auch
war dort einiges über die Tonhöhen (musikalischen Ton) des Tsivenda'
gesagt unter 40. In der lüchtigen Erkenntnis, daß die gefundenen Laut-
gesetze die beste Bestätigung aus dem Vokabelschatz finden, haben meine
Gewährsmänner, die als geborene Afrikaner dazu besonders befähigt waren,
die ihnen bekannten Verbalstämme des Tsivenda' zusammengestellt, die ich
im folgenden dem Druck übergebe. Für die Erforschung der Bantuwort-
stämme ist dieser Beitrag sehr erwünscht. Was ihm aber einen besonderen
Wert verleiht, ist das, daß hier zum ersten Male in einer gewissen Voll-
ständigkeit die Tonhöhen bezeichnet sind. Obwohl Lepsius (Kubische
Grammatik, 1880) und Endemann (Versuch einer Grammatik des Sotho,
1876) schon vor längerer Zeit auf das Vorhandensein des musikalischen
Tons im Bantu aufmerksam gemacht haben, war doch dies Gebiet bis auf
die Studien von Christaller im Duala (Handbuch der Duala- Sprache, 1892)
noch völlig unangebaut. So kommt es, daß wir über die Tongesetze des
Bantu noch so wenig wissen. Für den Europäer haben diese Forschungen
besondere Schwierigkeiten, und es dürfte kaum jemand darin völlige Sicher-
heit gewinnen, er müßte denn von Jugend auf die Sprache wie seine
Muttersprache sprechen. Das ist nun bei den Brüdern Schwellnus der
Fall, und da sie, wie das Folgende zeigt, auch eine gute phonetische Schu-
lung besitzen, haben ihre Aufzeichnungen einen Grad von Genauigkeit, wie
derselbe sonst kaum zu erreichen ist.
Die von ihnen befolgte Schreibung ist das Resultat unserer gemein-
samen Arbeit und in meiner oben erwähnten Studie ausführlich erörtert.
Für den Leser, der die Studie nicht zur Hand hat, füge ich einige kurze
Erläuterungen bei. Dieselben zeigen zugleich, in welcher Reihenfolge die
Stämme gedruckt sind.
Carl Meinhof.
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
13
a, a mit Tiefton
a a mit Hochton
h vollstimmiges h
hy s. b und 7
bv s. b imd «
dj d und deutsches J
dz d und 5 (alveolar)
d zerebrales d
dz d und z
d dentales d
dz d und z, s. unten
{e enges (geschlossenes) e)
e weites (offenes) e
f deutsches / (dentilabial)
/ bilabiales /
g vollstimmiges g
y stimmhafte velare Frikativa (Lenis)
h deutsches h
% stimmlose velare Frikativa (Fortis)
i weites (offenes) ^
kh Je mit Aspiration
'Je k mit Kehlverschluß
/ zerebrales l (Lenis)
/ dentales l
m deutsches m
n alveolares n
n cerebrales n
h velares n
n palatales n
n dentales n
{0 enges 0)
0 weites 0
pf deutsches pf
ph p mit Aspiration
jo mit Kehlverschluß
/)7 jo mit Kehlverschluß und stimm-
lose velare Frikativa (Lenis)
r zerebrales r (Fortis)
s stimmloses s (Fortis)
s stimmloses labiialveolares s (Fortis)
s stimmloses zerebrales s mit Rausch-
laut (Seh -Laut) (Fortis)
ts t und s
is t und s
'ts t mit Kehlverschluß und stimm-
loses labiialveolares s (Lenis) ^
th zerebrales t mit Aspiration
ts t und s
't zerebrales t mit Kehlverschluß
'ts 't mit stimmlosem zerebralem s
mit Rauschlaut (Lenis) '■*
th dentales t mit Aspiration
V dentales t mit Kehlverschluß
u weites u
V dentilabiale stimmhafte Fiikativa
V bilabiale stimmhafte Frikativa
w unsilbisches u
y unsilbisches i
z stimmhafte alveolare Frikativa
z stimmhafte labiialveolare Frikativa
z stimmhafte zerebrale Frikativa mit
Rauschlaut
a^lza ausbreiten (Matte z. B.)
St. qla ungebr.
c^dzima borgen
Sfula zerschlagen (Gefäß)
a^ha spannen (ein JSeil)
ö,/o/a heilen, trans.(durch Medikamente)
ij,afa, Nebenform
djama brüten (vom Vogel)
dHamula gähnen
djuwa groß werden
a^ma melken
a^mba sprechen
ä^bisa, kausat., dazu term. teclin.
für »freien«
ämbara sich kleiden,
a{na schwören
a^ida viel sein, viel werden
apza, kausat.
dfiea erzählen (in längerem Vortrag)
Sma ausbreiten (zum Trocknen)
d^rava antworten (aber nur durch
^ Ich halte die Schreibung 'tz für richtiger, s. oben 'py.
2 Ich halte die Schreibung Hz für richtiger, s. oben 'py.
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Tn. und P. Schwellnus: Die Yerba des Tsivenda.
kurzen Ruf, etwa «Hier!«, zu er-
kennen geben , daß man vom Zuruf
Notiz genommen hat)
d^tsammra niesen
üHsamula, Nebenform
(ftama aufspei-ren, intrans.
a^va austeilen, terni. techn. für das Ver-
teilen dei' Speise in versch. Schüsseln
auweia ausruhen
haja den Dienst versagen
W/ö anfangen (selten)
bäHea platzen
ha^mbela baden
ha^nda flach sein
hctnya im Ringkampf umfassen
hffta fangen (durch Bedecken mit der
Hand)
hepa erzeugen
hepa, term. techn., das Kind auf
dem Rücken tragen
he^a mit großer Macht gegenschlagen
67a' graben
byela, kausat. Bedeutung und
term. techn. für begraben
bya^iida Trockenes, Meldiges zu sich
nehmen , z. B. ein Pulver nehmen
bycjbyotela, etwa: brutzeln (im Topf)
bilka kochen (trans.)
bi^ma schlagen (mit einem Zweige etwa)
b^nalala einen hohlen Rücken machen
cf bhama hohlen Rücken haben
Wnama hohlen Rücken haben
cf. bhialala
bi^ndnla »Profit« machen
bo^da den unartikulierten Laut hervor-
bringen, der vulgo »aufstoßen« heißt
bökledza zudecken (einen Toj)f)
cf tsibode^ Name der Schildkröte
in der Tierfabel
bSdekanya zerbeulen (z. B. ein
Blechgefäß)
bo^nya Augen zumachen, geschlossen
sein (von den Augen)
bö^nymela eine Braut abspenstig zu
machen suchen , um sie für sich
zu nehmen
bößm einsinken , eigentl. einbeulen
bu^ba früh aufstehen
bu^a umherstreifen
biidabuda umherstreifen (gebräuch-
licher)
bihhda schlagen mit einem Knüppel,
daß es einen dumpfen Ton giVjt
bukuta schlagen, daß es einen dumpfen
Ton gibt
bu^la erraten, nennen
bä^imäa [Ton] schlagen, mit der Hand
auf den Mund
bv^ha auf den Busch klopfen, ein Tier
zu verscheuchen, den Tau abzu-
schütteln usw.
öüß, herausgehen
bvdfa faul sein
mnbvS oder mubvctfi Faulpelz
cf. miipva einer, der hervorkommt
(von bva^
bviifjla »lecken«, wenn ein Gefäß un-
dicht ist
bvv[Ia ausziehen (Kleider)
bvii^ma donnern, brausen
cf. bvii^mela Zustinuuung oder
Aufmerksamkeit zu erkennen geben
durch Brummen (bei einem Vortrag)
bvu^mba erraten, vorhersagen
dja^ (poetisch oder Lehnwort) essen
dza^ma verschwinden , sterben , aber
nur vom Häuptling
cf tzarnaya (Soth.) weggehen,
verschwinden
dz^a heiraten, in matrimonium du-
cere
dz^dza »aufbleiben«, während der
Nacht
dze^hgama schief sein, schief gehen
cf. dsAiiga dummer ^Mensch
(deutsch gedacht, Zusammenhang
sehr einfach: einer, der schiefe Ge-
danken hat!)
dze^ta »abknabbern«
cf. madzetü^ Nagezähne
dze,ula wiederkäuen
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
15
dzi^a dickflüssig sein
dzi^ka sich legen (von Zorn, Schmerz
usw.), sich setzen, z. B. Schniutz-
teile im aufgerührten Wasser
cf. dzüyhusa (mit u) aufrühren,
trüben (Wasser)
dzihna I. versagen, nicht geben
II. löschen (Feuer, Durst)
dzi^nga taub sein
dzi^hga {vukü^nda, plur. von lukSnda
= Armband), term. techn. für das
Flechten (Umwickeln) der Armringe
dzi^iginyea wackeln (intrans.)
dzi^hginyisa schütteln (trans.)
dzi^visa verbieten
dzu^kusa aufrühren, trüben, vom
Wasser
dzv^la sitzen, wohnen
dzu^mba verbergen
dzü^nguluva im Kreise sich herum-
drehen, Schwindel empfinden
dzü^iigu = Schwindel
da^ha schnupfen, auch rauchen
daHa Besuche machen
de^deledza gängeln
dif. mit Kriegsmacht überziehen, »be-
springen« (vom Rindvieh)
diVla schlagen, als Züchtigung
dl^gima dial. statt gl^dima laufen
di^na plagen, belästigen
dopa (auflesen), aufheben
Die Nuance von »auflesen« hat
dobedza = viele kleine Gegenstände
auflesen.
d(lda schleichen, beschleichen
dö^doma laufen (von Vögeln)
do^dqhga betasten
dq^a etwa: Kellergeruch annehmen,
z. B. vom Mais , der in Erdlöchern
aufbewahrt wird; solcher Mais
madq^ni
do^hgolisa nachhaltig verfolgen
ddva wiederholen
(Mba rauchen
Grundbedeutung ist vielleicht
»sich aneinander reihen« (der auf-
steigende Rauch bildet eine Kette
von einzelnen RaucliViallen).
cf. dä^ekana im »Gänsemarsch«
gehen, ebenso u rwa mvdubd^ einen
»Gänsemarsch« bilden (eigentlich
schlagen)
dhflela warm sein
du^ga lodern
dttla schlagen , etwa wie beim Dreschen
du^hga sauer, salzig sein
cf. lufiga salzen
du^sa etwas wegnehmen, z. B. meh-
rere Körner von einem Haufen
Getreide
cf. ''tvfa von ^hif^a = weggehen,
ebenfalls wegnehmen
dw^'ka abtropfen, triefen
dz^na hineingehen , hereinkommen
dzi^a nehmen
da^ kommen
(yia voll sein
f/e'm aufknacken
di^/a wohlschmecken
di^va wissen
{dikalea etwas taugen)
doja sich salben
döhcela sich gewöhnen
düflumda neben dzü^dzumela sich auf
die Fußspitzen stellen, auf den
Fußspitzen stehen
düßila abhäuten
dü^udza sich häuten, von der
Schlange
cf. duvü^ oder dü^udzelo = ab-
gestreifte Haut der Schlange
dzaHa gebären (aber nur vom Großvieh)
dzih'iga durchziehen, und zwar vom
Lendenschurz, durch den Gürtel
hindurchziehen
dz. mutsiHa = den Schwanz zwi-
schen die Beine kneifen
{eflzisa nachmachen)
e^dana gleich groß sein
e^ela schlafen
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Tn. und P. Schwellnus: Die Verba des Tsivenda.
eja I. fließen, neben ejela
IL messen
eHehva nachsinnen, sich erinnern
W'Aiie iHelwa tiefen Ton, so könnte
man es mit t^lela = fließen zu-
sammenbringen ; aufrällig ist es,
daß ejekanya , eigentl. zerdenken,
hin und her erwägen, Tiefton hat.
NB. »Sich erinnern» gleich »Zu-
fließen der Gedanken«; diese Vor-
stellung ist den heutigen Vavenddx
fremd.
efnula begehren
e^nda, Grundbedeutung: gehen. Das
Wort wird aber nicht mehr allein-
stehend gebraucht, nur in Wen-
dungen wie:
u enda a tsi rwa = er schlägt
unterwegs fortwährend. Derselbe
Stamm in tsi-endd^ = Sandale und
lu-e^ndo = lange Reise
e^gedza hinzufügen, vermehren
e^geTfanya übereinanderstellen
cf. e^ngedza
fd^ sterben
fd''Jca ausputzen
/d^kam spazieren gelien
(beides verdächtig als nicht Ve.)
fafna schlafen (nur vom Häuptling)
p/a^mo Schlafhütte des Häuptlings
fdna gleichen
kausat. fSnyisa vergleichen, ab-
bilden
fdnela müssen, sich geziemen
Stamm ist wohl fd^na = gleich
sein
fak-a greifen
kausat. fd.sa in der Falle fangen
fSrim helfen
fefia atmen
fe^eleka röcheln, »außer Atem
sein«
etwa: nippen vom Schnupf-
tabak, zierlich schnupfen
fe^mhedza beschnüffeln
fej^ta langziehen , den Bart streichen
fi/iya aufstreifen (z. B. Ärmel)
fi^da zerzausen (z. B. Strohdach vom
Haus abreißen)
fuyka sich bedecken (mit Kleidern)
ßFkedza bedecken
cf. fu^kedza
ßi^kedza ein Loch zuschütten
fu^kula ausgraben, wieder auf-
graben
fu^la abpflücken, abnehmen
fv^la schmieden
füHela ein Haus »eindecken«
fMufedza vertrauen
fu^ma den Bast abziehen
fü^rmda die Nase schnauben, die Nase
reinigen
Wenn man bedenkt, daß die
Schwarzen kein Taschentuch haben,
dann findet man einen Zusammen-
hang zwischen »Bast abziehen« und
»Nase reinigen«; nur ein klein wenig
Phantasie ist nötig.
fdnza lehren
vom seltenen Stamm /w'//rfa lernen
fitna wollen , lieben
ftjthga anzünden
fu^a schüren
fiha satt sein
kausat. fi^sa
fihalela den Rücken zuwenden
/■dwa Haustiere halten . zähmen
fd geben
fdSfada phantasieren , irre sein
fdyfela sich auf etwas schwingen
cf. fü^fela von fu^fa springen,
fliegen
fShea aufhängen
fdhula, dieselbe Wui-zel wie fd^hm,
also : herunternehmen
Dann ist es term. techn. für ver-
schneiden, kastrieren.
Zum Unterschied davon sagt man
auch fcthulula = herabnehmen:
fdla schaben
\fdHala sich ergießen
Th. und P. ScHWELLNUS : Die Verba des Tsivenc
17
fämhana sich trennen, einander nicht
treffen
Der Stamm fohnha ist vielleicht
in phamhä^ = Geißel erhalten
fd^mbuwa scheißen, aber nur von klei-
nen Kindern
Nicht zu verwechseln mit: ^pd^m-
huwa vom Wege abweichen (wie es
in einer Übersetzung geschehen ist).
Im Grundbegriff ist wohl beides
identisch, cf. »austreten".
fa^nda trennen
pM^nde Gabelung
mafande' Kreuzweg
phandahali^ Gabelung
fa^za, kausat. -/.w. fa^nda = spalten
hifa^nza Splitter
fahida intensiv Durchfall haben
fafa abspalten (große Stücke)
cf. phdfula durch-, zerspalten
phd^re Gabelung
tsi-fSre Gabelung
faltC' bauen, ansässig sein
{phd^tha Besitz)
fä^hnca munter sein, numter werden
tmfd^tuwo Angesicht
[cf. k]iö]feni Angesicht, was offen-
bar mit kho[fe = Schlaf zusammen-
hängt. Also das Gegenteil von obi-
ger Vorstellung]
/ej/ö neben fSfedza anspitzen
f0era fächeln, Getreide sichten, von
fe^a := fächeln
yW/a alle sein, alle werden
[cf. fMza und fidzisa Kausative]
filehedza neben feletsedza begleiten
fe^mba, term. techn. Die Kinder trei-
ben bzw. locken eine Art eßbarer
Heimchen aus dem Loch heraus,
indem sie die Tiere mit einem
Strohhalm kitzeln. Diese Tätigkeit
heißt 11 fe^mha, ein dazu gebrauchter
Strohhalm mitfe^hn; Gi'undbedeu-
tung ist wohl "locken"
cf. das Folgende
fe^mheledza gut zureden, beschwichtigen
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt.
finda auseinanderbiegen , z. B. das
Haar oder einen Grasbüschel, um
etwas darin zu suchen
fe^ta 1. quu'len
n. verraten
f^ßa, term. techn., sich abwischen nach
vollbrachter geheimer Leibesübung
fi^ledza etwas zum letzteimial tun, z. B,
eine Henkersmahlzeit einnehmen
fi^ndula umwenden, auch verdolmet-
schen, gelegentlich antworten
fi^ga den Akt der Begattung voll-
ziehen (nur bei Hunden)
fi^na schnüren, Knoten fest zuziehen
/«■'ra vorübergehen, übertreffen
fifea verrenken, verstauchen (intrans.)
fi^sa heiß sein, etwas verbrennen
f&la L erkalten
H. gesund werden
fo.lodza »abwerfen«, zu früh gebären
(von Tieren)
fdma bestreichen, z. B. Leimruten
~fdnda Früchte zerquetschen, entkernen
fu^fa fliegen, springen
ßffudza den Gnadenstoß geben
fü^fuma überkochen
fiffura abschütteln, abstäuben
fuHa dreschen
fü^hla abstreifen, z. B. Blätter vom
Stengel
ßHuta abwischen
fßmula schweigen
ßfiga stören, (Tau) abschütteln
ßthgula etwas abgießen (aus einem
Gefä-ß)
{fä^hgudza vei-mindern)
ßifa betrügen
/«jVa "Stochern«, z.B. mit einer Stange
ein Tier aus einem Loch vertreiben
cf. mt^ta desgl.
gaflza Topf auf das Feuer setzen
\ ga^dza » überplantschen «
cL'kaksa schlecken (mit der Zimge
wie der Hund)
ga^da galop{)ieren
; ga^da feststampfen
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Th. und P. ScHWELLNUs : Die Verba des Tsivenda.
gdgadela mit Macht ziehen, sich an-
strengen
gä^gula mit Macht emporheben , einen
Kloß abheben
cf. gakü^ Kloß
gd^nama sich auf den Rücken legen,
auf dem Rücken liegen
auch 'tdpama desgl.
(beachte: nach der Dentalis alveo-
lares n)
gd^mdza zusammenklappen (z. B. Ta-
schenmesser)
cf. gam'i} Gelenk, Kralle
gä^izamedza heftig zuschlagen (z. B.Tür)
gc^nya aufstreifen (z. B. Ärmel)
gotva auffangen
ga^ya mahlen (aber nur auf der europ.
Mühle)
Wenn Fremdwort, weiß ich nicht,
woher es entlehnt sein koimte.
gi^ga gerinnen
cf. Jchetha desgl.
ge^ha stoßen, auch: sehr schnell laufen
g^ra eine Rinne ziehen, auch scheren
(sehr verdächtig: fsi - g^ro =
Schere klingt zu sein* an scheer
[holl.] = Schere an) ^
gi^a aufstampfen
Vielleicht aus dem Gwamba, denn
es wird gik nur von dem Tanzen der
Knopfneusen, das im Aufstamjifen
besteht, gebraucht.
g'i^dima rennen
dial. di^gima desgl.
gi^dila etwa: auf die Brust schlagen
gi^va mit einem stumpfen Stocke
puffen
g^ha treffen, das Ziel nicht verfehlen
gopela Samenkörner »stecken«
gMa beim Umzug Hausgerät trans-
portieren
g6}dima herabstürzen, abschüssig sein
g^da ironisch, sarkastisch rühmen
g&gqdela am Stabe gehen
gSgomedza einklopfen
neben kh&khomedza desgl.
gägonya klopfen
neben khokhonya desgl.
go{mba picken (von Vögeln), Akt der
Begattung ausführen (bei Geflügel)
g(}mela stöhnen
gq^na versagen (mit der Färbung),
schmählich etwas ausschlagen
g^nya besteigen
go^a rösten
auch o^sa desgl.
goßi teilnahmslos dasitzen
gö^vela umflechten (z. B. mit Draht)
ngqveld^ Ring, Reifen aus Draht-
geflecht
gMa Durchfall haben
giibula mit einem stumpfen Pfeil
treffen
gu^a die ersten Übungen machen
(behufs Erlernung einer Sache)
gü^gula mit Macht ausreißen, term.
techn. für das Herausnehmen des
Rindermagens
giija betrügen . falsch spielen
gufna Trockenes, jNIehliges essen
tsigume^ geröstetes INIehl, das als
Proviant auf Reisen mitgeführt wird
gu^ma reichen {nga) (bis an)
gu\va abprallen von (Geschoß), es
kommt aber dabei auf den ge-
troffenen Gegenstand an
auch Jchußa desgl.
cf. güfVula abschürfen (Haut)
gwa^da, besser gwd^dela. das Kalb fern-
halten , wälirend ein anderer melkt
gicd^dama niederknieen
gwamba auf die Finger klopfen
gwMa zum erstenmal beackern
gwe^mba »Kopfnuß« geben
ya^ma selten für ama melken
ya^na selten für hahm abschlagen , ver-
neinen
ywaHa tragen
ywa^sa ra uh . sein , » schubbern «
ywepa klimmen, an einer glatten
Stange
ywe^ka schaben
Th. und P. ScnwELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
19
ywe[la besteigen
(yic^sa Last auflegen)
ywelela anklagen
ywe^ya stolzieren
ywifla mit der Sichel abreißen
Ichu-iflq »abgesicheltes» Feld
yiclfluja odei- khwi^ula einen
Ruck geben
ywißa mit der Sichel schneiden
hhwi^vo »abgesicheltes« Feld
hSdzihga rösten
^kSdzinga desgl.
ha^dza peitschen
cf. Mfidza desgl.
hafla abschneiden mit der Sichel
luHifa scharf, mutig sein
hdma selten für ama melken
khdhnelo Melkeimer
cf. hd}mvla ausdrücken, auspressen
ha^mha anfahren, schelten
hdna sich weigern
{hSnedza besti-eiten)
Wnda Wasser sprengen
Wmla erzählen, vortragen
cf. d^ea desgl.
licthgwa vergessen
cf. hdhga irreleitend sein
cf. ^Tic^hganyisa irreleiten, ver-
wirren
Jia^nya leben
Könnte Lehnwort aus dem
Gwamba sein.
ha^nya, Gi'undbedeutung: leben
Aber nur noch in der Wendung:
lidnyct u vom auf und sieh!
haßa schnüren
hdpdza peitschen
hdpila auslaufen (Gras)
Aö'Äa bespritzen
hS^tula richten, verurteilen
he^dza zuflüstern
hi^mana einen Zweikampf ausfüln-en
Verdächtig als Gwauiba.
h&balala den Baucli einziehen
hdha ziehen
Tio^la viel profitieren
höHefala zum Krüppel werden , ein
Krüppel sein
tsi-hoHe Krüppel
Wnza Feuer anmachen
ho^a schnarchen
hq^a zuschließen
(khoßio Schlüssel)
Ao'Va flechten, einen Strick drehen
hd^tola husten
hq^a herunterlangen
üi-hovj} Haken zum Pflücken
von Früchten
hgqvS' Widerhaken am Pfeil
liq^ya mit einem Zweige bedecken
hq^m desgl. (kausat.?)
hü^duluwa sich aufblasen
hiielela ausrufen als Herold
/m'/o groß sein, werden
hüHunga (Wand) verputzen, d. h. die
letzten Risse verstreichen
hu^a zurückgehen
hi^mhela bitten
Wmhula denken
hithga festbinden, speziell: Kleinvieh
an den Strick legen
Wredza einzäunen
{luhiira Hecke)
äm'Vö reiben, scheuern
hi^^tumela hineinsinken
hu^va bellen
hitmla anspeien, aber nur von einer
Schlange
•yß versiegen
yß^ara brodeln
%^la verloren gehen
yjidza verlieren
yj^layjla sich verirren
i^la unnahbar sein , gelegentl. unstatt-
haft sein
i^lafa heilen, neben d^lafa
i^ma stehen
i^mba singen
i^hgamela sich über eine Kante beu-
gen, um etwas zu sehen
2*
20
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
^■'ra Namen geben
cf. nW desgl. (dzi^na Name)
i^sa bringen , kausal, zu «/a, gehen
^■|'to machen
lihotda treiben (\'ieh)
cf. Makhd(l(i, Eigenname
hM(kila mit einem Ruck abreißen
cf. hada absiclieln
hha^hha sich irren, etwas falsch machen
TthSkhedza in die Enge treiben
Tihctla schallen
liTictnihha eine wunde Stelle be-
rühren
daneben thc'hnkha desgl.
Miapya funkeln
Tihctrvla abreißen
besser hWrula desgl.
JihSthala sich kümmern, »sich scheren«
hMHhula abreißen (Sti-ick)
cf. th^khula desgl.
'kh.ä^thamedza aufschnappen (vom
Hunde)
khSphula löffeln
Jdiepia ausscheiden, ti-ans.
kh^tha gerinnen
khn^da rühmen, Ruhm verkünden
kho^kha aufschichten
kh^khomedza einklopfen
tsi-kokd oder kWkhq hölzerner
Nagel
khö^khovedza ein sterbendes Tier vol-
lends töten
khq^pha d u i'c h brechen , abbrechen
khofia lunbiegen, krumm machen
khJtha überladen sein mit Früchten
khijtha (Wasser), Flüssiges im Munde
halten
khußa {hga ;= mit) sich ducken (hinter),
Schutz suchen (hinter)
khi\khvla den Fuß stoßen
khih'njejr_la sich versammeln, sich ein-
finden
khii^phvla abstreifen, term. techn. für
das Abstreifen des Schweißes (mit
Schweißlöffel)
khüfumedza stoßen (zur Seite)
(Pel. kyj)rometza)
khürumedza Topf zudecken
(Pel. khurometza)
khv}sa zusammenschütteln
kküHhula mit stumpfem Pfeil treffen
khwd^la, term. techn., als Zweiter
seinen Assagai in das erlegte Wild
stechen
(Damit bekommt der Betreffende
ein Anrecht auf das »Vorderblatt«.)
khioa^ha Blätter oder Zweige vom Ast
abstieifen
khwcttha fett, dick, fest sein
khw'i^ula mit einem Ruck anziehen
"ka} schöpfen, ])flücken
'ka^bva in etwas Weiches hineinstechen
"kd^bvanya mit den Füßen im
Wasser oder Morast herumtreten
^kdfdzinga oder Jwkhmga i'östen (in der
Pfanne)
'ka^ha mit Leder überziehen
^kd^kamela stottern
'kdflaha alt sein , alt werden (vom
Maskulinum)
mii-'kdjaha Greis
'ka[lakata im Halse kratzen
"kdmba berauschend sein
^ka^na oder 'ka'nya etwa: leider tun
(nur im Zusammenhang), z. B. wo
'A'o'no rm tta = ihr habt es leider
getan
"kctnda treten
{^k(^ndela Umschlag machen mit
erwärmten Blättern , ein krankes
Glied drücken [eine Art Massage])
"kdhiuka staunen
"kah'iga I. etwa: rühren, z. B. beim
Rösten
H. mischen , cf. mn'kdh'tgo =
bestimmte Asche als Sur-
rogat zum Schnupftabak
'kdh'iga/iyedza verwirren, irreleiten
(cf. kdh'igandedza nachlässig um-
wickeln)
^ka.na ernten
Th. und P. SoHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
21
'Jcdnda klopfen
(kandela, terni. techn., kastrieren
durch Zerklopfen der Hoden [bei
Böcken gebräuchlich])
^kciFpa Dickflüssiges herausbefördern,
z. B. Morast aus einem Graben
^kS'pedza überwerfen
cf. 'k(fpudza
^kcfpudza einem Kinde Brei eintrichtern
^k(Fpula einlöffeln
(hängt wohl mit 'kc^^pa zusammen)
^käfuvca aus dem Schlaf erwachen
'ka^sa oder ^katsa schlecken
^kd'ta zusammenrollen
(kafkdtedza nachlässig umwik-
keln)
Ica^va sich setzen (nur von Tieren, die
iliegen)
'kd^ahga mutmaßen
^ke^gula alt werden (vom Femininum)
mu-^kSgvlu Greisin
^kMekeha gackern
^k^ma anbeißen
^ki^lita niederschlagen
IV^kita desgl.
^khiza gute Ausbeute haben, machen
'kofla stoßen (im Mörser)
^kddola »bocken«, das Hinterteil hoch-
heben (von hinten gesehen)
^k&^/jAa hüsteln
^kd'kodza ziehen, schleifen
cf. Ao'Äa desgl.
"kö^komola hartleibig sein, geheime
Leibesübung mit Mühe verrichten
^kokota einen Rest der Speise aus
dem Gefäß nehmen
'k^^kova auf dem Bauch kriechen, an
der Erde hinschleifen
(wohl derselbe Stamm wie in
^kd^kodza?)
'ko^la »naseweis« sein
'kdmbama krumm sein, krumm werden
^k^mbetsedza gut zureden, nötigen
^kdmbqdza blenden
^kSrnhodzala etwas in das Auge
hineinbekommen
'k^mhvola ausstechen , hineinstechen,
z. B. in das Auge
^kömela den Penis (mit einem kleinen
Flaschenkürbis usw.) verkleiden, wie
es die Gwamba tun
^kq^a können, vermögen, übermögen
^kö^nana freund sein, miteinander
fertig werden
khonahii Freund
'kö^iiaila breitbeinig gehen
mdk&ha Subst, dazu
^k^nyola abbrechen (Stab)
^k(}nda hart, schwierig sein
''kändelela Ausdauer haben
lidra aushöhlen
^k(}sa ausschütteln, term. techn. für
das Ausschütteln des Schnupftabaks
aus dem Flaschenkürbis
^kö^tama sich bücken
^kö^a austeilen
^kdvela untergehen (Sonne)
^kSvqla Kopfwunde beibi'ingen
(cf. mdkqvS geronnenes Blut)
^kiMza hinwerfen
(kudzela, term. techn., Eier legen)
'kufla stoßen
^kü^hdza schüren (vielleicht die
Kohlen gegen den Topf schieben)
^ku^kumuwa sich blähen
^kifkuna abnagen
^ki^la ausziehen, z. B. Stiel aus dem
Beil, Zahn, Tür usw.
^kü^luta reiben
(knj,utedza glätten)
"kuhna brüllen
(kümela Beifall bezeugen durch
Brummen)
^knfiiba wegräumen
^kü^medza einnicken
^kühnnla ein Stück abstoßen
"ki^nda besiegen
^kv}hga anlocken, hinter sich herlocken
^kä^hgela anhängen
{mu-kühgelq Henkel)
^kiFpa, term. techn., den Fußboden
durch Schlagen glätten
22
Th. und P. ScHWELLNUS : Die Verba des Tsivenda.
'käsula, term. techn., gedörrtes Ge-
müse wieder aufkochen
'ÄM'ia ausspülen
^küHuku-sa den Mund ausspülen
'kiha I. (Kleider) waschen
II. 7Ai Ende sein, z. B. von Blü-
ten: abgeblüht sein
(ngü^o Kleid)
"kihula Mais abkörnen
^ku^ya mahlen, zerreiben
kuzula abschürfen
'ku^a intensiv^ kauen
(wie fressen zu essen)
^kwältula loslösen , z. B. Borke vom
Baum
gwati\ plur. makioaüK Borke
"kwia einsetzen, z. B. Stiel in das
Beil, Tür usw.
Ictla liegen, sich legen
{laHela I. auflauern
II. zu Abend essen)
la^mba sich weigern
Idffiula Streitende auseinander brin-
gen
la^ndula die eigene {cU) oder eines an-
deren Sache vertreten
ci. mulandv} =r: Schuld
lä^igana miteinander unterhandeln
la^pfa lang sein
/a'Va wegwerfen, sich abgewöhnen
{Id'tedza im Stich lassen)
Id^'tela aussetzen (Kind)
ISvelesa hinsehen
Mvuwa zurückschnellen (iutrans.) (von
einer Feder)
Mzula hochschnellen (trans.)
muMvu eine Art Falle, die
Schlinge wird durch eine Feder
angezogen
la.^ya Gesetze vorschreiben, instruie-
ren
{M^dza einen Auftrag mitgeben)
le^la auf kleine Kinder Obacht geben
Wluwa leicht sein (an Gewicht)
lima abnorme Hörner haben
limala abgestumpft, frech sein
Ujnbuwa klebrig sein
U^mela schwer sein
jihga säumen, verweilen
/e'm unartig, streitsüchtig sein
/^,/a Strafe zahlen
l^kita niederschlagen
cf. 'kejita desgl.
lija weinen
liflala den Blick nach oben richten
li(ma hacken, »picken«
lißda bewachen
{lifldela wai-teu auf)
li^hga versuchen
li^hgana gleich groß sein
liha Vieh hüten
lifsa lassen
Wmna einander gegenüberstehen
Iq^da achthaben auf
lö^idota desgl. mit Färbung: zärt-
lich achthaben auf
lo^hga hineinstecken
Wm träiunen
{th&rq Ti'äume)
W'fa Begrüßungszeremonie ausführen
Iq^a zugrunde gehen
lo^la einweichen
lo^wa behexen , vergiften
{mulo^i Substantiv dazu)
lu^ga schön, gerade sein
lu^ka Hechten
Mma beißen
lühnela (term. techn.) schröpfen
In^melisa grüßen
\'erdächtig als Lehnwort aus dem
Soth.
hi^nzedza (Perlen) aufreihen
cf. n'hi:ela desgl.
lunzi^ Pfriemen
lufiga salzen
h'i^tanya aufeinanderhetzen
lu^a huldigen
Iwa^ kämpfen
IwaHa krank sein
j(a' essen
id P. ScHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
23
maHa eine Frau kaufen
motma saugen
md^na kneifen
lumahio neben luma^nq (seltener)
Zange
ma^pha anklecksen
cf. phapha desgl.
ma^a etwas in den Mund nehmen,
im Mund halten
cf. mare^ Speichel
mbyd^7idamela untertauchen, intrans.
mh'^ä^idamedza , desgl., trans.
mhvvFka Zweige in das Wassergefäß
legen, damit das Wasser beim
Tragen nicht überplantscht
mbvvFTeo solche Zweige
mej,a hervorwachsen
mifiza verschlingen
Stamm: mija, bedeutet genau
dasselbe
mi^nza verspeisen, mit der Färbung
wie etwa: »einhauen«
mi^na seihen, Wasser abgießen
mofia um-, herumgehen
möfiamqna im Kreise oder kreuz
und quer gehen
Wna oder mmela intensiv kneifen
mu^na im Munde zei-gehen lassen
cf. muhiq Salz
nzü^nzumula zerren
«ö!| regnen
na^Tca schön sein
nd^kula abheben, abbrechen ^on der
Speise
na^ma abputzen, mit Lehm bewerfen
(na^muvoa sich loslösen)
rudmbatela ankleben, intrans.
ndnga aussuchen
na^pvja kurzen Schlag geben
nafia, term. techn., das feinste Mehl
vom gröberen scheiden
ndtha etwas »eigen« machen
na^a (die Beine) an der Erde aus-
strecken , an der Erde entlang
ranken
ndändomdza langsam einen spitzen
Gegenstand eintreiben
ndühdumala einen spitzen Mund machen
cf. dthiunu Spitzmaus
nefibelela hängen , intrans.
ne^mbedza aufhängen
ne^ta müde sein, werden
tiq^ia fett, feist sein, werden
(inanqnS Eier in den Heu-
schrecken (wie Rogen), für Fett
angesehen)
uQ^igqla heraus - » polken «
nu^ha stinken, wohlriechen
{nü^hedza beriechen)
niFpela untertauchen
ni^vela desgl.
{tH-nwi^ Tauchen, subst.)
itwa} trinken
nze}na hineingehen, neben dz^na
haja etwas übelnehmen, »maulen«
hä^maila breitbeinig gehen
hd^mula mit Gewalt aufreißen (z. B.
den Mund), trans.
na^ha hemmen (z. B. das Pferd mit
dem Zügel)
Verdächtig als Sotho.
n^nza anbeißen
hSmhvqla ausstechen (bes. Auge)
cf. ^hdmbvqla
nüfiuna murren, knurren
hwctla schreiben, einkratzen
nwalfa abbrechen (von der Speise)
hwa^ya kratzen
Verdächtig als Sotho.
nwelJca glimmen
Verdächtig als Gwa.
nya^ scheißen
nya^dza verachten
nyd^mbudza kurzen Schlag mit einer
Rute geben
nye^iga glimmen
nye^pa lügen (poetisch)
Auch im Tsl-kaHaiiga heißt »lü-
gen« so.
nyddqla abbrechen
ny^hgana verwickelt, verwirrt sein
24
Th. und P. ScHWELLNUs : Die Verba des Tsivenda.
nyo^va geschlechtlich verkehren
(nyö^mna geschlechtlich miteinan-
der verkehren [von Menschen])
nö^mela besteigen , reiten
Daneben nd^mela desgl.
Tia^nza lecken
nämgedza tupfen, betupfen
na;na heftiger werden
Gelegentlich zur Bildung des
Komparativs verwertet.
näfuwa naß werden, aufweichen (in-
trans.)
nä&re bringen
(einziges Verbum auf e)
ndSnyowa vom Stiele fliegen (vom
Werkzeug)
n^a geben
(ne^^kedza zureichen)
ne^nga heimlich weggehen
(tie/igwa Ekel empfinden)
no^ka schmelzen (intrans.), ohnmäch-
tig werden
nö^kala naß werden
nn^da schlagen, züchtigen
nu^la I. aus dem Wasser ziehen
II. das Rind bei der Nase er-
greifen
nu^rula schlagen, kneifen, daß die
Haut sich ablöst
nwa^ schmelzen (intrans.)
o'/a sich fürchten
^"Tca, term. techn., Kohlen aus dem
Feuer nehmen, um ein anderes an-
zuzünden
dla künstliche Warzen erzeugen durch
Ritzen der Haut
o^lodzä schleifen (schärfen)
o'ma trocknen , intrans.
dmela festtrocknen an, sich klam-
mern an
o^mba festhalten
o^mhela festnageln
Q^haomha klojifen
cf. tH-q^mbo Klöppel
(hida mager sein, werden
ö^nyolqwa sich ausrecken
{ö^nyana sich krümmen)
o'ra sich am Feuer wäimen
o^rmoa abends nach Hause getrieben
werden (vom Vieh)
o^tja neben yo^tsa braten
pfa) I. hören, empfinden
II. ausspeien
(vgl. dazu pß^ heißen)
pfd^pfama bruzzeln. prasseln
pfdh'ula, besser: pfSrvla, entlang
kratzen
pfi^ heißen
2]fu]fifala kurz werden
pfu^^ha überspringen
pfuHa mit dem Pfeil schießen
pfi^luwa verziehen, von einem Ort
zum andern
pfv^ma reich sein, werden
pfu^iha festhaften, z. B. Spitzname
pfximela bürgen für jemand
(von pfu^ma?)
pfu^na knüpfen
cf. pßhidq (mit zerebralem nd)
Knoten
pß\redza schüren
cf. ßti^ra desgl.
pßvi^ta zerfi-essen, und zwar Holz von
Würmern, Ameisen usw.
pßv^va mißlingen , den Dienst versagen
phd^dula absprengen
cf. ^pdkhda desgl.
pha^ga gierig an sich reißen
p]u?]charnedza hinüberwerfen (z.B. Sack
auf den Rücken des Lasttieres)
phä^Jchatnisa aufheben
Verdächtig als Lehnwort aus dem
Zulu.
phajala »ausschwärmen« (von einer
Kriegsmacht)
phd^masa ohrfeigen
phdhnula aufbrechen (z. B. eine Tür)
phSnyula vorwärtsschreiten (drast.)
pha^pha klecksen, abspalten
pJia^ama ausgebreitet daliegen
Th. und P. ScHUELLNus : Die Verba des Tsivenda.
25
phd^ula auseinanderreißen
phafua platzen
phdfsa spritzen, sprühen, trans.
p7id^sa?nedza Wasser hinscliütten
phe^p/ia einem Geschoß ausweichen
pJiMza, terni., eine Knli am Nasen-
riemen festlegen
mu-phiHzo Stange dazu
pMma Feuer auslöschen
phq^pha triefen
phüklula durchlöchern
(cf. jow'/a desgl.)
phu[la durchstechen
pMJusa wiederherstellen, erfrischen
pM^mula abwischen
phü^unula entrollen, entwirren
phü^ulula desgl.
phuha entwöhnen (Vieh), intrans.
phüfula aufwirbeln, trans.
phWnäa mit stumpfem Pfeil treffen
plühjda ein Loch in ein Gefäß hinein-
schlagen
phu^za trinken
Fremdwort: Zulu.
pyj;fia feige sein {p^ nicht Lenis)
Verdächtig als Sotho.
"pa^dza streifen, Streifwunde beibringen
"potdula abbrechen (an einer Stelle,
wo etwas leicht bricht, z. B. Zweig
vom Stamm, Vorderblatt vom Rumpf
[beim Schlachten] usw.)
^pS^kata vom Mais: Kolben ansetzen
in der Blattscheide
^p)a^la kratzen , scharren
^pdHapadza zerkratzen (zusammen-
gesetzt aus ^paja und 'pa^dza?)
'pdmba borgen, leihen
"pdmbuwa vom Wege abweichen
^jid^mudza einen Schlag mit der flachen
Hand geben
"pa^da zu Fuß gehen
{^pd^ndela vertreiben
^pd^ndamedza verfolgen)
"pSnzefala unfruchtbar werden (vom
Vieii)
phSnze Kuh, die nicht kalbt
^pa^hga einfüllen
^pa}^pama]a auf dem Wasser treiben
^pa^;a galoppieren
"petita klemmen, einklemmen
palta treulos werden (z. B. wenn die
Henne die Bruteier verläßt)
^pältamedza klecksen
^pd^ula das Bein zur Seite hoch-
heben
^pe}ama schief sein
^p^ap^a wanken
^peklula eine Scharte einschlagen
^pemhelu vor Freuden einen Einzel-
tanz aufführen
^p^mbisa tünchen
^pihga veiTÜckt sein
^p^hgula entblößen (durch Hoch-
schlagen der Kleider)
^pe^ya glänzen, blitzen
^pe^sula den Schurz hochfliegen machen
(etwa durch Sprünge)
'pe^ta falten
(cf. mape^ta sog. 0- Beine)
"pfilnya »bocken«, vom Reittier
Verdächtig als Gwa.
^pya^ya quetschen
"pydf'iyedza belasten, niederdrücken
^P'^a^a zerschlagen
"p^S'tula zerquetschen
daneben 'p-^jd^ndula desgl.
/«■'a Bein stellen (bes. die Beine der
Kuh festhalten beim Melken)
'/j/i^a verstauchen
'piflea verstaucht sein
"pi^Jca »dick tun«, sich verlassen auf
^pi^Jcula hochheben, mittels einei' Brech-
stange
'pi^la sich decken {hga, mit)
^pPnza, term., Korngrube mit Gras
ausfüttern
'pi^hga Vieh treiben
^pi^nya zwinkei'n (Auge)
^po^fuJa blind sein , werden
^p^mba umwickeln
^pö^mqhedza falsch anschuldigen
^päfiyoka entschlüpfen
26
Th. und P. ScHWELL^•us: Die Verba des Tsivenda.
'pdra kleine Kopfwunde beibringen
(selten)
^pq^sa werfen, auch: nicht treffen
"pvtnda Knoten bilden, auf der Haut
oder im Teig (Mehlklöße)
Inndu Knoten (Haut), Mehlkloß
^pü^edza das Gesäß zusammenkneifen
'pendula einen »Schubbs" geben (mit
dem Fuß)
cf. mpiindu Fußtritt
j3W|'to zusammenrollen, welken
rd od. thc^ {mufiha) (eine Art Scliach)
spielen
rapela beten (Sotho)
ra]fa herausholen
term. techn.: Honig ausnehmen
rd^fuwa warm werden, auftauen, vom
Körper
ra^ha mit dem Fuße schlagen
ra^mba aufrufen {mbi^), ein Heer auf-
bieten
rdhnbalaja am Abliang entlang gehen,
parallel laufen
rdfnda Fell in Streifen schneiden.
Striche ziehen
rcthga anfangen
rdfamuwa sich dehnen
^ tältamuwa desgl.
ra^tha eine Brücke benutzen
re'a eine Falle stellen
selten thda desgl.
re^za ausgleiten, glatt sein
reflzemuwa ausgleiten
r^da Brennholz sammeln
r^ma hacken (mit Beil)
{r^ma schmerzen)
re^mha verhöhnen, verleumden
re(mheda schlaff sein, z. B. Bogen-
sehne
re^huluwa sich umwenden
re^nda preisen
r^nga kaufen
re'm in Sprichwörtern reden, auch
etwa soviel wie »erzählen«
rnire^ro Sprichwörter
ri^ sagen
ri^na Namen geben
ri^jida kochen, unter stetem Rühren
ri^ndila gerinnen (Blut), unempfindlich
werden (Stelle am Körper)
ri^ha rühren, anrühren, Z.B.Falle zum
Losgehen bringen
fdla holen
ro^Jia tropfen
r^thqla kalt sein, werden
rurpa an der Beschneidung teilnehmen
(verdächtig als Sotho)
n^dza Herz erleichtern
Kausativ von rw'/a Last abnehmen
rufla Last abnehmen
ru^ma schicken
rü^mhula durchstechen
ru^nda Urin lassen
rihzeja od. pHiela aufreihen, z. B.
Fische an den Kiemen auf eine
Gerte aufreihen
cf.Iti^nzedza Perl
en aui enie
Seh
aufreihen
rv}r>ga stechen , nähen
n/h'a aufschichten
(cf. murü^rathdkho Mastdarm
matqlko = Mist)
rwjo' schlagen
sa^la zurückbleiben
se^ lachen
(sefsea fortwährend lachen
se^ela lächeln)
se^dza genau ansehen
s^Ttena dünn sein
se^y term. techn., durch Schütteln
im Korbdeckel sichten
hisejq Korb deck el
(mit sejuwa verglichen dürfte die
Grundbedeutung von se^la etwa:
•> hochwerfen « sein ? )
■fe^luwa aufwallen (von kochendem
Wasser)
s^ma beschimpfen
{sSmana hat die reziproke Bedeu-
tung, heißt aber auch oft schlecht-
hin: schimpfen)
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Verba des Tsivenda.
27
cf. masemü^ Vorderzähne, Hauer
se^iida behobeln, beschaben
seßdela sich nähern, näherrücken
se/iga über eine Rechtssache verhan-
deln, disputieren
se^genedza oder sefigeneta kitzeln
se^;a unter etwas hindurchkriechen
sStsa Taschen usw. durchsuchen, sehr
verdächtig als vom englischen »to
search« entlehnt
se^a Zukost genießen
s^m verleumden
si^a zurücklassen
siftma brünstig sein (von der Kuh)
si^lca Feuer quirlen
si^'kida herausheben mit der Brech-
stange
cf. zi^JcuJa desgl.
siHihga »Allotria» ti'eiben
sima pflanzen
auch: etwas genau machen, z. B.
in der Verbindung: si^ma u vone
sieh es dir genau an
sifia faiden
sifiga, term. techn., die Zitzen der
Kuh mit Mist bestreichen, damit
das Kalb nicht saugen kann
Grundbedeutung? Eins der Ge-
schlechter der Venda wird sipgo
genannt.
si^nya das Auge zukneifen
si^nyedza zuzwinkern
si^nyuwa ärgerlich sein, ärgerlich werden
si^nda im Mörser stoßen
Der Ton, den das shida gibt,
heißt muts^ndo (zerebral), auch der
Klang von Tritten.
si^sima hervorquellen
cf. tsi-si^ma Quelle
so^la Mißachtung ausdrücken
so^mola Zahnstocher gebrauchen
so^mehca etwas zwischen die Zähne
bekommen
sdmba umdrehen
cf. sdhqa des";l.
sdhga umdrehen
su^ka gerben, kneten
sü^kumedza wegstoßen
sUfla stänkern, Wind lassen
su^ma dem Häuptling den besten Teil
(vom geschlachteten Tier z. B.) ge-
ben
sufiha mit dem Finger weisen
{su^mbedza allgemein: zeigen)
musü^mba valoH Zeigefinger (mit
dem man auf Hexen weist)
\musüfnbuluo Montag, an dem man
von neuem zu zeigen, zu zählen
anfängt]
su^da abstoßen, zur Seite stoßen
(kneifen)
sü^sumedza Nebenform von sti^kumedza
wegstoßen
sultula abschälen, abledern
su^ta sprühen (vom Regen)
su^a gleiten
su^rela untergehen, verschwinden
sd brennen, verbrennen (intrans.)
sajedza überflechten , damit ein Strick
stärker wird
■^aj'a die Schalen vom Maiskolben ab-
ziehen
.sdrula neben safula desgl.
^öi^ö! scherzen
sa}'ta berühren beim »Zeck«- oder
»Greifen« - Spielen
sOji/a zeichnen, mit Erkennungszeichen
versehen
■^efida auf dem Bauche kriechen
§e^tha die Älteren respektlos behandeln
.^Ma fegen
■s\fala dunkel sein, werden
si^ka anlangen
si^nula schlagen, züchtigen (einen Jün-
geren)
si^nga blind sein, werden
sha Vieh in Pension geben
si^^ta begraben
sfüila frühstücken
sdga Vieh antreiben
sdgola geplagt sein
28
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Yerba des Tsivenda.
§S^ Jenny o Ja abschürfen (Haut)
Sohida zerquetschen (Früchte)
cf. fcfnda desgl.
■so^tola abschälen
^?o'Va zerreiben
.sufa schlürfen
sa^mula schnüren
sa}nda umkehren, unnvenden
saffduka sich verändern
sa^ta beschmieren, (anstecken, von
einer Krankheit)
sa}va fliehen
^fa^ya ermangeln. Mangel haben
•?äjc' gießen
s^hga kauen
se^igedza martern
sMza schlachten
si^nda Todeszuckungen machen
kjna Scham emjjfinden
si^la mit Kuhmist bestreichen
suj,ula ausschütten
suhna arbeiten
su^a verscheuchen
von .si/,a sich entsetzen?
Letzteres verdächtig als Sotho
tsoxa.
su^ama sich auf den Bnuch legen
tsa^ herunterkonunen, hinuntergehen
ts^^ka wackeln, intrans.
tsi^ka niederdrücken
tsiHufala dumm sein
tsh'a Aussicht versperren, besonders
"in der Sonne stehen«
tsdgodedza hineinstopfen
tsa) stehlen
tsi^ma zischen (Speise auf dem Feuer)
tsu^ka rot, schmutzig sein
VW5a schlürfen, etwa: » picheln«
tha^ Nebenform von m' (Schach)
spielen
thapa naß sein (Sotho)
thotidza Rätsel aufgeben
(thdi Rätsel)
tlictnya klug sein
thotthaha knattern
thdHhedza zu mehreren über einen her-
fallen
th^a Nebenform von r^a Falle stellen
the^la Abgaben entrichten
\'erdächtig als Fremdwort.
thha zumachen
thdla mieten
th(}ma anfangen
thafia eintunken
tWha als Kriegsbeute mitführen
thv^dza stoßen (zur Seite)
thiMtsa schießen
thu^pha aufhäufen
thu^sa helfen, Lehnwort aus dem Sotho
thuHJia niederreißen
thüHhuba aufspringen (Maiskörner beim
Rösten)
/w' aufgehen (Sonne)
tsd^sama wimmeln
tsM schneiden
tseja auf Nahrung ausgehen
cf. mißejo Früchte
ts^ma schreien
tse^na weiß sein
tse^ta Steine schichten
cf. mutse^fo Mauer
tsSudza zwT Strafe keine Speise geben
üiHa leben
tshnhija gehen
tsi^na tanzen
tsi^nya Unrecht tun
tsi^a von der Kuh: so weit sein, daß
sie Milch gibt, nachdem das Kalb
gesogen hat (vorher gibt eine echte
Kafliernkuh keine Milch)
0va begehren (im bösen Sinne, wäh-
rend tt^va dasselbe im guten Sinne
bedeutet)
tsö^.^edza mit Dornzweigen verlegen
üq0(2ma durch dick und dünn gehen
tsOft/ia ein Gehege diu'chbrechen
(Fremdwort?)
th/f7ia anziinden (Sotho)
^ta}'kala sich freuen
^ta^kanyela Zuckungen machen
^ta^kula aufheben, hoclxheben
Th. und P. ScHWELLNUs: Die Yerba des Tsivendc
29
7«'/« I. scliwimirien
IL Linien reißen
^tahna begehren
"tdmba spielen
'ta^mlnaca Mühe haben
^tSidarala steif wie ein Stock werden,
sein
'tdhffa umgeben, umzingehi
'ta^nya lausen
'fa^nzula aufknacken, daß es spritzt
'fa}sula desgl.
Vo''/)o staken (mit einer Stange)
'/a''/«! empfindlich sein, sich scheuen
vor
^t^^kateka hin und her gehen
^t^laila umkippen (trans.)
"te^Iedza Widerwillen empfinden
^timela die erste IMilch von der Kuh
genießen
^te^nda zustimmen
"tindeleka hin und her gehen
'teieleka desgl.
'tefiga (terra.) Grieß sortieren
"tfpgula desgl.
'te^pa schwanken, schwank sein
^t^mla ausschütten
^tipa zudecken
'ti^'ka stützen
"t^^kimela versunken sein
^ti^matima zweifeln, unschlüssig sein
^tinya einem Geschoß ausweichen
'ti^za, poet. : sich fürchten
"tcinza Feuer anzünden
Hdnda Nachsicht, Fürsorge üben
^pfta kneifen
^to^vola "Wild verfolgen , ihm nach-
spüren
^tse^ta kerben, schnitzen
^tu^mha hocken
^t-utmula abschneiden
'tu^nzuja Geschwür aufdrücken
^tu^hya hervorschvveUen
cf. thü^igamä^milf junges Mädchen
von etwa 13 Jahren
-mä^mii, kontrah. aus macMmu
Brüste
"tv^hgula würfeln (Zauberwürfel)
"tu^pula ausreißen, entwurzehi
'tu^tuwa ankommen, aber noch im
Gehen begriffen
"pvdnga (Ausschlag) aufdrücken
tha^ula ablösen, wechseln
thakha etwas vom Baum herunter-
schlagen
tha!khamedza etwas auf den Baum
werfen, daß es oben liegen bleibt
thSphudza einen Schnitt zu Ende führen,
auslaufen lassen
thakha am Spieß braten
tha^a stechen , schlachten
(thavela, etwa: impfen)
tWkTia rupfen (geschlachtetes Geflügel)
thq^plia aufschichten
tMthqna jucken
thü^khula abreißen
thu^pha belästigen
thu^a (Federn) ausraufen
thwd^la einsperren, zur Mast
\c^dzia Topf auf das Feuer setzen
^tc^funa kauen
'to|Aa ausbrechen, aus einem Gehege
cf. 'ta^ala alt, löchricht wer-
den 'ta^hisa, terra.: jNIädchen ent-
führen
^fa^hala alt, löchricht werden
"td^helwa ermangeln, in Bedrängnis sein
'ta^hula ausjäten
"tc^lifa klug sein
'tajula wählerisch verfahren, unge-
recht sein
^tctmara herbe sein
''ta^ha sich waschen
Ha^a Grundbedeutung ?
Nur im Zusammenhang, etwa:
sintemal, wenn schon
^ta^ama auf dem Rücken liegen
cf. ga^nama desgl.
'ta^neß sich den (angenehmen) Sonnen-
strahlen aussetzen
^tafiuwa auf die Höhe gelangen
"tafiza waschen (trans.), kausat. von
"tamba
30
Th. und P. SrnwELi.NUs: Die Yerba des Tsivendt
"ta^nza sich erbrechen, «werfen" von
der Sau odei- Hündin
"ta^igana zusammentreffen
cf. "ta^hganedza in Empfang nehmen
^tafigula berauben
^ta^tela laden, Schnu])ftabaksdose füllen
^taßx pflanzen, aufgehen von der Sonne
"ta^vanya sich beeilen
"ti^dzimela hinüberlugen
cf. thokizt Spitze
Varfa suchen
'to^ha eini'ammen
'to|/ß stets im Zusammenhang, z. B.
u ^tolo-u da = er konunt gevvohn-
heitsgeinäß
'to'/a nachsehen, auskundschaften
^tofiia hineinstecken
'to^iga prahlen durch das Auftreten
'^'m Lücken ausfüllen
^tqredza desgl.
^t&\Uiß^C' (einen Pfeil) in etwas hinein-
schießen
'0vosa bedrängen
V;/,a weggehen
'tuflza hinken
^ftifla seihen
"tofiola die Schalen von den Mais-
körnern entfernen. Stoßen im Mör-
ser
^tu^kisa etwas essen, um schlechten
Geschmack zu beseitigen
^td^kiifala klein werden
^tuja etwa: böse Vorbedeutung haben
^tüHutsedza oder ^tü[hikedza Wasch -
wasser über die Hände gießen
"tfjtma anstücken, Seil verlängern
\u^ga reizen
{^tupgedza drehen)
^tu^hgvla, term.: Kleie entfernen
tu^nya Haare, Federn ausraufen
^tjjtndfl Lebensmittel einkaufen wie
seinerzeit die Söhne Jakobs in
Ägj'^|)ten
''tultula schärfen
^tv^va sehnliches Verlangen haben
'ftüOi Zeit zubringen
ü^khutJia ausklopfen (z. B. Kleidungs-
stücke)
u^da schimmeln
(inu-undä} Schimmel)
u^ndula ergreifen (am Bein z. B.)
ufiga neben ü^ngdela locken
cf. 'ki^hga locken
u^hga brausen
u^hgida absahnen
vaja zumachen
vdhga mischen
vdfigula Dorn ausziehen
va^ya stechen (vom Dorn)
ve^ta kratzen (z. B. Katze)
vif. abledern
viHiiiganya durcheinanderrühren
cf. ni^/ingana, intrans.
vi^ma neben zi^ma jagen, aufspüren
vo^ta anbrennen (trans.)
vufh zahm sein, werden
vuja öffnen (Tür)
cf. va^Ia schließen
tnhda, selten vuhia brechen (trans.)
vi/fa (Fleisch) in etwas verdorbenem
Zustande sein, wie hierzulande das
Wild fleisch
vukca aufstehen (vom Schlaf)
vafia Holzarbeit machen, schnitzen
cf. mbafh Beil
vaHsa wehe tun (trans.)
von vdm schmerzen
vaja zäiilen, lesen
vajela mit Latten versehen (z. B. Dach)
cf. Ju-vdjelo Latte
va^mba spannen
va^nbadza verkaufen
va^mbala feil sein
mfiibeju nebeneinander sein, gehen oder
stehen
vahida ohrfeigen
vdfldakana oder vd^dekana nebenein-
anderstehen
ra^iga Bauholz geradestrecken
cf. mapa^gq Baupfähle
Th. und P. SrnwELLNUs: Die Verba des Tsiveiida.
31
va^nda in der Hand betrachten
va^a Feuer anzünden
cf. tsi-va^so Feuerherd
m'm I. wehe tun (intrans.)
II. sengen, ansengen
ve^a hinlegen
vj^^kanya zurechtlegen
vef'iga (Fleisch) in Streifen schneiden
vlhya jemand »auf dein Strich« haben
v^ula rasieren
vi^a mit Zweigen einen Verhau machen
"t^bva reif, gar sein, werden
l^dza rufen
vj^fa häßlich, schlecht sein, werden
vi^ga legen (poetisch oder Kai.)
vi^la kochen , sieden (intrans.)
vi^la »mahnen« (Schuldner)
viHingana in wüstem Durcheinander
sich befinden
vi^lula sich beeilen
luvi^lo Eile, Schnelligkeit
mfigaiia einander heiraten, Hochzeit
machen
vdfa binden
vo^pfiba brüllen (Löwe)
v(}na sehen
luvn^ne Licht
vo^netsela leuchten
midza sagen
vv^dzisa fragen
vü^dzula oder vü^dzedza pusten, anblasen
(Feuer)
vtHaya , daneben : vuHaha töten
vuHunga verwahren, aufbewahren
mi^mba bilden (aus Ton)
vjjtmhduwa sich wälzen
vu^a welken
t2y^nga Fliegen verscheuchen
mha herrschen , regieren
mi^ta stochern
vu^va sich ducken , llach auf die Erde
legen (Vögel oder sonstige kleine
Tiere)
m(^ya zurückkehren
wa^ fallen
we. Ja überschreiten , über setzen
3/ö!| hingehen
ci/|M?« prahlen, sich rühmen
cö!| dünner werden (vom Leibe), »auf-
stoßen« (durch die Speiseröhre)
zaHa säen
z'^fa lügen
zi^kula etwas Großes, Schweres hoch-
heben
zfma jagen, aufspüren
z^mha aufschwellen
{zhnbela »Verstopfung« vei'ur-
sachen)
za^^ka niedertreten
za}mba lärmen
za^mbula abreißen (einen Sti-ick mit
einem Ruck)
za^ta (den muzatq = Tanz der Gwamba)
tanzen
zöpgqndedza niederdrücken , hinein-
stopfen
zo^ta intensiv: Köi-ner zerbeißen und
kauen
zu^ula entreißen
32
Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete,
einem Dialekt des Unter- Sambesi mit Varianten der
Sena- Sprache.
Verfaßt von P. Alexander v. d. Mohl S. J.,
I\lissionar in Boroma.
Vorwort.
Wir beschäftigen uns hier mit zwei Dialekten der Bantu - Sprache ^ vom
Unter- Sambesi: dem Dialekt von Tete und dem von Sena. Das Gebiet
dieser Sprache erstreckt sich von der INIündung des Sambesi bis in die
Kufukw a-Gegend nach Nordwesten und dann vom Mashonaland südlich
bis zum Nyassasee^ nördlich. Außer den genannten Dialekten unter-
scheiden wir noch den von Chire und von Mashon a, obgleich letzterer
auch als eine selbständige Schwestersprache betrachtet werden kann. Es
scheint, daß der Dialekt von Sena der ursprüngliche ist, weshalb er die
Aufmerksamkeit von Bleek und P. Toirend besonders auf sich gezogen hat.
Den Dialekt von Tete sehen wir als eine Abzweigung an.
Während unseres Aufenthaltes in der Unter -Sambesi -Mission haben
wir Gelegenheit gehabt, unter der ausgezeichneten Leitung des oben-
erwähnten P. Torrend in die einfachen, auifallend konsequenten und philo-
sophisch gedachten Sprachen von Tete und Sena einen tieferen Einbhck
tun zu können. Bei dieser Gelegenheit wurden wir mit den Schwierig-
keiten bekannt, welche die Erlernung dieser Sprachen dem Nicht -Portugiesen
bereitet. Deshalb haben wir uns entschlossen, durch Bearbeitung einer
^ Vgl. Comparative Gramniar of tlie South Afriean Bantu Languages von
P. J. Torrend S. J. (London).
^ Dieses Gebiet folgt also dem Laufe der zwei großen Flüsse Sambesi und
Chire. Man muß aber auch hinzufügen, daß wir außer der herrschenden Spraclie
liier und da Dialekte verschiedener anderer Bantu -Sprachen finden, so z. B. das
Ci-Tawara in Boioma, Ci-Roro von Morumbala, Ci-Podzo von Luabo,
Ci-Tsenga von Ruangwa
usw.
V. D. Mohl: Prakfischo Graniiiiatik der Bantii -Sprache von Tete. 33
kurzen, praktischen, zum Selbststudium bestimmten Grammatik dem Deutschen
oder wenigstens dem deutschsprechenden Missionar, Angestellten oder Agenten
ihi-e Aufgabe zu erleichtern.
Die vorhandenen grammatischen Handbücher sind portugiesisch ver-
faßt und dazu wenig praktisch, da sie bloß Regeln enthalten, olme zu ihrer
Anwendung Anleitung zu geben. Von der Syntax ist da keine Rede.
Wir ha])en in dieser Arbeit die Hartlebenschen polyglotten Graunna-
tiken uns zum Vorbild genouunen'. Da, wie gesagt, die Dialekte von Tete
und Sena sehr verwandt sind, so war es nicht schwer, sie gleichzeitig zu
behandeln. Im Texte und in den Übungen haben wir das Ci-Nyungwe^
behandelt, dagegen in den Noten machten wir auf die entsprechenden
\'arianten des Ci-Sena aufmerksam. Wer also die letztere Sprache erlernen
will, der soll sich vor allem gut diese Noten aneignen und nach densellien
sowohl als den verschiedenen, im Wörterbuclie angeführten Sena -Aus-
drücken die Ibuiigen modifi/.ieren.
Zur Orthographie sei bemerkt, daß wir anstatt ch {qu) oder c ganz
einfach c gewählt haben, weil es sich um einen einzigen Laut handelt
und derselbe ebensogut durch c als durch ch oder c sich schreiben läßt.
Die Buchstaben sind ja bloß arbiträre Zeichen, und je einfacher sie sind,
desto besser. Dann haben wir die so oft im Katfrischen vorkonnnende
Aspiration mit einem h geschrieben, weil das lateinisclie Alphabet sie
durch diesen Buchstaben aiisdi'ückt. Außerdem wird h nur als Modifikation
anderer Konsonanten gebrauclit. Das ist nun auch der Fall, wo die Aspi-
ration im Kattrischen vorkommt. Deshalb schreiben wir aspirierte Kon-
sonanten: kh. th, ph^.
Was sonst hier neu oder originell ei'scheint, das wurde aus den Er-
klärungen des P. Tonend geschöpft, wobei die klassischen kafiVischen KaV)eln
als Unterlage dienten. Diese sind die einzige Literatur der Kaffern. In
den Fabeln hat sich nicht allein ihr ganzes Denken und Gefühlswesen ab-
gespiegelt, es ist auch ihre klassische Sprache darin enthalten. Dies war der
Grund, weshalb wir die einzelnen graimnatischen und syntaktischen Regeln
aus den Fabeln zu begründen suchten und aus ihnen das Material zu den
Übungen schöpften. Die Fabeln sind viel zuverlässiger, um das klassische
Moment zu finden, als nu^indlit-he Krklänmgen. Bei den letzteren ist manch-
mal schwer zu unterscheiden, was als persönliche Eigentümlichkeit des
1 Die praktischen Tbungen wurrlen wegen Mangel an Platz ausgi-lassen.
2 So lieißt der Dialekt von Tete katirisih. Nyungwe ist der einlieiniische
Name von Tete.
^ Es scheint sehr unprakriscli zu sein, die Aspiration mit einem iiachfolgenden '
zn bezeichnen, z. B. k' f p\ Die Verwech.selung mit dem Apostroph liegt nahe,
aber vor allem ist es etwas dem lateinischen Alphabet Fremdes. Dieses kennt
Zeichen über und unter dem Buchstaben, aber nicht daneben. Der Apo.stroph
vertritt einen Buchstaben, steht also niclit daneben als seine Ergänzung.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 3
34 V.D.Moni,: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
ungebildeten Schwarzen und was als klassisches Merkmal der Sprache
betrachtet werden soll. Dagegen haben die Fabeln in ihrem Wandern von
Mund zu Mund durch Generationen Gelegenheit gehabt, sich zu läutern.
§ 1. Das kafeische Alphabet.
(1) Das Alphabet des Tete besteht ans '2ö Buchstaben: a. b, c,
d, e, f. g, Ji. i, j-, k, l, m. n, c , p, r, s, t, m, v, w, x, y, z. Wir haben
also 5 Vokale: a, e, i, o, u; 2 Halblaute: lo, y\ und 17 Konsonanten: h,
c, d./, g. h, k, l, m, n, p, r, s, t, v, x, z.
(2) Die Aussprache der einzelnen Buchstaben.
Die Vokale werden wie im Deutschen ausgesprochen.
Die Halblaute: w klingt wie uo, also wie w im englischen water.
Es ist eine Art «, welches schwach ausgesprochen wird oder ganz ver-
schwindet, z. B. loakazi (Frauen) klingt gewöhnlich akazi^. Wo ein Hiatus
zu vermeiden ist, nuiß das ?r deutlich ausgesprochen werden, z. B. vcakazi
awa (diese Frauen).
Daraus folgt die Regel, daß ein unbetontes u vor einem betonten
Vokale zu w wird, z. B. mw-ainuna (mii - amuna) mica {mud) usw. Selbst-
verständlich wird dieses w nie betont.^ y wird ausgesprochen wie j in
»jetzt«, z.Vt.uyu (dieser), ayay\ (nein!).
Die Konsonanten b, d, k, p, /, t wie im Deutschen.
Das p muß vom b und das t vom d in der Aussprache genau unter-
schieden werden, damit das Wort eine verschiedene Bedeutung bekommen
kann, z. B. kuba (.stehlen), kupha (töten), c (tschie) entspricht mehr oder
weniger dem italienischen c in Cicero (dem polnischen c); es wii^d bloß
weicher und etwas zischend ausgesprochen. Dies gilt besonders vor
a, o, u, z.B. ca (tschia) , co (tschio).'
g klingt wie g in geben. Mit einem Punkt versehen ig) wird es
zu einem veischlungenen und gutturalen J, z. B. ngombe (Vieh), ngono (klein).
j ist gleich dem italienischen g in generoso (dem dz im Polnischen)
oder dem g in gentlemen,
m und n werden nie mit dem vorgehenden, sondern immer mit dem
nachfolgenden \'okale verbunden. Wenn ihnen ein Vokal oder ein Halb-
laut folgt, so klingen sie wie m und n in muß und nicht; folgt aber ein Kon-
sonant, so hört man bloß einen nasalen Klang wie in hm! hm! Die
Schwarzen sprechen ihn zwar in m anders als in n aus, aber man muß
sehr geübt sein, um den Unterschied zu merken.
' Manche Autoren lassen oft dieses w ganz aus. Es ist aber wenigstens
in Tete nicht ganz korrekt, weil die dortigen Kaffern bei langsamer und deutlicher
Aussprache das w hören lassen.
2 In Sena verschwindet das w noch mehr, so daß es oft ganz ausgelassen
werden nuiß, z. B. py-ana Kinder; nicht py-{w)ann.
^ Wie in dem Vorworte gesagt, ist die Schreibart dieses Lautes seiir ver-
schieden: bei den englischen Autoren cA, bei den alten portugiesischen qu.
V. D. Mohl: Praktischo Grammatik der Bantu- Sprache Von Tete. 35
l und r sind nahe verwandt. In einzelnen Dialekten sowie in der
Aussprache einzelner Individuen wird das eine oder das andere mehr hervor-
gehoben, so z. B. in Tete liebt man mehr das r, in Sena dagegen das /; des-
halb schreiben wir z. B. im ersteren muknru, im letzteren mukulu. Oft ist
dieser Unterschied in beiden Dialekten schwer festzustellen. Tatsächlich
nach a, e, i hört man mehr l, nach e, i (auch in Sena) das r. Wir
wei-den im Tete -Dialekt kein / gebrauchen.
s klingt wie s in muß, aus. Mit dem Zeichen (5), aberweich und
zischend (wie etwa s im Polnischen), z. B. kupsipa (speien).
V entspricht dem tc in werden. Es muß inuiier deutlich ausge-
sprochen werden; aber nie wie v in voll.
X klingt wie seh in schämen {sz im Polnischen).
z entspiicht deui s in Segen, sel!)st (aber nicht wie z in zu). Das
beigefügte Zeichen {z) macht es weich und schwach, etwa wie das fran-
zösische j in jardin und das polnische z, in zaden.
(3) Nel)en den einfachen Konsonanten gibt es manche zusammen-
gesetzte, wie dj . ts (etwa wie tz in entsetzlich), dz (diese beiden Laute
müssen deutlich ausgesprochen werden), ty (etwas zischend).
(4) h nach c, p, k, t, v, also ch, ph, kh. th, vh bedeutet, daß diese
Konsonanten aspiriert werden müssen, folglich so ausgesprochen, als ob man
sie mit einem verschlungenen h verbimden hätte, z. E. phaza (Hacke), khumi
(zehn), thika (Hyäne), chira (kaffrische Leinwand). Diese Aspiration ändert
manchmal die Bedeutung des Wortes, so z. B. die veialtete Form kupa
(geben) und kupha (töten).
(5) Anmeikung. 1. Der Akzent fällt in der Regel auf die vor-
letzte Silbe. Nur die formlosen Wörter (164) bilden eine Ausnahme, z.B.
mwamüna (der INIanii). kusendzeka (spielen).
2. Da die Präfixe mit den Wurzeln zu einem Worte zusammenfließen,
so schreiben wir sie auch mit denselben zusammen. Nur in manchen Fällen
trennen wir sie der Klarheit wegen, so z. B in den lokativen Formen, bei
den possessiven Partikeln, wie pa ndjira (auf dem Wege), ku Nyungwe
(nach Tete), mu nyumba (im Hause), cinthu ca munthu (Sache des Menschen).
§ 2. Die Zehnklassenbildung.
Das charakteristische Zeichen der Bantu- Sprachen ist die Klassenbil-
dung. Sie besteht darin, daß alle Substantive nach gewissen inneren oder
bloß phonetischen Gründen in gewisse Kategorien, die wir Klassen
nennen, zerfallen. Jede Klasse besitzt ein besonderes Präfix für
den Singular und den Plural, welches mit der Wurzel verbunden das
Merkmal des dadurch gebildeten Substantivs bildet. Nun wird alles, was
mit dem Substantiv zusammenhängt, also: Adjektive, Zahlwörter, Für- und
Zeitwörter, mit dem Merkmal seiner Klasse verbunden.
(6) Die Zahl der Klassen variiert in den verschiedenen Bantu-Sprachen
zwischen zehn und zwölf. Die Sprachen des LTnter- Sambesi kennen dei-en
bloß zehn.
36
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bautu- Spraclie von Tete.
(7) Jede einzelne Klasse besitzt zwei radikale Formen der
Präfixe, von welchen alle übrigen abgeleitet werden. Wir nennen sie
kurz die starke und die schwache Form. In der einen wie in der
anderen besitzt der Singular und der Plural besondere Präfixe.
(8)
Tabe
lle I. Die bei
den Formen.
Klasse
Starke Form
Schwache Form
Armierkung
^ \
{b)u'
{b)u
1. Bei jeder Klasse steht das
ma
{y)a
Piäfix des Singulars in der ersten,
II
((/7))
ri
das des Plui-als in der zweiten
ma
iy)^'
Linie.
m 1
mu
{yW
2. Was in den einfachen
mi
iy)i
Klammern eingeschlossen ist. kann
,v j
c, ci
ci
entbehrt, was in den doppelten,
bz, hzi^
bzi 1
auch umgeändert werden. So z.B.
V )
{i)n. (i)m
iyy
fällt das((7nM)) der sechsten Klasse
(zi)n, izi)m
zi
ganz weg in baba (Vater); das
V, I
{{mu))
{yW
[{ri)) der zweiten Klasse wird durch
loa
wa
dzi vertreten in dzi-sn (Auge).
VII
pa
pa
3. Die beiden radikalen For-
VIII
mu
mu
men unterscheiden sich dadurch,
IX
hu
ku
daß die schwache Form dei- ersten
X
Jca
ka
sechs Klassen anstatt m bzw. u
tu^
"'
das euphonische y bekommt.
(9) Die siebente, achte und nemite Klasse werden die lokativen
Klassen genannt. In den Bantu- Sprachen (auch eine Eigentiimlichkeii)
sind die Ortsverhältnisse /)o (oben), mu (drin), ku (gegen, in, hinzu) keine
Prä])ositionen, sondei-n bloß Präfixe, die mit dem nächstfolgenden Substantiv
ein neues Substantiv bilden, welches als Subjekt der Adjektive, Für- und
Zahlwörter auftritt, z. B. adapita mu nyumba, momwe m^nkhana munthu.
^mu^ nyumba»^ (im Hause) ist ein lokales Substantiv, weshalb das momwe
(welches) und 7nu kJmna (hatte) das JNIerkmal der achten, nicht der fünften
Klasse trägt, zu welcher das nyumba (Haus) geliört.
§ 3. Die starke Form.
(10) Mit dieser Form werden vor allem die Substantive gebildet.
Eine Flexion der letzten Silbe, d. h. Deklination, kennen die Bantu-
Sprachen nicht.
hat,
' In Sena pi.
2 In Sena wäre es korrekter: (tc)a, {u-)u, {w)u.
^ In Sena verschwindet das b in der Regel.
* Siehe (5) Nr. 2. Wenn aber daraus ein besonderer Ausdruck sich gebildet
schreibt man zusammen, z.B.pantsi (auf der Erde), kutsogoro (weiter).
V. D. Mohl: Praktische (iraiiuuatik der Bantu- Sprache von Tett
37
(11) Dann bekommen diese Form die kardinalen Zahlwörter
von eins bis neun, also: -hodzi (ein), -wiri (zwei), -thatu (drei), -nay (vier),
-xanu (fünf), -tantatu (sechs), -nomwe (sieben), -sere (acht), -pfeniba (neun).
(12) Zuletzt folgende sogenannte starke Adjektive: -nmna (Männ-
chen), -kazi (Weibchen), -kuru (groß), -ngono (klein), -ngononyono (sehr
klein), -tari^ ('ang, weit, breit), -ßipi^ (kurz), -hodzibodzi (derselbe), -psa
(neu), -tete (weich), -wisi (grün, neu, roh), -ngapii oder -nyasVi (wie
viele?), -zindji (viel).
Anmerkung, -cena (weiß), psipa (schwarz), -fuira (rot), in Tete auch
-inango (24), werden mit der starken und der schwachen Form gebraucht.
(13) Tabelle II. Beispiele der starken Formen.
Klasse
Substantive
Zahlwörter
Starke Adjektive
^ 1
{l)u
u-ta (Bogen)
Uta u-bcdzi
Uta u-kuru
ma
ma-uta
mauta ma- tantatu
mauta ma-ngono
" !
((n))
dzi-so (Auge)
dziso ri- hodzi
dziso ri-tari (breit)
f
ma
ma-so
ma-so ma-wiri
ma-so ma-fupi
III i
mu
mu-ti (Baum)
mu-ti u-bodzi
muti u-bodzibodzi
j
mi
mi- ti
mi-ti mi- nomwe
mi-ti mi-psa
IV
c, ci
ci-nthu (Sache)
c-ara (Finger) ci-
bodzi
ci-nthu ci-tete
(
bz, bzi
bzi-nihu
hz-ara bzi- xanu
bzinthu bzi-kari
vi
(
VI
{i)n, {i)m
{zi)
{{mu))
n-gombe, m-buzi
(Ziege)
{zi)ngombe, {zi)mbuzi
mu-ntku, baba
ngombe i- bodzi
ngombe zi-nay
mu-nthu m -bodzi
ngombe i-muna
(Ochs)
ngombe zi-kazi
(Kühe)
mu-nthu mu- psipa
wa
wa-nthu, wa-baba
wa-nthu wa- thatu
wa-nthu wa-kuru
VII
VIII
pa
mu
pa dzuru (oben, auf)
mu dzuru (in der
Höhe)
—
IX
ku
ku dzuru (nach
oben)
—
—
M
ka
ka mwana (Kind-
lein)
ka- mwana ka -bodzi
ka- mwana ka-cena
f
tu
tu - wana
tu -wana tu-pfemba
tu - wana tu - zindji
(14) Anmei-kung. 1. Jedes Substantiv hat seine bestimmte Klasse,
dagegen die erwähnten Zahlwörter und starke Adjektive nehmen das stai^ke
Piäfix der Klasse an , zu der ihr Substantiv gehört. Dieselben können nicht ver-
bunden werden mit den Präfixen der siebenten, achten und neunten Klasse.^
^ In Sana sind diese Ausdrücke nicht gebräuchlich.
- Einige besondere Ausdrücke wie /mäoJ?« (zusammen) , ki/horJzi. (in derselben
Richtung) und panguno (etwas) bilden eine Ausnahme.
38 V. D. INIohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
(15) 2. In bezug auf die Bildung der letztgenannten Namen ist zu
bemerken:
a) In der sechsten Klasse wird immer m-hodzi (st. mu-hodzi), in der
dritten dagegen u-hodzi (st. mu-hodzi) gebraucht.
b) In der fünften Klasse fällt das n weg, z. B. nyomhe i-muna (st.
i{n)-muna).
3. In den Bantu -Sprachen gibt es keine Ijesonderen Geschlechts-
formen. Um den Geschlechtsunterschied hervorzuheben, fügt man dem
Substantiv das -inuna, -Jcazi (12) hinzu, so z.B. nyombe i-muna (der Ochs),
nyomhe i-hazi (die Kuh). Micamuna und mukazi (Mann und Weib) sind Sub-
stantive.
Man kann auch das Männchen dui'ch muhono ausdrücken, z.B. miiTcono
ua mhuzi (der Bock =. Männchen der Ziege).
4. Manche starke Adjektive werden in der vierten und sechsten
Klasse als Substantive gebraucht, so z. B. mu-Tcuru (der ältere Bruder,
Beamter), mu-nyono (der jüngere Bruder), m.u-inanyo (der andere), cihodzi-
hodzi, hzihodzihodzi (dasselbe), hzinanyo (das andere), hza-pezi (Unsinn) usw.
§ 4. Die schwache Form.
(17) Die Eigenschaft einer Sache kann auf doppelte Weise ausge-
drückt werden: entweder durch ein Adjektiv oder durch einen Genitiv
(Genitivus possessivus). So z. B. können wir sagen: der königliche Sohn
oder der Sohn des Königs. In beiden Fällen sagen wir, daß der Sohn
die Eigenschaft besitzt, einen König zum Vater zu haben.
(18) Die kaffrische Spi-ache kennt eigentlich bloß eine grammatikalische
Form, um diesen Besitz auszudrücken. Sie besteht darin , daß die schwache
Form mit der possessiven Partikel a und dem Worte (Substantiv, Adjektiv,
Zeitwort usw.) verbunden wird, welches die Eigenschaft ausdrückt. So
z.B. mwana ua mamho (Sohn des Königs), mwana ua-liucendjera (ein ge-
wecktes Kind).
(19) Auf diese Weise werden gebildet:
1. Die Formen, die dem Genitivus possessivus entsprechen, wo also
die Eigenschaft durch ein selbständig gedachtes Substantiv ausgedrückt
wird, z. B. mwana ua mamho^ , mhuzi ya mamho (die Ziege des Königs),
hwadwa bwa mamho (das Bier des Königs).
2. Die eigentlichen schwachen Adjektive, wie -didi (gut,
recht), -didisa (sehr gut), -dzere (links), -Tcutu (stark), -pec« (leer, ohne Wert).
3. Die abgeleiteten schwachen Adjektive, wo die Eigenschaft
als ein Infinitiv, ein ganzer Satz, ein als Wurzel gebrauchtes Substantiv er-
scheint, z.B. ma-rua ya-kutapira (süße Blumen, vom Infinitiv Jcutapira süß
sein), mwana ua - kucitankondo (ein streitsüchtiges Kind, von kucita nkondo
Streit machen), nyama ya-ntsundi (ein altes Fleisch, von tsundi Proviant).
' Der Unrerscheiduiig wegen trennen wir in diesem Falle die Wurzel vom
Übrigen: ua inainho (nicht uamambo). (Siehe (5), 2.)
V. D. Mohl: Prakti.sflic (Iraiiiiuatik der Bantu-Sprache von Tete. 39
4. Die possessiven Fürwörter. Hier wird die jeder Person ent-
sprechende Wurzel vermittels des possessiven a mit der schwachen Form
verbunden.
Die Wurzel für die erste Person ist im Sing, -ngu^, im Plur. -tu
» .. .. »zweite >> » » - -Jco, •> « -nu
»dritte » » » » -ce , >• » -wo
(20) Tabelle IIL Beispiele der possessiven
Formen.
Klasse
Geiiitivus possessivus
Schwache Adjektive
Possessive Fürwörter
bu
Uta bwa {hu-a)mambo
Uta ua-didi
Uta bwa-ngu
^
(y)«
mauta ya {ya^a)mambo
mauta ya-didi
mauta ya-tu
ri
bira r a {ri- a)mambo
bira ra-didi
bira ra-ko
11
(y)«
mabira ya mambo
mabira ya-didisa
mabira ya-nu
111
(3/)«
muti ua{u-a)mambo
muti ua-didi
muti ua-ce
{y)i
miti ya{y-a)mambo
miti ya-didi
miti ya-wo
1
ci
cinthu ca{c-a)mambo
cinthu ca-didi
cinthu ca-nyu
IV
hzi
bzinthu bza[bzi-a)-
mambo
bzinthu bza-didi
bzinthu bza-tu
V
{yy
nyonibe ya{y-a)mambo
nyombe ya-didi
ngombe ya-ko
zi
nyombe za{zi-a)'mambo
ngombe za-didi
ngombe za-nu
-t
{y>
mwana ua{u-a)mambo
mwana ua-didi
mwana ua-ce
wa
wana w a{wa^a)mambo
wana wa-didi
wana wa-wo
VII
pa
pa njira pa{pa^a)ku
Nyunyive
—
pa nyumba pa-ngu
Vlll
mu
mu nyumba mwa{mu-a)
—
mu nyumha mwa-ko
IX
ku
Ifu maso Jcwa{ku-a)
gegenüber
hufamba Tc wa-didi
(gutes Gehen)
ku nyumba kwa-ce
(
Tca
Tcamwana 1ca(K-a7a)
kamwana ka-didi
ka- mwana ka-ngti
X '
1
gegenüber
tu
tuicana twa(tu-a)
tuwana t wa-didi
tu -wana twa-ngu
gegenüber
(21) Bei der Bildung des possessiven Präfixes ist zu bemerken:
1. Das finale i des schwachen Präfixes wird elidiert, z. B. ra{ri-a),
bza{bzi-a). Das finale a des schwachen Präfixes wird zusammengezogen in
a, z. B. wa{wa^a), ka{ka^a). Das finale u des schwachen Präfixes nach
einem Konsonanten wird zu w, z.B. bwaibu-a), mwa{mu-a).
2. Das y fällt weg vor u in der dritten und sechsten Klasse, z. B. ita{yu-a).
3. Die Substantive der Familienbezeichnungen wie baba, mama {Mniier),
m' kazi (Frau), baya (Mann), mwana, mwandza (Verwandter, Gefährte) wer-
den verbunden mit der possessiven Wurzel wie Babangu, mamako, bayace,
mwandzatu usw.
^ In Sena ist -nga. Das pi der vierten und zehnten Klasse ändert i in y
vor a, so z. B. pi-nthu pya mu-nthu, pinthu pya-didi (gute Sachen), pinthu pya-tu
(unsere Sachen), py-ana pya munthu (die Kinder des Menschen) usw.
40 V. I). Mohl: Praktische Graniinatik der Bantu- Sprache von Tete.
§ 5. Die demonstrativen Neben- und Fürwörter.
(22) Durch die schwache Foi'm bilden wir auch die drei Positionen
der demonstrativen Adjektive und demonstrativen Fürwörter. Dieselben
unterscheiden sich nach der Lage, welche der betreffende Gegenstand zum
Sprechenden (erste Person) und zum Angesprochenen (zweite Person) ein-
nimmt. Also :
erste Position bei der ersten Person mit zwei Formen,
zweite Position bei der zweiten Person mit zwei Formen,
dritte Position w'eder bei der ersten noch bei der zweiten
Person: eine P^jm).
Die Foi'men werden folgendermaßen gebildet:
1. In der ersten Position wird die erste Form durch die
schwache Form als Suffix gebildet: uta-bu (dieser Bogen), hzinthu-hzi (diese
Sachen). Diese Form drückt die Andeutung einer Sache im allge-
meinen aus, ohne zu sagen, wie weit sie sich vom Sprechenden be-
findet. Also deutsch dieser, lateinisch hie.
2. Die zweite Form der ersten Position wird gebildet, indem
der finale VoUaut des Präfixes demselben vorausgesetzt ist, wobei das
Ganze zu einem selbständigen Wort ' wird, z. B. u-hu, i-ci, i-ri, a-Tca. Ihre
Bedeutung ist ganz dieselbe wie die der vorhergehenden.
3. Die dritte Form entsteht durch die schwache Form und die
Pai'tikel -no, z. B. dza hu-no (komm hier). Sie deutet auf eine Sache,
welche unmittelbar mit dem Sprechenden zusammenhängt und sozusagen
mit der Hand gefaßt werden kann. Also deutsch »dieser hier«.
4. In der zweiten Position haben wir zwei Formen, welche aus den
zwei ersten Formen der ersten Position gebildet werden, indem man die
Endvokale in o umwandelt. Diese beiden Formen ^ deuten auf einen Gegen-
stand, der sich in der Nähe der angesj)rochenen Person befindet (latei-
nisch istic), z.B. uta-bo oder uta vbo.
5. Die dritte Position entsteht durch die schwache Form und das
Suffix -re. Sie deutet einen entfernten Gegenstand au: uta bu-re (jener
Bogen, lateinisch ille arcus).
1 Diese beiden Formen sind eigentlich besonders der Bedeutung nacli eine
einzige und dieselbe Form. Sie wird einsilbig, wenn sie als Sulfix mit einem
anderen Wort verbunden ist, und zweisilbig, wenn sie allein dasteht. Das letzte
ist die Anwendung der großen Sprachenregel der Unter-Sambesi-Sprache,
daß nämlich kein selbständiges Wort einsilbig sein kann, d. h. ein Wort,
welches i'iu- sich eine volle Bedeutung aufweist.
V. D. MoHi.: Praktisflie Graiimiatik der Bantu- Sprache von Tet(
41
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§ a.
^ In den Formen mit -)io und -re wird das y vov u mid i ausgelassen.
42
). Mohl: Praktische Graiiimatik der Bantu- Sprache von Tete.
§ 6. Die übrigen pronominalen Nebenwörter.
(24) Es sind: -ornwe (derselbe, welcher), -okha (allein, selbst), -entse
{-ontse alle, ganz), -inango (andei'e), -ponVi (wer?, welcher?).
Sie werden gebildet durch die schwache Form und die Wurzel.
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«■. '-o «.
1 Ene ist in der Regel in Sena allein gehräuchlich und tritt an Stelle des
-omwe von Tete, z. B. uta bomwe-hu (Tete) und uta wene-yu (Sena). In Sena
wird nicht -poni?, sondern -pi? gebraucht.
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Baiitu- Sprache von Tete.
43
(25) Anmerkung. 1. Bei der Bildung dieser Formen gelten die oben
(21) angeführten Regeln. Außerdem ist zu beachten, daß a und « in o auf-
gehen; das y von yu fällt dabei weg.
a wird mit e und mit i zu e.
Ausnahme bilden : sechste Klasse Sing, ekha (niclit okhd) ; sechste Klasse
Plur. winango (ach wanango) ; siebente Klasse panango (nicht penango). Man
kann bwinango und hunango ebensogut sagen.
2. omwe wird oft mit irgendwelcher demonstrativer Position gebraucht^
um diese mit Nachdruck zu bezeichnen : hzinthu hzornwe-hzi, hzinthu hzomwe
1)zino (diese Sachen).
3. oMa {elchay wird öfters des Nachdrucks wegen verdoppelt, z. B.
munihu ekliaekha\ ndzou zokhazoTiha. Das persönliche eliha wird mit den
persönlichen schwachen Fürwörtern (31) der ersten und zweiten Person
verbunden, so z.B. ndekJia (ich selbst, ich allein), weÄra (du allein), tekha
(wir allein) und mwekha (ihr allein). Ebenso sagt man tentse (wir alle) und
mwentse (ihr alle).
4. Das -entse"^ wird manchmal mit -erie verbunden. So haben wir entse-
ene, centsene usw. Das -ene allein wird nur in einzelnen Ausdrücken gebraucht.
So sagt man ene-yu (derselbe Mensch), ceneco (dasselbe), mwene (Herr), 7nwe-
neciro {mwenekaciro der Eigentümer), kwene(\iQ\), kwenekwene (sehr viel).^
§ 7. Die persönlichen starken Fürwörter.
Wir unterscheiden zwei Arten von persönlichen Fürwörtern: die
starken und die schwachen. Die ersten stehen allein und entsprechen
dem französischen moi, toi, lui; die letzten werden immer mit dem Zeitworte
verbunden und entsprechen dem je, tu, iL Die starken Fürwörter sind:
(27)
Tabelle VI.
Erste Person
Zweite Person
Dritte Person
Sing, ine (ich)
Plur. ife (wir)
iwe (du)
imwe (ihr)
iye (er)
iwo (sie)
1 Das okha wird in Sena in der Regel entweder verdoppelt oder mit ene ver-
bunden , z. B. niunthu eichene.
^ In Sena gebraucht man -ontse, -ontsene.
2 Bei der Bildung des -ene ist zu bemerken, daß a mit e in den Substantiven
Klassen (I — VI und X) nicht zusammenfließen, z. B. maso ya-ene, wanthu waene.
Im Sing, der sechsten Klasse sagt man ene (nicht uene). Im Fall , wo das -ontfie mit ene
verbunden wird , hat man in Sena zwei Formen , z. B. nyati zentsene oder nyati zentse
zene, pinthu pyontsene oder pinthu pyont-ie pyene. Diese zweite Form ist liloß ge-
stattet, wo die schwache Form mit einem Konsonanten anfängt. — Anstatt -inango
sagt man in Sena auch -ina.
44 V. D. MoHi.: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
Das iye und iwo der dritten Person gilt bloß für die sechste Klasse. Für
die übrigen Klassen werden die persönlichen Fürwörter gebildet aus der
schwachen Form, indem man ihr ein i vorausschickt und mit einem o
schheßt; also:
Tabelle VIT.
Klasse
Sing.
Plur.
Klasse
Sing.
Flur.
I
iico {i-u-o)
iyo {i-y-o)
VI
iye
i'""'ili
11
iro {i-r-ö)
iyo
VII
ipo
III
IV
iwo {i-yu-o)
ico
iyo
ihzo
VllI
IX
imo
iko
gelte
Rege
(25)
V
iyo (i-y-o)
izo
X
iko
^•to!^|
(28) Die starken Fürwörter werden gebraucht:
a) Als Subjekt pleonastisch , z, B. ndiwo muti, udaona iwe (da ist der
Baum, welchen du gesehen) (194).
b) Mit gewisser Emphase, z. B. ine ndawanga, uafewa iwe.
c) Diese wird noch intensiver, wenn ni (sein) hinzugefügt ist, z. B.
pita uku ndiwe (geh du mal hier hinein).
(29) Mit diesen Fürwörtern werden verbunden:
1. Die Partikeln ndi- (sein, etre, esse) und si- (nicht), z. B. ndine
[nd-ine ich bin es), ndiwe, ndife, ndico, ndizo usw. si- ndine \ sindiwe
sindife, sindizo, sindiwo usw.
2. Die Verbindungspartikel na- (mit) (161). In diesem F'all wird
das i ausgelassen, z. B. na-mwe (mit euch), naye, nawo, jiaco, nabzo usw.
Nur in der ersten Person sagt man naine, nai/e.
(30) -we {iwc)'^ und mwe (imwe) werden als Endpartikeln mit dem
Namen verbunden und bilden die Vokativ form, z. B. Peduru-wef (Peter!),
wana - mwe ! ( Kinder !) .
Ebenso wei-den die lokativen Fürwörter -po, -mo, -ko gebraucht,
z. B. ndatira-mo (ich habe dort gelegt).
1 In Sena sagt man sine (s-ine), -sife, .siwe, .sihzo , slzo.
'^ In Sena wird die verkürzte I'^orm aller starken Fürwörter gebraucht
als Suffix, wenn danach ein relativer Satz folgt, dessen Subjekt Objekt in dem
Hauptsatze ist. In diesem Fall wird der relative Satz mit dem vorhergehenden Sub-
jekt verbunden, so daß dieses hinter dem Zeitworte als Suffix angeheftet ist: -ye,
-CO, pyo usw. Dies gilt für die dritte Person. In der ersten und zweiten wird die
volle Form gebraucht, z. B. wadadza na inbuzi , zidagura-wo (sie kamen mit den
Ziegen, welche sie (die Leute] gekauft haben); ndipase cuma cangu, cidagwata iwe
(gib mir die Ware, welche du genommen hast); mwanako , adapha ine (dein
Sohn, den ich ermordete); nguo yanga, inafuna iye (mein Kleid, das er wünscht);
aona pinadye-ye (er sah [Sachen], die er essen [konnte]).
V. D. Mohl: PraktLscho Graininatik der Bantu- Sprache von Tete.
45
§ 8. Die persönlichen schwachen Fürwörter.
(31) Sie können als Subjekt oder als Objekt vorkommen. Als
Subjekt werden gebraucht:
Tabelle VIII.
Person
Sing.
Plur.
Erste . . .
Zweite . .
Dritte. . .
ndi {nd" ich)
u (du)
ti (wii-)
mu (ihr)
Die der Klasse
entsprechende
des Sul)jektes
scliwache B'orm
(32) Dabei ist zu bemei'ken :
1. In der sechsten Klasse Sing-, kommt vor einen Vokal ein u und
vor einen Konsonanten ein a, z. B. ii/e a-nikhara (er sitzt), iye u-akhara
(er saß).
(33) 2. Wo dem schwachen F'ürvvorte ein Vokal folot. da sind die
Kontraktionsregeln von oben (21) anzuwenden, z.B. bz-akhara. Statt ndi
wii'd hier und da die verkürzte Form nd^ oder selbst n' gebraucht, z. B.
nkhadamuuza (ich habe es ihm gesagt).
(34) Das als Subjekt gebrauchte Fürwort steht immer vor allen
andei'en Präfixen, z.B. ndikhadamunza (ich hatte es ihm gesagt).
(3a)
Tabelle IX. Präsens und Pei-fektum.
Klasse
Präsens
Perfektum
Sing.
Plur.
Sing.
Plur.
Erste . .
ndinikhara ^
ti-ni-khara
nd-a-khara
tw-a-khara
Zweite.
u-ni-khara
mu-nikhara
u-a-khara
mw -a- khara
I
hu-ni-khara
{y)a-ni-khara
bwakhara
y-a-khara
11
rinikhara
(y]anikhara
rakhara
yakhara
III
unikhara
{y)mikhara
uakhara
yakhara
IV
cinikkara
hzinikhara
cakhara
bzakhara
Di-itte '
V
VI
inikhara
anikhara
zmikhara
{w)anikhara
y- akhara
uakhara
za khara
w- akhara
VII
panikhara
—
pakhara
—
VIII
munikhara
—
mwakhara
—
IX
kunikliara
—
kwakhara
—
X
kanikhara
tunikhara
kakhara
twakhara
1 Das Piäsens wird gebildet, indem man zwischen das
und die Wurzel {-khara sitzen, sein) die Partikel -ni- (in Sena
Im Perfektum tritt statt -ni- die Partikel -a- ein.
■,hwache Kürwort
a-) hineinschiebt.
46
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
§ 9. Die objektiven persönlichen schwachen Fürwörter.
(36) Als Objekt werden bei den transitiven Zeitwörtern folgende Für-
wörter gebraucht:
Tabelle X.
Person
Sing.
Plur.
für die erste . ,
zweite ,
» dritte ,
ndi (mich) ti (uns)
ku (dich) I ku...ni (euch)
mu (ihn) Sing, der sechsten,
sonst das schwache Präfix
der entsprechenden Klasse.
Das reflexive Fürwort ist dzi,
z. B. adzipha (er tötete sich).
(37) Dabei ist zu bemerken :
1. Das Fürwort als Objekt wird eingeschaltet zwischen die Wurzel
ihrigen Präfixe.
Das (ij) vor u und i wird ausgelassen.
\'on den lokativen Präfixen wiid bloß pa gebraucht.
Das mu der dritten Pei-.son wird oft abgekürzt in m
m-menya (ich schlug ihn).
5. Auf dieselbe Weise wird der
bunden, ku-mu-ona (ihn sehen).
(38) Tabelle XI.
und die
2.
3.
4.
lnfiniti\
z. B. ndida-
lit seinem Objekt V(
Person
Klasse
Sing.
Plur.
Erste . .
muni-ndi-ona
muni-ti-ona
Zweite.
ndini-ku-ona
ndini-ku-ona-ni
1
I
ndini-hu-ona
ndini-ya-ona
11
ndini-ri-ona
ndini-ya-ana
111
ndini-u-ona
ndini-i-ona
Dritte (
IV
V
ndini-ci-ona
ndini-i-ona
ndini-bzi-ona
ndini-zi-ona
VI
ndini-mu^-ona
ndini-wa-ona
VII
ndini-pa-ona
—
1
X
ndini-ka-ona
ndini-tu-ona
§ 10. Die übrigen Fürwörter.
(39) Wir haben schon die demonstrativen und pos.sessiven Fürwörter
kennen gelernt (19, 20, 22). Es ist bloß zu bemerken, daß bei den demon-
^ Nicht zu verwechsehi das mu (in ihn) mit der starken B'orm des Präfixes
in der dritten und sechsten Klasse, — mit der starken und schwachen Form der achten
Klasse, — mit dem subjektiven schwachen Fürwort der zweiten Person Plur.
V. D. Mohl: Pj'iiktischp Grammatik der Bantu- Sprache von Tete. 47
strativen nur die selbständigen Formen als Fürwörter gebraucht werden,
also nicht die ersten Formen der ersten und zweiten Position.
(40) Die Fragewörter sind:
mbani {ni-yani^ wer?), wani'? (Plur. wer?), z. B. mhani uarira't wani
warira? (wer hat geschrien?).
ninyi?^ (ni-ni/i? was? als Subjekt), nirii/i bzacita? (was hat es getan?).
yani?^ wani? (Plur. wen?), uace?nera yani? (wen hat er gerufen?),
uacemera wani? (wen? d.h. mehrere).
-nyi?^ (was? als Objekt), nacita-nyi? (was hat er getan?).
-anyi? (was für einer?, wessen?, welcher?); es wird gebildet durch
das schwache Präfix und anyi, z. B. nyatua zanyi? {zi-a-nyi?) (wessen
Sünden?), miti yanyil (welche Bäume?).
ngana (fünfte Klasse : jemand) , Substantiv, entspricht dem unlie-
stimmten Für wort e.
(41) Zu bemerken sind folgende adjektivische oderfürwortlicheFormen,
die als Adverbien oder andere Redensarten gebraucht werden: pano, kuno,
muno (hier je nach der Lage: oben, darin oder nach), pace oder pacepace^
(beiseite, z. B. legen), cace cace (vierte Klasse [jeder] das Seinige), pace
paponif* (wann eigentlich?), pabodzi (zusammen), panyono (etwas), knbodzi
(in derselben Richtung), kuponii^ (wo?), paponi?^ (woher?), tenepa (so wie
[ich maclie]), tenepo (so wie [du]), tenepare (so wie [er]), hzadidi (gut), bzangu
(meine Sachen), bzako (deine), bzakudya (Nahrung), bzakumwa (Getränk),
s. 21, 2. Note und 71, bzomwe? (wie?), nanyi? (warum?), kwatu (« unser«
emphatisch, eigentlich »mein Zimmer", »meine Wohnung").
§ 11. Die Zeitwörter „sein" und „haben", Kopula ni(ndi).
(42) Im Kaffrischen gibt es kein Zeitwort, was unser-em »sein- in
allen seinen Formen entsprechen möchte. Dagegen werden mehrere Wörter
dazu gebraucht, wie ndi-{ni), -ri, kukhara (eigentlich sitzen), seltener
-tani und kuwa.
Im einzelnen ist zu bemerken:
(43) ndi-{ni) vj'itA als Kopula gebraucht, d. h. nicht um das «sein«
im Sinne der Existenz auszudrücken, sondern bloß um das Subjekt mit
seinem Prädikat zu verbinden, ndiyembani? (wer ist er?), ni (oderndiye)
mbari ua mdzakazi (Sklave), munthu uyu ngadidi (dieser Mensch ist gut).
Deshalb wird ndi- variable Kopula genannt, weil es nach den
einzelnen Klassen verschieden ist und dann verschieden mit einem Sub-
stantiv als mit einem Adjektiv, verschieden mit einem schwachen als einem
starken Adjektiv oder einem Fürwort sich verbindet.
1 In Sena haben wir -njl? unacita-nji? (was hast du getan?), ?nnji hzacita'.
(was hat es getan?). In Miruru sagen viele cinyi?
2 In Miruru wird statt yani? auch -wani? im Singular gehraucht.
* Sena pace pene.
* Sena pace papi?
^ Sena kupi? papi? (z. B. viwana ari kiipi? wo ist das Kind?).
48 V. D. Mohl: Praktisclie Graniniatik der Bantu- Sprache von Tete.
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V. D. Moul: Praktische Granmiatik der Bantii- Sprache von Tete. 49
Hier ist zu bemerken:
(45) 1. Das ni{ndi) wird bei den Substantiven gewöhnlich ausge-
lassen. Es wird gebraucht, wo es sich um Nachdruck handelt. Manchmal
wird es selbst mit der einfachen variablen Kopula verbunden.
2. Ebenso wird bei den starken Adjektiven die Kopula öfters ausge-
lassen, z. B. [ni^mukuru (seltener ngakimi), wakuru (seltener mhakuru).
(46) 3. Die possessive variable Kopula bekommen alle posses-
siven Formen (20)^; dagegen mit der einfachen werden alle übrigen
pronominalen Formen (§ 5, 6, 10)^ verbunden. Dabei ist nicht zu vergessen,
dai3 die variable Kopula die schwache Form schon in sich trägt, weshalb
sich diese nicht wiederholen soll, z. B. mbzibzi {mhs-ibzi) , mhzino (mbzi-bzino),
mbzomwe {mbzi - omwe) , mbadidi (mba-didi). Die verschiedenen Variationen
der Kopula kommen daher, daß die entsprechende schwache Form mit 7ii-
verbunden wird, wie mbu (ni-bu), nga {ni-a), nyu {ni-yu), nji {ni-yi)
usw. Die possessive variable Kopula bekommt noch das possessive a,
wie mha (mba-a), mbwa {mbu-a), ngwa {ngu-a) usw.
4. Ebenso wird die Verbiiidungspartikel -na mit der einfachen
variablen Kopula verbunden und bedeutet «haben«, z. B. mwadia uangu ngu-
na madindi (28) mein Boot ist durchlöchert (hat Löcher).
§ 12. Fortsetzung. Die Verba -ri, -tani, kuwa.
(47) Das unregelmäßige Zeitwoi-t -ri (süß) wird nur im Präsens und
Impei'fektiun' gebi-aucht :
Präsens: ndiri, uri, ari, buri, riri, ein, tiri, muri, {w)ari, yari, yari,
tri, ciri usw.
Imperfektum: ndikhari, ukhari, akhari, bukhari, rikhari, tikhari,
mukhari, {w)akhari. yakhari usw.
(48) -ri wird gebrauclit:
1. Vor den lokativen Ausdriicken im'l den Iiifiiiiti\en , z.B. ari pano
(er ist da), ari rnnyumba (er ist zu Hause), ari kudza oder ari m{u)kudza
(er kommt = er ist im Kommen).
2. \'or den foiinlosen Ausdiücken (164), z. B. uri pi (du bist
sclunut/ig).
3. In Tete wii'd -ri manchmal in der Bedeutung von -existieren'- ge-
brauclit. z. B. ndine ari oder ndine ndiri oder udine omwe ari (ich bin. dei-
ich bin); omice ari, nanditvma (der ist. hat mich geschickt).
4. ri verbunden mit na bildet »haben-, z.B. ndikhari na cisu (icli
hatte ein Messei-).
Anmerkung. Im Piäsens wird imuiei-, im Iinpeifektinn oft das
-ri ausgelassen, so daß wir haben ndina, una, tina. mirna, orna. huna. rina
usw.; ndikhana. ukhana, akhana usw. Diese Foiin von ..haben" ist die
' Zu den |)0.sspssiv.ii Fiiriiieii gehört -a-niji? ..wehlier?- (4'')-
^ I) izu gehören auch die starken Zahlwiirter (11). z. H. iiifxx- in'ri.
3 Das Zeichen des hnperfekruiiis ist k/iu, z.B. ndikhuldtnra . ukh'ikh'iru iisvv.
Mitt <1 Sem f. Orient. Sprachen. 1901. 111. .\bt. 4
50
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Baiitii - Sprache von Tete.
gewöhnliche; wer mit großem Nachdruck sprechen will, gebraucht die
Form mit ndi (46).
5. ri mit he bedeutet »nicht haben«; ndiribe, uribe, tiribe, muribe,
burihe, {y)arihe , riribe, (y)aribe usw. Hier hat man nur eine Zeitform.^
(49) Jcu-tani (auf gewisse Weise sein). Nur Präsens, Perfektum {-tene)
und Infinitiv. In der Regel gebraucht man dieses Zeitwort nicht, nur in
besonderen Wendungen, z.B. unibzi-tanif (wie machst du das?), ahutani'i (wie
ist es mit dir!'), ndikhatene pano (ich bin hier in dieser Stellung gewesen).
Itutanil (wie? 40, 153) wird adverbial gebraucht.
(50) Das sonst regelmäßige Verbum 'kuwa kommt nur in einzelnen
Wendungen und Ausdrücken vor, z. B. kima m/umu (ein Vorgesetzter sein),
kuwa na iitenda (reich sein), padawa {pakhana es war einmal). So fangen
gewöhnlich die kaffrischen Fabeln an. — ndawa (hier! adsum! nddo scheint
eine Modifikation davon zu sein).
(51) Tabelle XIII. Übersicht über »sein • und »haben«.
Sein
Nicht sein
Haben
Nicht haben
1. Wenn es als Kopula
vorkommt, d.h. bloß das
Sulyekt mit dem Prädikat
(Substantiv, Adjektiv, Zahl-
oder Fürwort) verbindet,
wird ni(ndi) angewendet,
z. B. om7ce uacita ibzi ni
munthu-yu; mbadidi imwe;
hvo mbathatu; iwo mbokha.
2. Wenn es die An-
wesenheit in einem
Ort bedeutet , gebraucht
man »i, z. B. ndikhari mu
nyumba oder {ri)na in lo-
kativer Foim, z. B. mu
nyumba munn ine.
Anmerkung. Man hat
die letzte Form lieber in
der dritten, die erste bei der
ersten und zweiten Person ;
muna-nyi umo ? (was ist da ?).
1. Dem ent-
spricht ««-(28,145)
und -rihe kukhara,
z. B. iwo aribe ku-
khara okJia.
2. Dem ent-
sprechen paribe,
nnirihe, kuribe, z. B.
mnyumba muribe
wantJiu ; pakharibe
bzakudya (es fehlte
Nahrung).
1 . Gewöhnlich
wird die Form
-(ii)nu gebraucht,
z. I). nditia larandja
(ich habe eine
Orange); wakhana
ndarama (sie hat-
ten Gold).
2. In manchen
Ausdrücken: kti-
khara na (oder Ä'm-
wu na), z. B. uni-
khara na ndzeru (er
hat A'erstand) ; uni-
khara na ntmsi (du
hast Mitleid); mu-
niwa na utenda (ihr
habt Geld). (Vgl.
48, 4.)
1. Gewöhnlicli
kommt die Fora
-rihe vor, z. B. «///•
rihe cisawi {ic\\ habe
keine Zuspeise)
tikharihe nyunibt
(wir hatten keii
Haus).
2. Audi hiei
kommt -rihe vor
z. B. aribe ndzern
aribe ntsizi.
1 In Sena wird vi noch in der Bedeutung von «haben» gebraucht, und zwar
ohne na, aber bloß in Verbindung mit den lokativen Partikeln, z. B. mnyumha
muH (2 e) cinyama (oder muna cinyama) , pant-n pali inarua (es sind Blumen auf
der Erde). Man sagt auch ndoko kuli Peduru (geh zu Peter), khara pali Perluru
(setz' dich zu Peter). In Tete kann man bloi?i kuna Peduru und pana Peduru sagen.
Anstatt ndiribe, muribe, bziribe usw. kommt in Sena eine andere Form allein vor:
mukhabi (m'khabi es fehlt).
V. D. Mohl: Praktische Grnimiiatik der Bantu- Sprache von Tete.
51
Sein
Nicht sein
Haben
Nicht haben
3. Wenn es die Exi-
3. Dem ent-
3. Manchmal
stenz, Werden und Auf- 1
spricht aribe ku-
kann man kusaya
enthalt bedeutet, kommt l
khara oder ku-
(entbehren) gebrau-
ktikhara vor, z.B. llicrtingu \
saija (148) kukha-
chen, z. B. mimi-
anikhara ntsiku zentse (Gott 1
ra, z. B. munthu
saya munyui (habt
ist ewig); adayenda mihen- )
aribe kukhara ntsiku
ihr kein Salz?);
go, acikhara momioe-mo (er
zentse (der Mensch
tasaya (wir haben
ging in den Wald und blieb ,
ist nicht ewig).
kein Salz),
dort). /
A n m e r k u n g. In Tete f
heißt -ri auch existieren \
(48, 3).
Die zehn Klassen im einzelnen.
§ 13. Die erste Klasse mu-wa.
(.52) Wer die Bantu -Sprachen eingehend studiert hat, der muß
staunen über die Einfachheit und Konsequenz, welche in ihren grammati-
schen Formen herrscht. Besonders fällt dies auf in der Klassenbildung.
Daß dieses Substantiv z. B. zur zweiten , das andere aber zur vierten Klasse
gehört, ist nicht Zufall, sondern es ist die Anwendung einer Regel, ver-
möge welcher dieses Wesen in eine andere Kategorie gehört als das
andere. Wie könnte man sonst den Unterschied erklären z. B. zwischen
ci-nthu, nni-nthii, ka-nthu, oder zwischen mu-biri (der Stolze) und
m-biri (Ehre). Die Wurzel bleibt dieselbe, da sie einen unbestimmten
Begriff darstellt, und wird bestimmt, fixiert, ergänzt erst durch das Zeichen
der entsprechenden Klasse: ci, mu, ka, rn . Die Folge davon ist,
daß dieses Zeichen auch eine unbestimmte Idee vorstellt. Diese Idee ist
aber nichts anderes als ein allgemeines Merkmal, welches in dem der ent-
sprechenden Klasse gehörenden Wesen im großen und ganzen gefunden
werden kann.
Was für Ideen sind das? Oder welchen Regeln wird die Einteilung
der Hauptwörter in einzelne Klassen unterworfen? Hier fängt die Schwierig-
keit an, und wir betreten das Land der Hypothesen.
In der Sprachkunde ist das allerdings eine imbekannte Aufgabe, denn
solches Problem setzt ja die Annahme einer künstlichen, aprioristi-
schen Bildung der Bantu -Sprachen voraus; solches aber ist bei allen
übrigen Sprachen unbekannt. Im Gegenteil, der Erfahrung gemäß kann
man bei ihnen alles eher als eine Konstruktion a priori annehmen. Und
doch ist man gezwungen durch die Tatsache, dies bei den Bantu-
Sprachen anzunehmen. In seinem bahnbrechenden Werke, » Comparative
Grammar of the South-Africa Bantu Languages» hat P. Torrend
4*
52 V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete.
dies nachgewiesen und eine Lösung des Problems versucht. Es ging aber
nicht leicht. Worauf diese Klassenbildung nicht basieren kann, das
konnte leicht festgestellt werden. So z. B. konnte sie nicht von dem Unter-
schied der Geschlechter abgeleitet werden, nicht von dem Unterschied der
leblosen und lebendigen Dinge, nicht von ihrer natiirlichen Größe und Ge-
stalt, weil der Kaffer keinen Geschlechtsunterschied kennt (16), und in die-
selbe Klasse kommen sowohl lebende wie leblose, kleine wie große Dinge.
Dazu kommen die einzig und allein in der Sprachenwelt stehenden Lokativ -
klassen. Warum auch nicht Zeit- oder Modalklassen? Warum keine
» unter-Klasse« , bloß die auf-, in- und zu-Klasse?
(53) Seit der Ausgabe seines berühmten Werkes hat sich P. Torrend
mit dieser Frage ernst beschäftigt, und so fiel ihm im Jahre 1901 eine
neue Hypothese ein, welche ein merkwürdiges Licht in das Problem
bringt und nicht bloß mehr als irgendeine andei'e begründet erscheint, sondern
auch pädagogisch und praktisch ist, indem sie hilft, sich im Klassensystem
zu orientieren.
Deshalb halten wir uns an diese Hypothese und ohne auf ihre inneren
Gründe einzugehen und ihren meritorischen Wert zu prüfen, werden wir
nur einen allgemeinen Begriff davon geben.
(54) Diese Hypothese nimmt die Bantu- Sprachenfamilie als eine der
ältesten an, die in der Jugend des Menschengeschlechtes ausge-
arbeitet wurde (Gen. H, 19: »führte er zu Adam, damit er sehe, wie er sie
benenne«). Ob Adam allein diese Arbeit ausgeführt, oder andere (Henos,
Noe) sie ergänzt haben, ist Nebensache. Jedenfalls war es ein weltum-
fassendes Genie, welchem die Natur keine Geheimnisse darbot, und der je
nach den Eigenschaften der einzigen Wesen ihnen die Namen gab. Dabei
schien er den Plan zu haben, die in den ersten vier Kapiteln der Bibel ent-
haltenen wichtigsten Ereignisse der Welt und Menschengeschichte in
die Sprache selbst so hineinzuweben, daß die zukünftigen Geschlechter in
ihr eine lebendige Kopie der viel später niedergeschriebenen Bibelerzählung
fänden. Diese Sjjrache erhielt sich nun nach der Verwirrung der Sprachen
bei Babel in jenem Volke, das aus klimatischen Rücksichten keine Schrift-
stücke besitzen konnte. — Eine barmherzige Fügung Gottes!
Für die christliche Wissenschaft ist in der Hypothese gar nichts Un-
mögliches. Sie soll aber mit den positiven Forschungen verglichen werden.
(55) Selbstverständlich kann bei der Klasseneinteilung nicht mathe-
matisch vorgegangen werden. Für uns genügt, wenn die in der Heiligen
Schrift ausdrücklich angeführten Dinge im großen und ganzen und nach
ihren meist charakteristischen Erscheinungen eine besondere Klasse bilden.
Die Substantive, welche später die Sprache bereichert haben, müßten in
eine der schon bestehenden Klassen eingereiht werden. Natürlich für die
weniger einsichtsvollen Nachkommen war es oft schwierig, das hervor-
ragende Klassenmerkmal zu finden, und da wurde nach phonetischen
oder praktischen Rücksichten veifahren.
(56) In der ersten Klasse fängt die Weltgeschichte an. Es ist
der erste Tag der Schöpfung. Dieser führt uns von dem ursprünglichen
V. D. Mohl: Praktische Grainniatik der Bantu- Sprache von Tete. 53
Chaos {tohubahoku) , Finsternis und dem gröbsten zu allem biegbaren
und zur Bildung der Welten Vjestimmten Material, zum schöpfenden
Geiste Gottes, welcher abstrakt in sich die ganze Schöpfung trägt.
Zuletzt erscheint das Licht.
(57) In der Klasse (b)u-ma finden wir das in sich Konfuse, Bieg-
bare, im Werden Begriffene, Fermentierende und das Abstrakte. Sie
wird also die erste Klasse sein.
Hier ist zu bemerken:
1. Mit wenigen Ausnahmen sind die hier vorkommenden Wörter
entweder nur im Singular (Singulare -tantum) oder nur im Phiral (Plurale-
tantvim) gebraucht. Wo der Plural gebraucht wird, da bleibt in der Regel
das u des Singulars, z. B. u-ta: mau-ta.
2. Das volle hu kommt nur in hwadwa (Bier) und hwazi (Netz) vor.
Dem hu entspricht in anderen Sprachen wu, u, o.
3. Die abstrakten^ Wörter werden gebildet,
a) indem man einem Substantiv oder Adjektiv das »w« vorausschickt,
z. B. ukuru (die Größe), u-xamwari (Freundschaft), von xamwari (Freund);
b) indem man vermöge des Pluralpräfixes ma verschiedene verbale
Substantive bildet, und zwar:
a) ma wird einfach mit dem Radikal verbimden; dabei wird auch
manchmal die Endung verändert, z. B. maripo (Sold, von Jcuripa zahlen),
ma-nyazi (Schande, von kunyaza sich schämen), ma-nemba (Zeichnung, von
Itunemha schreiben).
ß) ma wird mit der passiven Form im Subjunktiv verbunden (§27),
z. B. ma-cokeredwe ndzua (Sonnenaufgang, von ku-coka ausgehen), ma-dnkedwe
ndzua (Sonnenuntergang, von hudoka untergehen), madtidwe (Tat, von kucita
tun), marewedwe (Sprache, von kurewa: sprechen).
7) ma mit der dativen Form (§ 27) und der Endung 0, z. B. ma-
dokern (Abendland), marondjero (Besuch von kurondjera grüßen).
Zu dieser Klasse gehören verschiedene Lichterscheinungen, wie
macihese (Morgen), masikati (Mittagzeit), mauro (Abend), mangwana (Morgen
demain), usiku (Nacht, Finsternis).
Hier ist auch madzi (Wasser im allgemeinen, ohne bestimmte Grenzen)
zu rechnen (der Geist Gottes schwebte über den Wassern).^
§ 14. Die zweite Klasse.
Am zweiten Tage der Schöpfung wurde von Gott dem Herrn die
Teilung der Gewässer vorgenommen; infolgedessen kam der schöne, kuppel-
artige, glatte Himmel und die schimmernde Oberfläche der Gewässer zum
Vorschein.
1 Dazu rechnen wir die verbalen Substantive, in welcher die Handlung als
ein Substantiv aufgefaßt ist.
2 Im allgemeinen scheint in den ersten sechs Klassen die philosophische Regel
zur Anwendung zu kommen, daß die Gegensätze zu derselben Ordnung gehören.
54 V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu-Spraclie von Tete.
(60) In die zweite Klasse gehören alle glatten, runden, symmetrischen
Gegenstände, seien sie von Natur aus so ausgestattet wie z. B. die Früchte
oder manche Körperorgane, oder vom Menschen so bearbeitet. Dies finden
wir in der Klasse ri-ma.
(61) Es ist zu bemerken:
1. Das Merkmal ri kommt bei den Substantiven nicht vor, wird da-
gegen bei allen übrigen Formen angewendet.
Bei den Substantiven haben wir:
a) dzi (Sena di)^ dz. d, wie z. B. dziso {diso: Auge), dz-andja (Hand),
d-zay (Ei). Dieses Zeichen bleibt im Plural, wenn das Wort weniger ge-
braucht wird, z. B. Dz-amhuTco (Furt), ma-dzamhuko.
b) Ein aspirierter Konsonant Ich, ph, th im Singular, z. B. khntu
(Ohr, Plural nia-Tcutu), phiri (Berg, Plural ma-piri), tJiika (ma-tika).
c) Ein verstärkter Konsonant; so: s durch t und / durch p,
V durch b, z. B. tsaw (A])fel ma-saw), tsamba (Blatt ma-samba), tsomba (Fisch:
masomba), pfuta (Fett mafuta Ol), bmirurume (Widder ina-vururume oder
auch mabvururume).
d) Ein starker Konsonant, wie d, b, y. v usw., der unverändert bleibt:
bira (Schaf mahird), dipa (Wurfgeschoß madijm), gombe (Ufer), rua (Blume,
Gras maruä). ^
(62) 2. Hier haben wir auch manche Phu-aliatantum auf ma. Diese
aber können im Singular, obwohl in anderer Bedeutung, gebraucht werden,
so z. B. phuta und mafuta, macira (Tragsessel) und chira (Leinwand) usw.
(63) 3. Die zwei Grundzahlen khuini (zehn) und dzana (hundert)
sind Substantive dieser Klasse, also im Plural makumi und madzana.
§ 15. Die dritte Klasse mu-mi.
Am dritten Schöpfungstage wird das Festland vom Meere geschieden,
die Pflanzenwelt (besonders die Bäume) geschaffen und ihnen die Kraft des
Wachsens gegeben.
(64) In dieser Klasse werden die Bäume. Jene Ilauptrepräsentanten
der Pflanzenwelt, an erster Stelle eingereiht, und Dinge, welche iiirer
^ In Tete sagt man auch dzi-rua. Rua ist eins von diesen Wörtern, welche
ursprünglich eine besondere, die zwölfte n<-«/a-Kh\sse bildeten. Diese Klasse ist in
Tete fast und in Sena ganz in die II. Klasse aufgegangen, bleibt aber bei vielen Bantu-
Sprachen noch heute bestehen. Ihr leitender Gedanke scheint die Ausbreitung
(s. I. Mos. IV, 17 — 2(3) und Scheidung zu sein, weshalb sie die Besitznahme der
Erde durch die Menschen infolge ihrer Verbreitung und Vermehrung passend dar-
stellt. Die großen Flüsse mit ihren periodischen Überschwemmungen, und die nach
ihnen sich bildenden verschiedenen Stämme fangen mit rit an, z. B. Ruangwa, Ru-
kuru (Name des Sambesiflusses bei den Tonga), Rwenga (bei Tete), Rwapura usw.
— Die einzelnen Völkerschaften unterscheiden sich durch verschiedene Sprachen,
weshalb hier auch ruriml (Zunge) zu finden ist. In Tete wurde rn zu ri. Bei
anderen Worten blieb es aucli dort unverändert, so: rua [dzirua), ruso (Verstand).
rufoy (Liebe), rumeM (Rasiermesser), rund (Wespe) usw.
V. D. Mohl: Praktisi'lip Grainniatik der Bantii- Sprache von Tete. 55
Form oder Natur nach an das Wachsen, Erweitern, Zunehmen uns
erinnern.
(65) Zu bemerken in dieser Klasse ist, daß das mu manchmal u ver-
liert. Dann schreiben wir m , z. B. rnringa {mu-ringa).
§ 16. Die vierte Klasse ci-bzi.
Am vierten Schöpfungstage wurde die Zeitfolge durch die zwei großen
Leuchten des Tages und der Nacht geordnet und mit den unzählbaren
Sternen erfüllte Weltraum sichtbar gemacht.
(67) Wir finden in der Klasse ci-bzi:
1. Die großen (schweren) Gegenstände, sei es in bezug auf ihre
Gestalt, ihre Bedeutung oder ihren Einfluß. Dazu werden alle augmen-
tativen »Substantive durch das Präfix ci gebildet, z. B. ci-munthu (Riese),
cimbwaya (großer Hund) und gehören zu dieser Klasse. Das radikale Sub-
stantiv bleibt unverändert, also hzimtinthu , hzimbivaya.
2. Die hochgelegenen (Sterne), hervorragenden, zugespitzten
Gegenstände, z. B. cigoti (Kopffrisur), cara, cisu.
(68) 3. Die Substantive, welche eine Zeitordnung, Sitte, Ge-
wohnheit, etwas Ständiges, Systematisches ausdrücken, z.B. cibadwe (Natur),
cipande (Teil), cikhariro (Gewohnheit).
Anmerkung, a) Will man also sagen: nach jemandes Art, Sitte
oder die einzelnen Sprachen nennen, so gebraucht man ci, z.B. cizungu
(nach Art des Weißen), ci-Nyangice (die Sjjrache von Tete), ci-fransez
(französische Sjorache).
(69) b) Hier entlehnen auch die Ordnungszahlen ihre Form,
indem ci vor die Grundzahl gestellt wird, z. B. -ciwiri (der Zweite), -ciJeumi
(der Zehnte) (90).
(70) 4. Den unbestimmten Begriff Sache icintliu) und was damit
zusammenhängt; deshalb haben ci viele zusammengesetzte Substan-
tive S z.B. cadidi, caiye (wahrlich!), cidyankumba usw.
(71) Dem Infinitiv wird bzi vorausgesetzt, sowie auch manchen
Adjektiven und Fürwörtern und dadurch Pluraliatantum dieser Klasse ge-
bildet, z. B. bza-hudya (Nahrung), bza-liuniwa (Getränk), bzangu, bzako (41).
(72) 5. Die Wörter, welche einen leeren Raum bedeuten, der be-
stimmt ist, gewisse Dinge zu umfassen, z. B. combo (Gefäß), cisero (Korb) usw.
6. Die Gegenstände, bei welchen das Gewicht oder die Stabilität
in der Beweglichkeit zum Ausdruck kommt, z. B. die beweglichen Ar-
beitsinstrumente, Gegenstände, deren wir uns bedienen.
§ 17. Die fünfte Klasse i(n)-(zi)n.
Am fünften Tage der Schöpfung wurde vermittels der Gewässer
{nyanza) das eigentliche vernunftlose Leben geschaffen vmd zwar die \'ögel
und Fische, bei welchen es sich in ganzer Fülle zeigt.
1 Das Studium dieser Substantive ist höchst interessant und ist allein ein
starker Beweis für die neue Hypothese.
56 V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
(73) Wir finden in der Klasse {i)n-z{in):
(74) 1. Die meisten originellen (im Gegensatz zu den späteren
zusammengesetzten) Tiernamen. So im Wörterbuch von P. Courtois finden
wir ihrer 120 in dieser Klasse.
2. Jene Personennamen, Körperteile, organische Funktionen, die mit
dem Leben ^ nahe verbunden sind, z.B. mbeu (Same), mpombo (Ehebruch),
mhadwa (gebürlig), mfuru (Freigeborenei'), ngomwe (impotens), nthaka (Erb-
schaft), mboro (muliebi-ia), nkhakonkhaka (urina), ndoe (INIist), nduru (Galle),
mhundu (anus).
3. Dasjenige, was zum Unterhalt des Lebens gehöi-t, z. B. nyanga
(Arzt), nyama (das eßbare Fleisch), ntsima (Kafferteig), nyemba oder ndzama
(Fisolen), ndororo (fiuchtbares Land), nyota (Durst), njara (Hunger), ntsembe
(blutiges Opfer, Sakrifi/.ium), Jcaruma (Hitze), mpepo (Kälte), im/u (Tod).
4. Hierher gehören auch die kaffrisierten Fremdwöi-ter, z. B. nyatua
(Siinde), livuru (Buch), tezora (Schere), fonho (Zündhölzchen), garafa
(Flasche), Iwpo (Glas), meza (Tisch), siTcora (Schule), sagwati (Geschenk),
sapato (Schuh) usw., wo sie nicht nach 61. c, d, zur zweiten gehöien.
(75) Grammatikalisch ist zu bemerken:
1. Wenn das Radikal mit einem \\)kal anfängt, so haben wir ny,
z.B. nyama; mit 5, p, v,f, so haben wir m, z. B. müitu (Flußpferd). In
allen übrigen Fällen haben wir n, z. B. ngombe.
2. Das (zi) der Mehrzahl wird gewöhnlich ausgelassen. Wenn der
Gegenstand näher bestimmt werden soll, so nimmt man zi, z.B. pakutoma
(zuerst), zidaßka {kußka ankommen), zimbarame (mbarame Vogel), cipaptiza
(eine besondeie Gattung), zentsene mbarame zidagawana [kugawa teilen), mbuto._
§ 18. Die sechste Klasse mu-wa.
Am sechsten Tage wurde die Weltengeschichte vollendet, als die Land-
und Haustiere und schließlich der Mensch geschatfen wuiden.
(76) Die Klasse m?/- «Ja umfaßt fast alle Personennamen, die hier
ipso facto gehören, solange eine Ausnahme nicht festgestellt ist. —
Dann gehören hierher alle Tiernamen, welche das Merkmal einer anderen
Klasse nicht tragen oder ausnahmsweise in die zweite, wie bira, thika,
btmrurume, nicht eingereiht sind; also auch Personen- und Tiernanien
fremden Ursprungs.
(77) Neue Personennamen werden gebildet, indem man das Präfix
nya^ vor Substantiven, Zeitwörtern im Infinitiv, Adverbien usw. stellt,
z.B. nya-kusunga (Vormund, von kusunga sorgen); nya-utofu (faul, von
utofu, Faulheit), nyakudwara (kranker Mann, von kudwara, krank sein),
1 Moyo: Das Leben gehört ziu" dritten Klasse, weil es lu'sprünglich , wie
noch heute bei den Tonga -Herz" bedeutet.
'^ Von ku-nya (gebären). Damit liängt der Begriff Kind zusammen. Die
Zulu sagen noch nyana (Kind) statt mwana. Es wäre also eine semitische P'onnel,
ähnlich wie in Söhne des Lichtes, Söhne des Irrtums.
V. D. Mohl: Praktische Graniinatik der Bantu- Sprache von Tete. 57
nyamUri (ein angesehener Mann, von- mbiri, Ehre), Nyamd:firu (Gott, von
mdzuru, im Himmel).^
Ans denselben Gründen gehören hierhei- alle mit nya anfangenden Tier-
namen, sowie manche Namen der leblosen Dinge ani nya, z.B. nyakoko
(Krokodil), nyarugwe (Tiger), nyamukwekwe (Versammlung).
(78) Grammatikalisch ist zu bemerken:
1. Die hierher gehörenden Substantive bekommen manchmal das
Präfix mu, wie mu-ntJm^, gewöhnlich aber haben sie im Singular keins, z. B.
haba, supay (Soldat), hicu (Diener).
2. Im Plural gebraucht man immer wa, also wa-nthu, icasupay, wahicu.
§ 19. Die drei lokativen Klassen pa, mu, kii.
(79) In den sechs ersten Tagen der Schöpfung haben wir einen kurz-
gefaßten aber großartig gedachten Abriß der Weite ngeschichte, deren
Inhalt die Großtaten Gottes bilden. Am siebenten Tage, wo Gott der
Herr von seiner schöpferischen Tätigkeit ausruht, fangt die freie Tätigkeit
des Menschen auf der Erde {pa-ntsi) und damit auch die Weltgeschichte an.
Den Ausgangspunkt dazu bildet der selige Zustand der ersten Men-
schen im Paradiese, den Gott der Herr für sie auf der Erde vorbereitet
hat. Dieses denkwüi-dige Moment der anfänglichen Seligkeit auf der
Erde findet seinen Ausdruck in der lokativen Klasse pa (auf).
Nun kommt ein zweites, tief hinein in die Weltgeschichte greifendes
Faktum, nämlich der Sündenfall. Infolgedessen fängt der Gegensatz und
der Kampf mit den Leidenschaften im Innern des Menschen an; durch
innere Gewissensbisse gequält, zieht sich der erste Mensch in das Dickicht
des paradiesischen Urwaldes zurück, um sich dort zu verbergen; und zu-
letzt wird er auch, den inneren Gedanken seines Herzens entsprechend,
von dem alldurchforsclienden Richter verurteilt und bestraft.
Die lokative Klasse mu scheint dieses Faktum verewigen zu wollen.
— Nach dem gestrengen Urteil Gottes über das ganze Menschengeschlecht
kommt die Ausführung der Straie. Es wird in der Person der Stamm-
eltern hinausgeworfen aus dem irdischen Paradiese und verliert alle Vor-
züge, die damit verbunden waien. Eine neue Existenz und eine neue
Tätigkeit fängt dadurch für den Menschen an.
1 Personennamen werden auch vermittels tsa gebildet und bedeuten eine
Stellung, eine Würde, eine Beschäftigung, z. B. üa-musuo (Pförtner, von
inusuo, Pforte, Tür), tsu-mbuzi (Zicgeninaim), tsa-nduku-a (Teufel). Zur sechsten
Klasse gehören die mit ka anfangenden Hauptwörter, welche ursprünglich di-
minutiv aufgefaßt waren und zur zehnten Klasse gehörten, aber nicht abgeleitet
wie kamwana wurden, z. ß. kamha (Schildkröte), kambzldyo (eine Art Nachtigall),
katandanude.
2 mu wird abgekürzt in m, z. B. mdzakazi (Sklave), mkazi. Der Apostroph '
erinnert daran. Hier tritt die vierte Klasse an die fünfte so nahe heran, daß man
in der Aussprache fast keinen UnterMchied merkt (nasales m und n). Davon manche
Schwankungen in Bezeichnung der Klasse, so z. B. rnkharamba (Greis) gehört zur
sechsten und nkharaniba (altes Tier) zur fünften.
58
V. D. MoHi, : Praktische Graninintik der Bantu - Sprache von Tete.
Die zentrifugale Klasse ä:m? erinnert an dieses Ereignis, indem sie
Hauptwörter bildet, welche die zentrifugale Bewegung bedeuten , und dann
weil sie die Verbalsubstantive auf ku in sich aufnimmt, die den ver-
schiedensten Existenz- und Tätigkeitsarten des jetzigen Menschen Ausdruck
geben ^. TJniyenda Ttul (Wo gehst du?)
(80) Grammatisch ist zu bemerken:
1. Über den Charakter dieser Klassen s. (9).
2. Obwohl die Präfixepa, mu, Jeu wie der übrigen Klassen ein Wort
mit der Wurzel bilden und deshalb nicht getrennt werden sollten, tun wir
es jedoch aus praktischen Gründen, den Fall ausgenommen, wo sich eine
liesondere Redensart^: ein Adverb, eine Präposition sich davon ausgebildet
haben, z. B. pahodzi, Jcudzuru, Tcuponi usw.; oder wenn es sich um Verbal-
substantive handelt, z. B. kiifarnba (das Gehen), kudya (das Essen) usw.
(81) 3. Obwohl der Regel nach in lokativen Formen die Klassen-
übereinstimmung mit der Lokativklasse sein soll, wird sie auch manchmal
1 Die Verbalsubstantive auf ku bilden in vielen Bantu -Sprachen eine be-
sondere zweite Klasse , die sich aber nicht bloß auf dieselbe beschränkt. Aus prak-
tischen Gründen rechnen wir sie in die neunte Klasse.
(83) '^ Außer den Nr. (41) angeführten sind folgende Redensarten be-
merkenswert :
Tabelle XIV.
pa dzurn (oben)
panja (außen)
pantfti (auf der Erde)
pakati (zwischen)
patsogoro (an der Spitze)
patari (weit)
pa mbari (neben)
paseri (geheim)
pomwepo (dortselbst)
pa p.sa (wiederum)
I mu dzuru (in der Luft)
DIU fufimtsi )
• -^ ^ ,\ unter
mu nyantsi ;
mukati (in, drin)
mmbuyo mwa (hinten)
mu nduri (hinten)
mu-tari (tief)
mu mbari (ringsum)
momwe mo (dortselbst)
kudzuru (nach oben)
ku}ija (nach außen)
kuntsi (nach unten)
kukati (nach innen)
kutsogoro (weiter)
ku mbuyo (hinten gehen)
ku nduri (nach hinten)
kutari (weit gehen)
ku mbari kwa (ringsum gehen)
ku mbari kwace (auf der an-
deren Seite)
kuse7'i (von hinten)
komweko (nach, weiter, dort-
selbst)
— \komwe-ku (hierselbst)
tnkanwa (im Munde) kuiiia-'<o (gegenüber)
pa burumimba (plötzlich), pa deca (offen, draußen), papezi (umsonst), pa
maindza (zur Regenzeit), mambi mwa (nahe), m'kuca (übermorgen), nitondo (Tag
nachher), mwanzace (Tag nachher), kwinanyo (wo anders), pa kare (auf der Stelle).
Zu bemerken: 1. Der oftmalige Gebrauch der lokativen Klassen führte zur
Ausbildung von verschiedenen Redensarten, welche, obwohl Hauptwörter der Form
nach, der Bedeutung aber zu Adverbien und Präpositionen oder alles beides zu-
sammen werden, z. B. kunja kwa nyumba (außerhalb des Hauses), ndam'menya
kunja (ich habe ihn draußen durchgeprügelt).
2. Manchmal wird das veraltete Hauptwort selbständig nicht mehr gebraucht,
sondern bloß mit dem lokativen Präfix allein, z. B. dzuru, nja, ntsi usw.
V. D. Mohl: Praktischt" Grammatik der Bantu- Sprache von Teto. 59
auf die Klasse des Hauptwortes gerichtet, so z. B. mu mpindi momwe-mn ist
ebensogut wie mu mpindi yomwe-yo; adapita m'nynmba, mormpe mukhana
munthu (oder yomwe ikhana munthu).
(82) 4. Das^a mit einem Infinitiv hat die Bedeutung von indem ,
nachdem (137): also des Partizipium Präsentis, z. B. mauro pa hudya (nach
dem Essen) adadza.
5. Ebenso Tiu mit Ortseigennamen verbunden bedeutet von, z. B.
wantJiu ica- Jeu -Europa (Europäer), dende llaria 7'a-hi-Lonrdes (Mutter
Gottes von Lourdes) usw.
§ 20. Die diminutive Klasse ka-tu. ^
Nach der \^ertreibung aus dem Paradiese war für das Menschenge-
schlecht seine Erhaltung und Verbreitung das wichtigste Ereignis. — Sie
sahen es verwirklicht in der Geburt Kains.
Die diminutive Klasse erinnert uns daran.
(85) Hierher gehören auch die Wiederholungszahlen (91). —
kabodzi (einmal), kaiviri (zweimal), katafu, kanay, kakumi, kadzana usw.
Anmerkung. Man fügt gewöhnlich das kentse (29) dazu, z. B.
kaxanu kentse (fünfmal).
(86) Grammatisch ist zu bemerken, daß bei der Bildung der Dimi-
nutive das Merkmal des Hauptwortes sowohl im Singular als im Plural
beibehalten wird, z. B. ka-mw-ana und tu-wa-na usw.
§ 21. Die Adjektive (Nebenwörter, Beiwörter, Eigenschaftswörter).
(87) Was wir durch Adjektive auszudrücken gewöhnt sind, das ist
im Kaifrischen nicht immer ein Adjektiv. Es kann sein:
1. Ein starkes Adjektiv (11 ff.).
2. Ein schwaches Adjektiv. Davon sind:
a) folgende ursprünglich: -didi (gut), -didisa (ausgezeichnet), -dzere
(links), -kukutu (stai'k), -pezi (leer, ohne Wert).
b) die übrigen sind abgeleitet von Hauptwörtern, Infinitiven ver-
mittels der schwachen Form des Präfixes und des possessiven a (17 ff.).
3. Ein Hauptwort oder ein Zeitwort, die den Begriff des Ad-
jektivs schon in sich tragen, z.B. mbirimi (V ein stolzer Mensch), demba
(VI ein dummer Mensch), ndzazi (V ein obdachloser, beschränkter Mensch),
ngana (V jemand), cigwinti gwinti (VI ein dicker IVIensch), kiwa (VI ein
zorniger Mensch), ku-kuma (stark sein), kurungama (klug sein), kusweka (ge-
brochen, zerrissen sein), kutapira (süß sein).
4. Ein formloser Ausdruck (164), z. B. miti tri gwirri, ne ujira hi
(die Bäume sind sehr dicht, nicht ein Steg durch [führt durch das
Dickicht]) usw.
^ In Sena gebraucht man pi anstatt ta.
60 V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
(88) Von der Vergleichung und Steigerung der Adjektive.
Die KafFern haben weder Komparativ noch Superlativ. Die ent-
sprechenden Begriffe werden ausgedrückt:
Für den Komparativ. 1. Durch die starke Beliauptung, z.B.
mkurn ine (ich bin der große, also größer als du, der mir gegenüber klein
erscheint) oder noch klarer ine na iwe: niJcuru ine (ich und du: groß ich).
2. Durch entgegengesetzte Begriffe, z.B. uanenepa ndiwe^ ine ndaonda
(du bist fett geworden, ich wurde mager; d. h. du bist reich und ich bin arm).
Für den Superlativ. 1. Durch das Suffix isa (esa §28), z.B.
muntliu uadidisa (der ausgezeichnete, der beste Mann), uakudziwisa (ein sehr
gelehrter Mann).
2. Durch das Adverb maha oder mit mehr Kraft makamaka (154),
z.B. mimthu udkuipa maka (der schlechteste INIensch), uakuipa makamaka
(allerschlech teste).
3. Duich uentse, z. B. cnngwe mukuru uentse (der mächtigste Hahn).
4. Durch das advei-biale Suffix tu (156), z. B. muntliu vakukomera-iu
(ein sehr guter Mann =r in jeder Hinsicht angesehen).
5. Durch die Zeitwörter kuposa, kupita, z.B. munthu uakupita (der
übertrifft) loentsene na kukoma (mit der Güte), also der beste, tenda (liebe)
Murwigu kuposa (advei-bialisch gebraucht: mehr) bzinthu bzentsene.
§ 22. Die Zahlwörter.
(89) Die Grundzahlen werden bis neun als starke Adjektive be-
trachtet {\\): khumi {zahn), dzana (hundert) sind Substantive der zweiten,
cum (tausend) der vierten Klasse. Bei zusammengesetzten Zahlen gebraucht
man na als Bindewort, z. B. 20 makumi mawiri, 21 makumi mawiri na mbodzi
{uhodzi, rihodzi, cibodzi usw.); 30 makumi mathatu; 33 Menschen wanthu
makumi mathatu na wa-thatu\ 60 makumi m.atantatu\ 67 Ziegen mbuzi makumi
matantatu na zinomwe', 111 Gegenstände bzinthu dzana na kumi na cinthu
cibodzi; 200 madzana mawiri', 253 Jahre m,agore madzana mawiri na makumi
maxanu, na magore matatu; Jahr 1902 magore curu na madzana mafemba
na magore mawiri.
(90) Die Ordnungszahlen. Sie sind schwache Adjektive und
wei^den dadurch gebildet, daß das schwache Präfix vermittels a mit ci und
der Ordnungszalil verbunden wird (69), z.B. -kutoma (der erste), cinthu ca-
kutoma (die erste Sache)'; -ciwiri (der zweite), m,uti ua-ci-iciri (der zweite
Baum); -citantatu (der sechste), mbuzi ya-ci-tantatu; -cikumi (der zehnte),
cisu cacikumi. Das 91. Jahr göre racimakumi mafemba na ribodzi.
(91) Die Wiederholungszahlen. Sie werden gebildet durch das
Präfix ka und die Grundzahlen und gehören zur zehnten Klasse (85), z. B.
kabodzi (einmal), kawiri (zweimal), kakumi, kadzana, kamakumi matantatu na
kawiri (zweiunddreißignial).
^ Man sagt -kutoma , z. B. munthu nakutoma (der erste Menscli). Der letzte
wird von kumariza (endigen) gebildet, ntslku yakumarisa-tu (der jüngste =i^ aller-
letzte Tag) (120). ciposi, cipiri werden bloß für die Wochentage gebraucht.
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete. 61
Gewöhnlich gebraucht man die AViederhoIungszahlen mit Jcentse (24).
(92) Anmerkung. Die Kaffern haben Abscheu vor den großen
Zahlen. Wenn sie dazu gezwungen werden, so machen sie lieber von
einer europäischen Sprache Gebrauch. Jedenfalls ist bei längeren Grund-
zahlen das Hauptwort zu wiederholen vor der letzten Zahl im Singular oder
Plural, je nachdem, z.B. 321 Mann wanthu madzana matatu na makumi ma-
iciri na munthu mbodzi.
In den Ordnungszahlen wird bloß die erste Zahl mit ci usw. ver-
bunden, das übrige bleibt unverändert. Der 91. Soldat mpay uacimaTiumi
mapfemba na mbodzi.^
§ 23. Die Zeitwörter.
Die regelmäßigen Zeitwörter auf a im allgemeinen.
(93) Wir haben im Kaffrischen die reguläre Zeitwortform, der
bei weitem die meisten Zeitwörter folgen, und die irreguläre. Sie unter-
scheiden sich zunächst dadurch, daß die regulären im Infinitiv mit a
enden {A'u-/amba, Jcumwa), die anderen mit i {ku-fumari, kutani, ri) und daß
die letzten meistens defektiv sind.
(94) Die kaffrische Sprache kennt fünf Arten: den Indikativ,
Imperativ, Subjunktiv, Infinitiv und das Partizipium.
(95) In der Bildung eines kaffrischen Zeitwortes können, wenn auch
nicht immer, gleichzeitig sechs Elemente vorkommen, und zwar:
das Subjekt ndi-damupasira (ich habe ihm gegeben),
die Hilfspartikel (bzw. Hilfspartikeln), z. B. ndi-da-mupasira, si-
ndi-da-mupasira (ich habe es ihm nicht gegeben),
das O b j e k t ndika - m u-pasira.
1 Es ist zu bemerken die Art, aufweLhe die Sclivvarzen zählen. Besondere
Wörter werden dazu in den ersten neun Zahlen gebraucht, nämlich jwsi (eins),
piri (zwei), thatu (drei), nay (vier), xanu (fünf), tantatu (sechs), nomwe (sieben), sere
(acht), pfemha (neun), khumi (zehn). Dann geht es wie bei den Grundzahlen.
Jeder Zahl entspricht ein Zeichen mit den Fingern der Hände.
Bei po.si wird der kleine Finger der linken Hand mit dem Daumen der
rechten niedergelegt. Bei piri werden die beiden letzten Finger der linken
Hand mit dem Daumen der rechten niedergelegt. Bei thatu wird mit diesen der
Mittelfinger der linken Hand mit dem Daumen der rechten niedergelegt. Bei
nai/ wird mit den vorhergehenden noch der Zeigefinger der linken Hand mit
dt-m Daumen der rechten niedergelegt. Bei xanu wird die linke Faust zu.sammen-
geballt. Bei tantatu kreuzt sich der kleine Finger der rechten Hand mit dem
Daumen der linken. Bei nomwe kreuzen .sich die zwei letzten Finger der rechten
Hand mit dem Daumen der linken. Bei sere kreuzen sich die ausgestreckten drei
letzten Finger der rechten Hand mit dem Daumen der linken. Bei pfmiba
kreuzen sich mit den ausge.streckten drei letzten noch der Zeigefinger der rechten
Hand mit dem Daumen der linken. Bei khumi werden die Hände wie zum Gebet
gefaltet. — Bei 20 wird zweimal in die Hände geklatscht, bei 30 dreimal, bei
mehreren Zehnten dreimal, viertnal geii latscht und die Zahl der Zehnten durch 4,
5, 9 angegeben, z.B. ö.ö, da wird mehi'mals gekhitsclit und zweimal die geballte
Faubt gezeigt. Über Hundert kennt der gewöhnliche Kafler keine Zahlen.
62 V. D. Moni.: Praktisclie Gi'ainmatik der Bantu- Sprache von Tete.
das Radikal ndidamu-pas-ira,
die End Partikel (Suffix) ndidamupas-ir-a,
die Endung ndidamupasir-a.
(96) Vom Subjekt war schon die Rede (31 fi'.), ebenso vom Ob-
jekt (36 ff.); so wollen wir gleich mit den Hilfspartikeln anfangen. Es
gibt deren zwei Kategorien: die Hilfspartikeln der Zeit und die mo-
dalen Hilfspartikeln.
(97) Tabelle XV. Die Hilfspartikeln der Zeit.
-ni- ist die Partikel des Präsens, z. B. ndi-ni-ruma (ich beiße) (32),
-(ni)dza oder -{;ni)ka ist die Partikel des Futurums, z. B. ndi-nidza-
ruma (ich werde beißen),
-a- ist die Partikel des Perfektums, z. B. nd-a-ruma (ich habe ge-
bissen) (32),
-Jcha- ist die Partikel des Imperfektums, z.B. ndi-lcha-nima (ich biß),
-da- i-ta-) ist die Partikel der Vergangenheit im allgemeinen und
Perfectum historicum.
khada ist die Partikel des Plusquamperfektums und Futurum
exactum, z. B. ndi-khada-ruma (ich hatte gebissen),
-et- ist die Partikel der Verbindung, z.B. adayenda a-ci-rwna (er
ist gegangen und biß),
(98) Tabelle XVI. Die modalen Ililfspartikeln.
-mha- diiickt die wiederholte, fortgesetzte oder bloß gewöhnliche
Ilaiullung aus, z. B. a-mha-ruma (er pflegt zu beißen).
-ko drückt 1. das »als« oder »wenn«, z.B. akantma, ndinidza mn-
rnnnya (wenn er beißt, schlage ich ihn), 2. die Richtung der Hand-
lung dort aiis, z.B. ka-rume (geh, beiße dort).
-)i(fa drückt 1. »es ist möglich", »vielleicht«, z.B. mufa-mu-
ona (du wirst ihn vielleicht sehen), 2. die Höflichkeit im Imperativ aus,
z. ß. unya-one (möchtest du schauen).
na- {ma oder mha) drückt die Höflichkeit im Subjunktiv erste
und dritte Person ans, z. B. natiyende (gehen wir).
si- drückt die Negation (Verneinung) aus, z. B. sindidaona (ich habe
nicht gesehen).
(99) Anmerkung. 1. Die Hilfspartikehi gelten alle llir den Indi-
kativ; manche werden auch mit anderen Arten des Zeitwortes gebraucht,
so z. B. mit dem Subjunktiv: dza und ka 2. (in Bedeutung des Futurums),
dann -ni-mha, nga und na- {ma)', mit dem Imperativ ka 2. und nya.
2. Die Hilfs])artikel des Präsens -ni- fällt oft aus. wie z. B. wenn es
durch andere Hilfspartikeln wie mha, nga, vertreten ist.
3. Die Hilfspartikeln na- und si- stehen vor dem Subjekte (schwaches
Fürwort), alle übrigen immer nach demselben, z. B. ndi-da-ruma und si-
ndida-ruma. Deshalb wird auch si- mit dem folgenden schwachen Fürworte,
wenn möglich, nach bekannten Regeln (21) zusammengezogen, z. B.
sudaruma ^= si-u-da-ruma (du hast nicht gebissen).
4. Die modalen Hilfspartikeln können mit oder ohne die Hilfspar-
tikeln der Zeit gebraucht werden.
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu - Sprache von Tete. 63
§ 24. Die Hilfspartikeln der Zeit: ni-'nidza, da, a, kha^, khada.
(100) Das -ni- des Präsens wird manchmal verkürzt und als m ge-
braucht, z. B. umfuna (du willst -= M-m-/«««). Im Futurum behält man
gewöhnlich das ni- (nidza), wenn das Zeitwort im Indikativ steht. Im Sub-
junktiv wird das -ni- immer ausgelassen, z. B. ndi- nidza -yenda (ich werde
gehen), mu-dza-ndi-pase (gibt mir).
Anmerkung. Manchmal wird die Zeitpartikel ganz ausgelassen
und die Zeit nach dem Vorhergehenden bestinnnt.
(101) Anstatt dza im Futurum kommt oft -Tca- vor, z. B. mu-ka-i-uza
mphon-doro, mu-nika-dyewa (wenn ihr zum Löwen gerufen werdet, werdet ihi-
gefressen). Für das Futurum exactum wird -khada- gebraucht.
(102) In Tete wird da als Perfectum historicum, also in Er-
zählungen gebraucht. In Sena dagegen kommt da bloß in negativen und
relativen Sätzen vor. Im allgemeinen hört man in Tete mehr da, in
Sena a, obgleich einfache Leute beides ohne Unterschied gebrauchen.
(103) -a- des Perfektums muß angewendet werden, wo eine Hand-
lung vorgenommen wird und in ihren Folgen fortdauert, z. B. u-a-fa (er
starb und natürlich lebt nicht mehi-), wir sagen: er lebt nicht.
(104) In den relativen Sätzen wird selten das -omwe (welcher) ge-
braucht. Gewöhnlich genügt einfach das Zeitwort im Plusquamperfektum,
Imperfektum oderPerfektum, je nachdem, z.B. dzidzi adaona mcengu, i-kha-da-
khara (er saß schon, bevor die Eule ihn sah), padaim munthu, a-kha-teya
(welcher errichtet, geflochten hat), mu-rapo wace; adaona kunyado {mwandzace),
uasandiika ihika.
§ 25. Die Hilfspartikeln ci ^ und mba. ^
(105) Die Hifspartikel ci'^ bedeutet die Verbindung mit dem Vor-
hergehenden und die Andeutung, daß die Handlung des Zeitwortes gleich-
zeitig geschehe. Es kann also mit einer anderen Zeitpartikel nicht ver-
bunden werden.
^ In Sena ist -na Hilfspartikel des Präsens, z. B. ndinafuna (ich will). Im
Futurum des Indikativ keimt man dort keine besondere Form: ndina-funa kann
unter Umständen »ich werde wollen« bedeuten. Im Subjunktiv dagegen wird
-dza- oder -ka gebraucht: ndi-dza-rime, ndi-ka-rime.
2 Im Imperfektum und Plusquamperfektum gebraucht man in Sena ka und kada.
3 In Sena kennt man kein ci. Als Verbindungspartikel gilt /«ia {tnh), welches
vor dem Subjekte steht, z. B. u-a-yenda mba-ona (er ging und sah).
* In Sena wird mba nie als Wiederholungs- oder Fortsetzungspartikel
angewendet. Diese Bedeutung hat die Partikel -.so-. Sie bedeutet ungefähr dasselbe,
was mha in Tete, z. B. ndi-so-nemba (ich bin eben mit Schreiben beschäftigt und
setze diese Tätigkeit fort), ndamuona a-so-tafima niasamba. M-wana uako anarirn?
inde! n-.so-rira. JSkhuna fundza doktrina tayu'? nenene! ndi-so-fundza.
Wenn das Radikal einsilbig ist oder mit einem Vokal beginnt, so sagt man
-■'ioku-, z.B. ndi-.soku-dzu (ich komme gerade), ndi-.soku-ona (ich bin am Schauen
darauf). Man sagt noso, kono — naso, ka.so: eine Assimilation also anosollma
{anasolima), akosolima (akasolima).
64 V. D. Mohl: Praktisclip Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
Es ist nicht notwendig, die Zeitwörter durch ci zu verbinden. Oft
wird dieselbe Zeitpartikel wiederholt, z. B. adayenda, adarma, adarewa
vfiandi stiro usw. <^ Es ist auch nicht notwendig, daß die verbundenen Zeit-
wörter dasselbe Subjekt haben, z. B. cimbarame, cidayenda, d-da-ona Tchoso,
aci-Jthara.
§ 26. Fortsetzung. Die modalen Hilfspartikeln -ka-, -nga-, na- und si-.
(106) Das Tca in den Hauptsätzen wird entweder als Futurum (mit
oder ohne ni) oder als Zeichen der in der Weite zu verrichtenden Handlung
gebraucht; in den Nebensätzen, wenn diese Zeit- oder Bedingungssätze^
sind. In den letzten wird oft Tca in beiden Sätzen gebraucht, z. B. mu-ka-
swamizira (wenn ihr mit dem Worte swa reizen werdet) kawiri, wenisene
mu-niTcadyewa (werdet ihr alle gefressen).
(107) Das nga^ wird angewendet für «vielleicht», »etwa«, »wenn«,
»zufällig«.
(108) Das na- (ma-) wird bloß mit der ersten und dritten Person
im Subjunktiv verbunden ^ selten begegnet man auch in Tete mba- in
dieser Bedeutung, z. B. mba -Hone.
(109) Es gibt im Ivaffrischen verschiedene Ausdrücke für die Negation,
si (28) allein ist als Hilfspartikel behandelt (-be iu pari be ist ein Suffix 48, 5).^
§ 27. Fortsetzung. Die modalen Endpartikeln (Suffixe).
(110) Nach der Klasscnbildung einer der Ilaiiptunterschiede zwischen
den europäischen und den Bantii.<-prachen ist die geringe Zahl von Prä-
positionen und Adverbien, indem die entsprechenden Modalitäten durch
Hilfspräfixe oder Hilfssuffixe des Radikals ausgedrückt werden.
Die Hilfssuffixe oder, wie wir sagen, Endpartikeln unterscheiden
sich von den llilfspräfixen (nach uns einfacii Hilfs part i kel n) dadurch, daß
sie eigentlich derivative (abgeleitete) Zeitwö rter bihlen, die alle Arten und
Zeiten selbständig annehmen können, wie in unseren Sprachen die passive
Form. Die Endpartikel, als Endpartikel dem Radikal einverleibt, ge-
staltet es zu einem neuen Zeitworte. Es ist nicht zu leugnen, daß dieses
einen sehr großen Reichtum der Sjiraclie bedeutet, besonders wenn man
beachtet, daß mehrere Endpnrtikeln gleichzeitig angewendet werden können.
(111) Die P^ndpartikel wird immer diiekt mit dem Radikal verbimden,
z. B. ku-ph-a, ku-ph-ewa usw.
' In Sena kommt -»ffn- anstatt -Ica- zur Anwendung in den Bedingungs-
f-iätzen. Sonst werden dort dies I\u'tikeln auf dieselbe Weise gebiauclit, z. B.
i-ng a-mara, ti-na-ku-phedza (wenn wir fertig werden, werden wir euch helfen). Es
wird ai)er auch liier und da das ka wie in Tete in den Be.lingung.ssätzen ang.'wendet.
2 In Seiia gebraucht man gewühnlicli iiif/a- anstatt na, z. H. mba-tiyende
(wollen wir gehen).
3 Neben si wird in Sena auf dieselbe Wei>e nkha- gehraucht, z. B. s i 'idina-
onu ^=z nkha-ndina-ona (ich sehe nicht).
V. D. Mohl: Praktische Graimnatik der Bantii -Sprache von Tete.
65
(112) Anmerkung. P. Courtois in seinem kaffrisch- portugiesischen
Wörterbuch führt zwei Partikehi an, welche wie die Endpartikel das Radikal
zu einem anderen Zeitwerte modifizieren , aber als Präfix mit ihm verbunden
werden. Es sind die Partikeln: -haTca- und -mhafa-.^ -baka- bedeutet
»unterdessen«, z. B. ku-rapa (heilen), hu-bakarapa (voi-läufig mit Medizin
versehen), ku-ika (aufbewahren), ku - haika (vorläufig aufbewahren).
-mbafa- soll bedeuten: »pflegen, gewöhnt sein«, z.B. ku-mbafa-ika (ge-
wohnt sein, aufzubewahren), ku- mbafa -gona (zu schlafen pflegen). Viel-
leicht ist dieses mbafa- bloß eine Variation von -mba-'i Jedenfalls ist
der Gebrauch dieser zwei Partikeln noch nicht klar genug gestellt, daß
man sich dieselben aneignen sollte.
(113) Tabelle
XVII dei
Endpartikeln.
Die passive Endpartikel
ewa (iwa)
z. B. ku-phewa, ku-gur -iwa (ge-
kauft sein)
Die attraktive (dative) Knd-
era {ira)
z. B. ndi-ph-era (töte für mich),
partikel
ndi-gur-ira (kaufe für mich)
Die kausative Kindpartikel
esa (isa)
z.B. ku-ph-esa (töten lassen) , Ä-«-
gur-isa (kaufen lassen)
Die intensive (emphatische)
esa {isa)
z. B. mu-pJi-esa (töte ihn gut), ku-
End Partikel
gur -isa (gut kaufen)
Die reflexi\e (intransitive)
eka (ika)
z. B. ku-ph-eka (sich töteu), ku-
Endpartikel
por-ika (sich kurieren)
Die gegenseitige (reziproke)
ana
z. B. kubva (hören) , ku -bv-a n a (sich
Endpartikel
verstehen, in Eintracht leben)
Die expansive Endpartikel
ora (ura)
z. B. ku-funga (zumachen) ku-fung-
ura (aufmachen)
(114) Die erste Form {ewa, era, esa, eka, ora) wird bei den ein-
silbigen Zeitwörtern gebraucht und wenn in der vorletzten Silbe e, o vor-
kommt. Wenn dagegen in der vorletzten a, i, u sich befindet, so wendet
man die zweite Form an.
§ 28. Fortsetzung. Die Endpartikeln ewa, edwa und era.
(115) Die passive Form wird nicht bloß bei den transitiven, sondern
auch bei den intransitiven gebraucht, in welchen eine virtuelle Transition
vorhanden ist, z. B. ku-gopa (fürchten), kvgopswa"^ (fürchterlich sein, ge-
fürchtet werden).
1 P. Courtois in seiner Granmiatik gibt dem -mha- die Bedeutung von
.•müssen". Wir haben sehr viele klassische Fabeln durchstudiert und kein einziges
INIal das -niba- in dieser Bedeutung gefunden.
2 Diese Form ist unregelmäßig. Sollte ku-gop-iwa sein, ku-gopsa ist
die kausative Form.
Mi« d. Sem f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 5
()6 V. I). Moiil: Praktisflie Grammatik cU-r liaiitu- Sprache von Tete.
(IKi) Hei (l(Hi transitiven Zeitwörtern im Passiv wird das von durch
7ia aus<>ediückt, z. B. ua-ph-eioa na mphondoro (er wurde vom Löwen
getötet).
(117) Die attraktive Endpartikel drückt das Verhältnis zum weiteren
Objekt aus, entspricht also dem Geiste nach unserem Dativ und verschie-
denen Präpositionen auf die Frage: wem?, füi- wen?, mit wem?, warum?,
wohin?, wo?, woher?, oluie was? usw., ■/..\i.nd/-j)h-era (töte für mich),
ndi-pas-era (gib mir) usw.
(118) Dieses weitere Objekt kann entweder ein Substantiv oder
ein Fürwort sein. Ist es ein Fürwort, so wird die schwache Form ge-
braucht und vor das Radikal gestellt. Ist aber dieses Fürwort schon als
direktes Objekt gebraucht, so kommt für das indirekte Objekt die starke
Form nach dem Zeitwort zur Anwendung, z. B. ndi-da-ku-pasira (ich habe
dir gegeben), .siiro nda - mu - phera iice (ich habe den Hasen für dich er-
schossen). Ist das indirekte Objekt ein Hauptwort, so stellt man es ge-
wöludich nach dem Zeitworte, z. B. mankhwara (acc.) ' ndinifuna kudza-
citira ntenda (für Kranklieit) hwangu. Wo kein Mißverständnis möglich,
da kann die Oi'dnung umgekehrt sein; w'cjra (dat.) (munthu) acika-meny-era
xamxcari (acc). Es kann das indirekte Objekt aucli ganz wegbleiben und zu
verstehen gelassen werden, z. B. ndacorera (sie l)raclien ihm, d. h. zu seinem
Schaden) mucamn (Stock).
Diejenigen Zeitwörter, welche in sich schon die Beziehung zum
weiteren Objekt enthalten, bekommen gewöhnlich keine dativeForm, z.B.
kureioa (sprechen), kuuza (sagen ^). Will man dann das Objekt hervor-
heben, so gebraucht man kuna. Er betete zu Gott, adapemba kuna
Murimyu , anireica kuna mamho.
(119) Die Zeitwörter auf -ra, obgleich originell, enthalten oft von
Hause aus die Bedeutung der dativen Form, z. B. ku-roora (heiraten).
Deshalb bilden sie die passive Form auf -dica (1"22), wie die abgeleiteten
in der attraktiv- possessiven Form.
(120) In den Sätzen, wo das Prädikat durch einen lokativen Aus-
druck ergänzt wird, gebraucht man die dative Form. Dann aucli inuuer,
wenn das Suffix -tu mit dem Zeitwort verbimden ist, z. B. ada-thaic-ira
mu mapiri, ntsiku ya-kumarizira-tu (der jüngste Tag = allerletzte) (90),
(121) Diese Endpartikel era (ira) kann in demselben Zeitwort zwei-
mal vorkonunen, z. B. adayenda adaona pa gomhe mwana ua mambo, ica-
khada - mu - mang -ir- ira (er sah den Sohn des Königs), sie (ihm, d. h. dem
König zum Trotz, das erste ira) hatten ihn (den Sohn) angebunden {komwe-
ko- dort: dies wird dui-ch das zweite ira angedeutet).
1 Acc. = accusativus = direktes Objekt und dat. = dativus = indirektes
Objekt.
- Dnsselbe gilt von denjenigen Zeitwörtern, vvelclie ein Ortsverliäitnis aus-
drücken. Sie brauchen nicht vor den lokativen Klassen die dative Form anzu-
nehmen, aber können sie annehmen, z.B. kuyenda, kujika, kubwo-a usw.
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete. 67
(122) Die attraktiv -passive Endpartikel vereinigt era und evca
zusammen, z. B. Jeu - mang -ir-iita = Tcu-mangidu:a. Aus demselben Grunde
wird r-? = d in kuroora -hiroodwa (verheiratet sein mit N. N,).
§ 29. Die kaus-itive und intensive Endpartikel esa (isa).
(123) Wenn das Zeitwort auf ra endigt, so bekommen diese
Formen za anstatt ra, z. B. kurira-Jeuriza', wenn es auf ka endigt, sa{tsa)
anstatt ka, z. B. kuburuka-kuburusa; wenn es auf da endigt, dza anstatt
da, z. B. kupinda-kupindza; wenn es auf wa endigt, hza anstatt wa, z.B.
kuthawa - kntha hza.
(124) Durch die kausative Endpartikel werden die neutralen Zeit-
wörter zu transitiven, z. B. ku-yarnbuka (übers Wasser kommen), ku-yambusa
(durchs Wasser jemand herüberführen).
Bei den transitiven bedeutet diese Partikel soviel als »er ließ«, »er
befahl» usw., z.h. kuphnta (nehmen), kuphatisa (nehmen lassen).
§ 30. Fortsetzung. Die Endpartikeln eka (ika), ana, ura^
(125) Die Zeitwörter auf ra bekommen nur ka anstatt ika, z. B.
kufungura (öffnen), ku-funguka (sich öffnen).
(126) Es wird manchmal das Radikal des Zeitwortes wiederholt,
z. B. kn-reica rewa, um die Wiederholung der Handlung anzudeuten oder
um intensiv zu reden (§ 2.5).
§ 31. Die Endung (95j. Der Suhjunktiv und der Imperativ.
(127) Die regelmäßige Endung des Zeitwortes ist a. Nur im Suh-
junktiv und manchmal im Imperativ ist sie anders. Deshalb werden wir
das letzte Element (95) nicht besonders behandeln.
(128) Der Subjunktiv entspricht derselben Art des Zeitwortes der
romanischen Sprachen. Er drückt also Wunsch, Befehl, Bewunderang,
Zweifel usw. aus und wird wie der lateinische Konjunktiv zur Bildung
von Bedingung und finalen Sätzen angewendet.
(129) Das charakteristische Zeichen des Subjunktiv ist die En-
dung e. Dabei wird er erstens mit dem schwachen Fürwort verbunden, z. B.
ndi-rime. Zweitens kann er ohne Hilfspartikeln stehen; von diesen aber
gewöhnlich mit den modalen: nga, rnba, ka, na{ma) und dza (Futurum).
(130) Den Imperativ bildet das Radikal, z. ^. famba (geh) von
ku-famba. Im Plural wird die Partikel ni hinzugefügt (36). Die erste
und dritte Person wird vom Subjunktiv entlehnt. Derselbe wird auch
in der zweiten gebraucht, wenn der Befehl höflich ausgedrückt werden
soll. z. B. "^
1 Die expansive Partikel -ura gleicht dem deutschen auf, los, at), z. B.
kufungura Ca uf machen), kupguhura (abschneiden).
V. D. Mohl: Praktische Grarnniatik der Bantu- Sprache von Tete.
Tabelle XVIII des Imperativs.
erste Person
zweite Person
dritte Person
Singular
.
Imperativ
—
cita
—
Subjunktiv
ndi-cite
u-cite (cite)
Plural
acite (na-acite)
Imperativ
—
cita-ni
—
Siibj iinktiv
ticite^ {naticite,
naticite - ni)
m u cite (7n u citeni)
w a cite {n awa cite)
Anmerkung. 1. In der zweiten Person Sing. Subj. kann das u
len: cite (tue), ebenfalls das mu oder das ni in der zweiten Person
Plur. Subj. mucite (tuet) oder cite-ni.
2. na (ma, mba) wird bloß in der ersten und dritten Person Subj.
gebraucht,
(131) Die Kaffern haben die einsilbigen Wörter nicht gern. Deshalb
fügen sie in der zweiten Person Sing. Imp., wenn das Radikal einsilbig
ist, die Partikel -ya hinzu: pha-ya {Jcupha), mwa-ya {ku-mwa), dza-ya
{kudza) usw.
Anmerkung. 1. Man kann immer diese Form mit der regel-
mäßigen des Subjunktivs vertreten, z. B. uphe, umwe , udze usw.
2. Man kann anstatt -ya in gewissen Fällen andere Partikeln ge-
brauchen, z.Vt. dza-naye (komm mit ihm = bringe es), dza-Jcimo (komm
hier), dza-naye-ni (kommet mit = bringet es).
(132) Das Verbot wird mittels kureka (lassen) ausgedrückt, z.B.
reka kupha (du sollst nicht töten, töte nicht!), wareke kudza (sie sollen
nicht kommen).
(133) ndoko (geh!) und ndokoni (gehet!) sind unregelmäßige Formen
von kuyenda.
(134) Der Subjunktiv wird dann auch gebrauclit in den unsicheren
Bedingungssätzen (Hilfspartikel Ära [106 j) immer mit der Hilfspartikel nga;
bei indirekter Redensart usw., z. B. nkharamha adamukumbira , kuti am-
pase tsamba ra koiive (die Alte bat ihn, er möge ihr Kraut geben).
§ 32. Der Infinitiv und das Partizipium.
(135) Der Infinitiv wird gebildet durch die Partikel ku als
Präfix und das Radikal, z. B. ku-pha, ku-sendzeka. Es kann verbunden
werden mit dem persönlichen objektiven Fürworte imd auch mit man-
1 Es kann die erste Person PhiiaHs mit der zweiten verbunden werden,
indem man zur ersten -ni hinzufügt, z.B. ti-i/cnde-ni (wollen wir gehen, ich
und ihr).
V. D.'MonL: Praktisclie Grammatik der Bantu- Sprache von Tete. 69
chen Hilfspartikeln, z. B. ndayenda ku-'ka-mu-ona'^ (ich ging, um ihn zu
sehen).
(136) Es gibt bloß ein Partizipium, welches unserm Partizipium
Perfekti entspricht. Es wird gebildet wie oben 19, 3; 87, 6.
(137) Unser Partizipium Pi'äsentis wird durch 'pa (manchmal na)
mit dem Infinitiv ausgedrückt, z. B. pa husmclzeka (schei-zend), pa Jcudya
(essend), na liufika (kommend).
(138) na mit dem Infinitiv kommt gewöhnlich in den Nebensätzen
mit wann, als, indem, wo, bei usw. vor.
Anmerkung. Übrigens ist zwischen na kußka und pa kufika keine
strenge Grenze zu ziehen.
(139) Der Infinitiv ist manchmal Objekt eines anderen Zeitwortes,
z. B. ndzou idahva kupsaira. Es kann auch der Infinitiv allein in emj^ha-
tischen Ausdrücken eine Phrase bilden, z. B. sabwanyi kukhara m'kuru iwef
(wie, du größer sein als ich!)
§ 33. Die unpegelmäßigen Zeitwörter auf i (93) und die Hilfszeitwörter^.
(140) Alle Zeitwörter fremdländischen (portugiesischen) Ur-
sprungs endigen auch im Subjunktiv und in den derivativen Formen auf i,
z. B. ku/umari, kvpagari, kuganyari usw. Dies ist bei ihnen die einzige
Unregelmäßigkeit, denn sonst werden sie angewendet wie die Zeitwörter auf«.
(141) Hierher gehören die unregelmäßigen ndi (ni), ri, kutani, wor-
über in § 11 und 12 die Rede war. Es bleibt uns noch kuti (sprechen)
übrig. Also :
(142) 1. In seiner ursprünglichen Bedeutung wird ktiii gebraucht bei
der Erzählung in der dritten Person: afi (er sprach), akhati (er hat ge-
sprochen), und dann im Katechismus als Hilfszeitwort in ndiniti ncadidi
(ich glaube = ich sage es wahr). Dann kommt es voi-:
(143) 2. Als Hilfszeitwort mit dem Infinitiv, um »bevor« oder ..noch
nicht" anzudeuten, z. B. ndikhanati kudya (bevor ich gegessen habe), 7idmati
kudya (ich habe noch nicht gegessen).
Anmerkung, akhanati (bevor) und anati (noch nicht) werden
adverbial gebraucht.
3. Als Hilfszeitwort mit dem Sul)junktiv, um »wie soll ich« = »ich
werde nicht« auszudrücken, z. B. ndikati ndidye-nyit (was soll ich denn
essen? = ich werde nicht essen).
1 In Sena wird 1. wenn die Klarheit dabei nicht leidet, das ku ausgelassen,
z. B. tagopa finya (wir fürcliten zu zennahnen). Die einsilbigen wie auch die mit einem
Vokal beginnenden Zeitwörter behalten immer /c«, z. B. kiidza kiiona; 2. dza mit
dem Radikal als Infinitiv kommt bloß nach kudza vor, z. B. adza pina ndzou (kii)
dzadya matamba; ndafuna kudza (ku) dzasainba; 3. ebenso ka oiine ku bU)ß nach
kuyenda, z. B. aenda {ku) kagona.
2 Dieser Ausdruck ist nicht nach unseren Begriffen zu verstehen. Wir nennen
hier so diejenigen Zeitwörter, welche zur Bildung von neuen Ausdrücken konkurrieren.
70 V. D. MoHi,: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
4. Als Bindewort kuti (daß, um), z. B. areu-a Tcuti anadza (er sprach,
daß er kommt).
5. Als unbestimmtes Fürwort in uakuti (so einer. . .), cakuti (so eine
Sache).
(144) Hier wollen wir noch einige Worte sagen über die Zeitwörter,
welche als Hilfszeitwörter im weiteren Sinne angewendet und gewöhnlich
mit dem Infinitiv verbunden werden.
Tcucita (tun), z. B. tacita kukuuza, kuti tipase mafuia, kucita bedeutet
dann Nachdruck oder sagen, z. B. cita: takuta (sage: danke).
kureka (lassen) bedeutet ein Verbot (132).
kufuna (ist nahe am, muß), z. B. nyakoko adafuna knfa (war nalie
am — mußte — Sterben). Manchmal bedeutet kufuna um (200).
kutanda oder kvyanda (allein, nichts anderes tun, etwas in Fülle
haben), z. B. iye sanicita cinthu, anitanda kiigona (er tut immei- schlafen),
kuyanda kuzunga (immer spazieren gehen).
kumara (all, alle, keine mehr), z. B. amara kuwaßnya (er hat .sie alle
zermalmt), munthu adaona zentsene {mhuzi) zidamara (es waren keine mehr).
Anmerkung, patamara {akhamara) werden adverbial gebraucht.
kukhara na (ndikhana) (48, 3) (haben), z. B. anikhara na mbuzi (er
hat Ziegen).
kudza na {dzana — bringen, bringe).'
ndirihe (48, 5) (kudza: ich bin nicht gekommen) und kusaya {kvßka,
nicht kommen) sind Hilfszeitwörter der Verneinung.
kuhva kupumpsiwa (sich täuschen lassen).
kutoma (der erste sein), z. B. iye adatoma kurasa (er war der erste,
welcher hat verwundet).^
§ 34. Die Negation im Kaffrischen.
(145) Von der modalen Hilfspartikel si-^ (ist nicht) war schon die
Rede (§ 26). Sie wird alx'r auch mit Substantiven, Adjektiven und Für-
wörtern verbunden, z. B. si-ndine {sine 28), muna siwe? simice-po? (seid ihr
nicht dort?), mhuzi zangu sizi? (sind das nicht meine Ziegen?), si-nmuthu
(es ist kein Mensch), madzi siyadidiretu (abscheuliches Wasser = durchaus
nicht gut).
(146) ne ist eine verstärkte Negation: »nicht einmal« und wird wie
si- mit Substantiven, Adjektiven und Fürwörtern gebraucht, z. B. ne imice,
mutumbe! Bei den Zeitwörtern verlangt ne den Infinitiv.
1 Dann ist das dza zum riclitigen Hilfszeitwort (eher Hilfspartikel) des
Futurums geworden (§ 24).
2 In Sena hat man noch als Hilfszeitwort toivera {teu-era), um, z. B. dyani
magogodo towera {um) niuwanganise mano, und kukhonda als Verneinung, z. B. J^jira
idakhonda rimirwa; das letztere in den relativen und possessiven Nebensätzen.
3 Das si wird in Sena ebenso angewendet. Als Verneinung dient dort außer-
dem mukhabi {m' khabi = paribe, muribe, kuribe) und bi oder tayu als nachstellende
Partikel, z. B. alipo bi = alipo tayu = m'khabi: uamuona tayu (er hat ihn nicht ge-
sehen). Die Verneinung wird auch wiederholt, z.B. ädamuona tayu.
V. D. Mohl: Praktische (Ti'aiimiatik der Bantu- Sprache von Tete. 71
ne — ne (weder — noch) wird wie «e allein gebraucht, z. B. ne
hudya, ne kumwa (weder essen noch trinken).
nenene! im Gespräch ist eine sehr starke Verneinung: Gott bewahre!
(147) ayay ist die einfache Antwort »nein«, z. B. muna-nyi ukuJ peno
mhuayal ayay, ni phaJca.^ Ebenso sagt man: peno (nein, ich weiß nicht).
(148) ndirihe usw. (48, 5) wird selbständig gebraucht, z. B. una
cisu? ndiribe. Dann auch als Hilfszeitwort der Verneinung, z. B. ndirihe
kumuona (ich habe ihn nicht gesehen). Man sagt eben nicht sindimuona.
(149) Wo -ribe als Hilfszeitwort nicht angewendet wird, da gebraucht
man Tcusaya (entbehren) zum Ausdruck der Verneinung. Dassell)e dient
auch dazu, verneinende Substantive und Adjektive zu bilden, z. B. hzaku-
saya hzakuoca (die ungekochte Speise).^
Im Imperativ und Infinitiv wird die Verneinung durcli kureka (132)
ausgedrückt.
(150) Der Kaffer faßt manche affirmative Sätze negativ auf und
lungekehrt. So wird rinü (wann?) angewendet, z. B. ninyi ibzi? n'dziwa rini
(ich weiß es nicht = wann sollte ich das wissen?).
(151) Die Verneinung kann auch in der Bedeutung selbst einge-
schlossen sein, wie in kutaza (nicht können), kupwa (kein Wasser haben,
austrocknen), kusaya (entbehren), kugaza (verneinen).
§ 35. Die Adverbien (Umstandswörter).
(152) Was wir durch Adverbien ausdrücken, ptlegen die Kaffern auf
veischiedene Weise zu bezeichnen. So:
1. Durch verschiedene Formen der drei lokativen Klassen und die
scliwachen Fürwörter, welche mit der Zeit eine fixe adverbiale Bedeutung
bekamen (41, 83), z. B. kure^ (dort), khokha (zohha) (nur), pomwe (wiederum,
auch, nachher), tsnpano (jetzt), tsapano pano (eben jetzt), tsapano pomwe
(noch jetzt), ndipo (zuletzt, nachher, aber, wiedei'um, also), komwel
(woher?), komwe-ku {\\(A\^\\ nahe), komwe-ko, mti pombo {nieder) , kwene
(viel), kwenekwene (sehr viel; 25, 4).*
(153) 2. Durch verschiedene Substantive und verbiale Formen , z.B.
magonyo (zickzack gehen), makongonyama (sehr früh), kutani (wie? 49),
mangwana (morgen), masikati (h^)^ anati, akhanaii (lAS), macibese
{^Yü\\),patamara (dann, nachdem), akhamara (zuletzt), kurnmiza (schnell).
(154) 3. Durch ursprüngliche Formen, wie: rero (jetzt, heute), dzana
(gestern), rini (als, wann? nicht), dzingedzinge (zuletzt), rekereke (schließ-
1 'Nein- wird durch tayii in Sana ausgedrückt, z. B. muno inimnaiuöuya?
taya padre (ist der Hund hier? Nein, Pater).
2 Anstatt kusaya gebrauchen die Senaer kusoa und kukhonda als Hilfs-
zeitwörter der Negation, z. B. a.soa mfiiti (er hat keine Flinte), ndjira idakhonda
limirwa (der Weg ist nicht rein).
3 Die gesperrt gedruckten Adverbien werden oft gebraucht.
4 Diese Ausdrücke, wie z. B. ndipo, pomwe, können auch in ihrer primi-
tiven Bedeutung gebraucht werden.
72 V. D. Mohl: Piaktisclie Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
lieh, zuletzt), ngure (weit), kodokodo (im allgemeinen), maka (88), kani
(insofern), kare (früher), karekare (schon lange her), hwijio (langsam,
selten: gut), peno (vielleicht, wenn, wie er scheint, oder, etwa), hasi
(nur, genug), mazi (vom port. mas) (aber), mangu (schnell), mangumangu
(sehr schnell), Äß&ti'a (weil), sahwanyii (warum P) caiye (wahrlich) n cadidi
(wirklich; ni cinthu cadidi).
(154) 4. Durch adverbiale Redensarten, z.B. ntsiku zentse (hnmer),
kawiri kawiri (oft, immer), ntsiku ihodzi (einmal), mangwana yace
(nachher, dann), mu rnpindi yomwe-go (sogleich), kahisehise (geheim), ka-
cimbicimhi (schnell), mparempare (langsam), cino cino (sogleich), cipo (nimmer),
comconco (auf diese Weise).
(155) 5. Dui'ch verschiedene Hilfspartikeln des Zeitwortes, wie -mha-,
-ka-, -7iga-, si- (§ 25, 26, 33); durch Endpartikel, wie das intensive esa, ana,
ttra (§ 28 luid 29).
(156) 6. Durch spezielle Suffixe, wie z.B. -7nho (auch). Dasselbe
wird sowohl nach den Substantiven wie nach den Zeitwörtern gebraucht,
z. B. mphondoro - mho idaramnka-mho (auch der Löwe stand auf). Es ist
zu bemerken, daß der Kafier eine solche Wiederholung des -mbo sehr
gern hat. -Ut (ganz, vollständig) sollte eigentlich bloß mit Zeitwörtern,
und zwar in der dativen P'orm (120), gebraucht werden, z. B. ntsiku ya-
kumarira-tu (der jüngste Tag), wird aber auch sonst angewendet; nur
muß immer die Pai'tikel ra {re) vorhorgehcn, z. B. ncadidiretu (es ist voll-
ständig wahr).^
(157) 7. Dtu-ch formlose Ausdrücke (104) und durch manche Hilfs-
zeitwörter (144), wie kufuna, kutanda, kumara, kutoma.
§ 36. Die Präpositionen (Verhältniswörter).
(158) Die Kaftern kennen bloß vier Präpositit)nen: pa, mu, ku der
lokativen Klassen und na (kuma). Mit diesen muß man auskommen. Oft
kümmert sich der Kaffer um die Präpositionen nicht, wo wir sie nicht
entbehren können.
(159) Mit den drei lokativen Partikeln bildet man viele prä positive
Redensarten (83), welche aber immer als Substantive aufgefaßt werden,
weshalb auch das regierte Substantiv in der possessiven Form steht, z. B.
pakati pa wakazi (unter den Weibern), mu mbari mwa nyumha (ringsum
das Haus).
(160) In der Anwendung des pa, ku, mu, na herrscht große Frei-
heit. Das eine wird nuuichmal für das andere gebraucht, z. B. kuyenda na
mathengo, ku thengo,pa thengo oder w?< thengo (in den Wald gehen) ist ebenso-
gut gesagt. Es sollte aber ku allein vorkommen. Babanu ari ku munda
(wir hätten gedacht mu mrinda: euer Vater ist im Garten).
1 In Sena kennt man noch das Suffix -hve (ein anderes Mal), z.B.
sinacita -hve (ich werde nicht mehr tun).
V. D. Mohl: Praktisohe Graiiiniatik der Bantii- Sprache von Tete. 73
(161) na (mit, von) ^ kommt vor:
1. Als Bindewort zwischen Substantiven ("28, 2:) Mimthu na
(mit, und) stiro wadacita uxamwari. Congwe adayenda na (mit) nthawa yacc.
Amupha na mfuti (er tötete ihn mit der FUnte).
2. In der Bedeutung von »von« in der passiven Form z. B. adamenyiwa
na habace (er wurde von seinem Vater gezüchtigt).
3. Bei den Komparativen, z. B. na imwe, na ine: in kuru ndine
(ich hin stäi'ker als du).
4. na — na in der Bedeutung von »so viel — als.« und »zwischen«,
z. B. Gura na mbuzi, na mahira (kaufe ebenso viel Ziegen als Schafe), Nkhnndo
na zigante na ine (Krieg zwischen mir und dem Riesen).
5. na mit dem Infinitiv (137, 138), z.B. na kudza (als er kam).
6. In ^^erbindung mit dem Zeitworte ri und kukhara bedeutet
es »haben« (sein mit) (48, 3; 144) und mit dem Imperativ von kudza:
dza, dzani, »bringen«; dzanaye, dzanayeni (bringe, bringet) (144); z. B.
dzana ufa (bringe das Mehl).
Anmerkung, nanyil (warum? womit:'), z.B. Xjathaica'i JSdatJiawa.
Nanyi? Kukhara na 7idjara (ich hatte Hunger).
7. kuna (vor, gegen), kupereka kuna Murimyu. (beten, bitten zu
Gott), Kharani na ntsist kuna ife (habt Erbarmen mit uns).
§ 37. Die Konjunktion, Interjektion und die formlosen Ausdrücke.
(162) Der Kaffer hält im allgemeinen nicht viel auf die Konjunktionen
und läßt sie leicht aus. Manche von ihnen, wie ndipo (aber, also), kutani
(wie), pomwe (auch), peno (wenn, aber), mazi (aber), -mbo (auch), werden
auch adverbial angewendet.
Originell sind kodi (also, nun), ayay (im Gegenteil), tangwira (»die
Ursache ist« = weil; deshalb kommt es bloß mit einem Substantiv oder
einem Infinitiv vor), sabwa^ (weil), nanyi (weil), fsono (nun), kuti (daß),
ninga (wie), ne — ne — (weder — noch).
Anmerkung. Als Bindewoi-t der Substantive gilt na (161, 1), als das
der Zeitwörter aber die Hilfspartikel -ci- (105); na — na — (Tmd — und),
z.B. Tingaporowe na iice, naine? (sollten wir, du und ich, etwa fechten?).
(163) Beim Erzählen macht der Kaffer oft von Interjektionen Ge-
brauch, weshalb es ratsam ist, sich die gebräuchlichsten zu merken. Also:
inde (ja), ayay (nein), nddof {ndawa! zu Diensten! hier!), nyonyo! (sehr
entschieden: nein!), kodU (wirklich? jawohl!), cipo! (nimmer!), yowene!
{ewe! ewe! wehl weh!), iyd! (schaut! schaut!), nandi! (höre! höret!), ci-
1 Nicht zu verwecliselu mit der Hilfspartikel ««- (108), mit der gegenseitigen
Endpartikel ana (§ 29) und mit der Hilfspartikel des Präsens in Sena: -na- (§ 24
Note), obwohl diese letzte granunatikalisch dieselbe Partikel ist. Ebenso ist in kiitia
und muna dasselbe na.
2 sabwa wird nur von den KafTern gebraucht, welche mit den Portugiesen in
Berühruug kamen. Es kommt wahrscheinlich .von sabe (nämlich) und irgend einem wa.
74 V. D. Mohl: Piaktisrhe Gramniatik der Bantu- Sprache von Tete.
simba! (hoch! hoch!), masikini! (habt acht!), yewo ! (hört!), wa! ica! wa!
(drückt ßewunderiinji- aus: ah!), ga! (wie! oh!).
Anmerkuns- Ein Zeitwort kann als Interjektion gebraucht werden,
z. B. ?ulaba-nyi? (ich was gestohlen?), hmdicemera-Jco\ (mich dort zu
rufen!).
(164) Die Interjektionen sind zu unterscheiden von den formlosen
Ausdrücken. Im Gegensatz zu den gi-a m m a t ik alische n nennen wir
formlose Ausdiücke jene Wörter:
1. die einsilbig vorkommen (22, Note 2) ;
2. deren Akzent beliebig auf die letzte, vorletzte oder drittletzte
Silbe fällt (5.1);
3. die nicht mit den vor- oder nachstehenden Worten in eine gram-
matikalische Verbindung treten.
vSolche Ausdrücke sind z. B. Jcwenyu (ködo kratzen) ^ adagwa dje (er
ist wie ein Blitz gefallen), adagwa dwe (mit Lärm). Die formlosen Aus-
drücke treten an die Stelle mancher Adjektive oder Adverbien.
§ 38. Die Struktur des einfachen Satzes im Kaffrischen. Der kaffrische Stil.
(lü.")) Nachdem wir das Material der grammatischen Regeln vorge-
legt haben, wollen wir versuchen auch Anleitung zugeben, wie man damit
verfahren soll, um nicht k a ffi-isi erte portugiesische, deutsche, englische
Sätze zu bilden, sondern echt kaffrische, die den Gedanken so aus-
drücken, wie der Kaffer sie meint und ausdrückt.
Weit davon, diesen Stoff erschöpfen zu wollen, geben wir die fol-
genden syntaktischen Regeln nur als einfachen Versuch, den wir aus
dem vStudiuin der anzuführenden Beispiele geschöpft liaben.
(166) Man soll aber nicht meinen, daß wir diese Regeln als ohne
Ausnahme vorführen. Der Mangel an klassischer Sprachentwickehmg macht
es, daß einzelne Kalfern weniger korrekt sprechen und deshalb der Mehr-
heit gegenüber eine Ausnalime bilden. Für uns ist die letzte entscheidend.
(167) Vor allem ist zu bemerken, daß der Kaffer in seinem Denken
und Handeln sein Leben lang ein Kind bleibt. Wie Kinder in kurzen
Sätzen sprechen, ohne für deren gegenseitige Gliederung und Verbindung
zu sorgen, so auch der Kaffer. Deshalb soll man um jeden Preis längere,
komplizierte Sätze meiden, sonst wird man einfach nicht verstanden, z. B.
Na mpindi yomwe-yo congwe adaßka na condzi {\Ävm) cikurisa, acißka pomwe
pakhana mphondoro na mharame. Congwe acirewa: taßka ife, wamuna icadaßka.
Mhani arewerewe'i — Mphondoro na kuona kukura (Gestalt) kwa congice adagopa.
Mharame zentsene zidasekera na kuona mukuru (Repräsentant) uawo. Mphon-
doro idathawa iciyenda, icikamanga nyumba inango. Congwe adatenga mharame
zentsene, acikhara (wurde) kapitaw (Führer) na mharame; adayenda kukanianga
nyumba cipande cinango. —
' Für Sena s. über die formlosen Ausdrücke die "Grammatik von Sena«
/on P. Torrend S. J. (Chupanga) 174 ff.
V. D. Moul: Praktische Gi-aininatik der Bantu -Sprache von Tete. 75
Muntliu akhateya murapo yace, adamanga mharame. Nyahoko adadza
acidya. Ntsihu ibodzi adateya murapo ukuru. Nyalcoko adadza, acimangiwa.
Munthu adadza , adaona nyaTioko uakumangidwa. Ndipo nyakokn adareica : ndi-
tsudzure. Akhamara munthu adamutsudzura usw.
Nkharamba idatawira: ndokoni! mubereke mu gna, munidzaona ndzou,
zomwe zinimwa madzi. Galiti adayenda, adaona muriri ua ndzou acisankura
zikuru zimuna , acipfenda nthawa, acipasa hicu uace, acinyamura. Adayenda
kutsogoro, adaona usw.
Wadaymda wasupay, wadafika , wadaona muriri ua ndzou. Adatoma mhodzi
supay, acirewa: «swi! mbuayayangu.'ti Wentsene wadataioira: ^^ swi ! nibuaya yangu 1
swi! mbuaya yangu!'^ Mbuaya na kubwa cipiringu, idakaripa, idaphata nyama
zentsene (d. h. Elefanten), icidya ; iciyenda kuna wanthu iciwadya, idayenda
ku mui, komwe kukhana mbuya uace, icimudya, iciyenda mu thengo.
(168) Die Hau|)tsäUe weiden manchmal verbunden durch das -ci
(105, 162), die Hilfsj)artikel -ka-, und Bindewörter wie ndipo, pomwe,
tsono, kodi usw. Die letzten stehen dann gewöhnlich am Anfang des Satzes
vor dem Subjekt (36 und 37). Nur -mbo als Suffix muß immer nach dem
Subjekt, oft gleichzeitig auch nach dem Prädikat, stehen: adapumpsa ba-
bangu, ine -mbo ndamupumpsa-mbo.
Das -ka- kommt in Anwendung, wenn der erste Satz eine Bewe-
gung bedeutet, z. B. tiyende, tikaone.
(169) Präzis und kurz in der Satzbildung, ist der Kaffer in seiner
Denkweise sehr weitläufig und ausführlich. Dies leuchtet besonders in den
pleonastischen Ausdrücken, wovon später die Rede sein wii-d, dann wo er
die kollektiven Wendungen meidet, wo er das Wort kuyenda, kudza bei
jeder neuen Phase der Handlung gebraucht, hervor usw.
Munthu mbodzi adayenda kukagura mbuzi, mbuzi ziwiri, mabira ziwiri.
Ndipo adafika, pa kamadzi, adarewa: «mbuzi zangu-zi mazikhare pano. Ine
ndiniyenda kutsogoro (konnte ganz ausbleiben) , ndikature<^. Adayenda
kutsogoro usw.
Suro adayenda, adaona muti, acigwata , acisema mpsimbo ikuru. Ada-
yenda adaona mbidzi ikhana wana wace. Adayenda adaona ndzou yakufa usw.'
Nkhuku idadza^ idaona mbuaya iri mu kudya mazay.
Moto adaphika bwadwa ; nkhumba idadza ' icimwa.
Cimbarame cidayenda cidakapasa munyu nkhioazi .... Nkwazi
idayenda kuna nyakoko icimupasa.
Kamha adayenda, adafika acitoma kuimba.
Ndzou idakumbuka kuti kamba idafa, peno (oder vielleicht) adathawa. —
Ndipo ndzou (das Subjekt so oft wiederholt) idayenda (nachher), idabva
kupsaira mu nyumba icisadzokera , idaona kamba, akhapsaira. Ndzou idase-
kera, icikondwa , iciyenda kukacemera wandzace.
1 Wir sehen, daß aday endannA adafika, obwohl als Zeitwörter gebraucht,
eigentlich die Stelle von Adverbien (nachher, dann, als usw.) oder Bindewörtern
(und, wo usw.) vertreten. Diese echt kafFrische Wendung ist sehr oft gebräucli-
lich und zu gebrauchen. Ebenso kommt kutewera in Aufzälilung im Sinne von
nachher, dann. Zoze akhnri nikuru, acitewera Luizi, acitewera Zoaw.
76 V- D. Moiil: Praktische Grammatik der Bantu- Sprache von Tete.
§ 39. Die Wortfolge in den Hauptsätzen.
(170) Die kaffrische Wortfolge ist in der Eegel natürlich und logisch.
An erster Stelle steht das Subjekt mit seinen Appositionen oder relativen
Sätzen, dann kommt das Prädikat; diesem folgt, wenn es nicht in ihm
eingeschlossen ist, das unmittelbare Objekt und diesem dann das mittelbare
mit den Adverbien.
(171) Unter den Apjjositionen kommen zuerst die pränominalen Ad-
jektive (§ 4, 5, 6) (das possessive nimmt immer die erste Stelle ein), dann
die starken Adjektive (12), zuletzt die schwachen, wobei die ursprüng-
lichen den Vorrang vor den abgeleiteten haben (20 — 25, 87).
(172) In den Ausdrücken: «es ist«, »wo ist«, »es ist nicht«,- av eiche
durch die Formen muna, pana, mukhana, pakhana, muribe, paribe,
mukharibe, paTcharibe kafi'risch wiedergegeben werden (50), ist die Wort-
folge kori-ekt. NämHch diese Ausdrücke kommen an erster Stelle, da sie
das grammatikalische Subjekt {mu, pa, ku) in sich tragen und das
logische Subjekt grammatisch nur ein direktes Objekt ist.
(173) Wenn man irgend einen Satzteil, sei es das Prädikat, das Ob-
jekt, ein Adverbium usw., hervorheben will, so wird er den anderen
vorausgeschickt (200).
§ 40. Fortsetzung. Hauptsätze mit einem Fürwort zum Subjekt.
(174) Wo die erste und zweite Person gleich im Singular oder im
Plural das Subjekt bildet, da genügt es in der Regel, bloß das schwache
persönliche Fürwort (31) mit dem Zeitwort entsprechend zu verbinden.
Dasselbe gilt von den P'ürwörtern, welche das Objekt bilden.
Nyakoko adarewa! ndibereke! ndikakupagari (setze dich auf mich!
ich werde dir dort bezahlen). — Tembo adayenda kutsogoro, adaona munthu
mkuru omwp akhatyora miti, acirewa: y>Nandi iwe sabwanyi unityora miti?'.
usw.; Guliti adarewa: -»Tyora (spalte) mapiri yentse. Timutusire kuti o/«. «
Tembo adarewa: r>Sabioanyi muniphika phara na ?nadzi? acirewa - 3Iw asaya
mqfuta?<i^ — «Peno ndiwe Guliti, omwe wanirewa wanthu.'.
(175) In denselben Fällen wird aber das Fürwort in seiner starken
Form hinzugefügt, wenn es sich um Nachdruck handelt (198).
Anmerkung. Bei besonders aufgeregtem Gefühl wird das starke
Fürwort zweimal gebraucht. Guliti adarewa: 'Nandi iwe! sabwanyi unityora
miti'i'^ Cimnnthv cidatatcira: ^'Ndinikwanisa kutyora miti, sabwa ibzi mbza-
kudya bzangah'^ Guliti adamutawira: «Salrwanyi iwe unitawira na nkari? ....
sabwanyi unityora mapiri'} ine ndinati kuona phiri.«- Cimunthu cidarewa:
yJJdacoka kuponi iwe, komioe unati kuona phiri? '^ Gtiliti adar: ^Tsono
unifuna-nyi iwe na ine?«- Cimunthu cidatawira: ^^Ine ndinifuna kuporowa
na iwe.'^^ — Nyasa adareioa kuna suro: ^Xamicari, ine ndinikagwa, ndini-
kafa, ukatenge mucira uanyati, udzandimenye nawo.<^ Suro adarewa: ^ Ndini-
funa mawara<^ .... usw. Mbidzi adar: «Inde, ine kufuira kwa mphara ndinisi-
yirira. «
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Baiitu- Sprache von Tete. 77
ThiTca adayenda huna mphondoro adar: ^^JVdine! (dabin ich!) muandice-
mera mutumhe'^ «■ Mphondoro idar: ySabwa-nyi iwe unikaputa wenelcaciro
(Hausherr) i* « Thika adar: r>nenene, mutumbe! ine ndafuna kvgwa ; ndicitsamira
kancere, kadrira<^. — Mwana adar: «live sindiwe mkuru, omwe adatoma
kurasa nyati}<^
Munthuadar: «Imwe! mhuzi imwe! peno sindimwe mhuzi zangu, ndi-
dakugurani na peza zinay.a-
(176) In der dritten Person wird das iye, iwo selten gebraucht.
Das schwache Fürwort genügt, oder man wiederholt das Hauptwort; da-
gegen öfter das iro, iyo, ico, ibzo usw. Mphondoro idareioa: «Iwo xcana
mphamvu kuposa ife.'<^ Thika adatawira: «inde! mutumbe!"-
Anmerkung. 1. Wenn man in der dritten Person Singularis spricht,
ohne daß es durch ein vorangehendes Substantiv determiniert ist, so hat das
zu bedeuten, daß es sich um einen Vorgesetzten, — um jemand handelt, der
Autorität besitzt, z. B. der die Missionsbuben leitende Missionar ruft einen
Knaben, der damit Beauftragte sagt dem andern: anicemera (er ruft).
2. Natürlich aus demselben Grunde ist iye (Er) simpliciter nur Gott
der Herr. Wir sehen es z. B. in dem Schwur: caiye (wahrlich) = cinihu
Ca Murungu (die Sache ist so wahr wie Er, d.h. Gott).
(177) Im Imperativ wird in der zweiten Person Singularis und Pluralis
kein schwaches noch starkes Fürwort gebraucht (das -ni von der zweiten
Person Pluralis ist mehr als Ergänzungspartikel aufzufassen). Im Subjunktiv
dagegen kommt in der Regel nur das schwache Fürwort zur Anwendung.
(178) Im höflichen Verkehr wird eine Apostrophe vorausgeschickt
mit einem imwe bei älteren Leuten oder Unbekannten; iwe bei Unter-
geordneten. Im ersten Fall pflegt man noch ein Epitheton hinzuzufügen,
wie mutumbe, mbuya (Herr), vfikuru (soviel wie Exzellenz), mambo (Herrscher),
sinyor! doutor! may (bei alten Weibern = Mütterchen), pay! Im letzten
Fall fügt man hinzu den Namen iioe, suro; iwe, Zoaio .... oder iwe,
xamwari! usw.
§ 41. Die Fragesätze und die imperativen Sätze.
(179) Das Zeichen einer Frage ist in der Regel das -nyi'i Dadurch
entstanden jene adjektiven, fürworthchen oder adverbialen Fi-agewörter wie
-poni'?, mbani^, ninyil, kuponi^, -yanyif In manchen ist das phonetische y
ganz verschwunden.
An das Zeitwort allein angeheftet kann -nyii nur bei den transitiven
was.^ (acc.) bedeuten, sonst ist es einfach ein Zeichen der Frage.
(180) Das Zeitwort mit dem -nyi? konunt in der Regel an erster
Stelle im Satze vor.
Anmerkung. 1. mbanif, ninyi?, nguponi?, mbzanyi? usw. enthaltoMi
in sich die Kopula, folgen also auch dieser Regel.
2. Die adjektiven Fragewörter folgen dem Zeitworte, wenn dies das
Subjekt des Adjektivs enthält, z. B. ndiwe yani?, pasa cisu?, cisu canyi'}
78 V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu -Sprache von Tete.
3. sahwanyi hat immer die erste Stelle; die übrigen Wörter mit -nyi
so nali als möglich dem Prädikat: Sahwanyi unidya usua'i . . . Temho adadza:
nguponi mucamu uangu"? . . WamaJcabusa wadar: tatyoreranaf Temho adar:
sahwanyi mwatyora mucamu uangul Nyati icir : unifuna-nyi suro? . . . mphara
idar: ninyi unifuna suro^ . . . nyanJchalize adar: tonga suro hzomwe unifunaf
Suro acirewa: ndikati ndifune-nyi^ (was? sollte ich nicht wollen?) ... Suro
adayenda adahvundza acirewa: muna-nyi umo7 .... Mphondoro idar: mbani
uaTcuputani wahwenzi} munitipasa manthal Thonde idar: mantha yanyif ....
Nyarugwe idar: Suro wana wangu ungawaphe'^ Suro adar: Arekere-nyi (was
sollte wehren?) Icuphaf . . . Mambo adar: peno ndimwe muapha^ Nguponi
musoro ukuru'^ adahvundza (dann fragte er) mwanace, acir: Ndiwo wapha awaf^
Mwanace adatawira: nenene, sindiwo? .... Adayenda huna mwamuna adar:
tabutaza utsi kuhucita nkhata? Micamuna adar: ni mJcuru-nyi omwe adacita
handa ra mwaral .... WeneTcaciro adar: ndiwe yani uri umu? uciti (sprich):
ndine harombo'? .... Riri Jcuponi tupi race'l wana wadaiawira: ririJ .... Sabica
imwe mukhara Tcundja, ne Icutiringira tumunya ndidzacite manhhwara? Suro ada-
tawira: Peno unifuna ndeu-fayai Unifuna Tcuti upumpse ine ndiyende mmui,
wantliu waJcandipere-nyii Nyakoko adar: kodi iwe suro? nkhurewa kwanyi
komwe-ko? suro adar: tsono ndikati nditawire-nyi? .... Mwana idar: munitha-
wanyi kodi?
(181) Es ist aber das nyi? nicht absolut notwendig, denn es kann
ohne dasselbe ein Fragesatz bestehen ; nur kommt wie in den Fragesätzen mit
nyi? das Prädikat auch dann in der Regel am Anfang des Satzes vor, z. B.
Acibvundza pomwe: Ramara ndipo handa? .... Temho adar: Nandi iwe,
sahwanyi unimwa madzi yentsene? lyeadar: Ndikhamwa madzi ngako? Temho
adar: Kodi! nkhutawira (44) kwanyi komwe-ko? (25, 3) peno unifuna ndeu?
(182) Nach allgemeinen Prinzipien kommt auch in den Fragesätzen
dasjenige Glied nach vorn, welches besonders hervorgehoben wird, trotz
der oben angeführten Regeln, z. B. Tsono ine ndinipagari-nyi kuna congwe? . . .
Utenda homwe-ho mankwara ninyi? (statt ninyi mankwara ya utenda?) Suro
adar: Nandi mutumbe! munda uno ngwanu? (ngwanu mundti uno?) Congwe
adar: Bahanu uayenda kuponi? (uayenda kuponi babanu?)
(183) Wo das starke Fürwort vorkommt, ist seine Stelle am Ende
des Fragesatzes: TJdacoka kuponi iwe? Cintsomba cidatawira: ndiwe mbani iwe?
(184) Das Adverb joeTio fängt oft Fragesätze an: Peno unifuna ndeu?
(vielleicht willst du streiten?).
(185) In den imperativen Sätzen kommt meist das Zeitwort, dann
der Vokativ usw. vor: Nandi munthu! natifendere kundja! Suro adar: Retcambo
munthii!
Anmerkung. Der Nachdruck verlangt auch hier eine Ausnahme,
z. B. Munthu! tenga mujjini ua phara ; vphe nyakoko!
^ Es ist dieses ndiwo und sindiu-o zu merken; iwo, siwo kommt sehr
selten vor, bloß plconasfisch gebraucht, wo schon das sehwache Fürwort vorkam.
So bei anderen Füi-vvörtern : ndiwe yani"? ndine Zuaw , mbani uakul-ntdziira? ni
munthu vnbodzi?
V. D. Mohl: Praktische Grammatik der Bantu-Spraclie von Tete. 79
(186) Wenn mehrere Zeitwörter einen Befehl enthalten, so steht
nur das erste im Imperativ, alle folgenden im Subjunktiv, wie im letzten
Beispiel: ndokoni mubureke mu goa, munidzaona ndzou! Temho adar: Rekani
Tcutyora, mudzandipase ! Congwe adar: pita mu nyumha , uphe cinthu ico!
§ 42. Die temporären und relativen Nebensätze.
(187) Die temporären Nebensätze, welche wir mit: als, dann, wann,
da, wo usw. anfangen, drückt der Kaifer verschieden aus.
1. Durch pa und na (138), wobei der Nebensatz gewöhnlich vor
dem Hauptsatze steht. Manchmal wird ihm das gemeinschaftliche Subjekt
vorausgeschickt: Pa kuphilca, pa Icutira mafuta, adadza cintsomha.
Mphondoro na Icuona Ttuhura (Gestalt) Tiwa congwe adagopa. Pa kutoma
(zuerst ^ anfangend) zidafika zimbaramc, cicipusa. Sirisiri na kupita, adaru-
miwa , acifa. Na kuona congwe, kuti doutor uace adqfa, acicemera. —
Thika na kuhva, adathawa, acikauza mphondoro, acireioa .... Na kubva
mphondoro, idarewa . . . Mbuzi na kubva mafara aya, zentsene zidatawirn,
zicirira . . . Maiiro pa kudya adadza mwana na mbuaya uace. Nyadzimice
adayenda kuk:aba ndzama. Suro akhadakhara mu munda mwace, adaona nya-
dzimwe na kuba (als er stahl; besser wäre iri mu kuba).
(188) 2. Ohne besondere Partikel, indem entweder der Neben-
satz als Hauptsatz an das andere gereiht ist, oder indem durch die Hilfs-
jjartikel -khada- sein Zeitverhältnis zum Hauptsatze bezeichnet wird: Sirisiri
adayenda, acimanura (und nachdem er herunternahm) nthawa yace, acimbu-
ruka. Suro adar: ndikhadayenda (Fut. exact.) kukasamba, rekani kudya nyemha.
Nsato acirewa: ukhadqfika (nachdem) pa gombe pa zigante, ukarewe usw.
(189) Die relativen Sätze werden im Kaffrischen durch omioe
(welcher, der, 24) ^ oder ohne dasselbe w^iedergegeben. Es scheint mehr
klassisch zu sein, sich ohne omwe auszudrücken.
In beiden Fällen ist zu unterscheiden, ob das relative P'ürwort als
Subjekt, als Objekt oder als ein anderer Redeteil erscheint.
(190) Ist es ein Subjekt, dann muß das -omwe bzw. das Prädikat
mit dem Hauptworte übereinstinnnen, z. B. suro adaona nyati, ikhadya (der
Hase sah ein Zebu, das weidete). Ntsiku yomwe mitiiyi inidzacoka muropa,
dziwani kuti ndafa.
Anmerkung. 1. Aus dem letzten Beispiele sehen wir, daß, wenn
das Fürwort weder als Objekt noch als Subjekt voikommt, es wie ein
Subjekt behandelt wird.
2. Wenn das Substantiv mit einer lokativen Partikel verbunden ist,
so ist das ihm entsprechende relative Fürwort immer ein Subjekt in der
lokativen Form: mwana adafika pa musuo pomwe pakhana mamho.
(191) Ist es ein Objekt, so kann es einfach mit seinem Substantiv
übereinstimmen und als Objekt bleiben, z.B. Gnliti adafa: miti , yomive
1 Zu unterscheiden von -omive (derselbe, dieser); ira! ni nthawa yomire-yi!
inde! inangwana ndidzacite - mbo bzoinice-bzi.
80 V. D. Mohl: Praktische Gr;inunatik der Baiitu - Sprache von Tete.
adazika {ßuliti), idacoJca muropa. Oder es wird grammatisch zum Subjekt,
z. B. Mu mmunda mica suro zitokota (nyemha). Nyadzimwe ne Tcumera zinango
zomwe zidabzara suro.^
Anmerkung. Ist in letzterem Fall das Subjekt ein jjersönliches Für-
wort in der ersten oder zweiten Person, so wird die starke Form gebraucht.
Hier wäre zomwe zidabzara {ine, iwe, imwe, i/e) zu nennen. In der dritten
Person liaben wir, obwohl sehr selten, die verkürzte Form als Suffix (29, 4.)
zomwe zidabzara-ye {zidabzara- z6) usw.
(192) 1. Oft wird in allen diesen Fällen das Antezedens, d. h. das Sub-
stantiv, ausgelassen Bzomice tinirewa timbacite, z. B. (fehlt bzinthii)."^
2. Oder im Gegenteil wird das Substantiv wiederholt, z. B. Sabwanyi
muatyora mucamu uanyu, mucamu adandipasa Tembo m^Jcuru7
3. Eine spezielle Art von relativen Ausdrücken ist z. B. adaona
nyanmgumi ari mu kudza (48, 1). Sie ist mit Tcuona in der Regel an-
zuwenden , sonst selten.
4. Der relative Satz muß seinem Substantiv unmittelbar nachfolgen,
wobei man Abstand nimmt von den allgemeinen Regeln der Nachfolge,
z. B. Asara suro (nicht suro asara), uasaya menyanga. Ona muara, unidza.
Mbitzi zidabara nsiponi? (welche sind die Ziegen, die?).
5. Wenn der relative Satz mit der ersten oder zweiten Person
verbunden ist, so kann sein Zeitwoi-t entweder in der dritten Person
stehen oder mit dem Antezedens übereinstimmen, z. B. Udarodza m/uii yangu
siwef oder adarodza mfuti yanga siwe? ndine ndinimanga süro oder ndine (ich
bin es, welcher) animanga suro.
<^ 43. Die kausalen, finalen, konditionalen und unabhängigen Sätze.
(193) Man kann einem Satze den kausalen Charakter geben, indem
man ganz einfach etwas affirniiert, Guliti adabmindza: sabwanyi unidya usua?
Cinmuthu adamutawira, ndireke kudya uswa (weil), mbzakudya hzangu.
(194) Oder indem man an die Spitze des Satzes sahica oder tang-
wira (mit einem Infinitiv) setzt, z. B. : sabwanyi unityora miti'i cinmuthu adami-
tawira: ndinikwanisa kutyora miti? sabwa ibzi mbzakudya bzangu. Micana
adareioa: May! pJmni nkhuktt ya pa mazay ; 7nupase suro, adye: sabwa ni
^ In Sana wird hauptsächlich diese Form gebraucht. In Tete dagegen
selten, z. B. ndlpase cuma canga , cidakwata iwe. Muanako adapha ine. Nguo yanga
inafuna ige. (inafnna - ye). Piombo pidamka - no. — Ndione mano ako anamara
na iwe wanthit ; nyama zinapha ma tnunanga iiyu zina minyendo mitatu; ayendn
naye ku-ene ko , knnakhara ige; kontxenrko kukafamho-tco iripo nkharamu. — Es
wird auch hiei' oft das Substantiv ausg^-lassen: aona pinadye-ye {pinthu, pinadye-ye);
pidaßka-ye (als er ankam); longani pinafuna imwe; kuyende-ye tiri pahodzi; ndi-
pangeni kudende-ye; ndinafuna kucita mbew kunakhara ine; cidalonga imwe, m ceneri?
hidamara (dort, wo) iwe kupha wandzatu, lero ndakupha.
■-* Hierher gehören eigentlich grammatikalisch viele Au drücke mit der variablen
Kopula, so z.B. adarewa mhani? (wer ist dieser, welcher gesprochen hat?), mhani
uandihera Jinino (wer ist der, welcher micii hier bestohlen hat?), cinidza ninyi'^ (was
ist, das kommt?).
V. 1». Moni.: Praktische (Irimiiiialik dcv Bautii-Spraclie von Tete. 81
xamwari ua pay. Nyakolio idayenda ku mui Jcioace , akhafuna Tiufa tangwi ra^
Jcusaya munyu.
(195) Die finalen Sätze drückt man aus:
1. Durch kuti mit dem Subjunktiv, z.B. GuUti adasiya Cityoramapiri,
hnti apTiike nyama . . . Tacita kiikuuza , huti tipase.
2. Durch die Hilfspartikel -Tta- mit dem Subjunktiv: Ndinißma
mawara; mawara ndijcapase nyati; nyatl ikandipase mucira; mucira ndiJca-
menyese xamicari uangu nyasa.
3. Durch den Infinitiv mit der Hilfspartikel -A'«-: Munthu. adayenda
kukagura nkhukti. Adayenda kukamanga nyumba cipande cinango.
4. Durch die possessiveForm: Mwana akharibe mpamvu, zaku nya-
mura dipa (um den Wurfpfeil zu tragen).
Anmerkung. Man kann auch die Finalität des Satzes umschreiben
durch das Futurum likatenge mucira ua nyati, udzandimenye naioo oder anders,
wie thika adayenda, akafuna kuphata kancere kabodzi.
(196) Die konditionalen (Bedingungs-) Sätze.
Der Antezedens steht in der Regel an erster Stelle und wird gebildet:
1. Durch peno mit dem Indikativ (auch ipö).
2. Durch die Hilfspartikel -ka-, auch mit dem Indikativ.
Der Konsequens (Nachsatz) ist verschieden, je nachdem er bestimmt
oder unbestimmt ist.
Ist er bestimmt, so steht er je nachdem im Indikativ, Subjunktiv
odei' Imperativ. Wo im Vordersatze -ka- vorkommt, bekommt er auch
gewöhnlich ein -ka-.
Ist er unbestimmt, so bekommt er -nga- mit dem Subjunktiv.
Peno anifuna kuporowa na ine, tiporowe. Ipo congwe anidza udzakaphate.
Peno anidza, anidzapedioa. Peno imtce muandiphata m-cira ndinifa. Peno
cirombo cinidza , mucirase.
Xamwari, ine ndikagioa ndikafa. Suro mbodzi alchari uakucenjera,
adakumhika , kuti: nyemba-zi, tikadyera pabodzi sindinikwanisa kukhuta. Peno
tinidzapikixana , ungakTiare mukuru ndiwe?
(197) Die abhängigen Sätze. Wir können sie ausdrücken:
1. Durch kuti und den Indikativ: Mamace adadziwa, kuti Guliti
unfa. jyrkazi ua mphondoro adadza , acipha tMk:a, romwe ridapumpsa mii-a-
nnma uace, kuti apJiedwa . . . Suro adayenda, adaona, kuti adacosa khanda.
Anmerkung. Die direkten Reden werden entweder ohne Vermittlung
nach dem Worte »gesagt« angeführt oder vermittels kuti. Suro mbodzi ada-
kumbuka , kuti: nyemba-zi, tikadyera pahodzi, sindinikwanisa kukhuta.
2. Einfach durch den Infinitiv, besonders nach den Verba sentiendi.
Sriro! iwe uandiona ktcdioara kuno; ndipo tingaporoioe na iwe na ine7 . . .
Munthu akliana cidzumo kwene kicene na kuona miti kuima . . . Thika na
kubva ndowe kulioma (findend, daß Mist gut ist) adarewa na ulcari. — W^a-
dabva wanthu wa kumui kambarame kuimba.
^ tangwi ist ein Substantiv und wird auch als adverbiale Präposition gebraucht.
Tangivira iwe ntsiku zentse tinlkhura na ndjaru. Tangwi ra kufuira, ndipo tinigopa.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. 111. Abt. 0
82 V. D. Mohl: riakti.sche (Tramuiatik der Baiitu-Spi'ache von Tete.
§ 44. Die kaffrischen Idiotismen: Pleonasmus, Assimilation, Emphasis und
einige andere Eigentümlichkeiten.
(198) Die pleonastische Wiederholung ist bei den Kaffern sehr beliel)t.
1. Wir haben schon (175) darüber gesprochen in bezug auf die Für-
wörter. Tsonn ndikati nditawire nyi7 Peno unifwna ndeu; hwera, tiporowe.
Ndzau idarewa: tinimwa na m'malcutu, -na m^ maTciitn , ndife wamuna xva-
hiru wakuru. Nandi imwe! ndibzo bzomice mwacita ibzi! icakoro loadatauira :
ndihzo hzomwe tacita .... Imwe! mutumbe imwe! . . . Ndokoni! mukaone!
imwe munisaya kuuza koso na congwe , sabioa aioo ndiwo wanikhara m'mui.^
2. Das Subjekt und das Prädikat (die Wurzel) werden oft empliatisch
wiederholt, z. B. Wandzace wakari pandja, matika wandzace. — Sabicanyi
munirewarewa mu nyumba-mo? . . Kambwaya kadatoma kurira, kacimbaimba
cimbo cace .... Mbare uace aribe kubva acimhaimba adaona nsawawa ida-
kurakura.
3. Manchmal wiederholt der Kaffer auch einen ganzen Satz: Xdzrm
zokhazokha zidacita jiyumba ikuru, zidakhara ntsiku zentsene na bzirambo
hzinango; zikhakhara momwe-mn pabndzi na ndzou .... Wakamba wango-
nongmiomwe, muribe ne thnpi, kathupi kari mcibade . . . Suro idayenda, nsendzi
idayenda, mcenga — mbo aciyenda — mho .... Kosi adathaica na bzentsenc
bzakvhvara bzidathawambo.
Anmerkung, na bzirambo bzinango und bzentsene bzakiibcara ge-
liören zu zwei .Sätzen, die sie zu einem machen.
4. Von dem wiederholten -mbo (156) und -ka- in den Bedingungs-
sätzen (196) war schon die Rede.
(199) Die Assimilation ist sozusagen die Basis der kaffrischen
Sprache. Auf ihr gründet sich die ganze Klassenbildung, besonders die der
lokativen Klassen. — In den relativen Sätzen haben wir sie auch bemerkt,
z. B. Rekani kucita bzomwe bzacita suro {uacita suro) . . . Bicadwa bwatu
btino bunimwa roanyakukwira m'dznru . . . Kodi ukhatawira kicanyi komiceko?
(was ist das für eine Antwort), Adakhara nnintku pa gombe , pakhnna (statt
u-akhana) mnsinkhu ukuru.
(200) Eine emphatische Wendung der Kaffern bildet die Stelhmg
am Anfang des Satzes desjenigen Wortes (oder Satzes), welches man hervoi--
heben will, so z. B. das Subjekt: Uyu ndiye uapha nyanmgumi . . . Tsono
mayikhcara ya utenda ninyi^ (also das Heilmittel der Krankheit: was ist
das?), Omice anifuna kuroora mwana-yu, akacite banda, ra micara (welcher das
Mädchen heiraten will — er tue den steinernen Mörser), TJadza na kxdpa,
ndiwe (kamst mit der Schuld — du bist es), utenda bomice-bo mankhwara
ninyi? iwe, sindiwe mukuru, omice adatoma kurasa nyati; uyu sindiye uaci-
wiri, omwe adarasa mbidzi.
1 Eine besondere Bedeutung liat der i)leonastische Ausdruck uace, iiace; yace
yace\ cace cace usw. bekommen, z. B. Suro adayenda; wentfcne tcadayenda inbido
yace yace (d. h. jeder an seinen Platz).
V. 1). INIoiir,: I'rakiisclic Graiiiiiiatik der Bantu- Sprache von Tete. 83
(201) Verschiedene idiotische Wendungen:
1. Ndinihva mbidzi, kuti suro ari pa ndfira, anipha wanihu. — Utiro
adarcica: ndine! inde! ndinihveJcera mhiri pa ndfira pano {ndinibveJcera von
laibveka (ich höre mich); die dative Form wegen mhiri (Ehre) = ich höre
mich mit Ehre (erwähnt) auf den Straßen).
2. Kamioana Tcako-Tca kanyononyonn ndinikwanisa kupha tutatu, ne ku-
dziivika (ohne daß ich es merke), kuti ndapha.
3. Maka mwana ua mphondoro ndine ndapha mbodzi, ninya ndapha loana
wako-wa wentsene-wa na imwe mamawo (einen kleinen Löwen zu töten ist
doch mehr, als dich, Mutter (Ratte), und deine drei Kleinen).
4. Ne imwe mutumhe munyaJcathawe muciyenda (auch sie, mein Herr,
wären vielleicht geflüchtet, wenn).
5. Ndidacoka mu nyumba, ich ging hinaus (d. h. aus dem Innern des
Hauses), Sahica imwe mukhara kundja, weil du draußen bist (solltest du
mir Salz verschaffen), ne kutirinyira tumuni\i (und nicht suchen etwas
Salz), ndidzacite mankhwara (damit ich mii- meine Medizin bereite).
(202) 1. Es ist eine gewisse Schwierigkeit, den Begriff: müssen,
sollen, verpflichtet sein kaffrisch auszudrücken. P. Courtois gebraucht
dafür die Hilfspartikel -mba-, aber ohne Grund (109). Dagegen scheint,
daß sich die Kaffern des kufuna dazu bedienen, z. B. Tsono ticite nkhata
yanyil Mioamuna adarewa, ine ndinifuna nkhata ya utsi (ich muß haben)
Ine ndinifuna (ich brauche), munyu, ndiyo mankhwara. — Nyakoko
akhafuna (mußte) kufa sterben.
2. »Niemals« kann durch si und kwanisa ausgedrückt werden: me
sindinikwanisa kucita kmcawa (niemals kann ich dir schaden).
3. Oft wird die neunte Klasse als unbestimmte Form gebraucht, wenn
dabei ein Lokalverhältnis vorkommt, z. B. mauro kudadoka (am Abend wurde
es finster), manywana kudacena (am Morgen fing es an, zu dämmern).
4. Bemerkenswert sind verschiedene Ausdrücke für: gehen, kommen usw.
kudza — kommen, venir,
kuyenda — gehen, aller,
h/ßka — ankommen, arriver, z. B. zidqfika ntsika zitantatn (nach sechs
Tagen oder den siebenten Tag),
ktthwera — ankommen — zu jemand gehen, z. B. bwera k
(konnn, hier),
kubwerera — zurückkonunen,
kufamba — gehen, marcher,
ndoko! (geh!), ndokoni! (geht!).
uno
84
u. Mohl: Praktische Gianmiatik der Bantu-Spj'achc von Tete.
Anhang.
P. Torrend klassifiziert die kaffrischen Laute wie folgt:
1. Es scheint, sagt er, daß das Alphabet der Unter- Sambesi -Sprache
im Tete- Dialekt fünf Vokale: a, e, i, o, u, und 67 Konsonanten besitzt,
und zwar:
Ohne w oder y
Mit w
Mit y
1
1
r5
SS
f i
1 -i
! O
s 'ä
2
o
1
11
®
s
^
2
1
1
1
1
1
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Z/ ff
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'Sic/
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—
-
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V
bv
-
mbv
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-
-
-
—
-
^ ' Labio- Dentale
— hz — mhz
-
-
— -
-
_ / / Palatale ....
1: kh — 11 kh
kw 1 kwh
-
nkwk
-
-
1 l 'i / Dentale ....
t
th —
nth
tw
twh
-
ntwh
tyh
_
—
1 \ ^ (Labio -Dentale
p 1 ph — iiiph
jno pwh — vipwh
-
-
-
i \ / Palatale ....
;r(c)
ch{Lv)
-
nch
-
—
—
—
—
—
-
1 J| JBentale
s
ts
-
ntsh
sw
tsw 1 —
ntsich
-
- -
£f 1 ] Labiale
f 1 Pf
- ">pf
—
-
-
-
—
-
-
' Labio -Dentale
-
PS
-
mps
-
-
-
-
-
-
2. Obwohl die Laute my, hy, py,fy.fii:, rw und ly in andei-en
Dialekten vorkommen, trifft man sie nicht im Tete. Dagegen zeigt sich dort
statt py und/y mit Vorliebe hz und jo5; statt my-miny {minyendo = miyendo)',
statt fu — / {Jcnfa =^ ku/wa); statt rii steht manchmal r, manchmal die,
zuletzt statt ly steht dy.
3. Die doppelten oder verstärkten Konsonanten , wie M, th, ph, ch,
nkh, nth usw. sind aspiriert, weshalb sie h als Zeichen bekommen. Dieses
V. u. Moiil: Praktische Graiiiinatik der Bantu- Sprache von Tete. 85
Ä kann ausgelassen werden, wo der Laut immer aspiriert ist, wie
z. B. in den nasalisierten k, t, ts, ]), wie tik{h), nt{h), inp{h), nkw(Ji),
ntw{h) und tyiji). In Fällen, in denen nach diesen Lauten y oder w
steht, wird aspiriert nach denselben, wie tt/{h)ora. (brich), ntsw{Ji)aya (flie-
gende Ameise).
4. Ln Tete -Dialekt ist der Übergang von einem weichen Laut in
einen harten, wie p in lo, höchst selten. Ein evidentes Beispiel darin
liefert piri (zwei) und -wiri (der Zweite). Im Gegenteil, der Übergang
von weichen zu weichen und von harten zu harten konunt oft vor, z. B.
masamba (tsamha), mazay {dzay) usw.
5. n wird zu m vor b, p, r, f.
6. In den Präfixen mit i fällt dieses vor einem Vokal aus; in den
Präfixen mit a fällt dieses aus vor einem Vokal oder wird zusammenge-
zogen (mit o); in den Präfixen mit t und u wird vor einem Vokal _y und xo
gebraucht.
Um diese Regel richtig anzuwenden , muß man für den Tete - Dialekt
bemerken, daß sämtliche verbale Wurzeln entweder mit einem Konso-
nanten oder mit einem kaum bemerkbaren und schwach aspirierten y oder w
anfangen. Deshalb sagt man kuipa (schlecht sein, besser kuyipa), kuyenda
(gehen), kuvoona (sehen). Jedes von diesen Wörtern besteht aus drei
Silben.
86
Zur Eroberung der Stadt &hat durch die Türken.
Von Julius Lippert.
Von den politischen Gebilden größeren Stiles, die die scheinbar so öde
Sahara in reicher Fülle hervorgebracht hat, ist eine der bedeutendsten
die Stadt Ghat, die heute den südwestlichsten Zipfel des türkischen Vilajets
Tripolitanien bildet. Ob, wie Duveyrier' wahrscheinlich zu machen
sucht, das heutige Ghat in dem römischen Rapsa schon einen Vorläufer
gehabt hat, soll uns hier nicht beschäftigen; sicher ist, daß die Stadt in
den ersten sechs Jahrhunderten des Islams nicht existiert hat. Die arabischen
Historiker und Geographen, die uns so reicidialtige Nflchrichten über Nord-
afrika bis zu viel südlicheren Gegenden bringen, schweigen sich über Ghat
völlig aus, und selbst in dem geographischen Wörterbuche des Jäqüt
(gest. 626/1229), das doch die unmittelbar benachbarten Orte, wie Ghadämes
und Zawila, eingehend beschreibt, wird Ghat mit keiner Silbe erwähnt.
Die früheste Erwähnung der Stadt findet sich bei dem berühmten Reisenden
Ibn Batüta (gest. 779/1377), der uns in seiner Ri hl a'^ erzählt, daß seine
Karawane auf der Rückkehr vom S udan zu dem Orte gekommen sei, »wo sich
trennen der Weg nach Ghat, der nach Ägypten führt, und der Weg nach
Tuät«. Danach ist die Angabe Nachtigal's, der die Stadt »vor mehr als
vier Jahrhunderten« gegründet sein Iäßt^ dahin zu i)räzisieren, daß Ghat
schon vor mehr als fünf Jahrhunderten ein für den Handel Nordafrikas
wichtiger Platz war, seine Gründung also noch in eine frühere Zeit hinauf-
gerückt werden muß.
Ihre Entstehung verdankt die Stadt, wie ja auch die unter ähnlichen
Verhältnissen entstandenen Wüstenstädte Timbuktu, Takedda, Tade-
mekket u. a., den kommerziellen Bedürfnissen der Tuareg, und sie mag
wohl auch in der ersten Zeit ihres Bestehens eine rein berberische Bevöl-
1 Les Touareg du Nord, p. 267. (Exploration du Sahara I. Paris 1864.)
2 Ed. Kairo 1287, II, 199 Mitte J.^^ 4, JJ^ <^JJ1 ^j^\ Jl UJUjj
<lj\y (3l.-r*-? J"^^ -'S"^ iJ^ "*^ — ^2\ Cj\c . Gemeint ist mit dem Orte augen-
scheinlich der heutige »Brunnen Asiu», von wo sich die eine Straße nordwestlich
über Ideles nach Tuät, die andere nordöstlich über Falesseles nach Ghat
abzweigt.
* Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 85 Mitte.
Lippert: Zur Eroberung der Stadt Gliat durcli die Türken. 87
kerung gehabt haben.' Die Wichtigkeit des Ortes als Zwischenstation des
Karavvanenhandels zwischen Nordafrika und dem Sudan macht es aber be-
greif licli , daß sich bald Fremde in großer Anzahl in der Stadt niederließen,
und daß durch die unvermeidlichen Mischehen sich eine Bevölkerung her-
ausbildete, die zu fast gleichen Teilen aus arabischen, berberischen und su-
danischen Elementen gemischt ist.^ Wie alle diese Siedlungen der Wüste
hatte auch Ghat sein eigenes Stadtregiment, das dem Volkscharakter ent-
sprechend ein sehr patriarchalisches war und der persönlichen Freiheit des
Kinzelnen den weitesten Spielraum gewährte.^ Doch wie in Timbuktu und
den anderen genannten Städten galten auch in Ghat als die eigentlichen
Oberherren die Scheiche derjenigen Tuaregabteilungen , die entweder bei
der Gründung der Stadt beteiligt waren oder im Laufe der Zeit die Herr-
schaft in den benachbarten Gebieten erlangt hatten.'' Wie bei Timbuktu
die Auelimmiden, waren es bei Ghat die Azgar, die im letzten Grimde
die Geschicke dieser Städte bestimmten.^
1 Barth, Reisen und Entdeckungen I, 257 nennt als die ursprünglichen Be-
wohner Ghats die Kel-Teliek und die jNIakamnmniasen ; Duveyrier, Los Touareg du
Nord, p. 267 führt noch die Ihädjenen, Kel-Rhäfsa und Kel-Tarät liinzu. »Kel«
bedeutet im Berberischen »Leute von«, "Volk von» und scheint besonders zur Be-
zeichnung der festen Ansiedler im Gegensatz zu den Nomaden gebraucht zu werden.
2 Zu bedauern ist, daß die Forschungsreisenden, die Ghat besucht haben,
uns nichts Genaueres über die Sprache der Stadt mitteilen. Nach meinen Erkundi-
gungen sollen Berberisch und Haussaisdi in gleicher Weise gesprochen, letzteres aber
im täglichen Leben bevorzugt werden. Dazu würde passen, was Barth (Reisen und
Entdeckungen L 256) über den Gebrauch von -babo" sagt. Richardson's (Travels
in the Great Desert of Sahara II, 37 und 52) ..bago» ist aber nicht ..original Housa-,
sondern Kanuri. Die Gebildeten sprechen natürlich auch Arabisch, vgl. Richard-
son a.a.O. II, 8 »Mä-tahcäfsh«, II, 44 »INIa näraf« u.a. Duveyrier, les Toua-
reg du Nord, p. 272 sagt: ..La langue de Rhät, quoique parente de celle des
Touareg, constitue cependant un dialect ä part.«
^ Vgl, Richardson, Travels in the Great Desert II, 36: «AU men aie in-
deed ecjual here, as saith the Governor. There seems to be no ruling authority,
and cvery one does what is right in Ins owneyes-; ferner Richardson, Narrative
of a Mission to Central Africa I, 169, wo wir »Ghat is a country of Sheikhs«,
.■Ghat has thirty Sultans» als Äußerungen von Ghatenser Honoratioren finden.
* Vgl. Richardson, Narrative of a Mission to Central Africa I, 160: »Haj
Ahmed, the governor, ... is a niarabout, or saint, but is looked up to by the people
for the settlement of all municipal concerns . . . But the political authority of the
country resides entirely in the hands of the Azgher Tuaricks«. Derselbe, Travels
in the Great Desert of Sahara II, 20: I asked some of the Ghatee people, who
was their Sultan? They replied: «Haj Ahmed; Shafou [der Scheich der Azgar] is
not our Sultan.« The Touai-icks, however, have absolute control over all affairs . . .
Barth, Reisen und Entdeckungen I, 239: -Seine [Hägg Ahmad's] Stellung als Ober-
herr von Rhät in Beziehung zu und gewissermaßen in Opposition gegen die Tuareg-
häuptlinge ist ohne Zweifel eine höchst eigentümliche und macht einen Aufwand von
Gewandtheit, Vorsicht und Geduld höchst nötig.«
^ Die Tuareg (arab. (Jjl_^l, sing. "JjLj"), die Nomaden der westlichen
Hüllte der Sahara, teilen sich heute in vier große Gruppen mit zahllosen Unterabteilun-
88 Lippert: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken.
So blieben diese Städte unter wechselvollen Schicksalen im Innern
Jahrhunderte hindurch als unabhängige Gemeinwesen bestehen . bis von außen
her ihrer Selbständigkeit ein gewaltsames Ende bereitet Avurde. Wie im
Jahre 1895 Timbuktu der französischen HeiTschaft einverleibt wurde, so
schon 20 Jahre früher unser Ghat der türkischen.
Wie sich die türkische Intervention vorbereitete, lernen wir durch
den Bericht Duveyi'ier's \ der etwa zehn Jahre vor der Okkupation Ghat
besucht hatte, wie sie sich vollzog, durch den Bericht E. von Bary's^
kennen, der einige Jahre nach diesem Ereignis nach Ghat gekommen war.
Es ist nun interessant zu sehen, wie die Angaben dieser beiden For-
scher in allen wesentlichen Punkten ihre Bestätigung finden in einem Be-
richt über diese Vorgänge, den mir im Jahre 1897 Muhammad Basir
al-Gäti, von 1898 — 1901 Lektor der Haussasprache am Seminar für orien-
talische Sprachen*, auf meinen Wunsch niedergeschrieben hat. Er war um
so mehr dazu imstande, als er selbst, wie sein Beiname besagt, lange Jahre
in Ghat gelebt und die hier auftretenden Persönlichkeiten von Angesicht
gekannt hat. Da sich in diesem Bericlite auch sonst Einzelheiten und Namen
finden, die die bisherigen Nachrichten nicht bieten, so habe ich es für zweck-
mäßig erachtet, den Bericht im Nachstehenden zu publizieren.
gen. Ihrer geographischen Lage nach unterscheidet man diese vier Gruppen in die nörd-
lichen Tuareg, zu denen die Azgar arab. (Jejl, *j\9ji), die westlich von Ghat
wohnen, und die Haggar oder Hoggär (arab. J^^*, äjL5^), die wieder west-
Vwh von den Azgar im Zentrum dos nach ihnen benannten Gebirgsstockes ihre Sitze
liaben, und die südhchen Tuareg; zu diesen gehören die Kcl-owi, (arab. (^y^ )
südlich von den Azgar, besonders in der Oasengruppe von AiiTr oder Azben,
wohnend, und die Aueiimmiden (arab. jWj. ji-^J, j-^\ , j\-^\) , westiicl»
von den Kelowi bis Timbuktu hin.
Nachrichten über die Azgar finden wir bei Edrisi (ed. Dozy et de Goeje
S.36); und Aboul feda (ed. de Slane p. 127); beide Autoren widerspredicn sicli in
den Angaben über die Wolinsitze des Stammes und die Lage des zu ihm in Be-
ziehung gebrachten Berges Tantana. Während F^drisi Stamm und Gebirge zwölf
Tagereisen östlich von Tessaua (in Kezzan) verlegt, soll nach Aboulfeda beides im
Süden von Fezzan gewesen .sein. Die Haggar idontifizieit Ihn Haldün (ed. deSlane
I, 178 oben) auf Grund der Namensähnlichkeit mit den Huwara, offenbar ebenso un-
richtig, wie er (I, 272) den Namen der Sana ka (^ u^) von dem der Sanhäga (^ct-i^^^^)
al)leitet. Die Aueiimmiden sind die »Sorghou- (arab.j*^) Richardson's, Travels II, 140.
Die Grenze zwischen den Tibbus, den Bewohnern der östlichen Sahara , und
den Tuareks bildet die Oasenreihe, die iu gerader Richtung von Nord nach Süd
von Murzuk nach Bornu führt, die aber selbst noch von den Tibbus bewohnt wird.
1 Les Touareg du Nord, p. 266 ff., wo wir auch einen Abriß der Geschichte Ghats fin-
den. Vgl. auch die Darst. Duper c's im "Bulletin de la Soc. de Gcogr.- Paris Aoüt 1874.
2 Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 241 ff. Vgl.
auch den Bericht von Naclitigal ebd., S. 84ff.
* Er kehrte im Herbst 1901 wegen einer klimatischen Erkrankung nach seiner
Heimat Afrika zurück, und zwar als Dolmetscher der Garua- Expedition unter Do-
minik, erlag aber seinem Leiden noch Ende des Jahres in Banyo.
Lippeut: Zur Eroberung der Stadt Gliat dun-h die Türkei
89
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90 Lippert: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken.
Transkription.
mutane-n sariki-n Ahzhiaica al-häyg Muhammad Ihunöhm sun-yi fada
SU da-Ahzinavca Ahaygär. Ahaggär su-zU a-ciki-n Ayät suna-yi yaki su-Tia'se
yäro-n Ihunöhm suna-n-sa Ammä a-haki-n köfa-n gari-n Agät Kaläla ya-
mütu Sil- käse Ahzinawa Agät da-yawa su-käma ma-su rakuma su-tafi. ya-ce
al-hägg Muhammad Ihunöhcn ga-mutäne-n-sa ku-täsi ku-tarse-su ku-maido raku-
ma-n-ku. su-tafi su-tarse-su suna-yi yäki da-kyau. Mutane-n Ahaggär su-
ka§e iimtane-n Ihunöhen da-yawa su-kaSe ma-sa yaro-n-sa suna-n-sa as-Sanüsl
a-ciki-n kf/rammä Tärät. mutane-n Ahaggär su-tafi Allah ya-hä-su nasara
da-kyau. al-häyg Muhammad Ihunöhen sina-yi kUka domi-n yära-n-sa da-
domi-n Abzinatca-n-sa ya-ce ku-tafi a-ciki-n Agät ku-ce ga-Asäfi ina-kira-
n-sa ya-zö mu-yi iäwarä dakani-n-mu. Asäfi ya-ce tö ina-zua ya-tä§i ya-
tarSe-si a-ciki-n Tärät kor ammä tqfia-n kicäna ükü daga Agät. Ihunöhen ya-ce
ga-Asäfi sai mu-tafi a-ciki-n Taräbulus mu-ruhutu a-ciki-n Stanbül su-häda
lau-na dakarai duhu tiku mu-tafi a-ciki-n Ahaggär mu-kai ma-su yäki. su-
rulmtu icuri-n sariki-n Stanbül su-zamna ciki-n Taräbulus suna-gira läya-n-sa
wota-n-su bakoi. labäri ya-zö daga Stanbül su-karatu läya a-bä-su dakarai
dubu uku. sun-yi murna da-kyau su-tafi ciki-n Agät su-zamna nan suna-
futaica wota-n-su uku sun-ce mu-aike a-gari-n Tubawa su-zö mu-tafi tare
da -SU. Tubawa sun-zö Ciki-n Agät suka-tafi a-gari-n Ahaggär suna-yi yäki
suka-kaSe mutane-n Almggär suka-maidö rakuma- n-su da rakuma -n mutane-n
Ahaggär suka-yi rtba da-kyau. su-kömö daga ciki-n Ahaggär. Tuhaica sun-
tafi a-ciki-n gari-n- su. Asäfi sT da- al-hägg Muhammad Ihunöhen sun,-ce
mu-yi rubutu-n läya ciki-n Taräbulus mu-ce Allah ya-bä-mu nasara amma
muna-so mu-rike dakarai dubu daia da dubu biu mu-aike cikin-n Taräbulus.
ya-kare inafari-n siga-n Turkawa ciki-n Agät.
Übersetzung.
»Die Leute (l(^s Tuäriksclieiches' Ij^g Mul.iaiuniad Ichunoclien- wai-en
im Kampfe mit den Tuärik von Hoggär.^ Die 1 loggär kamen in die Stiult
Glmt; sie kämpften und töteten den Sohn des Ichunochen, namens Anunä,
^ Abziuaua (für Azbinaua), was zuiuuhst die Ijcwohner der den Haussas
unmittelbar benachbarten Oasengruppe Azbin oder AhTr bedeutet, wird dann zur
Bezeichnung der Tuareg überhaupt gebraucht, genau so wie Turaua zunächst die
Araber und dann die Weil3en schlechthin bezeichnet.
2 Ichunochen (Muhammad BasTr sprach Ach unochen. Nachtigals Ich-
nuchen, Duveyriers Ikhenoukhen, Richardsons Khanouhen) war der Schwester-
sohn und deshalb nach berberischeni Erbrecht auch Nachfolger des schon vorher
genannten Shafou (vgl. S. 2, Anm. 4) als Oberhäuptling der Azgar.
3 Die Form Ahaggär für Haggär ist berberisch. Dieser vokalischc Vor-
schlag findet sich ja unendlich häufig bei der Wiedergabe arabischer Worte und
Namen durcli die Tuareg. W^ir haben im vorliegenden Bericht noch Agät für Hat;
so haben wir auch Iwalaten (Ibn Batüta, Rihla, ed. Cairo II, 184) für Walata,
Adschiro für Djiro imd vielleicht auch A.säfi für arab. SäfT, wenn diese .\us-
sprache nicht auf arab. a s - S a f i zurückzuführen ist.
Lippekt: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken. 91
bei dem Stadttor Kaläla.^ Sie töteten auch viele Tuärik von Ghat, nahmen
ihnen die Kamele weg und machten sich von dannen. Ichunochen sprach
zu seinen Leuten: macht Euch auf, holet sie ein und bringet Eure Kamele
zurück. Sie machten sich auf, holten sie ein und fochten tapfer. Die Hoggär
(aber) töteten viele Leute des Ichunochen und töteten ihm auch seinen Sohn
Senüsi in dem Tale Tärät.^ Die Hoggär zogen nach Hause, Allah hatte
ihnen einen herrhchen Sieg gegeben. Hägg Muhammad Ichunochen weinte
ob seines Sohnes und ob seiner Tuäriks und sagte: gehet nach Ghat und
sagt Asäfi^, ich ließe ihn rufen, er solle kommen, daß wir eine Beratung
;i1)halten unter uns. Asäfi sagte: gut, ich komme. Er brach auf und traf
(Ichunochen) im Tale Tärät drei Tagemärsche von Ghat. Ichunochen sagte
zu Asäfi: es bleibt uns nur übrig, nach Tripolis zu gehen und (dann) nach
Stambul zu schreiben, sie möchten uns 3000 Soldaten geben, damit \vir in
das Hoggärgebiet einbrechen und sie mit Krieg überziehen.* Sie schrieben
an den Sultan von Stambul und blieben in Trijiolis (die Antwort) abwartend
sieben Monate. Da kam die Antwort aus Stambul; sie lasen den Brief,
(darin stand) : daß ihnen die 3000 Soldaten bewilligt würden.^ Sie freuten
1 Nach Barth, Reisen und Entdeckungen I, 260 besitzt Ghat vier Tore,
die die Namen el-Cher, Kelala, Tefarh-rhät und Temel-rhät füinen.
Duveyrier, Les Touareg du Nord, p. 271 behauptet dagegen, daß die Stadt
sechs Tore hat, von denen drei den Namen Tämeh'hät führen, im übrigen stimmen
seine Namen mit denen Barths übereiii.
2 Dies Wadi, das nordwestlich von Ghat belegen ist, begegnet uns in dem
Namen der Kel-Tarät, die nach Duveyrier, S. 267 zu den Gründern der Stadt
geiiört haben. Zur Zeit der geschilderten Ereignisse woimten hier, wie E. v. Bary
(Verliandlungen d. Ges. f. Erdk. zu Berlin IV, 249 oben) uns mitteilt, die 0 ragen,
eine der vier Unterabteilungen der Azgar, denen auch der Oberhäuptling der ge-
samten Azgar Ichunochen angehörte. Damit wird auch klar, warum, wie der
Bericht meldet, sein Zusammentretfen mit Asäfi in diesem Tale stattfand.
Das bei Barth (Reisen und Entdeckungen I, 258) erwähnte Tal „Tarät",
etwa eine Tagereise nordwesdich vom Tale Ngäkeli, wo die Färkana oder
Aferkanen, eine Unterabteilung der Imrhäd, sitzen, ist also mit dem unseren
nicht identisch.
3 Das damalige Oberhaupt der Stadt Ghat; er war ein Sohn des Hägg
AmTn, der zur Zeit, als Duveyrier die Stadt besuchte, Gouverneur war, nachdem
er seinen älteren Bruder, den durch Richardson und Barth bekannten Hägg Ahmad,
zum Vei-zicht auf die Herischaft gezwungen hatte. Die Familie war arabischen Ur-
sprungs und stammte aus Tuät.
* Solche Gesuche von Häuptlingen im Hinterland Tripolitaniens belegener
Oasen treten an die türkische Verwaltung oft heran. So war vor etwa zehn Jahren
Maina Adama (maina ist in der Kanurisprache »Prinz.), der Chef von Dirki
— in der Oasengruppe Rawär auf dem Wege von Murzuk nach Bornu belegen
(Barth V, 428) — persönlich nach Tripolis gekommen und hatte um eine türkische;
Garnison gebeten, war aber abschlägig beschieden worden.
5 NachE. v. Bary (Verhandlungen d. Ges. f. Erdk. IV, 244) wären sie nur
nach Murzuk, der Hauptstadt des Liwas Fezzan, gegangen und hätten dort um
Unterstützung durch die Megarlia- Araber gebeten. Die im Berichte gegebene Zahl
der erbetenen und trescliickten Soldaten ist wohl durch zehn zu dividieren.
92 Lippert: Zur Eroberung der Stadt Gliat durch die Türken.
sich sehr, kehrten nach Ghat zurück und blieben daselbst sich ausruhend
drei Monate. Sie sprachen: laßt uns zu den Tibbus schicken, sie sollen
kommen, damit wir zusammen mit ihnen {ins Feld) ziehen. Die Tibbus
kamen nach Ghat; sie zogen {gemeinsam) ins Hoggärgebiet , sie kämpften
und töteten die Hoggärleute; sie brachten zurück ihre Kamele und (erbeu-
teten dazu) die Kamele der Hoggärleute. Sie machten einen reichen Ge-
winn und kehrten nach Ghat zurück. Die Tibbus gingen nach Hause.
Asäfi aber und Ichunochen sprachen: laßt uns einen Brief schreiben nach
Tripolis, worin wir mitteilen, daß Allah uns den Sieg gegeben hat, daß
wir aber 1000 Soldaten zurückbehalten und 2000 nach Tripolis zurück-
schicken wollen. Zu Ende ist der Anfang des Eindringens der Türken
in Ghat.«
Eine Frage, die uns des weiteren zu beschäftigen hat, ist die nach
dem Zeitpunkt der geschilderten Ereignisse. Nachtigal sagt, daß die Okku-
pation »im Anfang dieses Jahrzehnts«, d. h. also Anfang der siebziger Jahre
des voi'igen Jahrhunderts stattgefunden hätte.^ Eine Notiz in einer unlängst
erschienenen Geschichte von Tripolitanien , die in Europa wohl nur wenig
bekannt geworden ist^ setzt uns in den Stand, den Zeitpunkt noch näher zu
])räzisieren. In diesem Werke heißt es bei der Besprechung der Regierung
des Walls Mustafa 'Äsim Pascha:' olc <— ä9 t^ ö-*wJ"1 ejV> ^J
. J_^l ^j^ ijy>>-\ i'LÄ-.i ^^^y L^ J-^Vl cj^ ^j jlji ^\^
»Und zu seinen Ruhmestaten gehört die Einnahme der Kasba von Ghat;
und er stellte an die Spitze ihrer Bewohner einen Mann, vor dessen In-
trigen er sicher war und dessen Verhalten ob seiner G<;rechtigkeit aner-
kannt war. Und er verleibte (die Stadt) der Verwaltung des Liwä's Fezzän
ein und hielt die Gesamtbe\ ülkerung ab von dem, was eine Mißachtung der
Gesetze und eine Organisation der Unbotmäßigkeit zur Folge haben könnte.«
Wie wir diesem Tarih entnehmen, war Mustafa 'Asim Pascha vom
29. Öa bän 1292/30. September 1875 bis zum 18. Gumädä \\ 1293/11. Juli 1876
Generalgouverneur von Trijiolitanien. In dieses Dreiviertel] ahr muß also
auch die Einnahme Ghats fallen. Mit dem hier ausgemachten Termin steht
auch in Einklang der folgende Passus aus dem Berichte E. v. Bary's aus
Adschiro (in dem Oasengebiet von Azben) vom 1. April 1877*: •Für
die ersten zwei Jahre der Okkupation bleibt Rhat von allen Abgaben frei,
nach Ablauf derselben aber soll sowohl die Stadt als der Stamm der Asgar
Steuer zahlen . . .». Das Präsens »bleibt« beweist, daß am 1. April 1877
zwei Jahre seit der Okkupation noch nicht verflossen waren.
' Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 85. 1877.
^ Ahmad Beg: Kitäb al-manhal al-'adb IT tarTh Taräbulus al -Garl). Cc
püli 1317.
8 S. 390 unten.
* Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin IV, 244.
Lh'pert: Zur Eroherung der Stadt Ghat durch die Türken. 91)
Ungewiß freilicli bleibt, was mit den äußerst geschraubten Ausdrücken
am Schluß des arabischen Berichtes: »und er hielt die Gesamtbevölkerung
ab von dem, was die Mißachtung der Gesetze und eine Organisation der
Unbotmäßigkeit zur Folge haben könnte« gemeint ist. Bezieht sich das
vielleicht auf den hier mitgeteilten Steuererlaß, der dem der türkischen
Heri'schaft abgeneigten Teil der Bevölkerung das neue Joch versüßen sollte,
oder ist damit an die Bestimmung gedacht, wonach in Zukunft die bis-
herigen Oberherren Ghats, die Tuareg, l)eim Betreten der Stadt ihre Waffen
abzugeben hatten? Gott weiß es am besten.
94
40 Personennamen und 60 Sprichwörter der Evheer
Togos und ihre Bedeutung.
Gesammelt von Missionnr C. SriEss,
Lome (Tos;o).
f Jeder Personenname der Evheer Togos hat seine Bedeutung. Die in Jahr-
gang V'l, 8. 60 ff. vorn Schreiber dieses veröffentlichten 300 Namen zeigen
dieses zur Genüge. Dieser ersten Sammlung folgen hiermit 40 weitere
Namen nebst Bedeutung. Eine der interessantesten Beobachtungen aber ist
die, daß jedem dieser Personennamen ein Sprichwoi-t zugrunde liegt. So
kennt denn auch jeder ältere Evheer sofort das Sprichwort, das sich an
den Namen des ihm begegnenden Landsmannes knüpft. Wenn z. B. Ei^ihpe
dem Ghö begegnet, so weiß ersterer sofort: Gbö medoa laTcle ihe aghonu
ICO, d. h. die Ziege schläft nicht vor des Leoparden Tor; und letzterer sagt
sicli: ESikpe lou mato = er hat den Stein geschlagen, aber e^ kam kein
lUut. Aus diesem ergibt sich aber auch, daß ein solcher Reichtum an
SjM-ichwörtern unter den Evheern ist, daß es eine Lebensaufgal)e wäre,
diese alle zu sanuneln. Im Spiel, im Scherz, namentlich aber bei Gerichts-
sitzungen kann man immer und immer wieder neue und andere vernehmen.
So hat denn jede Stadt eine Menge Sprichwörter, die eine andere niclit
hat. Ich fand in Badza ganz verschiedene von Tove; und als ein Einge-
borener in letzterem Orte die Bedeutung eines Sprichwortes, nach der ich
ihn fragte, nicht wußte, sagte er: das sei wohl ein Peki- Sprichwort. So
schwer an und für sich ihre Bedeutung schon ist, um wie viel mehr für
den Fremdling erst dann , wenn sie in lließender Rede angewandt werden.
Welche Fülle von Lebensweisheit enthalten nur schon die anbei gesammelten !
C. Spiess.
1. Teil
40 Personennamen der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
1. Awetqgho der Meister kommt.
Stirbt der Vater vor der Gebiu't des Sohnes, so heißt der Sohn
Aihetoghq. Er tritt an die Stelle des Vaters. Awe Haus; tn Besitzer; aiietq
Hausbesitzer, Herr, Meister; ghn zurückkommen; meghmia ich komme; Miatq.
si le dziwo Unser Vater {tq), der du bist im Himmel ; de aioe me nyuie komme
gut nach Hause; d.e awe ghq nyiäe komme gut zu Havise an.
SriEss: l'ersoiieunainen und Sprichwörter der Evheer Togos. 95
2. Afe odei- Awefa das Haus ist mild.
Stirbt der Vater vor der Geburt einer Tochter, so heißt sie: A/fi
oder Awefa. Aweno Hausfrau; no Mutter; fa kühl, milde; fafa Kühle,
Milde; domefafa Kühle des Magens = Zufriedenlieit; nntifafa, huti um, herum,
außen = alles um ihn herum ist kühl =: Frieden; aJcnfa/a, akn Brust, Kühl-
sein der Brust = Trost. Für Frieden hat der Evheer noch die Wörter:
1. dzimefafa Herzenskühle; dzi Herz; 2. tomefafa Kühle des Ohrs; to Ohr;
nutifafa na im Friede sei mit euch;/« oder fafe kühl, frisch.
3. Aghese ein Leben nach dem Gesetze führen.
a^ie Leben; ^e Gesetz; ayhe enthält ^5e Stimme, Ton, Laut, Sprache.
Was spricht, das lebt, mele ghe loä B-em ich bin Stimme klar, deutlich
{wä) erhebend; se Gesetz, wird auch für Gott gebraucht. Legba, Se, Aibeli
drei Gottheiten; z. B.:
[ Sedoame Gott setzt Menschen ein;
] Semavö Gott fürchtet sich nicht;
Personennamen < ^^ 7 r< ^^ • w ^ p
1 i^ea/cq Gott richtet auf;
( Senyawn Gott tut es mit Absicht ;
dagegen: aghese das Leben muß mit dem Gesetze übereinstimmen.
4. Setsoafia das Gesetz gibt Recht.
aßatsotso Urteil, Gericht; afiatsola der Richter; tso afia na {nmc)
richten einen (Menschen) ; setsoafia das Gesetz richtet (richtig) ; Uo afia nyn~ic
na (ame) freisprechen; ni/u^e in diesem Sinne = gerecht; tso afia nyuie ge-
recht sprechen; tso afia vö na {ame) verurteilen, schuldig sprechen; Kristn
fo tso ame Icukuwo dorne hena miawe afianyu~iet§otso Christus stand auf von
den Toten, um {hena) unserer Gerechtsprechung willen, oder zu (hr/ia)
unserer Rechtsj^rechung.
5. itfo^irä Überras chu ng.
mo Angesicht, Gesicht; yä lang; /noyä langes Gesicht = Erstaunen.
Überraschung; ?no dze anyi das Angesicht fällt auf den Boden, das Ange-
sicht ist ruhend, d. h. sich an einem Orte wohl fühlen; mo dzaka das An-
gesicht ist traurig, Heimweh haben.
6. Ts iw i( es regnet.
tsi Regen, Wasser; tsi tcu Wasser verbreiten; tsi le rvuwum regnen.
7. Sewoyi das Gesetz ging vorbei.
(Se Gesetz, in sehr vielen Fällen auch Gott; yi gehen; yif'igq geh voran!
8. Hosuagbe der Reiche empfängt Leben.
hosu reicher, angesehener Mann, Häuptling. Den Sinn finden wir
wieder in: ho Geld, Wert; ho neniel wie viel Werte? hotsui Kauriemuschel ;
hotsuitq Reicher.
9. Ameho der ^Mensch allein ist der Größte.
ame Mensch; leo groß sein.
10. Däko immer, fortwährend.
da immer; ko nur, allein.
11. Ebiä es ist rot.
hiä rot sein; afi nöa ami, adoglo tbc ta hiä die Maus triidit Palmöl
und der Kopf der Eidechse ist rot; ami Palmöl.
96 Spikss: Pprsonoiinanien und Spricliwörter der Kvlieer Togos.
12. AvaJcpq komm und siehe!
va kommen; Jcpo sehen.
13. Dqwowometsrö Arbeit verdirbt.
dowmvo Arbeit; tsrö verderben.
14. Dasenu dankbar für eine Sache.
dase danke! nu Ding, Sache.
15. Nukpese w^underbares Gesetz.
16. Numanyaicq keiner weiß alles.
17. Aghenyedq Leben ist Mühe.
dq = dowqwq Mühe, Arbeit.
18. DzinaJce Holz ist in der Luft.
dzi oben; naJce Holz; aghletq yj) nahe, meyjHi ka wo der Land-
besitzer nimmt das Brennholz, aber nicht den Strick (womit das Holz ge-
bunden ist).
19. Wotqmenyo ihr Besitz ist gut.
20. Agbenyidq wenn du länger lebst, wirst du besitzen,
21. AmekutSrö der Same des Mannes ist verdorben.
In dieser Familie sterben foi'twährend die Kinder.
22. Awasaklu^ awasa der Krieg ist vorbei.
Der Vater Awasa, sein Sohn Klu.
23. Sanawq hüte dich vor ihnen.
24. Mewu ich bin mehr.
Die Bedeutung des Personennamens Mewu »icli bin mehr« erinnert
an Mawu den Evhenamen für die höchste Gottheit. Über Mavm werden
mehrere Bedeutungen aufgestellt. Da kein Evheer über die wirkliche Be-
deutung von Maicu sich ganz gewiß ist, so wird wohl, wie so oft, das
NächstHegendste das Richtigste sein. Mavm = mehr als alles was es gibt.
Die letzte bei Eingeborenen eingeholte Auskunft lautet: Mawu bedeutet:
der alle Menschen übertrifft; wu bezeichnet »mehr als« oder »größer als« ;
ma bedeutet 1. amemä jener Mann; es bedeutet aber auch 2. »un« (vgl. Nr. 1
der Sprichwörter) =^ ma in Evhe = unübertroffen mehr, z. B. mawota, maimi.
Die PZrklärung 2 wird einzig richtig sein.
2.5. Ameghletq Menschenverderber.
26. Nyaghlqdzro und nyaghlqdzro (dzro ist richtiger als dzro).
An der Küste: Nyaghlqdzro', im Innern: Nyaghlqdzro (gesprochen
dschro). Man hört Nyaghlqdzro mehr. Nyaghlqdzro oder Nyaghlqdzro kann
heißen: 1. Ein Wort ohne Wahrheit. 2. Ein Wort ohne Zweck, d. h.
umsonst geredet, nya si woghlq nyatewe mele me wo das Wort, das er
sagte, ist ohne Wahrheit; so würde man als Fremdling sagen. Der Evheer
sagt: fiya si woghlq enge dzodzro (oder dzodzro) das Wort, das er sagte, ist
nicht wahr, oder: ist umsonst geredet, dzodzro (oder dzodzro) hat zweierlei
Bedeutung.
27. Nyamenya einer, der viel Sprichwörter weiß.
28. Dzovanyo nun wird es im Hause gut werden.
29. Athesi die Frau des Hauses.
30. Aweti der Baum des Hauses, semeint der ]Mann.
Spiess: Personeiinanieu und Spiichwörtcr der pjvhccr Togos. 97
31. Dcku Palmkern, Palmsame, gemeint der Stammhalter,
der Mann.
32. Kuwqnuame der Tod verursacht dem Menschen Leid.
Sind mehrere in einer Familie gestorben, dann empfängt einer diesen
Namen.
33. Mqhu der Weg ist verloren.
34. Hayiho schwarzes Schwein.
Daran knüpft der Evheer die Meinung: Er wird auch bald sterl)en
wie ein Schwein. Die Schweine in Togo sind schwarz.
35. Azlaicn das Mehl von einer Konkubine l)lei])t nicht
im mer.
36. XqmeTcti der Tod ist im Hause.
Fürchte dich nicht, der Feind wird dich nicht töten; der Feind,
d. i. der Tod, kommt aus deinem eigenen Hause. Meinung: traue nicht
jedem. Töten = zweierlei Meinung.
37. Adzato ein roter Mann, im Unterschied von der eigentlichen
schwarzen Hautfarbe.
38. Ahelewoüjp Armut ist in ihrem Hause. Ein Mensch hat
nicht alle Dinge.
39. Aziahu die Konkubine ist verloren.
40. Atigä großer Baum.
atigänu dzo dqna großes Holz fängt Feuer lange.
2. Teil.
60 Sprichwörter der Evheer Togos und ihre Bedeutung.
1. EäiJcpe er hat den Stein geschlagen. ESikpc ihn mato
er hat den Stein geschlagen, aber es kam kein Blut. Bei mir
selber fühle icli den Schmerz, bei anderen nicht. Die Sklaven, ebenso
die Fremden, sind nicht so viel wert, wie die Landsleute selber.
sl schneiden; Ttpe Stein; vok Blut; to wu bluten; ma die verneinende
Partikel, im Deutschen dem »un« gleich, z.B. unschuldig madi/n; matowu
unblutig = ohne Blut; madaJcpe undankbar.
2. Amadoto Färber. Amadoto menyöa e^okui wo der Färber
rühmt sich selber nicht. Eigenlob stinkt. Der Färber braucht seinen
Beruf nicht anzugeben, man kennt ihn schon an seinen Händen. Es
braucht sich keiner zu riihmen, seine Taten, sein Charakter weisen iiui
von selbst aus.
Amadoto odev amadola Färber; nyö sich rühmen; ^okui selbst; nie . . .
... tvo, in verneinenden Sätzen =^ Verneinung.
3. Gevlo der winzige Bart. Gevlo ^om woJe sie l)ekommen
einen winzigen Bart. Sie lassen den Bart vergeblich wachsen. Der
Mitt. d. Sem. f. Orient. Spradien. 1901. 111. Abt. 7
98 SriEss: Personeiinaiiien und Spiicliwörter der Evheer Togos.
ßart macht einen Mensclien noch nicht. Es gibt auch bartlose Könige, und
diese sind mehr in ihrem Ansehen als manche vollbärtigen Könige. Hat
jemand einen Bart und doch kein Geld, dann sagt man: Gevlo ^(Jm wole.
^6 Bart; vlo winzig, unscheinbar; ^o ^e Bart bekommen; ele ge ^b^cnn
oder e'irö ge er bekommt einen Bart.
In bezug auf das gevlo ^om wole erfolgt anbei eine Be.schreibung einer
Halskette bzw. einer Perlenschnur, die nur von den angesehenen Evheern
getragen wird. Schreiber dieses hat eine solche Schnur dem Bremer Museum
geschenkt.
Die sinnbildliche Sprache der Halskette im Besitze
angesehener Evheer.
(Das Bremer Museum ist im Besitze einer solchen.)
Dzonu Icple ahohqgui Icple nukuMui "Werden Perlen und Schnecken-
. . häuser sowie andere Kleinigkeiten auf
Inihu womevi siioo wotnna ■C7e fca nuti . „, •w/77j.t7
emen iaden gereiht {nukuJclui bubu
dea Icq sigbe ehia ene la, icomenye dzo womevi = andere Art Kleinigkeit), wie
beim Muster zu sehen ist, so ist das
alö tr'q alö nnki nnse huhu aSeke le „icht f/co (Zauberschnur) oder /r_5(Gott-
icome wo. Womje ahehuhu alö nuwma heit) oder irgend eine andere Kraft.
Es wird ausgesprochen, daß wir da-
si lododo ele eme alö nusi woioo tm hedo ^^jj ^n ein Sprichwort zu denken
loe. EMa hä enge ahehuhu. ''«^^n oder an etwas, das durch die
Halskette versinnbildlicht wird. So
l^e ama^e tso nenem dzonu fokjw- ist auch die l)etreffende Kette gleich
fokpe kple nukuklui huhu womevi .siaico '^
Wenn jemand solch eine zu-
heto de kq la, cwq nusia tsq heßa amehi sammengesetzte Kette mit diesen an-
, , deren Kleinigkeiten dabei um den
loomevi ivonye, eye icotSqnr doa vlo amc ,
Hals legt, der tut es, um zu zeigen,
buhuivo alö ewe ketqwo. Enyeamedzudzu. zu welcher Art von Menschen er ge-
. ^ V. , 7 , V ^ ^lört (heßa ame-si womevi icbnye); und
Ameh tso nusia de ko la etsone fia . . , , ,
— "^ er nimmt sie, andere zu verachten,
ameico hena: namentlich seine Feinde. Es ist Be-
(Nye) schimpfung. Wer dieses Halsband
1. Y, ''''"y^ ^'"^•«' 9^-^^'o wevi ^i^„^t^ ^g^ ,gigt anderen:
wo, ye (alö nyc) menye ahasivi , .sighe | ^^ ^V^' ^^^ niclit ^.^ Kind
Ich {nye) bin nicht
alcsi amaSewo nye hutm huhu womeviwo ..igig,. Männer, ich bin nicht das Kind
we viwo sigbe dzonu bubu tbomevi einer Hure, wie einige, die Kinder
anderer INIänner sind, gerade wie die
siivo le vewe ko la ene wo. Ye dada i . j . ^ r> i i i
•^ - verschiedenen Arten von Perlen, welche
enge srö vavä anuko^eio eye wbdzi ye an meinem Halse sind. INIeine ]Mutter
, war rechtmäßig verheiratet und sie
na ye fofo i^elta, ye menye vcu tsaka- , . , . ,^ , . , , . . , ,
^ -^ ^ ' "^ '' gebar mich einem Vater; ich bin nicht
tsaka wo. aus gemischtem Blut (tl"/W.<taÄ'afoaÄ'a wo).
Spiess: Pei'soneniiamcii und Sprichwörter der Eviicer Togos. 99
2. Efiana ha hena amcsi (so nuMa 2. Auch zeigt diese Perlenschnur
, , , ^ 7 ^ 7 ' l^ei dem, welcher sie um den Hals
de kn la menye ametsakatsaka li-o, menye , . _ ... , .
trägt, daß er kein Fremdimg, kein
kluvi alö kosivi wo, ewe diodznme mctso Sklave, noch Sohn einer Sklavin (Ä:o5^^;^)
AhlotMni, Blume, Fiekpcrme, A^oko, '''■ Derselbe stammt nicht aus Europa
(Ahlotsini), noch aus der Tsi- (Blu)
Anayn alö 3Ia-/f loo. Anlötn aJcuakim, Gegend, auch nicht aus Peki (Fiekpo)
ablote kenken Üimato wonye, alesi ewe und ASgko (Gegend der Haussa), eben-
so nicht aus Lagos (ylwa^o) oder Yoruba
dzndzome le tso Hoghe la, nenemadzi (^Ma%e), sondern er ist ein echter
ko loögale. Ememje dawa^alivi ha wo. Anlöer, ein reiner, ungemischter Freier,
dessen Heimat Ho ist. Er ist auch
'S. Esi dzonuaxoo ha mem/e dzonu ^ ■„ tt- • ,„„„/• .
•' kein Kriegsgeiangener.
vaväwo wo, wonxje dzonu dighmco, yaka 3. Die Perlen auch , welche an der
Schnur sind, sind keine echten (nicht
dzonu siwo ho S-e ante wo dorne la. Ne i- x i i j. j\
aus unserm Vaterlande stammend),
amaS'e si enye ailqS'evi vavä la tso ?iene7n sondern eingeführte, wie wir viele
,,,... , 7 , V ^ unter uns finden. Trägt ein echtei'
dzo?m dzodzro siaivo de ko la ets<±e na ^ . , ,, o • ~ , °-,. ,
r reier {ablo^evi vava la) diese unechte
hena yewe dzilaico alö womeaico menye Halskette um seinen Hals, so lehrt es
,v ,v 7 7 7-77- uns, daß seine Eltern oder Verwandten
amedzodzroxoo, ameaayfico, kekiake alo
keine gemeinen Menschen oder arme
yaka metco sighe dzonu dzodzro siwo Leute sind, wie etwa das falsche
ye de ko la e7ie wo, ke hon amegäwo, Halsband, welches er um seinen Hals
trägt, sondern angesehene, reiche,
kesinoiqwo, amcsiktäaico kple anmi-onu- arbeitsame und besitzendeVerwandten.
^imco sah iconye ye womeaioo. Hotkä Der Reichtum ist von alters her bei
diesen Verwandten ein Erbstück.
enye ewe wo7netiu tso blema. . ^^t i ^ x • x^ ^
^ 4. Wenn heutzutage ein Fest ver-
4. Ne wo^u hkeke gä aB-e eye amewo anstaltet werden soll , so schmücken
T .^ -^ ,.. V. , sich die meisten großartig aus und
kata imBo atsio eye amesiico ninco le ^ , , , , .
diejenigen, welche noch besonders
wo si la wotq sui ghloti kple adzagha reich sind, tragen eine Halskette voll
7 7 ,v - z. 7 X j j- echter Perlen und wertvoller Korallen,
kple dzonu %oasi bubmoo hedo eye wofq
sowie goldener und silberner Schmuck-
sika kple klosalonmco hekpla la, ama^e, sachen. Einer unter ihnen jedoch, der
si 71UW0 le eya ha si haß la, ehuana ^^"^ wirklich reicher Mann ist, hängt
mit Fleiß eine gewöhnliche Halskette,
eye wotsqa nenem dzonu-toto la dea ko. ^^,-^^ ^j^ beschriebene, um. Er sagt
Ekema ehu ahe , eye wötsoneßana hena damit, daß er nichts mit den gewöhn-
lichen Menschen gemein habe {mele nu
ye kple amedzodlrowo mele nu Beka wo ^^^^ ^^ ^^ ^>^. ^^„ ^j^^^^ ^^jU g,
ge wo; ye kple yakamewo yeico mele Bi nichts wissen. Wenn Sklaven (kluviwo)
und sonstige Mischlinge und ebenso
ke qe wo. Ne kluviivo knie ametsaka- „ . , , ,. r, -^ , i j j \
^ ^ Reiche heutiger Zeit (egbe-nukpolawo)
fsakawo kple eghe-7iukpqlaiüowodo dzonu solch eine kostbare Halskette und
100 SriEss: Personeiuiaiiien und Sjjrichwörter der Evheer Togos.
veviico kj)le sikannwo la, ekemä, nuTca Silbersachen tragen, dann — was
, , r. 7.7. bleibt dann noch für ihn, der in Wahr-
euasusn na eya si enye ablote kenken , . . ^ . . , . „ ^
■^ " heit ein Freier ist, übrig? Es ist gut,
la nawo mahäl Enyo ko hena eya natsq daß er solch eine geringe Kette trägt,
,,,,.. ,. , welche den anderen zeigt, daß sie
dzonu dzodzro siawo, siwo dze na woawo . ,. , , , .
eigentlich solch eine tragen mußten.
haß la ade ko. Ewq esia hena woatso Er tut dieses, daß er zeige, daß seine
, . Hoheit mehr sei als die der anderen
afia ewp, amenyenye wu amehiUmawo. tt 1 • t- • 1
{amenyenye = Hoheit). Lr zeigt aber
Etsqe ßawo bena nuHwo wo tnghiwo mewn auch damit, daß die anderen etwas
, ,, V. 7 tun, was die Vorfahren (^ooiwo) nicht
kpo 100 la toom ivole , dzonu stwo dze na ^ , , t» , t ..
■' ~ ~ getan haben : Ferien , die ihnen [na ico)
wo la yedeico kq de wotewe ne woanutowo geziemen, hängt er um den Hals für
sie, damit sie einsehen, daß die Perlen,
nakpo emc bena ameJiae dzonu ävico yede ,. i tt 1 . . ^ .. a
^ - ^ die er um den Hals tut, wem gehören;'
kqlaedzenawumahal Woawo lö atö yeel ihnen oder ihm?
Das ist die sinnbildliche Sprache
Ale Ahl-otqwo sea aleke dzonutqtq ^^^^, Halskette, wie die Anlöer sie
Siaii'o gome enye .?/. Nu a^ewo le ka la führen. Es sind einige Sachen an
derselben, welche die heidnischen
huti siwo afatowo tsona bla woe qake r> • * ^>■^ ,. v,
^ - - ^ Priester zum Bmden verwerten, aber
womenye afanu a3eke le aß.sia wo. bei uns ist es kein Priesterding.
Zur Erklärung: Im .lahre 1899 wurde in Anlö ein neuer König
eingesetzt. Bald nachher machten sich die sämtlichen Küstenstädte auf, um
in Keta ein Fest zu feiern. Alles trug die feinste Kleidung. Der reiche
Akolatse von Keta aber trug nur ein gewöhnliches Landeskleid gevlo B'dm
wole. (Dem Schreiber dieses fiel solches sehr auf.)
4. Ameyäghqlö der unnütze Alte. Alt genug und doch
kein Geld. Es gibt Junge, die schon Geld und Besitz haben.
fl»j^^a aus ßTwe Mensch; j^a groß, großer Mensch ; awie Mensch, kommt
von me formen, bilden. Maicu me ame Gott bildete den Menschen; gholö
leer, unnütz, nichtssagend = wuiclu.
5. Nuyie 7iqa a^u hu, aS^u dzea ^eka die Lippen schmücken
die Zälme. Hat ein König viele Untertanen, so ist es ihm Schmuck
und Ehre.
5a. Nc icotsq .3-?/ ha icoganoa zi trägt man Pulver, raucht
man doch noch (obgleich es sehr gefährlich ist). Ein Wort für hart-
näckige Leute.
.5b. Awadetsi ta looaghe awadedeal des Kriegsverlustes
wegen soll man nicht mehr in den Krieg ziehen? Man soll nicht
den Mut verlieren, wenn etwas mißglückt.
5c. Nutekpq menyea dzre wo die Probe einer Sache ist
nicht Zank. Will jemand von sich aus etwas versuchen, dann ist es
seine Sache; niemand wird ihn zwingen. «
Spiess: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos. 101
6. Ayhodemeghe der Widder ist zurüclvgegan gen. Ne agho
de meyhe, eJcemä nane le agho we tarne geht der Widder zurück,
dann hat er etwas im Kopfe. Fehlt im Streit die rechte Waffe, dann
läuft man um, nicht aus Furcht, wie man denken könnte, sondern um eine
Itessere Waffe, als man besitzt, zu holen.
Ne ehemä wenn dann; agho Widder; ghö Ziege; de meghe
zurückgehen; nane etwas; ta Kopf; me in dann hat er etwas vor,
will etwas ausführen, im Schilde haben.
7. Nuvlo schlechtes Ding. Nmilo he 9/edzqdzi na y^e der
Müßiggänge !• freut sich über nichtige Dinge.
nu Ding; vlo schlecht, häßlich.
7a. Datsomo die Schlange auf dem Wege. Datsomo meghe
kpo wh die Schlange auf dem Wege fürchtet den Schlag nicht.
Der Eingeborene sagt: wenn mich einer schlägt, dann schlage ich ihn wieder.
8. AgheBivlo das Leben ist nichtig. Das Leben gleicht (.S-«) der
Nichtigkeit. Wir haben hier keine bleibende Stätte.
9. Siahi die Wunde fürchten. Siahi media ye wo wenn du
die Wunde fürchtest, sollst du nicht streiten. Menschen, die
streiten und docli Furcht haben.
H fliehen, fürcliten; ahi Wunde; di ge Streit suchen; gedidi Streit-
sucht; ge Streit, Zank; dt begehren, wünschen, suchen; gemadimadi ohne
Streit zu suchen.
10. Awako Habiclit. Awako mekua amegä wo der Habicht
wird niemals alt. Ist jemand alt und hat doch kein Geld oder niemand,
der ihm hilft, dann muß er selbst arbeiten.
ku amegä altern, ein alter Mann werden. Der llaljicht wird kein
alter Mann.
11. Xe ka navoui naB-u 'nialiai welcher \'ogel wird das rauben,
was du essen sollst:'
IIa. Wo^ua nu ha, ivo^oa aSi wenn man ißt, läßt man doch
noch die Hände ruhen. Man ißt nicht ununterbrochen. Arbeitet man,
muß man sich auch ausruhen.
12. ^^Jö!ü27o der Mann, der eine kleine Last trägt. Aghavitq
me^ua nyanyä wo wer nicht viel Geld hat, muß nicht teure
Speisen essen.
13. Todzro gewöhnlicher Fluß. Todzro '>ae3ea ghe wo ge-
wöhnliche Flüsse erheben ihre Stimme nicht. Die Bächlein
brausen nicht.
14. GheS-ivlo die Stimme ist nichtig. Ghe^ivlo le asiawo we
to me die Stimme der Marktleute klingt schlecht in den Ohren.
Wenn die Stimme auch stark ist, der Mensch aber nicht gefällt, so ist
es doch umsonst.
15. Akpalu akpa gqgqc'ibutq hihia hl icotiqna ivo viwo , neegq
wohe akpalu nava liaben die Pflegebefohlenen etwas Gutes zum
Essen, dann geben sie es ihren Kindern, nnderes dagegen be-
k o m m.e n die Wa i s e n.
102 Spiess; Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos.
16. AvuB'uwu der Hund, der den Knochen frißt. Avu^'uicu
me^ua ga wo, ga^ughe tso agli der Hund, der den Knochen frißt,
kann kein Eisen fressen; frißt er Eisen, dann brechen seine
Zähne. Meinung: z.B. ein eingeborener König der deutschen Macht
gegenüber. Der Eingeborene kann nichts machen.
17. Aghevivina das Leben ist süß.
18. J^^'iew/etfje der Platz, wo man das Leben kauft. Aghewlewe
mele wo, ^e wbnye ewlewe melcpola ne mawle es gibt keinen Platz,
wo man das Leben kaufen kann. Hätte ich einen gefunden,
ich würde das Leben kaufen.
19. Adzogenu das Ding von ferne. Adzogenu enyona das
Ding von ferne wird gerühmt. Ein Lügner, wenn er irgendwo ge-
wesen ist, spricht er von mehr als er gesehen hat. Kommt jemand aus
einer Stadt zurück und rühmt, was er gesehen hat, so glaubt man es kaum.
20. Anyigha das Land, die Erde. Anyigha matehu awq nu
le eB'oTcui si wo, neghe B'eko woawo d(± wir müssen das Land bestellen,
ein Land kann es nicht von sich aus tun.
21. Taghatsu ghlq hena: y^ey^eme ele meghe, ga le ngq die
Fliege sagt: die Welt ist hinter uns und auch wieder vor uns.
Wechsel der Zeit: Ist die gegenwärtige Zeit gut, wie aber die konunende!
22. Xe hidzi medzona Icple ato wo ein erregter Vogel fliegt
nicht fort mit seinem Nest. Ein Fremder, der sich ärgert, kann nicht
fortgehen mit dem Haus des Eigentümers. Eine Frau, die Kinder hat,
liebt aber diesen ihren Mann nicht, kann nicht zu einem anderen gehen;
die Kinder werden von ihr fortlaufen , zurück zum Vater. Was natürlicher-
weise zusammengehört, kann nicht getrennt werden.
23. Kponn medea awa wo, elahena Icunouo le mqta ein Buck-
liger kann nicht in den Krieg ziehen, denn der Weg kann
versperrt sein. Ein Vei'heirateter hat nicht mehr die Freiheit eines
Ledigen.
24. Ge metua y^o na a^aha wo der Bart baut den Augen-
lidern kein Haus. Die Augenlider sind schon bei der Geburt, der Bart
kommt s})äter. Der Bart kann die alte Geschichte den Augenlidein nicht
erzählen. Ein Kind kann den Vater über Altes nicht belehren.
25. Dzonu St le kosi ii la eya loodona na ne via der Schmuck
einer Sklavin gilt auch dem Kinde. Was ich habe, will ich her-
geben. Was für Kleider ich habe, trage ich. Tue nicht über dein \'er-
niögen.
26. Ne nyo ne nu la, eye uo ghäna 3'e ge me ist ein Ding
gut für den Mund, dann wird es auch für den Bart gut sein.
Ist es gut für mich, dann ist es auch gut für die Verwandten. Hast du
einen guten Ruf, dann haben ihn deine Nächsten auch. Bin ich reich,
dann ist es der Vater auch.
27. Ha dorne sena eye ha kua atike der INIagen des Schweines
ist stark und das Schwein gräbt Wurzel. Ist der Magen eines
Schweines stark, dann kann es gut arbeiten. Kann ein Mann sich stärken.
Spiess: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos. 103
dann kann er auch gut arbeiten. Gibt man einem Träger viel Lohn, dann
hat er auch Freudigkeit zum arbeiten; denn er kann gut essen.
Dieses Sprichwort wird von afrikanischen Trägern oft gebraucht.
28. Atoto melcpq avesewo we dzodzo he ya dzo wo der Atoto
schaut nicht auf den Flug des Avesewo, daß er fliege. Der eine
Vogel lliegt nicht wie der andere. Atoto und Avese sind zwei verschiedene
^'ügel; Avese ist ein prächtiger Vogel. Der Sohn eines Armen kann nicht
eines Reichen Sohn Beschäftigung haben. Wünscht ein Armer den Rock
eines Reichen zu tragen, dann kann man ihm genanntes Sprichwort vorhalten.
dzodzo Flug.
29. Tsuievi medq alö^e glohui we wo ein Waisenkind kann
nicht an einem versteckten Orte schlafen. Man wird nicht lange
nach einem Waisenkind, wenn es nicht zur rechten Zeit kommt, suchen.
Eigene Kinder haben mehi- Freiheit. Bin ich ein Fremder, dann muß ich
doppelt die Hausordnungen befolgen.
30. Gbösike menqa ghö nyq wo der Schwanz der Ziege ist
nicht vorne. Man spannt den Wagen nicht vor das Pferd. Jedes Ding
muß sein, wie es sein muß. Alles der Ordnung gemäß. Das Alter muß
man ehren.
31. La ge^e meghlea detsi wo viele Fische verderben die
Suppe nicht. Ein Reicher wünscht immer noch mehr Geld. Je mehr er
hat, je mehr er will.
32. Kponq mehpqa aghodonq Jcoa nu wo, aghodo va hu, gaTce
Jcpo tsi anyi der Buckelige sieht nicht auf den Aussätzigen mit
Lachen, der Aussatz vergeht, aber der Buckel bleibt. Der Bucke-
lige lacht nicht über eines anderen Krankheit, denn seine Krankheit bleil)t
inuner,
33. Arne dahe hli totoe menqa wotq hliwo dorne wo der Arme
ist wie schlechtes Korn, welches nicht unter seinesgleichen
bleibt. Der Arme ist wie Mais ohne Mehl; es bleibt nicht unter dem
Mais. Rechtes Mais sinkt im Wasser, anderes bleibt oben. Der Arme
kann nicht viel geben; man weiß es schon, daß er arm ist (im voraus).
Der Arme genießt unter den Reichen keinen Respekt.
34. Ama^e medea aTcpoTcplqwo de hia ziJcpui wo, aweatqwo
klo dzi wole ein Mann, der zu den Fröschen geht, muß nicht
nach einem Sitze fragen, weil die Besitzer selber auf dem
Boden sitzen. Hat jemand selber kaum ein Bett zum schlafen, dann
wii'd ihn niemand um Herberge anhalten.
35. Mqwo Tcatä sewe enye %qgä me aller Wege äußerster
Punkt ist im großen Zimmer. Der Tod ist das Ende für alles.
36. Ama^eke metsqa miafia wodemq wo niemand zeigt seinen
Heimweg mit linker Hand. Niemand verachtet das Seine.
37. Arne tre anyimqmlq memlqa Jce me wo wer sicli zuerst
niederlegt, der legt sich nicht in den Sand nieder. Jedermann
sucht das, was für ihn selbst schön ist.
104 Spiess: Personennamen und Sprichwurtcr der Evlieer Togos.
38. Ahlöe medoa nyifokpa wo das Reh zieht nicht den Schuh
des Elefanten an. "Was einem paßt, das soll man brauchen.
39. Dzoyhoncila toe trea hihi wer beim Feuer sitzt, dessen
Geröstetes wird zuerst gar sein. Jedermann sorgt zuerst für das
Seine (vgl. 37).
40. Ame^unu menqa anyi Tcpö wo w er ißt, bleibt nicht ruhig.
Jeder, der ißt, muß auch arbeiten.
41. Su.iie kloa mia, eye mia ha Icloa ^usi die rechte Hand
wäscht die linke Hand und die linke Hand auch die rechte.
Wer dir gut ist, dem sollst du auch gut sein.
42. Ati ki le ame si, eya wotSqna woa da mit dem Stock,
den man zur Hand hat, sclilägt man die Sciilange. Was man zu
tun imstande ist, das tut man auch.
43. Klohp(±we enyc klofowe wo man eine Schildkröte sieht,
da findet man sie auch.
Sinn: Wo etwas gesagt werden muß, da muß man es auch sagen.
44. Nnnyuie nyalipqna, eyata koklo hqhqa tahafi yiakpome
das Gute ist sittlich, darum neigt das Huhn auch seinen Kopf,
wenn es in sein Haus geht (nicht, weil etwa die Öffnung nicht groß
genug ist). Das Sittliche muß man tun seiner Sittlichkeit wegen (Schönheit).
Man sagt auch: Nyonyo nuti koklo ehobq ta liafi yia kpo me
des Guten wegen beugt ein Huhn den Kopf, bevor es in den Stall geht.
Man tut nicht alles um des Geldes, sondern auch um der Tugend willen.
45. Vi hia nya ta se mewqa lä wo das Kind, welches nach-
fi-agt, macht kein dummes Zeug. Weißt du nicht, wie zu liaii(l«-lii,
frage.
46. Su^ui ii nya le das Kopfkissen hat Worte, lii den- Nacht
denkt man am besten und findet auch den besten Rat.
47. Wometsqa asivi ^qlia asiyä wo man Wechsel t die großen
Finger nicht mit den kleinen. Ein Kind kann nicht mit einem Er-
wachsenen kämpfen. Der Erwachsene kann das Kind leicht übermannen.
48. Xeinatrimatri meyjöna le zä me wo ein kleiner Vogel
schreit nicht in der Nacht. Nichts übernehmen, noch besser: nichts
unternehmen , was man nicht durchführen kann. Wir sehen nicht den Weg
eines Amegä (Ältesten).
49. Vi meghlqna he ye dze aha wu ye fofo wo ein Kind sagt
nicht, daß es mehr Palmwein kauft als sein Vater.
Der Sinn dieses Sprichwortes ist gleich dem:
49a. Fo/o kple vi mekea di wo Vater und Kind wetteifern
nicht. Ein Kind, das solches doch tut, ist ein stolzes.
50. Ha hia B'a^a hena nukahuti ewe nn didi 7?iaha? ^a^a
hena vi nenye, eghqna y^oyj) das Schwein fragt die Mutter,
warum ist deine Schnauze so lang? Die Mutter antwortet:
du bist ein Kind; es kommt ancii schon bei dir. Niemand weiß,
was morgen konunt.
Spiess: Personennamen und Sprichwörter der Evheer Togos. 105
51. Vi nya nya meghlo nya reo ein Kind weiß Worte, sagt
sie aber niclit. Sagt ein Kind alles, dann wird es auch etwas sagen,
was die Mutter beschämen muß.
52. Ghö to hpul 7ne%löa nu via wo die Ziege mit kleinem
Ohr ermahnt nicht ihr Kind. Kin schlechter Mensch kann nicht sein
Kind ermahnen. Will er es ermahnen, dann zeigt er ihm seine Schlechtig-
keiten.
53. Ghämatsimatsi medea te dzi wo eine junge Ziege klettert
nicht auf den Mühlstein. Man tut nicht, was man nicht kann. Man
fängt es überhaupt nicht an, wenn man es nicht kann.
54. S-e wowoa le S-i hafi todona man baut eine Brücke,
bevor die Flut kommt. Vor dem Anschwellen des Flusses wird die
Brücke gebaut. Man muß für die kommende Zeit sorgen.
55. Vi meTioa to dzi he nehpci nyi^a loo das Kind hebt seinen
Vater nicht hoch, um ihm das Vieh zu zeigen. Ein Kind weiß
nicht mehr als sein Vater.
56. Gbla nya nu hafi tua yo%o de mo to ein Schmied weiß
Dinge, obgleich seine Werkstätte am Wege ist. Ein iNIann weiß
nicht alles. Hole auch eines anderen Rat ein.
57. Ado he inq %o%o mehua ame wo das Eichhörnchen sagt:
einen alten Weg verliert man nicht. Was man einmal erlernt hat,
das tut man leichter. Wird ein Schneider ein Bauer, oder ein Bauer ein
Schneider, so werden beide ihren ersten Beruf nicht nur besser kennen,
sondern ihn auch im Grunde lieber tun. (Herausgenommen aus dem afri-
kanischen Volksleben.)
58. Vo didi medoa ame S"e %e wo, <y^e hutq nye he vo di ein
reifer Baum schickt nicht nach einem Vogel, der Vogel selber
weiß, daß der Baum reife Früchte hat; gleich dem Sprichwort 2:
Ama^oto menyöa eSokui wo ein Färber rühmt sich selbst nicht.
Wenn einer etwas weiß, braucht er es nicht zu sagen. Sein Tun und
Handeln zeigt den ganzen Mann.
59. W^bmeghlq ^>mm!<^ na donq wo sage nicht zu einem Kran-
ken »mm!« Sinn: Sage nicht zu einem Kranken, daß er krank sei; das
weiß er selbst. Genau: Mache nicht eines Kranken Stöhnen, wie -nun«,
nach; dadurch wird er nicht besser. Bringe ihn auf andere Gedanken.
GO. Kokloy^n mekpea iiu na koklo wo der Hühnerstall ist
keine Schande für ein Huhn. Man braucht sich nicht über seinen
Besitz zu schämen. Was einer hat, das benutzt er.
106
Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
Von E. Dahl,
Missionar in Urambo, Deutscli- Ostafrika.
Besleitwort.
J? olgeiider sprachlicher Versuch resultiert aus einer Anregung, die Hr. Pastor
Meinhof in seinem bahnbrechenden Buch »Grundriß einer Lautlehre der
Bantusprachen«, Leipzig 1899, F. A. Brockhaus, ganz besonders aber Hr.
Missionar a. I). K. Endemann in seinem instruktiven Artikel »Beitrag zu dem
Ka])itel von den Tönen in den sogenannten Bantusprachen» (Mitteilungen des
Seminai's für oi'ientalische Sprachen, Jahrgang IV, 1901, Berlin und Stutt-
gart, W. Spemann) gegeben haben. Ihnen nächst Gott gebührt mein Daidi!
Die eigentlichen Töne im Kinamwezi.
Der Hochton steht im Kinamwezi
1. in der kontrahierten Verbindimg von Regens und Rektum
a) beim Nomen, um das weggelassene Genetivprouomen /.u markieren,
und zwar auf der Ultima des Regens.
Beispiele: -a\ d. h. auslautendes a mit Hochton.
nyoma} kwihulu (statt iigoma ya liicikulu) Residenztrommel, -trommeltanz
munumhot Jcufwa (statt munuiuba ya kufwä) im oder ins Todeshaus
näamct hyoinhe (statt ndama ya nyomhe) Kalb, Tierjunges
kihinda^ kukimdikizya (statt kihinda tSa kukundikizya) Rindentronunel
mit Deckel
maßga^ kisinza (statt maßga ga kisinza) eisei-ner Dreifuß
Üangula^ mahuya (statt tsahgula tia od. wa mahuya) Kriegsherr, Ober-
befehlshaber
inicenda^ kagohho\
od. kagoiigo^ (statt mumda gica k.) in Uzukuma gewebte Kleidsorte
od. kagoho )
mwana^ Sizya (statt mwana ira Sizya) Sohn der Sizya (Kazwika)
nzila^ maka (statt nzila ya maka) Grenze, Kreuzweg
'walwa^ mafwa od. mafu (statt walwa ua m.) Leichenbier
laagutd manyahga (statt maguta ga manyahga) Lichtnußöl
kala^ hagati (statt kala ka hagati) Mittel-, auch Goldfinger
data^ vuhemha (statt data wa vuhemha) Vater der Lehre, Lehrer
Dähl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi. 107
masmginha! mayanda (statt m. ga niaganda) Tanzen die Hülle und Fülle,
nnennüdliclies Tanzen
imdyd vanhu (statt mulya ua vanhu) Menschenfresser
mihwd nsomba (statt Jiiihioa ga nsomha) Gräten
mupunzd miti (statt mupunza wa miti) Holzmeister, Tischler
Jcala^ kumhelo (statt kala ha kumhelo) »kleiner« Finger
mahgaW vagota (statt mahgala ga vagota) Zwillingsmutter- oder Heb-
ammenkränzel aus der gleichnamigen Ptlanze, einer silberblütigen Ei'ika
inicanci Kasanda (statt mwana ica Kasanda) Sohn des Kasanda (IMirambo)
walwa^ migavo (statt walwa wa migavö) Ahnenkultbier
rnwaTca^ mala (statt mwaka gwa nzala) Hungerjahr
inogeld savuni (statt m. na savuni) die sich mit Seife Badende
-«■', d. h. auslautendes /mit Hoch ton.
luUmi^ moto (statt Itilimi Iwa moto) Feuerzunge oder -llamme
MhgiUJci'? {sta.tt kingili Ua kif) Was für Sang? Was soll ich singen?
mupumf miti (statt mupunzi wa miti) Holzmeister, Tischler
vakaW Wakizya (statt vakali va Wakizya) Tapfere, Krieger des W.
mbiti^ Vuha (statt mbiti ya Vuhd) Uha- Hyäne
mwezi^ Yulaya (statt mwezi gwa Vulaya) europäischer Monat
muvji} moyo (statt muvi iva moyd) ein grundverdorbener Mensch
lukwi^ mwipolu (statt luliwi Iwa mwipolu) ein herrenloses Brennscheit
muti^ mwiko (statt muti gwa mwiko) ein verbotener, unantastbarer Baiun
nsoni^ musoni (statt 7isoni ya musoni) Schwiegermutterscham oder -scheu
minzi^ ndimu (statt minzi ga ndimu) Zitronensaft
vuM nzuki (statt vuki wa nzuki) Bienenhonig
mtiguM magulu (statt muguhi wa magulu) ein Kurzbeiniger
mudek^ mulugmdo (statt mudeki wa muhigendd) Reisekoch
mulingi} kavili (statt mulingi wa kavili) Sängerfürst
mulenzi^ kavili (statt mulenzi wa kavili) Wunderschöner
-u\ d. h. auslautendes u mit Hochton.
matsimiJt mwatia^ Kasanda (statt m. ga m. wa K.) Speere des Kasanda-
Sohnes, Mirambospeere
mahgulvt kicapa (statt mangulu ga kwajm) Achselhaare
miM nama (statt milu ga hama) Fleischgier
mukondu^ moyo (statt mukondu wa moyo) ein Sanftmütiger, Einsichtsvoller
munlitt maäoli (statt munhu wa maäoli) Halunke, Schuft
maguy nzige (statt magulu ga nzige) Perlensorte, eigtl. Heu-
schreckenbeine
mutuvu^ vugahga (statt mutuvu wa vugahga) Arzneigeizhals
mungu^ Luhguya (statt mungu gwa L.) Sansibar- Kürbis
nguzi^ mhuli (statt nguzu zya mhuli) Elefantenstärke
. ikunhwani (statt nhuhgulu ya k.) Küstenkrähe
liuhgulw \
108 Daiil : Die Töne und Akzente Im Kinannvezi.
halezii vunamhala (statt Icalezu M v.) Bart des Alters (junge Leute
tragen keinen)
inadululv} nindo (statt m. ga nindo) Nasenlöcher.
cuhofii Yalabu (statt v. wa Valahu) die Blindheit der Araber
misiku^ mavi (statt v. wa mavi) die Nacht der Sünden
mbiyii hgano (statt vibifyu zya ngano) Weizenkorn (als Saatgut)
-o\ d.h. 0 mit Hochton.
iyohgi) nyoko (statt igohgo lya hgoko) Legehenne
ilild mundusl (statt ililo lya m.)\
und huolw \ ( ^ , , o T ,1
1 • -7 / . .. -ri 7 • \) Gewehrscliuß, Knall
oa.ngonlio) (statt iluo lya ny.)[
od. ngoiigo] ]
ikol(} mtemi (statt ikolo lya m.) Abgabe, Steuer an den K<)nig
muvpndd (n)simba (statt m. ga {ii)simba) Löwenspuren
nsav() vuhemha (statt nsavo zya v.) Lehrschatz, Lehrer
misd Vulaya (statt miso ga Vulaya) europäische Augen
lind mJmli (statt Uno lya mhuli) Elefantenzahn
Uald vuyaga (statt Ualo tsa vuyaga) das ganze Reich oder Land, weit
niul breit
mayond tulo (statt magono ga tulo) Schnarchlaute eines tiefen Schlafes
{n)hingd nnhgu (statt {h)kmgo ya nungu) Topfhals
nhold Yem (statt nholo ya oder wa Yesu) Jesus -Schaf lein
kukand mohgo (statt kukono kwa mohgd) Flußarm
imdkd nama (statt mwiko ya na/na) Fleischverbot
muligd Yulambo (statt m. gica Ytijanibo) Uranibolast
kikomd kumagulu (statt kikomo tSa k.) Beinspange
midomd muguva (statt mulomo gwa mnguva) Blasebalgmündung
-^J, d. h. e mit Hoch ton
(ungleich häufiger im Sisumbwa- als im Kigalaganza-Dialekt des Kinamwezi).
Kigalaganza:
makoW magi (statt makole ga mayi) Ei(M'Schalen
masiM Yalabu (statt masile ga Yalahu) die Schulden der Araber
kikombi^ ktimakono (statt k. tm k.) Armband aus Elefantensehnen
miyuyt} mwelele (statt miyuye zya mwelele) Atemzüge des Säuglings
malol^ Yulaya (statt malole ga Yulaya) europäische Gläser, auch Spiegel,
speziell: europäische Brille
itohge^ rugali (statt itahge lya vugali) IMehlbreikloß
mandS makafu (statt mande ga maJcafv) Batatenbeete
valwiU Yazuhgu (statt v. va Yazuiigu) Patienten der Europäer
mipetd migavn (statt t\ wa migavo) Almenkultbier
malome^ mtemi (statt malome ga mtemi) Absichten des Königs
mongS liamohgo (statt mohge gwa hamohgo) Gazelle am Fluß
madüke Yadusi (statt m. ga Yadusi) Bananen der Watusi (Früchte)
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinannvezi. 109
Sisumbwa (Iviiiamweli):
vuseW misamhwa (statt v. ica m.) Ahnenkultbier
vukondS mwizo (statt v. wa mimzö) Herzensgüte, Sanftmut
■meg^ Vatusi (statt m. ga Vaäisi) große Blashörner der Watusi
mamitency Tanganyika (statt m. ga T.) Dattelpalmen des Tanganyika
vupup^ maptipu (statt v. tca m.) Leichtigkeit, leichtes Gewicht der Lungen
migiri^ muginyd hkoso (statt v. loa m. wa nk.) Feistigkeit des Ratten-
mästers (des Reichen)
i'igey muntu (statt hgele zya muntu) menschliche Fußspuren
ihnti^ hakuvoko (statt i. lya hakuvoko) Abszeß am Arm
vugololoki nzila (statt v. wa nzila) Geradheit des Weges
mseve) minzi (statt v. wa minzi) heiße Temperatur des Wassers
mikakanaW luhu (statt v. wa luhii) die Brüchigkeit des Leders
vulamW magufica (statt v. wa magufwd) Härte der Knochen
mitukuU mnrili (statt v. wa muvili) Hellfarbigkeit der Haut (bei Araber-
und Europäer-Bastarden)
' f \ (statt sipande sya n.) Fleischstückchen
od. nama )
migiin^ Valabu (statt v. wa Fa/aī) die Geilheit, Schamlosigkeit der
Araber
b) beim Verbum vor einem Nomen , meistens um die Weglassung einer
präfigierten Lokativpartikel oder des bei Passiven üblichen »/iß« := »von,
durch, mit« zu markieren, zuweilen wenn das nachfolgende Nomen eine
Art griechischen Akkusativ darstellt, in Beantwortung der Frage »in bezug
worauf?«
Da fast alle Verben im Kinamwezi auf ein a auslauten (l)zw. im Kon-
junktiv auf ein e), so findet sich hier fast ausschließlich d (bzw. (f), d. h. a
(bzw. e) mit Hochton.
Beispiele:
ku-lumd j
, , l mnyo (statt hamoyo od. kumoyo) Schmerzen am, im oder
' . , 1 beim Herzen haben, sehr großen Schmerz empfinden
ku-mtiww \ u» X
ku - satwa^ ]
ku-kalwd rnoyo (statt hamoyo od. hmioyo) vor Durst schier versclunachtcu
ku-vd iiota (statt ku-va na nota) Durst haben
ku-vyalwd mhcle (statt hamhele od. kumbwde od. ya mhele) Erstge-
borner sein
ku-liW vom (statt murova) aus od. vor Furcht schreien
I kaya (statt kukaya) Heimweh haben
ku-kumbulw )
. , I viKJ'x^i (statt kinjigiizi) vom Handel leben
ku-pangila )
ku-lila^ mavi (statt knmavi) zum Streit, zum Krieg rufen (von tler
Trommel)
110 Daiil: Die Töne und Akzente im Kinainwezi.
liu-hild \vusiku (statt Ttmrusiku) in der Nacht, d.h. gegen Morgen
kii - hv'iga^ ) krähen
ku-Tiolwa) walwa) , ^ ^ , , , tt i , .
} (statt na walwa od. vupete) vom Bier berauscht sein
od. vupete)
hu-kolwct vugeme (statt na ■migeme) vom Palinwein berauscht sein
kw-ehhd\ Yitlci'mbo itSimu linice (statt ku Vulambo) nach Urambo euren
kw-ehd) Speer bringen, d.h. siegreich nach Urambo heimkehren
ku-togwd munhu (statt na munhv) einen Menschen lieben
ku-togelwd munhu (statt na munhu) einen Menschen bevorzugen
ku-linda luvuga (statt haluvuga) auf dem Dreschplatz, auf dem freien
Platz, beim Hause warten (z. B. die Hebammen)
kw-isinyd kanega (statt na kanegd) Ball spielen (eine Art Ballon)
kw-igumhd) kiigiäu (statt hakugulu od. kukugidu) sich stolpernd am
kv-gumhu^ \ Fuß oder Bein verletzen (oder statt na kugulu) mit dem
Fuß etwas umstolpern
kio-iyandd lizihgotna) (statt halizirtgoma od. haliMhgoma) bei Gelegen-
od. lüingoma ) heit des großen Trommeltanzes mit mehreren
Trommeln betteln, bes. vom König
ku-tinagulwd matwi (radikal abgeschnitten sein in bezug auf die Ohren)
ohrlos sein, die Ohren durch Abschneiden verloren haben
ku-zehgemazehgemct lihgoma (statt halingoma) beim großen Trommeltanz
sich hin und her wiegen
ku-x2a geU mutwe (statt kumuticr od. hamutwe) barhäuptig sein
ku-va^ lukono (statt na lukono) langfingrig (d. h. diebisch) sein
ku-limild itsimu (statt n{a) itslmv) mit dem Speer ])llügen; Euphe-
misiiius: vom Kriegshandwerk leben
ku-kovd pya (statt kitkova kvjn/a) heißzumachen, zu wärmen suchen
ku-yumba^ kugilima (statt na kugilima) spazieren gehen in voller Ge-
sundheit
ku - lima^ kavtda {stuit mukamla od. hakantla) die ersten kleinen Regen-
schauer zum Feldbestellen ausnutzen
ku-zimila^ maltuhgu (statt nwmakungti) sich verirren in der Waldwildnis
ku-fwa^ Iwikinda (statt mulugendo lw(a) ikiiida) beim Reiseglockenton,
d. h. auf der Reise sterben
ku-jicM mwiga (in bezug auf mwiga Galopp) spornstreichs davonlaufen
ku-Umila^ ngese (in bezug auf ngese Unkraut) das bestellte Feld vom
Unkraut säubern
ku-kozya^ ?isoni (in bezug auf nsoni Scham) jemand scliamrot machen
ku-gayiwa^ mwenda (in bezug auf mwenda Kleid, verachtet werden,
leer ausgehen) kein Kleid bekommen oder finden
ku-velä kisa (in bezug auf kisa Güte, gut sein) gütig sein
ku-licald mbnlca (in bezug auf Kolik krank sein) an Kolik leiden
ku-mald vusiga (in bezug au( vusiga Kafferkorn zu Ende sein) kein
Kafferkorn mehr haben
ku-sava' hgombe (in bezug auf /'tgo?nbe Rinder sich liereichern) von
Rinderzucht leben
Dahl: Die Töne und Akzente im Kifianiwe/.i. 111
ku-linda} noni (in beziig auf noni Vogel warten) Vögel verscheuchen,
z. B. aus den Feldern
Jeu - linda^ guku (in bezug auf ^mA'?^ Pavian warten) Paviane verscheuchen,
z. B. aus den Feldern
ku-sa^ mino (in bezug auf mino Zähne mahlen) mit den Zähnen knir-
schen od. klappern
hw-itimhyd moyo (in bezug auf moyo Herz sich schwer machen) sich
ein Herz fassen, Mut fassen
ku-laW tulo (in bezug auf tulo tiefer Schlaf liegen od. sclilafen) einen
tiefen Schlaf schlafen
ku-kolwct nota (in Bezug auf ;iote Durst berauscht sein) seinen Durst
gelöscht od. gestillt haben
ku-vi} nota (statt na nota) Durst haben
ku-tudanhd miti (neben ku-tudanhwa^ miti) Hölzer, Stämme tlözen oder
flößen [vgl. ludanho das Brückengestell]
kw-ahguhtt dza (statt kw-anguha kudza) sich wegzugehen beeilen
c) bei der eigentümlichen Hilfsformel
-a aaka^ (Sisumbwa: -a kaka^) ) .^ r. , j t c •*•
, [ mit folgendem Infinitiv
neben -a gagaha )
, , ( es ist unmöglich zu
zu deutsch etwa: \ , ...
es ist nicht imstande zu —
Beispiele.
venava va gaka^ ) kngadwa ebendiese können im Spiel nicht besiegt
od. va gagdha) werden
mi ^ya ga a jf^^j^Qi^ Bäume, die nicht morsch werden können
od. zya gagaka)
numha ya gakct kutwimwa ein feuerfestes Haus
kinhu tSa gakct kugulwa ein im Handel nicht erhältliches Ding
miso ga gakd kupila unheilbare Augen
lusu Iwa gakd kutsemha ein Messer, das nicht schneiden kann
kana ka gakd kwima ein Kindchen, das nicht stehen kann
vufuma wa gakd kuliwa ungenießbares Mehl
usw.
Der Hochton steht im Kiriamwezi
2. auf einsilbigem Stamm (die Verben ausgenommen), offenbar um
anzudeuten, daß derselbe ursprünglich um sich selbst redupliziert bzw.
quadrupliziert war, jetzt jedenfalls eine kontrahierte Foim repräsentiert:
a) bei Substantiven:
mwp' Wurzel nflzd Scherben
mu^s^ Fruchtkern h^gS Bogensehnen
vu^pi^ Steppenbrandzeit (Juli, «pfw' Messer (Plural)
August)
ma^d Urin mp'd Moskito
lufnS Morgentau mpicf Weißhaar
iial, z. B. muJcaga^ | | mkaga 6X6
112 Dahi, : Die Töne und Akzente im Kinaniwezi.
hufwf \ p.,^ ma^wS Steine
^/^ü^' ) mpwd Hund
n,";/' Erde, Reich ■h^hwi^ Brennholz
nf() oberer Mahlstein n^(W Bauch, Leib
hl^ge^ Bogensehne m,M Ohrfeigen
w.,w dein Vater kujzwh ,, .
W|.va' kleine (jazellenart i^wi^ )
b) bei Adjektiven:
-0| pi^ schwarz, z. B. malohyo ya^ p^ .schwarze P]rde
-«1 p^ weiß, z. B. malohgo ya^ pf} weiße Erde
-ör, za^ rot, z. B. malonyo ga^ zat rote Erde
-ff| &?/' massiv und massenhaft, z. B. mahmyo ya^ W massive, kompakte
Erde und I']rde in Hülle und Fülle
-a^ v^ zur Stelle seiend, z. B. Mdiku tSa^ v^ die Regenzeit ist da
-|r?o' klein, z. B. miso ma^dc) kleine, d. h. kurzsichtige Augen
-fjf) -(!(} sehr klein, z. B. miso ma^rl(}ma{W desgl. im iClativ
c) bei Adverbien:
-i</e' alle, z. B. miyaka^ de) alle Jahre, ewig
-|C?iü«' ganz, z. B. limi^ dwi^ den ganzen Tag
-,jop' > alle, ganz, voll, z.B. vanlmAp(^ ) alle Leute, nichts wie Leute
-fpd ganz, voll, z. B. micezi] po^ den ganzen, vollen Monat
7/^1 divi'f alle! Schluß! (mit Händeklatschen begleitet)
d) bei diversen enklitischen Partikeln:
rc) bei den enklitisch an die Ultima angehängten verbalen Lokativ-
|)artikeln: -/id, -^ko\ -^md.
all er, sie, es ist
alifio^ er ist hier zur Stelle dagegen:
ali/cd er ist dort (nahe bei X) aWAv er ist dort (fern von X)
ah\md er ist hier drinnen aluhno er ist doit drinnen
ihyaya! steh auf!
Ihyaya^d! steh hier auf! dagegen:
ihgaga^d! steh dort auf! (nahe ihgagx^kn! steh dort auf! (fern
bei X) von X)
/%09a,W/ steh hier drinnen auf! mgayihno! steh dort drin auf!
Ferner bei der interrogativen, ebenfalls enklitisch an die Ultima an-
gehängten Lokativpartikel -^i^'i in Verbindung mit dem ^'erb:
ali^dl wo ist er, sie, es?
wafnma^u}'} wo kommst du her?
wadzaJif^Y wo Kehst du hini'
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinaniwezi.
113
selbständig gebraucht:
Tiufid \
I? woher? wohin!
ha^hel wo?
i wo drinnen?
mu^^'i \ von wo heraus ?
( wo hinein ?
in Verbindung mit Substantiv, also adjektivisch, mit Hilfe des
Genitivpronomens -a, z.B.:
munhu wa^he^^ welcher oder was für ein Mensch?
muti gwafbi'i welcher oder was für ein Baum?
numba yajid'i welches oder was für ein Haus?
Mio tsa^h^'^ welche oder was für eine Nachtwache?
liso lya^^'i welches oder was für ein Auge?
lu^ hoa^d'i welches oder was für ein Messer?
Bemerkenswert ist die Zusammensetzung
von M'i was? mit obigem Ae'?
Mna^d^ was gibt's? was soll's?
mwpahgoy Mna^h^^ was soll's kosten? Preis?
limi^ Mna^he^f um welche Tageszeit?
ß) bei stets nachgestellten, selbständigen Interrogativpartikeln:
Are'? was?
n,c?e'? wer?
ali^ nd^7 wer ist der?
Jcu^ M'? wozu? warum?
doch wird es, freilich selten,
auch adjektivisch gebraucht, wie Ae':
{musese Sklave) uli na^yo^'i
munhu wa^ M? welcher od. was für ein Mensch?
, .,„ (welcher od. was für ein Baum?
muh gwa^ Ml \
( welcher od. was lur Holz?
7) bei den enklitisch dem »na« »mit« angehängten Relativpronomina
hast du ihn? ,. wi ich hab' ihn!
ndl na,yo\'\
ist er bei dir? ( er ist bei mir
, „, , , ,. ,„ (hast du sie? ,. i/(ich hab' sie!
(ra.se5e Sklaven) idi na.vd? \ ,.,.,. ^ ndi na.vd! \ . . ,, . .
'~ (sind sie bei dir? (sie sind bei nur
{muti Baum) uH na^gdl hast du ihn? ndi na^goK' ich hab' ihn!
(w^^f^■ Baume) idi\ ' , ' hast du sie? ndi \ '"'^,/
( na^ydl ) ( na^oK'
{ndama Kalb, Tierjunges) tdi na^yo^f hast du es? ndi na^yd!
(ndama desgl. im Plur.) uH na^yd? hast du sie? 7idi na^yd!
ich hab' sie!
{Mnhu Ding) uli naf^dl hast du es?
(ßnhu Dinge) uli na^fydl hast du sie?
(Jino Zahn) uli nafydl hast du ihn?
{mino Zähne) uli na^gd'i hast du sie?
(lusu Messer) uli na^dl hast du es?
{nm desgl. im Plur.) uli na^zydi hast du sie?
Mitt.d. Sem. f. Orient. Siirachen. 1904. 111. Abt.
ndi
ndi
ndi
ndi
na^tsd!
najyd!
nafyd!
ndi na^gd!
ifd!
ndi nafyd!
8
ich habe
ihn, sie,
es!
114 Dahl: Die Töne und Akzente im Kinaniwe/.i.
(Jcamuyimha Glöckchen) idi n<i^(}7 hast du es? ndi na^kd!
{tumiyimha desgl. im Pliir.) uli nafr}f hast du sie? ndi nci^toK'
{mifuma Mehl) uli na^r)'^ hast du es? ndi na^d!
{ktitogvoa das Lieben) uli na^d? hast du es? ndi na^d!
h) bei den der Dringliclikeit dienenden , famihär gebrauchten Verbal-
enkUtiken -,.<?*', -,ye' und -^ct, z. B.:
wigwa^i}! verstehst du! hörst du wohl!
zogu^ot! \
" ^ Vf \ SQ komm doch endlich!
zogu^sv! {
verküizt in zogn-ÜJ
s) bei den familiär gebrauchten Eigennamen-Enklitiken -^o' und -,ye',
besonders beim Anruf auf größere Distanz, um mit Hilfe dieser Schluß-
pointe die Stimme besser in die Ferne schicken zu können, z. B. :
Mammu^^n j^j^^..^^^^ ^^^^,
JlatäimuJid!
Gulemo^e\') „ . ,
Gulemo^2(^! \
Masimi du:
Masimi^eK'
MaSimi^d!
Masele,ye^n ^^^^^^^ ^^^,
Masele^d! )
^'^•^'^"t<JKasandadu!
Kasanaa^o'! \
e) bei verschiedenen Interjektionen;
«' / oh ! ei ! ) , , , . , ,
nanu: acJi I nem aber!
?'*/ pfui!
ngdf
nem
bi/oV
kwa)! krach !
pd! klatsch!
tu\' Achtung! Vorsicht! (mütterlicher Warnruf fürs Kind), häufiger
in Reduplikation: feW/
Der Ilochton steht im Kinamwezi:
3. bei zwei- oder mehrsilbigen Interjektionen auf der Ultima und
ebenso bei verschiedenen Respektsgrußformeln auf der Ultima, gleichviel
ob die betreffende Titulatur oder Adressatbestimmung folgt oder nicht, um
dem Gruß oder der Antwort eine weithin hörbare Schlußpointe zu geben.
Beispiele.
e^hd! ja! ja freilich!
a^B! so ist es !
alif^! schon gut, aber; trotzdem, indessen
Dahl: Die Töne und Akzente im Kii'iamwezi. 115
a^ka\' nein so etwas ! ist's möglich ? !
^|Ä^'/ wer weiß ! was weiß ich i' !
ha^d! wahrhaftig! meiner Treu!
nn^oK' deine Mutter! wart nur! (ein geUndes Schimpfwort)
ina^u\' meine Mutter! (sowohl: o Schreck! als auch: weh mir!)
ÄOjve'/ los! vorwärts!
tu^ke\' j jj
Jca^ö!)
na^i^! o weh!
Ti7~,'~i. I (Beschwichtigungsfonneln der Mutter für ihr Kind)
Mlu^M! )
clidilifliK' Tonmalerei für das ganz eigentündiche Zungenvibrations-
geschrei der Weiber beim Willkommen
sß^e\f Glück zu! (früher sehr gebräuchlich)
Jiala^m^! Zu Befehl!
mulaga^ot! Gehorsamer Diener! Elmpfehle mich!
Tiioika^c^ mhola! Leb wohl! (dem Dableibenden)
kußzc^ mhola f Leh wohl! (dem Weggehenden)
kula^c^ mhola •' ) q i i /• .im
kala^y mhola ! \
f^.t^'"t^t",i Wohl nach Haus!
kusifct) mhola!)
mwezi u^gd! dort ist der Mond! (ein in ganz Uriamwezi üblicher und
sehr beliebter Gruß an den zum ersten Male wieder sichtbar werdenden
Mond, der dabei stets auf dem Rücken zu liegen scheint, wie der Halb-
mond des Islam)
Der Hochton steht im Kiiiamwezi:
4. auf jedem ^, gleichviel ob dasselbe als sogenanntes »schweres« i
eine Regressiv- (bzw. Doppel -Regressiv-) Wirkung auf den vorangehenden
Konsonant ausübt oder nicht.
Ausgenommen sind nur das * im Perfektsuffix -ile und das i im
Passivsuffix -iwa, die den Tiefton haben, wenn der Stamm nicht ein-
silbig ist (s. unter Tiefton).
Einsilbige Verbalstämme tragen, als Ausnahme zu obiger Ausnahme,
auch im Perfektsuffix -ile und im Passivsuffix -iwa den Hochton auf dem i.
Beispiele.
{muti^ Baum, Holz), w««W Bäume, Hölzer
kinhu Ding , ßnhu Dinge
Ungoma große Trommel, großer Trommeltanz
usw.
kw-i^hwa = kw-^va stehlen
ktc-i^mba singen
kw-^tsa heruntergeben, hinuntergleiten lassen
kMa Dickbauch, Fettbauch (pars pro toto)
kio-i^ga schnell laufen
116 Dahl: Die Töne und Akzente im Kii'ianiwezi.
Tcw-i^nga aufstehen, aufbrechen
Tcw-i^gwa hören, horchen und gehorchen
Sisumbwa: Ttw-Hia ) , .j • n r. u --i
schneiden, speziell: bras schneiden
Kigalaganza : kw - vpa )
kw-Mza aufsitzen, aufbleiben am Abend
hw-i^ndza entfernen, wegtun
Kigalaganza: hw-i^ka) , , , . . ^ •
* " 1., herunter-, hinunteisteigen
Sisumbwa: kw-vnka)
{kw-i^kala sich setzen, bleiben, wohnen)
kw-ila gehen (bes. ringsherum), um mitzuteilen
Sisumbwa kw-iHa
. (Zeichen) machen, machen, tun
Kigalaganza kw-vta
kha Gutsein, Güte, Gnade
kw - ika )
kw-i!nta\ (Zeichen) machen, machen, tun
kw-i'nha]
(davon übrigens auch Ivigalaganza: rowÄw) die Gemachten, Geschaffenen,
Sisumbwa : row^M ) Geschöpfe, d.h. Menschen
vgl. Kigalaganza: tnzumhwa) „ , .. <• ku-zumha) hWAen, er-
r, , ~ 7 Geschöpfe, von ^ ^ , '
Sisumbwa: vasumowa ) ku-sumoa ) schaffen
k{u)-^ya dämmern am Morgen; ki^ya Morgendämmerung, Osten;
nd'^yu Morgen und morgens
kw-iza kommen
mwM Dieb (von kw-ha stehlen); Sisumbwa: mwM
mM*^'m5»' Leichenbestatter (von ku-s^mba aufhacken, graben); Sisumbwa:
somfi eine Fischsorte; Sisumbwa: somvi^
muyomM Sprecher (von ku-yomba sprechen); Sisumbwa: mnynmvf,
häufiger: muyombag^zV
mbuW Ziege; Sisumbwa: mbuzi^
mweU der Westen, wo der Neumond zuerst erscheint
mwez^ der Mond (von kw-ela licht, hell sein); Sisumbwa: mwezi
mulendi^ der Erbe (von ku-Ienda, müßig sein); Sisumbwa: mulenzi
muzehg^ der Ansiedler (von ku-zenga bzw. ku-senga bauen, sich an-
bauen); Sisumbwa: mvsenzi^
muhi^gi^ der Jäger (von ku-hi^ga jagen); Sisumbwa: miihi^zi^ (auch:
mitp^zi\ Trmyiz^)
mulogi^ der Zauberer (von ku-Ioga behexen); Sisumbwa: mitJoz^
mudeM der Koch (von ku-deka bzw. ku-teka kociieii); Sisunibwa: mutesi^
Vadusi^ Watusi, eigtl. die Notleidenden (von ku-duka bzw. ku-tuka
Not leiden); Sisumbwa: Yatusi^
vuduM Not, Elend (von demselben Stamm); Sisumbwa: mtm^
muzmM) j TT 1, . , ., ,
,, der Handlanger (von ku-zenha) , .
muzeM 1 7 7 ( bringen, ^. ,
od. ku-zeha > . , ^ Sisumbwa:
bzw. ku-zehka]
reichen) ;
(von Sisumbwa: ku-mita gebären); Sisumbwa: muru-si^
Dahl: Die Töne und Akzente im Kii'uimwezi. 117
mupagati^ Karawanenträger, Arbeiter; Sisumbwa; miipayasi
mMü^ Hyäne; Sisumbwa: mßsi^
Mit diesen wenigen ßeisjwelen genug für jetzt!
Beispiele einsilbiger Verbalstämme.
(sein 1 narHe ich bin gewesen
Tcu-vO ) )
(ku-ywa fallen) wagioiHe du bist gefallen
{ku-fwa sterben) -^ er ist gestorben
{ku-kwa Brautkaufpreis bezahlen) twakiciHe wir haben unsern Braut-
kaufpreis bezahlt
{ku-dza weggehen) wadzi'le ihr seid weggegangen
ku-sa reiben, mahlen) vasi^le sie haben gerieben, gemahlen
{ku-lya essen) naUle ich habe gegessen
{ku-nya Stuhlgang haben, zu Stuhle gehen) tioaniHe wir sind zu Stuhl
gegangen
(ku-nwa trinken) namoHe ich habe getrunken
{ku-zwa tröpfeln, lecken, intr.) manuhgu (Töpfe) gazwHe die Töpfe
haben geleckt
(ku-va) . \ 1 -1
~ , sem ) ku-vvwa säen
ku-vv ) )
(ku-fwa sterben) ku-fwiHwa Leidtragender sein (d. h. einen lieben An-
gehörigen durch den Tod verloren haben)
{ku-sa reiben, mahlen) ku-Uwa gerieben, gemahlen werden; dann:
die Haare nach Küstenart kräuseln und rollen
{ku-lya essen) ku-likva gegessen werden und eßbar sein
{ku-nwa trinken) ku-nw'^wa getrunken werden und trinkbar sein
Besonders bemei'kenswert ist das Doppel passivum, das soeben
bereits sich in ku-fwiHwa und ku-nw'iwa zu zeigen begann. Siehe unten.
Der Tiefton steht im Kiriamwezi:
I. auf jeder einer hochbetonten Silbe unmittelbar vorangehenden
Silbe, gleichviel ob zu ein und demselben Wort gehörend oder nicht, z.B.:
ku-nena^ nhwi^ Brennholz spalten
na^äe ich bin gewesen
usw.
Es soll offenbar durch den Tief- oder Hochton verstärkt werden,
indem die Stimme gleichsam ausholt zum Stoß.
Treffen Tief- und Hochton auf einer Silbe zusammen, so behauptet
natürlich der Hochton das Feld, und eine kurze Stimmpause verhilft dem
zweiten Hoch ton zu seiner Wirkung oder Geltung; z.B.:
118 Dahl : Die Töne und Akzente im Kihannvezi.
statt hadol ngcf ) nicht im geringsten , eigtl. ein Plätzchen
spricht man /iaf7o'|%o') nicht, ein klein wenig, leise nicht (der
Berliner würde sagen: »nich in die Hand!»)
statt hi-vi} ndd) , t r «. • , ■^/^••*t \
~ II guter Hoffnung sein (von Muttern)
Jcu-vv\nad )
II. häufig auf u, besonders auf dem sogenannten »schweren« u und
auf dem / des Perfektsuffix -ile bzw. -izye und des Passivsuffix -iua.
Beisjjiele: w,, d. h. n mit Tiefton.
«) bei Verben:
k{u)-UfffiVia scliarf sein (z. B. vom Messer)
]c{u)-u^la lieulen, wehklagen; quaken (von Fröschen)
k{u)-u^ma trocken sein oder werden
Hj 1 schwitzen, laufen (besonders im Kriege), lliehen
k{u)-u^vla)
hu-fu^a hinausgehen
ku-kii^na ballen (z. B. die Finger zur Faust)
ku-daku^na durchkauen
kw-^gu^ta satt, voll, fett sein
ku-kuf'iga anbinden (bes. die Ziegen)
ku-kufidi^ki^zya zudecken
kw-i^lu^gufa sich den jNIund aussjx'ilen (nach jeder Mahlzeit)
ß) bei Adjektiven:
-gandu^ dünn; -gh'iUy dick
-lambu^ hart; -kondu^ weich
-suku. mager (vom Fleisch); -noi'iu^ fett, süß, wohlschmeckend (vom
Fleisch)
-hu^hit^ leicht (an Gewicht); -tl^mhu^ schwer (an Gewicht)
-sevu^ heiß, kochend; -itendeku^ kalt, frisch
-u^gi} scharf, schneidig -dufnizu^ stumpf, olnie Spitze
-semu, süß -sisihu^ jähzornig
-lu^u^ sauer, bitter -gakanazii^ brüchig (vom l.eder)
-vozu^ morsch , verfault -«,7n?/, trocken
-du^rn^ nackt, leer -i/"i'*«i schamlos
-gimu^ abgehärtet und verhärtet -ku^u^ groß, angesehen
-/«'ÄM| lang, hoch, tief -zorri^ müde, faul
-elu^ hell, licht, klar -liu^bu^ dumm
-gadu^fuy^ sauer geworden (von Ge- -gu^hi} niedrig, kurz, klein
tränken) -nogu^ gutherzig, billig
-gololoku^ gestreckt, gerade -nofu^ saftig, knochenfrei
-zu^u^u^ munter, wohlauf -hofu^ blind
ferner nur im Kizukuma:
-lalu,ku. rot -kamu. derb, fest kyPlu,) , ., ^ „•
' ' ' ^ 'stupid, unanstelug
-du^lu^ unhöflich -dekanu^ verträglich tiiHu^ \
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinaniwezi. 119
y) bei Substantiven :
nyUyiUy Stärke m{a)u^a Fett, Talg, besonders von der
kalezu^ Kinn , Bart unantastbaren Riesenschlange (sato),
nzovu^ (arcli.) Elefant zum Ahnenkult gebraucht
k'kWkn^ Regenzeit magufa Fett, Öl, Butter
sekii^selcu^ Schluckauf mayuyha Knochen
vu^i^ku^ Nacht ngu^o Schnurrbart; Meinung
hhovu^ Narbe lyu^a (arch.) Sonne
nz^kn^ Schnittochs lu^yHo Schweiß
luvazu^ Rippe ifufiha Katarrh, Schnupfen
munhii^ Mensch nzu^i^ Biene
khihu^ Ding ki^ku^a Brust, Schwangerschaft
liaiihuy Ort vu^^ Siruj) bzw. Honig
mbnfa Regen, Gewitter, Jahr
Beispiele: 2,, d.h. i mit Tiefton:
(i) im Perfektsuffix -/|/e bzw. -i^ye (ausgenommen die einsilbigen
^'erbalstämme):
(von ku-lwala krank sein, auch: gebären, auch: kommen wollen, im
Anzug sein (vom Regen), z. B. {mbu^a) ililwala es macht am Regen herum)
nalwali^le. ich bin krank gewesen
(von ku-piHa genesen, heilen, intr.) napiHi^le ich bin genesen
(von ku-ku^a wachsen) nakufife ich bin gewachsen
(von ku-lola anschauen) naloli^e ich habe angeschaut
(von ku-pela tliehen) napeli^e ich bin geflohen
(von kw-iHicazya hyjjochondrisch sein, auch: Krankheit heucheln)
iiHvoazi^ye ich bin hypochondrisch gewesen, ich habe Krankheit geheuchelt
(von ku-gHa grüßen) nagim^ye ich habe gegrüßt
/von ku-dahiya) verabschieden und\ nadahifye ich habe mich oder
\ z= ku-daya ) sich verabschieden/ ihn verabschiedet
(von ku-pu^za Holz behauen) napu^zi-^ye ich habe Holz behauen
(von ku-du^tsa beschimpfen) nadu^ki^zye ich habe beschimpft
(von kw-^ndza wegräumen) n^hgi^ye ich habe weggeräumt
im Sisumbwa koinmt außerdem die Regressiv- (bzw. Doppel -Regressiv-)
Wirkung des sogenannten «schweren« i im Perfektsuffix -?'/e bzw. -ifye
zur Geltung:
(von ku - lala liegen , schlafen) nalazi^e ich habe gelegen , geschlafen
(von ku-kata schneiden) nakasj^le ich habe geschnitten
(von ku-tu^'a Not leiden) natu^ife ich habe Not gelitten
usw. usw.
ß) im Passivsuffix -i^wa (ausgenommen die einsilbigen Verbalstämme):
(von ku-pußi einen falsch ku-pu^i^a
gezeigten Weg gehen) ku-pu^vwa
kvo -^kalumajoa
falsch geführt werden
(von kw-i^kaliLvya härten) h, , *" ' J gehärtet werden
kw - vkaliLvwa \
120 Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
(von Jcw-i^niba singen) Tcw-ihnbwa gesungen werden
(von ^«-^/'wZ'j/a schwer machen) hu-timbifoa\sc\\v;ev gemacht werden
(an Gewicht) hu-ti^mbica ) (an Gewicht)
(von Jcu-qoda zu Ende sein) Jcu-qodiwa) t^ i , , ,
^ , „^ , T^ . s 7 , ZU Ende gebracht werden
(von Weg oder Reise) Ku-godwa \
(von Tcu-gMya) entwöhnen'^ Jcu-gMi^wa) entwöhnt werden (vom
t:=^ Icu- ghya ) (Säugling)/ ku-ghi^wa) Säugling)
(von ku-kihida) besiegen, \ ku-Mndwa) ^ .... ™. ,
.,>.., «. , H , } besiegt, ubertronen werden
= Ku-tvnda ) ubertrenen/ Ku-tvndwa \
, 7 1 n V- i. \ A-«-OTW?.M;a] abgebrochen,«eeerntet
(von Ku-vvnza abbrechen, ernten) ~i I
ku-vmzwa \ werden
(von Tiu-zu,ga umrühren) '^ i^ i (umgerührt werden
ku - zu^gica )
(ku-tagi/a (Kizukuma) ) eigtl.: wegwerfen \ ku-tagi^wa ] beraubt,
kn-tadza (Kigalaganza) | maclien— berauben, 1 ku-tadz^ua\ abortiert
ku-tazya (Sisuml)wa) j abortieren / ku-taziyca ) werden
(von ku-kahga erschrecken, trans.) ku-kahgwa erschreckt werden
kw-'^ndzi^wa\
(von kw-indza wegräumen) kw-hidzwa \ weggeräumt werden
kw - ifngi^wa i
(von ku-daha (Wasser) schöpfen, ku-dahwa) geschöpft, geholt werden
holen) ku-dava \ (bes. Wasser)
(von ku - dalmja \ urspr. : nach Wasser schicken, ver-\ ku - dakifjoa verab-
= ku-daya \ abschieden und sich verabschieden/ schiedet werden
(von ku-leica allein lassen, verlassen) ku-lekwa allein gelassen, ver-
lassen werden
ku - drifsi^ica \
(von ku-duytsa beleidigen) ku-du^tswa \ beleidigt werden
ku-duki^wa )
/ 7 i * 1 \ ku-vf'siwa) ^ w 1
(vn ku-vvsa verstecken) ~ ' } versteckt werden
ku-vvsica )
(von k{ri)-onha) \ k(u)-onhiwa) ,
7/ N 7 saugen j) [ ,.' gesaugt werden
k{u)-oha ) ) k{u)-ohi^wa )
/von k(u)-onhiya) .. ^ Mu) - ohhiwa) .. ,
i) [ 7- saugen ) ( J gesaugt werden
V k{u)-ohiya ) ) k(u)-o/ii^ica )
(von ku-iela (Eier) legen) ^ ' (gelegt werden (von Eiern)
ku-iei(ioa )
(von kit-jn'zya heilen, trans.) -^ " ' (geheilt werden
ku-pvzwa )
(von ku-zi'ma erlöschen, kühl sein) ^ | ausgelöscht werden
ku-zvmwa )
(von ku-zu^nya beipflichten, erlauben und eingestehen) ku-zn^mi^wa
beigepflichtet, erlaubt und eingestanden werden
(von ku-tona (Erdnüsse) ab- ku-toni^iva) abgerupft,
rupfen, schreiben, malen ku-tonwa ) geschrieben, gemalt werden
usw. usw.
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi. 121
Hier seien noch einige weitere Beispiele für das unserni deutschen
Sprachgefühl etwas fremde Doppelpassivuin angeführt:
(von liu-v^wa säen) Tcu-vßwi^wa gesät werden
(von Jiu-Jiangwa ei-sciirecken , intr.) hu-kangwi^oa Erschi-ecken ver-
ursachen
(von hm-^gwa hören) kvo-igvoi^oa gehört werden
(von ku-pi^wa bekommen) ku-pi^wi^a gegeben werden
(von ku-togwa lie])en) ku-togwiwa geUebt werden
(von ku-sUi^wa anstreichen, tünchen) ku-siHi^i^wa angestrichen, ge-
tüncht werden
(von ku-sivoa die Haare Iträuseln, rollen) ku-shoi^a gekräuselt, ge-
rollt werden (nach Küstenmanier)
(von ku-Usi^wa vergiften, indem man Gift ins Essen oder Trinken
tut) ku-Usi^wi^wa vergiftet werden
(von ku-tu^danhioa)miHi^^''3i\\ii\Q,\\'6\zev\ ku-tuflanJiwifoa getlözt, gellößt
z:::zku-tti^danho ) llözen od. flößen/ werden (von Bäumen)
Die Akzente im Kinamwezi.
Der Haupt-, ebenso wie der Nebenakzent kann auf jeder Silbe ge-
funden werden:
1, Der Hauptakzent oder Hauptton i.
a) auf der Ultima i
b) auf der Penultima i. _
c) auf der Antepenultima i _ _
d) auf der Prae- Antepenultima i.
e) auf der Ante -Prae -Antepenultima jl
2. Der Nebenakzent oder Nebenton ^
a) auf der Ultima a
b) auf der Penultima ±_
c) auf der Antepenultima ^__
d) auf der Prae- Antepenultima ^
e) auf der Ante -Prae -Antepenultima j.
Wie zu jedem Berg ein Tal gehört, so ist das Auftreten des Haupt-
tones ohne Nebenton undenkbar. Absolut einsilbige Wörter sind deshalb
jedes Akzentes bar. Die häufigste Form des Auftretens ist die, daß bei
zweisilbigen Wörtern (bzw. dreisilbigen, aber zweisilbigen Stämmen)
Penultima den Hauptakzent
Ultima den Nebenakzent
bekommt, also ^jl bzw. -j.±.
Dementsprechend erhält bei nur einsilbigen Stimmen das Verbal- oder
Nominalpräfix den Hauptakzent, der eigentliche Stamm dagegen nur den
Nebenakzent, vorausgesetzt, daß er ohne angehängtes Suffix, Enklitik usw.
tatsächlich die Ultima bildet.
122 Dahl: Die Töne und Akzente im KInaniwezi.
Beispiele.
Jcu-filä führen, bringen
kü-fwä sterben
dfwe! daß er sterbe! der Tropf!
hu-fwilä an einer Krankheit usw. sterben
vdfwä ) . , ,
~ •^ \ sie starben
vafwaga )
Jiu-fwafwagdnä halbtot zusammenbrechen
lüfii Tod, Leiche
müfk ) ein außerhalb der Ehegemeinschaft lebender \^i'heirateter
müfwä) oder Verheiratete
mufwilwä ein Leidtragender (d. h. einer, dem jemand gestorben ist)
Außer der soeben genannten sind folgende Kombinationen von Haupt-
und Nebenakzent die gebräuchlichsten, wobei ich mich der Einfachheit
wegen folgenden Schemas zu besserer Übersicht bedienen möchte, um dann
die einzelnen Kombinationsmöglichkeiten durch Beispiele zu belegen:
\. la + 2a' i|jL (das Zeichen | bedeutet hier Worttrennung)
IL lc + 2a i_^
IIL \c + 2h ±±-
IV. 2c +10 ±±-
V. \c + 2a -S.-X (bes. bei vollen Reduplikationen)
\'l. \di-2b j.^±- (bes. bei vollen Reduplikationen)
Beispiele zu Gruppe 1: lo -f- 2a l\±:
mlmlu yd^ndu Bauchfellentzündung
ku-nend^hhwi Brennholz spalten
numha yd^mhwä Hundehütte
kahwihä^jndä Kleidsorte (eigtl. Baucheinhüller)
mupuydjmbk Baumsorte (eigtl. Moskitenfächler)
Scheinl)ar trifl't mit dieser Akzentkombination i-\^ die früher bereits
erwähnte Form _|-i völlig zusammen, also z.B.:
mupuyd^mhu = inupuya^ mhil Baiunsorte
numha yd^mbwä = numha ya^ mhica^ Hundehütte
usw.
Beispiele zu Gruppe H: \c+2a i.-±:
ku-tiiiyinyä hin und her schütteln, rütteln, bewegen
ku-dünunhä heftig klopfen (z. B. das Herz)
ku-pdmantä durch leichtes Bekloj)fen mit der Ilachen Hand den Topf-
hals fugen
ku - hdnahqä ) „ ,
1 t • A pbischen
ku-benenya )
ku-ymihunhä durch Ausklopfen Staub aufwirbeln maciien
ku-kenyentä zuspitzen (z. B. Holz)
ku-kmyenhä zustutzen (z. B. das Gras des Daches)
1 1 bedeutet Ilaupttou, 2 Neljeutuii, a letzte, b vorletzte Sill)e usw.
Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi. 123
Icu-lydndaJcä jemand argwöhnisch belauern, überwachen
"/[. , [schlecht koclien (z. B. den dicken Mehlbrei)
ku-sdnkanä )
Tcw-dhquha ) .,. . j • i i m
.. , ,? eihg sein und sich beeilen
Tcu-vdttguha)
ku-gubinhä niedrig, kurz, klein sein
Jcu-gülumä heucheln, lügen
Jcu-sdkmä sehr angestrengt bzw. gründlich reiben, mahlen (Redupli-
kation des Simplex kü-sä reiben, mahlen)
milimö (vom Sing, mulimo) Arbeiten
miligö (vom Sing, muligö) Traglasten
kavühguli ein Brosamen
vüfumä Mehl bzw. Erdstaub od. Stauberde
vi'i.sogä Güte, Heiligkeit, Keuschheit
Beispiele zu Gruppe III: lc-\-2b j.j._:
kw-itölola ringsum eingeschlossen, nicht mehr entlliehen können
ku-göndola auseinanderfalten, aufrollen
ku-sötola vulum Baumwolle zupfen
ku-göhgola bewillkommnen, auch danken
ku-kömla fähig, imstande sein (zu tun usw.)
kw-ip6nbla sich die Haut abschürfen
ku-kömbla loskaufen, befreien
ku-gömbla (Pfeife) reinigen (von Tabakssclimurgel)
ku-vimbula abdecken (ein Dach)
ku-visida etwas Verstecktes hervorholen
kw - itdmula frühstücken
ku-fündu^ct nama heißhungrig hineinbeißen ins Fleisch
ku-vdvida die Haare kräuseln niit Wärme
ku-lotölula Traum deuten, auslegen
kw-iteghla sich in seiner Rede nicht fangen lassen
kw-dnula etwas retten (vor Regen od. Sonnenbrand)
ku-gühula öffnen, aufdecken, entblößen
Beispiele zu Gruppe IV: '2c+\b j.i_:
ku-gbl6la strecken, gerade machen
ku-tbndöla pellen, schälen (bes. Erdnüsse usw.)
kw-\nyöla aus Liebe oder Eifersucht miteinander kämpfen
ku-zvmöla imhgu vorsichtig auskühlen (einen frischgebrannten Topf)
ku - kblöla ) ,
[ husten
ku - kosola )
Kidakama: ku-lbhgola jemand, den Weg zeigen, führen
ku - IbUla beschauen , betrachten
ku-sbkela wiederholen, repetieren
ku-sekela belächeln, auslachen
ku-levela beleidigen
kw-ikb7idela sich vertragen
124 Dahl: Die Töne und Akzente im Kinamwezi.
ku-gelela hilflos sein
Icu-Mwela I . c • T 1,
5 zustopfen em Loch
Tcu-Uvwela )
Tiu-vundäla unter seinen Flügeln versammeln
ku-gäydla arbeitsscheu, faul sein
hu-lugdla zumachen (Tür), stopfen (Durchfall und Erbrechen)
Titi-lemdla völlig gelähmt sein
Jc{u)-dkdla voll sein zum Überlaufen
Jcw-ikula sich setzen, sitzen, bleiben, wohnen
Jcu-diigäla mit leeren Händen dastehen, arm, speziell ^leiderlos sein
hu-tävdla in den Krieg ziehen (vom König)
ku-gakdla plump, schwerfällig sein (z. B. vom Flußpferd)
ku-tägdia zum Tode führen bzw. zu weit fortgeschritten sein (von
Krankheiten)
ku-zizima frösteln
ku-sohözya verführen (ein Weib oder Mädchen)
[vgl. ku-gägdmhula seine Tochter jemand feierlich zusprechen, seine
Tochter verheiraten (vom Vater) (so wie es früher Sitte war)]
ku-huMya sehr schwitzen, sehr laufen od. lliehen (im Krieg)
ku-gegeta muti einen Baum zustutzen
ku-sesema sich erbrechen
ku-gegenya fiepen (von Ratten)
ku-läldma den Kopf nach hinten zurückgebeugt einhergehen, bes.
von Schielenden, um so besser sehen zu können
ku-säsdna sich drängelnd überpurzeln, um zu etwas zu gelangen
kvrfufiisa^Qm?ca.(i nachäffen, jemand lächerlich machen durch Karrikierung
Beispiele zu Gruppe V: lc + 2a _i_.L
(bes. bei vollen Reduplikationen):
ku-lyomdlyomä sehr radebrechen, kauderwelschen
ku-magdmagä Rundschau halten von einem hochgelegenen Punkt aus
ku-matämatä mühsam herumgehen, sich bewegen
kw-iviigdvugä herumscharwenzeln, d. h. seine schönen neuen Kleider
auffällig schwenken beim Gehen
ku-gotdgotä vom Alter sehr gebeugt sein
ku-liddlidä sich munter tununeln (in der Arbeit und sonst)
kw-itekdtekä sich sehr ausführlich und behutsam hinsetzen
kic-ilumdlumä sich im Wortstreit schlagen lassen, indem man sich die
bereite Antwort verbeißt
ku-nekydnekyä neue Freundscliaften zu schließen meiden
ku - gunydgunyä zwei getrennte Teile rasch zusammenraffen
kw-ivutsdvutsä unentschlossen sein im, beim od.
Aufbrechen
kinziminziim Schatten eines INIenschen
mbogövogo Ohrenentzündung
Iiandhanä immerdar, ewiglich, unveiänderlich
Daiil: Die Töne und Akzente im Kinaniwezi. 125
Tiimhulimhidi Götzenbild
, ,., ( simsivi
Icu - hla
ßvißvi \ ganz erl)ärnilicli schreien
[Sisuiiibwa : vivivivi\ ]
usw. usw.
Beispiele zu Gruppe VI: lc?H-25 a_a_
(bes. bei vollen Reduplikationen):
Jcu-nihamha laufen (von Geschwüi^en)
M-tehgatciiga behutsam hinsetzen (Kind oder Topf)
ku - zimazima frösteln
Jcw-iMvyaUvya) t^^jßh^^^g.jg^ unaufhörlich nach Essen schreien
Jcw -xkähyakabya \
^ ir ;/ i/ j jemand kitzeln
Tcu-neganega
sekuseA'u Schluckauf
Mmdlimäli gründlich, sorgfältig
heJceheJce getrennt, sortiert
musimahgila Geck, Stutzer, Zierbengel
ku-göhgomäla vor Altersschwäche mit dem Kopfe wackeln
ku-lihnhagänya Hokuspokus treiben (von Zauberdoktoren)
ku-mdilizya mhola sich bei Neuankommenden erkundigen über Ange-
hörige und Freunde in der Ferne
kw-iyümiüzya Rekonvaleszent sein
Jcu-tdgaläla grätschen, die Beine spreizen
ku-hdnhikizya einen umzustürzen drohenden Kochtopf durch unter-
geschobenen Stein usw. stützen
ku-günuk\lwa splitternackt ausgezogen sein (^oes. durch Räuber, imd
das sind von Natur alle Wariamwezi)
kic-MnahgMa 'jemand, bedräuen, um dadurch eine böse Tat zu verheimlichen
ku-tdmbuktzya jemand anstecken (mit Krankheiten)
Selbstverständlich gibt es auch noch andere Kombinationsmöglich-
keiten, z. B. 2</+ lc-l-2ö ^i_±:
w - igu um azya J ^^^^^^^ ausgeruht zur Arbeit sein
kw - ikidümoazyä )
kw-itolombozyä unnahbar, unerbittlich sein
ku-geyelulä jemand durchhecheln in seiner Abwesenheit
ku-kuküUzyä girren (von Tauben)
ku-kulungizyä den erhärtenden Topf vor dem Brennen täglich mit
dem Glättstein glätten
kw-inhbgomJiezyä^ ^^^^ Vergnügen schmatzen, wenn's einem schmeckt
kw - inhbkömbezyä )
ku-Kiginyukä sehr dick sein oder werden (von Maden, Würmern usw.)
ku-sigdtilä sich halbtot schinden oder abarbeiten
ku-zävdhgizyä mumagazi etwas in Blut eintunken (wie z. B. Josefs
Briider sein Kleid)
usw. usw.
126 Daiu. : Die Töne und Akzente im Kinainwezi.
Nocli einige Beispiele, in denen Haupt- oder Nebenakzent auf der
fünftletzten Silbe (also le oder 2e) und der Hauptakzent auf der sechst-
letzten Silbe vorkommt:
Im-yänukuTizya etwas behutsam von Hand zu Hand geben
hi-gelekelezya "\^orräte hoch aufstapeln
Tcu-gelehyetänya planiei'en, ebenen
kw-ipdmiMzyäna sich gegenseitig drängelnd stoßen
Ji'io-itabikataUJca knatschen (von feuchtem Lehmboden unter Menschen-
tritten)
ku-kamvaTcasum haniimah^mx Netzefilieren, Seildrehen usw. rückwärts
vorwärts, rückwärts vorwärts gehen
kic-isilikUtla jemand in den Tod nicht leiden können, jemand absolut
nicht ausstehen können
kti - piUmiJizya umwickeln, überspinnen, auch: einen Kreis zum Hütten-
bau abstecken
kw-iköndelekezya zur Verträglichkeit ermahnen
ku- zvim quill qhta) . ,, .. ,. , ,.
^ . , , in Kramplen daliegen
ku- süngulngnta )
mhämbalaknna
nhdndalafi
Einschlafen der Glieder, Wadenkramjtf usw.
nna \
ku-guhgämulila jemand heben helfen, z. B. eine Traglast
kw-igiiluvühgunyä ) viele Menschen schnell zusammenraffen zu einer
kw-ikulumngunyä j Karawanenreise
ku-k\kinyalika\ ,. ,, . i i j i i- i i
, , , 5 die Stirne sehr bedenklich runzeln
ku-kikinaltka )
kw-isösöngelezya jemand auf besonders raffinierte Weise pfählen
k{u)-dkdlUizya auffüllen lassen
kw-iUih'ihganyä doppelzüngig sein, d. h. jedem nach dem Munde und
dabei hinter seinem Rücken schlecht über ihn zu andern reden
ku-zehgemazchgema hin und her sich wiegen im Tanz
ku-zehhiyazehhiya liebestoll sein
kw-ibdgulahägula auseinanderstieben nach allen Bichtungen (von einer
JNlenschenmenge)
seketesekete Tonmalerei für das Knistern oder Rascheln von Gras,
Grasschlafmatten usw.
Kizukuma: vülikividiki langsam, leise, unhörbar
Doch finden sich neben letztgenannten auch folgende gleichwertige
Formen :
ku - zehgemdzehgema
ku - zenhiydzehhiya
kw - ibaguldbägiila usw .
Damit sei der Schluß gemacht in dem Versuch einer Darstellung der
Töne und Akzente im Kiiiamwezi.
127
Einige Bantuwortstämme.
Von C. Meinhof.
x\.af S. 149 flf. meines "Gniiidriß einer Lautlehre der Bantusprachen« (Abh.
für die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben von der DMG. XI Nr. 2
1899) habe ich eine Liste der bekanntesten Bantuwortstämme aufgeführt.
Im folgenden teile ich den ersten Nachtrag zu dieser Liste mit, der außer
einigen wenigen Berichtigungen der ersten Liste eine große Anzahl neuer
Wortstämme des Bantu gibt; an einigen Stellen habe ich auch für die be-
reits nachgewiesenen Wortstämme noch neue Bedeutungen aufgefunden und
beigefügt.
Für das Verständnis des Folgenden ist also die Vergleichung mit den
betreffenden Pai-tien des »Grundriß« notwendig. Ich hebe nur noch einmal
hervor, daß die Ziffer hinter dem Bantusubstantivum die Nominalklasse,
hinter dem Bantuverbum die Verbalspezies bedeutet, und daß die Ziffer
hinter dem deutschen Wort auf den betreffenden Paragraphen der Lautlehre
vei'weist.
Da die Liste auch praktischen Sprachstudien dienen soll, habe ich
auch Wörter von Sprachen beigefügt, die noch nicht von mir phonetiscli
durchgearbeitet sind; vgl. dazu das über Orthographie unten Gesagte.
Ich ordne die Sprachen in der bisherigen Weise, nämlich:
B. Urbantu.
P. Peli (Su. Südsotho).
Suah. Suaheli.
Her. Herero.
Du. Duala.
Ko. Konde.
Vom Sango habe ich kein sprachliches ^Material weiter erhalten, es
fällt hier also weg.
Die übrigen Sprachen sind alphabetisch geordnet.
Die Abkürzungen sind folgendermaßen zu deuten:
Ka. Kafir (Xosa)
Kuanj. Kuanjama
Nd. Ndonga
Nyam. Nyamwezi . , ^ , .o r. ^^r..
„•^ „, ) vgl. Grundriß S. 204.
Po. Pokomo
Sh. Shambala
Tz. Tzwana
Ve. Ven^a' (Grundriß We)
128 Meinhof: Einige Bantuwortstämine.
In bezug auf Orthographie habe ich folgendes zu sagen:
a) Im allgemeinen:
1. Die Schreibung tz, tj,pv u.a. ist im •- Gi'undriß« nicht genügend
erläutert. Es handelt sich um stimmlose Lenes, und ich glaube, daß die
Schreibung völlig klar ist. Die Laute sind als stimmlos bezeichnet durch
t, p, als Lenes durch z, j, v. Streng phonetisch wären sie dz, dj, hv mit dem
Zeichen der Stimmlosigkeit zu schreiben. Statt ny habe ich jetzt durchweg
das richtigere n geschrieben.
2. Neben k, t, p, g, d, h gibt es die Laute mit Kehlverschluß, die
oft geradezu implosiv gebildet werden (mit eingesogenem Atem). Für diese
Lautgruppe habe ich schon im Ve. (s. unten) die Schreibung 'k, 't, 'p ange-
wandt. Ich behalte sie hier bei und füge "g, 'J, 'ö hinzu.
3. Im folgenden habe ich den Tonhöhen größere Aufmerksamkeit als
bisher zugewandt. Außer dem tiefen und dem hohen Ton habe ich noch
zusammengesetzte Töne zu bezeichnen. Ich schreibe also:
— I Tiefton,
— ' Hochton,
-^ tief- hoch,
— hoch - tief.
b) An der Orthographie des Urbantu habe ich nichts geändert (ob-
wohl ich die Schreibung k, t, y, iig, ii , i beanstanden möchte), um den
Lesern des Grundrisses die Arbeit nicht zu erschweren. Nur glaube ich
auf die Aufstellung vokalisch anlautender Stämme nicht ganz verzichten zu
können; s. unten -nma , -umba u. ä.
c) Im Sotho (Peli) habe ich die Schreibung der »Lateralen« durch
zwei Zeichen als irreführend beseitigt. Ich sehreibe also
statt %! jetzt s,
" tl " '^,
thl « th.
Ferner wende ich statt der falschen Schreibung phs , ths , thS nach
Findemann die richtige ^5, ts, ts an. Die Lautgruppen sind natihlich mit
pz, 'tz, "tz nicht zu verwechseln.
d) Im Suaheli hatte ich die Dentalen d,n, t nicht mit dem Dental-
zeichen versehen; ich muß es setzen, da es sich um echte Dentalen und
nicht um alveolare Laute handelt. Ich schreibe also nun f/, t, nd. Die
Laute kommen übrigens nur im Dialekt von Mombasa bzw. Lamu vor.
Bei den Zerebrallauten hatte ich übersehen, daß in der Verbindung
nd (nf) n zerebral sein muß. Ich schreibe demnach nd [nt).
Das übliche Zeichen ch hatte ich durch i% ersetzt. Das ist ungenau;
mit ch werden im Suaheli drei verschiedene Laute wiedergegeben, und zwar ist:
Urbantu Sansibar Mombasa
ky tj tj
k tz t
nk ts th
ts stellt also den von Taylor gehörten Laut dar, den ich th% schrieb,
Grundriß S. 53. Wegen tj, tz vgl. oben a) 1.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme. 129
Eine Unterscheidung von o und g, e und e erübrigt sich im Suaheli,
da es nur halbweites o und halbweites e gibt.
e) Im Konde habe ich die Vokale meist ohne genauere Bezeichnung
gelassen , da ich keinen Eingeborenen zur Hand habe und meine Gewährs-
leute nicht immer einig sind.
Im Konsonantensystem ist zu ergänzen, daß das Konde keine Den-
talen, sondern nur zerebrale Laute hat, also n, nd, th, nth statt n, nd^ th, nth.
Statt V habe ich das richtigere '6 geschrieben, s. oben a) 2.
f) Im Duala habe ich die beiden h und d unterschieden.
g) Für das Venda verweise ich auf meine Studie (das Tsi-veiida',
ZDMG. Bd. XV, S. 607ff. 1901).
h) Im Kafir habe ich die Lateralen phonetisch geschrieben, und zwar
statt hl s,
. tl ts,
» dl z.
Die Schreibung 'J, ^tj, ts, S, kh, th, ph ist aus dem Obigen sowie aus dem
»Grundriß" verständlich.
i) ImPokomo werden tz, s genau eigentlich dental gesprochen, da
die Sprache aber noch außerdem lispelndes z, s mit koronaler Aussprache
hat, habe ich die ersteren Laute alveolar geschrieben, was nicht ganz
richtig, aber für den Zweck dieses Aufsatzes ausreichend ist.
k) Bei den übrigen Sprachen, außer dem Shambaa, habe ich nur
empirische Schreibung angewandt, da ich für phonetische Schreibung nicht
genügendes Material besitze.
Quell en.
Außer der im Grundriß S. 205 aufgeführten Literatur ist folgendes
benutzt :
1. Sotho. Mitteilungen des Missionars Endemann sowie des Missions-
kandidaten Kuhn, der unter den Sotho geboren und aufgewachsen ist.
2. Für Suaheli, Shambala, Nyamwezi habe ich selbst Beob-
achtungen in Ostafrika angestellt. Für Suaheli beziehe ich mich außerdem
auf die Mitteilungen des Hrn. Mtoro bin Mwenyi Bakari, Lektors am Semi-
nar für Orientalische Sprachen ; für Shambala auf die Mitarbeit von P. Roehl
und Frau P. Roesler in Bumbuli (Usambara).
3. Für das Konde erhielt ich Mitteilungen von Missionar Haefner
in Rungwe.
4. Über Duala hat Hr. Lehrer Mbene, ein geborener Duala, mir
sehr wertvolles Material gegeben.
5. Über Kafir habe ich mündliche Mitteilungen von Missionskandidat
H. Johl, der unter den Kaffern geboren und aufgewachsen ist, und außer-
dem ist A.Kropf, A Kafir- English Dictionary, Lovedale 1899, jetzt voll-
ständig erschienen.
6. Für Pokomo gab mir Missionar Krafft in Ngao und sein Schüler
Jilo, ein geborener Pokomo, die beide wochenlang bei mir waren, ausführ-
liche Mitteilungen.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 9
130
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
B. -yaya »Atem, Hauch«.
P. moya 3 »Atem«.
(= mo-oyä) pl. me-oya.
Suah. mw-ayo pl. mi-ayo 3 »das
Gähnen«.
Ko. umw-aju pl. imy-aju 3, 4 »der
Hauch«.
Ka. u^mo^ya (für umu-aya) 1 »Ge-
spenst, Geist«.
umoya 3 »Wind, Luft, Atem«.
Ve. mt^ya 3 »Wind, Atem«.
B. -7o7e (vgl. ^ali).
»\Veil>, Mädchen«, sclieint beson-
ders sich auf die Menses zu beziehen.
Suah. mwana mw-ali 1 »Jungfrau«.
Her. omu-ari 1 »vornehme Frau«.
omu-arikaze 1 »säugende Frau«
zusammengesetzt mit dem
andern Wort für Weib- Ä^aje
aus B. kali.
Ka. i-m-azi 9 »weibliches Tier«.
uhu-m-azi 14 »weibliches Ge-
schlecht«.
um-f-azi 1 »Weib« von um-fo\
»Mann« (geht auf <yaW zu-
rück).
Sh. nw-ali 1 »Kind, Frau, Mann,
für die ein Fest gefeiert
wird«.
Yao. mw-ali 1 »Mädchen, das zum
unago (Beschneidungsfeier
der Mädchen) gewesen ist«.
B. -ya/i »Blut«.
P. malv (statt ma-ali) 6 »Blut«,
Her. oin-aze 6 »Fett, Butter«.
Ka. i-ga^zi 5 »Blut«.
Ndonga. oma-gazi »Fett, Butter«.
Nyani. ma-gazi 6 »Blut«.
Po. mic-azi 3 »Blut«.
B. -yaliva »Bier« vgl. yala.
P. vzala, vzalwa pl. ma-vzala und
ma - alwa.
dial. djicala.
Su.T z. vo-djicala, vg-djalwa »Bier«.
VW- ist Nominalpräfix 14, das
hier zu vz wird, vgl. vy Grundriß S.40.
Siehe dort auch das Eintreten von ly
(dj) statt VW. Im PI. ist das Sing.
Präf. beibehalten in mavzala.
Ko. u hu- alwa 14 »Bier«.
Ka. ubu -tj - alwa , ubu - 'tjw - a^la^
»Bier«.
Die Form steht mit doppeltem
Präfix "bu statt ubu-'bwahca nach den
Lautgesetzen des Ka.
Nyam. vw-alwa (v-alwa) 14 »Bier«.
Sha. holwe »Zuckerrohrsaft« (Süß-
bier).
Ve. halwd 14 »Bier«.
B. yamha »reden«.
P. apa »taj)pen, greifen nach . . .«;
"in der Rede berühren«.
Suah. ambia 8, c. »zu jemand
reden « .
dj-ambo 5 »Wort, Sache, Ge-
schäft«.
dji-gamba »sich rühmen«.
Her. om-ambo 6 »Worte, Bücher«.
oma -Jambe , oma - indjambo 6
»Verleumdung«.
ondjambo 9 »Verleumdung«.
Du. 'bw-ambo 14 »Wort, Sache,
Sprache«.
Ko. gamba »meinen«.
amb-ana 10 »dazwischen-
reden«.
Sh. yamba »reden«.
Po. amba »reden«.
Ve. ofnba »reden«.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
131
B. yanda »sich vermehren«.
Su. ata »viel werden«.
a'tela 8, c. »überflüssig sein«.
Ka. anda »sich ausdehnen, ver-
größern « .
Ve. aflda »viel wei-den».
Nyam. anza 6 »ausbreiten«.
(Im Her. bedeutet janda »auf-
hören« und »schnell aufspringen« ver-
mutlich von anderm Stamme.)
In Ostafrika hat es meist die Be-
deutung «anfangen«.
Suah. anza 6 »anfangen«.
mw-anzo 3 »Anfang«.
Ko. anda »anfangen«.
Shamb. andila 8, c. »anfangen«.
andahita (zusammengesetzt mit
hita »gehen») zum Ausdruck
des »erst«.
Vielleicht liegen hier verschiedene
Stämme vor.
B. -yapa »Achselhöhle«.
Su. le-h-a/a, le-h-a/i 5 »Achsel-
höhle«.
Tz. le-yjv-aha 5 dasselbe.
Vgl. Ka. i-khw-apha5 dasselbe.
Suah. ki-Jciv-apa 7 »Schweiß der
Achselhöhle«.
kw-apa »Achselhöhle«.
Her. oku-apa 17 »Achselhöhle«, pl.
oma-ku-apa 6.
Ko. mmapha 18 »Achselhöhle«.
Nyam. li-apa 5 dasselbe.
Po. kw-a/a 5 »Achselhöhle».
Slia. ^gwaha 5 dasselbe.
^'6- 9ü\Py^* ^ »Achselhöhle«.
Man beachte die Lokativpräfixe
ku und mu (Ko.). Das Ve. läßt auf
eine Grundform yapwa schließen, wenn
nicht Assimilation aus gwafa vorliegt.
Im Sha. steht nach Dahlschem Gesetz
^gwaha für urspr. kwapa.
B. -yaio »Boot«
Du. 'b-olo p\.mi-olo 14; 4 »Boot«.
Ko. ubw-atho pl. vmy-atho 14
»Boot«.
Nyam. v-oto 14 »Boot«.
Po. w-ahq 14 »Boot».
B. -7fj i-iige 9 »Skorpion«.
Suah. nge 9 »Skorpion«.
Her. ondje 9 »Skorpion«.
oka-ndje 13 »Skorpion«.
B. yena »reichlich werden«.
Su. ena »reich werden«.
Suah. enea 8, c. »überfließen, sich
ausbreiten«.
Her. jenena 8, c. »genug sein, hin-
reichen«.
Ka. eW »dicht werden, mit langem
Gras bewachsen«.
B. -yeni »fremd«.
P. mo-eh^ pl. va-eh^ 1 »Gast«,
»Fremder«.
Suah. -geni »fremd«.
Du. mu-en pl. 'ö-ew 1 »Gast«.
N y am . mu - geni 1 » fremd » .
Po. -geni »Gast«.
Sh. -yeni dasselbe.
Ve. mu-e^i 1 »Gast«.
B. yika »schöpfen».
P. ya, »schöpfen«, dial. k%a (Su.)
»schöpfen, pflücken, ab-
reißen (nicht Früchte)«.
le-%d 5 »Löffel«.
Suah. mw-iko 3 »Löffel«.
ki-dj-iko 7; 21 »kleiner
Löffel«.
Ko. ulw-iko 11 »Löffel«.
Ka. kha^ »Wasser schöpfen».
Po. ju-mw-qka 11; 3 pl. rni-oka
»Löffel.«
Sh. lw-ikq\\ »Löffel- pl. «-/A-o 10.
Ve. 'Ära' »schöpfen, ])flücken«.
(Mff|W 9 »Löffel«?)
132
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
B. 7*«« »neigen«.
P. inama »sich bücken«.
ina »tunken«, »eintauchen«
(gleichsam »tiefen«).
Suah. in-ama 11 »sich neigen«.
in-iJca 2 »auf eine Seite legen«.
in-ua 8, e. »aufheben«.
Nyam. m-a?«a 11 »sich neigen«.
Po. in-ama 11 »sich neigen«.
n-uja 8, e. »aufheben«.
n-uka 1, d. »aufstehen«.
Sh. in-ama 11 »sich neigen«.
in-ula 8, e. »aufheben«.
in-uka 1, d. »aufstehen«.
B. fy'mgoo »komm her», s. yinga.
Tz. ntof »komm«.
Suah. ndo, ndjoo »komm her«.
Her. indjo »komm her«.
Po. ndzö »komm her«.
Sh. so »komm her«.
.9 nach Sh. Lautgesetz statt nz.
B. -yiko »Herd«.
Tz. le-iso 5 » Kochplatz, Schmiede« .
Suah. djiko pl. meko (statt ma-djiko)
»die Feuerstelle«.
Her. e-zuko 5 »Feuerherd, Feuer-
stelle«.
Du. dio^ 5 pl. mio 6 »Herd, Ofen«.
Ka. i-zi^'kö 5 »Herd«.
Kunn j. e-diko 5 dasselbe.
Nd. e-suiko 5 dasselbe.
Nyam. l-iko dasselbe.
Po. dziko dasselbe.
Sh. ziko 5 dasselbe.
Im Tz. steht unter dem Einlluß
des h und / statt ^o So, vgl. »Grund-
riß« S. 50.
Zu dem ?< im Her. vgl. Nd. und
»Grundriß« S. 185 likn.
B. -yongo »Rücken«.
P. mo-kokoto 3 »Rückgrat«.
Suah. m-go/igo'd> -Rückgrat, Rücken«.
ma-ongo 6 »Rücken«.
Her. om-ahgo (omu-hgo pl. omi-hgo)
3 »Rückgi-at«.
Du. m-ohgo pl. mi-ongo »Rücken«.
Nyam. mn-gohgo 3 »Rücken«.
Po. m-ongo 3 »Rücken«.
Sh. m-gohgo 3 »Rücken«.
B. -yove, i-ngove »Haken«.
P. ova »beugen, herabbiegen«.
^kgvi 9 »Ästehaken, Ästebre-
chen « .
Suah. ngöe 9 »Haken«.
Ka. go\ba^ »beugen, sich bücken«.
Nyam. hgove »Pfeil mit Widerhaken«.
Po. ng(je 9 »Haken«.
Ve. f>go^ 9 »Haken«, vgl. ho^va^
»den Haken gebrauchen«.
B.
yula »kaufen, tauschen«.
Suah. uza 6 »verkaufen«.
Ko. ula »tauschen, kaufen, ver-
kaufen«.
Nyam. gula »kaufen«, vgl. Ve. gufa
»falsch spielen«??
Po. guza 6 »verkaufen«.
Sh. gula »verkaufen«.
grtza 6 kaus.
B. Zu -ywigu Grundriß S. 158.
Ko. ily-ungu 5 »Kürbis«.
Po. dzuhgu 5 »Kürbis«.
nuhgu 9 »Kochtopf«.
Sh. f'in^hgu^ 9 »Kochtopf«.
B. -yunu »Salz«.
Suah. m-umi pl. mi-unu 3 »Salz«.
Ko. um-unu 3 pl. imy-unu 4 »Salz«
Nyam. OT?<«M 3 »Salz«.
Po. munti 3 »Salz«.
Sh. munv) 3 »Salz«.
Ve. mt^rio 3 »Salz«.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
133
B.
-ywe »Strick".
Suah.
u-gwe\\ i)\. iigwe 10 »dünnes
Seil".
Po.
ju-gwe 11 »Strick«.
Sh.
lu-gwe 11 »Strick«.
ngwi 9 »ein Riemen, um ein
Rind anzubinden«.
B. -yalif i-rigali 9 » Blitz •<.
P. 'tali 9 »Blitz, der einschlägt«.
(Nach Endemann ein Riesenvogel
im Himmelsraum, der nach Belieben
tüten kann.)
mo-lald^Uali 3 »Regenbogen«
(Schlafstätte des ^tali).
Du. ngadi 9 »Flinte«.
ngdd^a Idha 9 »Donner, Blitz«
(Himmelsflinte).
Ko. indjasi 9 »Blitz«.
Ve. nda^dzi^ 9 »Blitz«.
Vgl. Ka. inzazi 9 »Mäusebussard«.
B. 1. -ryamba »Preisen, Stein«.
P. te-tapa 5 »platter Stein«.
Suah. tj-amba 7 »ein kleiner Felsen«.
ki-amba, hi-djamba 7 dasselbe.
mw-amba 3 »Riff, Felsen,
Platte, auf der das Dach
des Hauses ruht«.
Ko. iky-amba 7 »Berg«.
Po. mw-amba 8 »Felsen«.
Sh. gamba 5 »Felsen«.
B. 2. -yamba »ein Wassertier«
(vgl. mamba) wahrscheinlich
identisch mit yamba 1.
Sotho (Dial. von Mas^mola).
le-tape 5 »Krabbe«.
"jtapaJcyerere , le - ''ta'paJcyerele
dasselbe.
Suah. ngamba^ »eineSchildkrötenart«.
Ko. aka- Jamba 13 »Schildkröte«.
Ve. Mi^amba 9 »Schildkröte«.
damba ts^kwa 5 »Krabbe«.
Vgl. Nd. ondjamba 9 »Nilpferd«.
Y^nPLn]. ondjaba 9 »Elefant«.
B. yenga »bauen«.
Suah. djenga »bauen«.
Ko. jenga »bauen«.
Nyam. zenga »bauen«.
Sh. zenga »bauen».
B. -yi »schön«.
P. vg-tz^ »Schönheit«.
-te »schön« dial. -nte.
Sh. zi-ha 4 »schön, gut sein«
Ve. vu^-di 14 »Schönheit«.
B. yula »überschreiten, darüber
hinausgehen«.
P. 'tgla ȟberschreiten, aufsprin-
gen«.
Ka. zuHa »vorbeigehen, darüber
hinausgehen, übertreffen«.
B. -yulu »oben« s. yula.
S uah . djuu » oben « .
Her. e-juru, e.-uru 5 »Nase«.
otyJ,-uru 7 »Haupt«.
Ka. i-zu^u^ 5 »Himmel«.
Po. dzü »oben«.
Ve. Va dtilu »oben«.
B. ini-ywele (?) 9 »Haar«.
Suah. u-nwele pl. nwele 11 »Haar«.
Du. n-o 9 »Haar«.
K o . ulu -nwili 11 » H aai- « .
Ka. u-nweHe^ 11 »ein Haar«, pl.
i-nwMe^.
'!^yam. lu-zwili 11 »Haar«.
Po. jti-nun 11 »Haar«.
Sh. swili 10 »Haar«.
(ä< n + z s. Nyam.).
Ve. ma-mwele 6 »lange Haare,
Haarzotten« (vielleicht assi-
miliert für ma -nwele?).
Das m- Präfix scheint außer im
Nyam. und Sh. in den Stamm einge-
drungen zu sein.
134
Meinhof: Einige Bantuvvortstämme.
B.
-ywi »Wort«, s. ywa.
P.
le-nizu' und le-ntztc^ 5 »Wort
Stimme«.
Su.
le-ntzv} 5 »Wort«.
Tz.
le-ntzw^ »Stimme«.
Ko.
iU-syu 5 »Wort«.
Ka.
ili^-zwi} 5 »Ton, Stimme, Wort«
Ve.
i^pß 5 »Wort, Stimme«.
B. yiva »hören« (neben ngwn).
P. ^hwa (dial. utwa) »hören«.
Ka. -W, »hören«.
Sh. iva »hören, verstehen«.
Ve. pfa^ »hören«.
Vgl. Her. zuva »hören«.
B.
P.
Suah.
Du.
Ka.
Sha.
-kala »Krabbe«.
Ityßla 9 »Krabbe«.
Tchaa 9 »Krabbe«.
ka^ (?) 9 »das Schuppentier«
in -kala 9 »Krabbe«.
u-non-kala 11 dasselbe.
{u-nom -^kaHa dasselbe.)
nkJiala 9 »Krebs«.
B. -kamha »Schale« (Kürbis- Sh.
Hasche , Behälter). Ve.
Sotho le-'yjipa 5 »Kürbisllasche«, pl.
ma-^/ßpa 6 und Ji-k^a'pa 10.
k^/jipa 9 »Flaschenkürbis«.
le-^api 5 »Schale, Schuj)pe,
Blatt«.
le-yß^pu 5 »Wassermelone«.
le-ky^a'pe'ta »Schuppe, Schale,
Suah
Suah. kamha o »Wabe«.
khamha 9 »Krebs«.
Her. e -kamha h »Wolken, die keinen
Regen versprechen«.
otji-kambi 7 »etwas, das man im
Munde ausgekaut und dann
wieder ausspeit, daher das
ausgekaute W^achs , auch
Wachs überhaupt«.
Ve. khdmbäna^ 9 »Schnupftabaks-
dose« (kleine Kürbisllasche).
D. Merensky notiert das Wort
mg-yßpu wa sesava »Wassermelone
des Sandes«. Es wird gesagt von
einem Menschen, der gern lügt. Die
Wassermelone erweckt den Anschein,
als wenn unter ihr Wasser zu finden
wäre, es ist aber nicht wahr. Vgl.
oben die trügerischen Wolken bei den
Her.
B. -kanda »Schale«.
P. le-yßta ö »Schädel«.
Tz. lo-^/ßta 11 dasselbe.
Suah. khando 9 »Seite, Rand, Strand«.
Ko. ili-khandi 5 »Schale«.
Ka. u-khanda 11 »Schädel«.
isi-khanda 7 »Knopf auf dem
Stock, dickes Ende von
etwas«.
kanda »Rinde, Haut«.
gah}da 5 »große Schale«.
lu-kahida 11 »Schale«.
Rinde«.
P. se - yjipi 7 » Baumrinde, Borke « .
Tz. lo-yßpa 11 pl. U-k'yjipa 10
»Straußeneischale (ganze),
Schildkrötenschale » .
kimb-ila »umhergehen«.
sip-ela 8, c. »wandeln, gehen,
laufen (aber nicht schnell)«.
kimb-ia 8, c. »laufen, weg-
laufen«.
Ko. k/iimb-ilaS, c. »umherlaufen im
Wahn«.
Ve. tsimb-i[la 8, c. »gehen«.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
135
B. -kiye (kiya) »Augenbraue,
Augenwimper«.
Su. li-ntsi^ 10 "Augenbrauen-.
ntH^ 9 »Augenwimper, einzel-
nes Haar der Augenbraue«.
Suab. nsi 9 »Augenbraue«.
u-§i 11 pl. n-u-si dasselbe.
Ko. ulu-sige 11 »Augenwimper«.
ulu-khiga 11 »Augenbraue«.
Ka. i-siyi 5 »Augenbraue«.
{in-tä^yi^ 9.)
Ve. lu-sh pl. tsie 11 »Augen-
wimper».
B. -kill (kili) »Ruß, Kohlenstaub,
Pulver».
P. mo-Sili 3 »Ruß«.
Suah. sizi 5 »Ruß an den Töpfen».
Her. o-sire 9 »schwarzer, grober
Staub, Kohlen- und Schieß-
pulver«.
Ka. um-si^zi^ 3 »Schwarzes, z. B.
Pulver, Tinte«.
Po. sinzi .5 »Ruß«.
Sh. ma-sizi 6 »Ruß an den Töpfen«.
Ve. mU'Sili 3 » Schießpulver «.
B. kinda »drücken, stampfen,
überwinden « .
Sotho sffa »übermögen, nicht ge-
lingen, entgehen«.
sitana 10 »miteinander nicht
fertig werden können«.
Stte%a 1, c. »von Kräften
kommen«.
Sttwa 7 »behindert werden«.
P. sitela 8, c. »feststampfen, ram-
men » .
Suah. sinda »bei etwas bleiben, fort-
fahren , überragen , über-
treffen, bezwingen besiegen«
usw.
sindilia 8, c; 8, c »pressen,
drücken, laden (Gewehr), im
Übermaß essen«.
sindua 8, e »öffnen« usw.
sindika 2 »zumachen, anlegen
'(Tür)«.
Ko. sindila 8, c »verstopfen«.
Ka. si^nda (?) »jemandes Kräfte
übersteigen , überwinden « .
Nyam. sindika 2 »feststampfen«.
Po. sindika 2 »stoßen«.
Sha. §inda »fortwährend etwas tun«.
sindika 2 »vorwärts stoßen«.
Ve. mu-tsindo 3 »Ton des Stamp-
fens « .
B. kiia »sich verbergen, sich ab-
schließen«.
Sotho. sira »beschatten, verdecken
durch Zwischentreten « .
sirela 8, c »Schatten gewähren«.
Suah. Sita »zustopfen«.
Situa 8, e »herausziehen«.
Her. seta »zugeschnürt, zugegangen
sein«.
Ko. sitha »A-erweigern«.
Ka. siHha^ »beschatten, schützen,
die Aussicht nehmen«.
Sh. sita »zuschließen, zustopfen«.
Ve. tsha »in der Sonne stehen, die
Aussicht nehmen«.
B. -kono »Arm, Hand».
Sotho. mo-yjmo 3 »Unterarm, Hand«.
se-kyono 7 »Unterarm«.
Suah. m-kono 3 »Arm, Elle, Hand,
Griff, Stiel«.
Her. omu-kono 3 »Ranke, Rebe«.
Ka. isi-khcfno 7 »Arm«.
mu-khdno 3 »^'o^derbein eines
Tieres mit dem Schulter-
blatt«.
Nyam. mu - kono 3 ; ^m - kono 1 7 » Arm « .
Po. mu-kono 3 dasselbe.
Sha. mu-kono 3 dasselbe.
136
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
B. -koim {kovu, kovu) »Nabel«.
P. 7no-khuvu 3 »Nabel« (Grund-
form kvvü aus kovu).
Suah. ki-tovu 7 «Nabel«.
Her. omu-tuu 3 »Nabel«.
Nd. e-kuvu 5 »Nabel«.
Po. tyj-kovu 7 »Nabel«.
Sh. lu-kuvu 11 »Nabel«.
Ve. lu-kohjyriW »abfallende Nabel-
.schnur«.
B. ku-ela 8, c »besteigen«.
So. yio-ela »begatten« (Tiere);
yweletza 8, c; 8, c; 6 auf-
steigen, ansteigen«.
Su. ho- da 8, c »decken« (Tiere).
Suah. kw-ea 8, c »hinaufsteigen, er-
klettern«.
Ko. khw-ela 8, c »dem Schwieger-
vater Vieh zahlen für die
Frau; klettern«.
Ka. khic-^la^ 8, c »hinaufsteigen,
reiten « .
Po. kic-ea 8, c »hinauffahren«.
Sh. kw-ela 8, c »hinaufsteigen«.
Ve. yw-^la 8, c »hinaufsteigen«.
B. -kiiyu »Feigenbaum«.
P- k-%9' ^ »Feige«.
^?"%?' "^ »Feigenbaum«.
Suah. mkuyu ?, »wilder Feigenbaum«.
Her. e-kuju, e-kuu 5 »Feige«.
omu-kuju, omu-kim 3 »wilder
Feigenbaum « .
Ko. uh-khnju 3 desgleichen.
Ka. um-khi^wahief 3 »Feigenbaum«.
i-khiioane 5 »Feige«.
Kuanj. omw-Ä"«?)« 3 desgleichen.
Nd. omü-küiju 3 desgleichen.
Nyam. mu - kuju 3 » Feigenbaum « .
Po. mu-kudju 3 desgleichen.
Ve. /«'y?/, 5 »Feige«, pl. ma-Tiuyu
mn^-hv}yu^ 5 »Feigenbaum«.
Sh. mkuyu 3 »ein Baum«.
B. -kuia I » Einzäunung, Gehege« .
P' ^f-XP'*« 5 »Einzäunung«.
kyjoro^ 9 »Hofeingang. Pforte,
Versammlungsplatz " .
Tz. lo-yjyra 11 »Hecke. Einzäu-
nung«.
Suah. ukuta pl. kJiuta 11 »^Nlauer«.
Du. krkq 9 »Zaun« (?)
\%. lu- hxjtra 11 » G ehege « .
B. -kxita II »Schale«, wahrschein-
lich = kiila I.
Her. oru - kutu 11 • Eiliäute « .
Ka. i-khutha h »Schuppen von der
Haut eines Tiers, Brotkruste«
usw.
iii-kuthu 9 »äußere Haut der
Pllanzen«.
khuHhn^ka^ 1, d »Abfallen der
Haare von Tier und Mensch;
kahl sein« usw.
B. -kulo {kulu, kuli , viell. auch
kuluve) Schaum (piilo) ?
t*- k-%9!li^ »Schaum», besonders
im pl. gebraucht, 7na-yj3vi.
Va-'Kopa ma-yjulo 6 »Schaum. Geifer«.
Her. e-.xuzu 5 desgleichen.
Du. pudi »Schaum«.
Kuanj. e/udi 5 »Schaum«.
Po. ß/jo 5 desgleichen.
Sha. m-fulq 3 »Schaum».
B. -ki'indo »knoten, knüpfen».
P. %wVa »Knoten knüpfen«.
le%utq 5 »Knoten«.
If-'yjitv 5 »Buckel. Höcker«.
Suah. ki-fundo 7 »Knoten«.
Ko. fundula »Knoten auflösen«.
üi-fiindn 5 »Knie«.
Ka. u-ßmdo\\ »der obere, hervor-
ragende Teil des Rückens,
Buckel«.
Po. finido 5 »Knoten«.
Sh. fundo .0 und mftmdo 3 » Knoten « .
Ve. pfu^ndq 9 »Knoten«.
Meinoof: Einige Bantuwortstär
137
1$. -kwa (kicCfke) »seine« nämlich
• Frau«, vgl. -kwe, -ke »sein«.
Kropf leitet es ab von der Prä-
position ha: umka statt umfazi ka, s.
unten Kafir; gehört jedenfalls zur Prä-
position hu.
Suah. -he •■ weiblich«, mwana mke 1
"Frau, Weib« (im Grundriß
fälschlich unter -kalt).
Her. omu-ha-muhonge 1 »Fiau des
Missionars« {omu-honge 1).
Ko. unhha 1 »Frau des Soundso«.
Iva. um-^ha^ 1 »Frau des N. N.«.
'A- tritt im Ka. nur in Präfixen und
Suffixen, nicht im Stamm der Nomina
auf. Kropfs Ableitung ist demnach
wahrscheinlich richtig.
Po. mu-he 1 »F'rau«.
Sha. mu-he 1 »seine Frau«.
B. -kwe »Heirat. Bräutigam,
Schwiegervater, s. ku-ela.
Sotho vo-ywe 14 »Heirat« (vom Bräu-
tigam gesagt).
mo-yjwe 1 »Schwestermann,
Bruder der Frau, Schwieger-
sohn, Hochzeitsgast, Braut-
führer, Bräutigam , Freund,
Kamerad«.
mn - %u-e'yali , mg - %oy^aU 1
»Schwiegermutter, Schwie-
gervater (des Mannes) ;
Schwager, d. h. Geschwister
des Gatten«.
Suah. 7n-hwel »Schwiegervater oder
-mutter, Schwiegersohn oder
-tochter«.
Her. omu-hüe 1 sagt der Schwieger-
vater zum Schwiegersohn
und dieser zu ersterem.
Du. mo - 1/d pl. ba-yo^ l »Schwieger-
vater, Schwiegermutter,
-söhn, -tochter; Schwager,
Schwägerin«.
Ko. tmhho 1 »Schwiegervater,
Schwiegersohn , Schwieger-
mutter des Mannes«.
Ka. um-hhice 1 »Schwager« (mit
hh vgl. dagegen nmha unter
kwa).
uhu-hhwe 4 »Verhältnis der
Schwiegereltern , auch ihr
Wohnort«.
um-hhwehazi 1 »Schwieger-
mutter».
B. -kaka I (kaku) »Backe«.
Sotho le-sayß 5 »Backe«, mg-sa'yßre
»Kinnbacken«.
mg-safo 3 »Wade«.
Su . safu » Wa de«.
Tz. le-thahu »Wadenmuskel, Unter-
armmuskel«.
Suah. tlafu 5 »Backe«.
Po. nsafu 9 »Wade«.
Ve. tha^fu 9 »Wade«; lu-'ta/ia} 11
»Kinnbacke«.
Das h in der Mitte scheint in
folgenden Formen ausgefallen zu sein.
Sotho le-saya, le-.saa^ 5 »Backe«.
Su. se-sad 7 »Fleisch der Wange«.
Ko. ulu-saya 11 »Backe«.
B. kaka II »wünschen, wollen,
bedürfen« (takal).
Su. sahafala »ungeduldig sein«.
Suah. taha {A\a\. tahä) »wollen, wün-
schen , verlangen « .
Her. haha »etwas erraten«.
Po. tzaha »wünschen, wollen«.
Ve. ^tdhelwa »Mangel haben«.
B. keva »verleumden«.
P. seva »flüstern, heimlich be-
nachi'ichtigen , heimlich ver-
leumden«; dial. auch sam.
Ka. s^^ha »verleumden«.
Ve. sSva »verleumden«.
138
B. hoyu »hineinstechen, durch-
bohren« (to^al).
Suah. toga dasselbe.
Her. ho-ama 11 »menstruieren«.
•Sh. sogana 10 »Bhitsbrüderschaft
machen « .
B. koyola Tnvers. zu koya.
Suah. fpa (dial. loa) » herauslegen,
hervorbringen«.
Her. /löra »auserwählen, vor anderen
lieben « .
Po. izowa »herausziehen« (Schwert).
B. A-ola I »spähen«.
So. soHa »spionieren, kundschaften,
spähen«.
soHi, thg[li »Kundschafter,
Spion«.
mosoHi dasselbe.
Her. liora »sj)ionieren«.
n-hoze 9 omu-hoze 1 »der
Späher«.
Ka. Äo!?a, »ausspähen«.
um- sali 1 »der Sjjion«.
Ve. Vo'/a »spähen«.
thcHi 9 »Spion«.
''todzimila ȟber etwas weg-
spähen « .
B. hqla II »schnitzen«.
P. sq^la »erschaffen«.
Suah. tzola »eingraben, ausschnitzen«.
Her. {hora »auszupfen, rupfen,
Haare abschneiden«)?
horera 8,c »nachahmen, dem ge-
gebenen Vorbild nachfolgen « ,
wahrscheinlich zu kola I.
Ve. ^thddzi 9 »Spitze«.
B. koma »hineinstecken«.
Su. soma »pllanzen, aufpflanzen,
auf-, einstecken, bewaffnen«.
somola 8, e »herausnehmen
(Dorn), ausziehen, was
irgendwo drin steckt«.
Meinhof: Einige Bantuwortstänime.
Suah.
Her.
Ka.
tzoma »stechen, stochern«.
tzomeka 2 »hineinstecken«.
homeka 2 dasselbe.
homona 8, e »ausziehen«.
homoka 1, d »losgehen«.
sama Grundbedeutung nach
Kropf »hineinstecken»,
»Kriegsschmuck anlegen«
(»sich allerlei ins Haar
stecken, einen Stock in
den Zaun stecken« usw.).
Nyaui. hornola 8, e »herausziehen«.
homoka 1, d »herauskommen«.
yu-tzoma 11 »Fischspeer«.
someka 2 »hineinstecken«.
soma »stechen»
'to.ma »hineinstecken«.
Po.
Sh.
\'e.
B. -kni »Fisch«.
Suah. tisi 9 »Fisch«.
(Vgl. Her. e-hundju b »Fisch?«.)
Du. sue 9 »Fisch«.
Ko. ifwi (nswi) 9 »Fisch«.
Kamba i-kuju 5 »Fisch«.
Po. nsiL-i 9 »Fisch«.
B. -kungu »Bitterkeit, Kummer«.
Sotho vg-sg'kg 14 »Galle, Schlangen-
gift, Bitterkeit, Schmerz«.
Su. wkafala »in Kummer sein,
Schmerz leiden«.
Suah. -hthgu, -tzungu »bitter«.
Vgl. Du. njohgi »bitter«?.
Ka. ubu-su^hgu 14 »Pein, Schmerz,
Kummer usw.«.
Po. tzungu »Kummer, Schmerz«.
Sh. suhgu 10 »Kummer, Sorge«.
Ve. vii-'tnhgu 14 »Kummer,
Schmerz. Gift«.
^tuhgufala »Kummer haben,
traurig werden«.
Meinhof: Einige Bantuwortstäinme.
139
B. kuva ?
So. sova »ab-, ausrupfen, abhaaren;
soveyß 1, c. »sich haaren«.
Su. sorvla 8, e. .aljziehen, aus-
ziehen, enthülsen, sich ent-
blößen«.
Suah. tiihua, tzuhua 8, e. »die Haut
abscheuern-.
Her. Tiua »schmieren, beschmieren«.
liuahga 12 »anstecken (Krank-
heit)«.
Ka. srFha^ »die Haut abwerfen wie
eine Schlange«.
mhula 8, e. »abschälen wie
Mais«.
mhululuTca 8, e. ; 1, d. »das
Abscheuern der Haut von
einer Wunde«.
Ve. du^i^ 5 »Schlangenhaut». Da-
von du^la 8, e. »häuten von
der Schlange, Abgehen der
Haut beim Schlagen«.
thuva »ausrupfen« (Federn).
B.
P.
Suah.
Im
S. 158
Her.
Ka.
Nyam,
Sh.
B.
-huvi »Tigerkatze«.
"toll 9 » Tiger katze, Busch-
katze« (unregelmäßig).
tsui 9 »Leopard«.
Grundriß fälschlich unter ywi
oka-hue 13 »Katze».
i-sosi 5 »Panther« (unregel-
mäßig) (andere regelmäßig
i-sozi).
nsuvi 9 »Leopard«.
sui 9 »Leopard«.
-lama i-ndama »Kalb« (vgl.
P. namane »Kalb«!').
Suah. ndama 9 »Kalb«.
Her. ondana 9 (assimiliert) »Kalb«.
oka-tana 13 »kleines Kalb«
(nach Analogie gebildet).
Ko. indama 9 »Färse«.
Nyam. ndama 9 »Kalb«.
Sh. ndama 9 »Kalb«.
B. lava " herauskommen « .
Suah. lawa »herkommen«.
Her. rauka 1, e. »irgendwo herab-
kommen«.
raura 8, f. trans. dazu.
Po. yawa »herkommen«.
Sh. lawa »herauskommen«.
lavya 6 caus.
B. lela » erziehen « .
Suah. lea »erziehen«.
leza 6 »erziehen lassen«.
Her. rera »liebkosen«.
Ka. /e/e^a 8, c; 6 »jemand beruhigen,
den man geärgert hat«.
Nyam. /e^a »erziehen«?
Po. jeja »erziehen«.
Sh. lela »erziehen«.
Ve. le,la »Kinder hüten«.
B . - lern he {yem he, yem he) »Hacke « .
P. se-U^pe 7 »Axt«.
Suah. w-embe 11 pl. n-embe. 10 »Ra-
siermesser«.
djembe 5 pl. ma-djembe »Hacke«
(mit Vergrößerungspräfix f/;7).
Ko. ulw-e7nbe 11 »Schneide«.
Ka. i-z^mbe^ 5 »Axt«.
Nyam. lu-gembe 11.
i-gembe 5.
Po. gefnbe 5 »Hacke«.
Sh. peinbe pl. magembe 5 »Hacke«.
Ve. dzimhe 5 »Hacke« 29.
pl. ma-lembe 6.
Neben lemhe gibt es einen Stamm
yemha, z.B. Sotho epa »graben, hak-
ken«. Es kann indes zweifelhaft sein,
ob die Formen -gembe hierauf zurück-
gehen , da es auch Analogiebildungen
sein können, die durch dz, dj der
Nachbarsprachen veranlaßt sind.
dz im Ve. ebenso wie z im Ka.
entsteht durch Palatalisation aus ur-
sprünglich /; dj im Suah. ist Ver-
größerungspräfix dji.
140
Meinhof: Einio^e Bantuwortstämme.
B. lola «sehen«.
Snah. oa >■ sehen, heiraten«.
ndoa 9 »Hochzeit«.
rora »versuchen, probieren«.
o - ndoze 9 » ein gewiegter Schlau-
berger« 25.
lolohga 12 »beobachten, nach
jemand aussehen«.
Nyam. lola »sehen«.
Po. jowa »sehen«.
Sh. olela 8, c. »schauen«.
Her,
Ka.
B.
P.
Su.
Ko.
Nyam.
Sh.
Ve.
Zulu
B.
Suah,
Her
Ko.
Po.
Sango
Sh.
B.
Suah.
londa »suchen«.
Iota »Fürsorgen, Vorsorgen«.
ma-lota 6 »Kundschafter«.
londa »suchen«.
londa »suchen«.
londa »suchen«.
lo^nda »aufspüren, achthaben
auf . . .«.
londota 3 »intensiv aufspüren«.
londa »fürsoi-gen, Vorsorgen«.
longola »vorangehen«.
ongoa »leiten, vorausgehen,
führen « .
rohgera 8, c. »sich rüsten, fertig
machen«.
undohgosi pl. a^ba-longosi 1
»Führer«.
longola » führen « .
IM -longola 7 »Banner«.
jofigowa »vorangehen«.
longola » vora ngehen « .
mii-lohgosi 1 »der Anführer«.
longola » vora ngeh e n « .
longa »piüfen, schmecken«.
ondja »prüfen , schmecken , ver-
Her.
Ko.
Sh.
oru-kutu 11 (statt oru-rukutu)
»Schweiß«.
rukutura » seh w i tzen « .
ama-fuku 6 »Schweiß«.
mu-luke 3, M-luke 7 »Hitze,
Körperwärme«.
Her.
Ko.
B. himha »spannen, angespannt
etwas tun«.
Suah. lurnha »etwas in feierlicher
Weise erzählen«.
rumba »angestrengt, angespannt
etwas tun«.
rumhlra 8, c. »den Bogen
spannen«.
lumba »predigen«.
undumba \A.a^ba-liimba 1 »Jäger«.
Nyam. lumbila 8, c. »predigen«.
Sh. lumbila 8, c. »springen».
B. -lumhi {lumbu) »Bruder,
Schwester«.
Suah. umb7/ »Schwester«.
Her. e-rumbi .5 »älterer Bruder«.
Ko. u-lilumbu l; h »Schwester (für
die Brüder). Bruder (für die
Schwestern)« usw.
B. -mamba »Krokodil«
Su. mapa »eine Schlangenart«.
Tuapalekokotp »eine bunte
Schlangenart«.
Suah. mamba 9 »Fischschuppe«.
mämba 9 »Krokodil«.
Du. mombe pl. miombe 3 »Krokodil«.
Ka. imamba 9 »Riesenschlange«.
Nach Johl: indmba.
Po. mamba 9 »ein Fisch mit hartem
Kopf«.
Ka.
B.
Suah
suchen«.
B.
mana »wissen«.
lonza »ausspähen « .
Ko.
iki-manUo 7 »Erkennungs-
zeichen « .
-hiku {-Mku) »Schweiß«.
mana »kennen«.
vt/ke 5 »Schweiß, Dampf,
Po.
mana »wissen«.
Dunst«.
Sh.
manika 1, c. »klar sein, er-
vukuto »Schweiß«.
kannt sein«.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
141
B. nola ..schleifen, scliärfen«.
P, lootla (== lolotza ?) , lö^tza,
..schärfen«.
Suah. noa ..schleifen, schärfen«.
Ka. l^ltty ..schärfen (Messer, Axt)
am Stein«.
Siehe \e. P., wahrscheinlich assi-
miliert für nola.
Nyam. nola »schleifen«.
Po. nmva dasselbe.
Sh. nola dasselbe.
Ve. o^odza ..sclileifen , schärfen« (?).
B. -nona »fett«.
P. ngna »feist wenden«.
mg-nqne »reicher (d. h. fetter)
Mensch«.
Suah. nona »fett werden«.
-nono »fett«.
Her. nuna »fett sein"(?).
Ka. nona »reich, angesehen wer-
den«.
i-nflno^ 9 »ein Reicher«.
Nyam. nona »fett werden«.
Po. nona dasselbe.
Sh. nona »fett sein«.
Ve. no^na »fett sein, werden«.
ma-no^na 6 »Eierstöcke der
Heuschrecken«.
B. -nun^i (wahrscheinlich hingu
in nungu assimiliert vgl.
Konde) »Stachelschwein«.
P. nokd 9 »Stachelschwein«.
Suah. nuhgwe 9 dasselbe.
Her. o-nuhgu 9 »Stachelschwein mit
grauen Stacheln».
Ko. iki-lungu 7 »Stachelschwein«.
(/ statt n.)
Nyam. i-nunguli 9 »Stachelschwein«.
Po. nungu 9 dasselbe.
Sh. nungwi 9 dasselbe.
Ve. nufigu^ 9 dasselbe.
mmgu^pfa 9 »Stachel davon«.
Vgl. mu-pfa 3 »Dorn«.
B, -nga in Verbindung mit Frage-
partikeln »wie viele«.
Su. -Tid^-e »wie viele?«.
Suah. -hga-pi dasselbe.
Her. -hga-pi dasselbe.
Ko. -li-hga dasselbe.
Du. -nihga dasselbe.
Ka. ^ka^-hga^-phHna^ »wie oft?«.
^ka-hga-kandnina »wie viele?«.
Nyam. -hga dasselbe.
Po. -ehga dasselbe.
Sh. -hga-hi dasselbe.
Ve. -hgd-na^ dasselbe.
B. ini-oiigo 9 »Galle« s. f/unti.
Su. n-dko 9 »Galle«.
Suah. i'i-ohgo 9 dasselbe.
Her. on-ahgo 9 dasselbe.
Vgl. om - ohgioa, om - uhgwa 3 » Salz « .
Ko. in-ongo 9 »Galle«.
Ka. in-dhgo^ 9 dasselbe.
Po. n-mgo 9 dasselbe.
Sh. n-ohgo 9 dasselbe.
B. -pamba »kreuzen, durchein-
anderstecken«.
P. fapa »fest umwickeln».
fdpana 10; 6 »quer, kreuzen,
durcheinanderbringen « .
fdpana maso » schielen «,/apff/2a
»einander kreuzen«.
Suah. pamha »schmücken, verzieren,
ausrüsten«.
Her. pamha » flechten, dicht machen « .
Ka. pJidmbfna^ 10 »aneinander voi*-
beikommen, ohne sich zu
treffen«.
Po. Jamba »verzieren«.
Sh. hamha dasselbe.
Ve. phafnbd 9 »Sambok mit meh-
reren Spitzen«.
fdmbana 10 »sich trennen«.
142
B.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
panda I »sich teilen, sich
gabeln«.
P. se-fata 7 »Paß, Passage«.
Suah. phanda 9 »Gabelung«.
phandelQ, upmnde 11 »Stück«.
Du. anda »spalten« (?).
Ko. ulu-plmnde 11 »Gabel« pl.
imbande 10.
mphanda 9 »Gabelung«.
phdnde 9, pha^dkaU 9 »Gabe-
lung«,
ma -fahnde 6 »Kreuzung«.
Sh.
Ve.
B. panda II Bedeutung s. unten.
P. fdta »wühlen, scharren (aus-
einander) « .
Suah. panda »pflanzen, säen«.
Ka. phanda »die Erde aufkiatzen,
aufgraben«.
Sh. handa »pflanzen«.
Endeniann hält panda I und // für
identisch, nach ihm hat auch // den
Grundbegriff »auseinandermachen «
z. B. P, fdta mayßla »die glühenden
Kohlen auseinanderscharren« vgl. P.
-pJmta adj. »gabelig, gabelförmig«.
Tz. li-phdta 10 "Gabelungen, Ge-
spaltenes, Z.B.Huf« ma-phdta 6 das-
selbe, z. B. »Huf des Rindes«. Mosela
wa^ viaphdta 3 »Gabelschwanz«.
Danach würde dann auch »pflan-
zen, säen« von der Bedeutung des
Auseinanderscharrens von Erde abge-
leitet sein.
B. -panga «Schwert, Säbel«.
P. mphdka (= mofdka), pl.
mefdka.
Suah. upanga ^\. phanga 11 »Schwert,
Säbel«.
'^yam. lu-paiiga 11 »Schwert«.
Po. ju-fahga pl. mphanga »Säbel«.
Ve. lu-fdhga 11 »Messer«.
B.
P.
Su.
Suah.
Ka.
Ve.
papa " flattern « .
phapha , pJmfa % »Feder, Feder-
kiel«.
phapha » fliegen « .
papatika » flattern « .
pha^pha^ »fliegen«.
ht-fa^fd pl. phapha^ und
mafa^fd 6 »Flügel«.
pha^phamela » flattern « .
B.
P.
Su.
Suah.
Her.
Du.
Ko.
Ka.
Nyai
Ve.
-pembe »weiß, glänzend«.
phepa »Kalk, Kreide, weiße
Erde«.
phepa 9 »weißer Ton«.
phemhe 9 »Hörn, Elfenbein«.
pemba »glatt, glänzend sein«.
pembe 9 »tonige weiße Erde,
Kreide « .
ulu -phembe 11 »Hörn«.
um-phemba 3 »ein Unkraut mit
weißen Blumen und eßbaren
Wurzeln « .
im-pemvu 9 »Tier mit
Blesse«.
i-phembe 5 pl. mhem.be 10
» Hörn " .
mphembe 9 »Hörn, Ecke des
Hauses, Elfenbein«.
ph^mba 9 »helle Farbe, Tünche,
weißer Ton«.
B. pima »messen«.
Suah. pima 5 »Faden«
pima »messen«.
Po. t%-ima 7 »Maß«.
Sh. hima »messen«.
ki-himo 7 »Maß«.
(ein Maß)
Meinhof: Einige Bantuwortstäi
143
B.
P.
Suah.
Her.
Du.
Ka.
Ve.
Ka.
Ve.
B.
P.
Su.
Suah.
Her.
Ko.
Du.
Po.
Sh.
Ve.
pii'iga «flechten, einsam andern
vorbeistecken".
feka »sich begatten« (von Raub-
tieren).
feka mano »Ränke Hechten".
pmga »drehen wenden«.
pingasaria l,b.; 10 »abwechseln,
aneinander vorbeigehen«.
loeiigemeye 11; 8, c; »einen
meiden , ausweichen « .
wengisane 1, c; 6; 10 »wechseln,
tauschen, aus-, ein-, um-,
vertauschen ; verwechseln « .
pMnga »flechten, einen Korb
machen«.
f^nga »sich paai-en« (von
Hunden).
-pi »Finsternis«.
le-sufi (le-suifi, dial. lefsifsi,
lefsifi, le-fifi) 5 »Finsternis«.
fsi! Interjektion für »finster«,
z. B. ntoh %wa re «fsi^'. »Im
Hause sagt es fsi», d. h.
»dunkel«.
ubu-f^ß^ 14 »Dunkelheit«.
sis^ 5 »Finsternis«.
pia »speien«.
tswa »auswerfen, ausspucken«.
tswela »aus-, anspucken«.
fia , fila » Spuckschlange « .
e-m 5 »Puffotter«.
swa »speien«.
pe 9 »kurze breite, sehr giftige
Schlange«.
mphi 9 »Puffotter«.
Swa »speien«.
pfa^ mare »ausspucken«, vgl.
onomat. nthu^a.
-piya »Stein«.
le-fsika, le-swika 5 »Stein«.
le-fika 5 »Fels«; s§-ftka 7
»Steinhaufen«.
Suah.
ßga 5, dji-fya 5 »einer der
drei Steine, auf die der Koch-
topf gesetzt wird«.
ili-ßga 5 »Herdstein«.
figo 5 »große Stücke Holz, auf
denen der Topf steht«.
ma-figa 6 »Herdsteine«.
ma-tsict 6 »llerdsteine«.
B. pina »zusammenziehen,
kneifen«.
P. fsindda 8, c. ; 8, c. »aus-
pressen«.
fsinayßna 1, b.; 10 »sich anein-
anderpressen , drängen « .
fsina 6 »schnauben«.
fsinela 6; 8, c. »festbinden«.
fsinelela 8, c; 8 c. »aus-
pressen " .
Su. fina »ziehen, knoten«.
fimla 6; 8c. »Hände und Füße
zusammenziehen « .
Suah. fina 6 »kneifen«.
finana 6; 10 »zusannuenge-
drückt, enge sein«.
finio » Grimasse « .
Her. sina »erwürgen«; -mia adj.
»eng«.
Ko. fine »eng«.
Ka. finiza 8, c; 6 »Gesichter
schneiden « .
ßna^ 6 »die Nase schnauben«.
finela 6; 8, c. »sich zusammen-
ziehen « .
Kuanj.7?wa »Engheit«.
Nd. osina 9 dasselbe.
Nyam. 5^■«o »eng sein, kneifen«.
Po. fina matso »die Augen zu-
kneifen«.
Sh. finu »eng«.
fina »dieNase schnauben« {^funa
»kneifen«).
Ve. si^na »einschnüren«, /?|«a das-
selbe.
144
Meinhof: Einige Baiituwortstämme.
B. pionga (poiiga) »ausdi'ücken«.
P- /Qi(^ «enthülsen; Gras weg-
hacken (mit der Hacke)«.
Suah. ßonda, sonda »aussaugen«.
Ka. phonza »die Außenseite weg-
nehmen , poliei-en , an-
spitzen-.
Sh. fyo^ct' 6 »saugen«.
Ve. fdnda und sdnda »ausdrücken
(Frucht), entkernen».
B. pipa »aussaugen«.
Her. sepa »aussaugen».
Sh. fiha »Wasser abgießen«.
Ve. tscksa »lutschen, saugen« (Ivon-
sonantenassimilation).
B.
pua »eintrocknen«.
So.
2)sa »eintrocknen«.
Suah.
pwa »trocken werden, ebben«.
ki-pwa 7 »Felsen und Sand-
bank, die durch die Ebbe
trocken gelegt wird«.
mphwa 9 »Strand, der bei der
Ebl)ezeit ti ecken ist«.
Her.
puira 8, c. »versiegen, ver-
trocknen«.
Ka.
tsd} »aufgetrocknet, ver-
seil wunden sein«.
Nyam
.pwa »Trockenzeit«.
Po.
%ica »ebben«.
Sh.
'ywa »eintrocknen«.
Ve.
%«' »eintrocknen«.
B. piinga »wehen, fächeln, schwen-
ken«, dann »sprengen«,
davon »abgießen«, dann
»weniger werden« in den
Intensivformen auf -ula, -uka.
P. foka »besprengen, schwenken,
fächeln«.
Su. fokola 8, f. »weniger wer-
den « .
Suah. puhga »hin und her schwingen,
schwenken . wanken « .
puhgua 8, f. »weniger wer-
den«.
Her. puhga »Lämmer den Müttern
wegnehmen, wenn sie ge-
saugt«.
puhguruka 8, f.; 1, e. »abge-
trennt sein«.
Ka. phuhga »Fliegen abwehren, ab-
trinken, auf das Essen bla-
sen«.
phuhguka 1, e. »weniger wer-
den«.
Nyam. puhgula, huhgula 8, f. »ab-
gießen«.
Po. funga »flattern«.
fuhgiija 8, f. »weniger machen«.
Sh. huhgula S,L »weniger werden«
(neben puhguka und pu-
hgula).
Ve. fu^hgula 8, f. »abgießen«.
B. -pu ipi) »Wind, Blähung«.
Su. vo-sulu 14 »Wind in den
Eingeweiden « .
sp-sulu 7 »der Hintere«.
Her. omu-su 3 »lauter Wind«.
Ka. ^si-su^ 7 »Bauch«. (?)
Kum\]. omu-/u 3 »lauter Wind«, o-ß
9 Blähung.
Nd. omu-^u 3 dasselbe, o-süi 9
Blähung.
Ve. su^la »pedere«.
tsi-suflzi 7 »Wind«.
Die Wurzel steckt wahrscheinlich
auch in Sotho phina, psina. Su. tsuna
»Winde abgehen lassen« (obszön)
verbunden mit na »zu Stuhl gehen«
(ebenfalls obszön).
Siehe nya »Grundriß« S. 178.
Meinhof: Einige Bantuwortstänime.
145
15. pulata 3 "Umkehren".
P. fulara odevßtrala 3 » den Rücken
kehren, sich abwenden«.
Suah. fuaia 3 »nachfolgen, gehorchen,
anhangen« (hinter jemand
her umkehren).
Her. turumika 10; 2 »etwas unterst
zu oberst kehren, umstülpen « .
Sh. fulata »Ziegenbock« vgl. Suah.
(weil er hinter der Ziege
herläuft).
Ve. fu^ralela 3; 8, c. (Umstellung
für fularelä) s. P. » den Rük-
ken kehren«.
B. -ta-kali »Tante« (/a »Vater-,
-kalt, yali, yali »weiblich«).
P. rak%ali »Tante« (Vaters
Schwester oder deren Mann).
Snah, sangazi 5 (1) »Vaters Schwester,
Tante«
Her. ohongaze »Vaters Schwester«
(von ihe »mein Vater« und
-hgaze).
Sh. tatehgazi »Bruder der Mutter«.
mlalahgazi -Schwester der
Mutter«.
B.
P.
Suah.
Ko.
Ka.
Nyam
Po.
Sh.
Ve.
iaya {ierya) »Falle stellen«.
rai/a und rea »Falle stellen«.
mo-reo 3 »Fallgrube«.
tega »eine Falle stellen«.
thego 9 "Zauber, Bann«.
tegua 8, e »den Zauber weg-
nehmen, die Falle abstellen«.
thega »Falle stellen«.
tMya^ »in der Falle fangen«.
tega «Falle stellen«.
hega desgleichen.
tegela »eine Falle stellen«,
re'a. th^a »Falle stellen«.
B. -tali »lang«.
So. tfiala "Strich, Linie
thah 9 »Strick«.
Tz. rala dasselbe.
ieher
itt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. lU. Abt.
Ko. -thali "lang".
Sh. -tali »lang«.
B. -iamho zu lumha » ausstrecken « .
P. le-rdpo^ le-sapo pl. ma-rapq 5
"Knochen«, s. Ve.
Suah. tamho " großer kräftiger 3Ian n « .
Her. e- tamho 5 «der Rücken«.
Ka. i-thdmbo^ 5 "Knochen«.
Sh. tamba «eine Reise machen«.
Ve. sctmbo pl. marambo 5 « Knochen « .
tha^mho 9 "Knie« (?),s.Tsivenda
29, b.
B. ietida "machen« (vgl. »Poesie«
von TtoiHv).
P. reta »loben«.
Suah. tenda »tun, machen, handeln,
dichten«.
Ko. thendekesya I.e.; 8. c; 6 »zu-
recht machen, machen«.
Po. henda "tun«.
Sh. tenda »tun«.
Ve. Ti:?}4C' "loben«.
B. -tende »Palme«.
Suah. thende 9 »Dattel«.
Her. omu-tendereti 3 »mittelgroßer,
immergrüner Baum. mit
Beeren, die eingemacht zu
genießen sind« {ti ist Stamm
von omu-ti 3 »Baum«).
Du. /fw</« 5 »Ölpalme«.
B. leiiga "gleichmäßig sein,
machen«.
P. reka »tauschen« (im Handel).
Suah. tehgenea, teiigelca 8. c; 8, c.
»fertig sein , vollständig sein « .
Her. tengera , e. 8 , c. » fliegen , schwe-
ben« (Vögel).
Ko. ulu-thmganq 11 »Friede«.
thehgama 11 »eben sein«.
Ka. th^hga^ »kaufen, tauschen. li;in-
deln«.
Ve. rf^ö dasselbe.
10
146
Meinhof: Einige Bantuwortstäinme.
B. fefemn •■ zittern« {tqtnma).
P. thothnmela 11; 8, c. »zittern,
beben«.
roroma 11 » beben « .
Suah. tetema 11 »zittern«.
Ko. thethema 1 1 »zittern , sich fürch-
ten « .
Nyam. tetema 11 »zittern«.
Po. hehema 11 »zittern«.
Ve. ^te^emela 11; 8, c. »zittern«.
B. iHima, s. Hma »heraussprin-
gen«.
P. Sisimo<yß 1, e. »zucken, durch-
schauern«.
siMmala 8, b. »plötzlich inne-
halten«.
Su. sisimoha 1 , e. »stutzen , scheuen,
seufzen«.
sisimolla 8, f.; 8, f. »in Fuixht
setzen, aufregen«.
Tz. sisimoyß 1, e. »verschämt sein«.
sisimosa l,e.; 6 »kribbeln«.
Suah. sisimua8,f. ȟberraschen, er-
schrecken«.
Ve. siysima »hervorquellen«.
Vgl. Sxih&i. tsi - si^ma 7 »Quelle«,
s. B. Hma.
B. -hia, tni »Kopf«, s. [na.
Du. mu-lg-po 3 »Kopf«.
Ro. un-thi 3 »Kopf«.
Kongo n-tu 3 »Kopf«.
Nyam. mu-twe 3 »Kopf«.
Sh. mu-twi 3 »Kopf«.
Suah.
Her.
Ko.
-tumho » Bauch , Dicke « .
se-rope 7 »Dickbein, Ober'
Schenkel, Hinterbacke«.
tumho 5 »Bauch«.
ma-tumbo 6 »Baucheingeweide«
tumba, a. »hoch schwanger sein«
e-tnmbo 5 »Oberschenkel«.
ili-thumbu 5 »Nabel«.
Ka. i-th.u}mba^ ö »Beule, Abszeß«.
ama-tht^mbUf 6 »Gedärme«.
Ve. thu^mbu 9 »Bauch».
lu-rv^mbu 11 »eine Seite des
Bauches«.
B. hindu »urinieren«.
P. roVöi »harnen«.
mo-roto 3 »Urin«.
Ka. thunda »urinieren«.
Nyam. tunda »urinieren«.
Sh. tunda »Penis«.
Ve. ru^nda »urinieren«.
B. -1ü «Gewölk«.
P. le-ru^ pl. marii^ 5 »Wolke«
Ka. iU-fu^ ö »AVolke«.
B. tuiiga »binden«.
Suah. fuhya »binden«.
Po. fuhga »binden«.
Sh. §unga »binden«.
B.
iua. ioko {kua!) »Kopf«, s. hi
P.
S(yyjo »Kopf«.
Suah.
ki-twa, ki-tzica 7 »Kopf«.
Ka.
intsnkö^ 0 »Kopf«.
Po.
ki-tzwa 7 »Kopf«.
\q.
"thjhn 9 »Kopf«.
B.
ini-nma 9 »Rücken«.
Suah.
n-uma 9 »Rücken, hinten, z
rück«.
Ko.
in-uma 9 »Rücken«.
Po.
n-uma 8 »hinten«.
Sh.
n-uma »rückwärts, hinter«.
B.
bii-umba 9 »Haus«.
Suah.
n-umba 9 »Haus«.
Ko.
JPO.
Sh.
tj-umba 7 »Zimmer«.
in-timba 9 »Haus«.
n-umha 9 »Haus«.
n-umba 9 dasselbe.
Meinhof: Einige Bantuwortstämnie.
147
B. -valii, »Seite- (walirscheinlich
von vala »zählen», ursprüng-
lich »einkerben").
Siiah. ki- warnt tjaria 7 »Rippe«.
u-havu pl. mbavu desgleichen
(6 durch Vermittlung von mb).
Ko. ulu-hafu 11 »Seite, Rippe«.
Nyam. mbazu 10 »Rippen«.
Po. ju-avu 11 pl. mbavu »Rippe«.
Sh. Iw-azu 11 »Seite«.
lu-bazu 11 »Rippe« pl. mbazu
(b aus mb wie im Suah.)
Ve. lu-vapvu pl. mbapvu 11
»Rippe«.
B. -vamba »Muschel«, s. mamba.
Her. ombamba 9 »Kauri«.
Ko. ulw-ambo 11 »Perle-.
Du. mbapha^ »Kauri, im Innein auch
als Geld gebraucht«.
Kuanj. ombaba 9 »kleine Muscliel«.
Nd. ombamba 9 »kleine Muschel«.
B. -vef/a, i-mbega 9 »Schulter«.
Vgl. P. 'peka »rückwärts (über die
Schulter) sehen«.
Suah. mbega 9 »Atfe mit weißer
Schulter«.
bega 5 ip\. ma-bega »Schulter«.
Ko. imbega 9 »Affe« (schwarz mit
weißer Schulter).
Nyam. i-vegä 5 »Schulter«.
Su. ega 5 pl. ma-ega »Schulter«.
mbega 9 »Affe« (wie oben).
B. veva [bebal) »ein Kind tragen«,
vgl. veleka.
P. ^pepola »einKind auf denRücken
nehmen«.
Su. 'pepa dasselbe.
Suah. beha »ein Kind im Tuch auf
dem Rücken tragen«.
Ve. bepa »gebären«.
B. viki {viku) »unreif«.
Suah. ki-tciit (Mombas) 7, -bitzi »un-
i-eif, grün«.
b ist vermittelt durch mb in
mbitzi Kl. 9.
Her. -vihu »unreif«.
Ko. -'bisi »unreif«.
Po. -itzi Kl. 9 mbitzi »unreif«.
Sh. -isi »unreif« Kl. 9 mbisi.
Ve. -vi^si »unreif«.
B. -vila » Kafferko rn « .
{*. ma-veU 6 dasselbe.
Ko. vmbila 9 »rotes Kafferkorn«.
Ka. dial. ama-bele 6 »Kafferkorn«
Nyam. ma-viW »Kafferkorn«.
Ve. ma-veW 6 »Kafferkorn«.
B. -vilu »reif, eifersüchtig«, Adj.
von mla »sieden«.
Suah. -wivu »eifersüchtig, reif«. Ne-
benform -bivu vermittelt
durch Kl. 9 mbivu.
Ko. -ißt, »reif«, ^bi/wa »reif wer-
den«.
Sh. wizu 14 »Eifei'sucht«.
-izwi »reif«.
iztca »reif werden, gar wer-
den«.
Po. u-ivu 14 »Eifersucht«.
Ve. vibva »reif sein«.
B. -vingu »Wolke«.
Suah. wingu 5, ubingu 11 pl. mbingu.
ningu 10 »"Wolke«.
Ko. ili-bingu 5 » AVolke«.
Sh. Iw-ihgu 11 »Himmel« pl.
mbingu 10.
Po. wihgu 5 pl. ma-icihgu »Wolke«.
10*
148
B.
Suah.
Ka.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
Su.
Suah
Her.
Ve.
B.
P.
Sil.
Suah.
Sh.
Ve.
vila "faul sein" s. rilu.
via »in der Ausbildung ge-
hemmt sein, unreif, nicht
gar sein«.
triza 6 "in der Entwicklung
unterbrechen , verderben « .
i-vi^d 5 »Faulpelz«.
uhu-vifd 14 »Faulheit«.
vili-pha 4 »seine Zeit in Faul-
heit zubringen«.
vtlinga 12 »drehen. rund
machen«.
vüika 12 »rund machen».
vilinya 12 »rund machen, rund
sein « .
viJingana 12; 10 »rund wer-
den«.
zezehga 12 »im Kreise lierum-
drehen«.
viHingana 12; 10 »dui'chein-
andergehen« intr. iHingana
12; 10; 6 caus.
-rj'/jt »faul, lässig« Adj. von
vila.
^thca-fa 4 »faul werden«.
vo-'tzwa »Faulheit. Säure«.
vo-tztca 14 »Faulheit«.
-iHvu »faul«.
u-vivu 14 »Faulheit. Träg-
heit«.
tnzu »faul«.
ji - vizu 1 4 » Faulheit « .
btm^-fa 4 »faul sein«.
vu-bvd 14 »Faulheit«.
B.
Suah.
Ko.
Ve.
-rwyti Baobab.
mhuyu 3 dasselbe.
um-huju 3 dasselbe.
mu-yu^v} 3 dasselbe.
B. -Villa »Eingeweide«.
P. ma-la 6 dasselbe.
Su. le-la pl. ma-la 5 dasselbe.
Her. oma-ura 6 dasselbe.
OM-rö 14 dasselbe (statt OM-«ro).
Ko. ub-ula 14 »Eingeweide« (statt
ubu-bulä).
Nyam. ma-vula 6 »Eingeweide«.
Ve. vu-la 14, lu-la 11, ma-la 6
dasselbe.
Bern. Nach dem Nyam. habe ich
vula als Stamm angenommen. Wenn
das nicht richtig ist. und mi Präf.
Kl. 14 und von da in den Stamm
eingedrungen ist, dann gehört der
Stamm la zu la-ni »Grundriß« S. 168.
B.
Tz.
Suah.
Her.
Du.
Ko.
Kuanj
Nd.
Nyam.
Sh.
Ve.
-vruvili »Spinne« {luvtwilif).
vom 14 »Spinngewebe«.
buibui »Spinne«.
otrj(^ -a- uvi 7, aJra-t^auvi 1 3 (u.7).
ot%i-tj(a-uvi 7 (u. 7) »Spinne«.
di-bn'be 5 »Spinne«.
ulu-bubi 11 »Spinne«.
e-luviluvi 5 »Spinne«.
oha-wiliwili 13 »Spinne«.
e-tciliwili 5 dasselbe.
li-luvuvi 5 dasselbe.
In-buili 11 »Spinngewebe«, vgl.
ziili »Nest einer kleinen
Spinne, Spinne«.
bu^i 5 pl. ma-bu^i 6 »Spinne«.
B.
Her
B. -VqIo, i-mholo 9 »Penis«.
P. pohj 9 dasselbe.
Suah. 7nbo dasselbe.
Ka. u-bolo 14 »großer Penis» (das
Wort darf von Frauen in Du
Gegenwart von Männern Kuanj. ?/m?<-rfo 3 »Jahr«.
nicht gebraucht werden). | Nd. omu-vo 3 »Jahr«.
Nyam. wio/o »Penis«. | Sha. vidi b »heiße Regenzeit, Jah
-viila i-mbrila »Jahr«, zu B.
-Villa "Regen«.
ombnrad »Jahr« eigentlich »Re-
genzeit«.
mbu 9 »Jahr«.
Meinhof: Einige Bantuwortstämme.
149
B.
P.
Tz.
Suah.
Her.
Ka.
Sh.
Ve.
Zulu
Suah
Du.
Ko.
-vi »graues Maar.'.
^tzo-fala 4; 8, b. »ergrauen
(vor Alter)".
mn -tzwatzwa >• Schlohweiße « .
invl 10 »graues Haar«.
ozp-ndi 10 »graues Haar«.
izi-mvi^ 10 »graues Haar«.
ß 10 »graues Haar«.
mvi 10 »weißes Haar«.
uvi pl. izimvi »graues oder
weißes Haar«.
-w/nia >■ Leiche «, wahrscheinlich
identisch mit viinha »schwel-
len«, »Grundriß« S. 189.
Tc-imha 7 »Leiche«.
mbimba 3 »Leiche«.
um-fimba 3 »Leiche«.
Kuanj . omu - diviha » stinkendes Aas « .
Nd. omü-mimba 3 dasselbe.
Po. ki-vimba 7 »Leiche«.
Sh. k-imha pl. vimha 7 »Leiche«.
Die Entstehung von Mmba aus
kivimha im Suah. und Sh. ist ver-
mittelt durch den Plur. vivimba, der
in vimha zusammengezogen ist,
vgl. Po.
B.
trwima »jagen«.
P.
'tzgma »jagen«.
Ko.
um-fwimi 1 »Jäger«.
Ka.
zuma »im Hinterhalt
überraschen«.
liegen
Ve.
zhna, vi^ma »jagen«.
Zulu.
zuma » überfallen ,
raschen«.
über-
150
Lusiba,
die Sprache der Länder Kisiba, Bugäbu, Kjamtwära, Kjanja
und Ihängiro,
speziell der Dialekt der »Bayössa« im Lande Kjamtwära.
Aufgezeichnet in den Jahren 1892, 1893, 1896. '
Von Herrmann,
Hauptniaiiii .i. D. , damaligem Kompagnieföhrer und Stationschef von Bukoba.
l^usiba ist eine ßantusprache und mit Kinyüro nahe verwandt. Es ist die
Sprache der Ureinwohner des Landes, der Batündu und scheint durch die
eingewanderten Bahüina, der jetzt herrschenden Klasse im Lande, nur
wenig modifiziert zu sein. Während der Dialekt in Kisiba sich mehr dem
Kinyöro, und der in Ihängiro mehr dem Kisindj'^a nähert, ist der Dialekt
in Bugäbu, Kjamtwära und Kjänja am reinsten gebHeben, wozu auch
noch die Abgeschlossenheit des Landes und der gänzlich mangelnde Handels-
sinn des überaus seßhaften Volkes beitrug. Einen eigentlichen Namen für
die Sprache gibt es nicht, der Name Lusiba ist von mir analog dem Lu-
gända, Lu-ssöga usw. gebildet und hat sich im Lande schon eingebürgert.
1 Das Mcuiuskript dieser Arbeit war von mir bereits im Jahre 1897 nach
Berlin gesandt worden, aber in falsche Hände geraten, so daß ich es für verloren
hielt; erst vor einigen Monaten habe ich es wiedererhalten. Diese Verzögerung in
der Drucklegung ist um so mehr zu bedauern , als in den inzwischen \ ergangenen
7 Jahren auf der von mir geschaffenen Grundlage durch die in Buköba ansässigen
Europäer hätte weitergearbeitet werden können. Die vorliegende Arbeit beansprucht
naturgemäß nur, als ein erster Versuch angesehen zu werden , das Lusiba zu fixieren.
Aber gerade die ersten Versuche, in die Konjugationsformen, Pronomina, Relativ-
sätze usw. einzudringen, also das Aufstellen des Gerippes der Grammatik, machen
erfahrungsgemäß die meisten Schwierigkeiten , und ihr Vorhandensein erleichtert die
weitere Untersuchung der Formen und Samndung von Wörtern sehr.
Inzwischen wird die bei Buköba ansässige katholische Mission der Weißen Väter
von Algier wohl schon Katechisnnis und anderes in Lusiba übersetzt oder für den
eigenen Gebrauch Grannnatik und Lexikon aufgestellt haben. Dieses Material habe ich
leider nicht einsehen können, was ich sehr bedaure, da ich die hervorragenden
linguistischen Leistungen gerade der Weißen Väter aus langjähriger Erfahrung zu
schätzen gelernt habe und da die Missionare , welche eine Reihe von Jahren ungestört
bei den BasTba gelebt haben, naturgemäß viel besser in der Lage gewesen sind, in
das Wesen des Lusiba einzudringen, als ein viel auf Expeditionen befindlicher
Stationschef.
Herrmann: Lusiba. 151
Die Schreibweise ist die tüv die Publikationen des Orientalischen
Seminars übliche; eine eingehende Benutzung des Standard Alphabets von
Lepsius war nicht erforderlich, da die wiederzugebenden Laute sehr ein-
fach sind. Granunatik und Wörterverzeichnis wurden mit 3 verschiedenen
Parteien durchgegangen, um möglichst Irrtümer zu vermeiden; außerdem
wurden noch Fachleute herangezogen , z. B. zu den Fischen Fischer, zu
den Tieren Jäger usw. Da ich selber die Sprache nur teilweise beherrschte,
so diente mir mein Diener Jussuf bin Bakhari, ein Mgwana, der sie fertig
sprach, als Dolmetscher; er war damals seit 5 Jahren in meinen Diensten
und auf Abfragen, Erkundigungen usw. speziell dressiert; Kisuaheli beherrsche
ich selber vollkommen.
Lusiba ist eine sehr weiche Sprache, von hohem, singendem, klagen-
dem Ton; sie hat keine harten Doppelkonsonanten wie Lugända, oder
Explosivkonsonanten wie Kissuküma; an Weichheit wird sie nur vom
Kigögo übertroffen. Es ist große Neigung zu Diphthongen und zum Zu-
sammenziehen eines Wortendes mit dem nächsten Wortanfang vorhanden;
desgleichen werden oft die kurzen Partikel und Präfixe fortgelassen. Die
Aussprache selbst ist sehr verschieden; oft hört man am Anfang des Satzes
oder des Wortes ein kurzes e- oder t-, gleichsam als wollte der Sprecher
sich erst Luft machen, z. B. enkende statt nkende\ oder mau hört zwischen-
durch ein dumpfes, kurzes -w-, z. B. Tcüfwa statt Ttüfa. Die Pluralpräfixe
der I. und IV. Klasse, ha- und hi-, werden teilweise va- und vi-^ sogar
wa- und wi- ausgesprochen. Spezielle Vorliebe scheint man für die
Diphthonge äX und n zu haben, die sich in der Aussprache streng unter-
scheiden; sie, sowie o«, werden so langsam gesprochen, daß sie beinahe
wieder in ihre Vokale zerfallen.
Der Ton kann auf der vorletzten, drittletzten und viertletzten Silbe
ruhen; letzteres ist selten, dagegen die beiden ersten Betonungen gleich-
mäßig im Gebrauch , so , daß dieselbe Person dasselbe Wort womöglich im
selben Satz einmal auf der vorletzten und gleich darauf auf der drittletzten
Silbe betont. Wenn in dem folgenden Wörterverzeichnis der Ton meist
auf der vorletzten Silbe markiert ist, so geschah dies, weil es der Eigen-
tümlichkeit der meisten ostafrikanischen Bantusprachen entspricht; die
Betonung auf der drittletzten Silbe scheint mir mehr eine importierte An-
gewohnheit der Bahüma zu sein.
Mit Lusiba kann man sich auch in Karägwe, Uhimba, Ussüwi und
Usi'ndja vollständig verständigen; in Ruanda und Uriindi einigermaßen, des-
gleichen inMpöroro, Nköle und Unjöro, während Lugända eine vollständig
andere Sprache ist.
Lusiba ist eine sehr einfache Sprache ohne jegliche Künstelei,
schwierige Satzkonstruktionen u. dgl. Wenn auch z. B. Relativa, Kondi-
tionalformen usw. vorhanden sind, so werden sie doch im gewöhnlichen
Verkehr des Volkes selten angewendet, z. B. würde man an Stelle von:
»Dies ist der Mann, den ich schlug, als ich ihn gestern traf« einfach sagen:
»Dieser Mann , ich sah ihn gestern, ich schlug ihn.« Ebenso löst man die
im Deutschen vorkommenden langen, aus vielen ineinander geschachtelten
152 Hebrmann: Lusiba.
Sätzen bestehenden Satzkonstruktionen im Lusiba in eine Reiiie neben-
einandei" stehender Sätze auf. Eine Verfeinerung der Sprache, wozu sich
auch eine Menge neuer Worte gesellen, tritt jetzt allmählich ein, da Bibel
und Katechismus in Lusiba übersetzt werden. Das verfeinerte Lusiba soll
dann auch das Luganda ersetzen , das heute noch an den Höfen der Häupt-
linge als »vornehme« Sprache mit Vorliebe gesprochen wird.
Die Eingeborenen sprechen ihre Sprache sehr willkürlich, wie dies
in ganz Ostafrika geschieht, und es ist daher falsch, zu behaupten, ein Ein-
geborener spreche seine Sprache richtig; der gewöhnliche »Mschensi« spricht
schlechter wie die Großen; am korrektesten spricht man beim Häuptling,
speziell bei Gerichtsverhandlungen; für gewöhnlich müht man sich aber z.B.
mit den vielen Präfixen erst gar nicht ab, sondern gebraucht, wie das sogar
Küstenleute tun, einige wenige Formen. So gebrauchen die Basiba an Stelle
der diversen Genitivpartikel z. B. für alle Klassen einfach ya oder tca, w^eil
ihnen das am bequemsten im Munde liegt, oder lassen sie ganz aus, denn
der, mit dem sie gewöhnlich reden , versteht sie doch. In der Schrillsprache
jedoch , die jetzt durch die Mission den Eingeborenen gelehrt wird , kommt
es natürlich auf korrekteste Ausdrucksweise an , und wir werden sjiäter oft
genötigt sein, für das verfeinerte Lusiba Formen aus der klassischen Bautu-
sprache, dem Kisuaheli zu entlehnen.
Substantiva.
Man kennt Singular und Plural; dieselben unterscheiden sich durch
ihre Präfixe; nach den verschiedenen Formen derselben unterscheidet man
folgende Klassen:
L Klasse.
Sing, m-, mu-, mw-, n-, w-;
Plur, ba-, h-, bä-.
Diese Klasse umfaßt nur lebende Wesen.
moro ein Bettler, baro Bettler
müsstke ein junges Mädchen, betsstke
oder beissike junge Mädchen.
mgeni ein Fremder, bageni Fremde
muMgi ein Jäger, bahigi Jäger
inimmi ein Geizhals, hatmi Geizhälse
ndengia ein Stutzer, barmgia Stutzer
wmkorongo ein Mundschenk, benko-
rongo Mundschenke
Mau sielit, daß ebenso wie im Kisuaheli ein Ji vor r und / nicht gut
ausgesprochen werden kann, daher r und / nach n in d verwandelt wird;
also heißt ein Stutzer nicht nrengia, sondern ndengia] im Plural barengia
tritt dann das r wieder zutage. Dieselbe Verwaudkmg tritt auch bei Ad-
jektiven usw. ein. Zur L Klasse gehören auch solche lebende Wesen be-
zeichnende W^örter, die anderen Sprachen entlehnt sind, z. B.:
katikiro der Minister, batikiro IVIinister,
sowie solche, die keine besondere Pluralform haben, z. B. :
hasöba Gott, kasöba Götter.
Herrmann: Lusfba. 153
II. Klasse.
Sing, m- , mu- , mw- ;
Plur. mi-.
mti der Baum, miti Bäume
münwa die Lippe, minwa die Lippen (d. i. der Mund)
mwdnda der Bambus , midnda Bambus.
IIL Klasse.
Singular und Plural sind gleich (die meisten Wörter fangen mit
n- an).
ngai das Ruder, nyai die Ruder.
Hierzu gehören auch die meisten Tiernamen.
Zu dieser Klasse gehören viele Fremdwörter:
barüa der Brief, harüa Briefe.
IV. Klasse.
Sing, ki-, tsh- (in manchen Gegenden tshi-);
Plur. hi-.
Kialo der Bananenhain, hialo Bananenhaine
tsherereso der Besen, bierereso Besen.
V. Klasse.
Sing, i-, n- y m-, Tiu-, Tcw- , li-, ye-, hu-, hw-;
Plur. ma- (vor Vokal me-, mei-).
yengo eine Welle, mayengo Wellen
yema ein Zelt ; mema Zelte (verdorbe-
nes Fremdwort)
buro Eleusine, maro
bwatu Kanoe, mätu
ihüli ein Ei, mahüli Eier
ndyu ein Haus, mädyu Häuser
mbega eine Schulter, mabega Schultern
kütwi ein Ohr, mdtwi Ohren
kwesi ein Mond, mesi Monde
Uno ein Zahn, memo Zähne
Als Plurale dieser Klasse werden folgende Worte, die einen Kol-
lektivbegriff bezeichnen, betrachtet:
mata Milch, mayuta Butter, meisi Wasser, maghi Klugheit usw.
Auch zu dieser Klasse gehören manche Fremdwörter:
loma die Festung, maböma boy der Diener, maboy
doch rechnet man diese auch zur HL, und wenn sie lebende Wesen be-
deuten, zur L Klasse.
VL Klasse.
Sing, ru-, lu-;
Plur. n-, m-.
Das r des ru- wird in einigen Gegenden als Zäpfchen -r, in andern
als Zungen -r ausgesprochen; doch gibt es auch Wörter, die mit reinem lu-
anfangen. nr- und nl- werden in nd- verwandelt; m- vor Vokalen in mp-
154 Hebrmann: Lusiba.
rutindo die Brücke, ntindo Brücken ruabio die Sichel, niahio Sicheln (un-
rubabi das Blatt, mhäbi Blätter
rurela der Nabelstrang, ndela Nabel-
stränge
ruUssa die Milz, ndissa Milzen
ruago die Harnblase, mpago Harnblasen
Tuende der After, mpende After
(Hierher gehört auch busso die Stirn, Plur. nsso.)
regelmäßig)
ruahia der kleine Topf, ndbia kleine
Topfe (regelmäßig)
nduu das Fell, mpu Felle (unregel-
mäßig)
Vn. Klasse.
Abstrakte Wörter; Präfix bu-.
bupünga die Habsucht, bundfu die Faulheit, bubl die Schlechtigkeit.
Soweit man hier überhaupt von einem Plural reden kann, ist derselbe
gleich dem Singular.
Hierzu rechnet man wohl auch noch sonstige Abstrakta: z, B. iküru
der Stolz, mani die Stärke, doch können sie auch der HI. Klasse ange-
hören; andere Abstrakta, z. B. magesi die Klugheit, rechnet man besser
zur V. Klasse.
Vni. Klasse.
Zu Substantiven gemachte Infinitive.
hk-fa sterben hüfa das Sterben (ev. Plural ebenso)
IX. Klasse.
Das Wort äantu der Ort, Platz, Stelle im Plural unverändert.
X. Klasse.
Eine Anzahl Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten kaiui man noch zu
dieser Klasse zusammenfassen, doch ist ihre Anzahl gering; z. B. :
Sing. Ä-ß-, Plur. tu-, bu- , tw-,
(in einzelnen Fällen ist Ica- das Diminutiv).
{ndiju Haus) Jcädyu kleines Haus, budyu kleine Häuser
{msdna Sklavin) Tcasana Sklavenkind, tusana Sklavenkinder
(ruiga Fluß) kaiga Bach, twiga Bäche
{mtuaro Last) Tiatwaro das Pulverfaß, butwaro Pulverfässer
ferner :
katale Markt, tutale Märkte kahänga Scheitel, tuhänga
sowie ganz unregelmäßig:
ata Neuigkeit, bäta Neuigkeiten; könnte man auch zur IX. Kl. rechnen.
Bestimmte und unbestimmte Artikel gibt es nicht; muntu heißt der
Mann und ein Mann.
Nominativ, Dativ und Akkusativ sind gleichlautend.
Herrmann : Lusiba.
155
Der Genitiv wird gebildet durch Vorsetzen der Präposition -o mit
diversen, sich nach der Klasse des vorangehenden Substantivs richtenden
Präfixen; der Genitiv ist zugleich der Possessiv;
heißt zugleich auch »das dem Manne gehörige
findet sich im schnellen Gespräch auch vielfach -ä,
I. Klasse der Mann des Häuptlings
Männer
IL » der Baum
Bäume
III. » das Ruder
Ruder » »
IV. ■' der Bananenhain •
Bananenhaine
V. . ein Ei
Eier
aber im Singular anders:
das Haus
das Ohr
VI. » die Brücke
Brücken
VII. « die Schönheit
VIII. » das Sterben
IX. .. der Platz
Die Ausnahmen:
X. » Diminutive: Itädyu Teo {Jcwa)
hasdna ko (kwa)
ferner: katäle
äta
»das Haus
des
5 Mannes«
Haus«.
An
Stelle des -ö
doch ist -ö das
richtigere.
mütitu
0 mkäma (wo)
hdntu
hö
(5a)
ihti
90
igwa)
miti
yo
M
ngai
yö
M
ngai
so
{sa)
kialo
tshö
(isha)
hialo
m
(bia)
ihüli
lio
(Ha)
mahüli
9Ö
(^«)
ndyu
yö
(2/a)
kutwi
kö
(kwa)
rutinch
rö
(rwa)
ntindo
sä
(sa)
hurüngi
■ hö
(hwa)
küfa
kö
(kwa)
äantu
ö
(«)
büdyu hö (hwa)
tusdna tö (iwa)
ko (kwa)', tutäle tö [twa)
o (a); hata hö {hwa)
Der »Lokativ« (im Kisuaheli angehängtes -ni) wird durch das Präfix
mü-, mw-, m- gebildet, z. B.:
rnündyu heißt: 1. in dem Hause drin
2. dicht bei dem Hause
3. zu dem Hause hin
4. aus dem Innern des Hauses hei'aus
alio rnündyu er ist im Hause drin
naemerera rnündyu er steht dicht beim Hause
nagenda rnündyu er geht in das Haus
nashora rnündyu er kommt aus dem Innern des Hauses
Ist das Haus noch näher definiert, durch ein Pronomen possessivum oder
Adjektiv, so erhält dieses nicht das gewöhnliche , der V. Klasse entsprechende
Präfix, sondern ein obigen diversen Lokalbestimmungen entsprechendes
Präfix. Es gibt 3 Arten Ortspartikel:
1. mö {mwö) in, drin
2. pö (ö) bei, dabei, nahe bei
3. kwö (gwö) zu, nach
156
Herrmann : Lusiba.
mein Haus heißt ndyu ydnge, meine Häuser mddyu gdnge, aber es heißt:
1. mündyu mwdnge in meinem Hause drin
mumddyu mwdnge in meinen Häusern drin
2. mündyu ädnge bei meinem Hause
mumddyu ädnge bei meinen Häusern
3. mündyu Jcwdnge zu, nach meinem Hause
mumddyu Jcwdnge zu, nach meinen Häusern
Liste der Substantiva.
(Die lateinische Zahl bedeutet die Klasse, der das Substantiv angehört.)
Gott Tcasoha od. rngdwa (Plurale un- I die man bei sich hat :
verändert) I (so werden auch die
Häuptlinge tituliert
Geister, Gespenst, Seele Verstorbener
mtschwesi 1
Böser Geist, Teufel msimu 1
Zauberhüttchen an Kreuzwegen usw.
ndyu V yo irlingu \ (Haus der
Wildnis)
Zauberhoru mit schwarzem Pulver
gefüllt mpumhia HI
Amulett am Halse, Kopf usw. rugkha
(pl. ngishä) VI
Heiliger Speer des Sultans Tcakona
(pl. tuköna) X
Zaubermittel (sämtlich aus Pflanzen
gewonnen; Wurzeln, Zweige, zer-
quetschte Blätter, Asche in Hörn-
chen u. dgL), an der Tür oder an
Wegen vergraben, beeinflussen den,
der darauf tritt:
rufuhe bringt Unglück im Geschäft,
auf Reisen
müuwe gegen Feinde, Zauber usw.
mreke stimmt den kommenden
Gläubiger milde
rudyugdnga der Betreffende ge
ntäkwa um sich unsichtbar zu
machen
7*Me/owenn man jemand anpumpen
will
ruUdkklya gegen wilde Tiere
mtongdna in die Hände zu reiben,
wenn man vor Gericht geht
fuüa in die Hände zu reiben, wenn
man zwei damit berührt, hassen
sie sich
msömorö gegen Krankheit, mit
Fett auf den Leib geschmiert
zum innern Gebrauch:
mrindi Irrwurz
mhabasi
iiiahiyumiriro
werden in den Bananenwein
gemischt
Gottesgericht mit Hölzern kagui
. » glühendem Eisen
ntenyu
der böse Geist, Teufel des Viktoria
Niansa Mgäsha
sein Begleiter u. Minister Ruebembera
Wildnis Irungu
Liebestränke
der Teufel der
(= Wildnis)
steht im Schlaf auf Befragen ; sein Begleiter und Minister Kalissa
die Wahrheit (für eifersüchtige Himmel igüru V heißt auch die Wolke
tötet den darauf
Tretenden
Eheleute)
rusMya ]
mribdta >
ymdamdngo )
sonstige, im Hause aufbewahrte:
käana gegen Blitz
rusMsha gegen Zauberei
Sonne söba V
Mond kwesi (pl. mesi) V
Vollmond kwesi
zunehmender ]\I. kwesi kwaema
abnehmender M.
Neumond
Stern nxenienyo HI
kwesi mwilima
Herrmann : Lusi'l
157
Nord mmgündu
Ost lcöme\se
Süd isMngu
West boyaga
Tag Mio \\
Morgen bwänkia
Mittag hwamshäna
Abend wäigöro
Nacht Mio (dass. wie für Tag)
Jahr miodka II
Jahreszeiten : mssenene i Regen-
toigo \ Zeiten
Jcidnda | trockne
hdnda \ Zeiten
Diese Jahreszeiten werden folgendermaßen eingeteilt (ich gebe von
25 verschiedenen Angaben die beiden glaubwürdigsten):
oder
TBgo
Kidnda
Mssenene
Kdnda
Nyünsa
Nyuranshetdya
Mayaya
Mbardmu
Ngdra
Kishwameise
Kdshwa
Mwdngara
Nshädyu
Rukösa
Rumariro
Kdtoe
Kauna
YaMngüra
Mgedyira
Toigo
Kidnda
Nyünsa
Myundno
Nyuranshetdya
Ruäia
Kirüra
Kdnda
Kishwa
Kishwameiso
Mwangdra
Toito
Nshädyu
Ktioe
Katoe
Kdnda
Massissa
Die Einteilung basiert auf dem Stand der Saaten , der Feldarbeit und dem
nicht um Mond-Monate, wogegen ja auch
Wetter, es handelt sich also
schon die Zahl 16 spricht.
Krieg ndashana III, Frieden miremhe
III (s. Windstille)
Wind, Sturm mwiaga (pl. mTläga II
Kälte mbeho III (dieses Wort ist in
ganz Ostafrika verbreitet)
Windstille mremhe 11, Luft magdra V
Erdbeben mgdsha II
Donner muhindo II
Blitz nJcüha III
Wolke igüru \
Nebel ruo (pl. mpo) VI
Tau rume (pl. inme) VI
Regen nyura HI, Regenbogen Mtshwe
IV
Erde, Land, Boden nssi III, Lehm
itäka V, Ton ihümba V
braune, fruchtbare Erde rubümba
VI (pl. n-)
schwarze, Sumpferde mbarä III
Feld mssiri II, von Bananen ngemo III
Komplex von Feldern micaka II
Ebene, Steppe micere 11
Bananenhain mit zerstreuten Hütten
(d. h. Dorf) Mab W
Terrain eines Hauses kibdndya IV
Dorf des Häuptlings kikale W
Weg mwdnda II
Grenze rubibi (pl. n-) VI
Berg ibdnga Y
kleiner Berg kashosi (pl. tiishosi)
Tal rudnga (pl. mpänga) W
Wald kibira IV
158
Herrmann: Lusiba.
Wildnis irungu V
Grasland rueya (pl. neya) \\
Gestrüpp, Dickicht nshäJca III, der
einzelne Busch kisMkJca IV
Höhle nidnya III
Loch kina IV
Grab nsiho III (nicht das gegrabene,
sondern eine Höhle)
Insel Jcisinga IV
Strand, Hafen, Bucht mwaro II
Stein, Felsen ihare V
kleine Steinchen ishekulo V
Staub tshutshü III
Sand mshmye II
Schlamm, Sumpf, Morast shawö III
Eisen kioma IV, eisenhaltiges Gestein
kionge IV
Kupfer mringa II go katüku
Messing •> » niamwera
(beide Metalle nur als Draht be-
kannt, wie er von der Küste in
den Handel kommt)
Sonstige Metalle unbekannt.
Salz möniu II
Feuer, Flamme mriru II
Grasfackel nhdnsi III
Funken rumuri (pl. mmüri) VI
Rauch mmka II (pl. mika)
Asche iga V
Kohle ikdra \
(die letzten drei werden meist im
Plural gebraucht)
Wasser meise V, rutatenga {n-) VI zu-
gewachsenes Wasser, dessen ver-
filzte Decke beim Darauftreten
schwankt
Meer, See nidndya III (die Aussprache
nidnsa, wonach der Viktoria Niansa
seinen Namen hat, entspricht der
Zunge der Küstenleute)
Fluß miciga (pl. miga) II
Bach kaiga {]A. twiga) X
Brunnen isiba V
Quelle ntshuro III
Sumpf shaiDÖ III
Welle yengo V
Pflanze, Baum, Holz mti II
kleiner Baum kati (pl. tuti) X
Blüte, Blume iuä (pl. majua) V
Laub, Blatt ruhdbi (pl. m-) VI
Frucht: dasselbe Wort wie der betr.
Baum usw., aber Klasse V
Ast, Zweig itdbi V
Wurzel msi H
Dom Unsi V
Samen mpdmho III
Rinde, Bast kishmhu IV
Bambus mwdnda II
Rohr ruhingo (pl. mingo) VI
Schilfgras rushdnga (pl. n-) VI
Zuckerrohr kigusJia IV
Baumwollstrauch kifämha IV
Gras hunidssi VII
einzelner Strohhalm kishice II
Heu hunidssi humire
Bohne perego 111 niedrige, nkuku
niedrige III (Phasaeolus vulgaris)
Bohne shoromti III mit langen Ranken
(Phasaeolus lunatus)
Sorghum vulgare : mgusha II roter,
rukümba (m-) VI weißer
Maniok kigändo oder kirfbica IV
Bataten mfuma III oder kitaküli IV
Kürbis kioba IV
Kürbisllasche, große kishushi IV
kleine ^jrere IV
Scherbe davon rushare {m-) VI
Mais kitshori IV
Yanis ktra IV
Pfeffer hügüruma III
eine eßbare AVurzel mit langen Ranken
nkongo III
Eleusine öwro {inard) V
kleine weiße Rübchen nümbu III
(Coleus sp.)
eßbare Kolokasie yimbi \ (Küsten-
name), kikwära IV
Erdnuß n-shoro III (Voandzeia sub-
terranea)
Erdnuß kiniobwa IV (Arachis)
Die Banane:
der kleine aus der Erde sprie-
Herrmann : Lusll
159
ßende Baum mwäna wengemo,
das Kind des Feldes
der ausgewachsene Baum wrü-
g'&sha II
derselbe, wenn die Traube reift
yanire III
wenn die Traube ab und der
Baum umgehauen ist mgogo II
(d. i. Stumpf)
das grüne Blatt ruhabi
das trockne Blatt hishänsha IV
der trockne Bast vom Stamm
Tciai IV
der stehengebliebene Wurzelstock
Tcikonyo IV
die Fruchttraube (unreif) JcitoJce
IV, heißt auch der Bananen-
brei
die reife , gelbe Frucht htissi IV
die grüne Schale der Frucht
kishüshu IV
das weiße Fleisch der Frucht
mpate III
der süße Bananenwein mrdmha III
der berauschende Bananenwein
marwa III
Unterarten der Banane:
gSndya wird geröstet gegessen
nyuwo, ntshontsho, nyünyüsi -^ ^
shakara , ndeküra , mbihira . y^
nshänsha, nJcuJcümwa \ (K
nyaruyodyu, mpirwa / m ^f?
ntaragdsa, fümbo, ntohe
nyaweogöra, mbirabire
mMre, kunde-kunde \ dienen zur
nshänshänhire , ntai \ Bereitung
fufura ] des Weines
Kaffee, Baum und Frucht mwani III
die unreifen Früchte mwani sibissi
» reifen » kitoroma W
» gekochten » kishaga IV
Strauch mit eßbarer, roter, säuerlicher
Frucht shdsha V
Papyrus fundyo \
Ambatsch mrindi II
Phönixpalme mkindu II
Baum, aus dessen Blattstielen die
Graskleidung gemacht wird mu-
hünge II
die Graskleidung selbst kihünge W
, wenn aus Ba-
nanenblättern gemacht kissensse
IV
Tabak (Pflanze u. getrocknete Blätter)
taba III
Wolfsmilcheuphorbie rukoni (m-) VI
Feuerholz in gleichen Stücken rükwi
(pl. nkwi) VI
Aloe nkdka III
Wilde Ficus, aus dessen Bast der
Rindenstoff hergestellt wird mhugu
II allgemein; Unterarten mshdra II
fein, msserere II grob
der Rindenstoff selbst lubugu
{m-) \1
kultivierter Baum, Früchte eßbar
mssoma II
andre Bäume der Wildnis (sämtlich
II. Kl. ; Früchte heißen ebenso, sind
aber V. Kl.):
msiru, mbavu, mkaraitu ) Früchte
msharasi ) eßbar
mwdsha. mrimampdngo
mshüngüti, mtodyu j Nutz-
mshakwamoni,mshamakoJ hölzer
myüdyu, mnöba, mkökö \ zu
mragdsha, mtengo, mumoi Bauten
mshdmbia, nyümbo, ihsö \ usw.
mrinse, mtöma j
mumüra, mgwe, mkiiniu für Boote
Tier nydma III, Tiere der Wildnis
nyameishwa III
Herde büiyo (pl. mdiyo) V
Wildschwein mpünu III
Warzenschwein ngiri III
Hund rhbwa III
Hyrax ndirtra III (Klipi)schiefer)
Hausratte mbiha III
Feldratte kitindi IV (Spitzname:
kiniamkenkeneke) , mbebeishiva III
Fledermaus rugüugü (pl. mpüugü)
VI
UiO
Heermann: Lusiba.
Rindvieh ente III (im Märchen hiremba
IV), Stier numi, Ochs mshemhe,
Kuh ente mkdsi, Kalb niana
Hörn yembe (pl. maembe) V, Huf
kirenge IV. Euter zJere V
Ziege Twözi?« III, Ziegen- u. Schafbock
mpäia
Schaf ntama III, Lamm u. Zicklein
mragäsi
Katze nidngu III
Löwe ntdle III Konig der Tiere
Mähne mgtna II, Klaue kiara W
Leopard empissi \\1 oder ngö HI Groß-
minister der Tiere
Hyäne mpumi IH Diener des Königs
kleines Raubzeug:
lutoni (n-) VI gefleckte Katze
rumi (ihmi) VI Art Fuchs, rot-
braun
ruhdka {m-) VI gefleckte Katze
ikomho (ma) V Art Marder, grau
mterere II
imhwe II >' i> " ,
frißt Ratten und Fische
möndo III gefleckt, groß
mnihna II rotbraun, Iltis, frißt
Schlangen und Fische
Fischotter ngonge III; Unterarten üsö
klein Hl, mplnda III groß
Meerkatze enkende III, andere dunk-
lere Art nkima III
Hundsaffe nkohe III
Elefant nyüdyu III, Elfenbein : dasselbe
Wort
Rüssel mpera III
Nashorn nküra III
Hörn desselben mpera III
Nilpferd «y?t&M III
Giraffe twiga III
Zebra turege III
Büffel mhögo II
Antilopen:
n55a III Gazelle, kassiraho III
Gazelle
«^a'ö? III Swalla, ntämo III Elen-
antilope
«yOÄO III Gazelle (Höiner nach
vorn gebogen), mpdralll Swalla
(andere Art)
nkoröngo III, nshdma III groß,
Säbelantilope (?)
nyohe III Wasserbock , niamalimo
III ganz lange Hörner
niemera III rotes Hartebeest,
mpönda ohne Hörner
I Schakal mmua (mta) II, Hyänenhund
mshega III
Art Dachs, der Ameisen frißt ndtmilll
Stachelschwein kishegeshi IV
Hase kämi (pl. bumi) X
eine Art Nager oder Wühler myosi II
Esel ndUgöbe III
Schuppentier nsJwrobwa
\'ogel kmioni IV
Flügel kipapa IV, Feder kishända
IV, Ei lA?/// V, Nest kidyu IV
Huhn kökö, Hahn nshenya, Henne
kokorome
Hahnensporn shongeso V
Hahnenkamni ruguragure W
Graupapagei nyabagdna III
grüner, kleiner Papagei kaniamshungu-
shtingu (pl. bu-) X
Rabe kikona IV
Schreiseeadler nkwddyu III
andere Adler. Geier, Habichte:
kagoma III
mashega III
Ävitwe I\'
kishämba \\ \
ndele III Habicht
Taube A-töa R'
Gans kioyo W, allgemein
bunte Wildgans kioyo \Y
Hückergans beibona beindga 111
gr. schwarze Nilgans kishoka \\
Wildente kafuruhisi III
Pfauenkranich ntua III
Frankolin ndai III
Perlhuhn ntshvrntshümbi
zwei Kuckuckarten kishamtoto IV.
i kökoyamgäsha
Aasgeier
} Art Bussard
Herrmann : Lusiba.
161
Reiher und Kraniche timbara IIl Riesen-
reiher, der König der Vögel
nydnge Kuhreiher
ruteke VI, andere Art
Eisvogel Jcial IV
Madenhacker ntshässi Jciränga III
kleines wildes Huhn ntitirio
Schwalbe ntaratdmba III
Bachstelze Jcamüniamünia (bu-) X
Webervogel kishwege IV
Honigsauger nkomamtiti III
diverse kleineVögel kisholia IV Spatzen,
nturature HI
Nashornvogel kitwatwa IV
Uhu sstndisi III, Minister der Vögel
Eule karubära {bu-) X
Ziegenmelker, Nachtschwalbe rubun-
däsi (m-) VI
Specht komdngwa III
Ibis niawaua III
Schlange (allgemein) nyoka HI
mpiri giftig, gefleckt (Sandotter?)
III
mpoma II giftig, Puffotter
katenowabo (bu-) X nicht giftig,
blauschwarz
köranMma giftig, graubraun III
mtshwera giftig, grau, spuckt II
nyubirtsi giftig, grau, Wasser-
schlange III
nyudyu giftig , Baumschlange III
nfuirani giftig, gefleckt, klein III
runiambabi nicht giftig, grün, klein
(pl. niambabi) VI
kartnga nicht giftig, rotbraun, frißt
Eier HI
kirusa nicht giftig, graublau, klein
IV
kitabwaneisowa nicht giftig, rot-
braun, klein IV
rtiishato («-) VI nicht giftig, ge-
fleckt , Riesenschlange
Krokodil nshdmU III
Eidechse
große 1 m lang nshwdshwa III
kleiner kituratusi IV
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. IlI. Abt.
klein munia {minia) II
kleine, bunt kikömakoma IV
Frosch kiJcere IV
Ochsenfrosch mgäba I
Kröte ngögömi III
Schildkröte kashekögöto {bu-) X
Fisch nfüru III
Schuppe kikarakdmba IV
Flosse fcsAanc?aV, hintersteRücken-
flosse itonta V
Schwanz ishdmba meise V
Fischblase ibondo V
Eingeweide shakiso
Gräte güfa V
Bartfäden auf der Oberlippe ihembe
V, auf der Unterlippe iredyu V
Kiemen , äußere Lappen maba V,
innere ishdngu V
Fischarten aus dem Viktoria Niansa:
nkungu sagenhafter Schwertfisch,
König der Fische, schneidet
Kanus durch, wird aber nicht
gefangen
nküyu 50 cm lang
mbodyu bis 70 cm, dicker Wels
nshonsi lang, Wels, bis 1 m
mumi klein, Minister der Fische
mdmba bis Im, Raubfisch
embio )
\ ndera )
I npare groß
I ngigi
i ntngwe
I mbete ^ klein
nshoga \
i mgdrari ;
! musha fingerlang, htkena ganz
I klein bis 5 cm
w^orora^o fingerlang . Stichling mit
[ Stacheln
kiilmpi fingerlang
! mkunga 40 cm
nkaramütwe \
mböya klein
kiandfu bis 1 m, Raubfisch
klein
162
Herkmann; Lusiba.
Fischarten nur in Flüssen:
Tcikämha klein
nshonsi klein (nicht zu verwechseln
mit dem aus dem See) oder nse
nshühwe \
mssia \ klein
hukerege ]
Insekt Mrumi IV
Fliege nshwera 111
kleine P^liege, die einem in die
Augen fliegt hüsisi III
Moskito mübwi II
ganz kleine Mücke , die in großen
Wolken über den See zieht
nshami III
Zecke Mbo IV
Biene moM III
Wespe, große schwarze nnwa III
dicke schwarze Hummel kiyun-
yumira IV
Schmetterling kinyo IV
Spinne rububi (pl. n-) VI
Ameisen : weiße mushica II , wenn
sie fliegt büshwa III, Termiten-
hügel kishwa IV, rote beißende
btvasi nndtikömetselU, schwarze
beißende nidngo III, kleine rote
Arten: kiengere IV^, kiniomo IV,
kiniamarwa W , niorosi III nienye
III, russtssi (m-) Xl, iura V
Laus nddi III
Floh mla III, Sandfloh mbunsi II
Wanze kifmi I\'
Tausendfuß kigongorn W. llun-
dertfüße sind unbekannt, eben-
so Skorpione
Regenwurm kishuküru IV
Schnecke kishorogöto IV
Schneckenhaus, Äluschel kimraW
Kaurimuscliel, die landesübliche
Münze, von der Küste impor-
tiert ssimbi III
Heuschrecken: die verwüstende
nsige III, eine harmlose mpararn
III hellbraun; eßbare allgemeine
mssenenelll. Unterarten: wjaaw-
gdra III hellgelb, nshadyu III
rot, rukösa WheWroi, Mtop'W
klein , fallen in dieser Reihen-
folge zu bestimmten Zeiten der
Jahreszeit mssenene
Grillen dyereYW und kinunandügvce
IV
Heimchen kislie IV
Libelle niamaue III
Bohrkäfer nsMni III und kiuka IV
Getreidekäfer mrubi II
Mensch müntu, pl. bdntu I
Mann mshfidya I heißt auch Gatte
Frau mkdsi I
Volk, Stamm, Geschlecht rugända
(n-) VI
Gatte, Gattin ihänie {heibeinie) I
Vater tätä. im Anruf: idtäwa (Ab-
kürzung) mein Vater
\'ate.r sonst in der Verbindung
mit mein, dein usw.:
ishenye mein Vater
hho dein Vater
Uhe sein ^^ater
TsMtshwe unser Vater
ishenice euer Vater
tshebo ihr Vater
Mutter ?naue oder ntna, im An-
ruf 7no«my« meine Mutter, sonst
heißt meine Mutter: nTnanye,
deine möko, seine ntna, unsere
?iineitshwe, eure nmeinice , ihre
njnabo, Mütter banina ; z. B. ihre
Mütter baninabn
Kind micänal, Säugling mkeremeki
I; Kind in Verbindung mit mein,
dein usw.
mtdbari icdnge mein Kind
mtdbari traw dein Kind
mtabaribe sein Kind usw.
batdbari bdngemeine Kinder
usw.
Greis mgurCissiLGveis'mmkeikuntl
Sohn modyT) (bodyö) I
Schwiegersohn, -tochter mkoe I
(öaAw)
Herrmann: Lusi
163
Enkel, Enkelin vom Sohn mdyn-
küru I
Enkel, Enkelin von der Tochter
mvnwa (bama) I
Tochter mussiki {beissiki) I = Jung-
frau
Jüngling mssigdsi I
Bruder mrumna I, Schwester
mniänia I
mein älterer Bruder, meine ältere
Schwester mkuruänge I
mein jüngerer Bruder, meine jün-
gere Schwester mfödnge I
Schwager, Schwägerin mrdmu I
Witwer, Witwe ngtinge I, Waise
ntäbwa I
Herr, Herrin mkdma I (^ Häupt-
ling)
Onkel , Bruder des \'aters tatento,
Bruder der Mutter marume I
Tante, Schwester des Vaters ta-
tenkdsi I, Schwester der Mutter
mavento I
Sklave mwiru I
Sklavin msäna I
Sklavenkind Jcasana (tu-) X
Kebsweib mgenda I
Bräutigam, Braut mgori I
Hure mrdnge I
Häuptling mkdma I
Mutter des Häuptlings mkdma
mkürrt
Freund inniöanil (eigentlich: mein
Freund), Blutsfreund mkagu I
Gast, Fremdling mgeni I
Europäer mweral (d. h. der Weiße)
Feind rhbi [bdbi) 1
Bettler morö (borö) I
Krieger mrinda I
Flüchtling mfuriiki I
Dieb mioibi I
Beamter, Großer, Vornehmer
mküngu I oder mramdta 1
Prinz, Prinzessin mlängira I
INIinister katikiro I (entstammt dem
I.Uganda)
die Bauern , Einwohner mbaga HI
(Kollektivwort)
Schmied mwessi (baessi) I
Töpfer mbümbi I
Bootsbauer mbeisi I
Fischer myubi I
Räuber mkangüsi I
Eisengewinner, die in Hochöfen
Erz schmelzen myugüssi I
HolzarbeiterfürHaus, Speere usw.
mbüya I
Korbflechter w^o^OÄ«! für Reusen,
mruki I für Körbe
Seiler mssibi I
Anfertiger des Rindenstoffs mko-
mddyi I
Schneider für Stoffe mbasisi I,
mkekessi 1 für Häute
Gerber mwasi {basi) I
Anfertiger der Graskleidung
mttmbi I
Hirt des Häuptlings msMmha I,
anderer Leute mlissa I
Jäger muMgi I
Arzt, Zauberer mfümo oder
mbdndwa I
Henker, Polizist mrwani 1
Eunuch mshumure I
Querflötist tshiküli IV
Langflötist w^or« II
Topftrommler icengoma I
Langtrommelträger wengardbi 1
Kapelle des Häuptlings: (1 Lang-
trommel, 1 Topftrommel und
mehrere Quer- oder Lang-
flöten) makondele V resp. ndere
HI
Koch des Häuptlings myondo I
Diener des Häuptlings mtongole I
(entstammt dem Luganda)
Hausverwalter des Häuptlings
mgdnsi I = Günstling
Chef des Kanus mkicenda I
General mturüssi I
Ruderer mbuga I
Kanukapitän 7ngoba 1
11*
164
Herrmann: Lusiba.
der hinterste Ruderer wenssi-
güru I
Träger mtunsi I
Mundschenk der Häuptlings icm-
Jcörogo I
Melker rnkami I
Günstling mgdnsi I
Wächter im Bananenhain (pro
Dorf einer) mkuma I
Türhüter beim Häuptling mktlmi
und mtdngi I
Wache, Posten beim Häuptling
mlinda. I
Bote, Gesandter mtümwa I
Pfeifer (mit dem Munde) mturisa 1
Stutzer, Gigerl ndengia (barengia) I
Gierschlung (^'ielfraß) mpunga 1
Einfaltspinsel mdyänga I
Dummkopf mrenga I
Verrückter mräru I
Renommist ndära (barära) I
Geizhals »ntm/in (mehrEgoist) oder
mkengi 1 (der selbst hungert)
Gefährte, wird nur in Verbindung
mit mein, dein usw. gebraucht;
mtaiwdnge I mein Genosse, pl.
batäiwdnge, mtäiioaue I dein Ge-
nosse, mtdnwe I sein Genosse
usw.
Kopf /nhce II
Schläfe rüba (nba) VI
Antlitz, Stirn busso (nsso) VI
Scheitel kahdnga {tu^) X
Glatze rüdyvi {n-) VI
Haar rushoke (w-) W
Auge lisso (mmso) V
Augenstern mbÖni III
Augenbrauen kisstge YV
Wimpern rugoe (»-) \T
Lippe, Mund münwa II oder kinwa
IV oder kdnwa {tu-) X
Kinn kiredyu W
Bart ndedyu III
Pubes 6?oyo IV
Haare unter den Armen kiniak-
weri IX
Zunge lulimi {ndimi) VI
Zahn lim {meinö) V, Zahnlücke
kidsha IV, Schneidezähne /ie«-
gengambiro V, Augenzähne /i"-
shongesa \', Backzähne kiginoW
\Vange mtama \
Nase nindo III, Nasenloch ^mZ«
kimindo IV
Ohr kütwi (mätici) V, Gehörgang
ä:2m/m kiokütvci IV, Ohrläppchen
mbdra kütwi III
Hals nyo'to III
Kehle mümiro II
Nacken nkömbo III
Körper, Rumpf mubtri II
Fleisch nydma III, das knochen-
lose dicke Fleisch mnöfu II
Leichnam, Toter /ä/"« {ba/u) I
Brust kifuba IV, Brüste, Euter
mbere V
Bauch rubunda {m-) VI
Nabel mkundi II, Nabelschnur
rurela (ndela) \T
Schulter inbega V, Achselhöhle
nyakwaua III
Rücken mgöngo II
Gesäß «fö III, After ruende
(mpende) VI
Schwanz mktra II
Penis mboro III, Glans ntitbu III.
Präputium w;?«/« III
Skrotum nturugtmia III, Testiculus
2^055? V
Vagina »io«a III, Klitoris mssina U
Arm ;«Ä*a«oII, Unterarmyjiwrfo III,
Ellenbogen gokora \
Hand kigdnya IV, Rücken ?igaro-
nyijmalll,Flächektgdnyal\\Ge-
lenk kinÖno IV, Faust ntöme III
Finger A-Zoira IV = Zehen, Klauen.
Daumen A'/öro kisheidya , Zeige-
finger Ä-ß/eto Ä-it/T", Mittelfinger
nkirabino, Ringfinger bifüamuki.
kleiner Finger käräkairera
Nägel an Fingern oder Zehen
npdmbo III
Herrmann : Lusiba.
165
Fuß Mrenge W -- Huf
Bein Jeugüru {mä) \
Knöchel kinono IV
Hüfte bwankinia HI
Oberschenkel Mbero IV, Unter-
schenkel fimclo III
Schienbein mründi II
Kniescheibe küdyui V
Kniekehle nteye III
Wade /z-mc?o III
Ferse, Hacke kisstnssiro IV
Haut rushüshu {n-) VI
Fell duü (mpu) VI
Knochen mgiifa V
Rippe ruhädyu {m-) VI
Schlüsselbein kikdjio IV
Sehne kisse IV
Ader mshüli II
Hei'z mgdnya II
Leber mwinma II
Niere nssigo III
Galle ndurwe III
Milz rulissa {ndtssa) VI
Magen rüfwa {nfwa) VI
Harnblase rwayo (mpago) VI
Darm rwra (»loro) V
Blut shägdma III
Milch woto V
Schweiß ?n/wte III
Kot w^o■s^ V (vom Rindvieh ^dsAa
VH)
Urin nkali III
Tränen wme ^o lisso
Krankheit allgemein: ndwara III
Geschwür kau III, Eiter mäira V
oder Twel«? 5?o ä-om
dicke Narbe von Wunden nködyu
III , flach , wenn die Haut heller
wird kisJieshe W
Pigmentschwund huyöke VII
partieller Albinismus myoke I
Bubonen ruikika III
Husten kifuba IV
Heiserkeit nköröra V
Kopfweh mtwe gunena = der Kopf
tut weh
Hautausschlag bwele VII
Wunde kironda IV
Fieber mit Drüsenanschwellung
msiga III
Fieber mit Abzehrung mshuidya III
Bubonenpest ruwunga VI
Pocken buründu VII oder kinasi
IV
Syphilis binyoro IV
Tripper »i^eÄ« III
Krämpfe nsimbu III
Ohnmacht mwansi III
Nasenausfluß 6««5e IV
Niesen mwessa III
Striktur mit Schwellung der Glans
magufa V
Bauchschmerzen kidyoka IV
Menstruation bustra VII
ein Buckliger müntu a ne ibängo
ein Blinder mhumi I
ein Stummer wftVa I
ein Gesunder äikdtre, pl.
bmkaire I
ein Kranker mruäire I
ein Tauber i
yaigmre matwi [ ydigaire er ver-
ein Einäugiger ( stopfte
ymgäire lisso ]
Schwangerschaft e^rfa oder «r/a III,
die Frau ist schwanger mkasi
dinenda {a-ne-mdd)
Arznei mbasi II
mgarüla III innerlich, gegen Bu-
bonen, Elefantiasis
kitobunumi IV i innerlich, gegen
rudyürürusi VI j Schlangenbiß
rutendäigwe VI innerlich, gegen
Würmer
^^Äoa IV innerlich , gegen Band-
wurm
muniahuriko innerlich, gegen Leib-
schmerzen und Tripper
mgandyura innerlich, gegen An-
schwellung der Glieder
kasankodyu äußerlich, gegen Ge-
schwüi*e, Ausschlag
' siehe
;S.173.
166
Herrmann: Lusiba.
nitengo
nikoni
Tcaurira
äußerlich, gegen
Wunden
ein Abrühi-uüttel,
neien, wenn in großen Dosen
gebraucht
Pfeilgift humara , gekochtes Ge-
misch aus Hölzern , Insekten,
Schlangen , Eidechsenköpfen
u. dgl.
Seele moyö II
Geist kisimu II
mriämbwa ein Brechmittel , inner- Schatten beim Menschen kiniumaniümi
mnianssano
innerlich
mshenda innerlich, gegen allge-
meines Unwohlsein
ruoba innerlich, gegen Tripper
lieh
mtäiindüka innerlich, gegen Kopf-
schmerzen
IV, sonst Mbeho IV
Zeit maki V
Name ibara V
mribdta innerlich, gegen Schmer- wie heißt Du? ibara liäue ulioa?
zen der Schwangerschaft i Stimme, Wort kigdmbo IV
metängo innerlich, gegen Kreuz- Flüstern bivce IV
schmerzen Unterhaltung kufumora VIII
rnwema innerlich, gegen Fieber Versammlung ukunita III
kikwässa, rubona innerlich, gegen Gesang rudyengo («-) VI
Unfruchtbarkeit Schlaf turo III
ndöioki innerlich, zum Abtreiben Traum ndötö \\\
rwWre innerlich , gegen Hysterie Erzählung, Geschichte kigäno IV
kitdibwa innerlicli und äußerlich, ]Menschenmenge ntiko III
gegen beginnende Verrücktheit ^H^^^ ^^^^ ^^.^^^ y
mtäibäre Räuchermittel, gegen j^,^j^^^ ^^^^ j^,^^^ ^^.^^^^ ^
Schwindel, Ohnmacht
ruköpio äußerlich, gegen ge-
schwollene Augen
kakuriira innerlich, rniio äußerlich,
gegen Anschwellungen
Vieharznei
mümura gegen Geschwüi'e bei
Kälbern
tumbdko (Küstenwort) Tabak mit
Wasser gekocht, äußerlich, bei
Ziegen und Schafen
myorogöro äußerlich, mit Erde
aufgeschmiert, beim Rindvieh
karamdta äußerlich , mit Salz ge-
kocht, auf das Kalb geschmiert
und von der Kuh dann abge-
leckt, gegen Bösartigkeit
Gift allgemein: mashdywa V; einzelne
Arten :
Brücke rutindo («-) \'I
Leiter luküiciro («-) W = Treppe
Tür, die Öffnung irembo V, der Ver-
schluß ruigi (fiigi) VI
Ziuuner, d. h. Abteile der Hütte gibt
es 5:
1. kioiigöre W füi- \'ieh
2. nyurugiiru III Schlafstelle
3. kirügwe W für Feuerholz
4. mwania II Küche
5. mlidngo II Empfangsplatz
niomio III Pfeiler
nydho III Spitze der Hütte
kibasi \\ Ringe zum Zusammen-
halten des Rohres
kishdssi IV Vorbau über der Tür
russtka (n-) VI Scheidewände in
der Hütte
iiga V Herdsteine
mdyiima , mturüka , mnöko , käua, ' Pfahlbett kitabo W
kibömbo und die meisten Arz- Klotz als Kopfkissen mshayo
Herrm/
Lusiba.
167
kunstvolles Flechtvverk an der Decke
der Hütte higagdra IV
Matte, selbstgemacht Tcirago IV, aus
Uganda importiert rnkeka II
Stuhl Mühe IV
Zaun rugo {ngo) VI = Hof
Mauer rugo rö mabare
Riegel mwingo (rningo) II
Brett mpero III oder Masse IV
Abtritt des Häuptlings ifuboY, anderer
Leute Mwungo IV
Kanu hwatu {maiu) V
europäisches Boot ngardba III
Floß zum Fischen ihho II
Kiel mgongo III
Planke ibega V
Gefäß zum Ausschöpfen des Wassers
itshuha V
Ruder ngai III
Segel yema (memo) V (= dem Kisua-
heliwort hema = Zelt)
Mast mfi II
Ruderbank m/urmno III
das vorne überstehende Ende des
Kieles numho III
darauf aufgesetzter Schnabel msha-
gdro II
Querholz vorn zum Beiseitedrücken
des Schilfes Minda IV
Grassorte, mit dem die Planken zu-
sammen genäht sind Wka W
Verzierung des Schnabels rushenshe
{n-) VI
Flotte ruMndyo (n-) VI
Waffe MJiwato W
Stock nkoni III = Keule
Bogen huta (mata) V
Sehne ruga (nga) VI
Pfeil mwabi II, vergifteter Pfeil M-
mara W
Köcher Mkurembe IV
Speer mit Schuh und Spitze itshumo V,
Speer mit Schuh ohne Spitze mgümaW
Schild ngdbo III
Geflecht nsMli 111
Griff Mfönga IV
Angelhaken irobo V
Angelschnur mgonyo II
Hammer niondo III
Amboß ruidya (mpidya) VI
Blasebalg myüba II
Zange MTcwdssi IV
Stiel mmni [mifni) II
Hacke mfuka III
Rasiermesser rumoisso (m-) VI
Messer, klein muyo (miyo) II , groß,
eine Art Axt mholo II
Beil ndiarntti III
Dexel mbaiyo III
Sichel ruabio {ndabio) VI
Besen tsherereso (bierereso) IV
Fackel mJcänsi III oder rumüli {m-) VI
Langllöte mrere II
Querllöte ikondele V
Hörn yembe (inaemhe) V
Pfeife (zum Blasen) irenge V
Trommel
Topftrommel ngoma III
Langtrommel ngardbi III
Trommelfell duü {mpü) VI
Zither mit 6 Saiten ndnga III, mit
4 Saiten ngeshera III
die zusammengelegten Hände, um
darauf zu pfeifen Mfori IV
Gewehr tumussi {maiumüssi) V, bundu
III ist verdorbenes Küstenwort
Lauf mröma II
Schaft mti
Hahn ssirtba V
Abzug mbaräidya III
Pulver bugdnga VII
Kugel ishdssi V
Zündhütchen mrtro II
Piston ZwAo (m^sho) V
Patrone Ä:m*.9« IV (Küstenwort)
Schloß w^ö'io III oder mtdmbi II
(Küstenwort)
kurzer Vorderlader «/coa V
langer >■ nkuwanyüdyn
HI (d.h. für Elefanten)
Mausergewehr mkündi )OriginaI-
Chassepot kashdra ) Worte
168
Herrmann: Lusiba.
doppelläufiges Schrot- \ ver-
gewehr menie f dorbene
Remington mnntoni I europ.
Snider ssamaderi ) Worte
Last mtwaro II
Faß (nur bei Pulver bekannt) Tcahcaro
{bu-) X
Kiste, Kasten kibengo IV
Buch, Papier, Brief ftarit« III (Küsten-
wort)
Pfropfen kifundiJciso W
Zelt yema {memo) V (Küstenwort)
Regenschirm mtdka II
Splitter mhwabwa III
großer Topf zur Weinbereitung ki-
mugaW , zum Wasserholen nyögaWX,
Kochtopf w«/m^M III, kleinere Sorten
niawuyyo III , ruabia (näbia) VI , ru-
reba (ndeba) VI
Löffel ndosho III
hölzerner Melkeimer kiänsi IV
Butterfaß kishabo IV
Trog zur Weinbereitung iwäifw (mätu) V
= Boot
Topfscherbe ruyüyo {n-) VI
geflochtenes Zöpfchen aus Gras, zum
Bemustern der Töpferwaren so-
lange der Thon noch weich ist ruöro
{mporo) VI
Korb lose geflochten rugega («-) VI,
dicht geflochten ntuküru III, kleines
Körbchen kibo IV
Reuse von Stöcken kishero IV, Reu-
senkorb mgono II
geflochtener Trichter zum Bedecken
der KürbisflaschenöffnuDg mwea
{miea) II, der Häuptling hat um
denselben eine heiUge Blattranke
tshikaräwo W
Glocke
iboboV Sin den Hoftoren
der Häuptlinge
yügi V am Halse des
Rindviehs
kioma IV am Halse der
Jagdhunde
im
Lande
ange-
fertigt
togoro III an der Kleidung be-
festigt, von der Küste importiert
Graskleidung kihunge IV, wenn aus
Bananenblätter kissensse IV
Stoff, Zeug micendo III
Rindenstoff lubugu {nbugu) VI
großerHut ausBananenblättern w^o^ralll
geflochtene Mütze ktbo IV
Gürtel rushato («-) VI oder mputa III
Band, Schnur, Strick rugoye (n-) VI
Knoten ishümi V
Hals-, Kopf band rugiska («-) VI
Armband, dünn, geflochten, aus diver-
sem Draht runirere (nirere) VI
Armband, dick, massiv mimringa II
Kette ruyegere («-) VI
Sack furebe III = Tasche
Fahne ncrängo [ndango) VI = Zeichen
Naht rukindo («-) W
Haufen kitumo YV
Tropfen rurego (ndego) VI
Bienenstock msinga II gö nyöki
Rock koti III (Küstenwort)
Sandalen mkälto III
Kamm kitshutshuso IV
Pfeife iyembe Y
Pfeifenrohr rusheke («-) \'I
Perlen bukwdnsi VII
katare kleine, weiß
tdinduka kleine, blau, schwarz
katüku kleine, rot
kibäri groß, ringförmig
kitsse groß, glänzend
Essen, Speise biokülia IV
Bananenbrei bitoke IV
Mehlbrei aus Eleusine bushere VII
Salz möniu II
Butter, Öl madyuta V
Tabak taba III
Gemüse mkübi II
Zuspeise kiiiro IV
Honig boki III
geräucherter Fisch mbdbure III
das Ding kintu IV
Besitz, Gut biiitu IV = Dinge
Stück, Teil kiteko IV oder kidsse IV
Herrm^
Lusi'ba.
169
Arbeit , Geschäft mrimo 111
Frohnarbeit nssika 111
Tribut mahöngo V, für den eigenen
Sultan mshoro 111
Überfluß mwero 111
Hungersnot ifwa 111
Anfang kibüno IV
Ende ?hiue 111
Reise, Karawane rugendo (n-) VI
Ecke, Winkel ishonga V
Ort, Platz, Stelle äantu IX
Sitte, Gebrauch, Maßregel msiro II
Dunkelheit mwitima 111
Helligkeit niabona III
Schulden ibdndya V
Hochzeit ngu {mayu) \
Brettspiel rusholero {»-) VI
Steinchen zum Spiel mpiki 111
Festung rugo (s. Hof)
Ax't, Sorte mttndo 11
Freude nshemererwa 111
Gelächter nsheko 111
Neuigkeit, Nachricht atä (bata) X
Streit nkungdno 111
Geheimnis biama IV
Verschwörung kodya 111
Furcht butini Vll
Risse, Löcher, Unebenheiten nkodyuXW.
Fleck /öaVa V
Schlechtigkeit bubi
Dummheit biifu \ Vll
Alter bugurussi
Vll
Jugend bussigdsi
Schönheit burüngi
Faulheit bunäfu
Albernheit budyänga
Verrücktheit buraru
Habsucht bupvnga
Schwäche burori
Unbeholfenheit i
Egoismus buimi
Geiz bukeng i
Schärfe, Schneid, Tapferkeit mänsi V
Stärke mani V
Geschicklichkeit, Verstand, Klugheit
magesi V
Größe buküru VII
Stolz iküru 111
Gang rugendo (in-) IV
Buckel ibdngo X
Geilheit bushoa Vll
Scham nshoni 111
Lüge bishuba IV
Zorn kintga IV
Trauer M6^■ IV
Hunger nyara 111
Atem moyo 111
Durst «moo 111
Schwitzen mpita III
Lärm yömbö 111
Loch ÄrmÖM IV
Tätowierung rushändago (w-) VI
Rüpelhaftigkeit ÖMr« Vll
Tritt
Hl
Adjektiva.
Dieselben sind späi'lich vorhanden und werden vielfach durch Sätze
umschrieben.
Das Präfix des Adjektivs richtet sich nach der Klasse des zugehörigen
Substantivs.
-rüngi gut, schön, dnyo groß
1. Klasse. muntu mrüngi bdntu barüngi
mwdngn " badngo
IL " liiti gurüngi miti mirüngi
nt gurungi
" gwdngo
mtango
170
Herrmann ; Lusiba.
111. Klasse
IV.
7iyai nungi
» mpdngo
Mab kirüngi
Mango
ihüli lirüngi
nyai sirunyt
hialo birüngi
hidngo
mahüli garüngi
gadngo
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
ndyu ndüngi, mpdngo
hütwi Tcurnngi, Icwdngo
Uno lirüngi, lidngo
rubäbi rurüngi mbab
rwdngo
hussigdsi burüngi, biissigdsi bwd?igo
Mifa Teurüngi, Jcüfa hwdngo
äantu arüngi, äantu äängo
i strungi
Diiiiimitive:
ilmäßig;
-tya neu
I muntu mwiya, bäntu baiya
II mti gmya, miti mtya
III ngai mpia, ngai siya
IV Malo Mya, bialo biya
\ ihüli Ifya, mahüli gaiya
ndyii mpia, mdSyu gaiya
Mitwi hwiya
Uno liya
VI rutlndo ruiya, ntindo stya
VII burüngi butya
VIII Jcüfa kuiya
IX äantu aiya
X Tcädyu Tcaiya. btulyu buiya
tusana tutya
Teasäna
hatäle >' tutale
äta aiya, bäta baiya.
Tiädyu harüngi, btulyu burüngi
kadngo, » hwdngo
kasäna karüngi, tusäna turüngi
kadngo, •> twdngo
katäle, karungi, tutale turüngi
ata arüngi, bata barüngi
» ädngo, » badngo
-tra w eiß
muntu nayera, bäntu nibera
liiti ngwera, miti nsyera
ngai neyera, ngai nsera
Malo nkiera, bialo biera
ihüli ndiera, mahüli ngera
iidya neyera
kütwi nkwera
Uno ndiera
rubabi nduera, mbabi nsera
burüngi mbwera
küfa nkwera
ääntu niera
kädyu nkera, büdyu mbwera
kasana nkera, tusäna nticera
katäle nkera, tutale nticera
äta niera , bäta mbera
Einen eigentlichen Komparativ oder Superlativ gibt es nicht, man um-
schreibt sie durch sehr, ganz, viel usw. oder durch das Yeih übertreffen.
kiniu eki kissingeki {ki-ssinga-eki)
dieses Ding übertrift"t dieses, d. h. ist besser als jenes.
inwendo ogu gurüngi böri
dieses Zeug ist ganz schön , d. h. das schönste.
Herrmann : Lusiba.
171
/.. B
1 -mwe
2 -Uli
3 -shatu
5 -fanö
I muntu omwe
II iliti gümwe
III ngai emwe
IV Äm/o ktmwe
V iAm/? limwe
ndyu emwe
Tcütvoi Jcümwe
Uno limwe
VI rutindo rumwe
VII hurünyi humwe
VIII ^?//a kumwe
IX öoh^M amtte
X hädyu Tcamwe
Jcatäle kam.we
äta ämwe
Zahlen:
6 mkaga
7 m,sliuniu
8 mnana
9 mwenda
10 ikumi
bdntu ba-hili usw
Ö2ö/o &^-
mahüli ya-
diese bleiben
unverändert
nttndo si-
hurüngi hu-
liüfa Jiu-
ääntu a-
hüdyu hu-
tutäle tu-
hata ba-
1 — 5 mit Präfix
(6 — 9 ohne »
ikumi selbst bleibt unverändert; na mit folgendem ^"okal wird
sammengezogen, z. B. ikumi nomwe 11, ikumi nena 14 usw.
20 makumi gabili unverändert; 21 — 29: wie oben
11 — 19 ikümi na
30
40
50
60
70,
yäshdtu
gänä
gätano
mkaga
90 makumi mshdniu,
80, 90 makumi mshdniu, mnana, kienda (Ausnahme)
100 tshikumi IV bei leblosen Wesen; unveränderlich
igdna Y •• lebenden
101 tshikumi oder igdna na (z. B. nomwe, nemwe usw.)
110 '- neikumi oder igdna neikumi
120 « nagabili •> igdna na gabili (die Zehn ausgelassen)
200 bikumi bihili oder magdna gabili
210 >> •• neikümi usw*.
999 bikumi ricmda (Ausnahme) na makujni kienda na mwenda
1000 lukumi VI unverändert
2000 nkumi sibili
10000 kakumi
100000 kaumpi
Ordinalzahlen unbekannt, doch könnte man sie analog dem Kisualieli
durch Genitive bilden, z. B.:
r beim Zählen des Kaurigeldes angewandt.
1 72 Herkmann : Lusf ba.
der zweite Mann = der Mann der zwei: muntu ö bili
einmal mründi 11 gümwe
zweimal miründi ebili
dreimal » eshdtu usw.
2X2 = 4 ihm miründi ebili hia
Y2 = die Hälfte higutuka
der halbe Bamn Myutuka tshö mit
weitere Bruchzahlen unbekannt,
allein, einzeln -nka
muntu wenka, iliti gonka. nyai yonka, kiälo kiönka, ihüli yönka. ndyu
yonka, kütwi kwönka, rutindo rwonka, hirüngi bwönka, küfa kwönka,
äaniu onka. kädyu konka, äta onka.
alle -ona
bäntu bona, initi yöna. analog dem Obigen,
wie viele? -nga
bäntu bänga usw. Betonung inunei- auf der letzten Silbe,
viele ngi
bäntu hängt usw.
wenige -^ke
bäntu bdke, mtti mike. ngai sike, bialn bike, mahidi gdke, ntlndo sike,
burängi büke, küfa küke, äantu dke, büdyu büke, tutäle tüke , bäta bdke.
zusammen -Hämo
bäntu bona haliamo alle Leute zusammen
tutale tona tuliamo » Märkte >• usw.
Aus dem .Stamm der Adjektive bildet man durch vorgesetztes 7«-, ba-
Substantiva mit der betreffenden Eigenschaft; durch bu- die Eigenschaft
selber, z. B. -tma geizig
mmmi Geishals (pl. baimi)
buimi der Geiz.
Liste der Adjektiva.
groß -ängo, heißt auch mächtig, dick, 1 rund -shobire
breit, weit, geräumig scharf -^Aara
hoch, lang, tief -rä weich -eroba
stark -güma == fest, dicht, zäh, hart weiß -era
alt -küru heißt gleichzeitig groß (bild-
lich), berühmt
schwer -ssikira
klein ^to
eng, schmal, mager, dünn ^ke
kurz -güß
leicht -rduka
neu -iya
gerade ngnlgäna ist unveränderliches
Adverb
schwarz -eragüra
rot -tukura
heiß, warm -tagdta
trocken -mire
reif -hire
unreif -bUsi heißt auch gri
süß -nüra
sauer, bitter -sharira
stinkend, verfault -täie
nackt, kahl ^shä = leer
Herrmann: Lusfba. 173
faul -nafu
dumm, unwissend -!•/« (= tot)
geizig -ima
verschwenderisch -agäba
wild, ungehorsam, widerspenstig) ■
tapfer, bösartig )
feige -tini
schlecht, böse -bi
geil -shoa
gleich, ähnlich -shushdna
voll, ganz hori Adverb.
gesund älkäire, d.h. er ist geblieben;
ich bin geblieben fiikäire, du bist
geblieben wiJcmre {= wa - ikaire) usw.
krank arumre, d. h. er ist krank ge-
worden; ich bin krank geworden
ndumrey du bist krank geworden
uruatre usw.; ein Gesunder dikälre I
pl. hmkmre; ein Kranker mrudire
pl. baruäire
tot ^fu
gut, schön -rüngi
fleißig -akbra
Alle andern Adjektiva werden umschrieben , z. B. :
stumpf = nicht scharf; das stumpfe Messer = das nicht scharfe Messer
rniiyo ti gushdra
das kalte Ding = das Ding hat Kälte kintu ki ne mbeho
das feuchte, nasse Ding = das Ding hat Wasser kintu ki ne meise
die grüne Schlange nioka nbissi (d. h. unreif)
oder: " niambabi (d. h. mit der Blattfarbe)
der kluge Mann mfmtu ö magesi
» stolze » » a rie iküru
Pronomina.
ich inie 1 wir itshwe
du iwe ihr inwe
er, sie, es ogu (heißt auch dieser; [sie abo (für I. Kl.; sonst siehe: jene)
s. dessen Präfixe weiter unten) |
(wenn alleinstehend; in Verbindung mit einem Verbum siehe bei den Verben).
Das persönliche Pronomen in Verbindung mit »und« bedeutet auch
»in Begleitung von . . .« oder »mit . . .<, z. B. :
nainie mit mir, yagenda näinie er ging mit mir
naiice mit dir
ndwe oder nauwe mit ihm , ndgo, ndyo, ndtsho, ndlio, ndko, ndro , nnbo,
ndko, nao, ndko, ndko, ndo (je nach der betr. Klasse des Substantivs)
naitshwe mit uns
ndinwe mit euch
nabo mit ihnen, ndyo, ndso, ndbio, ndgo, ndso; ndto, ndbo, ndbo.
-linya
dieser:
jener
(da ganz unregelmäßig, nur in
\'erbin-
düng mit einem Substantiv
zu de-
monstrieren)
mhntu ogu, bdntu aba I
öUnya,
balinya l
mti ogu, miti egi 11
golinya
, elinya 11
ngai egi, ngai esi III
elinya ,
silinya III
kialo eki, bialo evi IV
küinya
Ulinya W
1 74 Herhmann : Lusfba.
ihüli edi, mah'ili aya V ditinya , galinya \
ndyu egi ndyu eUnya
Jcütwi oku hutwi külinya
Uno edi rüUnya, silinya VI
rutindo oru, nt'mdo est VI huUnya VIl
hurkngi obu \H JcuUnya ^^I1
Jcüfa ohu VIII aUnya IX
äantu aha IX kddyu kälinya, hudyu büUnya X
kddyu äka, hudyu Ugu i X kasäna » , tusana tulmya
kasana aka , tusana otu ) Diminutive usw.
usw. äta älinya, häta halxnya
ata aha, bata aba
da ist er! dies ist er! dieser! im Ausruf, oder wenn man etwas besonders
deutlich zeigen will: (eine Art Pronomen demonstrativura).
ngügo da ist er, nbabo da sind sie I ! nbübo VII
ngügo , ndyigo II | nküko VIII
ngiyo, ngiso III
nkitsho, nbibo \Y
ndiqo ) . xt
nkL\ ''^''''^
ndüro, nsiso VI
dwo IX
nkdko, ntuto X
nkdko, nbubo X
awo, babo X
Als Pronomen demonstrativum kann man auch folgende Formen auf-
fassen; er ist es, es ist es, sie sind es, welche auf die Frage: ist dieser
es? sind diese es? antworten:
I. Kl. ntwe er ist es, ntbo sie sind es, ttwe er ist es nicht, tibo
sie sind es nicht
II. " mgo, niyo, iigo, tiyo
m. •' niyo, niso, tiyo, tiso
IV. " nitsho, nibio, titsho, tibio
V. » nilio, nigo, tilio, tigo {ihüli}
niko, nigo, tiko, tigo (kutwi)
nidyo, nigo, ttdyo, tigo {ndyu)
VI. -' niro, niso, tiro, tiso
VII. " nibo, tibo
VIII. » niko, tiko
IX. " nio, tio
X. •• niko, nito, tiko, tito {kasana)
niko, nibo, tiko, tibo {kädyu)
nio, nibo, tio, tibo (ääta)
hier wird das allgemeine »es ist« durch ni, »es ist nicht« durch ti re-
präsentiert ;
solcher, solch ein, so ein: - ti. jnüntu ati solch ein Mensch; bäntu
bati I; II guti, yiti; III iti, siti; IV kiti, biti; V liti , eti, kuti, gati; VI ruti,
nti; VII buti; VIII kuti; IX ati, so heißt dann auch das Adverb (S. 179);
Hkrrmann: T.usiba.
X kati, tuti, huti; ati , bati. — söba liti eine solche
steht so hoch (mit der Hand gezeigt).
mein:
wdnge, hänge I
gwdnge, ydnge II
ydnge, sdnge III
kidnge, hidnge W
lidnge, gdnge Y
ndyu ydnge
kutwi kwdnge
rwdnge, sdnge \'I
hwdnge VII
kwdnge VIII
ädnge IX
kädyu kdnge , büdyu bwdnge X
kasana « , tusana twdnge
usw.
aia adnge, bata badnge
dein:
wdue, baue I
gwaue, yane II
yaue, säue III
kiaue, biave W
diäue, gaue V
yäiie
kwäue
luaue , Säue VI
bwaue VII
kwaue VIII
aaue IX
kaaue, bwäue X
, twäue
aaue, baäue
175
'Onne, d. h. die Sonne
sein (in Verbindung
mit Substantiven):
muntue, bantübe I
mtigwe, mitte II
ngatye, ngaise III
kialokie, bialöbie YV
ihulidie, mahulige V
ndyuye, madyuge
kutwikice
rutindorwe, ntindöse VI
burungibwe X\\
kufdkwe VIII
ääntue IX
kadyüke, budyubwe X
kasanake, tusanatice
kataleke, tutaletwe
atdye, batmbe
unser: -eitu
euer: -aniu
ihr: -awö (abö)
z. B. sie gingen nach Hause: hagenda kwabo.
Präfixe wie vorstehend
.nd(
-ndi.
6ndi, bdndi I
gündi, mindi 11
mdi, sindi III
ktndi, btndi IV
Undi, gdndi V
endi
kundi
ründi, sindi W
bündi VII
kündi VIII
andi IX
kdndi, bündi X
kdndi, tundi
andi, bandi
wer? nooß?
was? M^i? au das Verb angehängt und dann nur -ki geschrieben;
waUdki? was ißt du?
wo, von wo, woher, wohin? nka?, dem betreffenden Wort angehängt,
behält aber den Akzent; nogendanka? wo gehst du hin? noruganka? woher
kommst du?
warum, wozu? küki?
wann? edi? angehängt, behält den Akzent; wird dann in -// verändert;
nogendäli? wann gehst du?
warum? ssoo? mit nachfolgendem Vokal zusammengezogen. ssiTgu
naikarahaf warum bleibt dieser hier? {ku-ikara bleiben, aha hier.)
wie viele? -nga (s. S. 172).
was für ein ? - ki.
176
HERRMA^•^
: Lusiha.
muntüki, hantuki
rutindöki usw
mtiki, mitlki
hurungiki
ngaiki, nga
'ki
kufäki
ndy&ki, madyuki
ääntüki
MntuM, hintüki
Icher, welche, welches? -lia oder -ia.
1
müntu alia welcher Mann
? häntu halia
11
mti yulia, miti elia
III
ngai elia, ngai sTlia
IV
kintu kta, hintu bia
V
ihüli lia, mahüli gälia
kütwi kulta
VI
rutindo rulia, ntindo sia
VII
hurüngi hulia
VIU
kitfa kulia
IX
aantu alia
X
kalia, tulia; kalia, hulia;
alia, halia
mich, mir; dich, dir; ihn, ihm usw
an folgenden Beispielen erläutert:
ninhdna ich sehe
ninyehöna ich sehe mich
(reflexiv, aber er sieht mich
yanihSna; ni- vor Vokalen
wird mp)
ninkuböna ich sehe dich
nimhöna ich sehe ihn usw.
nimbdna
nindyibbna
ninkiböna
nindiböna {ihüli)
nindyihöna (ndyu)
ninkuböna (kütwi)
nindibSna (Uno)
nindubona
ninbuböna
ninkiibdna
ninpaböna
ninkaböna
ninkahSna
ninpaböna
1
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
diese Formen werden am besten
nintubSna ich sehe
ninbaböna ich sehe euch
ninbaböna ich sehe sie usw.
ningihöna
ninsibona
ninbibdna
ninsiböna
wie die Einzahl
ninbuböna
nintiibona
ninbaböna
Das rückbezügliche »sich« wird durch eingeschobenes ye ausgedrückt:
er schlägt sich na-ye-tera
er wird sich schlagen a-ra-ye-tera
'-man« ist unbekannt; ich würde vorschlagen, dafür ru zu setzen, was
dem Charakter der Sprache am besten entspricht.
Herrmann : Liisiba.
177
ich, du usw. allein (s. auch das Adjektiv: allein, einzeln -nka)
ich allein nienmJca wir allein tshtcenka
du " loenka ihr <■ nwenha
er •■ wenTca sie " honkn
usw. usw.
selbst -enene
ich selbst nienene wir selbst tshwenene
du » wenene ihr " nwenene
er •> ymene sie » hönene
usw.
usw.
Das Relativ wird im allgemeinen durch den ^'okal -ö- repräsentiert
und mit Zuhilfenahme des Verbums »sein« ausgedrückt; es kommt vor als
Nominativ, Akkusativ (dem Dativ gleichlautend) und mit einer Präposition.
Da -ö- aber auch der Stammvokal der Ortsbezeichnungen ist, so ver-
schwimmen Relativ und Lokalsätze oft ineinander. Da die Ortspartikel wie
Relativa behandelt werden, so gehören sie auch hierher,
der Mann , welcher schlägt müntu alikutera
schlug " ahaire ateire
die Männer, welche schlugen hdntu habmre batelre
der Mann, den ich schlug müntu omhäire mtmre
die Männer, die ich schlug häntu homhäire hateire
der Mann, der mich schlug muntu ahmre anteire
der Baum, welcher fiel mti guhaire gugwtre
die Bäume, welche fielen miti ihaire yigwire
der Mann, mit dem ich ging müntu ohaire agensire natce
, der mit ihm kam >< oyabäire aisire nawe
usw.
Für »haben, besitzen« (in unmittelbarster Nähe) wird folgende Form
angewendet:
I der Mann, den ich habe
111
IV
VI
die Leute, die
das Messer, das
die •• , die
das Ruder, das
die " , die
das Ding, das
die Dinge, die
müntu ondi ndwe, d. h. den ich bei mir
habe, wörtlich: den ich bin mit ihm
hdntu hondi ndbo
müyo göndi ndgo, d. h. das ich in der Hand
habe
miyo yöndi ndyo
ngai yöndi ndyo
ngai söndi ndso
kintu kiöndi ndtsho
hintu hiöndi ndhio
ihüli liöndi ndlio
kütwi kiondi ndko
mahüli göndi ndgo
rutindo röndi ndro
ntindo söndi ndso
Mitt.d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. lü. Abt.
178 Herrmann: Liisiba.
y\J hurimgi böndi näho
VIII kufa köndi nako
IX der Platz, den ich habe äantu öndi ndo
X kasana köndi näko
tusana töndi ndto
hudyu böndi näho
äta öndi ndo
hata böndi ndbo
der Mann , den du hast müntu öli ndwe
das Ding, das du hast kintu tshöli ndtsho
das Meser, das ich hatte müyo gombäire ndgo
das Ding, das ich haben werde kintu kionddba ndtsho
" wir " werden kintu kioturdba ndtsho
usw.
Das Pronomen possessivum allein mit den , den drei Ortspräfixen {mo,
po, kwo) entsprechenden Präfixen mw, ä, kw bedeutet: bei ... zu Hause.
mwdnge bei mir zu Hause, d. h. drin
ädnge » >■ •■ ■ •• bei, in der Nähe
kwdnge •> » •> >• " zu . hin ; nach Hause
moali wo er ist, d. h. drinnen 1
oali » " » <• in der Nähe I
koäli " » » » wohin 1
mohali, obali, kobali wo sie sind I
moali agenda wohinein er ging I
oali <■ als er ging 1
koali » wohin er ging 1
moabäire agensire wohinein er gegangen ist 1
oabäire » als » » • 1
koabaire » wohin >• .- .. I
Für die andern Substantivklassen werden die Formen analog dem
Folgenden gebildet.
alimo er ist da, d. h. di-innen I verneinend: talimo 1
alio <> » " " überhaupt da 1 • talio I
aliko '■ .. » " hinein I » taliko I
und analog die den andern Substantivklassen entsiu-echenden Formen:
II gulimo, gulio, guliko', tigulimo usw.
III ilimo usw., IV kilimo, V ilimo, kulimo, W rulimo, VII buUmo.
\'lll kulimo, IX alimo, X kalimo, alimo usw.
Plurale I balimo usw., II gilimo, III silimo, IV bilimo, X galimo,
y\ silimo , X bulimo , tulimo , balimo ;
verneinend Hbalimo usw., tigilimo, tisilimo usw.
Herrmann: Lusiba. 170
langsam mpola (im Ausruf doppelt)
zuerst awandisi
zuletzt asinsire
einst, ehemals dra
rechts mulio;
gerade nguigdna
Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen.
heute mhwenu = jetxt eilig teratera
gestern neigoro
vorgestern idyo
morgen nenJcea (nentshea)
übermorgen idyueri
bald, schnell hwängu (im Ausruf dop-
pelt)
alsbald , sogleich mhicenu ati oder links mosho
mbwenu aha
hier, her aha; ist allgemeiner und auf größere Lokalitäten bezüglich ebenso
wie Jcünu (weiter unten)
hier (nahe) äi (ähi)
.^ , _, . -.-„ k diesseits husseri hwa Tcunu ) „ . ^,
jenseits o^f«5e^ = Uter; { . . , , . , ,^,. } (bei Flüssen usw.)
/ jenseits bussln bwa Kuk )
da, dort JcÜli; je nach der Entfernung auch TeüU und Tculiiü
dort, dorthin, dorther (s. die drei Ortspartikel mö, ö. ko)
utadydio {uta-idya-ö) geh nicht dorthin
alimo er ist dort drin
hier, her Tcunu oder kunünyu
komm her idya kunu oder: idyanünyu wobei Tcu- fortgelassen wird
hin, hinweg, fort Tculi
vor, vorne mbele
hinten, hinter, nach, nach hinten, zurück, rückwärts nyuma
hoch, oben, über, auf, hinauf eigüru
herab, nieder, unten äänssi
außen, aus endya
drinnen , dadrin mündyu (eigtl. : im Hause)
zwischen ägati
ja ntho', nein tsheke; vielfach abgekürzt: tshe oder tshetshetshe
vielleicht shdna; noch nicht kakätshui oder zehnte die Form desVerbs (siehe dort)
sehr rhnö; ganz bori; wenig kike
genug rekera (Kisuaheli: bdss)
nicht ti; ich will nicht tindikwenda, d.h. ich bin nicht zu wollen.
mehr, weniger s. Komparative.
vergeblich, umsonst büsha
zusammen -liamo (mit Präfixen) s. Adjektiva
so , .' -ti, wenn an ein Verbum gehängt; yagambati er sagt so:
( ntt,
heißt auch also; hauptsächlich in der Redewendung gebraucht: er sprach also:
yagambirati oder yagirati (er machte so:)
und: na, vor Vokalen n-, ne-; ich und du inie netwe
ich und er mie nogu
so otio = auf diese Art, ebenso wie
oder: andiki; dieser oder jener ogu andiki olinya
180 Herrmann: Lusiba.
damit, um zu: einfacher Infinitiv
ich gehe, um ihn zu schlagen ningenda Icu-m-tera
zu, Richtung wohin Tcwä oder wä
bis zu husima, Zeit und Raum; alleinstehend heißt es: gänzlich
ich bleibe gänzlich hier: ninkära busima
ich gehe bis Bukoba ningenda busima B.
ich bleibe bis morgen ninkära busima nenkm
mit, vermittels ne; naterwa rie nköni ich wurde mit dem Stock geschlagen
mit, in Begleitung von na oder ne
z. B. wo wir uns trafen mit ötwahugangdnwa ne
daß, wird fortgelassen; ich weiß, daß er kommt =; ich weiß, er wird
kommen.
_ _ , . kwa ) . ,
bei kwa oder ica; ndlia ) ninänye ich aß bei meiner Mutter.
sonstige Konjunktionen: aber, während, solange als, ob, obschon usw. un-
bekannt.
als, wenn, sobald als (s. zweites Konditionale der Verben)
weil, wegen tambdra {=^ Grund, Ursache)
warum? tambardki?
nimterera tambdra ya fakdra ich schlage ihn weil er sündigte
Präpositionen: durch, gegen, wegen, um (herum) usw. unbekannt
in etwas drin oder hinein
, . ,. , ^ , . , 1 . ( s. den Lokativ der Substantiva
bei, dicht bei, nahe bei
ich gehe durch den Wald = ich passiere den Wald ninrdba kibira
ich kämpfe gegen = mit = na, ne
von (etwas her) einfacher Nominativ
ich komme von B. =; ich komme heraus aus B. =: nartiga B.
»und« in der Erzählung wird vereinzelt durch ka ausgedrückt, entsprechend
der Ä*a -Verbform im Kisuaheli, dem sog. Narrativuni; doch scheint mir
dies nicht original zu sein, sondern eine von Fremden angenommene Aus-
drucksweise.
Interjektionen.
Begrüßungen: guten Tag; der verheiratete Mann sagt das erstemal: sJiö-
maräm, bei weiterem Wiedersehen denselben Tag: icdssi icota
der unverheiratete Mann sagt: ssingiri weitu
die Frau sagt: shure weitu
zum Häuptling sagt man: kamerere rugdwa!
auf Anruf antwortet man: kaiconeke!
Begrüßung Zurückkehrender: icfmka
lebe wohl: ögendege oder karege
wie gehts?: ota7 was gibts neues? ata7
danke schön: wdkora oder kature oder kassinge
Hkrrmann: Lusi'ba. 181
Ausruf der Verwunderung eeli!
des Argers 1/, seltener iih!
y> der Trauer yoof
» des Schmerzes ä! oder yeyeyeye (ad infinitum)
Wenn man von weitem angerufen wird, antwortet man: hu in ganz
hohem Tone, wie die Indianer; sollte das nicht hörbar sein, z. B. bei starkem
Wind, so ruft man hu, einige Töne aufwärts und abwärts.
Vorwärts ! iloTco !
genug, laß sein! rekera!
halt! reJca!
still! ruhig! reke yomho! oder nur: yomho!
wer da! öVioöel (nööe ^= wer, li ist, ö= u du) du bist wer?
bist du verrückt 1' oliviraro^^ (mräro = wasimu im Kisuaheli)
raus! shora! rugdho! mutahet
der Ruf, ehe man eine Wohnung betritt: tnioe!
der Bewohner ruft dann »herein!«: turimu!
bei Anrufen, um es dringend zu machen, hängt man an das Rufwort
ssi an, (vgl. ssaa im Kisuaheli)
so komm doch! idydssi!
Friede! Ruhe! nahönarnkäma! (d.h. ich sehe den Sultan)
Platz! aus dem Wege! ndakmta! (n-da-ku-ita d.h. ich werde dich
töten)
komm näher! nur heran! nun Platz! niegera! oder egoweitu!
schnell! hwdngu bwdngu!
was soll das heißen? kiki'^
Schimpfwörter: kalaleoguiremu d. h. schlafe und wache nicht mehr auf
käigardkanwa deine Lippen sind geschlossen
kala mtuhuidsho iß den Penis deines Vaters
kalie msstnagonioko iß die Klitoris deiner Mutter
u. dergl. obszöne Redewendungen. Sonst schimpft man sich mit Tier-
namen , z. B. :
Du Affe! Krokodil! Hyäne! usw.
Kriegsgeschrei: klingt wie Pferdegewieher; hoher angehaltener Ton mit
darauf folgender, in der Kehle getrillerter Tonleiter, etwa so:
Verba.
Alle Verba enden auf -a; sie bilden ihre Formen teils nur durch
Präfixe, teils durch Präfixe und Änderung des Stammes; letztere ist zwar
meist auf -^re oder -ise auslautend, jedoch zu oft unregelmäßig, als daß
sich eine bestimmte Regel geben ließe; ich habe daher beim \^erzeichnis
der Verben jedem Verb seinen veränderten Stanun beigefügt.
182 Herrmann: Lusiba.
Das Präfix des Infinitivs ist Ttu-, wenn der Stamm mit einem Kon-
sonant anfängt, Ttw- oder Ic-, wenn der Stamm mit einem Vokal anfängt,
z.B. Tcu-fera schlagen, hw-ebwa vergessen, komheka bauen. Mehr Formen,
als die hier angeführten, gieht es nicht. Alles andere geht aus folgenden 4
Beispielen hervor:
ku-tera schlagen.
1. Präsens. Präfix -n-
nin-tera ich schlage
no-tera du schlägst
riä-tera er schlägt 1. Klasse
ngu II, rie III, nki IV, ndi, ne, nku V,]
nduW, nhu\\\, nkuWW, nE X^Y""^"^^^ ^'^^ die anderen
nka, nä X ) \^\^s^en der Substantive
ntu-tera wir schlagen
mm-tera ihr schlägt
nha-tera sie schlagen I. Klasse
rie II, nsi III, nhi IV, nga V, nsiW, nbu VII, i für die anderen
nku VIII, nä IX, nbu, ntu, nha X \ Klassen.
Die Personalpräfixe sind also:
ich ni oder n
du u (o), w
er, sie, es a, ya, ^m. p. Ä"/, A", e, ä-m, rw, ä«. A'w, a, A-a, a
wir /«, /ic
ihr WMJ, w
sie 6a, ^, si, hi, ga, si, hu, ku, a, hu, tu, ha,
welche, Avie aus nachfolgendem hervorgeht, in mannigfachster Weise mit
den Präfixen oder den Anfangsvokalen der Verben zusammengezogen werden;
auch hier wird nl, nr in nd verwandelt, n vor "N'okal wird meist mp\ ich
tanze heißt also nicht nin-mya, sondern: nimp-oiya.
2. Imperfektum. Präfix -a-.
na-tera ich schlug, d.h. diesen Augenblick erst habe twa-tera
wa- ich aufgehört. Diese Form ist die, in der die mwa- I
ya- Erzählungen vorgetragen werden. ha-
3. Pei'fektum. Pi-äfix -a- und Änderung des Verbalstannnes.
na-teire ich habe geschlagen twa-teire
wa - tetre mwa-
ya- ba-
4. Plusquamperfektum. Präfix -ka-.
n-ka-tera ich hatte geschlagen tu-ka-tera
u-ka- mw-
a- ha-
5. Futurum. Präfix -ra-.
nda-tera ich werde schlagen tura-tera
uro- mwra-
aror bara-
Herrmann: Lusiba. 183
6. Konditionale I. Präfix -aku- und Änderung des Stammes.
naJcu-teire ich würde schlagen twahu-teire
waTiu- mwTiu-
yaku- haku-
7. Konditionale II. Präfix Jca-ra-.
kanda-tera wenn icli schlage, gesetzt den Fall katura-tera
kora- ich schlüge, sobald ich schlagen kamwra-
kara- werde; aber auch: als ich schlug kabara-
8. Konjunktiv. Präfix keins. Änderung des Endvokals -a in -e.
n-tere daß ich schlage, ich möge, soll tu-tere
u- schlagen, laßt mich schlagen mw-
a- ha-
9. Imperativ.
tera! schlage! (der einfache Verbstamm)
tutere! laßt uns schlagen! )
mwtere! schlaget! )
\'^e r n e i n e n d e F o r m e n :
zu 1. Präfix ti-.
tintere icli schlage nicht titu-tera
to - tera trm-
ta- tiha-
zu 2. 3. imd 4. Präfix ti-a-.
ti-n-a-tera ich schlug nicht, habe, hatte titwa-tera
tiwa- nicht geschlagen timwa-
tiya- tiba-
zu 5. und 8. Präfix ti-, ta-. Änderung des Endvokals -a in -<?.
tin-tere ich werde nicht schlagen titu-tere
Uta- ich möge » » tim-
ata- tiba-
zu 6. Präfix ti-aku- mid Änderung des Stannnes.
ti-n-aku-teire ich würde nicht schlagen titwaku-tetre
thcaku- timwaku-
tiyaku- tihaku-
zu 9. titer a! titutere ! Hmtere!
hierzu kommt noch: 10. Präfix ti-ka und Änderung des Stammes.
ti-n-ka-teire ich schlage noch nicht, tituka-teire
toka- habe noch nicht ge- timka-
taJca- schlagen tihaka-
zu 7 (Konditionale II) scheint es keine verneinende Form zu geben.
Das Passiv wird gebildet durch Einschieben eines -w- vor dem End-
vokal, ku-terwa gesclilagen werden, also:
1. ninterwa verneinend: 1. tinterwe
2. naterwa 2, 3. 4. tinaterwa
3. nateirwe
4. nkaterwa
184
Herrmann : Lusiba.
5.
ndaterwa
5. 8. tinterwe
6.
nakutärwe
6. tinahutelrwe
7.
kandaterwa
8.
nterwe
9.
ttrwal
9. titerice
10. ünkattirwe
auch im Passiv sclieint es zum Konditionale II (7) keine verneinende Form
zu geben.
Das dem Passiv folgende »von, durch" wird durch rie ausgedrückt,
z. B. yaterwa rie . . ., er wurde von . . . geschlagen, doch wird ne auch viel-
fach ausgelassen.
nindia. nolia, nalia usw.
kü-lia essen: zu 1.
Itu-ua blasen:
kü-fa sterl)en:
mnpua, noua, naua
ninfa, nöfa, ndfa
3
narire usw. 4.
nkdlia usw.
nauire.
nkaua
nafuire
nkäfa
nakurire usw. 7.
kandalia usw.
nakümre
kandaua
nakufuire
kandafa
usw. 9. dia
oder ilia!
ia!
t/ef
2. 3. 4. tinanre
{tiwarire usw.)
tinpuire {tiwaidre)
tina/utre {iiwa/uire)
sw. 9. thidiaf 10
1. tinkarire usw.
tinpua !
tinkauire
ti/a!
tinkafuire.
2. nalia usw.
5. ndalia usw. 6.
ndafa
8. n(Äe (w/ie, o/ie) usw,
npüe (üüe, aüe)
ninfe {ufe, afe)
verneinend: 1. tindia {tolia, talia usw.)
tinpue {tmä , taüä)
tinfe {tofa, tafa)
5. 8. tindif' (utalie) usw . 6. tinaktirfre usw .
tinpup' (utaue) finakümre
tinfe {utäfe) tinakufuire
Nach den vorangegangenen Beispielen lassen sich alle Verba konjugieren,
je nachdem der Stamm zweisilbig ist und mit einem Konsonanten anfäpgt
wie bei ku-tera, oder zweisilbig ist und mit einem Vokal anfängt wie bei
ku-ua, oder einsilbig ist wie bei kü-fa, oder auf ia endigt, was zusammen-
gezogen und nur als eine Silbe betrachtet wird.
Besonders zu betrachten ist das Verb: kua geben (nicht zu ver-
wechseln mit dem vorigen ku-ua blasen).
Dieses Yerh ist nur in der Verbindmig mit dir. ihm, euch, mir usw.
in Gebrauch; will man ganz abstrakt sprechen, z. B. »er gibt« ohne Be-
zeichnung »wem«, so muß man ein anderes Verb gebrauchen. Die Formen
ich gebe mir, du gibst dir, er gibt sich usw. fallen aus ; sollte man sie aus-
nahmsweise brauchen, so müssen sie als reflexive Formen mit -ye- ausge-
drückt werden (siehe S. 176).
zu 1. ninkua ich gebe dir, nimua ich gebe üim, nintüa ich gebe uns,
ninmwua ich gebe euch, ninhaua ich gebe ihnen;
nÖmpa du gibst mir, nömua du gibst ihm, mtua ims, nöhaua ihnen;
Herrmann: Luslba. 185
naniua er gibt mir, nakua er gibt dir, namua er gibt ilim, natua
uns, namwua euch, nabaua ihnen;
aber : ninyeua ich gebe mir, noyeua du gibst dir, nayeua er gibt sich ;
ntukua wir geben dir, nimua ihr gebt ihm, nbatua sie geben
luis usw., aber: nhayeua sie geben sich selbst usw.
2. nakua ich gab dir, namua ich gab ihm; natüua, namwua, nabaua;
wdmjja du gabst mir, wamüa du gabst ihm; watuua, wamwüa,
wahaua ;
yämpa er gab mir, yahua er gab dir; yatua, yamwua, yabaua',
aber z. B. er gab sich (selbst) yayeua;
twakua wir geben dir, twamua ihm, twamwua euch, twahaua ihnen;
mwdmpa ihr gabt mir, mwamua ihm, mwatua \ins, mwabaua ihnen;
bdmpa sie gaben mir, bakua dir, bamua ihm, öa/wa uns, bamwua euch;
aber z. B. wir gaben uns (selbst) twayeua.
3. nakuaire ich habe dir gegeben, namälre ihm, natwälre uns,
namwaire euch, nabaire ihnen;
wampäire du hast mir gegeben, 'wamaire ihm, watwaire uns,
wamwaire euch, wabäire ihnen;
yampäire er hat mir gegeben, yakwmre dii", yahcätre uns, yaw-
zfa?re euch, yabälre ihnen;
twakäire wir haben dir gegeben, ^a»ia7re ilnn , ^wa/rtiiJOirp euch,
twabaire ihnen;
mwampäire ihr habt mir gegeben, mwamäire ihm usw.;
bampäire sie haben mir gegeben, bakwaire dir, bamaire ihm usw.
4. nkakua ich hatte dir gegeben, nkamua ihm;
ukdmpa du hattest mir gegeben , ukamua ihm.
5. urdmpa du wirst mir geben;
ndakua ich werde dir geben;
baramua sie werden ihm geben.
6. naküküäire ich würde dir geben, nakumäire ihm;
wakumpätre du würdest mir geben;
twakuhäire \\ar würden ihnen geben.
7. kandakua wenn ich dir gebe, kandabaua ihnen ;
kordmpa wenn du mir gibst, koramua ihm;
kamrdmpa wenn ihr mir gebt, kamioramua ihm.
8. TiMe ich möge dir geben, tjotmö ihm, /^^we uns;
OOTjoe du mögest mir geben, omwe ihm, obaüe ihnen;
awpe er möge mir geben, akue dir, amwe ihm.
9. ihpae! gib mir! mmue! gib ihm!
#MMe.' gib uns! tumüe! laßt ims ihm geben!
mwmpe! gebt mir! mwmue! gebt ihm!
vmd die andern Formen analog den obigen.
Analog den obigen bildet man die verneinenden Formen, z. B.:
tinkue ich gebe dir nicht, ünakumre ich gab dir nicht;
tömpa du gibst niir nicht, tomüa du gibst ihm nicht;
186
Herrmann : Lusiba.
tinkakudire ich würde dir nicht geben, üwahumpaire du würdest mir
nicht geben;
utdmpe du wirst mir nicht geben, tihamue sie werden ihm nicht geben;
tokampaire du hast mir noch nicht gegeben, timkamaire ihr habt ihm
noch nicht gegeben usw.
Kommt noch ein Akkusativ zu dem Dativ, so steht er voran, z. B.:
ich gebe ihn (I. Kl.) dir mmJcua',
du hattest ihn mir gegeben ukdmpa (= uJca-m-mpä);
du hattest ihn ihm gegeben uJcamua {^ uka-m-mua);
sie werden es (IV. Kl.) ihm nicht geben tibakimue
usw. lassen sich die kompliziertesten Zusammenstellungen machen,
»schon« wird durch das Verb -mdra beendigen ausgedrückt;
ich habe schon geschlagen = ich habe beendigt zu schlagen : namastre
kutera.
»sogleich, bald, ich bin im Begriff zu« kann auch durch das Verb
ku-idya konunen ausgedrückt werden, z.B.:
iiaidya küfa ich sterbe bald, mir naht der Tod.
Das Passiv regiert oft den Nominativ, während es im Deutschen den
Dativ regiert oder man sich durch »man, es« ausdrückt, oder wo es im
Deutschen keinen Passiv gibt, z. B. :
häntu tibassimwa die Leute werden nicht gedankt, d. h. es wird den
Leuten nicht gedankt. (»Undank ist der Welt Lohn.«)
Hilfsverba.
Es gibt nur ein eigentliches Hilfsverbum: kü-wa sein, woraus
haben = sein mit = kü-wa m (oder 7ia) bildet.
kü-wa sein.
1.
nmdi ich bin
u-Ii du bist
a-li
tu-li
mw-li
ba-li
2.
na-ba ich war
wa-
ya-
twa-
mwa-
ba-
Das -U kann
auch fortgelassen
wer
den.
3.
na-halre ich bin gewesen
4.
nkd-ba ich war gewesen
wa-
uka-
ya-
aka-
twa-
tuka-
mwa-
mwka-
ba-
baka-
5.
ndd-ba ich wei*de
sein
6.
naku-bdire ich würde sein
ura - ba
usw.
ara-
tura-
mwra-
oara-
Herrmann : Luslba. 1 87
7.
Jcandd-ha wenn ich
})in
8.
rit-be ich möge sein
kord - ha
ti-he
kard - ha
ä-he
usw.
tu -he
mw-he
ha -he
verneinend:
1.
ti-ndi ich bin
to-ri
ta-ri
ütÜ-ri
timw - ri
Uhä-ri
nicht
2.
3.4.
^^«-ia^reichwarnicht,binnicht
to- [gewesen, war nicht g.
ta-
titu-
tim-
tiha
5.
8.
ti-nheyo ich werde, möge
6.
tinaku - häire ich würde nicht
to-
[nicht
sein
tiwaku- [sein
ta-
tiyaku-
usw. usw.
10. tinka -häire ich bin noch nicht, noch nicht gewesen, werde
toka- [noch nicht sein
taka-
usw.
(Imperative = Konjunktive.)
»Sein« im Konjunktiv vor einem Verb im Konjunktiv drückt eine
besondere Bekräftigung, Bitte usw. aus, z. B. :
mhe nimtere ich möge sein , ich möge ihn schlagen , d. h. laßt mich
ihn schlagen, möge ich derjenige sein, der ihn schlägt, ich werde
ihn ganz gewiß schlagen.
Von den Verben werden durch Stammänderungen neue Verben in
folgenden Formen abgeleitet:
1. Reziproke Form. Endung des Verbs -ana.
ku-tera schlagen, ku-terana einander schlagen, d. h. kämpfen
ku-hona sehen, ku-honangdna einander sehen, sichtbar sein
ku-gönsa lieben, ku-gondydnia einander lieben, in Frieden leben
ku-shüra grüßen, ku-shürana einander grüßen, sich begrüßen.
Die Konditional- usw. Formen dieser Verba enden auf -a7«e, z.B.:
teräine, honangaine, gondyälne, shuräine-
2. Angewandte Form. Vor das End-a wird -er oder -jr oder -wr
eingeschoben.
ku-Uta bringen, ku-letira bringen für, zu jemanden
ku-gdmha sagen, ku-gamhira sagen zu jemanden
kugwa fallen, ku-gxmra fallen wo hinunter
ku-sära gebären, ku-sartra gebären für jemanden.
Verbalstämme im Konditionale, Perfektum usw. endigen auf -w-e, z. B.
sarire, gwirire, gambire, lettre.
3. Die passive oder neutrale Form. Vor das Elnd-a wird ein
-k-, oft mit einem Hilfsvokal, eingeschoben.
188 Heremann: Lusiba.
ku-enda zerbrechen, Jcu-endeka {-endekire) zerbrochen sein
Jcu-abia zerstören, Jcu-ahika (-abiktre) zerstört sein
ku-ata zerreißen, ku-atika {-atiktre) zerrissen sein
ku-shumurüra öffnen, ku-shumurugüka {shumuruyukire) geöffnet sein.
4. Die kausative Form. Vor das End-a wird -iss oder -ess ein-
geschoben, oder -tsh unter Veränderung des dem a voi-angehenden Konso-
nanten.
ku-furüka entlaufen, ku-furtitsha veranlassen, daß jemand wegläuft,
zur Desertion verleiten;
ku-iruka fliehen, ku-irutsha veranlassen, daß jemand flieht, vertreiben,
in die Flucht schlagen;
ku-kuha hinaufgehen, klettern, ku-kuhissa hinaufheben.
Natürlich kann mau nicht von jedem \'erb alle 4 abgeleiteten Formen
bilden, sondern nur die eine oder andere.
Das Passiv der angewandten Form hat eine neue Bedeutung und
könnte als neue Form betrachtet werden, z.B.:
-yonsa lieben
-yonsira jemanden lieben, in jemand verliebt sein, 2. Form, Aktiv
-yunslhwa gefallen, 2. Form, Passiv.
Außerdem gibt es A'erba, welche nur in einer der abgeleiteten Formen
vorkommen, während ihr Stammwerb nicht mehr existiert, z. B.:
-rehissa vermindern; das nicht existierende Stammverb müßte ^<-reba
gering sein« geheißen haben;
-huydnyanwa sich begegnen ist das Passiv der reziproken Form eines
nicht vorhandenen Stammverbs.
Es ist richtiger, an Stelle des rohen Verbs die zweite angewandte
Form zu gebrauchen, besondei's da sich der Neger das Abstrakte des ein-
fachen Verbs nicht immer gut vorstellen kann; wenn er spricht: ich bringe,
ich sage usw., so denkt er sich inuiier eine Person, der er etwas bringt,
zu der er etwas sagt usw. ^
Liste der Verba.
Der veränderte Stamm ist jedem beigefügt.
sprechen, reden, sagen -ydmba {-yam- wivikQw -tiyissa {-tigtssise)
Ure) I bitten -shäba (shabfre)
schreien -tshura (-tshusire) = lärmen I danken, loben -ssima {-sstmire)
schreien, heulen (vor Schmerzen) wei- fluchen, schwören -rätra {-rafre)
nen -Ura {-lisire) schweigen, vei"schweigen -essisa {-essi-
rufen -birikira ( birikire); -eta {-essire) nse)
flüstern -ydmba bnce klagen, seufzen -yänia (-yanire)
flöten, pfeifen -turisa {-tiirise) grüßen -rdmia {-ramise) oder -shüra
singen -dyenya {-dyenytre) (shunre)
schnalzen -nonkea {-no7ikise) ' lehren -e^ytssa {-eyiss^ise) ; lernen -yeyi^sa
fragen -basa {-balise) j (= sich lehren)
antworten -etäba {jetahtre) zählen -bdra {-bastre)
Herrmann : Lusiba.
189
zeigen -oreka {-orektre)
den Ko})f in die Hand stützen -kndta
itdma
befehlen, beauftragen -tüma {-(umtre)
verbieten, verweigern -dnga {-angire)
lästern, schimpfen -dyuma {-dytimire)\
sich zanken -dyumdna {-dyumätne)
streiten -rwäna {-rwaine); -kungdna
{-kungaine)
kämpfen, fechten -terana {-teraine)
lügen -beya {-beire); die Wahrheit
sagen = nicht lügen
betrügen -niaga {-niagtre)
übervorteilen im Geschäft -ssira{-ssdre)
denken, nachdenken -tegeresa {-(egertse)
= aiifpassen, aufmerken
träumen -roia {-rössire)
wissen, kennen, verstehen, begreifen
•mdnia {-mamre)
finden -ronda {-ronstre)
messen, versuchen -renga {-rengtre)
heben -gonsa {-gondise)
wollen, mögen, wählen, wünschen,
begehren -enda {-ensire)', ich mag
nicht tindikwenda
warten -linda {-linsire)
lauern, aufpassen -una {-untre); -tegeresa
{-iegerise)
fürchten -tfna {-tinire)
plötzlich zusammenschrecken -kabardra
{-kabaratre)
sich schämen -bona nshoni (Scham sehen)
ehren -tangirtra {-tangirire)
sich erschrecken -etsliura {-^tshusire)
erschrecken, bedrohen -känga {-kangire)
sich freuen -shemererwa {-shemererwe)
suchen, j^^g^n -htga {-higire)
trauern ku-wa rie kibi (= sein mit
Trauer)
zürnen -kwdtwa kiniga (=: ergriffen
werden vom Zorn)
vergeben -garurtra {-garurire)
vergessen -ebwa {-ebtrwe)
irren, fehlen, sündigen -fakdra {-fakaire)
gebären -sara {-saire)
geboren werden -sarwa {-satrwe)
wachsen -küra {-kusfre)
himgern- bona nydra (Hunger sehen)
essen ^lia {-nre); Passiv -libwa {-rtrwe)
beißen -ruma {-rumire)
kauen, verschlingen -kanyüra {-kanyuire)
satt sein -iguta {-igüsstre)
dursten -kwdtwa irto
sich erbrechen -tdnaka (-tanaktre)
seine Notdurft verrichten -künia {-?iieire)
urinieren -niara {-niätre)
menstruieren -stra {-sisire)
saugen -onkia {-onkise)
trinken -künwa {-nwaire)
sich berauschen (an Wein oder Hanf)
-tamira {-tamire)
sich berauschen (an Tabak) -songa
(songire)
den Sonnenstich kriegen -reshwa
{-ressirwe)
waschen, baden -oga {-ogtre)
niesen -esseimüla (-esseimmre)
husten -körora {-köröire)
sich räuspern -kuküma {-kukumire)
blasen, hauchen -uä {-üire)
gähnen -eamitla (-eammre)
'schlafen -biama (-biamire) oder -nagtra
{-nagire)
sich putzen, stutzerhaft anziehen -etwara
(-etwete)
wach sein -imüka {-imiikire); av ecken
imutsha {-imütshire)
erwachen -imnkia (-imükwise)
ruhen -hümula (-humtdre)
Schmerz empfinden -nenwa {-nenirwe)
heilen -ktra {-kisfre)
lachen -sheka (shektre)
lecken -rämba {-rambtre)
küssen (unbekannt)
schwitzen küwa ne nvpita (== sein mit
Schweiß)
töten -ita {-isstre)
sehen -bSna {-boine), manchmal auch
(-bomre)
hören -urtra {-urire) ; horclien -tegeresa
oder -ururisa {-ururise)
kosten -rosa {-rorise)
190
Herrmann: Lusft
riechen, stinken -nuka {-nuhire)
riechen (aktiv) , schnüffeln -haga {-Tca-
gire)
fühlen, berühren, betasten -Tcoraköra
{-Jcorakostre)
den Beischlaf vollziehen -ishuga {-tshu-
gire)
zum Beischlaf verführen -sMha (shabire)
notzüchtigen -dmha {-ämbire)
gehen -genda {-gendre)
kommen -tdya {-isire) ; das i im Anfang
wii'd mit \ orangehendem a zum
Diphthong zusammengezogen; z. B.
Tcandäidya wenn ich komme
sich begegnen -hugänganwa {-hugan-
gäinwe)
landen =^ ausladen -ikura {-ikunre)
oder -ikurüra {-ikurunre)
landen :=^ ausgeladen werden, er-
reichen , ankommen -goba {-gobtre)
folgen, verfolgen -ondera {-ondtre)
jemandem begegnen, treffen -shdnya
(shangire)
erreichen -tka (-iktre)
umkehren, zurückkommen -ganika{-ga-
ruktre); -shuba {-shubire)
schicken, senden -shagdra {-shagaire)
eintreten, passieren, weggehen, heraus-
treten -taha {-taire)
auftreten -nbdta {-ribasstre)
einen Tritt versetzen, auskeilen -tha
mgere {-tese)
laufen, tliehen, weglaufen vor dem
Feind -iruka (irükire) Ton manch-
mal auf der vorletzten Silbe
kriechen -adyüra {-adyuire)
klettern -kuba {-kubtre)
ihegen -guriika {-gurukire)
fliehen, entlaufen (vom Sklaven) -furiika
{-furukire)
verlassen -reka (-rektre)
aufgehen (von der Sonne usw.) -shabüka
{-shahukire)
imtergehen (von der Sonne) -iowira
{-toicmre)
hinaufsteigen z. B. einen Berg -temba
{-tembire); auf einen Baum klettern
-kuba (-kubtre)
hinabsteigen , herabsteigen , herab-
klettern von einem Berg oder von
einem Baum -ssongöka (ssongoktre)
-kuburugüka (-kuburugukire)
stehen -emerera {-emerdre); aufstehen
-imka {-imkire)
stellen -emeresa {-emeresire)
erschüttern, schütteln z. B. einen Baum
-tshunda {-tshundre) oft auch ver-
doppelt tshundatshimda . um die
Intensität auszudrücken
ausschütteln vom Kleide z. B. Staub
-kunkumüra , {-kunkumurire)
zittern -tshündwa {-tshundrice)
hüpfen -tshöka (-tshoki're)
springen -gurüka (-gurukire)
tanzen, spielen -oiya (-otre)
mit den Füßen stampfen -oiyaoiya
stolpern, straucheln -ssitdra (-ssitatre)
fallen -^gwa {-gwtre)
fallen lassen -täissuka {-täi'<suktre)
ertrinken ^fa meise
schwimmen -sia {-snre)
fließen -gera {-gedre)
trommeln -tera ngöma
tröpfeln -tönia (-tontre)
anschwellen, voll werden -idyüra
{-idyurie); vom Geiliß, vom Fluß
u. dergl.
dasein, bleiben, wohnen -ikdra {-ikaire)
hocken, sich hinhocken auf das Ge-
säß, Knie hoch -shimtama {-shun-
tamire)
sitzen, sich setzen nach europäischer
Art -tanddma {-tandamire)
knien, sich hinknien auf beide Knie
-teka mädyui (-tektre)
knien, sich hinknien auf ein Knie
-teka küdyui kümwe
biegen, beugen -indmia {-inamfre);
-inika {-inikire); -konddmia {-konda-
mtre) (bedeutet auch: weich, bieg-
sam machen im Wasser)
legen, aufbewahren -bika {-biklre)
Herrmann : Luslba.
191
hängen (transitiv) -rerembia (-rerembise)
» (intransitiv) -rerembiioa (also
Passiv des vorigen)
henken, erdrosseln -niga {-niyire)
sterben -fa {-fwire)', (oft hört man auch
-fwa statt -fa
zwitschern -dynidya {-dyuigtse)
hinken -tshumhagira {-tshumbagire)
schief, krumm gehen -remdra {-rematre)
abreißen, trennen, zerreißen -tayüra
{-taguire)
abwischen, fegen -ererera {-erertre)
anfangen , vorangehen -bänsa (-bandlse)
anklopfen -Tiomdk&ma {-komaTcomire)
anzünden -bätsha (-bakise)
arbeiten -kora {-kodre)
aufrollen, rollen -singa {-singtre)
aufsetzen (den Hut) -eshweka {-esh-
wekire), eigentlich: yeshweka, d.h.
sich bedecken
ausbreiten -anika {-anikire), z. B. Zeug
zum Ti'ocknen
bauen -ornbeka {-ombekire)
bedecken -shweka {-shicektre)
einwickeln, binden -körna {-komire)
Flasche verschließen -fundikira {-fun-
dikire)
Topf mit Blatt zubinden -shemba
(shembtre)
beendigen -mdra{-mas(re); -aga{-agire);
kiramdra es genügt
bezahlen -rtha {-riire)
brechen, zerbrechen -enda {-endtre)
brennen (intransitiv) -ssorora{-ssorotre),
ist auch das Anbrennen der Speisen
im Kochtopf
brennen (transitiv) kokia {-öktse)
bringen, holen -leta {-lessire)
eintauchen -ibika {-ibikire)
erhalten, bekommen, empfangen -tura
(-totre); -abwa {-atrwe = Passiv von
-ua, geben)
aufsaugen -bdka {-baktre)
fischen -dyuba {-dyubire)
flechten -ruka {-ruktre)
führen -ebembera {-ebembtre)
füllen -idyusa {-idyusire)
geben -ua {-mre)
ausschütten, weggießen -shisha {-she-
shtre)
ausgießen (aus der Flasche) -füka
{-fukire)
Fallen stellen -tega {-tegtre)
faulen, verfaulen, verderben -dyünda
{-dyunstre)
graben -ssimba {-ssimbire) ; ackern -lima
{-limire)
begraben -Itma nidnga
greifen, halten, festhalten -kwata
{-kwassire)
hauen, schlagen -tera {-tftre)
abhauen -tema {-temtre)
Handel treiben , verkaufen -tünda {-tun-
sire)
heben -shutüra {-shutufre)
heiraten -shwera {-shwetre)
das Brautgeld zahlen -sserera (sserenre)
hüten -Itssa {-lissire)
jäten -lima {-limire)
kaufen -güra {-gusire)
kitzeln -sigita {-sigitire)
kneifen -kusMna (-kushunire)
kochen -tshiimha {-tshumbire) transitiv,
-bira {-bisire) intransitiv
kratzen , sich am Körper, eaga (-eagtre)
= ku-ye-aga
kratzen, schaben, z. B. ein Fell -kica-
rüra (-kwarurire)
still sein -reka yombo
lassen -reka {-rekire)
verlassen, wegwerfen, von sich stoßen
-naga {-nagire)
löschen -rasa {-rarise)
lösen, erlösen -kingura {-kinguire)
machen -gira (-gisire)
anlügen, zum besten halten -lemba
{•lembtre)
mahlen ^ssa {-ssalre)
mischen = kämpfen -terana {-teraine)
nähen -basira (-bastre)
nelimen , hervorholen , herausholen
-iya {-Tire)
192
Herrmann : Lusfba.
öffnen , z. B. Tür -kinyüra {-kinguire)
, z. B. eine Last -shümurura
i^-shumuruire)
abwehren, parieren -kinga {-kingire)
quälen -kungdna {-kungaine)
ärgern, höhnen -dyuma {-dyumire)
zerreiben =r mahlen
anstreichen -oma (-omtre)
retten , helfen -dyüna {-dyuntre)
rösten -kdra {-kadre) (Fleisch an Stäb-
chen oder im Gefäß)
rudern -huga {-hugire)
säen -biara {-hiäire)
sammeln -shombosa (-shombfn.se)
schälen, z. B. Bananen -aia {-asstre)
ausschälen, bei Hülsenfrüchten -tön-
dora (-tondotre)
schießen mit Gewehr -tera
Pfeil -räsha {-rasstre)
schleifen, wetzen -wra {-ioire)
schneiden -shdra {shasire)
stechen -kosa {-karise)
durchbohren mit Speer, Messer usw.
-fümula {-fumutrc)
Loch bohren -igüra {-igutre)
stehlen -iba {-ibire)
strafen -iya büri (die Rüpelhaftigkeit
austreiben) {-iire)
tätowieren -tematema {-tematemire)
tauschen -hinga (-hingire)
teilen, verteilen -gdba {-gabrre); -t?ka
{-tekire)
tragen -ttoara {-tweie)
treffen -ieba {-tebire)
vertreiben -binga {-bingtre)
verbergen -shereka oder shereka
(sherekire)
verwüsten, verderl)en, zerstören -abia
{-abise)
sich beim Häuptling versammeln zu
Tanz oder Krieg -tora {-töire) s. auch
»empfangen«
zum Häuptling zum Empfang oder in
dessen Gefolge gehen -kurdta {-ku-
rassire) {-kika ist ein Lugandawort,
wird aber fast immer statt -kurdta
gebraucht)
verletzen , verwunden -kosa (-korise)
verlieren -bura {-busire)
verschließen -kinga {-kingire)
, verstopfen -igdra {-igdire)
Wunden verbinden -tonelta {-tonekire)
umdrehen, oben nach unten -ijidüra
{-indutre)
drehen -garüra (-garmre)
werfen -shdbura {-shabtiire); -tshutssa
{-ishuissise)
zerreißen -tdgura {-taguire); -tentemüla
{-tentemuire); -ata {-atise)
zerstreuen -Uba (-bibtre)
ziehen -niurüra {-niuruire)
verklagen -töidya {-toisire)
richten, Urteil sprechen -ramüra {-ra-
muire)
besiegen -ssinga {-ssingire); -lema {-le-
mtre)
schenken -gemula {-gemuire)
rasieren -moissa {-moissise)
bellen -hoigoka {-böigoktre)
anfahren, anschnauzen, kiuirren -ru-
ruma {-rurumire)
trotzen -tshusa {-tshurise)
verachten -sira {-sistre)
borgen -eora (-eoire)
verborgen -eosa {-eoise)
Weg schließen durch einen darauf-
gelegten Zweig usw. -igdra {-igdire)
donnern -hinda {-hinsfre)
gewinnen, Profit haben -inditra {-in-
diäre)
aufgehalten werden , Verzögerung ha-
llen -kerererwa {-kererirwe)
herausgehen, kommen, aufstehen -ruga
{-rugire)
zugeben, bestätigen, gehorchen -ikirisa
{-ikiristre)
krank werden -ruara {-rtiatre)
herausholen, herausheben, hochheben
-niuküra {-niiikitrire)
Bitterkeit schmecken -sharirirtca {-sha-
rirince)
Hkrrmann : Lusil:
193
beneiden -sstnda {-ssindtrc)
verweigern -dnga {-angtre)
nachsehen, suchen -tga {-igire)
setzen, legen, stellen, hintun, ablegen
-ta [-taire)
passieren, vorbeigehen, gehen auf
einem Wege -rdba (-rabtre)
rösten, in den Kohlen braten -otsha
(-ofsMre)
einladen, verladen -ssdhara {-ssahatre)
aufhalten, zurückhalten, verhindern
-tdnga {-tangire)
müde werden, besiegt werden -lemwa
{-lemirwe)
genug haben , satt sein -igüta {-igussire)
hineinsehen (z. B. in ein Loch) -hmi-
kirtsa (-Jcunikirtse)
herumgehen -sönga (songire)
betrogen, belästigt, aufgehalten werden
-shakürwa {-shalcurirwe)
gefallen -gonstbica {-gonstbwe)
vermehren -tao ndi (= hü-ta o -ndi,
d. h. dort dazutun andere)
vermindern -iyao ndi (= liu-iya o ndi,
d. h. dort wegnehmen andere) ndi
erhält hierbei natürlich sein ent-
sprechendes Präfix
vermindern -rebessa {-rebessire)
übertreffen -Mra {-histre) oder -ssinga
schmecken, kosten -rosa (-rosire)
sündigen, sich vergehen, Unrecht tun
-fakära {-fakäire)
abnehmen, weniger werden -Mya
{-Tcdre)
abreißen (Rinde vom Baum), quetschen,
Haut abstoßen (von der Schlange)
-sJiushubüra {-shushubmre)
Abschied nehmen -rdga {-ragire)
abhäuten, das Fell abziehen -wdga
(•wagtre)
trocknen (intrans.) -Jcöma (-koniire)
(trans.) -hömessa {-komessise)
ähnlich, gleich sein, sich ähneln -shu-
shdna {-shushdine) bei Dingen , -shu-
shandna (shushandine bei INIenschen
sich wundern, staunen -kidsha (-kiashtre)
anstaunen -shamara (shamäire)
die Augen vor Verwunderung auf-
reißen -tunulira {-tunuUre)
sich anziehen -dyuara {^dyuaire oder
-dyuete) beide Formen haben dieselbe
Bedeutung
sich ausziehen -dyura {-dyuire)
sich aufschürzen -fungirira {-fungirtre)
aufpassen -vessise {-vessirise)
das Zeug zwischen den Beinen durch-
ziehen und hinten zusammenbinden
-binda {-binsire)
plötzlich aufspringen -ssubutüka {-ssu-
butuMre)
ausspucken ^tshwa {-tshwtre)
durch die Nase ziehen und spucken
-kondöra {-kondötre)
den Mund ausspülen -dyugäta {-dyu-
gussire)
auswandern -tamwa {-tamire)
festmachen -gumtssa {-gumissise)
Knoten binden -shumika {-shumikire)
Holz behauen -shongöra (shongoire)
ein Kind durch Schaukeln beruhigen
- tshutshunsa (- tshutshurtse)
blinzeln -okea {-okise)
kastrieren -shimüra (shummre)
längliches Knäuel binden, einen Strick
zusammenfalten -iöka {-toMre)
sich unterhalten, sich beraten -fumöra
spazieren gehen, herumgehen -bünga
{-bungire)
herumschicken -bündya
ansehen , betrachten -reba {-rebire) oder
-rola {-rölire) idyoröle!{= tdya u role)
komm, du mögest sehen, komm und
sieh selbst! hierhergeschaut! Auf-
gepaßt !
Mitt d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. TIIAbt.
1 94 Herrmann : Lusi'ba.
Zwei Tierfkbeln.
In der ersten Zeile stehen die Worte so wie sie beim Erzählen
wirklich ausgesprochen und zusanunengezogen werden; in der zweiten Zeile
stehen die grammatikalisch richtigeren Formen bzw. die Zerlegung der
zusammengezogenen Wörter und der Konjugationsformen.
ntdle yasarenyüdyu yasarenkuba yasarembögo
ya - sara - nyüdyu
Die Löwin gebar den Elefant, gebar den Blitz, gebar den Büffel,
yasarempissi yasareniemera yasarenyugu
gebar den Leopard, gebar das Hartebeest, gebar das Nilpferd,
yasarenyamelshwa sona hagenda kuhiga. enywna
ha-genda nyüma
gebar die wilden Tiere alle; sie gingen zu jagen. Dahinter, d. h. nacli ihnen
ruaidya iMtshunkubaka ruamuamasi
ru-a-tdya ru-a-m-ua masi
kam (P^igenname eines bösen Geistes) er gab ihr (der Löwin) Kot,
yagalia. wäigoro bwatidöe hmdya bona yabagamhira
ya-ga- lia bwana - be ba - tdya ya-ba- gambira
sie aß ihn. Abends ihre Kinder sie kamen alle, sie sagte ihnen:
IMtshunkubaka rndmpa masi nälia nintina rutafiiia
ru-a-mpa ru-ta-ni-ite
L. er gab mir Kot, ich aß, ich fürchtete, daß er mich töte.
(er möge)
etnpissi agämba rulinde ndyenduite.
ya-gämha n-ru- linde i'idye-n-ru-ite
Der Leopard sprach, ich möge ihn erwarten, laßt mich kommen, laß mich
(will) ihn töten, d. h. ich werde
ihn schon töten.
kaibabalio ruaidya yaruböna mirembo
ka-ra-ba-alio ru-a-idya ya-ru-böna mu-irembo
Als er (der Leopard) dort war, kam er (L.); er sah ihn in der Tür,
(als er war, er ist dort)
nina yagirati nduro. emphsi yarabona yarutina
ya-gira ati ya-ru-böfia ya-ru-ttna
seine Mutter sie machte so: da ist er. Der Leopard sah ihn, fürchtete ihn:
maue tinduite ilia masi. wäigoro bagarüka.
tin-ru-ite ba-garüka
"Mutter! ich möge ihn nicht töten! iß den Kot!« Abends kehrten sie zurück,
(kann) (die Kinder)
yabagambira narutina. nyüdyu agiräü
ya-ba- gambira na-ru-tma a-gira äti
Er (der Leopard) sagte ihnen : ich fürchtete ihn. Der Elefant er machte so,
(den Geist)
Herrmann: Lusiba.
195
nyüdyu
yarulinda. haltnya bayenda. nyuma Lutsh. yaidya
ya-ru- linda ha - genda ya-idya
eigtl. rua-
er erwartete ihn. Die andern gingen fort. Nachher L. er kam, der Elefant
yaruhona yatina yagiräti maJue ilia masi. wäigoro haidya
ya-ru-hona ya-fina ya-gira ati ha-idya
sah ihn, fürchtete er machte so : »Mutter iß den Kot!« Abends kamen sie
(sagte)
hwäna höna yahagamhira nashnwa
ya-ha-gambira
die Kinder alle. Sie (die Löwin) sagt ihnen: ich bin zurückgekehrt
(ich habe schon wieder
nagalia masi. hagamhirdna nöararinda
na-ga-lia ha-gamhirdna noöa-ra-linda
ich habe ihn gegessen den Kot. sie sprachen zueinander: wer Avird warten?
Kot gegessen) (aufpassen)
hagamhati kialema empissi ne nyüdyu nöarakita
ha-gdmhä-ati Ici-a-lema noöa-ra-M-ita
sie sprachen so: es besiegte den Leopard und den Elefant, wer wird es töten?
(ki z= es bezieht sich hier auf kintu das Ding, das böse Ding)
yagurdho Jiküba yakilinda yagambiremne
ya-güra-ö ya-Tti-linda ya-gambira nina
Wo er trat hervor der Blitz, er erwartete es, er sagte zu seiner Mutter:
ilia masi neiwe
ne iwe
iß den Kot und du
ruäidya
Wem
Tcarvmdya ruJcakugambira
ka -ru-ra- tdya ru-ka-ku- gambira
besser: Ica-ru-ku-
er (der Geist) kommt, wenn er dir sagt:
rugambire
u-ru- gambire
sage ihm:
ruagambira
er sagte
neiwe ugalie.
neiwe u-ga-lie
»und du iß ihn«,
(iß ihn auch)
nina leta
Jcayaikdra
ka-ra-ikdra
Als er blieb (der Blitz) kam er (der Geist),
kigega
küe masi
n-ku-ue
der Mutter: gib ein Körbchen, daß ich dir gebe Kot;
kayamgambira ruäidya kumita
ka - ra -m- gambira ru-a- idya ku - ?« - ita
Als sie ihm sagte, kam er, um sie zu töten ;
yaruita yarushereka
ya-ru-ita ya-ru- shereka
er tötete ihn (den Geist), er versteckte ihn ;
bwandhe baidya bambdsa maue wagälia
ha-idya ha-m-bdsa wa-ga-lia
ihre Kinder kamen, sie fragten sie (die Mutter): Mutter, hast du den Kot
13*
^ira neiwe ugälie.
ya-m- gamb ira ne iwe u-ga-lie
sie sagte ihm: »und du iß ihn«
nküba yaruga igüru
ya - ruga
der Blitz kam aus dem Himmel
196 Herrmann: Lusiba.
masi'^ yaikirtsa nagälia. nküba yaydmba
ya-ikirisa na-ga-lia ya-gdmha
gegessen? sie gab zu: ich habe ihn gegessen. Der Blitz sagte:
narutta. halinya hagiraü noheya yagdmha mshuture
na-ru-ita ba-gira äti no-beya ya-gdmha m-shuture
ich habe ihn getötet. Jene machten so: >.du h'igst« ; er sagte: hebt ihn auf,
bashutura haleta babona bamsstma
ha-shutura ba-m-sstma
sie hoben auf (den Geist), sie brachten, sie sahen, sie lobten ihn (den Blitz):
ulimsheidya bamaräibilo bibili ninäbo yaruära
u-li-msheidya ba-mara bilo
du bist ein Mann; sie beendigten Tage zwei, ihre Mutter wurde krank,
(blieben)
yabeta yabagambirdti ndidya kitfa. nyugu naküa
ya-ba-eta ya - ba - gambira ati na-idya na-ku-üa
sie rief sie, sie sagte ihnen so: ich komme zu sterben. Nilpferd, ich gebe dir
(ich werde bald sterben)
mme nyüdyu nakua irünyu, ntdle nakuirnngu
na - ku - Tia irüngu
das Wasser, Elefant, ich gebe dir die Wildnis , Löwe, dir gebe ich d. Wildnis,
nyameishwa sona nakuirüngu bdntu
na-ku- Ua irüngu
wilde Tiere alle dir (euch) gebe ich die Wildnis, die Menschen
barabababeita nküba mwana-
ba-ra-ba-ba-ba-Tta mvcana
sie werden sein sie töteten sie , Blitz , Kind
(d.h. den Menschen soll es bestimmt sein, sie zu töten)
wdnge nküra nakueigüni. ubenotta
wdnge na-ku -tia igürn übe no-ita
mein großes, dir gebe ich den Himmel. Du mögest sein, du tötest
(dir soll es gegeben sein, zu töten)
bdntu. tnie ndfa ilöko mwtdhe.
die Menschen. Ich, ich sterbe, vorwärts, geht!
(eigtl. ich starb)
empissi na kdmi nabaniendbo bagurente.
ne ne banina babo ba-gura ante
Der Leopard und der Hase und ihre Mütter kauften Rindvieh.
yagdmba iuite banieneitshwe. empissi yatta
tu-tte ba-nineitsliwe ya-ita
Der Leopard sagte: laßt uns töten unsere Mütter. Der Leopard tötete.
Herrmann : Lusiba. 1 97
kämi yashereka yamremba emptssi ntinamutta maiie
ya-m-lemha nti-na-m-ita
Der Hase A^ersteckte, er betrog denLeopard: «also ich habe dieMutter getötet.«
empissi yagenda Jculissmle. Tcilo Mndi hdmi yaltssa
Jcu-lissa ente
Der Leopard ging das Vieh zu hüten. Den andern Tag hütete der Hase,
yagenda yälia wanma. empissi yahasehdmi
ya-hdsa Ttämi
er ging, er aß bei der Mutter. Der Leopard fragte den Hasen:
ntiwalidici ya-gambäti ndlia hushawahiremba.
nti wa-lia MM ya-gdmba äti busha bwa Jciremba
was hast du gegessen? er sprach so: «ich aß Kot des Rindviehs.«
empissi yagdmba Tcanshubeyo ngende
Tta-n-shube-o
Der Leopard sagte: und ich möge dorthin zurückkehren, ich möge gehn,
Icalie Tcayagenda yalia yasharirirwa mükdnwa
richtiger: Tca-ndie
und ich möge essen; und er ging, er aß, er hatte Bitterkeit im Mund;
yashüba atiwandemba. bvodnkia kdmi yagenda
ati wa-ni-lemba
er kehrte zurück: »so betrogst du mich.« Den andern Tag ging der Hase
kuUssa yarumwa nydra yagenda külia xmnina.
ya - rumica
zu hüten, er wurde vom Hunger geplagt, er ging zu essen bei der Mutter.
empissi yagenda kutegeresa yaunra yalia yaitamna
ya-ita nina
Der Leopard ging aufpassen, er hörte, er aß (d. Hase); er (d. Leopard) tötete.
kdmi. kdmi atindamlemba
ö kdmi ati-nda-m-lemba
die Mutter des Hasen. Der Hase (sagte): »so werde ich ihn betrügen.«
yagenda Miitente nempissi talw.
ku - ita - ente ne - empissi
er ging zu töten ein Rind, und der Leopard, er ist nicht dort (abwesend).
yagibdga yatwdla magufa yatammwdnda
ya-dyi-bdga ya-ta-mu-mwdnda
er (der Hase) zerteilte es, er nahm die Knochen, er legte auf den Weg
gobalikurdba minofu yatamgwigaire.
go-ba-li-ku-rdba ya-ta-mu gu-igaire
richtiger: gu-o- (hier ist zu ergänzen: mwända)
den wo sie sind zu passieren, das Fleisch legte er auf den verschlossenen Weg.
(den sie passieren mußten)
198 Herrmann: Lusiba.
mtwe yata mrutatenga mtesataha
mu-rutatenga ente sa-taha
Den Kopf steckte er in zngeAvachsenes Wasser, das Rindvieh (das andere)
yagambirempissi kiremhomwe
ya-gamhira empissi kiremha ömwe
gingen fort (nach Haus). Er (der Hase) sagte dem Leopard: ein Rindvieh
yagwa mrutatenga. empissi agiräti tugende tuige
fiel ins Moor. Der Leopard machte so: laßt uns gehen, laßt uns nachsehen;
haimka bagenda haTcibona ntikwäta tuiyeho
{nti = so) tu-tya-o
sie standen auf, sie gingen, sie sahen es. » So ergreife, wir wollen es hier herausholen,
baTcwata haniuküra haiydho mtugüsha. kämi
ba -iya-o ihtwe - gusha
sie faßten zu, sie hoben hoch, sie holten dort heraus nur den Kopf. Der Hase
(den leeren Kopf)
yagambirempissi: kakugambira tuniuküre möpla
n-ka-ku-gambira tu-niuküre
sagte dem Leopard: ich hatte dir gesagt, laßt uns hochheben langsam,
waniuküra na mani. mifce bagmiäga bagaritka.
ba -gu- näga
du hast hochgehoben mit Gewalt. Den Kopf, ihn warfen sie weg ; sie gingen zvu-ück.
kdmi yagambirempissi rabamwdnda gwigäire
räba mvcanda gu-igaire
Der Hase sagte dem Leopard: Gehe auf den Weg. der verschlossen ist.
(er war verschlossen.)
empissi yaydnga ndarawogu gnlikurdba bäntu.
ya-ye-dnga nda-rdba ogv gu-li-ku-rdba
besser : baligukuräba
Der Leopard weigerte sich: ich werde diesen gehen, welchen sie gehen, die Leute.
kämi yagambäti ilöko! empissi yagenda nyirönda magüfa
richtiger :
ya-ga- ronda
Der Hase sagte ihm : Vorwärts! Der Leopard ging, er fand sie, die Knochen
rie kdmi yagenda naronda minoftt hagöba mwäbo.
und der Hase ging, er fand das Fleisch, sie erreichten bei sich.
(die Fleische) (kamen nach Hause)
empissi yalirammwdnda yamara kami kötsha
ya-lia mu-mwdnda a-ka-otsha
Der Leopard aß auf dem Wege . er beendete . der Hase er röstete
(es aß alles auf) (er hatte geröstet)
empissi aikdra nareba yamshäba kämi nainie
ya-ikara na-ya-riba ya-m-shdba rie mie
der Leopard er blieb und er betrachtete, er bat den Hasen: »und ich.
Herrmakn
: Lusiba.
199
rhpae nydma
gieb mir Fleisch ,
ndie
daß ich esse. -<
yamgirati
Er sagte ihm
ycaie
: deins
wdlia
aßest du?
wamdra kämi gambira
ya-gamhira
beendigtest dui* Der Hase sagte: di
JcwTyelUso limo
u-hu-iye lisso
\ mögest dir ein Auge herausnehmen.
yagirati
ya-gira ati
er (Leopard) sagte
iloko
: \'orwärts , nimm
iydmo
iya - mo
es hier heraus;
yaiydmo
ya - iya - mo
er nahm es heraus,
yamua nydma
ya-m-ua
yagirati
ya-gira ati
shtiha
u
uiyemo
- iye - mo
nibi
ne- ebi
er gab ihm Fleisch. Er (Hase) sprach: kehre zurück, nimm heraus und dieses,
(nimm auch noch das zweite heraus)
rhpae ndyindi yamwiya yamua
ne- Itndi ya-m- iya ya-m-ua
gib mir und jenes, er nahm es ihm heraus, er gab ihm (Fleisch),
(gib mir auch das andere)
yamdra yäfa.
er beendete es, er starb (der Leopard),
(als es beendet war, starb er)
Sprichwörter.
bwmu nio bwenu alikugämba nmkea na beya
heute ist heute; er sagte: morgen, er lügt.
(Morgen, morgen, nur nicht heute, sprechen alle faulen Leute.)
utabonempia uJcateiitemüla nküru
du mögest nicht sehen das neue, du hattest zerrissen das alte.
(Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.)
Jtoahmne nihoTcaue
wo du hast gesehen, das ist deins.
(Besser ein Spatz in der Hand, als zehn auf dem Dache.)
roJcushakürwa rusönga
rugendo rüa Jcu-shakärwa rüa-songa
der Weg des Betrogenvverdens. der Weg ging herum ; d. h. wenn du
auf dem direkten Wege nicht gehen kannst, so gehe herum.
(Eile mit Weile.)
ngende niemanire {na-ye-manire)
ich möge gehen, ich habe mich gekannt; d.h. als vorsichtiger Mann
habe ich mich mit allem nötigen versehen; ich bin bereit, reisefertig
usw. (entspricht dem Sprichwort der Zanzibariten : hakiba kibindöni).
bäntu tibassimwa
den Leuten wird nicht gedankt.
(Undank ist der Welt Lohn.)
200 Heremann: Lusiba.
Mhitshänge nitsho Mrüngi (zu ergänzen Mnlu)
mein schlechtes Ding das ist schön.
(Jeder Narr liebt seine Kappe; die Geschmäcker sind verschieden.)
tialk) münwa guroresa güno
{Tcu-rosa schmecken, -roresa etwas schmecken)
es gibt keinen Mund, er schmeckte dort (der von ferne schmecken
kann), d.h. laß mich kosten, vielleicht schmeckt mir gut, was dir
schlecht schmeckt (de gustibus non est disputandura).
Das Vaterunser.
(Die unterstrichenen Worte sind dem Kisuaheli entlehnt.)
Ishetshwp, alio muigüru.
tussime ibdra Haue.
mani gerne gaidye kweitu. iubikinse bigdmbo biaue rnuigüru ne muUmwengu.
hiokülia beitu tüpae bilo bona.
utugarurire Jcatura/dkara , rie turabagarvnra bänhi babäire bafakälre.
umirütshe msimu rhbi mvmigdnya yeitu rie ututge bübi bona.
ne buküru bona ne mani göna ne magesi göna nigo gaue tdngu milele
husima milele. Amtna.
Unser Vater er ist im Himmel; wir wollen Deinen Namen preisen;
Deine Kraft komme zu uns ; wir wollen Deinen Reden gehorchen , im Himmel
und auf Erden; unser Essen gib uns alle Tage; vergib uns, wenn wir sün-
digen, und wir werden den Leuten, welche sündigen, vergeben; vertreibe
den bösen Geist in unsere Herzen und nimm von uns weg alle Schlechtig-
keit; und alle Macht und alle Kraft und alles Wissen das ist bei Dir von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Proben von Namen.
1. Männlich.
Kissebuka, Bwama, Radiümbu, Tegameisho, Katshuvo, Mutu, Munidge,
Katavasi, Birwdnga, Luessabula , Kera, Lnbangirdna, 31sseknla, Biabüsha,
Vatshuvtra, Kadyahura, Kabikome , Kagöko, Käntu , Ba?tdfhu, Bintatünga,
Buandüru, Luabuyüngu, Kabwera, Tshobia, Ruitäma, Kildli, Gimbt/a, Nia-
kamare , Lutdssekwa.
2. Weiblich.
Kidnge, Niabuhoro , Mwendera, Kampa, Tegdna, Nsheka, Kaihüra,
Mfüra, Bitinde, BahaMya, Indura, Bwemero , Yambika, Mkatundu, Garin-
gc^ni, Mkarvani, Tunire, Ngumtssa, Ndimuno, Tindibensa, Mkanise, Tindiebwa,
Ntandirege, Bukisa.
201
Linguistische Studien in Ostafrika.
Von Carl Meinhof.
Einleitmig.
Vom August des Jahres 1902 bis zum Februar 1903 habe ich mich in
Sansibar und Deutsch - Ostafrika aufgehalten, um meine phonetischen Beob-
achtungen an Ort und Stelle nachzuprüfen, zu berichtigen und zu vervoll-
ständigen. Ich habe meine Untersuchungen auf eine große Anzahl von
Sprachen der Bantugruppe ausgedehnt und auch versucht, in Sprachen ein-
zudringen, welche nicht zu dieser Gruppe gehören. Selbstverständlich
waren diese Forschungen sehr verschiedener Art. Im Suaheli sind z. B.
die grammatischen Formen längst festgelegt und gut bekannt. Ich konnte
mich also hier auf das beschränken, was umstritten oder sonst zweifelhaft
war. Im Sambala waren umfassende Vorarbeiten geschaffen — meine Auf-
gabe konnte hier nur sein, an den Stellen einzugreifen, wo meine Vorgänger
ein sicheres Resultat nicht gefunden hatten. In anderen Sprachen, wie in
den Sprachen der Mbugu und der Ndorobo, fehlten alle \'orarbeiten. Hier
mußte ich versuchen, Erstlingsarbeiten zu schaffen.
Selbstverständlich waren auch die Gewährsmänner für die einzelnen
Sprachen an Zahl, Intelligenz und Zuverlässigkeit verschieden. Auch war
die Zeit sehr verschieden, in der ich diese Gewährsmänner zur Verfügung
hatte. Und schUeßlich ist in den Tropen die Sicherheit der Beobachtung
noch mehr als in Europa durch die größere oder geringere körperliche
Frische des Beobachtenden beeinflußt. Dementsprechend ist der Wert
dieser Sammlungen natürlich sehr verschieden, und ich werde, ehe ich
Zusammenfassendes sagen kann, erst auf jede einzelne Sprache im besonderen
eingehen müssen. Ich beginne mit den Bantusprachen und gebe im folgenden
zunächst einen kurzen Aufsatz über die bekannteste und wichtigste Sprache
Ostafrikas, das Suaheli.
Daß es mir ermöghcht ist, die Untersuchungen, über deren Ergeb-
nisse ich in den folgenden Studien Kechenschaft ablege, an Ort und Stelle
vorzunehmen, verdanke ich der Gnade Sr. Majestät des Kaisers, durch die
mir die nötigen Mittel aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds bei der
Reichskasse bewilligt wurden, dann aber auch den maßgebenden Persön-
hchkeiten im Reichsschatzamt, im Kolonialamt und im Kultusministerium,
welche die Gewährung dieser Mittel so wii-ksam befürwortet liaben.
Außerdem ist es mir ein Bedürfnis, allen den Ileiren Beamten und
Missionaren, Deutschen und Engländern, die eifrig und nachhaltig meine
202 Meinhof: Linguistisclie Studion in Ostafrika.
Forschungen unterstützt haben, meinen aufrichtigen Dank auch an dieser
Stelle auszusprechen. Ich hoffe, daß meine Studien für die Entwicklung
der deutschen Kolonie von Nutzen sind, und daß sie den Herren, die prak-
tisch mit den Sprachen Afrikas zu tun haben, ihre Arbeit erleichtern werden.
Wenn diese Hoffnung mich nicht täuscht, so bitte ich, diese Studien als ein
geringes Zeichen meines Dankes anzusehen.
I. Suaheli.
Quellen.
1. Abdurrahman bin Sadiq, geb. in Sansibar, Araber, Dolmetscher bei
dem deutschen Konsulat in Sansibar.
2. Djuma bin Abdallah, geb. in Maskat, wohnt in Sansibar.
3. Osman bin Said, ein Beduine aus Jemen vom Stamm der Kunud.
(Miqdad el Kindi), 30 Jahre alt, Dolmetscher beim Kaiserlichen Bezirksamt
in Daressalam.
4. Mwalim Nusra bin Maullid, geb. in Amu, wohnt in Daressalam.
5. Omar bin Stambul, ein Suaheli, zweiter Wali in Tanga.
6. Hamed bin Ilamis aus Mvita.
7. Der Schreiber Shame in Wilhelmsthal, ein Suaheli.
Die bereits sehr umfangreiche Literatur des Suaheli setze ich als be-
kannt voraus.
In S. 54 f. meiner »Lautlehre« hatte ich nachgewiesen, daß i und u
im Suaheli doppelte Funktion haben, sie stehen statt des ursprünglichen i
und u und statt i und u {i und «).* Meine Untersuchungen bezogen sich
also darauf, ob dieser Unterschied in der heutigen Aussprache des Suaheli
noch hörbar ist. Abdurrahman glaubte einen solchen konstatieren zu können,
indem er z.B. das u in ttona »senden» (urspr. «) dem o ähnlicher fand
als das u in mafuta »Fett- (urspr. «). Ebenso in tukana »schimpfen«, yule
»jener« (urspr. «) h'/.w.fuya »Tiere zähmen«, mika »einen Fluß überschreiten»,
vuma »brausen« (urspr. u). Bei den ersteren Lauten zog er die Mund-
winkel ein , bei den letzteren (in fu-, vu-) nicht.
Ähnlich lag die Sache bei i und i-, ^■- Laute, die als Vertreter von
urspr. i auftraten, sprach er mit eingezogenen Mundwinkeln, «-Laute, die
für urspr. / eintreten , mit breitem Munde (auseinandergezogenen Mund-
winkeln). Jedoch liegt die Sache offenbar so, daß die Silben/«, vu, si,
si,ß, dji, zi, vi, in denen allein ja ursprünglich geschlossene (schwere)
Vokale auftreten, durch die Veränderung des Konsonanten schon genügend
von den Silben unterschieden sind, die offene Vokale enthalten, nämlich
ku, tu, pu, u (gu), ki, ti, pi, i, li, wi. Für das Sprachgefühl des Suaheli
1 Ich habe in meinem »Grundriß der Bantusprachen« statt i und « einfach
i und M, statt i und ;/ aber i und ü gescluieben. Ich halte obige Schreibung für
korrekter und habe sie deshalb jetzt eingeführt.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 203
liegt also der Unterschied der beiden Silben nicht mehr im Vokal, sondern
im Konsonanten, und er glaubt, daß er die Vokale etwas verschieden spricht,
weil ein anderer Konsonant vorhergeht, und nicht, daß der Konsonant
durch den anderen Vokal erst hervorgerufen ist. Aber selbst wenn ein so
sorgsam beobachtender Mann wie Abdurrahman einen Unterschied heraus-
zuhören glaubt, so ist doch fiii- die Sprache im allgemeinen ein solcher
noch nicht festzustellen. (Allerdings hat Nusra aus Amu mir die Vokale
ebenso vorgesprochen, und beider Aussprache stimmt mit meinen theoretischen
Anschauungen überein). Aber ich habe beim Gesang in den Gottesdiensten
der U.M. in Sansibar und Kiungani wochenlang fast täglich zugehört, und
es ergab sich, daß ganz zweifellos manchmal zum Schluß der Zeile w,
manchmal u gesungen wurde. Ich hörte aber bald, daß hier kein etymo-
logischer, sondern lediglich ein musikalischer Grund vorlag; blieb die Stimme
schweben nach dem ersten Halbvers des Psalmes , so klang der Vokal wie
u, sank die Stimme am Schluß des zweiten Halbverses, so klang der Vokal
wie u, in beiden Fällen ohne Rücksicht auf die Etymologie. Ich bin des-
halb der Ansicht, daß Abdurrahmans und Nusras abweichende Mundstellung
in/«, vu, si usw. besser auf die Bildung der Frikativlaute als auf die der
Vokale zurückzuführen ist.
Danach war das Resultat in bezug auf den Unterschied von n und
u, i und i negativ.
Zu demselben Resultat kam ich bei § und e, o imd o, nur noch mit
größerer Bestimmtheit. Meine Behauptung auf S. 55 des »Grundriß«, daß
ona »sehen« ein g habe, während sonst o im Suaheli vorkommt, ist un-
richtig. Sämtliche Suaheli, die ich gesprochen habe, sprechen alle e und
0 gleich, und zwar nicht ganz so w^eit wie die Südafrikaner, offenbar aus
dem Grunde, weil sie nicht ^ und e, o und o zu unterscheiden haben. Man
könnte also phonetisch beide Laute als e und o schreiben und halb offen
(halbweit) nennen. So z. B. ist auch in yetu »unser«, wevi (statt ica-ivi)
»die Diebe«, tvengi (statt wa-ingi) »viele« das e derselbe Laut wie in anderen
Suaheliworten.
Die bisherige Auffassung der Semi vokale w und y bedarf aber der
Berichtigung; lo steht nach S. 54 »Grundriß« für urspr. v, in anderen Fällen
vgl. S. 62 »Grundriß« ist es aus urspr. u entstanden. Gutsprechende Suaheli
machen zwischen diesen beiden w einen deutlichen Unterschied, z. B. in
icathti »Leute« (urspr. u) klingt w an u an, also konsonantisch, in aka-
mwambia »und er sagte zu ihm» klingt w ganz wie kurzes ü, woraus es
entstanden ist, also vokalisch. Ich glaube, eine Unterscheidung der beiden
Laute würde die geschriebene Sprache in vielen Fällen leichter verständlich
machen.
Damit hängt es zusammen , daß das u nach m vor folgendem Kon-
sonanten in der Schrift ganz ausgelassen wird. Gibt man aber sorgsam
acht, so findet man, daß dies ti tatsächhch gesprochen wird. So z. B.
sprach Abdurrahman deutlich M^hindi »der Inder«. Der anglikanische
Diakon Jiponde, ein geborner Yao, aber ein tüchtiger, unterrichteter Mann,
wies die englischen Missionare der U. M. darauf hin. wie falscli es ist, im
204 Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrilia.
Suaheli vS'ämtliche Lautverbindungen von m mit Labialen gleichzuschreiben.
So z. B. ist in mbica »Hund«, mvua »Regen« keine Spur von u nach m zu
hören, aber z. B. in mpagazi wird m nicht eng mit p verbunden. Für das
Gefühl des Suaheli ist hier ein u zwischen m und p, und sobald er lang-
sam und pathetisch spiicht, ist dies u in vielen Fällen auch dem Europäer
hörbar.^ Da der Unterschied der beiden Wortarten ein grammatischer ist
(m- Präfix und OTM- Präfix), würde die geschriebene Sprache an Deutlichkeit
gewinnen, wenn dieser Unterschied in ihr zum Ausdruck käme. Jipondes
Ansicht ist gewiß die richtige, und es würde ein Fortschritt sein, wenn sie
im Neudruck des N. T. berücksichtigt würde.'*
Ich bin überzeugt, daß die Sache bei y ähnlich liegt; ich habe sie
aber hier nicht weiter verfolgt, da ich hier noch nicht von der Dringlich-
keit der Unterscheidung überzeugt war.
Musikalischen Ton habe ich im Suaheli nicht nachweisen können.
Bei den Konsonanten legte ich auf die Unterscheidung der Tenues und
Aspiraten großes Gewicht. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Unter-
scheidung, die Bischof Steere, der eigentliche Begründer der Suaheligram-
matik, bereits angebahnt hat, später unbeachtet blieb. Sie liegt in jedem
Dialekt des Sualieli vor und ist zum Verständnis sonst gleich klingender
Wörter absolut notwendig. Die Vernachlässigung dieser Unterscheidung
kann die verdrießlichsten Mißverständnisse zur Folge haben, ist also auch
im praktischen Interesse zu verwerfen.
Ich habe mir von verschiedenen Gewährsmännern die nachfolgenden
Worte geben lassen , habe dieselben zum Teil auch mit dem Phonographen
aufgenommen und berufe mich außer auf Steere auf die Forschungen von
W. E. Taylor, die dazu geführt haben, daß in den Drucken der C. ]NL S.
jetzt Aspiraten und Tenues durchweg unterschieden werden.
Abdurrahman gibt an:
themho 9 »Elefant» ^tembo 5 »Palmwein«
thaa »ein Fisch, Rochen« Vaa »Lampe«
phaa »eine Antilope« -paa »hinaufsteigen«; »schaben«
phepo 10 »Wind« u-pepo 11 »Wind«
Maa »Krabbe- 'kaa "Kohle-, -kaa »sitzen«
khanga »Perlhuhn« -kaahga »braten«
khuni 10 »Feuerholz« u-kuni 11 ein Stück Feuerholz«
khamba »großer Krebs« karnha »Seil«
klmta 9 »Wulst, auf den Kopf zu kata 9 »Löffel, um Wasser v.n
legen, um Schweres zu tragen« schöpfen«
-katlm » schneiden «
1 Vgl. noch mlango (uispr. mn-lanpo) »Tür«, dialektisch mwango.
' In den Mombasa -Drucken finde ich den Versuch, die betreffenden Unter-
schiede anzudeuten. Man schreibt häufiger mu statt bisherigem »i bzw. mu\ Auch
die Schreibung nVc, tnhwa finde ich. Dieselbe muß ich aber als verfehlt bezeichnen,
da hier ja eben kein u ausgefallen ist uud n mit d, m mit b einen Laut bildet.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 205
Die veraltete Perfektform statt m' /?«f_/j(2to »ich habe bekoinnien« spricht
er phete, statt ni tendedje »was soll ich tun!'« sagt er in fortlaufender Rede
thendedje. Vgl. »Grundriß« S. 56.
Nusra gibt an: khahga, khaa, ^kaa, phepo, iipepo, temho, thembo
wie oben.
Bei ^kata gibt er die Bedeutung -Ring auf dem Kopf^ an, bei ^katha
»schneiden« wie Abd.
Ferner notierte ich khuku "Huhu«, thende »Dattel«, aber m-^tende 3
»Dattelbaum«, phete »Ring«.
-kvu »groß«, in Kl. 9 khuu
-kavu »trocken« >■ » khamt,
-'iatu »drei« » » thatu (das zweite t fast dem ersten gleich)
-pana »breit« » » pharm
ki-pdka »Kätzchen« phdka »Katze«
mti 3 »Baum« mthu 1 »Mensch-
niha 9 »Wachs«
-pia »neu« mphia Kl. 9
Omar bin Stambul in Tanga gibt an: ^tembo, thembo, khdta, 'kdta,
-katha, khaa, kaa, -kaa, phaa, -paa wie Abdurrahman. Er fügt hinzu:
nukha »stinken«, ^paa »Dach«.
Hamed bin Hamis aus Mvita bestätigt Omars Angaben. Er spricht V
sehr weich, so daß es wie stimmloses d klingt in ^tembo »Palmwein«,
"tuma »senden«.
In Ihini dial. für tiiiii »unten« spricht er aspiriertes dentales t, da-
gegen in djCto 5 »Auge« nicht aspiriertes L
Auch er kennt die Aussprache thendedje statt ni tendedje, bezeichnet sie
aber als poetisch.
Einer der Schreiber auf dem Bezirksamt in Wilhelmsthal in Usambara
namens Shame wurde durch den Hrn. Bezirksamtssekretär Dahlgrün auf
meine Bitte veranlaßt, dem Sachverhalt nachzudenken. Er fand auf eigene
Hand noch folgende Beispiele, die er mir aufschrieb:
thende 9 »Dattel« tende 5 »Schwellung«
thweka »tragen« tweJca »aufhissen«
thaka »Schmutz« -taka »wünschen, wollen«
Der Araber Djuma in Sansibar, allerdings nicht dort, sondern in
Arabien geboren, gibt folgendes an: khaa, ^kaa, -kaa, -tatu, thatu, pheke,
phepo, mthu, nukha, ntha, mphya {mphia) neben ki-pya wie oben, ferner:
peta »blasen«, dakha »fangen« (einen Ball), wothe »alle« Kl. 2.
Es unterliegt also gar keinem Zweifel, daß die Unterscheidung der
Tenues von den Aspiraten von jedem gebildeten Suaheli beachtet wird.
Daß Sklaven oder auch andere Leute, z. B. Missionsschüler aus dem Innern,
diesen Unterschied nicht beachten, beweist nichts für das Suaheli, da diese
Leute eben nicht ordentlich Suaheli können.
206 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Die Laute 'X:, V, ^p werden bei sorgsamer Aussprache nicht wie
deutsche Tenues, sondern mit Kehlverschluß gesprochen. (Nach voran-
gegangener Aspirata scheint die Aussprache sich der des vorhergehenden
Lautes zu nähern; s. oben die Bemerkung zu thatu.)
hh, th, ph klingen auch anders als die Aspiraten in deutschen Dia-
lekten. Man macht nach Je, t, p ordentlich eine Pause und spricht dann
das h etwa wie in Deutsch: »Backhaus, Papphaus, Rathaus«.
Mit ch bezeichnet man in der gebräuchlichen Schreibung des Suaheli
drei Laute, die ganz verschiedenen Ursprung haben. Wo hi vor einen
Vokal tritt, wird es in der Regel zu ch, hier steht ch also als Entsprechung
für urspr. ky.
Außerdem wird der von mir mit h bezeichnete Laut des Urbantu im
Suaheli von Sansibar und der gegenüberliegenden Küste ebenfalls durch ch
vertreten. Kommt vor diesen Laut ein n, z. B. in Kl. 9 und 10 der No-
mina (Subst. und Adj.), so schreibt man den dort gesprochenen Laut (urspr.
nie) wiederum ch.
Es war meine Aufgabe, zu untersuchen, ob diese drei etymologisch
verschiedenen Laute phonetisch gleich sind oder nicht, und was für Laute
denn nun durch ch bezeichnet wurden.
Auf den Unterschied zwischen ch < ky und ch < k konnte ich lange
nicht kommen. Im Sambala entdeckte ich, daß es dort zwei Laute gibt,
die beide mit ch geschi'ieben wurden, von denen der eine aus ky entstanden
ist, die aber beide stimmlose Lenes sind. Ich fand, daß der dem ky ent-
sprechende Laut mehr hinten im Munde an der Stelle des j gebildet wird,
und bezeichne ihn deshalb mit '{/ {j ist stimmlos), der andere wird mehr
vorn und mit Rauschlaut gebildet, ist also ^tz (5 stimmlos). Es gelang mir
nicht den Unterschied im Suaheli in Afrika festzustellen; jedoch hat der
Lektor am Seminar für orientalische Sprachen Ilr. Mtoro bin Mwcnyi Bakari
vermöge seiner größeren Intelligenz und sprachlichen Schulung schnell ver-
standen, was ich meinte, und ich weiß nun, daß die Sache im Suaheli
ähnlich ist. Urspr. ky > '{/, urspr. k > Vi.
Der dritte Laut war leichter zu finden :
Abdurrahman gab an: tSuiigu «bitter« (Kl. 9), tioma »Feuer anstecken«,
tzeka »lachen«.
Ebenso gab jener Schreiber Shame in Wilhelmsthal selbständig und
ohne danach gefragt zu sein als Analogie zu kh, th, ph noch tS an als aus
Vi in Kl. 9 entstanden, z.B. Uini «unten«, tsui 9 «Leopard«, iSanga »un-
reif« Kl. 9 vom Stamm -tzahga.^ So notierte ich auch bei Djuma ntsa
»Spitze«, ntsi «Land«, tsini »unten«. Die Richtigkeit dieser Aussprache
wird mir von Hrn. Mtoro bestätigt. Außerdem war anzunehmen, daß
ebenso wie aus 'k , 't, p unter dem Einiluß des Nasals die Portes kh , th,
ph entstanden, daß so aus Vi das ts entstand, das fast wie tlJ klingt.
1 \n meinen Notizen habe ich tjahya statt tzanga geschrieben. Den Unter-
schied zwischen fj und tz hörte ich damals noch nicht.
Meinhof: Linguistische Studien in OstafVika. 207
In guter Aussprache ist also:
ursjjr. hy > '^"j z, B. Uj-uhgu 7 »Kochtopf«,
^ > ^tz, z. B. -tzungu »bitter«,
nk '> ts (bei Einsilbigen 7its), z. B. tsuhgu 9 »Ameise« oder
»bitter» in Kl. 9; ntsi 9 »Land«.
Wenn Abdurrahmann zwischen ch < Jcy und ch < k keinen Unter-
schied fand, so lag das gewiß an meiner falschen Fragestellung. Wir
hatten vorher über die Unterschiede der Aspiraten von den Tenues ge-
sprochen. Ein analoger Unterschied besteht tatsächlich zwischen '{; und Vi
nicht. Da Abdurrahman mich auf den Unterschied zwischen "tz und tS
hinwies, so war seine Aufmerksamkeit offenbar auf die Stärke der Aspi-
ration gerichtet, und ich fürchte, die meine auch. Erst nachdem ich von
intelligenten .Sambalajungen auf den Unterschied von ^tj und 'tz gebracht
war, lernte ich selbst den Unterschied im Suaheli zu hören.
Darin stimmt Abdurrahman aber mit den andern überein, daß er
in chungu »Kochtopf«, changu »mein« Kl. 7 das ch als Lenis spricht.
Im »Grundriß» habe ich zwei ch mit ty^, das dritte mit th'jt^ wieder-
gegeben. Dies ist hiernach zu berichtigen.
Die Laute Vi, ti, auch s werden im Suaheli palatal gebildet. Ich
habe deshalb dem Zeichen für den Rauschlaut noch das Palatalzeichen hin-
zugefügt , das in der praktischen Schreibung natürlich wegfällt. Im Dialekt
von Mombasa entspricht dem Vi stets V, dem ts stets th. Vgl. hierzu die
umfangreiche Literatur im Mombasa -Suaheli, die diesen Unterschied festhält.
Ich finde bei Nusra:
teka »lachen« (fast fee^a \z stimmlos]), ntha 9 »Spitze«, thavca 9 »Laus«,
tinda »schlachten« (Sansibar: 'tzindja), nthi 9 »Land«, pka »müde sein«,
ito pl. matp »Auge«.
Dagegen ist ky > tj wie im andern Suaheli, z. B. tjangu »mein« Kl. 7.
Hamed gibt an als Entsprechung für urspr. iik und k:
thini »unten«, djiU) »Auge«.
Übrigens sprechen die Mombasaleute in sehr vielen Fällen ^, wo die
südlichen Suaheli nicht Vi, sondern t sprechen.
Der Unterschied zwischen dentalen und zerebralen Lauten ist auf die
nördlichen Dialekte beschränkt.^
So z.B.: Mombasa Sansibar
-tano »fünf« -tano
-^afuna »kauen« -tafuna
• othe »alle« -othe
-taka »wollen« -taka
usw.
1 Der Grund hierfür ist vielleicht der, daß aus den nördlichen Dialekten als
der Sprache der Gebildeten eine große Anzahl Worte in die südlichen eingedrungen
ist, und zwar in wenig veränderter Gestalt — oder es sind Fremdwörter, die beide
Dialekte aus derselben, mir nicht bekannten Quelle geschöpft haben.
208 Meinitof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Die Zungenstellung bei den Dentalen ist nicht koronal (interdental).
Diese einen Lispellaut hervorrufende Stellung wird nur bei gewissen arabi-
schen Lauten eingenommen (s. unten).
Die Aussprache von j läßt sich durch dj am besten wiedergeben ; im
Dialekt von Amu ist keine Spur einer Explosiva hörbar, man spricht j
bzw. y. Jedocli wird statt ndj hier nd gesprochen.
Nusra z. B. gibt an: ja {ya) »kommen«, yaa »voll sein«, ndorm 9
»Elefant«, nde »draußen«, ndaa »Hunger« für sonstiges dja, djaa, ndje,
ndjaa. Für ndovu brauchen die südlichen Dialekte thembo.
Hamed gibt an: ndovu 9 »Elefant«, ndia »Weg«, ndaa »Hunger«.
Statt dj sj^richt er fast dy, so daß der Übergang zu der Aussprache von
Amu hörbar ist, z. B. in dyaa »voll sein«.
Übrigens entspricht nicht jedem nd des Mombasadialekts ein ndj in
Sansibar, z.B. Mombasa pewcfe »lieben«, Sansibar ^jerada.
Es sind jedoch für die südlichen Dialekte nicht zwei nd anzusetzen,
ebensowenig wie zwei t und th.^
Zu den Dentalen sei noch bemerkt, daß auch s und z in den nörd-
lichen Dialekten dental (nicht interdental) und nicht alveolar gesj)rochen
werden. Ich verzichte aber auf eine Bezeichnung dieser Aussprache, da
ich das Dentalzeichen für die Lispellaute reservieren möchte.
Das Zeichen r der gebräuchlichen Orthographie wird ebenso wie das
Zeichen / willkürlich mehr dem / oder mehr dem /• ähnlich gesprochen.
Eins dieser Zeichen wäre also wohl überflüssig.
Nusra sprach auch lekundu 5 »rot« statt djeJtundu der südlichen
Dialekte. Besonders interessant war mir das Eintreten der Dentalen statt
der Dentilabialen zu beobachten (vgl. die analogen Vorgänge im Sotho,
»Grundriß« S. 37. 39 und im Tsivenda' S. 623. 630);
z. B. mvuzi 1 »Fischer« {mmtvi), hgozi 9 »Fell« {/igovi), zita (vita) »Krieg«,
zitwa zao 8 »ihre Köpfe« statt vitzwa vyao, msinahyi 1 »Töpfer« von ßnahga,
ndisi 1 »Bezahler« von -lipa, sikilia »ankommen« statt _/?A'a usw. nach Nusra.
In den südlichen Dialekten wird besonders die Lautverbindung fyo
oft zu so (vgl. Sotho fya >> swa).
Nach Djuma: sokota »drehen« (Sansibar) statt/yoÄ-ota (iMombasa, Amu),
aber scmda »saugen« (Amu) siKÜ fyonza (Sansibar).
Das Eintreten von zaa »gebären« statt i^yaa, zee »alt« statt vyele im
Dialekt von Sansibar ist hierdurch klar.
Während Steeres Orthographie zwischen h und ««7 (er schreibt den
ersteren Laut ng\ den zweiten ng) klar unterschied, ist von seinen Nach-
folgern in der Suaheliliteratur dieser Unterschied vernachlässigt worden;
und doch handelt- es sich um zwei ganz verschiedene Laute; h ist velares
n, ein einfacher Laut, in dem keine Spur von g hörbar ist wie ng im
deutschen Wort »singe« ^; iig dagegen ist eine Lautverbindung, die aus n
und g besteht. Es klingt wie ng in »Kongo«. Jeder Suaheli spricht
1 Siehe Note S. 207.
2 Nicht wie in manchen Elementarschulen gesprochen wird.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 209
iiomhe "das Rind", hambo »die andere Seite«, aber nguluwe »Schwein«,
mjoclja »warten«. Nur die Europäer hören diesen Unterschied nicht. Um
hier die Ausspiaclie zu korrigieren, muß korrekter geschrieben werden.
Ein junger intelligenter Pokomo machte mich seinerzeit darauf auf-
merksam, daß das Suaheli zwei h hätte, eins mit Kehlverschluß 'ö, das
andere dem deutschen ö gleich , aber vollstimmig. Ich habe auf die Sache
viele Mühe verwandt mit negativem Erfolg. Es wird richtig sein, daß h
nach m anders gebildet wird als h zu Anfang; aber eine Unterscheidung
der beiden Worte hihi »Großmutter« und hihi »gnädige Frau« in der Aus-
sprache habe ich nicht feststellen können.
Eine besondere Aufmerksamkeit habe ich der Aussprache der arabi-
schen Laute im Suaheli zugewandt. Ältere und neuere Orthographien
schwanken hier ganz besonders , und die neueren Orthographien haben
schließlich alle Laute des arabischen Alphabets im Suaheli unterschieden.
Es ist von vornherein klar, daß Fremdwörter aus einer von dem Suaheli
so ganz abweichenden Sprache, wie das Arabische ist, im Munde des
Suaheli stark verändert werden müssen. Man erinnere sich nur der Tat-
sache, daß das Arabische das Zusammentreffen von Konsonanten und den
konsonantischen Auslaut durchaus nicht scheut, während beides im Suaheli im
wesentlichen verpönt ist. (Das Zusammentreifen eines Nasals mit dem folgenden
Konsonanten ist nur eine scheinbare Ausnahme, da Nasale reine Klänge, also
genau genommen Vokale sind.) Außerdem sind die »emphatischen« Laute
und gewisse »Gutturalen« der semitischen Sprachen dem Suaheli fremd.
Eine dritte Gruppe bilden die Laute, die im Suaheli zwar nicht vorkommen,
aber ihrem Wesen nach von den echten Suahelilauten nicht so vollständig
verschieden sind wie die obigen beiden Gruppen.
Lautverbindungen wie in sultan löst der Suaheli in der Regel
durch Einfügung des entsprechenden Vokals auf, indem er sulutani spricht
(vgl. dazu das dem Lateinischen entstammende Tcalaiasi »Papier« , ferner ara-
bisch wakati statt wakt). Wie die Beispiele zeigen , wird der Vokal der ersten
Silbe wiederholt. Um den konsonantischen Auslaut zu vermeiden , wird ein
Vokal angehängt, und zwar hier i, weil linguale Laute vorangehen. Doch
hört man in manchen Fällen tatsächlich Konsonantenverbindungen, die im
Suaheli sonst unmöglich sind, z.'Q. luyja »Erlaubnis« neben luhrisa.
Die Aussprache der emphatischen Laute wird im Suaheli vermieden.
Abdurrahman, Osman, Omar, Hamed, Djuma versichern übereinstimmend,
daß auch ein gebildeter Suaheli die emphatischen Laute nicht spricht, außer
wenn er eben arabisch spricht. Mtoro spricht sie, wenn er das einzelne
Wort vorsprechen soll, was bei einem Lehrer, der den Koran kennt, zu
erwarten ist. Im Laufe der Unterhaltung ptlegt er sie aber ebenso auszu-
sprechen wie die andern Suaheli auch, nämlich ohne »Emphase«.
Von Leuten, die nicht arabisch können, werden die emphatischen
Laute überhaupt nicht gesprochen. Ich bezeichne im folgenden die enij)ha-
tische Aussprache mit einem Strich über dem Buchstaben:
Abdurrahman sprach: asuhuhi »Morgen« und nicht ahibuhi, sultan und
nicht sultan, lisas und nicht rims »die Patrone«, hunduki und nicht hundukl
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 14
210 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
»die Flinte«, tafazali und nicht tafalali »bitte», wakati »Zeit« und nicht
wakati, sadiki und nicht sadiki usw.
Osman versichert mich ausdrücklich, wakt »Zeit« spricht der Araber,
wakati der Suaheli, wakati niemand.
Nusra spricht y<?20 und nicht ye|a »Silber«.
Damit stimmen meine eigenen Beobachtungen vollständig überein.
Eine Transkription des Suaheli, welche die emphatischen Laute bezeichnet,
hat also in der wirklich gesprochenen Sprache keinen Anhalt und dient
nur dazu, den Leser zu verwirren und die Orthographie schwerfällig zu
machen.
Die Orthographie des Missionars W. E. Taylor C. M. S., Avelche zu
einer Umänderung der Orthographie in den Drucken der C. M. S. geführt
hat, stimmt hiermit nicht ganz überein.
Die Unterscheidung von k und k , t und t, s und s findet nicht statt.
Sämtliche arabische ^- Laute, sowohl Cj als J, werden dort mit dentalem t
transkribiert.
Jedoch hat man für ^ und Ji die Transkriptionen dh und tji ge-
wählt, während man ^l» und i mit th und dh wiedergibt. Ich bin zu kurze
Zeit in Mombasa gewesen, um mich hierzu zu äußern; die Mombasaleute,
die ich sprach, haben die Unterscheidungen nur in dem Umfange, wie ich
es eben angab, beachtet. Allerdings ist der Suaheli von Mombasa und
Lamu mehr arabisiert als der südHche; es mag also wohl sein, daß man
dort auf korrekte Wiedergabe der arabischen Laute mehr Gewicht legt als
im Süden. Für eine praktische Orthographie im Suaheli scheint mir die
Sache aber gerade so unerheblich zu sein wie die Schreibung französischer
Worte in der deutschen Sprache. Die Aussprache des Gebildeten, der
französisch kann , und die Aussprache des Deutschen , der nicht französisch
kann, werden sich hier stets sehr unterscheiden, und eine konsequente
Durchführung von Regeln wird nicht immer möglich sein.
Übrigens sei es mir gestattet, an dieser Stelle darauf hinzuweisen,
daß die Bildung der emphatischen Laute im Arabischen anders ist, als in
den mir bekannten Grammatiken steht. Das Wesen dieser Laute ist die
Aussprache mit Preßstimme, der Unterschied zwischen ^ und ^ liegt
also nicht an der Stelle im Munde, wo die Verengung gebildet wird, sondern
im Kehlkopf. Sie sind also halbe »Gutturalen« (im Sinne der semitischen
Grammatik).
Darum werden 7 imd p im Hebräischen gelegentlich mit Chateph-
vokalen versehen, darum kann für hebr. y aram. y, für gemeinarabisch J
ägypt. P' (nicht \) eintreten.
Es kann zugegeben werden , daß durch die Anstrengung im Kehlkopf
die Zungenstellung in etwas modifiziert wird. Aber diese Modifikation ist
rein sekundär, das Wichtige und für das Verständnis der Laute Unerläß-
liche ist die Preßstimme. Eben die wird man bei der Suaheliaussprache
von ^, (J, J» nicht hören.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 211
Bei der Aussprache von ^ und J» konnnt noch ein zweites in Be-
tracht. Der Beduine Osman und alle die genannten Maskat - Araber und
arabisch sprechenden Suaheli sprechen diese Laute nämlich interdental mit
so weit vorgestreckter Zunge, daß die Oberlippe berührt Avird. Gleich-
zeitig sind die Laute stimmhaft und außerdem haben sie Preßstimme. Jene
labiale Berührung läßt den Hörer zuerst glauben, daß ein «-ähnlicher Laut
vorliegt; auch wenn man den Laut hernach richtig aufgefaßt hat, hört man
doch oft einen ?<- ähnlichen Klang dabei, der eben seinen Grund in dieser
labialen Berührung hat. Diesen Laut hervorzubringen (ohne Preßstimme)
fällt dem Suaheli nicht schwer, das wird der Grund sein, warum diese
beiden emphatischen Laute von ihm leichter angedeutet werden als die
anderen. Übrigens ist ^ fi'ikativ (also 5), Js- explosiv (also d) — genau
müßten beide noch ein Zeichen zur Andeutung der labialen Aussprache
haben. Bei ägyptischen und palästinischen Ai^abern ist die labiale Eigen-
schaft beider Laute, soviel ich feststellen kann, nicht mehr klar.
Von den Gutturalen wird f- im Suaheli überhaupt nicht gesprochen,
c- dagegen hält seinen Laut fest, den ich mit 7 bezeichnen würde (empha-
tische, stimmhafte, velare Frikativa), L.^.^ali »teuer», j- wird oft gehört
als X' z.B. in hyfa »Erlaubnis«, '^/ßhali »Geschichte«. Daneben ist aber
die Aussprache hiJiusa, habali ganz allgemein. Die Aussprache von ^, die
ich als emphatisches h bezeichnen möchte (in den meisten Drucken A), hört
man im Suaheli wiederum nur von jemand, der markieren will, daß er
arabisch kann. So sprach Abdurrahman : hata »bis« und nicht hata, asnhuhi
»Morgen» und nicht assuhuhi.
Da ich alle diese Untersuchungen mit Leuten vorgenommen habe, die
entweder geborene Araber waren oder doch gut arabisch konnten, die auch
sämtliche im Suaheli vermiedene Laute im Arabischen völlig mühelos
sprachen, ist es mir nicht zweifelhaft, daß die sämtlichen emphatischen
Laute' und die »Gutturalen« p und -r im Suaheli gar nicht, die »Guttu-
ralis« -^ nicht allgemein zur Anwendung kommt.
Anders liegt die Sache bei den arabischen Lauten, die weder als
emphatische, noch als gutturale Laute dem Wesen des Suaheli widersprechen.
Es sind dies die im arabischen Alphabet mit j, ^1», i bezeichneten Laute.
Über die Aussprache von r ist oben schon einiges gesagt; r und /
sind für den Suaheli nun einmal ein Laut; ich habe deshalb vorgeschlagen,
die Schreibung r für das Suaheli überhaupt zu vermeiden. Will man die
Fälle, wo das zerebrale / für unser Ohr vibriert zu sein scheint, bezeichnen,
so wird die Angabe, daß es zerebral ist, genügen. Ich schreibe deshalb /,
wo der Laut ein wenig nach r hinklingt. Wie aber selbst Abdurrahman
statt arab. risäs im Suaheli lisas sagte, so hört man sehr häufig ludi statt
rudi. Selbst ai-abisch sprechende Suaheli sind nicht sicher in der Unter-
1 Mit der oben gegebenen Einschränkung bzw. ^ und Ji.
14*
212 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Scheidung von r und /. Ich glaube deshalb, daß die ganze darauf ver-
wandte Mühe im Suaheli zwecklos ist, und daß es sich in der Regel em-
pfiehlt, immer l zu schreiben.
Den durch C^ im arabischen Alphabet bezeichneten Laut schrieb man
früher im Suaheli mit ih^ ebenso wie den durch j bezeichneten. Da der
erstere stimmlos, der zweite stimmhaft ist, und die Suaheli diesen Unterschied
sehr scharf beachten , ist eine Verwechslung beider Laute für das Verständnis
verhängnisvoll. Neuerdings schreiben die Engländer den ersteren ih, den
zweiten dh. Das ist schon besser, aber es tut der Sache noch nicht Ge-
nüge. Es handelt sich um einfache, nicht um zusammengesetzte Laute, also
ist die Schreibung mit zwei Zeichen zu verwerfen. Ich schreibe entsprechend
meinem System den ersteren (stimmlose, dentale Frikativa) mit 5, den
zweiten (stimmhafte , dentale Frikativa) mit z. Diese Schreibung ist um so
mehr zu empfehlen, als durch dieselbe die Ähnlichkeit der Laute mit .s und
z hervortritt. Tatsächlich sprechen Leute, die aus dem Innern stammen,
stets s und z statt ^ und z. Wenn der Europäer so spricht, wird er in
der Regel wenigstens verstanden werderi. Die Schreibung th ist übrigens
auch deshalb zu verwerfen, weil sie für die Bezeichnung des aspirierten t
(s. oben S. 204 f.) anzuwenden ist.
Die beiden emphatischen Laute ^ =^ c und J> =r ij werden unter
Aufgabe der emphatischen Aussprache im Suaheli als z gesprochen (s.S. 210 f).
Ich schreibe also gaAaöw »üold« (Omar); haizulu -es schadet nicht«, tafazali
»bitte« (Abdurrahman) ; /gja »Silber« (Nusra) usw.
Wenn aus dem Vorhergehenden die Mängel der gebräuchhchen Sua-
heliorthographie hervorgehen, so möchte ich gern auch an dieser Stelle die
Notwendigkeit einer neuen konsequenten und praktischen Orthographie
betonen.
Dieselbe muß folgende Eigenschaften haben:
1. Absolute Deutlichkeit. 2. Bequeme Formen. 3. Brauchbarkeit für
den Deutschen. 4. Brauchbarkeit für den Eingeborenen.
Die bisherige Orthographie erfüllt diese Forderungen nicht.
1. Wenn h und hg, t und th, k und kh, p imd ph, s und z usw.
gleich geschrieben werden, so ist ein Heer von Mißverständnissen die Folge.
Man unterscheide also zwischen h und ng^, zwischen den Tenues
(Lenes) k, t, p, tz und den Aspiraten (Fortes) kh, th, ph, ts, zwischen stimm-
losem s und stimmhaftem z.
2. Der Wunsch nach Deutlichkeit hat uns schon eine ganze Blüten-
lese von graphischen Versuchen gebracht. Ich finde in der Suaheliliteratur
z. B. ng\ ng, d, s, t, z, th, dh, d, t, t' , t', p' , k' usw.
Daß man in einer praktischen Orthographie die diakritischen Zeichen
nicht in diesem Umfange anwenden darf, liegt auf der Hand. Es ist aber
auch durchaus nicht notwendig.
1 In einer Orthographie für praktische Zwecke kann man ng statt i'ig schreiben,
da ein Mißverständnis ausgeschlossen ist.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 213
Statt n zu setzen ng' oder ng ist eine Verschwendung von Zeichen.
Es handelt sich um einen einfachen Laut, für den das Zeichen n in der
afi-ikanischen Literatur seit Jahrzehnten eingebürgert ist. Ich weiß also
nicht, warum man es nicht anwendet, da es leicht zu schreiben ist und gut
aussieht.
Die Bezeichnung der Aspiraten durch ' ist sehr häßlich. Durch das '
wird der Zusammenhang unterbrochen, z. B. /'m, yot'e, mt'u usw.
Die Schreibung mit h sieht besser aus und ist leichter verständlich,
z. B. phaka «Katze«, wailm »Leuten.
Die Tenues, die ich oben '/t, V, ^p geschrieben habe, bedürfen in
einer praktischen Orthographie keiner Bezeichnung, da sie durch das Fehlen
des h als Tenues bezeichnet sind; man schreibe also wie bisher A-, ^, ;j.
Die Bezeichnung der Dentalen des Mombasadialektes fällt in dem
Suaheli von Deutsch -Ostafrika weg, da hier die dentalen durch assibilierte
Laute ersetzt werden.
Die Bezeichnung der emphatischen Laute kann unterbleiben ^ da sie
im Suaheli nicht gesprochen werden. Also sämtliche darauf bezügliche
Punkte und Striche fallen weg, ebenso das Zeichen für p.
Als diakritische Zeichen bleiben nur i, tz, s, z, n, ff.
Wenn h als Zeichen der Aspiration verwandt ist, so darf es nicht
mehr als Zeichen der frikativen Laute stehen: kh statt ^, th statt .s, dh
statt j, gli statt ^ sind zu verwei'fen.
Da %, ;V, c, 7 einfache und nicht zusammengesetzte Laute sind,
müssen sie schon der Deutlichkeit halber mit einfachen Zeichen geschrieben
werden. Will man durchaus h und % unterscheiden, was ich für ganz
überflüssig halte, so würde es sich empfehlen, statt des griechischen '^ ein
X zu nehmen. Ich glaube aber, daß man mit h vollständig auskommt. Die
Formen s und z sind in der Hereroliteratur längst eingeführt, neuerdings
von der Leipziger Mission auch im Kikamba. Sie sind bequem und sehen
in Schrift imd Druck gut aus. Werden bei schnellem Schreiben die dia-
kritischen Zeichen vergessen, so ist der Fehler sehr unerheblich und schadet
der Deutlichkeit in der Regel gar nicht.
Für den deutschen 5cA-Laut ist in einer Reihe von afrikanischen
Sprachen, z. B. in Togo, das Zeichen 's eingeführt. Mir erscheint es be-
(piemer und klarer als das englische sh. Will man aus Gründen, die mir
nicht bekannt sind, die englische Bezeichnung beibehalten, so ist dagegen
ja schließlich nichts weiter zu sagen, als daß es unpraktisch ist zwei Buch-
staben zu schreiben, wo einer genügt.
Gegen das Zeichen tz wird vermutlich mehr eingewandt werden. Ich
halte es aber für klarer als das englische eh.
Will man durchaus c beibehalten, so schlage ich vor, den leisen Laut
c und seine Fortis cJi zu schreiben, also -cunyu »bitter« aber clmngn 9 »Ameise".
Die Schreibung tj ist so bequem, daß sie keiner Erklärung bedarf,
und ist deshalb der Schreibung ch unbedingt vorzuziehen , also tjungu 7
»Kochtopf«. Die Unterscheidung tz und tj ist beim jjraktischen Gebrauch
214 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
der Sprache sehr nützlich. Daß tjunyu nach der ä-?- Klasse geht, brauche
ich nicht erst zu lernen, da tj stets aus M entsteht.
Die Schreibung 7 kommt für eine praktische Orthographie nicht in
Betracht. Man könnte 7 schreiben, wie z. B. im Ephe, aber ich glaube
nicht, daß es zu raten ist, für einen seltenen Laut fremden Ursprungs ein
besonderes Zeichen einzuführen. Man könnte auch r wählen, wenn dies
im übrigen nicht angewandt wird. Die Norddeutschen würden dann rali
"teuer« ziemlich richtig aussprechen. Ich glaube aber, es ist am einfachsten,
die Schreibung mit ^ beizubehalten, jedoch ohne das folgende h. Will man
das y besonders bezeichnen, so könnte man ^ schreiben. Ich halte es aber
höchstens für Wörterbücher und Grammatiken für nötig.
3. Die bisherige Orthographie ist für deutsche Leute nicht sonderlich
brauchbar. Wenn ein einfacher Deutscher ch wie tj, tz, ts; th wie s,
sh wie s , j wie dj, hk wie % sprechen soll , so ist das ziemlich viel ver-
langt. Die Sache wird durch die Orthographie der geographischen Namen
noch verschlimmert, in der in der Regel anders geschrieben wird, als in
der sonstigen amtlichen Orthographie.
Man wird nun eine Orthographie, die dem Deutschen in jeder Hin-
sicht recht ist, nicht schaffen können, denn das Suaheli nach deutscher
Weise zu schreiben ist unausführbar. Auch der praktische Engländer
schreibt ja die Vokale nicht nach englischer, sondern nach italienischer bzw.
deutscher Weise, jedenfalls anders als er es gewohnt ist.
Die Unterscheidung der S -laute (stimmloses s und stinnnhaftes c),
die im Deutschen so unwichtig ist, ist unerläßlich. Die Schreibung ss für
das erstere, s für das zweite ist unbequem und mißverständlich. Die
Schaffung neuer Schriftzeichen ist nicht zu empfehlen. Die bisherige Schrei-
bung hat sich durchaus bewährt, und wer die Sprache lernen will, muß
sich diesen Unterschied eben einprägen.
Mein Vorschlag, th, ph, kh für die Aspiraten und nicht für die Fri-
kativen zu schreiben , wii'd dem Deutschen bei th und kh verständlich sein.
Bei })h wird er achtgeben müssen , daß er nicht / spricht, s und z statt
bisherigem th und dh empfiehlt sich selbst. Es ist wirklich viel verlangt,
daß man sumni erkennen soll, wenn thumni geschrieben wird. Das Beispiel
zeigt, wie in der Volkssprache aus mmni schon sumnl geworden ist. ein
Vorgang, den meine Orthographie verständlich macht.
Die englischen Zeichen ch, sh, j, w, v, 1/ sind zum Teil gut gewählt.
Gegen v ist gar nichts einzuwenden, «■ und 7/ sind ebenfalls brauclibar.
Meine Desiderien hierzu habe ich oben S. 203 f. ausgesprochen. Statt J würde
ich lieber dj schreiben. Da aber die nördlichen Dialekte J sehr weich, dem
deutschen^' ähnhch sprechen, könnte ich mich mit J befreunden; dagegen
vermag ich ch und sh wie gesagt keinen Geschmack abzugewinnen. Die von
mir vorgeschlagene Schreibung s statt sh und tj, tz, is für die drei Laute, die
man mit ch bezeichnet, schließt sich an die Schreibungen an, wie sie in anderen
afrikanischen Sprachen längst eingeführt sind. Ich vermag nicht einzusehen,
inwiefern es bequemer ist, die englische Weise zu lernen, als eine brauch-
bare phonetische Orthographie.
Meinhof: Liimnistlseho Studien in Ostafrika.
215
4. Für den Eingeborenen, der mit lateinischer Schrift lesen lernen
will, ist es eine große Erschwerung, wenn Laute, die er verschieden spricht,
mit demselben Zeichen geschrieben werden.
Wenn also na und nga, Jca und Icha, ta und tha, pa und pha, tja
und tza und tsa , sa und za gleich geschrieben werden , so wird die Arbeit
des Lesenlernens ihm unnötig erschwert.
Durch die falsche Schreibung wird die falsche Aussprache des Euro-
päers begünstigt und der Verständigung der beiden Rassen werden unnötige
Schwierigkeiten bereitet.
Ich empfehle danach folgende Schreibung:
a z. B.
haha »Vater«
s z.B.
saa »Stunde«
h z. B.
hasi »genug«
s z.B.
sinda »überwinden« (statt s
d z. B.
dada »Schwester«
ist sh zulässig)
e z. B.
-enda »gehen«
s z.B.
samani »Wert« (statt s kann
/ /- B.
-fundisa »lehren«
meist s stehen)
y z.B.
gani »was für ein«
t z. B.
taa »Lampe«
g z. B.
yali »teuer» (statty kann meist
th z.B.
thaa »eine Art Fisch»
g geschrieben werden)
tj z.B.
tjangu »mein«, tjuhgu »Koch-
h z.B.
hahali »Nachricht«
topf»
i z. B.
-imha »singen«
tz z B.
tzeka »lachen«, tzungu »bit-
Jz.B.
-jaa »voll werden«
ter« (statt tz lialte ich c
Je ■{.. B.
mahaa »Kohlen«
für zulässig)
Ich z. B.
khaa »Krabbe«
Ü z. B.
tsungu »Ameise« (statt ti halte
/ z. B.
lima »hacken«
ich ch für zulässig)
/ z. B.
elevu »schlau« (statt / halte
u z.B.
uma »beißen«
ich r für zulässig)
V Z.B.
vuma »brausen«
m z.B.
mthu »Mensch«
w z. B.
wathu »Leute«
n z. B.
na »und«
y z.B.
yule »jener«
h z. B.
homhe »Rind«
cz.B.
zuli »schön«
0 z.B.
-oa »heiraten«
z z.B.
zamhi »Sünde«, /<?ca »Silber«
p z. B.
paa »Dach«
(statt z kann meist z ste-
pU z. B.
phaa »eine Antilope«
hen)
Für geographische Zwecke und andere amtliche Schriftstücke, welche
für den Verkehr mit nicht Suaheli sprechenden Leuten bzw. Behörden be-
stimmt sind, könnte meine Orthographie noch in folgender Weise verein-
faclit werden. Statt g schreibe man g, statt / l, statt s und z s und z.
Statt tz kann tj und statt s, wenn man das schöner findet, sh geschrieben
werden. Statt n würde ich vorschlagen n zu schreiben. Die Aussprache
namho, nomhe ist gerade so falsch wie die Aussprache ngambo, ngomhe.
Will man also auf Wiedergabe des Suahelilautes verzichten, was für die ge-
nannten Zwecke durchaus zu billigen ist, so kann man sich wenigstens das
g sparen.
SchließHch möchte ich für meine Schreibung noch folgendes anfühi-en.
Die deutsche Regierung hat das berechtigte Streben , die sprachliche Zer-
rissenheit der Kolonie soviel als möglich zu beseitigen. Daß eine einheit-
216 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
liehe Regierungssprache durch die ganze Kolonie die Verwaltung und Er-
schließung des Landes wesentlich erleichtern würde, bedarf weiter keines
Beweises. Nun kommt der Wunsch der Eingeborenen und das Bedürfnis
der Europäer diesen Absichten der Regierung zweifellos entgegen. Das
Fortschreiten der Suahelisprache ist in den verschiedenen Teilen Ostafi-ikas
zu beobachten.
Bekanntlich ist die überwiegende Mehrzahl der in der Kolonie ge-
sprochenen Sprachen dem Suaheli nahe verwandt. In ihnen allen ist z. B. der
Unterschied, den das Suaheli zwischen Tenues und As])iraten beobachtet,
festgehalten, in der Regel in einer dem Europäer viel auffälligeren Laut-
verbindung als im Suaheli. Je besser nun das Suaheli in der ihm eigen-
tümlichen Anordnung der Laute durch die Schrift dargestellt wird, um so
leichter wird es Leuten, die verwandte Sprachen sprechen, sich in die
Suahelischrift zu finden. Wird aber wie bisher auf die arabischen Worte
im Suaheli besonders Wert gelegt, so wird man damit dem Inländer das
Verstehen ganz wesentlich erschweren. Soviel ich sehe, hat außer den
Arabern niemand ein Interesse an der Häufung von arabischen Fremdwörtern
im Suaheli und an der sorgsamen Festhaltung der arabischen Laute — aber
alle Europäer und viele Eingeborene haben ein Interesse daran, daß die
Sprachverschiedenheit der Kolonie möglichst ausgeglichen wird. Zu diesem
Zweck ist aber zweierlei heute zu tun:
1. die möglichste Vermeidung arabischer Wortformen, wo gute Sua-
helivvorte zur Verfügung stehen;
2. eine Orthographie, deren Grundsätze auch für die Inlandsprachen
verwendbar sind, so daß jemand sich leicht von der Suaheliorthograpliie
in die einer anderen Sprache und umgekehrt hineinfinden kann.
Diese letztere Rücksicht ist so stark , daß die Missionare verschiedener
Gesellschaften Verbesserungen ihrer Orthographie abgelehnt haben, solange
die amtliche Orthographie des Suaheli nicht nach älmlichen Gesichtspunkten
geregelt ist.
Es würde mir eine große Freude sein, und ich würde es füi- einen
erheblichen Erfolg meiner Arbeit ansehen, wenn vorstehendes diesem Ziele
uns näher führte.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 217
IL Sambala.
Die Sprache der Wasambala (in Usambara) ist durch die Arbeit der
evangelischen und katholischen Mission zur Schriftsprache erhoben. Vor
meiner Ausreise hatte ich mit dem Missionar Pastor Roehl in Bunibuli, der
sich einige Zeit bei mir aufhielt, die Sprache gründlich phonetiscli durch-
gearbeitet. Hs ergaben sich für uns folgende Fragen, die nur mit Hilfe
von Eingeborenen gelöst werden konnten.
1. In den ersten Drucken der Sambalafibel und den anderen Drucken
der evangelischen Mission war ein Laut mit r bezeichnet. Der Charakter
dieses Lautes war festzustellen und zu untersuchen , ob er in der Sprache
tatsächlich nur in den einzelnen Fällen auftrat, in denen die Literatur ihn
bezeichnete. Die Losung s. Lautlehre \.
2. Es war festzustellen, ob urspr. i (i) von i (i) und urspi-. u (m)
von ü («) sich im Sambala unterscheiden ließ. Das Resultat unserer Unter-
suchung war negativ. Siehe Lautlehre 2.
3. Roehl hatte beobachtet, daß einige Worte im Sambala von den
Eingeborenen häufig falsch verstanden werden, wenn der Europäer sie aus-
spricht. Wir vermuteten, daß diese Worte sich durch Tonhöhe (musika-
lischen Ton) unterschieden. Es war zu untersuchen, ob diese Vermutung
richtig war, und welchen Umfang der musikalische Ton im Sambala hatte.
Die Lösung s. Lautlehre 9.
4. Auch hier war zu untersuchen, welche Aussprache k, t, ]), nk,
nt, mp genau hatten, besonders ob sich Laute mit Kehlverschluß fanden.
Die Lösung s. Lautlehre 1 und 3.
5. Die genaue Aussprache des Lautes, der mit cA geschrieben wurde,
war festzustellen. Siehe Lautlehre 41)) Bem. 2.
6. Die bereits vorliegenden umfangreichen Vorarbeiten für Lexikon
und Grammatik waren zu fördern.
Lautlehre.
L Die ursprünglich stimmlosen Explosivlaute k, t, p
werden im Sambala durch k, t, h vertreten, k und t werden mit Kehlverschluß
gesprochen, sind also genau 'k, 't zu schreiben, p ist regelmäßig zu /* ge-
worden. Wo p heute in der Sprache vorkommt, setze ich voraus, daß
Fremdwörter aus dem Suaheli oder aus einer anderen Sprache vorliegen.'
Beispiele, leka »lassen«, luka »flechten«, 'A-» Präf. Kl. 7, sVka
»lachen«, -kulu »groß«, ^kumi »zehn«, ^kungulu »Krähe«, ^ku Inf. Präf.,
-Teula »wachsen« , 'kumbuka »sich erinnern« , anika »an der Sonne trocknen«,
'kala 5 »Kohle«, ^kazinga »braten«, ^kama »melken«, leta »bringen«, -zito
»schwer«, mavuta 6 »Fett«, fumhata »mit der Hand fassen», -ha Verbal-
i Um die Zeichen nicht zu häufen, habe ich im folgenden das ' vor k, t, p
öfter fortgelassen.
218 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
endung4, liha »bezahlen«, aho hier lü. 16, hyuha % »Buschlaus«, vnha 5
Knochen«, Itala »schaben«, hola »kühl sein«.
Die ursprünglich stimmhaften Frikativlaute 7, /, r treten im Sambala
als y, l, w auf.
Es ist bemerkenswert, daß 7 hier zum erstenmal als Entsprechung
für ursprüngliches 7 gefunden ist. Ich hatte diesen Laut als hypothetischen
Laut angenommen nach Analogie der übrigen stimmhaften Frikativlaute. Diese
H5'^pothese hat sich als richtig herausgestellt, was um so wertvoller ist, als
der Laut auch dem von mir angenommenen Lautgesetz unterworfen zu sein
scheint (s. unten 3).
Die Missionare hatten den Laut in einigen Worten gehört und ihn f
geschrieben (vgl. die Sambalafibel 2. Aufl.). Was sie gehindert hatte den
Laut zu hören, der in der Sprache viel häufiger ist, als es nach den ersten
Drucken den Anschein hat, das ist jedenfalls der Umstand gewesen, daß
die meisten von ihnen Norddeutsche waren, die bekanntlich in der Unter-
scheidung von 7 und g nicht immer sorgsam sind. Die Richtigkeit meiner
Auffassung ist nunmehr allgemein anerkannt. In dem Neudruck der Fibel
ist das r getilgt und 7 eingeführt. Außerdem sind eine große Anzahl von g
in Übereinstimnumg mit der richtigen Aussprache durch 7 ersetzt worden. In
einigen Fällen steht J für urspr. 7, z. B. nja »zurückkehren« , B. i^iya, mbeju 9
»Same«, B. mh^/u.
l wird oft palatal gesprochen , so daß es zwischen zwei Vokalen für
den Neuling überhaupt verschwindet oder als j aufgefaßt wird. Manchmal
klingt es mehr zerebral, ich halte aber die palatale Aussprache für die ver-
breitetste. Der Laut wäre danach t zu schreiben.' Daneben wird, beson-
ders zu Anfang, / alveolar gesprochen. Da die Auss[)rache auch individuell
sehr stark schwankt, habe ich auf konsequente Schreibung verzichten müssen.
Das V wird regelmäßig durch w ersetzt.^
Beispiele. /07a »verzaubern«. Uyana »gleich sein«, muziyo 3 »Last«,
yasa 5 »Hand«, yamhila »sagen zu«, l'uluya »rühren« (dagegen hat laga
»sich verabschieden, einen Vertrag machen« g, aus welchem Grunde weiß
ich nicht), yawa »teilen«, ymda »gehen«, -ita (fast ija) Verbalendung 8c,
sayida dial. Sagula {kaynla) »auswählen«, lala »liegen«, le »lang«, le^ka
»lassen«, lehwa (pass. von lema) »einer Sache nicht gewachsen sein«, let'a
»bringen», li »sein« defekt., lila »schreien«, lomba »freien, werben«, mulömo o
»Lippe, Gebot«, losigwa »träumen«, luka »Hechten«, lima »ackern«, mu-
lima 3 »Berg«, lulimi 11 »Zunge«, linda »bewachen«, liha »bezahlen«, laia
»schießen«, nkhwale «Rebhuhn«, 'kula »wachsen«, 'kuhgulu »Krähe«, 'kuluya
»rühren«, ziwa »Teich«, ^kifuwa 7 »Brust«, wa- Präf. Kl. 2.
1 Manchmal fällt/ ganz aus und wird durch den Gleitlaut y ersetzt, hayila
relativ von hala statt halila, Haila »wissen« relativ von 'tala -zählen«. Statt simtu-
mil'e hört der Europäer leicht simtumie »ich habe ihn nicht gesandt«. Manchmal
klingt/ fast wie d, z.B. 'taida statt 'taila (taija) «wissen»; besonders in sitaida -ich
weiß nicht» (vgl. die Dissimilation in Uzite unten 10 d).
2 In manchen Worten klingt w mehr konsonantisch , in andern mehr vokalisch,
z. B. ^hawa »stehlen« last wie 'haua, aber lawa -herausgehen- fast wie lava.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 219
Urspr. «und m sind erhalten, z.B. na »und«, -arm Verbalendnng
10, ma Präf. Kl. 6, -ama Verbalendung 11 (vgl. ferner die obigen Beispiele).
2. Die Vokale.
Die Entsprechung tür a, i, u ist im Sainbala a, i, u.
Die Entsprechung für urspr. i, ü {i, u) ist ebenfalls i, u.
Einen Unterschied in der Aussprache der etymologisch verschiedenen
i- und M- Laute habe ich nicht feststellen können, ebensowenig wie im
Suaheli. Jede Feststellung, die ich in dieser Beziehung gemacht hatte, hat
sich bald als irrig oder als begründet durch Zufälligkeiten herausgestellt.
Ich muß also sagen , daß ich einen Unterschied in der Qualität dieser Laute
mit verschiedener Etymologie im Sambala bisher nicht gefunden habe.
Beispiele, ^hi Präf. Kl. 7 vor dem Nomen, lila »schreien«, lima
»hacken«, lulimi 11 »Zunge«.
lu Präf. Kl. 11, ^hu Präf. Kl. 15, mu Präf. Kl. 1 u. 3, 'kula »wachsen«,
luJca »flechten«.
zi Präf. Kl. 10, viuziyo 3 »Last«, zima »auslöschen«, -zVto »schwer«,
ziwa 5 »Teich«, muloß 1 »Freier«, soni 9 »Scham«, -i Lokativsuffix.
mavuta »Fett«, vuha »Knochen«, "kifuwa y>Brust ", /umbata »mit der
Hand fassen«.
Die Laute e und o sind immer offen, z. B. yenda »gehen«, leta
»bringen«, ma »sehen«, hola »kühl werden« usw.
3. Die Verbindung von n mit folgendem Konsonanten.
Die regelmäßige Entsprechung für 7ik , n1, mp, ng, nd, mh
ist 7)kh, nth, mph, hg, nd, mh.
Hierbei ist beachtenswert, daß das Sambala die ursiirünglichen Laute
nk, nt, mp, welche ich seinerzeit zur Erklärung der entsprechenden Laut-
gruppen des Suaheli und anderer Bantusprachen angenommen hatte, fast
genau bewahi-t hat (vgl. »Grundriß« S. 10, 14,2).
Besonders wichtig war mir dabei, daß hg für urspr. «g- steht, und
daß zugleich urspr. y als 7 auftritt (s. oben 1). Danach ist anzunehmen
n ■\- y ^ hg wie im Urbantu (vgl. »Grundriß« S. 11, 14,3 u. 5). Im Sam-
bala sind zum erstenmal Beispiele aus der lebenden Sprache für dieses von
mir vermutete Lautgesetz aufgestellt. Doch vgl. die Ausnahmen unten
unter 4 g.
Beispiele, hkhwale »Rebhuhn«, hkkuni \Q »Feuerholz«, In-kuni 11
»ein Stück Feuerholz«, hkhulu 9 »groß« von -kulu, nuhkha »stinken«
(B. nunka), hkhala 9 »Taschenkrebs«.
wanthu 2 »Leute« , ntliembo 9 »Elefant«.
mpheho 9 »Wind«, mphala 9 »Gazelle« (B. impala), mphezn 9 »Ende,
Spitze und Fuß des Berges« von Jieza »aufhören«.
hgata »Schöpflöffel« 10 pl. zu lu-yata, smgola »behauen«, 'kuhguhi
5 »Krähe«, mu-yahga 1 »Arzt«, ohgeza »hinzufügen«, hguluve »Schwein«,
nuhgu 9 »Kochtopf«, kazinga, kalahga »braten, rösten«, 'kahga 5 »Perlhuhn«.
220 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
ndezu »Bart« neben "ki-lezu 7 »Kinn«, ndilrj 9 »Totenklage« von lila.
ndogwa 9 »Zauberei« von /07a »verzaubern«, nda 9 »Fötus«, linda
»bewachen«.
lomba »freien, werben«, ^kumbuka »sich erinnern« , /?/miö/a »mit der
Hand fassen«, mheju 9 »Same«, hamba »schmücken«.
Bemerkung 1. Beim schnellen Sprechen wird u nach m leicht
ganz verschluckt. Für den Eingebornen ist es aber vorhanden, und er
spricht es bei langsamer Rede aus. Wenn p oder h folgt, so kann das
Fehlen des u leicht zu Mißverständnissen führen, da die Worte ohne u
aussehen, als gehörten sie zu Kl. 9 und 10 der Nomina, während sie zu
I und 3 gehören. Es ist deshalb etymologisch richtiger und auch praktisch
besser, das u stet.s zu schreiben. Hr. Missionar Roehl hat auf diesen Sach-
verhalt besonders hingewiesen , und in dem Neudruck der Fibel wird das
berücksichtigt.
Das ist um so wichtiger, als man in den für den praktischen Gebrauch
geschriebenen Büchern die Aspiration bei hhh, nth, mph nicht bezeichnet.
Die an sich verschiedenen Lautverbindungen mp und mph würden ohne das
also gleich geschrieben werden. Schreibt man die erstere aber mnp, so
ist kein Mißverständnis möglich.
Bemerkung 2. Die von mir als »halbe Nasalierung« bezeichnete
Lautveränderung, wonach der Frikativlaut explosiv bleibt, auch nachdem
der Nasal abgefallen ist (s. »Grundriß» S. 56, 14b) kommt vor; z. B. ludezu
II »Barthaar« neben ndezu 10, luhazu pl. mbazu »Rippe«, ka-dama 13
»kleines Kalb« neben ndama 9.
Es gibt aber außerdem eine Anzahl (/, d, 'b und yj in der Sprache,
die ich niclit erklären kann , »ind die ich bis auf weiteres für Laute fremden
Ursprungs halte (s. noch unten 7); z. B. gö.si 5 »Nacken« , göda 9 »der Stock«,
dala »alt«, ^bada »schlecht«, 'btmdu »ein Bündel Bananen«, ''papatCka
»ilattern«, ^pala 5 »die Wiese, die Aue«.
Für ^b fand ich die Aussprache v bis 7>, einige Individuen sprechen
mehr frikativ, andere mehr explosiv.
In der Lautverbindung mh wird vollstimmiges b mit Kehlöffnung ge-
sprochen.
4. Veränderung von Konsonanten durch ^'okaleinflüsse.
a) Die alten Mischlaute.
Urspr. k wird k (mit palataler Aussprache, also s; es klingt dem Neuling
oft wie sy); urspr. 7 wird z.
Beispiele, mesozi G »Tränen«, smgöla »behauen», lasa »schießen»,
Sayula »auswählen«, ieka »lachen«, ziso pl. me^o »Auge«, aiama »gähnen«,
soma »stechen«, \»\. -ianq »fünf».
iza »kommen«, 'ka-zila 13 »der kleine Weg» , 'ka-zala 13 »der kleine
Hunger«, zuwa 5 »Sonne«, zmga »bauen«, ziha »schön, gut sein«, B. yi.
In Verbindung mit n wird / nicht geändert, und n fällt wieder ab;
n + z wird regelmäßig zu s, d.h. die stimmhafte Frikativa wird durch die
Verschmelzung mit dem Nasal stimmlos.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 221
Beispiele, sqni 9 »Scliam« , si "Land", iii »unter", -ose »alle".
yasa »Handfläche« B. yanga, sila 9 »Weg« vgl. oben ^ka-zila, sala 9
»Hunger« vgl. oben ^ka-zala, se 9 »draußen« B. inge, so »komm her«
B. iiigo.
b) Durch / (leichtes i) werden die Vokale nicht erheblich geändert.
Die unter 1 angeführte zerebrale bis palatale Aussprache des l ist wohl zu-
meist darauf zurückzuführen, daß ein i bzw. e vorhergeht oder folgt (aber
auch sonst zwischen zwei gleichen Vokalen wird t bzw. / gesprochen).
So notierte ich ziH'a^{zila) »ausräuchern«, g^la »böse Lust, Mutwille«,
c«j/a' »eine Speise nicht essen«, ihigt\l'a^ »hineingehen«, geh »hineintun«,
amJnl'a »Falle stellen«, ambil' a »Holz zusammenfügen« (/ zwischen / und ^'),
taila (besser tail'a) »wessen« , "hazila 13 »kleiner Weg« , si lizVte (auch /)
»ich habe nicht geweint« von lila (lil'a), l'ima »hacken« (/).
Beachte ni luma »beiße mich« mit zerebralem l nach i von Tcu-luma
»beißen« mit alveolarem l, aber auch sala 9 »Hunger«, wa-sambal'a usw.
7 verschwindet meist vor «\ z. B. imha »singen«, i Kl. 4; auch w
(<; urspr. v) verschwindet einigemal, z. B. i-ha »böse sein« neben -iciwi
»böse«, hwili 3 »Leib« {muvili}, -iii »unreif« (B. reA-i), -wili »zwei«, izwa
»gar sein« (von ijila).
Die übrigen Laute bleiben unverändert;
z.B.: 1c 'Ä'/ Präf. Kl. 7, mrikila 3 »Schwanz«, "kila »die Kräfte über-
steigen«.
t gati »mitten«, muti 3 »Baum«, -'ft' »sagen«.
h (< urspr. p) hituJa »umdrehen«, -hgahi wie viele«, ^kuM »wo:'«
Unsilbisches i hat einen stärkeren Einfluß als silbisches / auf die
vorhergehenden Konsonanten.
Die Lautverbindung ^kya wird regelmäßig zu 'tja (j stimmlos), die
Lautverbindung lya zu dja (J stimmhaft), hya klingt wie %ya.
Beispiele. Gen. Kl. 7 'tja, "(ja »Tag werden«; Gen. Kl. 5 dja, dja
»essen«; -%ya »neu«^, %i/a »brennen«.
Vor e habe ich keine Veränderungen der Konsonanten gefunden ;
z.B. ymda »gehen« (yenda), yembe 5 »Hacke«, yema »Palmwcin
zapfen«, le'ta »bringen«, le'ka »lassen«, zeice 5 »Schmarotzermilan«, iice
5 »Stein«.
Bemerkung \. Aus diesen Genitivbildungen 'fja und dja und den
Verbalformen mit -a- ist nach Analogie ein Nominativpräfix entstanden, das
vor dem Verbum als 'tji und dji auftritt, während es der Regel nach 'ki und //
heißen sollte. Vor dem Nomen ist 'H erhalten, li ist aber ganz abgefallen
wie im Suaheli, z. B. ^ki'ti 'tja^tama »der Stuhl ist schön«, 'tjiza^tama das-
selbe in anderer Form; djaniluma »es (das Auge Kl, 5) schmerzt mich«, dji-
zanüuma dasselbe in anderer Form.
1 Dagegen ist (/i häufig; vgl. -gima »gesund«, gina »fett sein«, gisa 5 "Brach-
feld«, gimhala »fett sein«. Ich bin jedoch über die Abstammung dieser Worte nicht
klar (vgl. z. B. Suaheli ziina »gesund").
" Tritt in Kl. 9 der Nasal davor, so erscheint nach 3 oben das urspr. p,
also inphya.
222 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Bemerkung 2. In der gebräuchlichen Orthographie des Sambala war
der Laut 'tj als ch geschrieben. Ich verwerfe die Schreibung ch, da sie
nicht phonetisch, sondern rein empirisch aus dem Enghschen herüberge-
nommen ist. Die Schreibung ist obenein unpraktisch, da in den Schulen
nur ch, aber nicht c gelehrt wird. Außerdem ist sie bedenklich, weil sie
den Europäer verführt alle etwa dem englischen ch ungefähr ähnlichen Laute
mit ch zu bezeichnen, ohne sich darüber Gewißheit zu verschaffen, ob diese
Laute auch tatsächlich identisch sind. Im Suaheli wußte ich, ehe ich nach
Afrika ging, daß durch ch etymologisch verschiedene Laute bezeichnet werden.
Es hat sich herausgestellt, daß sie auch verschieden gesprochen werden.
Für das Sambala hatte ich eine solche bestimmte Überzeugung nicht, son-
dern nur eine allgemeine Vermutung, daß auch liier mit ch verschiedene
Laute bezeichnet sein konnten.
Mit Hilfe der sehr intelligenten Sambalajungen habe ich, wie ich in
der Suahelistudie bereits erwähnt habe (S. 206), ermittelt, daß im Sambala
zwei Laute vorliegen, die mit ch geschrieben werden. Der erstere ist der
oben als Entsprechung für ky gefundene Laut 'tj\ der zweite ist 'tz. Beide
Laute sind stimmlose Lenes, also beide von dem englischen ch verschieden,
da dies Fortis ist. 'tj ist palatal, 'tz alveolar, beide mit Rauschlaut. Für
eine praktische Schreibung empfehle ich tj und tz (oder tz) oder, wenn man
das gewohnte c beibehalten will, c und c. Das h bei dem c ist in jedem
Fall überflüssig und verwirrend.
Beispiele. ^0a »Morgen werden« wie oben, 'iza »Aufhören des
Regens« V;a Gen. Part. , Vya/a 7 »Finger«, 'fzuta »schwarz sein«, ^tzuluza
»handeln, wuchern«.
c) Vor u (leichtem ti) und o halten sich die meisten Kon-
sonanten, auch /, das im Suaheli liier i-egelmäßig verschwindet. Nur lo
(-< urspr. v) wird verllüchtigt ; z. B. :
luma »beißen« , Suaheli uma; lu Präf. Kl. 11, Suaheli u; loya »zaubern«,
Suaheli oga; lomba »bitten, werben«, Suaheli omba »bitten«.
Aber uya »zurückkehren» , B. 1-7/70 ; ona »sehen« , B. ro»io; ola »faulen«,
B. vola.
Für B. <ynia »sich wärmen« habe ich Sambala otrla und hotefa
notiert.
Unter dem Einfluß des w, das aus (leichtem) n entstand, treten
zuweilen palatale und velare Laute auf; z. B. :
iiioana 1 »Kind« statt mw-ana, hwezl 3 »Mond« statt micezi, tuhwa
Pass. zu tuma »senden«.
%wa »ebben« für wys^y. pwa aus hwa^, Ir/^icaVass. von liha »bezahlen«,
layica Pass. zu laha »verurteilen«, Msi'yjici »Name eines Berges und eines
Baumes«.
1 In der Suaheiistudie steht 'tj, da ich dort den Rauschlaut niclit deutlich
wahrcenoiiiiuen iiabe.
2 Wird hiervon ein Wort nach Kl. 9 gebildet , so tritt das urspr. p wieder
ein, z. B. mphwai 9 »der Strand, an der Küste». Vgl. Note 2 zu S. 22L
INIeinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 223
Auch die Lautver!)iiidung -bwa klingt fast so, als stände nach '6 ein
leises 7, also beinahe -7»7ö. Die Lautverbindung 7«;« bleibt erhalten, wird
zu giva verhärtet oder zu wa verkürzt. (In jica Gen. Kl. 1 tritt j — in den
Drucken y — ein. Ich führe die Form auf urspr. yyn-a zurück.) Passiv-
endung i'ywa. ist sehr häufig.
z.B. gwa »fallen«. Gen. Kl. 3 wa^.ywa.
Dagegen bleibt Iwa unverändert, z.B. Iwa Gen. Kl. 11, halwa Pass. zu
hala »schaben«. Vor tt' verschwindet urspr. r ebenso wie vor o iind m, z.B.
Gen. Kl. 14 wa (ß.vwa).
d) Unter dem Einfluß von i (i, schwerem i) treten starke Ver-
änderungen der Konsonanten ein. ki und U werden si, pi wird y?, yi und
// werden zi, vi wird m.
Beispiele, ki. lu-siye 11 »Augenbraue«, mosi 3 »Rauch«, mdm 1
»der Koch« von dfka »kochen«, ma-iizi 6 »Ruß an den Töpfen« , B. -kili.
lt. losigwa »träumen«, vom Stamm Iota, sima 5 »Brunnen«, siyala
»zurückbleiben«.
pi. fisa {fi^ya) »verstecken«, fiya »Kochstein«.
yi. Das Vergrößerungspräfix Suaheli dji, also urspr. yi, lautet zL z. B.
zi-.sqzi »eine Träne«; vgl. zihi »kurz« (Yao-J^jo^), ziso 5 »Auge«, zina 5
»Name-, zinno »Zahn«, mazi ü »Wasser«, muzi 3 »Dorf«, zVknb »Herd«.^
li. mu-ziyo 3 »Last«, -zVto »schwer«, ziwab "Teich«, nwezi 3 »Mond«,
zi Präf. Kl. 10, Hz-Vte Perf. von lila, kilongnzi 7 »der Anführer« von hj/'i-
gola, mbuzi 9 »die Ziege«, m^pazi 1 »der Erbe« von ^pala »erben«.
vi. vi Präf. Kl. 8, vina »tanzen«, hwivi 1 »Dieb«, mhavi 1 »Dieb« von
^bawa »stehlen«.
Unter dem Einfluß von y treten dieselben Veränderungen ein, y selbst
verschwindet immer, außer nach den Labialen.
Beispiele, kyi. asa »anstecken« von a^ka »brennen«, ^pi^ka »allerlei
probieren« c?iws. 'pisa »jemand plagen«, lahVka »erbrechen« caus. 'tahisa.
iya. losa »träumen machen« von ungebr. Wia, B. loia, igusa »satt
machen« von igu^ta »satt sein«.
p^a, lefya »lang machen«, caus. zu leha »lang sein«, zifya »schön
machen« von ziha, hufya »leicht machen« von huha, r'mfya »klein machen«
von nuha.
yya. aga »verloren gehen« bildet caus. aza, yja »umkehren« uza.
Iya. za Gen. Kl. 10; -eza, -iza caus. zu -ela, -ila; kula »wachsen«
bildet caus. kuza, heia »zu Ende sein« bildet heza, gula »verkaufen« bildet
caus. guza.
vya. vya Gen. Kl. 8, vyala 8 »Nägel« pl. zu 'tjalal, vyala »gebären«,
dazu -vyele »weiblich«, lawa »herausgehen« bildet caus. lavya, vuwa »sich
bewegen« bildet caus. vuvya.
e) Durch n {11. »schweres w«) treten Veränderungen der
vorhergehenden Konsonanten ein, wobei zu beachten ist, daß k vor
1 Das Refl. Präfix beim Verhum lautet 'ki. Ich weiß keine Erklärung, doch
vgl. Kongo ku.
224 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
ü in der Regel zu /, aber / zu / wird. AVährend im Suaheli die Verbin-
dung kü und tu gleicherweise zu /« wurde, ist hier der etymologische Un-
terschied der beiden Verbindungen noch ei'sichtlich.
Beispiele, ku. kifuwal «Brust" , fumba^la »mit der Hand fassen»,
la/una »kauen«.
iu. suga »Tiere zähmen«, sunda »züchtigen, zurechtweisen«, mma
»nälien«, suhga »binden« (Suaheli /w%a).
pw. hufu »leicht« von huha »leicht sein«.
«yw?
lu. ndezu^ »Bart«, -hnzu «sanftmütig« von -hola, znmilaX »zustimmen»,
-tnzu »faul« (B. -vilü), izu »reif« (B. vilu).
vu. zula »einem Tier das Fell ausziehen« (B. ru-ula).
Wird u unsilbisch, so treten dieselben Veränderungen ein, und
7/ verschwindet nach /, nach z hält es sich.
Beispiele, -/a »sterben« , yawowa »ähnlich sein« (B. pivana), zwika
»Kleider anziehen«, B.rw-ika.
f) Wenn \' ok aleinflüsse und der P^influß eines Nasals zu-
sanunentreffen, so ist auch hier das Gesetz zu beobachten, das wir oben
in 4 a fanden ;
Stimmhafte Frikative werden durch vortretenden Nasal stimmlos. Der
Nasal fällt vor allen Frikativen aus, z.B. -zihi »kurz-. Kl. 9 sihi.
Dabei ist es meist gleichgültig, ob der nasale oder der vokalische Ein-
lluß dei- frühere war.
nk. sihgo 9 »Hals«, si'ye 10 »Augenbraue«, pl. zu lu-siye, also ni +
ki^ii; mtsa »an etwas riechen«, caus. von nuhkha »stinken«, also nk -\-
y^si, zinkha »vorübergehen«, caus. zisa.
nt?
mp. ßyn 9 »Niere«.
ng. .f/ 9 »Fliege«, si'^e 9 »Heuschrecke«, asa » umhertreiben», caus.
zu ahga, dazu im-asi 1 »der Herumtreiber«, mu-^twasi »die Stampfende«
von ^titahga, u-losi 14 »Sprache« von longa, caus. dazu Insa.
nd. mu-lml »Wächter« von -linda, muhasi 1 »der Pflanzende« von
handa, vtisa caus. zu vunda »verfaulen«, sitn 9 »schwer« von -ziU}.
mh. mu-loßl »Freier« von lomba, lu-veya »Hörn«, Y)\./ega, mu-uß\
»Töpfer« von nmha . nm-tafi 1 »der Reisende« von tamba, dazu caus. tafya;
von -vyele »wei])lich» K\.0 fyele, /via 9 »Regen« Suaheli mrua.
Während w und 7 vor (leichtem) / und u öfter verschwanden, bleiben
7>d) und f'ig stets erhalten, z.B. mbdi KI. 10 »zwei«, mbhci »böse« Kl. 9,
rnbiii Kl. 9 »unreif« von -ist, mbizu 9, 10 »reif« von -izu usw.
ihgi »viele«, iiigüa »hineingehen«.
hguluwe9 »Schwein«, nungu d »Kochtopf«.
g) Die Nasale.
Über die Veränderung von mw zu nw s. oben 4 c.
Die Lokativendung Jii ist im Sambala regelmäßig zu -/ geworden
unter gänzlichem Ausfall des n, z. B. Sambalai »das Land üsambara« , ndai
»im Leib« von tida. In andern Fällen hat sich das n vor i gehalten, z.B.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafriiia. 225
soni 9 »Scham«, nJchuni 10 »Feuerholz«, Ebenso wird ni im Phir. des
Imper. zu i, z. B. soi »kommt«, letai »bringt«.'
ny und ny sind beide zu n geworden, z.B. n-uiigu 9 »Kochtopf«,
Iw-fko 11 »Löffel«, ^\. nfko.
n-ongeza 9 »Zugabe« von -qhgeza, n-ihgi 10 »viele« von -ihgi, hwme
»selbst«, -na »regnen«, n-oki 9 »Biene« , h-ama 9 »Tier« , n-oka 9 »Schlange«.
na cacare.
Bei den kausativen Formen ist vielleicht richtiger ny zu schreiben,
da y noch hörbar zu sein scheint;
z. B. onya »führen, zeigen« von ona »sehen«; hinya »lehren« von hina
»lernen«; honya »heilen« von hona »gesund werden«.
Dagegen bleibt m vor y unverändert, m-oto, pl. my-oto 4 »Feuer«,
m-osi, pl. my-osi 4 »Rauch«, hwaka, pl. my-aka 4 »Jahr«.
humya »krank machen« von huma, inamya »beugen machen« von
inama, zimya »auslöschen« von zima.
n wechselt in einigen Fällen mit 7, wo ich eine befriedigende Er-
klärung noch nicht geben kann; z. B. nunda »ackern«, vgl. mu-yunda »Ba-
nanenfeld«, nombe 9 »Rind«, yombe 5 »großes Rind«.
Wahrscheinlich ist h hier das frühere, und 7 hat sich nach Analogie
von ng und y daraus entwickelt. Vgl. jedoch von yenda »gehen« , livyendo
11, ^\. nendo 10 »Gang«, yongq 5, -^X. hongo 10 »Rücken« gegen die oben
in 3 gegebene Regel.
Eine ähnliche unregelmäßige Bildung ist nota 9 »die kalte Zeit« von
Iota »kalt sein«, wenn es nicht von qta herkommt, das in der Bedeutung
»sich wärmen» und »sich abkühlen« gebraucht wird.
Vor u bleibt m unverändert, z. B. -kalamu »ewig« von ^kalama
»immer währen«, -angalamu »breit».
5. Über die Konsonantendissimilation nach dem Dahlscheu
Gesetz habe ich an andrer Stelle das Nötige gesagt. ZDMG. Bd. LVII,
S. 302.
So entsteht gati »mitten« aus urspr. ''kati, mgate 3 »Brot« aus mkate
Suaheli, gwatq »Zange«, Suaheh kwato 5 »gespaltener Huf« ; 'hahuka (Sua-
heli papukä) »sich abtrennen vom Weg, von einem Stück Vieh«.
Derselbe Vorgang läßt sich nachweisen, auch wo der ei'ste Konsonant
mit Nasal verbunden ist;
z. B. nguku 9 »Huhn« (urspr. iikuku), hguha 9 »Buschlaus« (urspr.
nkupa), ngqhe 9 »Augenlid« (urspr. nkope).
Auch wenn der erste Konsonant durch Vokaleintlüsse frikativ wurde,
läßt sich das Gesetz in einigen Fällen beobachten;
z.B. mavuia »Fett« (urspr. -kula), vuha 5 »Knochen« (urspr. -ki'ipa).
Beachtenswert ist, daß der durch Dissimilation aus k entstandene
Laut g und nicht 7 ist. Bei der Auflösung der nasalen Verbindung ng
läßt sich aber keine feste Regel aufstellen. Von iiguha 9 »Zecke« (urspr.
1 Der Imperativ mit Verbalobjekt nimmt oft das konjunktivische e an, ?.. B.
m-letei »bringt ihn«.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. 111. Abt. 15
226 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
nkupa) entsteht regelmäßig (/uha 5 »große Zecke«, aber von hgiiJcu 9 »Huhn«
gegen die Regel yuJcu 5 »großes Huhn«. Umgekehrt von ngoma 9 (urspr.
ngoma) gegen die Regel goma 5 »große Trommel« , während man yama er-
warten soUte.
Übrigens dehnt sich die Wirkung des Dahlschen Gesetzes auch auf
das A:M-Präfix aus, z. B. gwaha 5 »Achselhöhle«. Wie SuaheH kicapa zeigt
und Herero oJcu-apa, liegt hier eine Bildung mit Praef. Kl. 17 vor, dem im
Sambala Präf. Kl. 5 vorgesetzt ist; vgl. den Plur. des Herero oma-icuapa.
Ferner gutwi^ 5 »Ohr«, Herero oku-twi 17, ebenso gebildet. Demnach
nehme ich au, daß Sambala yako »dort« statt guko steht und in derselben
Weise wie gwaha und gutwi aus 'kuko entstanden ist. Eine besondere Art
von Assimilation fand ich in dem Fremdwort talatasi »Papier« für Suaheli
halatasi.
Vokalassimilation liegt vor in dem Demonstrativpronomen uju 1,
awa 2, idji 5, itji 7, ulu 11, aka 13 usw.
6. Die aufgeführten Laute sind aus dem System der Bantulaute sämt-
lich zu erklären mit Ausnahnie von '/i, für das ich eine Ableitung nicht
gefunden habe. Es gibt im Sambala eine große Anzahl von Worten mit
kurzen Vokalen in offner vorletzter Silbe. ^ In den echten Bantuworten
des Sambala sind die Vokale in offner vorletzter Silbe lang (s. unten 7).
Aus diesem Grunde glaube ich, daß wir die Worte, in denen jenes
Vi vorkommt, und die Worte mit kurzen Vokalen in offner vorletzter Silbe
bis auf weiteres als Fremdwörter anzusehen haben.
Daß solche Fremdwörter auftreten , ist nicht weiter merkwürdig , wenn
man bedenkt, daß die Sambala in ihrem Bergland umgeben sind von den
die Steppe bewohnenden Masai mit »kuschitischer« Sprache, und daß auch
nach den Überlieferungen der Sambala fremde Einflüsse in ihrem Volksleben
seit alter Zeit vorgelegen haben; vgl. die Geschichte der Wakilindi. Ferner
ist die Sprache der Wambugu, die mitten in den Bergen Usambaras wohnen
und eine eigene Sprache sprechen, die vom Bantu und vom Masai ver-
schieden ist, von Einfluß gewesen.
Beispiele, göda 9 »Stock«, myösi 1 »Älann«, ngiftö 9 »Schaf«.
7. Meine Untersuchungen über die Quantität der Vokale hatten
folgendes Ergebnis.
In der Regel sind alle Vokale kurz.
Nur die Vokale der Stammsilbe und der vorletzten Silbe, auf die ein
nicht mit Nasal verbundener Konsonant folgt, werden gedehnt. (In Fremd-
wörtern sind auch sie kurz, s. 6).
Besonders die Einsilbigen sind also kurz, z. B. se »draußen« Suaheli
ndje, so »komm her« Suaheli ndjö.
1 In ''gutwi und 'gwaha habe ich sogar g mit Kehlverschluß notiert, ebenso
'gati »Mitte«.
2 Genau genommen sind alle Silben oÖen. Ich gebrauche den Ausdruck hier
der Kürze halber für Silben, auf die kein mit einem Nasal verbundener Konsonant
folgt (vgl. gela und yendä).
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 227
zTsQ »Auge«, pl. mesQ, ztlä »Speise nicht essen«, ztnä 5 »Name«,
ngömä 9 »Trommel«, Tzä »kommen«, yäwä »teilen«, mäzi 6 »Wasser«,
nwezi 3 »Mond«, yäsä »Hand«, lä?iä »verfluchen«, nwä^kä 3 »Jahr«;
aber trnbä »singen«, yendä »gehen«, mü-yähgä 1 »Arzt«, nihgi 10
»viele«.
Wird ein Verbum durch Anfügung von Suffixen mehrsilbig, so bleibt
die Stammsilbe doch lang. Wo sie kurz war, bleibt sie kurz.
äsämä »gähnen«, am 'M »zum Trocknen aufhängen«, ?Vfl%ö »rufen«,
Vtt^hä »gehorchea«,
aber mgtl'ä »hineingehen«.
8. Wie in andern Bantusprachen scheint auch hier der dynamische
Ton zweifach zu sein, nämlich 1. etymologisch auf der Stammsilbe; als
solcher bewirkt er die in 7 aufgeführte Dehnung der Stammsilbe, auch
wenn diese nicht vorletzte Silbe ist, 2. mechanisch; als solcher ruht er
auf 4ei' vorletzten Silbe und bewirkt wie in 7 in der Regel die Dehnung
des Vokals.
Die zweite Art des dynamischen Tons wird vom Europäer leicht auf-
gefaßt, die erstere schwerer; um deswillen erscheint dem Europäer die
erstere Art als Nebenton , die zweite als Hauptton ;
z.B. i'tdngä »rufen«, h'igil'ä »hineingehen«, anfkä »zum Trocknen
ausbreiten«, aSamä »gähnen«.
9. Der musikalische Ton war bisher noch in keiner ostafrikanischen
Sprache gefunden, außer dem Konde und Sango im Nyassagebiet (vgl.
»Grundriß« S. 131. 148).
Außerdem hat Missionar Dahl in Urambo darüber einiges festgestellt,
das mir aber erst nach meiner Rückkehr bekannt wurde (vgl. seinen Auf-
satz im vorliegenden Heft S. 106 ff).
Meine Untersuchungen im Sambala begannen mit dem Wort 'Jciya 7,
pl. viya, das sowohl »Schenkel« wie »Wassertopf« hieß. Für europäische
Ohren klangen beide Worte zunächst völlig gleich, und doch behaupteten
die Eingebornen, daß sie verschieden wären, nicht nur in der Bedeutung,
sondern auch in der Aussprache. Da sämtliche Laute beider Worte ganz
identisch waren, wußte ich keine andere Möglichkeit, als daß die Tonhöhe
den Unterschied ausmachte. Nach manchen vergeblichen Versuchen fand
ich dann, daß 'M^ya^ »Schenkel«, aber ^M^a^ »Wassertopf« heißt.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich bei dem Wort muluhgu. Hier
fanden wir nun schon schneller heraus, daß mu-lu^ngu^ 1 »Gott« heißt, aber mu-
lu^giö 3 der Name eines bekannten Feldbaumes (mit roten Blüten und roten,
bohnenartigen Früchten) ist, während mu-lu^hgil) 3 der Name eines Wald-
baumes ist. ,
Nachdem so das Prinzip gefunden war und die Sambalajungen wußten,
was ich wollte, gaben sie ohne Besinnen mit großer Präzision und genau
übereinstimmend die Tonhöhen jeder Silbe in jedem Wort an.
Ich gebe eine Reihe von Proben, um zu zeigen, wie wichtig die
Sache für die Wortbildung und für die Synonymik ist. Viele Worte, die
bisher gleich geschrieben wurden, sind danach im Lexikon zu unterscheiden.
15»
228 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Für die Mitteltöne wende ich die Zeichen: — * für den halbhohen,
— ^ für den halbtiefen Ton an.
Uma »ackern«, mu^^ma^ 3 »Berg«, Wlimi^ 11 »Zunge«;
mufih^o* 3 »Last«, zi^a^ »beschuldigen«;
zi^ma^ »auslöschen«, mu^-z^mu^ »Gott der Unterwelt«;
nda* »Fötus«, ndd »Ausruf, wenn viel von einer Sache vorhanden ist« ;
nddi^ »im Leib«, ndaH^ »wer«;
/ß7a' »krank machen, weil eine religiöse Vorschrift nicht beachtet ist« ;
la^ga^ »sich verabschieden, einen Vertrag machen«;
sa^nga} »Steuern einziehen, beisteuern«, sa^c/a^ »keimen«;
'A-ö'/ö^ »sauer werden« (Milch);
'ka^ld'ya^la^ »vertrocknen« (vgl. ^Jcafit* »trocken«);
'kdy 5 »Kohle«;
muykaja* 1 »Jäger« (vgl. u^-'ka/a* 14 »Jagd«);
'kajt} »streng, hart«;
rn^ka^zct 1 »Ehefrau des N. N.«; mka^zh^ »seine Frau«;
'ka*lajiya^, ^ka^z^hga^ »braten, rösten«;
^oW* »schlafen«, mu^-yo^no* 3 »das Schnarchen, die tiefe Stimme«,
ngö^dnö ' » Morgennebel « ;
gVl'ä^ »böse Lust, Mutwille«;
2«j/a' »eine Speise nicht essen (aus Aberglauben, Sitte)«;
«e'/'a, »ausräuchern« (Klippdachse, Bienen);
z\nd 5, pl. wOjSi'wö* »Name«, zhia^ 5, pl. ma^-zi*na^ »Pflanzloch«;
hvoe^i 3 »Mond«, hwe^z^ 3 »Wasserlauf«;
•ye^ld »glatt, schlüpfrig sein«, ge^W »hineintun«;
mu-ya^ga^ 1 »Arzt«, u-'ya^ga^lA »Medizin«, aher ma^-ga*hga^ 6 »Baum-
euphorbien« , Sing, dazu gafiga^',
afnguHa »ausbrüten«, apgu/a » herabnehmen « ;
ba^da^ »auf etwas setzen, legen, stellen«; ba^da^ »Maniokbrei«; ba^daf
»schlecht«;
bahnhci »Käfer«, aber ba^mba' »Star« (Augenkrankheit);
bi^ndu} »kleine Holzlast«, bhiduf »Perlenkette, die die Frauen um die
Hüfte binden«;
buhidu^ »Turban«, bu^ndii »eine Traube Bananen«;
iti^ka »überlaufen« (Flüssigkeit), iti^ka »antworten, gehorchen« (im
Imperativ Hochton auf a);
buld »ankommen«, bula^ »Lichtung«;
ha^d »sich waschen«, ha^a »angrenzen«;
o,fo, »verfaulen«, oHa^ »beschenken«;
a'/o' »verlassen«, afa^ »verbrennen«;
si^hgo^ 9 »Hals«, nkhifigo* 9 »Fell zum Schlafen«.
In folgenden Fällen liegt gewiß eine Verwandtschaft vor, auch wo die
Tonhöhen verschieden sind.
-/c' »lang«, -Mha^ »lang sein«;
kVIa^ »(die Kräfte) übersteigen«, mu^-kHa^ 3 »Schwanz«; nd^zu^ »Bart«,
Meinhof: Linmiistisclie Studien in Ostafrika.
229
pl. maf-'ko*?nba^, ^ki-'kdmba\
■ Klang« ;
''ko^mha^ 5 »Flasolienkürbis als Gefäß«
»sich aufblähen« ;
liHa^ »schreien», ndi^M 9 »Totenklage«, mupld
l()yo^ »verzaubern«, nddgwa^ 9 »Zauberei«;
l(hnha^ »freien, \verl)en<', muWfi^ 1 »Freier«;
/ö'te, »kalt sein«, «o'te, »die kalte Zeit«;
ndct »Fötus«, nddi^ »im Leib»;
M^-fiiwa^ 7 »Brust« , /m'wö, »würgen«;
67' »Land«, e'/?, »unten», otli^, s\ »hier unten«;
^kttla^ »wachsen», -kufu^ »groß«;
fu*mba^ 5 »Maus in der \\^n&^^ , fiimhata^ »mit der Hand fassen«.
Änderungen der ursprünglichen Tonhöhen scheinen danach statt-
zufinden :
\. bei der Bildung der Adjektiva, vielleicht auch der von ihnen ge-
bildeten Abstrakta ;
2. beim Abfall des Präfixes (vgl. /<' und i'//,).
In a*hd si^ ist der Hochton des Präfixes, nachdem dasselbe ausgefallen
ist, auf die letzte Silbe des vorhergelienden Wortes geraten.
Eine erschöpfende Behandlung der Tonhöhen ist zur Zeit nicht mög-
lich. Der Zweck meiner Untersuchung war nur auf die Wichtigkeit der Sache
hinzuweisen und zur genaueren Forschung in dieser Richtung anzuregen.
Ich gebe im folgenden noch eine Anzahl Worte, deren Tonhöhe ich
versucht habe zu fixieren als Material für die Vergleichung mit anderen
Bantusprachen. Merkwürdigerweise scheinen die Worte trotz sonstiger Ver-
schiedenheit die Tonhöhe meistens beizubehalten , wie die beigefügten Worte
aus dem Venda' (Nordtransvaal) und Duala (Kamerun) zeigen.
Sambala
Venda
Duala
Ma, »liegen«
laHa dasselbe
Umbijta^ »lecken« (Zunge)
fe'^öi »verlassen»
dfa^ dasselbe
Uma^ »nicht wollen, nicht
l^mala »sich nicht vor der
!^m »dumm sein«
können»
Falle fürchten« (dumm
sein)
Wta^ »bringen«
ndire dasselbe
U »sein«, defekt.
ndi^ dasselbe
ß" dasselbe
dja^ »essen«
Id dasselbe
Vo, dasselbe
muM■mo^ 3 »Lippe, Geb
ot«
muh^mo 3 »Lippe«
y^ka^ »flechten«
lu^ka dasselbe
li^nda^ »bewachen«
li^nda dasselbe
li^a^na^ »gleich sein«
U^igana dasselbe
li^ha »bezahlen»
lija dasselbe
ziHo^ »schwer»
-di^y dasselbe
zi^a^ 5 »Teich«
dzifia 5 »Tiefe«
ma-dfba^ 6 »W;isser
zij^z^b »eine Träne«,
pl.
mftofdzi 4 »Tränen«
mi^-sofli^ 4 dasselbe
m^sdz^
230
S a ni b a 1 a
idhgdla^ »behauen«
ÄoW, 9 » Scham a
laia^ «schießen«
a*/a' »wegwerfen«
z^Tii^ »kurz«
ma^vuHa^ »Fett«
fuHa^ »wischen, betrügen'
nkhwaJS 9 »Rebhuhn«
saf/uHa^ »auswählen«
/c'Ä-a, »lachen«
^kumbu*'ka, »sich erin
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Venda Duala
sdnga^ 5 »Zahn«
thdni 9 »Schande«
/a'Va »werfen«
maj)fy}ra 6 dasselbe
khwaji 9 dasselbe
'ta^hula dasselbe
sefl dasselbe
hj}mhula »denken«
'.?oW dasselbe
ila, 6 »Palmöl. Ob
ki^TTii^ »zehn«
Tiithgitlu^ 5 »Krähe«
nkhtini^ 10 »Feuerholz'
hgtjtha^ 9 »Buschlaus«
hxifa^ »sterben«
-kuhi'^a^ » rühren «
OT/'/i«, 5 , pl. ma^ryt/ha^
»Knochen«
^koJio*la^ • husten «
ngühe* 9 »Augenwimper«
ngu^ku^ 9 »Huhn«
"kWmä^ »melken«
"ka^na^na^ »miteinander
streiten«
'kuykä'ndd^ »mit Lehm be-
werfen «
^kothga^ 5 »Perlhulm«, ma^-
^ka^nga^
gäß^ »mitten«
'tjd » Morgen werden, Her-
aufkommen der Sonne«
V^a*» Auf hören desRegens«
iä^iä^ »sauer werden«
(Speise)
nguju^vi 9 »Schwein«
nup.g'u) 9 »Kochtopf«
mtlu^ 5 , pl. mapu^lu* » Nil-
pferd «
ngwe* 9 »ein Waldbaum«,
»ein Riemen, um ein
Rind anzubinden«
56* »draußen«
fufmi »zehn« 'drMi »zehn«
ß^ngumj^ 5 dasselbe
khijtni 10 dasselbe
giitfa 5 »vollgesogene
Buschlaus«
/a' dasselbe W dasselbe
W'tola dasselbe
khlfe 9 »Schläfe«
kJm^hu 9 dasselbe
ahna dassell^e
hahia » verweigern •
kha^nga^ dasselbe
'ka^ti dasselbe
tsa} »dämmern«
o^Sf^a, dasselbe
a^na^ »kämpfen, streiten'
ka}/i dasselbe
«^w'/«<r69 »wildesSchwein« ngo^a} 9 »Schwein«
woVigq^ 19 »Kochtopf«
wrfo' dasselbe
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
231
Venda
ndaja 9 dasselbe
ndija 9 dasselbe
dtha dasselbe
(}the »alle« -ise^ »alle«
(ha »sich wärmen.', moto oHo^ dasselbe
poet. »Feuer«
ialler
S a ni b a 1 a
so*la^ 9 »Hunger«, Diniin.
'A'a' - za'la^ 1 3
sij'a^ 9 »Weg«, Diniin.
^ka-zi*l'a^ 13
zu^ca* 5 »Sonne«, pl. ma^
zu*ica^, Dimin. ^ka^-zu*wa^
13
(yiig^za^ »hinzufügen, viel e^igedza »vermehren«
machen « , Subst. no^-
nge^za^ 9
woje^ 2 »alle, ganz«
OfieHa* »sich wärmen«,
mo^to* 3 »Feuer«, pl.
myoJ,(i
yica »falle!«, ^ku^-gwa^
» fallen «
yu^a* »fassen, greifen«
wqjci* 14 »Honig«, riojci*
9 »Biene«
zVso^ »Auge«, pl. me^SQ^
zi^nö\ pl. mino^ 5 »Zahn«
'bä^wä^ »stehlen«
mo^si*'d, pl. mi/oji* "Rauch«
ngo^na 9 »Trommel«,
yf)ma*, pl. ma^-gorna
»große Trommel«
i^ngi^l'a^ »hineingehen«
ni^ngi^ 10 »viele«
^■,2a' »kommen«
i^Uy »ausgießen«
mufi^ 3 »Dorf«
5i| 9 »Fliege«, Jca^-si^ 13
»kleine Fliege«, mit s
statt 2 gegen die Regel
oben 4 b) und f)
sif^e^ 9 »Heuschrecke«
i^^tajiga^ »rufen«
ya}waf »teilen«
76,72 cfo^ »gehen«
ma^z^* 6 »Wasser«
i^Tcafa^ »bleiben, wohnen,
sitzen«
i^mba^ »singen«
iiw^ne^ »selbst, Eigen-
Duala
ndja^^ dasselbe
ngeft^ dasselbe
Ld''ba, "Gott, Hinnnel«
wa, »lauen
mhsi 14 »Honig«
ndtsi 9 »Biene«
i^^to 5 dasselbe
i^no 5 dasselbe
mu^tsi 3 dasselbe
ngo^ma dasselbe
nz^ria dasselbe
da^ dasselbe
se^la dasselbe
vi^idi dassell)e
nzi^ dasselbe
ä!,m dasselbe
tsi-enda! 7 »Schuh"
mafdi dasselbe
i'mba dasselbe
muhie »Herr«
kd dasselbe
d^^so^ dasselbe
ngo mo^
dasselbe
i^ngef,^ dasselbe
yu dassellje
mu*ndi\ 3 dasselbe
ngi*ngi^ 9 dasselbe
a^ba^ dasselbe
mufhidS 3 »Fuß'
dja^ dasselbe
-mSni »selbst«
232 Meinhof: Linguistisclie Studien in Ostafrika.
Sambala Venda Duala
e^ne »Herr» (Anrede),
me^^ »Herr!« (Gruß)
nw-ä'kä^ 3 »Regenzeit im nvcdha 3 »Jahr«
März«, ^\. my-aka
dia^ma^ »gähnen« d^tama »den Mund auf-
sperren «
la;nd »verfluchen«
«iüa,wa'l, pl. M;ör|Wa' »Kind« nwahia 1 dasselbe mdna^ 1 dasseH)e
dnikäy »zum Trocknen aWa dasselbe
aufhängen«
7a,5a', pl.7wa|<ya'Ä0^5 »Hand- ts-a^nda 7 »Hand«
fläche, innere Hand«
munu^ 3 »Salz« mdno 3 »Salz«
inunthu^ 1 »Mensch« rnu^hu \ dasselbe mo^o^ 1 dasselbe
Wo die Tonhöhen der verschiedenen Sprachen voneinander abweichen,
können folgende Gründe dafür in Betracht konunen, soviel ich sehe:
a) Beobachtungsfehlei'. Im Sambala ist rein empirisch festgestellt,
wie die Worte klangen. Es muß noch erst untersucht werden, welche
Veränderungen die Töne erleiden, wenn Präfixe oder Suffixe hinzutreten
b/.w. abfallen, in besonderen Formen z.B. im Imperativ usw.'
Im Venda' ist nur der Ton der einen Silbe in der Regel bezeichnet.
Auch dadurch konnten Irrtümer entstehen.
b) Wie es scheint, wird im Sambala die Stammsilbe von Worten,
die in beiden Silben ursprünglich Tiefton hatten, oft hoch gesprochen. Es
muß erst untersucht werden, ob diese Tonhöhe wirklich konstant, oder nur
eine Folge des Starktons ist, der auf die Silbe fällt.
c) Durch Kontraktionen und Elisionen werden die Töne oft ge-
ändert.
Es bleibt also noch ein weites Feld für fernere Untersuchungen.
10. Ich habe nicht die Absicht über Wortbildung und Gram-
matik an dieser Stelle ausführlichere Mitteilungen zu geben, zumal
Pastor Roehl, der beste Kenner des Sambala, daran arbeitet, und meine
grammatischen Untersuchungen im wesentlichen auf seinen Mitteilungen
beruhen.
Nur auf einiges will ich hinweisen, das für das Studium des Bantu
im allgemeinen und besonders für das Studium des Suaheli wichtig ist.
a) Die Nominalklassen Kl. 11 (B. lii) und Kl. 14 (B. rw), die im Sua-
heli gleichlautend geworden sind, sind hier klar geschieden, indem Kl. 11
/«, Kl. 14 u lautet, z.B. In Mini 11 »ein Stück Holz«, Suaheli nkuni, ule
14 »Länge«, Suaheli ulefu.
' Vgl. z. B. zÜ^nä^ ö, pl. ma^-zfna^ »Pflanzloch., mit z'i^d 5, pl. ma^-ztna^ »Nanie«.
Missionar Foiiken teilt mir mit, daß im Kisilia am Kilimandjaro diese beiden Worte
lauten iri^ia -Loch in der Erde«, ir^na »Name«.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 233
Die Vergrößerungsklasse (B. y{) Suaheli dji ist auch hier nachzu-
weisen.
Das Präfix zi- tritt aber nur vor dem Nomen auf, und meist nur in
zweisilbigen Worten. Die Pronomina gehen nach Kl. 5 {li), z.B. zizi 5
»große Stadt« von muzi 3, z-uto 5 »der große Fluß« von m-uto 3, ziti 5
»der große Baum«, zoJea 5 »die große Schlange« von rioJca 9, zama 5
»großes Tier« von nama 9.
Die Verkleinerungsklasse 13 {Jca), die im Suaheli ganz in die 7. Kl.
{M, pl. vi) aufgegangen ist, ist hier noch vorhanden und lautet regelmäßig
'ka, z.B. ^ha-zila 13 »der kleine Weg«, 'Tca-yosi »der kleine Mann«.
Die einsilbigen und die vokalisch anlautenden zweisilbigen Stämme
nehmen nach Ita noch 5« an, z.^.^ka-zi-til^ »der kleine Baum«, "ka-z-ana
»das kleine Kind« von hwana 1. Der Plural hierzu ist aber analog dem
Suaheli Kl. 8 vi, und nicht Kl. 12 {tu) wie in anderen Sprachen. Kl. 12
ist dem Sambala verloren gegangen.
Aus dem Plural dieser Klasse entwickelt sich eine Form zur Bezeich-
nung kleiner Quantitäten: va-z-ele »ein wenig Milch« von mele 6, va-z-azi
»ein wenig Wasser« von mazi 6, vakunyu »ein wenig Kungunuß« von
nkhungu 9 usw.
b) Über die Nominalendungen hat P. Roehl so eingehende Studien
gemacht, wie sie noch in keiner Bantusprache bisher vorliegen. Ich weise
nur darauf hin , daß der Unterschied der Endung -a und -i (< i) hier klar
hervortritt.
-a ist verbal, das Wort behält verbalen Charakter und ist eigentlicli
mehr Partizip als Substantiv. Ist es transitiv, so nimmt es in der Regel
ein Objekt zu sich, und zwar nicht mit Genitivzeichen; dies Verbalobjekt
ist also als Akkusativ aufzufassen.
-i bildet dagegen echte Nomina agentis mit folgendem Genitiv: z. B
von hinya »lehren«, mhinya wanthu »der die Leute lehrt« oder mhinyi 1
»der Lehrer«, z.B. mhinyi jwa Wasamhala »der Lehrer der Waschambala«.
c) Von den Verbal endungen sind die bekannten auch hier zu
finden. Von den unbekannteren sind wichtig die intransitiven In versiv-
formen, z.B. TiVtuka »umwenden« von hita »gehen«, inuka »aufstehen« von
ungebr. ina in inama »sich beugen«.
Dazu die transitiven Inversivformen: liVtula »umwenden«, inula
»aufheben«, auch suhgula »losbinden« von mhga »binden«.
Die Stativen Formen auf -ama, z.B. inama »sich beugen«, funama
»brüten«.
Die Kausativendung -ya wird viel gebraucht und verschmilzt mit
dem vorhergehenden Konsonanten nach den Regeln oben in 4 d. Dort sind
bereits eine Reihe von Beispielen gegeben.
Auch im Sambala wird -ya zweimal gesetzt, wenn es mit -ana ver-
bunden wird; z. B. fanana »ähnlich sein« kaus. /««yanya »ähnlich machen,
überlegen « .
Die Endung -esa, -iia ist im Sambala in intensiver Bedeutung im
Gebrauch.
234 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrilca.
ymda "gehen« yrndesa »schnell gehen a
hVta »gehen" Jiftisa »schnell gehen«
''ti »sagen« 'tUa »mit Nachdruck sagen, drohen«.
Wie es scheint, hat da^ Sambala Verbalformen, die aus zwei Stäm-
men zusammengeschmolzen sind, was eine ganz abnorme Bildung dar-
stellen würde, z.B. andahi'ta neben annahVta zur Umschreibung von »erst«
aus anda in -andila »anfangen«, Suaheli anza, und hVta »gehen«, sindalima
»den ganzen Tag ackern« von sinda »etwas andauernd tun« und Ihna »ackern«,
^kanyayoiola »etwas schnell tun« von ^kanya »schnell machen« und yqsola
»tun«, fi'kaleia »schnell bringen« vonß'ka »sich beeilen« und leta »bringen«,
tjelezalila »die ganze Nacht weinen« von 'tjeleza »etwas des Nachts tun«
(abgeleitet von V;a »Aufgehen der Sonne«, eigtl. also »es sich bei etwas Tag
werden lassen«) und lila »weinen«.
d) Das Perfektum — wenigstens in der negativen Form — wird
abweichend vom modernen Suaheli und in Übereinstimmung mit den anderen
Bantusprachen mit der Endung -ile gebildet; z.B. -ze/iga »bauen« Perf.
Stamm -zmgile.
Vor dem (ursi)r. schweren) i von ile wird das l des Stammes zu z\
z.B. -pala »erben« — pazile, hula »ankommen« — buzile, -kela Beinen Baum
umschlagen» — kezile, -kwela »steigen« — kwezile, -bawa »stehlen« hat hayile
nach S. 218 Anm. 1, -ywa »fallen» — gvoele (aus gwa-ile).
Besonders beachtenswert ist -lizite von -lila »weinen«, das auf Iväle
zurückgeht. Das letzte l ist über d zu t geworden vermöge einer Dissi-
milation. Dei-selbe Vorgang hat im Hebe häufig Perfekte auf -ite veran-
laßt'; vgl. sitaida statt sitaila oben S. 218 Note 1. -ona »sehen« bildet -ene,
vgl. dazu Konde'^ 'bona Perf. -hwene (aus urspr. -buaine für -buanile).
Von Kausativen wird das Perfektum auf -ize gebildet, indem nach
der unter c) gegebenen Regel ya noch einmal angefügt wird {-ize <. ilye)
z. B. asa asize, yesa yestze, ohya otiyize, zimya zimyize usw.
Nach Analogie dieser Bildungen wird -ize statt -ile auch dann ange-
hängt, wenn eine Kausativbildung nicht vorliegt, sondern aus anderen
Gründen (s. oben 4a) ein Ä-Laut vor der Endung steht, z. B. ßsa ß^ize,
lasa laiize.
Die Mehrsilbigen verkürzen -ile in -e; z. B. -fanyanye von -fanyanya
»vergleichen«, -sisile von -sisila »schlafen«, -buile von -bulila, -bulize von
-buliza usw.
Die Bedeutung ist häufig nicht mehr ])erfektisch im Sinne eines Tem-
pus, sondern die der Zuständlichkeit; z.B. a i sisile »er befindet sich im Zu-
stande des Schlafens«, a i inule »er trägt«, eigtl. »er befindet sich im Zustande
des Aufgehobenhabens«, a i ßle »er ist tot«, eigtl. »er ist im Zustande des
Gestorbenseins« usw.
1 Die Beispiele gebe ich später in der Bearbeitung des Hebe.
2 Schumann, Kondograniniatik. Mitt. des Sem. für or. Spr. Berlin 1899.
III. § 32.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 235
11. Die Sprache hat mehrere Dialekte. So z. B. ist die Sprache
von Bumbuli von der Sprache von Mlalo bereits etwas verschieden sowohl
in bezug auf die Artikulation der Laute als auch auf den Wortschatz. Die
Unterschiede sind jedoch nicht erheblich, und die Verständigung der Mlalo-
leute mit den Bumbulileuten hat keine Schwierigkeit. Auch die Sprachen
der Bondei und Zegula, die ich gesondert zu behandeln gedenke, stehen
dem Sambala sehr nahe.
Eine besondere Sippe sind die Wanango. Sie sind vielleicht ursprüng-
lich Leute eines anderen Stammes, sind al)er jetzt völlig in das Sambalavolk
aufgegangen. Sie haben Konnubium mit den Sambala, haben dieselben
Zeichen (ein kleines Loch im Ohrlappen und eine Marke an der Stirn),
und es sind auch in ihrer Sprache keine erheblichen Abweichungen walu*-
nehmbar. Zwei Wanango, die ich in Bumbuli sprach (Nungu und Mtali
mit Namen), machten mir diese Angaben und fügten hinzu, daß heute nur
in den Tänzen zwischen ihnen und den Sambala ein Unterschied l)estände.
Dies wurde mir von P. Roehl als richtig bestätigt. Ich habe eine große
Reihe Worte erfragt, es war aber alles reines Sambala.
12. Zur Orthographie des Sambala bemerke ich unter Zusammen-
fassung des Obigen, daß die bisher gebrauchte Schreibung nach meiner
Meinung in folgender Weise sich verbessern ließe.
a) Statt des f (bzw. g) ist 7 zu schreiben und dies konsequent zu
setzen überall, wo 7 gesprochen wird. Wo g gesprochen wird, ist natür-
lich nach wie vor g zu schreiben. Dieser Vorschlag ist bereits durchge-
drungen.
b) Die Lautverbindungen m{u)'b, m{u)']i sind klar von mb und mjjh
zu scheiden. Auch das ist inzwischen durchgeführt. Man schreiljt für das
erstere mub, mup, für das zweite mb, mp.
c) Die englischen Schreibungen sh und ch sind zu beseitigen. Die
zwei mit ch bezeichneten Lautverbindungen sind zu unterscheiden.
Statt sh schlage ich s vor, das um so praktischer ist, als die Bondei
s statt Sambala s sprechen; daher der Name Usambara statt Sanibalai,
wie man im Lande selbst sagt.
vStatt ch schlage ich vor tj (für urspr. ky) und ti (fz). Scheut man die
Anwendung des doppelten Zeichens, so ist c und c zu raten.
d) Die Tonhöhen sind im Wörterbuch ausführlich zu bezeichnen,
ebenso die Vokale, die gegen die Regel kurz sind. In den Lesebüchern
für praktische Zwecke sind die Tonhöhen nur da zu bezeichnen, wo Vei'-
wechslungen möglich sind wie bei Jciya^ und kiyaK Bei Mu/ungu »Gott« ist
die Bezeichnung der Tonhöhe z. B. überflüssig, da das Wort durch den
großen Anfangsbuchstaben genügend gekennzeichnet ist.
13. Ich gebe noch eine Zusammenstellung der mir bekannten Sam-
balaliteratur : Dr. W. H. J. Bleek, in Comp, grammar of South- African
languages, London 1869, S. 190 ff. gibt einige Mitteilungen nach Steere.
Er nennt die Sprache Kisambala. — E. Steere , Collections for a liandljook
of the Shambala language, Sansibar 1867. — A. Seidel, Handbuch der
Shambalasprache in Usambara, Dresden -Leipzig 1895. — J.T.Last, Poly-
236 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafriiia.
glotta Africana orientalis, London 1885, S. 41ff. enthält ein kurzes Wörter-
verzeichnis der Shambälasprache. — Shainbalalesefil)el von P. Wohlrab und
Johansen, Berlin 1892. — Dieselbe. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage,
besorgt von P. Gleiß , Gütersloh 1900. — Dieselbe. Dritte Auflage, besorgt
von P. Rößler, im Druck. — Markus - Evangelium {uhilikizi wa nyemi ugo-
ndwavyo ni Marko), Gütersloh 1896. — Lukas - Evangelium (uhilikizi wa nyemi
uvyogondwa ni Luka) , London 1903, — Ushimulezi wa Washambala, heraus-
gegeben von Missionaren der evangelischen Missionsstation Hohenfriedeberg
in Nordusambara , Gütersloh 1894. — Dasselbe. Zweiter Teil, Gütersloh
1898. — Mbuli za Mulungu, herausgeg. von Missionaren der evangelischen
Missionsstation Hohenfriedeberg in Nordusambara, Gütersloh 1894. — Das-
selbe. Zweiter Teil, Gütersloh 1896. — Johannes -Evangelium {uhilikizi wa
nyemi ugondwavyo ni Yohana), Stuttgart 1901. — INIatthäus- Evangelium
(uhilikizi wa nyemi ugondwavyo ni Mateyo), Stuttgart 1902. — 50 geistliche
Lieder in der Shambalasprache , herausgeg. von den evangelischen Missio-
naren in Usambara, Gütersloh 1902 (Maimbo ya mviko). — P. Ei-asmus
Hörner, Grammatik der Shambalasprache, Mariahill, Natal 1899.
Den verehrten Freunden im Sambalalande, die mich in jeder Hinsicht
treulich bei meiner Arbeit unterstützten, den Mitgliedern der evangelischen
und der katholischen Mission, den Herren Plantagenbesitzern in Sakerani
und Herkulo, den Leitern der Plantagen in Balangai und Sakare, sowie in
Kwai, und dem Hrn. Bezirksamtssekretär Dahlgrün in Wilhelmsthal spreche
ich meinen wärmsten Dank auch an dieser Stelle aus fiir alle meinen Studien
erwiesene Förderung.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 237
ni. Namwezi.
Die Sprache der Namwezi hat für Deutsch - Ostafrika nicht nur
darum eine erhebUche Bedeutung, weil es wohl diejenige Sprache ist, die
im Innern des Landes ein so ausgedehntes Gebiet (allerdings in ver-
schiedenen Dialekten) hat wie keine andere Sprache, sondern auch darum,
weil die Leute dieses Stammes als Träger und kräftige Arbeiter für den
Europäer in ganz Deutsch - Ostafrika einen besondern Wert haben. In
beiden Eigenschaften und neuerdings auch als Kolonisten sind sie durch
die Kolonie weit verbreitet, und die Kenntnis ihrer Sprache hat deshalb
besonders praktische Bedeutung.
Unter Berücksichtigung dieser Sachlage und zugleich aus missionari-
schem Interesse ist bereits eine kleine Literatur über das Namwezi ent-
standen. Außerdem hatte ich ausführliche schriftliche Nachricliten über die
Sprache durch die mir befreundeten Missionare der Brüdergemeine Stern
und Dahl in Urambo. Vgl. meinen Aufsatz über das -Dahlsche Gesetz«,
ZDMG. Bd. LVII, S.299.
Immerhin blieben noch allerlei phonetische Aufgaben zu lösen, und
ich habe folgende Beobachtungen angestellt, um zu ihrer Lösung beizutragen.
Die Fragen, um die es sich handelte, waren folgende.
1. Werden die urspr. offenen (leichten) Vokale (i, u) im Namwezi
ebenso gesprochen wie die urspr. geschlossenen (schweren Vokale (i, u)?
Nach den Angaben der meisten Vorarbeiten wurde das Erste be-
hauptet; ich hielt das Letztere für wahrscheinlicher.
2. Über musikalischen und dynamischen Ton war noch nichts bekannt.
3. Es gibt eine Anzahl Labialen {w, v, v, h), und die Gewährs-
männer schwankten über ihre Zahl und ihre Aussprache. Beides war fest-
zustellen.
4. Über die Lautentsprechungen für die Grundkonsonanten wai'en
ebenfalls die Angaben nicht übereinstimmend.
5. Als Entsprechungen für nk , nt, mp wurden Laute beschrieben,
über die man aus den Beschreibungen sich nicht infoi-mieren konnte.' Der
Charakter dieser Laute war festzustellen.
6. Als Entsprechung für n und n hatten die Berichterstatter den-
selben Laut n. Es war festzustellen, ob das richtig ist.
7. Als Entsprechung für k traten .s- Laute auf und außerdem er-
schienen in den Mitteilungen noch eine Reihe anderer .9 -Laute. Es war
zu untersuchen, ob diese Laute, die meist etymologisch verschieden waren,
1 An einer Stelle heißt es: »nasales n«. Der Schreiber ist sich nicht klar,
daß jedes n nasal ist. An andrer Stelle heißt es -zerebrales «• , während ofienbar
«velares» gemeint ist. An andrer Stelle wird gesagt, man solle die Luft durcii die
Nase blasen, wie wenn man Stockschnupfen hat, während mau beim Stockschimpfeu
die Luft eben nicht durch die Nase bla.sen kaim, usw.
238 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
sich auch phonetisch unterscheiden ließen , oder ob hier nicht Unterschiede
liineingehört waren, die gar nicht bestanden.
8. Außerdem war mir die Sprache interessant, weil sie in manchen
Fällen Formen bot, die den von mir erschlossenen hypothetischen Grund-
formen ähnlich oder gar mit ihnen identisch waren.
9. Wenn das Interesse, das in Nr. 8 ausgesprochen ist, mehr theo-
retisch war, so war die Frage nach einer brauchbaren Orthographie des
Namwezi rein praktischer Art. Dieselbe war um so dringender, als nicht
die einfachsten Hilfsmittel für den Unterricht bestanden.^
Vorbemerkungen.
Ad 1. Die Lautverbindung ä-h (A-h) , welche im Suaheli zu/m wird, ist
im Namwezi als Tm bzw. gu (nach Dahlschem Gesetz) erhalten. Da nun
lai (/••«) im Namwezi auch zu ku bzw. gu wird, hielt ich es fiir unwahrschein-
lich, daß diese beiden Silben {Jiu) gleich gesprochen wurden.
Mit Selimani^ kam ich zu dem Resultat, daß «1 mit Vorstrecken der
Lippen, u ohne das gesju-ochen wurde. Ich glaubte auch festzustellen, daß
u gespannt gesj)rochen wurde.
Nach Kolon go^ klingt die Silbe ku (urspr. ku) fast wie kfu, z. B.
ku-kfumbatd »umfassen«, ki-kfura 7 »Brust», mpoku »blind« (fast wie
mpakfu), dakfuna »kauen«.
Denselben labialen Vorschlag vor u (ui-spi-. x\) hörte ich auch nach t,
z. B. mitfugo 4 »Haustier« (urspr. tüya). Bei der Bildung dieses ?/ werden
die Lippen ges})itzt und fast ganz geschlossen, die Mundorgane stark ge-
spannt. In dzu-ulä »ausziehen« ist das erste u labial.
Auch in munu »Salz« glaubte ich das zweite u als »labial« feststellen
zu können.
In manchen Fällen war urspr. u sicher als n nachzuweisen, z. B.
muntu »INlensch", nzuki »Biene«. In vielen Fällen habe ich nicht sicher
feststellen können, ob die abweichende Aussprache durch Nebenumstände
veranlaßt war oder nicht.
Hamisi^ sprach kit = urspr. kti ebenfalls mit gespanntem ?/. Auch
hier habe ich den labialen Vorschlag vor u deutlich gehört und mit w um-
schrieben, z. B. maguta 6 »Fett« fast wie magunda, kinimhata »fassen«
vgl. ihunga »binden« mit ähnlichem u.
Bei Baruti^ bemerkte ich in dem Wort knmbatha «umfassen« ebenfalls
die eigentümliche Aussj)rache des u und habe sie mit kwu umschrieben.
Bei magniha »Fett« habe ich bemerkt, daß es mit »breitem Munde« ge-
sprochen wird. In einer Reihe von Fällen habe ich Spannung des u fest-
gestellt, wo es ursprünglichem n entspricht, z. B. in füga^ »zähmen«, zUla
»Kleider anziehen«, däkünä »kauen«, auch in zuga^ »Brei kochen«, dessen
Etymologie mir nicht bekannt ist.
1 Eine Namwezi - Fibel von Dahl ist inzwischen gedruckt für die Mission der
Brüdcrgenieine.
2 Siehe die Namen der Gewährsmänner am Schluß des Aufsatzes.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
239
Über offne und geschlossene Aussprache schwanken meine Notizen
leider auch hier sehr.
Ich glaube danach annehmen zu dürfen, daß die Aussprache des u
mit gespitzten Lippen sich für das Namwezi wird nachweisen lassen.
Für den praktischen Gebrauch der Sprache wird es wichtig sein fest-
zustellen, ob bei scheinbaren Synonymen nicht Unterschiede in den ?/-Lauten
vorliegen.
Bei i klang mir das urspr. * meist offen, in einigen Fällen habe ich
sogar im Präfix ki- ein e als Lautentsprechung für i notiert. Für t habe
ich mehrfach i als Entsprechung notiert. Doch finde ich auch Angaben,
welche dem widersprechen, z. B. gespanntes offnes i als Entsprechung für
urspr. i. Nach Selimani wird bei * die Unterlippe ein wenig vorgeschoben,
bei i nicht. Doch kann die Ursache in den «-Lauten liegen, die vor i ge-
sprochen werden, ähnlich wie im Suaheli; s. S. 203.
Bei o und e bin ich zu dem sichern Ergebnis gekommen, daß jedes
o und e im Namwezi offen ist und o und e als Entsprechungen für urspr.
o und e nicht existiei"en. Wo man also ein o oder e zu hören glaubt, sind
es Entsprechungen für urspr. u und i und nur Hörfehler statt ü imd T,
bei denen der Deutsche sich oft irrt.
2. Den musikalischen Ton konnte ich sicher nachweisen bei
sämtlichen Namwezi. Ich gebe unten einige Beispiele. Über gewisse Regeln
in der Tonhöhe hat Dahl unabhängig von mir eine Reihe wertvoller Beob-
achtungen gemacht, die mir damals noch nicht bekannt waren. Sie sind
inzwischen im Druck erschienen; s. oben S. 106 ff.
Selimani
i-vega^ 5 »Schulter«
i-thay 5 »Fels«
miK-and 1 »Kind-
mi-zimvt 4 »Geister«
hgrnna' 9 »Trommel«
mlogd 9 «Büffel«.
lu-limi^ 11 »Zunge«
>igokh(l 9 »Huhn«
i-vitM 9 »Hyäne«
mhehd 9 »Wind«
Ko longo.
i-mgc^ »Schulter« munu^ [u labial) »Sab
ma-vey 6 »Brüste« mi/fih7if 1 »Mensch«
lu-vädzu^ »RijDpe« (u labial) nüfgu^ »Topf«
usw.
Baruti
mbögd' »Büffel«
t-söngä^ »Pfeil«
ki-kuva) 7 »Brust«
münv) »Salz«
va-dathu^ Kl. 2 »drei«
gwa^ »fallen«
nuhgu^ »Kochtopf«
usw.
Hamisi: '^jöna^ »sehen«
240
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Felusi und Kasega.
mwezi' »Mond« munii »Salz«
fig^ »Niere" munhu^ »Mensch«
maguthd »Fett« mwana^ »Kind«
mbula^ »Regen« sula^ »schmieden«.
Das Vorhandensein des musikalischen Tons ist danach nicht zu be-
zweifeln. An dynamischem Akzent habe ich folgendes notiert:
S e 1 i m a n i.
ithdvuhha »antworten, wenn man ge- thnböla »die Ohren durchbohren«
rufen wird«
iihaW »Fels«
mi-sözi 4 »Tränen«
khölöla » 1 lusten <« , s. K o 1 o n g o
Hamisi unten
khümbatha »umfassen«
ma-gütJia »Fett«
ogöphaga »sich fürchten«
Ttha-lezu 13 »Kinn»
ma-ganza 6 »Handflächen«
dakhuna » kauen «
mu-khäga »sechs«
sugida »die Haut abscheuer
ki-göndf} 7 »Wachs«
lü-vßdzu 11 »Rippe« {u labial)
ke-dikit 7 »Regenzeit» (statt H-
d%ku)
hkhm.0^ »Arm« ^
7m-khond pl.^
mdktimbtsf^ (u labial) »Augenbraue«
lu-gQy<l pl. iigöye »Schnur«
n zwiU »Haar«
muliU} 3 »Feuer«
äsäma^ »gähnen«
Kolongo.
ki-ganza^ » Handfläche «
tsibuld »durchbohren«
ka-ddma 13 »kleines Kalb«
lü-gimhi 11 »Rasiermesser«
limägädtt 5 »Krabbe«
li-atho, pl. matho »Boot«
ku-lümd »beißen«
hhwale »Rebhuhn«
lü-lTmi^ 11 »Zunge«
kCdöld »husten«
Baiuti
kwigülya »oben«
vanJm vädätJm »drei Leute«
ehgöklw »das Huhn« (ist wohl verhört
statt pigokhg)
gävanyä »teilen«
vmUdzi 4 »Tränen«
nhümhilt 9 »Meerkatze«
khiigülü »ein Fuß«, pl. mägülü
kln-ganzä »Hand«, pl. si-gänzä
zimdgä » löschen «
thümägä »senden«
mithTgo » Haustiere «
ikhtmu »Speer«
usw.
kholöla » husten I
Hamisi.
kd-ldmö 13; mü-lnmn 3 »Lippe«
' Das Dehnungszeichen auf der ersten Silbe, auch auf dem «, stellt den von
mir »Dehnung« genannten mechanischen Ton dar; vgLTsivenda' 40b. Der Stammton
auf ö ist kurz.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 241
Nach dem allen muß ich annehmen, daß die zweifache Betonung, wie
ich sie im Venda' nachgewiesen habe, auch im Namwezi vorhanden ist,
nämlich :
a) Dei- Stammton, der auf der Stammsilbe steht und ein kurzer,
scharfer Druck ist, der den Vokal deshalb auch in der Regel kurz läßt;
b) der mechanische Ton, der z. B. im Suaheli auf der vorletzten
Silbe steht und den Vokal dehnt. Ich habe ihn deshalb Dehnung genannt.
Im Namwezi scheint er gern auf der drittletzten Silbe zu stehen, ja
er scheint auf der Anfangssilbe auch in viersilbigen Wörtern zu bleiben.
Jedoch ist mir die Regel aus dem vorhandenen ^laterial nicht klar. Die
scheinbare Regellosigkeit in obigen Notizen, auch die Widersprüche, z. B. bei
Ttol(±la, kommen nach meiner Meinung daher, daß ich bei meiner ungenügen-
den Kenntnis der Sprache die beiden Arten des dynamischen Tons nicht
immer scheiden konnte.
Die Sache bedarf zu ihrer Klärung noch weiterer Beobachtung.^
3. Von den Namwezi, die ich gesprochen habe, habe ich folgende
Labialen gehört: ph, mh , b, '6, v, iv , /, v, m, mh.
Über m und mh s. unter 5.
Selimani. pha »geben«, lipha »bezahlen«, ogöphaga »sich fürchten«,
ma-phande 6 »Erdnüsse«, ma-phembe 6 »Flöten«, ma-phuli 6 »Elefanten«,
supha » Flaschenkürbis « .
Neben ph sprach Selimani auch jo; {j stimmlos), z. B. in -pja »brennen«,
-pjagila »fegen«.
imba »singen«, khqmba »auskratzen«, Iqmba »bitten«, vumba »bilden«,
mbiju 9 »Same«, mbogo 9 »Büffel«, mbazu 9 »Rippe«, mbehq 9 »Wind«,
-khumbatha »umfassen«, mbuzi 9 »Ziege« usw.
-bqtha »zusammendrehen«, lu-behe, ^X.mbehe 11 »Schwinge«, bwebwetha
»flüstern«, betha »beugen«, thobola »die Ohren durchbohren«.
'6 habe ich bei ihm nicht gehört.
vutJia 14 »Bogen«, -ithavukha »auf einen Ruf antworten«, vqla »faul
sein«, -mtha »vorbeigehen« (statt hiiha nach Dahlschem Gesetz, vgl. Sua-
heli -pitä) , -vi »böse«, -vma »sehen«, ma-vele 6 »Brüste«, i-vithi »Hyäne«,
ma-vasa 6 »Zwilling«, lehi-zim 7 »Brunnen«, ^nna »tanzen«, veve »du«,
ave »er«, -vili »zwei«, viswe Kl. 2 »unsere«, ma-vwe 6 »Steine«, ivega
»Schulter« usw.
mwana 1 »Kind«, mwezi 3 »Mond«, -thwala »auf dem Kopf tragen«,
nzwili »Haar«, -gwa »fallen«, välwa »Bier«, -fwa »sterben«, -fwana »sich
gleichen«, zioala »sich Kleider anziehen«, mhwani »auf dem Trocknen«,
hwina »Krokodil«, iigice »Panther«, mbwa »Hund«, mahehwa 6 »])löde
Augen« (klingt fast wie -^wa), bwebwetha »flüstern«, wiswe »unser« KI. 1.
nhvn 10 »Feuerholz« usw.
ßgo »Niere«, ßkha »ankommen«, -hqfu »blind«, ma-ßga 6 »Ilerd-
steine«, -fuma »herauskommen«, -fwa »sterben«, /«caraa »sich gleichen« usw.
1 Vgl. auch hierzu Dahl oben S. lOB.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt.
242 Meinhof: Liiigui.stisclu' Studien in Ostafrika.
nzovu »Elefant«, musamvu »sielieii" (Zahl), vnluga »riilii-en« neben
khuluga, muvi »Backe".
In der Aussprache von Selimani war also ph (pj), tnb, b, v, w , /, v
klar unterschieden.
Kolongo. phuhgudza »verringern«, i-pembe »llorn«, mpoku 1 »blind"
(in beiden Fällen wahrscheinlicli p verschrieben für pÄ); vgl. -pya »neu",
s. Selimani pj , Tce-pfwa »Trockenzeit« statt ki-phwa.
mhiti »Hyäne», mbogo »Büffel«, numha »Haus«; b m wZ» klingt in den
beiden letzten Beispielen und auch sonst stimmlos fast wie j)-
büluku^ »Krieg«, bütha^ »Bogen«, -betha »biegen«.
"banhu »Leute« neben vanhu.
-vulaga »töten«, suvi. »Panther«, -vyala »gebären«, -visa »verstecken«,
vanhu vadaihu »drei Leute«, ivega »die Schulter« usw.
nwana »Sohn«, nthwe 3 »Kopf«, pl. mithwe 4, -dhcala »anziehen«,
mwakha »Jahr«. Statt mbwa »Hund« sprach Kolongo mbya.
mfumu 1 »Zauberer«.
vina »tanzen«.
Kolongos Aussprache schwankte zwischen v und V;, wie butha »Bogen«
zeigt, bis b. Der Unterschied zwischen v und w ist klar belegt, der
zwischen v und v nicht, mh'ya statt mbica »Hund« ist auch sonst im Bantu
häufig, vgl. Venda' 32.
Baruti. i-phi ö »flache Hand«.
numba »Haus«, -imba »singen«, ilambo »Teich«, mbuli 9 »Ziege«.
simbn »Löwe«. Auch hier klang b in mb meist stimmlos wie mp.
Für b fand ich nur betha »sichten« (Getreide) und hgnbu »Nilpferd«,
für 7; nui' iba »stehlen«.
Dagegen ist v häufig, z. B. vavili »zwei« Kl. 2, gararhja »teilen«,
vanhu vingi »viele Leute«, suvi »Panther«, ivithi »Hyäne«.
izici, ii\. mazici b »Knie«, Iwala 11 »Finger«, zwala »Kleider anziehen«.
mwezi »Mond«, nhwale »Rebhuhn«, gwa »fallen«.
fumu »Arzt«, /j/^Tö »Tiere zähmen«.
mva »Hund«.
Im wesentlichen stimmt Baruti also mit dem Vorhergehenden überein.
Ein Schwanken zwischen v und 7> (vielleicht bis b) scheint auch hier vor-
zuliegen. Merkwürdig ist mva »Hund« statt mbwa. Sonst ist v nicht belegt.
Felusi und Kasega (s. unten Vorbemerkung 4 wegen k statt kh).
Für ph habe ich kein Beispiel.
kumbatha »Faust machen«, ^humba »bilden«, mbwa »Hund«, mbitla
»Regen«, mbogo »Büffel«, vimba »schwellen«.
Für b habe ich kein Beispiel.
'bisa »verstecken«, ''banhu ^bavili »zwei Leute«, ^bumba »bilden«.
luva »Lehm mit Wasser benetzen«, ki-kuva »Brust«, vi/ala »gebären«,
zova »müde sein«, seva »heiß sein«, vimba »schwellen«, kha-nca 13 »kleiner
Hund«.
mwezi »Mond«, micand »Kind«, kha-vioa 13 »kleiner Hund«, auch
wose »alle« (wohl verhört statt vose).
Meinhof: Linguistische Studien in OstafVika. 243
fiij(2^ «'^ieie^', ßnhu "Dinge-, /^a Gen. Kl. 8.
sevya »heiß machen«.
Auch hiei- schwankt tj bis nach 'i; vor urspr. (schwerem) ? finde ich
statt V, das man erwarten sollte, / und v neben v statt in-spr. v.
Hamisi. Für ph habe ich kein Beispiel.
mbuli »Ziege«, mhica »Hund«.
hihi duhu »ganz nahe«.
Für 7> habe ich kein Beispiel.
sava »Tiere zähmen«, vanliu vqse »alle Leute«, mimba nungu "einen
Kochtopf machen«, vuta »Bogen«, M-Ttuva »Brust«.
zwala »Kleider anziehen«, zwili »Haar«, lu-jwili 11 »ein Haar«,
mhwa »Hund«, muthice »Kopf«.
Für / und v habe ich kein Beisi)iel.
Jedenfalls ist das klar, daß man für die verschiedenen Dialekte des
Namwezi folgende labiale Laute einsetzen muß außer m und mh:
ph , mh , h, 7> , V, 10 , f, v.
V wechselt dialektisch mit '6, vielleicht auch mit b.
V wechselt mit v und mit /, ich bin aber einstweilen der Überzeugung,
daß es auch selbständig neben beiden vorhanden ist.
Über die Lautgesetze der Labialen s. unten Lautlehre. Vgl. auch
Studie IV, Sukuma.
4. Der Regel nach werden die Grundkonsonanten im Namwezi
in folgender Weise vertreten:
die urspr. Momentanen k, t, p
werden zu kh, th, h;
die urspr. Spiranten y, l, v
werden zu ff, h ^^
Dabei ist folgendes zu beachten:
Daß kh und th als Aspiraten aufzufassen sind, ist sicher. Wo ich
in obigen Beispielen statt dessen k und t geschrieben habe, nehme ich an,
daß ich die Bezeichnung der Aspiration nur ausgelassen habe.
Für eine praktische Schreibung des Namwezi bedarf es keiner Be-
zeichnung der Aspiration, da sie eben selbstverständlich ist.
Für urspr. p war mir h und ph als Lautentsprechung mitgeteilt. Die
Regel ist h, doch kommt auch ph vor, s. oben unter 4, vielleicht unter
fremdsprachlichem Einfluß.
Statt l ist mir l und / überliefert. Letzteres wird von Kuroj);iern
meist als r aufgefaßt. Die Unterscheidung zwischen / und / ist jjraktisch
wertlos, da die Individuen verschieden sj)rechen und auch der einzelne
zwischen beiden Lauten wechselt.
Die Lautentsprechung v für ui-spr. r sclieint mir die veibreitctste zu
sein. Doch klingt v oft, besonders im Anlaut, wie 7;. Für die Praxis
scheint mir die Untersclieidung wertlos.
Näheres s. unter den Lautgesetzen.
Nach Dahlschem Gesetz wird aus fc, t, p in dei- Tonsilbe, wenn dif
folgende Silbe mit k, f, j> beginnt, </ , rl, b; s. meine Studie darüber a. a. (>.
244 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Das Gesetz hat sich als richtig bestätigt; s. unten Lautlehre 5.
5. Die Lautsprechuug für nk, nt, mp ist nh, jih, mh.
Die Schreibung ist insofern gegeben, als es sich zweifellos um aspi-
rierte Nasale handelt. Man konnte nur schwanken , ob man den Spiritus
asper oder h als Zeichen der Asjnration wählen sollte. Ersteres wäre in-
sofern vorzuziehen , als die unzertrennbare Einheit der Laute dadurch besser
hervortritt, während die SchreiVjung mit h den Irrtum hervorrufen kann,
als könne man n-h, n-h, m-h gelegentlich trennen. Ich glaube aber, daß
die Sache nicht bedenklicher ist, als wenn wir im Namwezi und andern
Sprachen hg, 7id, mh schreiben, die auch ganz unzertrennlich sind.
Nach Dahlschem Gesetz steht statt hh, in manchen Fällen hg, statt
nh: nd, statt mh: mh.
Daß hh von h genau zu scheiden ist, versteht sich von selbst.
Beispiele s. Lautgesetze.
6. Bei allen Gewährsmännern habe ich statt humha (Suaheli) numba,
meist auch nama »Tier» (statt hämo), munu (statt munu) »Salz«, nuhgu
(statt huhgu) »Kochtopf«, notiert.
Bei Felusi und Kasega glaubte ich feststellen zu können, daß das n
in nama zerebral, in na »und« alveolar ist.
Hamisi sprach nama, auch bei den andern konunt der Laut n ge-
legentlich vor. Ich halte es danach für möglich, daß die Leute neben h
noch n und « sprechen ; n, das ich vermutete, habe ich nirgend beobachtet.
Außerdem kommt aber zweifellos h vor (neben hg und hh), z. B. hombe
»Rind«.
7. Die Lautentsprechung für Ä' ist ein s, das ich im allgemeinen für
zerebral halte, jedenfalls ist es stimmlos; die Entsprechung für <y ist z.
Kolongo sprach die «-Laute nach der Weise der Sukuma, also dz statt z.
Mit Nasalen verbunden, gibt der erstere Laut ns, der zweite nz {ndz).
Außer diesem 5 hat Dahl noch ein s und s festgestellt. Letzteres
konnte ich sicher erkennen in lu-iu »Messer« (Selimani) und sema melken«
(Baruti), das Hamisi wie syema sprach.
Den Unterschied der beiden s habe ich nicht geliört, doch ist es
merkwürdig, daß der Vokal vor s <i k oft nasaliert klingt, manchmal so
stark, daß man ein deutliches n hört, z. B.:
mäsözi »Tränen», Sing, l'isözi (fast wie linsozi oder Uhsnzi).
Vielleicht hat Dahl aber doch recht, und ich hätte Beobachtungen
an noch mehr Individuen und für längere Zeit anstellen müssen, um den
Unterschied wahrzunehmen.
Dagegen habe ich seine L^nterscheidung von s und z und s bestätigt
gefunden. Für dz fand ich kein Beispiel außer bei Kolongo.
8. Daß das Namwezi in einer großen Anzahl von Fällen urspr. A-
als kh oder g vor u bewahrt hat, wo das Suaheli dies bereits zu f ver-
ändert hat, ist für die Bestätigung der Richtigkeit der von mir aufgestellten
Grundformen von Wert. Auch in einer Reihe anderer Fälle bietet das
Namwezi sehr alte Formen.
Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 245
Besonders wichtig ist mir aber, daß im Namwezi die Entstehung von
fn aus lc%i über Tcwu und lefii ganz klar zu erkennen ist. Damit ist die
Lautveränderung ku >fu iihonetisch verständlich geworden.
9. In der genannten F'ibel hat mein Freund Dahl bereits eine Ortho-
graphie des Namwezi aufgestellt.
Er wendet folgendes Alphabet an:
ahdefghijTilmnnops
sstuvwyzz (nur in der Verbindung dz).
Bemerkenswert sind folgende Buchstabenverbindungen:
ts (bisher ch), dz; mh, nh, hh (für die aspirierten Nasale).
Die Unterscheidung zwischen v und v ist auf meinen Vorschlag in
der Fibel unterblieben, da v nach meiner Meinung zu selten und noch un-
sicher belegt ist; s. oben 3.
h hat Dahl nur in Verbindung mit g und h angewandt, vor Vokalen
schreibt er hg , wo ich h notiert habe, z. B. hmuhe »Rind« (Fibel ngomhe).
Den Unterschied von s und s habe ich nicht gehört; s. oben 7,
Da Dahl dz nicht, aber dz anwendet, hätte man nach meiner Meinung
dz statt c?i schreiben können, um noch ein diakritisches Zeichen zu sparen.
Zur Lautlehre des Namwezi.
1. Die Grundkonsonanten.
Die stimmlosen Laute k, t, p treten als Aspiraten M, th,ph auf. Statt
ph steht in der Regel A.
Beispiele.
A-. Selimani: Mana -leugnen«, iJchäla »bleiben«, lekJia »lassen«, ma-
khala 6 »Kohlen^, hhalanga »braten«, aniJcha »an der Sonne trocknen«,
Mmla »wachsen«, ^Ä'Äß »ankommen«, khömba »auskratzen«. Prüf. Kl. 13 Jcha.
Kolongo: mw-ahha »Jahr« (liier klang die Aspiration sehr leise),
ikhala wie oben.
Baruti: nzokhä^ »Schlange«, nzükhe »Biene«, änlkha »an der Sonne
trocknen«, ikhdla wie oben, khülä wie oben, khümbüla »sich erinnern«,
ikhumi »zehn«, sekhä »lachen«, -khali »böse«, khälähga} »l)raten«.'
Hamisi: hgökho »Huhn«, kha Kl. 13, kholola »husten«.
Felusi und Kasega: nzokha, nztikhi, sekha, kha Kl. 13 wie oben,
-okha Verbalendung.
f. Selimani: ithdvukJia « auf einen Ruf antworten « , lotha ^ » trämnen « ,
viitha" »Bogen«, ithaU »Fels«, thuma »senden«, i-thima 5 »Herz«, muthi 3
» Baum « , JiagatM » mitten « .
1 In mwaka »Jahr» konnte ich keine Aspiration hören.
2 Das hier notierte zeiebrale t wird vermutlich überall vorliegen.
246 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Kolongo: mätJie^ '>S])eicliel« , bütha^ »Bogen«, -thali »groß, lang«
i-tliimd 5 »Leber», -dathu^^ »drei«, hetha »beugen«, li-atho »Boot«, theya^
»Pralle stellen«, thethema »zittern«, tliüma »senden«, mäyüthä »Fett«.
Baruti: ivithJ »Hyäne«, liumhäthä »Faust machen«, -dathu^ »drei«,
hjtha »träumen«, hethä »sichten« (Getreide), hägäthi wie oben.
Hamisi: thuma »senden«, müthwe »Kopf«.
Felusi und Kasega: thuma, maguthd^ wie ol)en, Tchumhatlnla »Faust
niachen«, igutha »satt sein«, thu Pi^äf. Kl. 12.
p. Selimani: Kl. 16 ha , z. B. hansi »unten«, Aa^o^Ä/ »mitten« , ho/u
»blind«, f'igohe 9 »Augenwimper«, mhehn »Wind«, lubehfi 11 »Schwinge«,
ynhi "kiu-z«; aber Verbalendung 4 -pha, z.B. ogöpha »sich fürchten« ; ^>/ja
»geben«, lipha »bezahlen«, s^pha"^ »Flasche«.
Kolongo: Kl. 16 ha, igulia 5 »Knochen«, mbehn »Wind«, luha/iga
11 »Schwert«; ahev phü/igüdia »verringern«.
Baruti: ögöhä »sich fürchten«, -Uhu »lang«, -gühp "kurz«, Kl. 16 ha.
Hamisi: aha »hier« 16, iigöht »Wimper oder Braue«, -githi »kurz«,
iguha »Knochen«.
Felusi und Kasega: Kl. 16 ha, guhi »kvirz«.
Bei den letzten drei habe ich für ph kein Beispiel.
Den stimmhaften Lauten 7, /, r entsprechen im allgemeinen g,
l, V. Jedoch finde ich statt g in einigen Fällen J (y), manchmal ist 7 auch
ganz verflüchtigt. Die Aussjmiche des l ist alveolar bis zerel^ral ohne feste
Regel, es klingt zuweilen, besonders nach i und e, etwas vibrierend, dem
Zungen -r ähnlich. Einigemal klang es ganz wie d. Im Fräf. li Kl. 5
fällt es oft ganz aus, v wird hin und wieder wie '6 gesprocnen, besonders
von Kolongo, dessen Aussprache sich dem Sukuma nähert. Die Urambo-
leute sprechen im Anlaut mehr dem 'b, im Inlaut zwischen Vokalen mehr
dem V ähnlich.
Beispiele.
«y. Selimani: mbogo* 9 »Büftel«, nzig^ »Heuschrecke«, magdzi »Blut«,
gäva teilen; aber mbiju 9 »Same«, juma »trocken werden«, und otha
»sich wärmen«,
Kolongo: khi-gänza^ 7 »Hnndlläche« , ■mbog(2 wie oben, lu-gnye 11
»Schnur«, lu-gemb^ \\ »Rasiermesser«, ice(ja^ ij »Schulter«; a])er nkhugu S
« Feigenbaum « .
Baruti: Präf. KI. 6 vor dem V^erbum gä-, Verbalendung 5 -ga, ögöhä
»sich fürchten«, gävänyä »teilen«, müUgo 3 »Last«, aber äjüld »gähnen«.
Felusi und Kasega: mbogq »Büffel«, -^o Verbalendung 5, j^^o' »Niere«.
/. Selimani: lekha »lassen«, ikhäla »bleiben«, itiakhala 6 »Kohlen«.
Jchalanga »braten«, ithal^ 5 »Fels«, lala »langliegen«, Inma »beißen«, fndla
»fertig sein«, lömba »bitten«, marele 6 »Brüste«, lulimi 11 »Zunge«, lila^
»weinen«, lipha »bezahlen«; aber lotha »träumen«, mela »aufwachsen«, rda
1 Wegen des d s. unten 5.
^ s, dental, nicht interdental.
Meinhof: Liiiguistisolie Studien in Ostafrika. 247
»faul sein«, iJiyila >■ hineingehen« , Imda »Ijewachen« , muviU 3 »Leib«, vgl.
flisoi) »Auge«, dinaö »Name-', dinq 5 »Zalin« (s. Nr. 4d 7t), dinnsib »Raucli".
Füi- Unda -bewachen« liabe ich auch dinda notiert. In ithaU wie oljen steht
/ statt //.
Külongo: -thali -groß. Lang«, // Prüf. Kl. 5 neben i, lu Präl". Kl. 11
neben lu. Um »Auge«; aber Itna »Name«, limj »Zahn«, liötzi* »Rauch«, lila
weinen, 7nülih} »Feuer«, Uma »hacken«, liilTnii^ »Zunge«, lasa »schießen«,
-vili »zwei«, n'zwili^ »Haar«, lüina} "l)eißen«, löva »Fische fangen«, dzwala
"Kleider anziehen«, dzUula »Kleider ausziehen«, hla »sehen«, mmiila »wissen«.
nöla »schleifen«.
Baruti: mheld »Nashorn« , liso » Auge « ,. /i7ma' »hacken«, UlUa »weinen«,
m/iMfö »Elefant« , mhüla »Nase«, äjüla »gähnen«, linä »Name«, Iwalä 11
»Nagel, Klaue«, zwalä »Kleider anziehen«, Mgülü 7 »Fuß«, lülezü 11 »ein
Barthaar«, tesa' »treffen« , lälä »liegen«, /anrfä »betteln« , -/?/m »lang«, kluda
»wachsen«, Tthuinbida »sich eiinnern«, hhälängä »PZrdnuß« , khäli »böse«,
khilä 3 »Schwanz«, nhümbtli 9 »INIeerkatze« ; aber -vill »zwei«, Präf.
Kl. 5 i (neben li s. oben).
Hamisi: lina »Name« , mülQrno »Lippe« , zicala wie oben, zUla »Kleider
ausziehen«, Tihahzu 13 »ein Barthaar«, hi Präf. Kl. 11, li Präf. Kl. 5, Uma
»hacken«, Imda »bewachen«, kholöla »husten«, -vili »zwei«; ah e r lino »Zahn«,
mhuli »Elefant«, zwili »Haar«, mkhila 3 »Schwanz«.
Felusi und Kasega: mhula^ »Regen«, srM »schmieden«, rizala
»Hunger«, lola »sehen«, vyala »gebären«, zida »Kleider auszieiien« , 7izila
»Weg« wurde neben nzila gesprochen.
V. Selimani: ithdvukha »auf einen Ruf antworten« , vola »faul sein«,
Präf. Kl. 2 va (neben 'ia). Kl. 14 vu (neben 'bu), vümba »bilden«, mavde- G
»Brüste«, muvili »Leib«.
Kolongo: Präf. Kl. 2 va, löva »Fische fangen«, -vili »zwei«, mivili
4 »Leiber« , vona »sehen«.
In mili statt *muvili 3 »Leib« war u und v verschwunden.
Im Anlaut bevorzugt Kolongo '6, im Inlaut nach einem Vokal v.
Baruti: Präf, Kl. 2 va, uiT?' »zwei« , yävariyä »teilen«, süvi »Panther«,
lyüvä^ »Sonne«, vumba »bilden», Präf. Kl. 14 vu.
In ngülüe statt "ngülüve »Schwein« war v ganz verschwunden.
In i'W »stehlen« hörte ich 'h , in ngübü «Nilpferd« sogar h.
Besonders merkwürdig war die Aussprache yönd »sehen« statt vom.
die ich auf Dissimilation zurückführe (vgl. itw statt mw in Namwezidialekten
und im Sukuma).
Felusi und K a s e g a : -vili » zwei « , kikuva (verschrieben statt khi-
khnvß) »Brust«, khamca 13 »kleiner Hund«. In icq.se »alle« Kl. 2 klang r
fast wiew:, vielleicht wegen des folgenden o; aber 'ba Kl. 2, 'bumba »bilden».
2. Die Vokale.
Nach dem oben (Vorbem. 1) Gesagten bin ich zu keinem befriedigen-
den Resultat gekommen. Ich glaube im allgemeinen festgestellt zu haben,
daß die ursprünglich »leichten« Grundvokale im Namvvezi weit, die ur-
248 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
sprünglich »schweren' Vokale eng gesprochen werden. Da ich gelegentlich
aber das Gegenteil zu beobachten glaubte, ist es mir sehr zweifelhaft, ob
der Unterschied in der Mundüffnung im Namwezi die Hauptsache ist. Ich
glaube vielmehr, daß der Unterschied in der Spannung^ das wichtigere ist.
Die ungespannten Vokale klingen im allgemeinen dem Norddeutschen weit,
da er seine weiten Vokale nicht zu spannen ptlegt.
Daß die Spannung bei vielen "schweren« Vokalen vorliegt, geht daraus
hervor, daß das ii dem vorangehenden Konsonanten eine labiale Spirans bei-
fügt (vgl. oben Vorbem. 1).
Übrigens sind die gespannten Vokale im Namwezi häufig ganz kurz.
Die folgenden Beispiele sind nach dem allen als sehr unsicher aufzu-
nehmen. Ich bitte daraus keine Schlüsse zu ziehen, sondern sie nur als
Anregung zu genauerer Beobachtung anzusehen. Über e und o s. Vorbem. 1.
i. Selimani: Pi-äf. Kl. 4 mi, lila} "Schreien-, lima »ackern«, %»Äa
»bezahlen«, -vi »böse«.
Kolongo: Präf. Kl. 7 ki und kj (wolil verhört für kT. in beiden
Fällen k jedenfalls verschrieben statt kh). Präf. Kl. 4 pronominal e (wohl
verhört statt T).
Baruti: Kl. 4 mj, Tmba} »singen«, mgila »hineingehen«, vTngi »viele«
Kl. 2, siivj »Panther«, ndzUd »Weg«, nsi »Erde»; aber Xihn »lang«, -\lä
Verbalendung 8 c mit i (?).
Hamisi: n^?<M (verschrieben statt wcmAV«); aber Vinda »bewachen«.
i. Bei Selimani glaubte ich, wie oben gesagt, zu bemerken, daß sich
die Unterlippe bei ? weiter vorschiebt als bei e.
Baruti: zima »erlöschen«, lisö, -^X.vmsö »Auge«, sikhaga »ankonunen«,
hjsägä » verstecken «, r^a »stehlen«, söni^ »Scham«. \n STmba »Löwe« glaubte
ich gespanntes weites i feststellen zu können.
Hamisi: zimya »auslöschen«.
w. Selimani: mu (neben mii) Kl. 1,3; aber In Kl. 11, thü Kl. 12, rw
Kl. 14, khu Kl. 15; thüma »senden«, hjma »beißen«, khüla »groß werden«,
•mmba »bilden«.
Kolongo: nkhuyu 3 »Feigenbaum«; sonst habe ich meist u notiert.
Baruti: thuma »senden«, nungu »Kochtopf«, suvj »Panther«, mu Präf.
Kl. 3, khumbula »sich erinnern«, khüla »wachsen«, nhümbilt »Affe«; aber
hgülüe »Schwein« , güma «trocken werden«. Nach Selimani wird « ohne Vor-
strecken der Lippen, n mit Vorstrecken gesprochen.
u. Selimani: gijhi »kurz«, khumbatha »Faust machen« mit ge-
spanntem u.
Kolongo hat?/ mit Vorstrecken der Lippen in mitugo 4 »Haustiere«,
sula »schmieden«, dzüula »Kleider ausziehen»; in dakfuna »kauen« ist die
Lippenrundung so stark, daß sich ein dem / ähnlicher Laut bildet.
Baruti: mägniliä »Fett«, gühe »kurz«. A-?Ä'?/ro' (verschrieben statt A*/«'-
kKwod) »Brust«.
Siehe E. Sievers "Gruudziigc der Phonetik«, Leipzig 1901, § 252 fF.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 249
Hamisi: u gespannt in maguta (fast giou, t verschrieben füi- th),
Jcwumbata {t statt th), iguha »Knochen«.
Ich mache noch darauf aufmerksam, daß das u in mu oft ganz ver-
schwindet, und daß dann m mehrfach durch den folgenden Konsonanten
verändert wird.
So sprach Hamisi: mJchönö 3 »Arm«, mkhila 3 »Schwanz«.
Kolongo vgl. Sukuma: hgohgc) 3, pl. migongq »Rücken«, iigmi
»Fremder» {ng statt ?nug), nkhong ^ »Arm«, ^\. mtkhön^, nkhuyu 3, pl. »^^-
khuyu »Feigenl)aum« {nkh &t&tt mitkh), nthwe^, ])\. mJthwe «Kopf« (ni?A statt
muth). Wahrscheinlich ist mu auch erhalten als n in linthi 5, pl. manthi
»Baum«.
Baruti: mnümha »im Hause« statt *munümba, mtihu Kl. 3 statt *mulihu
»lang«. In kMlä^ 3, pl. mikhiW »Schwanz« habe ich das Präfix mu gar nicht
mehr gehört. Vielleicht hat B. aber nkhilä^ gesprochen.
3. Die Verbindung von n mit folgenden Konsonanten.
Der Regel nach ergibt sich die Entsprechung
ursprünglich nk nt m.p ng nd mb,
wird nh nh mh ng nd mb
(s. oben Vorbem. 5). Einigemal habe ich statt nh nur h (einmal sogar nh)
gehört. Ich glaube, daß hier weder ein Hör- noch ein .Schreibfehler vor-
liegt, da ich der Sache sehr viel Sorgfalt zugewandt habe. Eine befriedi-
gende Erklärung vermag ich nicht zu geben. Das b in 7nb wird zuweilen
geradezu stimmlos gesprochen und klingt dann fast wie mp (s. oben). Über-
haupt wird der aufmerksame Beobachter finden, daß ng, nd, mb im Nam-
wezi nicht so vollstimmig gesprochen werden wie im Suaheli.
lik. Selimani: nühha »stinken«, nholo 9 »Schaf«, pl. el)enso und
ma-kholo, nhulu 9 ^Wildtanhe« , hanga 9, pl. ma-kha?tga »Perlhuhn«, /ihwa/fl
9 »Rebhuhn«, nhwi 10 »Feuerholz«; aber nhmgo 9 »Hals«.
Kolongo: nhwi 10 »Feuerholz«.
Baruti: mhwi 10 (wohl verhört statt jwäwz, s. oben 2) »Feuerholz«,
nhwäle 9 »Rebhuhn«, nhälängä »Erdnuß»; aber haU\\.\.9 zu khäli «höse« .
hanga 9 »Perlhuhn», hiiigö 9 »Hals«.
Hamisi: hanga 9 »Perlhuhn«.
Felusi und Kasega: nunha »stinken».
«/. Selimani: nhehgö 9, pl. ebenso oder mathehgo 6 »ein Maß (für
Salz)«, nhulage (neben nthulage) »ich möchte schlagen« von thida »schlagen«,
munhu 1 »Mensch«, khtnhu 7 »Ding«, hanhu 16 »Ort«.
Kolongo: m^l,nhu^ 1, pl. vanhu »Leute«, nhiimbilt 9 »Meerkatze«.
Hamisi: vanhu »Leute«.
Felusi und Kasega: munhu »Mensch«, ßnhu 8 »Dinge«.
mp. Selimani: mhuli9, pl. ebenso oder maphuliS »Elefant«, mhande9,
pl. ebenso oder maphande 6 »harte Erdnuß«, mhembe 9, pl. ebenso oder
maphembe 6 »Flöte« (wohl »Hörn« ?), mhwani »auf dem Trocknen», mhja 9
»neu».
250 Meinhof: Liiigiiistisclic Studien in Ostafrika.
Kolofigo: vihya 9 »neu«, lu-hahya . pl. mhainja 11 ■■Scluvert«, mheld 9
»Nasliorn«, mheinh^ 9 »Ilorn (Nasliorn)«.
Baruti: wMa' 9 ••Nashorn«, mhule 9 »Elefant«, mhulü 9 »Nase«.
Hamisi: mhuli 9 »Elefant«, vgl. syemha »melken«.
iig. Selimani: inc/ila »hineingehen«, nut',y?/ »Kochtopf«, hyoma} 9
»Trommel«, ngwe 9 »Panther«.
Kolongo: isonga 5 »Pfeil«, miyMigf) A »die Rücken«, ze/iga^ »bauen«,
niipyu^ 9 »Topf«, hig(2ye 11 »Schnur«, pl. hgnyt, hgovl »Pfeil mit Wider-
haken«, lüglmhj 11, i}\. figefnbfi »Rasiermesser«.
Baruti: khälähgd »braten«, /«%o »Hals«, nuhgu^ »Kochtopf«, %»6w 9
»Nilpferd«, nyöma} 9 »Trommel«, ngülüe 9 »Schwein«.
Hamisi: thuhya »binden«, nuhyu »Kochtoj)f«.
Feliisi und Kasega: 'businga 14 »Haar«, hi/'iyn -ILils«.
nd. Selimani: linda »bewahren«, n'da 9 »Leib«, urldma 9 »Kall)«.
Baruti: landä »betteln«, lülezü 11, lA. ndezü »Barthaar«.
Hamisi: Irnda »warten«.
Felusi und Kasega: ndezu 10 »Bart«.
ml). Selimani: Tjnba »singen«, Jchömba »auskratzen«, Jamba »bitten«,
vjämba »bilden«, mbogo 9 »Büffel«, mbi 9 »schlecht«, mbäzu 10 »Ribben»,
mbwa 9 »Hund«, mbi^u 9 »Same«.
Kolongo: Tmbd} »singen«, lTtg?mb^ 11 »Rasiermesser«. In nnmba
»Haus« mb fast stinnnlos, ähnlich in mb<2g(± 9 »Büffel", mbiju^ 9 »Same«,
mbuli 9 »Ziege«.
Baruti: kumbätha »Faust machen«, sTmha^ »Löwe«. Tinbü^ »singen«,
hhümbüla »sich erinnern«, mbögö 9 »Büffel«, mhfilP 9 »Ziege«.
Hamisi: vrnnba, humbatha (kicu), mhuli, mbwa wie oben.
Felusi und Kasega: khiimbathila »Faust machen«, 7>?«?j/w »bilden«,
vimba »schwellen«, iiimba »Löwe«, mbogq, mbwa wie oben.
4. Veränderung von Konsonanten durch Vokal ei nfl üsse.
a) Die alten Mischlante.
Urspr. k ward s (.?, s^), urspr. / l)leibt als fh erhalten, gehöit alst)
unter 2, mspr. y wird z (j, dz, z).
Beispiele.
k. Selimani^: srkha »lachen«, misozi A »Tränen«, sagula »abson-
dern«, miso 6 »Augen«, sahga »zusammenkommen«, sekhnla »den Schlucken
haben«, isonga 5 »Pfeil«, lasa »verwunden«, asama »sich aufsperren«,
mavasd 6 »Zwillinge«, hisa »verstecken«, siipha »Flasche«, isim »Panther«.
Kolongo 2: äsäma^ »gähnen«, liso »Auge«, sekha^ »lachen«, /läsi^
»unten«, si-.srjdji 8 »Tränen«, .^ökha »müde sein«, /ow »schießen«, iw/)ga
»Pfeil«, mavasa 6 »Zwillinge«, visa^ »verstecken«.
1 Ich verzichte auf eine genaue Bezeichnung des «-Lautes hei Selimani, da
meine Notizen zwischen s, .V|, s schwanken (v, dental, nicht interdental).
2 Hier müßte wohl immer s stehen.
Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 251
Baruti: /^w ..Auge", ismyd »Pfeil«, misodzi \ ..Tränen«, few' .treffen
mit dem Pfeil«, sekhä »lachen«.
Hamisi: lisözi, pl. mäsozi ä »Träne«, sekha »lachen«, isönga 5 »Pfeil«,
iTso (diso), pl. 7mnso »Augen«.
Felusi und Kasega: disozi ö »Träne«, sekha »lachen«, hasi »unten«,
^bisa »verstecken«.
Merkwürdig sind besonders die von Hamisi gesprocheneu Formen
mit nasalem Vorschlag vor s. Die Ursaciie ist vielleicht nasale Aussprache
des o (s. unten 4 f. nk).
y. Selimani: iza »kommen«, zehga »bauen«, aber Plur. zu 7i:ila l)
»Weg« ist ma-jila und nicht mazila, was man erwarten sollte.
Kolongo (vgl. Sukuma): idza} »kommen«, ^ehga »bauen«.
Baruti: Tza »kommen«. In ly-üvSb »Sonne« ist 7 ganz verschwunden
oder es gehört ly zum Stamm und ist nicht Präfix.
Die regelmäßige Entsprechung scheint z zu sein, das INIaterinl ist aber
zu dürftig, um die Sache genauer festzustellen.
In Verbindung mit n ändert sich s nicht, das n selbst fällt in der
Regel aus, nur bei einsilbigen Stämmen bleibt es regelmäßig erhalten.
Für ng ist die regelmäßige Entsprechung «c. Zuweilen wird dabei
zwischen n und c: ein deutlicher Explosivlaut d höibar.
Beispiele:
nk. Selimani: hansi 16 »unten«, 7i'si 9 »Land, Ei'de«, aber -aw
»alle«, son^ 9 »Schande«, {moni lial)e ich auch notiert, wahrscheinlith ist
das ein Hörfehler).
Kolongo: n'si^ ..Land«, aber -ose »alle«, sö^m^ 9 ».Scham. Schnndc«.
Hamisi: nsi 9 »Land«, aber -äse .alle«.
Felusi und Kasega: -ose »alle«.
ng. Selimani: nzovu 9 »Elefant«, nzila 9 »Weg«, minzi 6 ..Wasser«.
maganza 6 »Hände«, nzala 9 »Hunger«, hanzS 16 »draußen«.
Kolongo: khiganzd 7 »Handfläche«, mmc«"' »Wasser«, n'zäla^ »Hunger«.
nzila^ »Weg«.
Baruti: mmzt 6 »Wasser«, kluganzu 7 »Hand«, handzi .draußen«,
ndzälä^ »Hunger«, ndzila" »Weg«.
Felusi und Kasega: nzala »Hunger«, nzila (l) »Weg«, mzovji
»Elefant«.
b) Durch i (leichtes i) werden die Konsonanten nicht er-
heblich geändert.
Daß Gunter dem Einfluß von i häufiger ?•- ähnlich klingt als sonst, ist
oben bereits angemerkt. Das kh wird mehr oder weniger palatal ausge-
sprochen vor folgendem i, so daß man statt khi k%i zu hören glaubt. So
z.B. Selimani in mu-k'iia3 »Schwanz«, fast wie muk%ila , Hamisi h/ök i
»Rauch« fast wie lyokji {j stimmlos). Bei Kolongo klang das Wort sogar
wie li-otzi^ (z stimmlos). Ich glaube, daß wir für die praktische Schreiltung
auf diese palatalen Laute keine Rücksicht zu nehmen haben, da sie sich
bei der Aussprache von ki von selbst ergeben werden.
252 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Wird i unsilliisch, so ist sein Einfluß auf Ä- stärker. Felusi sprach
Gen. Kl. 7 deutlich Jchya, während Selimani tja (J stimmlos) sprach. Da
die Ausspraclie schwankt, würde ich für die praktische Schreibung kya
vorschlagen, das die Etymologie klar erkennen läßt; vgl. hierzu noch Se-
limani jo/a »brennen«, ^o' ■«x\QVi<i, pjagila »fegen «< (j stets stimmlos), /vor
unsilbischem i bleibt erhalten oder wird zu / und d.
Selimani: Gen. Kl. 5 lya; vgl. dionsi 5 »Rauch«.
Kolongo: It/a »essen«; vgl. Itatho. pl. mäthq »Boot«.
Baruti: zidjö »jene« Kl. 10, soviel ich sehe, statt *zi-li-o, lyokhi 5
»Rauch«, lya »essen«.
Hamisi: lyokhi »Rauch«, dyala. pl. mala »Finger«.
Felusi und Kasega: lyokhi 5 »Rauch«, lya, lya »essen«.
c) Unter dem Einfluß von iv, das aus (leichtem) u ent-
stand, treten zuweilen velare Laute ein wie in anderen Bantusprachen,
z.B. Kolongo (s. Sukuma) hwana 1 »Kind« statt Twwawa, hwedii^ 3 »Mond«
statt mwedzi, m'h^ 9 »Hund« statt mbvca wie im Venda'.
Durch das w erklärt es sich vermutlich auch, daß Selimani mcina
»Krokodil« sprach statt hgwina, was man erwarten sollte; vgl. hierzu oben
S. 247 <^on(it »sehen« statt vona. Ich nehme an, daß das in o steckende u
hier den Umschlag der Labialis r in 7 bewirkt hat wie in mb^/a.
In anderen Dialekten scheint w nicht seine velaren, sondern seine
labialen Eigenschaften geltend zu machen. So sprachen alle echten Namwezi
mw und nicht hw , Baruti sogar m'va »Hund« statt mbica.
Dahin gehört auch die Aussprache von Kolongo tswala »bringen«
{s labial) statt thtoala, khi-pfwa 7 »Trockenzeit« statt khi-phwa.
d) Unter dem Einfluß von i (schwerem i) treten starke Ver-
änderungen der vorhergehenden Konsonanten ein. Jedoch ist in einigen
Fällen der Konsonant in ursprünglicher Form erhalten, was ich mir nicht
anders zu erklären weiß, als daß hier das Namwezi aus Gründen, die mir
nicht bekannt sind, Formen mit leichten Vokalen anwendet, wo die anderen
Sprachen schwere Vokale haben. Allerdings wird bei Anfügung des Kau-
sati^'um ya neben der veränderten auch die unveränderte Form des Kon-
sonanten gebraucht, so daß man zu der dem entgegengesetzten Annahme
gedrängt wird, daß im Namwezi die ursprünglichen Konsonanten auch vor
i oft erhalten sind, ebenso wie vor u (s. unten e).
ki z.B. Selimani: musiha^ 3 »Ader«.
liya z.B. Felusi und Kasega: tholokha , kaus. tholosa bzw. tholosa,
aber daneben andere Kausativa iiotSa und sokya.
ti z.B. Selimani: masikha 6 »Winter«.
Kolongo: khi-sima^l »Brunnen«, aber bu-i^inga »Haar» ((ast tjinga).
Felusi und Kasega: 'bu-sihga 14 »Haar«.
iya z.B. igutya kaus. zu igutha »satt sein« mit erhaltenem t.
pi. Selimani: fikha »ankommen«, mafigct (j »Herdsteine«, mafTgcl 6
»Nieren«, aber sina »kneifen«.
Kolongo: sika »ankommen« {s also palatal, es klingt pfeifend),
sina »kneifen, eng sein«.
Meinhof: Linguistisclie Studien in Ostafrika. 253
Baruti: stkha - ankommen«.
Fei US i und Kasega:,/^«' »Niere«, aber sika »ankommen«.
pya. Fei US i und Kasega: doha -abnehmen«, kaus. dohya mit er-
haltenem A.
yi. Selimani: mulozi^ (mulqdji) 1 »Zauberer« von löya »zaubern«.
In den Stämmen von liso »Auge«, Uno »Zahn«, lina »Name« ist nirgends
mehr das Vorhandensein des ursprünglicher 7 nachzuweisen.
yyo. Selimani: -^a (Verbalendung) bildet kaus. -f/;a.
Baruti: Desgleichen.
Felusi und Kasega: -ga bildet -gya, dya und dza.
Also auch hier kommt es vor, daß sich der ursprüngliche Laut vor
ya hält.
li. Selimani: Präf. Kl. 10 zi, azima »borgen«, misözi 4 »Tränen«,
mwezi^ 3 »Mond«, mizimu 4 »Geister«, mukhazi 1 »Frau«, hhizwal »Brunnen«,
mbuzi^ 9 »Ziege«, zima »verlöschen«, magäzi 6 »Blut«.
Kolorigo: nwedß (nioedzi) »Monat«, Sisodji 8 »Tränen«, dzima
»löschen«, aber mbuli 9 »Ziege« mit erhaltenem /.
Baruti: zima »erlöschen«, mwezi 3 »Monat«, zidjo »jene« Kl. 10,
mis<2dzi 4 »Tränen«, aber mulTyo 3 »Last« mit erhaltenem l.
Hamisi: Itsozi 5 »Träne«, zimya »auslöschen«, aber mbuli »Ziege«
mit erhaltenem /.
Felusi und Kasega: disozi 5 »Träne«, mwezi' 3 »Mond«.
ly. Selimani: ongelezya »vermehren«, thelezya »ausgleiten«.
Ko longo: phühgudza »verringern«.
Felusi und Kasega: Gen. Kl. 10 zya, Iqla »sehen«, \i?i\xs. Iqzya.
Also auch vor i hat sich / in einigen Fällen gehalten (wenn hier
nicht i voi'liegt), dagegen ist es vor y stets verändert. Statt z, das sonst
eintritt, hat besonders Kolongo (vgl. Sukuma) halb explosive Laute, die ich
als dj, dz, dz bezeichnet habe; gemeint ist jedesmal derselbe Laut, also
wahrscheinlich dz.
vi. Selimani: vi- Präf. Kl. 8, vimba »Dach decken«, vina {vina?)
ngoma »tanzen«, mioivi 1 »Dieb«.
Kolongo: si- Präf. Kl. 8, vina »tanzen«.
Baruti: si- Präf. Kl. 8.
Felusi und Kasega:^- Präf. Kl. 8, aber mmba »schwellen«.
vya. Kolongo: vyala » gebären « .
Felusi und Kasega: fya Gen. Kl. 8, sejm »heiß sein«, \-a\\%. sevya.
Das V hat sich also vor i öfter gehalten, zeigt aber schon stark die
Tendenz zu v zu werden, merkwürdig ist, daß es sich vor y besser liält
als vor ?; vgl. denselben Vorgang oben bei den anderen Lauten.
Besonders merkwürdig ist aber,' daß das v in dem Präfix urspr. r»-
meist die Stimme verliert und zu / bzw. s und i wird (s. oben ;>#). Wahr-
scheinlich hat das Präfix, weil es vor der Stammsilbe stellt, die Stinune
bei V verloren. Hieraus hat sich dann das fya des Genitivs entwickelt.
e) Wenn wir schon bei i zu bemerken glaubten, daß im Namwezi
die ursprünglichen Konsonanten sich vor diesem »schweren« Vokal halten.
254 Meinhof: Linguistisclie Studien in Ostafrika.
so ist das bei m tatsächlich der Fall. Besonders k hält sich mit großer
Regelmäßigkeit, nur daß sich, durch die eigentümliche Aussprache des m ver-
anlaßt (s. ol^en Vorbem. 1), ein w oder/ähnlicher Laut hinter dem k hören läßt.
kti. .Selimani: dakhuna »kauen", khümbatha »Faust machen« (in
l)eiden ü gesjjannt), khi-khiivd »Brust«.
Kolongo: kfumhatha} »umfassen«, khikßiva 7 »Brust«, vielleicht
mphqku (fast -kfv) »blind« (s. unter p«), dakfuna »kauen«.
Hamisi: kwumbatha »Faust machen«.
Felusi und Kasega: Ichumhathila »Faust machen«.
Bei Baruti, Felusi und Kasega habe ich noch kikum notiert,
das offenbar verschrieben ist für khikhuva. Die Regel ergibt sich klar aus
obigen Beispielen.
Für kwa habe ich kein Beispiel. »Sterben« heißt t:a (i »stimndos«),
ob das mit urspr. ktva /usanunenhängt, weiß ich nicht.
/(}. Selimani: mithiigf) »Haustiere«, suma »nähen«.
Koloügo: mitugo »Haustiere« {tu fast wie tfii), sula »schmieden«.
Hamisi: thunga »binden«, sula »sclimieden«.
Felusi und Kasega: suld »schmieden«.
Eine Regel, wann t erhalten ist und wann es zu s wird, halie ich
nicht gefunden (in einem Fall lag die Aussprache fast wie tf vor). Einen
Unterschied dieses s von dem s < A- habe ich nicht feststellen können.
Für hh habe ich kein Beispiel.
j)n wird vielleicht /«, die Beispiele sind unsicher.
Selimani: hnfu »blind«, /«wa »herauskommen«.
Vgl. Kolongo mphoku »blind« fast wie kfu (s. »Grundriß« Anhang
popu). (Ist der Stamm pokii?)
Für pw habe ich kein Beispiel.
yu scheint vu zu werden. Einziges Beispiel Selimani n;omi »Elefant«.
Felusi und Kasega: nzovu »Elefant«.
lu wird regelmäßig :u. (Kolongo hat dzu, vgl. Sukuma).
Selimani: khalhii 13 »Kinn«, mbä:u 10 »Ribben«, ziinn^a »zustimmen«,
vnzn* »verfault«.
Kolongo: siledzu^ 8 »Bart«, luvädzu^ 11 »Rippe«.
Hamisi: khalezu 13 »Bart«.
Felusi und Kasega: ndezu {z neben c) »Bart«.
Für hh habe ich kein Beispiel.
r». Selimani: znla »Kleider ausziehen«.
Kolongo: dzüula »Kleider ausziehen«.
Baruti: zmdä »Kleider ausziehen«.
Hamisi: zuula »Kleider ausziehen«.
Felusi und Kasega: zida »Kleider ausziehen«.
rwo. Kolongo: diicala »Kleider anziehen«.
Baruti: ztoa/ä »Kleider anziehen«.
Hamisi: zwala »Kleider anziehen«.
Leider habe ich luu" das eine Beispiel. Für die Abweichung bei
Kolongo s. Sukuma.
Meinhok: Liiiguistisclie Stiidien in Ostat'rika. 255
f) l^ber (las Z IIS am in entreißen von \'()kaleiii fl üssen mit dem
Killfluß des vor den Konsonanten tretenden Nasals habe ich fol-
.i;endes notiert (\,<;1. oben 4a.)
lik. Selimani sprach ly-nnsi {di-rjnsi) "Rauch«, was auf eine Grund-
form -yoiiki führen würde. Vielleicht hat er aber nur das o nasaliert ge-
sj)rochen, so daß ich n zu hören glaubte (s. oben 4 a).
In anderen Fällen ist nh (h) unverändert erhalten (vi;l. oben 3).
Felusi und Kasega: nunht/a kaiis. zu nuhha »stinken«.
Beispiele für iihw s. oben 3.
nt kein Beispiel.
mp. Beispiele für mpw, mpy s. unter 3.
In figr^ ..Niere« (Selimani, Felusi und Kasega) scheint ^ >
urspr. mpi vorzuliegen.
7ig. ligiv s. unter 3 und 4 c.
iigi ist entweder als ngi erhalten oder wird zu nzi.
Selimani: nzigS 9 »Heuschrecke«, nzi und ngi^ »die Fliege«.
Baruti: mgt 9 »Fliege«.
Kolon go sprach fast n /cT (s. 3 «»6).
iigü ist erhalten in iignbu 9 »Nilpferd« (Baruti).
nd kein Beispiel.
rnh. mbiv s. oben 3.
mvula (Selimani), möula (Kolongo), mbula) (Felusi und Kasega) 9
»Regen« zeigt, daß auch mb vor m sich in einigen Dialekten hält, während
es sonst zu mv wird (vgl. oben e vü).
Wahrscheinlich wird sich hier das in 4 a gefundene Gesetz bestätigen,
daß der Nasal vor stimmlosen Frikativen ausfällt (abgesehen von den Ein-
silbigen) und vor stimmhaften erhalten bleibt.
g) Die Nasale.
tnu. Die Veränderungen von rmi zu «, n, m nach Ausfall des u unter
Einfluß des folgenden Konsonanten (s. unter 2). Doch scheint das mehr
Sukuma- als Namweziart zu sein.
mw wird zu nw bei Kolongo, bei den anderen ist es erhalten
(s. Sukuma).
Kolongo: nwana 1 »Kind«, iiicedzi 3 »^lond«.
ngw wird nw in nwina 9 »Krokodil« (s. olien 4c).
ny wii'd meist n, während ny als iiy erhalten l)leibt.
Selimani: nungu 9 »Kochtopf«, nama 9 »Fleisch«, nqni 9 »\'(>gel«.
nntha 9 »Durst«, munu »Salz«, sogar nwa »trinken«.
Kolongo: numba 9 »Haus« (ö stimmlos), nama 9 »Tier«, mtmn
»Salz«, nü^'igv) 9 »Topf«, manila »wissen«.
Baruti: nämä »Tier«, münu »Salz«. nuhgn^SS »K()chl()i)f". numba "^
»Haus«, mäna »wissen«.
Hamisi: nama »Fleisch«, nuiigu "Kociitopl«.
Felusi und Kasega: nama 9 "Fb'isch.. mimn) »Salz«.
h bei Baruli und Hamisi halte ich für falsch (Suaheli).
256 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Bei Felusi und Kasega glaubte ich festzustellen, daß n> ny ze-
rebral , n> n alveolar ist (s. oben Vorbemerkung 6).
Dagegen notierte ich Seliniani nya »Stuhlgang haben«, Baruti
gananya »teilen« mit ny >- ny.
Auch my kommt vor, z.B. zimya »löschen«, kaus. von zima (Seli-
inani, Hamisi, Felusi und Kasega).
Übrigens ist es auffallend, daß das Namwezi in sehr vielen Fällen,
wo das SuaheU n hat, nicht n, sondern nz imd ähnliches zeigt. Ich erkläre
das so: die im Suaheli vokalisch anlautenden Stämme sind nicht ursprünglich
vokalisch anlautend. In der »Lautlehre« nahm ich an, daß der Anlaut, wo er
nicht mehr nachzuweisen ist, urspr. 7 oder n war, und führte die be-
treffenden Stämme, z.B. -MÄ:« »Biene«, imter -yuM und -miM. Das scheint
unrichtig zu sein. Der Anlaut ist wohl y gewesen, das im .SuaheU weg-
fiel, im Namwezi aber als z regelmäßig nach 4 a in der Verbindung nz
crlialten ist, z. B. Selimani zuki »Biene« {nzukhi?), nzwili 10 »Haar«,
nzala 10 »Fingernägel«.
Kolon go: nzukhi % »Biene-, n'c«c«7n0 »Haar« {^'mg. lu-iciU), ndzqkaij!)
»Schlange«.
Baruti: nzökhä 9 -Schlange«, nzükhe 9 »Biene«.
Hamisi: nzukhi 9 »Biene«. •
Felusi und Kasega: nzqkha 9 »Schlange«, nzukhi 9 "Biene«.
5. Eine besondere Bedeutung hat im Namwezi das Lautgesetz, das
ich nach dem Entdecker Dahl »das Dahlsche Gesetz« genannt habe
(vgl. meinen Aufsntz a. a. O.); urspr. k. t, p werden zu g, d, b. wenn die
folgende Silbe auch mit Ä% /, p beginnt. Der Wechsel tritt in der Regel
nur in der Stanunsilbe ein.
Selimani: -dathu »drei«, daha »scht'jpfen.., ma-dakho 6 »Hinter-
hju'kcn«, dwikha »beladen«, kaus. auf -ikha von thwala. hagathi »mitten«,
bqtha »zusammendrehen«, lu-behe 11 »Schwinge«, aber auch idikha »ant-
AVOT'ten« neben ithavukha.
Kolon go: -dathu »drei«, betha »beugen«.
Baruti: -dathu »drei«, bethS »sichten«, hagathi^ »mitten«.
b wird nicht selten Ins zu v erweicht, was nicht auffallt, wenn man
an den Vorgang oben 1 denkt, wonach '6 und v für urspr. v stehen. Die
Grenze zwischen 'ö und v ist hier überhaupt nicht scharf zu ziehen.
Selimani: vitha »vorbeigelien«.
Baruthi: vitha »vorbeigehen«.
Weitere Beispiele s. imten.
Auch urspr. t und k fallen zum Teil unter diese Regel, t ist im Na-
unvezi als th erhalten und tritt deshalb in taktina »kauen« als d auf (s. unten);
.s < k bleibt selbst unverändert, hat aber auf die vorhergehenden Fortis
die Wirkung sie zur Lenis zu wandeln, ebenso wie k.
Selimani: ma-vasa^ 6 »Zwillinge«.
Kolon go: mavasa 6 »Zwillinge«.
Die Verändenmg tritt auch dann ein, wenn der erste Konsonant vor
einem »schweren« Vokal steht und nach den Regeln in 4e verändert
Mkiniiof: Lliignistisolie Studien in Ostafrika. 257
werden iiiiißt(\ i);iß ei' ziii' Media verändert wird, wenn er vor den
scliwereii \\)kaien in seiner nrspi'ünglichen Form sonst erhalten bleibt, ist
ja nicht weiter merkwürdig.
So wm-de k vor ü nacli 4 als k (kf, kw, kk) erhalten, wir finden
hier alst) regelmäßig //.
Aller aneh Tür t vor i findet sich hier rf, und für nrspr. p vor t
1, und V.
/«•. Seliniani: dakliuna »kauen«, -guhi >>kui*/.", ma-güha^ »Knochen«,
ina-gütha 6 »Fett«.
Kolongo: i-guha »Knochen«, dakfuna »kauen«.
Baruti: magutha 6 »Fett«, dakuna »kauen«.
Haniisi: magutha »Fett«, -guhi »kurz«, iguha »Knochen«.
Felusi und Kasega: -guhi »kurz«, magutha 6 »Fett«.
/. Kolongo: khidikhu 7 »Regenzeit«.
/>. Selimani: i-vithi^ 9 »Hyäne«, hisa »sich verstecken«.
Kolongo: visa^ »verstecken«.
Baruti: hisa »verstecken«, ivitki »Hyäne«.
Felusi und Kasega: ^büa »ver.stecken«.
Jedoch macht sich der Einfluß des Gesetzes aucli da geltend, wo
wirklich Frikativlaute vor »schwei'en« Vokalen eingetreten sind. Dieselben
werden stimmhaft, freilich nicht immer.
vSelimani: vu-zikhu 14 »Nacht«.
Kolongo: vu-dzikhu 14 »Tag« (jedenfalls in der Zählung); aber
.Selimani: ßkha »ankommen«, Kolongo: sikha "unkonnnen«, Felusi
imd Kasega: sikha »ankommen«.
Wenn der erste Konsonant mit Nasal verbunden Avird, so tritt ng
(nd), mh statt nh, nh, mh ein.
Selimani: ngqkhq 9 »Huhn«, hgqhS 9 »Augenwimjjer«, mbehd 9
»Wind«, lu-hehe, pl. mbehe 11 »Schwinge«.
Kolongo: ngokhd 9 -Huhn«, mbehd »Wind«, mbithi 9 »Hyäne«.
Baruti: engokhö 9 »Huhn«.
Hamisi: ngokhö »Huhn«, ngöhe »Wimper und Braue».
Ein Beispiel für nd habe ich nicht.
(i. Außer den aufgeführten Lauten habe ich noch mehrfach i- Laute
notiert. Die Etymologie der betreffenden Worte ist mir aber nicht bekannt,
und ich muß daher auf ihre Besprechung verzichten. \'ielleicht liegen hier
auch Worte vor, die nicht Bantuursprung haben. Wie mir scheint, ist an
solchen Worten unbekannter Herkunft im Naniwezi kein Mangel,
z. ß. sema, syemha »melken«. tHlnda^ »durchbohren», bnlugrt »Krieg«, dilu
»Morgen«, mukhäga »sechs«.
Literatur zu Namwezi und Sukuma.
E. Steere, Collections for a handbook of the Nyannvezi language.
London (ohne Jahreszahl).
Dr. r. Veiten, Grammatik des Khiyamüesi. Göttingen i9Ul.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 17
258 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
Lieder und »Sangesweisen und Gescliichten der Wanyaniwezi. ^litt.
des Sem. für Orient. Sprachen Bd. IV, S. 45 ö".
C. Herrniann, Kissuküma, die Spraclie der Wassfikunia. Mitt. des
Sem. für Orient. Sprachen ßd. I, S. 146 ff.
A. Seidel, Grundriß des Ki-Nyamvvezi (Separatabdruck aus »Die mitt-
leren Hochländer des nördlichen Deutsch- Ostafrika ■•) S. 456 ff.
In Last, Polyglotta Africana orientalis, London 1885, findet sicli
S. 146 ff. ein \^eiv,eichnis von vSumbwaworten. Last bezeichnet es als einen
Naniwezidialekt, S. 150 ff. findet sich ein Verzeichnis von Sukumaworten.
Fibula ya Kinamwezi (von Dahl). Herruhut 1903.
Handsclu'ifthche Mitteilungen der Missionare Dahl und Stein in
Ilrambo.
Meine (Jewäln-sniänner waren für Namwezi:
Seliniaiii, gehören in Ujuvi. seit 7 Monaten in Sansil)ar. in Kiungani.
August 1902.
Baruti aus Tabora, in Daressalam. September 19U2.
Kolongo aus Mwanza. in Daressalam. Sejitember 1902. (Sein Dia-
lekt ist dem Sukuma ähnlich.)
Hamisi aus Kiwele in Unyanyemhe. in Tanga. Kehruar 1903.
US riaml..). in Taf.ga. Oktober 1902.
Dai-essalam. Se|jteml)er 1902.
Fei
iisi luid Kasega
l"ür .Sukuma:
Am
lani und Savidi
Wein HOF : Linguistische Studien in Ostafrika. 259
IV. Sukuma.
(Quellen s. Studie III. Namwezi.)
I)ns Sukuma ist als ein Dialekt des Namwezi zu betrachten. Ich habe
in der Lautlehre des Namwezi wiederholt daraufhingewiesen, daß Kolongo,
der vorgab Namwezi zu sprechen, Sukuma- Vokabeln gegeben hat. So
wurden auch seine phonographisch aufgenommenen Lieder von anderen
Namwezi als Sukuma bezeichnet. Zur Vergleichung gebe ich eine Dar-
stellung des Sukuma nach den Angaben von Aman! und Sayidi. Ich kann
mich hier kih'zer fassen als im Namwezi, da das Sukuma in der Haupt-
sache mit dem Namwezi iibereinstimmt.
1. Die Grundkonsonanten
treten als kh. th, h (ph), y (j), l (/), "b {v) auf.
k. tizökhä' 9 »Schlange«, stkha (sikha) ..ankommen", hgoklio 9 ..Huhn..,
khügülü 17 ..ein Fuß«, khi- Präf. Kl. 7, anikliä^ »an der .Sonne trocknen«,
tkhälä »wohnen, bleiben«, -khäli »böse«, khälähgä^ »braten«, khüla} »wachsen»,
khÄimhüW »sich erinnern«, ikhumi^ »zehn«.
Inf. Präf. habe ich kü notiert, ich halte das für einen Schreibfehler
statt khu.
In mwä'ka 3 »Jahr« glaubte ich 'k zu hören. Eine Erklärung kann
ich nicht geben.
i. mägtähä^ 6 »Fett«, thüma »senden«, -dathv »drei., mathü »Ohren»,
lotha^ »träumen«, ^bithä^ »vorbeigehen«, ^bethä »(Getreide) sichten«.
jL». ha Präf. Kl. 16, ma-göhe 6 »Augenwimpern«, -guhe »kurz«, aber
lu-ph'i 11 »dache Hand».
7- -ga häufiges Verbalsuffix , ga- Präf. Kl. 6 vor dem ^"erbum , mbögö
9 »BülTel«, ögohägä »sich fürchten», khiganza 7 »Hand«, khü-gülu, pl. ma-
gulu 17 »Fuß«, mgö 3, pl. miligo »Last», gumd »ti'ocken werden«, gica
»fallen», aber ajülä »gähnen«.
l. H Präf. Kl. 5 (neben /), lü Präf. Kl. 11, nhwale 9 »Re!)huhn«, lUiIa
»weinen«, mhule 9 »Elefant«, äjülä »gähnen«, Iw-ala 11 »Finger«, dzwala
»anziehen», dzuula »ausziehen«, -'bili »zwei«, lotha^ »ti-äumen«, lu-ledzu 11
»Barthaar«, läsä «ti'effen«, lälä^ »liegen«, -lehü »lang», -khäli A)'6s,e», nhälängä^
9 »Erdnuß«, lema »sich weigern«, khilä 3 »Schwanz«, khnlä »wachsen«,
khümbüla} » sich erinnern « ;
aber mhela (neben mhelä) 9 »Nashorn«, khugülü 17 »Fuß», nigila^ "hin-
eingehen«, nguluve^ 9 »Schwein«, nhumbili 9 »Meerkatze«.
V. 'ba Präf. Kl. 2, hgü'bü 9 »Nilpferd«, -'Ä^7^' »zwei«, gabantjä »teilen»,
i'bc^ »stehlen«, subi 9 »Panther«, khikhubd 7 »Brust»;
aber mhg% 2 »viele«, nguluve^ 9 »Schwein«.
2G0 Mkinuof: I.iiiguistisclie Studien in 0.-,taiiika.
2. Die Vokale.
Auch hier befriedigen mich meine Resultate nicht ganz. In den meisten
Fällen habe ich als F2ntsprechung für ui-spr. i ein i, für urspr. i ein /, für
urspr. « ein «, für urspr. ü ein u notiert. Ich bin aber gegen meine eigenen
Beobachtungen mißtrauisch, ob ich nicht bei der Schwierigkeit der Sache
schließlich zu hören glaubte, was ich zu hören wünschte.^ In einer Reihe
von Fällen habe ich bei i Z> urspr. i und bei u >- urspr. « Spannung notiert.
Dieses u soll hier nach meiner Notiz »mit breitem Munde« gesprochen
werden. Die folgenden Beispiele werden also mit dem angegebenen \'or-
behalt mitgeteilt.
i. Präf. Kl. 4, 7/27 (neben ral), Kl. 7 k/n, Itlvna »hacken«, Ultla^ »weinen«,
nzukhP*d »Biene«, ^btthä^ »vorbeigehen«, Jwiä' »singen«. iw^|/o' »hineingehen«,
vtnyi^ »viele« Kl. 2, ndzüd 9 »Weg«, si »Erde«, iklmrm} »zehn«. kMä^ 3
»Schwanz«, vgl. ^//Ae »kurz«, vielleicht verhört statt -(/{?M; aber ö«FA7io ■■ aus-
breiten an der Sonne«, hägäthl »mitten«.
?'. nioezP (i gespannt) 3 »Mond«, djima {dzimä) »löschen«, Thgl 9
»Fhege«, itkhä {s) »ankonunen«, ilnsa »verstecken«, mhrdf^ 9 »Ziege«,
djtdjo »jene« Kl. 10, mlligö 4 »Lasten«, nrnödjf A »Tränen«, söfi^ »Schani«;
aber stmbä^ (J gespannt) »Löwe«, uHtinga^ »Haar der Kühe« (das zweite i
gespannt), si {i gespannt) neben ^ Präf. Kl. 8.
«. thumä »senden«, ngubü 9 »Nilpferd«, inhüle 9 »Elefant«, nzukhV
9 »Biene«, khugulu 17 »Fuß«, subt »Pantlier«, nühgu 9 »Kochtopf«, lu
Präf. Kl. 11, gumä »trocken werden«, nhümbJll 9 »Meerkatze«, kkülä
»wachsen«, khümbu/a^ »sich eriimern«, lA'/mOTj' »zehn«; aber /«a^ä« »Ohren«,
hguluve^ 9 »Schwein«, immba 9 »Haus«, lyubd ") »Sonne«.
ii. mäguth^ (J »Fett«, ngubü 9 »Nilpferd«, dzuula {u gespannt) »aus-
ziehen«, luledzu 11 » Barthaar ", kMk/mba} »Brust«, -gyM «kurz«.
Das u in mu verschwindet oft ganz, und m wird dann durch den
folgenden Konsonanten verändeit nach den allgemeinen Lautgesetzen.
Sing, zu rniligö »Lasten« mgö statt *nUgo aus *muligo 3, Sing, zu milehü
»lang« nehü statt *nlehu aus *muhku 3, khilä^ 3 »Schwanz« jedenfalls statt
*nk/ulä aus *mukhtlä; aber z.B. in munumba 18 »im Haus« ist mw erhalten.
e und o sind erhalten, n habe ich niemals, e einigemal beobachtet. Ich
bin aber geneigt anzunehmen, daß hier Hörfehler vorliegen statt e und i
(s. die Note unten).
e. iiomb^ »Rind«, -ose »alle«, ndedzu 10 »Bart«, 'betha »sichten»
(Geti"eide), nehii 3 »lang«, ma-göhe ^ »Augenwimpern«, sekha^ »lachen«;
aber mhule 9 »Elefant«, hhwale 9 »Rebhuhn«, lema »sich weigern«.
o. nzökhd »Schlange«, mbögo^ 9 »Büffel«, lisö 5 »Auge«, isohgä^ 5
»Pfeil«, djidJQ 10 »jene«, liöt'yj .j »Rauch«, ögöhägä »sich fürchten«,
-thdnö »fünf«, hgomd 9 »Trommel«, lothd »träumen«, mgö 3 »Last«,
mlsödß 4 »Tränen«, sönf »Scham«, nhihgö 9 »Hals«, ma-gohe 6 »Augen-
wimpern « .
1 Übrigens habe Ich ein paarmal e und e notiert, wo i stehen solhe. Das
spricht dafiif, daß die obige Unterscheidung in der Hauptsache richtig ist.
Mkinhof: Linguistische Studien in Ostafrika. 261
3. Die \'erbindung des Nasals mit dem folgenden Konsonanten
erfolgt genau wie im Namwezi.
Tik. nhängS 9 »Perlhuhn«, nhälängcP 9 »Erdnuß«, nhäli "böse« Kl. 9
zu -khali, hhwale 9 »Rebhuhn«, nhwi 10 Feuerholz. Unregelmäßig scheint
auch hier nhingö »Hals« zu sein, wahrscheinlich wegen des i.
nf. "hanhi 2 »Leute«, nhüniMU 9 »Meerkatze«.
inj). mhTdr 9 »Elefant«, mhela {mhelä) 9 »Nashorn«, (das h klang
hier sehr schwach), liiphi 11 »Hand«, pl. mhT.
ng. hha/uja »Perlhuhn«, mhgi^ 2 »viele«, khnlahya »braten«. ?'igöma} 9
»Trommel«, ngülüve^ 9 »Schwein«.
nd. lüledzu 11, pl. ndedzu »Barthaar«.
mb. imhä^ »singen«, nömhe »Rind«, .swzöa' »Löwe«. khümhüJa »sich
erinnern«, nhümbili 9 »Meerkatze«, mtmha 9 »Haus« (in den beiden letzten
Beis]nelen war h fast ganz stimmlos), mhögo^ 9 »Büffel«. mbülP 9 »Ziege«.
4. \'eräuderung der Konsonanten durch Voka 1 ein fl üsse.
a) Die alten Mischlaute.
Auch hier stimmt das Sukuma mit dem Namwezi iiberein. Nur
scheint im Sukuma statt z häufiger dz zu stehen.
A: UsQ, pl. rmsQ h »Auge«, isongä, pl. ma- »Pfeil«. ibTsaga »verstecken«.
mJsodjT 4 »Tränen«, /äsä^ »ti'effen mit Pfeil«, ÄfMa' »lachen«, wahrscheinlich
gehört hierher auch swtdzd »filtrieren«, sandja »versammeln«.
7. iza »kommen«, wahrscheinlich auch stmdza} »filtrieren«.
nk. -ose »alle«, subi »Panther«, si »Erde«, söni »Scham«.
ng. mtnzi »Wasser«, kht-ganzä 7 »Hand«, ndzälS 9 »Hunger«, fidzila
9 »Weg«, handze »draußen«.
b) Vei'ä nderungen der Konsonanten durch / <; i hal)e ich nicht
gefunden, nur daß /. wenn es voi' oder nach ? steht, häufiger als sonst r-ährdich
klingt (vgl. die Beispiele oben 1 unter l). Vor y scheint das noch leichter einzu-
treten, ja ly klingt dann wie dj, /..B. lya »essen«, dßdjo »jene« (aus tilyo) Kl. 10.
c) L^nter dem Einfluß von u- entsteht n aus m. z.B. nice:7 3 "]Mond«.
In andern Fällen hält sich m. z. B. mwaka 3 »Jahr«.
Bei andern Lauten entwickelt auch hier u- seine labialen Eigenschaften.
z. B. m'vwa 9 »Hund« statt mbwa, kvigulya »oben« statt khtoigulya.
d) ^'eränderungen durch i und 1/« (s. Namwezi. Lautlehre 4 d).
ki. li-öt/P 5 »Rauch«.
tt. imtingd (?) »Haar der Kühe«, i'bitM »Hyäne«.
pi. sikha (sikha) »ankommen«.
yi. Nicht belegt, aber yya >• djn. z. B. -ga mit kausaler Endung -djä.
li. nwezP 3 »Mond«, dzima neben djima »löschen«. riiTftödjT 4 »Tränen«,
dji Präf. Kl. 10, abei- öfter ist / auch erhalten, z. B. mbfdP 9 »Ziege«,
ntgö 3, pl. miligö »Last«.
vi. Nur in si Präf. Kl. 8 nachgewiesen.
So gering die Ausbeute ist. so ist doch die C^bereinstimnnuig mit
dem Namwezi im wesentlichen klar.
e) Veränderungen durch « (w) (s. Namwezi. Lautloln<> 4(').
262 Meinhof: Linguistische Studien in Ostafrika.
k-ti. (läkimä "kauen«, kumbäthä^ {ifi^i kwu-) - Faust machen«. A-Ä?"-A-7/7>o'
7 »Brust«; k liält sich also regehnäßig. Seltsam ist. daß ich nirgend die
Aspiration angemerkt habe.
1u. sügd »Haustiere zähmen«, aber imthügo 4 »Haustiere«.
pu vermute ich in -lehxi »lang«.
<yw. Nicht nachgewiesen.
lü wird dzu, z. B. lühdzu 11 »Barthaar «.
Merkwiirdig ist, daß der Plural zu hr-ala 11 »Finger« r/cjco/ß lautet.
Der Regel nach müßte statt lu- im Plural n (< urspr. 7iy) davor treten.
Nim ist das Pluralsuffix Kl. 10 aber ursprünglich nicht ;?/. sondern
ilmi (vgl. »Grundriß« S. 12).
Im Kafir lautet deshalb das Präf. Kl. 10 iziny. Dieses li , das sonst in
ostafrikanischen Sprachen nur vor dem Verbum steht, muß hier vor dem
Nomen erhalten sein. Wir müssen außerdem annehmen, daß ein ?/ entweder
ursprünglich ztnn Stamm von -ala gehört, der vielleicht *ynala hieß, oder
daß dieses u von dem /m- Präfix herstammt. Danach würde sich die Plural-
form dzwala unter gänzlichem Wegfall von ui auflösen in *li-n-ala. Man
kann nun annehmen, daß li zu dzi wurde und unter Ausfall des i dzwala
ei'gab. Diese Annahme ist nicht sehr wahrscheinlich , da li >- dzi schlecht
bezeugt ist (s. oben 3d); richtiger scheint es mir anzunehmen, daß in
*li-u-ala die Vokale / + " '-'i " verschmolzen, so daß sich nun *ln-ala ^-^
dzwala ergab (s. das folgende Beispiel unter mv).
vu und VW. z.B. dzmda »Kleider ausziehen«, dzicala »Kleider anziehen«.
f) Das Zusammentreffen von Voka leinflüssen mit dem Ein-
fluß des vor den Konsonanten tretenden Nasals (s. Namwezi,
Lautlehre 4f).
Einiges hieriiher s. unter 3b oben, vgl. rihh'igo, iihtci , mnca. sn?idja.
ng ist erhalten voi- / luul u in h'igi 9 »Fliege«, iigü bii 9 »Nilpferd«.
g) Die Nasale.
\'gl. oben 3c. n ist sicher nachgewiesen in iinrnbe 9 »Rind«.
n\j wird auch hier meist zu n (doch vgl. tiama ^ »Tier«). z.H. inniiä
»wissen«, ?iümba 9 »Haus«, nimgü 9 »Kochtopf».
Auch wie im Namwezi tritt oft ??c auf. wo man gewöhnt ist mj
anzunehmen, z. B. nzökhä' 9 »Schlange«, nzukhP 9 »Biene«.
Über dzwala s. oben 3e.
ny ist auch hier »y, z. B. gnl)aiiyä »teilen«.
."). Das Dahlsche Gesetz (s. Namwezi. Lautlelu'e 5).
-dathn »drei«, ^bithä^ »vorbeigehen«. 7>f Mo »sichten«, hägäthi >'nVi\.Xen".
ma-göhe 6 »Augenwimpern«, däknnä »kauen«. ibJsa »verstecken«. ibithT
»Hyäne«, magüthä^ 6 »Fett», -gühe »kurz«, iigökho »Huhn«.
6. Auch im Sukuma gibt es noch Laute außer den angeführten, die
ich nicht analysieren kann, und eine Anzahl von ^'okabeln. die dem Bantu
fremd zu sein scheinen, z. B. ifr'/Jmu »Speer«, nyändä »Kind«, (nihign^
»Krieg«, sema »melken«.
(Wird fortgesetzt.)
263
Bericht
über politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Von VON BüLOw,
Oberleutnant.
Pikoa. Februar 1903.
In diesem Bericht führe ich kurz die mir hier bekannt gewordenen letzten
politischen Begebenheiten der Länder um den Tsad auf. \'iele Handels-
leute und Pilger aus allen Himmelsrichtungen passieren Dikoa und von
diesen stannnen hauptsächlich meine Nachrichten. Manche derselben mögen
bereits bekannt sein, werden aber der Zusammengehörigkeit Avegen miter-
wähnt. Ich muß hierzu bemerken, da ich selber nicht arabisch kann und
nur sehr mangelhafte, ungebildete Dolmetscher hatte, daß wohl Zahlen imd
Einzelheiten fehlerhaft sein mögen; doch wird das Ganze ein ungefähres
Bild von den jetzigen Zuständen geben.
Born u.
Über Bornu ist bereits von Hrn. Oberleutnant Dominik eingehend
berichtet. Ich stelle nur kurz die letzten Sultane zusammen.
Rabeh schlug 1893 den Schefu ^ Haschern von Bornu, der nach der
Landschaft Manga entfloh, dort von seinem Neffen Schefu Schari^ getötet
wurde (letzterer wird von Frhrn. aou Oppenheim in seiner Beschreibung von
Rabeh als Abu Bekr H. genannt). Schefu Schari ist Sohn des f Sultans
Abu Bekr. Schefu Schari fiel darm in einer Schlacht gegen Rabeh bei
Duniroa (Landschaft Manga).
Nach Rabehs Fall 1900 wurde Schefu Sander^ Sohn des f Sultans
Ibrahim von den Franzosen in Dikoa eingesetzt, regierte mu' 1 V2 Monate
und wurde dann von den Franzosen auf das rechte Ufer des Schari ge-
fangen überführt. (Die Dikoaner sagen, er habe nicht genügend Abgaben
eingetrieben.) An seine Stelle wurde Schefu Garbei. sein Bruder, eingesetzt.
Derselbe ist. wie bekannt, seit April 1902 Sultan von Englisch -Bornu mit
der Residenz Mongono, südlich des zerstörten Kuka. Der an seine Stelle
noch von den Franzosen in Dikoa eingesetzte Sultan ist Schefu Sander, ein
1 Schefu ist arab. Saih, unser »Scheich«. Anni. d. Red.
2 Gemeint ist Kiyari, die Kanuiifonn für arab. Abu Bekr. Amii. d. Red.
•* Gemeint ist Saadä, die Kauuriforni für arab. Omar. Auni. d. Red.
264 VON BrLow: Bericht über politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Sohn des j Sultans Ahn Bekr. also \'etter von Garhei und Bnidei- des
vorerwähnten Scliari. (Sander ist der Kanuriname fi'ir Omar.) Derselbe
ist der jetzige Sultan von Dentsch-Bornn. Er hat einen von einer Sklavin
gel)orenen 15jährigen Sohn, namens Abba (Prinz) Bukar. der thronfolge-
berechtigt ist. außerdem 9 Brüder, Söhne des Sultans Abu Bekr, die alle
von Sklavinnen geboren, aber thronfolgeberechtigt sind. Sanders ^Mutter war
eine freie Mandaraprinzessin. Nachstehend eine Genealogie der Kaneniijin.
soweit sie auf dem Throne von Borna gesessen haben.
Schech Mohammed el Kanemi -j-
I
Schech Omar ;-
1835 — 79
Schefu Abu Beki- -j- Schefu Ibrahim -j- Schefu Haschern -j-
1879 — (83) (1883 — 84) (1884) — 93
Schefu Seh ari-j- S ch e i'u Sander. Schefu Sander Schefu Garbei.
1893 seit April 1902 Sul- 19(K). jetziger Sultan von
tan \on Deutsch- narh 1' 2 Monate Englisch - Bornu in
Bornu in Dikoa abgesetzt Mongono. residierte
von 1901 bis April
1902 in Dikoa.
Wadai.
(Bezugnehmend aui" Frhrn. von Oppenheim. Rabeli sowie dessen
Bericht, Washington, den 29. Mai 1902).
Nach dem I^ntergange des Sultans llnahim durch Ahmed el-Gliasali
(Sohn des durch Nachtigal bekannten f Sultans Ali) anno 1901 wurde nach
kurzer Zeit von den Großen des Landes Dudmora . Sohn des -}- Sultans
Jussuf. zum Sultan erhoben. Ahmed el-Ghasali entfloh mit seinem Anhang
an den Batha; dort ist er noch und hat sich bei Digemat (= Amm
Degemat). 3 Tage südlich Abeschr am Batha im Lande der Karanga ge-
legen, stark verschanzt. Sein Lager soll xou einer dreifachen Seriba um-
geben sein. Meine Gewährsleute aus Abeschr berichten, Dudmora sei vor
etwa 2 Monaten mit großei- Heei-esmncht von Abeschr gegen Ahmed el-
Ghasali aufgebrochen und beide lägen bei Digemat in bisher unentschiedenem
Kampfe.
Der von Ahmed el-Ghasali bei seiner Thronbesteigung gefangen ge-
setzte Djerma Othman. nicht Djerma Abu Djebrin. welcher seit einigen
Jahren tot, sondern dessen Sohn und Nachfolger im Amt, spielt nach dem
Sultan die erste Rolle im Lande und ist wieder frei und bei Dudmora.
Assil. ein thronfolgeberechtigter Enkel des Sultans Ali. welcher
imter Sultan Ibrahim die Stelle eines Aqid ad-Debaba bekleidete und in
Mandele am Batha (2 Tage östlich vom Fitri) residierte, ist den Fran-
zosen verbündet, durch welche er auf den Thron von AVadai zu ge-
langen hoift.
VON BCi.ow: Rcrirht über polirisphe Verhältiiissp im mittleren SuH.i
265
\n\' etwa einem Jahre hat Tsehiroina Hassan mit Hilfe der F^ranzosen
seinen Bruder Gadaia gestürzt und getötet tmd sich zum Herrscher der
Bulala am Fitri üemacht. Die Franzosen hatten bis vnr kurzem eine halbe
Eskadron dort in dem Hanptort Jawa auf der Straße nach A])eschr als
Beobachtungsposten.
Nach den neuesten Nachrichten sollen die Franzosen etwa 200 Soldaten
{h Weiße) von den Forts am Schari nach Badanga zusammengezogen hahen
und dort noch \'erstärkung erwarten, die Schari aufwärts konmit (Badanga
liegt an der Nordwestecke der Sokoroberge, etwa lö deutsche Steilen
südlich des Fitri).
Die halbe Eskadron vom Fitri soll ebenfalls nach Badanga unter-
wegs sein. Auch der vorher erwähnte Thronjirätendent Assil soll mit
1000 Gewehrleuten und 1000 Reitern von jNIandele nach Badanga auf-
gebrochen sein. Ahmed el-Ghasali in Digemat soll über 3000 Gewehre
verfügen und Sultan Dudmora über 10000. Diese Zahlen sind natürlich
weit übertriehen. werden aber ein ungefähres \'ei-hältnis der verschiedenen
Kräfte angel)en.
Ein A'orgehen der Franzosen auf AVadai. wie die Eingeborenen es
behaupten, ist jetzt schon wegen der \'orgänge in Kanem ausgeschlossen.
Wie es scheint nehmen sie mit dem Assil zusanunen eine abwartende
Stellung ein. Handelskarawanen von Tripolis imd von Bengha^si sollen viel
Gewehre nach Abeschr einführen. Mit dem Nil über Darfor soll gute
Handelsverbindung sein. Dagegen ist die westliche Straße südlich vom
Tsad über den Fitri nach Wadai durch die augenblicklichen Wirren
\öllig gesperrt.
Im Anschhiß hieran gebe ich eine Genealogie der letzten Herrscher
von Wada'i seit Mohannned Scherif (s. Nachtigal HI. S. 289) zum besseren
^'erständnis des vorher Berichteten.
Ali -;-
1858-83
Ahmed el Ghasali
1901 — 02
(1) Mohammed Scherif -p
1835 — 58
.lussuf -;-
1883 — 99
Kankala < )niar ■[-.
saß nicht auf dem
Tliron
I
Assil .
Kronprätendent bei den Franzosen
Iljrahim -p I)ud mor;
1899—1901 seit 1902
Bagirm i.
In Bagirmi i-egierl noch der wenig pnei'gische Ganraiig;i II. (Sohn
des von Nachtigal besuchten Abu Sekkiu) in Tscheckna . der jetzigen
Residenz nördlich des zerstörten Massena . unter französischer Aufsicht.
Trotz der französischen Posten in ISagirnii soll er dcimoch lieimlicli Tiilml
weiter an Wadai zahlen.
266 VON Bi'Low: B(?richt über politische Verliältnisse im mitfleren Sudan.
Major Largeaii sprach sich mir gegenüber dahin aus. daß auch die
Bevölkerung in Bagirmi immer noch nicht an ein dauerndes Bleiben der
Franzosen im Lande glauben wolle bzw. bezweifelt, daß dieselben einem
Anprall Wada'is standhalten würden. Die \'erteilung der französischen Streit-
kräfte am Schari und in Kanem habe ich in meinem Bericht (vgl. Nr. 35.
Gulfei, den 30. November 1902) aufgeführt. Außer dieser stehenden Truppe
haben sich die Franzosen aus alten. Jetzt am rechten Ufer des Schari an-
gesiedelten Rabehsoldaten eine Hilfstrujipe herangebildet, die von Zeit zu
Zeit exerziert und geübt wird. Sie haben von diesen sogar eine Kompagnie
zusammengestellt, die jetzt denselben Dienst tut wie die Regulären. (tTber
Hilfstrujipen siehe auch Bericht des Frhrn. von Oppenheim. AVashington,
29. Mai 1902.)
Die Franzosen verstehen es übei-iiaupt ausgezeichnet die Eingeborenen
zu ihren ZAvecken zu benutzen.
Ka nem.
ffber A'orgänge in Kiinem liahe ich Ix-reits })erichtct (vgl. Nr. 35.
Guliei. den 30. November 1902 und Nr. 43. Kusseri. den 11. Dezember 1902)
wiederhole hier aber noch einmal kurz.
Im November 1901 hatten die Franzosen ihren ersten Zusanunenstoß
mit ruareg mid Tubu in Kanem. in dessen Folge sie einen Posten in
Nguri südlich Mao etablierten. Im Januar 1902 warf Oberstleutnant Destenave
die Tuareg, Tubu und Araber, welche sich in der Senussia Sauja Bir Alali
verschanzt hatten, nach heftiger Gegenwehr aus diesem Orte heraus und
installierte nun auch hier einen Posten, im ganzen 2 Kompagnien und eine
hall»' Fskadvon in Kanem lassend. Im Juni 1902 wurden die Franzosen
in Bir Mali von ilem Sidi Mohanuned el-Barani. früherem Haupt der
Senussia -Sauja daselbst, angegriflen. den sie ziu-ückwarfen. Der letzte An-
griil" auf Bir Alali. über den ich bereits von Kusseri aus berichtet, fand
Anlang Dezember 1902 statt und soll von Sidi Mohanuned Algile. einem
der liauptfülirer der Senussia, geleitet worden sein. Es steht nuiunehr
außer Zweifel, daß alle diese Feindseligkeiten gegen die Franzosen von
dem Orden der Senussia ausgehen, der sich in seinem Herzen von den
Weißen bedroht sieht.
Sidi Algile, mit Arabern aus dem Bahr el-Ghasal kommend, hat sich mit
aus Borku kommenden Kendin (Tuareg) sowie Tubu aus Tibesti imd aus
Borku und mit einem Teil bei'üchtigter jMiniuMninne (— Aulad Slinian) ver-
einigt. In der Naclil haben die Angreifer um Bii- Alali im Halbkreis
Schützeugi'äben aufgeworfen. Am friihen Morgen des folgenden Tages ist
die französische Besatzung aus Hir Alali herausgegangen und hat den gut
gedeckten Feind von beiden Flanken und im Rücken angegriffen, einen
großen Teil desselben niedergemacht; Sidi Algile befand sich unter den
Gefallenen. So erzählt mein Berichterstatter aus Bir Alali. Die Aulad
Sliman hatten sich bereits teilweise den Franzosen imterworfen, ein Teil
blieb ihnen feindlich. Die Kendin . wie die Leute hier alle hellfarl)igen
Tuareg nennen, stannnen aus Damerghu. der Gegend nördhch Zinder, von
VON Ri'Low: Bericht über [)olitisclie Verliältiiisse im mittleren Sudan. 267
wo sie sich infolge des \'oriieliens des französischen Postens in Zinder
im Juli 1001 teilweise östlich nach Borkii verzogen haben.
Älajor l.argeau, Konunandant des Schari-Tsadbezirks, soll kürzlich
von Bir Alali ans nach dem Bahr el-Ghasal zu aufnebrochen sein.
Englisch-Bornn und Kano.
Nach der Besetzimg von Englisch -Bornu im April 1902, infolge der
bekannten Expedition des Majors Morland, sind dort Stationen in JVIafenne
(^=: Mabani. von den Engländern Fort Maidugeri genannt) und Gudjiba mit
je einer Kompagnie Jorul)asoldaten eingerichtet worden. In Maidugeri hat
ein Zivilresident seinen Sitz und ihm sind zur Hilfe 2 Assistent - Residenten
V)eigegeben. Der anfangs erwähnte Sultan Gar])ei residiert in Mongono
unter Aufsicht eines der Assistent- Residenten.
Nach den letzten Nachrichten ist p]nde Dezember 1902 oder Anfang
.fanuar 1908 eine etwa 600 Soldaten starke Expedition von Zaria aus gegen
Kano aufgebrochen. Kano ist gestürmt. Die Einnahme dieses Ortes, des
Ilauj)thandeLs- und Stapelplatzes des westlichen Sudans wird von vorläufig
ganz unberechenbarem Eintluß auf den Handel im ganzen Westsudan sein.
Damit hat der Sklavenhandel in diesem Teile Afrikas seinen schwersten
Stoß erhalten und nun tritt der ganze Handel in ein neues Stadium ein,
der geraume Zeit zu seiner Entwickehmg brauchen wird. Hierül)er näheres
in einem späteren Bericht über Handelsvei'hältnisse.
Die Straße über Kauar-(Bilma)-Mursuk nach Tripolis ist fiir
größere mit Gewehren bewaffnete Karawanen ziemlich sicher. Es hieß vor
einigen Monaten, daß Tuareghorden. welche von den Franzosen aus Kanem
vertrieben waren, die Straße zwischen Ngigmi imd Kauar unsicher machten:
iloch waren dies sehr unbestimmte Nachrichten.
\'or 2 Monaten ist aus Dirki. dem Hauptort Kauars. eine Karawane
von etwa 60 Kamelen mit Datteln und Salz eingetroffen, aus dort ange-
sessenen Kanuri und Tubu bestehend. Die Leute erzählten, daß die Straße
vollkommen sicher sei. Dagegen soll der ^^^'g nördlich Kauars von aus
Tibesti kommenden Tubu (Teda) für kleinere und schlecht bewaffnete
Karawanen unsicher gemacht werden. Die hier noch anwesenden Tripolis-
kaufleute wollen im nächsten Monat ihren Heimweg über Kauar anti-eten
und halten sich für stark genug gegen etwaige Überfälle. Die Karawane
dürfte immerhin etwa 300 bis 500 Köpfe stark werden.
Der Salzhandel von Bilma nach Westen und .Südwesten ist auch heule
noch wie zu Barths und Nachtigals Zeiten liau[)tsäclilicli in Händen (\i'\-
aus A'ir konunenden Kelowituaregs.
Senussia.
Zum Schluß nKichtc ich noch einige Worte über die S c n u ss i a sagen.
Über diese Sekte oder besser religiöse Oi'densbnidcrscliall ist im \(m-
gangenen Jahr, besonders infolge dcv \'orgängc in Kanem. wieder \iel die
26S VON Bii.nw: Bericht liher politische Verhältnisse im mittleren Sudan.
Kede üewesen. nicht nur in französischen, sondern auch deutsolien und
englischen Zeitungen und Blättern , von dem das meiste von geringem Ver-
ständnis der ^>!■hältnisse zeugt.
VAn sein- gutei- Aufsatz iiber die Kntwickelimg und Ausbreitung
des Ordens stellt in dem Coinite de TAfrique 1902. Renseignements co-
loniaux Nr. 3.
Seit 1900 hat sich das Haupt des Ordens, der Sidi el-Mahdi (Sohn
des Begründers Sidi Mohammed l)en Ali es-Senussi). in Guro in den Bergen
nördlich Borku und südUch von Tibesti etabliert und von hier aus erfolg-
leiche Mission unter den angrenzenden Wüstenstämmen sowie in Kanem
und in Wadai getrieben. Schon Nachtigal begegnete Sennssia- Emissären
in Tibesti und in Borku und fand eine Sauja. d.h. eine Art Kloster in
Kauar. Kr hatte \ iel unter dem Fanatisuuis dieser Leute zu leiden. Durch
die Wrlegung seiner Residenz von Kufra nach Guro hat Sidi el-Mahdi in
stäi'kerem Maße auf die Stämme niu-dlich und östlich des Tsad speziell
auf Wadai eingewirkt. In Abe.schr sitzt sein Khalifa Mahamma Sseni
(=: Mohammed el-Sani). in Kanem in Bir Alali war noch vor einem Jahre
der von den Franzosen vertriebene Mohammed el Barani sein Stellvertreter.
So hat er weitere Saujas in Borku in Tibesti. eine in Kauar sowie unter
den Tuaregs in Damerghu. Die Nomadenstämme der Wüste bilden die
Hauptanhänger der Senussia . weniger dagegen die seßhaften Stämme, ab-
gesehen vielleicht von Wada'i. dessen Bevölkerimg schon von Nachtigal als
religiös fanatisch und leicht erregbar geschildert wird. Die Gefahr einer
Ausdehnung des Eintlusses der Senussia auf Bornu hat nie vorgelegen.
Jeder der den Charakter der Bornubevölkerung kennt, weiß, daß diese der
unfruchtbarste Boden für die Ausbreitung einer fanatischen Sekte ist (s. Barth
und Nachtigal). Daß die Senussia eine (refahr für sämtliche im Sudan
intei-essierten europäischen flächte sei. ist sehr übertrieben, aber aus sehr
V)egreiflichen Gi'ünden von den Franzosen verbreitet worden.
Die Franzosen wollen aus Sidi el-Mahdi durchaus einen zweiten
Mahdi machen. Mahdi ist aber in diesem Falle Name und nicht Titel wie
bei dem Gottesgesandten von Omdurnian. Auch weist die ganze Entwickehing
des Senussiaordens, die Ablehnung eines Bündnisses mit dem jNIahdi von
Chartum, daraufhin. daJa dem Oi-den ein aggressives \'orgehen gegen die
Ungläubigen stets ferngelegen hat. Jetzt allerdings wo er sich durch das
weitere Vorgehen der Franzosen in seinem Herzen bedroht sieht, bleibt
ihm kein Ausweg mehr und er wird alle Kräfte daran setzen, seinen natür-
Uchen Feind aus der ihm gefährlichen Nähe in Kanem zurückzudrängen,
bzw. seine Existenz in den entlegenen Bergen so tetier als möglich zu
verkaufen.
Doch haben wir Deutsche hier oben in keinem Falle etwas von der
Senussia zu befüi'chten. da wir auf der einen Seite die Franzosen, auf der
andei-en die Engländer als Schutzwälle haben, in deren beiderseitigem
Inteiesse es liegt, den Eintluß des Ordens fernzuhalten und da, wie
vorher erwähnt, der Orden unter unserer Bevölkerung niemals Einfluß
gewinnen wird. Ich glaube auch nicht einmal, daß die Engländer jemals
VON BÜLOw: Bericht über politisclie Yerliältnisse im mittleren Sudan. 269
in Schwierigkeiten mit der Senussia verwickelt werden. Ihre natürlichen
Feinde sind eben lediglich die Franzosen, und Gentil hat ganz recht
gehabt, wenn er beabsichtigte friedlich mit el-Mahdi auszukommen, um
anderweitig freie Hand zu behalten (s. Frhr. von Oppenheim, Washington,
den 29. Mai 1902).
Nach meinem Bericht Nr. 44 aus Kusseri, den 11. Dezember 1902 soll
Sidi el-Mahdi im Oktobei- 1902 gestorben sein. Zeitungen schreiben von
einer Nachricht über Trijiolis, nach der er im August 1902 gestorben sein
soll. Nach den hier erstatteten Nachrichten hat kein Mensch seit 6 jNIonaten
el-Mahdi mehr gesehen, man weiß nicht, ob er tot ist oder nicht. Es hat
den Anschein, als ob sein Tod nach Möglichkeit verheimlicht werden soll.
Als sein Nachfolger ist mir »Sidi Mohammed Scherif, sein Neffe, von gut
orientierten Leuten genannt worden. Dies ist jedoch der Name seines
verstorbenen Bruders, und es ist jedenfalls dessen Sohn Sidi Mohammed
el-Abd damit gemeint.
270
Kingoni und Kisutu.
Von Cassian Spiss. 0. S. B.
Apiistol. Vikar von Süd - Sansibar. Bischof v. Ostracine
Uie voll legende Arbeit, eine km/gefaßte Graniuiatik und ein Wörtei-bücli-
lein des Kingoni, entstand der Haviptsaclie nach bereits im Jahre 1899.
Während der folgenden drei Jahre hatte ich , weil in Peramiho , mitten im
Lande selbst wohnhaft, reichlich Gelegenheit, durch den Verkehr mit Ein-
geborenen auf manche Unrichtigkeit aufmerksam zu werden und ent-
sprechende Verbesserungen anzubringen.
Die Wörtersammlung ist, wie ein Blick in dieselbe lehrt, eine Doppel-
arbeit, und zum Teil gilt dies auch von der Grammatik. Die eigentümlichen
Sprachverhältnisse, wie sie sich im Lande der Wangoni (östlich von der
Nordhälfte des Nyassasees gelegen) dem Fremden darbieten, ließen es ge-
radezu als notwendig erscheinen, daß nicht bloß dem Kingoni, der Sprache
des herrschenden Stammes, sondern auch dem Kisutu, einem bunten Ge-
misch verschiedener Mundarten, das als Sprache der Wasutu (Hörigen)
figuriert ^, Rechnung getragen würde. Beide Idiome existieren neben-, ja
ineinander, so daß die echten W^angoni ihre Sprache unter sich zwar noch
vielfach rein sprechen, aber eine Menge Vokabeln von den Wasutu sich
angeeignet haben, während letztere in Anwendung granunatikalischer Regeln
fast durchgehends der Sprache ihier Herren folgen und auch viele Wörter
aus derselben entlehnt haben, im übi-igen aber ihre altgewohnten Dialekte
ungehindert weiter sprechen. Für eine systematische Darstellung war eine
Trennung, wie sie in vorliegender Arbeit geschehen, durchaus geboten.
Es fiel in den meisten Fällen nicht schwer, das reine Kingoni aus
dem bunten Sprachengemenge herauszuschälen , doch bei mehreren gram-
matikalischen Formen konnten meine Zweifel erst gehoben werden, als ich
in den Besitz einer Zulugraniinatik (von Rev. P. Mayr) gelangte. Eingehende
V^ergleiche behoben nicht allein die gehegten Bedenken, sondern gaben auch
die volle Gewißheit, daß das Kingoni, trotzdem es manche spezifische
Eigentümlichkeit des Kizulu in der fremden Umgebung abgeschliffen hat
' Daß das Kisutu keine vollständig einheitliche Sprache ist und auch nicht
in allen Teilen von Ungoni in gleicher Form zutage tritt, versteht sich demnach
von selbst. Der Umstand jedoch, daß das bei Peramiho und Maposeni (Mitte des
Maharulireiclies) gesprochene Kisutu, fast in ganz Ungoni und selbst bei den Wa-
bunga der Ulangaebene verstanden wird, läßt daraufschließen, daß demselben eine
bestimmte Sprache zugi-unde liegt. Nicht unwahrsohcinlich haben die Wangoni
bereits bei ihrer Einwanderung einen unterjochten Stamm und damit diese zweite
Sprache mit ins Land gebracht.
Spiss: Kingoni und Kisutu. 271
(wie z. B. die meisten Schnalzlaute), heute noch die unverfälschte Sprache
der Zulukaffern darstellt.
Die neuere Geschichte der in Deutsch -Ostafrika ansässigen Wangoni
anlangend, möge in gedrängter Kürze folgendes hier Platz finden.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kam es unter dem
kriegerischen Stamm der in Südafrika ansässigen Zulukaffern , vielleicht in-
folge steter Zurückdrängung durch die im Süden sich breitmachenden Buren
und Engländer, vielleicht auch durch bloß inneren Zwist veranlaßt, zu einer
Auswanderung eines großen Teiles des volkreichen Stammes. Die kühnen
Wanderer nahmen ihren AVeg nach Norden und drangen mitten durch das
Gebiet fremder Stämme unaufhaltsam vor bis in die Gegend der großen
Seen. Im Jahre 1825 sollen sie den Sambesi überschritten haben. In
Deutsch - Ungoni treten als älteste Zuluherrscher Mputa und Mbonane auf,
von denen es wahrscheinlich ist, daß sie mit ihren Getreuen schon am
Südende des Nyassasees sich vom Haupttrupp trennten und zur nämlichen
Zeit in Deutsch -Ungoni eindrangen, zu der sich ihre Stammesgenossen den
Westen des Nyassagebietes unterwarfen. Mputa herrschte im südlichen
Teile des heutigen Ungoni, Mbonane nördlich davon in der Gegend des
Hangatlusses , wo ein größeres Gebiet heute noch seinen Namen trägt.
Es dauerte nicht lange, so folgte der ersten Einwanderung ein neuer
Trupp Wazulu, die sich von dem in Westungoni seßhaft gewordenen
Stamm Jere losgelöst und den Weg zu ihren Brüdern in Ostungoni zu
finden gewußt hatten. Ihr Oberhaupt war Zulu; seine Söhne hießen Ha-
wayi, Gwazera pasi, Mharuli und Mlamiro. Die neuen Ankömmlinge waren
genötigt, sich dem Mputa zu unterwerfen. Bis zum Tode des Zulu blieb
das Verhältnis ein friedliches, seine ältesten Söhne jedoch, Hawayi und
Gwazera pasi, erhoben sich gegen Mputa, wurden aber überwunden. Ha-
wayi kam ums Leben und Gwazera pasi mußte sich nach Westungoni zu-
rückflüchten.
Auf der Flucht wiu-de ihm ein Sohn geboren, den er zum Andenken
an seinen Bedränger Mputa (= schlag ihn) nannte.
Während nun Gwazera pasi in der Verbannung weilte, wo ihm ein
zweiter Sohn geboi-en wurde, den er mit dem gleichfalls auf Rache deutenden
Namen Zamchaya (nzamchaya =: ich werde ihn schlagen) benannte, starb
der alte Sultan Mputa, und sein Sohn Marunda konnte sich seiner Gegner,
der jüngeren Söhne des Zulu, nicht auf die Dauer erwehren, sondern
mußte mit den Seinen aus dem Lande flüchten.
Das ganze Erbe des Mputa trat nun der nächstälteste Sohn des Zulu,
Mharuli, an. Dieser kluge und maßvolle Mann verstand es, sich die
Liebe und Achtung seiner Wangoni in hohem Grade zu verschaffen, so daß
er sämtliche Untertanen des alten Mputa, soweit sie nicht das Land ver-
lassen hatten, zum sogenannten Mharulireiche vereinte.
Im nördlich gelegenen Hangareiche war auf Mbonane dessen Sohn
Kipeta gefolgt, und als bei einem Einfall der Wahehe Kipeta im Kampfe
fiel, folgte ihm dessen jugendlicher Sohn Chabruma, der heute noch als
angesehener Sultan das Hangareich regiert.
272 Spiss: Kingoni und Kisntii.
Mit diesen stammverwandten Nachbarn unterhielt Mhanili andauernd
friedliche Beziehungen; Jahr für Jahr wurden aber von beiden Reichen aus
Raubzüge nach allen Richtungen unternommen und dabei Sklaven imd Vieh
in reichen Mengen ins Land verpflanzt.
Mharuli starb 1889 in der Vollkraft seines Alters, angeblich von
einem seiner Weiber vergiftet. Er hintei-ließ drei unmündige Söhne, die
er voi- seinem Tode dem Schutz und der Obsorge seiner zwei NefiFen,
Mputa und Zamchaya, die nach des alten Mputas Tode nach Deutsch-
Ungoni übersiedelt waren, empfahl.
Die Regierung des Reiches ging nach herköuunlichem Recht auf
Mharulis nächstältesten Bruder MIamiro über, der indes nicht in gleichem
üiade das Vertrauen seiner Untertanen zu gewinnen vermochte wie sein
verstorbener Bruder. Er starb 1899 an der Schwindsucht.
Es war ein Glück nicht allein für die umwohnenden fremden Völker
sondern auch für das Mharulireich selbst, daß 1897, kurze Zeit vor Mlamiros
Tode, die deutsche Regierung das Land okkupierte, denn ein Bürgerkrieg
wäre zur Entscheidung der Frage, wer unter den Prätendenten nunmehr
der große Sultan werden sollte, unvermeidlich gewesen. Die deutsche
Regierung sah von der Einsetzung eines Großsultans ab , und so gebieten
die ältesten Enkel des Zulu über je ein Häuflein ihrer Getreuen.
Neben diesen echten Wangonihäuptlingen gelang es im Laufe der
Jahre auch dem einen und anderen Wasutuhäuptling, wie z.B. Songea und
Pambalyoto, sich zu Wohlstand und Ansehen emporzuarbeiten, so daß sie
ihre ehemaligen Unterdrückei' an Macht fast zu überflügeln drohen.
Außer diesen zwei im Hochland von Ungoni bestehenden Ansiede-
lungen von Zulukaffern findet sich noch eine dritte nordöstlich davon in
der Ulangaebene, die gleichfalls von bedeutender Ausdehnung zu sein scheint.
Ihr Name, wie sie selbst sich nennen, ist Wambunga, sie sprechen indes
genau die Sprache der Wangoni. Nach ihrer eigenen Angabe wohnten sie
früher bei ihren Stammesgenossen in Ungoni. wurden aber durch die bereits
oben erwähnten Kämjjfe zwischen Marunda und den Söhnen des Zulu zur
Auswanderung gezwungen. Demnach ist es so gut wie feststehend, daß
wir in den Wambunga die Reste des alten Mputareiches vor uns haben.
Die Wangoni und Wambunga waren seit Menschengedenken ein ge-
wecktes und energisches Volk; nur haben sie ihre Tüchtigkeit in ver-
gangeneu Zeiten fast ausschließlich im Kriegshandwerke gezeigt, infolge-
dessen sie (unter den Namen Maviti und Magwangwara) der Schrecken der
Nachbarstämme wurden. Nachdem sie nun politisch zur Ruhe gekommen,
steht zu hoffen, daß sie unter dem Einfluß der fortschreitenden Kultur zu
einem recht nützlichen Glied in der großen Völkerfamilie von Deutsch-
Ostafrika sich auswachsen werden. Vi'u- diesen Fall dürfte ich hoffen , mit
vorliegender Arbeit nicht allein den Missionaren , sondern auf später hinaus
auch anderen Berufszweigen einen kleinen Dienst erwiesen zu haben.
Daressalam, 21. März 1904.
Der Verfasser.
Spiss: Kingoni und Kisutu. 273
I. Das Alphabet und die Aussprache,
1. Die Vokale, welche nur einzeln (nicht in Diphthonge verschmol-
zen) vorkommen, werden wie im Deutschen gesprochen; nur e klingt, be-
sonders wenn der Ton darauf ruht, wie ä, z.B. -ää<?ä*ö! (lachen) spr. -shaka;
•beka (legen) spr. -haka. y und w sind Halbvokale; sie können keine eigene
Silbe bilden, werden aber deutlich als kurzes ^ (deutsches y) und kurzes m
(englisches, nicht deutsches w^ vernommen.
2. Von den Konsonanten sind folgende als vom deutschen Gebrauche
abweichend zu bezeichnen:
Zwischen r und / ist kein wesentlicher Unterschied;
cA = tscli^ z.B. chando (Hammer) spr. tschando;
j 1= dsch (sehr weich), z.B. chanja (Arm) spr. tschandscha',
q ist ein Schnalzlaut (Gaumenschnalzer) , ähnelt dem nicht guttural
gesprochenen Tc,
s=ß, z.B. kusasa (frühmorgens, morgen) spr. kussassa;
sh = seh, z.B. sholi (Späher) spr. scholi;
s ist ein mit der Zunge nicht geradeaus, sondern seitwärts ge-
sprochenes s und ähnelt einem sl oder sohl.
Wird das l deutlich gesprochen, so ist sl geschrieben.^
Endlich z =z weiches s , z. B. manzi (Wasser) spr. mansi.
3. Der Akzent. Als Regel gilt: den Ton hat die vorletzte Silbe.
Wörter, die als Proparoxytona zu sprechen sind (wie die Perfekta auf -ile
der zwei- oder mehrsilbigen Stämme und einiger anderer), sind durch den
Akzent als solche «gekennzeichnet.
IL Die Substantiva.
Wie in allen Bantusjirachen , so gibt es auch im Kingoni für das
Hauptwort weder einen Artikel noch ein Geschlecht.
Die Substantiva zerfallen dui-ch ihre charakteristischen Vorsilben in
neun Klassen (welche allerdings auch als ebensoviele Geschlechter betrachtet
werden könnten), und die von einem Substantiv abhängigen Attribute oder
Prädikate richten sich nach eben dieser Klasse ihres Hauptwortes.
Die Vorsilben dieser neun Klassen sind in übersichtlicher Zusanunen-
stellung folgende:
Klasse
Singular
Plural
I
7)1, mu
wa
muntu Mensch,
pl. icantu
H
m , mu
mi
mfula Fluß, pl.
mifula
III
kl
vi
kivaro Tür, pl.
vivaro
' In Grammatiken der Zulu Language by Rev. P. Mayr und Kingoni Language
by A. Elmslie fand ich diesen Laut als lU und dhl gcsclnicbcn , weh'he Sclireibweise
bei uns in Deutsoli -Ungoni wenig zutreffend wäre.
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. l'J04. III. Abt. 18
274
ingwe Leopard, pl. zingice
luzipo Finger, pl. zinzipo
uluwa Bluine, pl. uluwa
likanda Haupt, pl. makanda
Ttamuti Bäumchen, pl. tumuti
hu pamaseko Küche, pl. pamaseTco
kuzimeJca das Prahlen (Stolz), pl. fehlt.
Im besondern gilt von den einzelnen Klassen folgendes:
I. Klasse. In ihr finden sich nur Bezeichnungen für INIenschen und
lebende Wesen, ohne daß sie jedoch dieselben alle in sich schlösse. Merke:
Klasse
Singular
Plural
IV
i, in, im
zi
zin, zim
V
lu
zi
zin, zim
VI
u
u
VII
li
ma
VIII
ka
tu
IX
pa , mu, ku
pa
. mu , ku
Mulungu Gott (pl. ungebräuchUch) '
muntu Mensch, pl. wantu Leute
m/asi Frau, pl. wafasi
mnntwana (miwana) Sohn, Tochter,
mzukuru Enkel, pl. voazukuru
mrusi Hirt, pl. warusi
mponzi Schmied, pl. waponzi
m/u {mufu) Sklave , pl. wafu
pl. wantwana mlamu Katze, pl. walamu
Fin beträchtlicher Teil von Substantiva, die ihrer Natur als Lebe-
wesen nach in diese Klasse gehören würden, schließen sich der zweiten
(w-), dritten {ki-), vierten («-) oder siebenten (li-) Klasse an:
mjingati Proviantträger, pl. mijingati\nyanga Arzt, Meister, pl. zinyanga
mitengula die Vorfahren, die Alten ^ ligwara Feigling, pl. magwara
kishora dummer, blöder Mensch, pl. lisela Trunkenbold, pl. masela
vishora nkosi, likosi Häuptling, pl. zinkosi und
sholi Späher, Kundschafter, pl. zisholi makosi
mbiki Eilbote, pl. zimhiki
II. Klasse. Umfaßt die Namen der Bäume und viele Benennungen
lebloser Wesen.
mpotopoto,])\.mipotopoto mpaka Grenze, pl. mipaka
mbuni, pl. mihuni I Bäume mit mlenze Bein, Schenkel, pl. milenze
mqororo, pl. miqorcro ^ genießbaren \muzi Dorf, Stadt, pl. mizi
mßß, pl. 7nißß \ Früchten mlaga .\ußen- , Sklavendorf. pl. milaga
mdonga, pl. midonga \m^oro Unglück, pl. misoro Unglücks-
mpingo Ebenholz, pl. mipingo fälle
muwanga Art Eisenholz, pl. miwanga \ mshati Wange, pl. mishati
mfula Fluß, pl. mifula \msisi Wurzel, pl. misisi
muH Arznei, pl. miti munda Acker, Pflanzung, pl. minda
Die zwei Ausnahmen mjingati und mitengula s. oben 1. Klasse.
' Einp Pluralbildung ist bei Mulungu (Muungu) eigentlich ganz unstatthaft,
weil das Wort "der Große Große«, ..Allerhöchste« {Mkulu-Mkulu) bedeutet. Die
Wazulu in Südafrika haben noch die volle Form Nkulünkulu , bei den Waugoni hat
sich dieselbe bereits zu dem (den meisten Bantustämmen geläufigen) kürzeren
Mulungu verschllffen, während l)ei den VVahehe das einfache Agi'dwi (= Nkulu)
üblich ist.
Spiss: Kinuoni und Kisutu.
275
lil. Klasse. Die Vorsilbe hi- der Einzahl v
ch\ das vi- der Mehrzahl in demselben Fall zu vy-
rd \ or einem \"okal 7a\
kivaro Tür, pl. vivaro
Jeikwinda Lendentucli, pl
kinJcwa Brot, pl. vinkwa
Jcirefu Kinn, Bart, pl. virefu
Tcisepo Frucht, jil. visepo
Teigoro Geiz
kimunyuru Süßkartoffel , pl. vimunguru
kwinda kinini der, die Verwandte
chanja Arm, Elle, pl. vyanja
chando Hammer, pl. vyando
chule Frosch, pl. vyule
\chakupuza Getränk, pl. vyakwpuza
IV. Klasse. Singular Präfix ist i oder m; das Anlaut-e wird jedoch
in manchen Wörtern nur schwach, gleichsam als Voi-schlagsilbe gehört,
in andern verschwindet es ganz.
Vor h und v wird aus euphonistischen Gründen das {i)n zu {i)m:
n-hiki wird mbiki (Eilbote)
n-vula wird mvula (Regen)
vor m und s {sJi) fällt {i)n aus, also statt n-muva: muva (Ende); statt n-shami:
shanzi (Fisch). Merke:
mpondoro Löwe, pl. zimpondoro
iswa Termite (geflügelt), pl. ziswa
ingwe Leopard, pl. zingwe
(i)mini Mittag
sango Hanf
shanzi Fisch, pl. zishanzi
{i)ntawa Beig, pl. zintawa
ntomhe Jungfrau, pl. zintombe
nyeke Diener, pl. zinyeke
{i)nkomo Rind, pl. zinkomo
(i)nyo7ii Vogel, pl. zinyoni
ntonga Keule, Stock, pl. zintonga
Als Ausnahmen sind zu bezeichnen: mswa (muswa), pl. mswa (muswa)
Termite (Arbeiter), gogo die Großmutter (statt ngogo); ferner die im Singular
und Plural gleichlautenden Wörter nynka Schlange, mhamba Blitz, mpagaro
Stange, Dachsparre. Die im Stanun nur einsilbigen Substantiva impi Krieg,
zrnw« Schaf und mja Hund lauten meistens mit doppeltem «-Laut ?i\s, yimpi,
yimvu, yinja; im Plural jedoch zimpi, zimvu und zinja.
Über die Versetzung der zu dieser Klasse gehörenden Wörter in die
siebente (ma-) Klasse s. ebendort.
V. Klasse. Ahnlich wie die Benennungen der Bäume in die zweite,
so fallen fast sämtliche Namen von Bächen und Flüssen in diese im
Singular mit lu (ru) anlautende Klasse (z. B. Ruvuma, Luvegu, Ltcalwast,
Luhira, Lumese, Ruhuhu usw.).
Im Plural wird bei den mit g, k (q), p, t und z beginnenden Wör-
tern zwischen der Vorsilbe zi und dem Stamm ein euphonistisches n (m)
eingeschaltet. Merke :
lugwapa Flügel, pl. zinywapa
lufu Seuche, pl. zifu
lupondo Hörn, pl. zimpondo
luto Ding, Sache, pl. zinto |
Finger, pl. zinzipo \
Ausnahmsweise Pluralbildungen
I lunwele Haar, pl. zinwele
luti Handgriff, pl. zinti
I luqoto Gürtel , pl. zinqoto
\lulaka Trotz, Eigensinn
find(
dch
lunyaza Bnum wolle.
Faden, pl. zilunguza Baumwollfäden; luwere Fruchtkorn (einzelnes), i)l. mawere
Kornfrüchte; lutumbo Darm, matumbo Eingeweide.
18»
276 Spiss: Kingoni und Kisiitu.
VI. Klasse. Im Singular sowohl als im Plural die \'orailbe u.
uchwala , uyai Bier j uluwa Blume
usihu Nacht ' ugwara Angst , Furcht
vqopo Gehirn \ushora, upurupuru Dummheit
Die meisten abstrakten Begriffe schließen sich dieser Klasse an,
z. B. ude Länge, uhanzi Dicke, Breite, ukuru Größe, ushora Dummheit usw.;
jedoch lulaka Trotz, lumeJco Eitelkeit, Stolz, mashannya (VII. Kl.) Ver-
rücktheit.
VII. Klasse. Im Singular die Vorsilbe li. im Plural ma. Pls ist die
Klasse der Früchte und alles dessen, was aus dem Stamme hervorwächst
oder am Körper sich bildet; sie umfaßt aber außerdem noch eine Menge
anderer Benennungen.
Aus den unter Klasse II behandelten Namen von Bäumen Inlden sich
durch einfache Vertauschuug der Vorsilben m vmd mi mit li und ma die
Namen der entsprechenden Früchte:
mpotopoto ) ri ^ I lipotopoto (ma-) t , i- .. , ,
■' ^ ! Baumarten , , ''deren fruchte
mdonga ) \ lidmiya {ma-) \
Merke :
liqemhe Blatt | lidoro Knie
lißndo Knoten (am Stengel); GcXenk liqanda Ei
likanda Haupt
lizinyo Zahn
lihomanga Pocken
lizwi Stimme, Wort
Durch Kontraktion gebildete Pluralformen sind:
meso die Augen; sing, lüo mefa Dornen; sing. Ufa
Eine Anzahl zu dieser Klasse gehörender Substantiva kommen
im Plural vor; die nennenswertesten davon sind:
mafundiso Unterricht
malowolo Heirat
manga {maJeeo) Lüge
mafungo Eid
mazango Verstand, List
maliati Zeit
Häufig im Gebrauch ist die ^^ersetzung von Substantiva der vierten
Klasse in diese siebente. Die betreffenden Wörter erhalten hierdurch den
Nebenbegriff der Größe oder Stärke :
ndoda Mann, lidoda kräftiger Mann, inadoda Männer
zinyoni Vögel, manyoni große \'ügel usw.
\'11I. Klasse. Im Singular ka- , Plural tu-; dabei ist zu bemerken,
daß die Präfixe m- und n- der I. , II. und \\ . Klasse trotz der neuen Vor-
silbe zumeist bestehen bleiben. Diese V^orsilhen ka- und tu- dienen dazu,
um aus einem Stammwort die entsprechende Verkleinerung zu bilden.
ntawa Berg, kimtawa Hügel, pl. funtawa
yinja Hund, kayinja Hündlein , \A. iuyinja
ligada Kloß, kagada Klößchen, pl. tugada
kimuti Baum, kamuti Bäumchen, pl. tumnti
kipolopolo Kugel, Blei, kapohpolo Sclirot, pl. tnpolopnln
msawati Sand, kamsarcati Sandkorn
Spiss: Kiugoni und Kisutii. 277
IX. Klasse. Durch die \'orsil1)en pa- , mu- und ku- können Formen
gebildet werden , welche in Bedeutung und Behandlung eigentlichen Sub-
stantiven gleichkommen.
Manche deutsche Substantiva kann man nicht anders korrekt über-
setzen als mit Hilfe dieser Pi-äfixe. die ihrer eigentlichen Bedeutung nach
Orts- und Zeitpartikeln sind; z. B. Heimat, Zeit, Küche u. a.
Der Plural, der bei dieser Klasse jedoch nicht oft zui- Verwendung
kommen wird, ist gleich dem Singular. Merke:
peUi (aus pa-etu^) bei uns, unsere Heimat
kwetu zu uns, nach unserer Heimat
pamaseJco ),,.., ,..„,. i ,^ ,
\, . Küche (wortl. bei, zu den Kochstemen)
kumaseko \
pakati \
mukati \ die Mitte (wörtl. mitten)
kukati \
padeni die alte Zeit
kudeni große Entfernung
Außerdem läßt sich durch die Vorsilbe ku- aus jedem Zeitwort ein
Substantiv von entsprechender Bedeutung bilden, z. B. :
hamha gehen, kuhamha das Gehen, der Gang
sheka lachen, knsheka das Lachen, das Gelächter
zimeka sich brüsten, kuzimeka das Sichbrüsten, der Stolz
Deklination.
Dativ, Akkusativ und ^^okativ sind in ihrer Form dem INominativ
gleich; die Erkennungszeichen, in welchem Kasuiv (Dativ oder Akkusativ)
ein Hauptwort steht, liegen im Verbum, und wird später davon geliandelt
werden.
Der Genitiv wird auf folgende Weise gebildet. Zwischen das re-
gierende und das abhängige Substantiv werden zwei Partikeln geschoben,
die jedoch durch Kontraktion in eine veischmolzen werden. Die eine
(erstere) Partikel ist das persönliche Fürw'oit (er, sie, es; pl. sie) des re-
gierenden Substantivs, die andere die Possessivpartikel -o.
Die folgende Tabelle zeigt die nach den einzelnen Klassen ver-
schiedenen Personalia und die aus ihnen und der Possessivpartikel -a ent-
standenen Genitivpartikeln.
Personale :
Genitiv
■partikcin :
er, sie, es
sie
Klasse
Singular:
Plural:
Singular:
Plural :
I
u (yn)
wa
iia r:= wa
wa-a = wa
H
u
i
ua =x wa
i-a = ya
HI
ki
vi
ki-a — cha
v-ia = vya
Siehe die Stämme der Possessi va.
278
Spiss: Kiiigoiii
und Kisutu.
Personale :
Genitivpartikeln:
Klasse
er, sie,
Singular
es
sie
Plural:
Singular: Plural:
IV
V
i
lu
zi
zi
i-a =^ ya zi-a =^ za
lu-a = Iwa zi-a = za
VI
VII
VIII
u
li
Tca
u
ga
tu
u-a = loa u-a ^= wa
U-a ^^ lya ga-a ^=^ ga
ka-a=^ka tu-a^twa
IX
>. mu
Iku
pa-a^pa \
mu-a =1 mwa S desgl.
ku-a — kwa ^
Zur Verdeutlichung mögen folgende Beispiele dienen.
I. Kl. mfasi wa nkosi eine, die Fi-au des Häuptlings
pl. wafasi wa nkosi (die) Frauen des Häuptlings
II. >' munda wa mufu ein, der Acker des Sklaven
pl. minda ya mufu (die) Äcker des Sklaven
III. <. chanja rhu mponzi ein, der Arm des Schmiedes
j)l. vyanja vya mponzi die Arme des Schmiedes
IV. •' nkomo ya mrusi ein, das Rind des Hirten
pl. zinkomo za mrusi (die) Rinder des Hirten
V. » lupondo liva nkomo ein, das Hörn des Rindes
pl. zimpondo za nkomo die Hörner des Rindes
VI. » uluwa wa munda eine, die Blume des Ackers
pl. .. .. » (die) Blumen des Ackers
VII. " lizinyo lya mticana ein, der Zahn des Kindes
pl. mazinyo ga mtwana die Zähne des Kindes
VIII. " kayinja ka mufu ein. das Hündchen des Sklaven
pl. tuyinja Iwa mufu (die) Hündchen des Sklaven
IX. •• pamaseko pa mfasi die Küche des Weibes
mukati mwa mfida die Mitte des Baches
kuzimeka kwa mufu das Prahlen des Sklaven
Die drei Genitivpartikeln der IX. Klasse {pa-, mwa-, kica-) dienen
auch häufig zur Bildung des Lokativs. Dabei entspricht pa- unserm
»bei« (in der Nähe von, zur Zeit von), >müa- unserm »in« (auf die Frage
wo) und kwa unserm .-nach" oder »von., (auf die Frage wohin, woher).
Es bedeutet also pa kiwaya beim, am Gehege (Stall), mwa kiwaya im Ge-
hege, kwa kitvaya zum, vom Gehege.'
Außer diesen genauen Lokativformen gibt es noch eine allgemeine,
durch die Nachsilbe -ni gebildete, welche die Bedeutung sämtlicher drei
vorausgehenden in sich schließt. Aus lizice Land bildet sich so die Lokativ-
form Kzweni mit der Bedeutung beim, im Land, vom, nach dem Land.
1 Neben |)a, mwa \m^ kwa kommen zur Bildung des Lokativs auch die schon
bei der IX. Klasse der Hauptwörter autgeführten einfachen Partikeln pa-, mu-,
ku- vor.
Spis.s: Kiiigoni und Ki.sutu. 279
Bei dieser Bildung ist jedoch als Regel zu nieiken: Substantiva, die
a>if a endigen, verwandeln a va e , die auf o oder u endigen, beide Vo-
kale in ice.
mfula Fluß, mfuleni am, vom, nach dem Fluß
ntawa Berg, ntaweni am, heim, vom, nach dem Berg
mtombo Brunnen, mtomhiveni am Brunnen usw.
lißndo Knoten, Glied, lißndweni am Knopf usw.
lizuru Himmel, lizulweni am Himmel usw.
Einige wenige Substantiva bilden den Lokativ (statt durch das Suffix
-ni), indem sie dem Stanun ein e vorsetzen:
likaya Heim, Heimat, lok. ekaya daheim, heim
lihanda Haupt, lok. ekanda häuptlings, am Kopf
imini Mittag, lok. emini mittags
lisowo große Regenzeit, esowo zur großen Regenzeit
rnrnm Ende, lok. emuva am P^nde
Auch doj)peIte Bildung (durch das Präfix e- und das Suffix -ni)
kommt hei einigen Wörtern vor:
inslu Haus, lok. enslini beim, im, vom, zum Haus
lizuru Himmel, lok. ezulweni am, zum, vom Himmel
muva Ende, lok. emuveni am, zum Ende.
Indes ist bei all diesen Substantiven die Lokativbildung durch 2)a,
mwa und kwa zulässig.
Im Falle, daß die Vorsilbe e zur Verwendung kommt, ist auf eine
euphonistische Regel zu achten. So oft nämlich vor dieses Lokativ-^ ein
Vokal zu stehen konunt, wird (zur A'ermeidung des Hiatus) ein s in die
Mitte geschoben. Statt nyi ckaya ich Inn daheim sagt man also ngi sekaya.
statt u emuva du bist hinten, zuletzt u semuva, statt tijira ya e mbicanl Weg
zur Küste njira ya sembwani.
III. Die Adjektiva.
1. Übereinstimmung.
a) Die eigentlichen Adjektiva nehmen, mögen sie sich in at-
tributiver oder prädikativer Stellung befinden, die \^orsilbe desjenigen Sub-
stantivs an, das sie näher bestinmien. Aus der ziemlich beschränkten Zahl
derselben seien folgende angeführt:
-se gut, schön -mnyama schwarz
-wi schlecht, bös, häßlich -homvu rot, gelb
-de lang, hoch, tief \ -nyani klein, schmal
-cha neu, jung, frisch -kuni groß
-fichane kurz -hanzi breit
-kali scharf, streng -ninzi viel
-shora dumm -dara alt
-msope weiß | -qoto anständig, mild
280 Spiss: Kingoiii und Kisiitii.
Mnii sagt also :
J. Kl. muntu mu.se ein guter Mann (d. g. IM.)
wantu wase gute Leute (d. g. L.)
II. » muzi mkuru großes Dorf
mizi mikuru große Dörfer
111. •• kivaro hiclia neue Türe
vivaro vicha neue Türen
\\ . -> {i)ntawa ide hoher Berg
zintawa zide hohe Berge
V. • hiqoto libanzi breiter Gürtel
zinqoto zibanzi breite Gürtel
VI. .- usiku umnyama schwarze Nacht
» » " Nächte
VII. » lizinyn limsope weißer Zahn
mazinyo mamsope und gamsope weiße Zähne
Mll. " kantawa kanyani kleiner Hügel
tuntawa hinyani kleine Hügel
IX. • mukati muhanzi breite Mitte
^ ^ } große hntfernung
kudeni knkuru \
Demnach ist die Flexion dieser Adjektiva genau dieselbe wie die der
Substantiva; nur in der IV. Klasse sing, kommt die Voi-silbe t (nicht« und
m) zur ausschließliclien Verwendung, und in der \U. Klasse plur. ist das
Präfix ga- so häufig wie »lo-. Bei -mke alle tritt Elision ein: wa-rmke wird
wanke; zi-onke wird zonke; ga-onke wird gonke.
b) Es gibt noch eine /weite Art von .Adjektiven, welche nacli ihrer
Form und ursprünglichen Bedeutung Substantiva sind . die aber adjekti\ isch
l)ehandelt werden. Solche sind z. B.:
lukuni trocken, dürr, hart (eigtl. dürres Holz)
lusaza grün, unreif (eigtl. frischgrünes Gras)
ludaka naß, feucht, biegsam (eigtl. feuchter Lehm)
rura leicht, lebendig
makaza kalt (eigtl. Kälte)
mazima schwer, schwierig, (vom Ciiai-akter) gesetzt, anständig
Die Übereinstinunung mit dem regierenden Substantiv vollzieht sich
indes bei diesen uneigentlichen z\djektiven nicht durch A'orsetzung der sub-
stantivischen \'orsilben, sondern es werden die dem Substantiv entsprechen-
den persönlichen Fürwörter (er, sie, es, sie s. unter Deklination) dem
Adjektiv präfigiert; z. B. :
muntu urura lebender Mensch ' minda ilusaza grüne Acker
msisi ulukuni dürre Wurzel Imaqemhe galudaka {exiQhieBVkiiev w^w.
c) Fehlende Adjektiva werden ausgedrückt durch Umschreibung ;
dazu dienen Substantiva, Verba und Adverbia; z.B.:
Statt urura sagt man gewöhnlich arum , auch irura.
Spiss: Kingoni luid Kisutu. 281
eiserner Hammer chando clia simbi (Hammer von Eisen)
hölzerner Riegel mvaro wa himuti (Riegel von Holz)
kranker Mann muntu agurüeyo (Mann, welcher erkrankte)
\ ergebliche Arbeit msewenje wa chabe
der obere Stein liehe la pezuru
die rechte Hand chanja cha kunene.
2. Steigerung.
Dieselbe kann nicht im Adjektiv selbst ausgedrückt werden, sondern
muß, falls sie sich nicht aus dem Sinn von selbst ergibt, umschrieben
werden. Dies geschieht am häufigsten durch -shira^ übertreffen; z. B.
mpondoro imslura inyioe der Löwe ist größer, ist stärker als der Leopard;
mpondoro islura nyama zoiike der Löwe übertrifft alle Tiere , d. h. er ist der
stärkste, schnellste (usw. je nach dem Sinn).
Auch mit Hilfe des Adveibiums Ä'a^Mn< (sehr, besonders, ausnehmend)
kann eine Art Komparativ oder Superlativ gebildet werden; liehe leli lilukuni
kakuru dieser Stein ist ausnehmend hart, d.h. der härtere (wenn von zweien
die Rede ist), der härteste (wenn von mehreren gesprochen wird); liehe
leli lilukuni, lislura gonke dieser Stein ist hart, er übertrifft alle, d.h. er
ist der härteste.
Üblich, wenn auch seltener gebraucht, ist zu diesem Zweck auch die
Partikel (Präposition) ku gleich dem deutschen »von«, »unter«, -vor«:
nkomo lei ikuru ku nkomo zonke {zinye) dieses Rind ist das große von (unter)
allen (anderen) Rindern, groß vor den anderen, d. h. das größte.
IV. Die Pronomina.
1, Die persönlichen Fürwörter.
a) Die unbetonten Personalia.
Singular
Nominativ nyi, ndi ich n du u"^ er, sie, es
Dativ ngi, ndi mir ku dir m ihm, ihr. ihm
Akkusativ ngi, ndi mich ku dich m ihn. sie, es
Plural
Nominativ ti wir mu ihr wa (wi) sie
Dativ ti uns iva-ni (mti-ni) euch wa (wt) sie
Akkusativ ti uns wa-ni (mu-ni) euch wa (wi) sie
Mit Ausnahme der 2. und 3. Person Singular und der 2. P(>rson Plural
sind also Dativ und Akkusativ dem Nominativ gleich.
Wie schon oben bei der Bildung des Genitivs bemerkt, ist das Per-
sonalpronomen der dritten Person Singular und Plural in den einzelnen
Klassen verschieden, wie aus der Tabelle daselbst ersichtlich ist. Die dort
' Kisutu -yashula, -ruta, -pita.
2 Daneben auch (mehr Kisutu :»ls Kingoni) a und i.
282 Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
aufgeführten Nominativformen (es, sie, es, sie) von II bis IX sind auch die
Formen für Dativ (ihm, ihr, ihm, ihnen) und Akkusativ (ihr. sie, es, sie).
Bei der Verbindung mit dem Zeitwort steht zuerst das Subjekt (No-
minativ), dann unmittelbar darauf das Objekt (Dativ odei- Akkusativ). Ztir
P>klärung mögen folgende Beispiele dienen.
«) Für den Akkusativ:
ndi-chaya ich schlage
u-chaya du schlägst
a-chaya er, sie (I. Kl.) schlägt
ndi-kti-chaya ich schlage dich
u- ndi-chaya du schlägst mich
a-m-ckaya {muntu) er, sie schlägt ihn
(den Menschen)
II. Kl. a-ti-chaija {mfthati) ei- schlägt sie (die Wange)
III. •■ a-ki-chaya {chanja) er schlägt ihn (den Arm)
IV. " a-i-chaya (nkomo) er schlägt es (das Rind)
V. " a-lu-chaya {luzipo) er schlägt ihn (den Finger)
VI. >■ a- u-chaya {iduwa) er schlägt sie (die Blume)
V'II. » a-li-chaya (lidoro) er schlägt es (das Knie)
VIII. " a-ka-chaya {kayinja) er schlägt es (das Hündlein)
IX. •• a-pa-chaya {pakati) er schlägt sie (die Mitte).
ß) Für den Dativ:
ngi-ku-pa ich gebe dir ti-ngi-pa du gibst mir
I. Kl. a-m-pa (muntu) er, sie gibt ihm (dem Menschen)
II. " a-u-pa {mundo) er, sie gibt ihm (dem .Acker)
III. " a-ki-pa [kinini) er gibt ihm (dem Verwandten)
IV. " a-i-pa (.shanzi) er gibt ihm (dem Fisch)
V. .. a-lu-pa (luzipo) er gibt ilmi (dem Finger)
VI. " a-u-pa (udade) er gibt ihr (der Schwester)
V^II. " a-li-pa {/izwe) er gibt ihm (dem Land)
VITT. " a-kn-pa (kayinja) er gibt ihm (dem Hündchen)
Desgleichen im Plural (für Akkusativ und Dativ gleich):
a-ii-chaya vv. sie schlägt uns a-ti-pa er, sie gibt uns
a-wa-chayd-ni er schlägt euch \ a-iva-pa-ni er gibt euch
a-wa-chaya (loantu) er schlägt sie (die o-u;a-j90 (icanhi) er gibt ihnen (den
Leute) Leuten)
a-i-chaya (mishati) er schlägt sie (die «-»'-pa (minda) er gibt ihnen (den
Wangen) Ackern) usw.
Das reflexive -sich" heißt für alle Klassen Singulnr und Plural zi;
a-zi-chaya er schlägt sich.
1)) Die betonten Persona lia.
Sie heißen:
Singular Plural
minne (newo, nenyaY ich tini (teioo, twenga) wir
wena (wewo, icenga) du niiia, mwena (mweico, micenga) ihr
yena er, sie , es wona sie.
' Die in Klammer gesetzten Formen sind Kisutu.
Spi.ss: Kiii2:oni und Kisutu.
283
Für die folgenden Klassen lauten die Personalia der dritten Person:
Singular Plural
(er
, sie, es)
(sie)
II.
Kl.
ICOna (aus u-ona)
1/0}ia (i-ona)
III.
"
chona (hi-ona)
vyona (vi-ona)
IV.
••
yona {i,-ona)
ZOna (zi-orca)
V.
'■
hma (lu-ona)
ZOna (zi-om)
VI.
»
WOna (u-ona)
WOna (u-ona)
VII.
..
lona {li-om)
gona (ga-ona)
VIII.
«
kona (ka-ona)
tona (tu-ona)
, pona (pa-ona)
pona (pa-ona)
IX.
»
} mona (mu-ona)
' kona (ku-omi)
mona (mu-on^i)
kona (kit-omi).
Dativ und Akkusativ sind ausnahmslos gleich dem Nominativ; der
Genitiv wird in gleicherweise gebildet wie bei den Substantiven z. B. :
mu/u wa minne ein Sklave von mir
mizi ya tini Dörfer von uns
maqemhe ga chona {kimiiti) Blätter von ihm (dem Baum) usw.
Der Bedeutung nach können diese betonten Personalia im Deutschen
mit der Verstärkung «selbst" (ich, du, er, sie, es, wir usw. selbst) wieder-
gegeben werden.
2. Die hinweisenden Fürwörter.
a) Das Demonstrativum «dieser, diese, dieses«.
Es gibt dafür doppelte Formen, je nachdem man ausdrücken will:
»dieser da« oder »dieser dort«.
«) Für den ersteren Fall geschieht die Bildung wieder auf zwei-
fache Art.
«') Die unbetonten Fürwörter der dritten Person w^erden durch Vor-
silben verstärkt. Diese Vorsilben bestehen alle aus dem Buchstaben/ und
dem Vokal des betreffenden Personale; z. B. für I. Klasse Plural heißt das Per-
sonale (sie) wa, l mit a gibt la; dazu das Personale, gibt: lawa diese da. Indes
ist statt der \'erstärkungssilbe lu meist lo und statt li immer le im Gebrauch. Bei
den folgenden Beisj)ielen möge das Wörtchen >.da» jedesmal ergänzt werden.
Singular
I. Kl. mtintu loyu dieser INIensch
II. » mvü lou {lowu) diese Arznei
III. » kisepoleki{lechi)däese.Yv\\.Q\\i
IV. » ntaica lei dieser Berg
\'. " lupondo lolu dieses Hörn
\"I. » usiku lou {lowu) diese Nacht
\'II. " lizice leli dieses Land
VIII. » ^ay«WM/a^a dieses Häuschen
ipakati lapa .
IX. » X mukati lomu ) diese Mitte
' kukati loku I
Plural
wantu lawa diese Menschen
miti lei diese Arzneien
visepo levi diese Früchte
zintawa lezi diese Bei'ge
zimpondo lezi diese Hörner
usiku lou (lowu) diese Nächte
mazwe laga diese Länder
tuyinslu lutu diese Häuschen
284
Spi.ss: Kiiiiioni und Kisutii.
/3 ) Neben dieser
noch eine andere, durch
gebildet.
am häufigsten vorkommenden Form gibt es
die \'orsilbe na und das unbetonte Personale
Singular
Plural
1.
Kl. na-ngu (statt na-yu)
na - wa
11.
" na-u (na-wu)
na-i {na-yi)
[II.
■> na - ki
na - vi
[V.
>- na-yi
na-zi usw.
ß) Die Formen für den zweiten Fall, wenn der Sinn unserem
deutschen «dieser doi't" entspricht, werden in sehr einfacher Weise aus
den an erster Stelle besprochenen Demonstiativa gebildet, indem an die-
selben das Suffix -yani angehängt wird (aus loyu-yani und Inu-yani wird
durch Elision loyani).
s entstehen
1 somit folgende Formen:
Singular
Plural
dieser (di
iesc, dieses) dort
diese dort
I. Kl.
loyani
lavcayani
II. ..
loyani
leiyani {leyani)
III. ..
lecMyani
leviyani
IV. ..
leiyani (leyani)
leziyani {lezyani)
\'. ..
loluyani {lolyani)
leziyani {lezyani)
VI. >.
loyani
loyani
VII. ..
leUyani {leiyani)
lagayani
VIII. >.
lahayani
lutuyani
1 lapayani
lapayani
IX. >.
{ lomuyani
lomuyant
' lokuyani
lokuyani
h) Das Demonstrativ um <>j ener, jene, jenes«.
Auch hier gibt es eine Doppelbildung, ohne daß in der Bedeutung
ein Unterschied der zwei Formen konstatiert werden könnte. Die größere
oder geringere Entfernung wird durch stärkere oder schwächere Betonung
der ersten Silbe bezeichnet.^
Die eistere Art bildet sich duix-h Anhängung d(M- Silbe -ya an das
Demonstrativum »dieser da« {loyit usw.). Auch hier wird in loyii und lou
das 11, elidiert.
Die zweite Form entsteht aus den unbetonten Personalia indem die-
selben zwischen das Piiifix na- und das Suffix -ya eingeschoben werden;
mn- aus na-yu-ya w ird na-mßi-ya. In der folgenden Tabelle sind sämtliche
Formen der beiden Arten enthalten.
^ Ist die Entfernung nur eine geringe, so dient die soeben besprochene
Form "dieser dort«.
Spiss: Kingoni und Kisiitii. 285
I. Art
II. Art
Singular
Plural
Singular
Plural
jener usw.
jene
jener us\a
jene
I. Kl.
loya
Idwaya
ndnyuya
ndwaya
II. ..
loya
leiya {leya)
nänya
ndiya
III. »
leJciya
leviya {levya)
nakiya
ndviya
IV. ..
leiya (leya)
leziya (lezya)
ndiya
ndziya
V. »
löluya
leziya {lezya)
ndluya
näziya
VI. ..
loya
loya
näuya
nduya
VII. ..
leliya (lelya) lägaya
näliya
ndgaya
VIII. ..
lakaya
lütuya
ndkaya
ndtuya
i läpaya
läpaya dort
näpaya
ndpaya dort
IX. ..
{ lormiya
lömuya dort drinnen
ndmuya
ndmuya dort drinnen
\ lökuya
lökuya dorthin
näkitya
ndhuya dorthin.^
Die Stellung von siuntliclien dieser Denionstrativa ist in der Regel
nach dem rearierenden Nomen :
mlamu loyani diese Katze dort
wariisi laicayani diese Hirten dort
Jcimuü lekiya jener Baum
zinja leziya jene Hunde
lizwe näliya jenes Land
tuntawa ndtuya jene Hügel.
3. Die fragenden Fürwörter.
Die Interrogativa «wer?, was.^, welcher?, was für ein?, wie?,
wozu?, warum?« werden alle durch das Suffix -ni mit vorausgehender
Genitivpartikel der neun Klassen gebildet. Der Sinn , d. h. das zu ergän-
zende Substantiv muß ergeben, welches von den so entstehenden Frage-
wörtern zu wählen ist.
Der Übersichtlichkeit halber seien sie hierher gesetzt.
i pani
IX. Kl. \ mwani
\ kwani.
»Wer?« wird also in den meisten Fällen mit dem erstklassigen
^^wanif'^ zu übersetzen sein; das allgemeine »was?« heißt »«e7« (für sich
allein). Es kann aber auch durch irgendein passendes Fragewort aus
vorstehender Tabelle übersetzt werden, z.B. chani?, yanii, lyanii Letztere
Formen sind stets zu nehmen bei der Übersetzung von »welcher?, welche?,
welches?« und »was für ein?«, z.B.:
muntu ivani? welcher (was für ein) Mann ?
munda wani? welcher Acker?
chando chani? welcher Hammer?
mbiza yani? welcher Topf?
Singular
Plural
Singular
Plural
I. Kl. wani
wani
V. Kl. Iwani
zani
IL » wani
yani
VI. » ward
wani
III. » chani
vyani
\'II. » lyani
gani
IV. » yani
zani
VIII. " kani
twani
1 Im Kisutu erscheint das Demonstrativuni dem Kisvvaheli ganz gleich ge-
bildet. Nur fällt bei »dieser, diese, dieses» die Aspiration h aus, und hei »jener,
jene, jenes- wird die Schlußsilbe -le zu la: manu wy« dieser Mensch, -^X. wanu awa\
iiiuji uu (auch nyii) dieses Doif, pl. iniji ii\ ki'vfii kila jenes Ding, pl. viutu vila usw.
286 Spiss: Kinaoni und Kisutu.
»Warum?« wird am besten durch y^ndawa yani^'^ (welcher Grund?)
wiedergegeben; »wozu?« durch «Tcwa chani'?'^, «kwa yanih^.
Außer diesen adjektivischen Fragewörtern gibt es noch zwei unver-
änderliche (adverbiale): njani und muni, die in Verbindung mit Substan-
tiven alle aufgeführten Formen vertreten können; also:
muntu njani? welcher Mann?
munda njani? welcher Acker?
ndawa muni? aus welchem Grund (warum)? usw.
Dativ und Akkusativ sind ihrer Form nach dem Nominativ gleich;
der Genitiv wird dadurch gebildet, daß vor das Fragewort die dem re-
gierenden Substantiv entsprechende Genitivpartikel gestellt wird:
kituliro cha icani? wessen Flöte?
ndalama ya [nkomo) yani? wessen (Rindes) Schelle?
»Wo?, woher?, wohin?« wird in der Regel unterschiedslos mit
kupi? (Kisutu y>koki?'<) übersetzt; genau genommen entspricht indes kupi
(koki) nur unserem »woher?, wohin?«. Die richtigere Ausdrucksweise für
»wo?« ist pi mit vorgesetztem Personale der dritten Person (wörtlich 'Cr
(sie, es) wo?«). Es entstehen dadurch die Formen:
Singular Plural
(er, sie, es wo?) (sie wo?)
I, Kl. api wapi
II. » upi ipi
111. » kipi vipi
Singular Plural
(er, sie, es wo?) (sie wo?)
V. Kl. lupi zipi
VI. » upi upi
\\\. " Upi yapi
IV. " ipi zipi ' VIll. " kapi tupi
IX. Kl. papi {mupi) kupi ,
»Wieviel?« heißt -ngaki; »wie groß?« ngaka?, z.B. nkomo nyaka
(7ia ni)? Das Kind wie gi-oß (wie was)? ein wie großes Rind?
4. Die besitzanzeigenden Fürwörter,
Dasselbe kann auf zweifache Art wiedergegeben werden.
a) Die früher aufgeführten betonten Personalia werden mit Hilfe
der Genitivpartikeln mit dem regierenden Substantiv in Übereinstimmung
gebracht:
»mein» heißt demnach wa {duz, ya, Iwa, la, ka, pa, kwa) minne
dein wa {cha, ya. Iwa, lya. ka, pa, kwa) wena
sein wa » » » » » » » yena usw.
unser wa » » » » » » » tini
euer wa » » » » » » » nina
ihr wa » » » » » » » wona usw.
b) Die zweite Art wird gleichfalls mit Hilfe der Genitivpartikeln ge-
bildet, doch bedient man sich statt der betonten Personalia eigener Wörtchen,
welche an die Genitivpartikeln angeschlossen und mit denselben zu einem
Worte verschmolzen werden. Diese Wörtchen sind:
Spiss: Kiiigoni und Kisutu. 287
für mein -mi unser -itu'^
dein -ko euer -inu ^
sein -Tee ihr -o (tvo)
z. B. I. Kl. rntwana wa-mi mein Kind wantwana we-tu unsere Kinder
II. >■ munda wa-lto dein Acker minäa ye-nu eure Acker
111. " kitunyo cha-ke seme^adiel vitungo vya-o ilire Nadeln
usw.
Soll ein besonderer Nachdruck auf das Possessivum gelegt werden,
so werden beide Ausdrucksweisen zusammen verbunden:
Für "dein Vater« {baica yami) ist neben der vollen Form das Wort
>>iso« im Gebrauch, desgleichen für «sein Vater« ise, »deine Mutter« nyoko,
»seine Mutter« ngina.
-mi minne der (die, das) meinige
-ko wena der (usw.) deinige
-ke yena (-ona) der (usw.) seinige
-itu tini der (usw.) unsere
-inu nina der (usw.) eure (eurige)
-o {-wo) ona der (usw.) ihrige.
5. Die bezüglichen Fürwörter.
Das Relativum wird analog dem Kiswaheli durch den Buchstaben o
ausgedrückt, und zwai* ist die Bildung der relativischen Form im Kingoni
sehr vereinfacht. Ohne Rücksicht auf die Klasse, der das Subjekt an-
gehört, oder den Numerus, in dem es steht, und ohne Unterschied des
Tempus oder Modus des betreffenden Zeitworts erhält letzteres das
relativische Suffix i/o, w^odurch alle Nominativformen des Relativums aus-
gedrückt sind.
minne nihambd-yo ich, der ich gehe
muntu achaya-yo der Mensch, welcher schlägt
m,uü usindisa-yo die Arznei, welche heilt
chule kikarile-yo der Frosch, welcher geschrien hat
vyule vikaranga-yo die Frösche, welche nicht schreien
wafu wachaiwa-yo die Sklaven, welche geschlagen werden
usw.
Eine zweite Ausdrucksvveise des Relativums besteht in der Anwen-
dung des Wortes -enje. Es wird Üektieit analog dem oben aufgeführten
-ona durch Vorsetzung der jjersönlichen Fürwörter und entsj)richt, da es
auch als tonloses Demonstrativum vorkommt, dem deutschen relativen
»der, die, das«, oder, in Verbindung mit dem Relativsuffix -yo. unserem
»derjenige welcher«. Die den drei Personen tmd neun Klassen entsprechen-
den Formen von -enje sind:
Das a der Geiiiti\p,ii tikel wird mit diesem / in r kontraliiert.
288 Spiss: Kingoiii und Kisutu.
Singular Plural
I. Person nenje (ndi-enje) tenje (ü-enje)
II. » Wenje (u-enje) mwenje (mu-enje)
III. >• I. Kl. enje (a-enje) wenje (ua-enje)
II. )> wenje {u-enje) y^nje {i-enje)
III. » chenje (ki-enje) vyenje (vi -enje)
IV. >. ye7lje {i-enje) zeuje {zi-enje)
V. » Iwenje {lu-enje) zenje {zi-enje)
VI. » wenje {u-enje) wenje {u-enje)
VII. >> lenje {U-enje) g^J€ {ffa-enje)
\lll. » kenje {ka-enje) twenje {tu-enje)
IX. •• penje {pa-enje) penje (pa-enje)
mwenje (mu-enje) mwenje {mu-enje)
Tcwenje {ku-enje) kwenje {ku-enje)
du, der du gehst wena, wenje uhamha {yo)
wir, die wir sterben werden tini, twenje tizofa {yo)
deijenige (Knabe), welcher gestohlen hat (mfana) enje ayibile (yo)
usw.
Häufig im Gebrauch ist noch eine dritte Ausdrucksweise, die sich
äußerlich gar nicht als Nebensatz präsentiert, aber doch relativen Sinn hat.
I)ei- Relativsatz wird koordinieit neben seinen Hauptsatz gestellt und das
Subjekt des ersteren (a-, wa-, u-, ?'-, ki-, vi- usw.) durch das Demonstrativum
oder das betonte Personale verstärkt.
mfana wani, loyu ayibile ngukui welches ist der Knal)e, dieser
hat das Huhn gestohlen (= welcher das Huhn gestohlen hat)?
ndihonUe inywe, imbamhile mfasi yena ich habe den Leoparden gesellen,
er hat das Weib gepackt, ihn (= welcher das Weib gepackt hat).
andiyazi lapo , muntu avera kona ich weiß nicht den Ort. der IMann
konniit von dorther (= von woher der Mann kommt).
mfasi afire, awile na mannata loya das Weib ist gestorben, es hat den
Aussatz gehabt, jenes (= welches den Aussatz gehabt hat).
Mitunter werden auch diese Demonstrativa noch fortgelassen, so daß
man die relative Bedeutung des zweiten Satzes nur aus dem Sinn erkennen kann.
Betreffs der andern drei Kasus merke: Dativ und Akkusativ
werden im Verbum (durch Kinfügung des treftenden Personale) ausgedrückt:
mtwali, ndiinpireyo ligwayi der Träger, dem ich Tabak gegeben habe ;
wqfu, nkosiiwuchayileyo die Sklaven, \velche der Häuptling geschlagen hat;
mhiza, mfasi aifäyik lei der Topf, w' eichen das Weib zerbrochen hat:
mfana, ndimtanda yena der Knabe, den ich liebe usw.
Der Genitiv kann in manchen Fällen (bei passiver oder intransitiver
Form des Zeitwortes) in gleicher Weise wie der Nominativ übersetzt werden ;
z.^.msikana, afiweyo ngina das Mädchen, dessen Mutter gestorben ist. ^
1 Kaim im Deutschen nicht wörtlioh nhersetzt werden, weil von -sterben,
keine passive Form gebildet werden i^ann.
Spiss: Kins;oni tuuI Kisutu.
289
■mfana ayibhveyo nyura der Knabe, dessen Kleiil gestuhlen wurde
(wörtl. der in bezugaufdas Kleid bestohlen wurde); mf ad wadankayo nyura
das Weib, dessen Kleid zerrissen ist (wörtl. welches zerrissen ist am Kleid).
In anderen Fällen muß man die relativisclie Bezeichnung ganz fort-
lassen oder zu den Demonstrativa seine Zuflucht nehmen; z.B.:
Der Mann, dessen Hund dich gebissen hat, kann heißen: muntu, yinja
yake ikulumile, oder muntu, yinja yaJce ikulumile loyu [yena-loya).^
6. Die unbestimmten Fürwörter.
»Ein«, »irgendein«, »ein gewisser«, »jemand«, »etwas« heiQi pete
(kis. nono, Mto), das in dieser stereotypen Form für alle Klassen gebraucht
wird , ohne daß eine Flektierung durch Voi'silben ausgeschlossen wäre. Für
»jemand« sagt man auch rnuntn, muntu mozi (ein Mensch), welches in
\^erbindung mit der Negation aiich die Bezeichnung für »niemand« ist:
aboneki muntu (mozi) es ist niemand in Sicht.
Für »ein anderer« sind in Gebrauch -yakwene, -nye, die genau wie
Adjektiva behandelt werden.
»Selbst« kann übersetzt werden durch das adjektivische -tiyikazi,
das aber nur für Lebewesen verwendbar ist; ferner durch das betonte
Personale und das Demonstrativum loyani usw.^
»Allein II heißt -edwa oder -odioa {auch -edwana, -odwa7ia), welche in
Verbindung mit den unbetonten Personalia wie folgt lauten:
ndedwa {nedwa, nodwa) ich allein
wedwa (wodwa) du allein
Singular
(er, sie, es allein)
I. Kl. yedwa {yodwa)
II.
' wedwa (icodwa)
III.
> chedwa (chodwa)
IV.
> yedwa (yodwa)
Y.
» Iwe.dwa (lodwa)
VI.
» wedwa (wodwa)
tedwa (todwd) wir allein
mwedwa (modwa) ihr allein
Plural
(sie allein)
wodwa
yedwa (yodwa)
vyedwa (v yodwa)
zedica (zodwd)
zedwa (zodwa)
wedwa (wodwa)
' Desgleichen bleibt das Relativum unübersetzt , wenn es eine Präposition
bei sich hat: der Sklave, von dem ich verspottet worden inufu, ndishekiwe naye;
der Stein, auf den ich gefallen bin liehe, ndiwile pezuru pake.
2 Im Kisutu heißt sowohl »selbst» als »allein« -inenc , namene ich selbst
(= allein), wamene du selbst, tarne n e W\t selbst, mwamene ihr sellist. In der dritten
Person (mit den Genitivpräfixen):
Singular
Plural
Singular
Plural
1. wamene
wamene
VI. wamene
wamene
II. wamene
yamene
VII. lamene
gamene
III. chamene
vyamene
VIII. kamene
twamene
IV. yamene
zamene
pamene
1
V. Iwamene
zamene
IX. mwamene
kwamene
' desgl.
\
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt.
290
Spiss: Kiiigoni
und Kisutu.
Singular
Plural
(er
sie, es allein)
(sie allein)
VII.
■> lyedwa {lyodwa)
yedwa {godwa)
VIII.
» kedwa (kodwa)
twedwa
IX.
>• ]}edwa (podwa)
rnwedwa (modwa)
desgl.
kodwa ^
V. Die Numeralia.
1. Die Grundzahlen.
In Beiieaiiung dei- Zahlen ist das Kingoni äußerst dürftig.^ Was über 5
hinausgellt, muß darum schon durch Addition gebildet werden. Fiir eine
Einheit von 10 gibt es neben ichumi (pl. ma-) noch ein zweites, wahrschein-
lich dem Kisutu angehörendes Wort mronyo (pl. ?«/-). Das unter 1 aufge-
führte -nye heißt auch «ein anderer».
1.
-mozi, -nye
2.
-will
3.
-tatu
4.
-nne
5.
-sano {msano)
6.
-sano na -mozi
7.
-sano na- will
8.
sano na -tatu
9.
sano na -nne
10.
ichumi
11.
ichumi
na
- moz
■
12.
,.
„
-wili
13.
»
..
-tatu
14.
,.
,,
-nne
15.
..
»
-sanc
16.
..
»
..
na - mozi
17.
.,
„
..
« -wili
18.
..
»
.,
.. -tatu
19.
'■
"
•■
.. -nn^
mawili ((jawili). mirongo
miicili
matatu ,
mitatu
manne ,
minne
masano .
misano
na limozi. mirongo ml
ta?io na
munye {mozi)
.- maicili.
..
..
miwili
» matatu.
..
..
mitatu
« mc
jnne ,
..
..
minne
30.
40.
50.
60.
70.
80.
90.
100. machumi ichumi, mirongo ichumi.^
Sämtliche Zahlwörter werden also wie Adjektiva abgeändert, nur
ichumi (niachumi und das kis. mcheclie) lauten für alle Klassen gleich. Seine
Stelle findet das Zahlwort hinter dem Substantiv und, falls ein solches vor-
1 Letzteres kodwa, welches auch "aber« bedeutet, entspricht seiner Form
und Bedeutung nach ganz unserm deutschen -allein... Wörtlich heißt kodwa -an
alleiniger Stelle...
2 Sogar die im Kizulu gebräuchlichen Ausdrücke fiu-G, 7, 8 und 9 sind von
den Wangoni in ihrer neuen Heimat \ergessen worden.
^ Die Wasutu zählen : -monqa, -icUi, -data, -mcheche, -lumo, -hano na - inonya usw.
Spiss: Kingoiii und Kisutu. 291
handt-ii, auch hinter dem Adjektiv. Also 25 Rindei- heißt: zinkomo macJiumi
mawili na zisano', 4 große Kühe: nhomokazi ziknru zinne.
Merke ferner:
Wir zwei {tini) tawawili \ sie drei (wona) wawatatu usw.
dir drei (mwena) mawatatu \ wir alle (tini) iawonke.
2. Die Ordnungszahlen.
Sie werden aus den Grundzahlen gebildet durch Vorsetzung der
Genitivpartikel. Vor den Stamm des Zahlworts tritt das Präfix u.
«Der zweite Mann« heißt demnach muntu wa uwili
"der dritte Baum« kimuti cha utatu
»der fünfte Knoten« lifindo la usano usw.
Statt -a umozi {-a miye) sagt man -a kuqaza , -a kutangulira , -a kiqaro
(wörtl. des Anfanges);
z. B. mfana wa kuqara der erste Knabe
muzi wa kiqaro das erste Dorf, auch muzi wa pambele (wörtl. das
vordere, vorderste Dorf) usw.
Bei 11 — 19 wird neben der Zahl 10 auch das Wort emuva am Ende
verwendet. Es heißt also
der 11. -a iichumi na mozi , und -a semuva^ (»der am Ende«)
.. 12. -a » >> uwili. » -a .se»^M^;ö!^:TO^7^■(» der am zweiten Ende«)
.. 13.-0 » » utatu. » -a ÄemMwa^eVöi?« (»der am dritten Ende«)
usw.
3. Die Zahladverbia
bilden sich aus den Oidinalzahlen durch Vertauschung des Klassenpräfixes
mit der Silbe ya: ya kuqala {ya kutangulira wsw .) erstens; i/a m'//«' zweitens ;
ya tatu drittens ; ya nne viertens usw.
4. Die Wiederholungszahlen
werden durch das Präfix ka- (auch pa-) gebildet:
einmal kamozi"^, kannye
zweimal kawili {pa-)
dreimal katatu (pa-)
viermal kanne {pa-)
fünfmal kasano {pa-)
sechsmal kasano na kamozi
siebenmal » « kawili
achtmal » •> patatu
neiunnal » » panne
zehnmal kachumi {pachumi) usw.
1 Über das euphonistische -v in semuvu s. imter Deklination am Scliluß. Zu er-
klären ist diese sonderbare Ausdrucksweise dadurch , daß für den Mgoni nacli dein
Abzählen der 10 Finger eben das Zahlen- "Ende« beginnt.
2 Hier nicht pd-mozi, da dies ..hcisaninien« heißt.
ly*
292 Snss: Kingoni und Kisutu.
VI. Die Verba.
Der Stamm der Zeitwörter, sowohl in ihrer einfachen als in der ab-
geleiteten Form endigt auf -a; von dieser Regel ausgenommen sind nur
-yaze wissen und -ü sagen. Die Konjugation geschieht durch Präfixe und
Suffixe. An erster Stelle kommt stets (auch in Fragesätzen) das (unbe-
tonte) Personale zu stehen, das sich in der dritten Person nach der Klasse,
der das Subjekt angehört, richten muß. Auf das persönliche Füiwort folgt
in der Regel die Zeitpartikel, die mit ersterem vielfach in eine Silbe
konti-ahiert wird.' Das Infinitiv r= hu- darf nur in gewissen Formen stehen,
fortbleiben kann es immer.
Da sich bei einsilbigen Verben einige Abweichungen von der regel-
mäßigen Konjugation zeigen, so behandeln wir
A. Die zwei- und mehrsilbigen Verba.
I. Das Aktiv.
Die Konjugation ])ewegt sich nur innerhalb von vier Zeiten : Gegen-
wait, Zukunft, Vergangenheit und das Noch -nicht- Tempus. Davon ist nur
(las Präsens vollkommen entwickelt, indem es über die Modi: Indikativ,
Konjunktiv, Konditional (Optativ) , Imperativ und Infinitiv verfügt, während
dieselben den übrigen Zeiten fast ganz abgehen. Wir behandeln also:
1. Das Präsens.
a) Indikativ.
Bejahend. Verneinend.
«) Das einfache Präsens: Vor das einfache Präsens tritt die
bloßes Personalpräfix; das Inf. Negation o-; das Schluß -a des Ver-
= Tcu darf stehen. bums wird /.
/ß) das emphatische, alleinstehende
Präsens :
Personalpräfix und Zeitpartikel
-ya-.
a)
Bejahend. Verneinend.
ndi - (ku) - fanda ich liebe a-ndi-landi ich liebe nicht
u-tanda du liebst a-u-tandi du liebst nicht
'^a-tanda er (sie, es) hebt ^a{-a)-tandi er (sie, es) liebt nicht
ti-tanda wir lieben a-H-tandi wir lieben nicht
mu-tanda ihr liebet a-m-tandi ihr liebet nicht
'^wa-tanda sie lieben a-tm-tandi sie lieben nicht
1 Darum die Notwendigkeit, das Personale , die Zeitpartikel und das Verbuni
als ein Wort zu scin-eiben.
2 Nicht zu vergessen die Answalil der treftenden Klassenpartikel.
ndi-ya-fanda ich liebe
u-ya-tanda du liebst
a-ya-tanda er (sie, es) lieht
ti-ya-tanda wir lieben
mu-ya-tanda ihr liebet
wa-ya-tanda sie lieben
Kingoiü und Kisutu. 293
wie unter a)
h) Konjunktiv.
Bejahend. Verneinend.
Bloßes Personalpräfix; das Schluß -a Zwischen das Personale und den
des \' erbums wird -e. Stamm der bejahenden Form tritt die
Negationssilbe -7igö-.
ndi-tande ich möge lieben ndi-ngo-tande ich möge nicht lieben
u-tande du mögest lieben u-ngö-tande du mögest nicht lieben
a-tande er (sie, es) möge lieben a-ngö-tande er (sie, es) mögen nicht 1.
H-tande wir mögen lieben ti-ngö-tande wir mögen nicht lieben
mu-tande ihr möget lieben mu-ngö-tande ihr möget nicht lieben
tande sie mögen lieben wa-ngö-tande sie mögen nicht lieben
ica
c) Konditional (Optativ).
Bejahend. Verneinend.
Bloßes Personalpräfix ; zwi.schen In der bejahenden Konditionall'orm
dasselbe und den Stamm tritt die wird das Schluß-« zu /.
Silbe -nga-.
ndi-nga-tanda ich Avürde lieben ndi-nga-tandi ich würde nicht lieben
u-nga-tanda u-nga-tandi
a - nga - tanda a - nga - tandi
ü - nga - tanda ti- nga - tandi
mu - nga - tanda mu- nga- tandi
wa - nga - tanda wa - nga - tandi
Die Form mit -nga- ist der Modus für Bedingungssätze, sowohl für
den Vordersatz (Annahme) als Nachsatz (Folgerung). Ndi -nga- tanda heißt
also nicht bloß »ich würde lieben«, sondern auch »w^enn ich liebte (lieben
würde)«; darum dient dieser Modus (neben dem Konjunktiv) auch zum
Ausdruck eines Wunsches: a-nga-uya! wenn er käme! Möchte er kommen!
Zu liemerken ist, daß die Silbe nga (verkürztes -/m^a versuchen) auch vor
dem Personalpronomen stehen kann: nga -ndi- tanda usw.
d) Imperativ.
Bejahend. Verneinend.
Der bloße Stamm, im Plural das Die Negation 7igd tritt vor den
Suffix -ni. affirmativen Imperativ.
tanda! liebe! ngö- tanda! liebe nicht!
tandani! liebet! ngö-tandani! liebet nicht!
Häufig ist die Umschreibung des Imperativs durch den Konjunktiv:
mutande, liebet; mu-ngo-tande liebet nicht. Der negative Imperativ wird
294
Spiss: Kiiigoiii und Kisutu.
ferner' sehr häufig umschrieben dui'ch -sia {-leJca, -kotoka) unterlassen: ufie
kuyiba! unterlaß /u stehlen, stiehl nicht! muleke kudeta! lüget nicht! usw.
e) Infinitiv.
Bejahend. Verneinend.
Vor den .Stamm tritt das Präfix ku-: Das .Schluß -a der affirmativen Form
wird zu /, zwischen ku und Stamm
tritt -nga-:
ku-hamba gehen, zu gehen ku-nga-hamhi
Der negative Infinitiv wird indes häufiger mnschrieben durch die oben
erwähnten \'erba -sia {-leka, -kotoka).
Bejahend.
Zwischen Personale und Stamm tritt
die Zeitpartikel -za- {-zo-); das Infini-
tiv =: ku- darf stehen.
ndi-za-{ku)-tanda ich werde liebei
u-za-tanda du wirst lieben
a-za-tanda er wird lieben
ti-za-tanda wir werden lieben
m-za-tanda ihr werdet lieben
voa-za-tanda sie werden lieben
2. Die Zukunft.
Indikativ.
Verneinend.
Dopjielte Bildung:
a) \or die affirmative Form kommt
die Negation a-, das Infinitiv -ku
darf stehen ;
b) zwischen Zeitpartikel und Stamm
(der Form von a) wird ein aus dem
Personale und dem Buchstaben a
kontrahierte Silbe geschoben.'
a)
a - ndi-za - (ku) - tarida ich werde nicht
lieben
a-)i- za- tanda du wirst nicht lieben
a-{a)-za-tanda er wird nicht lieben
a-t>-:a -fanda wir werden niclit lieben
a-?nn- :a-/anda ihr werdet nicht lieben
a-n-a-za-tarida sie werden nicht lielien
b)
a - fidi - za - na - tanda ich werde nicht
lieben
a-u-za-iva- tanda du wirst nicht lieben
a-za-wa- tanda er wird nicht lieben
a-ti-za-ta- tanda wir werden nicht 1.
a-m-za-ma- tanda ihr werdet nicht 1.
a-iva-za- xva - tanda sie werden nicht 1.
3. Die \'ergangenheit.
a) Indikativ.
Für Behauptung sowohl als Verneinung existieren Doppell'ormen.
^ Die Entstehung dieser eigentlichen Futurforni ist schwer zu ergründen, um
.so mehr, da die Konstruktion aus dem Peisonale und a dem historischeu Perfekt
eigentümlich ist.
Spiss: Kingoni und Kisutii.
a) Das einfache Perfekt.
295
Bejahend.
\\)v dem Stamm das Personalpräfix;
das Schluß-« verwandelt sich in die
Silbe -He.
ndi-tdndile ich habe geliebt
u-tändile du hast geliebt
a-tändile er hat geliebt
ti-tdndile wir haben geliebt
mu-tdndüe ihr habt geliebt
wa-tdndile sie haben geliebt
Es ist nicht selten der
Verneinend.
Vor die affirmative Form tritt die
Negation a-.
a- ndi-tdndile ich habe nicht geliebt
a-u-tdndile du hast nicht geliebt
a{-a) - tdndile er hat nicht geliebt
a- ti-tdndile w'ir haben nicht geliebt
a-m- tdndile ihr habt nicht geliebt
a-ica- tdndile sie haben nicht geliebt
Fall, daß die Endsilbe -ile in bloßes -e ver-
kürzt wird; der Sinn nuiß dann ergeben, ob eine solche Form Konjunktiv-
präsens oder Indikativperfekt ist.'
ß) Historisches Perfekt.
Bejahend.
Personalpräfix, dann Zeitpartikel
-a-\ beide wei-den folgendermaßen ver-
schmolzen :
Singular Plural
ngi-a wird nga ti-a wird ta
u-a
u-a
Jci-a
i-a
li-a
nda od. na
wa
wa
cha
ya
la
m-a »
wa-a "
via -a «
zi -a
ga-a "
usw,
7na
wa
vya
za
ga
Bejahend.
iiga - tanda ich habe geliebt
na -tanila
wa- tanda du hast geliebt
iva- tanda er hat geliebt
ta- tanda wir haben geliebt
ma- tanda ihr habt geliebt
wa-tanda^ sie haben geliebt
Verneinend.
Zuerst die Negation a, dann das
Personale; das Schluß -a des \'erbums
wird zu -anqa.
Verneinend.
a-ndi-tandanga ich habe nicht geliebt
a-u-tandanga du hast nicht geliebt
a{-a)-ta7idanga er hat nicht geliebt
a-ti-tandanga wir haben nicht geliebt
a-m-tandanga ihr habt nicht geliebt
a-xca-tandanga sie haben nicht geliebt
1 shara (sitzen) hat -sharile und shezi: die niehrsilljigen Verba auf -ana und
-ara bilden -ene und -ere.
2 Diese Perfektforni verdient um so größere Beachtung, je leichter sie mit
der Kiswaheli- (dauernden) Präsensform verwechselt werden kann; z.B. trafa heißt
nicht "du stirbst», sondern du bist, er ist, sie sind gestorben; ximhiza zajaika
die Töpfe zerbrachen.
296 Spiss: Kingoni und Kisutu.
b) Konditional.
Bejahend. Verneinend.
Die Bildung genau wie der Kon- Statt der bejahenden Perfektendung
ditional des Präsens, nur mit Unter- -ile steht die negative -anga\ im übri-
steliung der einfachen Perfektform: gen gleich dem affirmativen:
ndi - nga • tdndile \ ich hätte geliebt; nrfi-jjg-a-towrfoH^a ich hätte nicht ge-
nga-ndi-tdndüe > vi'enn ich geliebt liebt; wenn ich nicht geliebt hätte
^ hätte
u-nga-tdndile ) du hättest geliebt, u-nga-tandanga du hättest nicht ge-
nga-u-tnndile ^ wenn du geliebt hättest liebt; wenn du nicht geliebt hättest
usw. usw.
Auch diese Konditionalformen können als Optative gebraucht werden.
4. Das N o c h - n i c h t - T e m p u s.
Durch Einfügung der Partikel ha in die negativen Konditionalformen
{-nga-tandi; -nga - tandanga) wh'd der Sinn in der Weise verändert, daß er
imserm deutschen »noch nicht» entspricht.
a) Gegenwart.
ndi-nga-ka-tandi^ ich liebe noch nicht
7t - nga - ka - tandi du liebst noch nicht
a-nga-ka-tandi er liebt noch nicht
usw.
b) Vergangenheit.
ndi - nga - ka - tandanga ich habe noch nicht geliebt
ti - nga -ka- tandanga du hast noch nicht geliebt
a - nga- ka- tandanga er hat noch nicht geliebt
usw.
NB. El)enso wie die Silbe -ka- zur Bezeichnung von »noch nicht«
dient, so drückt das in gleicher "\\'eise verwendete -.«ff- das deutsche "nicht
mehr« aus:
ndingasatandi ich liebe nicht mehr;
ndingasatandanga ich habe nicht mehr geliebt, ich liebte nicht mehr.^
Um die oft umständlichen und darum unbequemen negativen Formen
zu vermeiden, hat sich eine allgemeine Verneinungsform einge-
bürgert, die aus dem bloßen Infinitiv mit vorgesetztem na besteht; ver-
stärkend kann noch die Negation rigö (nicht «90! ) hinzutreten: Na-kii-tanda
1 Statt der Form auf -i kommt aucii die auf -e {ndingakatande) vor. was wohl
aus einer nachlässigen Aussprache des i zu eiklären ist.
- Die Silben ka, so und auch .«e dienen überhaupt zur Verstärkung, sowohl
örtlich als zeitlich, affirmativ wie negativ: ka-lokn, seloku gerade da, gerade
jetzt; asasindile er ist ganz (stets, .schon) gesund; sendiyabona ich sehe gerade,
jetzt sehe ich (nänilich früher niclit) usw.
Spiss: Kingoni und Kisutu. 297
(rigö) kann also heißen: ich liebe nicht, ich habe nicht geliebt, ich werde
nicht lieben, ich liebe noch nicht, ich habe noch nicht geliebt; ebenso: du
liebst nicht, er liebt nicht, wir lieben (liebten) nicht usw. Jedoch ist die
Anwendung dieser Univei\salnegierung nur statthaft, wenn über Person,
Zahl und Zeit kein Zweifel sein kann.^
II, Das Passivum.
1. Das Passivum auf -iwa.
Das eigentliche Passiv wird aus dem Verbalstamm gebildet, in-
dem das Schluß-« in kca oder wa verwandelt wird. P>steres Suffix
ist das häufigere, ja bei einsilbigen Verben und bei zweisilbigen, die
mit einem Vokal (oder r/ , to mit folgendem Vokal) beginnen, das einzig
richtige.
-tanda lieben. Passiv -tand-iwa und -fand-iva; aber
-yaJca bauen. Passiv -yaTc-iwa
-yona verderben. Passiv -yon-iwa
-yiba stehlen. Passiv -yih-iwa.^
Die Konjugation des Passivs ist genau so wie die des Aktivs, und
brauchen die einzelnen Formen nicht besonders aufgeführt zu werden. Die
einzige Ausnahme bildet die dem aktiven Perfekt auf -ile entsprechende
Passivform. Dieselbe endigt nicht auf -iwile oder wile, sondern auf -iwe:
ndi-tand-iwe ich bin geliebt worden, ndi-yih-iwe ich bin gestohlen (be-
stohlen) worden usw.
2. Das Passivum auf -ka.
Neben dem eigentlichen Passiv auf -iwa {-ica) gibt es noch ein solches
auf -Äro, das aber mehr intransitive als passive Bedeutung hat: -faya zer-
brechen (trans.) , -fayika zerbrochen wei'den , zerbrechen (intrans.) , -daula
zerreißen (trans.), -dauka zerrissen werden, zerreißen (intrans.), -tenga kaufen,
-tengeka gekauft werden, käuflich sein usw.
Die Konjugation folgt ebenfalls genau derjenigen der aktiven \'erba;
eine Ausnahme bilden die Zeitwörter auf -oka und -uka, welche diese ihre
Endungen im Perfekt gewöhnlich in -mke verändern: -homoka einstürzen,
perf. -bömivike, papuka zerplatzen, perf. pdpwike usw.
1 Entstanden dürfte diese Form sein, indem das dem Sinne nach zu ergän-
zende n-ndi na kutanda ich bin nicht mit lieben weggelassen wurde; denn
a-ndi-na (u-ndi-na usw.) heißt "ich bin (du bist usw.) nicht mit«, »ich habe (du
hast usw.) nicht.
2 Die auf -ba oder -pa endigenden Verha haben neben ihrer regehnäßigen
Bildung auch eine abweichende; -hamba fassen -ban/wa, -iropa binden -vorliwa,
-lapa ärztlich behandeln -lachwa.
298 Spiss: Kingoiii und Kisutu.
B. Die einsilbigen Verha.
Es gibt im Kingoni eine (im Verhältnis zum Kiswaheli) ziemliche An-
zahl einsilbiger Verba , von denen die wichtigsten folgende sind:
-ti sagen
-wa sein, werden, zufrieden sein
-wa fallen, (von der Tür) aufgehen
-ya gehen
-za kommen
-fa sterben
-ka pflücken, schöpfen
-hra kämpfen
-na regnen
-pa geben
-sa {-cha) brennen, heiß sein ' -zwa hören, verstehen
-sha {-lya) essen
In ihrer Konjugation unterscheiden sich diese einsilbigen von den
mehrsilbigen:
1. im Gebrauch des Infinitiv präfi xes A'm-. Während letztere nur
im Indikativ der ersten Präsensform und im Futurum das hu- beibehalten
können (ndi-ku-hamba ich gehe, ndi-za-{Jcu-)hamba ich werde gehen), es
aber auch in diesen zwei Formen meistens fortlassen, ist der Gebrauch
dieses Präfixes bei den einsilbigen Zeitwörtern ein häufiger.
a) Präsens ndi-za ich komme
u-za du kommst
a-za er kommt usw.;
dafür sagt man ebenso häufig ndi-kuza
u-kuza
a-kuza usw.
b) Im Futurum statt nd(-:a-za usw.; ebenso gebräuchlich tidi-za-
ku:a usw. Außer diesen zwei Formen kann dieses Präfix auch stehen:
c) Im bejahenden Ko iiditio n n 1 der Gegenwart: »rf?-ra^o-ra ich winde
kommen, neben ndi-nga-knza.
d) Im negativen Futurum: a-tidi-za-za und a -ndi-za- kuza ich
werde nicht kommen.
In den übrigen Zeiten und Modi nuiß das Infinitifjiräfix auch bei ein-
silbigen Verben fortbleiben, also:
ndi-ya-za ich komme (emphatisches Präsens):
ndi-ze ich möge kommen
ndi-zile ich bin gekommen
nga-za {?ia-za) ich bin gekonunen (historisches Perfekt)
ndi-nga-ka-zl ich bin noch nicht gekonunen usw.
2. Kill weiterer Unterschied läßt sich in der gewöhnlichen Unter-
stellung des Konjunktivs statt des ( b ej a h e n d e n ) I m p e r a t i v s wahr-
nehmen :
uze komm (nicht kuza!), muze kommet
uye geh, muye gehet usw.
doch hört man auch zani (zanini) kommet. . shatii {■'^/iani?ii) esset, zwani {zwa-
nini höret usw.
Spiss: Kingoni und Kisutu, 299
3. Das Passiv bilden die einsilbigen \'erba nur auf eine Art, indem
sie das .Schluß -o in -iwa (nicht -wo) verwandeln:
-piwa gegeben werden | -tiwa gesagt werden
-kiwa geptlückt werden j -zickva gehöit werden usw.
C. Die Hilfszeitwörter «sein« und »haben«.
Im Anschluß au die Abhandlung über die einsilbigen Verba folge
noch eine Besprechung von kiiioa sein und kuwa na haben.
1. kinva (sein).
Die eigentliche Bedeutung von -ica ist nicht »sein.« , sondern »werden« ;
in dieser letzteren Bedeutung bildet es sämtliche Formen der übrigen ein-
silbigen Verba, und falls es der Sinn zuläßt, kann (bzw. muß) mau sich
dieser Formen bedienen, um das deutsche »sein« wiederzugeben. Dies ist
nun der Fall in allen Zeiten und IModi, mit Ausnahme des Indikativs
der Gegenwart, wo es entweder a) Kopula ist, oder b) »existieren, dasein«
bedeutet oder endlich c) in der Form »ich bin es« usw% vorkommt. In
allen diesen Fällen darf Jcuica — insofern vom Indikativ der Gegenwart die
Redeist — nicht verwendet werden, sondern muß in folgender Weise wieder-
gegeben werden.
a) »Sein« als Kopula.
Dafür existieren zwei Formen , die beide gleich häufig zur Anwendung
kommen.
Bejahend. Verneinend.
«) Bloßes Personale; die Kopula «) Die negierte Kopula heißt si.
bleibt weg oder davor tritt das (unbetonte) Per-
ß) wird mit li übersetzt. sonale; oder
ß) vor das Personale mit -H tritt
die Negation a.
Beispiele zu «.
Bejahend. Verneinend.
minne mkuru ) . , , . „ ti-si wakuru wir sind nicht groß
ndi mkuru ) m-si xcakuru ihr seid nicht grob
wewo mkuru , , ,. ^ „ u'a-MtpaÄ'Mn^ sie sind nicht groß (1. Kl.)
} du bist groß , o
u mkuru S ntawa i-si ikuru der Berg ist nicht groß
yena mkuru ) , . .. ^ n i ii ziniawa zi-.ti zikuru die Berge sind
•^ , er (sie, es) ist groß (1. Kl.) ., „
a mkuru ) ' nicht groß
wonamkuru) , • ^ ■ . an^ \r\ x
\ er (sie, es) istgroß (11. Kl.)
u mkuru )
mizi i mikuru die Dörfer sind groß
usw.
800 Spiss: Kingoni und Kisufu.
Beispiele zu ß.
Bejahend. Verneinend.
ndi-li^ tnkuru ich bin groß a-ti-Ii wakuru wir sind nicht groß
u-li mTcuru du bist groß a-rrm-U uakuru ihr seid nicht groß
hambo a-li mkuru der Herr ist groß mizi a-i-li mikiiru die Dörfer sind
nicht groß
usw.
Auch die Anwendung beider Negationen a-ndi-si mkuru ich bin niclit
groß usw.
b) »Sein« =: existieren, dasein.
In diesem zweiten Fall kommen wieder die unter « und ß aufge-
führten Formen zur \'ei'wendung, docii müssen denselben die Lokativjiar-
tikeln^o, mo, ko (oder die vollen Formen jaona, rnrnia, kona) angefügt werden.
Negation ist a oder si.
Bejahend. Vereinend.
ndi-po \ a-ti-po \
7idi-li-po^ ich bin da ti-si-po ^ wir sind nicht da
ndi kona ) a-ti kona \
usw.
Diese Lokalpartikeln sind nicht l)l()ß im Indikativ Präsens, sondern
auch in andern Zeiten und Modi, wo dann kuira auftritt, zur X'erwendung
zu bringen. Also:
ti-za (ku)ica-po du wirst da sein
ta-wa-mo wir waren drinnen
wa-nga-{ku)wa kona wenn sie da wären usw.
Negativ: a-mu-za-{kii)wa-po ihr werdet nicht da sein
ica-ngo-icr-po mögen sie nicht da sein usw.
c) >■ Ich bin es ■- usw.
In den \'er})indungen -ich bin es, du bist es« usw. wird »sein- über-
setzt mit ngi . ngu oder nga . je nachdem das unbetonte Personale des Sub-
jekts ein ?', u oder a enthält. Daran schließt sich das betonte Personale,
dessen Endsilbe indes auch häufig fortgelassen wird. Bei der \'erneinung
werden die Silben ngi-, nga-, ngu- mit der Negation si- vertauscht, das
Personale tritt in voller Gestalt auf. und häufig wird sogar die Negation
durch ^'ersetzung des Negalions-r? vei'doppelt. Es entstehen somit folgende
Formen :
Bejahend. Verneinend.
ngi minne ) . , , . . . .... • , ^
ich bm es a-st-minne ich bin es nicht
ngi - mi \
^ \ du bist es a-si-icewo du bist es nicht
ngu-we )
' Da diese Formen mit -/;- im Ki/niu nicht vorkommen, sind sie wohl dem
Kisutu zuzuweisen.
Spiss: Kinu;oni und Kisutu.
301
Bejahend.
nqi tini ) . . ,
^ wir sind es
ngi- ti )
ngi nina
ngi- ni
ngu mwena
ngu - mwe
Verneinend.
a-si-tini wir sind es nicht
ihr seid es
a-si mwewo
ihr seid es nicht
Für die dritte Person nach den Klassen :
Singular
^ ^ [ er (sie. es) ist es nicht
ngu-ye )
ngu wona \
\\V
IV
VI
VII
VIII
ngu - wo
ngi chona)
ngi - cho )
ngi yona
ngi-yo
ngu lona
ngu - lo
ngu wona
ngu - wo
ngi lona
ngi-lo
nga Jcona
nga - Jco
Inga pona
l nga -po
jngu mona
\ ngu - mo
Ingu hona )
\ ngu - Tco S
Plural
nga xoona
nga - wo
sie
sind es
ngi
yona
ngi
-yo
ngi
vyona
„
ngi
-vyo
ngi
zona
^
ngi
-zo
ngi
zona
ngi-zo
ngu wona
ngu- wo
nga gona
,
nga-yo
ngu tonu
ng
JL -to
licht
\ desgl.
si-wona sie sind es nicht usw.
Negativ: a-si-yena er ist es nicht,
Durch diese Verbindungen wird mitunter eine lobenswerte Eigenschaft
eines Gegenstandes hervorgehoben , z. B. wenn von Wasser {manzi) die Rede
ist: ngago dies ist das (rechte, gute) Wasser, wenn von Bier {uchicala) ge-
sprochen wird: nguwo das ist das (richtige) Bier usw.
Ebensogut wie für Behauptungen kann man diese Formen auch
verwenden bei Fragen, z. B. ngu wani wer ist es? ngi chani was ist
es? usw.
2. kuwa na (haben).
»Haben« heißt -wa na (wörtlich »sein mit"),
die unter a besprochene; man sagt also:
Seine Behandlunü- ist
302 Spiss: Kingoni und Kisutii.
Bejahend. Verneinend. ^
ndi-na ) . , , , a-ndi-na < . , , , . ,
ich habe \ ich habe nicht
ndi-li-na ) a-ndi-h-na \
u-na ) j 1 . a-u-na ) , , ^ . ,^
\ du hast \ du hast nicht
u-li-na \ a-u-li-na \
usw.
ndi-za-(Tiu)wa na ich wei'de haben, ndi-we na ich möge haben usw.
Steht ein Personalpronomen als Objekt bei »haben., oder ist ein solches
zu ergänzen, so kommen an na die treffenden Formen des betonten Per-
sonale mit Weglassung ihrer Endsilben:
Singular Plural
I. Kl. ndi(-li)-na-ye ) , , , ndä-li)-
' ich habe ihn,
II. Kl. ndi{-li)-na-wo ) . ' ndi[-li)-na-yo ] ich habe
\ sie . es
111. Kl. ndi{-li)-na-cho ] ' ' " ndi{-li)-na-vyo
usw.
VII. Die Adverbia.
Die Adverbia des Ortes und der Zeit werden in der Regel durch
die Silben pa und ku gebildet, manche noch durch die Partikeln se und na
verstärkt. Mehrere derselben sind bereits bei Behandlung der Pronomina
aufgeführt worden. Zur Bildung der Adverbia der Art und Weise be-
dient man sich am häufigsten des Piäfixes ka- oder auch irgendeiner an-
deren passenden Klassenpartikel; ?.. B. aus -se schön, gut kann man je nach
dem Sinn bilden: käse, vise, gase, kuse usw. Manche Adverbia müssen
durch Veiba ausgedrückt werden, z.B. .mehr« durch »vermehren'«, »weniger«
durch »vermindern-, »fertig.« durch »vollenden-, »wieder« durch »wieder-
holen«, »zurück., durch »zurückbringen« usw.^
Die am häufigsten vorkommenden seien — in vier Klassen verteilt —
hier erwähnt, im übrigen verweisen wir auf das beigegebene Wörterver-
zeichnis.
1. Adverbia des Ortes.
pezuru (aus pa-tzuru) oben, droben, hinauf
pasi unten, drunten, hinunter, herunter
kudeni (padeni) ) .. . ,. ^^
7 / 7- } lern. in die berne
kutali {patall) \
nganeno rechts, rechter Hand
panje außerhalb, außen
ponke (konke) überall
1 Außer diesen zwei Formen gibt es noch eiue dritte, vom Infinitiv kuze
(nicht haben) gebildete: ndi-ze na ich habe nicht, n-ze na du hast nicht usw.
■-' So wird aucli »einander« immer durch das Verbuni ausgedrückt, indem dns
Schluß-« in -ana verwandelt wird: kutanda lieben, -tandana einander lieben.
Spiss: Kino'oni und Kisutu.
303
2. Adverbia des Ortes und der Zeit zugleich.
uakati {mukati) mittel
pecheya jenseits
kona
loku
sekcna
seloku
karoko (kaloku)
ponerapa
hier, da, jetzt, diesseits
gerade da, gerade
jetzt
ndpaya dort in der Ferne, damals
pafichane nahe, bald
kunye anderswo, ein andermal
pambele vorn, anfangs
hinten, zuletzt, später
am selben Ort, zu
gleicher Zeit
emuveni
ndawonye
pamozi
kadeni {katali)
langer Zeit
kasemuva dann, nachher
namusa heute, diesmal
pezoro gestern
kntangi vorgestern
kusasa morgen
ngomuso übermorgen
lomba jetzt
nje^ gerade jetzt
3. Adverbia der Zeit,
friiher, längst.
lomba naha soeben , sofort
lomha-lomba bald bald
futi \
futifuti \ immer
siku zanke !
pamnzi
kaninzi
oft
kusasa morgens, am Morgen
kusasa hidu frühmorgens
4. Adverbia der Art und Weise.
chabe umsonst, für nichts, \evgeh\ich ndawonye
hirahira gerade so, ebenso, recht so pamozi
kannye auf einmal, plötzlich ,kuse )
manono schnell . eilends , im Lauf bwino )
yeka reichlich, viel
pomoni voll, vollauf
nde etwa, wohl, doch
njwe 1 ] 7 . ' _ _n -msope hwa (= mpu) ganz
nga ) gar, nur
kupera !
du still, in der Stille
"^ . J schnell , eilends , im Lauf
mazinyane \
kakuru seln% gewaltig
iwonke njtoe gar alle
loyu njwe nur dieser
mitsanunen, beisammen
angsam , leise, vorsichtig
•eiß
-bomvu ju ganz rot
-mnyama bii ganz schwarz
ngozi gefährlich (eigtl. Gefahr)
Betreffs ihrer Stellung ist zu merken, daß sie, insofern sie ein ein-
zelnes Wort näher bestimmen, immer hinter dasselbe zu stehen kommen.
Vni. Präpositionen.
Der Gebrauch von Präpositionen ist nur ein beschränkter, wie auch
ihre Anzahl eine geringe. Meistens werden dieselben durcli die relative
(angewandte) Form des Verbums ausgedrückt, die durch Verwandhmg des
Scliluß-a in -ela oder -ila gebildet wird. So heißt die angewandte Form
Aus ndawo und inye.
Oft verdreifacht als njenjmjp gesprochen.
304 Spiss: Kingoni und Kisutu.
von -^mA'O! (fallen) -guJcira, was »vor jemand niederfallen« bedeutet; ebenso
entsteht aus -haleka (fliehen) -halekela und heißt ..vor oder zu jemand
fliehen« usw.
Einfache Präpositionen gibt es nur fünf: pa, mu, ku, kica und na.
1. pa bedeutet an, bei, pa- liehe am, beim Stein
2. 'mu in, mu-mhoma in der Höhle
3. ku zu, von, aus, gegen, nach (Richtung)
ku-yinslu zum, vom Hause, aus dem Hause, nach Hause.
In Verbindung mit den Personalia minne, wena usw. entstanden die
Formen ktimi {kimi) zu, bei, von mir, knwe zu dir, Ä*»/j/e zu ihm , Ä'eft' (statt
kuti) zu uns, ktimwe (kini) zu euch, kmco zu ihnen.
4. kwa {ku und Genitivpartikel a) von, zu, bei, nach; meist vor
Namen von Personen, um deren Wohnsitz, Ortschaft usw. zu bezeichnen:
kwa Chahruma bei, nach Chabrumas Land.
5. na mit (Begleitung imd Mittel), von (beim Passiv)
-chayma na bambo vom Herrn geschlagen werden
-chaya na ntonga mit der Keule schlagen
-hamba na nkosi mit dem Häuptling gehen
in Verbindung mit dem Personale nami (mit, von mir); ebenso nawe,
naye, nati, nanyi {?iamwe), nao, -lala na njara (auch bloß -lala nayo
[seil. njara\) mit Hunger schlafen gehen, -lala na msana mit dem Rücken,
d. h. auf dem Rücken liegen, hamha na msana rückhngs gehen usw.
Zu den einfachen Präpositionen kann man außerdem rechnen nipaka
bis, doch ist das eigentlich ein Substantiv (die Grenze).
Durch Verbindung dieser einfachen Präpositionen mit den oben ge-
nannten Adverbien des Ortes und dei- Zeit oder auch mit andern Redeteilen
werden eine Reihe zusammengesetzter Präpositionen gebildet. Die
wichtigsten derselben sind:
pamhele kwa vor
emuva kwa hinter, nach
ndawonya na
pezuru kwa {= pa) über, ober, a
Stelle von, anstatt
pasi kwa unter
kudeni kwa )
, , - fern von
kude kwa )
panje {ngapanje) kwa außerhalb von
pakati kwa (= pa) mitten von j kuvera (kwa) von
zusammen mit
pamozi na
ndawa ya wegen
lufano Iwa nacli Art von
pecheya kwa jenseits von
nganeno kwa rechts von
paßchane kwa nahe bei
kuze na ohne
kadeni ya )
., zur Zeit von, unter
siku za \
IX. Konjunktionen.
Wie von Präpositionen, so ist auch der Gebrauch von Konjunktionen
ein nicht so häufiger als im Deutschen. Vielfach werden sie durch die
Form des Verbums ausgedrückt; so liegt in der Infinitiv- und Konjunk-
tivform bereits eine Absicht, so daß die Finalpai-tikel nicht eigens übersetzt
I
Spiss: Kingoni und Kisutii. 305
werden muß; dasselbe gilt von der Konditionalform {-nga-), wo die Kon-
junktion "wenn.< schon enthalten ist; das konsekutive »daß« (in Folgesätzen)
bleibt zumeist ganz unübersetzt; für »oder«, »entweder — oder«, »weder
— noch« existieren keine Ausdrücke: die Satzteile werden isoliert neben-
einander gestellt, z. B. »weder dies noch jenes« muß lauten »dies nicht
und jenes nicht«.
Als Ersatz für fehlende Konjunktionen werden häufig Hilfsverba
verwendet; solche sind: kuwa sein, kuti sagen, kuza kommen, hußTca an-,
dazukommen ; z. B.:
1. huwa: kuwa tisinda, tizohamba oder Jeungawa (tingawa) tisinda,
tizahamba wenn wir gesunden, werden wir reisen; Tcuse, kuwa
ukona es ist gut, daß du hier bist.
2. kuti: andivumi, knii afire ich glaube nicht, daß er gestorben ist;
waii kußka, warwa als (sobald) sie ankamen, fochten sie; ngati
tiyenzile Jcadeni, na lomha hirahira wie wir früher taten, so auch
jetzt; sengaii angauya wenn er doch heimkäme!
3. kuza: linda, ndize (ndizaza) kukuhiza warte, bis ich dich rufe.
4. kußka {-saßka): muntu loyu 7nßchane, asa/ika^ ai/aqiim dieser Mann
ist klein, aber stark.
Es bietet einige Schwierigkeit, sich in diese Denk- imd Sprachweise
der Eingeborenen einzuleben; doch fehlen Wörter, die unsern Konjunktionen
gleichkommen , nicht vollständig. Aus folgendem alphabetischen Verzeichnis
ist zu ersehen, wie die häufigsten derselben wiedergegeben werden können:
aber (allein) kodwa; -saßka (s. o.)
als pa; als er ankam pakußka kwake
lapo {siku, kadeni) mit folgendem Relativsuffix yo:
lapo (siku) aßreyo als er gestorben war
kadeni wagwazanayo damals, als sie Krieg führten
auch na; auch ich nami, auch du nawe, auch er (sie, es) naye, na{w)o,
nacho usw., wir auch nati, ihr auch namwe {nanyi), sie auch nawo,
nayi, navyo usw., sowohl — als auch na — na
bald — bald lomha — lomba; kannye — kannye
bevor; bevor er konunt pambele angakaßki{e)
bis (daß) mpaka (s. auch oben kiczä)
daher loku, ndawa lei
damit; durch Infinitiv oder Konjunktiv, bei letzterem häufig loku
oder ngapo {ngipo) als Verstärkung
daß kumbi, koma, kama (s. auch oben kuwa und kuti)
denn s. weil
deshalb s. daher
doch s. aber; wenn tonlos: kupera, pera, ^e (nachgesetzt): //a?«Z»«
pera (hdmbake) ! geh doch! (s. auch oben kuti)
ehe s. bevor
1 asafika wörtlich -er (sie, es) ist schon da«, dürfte unscrni deutscheu
dabei" zu vergleichen sein (-dieser Mann ist klein, »dabei" stark»).
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. III. Abt. 20
HO 6
Spiss: Kingoni und Kisutu.
indessen 1
. 1 , s. aber
jedoch )
nachdem s. als
nicht nur — sondern auch asi — kupera, kodwa na: nicht nur die
Kleinen, sondern auch die Großen asi wanyane kupera, kodwa
nao wakuru; oder durch -yongeza {hinznfügen): waqainba, wayon-
geza kuyiha wörtlich er log, dazu stahl er noch
nun kupera^ pera: tihambe pera; oder durch vorgesetztes ka (a): kati-
hambe! nun wollen wir gehen!
ob kumhi, koma, kama
obgleich )
/ nvansiana. kana
obschon^ '' °
ohne daß; durch verneinten Konjunktiv
seit, seitdem seloku mit folgendem Relativsiil'fix ; seloku naverayo seit-
dem ich geboren bin
sondern s. aber
sowohl — als auch na — na
nun zu s. damit
und na
während; durch pa: pakuhamha während er ging (wörtlich «beim
Gehen-)
weil ndawa loku mit oder ohne Relativsuffix nJawa uyonile{yo) weil
du gesündigt hast
wenn; durch -iiga-, (s. auch oben kuwa und kitti).
X. Interjektionen und Beteuerungen.
Die gebräuchlichsten derselben
naudaica!^ (mit oder ohne pera) macht
nichts, tut nichts! gut jetzt!
kimani? f W07A1? was hilfts. was schadet
es? tut nichts!
wee (nowe)/ du! hör mal!
mweef ihr! hört!
min7ie! da bin ich!
tini! hier sind wir!
ati? \
ati nowef (
„ / nicht waln-l'
ah poi l
ndndef >
ehee! so ists! i-echt so!
hona ! Jxmani !
{loo!)
du! binde du! still
siehe da! sehnt!
sind :
j kwecha!) stell aus! {kioa njira aus dem
j nisa ! \ Weg)
ainjaro! es ist gefehlt! schade!
mayTe!)
' ach ! wehe! o weh!
Kriegs- und Hilferufe
o Mutter
yoyoo .
yeTiee ! mletee\
hau, hau!
mama wee!
j mama yöö! yoyoo .
j mayi vava w'ee! o Schmerz! (besonders
bei Totenklage)
nife! ich soll sterben
nijuweke! ). , „ , .. ^ , ,
. , , , ich soll geköpft werden !
nidumuke!) ^
Mharuli muMwaya! bei Mhai'uli im
Grabe (eigtl. Grabesumfriedung)
pali N. bei dem und dem.
Zu erklären aus fortgelassenem «a-ndi" na )idawa.
Spiss: Kingoni und Kisutu.
807
Wörterverzeichnis.
Kingoni.
Kisutu.
Aas
nyama ibolayo
nyama iholayo
Aasgeierarten
Jcorwani
limbanga
liqe, lisinga, ndapo
ndege
ngunguru (Seeadler)
ngwahi
abändern
-pendula
-Tiganamula
abästen
-hwaya
-pata
abbeißen
-luma
- lu m a
abbezahlen
-saula
•lipa
Abbitte leisten
-pepisa
-pepisa
abbrechen (trans.)
-yepula
-denya
(intrans.)
-yepulca
-denyika
abbrennen (trans.)
-chisa
-pamba
(intrans.)
-cha
-pya
abbürsten
-tannyira
-fyagira
abdecken (Gefäß)
-gwaula
-guhukula
Abend
ntamhama
mihe
abends
ntamhama
pamihe
aber
kodwa
-safika (voran das be-
treffende Personalpro-
nomen)
abermals
kanye
kangi
abfallen (Laub)
-wa (pl. -wile)
-gwa
abfegen
-hwaya
{s)-hungula
abfeilen
-sika na tupa
-sika na tupa
abführen s. Diarrhöe
Abgabe leisten
-tula
-yetula
abgehen (mangeln)
-soleka
-soleka
(ndisolekile manja bin ohne Kraft,
, machtlos)
abgestanden (verdorben)
-dara
-dara
abgetragen werden
-huha
-lala
(Kleid)
abgleiten
-punnyuka
-pokonnyoka
Abgrund
ludonga, ligegema
ludonga, ligegema
abhalten
-yalisa
-beza
(vom Streit)
-lamula
-kengerera
abhauen
-juwa
-tema, -dumula
abhäuten
-sinja
-hinja
abkaufen (eintauschen)
-tenga
-gura
abkratzen
-hwaya
-kwenda
308
Spiss: Kinsroni und Kisutu.
abkühlen
-pozisa
-polisa
sich abkühlen
-polu
-pola
nbküi-zen (z. B. Weg)
-parribusa
-padusa
ablassen (von etwas)
-sia ,
\ -kotoka
-leka, hdula
\ -leka
ablecken
-Tcota
-myanga
ablegen (Kleid)
-Ttumula, -susa
-fula
(die Last)
-heka
-wika
ableugnen
-qamhera
-detera
ablösen
-yamJcera (vgl. ■
-yamuka)
-nyanukira (vgl. -nya-
nuka)
abmagern
-dasQy -yoncla
-ganda
abmessen
-lingisa
-linga
abmühen sich (erfolglos)
-diniwa
-totokera
(mit Erfolg)
-qina
-kangamara
abnagen (Knochen)
-ngongola
-nguenya
abnehmen trans. (Last)
-yamkera
-nyanukira
(mit Gewalt)
-yamuka
-nyanuka, -nyaga
intrans.
-punyuka
-punguka
abnutzen
-yona
- hakasa
abgenutzt werden
-huha
-lala
Aboj't; auf den Abort
kutafeni
-kudasi (eigentl. in dem
Busch)
auf dem Abort gehen
-liamba kiizituma
-hamha kuzituma
abpflücken
-ka
-yava
Abrede ; in Abrede stellen
-yala
-bera
abreiben
-yesula
-hungula, -porosa
abreisen
-Vera, -ziika
-wuka
»
-hamha
-genda
abschälen
-hwaya
-kwenda, -honda
abschätzen (Preis)
-kurumisana (ntengo)
-jovisana {maronda =
makoo)
Abschied nehmen
-tieralisa
-lalisa
beim Abschied
: hainha kuse! i
•eise glücklich, Glück auf!
Antwort
: sara kuse! bleibe glücklich, lebe wohl!
abschlagen (Bitte)
-yala
-bera
abschneiden
-juwa
-tema, -dumula
abschöpfen (z. B. Schaum
-qenga (-erera).
-yengura
-qenga {-erera), -yen-
vom Bier)
gura
abschrecken
-sawisa
-yogofa
abschütteln
-tindita
-kungunda
absetzen (vom Amt)
-susa iuduna)
-wusa
Absicht, in der Absicht
ngaömwe , lunya
lunda, wüwuli
absichtlich
ngaömwe , lunya
lunda, wüwuli
absondern
-tola yedwana
-tola yedwana
(= auslesen)
-qeta
-hagula
Spiss; Kiiigoiii und Kisutii
309
absperren
-vala
-dinda
abspülen
-sanja, -sambiza
-hogofya
abstehen (schlecht
-viinda
-lala
werden)
absteigen (vom Reittier)
-yesa (vgl. -yestda ab-
reiben)
-yesika
abstellen (Falle)
'leka (mtego)
-kotoka {mtego)
abstumpfen
-yona
-hakasa
abteilen (= abgrenzen)
-hmgiza mpaka
-tema mpaka
abtragen (Haus usw.)
-diriza
-bomola
Abtritt s. Abort
abtrocknen
-yesula
-{s)-hungula. -porös
abwarten (Kranken)
-Jinda
-gulira
abwärts gehen
-yesa , -genda pasi
-yesika, -huruka
abwaschen
-sanja
-hogofya
(den Körper)
-Samba, -geza
-oga {-yoga)
abwechseln, sich
-yamkerana
-yanungana, -poke-
rana
Abwechslung
-mapendulo
manganainulo
abwehren (Feind)
-qocha
-winga
(Schlag)
-vika
-yepa
abwickeln (Faden)
-snmhurura
-ondorora
abwischen
-yesula
-h\s)'ungula, -porosa
abzahlen
-saula
-lipa
Abzeichen
mbara
mbara
Stammeszeichen im
korosa
korosa
Gesicht
abziehen (vermindern)
-punguza
punguza
(die Haut)
-sinja
-hin ja
Abzugsgraben
mseqero, mungero
mseqero, mungero
Achsel
lishombe
livega
Achselhöhle
mkivapa
mkio ap a
acht
-sann na -tatu
-hano na -da tu
achten, achtgeben
-linda, -buka
-lola
Acker
munda (pl. minda) , simti
(veraltet)
mgunda
ackern
-lima
-lima
Adamsapfel
mkoromero
mkoromero
adelig (verwandt mit d.
likosana
likosana
Häuptling nkosi)
Ader
mshipa, lukole
mshipa, lukole
Adler s. Aasgeier
Affe; Hundsaffe
lyani
lyani
Meerkatze
ligoeane
mtumbiri
Affenbrotbaum
mpera
mpera
ähnlich sein
-fanana (pf. -ene)
hwanana (])f. -ine^
310
Spiss: Kingoni und Kisutu.
-kashira -hashira
Ähre; in die Ähre
schießen
albern Jcishora kishora
all -onqe {-onye) -oha
gar alle (Menschen) wonqe njwe od. wonqe ku- icoha tokotoko
pera kwao
alle werden -pera, -yomoka -malika
allein -edwa, -odwa -ene {-ena)
ich allein ndedwa, nedwa, nodtca namwene
du allein wedwa {wodwa)
er (der Mensch) allein yedwa {yodwa)
wir allein tedwa, todu-a
ihr allein mwedwa, modwa
sie (die Menschen) {wedwa), wodwa
allein
allein (= aber) kodwa, -safika
allmählich ktise, bmnobwino mholembole
allzu, allzusehr
als (Konjunktion)
alt
sehr alt
alt werden
alter Mann
alte Frau
älter als
die Alten
(von Dingen)
Alter (das)
durch slurisa (etwas über- -pitisa, -rutisa
mäßig tun) mit folgen-
dem Infinitiv
n^aft', oder durch die Par- -pita (übertreffen)
tikeljoo, bei Steigerung
durch slura
-doda
-dura
-Ivpala (pf. -hipele)
liqegu
kisalukazi
mkongoro
mgogolo
mitengula
-a katall
lugogolo
-a kadeni
ndara
vergleichendes Alter tanga {tanga yon moja sie
sind gleich alt)
Ameisenarten mbamha (klein, schwarz)
muswa (Termite s. d.)
mrafu (schwarz oder rot, besonders an leuchten Orten: greifen an)
Ameisenbär (Erdferkel) chambani Umhang a
Amulett mü mtera
anbeten -abudu (kisw.)
anbinden -wopa -kunga
anblasen (Feuer) -vutira (mbaso) -pula (moto)
«Inder -yakwene, -nye -^9^
anderswo = wohin, kuyakwene, kunye kungi
woher
ein andermal kayakicem, kanye kangi
Spiss: Kingoni und Kisutti.
311
ändern
-pendula
nganamula
aneifern
-nyengerera
-konga
aneinandeiTeihen(Perlen) -hululira {usharo)
-tunga {usharo)
anerkennen
-vumira
-idikira
Anfang
Mqaro, mtanguliro
wali
anfangs, am Anfang
pakiqaro , pakutangulira
-a wali
anfangen
-qara, -tangula
-tumbtila, -longola
anfassen
-bamba, -guga
-kamula
leicht anfassen
-qumba , -qumbanisa
-hasa
anfühlen (s. das vorige)
anführen j
Anführer sein *
' -tangulira
-longolera
anfüllen
-qwawisa
-memereza
sich anfüllen
qwawa
-mema, -zala (pf. -ze
Angehöriger (Stammes-)
mkozi
mkozi
Angel
luwecha
luwecha
Angelegenheit
ndawa
mharo
Angesicht
U.90
pamiho
angreifen (= fassen)
-bamba
-kamula
angrenzen
-ßka
-fika
Angst
ugwara
woga
ängstigen
-saidsa
-yogofa
sich ängstigen
-sawa
-ogopa
ängstlich (furchtsam)
ligimra
anhangen (einem Gebie-
-konja
-hanga
ter)
anhauchen
-yezamulira
-yezamulira
anklagen
-kulika zindawa
-kulikira, -qewa
1 -nenerera
ankleiden (durch ITber-
-yambatiza
-fioalira
wurf)
(durch Anziehen)
-fakisa
-ingiza
sich ankleiden
-yambata, -faka
-fioala, -ingiza
anklopfen (an der Türe)
-vulisa
-dindulisa
ankommen
-fika
-fika
Ankömmling
mfiki
mfiki
anlegen (Kleid) s. an-
kleiden
(Verband)
-loopa (kironda)
-kunga (kironda)
(Feuer)
-kisa {-chisa mbasn)
-sopa (moto)
anlehnen
-yeyamisa
-yegega
sich anlehnen
-yeyama
-yegama
anliegen
durch kumhula (nachden-
ken)
kumbula
was liegt daran ?
kimanil
es liegt nichts daran
nandawa
812
Anliegen (das)
anmachen (Feuer)
anmaßend sein
annehmen (Geschenk)
annageln
anpassen (durch Messen)
anrufen (zurufen)
als Zeugen
anrühren s. anfassen
anschauen
(scharf, stier)
anschließen , sich anein-
ander
anschwellen
(Fluß)
ansehen
ansiedeln , sich
neue Ansiedelung
sich bei einem frem-
den Häuptling an-
siedeln
anspannen (Seil)
anspeien
anspornen s. aneifern
anspritzen (besprengen
anspucken s. anspeien
anständig
anstatt
anstaunen
anstecken (mit Krank-
heit)
anstellen (zur Arbeit)
anstiften (ITnlViedeu)
anstimmen
anstoßen (intrans.)
(— stolpern)
Sfiss: Kingoni und Kisutu.
ndawa
-basa {mbaso)
-{zi)meka
-yamkera
-betera
-lingira
-kalira
{-funga)
-buka
-gorozera
-smdererana
-vuvuka
-qwawa {mfula)
-buka
-sara palilala
lilala
-{rn)konj(z)a
anstreichen
mit weißem Lehm
anstrengen, sich
Anteil erhalten
Antilopenarten
Zwei'gantilope
-dosa {ntambd)
-kaful(n)era {mati)
) -fesa, -tindita
-qoto, -mazima
pezurupa oder durch -pen-
dula (verwechseln)
-tokoza, -yetukira
-i/anibuza , -yambukiza
(lu/o)
-tuma (msewenje)
-qaicanisa , -songercza
-qara kvsatcera
-{zi)di(ra
-kuwara , -kuchwa (kiku-
waro eine Wurzel , ein
Stein im Weg, an den
man stoßt)
-tambiza
-qaka {mqako)
-qina
-yamkera
huriiktt
mharo
-kosa {motu)
-zidenya
-yanukira, -pokera
-komala
-lingira
-embera
-lapa
• lora
-bekisa
-hegererana
-vimba
-mema
-lora
-tama palilala
lilala
-{m)hanga
-huta {nyozi)
-funnya {mati)
- m ij a
-qoto. -mazima
-figanamnla
-ken nyem u k ira
-ambitkiza (utamu)
-tuma (mahengo)
- hondisa
-tumbula kuimba
-kafiga
(-paka)
-qaka (mqako)
-kangamara
-yanukira
ng orombtcc
Spiss: Kingoni und Kisutu.
313
Antilopenarten
Busclibock
mbawara
mbawara
Rindbock
ntamharamba
ntambaramba
Wasserbock
likulu
ndogoro
Pferdeantilope
mparapi
mparapi
Elenantilope
shawa, mpqfu
mbunju
Kuhantilope
sindi
hindi
Schraubenantilope
ndandala
ndandala
antreiben (Tiere)
-quwa
-towa
antworten
-vuma
-idiTca
anwünschen (Böses)
-.wlera (msoro)
-wikulira (chuku)
anziehen (Kleid) trans.
-yambata
-fioalira
und intrans. = um-
wickeln)
(Rock, Schuhe)
-faka, vumila, -ngenisa
-ingiza
anzünden (Feuer)
-hasa {mbaso)
-kosa (moio), -pa
-kicenda {mbasö)
m.
(Gegenstand)
-tera mbaso
-nyanya
Arbeit
msewenje
mahengo
arbeiten
-sewenja {-era)
-henga {mahengo)
Arbeiter
msewenji
mnyamahengo
ärgern (Ärgernis geben)
-yonisa
-hakasisa
sich ärgern
-nyanya , -diniwa (über
jemand durch Objekts-
partikel)
argwöhnen
-pimilira
Arm
chanja {yanja, nyanja)
liiooko
arm
-yanga , -landa
-kiwa
(= Pflegling)
mshenzi (vgl. -shenga)
arm werden
-dinga
Armband (= Ring) aus
lunslovu
lunslovu
Elfenbein
aus Draht
usambo
usambo
aus Früchten
vizuzu
vizuzu
Ärmel
chanja cha nyura
liwoko lya nyura
Armut
uyanga, ulanda
ukiwa
Art (Gattung)
mJcuwo, lusoico
lufuko
Arznei
mti
kibiki
Arznei bereiten
-linganisa mti
-tengekeza kibiki
Arznei geben (behan-
-Japa (Pass. -lachwa und
deln)
-lapkva)
Arzt
nyanga, pl. wanyanga und
zinyanga
mganga
Asche
mlota
lyenge, lifto
Ast
liqambi
liiafi
Asthma
lufo moya
utamu mfuki
314
Spiss: Kingoni und \
Kisutu.
Atem
moya
mfuki
starker Atem
mafpika, mpefumulo
mapum,ulo
atmen
-pefumula
-pumula
(= hanchen)
-yezamula
auch
na
auch nicht (nicht ein-
na ... ngö
mal)
auf
por, ku-
aufatmen
-pefumula mapika
aufbewahren
-heka
-wika
aufbieten (zum Krieg)
-memeza
(Ruf beim Aufgebot:
«muyezwa nä: mtisire mpako!'^ »Gehet hin un
nehmet: Ihr sollt Proviant herrichten!
")
aufbinden
-kumula, -wopola
-yau/a
aufblasen
-puputa
-puputa
sich aufblasen
-zimeka
aufbrechen (Geschwüi-)
-hnwoka
-hotoka
(= sich spalten)
-handuka
-handuka
(zur Reise)
-suJca
-wuka
aufdecken (Gefäß)
-vula
-gubukula
aufeinanderlegen
-beka ndaonya
a uffahren (erschreckt)
-yetiika
-yetuka
auffangen (Schlag)
-vika
-yepa
(Gegenstand)
-yanga
aufgehen (Tür)
-wa
-gwa
(Verband)
-knmuka
-yauka, -wopoki
(Sonne)
-puma
-puma
(Saat)
-mera
-mera
aufgraben
-yimha
-himba, -gima
aufhalten s. auffangen
s. aufhalt, (verweilen)
-sioera
-hwera
aufhängen
-pannyika
-koweka
(zum Trocknen)
-yaiiika
-yanika
(zum Töten)
-wopa
-tumbika
aufhäufen
-hutanisa
-hin da
aufheben
-nonga , -nyamida
-hola, -nyakula
(emporheben)
-vtisa
-imusa
(die Lastauf den Kopf)
-chomeka
-twika
(die Augen, das Haupt)
-pakamisa {mesn)
aufhören
-sia, -leka
-kotoka, -leka
aufhüpfen
-vundumuka
-vundumuka
aufknüpfen (Knoten)
-kumula
-wopola
(aufhängen)
-wopa
-tumbika
aufladen
-twalisa
-gegisa
einem die Last auf den
-chomeka
-twika
Kopf heben
Spiss: Kingoni und Kisiitu.
315
auflauern
-lalira
-yuwira
auflegen (Pflaster usw.)
-tera (muti)
-sopa (kihiki)
auflesen
-nonga, -tumha
-hola
auflösen
-kümula
-icopola, -yaula
aufmachen (offnen)
-Villa
-dindula
(entfalten)
-sumbusula
-gonjola, -tambasula
aufmerken
-zwa, -zwisa
-pulikiza
aufnehmen (Last)
-nyamula
-nyakula
(als Gast)
-ngenisa
-ingiza
aufopfern
-tulira
-tulira
aufpassen (horchen)
-zwa , -zimsa
-pulikiza
(schauen)
-huka
-lora
aufpicken (von Vögeln)
-nonga, -honyola
-tondola
aufregen, sich
-dada, -tiihutira
-hyoma
aufreißen (die Augen vor
-paJcamisa, -koka {meso)
-pakamisa, -koka
Überraschung)
{meso)
(Wunde)
-tinuka
-tonosa
aufrichten
-imisa
-simika
sich aufrichten
-yima
-yima
(Falle aufrichten)
-qipa, -tia {mqipö)
-tega {mtego)
aufrollen {— zusammen-
-songa
-wiringa
rollen) _
(auseinanderrollen)
-sumburula
-gonjola
sich aufrollen (von der
-songana
-nyongana
Schlange)
aufrühren (Flüssigkeit)
-zamazisa
-kologa
aufschieben
-swerisa
-hwerisa
aufschließen
-vula
-dindula
aufschrecken trans.
-yetusa
-kennyemusa
intrans.
-yetuka
-kennyemuka
aufschürzen
-finyeza
-gwinnya
aufschwellen
-vuvuka
-vimha
Aufseher
mlindi
mloli
aufsetzen (Mütze)
-vunula
-fwala
aufsitzen (von Vögeln)
-wa
-tula
aufspannen (ausbreiten)
-yanjara
-tandika
(Regenschirm)
-vuJa
-dindula
aufspringen
-vundumuka
-vundumuka
(Risse bekommen)
-gazuka
-panduka
aufstechen (Geschwür)
-howoza
-tumbtila
aufstehen
-yima
-yima
(früh aufstehen)
-vukera (kusasa)
-lavoa {lukera)
aufstellen
-yimisa
-simika
(Falle)
-qipa, -tia (mqipo)
-tega {mtego)
Aufstoßen haben (vom
-boja
-wa na nduru
Magen)
316
Spiss: Kingoni und Kisutu.
auftauchen
-piima ipezuru)
-puma (pezuru)
auftragen (Speise)
-be/ca
-wika
Dawa auf eine Wunde
-vutuz{ir)a
-kvrigund{ir)a
streuen
(Auftrag geben)
-layeza
-lagira
auftrennen
-daula (lunguza)
-daula {lunguza)
auftreten
-nyat{ir)a
-libat{ir)a
auftrocknen
-nyenyeza
-jwiga
aufwachen
-vulea
-yumuka
aufwärts
pezuru
panani, pachannya
aufwärts gehen
-kwera
-kwera
aufwecken
-vusa
•yumusa
aufweichen trans.
•tambiza
-tambiza
intrans.
-tamha
aufwickeln
-songa, -tanda
-wir Inga, -nyemba
aufwirbeln
-zungazunga
-fungafungwana
aufwühlen
-panda
-pala
aufzählen
-bara
-waranga
aufziehen (in die Höhe)
-kweza
-kweza
(= ernähren)
-yosa, -fuya
-lera
Auge
Uso (pl. meao)
liho (pl. miho)
die Augen schließen
-smra
im Tode
-pola meso
-kimeza miho
Augapfel
nyanga ya liso
nyanga ya liso
Augenbraue
luqope (??-)
ngope
ausbessern (Kleid)
-tota
-hona
ausbleiben (lange)
-suera (kakvni)
-hwera (katcaha)
ausbreiten
-yanjara
(die Arme)
-yervla {vianja)
-golola {mairnko )
s. ausbr. (s. vermehren)
-yanda
-yoroka
ausbrüten (Eier)
-fugamira {maqanda)
-yotratira {makanga]
Ausdauer (od. gewöhnl.
manja (eigentlich Kraft)
makakara
durch das folgende
aiisdauernd sein
-sioera, -qina
-hwera, -kangamara
ausdrücken
-minnya
-minnya
auseinandergehen
-lek{er)ana
-lek{er)ana
(zerfallen)
-kumiika
-(w)opoka
auseinanderreißen
-daula
-hatula
auseinanderspi-eizen (die
-yerula
-tambnliza
Beine)
auseinanderstieben (vor
mwazika, -barazeka, -ba-
pechepeche, pwiche-
Schrecken)
raleka (mit oder ohne
barara, tiiso
p wie he ganz)
auseinandei'ziehen
-dösa
-hüta
ausfallen (Haare)
-sutuka
-kttnduka, -sosoma
(Zähne)
-sutuka
• kulika
Spiss: Kingoni
und Kisutu,
31
ausforschen (= fragen)
-wuza
-kota
ausfüllen (Loch)
-fulira
-fukira
ausgehen
-hamha
-genda
(vom Feuer)
-qima
-zima
(vom Haar) s. ausfallen
ausgießen
-qua, -turula
-yita
ausgleiten
-cherera
-tierera, -tilemhuka
{-tierembuka)
ausproben
-yimba
-gima
aushängen (an die Luft)
-{y)anika
-{y)anika
aushalten
-swera
-hwera
tapfer aushalten
-qina
-kangamara
ausharren s. das Obige
aushöhlen (Mörser)
-haza, -kwenda
{likovu)
-hongola (lituli)
auskehren
-tanyira {mnyumha das
-fyagira
Haus)
ausklauben
-qeta
-hagula
ausklopfen
-tindita
-kungunda
auskratzen (Kochtopf)
-Tiioaya {mhiza)
-kokota (chaliko)
auskundschaften
-shola
-ngomera
Auskuudschafter
sholi (pl. zi-)
sholi (pl. zi-)
ausleeren
-qita, turula
-yita
ausleihen
-bwereka
-cheleka, -{y)asima
auslöschen (trans. und
-qima
-zima
intrans.)
(= wischen)
-yes{sh)ula
-porosa
ausnehmen (Honig)
-koJca {mahega)
•tola {mahega)
auspacken
-susa
-wusa
ausplündern
-yamuka
-nyaga
ausreißen
-shepuna
-tupula
{— ausjäten)
-sdkulira
-sakulira
(= ausschneiden)
-sika
-g eha
(Federn)
-sutula
-tupula
(= fliehen)
-7ienye)'a
-menyegera
Ausreißer
mnenyero
menyegero
ausreden
-hwaya
-kweta
ausruhen
-pefümula
-pümula
ausrupfen
-sutula
-tupula
Aussatz
mannata
marohi
aussaugen
munny{ir)a
-nun{ir)a
ausscheiden (= sondern)
-qeta
-hagula
ausschimpfen
-tuka
-liga
Ausschlag (der Haut)
lukwekwe (Krätze)
lukwekwe
vigawagawa \
(Buba)
viwangala
ausschlagen (m. d. Fuß)
-kawa
-takula
(von der Knospe)
-howoka
-yagara
318
Spiss: Kingoni und Kisutu,
ausschütteln
-Tcupula, -tindita
-kungunda
ausschütten
•qua, -turula, -qaya
-yita
ausschwenken (Gefäß
-zungurusa, -zamazisa
-zungurusa, -zama-
beim Reinigen)
zisa
außen
panje (pansle)
kwihala
außen an
ngapanje Ttwa
äußerst; zu äußerst ste-
-peta. -Ttaula
-payomoka
hen
ausspannen
-yanjara
-yanjara
(Arme)
-yerula
-gorola, -yondorola
ausspeien
-Tcafula
-funnya
ausspotten
-sheka, -nyanya
-heka
aussprechen
-Tcuruma
-jova
ausspreizen (Beine)
-yerula
-tamhaliza
ausspucken
-hafula
-funnya
ausspülen (reinigen)
-sanja
-yosha
(vom Regen, Fluß)
-gemula
-gemula
ausstellen (ausweichen)
-pambuka
-paduka
stell aus!
kwecM!, nisa!
taruka!
ausstrecken
-yerula
-golora, -tamhaliza^
-yondolora
ausstreuen
-fesa
-mija
aussuchen
-qeta
-hagula
austeilen
-laula, -gawa
-gawa
(durch Abbrechen von
-shepuna
-meya, -7netula
der Speise)
austreiben (Vieh)
-peleka, -susa
-lousa
(= vertreiben)
-qocha
-winga
auswaschen
-sanja
-ycsha
auswählen
-qeta, -qoma
-hagula
auswandern
-tuta
-hama
ausweichen
-pambuka
-paduka
weich aus!
kwecha!, nisa!
kude na njera!
taruka!
ausweiden
-su.sa matnmho
-wusa matumho
auswerfen
-lasha
-taga
= ausstreuen
-fesa
-mija
auswinden
-minnya
-kamanga
auswischen
-yeshula
-porosa
Auswurf (vom Mund)
kikosJiola
makorofo
ausziehen (auseinander)
-dösa
-fiüta
(Kleid)
kumula
-wusa
(Zahn)
-kumula
-kula
Faden
-daula
-daula
Axt
lizembe
livago
(Streitaxt)
kinjenje
kinjenje
Spiss: Kingoni und Kisutu.
319
Bach
mfula ; gewöhnlich
. mfuleni
magasi
(eigentlich am
Bache)
Backe
litama
litama
Hinterbacke
litako
litako
Backenknochen
litambn lya mshati
baden
-Samba, -yeza
-yoga
Bahre (Tragbahre)
litara
litara
Bakschisch
{i)nkunzi
njombe
bald
paßchane, panyani.
pakona
padebe, pakona pa
panyani
debe
bald -bald
lomha-lomha, panye-panye
hino-Mno
Balken
Jeimuti
kimuti
Querbalken, Träger
mgomba
mgomba
Bambus
msenjere
mlahi
Banane
lihova
litoki
Band (aus Bast)
nyozi, ntambo
mlegehi
(aus Baumwolle)
lunguza
lutonje
Barase (Veranda)
lukolo, palukolo
lufuka
Barmherzigkeit
musa
lipyana
Bart
Jeirefu
kinjwemba
Base (von Vaterseite)
hawa, ise
hange
(von Mutterseite)
mama
mawu
Bast (Baumbast als Band)
ntambo, nyozi
mlegehi, mgoyi
Bastkorb
lidoto
lidoto
Batate
Jcimunguru
mbatata
Bauch
lusu (kisu)
lireme
(Magen)
mhirini
bauen
-yaka
-jenga
Bauer (Ackerer)
mlimi
mlimi
Baum
kimuti
mkongo, kibiki
Arten :
a) mit genießbaren
Früchten
mpotopoto
mguhu
mhuni
msaula
mqokoro
mtawatawa
mviro
mviro
mfifi
mfudu
mtunduruka
mtunduruka
mdonga
mdonga
b) mit ungenießbaren
Früchten
mtondo
muyombo
mgeregere
mgeregere
(besonders an Flüssen)
mgowozi
mgowozi
mtumbati
mtumbati
320
Spiss: Kinujoni und Kisutn.
Noch : b) mit ungenieß-
baren Früchten.
(Dornbaum)
rnkwango
mkivango
(sehr hart)
muwanga
muwanga
(mit dankelglänzen-
mgongoma
mgongoma
den Blättern)
(mit rotem Kernholz)
mngenge
mngenge
(Ebenholz)
mpingo
Baumharz
ngazi ya kimuti
(als Vogelleim)
ulimbo
ulimbo
Baumstumpf
Mgodo , kikuwaro
kigodo, kikuwaro
Baumwolle
lunguza
lutonje
bearbeiten (Holz)
-haza
-hongola
beabsichtigen
-funa
-gana
beaufsichtigen
-linda
-lol{er)a
beauftragen
-layeza
-lagira
beben
-tutunia
-wagaya, -tetema
Becher (geflochten)
kija
kijomera
Becken, Beckenknochen
nyonga
bedecken (= einhüllen)
-yambat{iz)a
fwika
(^ zudecken)
-vimha, mhonya
-gubira
bedeuten (andeuten)
-ling{ir)a
z. B. ein Kamäleon (am
Weg) bedeutet Un-
glück lunwao Iwalinga
msoro
bedienen
-tumikira
-tumiikira
bedrängen
-nengeza
-fahisa
bedrohen
-sawisa, -yetusa
-yogofa
l)edrücken
-nengeza
-fahisa
beeilen
-nonopisa
sich beeilen
-nonopa
-kila nyata
beendigen
-peza, -kedisa
-mala, -yomola
beendet werden
-pera, -keda
-malika, -yomoka
Beet (Saatbeet)
msere
likitnba
Befehl
mteto
mteto
befehlen
-teta mteto
-teta mteto
befestigen (durch An-
-betera
-komerera
nageln)
beflecken (besudeln)
-yona
-hakasa
befragen
-huza
-kota
befreien (loskaufen)
-sanguJa
-kombola
befriedigen (zufrieden-
-wisa
stellen)
befriedigt sein
-wa
begegnen, sich
-shangana
-kongana
Spiss: Kingoni und Kisiitu.
321
begehren
-haukira
-yana
Begierde nach
sMzio ya
moyo, mtima wa
Beginn
kiqaro
ulongolo, utumbulo
beginnen
-tanyula, -qara
-lonyola, -tumbula
begleiten (eine Strecke)
-pelekeza
-pelekeza
Begleiter s. Genosse
(= Diener)
nyeke
msonyoro
begraben
-yimbera
-gimira
begrüßen
-honisa , -binger er a
-onesha
behandeln (ärztlich)
-lapa (Pass. -lachwa und
lapiica)
behauen
-haza
-honyola
beherbergen
-nyenisa
-(y)inyiza
behüten
-Iind{ir)a , -londoloza
-lind{ir)a, -lolera
bei
pa; mu\ ku
pa\ mu\ ku
beide
-onke
-oha
Beil
Uzembe
livayo
(für den Krieg)
kinjenje
kinjenje
Bein (Schenkel)
mienze
lib{w)ondo
(Knochen)
litambu
lihupa
beinahe
durch -sinda (entrinnen)
oder -buda (verfehlen)
-la7na
beisammen
pamozi, ndaonye (ndawo-
inye)
pamonya
gedrängt beisammen
-chvpa
gehen
beiseite (rufen)
(-biza) -edica
[-kema) -ene
beißen
-hima
-luma
beistehen
-patisa
-tanya
bejahrt (s. unter alt)
-dara
-yoyolo
bejahrt werden
lupala (pf. lupele)
bekannt sein
-yazika
bekennen
-vuma
-idika
bekleiden (einhüllen)
-yambata {-isa)
-fwika, -vunulisa
bekonunen
-yamkera, -piwa
yanukira
beladen
-ticalisa
-yeyisa
belagern
-zunyula
-tindira
beleidigen
-kalimirisa , tukutirisa
-hyomerisa
beleuchten
-banisa
-mulisa
bellen
-yonyota
-wuwuta
belohnen
-pa nkunzi
-pera njombe
bemächtigen, sich
-bamba, -yamuka
-kämula, yanuka
bemühen, sich
-qina
-kanyaniara
benachrichtigen
-bika {-era)
-muwula, -tawirira
beneiden
-boncra shizio
-onera ligoga
beobachten
-biika. shora
-lora, ngomera
Mittel. Sem. f. Orient. Sprachen. 1904. IlI.Abt.
21
322
Spiss: Kiiinoni und Kisiuii.
beohrfeigen
-makaya
-pamanda
beraten, sich
-kuruma z/ndaica
-jova miharo
Beratung
{zi)ndau-a
miharo
berauben
-yamuJca
-yanuka. -poka.
-nyayo
berauschen, sich
-dak'ma
-gaJa
bereden
-nyengerera
-kofya
bereiten
-sendereza, -Imyatdza,
-{lu)lin(/isa
-Jiegereza, tendeki ra
bereits
nga (nachgesetzt)
nde (nachgesetzt)
bereit sein
-smdera
-hfgerera
bereit machen
-smdereza
-hegereza
bereuen
durch -v'ma shizio
-vava mtima
Berg
ntawa (lok. entawenl)
kidunda, kitumi i
bersten
-datika
-hatuka
berühren (^
anfassen)
-qumha (-hamha)
-hasa (kdmnla i
beruhigen (Streitende)
•lamiila
-kengerera
(Trauernde.
Erzürnte)
-pppisa
-pepisa
(Kind)
-hindisa
-nyamasa
sich beruhi:
gen
-tnla. -pepa
-tnla. -pepa
besänftigen s.
oben
Geister besänftigen
-pasa maslosi, -hikira m
. -teta mahoka
beschädigen
-yona
-hakasa
beschädigt
werden
-yimekala
hakala
beschäftigen,
sich s. ar-
beiten
bescheiden
-mazima . -qoto
beschenken
-pa
-ppra
beschimpfen
-titka
-lign
beschleunigen
-nonopisa
beschmutzen
-yona
-hakasa
beschmutzt
w erden
-yonpk[ar)a
-hakala
beschneiden (z
.B.Nägel)
-juiia
-dümula
Beschneidung
kimitngo. iinyago
bescliützen (vor Gefahr)
-londolnza
(vor Unreclit)
-lamvlim
-kengerera
Beschützer
mlnndoJozi. mIamuUro
beschuldigen
-qeica
-heha {-elea)
fälschlich 1,
leschuldi-
-qamhira manya
-detera makeo
gen
beschwindeln
-diera {-ererä)
-diera ( -erera)
Besen
mtannyiro
'^fljoyi^'^
besiegen
-slura {-yaskiila)
-pita, -ruta
besinnen, sici
1
-kumbida
-kumbuka
Besitzer, besitzend
mnyikazi ica-
mnya-
Besorgnis
uywara
ic og a
Spiss: Kino-Olli und Kisutu.
323
besorgt sein
besprechen sich
besprengen
bessern, sich
(von Kranken)
best; zum besten halten
bestätigen
besteigen
bestrafen
bestreichen
besuchen
betäuben
lietäubt werden
betrachten (anschauen)
betrauern (Tote)
betrinken, sich
betrüben
sich lietrüben
betrügen (beim Kauf)
(heim Versprechen)
bettehi
Bett, Bettstelle
Schlafmatte
beugen
(Knie)
sich lieugen
Beule; Beule schlagen
Beule bekommen
beunruhigen
Beute machen
bevor, wird umschrieben
durch das »Noch-
I licht -Tempus •>
liewachen
bewahren s. d. O.
(aufbewahren)
bewerfen (mit Lehm ver-
])utzen)
bewundern
bewußtlos werden
bezahlen
bezaubern
l)ezeichnen (Zeichen ein-
schneiden)
-sawa; -Tcinnhula
-liuruma zindawa
-tera {-erera}, -fesa
-sinda
-qarika. -sinda
-shala 7ia-
-vuma
-kwera (e.Berg kuntawa)
-tuhidira
-tamhhira
-bona
-hindusa
-kinduka
-hiika
-kalira maliro
-dakiwa
-dadisa
-dadira oder durch shizio
ikara, = iyenyera
-sherera , -dierera
-nyenga
-kera mwjamja
kitanda
mpasa
-gogowisa , -gogomhisa
-arigukira lidoro
-kotama
-powola
-powoka
-nengeza, -tamhuza
-tjainnka , -tola, -tata
■linda
-ogopa, -hola
-jova miliaro
-mija
-lama
-lama
- k i n a na-
-idika
-hynmera (mit näherer
Angabe)
-pakira
-lora
-hindusa
-liinduka
-Inra
-ernhera maliro
-gala
hyomesa
hyomera
-ko7iga, -pujija
yupa mkiioa
kitanda
ugono
-pinda
-fugamira
- goa in a
-hotola
-hat o k a
-•ngaha
-poka, -nyaga
■lolera
■heka
-loika
■namika [ludaka)
-maia {In dope)
■yetukira , -tokoza
-lumpilira
■kinduka
-kinduka
-sdula
-lipa
-loya
-loga
-sika mhara
-tema nemho
324
Spiss: Kiiiijoni und Kisiitu.
bezeugen
-shanz{ir)a
-sJian:{ir)a
bezweifeln (in Abrede
-yala
-hera
stellen)
biegen
-yngmcisa {-yogomhisa)
-pinda
biegsam sein
-yoyowara {-goyomhara)
-pindika
biegsam
-a ludaka
-deke (deke)
Biene
nyosi {lunyosi)
njuki
Bier
uchwala, vgai
ugimbi
Biestmilch
kituu'i
kituici
Bild
sanamu {kisw.)
sanamu (kisw.)
bilden (formen)
-wumba
-u'u mba
billig (vom Kauf) adv.
kuse, wahwino
wabwino
Binde (aus weißem Stoff)
riiKere
m icere
binden
-iiopa {-wocha)
-krtnga
bis
mpaka
mpaka
Bissen (Breiklößchen)
ndongi
ndongi
bitten (um eine Gabe)
-kera
-ynpa
(um Erlaubnis usw.)
-chera
-j o vfra
bitter
-kali
• kali
bitter sein
-vava
-vina
Blase (an der Haut)
•likafi
n ge r enger f
Harnblase
Ufnruzo
li/uruzo
Blasebalg
mfua
mfua
Blasebalg treiben
-fiiguta
-fuguta
blasen
-vutira
-pula
aufblasen
-puputa
-ptiputa
Instrument blasen
-heta
-beta
Blasinstrument (aus
kituUro
klttiliro
Holz)
(aus Metall)
karomheta
karombeta
Blatt (Baum-)
litepn, liqembe
lihamba
Blattern (Pocken)
Uhomanga
ndutci
blau (dunkel)
-mnijama
-pili
Blei. Kugel aus Blei
kipolopolo
kipolopolo
bleiben
-shala (pf. -sha/ile u. -she:
i) -tama, -kala
blenden (von der Sonne)
qopa {meso)
-homa {miho)
blind werden
-fa meso
-koyoka
fast blind sein
-wa na kiboko
-wa na kiboko
blinken
-baneka
-mulika
blinzeln
-kopeza
-kupira
Blitz
mbamha
m amba
blitzen
-baneka
-mulika
es blitzt
iyabaneka (seil, mbamha)
blöd
kishora
kishora
blöd werden
-shannya
•penga
Blödshm
mas/uinnya
mapengo
Spiss: Kingoni und Kisutu.
325
blöken
-kara
-meta
bloß (= nur)
kußfira, nga (postpos.)
hera
(= nackt)
chahe
waka
blühen
-skuma, -ynerisa uluwa
shuma, -merisa uluwa
Blüte
uluwa (pl. uluwd)
uluwa
Blut
ngazi
mwasi
bluten
-puma ngazi
-huma mwasi
bluten machen
-tunusa (tunuka)
-tonosa
Bock
lipongo
lipongo
Boden; auf dem (den)
pasi.
jiah i
Boden (aus Lehm) legen
-sinda (ludaka)
-kilima {ludope)
Bogen
mchohi
(m)pindi
bei Seiteninstrument
Uguhu
ligumhu
Bohnenarten: Fisolen
mandondo
mandondo
große runde
zinslugH
njugu
(Suah. Jcunde)
zislummj
11 an da la
Staudenbohne
)i)jamdoro
mangi
Lrbsen
ndozi
ndozi
bohren (durch Drehen)
-ßija. -tika, -pesha
-pegea
(durch Stechen)
-shawa
-homa
Boot (Einbaum)
ligicamha, mkumbi
wato
boi-gen
-hicereka
-yasima
Boi-kenkäfer
-kifukuze
-kifukuze
(sein Bohren im Holz
■ppsha
-fukuta)
böse
-ici
-haki
Bosheit
lunya
lunya
Bote (Eilbote)
mhiki (pl. zimhiki)
(Kundschafter)
sholi (pl. zisholi)
Botschaft
zindaica
m iharo
was gibt es neues?
zindaica 7nuni {zindawa
?ija/u)? kunjani
Botscliaft bringen
-hika; (geheime) -shewa
-hika; -s/ieica
Brand
mhaso
moto
braten
-kazinga; -yocha (-i/osa)
-kalanga; -nyanya
Brauch (Sitte)
mkinco
m k u w 0
brauchen
-funa
-yana
brausen
-jmpuma, -hira
-piupuma, -hira
Braut
7nloicokazi (vgl. -loicold)
Bräutigam
mnyikazi ica mtimha
brav, braver Mensch
Ugezu
brechen
-yepula
-dennya
(Bi'ot usw.)
-shepuna
-mega
(Steine usw.)
-faya
(vom Auge)
-pola, qima
sich erbrechen
sanza
-deka
(von der Stimme)
-pendula ilizwi)
-pindula {lilotce)
326
Spiss : Kiiitcoiii und Ki-suni.
Brechreiz haben
shizio inyera {nyera)
Brei
sima, Mjeza
ngali
Brei vom gestrigen
mlalo
uporo
Tage
breit
-hanzi
-banzi
Ijreit werden (in die
-navca
Breite gehen)
Breite
uhanzi
ubanzi
Bi-emse
Imuyu
brennen trans.
-cha, -chisa
-nyanya
intrans.
-vuta
-yaka
Brennholz
nkuni (gew. pl. zinkuni)
sagala
Brett
ubao (kisw.)
n bao
Brief
barua, cheti (kisw.)
barua, cheti
bringen (hin-)
-mnkisa
-peleka
herbringen
-Uta
-leta
brodeln
-wira, -pupuma
-heica
Brot
kinkwa
Bruder
m/o (veraltet)
mlongo
mein, unser Bruder
mtanakwetu
dein, euer Bruder
mtanakwenu
sein ihr Bruder (s.
mtanakicao
auch Schwester)
ältester Brudei-
mkuru
(= Verwandter)
kininl
m longo
Brücke
mtandato
ulalo
Brühe (Fleischbrühe)
mmzi
mshuzi
brüllen (vom Rind)
-kara, -konni/a
-emba, -bota
vom Stier, Löwen
-honga
-buma
brüten (Eier ausbrüten)
-fu(jam\ra {maqanda)
-you-atira {makan7/a)
über etwas briiten
-kumbula
- k u ni buka
Brunnen (Wasserloch)
mtombo
kiliica
Brunst; in Brunst sein
-funa ndoda
-funa ngosi
Brust
nganga, ki/inva
k ivimba
Brüste
mawele
maicele
brüsten sich
zimeka, zigangisa
-zldufya, zitoga
Buch
kitabu (kisw.)
kitabu
Buckel
kifitmbii
c h u m b i
buckelig sein
-ica na kifumbu
-ica na chumbi
bücken, sich
-kotama
-y inama
Büffel
nyati
njati
Bund s. Vertrag
Bündel
nxjanda
likinja
bunt sein
-wa na mabara
-ica na mabara
Bürste
mtannyiro
mfy agiro
Busch
tafeni
dasi
Spiss: Kin^oiii und Kisutu.
327
Buschmesser
mbemha
mhemha
Busclibock
mhmcara
mhaicara
Büschel s. Bündel
Butter
mafuta ya Iwisi
D.
da lapa, ponerapa
Dach (= Stuhl) hipasha
der oberste Gras- chan'koiKjo
büschel
Dachsparren lutungo (zin-)
daheim mu-, pa-, hukaya
bei mir (uns) daheim ku-etu
bei dir (euch) » kwemi
bei ihm (ihnen) » l-icao
damit (durch Konj. auszudrücken)
damit nicht, durch Konj. mit -nc/o-, oder durch Konj. von -sia, -/eÄ-<7 auszudrücken
dämmern -sa
es dämmert (morgens) iyasa, Jcuijasa, kusire
vom Abend Tiidizicarara
danken -honga
"danke schön« uakalipaf icasenguraf
dann ngasemuva leke
oder durch -pinda (nachher tun), z. B. ndihamha kutenga, ndizapinda
ndkhideka ich gehe kaufen, dann werde ich wiederkommen.
kono, kuni
lupasha
kituhiro
mpagaro {lipagard)
mu, pa, kukaya
kwetu
kicenu
k IC a o
-cha
kwacha
kutiliioa
Darm
Dickdarm
kleines Gedärm
dari-eichen
daß (Aussage)
Daumen
davonlaufen
Deckel
decken (das Dach)
(= umhüllen)
(mit Deckel)
(von Begattung)
dein
denken
denn {^rz. weil)
(beim Imperativ)
(bei Fragen)
"gut denni«
lutumbo (pl. ma-)
matiimho manyaka
matumho mangonwane
-leta
kutL kama (koma)
kigimu
-nyenyora
kivlmbo, kimhoriyo
-fuUra
-yambaüza
-mhonnya
-zfka
-ako
-yainba, -yenza liqiri,
kumhida
iidaica, loku
ke. pera (postpos.)
bona, bonani^ (Imperativ nandii
von -bona sehen)
bona{ni) pera
lutumho (pl. ma-)
-leta
mannya, kamba
kikururu
-nyenyora
kigubiko
-tima
-fwika, -ficala
-gubika
-zeka
-ako
-kita luhala, kum-
b 11 k a
pera
328
Spiss: Kiiigoiii und Kisutu.
dennoch
chahe {nipe chabe gib mir
dennoch)
hirahira
deutlich (adv.)
kahuru
neso, kawaha
deutlich machen
-laya, -fundisa
-fundisha
Diarrhöe; an Diarrhöe
-cheka
- tumhiilira
leiden
dick
-kvru
-IC aha
von leidenden Wesen
-lupala
so dick wie . . .
ngaka . . .
Dickicht
lisati, Utogoro
mhitu
Dieb, diebisch
mbafa (pl. zim-)
mwivi
(= Räuber)
nyakato
dienen
-tnmika
• tumika
Diener
nyeke
msonyoro
Diener auf dem
mjinyati (pl. mi-)
Marsch , Proviant-
trägei-
Dienst; zu Diensten sein
-sendera
-hegerera
dieser
loyu usw., enje usw.
uyu usw.
diesmal
namusa
lern
Ding
lutn (pl. zinU))
kintu
»Ding« (das man nicht
kipete, kito
k i n o ti o
nennen kann)
Distel
luhano
luhano
doch (beim Imperativ)
ke, pera (postpos.)
pera
(=ja doch)
('■)
kande; nde (postpos.)
hanga
Donner
mdi/mo (ica vvla)
mburumo, mrundrimo
(wa mvula)
donnern; es doimert
idtnua (seil, vula)
yaburuma,yarunduma
DoppeUlinte kibamu cha milomo miwili hitti ya milomo niiwili
Dorf »luzi miiji
Außendorf (Sklaven- mlaga
ansiedhmg)
Dorn Ufa (pl. mefa) mwi/a
Arten: groß, weiß nikicangu mkwangu
groß, gelb mkokoro tawataica
krunuu. gelb mlashawanhi mlashawantu
gerad. mittel- mzirazpmbe mkunguti
groß
Blätter genieß- rnluitgicane
l)ar
ganz klein kinjacha
dort (in der Nähe) lapo uko
(in der Ferne) näpaya kula
Dose (für Schnupftabak) Ufuko mfukn
Spiss: Kiiiooui und Kisutii.
329
Dotter
vbomvu wa liqanda
drängen (stoßen)
-dura, -sundusa
-dura, -sundusa
(= antreiben)
-chupisa
-chupisa
sich drängen
-chupa
- c h up a
Draht (dünner aus
samho , iiyeta
samho, nyeta
Messing od. Kupfer)
(dicker)
lisonyo
lisongo
draußen
panje (pamle)
mwihala, kwihala
(=::= außen ums '
Haus
paseli (kuseli)
herum)
drehen (Faden)
-hota (hmguza)
-Iota {lutonje)
(= umwenden)
-pendula
nganamula
drei
-tatu
-da tu
dreschen (Getreide
)
-Inda
-hula
drinnen
mukati
mugati
dritte
-a utatu
-adatu
droben
pezuru
panani, pachannya
drohen (Furcht einj;
Igen)
-saicisa
-yogofa
(zu schlagen drc
)hen)
-songera
drücken
-handiza
-Umhira
drunten
pasi
palii
du (tonlos)
u
u
(betont)
wewo, wena
tcenga, wewe
»du bist es«
nguwe
yuwe
dumm
-purupuru
"purupuru
dumm sein
-lengama
Dummkopf
hishora
kishora
Dununheit
ushora . upumpuru,
iiUwazi
Dung, Dünger
idongo
mahuli
dünn
-nyani
-dehe
(von Stoffen)
-rura, -ludaka
dunkel (Farbe)
-muyama
-tito
dunkel werden (v.
Tag)
-Uzwarara
-tiliwara
Dunst
musi
lyasi
durch (Mittel)
na, ku-a
na. kwa
(örtlich)
mukali {pa-, ku-)
mukali {pa-, ku-)
durchbohi-en
-gu-aza
- h 0 ni a
(das Ohr)
■se.sa
(durch Drehen)
-pesha, -powoza
-pegeha
Durchfall haben
-cheka
-tumhulira
durch])rügeln
-chaija, -lata
-toica, -timha, -puta
sich durchprügel
n
-chayana usw.
-tnwana usw.
durchseihen
-vuzisa
-hulusa
durchsickern
-viiza
- h u lula
durchstechen s. dui
fchbohren
330
Spiss: Kiiiwoiii und Kisiitu.
durchwaten -kupuka -yomhoka
Durchzug (QuerV^alken) mgomha rnyomha
Durst Uyayazi mjota
dürsten -yurna {painimnho), -wa na -ona nyota
Uyayazi
E.
el)en sein (Terrain) -l'myanira
ganz eben sein -linyanira Tcuse
{= soeben) lomha naha, karoTcu naJia Jiino 71 aha
oder durch -sanda {icasanda kiißka eben sind sie angekommen)
ebenderselbe
loyulöyu
üyuüyu
ebenso
hilahila
mewo
Ebene
palinyanireyo (wörtlich :
wo es eben ist)
Ebenholz
rnpinyo
m pinyo
Eber (Wild-)
nyako {/idoda)
lipon yo {liyosi)
Ecke (am od. im Hause)
kipioiyu (mbundti)
kipungu (mbundu)
eckig sein
-Jbiycra
-finyera
Ehe, -Schließung
maJowolo
malaxciro
Ehe schließen (vom
-lovcola
-laicira. ycga mdalla
Mann)
(von der Erau)
-lownlewa
-lawiriwa
Ehe breclien
-pinya
-yoneka^ -kema
Ehebruch
nyongola
nkeme
ehemals
kadeni
katali
Elieweib
tn/asi
mdalla
eln-en
-boiiya . -tokoza
-senguza
Ehrengeschenk (an den
insewenje
Häuptling)
(an den Untergebenen)
shome (pl. ma-)
Ehi-gefühl
soni, zisoni
shoni
Ei '
liqanda
likanya, lihumhi
Eier legen
-bekera maq.
-tayira maq.
Eier ausbrüten
-fiiyamira maq.
-yoicafira maq.
Eidotter
(li)
ubomvu wa l.
u tumbu ica L
Eierschale
Ujwaro, liqembe
lihasi
Eiweiß
lisope lya l
liwarafu lya l.
Eid
mafimgo
malapo
Eid schwören
-funya
-lapa
Eidechse
khmruioitndu
k i w u r u IC undu
eifrig sein
-kutala
-kutala
Eifersucht
ukicere
ukwere
eifersüchtig sein
-bona ukicere
-bona ukwerP,
eigensinnig sein
-lomhola, -shanya
-penya
Spiss: Kiiio-ojü und Kisutu.
331
Eigeiuuin
msewenje
c huma
Eigentümei-
innxjikazi
ninya-
Eilbote
mbiki (pl. zhnhiki)
kilonyola
eilen
-Jionopa
-yanyufya
eilends, eilig (adv.)
manono, mazinyani
nyata
Eimer
mhiza
kisayi
ein (num.)
-mozl, -nye
-rnonga
(irgendein)
pete
n ono
einäugig werden
-fa liso
-koyoka
einatmen
-yezamula
-yahamula
Einbatun
Ugwamba , mkumbi
icato, liyarawa
einernten s. ernten
einlach
-mozimozi
- inon yamonya
einfädeln
-fakiza {lunguza)
einlallen (Hütte)
-dirika
-boinoka
(sich erinnern)
-kiimhula
-kumbvka
einfordern s. fordern
Eingang
mnyango
mlyanyo
eingeben (flüssiges)
-pnz'isa
-kinya
eingestehen
-vuma
-idika
•Eingeweide
maiumbo
matumbo
eingießen
-tera, -yeta
-sopa
eingraben (begraben)
-hhnbera
-yimira
Einheit (Alleinsein)
umozi
i( )n onya
einige
-yaku-ene, -nye
-nyi
einig sein (einander
-tandana
-yanana
lieben)
(einander helfen)
-paüsana
-tanyana
einladen
-memeza
-kema
einmal
kamozi
kamonga
noch einmal
kanye
k a n y i
einmünden (Fluß)
-shanyana na
-konyana na
I{;ininündung
mashanyano
konyanano
Einöde s. Wald
einreiben
-tambisa
-paka
einreißen
-diriza, -fuza
-1)0 m 0 la
einrichten (ordnen)
-Unyanisa, -lunyisa
-kola
einsalben
-tambisa
-paka
einsam
-edwa, -odwa
-ene
einschärfen
-layeza {-layisa)
-u^iya^ -lagiza
einschenken
-tera, -yeta
-sopa
einschlafen
-yezera
-gochera, -sisira
einschlagen (Nagel)
-betera
-komerera
(Weg)
-lunya, -qonda
-genda
einschließen
-vala
-dinda
(=r umzingeln)
-zungulira
-tindira
332
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
-sika
-qavca {rnuti)
nlcnrosa
shanga (pl. zinshanya)
-sawisa
einschneiden
(schröjifen)
Einschnitt in die Haut
(Stammeszeichen)
(vom Schröpfen)
einschüchtern
einsehen -.'7«'-'
einsetzen (ins Amt) -heka [ukosi]
einsinken -haha
einsperren s. einschUeßen
einstecken (in die -faka. -tera
Tasche)
-tema
-temera (kihiki)
nemho
shanga (\)\. :i?is/) anga)
-yogofa
-nia fiy a
-wika
-sopa
einstürzen
-dirika , -fuzika
-honioka
eintauchen
-nyenyeza
-tu ni h ika
eintauschen
-tenga
- gura
eintreiben (Schukl)
-hanika (zindaica)
eintreten
-ngena
-ingira
eiinveichon
-nyenyeza [itanihe
es weich werde)
damit
-tiinihika
einwickeln
-songa
-gonja
einwillif^en
-vumira
-idikira
einzeln
-moziniozi
-mongamonga
einziehen (Schuld)
s. eintreiben
Eisen
siinhi
chuma
-stein
indapo
a usgeschmolzenes
Eisen
Utah
Eiter
tthomvu ica kiro/ida
ma/ira
Eiweiß
li.sope Jya liqanda
liwara/u lya likanga
Ekel em[)finden
i -nyanya oder shiz^
10 ina
-kenwyemuka nyera
ekeln, sich
\ manyara
mtinia una nyera
Elefant
nslqfu
ndembo
elend s. arm
Elenantilope
shawa. mpofu
in b 11 nj u
Elfenbein
liz'myo lya nslqfu
Uno la ndemho
Elle
mkono, chanja
kiu-nko
eine Elle Stoff
mivere (pl. miyere)
Ellbogen
nkata , ngongoncane
nyata
Eltern
irazali
wahtcereki
empfangen
-pashca, -yamkera,
-kanda
-periica, -yanukira
empfinden
-zua, -bona
-lola
empören, sich
-ica na fitnzi
-zihifsa
-ica na ngondo
empor
{ninyikazi)
ppzuru
pädia nnya , pana n >
{ku-)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
333
Knde
muva
m n y u m a
am, ans Ende (loc.)
{e)muveni
endlich (zuletzt)
-a nniva
-a mnyu m a
zu Ende (alle) sein
-pera, -peta
-malika, -yomoka
am Ende sein (voll-
-pezisa, qedisa
-maliza
endet haben)
eng
-nyani
-dehe
Engel
malaika (kisw.)
Enkel
mzukuru
mj u k u r u
entbehren
-dinga
-dinga
Ente
lidada
Hb ata
entfalten
-sumburura
-gonjorola
entfernen
-susa, -kocha
-icusa, -icinga
entfei-nt
padeni, kudeni
patali. kutali
entlliehen
-baleJca, -nyenyera
•kimbira
entgegengehen
-sangaiceza , sangawisa
-kingamira
entgehen s. entlliehen
einer Gefahr
-sinda
-lama
Entgelt
{i)nkunzi
njombe
enthalten, sich
-sia, -lek{er)a
-leka. -kotoka
(von verbotener
-zira
-hira
Speise)
enthülsen (durch Stoßen)
-koica
-tioanga
(Deckblätter abreißen)
-sua {maqembe)
-honda (makawa)
entlaufen s. entfliehen
entrinnen (Gefahr)
-sinda
- la m a
entscheiden (Sache)
-juwa (zindawa)
-dumula (miharo)
entschlüpfen
-pukunyuka, -cherera
-pokonnyoka, -tile
buka, -tierera
entschuldigen, sich
-pepisa
-pepisa
entwöhnen
-lunmUsa {liwele)
-lekisa {liwele)
entwöhnt werden
-luimila
-leka
entzaubern (durch Zau-
-sasua
-londola
bermittel die Ursache
des bösen Zaubers
suchen)
Epilepsie
kihinduhindu
kihinduhin du
Anfall bekommen
-hinduka
er (tonlos) I. Kl.
u, a, i
(betont) I. Kl.
yena
mwe n e
»er ist es« (I. Kl.)
ngitye
yuyu
erbarmen, sich
-honera musa
-onera lipyana
Erbarmen
musa
lipyana
Erbe (das)
lipwera
lipwera
Erbe (der)
mnyikazi wa lipwera
mnyalipwera
erben
-hala (lipwera)
-hala {lipwera)
334
Spiss: Kinsoiii und Kisiitu.
erbeuten
erbitten
erblinden
erbrechen (gewaltsam)
sich erbrechen
Erbse
Erde
rote Erde
sandige Y.rde
Erdferkel (Ameisenbär)
Erdnuß
Ei-dnüsse ernten
Erdvvall (Saatbeet)
erdulden (Leid)
ei-eifei-n , sich
erfassen
erfi-euen
sich erfreuen
erfüllen (anfüllen)
ergreifen s. erfassen
erhalten
(durch Pllege)
erheben (vom Boden)
(in die Höhe)
(das Haupt)
(die Hände zum Auf-
fangen)
(die Stimme)
s. erheben (aufstehen)
(= sicii empören)
ei'innern
sich ci'innern
Krinneruug (an iVüheres)
erkennen
erkennbar sein
ej-klären
erkranken
erlangen s. ei-halten
erlauben
Erlaubnis
um Erlaubnis bitten
erleuchten
erlöschen
erlösen (aus Sklaverei,
Gefahr)
-yamvlia
-kfira
-fa meso
-daula
-mnza
nrlozi (pl. ziiidozi)
lizwe
kihinja
msan-ati, msau-a
chamhani
litahele
-Idmha (mat.)
msere
-zica {n.shunyit)
-rlad( ir)a
-hamba (Pass. -banjica und
hamhiica)
-tau-im . -sheTcisa
-taiva
-qavc'sa
-ijamhei'a
-fiiya, -yonsa
-iiyamnla
-kiceza
-pakamisn (likanda)
-yanya (ryanja)
-kicfza (lizici)
-yima
-zihitsa
-kiüiih>/.<a
-kinnJmla , -yawha
mayazo
-yazi'
-yazika
-fitnda, -laya
-gura
-itika . -i:iimera
nt/ii/s(7 (kisw.)
-kr-ra )idaic(7
-banika (-/-^o)
-qima
-SOfl(/tth7
-poka, -yanuka
-yupa
-koyoka
-hatula
-dfika
ndozi
mlima, kindimba
kikunja
mshanga
limJianga
lilawi
-pala (mal.)
likimba
-bona (ushungu)
-hyom{er)a
-kamula
-hekisa
-heka
-memereza
-pnkera, -yanukira
-lera
-itt ula
-kiceza
-tunduwisa mticr
-kwiza {l i: ic i )
-yima
-kii m bi/ sa
-kam b II k n
- m annya
-mannyika
-ftindiftha
-rirara
-SP7iga. -idikira
-yupa mharo
-iiiul ika ( isa)
-:i »i a
-kombola
Spiss: Kino-oni und Kisutu.
x\:
Erlöser
insanyuU , insindisi
in k 0 m hozi
Erlösung
usangulo
u k 0 m hozi
ermahnen
-laya. -nijengerera
-tinga, -konga
(= rügen)
-kaUntira
-lakalira
ermatten
-dinhca
-fahira. -totokera
ermorden
-hiirara
- k o m a
(abschlachten)
-s;aii-a
ermüden (intrans.) s. er-
matten
ermüden (ti-ans.)
-nengeza
- c li V m h u z a
ermuntern s. ermahnen
ernähren
-fuya
-lera
(Kinder)
-yonja
-lera
ernennen s. einsetzen
Ernte
mavuno
mabeno
ernten
-vuna
-hena
erpressen
-fufula
-Ion da
erj)roben
-linga
-linga
erreichen
-kanda
-kolera
(ankommen)
-fikira
-fikira
erretten s. erlösen
errichten (aufrichten)
-ybnisa
-simika
erschaffen
-(ic)mnha
-(tc) n m h a
erscheinen
-honeka {-ara)
-oneka, -loleka
erschießen
-hurara na kihamu
-puyulira
erschlagen
-hurara
-koma
erschöpft werden s. er-
matten
erschrecken (trans.)
-yetusa
-kennyemusa
(intrans.)
-yetuka
-ke.nnyemuka
ersetzen (Schaden)
-saida
-lipa
(zurückgeben)
-chiUsa •
-kiriwusa
erstaunen
-yetuka
-kenny emuka
i -a kuqara , {-a kiqarö)
-a kulongola
erste
\ -a pamhele , -a kutanguUra
-a kilongolo
ersteclien
-gimza
- // o m a
Erstgeburt
mazivctdo
Erstgeborne
-a mazhcuh
ersticken , durch
-kama (würgen)
-doda
Eisthng s. Erstgeburt
(von Früchten)
-a kuqara
-a kutumhula
ertappen (Dieb)
-kanda (mhafa)
-kolera (mtcivi)
ertragen
-zica, -bona
-ona
(tapfer)
-qina
-kangamara
ertrinken
-la na manzi
■fwa na magasi
erwachen
-viika
-yumuka
336
Spiss: Kinijoni imd Kisutu.
erwachsen (Jüngli
ng)
lijaha , ndodana
(Jungfrau)
ntomhe
erwählen
-qpta
-haynJa
erwarten (aui
r Je
•inand
-Hndira
-Hndira
warten)
erwecken s. a
ufwecken
erwischen
-kanda, hamha
-koler a, -kamula
erwürgen
-kama
-doda, -katira
erzählen
-hiha
-limhira
(singend)
-yia
-kima lukimo
Er/.
utali (ausgeschinolz. Eisen)
p:rzähluug
lukimo
erzeugen
-zala
-icereka, -hogola,
ponyola
erziehen
-yonsa (-yonja)
-lern
erzürnen
-tukuterisa
-hyomerisa, -kalimisa
Esel
liduwe (Waldesel)
mbtinda, lipunda
essen
-.««, -.mfuna
-lya, -memena
(in der Frii
ihe)
-laiika
etwas (Unbestinnr
ites)
kito, kipete
kinono
etwa
kama, nde
kamba
euer
-enu
-enu
Eule
{ki)kovo
litui
Eunuch
nynmba
mbende
Euter
mawele
m a IC e le
ewig
futifuti
magon o yoha
Exkremente
masimha
m afi
Fackel (Eenerllanune)
Itranyawi
Faden
lunguza
(pl. ^'
dunyuza)
In ton je
(pl. lutonje )
fächeln
-punga
-hajira
Färse
-litokazi
nginda
Fahne
bendera
(kisw
■)
Falle
mqipo
mtego
fallen
-ica
-yica
ins Wasser fallen
-muka
-luta
(untergehen)
fällen (zu Falle bringen)
-misa
-yic isa
Fallgrube
liyeica
(cina
Fallsucht s. Epilepsie
falsch (lügenhaft)
-desi
falsch (lügenliaft) sein
-ica na
nmnya
-ica na
makeo
fälschlich beschul-
digen s. verleumden
Spiss: Kingoni und Kisutu,
337
Falten haben (= machen)
-som/ana
falten (zusammen-)
-songa
-g 0)1 ja
Familie
Iitkolo
langen (mit der Hand)
-hamba, yanya
-kainula
(in der Schlinge, Falle)
-qipa
-tega
(Fische)
-hamba {zishami)
-loioa (somba)
Farbe (/.. B. eines
mbani
Tieres)
weiße Farbe
limsope
liwarafu
rote, gelbe Farbe
libomvu
lidujigu
dunkle Farbe
limnyama
litito
graue Farbe
limpunga
limpunga
fassen
-hamba
-kamula
(nicht tliehen lassen)
-tinda
-tinda
fasten s. enthalten
faul (träge)
-vira
-kata
(= verfault s.das Fol-
gende)
faulen
-hola
-{ic)ola
Faust machen
-fumbata
-fumbata
fechten (miteinander)
-zalana
-kimana
Feder
lusiica
lingoma
(Schreib-)
lusunguru (eigentlich eiser-
ner Stift)
Federlnisch (Kopf-
njukida
schmuck)
fegen ([)utzen)
-Jncaya, -sJianza
-sitngula, ogofya
(= kehren)
-tannyira
-fyagira
fehlen (das Ziel)
-ponnya
-kurusa
(nicht da sein)
-solfika
(moralisch)
-yona
-hakasa
"CS ist gefehlt!« (geht
ainjaro !
schief)
-es fehlt nichts, geht
kunjaro
gut!«
Feigling-
ligicara
Feile
dupa (kisw.)
feilschen
•zama (-ana)
-zama {ana)
fein (dünn, zart)
-ri/ra. -a lu'daka
legere/u
Feind (im Feld)
muyimpi
mtairangu
(persönlicher)
mtukuteri
feind sein (einander)
-tukutirana
-hyomerana
Feindschaft
utukutero
iihyomero
Feld (Acker)
rnunda, simu (pl. masimu),
loc. ensimini
m g u n da
Feldmaus
mbeica
lipannya
Mitt. (1. Sem. f. Orient. Sprache
n. Vm. III. Abt.
•22
338
Spiss: Kiuironi und Kisutu.
Fell
klkumha
(Rückenfell für den
mbereko
sonda
Säugling)
Felsen
liehe
liganga
fern
kudeni (pa-)
kutali (pa-)
fernhalten
-sunduza, -yalisa
-beza
Ferse
kitende
kitende
fertig machen
-qedisa. -pezisa
-maliza
fertig werden
-qeda, -pera
-malika, -yomoka
fest (haltbar) sein
•qina
-kanyamara
festhalten (trans.)
-tinda, -hamha {-isa)
-kamula
Festtag
lusiku lukuru
ligonn likuru
Festung (Bonia)
ngawa
fett werden (V.Menschen)
1 -lupala
(von Tieren)
-nona
-hata
Fett
mafuta
mafuta
feucht
manzi {ntjura imanzi das
Kleid ist feucht)
-dekedeke
Feuer
mhaso
moto
Fieber haben
durch likanda
(der Kopf drückt,
lihanda {livava)
mtna icavina
schmerzt)
finden
-bona
-(ic)ona
Finger
munwe, ckanja cha luzipo
lukonjp
-nagel
luzipo (pl. zin-)
luzipo
finster
-mnyama
-tito
finster werden
-ziiarara
-tiliwala
Finsternis
tisiku
kilo
Fisch
shanzi (pl. zi-)
snmha
fischen
-hamha zishanzi
-Iowa
Fischotter
ntini
fusi
tlach s. eben
flackern (vom Feuer)
-yaka Uranyau-i
Flamme
liranyaici
llammen s. Hackern
Flasche
lihorohoro
lihorohoro
llattern (mit den Flügeln
-papama
-papama
(schlagen)
(vom Kleide)
-pupuma
-pupuma
Hechten (Korb)
-ruka
-hona
(Seil)
-bnta (nyozi)
-bota (mgoyi)
Fleck (Schmutz)
linyara
lin ya ra
(zum Flicken)
kiqin-i
Fledermaus
kinimanima
kinimanima
liehen (um Gabe)
-kera kakiini
-yupa kau- aha
(um Gnade)
-pepisa kakuru
-tuliza kawaha
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
339
Fleisch
-brüIie
Fleiß
lleißig sein
tlickeii (Kleid)
(allgemein)
Fliege (Stubenfliege)
fliegen
fliehen (aus Furcht)
(= ausreißen)
fließen
Flinte
Hinterlader
Flintenlauf
Flintenschaft
Flöte
Floh
fluchen
Flucht; in die Flucht
schlagen
flüchten, sich
Flügel (vom Vogel)
Fluß
-bett
-pferd
flüssig werden
llüstei-n (geheim tun)
folgen
mit einem Haufen
(Menschen, Vieh)
folgen
(^^ gehorchen)
fordern (Guthaben)
Form (Gestalt)
formen
fortfahren (zu tun)
fortgehen
fortnehmen
foi-tschatfen
forttragen
forttreiben (vertreiben)
fortwährend
fortwerfen
Frage
fragen
ni/ai/ia
msuzi
makutalo
-hntala
-tunga {kiqiwi)
-qeka
mpiiyane
-piiruruka {-mhururukd)
-balika
(*)
-nyenyera
-hamha
kibamu
koroßndo
simbi ya kibamu
kimuti cha kibamu
kituliro
lutakumba
-funyira
-qocha, -balikka
-balika, -gigima
lugu-apa (pl. zin-)
mfiila (loc. mfuleni)
ludonga
kiboko
Tigiriwika (inanzi)
shewa
-lanrla
-chupa na
-:iva
-funa (mseu-enje)
kimo
-irumba
-yengeza ku-
-hamba, -suka, -vera
-tola. -tata, -tawata
-tinda
futifuti
-lasha ,
mabuzo
-buza
■taya
nyama
lihaje, liwembe
-guruka
-tira
-nyenyera
-genda
nute
kor o/in do
chuma cha hüte
kimuti cha bibamu
kituliro
upapani (pl. tnb-), mba-
lika
-lapira
-winga, -jumbiza,
-kimbiza
-jumha, -kimbira
kipapamiro
magasi
lukemba
ndomondo
-yenga {magasi)
pwepa
-koic ekera
-pulika
-Ion da
kimo
-wumba
-yongeza ku-
-wuka
-tola
-wu sa
-winga
Tnagono goha
-taga
makoto
-kota
2'2*
340
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
Frau
mfasi
erste Frau des Groß-
koseJcazi
häuptlings
alte Frau
kisaluJcazi
frech
-purupuru
frei (-geboren)
nkosana
(als Myoni, naturali-
-dara
sierter Höriger)
freigebig sein
-wa na mitsa, -pana
-prrana
Freiheit
ukosana
freiwillig tun
-tanda, -funa
-gana
fremd , Frenidei-
mlendo
mgeni
(Ankömmling)
mfiki
mfiki
fremd (von Sachen)
-a icantu
-a wantu
fressen
-sa , -safuna
-lya
Freude
utawo
freuen, sich
-taica, shekerera
-hekerera
Freund
mkozi
m k () z i
Freundschaft
ukozi
Freund.Nch. schließen
-qomana ukozi
temana uk(
Frieden halten (vom
-lamriUwa
-p i'nnvla
Ki-ipLi abstehen)
oder (man läßt den
vcakida kisango
Schild ruhen)
Fi-iedcn stiften
-lamida
-kengerera
frisch (neu)
-cha
-pya
(\()ni Wasser)
-lusaza, -makaza
frisch sein
-sisxma {-ara)
fröhlich sein
fronunen
-iaua, shekerera
-siza, -fanera
-hekerera
es fronunt nicht
akusizi luto
Frosch
chule, Uckunace
linyoto
Frucht (IJauni-)
kisepo
u h o h i
(K(.rn-)
mawere
m a w ere
Frucht briniicn
-zala visepo; -zala ma- -icereka uhohi
ivere
fi'üii (morgens)
kusasa, liidü
Inkera
Irühcr (vordem)
pambele
paulongolo
(ehemals)
kadeni
kata/i. mandahi
friihstücken
-lauka
-lauka
Fuchs (Art Fuchs.
nkandwe
ükeice. mbwcha
Schakal)
füiilen
-zica, -bona
-ona. -lola
fiiln-en (auf-)
-tangul{ir)a
-lo7igol{er)a
Führer
mtangtdi
mlongoli
füllen (anfüllen)
-qovaicisa
-memeza
Spiss: Kino-oni und Kisiitu.
341
Fuadainent (Graben, avo- hita
rill d. Pfosten d. Hütte
zu stehen koninien)
fünf -mno {msano)
Funken sjirüheii (Eisen) -jndika
funkeln -hanika; -kannya
für (anstatt) pezuru kwa
(beim Preis) na
Furcht ngwara
fürchten -sawa
(Furcht machen) -sawisa
furchtsamer INIensch Ugicara
Furt lizhcuko
Fuß lunyao
Fußsohle (bei jVlenschen) lunyao
Fußspur bei Tieren lisondo
füttern -jm chakusa
-hano
-turitka
-niulika
woga
-{y)ogopa
-yogofa
liziwuko
mgulu
mgulu
lisondo
-pera cliakulya
Gabe (an dealläuijtlinji,)
(vom Häuptling)
Gaben austeilen
G;.])el (Halsgal)el für
A'erbrecher)
gabeln, sich (v. Bäumen
und Wegen)
Galjeljjfosten
gackern
gähnen
gähren
Galle
Gans (Wild-)
Gänsemarsch ; im
Gänsemarsch gehen
ganz (adj.)
ganz (adv.)
ganz weiß
ganz still sein
ganz so (genau so)
gar sein (von Speisen)
gar (adv.); gar alle
Garl)e s. Bündel
Garten
Gast
msewenje.
shome (pl. ma-)
-chayera mashome
lingoUngoli
-gamkana
lipanda
-tetera
-yazdmula
-iL-ira (hira)
nyongo
lidada (llkuru)
-bekerera
-abioino . njaro
kakuru
-msope hwa, msope mpu
-hinda du
hirahira
-vuta
-onke njice (mbe),
-onke kupera kvcao
munda . simu
mlendo
msewenje
linyolingol i
-padukana, -lekant.
lipanda
-tetera
-yahamula
-hila
nyongo
lihata (liwaha)
mewo
kaioaha, mewo
mewo
-vuta
-oha tokotoko
xgunda
\uhenja
ndoda
myozi {mgosi).
mungwana
lulaka
-zala, -jeza
-wereka. -hogola
-ziwula
-pa (pass. -piwa).
-pasa
-pera
-pana
-pera na
kuna
kuna
-landula
-teta. -layeza
-pnata
ntawa
kitumhi. kidunda
Jcikara
mpata
mttto
-fiina
-gana
-Imba . -pera
-lala
tafeni
daxi
kuzalwa
kuerekwa
342 Spiss: Kingoni und Kisutu.
Gatte
(Jattiing s. Art
(Tauiiien
«ieljären
(zum ersteinnal)
<iel)en
einander geben
»es gibt« (es ist)
nichts zu geben ha
gebieten
Gebirge
(iehirgspaß
Gelx.t
gel)rnucli('n
gebraucht sein (Kln
Gel)üsch
(Jeburt
(icdäclitnis mlayo {\\\. mi-)
(Jcdärnie s. Darm
(iedanke liyazo. lirango (ma-)
gedankenlos sein -liwara -liicara
geduldig sein -yazi mnyikazi -nna mtima waki
-bona mnyikazi, -shizio yake
(Jelahr (Lebens-) ngozi
gefähi'lich ngozt
gelTdu-lich erkraidcen -gttra ngozi
gefährlich verwunden -gicaza ngozi
(iefährte; mein Gefährte muyangu //i wen z^ a/igu
dein (lefähi'te muyako micenz^ ako
gciallcn -tandisa
gefärbt sein (bnnt sein) -ica na mahara
(J(>fäß (aus Ton) mbiza, (kleines) kambiza kisai
gelleckt sein -wa na mabara
gefräßig sein -wa na kigoro
Gegend
gegeniiber
gegenwärtig
(iegnci' s. Feind
geheim (heimlich) I
geheim sprechen
Geheinuiis
gehen
in. einem Stocke gehen -dondoloza
»wie es geht['.< kunjanii
»wie geht es dir''« unjani'^
lizice. lushenzo
mli?na
pecheya
pamicambo
lomba. karokn
hino
-nyenya
-diega
-sewa
-heha
mßso
-hamba, -ya (jii
• -ye)
-gen da
SiMSs: Kiiigoni und Kisiitu. 343
Gehirn
gvliürcn, diircli
gehorclien
gehorsam sein
Geier s. Aasgeier
Geiß
Geist
Geister der \'erst()r
lieneii
Geiz
geizig
gelähmt sein
geläufig verstehen, -spre- -zwakara
cIkmi (eine S])raehe)
uqopo
wongo
-tca -a (sein des .
■ •)
•zica, -vumira
-pulika. -itika
-:ica, -vumira
-pulikuj -itika
mhuziJcazi
mhuguma
moya
mfuki
mafdosi
mahoka
Jcigoro
lulyo
-htkuni
-yumu
-lemara
gell.
-homvu
-dungu
(Jeld
feza, mapesa (ksw.)
(ieleit; das Cieleit gehen
-pelekeza
-sindikira
Gelenk
lifindo
geloben
-layezana
-lag izana
(Jelübde
malayezano {na Mungu)
gemeinsam
ndaonya, pamozi
parnonga
(Jemüse
ndiwo. mbido
likoro, mhoga
Gemüt
sizio
mtima
genau so
karoku naha, hirahira
mevoo
genesen
-qauka , -sinda
-sumuka. larna
Genick
kigosi
kigosi
d.]\Iuskeln am Genick
msiindnru
t lenosse s. iieiamie
genug sein
-koHwa
-fika
es ist genug
nandawa, hirahira
gerade sein
-lunga . -lumulira
gerade machen
-hingisa . -lumulisa . -yerida
-gorola
gerade so s. genau
gerade Jetzt
lomha naha. karoku naha
h ino naha
gerade der Beste
loyani muse
gerecht
tnazima
gerei/t sein
-ti(knt{ir)a . -dada
-hyoma
(Jericht s. Speise
gei'ing
-nyane
-debe
gerinnen
-jia
-kangamara^ -yuma
Geruch
manuko
manuso
angenehmer (reruch
manukero
manusiro
(reriist
litara
litara
Gesang
uyimbo
uyimbo; l u k i in o
Geschäft (Arbeit)
msewenje
mähen go
(Anliegen)
ndawa
mJiaro
344
Spiss: Kino-Olli und Ki
geschäftig sein shakanipa
geschehen (werden) -wa
Geschenk s. Gabe
Geschichte s. I^rzähhiii«;- und erzählen
Geschmeiß
Geschöjif
Gsschrei
gesclnvind
gesclnvind niachcn
Geschwür
Geschwulst, durch
Gesetz
Gesetz neben
Gesicht
gespannt sein (Seil)
Gespräch liihren
gesprenkelt sein
Gestalt (Form)
gestatten s. erlaulien
gestehen
gestern
gesund
gesund werden
gesund inachen
Getränk
Getreide ( Hülsentrüchte) maicen
vikoko
kiwumho
msindo
masinyani. maiioiio nje.
nejnje
-nonopa
Utiimha
-vumika (anschwellen)
mteto
-teta zindawa
nso
-doseka
-kurumana
-wa na nara
kimo
-vuma
{pa)izolo, pezoro
-abwino, -se
-sinda, -qauka
-sindiza. -qatisa
chakupuza
Getreidekoi
(Speichel
Gewalt
gewandt sein
Gew.'hr s. Fli
Geweih
gewinnen (im
gewiß (ach.)
(als Betcuei
Gewissen
Gewisser; ein
Gewöhn
Ka
.pO
ng)
(Bi
kiruni
manja
-shakanipa
zimpondo (sing, lupondn);
-dura {-isula. -yeshulä)
kiicili
apabii {abii, ebii)\
lizwi lya shizio
pete {upete)
mkvico majairo
(asi Ulk. warnt es ist nicht meine Gewohnheit)
gewöhnen
gewöhnen .
Gewiirzarteu
Gicht, durch
(Schmerzen
(Jieb.'l
> jaira
ngaho, mbwika
kuvava mzimba
iiizen Körpers)
chaJcongo {chanyongwe)
-chenjera
-wa
vikoko
k i IC ti m b o
msindo
nyata
-kita nyata
liputi
-vimba
paui iho
-hutika
-jovana. -longera
-wa na madowangi
kimo
-idika
goro
-a moyo
-lama
-lamisa
chakunwa
mawere
k i r n r u
makakara
-shenjera
manyero (sing. /?-)
leperera
chakaka
lilowe la mtima
n o n o
m k u u- o m aj airo.mazo-
erero {machoerero)
-zoera, -hyowerera
Si'iss: Kingoiii und Kisutu. 345
gießen -tera. -yeta -sopa
G i l't m ti inkali , mn tiwa ushungu k i h i k i k i kali
Z;uil)«*rgift utakati uchawi
gil'tiü; -kalt, -a ushungu -kali. -a usliuiuju
Giraffe ngamila
Glanz mbaneko (mbalikd)
glänzen -hanika {balika) -mulika
Glas kilole kilole
glatt sein (werden) -kannya. -lunga -nyamha
glätten -haza kuse, hwaya chahwino -hongola p am aha
Gl atze kipala k ip ala
Die zwei haai-losen Stellen links und rechts über der Stirn mapalasa
glauben -vum(ir)a -idik{ir)a
gleich, einerlei (ad\'.) hirahira
gleichgroß, -alt {n)tanga
jetzt gleich karoku ?ia{h)a. lomba nä hino naha
gleichmachen -linganisa, -fananisa
gleichen -fana)ia, -lingana -hwanana
gleiten -cherera. pokoTiyoka -tierera, -tilemhicka
Glied (Gelenk) lißndo
Glocken ndalama^ liki{e)njeza ndalama, liki{e)iijeza
Glocken läuten (trans.) -chaya n. -tovoa ii.
(intrans.) -kara -wemha
Glöckchen (Schell- -likinjeza {ma-)
eben) an den Fiißen
Glück likan da k i s u r u
glücklich -a likanda -a kisuru
Gnade (Barmherzigkeit) musa lipyana
Gott mulwngu mulungu
Götzenbild mzimba wa lislozi muwili wa lihnka
Grab (Grube) ligodi ligodi
Grabhügel litinda litinda
Umfriedung überm kmaya kiwaya
Gral)
Graben (Kanal) tnsisi
Graben zwischen den mwalalo mwalalo
Saatbeeten
graben -yimba - h im b a
(z=; ackern) -lima -Lima
(vom ersten Um-
1 Kicken) -panila -vundika
Gräte (Fisch-) Ufa {la) shanzi) mwifwa {ya somha)
Gras uchani manyahi
Gras scheiden -sika -yipa
Sumpfgras (breites) luhano luhano
(hinge x\rt) sekera sekera
346
Spiss: Kingoni und Kisutu.
grasen
sha = {shafuna) uchani
-lya manyahi
Grasstengel
kimuti cha uchani
gi'ati
-mpunya
-mpunya
grausam sein
-wa na lunya
-wa na lunya
Greis
Greisin
liqeyo
kisalukazi
Grenze
mpaka
grenzen
Griff (am IMesser)
Grille
-fika; -qaula, -pera
luti (kimuti)
kiswiti
-fika\ -malik
mp in i
kiswiti
gi-()l) (\()n ]Mensciien)
mkali
mkali
(von 3Ielil)
muhere
mchele
(iröße
ude
utali
groß
-kuni
-waJia
(= lang)
-ch
-tali
größer sein als
-.tjura
-pita. -ruta
Großmutter
(irube
9090
ligodi
papa
ligodi
(=: Höhle)
mhnma
m homa
gi'iu)
(a)lmaza
{a)lusaza
saftiggriuifs Gras
h(sa:a
ndinde
(ii'MiHl ( FnudauKMit)
hita
msisi
(rrsaclip)
ndau-a
zugrunde gehen (s.
-Imda. -lasika
-yaya. -hoica.
auch sterben)
gi-iil,M'ii
einander
-honisa
-honisana
aus der Ferne (iriH?>e
senden
-lalim
(U-\S; Art des (Jrußes
"h/kuonp (fikuone)' (d. li
sind wir gekommen)
. »um Dich zu sci
gucken
-linyulira . -Innguza
Gununi
Gurgel (eig. Si^eiseröhre)
mpira
mpimho; mi:o
;// / lo
(:= Adamsa])fel)
mkoroinern
(Jui-ke
likaka
l itangamanyo
(Jüi-tel (aus Leder)
(aus Perlen)
luqotn
hisinga
■ mkanda
Frauengiirtel
mqiro
m k 0 IC a
giirten
gut (allgemein)
-u-opa hiqoto usw.
-se. -ahtcino. -mnandi
gut sein (von ("lia-
-lunya (eig. gerad sein)
i-aktei')
(lUtf^s erweisen
-kalipa
senyura
gütig
liycza
heU'
Spiss: Kingoni und Kisutu.
347
H.
Haar (von 3Ienschen)
lumcelc
njtciri
weißes (graues)
zimon {lun. lica z.)
huliha {nj. ya h.)
(l»ei Tieren)
woya
icaye
Haare rasieren
-singa 1.
-moga, mweta n.
Haare kämmen. Hech-
-temer er a
-lemha
ten (gerinnelt)
Haare schneiden
-gunda l.
-gunda l.
Haarputz
mashezema
hal)eii
-wa na
-ica na
nicht hal)en
-ze na (ich habe ni
icht ndi^
:e na . . . oder a7idiU na .
..)
hal)end
llaltichtarten
mny'ikazi wa
Icarohera, koroane
mnya
kamhanga
Hacke
liquwa. likweche
ligera
hacken
-lima
• l i m a
Hagel
hageln
Halm
mache ga mvula
-yana mache
lijongtce
maganga ga mvula
lijogoro
Hahnenkannn
mzumbu
luwikiro
halb (zur Hälfte)
Hälfte (d. i. ein Teil, an-
derer Teil)
pakati, (mu-)
7igashanya
pakati (mu-)
mhana
Halm
kimuti cha uchani
Hais
beim Rind, der obere
ntamu{o) (lok. ntanyeni)
ntamu
singo
Teil (Nacken)
die unten herabhän-
lubiro
gende Haut
Halsschmuck aus
kikono
lisongo
]Messingdraht
Halssciunuck aus
usharu
u shar u
Perlen
halten (festhalten)
-bamha
-kamnla
(= für etwas halten)
-yenza (kishora \"n
Tor)
V einen
-kita
{— Unterlialt geben)
"halt (noch)..!
Hanuner
-fuya
"uime {huii)U'
chanclo
nimbiri. nyundo
Hand
rechte Hand
chanja
eh. cha kunene. {cha :
nrhmga )
k i wnko
k. cha kul/ra
linke Hand
eh. cha lingere
eh. cha lirtgere
Handvoll
chanja
k/Koko
eine Handvoll nehmen
-shepuna (-tapuna)
eh.
Handel (Tauschhandel)
ntenyo
maronda
348
Spiss: Kin2;oni und Kisutu.
handeln (tun)
-yenza
-kita
(= Handel ti-eiben)
-tenga
-gura
(=: feilschen)
-zama [-ana)
-zama {-ana)
Handfläche
chanja
k ig an ja
Hand-rifl' )
Handhabe \
hiti
mpini. chaka
Handwerker
f 11 ndl. mjanya
-fundi
Hanf
mngo
sango
hängen s. anl'liäiigen
harnen
-tunda
-tunda
hart
{-a)luJcuni
•yumu
liart werden
-yuma
-yiima
Hartebeest
lionkoni (nyonyoni)
hartnäckig sein
-wa na lulaJca
-wa na hilaka
Harz
ngole.ko
ngoleko
(Vogc'Ueim)
ulimho
ulimbo
Hi.se
mvunja
lupecha
Haß
matukutero
hassen
-tukutira. -zonda
-dadira. -hyomera
häßlich sein
-wa na manyara
-wa na manyara
hauchen
-pefumula, -yezamula
-pumula
ll.-nic s. Hacke
h;uwn
-chaya
-toica
(Holz)
-Juiva
-tf/na. -dumula, -gamula
Haufe s. Schar
Haupt
likanda (lok. auch ekanda)
mtice
(\ün Tieren)
shoko
shoko
Häuptling
likosi (nkosi)
mutwa
großer Häuptling
mlumzana
kleiner Häuptling
liduna, jumhi
liduna, jumhi
H;uis (rundes)
inslu (lok. enslini)
nyumha, nganda
(viereckiges)
ngongwe
ngomi
(j)rovisorisclics)
kikonjo
sakasa
zu Hause
kiikaya
wo bist du zu Hause''
nsliara knpi?
kicako (kwenu) kupi?
utama ko{ki)i
der Till- gegenüber
msaniu
an der Wand
ndau [zindau)
Haustaub.-
ngunda
ngunda
Haut
kikumha
kikumha
Haut, in welclici' die
mbereko
son da
Mutter ihr Kindträgt
Haut ab/iehen
-sinja
-hin ja
Hautausschlag; Ai-ten
lukwekice ( K rä tze )
niagawagawa, {vi-)
mau-angala, {vi-)
(= Buba)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
349
••lie!'>< (wenn man den
Sj)recher nicht ver-
stand)
llelKunnic
hel.en (in di<- II.".lif)
Hecke (Zaun)
Herde
Hefe (Bodensatz l)eim
Bier)
Heil (Griff)
iiäufii--
heil s. gesnnd
heilen (trans.)
Heilmittel
Heim, Heimat
in der Heimat (daheim)
meine (unsere) Heimat
deine (eure) Heimat
seine (ihre) Heimat
Heimiiai'ten halten
heindvf'hren
heimlich; durch
heimsuclien (1 «'suchen)
Heimweh haben
heimwärts hegleiten
heiraten (vom ^Nlann)
(von der Fi-au)
Sponsalien scliließen
heiser sein, durcli
heiß sein
lieißen (trans.)
(intr.) /. B. wie Jieißest
ich heiße N. libizo
heiter sein (vom Wetter,
Himmel)
hrll-en
einem Armen
-es hilft (nützt) nichts«
hell s. heiter
Helm (Kopfsclunuck)
heimnen
Henne (Huhn)
erwachsenes Huhn
heralj s. hinah
herablvommen
Jnji (durch die Nase)
mfasi nyanga
mdalla mganga
-imisa, -Jcweza
-imisa, -kwesa
lutango
Iwigo
msharnhi
mshambi
masese
masese
luti, (kimuti)
mpini
paninzi
kamahere{pa-)
-sindiza, -qausa
-lamiza
mti
mtera
likaya
eJcaya, hiTiaya
palikaya
kiti, kwetu
kiti, kwetu
kini. kwenu
kiiii, kwenu
kuico, kwao
kuwo, kwao
-longera
-huya, -chuleka
-kiriwuka
-nyeiiya (heimlich tun.
schleichen)
-bona
-lora
-kumhida {kwao usw.)
-pelekeza
-sindikiza
-Ioiv{ol)a
gega mdalla
-loicoleica
-gegiica mdalla
-komba
-laicira
lizwi lacha {^= lichile)
lilowi lilala
-cha, -chisa
-pya
-biza, -yeta libizo
-tina lihiua
du? libizo lako nyuwe icani?
lami ngimi pete
-kannya, -cha{-.sa)
-patisa, -terera
-tanga
-siza
akusizi luto
mwewe (aus Zehramähne) mchengo
njukula (Federhusch) njukula
-vimbira, -yalisa -beza
nkuku {nynku) /ikuku (nguku)
isikazi
-yesha, -yeshika
herera
350
Spiss: Kingoni und Kisutu.
herablassen -posa,
hera]).steia;en s. lieral)kominen
■yeshisa
sendera
herankommen (nahe)
herauf s. hinauf
herauskommen
herausgehen
herausnehmen
{= entfernen)
herausziehen
(aus dem Wasser)
herbringen
Herbeige s. beherbergen
Hei'bst (Schhiß der gro-
ßen Regenzeit)
es ist Herbst
Herd (Kochsteine)
(die Stelle zwischen lizikn
den Steinen)
-puma
-tawata
-susa, -koka
-tupula, -kumula
-nijenyula
-leta
kusile , Uchile (vgl. -cha)
maseko (vgl. -sekera)
-hereza, -kumhira
-heyerera
huma
-tola
-wusa
-tujjula, -kumula
mafiya
hergeben {^^ hinre
ichen)
-Ifta
-leta
herkommen {— h
ei-an-
-sendera
-hegerera
kommen)
(vom Ausgangsort)
-Vera (auch vom Geboren-
werden)
hernach
ngasemuva (ka-)
leke, kumhele
Herr
hambo
hambo
Herrin (erste Häupt-
{n)kosika:i; mama
lingsfrau)
herrschen s. regle
ren
herumgehen
-zumjula
-tindira
herunter s. hinab
herunterkommen
usw. :
5. herabkommen
hervorbringen (Frucht)
-zala
-wereka, -hogola
Herz
shizin
tntiina
Herzgrube
{pa)mj)eticani
(pa )mpeiicani
Herzklopfen
luvarn, zimvaro
hetzen (Hund)
-shushuz{er)a
-tri mir a
Hetzruf:
^•shü, shi'i /'
^brr/.^
heucheln
-yenga
-konga
Heuchler
muyengi
mkonga
Heuchelei
uyengo
ukongo
heulen
-kara
-emba
Heuschrecke
liparara, ntete (lit.)
lipahi
heute
namusa
lern
hier
apa, kona, ponerapa
lapo
ich bin hier
?iikona, ndilipo (= A')
nikona, ndilipo (= k)
ich bin nicht h
ier
andipo (= ko)
andipo (= Aro)
Spiss: Kiiigoiii und Kisutu.
351
Hilfe
mapatiso, masizo
matango
um Hilfe rufen
-kara
-emha
Hilferuf:
» yehee /« ; » hau . hau /«
'mleteel'^ , «ka ka ka.'^
Himmel (Sternhimmel)
Uzuru (?■-)
lizuru ( /-)
{\oc. e/i:irmiundpali:iiru
)
hinab
pasi
pahi
hinabspringen
-suka makata
-suka makata
hinabsteigen
-yesha, yeshika
-herera
hinauf
pezuru
pananiy pachannya
hinaufklettern
hinaufsteigen
1 -kwera
-kwera
hinaus
panje
kwihala
hinaustragen
hinausbringen
; -pumisa
-humisa
hinauswerfen
-posa panje
-taga kwihala
hinbringen
-mukisa
-peleka
hindern
-vimb{ir)a, -yalisa
-dindirisa, -heza
Hindernis (an das man
k/ki/waro
stGßt)
hinein
mkati {pa-, ku-)
mgati {pa-, ku-)
hineinfühi-en
-nyenisa (in etwas ku-)
-ingisa
hineingehen
hineinkriechen
1 -ngena (in etwas ku-)
-ingira
hineinlegen
\
hineinschütten
\ -tera, -ycta, -heka mkati
-sopa, -icika kugati
hineintun
]
hinfallen (epileptisch)
-hinduka
hinken
-sonnyoka, -qura
-kipira
hinlegen
-heka
-wika
hinreichen
-Uta
-leta
(= genügen)
-kola, -kolhca
-kola, -koliwa
(örtlich, bis zu)
-fika
-fika
hinrichten (aufs Ziel)
-linga
-linga
(= tüten)
-hurara
-koma
hinstellen s. hinlegen
hinten
muva
kumhele
hintennach (zeitlich)
nyasemuva
hinter (hinter mir)
muva (m. kwangu)
kumhele
Hinterbacken
Udako
hintereinander gehen
-hekerera
hintei'gehen
-serera, -nyenga
-dierera, -konga
Hinterlader
kihamu cha koroßndn
hüte cha k.
hinterlassen
-sia, -lek{er)a
-leka
Hinterlassenschaft
lipwera
hinübersetzen trans.
kupukiza
-yomhosa
intrans. (durchVerben) -Ttupuka
-yomhoka
352
Spiss: Kiiigoni
und Kisut
\\.
liinübersteigen (= übei--
-//f^ka
-jumba
steigen)
hin überwerfen
■posa pecheya
-taya kiimvcambo
hinunter s. hinab
hinuntei'gleiten
'pendama
-lienama
liinwegnehinen
-tnia, -lata
-tola
(mit Gewalt)
-ijamuTca
-poka, nyaga
hinwerfen
-lasha, -posa
-taga
hinzufügen
-yengeza
-{y)ongereza
(= wiederholen)
-pinda
-pinda
Hirn
nqopo
wongo
Hirnschale
luJcahayo
lukakayo
Hirse (Negerkorn)
saka
mapemba
Ilirsestängel
lishanga
lipese
Hirt
mrusi
mdima, indimi
Hitze (schweißtreibende) fudumaro
kifttki
Hitze haben; durch mzimha wachisa
(wörtlich
der Körper brennt)
hocli
-dp
-tali
(von der Stimme)
-7iijani
-debe
hoch oben
pezuru
panani
Hochmut
kuzimeka , /um
\ek()
kiizitoga
hochmütig sein s. brü-
sten, sich
Hochzeit (Überführung
mtimba
m timba
der Braut ins Haus
des Bräutigams)
Höcker (beim INlen-
kifumbu
chu m b i
schen)
(beim afrikanischen
Ururida
Rind)
Hof (Umzäunung vor
li(juma
l IC an ja
dem Hause)
(beim Stall)
Uhicaro
(beim Mond)
jyikinnbi
(der ^lond iiat einen nyanga yayaka mkx
Hof)
Hofiart s. Hochmut
hoffärtig sein s. brüsten
sich
hoffen -temba. -linda
hohl sein -v:a na mlindi
(vom Bambus) -ica na mbeta
Höhle (in der Erde) mlindi
{im Kelsen) mhoma
holen -hamha kuleta
(Wasser) -hamba kuka
-gornba
-ica na mlindi
-ica na mbeta
mlindi
mmanga (pl. mimanga)
-genda kuleta
-yenda kuteka
Spiss: Kiiio'oni und Kisutu.
353
Holz (zum Bauen)
Jxhnutl
kiniiiti
(zum Brennen)
{:i)nkuni
sagala
Holzstück
hikuni
(zum Feuer reiben)
htpesho (zim-)
lutiko (zin-)
Holzblock
Inyoclo
lusayara
Holzbündel
nxjanda ya nkuni
mjiyo ica sayala
Hölzchen
hamuti
kamuti
hölzei-n
-a Mmuti
-a kimuti
Holzwurm
Jctfukuze
7 -J- 7 (*>
kijukuze
Honi-
uclii
uch i
Honigwabe
liheya
liheya
horchen
-zwisa
-pulikiza
hörbar sein
zwakara
-pulikana
hören
-zica
-pulika
Höriger (Sklave)
mtt/u, mchaiia
msutu
Hörn
lupoJido
linyero, pembe
(zum Blasen)
haragumu , mbarapara
harayumu, mbarapara
Hut-
linyina
linyina
Hüfte
lukaro
Hügel
kantawa
kaditnda
Ameisenhügel
kiduli
kihuyuru
Huhn
{n)knku, nyuku
( n )kuku, nyuku
(erwachsenes)
isikazi
Hühnerkorb (Art
kisnkasaka
Käfig)
Hühnlein
mtwana tva nkuku
huldigen
-viuna
-idika
Hülse (bei Kornfrucht)
ugaya
ukana
(Deckblätter)
maqemhe
mahamba
dieselben abreißen
-sua maq.
-honda ma h.
Hülsenfrüchte
mawere
mawere
Hund
yinja
yaro, imbwa, libica
junger
kayinja
kahwa
Männchen
liyanyanda
Weibchen
isikazi
hundert
machumi (yali)
chwmi
machumi {yali) chumi
Hundertfüßler
chonyororo
liyonyoro
Hunger j
Hungersnot '
1 ,•
' lipanyo
njara
halb verhungern
-lamha
- la m h a
hungerig schlafen ge-
-lala nah (seil.
lipanyo)
-yona nayo (seil, njara)
hen
Hundsaffe
lyani
lyam
huren s. unkeusch
hüpfen (aufhüjjfen)
hururuka
-yuruka
sich vor Freude wälzen
-yarauka
Mitt d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. III. Abt.
354
Spiss: Kiucjoni und Ki
husten -koshola
Hut kofia
hüten -rusa
Hütte s. Haus
Hyäne (große gefleckte) lihogo
(kleine gestreifte) lisanyanya
-gohomola
kofia
-dima
litunungv , lipundwa
lihekerera
Ich (tonlos)
ndi
ni
(betont)
minne, newo
nenga, nene
Ichneumon
{n)kuchero
{n)kuchero
ihr (person.
tonlos)
m (mu)
m {mu)
(betont)
nina , inwena ,
mwewi)
mwenga, nyenye
ihr (poss.)
-ake; pl. -ao
-ake; pl. -ao)
immer
futi {futifuti)
magono goha
in
m- {mu-) ; ku-
m- (mu-); k u -
indes s. aber
innehalten
-sia , -leka , -linda
-leka
innen
mkati
mugati
Insekt
kikoko
kikcko
Insel
kirumba
kisengerere
inwendig s. i
nnen
irden
-a ludaka
-a In dope
irgendein
pete
nono
irre gehen
-huda
-yaga
irre leiten
-budisa
-yagisa
irren
-hiida
-yaga, -kosa
Irrsinn
mashannya
mapengo, lukwachi
irrsinnig sein
-wa na mashanya
-ira mapengo usw.
iri'sinnig ^^
•erden
-shannya
-penga
J.
Ja
(wenn man gerufen
wird'»
(bei Steigerung)
(tonlos)
jagen (Wild)
Jäger
Jahr
yewo
tcaiva, minne
ena, ee
vava
kann , nyangana ka na, nyangana
kandi {■/.. B. kandi wavuma hanga
er hat sich ja unter-
worfen)
-zingira - h y unga
fundi {loa kitzingira)
mnyaka
m r u m b a
m iraka
(endet mit der Reife der Feldfrüchte)
Spiss: Kinp'oni und Kisutu.
355
Jahr:
ein Jahr lang
während des Jahres
zwei Jahre lang
im zweiten Jahre
ins zweite Jahr
drei Jahre lang
im dritten Jahre
ins dritte Jahr
vor Jahren
jäten
uanjjaK'a
kunyaka
unj/amnijaka
nyakennye
-sakula
nanyaha
Jcunyaha
unyamnyaTca
-geha
je — desto, durch -yongeka {yongezeka) zunehmen, sich mehren
jeder, jedermann
jeder einzelne
jemand s. irgendein
jener
jener Mensch
jetzt
eben jetzt
jucken (kitzeln)
jung
Junge (der)
wantu wonke wantu icoha
(ka)na inuntu, na munye na mungi
na-ya -la
muntu muntu nänguya muntu yula
lomha, kaloku, nje
lomba nd, loku sekunje, hino na ha
loku lomba
-nyegera
-nyane
mfana
-nyegera
-clehe
msongoro
lizinyani.
litoli
(das , bei Kleinvieh) lizinyani
(l)ei Großvieh) litoli
Jüngling mfana msongoro
wenn der Bart sprießt lijaha, sizica (])l. zis.)
Jungfrau ntoinhi kamwali
K.
K ä fer arten : lichongororo , ligeyegeye ,
kipiriri
(ein großer, der ge- lingamhi {lingamhira)
gessen wird)
Kaifernkorn
kahl sein
Kakadu
Kaiabaß s. Kürbis
Kalb
saka
-wa na hekakayo
kasuku
m ap emha
-wa na kipala, r=. ki-
tungu
kasuku
Kalbin (Färse)
Kalk (eigentlich weißer mqako
Ton)
yikonyana (pl. ma-), litoli litoli lya ngomhe
la nkomo
litokazi (vgl. litoli) litokazi (vgl. litoli)
mqako
23*
356
Spiss: Kingoni und Kisutu.
kalt
lieute ist es kalt
kalt werden (Speise)
Kälte
Kamäleon
Kamm (des Hahnes)
kämmen (in Rinnen
flechten)
Kampf
kämpfen
Kämj)fer
Kanal s. Abzugsgraben
Kanone
Kappe (Art Turban)
(europäische)
Kai'awane
Kartoffel (Süßkartoffel)
(große Art)
(Art wilde Kartoffel)
Käse
Kassawa
Katze (Hauskatze)
(Wildkatze)
kauen
Kauf
Kaurimiischel
Kautschuk
Kebsweib
Kehle (Speiseröin-e)
(Gurgel)
kehi-en (fegen)
keimen
Kelle (zum Kochen)
kennen
Kennzeichen
Kern (von Fi-üchten)
Kette
(Halskette, Perl-
schnur)
(Uhrkette)
Keule
(Fleischkeule)
Kind
Kindsfell (zum Tra-
gen des Kindes)
-makaza
namum hvmakaza
-pnla
liqwa
lunwan (Unglückstier I)
mzumhn
-temerera
yimpi
-Iwa, -ywazana
ngwazi
mziyKja, bomhorn
rncheka
kojia
ulendo
kimunyuru
Hdumhi
kizani
vigongota (eigentl. Toj)pe)
lisala
mlamu
mpaka, yigicaici
-shafuna
ntengo
Ukono
mpira
mfasi rnnyani (eigentlich
Kleinweib)
inizo
mkorompro. mpimbo
-tanijira
-mera
Upini
-yazi
mbara
htndurnbu
mnyororo
usharu
usambo
ntoiiga
lingina
mtwana {mtana)
mbereko
-a mpjepo
Jero mpepo
-pola
mpepo
lulicifu
luwikiro {ki-)
-lemba
ngando
- k 0 m ana
m z inga, bomb 01
rncheka
kofia
ulendo
nijalioro
liy i ng i
lidenge
mla in u
lihyomi (ki-)
-dakula
maronda
-fyagira
mtiko. in p II 71 dl
-mannya
mbara
lundumbu
mnyororo
mkanda
msage
m g u r u
micana
sonda
Spiss: Kiijgoni und Kisutu. 357
Kinn kirefu (auch Bart) kinjwemha
Kissen ritonyo utongo
(Stühlchen als Kissen ) msamiro m s a m i r o
Kiste
sanduTcu (kisw.)
Kitowero (kisw.) s. Zu-
kost
kitzeln
-nyegera
kla<i;en (gerichtlieh)
-kulika , -qewa
-nenerera
(wehklagen)
-kara
-emba
klar
msnpe
klar werden (vom
-shenga
.
schmutzigen Wasser)
klatschen (mit den Hän-
•hamhata
-gomba
den)
Klaue
luzipo; chiiwu
luzipo; chuwti
klehen (trans.)
-namika
-namika
(intrans.)
-nnmatira
Kleid
ngvwo nyura , lihiya lihuka
nguwo nyura,
libuka
Kleie
ngaga
klein
-nijani
-debe
(= kurz)
-ßchane
-fupi
klemmen
-bandiza
-libata
klettern
-kwera
-kwera
klojjfen
-dtila
-kungnnda
hineinklopfen
-knmerera
herausklopfen (aus
-kura
dem Stiel)
Kloß (aus Lehm)
ligade , kigaisha
lihiya.
Klößchen (aus Brei usw.) ndnnge ndonge
Klotz (Holzklotz) ligndo ligodo
klug sein -wa na liqiri -ica na luhala
Klumpen s. Kloß
Knabe
mfana
msongoro
knacken machen, (die
-chaya zinkomo
Finger durch Ziehen)
(wenn alle Finger knacken,
ist
der Mann ein Lügner)
knallen ) vom angezün- 1
knattern i deten Schilf i
[ -putika
-turuka
Knecht
mufu, mchawi
msutu
kneifen
-ngewa
puka , -kannya
-tona
kneten (Lehm)
-kanda
knicken s. brechen
Knie
Udoro
{li)fugamiro
knien
-sala i-shala) madnro
tama mafugamiro
(= niederknien)
-guka madnro
-fugama
358
Spiss: Kinsoiii und Kismu.
knirsclien
-luma ma:m>fo
-luma 1711710
Knochen
litamho
lifujja, lijeye
Knöchel
likakarani
Knollen ansetzen (von
-yiqn
-i/ika
Kartoffeln usw.)
Knopf (am Kleid)
kifiingo (kisw.)
kifungo (kisw.)
(am Stock)
kibo/iya
kibonya
s. auch Knoten
Knospe
litanya
kinenyero
Knoten
fundo, {ti)ßndo
fundo, {li)findo
Kocli
mpelii
mteleki
kochen (sieden, trans.)
-pcka
-teleka
(:= braten)
-kazinga
-kalanga
(intrans.)
-wira
-wira
Köcher
kikumha cha michohi
kiku7nba cha inichoi
Kochstelle s. Herd
Kochtopf s. Topf
Köder (für Fische usw.
) ausgedrückt durch das betr. Insekt {litete usw.)
Kohle
lirasha, likala
lizima
Kolik hal)en
-cha kisu
-pya tireme
kommen
-za
-hwera
(heimkonunen)
-uya
-uya
(nahekouunen)
-sendera
-heyerera
König (Gi-oßhäuptling)
mhunzana
können
-yi'za
-hotora
Kopf
likanda , hikakai/o
m t IC e
(bei Tieren)
shoko
den Kopf in die Arme
-zikumbata
-hola
stützen
Kopfbedeckung (Art
mcheka
mcheka
Turban)
(euroi)äische)
kdßa
ko/ia
Kopfring (zum Tragen)
nkata
nj i 71 y 0
Kopfweh haben, durcii
likanda licina
mtice wavava
Koi'l) (großer, aus Bam-
lidenyo
tandawala
busstreifen)
(groß, llach)
lutcriyo , lusero
luparo
(klein)
kija
kiheneko: kijoinera
(aus maritru ge-
üdoto
llochten)
Korn (Früchte)
maicere
(das einzelne)
luicere , lusafu
lupeke
Kornwurm
kifukuio
kifukuto
vom Kornwurm ge-
fukuhca
fressen werden
Körper
mzimba
micili, muvili
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
359
Kost
kosten (versuchen)
Kot s. Exkremente
Krabbe
Kraft
kräftig sein
Krähe
krähen (vom Hahn)
Kralle s. Klaue
Krampf bekommen
Kranich (Pfauen-)
andere Arten:
krank
krank werden
schwer krank werden
Krankheit
Krätze
kratzen (um zu scheuern) -Imaya
(auf der Haut sich -incaya
kratzen)
(von Vögeln) -pala
(von der Katze) -hwepa
Kraut mhido, ndiwo
Krebs nytinga
( K rankh eit) menge
Kreide (weißer Ton) nikako {mqako)
Kreis mkumbi (z. B. im Kreis aufgestellte Menscaen
Kreis (Hof) um den Mond mkumbi wa nyanga)
Kreisel mpira
Kreuz Upamhano; msalaha (ksw.)
kreuzen (die Beine) -yeyamiza {mlunyao lunye)
sich kreuzen (von -pamhana
chahisa
-linga
nkara
manja (niansa)
-qina
lihuhuru
-kaJa
-ßnira mshipa
lihoholi
ndmo (weiß); yindwa
-gura
-gura kuwi, = kakuru
Ivfo (pl. zifo)
lukicelcwe
chakulya
-linga
Ungar aji
makakara
-kangamara
{li)kunguru
-emha
-finita mshipa
limwali
mtamu ■
-rioara
-rwara paioaha
utamu
mapele
-kwenda
-nyaga
-p a la
-kapa
mboga, likoro
ngunga
menge
hen mkumbi wa wantu;
mp i r a
Wegen , von Men-
schen, deren Wege
sich kreuzen, die
sich jedoch nicht
treffen)
Kreuzweg
kriechen
Krieg
Krieg führen
Krieger
Kriegsgefangen er
mapambano {ga njera)
-kasa
pamoat.a
'tnalekano
-kwawa
ngondo
-komana
yimpi
-hca, -gicazana
lijahn
mvfu msutit, mchawa
Kriegskostüm , bestand aus njukula (Federbusch auf dem Kopf) und mayam-
bato (Tierschwänze usw. am Körper)
Kriegstanz aufführen -gia -dalika
360
Spiss: Kingoiii und Kisutu.
Krokodil
ngwenya , ingwanyama
llgw 1 na
Krone, durch
mkumbi (Kreis)
Kronenkranich
lihoholi
limican
Kropf
ndesi
Kröte s. Fi-osch
Krug (irden)
mhiza
chalikf)
(Kürbis)
lisala
lidenge
krumm werden
-pendama
-pendama
krumm gehen s. hin
ken
krümmen
-yoyomsa
-pinda
kinippelhaft sein
-sonnyoka
-chipira
Kruste (im Topf)
ukoJco
makogoto
Küche
pamaseko
pamaflgo
Kücldein
mtwana wa nkvku
kikuku. chyana
ngukn
cha
kühl werden
-pfjla
-pola
kühlen (ab-)
-pozisa
-polisa
kühn sein
-qina
-kangamara
Kugel (Gewehr-)
kipolopolo
Kuh
nkomokazi
nginda
KuMuner liaben
-kumhula shizio
-kumhula mtima
Kundschafter
(li) sholi (pl. zi)
lingomeji
Kupfer
lisongo lihomvu
kikono kidungu.
mkuwa
Kürbis
lishala {limra)
lidenge
(als Gemüse)
litanga
mungu
kürschen
-chuka
-chukuta
kurz
-fichane
-fupi
kürzen (ab-)
-juua, -yeka
-dumula
küssen
-yanga
-yanga
Küste, an der (die)
mhvcani
mhwani
L.
lachen
-sheka
-heka
laden (Gewehr)
-tera-. -yeta {iconga Pulver)
-sopa {wonga)
Ladestock
luyanga
Lager
kilalo
kigono
lagern, sich
-lala
-gona
lahm sein
-lemara
-lemara
Lamm
lizinyani la yimvu
lizinyani la mherer
Land
lizwe
mlima
Land im Gegensatz
mlaga (gew. pl. mi-)
zu ..Stadt«
Landgut
simu, mundo
mgunda
Landmann
mlimi
mlimi
Spiss: Kino-Olli und Kisutu.
361
lang
-de (vgl. -deni)
-tali
vor langer Zeit
kadeni (jjadeni)
katali
langsam (adv.)
kuse. hwino
mbolembole
langsam sein (= tun)
-swera
-hwera
langweilen, sich
Lappen (aus Stoff)
-zihuta
kikaka . kikwinda
- zibuta
(kleiner)
mwere
(langer schmaler)
Lärm (Geschrei)
mcheka
mshindo
mshindo
Lärm schlagen
-hanga mshindo
-banga mshindo
lassen (ablassen)
-sia, -kaula, -leka
-sia, -kaula, -leka_
nicht lassen (verbieten)
übriglassen
-yalisa
-sia, -leka
-beza
-leka
Last
mtwaro, mtoro
mzigo
Lastträger
mticali mtoro
mgegi mzigo
lästig fallen (ermüden)
Latte (Dachsparre)
lau werden (s. abkühlen)
-nengeza
lutungu
-pola
-chu m buza
mp agaro ( pl. 7np agar o)
-p 0 la
lauei-n
-lalira
-yuwira
Lauf (schneller)
laufen
um die Wette laufen
Laus
laut (adj.)
majuwane
-gigima ( -gijima )
-linga majuwane
(i)ntu:ara (pl. zint-)
-kiiru
majumbo
-jumba
-linga majumbo
lisosolo
-waha
(adv.)
kakuru
neso
läuten (trans.)
-chaya ndalama
- to w a ndalama
(intrans.)
lauter (= bloß)
-kara
-odwa {-edwa)
-emba
(lauter INIorast)
ludaka lodwa
Leben
urura . tcahwino
urura, wabwino
leben, durch
lebend j
lebendig i
-rura (lebendig)
-rura
-rura
-rura
Leber
kihindi
kibindi
lecken
-kota
-myanga
Leder
kikumha
kikumba
leer (adv. u. präd.)
-chabe
-waka
(adjekt.)
-a chahe
-a waka
legen
-heka (auf den Boden ^ö^«)
-wika, -limba
Eier legen
Lehm (nasser o. dunkler)
-hek{er)a maqanda
ludaka
-tag(ir)a makanga
ludope
(rote Erde)
(weißer Ton)
kikunja
mqako
kikunja
mkako
Lehmkloß
ligade
ligade
Lehm treten
-buka ludaka, -kannya lu-
daka
-kanda ludope
362
Spiss: Kingoni und Kisutii.
lehnen (an-)
-yeyamisa
-yegega
sich anlehnen
-yeyama
-yegama
Lehre
mafundisho, inalayo
mafundisho, malayo
lehren
-funda, -laya
-fundisa
Lehrer
mfundisi
micalimu (ksw.)
Lehrling
mfundi
Leib (Körper)
mzimba
muwili, mtivili
Leibweh haben, di
u-ch
-vava lusu
-vina lireme
Leiche
mhifi
mtuhi
leiciit
-rura
-rura
leichtsinnig
kishora
kishora
leiden
-zvca ushunyu . -bona
usJmngu
Leiden
xishungu {umngu)
leihen
-boleka, -cheleka
-azima, -pinga
Leim (Vogel-)
ulimbo
ulimbo
leise (adv.)
ktise
mbolembole
leiten (an dei- 11
and
-tanguza
-longoza
führen)
Leiter, die
kimuü cha kukwera
ngazi (ksw.)
Lenden
zinkaro (sing, lukaro)
kiu-uno
Lendentuch
kiqicinda (s. auch Lappen)
kikicinda
Leopard
ingice kingcmgongo
lihnwi
lernen
-fundiwa, -layiwa
- undisiw a
lesen
-.snuia (ksw.)
-soma (ksw.)
letzte
-a mitva
-a kumbele
leuchten (trans.)
-banisa
- m ulisa
(intrans.)
-baneka, -kannya
-mulika
leugnen
-yala {na manga)
-bera (na maked)
Leute
u-antu
IC an du, wanu
Licht
mbane. mbaneko
{ki)mtiliko
licht
-msope
-icarafu
licht werden (vom
Tagl
1 -cA«, -sa
-cha
lieb i^: gut)
■nandi (s. auch Liebling)
Liebe
ntando, ntando
ngano
lieben
-tanda
-gana
Liebling
mtandokazi
mganifu
Liebschaft haben
-funa kukoniba
Lied, durch
-saicera
luimbo
liegen
-lala
-gona
mit dem Kopfe ;
auf
-samira
etwas liegen
was liegt daran;*
kunani^
(..macht nichts
!«)
Linie
ludicendtre
in einerLinie aufstellen
-beka hidicendice
Spiss: Kingoni und Kisutu.
363
Linke (die linke Hand, linyere
linke Seite)
links
Lippe
List
loben
Loch (Vertiefung)
(Höhle in der Erde)
(Höhlung im Felsen)
Mäuseloch
locker werden
lockern
Löffel (Kocli-)
(Schöpf-)
Lohn
um Lohn arbeiten
Los ziehen, losen
»um« etwas durch Genitiv {cha . . .)
löschen
losbinden )
lösen )
losgelien (vom Stiele)
loskaufen
losklopfen
losmachen s. losbinden
losspringen (auf jemand) -dumira, -suJcira makata
-a Ilngere, -a me tigere
inlomo
liqiri, marango
-tokoza, -gia
Ugodi
ligeica
mhoma
mlindi
-funa Tcukumtika
-legereza
lipini
ndehe
lifungo, hikmi:i
-seirenjera
-yenza Jcisiriri
•qima (-kima)
-kiamda
-kumiika
-sangula
-kumula
Loa
Lücke (in den Zähnen)
Luft
Luftröhre
(Adamsapfel)
Lüge
lügen
Lügner
Lunge
Lust (\'erlangen)
lustig sein
mpondoro (pl. zim-),
mpozmigo , kiricani,
ngicenyama
Ikcende
moya
mpimho
mkoromero
manga
-qamha
lull ala
-lumpirira
Ugodi
mioina
lipanga
mlindi
-funa kuicopoka
•legereza
mpundi, mwiko
mteko, mnego
njomhe
-hengiila
-hnma luhumu
- tc opola
-kulika
-knrnhola
-kula
- g u r u k i r a
lihimha, libonjo
linguli
mpungo
mpimho
mkoromero
makeo, udesi
-deta
mmakeo, mdesi
mapapo (lipapo ein Flügel)
moyo
-taira
moyo
-hekerera
machen
(verfertigen ; aus Holz)
(aus Leder)
»macht (verschlägt)
nichts!«
-yenza
-baza
-sika
nandaica.
M.
■ kita
■hongola
364
Spiss: Kiiiooiii und Kisutu.
Macht
manja
makakara
mäclitig sein
-wa na manja
-wa na makakara
Made
kibungu, lupeto
lisomi
Mädchen
msikana
kamwali
(erwachsenes)
ntomhe ntombazana
mwali
Magen
mhirini
lutumbo
mager werden
-dasa, -yonda
-ganda
malilen
-sira
-hyaga
Mähne (vom Zebra)
mvceim
mchengo
Mais
Tcimanga, mumbu
marombe
(in der Milch)
kimanga kiludaka, kimahga
kisekona (d. h. »ist eben «
seil, kiludaka)
(gi-ob gemahlener)
mahenga
sokole
Mais braten
-yosa, -kazinga
-nyanya, -kalanga
Maiskolben (leerer)
kigamu
kinguenyero
Haare am Maiskolben
ndefu
n defu
Haare bekommen
-kasira
-kasira
die Köner ausbrechen
-korowola
-korowola
Maisstengel
lishanga
lipese
mal
ka-
ka-
einmal
kamozi
kamonga
ein andermal
kanye
kangi
Mangel (Not)
ukiwa
Maniok
njumhula, mbicani
mayao, manindi
Mann
ndoela (li-)
mgosi
alter Mann
ligegu
mannbar
-kuru
-kiir u
mannbai- werden
-chaija inanzi, -kula
für mannbar erklären
-hiza 7?ikunf
männlich
-rioda, -duna
-gosi
Mark (Knochen-)
mongo
m ongn
markten s. feilsciien
massieren (mit Blätter-
-toica (na maqembe)
-toiva {na maqembe)
Dawa)
das Massieren
mitmco
m itowo
Matte
likasi
mpasa, ugono
Matte Hechten
-tunga, -mka
-hona
Mattenllechter
mtungi, mruki
mkoni
Mauer
lutango Ina mache
licigo Iwa maganga
Maus (Feld-)
mbewa
mbewa
(Hausratte)
ligundwane
ligundwane
-Loch
mlindi wa mbewa
meckern (Ziege)
-nieia
-meto
Medizin
miiti
mtera
Medizin bereiten
-liingisa m.
-lungisa m.
Spiss: Kina:oiii und Kisutii.
365
Meer
nyanza (s. See)
Mehl
mpupu
uhemhe
(grobes)
msere
rauhere,
Mehlbrei
sima, Tiijeza
uyali
mehr, durch
-ye{o)ngeza (hinzufügen)
-yongeza
nicht mehr (adv.),
durch negat. Form
mit dem Zusatz
pawili, kanye
kangi
meiden (ausweichen)
-pambuka
-paduJca
meiden (unterlassen)
-lek(er)a, -sia
-leka, -kotoJca
mein
-aini, -a newo
-angu, -a nene
meinen
-hona, -ii
-icona, -lola
oder durch
shizio ihuruma
,
INIeister
nkocho, nyanga
({)1. zin-)
fitndi
melken
-semja
-kama
Gefäß /um Melken
Utitnya
sich in den INI und
-sireza
-yongera
melken
Menge (Volkes-)
liqala , Ühanja
INIensch
rmintu
mun du , munu
Menstruation haben
-qeza
-ica kuligeza -ica kuhaki
(zu dieser Zeit dai'f das Weib das Essen nicht salzen, sonst wii-d der
Mann an den Beinen lahml)
merken (sehen, fülden)
Merkmal
(eingeschnittenes)
messen
^Messer
(Busch-)
(-Griff)
Messing, -Ring
-Ring (anschmieden,
anlegen)
Mhogo
-Stengel
mich
Milch
süße
Biestmilch
geronnene
gei-innen
sauer werden
jNIilchgefäß (zum
Melken)
mild
-bona
mbara
lingeica
-linga, -lingisa
mukica , mkondo
mhemha
luti
kikono {kimsojx)
-tanda kik.
njumhula , mbicani
kimuti cha nj.
ndi] (betont) minne , neico
Iwisi, masi
Iicisi hca namiim
kituici
vigongota
-jia
-vunda
htunga
-qoto
-icona, -lola
mbara
-linga, -lingisa
kipula
nyengo
mpini, chaka
lisnngo {liwarafu)
-nyemba lis.
mayao, manindi
mkongo ica ma.
ndi. nenga
luziica
luziwa lioa lero
kituici
vigongota
-ynma
-vunda
Htunga
366
Spiss: Kinsoni und Kisutu.
mir (tonlos)
ndi
ndi
(betont)
minne, newo
nenga
bei mir (zuhause)
mn-a minne
mischen
-shanganisa , -vanga{ nisa) ,
-qumha{nisa)
-hasa
Mist
ulongo
mahuli
mit (Begleitung luid
na
na
Mittel)
mit mir
nami
nami
mit dir
navce
nawe
mit ihm
naye
naye
mit uns
nati
nati
mit euch
namwe, nanye
7iamive, nanye
mit ihnen
nawo
nawo
Mitleid
rmisa
lipyana
Mitleid haben
-hon{er)a m.
-lol{er)a l.
mitsammen
ndaonnye , pamn.
:i
pamonga
Mittag )
mittags i
imhii ikitru
imini ikuru
(von 1 1 l)is 2 Uhr sagt man liranga
lifudumar{is)a die Sonne
macht
schwitzen , um 2 Uhi
1' liranga lipenduka die
Sonne wendet sich
(fällt)
Mitte, in der Mitte )
mitten j
niukati . pakati.
kukati
mgati
pagati
in die INIitte
kicakati, ku-
knyati
Mitternacht
pakati pa usiku
pagati pa kilo
mitteilen
-sömola, -gawa
-gaica
mündlich
-hik(er)a
-bik{er)a
Heimliches
-sheira
-sheica
von der Speise durch
-shepunn
-mega
Abbrechen mitteilen
nicht mitteilen
-nyicha
Mitteilung (mitgeteilte
msömnlo
Geschenke)
mögen
-tan da, -fnna
-londa, -gana
ich mag nicht
anditandi
m b w i tu
möglich sein
-yezeka. -yen:eh
a
-hotoreka
Molke
mlaza
Monat
Mond
! nyanga
mwezi
wachsen (vom Mond)
-qina. -ki/Ia
- k anga m ara . -
kula
abnehmen
-pungula , -fiina
kufa
-pungula, -funa kn^
scheinen
-icala
-icala
verschwinden
-fa. -pera
-yomoka
es ist Vollmond
n. ikuru . n. ikannya
m. muwaha
es ist Neumond
n. yafa
morden
-hurara
-koma
Spiss: Kino-oni und Kisutu.
367
Mörder mhurari
moi-gen kusasa
Morgen \
kusasa
morgens \
früh morgens kusasa ludu
gegen 8 Uhr mharara
Morgenstern nkanyesi ya kucha
Mörser (aus Holz) likovu
Moskito {lu)suu-u
Motte (kleiner Schmet- kapuruputu
terling)
(ist den Wangoni niciit als kleiderfressend bekannt)
M tarn a saka mapemha
-Stengel Ushanya lipese
Mücke s. Moskito
müde werden -dinma -totokera
(auch übertragen: -dinrwa pete jemandes müde sein)
mko m i
k ir a u
lukcra
lukera neso
mharara
lutondo Ina kucha
lituli
nj e 71 j ema,l i ny e r e ruj e r e
kapuruputu
Mühe; sich Mühe geben -kutala , -qina
Mühlstein (der untei-e) liehe la kusira
(der obere, kleine)
Müllhaufen
Mund
ein "Mundvoll«
nehmen
Mündung (Fluß-)
(des Gewehrs)
murren
Muschel (Flußperl-)
Muscheltier
Kaurimuschel
Musikinstrumente :
mhokoto (pl. zim.)
Uzara
milomo (auch mlomö)
lok. milomiceni und
milonyeni
-mumata
mashanyano
mlomo
-irawaza
-kanyamara
Iwara
limwana {lu-)
kifyayiriro
milomo (auch mlomo)
pa-, mu mlomo
-fuwata
makonyano
mlomo
-nyunula
müßig seil
likcmyice
likono
mheta (Flöte)
karomheta (Trompete,
europäisch)
harayumu )
, , (Hörner)
mbarauara \
numhuru (Trommel)
liyubu (Saiteninstrument)
durch -dinga (nötig haben)
oder -fanela (nützen ,
frommen)
-liwariza mit oder ohne
kizungu (grübelnd,
spinnend) (vgl. liirara)
kiliu-arizi
7nheta
karomheta
harayumu
mharahara
iiy o m a
368
Spiss: Kiiigoni und Kisutu.
Muster
Ivfano
mutig (im Kamiif)
ngwad (vgl.
-yiiiaza)
nuitig- sein
-qina
-kangamara
INIutter
mama
ma(ic)ii, nyongoro
deine Mutter
Tiyoko
nyoko
deine, seine 3Iutter
riyina
ngina (das Possessiv muß
jedoch ausgedrückt
werden)
Mütze (Art Turban)
mcheka
mcheka
(europäische)
l-ofia (ksw.)
kof'ia (ksw.)
Nal.el
nach (Richtung)
(liinter, später)
nach und nach
nachahmen
nachdem; z.B. nachdem
er gesprochen
nachdenken
nachfolgen
in der Regierung
nachher s. hernach
Nachkonune
nachlässig
nachlässig sein
Nachlässigkeit
nachlassen
(Schnürung usw.)
(erlassen)
nachlauten
Nachmittag", es ist
Nachmittag
Nacliricht
»was gibt es für
Nachrichten;'"
Nachricht bringen
Nachricht senden
nachsinnen s. nachdenke
nachspüren (vom Hund)
(vom jNIenschen)
Nacht
bei Nacht
Nachtlager s. Lager.
N.
nqaica
kur, kica
(e)muva kica
hwinobicino
-linganisa, -landa
lapo akurumilepo
-kninbula
-landa
-bekhca ukosi
mzukuru, mticana
kishora , kiliicarizi
-liicara
nUivaro, libude
-legereza
-sia, -lck{er)a
-landa na majuivane
lapenduka (seil, liranga)
(die Sonne sinkt)
zindaira
^'zindaiva ifiuni?«
^kunja/ii?'^
-bika {-era)
-tuma zjnd.
in.
-tmigat{ir)a
-shora
nsiku
pausiku . eiisiku
lukiifu (mgiifu)
ku-, kwa
kumbele kica
mbolembole
-kfricf'kpra
- k u m biika
k 0 IC eker a
-limba uticn
■lengaj
■legereza
■leka
■kotcekera na injinnbt
m iharo
niiharo njani?
- s <' >ig a ni i h a r o
-niis{ir)a
-nyomera
kilo
pakilo
Spiss: Khigoni und Kisuto.
369
Nacken
msunduru;
kingutu
kigos i
nackt
(prädik.) chahe
waka, wuuli
(adject.) -a chabe
-a waka
Nadel
kitungo
sindano {singane)
Nagel (<
ins Eisen)
lusunguru
msomali (ksw.)
(aus ]
Hok)
kikongwane
Finge
Zeher
rnagel
inagel
1 luzijio
kiuwu
nagen (von der Maus usw.) ngongola , ngtienya
nahe paßchane
nahebei paßchane na, -pa.
naherücken
naheslellen
nähen
nähern , sich
nahezu s. beinahe
Nahrung
nähren
Nacht
Name
wie ist dein Name?
Namen geben
-kioa
-tunga
•sendera
kiso (kishö), chakusa
-pana
mtungo
libizo
libizo lako nguwe loani?
-yeta libizo
nämliche, der durch Verdoppelung des Demonstr
Narbe litigewa
(von Einschnitten) njojo
Narr, närrisch s. irrsinnig
Nase
aus der Nase bluten
Nasenschleim
Nashorn
naß
naß werden
Nebel
neben, nebeneinander
necken
Neffe (der Schwester
Kind)
(des Bruders Kind)
Negerkorn
nehmen
mit Gewalt
nur wenig mit der
Hand nehmen
auf den Arm nehmen
»nimm da!«
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprache)
mpümulo
-puma ngazi Inpumulo
mafinyera
kipembere
-a manzi, -lutaka
(rf)
-tamba na manzi
lifu
pamozi,
-shara
ndaonye
mtwana (seil . wa mtanakwet
saka
-tola, -tawata, -lata
-ka
-ngewa ,
-singata
1904. m.Abt.
ngongola, nguenya
papiipi
pafichane na, -pa.
-kwa
-hegereza
-hona
-hegerera
chakulya
-perana
lutoto
lihina
-tina lihina
ativpronomens.
liwamba
nembo
mengero
mafinyera
kipembere
-deke
-dekepa
lifufu, lifundi
pamonga
-kina
mapemba
-tola, -taioata, -tata
-poka, -yanuka
-tona
-pagata
r.kote!^^
370
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Neid
Tcigoro
kigoro
(Eifersucht)
uhwere
ukicere
neidisch sein
-boner a sMzio
neigen
-kotama
-gundama
sich neigen
-[zi)Jcotama
-zigundama
die Sonne neigt sich
liranga lachona
(zum Untergang)
Neigung s. Begierde
nein
ngö, ca (Schnalzlaut)
ndd
nennen s. u. Name
Nest
Msakasaka
kisakasaka
Netz (zum Wildfang)
mamburi
lipiriri
(zum Fischen)
Iwavu, lutengo
neu
-cha
-pya
neugierig sein
-qapera
-pulikiza
Neuigkeit s. Nachricht
Neumond s. Mond
neun -sano na -nne -hano na mcheche
Ngoma (Tanzarten) ligwamha mkwendo, lipuga
nicht a (vorgesetzt!)
andi ich (bin) nicht; äko, are [azT), alizT er ist nicht hier; si, asi; asi mkuico
ivami es ist nicht meine Art; andi na ich habe nicht; vor einem Infinitiv
bedeutet auch bloßes «na« nicht, z. B. na kuhamba, ich gehe nicht (zu
ergänzen ^andi« na kuhamba icli bin nicht mit gehen)
nicht; »nicht vv^ahr?« atiL ati poo?
niederfallen (bittend) -gukira
(seitwärts, kopfüber) -gekika
niederhauen (Holz) -jutca
niederknien -guk(ir)a madoro
niederlassen, sich -sara {-shara)
(von Vögeln) -wa
niederlegen (Gaben vor -tul{ir)a
jemand)
sich niederlegen
niederreißen (Haus)
niederschlagen
niedersetzen, siel
niedersitzen
niederstellen
niedertreten
niederwerfen
niedrig (Haus)
(Wasserstand)
ande (andi)?
-fugamira
-garauka
-tema, -dumula
-fugam{ir)a
-tama
-gwa
-nenul(ir)a
-gnna
-bomola
-lala
-fuza, -diriza
-chaya awe (daß er falle) pasi
-sara {pasi) -tama (paht)
•beka pasi
-nyat{ir)a
-wisa
-fichane
-nyane {-ninyane)
niemand, durch aze muntu (es ist kein Mensch)
Niere iso (pl. ziso)
niesen -yetemula
-wika pahi
•libat{ir)a
-gwisa
-fup i
-debe
-tesemula
Spiss: Kingoni und Kisutu.
371
Nilpferd kiboko
nisten -tutirira {JcisakasaJca)
noch; warte noch qare uime (fang an und stehe)
oder uUnde huti {uime huti)
er ist noch da akona, Jcandi akona
noch andere wanye muva
ndomondo
-tutirira {kisakasaka)
noch nicht; ich hörte noch nicht ningakai.
(0
nochmals
kawili, kanye
kangi
Norden
mishu{w)uru (heißt auch
lukigi
Süden)
Not
ukiwa
ukiwa
Notdurft veri'ichten
-tunda
-tunda
Nothütte
kikonslu
sakasa
notwendig i , ^
° haben
notig \
-dinya, -funa
-londa
nötig sein
-fanera
-fanera
nüchtern sein pf. von -lamha (nichts oder sehr wenig essen)
wieder nüchtern werden (vom Rausch) -temuka {uchwala)
nun s. jetzt
(tonlos anknüpfend) nandawa
nur njwe,ngd, kujyera {^osiT^os.) ndü
(tonlos) kambe {uniyamkere kamhe lös mich nur ab)
nützen -siza, -fanera -siza, -fanera
Nutzen masizo, mafanero masizo, mafanero
o.
0! (Ausruf)
au! hau! wee!
au! hau! wee!
ob
kumbi, koma, kama
kumhi, koma, kama
Obacht geben
-shakanipa
-chenjera
(auf den Feind)
-shora
-ngomera
oben
pezuru
pachannya, panani
Oberhaupt
mkuru
muwaha
obgleich
nyangana, nakuwa
nyangana, nakuwa
Ochse
lihoyi {lihoye), nkawi
lihoyi {lihoye), nkawi
oder
chere (wörtl. »sag!«,
»vielleicht«)
offen stehen
-vulika
-dindulika
offenbaren
-yazisa, -gwaul{ir)a mlomo -mannyisa
(Geheimes, Böses)
-shew{er)a
offenbar werden
-yazika
-mannyika
Offenbarung
mayaziso (neu)
öffnen
-vula
-dindula
(die Augen)
-papama {-pakama)
Öffnung
mlomo
mlomo
(Tür-)
lisango
mlyango
oft
paninzi {ka-)
kamahere
372
Spiss : Kii
und Kisutu.
Oheim s. Vetter
Öl mafuta
ohne (etwas sein) kuze {na)
ich bin ohne Nahrung ndize na chakusa;
ohnmächtig werden
Ohr
Ohrenbläserei treiben
Ohrfeige geben
Ohrläppchen
Ohrläppchen durch-
bohren
Opfer (Toten-)
-fleisch
Onkel S.Vetter
opfern
ordnen
Ort
Osten
-hinduka
nsewe (njewe)
-setca {-shewa)
-makaya
nsewe {njewe)
-sesa {-shesha)
lirumo {m-)
nyama ya mslozi
-ruma, -tulira lirumo
-lungisa
mahuta
andi na kisTio
-hinduka
likutu
-heha
-pamanda
likutu
•sika likutu
limiriro {m-)
nyama ya mahoka
-ruma, -tulira lirumo
-tendekera
ndawo; kikunja; oder durch pa-
mapumeranga mapumeranga
(lok. epermeranga oder pa-, ku-)
Packen (fassen) -hamha -kamula
Palmarten: mkoma (Dumpalme); ihre Blätter malala;
liwale (Fetlerpalme?). ihre Zweige mawale
(mu)
Papagei kasuku
parieren
-vika
-yepa
passen
passend sein
Pavian
Pech
(zum Vogelfang)
-linganira-, fanera
lyani
ngoleko
ulimho
lyani
ngoleko
ulimho
Perle j
Perlschnur \
usharo, kihuhulero
usharo, kihuhulero
große Art
mache {ga ush.)
maganga {ga ush.)
Perlhuhn
Person, durch
Pfahl
pangea, ngerangerane
mnyikazi (eig. »selbst«)
kimuti
lichundu
mwene
mkongo, kihiki
(zum Anbinden von
Haustieren)
(spitzer Pfahl in der
Fallgrube)
Pfand geben
kikongwane
luqipo
-pikisana
kipanda
lihonga
-temerana ngani
Pfauenkranich
lihoholi
limwali
Pfefi'er
toronga
sohola
Spiss: Kingoni und Kisutu.
373
pfeifen (mit dem Mund)
-heta likwere
-kuwa lulufi
(mit Hilfe der Hand)
-heta mvemve
-kuwa mhembe
Pfeife
Mtuliro
kituliro
(Tabaks-)
chanana
chanana
(große)
lijingo
lijingo
Pfeil
mchohi
mchohi
-Spitze
pambele pa mch.
pambele pa mch.
-Gift
usungu
ushungu
Pferdeantilope
mparapi
mparapi
Pfiff
likwere
lulufi
Pflanze
lunondo
mbande
pflanzen
-chara
-panda
Pflanzung
simu, munda
mgunda
Pflege; der Pflege
-gura
-rwara
bedürfen (krank sein)
pflegen (für jemand
-senga
-shenga
sorgen)
-tumaika
-sengeka
(Kranke)
•gulisa
-Iwalisa
= gewohnt sein s.
d.
Pflegling (allgem.)
msenzi
mshenzi
pflücken
-ka
-yava
Pfosten ; Tür- (die
kigoane
ngingiriti
vorderen)
(die hinteren)
lusika {zin-)
lusika {zin-)
Gabel-
lipanda
lipanda
Pfropfen
kivimbo
kivimba, kidindiro
picken (mit dem
-nonga
-hola, honyola
Schnabel)
Pille
kagade
kagade
Pinsel
luti Iwa kutera, lutero
pirschen
-zingira
-fwima
pissen
-tunda
-tunda
Pilz
nkoane
woga
Plantage s. Pflanzung
«Plaß» (weißer Fleck an
impefu
kipaji
der Stirn der Tiere)
plätschern (im Wasser)
-bukucha
-bukucha
Platz (Ort, Stelle)
kikunja, ndawo
kikunja, ndawo
(übriger Platz)
ndawo
ndawo
(freier Platz vor den
liwara
Iwan ja
Hütten)
platzen
-dauka, -papuka
-hatuka
plaudern
-longera
-longera
plötzhch
kannye
nyakamonga
pochen s. klopfen
374
Spiss: Kiiiffoni und Kisutu.
Pocken
nampondc
lihomanga (u. mah.)
Polster
msamiro
msamiro
Pollution haben
-ganya
-ganga
Pombe
uchwala, mgai
ugimbi
Posten stehen
-yimirira
prahlen
-{zi)meka
{-zi)toga
(als Sieger)
-landa mashanza
-landa zingwazi
Prahlerei
mashango
lutogo
Preis (Wert)
ntengo
marondo, mukao
preisen
-tnkoza, -gia
-lumpirira
prellen
-dierera, -sherera
-punja
pressen (drücken)
-bandiza
-limbira (-irira)
(öl usw.)
-Tiama
-huja
Priel (Wasserloch)
mtombo
kiliwa
Probe machen i
probieren )
-linga
-linga
prophezeien
-kuTuma pamheU
-Tcuruma unjani
-jova panlongolo
Proviant (Reise-)
mpaho
mpako
-träger
mjingati (pl. 77ii-)
mjingati (pl. m i-)
prüfen
-linga
-linga
prügeln
-chaya
-Iowa, -lata, -puta
(Anzahl der Prügel
durch ntonga ziwili usw.)
Pulsader (an den
lukole
lukole
Schläfen)
(an der Hand)
7nshipa
mshipa
Pulver (Schieß-)
wonga
wonga
putzen (scheuern)
-shanza
-hongofya
sich putzen (schön
-gowa {-erera)
-fwalirira
kleiden)
Q.
Quälen
-nengeza, -zwisa nshungu
-bonisa ushungu
-tambuza
Quelle
kipera
kipera
Querbaum
mtambiko
mgomba
querlegen
-pingiliza
-pingiliza
querliegen
-pingika
-pingika
quetschen
-bandiz{ir)a
R.
-limbir{ir)a .
-limbat{ir)a
Rabe
lihuhuru
{li)kunguru
rächen, sich
-zisaulira
• zilipirira, -zitaulira
Spiss: Kingoni uiid Kisutu.
375
Rahm
lungwengwe
Rahm abschöpfen
yengula tun.
Rand (der äußerste Teil)
maqereni, peteni
lupenja
Rappenantilope
mparapi
mparapi
rasch
manono, mazinyani
nyata
rasch machen
-nonopa
-nonopa
rasieren
-singa
-keta, moveta, -moga
Rasiermesser
singo
luketo
Rat erteilen
-cher{is)a zindawa
-landulira miharo
um Rat fragen
-huza zindawa
-kota miharo
ratlos werden (sein)
-ziyamha
-zihola
Ratte (Feld-)
mhewa
lipannya
(Haus-)
ligundwane
ligundwane
rauben
-yamuka, -tata
-yanuka, -nyaga,
-poka
Räuber
mbafa
mhiji
Hilferuf: ^^nyakato! Räuber!«
Raubtier
liJcoko
likoko
Rauch
musi
lyosi, lyohi
rauchen (vom Feuer)
musi ubunya
lyosi latutuma
(Tabak)
-bema
-pepa
räuchern
-yan'ika pamusi
-yanika palyosi
Räude s. Krätze
raufen
-bamhana
-limbana malimbo
Raum
ndawo, mkati
ndawo, mkati
Raupe
(lu)tambuzi
{lu)tambuzi
rauschen (vom Kleid,
-pupuma
-pupuma
Wasser)
räuspern sich
-koshora
-kohomola
(3)
-onesa
Rechenschaft ablegen,
-chenisa (vorzeigen)
durch
rechnen s. zählen
recht (gut)
-se, -abwino
-se, -abwino
rechte Hand, rechts
nga neno (kwa)
-a kulya {-a kulira)
(von)
Recht sprechen
-juwa zindawa, teta
-dumula miharo,
-lamul{an)a
Rede
mazwi, zindawa
miharo
reden
-kuruma
-jova
mitsammen reden
-kurumana, -cherana
-jovana
schnell reden, red-
-kuruma pi-pi-pi
-jova hökohöko
selig sein
Regen j
Regenzeit j
mvula
mvula
Regenbogen
mpingo {wa mv.)
kiwingo {cha mv.)
-schirm mtumi, lihau
(kleiner Lederschild)
376
Spiss: Kingoni uiid Kisutu.
Regenwurm
-zeit (kleine)
" (große)
Regen machen (di
Mlembo [urembö)
lihova
lisowu
t'ch Zauber) -hula mvula
nyamho, ndupuka
mtulo, wall
hifuko
die Regenzeit beginnt lihova lapinga
ich bin in den Regen gekommen mvula ininetile
regieren -rusa (hüten)
oder: -wa nlcosi, wa mlumzana
-dinda
Regierung
ukosi
utwa
in die Regierung ein-
-bekiwa ukosi
-wikiwa utwa
gesetzt werden
regnen
-na, -neta
-tonya
es regnet
(mvula) iyana, iyaneta
yatonnya
nur schwach regnen
-fafaza, -haza
-meremeta
reiben (ab-)
-yesula, -chekika
-hungula, porasa
[z=i zerreiben)
-sira
-hyaga
(= scheuern)
-sanja
-hogo/ya
Feuer reiben
-pesha mbaso
-tika moto
(Streichholz)
-kwenda
kwenda
reich werden
-fuma (ininzi)
-mota (yamahere),
-zimotera
Reich
ukosi
utwa
reichen (hinlangen)
-nyuluka {-gerula
chanja)
-gorola litcoko
(= darreichen)
-Uta
-leta
(= genügen)
-koliwa, -fika
-koliwa, -fika
reichlich vorhanden sein
-yanda (gew. pf.)
-yoroka
reif werden
-vuta
-vunda
Reihe
ludicendwe
mperera
in eine Reihe stellen
-hekerera lud.
-wika mp.
Reiher s. Kranich
rein werden
-sambika, -kannya.
, sJianziko
i
Reinheit
mashanzeko, makannyo
reinigen
-shanza, -sanja
-hogo/ya
(Getreide durch Worfeln)
-pepeta
-pepeta
reinlich angezogen sein
-gmca
-gowa
Reis (in der Hülse)
mpunga
mpunga
(enthülst)
mahenga
{ma)sokole, semhe
Arten: weißer
bungara
bungara
roter
ngindimba
ngindimba
Reise
ulendo
ulendo
Reiseproviant
mpako
mpako
reisen
-hamba
-genda
(— abreisen)
-suka
-wuka
reißen (= ziehen)
-dösa
-huta
(ausreißen)
-shepuna
-geha
(in Stücke reißen)
daula
-hatula
Spiss: Kingoni und Kisutu.
377
reiten
reizen (zum Zorn)
(überhaupt zum Bösen)
rennen s. laufen
Rest (von Speisen)
(angebrannte Kruste)
(von Stoffen)
retten
gerettet werden
Reue haben, durch
Reuse
Rhinozeros s. Nashorn
richten s. Recht sprechei
Richter
-giwera
-giwera
-kalimirüa
• talamirisa
-ymisa
-yonisa
mlalo
mlalo
ukoko
uTcoTco
hihaJca
kilcal'a
-sangula
-Tcomhola
-sanguka
-JcomhoTca
-daclira (zürnen)
-hyomera
-Tcaula (aufhö
iren)
-leTca
sJiizio iymyera
(betrübt
sein)
mgono,
luten
9^
mteti, mjuwi{wazo) , mldmuli-
{wazo)
riechen (trans.)
-nv^a
-nusa
(intrans.)
-nuka
-nunga
übel riechen
-niiJta
-nunga
wohlriechend sein
-nunkirira
-nunkirira
Riedbock
ntambaramba (li-)
Riegel
mvaro
-mdindiro, mgogo
Riemen
luqoto, lusinga
mkanda, lusinga
Riese
likongwe
likongwe
Riesenschlange (große
sato
sato
Wasserschlange)
Rind
nkomo (lok. ezinkomeni)
ngovihe
Stier
kunzi
kunzi
Ochs
liboya, kawi
liboya, kawi
Kuh
nkomokazi
nginda
Fäi-se
litokazi
nginda
herabhängendes Hörn
-ica na nsofu
-wa na nsofu
habend
Rinde
{n)kwende, liqaro
lipinda,himbo, likungu
abschälen
-yewula
-kupula
Ring (am Finger)
ndandato
lukene
(am Speer)
limbuha (eiserner)
limbuha
njonjera (ledernei-)
njonjera
ngiisi (aus Holz)
ngusi
(Kopfring)
(n)kata
njingo
ringeln, sich
-zisonga, -songana
-zinyengOy -nyengana
ringen s. raufen
rinnen (fließen)
-hamba
-genda
(schnell)
-gigima
-jumba
(vom Gefäß)
-fuza
-hulula
378
Spiss: Kino;oni uiid Kisutu.
Rippe
lumbambo
Iwafu (pl. mbafu)
Risse bekommen
-gazuka
-panduka
ritzen
-tema
-tema
(Zeichen einritzen)
-Iowa
-lemba
Rizinusstaude
lushafuto
mono
Rizinusöl
shafuto
Rizinusfrüchte
zishafuto
Ruck
mwinyiro
mwingiro
roden
-hwaya
-kweta
roh (unreif)
-wisi, -lushaza
-bishi
Rohr (AllKemeinbegriff)
lishangazana
Arten: Bambus
msenjere
mlahi
Sumpfrohr
litete
lidete, lihango
rollen (Donner)
-duma
-buruma
weiterrollen
-gigika
-biruka
Rose
uluwa (pl. uluwa)
uluwa
Rost (auf Metall)
utali
u ta li
rosten
-Jcuta
-kuta
rösten (im Topf)
-hazinga
-kalanga
(überm Feuer)
-simira, -yocha
-nyanya
rot
-homvu
-dungu
ganz, hell-, feuerrot
-bomvu juu
Rotz (Nasenschleim)
maßnyera
map eng 0
Rücken
msana; (der obere Teil)
kingutu
mgongo
im Rücken
pamsana, muva
kumbele
auf dem Rücken liegen
-lala na msana
-gona na mgongo
auf dem Rücken
-hereka
-papa
tragen
Riickgrat
litamho (la msana)
lijege
rückwärts (gehen -hamba) na msana
rudern
-vuica
-huga
rufen
-biza {-tciza), -memeza
-kema, -kuta
(zur Unterredung vor-
-veza
-veza
laden)
(= schreien)
-kala
-emba
um Hilfe
-haiza
Ruf:
»yeÄee/»
^>mleteeU
ruhen
-pefümida
-pümula
Ruheplatz
kippfumulo
kipumulo
ruhig sein
-binda
-guna
ruhig (still), adv.
kuse
mbolembole
ganz ruhig
duu, zii
ruhig werden (sich
-lamulika, -pepa
beruhigen)
rühmen, sich
-zimeka
- zinyonga, -zitog
Spiss: Kingoni und Kisutu.
379
rühren (Brei)
-honda
-fuga
(flüssiges)
-zamaziza
-kologa
(geronnene M
ilch)
-juja (Iwisi)
-juja {Iwisi)
Rumpf
mzimha
muvili
rund sein
-viringuka
-viringuTca
Runde, die Runde
-tindira, -zunguka
-tindira
machen
Runzel
nxjonga
nyonga
runzlig werden
-puma zinyonga
-puma zinyonga
rupfen
-shutula
-putula, -kunda
Ruß
masizi {masisi)
masisira
Rüssel
mhoTco
mwango
Rute
lusicazi
luhwatu
rütteln
-zamazisa
-nyugusa
(= ausklopfen)
-tindita
-Tcungunda
s.
Saat
sanyero
mbeyu
Saatbeet
msere
likimba
Sache (materielle)
luto, Teintu
kindu
(= Geschäft, Anliegen;
) 7idawa
mharo
Sack
msandi
mhaku {msakn)
(aus Baumrinde)
lipinda
Ukongondo
säen
-fesa
-mija
(= setzen)
-chara
-panda
saftig
-lutaka
-deke
saftig sein (Fleisch)
-nona
-hata
(Holz)
-tamba
-dekepa
sagen
-kuruma
-jova
-ti (nur im Präsens; Pass
i. -tiwa)
-cho (Imp. ucho ,
choni! sage!)
davon relative Form
-chera jemandem
sagen
Sahne s. Rahm
Saite
luqotn, lusinga
lusinga
Saiteninstrument mit
liguhu
muTiawara
Bogen
salben
-tamhizira mafuta
-pakira mahuta
Salz
munyu
mwinyo, hihungu
Same
sanyero
mbeyu
sammeln
-huta, -butanim,
-sendeza
-hegereza
sich sammeln
-butana
(vom Weisser im
-pum{irir)a
-hum{irir)a
Brunnen)
Sand
msawa, msawati
mganga
Sandkorn
kamsawa
kamgauga
380
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Sandale
kiqatulo
kiratu
Sandfloh
litakennya
linjolinjoli
sanft
-qoto mit kuze lulaka,
-sisimu, -a maha
Sanftmut
uqoto kuze matukutero
usisimu
satt werden
-suta, -koliwa
-yuguta {-ika)
sättigen
-sutisa, -kola
-yuguta
satteln
-yanjara {-yansara)
-tandika
sauber s. rein
säubern s. reinigen
Sauce
msuzi
msuzi
sauer werden
-vunda
-vunda
(= gären)
-wira {-hirä)
-lula
(= verderben)
-jada
-juwaruka
Sauerteig
nkoto ihirileyo
sima ivundikyo
saugen
-nginda
-yonga
(aus-)
-munya
(0
-nuna
säugen
-n^endisa
-yongesa
Säugling
mungindi
myongesi
Saum (vom Kleid)
maqareni
lupenja
Schar (von Menschen)
liwanja {libanja)
liwanja [libanja)
(von Kriegern)
lihuto
(von Vieh)
msamhi
msambi
Schabe s. Motte
schaben
-hwaya
-kwenda
Schachtel
lishara (kashara)
lidenge {ka-)
Schädel (Hirnschale)
lukakayo
kitungu
schaden
-lemaza, -yenzera kuwi
-poteka, -kitira k
haki
Schaden leiden
-lemara
•potekiwa
Schaf
yimvu (pl. zimim)
mherere
Schaft (Speer-, hölzerner
msuka
Teil)
(aus Holz)
luti
lugongo
(Flinten-)
kimuti cha chilamu
Schakal
{n)kafidwe
likeioe
Schale (Eier-)
lijwao, liqembe, liqambi
lijwao
(Trink-)
mkere
kibaba
schälen
-hwaya
-kwenda
Scham (Scheu)
shoni (zisoni)
shoni (zisoni)
schämen , sich
-bona (zi)shoni
-bona {zi)shoni
Schande
{zi)shoni
{zi)shoni
Schande antum
-pa zishoni
pa zishoni
scharf (schneidend)
-kalt
-kali
scharf sein
-kalipa
-kalipa, -tema
Spiss: Kino;oni und Kisutu.
381
schärfen
-nola {-noza)
-fyura
scharren (mit den
-panda
-pala {-palasa)
Füßen)
Scharten bekommen
-myondoka
-bunduka
Schatten
kitunzi
muhwili
Schatten werfen
-yenza kit.
-kita muh.
-wa na kit.
kita muh.
schätzen s. lieben
(= abschätzen)
-kurumisana ntengo
-jovisana maronda
schaudern
-gedez{er)a , -tutuvi(ir)a
-tetem{er)a
schauen
-buka
-lora
schaukeln (z. B. auf dem
-qikika
-beruka
Wasser)
sich schaukeln
-qikika
Schaum (Speichel-)
ngwfvco
l ifu r ufu r u
(im Wasser)
lipuputo
mweru
scheckig sein
-wa na mabara (mhara)
-wa na mabara {mbara)
(gesprenkelt sein)
-wa na nara
-wa na madowangi
schei-en
-gunda
Scheibe (Schnitzel von
lilenga
lilenga
Kartoffeln usw.)
in Scheiben schneiden
-qazula
-kazula (mapande)
Scheide
kilala (kisw. ala)
kilala (kisw. ala)
scheiden (trennen)
-gamula
-wagula
(intrans.)
-gamuka (-ana)
-waguka {-ana)
scheinen (Sonne)
-bala
-wala
(Mond, Sterne)
-kannya
-walala
heiß scheinen
-chisa
-kisa
schwach scheinen
-hala panyani
-wala kadebe
es scheint mir
ndi{a)bona
ndi{a)bona
Scheitel
pezuru pa lukakayo
panani pa luk.
scheiteln (die Haare)
-chemula
likenjeza
Schelle
likenjeza
Schelm
mbafa
muhiji
schelten
-tetisa, -tuka
-kalimira, -liga
Schenkel
nüenje
libondo
schenken
-pa, -pasa, -pana
-pera
Scherbe
ludengere
luyonjo
scherzen
-zala
-kina
scheuern
-shanza
-hogofya
schicken (Sachen)
-peleka, -mukisa
(Personen)
-tuma (Pass. -tunywa und
-tumiwa)
-senga
-hambisa
-gendisa
schieben
-sunduza
•kunyuga
schief sein, -stehen
-yawa, -kotama
-gondama
382
Spiss: Kingoni und Kisutu.
schielen
Schienbein
schießen (Bogen)
(mit Flinte)
Schießpulver
Schiff (großes Boot)
Schild
Schildkröte
Schilfgras
-röhr
schimmern
lebhaft schimmern
schimpfen s. schelten
Schimpfrede
Schimj)fwort
schinden
Schirm
(lederner)
Schlacht Hefern
schlachten
Schlacken (von Eisen)
Schlaf
schlafen
(einschlafen)
nicht schlafen können
schläfrig sein
Schläfe
schlaft" sein (Seil)
schlagen
beabsichtigen (jeman-
den) zu schlagen
mit der flachen Hand
schlagen
(von Herz, Puls)
Schlamm
Schlange
Schlangenarten : große
Wasserschlange
Spuckotter
Puffotter
schlank
schlau sein
(beim Kauf)
Schlauch (aus Fell für
Wasser usw.)
-hukiJcisa
livave
-posa (uchohi)
-chaya (kibatnu)
wonga
ligarawa
kisango
likongwe
seggera
litete
-kannya, -kazamula
kazamula kaze kaze
matuko
lituko
-shinza
mtunzi
lihau
-Iwa
-shawa
lisimha Ja utali
utongo
-lala utongo
-yezera
-utongo uyala
-yezera
mshati, misJiati
-tamha
-chaya
-[in)so)igera
-7nakaya
-dula, -dikiza
ludaka
nyoka
sato
ndugun-aro
liwoma
-de
-wa na liqiri
-wa na ntengo
msandi
-lolekesa
livave
-sopa (upindi)
-towa (huti)
wonga
ligarawa
kikopa
likongwe
seggera
lidete, libango
-walala
maligo
liligo
-hinza
mtunzi
lihau
-komana
-koma
lisimha la xitali
lugono
-gona lugono^ -goro-
ka lug.
-gochera
-lugono lubera
-gochera
mshati, mishati
-dekepa, -legereka
-towa
-{m)songera
■viakaya
-pumunda
ludopi
lyoka
(madopi)
sato
nduguicaro
liwoma
- ta li
-loa na luhala
-wa na malonda
msako {mhako)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
383
Schiauf s. Knoten
schlecht
schleichen (vom Dieb)
schleifen s. schärfen
Schleim (Auswurf)
schleppen
schleudern
schließen
(Weg abschließen)
(Augen schließen)
Schlinge
Schlingen legen
schlingen (schlucken)
Schloß s. Riegel
schluchzen
schlucken s. schlingen
Schlummer s. Schlaf
Schlund
schlüpfrig sein
-nyenya
kihoshora
-dösa
-posa
-vala
-vimba (njira)
-kupira {meso)
mqipo wa nyozi
-qipa nyozi
-miza
-kara na zinyamhezi
mizo mpimho
-cherera
Schlüssel kiu
Schmach s. Schande
schmähen s. schelten
Schmähung s. Schimpfrede
(l{er)o
-hakt
-dieya, -yonda
{li)karafu
-kwega
-sopa
-dinda
-dinda n.
-kupira {meso)
mteqo wa ndambo
-tega ntamho
-mila
•mba na maholi
mizo mpimbo
-tierembuka {-tilem-
buka)
kidindul{ir)o
schmal
-nyane {-ninyane)
-debe
Schmarotzerpflanze
likurumbuko
ngoromoko
schmecken s. gefallen
oder wohlriechen
-nunkirira
-nunkirira
schmeicheln
-hongerera
-hongerera
schmelzen (trans.)
-ngewirisa
-ngewirisa
(intrans.)
-ngewirika
-ngewirika
Schmerz
ushungu
ushungu
Schmerz empfinden
-zwa ush.
-bona ush.
-wona ush.
schmerzen
-vava
-vina
Schmetterhng
kipuruputu , mguruguru
kipuruputu
guru
Schmied
mponzi
mponzi
schmieden
-ponda
-ponda
schmücken
-lungisa
-kola
sich schmücken (mit
-gowerera
-fwalirira
Kleidern)
Schmutz (Morast)
ludaka; mannyara
schmutzig werden
-yanekara
-hakara
Schnabel
mlomo
mlomo
mguru-
384
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Schnacke
suvm
njenjema, lingerengera
schnalzen
-chaya mlomo
-chaya mlomo
schnappen
-yanga
-yanga
schnarchen
-honya
-korona
schnauben
-pefumula mapika
-pumula mapumo
Schnauben (starkes)
mapika
mapumo
Schnecke
(li)kono
{li)kono
Schneide
ukali
wugi
schneiden
-sika
-tema
schneidend
-kali
schneidend (scharf
-kalipa
-tema
sein)
Schneidezahn
lizinyo la pakati
Uno la pagati
schnell
manono, mazinyani
-nonopa
nyata, kilongola
schnell machen
• yangupika (-vungu-
pikä)
Schnittwunde (Narbe)
njonjo
nembo
schnitzen
-haza
-hongola
(= einschneiden)
-Unca
-Iowa
schnupfen (Tabak)
-bema {ligwayi)
-nusa {lihona)
Schnur
nyozi, ntambo
mgohi (mgoyi)
schon
nga (postpos.)
(z. B. sie sind schon
fort wahamhile nga)
schön
-se, -abwino
-maha
Schoß (Mutter-)
kisu
lireme
schöi)fen
-ka, -tapa
-nega
heraus- (Essen)
-pakula
-yokola
Schöpfer
muwumhi
Schöpflöffel s. Löffel
Schoppen (Trinkbecher
• kija, lichomera
kiheneko
für Bier)
schräg s. schief
Schraubenantilope
ndandala
n da n da la
schrecken
-yetusa
-kennyemusa
schreiben
-Iowa (eigentl. Einsclmitte
; -Iowa
machen) -yandika {k\sw.
)
schreien
-kara
-emba
(von Ziege)
-meta
-meta
(vom Rind)
-konnya
-dama
(vom Löwen)
-bonga
-buruma
(vom Hund)
-gongota
-wuwuta
Schreiner
nyanga ya kubaza, nkoche ya hibaza
schreiten (über etwas
-yeka
-jumba, hyetuka
hinweg)
Schrift
malown; mayandiko
malowo; mayandiko
Schritt
lunyao
liguru
Spiss: Kinsjoni und Kisutu.
385
schröpfen
-qawera (muti)
-tendera (kibiki)
Schrott
Jtapolopolo
Schuh
Tciqatulo', kiratu (kisw.)
Schuh machen
ruka
Schuld (durch Diebstahl
upurupiiru
tipurupuru
entstanden)
(durch Leihen entst.)
zindaica
mirando
gehen, die Schulden
-ya na mirandn {zindawd)
einzuziehen
scliulden
-wa na zindawa{upurupuru)
-loa na mirando
Schulter
lishombe
livega
Schulterblatt
hipanya
kipanga
Schupiie (des Fisches)
mpepe
mpepe
Schuppen (offene Hütte)
lishasha (lizaza)
{li)ndanda
schüren (Feuer)
-kwezera (zinkuni)
-fungisa
Schuß
msindo
msindo
Schüssel
ngicembe
ndiro
(aus Ton)
mbali
mhali
(flacher Korb)
luJiengo
luparo
schütteln
-zamazisa
-nyugusa
(den Speer fibrieren
-tik{iz)a
tik{iz)a
machen)
schützen
-londoloza, -lamulira
-kengerera
schwach
-lutaka
-lutaka
Schwager i
Schwägerin )
miamu
mlamu
Schwalbe
nkonjani
nkonjani
Schwamm (eßbarer)
nkoane
woga
(giftiger)
vikoko
vikoko
schw-anger sein
-mita
-mita
-wa na kisu
-wa na lireme
schwanger werden
-i/ima kisu
-yima lireme
schwanken
-zamazika
-nyuguka -{nugun-
yuka)
Schwanz
lichowa, msira
mkira
Schwann (Bienen)
msamhi {wa zinyosi)
msamhi (wa zinyosi)
schwärmen
-wuwula
-wuwula
schwarz
-mnyama
- tito
ganz schwarz
-mnyama hü
schw^ätzen
-kuruma pipipi
-jova koko koko
Schwätzer sein
-wa na msindo
-wa na msindo
Schweif s. Schwanz
schweigen
-hinda
-guna
^ sich beruhigen
-tula
-tula
schweigend machen
-hindisa
-gunisa
(= beruhigen)
-tuliza
-tuliza
Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen. 1901. 111. Al>t.
386
Spiss: Kingoni und Kisutu.
schweigsam -qoto
schweigsam sein -shara duu
Schwein (s. auch Wild) nguruwe
Schweiß
schwellen
(vom Fluß)
schwer
schwer sein
schwer krank sein
Schwere
Schwert
Schwester
fudumaro
-vuvuka
-qioawa
-mazima
-gura Jcuwi, -kaknru
{ti)mazim.a
lipanga
udade (pl. odade)
meine, unsere Schwester mtanakwetu (msikana)
Schwiegermutter mkwenyama mama
-solin
-tochter
mkwenyana
-vater
mkwenyana haica
Schwiele (an Hand usw.)
lingerengere
schwierig
lukuni
schwimmen
-samhira
Schwimmer
sambi (pl. zi-)
schwinden (weniger
-piingula
werden)
schwingen (im Ki-eisc)
-zungulisa
(Schwingungen
-lenga
machen)
schwitzen
-puma fudumaro
schworen -fnnga
Eidesformen: vMticana wami kuseli«^
r'Mharuli mkiwaya«- (beim ^Nlharuli
Grab)
'>a/»o ÖM.'« »ee i«V.'« (ich beteure eidlich)
ynife bii!"- (ich soll gerade sterben)
Skorpion kipiriri
sechs -sano na-mozi
See (kleiner) kiziwa
(großer) Iwanse {Iwanje)
(I^ok. elwa7ije), nyanza
sehen -bona, -buka
»siehe (da)!« ^bona<', ■-bonani!^^
sehnen sich -haukira
Sehnsucht moyo
sehr kakuru
seicht -nyane
-qoto
-tama duu
nguruwe
kihusu (kihuchu)
-vimba
-mema
-topa
-ricara pawaha
{u)mazima
lipanga
mlumbu
mkohana mau, mkwi
ma{w)u
mkohana mkwi
mkohana dadi,
mkwi dadi
lingerengere
lukuni
-yogelera
-punguka
-tindisa
-lembera
-puma kihuchu
{k ihus u)
-lapa
»nihalike chä/" (ich soll
verderben)
kipiriri
-hana na-monga
litanda
nyanja, nyasa
-wona, -lora
-haukira
moyo
neso (necho), kawaha
-debe
Sriss: Kingoiii und Kisutu.
387
seihen (durch-)
-vuzisa
-hulu.sa
Seil
ntambo, nyozi
?ngohi (ingoyi)
sein (pron. poss.)
-ake
-ake
sein (verb.)
-wa (fiir Perf. i
-li (für Präs.)
uid Fut.)
- w a
seit
■se/oku
Seite (eines Körpers,
mshuru ; nyas-anmjn
Iwafu
Gegenstandes)
(:=. Gegend)
lushenzo (zin)
lushenzo {zin)
auf dieser Seite
ngane,no (ktca)
nyaneno [ktca)
auf jener Seite
pecheya (kioa), nyalapa
pecheya {kioa), ngalapa
selbst
-nyikazi
-ene (nam(w)ene ich
selbst)
loijani (]. Kl., pl.
, lawayani]
1 warn ene du selbst
yena (1. Kl., j)l.
wona)
wamene er selbst
tarne ne wir selbst
micamene ihr selbst
wamene sie selbst
pamene gerade du
selten
-nyani, -ze-ninz\
i
-debe, -ze-mahere
senden s. schicken
Sesam
ludonya
mhono
setzen
-heka
-wika
(== pflanzen)
-chala
-panda
sich setzen
-shala pasi
-tama pahi
Seuche (bei Menschen)
lufu
lifwa
(bei Tieren)
kipetopetn
kipetopeto
seufzen
-qunia
- q u m a
sicher (adv.) s. gewiß
sichtbar werden
-honeka {-ara)
-loleka
nicht sichtbar sein
-sita {-era)
-sita {-era)
sichten
-qeta
-hagula
sie (sing, fem.) s. er
(plur. tonlos)
I. KI. ?m {mi)
wa {mi)
(betont)
wona wao (usw.
Klassen)
nach
wene
Sieb
lishuzi
likungando
sieben (verb.)
-shuza
-kungunda
sieben (num.)
-sano na -will
-hano na-wili
sieden (trans.)
-peka
-teleka
(intrans.)
-vuta, -wira
-vuta, -wira
siegen
-dura {-yashula)
-leperera
Sieger
msluri {muyashuli)
siehe , siehe da !
bona, honani
bona, bonani
singen
-sawer(er)a
-{y)imba
Sitte (Brauch)
mkuwo
mkuwo
388
Spiss: Kingoni und Kisutu.
sittsam
-qoto , -mazima
-qoto, -mazima
Sitz
Jcisharo
sitzen
-shara {-sara)
-tama
(perf. -sharile und
-shezi)
zusammengekauert s.
-qochama
-zisungata
Sklave
mufu, mcJiawa
msutu
freiwillig als Sklave
-Tionza
-hanga
folgen
Sklaverei
uchawa
usutu
so
naha , nd
naha, nä
sowie
ngako, ngati
ngako, ngati
soeben
haloku, hino naha
sofort
, . , s. schnell
sogleich
sogar (Steigerung)
Jcana, nyangana
kana, nyangana
Sohn
mtwana {mtana)
mwana
mein Sohn
mtanami {mt. wami)
dein Sohn
mtanao {mt. wako)
sein Sohn
mtanae {mt. waTce)
Soldat (Krieger)
lijaha
lipara
sollen
Jcufanela Tcu-
Sommer (große Regen-
kifnko {kifuggo)
zeit)
im Sommer
elisoico, pal
pak ifu k 0
sondern
kodwa, -saßka
kodwa, -safika
Sonne
liranga
lijuwa
Sonnenschirm
mtunzi
mtunzi
sorgen (für jemanden)
-shenga
-shenga
Sorgfalt entwickeln
-shakanipa
-chenjera
sorglos sein
-liwara
-lengama
Sorte
mJcuu-o , iushnco
lufuko
spähen
-sora {-sho/a), -hmgusa -lingulira
Späher
sholi (pl. zi-)
lingomeji
Spalte
luggezu (pl. zing.)
spalten
-pandida, -shazula, -gezida -pandula
sich spalten
-gezuka, dauka
-handnka, -hatuka
spannen (durch An-
-ngaya, -hana
-kaza
ziehen usw.)
stark
ngä - ngd - ngä
tigd-rigd-ngd
den Bogen spannen
-dösa
-huta
sparen
-beka kiise
-wika maha
Sparren (Dach-)
lutwigu
mpagaro (pl. mpagaro)
spaßen s. scherzen
spät kommen
-swera
-hwera
wie spät ist es?
liranga li kupif (wo
ist die Sonne?)
später s. hernach
Spiss: Kingoni und Kisutu.
389
spazieren
-hambahamba
-gendagenda
Spazierstock
nduku, ndonga
msagi
Speer
mkcmdo
mkondo
Stoß-
mkondo wa mashanza
mkondo wa maslianza
großer Stoß-
inkondo ngamo
mkondo ngamo
kleiner Stoß-
mkondo nyukutu
mkondo nyukutu
Wurf-
mkondo wa kuposa
mkondo wa kuposa
Wurf- mit Wider-
mkondo wa mazinyo
mkondo wa mazinyo
haken
ohne Widerhaken
mkondo wa luti
mkondo wa luti
-Schaft
luti, lubani
lugongo
(«)
(e)
Speichel
maä
mati
Speicher
kiruru
kibana
Speise
chakusa, kiso
chakulya
verbotene Speise
mziro
mziro
Spiegel
kilole
kiloll
spielen
-zala, -clieza
-zala, -cheza
Spindel
luyombero
lugombero
(der Kreisel daran)
mpira
mpira
Spinne
ligeyegeye
ligeyegeye
(e)
deren Faden, Gewebe ulimbo
spinnen -sokota
spionieren s. spähen
Spitze lulaka
Dach- (bei Rundhütten) chakongo
spitzen -noza, -baza
spitz sein -nozeka
spitzes Holz zum kiyimbo, msokoto
graben
Spitzname libizo liwi
spotten -sheka
spi'echen s. sagen
geläufig sprechen -kuruma kakuru, -kinono
unbeholfen sprechen -mamaza
mitsammen sprechen -kurumana
sprengen (Wasser usw.) -fesa, -faza, -tindita
(auseinander-)
Spreu
springen (= laufen)
(= hüpfen)
(= zerspringen von
Töpfen)
(von Holz)
-mwaza
ugaga
-gigima
-suka makata
-fayika
-dauka
tatambuzi
-sokota
lulaka
-hongola
luhongoli
lihina lihaki
-sJieka
-neso
-mamaza
-jovana
-kungunda
-palagana
ugaga
-jumba
ayu
ka
(^ Risse bekommen) -gazuka
-hatuka
-p a (n) duka
390
Spiss: Kinwoni und Kisutu.
sprießen )
sprossen \
-mera
-mera
spröde
-lukuni, -yumu
-lukuni, -yumu
sprühen (Funken)
-putika
-turuka
Sprung s. springen
spucken
-kafuna {-kafula)
-funnya
spülen s. abspülen
Spur (Fuß-)
lunyao
liyuru
Stab s. Stock
Stachel (der Biene usw.)
luwola
mhola
(eiserner)
lusunguru
lusunguru
(-dorn)
Ufa
mwifa
Stachelschwein
nungu
nungu
Stachel desselben
libani
libani
Stadt
muzi, likaya
muzi, likaya
Stall (eigtl. Gehege, Um-
kiicaya
kiwaya
friedung)
Stamm (Volks-), durch
lizwe (Land)
mlima
Stannne^zeichen (Ein-
{zi)njonjo
{zi)lembo, nembo
schnitte)
bei den Wangoni
-s/iesha »jewe (die Ohr
läppchen durchstechen)
stani])fen (mit den
-cliaya kiyide
Füßen)
(mit Mörser)
-koica
-ticanga
Stange (zum tragen,
mtamhiko
m g () m b a
Querstange)
(= Dachsparren)
lutungo
mpagaro
Stängel (Gras)
kimnti {cha uchani)
(Mais-, Mtama-)
Ushanya
l ipese
stark sein
-ica na manja.
-wa na makakara
-qina
-kangamara
Stärke
manja
makakara
statt
pezuru pa (== kwa)
panani pa
oder durch
-pindula (wechseln)
Staub
libubu
lifumbi
stauben
-hunnya
-tutuma
staubig machen
-hunyisa
-tutumisa
Staude
llsliasha
litutu
voistehende Wurzeln
visinde
visin a
einer Staude
staunen
-yetuka
-ke n nye m it k a
staunend machen
-yetusa
-kennyemusha
stechen (durch-)
-howoza
-hotola
(die Ohren-)
-shesha
-shesha
(von Insekten)
-luma
-luma
(= stoßen, von Vieh)
-du{w)ula
-tutana
Spiss: Kingoni und Kisutu.
391
stecken s. setzen
(intrans. = stecken-
bleiben)
stehen
stehen lassen
stehlen
steigen (hinauf)
(hinab)
gevvandtei' Steiger
steil
.Stein
Steinchen (Kiesel)
Stein im AVeg (an den
man stößt)
zum Kochen
(== Kern)
Steinschloßgewehr
stellen
aulVechtstellen
Stengel (Gras-)
(Mais-, Mtama-)
sterben
Stern
Sternenhimmel
Steuer entrichten
Stiefmutter
Stiefkind
Stiefvater
Stiege
Stiel
(der Pflanze)
vom Stiel gehen
Stier
still (adv.)
stille sein
(sich beruhigen)
stillen
(= säugen)
den Durst
Stimme
stinken
Stirne
die Stirne runzeln
Stirnband
(a.Bast, b. Totentrauer
-pama
-{y)ima
-sia, -leka
-{y)iha
-Jcwera
-yp,sha, -yesika
hoho {ya vimuti)
-Jcali
liehe
luheto
hikuwaro
liseko
lundtcmhu
hihamu cha liehe
-heka
-yimisa
kimuti (cha uchani)
lishanga
-fa, -nyamarara
(lu)kannyezi
lizuru
-tulira
mama wa kuyonsa \
mtwana » » >
hawa » » \
mtandato {ica kukwerera)
luti
kimuti
-koleka, -muka
H)
(n)kunzi
duu, zii
-binda
-pepa, -tula
-hindisa
-ngendisa
-koliwa na manzi
lizwi
-mmka
uso
-siqa
rnyamu
ntambo
-pama
-{y)ima
-sia, leka
-hija
-kwera
-suruka, -herera
-kali
liganga
luketo
lifiya
lundumhu
-wika
-sinnika
lipese
-fwa
ndondwe
liztiru
-{ye)tulira
-wa kulera
mtandato {wa knk-
werera)
mpini, chaka
-kulika
(n)kamhakwe
duu, zii
-guna, -nyamaza
-pepa, tula
-nyamazisa
-yoiigesa
lilowe
-nunga
kiwungi
-sisira
mgamu
392
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Stock (Stab)
nduku, ntonga
msagi
(dünner)
luswazi
luhwatti
Ladestock
luyanga
luyanga
mit dem Stock gehen
-dondoloza
-kongoja
stöhnen
-quma
-ngita
Stoff
nyura
nyura
benannte Arten:
bilhges Weißzeug
{nyura ya) imsope
bessere Art Weiß-
asiria, siria
zeug
Blauzeug, kaniki
(nyura ya) imnyama
bunte leichte
[nyura ya) nihara
Tücher, Leso
bunte stärkere
kunyuru
Tücher
starkes Weißzeug
linduta
einheimisches Ge-
likamango
webe
stolpern
-kuwara , -ki'/chhca
-kuicara, - k ii c h i iv a
(-kuchwa)
{-kuchwa)
stolz sein
-zimeka
-zitoga
Stolz
lumeko
lutogo
stören
-nengeza
-nengeza
störrisch sein
-voa na lulaka
-ica na lulaka
stoßen
-sunduza, -duula
-kanga, -kunyuga
(nach hinten aus-)
-kawa
-takula
(im Mörser)
-kova
-twanga
Stößel
mkovo
mtwangiro
stottern
-mamaza, -wa na kimama
-tca na kibubu
Stotterer
Stottern, das
khnama
kimama
strafen
-tukutira
-tukutira
zu strafen beabsich-
tigen
-songera
-songera
straff (gespannt) j ^^.^^
stramm )
-qina
-kangamara
Straße
njira ibanzi, barabara
Strauch s. Staude
Streit
maqawano
luhondn, lukani
streiten
-qawana, -Iwa
-honda (-ana)
sich zanken
-pikizana
-taungana
Sti-eiter (tapferer)
ngwazi, muru-'i, murhcayo
streitsüchtig sein
-wa na maqirawatio
-wa na luhondo
strecken, sich
-ziyerula
-zigorola
streng
-mkali
-mkali
streng sein
-wa na lulaka
-wa na lulaka
Spiss: Kingoni und Risnti
393
Strick S.Seil
Striemen
St roll
-h litte
Strom
Stück
Stufe
Stuhl
stumm sein
Stummer
Stummheit
Sturm (zur See)
(Wirbelwind)
stürmen (vom AVetter)
stützen
sich stützen (aul' den
Stock)
suchen
Süden s. Norden
Sultan s. Häuptling-
Summen (einzeln)
(Schwärm)
Sumpf
tiefer Sumpf
-gras
-Stengel
Sünde
Suppe
(Fleisch-)
süß "sein (Honig, Fett)
(von Süßkartoft'eln)
Süßkartoffel
Syphilis
mvurmko
uchani
hikonjo
Iwanse, mfiila mhuni
?iga,th,anye
lunyao
hisharo
-wa na kimumata
Mmumata
muwero
hifungafungicana
-gnha
-nengemiila , -yimisa
yimisa na ntonga
-funa
mvimho
man^ahi
zaTiasa
lipande
mguru
Tcitanda, kilimha
-loa na Tiiniumata
Ti'imama
liyiga
mpungu
-guha
-nenyemula , -yimii
-londi
-ngererigeta
-ngengita
-wuwula
msambo
liqopozi
luhano
lishanga, lisJiangazana
liyono, kiyono; zamhi (kisvv.)
{n)koto, lambazi uhaga
msuzi mshuzi
-nona -hata
-nongozera -nongomara (»süßlich«
liramho
luhano
Udete, libango
kimunguru
lugora, kigawagawa
sem)
nyahoro, mhatata
luhewa, {ki-)
T.
Tabak ligwayi, lifolo limhako, Uhona
Tabak rauclien -hema l. -huta l.
Tabak schnupfen -bema l. -nusa l.
tadeln -tuka -liga
Tag (als Zeitmaß) {lu)siku, tnsana ligono
msana loyani an diesem (jenem) Tage
heller Tag (i)mini [i)mini
um Mittag imini ikuru
den ganzen Tag liranga lonke
394
Spiss: Kingoni und Kisutu.
tagen; es tagt
kuyasa, kuJcusa
kwicha, kucha
Tal
Ugodi {M-)
Ugodi (ki-)
Talisman
muti
mtera
Tante s. Base
Tanzarten:
nyoma ;
ngoma
ligwamba, maromho
mkwendo; lipuga
kingindo
kingindo
tanzen
-chaya {ligwamba usw.)
-towa {mkwendo usw.)
tapfer
-kalipi^ ngwazi
-ho m a n i
tapfer kämpfen
-gwaza kakuru
hom{a)i)a kawalia
Tasche
kikwama
kahako
Tat
liyenzo
lukito
tätowieren
-tema zinjonjo
-tema nemho
Tau
mbeto
nungu
tanl) werden
-vimha zinjewe
-siba makutii
Taube (wilde)
lijiwa {njiwa) ; junge liwera
lijiwa (njiwa); jimge
liwera
Haustaube
nkunda\ junge Jhcera
nkunda; junge liwera
tauchen (untertauchen)
-qwira
-dwiwira
(intrans.)
(trans.)
-qwirisa
-dwiwisa
(= eintauchen)
-nyenyeza
-chopeka
Taugenichts (Fauler)
muvira {U-)
mkata
taumeln
-peperuka
-peperuka
Tausch (-handel)
ntengo
maronda
tauschen (ver-)
-yanungana
-yanungana
(ein-)
-tenga
-gula
täuschen
-nyenga
-konga
Tausendfüßler
chongororo
ligongoro
Teil (d. h. eine Hälfte)
ngashanye
mhana
teilen (spalten)
-paudida
-pandula
{= austeilen)
-gawa
-icaga
Termite (Arbeiter)
7nuswa (pl. musiva)
likere, mehe
(Soldat)
ligenge
(getlügelt)
iswa (zi-)
ngumbi
-bau
kiduli cha ziswa
kihuguru cha ngumbi
teuer (Preis)
-lukuni
-yumu
tief (von der Stimme)
-kuru
-IC aha
tief sein (Wasser)
-chona
-nyoleka
Tier (dessen Fleisch
nyaina
nyama
genießbar)
(Wild)
nya?nazani
nyamazani
(Raubtier)
likoko
likoko
Tochter
mtwana mfasi
mtcana mdalla
Tochter des
nkosi {n)kosazana
Tod
kufa
kufwa
Ufa
lifwa
Spiss: Kingoni und Kisiitii
\
Tomate
Ulunduluha
Ulunduluha
Ton (Erde)
ludaJca {lica mhiza)
ludope {Iwa kisai)
Topf (Wasser-, irden)
wbiza
kisai, kiwiya
(Koch-, irden)
idaro
chaliko
(hölzerner)
litunya
litunya
Boden des Topfes
matako {ya mh.)
Töpfer (-in)
mbumhi
muwufi
top fern
-wumba
-wumba
Tor
Jcishora , kipukujmku
kiwuta
Torheit
ushora , npuktipukn
u IC Uta
(= Blödsinn)
mashan/iija
masUannya
töten
-hurara
-koma
(=1 schlachten)
-shawa
-shawa
Toter
mtufi
m tufi
trag
-vira
-kata
trag sein
-vilapa , -liwara
-vilapa, -liwara
tragen (besonders auf
-tuta {-ilira), -twala
-yeya
dem Kopf)
(auf der Schulter)
-chata
- chata
(auf dem Arm oder
-sinyata
-payata
Schoß)
(auf dem Rücken)
-hereka
-bereka
Früchte tragen
-zara (visepo)
-wereka (uhohi)
tragend sein (vom
-mita, -ica na kisu
-wa na lireme
\'ieh)
Tragbare
litara {la kutwala)
litara {la kvticala)
Träger
mtwali
myeyi
(Proviant-, Diener auf
mjinyati (pl. vii-)
dem Marsch)
Trägheit
uvira
ukata
Träne
nyembezi {zi-}
liholi
Tränen vergießen
-puma zin-
-puma maholi
Trank
chakupuza (pl. va-)
chakunwa
tränken
-puzisa, -serisa
-nwesa {-ntvisa)
Trauer (Totenklage)
maliro
kiioemho
trauern (nachsinnen)
-yamba , -kumhitla
-yamba, kumbula
(Tote beklagen)
-kara maliro
-emba kiioembo
träufeln (durch etwas)
-vuzisa
-hululisa
träumen
-pupa {utonyo)
-pupa {utonyo)
treffen (Ziel)
-qonda
-lungamika
(bei Begegnung)
-slianyana na . .
-konyana na . .
nicht ti-effen (obwohl
-pambana
man aneinander
vorbeiging)
treiben (an-)
-qiiwa
-haka
forttreiben
-tinda
-tinda
395
396
Spiss: Kinffoni und Kisutu.
treiben :
auf einen Haufen
-chupixa, -hutisa
-chupisa, -hutisa
treiben
(Blätter)
-mera (maqembe)
-mera {maqembe)
(Blüten)
-shuma (uluwa)
-shuma (uluwa)
(Ähren)
-Jcashera (mawere)
{-rjamula)
-kashera (mawere)
trennen (teilen)
-yamula
-pandula
auftrennen
-kumula , -wopola
-wopola
sich trennen
-qamJcana
-pandukana
treten (auf etwas)
-nyatira
-libalira
triefen
-vuza
-Tiulula
trinken
-puza, -sera
-nwa
trinken lassen
-puzisa, -serüa
-nwesa
Trinker
mdakwe, lisela
mgali
Trinkgefäß
Mja
ki ho mera
U)
Triumphgesang (der
lihnwo ("huhof huho/<^)
heimkehrenden Krie-
ger)
trocken
-lukuni
-yumu
trocken werden
-yuma
-yuma
trocknen
-yumisa
-yumisa
Trog
liywamha, mhumbi
wato
Trommel
numhunt
ngoma (ngoma)
trommeln
-chaya «.. -sina «.
-toica ng., -hina ng.
Tropfen
litosi (veraltet)
lihorohoro
trü])fen
tröpfeln
-vuza, -tonda {-tota)
-hulula, -ndonnyeka
trösten
-pepisa, -titlisa, -kuza
-pepisa, -tuiisa, -kuz
Trotz
hdaka
lulaka
trotzdem
nyong ana
nyong ana
trotzen
-ica na lulaka
-ira na Inlaka
trüben (Wasser)
-dunga
-timbula
ti"üb werden
-dungika , -yonekara
-t i mbuka , -hakara
trunken werden
-dakiwa
-gala
Trunkenbold
ndak{i)we, lisela
mgali
Tuch s. Stoff
(= Lendentucli)
kikwinda , kikaka
tüchtig (adv.)
kakuru
kawaha
tüchtig sein
-qina
-kangamara
tun
-yenza
-kita
etwas nachher (wiederholt) tun -pindo (s. untei
• »dann«)
»tut nichts!»
nandawa! kunani?
c h IC d !
Tür
kivaro
lutanga
der Tür gegenüber
msamo
(Hauswand)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
397
Tür:
der abgegrenzte Win-
mhimdu
kel daselbst
(= Öffnung)
myango, lisango{we)
mlyango
an der Tür
lisangweni
(-pfosten , vorderer)
higoane
ngingiriti
(hinterer)
Imika
lusika
Turban
mcheka
u.
mcheka
Übel, das
uwi {M-, rna-)
uhaki
Übel
-toi
-haki
übel riechen
-nunka
-nunga
übel (unwohl) sein , (
iurch shi:io i7iyera{nyera)
über (örtlich)
(= betreffs)
pezuru Jcwa {-pa)
panani pa
(=: wegen) Icica (z. B
. erschrecken über -yetuka
', kwa)
iiberall
ponhe (ponge)
poha
überaus, durch
slurisa (mit folg. Infinitiv)
viuno
Überdruß s. Ekel
übereinkommen
-layezana
-lagana
(bei Zwistigkeiten)
-hwisana
-hwisana
überfallen (feindlich)
-dumira
-dumira
überfließen
-kukula
-kuka
überlaufen (zum Feind)
-muka
iiberlegen (nachdenken)
-yamba, -kumhula
-kumhuka
übermorgen
ngomuso
pamtondo
überübermorgen
ngomuso munye
ngomsana
pamtondo neso
übernachten
-lala[pa)ulendo
-gona{pa)ulendo
überraschen
-yetusa
-kennyemusa
Überraschung
mayetuso
ukennyemusho
überreden
-nyenyerera
-kofya
Überrest s. Rest
überschreiten (Fluß)
-kupuka
-yomboka
(über etwas hinweg)
-yeqa
-yeka
überschwemmen
-mhonnya
-guhika
übersetzen (Fluß) s. überschreiten
(sprachlich)
-pendula
-nganamula
übersiedeln
-tuta
-hama
übertreffen
-dura {-yashula), -yeqa
-pita, -ruta
übertreten (Fluß) s. überfließen
(Gebot)
-slura, -yeqa
-pita, -ruta
überwinden
-yeza, -dura
-leperera
umarmen, sich
umdrehen
-singat[an)a
-pendula
innfassen s. umarmen
Umfriedung (aus
Mauer)
(aus Stengeln)
umhergehen
umherirren
Hol/.,
hitango
liguma
-zungula
umkehren s. umdrehen
umschauen
-buka muva
umsichtig sein
-shfikanipa
umsonst
chabe
H98 Spiss: Kingoni und Kisutu.
übrig (vorhanden) sein -sara {-shara) -sara {-shara)
übrig lassen -sia, -leka -leka
Ufer maqereni, msia maqereni, msia
diesseitiges msia lowu; jenseitiges msia loi/a?H, pevJieya
-pagat[an)a
-nganamnla
Iicigo
lihegere
-iindira. -hyitnguta
-lora Icumbele,
-mnyuma
-chenjera
icaka
Umweg machen s. umherirren
umwenden s. umdrehen
lun werfen -wisa - g w i s a
(Kleid) -yamhata -fio al(ir)a
umwickeln, durch -/a^a,-n^m«a (einstecken)
umzäunen -yakera lutango -icakera hcigo
Umzäunung s. Umfriedung
umzüngehi -zungulira; -juwira
(eigtl. abschneiden)
unabhängig sein -wa na ukosi
unanständig kishora, kipnrupuru kipukupuku
unbeholfen sprechen s. stottern
tnid na na
uneben sein -wa na vigodi -wa na vigndi
unehelich zusanunen- -kombana
leben
unfruchtbar (nicht ge- -nyumha -mbende
bärend)
unfruchtbar sein, so daß -wa na kifwisi
die Kinder sterben
ungefähr, durch chere (»will sagen«)
ndiyaze {sazi) ( » weiß nicht- ) kwali
Ungehorsam lulaka hdaka
ungehorsam sein -wa na lulaka -ica na lulaka
Unglück )
,..,,. , ,' ms{h)oro (mi-)
ungluckbnngend ) \ / \ /
Unglück bringen -sola misoro
unkeusch sein (elie- -pinga -goncka, -kema
brechen)
Spiss: Kingoni und Kisutu
399
Unkraut
{-/ornicari) -zpk{a?i)a
-zek{an)a
uchani
mangahi
Unrat s. Schmutz
und
Exkremente
uni-eif
-lushaza
-wisi
unrein(lich)
klshnra
kipnkupuka
unrein(licli) sein
-ica na manyara
Unreinlichkeit
mannyara
mannyara
unser
-phi
-etu
Unsinn
ushora, upurupnru
upukupuku
unten
pasi
pahi
unter
pasi pa {= kica)
pahi pa
unterbrechen
-silisa, -lekerisa
-silisa, -lekerisa
unterdessen
pakuti
untergelieu (Sonne
)
-chona, -qwira
chona
(im Wasser)
-chona
-diciwira [iwirira)
unterhalten, sich
-qoka, cheza
-longer a (kisw. ongea)
unterlassen
-sia, -leJca
-kotoka, leka
Unterredung
zindawa
miharo
Unterricht
mafundiso , malayo
unterrichten
-funda {-isa), -laya
untersinken s. untergeli
len
unterstützen
-yamkera, patisa
-tanga
(einander)
-patisana , -londolozana
-tangana
untersuchen
-bukikisa , -sholikisa
-lolikisa
Untertan
mfu , mfokazana
Untertan sein
-konza, -vuma
-hanga, -idika
untertauchen s. un
tergehen
Untiefe; hieriste.U
ntiefe lapa pachonile
lapa pachonile
unverletzt
-se, -abwino, njalo
-se, -abwino, njalo
unverschämt sein
-ze na zishoni
unverständlich
kizungu{zungu)
unverständlich n
eden
-zungulera , -pikanisa
Unwahrheit
manga
makeo, udesi
unwohl s. krank u
[. Übel
Urin
urinieren
Ursprung
1 1 1
makocho
U)
-kocha
U)
mahum[ir)o
Ursprung haben
-Vera
-huma
(Quelle)
kipera
kipera
Urwald
lisati, lipogoro
mhitu
Vater
V.
baica
dadi
dein Vater
iso\ sein \'ater ise
verabscheuen
-yala [kakurii)
-bera {neso)
s. a. hassen u. ekeln
400
Spiss: Kingoni und Kisutu.
verabschieden, sich (von -sharalisa [pete)
jemand)
verachten
-yeya
-hepa
verändern
-pendula
-nganamula
sich verändern
-pjenduJca
-nganamnka
verarmen
-dinga
verbergen
-fim
-fisa, -fiha
sich verbergen
-zißsa
-zifisa
verborgen sein
fisika
fisika
verbeugen, sich
-Jcotama
•gundama
verbiegen
-goyowisa , -pendamisa
-gogoicisa, -penda-
misa
sich verbiegen
-gogoicara, -pendama
verbieten
-yalisa, -silisa
-beza
verbinden
-tcopa
-wopa, -kunga
(an einander)
-qeJcanisa
• lunga
verbunden sein (mit-
-qekana
-lungana
sammen)
verborgen s. verbergen
Verbot
mziro, uziro
mziro, uziro
verbotene Speise
mziro
mziro
verbrennen (intrans.)
-sa {-cha)
-pya
verbrennen (trans.)
-cliisa
-nyanya
verderben (intrans.)
-buba, -yonek{ar)a
-hakara
verderben (trans.)
-hubisa, -yona
-hakasa
verdienen (durch Arbeit)
-seicenjera
-hengulira
Verdienst (Lohn)
[i)nkimzi
njombe
verdoppeln
-jmida pairili
-pinda -paicili
verdorren
-ynma
-yuma
verdunkehi
-bekera -mnyama
-wikira -tito
verdünnen (Getränk)
-sumburusa
-jimiisa
verehren (die Ahnen)
-teta [maslosi)
-teta mahoka
(ehren)
-bonga, -tokoza
-bonga -tokoza
vereinigen s. verbinden
vererben
-si[1)ira, -lekcra, -yambnkt
\za -si[l)ira , -I ekera, -yam
{-yamhnsa)
-bukiza {-yambiisa)
verfallen (einfallen)
-dirika
-bomoka
verfaulen
-bola
-wola
verfelilen (Weg usw.)
-buda
-howa, -yaga
(Ziel)
-ponnya
-kurusa
sich verfehlen
-yona
-hakasa
einander verfolgen
-pamhana
(durch vorbeigehen]
\
verfinstern
-mbonya
-gubira
sich verfinstern (von
mhonya
-gubika
der Sonne)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
401
verlluchen
-lapirira , -fungira
verfolgen s. folgen u. vertreiben
verführen
-yonisa
-hakasisa
(zum Stehlen)
-yihisa
-hijisa
vergeben
-sia, -lekera
-sia, -lekera
vergeblich
chabe
waka
vergessen
-bu(Ja. -kasiwa
-samwa
vergießen (verschütten)
-qita
-yita
vergeuden (Vermögen)
-lasha [mseioenje)
-taga [msewenje)
\'ergnügen
moyo
moyo
N'erhau
lutango
lu[w)igo
verhindern
-vimbira, -yalisa
-dindirisa, -beza
verhungern
-fa na lipango
-fwa na njala
dem Verhungern
-lamha
nahe sein
verirren sich
-huda, -lasika
-yaga, -tagika
verjagen
-kocha
-winga
verkaufen
-tenga
-gura, -lomba
verklagen
-Iculikira , -qewera
-nenerera
verkrüppelt sein
-sonnyoka
-chipira
verkünden
-hik[ir)a
-hik{ir)a
verkürzen
-pungulisa
-kepa
verlachen
-sheka
-hek{elel)a
Verlangen
moyo
moyo
verlangen
-haukira
-haukira
(das Guthaben)
-funa
-londa
(ungestüm verlangen)
-sokosa
-sokosa
vei'lassen
-sia, -leka
-leka
verlassene Ansiede-
mangua
mahami
lung
verleiten s. verführen
verletzen
-lemaza
-poteka
(durch Anstoßen)
-kucha
-kucha
verleugnen
-yala
-hera
verleumden
-kambera
-heha
-sewa, secha (Pass. -sechwa) gewöhnlich mi
it Zusatz na manga (lügnerisch)
verlieren, durch
-huda, lisika
-tagika, -yaga
(aus Nachlässigkeit)
-lasa
-taga
verloben
-qoka [-isa)
-lawira
sich verloben
-qokisana
-lawirana
verloren gehen
-huda, -lasika
-tagika, -yaga, -hoica
vermehren
-[y)ongeza
-ongereza
sich stark vermehren
-yanda
-yoroko
vermeiden
-sia, -leka
-kotoka, leka
vermindern
-pungula
-pungiika
-kepa
sich vermindern
-kepuka
Mitt. d. Sem. f. Orient. Spr.ichei
i. 1904. III. Abt.
26
402
vermischen
Vermögen (Sachen)
(zugleich mit den
Sklaven)
vermögen s. können
verneigen, sich, s. verbeugen
verputzen (mit Lehm -bada
verstreichen)
Spiss: Kingoni und Kisutu.
•shanganisa -hasa
msewenje msewenj e
lipwera lipwera
verrammen
verraten
Verräter
verrenken
verrenkt werden
verringern
s. vermindern
-longa vimuti
-pawisa
mpawo
-nyenyerisa
-nyeny{er)a
-hutanisa ; -keta
-hritana
mbuto, lihanja
mkumhl
versanuneln
sich versammeln
Versammlung
(im Kreise aufge-
stellte)
versäumen -.<iioerera
verschaffen (für jemand -ßmira
suchen)
verscheuchen -qocha (-kocha)
verschieden -nye
verschlagen (adj.) s. schlau
(verb.); «es verschlägt nandaica, kunanii
nichts«
verschlechtern s. verderben
verschlingen s. schlingen
verschmähen -yala
verschnaufen, sich -pefnmnla
verschütten s. ausschütten
verschwägert s. Schwager
verschweigen
verschwenden
verschwiegen
verschwiegen sein
verschwinden
versenken
versickern
versinken s. untergehen
versöhnen (durch Opfer)
(durch Worte)
(=;: beruhigen)
sich versöhnen
-fisa
-lasha
-mazima
-binda , -shara du
-bunya , -7iyamarara
-qiciri.sa
-yumin'ra
-teta
-bwisa , -lamiiUrn
-tula, -pepisa
-bwiisaim, -lamulana
-mata; -kilima
-longa vimuti
-jjawisa
mp atco
-pokonnya
-pokonnyoka
-lundamisa
-lundama
lipuga. lirundu
mkumhi
-hwcrcra
-lotidera
-iDinga
-ngi
-bera
-pumula
-fiha
-taga
-mazima
-tiituma
-dttiwisa
-ynmirira
-bicisa lamulira
-tula, -pepisa
-bicisana, -lamulana
Spiss: Kingoni und Kisutu.
403
verspäten, sich
-swera
-hwera
verspotten
-sJieTca, -nyanya
-heJca
Verspi-echen
malayezo , mahimnimm)
(eidliches)
mafungo
versprechen
-layeza , -kurumisa
(eidHch)
-fungira
-lapira
Verstand
liqiri, marango
luhala
verstellen, sich
-ziyengisa
-ziJcongisa
verstecken s. verbergen
verstehen
-ztoa , -yaze
-ptililca, -manya
verstopfen
-vimba
-dinda
Vei'stopfung haben
-himhitirwa
-himhitirwa
(/')
(P)
Verstorbener (Leichnam)
mtufi
m tufi
(Geist)
lihoka
lihoJca
versnclien s. jiriifen und verliihren
Versuch
Versuchung
malingo
malitigo
versüßen
-nongozisa
- n o ng o m is a
verstreuen
-tindita
-lagarisa
vertauschen s. tauschen
verteilen s. austeilen
\'ertiefung (im Boden)
ligodi
lilindi
Vertrag schließen
-layezana
(/«•)
-laga7ia
vertrauen
-temb{er)a
-gomh{er)a
vertreiben s. verscheuchen
verti-ocknen
-yuma
verunreinigen
-tcra monyara
(flüssiges, durch
-dung{ir)a
-timbula
Rühren)
verwandeln s. verändern
\'er\vandter
kinini
mlongo
Verwandtschaft
unini
lukolo, ulongo
verwechseln s. tauschen
verweigern
-yala
-bera
(wenn man nichts
-landida
geben kann)
verweilen
-swera
-hwera
verweisen (Verweis
-hondisa
-hondisa
geben)
verwelken
-yuma
-yuma
verwerfen
-lasha
-taga
von sich weisen
-nyanya
(Frühgeburt beimVieh) -hopoza
-hopoza
(Frühgeburt beim
-nyereza
-nyereza
Hund)
404
Spiss: Kingoni und Kisutu.
verwickeln
-hotanisa
-hotanisa
sich verwickeln
-hntana
-hotana
verwunden
-lemaza
-pot^ka
verwundern, sich, s. sü
umen
verwünschen s. verfluch
en
verzaubern
-loya
-Inga, -chawa
verzäunen
-yakira lutango {Uyiimä)
verzehren
-sa (sha)
-lya
verzweifeln, durch
-r/amba shizio
-mtima
verzeihen s. vergeben
verziehen (fortziehen)
-tuta
-hama
(s. auch ansiedeln)
'
(= verzögern)
-swcra
-hicera
verzieren
-lungüa
-kola
Vetter (Vaterseite)
hawa, ise
dadi) gew. mit dem At-
(Mutterseite)
marome, mama, ngina
mao ) tribut »klein«
Vieh
nyama
nyama
(Rindvieh)
nkomn (lok. ezinkomeni)
ngomhe
Viehseuche
kipetopeto
kipetopeto
viel
-ninzi, yeka {-tele kisw.)
-amehere, fuliilu
nicht viel
-nyani (-ninyane)
-dehe
viel werden
-yanda
-yoroka
vielleicht, durch
andiyazi {siyazi, tyazi)
oder chere (»sag'!«)
ktcali (ich weiß nicht)
vier
-nne
m checke
Viertel; vorderes Viertel
mknno
liwoko
(beim Schlachten)
hinteres Viertel
mlenje
lihondo
Vogel
nyoni{zi)
ndege
Vogelkäfig
hihunguru
kihunguru
(für Hühner)
kisakasaka
kisakasaka
Vogelleim
ulimho
ulimbo
Vogelnest
kisakatiro
kisakatiro
Volk
wantu
wanu
Volksschar
Uqala, liwanja
liqala, liwanja
voll s. anfüllen
ganz voll
pomoni
halbvoll sein
-kizinga
-lipinga, -litenda
vollenden
-qedisa, -pezwa
-mala
(vollkommen machen)
-hingisa
-kola
Vollmond
nyanga ikiiru
mwezi mkuru
es ist Vollmond
(nyanga) yakannya
(nyanga) yakannya
von (bei Pass.)
na
von — bis, durch -vera Tcwa,
-siika kica und -hamba kica, -ßka kwa (d. h.
ausgelien von und kommen bis)
Spiss: KiiiTOni und Kisutu.
405
vor (lok. u. temp.)
voraus
vorausgehen
voraussagen
vorbemehen
paviheJe pa {-kicd)
pambele {ku-)
-tangulira
-Tcuruma pambele
-slura
aneinander vorbeigehen (so daß man doch
vorbereiten (zu-) -sendereza
vorder
Vorderhider
Vorfahren
Vorgesetzter
vorgestern
vorvorgestern
vorhanden sein (zu
Diensten stehen)
(reichhch)
vorher s. voraus
vorladen (zur Unter-
redung)
vorne
nach vorne
vornehm
vornehmen, sich
\'orrat haben
Vorratskorb s. Speicher
Vorsatz
Vorschein; zum Vor-
schein kommen
Vorschrift
vorsetzen
Vorsicht
vorsichtig sein
Vorteil s. Nutzen
vorübergehen s. vorbeigehen
vorübertreiben (intrans., -muJca {na manzx)
auf dem Wasser)
Vorwand manya
vorwärts kumbele {pa-)
Tcjbamu cTia fataki
wagnyo, mitengula
mkuru
kutangi
kutangi kakuru
-sendera
-fiimeka
pambele
kicambele {ku-, pa-)
-kosana (vgh nkosi)
-zilaya
-fuma
malayo {ga shizio)
-boneJc{ar)a
mteto
-bekera
mashaJcanipo {u-)
-shakanipa
paulöngolo pa {-kwa)
paulöngolo {ku-)
-tala, -longola
-jova paulöngolo
-ruta, -pita
nicht zusammentrifl't) -pambana
-hegereza
-a ulongolo
kibamu cha fataki
wagogo, mitengula
muwaha
juzi
juzi neso
-hegerera
-moteka
paulöngolo
kulongolo
-zi{w)unga
-mot{er)a
-wonekana
m,teto
-wikira
machenj ero (w-)
-chenjera
Tnakeo, udesi
kulongolo {pa-)
Wache halten
wachen (wachend liegen)
Wachs
wachsauT sein
wachsen
w.
-lind{rr)a, -yimirira
-lala meso
{i)nyina
-shakani^ia
-kula
- lin d{i r)a, -y im irira
-gona miho
sera
-chenjera
-kula
406
Spiss: Kingoni und Kisutu.
Wächter
mlindi, mwimiriri
wackeln (Hacke am Stiel) -quka, -gedez{er)a
Wade
ligaro
ligaro
Waffenträger
nyeke; mjingati
nyeke; mjingati
wagen
-qina
-kangamara
wählen
-qeta, -qoma
-hagula
wahnsinnig s. irrsinnig
wahr, wahrhaftig, wahr-
Mwili
kiwili, chakaka
lich (adv.)
(adj.)
-a Mwili
-a chakaka
wahr(haft) sprechen
-kurwmiza
(o)
-joweza
»nicht wahr?«
atif atipoo"^
ände'i
Wahrheit
kiwili
kiwili chakaka
während
pa, pdkuti
pa, pakuti
Waise
mkiwa
mkiwa
Wald
mdondo
mapururu
(dichter)
lisati, Utogoro
mhitu
(Busch)
tafeni
dasi
Wall (Erdwall im Acker)
msere
likimba
wälzen
-gigikiza
-birusa
(p)
sich wälzen
-gigizika
-galauka
Wamme (der Tiere)
mhirini
lusu
Wand (des Hauses)
likumbi
likumbi
Wange
mshali
njeje
wanken s. schwanken
wann (interr.)
nini
ndali
(rel.) lapo, lapo-kona [z. B. andiyazi , lapo afire
(koua) icli weiß nicht.
wann er gestor
ben ist)
Wanze (große Art)
Ukatane
likiipate, ligoli.
vinyakadoto
(kleine)
sikizi (j)l. sikizi)
ngunguni
warm sein
-fudamara
-pyupa
sehr warm sein
-chisa
-pyisa
wärmen, sich
-yota {inbasö)
-yota [mbaso)
warten s. a. abwarten
-linda, -yima
-linda, -yima
Wärter, Wärterin
mgulisi
mlwasi
(Kranken-)
warum (interr. u. rel.)
tigani, ya c/iani,
mnni
fidawa
ngani,ya chani,nda
muni
ica
Warze
sumba
lusunjuwi
waschen, sich
-Samba [-iza)
-yoga, -karawa
(Kleid)
-sanja (shanza).
-sambiza
-hogofya
was (interr. u. rel.)
ni, chwii
kiki
(adv.) was für ein?
njanii mwii?
iculi?
was ist das?
nginif ginif
Spiss: Kingoni und Kisutu.
407
Wasser manzi
(großes Wasser, Strom) Iwanse
magasi
Wasser schöpfen
Wasserbock
-ka
likulu
-nega, -teka
ndogoro
Wasserjungfer
Wasserloch
kipuruputu
mtombo
kipuruputu
kiliwa
Wassersucht
Wassertopf
Wasservogel
waten s. durchwaten
mangundura
mhiza
nyoni ya manzi
mangundura
kisai, kiwiga
ndege ya magasi
wechseln
wedeln (mit dem
-pendula
-chikiza [luchowa)
-nganamula
-towerera [mkira)
Schweif)
(gegen Insekten)
weder — noch
-hajira
durch zwei negierte For
-punga
men nebeneinander
Weg njira [njera)
Viehweg (mehrere mzira
Wege neben einander)
Weg einschlagen -bamha, -qonda nj.
weg- s. fort-
wegen ndawa ya, na, hwa
Wegzehrung s. Proviant
wehe ! yere yehee ! ainjaro ! yoyoo .
njira {njera)
-lunga nj.
ndaiva ya, na, kwa
yere yehee! ainjaro!
weheklagen
maye! mayi vava wee!
-kara
maye! mayi vava wee!
-emba
wehetun (trans.)
-lemaza
-poteka
(intrans.)
-vava
-vina
wehen
-vutira
-pula
Weib
erstes Weib des
mfasi (m/azi)
kosikazi
mdalla
Häuptlings
altes Weib
kisalukazi
Nebenweib
mfasi mnyani
mdalla mdebe
weiblich
ifasi, isikazi
idalla
weich
-ludaka
-dekedeke
weich werden
-tamba
-tamba
weiden (trans.)
-rusa
-dima
(intrans.)
weigern, sich
Weihrauch
-sa, -safima (uchani)
-yala, -yeya
uhani
-lya [manyalii]
-hera
uhani
weil
loku, ndawa
Weile; kleine Weile
lange Weile
weilen s. bleiben
panyane
paninzi
padebe
pamehere
weinen
-kara
-emba
Tränen vergießen
-puma zinyembezi
408
Spiss: Kin^oni und Kisutu.
weise sein
-wa na liqiri
-wa na luhala
weisen (Weg)
-chenisa, -tangulira
-langisa, -longolera
von sich weisen
-qocha {-kocha)
-winga
weiß
-msope
-warafu
ganz weiß
-msope hwaa , -mmpe mpim
weissagen s. voraussagen
weit (breit),
-hanzi
-hanzi
weit werden
-nawa
(entfernt)
kudeni (pa-)
kutali (pa-)
welcher (interr.)
njani, viuni
(rel.)
-enje oder durch das Suffix ■
■0
Welle
lipuputo iya manzi)
mtceru [wa inayasi)
Wellen schlagen
-puputa
-chaya mweru
welken
-yuma
-yuma
Welt, Weltall
lizwe lonke
mliina tcoha
wenden s. drehen
wenig
-nyane
-debe
ein klein wenig
kangakanani (wörtl.:
»ein wie Großes!«)
weniger, durch
pungula (weniger machen)
- k rp a
weniger werden
-punguka
-k( ptika
wenigstens
nyangana
tiyangana
wenn
ngati, kamba [kama, kanda,
kandi) oder durch -nga-
»wenn doch!"
sengati! (z. B. sengati
iidingambona wenn ich
ihn doch sähe!)
wer (interr.)
icani
yani
werben (um eine Fi
•au) -qokisa [m/asi)
-laioira [m da IIa)
werfen
-posa
-kuinbira
(wegwerfen)
-lasha, -taya
-taga
(-gebären)
-zara
-wereka
Werg
niini
fusi, lu-oga
Werk
liyenzo
lijowo
Wert
ntengo
maronda , makao
wert sein
-yeza-, -fika kwa
-yeza; fika kwa
Wesen, Wesenheit
mkuwo (vgl. -ica sein)
mkuwo (vgl. -ica sein)
Wespe
lidende/u
linyugi
Westen
machoneranga (vgl. chotia)
machoneranga (vgl.
c h o n a)
Wette; um die Wette -li7iga majmcane , -piki.mna -taungana majuicane
laufen majuicane
wetten -bekerana -wikerana
Wetter; es ist schönes ktisire kuse
Wetter
Regenwetter mivumbi {ya mvula) , mvula mihwera (ya mvula)
Spiss: Kino-oni und Kisutu.
409
es ist trübes Wetter Jcwaguzera
wetzen -kuioanisa
wichtig -mazima
wickeln s. aufwickeln, einwickeln
-fir Ollis a
Widder
lipongo (Jci) la yimvu
liduna la mherere
Widerhaken (am Speer)
ngowe, lizinyo
Uno (pl. mino)
widerhallen
-zvoakara
-yuhwa
widersprechen (einander
\ -pikis{an)a
-tahong{an)a
Widei'stand
nkani
in taho
widerstehen
-ica na.{zi)nJcani
-IV a 71 a mtaho [mi-)
wie (interr.)
njavi
ivuli
wie groß (dick)!'
ngaka {na ni^ wie was?)
iide wake njanii
wie beschafi'en i'
ngakol
wie schwer?
umazima njanii
wieviel
-ngaki {-ngopi)
-ringa
(vergleichend)
njenga, ngati
mhanga na, kita
wieder
kanye
kangi
oder umschrieben durch d. h. -pinda
wiederholen
-pinda
-pinda
wiederkäuen
-herula
Wild (Edel-)
nyamazani
nyamazani
wild
-kali (gefährlich)
-kali (gefährlich)
(scheu), durch
-saioa, -baleka (fürchten,
fliehen)
Wildente
libata (lidata)
libata {lidata)
Wildkatze
ngwawi, mpaka
kihyomi
Wildnis s. Wald
W^ildschwein (schwarzes
) liguruwe
liguruwe
(rötliches)
lipango, ngako
lipango, ngako
Wildtaube
lijiwa (njiwa)
lijiwa (njiwa)
Wille
lutando {ma)
Wind
moya (pl. mioya)
mpungo
winden s. drehen, aufwickeln
sich winden (pluß)
-zomba
-ny enga
Windung (des Flusses)
uzomba
Winkel (abgegrenzter
mhundu {kipungu)
Teil im Hause)
Wink (zum Herbei-
lungicayo
lukinyiro
kommen)
winken
-ngwaya
-kinyira
Winter (heiße Zeit vor
liranga, usika
kilolero
der großen Regen-
periode)
wir
ti
tu
(betont)
iini, tewo
twenga, twetwe
410
Spiss: Kinffoni und Kisutu.
Wirbelwind
wirbeln (Wind)
wirklich (adv.)
wissen
wissen lassen
ich weiß nicht
Witwe
Witz
Witze machen
wo (interr.)
»wo bist du?«
(rel.)
Wöchnerin
Woge s. Welle
woher )
wohin )
wohl (gesund)
(adv., tonlos)
Wohlgeruch
wohlriechen
Wohltat erweisen i
wohltun )
wohnen
Wolf (Art Wolf)
Wolke
es bilden sich Wolken
Wolle (Tierhaare)
wollen
nicht wollen
worfeln (Getreide)
Wort
wozu
Wucher
wuchern
Wunde
wundern , sich
Wunsch
wünschen
würdig sein
würgen (drücken)
(an der Kehle)
Wurm
(großer)
Wurzel
würzen
Wüste s. Wald
kizunguzungu
-zungaizungd)
Mwili
-yaze (-yazerä)
-yazisa
andiyazi (siyazi)
mverekazi
lisomc} (ma)
-som{is)a
pi, kupi
upi? uli kupif
lapo
mjezane
Jcipungurungu
chalcaka
-manya
-manyisa
Jcwali
muhenji
-henj{is)a
ko, kokt
mj ezane
ko, kok,
(interr.) -;;/, kupi
(rel.) lapo
-se -ahwino
nde
manunkero
-nunkerera (-Jiimkirira)
-kalipira
-yenzera
-sJiara
limihi
lifu
iyaiceka mafu
icoya
-tanda, -funa
-yala, -yeya
-pepeta
ligama, lizwi
-a chani; uztceni (vgl. *
masherero
-sherera, -dierera
kironda
-yetuka
moyo, litatido (lu-, ma-)
-haukira, -tanda
-ßka (z. B. ukosi der Heri'schaft)
-handezera -limbirira
-kama -doda
ulembo ulembo
nyoka nyoka
msisi, mpande (plur. zim) mkiga
-nonisa -nonisa
-a moyo
-nunkerera(-)ninkirira)
-sengura
-taina
limihi
lifufit, li/undi
-gana -Ion da
-hera
-pepeta
lilnice
wa und ni)
masherero
-sherera, -dierera
•kennyemuka
Spiss: Kino;oni und Kisutu,
411
Z.
zahlen
-saula
• lip a
zählen
-hara
-waranga
zahlreich s. viel
Zahn
lizinyo
Uno
Stock-
Uz. la msati
l. la kupeta, la lujeje
-lücke
liwende
linguli
zahm werden
-jaira (sich gewöhnen)
-hyowerera
zähmen
-jaiza {-jaeza)
-hyowesa
Zange
mbaniro
mbaniro
Zank
lupikizano
lutaungano
zanken, sich
-pikizana
-taungana
Zapfen (Pfropf)
kivimho
kihindiro
zappeln
-vutuza {-zinyao)
-kungunda
zart
-lula [-rura)
-lula {-rura)
Zauber, Zauberei
utakati; ulowi
uhawi
-trank
mteyo
mwafi
Zauberer, -in (Ijüse)
mtakati mloyi (iiilowi)
mchawi
(Zauberer, der den
nyanya
mganga
bösen Zauber ver-
treiben kann)
zaubern
-takata, -loya
-chawa, -loga
Zaun
lutango
luwigo
Zebra
liduwe
lipunda
-mahne (Kopf-
mwewe
mchengo
schmuck)
Zecke
likatane
mnyakadoto, likupate,
ligoli
Zehe
luzipo Iwa lunyao
luko7ije Iwa mgulu
zehn
ichumi
kumi
Zeichen (Abzeichen)
mbara (mi-)
Zeichen geben
-zwisa
-pulikizisa
zeigen
-chenisa [-chenyisa)
-wonesa, -langisa
Zeit
makati
makati
(Tages-)
liranga
lijuwa
um welche Zeit?
liranga kupi'?
lir. njani?
vor Zeiten
nyakennye, kadeni
ngogo, katali
zur Zeit von (früher)
kadeni ka, padeni pa
katali ka, patali pa
übrige (verfügbare) Zeit nda{w)o
nda{w)o
kurze, lange Zeit s. Weile
Zelt
hema (kisw.)
hema
Zelt aufstellen
-yimisa h.
-simika h.
Zelt abbrechen
-kumula, -wopola
-kumula, -wopola
zerbrechen (trans.)
-daula, -faya, -dennya
-pazula, kayula
(intrans.)
-dauka, -fayika, denyika
-pazuka, -kayuka
412
zerdrücken
zerfließen )
zergehen )
Spiss: Kingoni und Kisutu.
-qowa, -chikicha
■qowa, -chikicha
s. schmelzen
zerfallen (auseinander-)
-kumuka, -wopoka
-kumuka, -wopoka
(r= einfallen)
zerkratzen
zei-])latzen s. platzen
-dirika, -huha
-hwepa
-homoka
-kapa
zerreiben
-sira
-saya [-hyayd)
zerreißen (trans.)
-daula, -papula
-hatula, -pazula
(intrans.)
zerren
-dauka, -papuka
-dösa{dösa)
-hatuka, -pazuka
-huta{huta)
zerschlagen )
1 .. l -nnu-a, -i
zerschmettern )
konda mit nimi , nimi (g
anz und gar)
zerspringen s. platzen
zerstampfen
zerstören
-timha
-buhisa, -diriza , -fnza
-timha
-homola
zerstoßen
-koica
-twanya
zerstreuen (Feind)
-micaza
-paraza
zertreten
-nyatira
-lihatira
Zeug s. Stoff
Zeuge
als Zeuge anrufen
■schanzi {?n-)
-hiza {ni).shanzi
Zeugnis geben (ablegen)
zeugen s. erzeugen und
Zicklein
Zickzack, im Zickzack
-shanzera
bezeugen
lizinyane [la mhuzi)
-zomha[zomba)
kamene, kapeni
gehen
Ziege
Ziegenbock
ziehen
mhuzi
Upongo {la mhuzi)
-düsa
mene
-huta
(Zahn)
zielen
Zikade
-kumula
-linga, -yandika
nyenzi {kienzi)
-kula
-linga, yandika
nyenzi (kienzi)
Zimmermann s. Schreiner
Zink
Zipfel
Zirpe (Zikade)
zittern
zögern
Zögling
Zorn
(heftiger)
mtofu
peteni
nyenzi {kienzi)
-tutuma, -gedeza
-swera
mfundi
mahikutero, madadiro
matutumiro
zu (auf die Frage »wo«) pa
(aufd. Frage »wohin«) kwa, ku
= allzu s. dieses
zubereiten -sendereza, -lungisa
lupenja
nyenzi {kienzi)
-tetema, hirira
-hwera
mahyomero
matetemero
pa
kwa, ku
-sendereza, -lungisa
Spiss: Kingoni und Kisutu.
413
Zucht (Anstand)
züchtigen s. schlagen
zucken
Zuckerei'bse
umazima, {zi
-punnyuka
ndozi (zin-)
\shoni
uhoni
-punnyuka
ndozi {zin-)
Zuckerrohr
zubinden s. binden
mJunguIungu ,
mowa
zudecken s. bedecken
zudrücken (Auge)
zuerst (adv.)
zufallen (Falle)
-yezera (liso)
]iamhele
-tenuka
-kupira, -sisira
paulongolo
-tenuka
Zuflucht
mahalikero
-harekera
Zuflucht nehmen
-tirira
zufrieden sein
-ica
-wa
zufriedenstellen
-wisa
-wisa
zugeben
-viimira
-idika
zugleich
Zukost
pamozi
inbido
pamonya
mhoga, likoro
ohne Zukost sein
-temula (chamfemo)
-suma (kilumo) -luma
kilumo
zuletzt
zumachen (Grube)
emuveni, pamuva
-fulira
panyuma, kumbale
-sira
zunehmen s. vermehren, sich
Zündhütchen fataki (kisw.)
Zunge lulimi («-)
zürnen -tukut[ir)a, -dad(ir)a
(mit dem Vorsatz zu -songera
strafen)
zurück
zurückbringen )
zurückgeben )
zurückhalten (fest-
halten)
(Milch im Euter)
zurückhalten
s. auch abhalten
zurückkehren
(heim)
(Fluß ins alte Bett)
zurücklassen
zurüsten, sich (zur Reise)
zusammen s. beisammen
zusammenbinden s. vei^binden
zusammenfallen s. einfallen
zusammenfalten -songa
zusannnenfließen
muva {pa-, ku-) emuveni
-chulisa
-tinda
-kweza, -gwanita (Iwisi)
-chuleka
-{b)uy{er)a
-chona
-sia, -leka {muva)
-zihingisa
-hyomera
-temera ngani
kumbele
-kiriwusa
-tinda
■ kiriwuka
■{b)uy{er)a
■ chona
■sia, -leka (muva)
-zikola
-gonja
•kongana
Spiss: Kingoni und Kisutu.
-tungika
-namiJc{an)a , -bany{an)a
-wopa lifundo
414
zusammenhängen (i
einer Reihe)
zusammenkleben
zusammenknüpfen
zusammenkommen s. versammehi, sich begegnen
zusammenlegen -songa
zusainmenreihen -timga
zusammenrufen s. versammeln
zusammenschrumpfen -lamha
(z. B. Bauch vor Hunger)
zusammenstoßen -gumulana
zusammentreffen s. begegnen
zusanunentreiben (Herde) -tinda
zusammenwachsen -yerekana
zusammenwickeln -songa
zusanunenzählen -har[ir)a
zusenden -pelekera, -mukisira,-tnmira
•wopa lifundo
-gonja
-tunga
-totoka
-gercngana
-gonja
-icarang{ir)a
-pelekera, -mnkis ira.
-tumira
Zuspeise
mbido
mboga, likoro
Zustand; wie ist sein
alt iijani?
all wtili:!
Zustand i*
zustopfen
-vimba
-diu da
(•■)
zuvor, durch
-qala, -tanguUra
hüte
zuweilen
liisiku hinye
ligono lingi
zuwerfen (hin-)
-posera , -gigijira
-sopera
(Grube)
-fulira
-sira
zwanzig
machumi maicili
zwar
kodtca
zwai- — aber
kodwa — kodwa
zwei
-will
-irili
Zweifel
manyanyo
zweifeln -iiyanya (heißt
auch sich weigern).
-bona manyanyo
Zweig
litainbi [liqambi)
titafi
Zwerchfell
mshesho
mshesho
Zwerg
mßchane
mfupi
Zwergantilope
huruku
ngorombice {korom
ibc)
zwicken
-ngewa
-tona
Zwilling
lipasha
lipasha
Zwinge s. Ring
zwingen (physisch)
-dosa, -simduza
-kunyuga
(moralisch)
-kalimira
-kalimira
zwischen
pakati pa
pakati pa
415
Bibliographische Anzeigen.
Contes populaires d'Afrique par Rene Basset ... Paris
E. Guihnoto 1904.
(= Les Litteratures populaires de toutes les nations, tome 47.)
Besprochen von Julius Lippert.
Wiederum eine prächtige und dankenswerte Gabe, die uns der nimmer
rastende Altmeister der französischen Afrikanistik mit der vorliegenden
Sammlung zum Angebinde macht. In 170 Einzelerzählungen gibt er uns
Proben aus dem Märchenschatz und der Vorstellungswelt afrikanischer
Stämme vom Mittelmeer zum Kap, von der Atlantis zum Indischen Ozean,
denen dann noch der Vollständigkeit halber iSIärchen aus den Sprachen von
Madagaskar und der amerikanischen Neger angeschlossen sind, im ganzen
aus 102 verschiedenen Sprachen und Dialekten. Der weite Stoff ist nach
sprachverwandtschaftlichen Gesichtspunkten geordnet , bis auf die Sudan- und
Guineasprachen, die ja noch jedem Versuche linguistischer Klassifikation
spotten und deshalb nach ihrer geographischen Lage zusammengestellt sind.
So hat das Buch die folgenden 7 Gruppen I. Hamitische, II. Semitische, III. Nil-,
IV. Sudan-, \'. Guinea- und Senegal-, VI. Hottentotten- und VII. Bantusprachen,
zu denen dann noch VIII. die Sprachen von Madagaskar und IX. die Sprachen
der Neger Amerikas und der von St. Mauritius hinzutreten. Bei einem
jeden Märchen geben Fußnoten in dankenswerter Weise sowohl die lite-
rarische Quelle, wie auch die geographische Lage des Dialektes an. Viel-
leicht hätte dieser zweite Zweck durch eine beigegebene Sprachenkarte noch
anschaulicher zum Ausdruck gebracht werden können.
In einer erschöpfenden Einleitung spricht Verfasser über den Plan der
Arbeit und geht dann auf den Inhalt der Sammlung selbst ein, indem er
die Moral in den Märchen und die gemeinsamen Züge darin ausführlich
auseinandersetzt. Im großen und ganzen überwiegt die Tierfabel, doch
treten auch Menschen und Dämonen als handelnde Personen auf.'
1 In der Einleitung (p. VII) stellt Verfasser die Barbarei der Buschmänner
und Hottentotten in Gegensatz zu der hohen Kultur der Araber. Diese Gegenüber-
stellung möchte ich aber doch auf die Buschmänner beschränkt wissen. Zwar sind Hotten-
totten und Buschmänner nur Zweige eines Stammes, und auch ihre kulturellen Ver-
hältnisse mögen ursprünglich nicht wesentlich voneinander verschieden gewesen sein.
Aber diese Ursprünglichkeit der Hottentotten ist schon früh durch INIischung mit
einer fremden, wahrscheinlich aus Südostasien gekommenen Völkerschaft stark alte-
rieit worden. Auf diese Rassenmischung weisen schon körperliche Eigenschaften hin,
wie z. B. die vielfach beobachtete Schiefstellung der Augen, die den Hottentotten
manchmal einen chinesenhaften Eindruck machen lassen , aber ihr verdankt die Nation
416 Lippert: Biljliographische Anzeigen.
Die Übersetzungen sind, soweit ich das an den Originalen habe nach-
])rüfen können , korrekt. Treffend ist auch der naive Ton der Originale in
der französischen Übersetzung wiedergegeben, sodaß schon aus diesem
Grunde die Lektüre des Buches zu einem Genuß wird.
So wird die Sammlung, die den Beweis liefert, daß die sprachliche
Erforschung des längst nicht mehr »dunkeln Kontinents« mit der geograj)hi-
schen Schritt zu halten bestrebt ist, nicht nur von den Afrikanisten, Ethno-
logen und Folkloristen, sondern auch von dem gebildeten Laienpublikum
mit Dank begrüßt werden. Ihre geschmackvolle typogi-aphische und äußere
Ausstattung, mit der die rühmlichst bekannte Firma Guilmoto (Succes'seur
de J. Maisonneuve) ihi-en alten Ruf wahrt, dürfte das Werk auch als Ge-
legenheitsgeschenk empfehlenswert ersclieinen lassen.
auch ihren Kulturbesitz, der sie hoch über die in ihrer Ursprünglichkeit verbliebenen
Buschmänner hinaushebt. Die Sagen- und Legendenwelt der Hottentotten iiann sich,
wie ja auch die vorliegenden Beispiele zeigen, mit der mancher europäischen Völker
messen, und die Erklärung der Sternbilder bei ihnen kommt an poetischem Gehalt
manchen Sagen des klassischen Altertums gleich. Schon der Umstand verbietet es,
die Hottentotten als tiefstchend anzusehen, daß in ihrer Sprache im Gegensatz
zu den Spraclien so vieler anderen Naturvölker ein Wort für den Begriff »^Nlensch-
lichkeit« sich findet.
Horlin. gedruckt in der Reiclisdrueke
X^J
Berlin. Universität
2$
Ausland-Hochschule
ü5
Mitteilunsren
Jg. 7
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